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Full text of "Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien"

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ZEITSCHRIFT 

FÜR  DIE 
ÖSTERREICHISCHEN 

GYMNASIEN. 


TELtüIf  INUCin  RKDAmCKE 

'W.  HARTEL.  K  SCHENKL. 


DREIUNDDREISSIGSTER  JAHRGANG. 
1882. 


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WIEN. 

DBUCK  DND  VEBLAG  VON  CARL  OEROLD'S  SOHN. 


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Inlialt  des  dreiunddreissigsten  Jahrganges 

der 
Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien. 

(1882.) 


Krste  Abthcilang. 

Abhandlungen. 

Seite 

Zar  Caesnra  xard  rgitov  rgoxaiov  im  Lateinischen.  Von  J.Walser  1 
Zur  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  in  der  ersten  Classe.  Von 

A.  Baran  81 

Za  griechischen  Inschriften,  besonders  kleinasiatischer  Herkunft.  Von 

6.  Hirschfeld  161.  491 

Zur  Methode  des  geometrischen  Unterrichtes  im  Gymnasium.    Von 

J.  Odstriil  173 

Quo  tempore  oratio  ntgl  taiv  ngog  IdU^avSgov  aw&ijxtUv   habita 

esse  Tideatur  et  quid  de   anctore   haius  orationis   statnendum 

Sit  Von  A.  Kornitser  249 

Wieland  im  Faust.  Von  Richard  M.  Werner.  329 

Über  infimns  nnd  infimior.  Von  H.  Ron  seh.  336 

Beiti^e  xnr  Kritik  und  Erklärung  von  Tacitus  Historien  lib.  I  und 

IL  Von  J.  Prammer  411 

Zu  Julius  Valerius.  Von  Q.  Landgraf  429 

Zu  LiTius.  Von  A.  Zingerle  434 

Die  hoehadelige  Akademie  zu  Kremsmünster.  Von  G.  Wolf  571 

Eine  neue  Ansicht  Über  den  Verfasser  der  Schrift  ntgl  xoauov.  Von 

H.  Becker.  583 

Die  am  Stamme  durch  -in-  erweiterten  lateinischen  Verba.  Von  H. 

Rönsch  587 

Zu  Horas  Carm.  III  4,  46.  Von  J.  Huemer  596 

Zu  Vergil  Aeneis  I,  393  £,  II  442  ff.,  479  £f.  Von  E  Eich  1er  731 
Zur  Exegese  von  Sophokles  Philoktetes  144  f.  Von  H.  Löwner  734 
Die  Sage  von  Gordios.  Von  F.  RQhl  811 

Zur  Batrachomromachia.  Von  A.  Lud  wich  817 

Miscellaneen.  Von  J.  La  Roche.  891 

Zu  Aristophanes  Vögeln  488  ff.  Von  A.  Baar.  903 


Zweite  Abtheilanf. 

Literarische  Änseigen, 

Adam  L.,  Die  Odyssee  und  der  epische  Cyklus.  Ein  Versuch  zur 
Löaung  der  homerischen  Frage.  Wiesbaden  1880,  Diedner,  an- 
ges.  Ton  G.  Hinrichs  1^ 


IV 

Seit« 

Altfranzösische  Bibliothek  herausgegeben  von  W.  Förster, 
s.  Apfelstedt,  Lyoner  Yzopet. 

Apfelsted t  F.,  Lothringischer  Psalter,  altfranzösische  Übersetzung 
des  XIV.  Jahrhunderts  mit  einer  grammatischen  Einleitung 
enthaltend  die  GrundzQge  der  Grammatik  des  altlothringischen 
Dialecfes  und  einem  Glossar  zum  erstenmal  herausgegeben  von 
F.  A.  (Auch  u.  d.  T.  Altfranzösische  Bibliothek  herausgegeben 
von  W.  Förster.  4.  Band).  Heilbronn  1881,  Henninger,  angez. 
von  A.  Mussafia  523 

Appiani  historia  Bomana.  Edidit  L.  Mendelssohn,  vol.  alt.  Leip- 
zig 1871,  Teubner,  angez.  von  B.  Bitschofsk^  440 

Arendt  R.,  Technik  der  Experimentalchemie.  Leipzig  1881,  Voss, 
angez.  von  F.  Wallentin  136,554 

Arenot  B.,  Grundriss  der  anorganischen  Chemie.  Mit  Einschaltung 
zahlreicher  Bepetitionsaufgaben  und  stöchiometrischer  Aufgaben 
für  mittlere  und  höhere  Schulen  und  Lehrerseminare.  2.  verb. 
Aufl.  Leipzig  1881,  Voss,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  und  F. 
Wallentin  887,555 

Aristophanes  ausgewählte  Komödien  erklärt  von  Th.  Eock.  3. 
Bändchen:  Die  Frösche.  3.  Aufl.  Berlin  1881,  Weidmann,  an- 
gez. von  K.  Holzinger  435 

Abb  mann  W.,  Geschichte  des  Mittelalters  von  375—1492,  zur  För- 
derung des  Quellenstudiums  für  Studierende  und  Lehrer  der 
Geschichte,  sowie  zur  Selbstbelehrung  für  Gebildete.  2.  umg. 
Aufl.  von  E.  Meyer.  2.  Abth.  das  Zeitalter  der  EreuzzÜge.  Braun- 
Bchweifi^  1879/BO,  Vieweg,  angez.  von  F.  Krones  373 

Babrii  fabulae  recensuit  M.  Gitlbauer.  Vindobonae  1882,  sump- 
tibus  C.  Gerold  filii,  angez.  von  P.  Knöll  97 

Ballauf  L.,  Die  Grundlehren  der  Physik  in  elementarer  Darstel- 
lung. Für  das  Selbststudium  bearb.  von  L.  B.  3.  Band.  Langen- 
salza 1880,  Beyer,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  382 

Bartl  E.,  Übungsaufgaben  aus  der  ebenen  und  sphärischen  Trigo- 
nometrie und  der  analytischen  Geometrie  der  Ebene.  Für  die 
oberen  Glassen  der  Mittelschulen,  insbesondere  für  Abiturienten 
und  Lehramtscandidaten.  Prag  1881,  Calve,  angez.  von  J.  G. 
Wallentin  550 

Bauer  F.,  Grundzüge  der  neuhochdeutschen  Grammatik  für  höhere 
Bildungsanstalten  und  zur  Selbstbelehrung  für  Gebildete  von 
F.  B.  21.  für  Österreich  bestimmte  und  mit  Bücksicht  auf  die 
in  Österreich  eingeÄhrte  amtliche  Orthographie  neu  bearbeitete 
Aufl.  herausgegeben  von  Dr.  E.  Duden  und  A.  Hof  er.  Nörd- 
liugen  1881.  Beck,  angez.  von  E.  F.  Eummer  763 

Bayer  F.,  Blütnenstand.  Inflorescentia.  Zwei  schematische  Wand- 
tafeln für  Mittelschulen,  Lehrerbildungsanstalten  und  Bürger- 
schulen zusammengestellt  und  gezeichnet  von  F.  B.  Tabor  1681, 
Jansky,  ansez.  von  H.  W.  Beichardt  935 

Behrens  W.  J.,  Methodisches  Lehrbuch  der  allgemeinen  Botanik 
für  höhere  Lehranstalten  nach  dem  neuesten  Standpunkte  der 
Wissenschaft.  2.  durchgearb.  Aufl.  Braunschweig  1882,  C.  A. 
Schwetschke  und  Sohn,  angez.  von  H.  W.  Beichardt  465 

Beriet,  s.  Spieß. 

Bergbaus  H.,  Physikalische  Wandkarte  der  Erde  in  Mercators  Pro- 
jection.  Gotha  1874,  Perthes.  Desselben :  Wandkarte  von  Europa. 
Gotha  1875,  Perthes.  Desselben:  Wandkarte  von  Afrika«  Gotha 
1881,  Perthes,  angez.  von  F.  Grassauer  771 

Bergold  E.,  Ebene  Trigonometrie  mit  einer  kurzen  Geschichte  dieser 
Disciplin,  einer  Aufj^bensammlung  und  erläuternden  Bemer- 
kungen, für  Gymnasien  und  Bealscnulen  bearbeitet.  Leipzig  und 
Heidelberg  1880,  Winter,  angez.  von  F.  Wallentin  933 


Seite 

B  lass  F.,  Über  die  Aussprache  des  Griechischen.  2.  vollständig  am- 
gearb.  Aafl.  Berlin  1882,  Weidmann,  angez.  von  G.  Meyer        921 

Brant  S.,  Aufgaben  zum  Übersetzen  in  das  Lateinische  für  obere 
Classen   der  Gymnasien   mit  Hinweisungen   auf  die   Ellendt- 
Sey£fert8che  Grammatik.  1.  Theil.  Berlin  1881,  Weidmann,  an-  . 
gez.  von  H.  Koziol  649 

Brant  S.,  Eclogae  poetarnm  latinorum.  In  usum  gymnasiorum  com- 
posnit  S.  B.  Lipsiae  1881^  Teubner,  angez.  von  H.  Koziol        652 

Brock  J.,  Grundriss  der  Geschichte  in  pragmatischer  Darstellung. 
Für  die  oberen  Classen  höherer  Lehranstalten.  1.  Theil:  Das 
Alterthnm.  Berlin  1879,  Gärtner,  angez.  Yon  F.  Erones  314 

Bronn,  Classen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  fortgesetzt  von  C. 
K.  Ho  ff  mann.  YL  Bd.  lU.  Abth.  Reptilien.  Leipzig  und  Hei- 
delberg 1881,  Winter,  aneez.  von  0.  Schmidt  73 

Bübler  G.,  Leitfaden  ^r  den  Elementarcurs  des  Sanskrit  mit 
Übungsstücken  und  zwei  Glossaren.  Wien  1883,  Eonegen,  angez. 
von  G.  Meyer  928 

Bunkofer  W.,  Die  Geometrie  des  Progymnasiums.  1.  Theil;  Geo- 
metrie der  Tertia,  mit  11  lithographierten  Figurentafeln ;  2.  Theil : 
Geometrie  der  Secunda.  Mit  5  lithographierten  Figurentafeln. 
Freiburg  L  B.  1879,  Herder,  anges.  von  J.  G.  Walle nt in        708 

Burbach  0.,  Physikalische  Aufgaben  zur  elementar-mathema- 
tischen Behandlung  für  den  Schulgebrauch.  4.  Aufl.  Gotha  1880, 
Thienemann,  anj^ez.  von  F.  Wallentin  138 

Burger  stein  A.,  Leitfaden  der  Botanik  für  die  oberen  Classen  der 
Mittelschulen.  Wien  1882,  Holder,  angez.  von  H.  W.  Bei  c  bar  dt  393 

Buschmann  J.,  Deutsches  Lesebuch  m:  die  unteren  und  mittleren 
Classen  höherer  Lehranstalten.  Erste  Abtheilung:  Für  die  un- 
teren Classen.  3.  Aufl.  Trier  1881,  Lintz,  angez.  von  F.  Era- 
tocbwil  515 

Bußler  F.,  Elemente  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie, 
für  höhere  Schulen,  sowie  zum  Selbstunterricht  Mit  5  litho- 
graphierten Tafeln.  Berlin  1881,  Enslin,  angez.  von  F.  W  a  1 1  e  n  t  i  n  933 

Caesar,  s.  Heynacher,  Schlee. 

Caesaris  (C.  Julii)  commentarii  de  hello  gallico,  erklärt  von  F. 
Eraner.  12.  verb.  Aufl.  von  W.  Dittenberger.  Berlin  1881, 
Weidmann,  an^ez.  von  1.  P  ramm  er  357 

Caesaris  (C.  Julii)  commentarii  de  hello  gallico.  Scholarum  ac- 
commodavit  usni  V.  Ot.  Slavik.  Pragae  1881,  samptibus  J.  L. 
Eoberi,  angez.  von  L  P rammer  506 

Caesaris  (C.  Julii)  commentarii  de  hello  gallico.  Für  den  Schul- 
gebrauch erklärt  von  H.  Walt  her.  1.  Heft.  lib.  I  und  II  nebst 
einer  Einleitung  und  drei  Earten.  Paderborn  1881,  Schöningh, 
angez.  von  I.  Pramroer  820 

Caesaris  (C.  Julii)  commentarii  de  hello  gallico.  In  usum  schola- 
rum recognovit  B.  D  int  er.  Lipsiae  18^,  ap.  Teubnerum,  an- 
gez. von  I.  P ramm  er  826 

Caesaris  (C.  Julii)  commentarii  de  hello  civili,  erklärt  von  F. 
Eraner.  8.  Aufl.  von  F.  Hof  mann.  Mit  zwei  Earten  von  H. 
Eiepert  Berlin  1881,  Weidmann,  angez.  von  L  Pramroer      607 

Chavanne  J.,  Afrika  im  Lichte  unserer  Tage.  Bodengestalt  und 
geologischar  Bau.  Wien  1881,  Hartleben,  angez.  von  F.  Gras- 
saner  65 

Ciceronis  (M.  Tullii)  in  M.  Antonium  oratio  Philippica  secunda. 
Text  latin  publik  avec  une  introduction  historiaue,  des  notes  en 
franokis  etc.  par  J.  Gantrelle.  Paris  1881,  Hachette,  angez. 
von  1.  Prammer  118 


VI 

Seit* 

Ciceronis  (M.  Tullii)  pro  A.  Licinio  Archia  poeta  oratio  ad  iudi- 
COB.  Texte  reva  et  aoDot^  par  Paul  Thomas.  Mona  1882,  Man- 
ceauz,  angez.  Yon  L  Prammer  61S 

Corpus  scriptomm  eccles.  latin.  editum  consilio  et  impensis  aca- 
demiae  litter.  Coesareae  Vindobonensis  vol.  VII»  s.  Victor is 
*  Vitensis  historia. 

Curtius  £.  und  Kau  per  t  J.  A.,  Karten  von  Attika.  Auf  Veran- 
lassung des  k.  deutschen  arcb.  Institutes  und  mit  Unter- 
stützung des  k.  preuß.  Ministeriums  der  geistlichen,  Unterrichts- 
und Medicinalangelegenheiten  aufgenommen  durch  Officiere  und 
Beamte  des  k.  preuß.  großen  Generalstabs  mit  erläuterndem  Text 
herausgegeben  von  E.  C.  und  J.  A.  E.  Heft  I:  Athen  und  Pei- 
raieus  (von  £.  Curtius,  G.  von  Alten  und  A.  Milchhöfer).  Ber- 
lin 1881,  D.  Reimer^  4  Karten  und  Textheft,  angez.  von  H. 
Swoboda  750 

Dahn  £.,  Lernbuch  für  den  Geschichtsunterricht  in  den  oberen 
Classen.  2.  Abth.  Geschichte  des  Mittelalters.  Braunschweig  1880, 
Bruhn,  angez.  vonF.  Krones  317 

Deutsche  Literaturdenkmale  des  18.  Jahrhunderts  in  Neu- 
drucken herausgegeben  von  B.  Seuffert,  s.  Müller  (Maler). 

Di  et  seh  B.,  Lehrbuch  der  Geschichte.  1.  Bd.,  2.  Abth.  Geschichte 
der  Römer,  neu  bearb.  von  M.  Ho  ff  mann.  Leipzig  1879,  Teub- 
ner,  angez.  von  F.  Krones  316 

Dombart  B.,  Lateinische  Übungs8to£fe  für  die  Secunda.  Erlangen 
1880,  Deichert,  angez.  von  M.  Koziol  650 

Dombart  B.,  Anhang  zu  den  lateinischen  Übungsstoffen  für  die 
Secunda.  Erlangen  1881,  Deichert,  angez.  von  H.  Koziol  650 

Droysen  J.  G.,  Geschichte  Alexanders  des  Großen.  3.  Aufl.  Mit 
5  Karten  von  Kiepert.  Gotha  1880,  Perthes,  angez.  von  F. 
Krones  318 

Düntzer  H.,  Göthes  Dichtung  und  Wahrheit,  erläutert  von  H.  D. 
2  Bde.  (Erläuternng[en  zu  den  deutschen  Classikem  Bd.  79,  80). 
Leipzig  1881,  Wartig,  ajigez.  von  A.  Sauer  456 

Dz  lala s  G..  Griechisches  Übungsbuch  zum  Übersetzen  aus  dem 
Griechischen  ins  Deutsche  und  umgekehrt  für  die  unteren  Stu- 
fen. 2.  verb.  Aufl.  2  Theile.  Berlin  1881,  Simion,  angez.  von 
F.  Stolz  642 

Eich  er  t  0.,  Vollständiges  Wörterbuch  zur  philippischen  Geschichte 
des  Justinus.  Hannover  1882,  Hahn,  angez.  von  H.  Koziol        653 

Eiselen  Dr.,  Göthes  Pädagogik.  Frankfurt  a.  M.  1881,  angez.  von 
B.  Zimmermann  371 

Er  misch  H.,  Studien  zur  Geschichte  der  sächsisch-böhmischen  Be- 
ziehungen in  den  Jahren  1464—71.  Mit  urkundlichen  Beilagen. 
Dresden  1S61,  Bausch,  angez.  von  A.  Bachmann  375 

Erläuterungen  zu  den  deutschen  Classikem,  s.  Düntzer. 

Euken  B.,  Über  Bilder  und  Gleichnisse  in  der  Philosophie.  Eine 
Festschrift  Leipzig  1880,  angez.  von  B.  Zimmermann  370 

Fabricius  B.,  Die  Elegien  des  Albius  Tibullus  und  einiger  Zeit- 
genossen erklärt  von  B.  F.  Berlin  1881,  Nicolai,  angez.  von  A. 
Zingerle.  273 

Faulmann  K.,  Illustrierte  Culturgeschichte  für  Leser  aller  Stände 
mit  14  Tafeln  in  Farbendruck,  mehreren  Facsimilienbeilagen 
und  ca.  300  in  den  Text  gedruckten  Illustrationen.  Wien  (Pest, 
Leipzig)  1881,  Hartleben,  angez.  von  F.  Krones  696 

Feaux  B.,  Lehrbuch  der  elementoren  Planimetrie.  6.  verb.  Aufl., 
besorgt  durch  A.  Luke.  Paderborn  1882,  Schöningh,  angez.  von 
J.  G.  Wallentin  775 

Feichtinger  E^  Fragebüchlein  zur  lateinischen  Syntax  im  An- 
schlüsse an  K,  Schmidts  lateinische  Schulgrammatik.  I.  Theil: 


vn 


Seita 


Ounslehre,  Ftlr  die  a  Cla&fie.  Salzburg  1881,  im  Selbstverläge 
(ka  YetfBBMn,  angez,  von  H.  Kosiol 

Fialkowski  N.,  KnngefaABte  praktiscbe  Geometrie.  Wien  1880» 
A.  Pidilers  Witwe  nad  3obD,  DesBelben:  Elemente  des  Situati- 
omMidmoiis  nebst  Anleitung  tum  Colarieren.  Wien  18^,  eb^n- 
daaelbet  Desselben:  Die  zeichnende  Geometrie  oder  Anleitung 
mm  ZirkeUeicbnen  ft^r  Ackerbansebulen.  Wien  1879,  ebenda- 
•elb«lf  aoges.  von  J.  G.  Wallentin 

Ffingtr  F.  A.,  Anweisung  zum  Unterrichte  in  der  HeimaUkuode. 
5.  verb.  Aufl.  Berlin  1880^  Weidmann,  angez.  von  F.  Gras  sauer 

FloigJ  V.,  CjTUS  und  Herodot  nach  den  neaaufgefnn denen  Keil- 
inscbri/ten.  Leipzig  1831,  Friedrieb,  angez,  von  J.Kral) 

Floigl  y.,  Geschichte  des  Bemitiscben  Alterthanis  in  Tabellen. 
Leipiip  1882,  Friedrich,  augex.  von  J.  Krall 

Kranke  (X,  Griechiache  Formenlehre,  bearb.  von  A.  von  Bamberg. 
14,  durcb^ea.  Aufl.  Berlin  1881,  Springer,  angez.  von  F.  Stolz  632 

Friedrich  G.,  Deutsche  AufBÜtze  (Abnandäungen)  in  ausführlichem 
Entwürfe  ftlr  die  oberste  BUdungsatufe  der  Gymnasien  and  zur 
belehrenden  Leetüre  für  Bildungsbeftissene  verfasst  von  G.  F. 
München  1881.  Friedrich,  angez.  von  K.  F.  Kummer 

Fr i«d rieh  Th.,  Biographie  des  Barkiden  ATago  ('UntersuchangetD 
atia  der  alten  Geachiohte'  Heft  3).  Wien  1880,  Konegen,  angez. 
Toti  A-  Bauer 

Frischauf  J.,  Elemente  der  Geometrie.  2.  Aufl.  Leipzig  1877, 
Teoboer.  an^^z.  von  J.  G,  Wallentin 

QalUnkamp  W^  Sammlung  trigonometrischer  Aufgaben.  2,  verb 
Aofl,  Berlin  1878,  Plahn,  angez.  von  J.  G.  Wallentin 

Qftüdtnftr  J.  0.,  Elemt-nte  der  analytischen  Geometrie  für  den 
BcbuluAterricht  bearb.  von  J.  0.  G.  6.  Aufl.,  heransgegeben  von 
£.  Grahl.  Mit  49  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten.  Ber- 
lin 1881,  Weidmann,  angez.  von  J*  G.  Wallentin 

Oaunf  rsdorfer  J.,  Beiträge  zur  Kenntnis  der  Eigenschaften  und 
HnUtehong  des  Kernholzes«  1.  Abth.  Wien  188^,  (aus  den 
S^liungvber.  der  k.  Akad.  der  Wisa.  in  Wien,  Bd.  85)\  angez. 
Toit  HT  W.  Eeicbardt 

Gilkia,  Kurzes  Lebrbacb  der  phTsikalischen  Geographie.  Autori* 
ii«rte  deatsehe  Aufgabe  von  B.  Weigand.  Straüburg  1881, 
aiim«  von  F.  Gras  sau  er 

G^moTl  A..  Einleitung  in  die  homerischen  Gedichte  zum  Schul- 
gebrauco«  Leipzig  1881,  Teubner,  angez.  von  A.  Rzach 

Giorge»  C.  E,,  Aaz^hrliches  lateini&ch-deutscbes  Handw6rtorbuch 
7.  faat  ginzHcb  nmgearb.  und  iehr  verm.  Aufl.  Leipzig  1880« 
Hmhn,  ar  E  X.  Allgayer  192,277 

Otrlach  11  h  der  Mathematik  für  den  Schul*  und  Selbst- 

unterricut.  iTuier  TbeiL  Ebene  Trigonometrie,  Stereometrie 
und  sphärische  Trigonometrie.  3.  verm.  und  verb.  Aufl.  Mit  72 
Fiiruren  in  HoLzachnitt  und  zahlreichen  Obungasitzen  und  Aaf< 
gaW.  D^tsau  1879,  Beianer,  angez.  von  F.  Wallentin 

OtrtttrJ.  Q..  Geographische  Antchaaungslehre.  Wandkarte  in  sechs 
Buttern.  Frei  bürg  l  B.  1880,  Herder.  Mit  dem  Teztbuche:  Ge- 
Imicbaan1cit;in^  tnr  geographischen  Anschauungzlehre  durch 
Wand«   j  karte.  Vorschule  des  niederen,   mittleren    und 

li5lMTet]  tes.  Supplement  zu  dea  Verfaizera  Handbuch : 

Dto  Geogräpiiia  slU  Wis^en^^chäft  und  Unterrichtagegenstand. 
VMbtirff  L  B.  188U,  Herdor,  angez,  von  F.  Graseauer 

Gdlling  if.,  Dia  Für.  is  und  Sinus   beliebiger   Arga 

«tgile  in  el<meut  ^^  Berlin  1880,  Woigamutbi  an 

fgm,     von  J.  G.  W  »»  I  I  r  Hill. 


646 


380 

64 

208 

47 


304 


510 
548 
546 


711 


394 


379 
271 


704 


802 


321 


vm 

Seite 
Göthe,  8.  Schr5er,  Strehlke. 

Gotisch  ick  A.  F.,  Griechisches  Lesebuch  für  untere  und  mittlere 
G/mnasialdassen.  9.  Aufl.  besorg  von  F.  Gottschick.  Berlin 

1881,  Gärtner,  angez.  Yon  F.  Stolz  637 
Grimm  J.   und   W.,   Deutsches   Wörterbuch,   fortgesetzt    ron   M. 

Heyne,  B.  Hildebrand,  K.  Weigand,  M.  Lexer.  4.  Bd. 
1.  Abth.  2.  Hälfte,  8.  Lieferung:  Gehorsam— Geist,  bearb.  von 
B.  Hildebrand.  6.  Bd.  7.  Lieferung:  Los— Lustig,  bearb.  Yon  M. 
Heyne.  8.  Lieferung:  Lustieen— Mandelkäse,  bearb.  von  M. 
Heyne.  7.  Bd.  1.  Lieferung:  N-— Nachtigallstimme,  bearb.  von 
M.  Lezer.  Leipzie  1881,  Hirzel,  angez.  von  E.  Burdach  661 

Gttnther  S.,  Parabolische  Logarithmen  und  parabolische  Trigono- 
metrie. Eine  vergleichende    Untersuchung  von  S.   G.    Leipzig 

1882,  Teubner,  angez.  von  J.  Frischauf  703 
Hagemann  A.,  Die  Eigennamen  bei  Homer.  Praktisches  Handbuch 

zur  Präparation  der  Ilias  und  Odyssee.  Berlin  1880,  angez.  von 

A.  Bzaoh  272 
Heger  R.,  Leit&den  f&r  den  geometrischen  Unterricht.    Zum  Ge- 
brauch an  höheren  Unterrichtsanstalten.   Erster  Theil:    Plani- 
metrie: mit  179  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten.  Breslau 
1882,  Trewendt,  angez.  von  J.  G.  Odstr^il                                869 

Heinichen  F.  A.,  Lateinisch- deutsches  Schulwörterbuch  zu  den 
Prosaikern  Cicero,  Caesar,  Sallust,  Nepos.  Livius,  Curtius,  Pli- 
nius  d.  J.  (Briefe),  Quintilian  (10.  B.),  Tacitus,  Sueton,  Justin, 
Aurelius  Victor,  Eutrop  und  zu  den  Dichtem  Plautus,  Terenz, 
Catull,  Yergil,  Horaz,  Tibull,  Properz,  Ovid  und  Phaedrus.  4. 
verb.  Aufl.,  besorgt  von  A.  Drag  er.  Leipzig  1881,  Teubner, 
angez.  von  F.  Koziol  653 

Hejzlar  F.  und  Hof  mann  N.,  Chemie  für  die  4.  Classe  der  Gym- 
nasien und  Realgymnasien.  Prag  1881,  Tempsky,  angez.  von  F. 
Wallentin  71 

Hellwald  F.,  Naturgeschichte  des  Menschen.  Stuttgart  1880,  Spe- 
mann,  angez.  von  F.  Grassauer  526 

Henrici  J.  und  P.  T  reut  lein,  Lehrbuch  der  Elementargeometrie. 
L  Theil:  Pensum  der  Tertia.  Mit  188  Figuren  in  Holzschnitt. 
Leipz^  1881,  Teubner,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  776 

Herbst  W.,  Historisches  Hillsbuch  für  die  oberen  Classen  der 
Gymnasien  und  Realschulen.  I.  Alte  Geschichte.  Ausgabe  für 
Gymn.  8.  verb.  Aufl.  Wiesbaden  1880.  II.  Mittelalter.  6.  viel- 
fach verb.  Aufl.  Mainz  1879.  in.  Neuere  Geschichte.  6.  vielfach 
verb.  Aufl.  Mainz  1879,  angez.  von  A.  Zeehe  537 

Hermann  E.,  Lehrbuch  der  deutschen  Sprache.  Ein  Leitfaden  für 
den  Unterricht  an  den  unteren  Classen  der  Gymnasien  und  der 
verwandten  Lehranstalten.  7.  abgekürzte  und  verb.  Aufl.  Wien 
1880,  Holder,  angez.  von  E.  F.  Kummer  762 

Heynacher  M.,  Was  ergibt  sich  aus  dem  Sprachgebrauch  Cäsars 
in  bellum  Gallicum  für  die  Behandlung  der  lateinischen  S^- 
tax  in  der  Schule?  Berlin  1881,  Weidmann,  angez.  von  H.  Eoziol  655 

Hintner  V.,  Griechische  Schulgrammatik.  Wien  1882,  Holder,  an- 
gez. von  F.  Stolz  122 

Hitzin^er  Hans  R.  von,  Leben  und  Wirken  und  Stipendienstiftung 
des  Joachim  Grafen  von  und  zu  Windhag  mit  Benützung  amt- 
licher Quellen  verfasst  und  herausgegeben.  Wien  1882,  Eonegen, 
angez.  von  F.  E  ron  es  695 

Hochheim  A.,  Aufgaben  aus  der  analytischen  Geometrie  der  Ebene. 
Heft  1.  Die  gerade  Linie,  der  Punkt,  der  Ereis.   A.   Aufgaben, 

B.  Auflösungen.  Leipzig  1882,  Teubner,  angez.  von  J.  Odströil  389 


IX 


654 


63 1 


ßoffmanzi  E.,  P^ktriducUe  imd  plobeiaebe Curien.  Ein  Beitrag  tum 
fdDii&chen  SUatarocbte.  Wieti  1879,  Koaegeo.  angez.  von  J. 
Jtinp  121 

Mof  mann  J.,  OrumlEüge  der  Katargeseb lebte.  11 1.  Theih  Minera- 
logie. Müocheo  1S81,  Oldeuburg.  aogoi.  von  G.  Doelter  Ö7l 
Uoruiftii»  N.,  ».  Hcjzlar. 

iitiUxe  F.  W..  Pbr&s€olo^a  Ciceroniana,  quam  addita  a)>petidice 
locc  r^  ^icos  continentescboUram  maxime  m  usum 

ecK  anburgiad  SaUm,  1880,  Datnricb,  anges. 

ftiii  *....  ^i.  *. .  .  *  i 
HoUwtiißlf  F.«  üriechiscbe  S/ntax  ia  kur£'.^r«  überäicbUicber  Fas- 
ftmg  aaf  Grand  der  Ergebnisse  der  Torgleichendon  6pracbfor- 
»ebnng.  2.  Aufl.  Ijelpzig  1H81,  Teobner.  angex,  von  F.  Ötola 
fiorattl  (Q.  H.  Fliicci)  carmiua  selecta.  Post  C.  J.  Gry«arii  coram 
dmtiü  TvceiivMit  M.  Gitlbaaer.  Vindobonao  1881,  C,  Gerold 
ftUi«  aog*^z,  von  J.  M.  Stowaseer  349 

Uoraii  (Q.  U.  FIacci)  carmioa  selecta.  F&r  den  Schnlgebriiucb  her- 
aaagegeben  vüq  J.  Hu  cm  er.  Wien  1H82,  Uölder,  angez.  von 
H^Löwner  914 

Bdratl  (Q.  H.  Flaeci)  Carmina.  Oden  und  Epod«^a  dei  Horaz,  Mit 
Anmerkungen  von  L.  Müller,  Gioß«n  1892,  Ricker,  angei.  von 
A.  ZingL-Tle  ^(B 

Horitii'  '  >,  j.  r  Alt.mTliscbe  Legendeu*  Neue  Folge.  Mit  Einlei- 
iüii  n  bcrausgegeben   von   C  H.    Ueilbronn 

liv-  ?..  von  A.  B  ran  dl 

H  n  m  b(i  id  t  A.,  *.  Vcesenuieyer, 
Iclf-Itani  er,  s  Kobler, 

]f^  k  Th.,  Über  den  Einfluss    de«  Keimöl  auf    di^i   Sjiracba 

l)t;.^iidor(i  in  Bezug  auf   Laut-    und   Formenifihre,     Mit 
n  lu  Otfrid.  Straßburg  1  '  iQüd- 

li^eij    zur   Sprach-    und  W    dar 

*"r  berau8gi?gel>en  von  H.  i*  n  omit..  h  Martin^ 
VII),  angez.  von  J*  ise emulier  2HH 

Jri^-a  .1-1-  Eiperiüientalpbyslk.  Zum  Gebmucbe 
a    Lehranstalten    und    lom    Solbat* 
Eb^nonte  der  Aetronoink«  und  ma- 
iie  von  0.  Hermes     T.  verk   Aufl,  Ber- 
,  angei,  von  J.  G.  Wnllentin  384 

lischeu  Sp^AC)l^  11 1  ah  Lehre 

m    Satte    für  [n    und    dl« 

i».  Berlin  i;^^-'.  t^ariner,  aaget. 


6tf& 


Un  und 

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Jücbiti 

»tu.: 

tbematiifcbpi 

JfirBap 

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V«M: 

Jülr  J^   > 
iiiD«bni 
J  ottin ntf  ..  ;. 
Kartei»  von  Attika  s,  Curtiaa. 


A 


•:u   4t'l 


So i » I n   i  V I  •  ^  r  1 0  im peran te  praefec ti  praetor io. 
Vngncr,  angez,  von  A.  Bauer 


647 
693 


.-;.    Liefcrunjr  I: 

hh  (Iil,OOÖ,Ü*JO)* 

Fv  li    11     r-  vvMidkarto    von    Frankreicb 

{]  Pol.  4  I  '  M  ff,  n   ItMmnr.  Lii?r  III; 

B*  te   der 

briliirr^'n     itjr   mi     r,  i     *,' n  h  pinn" ;     r>>'nu\    i^o^.   rn[,    j     biibU,  an- 

gci.  Toö  F,  Grh%»ÄUcr  774,  933 

Rtiii«!  Kif*    ^^  •    Linker  und  duf  treue  Heitiri  »•  1/;^^  Rltterm&r- 

lehen    5t                 sog  und  Aitmerkuntrcn  Imn  von   K. 

K    n.ri                  Veberi  atigez.  von  K.  F.  k.  ^r                     13Ö 


X 

SeiU 

Kluge  H.,  Die  Consecutio  temporum,  deren  Grandgesetz  und  Er- 
scheinungen im  Lateinischen.  Cothen  1888,  Schalze,  angez.  von 
J.  Golling  919 

Kluge  Ch.  F.,  Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur.  Zum  Ge- 
brauche an  höheren  (Jnterrichtsanstalten  und  zum  Selbststudium 
bearbeitet.  12.  verb.  Aufl.  Aitenburg  1881,  ßonde,  angez.  von 
J.  E.  Wackernell  458 

Knirr  J.  und  Schenk  J.,  Lehrbuch  der  Arithmetik  für  Unter- 
gjmnasien  und  verwandte  Lehranstalten.  Wien  1882,  Holder, 
angez.  von  J.  G.  Wallentin  777 

Koch  Oh.  F.,  Deutsche  Elementargrammatik  für  höhere  Lehranstal- 
ten, Gymnasien,  Lyceen  und  ^alschulen.  6.  umg.  Aufl.,  nach 
dem  Tode  des  Verf.  besorgt  von  E.  Wilhelm.  Jena  1879, 
Fischer,  angez.  von  K.  F.  Kummer  757 

Ko«h  Ch.  F.,  Deutsche  Elementarfi^rammatik  für  höhere  Lehran- 
stalten, Gymnasien,  Ljceen  und  Realschulen.  7.  verb.  Aufl.,  be- 
sorgt von  E.  Wilhelm.  Jena  1881,  Fischer,  angez.  von  F.  Kra- 
tochwil  511 

Koch  Ch.  F.,  Fififuren  und  Tropen,  Grundzüge  der  Metrik  und 
Poetik.  4.  vero.  Aufl^  besorgt  von  E.  Wilhelm.  Jena  1881, 
Fischer,  angez.  von  F.  Kratochwil  512 

Kölbing  E.,  Elis  saga  ok  Bosamundu,  mit  Einleitung,  deutscher 
Übersetzung  und  Anmerkungen  zum  erstenmal  herausgegeben 
von  E.  K.  Heilbronn  1881,  Henninger,  angez.  von  B.  Heinz el  297 

Kölbing  E.,  Englische  Studien,  Organ  für  englische  Philologie 
unter  Mitberücksichtigung  des  englischen  Unterrichtes  auf  hö- 
heren Schulen,  herausgegeben  von  E.  K.  3.  Bd.  Heilbronn  1879, 
Henninger,  angez.  von  «f.  Schipper  312 

Körner  K.,  Einleitung  in  das  Stadium  des  Angelsächsischen.  Erster 
Theil :  Angelsfichsische  Formenlehre.  Zweiter  Theil:  Texte,  Über- 
setzungen, Anmerkungen,  Glossar.  Heilbronn  1880,  Henninger, 
angez.  von  J.  Schipper  308 

Kohler  Dr.,  Valentin  Ickelsamers  Teutsche  Grammatica  herausge- 
geben von  Dr.  K.  3.  durchges.  Aufl.  des  Neudruckes.  Freiburg 
i.  B.  and  Tübingen  1881,  Moser,  angez.  von  K.  F.  Kummer    520 

Kohts  B.,  Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten  herausge- 
geben von  B.  Kohts,  K.  W.  Mejer,  A.  Schuster.  Hanno- 
ver 1880,  Helwing.  angez.  von  K.  Stejskal  368 

Kozenn  B.,  Leitfaden  der  Geographie  für  die  Mittelschulen  der 
österreichisch- ungarischen  Monarchie.  7.  verb.  Aufl.  von  C.  Jarz« 
Wien  1881/2.  3  Theile,  angez.  von  F.  Grassauer  527 

Kraß  M.  und  Landois  H.,  Der  Mensch  und  das  Thierreich  in 
Wort  und  Bild  für  den  Schulunterricht  in  der  Naturgeschichte. 
Mit  130  Abbildungen.  4.  Aufl.  Freiburg  i.  B.  1882,  Herder,  an- 
gez. von  0.  Schmidt  870 

Kraß  M.  und  Landois  H,  Das  Pflanzenreich  in  Wort  und  Bild 

.     für   den  Schulunterricht  in   der  Naturgeschichte   dargestellt. 

Mit  156  in  den  Text  gedruckten  Abbildangen.  Freiburg   i.   B. 

1881,  Herder,  angez.  von  H.  W.  Beichardt  713 
Kraß  M.  und  Landois  H.,  Das  Pflanzenreich   in  Wort   und  Bild 

P^T  den  Schulunterricht  in  der  Naturgeschichte  dargestellt.  2. 
verm.  und  verb.  Aufl.    Mit   177   Abbildungen.  Freiburg  i.   B. 

1882,  Herder,  angez.  von  H.  W.  Beichardt  936 
Krauß  L.,  De  vitarum  imperatoris  Othonis  fide  quaestiones.  Progr. 

der  k.  k.  Studienanstalt  Zweibrücken  zum  Schlüsse  des  Stu- 
dienjahres 1879/80.  Zweibrücken  1880,  Kranzbühler,  angez.  von 
L  Prammer.  604 


XI 


3#tU 

KrUger,  i.  Tra^in&Uar. 

Jiroti«s  F.  K  V.  M^rchknci«  Gruiidrlas  der  usteimcbtiicli«)!  Qe* 
Mcbiobte  mit  besonderer  Rücksicht  anf  Quelle q<  und  Litertitur- 
knndc.  EiD  Com^N^ndiam  für  Universitatshörer,  LehnmtscandL- 
daten,  xngteich  Hilfsbuch  füt  Geschiebt  sieb  rer  und  GeechicbU- 
freunde.  IIL  Äbtbeiluug,  Wien  1881,  Holder,  angez.  von  A. 
BAchmanD  930 

Kammer  K,  h\.  Die  uoetiicbeo  Erzäblun^eQ  des  Herraad  von 
Wildonie  und  die  Kleinen  inneröstcrreicbischcn  AlinneEänger 
herausgegeben  von  K,  F.  K.  Wien  1880,  Holder,  angez.  von  H. 
Lambel  215 

Kurt  E,f  Aufgaben  zum  Übersetien  ina  Griechische  für  die  oberen 
Gjnmasi  nie  lassen,  Müiicheu  1882,  Lindauer,  angez.  von  von  F. 
Stoli  640 

Landau,  s.  KraQ« 

Laoffi  0«,  Leitfaden  zur  allgemeinen  Geschichte,  für  höhere  Bil- 
«ingaanitalten  bearb.  von  0.  L«  Dritte  ünterrichtsstufe,  der 
illgeaieino  OdBchichtsunterricht,  8.  Aufl.,  durchges.  und  verb. 
von  R,  FoG»  Berlin  1880,  Gärtner,  angez,  von  P.  Krone»         315 

Itehmann  J.,  üeutt»che  Schulgrammatik  für  Lehrerbildungsanstal* 
len  und  tum  Selbstunterrichte.  3.  verb.  Aufl.  Frag  1879,  Domi- 
i^coa.  augez.  yoü  K.  h\  Kummer  759 

Lf  SB  ig  F.,  Der  deutache  Aufsatz  in  Lehre  und  ßeißpiel  für  die 
ob«dreD  Claaaen  höherer  Lehranstalten,  i,  verb.  Aufl.  Paderborn 
1888,  dchdningh,  angez.  von  K.  F,  Kummer  B65 

Li? i  (T.j  ab  urbe  condita  liber  XXVL  Für  den  Schulgebrauch  er- 
klärt von  Dr.  F.  Friede rüdorff.  Leipzig  1880^  Teubuer,  an- 
gez. von  A.  Zingerle  4G 

Lothringischer  Psalter,  s,  Apfelatedt. 

LjODCT  1  zopet,  MlttraDEödische  Üboraetzung  des  XIII*  Jahrhun- 
dert» in  der  Mundart  der  Franohe-Corat^,  mit  dem  kritischeu 
Text  des  lateinischen  Originals  (sog.  Anonymus  Nereleti)  mm 
■fiienmal  herauageeeben  von  W.  Fdrater  (auch  u.  d.  T. :  Alt- 
'"•^^  °' rho  Bibliotnek  herausgegeben  von  VV.  Förster,  V.  lid.). 

I   1882,  Henninger,  angez.  von  A.  Mussafia  H59 

Ma 1-.,    Deutsches  Lesebuch   für   höhere    Uu ternchtsanatalten 

biraiMgcffebeQ  von  H.  M«  3  Theile.  Halle  a.  S.  1880,  Verlag  der 
Bndihaadlnng  des  Waisenhauses,  angez.  von  IL  Stcjskal  849 

Halb  las  A^  Griechische  Wurtkunde  im  Anschlüsse  an  XenophofiS 
Aoabft!»iA.  Berlin  1881,  Springer,  anffz    von  F.  StoU  628 

Meng«  ^'  im  der  iateini«  ^ai  und  Stilistik  für 

oJo  uistatufe  und  ii  ^    zum  Selbststudium 

boari.*  jun.  1  vuiUL  umg.  AuÄ.  nouoiiüüttel  188L  Zwißler, 
angin,  von  H.  Koziol 

Henker  J.,  U rundlehren  der  Geometrie.  Ein  Leitfaden  fQr  den 
t Dt' r rieht  in  der  Geometrie  und  im  geometrischen  Zeichnen 
an  BeaUcbulen,  mit  vielen  Constructions-    und    Beehnungsauf* 

fHn,  2*  verm.  und  verb«  Aufl.  Wien  1881,  H51der,  angez.  von 
G.  Wallentin 

Mtsslre  Tfaibaut,  s.  Stehlich. 

ICejer,  s.  Kohta. 

M on tt oien  ta  Germaniae  historica.  Auetores antiquissimi,  a.  Venantiua. 

JltlUr  H.,  Leitfaden  der  ebenen  Geometrie  mit  Benützung 
Denerer  Anichaunngeu  für  die  Schule  bearbeitet  von  ü.  M. 
L  Th^iL  1.  Heft:  Die  geradlinigen  Fignreu  ond  der  Krein.  Mit 
OltttogtQ  "  M-"^' :  Anhang:  Erweiterungen  zu  Thcil  1  und  £in- 
Mlang  \  '  re  Ge<»metrie.  Mit  Übungen.  2.    umg.    Aut). 

Liiptig  l   .   ,  .   ..i>ner,  angez.  von  J*  G.  Wallentin  7W 


C46 


778 


xn 

Seit« 

Müller  (Maler),  Fansts  Leben  von  M.  M.  (3.  Heft  der  deatscben 
Literaturdenkraale  des  18  Jahrhunderts  in  Neudrucken  heraus- 
gegeben Yon  B.  Seuffert).  Heilbronn  1881,  Henninger,  angez. 
von  F.  Frosch  369 

Müller-Strübing  H.,  Thnkvdideische  Forschungen.  Wien  1881, 
Konegen,  angez.  von  W.  Jerusalem  339 

Münz  B.,  Die  Erkenntnis-  und  Sensationstheorie  des  Protagoras. 
Wien  1880,  Konegen,  angez.  von  T.  Wildaue r  929 

Nep  0  8  Cornelius  mit  Anmerkungen  für  Schüler.  München  1882, 
Englmann,  angez.  von  H.  Eoziol  650 

Neuer  Kepetitionsatlas,  ein  Hilfsmittel  beim  geographischen 
Unterrichte  mit  besonderer  Rücksicht  auf  Amthor  *und  Ißleibs 
Volksatlas.  Gera,  Ißleib  und  Rietschel,  angez.  von  F.  örassaner  528 

Neumann  K.,  Geschichte  Roms  während  des  Verfalles  der  Repub- 
lik. Vom  Zeitalter  des  Scipio  Aemilianus  bis  zu  Sullas  Tode. 
Aus  dem  Nachlasse  Neumanns  herausgegeben  von  £.  Gothein. 
Breslau  1881,  Köbner,  angez.  von  J.  Jung  373 

Obentrau ts  Jugendbibliothek  für  Knaben  und  Mädchen.  N.  56 
bis  60.  Wien  1880  ff.,  Manz,  angez.  von  F.  Krön  es  696 

Ott  K.  von,  Das  graphische  Rechnen  und  die  graphische  Statik.  4. 

fänzlich  umg.  Aufl.  Mit  129  Holzschnitten  und  zwei  Tafeln, 
irster  Theil:  Das  graphische  Rechnen.  Prag  1879,  Calve,  an- 
f3z.  von  J.  G.  Wallen tin  552 

ii  (P,  0.  Nasonis)  Metamorphose«.  Auswahl  für  den  Schulge- 
brauch mit  sachlicher  Einleitung  und  erläuternden  Anmerkungen 
von  J.  Mens  er.  2.  verb.  Aufl.  Paderborn  1880,  Schüningh, 
an^ez.  von  A.  Zingerle  113 

Ovidii  (P.  0.  Nasonis)  Metamorphoses.  Auswahl  für  Schulen  mit 
erläuternden  Anmerkungen  von  Dr.  J.  Siebeiis.  11.  Aufl.  be- 
sorgt von  F.  Polle.  Leipzig  1880,  Tenbner,  angez.  von  A. 
Zingerle  111 

0  vidi  US  rP.  0.  Naso),  recensuit  0.  Korn.  Tom.  n.  Metamorpho- 
seon libri  XY.  Berolini  1880,  apud  Weidmanno«,  angez.  von  A. 
Zingerle  109 

0 vidi  US  (P.  0.  Naso),  s.  Sedlmayer,  Surber. 

Pentateuchi  versio  latina  antiquissima  e  codice  Luedunensi.  Ver- 
sion latine  du  pentateuche  a.  s.  J^rome  publice  d*  apr^s  le  ms. 
de  Lyon  avec  oes  fac-similäs,  des  observations  pal^graphiques, 
philologiques  et  littäraires  sur  Torigine  et  la  valenr  de  ce  texte 
par  U.  Robert.  Paris  1881,  Didot,  angez.  von  J.  Huemer      615 

Pfeil  L.  Graf,  Mathematische  und  physikalisoho  Entdeckungen. 
Berlin  1880,  Hempel,  angez.  von  F.  Wallentin  390 

Plauti  (T.  Macci)  comoediae,  rec.  F.  Ritschelius.  Tom,  L  fasc 
IV.  Asinaria  rec.  G.  Goetz  et  G.  Loewe.  Lipsiae  1881,  in  aed. 
Teubneri,  angez.  von  H.  Schenkl  30 

Plauti  (T.  Macci)  comoediae.  Recensuit  et  enarravit  J.  L.  üs sin  ^. 
Vol.  III.  pars.  alt.  Epidicum  Mostellariam  Menaechmos  oonti- 
nens.  Hauniae  1880,  sumptibus  librariae  Gyldendalianae,  angez. 
von  H.  Schenkl  447 

Plüß  B.,  Leitfaden  der  Naturgeschichte.  2.  verm.  und  verb.  Aufl. 
Freiburg  i.  B.  1881,  Herder,  angez.  von  0.  Schmidt  460 

Pölzl  J.,  Deutsches  Lesebuch  für  die  fünfte  Classe  österreichischer 
Realschulen.  Wien  1881,  Holder,  angez.  von  F.  Kratochwil    516 

Polzl  J.,  Mittelhochdeuteches  Lesebuch  für  Oberrealschulen.  Wien 

1882,  Holder,  an^ez.  von  F.  Kratochwil  518 

Pokorny  A.,  Illustrierte  Naturgeschichte  des  Pflanzenreiches.  Für 
die  unteren  Classen  der  Mittelschulen  bearbeitet.  12.  Aufl.  Prag 
1881,  Tempsky,  angez.  von  H.  W.  Reich ardt  558 


xin 


*<it#Tiiy  IL  and   KoBick^    F*i    Leitfifle^öS^ßoSnik    för   die 

obereD  Clftfiseo  der  Mittelacholen.  Pra^  1882,  Tempskj,  aiigex. 
fon  H.  W.  R      ^       :t  4U 

Fokornj  A.,  III  Natargeschiohte   des   Mmer&lreiches.    11, 

Aufl.  Prag  1"  -ky,  angez.  toxi  C.  Doelter  872 

PäoIsco  V.  Am  J  Mikrochümie.  Eine  Anleitung  lu   phy- 

lohistotiÄcheD  ^...^ ....  zara  Gebrauche  för  Ötüdieröüde.  Au» 
d^tn  DinlBdieii  unter  Mitwirkuug  des  Verfassers  überaeut  von 
iX  Maller.  Cfts&el  18Ö1,  Fischer,  antrez.  von  H*  W.  Reich urdt  035 

Fttntl  K.y  Lehrbuch  der  BoUnik  tii  und  höhere  Lebr&n- 

slilteu*    B«tarbeitdt  unter  Zugtuu  ^  der   Botanik   von  J. 

S*(fai.  4.  mm.  and  verb.  AuB.  Lsi^^zig  1831»  Engelmanji,  an* 
g«.  fon  H,  W    Reichardt  712 

Fr«i&  TT      :  ■  '  1    alten   Geschichte   mit   besonderer 

Bei  J 'U  und  Rdmor  Zum  Gebrauche  an 

höli  leitet  Ton  H.  ß.  S.  P.    Mit   synop- 

tifi  -rom.  Gefichichte  und  ausführlichem 

^"  .-..i^pel,  (ab  1.  Thöil  der  tiUif,  Weltge- 

.  Kroiies  316 

Ps  ,  in  die  praktische  Physik.  Mit  25  in  den 

i^irt  »iti^«  druckten  HoUschnitten.  Braunscbweig  161%  Viewcg, 
»ng«7.  von  J.  0.  WalUntin  868 

Ptichl  K.,  Über  din  latente  Warme  der  Dumpfe.  Eine  theoretische 
Bttrarhinn?  dor  Dampf-  und  Gagform  der  Körper  mit  bloöer 
Vor.  Äquivalenz  ?on    Wärme   und   Arbeit,    Wien 

1^1  /«  von  J.  G,  Wall  entin  228 

Qnello  n  unu  r  o  r  ^  <.  ii  o  n  g  c n  znr  Sprach-  und  Culturgesehicht<? 
d%r  gwmaDischen  Völker  herattagegeben  ?on  B.  ten  Brink, 
E_  ^..♦^    n    ^.  iw^erer.  XXXVII,  s.  Ingenbleek. 

ßeMt   i  Aufgaben.  Für  den  Gebrauch  im  Schul*, 

?Tu  ,      —       - rricht  bearbeitet  2  Theile.  Breslau  1882, 

Tröweudt,  anjjjt^x.  von  F.  W  a  1 1  e  n  t  i  n  556 

Rctilaff  0-,  Griechische  Eiorcitien  för  die  oberen  Gymnaflialctas- 
M*n  nebst  einem  griechisch  lateinischen  Vocabularium.  Berlin 
1881,  Enslin«  angez.  von  F.  Stolz  Od 

Hibb«ck  0.»  Friedrich  Wilhelm  Ritschl.  Ein  Beitrag  znr  Geachlchte 
der  Philologie.  %  Bd.  Leipzig  IS81,  Teubner,  angez.  von  A. 
Horawitz  287 

Koh«rt»  &  Peotateuehi  Teraio  latina  antiquissima, 

R<>§ickJ,  ti.  Pokorny. 

Eoth  R.  L,  Griechische  Geachiehte  nach  den  Quellen  erzählt  B. 
Aud.  von  A.  Wefttermayer,  Kdrdüngen  1882»  Beck,  angei. 
fon  A.  Bau  er  692 

ftttbiiam  J..  l'rakÜrcheB  Rechenbuch  für  landwirtachartliche  Schu- 
kn  für    die    Unterclaase.    HildburghaQ»en    1880, 

Km^.  vonF.  Wallentin  892 

8»lh.  n.  6UU.^ 

Salumon  L.,  Giatehichte  der  deutaehen  NationalUtaratur  dea  19. 
Jabfb.  Stuttgart  1881,  LerT  k  Malier,   angex.    von   A.  Sauer  656 

Sander»  D.«  Abriss  der  deutschen  äilbenmeasung  und  Verskunat. 
B«r!      '"^^    Langttiicheidt  ange».  von  F.  Proach.  303 

äandi«'  \'iUutUßgawöri(»rbttcn  der  deuUchen   Sprache.     Eine 

Vitr\«»i- ....,.; »pinp  und  Fr«..,tf-.|-^ing  alier  bisher  erschienenen 
4«iilach*spracn]]cEen  V\  rr  (einschlieMich  dea  Grimm- 

t^an).  Mit  Belegen  vor  :  bia  anl  die  neuette  Gegenwart 

L-  mg.  Stuttgart  Ibbl,  Abenhein,  anget.  ?on  K.  F. 

Ku  764 

Behatfer  J.  VV\,  Qettchicbte  der  dcuUchen  Literatur  des  18.  Jahr- 
biiAd«ft0  in  QherakhtlichcQ  Umriaaen  und  biographischen  Schil* 


UV 

Stite 
derungen.  2.  Term.   und  vollst&ndig  amgearb.   Aafl.   von  F. 
Mnncker.  Leipzig  1882,  Waigel,  angei.  von  A.  Sauer  844 

Sohaper  F.,  Haaptregeln  der  lateinischen  Syntax  nebst  Musterbei- 
spielen dazu  zum  wörtlich  Auswendiglernen.  Im  Anschluss  an 
die  Grammatik  yon  EUendt-Seyffert  ausgearbeitet  yon  F.  Seh. 
Berlin  1881,  Bomträger,  angez.  ron  H.  Koziol  647 

Schau nsland  M.,  Übungsbuch  zum  Übersetzen  aus  dem  Deutschen 
ins  Lateinische  für  die  Qnarta  eines  Gymnasiums  und  die  Un- 
tertertia einer  Realschule  1.  Ordnung  im  Anschlüsse  an  die 
Lect&re  des  Nepos.  Leipzig  1881,  Teubner,  angez.  yon H.  Koziol  649 

Sehen  kl  K.,  Griechisches  JBlementarbuch  nach  den  Grammatiken 
von  Curtius  und  Kühner  bearbeitet  yon  K.  Seh.  11.  yerb.  Aufl. 
Prag  1881,  Tempsky,  angez.  von  I.  Prammer  129 

Schlee  £.,  Vocabularium  zum  Cäsar,  zum  Nachschlagen  und  Auswen- 
diglernen von  £.  Seh.  Altona  1881,  Herder,  angez.  yon  H,  Koziol  654 

Schlegel  Y.,  Lehrbuch  der  elementaren  Mathematik.  2.  Theil  Geo- 
metrie, 3.  Theil  Trigonometrie,  4.  Theil  Stereometrie  und  sphä- 
rische Trigonometrie.  Wolfenbüttel  1879/80^  Zwißler,  angez. 
von  J.  G.  Wallentin  65 

Schlemüller  W.,  Der  Zusammenhang  zwischen  Höhenunterschied, 
Temperatur  und  Druck  in  einer  iimenden,  nicht  bestrahlten  At- 
mosphäre, bearb.  auf  Grund  der  dynamischen  Gastheorie  von 
W.  8.  Prag  1881,  Dominions,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  388 

Schlessing  A.,  Deutscher  Wortschatz  oder  der  passende  Ausdruck. 
Praktisches  Hilfs-  und  Nachschlagebuch  in  allen  Verlegen- 
heiten der  schriftlichen  und  mündlichen  Darstellung.  Für  Ge- 
bildete aller  Stände  und  Ausländer,  welche  einer  correcten  Wie- 
deorgabe  ihrer  Gedanken  in  deutscher  Sprache  sich  befleißigen. 
Mit  einem  den  Gebrauch  ungemein  erleichternden  Hilfswöner- 
buch.  Stuttnirt  1881,  Neff,  ans^ez.  von  F.  Kratowil  765 

Schmaderer  J.,  Anfangsfipründe  des  Lateinischen.  Bosenheim  1881, 
Huber,  aneez.  von  H.  Eoziol  648 

Schmelzer  C.,  Entwürfe  zu  griechischen  Ezercitien.  Leipzig  1881, 
Teubner,  angez.  von  F.  Stolz  638 

Schmelzer  C,  Griechische  Syntax  für  die  oberen  Gymnasialolas- 
sen.  Leipzig  1881,  Teubner.  angez.  yon  F.  Stolz  639 

Schnee  B.,  Griechischer  Lehrstoff  für  Quarta.  Hamburg  1881,  Nolte, 
angez.  von  F.  Stolz  640 

Schnee  B.,  Griechisches  Übungsbuch  für  Quarta.  Hamburg  1882, 
angez.  von  F.  Stolz  641 

Schneiders  Typen  -  Atlas.  Naturwissenschaftlich  •  geographischer 
Handatlas  für  Schule  und  Haus,  unter  künstlerischer  Mitwir- 
kung von  W.  Claudius,  H.  Leutemann,  G.  Mützel  und  C.  F. 
Seidel,  herausg^eben  von  0.  Schneider.  Dresden  1881,  Meinhold, 
ansez.  von  H.  W.  Beichardt  871 

Schoch  B.,  Über  Boners  Sprache.  (Dissertation).  Halle  1881,  Nie- 
meyer, an&^ez.  von  J.  Wackernell  924 

Schröer  K.  J.,  Faust  von  Goethe.  Mit  Einleitung  und  fortlaufender 
Erklärung  herausgegeben  von  K.  J.  Seh.  Heilbronn  1881,  Hen- 
ninger, angez.  von  K.M.  Werner  53 

Schulz  B.,  Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten.  Erster 
TheiL  Für  die  unteren  und  mittleren  Glassen.  5.  Aufl.  Pader- 
born 1880,  Schöningh,  angez.  von  K.  Stejskal  366 

Schuster,  s.  Kohts. 

Schweißthal  Martin,  Essai  sur  la  valeur  phon^tique  de  T  alpha- 
beth  latin,  princiiMtlement  d'  apr^s  les  grammairiens  de  V  ^po- 
que  imperiale.  Paris  1882,  Lerouz,  an^ez.  von  E.  Seelmann    851 

Seboth  J.,  Die  Alpenpflanzen  nach  der  Natur  gemalt.  Mit  Text 
von  F.  Graf  und  einer  Anleitung  zur  Cultur  der  Alpenpflanzen 


XV 


in  der  Eben«  von  J.  Petr Bisch.  3.  Bd.  Prag  1881,  Teni|>skj, 
aög«t.  von  H.  W.  HeichÄrdt  394 

SefiD  Tb.  H.,  Geschicbtslesebuch  auä  den  Original  berichten  lasAm- 
monfestAllt.  4  Tbeil:  Das  Mittelalter.  Mit  einer  Karte.  Mann- 
Mm  1881,  Bensbeimer,  angez.  roa  F.  Krön  es  697 

Benffert  B,,  h.  Müller  (Maler).  „ 

8ejff«rt  M..,  Übntigsbncb  xam  Übersetzen  aus  dem  Deutschen  ins 
Oriechiaebe.  Darchgesehen  nnd  erweitert  von  A.  von  Bamberg, 
2  Tbeae,  7.  Anfl.  Berlin  1881,  Springer.  1.  Tbeil:  BeUpiele  lur 
sttiKben  Formenlehre,  2.  Tbeil:  Beispiele  zur  Syntax  und  au- 
•amroeubingende  Übungsstücke,  angez.  von  F.  Stolz  634 

Biilt  Ci  Die  Initialen  der  Eenaisaance  nach  den  Constractionen 
von  A,  D&rer  herausgegeben  von  C.  S.  unter  Mitwirkung  von 
J,  Salb,  Wien  1882,  Druck  und  Verlag  der  k.  k.  Hof-  und 
Staatadruckerel,  angez.  von  L.  Blame  770 

Soniieiibnrg  F»,  Grandrisa  der  Geschichte  der  dentschen  Lite- 
ratur, MJt  Proben  und  Tabellen.  Zum  Gebrauch  in  höheren 
Lehranstalten.  Braunschweig  1878,  Bruhn,  angez«  von  E.  F. 
Kummer  84*i 

Sophoclis  tragoedlae  rec.  et  exnl.  £.  Wunder,  vol.  I  aect.  II 
continens  Oedipum  regem*  ed.  V.  cur  N.  Weck  lein.  LtpHiae 
1880,  ap*  Teubner,  angez.  von  F.  Schubert  7.36 

K..tihnkles,  Ausgewählte  Tragödien  zum  Schul  gebrauche  mit  er- 
ri^nden  Anmerkungen  versehen  von  N.  Weck  lein.  4.  Band- 
II.  Aias.  München  1880,  Lindauer,  angez.  von  F.  Schubert  5^7 

Spie 5  M  und  Beriet  B.,  Weltgeschichte  in  Biographien,  in  drei 
concen Irisch  eich  erweiternden  CurseUf  herausgegeben  von  M.  S. 
und  B.  B  Erster  Gurtus  fQr  den  Unterricht  in  Unterclassen  be- 
rechnet. 11.  verb.  und  bis  auf  die  Gegenwart  fortgeftihrte  Aufl. 
Hndburghatt»en  1879,  Eesfielring,  angez.  von  F.  Krones  815 

Standfest  F.,  Leitfaden  fQr  den  mineralogischen  Unterricht  an 
den  oberen  Classen  der  Mittelscliulen.  Graz  1882,  Lenscbner 
und  LubensW,  angez.  von  A.  Äußerer  461 

8 te blich  F..  mm&ire  Thibant,  Li  romani  de  la  Poire,  CTotisch- 
alle^riscbes  Gedicht  aue  dem  XIIL  Jahrhundert  nach  Hand- 
Bobnften  der  Bibl.  Nat.  zu  Paris  zum  ersten  Male  herausge- 
geben von  F.  St.  Halle  188L  Niemejer,  angez.  von  A.  Mussana    57 

8t«iD hauser  A..  Karten  zur  mathematischen  und  physlkaliachen 
Geographie.  Wien  1880,  Artaria  nnd  Camp.,  angea*  von  K. 
Z^lbr  877 

Bttjikal  K..  Bücbelin  der  heiligen  Margaröta.  Beitrag  zur  Ge- 
schichte der  geistlichen  Literatur  des  XIV.  Jahrhunderts,  her- 
ausgegeben  von  K.  St.  Wien  1880,  aogei.  von  F. Kratochwil  767 

Btejtkal  K.,  Dicüerbucb  für  den  orthographischen  Unterricht  an 
ki-  and  Bürgerschulen,  sowie  in  den  untersten  Classen  der 
:;  iLidiebnlsn.  Wien  18BL  Klinkbardt,  angez.  von  K.  Tumlirz  521 

?>loekmaver  H.«  Aufgab»?n  für  den  Bechenunterricht  in  den  mitt^ 
Uren  Classen  der  Gymnasien,  der  Bealacbulen  nnd  verwandter 
I^Ij^-. ...  t. ,.,  ,»  ....  -  ^^^  j^j.|^  verm.  Aufl.  2.  Bändchen.  Hcil- 
bror  an^z.  von  J.  G.  Wallentin  707 

8l4irm  J.,  ....e»».....^  ;  M..^4ogle,  Anleitung  tum  wissenBchaftlicbeii 
Stmtlaia  der  englischen  Sprache,  Vom  Verf.  für  das  deutsche 
FaMignm  baarb  L  Die  lebende  Sprache.  Heilbrona  1881,  Ben- 
ftl&gtr,  anget.  von  J.  Schipper  305 

IStrelilKo  F.,  Götbcs  Briefe.  Verzeichnis  derselben  anter  Angabe 
fOB  Quelle,  Ort,  Datum  und  Anfangs  Worten.  Berlin  1881,  Hem- 
pil,  ugcj.  von  A.  Sauer  132 


XVI 


S«it« 


Sürber  A.,  Die  Meleagersage.  Eine  historisch- vergleichende  Unter- 
sachnng  znr  Bestimmung  der  Quellen  von  Ovid.  Met.  VIII, 
270—516.  Inaugaral-Dissertation.  Zürich  1880,  ZArcher  und  Furrer, 
angez.  von  A.  Zingerle  109 

Tacitus  (Cornelius),  erklärt  von  E.  Nipperdej.  2.  Bd.  Ab  ex- 
cessu  divi  Augusti  XI— XVI.  4.  verb.  Aufl.,  bearb.  von  G.  An- 
dresen.  Berlin  1880,  Weidmann,  angez.  von  I.  Prammer  48 

Thilo  Ch.  A.,  Kurze  pragmatische  (ieschichte  der  Philosophie.  2 
Bde.  Cöthen  1881,  Schulze,  angez.  von  R.  Zimmermann         371 

Thucjdides  translated  into  JSnglish,  with  introduction,  marginal 
analysis,  notes  and  indices  bj  B.  Jowett.  2  Bde.  Oxford  1881, 
angez.  von  Th.  Gomperz  745 

Trappe  A.,  Schulphvsik  bearbeitet  von  A.  T.  8.  vielseitig  verb.  und 
verm.  Aufl.  Mit  253  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Breslau 
1879,  Hirt,  angez.  von  J.  G,  Wallen tin  863 

Traumüller  F.  und  Krieger  K.,  Grundriss  der  Botanik  für  hö- 
here Lehranstalten,  insbesondere  für  Gymnasien,  bearbeitet  von 
F.  T.  und  K.  K.  Mit  82  Abbildungen  in  Holzschnitt.  Leipzig 
1882,  Brockhaus,  angez.  von  H.  W.  Beichardt  936 

Treutlein,  s.  Henrici. 

Tumlirz  El.,  Tropen  und  Figuren  nebst  einer  kurzgefassten  deutschen 
Metrik.  Zum  Gebrauche  für  Mittelschulen  und  zum  Selbstun- 
terricht Prag  1881,  Dominicus,  angez.  von  F.  Kratochwil     513 

Untersuchungen  aus  der  alten  Geschichte,  s.  Friedrich. 

Uphues  K.,  Das  Wesen  des  Denkens.  Nach  Piaton.  Landsberg  1881, 
Schönrock,  angez.  von  T.  Wildauer  768 

Veesenmeyor  G.,  Alexander  von  Humboldt.  Auswahl  aus  seinen 
Werken.  Schulausgabe  mit  Anmerkungen  von  G.  V.  [Schulaus- 
gabe deutscher  Glassiker  mit  Anmerkungen].  Stuttgart  1880, 
Cotta,  angez.  von  K.  F.  Kummer  136 

Vollbrecht  F..  Wörterbuch  zu  Xenophons  Anabasis.  4.  verb.  und 
verm.  Aufl.  Leipzig  1880,  Teubner,  angez.  von  F.  Stolz  629 

Venanti  Honori  Giemen tiani  Fortunati  presbjteri  Italic!  opera 
poetica  recensuit  et  emendavit  F.  Leo  (Monumenta  Germaniae 
historica.  Auctorum  antiquissimorum  tomi  IV.  pars  prior).  Be- 
rolini  1881,  apud  Weidmannos,  angez  von  ILPetschenig      617 

Venediger  K.,  Lateinische  Exercitien.  Im  Anschluss  an  Cäsars 
bellum  Gallicum  I.— VII.  und  EUendt-Seyfferts  lateinische  Schul- 

rmmatik  §.  234—3^.   Bremen   1881,  Heinsius,   angez.    von 
Koziol  649 

Vergils  Aeneis  für  den  Schulgebrauch  erläutert  von  K«  Kappes. 

2.  Heft:  Aen.  IV— VI;  3.  Heft:  Aen.   VII— IX.  2.  verb,   Aufl. 

Leipzig  1880,  Teubner,  angez.  von  A.  Zingerle  504 

Verhandlungen  des  ersten  deutschen  Geographen tages  zu  Berlin 

am  7.  und  8.   Juni   1881.   Mit   einer  Kartenskizze  und   sechs 

Tafeln  Abbildungen.  Berlin   1882,   D.   Reimer,  angez.    von  J. 

Ptaschnik  529 

Victoris  episcopi  Vitensis  historia  persecutionis  Africanae  provin- 

ciae.  Reo.  M.  Petschenig.  Vindobonae  apud  C.   Geroldi   fil. 

1881  (Corpus  Script,  eccles.  lat.  ed.  cons.  et  imp.  Acad.   litt 

Caes.  Vind.  vol.  VII),  angez.  von  A.  Zingerle  828 

Victor,  s.  Zeitschrift  für  Orthographie. 
Votsch  W.,  Lateinische  Syntax  in  Musterbeispielen  bearb.  von  W. 

V.  Essen  1881,  B&deker,  angez.  von  EL  Koziol  646 

Wallentin  J.  G.,  Lehrbuch  der  Physik  für  die  oberen  Classen  der 

Mittelschulen.  3.  verb.  Aufl.   Wien   1882,  A.   Pichlers   Witwe 

nnd  Sohn,  angez.  von  A.  Wachlowski  700 


xvn 


Weiler  A.,  Leitfadea  der  m&tbemati&Ghea  Geo^phie  für  den  Un- 

Urriebt  an  MittelschuIeD  and  zum  Selbstütudiom.  Leipzig  1881, 

Teaboer,  angei,  toh  J.  G.  WaUentin 
Wellt  F.  0.,  Die  gmchißchen  Wörter  im   Latein.  Gekrönte  Preiß- 

Bchrift.  Leipzig  1882,  UirzeU  angez.  yod  6^.  Meyer 
W  eiaenborn  E.»  AofgabcDaaininlung  zum    Überaetien   ins   Grie- 
chische im  Anschlüsse  an  die  Leetüre  von  Xenophons  Anabasis, 

Leipzig  188Ü,  Teuhner,  angez,  von  F.  Stoli 
WtDck  J„  Die  gmphische  Arithmetik  and  ihre  Anwendungen  auf 

die  ebene  Geometrie,  Mit   13  lithographierten   Tafeln.     Borlin 

1879,  Nicolai,  angez.  Ton  J.  G.  Wallentiu 
Weaaelj  C-,  Prolegomena  ad  papyrorum  graecornm  novam  collec- 

iHmMa  edendam   fDoctordlasertation).    Wien    1883,  Gerold,  an- 

fei.  fon  J.  Krall 
Wetftl  M.,  Griechisches  Übungsbuch  fftr  Anfängen  Freiburg  i.  B. 

1881,  Herder,  angez,  von  FT  ötoli 
Wi einer  J.^  Elemente  der  Anatomie  und  Physiologie  der  PBanzen. 

Wien  1881,  H5lder,  angez.  von  A,  Burg  erste  in 
Wtllbrand  F,,  Über  Ziel  und  Methoden   des   chemischen   ünter- 

riebtei.  Hildesbeim  1881,  Loi,  angez.  von  F.  WaUentin 

Wdhirab  M.,  Vier  ffemeinYerständliche  Vorträge  über  Piatone  Leb - 

I         rer  und  Lehren.  Leipzig  1879,  Teuhner,  angez.  von  T.  Wildaner 

pW^rpitzky  J.,  Elemente   der    Mathematik   für  gelehrte   Schalen 

nnd  tum  äclbatstudium,  2.  nmg.  Aufl.  Erstes  Heft:  Die  Arith- 

tnetik.  Berlin  1881,  Weidmann,  angez.  von  F*  WaUentin 
^ftlcker  R»  F»  Alten glische«  Lesebuch  zum   Gebrauche    bei  Vor- 

ksnngen  und  zom  Selbsionterricht  herausgegeben  von  R.  R  W. 

1  Theil,  die  Zeit  von  1350^1500  umfassend.    1    Abth,:   Texte 

und  Anmerkungen,  2,   Abth. :  Glo&ear.    Halle    1879,  Niemejer, 

aogez.  von  J.  St  iiipper 
(WODicbe  0  i  von  Deutschland.    Nach  der  analytischen 

Methode  l  3,  Anfl.  Leipzig  1881,  Teobner,   angez.  von 

H.  W.  Reicharüi 
^nrtbach  A.  von,  Goldene  BibeL  Die  heilige    Schrift   illustriert 

von  den  gro&ten  Meistern  der  Kunstepochen,  herausgegeben  von 

A.  von  W,  Stuttgart  1881,  Neff,  anges.  von  J.  Wastler 
'  X  t  o  o pb  0  n,  s.  Yollbrecbt. 
Zcitiftbrifi  ftlr  Orthographie,  unparteiisches  Centralorgan  für  die 

rrfthogriphiaGbe  Bewegung  im    In-    und    Auslande,  unter    Mit- 

'    ^uQg  Munbaftar  Fachmänner  herausgegeben  von  W.  Vietor. 

,       ihri?miiff  TÄSnn.  Rostock,  Werther,  angez.  von  J.  Seemüller 
natische  Streifzüge  im  Gebiete  der    Sjntax. 


SftU 


552 


391 


%  im 


livngez.  von  J.  GoUing 
ürl 


r  die  Herausgabe  von  Urkunden*  Hermann- 

•t*h   1-;-    ^1  j  '    ron  K.  Eeissen  berger 
Zinmarman  [^noser  Urkundimbuch.   Eine  Kritik.    Her- 

maftottadr  >       von  K,  RoiNsen berger 

Zlpr       •  "  u    Unterricht««  in   Sexta. 

•  ül 

Zirwift  jq  ,  -rtbildung.    Allgemeiner 

Tli«il  W.:  L.  von  F.  Stolz 

ßttrbarg  R,  ;.........   ........... .....^:he  Aufsitze*   Ein  Hilfa* 

bvdi  ntr  den   deutschen    Unterricht   auf   der   Sekundanerstufe. 

Ldfaig  1^1.  Teuhner.  aniirez.  von  K.  F.  Kummer 


304 


xvni 

Seit» 

Dritte  Abthellang. 

Zwr  Didaktik  %iMd  Paedagogik. 

Glossen  eu  Eggen  Lesebftchem  flir  die  L— III.  Classe  des  Unter- 
gymnasiums.  Von  J.  M.  Stowasser  139 

Dassenbacher,  Schematismus  der  österreichischen  Mittelschalen 
and  der  Fachschalen  gleichen  Banges.  14.  Jahrgang,  1881/2. 
(Anzeige).  153 

Über  die  Fzage,  welches  Lebensjahr  als  Minimalalter  f&r  die  Auf- 
nahme ins  Gymnasium  festzastellen  ist   Von  A.  R.  v.  Wilhelm  230 

Bemerkangen  zu  unseren  Schulbttchem.  Yon  F.  0.  Noyotn;^  322 

Steinmeyer,  Betrachtungen  über  unser  classisches  Schulwesen, 
^euzburg  Os.,  Thielmann  1882  (Anzeige)  «  325 

Zur  Überbürdungsfrage.  Von  E.  Brand  395 

Spieß  A..  Schul-  und  Gelegenheitsreden.  Wiesbaden,  Limbarth  1880 
(Anzeige)  398 

Die  neuen  Lehrpl&ne  für  die  höheren  Schulen  in  Preußen  466 

Über  das  von  Herrn  Robert  Lechleitner,  Mechaniker  in  Wien,  con- 
struierte  Sonometer.  Von  J.  G.  Wallentin  473 

Richter  E.  A.,  Die  Abiturienten  der  Realschulen  I.  0.  und  Gym- 
nasien in  Preußen  vor  dem  Forum  der  Statistik.  2.  Aufl.,  mit 
einem  Nachworte  zu  derselben.  Altenburg  1881,  Bonde  (Anzeige)  475 

Czerkawski  E.,  Verhandlungen  und  Antr^e  der  im  Jahre  1879 
von  dem  galizischen  Landesschulrathe  zur  Prüfung,  beziehungs- 
weise Reform  des  Gymnasiallehrplanes  berufenen  O)mmis8ion. 
(polnisch).  Lemberg  1882  (Anzeige)  559 

Die  neue  Ordnung  der  Entlassungsprüiungen  an  den  höheren  Schu- 
len in  Preußen  779 

Erwiderung  yon  J.  Rappold  787 

Die  Bedeutung  Vergils  mi  die  Schule.  Von  J.  Fischer  873,  937 

Griesbach  Dr.  H.,  Über  die  allp;emeine  Bildung  auf  Gymnasien 
und  Realschulen  und  über  die  Nothwendigkeit  der  Gleichbe- 
rechtigung beider  Lehranstalten.  Pädagogische  Erw&gungen  von 
H.  G.  Ludwigslust,  Hinstorff  1881  (Anzeige)  946 

Jahresbericht  des  Vereines  *Mittelsohule'  in  Wien.  November  1881 
bis  April  1882.  Veröffentlicht  von  L.  Fischer,  Schriftführer. 
Wien  1882.  (Anzeige)  946 


Vierte  AblliellaiH|. 

MisceUen, 
Stiftungen  234,  476,  788,  881,  947 

Literarische  Miscellen. 

Anecdota  Oxoniensia.  Olassical  Series.  VoL  I.  Part  IL  Nonius  Mar- 
cellus.  Harleian  Ms.  2719  collated  by  H.  J.  Onions.  Oxford, 
Clarendon  Press  949 

Bender  H.,  Rom  und  römisehes  Leben  im  Alterthum.  geschildert 
von  H.  B.  Tübingen  1879/80,  Lauppe,  angez.  von  h.  400 

Birt  Th.,  Das  antike  Buchwesen  in  seinem  Verhaltnisse  zur  Li- 
teratur mit  Beitr&gen  zur  Textesgeschichte  des  Theokrit,  Ca- 
tuU,  Properz  und  anderer  Autoren.  Berlin  1882,  Hertz  565 

Blaum  R.,  Englische  Grammatik  und  Übungsbuch  f&r  höhere 
Schulen.  Strasburg  1878,  angez.  von  A.  Brand  1  77 

Böhm  E.,  Französische  Sprachschule.  Auf  Grundlage  der  Aussprache 
.  und  Grammatik  nach  dem  Princip  der  Anschauung  mit  Be^ 
nützung  von  Wilke's  'Bildertafeln'  bearbeitet  von  E.  B.  Braun- 
schweig 1878,  Wreden.  I.  Heft;  zwei  Ausgaben  für  Lehrer  und 
für  Schüler,  angez,  von  J.  U.  Jarnik  718 


3ar 


Oh  rill  ks  Tb*,  Die  W^e  des  Zeus  boi  Uoiner  la  9  68  ff.  und  X 
2ÜS  ff.  Qod  ihr  vermeintlicher  Begae  auf  das  Schicksal  Eine 
hdinerisetl«  Stadi<s.  lünsbrack  1880,  Wagner,  angrez.  von  H.  8t, 
Sedlnajer  ^7 

Cic^Tds  erste  und  zweit«  pbilippttche  Rede.  Fnr  den  Schul^ebraach 
h»»Aiifl»^i'i7*^h*.n  Von  H,  Ä*  Kocb,  2.  AqA*  neu  bearb,  von  A. 
r  '  1879,  Teubner,  angez.  ton  L  P  ramm  er      74 

lJ«jg'  ^  f  SpecinienB  of  EngUab»   Literatare  chrono- 

Icigmitj  nrrnngeti  bf  R.  D.  Breraen  1879,  anglet.  ?on  A,  Brandt    78 

ll«ttii«h«!  Ltteraturzeitung  herausgegeben  Ton  Dr.  Mai  Rö- 
diif#r.  In  2,  3.  Jahrgang.  Berlin  188o,%  Weidmann,  angez. 
Tön  n.  947 

Ml<  "     ^'     Weltjfeschicbte  in  einem  Obersich tlichen.  in  »leb 

nden  ürariss  für  den  Scbalgebraucb.  Tl.  Theil: 
Oc»cinriiir  -i-  i  Welt  naeh  Christus.  12.  Aufl.  Verbessert  und 
Ui  auf  die  neueste  Zeit  fortgesetzt  von  K.  Abicht  Ileidelbf^rg 
1891,  angez.  von  F.  Krones  951 

Ilroreen  H^  \\h*m  und  der  Westen  vor  der  stciliBoben  Expedition. 

Berlin  IHÖ2,  Hertz  566 

Gebbardt  s.  Ti*ätamontnn]  novnni,  Testament  (das  neue). 

Gerber  ding  W.,  D-utscbe  Gedichte.  Zum  Gcbraucho  in  den  Vor- 
acboUn  höherer  l-ehranstalteu  herauBgegeben  von  W.  G,  2.  ver- 
beeaerte  Autl.  B  rtiri  !Rsi,  Weidmann,  angez.  von  A*  Sauer      951 

<iOi#aitif  W.,  Hfl  rammatik.  Nach  %  Rödiger  völlig  am- 

Mrbeitet  und  i^eben   von    E.    Kautzsch.   23,   Anfl. 

LfiffHig  1681,  Vogel.  -  Übungibuch  zu  Gesenius-Kantzsch 
bebritacber  Grammatik,  herausgegeben  von  von  E.  Kantzscb. 
Letpiig  1^^^^    "      I  714 

Osaentna  W  lies  und  chaldäisches  Handwörterbuch  über 

4Aa  alte  'U.^^.iiip  im  9.  viel&cb  umgearb.  Anfl«  von  F^Mfihlau 
and  W,  Volck.  1,  HAlfte  (kj^I*).  Leipzig  1882,  Vogel  950 


0»ldicbnitdt  P., 

grioebiieben  ^. 

A.  Baoer 
llf  iifim  W.,  Ki«inore  Schriften 


n 


UeT 


Ü«r«a)iii  K.  F. 


aus   Livina   mit   Krgäniongen  aus 
2.  Aufl.,  Berlin   1881,   angei.    von 

v.    W.    G.,   heraaagegebDn    von    Q. 

f.  1881/3,  Ütlmmler.  2  Bde. 

mch  für  die  dentdche  Literaturgeechichte  zum 
H  r  ubersten  Classen  der  Gjrmnasien  und  Reatachnlen, 
[He  nenhochdeutecbe  Literatur.  2.  verb.  Aufl.  Gotha 

aneez.  von  A.  Sauer 

Lebrbacb  der  griech.  Antiquitäten,  unter  MitwLr- 


567 


400 


k««f  von  U.  Dmjsen,  A.  Hug,  A.  Müller   und   Th.    Thalheim 
M  Derauigegebeu  von  H.  Blümner  und    W.  Ditten berger 


Privatalterthümer. 
Bltkmner.     FVei- 


iii  vier   Binden.  —   Lehrbuch    der    grieeh. 
I,  Hilft«.  S.   ttrm.  und  verb,  Aufl.    von    fl. 

hm  i.  B.  und  Tubingen  1882,  Mohr  4Chf 

'Bi»rieD»,  a,  Grimm. 
Bolfnieiiter   U.,  Geaehicbte   and    Charakteristik    der   Geologie. 
BtfÜD  ltji8SI.  2.  Bändcthen  'der   deutseben    Bildungswarte*   aee- 
Mlbts  Varfacitfi,  ange>z.  von  F.  Grassauer  953 

JiDi    *     ''     V  ohe  und  die  brandeabargidcb'preuiSifcbe  Ge- 

*  nhange  dargestellt  für  die  mittleren  Cbuaen 
bt  nrn:i   i..  lüaiisLaiLcu.  Mit   i-^  '  '- '  "hicbtatabellcn.   2  Theile. 
B«t11ii  1881.  Weidmann,  au^^^  Krön  es  951 

kAlatrbüchltin.  10  Bündchen.  V.....   .o^l,  Manz,  angez.  von  F. 

Krönet  952 


b^ 


XX 

Stit» 

ICapff  L.  H.,  Hebräisches  Vocabnlariam  in  alphabetischer  Ordnung 
mit  Zusammenstellung  yon  Synonymen,  gleich  und  ähnlich  lau- 
tenden Wörtern  und  analogen  Formen,  nach  dem  Manuscript 
von  L.  H.  K.  bearbeitet  und  herausgegeben  von  L.  Abieiter. 
Leipzig  1881,  Hahn  950 

Kautzsch,  s.  Gesenius. 

Kleinpaul  B.,  Bom  in  Wort  und  Bild.  Eine  Schilderung  der 
ewigen  Stadt  und  der  Campagna,  mit  368  Illustrationen.  Leip- 
zig 1881,  H.  Schmidt  und  K.  Günther,  angez.  von  A,  von  Do- 
maszewski  326 

Leizner  0.  v.,  Illustrierte  Geschichte  des  deutschen  Schriftthums 
in  volksthfimlicher  Darstellung.  Vom  Beginne  des  18.  Jahr- 
hunderts bis  auf  die  neueste  2^eit  Leipzig  und  Berlin  1881, 
Spamer,  angez.  von  H.  La m bei  950 

Mttnch  P.,  Lehrbuch  der  Physik  mit  einem  Anhange:  Die  Grund- 
lehren der  Chemie  und  der  mathematischen  Geographie.  Mit 
319  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen  und  einer  Spectral- 
tafel  in  Farbendruck.  7.  Aufl.  Freiburg  i.  B.  1882,  Herder,  an- 
gez. von  J.  G.  Wallentin  953 

Neu  mann  F.,  Zur  Laut-  und  Flexionslehre  des  Altfranzösischen, 
hauptsächlich  aus  pikardischen  Urkunden  von  Vermandois.  Heü- 
bronn  1878,  Henninger,  ans^ez.  von  J.  U.  Jarnik  716 

NoniuB  Marcellus,  s.  Anecdota  Ozoniensia. 

Normann  F.  B.,  Theoretische. und  praktische  englische  Conversa- 
tion^rammatik.  Wien  1878,  angez.  von  A.  Brand  1  77 

Pökel  W.,  Philologisches  Schriftstellerlezikon.  Leipzig  1881,  Krüger  154 

Postgate,  s.  Transactions  of  the  Cambridge  Philological  Societv. 

Pütz  W.,  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  vergleichenden  £ra- 
beschreibung  für  die  unteren  und  mittleren  Classen  höherer 
Lehranstalten.  18.  verb.  Aufl.,  bearb,  von  F.  Behr.  Freiburg  i. 
B.  1881,  Herder,  angez.  von  F.  Grassauer  78 

Bitter  0.,  Englisches  Lesebuch  für  Töchterschulen.  2.  Aufl.  Berlin 
1877,  angez.  von  A.  Brandl  78 

Sammlung  französ,  und  englischer  Schriftsteller  mit  deutschen 
Anmerkungen.  Berlin  18^/2,  Weidmann  954 

Schmidt  B.,  Englische  Schulgrammatik  in  kürzerer  Fassung.  Berlin 
1876,  Haude  und  Spener,  angez.  von  A.  Brandl  76 

Schmidt  £.,  Übungsbeispiele  zur  Einübung  der  englischen  Syntax. 
Berlin  1878,  Haude  und  Spener,  angez,  von  A.  Brandl  77 

Seh lie mann  H.,  Reise  in  der  Troas  im  Mai  1881.  Leipzig  1881, 
Brockhaus  714 

Stein  H.  K.,  Handbuch  der  Geschichte  für  die  oberen  Classen.  II. 
Band.  Das  Mittelalter.  2.  verb.  Aufl.  Paderborn  1881,  Schöningh, 
angez.  von  F.  Krön  es  952 

Stephan  £.,  Poesie  und  Prosa  oder  375  Gedichte  als  Aufsatz- 
übungen. Breslau  1880,  Görlich,  angez.  von  K.  Stejskal  75 

Stier  G.,  Kurzgefasste  hebräische  Grammatik  für  Gymnasien.  Leip- 
zig 1881,  Teubner  715 

Testament  (das  neue)  griechisch  nach  Tischendorfs  letzter  Beoen- 
sion  und  deutsch  nach  dem  revidierten  Lutiiertext  mit  Angabe 
abweichender  Lesarten  beider  Texte  und  ausffewählter  Parallel- 
stellen beider  Texte  herausg.  von  0.  v.  Gebnardt.  Stereotyp- 
ausgabe. Leipzig  1881,  Tauchnitz  401 

Testamentum  no vum  ff raece  recensionis  Tischendorflanae  ultimae. 
textum  cum  Trecelfiano  et  Westcottio-Hortiano  contulit  et 
brevi  adnotatione  critica  additisoue  locis  parallelis  illustravit 
0.  de  Gebhardt  ed.  ster.  ex  off.  Bemhardi  Tauchnitz,  Lip- 
siae   1881  401 


XXI 


Stilt 

Triaiactiotis  of  tbo  C&mbridge  Philological  Society. 
Vol  l  from  1872  to  1880.  Witb  introductory  ßssays,  Rewiews 
and  Appendix  edited  by  J.  F.  Poit^ate^London  186L  Trflbner  OiB 

f  uzDÜri  tLn  Tropen  Qod  Figuren  nebst  einer  knrzgefassten  deat^cbon 
Metrik,  Prag  lö81t  Dominikus,  angez.  von  F.  Pro  sc  b  715 

UrUebs  L,  ?on,  Die  Scblacbt  am  Berge  Granpiati.  Eine  epigra- 
pMtcbe  Studie.  15.  Progr,  zur  Stiftungsfeier  des  von  Wagner- 
»eben  KunAtinstitutes.  W ürsburg  1882^  in  ComoiiB^ion  der  Sta^ 
htrscben  Bucb-  und  Konstbaodlung,  angei.  tan  L  P  ramm  er  881 

Voieo  C.  H.,  Kurze  Anleitung  zum  Erlernen  der  hebraUcben  Spracbe 
fQr  Gymnasien  und  fdr  das  ^clbststudiamf  neu  bearb,  und  her^ 
aufgegeben  Ton  F.  Kaulen.  Freibnrg  i.  B.  1881,  Herder  715 

Weiier  £.,  Bilderatlaa  zar  Welt^esL^biebte  nach  Kunstwerken  alter 
«14  neuer  Zeit.  2.  verb.  AuÖ.  Situttgart  1881,  Steff,  angei.  Ton 
A.  TOD  DouaszewBki  S99 

W«rn*r  C,  Metrik  und  Poetik.  Zum  Gebrauch  fiir  Lehrer  und 
Sobtler  an  höheren  Unterrieb tsanstalten  und  zum  Selbststudium 
bairb.  ?on  C.  W.  Leip&ig  1880,  Neu  mann,  angez.  ?on  K.  ä  te  j  s  k  al    75 

Witmann  A.,  Englische  Bibliothek  herauseegeben  von  A.  W. 
Vier  Bandeben:  Biographien  berühmter  Münner.  Gotha  1879, 
a&gez,  ron  A.  Brandl  78 


P  r  0  g  r  a  m  m  e  n  s  c  h  a  u. 

^Fm  Ober  die  28.  Ode  im  h  Bache   des   Uoraz.    Progr.  des 
Gymn.  in  Patschkan  1881,  anget.  von  0.  Keller 
Baczakiewiez  F^  Herders  pädagogische  Grandaätze.   Progr«   des 

Oymn,  in  Jaslo  187^,  angcz,  toh  J,  Pokorny 
ItftroA  J.>  De  Q.  Uoratii  Flacci  epistnla  1,  18  quaestioncuta  crttlca. 
ProfT.  de«  Uymn.  in  Sambor  1881,  angez.  ron  0.  Keller 
rim  E*,  Sprachliche  Studien  za  den   Satiren   des    Uoraz.    Progr. 


722 
405 
721 


Barim 

dm  Gymii.  in  Linz  1879,  angei.  ton  0.  Keiler  719 

Bayerl  B,,  Zur  Gcscbicbte  des  k.  k.  Gymnasinraa  in   Pilsen  (IlL) 

Pro^.  des   deutacbcn   Gymn.    in    Pilsen    1879,   angez.    von    J. 

Nahrhaft  954 

Btnedict  A.,  Ober  eine  mittelbocMeutsche  Übersetzang  der  Me- 

ditatiouett  dea  b.  Augustinus,  Progr.  der  deutschen   Staatsreal^ 

Kbule  in  Karoliuentbal  bei  Prag  1879,  angez.  von  F.  Khnll  404 
BUrmann  Q.,  Gesobichte  des  Gymnasiums  der  Kleinseite  in  Prag. 

Progr.  dea  Gymn.  auf  der  Kleinseito  in  Prag  1880,  angez.  ron 

i.  Nahrhaft  954 

Brlnick^  L.,  Aus  der  griechiachen  Lyrik.    Aus  Sophokles    Philo- 

kitiea  rr.  1—390.  (eechiich).  Progr.  des  6echischen   Gymn*   in 

PiUen  1H81,  angez.  von  J.  Kril  727 

Ftoet'       '^'   '         lö  Difersis  de  Quartigiani^  Lucensis  Sitos  ae- 

di^  f  et  laudabilium  consuetudinnm  inelytae  ciri- 

täiia  Jv»^u0ii  ^u  ipdus   senatum    deseriptionem    ed.    B.    Progr. 

4m  Gymn.  in  Zara  1881,  angez.  von  J.  Losertb  478 

Biirgbaai«T  J^  Geschichte  des  Basler  Friedens  (1795).  Progr.  der 

veraiji^gteii  Communal-Miitelscbulen  zu  Komotau  1879,    angez. 

viii  J.  Loserth  80 

Cttmafe  K.^  Vergleichnng  der  Eurimdcischen   Ipbigenie  in  Aulia 

mit  ikm  gleichnamigen  Drama  Racines   (Secbiscn).    Progr.  dea 

Oj  u-BydIav  1H80.  angez.  von  J.  Kril  726 

Co  m  p  1  iopbancs  &ls  Kritiker  des  Eunpides  in  den  FrÖaeben. 

letctii^cü^*  rrogr.  d«a  Gymn.  in  Neu-Byd4oT  1881,   anget,  von 


XXII 

Seite 

Döitl  J.,  Neue  merkwürdig^  Ponkte  des  Dreieckes.  Progr.  des 
fürsterzbiscböflichen  PrivatffjmD.  Collegium  Borromaeam  in 
Salzbarg  1880,  angez.  ron  J.  G.  Wallentin  235 

Donemi  11  er  N.,  Der  Kömerzng  Ruprechts  von  der  Pfalz  und  dessen 
Verhältnis  zn  Österreich,  insbesondere  zu  Herzog  I^ieopold.  Progr. 
des  Gymn.  in  Radolfswert  1881,  angez.  von  J.  Loserth  477 

Fietz  A.,  Gedicht  yom  heil.  Kreuz  yon  Heinrich  ron  Freiberg. 
Proer.  des  Gymn.  in  Cilli  1881,  angez.  von  F.  Kh all  403 

Fritz  A.,  Zur  Frage  der  Verwertung  der  Etymologie  in  der  Schule. 
Progr.  des  n.>9.  Landes  Real-  und  Obergjmn.  in  Hom  1881, 
angez.  von  J.  Rappoid  791 

Gar  bari  V.,  Lk  dima  Commedia  di  Dante  e  1  superbi  nel  Purga- 
torio.  Progr.  des  Gymn.  in  Trient  1881,  angez.  von  A.  Mayr    156 

Geoelin  T.,  La  sooiät^  fran9aise  au  dix-septi^me  siäcle  d' apr^ 
les  oom^dies  de  Moli^re  par  P.  G.  Progr.  der  Oberrealschule  in 
Triest  1881,  angez.  yon  A.  Mayr  728 

Groß  H.,  Deutschlands  Schriftstellerinnen  und  Dichterinnen,  eine 
literarhistorische  Skizze.  2  Theile.  Progr.  des  k.  k.  Gymn.  in 
Triest  1880/81,  angez.  von  F.  Presch  160 

Gschwandner  S.,  'Erinnerung*.  Progr.  des  Gymn.  zu  den  Schotten 
in  Wien  1880,  angez.  yon  J.  Nahrhaft  956 

Hann  F.  G.,  Über  Fichtes  Kritik  aller  Offenbarung.  Progr.  des 
Gymn.  in  Villach  1879,  angez.  von  J.  Pokorny  405 

Hann  F.  G.,  Über  Amalrich  von  Bonn  und  David  von  Dinant. 
Progr.  des  Gymn.  in  Villach  1881,  angez.  von  J.  Loser tli        407 

Havelka  J.,  Von  den  Geschichtsquellen  unserer  Monarchie  bis  zu 
Ende  des  15.  Jahrhunderts  ,*  2.  Theil  (Sechisch).  Progr.  des  slav. 
Gymn.  in  Olmütz  1881,  angez.  von  J.  Loserth  407 

Höfler  A.,  Über  die  formelle  Behandlung  der  Lehre  von  den  Fol- 
gerungen. Progr.  des  Mariahilfer  Communal  Real-  und  Ober- 
gymn.  1879,  angez.  von  J.  Pokorny  406 

Hüttemann  Dr.,  Die  Poesie  der  Oedipussage.  Erster  Theil.  Progr. 
des  Lyceums  zu  Straßburg  1880,  angez.  von  F.  Schubert  789 

Kämmerling,  Die  Geschichte  der  Stadt  Freiberg.  Progr.  des 
Gymn.  in  Mährisch-Freibcrg  1880,  angez.  von  J.  Loserth         160 

Kalousek  J.,  Über  die  Geschiclite  des  Kelches  in  der  vorhusitischen 
Zeit  ((echisch).  Progr.  des  städt.  Real-  und  Obergymn.  in  Prag 
1881,  angez.  von  J.  Loserth  477 

K bull  F.,  Die  Stadtgesetze  von  Eger  aus  den  Jahren  1352—1460. 
Jahresber.  des  11.  Gymn.  in  Graz  1881,  an^ez.  von  F.  Pro  seil  159 

Kindelmann  Th.,  Der  philosophische  Inhalt  des  Mythus  in  Pia- 
tons  Phaedrus,  dargelegt  mit  Rücksicht  auf  seine  Seelenlehre. 
Progr.  des  Gymn.  in  Kremsier  1881,  angez.  von  H.  Löwner     724 

KonSinsky  J.,  Übersetzung  des  Oedipus  auf  Kolonos  v.  1—509 
(Sechisch).  Programm  des  Gymn.  m  Königgrätz  1880,  angez. 
von  J.  Kril  727 

Krystfifek  J.  M.,  Über  die  kriegerische  Th&tigkeit  des  östcrr. 
Feldmarschalis  Fürsten  Karl  Philipp  Schwarzenberg  auf  fran- 
zösischem Boden  (£echisch).  Progr.  des  ^chischen  Gymn.  in 
Budweis  1879,  angez.  von  J.  Loserth  479 

KubiSta  J.,  Zur  Lehre  des  Magister  Johann  Hus.  Progr.  des 
deutschen  Gyn^.  in  Budweis  1881,  angez.  von  J.  Loserth  477 

Kunz  £.,  Kurzer  Überblick  der  philosophischen  Ansichten  über  das 
Wesen  der  Seele.  Progr.  des  Gymn.  in  Salzburg  1880,  angez. 
von  J.  Pokorny  79 

Lukas  G.,  das  häusliclie  Leben  in  Athen  zu  den  Zeiten  des  Aristo- 
phanes  auf  Grund  der  in  den  Komödien  des  Dichters  gegebenen 


ixni 


9«iU 


Andtfutungen.  2.  Abth.  Progr,  dea   Gymn,   in    W^idenan   1881, 
maget,  Ton  K.  Uoliinger  40<} 

Maad«    J«,   Freistadts  HADdeU^esohicIite  und  Uandel&lebem  Progr» 
des  Gymn.  au  Freistadt  in   Oberöfiterr^ich    lÖÖl,   angei*   von 


in 


J,  Losertb 
Hacb  F..  Ober  den  Zweckbegriff.  2,  Theil   Progr.   des   Gymn, 

Saab  1879,  angex.  ¥on  .T.  Pokorny 
llannl  0.,  Aas  dem  Manuale  des  Pilsner  ßürgermeisteramtea    von 

1G04-16IO.  Mit  Ergänzungen  aus  Tanners  Chronik  fon  Pilsen, 

Progr.  des  dentschen   Gymn,   in    Pilaen    1881,   angez»   Ton   J. 

Loßerth 
Majrr  A.»  Di©  Haupter  des  schwäbischen  Dichterbundes,  L  Ludwig 

Uhland.  Progr.  des  Comrounal  -  Obergymn.   in   Komotan    1881, 

angex*  von  P,  Pro^ch 
M«rwart  K,p  Die  Verbaldexion  in   den   Qaatre  Livres   des   Bois, 

Progr.  der  k,  k.  Unterrealschnle  in  der  Leopoldttadt  1880,  an- 

ge«.  von  J.  U.  Jarnik 
Miltner  J.  B.»  Di©  alten  Gemälde  anf  den  Häusern  zu  Prachatits 

beacbrioben  (^ecbiach).    Progr.  des  Gytnn.    in  Koniggrutz  1881, 

aoget.  Ton /.  L  0  8  e  r  i  h 
HU8cne   A.,    Über  Päychophrsik  im   allgemeinen    und  einige  be- 

fondere  Leistangen  derselben.  Progr.  ^dea  Gymn.   in   Innsbruck 

1879,  anges.  von  J.  Pokorny 
Pawel  J.,  Neue  Beitrage  zu  Klopstocks  Messiaa  (Apostroph,  Hiatus 

nnd  Alliteration).  Progr.  der  uberrealschule  and  de»  fJntergymn. 

in  der  Josephstailt  in  Wien  1881,  angez.  von  F.  Pro  seh 
Petolek  R.,  De  scholiorum  Bernensium  origine  et  auctoribut,  ar- 

goraento  et  indole.  Progr.  dei  Realgymn.  in  Serajewo  1881,  an- 

ftt.  TOP  F.  8nß 
Pate  lenz  K.  X,  Konrads  von   Wtlrzburg  Leben,   Bedeatung   and 

ätndium.    Progr.  des  ObergTron.   zu    St    Hyacinth    in  Krakau 

1881,  atiüpez.  von  F.  Prosen 
Ftlfchar  M.,  De  Horatii  puesi   lyrica  IL    Progr.  dee  Gymn,  in 

Teichen  1881.  angca.  von  0.  Keller 
Bieger  K.,    Die  Immunitatsprivilegien   der  Kaiser  aus  dem  säeb- 

ilieh«4i  Hatiftft  fUr  Italienische  Biathümer.    Eine  kritische   Vor- 

ttiiv!       "         das  Franz-Josephgymn.   in  Wien  1881,  anges.  von 

J.  I 
Reiner  j  ,  l  wr  Wärmeleitung  und  die   Methoden  das  Wännelei- 

Iftii^mnndgeii  der  Körper  lu  beslimmeo.    Progr.   d«<r  Landes* 

obcrreabchale  in  Wienef-Nettstodt  1880,  angez,  von  J.  G.  Wal- 

leniin 
simek  J.,  Über  die  pädagogische  Bedeutung  historischer  Parall ölen 

Ikchtsoh).    Progr.  des  Gymn,  in  Leitomiaohl  1881^  anget.  Ton 

J    L  n  ^  e  r  t  h 
8c  ^  Der  «rziebende  Unterricht  der   Religionslehre  in  der 

mit».  IL  TheiL  Progr*  des  Gynin.  i\i  VVaidhofen  a.  der 

ILiÄja  187^,  angez.  von  J.  Nahrhaft 
dchnchter  J.,  Herbart  und  die  Psychologie  an   den  Österr.  Gym* 

naaietu  Progr.  den  btschofl.  Knabe nseminars  der  Diöcese  Briien 

28B0I,  iDffez.  Ton  J,  Pokorny 
SnkljeR,  STnr  Geschichte  der  Septem bcreiffnisse  de«  Jahres  1792(1. 

Tneil).  Pit»gr.  d^  Gymn.  zu  Wiener  Neustadt  1880,  angez.  von 

J.  Loser tn 
9«1ivab  K.,  Daa  Schulhaoa  d«f  MarUhiHcr   CommunahReal*  und 

Obtrgymn.    in  «einer  naoen  Qeeialt    Prugr.  des  gen.    Gymn. 

Wien  18H0,  angea.  von  J.  Kabrbaft 


477 
405 


478 


404 


326 


478 


79 


405 


154 


159 
7)9 


^1 


407 


479 


9Ö6 


8Ü 


80 


95C 


XXIV 

Seite 

Stampfer  C,  Begens  Gottfr.  Partscher.  Progr.  des  Gymn. in  Heran 
1^,  angez.  von  J.  Nahrhaft  956 

Steiner  J.,  Über  Ziel,  Ans  wähl  und  Einrichtung  der  Hdrazlectttre. 
Progr.  des  Mariahilfer  Commnnal  Beal-  and  Obergjmn.  in  Wien 
1881,  angez.  von  0.  Keller  and  J.  Bappold  724,  790 

Steiner  W.,  Zar  Geschichte  der  Ablaatfrage  in  der  deutschen 
Grammatik.  Progr.  der  griecb.-orient.  Oberrealschale  in  Cser- 
nowits  1881,  angez.  von  F.  E ha  11  403 

Strnad  J..  Begesten  geistlicher  Urkunden,  die  sich  auf  die  Stadt 
Pilsen  beziehen  (Sechisch).  Progr.  des  Sechischen  Real-Obergymn. 
in  Pilsen  1881«  angez.  von  J.  Loserth  478 

Strobl  J.,  Die  Städte  Krems  und  Stein  im  Mittelalter.  Ein  Bei- 
trag zur  Geschichte  der  beiden  Städte,  mit  Beilagen  von  Ur- 
kunden aus  dem  Kremser  Stadtarchive.  Progr.  der  Landesober- 
realschule in  Krems  1881,  aneez.  von  J.  Loserth  407 

Stronner  F.,  Verwaltangszustand  Österreichs  im  December  1621. 
Progr.  des  Beal-  und  Obergymn.  in  Ungarisch -Hradisch  1881, 
angez.  von  J.  Loserth  478 

Süß  FT,  Zweck  und  Methode  des  altsprachlichen  Unterrichtes  am 
Gymnasium.  Progr.  des  Beal-  und  Obergymn.  in  St.  Pdlten  1881, 
anges.  von  J.  Bappold  729 

Ttesohlavj^  J.,  Über  wirkliche  und  vermeintliche  Widersprftche 
im  ersten  Gesänge  von  Vergils  AeneisfSeohisch).  Progr.  des  akad. 
Gymn.  in  Prag  1881,  angez.  von  J.  Kr 41  725 

Viravsk;^  A.,  Über  die  Metapher  bei  Homer  und  Apollonios  von 
Bhodo8(6echiBch).  Progr.  des  Gymn.  in  Taus  1879/80,  angez. 
von  J.  Kral  726 

ViSnäk  F.,  Übersetzungsprobe  aus  Sophokles*  Oedipus  auf  Kolonos 
V.  1  -  509  (Sechisch).  Progr.  des  slav.  Gymn.  in  brftnn  1880,  an- 
gez. von  J.  Kräl  727 

Vogel  H.,  Das  phonetisch-etymolo^^ische  Element  in  der  .deutschen 
Sprache.  Ein  Beitrag  zur  Genesis  der  Sprache.  Progr.  der  Ober- 
realschule in  III.  Bezirke  von  Wien  1881,  angez.  von  F.  Presch  158 

Wachlowski  A.,  Über  das  Badiometer.  Progr.  des  Gymn.  in  Czer- 
nowitz  1880,  angez.  von  J.  G.  Wall  entin  157 

Wallner  J.,  Einleitung  zur  Geschichte  des  Gymnasiums  in  Iglau. 
Pro«,  des  Gymn.  in  Iglau  1880,  angez.  von  J.  Nahrhaft       955 

Walz  M.,  Gardl  von  dem  blüenden  tal.  Progr.  des  akad.  Gymn.  in 
Wien  1881,  angez.  von  F.  Presch  159 

Weingartner  L.,  Die  von  L.  Bock  aufgestellten  Kategorien  des 
Conjunctivs  im  Mittelhochdeutschen  untersucht  an  Hartmann 
von  Aue.  Progr.  des  Gymn.  in  Troppau  1881,  angez.  von  F. 
Frosch  158 

Zukal  J.,  Aus  der  Troppauer  Museumsbibliothek.  Progr.  der  Ober- 
realschule in  Troppau  1881,  angez.  von  F.  Presch  159 

Zeehe  A.,  Anastasius  Grüns  Schutt.  Progr.  des  Gymn.  in  Laibach 
1881,  angez.  von  F.  Pro Bch  160 

Lehrbücher,  Lehrmittel  235,  479,  792,  882,  956 


Fünfte  Abtheilong. 

Verordnungefit  Erlässe,  Fersonalstatisiik, 

Gesetz  vom  18.  Mai  1881,  betreffend  die  Pensionsbehandlung  der 
Professoren  an  der  theologischen  Facultät  der  Universität  in 
Krakau  237 

Verordnung  des  Gesammtministeriums  vom  11.  Januar  1882,  betref- 
fend eine  Änderung  in  dem  Schema  für  die  Bemessung  der  Ac- 
tivitatszulagen  der  Staatsbeamten  237 


ftlr  a  ontl  ü,  vom  9.  Mai  lö82,  Z.  imi,  ad  diö 
HriUnniUicber  rechte  and  staatewissenschaftlicher  Fa* 
eolt&ttö.  betreffeud  tUc  Imiuairiculation  roa  Stadiereaden,  die 
Cisleithatiieij  angeliören,  an  ejnor  Universität  der  im  Reichß* 
ntb«  ftfiretent^o  Kdui^^dche  and  Länder  aaf  Grund  eines  Ab- 
giignfugniiBes  der  A^amer  Unifervität  4Sa 

au  de»  Min.  für  C\  tind  U.  yom  14  Mai  1882,  Z.  7926,  betref- 
fead  den  Vorg^an^  bei  Vorlage  der  statisiiscben  Jahreflaosweise 
Aber  die  UniTersttiten«  die  aa0er  dem  Verbände  einer  Hocb* 
Khak  stehenden  theologiscben  Facaltüten,  die  techniscben  Uocb- 
lebukn  and  die  Hocbechule  für  Bodeneultur  4S3 

QcMte  Ton  28.  Februar  1882,  betreffend  die  k.  k.  Karl  Ferdinands- 

ÜAir.  in  ¥ng  48$ 

KrlaM  de«  Min.  fttr  C.  und  U.  vom  22.  November  1881,  Z,  18101. 
betrtffeiid  die  Bebandlnag  einiger  Stipendienfragen  an  Mittel* 
•ebnkii  4di 

trlMB  Am  Min.  fUr  C.  und  U.  vom  18.  Jannar  1882,  Z.  941,  betref- 
fend die  Behandlung  von  Stipendien  bei  Zöglingen  der  Clericalae- 
rainarien  484 

des  Min.  f^r  C  nnd  U.  vom  l,  Februar  1882,  Z.  17i)7,  betreff 
fend  die  Au^folgung  von  Stipendien  raten  bei  Stipendien,  deren 
QcnuM  Ober  die  Studienfeit  hinaus  zum  Zwecke  der  Erlangung 
dea  Do<torgr«dei  oder  des  Diplomes  an  einer  Hocbscbule,  be- 
titbentlich  der  Lehrbefähigung  für  das  Lebramt  an  Mittel- 
e^nltn  lugestanden  ist  484 

d«  Mm.  frir  r.  «md  ü.  vom  3.  Juni  1882,  Z.  0867,  betref- 
fend die  V<  eines  glcicbartigen  Zengnispapieres  sum 
Brudte  der  -              jJiisforroularien  797 

dee  Min.  für  C  und  U.  vom  13.  Juni  1882,  Z,  7155,  an  das 
Beetormt  d^r  k.  k.  Hochschule  für  Bodeneultur,  betreffend  die 
de»    A^'  ri    des    laufenden   Studienjahres    und  Mhereu 

Sindicr  '    Hochschule    hinsichtlich    der    ersten    Staats» 

prftfuag  zugestandenen  Erleichterungen  797 

VfT«rta»f  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  20.  Juni  1882,  Z,  10153, 
bttrtiKnd  die  snliiaige  Verwendungsdaner  der  Assistenten  an 
iv^  fewttrblichen  Lehranstalten  797 

^  Ui  dM  Finanxminist  vom  23.    Juni    1882.   Z.  17211,   betreffend 
f'  dS«  BUmptilbebaQdlnng  der  Maturitat£pnlfangasengnisae  797 

IImi  de«  Mm.  für  a  und  U.  vom  29.  Juni  1882,  Z.  75a  betreffend 
i^c  ans  Anlas»  der  Activierun^  der  Universität  mit  bdbmiBchor 
Toiingssprache  in  Prag  erforderlicben  Bestimmungen  über  Ab- 

Sng  der  theoretischen  Staatsprüfungen  in  dentscner  und  bdh- 
tber  Sprache  797 

des  Min.  für  C.  und  Ü.  vom  30.  Juni  1882.   Z,  10119, 

nd  die  Verleihung  von  Staatsetinendieu  an  Zöglinge  der 

Lelinrbildung»anbtalten,  welche  Ausländer  sind  798 

EriM  de«  Min.  mr  C.  und  U,  vom  16.  Juli  1882,  Z.  9642,  betref- 
fend di^  V. . ...i.M..,.r  ,^iQes  ^eburtsbilüicben  Operation sinstituti» 

ao  dar  der  Univ.  in  Wien  798 

Mm  dea  IL...  ....  il  U.  vom  3L  August  1882,  Z.  885,  womit 

aiti  Anlaaif  der  Activi«^rang  der  Univ.  mit  böhmischer  Vortrags- 
spratlie  tn  Prag  Dcstimmnn^rön  2ur  Ordnung  des  Übergangssu- 
naiides  und  sur  Heg» '  :er  die  Verhältnisse   der    beiden 

hl  Pnf  bestebaaden  l  «^ten  betreffenden  Fragen  getrof- 

fen werden  798 

Un»  Am  Min  für  a  und  ü.  vom  12  Oet  1883,  Z.  13261,  betref- 
fend die  Verwendung  eines  neuen  Formulares  für  die  statittv 
Hacbwfitung  der  Uieotog.  Lebianstalten  900 

c 


XXVI 

Seite 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  Vom  14.  Nov.  1882,  Z.  19324,  betref- 
fend die  an  der  philosophischen  Facnltät  der  böhmischen  Uni- 
versitfit  in  Prag  abzuhaltenden  naturhistorischen  Vorprüfungen 
der  Mediciner  %0 

Erlass  des  Min.  fOr  C.  und  U.  vom  24.  Noy.  1882,  Z.  20151,  be- 
treffend die  Ertheilung  des  Unterrichtes  in  den  freien  Gegen- 
ständen an  den  Mittelschulen  des  Staates  960 

Verordnung  des  Min.  für  C  und  U.  vom  28.  Nov.  1882,  Z.  20416, 
betreffend  die  Lehrfächervertheilung  und  das  Aui^^abenwesen 
an  den  Gymnasien  und  Realschulen  961 

Erlass  des  Min.  für  C  und  U.  vom  1.  December  1882,  Z.  19354,  be- 
treffend die  Ausdehnung  der  Bestimmungen  des  Min.-Erl.  vom 
13.  Juni  1882,  Z.  7155  auf  die  gegenwärtigen  Studierenden  des 
V.  Semesters  jener  Hochschule  961 

Errichtung  von  neuen  Mittelschulen:  Drittes  Staats^ymn.  in  Kra- 
le au  (962),  üntergymn.  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  in 
Kremsier  und  Smichov  bei  Prag  (962) 

Erweiterung :  Communaluntergymn .zu  Hohenmauth  (799), Staata- 
gymn.  m  Weißkirchen  (962) 

Übernahme  von  Communalschulen  in  die  Verwaltung  des  Staates: 
Communal-Bealschule  in  £  1  b  o  g  e  n  (962) 

Offentlichkeitsrecht verliehen:  Privatuntergymn.  des  F.  Meizner, 
Privatunterrealschulen  des  A.  Weisser  und  B.  Speneder  in 
Wien  (799) 

Anerkennung  der  Reciprocität  in  Betreff  der  Dienstesbehandlung  der 
Directoren  und  Lehrer:  Realschule  in  Mährisch-Ostrau       (484) 

Genehmigung  von  Schulen:  Handelslehranstalten  zu  Linz  und 
Krakau  (799) 

Personal-  und  Schulnotizen. 

Emennunfifen  237,  484,  799,  884,  %2 

Geprüfte  Lehramtscandidaten  238,  806,  963 

Auszeichnungen  239,  487,  807,  886,  966 

Nekrologie  239,  488,  886.  967 

Entgegnung  von  A.  Erichenbauer  Heft  2  (als  Beilage). 
Erwiderung  von  A.  Rzach  160 

Entgegnung  von  E.  J.  Schröer  241 

Erwiderung  von  R.  M.  Werner  245 

Erklärung  von  Heinrich  S  c  h  e  n  k  1  245 

Entgegnung  von  H.  Groß  327 

Erwiderung  von  F.  Presch  328 

Erwiderung  auf  Heinrich  Schenkls  Erklärung  von  Max  Niemeyer  409 
Antwort  auf  die  Erwiderung  von  M.   Niemeyer.    Von  Heinrich 

Schenkl  409 

Entgegnung  von  E.  Oehlmann  568 

Erwiderung  von  J.  Ptaschnik  570 

Entgegnung  von  F.  Mach  570 

Erklärung  von  F.  Weihrich  809 

Abfertigung  der  Anzeige  von  Dr.  Sauer  S.  456  ff.  von  H.  Düntzer  889 
Erwiderung  von  A.  Sauer  890 

Aufruf  zur  Stiftung  einer  Gedenktafel  für  G.  Bernhardy  410 

Bekanntmachung  die  27.  Versammlung  deutscher  Philologen  und 

Schulmänner  betreffend  970 

Mittheilung  betreffend  das  von  Prof.  E.  Fei ch tinger herausgege- 

benene  Fragebüchlein  der  lateinischen  Syntax  970 

Berichtigungen  810 


Erste  Abtheilung. 

Abhandlungen* 


Zur  Caesura  xa%a  f^Uoy  r^aj^aZoy  im  Lateiaischeo. 

Es  gind  Jahre  verÜoBseiiy  seit  ich  aiilasslicli  einer  amfassen« 
Ltctüre  römischer  Dichter  beiläufig  auch  mein  Augenmerk  äuI 
I  tOgVDannte  Caesura  xcttä  r^hav  %^%€uov  richtete,  die  ich  nach 
'Htm  Gefühl,  d.  h.  nach  den  ursprünglichen  fragmentarischen  Ein- 
ackio  als  etwas  relativ  seltenes  im  Lateinischen  voraussetzen  zu 
nrftn  glaubte.  So  wenig  ich  nun  das  für  ein  besonderes  Eigenthum 
ivtue»  Empfindens  hielt,  so  anziehend  war  mir  die  Sache  als  solche 
en  jener  vennutheten  Seltenheit.  Ich  verfolgte  also  diesen  Öe- 
KDstand  und  fand  meine  Erwartung  durchaus  bestätigt  Oa  ich  aber 
iQQächst  nur  eine  Befriedigung  persönlicher  Neugier  erblickte, 
I  hgte  ich  die  Sache  ad  acta.  So  ruhte  sie  geraume  Zeit,  bis  eine 
Ijge  Anregung  mich  bestimmte,  auf  Altes  zurucktukommsa  und 
Beobachtungen  und  Erfahrungen,  denen  ich  seitdem  einigen 
Ftrili  beilegen  lernte,  im  vorliegenden  Aufsatze  mitzutheilen. 

Diese  Anregung  gab  eine  gelegentlich  hingeworfene  Bemer- 
TOn  B.  Behrens  in  den  neuen  Jahrbüchern  für  Philologie 
Paedigogik,  1881,  Heft  VI,  S.  409,  welche  Bemerkring  wohl 
dem«  der  mit  dieser  Angelegenheit  vertraut  ist,  auffallen  dürfte, 
lein  Interesse  aber  ganz  besonders  in  Anspruch  nahm. 
Anschliessend  an  Properz 

n^  3$,    9    cum  te  iu&üii  habere  paellam  comua  Inno 
nr,    5,  ^    non  me  moribu»  illa,  sed  herbta  improba  vicit 

Bihrens,  dass  ihm  diese  zwei  Verse  von  jeher  wegen  ihres 
hltkcDus  verdachtig  gewesen  seien,  uud  dass  ihm  nunmehr  seine 
'  Am  Bau  und  die  Caesuren  des  lateinischen  Hexameters  gerich- 
I  SpecialtinterBnchungen  ergeben  hatten,  dass  Properz  jene  Verse 
kt  io  geschrieben  habe.  Darauf  thotlt  ßihrens  das  Resultat  jeuer 
dalunterhuchungen  einstweilen  sammarisch  mit  und  zwar  in  fol« 
den  Worten : 

,Die  Caesura  xara  jqUov  t^oxaüüv  ist  nur  eine  griechischen 
^Terbfldtm  entnommene  Erfindung  späterer  Granunatiker:  eiu  UW\- 


2    Zur  Caesnra  xard  xqlxov  tqoxoiov  im  Lateinischen.  Von  J,  Walter. 

nischer  Hexameter,  der  bloss  diesen  and  keinen  andern  Einschnitt 
hat,  ist  seit  Catolls  nnd  seiner  Genossen  Zeit  ein  Unding"« 

Nach  dieser  Erklärung  citiert  Bährens  probehalber  die  Augu- 
steischen Elegiker  und  betont,  dass  bei  Tibnll  sich  kein  einziger 
Fall  mit  bloss  trochäischer  Caesur  im  dritten  Fuss  vorfinde ;  bei  Ovid 
ein  einziger,  A.  A.  I,  293 : 

illum  Gnosiadesqae  Cydoneaeqae  ia?encae 
welcher  Vers  auch  sofort  der  Emendation  unterzogen  wird  auf  Orund 
eines  besseren  handschriftlichen  Apparates  mit  Tilgung  des  que 
und  mit  postulierter  Verlängerung  der  ersten  Silbe  in  Gjdoneus.  Er 
lautet  demnach  jetzt: 

illum  Gnosiades  Cjdoneaeque  iu?encae. 
Dann  ändert  Bährens  den  citierten  Vers  des  Properz  ^cum  te  iuBsit 
habere  puellam  comua  Inno"  und  schreibt: 

cum  iussit  te  habere  puellam  cornua  Inno 
und  beruft  sich  hinsichtlich  des  Hiatus  auf  Luc.  MfQler  De  re 
metrica.  Hiemit  erhält  der  Yers  sein  „erstes  Bequisit,  eine  Caesur'' 
und  zwar  die  semitemaria,  die  unter  Hinweis  auf  m,  31,  27  und 
auf  den  Umstand,  dass  es  viele  derartige  Fälle  gebe,  fOr  allein  zu- 
reichend erkläi-t  wird. 

Die  Heilung  des  zweiten  Verses  von  Properz  „non  me  mori- 
bus  illa,  sed  herbis  improba  vicit'*  findet  Bährens  schwierig  und  will 
sie  der  Geschicklichkeit  eines  andern  überlassen.  Hingegen  wird 
ein  dritter  und  letzter  Vers  des  Properz,  der  in  die  gleiche  Kate- 
gorie von  Hexametern  mit  bloss  troch.  Einschnitt  im  dritten  Fuas 
geh&rt,  nämlich: 

V,  7,  41    et  graviora  rependit  iniqais  penaa  quasiUis 
auf  Grund  eines  bessern  Apparates  ebenfalls  geändei-t,  und  zwar  eo : 

et  graviora  iniangit  (affondit)  iniqais  pensa  quaülliB. 
Ausserdem  wird  S.  400  der  von  Luc.  Müller  wegen  seines  Rhyth- 
mus getadelte  Vers  des  Horaz,  Epist.  I,  9,  4 : 

dignum  mente  domoque  legentis  honesta  Neronis 
zunächst  gegen  die  Empfindsamkeit  Luc.  Mullers  unter  Beiziehung 
etlicher  Stellen  aus  Horaz  einigermassen  in  Schutz  genommen,  aber, 
da  man  angeblich  bisher  eine  Hauptsache  übersehen  hat,  umge- 
ändert in : 

dignum  mente  domoqae  optantis  honesta  Neronis, 
wodurch  der  Vers  endlich  eine  Caesur ,  nämlich  die  nsvd'tifjiifia^g 
gewinnt. 

Ich  werde  später  auf  diese  Aenderungen  kurz  zu  sprechen 
kommen,  muss  aber  gleich  auf  Folgendes  aufmerksam  machen. 
Alle  Aeusseningen  und  Anspielungen  von  Bährens,  die  wir  da  ver- 
nommen haben,  legen  bis  zur  Handgreiflichkeit  nahe,  dass  er  von  dem 
Werthe  der  Caesura  xara  %qI%ov  tqoxcuov  im  Allgemeinen  und  im 
Besondem  die  allergeringste  Meinung  hat  und  sie  als  solche  für 
eine  reine  Null  ansieht.  Wenn  er  daher  in  etwas  vager  Weise  von 


m  Mtni  f^if^w  r^jfftto»'  im  lAtotniBeben.  Von  J,  Walier.      t 

rtDBBligmi  „EimcSuitttexi"  spTicht,  so  kann  er  natürlich  etwaige  an- 

llare  troch.  Einschnitte  um  so  weniger  darunter  ?€rstehen*  ats  er  lien 

hiiiiiideTS  wichtigen  und  bedeutsamen  dieser  Art  nicht  gelten  lassen 

will.  £»  können  Atoo  nur  Einschnitte  nach  Längen  und  doch  wohl 

?ar  ailem  die  herk^nnDaliciien  Caesuren  gemeint  sein. 

Die«  Torsnsgeschickt  ^  wäre  also  nach  dem  ci  tieften  Ans- 
prneh  von  Bfthrens  ein  lateiniaober  Hexameter,  der  bloss  die  Cae- 
.  nata  t^itov  tQOXciTov  ond  soast  keinen  Einschnitt  hat,  seit 
Qod  seiner  Genossen  Zeit  ein  Unding. 
Aas  dieser  Bestriction  ^$eit  Oaiaüs  and  seiner  Genossen  Zeit" 
darf  maii  Bohliesaen,  daas  vor  GatuUs  nnd  seiner  Genossen  Zeit  ein 
btKliiffener  Hexameter  noch  als  ein  leidlich  Ding  gelten  darf. 
f'm  kommt  es  nun^  muss  man  fragen^  dass  gerade  seit  Catalls  Zei« 
ein  solcher  Hexameter  zum  Unding  wird?  Igt  ein  solcher  Hexa- 
■iier  in  den  griechischen  Vorbildern  ein  Ding  und  mehr,  nämlich  ein 
I  trefflich  Ding,  ist  er  mit  Anlehonng  an  die  Griechen  in  der  latei- 
Dichtang  vor  CatoU  und  Genossen  ebenfalls  noch  Ding^  wa- 
verwandelt  er  sich  seii  CatuU  in  ein  Unding? 
Und  andererseits  wiedemm :  Hat  ein  solcher  Hexameter  prin- 
<i;»iel1  und  aus  Gründen  der  inneren  Constitution  (eben  wegen  der 
iSaHittt  der  Caesnra  xora  r^izov  t^x^^<>^)  ')  ^^^  ^^^  Unding  zu  gelten, 
'  iit  er  das  seit  Homer  bis  zum  letzten  Römer  berab^  and  jeder»  der 
lla«onide  roran,  mnss  sich  bequemen  anter  das  caadinische  Joch  xa 
jttiten.  Wozu  aber  dann  die  beschränkende  Clansel  ^seitCatuUs 
ad  seiner  Genossen  Zelt^  ? 

Oder  aber:    Flossen    ?ielleicht    in    der  Torcatullischen  Zeit 
'  iolclid  Hexameter  so  reichlich  und  versiegten  sie  dann  auf  einmal 
t  so  gans,  dass  eben  uor  die  gute,  alie^  unbeholfene  Zeit  der  Intonsi 
[undCinctati  das PriTilegium  gonoss,  diese  Missgebtlde  zu  erzeugen? 
Doch  genog,  ich  will  diesen  Faden  nicht  weiterspinnen,  obwol 
kli  btrelt;«  einige  wnnde  Stellen  berührt  habe;  ich  erlaube  mir  ein* 
darauf  hinzuweisen,  dass  jene  Art  verpönter  Hexameter  auch 
ittt  Catalls  and  Consorten  Zeit  factiscb  vorkommt,  nnd  relativ  ge- 
nommen  nicht  so   selten   vorkommt.    Mag  man  nun  solche  latei- 
niache  Hexameter  mit  oder  ohne  chronologische  Restrictionen  in  die 
•chlimmste  Kategorie  einreihen,  an  der  Thatsache  selbst  Itssi  sich 
nlebt  mäkeln ;  man  müsste  denn  die  subjective  Ueberzeugung,  dass 
<kisty  Tendenz  und  technische  Politur  jenes  Zeitalters  solche  Verse 
^«boolnt  nicht  mehr  aufkommen  Hessen,  in  eine  objective  Wahrheit 
verwandeln   und   nachweisen,    dass    derartige   Hexameter,  wofern 
axfi  IQ  ddr  fraglichen  Periode  noch  auftauchen,  sammt  nnd  sonders 
4niweder  unechte  Einschiebsel  sind  oder  anf  schlechter  Ueberlie- 


&berhaupt  daran   tiivcUtts,   das   zu   erweisen,   mQsste   sich 
^Mf  .  y,  ^    '^fichungen   nicht   blon   im    Lateinischen,   sondern 

rgaadi  lS3  achten  »tüUen,  Aber  auch  das  wfirde  nicht  voUkom- 

iQj  1 I  mlast^  sugl«!ich  auf  die  Quelle  aller  Caesar  zu* 

rtdE  nnil  sQi   diMtr  inner n  Quelle  den  betreffenden   Beweis  herYQvUn. 


4    Zur  Caesura  xard  r^irov  xQoxaiov  im  Lateinischen.  Von  J,  Walnt» 

ierung  beruhen,  demnach  im  ersten  Fall  eliminiert^  im  zweiten  EaU 
emendiert  werden  müssen. 

.  Und  diesen  Weg,  sehen  wir,  hat  Bährens  anch  in  der  Thai 
in  seinen  paar  Emendationen  freilich  mehr  zu  straucheln  als  zu  .ge- 
hen angefangen.  Aber  selbst  dieser  kümmerliche  und  wenig  glück- 
verheissende  Anfang  und  Anlauf  bliebe  mir  *—  ich  muss  es  offen  be- 
kennen —  geradezu  ein  B&thsel  unter  der  Toraussetzung,  dass  B&h- 
rens  alle  übrigen  Fälle  dieser  Ton  ihm  so  yerpönten  Hexameterart 
seit  CatuUs  Zeiten  bis  zum  Ende  der  Epoche  der  Flavier  wirklich 
gegenwärtig  hatte.  Alle  Achtung  vor  dem  Schweiss  der  Specialunter- 
suchungen ;  aber  entweder  muss  Bährens  den  Kreis  seiner  Specialunter- 
suchungen äusserst  eng  gezogen,  wo  nicht  gar  auf  die  Elegiker  be- 
schränkt haben,  oder  er  muss  als  Beobachter  nicht  aufmerksam  genug 
gewesen  sein.  Sonst  hätte  er  theils  in  Berücksichtigung  allerübrigen 
Fälle  dieser  von  ihm  verpönten  Art,  aber  noch  weit  mehr  aus  einem 
andern  höchst  gewichtigen  Qrunde,  der  bald  ins  volle  Licht  treten 
wird,  sich  jenen  angeblich  emendationsbedürftigen  Stellen  gegen- 
über äusserst  vorsichtig  verhalten  und  wenigstens  den  Vera  des  Pro- 
porz „non  me  moribus  illa,  sed  herbis  improba  vicit^,  sowie  den  des 
Horaz  „dignum  mente  domoque  legentis  honesta  Neronis^,  ohne  sie 
in  Verdacht  zu  ziehen,  ruhig  hingenommen  als  ganz  leidliche  Erzeug- 
nisse, an  denen  rhythmisch  nichts  zu  heilen  ist,  weil  sie  eben  ganz 
gesund  sind. 

Der  Erweis  aber,  dass  Hexameter  von  der  in  Bede  stehenden 
Qualität  entweder  unterschoben  oder  schlecht  überliefert  sein  müs- 
sen, dürfte  für  die  Fälle,  die  ich  vorzubringen  gedenke,  so  schwierig 
sein,  dass  die  von  Bährens  so  sehnlich  gewünschte  rhythmische  Ver- 
besserung jener  Propei-zstelle,  IV,  5,  25,  dagegen  als  ein  Spiel  er- 
scheint. 

Doch  bevor  ich  hinsichtlich  dieser  extremen  Fälle  eine  Special- 
frage, die  mir  und  meinen  Erfahrungen  nur  zufällig  in  den  Wurf 
gekommen  ist,  ins  Reine  bringe,  finde  ich  es  im  Interesse  der  ganzen 
Angelegenheit  bezüglich  der  troch.  Caesur  im  Lateinischen  geboten 
und  meinem  eigentlichen  Thema  entsprechend,  den  Faden  der  Unter- 
suchung in  der  Weise  abzuspinnen,  dass  überhaupt  das  yevog  der 
troch.  Caesur  auch  auf  dem  Boden  der  lateinischen  Dichtung  unwi- 
derleglich als  ein  echtes  constatiert  wird,  wodurch  dann  von  selbst 
auch  auf  jene  extremen  Fälle  das  richtige  Licht  fallen  wird.  Jene 
Fälle  werden  unter  dieser  Beleuchtung  keineswegs  mehr  als  arge  Miss- 
gebilde erscheinen,  und  eine  Anzahl  derselben  wird  uns  sogar  an- 
muthen.  Der  Umstand  aber,  dass  die  herrschende,  ja  überwältigende 
Caesurströmung  im  Lateinischen  einem  andern  yivog  angehört,  wird 
es  erklärlich  erscheinen  lassen,  wenn  es  sich  trifft,  dass  jemand  dort, 
wo  nicht  mehr  Einladung,  sondern  geradezu  Verpflichtung  vorliegt, 
aus  der  Hauptströmung  abzuspringen,  diesen  Act  im  falschen  Schlen- 
drian der  Gewohnheit  verabsäumt  und  unter  dem  Einfluss 
des  Vorurtheils  beharrt.  Und  doch  ist  es,  wie  überhaupt,  so  auch  hier 
äusserst  gefährlich  yhos  mit  yivog  zu  verwechseln.  Meiden  wir  es, 


Qüilfik  mifif  r|j/ror  t^oxtuar  im  Lateinkcbeo.  Ton  /.  ffalifr.    S 

Utilf  Awonnenen,  weitverbroiteten  Gattaog  eine  andere  ebenso 
litfgle,  aber  seltenere  ohne  Eacksicht  auf  das  Suum  m\(in^  zum 
pfer  sü  bringen.  Das  yivog  der  troch.  Caesar  ist  auch  im  L&tei- 
»D  bUci,  ist  auch  dort  echt,  kann  sich  ab«r  nnmerisch  nicht 
lend  repräsentieren.  So  mag  es  denn  kommen,  dasg  man  sich  in 
\  hundert  und  aber  hundert  lat  Yorse  mit  nicht  troch.  Caesar  und 
nentlith  in  die  Elegiker  so  intensiv  hineinliest^  das»  man  Gefahr 
nft«  blind  für  alles  andere  zu  werden,  und  auf  der  breitesten  und 
itlich  festesten  Basis  ganz  und  gar  irrt.  Ich  gedenke  daher 
unter  solchen  Umständen  möglichst  behutsam  nndobjecti?  vorzagehen* 
Wenn  ich  yon  einer  Caesura  xora  tqixnv  %QO%aioy  spreche, 
schli^^e  ich  selbstverständlich  alle  jene  Fälle  ans,  wo  die  ge- 
inte Caesnr  neben  einer  andern  bericommlichen  Hauptcaesnr  steht, 
dw  tetsUren  gegenober  sich  entweder  gar  nicht  oder  nur  sehr 
aig  geltend  machon  kann.  Hätu^  man  nur  aus  Antass  solcher 
eine  Caesnra  xaTa  tqitov  iqoxalo¥  statuiert,  so  dßrfte  man  in 
Sinne  darin  eine  Fiction  ertlickon,  die  mehr  von  einem 
lenTtnninus  als  Ton  einer  greifbaren Sax^he  ihr  problematischem 
fristet.  Ich  sage :  in  gewissem  Sinne.  Denn  vielleicht  kdnnte 
,  dann  noch  ein  allgemeinerer  und  höherer  Standpunkt  geltend 
ebl  wonien,  so  dass  möglicherweise  selbst  jene  angebliche  Fic* 
tion  ooth  Gelegenheit  fände,  sich  hinter  das  Princip  zu  flöchten. 

Ich  schliesse  ferner  zur  Sicherheit  auch  jene  Fälle  aus,  wo 
lieh  vielleicht  die  Frage  aafwerfen  Hesse,  ob  der  troch.  Caesnr  oder 
^ner  andern  Hauptcaesnr,  die  daneben  erscheint,  im  concreto  Falle 
rebergewicht  gebühre, 

Icfi  Mch  also  bemühen  nur  solche  Beispiele  zu  bringen, 

dif  vk.  ^'0  troch.  Hauptcaosur  im  Lateinischen  ausser  aller 

»steht,  wu  selbe  entschieden  leitend  ist  nnd  nicht  bloss  die  Rolle 
schattenhaften  Begleiters  spielt. 

!>!•  Caesura  xcrra  tqitov  x^xaiov  kann  als  rhythmischer  Ein- 
an  bodeoisamer  Stelle,  was  sie  ohne  Frage  ist,  in  Bezug  auf 
Wacht  und  Intensität  sich  mit  ihren  Geschwistern  nicht 
n,  Ihr  zarteres  Wesen  drängt  sich  weniger  auf;  sie  besitzt 
nldit  d)t  Eigenschaft,  schwer  ins  GehOr  zu  fallen;  sie  hat  etwas 
fÜMJfes  nnd  im  Unterbrechen  Yermittelndes»  soll  und  mnss  aber 
iJorl  «Bl^chieden  beachtet  und  berücksichtigt  werden,  wo  sie —  und 
\  fait  dir  vornehmste  1^11  —  innächst  in  der  Umgebung  anderer 
I  ton  der  Pause  des  Sinnes  öder  sonstigen  einflnssreiehen 
lim  nnzweidentig  unterstützt  nnd  markiert  wird.  Diese  For- 
dintttg  iit  keine  neue.  Wenn  das  Recht,  in  Collisionsfällen  zu  diri- 
slif^e,  bei  den  andern  Caesuren  gilt  nnd  nicht  umgangen  werden 
km,  io  darf  dieaee  Recht  auch  der  troch.  Caesur  nicht  geschmälert 
vtrdiD.  Nehmen  wir  d^  nächsten  besten  Fall,  z.  B.dad  YergUsclier 
ment  Imtnota  manet.  laorimae  volrantar  in&nea, 
«  auf  (>  r  richtigen  Diatinction  die  iq^&r.utfUQr^g  in 

Ve«  V  tvd^t^ftitii^t^g  zurftcktreten ;  und  wiederum  gibt 


•    Zur  OMsora  jeora  jQit<nf  r^j^aiof^  im  Lataiiiaehen,  Von  /.  TFalMr. 

•8  FftUe,  wo  die  ««p^jui/ua^iTg  sur  prim&ren  Geltung  gelangt.  I>och 
ich  sichere  da  in  ängstlich  die  Rechte  der  troch.  Caesar,  da  ich  ei* 
geniUeh  ganz  einfach  anf  die  allgemeine  Pflicht,  in  GoUisionsffiUen 
nach  Kr&ften  zu  dirimiereni  als  anf  eine  in  der  Yernflnftigkeit  b»» 
grändete  Sache  hätte  verweisen  sollen. 

Wo  also  bei  unserer  troch.  Caesar  das  materielle  and  das  ide- 
elle lloment,  der  Einschnitt  des  Verses  und  des  Zasammenhanges 
—  zanächst  in  Collisionsfällen  —  praeyalierend  abh  vereinigen,  da 
ist  eine  gate  troch.  Caesar  vorhanden,  and  selbe  hat  die  LeitoBg 
des  Verses. 

und  dessen  waren  sich  auch  die  lat.  Dichter  vollkommen  be- 
wnsst  and  haben  es  oft  in  der  ganzen  Anlage  solcher  Verse  genü- 
gend zu  erkennen  gegeben. 

Was  jene  Beispiele  betrifPt,  die  ich  eitleren  werde,  so  kann  der 
Leser  bei  nar  massiger  Aafinerksamkeit  gleich  unmittelbar  die  Er* 
fahrang  machen,  dass  sie  ans  darfiber  belehren,  an  welchem  Flecke 
des  Verses  die  dominierende  Caesar  sitzL  Wer  aber  der  alten,  mit 
Homer  beginnenden  Tradition  sich  so  sehr  entwöhnt  haben  sollte» 
dass  er  an  der  realen  Existenz  der  troch.  Caesar  als  Hauptcaesor  im 
Lat.  zweifelt,  der  möge  gleich  an  den  nachfolgenden  Beispielen  das 
A  B  C  des  Verstehens,  Würdigens  and  Lesens  solcher  Veras  wieder 
in  sich  auffrischen  and  einüben. 

Erster  Fall. 
Beispiele,   wo  xqiS^nifABqf^  and  e(fh9r^iÄifi€^g  gleichzeitig 
neben  der  troch.  Caesar  vorhanden  sind  und  trotzdem  die  letztere 
die  massgebende  und  leitende  Caesur  ist. 
LaoretiaB  ni,  796  qaaarendum  videatar  et  in  disorimen  agendam. 

Es  wird  schwerlich  jemanden  beifallen  diesen  Vers  so  zu  le- 
sen, wie  etwa,  am  aus  einem  v^breiteten  Schema  ein  Exempel  her- 
auszugreifen, den  Vers 

in  lignis  si  flamma  latet  famo^ne  cinisqae. 
und  doch  haben  beide  Verse  die  gleichen  Einschnitte.  Dnd  omge* 
kehrt  wäre  es  be&emdlich|  wollte  man  den  letzteren  Vers  so  vor* 
tragen,  wie  der  zuerst  citierte  vorgetragen  werden  soll.  Es  ist  aber 
mit  Händen  zu  greifen,  dass  man  ihn,  was  den  Haapteinschnitt  be«> 
strifft,  80  lesen  muss: 

qoaerendam  videatar  B  et  in  diicrimen  agendum. 

Laeret  III,  10  ta  patria  nohis 

snppeditas  praecepta,  |  tuiiqae  ez,  inclute,  chartis. . . 
Vgl.  femer  I,  123;  H,  245;  n,  1102;   IH,  377;  IV,  995; 
V,  270;  V,  636;  V,  1278. 

Vergil.  Eol.  II,  7  nil  noetri  miBoreie?  |  mori  me  deniqne  eogee. 

ni,  59  altemis  diceiis:  |  amant  alterna  Camenae. 

IV,  10  casta  fave  Ladna:  I  tnus  iam  regnat  Apollo. 

V,  66  ecee  daas  tibi,  Dapnni,  |  dnas  altaria  Pnoebo. 

Vn,  9  hac  ades,  o  Meliboee;  |  caper  tibi  salvos  ei  haedi» 

Vin,  80  limoB  at  hie  durescit,  |  et  haeo  ut  cera  liqueseü. 

IX,  39  hac  ades,  o  Galatea!  |  qais  est  nam  ludus  m  undis? 


Mr  tmmm  mnu  ^Qitvp  w^^m&v  im  lAtelaiBebim.  Too  J.  We^k^r^    T 


X,      3  cumüiA  BDDt  dioenda:  |  naget  atiis  carm  tun  Gallo? 

ÜMTg*  HX,  107  et  proDi  dant  lon^  |  volat  ti  fervidQB  iixia. 

UI,  löO  diJnigioQt  ariDeotA,  I  fuht  mucptibtiB  aether. 

Aea.    I,  1^  o  paflsi  ^raviora,  I  dabit  deus  hie  qaoqufl  finem. 

I,  292  cana  Fides  et  Veata,  |  R«mo  com  fratre  Qnirioxifl. 

II,  668  arma,  riri,  ferte  annal  |  Tocat  lui  ultinia  vietos, 

VX  322  Anchise  genorate,  [  deum  certissima  proles. 

Vn»  4G6  oec  iam  8o  capit  imda,  |  volat  vapor  ater  ad  aaras. 

Xf  108  tnaiiephjripoBuereJpremitplacidaaequoraPontas. 

3QI.  547        (domas  alta  anb  Ida,) 

L/me«!  domiiB  alta,  ||  solo  Lanrente  sepnkraiQ* 

XJI,  937  Attsonii  vider e ;  |  toa  est  Larinia  conianx. 

.fcre«rEcin,4;  n6B;in,  90;  iy.35;  V.  61;  V,  64;  V,79; 
VII,  37;  IX,  38;  IX,  €2;  IX,  64;  IX,  65;  X.  28; 
X,  76, 
O#org.  n,  428;  m,  4;  lü,  82;  IH,  164;  IH,  240;  IV, 
369  (Ribb.)  IV,  454;  IV,  563. 
Aen.  I.  232;  I,  257;  I,  513;  U,  48;  II,  184;  IV,  164; 
rV,  604;  V,  692;  V,  843;  VI,  117;  VI,  131 ;  VI, 
386;  VI,  783;  VI.  834  (ed.Bibb.),  VHI,  245;  VIU, 
440;  IX,  732;  X,  32;  X,  611;  X,  677;  X,  726; 
X,  757 ;  XI,  476 ;  XI,  764 ;  XI,  846 ;  XH,  176 ;  Xu, 
226. 

BotiL  Sal  I,    1     99        (ne  B«  Denaria  victus) 

oppiinieret  metnebat;  i  at  hoDc  lioerta  secari. . . 
depnfriSt  nasnta,  |  brevi  latere  ao  pede  longo  est. 
„Nempe  tuo,  ftirioie?''^  |  Meo,  sed  noD  furiofttis'^. 

. . . , • (aufer) 

loe  Ytiltn  terrere;  I  manum  stomachtimcjue  teneto, 
infectam  rolet  esse.  { dolor  quod  suasent  et  mens. 
quid  pQie  tranquilletJbonoBaii  dulcalneellam? 
re«  Qfget  me  Qalla;  |  meo  aam  paoperin  a«re. 
iura  neget  libi  iiata,|  nihil  oonarroget  arm is« 
II,    3,  467    iDTitum  qui  aervat,  )  id^m  facit  occideotL 
V|L  ferner  8at.  I,  2,  116;  I,  3,  51 ;  I,  4,  53;  I,  5,  55;  I,  5,  56; 
I.  5,  91 ;  I,  6,  31 ;  I,  6,  88;  I,  6,  96;  II,  1,  39; 
n,  2,  16;  U,  2,  74;  II,  2,  76;  D,  2,  128;  H,  3 
173;  n,  4,  13;  II,  6,  98;  II,  8,  82, 
Spist  Ip  1,  42;  I,  6,  9;  I,  7,  78;  I,  10,  32;  I,  14,  18; 
I,  18,  28;  I,  19,  8;  I,  19,  45;  II,  1,  85;  H,  2. 
206;  U,  3,459* 

Ovid.  Met   n,  279    %\  plaeet  hoc  meriiiqoe, '  quid  o  tna  falmina  cessant? 
mtlle  domos  adi«re,  \  locam  reqoiömqoe  pet«Dtia. 
e^se  deos,  i,  credef  |  fidem  iuxata  fefelht 
viTo  pios,  moriere;  |  pius  cole  sacra,  colentem. . . 
qoac  foluit  legisse,  |  Tolet  rescribere  lectis. 
nee  timide  protnitte:  |  trahunt  promlssa  puellai. 
nteiidniD  est  aeUte:  |  cito  pede  labitoi  aetaa. 
iufo  veui»,  ijradivel  {  locom  taa  tempora  pcacont 
tota  Talent  meliora:  |  cadit  Mezentins  intens, 
quos  prior  est  mirata,  |  eequen«  niirabitnr  aetas. 
ille  qnidoin  male  ^ratna  |et  ad  mea  moneia  soidai. 
?fL  feraw  Mat,  11.  33;  111,390;  V,599;  VI,  404;  Vn,839; 
VIII,  4;  IX,  500;  XIV,  372. 


I. 

». 

9S 

u. 

8,  907 

u. 

7. 

44 

1, 

2. 

GO 

I, 

18, 

102 

n 

2. 

13 

n. 

3. 

122 

Vm,  628 

Ankor.  III,  3,  1 

111.9,37 

A    A.     I,  481 

I,  681 

UI,    65 

Fuli    11,  661 

IV,  m> 
i  Pento  IL  6,27 
mid.    VU,    27 


8    Ziir  OMsnia  x$tta  r^/roy  r^/«u>y  im  Lateinisch«!!.  Von  /.  Wmh$r. 

Amor.  I,  7,  9;  m,  2,  68;  HI,  7,  65. 

A.  A.  I,  579 ;  n,  301 ;  m,  177 ;  IH,  771. 

Fast!  V,  199. 

Trist.  11,289;  V,  7,  2L 

ex  Poüto  I,  1,  47, 

Heroid.  VU,  191. 

CatulL   64,  146    nil  metnant  inrare,  |  niHl  mron^ttere  parcant. 
64,  148    dicta  nihil  meminere,  1  nihu  perioria  oarant. 

VgL  ferner  62, 13,  16,  60;  64,  253. 

TibnlL    II,  2,    1    dicamus  bona  Terba  |  —  venit  natalis  —  ad  aras. 

IV,  4,  15    pone  metnm,  Cerinthe!.|  deos  non   laedit  amantei. 
Prop.  in  28,  29    nt  Semelast  combnstus,  |  nt  est  deperditas  Jo. 

Abgesehen  von  einigen  Fällen,  die  ich  unentschieden  lasse, 
bei  Lnoanns  allenfalls 

V,  127     (cnrisque  vacantem) 

corripait  Qogitqae  |  fores  irrumpere  tempU. 
Fersios      III,    60    est  ali<}aid  quo  tendb,  |  et  in  quo  dirigis  arcom  ? 
SUins       TI,  511    in  patna  moriamor:  |  adest  comes  ultima  fatL 
lY,  546    (hme  cadit  infelix  niveii  Varenos  in  armis) 
Mevanas  Yarenus,  |  arat  cui  divitis  nber. . . . 

Vgl.  femer  IH,  669;  V,  173;  VI,  96;  VI,  135;  VH,  320; 
Vn,  356;  X,  137;  X,  641 ;  XII,  493;  XVI,  387. 

Statins  Theb.  V,  246    hac  seqaere,  o  miserande;  |  premnnt  adernntque 

moranti. 
VIII,  545    sie  nlrnns  Yitisqne,  |  duplex  iactnra  colono, 
(Hnrano  de  monte  cadunt 

Vgl.  ferner  Theb.  III,  359;  IV,  810;  Vin.  648;  IX,  199. 
Val.  Flaccus   II,  71    mox  somno  cessere,  |  regont  soa  sidera  pnppem. 

Vgl.  femer  IV,  552. 
Martial.  II,  59,  8    frange  toros,  pete  Tina,  |  rosas  cape,  tingere  nardo. 

Vgl.  ferner  VIII,  17,  3;  HI,  6,  9;  54,  1, 
Jnvenal.  IV,  1  ecce  itemm  Grispinas;  |  et  est  mihi  saepe  vooandos  .«. 
.  Vgl.  ferner  I,  47;  IV,  123;  VH,  52. 

Snbfall  zu  L 

A.  Die  troch.  Oaesur  neben  der  TQiSijfjiiiieQrjg  und  einem  Ein- 
schnitt nach  der  Länge  des  fünften  Fnsses.  Die  troch.  Oaesur  natür- 
lich massgebend,  z.  B. 

Vergil.    Georg.     II,    84    nee  salici  loto(ine  |  nee  Idaeis  cyparissis. 
Horat.    Bat.       I,  2,  98    castodes,  lectica, J  ciniflones,  prasitae. 
Statins    Theb.  IV,    298    monstrifernmqae  Erymanthon  |  et  aerisonnm 

Stymphalon. 

Vgl.  ferner  Verg.  Ecl.  II,  24;  IV,  34;  Aen.  I,  290;  IX,  574 ; 
Ovid.  Met.  XV,  450;  usw. 

B.  Die  troch.  Gaesur  neben  der  TQiSijfuiieffjg  und  einem  Ein- 
schnitt nach  der  Länge  des  sechsten  Fusses.  Die  troch.  Gaesur  na- 
türlich massgebend,  z.  B. 

Horat  Sat.    I,  7,  18    ira  foit  capitalis,  |  nt  ultima  difideret  mois. 

n,  6,  54    semper  eris  derisor.  |  „At  onmet  di  exagitent 
me**  usw. 


Ztr  ONfva  mna  t^tov  teo/ofoy  im  Lateinifchen.  Von  /.  WäU&r.  .ft 

Anderweitige  Caesurh&afungen  in  Versen  mit  dominierender 
inüu  Caesar  übergehe  ich. 

Zweiter  Fall. 

Beispiele,  wo  neben  der  €q>d'rjiÄif4€((t}S  die  troch.  Caesur  mass- 
gebend nnd  leitend  ist: 

Lacrei     L    722    hie  est  vasta  Charjbdis,  |  et  hie  Aetnaea  minantor 
VI,    280    mobilitate  calescit,  |  et  ex  oontagibns  ignis 
VI,  1188    teoTia  spnta.  minnta,  |  croei  contacta  colore. 
VI,  1217    aot  procal  absiliebat,  1  ut  accem  exeiret  odorem. 

Vgl  femer  I,  903;  I,  954;  H,  86;  U,  1113. 
Veigil.      EcL  II,      6    0  cradelis  Alexi,  |  nihil  mea  oarmina  caras  ? 
IV,    57    Orphei  Caliopea,  i  Lino  formonsas  Apollo. 
Gtoorg.    II,  493    fortonatas  et  ille,  |  deos  qai  novit  agrestes. 
rV,  448    sed  tu  desine  v«lle.  |  deam  praecepta  secati 

▼enimas 

'       Aen.      IV,  417    ondiqoe  oonTonere;  |  Tocat  iam  carbasus  aoias. 
IV,  582    litora  deseruere;  I  latet  sab  classibas  aeqnor. 
Xn,  336    Iraeqae  Insidiaeque,  |  dei  comitatos,  aguntur. 
XII,  367    qna  venti  incubaere.  j  fngam  dant  nabila  caelo. 
Hotat    Sat  I,  9,  42    et  praticedere  coepit;  |ego,  ut  contendere  darum  est 
com  Victore,  sequor. 

I,  9,  66        male  salsus 

ridens  dissimalare;  meum  iecur  urere  bilis. 
Epist  II,  1,     6    post  ingentia  facta  |  deoram  in  templa  recepti 
n,  3, 361    ut  pictura,  poSsis :  |  orit  qaae,  si  propius  stes. 

Vgl.  femer  Sat.  I,  2,  61;  I,  3,  7;  I,  3,  32;  I,  3,  104;  I,  6, 
42;I,  8,  44;1I,  5,48. 

GatnU.  64,  195    hoc  hac  adventate!  |  meas  audite  querellas. 

TibolL       I,      2,    27    aulsquis  amore  tenetar,  |  eat  tutasqne  sacerqae. 
I,      8,      7    aesine  diBsimolare!  i  deus  cradelias  nrit 

Propeit.  IV,    10,    33    noxia  Alexandria,    doUs  aptissima  tellos. 

Bifioi       11,213  (arma) 

letiferom  intonoere,  !  fugam  percclsa  repente 
(ad  muros  trepido  convertuat  agmina  cursn.) 

VaL  Flacc.     III,  732    flamina  conticaere,  |  tacet  cum  latibaB  aeqnor 

Statins  Theb.  IX,  211    arripit  a£fatarqae:  |  „Qaido  no?a  iassa  recasas?^ 

Dritter  Fall. 
Beispiele,  wo  die  von  der  TQid^rjfAifji^Qiqg  begleitete  troch.  Cae- 
sar maasgebend  nnd  leitend  ist : 

Lncret.      I,    118    (Ennius  ut  noster  cecinit,  qoi  primns  amoeno) 
detnlit  ex  Helicone  |  porenni  fronde  coronam. 
nnica  qaae  gig^atar  |  et  anica  solaqae  crescat. 
ulcQB  enim  vivescit  \  et  inveterascit  alendo. 
pocula  crcbra,   ungnenta,  |  ooronae,  serta  parantur. 
altitonans  Voltarnns  |  et  Auster  fulmine  pollens 
namque  aliut  putrescit  |  et  aevo  debile  langoet, 

(porro  aliut  clarescit ) 

at  speciroen  sationis  |  et  insitionis  origo 
mobilitas  duplicatur,  |  et  iropetus  ille  gravescit. 
exsistit  sacer  ignis  |  et  urit  corpore  serpens. 

Vgl,  ferner  I,  614;  I,  658;  I,  1022;  II,  202  ;  II,  241;  n, 
770;  II,  990;  UI,  456;  III,  652;  UI,  1045;  III, 
1082;  IV,  28;  IV,  188;  IV,  245;  IV,  347;  IV, 


n, 

1078 

IV, 

1068 

IV, 

1132 

V, 

745 

V, 

8,<I8 

V, 

1361 

VI, 

387 

VI, 

660 

10    SerOMsnni;  Mira  ti^itw  tQox'^^  ^  LalelliisehMi.  Von  J.  WäUtt. 

460;  IV,  638;  IV,  697;  IV,  1145;  V,  866;  V^ 
374;  V,  400;  V,  469;  V,  1015;  V,  1801;  VI, 
198;  VI,  291;  VI,  435;  VI,  963;  VI,  1122; 
VI,  1252. 

VergiL      Qeorg.    I,  514  fertareqiii8aariga,|DeqaeaoditcamiBhabe]UUU 

IV^  336  Drymoqne  Xanthoqne  |  Ligeaqae  Ph jllodoceqae. 

Aen.  iX  488  apparet  domas  intuB,  j  et  ataria  longa  pateieaiit 

V,  781  Janonis  gra?i8  ira  |  ne^ ue  ezsatnrabue  pectm» 

VII,  711  Ereti  manuB  oinnis  |  oliTiferaeqae  Mutuscae. 

Xn,  619  coDfasae  sonns  urbis  |  et  inlaetabile  munnnr. 

Vgl.  ferner  Ecl.  IV,  16. 

Georg.  II,  244;  IV,  343;  IV,  463. 
Aen.  in,  644;  III,  707;  V,  826;  VIH,  725;  X, 
95;X,  4l3;Xa,  363. 

(Ciris  467  und  491). 

Horat.     Sat  I,    1,    37    non  us^aam  prorepit  |  et  illia  ntitor  ante 
(quaesitis  sapiens.) 

nt  qaondam  marsaens,  |  amator  Originis  ille. 
mille  pedes  in  fronte,  |  trecentos  dppns  in  agrnna 
detereret  sibi  mnlta,  |  recideret  omne,  qnod  ultra 

perfectum  traberetur 

cui  male  si  ualpere,  |  recaicitrat  undique  tutus. 
labitur  et  labetar  |  in  omne  volubilis  aevurn. 
inter  spem  curamqae,  |  timores  inter  et  ins. 
si  laedit  caupona,  |  Fereutinum  ire  iubebo 
psallimus  et  Inctamur  |  AchiYia  doctios  unctis. 

(reclusa) 

mane  domo  yigilare,  |  clienti  promere  iura 

Indentem  lasciva,  |  seyernm  seria  dictu 

ille  tegat  commissa  |  deosque  precetur  et  otet 

Vgl  ferner  Sai  I,  2,  38;  1,3,11;  I,  3,69;  I,  4,  9;  I,  4^  21; 
I,  5,  12;  I,  5,  60;  I,  8,  47;  I,  10,  11  (8); 
n,  7,  62;n,  8,  40. 
Epist.  I,  2,  25 ;  I,  3,  3;  I,  16,  42;  1,  18,  6;  H,  1, 
37;  n,  1,  71 ;  U,  1,  106;  II,  2,  198;  H,  3. 
27;  II,  3,  67;  U,  3,  207;  II,  3,  277. 

0?id.      Met.  I,  190  cuncta  priustemptata;  |  sed  immedicabile  vulnus.. 

I,  579  populifer  Spercbios  I  et  inrequietus  Enipeus. 

IV,    22  Penthea  tu,  Teneranae,  |  bipeuniferumqne  Lyonigum 

(sacrilegoe  mactas.) 

Vn,  397  ultaque  se  male  mater  |  lasonis  effugit  arma. 

VII,  461  binc  Anapben  sibi  iungit  |  et  Astypilela  regna. 

VIII,    22  armaqueequosq^uebabitnsquejCydoneasqaepbaretras 

X,    95  et  platanns  genialis  |  acerqoe  coloribus  impar 

XIT,  215  ecce  canunt  Hymenaeon  |  et  ignibua  atria  fnmant. 

Vgl.  femer  Met.  IX,  758;  XII,'  460;  XII,  466. 

Propert.         III,  7,  43    non  ferrum  crudele,  |  neqae  esset  bellica  navis« 

Silius  XIV,    447,        (proxiroa  cursu) 

fnlmineo  populatus  |  inevitabilis  ardor 
(correptam  fiammis  in?ol?it.) . . . 
Statins   Theb.    IV,  184    ore  simul  citbaraque  |  —  quis  ob?ia  numina 

temnat?  — 
Gonticnit.... 


Satl, 

1, 

37 

I, 

2, 

56 

Y 

k 

12 
69 

n, 

1, 

20 

i8i  I. 

2. 

43 

I, 

4, 

12 

I, 

17, 

8 

n, 

1, 

88 

11, 

1, 

104 

n, 

3. 

107 

II. 

3, 

200 

ZAt  CmtmTik  uenm  w^iw^nf  t^ox«itoif  im  Liteiniscboti«  Von  J^  Wahtf,    tl 

VU,  50S    IcoU   7id#,  frmtrüioqii«  |  —  quid  aufers  lomina?  —  frttreiD 
Alloqttürt  >  •  >  < 
VgL  ferner  Sil?.  II,  1,  161;  Theb,  1.2U;  IV,  498;  V.  492; 
VI,  561;  VU,  a07. 
VII,ö7,  l,    Cwtora  de  Polluce  |  GabinU  focit  Acbillan 
IX,  47,  ]«    D»niocrlt<M^,  ZeDonas  |  iDezpliciiosqud  FUtooas. 
VfL  ferner  1,  15,  7;X,  11,  5. 

oaL  VxU,  100    plena  domaa  touc  omtiii,  )  ei  iogens  stabat  acerms 
(nümtnorotn.^ 

XIV,  187 (cum  fiit  manifesta  pbreDesia,) 

nt  locoplea  moriaris,  |  egootis  TiTdre  hixK 
XIV,  212    cum  cbpeifl  nascuntur  t  et  l^Jirida  bella  capeaanot 
Vgl.  ferner  VIII,  267;  X,  278;  XV,  64. 

Hi^  wären  wir  an  einem  Wendepunkte  angelangt,  wo  sich  Qe- 
Dheit   bietet  Bast  zu  halten,  bevor  wir  zam  vierten  Fall  Über* 
bin»  und  einige  nicht  unwichtige  Keflexionen  anzustellen* 

Doch  vorerst  mnss  ich  noch  eine  kleine  Frage  ins  Auge  faasen, 

die  möglicherweise  jemand   anfwerfen  könnte*     £s  ist  bi&her  — 

;  kdnnt#  man  sagen  —  wohl  vom  Zusammentreffen  der  trocb.  Caaenr 

dt  t^i^r^^ufiEQ}]^  und  k(pd^r^ij.t^£Qr^gdie  Rede  gewesen;  aber  wie, 

troch.  C&esnr  und  n€vdi^fafie^r;g  neben  einander  stehen? 

Darauf  antworte  ich :  Zuvörderst  ist  es  klar,  dass  in  diesem 

,  im  tnte  Köne  des  dritten  Fasses  durch  ein  einsilbiges  oder 

(»hiries  zweisilbiges  metrisch  kurzes  Wort  repräsentiert  sein 

oasft*  Da  nun  —  so  weit  ich  mich  erinnere  —  solche  nicht  enkli* 

Ümhm  Sedethtile,  die  hinter  der  nev&rjfufugr^g,  die  zweite  Hälfte 

ikr  LaogieJle  begrilTlich  eröffnen,  resp.  in  diese  überleiten,  rela- 

t  ite  Contingent  stellen,  so  leuchtet  ein,  dass  die 

aJlen  diesen  Fällen  das  Uebergewicht  haben  muss, 

I  iwar  dass  die  troch.  Caesar  hier  fQr  die  Empfindung  kaum  in  Be* 

rtiadit  kommt* 

Aoenahmsweise  aber  kann  es  sich  doch  treffen,  dass  selbst  hier 
iit  troch.  Caeaur  die  Oberhand  gewinnt.  In  dieser  Hinsicht  stehen 
ikir  twei  instructive  Beispiele  ansLucretius  zu  Gebote.  £s  ist  nämlich 
das  Verbum  n^ii*,  nach  welchem  das  eine  Mal  troch.  Caeaur  und 
vor  welchem  das  andere  Mal  die  new^fjfufii^rjg  sich  findet: 

Laer.  ¥1,  M    sed  vemeuB  imber  fit,  ||  ubi  vementer  utraquo 

(oubila  iqaifl  cumalata  premuntar  et  impete  veoti.) 

Lner.  VI,  706  (corpos  ni  exanimum  si  qaod  procul  ipae  iaoere) 
couspieias  bomini»»  ||  fit  Qt  omnes  dioere  caüias 
(eonvcniat  lett. .,}. 

Awsdtn  bisher  behandelten,  mit  Beispielen  gut  belegten  Fällen 
erpbl  rieb  Folgendes:  Wir  haben  unter  Fall  I  gesehen,  wie  sich 
llt  trocli,  Caesur  trotz  der  rivalisierenden  Umgebung  h&It,  wie  sie 
Mlidfrmitihr  verbundenen  tQi^r^fUfuqr^g  und  hq>&r^imfi€(^rji;  ihr 
tu  wahren  weiss.  Man  prüfe  die  vorgelegten  Citate 
immer  wird  man  den  alten,  unverrückbaren  Gang  wahr* 
II,  nimltcb:  es  lieht  den  Leser  über  die  tQtx^T^fiifi€QT;g 
wag  xur  troch.  Cafasur  hin;  und  der  Sieg  der  letzteren  ist 


IC    Zur  Caesara  xttrd  tq^jov  t^x''^^^  ^^  Lateinischen*  Von  /•  Wäker» 

entschieden,  betör  die  iq>&riiAifAB(^  concnrrieren  kann.  Die  vfi&rj' 
f4if4€^g  kommt  za  früh,  als  dasssie  das  Hauptgewicht  haben  könnte, 
die  iqyd^mfieqvig  —  xn  spät.  Es  liegt  also  hier  die  Sache  genau  so, 
wie  bei  der  nev&rjfiif^e^g^  wenn  sie  in  Gesellschaft  jener  zwei  Cae- 
snren  dominiert. 

Die  andern  zwei  F&lle  sind  Partialerscheinungen  des  ersten ; 
und  hat  die  troch.  Caesur  zwei  Gegner  zugleich  aus  dem  Felde  ge- 
schlagen, so  wird  sie  wohl  auch  mit  jedem  von  beiden  fertig  werden. 
Wieder  ist  —  und  zwar  im  IL  Fall  —  die  troch.  Caesur  bereits  in 
ihrer  Herrschaft  befestigt,  dann  kommt  die  eqy&rnii^ieQi^g  daher  und 
hat  das  Nachsehen;  und  wieder  wird  man  —  im  III.  Falle  nämlich 
—  über  die  TQi-S-rjfAiiiBQi^g  entschieden  hinweg  zur  troch.  Caesur  hin- 
getragen; sie  legitimiert  sich,  ja  muss  sich  legitimieren;  denn  weiter 
ist  freies  Feld. 

Wollte  man  aber  in  den  citierten  Fällen  mit  Ignorierung  des 
troch.  yivog  die  Yerszeile  im  lebendigen  Vortrag  nach  dem  andern 
yivog  behandeln,  so  würde  man  in  allen  drei  Fällen,  namentlich  aber 
im  ersten  und  ToUends  im  dritten  Fall,  wie  man  sich  durch  Proben 
überzeugen  kann,  zu  nichts  anderem  kommen,  als  dass  die  rhythmische 
Zeile,  die  zugleich  Sprach-  und  Sinnzeile  ist,  widrig  yerzerrt  würde. 
Und  hier  führt  mich  meine  Erfahrung  unwillkürlich  auf  ein  Gebiet, 
das  mir  zum  Theil  wohlbekannt  ist.  Wie  auf  stilistischem  Gebiete  bei 
6iner  gross  angelegten  Periode,  die  als  syntaktischer  Complez  zu- 
gleich Ideencomplex  ist,  die  willkürliche  und  wahllose  Verwechslung 
des  T^eVog,  z.  B.  der  ausgesprochen  enumeratiyen  und  der 
ausgesprochen  narrativen  Stilform  zu  den  ärgsten  Verdre- 
hungen und  zu  innerer  Unwahrheit  führen  kann,  so  hat  derjenige, 
der  in  den  citieiien  Fällen  der  CoUision,  in  der  lebendigen  Behand- 
lung des  Verses  mittelst  Vortrag  das  yhog  der  Caesur  willkürlich 
wechselt  und  der  Langzeile  in  der  Verdolmetschung  ein  anderes  yi* 
vog  mit  Gewalt  aufzwingen  will,  die  rhythmische  Stilform  radical 
verfehlt :  ein  Missgriff,  der  sich  im  widerlichen  Zerrbild  verrathen 
muss  und  verräth. 

Die  troch.  Caesur  bewährt  sich  demnach  in  den  citierten  Fällen 
recht  eigentlich  als  solche,  nämlich  als  troch.  Hauptcaesur;  sie  er- 
weist sich  als  guter  Art,  genau  wie  die  Ttey&rj/iifie^g,  die 
sicherlich  guter  Art  ist.  Die  grossere  oder  geringere  Zahl  der 
Fälle  ändert  an  der  Echtheit  und  Qualität  der  Art  nichts.  Die  troch. 
Caesur  besteht  principiell  in  sich,  und  auf  jeden  Fall  ist  ihre  Natur 
nicht  auf  die  Stütze  jener  Bivalen  angewiesen,  wird  auch  nicht  durch 
sie  erst  gestützt;  im  Gegentheil  trotz  ihrer  drängenden  Nähe  be- 
hauptet sie  ihr  Recht.  Jene  Bivalen  aber  sind  nicht  die  Beistände 
der  troch.  Caesur,  damit  sie  sich  nothdürftig  über  Wasser  halte, 
sondern  sie  sind  in  den  vorliegenden  Fällen  der  verstärkende  Schmuck 
des  Verses,  dem  einzig  und  allein  die  troch.  Caesur  das  Gepräge  gibt. 

Im  Princip  ist  also  schon  im  jetzigen  Stadium  die  Frage  nach 
der  vollen  Legitimität  der  Caesura  xara  ti^Itop  fffoxaiov  auch  in  der 


Im  Cmmitm  »«ml  r^riof'  f^j^aToi*  im  Lutfiiniseben»  Von  /,  Wakcr.    It 
lal.  DktiUuig  gefeii  jene  befremdliche  MeiDuo^  voo    BihreDs  kUr 

Die  trocb,  Gaeeor  besitzt  ioden  beigebrachten  Beispieten  ihren 
liehen  Charakter  als  massg'ebender  Haupteinschnitt  des 
»is«  Diieer  Charakter  iaiso  UDaiisl5&chlich,  dass  jeoe  Verse  auch  dann 
ktLbreorlijrihDiechenGniDdsTigeifibuseeüf  weun  man  ihnen  allenfalls 
>  beiden  begleitenden  Caesuren  zugleich  nimmt.  MOgen  jene  Verse 
lirdi  den  geleitenden  Doppelschlag  noch  so  sehr  an  Schönheit  und 
Bseffie  gewümen,  ihr  wahrer  Typus  bleibt  unverändert,  anch  wenn 
#e  auf  jene  reitenden  Znthaten  verzichten  mQssen. 

WflU  nnn  aber  einmal  Bährens  durch  seine  neuen  Aufstellungen 
I  QM»arfrage  im  troch.  Fall  so  brennend  gemacht  und  speciell  die 
üffK^t^  in  seine  besondere  Protection  genommen  hat,  so  wird 
ilftr  QnsereAngelegeoheit  nicht  ohne  Bedeutung  und  EinfiusB  sein, 
ich  auf  das  Wesen  der  Terschiedenartigon  herkömmlichen  Cae- 
charakterisierend  n&her  eingehe. 

£s  wire  demnach  die  Caesura  xara  t^tov  t^oxatoir  das  «or« 
i  flaiteiwiüek  zur  robusten  männlichen  nsy^^r^fUftsQrjgi,   sie  ist 
jNyu^EK^ijg  in  dsr  Thesis.  Weil  aber  der  Arsis-  und  der  Thesia* 
fiül  iwei  verschiedene  Dinge  sind^  so  behauptet  folgerichtig  jede  der 
baidftt  Caesnren  ihr  eigenes  yivog,  und  insofern  gehen  sie  ausein- 
aadar*  Hingegen  sind  sie  als  Factoren,  welche  die  natürlichste  und 
•nate  Brechung  der  Langzeile  herbei  fuhren^  aufs  innigste 
l^rt. 
Wie  die  nBr^rj^nfteQr^QdBn  Vers  in  zwei  hinlänglich  ebenmässige 
Jlifaa  sondert  und  zwar  derart,  dass  sie  in  die  Folge  rhythmischer 
» imglficklicheo  Moment  eingreift  und  solbe  höchst  geschmack* 
L  nalerbncbt,  also  4sthetisch  befriedigt,  zugleich  aber  dadurch 
dtr  Natur  gefordertes  willkommenes  Respirium  schafft  und 
rsocl)     '  ch  rechtzeitigbefriedigt:  ebensoja noch  um  einen 

voUk  weiss  die  troch.  Caesur  in  ihrer  Weise  diesen 

L  Erfoig  t\k  erzielen.  In  Ansehung  jedoch  des  dritten  Mo* 
Mlttaa»  dee  logiscb-sprachlich-s^yntakti sehen,  oder  um  es  kurz  anzu< 
taiteii,  dAs  ausiliaren,  das  zu  dem  physischen  und  ^ästhetischen  cn» 
mnT;*rAM-i  und  höchste  Befriedigung  erzeugend  hinzutreten  kann  und 
wenngleich  in  yerschiedenen  Graden  der  Intensität,  wirk- 
ucu  iiujx  1  "^  ' u^^steht  zwischen  den  beiden  in  Rede  stehenden 
Caa^iren  ior  unterschied.  Obwohl  wir  unverbrüchlich  daran 

fütitihalteD  hi^beii,  dass  die  Caesur  überhaupt  eine  Sache  fQr  sich, 
iü  paoiili&re  Moment^  aber,  wie  ich  es  summarisch  bezeichnet  habe, 
•leiuid&r  ist,  im  CoUisioosfatle  aber  ohne  Frage  entscheidend,  so 
,  ai^h  doch  fobr"'"!*»  n:ff.ir*Mt7.  zwischen  jenen  beiden  Caesuren 
»n.  Die   '  .  besitzt  vermöge  ihrer  fundamen- 

I  Cöfislitntion    monr  ^M^rice    und  Widerstandsfähigkeit,    um  im 


lii  MI  ijü*n  ganz  eutHLlU 


r  Ven   n«r  eine  der  herkomra liehen   Haupt- 
h  wohl  auch  zuweilen,  dass  da«  am i lii rt?  Moment 


14    Zur  Caesara  M«Ttt  tqitw  T^/«roy  im  Lateinifoheii.  Von  «f.  Wümt, 

Nothfall  auf  die  Wohltbat  dee  anxiliftren  llomeatOB  TWiiohten  in  kön* 
nen,  während  die  flüchtigere,  stofflich  weniger  robuste  trooh.  Oaesiir 
auf  den  OenuflA  janea  secnndären  Momentes  mehr  angewiesen  ist, 
wenn  sie  sofort  sich  anff&llig  geltend  machen  will. 
Uebrigens  k^^anen  in  diesem  EaUe  die  Orade  jenee  si&ricenden  Mo- 
mentes wechseln,  und  es  liesse  sich  da  wohl  an  einer  Folge  Ton  Bei* 
spielen  eine  8oala  an&telleiL  Auf  jeden  Fall  aber  gibi  es  keine 
minimale  Grenze.  Es  ist  eine  flieasende  fieihe. 

Wenn  also  der  Yerseinschnitt  nach  der  Länge  des  dritten 
Fusses  schon  Krajft  der  elementaren,  auf  Eindringlichkeit  beredhne* 
ten  Qualität  sein  Gewicht  bis  zn  einem  gewissen  Grad  geltend  machen 
kann,  so  bedarf  der  gelindere  Yerseinschnitt  nach  der  ersten  Eürse 
des  dritten  Fusses  einigermassen  jenes  auxiliären  Momentes,  um  aes 
seiner  Unscheinbarkeit  und  ünaufiälligkeit  wirksamer  herauszutreten 
und  seinen  versteckten  ursprünglichen  Werth  ins  Lieht  zu  stellen. 

Im  Allgemeinen  also  könnte  man  die  neyd-tifufjie^  in  dmr 
Arsis  als  die  harmonische  Caesur,  die  mehr  nach  unumschränktem 
Effect,  die  nsv&ijiLtifiSQrjg  in  der  Thesis  als  die  harmonische  Gaeenr, 
die  mehr  nach  bedingter  Wirkung  strebt,  bezeichnen;  und  weml  der 
n€P&rjfzifAe^]g  in  der  Arsis  mehr  die  Stabilität  und  die  Unmittel* 
barkeit  zukommt,  so  hat  hingegen  die  troch.  Caesur  in  ihrem  Wesen 
etwas  Schwankendes  und  weniger  Hervortretendes.  Ferner  wenn  die 
ftavd'fjpitfxeQrig  das  Pathetische  an  sich  trägt,  so  repräsentiert  .die 
troch.  Caesur  das  Naive. 

Was  übrigens  die  harmonische,  aus  der  Halbierung  entsprin- 
gende Wirkung  beti'ifft,  die  Öfter,  wie  wir  an  den  citierten  Beispielen 
gesehen  haben,  einen  reizenden  Parallelismus  mit  sich  fühi-t,  so  ist  die 
troch.  Caesur  noch  um  einen  Grad  vollkommener  als  die  Ttev-^fjfMr- 
fjieQtjg.  Denn  sie  halbiert  die  Langzeile  so,  dass  die  Enden  der  bei* 
den  Hälften  sich  gleichartig  verhalten.  Ein  besonders  instruotives 
Beispiel  dafar  ist 
Verg.  £cl.  VIU,  80    limus  ut  hie  durescit  ||  et  haec  nt  cera  liquesoit 

Vgl.  Hom.  II,  5,  239 ;    5,  660;  11,  218;    18,655;    23,10; 
Odyss.  18,  168  etc. 

Nächst  diesen  zwei  vornehmsten  Caesuren  kommen  wir  nun 
auf  die  ^q>&T]fiifi€QT)g  zu  sprechen. 

Die  e(pdrjfiifÄ£Qr}g  gehört  dem  yhog  nach  in  dieselbe  Ka- 
tegorie wie  die  nev^fiifAsgi^gf  unterscheidet  sich  aber  qualitativ 
fühlbar  von  der  letzteren.  Sie  besitzt  nämlich  nicht  mehr  die  Eigen- 
schaft harmonisch  zu  wirken.  Namentlich  wo  sie  ohne  Begleitung 
der  TQid'ri^ifiBQtig  und  ftevd'rjfiiiLieQrjg  plGtzlich  zur  Ausübung  der 
Gewalt  gelangt,  da  schlägt  sie  besonders  stark  ein,  und  es  zeigt 
sich  dann  auffallend  ihre  Eigenart.  Um  das  zu  veranschaulichen,  ver- 
gleiche man  ausser  Homer  und  Yergil  noch  Lucrez : 

I,  87  cai  simul  infula  virgineos  |  circamdata  comptus. 

I,  468  inrevocabilis  abstulerit  |  iam  praeterita  aetas 

I,  302  quae  tarnen  omnia  corporea  |  oonstare  neoesse  est. 

y,  28  quidve  tricoipora  tergemini  |  vis  Geiyonal 


Xir  Glifiirft  x«t(f  tgitor  w^t^mot  im  LateiniacUen.  Von  J^  WaUtr,    18 

V,    Ml  &at  Qx  imbribai  aasiduis  |  tihse  rapid* 

V,    650  nt  nox  obruit  is^enti  |  caligine  terras. 

T,      ^7  ut  Babjlonica  Cbaldaenm  |  doctrina  r«fat&ns 

Y,    740  eattcta  coloribaa  e^regiii  |  et  odoribaa  implet 

V,  1351  elTerrescere  cemebaai  |  In  rebaa  afirandis. 

VX    2d7  quem  cum  peracidit^  exkmplo  ||  cadit  Igneus  ille.  . .  * 

Die  iif^ri^u^uQfjQ  trägt  wie  die  7T£vdt]fnf4€^t]g  und  die  Cas* 

v^vra  Ti^iioy  t^oxoiov  daa  cbarakteriBtische  Ifdrkmal   eines 

^cbnittes  in  sieb.  Dieses  Maikmal  ist   ein   doppeltes,   ein 

I  inaer^s  uod  ein  äOBseres.  Das  innere  Merkmal  ist  scblicbter  matbe- 

btr  Natur,  insofern  Mass  nnd  Zahl  als  Kriterien  in  Betracht 

riommon.  Und  in  dieser  Beziehung  leuchtet  ein,  dass  die  iq}^t^f4t* 

fii^¥)g  eina  Hauptcaesar  ist  und  zwar  eine  solche,  die  schon  über  die 

Korm  der  reinen  Harmonie  hinausgreift  und  in  welcher  die  U^g- 

j  bcfakoit   aller   Caesur»   insofern   sie  herrschen  will,  wol  den  Gipfel 

Ifrr^ieht.*) 

Was  aber  das  äussere  Merkmal  betri^,  so  besteht  es  darin, 
;  die  kg^&fjfii^i^rjg  eventuell  keiner  anderen  nnter  den  berkömm- 
[Üchio  Caesuren  bedarf,  um  anständig  zu  beizte ben,  ganz  nach  Art 
Idif  niy^fjf4iH£Qfji  und  der  Caesura  xara  tQitov  t^xaioy.  Wir 
ii«ii  nun  xnr  %QidTif4i^t€Qt]g  oder  semiternaria. 
SJrt  pphurt  in  das  gleiche  /iVo^,  wie  die  Ttev&rjfn^tifiQg  und 
[die  ^<  >^i('^.  Wie  die  letztere^  kann  sie  als  solche  und  auf  sich 

ilbüi  tp«!>tii trinkt  keine  harmonische  Wirkung  in  der  Laugzeile  her* 
in  \  doch  besteht  ein  eingreifender  Unterschied,    Während 
tue  tfi^^         ■■-■:  diesseits  des  harmonischen  Punctes  liegt,  befindet 
,  di*  ^')      -    j'-f^r/g  jenseits  desselben,  und  das  hat  wieder  zur 
(y^lftf   da«a  did  Verspätung  den  Beruf  der  itp^r^/atfde^fjg,  Haupt« 
sn  werden,  fordert»  ja  erzwingt,  während  die  t^i^fjfii^B(}rig 
die  Verfrühnng  die  Eignung  dazu  absolut  verliert. 
Im  Vereine  mit  andern  Caesuren  hilft  sie  zur  Hervorbringung 
hafnootscher  Wirkung  mit,  namentlich  schafft  sie  im  Bunde  mit  der 
lifS^^tfit^fji;  tricbotomische  Ordnung.  In  diesem  Falle  kann  unter 
l^üoiidtrs   ganstigen  Verhältnissen  ein  schj^ner  und  kiiftiger  Drei* 
jlrlattf  im  rhythmischen,  syntaktischen  und  logischen  Sinne  entstehen. 
Um  das  bisberige  im  systematischen  Tone  charakterisierend 
I  msammentufasaeD,  konnte  man  sagen :  die  7^/^»;^i^£^r^^  ist  die  von 
freien  Wahl  eingegebene  gute  Kobencaesur,  die  n^vd'Tjfii/ji^Tjg, 
Wim  die  troch.  Caesur  die  vom  rechtzeitigen,  natürlichen  Bedürf- 
t  NCihrte,  die  iqi^fifufufiqg  die  von  der  Notbwendigkeit  dictierte 
aur. 
Dnaa  die  in  Frage  stehende  %^ix^i^fitfiiQT)g  den  Beruf,  Haupt- 
la  spiolin,  principiell  nicht  haben  kann  —  dafür  existiert 
lio^  das  uutrfigUelie  innere  Kennzeichen ;  es  eitistiert  aber  auch 
am  itüMiras. 


•)  Wie  «  m  lilcBtir  BcÄiebung  mit  der  thotiscben  Form   der 
fSf^i^tßit^^i  fteht,  bobalte  ich  mir  tot,  bei  anderer  Gelegenheit  so  er* 


16    Znr  Caesnra  xarä  tqCtov  rQoxatov  im  Lateinischen.  Von  /.  Wdlien 

Die  TQid'rifii^BQi^g  nämlich  darf  —  ganz  im  Ge- 
gensatz zu  ihrenAnv  erwandten  —  nichtohne  eine  der 
andern  herkömmlichen  Oaesuren  erscheinen,  wofern 
der  Vers  nicht  abnorm  werden  soll. 

Sie  kann  kraft  ihrer  anftnglichenundsecnndären  Stellung  nur 
die  folgende  Hanptcaesar  ankünden. 

ündhierist  der  Punkt,  wo  Bährens  jedenfalls Tollkommen  geirrt 
hat.  Wie  schon  im  Anfang  erwähnt  worden  ist,  macht  er  zu  der 
Properzstelle  „cnm  te  inssit  habere  puellam  comua  Jnno'',  die  er  in 
„cum  inssit  te  habere  pnellam  comua  Inno''  umändert,  die  Bemerkung» 
dass  nunmehr  der  Vers  sein  ^erstes  Requisit,  eine  Oaesur*^ 
erhalten  habe  und  zwar  die  semitemaria,  eben  unsere  Tgi-^fiifiSf^. 
Dass  aber  daf&r  die  semitemaria  ,,allein^  ausreiche,  lasse  sich  ans 
„viel entstellen  nachweisen;  speciell  wirdProperz  citiert,  III,  31, 
27  (a  pereat,  quicumque  meracas  repperit  uvas).  Ausserdem  macht  er 
bei  Gelegenheit  Jener  Horazstelle  „dignum  mente  domoque  legentis 
honesta  Neronis"  zu  einigen  Versen,  die  er  aus  Horaz  citiert» 
nämlich: 

Epist  II,  2,  1    Flore,  bono  claroqae  fidelis  amice  Neroni 
III,  3,  211    aocessit  namerisque  modisque  licentia  maior 

die  Bemerkung,  dass  man  bald  ersehe,  was  solchen  Versen  trotz  ihrer 
sonstigen  rhythmischen  Mängel  Lebensfähigkeit  verleihe,  näm- 
lich das  Vorhandvisein  einer  rechtmässigen  Oaesur,  der  semi- 
temaria, während  die  Caesur  es  sei,  die  dem  Verse  „dignum  mente 
domoque  |  legentis  honesta  Neronis^  ganz  abgehe. 

Vor  allem  ersieht  jeder  Unbefangene,  was  Bährens  seltsamer-- 
weise  nicht  sieht,  nämlich  den  unläugbaren  Einschnitt  nach  der  ersten 
Kürze  des  di-itten  Pusses,  die  Caesura  xorra  tqitov  xqo%a1ov.  Aber 
die  ist  ja  nach  Bährens  ein  Schatten,  über  den  man  hinwegeilt,  eine 
Null,  die  gar  nicht  in  Betracht  kommt.  Doch  selbst  unter  dieser  Voraus- 
setzung, selbst  für  den  Fall,  dass  in  jenen  citierten  Versen  die  troch. 
Oaesur  hart  an  der  NuUheit  der  Bedeutung  steht  und  eine  reine  For- 
malität ist,  hat  sie  trotzdem  dort  aus  einem  versteckten  Gmnde  ihre 
eigenthümliche  Berechtigung,  und  man  muss  mit  ihr,  ob  man  will 
oder  nicht,  rechnen. 

Ich  könnte  nun  verschiedene  Wege  einschlagen,  um  die  ün^ 
Stichhaltigkeit  der  Bährens'schen  Anschauung  von  der  die  Lebens- 
fähigkeit ertheilenden  semitemaria  nachzuweisen ;  ich  könnte  dabei 
vielleicht  einen  gelehrten  Apparat  aufwenden  und  doch  meinen  Zweck 
verfehlen,  insofern  möglicher  Weise  etwas  zurückbliebe,  das  den 
Keim  des  Wortstreites  in  sich  enthielte.  Darauf  aber  kann  ich  mich 
nicht  einlassen,  und  so  greife  ich  zu  einem  andem  bewährten  Mittel. 

Ich  werde  mich  nämlich  dem  auf  „viele^  Beispiele  gegründeten 
Satze  Bährens*  von  der  eventuell  allein  ausreichenden  semitemaria 
aus  methodischen  Bücksichten  fügen  und  einmal  denVersifex  spielen. 

Wenn  es  wahr  ist,  dass  die  semitemaria  für  einen  correcten 
Vers  allein  ausreicht,  so  mache  ich  denn  von  diesem  Satze  Gebrauch,, 
umgehe  die  troch.  Caesur,  diese  Nullität,  die  aber  eben  doch  eine 


ftr  Cwotilm  Mtttä  f^ftofT  j^o^aTov  Im  Lateinischen.  Ton  /.  WaX$er^    17 

ivtiU  Caesur  an  wichtiger  Stelle  im  Verae  w&re,  und  bilde  fol- 
pode  Verse : 

quid  virtiis  (  efTeoerit  AmpbitrjoDiadei 
tr.n.*iiiii«  j  cum  rnihirni)  rbinocerotibus  olim 

1  sea  fftllai  ConimageauB  hjurusp^s. 
^  ,  tremefftctae  fandAineiita  Uborant 

tut  papaios  I  dea  soÜicita  errabundaque  lus^trat. 
prömi&vis  |  AoAphe^  «miis  Astjpalaea  labacta  est. 
<|tK>fi  mullos  I  mare  misil  Tauromenitanomm. 
arma  movet )  gens  formidabiliura  rebellis. 

Jeder  nur  einigermasseD  Belesene  muss  über  die  Qualität  dieser 
Verse  stuttig  werden.  Und  doch  sind  diese  Verse  correct,  lebens- 
fähig;  denn  sie  besitzen  unweigerlich  das  ^erste  Beqoisii^,  eine  Cae* 
fiir;  sie  besitzen  eine  „rechtmässige"  Caesur,  nämlich  die  wichtige 
i^semitemaria^ ,  allerdings  u\ir  die  semiternaria,  aber  das  reicht  ja 
bei  den  lat,  Dichtern  aücb  noch  seit  Catnll  ans»  wie  das  dorch 
^f  iele^  —  nnd  hier  hör*  ich  in  scherzen  anf  und  sage:  wie  das 
dmch  kein  einziges  gleiches  Beispiel  bei  allen  Dichtem  seit  Ca- 
tall^diüicb  bisher citiert habe,  und  durch  numerisch  verschwin- 
dende, aber  nm  einen  Grad  anders  beschaffene  Exem])ol  bezeugt 
wild«  w&hrend  solche  Verse,  denen  angeblich  die  blosse  semiternaria 
Lebensfähigkeit  verleihen  soll,  im  Bunde  mit  der  Caesura  xata  j^i- 
tpp  f^;(aioi'  relativ  oft  erscheinen,  mag  man  sie  nun  schlecht 
(kdflf  aber  verständig  nnd  nach  einem  Princip  vortragen.  Der  Unter- 
I  icliM  aber  bleibt^  dass  meine  obigen  Proben  mit  augschUessUcber  se- 
miternaria wol  oder  Übel  so  gelesen  werden  müssen,  dass  sie  sich  hin- 
idUeitpeu^  während  die  Verse  der  Classiker  mit  angeblich  blosser  se- 
iUteTDaria,  in  Wahrheit  aber  mit  semiternaria  und  troch.  Haupt- 
caüttr  so  traurig  nicht  müssen  gele&en  werden. 

Da  ich  UQD  die  Zahl  derjenigen  Heiameter,  die  seit  Catulls 
Tafon  von  BSkbrens  als  Unding  verpönt  sind,  so  ziemlich  kenne ,  so 
niiiaa  ich  erkl&r«)u^  dass  Verse  mit  ausschliesslicher  semiternaria 
ohtii  caesura  post  tortium  trochaeum  seit  Catull  mindestens  dreifach 
thidiag  sind. 

Es  ergibt  sich  aber  folgendes  Beherztgenswertbe :  die  Caesura 

Mtna  t^tovtQoxalov  hat  sich  (wenigstens  in  Hor.Epist.  III,  3,  211, 

Prop.  III,  31^9),  so  lange  man  sie  rulüg  an  ihrem  Platze  Hess,  kaum 

finft;  sobald  ich  sie  aber  in  meinen  Probeversen  alles  Ernstes  von 

li9f  Stelle  stoKsen  wollte,  um  der  ausschJiesstichen  semiternaria  au- 

'  ff^&Kch^Inllch  XU  Ihrem  Uecbto  zu  vorhelfen,  regte  sie  sich,  wenn- 

fr    indirect,    sofort,   und  erweckte  die  Sehnsucht  nach  ihr^ 

eine  Nullität  sein  soll. 

..HS  meine  obigen  VerBfabricate  wunderliche  Anomalien  und 

nan  kraft  des  Instin ctes.  und  wo  liegt  der 

.  dass  eben  die  Noll,  die  troch.  Ctiesur 

zeigt  habe,  gerade  indem  sie  umgangen 

imigfachen  Eunstgri^eni  die  eben  jene  Cae- 

§m^  ^huld  zu  liegen  scheine.  Nicht  so  ganz,  muss  ich 

4ir«u4  «^:  *«iu»  lij,    iM-iiii  zunächst  ist  das  weder  der  wahre  Grund  der 


18    Zar  Caesura  xard  t^itov  t^oxaiop  im  Lftteinischeii.  Yon  J.  Walser. 

KrankheitjenerrhythmischetiFabricatey  noch  anch  ein  halbwegs  rer- 
l&ssliches  Symptom.  Aber  —  und  nun  kommt  der  nächste  eigent- 
liche Grund  —  dass  man  nach  Yersänmang  der  glücklichsten  Augen- 
blicke ruhig  weiter  g^egangen  ist  und  dann  obendrein  den  letzten 
Augenblick,  den  der  gebieterischen  Nothwendigkeit,  anch  noch  ver- 
passt  hat,  ich  meine,  dass  man  mit  Umgehung  der  Ttsp&rjfiifxeftjc, 
femer  mit  Umgehung  der  troch.  Caesur  auch  noch  die  iq>^^i(U((r^ 
unmöglich  gemacht  hat,  das  ist  der  wahre  Grund.  Nahm  man  die  Haupt- 
caesurinderFormderTrev^f/jUijue^,  so  war  es  gut ;  nahm  man  sie  in 
der  Form  der  etp&riiiiii^qvjq,  so  war  es  leidlich  gut;  nahm  man  aber  in 
jenen  Fabricaten  weder  die  itp&r^fiifieffig,  noch  die  Ttev^tifÄifis^,  so 
mu  sste  man  —  ob  man  wollte  oder  nicht  —  die  troch.  Hauptcaesor 
nehmen  und  mit  ihr  im  lebendigen  Vortrag  rechnen  —  oder  aber  es 
entstanden  in  Ermangelung  wenigstens  dieser  centralen  Oaesnr 
einfach  Missgebilde.  Und  so  wäre  denn  gerade  in  einem  Falle,  wo 
die  troch.  Caesur  die  Achillesferse  zu  haben  schien,  der  Nachweis 
geliefert,  dass  die  semiternaria  bleibt,  was  sie  ist  und  was  sie  bisher 
immer  war,  eine  introductiye  Nebencaesur,  die  an  einen  erinnert,  der 
eine  Last  fortstossen  will,  welche  über  seine  Kräfte  geht.  Mag  er 
noch  so  sehr  sich  einsetzen,  die  Last  kommt  nicht  in  ordentliche  Be- 
wegung. Genau  so  die  semiternaria,  wenn  sie  als  ausschliessliche 
Caesur  im  Verse  herrschen  will :  sie  ist  nicht  im  Stande,  die  nach 
der  Länge  des  zweiten  Fusses  restierende  mächtige  Versmasse  aus 
eigener  Kraft  in  richtigen  Fluss  zu  setzen,  weil  sie  von  ihrer  Stelle 
aus  selbe  nicht  wahrhaft  zu  gliedern  im  Stande  ist. 

Wenn  nun  Bährens  in  völliger  Verkennung  der  Sachlage  er- 
klärt hat,  dass  Hexameter  mit  bloss  troch.  Einschnitt  im  dritten  Fuss 
seit  Catull  ein  Unding  seien,  hingegen  Verse  mit  ausschliesslicher 
semiternaria  correct  und  vielfach  bezeugt,  so  fällt  jetzt  dies  Wort 
auf  ihn  zurück ;  denn,  wie  gesagt,  Hexameter  mit  ausschliesslicher 
semiternaria  müssten  dann  seit  Catull  mindestens  dreifach  Unding  sein. 

Das  Capitalübel  so  beschaffener  Semitemariaverse  liegt ,  wie 
wir  gesehen  haben ,  darin,  dass,  nachdem  die  TQid^rmifxe^g  die 
angeblich  zu  erwartende  wahrhaft  organisierende  und  richtig  be- 
lebende caesura  regens  des  Verses  angekündigt  hat,  diese  Ordnerin 
und  Lenkerin  ausbleibt.  Sie  erscheint  nicht  im  Falle  der  Ttepd-rjiii' 
fi€^i^g,  sie  ist  nicht  auf  dem  Platze  im  trochäischen  Falle,  und 
nachdem  diese  zwei  wichtigen  Zeitpuncte  verstrichen  sind,  so  ist  der 
Nothfall  da,  und  wer  wieder  vergebens  erwartet  wird,  ist  sie!  Und 
so  hat  sich  denu  bis  zur  Evidenz  gezeigt,  dass  die  semitemaria 
Bährens'  zwar  eine  rechtmässige  Caesur  ist,  insofern  sie  secundftr 
mitorganisieren  hilft,  aber  keine  rechtmässige  und  legitime,  insofern 
sie  Hauptcaesur  sein  will,  die  Leben  im  Ganzen  verbreitet.  ^  Verse, 
die  nach  dem  Bährens'schen  Becepte  gestaltet  sind,  haben  eine 
Eigenschaft,  die  ich  so  verdeutschen  möchte:  sie  fangen  an,  einen 
Augenblick  in  Lebenslust  emporzuflackem ,  um  dann  fort  und  fort 
bis  ans  Ende  zuckend  abzusterben. 


lia  Cttmn,  matm  f^Mw  T^/nr^or  hu  LfttMobeheit  Van  J.  WdUer,    l§ 

Ich  wäre  zwar  genOgMiD  genug,  um  dtwtige  Versd  ^r  Ab* 
Qf  als  ELariUt  in  deo  Kauf  zu  Dehmen:  aber  Bia  blieben,  waa 
»tiod:  etil«   in  <iie  Aagen   litechende  Anomalie,  und  wenn  jener 
ekaimie  OTidiscbe  Vors 

nee  c»olo  ne<)  hämo  iiec  aqtuB  dea  veetra  reeepU  eet 
aeioer  Art  ein  wahres  Meisterwerk  ist ,  nämlich  ein  ungemein 
ktariätiBcher   und   aus   dem  Gewühl    bervorspringonder  Vers, 
,  aber  auch  völlig  correct,  so  kC^nnte  möglicherweise  ein  Vers 
mit   ai^echliefslicher    semiternaha   \n   seiner  Art  gleichfalls  ein 
kkinv»  Meisterstück  werden,  das  sich  beteichnend  Ober  das  allge- 
ne  Niveau  erhebt;  aber  dieses  Wunderding  wäre  vorher  wie  nach- 
nicht  nui'  nicht  correct,  sondern  inj  Princip  incorrect  und  abnorm. 
£s  kommt  also  in  dieser  Beziehung  auf  extraordinäre  Umstände 
Ich  möchte  —  halb  im  Schet^,  halb  im  Ernst  —  fast  bedauern, 
Vergü  in  jenem  herrlicben  Gleichnisse  (V ,  273) ,  wo  die  von 
Siein    oder  Wagenrad    betroffene    Schlange  in    ihrem  con- 
cimchen  Gebahren  plastisch  geschildert  wüd  mit  den  Worten: 

neqnldquam  longos  fugten»  dat  corpore  tortus 
parte  feroi,  ardensque  oculis  et  sibila  coUa 
ardauB  attoUens:  pars  Tulnere  clanda  retentat 
niiantem  nodis  teqne  in  sua  membra  plicantem 

lüg««  ich  mischte  fast  bedauern,  dass  Vergil  hier  nicht  einen 

kltristischen  Vers  mit  blosser  semitemaria  und  allen  sonstigen 

bmiRchen    Geheimktinsten    angebracht    hat.    Denn    inhaltlich 

Aem  jene  Verse  recht  treffend  dag  absterbende  Halbleben  auch 

Fabrikate  mit  blosser  semiternaria. 

Die  semiternana  also,  die  angeblich  dem  Verse  Lebensfähigkeit 

fetleiben  weiss ,  muss^  wenn  schon  einmal  nEv^fj^tiuqr.g,  und 

Mfif^g  im  Verae  nicht  lur  Verwendung  kommen ,  der  troch. 

Bor  das  usurpierte  Recht  zurückstellen.  Die  troch.  Haupi- 

\  es,  die  in  diesem  Falle  aus  Gründen  der  inneren  gesunden 

en  des  Hexameters  der  semiternaria  nnentbehrlich  wird, 

,H»  LangMile  nicht  abnorm  werden  soll,  während  amgekehrt 

'  41m  trech.  Caesar  die  semiternaria  im  Princip  stets  entbehrlich 

,  Biluwos  aber  kehrt  das  Verhältnis  gerade  um. 

Die  trooh.  Caesnr  hat,  wie  wir  gesehen  haben,  im  Moment. 
«»  nao  tie  alles  Ernstes  einfach  hinauswerfen  wollte,  indirect  ihren 
fiifliAniB  und  centralen  Standpunct  gegenüber  dem  initialen  und 
•sOBodirendcrT^^j^/ii/jf^/ggeltendgemacbt  und  ist  durcbgedrungts. 
Die  Imch.  Caesnr  hat  \m  einer  Gelegenheit,  wo  sie  als  vermeintlidit 
fliahtigkeit  und  Dichtigkeit  von  Bährens  nicht  einmal  nominell 
iirttei  wurde«  wo  sie  todt  gesagt  war,  im  entscheidenden  Augeu- 
tfiok*  Itvix  ihrer  mooiealanen  Schwäche  sich  aufgerichtet  und  ihre 
sie  Legitimität  EU  betbätigen  gewusst;  sie  hat  in  schwieriger 
i^n  SU  erkennen  gegeben,  dass  sie  auf  jeden  Fall  ein  grosaea 
lilas  Frindp  im  Bücken  bat,  zu  dem  sie  sieb  eventuell  flachten 
Oed  in  diaser  ihrer  aageatammten  Bedeutung  verwindet  sie 
4k  flwtifui  Mängel  des  einzelnen  Falles* 

2^ 


tO    Zar  Oaesora  xard  tgirop  r^oxatov  im  Latdoischen.  Von  J.  Wätser. 

Ich  könnte  nnn  noch  zum  üeberflosse  an  jenem  von  B&hrens 
veränderten  Vers  des  Properz  (com  te  inssit  habere  paellam 
comna  Inno),  bei  dem  die  troch.  Oaesnr  gewissermassen  die  Bolle 
der  Scheintodten  spielt,  zeigen,  wie  die  Veränderang  Bährens  »com 
inssit  I  te  habere  pnellam  comaa  luno^  nnr  dann  normal  bleibt, 
wenn  er  die  ungeahnte  Bedeutung  der  angeblichen  Null  in  Form 
von  habere  genau  an  Ort  und  Stelle  bestehen  lässt.  Ich  könnte 
mit  Umstellung  der  nämlichen  Worte  sogar  in  einer  DoppeUbrm 
deutlich  zeigen,  dass,  sobald  ich  die  troch.  Oaesur  aufhebe,  das  alte 
Yersgeschlängel  sofort  wieder  auftaucht.  Der  Vers  des  Propen  aber 

com  te  iuBsit  habere  |  puellam  comna  Juno 
oder  meinetwegen 

cum  inssit  te  habere  |  pnellam  cornna  Jnno 
muss,  da  im  ersten  Fall  nur  troch.  Hauptcaesur,  im  zweiten  Fall 
troch.  Hauptcaesur  nebst  initialer  rQi9rifiifi€Q^g  steht,  so  gelesen 
werden,  dass  man  „cum  te  iussit  habere^  beziehungsweise  ,cum 
iussit  te  habere*'  in  einen  Complex  zusammenfasst ,  und  ^pnellam 
comua  Juno"  in  einen  zweiten,  doch  so,  dass  man  im  Vortrag  den 

üebergang  zu  ,, puellam "  thunlichst  vermittelt,  obwol  es  keine 

blosse  Sophistik  wäre,  wenn  ich  darauf  hinwiese,  dass  „puellam^ 
durch  ein  griech.  na^ivov  avaav  erklärt  werden  könnte.  Doch 
wozu  viele  Worte?  Ich  sage  einfach,  die  troch.  caesura  regens  ist 
im  vorliegenden  Falle  constatiert^  und  wäre  es  auch  nur  im  Sinne 
einer  gesunden  Yersconstitution.  Was  der  nev&rjfiifie^  in  der 
Arsis  sofort  willig  eingeräumt  wird ,  das  darf  der  Ttet^irjfUfiei^  in 
der  Thesis  nicht  verweigert  werden.  Um  das  zu  zeigen ,  wollen  wir 
den  Fall  setzen,  dass  Properz  den  Vers  so  geschrieben  hätte: 

com  te  inssit  habere  |  invifam  comna  Inno, 
gleich  heisst  es:  EHärlich  nevd^r^f^iixBQfjgX  Und  doch  nimmt  das  ^in- 
visam**  genau  dieselbe  Bedeutungsstelle  ein,  wie  das  „puellam.*^ 

Solche  Verse  nun  mit  troch.  Hauptcaesur  und  semitemaria,  die 
vom  „auxiliären^  Moment,  wie  ich  es  früher  bezeichnet  habe,  so  gut 
als  keine  oder  nur  minimale  Hilfe  erhalten  und  daher  an  der  wahren 
Caesurstelle  etwas  Schwankendes  an  sich  tragen,  gibt  es  auch  im  La- 
teinischen verhältnismässig  nicht  so  wenige ;  ich  führe  eine  ziemliche 
Anzahl  dieser  vollkommen  correcten,  aber  eigenartigen  Verse  seit 
Catull  und  Genossen  unter  einer  besondem  Rubrik  in  meinem  Ver- 
zeichnis. Es  wäre  ein  eigener  Excurs,  wollte  ich  hier  darüber 
abhandeln;  es  würde  das  aber  zu  weit  führen,  und  daher  muss  ich 
einstweilen  davon  absehen.  Im  Allgemeinen  sei  jedoch  bemerkt,  dass 
beim  Vortrag  solcher  Verse  der  leitende  Gesichtspnnct  die  Beachtung 
und  thuulichste  Markierang  der  troch.  Hauptcaesur  ist  und  bleiben 
muss;  im  Uebrigen  hat  man  sich  eben  den  Umständen  anzubequemen« 
Hie  und  da  dürfte  es  sich  treffen,  dass  man  an  Einbeziehung  der  bu- 
kolischen „Oaesur **,  beziehungsweise  „Diärese*^  denkt.  Das  mag 
nun  ganz  säiön  sein,  nur  darf  man  sich  keiner  etwaigen  Täuschung 
hingeben,  was  die  Natur  der  Pause  betrifft.  Denn  der  Urheber  einer 


mtii  t^iiü¥  T^jjftiTor  tot  IiateiiiisoheiL  Ton  J.  WaUsr.    tf " 

ben  inoxf;  i^t  rela  nur  oüd  ausschliesalich  das  logische  Moment 
nicht  etwa  am  in  dieDiaereBehineingeklügeUesCaesuniioinefit^). 
B«Tor  ich  aber  von  dieser  Sache  scheide,  muss  ich  noch  twei* 
«riei  ins  Beine  bringen. 

Erstlich  ist  es  der  Vers  des  Horax 

Flore  boQo  cbiroque  |  fidelia  nintoe  Neroni, 
untisr  anderem  jene  Bemerkung  ßährens  gegolten  hat,   da#3 
[Irots  sonstiger  rhythmischer  Schwächen  wenigstens  die  semiteroaria 
sei »  die  ibm  Lebensfähigkeit  rerleihe.  Nicht  doch ,  wie  wir  ge- 
ehen   haben;    sondern   die  von  Bährens   in  Acht   erklärte   troch. 
^Hanpteaesur  ist  es,  die  ihm  diese  Eigenschaft  verleiht.  Und  zwar  ist 
im  vorliegenden  Verse  die  Caesur   far  den,   welcher  m  sehen  ver- 
geht,   keineswegs    so    verborgen,    und    ich    hätt«    diesen    Vei^ 
Rt^r  meinen  obigen  zahlreichen  Citaten  ohne  Gefahr  mitaufführen 
Is  sind  aber  zwei  Momente,  ein  logisches  und  beitänfig  auch 
.iitektonischeSy   wodurch   die   fragliche  Caesar   hinreichend 
I  4eiitlich  gestützt  wird.  Was  das  erstere  betrifft ^  so  sieht  man,  dass 
lin  der  «finen  Yershälfte  „bono  claroque^,  in  der  andern  ^fidelis  amice 
lüerom*^  zunächst  zusammengehören,  also  au  der  Schnittstelle  die 
en  kleinen  Complexe   sich   sondern.    Was   das   zweite  Moment 
ebt^  t$o  habe  ich  in  einem  meiner  Programme  (Wien,  Gjmn.  im 
Bea.  Id7ti)  (^Lyrisches  aas  Klopstock  ins  Lat.  übersetzt,  nebst 
I  kleinen  Beitrag  zur  Technik  des  Horaz")  für  Horaz  als  Lyriker 
oll  und  mit  allgemeinem  Hinweis  auf  die  lat.  Dichter  Überhaupt, 
onders  aber  auf  Ovid  gezeigt,  wie  unter  anderem  nicht  selten  das 
i^octiv  in  der  ersten  Yershälfte  bedeutsam  gestellt  ist,  während  das 
Bpondierende  Substantiv  am  Schluss  des  Verses  steht,  woduich 
lila  aamuthiger  Parallelismus  geschaffen  wird.    Das  ist  auch  hier 
'toFaU. 

Nun  komme  ich  auf  ein  «Vers ungeheuer,  welches  wo  1 
giot  #iazig  in  der  antiken   lat.  Poesie  seit  Catnllns 
i,4Mltbi'^t  nämlich  auf  jenes  Horazische 

dignam  mente  domoqae  |  legen tis  honesta  Neronis, 
[  nnd,  meint  Bährens,  nicht  al  1  ei  n  die  von  L.  Müller  bemängelten 
IflkiiifÜQ  troch.  Wortausgänge  darin  das  Kässliche ;  das  kann  man 
th  etiier  Umständen  gefallen  lassen  —  und  da  wird  Epist.  II ,  2 , 
|lp  tu,  3r  211    citiert  —  nein,  die  Caesur,  die  dem  obigen  Vers 
:  abgeht,  ist  es,  die  ihn  im  Verein  mit  dem  von  L,  Müller  Ge- 
unerträglich  macht,  —  Und  nun  verleiht  Bähi-ens  dem  Un- 
I  «in  menschliches  Aassehen ;  er  schreibt  einfach  „optantis^ 
lifentls  and  die  regelrechte  Caesoj  d.  h.  die  n^ySfj^ifi^fig 
\  fiftig.  Dadurch  allein  wäre  schon  die  Thatsache  beleuchtet ,  dass 
eas  die  Caesura   xcrra   t^itov   t^x^^^*^   weder  in  Wahrheit 
noch  sie  überhaupt  würdigen  gelernt  hat,  weder  in  den  grie- 
Vorbildern,  noch  in  den  lateinischen  Nachbildern. 


*Hch  mein«  ich  dann  Caesar  Im  ongdra  Binne,  d. 
iarli&v4L»ic  bi.ch^angaform  aller  InciAton* 


h.  die 


Vt   Zar  CaMura  imtA  t^t<fp  v^oxtuov  im  lAteintachen.  Yon  /.  Wakir. 

Die  trochk  Caesar  im  obigen  Verae  bleibt.  Sie  ist  obendrein 
genügend  markiert.  Das  „dignnm  mente  domoque*^  bildet  den  einen 
schönen  Theileomplex  und  „legentis  honesta  Neronis*^  den  andern. 
An  der  Schnittstelle  sondern  sich  die  beiden  Qedankencompleze. 
Was  kann  es  Schlichteres  und  Anmni^igeres  geben  als  solche  and 
andere  noch  weit  charakteristischere  Fälle  harmonischer  Theilung 
im  rhythmischen  and  zugleich  logisch-syntaktischen  Sinne? 

L.  Müller  aber  war  feinfOhlig,  wenn  er  die  gehäuften  troch. 
Wortausgänge  bemängelt  hat,  jedoch,  wie  mich  dflnkt^  etwas  zu  em- 
pfindsam. Die  gerügte  Schwäche  tritt  erst  in  der  zweiten  Vershälfte 
merkbar  auf.  Aber  zu  behaupten  dass  der  Vers  c  a  e  s  u  r  1  o  s  ist,  das 
lag  einem  L.  Mailer  denn  doch  gar  zu  ferne. 

Der  zweite  Punct,  auf  den  ich  zurückkommen  muss,  ist 
folgender.  Ich  habe  erwähnt ,  dass  Verse  mit  ausschliesslicher  semi- 
ternaria  bei  allen  Yon  mir  citierten  Dichtern,  die  in  ziemlicher 
Anzahl  zugleich  entscheidend  sind,  nur  sehr  selten  Yorkommen 
und  auch  diese  in  ihrer  Qualität  von  meinen  Proben  um  einen 
Grad  verschieden;  so  dass  sie  etwas  erträglicher  sind  als  jene  „Vers- 
ungeheuer^,  die  ich  genau  nach  der  Lehre  von  Bährens  ge- 
schmiedet habe. 

Lucrez  sagt 

UI,       612  dissolvi;  quod  si  immortalis  nostra  foret  mens*), 
VI,       197  oomplemnt,  magno  indignantur  murmuie  claosi, 

Horaz  sagt 

Epist  II,  3,  263  neu  quivis  videt  immodalata  poemata  iudex 
II,  3,  87  cur  ego  si  nequeo  ignoroqae,  poeta  salutor?, 
n,  3,  377  sie  animis  natum  inventumqae  poema  iavandis, 

Silius  sagt 

VIII,  530    Voltumum,  qoasqoe  evertere  silentia,  Amyclae, 

Juvenal  sagt 

X,  366    qni  spatium  vitae  extremum  inter  munera  ponat  (?) 
XIV,  108    inviti  quoque  avaritiam  exercere  iubentor 

Das  also  wären  —  genau  besehen  —  die  „vielen''  Semiter- 
naria-Fälle, die  ich,  von  Lucrez  und  Catull  angefangen,  innerhalb 
meines  Beobachtungskreises  aufzutreiben  vermochte. 

Es  besteht  aber,  wie  bereits  angedeutet,  zwischen  den  eben  ci- 
tierten Versen  und  meinen  früheren  Illustrationen  der  puren  semi- 
temaria  doch  noch  ein  gewisser  Unterschied.  Zuvörderst  bietet  sich 
in  den  citierten  Versen  an  bedeutsamer  Stelle  ein  wie  immer  beschaf- 
fener Anhaltspunkt  dar,  den  man  in  meinen  Proben  vermisst:  Wort- 
bildungen nämlich,  deren  erster  einsilbiger,  sei  es  präpositioneller, 
sei  es  partikelhafter  Bestandtheil  den  Punkt  der  Ttev^^fiifie^s  {od&r 
der  eg)-dT^fiifi€Qrjg)  trifft;  vgl.  in-mortalis,  in-ventum  u.  dgl. 

Erwägen  wir  nun  erstlich,  dass  eine  freilich  sehr  bedingte  Ab- 
lösbarkeit  auch  einsilbiger  Praep.  (bez.  Partikeln)  bei  Oompositis  im 

')  Vgl.  auch  Lucr.  III,  715,  V,  165,  wo  gleichfalls  das  Adj.  im- 
mortalis im  Spiel  ist. 


Zu  Cie«i&n  tunu  ighw  rpo/arov  im  LttimnUolieo.  Ton  /.  Waktr,    IS 

ImJL  nicbi  ausgeschlossen  ist  (fgL  zunftcbat  bei  Lucrez  Wendungen, 
wie:  seqne  gregari,  conque  putrescunt,  inqae  pediri,  perqae  plioatis, 

^diaqu«  mpatiSy  uiqne  merentes;  erwägen  wir  ferner,  dass  unter  den 
VOBchiedenen  einsilbig&n  Bedetbeilen«  an  die  sieb  unfraglich  uev- 
^r^ifi^fffi  (oder  itpS^^fiBd^g)  knüpft,  auch  Praepos.  erscheinen, 
90  Mtnet  sieb  ein  Seitenweg,  anf  dem  man  allenfalls  flüchten  mag* 

^MiD  kannte  eben  in  Anbetracht  der  eiceptionellen  Lage  und  in 
Hinblick  auf  eine  bedenkliche  Alternative  zu  einer  Art  z^TfCig  grei- 
fen, die  Foge  lockern  und  an  jener  Stelle  des  Verses,  wo  eine  Haupt* 
caesur  unsere  natflrlicbe  Erwartung  unzweideutig  befriedigen  sollte, 
iit  Fraep.  (bez.  Partikel)  jener  Bildungen  stärker  urgieren,  um  auf 
diese  Weise  wenigstens  das  Princip  zu  retten  uud  kategorisch  zu 
irkliren,  dass  die  semitemaria  als  solche  absolut  keinen  im  Ganzen 
nod  Grossen  ordnenden  Beruf  besitzt. 

Das  wäre  das  eine  dürftige  Auskunftsmittel.  Nächstdem  könnte 
TifUeicht  jemand  bei  einigen  der  citierten  Verse  auf  die  troeh.  Cae- 
mt  im  vierten  Fuss,  bei  andern  auf  die  Diaerese  im  vierten  Fuss 
Usweiaen«  Es  wurde  mich  zu  weit  fuhren,  wollte  ich  im  vorliegenden 
Aizbslz  &n  Sinn  und  die  Tragweite  derartiger  Aufstellungen  be- 
tprech«!!;  genug,  die  angedeuteten  Bemühangen  enthalten  endlich 
doch  nur  das  Bekenntnis,  dass  mau  in  jenen  Versen  vor  allem  eine 
der  rechtmässigen,  organisch  begrOndeten  Hauptcaesuren  vor  sich 
sehin  m^hte  nnd  in  Ermangelung  ihres  unzweideutigen  Vorhanden- 

>  teiaa  lieh  ebi^n  mit  allerlei  Surrogaten  zu  behelfen  sucht,  und  so 
Bfigni  denn  diese  Raritäten  immerhin  auch  noch  einigen  Succurs  ans 
d«r  ^roroatnlHschen  Zeit  erhalteu;  sie  sollen  mir  alle,  wenigstens  als 
Sonde rb'irkeiten,  interessant  sein. 

Was  Iiom(>r  betrifTt,  so  lautet  in  der  vorliegenden  Frage  die 
Antwort  so:  Aus  beiden  Epen  zusammengenommen  könnte  man 
höchstens  zwei  Fälle  hieherbeziehenp  die  aber  unter  dieser  Vor- 
inssetzung  aus  einleuchtenden  Gründen  sich  sehr  gelinde  anliessen: 
Ulaa  IXm,  159  nnd  Odyas.  VIll,  175, 

Vierter  Fall. 
Beispiele,  wo  die  troch.  Caesar  nebst  einem  Einschnitt  nach 
der  Länge  des  fünften  Fusscs  selbstverständlich  massgebend  ist, 
I^qcffit  VI,  67G    orbor  iiomoqfje  videturi,  et  omnia  de !  geoere  omni 

.  CttlaU.  64,  141    sed  oonnbia  laeta ,  [|  sed  optatoe  |  hjpmeniaoe. 

TifflL      Ed.  V,    52    Dapfanin  ad  astni  feretnus;  ||  amavit  um  \  qnoque 

Daphnis, 
Aen.  IV,  316    per  «onnbia  nostra,  ||  per  incepto«  |  hjmenaeoe 
Borat,     8at  I.  3.  H8    \l\uc  pmevertamar:  ||  amatorem     quod   imieat 
Jiv«aaL  Vi,  450    torqa<$at  enthyincroa  ||  nee  bistoriasB  |  ciat  omnea« 

Fünfter  FalL 

,  WH  die  massgebende  troch«  Caesur  einen  Einschnitt 

IilBga  to  SHchaten  Fusses  neben  sich  bat, 

LM9tL  1,  S97    (qnandoquidctii  füctia  et  moribns  Mmala  majrni^) 

amnibns  inventuntur,  U  aperto  corpore  qai  {  euni 


S4    Zur  Caasura  attfr«  r^itop  t(foxautp  im  lAteinischen.  Von  J.  Walser. 

y,  25    (quid  Nemeaeus  eoim  nobis  nunc  magnns  hiAtag) 
ille  leouis  obesset  ||  et  horrens  Arcadias  |  ans? 
Horat.      Sat  I,  4,  46    (idciroo  quidam,  oomoedia  necne  po^ma) 

esset  qnaesivere:  ||  quod  acer  spintns  ac  |  Tis 
Epist.  I,  1,  24    consiliumqne  morantnr  ||  agendi  gnaviter  id| 

qnod.... 
n,  3,  52    et  nova  fictaque  nnper  ||  habebont  verba  fidem  |  si 

Schon  die  Beispiele  unter  Fall  lY  und  ungleich  mehr  noch  die 
unter  Y  haben  die  fVage,  ob  seit  Catull  ein  Yers  mit  rein  troch. 
Caesur  ein  Unding  sei  oder  nicht,  nicht  bloss  im  Princip,  sondern 
auch  äusserlich  zu  Ungunsten  der  Bährens'schen  Meinung  ent« 
schieden.  Denn  wer  mag  noch  den  Einschnitt  im  sechsten  Fuss 
neben  der  troch.  Hauptcaesur  im  Ernst  urgieren ,  ausser  wer  schon 
in  die  Enge  getrieben  sich  nur  noch  an  den  Buchstaben  klammert? 
Allein  man  kann  den  Buchstaben  nur  so  lange  retten,  als  das  Inter- 
esse des  Sinnes  an  ihm  hängt.  —  Ich  hätte  aber  vielleicht  zu  diesen 
eben  genannten ,  sowie  zu  den  Beispielen  mit  reiner  troch.  Caesur 
weniger  jenes  feste  Vertrauen,  wenn  ich  nicht  im  Hinblick  auf  die 
Echtheit  und  Naturwahrheit  der  Oaesui*a  xcrra  %^%ov  %qo%(üov 
diese  Fälle  als  das  begreifen  könnte ,  was  sie  sind ,  nämlich  als  das 
im  Gebrauche  nach  aussen  geltende ,  was  bereits  im  Principe  nach 
innen  gegolten  hat. 

Ich  könnte  nun  noch  einen  eigenthümlichen  Uebergangsfall 
statuieren.  Allein  das  wäre  nur,  um  an  dem  Buchstaben  festzuhalten. 
Vorerst  müs&te  Bährens  bei  jenem  „illum  Gnosiadesque  Cydone- 
aeque  iuvencae^  und  „dignum  mente  domoque  legentis  honesta 
Neronis^  selber  auf  das  verfallen  sein ,  worauf  wol  noch  niemand 
bisher  verfallen  ist ,  nämlich :  statt  zu  ändern ,  einfach  nach  domo 
%firjacg  anzunehmen  und  die  7cevdifiiÄifX€Qr}g  zu  statuieren.  Das  hat 
aber  Bährens  wol  weislich  nicht  gethan,  sondern  das  eine  Mal  das 
^que^  weggeschafft,  das  andere  Mal  in  die  Elision  gebracht. 

Sechster  Fall. 

Beispiele,  wo  seit  „Catuirs  und  seiner  Genossen  Zeit^  die 
Gaesura  xaza  tqitov  rqoxctiov  von  keinem  sonstigen  Einschnitt  be- 
gleitet ist^)  und  daher  die  Führung  haben  muss;  eine  Varietät,  die 
bei  Homer  mindestens  1000  mal  vorkommt  1 

L  Lucrez.  Dieser  war  doch  wol  ein  Zeitgenosse  des  Catull 
und  ein  nicht  verächtlicher  Meister.  Er  schreibt  aber : 

I,  487  etsi  difficile  esse  |  videtur  credere  qaidquam 

Das  ist  einer  der  labilsten  Fälle  im  troch.  yevog^  die  es  gibt. 
Weiter 

I,  137  difficile  inlastrare  |  Latinis  versibus  esso. 
II,  221  quod  nisi  declinare  |  solerent,  omnia  deorsum... 
V,  870  quae  damus  utilitaäs  |  eomm  praemia  causa 
V,  490  Corpora  multa  vaporis  |  et  aSris  altaqae  caeü... . 

*)  Troch.  Einschnitte  im  zweiten  und  fünften  Foss  brauchte  ich 
in  unserer  Angelegenheit  nicht  eigens  in  Erwägung  zu  ziehen.  Vgl.  das 
auf  8.  3Anf.  dieser  Abhandlung  Gesagte. 


2v  CiMiiim  JMTO  r^roy  rgoxtü^  im  IialeiDisehen.  Von  /.  Wäi$er,    Ct 

Diese  Verse  nehmen  sich  schon  nm  einige  Grade  vortheilhafter 
ans  als  der  erste,  and  von  hier  ab  lasse  ich  die  guten  und  die  vor- 
tnflliehen  in  einem  Zage  folgen: 
n,  818  (praeterea  quoniam  non  certis  certa  figuris) 

est  natora  oolom  |  et  omnia  principioram 

VI,  376  fulmina  tempestasque  |  cietor  tnrbida  caeli. 

n,  213  transyersos^Qe  volare  |  per  imbres  fulmina  cemis. 

IV,  994  ezpergefactiq oe  |  secantnr  inania  saepe 

Vly  186  in  statione  locata  |  sepultis  undique  ventis. 

VI,  965  deniqne  cem  liquefit  (in  eias  posta  yapore. 

IV,  198  et  quasi  permanare  |  per  adris  intervallum. 

I,  674  und  757  de  niloque  renata  |  vigescat  copia  rerum. 
VI,  355  quae  facile  insinuentur  |  et  insmuata  repente . . . 

lU,  207  utilis  inveniatur  |  et  opportuna  cluebit 

VI,  123  maiima  dissilaisse  |  capacis  moenia  mundi. 

VI,  593  dispertitur  ut  horror  |  et  incutit  inde  tremorem 

VI,  945  crescit  barba  pilique  |  per  omnia  membra  per  artns. 

n,  619  cymbala  circum 

concava,  raucisonoqae  |  minantor  comna  cantu 
m,  835  f omnia  cum  belli  trepido  concussa  tumultu) 

horrida  contremuere  |  sub  altis  aetheris  oris. 
I,  863  ignis  an  humor  an  anra?  |  quid  borum?  sanguen?  os? 

anrum?') 
IV,  187  [ora  volare  videntur  et  umbram  ducere  late.]*) 

IL  Horaawar  doch  wol  ein  Zeitgenosse  des  CatuUus.  Er  schreibt 
aber: 

tial     II,    8,    59  (Bnfus  posito  capite,  ut  si) 

filius  immaturus  |  o bisset,  flere.  Quis  esset. . . . 

Epif t    I,    7,    89      (media  de  nocte  caballum) 

arripit  iratusque  )  Philipp!  tendit  ai  acdes. 
8at.       I,    4,      1  Eupolis  atque  Cratinus  |  Äristophanesque  poStae 
Epitt    I,  14,    30  multa  mole  docendus  |  aprico  parcere  prato 
£^1.  II,    3,  454  aut  fanaticus  error  |  et  iracunda  Diana 
&iuL  II,    3,  121  impiger,  iracundus,  1  inexorabilis,  acer 
linst.  II,    2,  185  dives  et  importunus  1  ad  umbram  lucis  ab  ortu. 
8at       I,    9,    31  hunc  neque  dira  venena,  |  nee  hosticus  anferet  ensis. 

ni.  Catull ,  den  Bährens  an  der  Spitze  seiner  Thesis  nennt, 
schreibt: 

64,  115  tecti  frustraretur  |  inobservabilis  error; 
femer 

64,  206  (quo  motu  tellus  atque  horrida  contremuerunt) 
aequora,  concussitque  |  micantia  sidera  mundus. 

IV.  Vergil  war  doch  wol  ein  Zeitgenosse  des  Catall.  Er 
schreibt  aber : 

Aen.  IV,  486  (Bibb.)  spargens  humida  luella  |  soporiferum(}ue  papaver 

V,  591              frangcrct  indeprcnsus  |  et  inremeabilis  error. 
V,  856  (super  utraque  quassat) 

tempora,  cunctantique  |  natintia  lumina  solvit. 

Jetxt  zu  den  Epigonen. 

')  «aurum*  von  LachmsDU  ergänzt;  der  Vers  bleibt  so  oder  so, 
wu  er  ist. 

*)  Dieser  an  und  für  sich  vortreffliche  Vers  findet  sich  in  einem 
Abschnitt,  den  Lachmann  eingeklammert.  Ich  bin  seiner  Autorität  gefolgt 
iii  habe  ihn  ebenfalls  in  Klammer  geihan. 


t6    Zur  Gaasnn  «or«  t^iroif  tgoxaZor  im  LateiiiiBchen.  Y<m  J.  Waiaer. 

SUins  sagt 
VI,  460  abnuit,  antiqniiniqae  |  lod  aBpernatoa  honorem  est. 

Dass  Bährens  aber  auch  seinen  Statins  nicht  kennt,  ersieht 
man  aus: 

Tbeb.  III,  422  Taenarinrnqne  cacnmen  |  ApoUineasqne  Therapnas; 
femer 

Theb.  IV,  712  (aret  Lema  nocens,  aret  Lyrcius  et  inffens) 

Inachus,  advolvensque  |  natantia  saza  Charadme. 

Und  jetzt  erlaube  ich  mir  unter  solchen  Anspielen  —  des  Prin- 
cips  und  des  Factums  —  den  Vers  des  Horaz 

dignam  mente  domoque  |  legentis  honesta  Neronis, 
femer  den  des  Ovid 

illum  Gnosiadesque  |  Cydoneaeque  luvencae, 
femer  die  zwei  des  Properz 

cum  te  iussit  habere  |  puellam  comua  luno 
non  me  moribus  illa,  |  sed  herbis  improba  vicit» 

eyentnell  auch 

et  graTiora  rependit  |  iniquis  pensa  quasilUs 
mit  aller  Entschiedenheit  zu  reclamieren,  und  komme  im  Anschluss 
daran  auf  die  Conjecturen  von  Bährens  zu  sprechen.  Diese  leiden 
im  Allgemeinen  an  einem  argen  Uebel  und  sind  auch  im  Be- 
sonderen wenig  stichhaltig.  Ihr  Dasein  verdanken  sie  in  erster  Linie 
einem  Vorurtheil  und  einer  Unkenntnis  in  Sachen  der  Caesnr 
überhaupt  und  vor  Allem  der  Caesura  xctra  tqItov  tqoxcuov  im 
Lateinischen  und  —  da  es  hier  keine  Unterbrechung  der  Tradition 
gibt  —  auch  im  Griechischen.  Im  Besonderen  aber  befriedigen  jene 
Conjecturen  gleichfalls  wenig. 

*illum  Gnosiadeeque  Cydoneaeque  iuvencae*. 
Dieses  angeblich   unrhythmische  Unicum   bei   Ovid  wird  auf 
Grund  ^massgebender^  Handschriften   und   mit  Hinweis  auf  den 
Personennamen  Cydon  bei  Vergil  und  auf  den  umgekehrten  Vorgang 
der  Kürzung  in   dem  Wort  Cyrene  bei  Catull  so  umgeändert 

illum  Gnosiades  Cydoneaeque  iuvencae. 
Zunächst  fällt  mir  auf ,  dass  Bährens  sich  keine  Hilfe  aus  Statins 
geholt  hat;  denn  dieser  gebraucht  die  erste  Silbe  des  Personen- 
namens Cydon  sogar  mittelzeitig.  Aber  es  handelt  sich  nicht  um  den 
Personennamen  y  sondern  um  den  Yölkeraamen  Cydon  und  seine 
Derivativa,  Der  Völkername  Cydon,  sowie  Cydoneus  und  Cydonius, 
wird,  so  weit  mir  bekannt,  einhellig  nur  mit  EQrze  in  der  ersten 
Silbe  überliefert.  Vergil,  Horaz,  Ovid,  Properz,  Silins,  Statins,  Martial, 
— alle  beharren  auf  der  Kürze.  Und  so  haben  wir  einstweilen  nur  die 
Wahl  zwischen  einem  vermeintlich  unrhythmischen  und  einem  fitst  mit 
Gewissheit  unmetrischen  Verse.  Und  darum  bleibe  ich  vorder  Hand  ent- 
schieden beim  Original ;  dies  freilich  auch  noch  aus  einem  andern 
Grunde.  Der  Vers  ist  nämlich  nicht  nur  nicht  unrhythmisch,  sondern 
er  ist  in  jeder  Beziehung  correct.  Und  wenn  wir  schon  gesehen  haben, 
dass  sich  Ovid  vollkommen  klar  war  über  die  Echtheit  der  troch.  Caesnr 


Zv  Cattaim  mra  tQitaw  t^ox"^^  ün  LftteinischeD.  Von  /.  Walser,    ft 

und  selbe  xwsr  nicht  oft,  aber  gl&nzend  in  Anwendung  gebracht  hat, 
so  kommt  nnn  noch  der  besondere  umstand  hinzn,  dass  sich  Verse  bei 
0fidiliid6n,die  trotz  der  heil  an f  igen  TQi^fiifi€^schon  deutlich 
SB  die  extreme  Spielart  innerhalb  des  troch.  y^yog  anklingen;  ja  ich 
kenne  einen  Vers  im  0?id,  der  nicht  bloss  in  seiner  rhythmischen 
Verfiuwnng,  sondern  auch  rn  einem  speoifischen  Pnncte  mit  dem 
obigen  Verse  sich  beinahe  deckt;  dieser  Vers  aber  (Met.  VST,  22) 
hurtet: 

armaque  eqnosque  habitasque  Cydoneaeqne  pbaretras 
Obwol  dieser  Vers  TQi&tifiifiB^^g  besitzt,  so  ist  der  Complex  der 
enten  Versh&lfte  doch  geradezu  ein  Continuum ;   dann  folgt  troch. 

Gaesur  nach  ,,que*^  und  hierauf  Oydoneas 

ffiemit  wäre  der  ei-ste  Fall  so  ziemlich  erledigt. 

'cum  te  iussit  habere  puellam  comaa  lano*. 
Auf  Orund  einer  angeblich  besseren  handschriftlichen  Basis 
wird  dieser  Vers  von  Bährens  geändert  in : 

cum  iussit  te  habere  puellam  cornua  Juno. 
Da  es  mit  der  semiternaria  als  all  e  i  n  ausreichender  Gaesur  nichts  ist 
und  die  Echtheit  der  Caesura  post  tertium  trochaeum  con- 
statiert  ist,  so  entfallen  die  Bemühungen  Bährens,  und  ich  und  wol 
loch  L.  Müller  in  seiner  Properzausgabe  yemchten  auf  diesen  Ori- 
ginalvers mit  „legitimem  Hiatus "".  Hätte  Bäbrens  doch  lieber  gleich 
geschrieben: 

cum  iuBfiit  luno  |  te  cornua  habere  puellam .  — 

'dignum  meute  domoque  legentis  honesta  Neronis/ 

Vor  allem  hat  der  „caesurlose*^  Vers  des  Horaz  gute  troch« 
Haoptcaesur.  Das  „optantis"  statt  „legentis^  ist  aber  von  Bährens 
erfanden  worden  mit  Hinweis  auf  die  vage  Möglichkeit,  dass  das  ge- 
Mine,  vielleicht  als  Glosse  überschriebene  „legentis**  jenen  andern 
Anadiuck  in  seiner  gewählteren  Bedeutung  verdrängt  habe.  Ob  ^le- 
geatis*^  ebenso  gemein,  als  „optantis^  edel,  darüber  liesse  sich  wol 
streiten;  doch  es  ist  dies  ja  überflüssig. 

*et  graviora  rependit  iniquis  pensa  quasillis'. 

Weniger  ein  angeblich  handschriftlich  empfohlenes  „fundit**, 
das  gegen  ein  „pendit^  nicht  sehr  in*s  Gewicht  fällt,  als  eventuelle 
Schwierigkeiten  der  Interpretation  bezüglich  des  ,, rependit''  lassen 
allenfalls  Zweifel  aufkommen.  Weiss  sich  „rependit^  in  der  Inter- 
pretation fest  zu  behaupten,  so  ist  kein  triftiger  Grund  vorhanden, 
selbes  an  ändern.  Ich  lasse  demnach  die  Sache  in  der  Schwebe.  Auf 
jeden  Fall  aber  bleibt  troch.  Hauptcaesur,  d.  h.  jener  ursprüngliche 
Aalass  für  Bährens,  mittelst  Conjectnren  den  Vers  abzuändern  • 
*non  me  moribus  lila,  sed  herbis  improba  vicit*. 

An  der  Heiluug  dieses  angeblich  caesurlosen  Verses,  der  in 
Wahrheit  vortrefifliche  troch.  Hauptcaesur  besitzt,  verzweifelt  Bährens 
einelweilen.  Der  Vers  ist  aber  vollkommen  gesund.  Sonst  hätte  ich 
im  Geiste  Bfthrens'scher  Emendationsweise  folgende  zwei  Vorschläge 

kt: 


SS    Zar  Caesora  nmd  r^/roy  r^/a2^oy  im  Lateinischen.  Von  J.  Woher. 

non  me  moribns  illa,  |  ast  herbSe  improba  vicit 
non  me  moribae  illa,  |  iUa  herbis  improba  vidt 

Da  hätte  gesagt  werden  können,  dass  an  Stelle  des  eigenthflm* 
lieben  „ast^  ein  gemeines  y,sed^  sich  eingeschlichen  habe,  ähnlich 
wie  bei  jenem  „optantis^  das  „legentis^ ;  dabei  hätte  man  auf 
eine  gräcisierende  Tendenz  des  Properz  einen  Seitenblick  werfen  und 
das  griech.  dila  herbeiziehen  kOnnen. 

Was  die  zweite  Emendation  betrifft,  so  liegt  ein  treff- 
licher Chiasmus  Tor,  und  nur  ein  Pedant  hat  es  yerschuldet,  wenn 
sich  ein  erläuterndes  ^sed^  vor  dem  zweiten  „illa^  eingeschlichen 
und,  wie  das  Gemeine  in  der  Welt  zu  thuu  pflegt,  das  „illa^  nach 
und  nach  verdrängt  hat. 

Nach  allem,  was  wir  bisher  gesehen  und  erkannt  haben,  findet 
die  Frage  von  der  Caesura  naza  tqIzov  tqoxcuov  in  der  lateinischen 
Dichtung  von  GatuU  ab  bis  zum  Ende  der  Epoche  der  Flavier,  wo- 
durch eine  lange  und  entscheidende  Zeitperiode  bezeichnet  wird,  im 
Wesentlichen  folgende  Lösung: 

Es  zieht  sich  in  Ansehung  unserer  troch.  Oaesur  ein  langer  Strom 
lebendiger  Ueberlieferung,  der  seine  Quelle  in  Homer  hat  und 
nicht  eine  Fiction  der  Grammatiker  ist,  durch  das  Griechenthum  bis 
auf  die  Bömer  herab. 

Diese  lebendige  Tradition  haben  die  Bömer  nicht  bloss  heilig 
gehalten,  sie  haben  ihr  auch  in  ihrer  Dichtung  unzweideutigen  Aus- 
druck gegeben.  Und  gerade  die  Besten,  die  sich  um  Lucrez  und 
CatuU  am  Abend  der  Bepublik,  uud  um  Yergil  unter  Augustus  ge- 
schaart  haben,  sind  es,  die  in  manchem  glänzenden  Beispiel  und  in 
den  verschiedensten  Variationen  die  innere  Wahrheit  dieser  leben- 
digen Tradition  bezeugt  und  erhärtet  haben. 

Allein  trotz  dieser  unanfechtbaren  Continuität  der  lebendigen 
Tradition  besteht  doch  ein  bedeutender  Unterschied  zwischen  dem 
Griechen  und  dem  Bömer,  wie  etwa  zwischen  dem  genialen,  Tielsei- 
tigen  Meister  uud  seinem  empfangenden,  hauptsächlich  eine  Seite 
cultivierenden  beschränkteren  Jünger;  ein  Unterschied,  der  für  beide 
Brudervölker  etwas  Charakteristisches  hat.  Während  nämlich  der 
Grieche,  wie  bekannt,  mit  weiser  Abwechslung  die  troch.  Haupt- 
caesur  in  allen  ihren  besonderen  Lagen  nicht  minder  gehegt  und 
gepflegt  hat,  als  die  beiden  andern  primären  Caesuren  und  so  das 
Pathetische  durch  das  Naive  anmuthig  gedämpft  und  das  Naive  am 
Pathetischen  wirksam  gehoben  hat:  so  raumtder  starre  und  weniger 
kunstsinnige  Bömer  seinem  einseitigen  Geschmack  entsprechend  der 
pathetischen  7C€^ri(iifi€Qrjg  und  kqyd-r^f^ifiefrjg  solche  Vorrechte  und 
ein  solches  Uebergewicht  ein,  dass  die  naive  Form,  so  wahr  und  echt 
sie  sich  beim  Bömer  repräsentieren  mag,  in  den  Hintergrund  ge- 
drängt wird. 

Und  hier  muss  ich  eine  kleine  Bemerkung  machen  hinsicht- 
lich der  relativen  Seltenheit  der  troch.  Caesur  im  Lateinischen,  trotz- 
dem dass  sich,  wie  man  gesehen  hat,  eine  g^nz  artige  Zahl  treff- 
licher Beispiele  aus  diesem  verhältnismässig  spärlichen  Vorrath  er- 


Zur  GMfiii»  xccra  r^/rov  r^/iuoy  im  LateinischeD.  Von  /.  Walser.    20 

g«beD  hat.  Wenn  ich  sage,  dass  man  die  Verse  aller  in  dieser  Ab- 
handlung eitierten  lat.  Dichter  auf  ungefähr  100000  veranschlagen 
fainn;  wenn  ich  femer  sage,  dass  die  Zahl  der  aasgezeichneten,  Yor- 
iQglichen  und  guten,  überhaupt  der  Hexameter  mit  unzweideutiger 
troch.  Hauptcaesur  etwa  vierhundert  oder  höchstens  fünfhundert  be- 
trägt, so  kommt  auf  200  Verse  mit  nevd-rifiifiBQrjg  oder  egyS^r^fii- 
futrig  erst  ein  Vers  mit  troch.  Caesur;  während  wieder  jene  von  Bäh- 
rens seit  Gatull  verpönten  Hexameter  innerhalb  ihrer  eigenen  Gattung 
numerisch  sich  so  verhalten,  dass  auf  200  Verse  mit  troch.  Caesur 
je  16  der  extremen  Spielart  entfallen. 

Doch  weg  mit  diesen  statistischen  Zahlenkünsten ;  ich  sage,  wenn 
uns  aus  der  Augusteischen  Zeit  nur  der  mit  Asterisk  bezeich- 
nete Vers  des  Vergilius 

domuB  a  Ita  sab  Ida 

*  Lymesi  domus  aJta,  ||8olo  Laurente  sepalcrom 

und  der  horazische  Vers 

hunc  neque  dira  venena,  ||  nee  hosticas  auferet  ensis, 
ans  der  spätem  Kaiserzeit  aber  nur  der  mit  Asterisk  bezeich- 
nete Vers  des  Silius 

huic  cadit  infelix  niveis  Varenus,  in  armis, 
*    Mevanas  Varenas,  ||arat  cui  divitis  aber 
campi  Falginia. . . . 

femer  der  Vers  des  Statius 

Taenariamque  cacumen  ||  Apollineasqae  Therapnas, 
ich  sage,  wenn  uns  bloss  diese  vier  Verse  überliefert  wären,  sie  würden 
die  redendstenDocumentesein,  dass  der  Römer  die  vollwerthige  Cae- 
sura  Tuna  tQtxov  tqoxcuov  im  Anschluss  an  die  Griechen  gekannt, 
gewürdigt  und  in  den  mit  Sternchen  versehenen  Hexametern  sogar 
in  einer  Weise  zum  Ausdmck  gebracht  hat,  dass  sie  in  Rücksicht  auf 
das  bedeutungschwere  Wort  des  unmittelbar  vorausgehenden  Verses 
vernehmlich  den  Ort  bezeichnen,  wo  die  Pause  im  Vortrage  erfolgen 
solL  So  wenig  hängt  Echtheit  und  innere  Vollwerthigkeit  von  der 
grösseren  oder  geringeren  Anzahl  der  Repräsentanten  ab ! 

Bährens  hat  aber  nicht  bloss  die  lebendige  äussere  Tradition 
bei  Seite  geschoben,  er  hat  auch  das  Princip  aller  primären  Caesur 
indirect  bedroht,  indem  er  einen  unablösbaren  Theil  des  Princips, 
die  troch.  Caesur,  ins  Nichts  verwies.  Die  Folgen  davon  haben 
nch  gezeigt  sowol  im  Allgemeinen,  als  auch  namentlich  in  jener 
wichtigen  und  schwierigen  Frage  über  die  Trithemimeres,  wo  der 
Bihrens*8cheSatz  dadurch,  dass  er  mndweg  mit  dem  Anscheine  eines 
Dogmas  auftritt,  den ,  der  nicht  schärfer  zusieht,  leicht  bestechen 
und  in  Irrthum  führen  kann. 

Wien.  Jakob  Walser. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


T.  Maoci  Plaati  Comoediae.  BecenBoit Fridericas  BitscheliuB, 

Bociis  operae  adsumptis  GostaTO  Loewe,  Georgio  Goetz,  Friderioo 
Schoell.  Tomi  I.  fasciculuB  lY.  Asinaria  recensaerunt  Geor|iii8 
Goetz  et  Gustavas  Loewe.  Lipsiae  in  aedibus  B.  G.  Teubneri  I08I, 
gr.  8«,  XXVIII  u.  110  SS. ;  8  M.  60  Pf. 

Es  wird  wenig  Bücher  geben ,  die  schon  bei  der  Ankündigung 
ihres  bevorstehenden  Erscheinens  mit  so  ungetheiltem  Beifalle  be- 
grüsst  wurden,  wie  die  vorliegende  Aasgabe  der  Asinaria.  Dass 
durch  dieselbe  wieder  ein  tüchtiger  Schritt  in  unserer  Wissenschaft 
vorwärts  gethan  werde ,  musste  Jedermann  empfinden,  der  sich  ver- 
gegenwärtigte, dass  im  Jahre  1880,  nach  mehr  als  vierzigjährigem 
Mühen  und  Streben ,  von  den  zwanzig  plautinischen  Komödien ,  dem 
einzigen  uns  erhaltenenenLitteraturdenkmale  vorennianischerPeriode, 
erst  vier  Stücke  mit  vollständigem  kritischen  Apparate  versehen 
vorlagen,  während  bei  neun  anderen  die  Kritik  auf  nur  theilweise 
sicherem  Boden  sich  bewegte,  für  sieben  aber  jede  verl&ssliche 
Grundlage  fehlte.  Nunmehr  aber  ist  uns  durch  den  Eifer ,  mit  dem 
die  Herausgeber  ihre  Aufgabe  fOrdern,  eine  Bürgschaft  dafür 
gegeben ,  dass  von  jetzt  an  sich  in  rascher  und  stetiger  Folge  Glied 
um  Glied  an  die  Kette  reihen  und  dass  diese  sich  in  nicht  gar  zu 
ferner  Zeit  endlich  zum  Binge  schliessen  wird ,  zur  lange  ersehnten 
vollständigen  kritischen  Ausgabe  des  Plautus. 

Zweierlei  wird  man  von  dem  Veranstalter  einer  solchen  Aas- 
gabe verlangen  müssen:  dass  das  urkundliche  Material  in 
möglichster  Vollständigkeit  herbeigeschafft,  und  dass  auf  diesem 
Grunde  eine  gediegene  Becension  des  Textes  aufgebaut  werde.  Die 
erste  dieser  Bedingungen  ist,  wie  nicht  anders  zu  erwarten  war,  von 
den  Herausgebern  in  glänzender  Weise  gelöst  worden ;  wir  dürfen 
die  handschriftliche  Forschung  für  die  Asinaria  mit  der  vorliegenden 
Ausgabe  als  abgeschlossen  betrachten.  Dass  übrigens  diese  Aufgabe 
keine  allznleichte  war,  zeigt  die  mustergiltige  Praefatio,  die  Cut 
durchwegs  von  zwei-  oder  dreifachen  Vergleichungen  der  mass- 
gebenden Handschriften  za  erzählen  weiss;  Ussing^s  ungerechi- 
feriigies  Vertrauen  auf  die  Unfehlbarkeit  seiner  Gollation  des  Vetas, 


AmU  et  Lotwe^  PUuii  ArinsrU,  ang#z.  von  M-  Schenkl. 


U 


um  loiD  offdoeii  Widerspruche  gegen  Loewe's  AngabeB  trieli, 
li  Aibei  etoeo  wolb#reohtigteii  Seiteulüeb«  Ausser  der  Be* 
der  Haoäschriften,  den  Angaben  ober  Glossen-,  Oitaten* 
Oonjeotnremnaterial ,  sowie  der  Besprechung  der  Yerschiedenen 
¥0»  Verderbnissen,  die  sich  in  der  bekannten  Weise  bewegt, 
inlliilt  die  Vorrede  noch  manches  WerthvoUe,  was  hier  besondere 
Innhiiung  verdient  Zunächst  eine  phototypische  Nachbildung 
nrder  Seiten  aas  dem  Ambrosianns  K,  durch  deren  Mittheilung  die 
HnMageber  ihre  Datierung  der  Handschrift  (saec.  XIII)  ver- 
WtMmim  Zweifeln  gegenüber  rechtfertigen  wollen.  Es  i^t  mir 
cht  bekannt,  ob  diese  Zweifel  das  Alter  des  Codex  hinauf  oder 
ib  itt  rOcken  bestrebt  sind,  auch  bin  ich  weit  entfernt  davon,  auf  die 
Photographie  hin  gegenüber  der  Autopsie  der  Herausgeber 
befümmtes  Urtheil  abgeben  zu  wollen;  doch  möchte  ich  be» 
mrkifip  dsas  n»ch  meiner  Ansicht  nichts  im  Wege  steht ,  die  Hand> 
saMft  noch  dem  Ende  des  zwölften  Jahrhunderts  zuzuweisen.  Sie 
tligl  gooan  dieselben  SchriftzQge,  wie  sie  z.  B,  die  Hauptmasse  der 
iaiirpolierten  OTidhaodschrlften,  die  ja  um  diese  Zeit  entstand ,  auf- 
9iiit  Ungleich  bedeuteoder  ist  ein  weiterer  Beitrag  zur  Geschichte 
lir  plautinischen  Stacke ,  welcher  gleichfalls  aus  dieser  werth- 
I  Handschrift  entnommen  ist,  nämlich  sehr  umfangreiche  lieber- 
il^sel  der  alten  Bezeichnung  von  C&nticum  und  Diverbiujn ,  von 
die  Herausgeber  bei  der  Ankündigung  nicht  zu  viel  sagten, 
;  nie  ihnen  für  die  fabulae  priores  sogar  den  Vorrang  vor  denen 
I  Yiii0  anerkannt  wissen  wollen.  Der  hohe  Werth  unserer  Haud- 
;  gibt  sich  jedoch  noch  in  einem  andereu  Umstände  kund,  näm- 
Ikb  in  den  beiden  Buchstaben  P  und  F,  die  sich  zu  zwei  Soenen 
to  As|fthltruo,  II,  1  (Amphitruo  und  Sosia]  und  III,  4(Mercurius), 
Uimgetfchneben  finden.  Die  Herausgeber  befleissigen  sich  da,  wo 
Uüi  diese  Buchstaben  zu  sprechen  kommen,  in  lobenswerther 
1  dar  an  noaciendi,  halten  es  jedoch  f&r  das  Wahrscheinlichste, 
^  Ziieben  aus  den  Personeubezeichuungen  vermittelst  grie- 
Bnclistaben  und  zwar  aus  B  und  /'  entstellt  seien*  Mir 
•a  Tiel  wahrscheinHchor,  dass  wir  es  hier  mit  den  letzten 
einer  ausführlicheren  Bezifferung  zu  thun  haben»  als 
m  uns  bis  jetzt  aus  BCD  bekannt  war,  und  dass  der  Mailänder 
Oiin  waere  ans  jenen  Handschriften  gewonnene  Einsicht  in  die 
taaUAlo  der  plautinischen  Stücke  nicht  nur  bestätigt,  sondern 
imdttii  anf  eine  höhere  Stufe  erhebt.  Denn  warum  sollten  wir  jenes 
Paicht  als  den  Ueberrest  (oder  vielleicht  als  die  volle  Bezifferung) 
lir  [fdkiis]  p[arilm$]  ansehen  dürfen')^  *)  An  dem  vereinzelten  Vor- 
k«Mii  dieser  Kote  Anstoss  zu  nehmen  verbietet  uns  die  trummer» 
kafte  ITeber lieferung  der  zwischen  Canticnm  und  Diverbium  unter- 
saWdvidfn  Noten  —  einer  Beieichnung,  die  gleichwol  noch  ein 
BMambliloritchas  Interesse  hatte,  während  die  speciell  musika- 

*>  Denn  ^  den  pvihauUi  bei  Diomedea  I  i^,  12  fL  wird  m^n  nicht 
dokaa  dOrftt. 


SS         Goetg  ei  Loewe,  Plaatd  AsiDaria,  angez.  von  H,  Sd^eM. 

lisoben,  auf  die  scenische  Aaffahruog  sich  beziehenden  Zeichen ,  die 
gewiss  vorhanden  gewesen  sind,  bald  jede  praktische  Bedentimg 
einbfissten  und  schon  in  früher  Zeit  verloren  gegangen  sein  mOgui. 

Auf  die  zweite  Frage ,  welche  Grundsätze  die  Heraasgeber  bei 
der  Herstellung  des  Textes  befolgt  haben,  glaube* ich  die  beste 
Antwort  zu  geben,  indem  ich  sage,  dass  sie  aus  der  üeberlieferung 
des  paiatinischen  Zweiges  der  Handschriften,  die  uns  für  die  Asinaria 
allein  zu  Gebote  stehen,  die  ambrosianische  Becension  herzustellen 
bestrebt  wai-en.  Denn  so  und  nicht  anders  kann  man  es  nennei^y 
wenn  die  Herausgeber  unter  Beiseiteschiebung  fast  aller  Resultate, 
die  durch  die  neuere  Plautusforschung  erreicht  worden  waren»  die 
alten  Wege  einschlagen  und  die  Verderbnisse  durch  Einschiebung 
von  allerlei  Flickwörtern,  durch  Umstellungen  u.  dgl.  zu  beseitigen 
versuchen.  Auslautendes  d  lassen  sie  nur  bei  med  und  ted  gelten; 
darum  wird ,  statt  v.  263  mit  Bitschi  auguriod  zu  schreiben ,  lieber 
hoc  eingeschoben,  statt  eines  interead  (v.  379)  erhalten  wir  eine 
Umstellung,  statt  «ed  (v.  583)  sese^  statt  der  übereinstimmenden 
Lesart  aller  Handschriften  in  v.  663  quod  sogar  eine  Ussing'sche 
Conjectur  quo.  Ganz  im  Einklänge  damit  steht  es ,  dass  die  Terse 
20,  98,  103,  728  durch  ähnliche  Mittel  hergestellt  werden,  statt 
durch  Einführung  eines  hocedie^  dass  die  Herausgeber  Formen  wie 
cubi  und  cumde ,  die  Pluralnominative  der  ^-Declination  auf  -os, 
die  Declination  homo ,  homönis ,  die  von  H.  A.  Koch  hergestellten 
Formen ,  wie  uoxor  u.  a.  m.  durchgehends  auf  das  strengste  ver- 
meiden. Von  allen  dem,  was  wir  an  Eri-ungenschaften  der  letzten 
Jahrzehnte  für  Plautus  gesichert  wähnten,  ist  nicht  viel  mehr  übrig 
geblieben,  als  langes  ä  im  Nom.  Sing,  der  ^.-Declination  *). 

Hier  hätten  wir  also  ein  Princip  der  Teztesgestaltung  und 
zwar  ein  mit  voller  Consequenz  durchgeführtes.  Ob  es  auch  ein  be- 
rechtigtes genannt  werden  darf,  ist  eine  Frage,  der  ich  am  liebsten 
ganz  aus  dem  Wege  gehen  würde  —  da  sich  solche  principielle 
Differenzen  nicht  in  wenigen  Seiten  erledigen  lassen  — ,  über  die  jedoch 
meine  Ansicht  auszusprechen  ich  mich  den  Lesern  dieser  Zeitschrift 
gegenüber  verpflichtet  fühle.  Ueber  die  von  den  Herausgebern  in 
Anwendung  gebrachten  Grundsätze  wäre  kein  Wort  zu  verlieren, 
wenn  sie  durch  ihr  Verfahren  die  Hand  des  Dichters  selbst  her- 
gestellt zu  haben  glaubten  —  dann  wären  sie  eben  wieder  auf  dem 
Standpunkte  der  ersten  Ritschrschen  Ausgabe  angelangt;  aber  dies 
anzunehmen  verbieten  uns  die  Grundsätze,  die  Goetz  für  seine 
Methode  der  Teztesbehandlung  im  Epidicus  ausgesprochen  hat ,  eine 
Behandlung,  die  mit  der  in  unserem  Stücke  angewendeten  so  voll- 
konunen  identisch  ist ,  dass  wir  ohne  weiteres  jene  Grundsätze  auch 
auf  die  Asinaria  anwenden  zu  dürfen  glauben.  In  der  Vorrede  jenea 
Stückes  aber  heisst  es  S.  XXI  f.:  ^Epidicum  non  qualem  Plautum 
edidisse,  sed  qualem retractatorem septimi saeculi a.  u.  c.nobis  reli- 


^  Also  das  gerade  Gegentheil  einer  *recenaio  Bitscheliana*,  welche 
die  Herausgeber  für  ihren  Plaatus  noch  immer  in  Anspruch  ndimen. 


Q^tls  ef  Loeme,  Plauti  Asitiaria,  angez.  ron  B,  Schenkt.         SS 

littet  pttlatdriffi ....  Acc^it  quod  in  hac  fabuJa  vetasii  ablttiivj  in 
1  «xemtis  tarminatio  fere  Qosquam  corrtipteke  medelam  »ese  praabtiit 
fiicUem  quam  aliis  in  ^bolis.   Quod  cum  auimadvei-tissem  et 
m%  perspeiissem  non  Dullanim  comoediarom  condicioneTQf 
'Stmllem  pa^sae  essent  retractationem ,  antjqois  illis  formis  iu 
Tio  abstinui/   Stehen  diese  Worte  im  Einklänge  mit 
u  der  Herausgeber  in  der  Asinaria?  Der  zweite  Satz, 
ddier  zwischen  der  retractaüo  und  den  stärkeren  oder  geh  wacheren 
^^Q^Q  das  ablativischen  d  (welches  hier  wol  nur  als  Vertreter  aller 
iiekitscben  Formen  steht)  einen  Zusammenbang  aufstellen  will ,  ist 
^lirtb  die  Asinaria  bereits  hinfällig  geworden.  Denn  dieses  Stück 
bekanntlich  nach  den  Menaechmen  die  meisten  Fälle  des  aus- 
d  zugleich  mit  den  st&rkaten  Spuren  jener    retractatio. 
Ild  wms  wollen  wir  mit  Poenulus  und  Miles  anfangen  *i  Ebensowenig 
le  ich  mich  und  wird  sich  jeder,  für  den  Ritsehr»  Beweisführung 
f  dfB  'Neuen  plautinischen  Eicursen'  überzeugend  ist ,  flberreden 
•a,  da.»»  der  *retractator  saecnli  septimi'  die  Plauti  nischen  Verse 
•olcber  Gestalt  gelesen  habe,  wie  sie  uns  in  den  QoeU'schen  Aus- 
Torliegen.   Alles    läuft  hier  auf  die  Kra^re    hinaus,    ob    der 
ßtAtur  tei^tk ritische  Thätigkeit  ^eübt  hat  oder  nicht.  Hat  (^r  sich 
D)benenthä]ton(wa8  die  bei  weitem  uatürlic-here  und  bi^jiätf.t  durch 
kila  widerlegte  Annahme  ist),  so  liegt  kein  Grund  vor,  warum  wir 
kicht  denselben  Text,  den  er  besessen,  auch  für  PJautus  selbst  an- 
iUfto  wollten ;  dann  muss  man  sich  aber  offen  zu  der  Ansicht  bekeuoen, 
iiee  Test  der  p&iatinischen  Handschriften  dnrch  Auslassimgeit 
tTna^ellungen ,   wie  sie  sioh   sonst  bei   keinem  Schriftsteller 
dtr  linden,  rerderbt  worden  ist  und  daf;s  es  auf  reinem  Zufalle 
tit,  wenn  an  den  meisten  dieser  Stellen  duich  Eins^etzung  einer  ar- 
[chaischen  Form  das  Metrum  wieder  hergestellt  wird.  Wollte  man 
laher  gar  annehmen,  dass  jener  Redactor  eine  Diortbose  des  Textes 
licrgeni^mmeUf  also  etwa  die  archaischen  Formen  im  Plautustexte  be- 
willigt und  durch  dergleichen  Umstellungen  und  Flickwörter  zu  er- 
titien  ir<*?fncht  habe,  s^^  müsste  mau  an  noch  viel  wunderbarere  Vor* 
ilsv'  rung  der  palatinischen  Handschriften  glaoben, 

i^Q^  ]»'n  ist  es  wenigstens  für  mich  klar,  dass  sich 

dtr  Ton  Uooti  a.  a.  U»  aufgestellte  Sata  nicht  festhalten  lasst,  ohne 
kti  «einer  Durchführung  entweder  eine  Inconsequenx  zu  begehen 
e4ir  daa  ünm^liche  für  möglieb  zu  halten;  es  bleiben  also  nur  die 
Mdea  Mi  '  '  und  Principien  der  Teitesgestaltung  übrig,  welche 
dii   brirj'  iiTischen  Ausgaben   charakterisieren.    Von    diesen 

Ulst  aicli  duidi  die  ersten?,  indem  man  dem  Ambrosiauus  als  Führer 
iiii!^v1ir]i?t  folgt,  allerdiuKH  ein  glatterer  Text  gewinnen,  wenn  auch 
»fi  gowaltsami'  Mittel ;  wer  die  zweite  festhält,  der  erschwert 
i  bloa  seine  Aufgabe  durch  die  Annahme  einer  doppelten 
;  rnng»  sondern  er  wird  sioh  auch  hüußg  fereagen  müssen 
(Ti   }C<NultatiD  ZQ  gelangen,    wird  sich  nicht  aelten  mit 
IT    '  i  M  s-tij' Ukmten  begnügen  mössen. 

t\  C  4.  telMT.  Qfmm,  im.   I«  n«ii.  3 


S4         €h>etM  et  Loewe,  Plaati  Asinaru,  aagez.  fon  H.  ScheM, 

Dagegen  wird  man  gerne  zagestehen,  dass  die  Herausgeber 
ihre  Aufgabe  innerhalb  der  engen  Grenzen ,  die  sie  sich  selbst  ge- 
steckt, in  ganz  trefflicher  Weise  gelöst  haben.  Aus  dem  tiemiich 
reichen  Yorrathe  yon  Yerbesserungsvorschlägen  sind  mit  glück- 
lichem Griffe  die  besten  ausgewählt  und  nicht  wenige  neue  Emen- 
dationen  der  Herausgeber  —  darunter  yiele  höchst  beachtenswerthe 
—  begegnen  uns  theils  im  Texte  theils  in  der  adnotatio.  So  ist  im 
Ganzen  ein  recht  brauchbarer  und  lesbarer  Text  geschaffen ,  der  zur 
Grundlage  weiterer  Studien  ganz  geeignet  ist,  ja  durch  die  Ein- 
seitigkeit und  Exclusivität  seiner  Gestaltung  am  ersten  dazu  bei- 
tragen wird,  die  Verkehrtheit  der  von  den  Herausgebern  einge* 
schlagenen  Richtung  zu  beleuchten.  Zwar  sind  dieselben  sichtlich 
bemüht  gewesen ,  sich  von  mechanischem  Zurechtstutzen  der  Ueber- 
lieferung(etwa  ä  la  Herwerden  im  Thukydides)  möglichst  entfernt  zu 
halten ;  aber  hie  und  da  haben  sie  sich  durch  den  —  wenigstens 
äusserlichen  —  Anscbluss  an  die  Hermann-Eitschrschen  Principien 
dennoch  verleiten  lassen  auch  die  alten  Methoden  der  Verbesserung  durch 
Einschaltung  von  beliebigen  Wörtern  an  beliebiger  Stelle  oder  durdi 
die  erste  beste  sich  darbietende  Umstellung  wieder  aufzunehmen. 
Oefters  sind  die  Herausgeber  allerdings  durch  die  dira  necessitas 
und  ihren  eigenen  Grundsatz  kein  Ereuz  im  Texte  zu  dulden  ent- 
schuldigt ;  aber  an  vielen  anderen  Stellen  hätten  sich  durch  genauere 
Beobachtung  wahrscheinlichere  Lösungen  finden  lassen. 

Ein  Beispiel  bieten  die  Verse  365  f.  —  den  ersten  nehme  ich 
nur  mit,  weil  er  zum  Verständnisse  des  zweiten  erforderlich  ist,  — 
die  in  den  Handschriften  so  lauten : 

lussit  uel  nos  cUriensem  uel  nos  uxorem  suam 
Defraudare :  dixü  sese  operam  promiscam  darCj 

Mit  Becht  haben  die  Herausgeber  ^2A  promiscam  des  Palmerius 
aufgenommen ;  weniger  kaun  man  mit  der  Billigung  der  von  Came- 
rarius  versuchten  Umstellung  operam  sese  einverstanden  sein,  wenn 
sie  auch  besser  ist  als  SchölPs  eumpse,  das  mit  Recht  in  die  adnotatio 
verwiesen  ist.  Von  RitschPs  sesed  hier  keinen  Gebrauch  zu  machen 
bestimmen  mich  verschiedene  Umstände ,  vor  allem  die  Möglichkeit 
einer  anderen,  ungemein  leichten  Verbesserung,  die  sich  aus  der 
Anlage  des  Stückes  ergibt.  Denn  der  Vers  366  will  nichts  anderes 
besagen,  als  dass  Demaenetus  hieundda,  wo  es  möglich,  gerne 
einen  kleinen  Vorschub  leisten  wolle;  mehr  zu  thun  ist  ihm  durch 
die  Wachsamkeit  seiner  Frau  und  des  Saurea  unmöglich  gemacht. 
Wer  sich  erinnert,  mit  welcher  Vorliebe  die  komische  Sprache  Demi- 
nutiva  anwendet,  wird  sich  schwerlich  dagegen  sträuben  den  Vers 
in  folgende  Gestalt  zu  bringen : 

Defraudare :  dixü  sese  opillam  promiscam  dare 
V.  313  lautet  in  den  Handschriften 

Tantum  facinus  modo  inuem  9go  iU  nos  dicamur  duo. 

Ein  modod  existiert  natürlich  für  die  Herausgeber  nicht,  und 
wird,  da  Bitschi  in  seinen  ^Excursen'  die  Stelle  übersehen  hat  (vgl. 


Ootit  €t  Loeto€,  PUaii  Astnam,  waget,  von  H  SchenJä.         85 

S,  84),  auch  oicht  einmal  als  möglich  in  den  Anmerkungen  erwähnt; 
imier^«  hodie  steht  statt  seiner  im  Texte.  Mir  scheint  der  Zusammen* 
d«n  Begriff 'eo  eben' dringend  zn  erfordern;  warum  haben  die 
Herausgeber  nicht  mox  oder  dudum  eingesetzt  ? 

Bei  anderen  Versen  sind  wir  in  der  günstigeren  Lage ,  nicht 
blos  nach  dem  Sinne,  sondern  auf  den  plantiniscben  Sprachgebrauch 
nnser  ürtheil  fällen  zu  kOnnen.  So  z.  B,  bei  r,  532,  der  in  der 
Ittigabe  BO  lautet : 

Nunc  adfo  nisi  mi  hüc  arg^nii  d^fert  uiffinU  minas. 

Die  Anmerknog  sagt,  dass  die  fiandschriften  adfert  and  afferi 

und  fahrt  fort  *defert  GL  frequenti  apud  Plautum    usum 

ii,'  Dää  »fit  nur  zum  Tbeile  richtig;    denn  defcrre^  das  allerdings 

bei  Plmutus  sehr  häutig  sich  findet,  wird  nur  ron  den  Geschenken. 

Ü»  dn  Liebhaber  seiner  Geliebten   ans  eigenem  Antriebe   macht, 

ehraneht;  was  dem  leno  oder  der  lena  an  Geld  (und  zwar  sind  es 

elft  f<fst  bestimmte  Summen)  gezahlt  wird,  gehört  unter  das  Capitel 

oder  adferre.  Das?  der  von  Ballio  im  Pseudülos  (?.  190)  an- 

idete  Aufl druck : 

Face  sk  sii  delatum  hüc  mihi  frumintum , . 
ch  inf  ganz  ausserordentliche  Geschenke ,  nicht  aaf  die  Tertrags- 
ätsjg  itüpulierten  Summen  bezieht,  ist  klai'  und  ausserdem  ist  es 
sehr  fraglich  ♦  ob  diese  Geschenke  der  'summi  Tiri'  direct  an 
allio.  oder  vielmehr  an  die  Adresse  der  ^amicae'  und  durch  deren 
Mg  dem  Kuppler  zugestellt  werden.  Dieselbe  Unterscheidung 
ti  einen  Anhaltspunkt  zum  richtigen  Verständnisse  des 
Nn^i  260  im  Pseudnlus,  in  welchem  Caüdorus  es  bitter  beklagt^ 
%ti  fiowol  das  an  den  Leno  gezahlte  Geld  (quad  dedi),  als  auch  die 
schenke  an  Phoenicium  (quod  detuli)  ffir  ihn  verloren  gegangen 
eten.  Von  der  richtigen  Emendation  dieser  Stelle  wird  auch  die 
n^h*^  Hor?it#)lufig  der  zweiten  Hfilflo  des  Canticums  (v.  256  bis 
SV  «rem  Verse  lat  aber  adfert  nicht  anzutasten, 

lad?  -  ii: 

JTiffie  odeo  nisi  ($(}  mi  huc  argenti  ddfert  uiginti  minas, 

fernngoeetit ,  dast  man  den  strengen  metrischen  Grundsätzen  der 
ffirta^ber  gem&as  deo  Hiatus  in  der  Caeaur  des  trochaeischen 
SiflMiAfi  nicht  dulden  will. 

6«|feii  den  Sprachgobranch  ist  aaeh  die  von  den  Herausgebern 
in  ▼.  9M  forgenommene  Ergänzung: 

Di3ti$i%  in  me,  sine  {re)ueniaB  modo  domum,  fax6  »das. 

i'r.Ti  rrfvfurr  wird  —  abgesehen  von  deiyenigen  Stellen,  an  denen 
N  iif5i  lut  sttiiit  und  einfach  'wiederkommen  bedeutet—  nur  im 
."^inr?  i«  s  Zurnckkebreuä  an  einen  Ort,  von  dem  man  lange  abwesend 

^l^uv»^^n  i^i^  gebraocht;  eine  Bedeutung,  deren  Hervorhebung  in 
««rr^iij  Ver&e  widersinnig  w&re.  Ich  ziehe  es  Tor  zu  schreiben  Mne^ 

^(w#)  rrpuas . 

3^ 


so  Chetg  et  Loewe,  Plaati  Asinaria,  anges.  Ton  H,  Schenki, 

Der  Vers  275  iat  yon  den  Heraasgebern  durch  Conjectar  in 
folgende  Form  gebracht  worden : 

Mia  quidem  hercle  operd  liber(fu8y  nümquam  fies  ödus, 
während  die  Hss.  Über  haben.  Warum  das  recht  unverfängliche  her" 
c(uyie  verschmäht  worden  ist,  weiss  ich  nicht :  vielleicht  dem  Bhythmos 
zu  Liebe ;  aber  dass  Itbertus  hier  unmöglich  ist,  steht  für  mich  fest. 
Denn  es  nimmt  sich  in  dem  obigen  Verse  nicht  anders  aus,  als  ob 
wir  liberatus  fies  sagen  wollten,  oder  als  ob  wir  Capt.  v.  948 

Grätiis  a  me,  üt  sit  liber  düdto , . . 
und  Gas.  II,  5,  8 

Vnä  libella  liber  possum  fieri 
libertus  statt  liber  einsetzen  wollten.  Mit  anderen  Worten,  libertus 
wird  eben  nicht  unmittelbar  mit  Verben  verbunden ,  da  es  selbst 
noch  die  Bedeutung  einer  Verbalform  hat,  ausgenommen  unter  gleich- 
zeitigem Hinzutreten  eines  Possessivpronomens,  wie  in  ^aUqtiem 
libertum  meum  facto. ^ 

Nachdem  ich  gezeigt  habe ,  dass  auch  ohne  Anwendung  ar- 
chaischer Formen  sich  manche  Verse  in  befriedigenderer  Weise  her- 
stellen lassen,  als  dies  von  den  Herausgebern  geschehen  ist,  wird  es 
mir  gestattet  sein  auf  einen  oder  den  anderen  Vers  auftnerksam  zu 
machen,  wo  metrische  Anstösse  durch  ältere  Formen  oder  Silben- 
messungen in  überraschender  Weise  gehoben  werden.  So  namentlich 
v.*582,  der  in  den  Handschriften  lautet: 

Nimis  aegre  risum  continui  tibi  hospitem  inclatnauit 
Die  Herausgeber  haben  Hermann's  Vorschlag  risu  me  aufgenommen, 
ohne  gerade  dadurch  einen  mustergiltigen  Septenar  erhalten  zu 
haben ;  schreiben  wir  nach  Anleitung  von  Charisius  (I  248,  1  E.) 
conieniui,  so  föllt  jeder  Anstoss  weg.  Noch  auffallender  ist  bei  den 
strengen  rhythmischen  Grundsätzen  der  Hgg.  die  Aufnahme  einer  Con- 
jectur  von  Bothe,  durch  welche  die  Verse  585  und  586  so  getrennt 
werden:  estnehaecquae intus exitätque  \\  Ynaldrgyrippus.  Nehmen 
wir  die  prosodische  Freiheit,  die  wir  in  PhiUppei  und  sonst  finden, 
auch  ffirÄrgyrippfis  in  Anspruch  f  so  ergibt  sich  als  Anfang  des  zwei- 
ten Verses  Atque  üna  Argyrippus?:  'Opprime  os  a.  q,  s.  Eine  Er- 
gänzung ffir  den  ersten  Vers  Hesse  sich  schon  finden.  Endlich 
sei  noch  auf  v.  616  aufmerksam  gemacht,  woselbst  ein  fehlerhaftes 
miser  est  hämo  nicht  mit  den  Herausgebern  in  misere  miser  homost 
umzuändern,  sondern  einfach  in  miserus  est  hämo  zu  erweitern 
sein  wird.  Sagte  doch  noch  Cicero  prosperu^. 

Wenn  nun  an  den  bisher  besprochenen  Stellen  der  von  den 
Herausgebern  eingeschlagene  Weg  der  Herstellung  nicht  gebilligt 
werden  konnte ,  so  war  doch  stets  das  Vorhandensein  eines  Ver- 
derbnisses  ausser  allem  Zweifel.  In  derThat,  es  kann  der  neuen 
Ausgabe  nur  zum  höchsten  Lobe  gereichen,  dass  man  von  allen 
Stellen,  an  denen  die  Herausgeber  von  der  Ueberlieferung  abgewichen 
sind,    sagen     darf:  nie    ist    eine    Aenderung    ohne    zwingende 


£o«t9e,  Ftattti  AsSnsH»,  aoges*  toü  B,  ßchmkl         fft 

1  inen  worden.  Unt^r  dea  C^f47  Versen  der  Asinaria 

jegeguet,  iu  dem  die  baDdächriftliche  Lesärt  aiit 

jüttrechl  —  nicht  geäDdert,  sondern  blos  verdachüjjt  worden  ist, 

lulich   V^rs   306»   der   —   abgesehen  von  der  durchauä   uotli* 

nendigen  Coiäuderang  der  öberlief^rten  Wortfolge  negolii  est  — 

Uatet: 

ifuid  muc  e$t  nۧM?: :  Certum$t  cridere.i :  AudacUr  iicci 
JMJ^st  es  in  der  Anmerkuiig  'cerlum  est  Hbri  quQd  suspedum 
mdeiur.'  Man  braucht  sieb  nnr  an  Bacch.  v.  1156 
Ijuid  est  quöd  pudeat?: :  Set  amico  ho  mini  tibi^  quöd  uolo  cre* 

dtrt  c^rtumsi 
IIS  ennneTn,  nm  eintuseheo,  dass  in  dem  überlieferten  WortIant4> 
lüelita  oorropt,  sondern  blos  ein  Fragezeichen  hinznznfUgen  ist : 
Quid  istuc  &Bt  fiegöti?: :  Certumst  cridere?: :  Auäacter  licet. 
Dagegen  könnte  man  eher  bervorlieben^    dass    die  Heraus- 
Iffbtr    bie  und    da    anscheinend    unbedoutende  Abweichungen  der 
[fiandhchriften,    In  donen    etue  Verbessernug  der  laudläufigen  Le^»* 
rersieckt  liegt,  unbeachtet  gelassen  haben.  So  t,  B.  in  den  Ver- 
wn  856  ff 

*Em  ergo  is  argentum  hrk  remtsit  qu4d  daretur  Sut'treae 
iVtf  asinis :  aduliscenB  uenU  wUdo,  qm  id  argentum  dttulit, 
IIB,  Ühi  is  h&mo8t  ?  e.  q*  s, 

tflni  Biiltleren  Terse  Hndet  sich  die  Anmerkung  ^q«id  B^i  quid 
J>Ä*,  qni  EJFZ^\  Entweder  täuscht  mich  alles  oder  es  ist  tu 
sdiffibeii: 

aduUscens  uenit  modo LZ2?.  Quid?  argentum  dttulit? 

'Vhi  i$  homosi?  LE  lam  d^uorandum  censes,  si  consp^xfris? 

Blehr  Scliwierigkeiteü  bietet  der  folgende  Vers  (109) 

Mqut  aüdin  etiam  ?  1 1  'Ecce,  : :  Si  quid  ti  uolam, 

düKO  Ueberlieferang  die  Heransgeber  mit  Hecht  fflr  corrupt  an- 

aebm.  Denn  Langen  irrt  sicherlich ,  wenn  er  hier  ein  audio  aas  der 

Aiitwori  d«s  Sklaven  heraushören  will ;  eine  solche  Ellipse  ist  ganz 

mgUnbUch  und  wird  durch  die  übrigen  ron  Langen  beigebrachten 

Bitlptole  icblagond  Zurückgewiesen  f  iu  denen  stets  die  Handlung, 

inf  nf^Trhe  fcrr  hinweist,  ausdrücklich  angegeben  wird.  In  der  vor- 

i  Angabe  ist  der  Vers  un?erbe&s6rt  geblieben ,  da  weder 

rrrfe^  noch  ihr  eigenes  cloqucrc  oder  quid  uis  den  Heraus- 

L'    •IM    v^  ii<r<chein]ich  genag  schien,    um  iu  den  Text  gesetzt  zu 

7rrhr,  Ansicht  ist  die  einii^^  •>  Antwort  die 

»^r  -kia  j,  'hier  (bin  ich)*,  der  .  -he  Ausdmck, 

mit  dem  miui  aui  d^u  Namensaufruf  oder  sonstige  Ao^^prache  zu 

istwortvo  pflegt  r  im  Lateinischen  ecce  m€i  es  fohlt  also  in  unserem 

Ttmt  btos  das  Pronomen,  Und  da  bewährt  sich  wieder  einmal  die 

Vöniglichkeit  des  Codex  Britanniens,  welcher  —  der  einzige  unter 

titrZeogvn  —  Eecce  ftatt  ecr  hat,  was  ich  ohne  Bedenken  auf 


88         OoeU  et  Loewe,  Plaut!  Asinaria,  anges.  von  H.  SeheM. 

arsprflngliches  (ETIAM)MEECC£  zurQckfahre.  Sollte  also  nicht  za 
lesen  sein : 

Atque  aüdin  ettam?  : :  M6  ecce.  : :  Si  quid  U  uolam? 
Die  Stellang  des  Pronomens  ist  allerdings  ungewöhnlich,  Hesse  sich 
aber  durch  Analogien  wie  mederga  yertheidigen.  Aber  werden  nicht 
aachdiejenigen,welchediese  Ansicht  nicht  theilen,  wenigstens  das  an- 
erkennen, dass  hier  der  Codex  Britannicus  das  ehemalige  Vor- 
handensein des  Pronomens  im  Verse  beweist,  und  dass  man  ohne 
viel  Scrupel  Ecce  (mey  wird  ergänzen  dürfen  ?  Wir  kommen  übrigens 
auf  die  Stelle  später  noch  einmal  zu  sprechen. 

Hier  werden  auch  die  Verse  755—760  Erwähnung  finden 
müssen ,  welche  nach  Beseitigung  von  offenbaren  Schreibfehlem  in 
den  Handschriften  folgendermassen  lauten : 

Addone?  : :  Adde  et  scribas  uide  plane  et  probe. 
Alienum  hominem  intromittat  neminem 
Quod  iUa  aut  amicum  aut  patronum  nominet 
Aut  quod  illa  amicae  amatorem  praedicet 
Fores  ocdusae  omnibus  sint  nisi  tibi. 
Der  in  allen  Ausgaben  folgende  Vers  760 
Jn  foribus  scrtbat  occupatam  esse  se 
steht  in  den  Handschiiften  nach  v.  739  und  ist  erst  von  Pylades  an 
seine  jetzige  Stelle  versetzt  worden.  Dass  diese  Verse  alle  an  mehr 
oder  weniger  fühlbaren  Hiaten  leiden,  kann  Niemandem  entgehen, 
und   die  Herausgeber  haben  im  Commentare  selbst  darauf  auf- 
merksam gemacht  ^versus  756 — 760  miro  modo  hiatibus  foedaU 
suntj"  Jedoch  sind  sie  dabei  stehen  geblieben  und  haben  sich  damit 
begnügt  die  von  Pylades,  Gulielmns  und  Müller  zu  verschiedenen 
Zeiten   vorgeschlagenen  Supplemente   in  den   Text  aufzunehmen, 
anstatt  nachzuforschen ,  ob  diese  ausserordentliche  Anhäufung  von 
Hiaten  nicht  vielmehr  auf  eine  gemeinschaftliche  Endursache  zurück- 
gehe.  Zur  Vertheidigung  derselben  lässt  sich  absolut  nichts  vor- 
bringen (auch  die  Verlesung  einer  Urkunde  im  Kanzlei  tone  nicht); 
also  muss  man  annehmen ,  dass  sie  durch  irgend  einen  rein  mecha- 
nischen Vorgang  entstanden  seien.  Wie,  wenn  in  den  fraglichen 
Versen  —  beispielsweise  —  folgende  Lücken  zu  constatieren  und 
zugleich  auszufüllen  wären: 

PAB.  Addöne?  ABÖL.  Adde;  (atque^  scribas  uide  plane  Ü  probe. 
PAB.  AlOnum  homonem  intrö^rsum}  mittat  neminem 
In  föribus  scrtbat  occupatam  (hodiey  isse  se. 
Quod  illa  aüt  amicum  (pliquenC)  aüt  patronum  nöminet^ 
Vel  quöd  illa  amic(um  amic^ae  amatorem  praidicet. 

Ich  habe  kein  Bedenken  getragen,  den  Vers  760  umzustellen, 
da  ja  seine  jetzige  Stellung  in  den  Ausgaben  auf  blosser  Vermuthnng 
beruht.  Was  Müller*s  Behauptung  betrifft,  dass  v.  758  und  761 
zusammengehörten,  so  haben  ihr  die  Herausgeber,  wie  mir  scheint, 
mit  Recht  keine  Folge  gegeben,  unumgänglich  nothwendig  erscheint 


die  Aeodenmg  des  ^t#<  (v.  758)  in  Vel  Denu  die  gewöhn« 

thmi  Vorw&ode,  unter  denen   sich   begiinstigte  Nebenbuhler  ins 

finxns  Chi  eichen   pflegen,   sind   mit   den   beiden    Ansdräcken 

i'  tmd  'patronus^  hinlänglich  bezeichnet;    also  kann  der  be- 

effende  Vers,  da  er  keine  neue  Species  beibringt»  nicht  mit  atU 

:ioneü.  £r  schildert  vielmehr  eine  von  den  eifersüchtigen  Lieb- 

ftnir  wie  Diabolus,  besonders   geförchtete  Unterart   der    amici, 

Dlich  diejenigen ,  welche  von  der  listigen  meretrix  als  Liebhaber 

od  einer  ihrer  Busenfi'enndinen  ausgegeben  werden,  welche  dem- 

äiss  in  ganz  uneigennütziger  Weise,  aus  rein  freundschaftlicher 

Socbachtnng  für  die  Freundin  ihrer  Geliebten,  ihre  Aufwartang  im 

S8  machen  und  aus  denselben  Gründen  von  der  Herrin  desselben 

iindHch  aufgenommen  werden;  wenigstens  weiss  es  diese  ihrem 

btreteneur  so  darzustellen ,  dem  sie  das  Glück  eines  solchen  zarten 

ferh&ÜnisseB  nicht  genug  anpreisen  kann  (pracdkct).  Diesen  und 

ilichtn  Schlichen  will  der  Parasit  durch  den  fraglichen  Vers  vor- 

Anders  als  mit  den  fünf  eben  besprochenen  Versen  steht  die 
Sache  mit  v.  759,  Zwar  wÄre  der  Hiatus  durch  das  von  ßitschl  vor- 
chlagone  occiums  leicht  beseitigt,  und  diese  Herstellungsweise 
t  an  sich  der  Einschaltung  eines  eius  oder  usque  entschieden 
oraiiEiebeo ,  wenn  der  Hiatus  der  einzige  Anstoss  in  unserem  Verse 
Aber  wie  kommt  der  Parasit  dasn^  nachdem  er  den  Kopf  der  ür« 
Qd«  Wörtlich  vorgpelesen  hat,  bei  der  Verlesung  der  folgenden 
eiid  den  Diabolus  anzureden,  der  doch  sicherlich  nicht  in  der 
ITrhiUMi«  mit  iu  und  Otitis  usw.  bezeichnet  war?  Oder  soll  man  an* 
daas  er  ihm  blos  ein  Resume  des  in  dem  Vertrage  ent- 
Dts  gibt?  Das  passte  sehr  schlecht  nicht  blos  zu  den  Anfangs- 
der  Urkunde  sondern  auch  zur  ganzen  Scene,  da  der  eifer- 
litige  Diabolus  gewiss  vor  Allem  den  Wortlaut  der  Urkunde  zu 
b^krtn  verlangt.  Beseitigen  wir  diesen  Anstoss,  so  fällt  zugleich  der 
Bimtns  weg: 

Fofi^s  occUtsae  omnibuB  sieni  misi  Diaholö, 

Bs  fweiter  Vers  aus  derselben  Scene,  v.  779, 

Talos  ne  quoiquam  fiomini  admoueat  nisi  tibi 

■a»  gleichfalls  den  Verdacht  rege  machon,  dass  er  seine  Fehlerhaf- 

Uj^mi    nur  dorn  ttbi  verdaukt.    Zwar  Hesse  er  sich  auch  durch  Ein- 

Miauing  fon  hnmoni  herstellen;  doch  ich  ziehe  es  vor  —  da  die  ein- 

Umwandluug  von  tibi  in  Diabolo  in  rhythmischer  Hinsicht  be- 

r^iiiktJ^h  ist  —  ZQ  schreiben ; 

Tnldi^  nf  quoiquam  admoueat  nisi  si  JHabolo. 

W4re  CS  nun  zu  gewagt  anzunehmen^  dass  der  ganze  Contract 

^h  f«iner  uraprün glichen  Verfassung  von  einer  directen  Anrede  ;in 

eins  nichts  wusste,  daas  diese  erst  scenischen  Rücksichten  ihre 

lit«l«bung  verdankt?  Aus  Nouius*  Citat  zu  w  766,  wo  die  dritte 

OB  aiis<lrücklich  gewahrt  ist,  scheint  mir  unwiderleglich  herror- 

|t]i€ii,  dass  zwei  Fassungen  der  Seene  vorhanden  waren.  Die 


40         Ooets  et  Loewe,  PUuti  Asinaria,  ang«z.  Ton  JH  ScheM. 

sp&tere  Fassung ,  mit  dem  Pronomen  in  der  zweiten  Person ,  müsste 
dann  aas  jener  Zeit  stammen ,  in  der  man  gerade  so ,  wie  man  die 
Archaismen  ohne  Rücksicht  auf  daraus  entstehende  Hiate  strich, 
auch  kein  Bedenken  trug  derartige  Aenderungen  vorsunehmen,  ohne 
sich  viel  um  die  rhythmische  Zul&ssigkeit  Ton  Versen  wie 
Talös  ne  quoiquam  homini  ädmoueat  nisi  tibi 
zu  kümmern;  also  jedesfalls  vor  der  Zeit  des  ^retractator  saeculi 
septimi  a.  u.  c,\  der  bei  der  Redaction  seines  Textes  wie  gewöhnlich 
beide  Fassungen  nebeneinanderstellte.  So  fand  sie  noch  Nonius 
oder  fanden  sie  vielmehr  seine  Gewährsmänner  in  ihren  Exemplaren. 
Noch  eine  Stelle  sei  hier  besprochen ,  air  der  die  Herausgeber 
einen  Wink  der  Handschriften  unbenutzt  gelassen  haben.  Vers  485 
lautet  in  der  Ausgabe: 

LE.  Quid  uirhero?  MEB.  Ain  tu?  LE.  Füreifer,  erum  m6  fugi- 
tare  cinses  ? 

Die  Adnotatio  besagt:  ^Mereatoris  personam  add,  Bothius^ 
Daraus  Hesse  sich  schliessen ,  dass  die  Handschriften  als  Personen- 
bezeichnung in  demselben  zweimal  hinter  einander  Leonida  geben, 
was  allerdings  so  singulär  wäre,  dass  eine  genauere  Angabe  darüber 
nicht  überflüssig  gewesen  wäre.  Aber  Bothe*sVermuthung  ist  auf  keinen 
Fall  richtig,  da  der  Mercator  in  dem  Verse  gar  nicht  zu  Worte 
kommen  darf;  es  ist  vielmehr  zu  schreiben : 

LEONIDA, 
Quid  uirhero? 

LIBÄNVS, 
Ain  tu,  fürdfer,  erum  nös  fugitare  cinsesf 
LEONIDA. 
I  nünciam  ad  erum  quo  uocas,  iam  düdum  quo  uolibas. 
In  dem  Ei  {B)  oder  li  (DE) ,  das  die  Handschriften  am  Anüange 
des  zweiten  Verses  erhalten  haben,  steckt  die  Personenbezeichnung 
LE,  nicht  wie  die  Herausgeber  meinten,  die  diphthongische  Form 
des  Imperativs.  Dass  bei  solcher  Vertheilung  der  Personen  von  den 
zwei  Lesarten  nos  und  med,   welche  die  Handschriften  in  ihrem 
nosmet  (=  nosmed)  bieten ,  die  erstere  zu  wählen  ist ,  leuchtet  ein. 
Die  Entwicklung  der  Scene  ist  übrigens  so  klar  wie  möglich. 
Der  Mercator  hat  sich  Leonida  gegenüber  vom  Zorne  zu  der  Drohung 
hinreissen  lassen:  ^ Warte  nur,  bis  ich  deinen  Herrn  heute  zu  Ge- 
sichte bekomme^,  hat  aber  damit  nur  in  ein  Wespennest  gestechten; 
denn  nunmehr  fallen  beide  Sklaven  fast  gleichzeitig  über  ihn  her^ 
voll  edler  Entrüstung:  ^Schuft  T,  ^Glaubstdu,  dass  wir  uns  vor  unserem 
Herrn  zu  fürchten  brauchen?',  'Gleich  gehen  wir  jetzt  aufs  Forum* 
usw.  Indessen  zeigt  sich  der  Mercator,  der  in  solchen  Affairen  wol 
eine   tüchtige  Praxis   besitzen  mag,  gegen   dieses   Manöver   sehr 


')  Darin  liegt  zugleich  der  schlagendste  Beweis  für  die  ünechtheit 
der  Verse  480—483. 


O^Mm  0  Laeme,  Plaoti  AaiMrU,  tfifsz.  foa  IT.  8<^%kl, 


41 


:  auf  ilia  Beispiele,  mit  denen  Leonlda  seine  Vei-trau- 
ru.  ._.„,.!  zu  belegen  versucht,  antwortet  er  nur  mit  'acliott 
D^ljdi'  und  höhnischem  Achselzucken.  So  ziehen  alle  drei  schreiend 
Bnd  i^chciltend  zum  Forum,  bisdas  letzte  'haud  ne^assim'  des  Mercator 
fin  der  Ferne  verhallt. 

I^t  diese  Auffassung  der  Seene  richtig,  so  kann  man  nicht 

iwiTLfidn.  dass  die  Bemerkung  der  Herausgeber  *w,  489^503  aui 

spoficndi  sunt,  aut  quod  probalnUus  esif  ejc  ah  rec.  repetendi 

•<^  aber  das  Ziel  hinausgeschossen  haU  Denn  wpnn  Leonida  jetzt 

m%  Vi^rlässlichkeit  dem  Mercator  gegenüber  verficht .  so  geschieht 

mcht  mehr,  um  Geld  aus  ihm  herauszulocken,  sondern  um  sich 

I  Anschein  gekränkter  Ehrlichkeit  zu  geben,  was  für  die  günstige 

'Abwicklung  des  Handels  auf  dem  Forum  nur  fiVrderlich  sein  kann, 

Dtimit  <^ti)d  wir  allerdings  schon  von  dem  Gebiete  der  blossen 

^  .  ,ier  höheren  übergetreten,  wo  es  sich  um  Inter- 

1     _  I  _     LR  und  —  gerade  in  der  Asinaria  nicht  selten  — 

am  Dittographien  handelt.  Das  letztere  Feld  ist  ja  bekanntlich  von  dem 

finen  der  Heransgeber«  G.  Goetz,  zum  ersten  Male  gründlich  und 

oiethodrsch  durchforscht  worden.  Auch  in  unserem  Stücke  ist  dieeee 

^Mittel  oft  tur  Erklärung  von  Widersprüchen  und  Wiederholungen 

ndet  worden ,  und  zwar  —  wie  man  anerkennen  wird  —  mit 

B9er  Besonnenheit  und  Mjlssjgung;  der  Verlockung,  dasselbe  als 

IC0Ä  fÄr  alle  möglichen  Textesschädon  zu  gebrauchen,  haben  die 

HerauBgeber  sich  zu  erwehren  gewnsst.  Yielleicht  dürfen  wir  darin 

einen  heilsamen  Einflods  der  gemeiuschaftlicben  Arbeit  erkennen. 

Mit  allen  ihren  Vorsehligen  unbedingten  Beifall  zu  ünden,  namentlich 

:T  des  ümfanges  der  Dittographien^  werden  die  Herausgeber 

uim  hoffen;  so  l&sst  sich  z,  B.  durchaus  nicht  mit  Sicherheit 

U|ft£i  i;b  T,  28  blüs  der  zweiten  Parallelbearbeitung  (v.  25  -28) 

oder  nicht  vielmehr  ebensogut  der  ei-sten  (v.  23  f,)  mit  angehört. 

liicht  übereinzustimmen  vermag  ich  ferner  mit  den  Herausgebern  in 

4«T  B^urtheilung  der  Vei-se  45 — 50,   von  denen   im  Commentare 

Wmerkt  wird  \n  hunc  certe  locum  eos  qimdrare  nexfamus  et  trans- 

pomi  nhö  in  loco  vir  posHunL^  Allerdings  ht  es  höchst  auffallend^ 

da«?  lVratt«netus,  nachdem  in  den  vorhergehenden  Worten  von  allem 

lu  Libanu^  al*i  der  Fragende  erschienen  ist,  nunmehr  sagt 

'peram  mihi';  sonderbar  klingt  auch  der  Vers 

(^u<>r  knc  ego  ex  te  quß&em  aut  quor  minil^r  tibi, 

•^ .  -I  I  ^   vir  i'    h  von  einer  Frage  ü  H*irt  haben  und  auf  die 

>    ..     .tri    LI  X  hhtens   auH    den   aiu  i    Fragen    des   Sklaven 

'      -  rn  können.  Aber  »ollen  darum  die  Verse  als  interpoliert  oder 

Ü.Uvcg:4i{ihie  gelten?  Das  nächstliegende  ist  doch  wol  anzunehmen, 

da»  im  Anfange   der  Scene  eine  Partie   ansgefallen  ist,   in   der 

EWma/enetTiR  den  Sklaven  unter  allerlei  dankten  Bedensarten  und  An- 

i|»if»luu|ren  vom  Hauste  wegführt  und  dadurch  ndben  der  Neugier  auch 

I  4b  Fan  >  m  so  sehr  '  !  den  Herrn  in  der 

Sr^ffnni  :  imnisse  ui  -i  Allem  zu  wissen 


4S  Che^g  et  Loewe,  Plaut!  isinaria,  aogez.  Ton  H.  Sekenfä, 

Yerlaog^,  ob  Demaenetus  gegen  ihn  etwas  Böses  im  Schilde  ffihre. 
Dass  die  erste  Scene  ihren  Anfang  eingebüsst  hat,  steht  fftr  mich 
fest;  möglicherweise  ist  auch  ein  knrzer  Monolog  des  Sklaren  oder 
des  Herrn  verloren  gegangen. 

Dass  die  Asinaria  lückenhaft  überliefert  ist,  hat  man  schon  in 
sehr  früher  Zeit  erkannt  (vgl.  praef.  S.  XX  ff.).  Auch  die  Heraas- 
geber sind  dieser  Ansicht;  doch  scheinen  sie  mir  den  Umfang 
des  Verlorenen  allzngering  anzuschlagen.  Auszugehen  ist  von  den 
Schwierigkeiten,  anf  welche  die  Verf.  S.  XXIV  der  Praefatio  auf- 
merksam machen.  Zwar  der  erste  Einwarf,  dass  Demaenetas  von 
den  20  Minen,  die  sein  Sohn  braucht,  in  der  ersten  Scene  noch 
nichts  wissen  könne ,  da  Argyiippus  dies  selbst  erst  in  der  dritten 
erfahre,  und  dass  dieser  in  derselben  Scene  schon  wieder  vergessen  habe, 
dass  er  seinen  Vater  bereits  um  die  betreffende  Summe  ersucht  hat 
—  dieser  Einwarf  scheint  mir  nicht  besonders  stichhältig.  Können 
denn  diese  zwanzig  Minen ,  die  im  Gespräch  zwischen  der  Kupplerin 
und  dem  Liebhaber  folgendermassen  erwähnt  werden : 

. . .  quid  me  aequom  c6nses  pro  illa  tibi  dare 
'Ännum  hunc  ne  sit  cum  quiquam  alio?  : :  Tüne?  uiginti  minasi 
'Atque  ea  lege  e.  q,  s. 

nicht  eine  schon  längst  stipulierte  Summe  sein,  um  welche  die  ganze 
Stadt  weiss?  Ja,  sie  müssen  es  sein,  unzweifelhaft;  sonst  würden 
sie  nicht  in  dem  Contract  des  Diabolus  (v.  752)  figurieren.  Es  ist 
klar,  dass  Argyrippus  um  die  ihm  wolbekannte  Summe  nur  fragt,  in 
der  Hoffnung  einen  billigeren  Preis  {aequom)  zu  erzielen ,  vielleicht 
auch  um  überhaupt  nur  etwas  zu  reden  und  die  Lena  so  am  Ab- 
brechen des  Gespräches  zu  hindern  {mane,  mane).  Die  Verzweiflung 
und  Angst  des  Argyrippus  hingegen,  seine  wiederholt  ausgesprochene 
Befürchtung,  er  könnte  das  Geld  gerade  heute  nicht  bekommen, 
lassen  schliessen.  dass  gerade  dieser  Tag  eine  besondere  Wichtigkeit 
besitzen  muss.  Ich  erkläre  mir  die  Sache  so:  der  Contract,  welchen 
Argyrippus  mit  der  Cleaereta  abgeschlossen  hat,  wird  an  eben  diesem 
Tage  hinfallig  und  jener  ist  nun  bei  der  stadtkundigen  Schönheit 
der  Philaenium  in  Gefahr,  seine  Geliebte  an  den  nächsten  besten,  der 
die  zwanzig  Minen  bringt ,  zu  verlieren.  Argyrippus  hat  dies  ohne 
Zweifel  so  gut  wie  jeder  andere  vorausgesehen,  hat  aber  in  seiner 
Vertrauensseligkeit  in  den  Tag  hinein  gelebt  und  geliebt,  bis  ihn  der 
anbrechende  Morgen  des  Verfallstages  aas  seinen  Träumen  weckt; 
nunmehr  ist  sein  erster  Gang  zu  seinem  Vater,  um  dessen  Beihilfe 
zur  Erlangung  der  zwanzig  Minen  zu  bitten,  sein  zweiter  zur  Kupplerin, 
um,  wo  möglich,  einen  Aufschub  zu  bewirken.  Ohne  diese  Voraus- 
setzung ist  das  ganze  Stück  unverständlich. 

Es  bleibt  demnach  nur  der  zweite  Widerspruch  in  Kraft  be- 
stehen: nämlich,  dass  unbegreiflicher  Weise  Argyrippus  schon  zu 
Beginn  des  zweiten  Actes  im  Hause  ist  (man  vergleiche  v.  329), 
ohne  dass  ihn  jemand  hineingehen  gesehen  hat ,  dass  er  im  Hause 
bleibt,   während  Cleaereta  und  ihre  Tochter  sich  zu  einem  Zwie- 


(Tofif  €i  Ltmoe,  PUnti  Asinarift,  angez.  von  B*  Schenkt.         4S 

irikcha   herauäbeg^beo,   dass  Lib&nus   von   seiner  Anweseubeit 
H&QAe  der  lena  weiss  und  dgL  mehr.  Alle«  dies  deutet  auf  deu 
^Qfifall  etiler  Scene,  in  der  Argyrippus  sieb  in  da^s  Haas  der  Cleaereta 
bleicht,  mit  iwiD^ender  Nothwendigkeit  hin*  Um  lange  Erörte* 
en  zu  sj^ren»  will  ich  lieber  gleich  das  Scenariam  der  Ursprung* 
itfl  Asiiiaria,  wie  es  sich  mir  bei  oftmals  wiederholter  üeberlegtiBg 
^tellibat,  berseizcn;  wenn  es  sich  nicht  selbst  zu  vertheidiigen 
,   so  wird   auch   kein   hinzugefügter  Commentar   es   wahr- 
ei&lieher  machen  können.   Die  verlorenen  Sceneo   sind  einge- 
lert. 

I.  Act. 

1.  Scene.  Demaenetoa  and  Libanus.  (Siehe  oben  S.  41)* 
3.       u      Argyrippus  (Canticum). 
8.      g       Ar^rippus  und  Cleaereta. 
4^      ^      Cleaereta  und  Phüaenium  =  III,  1    (Diese  Scene  muss 

hieher  Tersetzt  werden). 
[K.  n  Diabolu^  und  Cleaereta.  Sie  besprechen  sich  über  die 
Modalitäten ,  unter  denen  man  sich  Philaenium's  Besitz 
sichern  kann.  Der  Torsichtige  Diabolus  zieht  es  vor  erst 
einen  Contract  aufzusetzen.  Beide  gehen  fort.  Auch  an 
eine  Scene  zwischen  dem  Parasiten  und  der  Kupplerin 
lässt  sieh  denken.] 

n.  Act. 

1.  Seen*.  LIbanus  allein. 

y.      „      Argyrippus,  welcher  der  Kupplerin  auf  dem  Forum  oder  sonst 
irgendwo  begegnet  ist,  erscheint  (Cauticum  ?)  und  schleicht 
sich  ins  Haus  ein,  wobei  er  von  Libanus  belauscht  wird.] 
Die  Qhrigeu  Scenen,  wie  im  erhaltenen  Exemplare. 

m.  Act. 

II«  Scene.  Cleaereta  allein  (Canticum);  sie  spricht  ihre  Besorgnis 
aus,  dass  während  ihrer  Abwesenheit  irgend  etwas  vor- 
gefallen sein  konnte  und  geht  ins  Haus.] 

2.  ^      Libanus  and  Leonida. 

Der  Qbrige  Theil  des  Stückes  bedarf  keiner  weiteren  Ver- 
Iftdinuig;  über  die  Scene,  welche  zwischen  IV,  1  und  IV,  2  ans- 
fihUeo  ist,  kitto  man  natürlich  sehr  verschiedener  Meinung  sein. 
Dm  dorch  die  hinzugefügten  Scenen  die  durchschnittliche  Verszahl 
pUntinischen  Stuckes  nicht  überschritten  wird ,  bedarf  keines 


Soviel  über  die  grosseren  Verluste.  Kleinere  Lücken ,  im  üm- 
bif«  mn  ein  bis  drei  Versen  etwa,  haben  die  Ueransgeber  an  einigen 
StiOcn  angenommen ,  soweit  ich  sehen  kann ,  mit  Recht.  Vielleicht 
wird  ftissolho  Mittel  noch  an  anleren  Stellen  in  Anwendung  tu 
hriji^Q  aein,  ganz  sicher  aber  nach  v.  452,  der  nicht  wie  in  den 
UaMbchriAeu  zwischen  Mercator  und  Leouida  zu  vertheilen,  sondern 
Imd  f rateren  ganz  zuzuweisen  ist : 

Sfd  #rf  domist.  Demarnetum  uolrbam  :  ntnat  i&sc  inius  — 


44         Goets  et  Laewe,  Plaati  Asinaria,  angez.  von  JEL  ScheM. 

LEO,  •••••••• 

Verum  istuc  argentüm  e,  q,  s. 

Wir  wollen  nochmals  anf  die  Dittographien  zurückgreifen  and 
zwar  auf  diejenige,  welche  die  Heransgeber  in  dem  Schlüsse  der 
ersten  Soene  entdeckt  zu  haben  glauben  und  S.  XXII  der  praeSMao 
ausfihrlicher  besprechen.  Bs  handelt  sich  um  die  Verse  107  ff.,  die 
in  folgender  Weise  überliefert  sind : 
107  . .  ,LIB.  Tum  tu  igitur  aliud  cura  quid  libet. 

Ego  eo  dd  forum^  nisi  quid  uis,  DEM,  Ei,  bene  dmMa. 

Atque  aüdin  etiam  ?  LIB,  (Mi)  ecce.  DEM,  Si  quid  ti  uolam, 
110  Vbi  eris?  LIB,  Vbiquomque  lübUum  erit  animö  meo. 

ProfScto  nemost  quim  iam  dehinc  metuäm  mihi, 

Ne  quid  nocere  pössit,  quom  tu  mihi  tua 

Ordtione  omnem  änimum  ostendisti  tuom. 

Quin  ti  quoque  ipsum  fdcio  haud  magni,  si  höc  patro, 
115  Pergdm  quo  occepi  atque  ihi  consilio  exdrdiar, 

Äudin  tu?  apud  Jrchibülum  ego  ero  argentdrium, 

DEM.  Nempe  in  foro?  LIB.  Ibi  siquid  opus  fuerit,  DEM. 

Miminero. 
118  Non  6sse  seruos  e,  q.  s. 

Aus  diesem  Durcheinander  von  Versen  haben  die  Herausgeber 
—  offenbar  veranlasst  durch  die  zwei  zusammenhängenden  Partien 
110—115  und  118  ff.,  von  denen  beide  ihnen  nur  als  Scenenschlüsse 
denkbar  ei-schienen  —  folgende  zwei  Becensionen  herausgeschfilt : 
107—115  und  107,  108,  116  ff.  Aber  so  sehr  ein  solcher  Schlnse 
berechtigt  sein  mag  bei  Behandlung  anderer  Scenen,  z.  B.  der 
sechsten  im  zweiten  Acte  desMiles,  so  sehr  scheint  er  hier  unzulässig. 
Nämlich  von  jenen  zwei  angeblichen  Becensionen  hat  nur  die  zweite 
einigen  Sinn  und  Zusammenhang ;  die  ei^ste  enthält  eine  fortlaufende 
Reihe  von  Ungereimtheiten.  Denn  es  ist  unmöglich,  dass  Libanus  fort- 
geht, ohne  sich  darum  zu  kfimmem,  wo  er  seinen  Herrn  finden  könne, 
falls  etwas  vorfiele  —  während  er  dies  später  sehr  wol  weiss; 
dass  Demaenetus  ihn  trotz  der  unmittelbar  vorhergegangenen  Aussage 
Ego  eo  ad  forum  nochmals  fragt,  wo  er  zu  finden  sei;  dass 
Demaenetus  gar  keine  Antwort  auf  diese  seine  Frage  erwartet,  da  er 
auf  die  freche  Rede  des  Libanus  nichts  mehr  erwidert,  also  schon 
die  Bflhne  verlassen  haben  muss;  endlich  dass  Libanus  von  dem 
schon  abgegangenen  Herrn  fortwährend  mit  tu  und  tuus  reden  soll. 
Man  müsste  also  annehmen,  dass  diese  Bearbeitung  nur  in  trümmer- 
hafter Gestalt  überliefert  ist  —  eine  Annahme ,  die  an  und  für  sich 
nichts  Bedenkliches  hat,  wol  aber  durch  die  gleichzeitige  Mangel- 
haftigkeit auch  der  zweiten  Fassung  sehr  unwahrscheinlich  wird. 
Wir  müssen  vielmehr  bei  der  Herstellung  dieser  Verse  von  zwei 
Gesichtspunkten  ausgehen:  erstens,  dass  Herr  und  Diener  allen 
Ernstes  sich  verstäudigen,  wo  man  sich  zutreffen  habe,  zweitens  dass 
Libanus  die  Verse  110 — 115,  wenn  wir  sie  überhaupt  für  plautinisch 
halten  sollen ,  seinem  Herrn  ins  Gesicht  sagt.    Hält  man  dieselben 


9odt  ei  Lottffe,  PUüti  ABinarift»  angez,  ron  H*  »^ek^nkl. 


4S 


Cut,  $0  ergibt  sich  fol^ead^  Gestaltong  d«8  Gespräches  zwischen 
eiden  als  die  wahrscheinlichste : 

LIJL  Tmn  tu  igitur  aliud  cura  quid  luM. 
78  Ego  €0  ad  forum  nisi  quid  uis.  DEM.  Ei  bme  äfnbula, 

W  LIB.  Atque  Qt$äm  ettam?  DEM.  Mi  tcce.  JLIB.  Si 

quid  te  uolam, 
tOjll$      Vhi eria  ?  DEM*  Apud  Archibülum  ego  ero  argcntdrium, 
117  LLB,  Nempe  in  foro?  DEM,  Ihi,  si  quid  opus  fmrü. 

ZIB,  Miminero, 
IB  DEM,  Non  i4S€  seruo»  €.  q.  s. 

EtnachiebcLDg  von  ?.  110—115  hat  ea  Terschuidet,  dass  dio 
DneDbüzoichüuiJg  der  Verse  109— IIH  in  Verwiming  gerathea 
l.  wag  für  die  drei  letzten  allgemein  anerlcannt,  für  die  ersten  nur 
»n  Cunerarlns  behauptet  worden  iat.  Es  handelt  aich  noch  darum, 
?.  111—115  den  richtigen  Platz  ausfindig  i\x  machen.  Mit 
imltch  gleicher  lierechtigong  lassen  sie  sich  entweder  nach  t,  107 
der  nach  t.  117  einschieben;  für  die  erstere  Annahme  spr£u±e  die 
DwillkOrliche  Höäichkeitp  zu  welcher  Demaenetus  durch  die  Frechheit 
ünefi  SklafHn  geiwaogen  wird,  für  die  letztere  der  Effect«  den  jene 
j^in^e  »af  der  Bühne  hervorbringen,  wenn  Ubanus  sie  beim  Abgehen 
lli  Za  streicheu  sind  nur  dte  Worte  Vbiquomque  lubitum  erü 
m€0,  die  niemals  einen  vergtändUchen  Sinn  ergeben  werden^ 
und  Äudin  tu, 

Znin  SchUies^e  noch  xwei  Vorschläge ,  die  unter  den  bisher  be- 

lienen  Verderbnissen    keinen  Platz   finden   konnten.   Nämlich 

657  mtt»«  «einen  Platz  mit  v.  661  tauschen»  da  die  eich  ent- 

ehttiden  Ausdrücke  cotilocn,    .plant  und  quo  iubes,  .  .eonlacare^ 

iQur  ,  ,prfssaium  und onu» , .  .suMinerc  noth wendiger 

ur  ri  Auf   einander   folgen    müssen   oder   ihre   ganze 

»uibnaseu*  Sodann  möchte  ich  v.  ^45  aus  dem  überlieferten 

'  &mm  copia  nicht,  wie  die  Herausgeber  gethan ,  omnea  omni 

htruialesen«  sondern  den  Ver^  so  achreiben : 

AVIpic  ptnr^am  ad  forum  ätque  ei-periar  6rdme  omms  copias, 

Bi  bedarf  wol  keine»  Beweises  dafür,  dass  die  voransteheuden 
rkangen  weder  das  Verdienst  der  Herausgeber  schmälern,  noch 
mf&ssendes  Bild  ihrer  Leistungen  für  den  Text  der  Asinaria 
sollen.  Was  dieser  ihnen  verdankt»  davon  zeugt  jede  Seite 
Auitgaho  besser,  als  ich  es  vermag.   Die  abweichenden  An- 
über  einselno  Stellen  hingegen,  der  Anregung  entsprungen. 
idi  dorch  ihre  Ausgabe  erhalten ,  m^gen  sie  als  Zeugnis  an- 
rfulimnn  fTir  .^Ja  Thüiliiahme ,  die  ich  ihrer  Arbeit  zolle,  Dass  ihnen 
rung  und  Vollendong  daraelhea  Kraft  und  Zeit  ver-* 
IvDQt  f€i,  U1US9»  der  Wunsch  jedes  Plantiners  sein. 

Wien.  Heinrich  SchenkU 


46    F.  Friederadarfff  T.  Liyi  lib.  XXVI,  anges.  von  A,  Zingerle. 

Titi  Livi  ab  urbe  condita  Über  XXYI.  FOr  den  Scholgebrauch  er- 
klärt Ton  Dr.  F.  Frieders dorff,  Direcior  des  Oymnaslame  «u 
Allenstein.  Leipzig.  Drack  und  Verlag  von  B.  G.  Tenbner.  1880. 
116  SS.  Pr.  1  M.  20  Pf. 

Der  Herr  Herausgeber,  der  fflr  das  genannte  Buch  des  Livins 
eine  Schulausgabe  im  eigentlichen  Sinne  liefern  und  so  zur  Verbrei- 
tung der  Leetüre  der  zweiten  Hälfte  der  dritten  Dekade  auf  den  Gym- 
nasien beitragen  wollte,  musste  natürlich  in  erster  Linie  bestrebt 
sein,  die  Aninerknngen  möglichst  consequent  diesem  Standpunkte 
anzupassen  und  nur  das  den  Anfängerkreisen  Angemessene  in  pas- 
sender, verständlicher  Form  zu  bieten,  daneben  auch  den  üeberblick 
thunliohst  zu  erleichtem,  zu  welchem  Zwecke  hier  die  kurzen  In- 
haltsangaben der  einzelnen  Partien  in  gesperrter  Schrift  gedruckt 
sind.  Im  Ganzen  und  Grossen  wird  man  ihm  in  dieser  Beziehung  ge- 
wissenhaftes Streben  und  Takt  zuerkennen  müssen,  wenn  auch  in 
einigen  Einzelheiten,  wie  auf  solchem  Gebiete  fast  unvermeidlich,  die 
Ansichten  über  das  zu  viel  und  zu  wenig  noch  auseinandergehen 
können.  Nicht  uninteressant  ist  es  hiebei  unter  Anderem  auch 
zu  beobachten,  wie  der  Verf.  das  selbstverständlich  besonders  berück- 
sichtigte Material  des  trefflichen  Weissenborn'schen  Oommentares 
für  seine  nächsten  Zwecke  zu  verarbeiten  suchte ;  Bemerkungen  über 
Sprachgebrauch  und  Phraseologie  sind  hier,  eben  jenem  Zwecke  ent- 
sprechend, öfter  etwas  ausführlicher  formuliert  und  meist  consequent 
jedesmal  bei  der  ersten  Gelegenheit  angebracht,  während  dieWeissen- 
born'sche  Ausgabe  in  dieser  Beziehung  noch  immer  hie  und  da  an 
einer  früheren  Stelle  auf  eine  erst  später  bei  erneuter  Gelegenheit 
folgende  Erklärung  verweist,  was  bei  ihr  allei*ding8  weniger  ver- 
schlägt, aber  vielleicht  immerhin  doch  für  die  eine  oder  andere  leicht 
vorzunehmende  Umstellung  in  Erwägung  gezogen  werden  könnte  *). 
Dass  an  ein  paar  Stellen  jedoch  auch  noch  die  Form  der  Weissenbom- 
sehen  Anmerkungen  ziemlich  deutlich  durchblickt,  wird  bei  den  g^ 
gebenen  Umständen  und  dem  im  Vorwort  offen  angegebenen  Stand- 
punkt nicht  zum  Vorwurf  gereichen  können  (vgl.  z.  B.  die  Anm.  sa 
cap.  18,  2;  21,  3—4;  24,  3).  Die  nicht  seltene  Anführung  von 
Parallelstellen  aus  Livius  selbst  halten  wir,  selbst  wenn  sie  aus  von 
Schülern  weniger  gelesenen  Büchern  entnommen  sind,  auch  in  einer 
solchen  Ausgabe  nicht  für  verfehlt,  da  der  Herausgeber  demZahlen- 
citate  meist  auch  die  Stelle  selbst  oder  wenigstens  die  Schlagwörter 
beif&gt;  in  den  Fällen  aber,  wo  letzteres  nicht  geschehen,  ist  bei  dem 
Zwecke  der  Ausgabe  hier  Ergänzung  zu  wünschen.  Manchmal  wäre, 
wo  es  sich  um  die  Erklärung  eines  selteneren  Wortes  handelt,  neben  dem 

*)  Auch  in  der  sehr  exnpfehlenswerthen  von  H.  J.  Müller  be- 
sorgten 4.  Auflage  des  26.  Baches  der  Weissenbom^schen  Ausgabe  (1880), 
die  Herr  Friedersdorff  leider  nicht  mehr  benutien  konnte,  was  er  gewiss 
selbst  mehrfach  und  speciell  für  seinen  kritischen  Anhang  bedauern 
wird,  finden  sich  noch  ein  ^r  derartige,  wenigstens  was  das  Sprachliche 
anbelangt,  nicht  ganz  motivierte  Verweisungen  auf  erst  folgendes,  s.  B. 
zu  cap.  13,  3  auf  cap.  33,  6,  zu  cap.  21,  4  auf  die  Bern,  zu  XXIX,  32, 
3  und  dgl. 


F.  Fmdmdofff,  T,  Lifi  liK  JXTL,  angex.  toi  A.  Zhn^erk.    47 

kursdo  Hinweise  auf  die  Versuche  der  Altfia  doch  ein 
i  kuraor  auf  neuere  etymologische  ForschuDgeD  auch  für  Schüler* 
<  aichi  gao£  uuoiitz,  s.  B.  cap«  16,  2  /.um  Worte  quiritare. 

Di«  TtxlQsgestaltung,  filr  welche  natürlich  auch  die  Besoltate 
der  oetteeien  (TiiterBuchtingen  über  die  hier  tu  Betracht  kommende 
'ekade  and  nun  besoudera  die  der  Ausgabe  vonA.  Luchs  rerwerthet 
ird«i^  i^t  inj  Ganzen  ebenfalls  eine  besonnene  m  nennen ;  auch 
sher  n*>ch  in  Zeitschriften  Zerstreutes  ist  öfter  sichtlich  berück- 
^chiigt,  wenn  auch  begreiflicher  Weise  nicht  näher  angedeutet; 
rgL  z.  II.  die  Anm.  zu  cap.  9,  8  mit  H.  J.  Müller  Jahresber.  des 
phii.  Vereins  1877,  S.  188,  1878  S.  87  und  H.  Blass  Philolog. 
177,  S«  36$.  Unter  den  eigenen  Verbessemugsvorschiilgen  des 
9borB  können  ein  paar  beachtenswerth  genannt  werden, 
B.  ta  cap.  25.  8  ad  frangendos  igitnr  spiritus,  zu  cap.  25,  5 
t  tun  welchen  der  zweite  erst  im  krit.  Anhang  angeführt  ist. 
den  Anhang  anbetnfft,  so  enthält  er  neben  der  Angabe 
Abweichungen  von  der  Ausgabe  Weissenborn'^  (Leipzig 
fH)  auch  einige  kritische  Bemerkungen  des  Herausgebers  selbst 
~  m  ta^e  hier  in  dieser  Beziehung,  abgesehen  tou  ein  paar  Ver- 
imd  UnroUstäudigkeiteu,  beispielshalber  zu  folgenden  Stellen 
tarzes  Wort  gestattet  sein.  cap.  21.  10  ist  ducenocturno  aller* 
mn  ting^wAhnJicher  Ausdruck,  ob  aber  deswegen  gerade  so 
rk  ttiuäs  doch  wohl  fraglich  erscheinen;  abgesehen 

\i<:  1.'  für  nocturnus  Liv,  lll»  58,  2  (aufweiche  Stelle 

FfiM«Dbom  verweist),  die  übrigens  wohl  etwa  auf  dieZwÖlftafelge- 
'  tnrückgeht  und  dann  ziemlich  stehend  geworden  zu  sein  scheint 
Cic.  p,  Mü.  3^  9),  könnten  speciell  beiLirius  doch  auch  andere, 
nifstins   einigermassen    vergleichbare    ungewöhnliche  Aus- 
wie  z,  ß.  dm  semestris  XXI,  43,  15  vielleicht  jenen  Zwei- 
.mftssi^ii geeignet  sein^).  Das  hs.  verderbte  dncere  fürduce  ist 
I päliographisch auch  leicht  erklärlich;  sollte  aber  vielleicht 
diMlare  zn  lesen  sein,    welches  Wort  Livius  bekanntlich  mehr- 
^iach  liebt  (vgl.  z.  B.  I,  28,  6  ductor  itineris  buius  mit  der  Aom,  v. 
M.  Müller)?  cap.  22,  8  scheint  das  auch  der  hs.  Ueberlieferung  am 
»D  siebende  arserint  nun  nach  der  Stellensammlung  und  derguten 
bei  Weissenbom  —  H,  J.  Müller  doch  immer  noch  als 
I  vate»clieittliehste  sieh  darzustellen,  cap.  23,  3  würde  man  nach 
Anlage  wohl  wenigstens  in  diesem  Anbang  eine  Be- 
der  hier  begegnenden  Schwierigkeit  und  der  Ansicht  BoL 
•m*»  (de  reb,  »caen.  Rom.  Greif swald  1876  S.  13)  erwarten. 
rcsp.  32,  8  allerdings  sehr  behutsam  angedeutete  Vorschlag,  statt 
^  iti  f&r  die  cormpte  Ueberlieferung  potens  |  oc  consul  nun  gewt^hn- 


*>  Seit  der  Einsendung  dieser  Bespre^hun?  hat  inzwischen  auch 
M.  Milier  Jahuftcbe  Jahrb.  1881  8.  690  an  Vertbeidigung  des  duz  noc- 
tvnie  gedaebt»  tttneneits  mit  Htnweii  anf  III,  16,  6. 


48      O.  Ändresenf  Cornelias  Tacitas,  angez.  von  lg.  Prammer, 

lieh  aufgenommenen  poUicens  hoc  (Böttcher)  an  compotes  Yoti  zu 
denken,  wird  aus  mehreren  Gründen  kaum  Anklang  finden ;  sollte 
vielleicht,  um  bei  dem  Umstände,  dass  doch  auch  pollicens  hoc  con* 
sul  wohl  mit  Recht  bezweifelt  wird  (vgl.  ausser  F.  auch  Luchs  p.  38), 
einen  andern  Gedanken  hier  ebenso  behutsam  anzudeuten,  an  ein 
paläographisch  nicht  zu  feine  liegendes  potens  voti  consul  mit  Be- 
zug auf  Marcellus  zu  denken  sein  ?  Betrachtet  man  die  ganze  Partie 
cap.  29 — 32,  welche  Weissenbom  viel  eingehender  und  doch  im 
Ganzen  auch  für  Schüler  noch  klarer  erörtert  hat,  so  könnte 
Einiges  beinahe  den  Eindruck  machen,  dass  Marcellus  die  fao- 
tische  Noth wendigkeit  des  Provinzentausches  einsehend  und 
deshalb  zum  factischen  Tausche  bereit,  wie  er  letzteres  ja  selbst  er- 
klärt, sich  nur  eine  Brücke  bauen  d.  h.  das  Opfer  nur  unter  der  Be- 
dingung bringen  wollte,  dass  ihm  dabei  eine  formelle  Demüthig^ng 
sowohl  von  Seite  des  Senates  als  der  ihn  anklagenden  Siculer  erspart 
werde  ^.  Ist  diese  bei  dem  ganzen  breiten  Vorgänge  sich  nahe 
legende  Auffassung  richtig,  so  hatte  Marcellus  wirklich  schliesslich, 
nachdem  der  Senat  durch  förmlichen  Beschluss  sein  einstiges 
Vorgehen  im  Princip  gebilligt  und  die  Siculer  nun  in  Folge  dessen 
ihm  so  förmliche  Abbitte  geleistet  hatten,  sein  eigentlich  ihm  unter 
diesen  Umständen  noch  vorschwebendes  Ziel  erreicht;  er  hatte 
den  Handel  in  der  denkbar  besten  Weise  beigelegt  (vgl.  R.  E.  1.  c.)f 
war  also  in  dieser  Hinsicht  potens  voti  und  konnte  eben  darum  die 
ihm  früher  so  feindlichen  Siculer  jetzt  „clementer  appellatos  dimittere^ . 
Die  Phrase  ^potens  voti^  selbst  könnte  nach  einer  bekannten  Reihe 
vergleichbarer  Verbindungen  und  nach  sonstigen  bekannten  Be- 
rührungen mit  der  Dichtersprache  auch  bei  Livius  nicht  überraschen. 
—  Dass  die  besprochene  Ausgabe  schon  jetzt  empfehlens- 
werth  ist,  hat  sich  aus  dem  Gesammturtheile  wohl  bereits  von  selbst 
ergeben. 

*)  Dass  das  gauze  Benehmen  dabei  zugleich  ein  nobles  war,  ist  nicht 
ausgeschlossen,  vgl.  darüber  und  zum  ganzen  Vorgang  auch  Br.  in 
Pauly's  R.  E.  IV,  1518,  Mommsen  R.  G.  I,  680. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


Cornelius  Tacitus  erklärt  von  Karl  Nipperde V.  Zweiter  Band.  Ab 
excessu  divi  Augusti  XI— XVI.  Mit  der  Rede  des  Claudias  über  das 
ins  bononim  der  Gallier.  Vierte  verbesserte  Auflage,  bearbeitet  von 
Georg  Andresen,  Oberlehrer  am  Ascanischen  Gymnasium  zu  Berlin. 
Berlin,  Weidmännische  Buchhandlung,  im  April  1880.  308  SS.  Preis 
2  Mark  40  Pf) 

Die  neue  Auflage  ist  der  dritten  nach  einem  Zeiträume  von 
fast  sieben  Jahren  gefolgt.  In  derselben  ist  im  Commentar  allerwärts 
die  Orthogi-aphie  geändert.  Was  den  Umfang  des  Buches  anbelangt, 
so  ist  im  Vergleiche  zur  früheren  Auflage  durch  Streichungen  und 


')  Vergleiche  meine  Recension  in  der  philologischen  Rundschau 
1881,  S.  347-351. 


O,  Andrm€%  Cofneliua  Ta^tos«  maget.  ?od  Ig,  Frommer,       40 

^ilUistiaebe  Atoderan^oD  oioe  Verkünang  um  zirGlf  Seiten   ernge» 
Da  die  dritte  AuÜage  von  mir  in  dieser  Zeiischnfi  1874 
ffi.  7*'       "  '  "      'ich  besprochen  worden  ist,  kann  ich  mich  bei 

'der  l  liHQen  Aufl^e  qdi  so  kürzer  fassen, 

^1,4  injt,  ist  Andresen  zur  Ueberlieferung  ai  causa  ... 

tnröckgtkehrt  und  sucht  in  der  Note  at  zn  rechtfertigen ,  Mir  will 

wtd«r  ai  gegenüber  dem  folgenden  verum  ^  noch  Nipperdey^s  Aen- 

piüiiog  ac  causa  gefallen.  Ein  asjndetischer  Anschluss  wäre  für  den 

lAiMfiiinenbang  der  Stelle  weitaus  am  besten.  —  cap.  1(»  konnte  bei 

regiam  ausser  der  Analogie  ?on  fun^i  mit  Acc.  auch  vesci 

Dgosogen  werden ,  das  bei  Tacittis  nur  Agric.  28  mit  dem  Acc. 

Eideti  ist.  —  cfip.  20  init.  werden  die  Worte  Corbulos  hccftoB 

^quomäam  duces  Homanos  jetzt  passend  als  Accusativ  des  Ausrufs 

nod  somit  als  directe  Bede  genommen,  wie  in  der  2.  Auflage«  — 

r  c»]>.  24  med,  hat  A.  das  überlieferte  mandaret  mit  Ritter  einfach  In 

^MOHdare  geändert,  während  Nipperdey  in  der  früheren  Auflage  die 

%Tmg  Ton  Lipsius  mandari  recipiert  hatte.  —  cap.  27  med. 

tili  and  interpungiert  der  neue  Herausgeber:  aiquc  iUam  au* 

auspicum   vrrha,  subüse  flamm  cum.    Das  letzte  Wort  ist 

liageschobeu.   Nippe rdey   hatte  umgekehrt  nach   dem   Vorschlags 

[Walthers   audisse   als  Glossem    zu  sub4^se   eingeklammert  und 

wcr^  mit  s^ubisst  verbunden.  Die  Neugestaltung  der  comiptea  Stella 

iti  )««lbi>tTer8täudlich  zweifelhaft.  —  cap.  29  init.   cot  respoudiert 

'  HO  unzweifelhaft  mit  dem  nachfolgenden  dein.  Zuerst  »ind  die 

[drti  kaizi^erHcbon  Freigelassenen  einig,   dann   tritt  eine  Spaltung 

lilii,  «->  In  der  Mitte  desselben  Capltels  schreibt  A.  $et  (mit  Halm 

r  ilstl  des  nbürlitiferten  ut  oder  e()  solum  id  immutans,  wo  Nipperdej 

kftlui   und   unwahrscheinlich   consiUum   dlssimulans    geschriebeii 

Isitft.  —  cap.  30  lln.  ist  wie  bei  Ritter,  Halm  und  Dräger  dia 

bibliographisch  leichte  Aenderuug  des  Acidalius  frueretur  imma 

Ifj*  ift  (statt  des  Überlieferten  et)  aufgenommen.  —  cap.  32  init, 

kbll  bvi  dor  Anlührung  der  Sielleu  für  gnarus  ^=  notus  noch  immer 

^loa.  I,  51  qu4>d  gnarum  duci  and  cap.  63  in  paludem  gfiaram 

tim^ntibus.  Ausserdem  kommt  gnarus  in  dieser  paeai?ea  Bedeutung 

tticki   bei   Tacitus   alleio   Tor«    wie    Andreseu    nach    Nipperdey 

nad  Freundes  Wörterbuch  II,  S«  760  fälschlich   behauptet,   son- 

'ierü  zweimal  auch  bei  Appuleius.    Vgl.  Georges  in   seiner  Re- 

«Bsioi  meines  Frogrammaufsatzes   (Josephstädter  Obergymnasium 

1678)  tu  Uursians  Jahresbericht  1880  S.  174  Z.  1  und  2  i.  u, 

liftd  la  meinem  nandw5rterbuche  I,  S.  2731, 

Ijb  zwölften  Buche  ist  Text  und  Commentar   nur  wenig  ge- 

toilft.  cap.  2  Ün.  ist  statt  des  überlieferten  ne,  um  einen  zweiten 

Sili!Uiۆ  anzareibsD ,  ei  ne  geschrieben  und  dies  in  der  neuen  Note 

kan  «rklArt«  —  cap.  26   med.   ist   zu   bedauern,  dass  A.    nicht 

i  iissende  Aonderung  BrUannici  fortwm  macrore  a/fi' 

Feit  aufgenommen  hat*  —  ibid.  fln.  ist  das  QberUeferte 

jfcr  mii  f^irker  m  puer  ge&nderi  wie  bei  Halm  und  Dr&ger.  Die 

laicbtc  AendiTung  ii^t  eine  zweckmässige.  —  cap.  32  init.  wird  das 

wmktktin  r.  d.  uum  ^^ib».  issa,  l  H«h*  4 


so      O.  Andreaen,  GorDelios  Tacitna,  anges.  Ton  Ig.  Pratmner. 

hanctochriftliehetiide  cangos  in  in  Ceangoa  geändert  nach  der  Form 
dieses  Yölkernameoa  im  0.  J.  L.  VII,  1204-1206.  —  cap.  46  med. 
ist  naich  Sirkers  Vorschlag  gestaltet  ne  äuina  tentare  . . .  mäUet. 
—  cap.  63  init.  ist  im  Texte  der  die  (üonstmction  störende  Beistncb 
nach  conderent  zq  tilgen,  wie  bei  Halm,  Dräger  und  Bitter.  — 
ibid.  ist  bei  ChtUeedomi  jetzt  passend  auf  Herod.  IV,  144  ver- 
wieaen.  —  cap.  69  init.  hat  A.  bei  dem  überlieferten  festis  vodbtm 
Ern^rsiia  bekannte  Aendening  faustis  anfjgenommen.  —  ibid.  fin. 
ist  in  der  erweiterten  Anmerkung  zn  patrum  consuita  dev  Sacttr 
Tiedialt  genauer  angegeben  als  in  der  früheren  Auflag«. 

XIII^  6  init.  kehrt  A.  zur  überlieferten  Stellung  der  Worte 
tum  quoque  beüum  zurück  und  sucht  sie  in  der  Note  zu  rechlF- 
fertigen.  —  cap.  10  med.  wird  inchaando  anno  nicht  mehr  ab 
breiter  und  überflüssiger  Zusatz  rerdächtigt  und  dem  entsprechend 
die>  Nipperdey'sche  Note  weggelassen.  —  cap.  14  fin.  fehlt  bei  den 
Gitatenzu  ruraiM  in  der  Bedeutung  hingegen  Agric.  29.  ^  ibid. 
ist.  jetzt  passend  das  Comma  nach  invocare  getilgt  und  auch  et  tat 
inrita  facinora  als  Oliject  von  diesem  Yerbum  abhängig  gemacht. 
Damit  entfällt  die  leidige  Nothwendigkeit,  eine  Ellipse  von  fäcere 
oder  damarc  anzunehmen.  —  cap.  15  init.  halte  ich  dafür,  dass 
sortienHum  nicht  von  Neroni,  sondern  wie  aequalium  von  lusu 
abhängig  und  die  Stellung  eine  verschränkte  ist  statt  lusu  aequaUum 
inter  alia  ludicra  regnum  sortientium.  —  cap.  17  med.  sind  die 
Gitate  fQr  die  transitive  Bedeutung  von  festinare  auch  in  der  neuen 
Auflage  unvollständig..  Es  fehlt  nach  meinen  Aufzeichnungen  ans 
Tacitns  Hist.  1 ,  90  festinata  iam  pridem  exactione  und  Agric.  44 
festinaiae  mortiSf  aus  Sallust  Jag.  64,  6  animo  cupienti  nihil  satü 
fesUnatur^).  —  cap.  19  med.  ist  A.  zur  üeberlieferung  iVerozurOok^ 
gekehrt ,  wo  Nipperdey  Neronem  conjiciert  hatte.  —  cap.  25,  Z.  IS 
ist  in  der  Note  zu  tarnen  aus  der  früheren  Auflage  das  kleine  Yer* 
sehen  stehen  geblieben ,  dass  autem  in  der  Germania  cap.  12  vor*> 
komme.  Es  steht  cap.  13  init.  —  Die  schwer  verdorbene  Stelle  im 
4.  Satfi&e  von  cap.  26  ist  mehrfach  geändei-t.  Am  meisten  fällt  von 
den  Aendeiningen  ins  Auge  die  Annahme  einer  Lücke  nach  consH* 
tutionis  fieret  und  das  vor  sententiam  gesetzte  luterpretationskrenz, 
4a8  übrigens  das  einzige  in  diesem  Bande  ist.  —  cap.  31  fin.  ist 
jetzt  nach  Madvigs  Vorschlag  in  provinda,  quam  ohtineret  ge- 
schrieben,  wie  bei  Halm.  —  cap.  34  init.  wird  mit  Becht  consule 
nicht  mehr  als  interpoliert  eingeklammert,  cap.  35  med.  in  der  Note 
die  YermuthuDg  Nipperdey's  perriguisse  statt  praeriguisse  auf- 
gegeben. —  cap.  41  med.  ist  mit  Halm  poterant  nach  dem  über- 
lieferten teneri  eingeschoben ,  das  Nipperdey  in  teneres  verwandelt 
hatte.  —  cap.  49  med.  wird  der  oratio  obliqua  entsprechend  nach  Halm 
cotUineretur  statt  des  überlieferten  continentur  aufgenommen.  — 
Zn  cap.  50  fin.  acri  etiam  tum  populi  Romani  libertate  vergleiche 


')  Vergleiche  übrigens  zur  voUständigeD  Berichtig ung  das  jQngst  er- 
schienene .Heft  des  Lexikon  yod  Gerber-GreefS.  &1. 


O^  An^fmm,  Comelioi  l^tta,  BUgßt,  tob  fy  Prammer.       SI 

37  mti,  0cnQr  Germanorum  lihnrtm,  —  cap.  56  mid«  ist 
|lich  der  Worte  ai^e  ita  infensis  tdrimquc  animis  diseesmim 
dua  Bemerkuuit  ^  dmer  Zeitaolinit  1860»  B,  17S  2u  vergleichen 
XJ  V ,  3  ßn.  ist  die  Einschiebung  tob  infemus  et  ?or  invisiis 
fgtebcD,  cap.  10  lin.  da&  vor  seclus  überlieferte  qua  mit  Halm 
fSMiat  ge4uderU  —  ctp  lö  med.  sollte  zu  der  Enallage  spetfks- 
ßuens  nicht  Germ.  5  terru  pecorum  femmla,  sed  plt* 
rumque  improcera  citiert  sein »  da  dort  improctn»  äcli  gar  nicht 
I  Irrmi  beiieht.  —  cap.  2<>  ßn.  ist  nach  Madvig  mMitiam  audmm 
fSMkHebeiit  wo  ich  Nipperdey'a  angeri  vorziehe.  Dafegeii  ist 
td  med.  die  Einachiebnog  von  t#^«f^  nach  divernis  ariihus  mit 
itofgegeben ,  ebenso  cap.  27  fin,  die  vot»  r  nach  dh'ersis,  — 
26  lln.  ist  die  Erklürnng  von  pars  J  , . .  tti^ae  *u#f< 

Jett  and  im  Texte  nach  Atfit^niac  intti  i  ■ .  —  oap.  32  med, 

hamia   lo   quasi  mtdia  pace   ineauU   muUitudme   barhar&mm 
emnurffviifft/ur  die  dem  Sinoe  nach  gleiche  Stelle  Hist.  II,  12 

dMmim sccttritate  pacis  et  heili  mah  circitnivefiifibantur 

mixif   ebenso   cap,  55  init.  zu    aoliium   qutdem  Briiannis 
im  ducfu  bvliare  aus  Agricala  cap.   16  init.  neque  enim 
im  uHprriis  disoei-nunt  (Bntanni),  —  cap.  37  init  hat  der 
eher  statt  der   von   Nippcrdey   belassenen    üeberlieferong 
hoitth  mit  Lipsins  su(f{frc9sis  hastibus  geschrieben,  nm 
jU»  Suhject  tu  allen  Sülieu  tu  gewinnen,  —  cap«  40  med.  ist  die 
eteog  fOd  erat  nach  cUtrus  aufgegeben,  ebenso  cap,  43  med. 
AiiRAliDt  einer  LOcke  nach  nondutn  eoneusso.  Beides  kann  nur 
ligt  werden.  —  cap.  44  med,  wird   nach  der  üeberlieferung 
rfrlnderf;  ^  inferrf^  patrare  geschrieben  und  nach  dem 
^«nannten  Worte  mit  Halm  zur  Berstellang   einer    paBseuden 
Cocii^ritctToti  poterai  eingeschoben,  —  cap  47  med.  ist  mit  Recht  auf 
^Ai  lj(tb$r]^-^-^r"poti$simufn  siurnckgegangen,  ebenso  cap  54  fiti. 
6m  lj'  nsum,  das  Nip|>erder  in  Buetum  gedndeK  hatte, 

dhit  abei  mjt  iialm  5i#iwm«*  vr^r  fastigii  eingeschoben,  üeber- 
ipl  ninse  im  Allgemeinen  hervorgehoben  werden, 
Ulf  <lür  Kiuriiiss  der  Halm'ächeii  Ansgabe  aufdieText- 
(vstattong  dieser  neuen  Bearbeitung  ein  grosser  ge- 
is«Q  ist  —  mp,  55  fin.  ist  im  Text«  tuid  nach  ariihus  wol  an» 
weggebliehen.  —  An  der  corrnpten  Stelle  cap.  58  med, 
^tb6^1}eferte  otmm  in  dum  and  das  nach  suffuptum  folgende 
l^tmH  geAodert.  Damit  ist  der  Satz  wonigüt-etis  lesbar  gemacht. 
Drli«bitr  der  beiden  Aendenmgen  ist  nicht  angegeben;  ja  es 
^•Offtr  Jede  Note  zu  der  vielbesprochenen  Stelle.  —  cap.  60  ftn. 
iil  Bfteh  Pnie&liiiius  et  vor  ex  eingeschoben  wie  bei  Halm.  —  cap.  62. 
H  iH  in  d«r  Note  zu  manm  aut  tele  \m  dem  Citate  ans  Agric.  36 
mmtmme%  ae  manus  m  sehreiben.  —  ibid.  hat  auch  der  neue  Her* 
aufiber  bei  deo  Citalen  zu  dem  unpersönlichen  iusium  erat 
Afrk*  10  quia  fMcienus  iussum  übersehen.  Doch  dies  sind  nur 
Dlifilfk«iiM.  —  cap,  64  ßn.  ist  jetzt  nach  Dödetlein  wie  bei 


52      G,  Ändreseih  Cornelias  Tacitas,  anges.  von  Ig.  Frommer, 

Halm,  Dräger  and  Bitter  einfacher  und  richtiger  geschrieben:  deereta 
quem  ad  finem  memorabimus?  quicunque  etc. 

TV,  10  ist  in  der  Note  za  disperso  milüe  der  Fehler  300  stati 
3000  (ygl.  oben  tria  milia  delecti  peditis)  aas  der  frflheren  Aaflage 
stehen  geblieben.  —  cap  11  med«  lon^inqua  et  avia  seil,  peiivere. 
Dazu  vgl.  Agr.  37  longmqua  atque  avia  petiere.  —  cap.  13  med. 
ist  wie  bei  Halm  nach  exemplis  mit  Bezzenberger  cladis  einge- 
schoben, wo  jedoch  Nipperdey  den  Text  eben  so  lesbar  nach  dem 
Vorschlage  0relli*s  gestaltet  hatte.  —  cap.  14  init.  ist  das  nach 
simtU  überlieferte  et  wie  bei  Halm  ohne  zwingenden  Grund  in  ut 
verwandelt.  —  cap.  17  med.  ist  im  Texte  der  Beistrich  nach  pedea 
zu  tilgen.  —  An  der  corrupten  Stelle  cap.  35  med.  ist  nach  Halm 
quin  eum  inter  libertos  habere  geschrieben,  was  jedenfalls  ein- 
facher und  leichter  verständlich  ist,  als  Nipperdey*s  quin  ne  occuUe^, 
höhere.  —  cap.  36  fin.  ist  vor  populum  Ramanum  ebenfalls  nach 
Halm  apud  se  eingeschoben,  was  fQr  den  Zusammenhang  der  Stelle 
besser  passt  als  Wurm's  von  Nipperdey  acceptiertes  in  re  puhlica. 

—  cap.  37  fin.  hat  der  neue  Herausgeber  es  unterlassen,  bei  uni  ex 
illo  contaminatorum  grege  auf  Hör.  carm.  I,  37,  9  contaminato 
cum  grege  zu  verweisen.  Vgl.  meinen  Programmaufsatz  „Taciteische 
Miscellen"  Wien  1879  S.  29.  —  cap.  41  med.  ist  auf  die  üeber- 
lieferung  quaesitae  zurückgegangen,  dagegen  nach  incorrupta  mit 
Halm  ut  eingeschoben,  um  eine  erträgliche  Constimction  hersu- 
stellen.  Misslich  ist  dabei  nur  das  eine,  dass  das  Yerbum  des  Haupt- 
satzes, von  dem  der  Consecutivsatz  ut  —  meminerint  abhängen  solU 
erst  aus  dem  Vorhergehenden  ergänzt  werden  muss.  Ich  müchte  es 
daher  vorziehen,  statt  ut  etwa  et  einzuschieben ,  und  meminerint  als 
Potentialis  aufzufassen.  Vor  et  wäre  dann  natürlich  eine  stärkere 
Interpunction  zu  setzen.  —  cap.  45  fin.  ist  die  Ueberlieferung  per* 
simplid  victu  mit  Halm  in  per  simplicem  victum  geändert,  wodurch 
das  ana^  aiQtniivov  persimplex  entfernt  wird  und  zugleich  eine 
variatio  structurae  mit  dem  folgenden  Ablativ  agrestibus  pomis  zu 
Stande  kömmt.  Aber  nothwendig  ist  die  bestechende  Aenderung 
gewiss  nicht.  —  cap.  48  fin.  ist  passend  nach  Ernesti  wie  bei 
Halm  und  Dräger  das  überlieferte  lenitati  in  leviiati  verwandelt.  — 
Im  cap.  50  verdienten  zwei  Verbindungen  eine  kurze  Bemerkung^ 
nämlich  particeps  ad  omne  secretum  und  cepisse  impetum,  die 
beide  bei  Tacitus  nicht  weiter  vorkommen.  Beide  sind  auch  bei 
Dräger  leer  ausgegangen.  —  cap.  61  med.  hat  A.  statt  des  über- 
lieferten reditum  mit  Halm  redisse  tribunum  geschrieben ,  wodurch 
eine  recht  unebene ,  ja  geradezu  harte  Construction   entfernt  wird. 

—  cap.  62  med.  soll  es  an  der  zu  dem  eingeschobenen  pretium 
citierten  Stelle  aus  Agric.  46  heissen :  admiratione  te  potius  et  im* 
mortalibus  laudibus  et^  si  natura  suppeditet,  aemulatu  (simüiiu» 
dine  ?)  decoremus.  So  ist  auch  in  Nipperdey's  Textausgabe  4.  Theil 
S.  24  geschrieben  und  interpungiert. 

XVI ,  1  fin.  ist  mit  Halm  das  überlieferte  demonstrat  in  cfe* 
monstrabat  geändert.  —  cap.  5  med.  diem  noctemque  sedüibus 


r«  Fkmt  foü  Goethe,  angei.  von  H.  Werner^ 


58 


pnHnuamt,  Y^l.  Qerm.  22  dcem  nc^cteingMe  continuare  poi^ndo,  — 
8  med.  m%  wie  bei  Halm  nach  Ferrettns  das  überlieferte  inducü 
i  inSmeH  ferwandelt,  das  allerdings  besser  passt  und  sieb  auf  zwei 
stellen  aus  Tacitus  statst.  —  cap.  14  ioit,  verdient  eiusdem 
fjtWtfffi  eine  BemerkaDg,  die  aacb  bei  Dräger  fehlt  Tacitus 
dI  üämlicb  weder  XIV,  48  f.  noch  hier  dio  Insel,  auf  die  Antisiius 
iiaiiiis  Terbannt  wurde.  —  cap«  21  iuit.  hat  es  A.  iinterlassen,  bei 
Worieo  Nero  virtutem  ipsam  exandere  toncupivü  inierfcda 
t»ea  Pueto  et  Jiarea  Sorano  auf  VelL  Paterc.  II,  35  Zix  ver- 
00«  WO  Ton  dem  Jüügeren  Cato  ähulich  gesagt  wird:  homo  virtuti 
'Mimus,  Die  Worte  virlutem  ipeam^  die  sich  Übrigens  wol  uor 
nf  Tbra^ea  Pätns  beziehen ,  sind  nichts  als  eine  kräftige  Kartung 
VeUeianischen  Ausdruckes»  —  cap.  23  med,  ist  statuas  et  pic- 
r  fiaooiit  statt  des  gew^hnllcben  Ausdruckes  Signa  et  taMas. 
>  thU.  tu.  ist  es  wol  ratlisam ,  die  ungewöhnliche  Verbindung  aä 
rumoribu$  nach  dem  Vorschlage  von  AcidaJius  durch  das 
tri  «ingeiicbobene  versis  tu  stCitKou.  —  cap.  32  tin.  ist  A.  zur 
tbirlieferang  invi>lutos  turQckgekehrt  und  erklärt  dies  Wort  in 
'  iieoen  Note. 

lii  der  angehängten  Hede  des  Kaisers  Claudius  über  das  im 

der  Gallier  Termisse  ich  eine  Bemerkung  £u  I»  9  tradere 

and  Z.  3d  tu  iar  Eüufung  nimw  insokntior;  eben  so  11^  12 

H  hodiequc,    VgL  Germ,  3  med.  Äscümrgiumt  quaä  in  ripa 

ii  sUum  hüdieque  incolitur, 

D'n  Druckfehler  der  früheren  Auflagen  sind  diesmal  sorgföltig 

«errigieft  worden,  so  daas  mir  nur  wenige  Versehen  aufgefallen  sind, 

mS.  H  1.  Z.  5  V,  u,  ieuer  statt  jeuer;  S,  23  LZ,  2  v.  o.  de^idv 

iiiior;  S,  49  r.  Z.  3  v.  o.  ad^hfidr^v  statt  adiktpiö^p;  S.  64 

T«&t«  tu  4  Upidatum  statt  trcpidaium;  S.  176  i.  d,  N,  l  Z,  U 

IL  Mkreibe  als  statt  al;  S.  242  i.  d.  N.  L  Z.  7  t.  n.  schreibe  ro; 

27$  l  d.  N.  1,  Z,  11  T.  u.  ist  werden  nach  gebaut  einzu- 

chieteii;  S*  3()Ö  i.  d*  N.  1.  Z«  7  V«  u.  schreibe  naloKaya^ictv, 

Ein  kritischer  Anhaug  ist  dieaem  Bande  so  wenig  wie  dem 

•teo  beigegeben,  wäre  aber  zur  besseren  Orientierung  nicht  nur 

dan  Kritiker,  sondern  auch  für  den  Lehrer  wünschenswerth ,  die 

erat  den  Text  und  dun  commetitarius  criticus  der  Halm'schen 

bei  jedem  einzelnen  Capitel  zu  Rathe  ziehen  müssen. 
Wien,  lg.  Praminer. 


f  On  Goethe.  Mit  Einleitaog  und  fortUufeader  Krklimng  heraus- 
eben  von  K.  J,  8t  h  roer.  Heilhronn,  Verlag  von  Gebr.  Eenninger 
Sl.  LXXXVUl  unil  303  äS,  8*, 

kiD  könnte  glauben,  dass  Über  den  Zweck  eines  Faustcom- 

Btaras  keine  Zweifel  mehr  walten  sollten  Leider  scheint  dies  nicht 

{iir  Palt  ZQ  sein  und  das  Muster  der  8  c  h  u  1  ausgaben  von  antiken 

'Werken  hier  schädlich  zu  wirken.  Was  heisst  es  z.  B.  wenn  zum 

T»i  der  Zueignung  *Jlfrin  Leid  crt&ni  der  unbekannten  Men (je*  eine 

^tUDt  §m  —  Heinrich         '■     nngen  citiert  wird,  welche  Goethe  in 

liiitt  Leben  nicht  zu  bekAm,  abgesehen  daifon,  \^%  ^% 


64         V.  SdtröeTf  Faast  von  Goethe,  anges.  Ton  R»  Werner. 

Stelle  nichts  mit  der  Goetheschen  als  die  Verfinderaag  eines  Ǥber- 
lieferten  Uet  m  Mt  gemein  hat.  DasseU)e  gilt  toh  alles  Citalen 
a«8  dem  Mhd.  Sie  soUen  nicht  etwa  beweisen,  dass  Goethe  nAd.  yer- 
stamden  habe,  sondern  nnr  dass  der  <];ommsntator  das  Lexersche 
Wteterbuch  nachzuschlagen  versteiht.  S.  9  lesen  wir  ^Eaffoui  „«m 
reißendes  würjsiges  Gerieht^  Diez  2^  393  {zu  ragaüter  =  read- 
gustare)  ist  hier  in  der  Bedeutung  eines  Gerichts^  das  aus  ver^ 
echiedenen  Bestandtheilen  besteht,  zu  vergehen,  und  wenige 
Zeilen  später  ^Maxime,  G-rumdsatZf  Handteerksregel.  FranzMseh 
la  maxime  aus  IcU,  maxima  reguta,  oberster  Qrtmdsate*  imd  so 
den  ganzen  Faust  hindorch  Fremdwort  auf  Fremdwort  weitlinftig 
erklärt;  so  n.  v.  a.  t.  2467  ^profan,  ungeistlich,  weltlich^  kUeinisdi 
prefanus,  ungetoeihtf  ausserhtUb  des  Tempels,  Heüigthums  (janum 
verwemdt  mit  Bann).  Erklärt  wird,  dass  Definitionen:  Definitionen 
anszosprechen  sei  und  Erklärungen  bedeute;  doch  auch  ftJsch: 
T.  2697  Du  bist  und  bleibst  ein  Lügner,  ein  Sopkisiie  sagt  der 
Commentator  *8ophiste,  nach  lat.  sophista,  gr.  aotpKnfjg,  hier  im 
ßinne  van  Rechthaber,  der  mit  Trugsdtlüssen  vorgeht,^  Zu 
V.  2484  f.  Die  Kirche  hat  einen  guten  Magen  usw.,  weiss  der  Verf. 
nichts  zu  geben,  als  eine  weitläuftige  Auseinandersetzung  über 
^geesen,  femer  aber  trennbare  und  untrennbare  Zusammensetzung 
4es  Yerbunsl  v.  2504  ^mach:  beeile  dich*  ▼.  2515  ^Stroh  fear 
ehedem  wol  Haupibegiandiheil  des  Lagers ,  daher  die  Ausdrücke 
Strohwitwe,  Strohwitwer  etc/  v.  2534  ^Spiegelglas  ist  eine  oH- 
Übliche,  volksmässige  Zusammensetzung,  sowie  das  Volk  überhaupt 
es  liebt,  Fremdwörter  dunreh  Zusammensetzung  mit  einem  deuUchen 
Worte  sich  näher  zu  bringen.  Spiegel  ist  das  lateinische  specuUem. 
Das  deutsche  Wort  dafür  war  gothisch  shuggva  (spr.  shungwa). 
2u  ▼.  2677  stehen  12  Zeilen  über  Kuppeln  und  Zigeuner,  um  den 
jedermann  verständlichen  Vers  ^Das  ist  ein  Weib  wie  auserlesen 
zum  Kuppler-  und  Zigeunerwesen  unklar  zu  machen.  Ol)  sidh 
SchrOer  «wArklich  Leser  wünscht,  die  noch  nicht  die  Volksschule 
absolviert  haben?  Für  dumm  muss  er  sie  gewis  halten,  warum 
würde  er  sonst  zu  Zeile  2543  ^Martlie  durchs  Vorhänget  guckend* 
bemerken:  ^Dureh  das  Vorhänget  {das  Fensterchen  in  der 
Thih'j  durch  das  man  sieht  was  aussen  vorgeht,  hat  innen  einen 
Vorhang)  erblickt  Marthe  Mephistopheles ,  d.  h.  indem  si£  da^ 
Vorhänget  ein  wenig  bei  Seite  schiebt!!  Und  dazu  hat 
nun  Goethe  seinen  Faust  gedichtet.  Man  könnte  die  Mehrzahl  von 
Schröers  Erklärungen  anführen  und  daran  zeigen,  wie  ein  Gommentar, 
welcher  für  Gebildete  berechnet  ist,  nicht  eingerichtet  sein 
soll.  Yen  den  sachlichen  Anmerkungen  sind  viele  l^Miaft  zu 
bestreiten ;  es  werden  geradezu  falsche  Dinge  behauptet,  ich  verweise 
nur  auf  v.  3179  f.  2508.  2609.  2989  u.  v.  a.  V.  2473  heisst  es: 
Himmelsmanna  Vgl.  ^.  Buch  Mos.  16,  So  wie  Qott  die  Judzm  in 
der  Wüste  mit  himmlischem  Manna  gespeist  hat,  so  wird  er  dick 
mit  ähnlicher  Himmelsgabe  erfreuen.  Manna  bedetUet  arahieiA 
Geschenk.  —  Eigentlich  versteJU  man  darunter  gewisse  B3mer 


J.  ^BfArofT,  FanBi  reu  Goethe,  an^i.  von  i?.  flFtfnicr.  SB 

I  9m  Bammhare,  die  in  Arabien  fff^funden  werden ;  e^e  Art  Am^a, 

Bior  9$i  «Äer  &ime  tropieche  kirchliche  Anwendung  deg  Wortes 

gtmmni,  wie  Hmmelsepeiee  für  das   Wort  O-ettcs  u,  d^l.   Vgl. 

ütfemb,  Joh,  2,   17*   In  solchen  ADmerkt]t]^0a  iusstri  sich  eine 

l«ri«,  wolcbe  tnan  durch  das  ganze  Bach  verfolj^eti  kBün.  Nach 

^ 'Bktiieiiiiifi  Aufsatz  im  K  Bando  des  Qoethe-Jahrbuchos  (vgl.  Zeit- 

hidirill  Itlr  die  öst^rr*  Gymn.    1B81  8.  54)  wird  jeder  Alexandrinei- 

Itmielifiet.  ?.  263S  will  Sohröer  einen  neuen  berstellen^  indem  er 

[iMrlelfi  visiH'  vorltflrzt,  was  nicht  angeht,  da  auch  2B41,  2645 

fweiiübige  Senkung  Btehi.  Gegen  Goethes  Gewohnheit  (vgl.  Martin 

Briefii  TOD  Johann  Georg  Jacobi  Quellen  und  Ferschnngen  il   8,  67) 

Verden  IniarpuDciiooeu  eingefügt,  so  t.  B.  ▼.  24S*2  in  der  Rede 

'Meplii^topheles*  die  Weite  des  Pfaffen  in  Anfdhrangszeichen  ein* 

fFScbloejien.   Anderer^it»   fohlen  Anraerknageo  i    wo  sie  erwartet 

werden    durften;    in  ^ Nacht räglkhes  mtm  Vm'tccrt*   hat   Schröer 

selb«!  auf  ein  iokhea  Versänmma  anfmeiksam  gemftebt,  um  eine 

horrible  Erk]&ning  beiEufQgen ;  (Papier  mol  :=  Tapeten)  V»  2534, 

V.  2718  mnsetedienun  ungewöhnliche  Wortfügung  erklärt  werden. 

Ich  wählte  meine  Beispiele  absichtlich  aas  einer  verfa&ltnismäseig 

kleinen  Partie  des  Weikos  um  zu  zeigen^  wie  die  von  mir  ansge- 

itelUen  Fehler  nicht  etwa  zerstreut  im  Boche,  sondern  auf  jeder  Seite 

Torkommen.  Aus  dem  Anfange  wie  vom  £nde  Hessen  sich  dieselben 

Dinge  wjederbolen  und  würden  das  Gesammturtheii  über  das  Buch 

^tfisentlioli  anders  gestalten  helfen  als  es  von  einzelnen  Kritikern, 

aoter  selbst  Loeper  (Literaturb)att  fOr  germ.  und  roman*  Philo- 

18S1.  Nr.  4,  Sp,  131  ff.)  ausgesprochen  wurde.  Loeper  hat  je- 

I  lea&üla  aus  zn  weit  getriebener  Liebenswürdigkeit  gegen  den  Con- 

Ctmoten  alles  zu  erwihnen    vermieden,    was    im   geringsten   den 

'Bdsiio  von  Gereiztheit  hätte  erregen  können* 

Koch  bleiben  die  86  Seiten  der  Einleitung  zu  beachten,  welche 
Mihr  salopp  geschrieben  sind.  Ich  begnQge  mich,  den  Gedankengang 
Sehrfk^rs  im  Allgemeinen  zn  skizzieren.  Schröer  versucht  Mie  £nt- 
ftehuDg  von  Goethes  Faust'  (S,  XX — LUT)  darzulegen  und  zugleich 
flamtt  den  Nachweis  zu  führen ,  es  sei  kein  Grund  zur  Annahme  ver- 
I  fdliedener  Pläne  vorhanden ;  Mephistopheles  sei  urspr anglich  und 
'ipiter  danelbe.  Hauptsächlich  stutzt  sich  SchrOer  auf  seine  Beob- 
ichtnng,  dass  ausser  den  im  Fragmeute  von  1790  gedruckten  Theilen 
der  [>iiihtung  noch  andere  vollendet  gewesen  seien.  Aus  üeberein- 
itimmangen  zwischen  Stellen  des  Faust  und  anderer  Jugend werk# 
Qoithes  geht  ihm  dies  mit  Zuversicht  hervor.  Schröer  weist  der  Zeit 
for  1790  alles  mit  Ausnahme  von  Zueignung,  Vorspiel  anf  dem 
Theater,  Prolog  im  Himmel,  Walpurgisnachtstranm,  ferner  Valentin- 
iMit^  wonigvteus  ihrer  Ausführung  nach,  und  endlich  die  Wa1purgis> 
lÄcfit  lu.  Die  'grosse  Lftcke\  von  welcher  Goethe  im  Briefwechsel 
Bit  Schiller  immer  spricht,  bezieht  sich  also  nicht  wie  bisher  an- 
IVBoiinien  wurde  (vgl,  Loeper  I  S.  X),  auf  die  Theile  ^O^tergesang» 
"Prihlio^feier ,  8paztei^ng,  Anfnaliroe  des  Pudels,  üebersetzungs- 
ftrsiiok,  BeechwOrung  nebst  den  ersten  Gespr&chen  mit  U^^^ixaXc^- 


50         J,  Schr&er,  Faust  von  Goethe,  anges.  tob  B.  Werner. 

pheles'  ferner  auf  die  Valentinscene,  Walpurgisnacht  and  was  folgt, 
sondern  nur  auf  die  oben  angegebenen  Scenen.  Warum  Goethe  nicht 
alles  Vollendete  drucken  liess,  diese  Frage  scheint  sich  SchrGer  nicht 
ernstlich  vorgelegt  zu  haben;  denn  was  er  S.  XLII  anführt,  könnte 
höchstens  die  Fortlassung  der  Eerkerscene  erklären,  sonst  nichts; 
Schröer  sagt:  'Die  Scene  [die  Eerkerscene]  war  geunss  schon  ge^ 
schrieben  als  das  Fragment  erschien.  Der  Dichter  Hess  sie  in 
demselben  nicht  erscheinen,  weil  er  die  grosse  LUcke,  die  dadürd^ 
sichtbar  geworden  wäre,  erst  noch  auszufüllen  ho0e,  was  dann 
1800  bis  1801  durch  die  Valentinscene  {die  übrigens  auch  älter 
scheint)  und  die  Walpurgisnacht  einigermassen  geschah,^  Für  die 
Scenen  aus  dem  Beginne  des  Dramas  gilt  dieser  Grund  nicht ,  im 
Gegentheile  konnte  durch  die  Veröffentlichung  der  schon  ge- 
schriebenen oben  angegebenen  Scenen  das  Verständnis  erleichtert 
und  eine  Lücke  aasgefüllt  werden.  Auf  die  Verse  Fauste: 

Wie  nur  dem  Kopf  nicht  alle  Hoffnung  schwindet^ 
Der  immerfort  an  schalem  Zeuge  klebt, 
Mit  gieriger  Hand  nach  Schoteen  gräbt 
Und  froh  ist^  wenn  er  Regentoürmer  findet 
folgt  im  Fragmente  unmittelbar  der  Vers  aus  dem  Gespräche  mit 
Mephistopheles 

Und  was  der  ganzen  Menschheit  eugetheilt  ist, 
Will  ich  in  meinem  innern  Selbst  gemessen, 
Mit  meinem  Geist  das  Höchst-  und  Tiefste  greifen  usw. 
Durch  Schröers  Annahme  wird  die  Frage  der  Entstehung  an- 
glaublich  vereinfacht.  Zuerst  (1769  bis  1775)  interessierte  sich  Goethe 
nach  Schröers  Darstellung  für  den  Titanen  Faust,  dann  (1775—1786) 
hauptsächlich  fCir  Gretchen ,  während  Faust  für  ihn  zurücktrat ;  in 
jener  Zeit  vollendete  er  die  Faustscenen  und  zwar  schon  mit  der 
Wette,  in  dieser  die  Gretchentragödie,  welche  bereits  ihren  Abschlass 
in  der  Eerkerscene  fand ;  alles  ist  höchst  einfach ,  nur  Schade ,  dass 
der  Beweis  für  die  Hypothese  unterbleibt. 

Einzig  und  allein  mit  voller  Befriedigung  erfüllt  jener  Abschnitt 
der  Einleitung,  welcher  vou  der  ^Verszählung'  handelt  (S.  LIV  bb 
LXIII).  Bekanntlich  führte  zuerst  Loeper  in  der  zweiten  Bearbeitung 
seines  Faustcommentares  die  Zählung  der  Verse  durch ;  bei  ihm  sind 
es  4253,  bei  Schröer  4259;  dabei  wird  Alles  bis  zum  Monologe 
Fausts  speciell  gezählt.  Schröer  ist  conservativ  und  zählt  daher 
Verse  wie  853  f. 

Was  sie  nicht  verstehn 
Dass  sie  vor  dem  Guten  und  Schönen 
als  zwei ,  obwol  der  erste  von  beiden  ein  reimloser  in  einem  Reim- 
system  ist,  während  Loeper  mit  Düntzer  die  beiden  Verse  in  finen 
zusammenzieht.  Ich  billige  Schröers  Vorschläge,  auch  was  die  Zählang 
des  zweiten  Theiles  anlangt,  vollkommen ,  nur  möchte  ich  auch  was 
den  Vers  2831  resp.  2828  betrifft,  conservativ  sein;  die  Stelle  Isatet 
—  ich  sehe  von  der  redenden  Person  ab  — : 


F. 


(Ire  Thibftat,  Li  romaoz  dtc,,  %ng*  ?on  JL  Muuafia,    d  7 


2* 


AUtin  gewiss  ich  war  recht  bös'  auf  mich^ 
Drt.f jf  ich  auf  euch  nicht  höser  iecrden  kontife. 
Süss  Liebchen!  Lmst  einmal!  Was  §oU  das?  Einen  Strauas? 
V  ,      .        ''  nur  ein  Spiel    Wie?  GeU!  ihr  lacht  mich  au9, 
U  I     mu.rih'fht  du?  Er  lieht  mich  —  liebt  mich  nicht. 
Du  holdes  Rimmdsangesicht  I 
r  -i.f  ffgich  —  ^icht  —  Liebt  mich  —  Nicht  — 

i^ht  mich ! 
!  Kind!  Lass  dieses  Blummwort 

rnusspruch  sein!  Er  liebt  dich, 
was  das  heisst?  Er  liebt  dich! 

So  lie^s  Goethe  drucken,  während  Dautzer,  Loeper  und  Scbröer  die 
deo  Zeilen  o&ch  2830  m  einen  Vers  zusammennehmen.  Hier  ist 
meh^en^n  Stellen  Mangel  des  Beimes  und  der  gleichen  Verslänge 
btonerkeu,  so  dass  ich  vorschlagen  machte,  auch  hier  bei  der 
CoeUieschen  Anordnung  %u  bleiben. 

Die  w^intflren  Abschnitte  der  Einleitung  kiinn  ich  Übergehen: 
LXiV  f.  'Der  Alexandriner*  ist  nur  im  Hinblicke  auf  Bartschens 
tsMU  geschrieben.  S,  LXVI— LXXV  *F}iuat  in  Prosa'  polemisiert 
'"""-  ti..i>.M-«fnchtene  Hypothese,  ohne  aber  — etwa  twei  Ba- 
li^ 11  —  irgend  bedeutende  Gründe  vorzubringen  ; 
toai;cii  ^3,  Laavi— XiaXXV  *Dio  ersten  Aufführungen  von  Goethes 
Faust*  bfingl  mit  Berücksichtigung  von  Adolf  Enslins  Schrift  über 
di«tT;  f  Berlin  IBöOI  oioige  sehr  beachtenswerthe  und 
e  Mittheilungen  über  die  Weimarer  Aufführung 
La  Hoche.  In  dem  hübschen  Hefte  von  Wilhelm  Creizenaoh  ^Oie 
«.^^.^«^chichte  des  Goetheschen  Faust  (Frankfurt  a.  M.  1881), 
ies  ich  im  Anzeiger  für  deutsches  Alterthnm  und  deutsche 
Hd.  VIll  Heft  2  ausführlicher  berichte,  findet  sich  eine 
,  '  diffipr  Partif^  von  Srhrders  Buch. 
N  f  I  ;  ir  geworden  sein,  diiss  bei  manchen 
.-:  u  das  neue  Unternehmen  im  Ganzen 
It  tu  bezeichnen  ist.  Die  Grenze  zwischen  zu  viel  und  zu 
^rde  nicht  getroffen  und  die  Entstehung  des  Werkes  aü- 
ficAr  Eintraffunpen  in  ein  durchschossenes  Handexemplar 
Zwecke  ron  Vorlesungen  (S.  Vif  blieb  ersichtlich  einmal  in  der 
•mgitnden  Gleich mitssigkeit  und  dann  im  Ch^irakter  der  Anmer* 
kvnfSD;  ftie  scheinen  mehr  zufällig  als  nothwendig. 

Salzburg,  October  1881.  H  M,  Werner* 


Meitirs  Thihant. 
Tfo 


Li  romans  de  la  Poire,  proiLs<'h-fiiiei?orische« 

in.  Jahrhundert   nach  1er 

um    oriitrn  Mäl^?    ht*riint>L:  i        -ich 

:'  (Hist.    litt,  de  la  France 


nU  879)  Tunlii^nte  dur  Koman  de  la  Poire  vollständige  Ter- 
AffpQUichuog.  Allerdings  haudült  es  sich  anch  hier  um  jene  äcbilde* 
ntiiftn  von  Litbetqnai  und  Liebesglück,  wie  wir  ihnen,  oft  vaSX  %idxix 


68    F.  SteMich,  Messire  Thibant,  Li  lomans  etc.,  ang.  von  Ä.  Mussafia. 

ähnlichen  Ausdrücken,  in  der  Lyrik  und  in  den  Liebesromanen  des 
Mittelalters  bis  zum  Ueberdrusse  begegnen;  indessen  ist  es  dem 
Dichter  gelungen ,  den  abgebrauchten  Stoff  mit  einigem  Geschicke 
zu  behandeln.  Vor  Allem  hat  er,  sowol  was  den  Umfang  seines  Ge- 
dichtes als  die  Anwendung  der  Allegorie  betrifft,  Mass  gehalten; 
dann  hat  er  durch  dramatische  Lebendigkeit  der  Erzählung  und 
durch  eingestreute  Lieder,  Sprichwörter,  Räthsel  unser  Interesse 
rege  zu  halten  gewusst.  Die  Diction  ist  im  Allgemeinen  recht 
fliessend;  doch  an  mehreren  Stellen  mag  es  dem  Dichter  schwer  ge- 
worden sein ,  seinen  allzu  spitzfindigen  Gedanken  klaren  Ausdruck 
zu  geben.  Manche  Dunkelheit  ist  indessen  gewiss  auf  Rechnung  der 
quantitativ  und  qualitativ  wenig  befriedigenden  BeschaffiBnheit  der 
Ueberlieferung  zu  setzen.  Es  ergibt  sich  daraus,  dass  die  Herausgabe 
dieses  Denkmales  nicht  zu  den  leichtesten  Aufgaben  zählte,  und  dass 
wer  sie  unternommen,  für  das  Verständnis  desselben  genflgend  Sorge 
tragen  musste.  Leider  glaubte  Dr.  Stehlich  uur  das  literarhistorische 
Moment  eingehend  behandeln  zu  mflesen.  Er  entsagte  dem  löblichen 
Gebrauche,  den  nunmehr  alle  Herausgeber  einhalten,  und  ver- 
schmähte es,  irgend  eine  sprachliche  Erläuterung  seinem  Texte  bei- 
zugeben. Geschah  dies,  weil  ihm,  der  sich  mit  dem  Denkmale  an- 
gelegentlich beschäftigte ,  schliesslich  Alles  klar  wurde ,  so  mflssen 
wir  bedauern,  dass  er  auf  das  Bedürfnis  weniger  geübter  Leser  nicht 
bedacht  war.  Sollte  er  aber  nichts  erklärt  haben,  weil  er  nicht  Alles 
zu  erklären  vermochte,  so  ist  dies  entschieden  zu  missbilligen.  Man 
darf  fordern,  dass  Niemand  einen  Text  herausgebe,  der  ihm  allxn 
viele  Schwierigkeiten  bereitet;  fühlt  er  sich  aber  der  Aufgabe  ge- 
wachsen ,  hat  er  alle  wünschenswerthen  Erläuterungen  gegeben ,  so 
braucht  er  sich  nicht  zu  scheuen,  auf  die  Stellen  hinzuweisen,  die 
ihm  nicht  ganz  klar  sind.  Der  Text,  wie  er  uns  nun  vorliegt ,  wird 
Manchem  mehr  Mühe  machen  als  es  gerade  nöthig  wäre ;  auch  wird 
das  Verfahren  des  Herausgebers  bezüglich  Interpunction,  Abtheilung 
der  Wörter,  Accentuierung  usw.  vielfach  auf  Widerspruch  stossen. 

Ich  habe  das  Gedicht  mit  einiger  Aufmerksamkeit  gelesen, 
und  will  im  Folgenden  einige  Bemerkungen,  vornehmlich  zur  zweiten 
H&lfte  (die,  wie  schon  der  Herausgeber  (S.  26)  andeutet,  gi'össerer 
Nachhilfe  bedürftig  ist  als  die  erste)  mittheilen.  Ich  gestehe,  dass 
mir  noch  mehr  als  eine  Stelle  dunkel  ist,  und  erhoffe  darüber  Auf- 
i[lärnng  von  anderen  Besprechungen  des  Werkes. 

Es  sei  noch  bemerkt ,  dass  man  bei  Vergleichung  von  Littr^'s 
Auszügen  aus  der  Hs.  A  mit  unserem  Texte ,  welcher  im  Ganzen 
derselben  Hs.  folgt,  manchen  kleinen  Abweichungen  begegnet  Es 
wird  sich  oft  um  systematische  Verbesserungen  der  Lautgestaltung 
und  der  Flexionsformen  von  Seite  des  Herausgebers  handeln; 
anderswo  wird  Littr^  kleine  bewusste  oder  unbewusste  Modifioationen 
vorgenommen  haben ;  an  ein  paar  Stellen  möchte  man  doch  wissen, 
wer  die  Hs.  treuer  wiedergibt. 

15  tendri  und  /i<$  —  49  fete  oder  fef  —  59  was  bedentet 
nveri  ai  ?  Ein  Fntumm  scheint  nnerlässlich.  —  68  Ne  von  A  konnte 


F.  SieHicK,  Mettift  Tbibatit,  LI  roiouks  «tc.  wg,  ifoh  ä»  Mtt$iafia^    M 

yftb#B,  dftDS  otch  67  InterpunetioD.  —  71  Die  C^ar  ist  uDrtchttf 

JtttlM*  —  72  lies  au  chirfdel  tor  wie  der  Binnenreim  und  dor 

forddni;  die  aaf  diesen  Vers  sich  1>eziGheD<ie  Bemerkung  aut 

» Ji7  üqIb  dann  weg.  Dagegen  wäre  104  en  statt  kons  tu  setzen  j 

lieh  komnit  en  schon  103  vor.  Wenn  man  schliesglicb  177  chies, 

wie  ei  kaum  anders  sein  ka^nu,  Qud  178  mit   besserer   DecliDAtion 

t^^chies  lieet ,  d&nn  sind  die  ßinnenreime  (-rs:  *s)  befriedfgend. 

—  246  ^etmir^  =  -e*;iiÄch  lorß  Komma.  —  2^1  fi»  nicht  Vi,  — 

13  de  li?  -—319  e.«  istwol  911«*  que  il  cout  (=  couet)  zu  tosen.  — 

76,  mit  2641  verglichen,  erscheint  um  eine  Silbe  zu  kurz.  Yergleicht 

wiW^M'  2496,  80  fragt  man  sich,  ob  der  Dichter  nicht  Reime  wie 

I  c€  icommence^  mes  (je  iplege,  a  ce  :(^race  nicht  aaf  zweierlei 

Art  behanddt  habe.  In  den  iwei  ersten  Fällen  läblen  ce,  gt  mit; 

\m  dniiett  bildet  a  ce  die  letzte  Silbe  des  Verges.  Vgl  Tobler'ti  Vers- 

bau,  S.  li^-5.  —  ;i86 bessere CH  nul endreit— 400 ne  anquesf^mt 

yroo  Aist  Torzutieheo,  —  415  Punct  %n  tilgen. — 42Ss€mut  —  433 

WL  —460-61  baüUeet  /fff7/w?f  oder  eher  nach  der  Sprache  des  Dichters 

"*if,  —  469  dt:  Dteu  soii  btmmU  la  lantt  ergibt  neun  Silben;  lies  .«. 

k  VQHie\  vgl  1665,  wo  ebenlalls  Imte  statt  Vcnie  utkI  1822^  wo 

fttt  Cesckt  (esca)  gedruckt  wurde.  —  489  irtn,  —  5^1 

I  m€n$u£    von  A  konnte  beibehalten  werden.  —  523  0I 

üii  s=?  Oll.  —  &40  que  ajg  Nomin.,  auf  Femin.  belogen ,  wurde 

f t  qui  geändert  War  dies  nöthig  ?  —  559  en  nul  fuer  von  A 

10  m  n.  /*,  geändert;  2326  blieb  en,  —  573  Dicjs  ist  nn- 

cli;  liea  Biens  und  vgl,  507.  607,  —  579  joic  et  envi  (:«ii- 

ilt  liea  enui.  —  Punct  nach  609  zu  tilgen;  si  nmt  (=  met) 

joit,  —  633  m'a.   —    633-4  ma  pensi^  ta  pen^i;  lies  pcnse, 

1&19  druckt  der  Herausgober  pensi  (idespendrt)  ^  ohne  zn 

ken,  dass  durch  die  von    ihm   angenommene  Betonung  Met- 

omd  Beim  zerst^l^rt  werden«    (S.  29  werden   die  Ausgänge  von 

^16-19    ala    f^onderbar  bezeichnet)  — ^648  Die  Leaung  Ton  k 

>  DttÜvuB  ethicus  beim  Verbum  esse  war  nicht  anzutasten ;  vgK 

*-  659  und  665  lies  s'ans  'wenn    vorher/  —  Die  Inter- 

ioa  i«  674  IT.  dflrfte  irrig  sein.  —  676  o«  —  712  eher  samr, 

738  woihl  les  mores,  —  768-9  die  Ititerpunction  ist  wenig  be- 

liftod.    —  776  per  m*en  ei&sir  gestattet  die  Grammatik  nicht; 

I  {r=z  mon),  —  %%^  gewha  eri  mit  A ;  auch  im  Uebrigen  iat  bei 

Verse  dte  Lesung  von  A  befriedigender.  —  837  trenne  mi 

'  mß  (aM  ocuii),  wie  bei  Littr^.  Es  wtrde  sich  dann  um  einen  neun« 

tiftifaa  Vers  bandeln  (S.  2S\  —  843  Der  Herausgeber  bat,  ausser 

m  Beooe,  die  Declination  geregelt  Bine  genauere  Durcheicht  würde 

XaadMa   nachAutragen  oder  eiotuwenden  fljiden  ^).    Wir  begnQgeu 

lai  ta  firagn:  Warum  ist  hier  moU  fesoit  hien  a  recetmr  U  mes- 

mfu  in  It  fntiisage  ge&ndert  worden?  Hielt  etwa  der  Herausgeber 

4aa  Söbeitaiitiv  als  Accus,  von  recevoir'i  Auch  ist  der  Scblüsspunet 

nch  rotr  vx  tUgen ;  'der  Bote  war  guten  Empfangee  wOrdig,  denn 

*)  Sü  wenn  Feminina  d«r  lU,  im  Komin.  Flor,  oho«  &  «rsobeinen ; 
L  Bl  7®  1347. 


00    F.  StMicht  Messire  Thibaut,  Li  romanx  etc.,  ang.  von  A.  Mu98afia, 

f&i'wahr  freudebereitend  war  sein  Anblick/  —  879  wird  gedruckt 
promi  (entschieden  Femin.  und  zu  Cortoisie  reimend) ;  ebenso  2594 
proU  (Femin.  laie) ;  S.  29  wird  dann  letzteres  Beimpaar  ^sonder- 
bar' aber  ^ais  echt  verbflrgt'  genannt.  —  909  ist  nicht  Ä  vers 
^durch  Verse'  zu  lesen?  —  965  pol  könnte  umgekehrte  Schreibung 
statt  pou  sein ;  wol  eher  poi.  —  Nach  1020  Komma.  —  1060  was 
soll  der  Apostroph  bei  vo?  —  1069  Eher  n'en.  —  1073  pos.  — 
1086  de  vos.  —  1099  sollte  der  Herausgeber,  welcher  im  saviaus 
druckt  ^Eines  wenigstens' gemeint  haben?  Es  ist  doch  wol  uns  aviaus 
zu  lesen.  —  1142  neun  Silben;  1.  autre.  —  1163  hat  der  Dichter  ffe 
rot  avises  verbrochen?  —  1180  Komma  zu  tilgen;  81  de  corre  ge- 
trennt; *kein  Vogel  hätte  es  mit  ihm,  was  das  Laufen  betrifft,  auf- 
nehmen können.'  —  1187  Komma  nach  rende^!.  —  1195  hat  nenn 
Silben ;  B  und  0  lesen  verschieden ,  aber  beide  mit  richtigem  Met- 
rum. — 1207  encloeure  dreisilbig  gegen  1318,  wo  es  für  vier  Silben 
z&hlt,  flösst  Bedenken  ein.  —  1219  que  nach  0  oder  qu*il  nach  B.  — 
1285  Komma  zu  tilgen.  —  1238  faintie:  afeti6\  1.  faintii.  — 
1262  wol  la  morie,  wie  im  Ital.  moria.  —  1306  ist  der  Punct  sn 
tilgen;  das  que  in  1308  schliesst  sich  doch  an  das  si  von  1806 
an.  So  schon  LittrÄ.  —  1378  N^en  oder  Neu  =  ne/.  —  1465  wol 
art,  —  1500  sor  lapeine,  —  1512  a  bandon, —  1540  osi  Perfect. 
—  1554  nicht  sent,  sondern  seut  (==  sequUur);  vgl.  1572.  — 
Bezüglich  der  Haare  meiner  Dame  (1625)  ge  vos  di  e'ors . . . 
ne  reluist  plus ,  non  autretant  \  que  miroie  ci  aresiant.  Offen- 
bar sah  der  Herausgeber  que  als  von  atUr.  abhängig  an ;  wie  er 
die  Stelle  dann  übersetzt,  ist  schwer  abzusehen;  1.  non  auire- 
tant;  que  m'iroie  ci  areskwt?  —  1646-7  Komma  eher  nach 
estoäes,  wie  schon  L.  interpungiert.  —  1727  lautet  si  ne 
rot  mie  le  col  flestre.  Hier  soll  (nach  S.  29)  mie  ^auffallend  genug, 
einsilbig  gebraucht'  worden  sein.  —  1731  reconter  gibt  kaum  einen 
Sinn ;  1.  mit  B  recovrer  (das  zugleich  einen  reicheren  Beim  gibt) ; 
1733  mit  C  autel  col  ne  autele  gorge.  Nach  30  Komma ;  Semicolon 
nach  32  zu  tilgen;  nach  33  und  34  Semicolon.  1736  eher 
trolle  als  trobU.  Sinn  des  Ganzen :  *Sie  hatte  einen  Hals,  wie  ihn  die 
Natur  schaffen  konnte.  Aber  selbst  sie,  die  Alles  hervorbringt, 
würde  nicht  vermögen  einen  solchen  Hals  wieder  zu  erschaffen ,  und 
sollte  sie  sich  noch  so  sehr  anstrengen.  Denn  fürwahr  Kristall  würde  im 
Vergleiche  zu  ihrem  Halse  trüb  erscheinen'.  —  1794  ff.  Die  Dame 
heisst  Agnes ;  das  Acrostichon  ergibt  Annes ;  es  müssen  aber  sechs 
Buchstaben  sein ;  einen  verschweigt  der  Dichter,  um,  wie  er  sagt,  das 
Erratben  zu  erschweren.  Der  Herausgeber  meint,  es  handle  sich  am 
g.  da  die  Schreibung  ngn  =  ü  bekannt  ist.  Er  hat  aber  übersehen, 
dass  der  Dichter  im  Hinblick  auf  den  unterdrückten  Buchstaben 
sagt  quantge  sopirfen  i  met  unequi  n^estptisau  monde  commune. 
Offenbart.  Mit  Bücksichtauf  1817-8  soptrsme/e^eJiVe:  Han\ — Nes 
möchte  man  dem  h  den  Anlaut  zuweisen ;  dies  geht  aber  nicht  an, 
weil  Amors  und  der  Name  der  Geliebten  mit  gleichem  Buchstaben  be- 
ginnen und  enden ;  also  wol  Annhes  mit  südlicher  Schreibung  von  A« 


F  Si€kikh,  Ke«sire  TbiUnt,  Li  romanx  etc.i  ang.  ?0D  A,  Muuafia,    8t 

—  1^7  f  ist  nicht  passend  und  dürfte  eu  tilgen  sein;  es  ist  wo! 
(^  0$ai)  2u  betonen;  also  die  Lesung  von  C.  —  190S  amort  \tk 
tieiD  Worte  =  admordeL  —  1917  li  sei  von  A  ist  hiiltbar.  — 
|MS  Doü  muss  jj^ewisfe  zu  doi  gebessert  werden.  —  1940  zählt 
nr  «ieben  Silben»  und  die  Steile  ist  unverständlich«  Es  ist  jedenfalls 
\a  stutt^fi  zu  lesün.  Dann  dürfte  or  i  a  raison  zum  Vorangehenden 
iij^ren:  'leb  muss  den  Tod  anflehen;  es  ist  Grund  dazn  vorhanden/ 
anf  folgt:  Sc  dement  qu'aucuns  dcmande  usif.  Oder  sollte  5« 
noch  lu  or  i  a  r.  zu  ziehen  sein  ('es  ist  recht,  wenn  es  geschieht'), 
im  welchen  Falle  mit  6  S*aucuns  zu  lesen  wäre?  Dies  scheint  mir 
weniger  ansprechend.  —  1972  Lies  qut  {^=  if);  que  zu  ainjs  zu 
xiahon.  —  1980  was  bedeutet  noisse?  Die  Lesung  von  B  gibt  einen 
Uaren  Sinn.  —  1983  doch  cncrmes  statt  -es.  —  1996  51  mc  cuche, 
t9iM  aomt.  Wie  mag  der  Herausgeber  das  letzte  Wort  verstehen  ? 

0  i>fn€  (—  ad  ordintm),  die  bekannte  adverbielle  Locution,  uud 
das  Komma.   —  2rK)7  Schwerlich  wird  sich    der  Dichter 

Bftim   itüiebe  lc&  granz  chalor  gestattet  haben.  —  2013  was 

hier  i?  Lies  farix  ebenso  2260.  —  Nach  2021  und  2024  wol 

•aeichen.  —  2083  parii  ist  doch  unmöglich ;  lies  piti^  (C)  oder 

(B),  —  2098—2104  schlecht  interpnngiert  Nach  98  Punct; 

eil  2100  Semicoton;    2101   nach   onques  Komma;  nach   2103 

emma:  2104  lies  mcsamcr,  Sinn:  'W^enn  die  Liebe  mich  bedrängt, 

rllticht  thut  es  ihr  leid.  Förwahr  nie  gefiel  es  ihr,  dass  ich  so 

aodelt  werde ;  und  wäre  ich  noch  so  ih^richt  und  verwegen  gewesen, 

wollte  sie  mich  hassen/  —  Nach  2162  Fragezeichen.  —  Nach 

UO  Komma.  —  2171  en  iR  an)  ist  mir  niclii  sehr  klar.  —  2183 

n*t^iuei  'ich  muss  sein  ,  bleiben'  bedeuten  ?  Der  Dichter  liebt 

irdinga    abgekttrzte  Constractionen    bei  Modalverben    (z,  B.  me 

un  messtiffier  ;    h  convendroit  sage  Nch  muss  einen  Boten 

'der  mfisste  geschickt  sein*);  läsat  sich  Ah^v  m'estuet  eom 

§§t  mue  in  der  Bedeutung  'ich  mnss  da  stehen  usw  *  annehmen? 

'A  m*e$itoii ;  ptwa  för  -of«.  —  2197  vielleicht  qu'i  (=  U) ;  *ob  ii*geud 

ein  «hrhcher  Buh.^  da  aeiT  —  2202  verstehe  ich  nicht;  sollte  enmi 

l^pen  nein'/  'beinahe  schicke  ich  einen/  —  2205  tieut  mieU; 

^=  raki  geht  wol  nicht  an;  lies  vient  m.  —  2211  besser  de$ 

meilt^t,  —  2219  Si  ert  fez  sa«s  eonseu  d*autrui\  Der  Mangel  des 

stichiina  macht  sich  hier  fühlbar.  Man  denkt  an  consilium 

t  «9teimi  über  auslaut.  •at  statt  -eil.  Es  ist  aber  cam^u  gemeint; 

/it  c&nsapuia.  Littre  hat  blos  sPu.  —  2224  atele  —  itde?  Eher 

;  Lttir^  ne  la  sent  pas  n  telc^  da  nnser  Ti«it  a  vor  prädicativer 

ng  aum  Accus,  gerne  g:ebraucht;  daher  auch  im  folgenden 

1  0  H.    Ebenso  2571  <i  paies,  —  2244  f.  sind  mir  nicht  recht 
ikli.  —  2250  *Ich  wäre  gar  froh,  w^un  sie  mir  ihre  Neigung 

zht;  Por  c€  mal  i  gttaii  Vardurc  que  ge, ,  ,endure, 
Ur  Tftrsieht  das?  Lies  m^aUgcraii  (=r  -qU,  wie  anderswo);  'würde 
mir  erleichtern.'  —  Nach  2262  Fragezeichen  zu  tilgen;  V  ist 
4«ck  Dalif ,  nicht  Aocusativ.  —  Mit  2276  achliesst  die  Eede  der 
Fraa;  daher  GanseföBscben ;  76  lies  a  m%\  ?or  77  Oänsenissclieiu 


42    F.  8t€klichi  Mefsira  Thibant,  Li  fom*nz  etc.,  ang.  tob  ä.  JftMM/io. 

^ich  nehme  dich  zum  Freande  an.  —  Da  erwachte  ich  und  lagte  su 
mir:  Glücklieh  bist  du,  farwahr.'  —  2285-6  pe  vo$ prang  com  le 
mien;  Schlusspunct  nach  prang  zu  tilgea:.  —  2312  Statt  n*e^iat 
doch  mit  B  k'ele  anzusetzen;  Mich  ort  Eomma^).  —  2315  mcht  be- 
«onders  klar;  doch  dirfte  (wenn  man  mit  B  Oar  liest,  oder  que  in 
der  Bedeutung  ^denn'  auffasst)  der  Sinn  sein:  *bald  wird  sie  der 
Liebe  kundig  werden,  meine  ich,  denn  ich  sehe  sie  nachdenkin  (u 
dramatischer  Darstellung:  ^dean  weisst  du,  dass  ich  sie  denken 
sehe?'  oder  etwa  noch  besser:  ^que  se£  tu?'  fragt  der  so  oft  ein* 
tretende  anonyme  Interlocutor.  Der  Dichter  antwortet:  ^que  penser 
la  v(h),  —  2817  zählt  nur  sieben  Silben,  ausser  man  nimmt  Hiatus 
swiscben  seule  und  en  an.  Dies  ist  mCglieh,  wenn  starke-  Int«r» 
punction  dazwischen  liegt.  Ich  möchte  Punct  nach  seule  setzen,  und 
dann:  Endementiers  que  Amors  voit  que  elepense,  hien  voit  etc. 
^Sie  glaubt  sich  allein;  Amors,  der  sie  nachdenklich  sieht,  erkennt, 
dass  wenn  er  sie  jetzt  angreift,  sie  sich  kaum  vertheidigen  wird.' 
Man  könnte  auch  nach  seule  Komms^^)  und  nach  p«n«e  Semicolon 
setzen ;  die  Uebersotzung  würde  dann  etwas  verschieden  lauten,  aber 
im  Ganzen  mit  der  eben  angegebenen  übereinstimmen.  —  2331  Ick 
gestehe  die  Lesuug  von  B  nicht  zu  verstehen ;  de  tele  eulv]re  ven  A 
ist  mir  klar.  —  2339  qui  ist  wol  qui  (•=  il),  —  2345  Car  beginnt 
die  Bede  der  Dame.  —  2379  eine  Erklärung  wäre  willkommen.  -^ 
2388  nicht  ^wer  ihn  liebt'  sondern  'dass  sie  ihn  liebt'  fordert  der 
Zusammenhang;  also  que  (qu'el?)  Vaime,  —  2391  Der  Dichter  hat 
gewiss  nicht  soiilement  geschrieben ;  entweder  •ive-  wie  2345  oder 
sotilm.  {sotim.)  wie  2435  und  dann  Que  el.  —  2400  Ist  Vi  eomant 
richtig?  vos  c.  schiene  angemessener. — 24 19  Die  Bede  von  Pensee  be- 
ginnt mit  Molt  me  merveil.  —  Simplece  singt  (2240 — 41)  und 
spricht  (42 — 43) ,  sie  schweigt  darauf  nicht,  sondern  fahrt  fort  mit 
der  Bede;  2445  mes  ne  se  tot  mie  a  tant;  ains  me  dist  usw.  Dem 
y.  45  fehlt  eine  Silbe,  die  leicht  durch  ein  Flickwort  zu  ersetzea. 
Was  macht  nun  daraus  der  Herausgeber?  Mes  [je]  ne  si  (d.  h.  sai) 
tot  mie  atant.  Aine  me  dist  usw.  Auch  hier  fragt  man  sich  erstaunt: 
wie  mag  er  die  Stelle  aufgefasst haben?  —  2469  Hat  die  Hs.  aUneet 
—  2495—2535  Die  Antwort  von  Mesui*e,  die  Vertheilung  der  Beden 
zwischen  Mesure  und  Leautez  sind  mir  nicht  ganz  klar ;  da  ich  nun 
die  ganze  Stelle  nicht  vollständig  erklären  kann,  verzichte  ich  darauf, 
kleine  Emendationen  vorzuschlagen.  —  2541  doch  besser  mit  B  le 
(sc.  mot)  het.  —  2554—60  bedürften  einer  Erläuterung.  Ich  glaube, 
der  Sinn  sei :  ^dio  vernünftige  Dame  gewährt  ihre  Liebe  dem  Manne, 
den  sie  als  treuen  Liebenden  erkannt,  schneller  als  die  einfältige. 
Sie  thut  gut  daran ;  denn  durch  den  Aufschub  wird  die  Liebe  von 
den  Neidern  erkannt,  und  sie  leidet  Schaden.  Ja  der  Aufschub  ver- 
leitet die  Einfaltigen  und  richtet  die  Liebe  zu  gründe.'  Meine  Deutung 

')  Auch  bemerke  man,  dasa  2311,  da  art  Femininum  ist,  um  eine 
Silbe  zu  viel  zählt.  Man  kann  nach  1465  bessern. 

*)  In  diesem  Falle  würde  es  sich  empfehlen,  nach  seule  ein  Flick- 
wort, etwa  et,  zu  ergänzen. 


Itibttnt,  LI  rinntttiz  ete.,  ing;  Ton  A,  Mumufkt.    U 

mg  nidit  richtig  sein;  jedenfalla  ist  die  Ititerpuuctton  von  2bbl 
ivftntiQdlicb :  qur^ »  das  im  Texte  von  plm  tost  abhiiigigf  scheint, 
ki&ti  nur  Helätivutu  und  Subject  zu  s'apcrgoiutU  sein  (tlaher  besser 
fiii).  —  Komma  nach  2572  zu  tilgen,  —  2629  gehört  zur  Rede 
der  ConitfDance ,  oicht  zu  jener  des  Dichters,  —  2650  —  58  nicht 
ide  deutlich;  besoodors  52  ist  nacii  der  Fassung  von  A  sehr  be- 
_  Mich.  —  2685  fttcvibrf  in  der  Bedeutung  von  *daran  denken*  ist 
'■aiallend ;  da  nun  in  fulgendem  Verse  A  und  B  das  Yerbum  beer 
IBÜ  DaUvus  ethicus  gebrauchen,  so  wird  nuiu  m'en  b€  vorziehen* 
In  2686  ist  die  Stellung  von  A  mes  we  aitu  be  uokaltbur  und 
me  bc  gibt  eine  Silbe  zu  vieL  Also  entweder  mes  oder 
m  streicheu;  eher  ersteres*  Mes  aine  mu  bc  a  perce- 
^tr  f Ott  B  &(chieiie  noch  einfacher ;  das  Fraefix  a-  ist  aber  woi 
fticht  SQ  entbehren.  —  2735  ff.  Das  Bäthsel,  dessen  Lösung  der 
Käme  def  i^^t,  wurde  vom  Herausgeber  (nach  Michelant) 

nsr  sam  1  standen.  Er  meint  unsere  Stelle  beziehe  sich  auf 

die  tweite  btlbe  des  Namens  Tibaut ,  die  nmgekehit  gelesen  das 
kl«  tma  enth&h.  Hören  ^ir  den  Dichter,  welcher  die  Dome  sagen 
Utfl;  jEUir  rttrogtütion  \  del  non  celui  a  qui  ^e  be,  |  fors  tant  qu^ 
w&i  iarmeig  im  be^  \  W  quc  ce  desoi  $oU  desore,  \  adotiques  ene  en 
ktU  ore  \  mc  momire  Amors  ei  li  otrah  |  en  laiin  quc  ge  icue 
i0ir.  Man  le^o  also  d«o  ganzen  Kamen  von  hinten  nach  vorne;  nur 
liEr«  amn  die  GÄsialt  des  cursiveu  &  so  um,  dass  der  untere  runde 
Stmb  am  vertiealen  Striche  oben  angesetzt  werde ,  wodurch  eich  / 
trgibt^  und  man  erhült  tua  sit;  mit  dem  Imperativ,  welchen  das 
Uotroie  que  gt  äöi> fordert  —  ^llbcndiii  in  einem  Worte.  —  2780 
ist  gani  unvei-ständlich;  ferne  ist  offenbar  fei  mei  reisan  ,  wenn 
ödiiigt  soll  liuisons  gedruckt  werden  'sagt  mir  die  Vernunft/  Die 
W«V  Imtttrs  kOuuteu  auch  als  Antwort  dos  Dichters  auf- 

—  Dor  Dichter  bittet  das  Herz  der  Dame ,  es  möge 
I  «iHi  ihr  Nachricht  geben.  Das  Herz  sagt,  dass  wie  es  von  ihr 
Amors  ihr  ein  Bad  bereitet  hatte  usw.  2830  Prai  vos  |>oi' 

;  €€  qucH  saves  | |  gi*c  me  dUes  —  par  iati  (  Le  veill 

'  —  com  ge  parti,  \  Biaus  dou£  sire ,  cc  sadties  vos :  |  Amors 
^i  usw.  Die  Lesung  im  9.  Verse  verdankt  der  Ueraosgeber  der 
B;  A  hat  mr  ge  parti  und  der  Herausgeber  bemerkt  dazu:  *Der 
iher  von  A  i^cheint  beim  Abschreiben  seiner  Vorlage  aus 
28^2  in  \\  2833  geratheii  zu  sein/  Was  das  ungeheuerliche 
Mi  bedeute  und  wie  die  ganze  Stelle  zu  verstehen  sei,  bleibt 
Leeer  wieder  ein  R4ihseL  Indessi^n  ist  mit  A  zu  leeen:  Frai 
.  .  ee  quem  laiN^r, ,  ,que  me  diics ;  cor  ge  pi^r  ti  le  veü  saroir, 
§e  parii,  k  i.  e.t  et  Bochieä  c>os,  Amors  usw.  Tu  und  vos 
"vidieela  beständig  mit  einander  ab;  rührende  Eeime  liebt  der 
Dichler,  -^  3837  besser  a*  que  mit  B.  —  2849  cm  prtigne  in  zwei 
WorieiL  —  2850  ni.  —  Nach  2865  würd<»  ich  Fragezeichen  setzen. 
^Ihe  Dia«e  bat  keine  Hube ,  ausser  wenn  sie  das  Lied  Ami$  usw. 
lüfU  DiiiA  hat  sie  Habe.  Das  ist  doch  zu  wenig ;  warum  hat  sie  da 
At)»r  Bube  ale  sonst?  —  Ich  will  euch  sagen  warum  sie  da  ihren 


64    F,  Finger,  Anweisung  in  der  Heiinatskunde,  ang.  t.  F.  GroM&mer. 

Kummer  gemildert  fühlt'.  —  2884  wegen  des  folgenden  vos  würde 
li  der  Grammatik  besser  entsprechen.  —  Die  Bede  des  Dichters  ist 
nicht  mit  2890  sondern  mit  93  zu  Ende.  Mit  94  beginnt  die  Bede 
des  Herzens.  V.  2895  ist  fei  ee  li  cuers  zu  lesen ,  nicht  fet  celi  c. 
Der  Dichter:  ^Ich  bedaure  ihren  Kummer;  er  kommt  aber  doch  dem 
meinen  nicht  gleich.  Das  sollst  du  wissen,  o  Herz,  mein  Kummer  ist 
bei  weitem  grösser\  —  ^Jedes  alte  Weib  klagt  über  das  eigene  Leid 

—  erwidert  das  Herz  —  du  kannst,  lieber  Freund,  nicht  solchen 
Schmerz  erleiden  wie  usw.'  —  2897  Warum  ist  das  dem  altfranz.  Stile 
angemessenere  com  ele  est  von  A  nicht  beibehalten  worden?  —  2899 
der  Vers  Corte  tenue  d'im  vilain  natre  zählt  neun  Silben.  Der  Her- 
ausgeber (S.  28—29)  fragt,  ob  nicht  ue  in  tenue  eben  so  einsilbige 
ausgesprochen  wurde  wie  in  uevre,  uef.  Wie  ist  das  zu  verstehen? 
Was  hat  denn  ue  =  ^  mit  u-e  =  u[t]a  gemein?  Litträ  liest  (nach 
der  Hs.  oder  durch  Emendation  ?)  cort,  mit  wolbekannter  Erstarrung 
des  prädicativen  Adjectivs.  Was  bedeutet  v.  ncUre?  Doch  vilainatre 
mit  unterdrücktem  s,  wie  oft  in  unserem  Texte.  Littre  liest  nastre.  — 
Mit  2905  endigt  die  Bede  des  Herzens ;  der  Dichter  spricht  die  W. 
2906-9.  ^Ach'  sagt  das  Herz  'möge  meine  Dame  die  eheliche  Treue 
brechen,  jedoch  nur  mit  dir;  einem  Andern  würde  ich  es  nicht  gönnen,^ 

—  'Dank  sei  dir;  ich  möchte  es  auch.  Ihr  Kummer  betrübt  mich  aber 
sehr;  mein  eigener  wird  dadurch  herber.'  —  'Da  bastduBecht,  denn 
usw'.  —  2954  Streng  genommen ,  sollte  hier,  wo  auf  den  Anlaut  und 
Auslaut  von  Amors  hingewiesen  wird,  eben  ^mors  und  nicht  iimor  ge- 
druckt werden.  Bei  dieser  Gelegenheit  die  Bemerkung,  dass  in  der  Ein- 
leitung auf  den  umstand  hätte  hingewiesen  werden  sollen ,  dass  die 
Dame  den  ersten  Buchstaben  Yon  Amors,  der  Dichter  den  zweiten, 
die  Dame  den  dritten,  der  Dichter  den  vierten  ausspricht;  bis  endlich 
die  Dame ,  wie  sie  die  Bede  begonnen ,  so  dieselbe  beschliesst.  — 
2954  der  Dichter  wird  nicht  find  mit  commenci  gereimt  haben; 
lies  le  commencS.  —  2978  ctter  kann  allenfalls  gehalten  werden ; 
indessen  lässt  sich  fragen,  ob  nicht  etwa  conte  gemeint  sei.  —  3020 
A  soll  te  lesen;  der  Herausgeber  nach  0  le^  besser  mit  L  ce,  sei 
es ,  dass  er  in  der  Hs.  ce  gelesen  oder  eine  Emendation  vorge- 
nommen hat. 

A.  Mussafia. 


Finger,  F.  A.,  Anweisung  zum  unterrichte  in  der  Heimate- 
kunde. Mit  13  in  den  Tazt  eingedruckten  Holzschnitten.  5.  ver- 
besserte Auflage.  Berlin,  Weidmann,  1880.  8*.  168  SS. 

Der  Verf.  zeigt  an  einem  Beispiele  aus  der  Gegend  von 
Weinheim  wie  der  Unterricht  in  der  Heimatskunde  stufenweise  bei 
den  Kindern  vorzunehmen  sei.  Seit  dem  Jahre  1844,  in  welchem  die 
erste  Auflage  dieses  Büchleins  erschien,  hat  der  Verf.  viele  Er- 
fahrungen gesammelt,  welche  in  der  vorliegenden  Auflage  verwerthet 
worden  sind.  Die  Leetüre  dieses  Buches  kann  jedem  jungen  Lehrer 
bestens  empfohlen  werden. 


leljrbQeh  d*  el«in.  Mathematik,  uig*  v.  J,  WoXitnJtin,    6S 

ChsT&DDe.  J-,  Afrika  im  Lichte  unsörer  Tage.  Bodengestalt 
und  geologischer  Bau,  Wien,  flartleben  1881.  ar  184  8S.  Mi^ 
thntt  bjpgom.   Karte   von  Afrika  im    Masa&tabe  von   I:8(.MOÖ00tX 

Im  Verlaufe  der  letzten  Jahrzelmte  ist  fflr  die  Erforschung 
AfriW«  iiTid  inöhesöndere  Mittel-Afrikas  mehr  geleistet  worden ,  ala 
ife  aller  vorangegangenen  Jjibrhanderte.  Die  Resultate  der 
1  tJ^sreiseu   sind   in   den    verschiedensten   Zeitschriften    und 

M  11  u^  ipbien  xerstreut,  zum  Theile  gar  nicht  gedruckt.  Die  {»hysiach«^ 
jft'ogicii» bischen  Darstellungen  von  AMka,  wie  sie  in  den  geogra- 
(»liiBcfaeu  Oompendien  enthalten  sind ,  dnd  fast  durchweg  reraltet 
und  müssen  gründlich  erneuert  werden.  Cbavanne ,  ein  vorzüglicher 
Kentier  der  neuen  Afrika^-Literatur,  hat  sich  der  Mühe  unterzogen^ 
aim  dam  zerstreuten  Queilenmateriale  in  der  vorliegenden  BrocbQrd 
^D  neues  Bild  der  physikalischen  Geographie  und  insbesondere  der 
gMlogischen  uud  orographischen  Verh^Ituisse  Afrikas  zu  entwerfen, 
wk  es  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Durchforschung  dieses  Welt- 
Üieiles  entspricht.  Die  Capitel  Qber  das  Atlassystem  die  Sahara  und 
dif  Plaieauzone  des  Süd(^n  sind  möglichst  kurz  gefasst,  dagegen  sind 
die  Abechnitte  über  das  Central-  und  das  suda&ikanische  Hochland 
«»er  eingehenderen  Schilderung  unterzogen.  Dem  Werke  ist  ein 
ditttrnder  Platz  in  der  geographischen  Literatur  gesichert. 

Wünscbenswerth  ist  es,  dass  der  Verf.  in  einer  künftigen  Auf- 
lage auch  die  Quellen,  auf  welche  sich  seine  Darstellung  stützt, 
lafQbre. 

Wien.  Dr.  F,  Grassauer. 


Ulirliuch  der  elementaren  Mathematik,  Von  Victor  Seblegel  Obor- 
Itbrrr  %m  Gymnasinm  in  Waren.  Zweiter  Tbeil  Geoiai^trie^  1879,  — 
Dritter  ThoiL  Triijononietrie*  (Mit  einer  vierat^Uieen  LogÄrithmün- 
tdTel)  188f^.  ^'--"tör  TheiU  Stereometrie  und  «pTiärfsche  Trij^ouo« 
mttrie.  Mi;  en  in  HoUschnitt  und  4  lithographierten  Tafeln, 

1^0.  Wöl:  ...^ Druck  und  Verkg  von  Julius  Zwissler. 

Dir  Vorf.,  bereits  rühmlich  bekannt  durch  sein  ^System  der 
KiumUhre'^,  das  als  eine  Frucht  des  Studiums  der  Grass- 
Dinn^schen  Ausdehnungslebre  bezeichnet  werden  kann,  be-* 
tal  Dti  vollstem  Eechte«  da^ss  das  Hesnltat  des  Unterrichtes  in  der 
Utneniarmathematik  nicht  nur  „mathematisches  Wissen,  bestehend 
ia  mtr  Summe  von  Einzelnerkenntnissen,  und  mathematisches 
IteMi»,  beeiehond  in  der  Fähigkeit,  eine  Anzahl  von  Methodea 
iif  n&tlienialiflehe  Aufgaben  anzuwenden,  sondern  mathemaüscb« 
BlUmif,  bestehend  in  klarer  Erkenntnis  des  Zusammenhanges  und 
4fr  fMeulung  der  mathematischen  Wahrheiten,  eine  üebersicht 
Iter  dai  Gaai«!  und  Einsicht  in  die  einzelnen  Tbeile  sein  soU.*^ 
Doreli  diese  Worte  ist  das  dem  vorliegenden  Lehrbuche  zu  Grunds 
kiftods  Princip  am  besten  gekenns^eichnet;  es  ist  durch  dieselben 
Uifsdr^kt,  daxs  der  Verf.  nach  einem  Systeme  vorging,  das  von 
im  d«r  Eucltdischen  Geometrie  wesentlich  abweicht;  in  der 
Tbat  kann  di*  "       '    < he  Geometrie  nimmermehr  das  bieten,  was 


,  r.  a 


jsaa  I  B^iu 


66    V.  SMegel,  Lehrbach  d.  elem.  Mathematik,  ang.  t.  J.  WaMmiHi^. 

oben  als  Resultat  eines  fruchtbaren  Unterrichtes  in  der  Elementar- 
mathematik bezeichnet  wurde.  Wir  stimmen  dem  Verf.  in  dieser  Be- 
ziehung Tollständig  bei,  auch  darin,  dass  die  Euclidische  (Geometrie 
das  Verständnis  des  Zusammenhanges  der  geometrischen  Gebilde 
geradezu  erschwere  und  müssen  es  als  treffend  bezeichnen,  dass  er 
die  gewichtigen  Worte  einer  mathematischen  Autorit&t,  wie  es 
Hankel  war,  welche  letzterer  in  seiner  Schrift:  „die  Ent- 
wicklung der  Mathematik  in  den  letzten  Jahrhunderten^ 
aussprach,  citiert. 

Um  die  Verwandtschaft  geometrischer  Grundgebilde  zu  be- 
gründen, muss  das  Princip  der  BewegungnCingefÜhrt  werden, 
es  muss  die  Geometrie  auf  mechanische  Principien  aufgebaut  werden, 
kurz  es  muss  die  Schranke  fallen ,  welche  leider  —  eine  Folge  des 
conservativen  Sinnes  in  der  Mathematik,  der  noch  an  vielen  Orten 
die  Oberhand  hat  —  zwischen  den  Schwesterwissenschaften,  der 
Mechanik  und  der  Geometrie,  besteht,  fallen.  Von  vielen 
Seiten  —  auch  von  unberufenen  und  incompetenten  —  wird  die 
Starrheit  der  Gebilde  als  Vorzug  gepriesen  und  dem  Verfahren  der 
Bewegung  Mangel  an  Anschaulichkeit  vorgeworfen.  Es  Ifisst  sich 
aber  an  der  Hand  der  Thatsachen  selbst  nachweisen ,  was  auch  der 
Verf.  ganz  richtig  bemerkt,  dass  ^der  Vortheil,  welchen  die  ältere 
Methode  erweist,  nur  ein  scheinbarer  ist,  dass  er  der  Bequemlichkeit 
zu  Gute  kommt  und  dem  Verständnisse  schadet."  Scheinerfolge  sind 
überall,  am  meisten  aber  in  der  Schule,  in  welcher  eine  wahrhafte 
Bildung  erzielt  werden  soll,  verpönt.  Wir  stimmen  dem  Verf.  auch 
darin  vollständig  bei,  wenn  er  behauptet,  dass  „zur  einfachen  und 
naturgemässen  Ableitung  aller  ein  einzelnes  Gebilde  betreffenden 
Sätze^  auch  das  Princip  der  Bewegung  noch  nicht  ausreicht,  sondern 
dass  die  von  Grassmann  in  seiner  „Ausdehnungslehre"  auf- 
gestellten geometrischen  Operationen  Platz  greifen  müssen ;  wir  sind 
aber  auch  darin  mit  dem  Verf.  einig,  dass  eine  derartige  Reformation 
der  Geometrie  langsam  und  dann  gewiss  mit  um  so  sicherem  Erfolge 
vorschreiten  müsse.  Diesem  letzteren  umstände  ist  es  wol  zuzu- 
schreiben, dass  der  Verf.  des  vorliegenden  Lehrbuches  bei  der  Ab- 
fassung des  letzteren  auf  vieles  von  Grassmann  Gebotene  ver- 
zichtet hat. 

Die  hier  gegebenen  Darstellungen  erscheinen  durchwegs 
originell  oder  wenigstens  in  origineller  Form  und  Verbindung. 
Nachdem  in  der  Einleitung  eine  Ableitung  der  geometrischen 
Grundgebilde  aus  der  Erfahrung  mittelst  des  Begriffes  der  Grenze 
einerseits ,  durch  üeberlegung  mittelst  des  Begriffes  der  Bewegung 
andererseits  gegeben  wurde,  femer  die  Eigenschaften  der  geome- 
trischen Grundgebilde  und  der  geometrischen  Gebiete  besprochen 
wurden,  geht  der  Verf.  zur  „reinen  Geometrie"  über,  welche  er 
in  die  Geometrie  der  bewegten  Gebilde  (Geometrie  der 
Gei^aden  und  der  Ebene)  und  jene  der  ruhenden  Gebilde 
(Aehnlichkeit  und  Collineation)  eintheilt.  Daran  reiht  sich 
ein  Excurs  über  rechnende  Geometrie,  ein  Anhang  über  die 


V»  &U^j  Lebrba«h  d.  eiern,  liftthematik,  mg.  v.  J.  Wallentm*    6T 

CürtfQ  zweiter  OrdDODg  und  eine  beträchtliche  Ansahl  von 

U«buDg88it£eii  und  Aufgaben.    BesOglich  der  Kegelschnitte 

Bef.    Folgendes    gegen  den  Verf.  bemerken:    Es  ist  richtig 

Ewid  der  Natnr  der  Sache  entsprechend,  wenn  die  Lehre  ?on  den 

pK^f  elprhniiten  ^  deren  wesentlichste  Eigenschaften  sich   einzig    and 

fielst  der  elementaren  Geometrie  deducieren  lassen,  im  An- 

I  neg  Lehrbuches  der  elementaren  Geometrie  auf  synthetischem 

Wige  durchgeführt  wird;  es  ist  aber  mindegtens  Qbertrieben 

IQ  beteichuen,  wenn  der  Verf.  die  analytisch©  Geometrie  als 

einen  schwerfllligen ,  antiquierten  Apparat  bezeichnet  ^  wenn  er  die 

anftljtt«Rche  Geometrie  ^ weder  dem  Gymnasinm  noch  der  Bealschule*' 

Itapfehlen  will.  Wir  stellen  ans  in  d  iese  r  Beziehung  auf  Seite  des 

berOhmten  Berliner  Physiologen,  der  bekanntlich  ?on  dieser 

Angtlegenheit   ganz   andere  denkt   als  der   Verf.    Wir    gestehen 

an,  dasB  in  der  analytischen  Geometrie  weniger  Bildangselemente 

liegen«  als  in  der  Byntbetischen ,  müssen  aber  hei?orheben,  dass 

dem  Studierenden  gerade  in  der  aualytiachen  Geometrie  und  durch 

eibe  Gelegenheit  geboten  wird,  auch  schwierige  Probleme  der 

lietjschen  Geometrie  anf  Torgezeichneten,  nicht  leicht  zu  ver- 

D  Wegen  zq  I6een;  man  wird  sich  auch  anderej^eita  nicht 

; sieht    verschliessen    können,    dass  gerade  die  analytische 

«ieometrie   es    ist,   deren  Qrunds^t2e  in  den  angewandten   mathe- 

matiAchun  Wisse d Schäften,  so  namentlich  in  der  mechanischen  und 

pliyaikaJischen    Oisciplin    sich   Bahn    gebrochen   haben.    Anch   die 

Ansicht  des  Verf/s,   dase  die  ^^analytische  Geometrie^  wenn  man 

niclit  in  den  ertöten  Anfängen  stecken  bleiben  ^^ot] ,  untrennbar  von 

der    Differentialrechnung*'    ist.    können    wir   nicht   theilen, 

sprechen   ja  doch    gerade   gegen   diese  Ansicht   die    Erfahrungen, 

«elelM  man  in  Lündem   machte,   wo  die  analytische  Geometrie  ein 

miefrlerendef  Theil  des  mathematischen  Dnterrichtsatoffea  an  der 

UlliUebale  ist 

Bemerk«nswerth  ist  die  in  diesem  Buche  gegebene  Ableitung 
dir  Eigeoaehaften  der  Kegelschnittslinien,  die  mittelst  dee  soge- 
BiDiiten  Leitkreises  sich  zu  einer  sehr  eleganten  gestaltet.  Diese 
ÜiTiteUang  findet  sich  übrigens  schon  in  dem  vom  Verf.  1872  her« 
ittfgvg^beiieu  ^Systeme  der  Raumlehre.* 

In  dem  Lehrbuche  der  Trigonometrie  stellt  der  Verf. 
dk  Betrachtungen  Aber  den  Cosinus  an  die  Spitze,  weil  bei  der  Aus- 
«wlhanf  doHHelben  die  Schenkel  dea  Winkels  allein  in  Rücksicht 
fMDOge«!  werden  und  weil  bei  der  Erweiterung  des  Functionsbegrifes 
taf  «tnmpfe  Winket  beim  Cosinus  die  Zeichen  bestimm  ung  sehr 
ftftfach  erfolgt. 

Zti  billigen  ist  es,  dass  in  diesem  Lehrbnche  die  Winkel- 
huctiimen  auch  tu  Reihen  form  betrachtet  werden,  da  der  Schüler 
daa  Zaitammenhang  zwischen  algebraischen  und  goniometrischen 
FoBcliooen  nt*'  ^  -  n  Weise  am  allerbesten  kennen  lernt-  —  Vom 
latercsae  er  m  Bef.  das  algebnusche  Verfahren,  die  Grund* 

ferailQ  der  Trigonometrie  schiefwinlcligeT  Dreiecke 


68    F.  Schlegel,  Lehrbuch  d.  dem.  Mathematik,  ang.  ▼.  J.  WaüenÜn. 

abzaleiten»  welches  —  wie  der  Verf.  angibt  —  von  Dickmannin 
Essen  herrührt.  In  62 — 68  wird  die  trigonometrische  Anflösiuig 
quadratischer  and  kubischer  Gleichungen  — allerdings 
auf  etwas  umständlichem  Wege  —  vollzogen.  —  Für  den  erstea 
Gebrauch  des  Schülers  recht  angemessen  muss  es  bezeichnet  werden» 
dass  der  Verf.  (S.  64 — 71)  eine  gelungene  Uebersicht  der  Formeln 
und  Regeln  aus  der  Goniometrie  (nicht,  wie  der  Verf.  sagt,  „reinen 
Trigonometrie^)  und  der  eigentlichen  Trigonometrie  g^ibt.  In 
einem  Anhange  werden  eine  Beihe  von  gut  gewählten  Uebungss&tzen 
und  Aufgaben  dem  Schüler  zur  Lösung  vorgelegt.  Für  den  prak- 
tischen Gebrauch  äusserst  nützlich  ist  die  Tafel  rechtwinkliger 
rationaler  Dreiecke  und  eine  zweite  Tafel,  numerische  Auf- 
gaben über  schiefwinklige  Dreiecke  enthaltend. 

Um  das  Buch  recht  brauchbar  zu  gestalten,  hat  der  Verf.  dem- 
selben eine  vierstellige  Logarithmentafel  angehängt. 

Im  dritten  Theile  der  Geometrie  behandelt  der  Verf. 
die  Grundsätze  der  Stereometrie  und  der  sphärischen  Trigo- 
nometrie. Auch  dieser  Theil  unterscheidet  sich  bezüglich  der  Dar- 
stellung sehr  von  anderen  Lehrbüchern,  in  welchen  derselbe  Stoff 
vorgetrag^  wird  und  wir  halten  es  für  unerlässlich  auf  diese  Un- 
terschiede aufmerksam  zu  machen. 

Der  Verf.  war  bestrebt  „die  mannigfachen  Beziehungen  zwischen 
ebenen  und  räumlichen  Gebilden  möglichst  deutlich  hervortreten  zu 
lassen  und  namentlich  zu  zeigen ,  wie  die  in  der  ebenen  Geometrie 
enthaltenen  Keime  in  der  Stereometrie  zur  Entfaltung  und  Aus- 
bildung gelangen,  und  wie  andererseits  die  Gebilde  und  Beziehungen 
in  der  Ebene  als  specielle  Fälle  solcher  im  Baume  erscheinen.'' 
Analog  der  Bearbeitung  der  Planimetrie  hat  der  Verf.  auch  hier  das 
Princip  der  Bewegung  als  Grundlage  der  stereometrischen 
Untersuchungen  gewählt.  Die  Stereometrie  der  starren  oder  ruhenden 
Gebilde,  also  die  Theorie  der  stereometrischen  Verwandt- 
schaften musste  aus  didaktischen  Gründen  wegbleiben.  —  Die 
Ecke  wird  (S.  37)  als  Analogen  zum  Winkel,  (S.  41)  hingegen  als 
Analogen  zum  Dreieck  betrachtet;  Bef.  kann  eine  solche  Zwei- 
theilung nur  gutheissen,  weil  die  Theorie  der  Ecke  sich  in  der  Weise 
entschieden  wissenschaftlicher  und  übersichtlicher  deducieren  läset. 
Ebenso  kann  es  nur  gebilligt  werden,  dass  die  Lehre  vom  Te t rae  der 
extensiver  gegeben  wurde,  als  es  in  anderen  Lehrbüchern  der  Fall 
ist.  —  Musterhaft  ausgearbeitet  ist  der  Abschnitt  über  die  Figur 
und  ihre  Bewegungen  im  Baume,  wobei  eine  einmalige  und 
mehrmalige  Bewegung  der  Figur  wol  unterschieden  wird. 

In  der  rechnenden  Stereometrie  findet  Bef.  be- 
sonders beachtenswerth  den  Abschnitt  über  die  regelmässigen 
Polyeder  und  die  Berechnung  der  Oberfläche  und  des  Kubik- 
inhaltes von  Botationskörpern.  —  Becht  klar  sind  die 
Hauptformeln  der  sphärischen  Trigonometrie  entwickelt  und 
zwar  ganz  analog  dem  Verfahren  in  der  ebenen  Geometrie,  einerseits 
anf  geometrischem  andererseits  auf  algebraischem  Wege. 


Jl  Wmrand,  Ueber  Ziel  oDd  Metboden  etc.,  mg.  y.  F.  WaUerUiu.    99 

In  einem  Anhange  wird  die  Entetehnngs weide  der 
Fliehen  tweiter  Ordnung  im  Allgemeinen  und  Speciellen  be- 
«^roehen. 

Als  sehr  willkommen  müssen  die  nun  folgenden  üebnngssätne  uüd 
Aafgaben  aus  der  reinen  Stereometi^e  und  der  rechnenden  lUumlehre 
b<ft<)ichnet  werden;  ebenso  ist  die  Zusammenstellung  der 
Tafel  rechtwinkliger  und  schiefwinkliger  Kngeldrei- 
ecke  $owte  einiger  Eiempel  aui^  der  sphärischen  Geometrie  recht 
gelungen;  nar  scheinen  dem  KeL  die  vielfachen  Anwendungen  der 
letzteren  mathematieohen  Dieciplin  in  der  mathematischen  Geo- 
graphie and  sphärischen  Astronomie  in  diesem  Buche  viel 
an  wenig  gewürdigt  zu  sein. 

Die  dem  Buche  angehängten  vier  lithographierten  Tafeln  be- 
liehen »ich  auf  die  stereoskopische  Abbildung  der  regelmässigen 
concaven  Polyeder  und  der  regelmässigen  Sternpolyeder  nach  Dr,  Th. 
Hugel,  welche  wo!  im  Htttelschalunterrichte  kaum  in  Betracht 
gesogen  werden  können. 

Wir  können  das  vorliegende  dreibändige  Werk,  uuäere  Er- 
fkhnmgen  bei  der  Darchsicht  desselben  zusammenfossend  ^  als  ein 
tolches  beMJcbnen,  welches  streng  wissenschaftlich  verfasst  den 
LubmUiff  der  elemeutaren  Geometrie  vollständig  nud  übersichtlich 
»Gearbeitet  entbält  und  das  gerade  wegen  seine»  reformatorischen 
Charakters  die  Beachtung  der  Pachgenoaeeu  im  hohen  Grade  verdient. 

Wien.  Dr.  J,  G.  Wallentin. 


Dehr-  '^-">  nnd  Methoden  des  chemischen  Unterrichtes  von  Dr 
1  Willbrand.  Ein  Beitrag  zur  Mctho<iik.  Uride«heim,  1^1, 
i/ruc»   u..i  Verlud  voo  Auguü  Lai    Pr*  1  M.  20  Pf. 

Die  vorlitigendeu  Aufsätze  »nd  daa  Product  langen  Studiums 
lud  grwaer  (lädagoglscher  Erfahrung;  sie  sind  zuerst  im  „  Pädago- 
fMion  Archiv *"  Band  XX  und  XXIX  erschienen  und«  da  sie  mitBecht 
«IM  tabr  gute  Aufnahme  fanden,  80  aah  sich  der  Verfasser  veran^ 
laasl«  sie  mit  kleinen  Aendernngen  in  Buchform  herauszugeben. 

Der  erste  Gegenstand  der  Aufsätze  ist  das  Ziel  des  chemischen 
tJüterrichtes  au  den  Mittelschulen.  Der  Unterricht  in  der  Chemie 
•eil  dem  Schüler  nicht  nur  einen  an  sich  werthvoUen  Stoff  nbermitteln, 
ifiidani  er  ^oll  auch  wesentlich  zur  formalen  Ausbildung  des  Gei- 
fle«  beitragen.  Da  die  Induction  und  Deduction  zusammen  erst  den 
gimen  Umfang  nnd  die  volle  Kraft  de8  geschulten  Denkens  umfas- 
MQ,  BO  i»t  die  Chemie,  ^dte  auf  dem  Wege  der  Induction  ihre  Kesul- 
Me  gewinnt  und  bei  Mittheilung  derselben  den  Weg  der  Induction 
liacliraten  kann'',  wie  kaum  ein  anderer  Gegenstand  von  grosser 
Balevtang  für  die  Schule.  Sie  kann  und  soll  den  Lernenden  mit 
fcn  MMhoden,  Regeln  und  Hilfsmitteln  der  Induction»  mit  dem 
Ofite  der  Sicherheit  inductiver  Schlösse  und  mit  den  Grundsätzen, 
uch  welchen  sie  zu  bewahrheiten  sind,  bekannt  machen  nnd  ihn 
tereli  üebnng  befähigen,  sich  dieser  Regeln,  Methoden  und  Hilf^^- 
mute]  mit  Geschick,  umsteht  nnd  Sicherheit  tu  bedienen. 


70    F.  WiObrßnd,  Ueber  Ziel  und  Methoden  etc.,  ang.  v.  F.  WäOmHn. 

Beyor  der  Verfasser  an  die  Besprechung  der  Forderungen  geht, 
welche  an  den  Unterricht,  der  dieses  Ziel  im  Auge  hat,  zu  stdlen 
sind,  zeigt  er,  welcher  Weg  im  allgemeinen  einzuschlagen  ist  und 
welche  Resultate  auf  demselben  erwartet  werden  können.  Als  erstes 
Beispiel  ist  die  Untersuchung  der  Luft  gew&hlt.  Diese  führt  zur 
Entdeckung  von  Sauerstoff  und  Stickstoff,  zur  Feststellung  der 
chemischen  Grundbegriffe:  Element  und  Verbindung  und  endlich 
zur  Bestimmung  der  Aufgabe  der  Chemie.  Dabei  sind  auch  gelegent^ 
lieh  die  verschiedenen  Methoden,  welche  in  der  Chemie  zur  An- 
Wendung  kommen,  besprochen.  Das  zweite  Beispiel  ist  der 
angewandten  Chemie  entnommen  und  lautet:  Welches  sind  rationelle 
Methoden  zur  Conservation  der  Nahrungsmittel  ?  Mit  Hilfe  der  bei- 
den in  wahrhaft  mustergiltiger  Weise  durchgeführten  Beispiele  zeigt 
der  Verf.,  wie  die  Chemie  nicht  allein  eine  Beihe  nützlicher  Kennt- 
nisse vermitteln  und  den  Geist  mit  einer  Fülle  von  neuen  Anschau- 
ungen bereichern  könne,  sondern  auch  wie  sie  sich  als  formalefi 
Bildungsmittel  in  einer  Weise  verwerthen  lasse,  wie  sie  eigenartiger 
kaum  durch  einen  anderen  Lehrgegenstaud  ersetzt  werden  könne. 
„Kaum  ein  Zweig  der  Naturwissenschaften  lässt  so  unverhüUt  die 
strenge  Gesetzmässigkeit  hervortreten,  die  in  der  Natur  herrscht, 
kaum  ein  Lehrfach  kann  so  leicht  und  augenfällig  die  Schwierig- 
keiten zur  Erkenntnis  bringen,  die  der  Ermittelung  der  Wahrheit 
entgegenstehen.  Hat  der  jugendliche  Geist,  wenn  auch  nur  in  diesem 
einen  Fache,  in  den  strengen  Begeln  der  aus  der  Erfahrung  schöp- 
fenden Wissenschaft  denken  gelernt,  hat  er  den  Anspruch  erkannt, 
welchen  Erklärungen  machen,  den  Wert  und  Unwert  von  Hypothesen, 
die  in  den  äusseren  Verhältnissen,  wie  die  im  eigenen  Innern  lie- 
genden Tendenzen  zum  Irrthum  führen,  dann  wird  er  umsichtiger 
werden  bei  Beobachtungen,  zurückhaltender  im  Urtheilen,  behut- 
samer im  Aufstellen  von  Ansichten,  vorsichtiger  im  Annehmen  der- 
selben, —  strenger  im  Denken,  bescheidener  im  Urtheilen.  Es  wird 
auch  der  Unterricht  in  der  Chemie  jene  allgemeine  geistige  und 
sittliche  Bildung  entwickeln,  pflegen  und  fördern,  die  das  höchste 
Ziel  alles  Unterrichtens  und  Erziehens  ist". 

Im  folgenden  zeigt  nun  der  Verf.,  dass  die  übliche  Weise 
des  chemischen  Unterrichtes,  bei  welcher  die  einzelneu  Elemente 
irgendwie  gruppiert  nebst  ihren  Verbindungen  nach  Vorkommen, 
Bildungsweisen  und  Eigenschafken  besprochen  werden,  den  obigen 
Anforderungen  nicht  entspricht ;  dass  sie  wohl  gestattet  in  kurzer 
Zeit  eine  grosse  Masse  von  Stoff  vorzunehmen,  dass  sie  aber  die 
Schüler  nicht  befähigt,  mit  ihren  Kenntnissen  zu  arbeiten  und  dass 
darin  auch  das  Misstrauen  ihren  Grund  hat,  mit  welchem  der  che- 
mische Unterricht  betrachtet  wird,  insbesondere  von  jenen  Schul- 
männern, deren  Fächer  durch  die  gesammelten  Erfahrungen  von 
Jahrhunderten  in  voller  Wahrheit  zu  geistbildenden  Disciplinen  ge- 
worden sind. 

Der  Unterricht  muss  mit  den  einfachsten  Beactionen  beginnen, 
gleichgiltig  welche  Elemente  sich  daran  betheiligen,  und  aus  ihneii 


F.  H^tiar.  Chemie  fQr  die  rierte  Klasse,  &ng.  ▼.  K  Waüeniin,    71 

fliQ««  der  SchCJer  erfahren ,  was  überhaupt  eine  chemische  Reactionp 
wa6  eioe  Verbmdong  und  Zersetzung  ist.  Vou  den  einfachsteo  Vor- 
gflagen  moss  man  ausstehen  and  zu  den  verwickelten  aufsteigen,  da- 
bei imxner  an  bekannte  Dinge  anknüpfen^  und  den  Schüler  schritt- 
irsi86  äo  weiterführen,  dass  er  durch  eigene  Thätigkeit  das,  was  er 
finden  soll,  gewissermasseo  selbst  entdeckt*  Dabei  idt  auch  darauf 
m  achten,  dass  schon  bei  den  ersten  Untersuchungen  hervortritt» 
worin  das  Charakteristische  der  chemischen  Vorgänge  liegt,  welche 
Aufgabe  der  Chemie  anter  den  Naturwissenschaften  zufllllt,  und  welche 
Natnrkräfte  hauptsächlich  die  chenuBchen  Veränderungen  in  der  Ma- 
terie veranlassen.  Dies  und  die  anderen  Forderungen,  welche  an 
einen  rationellen  Vorgang  zu  stellen  sind,  entwickelt  der  Verf, 
in  jener  lichtvollen  Weise,  welche  überall  den  pflichteifiigen»  er- 
fahrenen Lehrer  verräth. 

Schliesslich  sei  noch  bemerkt^  dass  sich  dieses  Heftchen  in 
recht  guter  Weise  an  die  Instruction  zum  Normallehrplan  für  ßeal- 
schulen  aDschliesst  nud  dieselbe  gleichsam  in  einigen  Punkten  recht 
gelungen  weiter  ausfahrt, 

Chemie  für  die  vierte  Classe  der  Gymnasien  and  Realgymnasien 

TOö  Dr  F.  Hejil  arund  N.  Hofmatiiu  Nach  methodischen  Gm  nd- 
«itten  bearbeitet.  Mit  30  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten. 
Pr*g  imh  Verlag  von  F.  Te«jp»ky.  Preis  36  kr. 

Die  Verfasser  geben  in  diesem  kleinem  Heftehen  (67  Seiten) 
die  Element«  der  anorganischen  und  organischen  Chemie  in  einer 
meist  rationellen  Behandlung,  An  47  leicht  darzustellenden  instrnc- 
tfren  Experimenten  findet  der  Lehrstoff  der  anorganischen  und  an 
SO  ESTperimenten  der  Lehrstoff  der  organischen  Chemie  genetisch 
ieine  Entwickelung.  Der  Ünterrichtsgang  bildet  nach  Form  und 
Inhalt  oin  znaammenhängendes  Ganze  und  beknndet  dabei  im  all* 
gemeinen  einen  stetigen  Fortschritt  vom  Einfachen,  leichter  Fass- 
lichen lum  Zusammengesetzten,  schwerer  Verständlichen.  Die  theo- 
Tfttsrhon  Entwickeluneen  halten  meistens  Schritt  mit  der  gewon- 
EeDen  chemischen  Anschauung  nnd  ergeben  sich  mehr  oder  weni- 
gvr  leicht  aus  den  vorausgegangenen  Beobachtungen.  Durch  eine 
Beih»  von  Fragen,  die  sich  unmittelbar  an  den  durchgenommenen 
Lehrstoff  anschliessen,  soll  die  Selbstthätigkeit  dai  Schaler  in  zweck- 
inispreehender  Weise  gefordert  werden. 

Mit  Encksicht  auf  das  beschränkt«  Zeitansmass,  das  dem  Un* 
terrichte  in  der  Chemie  in  den  nnteren  Classen  der  Gymnafiien  zu* 
gewiesen  ist,  hätte  der  Lehrstoff  noch  eine  merkliche  Eestriction 
vertrageUt  namentlich  in  jenen  Partien,  welche  wenig  oder  nichts 
4«tu  beitragen,  den  Schnlern  klare  Vorstellnngen  von  den  wich- 
Itgsten  chemischen  Vorgingen,  den  sie  bewirkenden  Kr&flen  und 
dsn  in  den  chemischen  Vorg&ngen  herrschenden  Gosatzen  zu  ver* 
mittein.  In  dieser  Hinsicht  sei  nur  beispielsweise  anf  %,  32  .Einige 
btnAre  Verbindungen  und  Hydroxyde  der  MetAlle'',  |.  35  ^.Einige 
Mu**  verwiesf^n,    Schliesslich  sei  noeh  erwihnt^  dass  die  Bebaiid* 


7t    Jl  Wiemer,  Elemente  der  Anatomie  etc^  ang.  Ton  A.  BwrfenUin. 

luag  der  anorganischen  Chemie  besser  gelungen  ist  als  die  der  or- 
ganischen Chemie. 

Wien.  Dr.  Franz  Wallentin. 


Elemente  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen.  Von  Dr. 
Jol.  Wiesner^  o.  ö.  Prof.  der  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflan- 
zen an  der  k.  k.  Wiener  UniTersitat.  usw.  Wien,  1881.  Alfred 
Holder.  8».  276  SS..  Pr.  8  fl.  60  kr. 

Das  vorliegende  Lehrbuch  soll  den  Leser  in  die  wissen« 
schaftliche  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen  einfahren. 
Es  bildet  den  ersten  Band  eines  Werkes,  dessen  zweiter  Band  die 
Organographie,.  Systematik  und  Biologie  der  Pflanzen  umfassen  wird. 
Der  erste  Theil  des  Buches,  welcher  der  Anatomie  gewidmet  ist-» 
zerfällt  in  drei  Abschnitte,  n&mlich  a)  Anatomie  der  Zelle,  b)  Ana- 
tomie der  Gewebe,  c)  Anatomie  der  Yegetationsorgane.  Der  zweite 
Theil  enthält  die  Physiologie.  —  Obwohl  gegenwärtig  an  Lehr- 
büchern der  Botanik  gerade  kein  Mangel  herrscht,  so  existiert  doch 
eigentlich  keines,  welches  nach  Umfang  und  Inhalt  obigem  Zwecke 
entsprechen  würde.  Die  hervorragende  wissenschaftliche  Autorität 
des  Verfassers,  verbunden  mit  dessen  fast  zwanzigjähriger  Wirk- 
samkeit als  Docent  der  anatomisch-physiologischen  Botanik  lassen 
wohl  schon  im  Voraus  eine  gelungene  Lösung  der  schwierigen  Auf- 
gabOy  ein  gutes  Lehrbuch  zu  verfassen,  erwarten.  In  der  That  muss 
die  Auswahl  und  Bearbeitung  des  Stoffes  als  eine  sehr  glückliche 
bezeichnet  werden.  Es  ist  ein  häufiger  Fehler  anderer  grösserer  Lehr« 
bücher,  dass  jene  Fragen,  mit  deren  Untersuchung  der  Verf.  sich 
epeciell  eingehender  beschäftigt  hat,  auf  Kosten  anderer,  vielleicht 
wichtigerer  Capitel  zu  ausführlich  behandelt  werden,  und  dass  in 
solchen  Punkten,  welche  unter  den  Fachmännern  noch  einen  Gegen* 
stand  der  Controverse  bilden,  nur  des  Autors  eigene  Ansicht  anf- 
genommen  wird.  Wiesner  hat  jedoch  aus  dem  umfangreichen  Ge- 
biete der  anatomisch-physiologischen  Botanik  nur  dasjenige  au%e* 
nommen,  was  von  fundamentaler  Bedeutung  ist.  In  jenen  Punkten, 
tber  welche  einzelne  abweichende  Ansichten  existieren,  hat  er  sich 
jener  angeschlossen,  welche  unter  der  Majorität  der  Forscher  die 
herrschende  ist.  Zur  Wahrung  seiner  Ueberzeugung  jedoch  hat  der 
Verf.  eine  grössere  Anzahl  von  ^Noten*^  als  ein  selbständiges  (letztes) 
Capitel  dem  Buche  beigegeben.  Diese  Noten,  von  denen  viele  für  den 
Fachmann  ein  besonderes  Interesse  haben  werden,  enthalten  gleich- 
seitig die  nothwendigen  literarischen  Nachweise  zum  Texte,  und 
bilden  eine  reichhaltige,  werthvolle  Zusammenstellung  der  wichti* 
geren  einschlägigen  Literatur.  Es  ist  femer  dem  Verfasser  gelungen, 
den  Stoff  in  einer  übersichtlichen  leicht  fasslichen  Weise  zu  bear- 
beiten.  Als  ein  besonderer  Vorzug  muss  hervorgehoben  werden,  dass 
mehrere  wichtige  und  in  den  Lehrbüchern  oft  ziemlich  unklar  dar- 
^gestellte  Begriffe  der  Anatomie  (Mitteliamelle,  Intercellularsub* 
stanz,  Tracheide,  Stranggewebe  usw.)  in  einer  sehr  klaren,  für  den 


und  Orda,  d*  Thkrreichs«  ang.  ?.  0.  Sckmidt    78 

üg^f  leiclit  fttfisbareo  Weise  präcUtert  sind*  —  Aas  der  Phy* 
ologte  dUiften  hitir  einige  Worte  über  den  Begriff  AssimOation  am 
Platze  ^t)tn.  Diu  alten  Physiologeu  verstaDdeu  darunter  die  Umwand* 
lang  ddr  NahniDgäätolTo  in  die  chemischen  Individuen  des  Orgauis- 
&in^  iih^l  in  deoji^elben  Sinne  wird  das  Wort  noch  beute  von  den 
Ti  >lageu  genommen.  JuL  Sachs  beschränkte  jedoch  den  Be- 

giiij  aui  «iit»  Lmwandlung  der  Kohlensäure  und  des  Wassers  in  or- 
lanitiche  Subätauz;  diese  Deßuition  wurde  von  allen  Botanikern 
ucaitimi  und  fand  in  den  Li^hrbücberxi  Eingang.  Wiesner  vertritt 
rmu,  und  zwar  wie  wir  glaobon  mit  vollem  Bechte,  die  ältere  Auffassung. 
Ftlr  den  Sächsischen  Begriff  Asaimilation  fuhrt  er  die  Bezeichnung 
Kohlensäure-Assimilation  ein.  Es  Bei  hier  noch  bemerkt,  dass  ein 
ijuierer  hervorragender  Forscher  Prof.  Pfeffer  in  seiner  gleichzeitig 
Bit  dem  Wieäner'schen  Buche  erschienenen  Pfianzenphjsiologie  die 
AtfstniiUtiivn  in  gleicher  Weise  deüniert.  —  Dem  Texte  sind  101 
Abbildungen  in  Holzä>chnitt  beigegeben,  welche  zu  den  besten  ge- 
kj^ren,  die  wir  je  in  einem  Lehrbuche  gesehen  haben.  Die  Ausstattung 
vtm  Seit«  d^  Verlegers  lässt  nichts  zu  wönscheu  übrig.  Ans  alie*- 
dem  g«bt  hervor,  dass  das  Wiesner*sche  Buch  namentlich 
den  KitteUchunehrern  sowie  den  Stadierenden  an 
H^^cbttchnlen  auf  das  wärmste  empfohlen  werden  muss. 
HtfiffeoUich  wird  der  zweite  Band  recht  bald  erscheinen. 


Wien, 


Di'.  A.  Burgerstein* 


Er» HO,  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs.  Fortge»et&t 
f  OH  (X  K  Ro  ff  mann.  VI.  L^^nd,  IIL  Abthetlung,  I^titien.  22., 
'iS.  md  24.  Li^feruDg^  Lnipzig  und  Heidelberg.  IbHt,  Winter. 

Es  ist  an  der  Zeit,  wieder  einmal  des  Fortganges  des  groj^sen 
rDUmelmens  zu  gedenken,  welches  seit  Bronn  *g  Tode  eine  Au- 
nU  bedeutender  Zoologen  beschäftigt  und  eine  ganze  zoologische 
Bniliollieli  zu  ersetzen  bestimmt  ist,  Am  ileissigsten  ist  in  den 
btetfn  Jahren  der  Bearbeiter  der  Amphibien  und  Reptilien.  Prof. 
Beffoiaiin  in  Leiden  gewesen,  der  zugleich  die  grösste  PQlle  von 
OngiBAlbeöbachtnngen  in  Wort  und  Bild  vorlegt.  Auch  Bü  tächli*8 
Frolonetii»  als  zweite  Aulliige  des  betreffenden  Abschnittes  von 
Brenn,  schreiten  vorwÄrts.  Dagegen  sind  die  übrigen  Abtheüungen 
h  elu  m^hr  oder  minder  grhieppendee  Tempo,  einige  sogar  in  vOl- 
i|»n  Stitbtand  goratben.  Sei enka  und  Hub  rech  t  scheinen^  der 
eine  die  V6gel,  der  andere  die  Fische  ganz  aufgt^geben  zu  haben. 
^fretAcker»  nachdem  er  den  ersten  Theil  der  Crustaceen  zu  Aller 
Btfriedtgung  vollendet,  geht  mit  der  Fortsetzung  leider  recht  lang- 
n«  vor,  und  durch  Giebels  Tod  sind  die  Säugethiere  ganz  ver- 
nkk  MAehle  m  ih^  VArlafsbadüiandliing  gelingen  recht  bald  Er- 
mu  in  finden ! 

Straf^ebttrif.  Oscar  Schmidt. 


Vierte  Abtheiluiig. 

Miseellen. 


LiterarischeMiscellen. 

Ciceros  erste  UDd  zweite  philippische  Bede.  Ffir  den  Schnlgebniieh 
herausgegeben  von  Hermann  Adolf  Koch.   Zweite  Anflws  neu  be- 
arbeitet von  Alfred  Eberhard.   Leipzig,  Drack  und  Verlag  TOn 
B.  G.  Teubner,  1879.  108  SS.;  Preis  90Tfennige. 
Die  Einleitung  enthält  in  gedrängter  Kürze  (S.  5—12)  das  nmi 
Verständnis  der  beiden  Reden  Nothwendigc. 

Text  und  Commentar  umfassen  SS.  13—104.  I,  %  6  fehlt 
eine  Note  zu  a  cervicibtis.  Bekanntlich  steht  von  diesem  Worte,  wenn  es 
in  übertragener  Bedeutung  gebraucht  wird,  regelmässig  der  PluraL  — 
cap.  9,  21  wird  der  ganze  Satz  quis  est  enim  hodie  cuius  intersü  %st€m 
legem  manere  als  eingeschoben  betrachtet.  Halm  begnügt  sich  damit 
bloss  zu  manere  ein  Kreuz  beizusetzen.  —  II,  14,  86  ist  zu 
subtimes  bemerkt:  nscheinti  nur  hier  vorzukommen.*  Georges 
führt  aber  auch  in  der  7.  Auflage  seines  lateiHisch-deutschen  Hand- 
wörterbuches 8.  V.  nur  diese  Stelle  an.  Es  wird  also  das  einmalige  Vor- 
kommen des  Wortes  mehr  als  blosser  Schein  sein.  —  cap.  26,  65  ist  bei 
cuius  virtute  terribüior  erat  popuius  Romanus  exteris  gentiims,  nuHHa 
earior  vergessen  worden,  die  beiden  Gomparative  in  angemessener  Weise 
zu  erklären.  —  <»kp.  27,  66  ist  in  dem  Taciteisohen  Gitate  zu  abumdamUB 
das  sinnstörende  Versehen  j^rojTfior  in  proptor  zu  corrigieren.  —  cap.  30,  75 
ergänzt  sich  Eberhard  zu  noUem aus  dem  Vorausgebenden  adfiMset.  Der 
Gonstruction  von  noUe  entspräche  es  mehr,  cum aäfuisse tn ergknwn.  -^ 
ibid.  begegnet  S.  79  im  Texte  Z.  6  v.  o.  der  Verstoss  inquisiimis  für 
miquissimis.  Andere  Fehler  habe  ich  vielleicht  übersehen'). 

Der  kritische  An  bang  reicht  von  S.  105-108.  Derselbe  ist  somit 
bedeutend  umfassender  als  oei  Halm.  Dagegen  enthält  diese  Ausgabe  sn 
keiner  Stelle   einen   Excurs.     Ein   Kreuz   im  Texte  habe  ich  nirgends 

gefunden,  dagegen  ziemlich  viele  Klammem,  wodurch  wiederholt  guiss 
ätze  als  unecht  ausgeschieden  werden.   Halm  verfahrt  mit  dem  Texte 
jedenfalls  vorsiahtiger. 

')  Bei  der  Gorrectur  trage  ich  folgende  Bemerkungen  nach :  S.  46^ 
Z.  14  steht  im  Texte  taels  statt  toles;  8.  65  schreibe  i.  d.N.  1.  Z.  8  ▼. 
u.  deutlicher  ,|VgL  §.  73  med.*"  —  S.  76  ist  i.  d.  N.  r.  Z.  12  ▼.  iL 
äusserst  vor  selten  zu  streichen,  um  die  Hyperbel  zu  beseitigen; 
cap.  42,  107  (S.  97)  wurde  unnöthig  das  überlieferte  fuerunt  mit  Er- 
nesti  in  fuerant  geändert. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


MisoellMi. 


T6 


Poeiie  und  Prosa  od«  37ö  Gedichte  als  AufaaUöbongen  füi  Volks- 
tehnleti    ^r    ~-^PTtn  uoii  mittleren  ClaMeo  der  Gjrmn&sien,  der  Real*, 
BüTK^r  ,   Fortbildungs-   und   höheren   Töchterschulen  *  für 

Pri])ftrj.i.^..^. ..    ..iid   Seminarien   bearbeitet   van    Ensebiue   Stephan, 

Lehrer   ao    der    fürstlichen    Lateioftchule   in   Wailersteiü.    Breslau, 
Oowücb,  188U.  gr.  81  XIV  and  511  SS.  4  Mark. 
Pef  Verf.  f  orlieg'enden  Hilfsbuches  Hess  sieh  bei  Herausgabe  des» 
Itlbeii  von  der  Ueberieogang  leiten,  da»»  die  Schöler  der  Vdksschale, 
i0Wl«  ^er  tint^ren  und  mittleren  Classen  einer  Hittelschule  in  ihren  Aaf- 
Alscii   TiQT  reprod^ctiv  sein  kennen,   und  dass  Gedichte    neben   ihrem 
froiteT    "     "     -   auf  die  Ausbildung  s]krachlicher  Darätellaiig  ergiebige 
«od  t;  .ndifraben  von  Anfsatx&toffen  sind.  Er  hat  durch  die  Ver- 

uiT      '  ^'       'S  den  Lehrern  des  Deutseben,  die  seinen  Weg 

*  ieni  die  Müh©  ersparen  wollen,  ohne  die  sie  nie 

«liKu  cii.^v.x  Uli  L.iirj,^  aufweisen  werden^  die  Mühe,  den  Aufsatz  selbst 
tascuafbeiten. 

Die  Auswahl  der  Gedichte  ist  eine  fast  durchwegs  glückliche.  Auch 
die  protalsehen  Bearbeitungen  derselben,  die  entweder  auf  Stephen  selbst 
aof  Bone,  Grimm,  ^be),  Kellner.  Meissner,  Schmid  u.  ti.  zarnck- 
ist  im  Grossen  und  Ganzen  eine  entsprechende»  nur  macht  eich  in 
_  aielTien  Pn^saerelhlnn^en  Stephans  eine  oft  recht  unangenehme  Breite 
mä  H  tar  (B.  Ä.  B,  S.  135,  471,  475j  und  liast  auch 

fuWtiil  i\^  in  sjntactischer   und  stilistischer   Uinsicht 

ttmehc^  t\i  wuhactj^n  nbng.   Im  Allgemeinen  erscheint   ier  in  den  Ge- 
^if^^»*  niedergelegte  Stoff  bald  in  erweiterter,  bald  in  verkürzter  Gestalt 
(egvben,   bald  in    p-    »Tf -— .   bald   als  Gesprach    behandelt    Geo- 
lebe«  weit-  oder  nu  htlicho  Bemerkungen  dienten,  wofero 

Ifw  Sa^rhe  gehörten  odt.  ......  Unseres  Verständnis  vermitteln  sollten, 

Efüleitiing, 


Metrik  und  Poetik.  Zum  Gebrauch  für  Lehrer  und  Schüler  an  h5hi>reii 
Uftteiriühtaanstaltett  und  zum  Selbstndium  bearbeitet  von  C.  Werner. 
Lekiaig  1880,  Augrust  Nenmanns  Vorlag,  gr.  8«.  XVI  und  272  88. 
WMerholtes    Vorkommen    unrichtiger   Angaben    und    ungenauer 
dtionait.  schülerhifte  Darstellung  und  eine  nicht  immer  befriedigende 
hl  roa  Musterstücken  (s.  S.  17  ff.)    lasseit  die  Arbeit  Werners  aU 
wtuig  empfehlen  dp  erscheinen. 
Um  Boeb  s«rfllllt,  wie  schon  der  Titel  andeutet,  in  swci  Theile; 
l_d  behandeln  die  Metrik,  S.  10-272  die  Poetik.  Wie  oberftächlich 
r  dtf  V«rf.  bei  Anfertigung  seines  Buches^  and  der  Metrik  insb^tsondere, 
:iog,  Ithrt  schon  eine  flüchtige  Durchsicht  desselben.  So  sagt  Werner 
t   «Prosa  drückt  das  aus,  was  man  gedacht;  Poesie,  was  man 
ipfonden  —  das  durch   Einbildungskraft   Brteugte»;  —  S,  2:   „die 
|«1ni4isige  Wiederkehr  langer  und   kurzer  Silben  in  einem 
'  hl  iieiast  Metrum"   (soll  heissen  Rhythmus);  —  S   3:   „In  swei- 
^  ^IB  fOtUDmengesetsten  Hauptwörtern  ist  dasBeatimmungiwort 
i»i*  (i^U  beliscn  hocbbetont),  ,da8  Grund  wort  kurz**  fsoU  heissen 

Mm  Montk  a.  B.  Stuhlbein,  Haasfhm  (!);  derselbe  Irrthum  begegntt 

Bt  Zeilt  tiefer,  wenn  hier  behauptet  wird,  dass  bei  dem  Zusammen^ 

Mnailbigcn    Haupt-  und   eines   einsilbigen   Zeitwortes   das 

i  meist  «lang"»  das  Zeitwort  „kurz**  werde,  also  zu  lesen  sei: 

I  ffiliiit«   Hans  Hüft   —  S.  6  wird   der  Pentameter  noch   für  einen 

Piorliüuitor  gnhalteti   und   ab   «unrein er*"  Reim  Meer:  mehr  auf- 

ll.    Dasii  F4  iianr  rnitt<  Ihochdeuta^he  Dichter  nicht   leicht  mer  und 

nsnUm,  Uss  aber  im  N'  lachen  ein   solcher 

ab  ungri  ren  sei.  ht  ab-  -r  und  mehr  ent- 

haltt*  Jt  aia  hsugv«  •,  das  nur  orthographisch  m  d^m  einen  Falle  aU  ee« 


76  Misoellen. 

in  dem  anderen  als  eh  wiedergegeben  wird;  nicht  was  das  Auge  sieht| 
sondern  was  das  Ohr  liört^  kommt  hier  in  Betracht  —  S.  9  wird  nnier 
den  Beispielen  zur  Alliteration  auch  das  banale  ^  Wir  Wiener  Weiber  usw.'  (I) 
angeführt  Der  Abschnitt  wird  mit  folgenden  drei  DefinitioneH  ge« 
Bchiossen:  «Vers  nennt  man  die  Zeilen,  welche  sich  mit  einander 
reimen  (!).  DieStrophe  besteht  aus  zwei  oder  mehreren  Versen.  Das 
Ganze  (Qedicbt)  ans  einer  oder  mehreren  Strophen.*^ 

Nur  wenig  besser  ist  der  zweite  Theil  oes  Wemer*sclien  Bnches. 
Auf  S.  11  findet  sich  eine  „Uebersichtstabelle*',  bei  der  es  sofort  anffallen 
mnss,  dass  die  Eintheilnng  Inhalt  und  Form  oft  gänzHch  unberücksichtigt 
lässt  und  die  Dichtuns^sarten  bunt  durcheinander  würfelt  Die  Tabelle  fasst 
die  einzelnen  poetischen  Werke  in  fünf  Gruppen  zusammen :  I.  Lyriacbe 
Poesie,  II.  Didaktische  Poesie,  III  Epische  Po^'sie,  IV.  Dramatische  Poesie, 
V.  Gemischte  Poesie  (!).  Zu  letzteren  rechnet  Werner  das  beschreibende 
Gedicht,  den  Monolog,  Dialog,  Prolog  und  Epilog  (t),  die  Parodie  und 
Travestie,  die  Vision,  das  Akrostichon,  die  Endreime  (I;,  (unter  denen  der 
Vert  jene  Gedichte  versteht,  deren  Beime  dem  Dichter  von  vornherein 
gegeben  waren ,  also  jene  Dichtungen ,  die  oft  nicht  einen  Schatten  von 
Poesie  anzuweisen  haben  nnd  deren  Beimgeklingel  den  Leser  nnr 
ernüchtert),  endlich  das  Bäthsel  mit  seinen  Spielarten.  —  Ungenanigkeiten 
in  der  Darstellung  sind  ferner  zu  rügen  S.  46.  48.  49.  178.  183,  wo 
ganz  unvollkommene  Definitionen  der  Terzine,  des  Bitornells,  der  Kaosone, 
der  Ballade  nnd  Romanze  gegeben  werden.  Auch  die  „Literaturangaben* 
zeugen  von  der  grossen  Schlenderhaftigkeit  des  Herrn  Verf.^s;  8«  bes. 
178  und  183. 

Endlich  kann  es  Bef.  nicht  unerwähnt  lassen,  dass  auch  die 
stilistische  Seite  des  Buches  manchen  Tadel  verdient  So  heisst  es  S.  5 
vom  Alexandriner:  „Der  sechsfüssige,  in  zwei  Hälften  getheilte  jambische 
Vers  heisst  Alexandriner;  wird  aber  wegen  seiner  Eintönigkeit  jetst 
selten  geuraucht**  S.  53  vom  Bondeau:  „Auch  Blngel^edicht  oder 
Bundgesang;  Ton  und  Inhalt  ist  leicht  und  witzig;  die  Form 
derart,  dass  in  jeder  der  zwei  bis  vier  Strophen,  aus  denen  du 
Gedicht  besteht,  die  erste  Zeile  nach  der  dritten,  und  die  erste 
nnd  zweite  Zeile  am  Schlass  der  Strophe,  welche  meist  ans  acht 
Zeilen  besteht,  sich  wiederholen.*'  S.  29:  eigentliche  Dithyramben 
besitzen  wir  daher  in  unserer  Literatur  nur  sehr  wenige;  sie  be- 
singen meist  den  Wein,  werden  jedoch  auch  bisweilen  auf  andere 
Stoffe  (!)  angewandt.** 

Wien.  Dr.  Karl  Stejskal. 

Englische  Schulbücher. 
Die  Zahl  der  Grammatiken,  üebungsbücher  und  Commentare, 
welche  dem  zunehmenden  Studium  des  Englischen  besonders  auf  deutschen 
Mittelschulen  zu  dienen  suchen,  ist  in  den  letzten  Jahren  so  rasch  jre* 
stiegen,  dass  sie  Bedenken  erregen  muss,  zumal  da  jede  dieser  Pabli- 
cationen  einer  andern  Methode  folgt  Doch  muss  man  gestehen,  dass 
auch  fast  jede  in  ihrer  Art  verdienstlich  ist  und  obwohl  selten  direct  der 
Wissenschaft,  wenigstens  immer  dem  Wissen  des  Verf.*s  genützt  hat  Den 
ersten  Platz  unter  den  englischen  Schulbüchern,  welche  mir  eben  inr 
Besprechung  vorliegen,  verdient  die 

Englische  Scbulgrammatik  in  kürzerer  Fassung  von  Dr.  Emannel 
Schmidt  Berlin,  Haude  und  Spener,  1876.  ^7  SS.  1  M.  80  Pf . 
In  der  englischen  Sprachlehre  trug  man  ähnlich  wie  in  der  dentachen 
lange  Bedenken,  die  Besultate  der  sprachhistorischen  Wissenschaft  für 
die  Schule  zu  verwerthen ;  was  man  anstrebte ,  war  Boutine.  Dasselbe  thnt 
£.  Schmidt,  bahnt  aber  zugleich  ein  tieferes  Verständnis  der  engliiohea 
Flexion  und  Sjntax  auf  geschichtlichem  nnd  grammatischem  Wege  an. 


77 

0it  Bftcb  tfl  gvwlw  fin«  vortreffliche  Leistatiff,  Die  R^^eln  »iod  präcis 
md  sieber  ipefftsit.  mit  tTäktiächen  Beispielen  belebt  and  kUr  geordnet;  die 
HfHitiK  T'  Redetbeile  h%  heigeftigt,  m  dasB  der  Lehrer  bftld 

dlfudtnkcr  heil  der  Repetition  euglkch  XU  h&tten,  Eioe  Ft ile« 

fiyrt  0»lKnrftilk  Teiii^r  Auäiiabm^T]»  lexilr&H^^cher  and  synonjniiaelier  Be- 
•bacbtmi^en  bieUn  die  Aniucrkun^en ,  and  doch  haben  sie  in  der  Tor> 
tltfeiidco  Aoegtbe  ifoffendber  der  «GramiD«tik  tür  obere  Cl&Been  höherer 
LibraniUlUD"  eine  bedeutende  Verkürsung  erfahren.  Auch  eatbebrt 
4kmm  AttWBig  der  Capttel  Über  Autsiiniche  und  Wortbildung,  weil  er 
Äi  «EltliieDtargramniatik'^  desselben  Verf. 's  Yorau^setzt.  Die  Regeln  aber 
dbd  tiTt*-*--«^-'t  |?eblieben.  Ein  blo9»ei  Versehen  ist  es,  wenn  §.  84  der 
S*  Pnii  M  handln  n^   der  Namen   der  Wissen  sc  haften   aaf  -ic»  als 

SuifuUi  -.-.,.iund,  ausfiel;  d«nn  der  3.  Punct  fäigt  unniittelbai  dem 
tnum.  Üiner  Berichtigung  bedarf  §.  42,  wo  no  =  ne  aje  geieUt  wird: 
g«aa«  MiBoinnien  ist  uo  bekanntlich  =  a^^.  ne  ä>  während  ^ve  Ton  dem 
u.  iOr  »«rvtammt.  —  £ine  Beigabe  zur  Grammatik  bilden  die 

ütbangslieispiele  zur  Einübung  der  englischen  Svntai  Ton  Dr. 

Kt«.-— •  ^.-hniidt,  Berlin  1878.  244  So.  1  M.  60  W. 

1  i<5le  Htnd  tiac'h  den  Parairraphen  der   k&rzeren  ßowol  ata 

4ir  Vti.  T-  •   '     »^ik  geordnet    -v^-  wählt  xnm  ücl^ersetjen  und 

ÜglKlci  h.  Die  Ali  M  enthalten  uino  werth?olle 

^Ma^i«..  iii'lt^cher  ::.... .  eii^ntiört  dazu,   «jehr  aorg- 

9Mg  g«&rt'  t  mir  in  den  ersten  12  Paragraphen  keine 

liiiDfnfW?^T^  ri  üebungsbeispieleu  aufgefallen.  Dank  der 

rt'  iiaftigkeit  der  Verlage bnchbandlting  mag  sich  aber 

}t>i  i  als  Lehrer  legitimieren  kann,   die  Möhe  ereparenj 

tim  «ci  Wullvuj  uud  seibat  Lehrer  bezahlen  ihr  Privilegium  mit  3  M» 

llltareiische  und  praktische  englische  Conversattoos-Grammatik 

fiO«    Fr.iii^nrk    firvi»n    Knrinfin.    Wiou    1878.   2^   S8. 

1  len    Privat-Spraeh-Inetitutesi   in 

WlMi,  ^  riehen  lehren    Mit  Lese-,  üeber- 

UtiinHi    ttnd  i^nir^rHtkiiuueiibuugeu  füllt  er  den   weitauH  grösseren  Theil 
im  BodlM;   da«   Wichtigste   der  Grammatik   ist  daiwischen    vertht^ilt. 
4ie  Auaaura^he  orientiert  er  nicht  diiroh  Regeln,  nur  durch  BA* 
Dm  Bqcd  Ir&gt  kein  gelehrtes  Air,  scheint  aber  zor  ConTera^tion 
ftiitarcsgen,  aJao  seinen  Zweok  in  erfüllen. 


lischt  Orammattk  und  üebungsbuch  für  höhere  Schulen  fon 

'Dt.  H   Rlanm.  Stns?^ht)fi:r  1878.  18«  SS. 

Der   *^  möglichst    rasch  lesen   lehren.   Die   Be* 

mkAmmmm,'.  i^tmit  Ausnahme  beiläufiger  Auspielongen 

a&f  4m  rim2iiQ»i»ch«  und  Lateinische  nicht  auf  den  Inhalt»  eonJern  nur 
a«f  dm  UiBftaTid  tn  beziehen,  dasa  in  den  niederen  CU&sen  der  Mittel- 
idMit  däm  V  mei»«t  noch  nicht  betrieben  wird.  Der  grammatische 

tMl  «1^1  d   einen    praktischen   Zog;    Wörterverzeichnis  und 

Mmnlmieti  sind  ucigeg^ben,  Aus  dem  letzteren  will  ich  die  LeaestDcko 
HWlfUkninndShakeepcare  hervorheben:  über  den  Dichter  des  Paradia« 
iMt  «tfthffi  der  8chQier  nur^  does  er  16Ü8  74  lebte,  dasä  er  haupt- 
^tflllfr^    nur  in    der   Periude    vom    Herbst-^  zum    Frfihling^f^uinoctitim 


Ifi  all#  B«de[i>  i 
im  forif«  Jahii 


kOül] 

Ah<*r  wol    znwril^n  40  Verse  auf  einmal,  nm  aie 
halbe  i^ahl  zu  reducieren,  dass  er  blind  war  Qiid 
::inifcnehiue     Frau    besaas.     Bei    Shakt^^Dearf    ist 
Dr.    Johnson  habe  in  England  i  *t« 

lie  Antmerksamkeit  auf  seine  unv-  en 

obwol  längst  widerlegt,  wiederholt.  Auch  getrdutQ 


78  BfiBcellen. 

ich  mich  nicht,  Shakespeares  üebersiedlung  von  Stratford  nach  London 
bestimmt  in  das  Jahr  1587  zu  verlegen ;  sein  neuester  deutscher  Bio^prapli 
Elze  entscheidet  sich  vielmehr  für  1586.  Wissenschaftliche  Genanigksit 
ist  auch  dem  Anfänger  gegenüber  Pflicht 

Die  Lesebücher  lassen  sich  in  drei  Classen  sondern:  theils  sind 
es  Chrestomathien  aus  allem  möglichen,  theils  Litteraturübersiohten,  theils 
Ausgaben  bedeutender  Schriftsteller.  Zur  ersten  Kategorie  gehört 

Englisches  Lesebuch  für  Töchterschulen  von  Dr.  Otto  Ritter. 
2.  Aufl.  Berlin  1877.  235  SS. 
Die  erste  Abtheilung  enth&lt  Anekdoten,  die  zweite  En&hlnngen, 
4ie  dritte  Charakteristiken  aus  der  englischen  Staats-  und  Littenreur* 
gescbichte,  die  vierte  kurze  Proben  aus  ne.  Dichtem  von  Shakespeare  an. 
Eigenthum  des  Verf.'s  scheint  lediglich  die  Auswahl  zu  sein,  und  diese 
fiel  so  aus,  dass  sich  die  Stücke  durch  viele  moralische  und  wirthscliaftliohe 
Winke  sowie  durch  etwas  Sentimentalität  fdr  deutsche  Töchter  recht  gut 
empfehlen. 

Englische  Bibliothek.   Herausgegeben  von   Dr.  A.  Wiemann^  vier 

Bändchen:   Biographien   berühmter  Männer.   Gotha   1879. 

116  SS. 

Der  Verf.  setzte  sich  die  Auffi;abe,  angehenden  englischen  Stilisten 

eine  I^ectüre  vorzulegen,  „die  sich  ourch  Einfachheit  oder  vielmehr  Indi* 

vidualitätslosigkeit  ihrer  Sprache  auszeichnet.*  Das  ist  ihm  auch  redlich 

gelungen.  Aus  der  Penny  Cyclopaedia  entnahm  er  die  kurzen  Biographien 

von  Miltiades,  Themistokles,  Hannibal,  T.  und  C.  Gracchus,  Attua,  I^arl 

dem  Grossen,  Columbus,  Wallenstein.  Eine  Zusammenstellung  der  wich- 

-tigsten   Redensarten  folgt  nach,   Websters  Bezeichnung  der  Aussprache 

geht  voran:   einen  weiteren  Commentar  hätte  dieser  Cornelius  Nepos 

für  Anglisten  auch  nicht  ertragen. 

Select  Specimens  of  English  Literature  chronologically  amnged 
by  Dl.  Rudolph  Degenhardt.  Bremen  1879.  666  SS. 

Die  reichhaltige  Sammlung  zeichnet  sich  durch  besondere  Rttckdcht 
Auf  die  schottische  Dichtung,  Shakespeare  und  die  Prosa  des  IS.  und 
.19.  Jahrhunderts  aus.  Dass  Chauccrs  Canterbury  Tales  den  Anfang  machen, 
istwol  zu  rechtfertigen;  aber  ein  besserer  Text  wäre  zu  wünschen  gewesen, 
wenigstens  die  älteste  Handschrift  Harley  7334,  welche  Morris  edierte. 
Von  jedem  darin  vertretenen  Autor  ist  das  Geburts-  und  Todesiahr ,  eowie 
die  meisten  seiner  Hauptwerke  angeführt,  vielleicht  in  etwas  allzu  knapper 
Weise. 

Wien.  A.  Brandl. 

Pütz  W.,  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  vergleichenden 
Erdbeschreibung  für  die  unteren  und  mittleren  Classen  höherer 
Lehranstalten.  Achtzehnte  verbesserte  Auflage,  bearbeitet  von  F.  Behr. 
Preiburg  L  B.  Herder,  1881.  8.  208  SS. 
Die  Anlage  dieses  vortrefflichen  Schulbuches,  welches  sich  in  der 
Auswahl  des  Stoffes  auf  das  Unentbehrlichste  beschränkt,  alles  für  die 
unteren  Classen  der  Mittelschulen   unnötbige   Detail  vermeidet  und    in 
einer  vergleichenden  Behandlungsweise  blos  das  wirklich  Bedeutungsvolle 
hervorhebt,  kann  als  bekannt  vorausgesetzt  werden.  Sie  ist  nach  dem  Tode 
des  Verf.'s  von  dem  Herausgeber  der  vorliegenden  Auflage  als  bewährt 
beibehalten  worden  und  es  erstrecken   sich  die  geringen  Abweichungen 
•der  achtzehnten  Ausgabe  blos  auf  eine  etwas  ausführlichere  Behandlung 
der  mathematischen  Geographie  und  auf  die  im  Detail  noth wendig  ge- 
wordenen zeitgemässen  Erneuerungen. 

Wien.  Dr.  F.  Grassauer. 


XUeeQtii. 


7» 


Programm  enschau. 
^1,  KuDz  hdoard^    Prof.  Dr*,   Kurzer  Üeberblick  der  philo- 
sophiscben  Aasichien  über  das  Wesen  der  Seele.  (Jahresb^ricbt 
de»  k.  k.  UbergjninaMiutaü  zu  Saliburg,  1680). 
Diese  AbhaiidlaDg  verfolgt  den  Zweck,  die  das  GTinnastam  ver- 
iMMod«  studierende  Jaj<etid,  für  die  sie  znmeibt  bestimmt*  ist,  von  einem 
ttöbedaclitgamen  Urtht^U  iu  der  Seelen  frage  abzubalten.    Oüwol   die  ge 
IM  i  t  Beleuchtung  solcher  Fragen  und  überhaupt  das  eingebende 

&'-'  r  Geschiebte  der  Philosophie  voo   so  manchem  TerläÄsUchen 

veuiger    für  den  Anfang  pnilosophischer  Studien,  wo  die  Ver- 
t  der  Ansichten  leicht  verwirri^nd  wirken  kann«  als  vietmebr 
ucu    ^ urläufigen  Abschlusfi,   wo   bereits   orientierende  Gesichtspuncte 
Auffatfiung  erleichtern,   geeignet   erkanut  w<irden  ist,  bo  muss  doch 
n  w.r-teu,  dasB  der  Verf.  dem  aufgestellten  Zwecke  des  (34  SS, 
iBlift^.  ufsatxes  durch  Zusannuenstellung  der  bedeutendsten  An* 

i^fcM  wird,  welche  in  der  griechischen  Philosoühie,  bei  Descarte« 

ü  i£»    dann   den   SeDSoaJisteo   und    fransösiscDen   Materialisteu, 

tri  Kant  und  den  Ton  ihm  ausgegangenen  Richtungen  des  Denkens 

t;  u   naturwissensobaftlichen   Materialismus  unserer  Tage  ihren 

i  nd  ihr**  Ausbildung  gefunden  haben.  Scbliesälich  werden  die 

if  '     '  ri  niicb  Volkmanns  Vorgang  in  die  vier  Grnppen 

li  c^piritUAlismus  und  Materialisinns  sussmmea- 

!  lesen  Qruudanffichfcen  ebenso  dii?    zu   ihr  hin- 
I  m  Moti?e  wie  auch  die  ihr  eigentbiimlichen 


ujiiiicf  i^;«  .- 


o^en. 


^2.  Nits che  Adolf,  Prof.  Dr.,  Ueber  Psyohophjsik  im  allge- 
meiueu  uod  einige  besondere  Leistuogea  derselben  (Jahres- 

beruht  dos  k    k.  Obcrgymn&siums  lu  Innsbruck,  187^)» 
Nac'h   einer  Einleitang  ^ber  die  principielle   Scheidung  und  den 
cm  bestehenden  innigen  Zusammennang  der  reinen  Psfchologte  und 
fcbophjsik  und  nach  eini^jeu  Andeutungen  über  die  Aufgatän,  die 
nitti-l  uod  die  Gliederung  der  letzteren   geht  der  Verf.  sofort  lu 
i  n   beschreibenden  Tb  eil    der    Psjchophysik  bezüglichen  Be- 

ci  I  fS.  ^-11)  über.    Diese  gelten  der  Frage,  oh  man  einfachen 

Q»yj4*<  i'  ^  unctinnen  beilegen  dGrfe ,  dann  den  verschiedenen 

Mtlirq«^^ '  \ft^.  der  Function  der  Gronshirnrtnde  und  jener  der 

Balbcir  riothea.   Hierauf  folgen  bis  zum  Schlüsse 

(&  II  ren  und  Ausführlicheren  Beiträge  zur  Ge- 

HÜebte  un^i  r.>rx[»iniung  «ni7.flner  Partien  der  erkliureiiden  Psjchophjsik, 
lateoüd^re  alter  ntit  dem  Weber'tchen  Geeetse  im  ZusAmroen hange 
^Itktmdm  Ftm^on,  ferner  der  Lehre  Yon  den  Contnsteoipfindun^en  und 
im  BMunllieone*  Kftraere  Notiien  betreffen  die  peripherischen  Endignogen 
tnd  die  sofrL^nannU*  >rjixifibrhc  Energie  der  Sinnesnerfen,  die  Gefühle, 
dl»  atflnli'  ,  die   verschiedenen  Ansdracksbewegungen 

1.  A   in«    N  mg  und  die  Bedeutung  des   yerarl^iteten 

■nlcfinla,  suodt^rti  aurh  die  vom  Verf.  «besonders  gegenüber  manchen 
tscttnf^fi  v^n  pHrf^bö^hysikern)  bethätigte  Selbständigkeit  und  Unbe- 
bUfrr  verleihen  dem  Aufa^atse  entschiedenen   wissen- 

|Cii4ft  gerechten    Anspruch  auf  Berücksichügong  tqü 

i^Kii.^Ki^r  Josef,  Prof,  Herbart  und  die  Psychologie  an 

i^ben  GytDCiaiäien.  (Jahresbericht  des  bischöaichen 

lami»  der  Di5cese  ßnien,  18^). 

i'l  ••   1    lifl  (»«jfchologiscben  Werke   ßerbarts  zu  einer  ßeihe   ron 

r  enctersn  DarfttUungen  der  Psjobologie  Anrfgung  gegeben  und. 


80  Miflcellen. 

was  viel  sagen  will,  ebenso  sehr  dem  Materialismus  entgegengewirkt, 
als  einer  besonnenen  Yerwertung  eesicberter  physiologischer  Erffebnisse 
die  Wege  geebnet  haben,  obwol  ihre  Solidität  und  Frachtbarkeit  auch  m  den 
Leistnn^n  der  heutigen  wiasensohaftlichen  Pädagogik  nnyerkennbar  zu 
Tage  tritt,  so  glaubt  der  Verf.  doch  die  Ansicht  vertreten  zu  müssen, 
dass  alle  in  Oesterreich  für  den  Gymnasialunterricht  zugelassenen  und 
Herbarts  Leistungen  mit  verwertenden  Lehrbücher  durch  ein  erst  noch 
abzufassendes  ersetzt  werden  sollen.  Obwol  weit  entfernt,  die  Möglichkeit 
von  wissenschaftlichen  und  didaktischen  Verbesserungen  bestreiten  zu 
wollen,  hielte  es  Ref.  doch  nicht  für  geraten,  bewährte  Grundlagen  eani 
aufzugeben,  so  lange  die  Notwendigkeit  oder  der  für  die  Wissenschaft 
zu  erzielende  Gewinn  nicht  erwiesen  ist  Und  dies  scheint  dem  Verf. 
trotz  vieler  beigebrachten  Citate  nicht  gelungen  zu  sein,  einmal  weil  er 
sehr  viele  wichtige  psychologische  Werke  Herbart*scher  und  verwandter 
Sichtung,  z.  B.  die  von  Volkmann,  Drobisch,  Waitz,  Nahlowsky,  ja  selbst 
die  von  Zimmermann  und  Drbal  nicht  mit  berücksichtigt  und  von  den 
auszuschliessenden  Lehrbüchern  nur  das  von  Lindner  bespricht;  zweitens, 
weil  er  Bedenken  gegen  manche  Seiten  der  Herbart^scnen  Metaphysik 
ohne  weiters  auf  die  österreichischen  Lehrbücher  der  Psychologie  Überträgt, 
obwol  diese  den  empirischen  Charakter  der  Psychologie  betonen  und 
metaphysische  Fragen  entweder  ^ar  nicht  oder  nur  so  berfihren,  dass 
der  Lehrer  dieselben  leicht  übergeben  kann;  drittens,  weil  es  nicht  angeht, 
die  aufgetauchten  auf  einzelne  Puncte  bezüglichen  Verbesserungsversuche 
(dergleichen  in  allen,  auch  den  älteren  Wissenschaften  immer  vorkommen) 
als  Argumente  gegen  das  ganze  Lehrgebäude  und  gegen  alle  Lehrbücher 
derjenigen  zu  deuten,  die  von  Herbart,  aber  auch  von  Anderen  gelernt 
una  sich  überdies  auch  selbständig  um  die  Erkenntnis  der  Wahrheit 
bemüht  haben.  Hie  und  da  thut  der  Verf.  Herbart  entschieden  unrecht, 
z.  B.  da,  wo  er  ihn  der  Vermengung  der  Wissenschaften  beschuldigt,  des- 
gleichen dort,  wo  er  seine  Lehre  als  zur  Charakterbildung  wenig  ge- 
eignet erklärt. 

Landskron.  Ignaz  Pokorny. 

4.  §nklje.  Zur  Geschichte  der  Septemberereignisse  des  Jahres 
1792  (1.  Theil).  Progr.  des  k.  k.  Obergymn.  zu  Wiener-Neustadt 
1880. 

Auch  die  zweite  Hälfte  dieses  Aufsatzes,  welche  das  Programm  des 
nächsten  Jahres  zu  bringen  verspricht,  ist  in  äeparatabdrücken  bereits 
ausgegeben.  Die  mit  vieler  Umsicht  abgefasste  Studie  liefert  das  (von 
SvbcVs  Darstellung  [I.  469]  abweichende)  Ergebnis,  dass  allerdings  einige 
Führer  der  Pariser  Demokratie  das  Project  der  Septembermorde  entwarfen, 
dass  aber  die  Verwirklichung  dieses  Planes  nur  durch  die  sträfliche 
Connivenz  der  Behörden  und  die  theils  moralische,  theils  materielle  Mit- 
wirkung der  Menge  gelingen  konnte. 

5.  Burg  hau  s  er ,  Dr.  J.,  Geschichte  des  Basler  Friedens  (1795). 
Progr.  der  vereinigten  Communal-Mittelschulen  zu  Komotau  1879. 

Der  Verf.  hat  sich  die  Aufgabe  gestellt,  eine  Geschichte  des  Basler 
Friedens  zu  schreiben  und  erörtert  in  dem  vorliegenden,  gut  geschriebenea 
Aufsatz  das  preussisch- österreichische  Bündnis  und  Zerwüruiis.  Dass  der 
Verf.  ein  Gegner  der  SybePschen  Richtung  ist,  hat  schon  seine  frühere 
Studie  gezeigt;  in  der  vorliegenden  ist  jedoch  die  Art  der  Polemik  eine 
ffemässigtere ,  was  der  Arbeit  selbst  zu  Gute  gekommen  ist  Was  den 
Inhalt  anbelangt,  so  hoffen  wir  denselben  nach  Vollendung  des  ganzen 
Werkes  einer  eingehenderen  Besprechung  zu  unterziehen. 

Csernowitz.  j.  Loserth. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandinngen. 


Zur  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  in  der 
ersten  Glasse. 

Wem  die  Aufgabe  zuf&llt  den  deutschen  Unterricht  in  Ver- 
bindoDg  mit  Latein  in  der  ersten  Classe  zu  ertheilen,  findet  fftr  seine 
Thatigkeit  ein  weites  Feld,  welches  eine  reiche  Frucht  zu  liefern  yer- 
tpriehty  aber  auch  die  ganze  Aufmerksamkeit  und  Mühe  desjenigen 
in  Anspruch  nimmt,  dem  es  zur  Pflege  anvertraut  worden  ist.  Denn 
es  gleicht  nicht  dem  zur  unmittelbaren  Aussaat  hergerichteten  Acker, 
wdcher,  frei  von  zudringlichem  Unkraut,  die  8ch((n  gezogenen 
Furchen  dem  niederfallenden  Saatkome  (öffnet,  nein,  es  ist  yielmehr 
rin  weiter  Complex,  dessen  Boden  man  es  ansieht,  dass  er  ertrag- 
fihig  sei,  der  aber  bisher  rationeller,  auf  gleichmäßige  Ausnützung 
aMelender  Pflege,  Eintheilung  und  sorglicher  Abwehr  jeglicher 
Oberwucherung  entbehrte. 

Solch  einem  ungleichmäßig  vorbereiteten  und  stellenweise 
femachlässigten  Felde  sieht  sich  der  Lehrer  gegenüber,  wenn  er 
den  Unterricht  in  der  ersten  Classe  zu  beginnen  hat.  Zahlreiche 
Schüler  harren  seiner  und  ihr  jugendfrischer  Blick  scheint  Wissbe- 
gierde zn  verrathen  und  schöne  Hoffnungen  zu  wecken ;  sie  träumen 
gar  schon  Znkunftspläne,  ohne  zu  ahnen,  dass  ihnen  die  eigene 
Xottersprache  die  ersten  Schwierigkeiten  bereiten  werde.  Die  ersten 
Antworten,  die  der  Lehrer  aus  der  deutschen  Sprachlehre  zu  hören 
bd^ommt,  zeigen  ihm  schon,  wie  tief  seine  Schüler  unter  jenem 
Hhean  stehen,  das  Yor  drei  Decennien  als  die  normale  Grund- 
lage erachtet  wurde,  auf  welcher  allein  ein  gedeihlicher  Unterricht 
in  der  lateinischen  Sprache  ertheilt  werden  könne.  Wenn  dies  auch 
rieht  Ton  allen  Anfängern  gesagt  werden  kann,  so  ist  es  doch  eine 
dgemeine  Erfahrung,  dass  es  von  der  Mehrzahl  derselben  gilt. 

Da  liest  man  imOrg.-Entw.S.  174  als  Pensum  fQrdie  deutsche 
i^iathe,  wo  sie  als  Muttersprache  in  Betracht  kommt:  „Lehre  vom 
miamengeeetzten  Satze,   in  Verbindung  mit  der  Interpnnctm«- 

liMRkrifl  L  4.  tot«rr.  O/auu  188»,    IL  B«tL  6 


8t    Zar  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  etc.  Von  A.  Baron, 

lehre,  Flexion  der  Verben  mit  der  hieyon  abhängigen  Wortbildang^ 
und  als  Begründung  wird  angefahrt  S.  24 :  „Es  soll  der  grammatische 
Unterricht  über  die  Muttersprache  dem  über  die  lateinische  Sprache 
in  der  Begel  wenigstens  um  ein  Semester  Yoran  sein ;  deshalb  wird 
vorausgesetzt,  dass  die  in  die  unterste  Classe  eintretenden  Schüler 
schon  aus  der  Volksschule  die  Kenntnis  des  einfachen  bekleideten 
Satzes  mitbringen,  so  dass  sie  in  den  Unterrichtsstunden  über  die 
Muttersprache  zur  Kenntnis  des  zusammengesetzten  Satzes  fort- 
schreiten**. 

So  war  es  einstens  und  sollte  auch  heute  noch  sein,  aber  leider 
entspricht  did  Wirklichkeit  dem  Wunsche  nicht.  Das  ist  nun  keine 
vereinzelte  Klage,  die  vielleicht  nur  hier  und  da,  etwa  in  der  kleinen 
Provinzstadt  mehr  als  in  der  Großstadt  Berechtigung  hätte,  es  ist 
eine  allgemeine  Klage,  dass  die  Jugend  beim  Übertritt  in  die  Mittel- 
schule nicht  jenes  im  Org.-Entw.  vorgezeichnete  Maß  der  Kenntnis 
der  Muttersprache  besitze ;  vgl.  Bappold  'Unser  Gymnasium^  S.  44« 

Es  klingt  unglaublich,  ist  aber  leider  häufig  wahr,  dass  die 
Schüler  Subject  und  Verbum  finitum  nur  mit  Nachhilfe  herauszuheben 
wissen,  Accus,  sing.  masc.  vom  Dativ  plur.  (den  Schüler  und  den 
Schülern)  nicht  unterscheiden,  Feminina  im  Sing.,  z.  B.  die  Bube, 
für  den  Plur.  ansehen,  und  umgekehrt  das  Pron.  „diejenigen**  für 
das  Fem.  sing,  halten,  nach  einzelnen  Casus  unrichtig  fragen,  z.  B. 
ich  lobe  wem?  ich  gehorche  wen?,  das  Verb:  er  empfiehlt  für  das 
Imperfect,  er  wird  gehorcht  haben  für  das  Fut.  pass.,  in  dem  Satze : 
'wer  erwartet?'  das  Verb  für  ein  Imperfect  oder  für  das  Part.  pass. 
ansehen.  Das  sind  keine  erfundenen,  sondern  wahre  Sticfiproben  ans 
einer  reichen  Sammlung  von  während  des  Unterrichtes  wahrgenom- 
menen Fehlern.  Insbesondere  sind  es  die  Pronomina,  die  das  meiste 
zu  wünschen  übrig  lassen ;  die  Verwechslung  von  „ihm**  und  „ihn^ 
ist  berüchtigtundsotief  eingewui-zelt,  dass  im  ganzen  ersten  Semester 
und  selbst  später  noch  Fehler  in  dieser  Beziehung  gemacht  werden, 
besonders  in  schriftlichen  Hausarbeiten,  wo  sich  die  Schüler  häufig 
der  gewohnten  nachlässigen  Sprech-  und  Schreibweise  überlassen. 
Die  grammatische  Unkenntnis  der  Mehrzahl  der  Schüler  ist  eine  so 
eclatante,  dass  man  mit  Recht  fragen  muss,  wie  sich  ein  solcher 
Bückschritt  erklären  lasse.  Hiefür  ist  nun  nicht  der  einzige,  aber 
doch  ein  Haupterklärungsgrund,  dass  inzwischen  die  Volksschole 
eine  Änderung  erfahren  hat,  welche  in  ihren  Folgen  sich  nicht  zu 
Gunsten  der  Mittelschule  gestaltete. 

Da  das  Volksschulgesetz  neben  der  sittlich-religiösen  Eniehong 
als  Aufgabe  der  Volksschule  normiert  „die  Kinder  mit  den  zur  wei« 
teren  Ausbildung  für  das  Leben  erforderlichen  Kenntnissen  und  Fer- 
tigkeiten auszustatten**,  so  ergab  sich  als  natürliche  Folge,  dass  nun 
der  Nachdruck  auf  die  Heranbildung  „für  das  Leben**  gelegt  wurde, 
der  Schwerpunkt  von  dem  formalen  Unterrichtszweck,  der  bis  dahin 
der  maßgebende  war,  auf  den  realen  übergieng,  und  daher  diejenigen 
«Gegenstände,  welche  den  letzteren  verfolgen,  als  da  sind:  Erdkunde, 
^OM)hiehte,  Naturkunde,  geometrische  Formenlehre,  obwohl  sie  nach 


Zur  Methodik  des  deutochen  Unterrichtes  etc.  Von  X  Baran.     8S 

dar  Intention  des  GesetEos  erst  mit  den  höheren  Clausen  selbständig 
erscheinen  haben,  eine  gesteigerte  Pflege  erfuhren  und  die  Anf- 
rksatnkeit  ?on  der  sprachlichen  Aosbildang  ablenkten. 

Aas   dieser   realen  Bichtiing   bildete    sich   noch  eine  andere, 
^dem  sprachlichen  Unterrichte  nicht  minder  gefährliche  Erscheinung 
'  eräug.  Indem  der  jogendliche  Geist  auf  Gebiete  geführt  wurde«  wo 
«ioer  lebhaften  Wissbegierde  eine  Fülle  neuer  Eindrücke  und  Vor^ 
enongen  entgegenkam,    nahm  er  dieselben    hastig   auf,   ohne  im 
Eide  zu  setUf  die  mannigfaltigen,  rasch  wechselnden  und  oft  nn- 
iren  Be^rrfTe,  welche  sich  ihm  anßer  der  Familie  und  dem  Leben 
ch  hule  boten,  einigermaßen  zu  verarbeiten  und  zum  gei* 

tum  zu  machen.  Die  Aneignung  halb  oder  ganz  unver- 
itQ^r  Begriffe  führt  aber  zu  dem  Wahne  eiu  wirklich  reelles 
fiflsas  cu  besitzen,  und  erzeugt  so  eine  OberÜäcblichkeit,  die  sich, 
rtnn  einmal  eine  ernste  und  nicht  auf  bloßer  Anschauung  beni- 
ad«  Behandlung  eines  Gegenstandes  gefordert  werden  muss,  bitter 
gamg  rieht.  Der  im  Denken  ungeübte  G^ist  verliert  jeden  Augen- 
blick den  Faden  des  Gedankenzusammenhanges  und  verfallt  in  eine 
Zirstr^atheit«  die  sich  sehr  schwer  heilen  lässt.  Es  kommt  oft  von 
disi  «in  Schüler,  direct  angesprochen  und  in  klarer^  verstandlicher 
guttat  um  eine  Antwort  gefragt,  nicht  zur  Sache  gehörige  Dinge 
Drlirifigt  oder  überhaupt  nicht  weiß ,  um  was  er  gefragt  worden  ist. 
MQpar  wenn  sich  einer  zur  Antwort  aof  eine  an  die  Classe  ge- 
iWH«  Frage  meldet,  so  zeigt  es  sich,  dass  er  ganz  verkehrt  es  vor- 
teilst« oft  nur  in  der  Absicht,  sich  bemerkbar  zu  machen  und  ohne 
_lan&f  Wert  zu  legen»  dass  das  von  ihm  Vorgebrachte  auch  richtig 
Dt<^  Gewohnheit  des  gedankenlosen  Anhdrens  und  der  Zer- 
libeit  hat  UDglaubliche  Dimensionen  angenommen  ntid  ist  einer 
hauptsächlichsten  Gründe,  warum  die  Anfimger  sich  so  schwer* 
oetttQ  Lernweise  anbequemen. 
Dam  kommt  noch,  dass  auch  die  Zucht  der  eintretenden 
manches  zu  wünschen  übrig  läßt,  da  sie  ja  bis  dahin  den 
^W9Ddigen  Ernst  wenig  kennen  gelernt  haben.  Wie  staunen  oft 
Yn^u  d«m  Verhalten  solcher  Schüler  in  Kenntnis  gesetzt,  ober 
Mchen  Nachrichten,  da  ihnen  von  dem  tadelnswerten  Verhalten 
irtialh  des  Hauses  nichts  bekannt  geworden  war. 

£0  itt  dah«r  ein  hartes,  aber  das  verdiensüichste  Stück  Arbeit 
im  Ordiaaiius  der  ersten  Classe  diese  Übelst&nde  möglichst  bald  zu 
hiawtig<D,  die  anruhigen  und  zerstreuten  Elemente  an  die  besseren 
la  aislflitUeren  und  der  ganzen  Classe  überhaupt  den  BegrilT  beizu- 
tragen, dm  sie  nun  regelmäßig,  ernstlich  und  zielbewosst  studieren 


Da  also  joner  wünschenswerte,  im  Org.-Entw.  bestimmte  Grad 
dar  Vorbildung  nicht  erreicht  ist,  muss  das  Gymnasium  darauf  be- 
darht  i^in ,  aich  selbst  zu  helfen.  Ein  Kittel  steht  ihm  allerdings  zu 
flib^U.  die  Aufnahmsprüfung,  und  wenn  davou  überall  em  aus* 
piUftr  0#braucb  gemacht  werden  könnte,  d*  h.  wenn  jeder  Knabe. 
in  d«n  Dormiertdn  Grad  deutscher  Sprachkenntnis  nicht  WlUl« 

6* 


84     Zvr  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  etc.  Von  Ä,  Baron. 

anch  wirklich  zurückgewiesen  würde ,  so  könnte  man  allerdings  mit 
den  übrig  gebliebenen  Schülern  sofort  an  die  Behandlang  des  zu- 
sammengesetzten Satzes  schreiten.  Allein  dieses  strenge  Vorgehen 
wird  zumeist  nicht  eingehalten  und  ist  auch  in  vielen  Fällen  nicht 
anzuempfehlen.  Wenn  beiläufig  70  bis  80  angemeldete  Schüler  aus 
drei  Gegenständen  an  einem  oder  in  zwei  Tagen  durchgeprüft  werden 
sollen,  so  leuchtet  ein,  dass  diese  Prüfung  mit  dem  einzelnen  Schüler 
nicht  lange  dauern,  dass  der  Prüfende  nur  gewisse  Hauptdinge  ab- 
fragen kann,  dass  er,  was  die  Entscheidung  anbetrifft,  vielfach 
schwanken  wird.  Zu  einer  sicheren  Entscheidung,  welche  auf  ge- 
nauerem Eingehen  ins  Detail  an  der  Hand  eines  Lehrbuches  be- 
ruhen müßte,  ist  eben  weit  mehr  Zeit  erforderlich,  als  dermalen  ver- 
wendet werden  kann.  Nach  einer  in  dieser  Weise  vorgenommenen 
Prüfung  wird  sich  kaum  ein  Lehrer  entschließen,  Schüler  mit  thefl- 
weise  unsicheren  grammatischen  Begriffen  zurückzuweisen ,  da  die 
Erfahrung  oft  genug  gelehrt  hat,  dass  bei  der  Pi*üfung  befangene 
und  schüchterne  Knaben,  welche  verworrene  und  mangelhafte  Ant- 
worten geben,  im  Laufe  des  Schuljahres  sich  als  recht  gut  ver- 
wendbar erwiesen,  andererseits  anscheinend  geweckte  und  mit  dem 
Scheine  der  Sicherheit  auftretende  Schüler,  sobald  die  ernste,  regel- 
mäßige Arbeit  begann,  weder  Ausdauer  noch  die  in  ihnen  vermuthete 
Geistesanlage  besaßen.  Welcher  Lehrer  wird  nach  Verlauf  der  ersten 
14  Tage  nicht  schon  bereut  haben,  den  oder  jenen  Schüler  zu  grünstig 
beurtheilt  zu  haben?  Und  das  Schlimmste  ist,  dass  während  des 
ganzen  Jahres  keine  Aussicht  vorhanden  ist ,  die  Classe  von  solchen 
Elementen  zu  befreien. 

Die  Prüfung  ist  und  kann  ferner  auch  aus  einem  praktischen 
Grunde  nicht  überall  streng  sein;  denn,  was  bei  70  bis  80  ange- 
'  meldeten  Schülern  möglich  ist,  das  ist  bei  einer  bedeutend  geringeren 
Anzahl  nicht  mehr  möglich  oder  doch  wenigstens  nicht  wahr- 
scheinlich. Keine  Anstalt,  bei  der  sich  etwa  30—40  Schüler  zur 
Aufnahme  melden ,  wird ,  wenn  sie  ihre  Existenzberechtigung  nicht 
einbüßen  will,  denselben  Procentsatz  zurückweisen,  wie  ihn  eine 
andere  zeigt,  wo  sich  80 — 100  Schüler  meldeten.  Die  statistische 
Monatsschrift  1881  S.  52  macht  auf  diesen  Unterschied  in  den 
Resultaten  der  Aufnahmspi-üfungen  der  Mittelschulen  in  Haupt- 
städten und  Landstädten  aufmerksam  und  beziffert  die  Zurück- 
weisungen an  den  ersteren  mit  20,  an  den  letzteren  mit  13^,  eine 
Erscheinung,  die  dort  mit  der  Nachsicht  beim  Examen  begründet 
wird  und  daher  einen  Vorwurf  gegen  den  prüfenden  Lehrer  in  sich 
schließt,  welche  aber  thatsächlich  in  einem  anderen  Umstände  ihre 
Erklärung  findet.  In  den  Hauptstädten  kann  und  muss  die  Prüfung 
bei  dem  großen  Schülerandrange  streng  sein ,  in  den  kleineren  Land- 
städten und  Marktflecken  würde  eine  ebenso  strenge  Prüfung  der 
ersten  Classe  nur  ein  geringes  Schülermateriale  zuführen  und  die 
Präge  der  Existenzberechtigung  der  Anstalt  aufwerfen.  Die  Anstalt 
ist  aber  einmal  da  und  muss  Schüler  und  daher  auch  eine  naclh- 
sichtige  Prüfung  haben. 


Ztu  Methodik  des  deutschen  UiiierrkhUd  etc.  Vou  Ä*  Baran,    811 


Ee  wQrd«  sich  als  zweckmäßig  erweisen  Schaler ,  bei  denen 
Vorbildung  nicht  ausrelcheod  oder  nicht  sicher  genug  zu  sein 
11,  bloß  bedingungsweise  aufzunehmen,  d.  h.  die  Entscheidung» 
betrefT^ude  Srhüler  anfzunehmen  sei,  auf  14,  ja  selbst  nur 
^Jii  Ml.  In  dieser  Zwischenzeit  wäre  der  Lehrer  in 

»fters  auf  den  Zahn  zu  fühlen  und  ihn  auch 
BicbUich  der  besprochenen  Unterrichtshemmnisse  zu  beobachten* 
wQrde  sieb  dieses  Verfahren  insbesondere  Schülern  gegenüber, 
wolcbe  von  Eltern  ans  Geschäftskreisen  aus  dem  Grunde  ius  Gym- 
iom  geschickt  werden ,  um  der  SchulpÜicht  zu  genügen ,  nützlich 
d«r  Intention  des  h.  Min.-Erl.  betreff^and  den  Zudrang  zu  den 
iiteUcbulen,  vom  20.  Ang.  1880  Z.  12050  entsprechend  erweisen, 
nd  nutncbem  Schaler  würde  ^  wenn  er  auf  diese  Weise  in  eine  Fach* 
|idhiile  gedrängt  wäre,  nur  geholfen  sein. 

Die  gegen  den  besprocheneu  Vorgang  vorgebrachten  Bedenken 
»G  Eueine  Überzeugung  von  der  im  Interesse  der  Eltern  ^  Schüler 
'nnd  Schule  gelegenen  Zweckmäßigkeit  nicht  erschüttern  können. 

Auch  ein  positives  Mittel,  die  Vorkenntnisse  der  eintretenden 

li(Uer  auf  Jen  im  Org.-Entw.  geforderten  Grad  zu  bringen»   ist 

choQ  rielfach  versucht  worden ,  ich  meine  die  Errichtung  von  Vor* 

bereitungsclassen ,  und  es  läSbt  sich  nicht  leugnen,  dass  hiedurch 

ilai  Ziel  auch  (»rreicht  worden  ist.  Allein  diese  Einrichtnng  ist  doch 

ht  im  Stande  dem  gerügten  Übelstande  allseitig  zu  begegnen ,  da 

be  Aufnahme  an  die  Zurücklegung  der  Vorbereitungsciasse  nicht 

bnndiin  ist  und  es  immer  noch  Schüler  geben  wird »  die  auf  Grund 

[itr  A  [Prüfung  in  die  erste  Classe  eintreten.  Die  Ungleichheit 

d^  leitung  wird  also  nicht  beseitigt   und  ein  Theil   der 

ier  wtrii  dem  anderen  stets  voraus  sein.  Es  wird  daher  abermals 

,  Zeit  verwendet  werden  müssen ,  um  die  Gleichförmigkeit  zu  er- 

»n.  Auch  Gründe  ökonomischer  Art  werden  beigetragen  haben, 

I  diiSf  8  Institut  nicht  allgemein  angenommen  wurde. 

Dli  Aufgabe  des  Lehrers  des  Deutschen  gestaltet  sich  also, 

aan    bedenkt»   daas   er   neben  Sprachlehre    das    Dictando- 

atbiii.  Lesen«  Sprechen»  Vortragen  und  den  deutschen  Aufsatz  be- 

i  «oll,  tu  t^iner  recht  coniplicierten  und  unter  den  geschilderten 

Q4«n  .schwierigen.  Da  muss,  bevor  noch  der  Unterriebt  be- 

Dil  eine  reifliche  Überlegung  vorausgehen  und  ein  daraus  sich  er* 

Plan  entworfen  werden ,  dessen  einzelne  Theile  in  ihrer 

derten  Aufeinanderfolge  geeignet  sind,  die  den  Schüiem 

11  Mängel  zu  beseitigen  ^  und  es  muäs  nach  jeder  Uuter- 

sde  Plan  und  Erreichtes  verglichen  und  controliert  werden, 

'  Erfolg  im  richtigen  Verhältnisse  zu  den  angewendeten  Mitteln 

•bt.  Dfton  die  Abhilfe  kann  sich  nach  dem  früher  Gesagten  nicht 

aa  äoi^rUche  Mittet  klammem »  sondern  muas  noth wendig  auf  dem 

bivle  gMucbt  werden,  welches  der  Wirksamkeit  des  Gymnasiums 

ist,  und,  da  die  Ursachen  der  sprachlichen  Mängel  bei 

liiiilr-'  nd,  muss  und  wird  es  aucU  t5%* 

er  /esteiiee  Aol^be  zu  \>eiiMti8»%iu 


86    Zur  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  etc.  Von  A.  Bwcm, 

Es  wird  folgerichtig  jene  Anfgahe,  die  sonst  die  Vorhereitnngsclasse 
zu  lösen  hätte,  in  das  Gehiet  der  ersten  Classe  selbst  &llen  nnd 
dadurch  eine  zeitweise  Abänderung  des  im  Org.-Entw.  gesteliten 
Pensums  der  ersten  Classe  herbeiführen.  Man  wird  dies  fibrigemi 
nicht  einmal  eine  Abänderung  nennen  dürfen ,  wenn  das,  was  der 
Org.-Entw.  f&r  den  Beginn  fordert,  nämlich  „eine  flbersichtUclie 
Wiederholung  der  Lehre  Tom  einfachen  Satze^  als  ein  weeentlioher 
Bestandtheil  in  den  Vordergrund  gestellt  und  mit  allem  Nachdruck 
betrieben  wird. 

Ich  war  wiederholt  in  der  Lage,  den  deutschen  Unterricht  in 
der  ersten  Classe  zu  ertheilen  und  habe  die  Wahrnehmung  gemacht, 
dass  sich  bei  einer  zweckmäßigen  Eintheilung  der  Materie  und  bei 
Beobachtung  strenger  Conseqnenz  das  Versäumte  nachholen  lasse. 
Unsicheres  Herumtappen  und  ein  bloß  gelegentliches  Zurflckgreifsn 
auf  elementare  Dinge ,  so  oft  nämlich  Verstöße  dagegen  gemacht 
werden,  ist  selbstverständlich  ausgeschlossen.  Von  der  Überzeugung 
ausgehend,  dass  die  Anfönger  gegen  die  gewöhnlichsten  sprachlichen 
Elemente  verstoßen ,  muss  der  Lehrer  ab  ovo  anfangen  und  Schritt 
für  Schritt  vorwärts  schreiten  mit  möglichst  häufigen  Bückblicken 
auf  den  zurückgelegten  Weg. 

Da  das  „Wie**  des  deutschen  Unterrichtes  in  den  unteren 
Classen  die  Hauptsache  und  es  gewiss  wünschenswert  ist,  dass  die 
Erfahrungen  in  dieser  Beziehung  unter  Berufsgenossen  ausgetauscht 
werden ,  lege  ich  hier  die  von  mir  beobachtete  Eintheilung  und  den 
eingeh^tenen  Vorgang  dar.  Früher  möchte  ich  aber  noch  eine  allge- 
meine Bemerkung  über  den  grammatischen  Unterricht  in  den  zwei 
untersten  Classen  vorausschicken.  Der  Org.-Entw.  bestimmt  für  den 
grammatischen  Unterricht  wöchentlich  eine  abgesonderte  Stunde; 
erst  von  der  dritten  Classe  an  sollen  die  erworbenen  grammatischen 
Kenntnisse  gelegentlich  in  Erinnerung  gebracht  werden.  Auch 
Tomaschek  legte  in  der  bekannten  vortrefflichen  Abhandlung  über 
deutsche  Grammatik  im  Untergymnasium  (Jahrgang  1866  8.  342) 
sein  gewichtiges  Wort  fQr  diese  Anordnung  ein.  In  neuerer  Zeit 
jedoch  pflegt  man  den  grammatischen  Unterricht  an  der  Hand  eines 
Lesestückes  vorzunehmen  und  so  den  Satzformen  auch  einen  zu- 
sammenhängenden Inhalt  zu  geben.  Die  Absicht  ist  gut;  der  Unter- 
richt soll  sich  nicht  bloß  auf  Abstrahierung  von  Formen  beschränken 
und  der  Org.-Entw.  fordert  daher  auch  „dass  alles  durch  reichlich« 
Beispiele  verdeutlicht  werde.  ^  An  der  Hand  des  Lesestückes  aber 
wird  Sicherheit  in  der  Bestimmung  grammatischer  Formen  nur  sehr 
langsam  und  nicht  mit  dem  gewünschten  Ei-folge  gewonnen.  Denn 
der  Inhalt  des  Lesestückes  zieht  die  Aufmerksamkeit  des  Schülers 
von  den  Wort-  und  Satzformen,  deren  Behandlung  ihm  den  Genuas 
des  Inhaltes  beeinträchtig^,  ab,  und  die  Intensität  in  der  Abstra- 
hierung der  Formen  leidet  unter  der  gleichzeitigen  Einwirkung  des 
Inhaltes.  Auch  ist  nicht  zu  übersehen ,  dass  die  gewonnenen  gram- 
matischen Besnltate  durch  die  nachfolgende  Erzählung  und  Be- 
handlüBg  anderer  R»men  wieder  theilweise  verdrängt  und  verwischt 


2nr  Methodik  des  detttseben  üoterricbte«  etc  Von  A^  Baron,    87 

k,  SO  dass  bei  gleichartigeo  Satzformen  in  einem  inhaHlich 
liMdeiieii  Zofiammen bange  die  Erklämng  abermals  von  ?om 
l^nen  mass.  Bei  separatem  grammatischen  Unterricbte  jedoch 
DCtotriert  sieh  die  Aufmerksamkeit  anf  einen  Satt^  einen  Ge- 
laskifi.  ond  die  ruhige  Erwägnng  der  grammatischen  Beziehungen 
leidet  dnrch  keine  anderen  Einflüsse.  Ist  dann  die  richtige  gram- 
laatiBche  Erkenntnis  gewonnen,  so  wird  sie  sofort  gekräftigt  an 
analogen  Beispielen,  die  jede  Grammatik  bietet,  und  das  Resultat 
ifl  eine  sichere  Kenntnis,  die  der  Schnler  dann,  weil  er  sich  der 
Sicherheit  bewusst  ist,  auch  gerne  bei  der  Lectnre  anwendet  and 
dadnrch  immer  mehr  zu  seinem  bleibenden  ßigenthnm  macht. 

Wenn  ferner  die  Aufgabe  der  Vorbereitungsclasse  nan  in  der 
dasse  selbst  getobt  werden  muas ,  so  leuchtet  ein ,  dass  die 
"Vier  «)5obentlichen  Stunden  eine  Zeit  lang ,  etwa  ein  Semester  hin- 
tafdi  anders,  als  es  jetzt  geschieht,  zu  vertheilen  sind  :  zwei  Stunden 
Grammatik,  eine  Stunde  orthographische  Übungen,  eine  Stunde 
Lieebach  mit  den  daran  sich  knüpfenden  Exercitien.  Der  deutsche 
Antets  ist  bis  znr  Absol?iening  des  einfach  bekleideten  und  bis 
engten   Verständnis   des   zusammengesetzten   Satzes   zu  Ter- 

0«  die  Grammatikstnnden  offenbar  die  schwierigeren  sind,  so 
iltts  eie  nach  dem  Grundsatz ,  dass  das  Schwierigere  vorausgehen 
beispielsweise  folgendermaßen  eingetheilt  sein:  Montag  Gram- 
i,  Dienstag  Lesebuch,  wobei  das  in  der  Grammatikstunde  Ge- 
ne XU  verwerten  sein  wird ,  Donnerstag  Grammatik .  Freitag 
phische  Übungen,  welche  den  wöchentlichen  Fortschritt  und 
iruui  aus  der  Behandlung   der  Grammatik   und  Leetüre  wider- 
In  werden. 

Um  seine  Schüler  kennen  zu  lernen  ist  das  Lesebuch  das  ge- 
Mittel und ,  da  dem  Lehrer  daran  gelegen  sein  mnss ,  in 
kurzer  Zeit  einen  Überblick  über  den  Stand  der  gramma- 
Kenntnisse  seiner  Classe  zu  gewinnen .  so  empfiehlt  es  sich 
I  erfttn  Stunden  ganz  dem  Lesebuche  zu  widmen ,  um  zu  erfahren, 
'  gut  und  wer  schlecht  liest«  wer  leidlich  den  Inhalt  des  Gelesenen 
••gtinessener  Satzform  wiedergeben,  wer  über  Satzbestandtheile 
I  flire  Formen  guten  Aufschluss  geben  kann.  Das  sind  ofTenbar 
drei  wichtigsten  Tbeile  des  deutschen  Unterrichtes   und  kein 
Irer  soll  es  daher  unterlassen  die  in  dieser  Beziehung  gemachten 
Filiniehinungen  bei  jedem  Schüler  sich  im  Handkataloge  zn  notieren, 
OMOf  liehst  oft  auf  die  den    betrefTenden  Schülern   anhaftenden 
turückzukommen  und  sie  so  zu  zwingen  die  Lücken  auszu- 
n  trifft  man,  ich  will  nicht  sagen,  Gewandtheit, 
:>ung  in  allen  drei  Bichtungen  und,  wenn  man  die 
htet,  so  Asdet  man ,  dass  sie  eich  in  den  Dingen  xnr 
n .  welche  sie  am  besten  verstehen.  Wollte  man  nun 
I  t  u  aufrufen,  so  würde  man  in  ihnen  stett^  nur  eine 

'•    / —1  vif^rn  oder  Erzählen  ausbilden,  während 
t  blieben.  Es  gibt  Schüler,  4\^  v^t\X 


88    Zur  Methodik  des  deutschen  Unterrichtes  etc.  Von  A,  Baron, 

gut  zergliedern  und  lesen,  aber  im  Nacherzählen  es  nicht  yorwftrte 
bringen.  Es  muss  daher  Grandsatz  sein,  bei  jedem  Schüler  den  Stand 
seiner  Kenntnis  zu  notieren. 

Das  gewählte  Lesestück  lasse  man  also  die  Schüler  nnr  lesen, 
jeden  etwa  20  Zeilen;  schon  diese  werden  genügen,  um  sich  ein 
Urtheil  über  die  Leseweise  zu  bilden.  Ist  das  Lesestück  zu  Ende  ge- 
lesen, so  wähle  man  den  ersten  Abschiütt  desselben  zur  gramma- 
tischen Zergliederong.  Dieselbe  darf  nicht  an  einem  compiicierten 
Satzgefüge  yorgenommen  werden  ^  sondern  an  einfachen  erweiterten 
Sätzen.  Leider  muss  die  Klage,  dass  es  an  solchen  für  den  Anfang 
berechneten  Übungsstücken  in  unseren  Lesebüchern  fehle ,  als  be- 
rechtigt anerkannt  werden.  Der  Lehrer  muss  daher ,  bevor  er  die 
Classe  betritt,  ein  diesem  Zwecke  entsprechendes  Lesestück  aus- 
gewählt haben.  Es  ist  übrigens  von  keiner  Bedeutung,  wenn  in 
dieser  Zergliederung  nicht  etwa  der  erste,  sondern  ein  anderer  mehr 
entsprechender  Abschnitt  des  Lesestückes  gewählt  wird. 

Bei  dieser  Arbeit  ist  vor  allem  auf  die  sichere  Bestimmung  des 
Subjectes  und  des  Pi-ädicates  die  ganze  Aufmerksamkeit  zu  richten 
und  für  die  Beurtheilung  des  Schülers  wii*d  sich  die  Behandlung  des 
Yerbums  als  der  beste  Gradmesser  seiner  grammatischen  Kenntnisse 
erweisen.  Werden  von  den  Schülern  unrichtige  Angaben  gemacht, 
so  verzichte  man,  falls  dies  nicht  schnell  genug  geschehen  kann, 
vorläufig  auf  die  Belehrung  des  Schülers  und  begnüge  sich  den 
Fehler  durch  andere  sich  meldende  Schüler  oder  auch  selbst  kurz 
richtig  zu  stellen.  Man  rufe  möglichst  viele  Schüler  und  notiere  sich, 
welchen  Grad  grammatischer  Kenntnisse  sie  besitzen.  Hat  man  nun 
alle  Schüler  in  dieser  Hinsicht  vorgenommen,  so  lasse  man  dieselben 
auch  den  Inhalt  nacherzählen  und  notiere  sich  ebenso  ihre  Art  zu 
erzählen. 

Die  Erfahrung,  die  man  bei  dieser  Becognoscierungsarbeit 
gemacht  hat,  wird  im  gi'oßen  und  ganzen  mit  der  Aufnahmsprüfong 
übereinstimmen  und  keine  erfreuliche  sein,  insbesondere  was  die 
letzten  zwei  Punkte  betrifft.  Das  schlechte  Lesen  muss  in  der  hiezn 
bestimmten  wöchentlichen  Stunde  bekämpft  werden,  und  müssen 
dabei  besonders  solche  Schüler  aufgerufen  werden,  die  sich  recht 
ungeübt  zeigten.  Wie  dabei  zu  verfahren  sei ,  ist  in  diesen  Blättern 
(Jahrg.  1879  S.  465;  1880  S.  868)  schon  besprochen  worden,  und 
wenn  die  Anleitung  hiezu  unermüdet  fortgesetzt  wird,  so  ist  an  einer 
gründlichen  Besserung  nicht  zu  zweifeln.  Schlimmer  steht  es  mit  den 
beiden  letzten  Punkten.  Ein  gutes  Nacherzählen,  wiewohl  hiebei 
auch  die  natürliche  Anlage  in  Betracht  kommt,  stellt  sich  jedoch 
erst  mit  dem  Eintritt  des  Bewusstseins  grammatischer  Formen  ein 
und,  so  lange  dieses  durch  die  Fortschritte  in  den  Grammatikstunden 
nicht  geweckt  worden  ist ,  kann  es  der  Lehrer  billigerweise  auch 
nicht  zu  sehr  betonen  und,  selbst  wenn  er  den  Schülern  mit  Schlag* 
Wörtern,  wie  sie  auch  Bappold  S.  44  erwähnt,  zu  Hilfe  kommt,  so 
ist  das  noch  immer  ein  zeitraubendes  Mittel  und  doch  nur  ein 
SarrogBt,  welches  den  Schüler  so  recht  dazu  führt,  sich  stets  auf 


%Df  Eethodilc  des  deataclien  tfnterrichteB  otc,  Too  X  Baran.    SB 

dio  Lehrir  oder  sonst  jemaud,  der  ihm  ousholfen  soll,  m  verlassen. 

I&  ist  daher  Dicht  zu  empfehlea  diese  Übuug  vor  der  AbsolTierung 

[der  Lehre  Tom  lUBammen gesetzten  Satze  allzu  sehr  za  hetreiben. 

[Die  Schüler  mdgeo  eiustweilen  ihre  Gedanken  in  einfachen  Sätzen 

wioderifehen.  Dagegen  kann  es  nicht  genug  betont  werden,  dass  jetzt 

idas  i*  wicht  auf  die  grammatische  Seite  des  Uoterrjchtes  zu 

llegf^ii  ti  hierin  werden  mir  wähl  auch  die  Herren  CollegeUi 

!  welche  das  Deutsche  als  Fach  vertreten,   beistimmen.   Denn  dass 

Ikainiä  Seite  des  Sprachunterrichtes  so  sehr  im  Argen  ist  als  gerade 

l  diese»  lehren  die  Anfnahmsprüfungeu  und  die  Erfahrung  jedes  in  der 

1  Prima  beschäftigten  Lehrers.  Dass  mau  aber  bei  dieser  Elementar- 

]  tah^ii  sogar  von    der  Lehre  von  Vocalen    uud  Silben   auszugehen 

T  gewünscht  wird  (vgl.  Jahrg,  1881  S.  312),  kann 

rten,  weil  mir  dies  viel  zu  weit  zu  gehen  und  nicht 

durch t ährbar  zu  sein  scheint. 

Wo  es  aber  vor  allem  fehlt,  das  ist  das  Verbum  und  seine  Con- 

JQgation.  Zu  dieser  Erkenntnis  kommt  man  nothweudig,  wenn  man  an 

der  Hand  des  Lesebuches  die  ersten  drei  Stunden  der  Bekanntschaft 

mit  den  Schülern  gewidmet  hat.  Auch  die  Durchsicht  der  Dictate 

wird  dies  bestätigen  und  beitragen,  sich  über  die  einzelnen  Schüler 

ein  erstes  ürtheil  zu  bilden.  Von  da  an  beginnt  die  systematische 

ArbtiU  Sie  wird^  wie  gesagt,  beim  Verbum  und  zwar  beim  Eilfs- 

verham  zu  beginnen  haben.  Der  Lehrer  schreibe  daher  die  lateinischen 

Namen  der  Zeiten  auf  die  Tafel  und  nehme  zunächst  ^haben'^  durch» 

'        '         ^  i!d  in  geschlosseuer  Reihenfolge  der  Zeiten,  bald  sprung- 

li^t  viele  Schaler  und  stelle  es  ihnen  als  Anfgabe^  sich 

•:'n  Namen  sowie  die  Conjugation  möglichst  eiozuprägen. 

M  widme  man  eine  halbe  Stunde,  die  zweite  Hiilfte  gelte 

der  Betrachtung  des  Satzes  au  der  Hand  eines  Lehrbuches.  Die  Wahl 

desselben  ist  von  keiner  besonderen  Bedeutung;  jedes  der  an  unseren 

Gjttna«ieii  Qblichen  ist  in  seiner  Art  gut  und  doch  bedarf  ein  jedes 

iiate  Wegwoisei-s,  um  das  für  die  betrelTende  Untorrtchtsstufe  un- 

heditigt  Nothwendige  auszuwählen  uud  dem  Bedürfnisse  der  Schüler 

für  die  folgende  Betrachtang  das  Hermawn'sche 

HC  durch  den  Org.-Entw.  geforderte  Behaudlung 

4(fs  i''s  diti  euUsprechende  Beihenfolge  der  Abschnitte  einh&lt 

und  c....^  ^iü  Eeichhaltigkeit  der  Lehrsätze  am  meisten  nahe  legt 

des  idr  die  «rste  nnterrichtsstufe  Nothwendige  von  dem  zu  sondern, 

iiae  einem  folgenden  Jalirgange  vorbehalten  bleibt. 

£>  empfehlt  sich  zuerst  ein  Beispiel  lesen «  Subject  und  Prä- 
iBcat  bestimmen  und  nach  den  anderen  Satzthcileu  fragen  zu  lassen. 
8|ekei1kh  i«(t  schon  viel  gewounen,  wenn  mau  die  Schäler  zu  der 
.Erkenntnis  gebracht  hat,  dass  das  sogenannte  Fragen  ein  nner- 
lieeliches  Mittel  der  Satzbehandlung  sei ;  denn  die  meisten  leben  in 
d«m  Glauben ,  dass  die  vom  Lehrer  gestellten  Fragen  durch  sie  nur 
ftula  öerathewohl  zu  beantworten  seien;  sie  rathen  statt  nachzu- 
denken Die  Denkfaulheit  pflegt  aber  in  dem  Grade  abzunehmen  als 
die  Krkenntnii   von   der  Nothwendigkeit  des  Befrafen«  zunimmt. 


00    Zvr  Methodik  des  dentechen  Unterrichtes  etc.  Ton  A*  Baran, 

Wenn  ein  Schtiler  sich  in  seiner  Verlegenheit  nicht  zn  helfen 
weüS,  so  wird  er  sich  bald  orientieren,  wenn  ihn  der  Lehrer  beispiels- 
weise firagt,  was  er  denn  thun  mOchte,  felis  er  die  Wohnnng  des 
Directors  nicht  wfisste  nnd  doch  dorthin  zn  gehen  beanftragt  wfire. 
Da  löst  sich  ihm  sofort  die  Zange ,  nnd  wie  er  die  Nothwendigkeit 
des  Fragens  nach  der  Wohnnng  einsieht,  so  sieht  er  anch  den  Nutzen 
das  Fragens  nach  den  Satztheilen  ein  und  er  wird  zn  diesem  Mittel 
greifen,  so  oft  er  in  augenblickliche  Verlegenheit  ger&th. 

Man  hört  freilich  die  Schüler  die  absonderlichsten  Fragen 
stellen  und  stößt  bei  ihnen  auf  sonderbare  Verirrungen.  Eine  der 
häufigsten  Verwechslungen  ist  die  von  „wem"  und  „wen."  Es  geht 
den  Knaben  förmlich  jedes  GefQhl  f&r  den  Unterschied  der  beiden  Fragen 
ab,  und  man  kann  nicht  genug  darauf  hinarbeiten  dasselbe  zu  wecken. 
Aus  dem  Leben  gegriffene  Beispiele  müssen  hier  fortwährend  zu 
Hilfe  genommen  werden,  und  es  wird  die  Schüler  in  ihrem  Bemühen 
nach  richtiger  Fragestellung  sehr  unterstützen,  wenn  ihnen  bei- 
gebracht wird ,  dass  sie  den  Maßstab ,  ob  eine  Frage  richtig  gesteUt 
sei  oder  nicht,  in  sich  selbst,  in  ihrem  eigenen  Verstände  suchen 
müssen.  Bei  consequentem  Hinarbeiten  auf  ein  verständiges  Fragen 
wird  es  bald  gelingen;  die  Schüler  auf  die  rechte  Spur  zu  bringen. 

Glücklicherweise  ist  man  bei  diesem  Bemühen  nicht  auf  die 
Muttersprache  allein  angewiesen.  Es  ist  ausgemacht,  dass  die  Er- 
kenntnis der  Sprachformen  in  der  Muttersprache  am  schwierigsten 
und  langsamsten  von  statten  geht  und  erst  dann  mit  Sicherheit  er- 
reicht wird,  wenn  eine  zweite  Sprache  hinzutritt^).  Dieser  Vortheil 
zeiget  sich  in  erhöhtem  Grade  in  der  Verbindung  des  Deutschen  mit 
dem  Latein.  Sowie  einerseits  der  deutsche  grammatische  Unterricht 
dem  lateinischen  um  ein  gutes  Stück  voran  sein  muss ,  so  erhält  er 
andererseits  die  wahre  Festigung  im  Einzelnen  durch  den  nach- 
folgenden lateinischen  Unterricht  und  in  der  richtigen  Aufeinander- 
folge und  Verbindung  der  gegenseitigen  Beziehungen  der  beiden 
einander  wechselseitig  verstärkenden  Sprachen  liegt  schon  die 
Bürgschaft  eines  günstigen  Erfolges'). 

Während  also  im  Lateinischen  die  ersten  Stunden  mit  den 
Elementen,  mit  den  allgemeinen  Genusregeln,  mit  dem  Einüben  der 
lateinischen  Casusbezeichnungen  nnd  der  ersten  Declination  sich 
beschäftigen ,  hat  der  deutsche  Unterricht  eine  doppelte  Aufgabe  zu 
erfüllen,  ersüich  die  Lücken  auszufüllen,  zweitens  einen  Vorspmng 
in  der  syntaktischen  Behandlung  der  Sätze  zu  gewinnen.  Daher  die 
Forderung  die  Grammatikstunden  anfänglich  auf  zwei  zu  erhöhen, 
dann  jede  Grammatikstunde  in  zwei  Hälften  zu  theilen,  die  erste  ge- 
widmet der  Nachholung  des  Versäumten,  die  zweite  der  Erweiterung 
und  Befestigung  des  Satzverständnisses.  Wenn  also  an  einigen  Bei- 
spielen des  Lehrbuches  Subjecte  und  Prädicate  bestimmt  und  dabei 

')  Man  vergleiche  das,  was  Heinrich  ;in  der  Vorrede  zu  seiner 
Grammatik  bemerkt 

')  Vgl.  Tomaschek,  Jahrg.  1866,  S.  343. 


Zur  Methodik  des  deatsclken  Ünterrlchtaa  etc.  Von  Ä,  Barem.    Mi 

tleich  hervorgehoben  ist,  ausweichen  Bedetheilon  dieselben  be- 
QD  k(ynnen .  so  lasse  man  nnn  die  darauf  folgenden  L«hrsät2e 
lesen  und  Qberzeiige  sich  darch  Fragen ,  ob  dieselben  verstanden 
aeien,  nalftrhch  nicht  alle  Lehrsätze,  sondern  nur  die  ersteren,  un- 
bediti^t  7  u  m  VerständniB  noth  wendigen,  in  Hermanns  Buche  also  z.  B.  die 
erst.  ;  nd  vom  Prädicate  I,  II»  III,  V;  alles  andere  ist  für  die 

g«f»;f  r  ^^^  Stufe  Ballast  und  lenkt  tod  der  Hauptsache  ab.  Ins- 
bfgondere  würde  ich  für  den  Augenblick  nicht  empfehlen,  die  Satz- 
thetle  tu  Nebensätzen  zu  erweitern,  weil  dies  jetzt  zu  viel  Zeit  in 
Anspruch  nimmt^  später  aber  im  Zusammenbange  und  mit  mehr  Ver» 
«tin^nis  geschehen  wird. 

Als  Aufgabe  für  die  nächste  Grammatikstunde  sind  die  dnrch- 
gvnommenen  Lehrsätze  zu  lernen  sowie  auch  ans  der  reichen  Anzahl 
d«r  in  Jedem  Lehrbucbe  enthaltenen  Beispiele  nach  eigener  Wahl 
einige  dem  Gedächtnisse  einzuprägen,  z.  R  eines  mit  einem  Verb, 
einea  mit  einem  Substantiv  oder  Adjectiv ,  eines  mit  einem  Parttcip 
ds  Prädicat;  ich  sage:  'nach  eigener  Wahl  des  9cbfilers\  aus  zwei- 
fliehem  Grunde :  erstens  fßhlt  sich  dadurch  der  Schüler  angeregt  zu 
Hanse  alle  Beispiele  zu  lesen  und  die  ihm  passend  erscheineDden  zu 
fttchtn,  zweitens  wählt  der  Schüler  nur  solche  Beispiele,  deren  Sinn 
Quil  klar  ist.  Unsere  Beispielsammlungen  enthalten  aber  vielfach 
Beispiele ^  die  einer  Erklärung  durch  den  Lehrer  bedürfen.  Das 
Dorchlesen  aller  und  die  Erklärung  mehrerer  Beispiele  verträgt  sich 
aber  nicht  mit  dem  ZeitaasmaC^e.  Wenn  aber  die  Schüler  zu  Hause 
fo  B^ifpiele  lesen ,  so  haben  sie  Gelegenheit  ihre  Umgebung  um 
AnlUErnng  zu  fragen,  oder  sie  wählen,  wenn  dies  nicht  der  Fall  ist, 
nur  ihnen  verständliche  Beispiele.  Es  wird  dadurch  dem  mechanischen 
gtdinlienlosen  Memorieren  entgegengearbeitet  und  eine  gewisse 
Selbstindigkeit  in  der  Wahl  gefördert.  Den  Brauch  einiger  Lehr- 
Meher,  der  aufgestellten  Kegel  gleich  ein  Beispiel  folgen  zu  lassen, 
machte  ich ,  weU  er  eben  zum  mechanischen  Lernen  f^hrt,  nicht  b^ 
fftrworten. 

Die  nächste  Grammatikstunde  zerfällt  wieder  in  zwei  Hälften, 
in  dtr  ersten  wird  „haben**  mit  Angabe  der  lateinischen  Tempns- 
btteklmnngen  tüchtig  geübt  nnd  dazu  noch  „sein*"  genommen,  beide 
ancli  neben  einander  hergesagt,  z,  £.:  ich  habe  gehabt,  ich  bin 
fftw^aetit  nm  den  Unterschied  gehOng  vor  Augen  zu  stellen.  In 
dir  iwaiten  Hälfte  kommt  zunächst  das  Examen  des  aufgegebenen 
piftiaiimi}.  Auf  eiuo  bestimmte  Frage  mnss  der  aufgerufene  Schüler 
da»  von  Ihm  gewählte  Beispiel  recitieren.  Selbstverständlich  darf 
Igelit  geduldet  werden,  dass  die  Lehrbücher  offen  auf  der  Batik  liegen. 
B§  werden  in  rascher  Aufeinanderfolge  mehrere  Schükr  in  der  Bank 
aaffenifen.  wolrhe  ähnliche  Beispiele  zu  bringen  haben.  Die  Mannig- 
faltigkeit der  Beispiele  bildet  eine  angenehme  Abwechslnng  für 
Schüler  nnd  Lehrer,  der  sieb  den  Vortheil  nicht  entgehen  lassen 
wirdp  Schüler,  die  besonders  passende  und  gedankenreiche  Beispiele 
bitegoa,  tu  beloben,  Dieise  Art  Examen  geht  rasch  vor  äch  und  lässt 
imk  Zeit  übrig,  wieder  einen  kleinen  Schritt  vorwärts  zu  geben. 


92    Zar  Methodik  des  deatechen  Unterrichtes  etc.  Von  Ä.  JBaran. 

Denn  es  soll  ebenfalls  Grandsatis  sein  in  jeder  Stande  dem  wissbe- 
gierigen Geiste  etwas  Neaes  za  bieten.  Daher  rasch  zam  Attribut, 
für  jede  Art  desselben  aus  dem  Lehrbache  je  ein  charakteristisches 
Beispiel  lesen  lassen  und  hierauf  abermals  nur  die  Lehrsätze  I,  ü,  m 
Yomehmen  und  die  Aufgabe  ähnlich  wie  früher  fOr  die  nächste 
Grammatikstunde  bestimmen.  Die  nächsten  zwei  Stunden  werden 
abermals  getheilt,  in  der  ersten  Hälfte  wird  die  Conjugation  Ton 
„haben,  sein"  geübt  und  ^ werden "^  angeschlossen,  in  der  zweiten 
Hälfte  Examen  des  aufgegebenen  Pensums  (Subject,  Prädicat, 
Attribut)  und  Übergang  zum  Objecto.  Auch  bei  den  Objecten  sind 
die  Lehrsätze  auf  das  AUernothwendigste  zu  beschränken  (I,  JI,  m, 
lY,  V),  dafür  aber  das  Wesentliche  möglichst  zu  betonen,  so  der 
Unterschied  zwischen  direct-  und  indirecttransitiven  Verben.  Auf  je 
ein  Object  (Gen.  Dat.  Accus,  und  Präpositionalobject)  ist  eine  Hälfte 
der  Stunde  zu  verwenden ,  die  yorangehende  halbe  Stunde  ist  noch 
immer  der  Conjugation  zu  widmen  und  zwar,  wenn  die  drei  Hilfs- 
verba  gehörig  eingeübt  sind,  der  Conjugation  des  regelmäßigen 
Verbs.  Hier  wird  man  die  Erfahrung  machen,  dass  die  passive  Con- 
jugation eine  bedeutende  Schwierigkeit  bildet,  insbesondere  der 
Unterschied  des  Fut.  act.  und  Praes.  pass.,  und  der  Überwindung, 
derselben  wird  daher  alle  Mühe  zuzuwenden  sein.  Sobald  im  syntak- 
tischen Theil  das  Accusativobject  durchgenommen  ist,  wird  man 
nicht  unterlassen  dürfen  das  Übertragen  activer  Sätze  ins  Passivom 
und  umgekehrt  gut  zu  üben ;  denn  auch  hierin  zeigen  sich  die  Schüler 
recht  ungeübt.  Es  wird  eine  wesentliche  Förderung  dieser  Aufgabe 
sein ,  wenn  dieses  Ziel  auch  in  schriftlichen  Schulaufgaben  verfolgt 
wird.  Wenn  beim  Dictandoschreiben  für  die  Übertragung  passende 
Sätze  gewählt  werden ,  so  werden  die  Schüler  in  der  letzten  Viertel- 
stunde aufgefordert ,  dieselben  ins  Activum  oder  Passivum  zu  über- 
tragen. Heinrichs  Lehrbuch  bietet  vielfach  hiefür  passende  Auf- 
gaben. 

Nach  Abschluss  der  Objecto  hat  ein  Bückblick  auf  das  Ge- 
wonnene in  einer,  nöthigenfalls  auch  zwei  Stundenhälften  einzutreten 
und  sind  hiebei  die  etwa  noch  zu  Tage  tretenden  Mängel  zu  be- 
seitigen. Selbstverständlich  sind  die  Conjugationsübungen  nicht  mehr 
auf  bloße  Verbalformen  zu  beschränken ,  sondern  mehr  in  Satzform 
vorzunehmen ,  damit  daran  auch  die  Stellung  des  Hilfsverbums  be-* 
obachtet  und  die  Zusammengehörigkeit  der  einzelnen  Theile  kennen 
gelernt  werde.  Bei  allen  diesen  Übungen  sind  gleich  anfanglich  ge- 
wisse Termini  festzuhalten  und  die  Schüler  zur  Angewöhnung  an  den 
Gebrauch  derselben  zu  verhalten,  weil  dadurch  die  Fragestellung 
vereinfacht  und  viel  Zeit  erspart  wird.  Das  sind  die  Unterschiede 
von  Bedetheil  und  Satztheil,  Form  und  Inhalt.  Insbesondere  ist  die 
Abstrahierung  des  Begriffes  „Form^  sehr  wichtig  und  grundlegend, 
und ,  wenn  auch  die  Schüler  anfänglich  mühsam  zu  der  Gewinnung 
dieses  Begriffes  gelangen ,  so  ist  die  darauf  verwendete  Mühe  durch 
die  später  eingetretene  Sicherheit  in  der  Handhabung  desselben 
reichlich  belohnt.  Zweckmäßig  und  leicht  lässt  sich  dies  beim  latei- 


Z^  Vet^odik  4«i  dentscIieD  ITiitemolilas  etc.  Ton  A.  Baron.    W 

fdiehen  unterrichte  demoDstrieren.  S<t  lange  nämlich  dem  ScbQler  die 
Bedeutung  eines  Ausdruckes,  z.  B.  lacrima,  unbekannt  ist,  nehmen 
aar  die  Casussilben  seine  Aufmerksamkeit  in  Anspruch  und  er  nennt 
}•  nach  der  Präge  bald  den  Accusativ  oder  dgl.  Wenn  ihm  aber  nun 
gesagt  wird ,  dase  die  drei  Angaben  ^  die  er  bei  jedem  Sabstaniiv  zu 
machen  habe»  nämlich  Ca&us,  Genus,  Kumerug,  zusammengeuommen 
die  Form  desselben  ausmachen,  welche  erst  mit  einem  Inhalte,  der 
Bedeutung,  ausgefnllt  werden  müsse ^  so  begreift  auch  ein  sonst 
schwerfälliger  G^eist  bald,  dass  Form  und  Inhalt  zwei  selbständige 
Begriffe  seien.  Daran  muss  aber  sofort  auch  die  weitere  Bemerkung 
angeschlossen  werden,  dass  auch  das  Verb  seine  Formen  habe." 
Unter  Form  verstanden  aber  die  Schüler  bisher  bloß,  ob  das  Verb 
BCÜr  oder  passiv  sei.  Es  t!^t  daher  nothwendig  auch  hier  ilinen  aus* 
•iDaoder  xu  setzen  and  begreiflich  zu  machen,  dass  die  Angaben  von 
Perion ,  Zahl ,  Zeit ,  Modus  usw.  die  Form  des  Verbum  ausmachen« 
und  es  ist  darauf  hinzuwirken ,  dass  die  Schüler  sich  angewobneu 
auch  beim  Verb  ein  Genus  zu  unterscheiden  und  es  activ  oder  passiv 
zn  nennen. 

Die  Übungen  im  Conjugieren  sind ,  um  dauernden  Erfolg  zu 
^neichen,  so  hlultg  ab  möglich  vorzunehmen.  Ich  lasse  daher  mit 
Att^T^^hmp  der  orthographischen  Übungeu  auch  zu  Beginn  der  Lese- 
rgend  ein  geeignetes  Verb  rasch  durchconjugieren.  Die 
.^,„„;  .  Ladeten  8 — 10  Minuten  werden  einerseits  durch  die  er- 
reichte Sicherheit  und  Gewandtheit  reichlich  eingebracht,  anderer- 
•litd  braucht  man  von  nun  an  nicht  mehr  eine  volle  Hälfte  von  den 
Onsunatikstunden  den  Verbalfoi-men  zu  widmen. 

Du  nun  die  adverbialen  Bestimmungen  an  die  Beihe  kommen 
and  auf  die  durchgenommenen  Partien  möglichst  häuOg  zurück- 
inkommen  ist,  so  ist  klar^  dass  die  der  Conjugation  abgesparte  Zeit 
der  Sftixiehre  sehr  zu  statten  kommt.  Auf  die  sechs  Arten  der  ad- 
rerbiellen  Bestimmungen,  welche  nach  denselben  Gesichtspunkten 
wie  die  fWlheren  Satzbestandtheile  zu  behandeln  sind,  werden  im 
Otozan  ebenso  viele  Grammatikstunden  entfallen  und  auC&erdem  der 
Wiederholung  y.wei  Stunden  zu  widmen  ^ein, 

An  der  bisherigen  Arbeit,  die  sich  ja  auch  in  den  Lateiii- 
etmideD  fortsetzt  und  hier  noch  mehr  gefördert  wird ,  lernen  die 
SchOli^r  (Mn«n  gleichmäßigen  Vorgang  in  der  Behaudlung  des  ein- 
fiel -  kennen  und  sind  nun  nach  circa  zehn  Wochen  so  weit 
verbric^ii^i  und  anf  den  gleichen  Standpunkt  gebracht,  dass  mit 
iliii«ii  an  die  eigentliche  Aufgabe  der  ersten  Classe,  an  die  Lehre 
votD  zuj^amroengesetzten  Satze  geschritten  werden  kann. 

Wenu  man  erwägt,  dass  die  Lehre  vom  zusammengesetzten 
9itxe  erst  dann  als  eine  Stütze  des  Lateinischen  praktische  An- 
wen^uog  Hndet,  wenn  im  Latein  die  Pronomina  vorgenommen 
«Yfdon,  da.Hsä  ferner  dieser  Zeitpunkt  zumeist  vor  das  Ende  des  ersten 
^meeters  fällt,  also  beiläufig  Ende  Januar,  so  ergibt  sich,  dass  flür 
4J4»  Dantellußg  der  beiden  ersten  Arten  des  Satzgefiiges  (Substantiv- 
Qikd  Adjectivsatz)  die  Zeit  von  Anfang  December  bis  Ende  Januar 


94    Zar  Methodik  des  deatsohen  Unterrichtes  etc.  Von  A.  Baram. 

auBzanutzen  sein  wird»  ein  Zeitraum,  der  immerhin  gestattet,  den  im 
Org.-Entw.  geforderten  Vorsprang  des  Deutschen  vor  dem  Latei- 
nischen einzuhalten,  insbesondere  dann,  wenn  bis  Weihnachten  noch 
wöchentlich  awei  Grammatikstunden  gehalten  werden;  von  di^  an 
wird  sich  die  grammatische  Arbeit  auf  eine  Stunde  beschränken 
ktenen.  Die  nun  frei  gewordene  Stunde  soll  der  Leetüre  zu&Ilen, 
welche  apf  Grund  der  bisher  gewonnenen  syntaktischen  Begriffe  sieh 
fruchtbarer  gestalten  und  beim  Nacherzählen  zur  Nachahmung  der 
bisheirgen  Satzformen  herausfordern  wird. 

Das  richtige  Verständnis  des  zusammengesetzten  Satzes  hängt 
»  aber  von  der  richtigen  Auffassung  seines  Werdens  ab.  Darum  scheint 
mir  im  Gegensatz  zu  den  meisten  Lehrbüchern ,  welche  als  erstes 
Dogma  hinstellen,  was  ein  zusammengesetzter  Satz  sei,  die  Frage  viel 
wichtiger:  wie  entsteht  ein  zusammengesetzter  Satz,  oder:  wie 
entsteht  ein  Nebensatz?  Die  Lösung  dieser  Frage  ist  fdr  den  Schüler 
der  Schlüssel  für  das  Verständnis  eines  jeden  folgenden  Neben- 
satzes, und  da  der  Schüler  beim  selbständigen  Denken  stets  an  die 
Befragung  seines  eigenen  Verstandes  angewiesen  ist,  so  sollte  in  der 
Definition  auch  die  Fragestellung  aufgenommen  sein.  Die  Antwort 
auf  die  oben  gestellte  Frage  soll  also  lauten:  Ein  Nebensatz  entsteht, 
wenn  ein  Glied  des  einfachen  Satzes  selbst  zu  einem  ganzen  Satze 
erweitert  wird,  und  hinsichtlich  der  Nebensätze  haben  also  dieselben 
Fragen  zu  gelten,  wie  hinsichtlich  derjenigen  Satzglieder,  aus  deren 
Erweiterung  die  Nebensätze  entstanden  sind. 

Den  zusammengesetzten  Satz  in  der  Form  der  Satzverbindung 
früher  zu  behandeln  als  das  Satzgefüge  halte  ich  für  uuzweckmä(lig, 
erstens  weil  die  Auffassung  des  Verhältnisses  der  Coordination  dem 
Anfänger  viel  schwieriger  erscheint  als  die  der  Subordination, 
zweitens  weil  die  bisherige  Entwicklung  des  Satzbaues  auf  der  Sub- 
ordination beruhte,  es  daher  nur  natürlich  sein  kann,  auf  demselben 
Principe  den  zusammengesetzten  Satz  weiter  aufzubauen. 

Was  die  Fragestellung  betrifft,  so  ist  den  Schülern  einzuprägen, 
dass  die  Fragen  jedesmal  vom  Hauptsatze  aus  gestellt  werden  müssen. 

Die  Namen  der  Nebensätze  sollten  folgerichtig  die  Namen  der 
betreffenden  Satzglieder  tragen.  Wenn  übrigens  auch  Bezeichnungen 
wie :  Subject-  und  Objectsatz  oder  Subjectiv-  und  Objctivsatz  ge- 
läufig sind,  so  ist  doch  kein  Grund  vorhanden ,  Subject-  und  Object- 
satz zu  trennen,  da  sie  ja  als  ganz  gleichartige  Sätze  unter  den 
allgemeineren  Begriff  des  Nomons,  des  Substantivs,  fallen.  Einfacher 
und  übersichtlicher  gestaltet  sich  die  Eintheilung ,  wenn  die  Namen 
der  Bedetheile,  welche,  als  Satzglieder  gebraucht,  am  häufigsten  in 
Nebensätze  erweitert  werden,  auch  als  Bezeichnungen  der  Nebensätze 
belassen  werden.  Solche  Bedetheile  sind  nun:  das  Substantiv,  Ad- 
jectiv  und  das  Adverbium.  Wie  viel  und  was  für  Arten  von  Neben- 
sätzen wird  es  daher  geben?  Jeder  aufmerksame  Schüler  beantwortet 
diese  Frage  mit  Leichtigkeit  und  ebenso  die  weitere  Frage ,  was  ein 
Substantiv-,  Adjectiv-,  Adverbialsatz  sei,  wenn  er  sich  den  Lehrsata 
über  die  Entstehung  des  Nebensatzes  gegenwärtig  hält.  Daneben  ist 


En  ii^odflr  um 


Intfriieltles  ete«  ?on  Ä»  B(mm,    M 


ia  Erinnerung  m  bringen,  das8  das  eltisug^  Mittel ^  einen 
Sebnuiftki  richtig  zu  bezeichnen»  das  Fragen  seL  Bei  dieser  G«- 
Il|itth#it  sind  alle  Fragen,  welche  im  einfachen  Satze  beim  Sub* 
itifttiY  usw,  in  Betracht  kamen  ^  zu  recapitulieren  und  die  Schüler 
m  waniea«  sieh  aufs  Batben  zu  ferlegen  oder  nach  irgend  welchen 
■(oataUnen  Eindrücken  za  nrtbeilen.  Denn  die  Schüler  neigen  gar 
lihf  ui  dieaer  üblen  Gewohnheit  nnd  haachen  f5rmlicb  nach  irgend 
Mer  Ort-  oder  ZAitbeatiinmang  oder  Irgend  einer  Conjanction,  am 
sich  daran  zu  klammem,  und  zu  antworten,  das  sei  ein  Dasasatx, 
•b  Z^itsatz  nsw.  Gegen  diese  mecbanisclie ,  gedankenlose  Be- 
kajidlimgsftrt  gibt  es  nur  eine  Abhilfe:  ein  sjBtematischea ,  conse- 
fOHites  Abfragen. 

Wenn  auf  die  geschilderte  Art  und  Weise  ein  Einblick  in  das 
Werden  nnd  ein  Überblick  über  die  möglichen  Arten  der  Nebensätze 
fawiMiiien  ist,  läast  sich  nun  an  die  Detailbetrachtang  schreiten. 
Diaat  wird  unter  FesthaJtuug  der  gewonnenen  Gesichtspunkte  in  kein 
planloses  Herumtappen  ausarten,  sondern  in  der  Beleuchtung  der 
aafgBslellten  Grundsätze  sich  zu  einer  den  Schüler  interessierenden» 
ontibringenden  Arbeit  gestalten. 

Beim  Substantivsatz  al.so  lasse  man  vorerst  aus  dem  Lehrbuche 
ein  Beispiel  lesen,  den  Hauptsatz  bestimmen  und  von  da  aus  die 
Fkvg«  nach  dem  Nebensätze  stellen  und  den  Schüler  sich  vergegen- 
«irtagen,  mittelst  welches  Wortes  der  Nebeusatz  an  den  Hauptsatz 
ffttaKÜpfit  sei.  Da  wird  es  sich  nun  zeigen^  dass  die  einen  Substantiv- 
iüie  mit  dem  RelatiTpronomeu  beginnen,  andere  wiederum  mit  der 
(kH^unction  M^^^^t  üd  dritten  mit  Interrogativadrerbien ,  die 
vierten  in  gekürzter  Form  mit  dem  Infinitiv  vorkommen,  endlich, 
diss  die  directen  Worte  einer  redenden  Person  in  abhängiger  Snb- 
ilantivsatzform  mitgetheilt  werden  können.  Trotz  der  äußerlichen 
Venduedeaheit  wird  der  denkende  Schüler  sie  doch  alle  mittelst  des 
FrigVDS  als  Substantivsatze  erkennen  und  sich  bewusst  werden,  dass 
diie  our  verschiedene  Formen  für  eine  und  dieselbe  Art  von  Neben- 
aftlaeii  sind.  Die  fünf  Foimen  des  Substantivsatzes  sind  gut  einzu* 
pcftgen  und  häußg  zu  wiederholen.  Zahlreiche  Beispiele  werden  die 
gewonnene  Einsicht  bestärken  und  allmählich  eine  Sicherheit  in  der 
Beurthöilung  herbeiführen^  die  sich  als  bleibendes  Gut  dee  Schülers 
leicht  erkennen  lässt. 

Sowie  bei  den  Objecten  die  Übertragung  aus  dem  Activum  ins 
Pliaifiin  von  besonderer  Wichtigkeit  war,  so  ei-scheint  hier  die 
nDÜe  Form  des  Substantivaatzes,  der  sogenannte  anführende  Sub- 
•luiiivsatz,  einer  besonderen  Beachtung  wert;  denn  die  Gewandtheit 
iai  übertragen  der  directen  in  die  indirecte  Bede  und  umgekehrt 
bildet  eines  der  Fundamente,  auf  welchen  sich  weiterbin  die  Stilistik 
eoiwickeln  muss,  und  auch  hier  fand  ich  es  sehr  vortheilhaft, 
kitrauf  bezügliche  schriftliche  Schul-  und  Hausaufgaben  zu  geben, 
smichst  in  der  Weise,  dass  in  der  Schule  eine  Erzählung,  z.  B.  der 
Bid  des  Wolfes,  in  die  indirecte  Rede  übertragen,  von  einigen 
Sckilem  wiederholt  nnd  dann  als  schriftliche  Hausaufgabe  gestellt 


96    Zar  Methodik  des  deatschen  Unterrichtee  etc.  Von  Ä.  Ba/ran. 

würde.  Allmählich  lässt  man  die  Schalpräparation  fallen  and  den 
Schüler  anf  eigenen  Füßen  stehen. 

Mit  der  Absolrierang  des  Sabstantivsatzes  ist  ein  wichtiges 
Capitel  der  Syntax  durchgenommen ,  und  hier  scheint  mir  der  g^- 
eignete  Zeitpankt  za  sein  mit  kleinen  schriftlichen  Erzählangen  za 
beginnen  und  die  Schüler  dabei  anzuleiten  and  anzuhalten ,  ihre  Ge- 
danken bald  in  directer ,  bald  in  indirecter  Bedeweise  auszudrücken, 
eine  Übung,  die  zur  vollständigen  Beherrschung  des  Gedanken-  und 
Satzbaues  sehr  viel  beiträgt.  Die  noch  übrigen  Partien  vom  A^ectiv- 
und  Adverbialsatz  schließen  sich  daran  ohne  besondere  Schwierig- 
keiten an,  wenn  sie  von  denselben  Gesichtspunkten,  wie  das  Bis- 
herige, betrachtet  und  behandelt  werden. 

Es  erscheint  mir  daher  überflüssig  auf  dieselben  speciell  ein- 
zugehen, da  es  nicht  in  meiner  Absicht  lag,  den  vollständigen 
Lehrgang  zu  entwickeln ,  sondern  nur  die  Grandzüge  der  Methode 
und  die  Ursachen ,  welche  einen  bestimmt  vorgezeichneten  Weg  zu 
fordern  scheinen,  auseinanderzusetzen  und  so  einen  Beitrag  zu  liefern, 
wie  der  deutsche  Unterricht  auf  der  untersten  Stufe  einzurichten 
wäre ,  um  auf  grundliche  und  praktische  Weise  jene  Grundlage  zu 
schaffen,  auf  welcher  er  sich  in  den  mittleren  Stufen  erfolgrreich  und 
fortschreitend  bewegen  soll.  Ist  der  Unterricht  im  Deutschen  über- 
haupt eine  der  schwierigsten  Aufgaben ,  so  ist  er  es  gerade  auf  der 
unteren  Stufe  in  erhöhtem  Grade ,  weil  hier  zu  den  Schwierigkeiten 
des  Beginnes  auch  noch  eine  andere  hinzukommt ,  die  ihren  Grund 
in  dem  Mangel  an  methodischen  Winken  und  der  Einrichtung  der 
Lehr-  und  Lesebücher  hat.  Während  der  Lehrer  des  Lateinischen 
genau  weiß,  was  und  wie  viel  er  durchzunehmen  habe,  und  aus 
methodischen  Schriften  auch  wissen  kann ,  wie  er  es  vorzunehmen 
habe ,  sieht  er  sich  als  Lehrer  des  Deatschen  zumeist  auf  sich  an- 
gewiesen und  es  hängt  hauptsächlich  von  seiner  natürlichen  Gabe 
ab,  wie  er  ans  Werk  geht,  und  wie  sich  in  seiner  Hand  der  deutsche 
Unterricht  gestaltet.  Über  den  deutschen  Unterricht  in  den  oberen 
Classen,  über  den  Aufsatz  liegen  zahlreiche  wertvolle  Erfahrungen 
vor,  über  den  Unterricht  auf  der  unteren  Stufe  jedoch  fließen  die 
Quellen  spärlicher,  obwohl  die  Sache  nicht  unterschätzt  werden 
sollte.  Hier  können ,  glaube  ich,  nur  Erfahrungen ,  die  in  der  Schule 
selbst  gesammelt  wurden ,  zusammenwirken,  um  einen  bestimmten 
erprobten  Weg  zu  zeigen  und  einzuhalten.  Aus  dieser  Überzeugung 
sind  die  voranstehenden  Bemerkungen  über  diesen  Gegenstand  her- 
vorgegangen und  mögen  auch  so  aufgenommen  werden  I 

Krems.  A.  Baran. 


zweite  Abtheilun^. 

Literarische  AiizeigeiL 


B&bni  fabalae  rucensuit  Michael  Gitlbaaer.  VindoboDae,  sumptibus 
#1  ^U  Caroli  Gerold  tilii  MDCCCLXOU. 

Di»9e  Ausgabe  Rcheint  im  wesentlicben  den  Zweck  zu  haben, 
dt«  darch  den  Hef.  neu  hinzugekommeneD  Fabeln  und  Fabolfrag* 
meDte  mit  den  schon  früher  bekannten  babiianischen  Fabeln  za 
f  <irdiDig^«n.  Der  Heraasgeber  sagt  in  der  Einleitung  p.  III,  dass  die 
Eile,  mit  der  er  an  die  Herstellung  der  Ausgabe  gehen  musste,  da- 
mit die  Theilnehmer  des  von  ihm  geleiteten  Prosemtnars  wenigstens 
dh»  «rsteo  Bogen  dei'selben  noch  gebrauchen  könnten,  es  unraöglicli 
nacht  habe,  den  ersten  Fabeln  die  Nummern  der  Paraphrasen  bei 
orais  and  Furia  beizufügen.  Es  kommt  mir  nicht  zu,  die  Stich* 
Jtjgkeit  dieses  Grundes  für  die  Beschleunigung  der  Ausgabe  za 
Attrstichen;  doch  glaube  ich,  dass  niemand  ihm  und  seiner  Aus* 
gäbe  dies  als  besonderen  Fehler  anrechnen  wird;  haben  ja  die  meisten 
biafaerigeo  Ausgaben  diese  Paraphrasen  gänzlich  bei  Seite  gelassen. 
Im  Oügvntbeil.  ich  glaube,  der  Herausgeber  hätte  sich  manche  nn- 
afkls«  Clt4te  ersparen  kOnnen,  wenn  er  es  unterlassen  hätte,  Para- 
n|ifTi«An  »q  eitleren,  aas  denen  für  die  Herstellung  des  Teites  der 
|t  fien  Fabeln  gar  nichts  gewonnen  werden  kann.  Viel  un- 

ti^t^niMinier  aber  macht  sich  diese  Eilo  in  anderen  Punkten  fühlbar; 
Dd  zwar  beschränkt  sich  dies  nicht  etwa  auf  die  ersten  Bogen,  son- 
es  erstreckt  ^^ich  auf  die  ganze  Ausgabe.  Was  soll  man  z.  B. 
wenn  der  Herausgeber  in  der  Übereile  der  Ausgabe  sichConjec* 
»n  btilegt,  die  andere  längst  vor  ihm  gemacht  haben?  und  wenn 
nur  CoQJecturen  beträfe,  die,  in  „dem  Dunkel  der  Zeitschriften** 
Mirf^n,  dem  Herausgeber  leicht  entgehen  konnten,  so  wäre  dies 
Iticlil  noch  verzeihlich,  obwohl  man  von  einem  Herausgeber  doch 
inraise  Tsrlancren  kann,  dasserdie  den  Autor,  den  er  herausgibt, 
iodenA^'  »tue.  So  i-st  es  auffällig,  dass  er  89,idteEraen- 

üv  toi  *  in  Anspruch  nimmt,  während  sie  doch  schon 

ttugil  vor  dem  Erscheinen  seiner  Ausgabe  von  Nauck  in  den  M<S1, 
p,-rnm  TV  n,  194 gemacht wordeu  ist;  und  wenn  er fiie schon  Nauck 
cht  M»n  konnte,  da  er  dessen  scharfsinnige  Bemerkungen  zu 

fi^iB  aicni  kannte,  warum  hat  er  sie  nicht  Eberhard  zuerkannt^ 


98  3f.  Oitlbauer^  Babrii  fabalae,  angez.  von  P.  Knöü. 

der  sie  in  den  Analecta  Babr.  p.  20  gleichfalls  für  sich  in  Anspruch 
nimmt,  ohne  zu  wissen,  dass  sie  von  Nauck  schon  gemacht  sei.  Und 
die  Analecta  Babr.  kannte  Herausgeber  doch,  da  er  sie  vom  Bef. 
entlehnt  hatte.  Unbegreiflich  aber  ist  es,  wenn  er  Conjecturen,  wie  Fabel 
2  e^im,:  wv  ovx  eiat  öea 7t ozaiy  oder  12,  18  aocpa  Xalovoa 
f^r^vvarjg,  oder  30,  9  elev  für  sich  in  Anspruch  nimmt;  und  doch 
hätte  er  wissen  sollen,  dass  die  beiden  ersten  bereits  30  Jahre  vor 
ihm  Schneidewin,  die  letzte  zum  mindesten  ebenso  alte  Bergk 
gemacht  hat.  Oder  kannte  Herausgeber  zu  Beginn  seiner  Ausgabe 
die  gewöhnliche  Teubnersche  Textausgabe  von  Schneidewin,  kannte 
er  die  Anthologia  lyrica  yon  Bergk  nicht  ?  Ebenso  unrichtig  ist  es, 
wenn  er  59,  7  in  der  Aduotatio  sagt:  wg  n€q>vx€y  navrag  ixd'QCti- 
v(ov  A;distinxitG;  schon  die  Ausgabe  von  Fix  und  ebenso  die 
von  Schneidewin  haben  genau  dieselbe  InterpuDction.  Und  doch 
kannte  er  beide  Ausgaben  bereits;  denn  zu  Fab.  55,  4  citiert  er  eine 
Conjectur  von  Fix,  die  Eberhard  nicht  citiert;  und  ebenso  citiert  er 
die  Yermuthung  Schneidewins  zu  dieser  Stelle :  c^g  ti.  navvag  ix' 
&Qaiv€iy,  die  dieser  bloß  in  der  Adnotatio  angibt,  ohne  sie  in  den 
Text  aufzunehmen;  oder  stammt  auch  dieses  Citat  bloß  aus  Eberhard  2 
Auch  59,  16  ist  nicht  von  ihm  allein  und  zuerst  reconstruiert  wor- 
den, sondern  er  benützte  Lachmanns  und  Hartungs  Wiederherstel- 
lungsversuche ;  von  letzterem  entlehnte  er  ev/naQwg,  Ebenso  be- 
nützte er  Fab.  39  die  Beconstruction  Hartungs :  an  beiden  Stellen 
nennt  er  die  Vermuthungen  seiner  Vorgänger  nicht,  die  er  doch  nur 
in  Nebensachen  abändert.  Sollen  wir  da  annehmen,  der  Herausgeber 
habe,  dem  allerdings  nicht  nachahmungswerton  Beispiele  der 
großen  dänischen  und  holländischen  Philologen  folgend,  die  Arbeiten 
seiner  Vorgänger  vornehm  ignoriert,  oder  vielmehr  nach  dem  Bei- 
spiele der  Krähe  der  72.  Fabel  sich  mit  fremden  Federn  geschmückt? 
Dass  er  es  übrigens  mit  der  Priorität  anderer  nicht  so  genau  nimmt, 
zeigt  die  Anmerkung  zu  131,  15  xcAtdov*  av  ö(itlbauer)  Sauppe,  ob- 
wohl Sauppes  Conjectur  zwei  Jahre  vor  dem  Erscheinen  seiner  Aus- 
gabe veröffentlicht  wurde. 

Unangenehm  berührt  es  ferner,  wenn  er  selbst  Hilfsmittel,  die 
ihm  leicht  erreichbar  waren,  in  der  Übereile  des  Herausgeberfiebers 
nicht  selbst  nachsclilägt,  sondern  es  vorzieht,  sie  aus  der  Adnotatio 
bei  Eberhard  einfach  abzuschreiben.  Ich  meine  hier  die  babrianischen 
Citate  bei  Suidas  und  Julianus.  Ein  derartiges  Verfahren  aber  kann 
sehr  leicht  fatal  werden ;  man  moss  es  sich  eben  gefallen  lassen, 
wenn  einem  dabei  kleine  Unannehmlichkeiten  passieren.  Eine  solche 
ist  es,  wenn  er  zu  Fabel  38, 2  anmerkt :  2  S(uidas)  (h'acprjxav)  [sie  l] ; 
vorerst  hält  man  dieses  für  einen  Druckfehler;  doch  ist  es  keiner: 
denn  in  derselben  Zeile  citiert  es  Herausgeber  nochmals,  u.  z.  wieder 
als  monströses  Paroxytonon.  Wie  kommt  das  Wort  zu  diesem  Accent, 
da  es  doch  bei  Suidas  den  richtigen  hat?  Einfach  deshalb,  weil 
Gitlbauer  die  Eberhardsche  Ausgabe,  in  die  sich  dieser  Druckfehler 
eingeschlichen  hat,  zu  ängstlich  abschrieb.  Ähnlich  ist  es,  wenn  G. 
22,  4  genau  nach  Eberhard  citiert  yuof40vg  Minas]  xw/nag  A.  Hätte 


M.  Giilhuuer,  Babrü  fttbotne,  angez.  von  P.  SnölL 


m 


isg^ber.  WU1  wr  doch  Üian  tna^ste,  die  iliin  tu  Gebote  stehenden 

der  Überlieferung  selbst  nachgeschlagen  und  sieb  nicht  aaf 

d  verlassen^  so  hätte  er  gefunden,  dass  y^iofioig  nicht  erst 

'  imtni,  sondern  dass  es  bei  Suidas  so  Qberliefert  ist  in 

Jafi,  weiJ  es  nicht  unter  des  Babrios  Namen  im  Index 

fT'  >  itüg^fübrt  ist,  auch  Eberhard  entging.    Suidas  s.  v.  x<3- 

i  cnd'ig '  og  (iW  A)  alg  ^^larag  iaxoXal^E  xai  xw^oi>g* 

Cttat  fehlt»  Hie  gesagt,  bei  Eberhard;  daher  auch  bei  0.  Dass 

dte  OiiAio  bei  Suidas  nur  aus  Eberhard  kennt,   zeigt  auch  das 

,iiaUs&eQ  der  fülgenden   bei  Eberhard  Obergangenen  Stelle:   Suidas 

rg  *  fUQi(f€QOvg  heisst  es :  imi  di  lifivtjg  iyyvg  ^JLS^v 

L^Ichcr  V.  offenbar  der  25.  Fab.  entnommen  ist;  im  A  lau- 

ri  irr;  inü  di  liftyr^g  iyyvg  r^auv  €VQ£lf]g.    Hätte  Herausgeber 

f  Eberhard  auch  «mdere  Arbeiten,  die  den  Babrios  betreffen,  be- 

ksichtigt,  so  hätte  er  diese  beiden  Citate  beiNauck  finden  k5nnen^ 

f  »I«»,  Allerdings  indem  „Dunkel''  der  Melanges  gri^c-rom,,  anführt. 

In  der  Anmerkung  lu  Fab.  32  citiert  Herausgeber  getreo  nach  Eber- 

»fd,  dass  sich  der  erste  Vers  der  Fabel  auch  bei  Julian  Ep«  58.  5 

idiit*  Die  Ausgab*?,  nach  der  Heransgeber  citiert,  fügt  er  nicht  aus 

rhard  bei;  und  doch  war  dies  i^elir  wichtig:  denn  Eberhard  ci- 

nach  der  doch  nicht  gewöhnlichen^  jetzt  veralteten  Hejlerschen 

ittgnb^;  in  der  nach  der  Eberhardschen  Babriosausgabe  erscbie- 

ttO  gcwöhülicl»en  Tenbnerschen  Textausgabe  von  Herttein  aber 

iffet  sich  das  Citat  zufällig  nicht  in  dem  58.,  ftonderu  wegen  des 

h»w!  einer  durch  Henning  :i   "■    ^      löueu  Epistel  im  59,  Briefe, 

;t#i  nrjrh  nicht  mit  feinem  so  l  -u  SrhniUer  yalf:  —  f^Cf- 

nSui  yaXi^  7ifJt    avd^tg  iiJtQ6/tovg  igaa^el^a, 

.:«?  der  Eile,  mit  der  die  Aufgabe  hergestellt 

Ot  ^t  die  ungenaue  Angabe  der  Auteren  von  Conjectoren.  Bis* 

gmiC  ald  Regel,  dass  mau  zu  einer  Conjectur^  die  mehrere  uuab- 

gia  von  einander  gemacht  hatten«  zur  Vereinfachung  des  kri« 

+       '  dpn  Namen  desjenigen   setze ,   dessen  Priorität 

mu  dann,  ^mu  dies  nicht  nachzuweisen,  nennt 

iit«^ri*fe  Niiuien.  Eberhard  hat  in  ^oiner  Ausgabe  des  Guten 

bar  zu  viel  getban,  indem  er  beinahe  bei  jeder  Conjectur  eine 

leTi*  Zahl  von  N:imen  citiert.    G.  ist  in  löblicher  Wci^e  bestrebt» 

IWucieruüg  diese«  Wustes  von  Namen  den  kritischeu  Apparat 

fartinfacheu ;  doch  zeigt  die  Art.  wie  er  dies  thut,  dass  er  sich 

Hihi  nicht  genommen,  t^    '        fTi^nden  Schriften  nacbzuschlngen 

di«  JÄhn»azahlen  zu   \  u  sondern  das»  er  ganx  will- 

oinen  Namen  aus  Ki^fhaid:;!  Apparate   beransgiiff.    Seine 

M  l!«l  oft  auf  dun  Cnrcchtrn,  dor  die  Conjpctur  um  Jahre  spÄter 

all  «in  aiidiirt^r  gemacht  hatte.  Irh  hebe  von  den  zahlreichen  Fällen 

r.i  r  ..,,  i  ...  »...raus.  So  war  9,  12  ^a^iov  Ahreus  {pccrasi  et  aphae- 

itt  Halm  (1852)  zu  eitleren;  36«  7  tig  <I!v  statt  Seid- 

I*  r,  >  .-^'.     V    Miiiiiliuntrtin  wir  erst  durch  Eberhards  Ausgabe  kennen, 

ftll>d•r^^  hri   I  i'  \!n;  fiO.  11) /«  CFi/Wg A h rens  htatt  Seidltir;101,  5 

wird  di«  Kuif^datioa  ^f^ietf^^vtn^e/r^denanonymiapud  Bois^^onadum 

1* 


100         M.  GiObemer,  Babrii  ^bolae,  angei.  Ton  P.  KnäU. 

zuerkannt,  obwohl  sie  bereits  44  Jahre  MherCorais  in  seiner  Aus- 
gabe gemacht  hat,  wie  Eberhard  richtig  angibt:  und?on  der  Richtig- 
keit der  Eberhardschen  Angabe  hätte  er  sich  aus  Corais  überzeugen 
können.  Fälschlich  wird  60,  4  die  Emendation  TQvqnjg  Lachmaiin 
zuerkannt;  sie  gehört  Boissonade  an.  Ebenso  irrthümlich  heilU  es 
98,  18  TS  Bergk,  statt  di  Bergk;  %e  hat  Athens. 

Wünschenswert  wäre  es  auch  gewesen,  wenn  er^u  jeder  mcht 
von  ihm  stammenden  Ck)njectur,  die  er  in  den  Text  aufhahm,  den 
Namen  des  Autors  in  der  Adnotatio  beigefügt  hätte;  denn  so  mnst 
es  auf  den  mit  dem  Schriftsteller  weniger  Vertrauten  den  Eindmflk 
maohen,  als  stammten  alle  diese  anonymen  Verbesserungen  vom  Her- 
ausgeber. 

Dem  Herausgeber  standen  also  für  seine  Ausgabe  keine  neuen 
OoUationen  von  Hss.  zu  Gebote,  sondern  er  benützte  den  kritischen 
Apparat  Eberhards  und  Dindorfs  sowie  meine  Ergänzungen  aus  drai 
Vaticanus  und  Bodleianus  zur  Herstellung  der  Edition.  Auch  die 
Vorarbeiten  anderer  auf  diesem  (Gebiete  sind  ihm  fast  nur  insoweit 
bekannt,  als  sie  der  kritische  Apparat  bei  Eberhard  berück- 
sichtigt. Obwohl  nun  vielleicht  dieses  Vorgehen  manchem  nicht  durch- 
aus correct  erscheinen  wird,  so  würde  man  dem  Herausgeber  daraus 
keinen  allzu  schweren  Vorwurf  machen,  wenn  nur  seine  Coigecturen 
zum  Text  die  Herstellung  der  neuen  Ausgabe  rechtfertigten.  Und 
die  Bechtfertigung  derselben  sollen  sie  denn  auch  bilden. 
Herausgeber  sagt  in  der  Einleitung,  dass  er  die  Edition  veranstaltet 
habe,  weil  er  seine  Oonjecturen  nicht  der  unverdienten  Vergessen- 
heit in  dem  Dunkel  einer  Zeitschrift  anheimfallen  lassen  wollte.  Die 
i^hl  derselben  ist  denn  auch  enorm,  und  käme  es  bloß  auf  die  ZbU 
derselben  an,  so  wäre  die  Ausgabe  gewiss  glänzend  gerechtfertigt. 
In  dem  Bereiche  der  alten,  im  Athens  überlieferten  122  Fabeln  be- 
trägt die  Zahl  der  Oonjecturen,  durch  die  der  Herausgeber  den  Text  ge- 
bessert zu  haben  glaubt,  nicht  weniger  als  157,  wenn  ich  richtig 
gezählt  habe.  Dass  der  Text  des  Dichters  noch  an  vielfachen  Schä- 
den der  Ueberlieferung  kranke,  war  dem  Vertrauten  nicht  unbe- 
kannt; dass  er  aber  selbst,  nachdem  so  hervorragende  Gräcisten  wie 
G.Hermann, Lachmann, Bergk  u.  A. ihn  emendiert  haben,  noch  so  hei- 
lungsbedürftig sei,  das  hat  man  sich  wohl  kaum  vorgestellt.  Sieht 
man  die  Stellen  genauer  an,  so  findet  man  allerdings  die  Erklärung. 
Der  Herausgeber  hat  nicht  bloß  corrupte  Stellen  der  Überlieferung 
zu  bessern  gesucht,  sondern  er  hat  ganz  gesunde  durch  nnnütie 
Besserungsversuche  entstellt.  Betrachten  wir  einige  derselben  näher; 
denn  alle  157  hier  zu  prüfen,würde  den  für  diese  Anzeige  bestimmten 
Baum  weit  überschreiten. 

Unverständlich  sind  mir  gleich  im  1.  pr.  w.  15 — 19 : 

iv  rvv  ixaOTov  dpTid-elg  l/ij  f^^f^V 
fieJuarayäs  ^  olvtfi  ro  xriqiov  ^aoi, 
nutqth  ia/ißmv  axltf^  xcSl*  dlrj'd^Bvattt, 


M.  Oiilhau^t  Bibrii  fabnl&e,  aagM.  von  P,  KndlL 


101 


Waa heilet V.  IhditrreQr^fWvor) '),  V,  16  am&d^ifif^ fivrjfxt)  und 

PolgDtide?   Heraaa^eber  fügt    koic   Wort    der    Erkläning    bti. 
'örtlich  übersetzt  wärden  sie  etwa  lauten :    „von  denen  jede  (näm. 
'ab^l)  ontgegensteUend  (erwägend?)  in  meinem   GedÄchtnisse  ich 
T  die  Wabe  von  Wein  honigträufend  macheo  werde»  so  dass  (damit?) 
btrUn  Füße  der  bitteren  Jamben  die  Wahrheit  sprechen^.  Wie 
Ab#r  IQ  verstehen  sei»  ist  mir  schlechterdings  unerklärlich,  — 
n  die  Grammatik  ist  die  Stellung  des  Adjectivs  4,  2  voripat^ 
VX€  froixilovrrlTjQtjgi  bei  Babrios  findet  sich  hiefür  kein 
WfM#l.  —  6,  2  wird  der  passende  V.  lenri^  je  xakafiw  zov  ykv- 
fT^^^w»»  gani  überflüssig  emendiert  in  lemoKaXa^iov 
,  ß.  a.;  was  für  ein  Leben  ein  dünn  halm ige  $  sei,  weiß 
;li  mir  nicht  xn  deuten.  — ^  9,  11  ovk  ietiv  anowjg  avS^  aftovra 
»iVcfy  verstehe  ich  ebensowenig  wie  9,  12  mav  tafiwv  ii 
*  fXfjg  ün€Q  ßwlEt.  —  11,8  schreibt  Herausgeber  o  6"  ijxo- 
f    fhr   Ttolir  ^oqov   ydjauav;   m^g  heißt   Sättigung, 
berdruss,  Ekel;  ganz  vereinzelt   ein  aus  Übersättigung 
Iviehender  Überm uth,  wie  vfigig  xüqop  zixtei  ;  aber  selbst 
letzte  Bedeutung  passt  für  unsere  Stelle  nicht.  —  Nicht  nur 
ilMbrittiii8ch«  sondern  ungriechisch  ist  12,  8  7tq(Stov  ßXinio  üb 
'^Mfop ßi  T^  dx^QaKtoig  „ich  sehe  dich  und  mich  heute  zum 
itotunale  ungestört^;  denn  man  kann  nicht  sagen:  ßiJma  ai  ^i 
;  &3^enctog  (statt  dr  '^crATog)  kommt  übrigens  bloß  ein  einziges- 
~  io  tftr  ganzen  griechischen  Literatur  in  einem  Fragmente  des  So* 
lUcB  tor  Sü  wurde  an  die  Stelle  des  durch  die  mythologische  An- 
reiz vollen  Verses  ein  ganz  ungriechischer  eingesetzt  — 
12  schreibt  Heransgeber:   av^xäg  Tt  zQixtiv  dnoanwaat; 
ircb  d¥€ndg  ==  ano  (Pindar,  Aristoph.)  wird  der  Sinn  unpassend : 
,ti«  majchten  ihn  zum  Kahlkopf,  indem  eine  jede  etwas  von  den 
in  die  H5he  ausraufte^.  —  29,  4  gefällt  ihm  die  leichte 
4  tf^ffptidi^  Kmendation  Meinekes  idl(fttivüi)  nicht;  er  schreibt 
>  dXqfi%evoyvQ€viü;  dieses  Wort  ist  der  gan- 

i^      '  1;  heißt  es  „ich  drebe  mich  in  der  Gerstengranpen- 

lühli^  oder  ^ich  drehe  die  Gerstengraupenmühle**  ?  Wie  kommt  es 
xa^intf^gag  otovg?  —  32,  4  schreibt  er;  xaXijg  yi^vatnAg^ 
xixcir  r^Qa;  wer  würde  sie  nicht  lieben,  nachdem  er  sie 
'     '^  —  32,  9  Netzt  er  au  die  Stelle  des  treffenden  xat 
:*'1^fK  dnf^X3£,  wohl  deshalb,  weil  Schneidewin  on- 
nahm,  yatiiakog  /t\  E.  et, ;  xctixaXog  soll 
(w  hl  HS  Ttai  o  atKalog  durch  Doppelcrasis,  die,  im 

iiOQ  Überhaupt  selten,  bei  Babrios  sich  gar  nicht  findet; 
I  '>dfr,  wii"  es  nach  Schmidt  lautet,  atyiaXog  ist  eine  Glosse  bei 

-  und  b<ideutot  , Schmeichler**,  Aber  auch  die  Stellung  ist 
niiiiiO^jj  ü,  —  34.  2  f.aht}  nXcttilav  oh'aQOtg  imar^oAit,  n^div 
t^;t^ta^'  dx^  ^W  mdotg  oh'ov  ist  mir  durch  die  lulerpuuction 

■)  Mtr  vcfdaokt  ^ivtig^  feine  Entstehung  der  Stelle  2,  pr.  16: 
liif^t/^oi*  «ot  ii^di  fiifULüv  titiduff 


102         M.  Oülbauer,  Babrii  fabolae,  aDgei.  toh  P.  KnöU. 

unverständlich  geworden:  „ein  Haufe  Dorfvolk  hatte  eine  Tenne 
mit  Weiulaub  bestreut,  die  Tische  des  Fleisches ;  er  hatte  auoh 
Weinfässer".  Denkt  sich  Herausgeber  tcqswv  zqaTti^ag  als  ApjKH 
sition  zu  aXto  nXaTÜav  oder  als  2.  Object?  Im  letzteren  Falle  ist 
das  Asyndeton  anstößig,  im  ersteren  der  ganze  Gedanke.  —  37,  11 
sagt  der  alte  Ochs  zu  dem  naseweisen  jungen  Farren.  der  zum  Tode 
geführt  wird:  6  veog  nagaivelg  tov  yiqovxa  xevd^iveig:  un- 
griechisch ist  es  zu  Ttaqcuvlo)  einen  Acc.  der  Person  beizufügen.  — 
39,  5  ff.  sind  vom  Herausgeber  aus  einer  Paraphrase  neu  gebildet, 
da  die  Fabel  offenbar  eine  decurtata  ist;  doch  er  vergisst  anzugeben, 
dass  nicht  er  allein  diese  Verse  hinzugefügt  habe,  sondern  dass  vor 
ihm  Härtung  dies  gethau,  dessen  Wiederherstellungsversuch  er  auch 
benützte.  Anstößig  bleibt  in  der  Beconstruction  G.s  1)  flg,  wobei 
deA(jpiVa;v  nicht  zu  entbehren  ist;  2)  der  Accent  von  dialMUTOv; 
dieses  Wort  hat  Härtung  mit  dem  richtigen  Accent  öiaXkaixxov^ 
da  man  aber  nach  Härtung  erst  entdeckt  hat,  dass  alle  Versschlfisse 
bei  Babrios  die  paenultima  betonen,  dialXanTov  also  nicht  mehr 
zu  brauchen  war,  so  ändert  Herausgeber,  um  ein  Auskunftsmittel 
nicht  verlegen,  einfach  die  Kleinigkeit  von  Accent  und  macht  das 
Wort  zum  Paroxytonon.  Dabei  beruft  er  sich  auf  die  fehlerhafte  Be- 
tonung des  Wortes  bei  Schneider  Saxo.  Wie  originell  übrigens  die 
Wiederherstellung  der  Fabel  ist,  kann  man  daraus  ersehen,  dass  die 
Nutzanwendung  nicht,  wie  gewöhnlich,  am  Schlüsse,  auch  nicht  wie 
im  Bodl.  am  Anfange  steht,  sondern  in  der  Mitte  und  so  die  Fabel 
in  zwei  Theile  spaltet:  gewiss  das  einzige  Beispiel  ihrer  Art.  —  42, 
8  ist  av^a  nicht  babrianisch.  —  43,  18  ^^  tcIv  dnoyvi^g  ist  mir 
die  Entstehung  des  ^tj  zav  (sie!)  unerklärlich;  ist  es  aus  fAtj  toi  ar 
entstanden,  dann  musste  ja  der  Accent  von  fArj  ein  anderer  sein ;  wie 
kommt  überdies  av  zu  dem  Conjunctiv?  —  45,  3  (alTtoXog)  dg 
avTQov  elarjlavveVf  wg  ivoiTcrjacov,  zag  alyag  o|x^*  x*on levK- 
avd^i^oiaag;  abgesehen  von  cog  ivoLxi^awv,  das  ganz  unnöthig  an 
die  Stelle  des  richtigen  rcSv  doiTcrjTcov  gesetzt  ist,  weiß  ich  axn^ 
nicht  zu  erklären ;  oder  fasst  es  vielleicht  Herausgeber  in  der  Be- 
deutung, wie  sie  bei  Papel,  p.  420  angegeben  ist:  axQc  zuäußerst 
(Sy^og)  an  der  Oberfläche?  Doch  das  ist  wohl  kaum  möglich,  da 
dies  ein  vereinzelter  homerischer  Gebrauch  ist;  II.  17,  599  ygatpey 
öi  Ol  oaxiov  axqigAlxfir^  xa'h.eii}.  —  52,  1  schreibt  Herausgeber 
Elg  aatv  TBTQmvxXov  ^QSfuelg  zavQOL  xrA.;  doch  ist  das  Ad- 
jectiv  YiQBfAÜg  im  Positiv  nicht  nachzuweisen.  —  52,  3  ist  ^  =  Eqnq 
nicht  babrianisch;  übrigens  ist  die  Verwandlung  des  überlieferten 
z'Q  in  t]  schon  deshalb  unwahrscheinlich,  weil  dann  Y.  4  ausgeworfen 
werden  muss.  —  54,3  verwandelt  Herausgeber  das  überlieferte  atV, 
das  man  in  tovt  gebessert  hat,  in  das  unbegreifliche  oiv\  und  doch 
prophezeit  der  Opferschauer  auch  bei  ihm  aus  dem  dyvov  rjnaq^  und 
von  einem  Schafe  ist  in  dem  vorhergehenden  nicht  die  Bede;  oder 
hatte  Herausgeber  die  Ahrenssche  Conjectur  aqvog  rjTiag,  die  er 
übrigens  nicht  in  den  Text  aufnimmt,  in  dem  Sinn?  —  57,  11  oi^ 
dqf^xay  eig  SiJdovg  €ti  TiQoeX&eiv  'Aa/neXovvTag  dv&QWTCOvg; 


Jf.  Oatbauer,  Btkbtli  fabul&e,  ao^z.  ron  P.  Jtndn. 


108 


p  Herausgeber  mit  ^a^uloh^ag  ausdrücken  will,  ist  mir  nicht 
irliclu  —  Üüpasseod  ist  ferner  der  Sinn  63,  12  nQog  tavta 
ififnf  avtog,  old\  anavrijauq  ^dem  Unglücke  wirst  du  hinfort 
'h  weiß  G8^  bei^egnen**.  —  65,  1  sucbt  er  io  folgender  Weise 
\*i\\i*'HQLZh  yiqavog  Bv(pvu  rofcp,  Tfijr^ij  a^iovtt  x<l^'^&^ 
vyag:  „es  stritt  ein  Kranich  nait  einem  höbschen  Pfau,  die 
le  mit  einem^  der  goldene  FlOgel  schüttelte":  es  hätte  doch  noth« 
wendij^er  Weise  heißen  müssen:    die  Asche  mit  dem  Golde.  —  65, 
4  schreibt  er:  aaiQtttv  avrtyyvg  inTa/nai  rs  xaxQi^ft);  xcfx^/tw 
ist  wohl  entstanden  aas  xal  aK^iXtn',  der  Yens  lautet  aLso  öbersetzt: 
-  '  -'-  -'öbifiindic  Nähe  der  Sterne  und  besteige  BerggipfeT; 
s  dnqtXo}  hier  in  der  anderen  Bedeutung,  in  der  es  noch 
it,  („ichgeh«  auf  den  Fußspitzen**)  stehe,  ist  wohl  nichtan- 
fu   —    66,  3  ix  3i  löv  dim  nr^^ag  xQ€fiaaat  cpiqovra 
näüi  tidv  iv  dv&Qiü/cotg  i^axtov  y€t(ovaa(::   „ihm  habe  er  brin- 
p.  ri.l  ffir  alle  zwei  Ranzen  voll  von  den  Übeln  unter  den  Menschen 
^t*"  ist  mir  unverständlich;  was  soll  naat  und  woher  hängt 
lys  :iJ»  r  Soll  es  heißen  ^bringend  für  alle  Menschen",  oder  zieht  er 
r»R  pit  tu  yEfimaagf  —  67, 2  verwandelt  er  das  ganz  passende  ovog 
ssung,  bloß  auf  eine  nichts  beweisende  Stelle  der  bodl, 
lin  in  ovayQogf  das  übrigens  auch  in  der  Messung  ron 
ilom  ovctygog    des  1»  V.  abweicht   Überhaupt  räumt  Herausgeber 
rj^u  Paraphrasen  eine  viel  zu  hohe  Bedentnng  ein;  gegen  das  Zeug- 
nU  der  Athosbs.  k5nueu  doch  nur  diejenigen  Stellen  in  Betracht  ge- 
flogen werden,  die  in  A  corrupt  überliefert  sind,   während  sie  der 
[partphnt^t  ziemlich  unreraudert  seiner  Vorlage  entnahm.  Hier  aber 
st  effen  ba  r  d  i e  7e  r  w a  ti  d  1  j  o  g  d  es  o  vag  i  u  />  yayQog  a  u f  d  ie  Rec h  n  un  g  de  a 
^Paraphrastfn  zu  setzon. — ^ÖS^llas  man  bisher  nach  V:  Qidig*An6X' 
h\>v  i7,vyt  itaxQa  roSiuoy;  ^i^^  gefiel  dem  Herausgeber  nicht,  ob- 
in>hl  es  ütTenbar  auf  Äpollon  passt,  der  ja  lutißnhig  ist;  was  Heraus- 
geber schreibt:  Qioigli,  l\  fiaxQa  do^atwVn  verstehe  ich  nicht; 
MÜ  m  etwa  heißen  ,^großprahlend"  ?  —  71,  h  setzt  er  nach  f^ra- 
^m(f0trr&;  di^r  bodlaianischen  Paraphrase  iJUdvrag  in  den  Text;  doch 
MOS  fremd*  —  Da«  unglanblichste  imCon- 
M  Kpimjrthiwm  der  Fab.  71,  V.  11  geleistet: 
OTi  TfoijA  }f^T;ara  /rQdyfAa9*  m  xaxnrt  (fvaai  tqi.'jovatv  ug  %o 
Z'ä^fopi  bind  es  schlechte  Blasebälge  oder  schlechte  Winde^  die 
fite  HAodInngen  ins  Schlechte  kehren?  —  73»  21  schreibt  er:  x^ 
---'-v:  r^   :'  T  }  n g  oQvltüv  VQt]^{    „Und   der  nach  kleinen  Vögeln 
ht^:   wie  Heraasgeber  ditf*filng  erklärt,  weiß  ich 
lui  ]i   ,ia^   <].,iit.rl(.^    J'l  itdilrstig*?     Warum  heißt  es 
Lri  r-  .if'T  iiai'h   k-K'nini.  \'>>l^.;[u  hungrige  Habicht?' — 

T4,i^  fti^iaariig  avt<li  nov  itwv  a^  *  vn^tCtov  ist  dieStellung  von 
oif'  anmöglich.  —  Anstößig  ist  76,  10  die  Verwandlung  des  cor- 
mpten  hi.iiiüiv  in  tjtnivttivi  adyrp^  ts  yiitoig  ^(p£QiP  oxxix  i  -t- 
rrat '«'•*:  „einen  Sattel  trug  es  auf  dem  Rfickon,  nicht  mehr  rei- 
tend*; denn  i/rrr^iVn  wird  j:;  gewöhnlich  vom  Reiter,  und  nur  ganae 
mttexdt  (Xen,  de  re  eq«,  1,  6.  10,  3)  vom  Pferde  gesagt,  —  Dia 


104         M.  Qülhauier,  Babrii  fabulae,  angex«  von  F.  KnefL 

ohnehin  schon  verkflrzt  flberlieferte  Fabel  83  mnss  sich  auf  das 
unrichtig  gedeutete  Zeugnis  der  Paraphrase  hin  eine  weitere  Ver- 
kürzung gefoUen  lassen.  —  87,  3  heißt  es  vom  Hunde,  der  einen 
Hasen  verfolgte  and  ihn  bald  leckte,  bald  biss:  aX/iaTi  %(ia(pelg 
8'  loaiv&f  WS  (plXov  xpavwvi  „nachdem  er  sich  an  seinem  Blute 
genährt  hatte,  liebkoste  er  ihn  als  Freund*;  wie  lange  wohl  der 
arme  Hase  die  Geschichte  ausgehalten  haben  mag?  —  95,  41  ist 
OJvovSf^  duayfwv  ganz  unpassend ;  denn  der  Löwe  verfolgte  ja  den 
Hirsch  nicht,  sondern  fiel  ihn  aus  dem  Hinterhalte  an.  —  106,  3 
verändert  er  das  corrupt  überlieferte  OQizQoqxav  in  d(iiq>Q6v(ap:  oawr 
aqiaTrjy  aqiqiqovüiv  qwijv  i'yvo)]  worunter  den  „sehr  verst&n- 
digen*^  gemeint  sei,  Menschen  oder  Thiere,  ersieht  man  aus  dem 
Satze  nicht.  Das  Wort  ist  überdies  bloß  bei  Suidas  überliefert.  — 
107,  6  schreibt  Herausgeber:  fdvog  3i  dünvov  ovd*  aßdäg  l^i- 
ifjataac  xeiAcSv  a/nizQCJv;  abgesehen  von  den  maßlosen  Lippen 
kann  ich  mir  aßqiog  nicht  erklären.  —  Ebenso  undeutbar  ist  mir  die 
CoDJectur  des  Herausgebers  zu  110.  3  f .  ^  de  xfQxov  oidaif/v 
oQaaa  q>rjOi  j^avt  l'xw,  av  d^a^Ti^vfig^;  wie  fasst  Heraus- 
geber x^^xo^  ovQUtj'i  als^Bergesscbwanz'^,  oder  ovQUtp^  als  prolep- 
tischesPrädicat:  den  Schwanz  zum  Berge,  i.  e.  empor,  hebend?  Weist 
überdies  das Obj.  zu a^vv££^,  ohne  das  eskaum  stehen  kann?  —  111^ 
12  f.  xal  nakifjißoXwg  ti^iag  yaqovq  dvio%t)  noixpog  Sg  %i 
xe^di^aag;  was  beißt  nahpLßohag'i  vielleicht  ,  um  werfend*'?  Und 
wasversteht  Herausgeber  für  Brühen  von  gesalzenen  Fischen 
iyciqovg)^  die  das  schlaue  Eselein  schmelzen  macht?  braucht  man 
überhaupt  einen  yaqog  erst  schmelzen  zu  machen  ? 

Doch  genug  an  diesen;  denn  alle  zu  besprechen,  wüi*de  zu  weit 
führen.  Wen  nach  mehr  verlangt,  der  möge  das  Buch  selbst  aufschlagen ; 
fast  auf  jeder  Seite  wird  er  ihrer  vier  bis  fünf  finden,  alle  von  der- 
selben Güte  wie  die  angeführten ;  die  meisten  derselben  leiden  an 
Dunkelheit  undUnverständlichkeit,  einem  Fehler,  der  von  vorn  herein 
gegen  sie  einnimmt.  Der  Herausgeber  hätte  gewiss  viel  zu  ihrem 
Verständnis  beitragen  können,  wenn  er  in  Kürze  in  der  Adnotatio 
gesagt  hätte,  wie  er  dieselben  verstanden  wissen  wolle;  denn  die 
meisten  derselben  hätten  doch  eioer  Erklärung  weit  eher  bedurft,  als 
z.  B.  av,  das  er  6,  17  für  erklärenswert  hält,  obwohl  es  jeder  Quar- 
taner verstehen  muss. 

Gegen  diese  Kühnheit  im  Conjicieren,  die  ihn  veranlasst,  sel- 
tene und  ganz  vereinzelte  Wörter  und  Wortformen,  ja  sogar  eigene 
Neubildungen  in  den  Text,  der  oft  gar  keiner  Heilung  bedarf,  au&a- 
nehmen,  sticht  in  eigenthümlicher  Weise  der  Conservatismus  ab,  mit 
dem  er  viele  Stellen  der  Überlieferung,  die  metrisch  und  dem  Sinne 
nach  offenbar  verderbt  sind,  ohne  Bedenken  in  den  Text  aufnimmt. 
So  galt  es  seit  Lachmann  als  ausgemacht,  dass  der  im  Versbau  sehr 
sorgfältige  und  ängstliche  Dichter  an  allen  Versstellen  mit  Ausnahme 
des  ersten  Fußes  den  Anapäst  gemieden  habe.  Die  Stellen  nun,  an  denen 
Cod.  A  den  Anapäst  überlieferte,  sind  meist  alle  in  leichter  Weise 
längst  gebessert  worden.    Der  Herausgeber  aber  scheint  an  solchen 


abrü  fftbala^t  ingez.  von  P.  KnS&. 


löT 


(Jer  Überlieferang  keinen  Anstoß  zu  nehmen,  sei  es  weil  er 
9«8et£  niciit  ki'nnt,  sei  es  dass  er  es  für  ungiltii^  halt.  So 
Bibt  er  51^  3  ixuQ^v  atix^^^f  wo  die  Heilung  ixet^^  azixvu^ 
Uigst  gefunden  ist.  57«  6  läßt  er  t^f  zu}pldQaßiov;  59«  9  iwp  o^* 
fitufv  tct  lUQata,  wo  darch  Umstellung  gebessert  wurde.  69,  2 
t^y  iilui/Ltv\  88,  8  xa/  nt;  xn^idöAiot ;  111,  8  €i^  ttiv  fieco- 
iO¥,  Doch  der  Herausgeber  ist  sich  nicht  constant ;  denn  wenn  er 
k4M  Anapäst  an  diesen  Yersstellen  keinen  Anstoß  nahm,  dann 
Hrjk«ftltGb  kein  Grund,  18,  14  das  überliefert«  atcigav  in  aiQiJjv 
I  Indern,  dessen  erste  Länge  er  durch  Ableitung  von  einem  suppo- 
aitrieD  Worte  avg,  das  ^Last*^  bedeuten  soll,  zu  erweisen  sacht.  Sein 
p^thsilten  an  der  Überlieferung  geht  sogar  so  weit,  dass  er  mon- 
und  ganz  unmögliche  Verse  im  Teit  läset,  ohne  Anstoß  zq 
an :  9,  5  Itiü  di  (ptaüip  imfive  xai  fiatrjv  t^vlei :  ^  -  ^ 
^  ^  ^  -  ^  -  -  ^  \  7b,2  nayvwyXeyovTOJv ^if}Sidi&i, 
%a^i^  -w----^v.^--'-;84,  1  x(av(aip  ijii- 
tnäg  tu^ati  xa^i/riicf^  tavQOvi  -  -^--w.-w~w  — 
-  - «  Und  wenn  er  diese  Stellen  für  corrnpt  hielt,  warum  merkte 
•r  nicht  in  der  Adnotatio  kurz  an,  die  Verse  seien  verderbt,  wemi 
dies  schon  im  Texte  aus  allzu  grosser  Scheu  vor  kritischen  Ereu- 
in  undSterncheu  (p.IV  derEinl,)  nicht thun wollte?  Ebenso  musste 
b{)^  6  o  (J  ov  n^odiiaetp  wftw  ij  d*  a7r€iiQV(p9rj  Metrum  und 
HUtus  veranlassen,  zu  der  leichten  Emendation  Lachmauns  w/nvv  zu 
jpuhü.  Auch  dass  die  letzte  Silbe  des  Versen  fast  regelmäßig  eine 
läMkg9  fiti  and  nur  in  gewissen  Fällen  eine  Kurze  sein  könne,  scheint 
ditu  Heransgeber  noch  nicht  erwiesen;  denn  er  lässt  l,  5  anevdi  und 
luldfit  in  den  neuen  Fabeln  zahlreiche  Verse  nach  diesem  Muster. 
Ebensowenig  nimmt  er  an  folgenden  bisher  allgemein  für  ?er- 
rbi  gehaltenen  Stellen  der  Überlieferung  Anstoß,  ftlgt  ihnen  aber 
keine  Silbe  der  Erklärung  bei:  11,  5  zoi  ßaXnvcogi  27,  1 
nrayviff^  das  zwar  in  A  t^  bei  liefert  ist,  aber  sonst  sich  nicht  be* 
Ilfen  iäi$8t :  44,  8  /«ax^  hftofitBiy;  72,  20  ist  doch  die  Über- 
ll^eniiig  des  A  ovr  Ta<foii;  7iait,it}v  „die  Schopflerche,  die  in  Gra- 
|iani  tpielt**,  zum  mindesten  sehr  anfällig  und  bedurfte  der  Er- 
Nicht  zu  halten  ist  ferner  das  77»  10  in  A  überlieferte; 
9r  n  irofi  '  ~aa;  denn  ein  so  freier  Gebrauch  des  Artikels  für 
Dftl&oi  111  kommt  bei  Babrios  nicht  vor.  Ebenso  lässt  er 

8  4a8  angeblich  in  A  überlieferte  sinnlose  aXltp^  im  Text,  ohne 
Wort  derErkl&rnug  beizufügen.  lOG,  10  iJUst  er  aw^uitu  un- 
st&odei  im  Text;  auch  da  würde  man  sich  eine  Belehrung  gerne 
Jl^n  laeaeu,  wen  denn  der  Lowe  und  der  Fuchs  so  freundschaft* 
ch  laaammen  suchten.  107,  17  schreibt  er  mit  A  :  ^vvootait^; 
ah  i,'e5innte  Menschen  besser  als  verstundige 

'  iiio£<»i  iHUi  sollen,  d;is8  zuweilen  sogar  einMäustein  einem 

nöiziich  sein  könne,    ist    nicht  zu  begreifen.    Das  erstaun- 
a'^i  r    /in   Conservatiamus  in  der  Üuberlioferung  (oder  Ünver- 
ten  wir  18,  4:   ßo^irj*;  öi  ffvaat;   jtQirnov  olog  ix 
\b  p^l   »'o/<f^4v  xth  Wie  erklärt  Herausgeber  tpvcag?  Eskann 


100  M,  OUlbaueTy  Babrii  fabulae,  angez.  von  P.  KnStt. 

doch  bloß  von  gwo)  abgeleitet  werden ;  dies  aber  gibt,  mag  man  die 
Worte  noch  so  mannigfach  drehen  und  deuten,  keinen  Sinn.  Oder 
nahm  es  Herausgeber  als  Aor.  von  apyadw?  Der  aber  lautet  doch 
nicht  cpiaagy  sondern  qwarjoaq.  Übrigens  wird  er  sogar  von  A, 
dessen  angeblicher  Überlieferung  er  hier  folgt,  im  Stiche  ge- 
lassen; denn  derselbe  hat  nicht  da  qyvaag,  sondern,  wieG.  Hermann 
längst  richtig  hergestellt  hatte,  d"  icpiaa. 

Über  den  kritischen  Apparat  der  Ausgabe  ist  beiläofig  fol- 
gendes zu  bemerken.  Es  war  wohl  nicht  in  der  Absicht  des  Herans- 
gebers, eine  vollständige  Adnotatio  critica  zu  geben,  die  den  Stand 
der  hs.  Überlieferung  sowie  die  Yermuthungen  der  Gelehrten  ent- 
hielt; auch  war  Herausgeber  auch  nicht  in  der  Lage  die  hs. 
Lesarten  alle  anzugeben,  da  er  auf  das  von  andern  gebotene  Mate- 
rial angewiesen  war.  Hätt«  nun  Herausgeber  wobl  darauf  beschränkt, 
in  der  Adnotatio  bloß  das  wichtige  anzugeben,  und  dies  überall  ge- 
nau eingehalten,  dann  wäre  dieses  Verfahren  gewiss  nicht  zu  tadeln. 
Doch  es  geht  durch  die  ganze  Adnotatio  eine  Ungleichheit,  indem 
mit  nicht  richtigem  Urtheile  wichtiges  ausgelassen,  nicht  wichtiges 
dagegen  aufgenommen  wurde.  So  haben  die  Lesarten  des  Athens 
doch  unstreitig  eine  bedeutend  größere  Wichtigkeit  als  die  oft  sinn- 
nnd  gedankenlosen  Erfindungen  der  Paraphrasten.  Daher  würde  man 
in  einer  kritischen  Ausgabe  des  Dichters  vor  allem  die  Lesai^ten  der 
Hauptqnelle  der  Überlieferung,  und  erst  in  zweiter  Linie  die  der 
Paraphrasten  suchen.  Der  Herausgeber  aber  lässt  nicht  allein  viele 
Lesarten  der  sogenannten  manus  recens  weg,  sondern  er  übergeht 
auch  eine  ganze  Reihe  von  Lesarten  der  ersten  Hand  des  A.  Ich 
führe  beispielsweise  nur  folgende  an:  12, 4  tVriov,  das  die  ursprüng- 
liche Lesart  des  A  ist;  13,  6  ist  nicht  erwähnt,  wie  orifxalvBi  neben 
dem  überlieferten  deiyLvvei  in  den  Text  kam;  91,  5  war  doch  viel 
eher  zu  erwähnen,  dass  A  i^(o&(j5  überliefert,  als  das  für  unsere 
Stelle  gleichgiltige  q>oßovf,iat  der  Paraphrase  zu  erwähnen.  Yon 
wichtigeren  Leparten  der  Hauptquellen  der  Überlieferung  (Athens, 
Yaticanus,  Suidas)  fehlen  überhaupt  sehr  viele,  während  sonst  sehr 
viel  nebensäcbliches  und  gleichgiltiges  aufgenommen  ist. 

Aber  auch  unrichtige  und  falsche  Angaben  haben  sich  theils 
direct  aus  Eberhard,  theils  durch  das  Missverstehen  und  willkürliche 
Abändern  der  Eberhardschen  Anmerkungen  in  G.s  Ausgabe  einge- 
schlichen. In  der  Note  zu  3,  2.  3.  4  hat  Herausgober  Eberhards 
Anmerkung  falsch  abgeschrieben;  bei  diesem  heißt  es:  uu,  2.  3,  4. 
w,  alia  ascripsit  ßay;  daraus  wird  hei  G.:  ßay  supra  scripHt  m, 
2. ;  nur  in  Eberhards  Fassung  ist  die  Anmerkung  richtig.  12,  1  ist 
i^STtoTTjd^rj k  unrichtig;  es  soll  heißen:  i^eTTOTrjd^rj  a  1  Gud.  —  20, 
10  soll  es  heißen:  d^vwv  V,  nicht -S-tw  V.  —  27,  1  ist drjOag  P]  TtvU 
yiovAY  falsch;  V, nicht F,  hat  dtjoag,  —  27, 6  ist  nach  G.  die  Lesart 
des  V  ave(pyagy  obwohl  er  in  meiner  Schrift  ^Neue  Fabeln  des  Ba- 
brios^  p.  17  die  richtige  Lesart  des  Y  hätte  finden  können.  Ebenso 
unrichtig  ist  33,  12  iJwV  cfv  P]  fjvUa  AY;  Y,  nicht  Puria,  hat 
lyv/x'   ffV;  ebenso   33,   24  de  AY]   (T   igya  P;   (f  %a  hat  V, 


Jf.  Giilhau0r,  Btibrti  fftbaUe^  angez.  von  P.  RnöU. 


107 


fuchl  Fnria.  Alles  dieses  hätte  er  aus  meinen  Bemerkungen  über  V 

vtiitDiilmieii  kennen,  wenn  er  sie  \\U\s  zu  beuOtzen  verstanden;  denn 

glaubte   das«  was  Furia  richtig  mitgetheilt  hatte,  nicht  wieder 

Imen  tn  Diüssen.'}  45^  3  hat  A  nicht  axgr^,  woraus  er  axQt  ge* 

tnTi,  50T)deniax^,  — 49, 4  hat  derselbe  nicht  xaJr/cr,  sondern  alHa; 

iii^hatA62, 1 1  cJ^m^oy,  sondern  cavfov,  —88»  epim.  fehlt 

„j,   ..  lag,  (sie)  nicht  in  V.  —  108,  13  ist  aarpalct^i  nicht  die  nr- 

prnngliche,  und  aocf^aXay^t  die corrigierte  Form,  sondern  es  ist  gerade 

'rt,  wie  Eberhard  richtig  bemerkt  Anderes  der  Art  übergehe 

h  wülkürlich«8  Abändern  und  Umformen  einer  vorliegenden 

Ul  1  Hht  sich  eben  keine  der  Wirklichkeit  entsprechende  neue 

erit*  I-»  II  .  -oiche  Dinge  verlangen  genau  abgeschrieben  zu  werden, 

Lbirr  auch  richtig    abschreiben  ist  eine  Kunst,  die  nicht  so  leicht  ist. 

Die  Nummern  142 — 215  der  Ausgabe  enthalten  recoustruierte 

abiäche  Fabeln,  meist  solche,  die  im  Bodleianus  überliefert 

Diese  hier  vollständig  zu  besprechen  und  zu  pnUetf,  in  wie 

votC  die  Recouatructionen  des  Herausgebers  allenfalls  auf  babria- 

BiBdieo  1^  b  machen  kf^nnten,  muss  ich  mir  wegen 

Maageh  u  Betont  mus^  jedoch  werden,  dass  sie 

BÜich  unter  den  Titel  liabrii  fabulae  nicht  gehören, 

Reconstructionen  von  Fabeln  haben  immer  etwas  misslrches; 

,  «rfordert  genaue  Kenntnis  des  Autors  und  ebenso  genaue  des  Ver- 

labros»  dnes  Paraph rasten,  und  ^olbs^t  dann  bleiben  solche  Reeon- 

glniGtioneu  immer  äußerst  problematisch.  Ich  verweise  nur  auf  die 

iMi#l  Tarn  schwelgerischen  .iringling  und  der  Schwalbe.    Lach  mann 

Eberhard  (142)  reconstruiortcn    nach  Paraphnise  und  Tetra- 

iaiichim  vollkommen  metrisch  corroct:  fsioq  r<v  aaioiog  xaraffctyiüv 

:  n{if^M:ti  die  voUstilndigeFiibeK  wie  ich  sie  aus  V  veröffentlichte, 

.  davon  ganzverschicdcm:  Nioi;  fv  mßoimv  ovair^v  avaXdüag, 

LiJaser  Erkenntnis  .sollten  die  Herausgeber  der  Fabeln,  ntatt  sich 

[dla  liemlich  nutzlose  Spieleroi  der  Nachdichtung  oder  vielmehr 

i  Chöliamhenmachens   zu  verlegen  nnd  unmögliche  Verse  aus  den 

rhrapbrasen  zusamuHmzuscbmloden.    sich  darauf  beschränken,  die 

Ttmo  und  V'ersHpuren,  die  in  so  genauen  Paraphrasen,  wie  der  Bod- 

liiaims  ist,  noch  zu  finden  sind,  aufzudecken    und  als  Fragmente  in 

dit  Atm^aben  dos  Dichters  aufzunehmen.    Bei  dem  Verfahren  der 

Ptampbraaten  and  der  Neigung  der  griechischen  Sprache  zu  iam- 

Rhythmus  wird  auch    dann  noch  des  Unechten  ziemlich  viel 

«oiorlinfen. 

lH«r  Heraoagiber  ist  anderer  Meinung;  er  hat  alle  Fabeln  der 
bodleianischf^n  Paraphrase  in  Verse  gebracht,  bald  in  chofi ambische, 


Wt^iff    * 


'  hi  C6  Bondcrbar,  da«8  '  ^r  Fnria  för  gleich - 

K  V,  di^sscn  Ungeschick  reiber  or  doch    nur 

a  A]  um.  VF ;  ebenso  1  IT,  lU.  Wenn  HerauRgober  in 

l'Auni  «II  s|mron    ao    virtlr    Losnrton    diu    A    und 

'  '  '  rteu  überseht,  m  wundert  man  »ich.  wie 

1  ft*ro>  ;5b,  4  tttjfiimoor  fl*  o.  Ä-,  Raum 


108  M.  OiUhaiker^  Babrii  iabalae,  anges.  toü  P.  RnSU 

bald,  wo  ihm  dies  nicht  recht  gelingen  wollte,  in  iambische ;  letzterts 
in  den  Fabeln  88,  99,  100,  103,  107,  130  der  bodl.  Sammlung. 
Dieses  aber  ist  um  so  sonderbarer,  als  man  bisher  allgemein  der  Ton 
mir  aasgesprochenen  Ansicht  war,  die  im  Bodl.  enthaltenen  Fabeln 
seien  alle  babrianischen  Ursprungs ;  ein  unmotiviertes  Abgehen  Ton 
derselben  aber  ist  unconsequent  und  bedeutet  einen  Bäckschritt  in 
der  Forschung.  Denn  es  ist  doch  nicht  wahrscheinlich,  dass  in  einer 
Sammlung  von  148  Fabeln,  von  denen  142,  wie  selbst  Herausgeber 
zugesteht,  auf  Babrios  zurückzuführen  sind,  6  ohne  triftigen  Gmnd 
ihm  abgesprochen  werden  können,  lediglich  deshalb,  weil  Heransgeber 
aus  denselben  keine  Choliamben  machen  kann.  Oder  ist  Herausgeber  der 
Ansicht,  Babrios  habe  auch  iambische  Fabeln  gedichtet  ?  Die  Cho- 
liamben, die  Herausgeber  dichtet,  sehen  denn  auch  zuweilen  ganz 
eigenthümlich  aus.  Abgesehen  davon,  dass  die  letzte  Silbe  sehr  häufig 
eine  Kürze  ist  (vgl.  143,  3.  145,  6.  IL  12.  146,  2  und  sehr  oft) 
kommen  auch  solche  Verse  vor:  145,  8  t/W  ^  la^qov  ieoTciwtjg 
ßorj&^oai ;  154, 4  a^aoa  zovd*  ineigäT  ifißaleiv ßiaatf  (sict) 
163,  2  o  (f  f  xeri^g  ^IWov^  Heye  „jU£  ^cciav;  ebenso  183,  8. 
197,  1.  u.  ä.  Ja  es  kommen  sogar  so  monströse '  Fehlge- 
burten zum  Vorschein,  dass  zu  einer  choliambischen  Fabel 
ein  Distichon  als  Epimythium  gemacht  wird,  wie  Fab.  149; 
der  Hexameter  gehört  übrigens  zu  den  abschreckendsten  seiner 
Art:  rag  i'Qidag  q>iXovBiiiBiag  tb  xaXov  dtahvaiv.  Zu  anderen 
(146  und  169)  wurden  iambische  Epimythien  gemacht.  Die  Choli- 
amben  sind  mit  Aufgebot  von  seltenen  und  ganz  vereinzelten  Wör- 
tern gebildet;  aXyr}  statt  oS!^  (145)  r^vx^riaae  (150,  1)  und  andere; 
byzantinische  Wörter  und  Construetionen  werden  ohne  Bedenken  aas 
der  Paraphrase  herübergenommen:  146,  8  t^  de  nqoüainev;  171, 
4  xovQauM  (vgl.  „Die  babr.  Fabeln  des  Cod.  Bodl.  2906''  p.  9);  ho- 
merische und  epische  Wöi-ter  und  Formen  werden  entlehnt:  171,  2 
vofiivag;  153,  4  Z^va;  177,  3  xevd'inwvag;  177,  5  Uqtjiov  u.  a. 
Ja  sogar  neue  Wörter  werden  gebildet:  151,  2  Xißavuno&vaeiv ; 
aiTodauivrfiovceg  (182,  5)  ßionoqiüd^eiüa  (195,  3).  Doppel- 
crasen  sind  ihm  unaustößig:  153,  4  xavd^qmnog,  Passt  ein 
Wort  nicht  mit  dem  gewöhnlichen  Accent  in  den  Vers,  so  trägt  Her- 
ausgeber kein  Bedenken,  ihn  nach  seinem  Belieben  auf  eine  andere 
Silbe  zu  setzen ;  nach  dem  Muster  von  diakXa%%ov  (39)  wird  ans 
ßvaa(^  (154,  4),  da  es  am  Versschlusse  nicht  verwendbar  ist,  ein- 
fach ßvöoiff.  Ja  er  zerstört  sogar  die  Reste  choliambischer  Verse, 
die  sich  im  Bodl.  erhalten  haben,  und  setzt  dafür  seine  Gebilde: 
151  ist  nach  Bodl.  vomBef.  hergestellt:  TQO(pfi  neQiaafj  adifia  r<m- 
fiov  evqfQaivw;  er  bildet  daraus:  TQOcpy  negiaof^  fxot  avvoida  av- 
tw  cu  ^(sic !).  Und  trotz  aller  dieser  Freiheiten  kann  man  von  den  recon- 
struierten  Fabeln  nicht  behaupten,  dass  sie  auch  nur  im  entferntesten 
für  babrianisch  gelten  könnten,  oder  dass  sie  etwa  ein  Nichtkenner 
für  solche  halten  könnte.  Im  Gegentheil ;  die  Fabeln  sind  durch 
diese  metrische  Zwangsjacke,  die  ihnen  der  Herausgeber  angelegt 


ÜImt  tiiiige  nettere  OfidUna,  Miget.  Ton  A,  Zin^erle*        iM* 

^  lUifef&Undüch  und  ungriechi&ch  geworden.    Ich  setse  nur  eine 
I  twar  Hiebt  die  schlechteste)  zar  YeraDschatilichung  deeaen  hieher : 

149v      B^oat^  Ir  e5(>3f,  xavu*  5r«v  <^^p5  St\^itt 

2yUQttv  at'T''-   -----  ifnvor{T6v)  aikfiXatp* 

7 (/low  ^ndg^itv  ^  ßo^av  ('tot'JJ  c^y/^wrj* 
«C  lniMivQvvö¥  nnoiv  «yofa*  r/JLo^]. 

Olaobeja  uiemand,  getäoscbt  durch  die  eckigen  KlammerDi 
Bermusgeber  habe  den  Text  unveriindert  aus  Bodl.  herQberge* 
aommeD  und  nor  die  eingeklammerteii  Wörter  binxagefagtl 

Schade,  das»  der  Herausgeber  des  Minas  Sjüoge  altera  nicht 

kaiiiite    oder  nicht  benutzt  hat;  wir  hätten  dann  gewiss  eine  er- 

Iklerkliche  Aniahl  von  choliambischen  Fabeln  mehr  erhalten;  und  die 

blochtesten  wären  diese  gewiss  nicht  gewesen;  denn  gegen  diese 

icaie  sind  des  Minas  Truggebilde  wahre  Muster  von  Eleganx  in 

^CpflcKe  und  Gedanken. 

Die   Austattong   de«  Buches  durch  den   Verleger  ist  eine 
»Qirterbafle. 

Wien.  PinsKnöU. 


Über  einige  neuere  Ovidiana. 

P.  OfidiaS  NasO.   Becensoit  Otto   Korn.   Tomos  LI.  Metämorphoseon 

übriXV.  Berolini,  apad  Weidmannos  MDCCCLXXX,  XII  u.  3S2  SS. 
P.  Ofidii   Nasonls    Metamorphoses.    AoBwahl   für   Schulen  mit  er- 

liiiteniden  Anmerkangeo  von  Dr  Job.  Siebeiis.  Erstes  Heft,  Elfte 

Avflafft.  Besorgt  fon  Dr.  Fr.  Polle.  Leipiig,  B.  G.  Teubner  1880. 

XxTl88  SS 
P,  Oridü  Na:^  -■  ^*^^  -  -'^hoses,  Auswahl  für  den  Schulgebrauch 

miiKAcbl  jterodeti  Antnerkuf] gen  Ton  J.  Heuser. 

Zweite  Ter-«-.-- 1 1-    ^uu,  i  i.- rborn,  F.  Schüiiingh  1880,  X  a.  215  SS. 
Kritischer  Commeutar  zu  Ovids  Heroiden  von  H.  St  Sedlroayer. 

m^  „   iv^,    VerUg  ¥«m  C.  Knnegen.  78  öS, 
Die  r^age.  Einu  bistoriach'TergltnchcnJö  UnU'fBuchung  sur  Bo- 

det  Quellen   Ton  0?id,  Met  Wlh  270  -  &46,  InauguraJ- 
'H   Ton   Alfr  Snrber.    Zürich,    Druck    ron   Zürcher  und 
......     ;öiÄ).  1Ä7  SS, 

In  Korns  Ausgabe  tritt  tu  dem  bekannteu^  seit  Merkel  für 

\.   zu  Gninde  gelegten  Handschriftenmateriale  noch  ein 

^mfnoiittel,  nimlich  Fragmente  einer  HS.  im  brit.  Museum  zu 

saee.  X. — XI. «  die  auf  denselben  Archetypus  znrQckweisen, 

|«it  d«r  berflbmte»    nun    die  Hauptgrandlage   bildende  Marcianus, 

mbor  nieht  «o  ausgedehnt  oder  auf  solche  Stellen  bezüglich 

nd,  daas  sie  fdr   die  Testesgestaltnng   etwa   von  henrorragender 

bUgkeil  bAtten  werden  kdnnen.  Die  bedeutendsten  Stellen,  in 

B  (so  boieichnet  Hr.  K«  dieses  Fragmentum  Londinense)  ent- 


110         über  einige  neuere  Ovidiana,  angei.  von  A,  ZingerU. 

weder  darch  seinerseits  sichtlich  richtiger  erhaltene  Überliefernnir 
oder  durch  bestätigende  Übereinstimmung  mit  einzelnen  bisher 
noch  hie  und  da  angezweifelten  Lesearten  des  Cod.  M.  nun  auf  den 
T^xt  bei  Korn  einwirkte,  dürften  folgende  sein:  Met«  VI,  58.  lY, 
403.  V,  662.  IV,  388.  IV,  336.  IV,  346.  HI,  381;  382.  K,  867. 
in,  136;  162.  VI,  184.  Etwas  aufifallend  ist  es  aber,  dass  das  von 
Riese  herangezogene  Berner  Fragment  (vgl.  Bios.  II  praef.  VIII) 
hier  nicht  einmal  in  den  Prolegom.  bei  Berührung  der  Textes- 
geschichte und  Handschriftenverhältnisse  einer  Beurtheilung  unter- 
zogen wird. 

Von  den  Conjecturen   des  Hm.  Verf.s ,  die  sich  zum  grölSeren 
Theile  auf  die  zweite  Hälfte  der  Metam.  beziehen  und   theilweise 
bereits  früher  in  dem  von  ihm  besorgten  2.  Theile  der  Haupt*schen 
Ausgabe   veröffentlicht  waren,  sind  mehrere  recht  beachten^wei-t, 
einige  andere  aber  leiden  an  dem  Fehler  ^  dass  sie  von  den  Schrift- 
zeichen   der    besseren    Überlieferung    sich     zu    sehr    entfernen 
oder  gewiss  bezeichnende  Parallelstelleu,  deren  mehrfache  Wichtigkeit 
gerade  bei  einem  Ovid  von  der  neueren  Kritik  immer  mehr  anerkannt 
werden  muss  und  von  denen  auch  Hr.  K.  sonst  manche  in  seinem 
Apparat    nach     gegebenen    Andeutungen     verwertet     hat,     doch 
wieder  zu  wenig  berücksichtigen.  Indem  Ref.  in  dieser  Beziehung 
auf  seine  näheren  Nachweise  in  der  phil.  Rundschau  I,  10  p.  312  ff. 
zu  verweisen  sich  erlaubt,  will  er  hier  beispielshalber  nur  zwei  Verse 
noch  etwas  näher  berühren,  wo  gerade  Parallelstellen  nicht  zu  ver- 
achtende Anhaltspunkte  zu  liefern  scheinen.  VIII ,  557 ,  wo  Hr.  K. 
Corpora  turbinea  iuvenum  vertigine  mersit  bietet,   dürfte  das  hs» 
iuvenalia  doch  ziemlich  gesichert  sein  durch  Parallelstellen  wie  IV, 
50;  nimmt  man  dann  an  vertice  Anstoß,    das  ja  auch  M.  nicht  hat» 
der  dafür  culmine  gibt,  so  wird  man  mit  Rücksicht  auf  die  bessere 
Überlieferung  auch  hier  noch  eher  als  an  vertigine  etwa  an  flumine 
(wie  Riese  II  p.  XIX)  oder  vielleicht ,  weil  fiumen  dann  gleich  im 
nächsten  Verse  folgt ') ,  an  gurgite  denken  können  (vgl.  Verg.  Aen* 
X,  559  aut  gurgite  mersum)  also:  corpora  turbineo  iuvenalia  gurgite 
mersit.  An  der  vielbesprochenen  Stelle  XIV ,  846  ff.  (vgl.  zuletzt 
C.  Hellmuth,  Emendationsversuche  zu  Ov.  Met.  Kaiserslautern  1880 
S.  34  ff.)  bemerkt  Hr.  K.   „corruptela  nondum  sanata.**  Allerdings 
hatten  alle  bisherigen  Herstellungsversuche  wenig  Wahrscheinlichkeit 
für  sich;  bedenkt  man  aber,  wie  gerne  Ovid  gerade  in  der  zweiten 
Hälfte  der  Metam.  die  Verbindung  aeriae  aurae  gebraucht  und  zwar 
immer  an  derselben  Versstelle  (vgl.  IX,  220.  X,  178.  XIV,  127) 
und  bedenkt  man  weiter,  wie  leicht  in  Uncial-  oder  auch  selbst  noch 
in  Minuskelschrift  durch  Verwechslung  des  e  mit  c  zunächst  ein 
Verderbnis  des  aerias  in  acrias  und  feiner  an  der  in  Rede  stehenden 
Stelle  in  bekannter  Weise  zur  Wiederherstellung  des  nun  sinnlosen 


*)  Dass  solche  Wiederholungen  sonst  auch  mehrfach  bei  Ovid  sich 
finden,  soll  natürlich  nicht  geleugnet  werden,  hier  aber  wäre  sie  etwa» 
eigener  Art. 


er  cintfe  aeaere  Ovidiana«  &iig«2.  von  S.  Zin^erU. 


111 


rias   ein   Hersiliae    criüis   eotstehun   konnte  *    so  scheint 
f^Jie  VermnUinng   nicht   ferne  liegend «  es  sei  zu  lesen:   a  cuius 
ioe  flagrans  Hersilia  aerias  cum  sidere  cessit  in  aurae  *). 

Die  wenigen  DruckTerseheo ,  die  sich  außer  den    vom  Hm. 
Henumgnber  jK  XI  selbst  notierten  noch  finden,  beziehen  öich  nur 
b£L  "aar  Eigennamen  und  Zablenverwechslungen  im  Apparate, 

die  Ausgabe  auch  in  dieser  Beziehung  im  Ganzen  als  eine 
cht  sorg/Sütige  zu  bezeichnen  ist.  Dass  dieselbe  für  Alle,  die  sich 
ii  der  Kritik  der  oyid,  Dichtungen  beschäftigen,  nun  auch  unent- 
ebrlicli  ist»  ergibt  sich  von  selbst. 

Hr.  PoUe  arbeitet  an  der  Verbesserang  der  Siebelis'schen 
Insi^abe  rastlos  fort  und  seit  der  7.  Aufiage,  die  Ref.  in  dieser 
tir*  1877  S.  512  ff*  besprochen  hat,  ist  wieder  so  Manches  ge- 
Bfdert  worden«  Man  wundert  sich  oft  fast  über  die  Geuu uigkeit,  mit 
rdchtr  der  fleiGige  Herausgeber  die  Fasf^ung  seiner  Anmerkungen 
amtr  von  neoem  wieder  öberlegt  und  sich  auch  scheinbar  kleine 
adernngen.  wenn  sie  der  PräcisioD  und  Klarheit  nur  etwa  irgendwie 
können,  nicht  verdriessen  Jässt.  So  sind,  um  nur  ein  paar 
M^  auch  diestT  Art  hier  wieder  vorzuführen,  S,  1  Z.  9  die 
(th  senden  allerdings  Obernassigen  Worte   „Im  Interesse 

fl^e  /  Ks**  jet/,t  weggelassen;  S.  13  zu  3,  27  (L  1^^)  ist  nun 

n«  für  den  Schüler  recht  passende  Anmerkung  über  labi  eingefügt, 
r^  9^  /u  -ij  30  (1,  777)  iüt  die  Bemerkung  zu  concipit  monto  kürzer 
Her,  desgleicben  S.  63  zu  8 ,  27  (IV,  54),  S.  69  zu  9,  4 
\i\  ,  ^i'J)  nun  ebenfallf;  für  den  Schüler  passender  und  klarer  die 
FtirnDi?  ^^or  qut«m  ergänze  eius^  statt  der  früheren:   f,qu6m  pron, 
rf*Ut  VYOü.  indefin."  u.  dgL    üni  andererseits  infolge  von 

fBrwt  u  und  Zugaben  den  Bauen  des  Buche»  nicht  wesentlich 

ihntn  zu  mäs$;en  (wie  denn  die  Seitenzahl  auch  hier  trotz  allem 
r^»i*-tUr  .tieselbe  geblieben  ist,  wie  in  der  10.  x\ufl,),  wird  von  Ab» 
u  immer  größerer  Gebrauch  gemacht ^  derartige  in  dieser 
-  '       '"    tende  aber,    wie  Ggstd.  (S.   12),    Hptsätzen 
r  solchen  Ausgabe  doch  fast  störend. 
H:€  üLkä  da  Mild  sich  in  diesen  Anmerkuugen  freilich  auch  in 
IfckuJifl   nuch  einiges  in  der  einen  oder  andenm   Biclitung  zu  er- 
I  lifni«r  t^berlegüng  empfohlen ;  so  schien  z.  ß,  dem  Ref.  die  Fassung 
fii'f  T^*\n.  zu  1,  1,  offen  gesagt,  m  der  10,  Aufl.  im  ganzen  ent- 
ler als  die  jetzige  I  die  Anm.  zu  1,  4  könnte  vielleicht  ge* 
t«^«'T  und  mit  Benutzung  einer  noch  näher  Liegenden  Parallelstelle 
u  g»^ben  werdi*!)!  ..dedruite,  u^eleitet^  führet  herab,  wie  der  Dichter 
fnQ  sicli  !^ell>  ■-'■  auf  die  Metam.  sagt  Trist. 

II,  559  f*'-    1  K'inomundi,  In  tua  deduxl 

Un^ra,  Caesar,  opus."  j<.  47  zu  6,  o  ist  es  doch  sehr  fraglich,  ob 
OfU  gerade  die  angefahrte  Stelle  Ciceros  im  Auge  hatte,  daher 
«ttU  „TielJeicht  nachOicw*  wohl  eher  y^vgl.  Cic.^  S.  54  zu  7,  29  mit 


IR 


*)  TgL  auch  meine  Anfteinandervetinng  in  der  pbil*  Rondflch.  K 
Fi74 


112         Über  einige  neaere  Ofidiana,  angez.  von  A.  ZingerU, 

Bücksicht  auf  das  yorhergehende  terrnerit  doch  besser  „vincant 
überwältigen''  statt  „mit  sich  fortreißen''  n.  dgl. 

Was  der  Ausgabe  Polles  (wir  dürfen  sie  nun  wohl  so  nenneii) 
mehrfach  auch  über  die  Kreise  der  Schale  hinaus  Beachtung  erwirbt, 
ist,  wie  schon  früher  einmal  angedeutet  wurde,  der  Umstand,  dass  der 
Herausgeber,  der  bekanntlich  auch  ein  verdienter  selbständiger 
Forscher  auf  dem  Gebiete  der  Kritik  und  Erklärung  der  ovid.  Dich- 
tungen ist,  wenn  er  auch  für  die  Schulausgabe  aus  naheliegenden 
Gründen  im  ganzen  den  Merkel'schen  Text  zu  Grunde  legt,  doch 
am  passenden  Orte  auch  eigene  Erklärungsversuche  und  Beiträge 
zur  Texteskritik  zu  verwerten  in  der  Lage  ist.  Wir  wollen  hier 
wieder  in  letzterer  Beziehung  noch  ein  paar  Bemerkungen  anreihen. 
Von  den  Yermuthungen ,  welche  in  dem  die  Abweichungen  von 
Merkels  Text  verzeichnenden  und  nun  passend  auf  die  zwei  Hefte 
vertheilten  Begister  schließlich  S.  187  als  noch  unsicher  angedeutet 
werden,  scheint  dem  Bef.  8,  123  (lY,  151)  Prosequar  der  Aufnahme 
in  den  Text  würdig,  da  neben  allem  anderen  und  der  bereits  von  P. 
verglichenen  Stelle  ans  den  Metam.  auch  die  ziemlich  bezeichnende 
Her.  11,  119  geltend  gemacht  werden  könnte;  ebenso  ist  zu  7,  181 
(III,  691)  accessi  Bacchis  sehr  beachtenswert;  Bappold  schlug 
jüngst  acc.  Baccho  vor,  vgl.  diese  Zeitschr.  1881  S.  405.  Gut  gedacht  ■ 
ist  auch  18,  76  (YII,  791)  das  jetzt  neu  aufgenommene  captare, 
obwohl  hier  das  überlieferte  latrare  putares  mit  Bücksicht  darauf, 
dass  jenes  oben  erwähnte  Schnappen,  jenes  „Bisse  in  die  Luft  thun" 
(v.  71)  nun,  nach  der  Yerwandlung,  im  Steinbilde  den  Act  ver- 
folgenden Anbellens  auszudrücken  scheinen  konnte ,  vielleicht  doch 
noch  haltbar  wäre.  11,  17  (lY,  631)  scheint  die  neu  aufge- 
nommene Änderung  Hie  dominus,  nachdem  die  Überlieferung 
hominum  nun  auch  durch  Cod.  B.  gestützt  wird  (vgl.  Eom  p. 
89),  etwas  bedenklich.  An  der  vielbesprochenen  Stelle  11,  49 
(lY,  663)  hat  P.  nun  Bentleys  aerato  aufgenommen,  was 
allerdings  unter  den  bisherigen  Conjecturen  noch  als  die  annehmbarste 
erscheint  (vgl.  des  Bef.  Bern,  in  dieser  Zeitschr.  1874  S.  593);  nur 
zögernd  möge  hier  der  Zahl  der  Yermuthungen  noch  eine  bescheidene 
Andeutung  beigegeben  werden.  Wenn  der  Wohnsitz  des  Aeolus  von 
Mehreren  im  Yerlaufe  auch  in  die  tyrrhenischen  Gewässer  verlegt 
wurde  (vgl.  darüber  z.  B.  Preller-Plew  gr.  Myth.^  I,  520),  so  könnte 
man  im  überlieferten  aeterno  wohl  am  Ende  noch  ein  Yerderbnis  aus 
tyrrheno  vermuthen,  dessen  Entstehung  sich  etwa  durch  Ausfall 
und  fehlerhaftes  Überschreiben  des  rhe  und  weiter  daran  sich 
schließende  Yerwechslungen  nicht  zu  schwer  erklären  ließe  (tyr- 
rheno, rhetyrno,  retirno,  aeterno).  17,  65  (YII,  555)  möchte  ich 
aber  wieder  mit  etwas  mehr  Zuversicht  darauf  aufmerksam  machen, 
ob  nicht  ductus  anhelitus  Ingen s  statt  des  auch  vonP.  angezweifelten 
igni  zu  lesen  sei?  Ygl.  Met.  Y,  616  et  ingens.  .anhelitus  oris;  die 
innere  Hitze  ist  an  unserer  Stelle  schon  im  Yorhergehenden  sattsam 
bezeichnet,  ein  äußeres  Anzeichen  davon  ist  dann  eben  ruber  et 
ductus  anhelitus  ingens;  dass  Planud.  nach  dem  so  mehrfach  ver- 


Ül>eT  einige  neuere  Ondmnft,  angez»  Ton  A*  ZingerU.  118 

btigen  ig^ni  öberaetzte,  kann  natürlich  kein  sicherer  Beweis  für 
elbe  sein. 
16,  168  (YII,  186)w&re  wemgsiens  eine  bessere  Interpanotion 
tu  wtnachen  (vgl  Biese  11  p.  110,  Korn  p.  142),  S,  12  Mitte  zu  3, 
14  fliidei  sich  das  Dmckversehen  fasst  statt  fast, 

Vdge  die  fleißige  Arbeit  auch  in  dieser  nenen  Aoflage  wieder 
weite  Verbreitung  finden  1 

Hin.  Meuser  glanben  wir  im  Interesse  seines  gutgemeinten 
Iniernehmens  nur  einen  Dienst  za  erweisen  ^  wenn  wir  von  vorne' 
ein  oflTen  unsere  Ansicht  aussprechen ,  dass  diese  neue  Auflage 
iner  noch  gründlicheren  Revision  bedurft  hätte,  um  die  Ausgabe 
em  vorgesteckten  Ziele  näher  za  bringen.  So  ist  z.  B.  von  einer 
awirkuog  der  wohlgemeinten  Winke,  welche  A,  Biese  in  seiner  Be- 
ug der  ersten  Auflage  dem  Hm.  Verf.  gegeben  hat  (vgl.  Bursians 
fthnsber  1873  S,  141  E.),  doch  zu  wenig  la  entdecken,  wie  denn 
A.  oieht  eiumal  di»}  Fassung  der  Anm«  zo  I,  156  geändert  ist, 
bwohl  die  dabei  Hrn.  M.  einst  sichtlieh  vorschwebende  Stelle  der 
iMis'schen  Ausgabe  indes  von  dem  fleißigen  PoUe  bereite  in  der 
|0,  AuHag«  verbessert  wurde  (vgl,  darüber  auch  Magnus  im  Jahresber, 
I  phiL  Vereins  zu  Berlin  1879  S.  299).  Wir  wollen  dem  Hrn.  Verf. 
noch  ein  paar  andere  Einzelheiten  zu  Gebote  stellen .  die  nur 
wtiUre,  ans  mehreren  ausgewählte  Beispiele  zeigen  sollen,  dass 
geäußerte  Wunsch  nach  einer  etwas  gründlicheren  Revision  der 
Arbeit  kein  unberechtigter  und  nur  aus  dem  Bestreben,  dem 
locsbe  lu  nützen  entsprungen  ist. 

In  der  Bern,  zu  I,   177  (S.  18)  ^recessus  der  Empfangs  — 
eniliQiigssäal  im  Gegensatz  za  atria^  ist  jedenfalls  „Empfangs* 
on,  da  eben  die  Voraosielhing  dieses  hier  ganz  überflQssigen 
Foflee  den  Schüler  verwirre u  kclnute,  der  doch  gewiss  von  der  Ent- 
lidclimf  des  gegenübergestelltori  atrium  zum  Empfangssaale  bereits 
nhr^ri  }ifii*  richtiger  ein  fach:  „rec.  zunlckge/.ogener.  abgeschlossener 
im  Inneren  des  Palastes:  Berathungssaal."    Zu  I,  189 
I  itud  immer  wieder  (z.  B,  zu  11,  46  S.  34)  findet  sich  „der 
ils  mascul  ,  was  mit  BQckBicht  auf  die  Mythol.  richtig  zu 
i  wftre.  Zu  II,  3  (S^  32)  soll  es  stritt  „caius,  abh,  von  fastigia' 
lauten:    „verb.  cuius  fastigia.**  Ob  so  naheliegeode  Ober- 
wie  III,  534  (S.  58)  „bellicus  ensis,  das  Schlachtschwert* 
VT,  226  (S.  90)  „quadrupedis  cursus.  der  Lauf  des  Bosses** 
(ftichdrm  der  diesbezfigliche  Gebrauch  von  quadrupes  schon  früher 
ft]t€  '^-'^  berührt  worden)  u.  dgU  dem  angegebenen  Zwecke  einer 
d]  Lüsgabe  sehr  entsprechen,  mag  ancb  bezweifelt  werden. 

lifludige  Anführung  von  Parallelstollen  aus  Ovid  selbst  oder 
i  aiideren  den  Schülern  naheliegenden  Clasaikern  zur  Beleuchtung 
Spmcbgebrauches  ist  an  sich  auch  in  einer  solchen  Ausgabe, 
dl  nrliÜLffnii  Verständnis  angewendet^  gewiss  von  Nutzen  und  wir 
i,  dass  wir  auf  diesem  Gebiete  manche  der  besten 
\ivr  Tii)  £>uche  getroffen  haben,  besonders  da,  wo  Ovid  aus  Ovid 
ilbii  erkiTlrt  odf»r  eine  Phrase  dos  römischen  Diehtev«  mi^  m%t 


114         Über  eiiiige  neuere  ÜTidiana,  angez.  von  A,  Zingerle. 

entsprechenden  aus  den,  dieser  Schülerstufe  bereits  bekannten, 
homerischen  Dichtungen  verglichen  wird.  Wo ,  wie  es  zu  wtinBoihen 
ist,  der  latein.  und  griech.  Unterricht  unter  der  Leitung  desselben 
Lehrers  steht ,  können  gerade  auch  Anmerkungen  der  letzteren  Art 
recht  anregend  wirken ;  ob  aber  in  dieser  Beziehung  das  hie  und  da 
auch  sich  findende  Hinausgreifen  auf  den  Schülern  noch  unbekannte 
Schriftstellerkreise  ebenso  angemessen  ist,  kann  mehrfach  wieder 
zweifelhaft  sein,  zweifellos  aber  muss  Consequenz  in  der  Art  des 
Cütierens  erwartet  werden  und  bei  jenen  Stellen ,  wo  im  Gegensätze 
zu  anderen  die  näheren  Angaben  fehlen,  ist  deren  Ergänzung  gewiss 
zu  empfehlen  (z.  6.  S.  60,  76,  181  u.  dgl.). 

Angemessen  ist  es,  dass  bei  weggelassenen  Partien  die  Schüler 
doch  mit  dem  Gang  der  Erzählung  kurz  bekannt  gemacht  werden, 
wie  es  hier  in  meist  passender  Weise  geschehen  ist.  Wir  zweifeln 
nicht,  dass  bei  eingehenderer  Berücksichtigung  der  oben  durch  ein 
paar  Beispiele  angedeuteten  Gesichtspunkte  die  Ausgabe  iu  der  dritten 
Auflage  noch  brauchbarer  werden  wird. 

Hr.  Sedlmayer  bietet  uns  in  dem  oben  genannten  kritischen 
Commentar  eine  Fortsetzung  zu  den  1878  erschienenen,  vom  Ref.  in 
dieser  Zeitschr.  1879  S.  256  f.  besprochenen  und  allseitig  so 
freundlich  aufgenommenen  Prolegomena  critica  ad  Heroides  Ovidiuias, 
worin  nun  auf  Grund  der  dort  festgestellten  allgemeinen  Grundsätze 
eine  Einzelbehandlung  der  wichtigeren  Stellen ,  an  welchen  der  Text 
kritischen  Bedenken  unterliegt,  versucht  wird.  Die  Arbeit  zeugt 
wieder  von  großem  Fleiße  und  ist,  wenn  man  hier  auch  nicht  alles 
als  in  gleicher  Weise  gelungen  bezeichnen  wird,  jedesfalls  für  eine 
Reihe  von  Stellen  entschieden  fordernd,  für  die  weitere  Erörterung 
anderer  wenigstens  mehrfach  anregend.  Die  umsichtige  Beachtung 
und  Benutzung  von  Parallelstellen  ist  hier  öfter  besonders  anzu- 
erkennen. Der  Hr.  Verf.  hat  sicher  der  von  ihm  angekündigten 
kritischen  Ausgabe  der  Heroid.  dadurch  nur  genützt,  dass  er  be- 
scheiden vor  der  Veröffentlichung  derselben  noch  diese  Proben  mit* 
theilte  und  dadurch  hie  und  da  eine  erneute  Discussion  anregte ,  um 
dann  in  der  Ausgabe  auch  noch  dieses  weitere  Material  beachten 
und  um  so  sicherer  zu  Werke  gehen  zu  können. 

Mehreres  haben  indessen  bereits  Vahlen  (Über  die  Anfänge 
der  Herolden  des  Ovid.  Abb.  d.  k.  Akad.  der  Wissensch.  zu  Berlin 
1881  z.  B.  S.  38,  39),  Riese  (Lit.  Centralbl.  1881  N.  15  S.  535), 
Leo  (d.  Literaturztg.  1881  N.  3  S.  81)  dem  Hrn.  Verf.  zur  Berück- 
sichtigung  mitgetheilt,  wir  wollen  hier  noch  ein  paar  weite^-e  kleine 
Bemerkungen ,  die  sich  gerade  zu  bieten  schienen  und  da  oder  dort 
vielleicht  doch  anregend  oder  vervollständigend  wirken  könnten, 
kurz  anreihen.  Zu  der  von  S.  als  unterschoben  betrachteten  Stelle 
I,  85 — 86  möchte  ich  nur,  die  doch  nicht  ganz  nichtssagende  An- 
merkung von  Loers  durch  ein  Citat  vervollständigend ,  darauf  auf- 
merksam machen,  dass  die  Worte  v.  86  et  vires  temperat  ipse  suas 
eine  aus  bekannten  Gründen  nicht  ganz  uninteressante  Parallelstelle 
gerade  wieder  in  den  späteren  Dichtungen  Ovids  haben:  ex  P.  HI, 


über  cisig«^  neuere  OvidiJina,  anges.  von  A  ZmgtrU.  115 

0.  24  Tir«5  temperat  iJJe  siias.  II .  7  kAante  zu  dem  von  Merkel  and 
lue^e  nach  G.  gebotenott  tjyae  iio.s  Quinernmus  atnautes,  welchem 
Kr.  S,  die  Leseart  jüxigerar  Hss,  hone  qo^ie  ti.  a.  vorzieht,  etwa 
i^emerkt  werden »  daas  das  n  o  s  der  besseren  Überlieferung  durch 
'L,  in  den  steh  die  treu  Uebende  zu  dem  Untreuen 
:  (vgL  t,  B.  T.  17  scolerate,  \\  24  nee  nostro  motus 
«re  rediö) ,  doch  als  nicht  so  ungerechtfertigt  und  gewöhnlich  er- 
heinen  dürfte:  ^wir»  die  noch  lieben."  III,  132  ließen  sich  den 
ai  schon  von  Uelns.  für  admonuisse  sui  beigebrachten  ovid.  Stellen 
,  Xf  41,  Hai  2\  vgl,  auch  Loers  I,  63)  noch  weitere  ahnliche 
BOy  z.  B.  Trist.  I,  7,  26  admoneantque  mei,  ex  P.  III,  5,  38 
aearemei;  Trist.  V,  3,  51  admonitusque  mei,  ziemlich  auf> 
tUIitnd  wieder  lauter  Stellen  aus  den  Her.  und  späteren  Dichtungen; 
leicht  kannten  nuu  .solche  BeobachtungeD  in  solcher  Zahl  bei 
Uaifm  Ovid  dc^ch  zu  bedenken  geben»  oh  nicht  auch  an  unserer  Stelle 
dM  hier  anch  wohl  erklärliche,  von  Riese  aufgenommene  8ui  dem  suis, 
dfti  in  dem  von  derartigeu  Versehen  doch  auch  nicht  ganz  freien 
Cod.  P.  (vgl.  Prolog,  er.  p*  39)  infolge  der  vielen  s  in  der  Zeile 
ü»'    '  «'  uml  am  Eande  auch    da  noch   durch   sui 

[rt  liiese  I  p.  XIII),  vorzuziehen  sei?  VII,  111 

ichejni  4iä  vuii  Uju.  S.  wieder  empfohlene  Herceaa  des  Heins ius 
loch  ?ou  dort  Schrift^zeichen  der  Überlieferung  etwas  zu  sehr  ab- 
w#ich((iid  und  um  so  bedenklicher,  da  wir  wissen,  dass  das  Wort 
j^hei  0?id  nicht  nachweisbar  i««t.  VII,  177  mochten  wir  trotz 
i»^n  de«  forhergohenden  Verderbnisses)  wohl  nicht  t\k  schwer 
'^i8ur  und  de»  von  m,  2  Qbergeschriebeuen  usum  in  P 
nur  für  wahrscheiulich,  sondern  auch  für  das  richtige 
im  wird  sich  kaum  ein  anderes  Wort  auflitideu 
•  1  ist  bereits  bei  Loer$  auf  die  Stelle  B*  A.  503 
afiaerksai»  gemacht  X,  31  ii^t  die  Andeutung  des  Hrn.  Verf.  be- 
'«^•^ri»  da^  die  Heilung  vielleicht  nach  der  Stelle  XVII.  32 
-iMi  mm  noijtra  videre  putat  (vgl.  W,  Zing-  zur  Echtheits- 
V  :  mx;  äciem  in  diesem  Sinne  findet  sich  auch 
I  dl  an  das  Ovid  unleugbar  mehrfach  anklingt 

pj.  lii^K  s,  V.  I,  50  f.)*  V.  126  Äc  tum  praeruptos 

XsVtm  c«<:  nies  Uude  actem  in  pe)agi  vastos  proienderet 

womit  ßonsl  in  unserer  Heroide  zu  vergleichen  v.  25  ff, 
f*'*  :i«3condo,  .atquo  ita  late  aequora  proepectu  motior  alta 
i  ihtung  der  Schnftzoiciien  des  Cod.  P.  für  die  aufangb 

xu\^  ^xviiid,  die  un8  nun  Hr,  S.  sehr  genau  nüttheilt,  könnte 
la  vi»Ueit'ht  mm  »IJmilhlich«  Kntstehung   dersellien   aus   einem 

]iram  vidiä^e  putarem  nicht  für 

ii  in  den  bisher  sinnlogen  Ver» 

Jer  liabe  ich  s  wiikiich  gesehen  oder  als  ob  ich  es 

i-'-^n.,    durch   den   fern   reich endeu    Blick   gi'sehen, 

laubtt'),  aber  als  mir  doch  ntcbt  ganz  entf^pretüxend 

ii*'r  r<ng  als  etwaiger  Fingerzeig  mitgetheÜt  '         olU 

wie  Nvir  glauben,  Hr.  .S.  mit  pres^it  das  \  ^^* 

8* 


116        Ober  einige  nenere  Ovidiana,  angei.  von  A.  2SingerU, 

troflPen  hat ,  ließen  sich  daAr  außer  der  angeführten  Stelle  noch 
vergleichen  Fast,  m,  598  corpore  pressit  hnmom,  Y,  710  volnere 
pressit  hnmum  Trist.  Y,  14,  40  vir  pede  pressit  humom.  X,  126 
scheint  doch  die  Erklärung  in  anre  „in  der  Hörweite**  etwas  be- 
denklich. —  In  der  Bemerkung  zu  JLIV ,  91  w&re  zu  berichtigen, 
dass  Met.  I,  637  die  beste  Überlieferung  et  conata  queri  bietet  (ygL 
meine  Bern,  in  dieser  Zeitschr.  1874  S.  595  Eom.  Met.  p.  20). 
XYI,  17  ist  lasi  aus  P  gewiss  richtig  hergestellt  und  erklärt;  man 
könnte  zum  Theil  auch  an  dieselbe  Phrase  Fast.  lY,  9  sine  crimine 
lusimus  erinnern.  S.  32  zu  YIII,  69  ist  die  Schreibweise  „Ellision' 
aüfiFallend.  Möge  der  Hr.  Yerf.  die  versprochene  Ausgabe  bald  nach- 
folgen lassen. 

Die  Dissertation  des  Hrn.  Surber  bewegt  sich  als  Erstlings- 
arbeit auf  einem  ziemlich  schwierigen  Gebiete.  Die  Frage ,  welche 
Quellen  Ovid  in  stofflicher  Beziehung  bei  seiner  Erzählung  der 
Yer?randlungssagen  in  den  Metam.  zugrunde  gelegt  habe,  ist  nicht 
nur  darum  eine  so  heikle,  weil  uns  von  den  hier  in  Betracht 
kommenden  Werken  der  griechischen  und  zum  Theil  auch  der 
römischen  Literatur  gerade  in  dieser  Beziehung  recht  wichtige 
Grundlagen  entweder  gar  nicht ,  oder  nur  fragmentarisch  erhalten 
oder  endlich  nur  durch  Wahrscheinlichkeitsschlüsse  auf  Benutzung 
in  noch  erhaltenen  Schriften  Anderer  einigermassen  wieder  her- 
stellbar sind,  80  dass  die  leicht  ins  Subjective  sich  verlierende  Becon- 
struction  manchmal  eine  bedeutende  Bolle  spielen  muss»  sondern 
auch  deshalb ,  weil  wir  es  hier  nicht  mit  einer  historischen  Quellen^ 
forschung  zu  tbun  haben,  sondern  mit  fließenden  Mythen  und  deren 
Behandlung  durch  einen  Dichter  und  zwar  durch  einen  Dichter  wie 
Ovid,  welcher  gewiss  in  der  Behandlung  des  Stoffes  nicht  anders 
geartet  war,  als  in  der  Behandlung  der  Form,  wo  er  das  ihm 
Passende  von  allen  Seiten  her  zu  sammeln,  nach  seiner  Manier  zu 
verwerten,  resp.  umzugestalten  und  so  trotz  aller  Anklänge  und 
Nachahmungen  eine  ganz  eigene  Originalität  sich  zu  erwerben 
wusste.  (Vgl.  meine  Schrift  Ovid  u.  s.  Y.  I,  9  ff.).  Kein  Wunder 
darum,  dass  auf  diesem  Gebiete  und  über  die  hier  zu  gewinnenden 
Resultate  die  Ansichten  bis  in  die  neueste  Zeit  so  auseinandergiengen 
und  dass  ein  so  hochverdienter  Gelehrter  wie  M.  Haupt ,  wenn  ihm 
auch  Benutzung  des  Nikandros  und  des  Euripides  durch  Ovid  be- 
sonders wahrscheinlich  war ,  hier  doch  von  einer  näheren  Detail- 
forschung nicht  gerade  Vieles  von  wirklicher  Sicherheit  zu  erwarten 
schien.  Vgl.  z.  B.  Einl.  zu  s.  Ausg.  S.  11:  „überhaupt  der  umfang 
und  die  Art  der  Studien,  auf  die  der  Dichter  sein  Werk  gründete, 
lässt  sich  aus  den  Trümmern  der  griechischen  und  römischen  Lite- 
ratur nicht  erkennen.^ 

Wir  hätten  es  nicht  ungeme  gesehen,  wenn  dieses  Wort  des 
berühmten  Forschers  in  der  übrigens  guten  und  übei*sichtlichen  Ein- 
leitung Surbers  mitgetheilt  worden  wäre,  da  es  einerseits  erklären 
kann,  warum  gerade  erfahrene  Ovidkenner  bisher  mit  solchen 
VeröffenWchüDgen  zögerten  und  da  sie  andererseits  doch  immerhin 


ffnSg«  Denen  Oridf&ita,  anges.  TO»  A.  BinffiHe.        flT 

I  ftwiseermaden  auch  den  Aos^Dgapunkt  bildet  zq  der  richtig  er- 
[ireiltrieD,   tod   Hro.  S.  vollständig   abgednickten   ÄuJ^erung    vod 
fagnas  in  den  Jahregbericbten  des  phil.  Vereins  zu  Berlin  1879 
'8.  307  (so  sollte  das  Citat  8.  13  richtig  lauten,  da  die  Seitenzahl 
natürlich  aof  Bd.  XXXIll  der  Zeitschr.  C.  GW.  nicht  paast),  welcher 
jn  sieb  gewiss  mit   Hecht  anschließt  nnd  damit  von  der  falschen 
Laffassnng  einer  immer  bestimmt  nachzuweisenden  Uauptquelle 
Ftich  ferne  b&lt.  Was  sonst  in  dieser  Einleitung  etwa  noch  ergänzt 
^worden  könnte,  wäre  die  Bemerkung,  dass  zu  den  Anhängern  der  aus- 
ladtbntdn  Benutzung  des  Nikandros  in  neuerer  Zeit  auch  R.  Förster 
b6ri  (vgl.  den  Baub  nnd  die  Buckkehr  der  Persephone,    Stuttgart 
1874  S.  84).  Was  nun  die  nähere  Ausführung  der  hier  als  Probe 
etheilten  Partie  anbelangt,  so  zeigt  schon  der  bereits  ange- 
lte Standpunkt,  dass  wir  es  hier  mit  keiner  solchen  Arbeit  zu 
'fiiQn  haben,  wie  mit  den  1877  erschienenen  Quaestiones  Ovid.  von 
W.  Petersen,  der  leichthin  auf  durchgängige  Benutzung  des  Par* 
b«Qioa  schloss.  Es  wird  hier  in  einer  Einzelfrage  das  ganze  Material 
dan  ersten  erhaltenen  Anfangen  an  durchforscht,  jeder  neue 
DwachB  der  Sage  wenigstens  nach  der  uns  bestimmbaren  Zeit  in 
ersten  Auftreten  registriert.  Hauptsächliches  vergleicheud  in 
[Tabii]en  zusammengestellt  iS.  26  ff.,  64  ff.),  um  auf  der  Basis  dieser 
Fergieichongen  dem  besonnenen  Grandplane  gemäß  nur  zu  einem 
aoAbfmden  ßesultat  bezQglich  der  Quellen  Ovids  in  dieser  Sage 
gaUng^n,  das  schließlich  dahin  lautet,  dass  Ovid  in  dieser  Partie 
iwar  im  allgemeinen  die  homerische  Schilderung  vor  Augen  hatte, 
im  ganzen  aber  mehr  auf  Euripides  ruhte  und  auf  Nikandros  hier 
nur  in  einem  Punkte  weist  (S.  124). 

Interessant  ist  hiebet  wieder  die  Hervorhebung  des  Euripides, 
obwohl  bei  diesem  Stoffe,  da  von  des  Eur.  Meleagros  nur  einige  Frag- 
mente nebst  Notizen  erhalten  sind  (vgl,  über  denselben  Nauck  III,  140 
[llb  46,  Dindorf  329—30),  mehrfach  nur  Reconstruction  mitwirken 
Dimte.  Noch  interessanter  wäre  es  vielleicht  gerade  mit  RQcksJcht 
auf    diesen     besonders     wichtigen     Punkt    gewesen,     wenn    der 
Br,  Verf.  aus  dem  großen,  wie  es  scheint,  ihm  bereits  vorliegenden 
I  Maieruü  eben  für  diese  erste  Probe  eine  Partie  gewählt  hätte,  wofür 
lue  YerffleichuDg  eines  noch  vollständig  erhaltenen  euripid.  Stückes 
riie     Art     der     B^aiutzung     dieses     Dichters     durch    Ovid     noch 
feiwi«  sicherer  und  hie  und  da   auch   noch  bis  zum  verstärkenden 
Zeuipiisse  der  Phraseologie   herab  hätte   andeuten   können«   doch 
iigeti  wir  vom  allgemeinen  Standpunkte  zum  Theil  die  Gründe, 
i^darcli  welche  Hr  S,  die  Behandlung  der  Meleagersage  auch  noch 
Eekut^^s  Monographie  S,  8  zu  rechtfertigen  sucht.    Freilich 
damit   auch   zusammen,   dass   auf  solchem  Gebiete  ganz 
den  die  Arbort,  hie  und  da  wenigstens,  fast  mehj^den  Eindruck 
tOfOgfichst  vuUständigen  Entwicklungsgeschichte  des  in  Rede 
Mjthos  vom  allgemein  mythologischen  Standpunkt,  auf 
a  Felde  sich  der  Hr.  Verf.  mit  der   neueren  Literatur  im 
IB  tncb  gut  vertraut  zeigt,  als  den  einer  Detailschrift  nber 


118    J.  GantteUe,  Ciceronis  in  M.  AntoD.,  angez.  von  Ig.  Prammer, 

Ovid  machen  dürfte.  Damit  ist  natürlich  kein  Tadel  ansgesprocheii, 
wir  wollen  nur  andeuten ,  dasa  wir  aaf  die  Fortsetzung  dieser  Ver- 
öffentlichungen und  auf  die  Besultate  anderer  Partien  für  den 
speciellen  Zweck,  wenn  wir  dabei  auch  alle  im  Eingange  erw&hnte 
Vorsicht  im  Auge  haben ,  doch  fast  noch  etwas  gespannter  warton. 
In  den  aach  fleißig  zusammengestellten  Berührungen  der  in  Bede 
stehenden  Sage  bei  nachovidischen  Dichtem  S.  74  ff.  wäre ,  wenn 
noch  selbst  die  kurze  Andeutung  bei  Butil.  Nam.  (S.  82}  aufge- 
nommen ist,  doch  wohl  auch  die  Stelle  des  Juvenal  V,  115  zu  nexinen 
gewesen.  S.  95  Anm.  hätte  vielleicht  beigefügt  werden  können, 
dass  auch  Peiper-Bichter  in  der  adn.  er.  zu  Senec.  Med.  647  sich, 
nach  Cod.  E  für  fratrem  erklärten. 

Innsbruck.  Anton  Ziugerle. 


M.  Tullii  Giceronis  in  M.  Antoniam  oratio  Philippica  secunda. 
Texte  latin  publik  avec  nne  introduction  historique,  des  notes  en 
fran^is,  an  appendice  critique  et  des  gravnres  d*apr6s  l'antiqae  par 
Joseph  Gantrelle,  professeor  ^märite  a  Tuni versitz  de  Gand.  Paris, 
librairie  Hachette  et  compagnie,  1881.  105  SS.  in  Duodez;  Preis 
1  fr.  ÖO  Cent.  * 

Die  Einleitung,  die  praktischer  Weise  in  16  Abschnitte  getheilt 
ist ,  umfasst  20  Seiten.  Sie  gibt  die  noth wendigen  Details  über  das 
Leben  des  M.  Antonius  und  schildert  zugleich  die  wichtigsten  Zeit- 
ereignisse ,  soweit  dies  zum  Verständnisse  der  zweiten  philippischen 
Bede  erforderlich  ist.  Als  Geburtsjahr  des  anrüchigen  Haupthelden 
wird  wie  bei  Koch- Eberhard  83  angegeben,  währeud  in  der  Ein- 
leitung von  Halm  darüber  —  zufallig  oder  absichtlich  —  jede  An- 
gabe fehlt.  Diese  treffliche  Einleitung  ist  übrigens  von  Gantrelle 
mit  andern  Quellen  selbstverständlich  für  seinen  Zweck  wohl  ver- 
wertet worden.  Auch  im  Gommentare  hat  der  greise  Herausgeber  die 
vorhandenen  deutschen  Arbeiten  eingehend  zu  Bathe  gezogen.  Vor 
dem  Titelblatte  findet  sich  das  Bildnis  Ciceros  (nach  der  Statue  im 
St.  Marcusmuseum  in  Venedig  angefertigt) ,  S.  3  das  Brustbild  des 
M.  Antonius  nach  einer  Vaticanbüste ,  S.  9  das  des  Julius  Gäsar 
nach  dem  Museum  in  Neapel  und  S.  11  dessen  Gemahlin  Galpurnia 
auf  einem  Sockel  sitzend  (pierre  grav^e)  dargestellt.  Auch  im  latei- 
nischen Texte  finden  sich  mehrere  Brustbilder,  das  der  Fulvia  S.  29, 
des  Pompeius  S.  37  und  des  M.  Brutus  S.  39.  Mit  Ausnahme  des 
einzigen  G.  Cassius  sind  somit  alle  Hauptpersonen  des  düstem 
Trauerspieles  vertreten.  Durch  diese  sieben  plastischen  Beigaben 
gewinnt  die  handliche  und  billige  Schulausgabe  ohne  Zweifel  nicht 
wenig  an  Interesse  für  Schüler  und  Lehrer. 

In  der  mit  unverkennbarer  Sorgfalt  gearbeiteten  Einleitung  ist 
mir  demzufolge  nur  weniges  aufgefallen ,  das  einer  Berichtigung  in 
der  nächsten  Auflage  des  Werkchens  bedarf.  S.  5  gebraucht  G.  den 
ungenauen  Ausdruck  tribuns  du  peuple  (statt  de  la  pUbe)  und 
handelt  so  seiner  eigenen  Anmerkung  zu  S.  2  entgegen.  —  S.  13 


/.  GmfinUe,  aceroofs  Iq  ST,  Anton.»  Auges.  f<m  /^.  l¥af»»iMf.    119 

gesagt ,  dftßs  das  Volk  bei  der  Leicheofeier  Cäsars  zur  Cürit 

j  iiioBtfiiTte  und  FeuerbrÄude  hiuein  warf.  Diese  Kachricht  konnte  ich 

'  Wedtr  to  der  Einleitung  Halms  noch  bei  Peter  tinden,  noch  auch 

Sueicu  Caes.  84  uod  Plut.  Ant.  14.  —  S.  14,  Z,  6  v.  u.  ist  uach 

statt  de6  Kommas  uoth wendig  ein  Punkt  tu  setzen. 

Im  Commentare,  der  ?on  S.  21 — 100  unter  dem  Texte  ab- 

[gedruckt  iBt,  6nde  ich  ebenfalls  nur  7.a  wenigen  Bemerkungen  Anlass. 

[So  h&Ue  ich   cap.  2.    3  den    ersten  Theil    der   längeren  Note   zu 

LQ^Fftdii,  das  Gantrelie  (wie  Halm  und  Koch-Eberhard)  mit 

i'Becht  als  an^ht  einklammert,  lieber  im  kritischen  Anhange  8*  IQS 

fgeaeheo«  —  ibid.  g.  4  ist  Z.  4  v.  u.  un  vor  meme  canäidai  wob]  ein 

f T«rKi»b^  «tatt  h ,  hervorgerufen  durch  das  gleiche  un  candtdat  der 

I  iweitvorlierirehtniden  Zeile,  —  cap.  4,  8  ist  die  kurze  Kote  zu  qui 

unnöthij^'  sowie  §   9  die  zu  crimen,  —  ibid.  §.  9  ii^t  im  Texte  und 

\  Commentttre  querndttm  geschrieben ,  was  neben  der  Schreibung  tan* 

I  ^mam^  quanquam,  unquam  einigermsüen  anfallt  ^)*  — *  cap,  5,  11 

wird  durch  einen  unliebsamea  Druckfehler  in  der  Note  lU  C  Curioni 

gesagt,  das»  dieser  i.  .T.  40  (statt  49)  im  Kampfe  gegen  Juba  fiel.  — 

cip,  8,   19  konnte  bei  Xtyraeis  bemerkt  werden,  dass  darunter  die 

|k«uligeD  Dru  rstehen  sind.  Eben  so  war  cap.  10,  24  der 

Ptfona^amus  i  ego  muHo  ante  providcram  hervorzuheben, 

was  fretlich  ttuch  i>ei  Halm  und  Koch-Eberhard  nicht  geschehen 

List  —  cAp.   14,  35  ist  in  der  aus  Koch-Eberhar J  entleknten 

[Kol9  zu  der  Ellipse  ad  Opis  richtiger  propter  statt  des  seltenen 

Ijwiie  zu  schreiben  und  zu  den  Präpositionen  in  undi>ra  als  dritte  im 

rBimde  de  zu  gesellen.  —  cap.  15,  39  halte  ich  eine  kurze  Note  zum 

lichtigQtl  Vpi  ^e  von  me  tndisse  plus  für    er      '   ^'    «k  — 

fifw  IB,  44  e^^<  uach  Cohet  in  qualinonkchn  ul  bus, 

)IH(MI0  Ellipsf^  i^L  *üh)  problematisch.  —  ibid.  §.  Ab  hi  im  Texte 

^iH€»  f€«chhebeu,  w&hrend  Halm  dorn»  hat.  Im  appcndice  crttique 

fchll  S.  104  diese  kkine  Abweichung,  Daselbst  ist  auch  die  Seitenzabl 

I  iBSjgtf&lten.  —  cap.  19,  48' wird  in  der  Note  zu  in  ultiwam  Galliam 

\  feo^  das9  Cdsar,  als  ihn  Antonius  aufsuchte«  gerade  seinen  zweiten 

FWteif  g^gon  den  EburonenfQrsten  Ambiorix  gemacht  hatte.  Dies 

.  wivvdas  Kriegsjahr  53.  Nun  kam  ab«r  A^ntonins,  wie  auch  Oantretle 

[in  der  Bialeitung  §.  2  richtig  angibt,  schon  i.  J.  54  zu  Cäsar  nach 

ftallita  nnd  kehrte  im  folgenden  Jahre  nach  Rom  zurück.  —  cap.  2t), 

19  btiift  meam  firatiam  wogen  des  vorausgehenden  wiederholten 

fm^Hisu  mro  ohne  Zweifel  meinen  Einfluss»  aber  nicht  j^com- 

\  fümisaner  pour  ww."  —  cap.  24,  60  ist  fac  nicht  mit  dem  bloßen 

lofiiiiliv,  sondern  mit  dem  Acc.  c.  inün.  id  tc  dedisac  mihi  con* 

I  flrai#rt.     -   cap.  28,    68  heißt  tua  wohl  nicht   deine  T baten, 

mieni  dein  Eigenthum.  —  ibid.  g.  69  hätte  Q.  die  alte  Äodening 

meüims  statt  des  Überlieferten  sedihus  in  den  Text  aufuehmeu  sollen, 

wit  et  bei  Kocb-Ebefhard  geschehen  ist*).  ^  cap.  29,  71  ist 

!5?o  itebt  cap.  82,  IH  eumdemf  wtt  auch  cap.  38,  99. 

u  cap.  40,  104  war  mit  Playgers  aedUma  zu  schreiben. 


ISO    J.  OantreUe,  Cioeronis  in  M.  Anton.,  anges.  von  lg.  Prammer, 

gdschrieben  quibfis  rebtM  tantiSf  talihus  gestis,  quid  fuü  causae, 
wo  die  doppelte  Interpunction  leicht  missverstanden  werden  kann. 
Das  auffallende  Asyndeton  tantis  talibus  dürfte  sich  am  einfachsten 
durch  die  Schreibung  tantis  tcUtbusque  beseitigen  lassen.  —  Treffend 
ist  ibid.  fin.  die  Bemerkung  zu  pro  aectione^  die  in  den  Ausgaben 
von  Halm  und  Eoch-£berhard  bis  nun  fehlt.  —  Auch  die  Ein- 
schiebung  des  WOrtchens  is  vor  qui  auctionaretur  in  §.  78  kann 
ich  nur  billigen.  Sie  h&tte  aber  als  Abweichung  Ton  Halm  im 
appendice  critique  S.  104  angeführt  werden  sollen.  —  cap.  30,  75 
hat  G.  die  verfehlte  Note  zu  nollem  (supplöez  affuisset)  von  Koch- 
Eberhard  entlehnt.  noUe  wird  nämlich  nicht  mit  dem  Conjunctiv 
construiert.  —  cap.  82 ,  80  steht  qt^em  negant  regem  qui  faceret 
unmöglich  für  ülum  negant  regem  qui  etc.  Gkintrelle  hat  vor  allem 
übersehen,  dass  qui  causal  oder  eigentlich  concessiv  ist.  —  ibid. 
g.  81  ist  nach  Gebet  non  camitiis  (ohne  habitis)  geschrieben «  was 
allerdings  besser  für  den  Zusammenhang  der  Stelle  passt.  Aber  die 
Wiederholung  des  comitiis  ist  lästig.  —  Ingleichen  kann  ich  es  nur 
billigen,  dass  G.  cap.  34,  84  modo  ne  faciat,  quod  etc.  (ohne 
nauseet  vor  fadat)  geschrieben  hat.  Denn  der  Leser  stolpert  fast 
über  diese  ungeschickte  Interpolation.  —  ibid.  §.  85  wird  meditatum 
et  cogitatum  scelus  als  Apposition  zu  dem  vorausgehenden  Satze 
attiUeras  domo  gefasst  und  eine  längere  Anmerkung  dazu  gegeben. 
Schade  nur,  dass  der  Herausgeber  diese  neue  Erklärung  nicht  mit 
einer  Stelle  aus  Cicero  belegen  kann.  —  cap.  37 ,  93  ist  bei  qua- 
dringenties  sestertium  auf  die  Einleitung  §.11  verwiesen.  Daselbst 
ist  aber,  wie  ich  nachträglich  sehe,  durch  ein  Versehen  S.  14,  Z.  9 
T.  u.  quatre  (statt  quarante)  millions  de  sesterces  geschrieben«  — 
cap.  37,  94  lässt  G.  ebenfalls  aus  Versehen  in  der  Note  zu  Jfassf- 
liensibus  den  Cäsar  gegen  die  Söhne  des  Pompeius  nach  Spanien 
marschieren  statt  gegen  dessen  Legaten,  verwechselt  also  die 
Jahre  49  und  45.  —  cap.  38,  97  hat  er  wie  Halm  im  Texte  in 
Caesaris  decreto  geschiieben ,  wo  in  ein  Druckfehler  statt  an  zu 
sein  scheint.  Siehe  die  Ausgabe  von  Koch-Eberhard  S.  108.  Es 
passt  auch  die  Präposition  an  der  Stelle  nach  dem  ganzen  Zusammen- 
hange nicht,  während  die  Fragepartikel  sehr  gut  an  ihrem  Platze 
ist.  —  ibid.  §.  98  ist  das  falsche  Citat  App.  bell.  civ.  I  (statt  H), 
107  im  guten  Glauben  aus  der  Ausgabe  Halms  entlehnt  —  cap. 
39,  101  verstehe  ich  in  der  Note  zu  qui  cum  das  an  der  Spitze  der- 
selben stehende  encore  nicht  völlig.  —  cap.  40 ,  103  wird  quo  ore 
mit  Cobet  als  Glossem  eingeklammert.  Man  vermisst  die  Worte  freilich 
nicht  y  aber  sie  lassen  sich  als  Steigerung  von  quo  iure  zur  Noth 
halten.  —  cap.  42,  107  enthält  die  Note  9  den  fatalen  Druckfehler 
claeum  statt  caelum.  ibid.  hebt  die  Note  7  passend  den  Umstand 
hervor,  dass  Cicero  den  Dolabella  als  seinen  Schwiegersohn  mit 
sichtlicher  Schonung  behandelt  und  darum  seine  schmachvolle  Be- 
stechlichkeit verschweigt.  —  cap.  48,  110  halte  ich  mit  Eberhard 
dafür,  dass  das  zweite  contaminari  als  unechter  Zusatz  zu  streichen 


u.  fh 


be  CnneB«  uig«  von 


[sei.  E«  it^t  nicht  nur  ui^Dötbig,  soodern  auch  stdirend.  G.  bat  mit 
[Bälm  die  Dittograpbie  bebalten. 

Aas  dem  appendke  critique  erfabren  wir«  dass  Gantrelle  für 
lie  TextesgeBtalttiiig  eeiiier  Ausgabe  drei  HandBcbriften  in  Brüseel 
Dd  13  in  Paris  verglichen  bat,  auf  deren  Collation  Halm  yer- 
dchten  20  können  glaubte.  Aus  dem  Brüsseler  codex  italicas  wurden 
rei  Lesearten  aufgenommen.  Der  Schulausgabe  ist  der  Teit  von 
lalm  tu  Qmnde  gelegt.  Die  29  Abweichungen  davon ,  die  Gantrelle 
äcb  aogemerkt  bat,  sind  S.  103—105  verzeichnet.  Einzelne  sind 
edoch  übersehen  worden ,  wie  im  Vorhergehenden  gelegentlieb 
»merkt  wurde.  Bei  den  meisten  Discrepanzen  scblielit  sich  der 
[Berausgeber  an  Cobet  an  (13mal). 

Der  Druck  des  lateinischen  Textes  ist  mit    groiler  Sorgfalt 

Ikbtrwucbt  wordeo.  Im  Commentare  und  kritischen  Aubaöge  jedoch 

loden  sich  einige  Druckfehler,  ein  unbedeutender  {propriäis)  auch 

fi&  der  Einleitung  S.  15,  Z.  8  v.  o.  S.  28  1.    Z.  3  v.  o.  steht  getieml, 

[B,  36  r.  Z.  4  T,  u.   adjedi  statt  a4iedif,  S.  37  fehlen  zwei  Funkte; 

39  r.  Z.  l  V.  u.  steht   der  Fehler  comptai  für  compiait ,  S.  58  1. 

5  f.  0.  7  statt  h,  S.  60  r.  Z.  5  v.  n.  6  statt   5,  S*  63  im  Texte 

W  f.  0,   rf  für  M<»  S,  68  r.  Z,    1  v.  o.  paycmtni  und  S.  69  r. 

,  J  ?.  ü,  indicaii  statt  indkatif\  S,    76  1.  Z.  6  v.  o.  Anleine  für 

finif  S.  84  t,  Z.  1  v.  o.   mimoirc^   und  S.  92  1.  Z»  5  v.  u.  au'^ 

III  ohne  Apostroph,  S.  95  r.    Z.  7  v.  o.  ist  respondc  bis  für 

bis  geschrieben,    S,  96  r.  Z.  2  v,  o.  troisittmOy  S.  103,  Z.  4 

.  ö.  Kc€k  statt  Kovh,  S.  104  heredidates,  welche  Schreibuug  K ach- 

Ettrhard   und  Cobet  zugemuthet  wird,  und  S,  105  r.  Z.  5  v.  u. 

[Uscfipij^.  öfter  fehlen  Punkte  und  AbtheOungszeicheu ,  so  S.  71  im 

pTtxt« ,  S.  72  zweimal  in  der  Note ,  S.  89  und  S.  98  je  einmal  im 

CoDUDent&re,  im  kritischen  Anhange  S.  103,  Z.  9  v.  o. 

Die   iui&ere    Ausstattung   dieser   bandlichen    und   niedUcben 
litil»tiiigabe  Von  Seite  der  Verlagshandlung  ist   eine   recht  an- 
iige,  der  Preis  angemessen.  Dem  entsprechend  wird  das  Büchlein 
Zweifel  auch  in  Österreich  und  Deutschland  sich  einen  Leser- 
IhwM  gewinnen^). 

•)  Vergleiche  die  Re<;«i)8ion  in  der  philologischen   WocheDschrill 
lllBl,  a  365  f.  fOD  W.  Studeround. 

Wien,  Ig.  Prammer. 


Beitrug    zum    römiflchen 
Wien  1879.    Verlag  von 


ricisehe  und  plebeische  Curien.  Ein 
Slftitar^bte  ?on  Emanoel  Hoffmann. 
Ctfl  Koneg«D.  80  SS, 

Ütn  gegenwärtigen  Stand  der  Untersuchungen  über  die  älteren 

Terfltsntigsverhltltnisse  Roms  findet  man  aaseinandergesetzt  in  dem 

ifiilgTfticben  Buche  von  W.  So  1  tan.  Heb  er  Entstehung  und 

^Zntimmensetzung   der   altrdmiscben    Volks versamm- 

lligea.  (Vgl.  dieBtcensionvonKubitschek   in  dieser  Zeitsch.  1881, 

5.  747  ffi  Seitdem  Mommsen  im  ersten  Bande  der  , Römischen  For- 


12t    F.  JSintner,  GriechiBche  Schulgrammatik,  angez.  von  F.  StoU. 

schungen''  über  das  Verhältnis  der  Plebeier  zu  den  Gorien  überhaupt 
und  namentlich  über  die  Theilnahme  der  Plebeier  an  den  Guriatcomitieü 
ganz  neue  Ansichten  aufgestellt  hat,  steht  sich  diesbezüglich  eine  »Nie- 
buhr-Schwegler'sche''  und  eine  „Bubino-Mommsen'sche^  Bichtnng 
gegenüber.  E.  Hoffmann  neigt  sich  zur  ersteren  und  polemisiert  gegen 
letztere.  Seine  Schrift  enthält  Ausführungen  über  die  lex  curiata 
de  imperio,  über  den  Ursprung  des  Auspicienrechtes  (ygl.  den  Ex- 
curs  S.  76 — 80),  über  die  Vertheilung  der  Plebs  in  die  Curien,  über 
die  Wahl  der  Yolkstribunen  durch  Curiatcomitien  und  andere  ein- 
schlägige Fragen ;  S.  44  ff.  ist  eingehend  über  die  angebliche  Er* 
hOhung  der  Curienzahl  von  30  auf  35  gehandelt.  (YgL 
Lange  B.  A.  I^  281).  Soltau  hingegen  hält  die  Mommsen'schen  Re- 
sultate der  Forschung  für  durchaus  richtig  und  wendet  sich  gele- 
gentlich auch  gegen  Hoffmann  und  seine  Hypothesen.  So  S.  106, 
Anm.  2  gegen  den  „  erneuten  Versuch  zu  beweisen,  dass  stets  — 
selbst  nach  dem  Eintritt  der  Plebeier  in  einige  (5 !)  Cuiien  —  pa- 
tricische  Curienvei-sammlungen  existiert  haben  müssen".  Ebenso 
S.  191,  A.  3,  wo  übereinstimmend  mit  Mommsens  Staatsrecht  der 
Gegensatz  von  auspicia  prirata  und  auspicia  publica  hervorgehoben 
wird.  .  ^£m.  Hoffmann  confundJei*t  wiederum  beide  Arten  und  leitet 
das  Recht  der  Altbürgerschaft  die  auspicia  publica  von  neuem  zu 
verleihen,  aus  dem  Rechte  jedes  Angehörigen  dieser  Altgemeinde 
„für  sich  und  die  Seinen  in  jeder  bedeutsamen  Lage  um  ein  Zeichen 
der  Götter  zu  bitten"  her  (79)'. 

Man  ersieht  aus  dem  Gesagten  den  Stand  der  Dinge.  Diese 
Controversen  über  die  ältere  römische  Verfassungsgeschichte  drehen 
sich  JmCirkel,  da  neues  Material  nicht  zuwächst,  infolge  dessen  das 
alte  immer  von  neuem  combiniert  und  permutiert  wird^  vielfach 
nach  subjectivem  Ermessen.  Ein  wirklicher  Fortschritt  in  der  Er- 
kenntnis der  Dinge  ist  allein  doii;  möglich,  wo  neue  Quellen  sich  er- 
schließen und  dies  ist  auch  für  das  Alterthum  der  Fall  nur  auf  dem 
Gebiete  der  monumentalen  Forschung. 

Prag.  Jul.  Jung* 


Dr.  Valentin  Hintner,  Griechische  Schulgrammatik.  Wien,  A. 
Holder.  1882.  234  SS. 

Eine  neue  griechische  Schulgrammatik  wird  jedesfalls  nicht 
verfehlen,  das  Interesse  aller  Schulmänner  zu  erwecken,  da  sich 
sofort  die  Frage  aufwerfen  wird,  welche  praktischen  Vortheile  die- 
selbe im  Vergleich  mit  früheren  Arbeiten  aufzuweisen  habe.  Unsere 
vorliegende  Grammatik  ist  auf  Grundlage  der  vergleichenden  Sprach- 
forschung aufgebaut,  der  in  mancher  Hinsicht  weitergehende  Con- 
cessionen  eingeräumt  werden,  als  in  früheren  Grammatiken  ge- 
schehen ist.  Ihr  Verhältnis  also  zu  diesen,  vornehmlich  zu  denen  von 
Curtius  und  Koch,  muss  man  bei  ihrer  Beurtheilung  im  Auge  haben. 
Hiebei  muss  nun  vor  allem  auf  die  Thatsache  hingewiesen  werden, 


F!  HtiKfitr,  Ontcliifctje  Scliulgrammatll,  &ng[ez.  ron  F.  Stets.    TM 

Idlislolitlich  des  äut^eron  Umfanges  die  Hintnerficbe  Grammatik 
lodber  den  beiden  andereu  genannten  eine   erbebliche  lierab- 
otoderung  erfahron  bat»  womit  einem  nicbt  unberechtigten  Herzens- 

j^ 1      unserer  Schalmänner  Rechnung  getragen  ist,  und  gewiss 

rt  Umstand  oicht  verfehlen,  von  vorneherein  eine  günstige 
Bumuuimg  für  dieselbe  zu  erwecken.  Uro  so  dringender  nothwendig 
rseheint  es ,  des  Hrn.  Yerf.B  Neuerungen  in  der  Methode  und  seine 
ku^wabl  des  Stoffe»  einer  gewissenhaften ,  uoparteiischen  Beai*«* 
eUung  zu  unterziehen. 

Es  scheint  mir  durchaus  passend  ^    vor   allem  jenen  Punkt 

zugreifen,  in  welchem  sich  die  Behandlung  am  weitesten  von 

''In  den  g:angbaren  Grammatiken  üblichen  entfernt  (s,  S,  232), 

^K"  des  Verbums.  Wahrend,  wie  bekannt,  die  älteren 

seil  Curtius  den  kürzesten  Stamm  als  Grundlage  fftr 

|i»'l  annehmen,  geht  ondereGrammatik  von  dem  vollen 

|eii .  .  ,.,.  :.t'n  Stamme  aus,  z,  B,  also  von  ^i/r-.  Die  w  issen- 

Ichaft liehe  Berechtigung  dieser  Methode  kann  ala  sicher  stehend 
tmehtet  werden,  ob  aber  anch  die  praktische? 

Leichter  macht  sich  die  Suche  bei  Verben,  welche  dem  Schiller 
aerst  in  starker  Stammform  vor  Augen  treten ,  wie  ItLria ,  q>avy(a 
a,,  obwohl  auch  hier  der  umstand  Bedenken  erregt,  daas  dem 
Her  für  die  Verkürzung  (man  verzeihe  diesen  Ausdruck)  gar  kein 
lAd  beigebracht  werden  kann  *),  während  der  in  der  älteren  Schule 
bliche  Bebelf  ,,orgaDische  Dehnung**  eine  für  die  Schule  einiger- 
ausreichende  Erklärung  versuchte.  Wenigstens  halte  ich 
Mittel  doch  ffir  etwajä  besser,  als  der  Hr.  Verf.  S,  232  anzu- 
II6D  genel  '»Ibstverstfindlich  für  die  Zwecke  des  Schul* 

chtes.  Ml  wir   uns    aber  jene  Fälle ^    in  denen  das 

FtrtMUD  inerat  m  t<chwachor  Form  dem  Schüler  bekannt  wird^  z.  B. 
ß*  f^rbii  vocalia  ohne  Ausnahme.  Die  ältere  Richtung  geht  hiebei 
Form  aus,  die  dem  Schüler  zuerst  entgegentritt,  also  t.  B. 
•i.  ')/*-,  dovXo'.  Jetzt  hat  er  ttuä-^  non}*,  äovlu}-  sich  als 

|jir>  (1  zu  merken   und  vermag  nicht  einzugehen,    warum 

^    -  Ttftmo,  ftoiiifi,  doikoio  lautet.   Das  neue  Ver- 
iiiif  hinaus,  dass  sich  der  Schüler  zwei  Stämme  zu 
rkon  hat ,  über  deren  gegenseitiges  Verhältnis  er  eine  genügende 
LuflLlruTiL'  TiirLt  Im  kuinmt,  Weiler  hat  er  zu  lernen:  Vom  starken 
''.  usw.,  der  schwache  Stamm  erscheint  usw.  Ist 
t^lr^  IUI   Ulf  Schule  eiu  wesentlicher  Vortheil   gegenüber 

II  Verfahren?    Vorbalstamm  JLirr,  Prasensstamm  i*r/r, 

ötnc't'u  rinnpcrra  und  zwar  der  starke  aclive  Aorist  vom  Verbal* 
um«  Act.  und  med.  Futurum,  schwacher  Passivaorist  vom  ver- 
»n  Stamme,  dessen  £  im  Terfect  zu  o  ablautet.  Ich  muss  offen 
Mt*Ti<iri.    ihL<ii  der  U«wtnn  für  den   Unterricht,    den  das  neue  in 


rviin  wir.^  ti^-^  ^  doukc  Ich ,  hüton,  den  wirklichen  Grund 
Hct  des  Acccnt«,  Schülern  namhaft  und  be- 


124     F.  HHitner,  Griechische  Sohnlgrammatik,  angez.  von  JP.  Steh. 

unserer  Grammatik  befolgte  Verfahren  bieten  soll ,  mir  nicht  eben 
wesentlich  erscheint  und  mehr,  wie  ich  glaube,  auf  einer  Fiction 
beruht.  Oder  sollte  es  für  den  Schüler  schwieriger  sein  zn  lernen : 
,,Der  kurze  Verbalauslaut  der  Yerba  yocalia  wird  im  Futurum  usw. 
gedehnt^,  als  der  starke  Stamm  wird  bei  der  Bildung  der  Tempora 
verwendet,  der  schwache  erscheint  im  Prftsens?  Und  die  sogenannten 
Ausnahmen?  Sie  lassen  sich  nach  dem  neuen  Verfahren  viel  schwie- 
riger unterbringen  als  nach  dem  alten.  Dies  zeigt  am  besten  das 
noch  später  zu  erwähnende  TeXiw ,  für  welches  der  Schüler  ir«)Ua- 
als  Stamm  lernen  muss.  Ich  bemerke  außerdem,  dass  ein  Schaden 
für  die  Wissenschaft  durch  das  frühere  Verfahren  nicht  erwuchs ; 
Grund  genug  bei  demselben  zu  bleiben,  da  es  eine  wohlthuende 
Einheit  in  die  ganze  Lehre  vom  Verbum  zu  bringen  sucht  und  für 
den  Schüler  leichter  fasslich  und  folgerichtiger  ist.  Die  Einführung 
der  Termini  «starker^  und  «schwacher*'  Stamm  für  „gedehnter'  und 
„reiner^  Verbalstamm  wird  sich  kaum  als  ein  pädagogischer  VortheO 
beim  unterrichte  herausstellen,  wie  denn  überhaupt  nicht  alle 
Resultate  der  wissenschaftlichen  Forschung  geeignet  sind,  in  den 
Schulunterricht  eingefahrt  zu  werden  '). 

Im  Anschlüsse  an  das  eben  bemerkte  füge  ich  noch  eine  Be- 
richtigung zu  §.  153  hinzu,  wo  eben  von  den  Stamm  Veränderungen 
gesprochen  wird.  Wenn  dort  unter  1)  Ablaut  griech.  € :  ä :  o  (<p9el^, 
itp&oQfpff  eq>d'OQa)  mit  deutschem  stehle,  stahl,  gestohlen 
verglichen  wird,  so  wird  der  Schüler  dadurch  zu  dem  falschen 
Glauben  verleitet,  das  deutsche  „stahP  stehe  hinsichtlich  seines 
Vocalismns  auf  derselben  Stufe ,  wie  gr.  sqhd'aQtpf.  Und  doch  ist  es 
bekannt,  dass  diesem  a  des  germ.  Prätei^tams  gr.  o  entspricht,  z«  B. 
goth.  man,  griech.  fiefiova,  während  das  a  des  iq>d^aQfpf  durchaus 
nicht  einem  Ablaute  seine  Entstehung  verdankt ,  sondern  aus  der 
Liquida  entwickelt  ist,  i<pd  'qrpf  aus  *  i-w^t-rp^  ("P^l"  schwacher 
Stamm  zu  (pd^ßQ-).  Diesem  griech.  aQ,  aA,  av  entspricht  goth«  aür 
(ru),  germ.  or,  ro,  ul,  un  (Vgl.  u.  a.  Fick  im  Bezzenb.  Beitr.  IV, 
190  f.  oder  Elnge,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  german.  Conjugation  18). 

Die  EinfQhrung  der  Bezeichnung  „starker  und  schwacher 
Stamm"  hat  auch  einige  Abänderungen  in  der  seit  Curtius  üblichen 
Classeneintheilung  der  Verba  mit  sich  gebracht ,  einige  andere  hat 

*)  Wem  würde  es  wohl  einfallen,  das  Princip  der  Stamroabstufnnff 
bei  der  Declination  der  Nomina  in  den  Schulunterricht  einzuführen? 
Und  doch  hätten  wir  hier,  wenigstens  zum  Theile  noch  die  causa  agent, 
den  Accentwecbsel.  Nach  wie  vor  wird  man  sagen,  nargög  sei  aus  nmriQog 
{l  501)  durch  Sjnkope  entstanden.  Zu  narriQ  berichtige  ich  eine  irr- 
thümliche  Bemerkung,  die  §.  71  steht:  „Im  dat.  plnr.  tritt  Metathesis 
ein,  wobei  die  ursprüngliche  Form  des  Suffixes  (nämlich  -rag)  zum  Vorschein 
kommt.**  Die  ursprüngliche  Gestalt  des  Suffixes  im  Griech.  ist  -re^, 
idgerm.  tar,  trotz  elisch  naraoa  und  lokrisch  narAq^  in  welchen  beiden  a 
nicht  ursprünglich  sein  kann  (G.  Me^er  §.  21).  Da  man  den  eigenüichen 
Sachverhalt  qa  ==  i  den  Schülern  nicht  vorbringen  kann,  so  wird  man 
noch  am  besten  mit  Curtius  §.  153  sich  fassen:  „die  Silbe  req  springt 
durch  Metathesis  in  -r^  um.** 


F,  nintner,  GrvB 


K  Siolg,    Itb 


dtr  Hr.  Verf.  aasserdem  noch  vorgenommen.  Cl,  I  (Hl)  =  Cl,  1 
uod  2  (C);  CK  2  (Hi)  =  Cl.  3  und  4  (C) ;  Cl.  3  (Hi.)  =  6  (C); 
a  4  (Hi.)  =  7  (C);  a.  5  (Hi.)  =  5  (C);  C\.  &  (Hi.)  Miachclasī; 
Q.  7  (Hi.)  =r  8  (C).  Hier  scheint  mir  Tor  allem  bedenklich ,  dasB 
M^  Vtrba  der  T-ClasBe  mit  denen  der  i-Classe  zusammengeworfen 
lind.  Die  Entstehung  des  -ttt-  aus  labialis  4-  j  i^t  doch  zu  sehr 
bestritten ,  um  in  die  Schnlgrammatik  eingeführt  zn  werden.  Ich 
Ite  mit  G.  Meyer  Griech.  Gramm«  §.  498  an  der  anderen  Anf- 
Bg  fest;  -To  "TC  haben  ihre  Analogen  an  -vo  ^vb,  Muss  übrigens 
Schaler,  wenn  er  einigermaßen  denkt,  sich  nicht  wundem» 
er  §.  156  liest  riWce)  sei  ans  rex-}*<+^  entstanden,  nn- 
lultfllbju'  daranf  aber  auch  qnXaaaia  ans  (fvlax'\'t'\-(a?  rUtiü  ist 
oU  ans  *Tf-rx-w  entstanden  (?gL  Osthoff  in  PauKBraanes  Beitr. 
II,  304  ff.,  der  zuletzt  über  dieses  Verbum  gehandelt  hat).  Ich 
lill  mich  nicht  weiter  über  die  Zweckmäßigkeit  der  neuen  Classen- 
eilung  der  Verba  verbreiten,  nur  bemerke  ich^  dass  die  neuge- 
baffene  Mischclasse,  die  diesen  Namen  wirklich  mit  Recht  ?erdient, 
OMh  dem  Principe  zusammengewürfelt  ist,  alles  unterzubringen, 
wmü  wegen  irgend  welcher  Unregelmäßigkeit  anderwärts  nicht 
not«rg«bracht  werden  konnte:  so  figurieren  neben  einander  z.  B. 
ffyno9ai.  iv^iayMV,  y.a^v€iv,  zi^vBiv^  ^taxsa&ai,  ^nead^ai  usw. 
Mit«  *.«  nicht  doch  im  allgemeinen  praktischer  sein,  die  frühere 
tig  dioior  Verba,  die  wenigstens  nach  einem  charakte* 
ri*u*i:iii'u  Momente  vorgenommen  war,  beizubehalten?  So  viel  in 
tflrw  Öb«r  diese  hervorstechendste  Änderung  unseres  Buches. 

^^nden  will  ich  mich  zunächst  etwas  ausführlicher  Über 
I.  ir  des  gesammten  Stoffes  zunächst  in  der  Formenlehre 

ipr^oben.  Der  Hr«  Verf.  hat  sich  im  wesentlichen  an  Koch  an- 
Jossen,  mit  dem  er  passend  die  vocaliscben  und  diphthongischen 
StifliBie  der  cons.  DecL  hinter  alle  cons«  Stamme  gestellt  hat,  mit 
9Wf  abgesehen  von  der  Einreibung  der  unregelmäßigen  Verba 
-toi  vor  diy  Verba  auf  -//* ,  auch  die  Zei-stückelung  und  Zer- 
des  Lürnstoffoß  gemein  hat,  gegen  die  ich  mich  schon 
rholt  ausgesprochen  habe.  Dieses  Be:siduum  d^r  älteren  Gram- 
verdient  nach  mciuf^r  Ansicht  nicht  gehegt  zu  werden.  Dass 
iltfn  Stoff  künen  und  doch  die  Gliederung  nach  den  einzelnen 
beibehalten    kann^    wodurch   die  Übersichtlichkeit  ohne 
IM  wesentlich  verbessert  wird ,  ersieht  man  am  besten  aus  der 
Korix  und  Fresendürff  herausgegebenen  Grammatik. 
Im  einz^  u^rke  ich  Folgendes,  ohne  etwa  die  Absicht 

_«i  haben,  allv  u,  die  mir  aufgestoßen  sind,  wiederzugeben. 

Ist  dar  in  der  labolle  der  Consonanten  §.  9,  die  nach  Müller- 
in*)    gegeben    ist,    angewandte    Ausdruck    ^Lautbarkeit^ 
kh  passend  und  leicht  verständlich  für  den  Schüler ,  der  un- 
il*lbiar  daneben  den  Ausdruck  „Lautstufe''  findet?  Wird  er  den 


*)  Kach  dersolb^n  Grammiitik  g,  62  &ind  in  pas4eoder  Weise  di<» 
fiftastikiingfn  9*  1^1  gegeben. 


126     Fl  Hininer,  Griechische  Schulgrammatik,  angez.  von  F,  8tols, 

Unterschied  beider  ohne  Schwierigkeit  erfstösen?  Ist  es  üBrner 
passend,  wie  schon  früher  angedeutet  worden,  in  die  Schul- 
grammatik  die  Stammform  teXeo-  ftbr  das  Yerbnm  fsXiw  eiazu« 
fCLhren,  wie  es  §.  33,  2,  199  geschieht?  Als  Erläuterungen  zu  den 
§.  39 »  42 ,  sind  unter  dem  Texte  Schemata  der  Casusendungen  ge- 
geben ,  die  zum  Theil  von  unrichtigen  Voraussetzungen  ausgehen. 
Der  nom.  acc.  yoc.  dualis  ist  aus -cea,  -oa  erklärt;  man  könnte  doch 
höchstens  an  Contraction  aus  vorgriechischem  a,  a  4~  ä  denkeiif 
niemals  aber  daran  ^  dass  die  Casusendung  auf  griech.  Boden  noch  a 
gewesen  sei.  Ebenso  erscheint  es  unrichtig  die  Dativendung  auB 
a  +  aiy  o  -^  at  erwachsen  zu  lassen ,  die  Contraction  ist  vor- 
griechisch  (Osthoff  Morph.  Unters.  I  227,  G.  Meyer  Gramm.  §.  348). 
Bedenklich  ist  es  auch  mit  Bücksicht  auf  die  homerischen  Genetive 
auf  '010  für  den  Genetiv  der  o-Declination  -o  als  Casnsendung  zu 
fixieren.  §.  57  ist  auch  dqtg  zu  nennen,  das  bei  Xenophon  vorkommt. 
§.  60  finden  wir  wieder  die  veraltete  Erklärung  von  i'Qtv  aus  *  ifiiv. 
Soll  in  einer  Schulgi-ammatik  wirklich  erwähnt  werden ,  dass  nSg 
aus  *ncuFeyT-g  entstanden  sei,  wie  Erl.  z.  §.  63  geschieht?  §.  64 
fehlt  eine  Bemerkung  wegen  der  Bildung  des  nom.  sing,  neutr. 
Xelvxog.  Ebendort  steht:  „vocativus  sing,  aller  part.  ist  =  dem 
nom.^,  und  als  erstes  Paradigma  steht  ayiwv  Yoc.  oxo^^.  §.  91  wiitl 
als  Stamm  von  jJQcog  rjQwJ^'  eingeführt;  heißt  es  nicht,  das  Ge- 
dächtnis des  Knaben  überflüssig  belasten ,  wenn  er  sich  ein  Stamm- 
gebilde merken  soll,  das  in  der  ganzen  Sprache  nicht  mehr  zu  finden 
ist?  Die  Fassung  des  §.  95:  „Metaplasmus  nennt  man  diejenige 
Spracherscheinung,  wenn  Casus  vorkommen  usw.^  ist  nicht  gut  ge- 
wählt. Die  Erklärung  von  ^öi(o  (§.  96  u.  Erl.)  ist  für  die  Schule 
schwerlich  brauchbar ,  weil  sie  zu  compliciert  ist ;  man  wird  daher 
die  frühere  Erklärung  vorziehen.  §.  98,  3  und  17  konnten  die 
Nominative  OQrjv  und  vltg  genannt  Werden.  §.  112  ist  gleich  §.  64; 
überhaupt  möchte  ich  fragen,  wozu  diese  nochmalige  Aufzählung 
bei  der  sonstigen  Kürze?  Ähnlich  sind  §.  132  airvog  und  6  airag 
vollständig  durchflectiert,  letzteres  hätte  wohl  genügt.  §.115,  Anm.  2 
fehlt  nalaiog,  axoXaiog  (daneben  regelmäßig),  3  Yaog  ^vxoQ 
(daneben  regelmäßig),  nQwiog  oxptog,  TtaQanlrjaiog j  4  Xalog, 
§.  120  ist  nQOV(>yuxir€Qog  hinzuzufügen,  121,  Anm.  1  of/ia,  fiaXa^ 
135  Toaoadßy  Totoaäe,  rrjXiy^oade.  Zur  Erklärung  der  Bestandtheile 
der  Tempusbildungen  ist  ein  unpraktisches  Raumersparungssystem 
gewählt  mittels  der  Buchstaben  St,  V,  v,  E,  e  usw.,  die  jedesmal 
wieder  erklärt  werden  (S.  59.  68,  70,  71,  79,  80,  82).  Zu  §.  184 
Anm.  2  sind  hinzuzufügen  ßcin%(a  und  ^a/rrco;  187,  2  dianuo.  Die 
in  der  Erl.  zu  §.  195  gegebene  Etymologie  von  ^iaio  =j€faio  = 
iubeo  für  iuveo'*  wird  schwerlich  allgemeinen  Beifall  finden.  Auf- 
fallend ist  es,  dass  zu  den  Paradigmen  der  ersten  Ciasso  der  Verba. 
auf -/4i  (§.  217),  die  nebenbei  bemerkt  nahezu  vollständig  denen 
der  Koch'schen  Grammatik  nachgebildet  sind ,  sich  kein  Wort  der 
Erklärung  über  ihre   Tempusbildung  findet  mit  Ausnahme   einer 


F.  iimtmer.  Griechische  ScbulgTÄinmatik,  anges.  foa  F»  StoU*    \tl 

ifirf^t^f^n  BemerkuDg  Über  den  Aorist  auf -xa  (|.  ^21).  §.  227  ist 
II  iui.  zu  lesen :    d  für  ^aar',  r'*-  ffir  r;cr-i' ;  beide  Erklärungen, 

b  sie  auch  auBsehen  mögen ^  siod  nicht  richtig  und  dürfen 
ber  auch  nicht  in  einer  Schalgrammatik  stehen.  Nach  §.  236  fehlt 
Yerxeichnis  der  Deponentia,  welche  neben  dem  medialen  Aorist 
ctiver  Bedeutung  auch  einen  passiven  Aorist  mit  passiver  Be- 
log 1  L  Kürtz-Fresendorff  §.  174). 

All'  nenlebre,  in  welcher,  wie  wir  sahen,  der  Hr  Yerf* 

eselien  von  seiner  haaptsucbticbstea  Xenerung  in  der  Bebaoidlung 
Verbnms,  sieh  mehr  au  Kochs  Grammatik  angeschlossen  hat, 
blgt    eine   Übersicht    der    Wortbildungslehre   §.  238     243 ,   hier 
^tirtius  g,  339 — MO  nachahmend-  Entschieden  xu  dörftig  ist  die 
dinen^ettiuig  behandelt  (§,244);  statt  dieser  mageren  Notizen 
"wftrde  ich  lieber  das  Capitel  einfach  ausgelassen  sehen. 

Ich  komme  zur  Syntax.  Sie  zeichnet  sich  fast  durchaus  durch. 
Toße  Einfachheit,  wobei  Joch  wichtigere  Punkte  nicht  übergangen 
ad ,  durch  Kürze  um!  Präcision  aus.  Döch  kommt  hier  das  Haupt- 
erili«nif)t  nicht  dem  Hrn.  Verf.  zu,  sondern  Holzweiüig,  dessen 
cl  '  -  ^'yntai  in  kurzer»  übersichtlicher  Passung  (zweite  Aufl. 
ousere  Grammatik  nicht  nur  in  dem  größten  Theile 
H^  Anlage,  sondern  auch  nicht  wenige  Faragraphe 
mmini  hat.  So  ist  Hi,  264  Anf.  =  Ho.  64,  2,  fli.  2*<3, 
Aain.  ^^  Ho.  9,  1  (bei  Hi,  ist  dazu  gesetzt  ^zum  mindesten  der 
rükel**);  Hi.  287,  Anm,  1  =  Ho.  18  (Zusatz) ;  Hi.  301 ,  Anm.  ^ 
0*  |.  32  a  Bemerkung  (nur  steht  bei  lii.  ^in  wie  langer  S^eit^  für 
binneti  welcher  Zeit^  Hol;  Hi.  359  =  Ho,  71 ;  Hi,  367  =  Ho,  73; 
L  368  =  Ho.  74  (mit  Aa^n.  v,  Aum.);  Hi.  383  Anm.  =  Ho* 
V  '     427  2  HL  Anm.  stimmen  zum  Tbeil  wörtlich  mit  den 

iBtv  Ho.  104-  Außerdem  stimmt  die  Behandlung  der  Prä- 

liooeu  (g.  331  -  350)  mit  Ausn;ibine  der  von  unserem  Hm.  Verf. 
f-rrfilirtinh  n  fniTpiteudon  Bemorkungou ,  und  einer  unwesentlichen 
*   fast  wörtlich  mit  der  Darstellang  HolzweiBigB 
1^,  1"     *>nt.  Aufzählung  der  Conjunctionen  (Hl  455— 463| 

10*  112)    Ici  li  nicht  damit  abgeben,  durch  weitere  Auf- 

Ton  die  Les^r  zu  «m  mOfleu ,  ich  be- 

ius  Holz  weiß  ig  heröbiTgenommenen 

'amgraphe  und  Abschnitte  dem  Buche  zum  Schaden  gereichen,  doch, 

in»»m»»  jrh,   h&tt«  bei  5io  fieißigor  Benützung  eines  brauchbaren  Vor- 

r  Urheber  desselben  nicht  nur  auf  die  stille^  Bonderu  auf 

lii»  juute  Anerkennung  aller  Anspruch,  die  sich  dasselbe  nutzbar 

machen.  Ein  dankenswertes  Verdienst  des  Hrn»  Verf.s  ist  die  reiche, 

$%mü\  I         ?*de,  dte  dem  ganzen  syntak- 

'iiKii«tt  1  joben  ist.  Im  einzelnen  will 

folfCfnde  Bemerkungen  binzutugen.  Der  Vergleich  des  horazischen 

Ififiltim  fini  «AfvAl  idem  fftcit  orcidenti  (Ep.  II r  3,  467)  mit  o  avi/n; 

um.)  ist  an  und  für  sich  richtig,  erweckt  aber  in 

jrni  ^ticauiiu  «iio  ubcbe  Meinung,  diese  Constrnction  ron  idem  sei 

ttifce  rtiii  jAteinlscbe«  wihrend  sie  doch  dcher  ein  ttrac\&m\i3\%^»V^^\. 


128    F.  Hintner,  Griechische  Schulgrammatik,  angez.  von  F.  8tolg. 

Znmpt  Gramm.  §.  704,  Dr&ger  Histor.  Syntax  I  S.  412).  §.  321 
fehlen  die  Adverbien  ofiov,  afxa.  War  es  wirklich  nothwendig  einen 
eigenen  dat.  limitationis  oder  respectivns  aofEustellen  (§.  328)? 
Femer  vermisse  ich  einige  zusammenhängende  Bemerkongen  fiber 
die  oratio  obliqna,  die  etwa  nach  §.  418  ihren  Platz  finden  könnten. 
Bei  den  Negationen  (§.  451)  wäre  es  besser  am  Platze,  einfach  die 
Satzkategorien  aufzuzählen ,  in  denen  /xrj  gesetzt  werden  muss ,  bei 
den  negativen  Bedewendnngen  ovx  Oftcag  —  diX*  ovdi  und  anderen, 
die  §.  459  unter  aXki  stehen,  wie  bei  Holzweißig,  dOrfte  eine  Er- 
klärung ,  unbeschadet  aller  Kürze ,  die  eine  Schulgrammatik  haben 
soll,  nicht  übel  angebracht  sein.  Wenn  ich  mit  diesen  kurzen  Be- 
merkungen von  der  Syntax  scheide,  stehe  ich  nicht  an ,  nochmals  zu 
betonen ,  dass  es  dem  Hm.  Yerf.  durch  einsichtsvollen  Anschluss  an 
die  besten  und  neuesten  Bearbeitungen  dieses  Theiles  der  Grammatik 
und  durch  eigene  schätzenswerte  Zuthaten  (man  vgl.  z.  B.  nur  die 
recht  guten  einleitenden  Bemerkungen  zum  Gapitel  über  die  Präpo- 
sitionen ,  wie  ich  bereits  oben  angedeutet  habe)  gelungen  ist ,  eine 
den  Zwecken  der  Schule  entsprechende  und  für  dieselben  auch  aus- 
reichende Darlegung  zu  geben.  Nur  einzelne  Abschnitte  der  Casus- 
lehre, nämlich  jene,  in  welchen  der  Genetiv  und  Dativ  behandelt 
werden,  sind  ihrer  Gliederung  nach  etwas  compliciert  geworden. 

Im  Anhange  wird  zunächst  eine  Übersicht  des  homerischen 
Dialects  gegeben,  die  sich  im  wesentlichen  an  die  Behandlung  dieses 
Gegenstandes  bei  Koch  und  Knrtz-Fresendorff  anschließt.  Wie  bei 
ersterer  fehlt  §.  465  Anm.  1  unter  den  mit  af  anlautenden  Wörtern 
Ixv^og,  Hi.  §.  465,  2,  a— d  stimmt  fast  wörtlich  mit  Koch  (§.  7), 
1—4*).  Hi.  464,  2,  Anm.  1  und  2,  479,  3,  482,  484  sind  fast 
wörtlich  gleich  Kurtz-Pres.  335,  1  und  8,  348  c,  353,  358.  Die 
Übersicht  über  den  homerischen  Dialect,  wie  sie  in  nnserem'Buche  ge- 
geben ist,  bietet  nur  das  AUeraothwendigste.  So  müssten  §.  476  die 
Comparative  dgeicov,  vTtoXi^wv,  x^^^"^  hinzugefügt  werden,  ebenso 
die  Superlative  (piqraTog  und  q>€QiaTog;  §.  486,  2  vermisst  man 
eine  genauere  Aufzählung  der  Formen  nach  dem  Muster  von  (xifiaa^ 
489  ist  %Xvd'i,  nicht  angeführt,  490  ist  die  Aufzählung  der  Formen 
von  dfii  und  olda  nicht  vollständig.  Hom.  y.bv^  ^cr,  die  §.18  unter 
den  Encliticä  nicht  aufgeführt  sind,  sucht  man  auch  in  der  Übersicht 
des  homerischen  Dialectes  vergeblich. 

*)  Überhaupt  ist  auch  in  der  Formenlehre  Koch  öfter  ganz  oder 
ziemlich  getreu  wiedergegeben.  Man  vergl.  Hi.  21  mit  K.  9,  4;  27  mit 
K  9,  6;  Ui.  34  K.  17;  Hi.  36,  2  Anm.  2  K.  18,  2  Schluss;  Hi.  159 
K.  42,  3;  Hi.  173  K.  46.  7-9;  Hi.  196  K.  61,  1,  Anm.  3;  Hi.  211  K.  52,  1; 
HL  212  bes.  B,  2  K.  52,  4  bes.  b;  Hi.  218-220  K.  53,  1-4;  Hi.  227 
Anm.  1.  2  K.  56.  4  Anm.  1,  2  (mit  Ausnahme  der  Beispiele;  Anm.  2,  3 
E.  ist  bei  Hi.  vervollständigt);  Hi.  234  E.  67,  1  mit  Auslassung  von 
(z.  B.  gehen,  essen  —  lernen).  —  In  diesen,  wie  in  den  früher  erwännten 
Fällen  habe  ich,  um  diese  Anzeige  nicht  übermäßig  aussudehnen,  die 
Gteffenüberstellung  der  betreffenden  Paragraphe  noterlassen.  Ich  hatte 
auch  keinen  anderen  Grund,  den  Sachverhalt  darzulegen,  wie  er  ist,  als 
die  Pflicht  eines  gewissenhaften  Becensenten  (vgl.  die  Bemerkungen  des 
Hrn.  Verf.8  S.  234). 


K,  BAmki.  Onechisehes  Eleinentarboeh,  ang,  ron  Jg.  Prammtr.    IM 

Was  Ober  d^n  herodotisohen  Dialect  bemerkt  wird   (g.   492 
^  Ißt  doch  gar  zu  dürftig;  es  lieschränkt  sich  auf  mulge  nicht 
_  lige  Notken  über  den  Voealvrecbsel  und  auf  die  Fälle  der 

0»&soo»]it6nrertauschQDg. 

Dankenbwert  endltcb  tst  die  kurze,  QbersichtUcha  Dar^^tellQiig 
d«  homerischen  Vei^ses  und  des  jambischen  Trimeters.  Übrigens 
auch  hier  §.  498,  2—4  ;in  Kurtz-Fresendorff  371,  3,  a— d, 
Dmck  und  Ausstattung  des  Buches  sind  in  jeder  Hinsicht 
rert.  An  Druckfehlern  bemerkte  ich  nur  S,  31,  Z.  19  ?.  o. 
fme  b  statt  generis,  S.  84,  2.  2  v,  u.  irva-fna  statt  äv^a-fiaif 
S.  124,  Z.  20  ?.  0.  patronimica  statt  patronymica. 

Die  Torstehenden  Zeilen  werden,  hoffe  ich»  ausreichen »  um  die 
er  dieier  Zeitschrift  sowohl  über  die  methodische  AnJage  unserer 
natik  als  auch  Qber  ihr  Verhältnis  in  ihren  Vorgängerinnen 
'  ilitsem  Gebiete  tu  belehren. 


Innsbruck, 


Fr,  StoU. 


ricclusch^"-  FU-^T^entarbuch  nach  den  Grammatiken  von  Curtius  und 
KUhO'  t  von  Or.  Karl  Sehen  kl  Eilfte  verbesflerte  Auflage. 

Prag  Iro*.    ,..iag  vun  F.  Tempsky.  IV  und  238  88.;  Frei«  1  *L') 

Der  äufiere  Anlass  zu  der  yorliegenden  Recension  ist  der 
nd,    dass    ich    im    Schuljahre    1880,    Griechisch    in    der 
drÜUD  und  vierten  Gymnasialciasse  in  lehren  hatte ,  und  mir  somit 
41*  enrflnschte  Gelegenheit  geboten  war,   da«;  obgenannte  wegen 
mannigfachen  Vorzüge  mit  Hecht  weitverbreitete  Übungsbuch» 
tn  sich  damals  die  10.  Auflage  in  den  Händen  der  Schaler 
Ifaod  f  in  allen  seinen  Abschnitten  nach  längerer  Zeit  wieder  auf- 
durch  KU  gehen.  Obwohl  nun  der  Verf.  das  Buch  in  den  rasch 
rräftiid^  \  uflagen  wiederholt  einer  genauen  und  grfind- 

Ee\  ^«?n  hat,  fielen  mir  doch  beim  fortwährenden 

inclie  iü  liiei  Schule  einige  Kleinigkeiten  auf,    bei  denen  ich 
|Ufh  im  Intrrosse  der  Schüler,  die  mich  selbst  auf  einige  Mangel 
'  sam  machten,  <nne  angemessene  Änderung  in  der  nächsten 
fhr  iiflüschen^^wert  hielt  Mittlerweile  erschien  die  11.  Anf* 
I,  in  welcher  ich  eine  Ani^hl  der  von  mir  und  den  Schülern  be- 
im Vurntöße  l>ereils  berichtigt  fand  und  diesftlben  demzufolge 
der  angelegten  Liste  ^*»strichen  habe.    Andere  Versehen  ^ind 
JatoeiMehengobi leben.  n  ich  mich  in  der  folgenden  kurzen 

BW|WiiilttOg  nah»r  besct  ^vill. 

IIS.  31  und  2  8.  2  enthalten  ganz  denselben  Gedanken;  ebenso 
nn  S.  5  und  8  S.  3.  An  beiden  Stellen  ist  nichts  als  die  Variation 
m  Qetiun  Verbi  vorirt^nommen.  —  7  8.  7  hdißt  es:  0  Gott»  du 
^  ^,  7  und  77  8.  3.  Nun  kommt  aber  nach  Cnrt. 
[i  Auflagen)  von  &i6^  kein  Vocativ  Singularis 

i^h»  die  kar»o  Eteoen^ion  in  dieser  Zvitachrifl  1^1 »  8.  5S^ 
[j   ^lou  in  ionfbruek. 


IM    K*  Seh&M^  GrieohiseheB  Elementtfboch,  äug.  ?on  Ig.  Prmmner. 

▼or.  ^  61  Note  18  ist  das  Citat  zu  hielten  Ü.  20  S.  5  dnroh  einen 
Druckfehler  nQTerst&ndlich ,  da  im  betreffenden  Abschnitte  nur  Tier 
Sitze  Torkommen.  Es  soll  heifien:  Ü.  20  8.  3  (oder  noch  besser 
N.  7).  —  Noch  beim  Lehrstoffe  der  Tertia  ist  LXII  8.  6  ra  dne- 
%f^¥9zo  ftii  na^v  Caes.  de  hello  gall.  Uly  5,  8  citiert,  wo  die  citierte 
Stelle  ganz  anszaschreiben  w&re.  —  LXm  S.  10  ergänze  oSroi  tor 
ftijoaioim  als  OorrelatiTnm  zn  dem  yoraosgehenden  wg.  —  64  Note  8 
ist  ^e<m  statt  ^eativ  zn  schreiben.  —  66  Z.  4  v.  o*  ist  die  Stellung 
in  dem  Satze  du  kannst  nicht  widerstreben  etc.  zu  ftnden. 
In  demselben  Abschnitte  ist  in  zwei  S&tzen  vom  Besitze  der  €to« 
nügsamkeit  die  Bede  und  daher  im  zweiten  etwa  Selbst!) e- 
herrschung  und  Besonnenheit  au  setsem  —  LXTII  Z.  3 
muss  qxilay^  im  Q^ensatze  zu  den  xfMXoi  und  iftmug  als  Sehlaeht- 
reihe  der  Hopliten  bezeichnet  werden.  — «  67  ist  die  Wiederholung 
desselben  Gedankens  im  drittletzten  und  letzten  Satze  ermtdend.  — 
Desgleichen- erscheint  LXVIII  und  68  derselbe  Satz  von  den  Menschen 
mit  zweifach  redender  Zunge.  —  Ingleichen  ist  68  Z.  3  die  An- 
merkung zu  vortrefflichsten,  „durch  den  Superlativ  von 
ayad-og^  geeignet,  die  Schüler  zu  verwirren,  da  sie  mehrere  Super- 
lative zu  aya&oq  kennen.  —  In  LXXXVII Z.  8  ist  die  Yoranstellung 
von  vvv  bemerkenswert.  —  XCIU  Z.  2  verdient  das  Activ  afiof' 
Tfjasig  wegen  der  Grammatik  eine  Note  oder  es  muss  das  Medium 
hergestellt  werden.  —  XGYII  N.  4  ist  es  wegen  der  völligen  Ober- 
einstimmung mit  dem  angenommenen  Satze  besser,  d  yof  fu^ 
TtovrjQov  i]v  etc.  und  ovx  avTtov^  idei^d-t)  vo^ov  zu  setzen.  —  8*  94, 
6  N.  1  schreibe  C.  538  statt  538 ;  ibid.  8  Z.  6  erfordert  wxl  vwr 
ifiag  avTog  eine  Erklämug:  außer  dem  übrigen  Besitze  des  Henrn« 
—  S.  97  sind  bei  der  Quellenangabe  der  kleineren  Erz&hlungen  usw. 
einige  Versehen  in  den  Zahlangaben  mit  unterlaufen.  Z.  1  schreibe 
1—5  statt  l-<6 ;  Z.  5  IV  statt  HI  und  Z.  8  statt  5  richtiger  6.  — 
S.  100  Z.  2  V.  0.  benöthigt  Tovg  afxovrcis  eine  kurze  sachliche  Note 
und  Verweisung  auf  Nep.  Phoc.  4,  2.  —  S.  105,  47  Z.  2  ist  im 
Texte  ovtw  statt  cvvwg  zu  setzen ;  ibid.  Z.  3  v.  u.  merke  den  ab- 
soluten Genetiv  avrov  avyycvofjiivov  wi  dai^anog,  obwohl  %hip 
avÖQa  . . .  Tov  Toaovtop  vorausgegangen  war,  womit  das  Parttoip 
congruieren  konnte.  —  8.  110  Z.  9  ist  zu  eig  tag  twv  a%tqrfiav%wiif 
ein  Substantiv  wie  x^^^  ^^  ergänzen;  ibid.  4  bei  der  Quellenangabe 
des  Abschnittes  9  statt  10  zu  schreiben.  —  S.  111  Z.  1  v.  u.  ist  zu 
i(jißah)v  nothwendig  ein  Dativ  wie  t^  Tafiiai^  oder  tdig  aeaioig  xu 
ergänzen.  Derselbe  fehlt  in  unangenehmer  Weise  an  der  Xenophon« 
tischen  Stelle.  —  S.  113  Z.  9  v.  u.  ist  der  Plural  xiydvvwv  als 
Gegensatz  zu  eißavUag  dem  Singular  roXfirfi  gleichzustellen  und 
darnach  zu  übersetzen.  —  ibid.  Z.  4  v.  u.  ist  eine  Note  zu  %Q6n^ 
erforderlich,  welches  daselbst  Gegensatz  zn  dem  vorausgehenden  oxtifA" 
fiaatv  ist.  Fehlt  hier  eine  passende  Anleitung,  so  wird  sich  der 
Schüler  mit  TQOTtif  unnöthig  abquälen.  —  S.  115  Z.  7  v.  u.  verdient 
xaiTCSQ  . . .  Ix6c$,  das  wohl  wegen  des  Zwischensatzes  fftr  das  ge- 
wöhnliche Ttalnen  Ixcny  steht,  eine  Bemerkung  und  Verweisung  auf 


dekenki,  GHecbisches  ElemeoUrbuch,  Ang.  von  J§,  Prmmner,    ISl 

C,  587>  5;  ^tnso  m  der  folg«odeD  Zeile  di«  vom  Deuiscken  ab- 
wiietiHrf^  Vcrbiiidunjs'  l'x^tg  fiiXatvav  trjv  TQi%a,  die  wie  im  Frau- 
lOriscbeii  ist.  (Vgl.  LXVIII  Z.  2  ta<;  aanidag  iKitinaXv^ifihag:  und 
XV  2-  2  Ta  :n[^nßcna  tag  ovqa^  ix^i,  wo  ebenfalls  der  Artikel  und 
dl«  |»r&dicati?e  Verbindung  eine  Not«  erfordert.)  ^  ibid,  Z.  I  v,  u, 
steht  das  Femininom  dftlovg,  das  eigentlich  den  Baum  beteicbnet, 
dw  NeutruniB  ama.  —  S.  119  ist  9,  1  zq  Tifiox^itng  das 
Hiclie  Imperfectum  r^v  und  za  aafia  das  PräseDs  ^arii'  zu  er* 
OiD;  8.  122  Z.  2  v.  u*  ?x*i>  rfiW/iii'O^  xal  K^aväip  at,fj^Hti}g 
wh  Hyst^ron  proteron  zn  notieren.  —  S.  123«  2  Z.  1  und  9  ist 
(Mflrrror  Prolt^psis  und  dazu  C.  519,  5  Anm.  2  zu  citieren.  -*  S.  125 
Zw  d  t,  0.  »chreibü  xorZ/ia;  ibid.  3  Z.  3  merke  die  Stellung  ron 
IcnriaC'  tijf  ümav  und  Z.  13  ravta  f&r  rad«,  —  8.  126,  5  Z.  10 
Mrk»  das  poetische  Hii^org  statt  If  piivoig,  —  S,  129  Z.  4  findet 
tidi  hrivaie.  Daa  Verbum  ist  im  Wörterverzeichnis  weggelassen.  — 
S.  131  sollte  am  Schlüsse  der  Fabel  ein  Fragezeichen  statt  des 
PtfSkt6B  gesetzt  sein.  —  S*  139,  13  Z.  5  v.  u.  streiche  Anderen^ 
S.  l&d  im  W^rtürverztiichuis  möchte  ich  bei  ayr/^azog  den  Ausdruck 
onaltarnd  mit  nicht  alternd  vertaoscht  sehen.  ~-  S,  194  stimmt 
die  Angal>e  zu  fiidt^img  —  52*53  Liter  (in  früheren  Auflagen  stiiiid 
*  "'  f-r  Metieii)  nicht  zu  der  im  griechisch  -  deutschen  Schul- 
a ,  das  von  domseihen  Verf.  erschienen  ist.  Daselbst  wird 
i.  -  timraend  mit  andern  Lexicis  etwa  15  V«  Wiener 

^^  _      ith)  angegeben.  —  S.  196  begegnet  der  Druck- 

irp;:  S*  204  18t  bei  mxvg  die  Bedeutung  Fichtenlaub 

.j*?sn.  —  Im  deutsch-griechischen  Wörterverzeichnis  fehlen 

Hht  Worte,  so  dass  die  Sch&ler  bei  der  Übersetzung  in  Ver- 
eiili«it  kommen.  So  S*  224  die  Angabe  för  Burg  (crx^o/roilic)» 
&  935  fÄr  einige  {inöi)^  S.  232  für  Regierung  (cf^X'/)  und 
8.  237  fftr  weil  (vn  tmd  dwxi).  An  der  letzten  Stelle  ist  außerdem 
tu  wie  blo6  e^^  angegeben.  Hier  ist  der  Zusatz  in  Fragesätzen 
nmg  ujtomg&nglich  nothwendjg,  weil  sonst  sämmtliche  Schaler  der 
.ßftwa,  wie  ich  mich  selbst  wiederholt  zu  überzeugen  Gelegenheit 
\^  auch  da»  fragende  wie  mit  mg  übersetzen  und  sich  dann  hei 
Irrllnime  auf  das  WGrterbnch  berufen. 
Bdiäglich  der  Ökonomie  dieses  Lesebuches  fand  ich  die  Bei- 
^iftle  der  gg.  XX  und  XXI  (20  und  21)  in  der  neuen  Auflage  theil- 
•is»  angestellt,  um  eine  bessere  Übereinstimmung  mit  der  Gram* 
ilik  tu  «nielen ;  ebenso  die  drei  Übungsstucke  über  iidm^u  vor 
ftb«r  totrjfii  gost^llt.  Diese  Umstdlongen  kOnnen  natOrljch  nnr 
ibiUi^  werden.  Weiters  hegte  ich  den  bescheidenen  Wunsch ,  dasa 
dni  Paragraphen  50«  65  und  89 ,  welche  in  ihrer  jetzigen 
Bsf  doch  zu  wenig  Übungsmateriale  enthalten ,  in  der  nächsten 
mit  elnigea  Sätzen  bereichert  werden  möchten  ^  und  zwar 
BvoU  ta  griechischen  als  im  deutschen  Abschnitte.  lugleichen 
lU  ich  e«  für  praktisch  die  Sätze  in  den  einzelnen  Paragraphen 
^la  OBneriereu. 


Itt  Fr.  StrMke,  Gdthes  Briefe,  angez.  von  A.  Sauer, 

Ich  schließe  meine  Becension  mit  der  Yersicherang ,  daes^ea 
mich  sehr  freuen  wird,. wenn  ich  n^it  diesen  unmaßgeblichen  Be- 
merkungen auch,  nur  ^ein  geringes  Scberflein  zur  Verbesserung  der 
nächsten  Auflage  dieses  so  brauchbaren  Elementarbuches  beige- 
tragen haben  sollte.  Einzelnen  Lehrern  wird  vielleicht  die  eine  oder 
die  andere  Bemerkung  zu  kleinlich  und  zu  genngfQgig  vorkommen, 
so  dass  sie  das  Schweigen  darüber  vorgezogen  hfttten.  Diesen  gegen- 
über muss  ich  die  Wahrheit  des  aufgestellten  Satzes  hervorhebeiif 
dass  es. bei  einem  Schulbuche  eigentlich  nichts  geringfügiges  gibt, 
sondern  dass  darin  auch  die  Correctur  des  geringsten  Versehens  von 
unleugbarer  Wichtigkeit  ist.  Außerdem  wird  jedem  Verf.  sicherlich 
daran  gelegen  sein,  dass  seine  Arbeit  auch  von  kleineren  Mängeln, 
ja  selbst  von  harmlosen  Druckfehlem  möglichst  befreit  und  so.zn 
immer  größerer  Vollkommenheit  gebracht  werde.  Möge  mir  dies  im 
vorstehenden  Falle  wenigstens  einigermaßen  gelungen  seinl^ 

>)  Bei  der  Correctur  trage  ich  nach:  S.  95,  10  Z  1  fehlt  bei  dv 
&Q(onos  der  Accent;  S.  222  gehört  anregen  vor  Ansicht;  S.  229  fehlt 
eine  Angabe  für  keiner  von  beiden,  das  S.  149  vorkommt.  Ebenso 
ist  2d5  zu  üben  auch  auch  daxito  (dgetriv)  anzugeben  wegen  8.  161, 
Z.  10  V.  0. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Goethes  Briefe.  Verzeichnis  derselben  unter  Angabe  von  Quelle,  Ort, 
Datum  und  Anfangsworten.  Übersichtlich  nach  den  Empf&ngern  ge- 
ordnet, mit  einer  kurzen  Darstellung  des  Verhältnisses  Goethes  zu 
diesen  und  unter  Mittheilung  vieler  bisher  ungedruckter  Briefe 
Goethes.  Bearbeitet  von  Fr.  Strehlke.  Berlin,  1881.  Verlag  von 
Gustav  HempeL  (Bernstein  u.  Frank.)  Lief.  1—5. 

Von  den  drei  großen  Aufgaben,  welche  die  Goethe- Wissenschaft 
in  den  nächsten  Jahren  zu  lösen  haben  wird:  eine  historisch- 
kritische Ausgabe  von  Goethes  Werken ,  eine  Sammlung  sämmt- 
licher  von  ihm  und  an  ihn  geschriebenen  Briefe  und  eine  des 
Dichters  würdige  Biographie ,  ist  die  zweite  durch  das  vorliegende 
Werk  ihrer  Vollendung  näher  gerückt.  Friedrich  Strehlke,  den  wir 
als  sorgsamen  und  gewissenhaften  Herausgeber  aus  der  Hempelschen 
Sammlung  kennen,  bietet  uns  hier  nach  langjährigen  Vorarbeiten 
ein  vollständiges  Verzeichnis  der  Briefe  Goethes  dar.  Es  sind  freilich 
nur  Vorarbeiten  zu  dem  eigentlichen  Werke :  aber  die  Wichtigkeit 
und  der  umfang  des  letzteren  rechtfertigt  es,  auch  diese  Vorarbeiten 
einstweilen  zu  publicieren.  Durch  die  dankenswerte  Mittheilung 
bisher  ungedruckter  oder  schwer  zugänglicher  Briefe  hat  Strehlke 
den  Wert  dieses  Verzeichnisses  ungemein  erhöht,  obwohl  die  Über- 
sichtlichkeit darunter  leidet.  Indem  ich  mir  ein  ausführlicheres 
Urtheil  bis  nach  Vollendung  des  ganzen  Werkes  vorbehalte,  möchte 
ich  für  jetzt  nur  das  Princip  der  Anordnung  in  Betracht  ziehen,  weil 
mir  dasselbe  verfehlt  scheint.  Für  ein  großes  Corpus  Goethescher 
Briefe  scheint  mir  die  einzig  richtige  Anordnung  diejenige,  welche 
Bedlich  in  seiner  meisterhaften  Ausgabe  des  Lessingschen  Brief- 


K.  Kin§ii,  Der  Jankern  d.  trene  Hidonch,  »ng.  Ton  K  F.  Kmm^f,    118 

chsels  angewendet  hat :  die  streng  chronologische.  Strehlke  sagt 
'loem  Prospect:  ^Eiü  chronologisch  geordnetes  Verzeichnis, 
i  auch  hütte  gegeben  werden  können ,  würde  zwar  alles 
•Ige  übersehen  lassen,  aber  des  Vörtbeils  ent- 
xns  demselben  mit  Leichtigkeit  über  das  Ver- 
biltnts  Gt>ethes  zu  irgend  elDem  seiner  Zeitgenossen  unterrichten 
mid  all^  hieiiiQf  Bezügliche  zasammenfinden  kann/  Sti-ehlke  gibt 
steh  da  in  Betreff  des  Hauptzweckes  seiner  SammluBg  einer  Täuschung 
hm.  Es  kommt  eben  darauf  an,  ^das  zeitlich  Zusarameii gehörige  über- 
sehen zu  lassen/  Wie  nützlich  und  ergiebig  solche  chronologische 
lammmeufitellungen  sind ,  auch  wenn  aie  nur  eine  einzelne  Periode 
nmteseo«  hat  die  an  Hirzels  Jungen  Goethe  sich  anschließende 
Detail  forsch  üng  zur  Genüge  ergeben.  Um  sich  aber  über  das  Vei^ 
i_Ulti)ia  Goethea  zu  den  einzelnen  seiner  Zeitgenossen  zu  unterrichten, 
nd  für  die  wichtigeren  Beziehungen  zunächst  die  Einzelausgaben 
4er  Briefwechsel  vorhanden ,  die  auch,  wenn  das  Corpus  vorliegen 
wird,  ihren  Wert  nicht  verlieren  werden;  im  Übrigen  müssen 
fiorgfiUltge  Register  und  eine  Brieftafel  —  nach  Muster  der  Redlich- 
^idieii  —  die  Orientierung  in  dem  roraussicbtlich  vielbändigen 
»elwerke  erleichtern.  Zu  einer  Ausarbeitung  des  gegenwärtigen 
UBB  Würden  wir  daher  nicht  rathen.  Auch  hoffen  wir»  dass 
SCnlilke  diesem  ersten  Verzeichnis  ein  zweites  über  die  Briefe  an 
G^tUit  nachfolgen  lasse,  da  der  Forscher  die  Antworten  auf  Goethes 
Briflb  unmöglich  entbehren  kann.  Durch  von  Zeit  zu  Zeit  erschei- 
aende  Nachträge^  welche  Strehlke  jetzt  schon  in  Aussicht  stellt,  seil 
da«  ftrÜge  Werk  immer  ergänzt  und  erweitert  werden, 

Lemberg.  Dr^  August  Sauer. 


Ju&ker  und  der  treue  Heinrich,  Em  Ritt^rmärohen.  Mit  Ein- 
Wlng  mid  AnmerkQQk'en  berauägegeben  Ton  Karl  Kinkel.  Berlin, 
180OL  Verlag  rm  W.  Weber.  lOR  SS. 

Dit  bimte  Sammlung  von  Erzählungen  des  Mittelalters^  weiche 

f.  d,  Hagen  L  J.  1850  u.  d.  T.  Gesammtabenteuer  (3  Bde,^ 

a)    liefauQgegeben    hat,    enthält  Stücke    sehr   verschiedenen 

fftrioa,   fom  Beginne  des  XIII.  Jahrh,   bis   zum  XV,  herab,   die 

l^hrzahl  äua  der  Zeit,  da  über  die  einheitliche  Dichtersprache  des 

\\  rh«  die  Dialecte  sich  erhoben.  So  verdienstlich  v.  d.  Hagens 

>iuir>i^uU]^eD  und  Quellennachweise  sind,  so  wenig  genügt  seine  Aus- 

d^in  Benutzer  der  einzelnen  Stücke  in  sprachlicher  Hinsicht  »> 

I,  d.  Ha^<      *        rnit  wenig  Kücksicht  auf  die  in  den  Reimen  auch 

d)^  seiner  Sammelbandschriften    durchschlagenden 

fvfcaula  der  um]  ti  Kiedenschrift,  die  Mehrzahl  der  Stücke 

\4mm  atrtnge  BCh!  »n-aetzt  Wie  sehr  durch  ein  solches  Ver- 

bbrm  da«  ursprüngliche  Gepräge  der  Stücke  verwischt  wird,  zeigt 

.*..  ...i;^,,....  j..  i...r..i,^».  ^jQ  beruhtauf  einer  Heidelberger  Rs.  dea 

ad  eines  md,  Schreibers,  dessen  Heimat  sich 

ycüigtjrjjiu  D^hiimmtü  läset.  Durch  genaue  iroteiiuchung  der  Reime, 


M4    K.Ein$el,  Per  Junker  o.  d.  treue  Heinrich,  ang.  y.  K.  F.  Kutm/m». 

hinter  deren  dem  Abschreiber  z«r  Last  fallenden  Ungleichheitaa  die 
nrsprfliigliohen  Fonnen  durohblicken,  fthrt  der  Hr.  Hg.  den  Nach- 
weis, dass  das  Gedieht,  welches  eine  Frau  zur  Verf.  hat,  ins  nittel- 
frftnkische  Gebiet  gehöre  und  noch  ans  dem  UV.  Jahrh,  stemme. 

Bei  der  großen  Zahl  der  mundartlichen  Beime  und  der  4t»m 
Hrn.  Hg.  »us  seinen  Arbeiten  Aber  Lambrechts  Alexander  und  ms 
anderen  Werken  geläufigen  Kenntnis  des  HittelfrAnkischen  wftre  eiae 
Herstellung  des  ursprflnglichen  Textes  in  der  Art,  wie  sie  Haupt  im 
Erek  oder  Engelhard  so  glänzend  geboten  hat,  des  Versnohes  wohl 
würdig  gewesen.  Der  Hr.  Hg.  hat  darauf  Yerzichtet  und  sich  be- 
gütigt, d^  Text  der  Ha.  wörtb'ch  abzudrucken,  nur  offenbare  Fehler 
zu  Terbessern  und  eine  Anzahl  von  Besserungen  in  den  ABa#r* 
huQgen  oder  in  der  Einleitung  anzuführen.  Das  ist  kein  Tortheil  fir 
die  Ausgabe.  Denn  gesetet,  dass  nach  Herstellung  der  vair.  Beime 
und  der  aus  ihnen  sich  ergebenden  Formen  im  Versinneren  ein^ 
Anzahl  von  Worten  bliebe ,  deren  mfr.  Lautstand  sich  nicht  mit  Be- 
stimmtheit angeben  ließe  und  so  neben  sicher  mtr,  Fonnen  und 
Lauten  auch  md.  des  XV.  Jahrh.  stehen  blieben,  wodorch  Uogleich- 
mäßjgkeit  entstftnde:  so  ist  diesem  Gebrechen  durch  die  Erhaltung 
der  rein  zufälligen  Gestalt  unserer  Erzählung  in  der  Niederschrift 
des  md.  Schreibers  doch  nicht  abgeholfen,  da  dieser  an  nicht  wenigea 
Stellen  alte  mfr.  Formen  hat  stehen  lassen.  Ich  verweise  in  dieser 
Beziehung  auf  den  so  häufigen  Beim  rede  idede,  wo  die  Ha.  haid 
deU  (135.  955,  1093,  1838),  bald  det  (177,  1502)  und  dete  (749) 
hat;  nun  beweisen  aber  Schreibungen  wie  359  Udenxridm^  873 
gnaden :  beraden^  379  beiden :  scheiden  u.  a.,  dass  das  Hfr.  das 
alte  d  erhalten  hat,  und  es  wäre  somit  nicht  gewagt  gewesen  sowohl 
jene  Form  dede  im  Beime  als  im  Innenyera  (Ei'nl.  S.  22)  herzu- 
stellen, sowie  auch  277  frideibide,  755  gebedeirede,  1569 
reden :  gebeden,  283  £iden :  »iden  zu  schreiben.  —  Ähnlich  veriiätt 
es  sich  mit  dem  Beime  have  :  lave  (Binl.  S.  21),  wo  die  Hs.  neben 
lobe  mehrmals  loff,  loffe,  lof,  Uwe  (110,  138,  189,  420,  1601, 
1778,  2149),  also  die  alte  Spirans  bietet;  demgemäfi  wäre  auch 
897  gefen  :  nefen ,  140  bedrüven :  prüfen  herzustellen.  —  In  den 
Reimen  Ton  g :  eh  (Einl.  S.  22)  weisen  die  Schreibungen  gmüeh 
239,  flöch  759,  pflaeh  876,  1589,  1851  und  besonders  gnuffh, 
iagh,  lagh^  ftSgh  auf  Erhaltung  der  alten  Spirans  hin,  die  sich, 
nach  dem  Beim  1378  aldä :  gä  (Hs.  gägh  Einl.  S.  23)  u.  ä.  sa 
schließen,  zuweilen  ganz  verflüchtigt  hat ;  hier  war  fiberull  iaeh :  braeih, 
lach  :  brach,  pflaeh :  gemach,  fideh :  iföch,  üch  :  gejpüoh,  gnüeh: 
t^h  usw.  zu  schreiben.  Ähnlich  bei  den  Vocalen:  der  Beim  wisi: 
hunerniat  1038,  1174,  1809  fordert  uns  auf,  Überali,  wo  das  so  oft 
verwendete  Wort  nest  auf  ein  stammhaftos  •  reimt,  letzteren  Laut  in 
nest  herzustellen  (Einl.  S.  18)  oder,  mit  Berücksichtigung  der  zahl- 
reichen Beime  von  i:e,  überall  nest  zu  schreiben  und  den  unreinen 
Reim  festzustellen.  Für  die  Wegschaffung  der  unreinen  Beime  von 
0  :  u  (Einl.  S.  19)  geben  Fingerzeige  Schreibungen  wie  1551  ämtk^ 
wandet^  \19i gebort.  Mit  Benutzung  dieser  und  ähnlicher  Winke 


£  JTtiu«!,  Ikr  J udSnTtL  treue Hemiich ,  «ng.  Ton  iC  F*  J^titumer    1  SS 

vtrd  dtr  La0#F  Doch  maDcbeD  ungeaaueD  Boim  tilgen  oder  doch  auf 
oin  bereit«  belegtes  Schema  ziLrückfÜhreo  ijeen:  ^escheen  ^\  geen 
81,  verseen  625,  Afftder^een  1696,  t^er5ecn2056.  saßidaß 
13  (EiüL  S.  24).  schrSinummi  161.  ^«;u^'nn€  :  sinne  276. 
•craU«  429.  iJl  (EioU  S.  26),  schiede :  beHede  441  (EinL 
19  1).  ftcsöurfcr :  iTöfwier  644,  997.  ar»*;t?arii  797  (Eiol. 
8.  25).  879  mrden  :  6c^Äriie(BiuI.  S.  24),  gäbe  :  Äoie  941  (994 
g&bel),  frte  :  sfe  1063.  was  :  genas  1191.  ra»  dan  :  man  1201. 
müzpflti  1229.  liebe  i  schiede  1256  (Einl  S.  19  f.).  (r<?«/crm: 
ro«i  Ä  in  1267.  nigromanden  :  i^crrle«  1312.  ndi  da  1664  (nai 
1690,2168).  teste  :  beste  1Q70.  koning  i  ding  20^0  usv,  Eio- 
tdne  dieser  Bes&enmgen  schlägt  der  Hr.  Hg.  seihst  in  der  Ein- 
lailDDg  Tor. 

Folgefide  Stellen  scheinen  der  Verbessorung  oder  Borichtigung 
MUrftig:  In  der  Anm.  z.  V.  394  war  zur  Bequemlichkeit  des  Lesers 
die  Beziehung  zwischen  Mark  and  Galden  ei-sichtlich  zu  machen^ 
mch  dem  Wortlaute  der  Anmerkung  gelangt  der  Leser  erst  durch 
Bechnung  dahin ,  dass  dos  Boss  146  Mark  wert  war.  —  V.  445  ff. 
erfänzt  K. :  und  fragt  nach  einem  wirt  rieh, . . ,  der  die  heren 
{w$^JU  odBt  icoli)  bereiden,  wie  mir  dünkt,  unnöthig;  bereiden 
ist  m.  P.  Sg.Conj.  mit  angehftngtem  n,  wie  501  Gott  woU,  das  es 
^uck  «cö/I  fromen  (:  kamen)  wo  das  zweite  wall  mir  als  Adverb 
fÜt,  nnd  1140  si  »pracht  das  dt r  tieb  gescheen  {:  gesecn)\  für 
daa  od.  Gebiet  beweisen  diese  Endung  das  Augsburger  Fassionsspiel 
to  XV.  Jahrh.  (A.  Hartman d  ,  das  Oberammergauer  Passionsspiel 
b  seiner  ältesten  Gestalt,  Leipzig  1880,  S.  99)  und  zwei  Stellen 
iDttaer  Erlauer-Spiele,  Wien  1882:  II,  108  t  das  ei  nicht 
mag  anders  dcrgan,  dann  wie  es  gcschriben  st  an,  HI,  128  f. 
«fid  süUen  erfragen  der  maer,  ob  erstanden  sein  der  schepher. 
—  1133  f.  den  ersten  ,  . .  er  in  den  tnist  ranet.  Für  reneen^ 
ramtn  scheint  die  im  od.  Sprachgebiete  vorherrschende  Bedeatung 
'strecken'  (Schmeller-Frommann  II,  127,  Leier,  Kämt.  Wb.  204, 
Hermnd  t.  Wildonio  P,  E.  IV,  5)  aniasetzen.  —  V.  1273  ff.  liegt 
eine  Gedankenlosigkeit  der  Dichterin  vor:  V,  1257—1213  ladet  der 
Kliilg  den  Sieger,  also  den  Ritter  mit  dem  Hnhuernest,  zu  Tische, 
fliter  schlägt  es  aus  zum  Zorn  des  Königs  und  fiiegt  dann  zur 
Iiiiig3(|achter ,  die  ihn  für  den  Ritter  mit  dem  goldenen  Kranze  hält 
(T.  1258 — 1262),  ihm  aber  gleich  darauf  erzählt,  dass  ihr  Vater 
IIlB  i:ftrne  wegen  des  abgelehnten  Mahles. 

Au  Druckfehlern  ist  mir  aufgefallen:  S.  23  innigkeii  war 
•■Stv  zu  drucken,  S.  63,  V.  910  L  vers^tian. 

Durch  die  literarhistorische  Einleitung  S.  1  —  17,  welche  die 

lldeniof  des  Geschmackes  bei  Dichtern  und  Lesern  in  der  Ver* 

Mlff^ilt  nachweist  and  aus  der  Erzäblnngsliteratur  reich  belegt,  hat 

r   Hr.  Verf^  den  Dank  aller  Freunde  der  mittelalterlichen 

g  erworben. 


1S6    B.  Asrendi,  Teehnik  d.  Experimentalchemie,  ang.  ▼ob  F.  WüJUntm* 

Schulausgaben  Deutscher  Olassiker  mit  AnmerkungeiL  Aleiante 
von  Hamboldt.  Auswahl  aus  seinen  ^Werken.  Schalansgabe  mit  An- 
merkungen von  Prof.  6.  Veesenmever,  M.  D.,  in  Ulm.  Statteart. 
Verlag  der  J.  G.  Gottaschen  Bachbandlang.  1880.  XVIII  and  182  88. 

Es  ist  ein  glücklicher  Gedanke  der  Jagend  Geschmack  an^ 
Hamboldts  Werken  znn&chst  darch  eine  Schulausgabe  beizabringen. 
Schalausgabe  heißt  hier  natürlich  Ausgabe  für  Sohulbibliotheken ; 
denn  im  Schulunterrichte  selbst  ist  für  eine  so  ausgedehnte  Leetüre 
aus  Humboldts  Schriften  nicht  Baum. 

Ob  die  Auswahl  eine  richtige  sei,  müssen  die  Fachmftnner 
entscheiden,  die  sämmtliche  Schriften  Hamboldts  kennen;  wenn  ich 
die  erste  Probe  aus  der  Reise  in  die  Äquinoctialgegenden 
wenig  interessant  finde  und  dieselbe  durch  eine  reichlichere  Auswahl 
aus  den  Ansichten  der  Natur  oder  aus  dem  Kosmos  gerne  ersetzt 
sähe,  so  möge  man  mir  dies  subjectiye  Urtheil  zu  gute  halten.  Ich 
denke,  dass  seitenlanges  geographisches  Detail  die  größere  Zahl  der 
Leser  ermüden  wird.  Auch  hat  der  Herausgeber  keine  Eai-te  des 
Gebietes,  auf  welchem  sich  die  Schilderungen  der  ersten  zwei  Capitel 
bewegen,  beigegeben,  und  die  gewöhnlichen  Hilfsmittel  reichen  nicht 
aus  des  großen  Gelehrten  amerikanische  Heise  zu  verfolgen.  Volles 
Lob  verdient  das  dritte  Capitel,  die  Auswahl  aus  dem  Kosmos. 

Dem  Texte  geht  eine  geographische  Skizze  voraus ,  die  leider 
nicht  frei  von  stilistischen  Härten  ist,  dann  folgt  das  Itinerar  der 
amerikanischen  und  der  asiatischen  Reise;  das  letztere  ist  jedesfialls 
überflüssig,  da  dieser  Reise  in  der  Auswahl  keine  Erwähnung  geschieht. 
Auf  den  Text  folgen  Anmerkungen  (S.  154— 182),  die  vieles,  aber 
bei  weitem  nicht  alles  fQr  die  Durchschnittsbildung  16— ISjähriger 
Mittelschüler  einer  Erklärung  Bedürftige  erläutern. 

Es  ist  schade,  dass  die  berühmte  Verlagsbuchhandlung  auf 
ihre  Schulausgaben  nicht  jene  Sorgfalt  vorwendet,  die  ihre  sonstigen 
Veröffentlichungen  auszeichnet  Wie  so  manches  dieser  Bändchen  ist 
auch  das  vorliegende  nicht  frei  von  Druckfehlern;  mehrere  auf  An- 
merkungen verweisende  Zahlen  sind  ausgefallen  oder  falsch  gesetzt. 
Hoffentlich  werden  bei  einem  Neudrucke  diese  Mängel  beseitigt. 
Würde  es  sich  nicht  auch  empfehlen,  die  erklärenden  Anmerkungen 
unter  den  Text  zu  setzen?  Die  wenigen  Noten  Humboldts  könnten  ja 
immerhin  noch  durch  beigesetzte  H.  gekennzeichnet  werden. 

Wien.  Dr.  Karl  F.  Kummer. 


Technik  der  Experimentalchemie  von  Dr.  Rudolf  Arendt.  Anleitung 
zur  Ausführung  chemischer  Experimente  beim  Unterrichte  an  niederen 
und  höheren  Schulen.  Für  Lehrer  und  Studierende.  Mit  zahlreichen 
in  den  Text  eingedruckten  Holzschnitten.  Leipzig.  Verlag  von  Leopold 
Voss  1881.  Erster  Band»  dritte  Lieferung;  zweitei*  Band,  erste  und 
zweite  Lieferung. 

In  derselben  vorzüglichen  Weise,  wie  in  den  beiden  ersten  Lie* 
ferungen  (vgl.  diese  Zeitschr.  1881,  S.  672—73)  werden  auch  in  diesen 
Lieferungen  eine  große  Beihe  von   instructiven  Experimenten  vorge* 


mfi 


erinmtilöucrätering.  iNm . 


mttin.    m 


fiklift,'  dftbei  ist  sorgfältigdamnfge^ahen«  dass  durch  „eio  pianmäaige« 
Ex|»«rj[QeDtieren  mit  bekannteii  Ki^rpern  and  eine  logische  Ver- 
iDapfuog  der  dabei  wahrgenommenen  Erscheinungen  die  verbargenen 
Sigeoschafien  derselben  immer  mehr  zur  Anschauung  gelangen  und 
daas  aicli  dadurch  immer  neue  Gesichtspunkte  eröffnen,  welche 
wiederum  zn  neuen  Erfahrungen  führen.^ 

Die  dritte  Lieferung  des  LB. enthält  eine  Einleitung  fon  103 
K^  welcher  die  Principien  besprochen  werden,  die  beider  Aus- 
.j:  der  Lehrbücher  des  Verfs  maßgebend  gewesen  sind. 
Ditsä«  Frincipien  sind  an  uod  für  sich  für  jeden  Lehrer  der  Natur- 
wissenschaften von  großem  Interesse  und  gewinnen  an  Bedeutung, 
4a  tie  von  einem  so  hervorragenden  Lehrer  aufgestellt  und  befolgt 
turden.  Um  die  Bildungselemeate,  welche  die  Katurwissenschaften 
der  Schule  für  die  intellectuelle  und  sittliche  Erziehung  darzubieten 
SU  fixieren  und  die  Stellung,  welche  diese  den  Geistes- 
haft^n  gegenüber  beim  unterrichte  einzunehmen  haben,  zur 
fHJC  '  zu  bringen,  wird  in  geistvoller  Weise  der  Eiufluss 

ief  >  H^baflen  und  speciell  der  Phjsik  und  Chemie  auf 

üe  CuUur  des  Anschauungs-  und  Beohacbtungs Vermögens  sowie  der 
Bdgriifsbildung  dargelegt.  Im  weitei-en  wird  gezeigt,  wie  die  Ver- 
Erbortung  des  gesammelten  Vorstellungsmateriales  sich  damit  be- 
[jM§t,  das  Ähnliche  zu  ordnen,  zusammenzufassen  und  allgemeine 
iff^  'Ifiraii«  tu  Hilden  (Association,  Gesetz);  wie  die  hiduction  in 
i«D  "  haften  zur  Anwendung  gelangt  und  wie  sich  diese 

Indii  r    in  den  GeisteswiösenschafUMi  unterscheidet;  wie 

[dir  natnrwissenHchaftliche  Unterrieht  seine  besondere  Stärke  hat  in 
dorn  selbsibewussten  Aufsuchen  der  Ursachen  von  Erscheinungen 
tod  in  der  Ausdehnung  bebenderer  für  einzelne  Fälle  geltender  Ge- 
auf  eine  grt'^ßere  Anzahl  analoger  Fälle  an  der  Hand  der  In- 
n  jy\f*  Auffindung  der  Ursachen  befriedigt  unser  CaosaUtftts* 
t^ißt,  welcher  sich  seiner  eigenen  Denkfähigkeit 
Vertrauen  zur  eigenen  Kraft,  Dass  diese  aber 
laicht  tn  i  ausarte  und  in  den  Wahn  verfalle,  mit  der 

in,  v.,...^.,. ...  Air  kleinen  Kraft  an  die  Lösung  schwieriger 
heranzutreten  oder  jeder  beliebigen  Lösung  Glauben  zu 
V  ^  '  '     *  ö^^onnene  Handhabung  der  Induction  und 

ri  ihiivh  diA  Erfahrung." 

ug  wird  gezeigt,  dass  der 
Tiichtes  auf  die  Gemuths- 
bildmig  mn  großer  ist,  ,,4!iss  er  namontlicli  filr  diejenigen  Gefühle, 
Vflebt  Ihre  uümiltelbare  Wurzel  in  der  Intelligenz  haben,  anregend, 
orftnand  nnd  discjplinierend  wirkt,  und  vor  altem  geeignet  ist 
Barfaeit  in  da«;  Gefühlsleben  tn  bringen,  dasselbe  mit  der  Intelligenz 
b  Kinklang  zu  ^Hzen  und  auszugleichen.  Insofern  die  Geistes- 
wiMtni^ebaflen  gerade  diese  Hicbtung  des  Gemüthslebens  weniger 
mbanen  in  der  Lage  sind,  vielmehr  auf  die  Cultur  der  höheren 
eil  Gefahle  wie  Theilnahme  und  Mitgofflhl,  Liebe,  Ver- 
ig,  B^ebteriLog  09W.  hlagewieseii  sind,  treten  erstere  auch  hier 


It8     (k  BurtoA,  PhysikaHflche  Anf^ben,  angei.  Ton  F.  WaXhnIm. 

wiedarnm  fflr  letzte? e  ergftnaencl  auf  und  keifen  somit  den  etsieh- 
liehen  Beruf  der  Schule  fSrdem.^ 

Zum  Sdilnsse  wird  dann  noch  besprochen,  wie  der  natar* 
wissenschaftliche  Unterricht  in  den  Lehrplan  der  Schule  eingefi|^ 
und  wie  er  ertheilt  werden  müsste,  damit  die  vorerwähnten  Bildungs- 
elemente  zur  yollen  Geltung  gelangen  kOnnen. 

Das  Werk  hat  sonach  nicht  nur  gegründeten  Anspruch  auf  die 
Beachtung  von  Seite  der  Lehrer  und  Studierenden  der  Chemie  von 
allen ,  welche  sich  fQr  den  naturwissenschaftlichen  Unterricht  an 
den  Mittelschulen  überhaupt  interessieren. 


Physikalische  Aufgaben  zur  elementar -mathematlBchen  Behandlung 
für  den  Sehulgebrauch  bearbeitet  von  0.  Burbach,  Seminar-Ober« 
lehrer  lu  Gotha.  Vierte  Auflage.  Gotha.  Verkg  von  E.  F.  ThieoemaMi 
1880. 

Diese  Auflage  unterscheidet  sich  von  der  dritten  nur  duek 
die  Einführung  der  neueren  Schreibweisen  für  die  Bezeichnung  der 
Maße  und  der  chemischen  Formeln. 

Die  Sammlung  ist  reichhaltig  angelegt  und  bezieht  sieh  wd 
das  Gebiet  der  Physik  in  jener  Ausdehnung,  wie  es  an  Mittelschnlen, 
auch  mit  geringen  mathematischen  Kenntnissen  leicht  bewUtigt 
werden  kann.  Die  Aufgaben  sind  methodisch  geordnet  und  Uetoii 
eine  groAe  Abwechslung  in  der  Fassung.  In  erster  Linie  schliefen 
sie  sich  an  den  Lehrvorgang  an,  welchen  Koppes  bekannter  Grundrias 
der  Physik  gibt,  ohne  aber  dadurch  die  Verwendbarkeit  neben  einea 
andern  Lehrbuche  besonders  zu  beeinträchtigen. 

In  der  letzteren  Zeit  hat  sich  immer  mehr  die  Nothwendigkeit 
herausgestellt,  die  Gesetze  der  Physik  und  ihren  Ausdruck  —  die 
mathematisch-physikalischen  Formeln  —  durch  passende  Obnngs« 
beispiele  den  Schülern  recht  eigen  zu  machen  und  gleichzeitig  da- 
durch die  Selbstthätigkeit  der  Schüler  in  der  Physik  anzuregen  nnd 
zu  fordern.  Für  diese  Zwecke  bietet  die  vorliegende  Sammlung  ihrer 
Beichhaltigkeit  und  der  geringen  mathematischen  Anfordemngisa 
wegen  ein  auch  in  den  unteren  Glassen  recht  brauchbares  Material. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  dass  die  Lösungen  den  Aiif* 
gaben  nicht  beigegeben  sind,  dass  sie  aber  von  der  Verlagshandlnng 
für  40  Pfennige  bezogen  werden  können. 

Wien.  Dr.  Franz  Wallentin. 


Dritte  Abtheilung^ 

Zur  Didaktik  und  P»dagog:ik. 


Glossen  zu  Eggers  Lesebüchern  fdr  die  L — III. 
Classe  des  Dntergymnastnms. 

Der  Erf^bniDgssats,  dase  im  deutscheo  ünteirichte  weniger  die 
ils  die  Pr&ils  bedeute,  das«  das  SprachgefShl  und  die  Dar- 
Dg  sieh  imitatiT  and  iDtuitiv  entwickle,  dürfte  so  ziemlich  die 
GtltUDg  eines  Axiome  babeo.  Vod  diesem  Satze  aus  wird  aber  an 
du  deotacbe  Lesebuch  namentUcb  da,  wo  die  ersten  Grundsüge  g»- 
f9b«ii  werden  sollen,  die  UDabwelsbare  ForderuDg  gestellt  werden  mOsaeSi 
dm  es  wirklich  nor  mustergiltiges  aufnehme,  das«  es  ein  ScbatskftBtlein 
asl,  in  dem  die  BchÖnsten  xnu^lia  des  Sprachschatzes  sneammen 
ffirtlpea  werden^  damit  es  auch  künftig  ein  bleibender  Beaita  des 
Sdillcrs,  ein  «rij^a  tig  titC  sei.  Wo  nun  Deutsche  in  gedrängter  Masse 
lÜscsi  und  reine  Spracbtradition  sich  von  den  Vätern  auf  die  Söhne 
forterbl,  da  wird  ea  minder  noth wendig  sein,  auf  absointe  grammatische 
Miihtit  tn  dringen,  weil  das  lebendige  Sprach bewnsstsein  hier  etwaige 
bfiorreethelten  leicht  bessern  hilft;  wo  aber  —  wie  bei  uns  in  Öster- 
rtich  fast  Qberall  —  ein  mehr  oder  weniger  abweichender  Dialect  .mit 
to  8cbriftiprache  kAmpft,  mnss  das  Lesebuch  alles  fern  su  halten 
ivelien,  was  die  Sehriflsprache  schädigen,  die  Schale  in  ihrem  Bestreben 
Ispniiiii  nnd  die  Arbeit  des  Lehrers  illneoriscb  machen  kann.  Ist  einmal  — 
Im  Obergimnasinm  —  die  Sprachgewandtheit  hinlänglich  Torhsnden,  dann 
Dag  ein  historischer  and  landschaftlicher  Beisatz  die  ausgewählten 
Sticke  pikanter  und  fesselnder  machen ;  für  das  Untergjmnasium  jedoch 
«ifd  man  bei  besonnener  Betrachtung  ein  ähnliches  Experiment  ge- 
Urlich  finilcn. 

In  dieser  üinsioht  geben  nun  die  hier  su  besprechenden  Bücher 
ra  Tielerlel  Bedenken  Aiüass. 

Schon  auf  dem  Titelblatte  *}  beseichnen  sich  diese  Bücher  als  spe- 
ckll  ftr  österreichische  Verhältnisse  berechnet.  Man  wird  es  nun 
idlflnnfcindllch  finden  und  sicherlich  im  Principe  billigenp  dase   vor 

*)  Ein  Recensent  dieser  Bücher  schreibt  am  Tüt^iMie. 


140    Glossen  zu  Eggen  Lesebüchern  nsw.  Von  J,  M.  SUnoasser. 

allen  Österreichische  Schriftsteller  in  Betracht  gezogen  werden;  aber  da 
unser  Schrifttham  noch  ein  in  junges  ist,  xxm  auf  allen  Gebieten  der 
Darstellung  wirklich  musterhaftes  in  reicher  Fülle  aufzuweisen,  so  wird 
die  Aufgabe  des  Bedactors  eine  ungemein  schwierige,  zumal,  wenn  er 
(wie  Herr  Egger  thut)  den  Begriff  des  österreichischen  fast  ledig- 
lich auf  die  Alpenländer  beschrankt.  Aus  der  reichen  Literatur  Böh- 
mens, Mährens,  Schlesiens  findet  man  in  diesen  Büchern  fast  niobta; 
Stifter,  Ebert  allein  ausgenommen.  Aber  in  dieser  Beschränkung  auf 
das  innerösterreichische  liegt  zugleich  noch  ein  anderer  Tadel,  der 
hier  nicht  rerschwiegen  werden  darf,  ich  meine  die  etwas  einseitige 
confessiouelle  Richtung,  die  den.  Gebrauch  def  Buches. an  solchen  An- 
stalten erschwert,  wekhe  eine  gi^tore  Zahl'akMholiseker  Schüler  haben. 

Die  frommen  Legenden  des  ersten  Bandes  z.  B.  sind  mit  einer 
Classe,  in  der  fast  die  Hälfte  Israeliten  sind'),  eigentlich  gar  nicht  su 
lesen  und  Gedichte,  wie  Nr.  41  des  ersten  Bandes,  ganz  dazu  angethan, 
einen  gewissen  Kampf,  der  außerhalb  der  Schulmanem  .tobt,  in  die 
Schule  hineinzuziehen.  Bedenkt  man,  wie  feinfühlig  in  allen  diesen  Dingen 
z.  B.  Mozarts  —  leider  beseitigte  —  Lesebücher  redigiert  waren, 
wie  M.  mit  sicherem  Takte  diese  gefahrlichen  Klippen  zu  umschiffiap 
wusste,  dann  muss  ein  Yergleich  der  Bücher  sehr  zu  Gunsten  der  älteren 
ausfallen. 

Es  wird  nach  dem  gesagten  nicht  verwundern,  dass  nur  wenig 
wahrhaft  mustergiltige  Stücke  aufgenommen  sind  und  dass  namentlich 
häufig  Autoren  zweiten,  ja  noch  tieferen  Banges  (Vto  ^^^  Beiträge  t(Sr 
den  ersten  Band  sind  Ausschnitte  aus  einer  Jugendzeitschrift!)  da 
vor  die  Lücke  treten,  wo  es  eben  an  großen  und  bedeutenden  Mustern 
mangelt.  In  den  Producten  dieser  Schriftsteller  begegnen  nun  lieben 
einer  ungemeinen  Gleichgiltigkeit  gegen  das,  was  man  im  gemeinen 
Leben  Grammatik  nennt,  auch  sachliche  Unrichtigkeiten  genug,  die  je- 
denfalls schädlich  wirken  müssen. 

So  finden  wir  in  einer  teleologischen  Diatribe  —  an  solchen  sind 
die  Bücher  leider  reich  —  die  Bemerkung  (I,  72),  das  Ohr  befinde  sich 
hoch  oben  am  Haupte,  weü  der  SchaU  nach  den  Gesetzen  der  NaJtwr 
in  die  Höhe  geht,  oder  I,  54  warm  spannte  sich  der  blaue  Hori- 
eont  über  uns  aus,  Dinge,  die  zum  Nachdenken  ebenso  anregen,  wie 
die  Behauptung,  die  ein  sicherer  G.  Scherer  (I,  75)  in  seinem  poetischen 
Unvermögen  wagt,  dass  die  Spinne  ihren  Raub  frisst,  —  III,  1  ist 
Grimm  das  Malheur  passiert,  dass  er  den  Kolkraben  vermuthlich  mit 
der  Krähe  verwechselte;  denn  ersteren  fängt  man  nicht  mit  Gersten' 
futter,  zweitens  meidet  er  die  hohen  Bäume,  obwohl  unser  lateinläohes 
Lesebuch  dociert:  corvus  in  populo  procerd  habitat,  was  jahraus,  jahr- 
ein mit  der  Babe  nistet  usw.  übersetzt  wird. 

II,  145  erfahren  wir,  dass  die  sagenhafte  Perle  der  Cleopatra  aus 
Ceylon  stammte,  und  dass  daselbstPer2mu<^erp«/'t5c^^  wird.  Schlimmer 
ist,  was  wir  11,  89  lesen,  dass  die  Schlacht  bei  Marathon  das  Vaterland 
von  der  Knechtschaft  befreite.   Und  welcher  Philologe  wird  folgenden 

»)  Ein  in  Wien  gewöhnliches  Verhältnis. 


QIodsvQ  SQ  KggüT«  Leflobttchern  aiw.  Von  ^.  If.  ^oi47a««tff.     141 

^«h  g^ttÜieißeD :  11,  l^  daher  heißt  porta  da»  Thor  von  pOfiaTe^tra- 
f€n>  Pmlielü  nahm  man  einen  Zuaammetihang  (keine  DeriJTation) 
twucben  beiden  W5rtem  an;  wie  aber  ein  Blick  in  Vanideks  treffliches 
hevk&ü  leagt  —  mit  unrecht.  Aneh  was  darauf  fol^t:  Pomoerium  (d^ 
»\  poetmoerium)  ist  trot£  der  Aatoritgt  des  alten  Varro  bestreitbar,  wenn 
mifl  BchoD  davon  absieht,  dan  ein  Schüler  der  zweiten  Classe  die  Form 
niv^rii»  nicht  kenneu  darf,  die  ganse  Etjmolog'te  für  ihn  aUo  unnüti^ 
tft  Kbenda  U,  26  steht  ein  Satz:    Ikta    Wort  ^Fetisch*"   kommt  von 

dem  pcrtuffieiiachen  Feiii^  *}  (englisch  ^Fetiseh*  ausgesproehen) 

d«r  1»  4l«Mr  Paatting  sicher  absnrd  ist.  Abgesehen  daton«  dass  e«  ab- 
gWf>  ' ,  ein  j^ortngiesiBcheB  Wort  mit  deutschen  Lettern  und  großem 

AnfA;  Uiben   zu   dmeken,    dass   ferner   die  Anführungszeichen  an 

zwidter  btelle  fehlen,  ist  die  Erwähnung  einer  angeblich  englischen  An«- 
»pnclie  (??)  hier  unsinnig.  Es  ist  wie  J.  Zacher  an  zwei  Stellen  des  zwölften 
Baadfl»  aeiner  Zeitachrift  nachgewieseQ  hat,  die  im  Deutschen  so  hüufige 
ftr^rcftlaring  eines  $  in  9ch,  für  die  wir  anch  ans  den  vorliegenden 
iliwn  Beispiele  zu  erbringen   in  der  günstigen  Lage  sind. 

leb  meine  III,  I9&*  wo  das  Kloster  Birmu  Hirsdiau  ht^i&t  und 
nt,  182,  Wir  der  &lte  KUneor  wn  ün^arland  den  Nami^n  Khmcfwr 
fÄft.  — 

DmoÜ  wireti  wir  bei  den  Eigennamen  angelangt,  deren  Schreibung 
M  Kgger  ganz  merkwürdige  Singularitäten  zeigt.  Gleich  an  der  letz tge- 
UMBten  Stelle  widorspricbt  die  Schreibung  Eeimar  der  Ztoeter  Eggern 
■dbü,  der  Lb.  f.  0.  G*  II,  1,  70  Ueinmar  von  Zwcter  liest.  Aber  be- 
umifcni  die  Transscription  griechischer  Eigennamen  lisst  alles  zu  wün- 
adltn  Qbfig.  Bald  begegnet  (II,  88)  Äfch^«  (bibhd»  ferner  mit  rundem 
»  nt  aehrriben  vtiv  AMt  HI.  51)  dann  SUhUws  fftr  SUsileo»  (ibid.), 
oftd  daa  jdAgulärste  von  allen  Mmnetioe  =  'Ati^rrimo'i  (Herod,  IX, 
6i)»  O^r  Diphtong  u  ihi  also  in  seine  B^standtheile  gespalten,  A-\-t 
r  Jud  i  wird  Angehängt').  Hieht^r  g«h5rt  auch  die  Etymologie  dea 
WoriM  Sia]rpbo»i  Sem  Name  bedeutet  Schiaukopf,  So  unerwiesene  Dinge 
«II  nnni  dim  Kindern  nicht  beibringen,  ich  weiß  sehr  wohl,  daaa  man 
2/^t^fOi  &ls  red nptici«rtes  (fi'tf><ii=:(fo<f>vi  erklilrt,  weifV  aber  anch,  daas 
dia  Liiigt  des  f  widerstreitet  und  dass  man  lange  schon  anders  erkl&rt 
Ist  Ich  meinerseits  glaube  mit  Vossius  in  Staiifoi  (und  £.{niXos)f^t' 
iw^ifoc  {^to^t^lo^^  erkennen  zu  dürfen.  Darnach  rergloicht  sich  ^(^av(f<f^ 
mit  dam  kunweite  des  ahd.  Philologisch  sonderbar  ist  auch  der  Titel 
n,  Iftü  Die  Auswemderwn^  des  Ptebs.  obwohl  im  Texte  Z,  56  die 
JMf  steht. 

An  das  Gebiet  der  Kt^mologie  streift  auch  die  Stelle  I,  57.  In 
dtr  ganstn  Natur  ist  kein  Lehrplati^  lauter  Meisterstücke,  Was 
hiil^i  daa?  Eine  ErUuteinng  in  den  Noten  suchen  wir  vergebens!  Es 
•aU  iMilkn  LehfpleiM,   liin  Wort,   das   bei   Sander«   Wb.   II,   &62  v. 

iit  In  Min^  Zeitlich,   XII,  S«  81   aoh reibt  feiti^ao  (Alao 

fcttii. 

«j  lie>tfrtmm  IH,  76  fuhrt  zu  falscher  Etymologie,  C7«>fdeft  Ul, 
€L  sn  fabcher  Ansipracbe  cf,  Wkkfned  III,  lO). 


IM    Glossen  zu  Eg^^rf  LeMbliolieni  oiw.  Von  J.  M,  StowoMier. 

Plati  fehlt  und  auch  in  nnserem  Lesebnobe  fehlen  sollte.  Ee  bedeutet 
zusammengeflicktes  Zevg,  wie  es  Lehijungen  machen.  L^arpka$  ^iie^p 
das  auf  Eggers  Gonieotnr  beruht,  ist  ganz  etwas  anderes. 

Dass  figgers  Lesebücher  noch  immer  von  der  normalen  Ortho- 
graphie abweichen,  ist  mehr  als  bedaaerlich;  denn  durch  denbestbi- 
digen  Widerspruch  iwischen  Grammatik  und  Lesebuch  wird  die  Thfttig- 
keit  des  Lehrers  zu  einer  wahxen  Sisyphusarbeit  Oder  kann  man  es  dem 
Schüler  rerdenken,  wenn  er  bei  der  Correctur  einer  orthographiaqheii 
Übung  gegen  den  JEU)th8tift  des  Lehrei^  durch  Hinweis  auf  da»  Leea« 
buch  remonstriert?  Aber  wenn  diese  Lesebflcher  nur  in  sich  einheitUoh 
durchgearbeitet  wären  und  in  orthographischen  Dingen  sonst  unan- 
fechtbar, dann  wäre  die  Sache  noch  leicht  zu  müdem;  aber  die  ortbo- 
graphichen  Inconsequensen  spielen  auch  hier  wiederum  eine  groAe  Bolle  ')• 
freilich  mehr  noch  die  sprachlidien.  —  Ich  stelle  tabellarisch  einige 
Nachweise  zusammen. 

I,  Hütt,  III,  Hut;  (nom.  prop.)  in,  110  Aragoniem,  UU  381  Ana- 
gonien;  II,  94  einen  Daumen  breü^  l,  35  jede  handbreü;  II,  223  JMe, 
U,  81  Knüe;  III,  81  knieet  (zweisilbig).  III,  106  knien  (swdidlbig); 
n,  19  äUewege,  H,  80  allerwege  i  I,  108  kretfte,  m,  17  tosU;  If,  9$ 
wächst,  I,  17  wach/t;  III,  151  Saracen,  m,  109  saraeenisch;  m,  108 
aufs  neue,  III,  218  auf  das  (sie)  Neue;  III,  106  Muhammedaner,  n, 
40  muhamedaniseh,  UI,  225  Mohammed;  III,  142  Malage,  II,  40  Jfo- 
laien;  HI,  216  auf  einige  Tausend  Jahre,  TU,  108  hunderte  von  But- 
tern; III,  97  etwas  Ähtdiches,  UL,  215  etwas  wahres j  1,  190  Heide^ 
I,  41  Haide;  I,  204  ßuihdle,  l,  201  mu  Berge;  I,  85  SMeußen,  I,  86 
Schleusen;  I,  33  eegn'  es,  I,  35  gesegn  es;  III,  143  Argau,  I,  288  Arn 
(Fluss);  I,  87  ergetsen,  II,  58  ergöUsen;  I,  126  anitn  (I!)  n,  46  #«>;  I, 
15  das  Wenige,  l,  202  das  gleiche;  II,  9  dein  Lehenlang,  UL,  196  meim 
Leben  lang;  UI,  126  Baus  haUen,  UI,  105  stand  haUen;  II,  200  Oe- 
berden,  n,  79  Gebärden;  I,  35  Hafer  und  Haber  promiseae  in  dem- 
selben Stücke  usw. 

Es  sind  das  weder  alle  Fälle  noch  die  bezeichnendsten  Beispiele, 
sondern  wie  sie  der  Zufall  aus  meinen  Gollectaneen  zusammengestellt, 
hat,  laufen  sie  durcheinander.  Daneben  finden  sich  noch  eine  Meoge 
einzelner  problematischer  Schreibungen,  wie  Samftag  U  208 ;  sckwind- 
lieh  I,  77;  Weiffagung  II,  241;  singein  I,  109  (von  Flammen,  obwohl 
schon  I,  64  von  den  schimmernden  Zungen  des  Feuers  die  Rede  war) 
u.  a.  m.,  was  alles  mit  einer  stattlichen  Anzahl  sinnstör eo der 
Druckfehler')  verbunden  den  Gebrauch  des  Buches  zu  einer  recht  un- 
angenehmen Arbeit  macht  Keule  I,  179  (SMägd,  welche  auf  die  Keule 

^)  Zwei  verschiedene  Auflagen  sind  absolut  nicht  nebeneinander 
zu  gebrauchen!!!  Jede  Auflage  hat  andere  Orthographie! 

<)  n,  114  Sandbeet  (beU);  I,  130  EarnUi  (LapiUi);  I,  2  flried- 


III«  177  bösf£endem  fen);  l]  116  von  Feme 
155  Sd^eide  (Schneide)  usw. 


GloMea  fQ  Efgin  LateUkchem  usw.  Von  /. 


IM 


fßHm,  um  «ti...  .if^d^en)  scbelnt  kein   DruckfehUr*,  denti  aach  I, 

1 40  («gl  Jopiter  die  Ihmterkeule bei  Seite,  und  dieselbe  ScIumbMt 

kehrt  iq  E^gers  eigener  AnmerkiiDg  wiedor,  L,  2a&. 

Sixiat  der  «ebeiiibar  kleinlichatea,  in  W&brheit  aber  weitestrei- 

fflModeD  JMdok^Q  »t  das,   was  ich  gegen    ELs  Methode   is  der  Anwen- 

|iQOg  des  Apoitropbft  forbriogeii  möchte;   denn   nichts  hi  so  kleinlich, 

et  LQ  einem  Scbnlbuche  nicht  schädlich   wirken    könnte.  —  6e- 

kannilkh  hält  Herr  E.  den  Apostroph  ^berliaapt  für  unnötbig  und  sucht 

_  Ibft  auf  die  allernothwandig^ten  F&lle  zu  beschränken ;   aber   ohne   die 

priichende   CJoiüequen«;   I,    Nr.  18,  Str.   3  Oraun,  schaun,  Str,  12 

f^ran'Ä,  3ehau'n;   in,  144  Gaun,  UI,  21  Örou'n,  I,  62  Ä>r.   Ol,   30 

\Fm9rrqf{\))    l,  M  8€^\  l  36  gesegn;  l  90  i«ii«ir\  lU»  152  $tacM; 

1 1«  96  MU^eHcfU,  II,  U  aufgerichtet,  h  98  icA  J^iMe*;  ab«r  in  der  nach- 

[iiiD  Ötropbe  te^  bracht;    III,  144  scharenioeig,   I,  126    i>ergleichiVfeif' ; 

[%  Ihß  UMt9i%  II  154  9ch*efit9;    h  130  SchaimeCn,   I«   96   «telln  obw."). 

mttia  bei  der  Lect&re  der  Lehrer  Terbeaaem*  und   das  ist  immer 

Hefa;  aber  ach  Umm  er  steht  m  um  eine  Beibe  van  FälleOf  in  denen  der 

rApOfltropb    untdracbeidandes  Merkmal   fUr  Conjugationaformen   ist,    wo 

^j«dsf  praktiaebe  Sobulmann  ihn  ungern  vermiaaen  wird,  ao   bei   der  3. 

praet  ind.  act.  achwacher  Yerba.  E.  selbst  fUhlte  die  Nothwendig* 

ill  eiser  Beielchnung ;  denn  an  Ttelen  Stellen  ateht  hier  der  Apoatroph 

hl*  B&  Ufärmt\  hait%  h  164  dfikM\   rüeki\  I,  98  lacht,  I,  61  wm  et 

XhM'  %md  lebte  u.  a.  m«),  aber  aablreicher   sind   die   Stellen,   wo   auch 

^  liier  4er  Apostroph  getilgt   erscheint,  aelbat  in   Fälleu   wie   tarnt  und 

1,    'i5.    Daraus    ergeben    sich    in    der   Schule   iwci    Übelstände 

Toa  akbi  su  unterschätzender  ßedeutungp  Erateos  nämlich    werden   da« 

dsrob  die  Sehüler,  die  —  wie  ja  hinlänglich  bekannt  ist   --  so  eehr  an 

XuMrlkbkeiteD  haogen,  tu  falscher   Analyse  Terf&hrt.  So,  1,  111 

2>eiii  scAenJIct  er  Mine  Sehätse 

und  theiU  mit  ihm  da»  Land, 

«e  die  Knaben  offenbar  den  ooni.  praet.  als  praea.   ind.  anfiaesen,    oder 

tn.  m 

Zu  Limburg  auf  der  Feste 
da  wohnt  ein  edler  Graf^ 
wo  Bte  beetenfalU  an  ein  historisches  Präsens  denken  werden,  welohee 
deeki  dem  ganaeo  Tenor  der  Erzählung  nach  hier  unpassend  wäre« 

Scliliinmer  wird  die  Sache»  wenn  die  Formen  noch  weiter  ?erun- 
llallet  werden,  wie  in  dem  letz tange führten  Gedichte: 

Wo^d  hat  (U)iU  hott")  er  Knecht  und  Mannen 
rnd  hat  (Uhl.  hatV)  ein  $kM%eh  Bo$$; 
Qieng  doch  eu  Fuß  pon  dannen 
Und  hefi  daheim  den  Troee* 
Aua    aolchen   zuteilen   erwächst  «in   sweiter  Übelatand   von   noeb 
pefterer  Isaportanii  denn  da  der  Menacb,  mit  Schiller  su   reden,  ein 
VfllMkBiiDdee  Qeaohöpf  ist,  so  wird  durch  eine  derartige  Schreibung  die 

^  um  die  Intirpnnction  ftteht  es  ebenao ;  Beispiele  antuf Obren 
ViAiiid«^  der  Raum. 


144    Glossen  m  E^gers  Lesebttchern  usw.  Von  J.  M,  Siowasser. 

Unart  unserer  Schüler  nur  Bestlriraiig  finden^  nnterschiedslos  und  un- 
vermittelt Prisens  und  Präteritum  in  der  firsählimg  nebeneinander  sn 
gebrauchen;  denn  obwohl  es  auch  hier  wieder  an  Oonseqnenz  mangelt 
{hatt'  I,  95  0.  a.  bl),  so  prägt  sich  doch  bekanntlich  das  falsche  und 
fehlerhafte  leichter  und  energischer  ein,  als  das  richtige.  Und  damit  ^ 
wäre  ich  bei  dem  angelangt,  was  am  meisten  an  Eggers  Lesebftchem 
tadelnswert  erscheint,  ich  meine  nämlich  die  sprachlichen  Sonderbar- 
keiten in  Bezug  auf  Formenlehre  und  Sjntäz,  an  denen  die  Bücher  — 
leider!  —  so  überreich  sind.  Billigeiweise  darf  man  Ton  dem  Be- 
dactor  eines  Lesebuches  roraussetsen,  dass  er  ein  scharfes  Auge  für 
grammatische  and  stilistische  Schnitzer  besitzt  und  alles,  was  fehler- 
haft ist,  entweder  unbarmherzig  ausscheidet  oder  mit  dem  Rothstift füt 
Sohulzwecke  ummodelt;  soll  ja  doch  sein  Buch  einer  großen  Zahl  Ton 
wissenschaftlich  gebildeten  Lehrern  die  Directive  für  den  Unterricht  auf 
Unge  Jahre  hinaus  geben  und  einer  ganzen  Schülergeneration  die  Bahn 
für  ihre  sprachliche  Bildung  eröffhen.  In  dieser  Hinsicht  aber  muss  man 
staunen,  welche  Sprachschnitzer  in  dem  engen  Rahmen  dieser  Bücher 
gefunden  werden.  Freilich  hat  Egger  selbst  die  Nothwendigkeit  des 
hier  vorgebrachten  indirect  anerkannt;  indem  er  z.  B.  I,  24  bei  J.  N. 
Vogl  die  Unform  frä0  beseitigt,  oder  bei  Goethe  (wdld.  Gl.)  ü,  58  kmft 
durch  läuft  ersetzt.  Aber  er  scheint  hier  Heines  Recept  befolgt  tu 
haben :  „Beleidige  lebendige  Dichter  nicht* ;  denn  wenn  auch  Goethe  oder 
Yogi  corrigiert  werden,  bei  anderen  ist  alles  grammatische  und  stili- 
stische Unkraut  ungejätet  geblieben.  Ich  gebe  den  Beweis  —  da  es 
mir  an  Zeit  mangelt  eine  vollständige  Sammlung  anzulegen  —  durch 
Anführung  einer  Reihe  erlesener  —  wie  soll  ich  sagen?  —  Eigenheiten. 

Vor  allem  muss  ich  an  dieser  Stelle  mein  herzlichstes  Bedauern 
darüber  ausdrücken,  dass  Herr  E.  dem  Dialecte  in  einem  für  das 
Untergjmnasium  bestimmten  Buche  einen  Platz  gegönnt  hat.  —  Wie, 
nachdem  Prof.  Tomaschek  einst  (Z.  f.  5.  G.  1866,  S.  356)  das  Ziel  des 
Unterrichtes  auf  dieser  Stufe  als  „FeMerlosigkeit  und  Sicherheü  im 
Sprechen  und  Schreiben''  definierte,  unsere  Lesebücher  heute  von  Pro- 
vincialismen  strotzen  können,  das  gehört  zu  den  Unbegreiflich- 
keiten; denn  diese  Provincialismen  können  einem  Lehrer  das  Leben 
sauer  machen.  Dass  aber  jenes  „Salontirolerische"  Roseg^ers,  in  dem 
Dialect  und  Schriftsprache  in  lieblichem  Kunterbunt  sich  mischen^  jenes 
Idiom,  das  nicht  Fisch  noch  Fleisch,  nicht  deutsch  noch  steirisch  ist, 
auch  schon  der  Jugend  vorgelegt  wird,  das  ist  meiner  Ansicht  nach  ein- 
fach ein  Fehler. 

Den  poetischen  und  sittenschildemden  Wert  der  von  Rosegger 
stammenden  Aufsätze  unterschätze  ich  dabei  keineswegs,  wenn  ich  die 
Sprache  derselben  als  für  die  Schüler  geföhrlich  bezeichne.  Dass  sie  es 
wirklich  ist,  ergibt  äin  Blick  auf  die  Stücke,  in  denen  eine  Menge 
Dinge  vorkommen,  die  der  Grammatik  widersprechen,  dafür  aber  im 
landläufigen  Jargon  einen  nicht  zu  unterschätzenden  Genossen  finden. 

So  sind  die  Formen  er  lauft  (III,  12),  er  fdüt  (III,  13)  die  unter- 
schiedslos mit  den  richtigen  gebraucht  werden,  jedenfalls  eben  so  -  you 


Glooen  n  Eggmt  L«tebuehern  naw.  Yod  J,  M.  Siowmur.    14& 

^  0^1  wie  di<7  JVojirertfi  (1, 105),  die  Schaf  (III,  11).  nuamm  (ibiii),  ffinen 

^w/JpiW  (ibi4),  it^Fiiie  Ä4,ij>  (ibid.),  Ä^ÄdW  Ul  13.  3fA«  lU,  30, 

Ti  ciicÄ  1,  105,  Schauts  UU  lö  ü.  a.  m.,  woboi  TOn  dem  «»igontlich 

kiitiebeü  g&ne  ttb^^sehen  ist 

Aber  nocb  scbliiDniertig  ÜBdot  sich  dftselbst.  So  UI,  11  schnappen 

flieh  tinandtr  die  fettestefi  Blatter  weg,   lll,  13  verstaucht  inch  die 

ianä  t»  dem  fexten  Boden,  DI,  16  swr  späten  Stunde  (1.  su  später), 

U,    \b  auf  den  Hals  werfen,   IM,   U    die   Tautologie  freüicft^  woht^ 

«itroffen  1,  31  von  Alpenbarg:  nur   dann  erst),   I,  103   am   Fir$ie 

er  «m  ptk&z  Zeilen  weiter  acbon  auf  dem  Firste  Z.  i3)   usw.    Kher 

Dcb  Aodcniwo    findet  sich  äaßerst  bcdeaklicbos,  das  ich  ohne  besander« 

^ritntuig  xusammtftiateLle. 

I«  5  dem  Bär  neb«»  Bären\  I,  6  kam  gerenni  (wie  in  Wien)} 
^  da»  Ant^uierle   Qtid  im  Wiener  Dialekt   gebräucblich»   die  Mafi; 
,^  am  Untertberg  für  auf  dem,  wie  die  ;iweitd  Stropbe  bt-weist;  l, 
Spats.  U  47  der  LatiniBinas  aU  es  nun  an  dem   war;  U,  27 
klh  anderer  um  tu  t^erhindern,  dans  sich  der  böse  Geist  nicht  auf  ikreti 
yMirrm  Fiale  schleicheiH). 

Ip  53   dftH   Anakoluth :   die  gläubige  Mtn^t    .*,  sucht ....  mm 

IFMttiifa/y;  I,  61  der  Organist  obeftam   C/ior»  vgL  UJ,  69  ai»  Hm^ne; 

rl',  I,  63  darauf  denken  (ebenda   figariert  das  Eisen   unter 

.-    ^^  ,.ndu¥igen  der  Men&cben);  U  64  mUien,  13  Zeilen  weiter  nälfei» ; 

rr  hien^  es  auf,  ibid.  aÜerlci  Unkruut^  was  am  We^e  «tond. 

1,  78  begegnet  die  Geachicbte  eines  Waßsertropfenfi,  in  spracblicber 

hX  ein  —  Löwe  \  Der  Anthropomorpbismus  —  abgesehen  von  dem  Ca* 

nboarg  mit  'leni  da«  Stuck  beginnt  und  der  sich  fortwährend  in  widotrÜcher 

iTabe  nufdraugt  —  wiLre  recht  Hcbou,  wenn  er  nur  mit  giöl^rem  künstleri- 

[idiafi  Vernii^geQ  durcbgefilhrt  wäre ;  da  werden  uns  aber  Untnöglicbkeiteti 

»ter  Art  xugcntuthet,  wie  die,  daäs  man  aus  WoLkenböhen  den  Reiter 

auf  dem  Rotve  und  drm  pflogen  den  Land  mann  deutlich  unterscheiden«  oder 

fwn  oben  her»ib  Jm  dichtMaidßten  Watde  allerlei  bunte  Vögd  jeAffN**  kann. 

^  Fr»iHrh  wtrd  eine  Art  von  Qberuutarlichcr  blrktäruog  aiigehingt^  aber  lu 

kt  die  Abnicht,  —   Man  würde  jedoch  vielleicht  nooh  einen 

wie  dicken '  „es  schwang  sich  ein  Adler  £u  der  unsichtbaren 

iTr^pfrnfamdie  hinauf ^  aU  wollte  er  dte  begrüßen'^;  aber  die  Hprach* 

^ifiliai^r  daneben!! 

IL  10  u  hieng  sich  an  die  Flossen^  Z.  U  des  WiäiÜtm,  Z.  d» 
"^ ä§f  Erden  un  Prosa).  Z.  128  ein  Teich*  worin  der  Bach  m^^ndet 
Wissen«  iet  worin  t^rtnimw  in  tjuo,   der  tenuiuns   in   <|QeiB   ist 
l|  ftbfr  anch  11.  5  ^  ^hkh^  worin  Brod  gebrockt  war), 

iflft  liat  mnander  fbi  tiorlci  Dinge  mehr, 

L  l<>i  hat  etngetuiüien  {\U;  I.  l»ü  ein  brennendes  nduurlachrothe» 
|7WA  {litt  brennendhi    l.  201   Als  der  Knabe*,  schoss^  so  war  »eine 
ffreude  utw.  gan^c  wie  unsere  Priinaaer  schreiben ;  11  202  das  Zwickau* 
"I    13  kömmt j   Formen,  die  «u  don   bedenk- 
-   können*);   1,   211  geredt   wie  im  VVicner 

»eiehnipt  sich  aueh  iinrch  merkwürdige  —  ngfn 
,.   -    \\...u.uUung  ftu«,  vgl  Z.  136,  188,  192  u,  a.  m. 
f.  4*  «>%»rr.  Ufmh    18S».    IL  Otn,  10 


t46    GloBsen  m  iiggen  Letebftcheni  usw.  Yon  J.  Jf.  Stawasser. 

Idiom.  Ans  einem  Feaületon  der  Fian  A.  t.  Enderes  notiere  ich  z.  B. 
I,  214  hieng  sieh  an  dm  JSiaJm,  215  eine  aenkreM  gegrabene  Bßkre 
am  (lies  im)  Wiesengrunde;  218  es  kam  einer  oder  der  andere  bramne 
Frosch  (!);  II,  82  ist  Naehtsseü  bedenklich  gegen  n,  114  NaMgeü; 
n,  88  nnteiBohiedslos  wandten  nnd  wendeten  in  demselben  Stficke, 
iras  denn  doch  nicht  angehen  kann,  n,  69  steht  das  in  Wien  gebrftnchliehe 
verBMen;  II,  87  unter  dem  Vorgange  (lies  nach).  —  Charakteristiaeh 
Ab-  die  laxe  Schreibweise  ist  der  Pronominalfehler  II ,  107.  Er  hatte 
kaum  die  glänsenden  Wogen  berührt,  so  (lies  da)  hob  stdi  der  breite 
BUdcen  eines  dankbaren  De^hins  unter  ihm  hervor  (empor?  oder  ans 
dem  Meere?)  und  er  (!)  schwamm  schneü  mit  dem  erstaunten  Sänger 

davon.  Nach  kurzer  Zeit  hatte  es  (!!!)  umt  ihm  die  Küste  erreieht 

oder  der  Satz  II,  131  dass  man  schon  im  Alterthume  die  Taube  äts 
Postanstalt  benutete,  ist  gescMchtUch  bekannt,  oder  folgende  Stilprobe : 
die  Nase  von  feinster  Nervosität;  die  ganze  Physiognomie  trägt 
den  Charakter  einer  gewissen  psychischen  Aristokratie,  Ist  das 
noch  deutsch!? 

So  lesen  wir  auch  durstet  I,  195  neben  dürstet,  I,  83  sehoU  nnd 
sehaiUe,  II,  88  bis  auf  die  Hüften  neben  I,  IHbis  an  die  Hüften,  oder 
die  intransitive  Form  gebleicht  (I,  35).  Von  Plnralen  wie  Spreehräkre 
Jödker,  Oräter,  Ton  den  starken  Formen  des  Wortes  Bauer,  Ton  dem 
Superlativ  malerischen  (Hl,  185)  kann  man  getrost  absehen;  aber  be- 
denklicher ist  es,  dass  Rosegger  m,  15  ff.  von  Kohlstatt  (gegen  die 
Etymologie!)  den  Plnral  Kohlenstätten  bildet,  der  an  die  schöne,  in 
unseren  lateinischen  Grammatiken  übliche  Form  ^iConstruction  der 
Städtenamen*^  erinnert. 

Auch  Gnstay  Freitag  hat  bekanntermaßen  seine  Sprachunebenheiton, 
die  bei  E.  natürlich  zu  voller  Geltang  kommen,  so  fragt  TL,  28,  nieder- 
sitzen  ibid.,  flrug  HI,  60,  Formen,  die  keineswegs  den  Schülern  vor  Augen 
geführt  werden  sollen,  zumal  da  sie  Freitag  selbst  nicht  consequent 
anwendet. 

in^  42  begegnet  ein  Satz,  den  Stettenheim  geschrieben  haben 
könnte:  Sieben  kleine  Seen,  von  keiner  Erle  oder  Weide^  auch  von  keiner 
Sumpfblume  eingefasst;  in  demselben  Stücke  [nnterscheidet  der  Autor 
Z.  66  ff.  nicht  zwischen  würde  und  toerdeW  Die  letzte  Zeile  von  Eopisch's 
Gedicht  III,  63  widerspricht  der  gegenwartig  in  den  Grammatiken  ver- 
tretenen Lehre  vom  Reflexivpronomen: 

die  auch  den  letzten  Kaiser  in  ihr  gekrönet  JyU. 
W.  Wagner  (HI,  82)  unterscheidet  vernehmen  und  verstehen  nicht  von 
einander,  wenn  man  schon  von  den  antiquierten  Wendungen  absehen  inll, 
die  seinen  Stil  verunzieren. 

Auch  III,  87  begegnet  nach  temporalem  Vordersätze  ein  mit  so 
eingeleiteter  Nachsatz  oder  III,  90  der  crasse  Austriacismus :  da  mich 
der  Pfarrer  ansichtig  wurde,  III,  147  das  nicht  nachzuahmende  idk 
wurde  bedeutet,  wiederum  in,  217  eine  Art  Anakoluth:  dass  in  jedem 
AfEkerkmd  kleine  Mengen  von  Phosphor  u.  dgh  stecke,  —  Und  noch 
oiamal  III,  224  der  alte  dsterreichische  Erbfehler: 


Glotitii  tu  Eggen  LeBebÜcbem  ubw,  Yoq  J,  M,  8Unoau&r.    Ifl7 

Zm  Wien  am  dUphamfreühof,  da  steht  das  V(Ah  m  Emf\ 
Kaum  H%mmt  der  T*xUenan^er  die  wirre  Menge  auf. 

Che  Um  sftüs  ostf  werden  die  Leser  rufen.  Auch  qiib  vergebt  ichda 
iJle  htuki  im  dem  und&nkbarea  üod  TOTaussichtlich  erfolglosen 
ÜitäUHs,  obirohl  wir  leider  noch  mit  Grixie  ias  uneadliche  /oct  b«- 
■togwltt  kdimi«».  Wir  ftgen  »b«r  aach  keine  wetteren  Bemerkung«ii 
bin»,  alt  die  ^ine:  Wer  die  8cbwierigkeiteD  kennt,  mit  welchen  man  tu 
kisplen  bul,  wenn  man  ge^n  ProTinciaUsmen  zu  Felde  sieht,  wer  die 
n^gkiit  »in^wnrselter  Sprachfehler  durch  Erfabmng  jemals  kennen 
fllatat  hat,  der  wird  es  bedanem  müßseu,  daes  durch  die  yorliegenden 
SBdiiir  Aime  Inoen^equensen  und  Naehläasigkeiten  des  landachaft Hohen 
Sprscbgebrauches  gewi&sermaßen  sanctioDiert  werden^  und  dasa  damit  die 
Irbeit  dee  Lehrer«  ?ermehrt|  ja  vielleicht  iUaaorisch  gemacht  wird.  Noch 
tlÄmx  heute  die  gelehrten  Kreife  Österreichs  in  dem  Hufe,  ein  gates 
Dmtieli  %n  sprechen  ^  ein  Verdienst,  du»  die  Mittelaehüle  mit  vollem 
Btfchf«  »ich  Tindicieren  darf  —  es  wäre  traurig,  wenn  ea  anders  käme! 
Darum  musi  ee  ernstliches  Bestre^eu  aller  betiteiligten  Factoren 
HSn,  ihntichen  ÜbeUtanden,  wie  die  hier  bor&hrteo  sind,  abzuhelfen. 

Vor  allen  aber  mfttste  dtrr  Herausgeber  dieser  Bücher  schonungslos 
iäu  Eotbiitift  walten  lassen  uud  allei,  was  in  ihnen  gegen  Grammatik 
ind  Sprachgebrauch  verstoßt,  ohne  jede  Eücksicht  ausmerzen ;  denn 
ia  i*r  gegenwärtig  Torliegonden  Gestalt  können  sie  fast  mehr  Schaden 
ib  Nnixen  stiften. 

Nun  wird  mir  rielleicbt  H.  E,  entgegenhalten,  für  die  Fehler  der 
JluA  benötzteu  Autoren  sei  er  in  p<?rsona  nicht  verantwortlich  lu 
i;  es  »el  seiues  Amtes  nicht,  diesem  oder  jenem  die  Stil-  und  Sprach- 
u  bosaern.  Dem  werde  ich  sein  Verfahren  an  clas&iachen  Stücken 
iteilen*  -*  £s  gibt  fast  kein  einiiges  Gedicht  yon  Schiller,  Goethe, 
tflilMid  hl  diesen  Büchern,  an  dem  nicht  auffallende  Veränderungen  ¥or* 
gmoiBincii  worden  wären,  die  thcils  ohne  Ber^phtigutig  sind,  theile  Text 
:  Awadmok  geradezu  verderhen.  Nur  der  geringste  Theil  der  Ände- 
war  noth wendig.  So  i»t  bei  UbUnd  lU^  1^  aus  dem  »Mägdlein 
"!m  Bade"  nicht  mit  Unrecht*)  ein  „Jündlein"  geworden,  so  sind  im 
ftsfetfeal  II ,  90  ein  paar  Strophen  unt^drüekt ,  wie  in  Vogts  Donao- 
fiilcbiü  1,  180;  aber  derlei  Fälle  sind  selten.  Meist  ist  das,  waa  ge- 
rird,  unnötUig  augetast^t  Ich  führe  nur  einiges  an :  III,  126 
l  J^Üf  ar  mirgtHd  äUU,  Uhland  hatte  nirgends.  iSollte  eine  Kakophonie 
4tift  wtrden,  dann  hätte  auch  in  der  Proeaatelle  lU»  143  fernen 
wmendiort  werden  müssen.  Das  einemal^t  bei  U bland  (111«  liO, 
VH}  wird  conaequent  in  ^maimai»  go&ndartt  der  EUtiT 
I  Berg  f«rwaudelt  sich  III,  195  in  iUüen  B^,  —  In  der  schwäb. 
kül,  VM  f.  61  hatte  ÜhUnd  er  »praeh.  Das  Lesebuch  und  nprach, 
KotL  Fäkrden  (III,  194)  sind  Fähren  (sk!)  geworden,  obgleich 
fMf  Ztikn  weiter  geflihrden  itahU  — ^  Daas  au»  den  Herrn  w»m 


•>  Aber  I »  6  steht  wr^krUche  Kinder ,  1 ,  14  eme  üppige  Frau 


Lft.n. 


10" 


148    Gl<»686]i  tu  "Sggers  Lesebücheiii  nsw.  Von  J.  Jf.  SiowasBer. 

Schlegel  (Ult  19&)  Herrn  von  SMegelmetAen,  ist  s^on  riimstSrend  und 
dabei  l&cherlich,  ebenso  wie  die  Verwandlung  des  schwäbischen  Klosters 
Hirstm  (1.  1.)  in  Hirschau. 

Die  letzte  Strophe  der  Einkehr  (I,  176)  begann  ühland  mii  mm, 
£.  yerbösert  ohne  Sinn  und.  In  demselben  Liedchen  gab  ühland  UiM- 
beachwingty  E.  leidU  beschwingt,  während  I,  218  (Ton  Schiller)  ans  scMi 
gebognem  umgekehrt  edOngebognem  oder  I,  221  tkü^  kryslaUen/rem  hy- 
stauen  rein  wird,  Wogegen  freilich  III ,  9  an  Schillers  Schreibung  tei- 
gehalten ist  —  Was  es  ferner  ftlr  ein  Bewandtnis  damit  hat,  daas  IH, 
194  f.  aas  umnn  in  Str.  1  and  5  wenn  gemacht  wird,  soll  ein  anderer 
errathen.  Dass  es  keine  Drackfehler,  sondern  absichtliche  Änderungen  sind, 
zeigt  I^  9,  wo  aus  Uhlands  Versen: 

Und  wann  die  Äbendgloeke  haUt, 
da  rede  ith  mit  dir 
Und  wenn, . .  .so. . . .  gemacht  wird.  Also  ist  die  in  Rede  stehende  Periode 
hypothetisch??  Ich  halte  sie  für  eine  temporale  gerade  so,  wie  die  Ton 
Salis  I,  7.  —  Unsere  Secundaner  würden  cum  übersetzen,  nicht  sL  — 
(Vgl.  dagegen  I,  111  Strophe  5.) 

Eine  Verballhomung  des  Textes  haben  wir  auch  schw.  Kunde 
in,  IM  V.  45.  Dort  schrieb  ühland  'ne  Christenschaar,  Egger  meinte 
yerbessem  zu  sollen  eine,  aber  III,  195  ließ  er  Str.  9  u.  16  ^ne  stehen, 
ja  II,  69  vorl.  Z.  finden  wir  gar  'n  =  einen  und  auf  der  nächsten  Seite 
zweimal  'nen. 

So  sind  auch  im  Taucher  III,  118  ff.  die  Änderungen:  „tn  der 
höehstenj  schreckliehsten  Noth'^  {schrecklichen  bei  Seh.)  und  gesdhmMti 
mit  dem  IcösÜichen  Edelqestein  (köstlicTtsten  Seh.)  unn5thig,  ja  letitere 
schon  sprachwidrig.  —  Die  Einfügung  der  Goniunction  in  dem  Verse:  TFb's 
von  Salamandern  [und]  Molchen  %tnd  Drachen  war  auch  gänilich  übw- 
flüssig.  Schlimmer  wird  der  Vers: 

und  es  rudert  mit  Kraft  und  mit  emsigem  Fleiß 
zu  einem  dreimal  gehobenen   zusammengestrichen,   obschon  sich  kein 
Grund  absehen  lässt,  warum  es  heissen  müsse: 

Und  es  rudert  mit  emsigem  Fleiß, 
Aber  H.  K.  corrigiert  auch  in  grammatischer  Hinsicht  die  Autoren.  — 
Schiller  schrieb  (III,  10)  unser  sechs y  Egger  unsrer  (sie!)  III  beschritte 
(irreal),  E.  beschreite,  ühland  (in,  135)  und  kostefs  ihn y  E,  ihm  (TgL 
dagegen  Sanders  dt  Wb.  I,  1002).  Hebel  I,  56  getraut  er  suh,  woraus  £. 
getrautst  (sie)  du  dir  macht,  trotzdem  z.  B.  bei  Sanders  Wb.  U,  1865 
ausdrücklich  vor  dem  Dativ  gewarnt  wird.  Schiller  schrieb  im  Kampf 
m.  d.  Dr.  (HI,  149  ff.)  rasch  auf  den  Drachen  spreng*  idh's  los,  und, 
wie  ich  hier  nicht  darzuthun  brauche,  mit  vollem  Bewusstsein,  da  das 
Oausativum  sprengen  transitiv  gebraucht  wird  und  werden  soll.  Mit 
welchem  Rechte  wagt  H.  E.  hier,  Schillern  spreng'  ich  in  die  Sdiuhe  la 
schieben?  Freilich  heißt  es  in  einem  Aufsatze  von  E.  Schwab  I,  191 
aus  der  Herde  sprengt  sein  Lieblingspferd  vor,  nach  gemeinem  Sprach- 
gebrauche  (wenn  es  nicht  ein  Druckfehler  für  springt  ist),  aber  das  be- 
rechtigt keinen  Menschen,  auch  bei  Schillern  derlei  einzuführen.  —  Anderes 


GImwii  tu  Eggers  Lesebüchern  luw.  Von  /.  M*  ^om<m$f.    IW 

AH  tit  t.  B.  im  Erlkönig,  wo  in  der  2.  Str*  Goethee  EfUnkönig 
gtgea  Erik^iq  Tert&uscht  wird,  tu  don  späteren  Strophen  ab^r  steht  in* 
lueot  BrUnHnig,  —  Str*  6  ist  G^thefi  dm^tm  in  ci^^tfren  er* 
obwohl  t.  B.  I,  49  in  Prosa  aebon  düBtr^  itand.  Eines  der  be§ten 
U  i&t  in;  3S.  DoTt  liest  Egger: 

Ai  9ah  am  Grund  er  eimn  Drachme 
Aufyähnen  mit  ge^errteni  Bachm. 
01«  T<rw0ch»lang  liegt  nahe:  Rückert  h»tte  eHttperrt  geschrieben; 
Jibet  in,    ft4  «t«UI  in  einem  PrOBaaal'satze  entwdirt  (armis  priffttus)  **), 
hl  Eekarl  \meü  wir  (abgestlieii  foo  dem  Druckfehler  dem  Kinddein) 
ia  »te.  bs 

E,  <kr  a(ff,  tftirem,  der  Et^sßH; 
(G.  d<T  olftf  Getreue,  der  Eeka^i) 
.4oeh  j^draftdU  einen  Ton  Goethe«  Gedanken  ganz  verschiedenen  Sinn 
mid  crammatijeh  sich  angreifen  lääst 
Oaa  Uochieitdiied  hat  (neben  dem  entset^Uohen  Druckfehler;   dtig 
90  ßorm  al$  Sekm  vergeht)  die  merkwürdige  Lesart  tum  Fuß  des 

Grafen  geg«n  Goethes  einzig  richtiges  eu  Fuß. 
lo  dar  wandelnden  Glocke  (II,  53)  wird  einmal  Goethen  die  Wort- 
fvifi  gebeaatrt  (?)  (G.  so  ist  dir^s;  E.  isVs  dir)^  ferner  aber  durch  eigene 
iMnMinction  die  vierte  Strophe  verschlimmert.  Goethe  bat: 
Do^  weJch  ein  Schrecken  hmterher! 
E-  DiKh  welch  ein  Schrecken !  hinterher  ».  i.  L 

wie  weuig  Goethe  derlei  Hiu&berzerrungen  geliebt  hat, 
El  g^nan  prüft,   so  matis   man  gegen  E.s  Interpunction 
fhmt  macbeti. 

ühlaiidB  ^Zimmer^prudi'*  wird  (U,  11)  ^ Giebelrede*  (skl)  geUult 

lad  an  awei  St«ll«n  vcrnnsUltet.^  v.  4  hatte  U  bland  von  oben  und  überaus 

E.  niit  Unrecht  vtm  oben  überall  machte;   denn  Uhlaud  meinte 

ff  tue  PensterdfiTDuugen,   die  von   allen  Seiten   dem  Begen    und 

ila  freien  Zugang  bieten.  V.  16  sclirieb  Uhland  da$$  nichU  Un- 

W$  Bomm*  herein,  weil  er  sich  meinen  S|irechcr  im  Innern  des  Hause» 

atc  H.  £.,  dem  der  i^prechcr  nach  BoseggerK  Schilderung  (l,  lÜS)  auf 

Giebel  des  Banses  steht,  mus&te  hinein  schreiben. 

Ptr  die  Legende  ton  Goethe  sind  neben  auf  Erd^n  statt  auf 

ier  Sri»,  GruUirmh  statt  Geii^teg  Muh'  besonders  v.  14  Tempel  für 

lÜÜlplm  CO  ^^^  ^*  ^^  bemerkenswert.  Goisthe: 

Wer  genüge  Ding*  wenig  acM'i 
sich  iMv»  geringere  Hühe  madU^ 
E.  mch  am  geringern  Jf .  wi.  — 
In  drr  Vogliohen  Romanxe  vom  Untersberge  l,  22  stellt  £.  die  Un- 
4mth  ScMüfUn  her,  V.  Schlufien.  ferner  Str,  4  Beim  Tage  statt 
Tiaftf,  wodorcb  er  einfach  den  Dichter  eine  Plattheit  sagen  l&ssti 
waan  soll  die  Sonne  in  die  Bergschlucht  hinanterschaucn   als  am 


'    "     tilgt  £.  auch  bei  Hebel  I,  dS  sweimal   den  Ausdruck  In 
i,in%4,  der  aber  bei  einem  gewissen  Karl  MüUer  1,  232  stehen 


IM    61oi06ii  sü  %ger8  Legebt&cheiu  usw.  Von  J.  M.  8Unoa99er. 

Tftg«?  Bio  naMwmflorie  Gruft  ebenda  ist  aas  Irnft  bei  Yogi  entstnideD; 
aber  dae  gfüeeliehate  ist  die  Stelle: 

Sie  trugen  Wamse  (siel)  aller  Art 
vom  bunten  Fmtgemiech, 
An  diesem  monströsen  Yerspaar  ist  Yogi  nnseboldlg^ 
Sie  trugen  Wämser  alter  Art 
van  buntem  Farbgemiiseh.  — 
Am  seblimmsten  kommt  aber  von  allen  Autoren  J.  P.  Hebel  weg« 
Abgesehen  ron  ortbograpbiseben  Diaerepanzen  nnd  der  Interpnnction  sind 
im  Kannitverstan  12  Änderungen,  in  der  Betrachtung  Aber  die  Erde  I,  98 
achtundvierzigll  Wenn  man  aber  genauer  zusiebt,  erkennt  man  leiebit 
dass  sie  fast  alle  unnOtbig,  einige  geradezu  falsch  sind.  •>  Man  erlaube 
mir  den  Beweis  wenigstens  fOr  einige. 

Z«  9  Kshreibt  Bgger  den  Mond,  lässt  also  das  Wort  Ton  bringt 
abhängen,  wodurch  ein  Nonsens  entsteht.  Hebel  hat  der  Mimi  und  alt 
Prftdi«at  ist  gM  auf  aus  Z.  6  zu  erg&nzen.  —  Z.  5  cm  «ie  gefügt,  Hebel 
an  sie  angefügt  und  so  lesen  wir  ebenda  Z,bl  an  die  Erde  angegageni 
also  war  die  Tilgung  auch  Z.  5  unnötbig.  —  Z.  86  m  seinem  £0601» 
jBweimal  verdirbt  das  wirkungsrolle  in  iinem  L^}en  noeimol  Hebels.  — 
Z.  48  heisst  bei  Hebel :  „man  muss  nicht  glauben,  dass  auf  diese  Art  ein 
Hieü  der  Geschöpfe  mit  dem  Kopfe  abwärts  hänge  und  in  Oefuht^ 
stehe*  usw.  Die  Coniunc^rförm  ?Uhige  mit  dem  Umlaute  schien  Hm.  S. 
nicht  zu  rechtfertigen.  Nun  wird  man  gewiss  glauben,  er  habe  der 
grammatisohen  Reinheit  Beohnung  tragend  hange  gedrudd  Ifaa  leae 
und  erstaune  über  sein  hienge.  — •  Er  hat  also  einfach  Hebeln  eiMB 
grammatischen  Fehler  in  die  Schuhe  geschoben;  denn  der  Coniuneti?  dea 
Praeter,  kann  doch  unmöglich  dem  des  Praes.  coordiniert  werden.  (Gerade 
so  steht  es  um  Z.  57.  Bei  Hebel:  f,Aber  der  geneigte  Leser  wiird  mM 
wenig  erstaunen,  wenn  er's  tum  erstenmal  l^ären  soUte,  wie  fnA 
diese  Kugel  sei*  —  ist  alles  in  Ordnung;  erstaunen  ist  IncohatiTum  und 
hat  demnach  hier  seine  rolle  Berechtigung;  denn  wer  die  grosse  Zahl  smn 
erstenmal  hört,  stupescit,  non  stupet.  Nicbtsdestoweniger  bietet  H.  E.  den 
Leser  staunen;  aber  das  ist  doch  wenigstens  noch  nicht  unsinnig,  wie 
eine  andere  der  hiesigen  parallele  Stelle  aus  Yogis  Erkennen. 
Dort  lesen  wir  bei  Egger  II,  181. 

Der  ZoUner,  der  war  ihm  ein  lieber  Freund; 

Oft  hatte  der  Becher  die  beiden  vereint. 

Doch  si^  —  Freund  ZdUmann  kennet  ihn  nidU, 

Zu  sehr  hast  die  Sonn'  ihm  verbrannt  das  Gesicht. 
Dass  ihn  der  alte  Freund  und  Zechbruder  nicht  ibenn^,  das  ist  unwahr, 
er  erkennt  ihn  nicht  und  so  steht  auch  bei  Yogi  deutlich  su  lesen. 

Ich  mag  die  Oeduld  der  Leser  nicht  länger  ermüden.  Soviel 
wird  aus  dem  beigebrachten  ohnehin  klar  geworden  sein,  dass  H.  £.  sieb 
an  den  Classikem  eine  nicht  zu  rechtfertigende  und  meist  höchst  un« 
glückliche  kritische  Thätigkeit ")  gestattet  hat^  ja  dass  er  sogar  bis  inr 
Correctur  des  classischen  Sprachgebrauches  gehen  zu  dürfen  meinte. 


">  Man  Terffleiche  seine  eigenen  Verse  HI,  144  Str.  9  mit 

nnrergleicblichen  Seime  dünkt^  9pnnqt^  den  ei  wagte,  um  das  Wort  Hemd 


Olnül  tt  KffW»  LoMböcbetni  obw.  Van  J.  ML  mowamr.    Mi 

Wir  «Ue.  die  vir  aita  dem  r«icheD  Quell  unserer  clawischeo  Litoritef 
isBf  und  Belehmng  In  follem  M&D«  in  acböpfen  gewöhnt  sind,  iliiaieii 
fMB  visMSiefaAltUcbeD  Standponkie  gegen  ein  derarügei  YoigelieD  pro* 
leilUren ;  aber  auch  die  Schule  kun  ee  nicht  hingehen  liuen,  dMs  die 
iskreB  und  einiigen  Muster  des  Sprachgebrancbee  nach  dam  Willen  und 
d«ff  WDUctr  einer  Person  amgemodeU  werden.  Didurch  wird  uns  ja 
der  einiige  feste  Halt,  den  wir  für  die  Benrtheüang  der  Sprech-  und 
Schr«tbwe»e  unserer  Schfiler  habea,  aus  den  Händen  gewunden  und 
hiaterdretn  droht  daa  Chaos  und  die  Willkür. 

Man  wende  nicht  ein»  ich  sehe  tu  schwarz,  derlei  gehe  unM^ädiich 
fOrtb^  Qiui  sei  im  ganxen  nnd  großen  so  bedoutend  nicht.  —  Aach  ich 
inde,  dass  es  eigentlich  Kleinigkeiten  sind,  die  ich  hier  vorbringe ,  sie 
lind  aber  nicht  Quell  des  Obels,  sondern  lediglieh  8jmptome  einer  immer 
m«hr  um  sich  greifenden  Krankheit  des  Volkes,  der  die  Schule  nach  ihren 
Kciflen  Heilung  zu  schaffen  hat.  Das  Volk,  dem  seine  thenersten  Sohätie 
anfertigt  angetastet  werden  dürCen,  ist  eines  solchen  Hortes  nicht  wert. 
Doch  ich  schweife  ab. 

Auch  in  anderer  Hinsicht  erscheint  der  TheU  des  Lesebuches, 
welcher  Stücke  in  gebundener  Eede  enthält,  nachlässig  redigiert;  ich 
BMiiie  die  mannigfachen  Fehler  gegen  die  Metrik  ^  die  mit  unterlaufen. 
W.  Seherer  hat  seinerieit  mit  ßecbt  Über  die  Verbummelung  unserer 
Bkodiroan  Poesie  geklagt,  die  sich  namentlich  in  der  immer  laier  ge- 
handhabten  Form  xeigt.  Dieser  Verlotterung  kann  nur  ron  Seite  der 
Sdiikla  mit  Erfolg  entgegengearbeitet  werden,  indem  diese  durch  wahrhaft 
maititrgiltiige  Beispiele  das  Gefühl  für  formale  Vollendung  in  den  Schülern 
«achinrnfen  sich  bemüht,  sumal  auf  jener  Stufe,  von  der  wir  hier  sprechen, 
anf  welcher  das  Ohr  der  Schüler  erst  für  rhythmischen  Klang  emp5mgUcb 
fsoiacht  werden  soll  Darum  weg  mit  den  form-  und  sinnlosen,  seichten 
Baimereieti ,  die  namentlich  den  ersten  Band  verunsierstt;  aus  solchen 
|0eU«clt  i-uppen   kann  weder  für  das  Formgefühl  nocU   für  die 

geistige  I  itig  im  allgemeinen  etwas  dauerndes  gewonnen  werden* 

Ferner  abur  muss  das  Metrum  auch  von  Seite  des  fiedaeloia  tlmigt 
gowahrt  und  nicht  durch  willkürliche  Elision  a.  dgl.  oft  an  der  «nt« 
Kbeidendsteu  Ste<llo  unterbrochen  werden. 

Irii  stelle  hier  einige  lilxempel  (weitaus  nicht  alle)  su  beliebiger 
Vergleich ang  ber. 

I  ÜT.  L  V.  1  (wiü  chariiktt'riiktiach!)  lies  ßUfftM;  Nr.  4  f.  5  Be- 
mm£rung,  Nr.  ie>  v.  2  heü'ge,  Nr.  71  f.  8  SpätäHeins  (vgl  v.  2),  Nr.  7S 
f*  96  :>$€tpfM  u.  a.  m. 

Im  dritten  Bande  wird  Nr.  11  die  sweite  Strophe  (gegen  Eicbeu* 
dMT)  mit  stumpfem  Keime  rersehen;  Nr.  19  v.  IH,  25  v*  S.  fiS  v.  Id, 
§9  f.  VJ,  71  V.  12  btfben  Aleiandriner  für  Nibeluugenrerse  (l)  und  iwar 
mdMi  infolge  von  Abwerfung  des  dativischeo  e,  welches  io  Proeastellsn 
1»  E  bei  flitbf l  I.  98  sorgfaltig  allerorten  nacligctragcn  wohIr  ;  Nr.  id 
?«8S  «oU  knieeU  dreisilbig  gelesen  werden^  79  v.  44  lehlt  tnnc  Senkung 

n  kiwitfMil  Waritin  nicht  klm^t^  Und  IJl,  11  sehen  wir  den  Halter- 
llWo  AoSa  auch  im  Hemde. 


15t    Glossen  su  ßggtn  LeBebfteliem  usw.  Von  J.  M»  Stowasser. 

und  von  dem  dreimalgehobenen  Vene  ans  Schillers  Tsneher  Nr.  45  t.  76 
wnrde  oben  schon  gesprochen. 

Derlei  gereicht  den  Büchern  jedenfalls  znr  Unzier,  wenn  man  schoii 
von  dem  misslichen  umstände  absehen  will,  dass  hier  der  Lehrer  in  der 
Schule  nnter  jeder  Bedingung  corrigieren  muss,  weil  der  gestörte  Rhythmus 
dem  Ohre  der  Schüler  auffftllt.  Inwieweit  hier  freiUch  Setzer  und  Gorrector 
Schuld  tragen,  kann  und  will  ich  nicht  eruieren. 

Zum  Schlüsse  sei  mir  noch  ein  Wort  über  die  Anmerkungen  ge- 
stattet, die  zur  Belehrung  der  Schüler  den  einzelnen  Bänden  angehängt 
sind.  Dass  sie  nicht  frei  von  Sprachfehlem  sind  (I,  234  fUr  aUea  töüidi, 
das  er  traft  HI^  ^BO  nwr  um  su  erfahren^  wo  Siegfried  verumndbar 
sei,  wwdm  fälsche  Boten  nach  Worms  gesendet  u.  a.  m.),  ist  be- 
dauerlich, dass  fernerhin  bekannte  Dinge  erklärt  werden,  unbekannte  un- 
erlAutert  bleiben ,  ist  in  Büchern  solchen  Schlages  gewöhnlich  **).  ~  So 
wird  z.  B.  NachtwäMer  I,  234  durch  eine  lange  Note  erklärt,  aber  Oadem 

I,  15,  Ludan  I,  195  mit  keinem  Worte  erwähnt,  oder  Friedet  (vriedel) 
Ili,  74,  welches  Wort  —  wie  ich  erfahrungsgemäß  constiCtieren  muss  — 
die  Knaben  als  Koseform  zu  Siegfried  (!)  auffassen.  Geographische  Quis- 
quilien  wie  Etbe,  Moldau^  BrasiUen,  Berlin^  Sahara  finden  breitspurige 
Erörterung,  das  räthselhafte  Cananea  (I,  20)  und  hunderterlei  anderes 
bleibt  unberührt. 

Aber  auch  Schnitzer  finden  sich  in  Hülle  und  Fülle.  Was  eine 
Note  besagen  soll,  wie  diese:  (I,  228)  Raute  beeeichnet  verschiedene 
Pflangen,  das  weiss  ich  nicht;  aber  die  Erklärung  des  Begriffes  Sudeten: 
derGehirgseug,  der  Böhmen  von  preusaisch-Schlesien  trennt  ist  mindestens 
schon  ungenau.  —  Falsch  wird  I,  238  die  bekannte  Stelle  aas  einem 
Turandoträthsel  auf  Joseph  II.  gedeutet,  da  sie  auf  den  chinesischen 
Kaiser  Bezug  hat.  —  I,  235  finden  wir:  Jupiter  bei  den  Griechen  (sie!) 
und'^Bömem  der  oberste  Gott,  —  Gleich  darauf:  Olymp  bedeutet  so  vid 
als  Götterhimmeh  Meines  Wissens  bedeutet  *'Olvfi  nog  etwas  ganz  anderes« 
Ebenso  tritt  II,  239  eine  Göttin  Proserpine  (schon  II,  241. .  ,ina)  aul  — 

II,  239:  Phlius  ist  eine  Stadt  in  Thessalien,  Diese  Verwechslung  (mit 
Phthia  ?)  ist  um  so  komischer,  wenn  man  bedenkt,  dass  das  Stück,  zu 
dem  die  Note  gehört,  über  Sisyphos,  Korinth  u.  dgl.  handelt  II,  240 
steht:  Kentauren  nannte  sich  (?)  ein  Volksstamm  (?)  in  Thessalien;  ihre 
Körper  waren  (?!)  Juüb  Pferd,  halb  Mensch  (!!).  —  Für  das  römische 
Kalenderwesen  ist  II,  243  bezeichnend :  Iden  beeeichnet  den  15,  Tag  jeden 
ih  jedes?)  Monats,  Wenn  man  fernerhin  glauben  wollte,  Dyonis  in  der 
Bürgschaft  II,  228  beruhe  auf  einem  Druckfehler,  so  irrt  man;  es  ist 
constante  Schreibung,  wie  die  Note  ergibt:  11^  244  Dyonis  war  Tyrann 
von  Syrakus,  Welcher  von  beiden  Dionysios  der  in  Bede  stehende  war, 
in  welche  Zeit  wir  uns  die  Geschichte  zu  verlegen  habeo,  davon  steht  in 
der  Anmerkung  nichts,  obwohl  eine  Angabe  der  Zeit  des  älteren  D.  nicht 
geschadet  hätte. 

'')  ünbegreifiich  ist  mir,  warum  II,  S.  92  zur  fünften  Strophe 
keinerlei  Erwähnung  geschieht,  dass  sie  aus  Teukros*  Munde  gedacht 
werden  muss.  Wenn  Düntzer,  der  ein  gebildetes  Publicum  vor  Augen  hat, 
einer  langen  Anmerkung  nicht  entratnen  konnte,  wie  viel  mehr  erst  ein 

Scbulbucb,  zumsl  die  Ge&hr  vorhanden  ist,  dass  die  Schüler  den  Tela* 

monier  für  einen  Bmder  des  Atriden  baVteii  V^imen. 


6ti«rr.  Mittekcltalen  uaw.      15  t 

t  SSS  humn  wir:  MHawiren  heisst  den  Leih  mit  Punkten  und 
l^igmttm  hematen,  ebeosü  ttii richtig  wie  II,  241  NeMor,  dfr  preist  Fürst 
\wm  MU$  (ht&  Pylotu  11,  241  stobt  Gutiurre  (h\iT.  GUarr\  Weou 
'  geuticr  tosietat.  wird  tama  bemerken,  daas  get%ie  »n  der  Stelle, 
f  «eicke  eich  dk  Note  bezieht,  dfts  Wort  dreUilbif  in  legen  ist.  II,  240 
\m  OHindien  die  SMoUn  Iteet/^  dk  einheimischen 
B)i.  II»  244  Züitbd  [amcfi  Cfffnbtd)  ein  Klmffspiel  ton  »liMmmeti* 
\  O^odbekeni  Zunbel  und  Cjmbal  aind  erstens  gani  ver^chieddue 
Ivttteres  aber  hier  in  Wien  durch  die  ungarischen  Musikmnten 
bl  fenaf »  um  der  Verwechälutig  zu  entgeben.  I,  239  «teht  der 
dog.  der  Gauchos  (!!)  während  III,  232  ausdrücklich  Gaucha  (ipr, 
»;  feleien  wird  nnd  obwohl  der  Red&ctor  HI,  2S2  richtig  Prameen 
(lleyve,  Frwb.*»  735)  gab  er  doch  im  Texte  Pratrter,  ein  fran- 
Ploral,  der  sa  Termeiden  ist.  Aber  aach  luconsequenzen  finden 
wi«  I.  23^  Mt^hammed,  It  240  Muhamed  n.  a.  m. 
Nan  ab«r  &ei  ein  Kndt  gemacht:  denn  schon  habe  ich  den  Hahmen 
^derartigti  AusfUhniugen  wtit  &ber»ohritten  und  die  Geduld  de»  Le^er« 
B&^  g4«paiint  Das  FacJt  aus  dem  gesagten  zu  ziehen^  Überlasse  ich 
l4tm  l  '    >  warneud  darf  ich  auf  die  ernsten  Folgen  hinwei»eu,  die 

||idi  .  i  l;i*»en;  denn 

l  eat  imbuta  r^oeu«,  «ervftbit  odorem 


Wien. 


J.  Bi.  Stowasser. 


[l^asBOQbacber,  äebemattsmus  der  österreicbiächen  Mittel- 
^ehal«»  imd  dt*r  Fucbschuloü  gleichen  Ranges.  14.  Jahrg« 

JH8!  .S2.  Kf'Ut  SutUfl  Jos  k    k.  ITutcrrichts-MiuisUuiums,  der  Öster» 


I 

'         fklirk^-^' 
rigs-Anst 

i^Oiuo-cll.    1    fl»)    Wien,    ».    ft. 

ter 
Ueu 

büttelskn 

m»lichiiU^  .,. 

■-    i  '»^"^ 

ii   die   vom    Li 
1  AtiKwciin^  ein 

■js  eriieleti   i  :^>'. .   i  m^    ^'U^■ 

i'.T    ÄUr   Otiiiit.i'-i  iJ  U^     riij 

uucU  für  alle    jene   brauchbar, 
icbem  Verk**hre  stehen*). 

...-keit 

-^stattete 

teil  ober- 

1  i  in  ist  dadurch 

||#hrr'r»taiidt5  in 

luiiiwondi^r  Be- 
welohe  mit  dem 

•l  Darch  einen  unliebsamen  Zufall  ist  heuer  bei  der  UerauiM?abe  des 

Jalirir.             '        -".!■    ,r,,:T^^v;-:-.    ^    -  ^•..^-.-|.  r*^,,v.-„    ^-^ffttel- 

Imi  i»en, 

I>e:                                   ■■-  .-- aet. 

uidhm                                  k   k.  Mii  ter- 

bl   fit*"   •  '"'■^'    ii>  «it'i  ;,  ^.  i.>-.*itigü 

7nU^  <,  gani  beton* 

itzi^  Lehranstalten, 

|f  -    Wt  cit will i gor    Wtf'iÄe 

\Jk  ^u    die    H^'dnirtion    gc* 

vii  lar.l   4iii:    Jjittr    ^^  /^'H,   d^m 

VVoLjHüilcij  zu  bt 
^>  ic^n  stflj  Aniäii.  V*erJeger  und  Ucdacteut. 


Vierte  Abtheilung. 

MiBcellen. 


Literarische  Misoellen. 

Pökel  W.,  Philologisches  SchriftstellerlexikOD.  Leipzig,  A.Krfiger 
1881.  1.  und  2.  Lieferung.  8.  S.  1—128  (Aagsrd-Hutten).  i  1  IL 
Gegenttber  dem  allbekannten  Nomenciator  philologomm  von  F.  A. 
Eckstein  hat  das  vorliegende  Bach  das  Toraas,  dass  es  einmal  bis  in  die 
neueste  Zeit,  also  um  zehn  Jahre  weiter  gefahrt  ist  und  dass  es  neben 
den  Angaben  über  Namen,  Leben,  Stellung,  die  bei  Pökel  aUerdin^  viel 
kürzer  gegeben  sind  als  bei  Eckstein,  auch  ein  kurzes  Yerzeichnis  der 
Schriften  der  betreffenden  Gelehrten  bietet.  Dieser  letztere  Vorzug  sichert 
schon  dem  Buche  eine  weite  Verbreitung.  Aber  es  ist  auch  eine  sorgfältige 
und  gründliche  Arbeit,  welche  sich  durch  sich  selbst  empfiehlt,  wenn  aiieht 
wie  dies  bei  der  Natur  der  Arbeit  wohl  begreiflich  ist,  sich  gar  manche 
Versehen  und  Fehler  eingeschlichen  haben.  Es  werden  daher  ziemlich  yiele 
Nachträge  und  Berichtigungen  am  Schlüsse  des  Werkes  erforderlich  sein. 
Vergleicht  man  das  Buch  mit  Eckstein,  so  sieht  man,  dass  der  Verf.  den 
Begriff  eines  Philologen  etwas  enser  gefasst  hat;  sonst  würden  z.  B. 
un&r  B,  um  nur  eines  oder  das  andere  Beispiel  anzuführen,  nicht  Bach- 
ofen,  Bahrdt,  Banier  usw.  fehlen.  Wir  denken,  dass  Mirthologen,  Hbtoriker 
usw.  ebenso  auf  den  Titel  eines  Philologen  ein  Anrecht  haben,  wie  Gram- 
matiker, Kritiker  u.  dgl.  Der  Verf.  scheint  anders  zu  denken;  sonst  hfttte 
er  z.  B.  doch  einen  Drumann  nicht  übergehen  dürfen.  Wenn  daher  der 
Verf.,  der  sich  über  die  ihn  leitenden  Grundsätze  bisher  nicht  ans^ 
sprochen  hat,  in  den  folgenden  Lieferungen  nicht  anders  Terf&brt,  so  wird 
er  seinem  Buche  nicht  unwesentlich  schaden.  Auf  Einzelnes  weiter  eis- 
zugehen gestattet  der  beschränkte  Raum  nicht. 


Programmenschau. 

1.  B.  Perusek,  De  scholiorum  Bernensium  origine  et  aucto- 
ribus,  argumento  et  indole.  Jahresbericht  des  k.  k.  Realgym- 
nasiums in  Sarajevo  am  Schlüsse  des  zweiten  Schuljahres  1880 — 81. 
Der  Verf.  hat  sich  die  Aufsähe  gestellt,  die  bisher  zerstreute 
Literatur  zu  den  Bemer  VergilschoTien  übersichtlich  zusammenzufksseii 
und  zu  beurtheilen,  vor  allem  also  das,  was  in  den  Untersuchungen  ron 
G.  Thilo  und  Th.  Mommsen ,  in  den  Proleg.   crit  Ribbecks  und  in  der 
Ausgabe  dieser  Schollen  von  H.  Hagen  geleistet  ist.   Darin  liegt  anch 
das  Verdienstliche  der  vorliegenden  Arbeit. 


Mistel  len. 


155 


I)QiDg«mi6  spricht  «r  saerst  von  den  Haudschnft^n,  welche  dies« 
SeholU«  enthalten,  dann  Ton  den  GraromatikeTD ,  welche  die  Quelle  fär 
deoieniffen  bildeten,  der  die  Bemer  Sehe lienm aase  lasammenätellte,  wobei 
er  die  Eekannte  HtibscHpiia  tu  EeL  X.  behandelt  und  steh  an  die  Pa^enn^ 
Baftn«  anschli^'ßt.  Was  er  weiter  über  T.  GuUtte  sagt,  darin  glaube  ich 
dem  Verf,  nur  iiiioweit  beiettminen  lu  kennen,  als  erder  Ansicbt  Habens 
widenfpricht  Pest  gt«ht  das  eine«  daes  die  Seholien  det  T>  OaDus  nnd 
dst  Am  Serviua  vielfach  so  beecbaffen  sind^  da«»  man  annehmen  mnea, 
te  elaa  habe  den  anderen  benfitzt;  ob  Sernna  den  Gallus  od^r  dieser 
dts  8«rTin»f  ist  iweifelhaft  Hagen  behauptet  das  erste,  Peruiek  das 
i««lle.  Zur  Begrömlong  dieser  entgegen gesettten  Behauptungen  wird  von 
beMto  auOer  anderen  Seholien  das  ixx  G.  I.  3  herangezogen.  So  gern  ich 
ntrn  einerseits  einrlnme,  dass  man  sich  bei  der  geschraubten  Ärgn- 
nenution  Hagens  nicht  beruhigen  kann^  so  billige  ich  e^  doch  andererseits 
sidit,  wenn  F.  auf  die  bhte  Thatsacbe  hin,  dass  das  Scholion  dee  Servins 
Martr  und  treffender  ab  das  des  Gallus  abgefasst  ist,  behauptet,  Gallus 
habe  sein  Scholion  dem  Servins  entlehnt;  denn  man  muss  doch  die 
Md^Uchkeit  zuj^'eben,  dass  der  Zueammensteller  oder  ein  Abschreiber  die 
)ltDgt  Faiisung  Tcrscbuldet  bat,  dass  dagegen  Gallus  selbst  sich  klar 
and  treffend  ausdrückte  und  gani  wohl  von  Senriui^  benfitit  werden  konnte. 
IH^aei  Miestraueu  wird  man  bereehtist  finden,  wenn  man  bedenkt,  wie 
mit  aolchen  Schollen  umgegangen  wurde.  Man  betrachtete  dieselben  mehr 
od«r  wrnitrtT  ah  ein  herrenlose«  Gut  und  schente  sich  nicht»  sie  nach 
P'  andern.  Dies  beweist  das  Verhältnis  der  oben  beschriebenen 

Ha  fr'Ti;   (hfftr  (sprechen  weiter   die    scbolia  Vaticana  des  Philar- 

gVfiuA,  welche  il  ri  dcBselben  Grammatikers  in  den  Bern«r  Hand* 

scnHft<>fi  öfter  v.  i  won,  öfter  mit  den   schoiia  adeapota  oder  mit 

B*^  r-Mustimmtü,  obgleich  dieser  bekapntermalVen   mit  Philargyrius 

ni  in  hat  Endlich  bat  es  mit  der  ÜberlieferoD^  des  Servius  ein 

atuiiKnf^  Üewandtnis.  Sollte  das  betreffende  Scholion  tu  seiner  gegen- 
wAttjgta  Gestalt  wirklich  dem  Gallus  angehören,  so  müssten  wir  uns 
noter  ihm  feinen  Mann  vorstellen,  der  nicht  einmal  im  Stande  war,  die 
Erkläruujic  des  8erviu.<  fehlerlos  abzuschreiben^  auch  wäre  es  unbegreiflich, 
wie  ein  solcher  Mann  den  Ruf  einea  Vergilerklarers  erlangen  und  von 
ferttändigcn  Männern  lur  Interpretation  herangezogen  weiden  konnte. 
Uid  das  m(lsien  doch  jene  gewesen  sein,  welche  nach  der  Annahme 
Thilos  im  7.  Jahrb.  unserer  Zeitrechnung  die  Tollsiändigen  Commentare 
det  Gallus,  Gaudentiu^  und  Philarg^jrius  aus  Italien  nach  Britannien 
brachten«  —  In  ähnlicher  Weise  vermag  ich  auch  nicht  hinsichtlich  des 
Qattdentius,  des  an  zweiter  Stelle  bebandelten  Vergilerklarers,  dem  Verf. 
IQ  folgen.  Zwar  verwerfe  ich  mit  ihm  die  nicht  erwiesene  Behanptang 
Harens,  Gandentins  sei  von  Servina  benutzt  worden»  aber  ich  kann  ihm 
Hiebt  beistimmen^  wenn  er  die  betreffenden  Schollen  wegen  ihres  ge- 
fmmitereD  Stiles  dem  Serrius  als  Eigenthuin  vindiciert  Denn  wir  wissen 
niebt^  ob  wir  es  mit  den  urspr&u^lichen  Worten  des  Gaudentius  oder 
mit  d«ii  TerstUmmelnngen  der  Abschreiber  zu  tbnn  haben,  nnd  an  posi- 
tiven Zfeurntssen  Über  Gaudentius  fehlt  es  ebenso  wie  bei  Gallus.  Ich 
balle  «8  daher  för  gerathen  auch  diese  Präge  als  eine  offefi«  zu  be- 
ti»obt«n  Der  Umstand,  dass  Gallus,  Gaudentius  und  Philargjrius  von 
jßmm  britischen  Gelehrten  bei  der  Interpretation  Vergils  verwendet 
ttrdan,  macht  es  doch  bis  zu  einem  gewissen  Qrade  wahrscheinlich, 
itm  «0    a^V  Grammatiker  waren.    Dann    ist  es   denkbar,  das« 

S«rvitu  dl«'  vei  neben  vielen   anderen  Commentat(»ren  zur  Ab- 

fMraii^  lontart  benfitzt  nnd  uns  ihre  Erklärungnr,  ohne  die 

Kuiiet}  einem  besseren  Zustande  erhalten  hat  als  die  ßerner 

Haftdic«jiu  j*m   hier  einzelne  Scbolitiu   ihnen   direct  beigelegt 

«irdvn.  —  'ird   der  dritte  Vorgilerklärer,   der  für  di«  Berner 

8ebo1i*>i<  l>  .  ..ide,  Junilimi  FWrius  oder  richtiger  Junius  Philar- 

fSrHui  Q   und  nach   Fb.   Wagner  nnd  G,  Tbild  dia  ^vUXUi 


150  Miscellen« 

dieses  Mannes  n&her  bestimmt.  Man  wird  die  Ergebnisse  der  Untersncbong 
als  richtig  bezeichnen  müssen,  wenn  man  aach  hie  und  da^  namentlich 
über  den  Wert  der  einzelnen  Beweisgründe  verschiedener  Meinang  sein 
kann.  Daran  schließt  sich  eine  Erörterung  über  jene  Schollen,  welcne  in 
den  Bemer  Handschriften  zugleich  auf  Janilius  und  Gaudentius  zurüdcn 
geführt  werden,  und  über  die  scholia  adespota.  Man  wird  hier  nur  weniges 
einwenden  können.  So  scheint  es  gewagt  zu  sein ,  bis  auf  einzelne  Worte 
angeben  zu  wollen,  was  Eigenthum  des  Gaudentius  (resp.  des  Servius)  ist 
und  was  dem  Philargvrius  angehört,  da  sich  manches  gewiss  sowohl  bei  dem 
einen  wie  auch  bei  dem  anderen  vorfand  und  somit  beiden  gemeinsam  ist. 
Der  folgende  Abschnitt  enthält  ein  Verzeichnis  der  Grammatiker,  welche  in 
den  Berner  Schollen  angezogen  werden;  darauf  folgt  eine  Beortheilung 
des  Gallus ,  Gaudentius  und  J.  Flagrius.  Dass  der  letzte  von  ihnen  der 
bedeutendste  ist,  hat  der  Verf.  gewiss  mit  Recht  behauptet  und  durch 
Gruppierung  seiner  Schollen  nach  dem  Inhalte  recht  gut  veranschaulicht 
Zum  Schlüsse  wird  auch  des  Zusammenstellers,  freilich  in  einer  wenic[ 
rühmlichen  Weise,  gedacht;  doch  wird  man  nicht  sagen  können,  er  sei 
zu  streng  oder  ungerecht  beurtheilt  worden. 

Der  Stil  der  Abhandlung  ist  fließend.  Abffesehen  von  mehreren 
Druckfehlern,  die  den  Sinn  nicht  stören  und  mit  Kücksicht  auf  den  Ort, 
wo  der  Druck  besorgt  wurde,  leicht  eine  Entschuldigung  finden,  ist  uns^ 
weniges  aufgestossen ;  S.  13  soll  es  st.  G.  III.  51  heissen:  G.  IV.  51; 
S.  19  8t.  G.  IV.  31:  G.  IV.  131;  S.  9  wäre  st  unus  altero  die  Wendung 
idter  altero,  S.  32  st  band  longo  absim  quin  die  unpersönliche  Constructioii 
vorzuziehen ;  S.  14  steht  der  Germanismus  petivisse  potuerit,  S.  32  ist  das 
flpf.  oogitaverant  nicht  am  Platze. 

An  diese  Arbeit  reihen  sich  phytophaenologische  Beobachtungen, 
welche  Director  J.  Zoch  in  den  Jahren  1880—81  angestellt  hat,  und  die 
Schulnachrichten.  Letztere  gewähren  einen  Einblick  in  die  dortigen  Schal- 
verhältnisse und  können  gewiss  auf  mehr  Interesse  und  auf  einen  größeren 
Leserkreis  reebnen,  als  es  bei  den  Schulnachrichten  mancher  anderer 
Anstalten  der  Fall  ist 

St  Polten.  Franz  Süss. 

2.  Garbari  V.,  Prof.,  La  divina  Commedia  di  Dante  ei  su- 
perbi  nel  Purgatorio.  Programma  deir  i.  r.  Ginnasio  Superiore  di 
Trento.  23  SS.  gr.  8. 
Nach  einem  weitläufigen  Citat  aus  Thomas  Carlyle  über  Dante, 
aus  dem  der  Verf.  das  Becht  ableitet  zu  behaupten  [S.  6]:  „Non  oon- 
frontiamo  dunque  coir  Alighieri  nissuno,  anche  dei  piu  grandi  poeü,  che 
il  paragone  non  re^ge",  denn  Dante  sei  im  Epos  und  in  der  Lyrik  in 
der  tragischen  wie  in  der  satirischen  Poesie  über  alle  erhaben  —  wird 
die  Arbeit  in  drei  Theile  gegliedert.  Wir  sehen  an  der  Ber&'wand  die 
drei  Dante^schen  Gemälde  der  Demuth :  die  heilige  Maria,  den  Fsalmisten 
David  und  den  Kaiser  Traian;  sodann  auf  dem  Boden  die  großartigen 
Darstellungen  der  Hofiiart:  Lucifer,  ßriareus  mit  den  anderen  Giganten, 
Nimrod,  Saul,  Arachne,  Roboam,  Eriphile  und  Alkmäon,  Sanherib,  Kjros, 
Holofemes  und  endlich  den  Unterfi^ang  von  Troia,  ein  Bild,  das,  nach 
des  Verf.s  Ausspruch,  schon  seit  dreißig  Jahrhunderten  die  Herzen  mit 
Theilnahme  erfüllt  Im  zweiten  Theil  schildert  uns  Garbari  den  Zustand 
der  büßenden  Seelen  im  Beinigungsorte,  welche  bald  das  erhebende  und 
tröstende  Bild  der  Demuth,  bald  die  furchteinflößenden  Gemälde  des 
Hochmuths  betrachten.  Zu  dieser  moralischen  Pein  gesellen  sich  sinnliche 
Leiden,  die  uns  erkennen  lassen, 

che  noi  siam  vermi 

Nati  a  formar  V  angelica  farfslla. 


UlMellei 


157 


tMe  ifti  vtiMiiietlaneii  Bnebdniuigsformtiit  d  bildeo  <lai  ISIoff 

te  ifteUn  Abtduiilte«.  In  dem  dUnkeLh^ftfiiD  >.  liaeD«!  Ktoatlir 

IMvisi  dt  A^t>bio  Irmeo  wir  dk  Folgen  der  »elUuöehtifeo  Ü  btr^ 
Htltilf  k^oen;  die  malVlo«e  Herrachbegierde  stellt  ticb  ans  in 
g^iwcan^  8ihr»iii«  dem  for  knne  Zeit  UlmAcbtiffMi  Timmen  von  Simm, 
AiT}  te  almeiistolie  Ombeito  AldobraDdeedit,  cmtmil»  Graf  ton  Ssn* 
Mon^  iit  d^  ftbaebreekeade  Typus  der  A  n  m  t  (^  n  n  ^.  »  Die  Abbaadlang, 
«ilJklw  loiiieh  tine  gtordaeie  Anftljse  des  X^  XI.  ood  XII.  G«Muira  d« 
oria  giH«  bt  in  gehobener  Sprache  ge«chn«bcfi»  und  iie«l  aieb  tmibü 


[on&laii. 


Dr.  Ambras  Afavr. 


3v  Wactalciw^ki,  Prof*  Dr.  A*  Über  das  Badiomeiej.  rrogr.  dee 
k.  k.  Obcri^yiirnftsitims  in  tVroowits  (Hr  du  8<biiljabr  18^. 

In  a^iAer  amfabseend'  ifitiebeod  geechnebencti  Abhandluag 

Wkuidelt  dn>   ?«rf.  die  <<  te  dee  Radiometer!»,   beschreibt 

SüMfUeh  die  VersQche  üLrt  uie  b^wegnoge«,  w. !  '  '  '  --  i  »-^^^ 
Iwmwgainidtl  wtfden  and  gibt  eine  gelODgene  Sk^  ug 

dar  ftmometcrpliftiiomene  Mfgestellien  Theorien.  E«.  ..-i  .1.  tt 

— '   n»d  du  mtiiseii  wir   hoch  ftnschUgen  —  die   auggedehct.  ar 

jgamM  iiig»gebeo,  so  dttss  dem  Leser  derselben  ein  Eingehen  au!  lU,  . .  „  lal* 
^bkafidlungen  bedeutend  erltächtert  wird. 

Im  ersten  Theile  werden  unter  anderem  die  Versnebe  Ton  Hart- 
•  oeker,  Homberg,  Mlchen,Thoinft8  Young,Mnncke,  Presnel, 
Watt  and  Pf  »ff  angegeben,  welche  die  experimentellen  Arbeiten  von 
Cr 00k ei  vorbereiteten.  Letzterer  Forscher  kam  bekanDtUch  sn  dem 
Bnattmte,  dast  ein  von  Licht-  oder  Warmestrahlen  getroffenes  Radiometer 
m  fotsert,  al*  oh  ^ioe  Abätor>ang  der  »chwarren  Flächen  stattfände.  Ans 
4«  Versuchen  Ton  Finkener.  welche  im  zweiten  Theile  der  Abhandlung 
liKiirieben  werd-  "-^  ,  »  l.  ..  ^^^^  ^|  gewöhnlichem  Luftdrücke 
imd  bei  einer  V<  iesseita  des  neutrale»  Punkte«  liegt, 

df*  TTnrtk,  1    von    ...  .  ,    Varmeqaelle  angeiogen»  jenseita  des 

n^  mktcfl  jedoch  abgestoiWn  werden;  dass  ferner  diese  Abstoßnng 

Cr:  '    .^ünnutig  bii»  £u  einem  Maximum  zunimmt«  bei  weiterer  Ver- 

d^nnnng  wii^der  abnimmt,  bis  sie  schlieülich  Null  wird.  —  Im  NacU- 
fotffenden  wird  der  Versuche  ton  Schuster,  Crooke»  und  Puluj 
ftdacht.  welche  entweder  bei  fester  Mnhle  und  drehbarer  H&lle  oder  aber 
bei  drehbarer  MaUh  nnd  U^at*^T  Hrtll*»  ftnpr*»#t*Ut  wurden.  Ans  di«seii 
«vg^bt  sich  <  i  i«3  die  radiometriaehe 

Btwvgnog  r;  '    uQd  Wärmestrahleu 

Mlotft  netde. .  r^  *rn 

dtm  OTfbbtren  i  m 

FriaeipdcrA«  n 

tb«or«ttscbeD  Ber  io 

citbilt  unter  sni  _^  i   ien 

Abbaadkne^weiche  aut  d  :adiometers  unter  dem  Kin* 

tiMMi  Tt)n  würmrstTJihlen 


Wirm- 

Irr 

S'i 

b#w-*gTinzrM 
-  I^MS  dir 

Fouti 


»•wg 
der  Ti'j 


ten  folgt,  diM  strahlende 
uunet«rn  poiitire  Rotation, 

fiiUseuder  ju^^ütivü  uder  gar  keine  bewirkt,  wird 

.    Wie    lisch    dienet    Auffassung    die    Radio meter- 

'         '^- 29  lichtvoll  Äusamraengefosst, 

der  Flftgelseitt-n   einos  Rsdio- 

-  i.ur...    .  "     •    •■*  werden  kann,  haben 

l  Crook.  U-3*iK 

werden  ri*.     die  littftstrfi- 

Hankel  •  anig^scbieden ; 

^   nnr   aut  elektrisoheii 


158  Miscellen. 

Theorie  vonMancke,  Delsatilz  und  Fonvielle,  auf  die  Yon  Tait 
und  Dewar  aufgestellte  kiiietiBche  Gastheorie  sor  ErkUniBg  der 
RadiometerbewegiLD^ii,  auf  die  EvaporatioDstheorie  Ton  Osbotae 
Bejrnolds,  Govi  and  Zöllner.  Jedenfalls  hat  die  kinetische  Ga«- 
theorie  in  der  Erklärung  der  radiometrischen  Beweffoncen  bisbar  das 
ffrößte  Geschick  eehabt;  mit  Recht  bemerkt  der  Verf.,  dius  durch  den 
Ifachweisi  dam  Crookes'  strahlende  Materie  Elektrodenmaterie  sei,  das 
gegenwartige  Obergewicht  der  kinetischen  Gastheorie  entschieden  eiae 
Eiabaße  erleiden  würde. 

Die  der  Abhandlaug  beigegebenen  Figuren  sind  der  Prognumn- 
schriftMuthreichs:  ^Zusammenstellung  der  radiometrischen 
Betrachtun  gen  und  der  zu  ihrer  Erklärung  gegebenen  Theo- 
rien** (Friedrich-Wilhelms-Bealschule  I.  Ordnung  in  Grün- 
berg  in  Schlesien  1876)  entnommen. 

Zu  bedauern  ist,  dass  in  der  Yorliegenden  Abhandlung  eine  schwere 
Menge,  wenn  auch  nicht  sinnstörender  Druckfehler,  stehen  geblieben  ist ; 
doch  wollen  wir  hierfür  nicht  den  Verf.  derselben  verantwortlich  machen. 

Diejenigen,  weldie  sich  für  die  heutsutage  so  vielfach  ventilierte 
Badiometerfraffe  intereyieren,  werden  sich  über  den  gegenwftrtigen  Stand 
derselben  durch  (Ue  Leetüre  dieser  gelungenen  Programmarbeit  ein  klares 
Bild  verschaffen  können. 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 

4.  Vogel  Hilarius,  Das  phonetisch-etymologische  Element  in 
der  deutschen  Sprache.  Ein  Beitrag  cur  Genesis  der  Sprache 
(23  SS.  S«*).  Jahresbericht  der  k.  k.  OB.  im  lU.  Bez.  in  Wien,  1881. 

Nach  einer  wenig  klaren  Einleitung  (S.  3 — 5),  in  welcher  Genesis 
der  Sprache  und  der  vergleichenden  Spraohwissenschsft,  Aussprüche  und 
Ansichten  Grimms),  Beckers,  Schellings,  Herders  und  Hamanns  bunt 
durcheinander  geworfen  werden,  fol^  (S.  5^9)  »ein  historischer 
Bückblick  auf  die  Versuche,  die  Sprache  in  Bezug  auf  ihre 
Uranfänge  zu  beobachten.* 

Dieser  „historische  Bückblick**  ist  ebenso  unkritisch  wie  die 
Einleitung;  von  den  vielen  neueren  Forschungen  hat  z.  B.  der  Verf.  ^ 
der  seine  Arbeit  selbstgenügsam  wiederholt  einen  Versuch  nennt  und 
zugibt,  dass  seine  Anschauungen  etwas  subiectiv  sein  mögen  —  gar  keine 
Notiz  genommen.  Ais  eigentliches  Arbeitsthema  wird  endlich  (S.  9)  an- 
gegeben, es  solle  an  einer  Auswahl  von  Beispielen  gezei&^t  werden,  dass 
die  Anfänge  der  Sprache  zuerst  in  einer  bloß  „laut-nach ahmenden*, 
dann  immer  mehr  „vergeistigten  Thätigkeit"  des  Menschen  be- 
ruhten. Wie  man  diesen  Satz  aus  dem  Deutschen  allein  —  oder  doch  fast 
allein  —  beweisen  will,  ist  schwer  einzusehen.  Falsche  Auffassungen 
laufen  da  selbstverständlich  bei  den  Beispielen  mit,  man  vgl.  z.  B.  dU 
Erklärungen  von  fuhs  und  fijands. 

5.  Wein  gart  n  er  Leopold,  Die  von  L.  Book  anfgestellten  Kate- 

gorien des  ConjunctiTS  im  Mittelhochdeutschen,  untersucht  an 
Hartmann  von  Aue  (44  SS.  8*).  Progr.  des  k.  k.  OG.  in  Troppau,  1881. 
Bocks  Arbeit  über  den  Conjunctiv  im  Deutschen  ist  zweifelsohne 
eine  sehr  verdienstliche  Leistung,  wenn  gleich  manches  in  seinen  An- 
sichten subjectiv  ist.  Behaghel  hat  dies  schon  nachgewiesen,  und  der  Verf. 
kommt,  obwohl  er  im  großen  Ganzen  findet,  dass  Bocks  Begeln  sich  auch 
bei  SDecialuntersuchungen  an  einem  einzelnen  Dichter  bewähren,  besflglioh 
einzelner  Sätze  zu  eben  derselben  Anschauung.  Da  der  Verf.  bei  seiner 
lobwürdigen  Untersuchung  sich  an  Bocks  Disposition  eng  anschließt,  so 
ist  seine  Schrift  ein  bequem  benutzbares  Supplement  zu  derselben.' 


.&  Wall,  Dr.  MidbMdt  Oftrel  von  dem  blüenden  tal.  (5$  SS.  8^k 
Jakf«iWnc)tt  des  k  k.  ak»d.  06.  in  Wieo,  1881. 
Ikr  Ver^  i  mit  dieser  DichtnDg^  des  Fleier  sebon  seil  Tielen 

beicbÄn  ^  it  ein«  kritische  Ansg&be  derselben  in  Aiusieht.. 

«iscr  ielb«t  genommeiieii  Abeehriit  der  Linser  Hfti]ptb&  benatit« 
■Bell  4mm  w.  JLinjftiitchf  MaleriAl  und  du  von  GoldbAcber  edierte 
K»Mr  Fragment;  wu  Zingerle  in  ieinen  FiDdliageD  (Sittung^ber.  der 
.  Akad«  der  ITiss,  Bd.  50^  S.  i49  ff.)  von  derselben  Memner  H&ndschnft 
i  bat,  Ist  ibm  0eltimm«r  Weise  nnbekAQnt  eeblieben.  S.  3  wird  die 
I  Liiermtnr  infeeMirt,  doch  würde  ein  Hinweis  auf  Kobenteins 
.  h  174  f.,  119,  139  nnd  Wackeroftgels  Litg.  l\  274  nicht  scbiden. 
S--Ö  spricht  der  Hemusreber  über  die  Handdchrift,   hierauf  S.  6—9 
te«B  Schreiber  in  sachkundiger  Weise.  Die  S.  9—56  enthalten  den 
dm  Gedichtes  und   (im  EiuDlick  auf  eine  beabsichtitrte  Ausgabe) 
!n  reichliche  Proben  des  reconstruterten  Textes.  Die  Mittbeil ungen, 
Hr.  W.  in  seinem  Aufsätze  t^ber  den  Lantbestand  der  Hs.  bringt, 
I  wcaentlicb  ds2a  dienen,  die  teitkritiaoheo  Anmerkungen  der  be- 
idlUigteD  Aoitfabe  sn  entlasten. 

}.  Pet6l6Di£,  Dr.  K*  J.,  Konrads  von  Wflnsbnrg  Leben  and  Be- 
dentcog,  Stadinm.  Jahresbericht  des  poln.  k.  k.  OG.  xu  St  Hyacinth 
m  Krikau,  18ÄI.  33  SS.  8*. 

Die  Arh  :     r  wenie  Neues,  und  auch  dies  wenige  ist  nicht 

iBalangt  wu  i  h  wUTk^rliobe»  wenn  auch  nicht  gerade  unwahr- 

liebe  I>s'  k.r.,..,.;^  Geburtsjahr,  oder  der  V  --^  ■  ^  dea- 

mst  den  pik  und  Ljrik,  der  etwa  nticb 

^  ,  II  dies*'!'  RirVjrnng  sich  Büi.„.,  ^.-  über 

Wa  Qfoet  Hftc  -  oder  Ürkonu  I  verfügen,  ein  Arbeits- 

H^t  XU  ersciii  i  mögen ,   auf  w  o  xu   selbständigen  und 

^  rTfolleu  R<:äultat<:u  geiangen  können.  Auch  die  Analysen  von  Konrads 

I*    !  tTingcn  <die  wir  Übrigens  ^r  nicht  benMhigen)  sind  mager  genug. 

hat  sich  gani  entschieden  redlich  bemäht  Konrads  Leben  und 

iisu  kennen  xu  lernen,  warum  er  aber  seine«  wenngleich  fleiDige 

e  doch  nur  für  seinen  eigenen  Frivaigebrauch  Wert  hat,  ver- 

,   ist  nicht   recht    einzusehen.    Als    Uarioaoni   spukt  übiigens 

'  b,  ij  iwcfi  die  Manessische  Hs. 

8.  Kbnll,  Dr*  Ferdtnund»  Die  Stadtgeset^e  von  Gger  ans  den 
Jahren  1352—1460.   Jahrpsberiobt  des   k,  k.  n*  OG.   in  Grai, 
^Sepiaratabdruck,  Gmi  1881,  bei  L^/uschner  umi  Lubeosky,)  44  SS.  8*. 
Die  nun  xum  ersteniiialM  vüllhtiiiidig  edierten  ältesten  Egcrer  i^tadt- 
^  die  gleichseitig  von  t>m  und  historischem  Werte  sind. 

msammen  mit  sechä  i    xienilich  gleichen  Datums   ver- 

likhi.   Dieses  Material  bietet   nun   ein  wertvolles  Substrat  für  die 
ITirlsmicbung  der  Krage  nach  dem  Ursprünge  der  Egerländer  Mundart 
Bmusgeb-  t  lu  iUm  sicheren  Resultate,  d&8s  dieselbe  die 

■    I  Verwano  it  jener  Nürnbergs  habe*  Der  Anhang  (S.  40— 44j 

n/t  riHUe  Nachträge  xu  Lezers  Wörterbuche. 


9.  Zukal  J.,  Au^  der  TroppauerMuseumsbibliothek.  Jahresbericht 

irr  V.  t.  Oi:    i!i  Tr.  iij^:iu.  36  .^Ö.  «♦. 

r  bnngt  in  diesem  Heftchen  die  Fort^etrung 
•tiiii:  1  MUtheilangen  ausder  TroppauerMuseums- 

ibUoiliik,  i;  iiic  Vertreter  der  deutschen  Philologie  einiges 

7«<^^i«  «otl  iiter  ein  Vocabuhuium  latino-germanicum ,   Ms. 

aec.  XV   taaiuTi  a    1418). 


160  Erwiddrang. 

10.  Oroß  Heinrich,  Dentscblands  Schriftstelleriniien  und  Dich» 
terinnen,  eine  literarhistoritche  Skisze.  L  Theil,  1880  (71  SS.  8«), 
IL  TheU,  1881  (94  SS.  8«).  Jahresbericht  des  k.  k.  d.  OG.  in  Triest 

Der  Verf.  hat  sich  mit  dieser  Arbeit  viel  Mühe  gegeben;  gleichwohl 
können  wir  ihm  für  dieselbe  kaum  danken.  Abgesehen  von  einielnen 
Irrthümem  ist  bibliographische  Vollständigkeit,  das  einzige,  was  dieser 
trockenen,  nicht  übersichtlich  geordneten  Ao^Kablnng  von  Namen  and 
Büchertiteln  Wert  verleihen  kannte,  nicht  erreicht.  Der  Verf.  hätte,  nm 
sein  aufgesammeltes  Material  (soweit  es  der  Mühe  lohnte)  an  den  Mann 
zu  bringen,  am  besten  gethan,  nun  da  Goedekes  Grundriss  zu  einem  go- 
wissen  Abschlüsse  gediehen  ist,  in  Form  einer  Recendion  das  noch  etw» 
Wünschenswerte  nachzutragen.  Seine  Ansichten  über  den  ästhetischen 
und  anderweitigen  Wert  der  meisten  Frauenromane  und  Poeme  werden 
wohl  wenig  echte  Kritiker  theilen. 

11.  Zeehe  A.,ADastasiu8 Grüns  Schutt.  Jahresbericht  des  k.  k.  GG. 
in  Laibach,  1881.  46  SS.  8'. 

Der  Verf.  stellt  zunächst  (S.  3-8)  die  bekanntesten  neueren  Be- 
urtheilungen  der  Grünschen  Dichtung  zusammen,  während  erst  auf  S.  39 
bis  42  einiges  über  die  erste  Aufnahme  des  Schutt  angeführt  wird. 
Unter  den  Mteraturnotizen  der  ersten  Kategorie,  von  denen  einige  minder 
wichtige  durch  bloße  Citate  angedeutet  werden  konnten,  vermisst  man 
die  eingehende  Würdigung  A.  Grüns  von  Prof.  A.  Schöobach  in  der 
Wiener  Abendpost  10.  IV.  1876.  Hierauf  folgt  eine  ausführliche  Darlegung 
des  Gedankenganges  und  der  Idee  der  Dichtung  (S.  9—28),  an  die  sich 
Erürterungen  über  die  Gesammtcomposition  schließen  (S.  28-31).  S.  31 
bis  39  werden  Bemerkungen  über  die  Grüntjche  Darstellung  mitgetheilt, 
von  denen  einige  wohl  nicht  ganz  gerechtfertigt  sind,  zum  Beispiel  jene 
über  den  Gebrauch  des  Conjunctivs.  Verdienstlich  sind  die  (S.  42 --46) 
beigebrachten  textkritischen  Bemerkungen,  die  um  so  dankenswerter  sind, 
als  bisher  eine  (freilich  in  Aussicht  gestellte)  kritische  Ausgabe  Ton 
Grüns  Werken  noch  fehlt.  Der  Verf  hat  sich  seiner  Arbeit  mit  hin- 
gebendem Eifer  unterzogen,  obgleich  mehr  Knappheit  erwünscht  ge- 
wesen wäre. 

Weidenau.  Fr.  Presch. 

12.  Eämmerling,  Die  Geschichte  der  Stadt  Freiberg.  2.  Jahres- 
bericht des  Staats-Unter^mn.  in  Mährisch-Freiberg  iSo. 

Eine  gut  geschriebene  Stadtgeschichte,  für  welche  zunächst  die  in 
Freiberg  selbst  befindlichen  Quellen  verwertet  worden  sind.  In  Bezug 
auf  die  Gründung  der  Stadt  halten  wir  freilich  dafür,  dass  dieselbe  mit 
den  Colon isationen  des  Kuhländchens  und  der  umliegenden  Gegenden  im 
engsten  Zusammenhang  steht,  daher  die  angebliche,  üoerdies  erst  in  einer 
Handschrift  des  17.  Jahrhunderts  befindliche  Ziffer  1178  als  Jahr  der  Grün- 
dung auf  historische  Glaubwürdigkeit  keinen  Anspruch  machen  kann.  Zu 
billigen  ist,  dass  sich  die  Darstellung  streng  innerhalb  der  Grenzen  hält, 
die  sich  der  Verf.  gesteckt  hat. 

Czernowitz.  J.  Loserth. 

Diesem  Hefte  ist  eine  'Entgegnung'  des  Herrn  Schulrathes  A. 
Krichenbauer  gegen  die  Recension  seines  Buches  beigefügt.  Herr  Dr.  A. 
Bzach  hat  uns  mit  Bücksicht  auf  dieselbe  folgende  Erwiderung  ein- 
gesandt :*DiePhilippica  des  Herrn  Schulrathes  Krichenbauer  gegen  meine 
m  dieser  Zeitschrift  Jahrg.  1881  S.  603  ff.  veröffentlichte  Anzeige  seines 
Buches  ,,Theogonie  und  Astronomie**  empfehle  ich  den  Lesern  der  Gjmnasial- 
zeitschrift  zur  nützlichen  Leetüre.  Ein  Wort  hinzufQgen  hieße  nur  die 
drastische  Wirkung  der  neuerdings  darin  vorgetragenen  Expectorationeo 
beeinträchtigen.  Der  bescheidene  Hinweis  auf  Galilei  gibt  dem  Ganzen 
einen  ergötzlichen  Abschluss*. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandlangen. 


Zq  griechischen   Inschriften,    besonders  klein- 
asiatischer Herkunft. 

I. 
'Yiog  ^6l€0}g,  drj/iov  xrX. 

Was  im  griechischen  Alterthum  auf  dem  Gebiete  des  Privat- 
rechtes  die  Adoption,  das  bedeutet  auf  staatlichem  die  Verleihung 
dee  Bürgerrechtes.  Es  muss  daher  zunächst  überraschen,  in  grie- 
chischen Inschriften  und  auf  Münzen  hie  und  da  Ausdrücken  zu  be- 
gegnen, welche  auf  eine  öffentliche  Adoption  gehen,  die  nicht 
mit  der  noXixüa  identisch  ist.  Ich  meine  die  Ausdrücke  v\oq  i:^q 
nolujg^  viog  zov  dnf40v.  Boeckh  bemerkt  zu  G.  J.  2083 :  populuni 
adoptasse  filios  et  nlias  satis  constat  ....  exempla  in  titulis  fre- 
queniia  componet  index.  Der  Index  hat  leider  auch  das  nicht  ge- 
halten. Wer  indessen  daran  zweifeln  wollte,  dass  hier  in  der  That 
eine  der  privaten  Adoption  durchaus  gleichartige  vorliege,  den  ver- 
weise ich  auf  Wendungen  wie  d^fiov  vlog,  (pvaet  di  tov  deivog  (s. 
nnien  d.  6)^  oder  auf  den  umstand,  dass  einmal  ein  Adoptivvater 
und  der  dr^fiog  coordiniert  dem  wirklichen  Vater  entgegengesetzt 
werden  (s.  unten  n.  7). 

Auf  eine  Adoption  beziehen  sich  dann  auch  die  Bezeichnungen 
tiog  ßovlrjgf  y€(fovoiagt  viwv  ^)  welche,  wie  auch  die  ersteren  meist, 
onmitielbar  dem  Patronymikon  zu  folgen  pflegen. 

Allein  was  ist  der  Sinn  einer  solchen  Adoption  ?  was  führte 
n  derselben  ?  hatte  sie  überhaupt  eine  praktische  Bedeutung  ?  Dies 
hat  Waddington  in  seinem  Commentar  zu  Lebas  HI,  der  so  reich  ist 
an  ausgezeichneten  Bemerkungen,  angenommen  zu  Nr.  53:  er  schickt 


*)  yt^öifcia  und  f^o»   bezeichnen   da  die  unpolitischen  Vereini- 

ßgen  reifer  and  junger  Bürger;  über  die  etsteren  s.  Waddington  zn 
M  tu,  68,  über  die  v^oi  hat  M.  (}ollignon  gehandelt  in  den  An- 
flika  de  U  Faeult^  dee  Lettres  de  Bordeaux  18»),  8.  ld&— 151;  doch 
habe  kli  den  Anfsats  nicht  gesehen. 

l#lNkrlft  L  4.  tetorr.  OjmB.  18SI.    BL  H«A.  11 


16S         Zu  griechischen  Inschriften  nsw.  Von  G.  HitBchfM. 

Yoraos  „on  ne  satt  rien  de  positif  sur  la  noiture  de  ces  (Adoptians^^ 
fährt  aber  dann  fort :  „on  peut  les  comparer  anx  bourses  entretenues 
par  les  Colleges  par  nos  d^partements  et  nos  commanes  et  elles  AYai- 
ent  Sans  donte  ponr  bat  d'^lever  anx  frais  de  TEtat  ou  d*an  corps 
public  des  enfants  de  citoyens  paavres.  Les  inscriptions  proayent 
qne  ces  fils  adoptifs  arrivaient  sonvent  ä  d*assez  hautes  fonctions 
municipales''.  Ich  will  dagegen  nicht  geltend  machen,  dass  we- 
nigstens in  einem  Falle  neben  dem  di^iAoq  noch  ein  AdoptiT?ater 
genannt  wird,  denn  es  sind  ja  Verhältnisse  denkbar,  in  welchen  Je- 
mand —  nach  einander  —  zwei  Adoptivräter  haben  konnte.  YgL 
z.  6.  Lebas  III,  n.  408. 

Waddingtons  Erklärung  scheint  mir  aber  überhaupt  unhalt- 
bar; gegen  dieselbe  ist  einiges  schon  von  Perrot  (m^moires  d*ar- 
chtelogie  S.  176  ff.)  richtig  bemerkt  worden;  aber  seine  eigene 
Wendung  (un  pur  titred'honneur)  kann  ich  nur  als  eine  ausweichende 
Beantwortung  ansehen,  und  der  daran  geknQpfte  Yersach  einer  Her- 
leitung der  Formel  geht  auf  Zeiten  zurück,  aus  welchen  uns  Öffent- 
liche Adoptionen  irgendwelcher  Art  nicht  bekannt  sind. 

Wirklich  müssten  jene  nach  Waddington  auf  öffentliche  Kosten 
erzogenen  armen  Sjiaben,  nach  dem  Inhalt  der  betreffenden 
Inschriften  zu  schließen,  bisweilen  ein  ganz  außerordentliches  Glück 
im  Leben  gehabt  haben.  Das  wäre  ja  auch  sehr  wohl  möglich;  und 
den  Yortheil  hat  W.s  Erklärung  jedenfalls,  dass  sie  auch  für  die 
relative  Seltenheit  der  Bezeichnung  v\og  nolecDg  xtI.  ausreichend 
ist.  Aber  die  Inschriften  zeigen  auch  zum  Theil  noch,  dass  die  also 
Adoptierten  zu  bedeutenden  und  alten  Familien  gehörten ;  ja  ein 
solcher  hat  sogar  schon  h  Ttatil  die  Gymnasiarchie  geführt  (s. 
unten  n.  2),  ein  Amt,  —  wenn  man  es  in  späterer  Zeit  in  Elein- 
asien  noch  so  nennen  kann,  das  bisweilen  enorme  Kosten  Temr- 
sachte,  und  niemals  billig  sein  konnte,  auch  dann  nicht,  wenn  es, 
wie  gewiss  hier  schon  der  Fall,  wesentlich  in  der  Lieferung  des  für 
das  Gymnasien  nöthigen  Öles  bestand').  Statt  weiterer  Ausfüh- 
rungen will  ich  hier  das  Material  einfach  vorlegen.  Die  sechszehn 
Inschriften  vertheilen  sich  auf  ein  weites  Gebiet  Kleinasiens  und  der 
Inseln  (doch  s.  auch  Anm.  4) ;  die  Hälfte  derselben  gehört  sicherlich 
der  Kaiserzeit  an  und  zwar  den  zwei  ersten  Jahrhunderten,  die  üb- 
rigen acht  wohl  auch. 

')  Daraas  erklären  sich  Ausdr&cke  wie  yvfiveta$aQx^^y  ilMWtrm 
iXa{a(C.  J.  2719,  21  Leb.  III,  517),  d^xroh  (8.  Waddington  m  Le- 
bas ni,  1602,  gegen  dessen  Erklärnng  indessen  C.  J.  2782  zu  sprechen 
scheint;  es  sind  wohl  bestimmte  Portionen  gemeint);  so  erklärt  sich  auch  auf 
einer  Olympischen  Inschrift  fArch.  Z.  1878,  n.  145)  yvuvaauiQxil^ng 
olxiiotg  %al  itvaSip  ßaatXtn^,  ein  Ausdruck,  der  Dittenberger  nnver- 
ständlioh  blieb.  Ja  sogar  von  einer  Torttbergehenden  ÖUeistnsg 
kann  es  dann  heißen  yvuifacta^fiigag  nditag  Trjg  io^r^g  ^ui^ag  Hptog 
rov  Üaiov  tHfAfig  ^M  (Lagina;  ballet  de  V6eo\e  Fr.  Y  185  und  sonst 
ähnlich).  Und  endlich  kann  es  dahin  kommen,  dass  yvfjivfiataifj^^p  nur 
noch  allgemein  die. Bedeutung  ein w  mit  Leistungen  verbnndanenXieitajiff 
hat,  wie  gewiss  C.  J.  4275  (in,  p.  1124)  »  Leb.  lU,  1259  (Xan^osT: 
yvjtiißaawQx^^fK  "^i  iftfAVOtaTfig  ya^vtfiag. 


Zu  prfe&hlacheQ  Ifitcbriften  qbw^  To&  Q.  Eindiftld.         Ifli 

l^AphrodisiaSr   Lebas  lU,    n.    1 592 :   %^oxXrjg  *£^f4a- 

0Vt   ofXiB^hg  %ai  ifJB4pai^rjip6^og,  vlog  nolimg  und  g^ln 

r«b  b&beD  aus  eigenen  Mitteia  ein  Bad  mit  alldja  Zobehör  erbanl. 

2.  Siratonikeia  Lebas  III,  535:  £s  handelt  sich  am  ein 

viot  tt^g  nolEüf^,  Oymnasiarch  twt^  vimy  iv  natöi,  dann 
PHtstor«  dann  als  Gesandter  in  Born  —  natürlicii  anf  seine  Kosten, 
. «.  Mm  tc  Xoirtä  ftayra  uaqaaxoftivov  tTj  ncn^äi. 

3.  Stratooikeia  C.  J.  ü,  2719:  fhov  0Xaßi€m  Movwo^ 
}  Kv^¥tf  ^iv^iov  ffiloqtü^iatoi,  q^tloasßaaTov,  q^tXofiatqtdog^ 

fuS^tJS  noXeotg,  jiQwß^vaaviog  jtqo^^  toxm;  ^ßamovg  u.  8« 

m  folgt  eine  Reibe  von  Leistungen  ^  Prie&terAmter,  Zweikilmpfef 

i,  Bewirtungen,    Gjmnasiarcbie,  Gesandtschaften  — ,  wie  sie 

bei  bedealendem  Vennögen  nnd  zugleich  angeaehener  Stellung 

llicb  sind. 

4.  Aezani.  Lebas  lU,  n.  881  (0.  J.  3831  a  S)  Eath  und 
Mk  ihren  Miy^idia  Mn^^A^oig  vier  trjg  noX^wg  tc^am«» 
~     in  iig  %ov  ^iog  xai  noXXa  (piloöo^i^aayTa  tj  /ror^idi. 

^.  In  Phrygien  zwischen  üschak  nnd   Karahissar :  xcu  ^ 
tnövrtig  ^Pojfialoi   hei^tjixar    T.  Klcd^ioy  S^fiiatctyo^v 

~'^]or]4ii>'  €]t€^yt}xcfza  xrpf  te  noXiv  Kai  tov  i^jitov;  demnach  wohl 
«isehnlicher  HerknnA. 

6.  AssDS  C.  J,  3570r  An  einem  Epistylion  ix  %f^g  nQoao* 
*&¥ OYfjw  u)v  anihmv  ug  imexsir/p  t^g  noXeo^g  KXeo- 

ww^atcg  viog  ^6X$o}g,   (pvau  6i  l^/r€XAi^iiiyTog  iTr^enccraa^)/. 
Folgende  vier  bieten  vlog  toi  d^^o t% 

7.  TeosC.  J*  3082:  Die  Dionysischen  Techniten  und  deren 
fwai  ehren  Tißiqiov  KXavSiov  Mvaoi^axov  v\6v  nal 

^öv  i^fiov,  ifia^i  d€   'Eofio^iawüVy  Kt^ivt^  0iXiai^ia  wegen 
~^lMi»der  Austattnng  der  aytÜfig  xtX,  —  Vor  die  Adoption  daroh 
\&^fiog  scheint  C%  J,  3081  211  fallen. 

7  a,  Taos  C.  J.  3083.    Wie  es  scheint,  ist  es  die  Stadt, 

^Viick«  denselben  ehrt  ivcsßij,  tpiXoaißaatGv  xai  q^ilMncti^tv, 

fiop  yi^uaytu  (A  galt  als  Einer  der  GrDnder  der  Stadt)  'i^okkk 

j  M»  ^9)faXa  %m  xa^*  tva  xoi  xo/*7;  rfj  na%f^di  nuf^tffx^^^^^* 

liim^frij  woifA/§ov^  $laau    eavz^   re  xai    rfi    nat^dt    avö^ag 

f9n*ü9tn,   (Wird  ihm  hier  vielleicht  der  Titel  verliehen?) 

8.  Smrrna  C*  J.  3173 :  Datierung  ....  nQarsvovTog  (des 
iBakchos)  dta  yiyovg  l\  'lovXiov  0aßh  Mi&Q€ag  tov  dt}  1^0 v 
itSof,  tfiXöatßaCTOv  , . , ,  (im  Jahre  80  n,  Chr.}* 

0.  Kos,  annaaire  de  rassociation  ponr  rencouragement  des 
^iMts  grtfqaes  en  France,  annee  1875,  S.  271 :  ^€ötg  nctr^i^ig 
"'  ^  iyuag  iatov  2r€^T*riot%  ^HgoTÜUljov  tiov  Sb'CHjpü/vf-o^. 
I yiZoxaiaa^og,  ffiXocfißacwov,  (piXoid.Qvdiov^  ddfiov  viov  q^Xo- 
Imitfidt^g^  Mvüißovg^  «re^'^a  rag  nai^idog.  Ihm,  dem  Arzte  da« 
lliiirr  ClmadtQs  verviankteCos  die  immunitas  nachTacitus  ann*  XII. 

11* 


104        Za  griediischen  InscbTiften  qbw.  Von  CF.  Hiridhfeld, 

61.  Ton  ihtt  ala  einem  do/u[ot;  i;io^  ist  wohl  auch  die  Rede  im  bol- 
letinde  Tdcole  Fr.  V,  S.  474,  wo  auch  auf  ihn  eineBronBemfinze  der 
Ineel  bezogen  wii'd. 

10.  Ko  8  bull,  de  T^cole  Fr.  Y,  S.  229,  d-eolg nct%^QfffOtg  inif 
Tag  ...  iXQav&üdajiiov  viov  {<p]iloft<iT^ld}ogf  tifCDOit  [€]vif^ 
yha  Si  läg  nolljiog  irfozfjQiag^ 

Diesen  Inschriften  schließt  sich  zunächst  an 

11.  eine  in  Amastris  gefundene,  welche  Perrot,  mdmoires  d* 
archdologie  S.  168  yeröffentlicht  hat:  Bath  und  Volk  ehren  ^[v- 
Xov]  KttiTfuhov  Fatov  tiov  KXovüTOv/iei^if  nQaxXov  top  ilov- 
Tagx^  xat  ^^aßa^xtjv^  xai  vlov  rtjg  uiiößov  ftQtav^ioi^ä 
Twv  hiao%eu!iv  naaijg  a^^  7^^^- 

Iloiig  und  ysQovaia  vei-einigt 

12.  Eos  bulletin  de  r^oole  Fr.  V,  8.  229 :  ^€oig]  noTQtfOi^. 

Xeog  yial  yeQovaiag  vlov  evcQyiva  zag  fvavQidog. 
F&r  viogysQovaiag  führe  ich  zwei  Beispiele  an : 

13.  Thasos  0.  J.  II,  add.  n.  2163  d,  besser  bei  Conze» 
Beise  auf  den  thrak.  Inseln  8.  18  cf.  Taf.  IX,  2,  an  einem  grelkn 
Marmorsarkophage  in  späten  Zfigen:  TloXladrjg  StoaUopolgli  vog 
tTjg  yegova-lag  luxi  d(ixi€0evg  xcu^e.  .      •; 

14.  Erythrae  Lebas  III,  n.  53:  fj  ysQOvaia  hdpttffHv  iK 

TWV  ldi(üv  nqocaduiv 0eq tov  vlov  Ttjg  yaoovdag 

äyoQavofirjaavTa  xtX.  . .  .aQezrjg  ^venaxaievvolagT^geigmwriv^ 

Eia  vlbg  ßovXijg  erscheint 

15.  in  Tralles,  Leb.  III,  o.  1652  ein  der  Datierung;«^ 
XUQarevovTogiiaidyfavaS'eT&vvTog  hc]ijf  [die  Abschrift  PH)jr.  ^lovu 
0ili7t7tov  vov  ßovXijg d^x^^^ Aaiac, xai ayotvod^erov dm ßiov 

Endlich  16,ehreu  zu  AphrodisiasnachLebasIII, n.  1602 
c :  Ol  veot ToigwxJüUcTaignai fieylcTaig  xal  jc^unaig  ^  TetfjUugUld^ 
^OTov  N^ixoTeifWv  t(A  ^AQTBfiidd^v  tov  Zrjvuivog  "^lef^xmg 
vlov  vi(0Vf  avdqcL  fiiyav  (piXoTtOTQiv  xai  (füüOTtokelTriv  xctt  «v- 
efyhtjv  xai  yLTiotriv  yeyovoTa  dia  jtQoyoviov  tov  öt^fiov^  folgt  eine 
Beihe  gioßer  Leistungen,  an  deren  Schluss  kuxi  did  Trpf  rtqog  Tovg 
viovg  q)iXayadx)v  öidd'eaiv;  dann  Ttjv  di  dvad^eaiv  tov  dydXfiarog 
naftoirjad'ac  TOvg  viovg  hi  twv  idiwv. 

Ich  bezweifle  nicht,  dass  diese  Beispiele  sich  yermehren  las* 
sen  oder  doch  vermehren  werden^);  zur  Feststellung  des  Ursprung* 
liehen  Sinnes  der  Formel  aber  reichen  sie  aus. 


*)  Die  TtQmat  x^kf^aC  (auch  C.  J.  4266,  Sidjma)  werden  erklärt  als 
iixo)v  ^nCxqvoog  nai  dv9oiavxog  uvaaraatg  Leb.  III,  1221  (Balbdra), 
ebenda  u.  1222  kommen  aivTfgttt  ruiAtti  vor; 

^  Schon  jetzt  bemerke  ich,  dass  ich  Ankjra  GaL  übersehen 
habe,  wo  vlog  ipvXrig  C.  J.  4018  f.  cf.  4026  S-vvotiiq  fAtirgondr^ 
litos  C,  J,  4030  vgl.  auch  Perrot,  Exploration  8.  235  n.  124.  Die^rie«, 
Sterin  in  Sparta  ^Earta  nolctog  ist  zweimal  zugleich  d'vydrrjgnd-^ 
litös  C.  J.  1253,  1442.  vlSg  noletog  in  Sparta  1242,  1247,  1255.  Wtör 
7r6X€o>g  xttX  nartiQ  ßovX^f  in  Megara  C.  1058.  Diese  Beispiele  hostih 
tigen  in  erwünschtester  Weise  die  oben  gegebene  Deutung.  ,i 


•iechischen  Inscbriften  utw.  Von  Q,  Hirschfdd. 


\m 


Ueigt  sich  in  den  meisten  Fällen  ^n&clistnocb  deutlich,  dasf» 

'nit  aDgeseheoen  and  begüterten  Männern   zn  UiQn  haben: 

liabeQ  Ämier  deuten  auch  da  auf  Herkunft  aus  bedeutenden  Fa- 

lien.   wo  das  nidit  ausdrückljch  hervorgehoben   wird,    wie  In  5 

Am  wichtigsten  aber   ist  die   auf  der   Hand   hegende  Boob* 
l^edtiniig,  dass  die  mal   genannten  gerade  am  d  i  e  Körperschaft  sieb 
rerdtenste  erworben  haben,  welche  sie  ihre  Sdhne  nennt 

Das  ist  ja  auch  bei  den  MQnzen  der  Fall.  ( liag  t^^  noismq^ 
\!Aq^odiiJuijj¥^  KoTtaiüiv  Mionnet,  Phryg,  n.  442  und  445, 
p^  Carie  n.  131,  Phryg.  u.  19G):  denn  diejenigen,  welche  dort 
"^ia  yat4Urstadt  ihre  SOhue  neunt,  sind  es  eben,  die  dnroh  ihre  Mittel 
ihr  %u  der  so  überaus  erwünschten  TorQbergehenden  Ausprägung 
verhelfen  haben.  Der  Gedankengang  war  also  offenbar  dieser :  im 
iPri vatieben  findet  Adoption  statt«  damit  der  Adoptierte  seiner  Zeit 
in  die  Rechte  des  Vaters  eintrete;  Städte  und  Genossenschaften 
adoptieren,  weil  der  Betreffende  —  gewiss  fast  immer  ein  Einhei- 
ber  —  sc!  isam Sohnespflichten  gegen  sie  erfüllt  hat 

gbd   swei  spußkie  für  dasselbe   Verhältnis.     Von   den 

^  r*m  solcher  , Söhne**  xar*  i^a^i^v  lebten  lum  großen  Theil 

«U«  c^^siis  KJoinasiens  in  der  Kaiserzoit  ^). 

Ob  null  die  letztere  Adoption   in   einem   wirklichen  Acte  be> 
oder  oh  dieselbe  in  der  That  nur  als  Ehrentitel  durch  gemein- 
Beschlusa  einfach  verliehen  wurde,    was   mir  im  allgemeinen 
chelnlicher  ist,  ündert  nichts  ander  Sache.  Auch  ist  klar»  dass 
I  im  griechischen  Alter th um  nichts   gibt^   was  unserem  ^^Ehren- 
(bürgir**  und  „Ehrenmitgliede"  mehr  analog  wäre^  als  die  eben 
tiandelten  Ausdrücke.  Und  merkwürdig  wäre  es,  wenn  die  auch  in 
liefen  Dingen  so  erfinderischen  Griechen  sich  das  hätten  entgehen 
»n;  es  ist  da  nur  auffaltend,  dass  die  behandelten  Ausdrücke 
rb&ltoiaiDäßig  so  selten  vorkommen. 

IL 
A  im  griechischen  Osten. 

Die  Künstler  Timocharis  und  l^ylhokritoe. 
Der  Olympionike  Glankou  von  Athen. 
AthaDOdoros  Agesauders  Sohn  von  Rhodos. 

Fir  die  r     ^  h\  von  Olympia  bei  Paasanias  kommt  mir  Alles 
af  an,  niu  u,  dass  seine  sachlichen  Angaben,  welche  be- 

fudtn  das  V.  und  IV.,  weniger  schon  das  III*  Jahrhundert  be- 
fto,  Tor  der  Mitte  des  n.  Jahrhunderts  vor  Christus 
^eo;    und    iwar  durchaus   versiegen   bis  auf  wenige  Aus- 
iaksMi,  welche  der  Zeit  des  Schriftstellers  selber  nahe  stehen  und 


^\  Mehr  fint*  Specnlation,  eine  captatio  benevolentiae  fand  statt, 
SlfHllanj?  d*'r  SobDeipflichten  wurde  «r wartet  In  dem  so  vielfrü- 
«a  fialle  der  kari^chtn  Fürvtin  Ada,   welche  Alexander  den  Groü^n 
IftAeptiifte  Arrian  1,  23.  Das  stand  aber  wohl  kaum  vereinielt  da. 


166         Zu  gnaobischeii  Insdirifteo  niw.  Yön  C^  HimehfdL 

welche  als  eine  besondere  Kategorie  leicht  zu  charakterisieren  sein 
werdea.  Die  letsten,  jüngsten  Künstler  einer  Siegerstätae  unter 
denen,  welche  überhaupt  jetzt  zeitlich  bestimmt  Werden  können, 
sind  die  Sahne  des  Polyklee  (YI»  12^  8),  welche  indessen  nach  dim 
neuesten  Funden  auf  Delos  von  Homolle  zwischen  190  und  167 
vor  Chr.  fixiert  sind  (bulletin  de  r<cole  Fr.  Y,  890  ff.).  Brunn 
(Künstlergesch.  I»  520  f.)  hatte  aus  einer  ungefähr  gleichen  Be«* 
obachtung  ableiten  wollen,  <  dass  der  Gebrauch,  Siegerstatuen  aufto- 
stellen  auf  eine  bestimmte  Periode  beschränkt  geblieben  sei ;  dieser 
Schluss  war  scharfsinnig  und  damals  verführerisch.  Jetzt  lehren 
die  inschriftlichen  Funde  zu  Olympia  uns  etwas  ganz  anderes, 
nämlich  dass  es  um  jene  Zeit  nur  mit  der  Weisheit  des  Pau- 
sanias  ein  Ende  hat;  ich  werde  das  an  einem  anderen  Orte,  in 
der  Arcfaäöl.  Zeitung  ausführlich  zu  erweisen  suchen.  0m  mir'  4a 
eine  längere  Auseinandersetzung  zu  sparen,  will  ich  hier  eine  Um- 
schrift besonders  behandeln,  welche  den  festgeschlossenen  Bing  an* 
scheinend  sprengen  könnte,  und  die  auch  an  sich  zu  einer  BrOr» 
terung  herausfordert.  Es  ist  die  Inschrift  des  Bhodischen  Künstlers 
Pythokiitos^  von  welchem  wir  schon  zwei  Inschriften  besitzen  yön 
Lindos  und  Bhodos  (Meine  tituli  73  und  73^),  und  dessen  Yater  Ti* 
mocharis  von  Eleuthemae  aus  einer  ganzen  Beihe  von  Inschriften 
bekanntgeworden  ist.  Die  Inschrift  ist  in  Olympia  gefunden,  süd- 
lich vom  Zenstempel  der  sechsten  Säule  (von  Westen  gerechnet)  ge- 
genüber, nur  11  Sehritte  von  der  Altismauer  (Arch.  Ztg.  1879  n. 
229),  sie  lautet:^  ^ 

o  dmtog  6  ^E^&galtov  \\-*En:i^iQor^v  MrjVQodio^ov  \\  nx^ 
aavraavö^g  nvyfiijv  ||  ^OXiuTtia  dtg  xat  Tf}P  neQiodov  ]\  nv9o^ 
XQCTog  TifioxßQiog  "^Podiog  inotfl^ 

und  bezieht  sich  aiif  die  Siegerstatue,  welche  Pausanias  YI,  15,  6 
erwähnt,  ohne  den  Künstler  anzugeben. 

Leider  ist  es  immer  noch  nicht  gelungen,  in  den  Kreis  rho^ 
discher  Künstler  aus  Inschriften  (tituli  n.  65  ff.)  eine  feste  Ordnung 
zu  bringen,  großentheils  wegen  der  Publication  in  den  elenden  con- 
ventionellen  Typen,  die  ich  anfange  für  gemeinschädlich  zu  halten. 
Da  man  sich  doch  nie  entschließen  wird  90dl  soll,  jede  Inschrift  zu 
facsimilieren,  so  ist  das,  was  noth  thut,  eine  reiche  Mustersamm- 
lung in  genauesten  Facsimilien,  auf  welche  man  sich  stets  beziehen 
kann;  damit  wäre  außerdem  viele  vergebene  Mühe  und  Papier  ge- 
spart. Die  Typen,  die  häufig  doch  nichts  Bechtes  geben,  verführen 
geradezu  zur  Ungenauigkeit ;  wie  wenig  Yerlass  gerade  auch  auf  ^6 
Publication  hieher  gehöriger  Inschriften  ist;'fjrill  ich  nur  an  eltlfam 
Beispiel  zeigen,  welches  Foucart  mit  mehreren  Inschriften  desTltho- 
charis  zugleich  herausgegeben  hat.  Auf  der  Künstlerinschrift  des 
0vl^g  (tituli  n.  70)  kommen  nach  der  revue  atch^l.  XI,'298  Voi^': 
n,.z,  A,  o,  N ;  die  Abschrift  von  Foucart  wird  wohl  mit  dem  Stein  über- 
einstimmen, den  ich  selber  im  April  1874  in  Bhodos  abgesbhriebeo, 
und  der  in  festetf  schönen  Züg;en  bietet  pc»n  und  ein  Sigma 'iw* 


Zu  friediifeben  luecbriften  nvm.  Von  G,  Hind^feU.        H7 

schiedener  Form,  auch  bisweilen  mit  kleinen  Äpicee,  aber  durch* 
gehend»  mit  mehr  oder  minder  divergierenden  Schenkeln. 

Unter  solchen  Umstanden  würde  die  Beschäftigung  mit  diesem 
Kreise  im  Augenblick  ziemlich  hoffnungslos  anesehen,  wenn  ich  nicht 
inßülig  im  Besitse  einiger  Mittel  wäre,  welche  die  Sache  fördern 
kennen. 

Der  Herausgeber  in  der  Arch.  Ztg.  a.  a.  0.  glaubt  bei  den  In* 
eehrütsn  des  Timocharis  und  Pythokritoa  noch  ausdrücklich  herTor- 
hfbwi  zu  müssen,  dass  dieiselbea  erheblich  älter  seien^  als  die  Kaiser- 
Mit;  pWeit  über  die  Mitte  des  zweiten  vorchristlichen  Jahrhunderts 
wird  allerdings  die  Inschrift  (des  Pythokritos)  keinenfalls  hinaufge- 
setzt  werden  dürfen^.  Nach  der  a.O.  gegebenen  PublLcation,  die  eint 
wahre  Musterkarte  verschiedener  Alphabete  ist,  würde  man  sie  sogar 
lÄr  erheblich  später  halten.  —  Beiläufig  bemerkt  ist  es  recht  lu  be- 
dauern« dass  man  nicht  Mühe  und  Kosten  daran  gewendet  hat,  die 
Olympischen  Inschriften  einmal  atle  genau  nach^^ubilden ;  die  Gdle« 
gAiheit  war  günstig.  —  Die  Inschrift  des  Pythokritos  sieht  aber 
nach  einem  Abklatsch,  den  ich  mir  im  August  1880  in  Olympia  ge* 
Dommen,  ganz  anders  aus,  wie  in  der  Arch.  Ztg.;  zunächst  ist  in 
allen  Zeilen  ein  analoges  Alphabet  gebraucht,  nur  sind  auch  hier  die 
Buchstaben  der  KQnstlerinschrift  kleiner  als  die  übrigen  (c  0,022 
gegen  c  0,031);  der  Ductus  ist  sicher,  der  Eindruck  keineswegs 
kleinlich,  die  Hasten  sind  stark,  und  die  meisten  derselben  haben 
an  den  Enden  nicht  kleine  Querstiiche,  sondern  sie  rerbreitern 
sich  da  nur,  wie  das  schon  an  der  Weiheinschrift  Alexanders  d.  Qr. 
lu  Pritne  ein  mir  vorliegender  Abklatsch  xeigt ;  das  Sigma  variiert 
fon  fa«t  parallelen,  nur  leise  geschwungenen  äußeren  Schenkeln  (in 

»Sh^^c  und  <^7c)  bis  zu  divergierenden  (in  irrorjaE)',  dasselbe  findet 

'  ''',  dessen  mittlerer  Querstrich  überdem  kun  ist; 

rikel  des   My  divergieren  durchgehends,  Kappa  hat 

>  fwi^i  kurze  Qaerschenke),  kurz  die  Inschrift  sieht  ganz  anders  aus^). 
Zierlich  geschwungene  Formen  finden  sich  nach  einer  guten  Beob- 

[arbtnng  Purgolds  (Arch.  Ztg.  1881  zu  n.  390)  auch  an  den  Auf- 

ifl^n  far  Ptolemaios  (II)  und  Arsinoe,  sowie  beim  Athener  Glaukon, 

da  gibt  sie    die  Publication    nicht    und    sie    sind    doch,  wie 

FtMi  bald  feigen  wird,  recht  wichtig.  Ich  spreche  absichtlich  luletzt 

(tbtr  Alnh;i  utul  Pi;  richtig  ist  der  gebrochene  Querstrich  im  a  und 
lU»  n,  Jessen  oberer  Querbalken  nur  in  ^VXxfinia'^ 

(to4  ^i^  r.c^.t^i^t.  j  ein  wenig  Ober  diesenkrechteuHastae  hinausgeht. 
Itit  diifiin  Zeichen  haben  wir  uns  vor  allem  abzufinden;  ich  theile 
i*ar  v<»llkonimen  die  Ansicht  ü.  Köhlers  (in  der  praefat.  zu  C.  J. 
Att  11,  1)  Über  das  Precäre,  was  der  Gebrauch  solcher  Einzelheiten 

^fllr  f  tnane  tcitliche  Fixierung  hat  nnd  halte  im    allgemeinen  auch 
r^0#8iimmthattung  einer  Inschrift  für  das  Wichtigste;  aber  a  und 

^  Ith  will  dat  nicht  den  Ab»chreib«ra  in  Olympia  sar  Lftit  legeo; 
auch  die«e  würden  die  Abschriften  ihrer  Vorgänger  nicht  so  häufig 
'  ^fividlcri**  h&beti»  weuit  nie  deren  Originale    und  nicht  blo5    dt«  Publi« 
cation«o  «iugcsehen  hittto. 


Itf8         Zq  griecUschea  Inscbriften  usw.  Von  G.  HirsebfM. 

n  scheinen  hier  mit  gehöriger  Rücksicht  auf  die  übrigen  Zeichen  d^r 
Inschrift  eine  gewisse  grobe  Bestimmnng  zuzulassen. 

Dittenberger  hat  in  der  Arch.  Ztg.  1876,  S.  139  ans  der 
Athenischen  Inschrift  0.  J.  Att.  III,  2  n.  446,  —  die  auch  ich 
früher  aus  anderen  G|*finden  in  die  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts 
vor  Chr.  gesetzt  hatte,  Arch.  Ztg.  1872,  S.  26  £  —  für  Grieche  nr 
land  gefolgeH,  dass  etwa  um  150  y.  Chr.  der  Gebrauch  von  a  be- 
ginne. Man  kann  aber  dabei  die  Vorfrage  nicht  umgehen,  ob  auch 
noch  in  späteren  Jahrhunderten  die  griechischen  Inschriften  einer'- 
8eit6  einen  localen  und  andererseits  einen  davon  getrennten  indivi-: 
-duellen  Charakter  bewahrt  haben,  wie  das  letztere  z.  B.  für  die  In* 
echrift  des  Joniers  Mikon  in  Griechenland,  in  der  Altis  Fr&nkel  be« 
merkt  hat,  (Arch.  Ztg.  1876,  n.  33)  und  Kirchhoff  für  die  des  Ab- 
deriten  Python  im  Piraeus  (Studien^).  Ich  glaube  die  gestellte  Torfrage 
sowohl  für  den  vorliegenden  Fall  nach  der  Gesammthaltung  der^^- 
«chrift,  wie  auch  im  allgemeinen  und  auch  für  eine  noch  viel  sp&t^re 
Zeit  bejahen  zu  müssen  und  begnüge  mich  auf  das  Beeret  der 
Achaeer  für  Hadrian  hinzuweisen,  dessen  Olympisches  Exemplar  (Arch. 
Ztg.  1879,  S.  52n.  227,  1880,  S.  62)  Ä€zec<|>w  bietet,  während  das 
atheniche  Exemplar  (C.  J.  Att.  III,  1,  n.  18)  die  Formen  JAxenez^a 
zeigt.  Dadurch  mag  man  sich  warnen  lassen.  Jedenfalls  wird  man  mit 
mir  in  dem  Veto  einverstanden  sein,  welches  ich  dagegen  einlege,  daas 
man  aus  Localen,  die  zufällig  reich  an  Inschriften  sind,  ohne  weit 
teres  allgemeiner  gültige  Regeln  ableite;  auf  der  andern  Seite  wird 
nichts  dagegen  einzuwenden  sein,  wenn  ich  für  die  Inschrift  des  Py« 
thokritos  voraüglich  diejenigen  seines  Vaters  Timocharis.  und  aus  der 
Altis  lediglich  solche  heranziehe,  welche  ebenfalls  von  Männern  aus 
dem  griechischen  Osten  herrühren,  wo  auch  noch  in  späterer  Zeit 
die  Entwickelnng  der  Schrift  dem  Mutterlande  immer  etwas  voraus 
gewesen  ist.  Die  beiden  anderen  Inschriften  des  Pythokritos,  den 
übrigens  Plinius  bekanntlich  in  seinen  Aufzählungen  erwähnt, 
welche  auch  nicht  über  die  Mitte  des  zweiten  Jahrhunderts 
V.  Chr.  herabzugehen  scheinen,  —  die  beiden  anderen  Inschrifteilt 
sage  ich,  sind  leider  zu  ungenügend  wiedergegeben  (Rhein.  Mna« 
IV  170,  n.  4  und  L.  Ross,  Hellenika  S.  109,  danach  Asn;  dagegen 
Archaeol.  Aufss.  II,  S.  594  n  und  p).  Dasselbe  gilt  von  den  fol* 
genden  vier  Inschriften  seines  Vaters  tituli  72  und  72  c  (Lindes) 
72a  (Astypalaea)  72b  (Rhodos);  Nr.  5  (72 d)  aus  dem  noch  östli* 
cheren  Sidon  ist  neuercUngs  nach  einer  Abschrift  Waddingtons  pub« 
liciert  worden (Lebas  inscr.  III,  n.  1866a):  sie  hat  Azn  (die  frühere 
Abschrift  n) ;  dazu  kommt  jetzt  als  Nr.  6  eine  kurze  Inschrift  von 
Karpathos  (buUetin  de  l'^cole  Fr.  IV,  261),  deren  anscheinend  ge- 
naue Publication  Anc  bietet,  wo  kein  Anlass  vorlieget,  mit  dem  He« 
rausgeber  in  .  .oxafL. .  nur  den  Vaternamen  des  Künstlers  zu  sehen. 
Endlich  hat  sich  bei  näherer  Untersuchung  im  brit.  Mus.  herausge* 
stellt,  dass  auch  die  knidische  Inschrift  bei  Newton,  discoveriee  p. 
752  tab  XCI  (tituli  n.  93)  ein  Werk  des  Timocharis  trug;  diese  -^ 
Nr.  7  — ,  von  welcher  ich  ebenfalls  einen  Abklatsch  besitze,  t-  xeigi 


Zu  f rleclklscliefi  In^cliriftea  ntwk  Ton  O.  J^B^td^lL 

[pj  i4&n  Sigma  mit  fast  paraDelen  äußeren  Schenkeln,  neben  a  itb^r 
\ikün  dieübergaogsform  a  mit  gebogenem  Qaereirich,  die  uns  aucli 
l#oQät  als  Mittelglied  zwisebeti  a  und  a  bekannt  ist.  Die  Inschriften 
I4es  Timocharis  nach  der  jetzt  so  beliebten  angeblich  wissenschaft- 
hiclien  Methode  chronologisch  ordnen  zn  wollen,  fallt  mir  natürlich 
luicht  ejii;  nnr  lege  ich  Gewicht  auf  die  Übergangsform  des  Alpha 
ytnd  auf  das  zweimal  gesicherte  p. 

Es  ist  mir  bisher  nicht  gelnngeo  (flr  den  Timocharis  einen 
in  Zeitpunkt  zu  gewinnen ;  Waddingtou  a.  a.  Q.  nimmt  für  ihn 
rotx  des  n,  welches  er  gibt,  das  IlL  Jabih,  v.  Chr.  an,  Wäi-e,  wie 
Hrrmann  Termotbet  hat,  der  in  tiiuli  ?!^b  Geehrte  und  von  Ti- 
bocharis  in  Erz  gebildete  identisch  )ml  dem  Xeuophautos  bei  Poly- 
IV,  50,  60  wQrden  wir  etwa  das  Jahr  220  v,  Chr.  gewinnen; 
er  beweisen  lä»^t  sich  das  nicht,  und  wir  dürfen  nur  constatieren, 
Timocharis  und  Pythokritos  unmittelbar  vor  und  nach  dem 
mg  der  Form  des  Alpha  zu  a  gelebt  haben,  weil  Nr.  7  des  Ti- 
loehmris  auf  dieselbe  vorbereitet,  Fjthokritos  sie  schon  gebraucht. 
ITiDji  tritt  nun  a  in  diesen  Gegenden  auf?  In  den  Inschriften  von 
iMotr  deren  groüe  Zahl  einen  Schluss  gestattet,  und  deren  Heran- 
a^hu»g  hier  durch  die  Nähe  gerechtfertigt  wird,  beginnt  a  etwa 
Jjrem  Jahre  170  vor  Chr.  (Waddington  zu  Lebas  III  n.  251).  Hie- 
!  koiDBit,  dass  das  scharfkantige  n  de&  Pythokritos  auf  dem  Boden 
'  Alliif  um  die  Mitte  des  II,  Jahrb.  nachzuweisen  ist '),  für  den 
lecUscben  Osten  also  unbedenklich  noch  etwas  früher  angesetzt 
kann:  man  kann  demnach  nicht  bloß,  sondern  man  muss 
loaebrllt  des  Pythokritos  in  die  erste  Üälfte  des  zweiten 
rorcbr istlichen  Ja h rhu  nderts  setzen^  während  diejenigen 
D68  Vaters  zum  großen  Theil  oder  ganz  noch  in  das  dritte  ge* 

J%  die  Inschriften  könnteu   eher    noch   etwas   hinaufgeritokt 

itfd^    nach  Maßgabe  einer  anderen    aus  dem   griecb.   Oateu,    aus 

9»  die  auch  in  der  Altis  gefanJeu  ist,  und  die  ich  hier  an- 

eliUtA«!,  einmal  weil  sie  a  neben  a  und  n  bietet,  und  chronologisch 

ilieh  eng  zu  umschreiben  i^t,  besonders  aber  auch  weil  dadurch 

'  tiütn  tateressaoten  hii^torischen  Punkt  endgüttg  Aufklärnog 

Tef&doiffi  wird.  Der  ei-ste  Herausgebor  hat  sich  das  entgehen  lassen* 


b 


*)  Ich  wähle  nutürlich  tiur  sicher  datierbare  loBchriften:  soArch, 
.  UJ79,  Ö*  127  n   258,  fttr  Q,  CAeciliaa  Metellaa   Maced.  vom   Jahre 
?.  Chr  ti«ben  a!  An^h.  Ztg.  1B78,  8.  13L  n.  86  n  und  n  (neben  a) 
ttarr  Mtinituiusiutschnft.    —   VVm   Urkunden    aaderer    Art,    die    man 
iatner  ohne  wüit<^rei  mit  IChrt*n-  und  Weibeinschriften  vergleichen 
.  bat  Aroh,  Zttf.  1879,  S.  12»  icf.  1881,  8    191»  twiidien  167—146 
Civ*  n  oiid  p  iitfWn  A.  Die  Knuiüiiischhft  der  Mesaenier  von  c.  140, 
Chtfmkter  die  FubUcation  Arch.  Zt^.   1876^  8.  128   nicht  wieder- 
qb4   10    welchi-r    tn.MTt    XiL.  iiirTi."  ft.  0»  S.  230    leider    gänzlich 
lOln  i*i»  hat  Uen  h).  Nur  die  Liste  der  Cultu*- 

Mi  Arch.  Ztg  i<i  von  OL  190^20    for  Chr.  hat 

n  und  a  wifdt^r  ein  n^  nWi  ^tieae  Listen  tcheiDeB  auch  aiu  an* 
Grftndeii  e'mc  be^gridere  liourtheüung  lu  f erlangen. 


170         Za  grieehkoben  Ingcltriften  ntw.  Yon  O.  HinekfM. 

Es  ist  die  olympische  Inschrift  n.  231,   welche  in  der  Arch.  Ztg; 
1879,  S.  55,  so  wiedergegeben  wird*): 


KAEOYZ 


AIO^BAX 
^ZIAlZZ^IiS 

-NAET 
ZE/NEKI\N 
3^l»OXTONl^ATEPA 
///AAfeA^F^N 
TONA  HM^N 


Dittenberger  a.  0.  I&sst  anentschieden,  welcher  Ptoleiiuieer 
gemeint  sei,  nur  setzt  er  hinzu,  dass  die  Schriftformen  nicht  ge-< 
statteten,  über  das  zweite  Jahrhundert  vor  Chr.  zurflckzngehen.  Hier 
hat  sich  die  zu  geringe  BQcksicht  auf  locale  Unterschiede  ger&cht. 
Aus  der  Umschrift  a.  0.  ist  nur  hervorzuheben,  dass  der  Bnch- 
Stabe  am  Anfang  der  dritten  Zeile  als  w  bezeichnet  wird.  (. .  ,(ava 
'EteoxXiovg). 

Den  Sohn  eines  Et eo kies  kennen  wir  recht  gut:  erhdflt 
Olaukon,  ist  Athener  und  Ol jmpionike,  avi^o(£t^  ^TTt  SQfietvog 
teleiov  dQOfutp  (Paus.  VI,  16,  9)  und  sein  Siegesdenkmal,  ein  klei-^ 
ner  Wagen,  stand  WS  W vom  Zeustempel,  gewiss  nicht  weit  von  der 
Stelle,  wo  die  Fragmente  der  Inschrift  —  auch  sie  auf  grauem  Kalk- 
stein—  wieder  aufgefunden  sind,  Arch.  Ztg.  1881,  n.  390:  Jii 
Y)[Ai;/umV  riavJKwv  ||  ^Er€oxU[ovgyA97ivaiog.  Ein  Athener  Olau- 
kon, Ober  welchen  Droysen  Hellenism.  III,  1  S.  226  f.  schön  spridit^ 
war  aber  auch  Tyrann  im  Piraeus  gewesen  und  dann  zuPtolemaiosPhi- 
ladelphos  geflohen;  er  ist  es,  den  Teles meint  bei  Stob.  flor.  II,  p.  72, 
da  er  über  den  Verlust  der  Heimat  tröstend  redet  und  Aber  das 
Glfick  Flflchtiger  oder  Verbannter  seiner  Zeit:  „Ohremonides  und 
Glaukon  die  Athener,  sind  sie  nicht  des  Königs  (Ptolemaios  in.) 
Bathgeber  und  an  seiner  Seite  ?^  Und  Chremonides,  nach  welchem  der 
Krieg  der  Jahre  266 — ^263  benannt  ist?  —  auch  er  ist  desEteoUes 


*)  Der  dort  gegebene  Fnndberieht  lautet:  „Drei  Fragmente  von 
weissem  Kalkstein,  Höhe  (zusammen)  0,77,  Breite  0^  Dicke  des  oberen 
Stückes  noch  0^7,  der  anderen  0,10;  alle  Stttoke  sind  hinten  abgeschlagen. 
Oben  —  am  linken  Fragment  —  noch  eine  Klammerspar  zar  Sefestigong 
einer  Statuenbasis.  Unten  ist  das  Postament  (nach  einem  freien  Suun 
▼on  0,31  unterhalb  der  letzten  Schriftzeile)  durch  Profilierung  abge« 
schlössen,  die  auch  rechts  heramULuft;  links  ist  dasselbe,  befor  esi  fai 
Stftoken  Termauert  wurde,  sorgfiUtig  in  gerader   Linie   abgeaohlaffen* 

Bachstabenhöhe  0,02.  Gefunden  Anfang  Deoember  1878,  verbaatinr 

späteren  Mauer  innerhalb  des  Prytaneion. 


fo9efaHII«Q  U4V.  tTon  O.  Mindkfeld. 


m 


,  m  Ä&Mnm  {^t»aliifj$  a  J.  Alt  H,  I  n.  352).  OUnteod 
.  ddt  io  DrojsSDs  Geduike  (a.  a,  0.),   dass  Olaiikoii  uod 
m  Bude  Brldv  seien  und  zugleich  ist  dieser  Qlaulcön 
identisch  mit  dem  Oijmptoniken.  Die  laachiift, 
ward,  hat  als;o  etwa  so  a^agesebeo: 
Baeilii-^  flroleujatog  ßacltkitüg 
ntaUfiaiov  Kai  ßajaUactjg 
!4^tw6f^?  /Tlaux]f«»*'cr  *Er€oxA/öt'$ 

Kai  ivvoiag  tf^g  ]  7t ^6g  rov  nari^a 
Kai  faviov't  xai  tr^v  ]  adüixpr^v 
߀Q€yiyr'9  Kai  ]  tor  Sf^fior. 
Ptolemaios  IlL  Eoergetes  ehrt  deo  Glaukon,  den  Eathgeber 
Vaters;  auch  den  seinigen?  Chremonides  lehte  jedenfalls  noch 
dcan  dritten  Ptolemalos  (Drojraen  III,  1,  8,  407),  und  wegen 
Annahme»  dass  des  Telea  Schrift  nach  339  (Ol  135,  2) 
tiritben  sei,  habe  ich  oben  allerdings  zweifelnd  iaitov  einge- 
iseUt;  aber  eigentlich  müsste  das  dann  wohl  an  erster  Stelle  ge- 
[ Standen  haben,  UDd  ich  verhehle  nicht,  dass  mir  wahrscheinlichec 
kommt,  Glaukou  habe  nicht  mehr  dem  Euergetes  gedient;  dann 
^»Üs«te  allerdings  entweder  bei  Teles  eine  ÜngenanigVeit  im  Aus- 
angenommen  werden,  oder  die  Schrift  müsste  doch  vor  Ol. 
^135,  2  (Droysen)  geschrieben  sein,  and  vor  134,  4»  wie  das  auch 
Tkebuhr  wollte.  Doch  überla&se  ich  die  Frage  Anderen ;  mir  genügt, 
kiass  die  Inschrift  nicht  ins  iwcite  Jahrhundert  gesetzt  werden 
riarf,  sondern  mit  Bestimmtheit  zwischen  246 — 221  f&llt.  Also  schon 
.damals  konnte,  wenigstens  in  Ägypten  a  vorkommen.  Was  Olan* 
LlöQ  für  die  EönigsfhmUie  gethan  hat,  wer  kann  das  jetzt  sagen  ?  nur 
lllanbe  ich  aus  mehreren  GrQnden,  dass  Z.  6  entschieden  Berenike 
Ifemeint  ist  und  nicht  etwa  yi^ctvoijv  ^eav  0iX]adil(pfj¥  wie  C.  J. 
ISr.  4836  b,  add.  gelesen  worden  darf.  Aber  der  d^fiog?  Folgte  im 
fBBginn  einer  achten  Zeile  die  Angabe  desselben  oder  gieng  er  statt 
JixA^y^t'i^iy  xcri  in  Z,  7  vorher  und  halte  Ptolemaios  tuiv  liSijvaUov 
>y  genannt,  etwa  wie  er  oder  sein  Nachfolger  einen  „take- 
iiuui'uji.chen*  König  in  Olympia  geweiht  hatt  (Arch.Z,1878,S.  175 
^t.  195  r  wo  die  Zeichen  von  19G,  die  ich  selber  abgeschrieben  habe, 
auch  wieder  zu  jung  gerat hen  sind}. 

Nun  gewiunt  auch  die  Beobachtung  Purgotds  Bedeutung  (Arch, 

Ztg.  18^1  zu  n,  390),  dass  die  Buchataben  derGlaukoniiiHchrifb  mit 

[den  iierlichen  geschwungenen  Formen  an  die  der  Aufschrifton  der 

l8lii]endesrto]emaio3(n)undder  Arsinoe  erinnerten  (Arch.Z.  1879  S. 

1143).  Ist  es  da  zu  kflhn  anzunehmen,  dass  Glaukon  erst  von  Ägypten 

aof  seinen  Wagensieg  gewonnen   und  verewigt   habeV    Unsicherer 

scheint,  ob  etwa  erst  die  Mittel,  die  er  vom  neuen  Herrn  empßng, 

kfhm  auch  die  Theilnahme  an  einem  so  Ujeueren  aywv  gestatteten. 

ItToaicher  besonders  deshalb«  weil  aus  einer  Bhodischen  Inschrift 

» (itTut  areh^ol*  1866,1111,  S,  355),  deren  Nachweis  ich  Droysen 


ITt        Zu  g^echiflchen  Inschriften  usw.  Yoifc  G.  HinehfM, 

verdanke,  hervcarzngelien  scheint,  dJE^sGlaubtii  schon  ins^ner  Athe* 
niachjea  Zeit  nioht  unbemittelt  war :  sie  lautet  Fkcwxwv  'EvsoMavg 
II  ^A'^tjvalog  '/iQo^erag  \\  'AnoUMvi  Jlv&mi.  Ausgeschlossen  ist 
aus  manehen  Gründen  dabei  freilich  nicht,  dass  auch  diese  Inschrift 
erst  aus  der  ÄgypUachen  Periode  herrührt.  Dies  diem  docebU. 

Da  ich  einmal  bei  Zeitbestimmungen  aus  epigraphiachen  Zeichen 
bin,  so  will  ich  hier  doch  auch/noch  die  Inschrift  des  Bhodiers  Atha- 
nodoros,  Agesanders  Soiin  hinzufügen,  welche  in  Porte  d'  Anzo  ge- 
funden jetzt  in  der  Villa  Albani  aufbewahrt  wird  (piano  terreno, 
gabinetto  secondo  n.  185),  und  die  auch  inderPublicSiiionStephanis 
noch  nicht  ganz  genau  isL  Die  Basis  von  marmo  bigip*)  ist  von  so 
mäßiger  Größe  (0,  53  br.  0,  57  lg.  0,10  h.),  dass  sie.  ^ehr  wohl  mit 
dem  einst  dazu  gehörigen  Kunstwerke  hätte  importiert  werden 
können.  Die  Inschrift  heißt 

A^ANOAn/Z/jZ    ArHZA///////OY 
POAIOZ   SrOlHZE 

Die  Buchstaben  sind  0,015 — 0,018  hoch  und  haben  sämmt- 
Qch  Apices,  die  hier  nicht  gegeben  werden  konnten.  Da  es  lange 
her  ist,  dass  ich  mir  dieselbe  copiert  habe,  so  weiß  ich  nidit, 
wie  weit  die  leise  Abweichung  von  der  Parallelität  in  den 
äußern  Schenkeln  einiger  Sigma  und  des  einen  Epsilon  begründet 
ist;  aber  das  Alpha,  das  PI  und  die  Apices  sind  sicher.  !#• 
Stephani  (bulletin  de  V  Acad.  de  St.  Petersbourg  1849,  VI,  1  ff.) 
nimmt  an,  dass  die  Apices  erst  im  ersten  Jahrh.  nach  Chr.  auftreten; 
C.  Keil  (im  Rhein.  Mus.  1865,  XX,  S.  562)  führt  die  ersten  Spuren 
derselben  ins  erste  Jahrhundert  vor  Chr.  zurück.  Dem  gegenüber  ist 
mit  Waddington  (zu  Lebas  III,  n.  251)  zu  constatieren,dass  inJasos 
zuerst  im  Jahre  188  vor  Chr.  die  Apices  bemerkt  werden,  während  sie 
allerdings  gewöhnlich  erst  im  I.  Jahrh.  vor  Chr.  sich  zeigen.  Beiück« 
sichtigt  man  das  Pi  der  obigen  Inschrift,  wie  ihre  GesammthaUung» 
so  wird  man  nicht  gut  umhin  können,  auch  sie  noch  ins  zweite  Ji^hi- 
hundert  vor  Chr.  und  zwar  wahrscheinlich  ziemlich  weit  hinaufzurücken; 
wenn  man  nicht  zuderhöchst  unwahrscheinlichen  Annahme  greift,  die 
Inschrift  archaisiere  absichtlich.  Eine  bestimmte  und  absichtliche 
Auswahl  von  Buchstabenformen  in  Ehren-,  Weihe-  und  Künstlerin- 
Schriften  —  in  den  feierlichen  im  Gegensatz  zu  den  mehr  geschäft- 
lichen —  wird  sich  mit  der  Zeit  allerdings constatieren  lassen;  man 
wählte  für  die  Fälle  im  allgemeinen  die  Formen,  die  in  der  betraf- 
fenden Zeit  gerade  für  die  elegantesten  oder  schönsten  galten.  Auob 
von  diesem  Gesichtspunkte  aus  ist  Athanodorus,  Agesanders  Sohn» 
kenntlich  als  ein  Mann  des  zweiten  Jahrhunderts  und  von  dieser 
Äußerung  wird  die  reine  Epigraphie  —  ganz  unbeirrt  durch  andere 


*)  Einige  sagen  afökanisch:  ist  es  aber  am  Ende  der  «blaue  Mar- 
mor, der  in  Rhodos  Tielfach  zu  Fußgestellen  üblich  ist?  das  Ter- 
dieot  untersucht  zu  werden. 


Zof  M«Uiodo  d.  geometriBoheü  UnUrrnchlet,  Von  «T.  Oditrcil.    17S' 

TngfD  —  Dicbts  ablassen  dflrfeo^  wenn  sie  anch  das  unerlässliche 
eiügihfiiideStadiam  gerade  authentischer rhodischer  Inschriften  noch 
ik  ein  Dfl&id«rat  bezeichnen  muss* 

Königsberg  i.  Fr.  Gugtav  Hirschfeld. 


lZüt  Methode   des  geometrischen  Unterrichtes  im 
Gymnasium. 

In  seiner  Geschichte  der  Pädagogik  betont  v*  Räumer  den 
Bdsaiz,  dass  der  Lehrei*  einer  Wissenschaft  den  Entwickelungs« 
gMif  derselben  wohl  beachten  und  beim  Lehren  mehr  oder  weniger 
bftibt^D  mfifise.  Jeder  Schüler  mQsse  diesen  Gang  noch  einmal  ge- 
hen» nar  so,  dass  die  ersten  Finder  nud  Erßnder  meist  erst  nach 
manchem  langem  Ij-ren  den  rechten  Weg  gefunden ,  welchen  der 
Sch(i)6i-  unter  Leitnng  des  Lehrers  in  kürzerer  Zeit  und  sicher  finden 
kj^niia.  Wenn  man  nun  in  dieser  Hinsicht  die  ]£ntwickelung  der  Geo* 
Dtlrie  mit  dem  Gange  des  mathematischen  Unterrichts  tm  Gymnä'- 
äiiim  fergleicht,  so  findet  man  eine  vollständige  Übereiuiitimmung. 
In  der  EntwickeiuQg  der  Geometrie  können  wir  vier  Stufen 
uatericheiden :  1.  Die  Epoche  der  roheu  Empirie  bei  deu  Ägyptern 
nd  der  Anschauung  oder  Intuition  bei  den  alten  Indern,  2,  die 
senschaftlicbe  Geometrie  der  Griechen»  S.  die  Verknüpfung  der 
Igebm  mit  der  Geometrie  durch  Des  Cartes'  Coordinatenmethode^ 
die  modeine  Geometrie.  Diesen  vier  Stufen  entsprechen  drei  Stu- 
im  geometrischen  GjmnasialQnterricht,  nimlich  1.  die  geome^ 
riiche  Anschauung«-  oder  Formenlehre^  2.  die  wij^senschaftliohe 
e^meirie  in  der  V.  und  VL  Classe,  3.  die  analytische  Geometrie  in 
ir  VlI.  Classe;  die  moderne  Geometrie  ist  bisher  in  dm  Gymnasial* 
rplan  nicht  aufgenommen  und  der  Hochschule  vorbehalten. 

Im  folgendeo  will  ich  nur  von  der  Geometrie,  wie  sie  in  der 

Qod  VI.  Ciasse  behandelt  wird,  mit  Ausschluss  der  Trigonometrie 

prechen.    Der  Inhalt  dieses  geometrischen  Unterrichtes   ist  zum 

Thell  der  Geometrie  der  Griechen  von  Pythsigoraä  bis  auf 

ippitf  onioemmen,  ebenso  ist  die  Methode  der  DarsWilung  in  den 

rbftchera  dieselbe,  wie  sie  Euklid  in  seinen  berühmten  Elemen* 

,  anifewendet  hat  und  wie  sie  seither  geblieben  ist»  man  nennt  sie 

0  oder  die  synthetische.    Mit  Unrecht  bezeichnet  sie 

^1Io6du  nui^wt^g  als  die  mathematische^). 

Diese   euklidische    Methode    betrachtet    die    geometrischen 

all  gegeben  in  fester  unabänderlicher  Form«  sie  fasst  sie 

clie  Detinition  in  klai^  und  bestimmte  Beg^riffe  und  lehrt  ihre 

4er  im  Vergleiche  mit  andern  geometrischen 


indem 


vrm  von  hypothetischen  Urtheilen  ausspricht, 


*)  Gtometrio  ItllU,  y,  2,  §.  i.  Es  ist  m  verwundern,  das«  in  man- 
I  ^o  i.  D.  b*^i  Mocnik)  der  Name   Eiiklidn   nicht  ein- 

wiewohl  ihm  viele  ^%te  und   ihre  Beweise   tntuom- 
Md  anU  diu  Methode  aus  ihm  ganz  und  gar  entlohnt  ist^ 


174    Zur  Methode  d.  geometriBcben  Unterridtlei.  Von  J.  OdtMU* 

dass,  ironn  einem  geometrischen  Gebilde  gewisse  Eigenschaften  sn* 
koBimeo,  ihm  dann  anch  andere  zukommen  müssen*  Der  Znsammen* 
hang  zwischen  der  Voraussetzung  und  Behauptung  wird  dorck  deh 
streng  gegliederten,  feierlichen  Beweis  hergestellt,  in  dem  man  sich 
auf  eine  eng  begrenzte  Anzahl  von  anerkannten  Wahrheiten  and  auf 
frühere  Sätze  beruft« 

Durch  die  Pr&cision  der  Begriffe,  durch  die  Consequenz  in  der 
Verbindung  derselben,  durch  die  Einfachheit  und  strenge  Aufein- 
anderfolge in  der  Darstellung  hat  sie  Von  jeher  die  allgemeine  Be- 
wnndemng  erregt.  Man  betrachtete  sie  deshalb  als  das  beste  Mittel 
zur  strengen  Schulung  des  Denkens.  In  dieser  Beziehung  mag  Plato 
das  berühmte  Wort  geschrieben  haben :  Mrfidq  ayeiafiiTffiPog  d- 
öitw  fiov  rijv  a%iyjf{¥.  Und  diese  Autorität  mx  es,  wdche  selbst 
die  einseitigsten  Humanisten  beweg,  die  Geometrie  in  den  Lehrplan 
der  gelehrten  Schulen  anzunehmen. 

Unter  anderen  war  Eeppler  ein  großer  Bewunderer  der  Geo* 
metrie  der  Alten;  Newton  und  Gauss  reröffetitlichten  ihre  unsterb* 
Hohen  Werke  in  der  synthetischen  Form,  die,  wie  ich  glaube,  ndt 
Recht  die  classische  genannt  werden  sollte.  ^Wir  selbst',  sagt  Han- 
keP),  Son  früher  Jugend  an  gewöhnt  an  die  strenge  griechische 
Form  der  Geometrie,  mit  Ehrfurcht*  erfBlit  Tor  der  classischen  Xii» 
teratur  des  griechischen  Volkes,  sind  aufgewachsein  in  der  Meinung, 
jene  Form  sei  die  absolut  noth wendige  und  einzig  wisstoschafäidie, 
und  bemerken  kaum,  dass  nicht  allein  die  Form,  sondlBm  auch  der 
Geist  unserer  Arithmetik  und  Algebra,  ja  der  gesammten  neneroi 
Mathematik  ein  ?on  der  Form  und  dem  Geiste  antiker  Geometriisi 
durchaus  yerschiedener  i8t^  ' 

Um  dies  zu  begreifen  ist  nothwendig,  dass  man  auf  4ie  ge- 
scbichtliohe  Entwickelung  der  Mathematik  ein  wenig  eingeht.  Bin 
charakteristisches  Merkmal  des  griechischen  Geistes  war  sein  ent«' 
wickelter  räumlicher  Formensinn  und  sein  reiner  mathematischer 
Schönheitssinn,  wie  dies  die  griechische  Plastik  und  Architektur  und 
auch  die  besondere  Vorliebe  der  griechischen  Philosophen  für  die 
abgeschlossene  Pentas  der  fünf  regulären  Körper  beweist;  die  Be- 
trachtung derselben  und  der  Kugel  ist  ja,  wenn  nicht  das  Ziel»  so 
doch  der  Schlussstein  des  von  Euklid  errichteten  Lehrgebäudes,  wie 
schon  Psellus  bemerkt: 

Jlvd'ayoqug  aoipog  il^tf  UXdtWf  ^u^lit^V  kilduUv 
EvxUCSfii  inl  toia$  xXiog  Tftg&xallhg  Hsv^ir 

Aber  es  muss  zugestanden  werden,  dass  auch  der  grieohisehe 
Geist  einseitig  war;  es  ist  den  Griechen  nicht  gelungfen  den  Begriff 
der  stetigen  Größe  und  der  discreten  Zahl  zu  vereinigen.  Bekannt 
sind  die  berühmten  Beweise  des  Eleaten  Zeno  gegen  die  Vielheit  nnd 
die  Bewegung.  Selbst  der  größte  Dialektiker  der  Griechen,  Aristo- 
teles, war  nicht  im  Stande,  alle  dem  Begriffe  des  Unendlichen  an« 

*)  Zur  Geschichte  der  Mathematik  S.  219. 


Zur  Methode  d.  geometriicfaeD  Uiit«riichtefi,  Von  J*  OdätHü.    ITft 

I  IsAiDdiii  DaokelHeitea  t\i  beeei^en,  ja  er  yerwickelte  sich  selbst 
XioxA  iine  eig«nthämliche  nationale  Beschränktheit  in  neue  Schwie^ 
ififMIeB,  und  so  ist  es  begreiflich,  dass  die  griechischen  Mathema- 
ltik«r,  nachdem  darcb  die  Paradoiien  der  Eleaten  dies  Feld  einmal 
[ier  Dialektik  anheimj^efalleD  war,  bei  dem  angebomen  Widerwillen 
tti  tUei  ¥age  und  unbestimmte  allen  diesen  Schwierigkeitei]  aus 
Wege  gtengen,  indem  sie  ein  für  allemal  den  Begriff  der  Veräu- 
1  derong  und  Bewegung  aus  der  Wissenschaft  yerbannten,  ebenso  den 
\im  Unendlieheni  anch  des  potentiell  Unendlichen,  also  des  unend* 
llich  Wachsenden  oder  unendlich  Abnehmenden,  den  sie  durch  den 
beliebig  Grollen  und  Kleinen  ersetzten.  Wir  sehen  nun  zwar  mit 
dauern,  wie  der  glänzende  mit  mathematischem  Talente  hochbe- 
grieehiaefae  Geist  (Ende  des  Y,  Jahrb.  nach  Christi)  erlosch 
iHDd  erstarb;  aber  jene  streng  logische,  räumlich  construierende  Sjn« 
rtfaeeis  hatte  in  ihrer  selbstgew&hlten  Beschränkung  für  die  Erfor- 
[idiiiDg  der  Raumgr^ßen  geleistet,  was  sie  zu  leisten  fiihig  war.  Nicht 
übernahm  nach  dem  Untergänge  der  griechischen  Produc- 
kifitity  das  ebenso  hoch,  aber  in  anderer  Richtung  begabte  Volk  der 
laris«1ieo  Inder  die  Fuhrerschaft  auf  dem  Gebiete  der  Mathematik. 
[Bei  den  Indem  tritt  uns  statt  der   reflectierenden  Thätigkeit  des 
IGeutea,  die  gegebene  Vorstellungen    zergliedert  und  zu  Begriffen 
[bildet,  und  durch  deren  logisch-systematische  Verbindung  zur  Er- 
rkenntnifi  der  Wahrheit  zu  kommen  sucht,  die  unmittelbare  Intuition 
[und  Kiimige  Anschauung  entgegen  neben  der  stark  ausgebildeten 
für  die  abstractesten  Theile  der  Mathematik.    Diese  Anlage 
;  inb  engste  mit  dem  diesem  Volke  seit  alters  eigenen  Zahlen* 
liBD  verbunden,  der  sich  schon  in  ihren  kosmologischen  Träume- 
loAert  und  der  in  der  Erfindung  des  decimalen  Ziffemsysiems 
it  Position  Früchte  getragen  hat,  die  der  ganzen  Welt  zu  Gute  ge- 
'^kommen  sind.  *Da8  Volk  der  Inder',  sagt  Hankel,  'hatte  für  unsere, 
alle  nationalen  Besonderheiten  zwar  ansuützende,  aber  endlich  auf- 
ade  kosmopolitische  Wissenschaft  ä\^  weltgeschichtliche  Mission, 
aftl  nach  rürkwärtsjene  besondere  Form  hinwegzuräumen,  welche 
[ifii  mathematischen  AI terthum  unter  den  besonderen  Bedingungen  des 
|f  eistigen  Lebens  eine  Burg  der  Wahrheit,  für  andere  frisch  in  den 
[Eilt Wickel ungsprooess  tretende  naive  Völker  aber  eine  fast  unüber- 
^iletglicbe  Schranke  war  —  nnd  dann  nach  vorwärts  gewandt  die 
Z&bl  in  der  Wissenschaft  zur  Herrschaft  zu  bringen'. 
Hitmit  beginnt  das  Mittelalter  der  Mathematik,  in  dem  jene 
Barrschaft  sich  nicht  allein  äußerlich  dadurch  offenbart,  dass  Arith- 
setik  ond  Algebra  die  erste  und  bedeutendste  Stelle  unter  den  mä- 
hen Disciplinen   erhielten   und   sich   kräftig  weiter   ent- 
kiltoii,  während  die  Geometrie  kaum  ein  kiLmmerüchea  Dasein 
trondern  auch  innerlich  durch  die  Anwendung  algebraischer 
Igen  auf  geometrische  Beziehungen.    Der  Widerspruch  aber, 
l'velebir  in  dieser  discreten  Vergleichung  reiner  Zahlen  und  stetiger 
IfirOtei  liegt,  blieb  dem  Mittelalter  auch  verborgen. 


170    Zur  Methode  d.  geometrischen  Unteniehtei^  Von  /.  OeMrM. 

Da  trat' der  Mann  auf,  der  diese  dem  modernen  Geilte  glneh« 
sam  angeborne  Richtung  auf  die  Algebra  aoch  fftr  die  Seometrie  er- 
folgreich tu  Torwenden,  AUertiiam  und  Mittelalter  in  eine  Einkait  auf« 
ztüösen  wusäte.  Es  ist  dies  Des  Gartes^  In  der  glAnzehden  Sch^Aing 
des  Begründers  der  neueren  Mathematik,  der  analytisdien  GeometrijS 
erscheint  der  Begriff  der  geometrischen  Größe,  dieses  wesentlicbea 
Elements  der  griechischen  Geometrie  yereinigt  mit  der  disereten 
Zahl,  indem  ersterer  im  letzteren  aufgenommen  wird;  als  ein  Un* 
stetiges  aber  kann  die  Zahl  jenes  Continuirliche  nicht  umfassen^  wenn 
nicht  ihr  Begriff  zu  dem  der  stetigen  und  damit  ver&nderlkhen 
Zahlgröße  erweitert  wird.  .  Die  Griechen  hatten  alles  yerftnderlicho 
streng  von  ihrer  Wissenschaft  ausgeschlossen,  die  neueren  aber  eiil^ 
deckten  gerade  in  der  Variabilität  der  Zahlgrößen  das  finohtbante 
Princip  der  Mathematik.  Die  sich  gleichzeitig  entwickelnde  Mechaiik 
trug  nicht  wenig  dazu  bei,  die  in  dem  Begriffe  der  Yerftndemng  un* 
lengbar  liegenden  Paradoxien  zu  beseitigen  und  den  Boden  m  «bnän. 
for  die  Methoden  d«s  unendlich  kleinen,  für  Newtons  Fiiudona  und 
Fluents,  fürLeibnitzens  Differential- und  Integral-Rechnung,  die  bald 
die  Mathematik  gänzlich  umgestalteten.  So  entstand  eine  n^oe  Wist 
senschaft,  die  man  mehr  zuföllig  als  treffend  Analjsis  genannt  hak 

Ein  Jahrhundert  lang  beschäftigten  sich  die  ausgezeichnetsten 
Mathematiker  Eui'opas  fast  ausschließlich  mit  den  Problemen  der 
Analjsis  und  ihren  Anwendungen.  Nur  wenige  (Desargnes,  Pascal) 
befassten  sich  mit  der  reinen  Geometrie  ohne  Anwendung  der  Rech- 
nung und  legten  von  Archimedes'  Schriften  über  die  Kegelscknitto 
ausgehend,  durch  allgemeinere  Auffassung  geometrischer  Sätze  den 
Keim  zu  der  neuen  Geometrie,  die  durch  Monges  darstellende  Geo- 
metrie, Carnots  Geometrie  de  Position,  Ponoelets  Traite  des  Pro- 
pri6t^  projectives  und  durch  Steiners  Arbeiten  begründet  und  weiter: 
entwickelt  wurde.  /      =  '  . 

Durch  diese  neue  Geometrie,  die  die  Veränderlichkeit  der  geo- 
metrischen Gestalten  und  den  Begriff  des  Unendlichen  in  sich  auf- 
genommen hat  derart,  dass  es  z.  B.  von  Steiner  heißt  ^Vor  allem  be- 
währte sich  sein  Bestreben,  die  geometrischen  Figrureu  fortwährend 
zu  bewegen,  um  ihre  Eigenschaften  belauschen  zu  können  —  nie 
lässt  er  sie  kalt  erstarren,  immer  werden  sie  im  warmen  Flusse  er- 
halten^ —  traten  die  der  euklidischen  Geometrie  aahaftenden 
Mängel  au  das  Tageslicht  namentlich:  1.  der  Fortschritt  vom  Ein- 
zelnen zum  Einzelnen  und  infolge  davon  keine  Spur  über  den  Zu-' 
sammenhang  geometrischer  Gestalten,  2.  das  Fehlen  jeder  wissen^ 
achaftlichen  Anordnung  des  Stoffes,  so  wie  allgemeiner  Principien 
und  Methoden,  die  früher  nicht  bemerkt  wurden. 

Man  wird  begreifen,  dass  auf  die  synthetische  Methode  viele 
Angriffe  gemacht  wurden.  Schon  aus  dem  Alterthum  ist  uns  die 
schüchterne  Anfrage  des  Königs  Ptolomäus  I.  an  Euklid,  den  er  hoohr 


J.  Oez^ 

hardt,  S.  30  f.  " 


t,  S. 


Zur  Methode  4.  gtometrbcheD  Unterricht««.  Von  /.  OäiMiL    ITT 

htttiB  «ad  wert  hl^It«  überliefert,  ob  es  nicMeudbeqoeaiece  Lehr- 
I  der  Qeometrie  g&be,  worauf  Raklid  geantwortet  li»bea  soll : 
:e  /^ai Aixf/i'  dtQafiop  TtQo^  y۟}fi^w(day*  Qeg^u  dieselbe 
lehrten  aicb  auch  die  PbilosopheD*  Herbert  in  seineoi  AßC  der  An* 
idkiOUDg^)  sagt:  ^as  das  Verhältnis  der  Mathematik  aatn  Ver- 
steade  betrüft,  bü  mag  die  groiSe  WiaeeDechalt  es  ihi'em  Verehrer 
ilheA,  wenn  er  sie  noch  nicht  so  ToUkommeii  lOjidet«  wie  sie  «ur 
lang  des  Geisten  —  ihrem  edelsten  Berufe  —  in  der  That  werdea 
MBSL  Kicht  an  Umfang^  noch  an  Gewigsheit  und  Bündigkeit  fehJt 
ai  ^r  dä2U,  —  aber  au  philosophischer  Durch^chtigkeit  und  ma- 
Üüinattscher  Eleganz.  Jeder  Mangel  hierin  macht  sich  beim  pädago- 
paahen  Gebrauch  aufs  unangenehmste  foklbar,  aufs  Qachtheüigste 
widilig,  da  es  für  diesen  Gebrauch  auf  das  Denken  selbst  und  dessen 
■llltf haften  Gang  ankommt.  Das  strenge  epeculative  Denken  leidet 
kite  Willkürlichkeiten.  Nicht  mehr,  noch  weniger  soll  es  euthaltan. 
als  ins  gerade  nothig  ist,  um  die  innere  Kothwendigkeit  des  voHie- 
frenifcn  Lehrsatzes  gani  und  unmittelbar  ^u.  darcbschauen.  Ditse 
>  ^"t  aber  nicht  in  wilLkärlichen  Hüfslimexi  —  -r-  -^ 

Ulli.  z,ui'.i,^u  \f  xiihiiflichkeiten  wird  das  mathematische  Studium  sohwer 
gemacht  und  die  Freude  daran  verbittert.  Der  Geist,  der  m  die  Sache 
«ich  vertiefen  und  versenken  sollte»  wird  von  ihnen  ätäitwärts 
am^ogt«  durch  eine  Menge  krummer  Nebenwege  uiubergejagt; 
I  goht  die  reine,  heitere,  speculative  Fassung  verloren*  und  kommt 
lans  Ziel,  was  ist  gewonnen?  Glauben  freilich  muss  man  dem 
Btnaliti  denn  Schritt  für  Schritt  betrachtet,  war  er  ohne  logischen 
Mdttr;  aber  da  man  das  Ganze  nicht  durchschaut,  da  vielmehr  jeder 
•flimlii«  Schritt  einen  Absatat  im  Denken  macht,  so  hatte  man  bei* 
Mke  ebenso  gerne  der  Geschicklichkeit  des  Lehrers  auts  blo0e  Wort 
PflMibl,  als  einem  solchen  Beweise*.  Schopenhauer,  der  Phi- 
hiflpi^  der  sich  an  der  Metaphysik  deraltenBralunanen  am  stärksten 
»n  gef&hlt  bat,  sagt:  'Um  die  Methode  der  Mathematik 
n^  wird  vortüglich  erfordert,  dass  man  das  Vorurtheil 
wägßkt,  die  bewiesene  Wahrheit  habe  irgend  einen  Vorzug  vor  d^r 
iMBkaalich  erkannten,  oder  die  logische  auf  dem  Satz  vom  Wider** 
tproch  beruhende  vor  der  metaplr  '  :^  welche  unmittelbar  evi- 
diit  ist'.    T  r  «  D  d  e  1  e  n  b  u  r  g  ^) :  it^r  Lehrsatz  fii  und  fertig 

veraogtschickt  und  der  Beweis  hiuieuuüch  gesandt  wird,  so  sieht 
im  Ottnza  wia  eine  Beihe  starkor  Behauptungen  aus,  die  Fuß  fassen 
imd  sich  sodann  verschanzen.  So  erscheinen  Euklids  Elemente  und 
nakbe  Scbrillen  bvt^^*  ^^'^  wohlbefeatigtea  Weg  desEuklidea  einge- 
•ektigta.  ^—  Die  f^  i  Sfttie  aind  nur  aus  dem  Äußern  Zu- 

Dge  t:  lUtiist  KUtUhUiger  Auaichten  bewiesen,  aber 

nA  der  .s'  der  im  Begriffe  der  Sache  noth wendig  ge- 

Elemetite.  Aiivnthalben  ist  eine  kinetliche  Verkettung,  abfvr 
Worden  and  WacJisen*. 


•}  Log.  0nt«rs.  2.  Bd..  S.  294. 

mfcflfl  t  A.  Saimrr,  üfwwu  SSSf,    HI,  Befi, 


12 


[TS    Zur  Methode  d.  geometrlBohea  Unterrichtes.  Von  /.  OdtM  ü. 

Kehl  Eioftiolitsvoller  wird  diesen  Ansetellnngen  einige  Be- 
reohtigang  versagen.  Von  einem  gröberen  Caliber  sind  aber  ^e  €k- 
sdioBse  der  P&dagogeii;  so  Iftsstsioh  Mager  in  seiner  pftdßgogiscbaB 
Be^me^)  folgendennassen  ans: 

^Das  nun  ist  die  synthetische  Methode  der  Mathematiker  (naeh 
Euklid),  ein  Ding,  das  an!  allen  vier  Beinen  lahm  ist,  nnd  höchateoi 
als  Ptivatplaisir  für  denjenigen  Wert  hat,  der  dieSaohe  schon  kennt. 
Diese  Methode  ist  es,  welche  eine  ideenlose  Zeit  in  die  Sehale  ein- 
gefthrt  hat,  die  der  Lehrer  philosophische  und  didaktische  Bohkeit 
und  pädagogische  Faulheit  dort  conserviert,  die  der  Beschrftnkäieit 
ungebildeter  Pachmenschen  als  ein  Ideal  von  Wissenschaft  erscheiity 
die  der  Haufe  der  Nichtmathematiker  auf  die  Yersicherung  und  Joi« 
torit&t  der  Faohmenschen  in  guten  Treuen  als  ein  nur  auserlesenen 
Geistern  zugängliches  Wunderwerk  von  Logik  anstaunt  und  aw  ge- 
messener Feme  verehrt,  und  die  endlich  unsere  armen  Buben  schon 
in  der  Schule  alle  Sauden  abbülSen  lässt,  die  sie  je  in  der  Zukunft 
begehen  können.  Ich  habe  talentvoUe  und  letnlustige  Knaben  ge- 
kannt, die  gern  einen  Contract  eingegangen  wären,  fELr  die  Dispen- 
sation von  den  vier  mathematischen  Stunden  wöchentlich  viermal 
eine  Anaahl  Peitschenhiebe  auszuhalten'. 

Ich  hätte  die  Leser  mit  diesem  Gitate  verschont,  wenn  es  nicht 
fort  und  fort  in  den  pädagogischen  Schriften  angefahrt  wurde.  Diese 
groben  VorwOrfe  könnte  man  leicht  wettmachen  durch  den  Vorwurf 
der  wissenschaftlichen  Impotenz  der  alles  besser  wissen  wollenden 
Pädagogen,  und  in  der  That  seit  40  Jahren,  wo  das  vorangehmde 
geschrieben  ist,  ist  noch  von  keinem  Pädagogen  ein  Buch  der  Ele- 
mente verfasst,  das  einen  neuen  Weg  eingeschlagen  und  dnrch- 
gefährt  hätte. 

Fragen  wir  nun,  wie  ist  ein  Fortschritt  in  den  Elementen  mög- 
lich, so  ergibt  sich  die  Antwort  aus  dem  Vorhergehenden  von  selbst. 
Das  Princip,  durch  dessen  Aufnahme  die  moderne  Mathematik  im 
allgemeinen  und  die  (Geometrie  im  besonderen  in  der  neuen  Zeit  eine 
so  großartige,  fraher  nicht  geahnte  Eutwickelung  erreicht  hat,  es 
mnss  auch  in  den  Elementen  der  Geometrie  zur  Geltung  kommen; 
es  ist  dies  das  Princip  der  Variabilität  und  der  Bewegung. 
Dieses  Princip  zuerst  in  die  Wissenschaft  eingefahrt  zu  haben,  ge- 
bart Boberval  (1625). 

Chasles  (Apercu  Historique^)  äußert  sich  daraber  folgender- 
maßen: 

'Son  principe,  en  efPet,  crfoit  une  nouvelle  mani^re  de  consi- 
d^rer  les  grandeurs,  et  d*en  d^uvrir  les  rflations.  Dans,  la  0<o- 
mötrie^  jusque  lä^  on  avait  suppos^  les  grandeurs  döjä  formte,  pour 
les  comparer  entre  elles  ou  avec  leurs  parties.  Boberval,  remoatant 
ä  la  grinriratiott  des  quantit^s  introduisait  dans  la  Qt6om6ide  les  puis- 
sances  qui  les  engendrent;  et,  des  rapports  entre  ces  puissanoes,  il 

*)  Methode  der  Mathematik.  Magers  pädagogische  Bevue  1S4S. 
»)  S.  59. 


Zof  Methode  dL  goometrtscben  Unt«mcht«e.  Von  J.  Otktriü.    119 

d^duifait  ceoi  (lai  ODi  lieu  dütre  les  i^aaDtit^  elles  mdmee.  La  poi»- 
f»lic«  4  Uquelle  il  attribuait,  U  formation  das  grandeurs  est  k  moa* 
lamdiit'. 

Dio  Methode«  die  Beiiehuugen  geometrischer  Gröfteo  aus  die- 
PriDcip  abzuleiten,    wird  die    genetische    genau at  uod  wird 
Bit  eiuigea  Jahrzehnten  in  methodischen  Schriften  gerühmt.  Leider 
rhailteo  diese  Rufe  wirkangslos.    Die  Schuld  daran  liegt  nicht  an 
Lelirenden,  die  an  vorgeschriebene  Lehrbücher  gebunden  sind, 
ero  an  denen,  die  Lehrbücher  schreiben;  denn  die  Verfasser 
Jroo  solchen  ziehen  es  meist  vor  den  wohlgeptlasterten  und  breitge* 
itreteuen  Weg  der  synthetischen  Methode  m  wandeln^  als  neue,  ori- 
neille  Wege,  auf  denen  das  Vorwärtskommen  viel  zu  schwierig  und 
tranbend  ist,  zn  suchen.  In  der  That  sind  die  meisten  und  weit* 
^trbreitetsten  Lehrbücher  im  euklidischen  Geiste  geschrieben,  wobei 
jiugs  zugestanden  werden  muss,  dass  sie  den  Stoff  besser  ge- 
rdnet  enthalten;  die  wenigen^)  aber,  die  sich  fOr  genetisch  aufl- 
eben, oder  als  solche  gerahmt  werden»  behandeln  auf  solche  Art 
ParalleUheörem  und  die  Erzeugung  des  Winkels  und  verfallen 
DQ  sofort  in  die  alte  Weise. 

Aq  dieser  Unfruchtbarkeit  der  Literatur  (an  genetischen  Lehr- 
kOotaani)  ist  aber  auch  zum  Theil  die  Verwirnittg  schuld,  die  in  me- 
äicchen  Schriften    über  die  genetische  Methode  herrscht^).     Es 
■6gt  mir  daher  gestattet  sein,  auf  ihr  Wesen  naher  einzugehen.  Uie 
ririHü^ttn^rharUirlion  Wahrheiten    im  allgemeijien  und  die  mathema- 
'  le  müssen  von  dem  SchlUer  begriffen  werden. 

U^a  uud  i>MKit.niui)  ist^  kann  ich  nicht  in  stricter  Definition  sag^n, 
so  viel  ist  sicher«  dass  es  eine  Änderung  des  Zustandes  unseres 
Dem  oder  unserer  Vorstellungen  ist.  Das  Ziel,  das  der  Lehrer  vor* 
'folgt,  ist,  bei  seinen  Schülern  diese  Zustandsänderung  zu  bewirken. 
In  das  Innere  des  Schülers  können  wir  aber  nur  eingreifen,  indem 
wir«  Aufmerksamkeit  von  eeiner  Seite  vorausgesetzt«  in  ihm  durch 
[imsar«  Worte,  unser  sonstiges  Thun,  neue  Vorstellungen  erzeugen. 

*)  Lehrbach  der  Geometrie    nach    streng   genetischem    Verfahren 

Weiler,  Lehrbuch  der  Geometrie  von  Soell,  ein  gutes  methodi»chds 

lifdiTbii^  aber  nieht  f^enetitch,    Kin  interessantes,   nach  den  modernen 

'IPtÜKipieii  v^rfasstes  Lehrbacb   ist  die  Geometrie  des   Progjmnasiums 

von  W.  Bunkofer,  freilich  geht  der  Verf.  darin  mitunter  zu  weit 

'}  WeDD   Schmier  (Eriiehunffä-    and  Unterrichtslehre  3.  529)  die 
I  leorbtische  mr  tt»ehan  Methode  combiniert  wissen  will  und  nur  die 

llsotrTiche  Vev  les  Beweises  mit  der    mathematischen  Wahrheit 

it,  ikh  ah«r  UU^r  dsa  Wesen  der   genetischen    Methode   nicht   auA- 
10  w«i&  matt  nicht  reohi»  was  er  damit  meint,  Aach  die  lostrac- 
nu    den    Unterricht  an  Realschulen  (Verorduang^sbUtt  1^79«    S. 
laaaen.  so  richtig  auch  und  sch^n  diis  dort  Gesüßt«!  iät^  das  Wesen 
geiietisehen  Methode  gani  in  Dunkelheit   Die  dortigen  Ausfahrungen 
!••,  v«tin  ich  die  Worte  richtig    ?erst4^he,    der  Meinung  Raum,    dass 
ywtrtiaclie  Methode  in  irgend  einer  Art  von    Combinstion    der   Be* 
^jniealt8>aata  btetebe,    wie   denn    ausdräcklich    in    der    Anmerkung    be- 
wird«  dass  die  synthetische  Methode  für    das  Lehrbuch   die  an- 
•ei. 

12* 


180    2Si^r  Stthode  d.  geomekUehen  Outnvkhtes.  Von  J,  Od^riU. 

Nun  witd  niemand  «weifein»  4$B»  jene  KaBiandaOiideningr  in  denTw« 
stellnngen  des  Sohfilers  als  ein natdilicher  VofgHng  stetig  iet/dM» 
also  die  Lficke  zwischen  dem  Anfangs-  und  Endzustand*  ttts^ 
geftllt  wei^den  moeg.  Man  ti'achtet  gewOliBiich  diese  Lücke 
durch  Deflnitioaeii,  Aiiome,  andere  Sätze  oder  kurz  dettih  'den 
Beweis  «iseofUlen,  man  wird  aber  zugeben,  dass  die  ge«» 
nannten  Mittel  doch  nur  einzelne  Stationen  in  der  Lücke  sind; 
zwischen  denen  noch  imuet  Lücken  klaffen.  Daher  kann  *eB  yor^ 
koaimeh»  dass  wir  ?on  der  Richtigkeit  eines  Beweises  übet^ugtefnd 
und  doch  das,  was  bewiesen  wurde,  nicht  begreifen.  Die  Orsa<Aie 
dayon  ist,  dass  das  Ziel  sprungweise  und  nicht  in  gerader  liinie  tfr^ 
teicht  worden  ist.  Derart  sind  viele  synthetische  Beweise;  oft  jgfetit 
man  nickt  von  der  Hypothesis  (dem  Anfangsaustande),  sondern  ¥(m 
einem  Lehrsatz  oder  Axiom  aus,  dann  wird  die  Hypothesis  oft  in 
isebensftchlichen  Dingen  eingeflochten,  und  so  die  Thesis  (der  Bkid^ 
zustand)  erreicht.  Das  Ideal  einer  Methode  ist  aber  deijenige  QwaU, 
welcher  diese  Zustandsünderung  lückenlos  und  in  gerader  Bichttni|f 
erzielt.  Dazu  bedarf  es  eines  stetigen  Processes  von  Seite  des  Iieli^ 
rers.  Es  ist  nicht  lange  her,  dass  die  deductive  Methode  in  der 
Physik  und  im  physiki^ischen  Unterrichte  die  herrschende  war; 
isie  weicht  aber  immer  mehr  und  mehr.  Man  schickt  nicht  'die  i)efi<* 
nition  oder  das  Gesetz  sammt  seinem  Beweise  voraus,  sondern  teAn 
zeigt  durch  den  Versuch,  wie  die  Definition  wird,  wie  das  Oeaeto 
entdeckt  worden  ist,  oder  wie  es  h&tte  entdeckt  werden  kGniren. 
Dabei  ist  also  nicht  in  erster  Linie  der  experimentelle  Beweis  der 
Richtigkeit  des  Gesetzes  der  Zweck,  was  mit  den  Mitteln  des  Schuld 
experiments  gar  nicht  m(yglich  ist,  es  mass  vielmehr  die  Aufgabe 
sein,  den  Geist  des  Schülers  in  die  richtige  Bahn  zu  bringen,  avif  der 
fortschreitend  er  das  richtige  Verständnis  gewinnt. 

Das  was  die  inductive  Methode  für  die  Physik  ist,  soll  die  ge- 
netische für  die  Geometrie  werden.  Es  dürfen  die  Definitionen  nicht 
an  die  Spitze  gestiellt,  sondern  es  müssen  die  geometrischen  Gebilde 
erzeugt,  und  aus  der  Art  ihrer  Erzeugung  abgeleitet  werden.  Auch 
die  geometrischen  Wahrheiten  sind  zuerst  entdeckt  und  nachträglich 
bewiesen  worden.  Diese  Reihenfolge  ist  auch  beim  Unterrichte  feat*- 
zuhalten:  erst  Genesis,  dann  Synthesis.  Zwar  wissen  wir  nicht,  snf 
welche  Art  viele  Lehrsätze  entdeckt  worden  sind,  da  uns  vom  Altet- 
thume  nichts  darüber  überliefert  ist  und  es  fost  den  Anschein  hat, 
dass  die  Entdecker  selbst  die  Spuren  ihres  Suchens  verwischt  haben ; 
aber  selbst  wenn  wir  es  wüssten,  könnten  wir  kaum  denselben  Weig 
beim  Unterrichte  einschlagen,  wir  müssen  ohne  Um-  und  Irrwege 
das  Ziel  erreichen.  Dies  muss  durch  einen  stetigen  anschaulichen 
Process  (nicht  durch  Combinierung  von  Begrififen),  welcher  das  Ex- 
periment der  Physik  ersetzt,  geschehen.  Dieser  Process  besteht  in 
der  Bewegung  der  Baumgebilde,  durch  welche  die  Figuren  in  neue 
Lagen  gebracht,  allmählich  in  andere  Figuren  übergeführt  und  iMfOB 
Raumgebilde  erzeugt  werden.  Verfolgt  man  hiebei,  was  aus  den'jßd" 
zelnen  /Stöcken  wird,  so  erkennt  man  leicht  den  Grund  und  die  AIh 


Zur  Httfaode  d.  g^roelrisclieii  Uaterrtebtas«  Von  «T.  Odäiröü.    ]9f 


lil«gi|fk«U  dieser  Verftnderiingeii.  HaU  man  dann  au  eiuem  bedOtt- 
darea  Pankte  ione  und  betrachUt  die  bjenrargegangene  Figur  als 
lill#  Hür  sich  besteheade,  so  kacD  man  die  daran  stcb  ergebenden 
Hlptllielki^eD  in  der  Form  Ton  Lehrsätzen  aa88i>rechen  '^).  Aas  der 
BttiriGkieUiDig  wird  sich  dann  leicht  der  sjnthetische  bündige  Beweis 
eifebeti* 

Ein  Satz  kann  also  (At  sich  losgelöst  von  anderen  Sätzen  nicht 
n  nur  mit  großem  Aufwand  von  Zeit  und  Mühe  genetisch  ent- 
wickelt werden;  daher  muas  dem  genetischen  unterrichte  ein  Lehr- 
_   ach  zu  Grunde  gelegt  werden«  welches  die  organische  Entwickelung 
daa  ganzen  Systems  d»r  Elemente  enthält ''). 

Zor  Ulastration  des  Vorhergehenden  will  ich  noch  die  Entwickelung 
let  pyiliagoreischen  Lehrsatzes  zeigen.  Bekannt  ist  der  Beweis  des- 
ieiben,  der  bei  MoCnik  Torkommi  und  der  schon  von  Buklid  in  »einen 
El«manten  angewendet  wird.  Die  Quadrate  werden  nach  aussen  con- 
■ieitt  dann  vom  Scheitel  des  rechten  Winkels  eine  Senkrechte  auf 
I  fi[jpoifnuse  und  ausserdem  noch  andere  Hilfslinien  gezogen, 
deran  Zweck  und  Berechtigung  von  vornherein  nicht  klar  ist.  Ich 
babo  mich  bemüht,  im  Sinne  der  Instructionen  aus  den  Elementea 
dlüaiBewaise«  genetisch  den  Lehrsatz  abzuleiten,  ich  muss  gestehen^ 
ich  eine  solche  Entwickelung  nicht  finden  konnte;  ebenso  ist  es 
mji  den  anderen  Beweisen,  wie  sie  in  den  Lehrbüchern  vorzu- 
nen  pflegen,  gegangen.  So  sah  ich  mich  gezwungen  von  den  Be- 
in ganz  abzusehen  und  unabhängig  von  ihnen  den  Satz  zu  or- 

Wi/d  das  Dreieck  ABC  längs  der  Katheta  A  B  verachoben,  an 

besehreibt  die  Kathete  A  C  ein 
Beohteck,  wahrend  die  Hype- 
Unnse  ein  Parallelogramm  er- 
zeugt.   Die    beiden   so    ent- 
standenen Flächen  sind  ein* 
I^::::^  ander  gleich,  da,  was  anf  der 
/     einen  Seite  gewonnen  auf  der 
/       anderen  verloren  wird.  Wird 
das  Dreieck  nm    die  ganze 
Kathete  A  C  verschoben  und 
in  die  Lage^,  B,  C,  gebracht, 
80  beschreibt  die  Kathete  A  C 
ihr   Quadrat  und  die  Hypo- 
^  tenuse    das    Parallelogramm 

A  ^CBfC,  die  einander  gleich 

ind.  Terrfickt  man   dann  das  Dreieck  vi,  B,C,   längs  der  Kathete 

^n^Slahe  Erlers  Artikel  in  Schniidi  Encyklopldie  Bd.   2,  S.   732, 

ol  ifti  dort  geg«b«ie  Beispiel  weder  gnt  gewählt  noch  gut  durch* 

'lAlvl  itl,  femtr  Diesterwegs  Wegweiser  2.  Theil,  2.  Abtheilang,  S.  29^. 

'■)  Kach  solchen  Principien  sind  verfisat  System   der  Raanilehre 

vMi  Vklor  Sohlsgel  nnd  sein  Lehrbach   der    elementaren  Mathematik. 

1  TML  Geometrie. 


18S    Zar  Methode  d.  geometriMben  üntonrkiitee.  Von  J.  Odkrüi^ 

C,Ä,  umdiewdere  Kathete  Ji,.fi,  sobeeehreiht  A,B,  sein  QiMdmti 
die  Hypötennse  das  Parallelogram&t  ^/(?,J9,,C,,,  b(^  dasB  ake  die 

beide&'Qnadrate  über  den  Sja^ 
theten  gleich  der  Smntne  dte 
beiden  Parallelogramme  sind! 
Diebeiden  Verschiebimgetider 
Hypotenuse  naol  6,S,  und 
^ann  iiaoh(?,;j9,/k9nneti  aber 
durch  eine  einzige 'Yerschie«»' 
bung  tott  CB  UMkCB,;  Iä 
gerader  Linie  ersetst  werden^' 
wobei  ein  einziges  Parallelo- 
gramm beschrieben  wird,  dair 
ein  Ofdadratiet» 

Bei  dieser  Entwibkeltiiigf 
A  n  -^f  *®*  ^^°  einer  nübertchW^teii 

-A^  B  Construotion  Ton  Hilfadinial 

keine  Bede.  Der  Schfiler  Wird  in  den  Besitz  eines  nrinoipes 
gesetzt,  durch  dessen  Anwendung  er  eine  andere  Form  die^r 
Bntwiokelung-und- dem  daraus  sich  ergebenden  Beweis  gebto' 
kann:;  so  kann  er  z.  B.'  die  erste  Yersobiebung  nach  rechts; 
die  zweite  nach  obeh  Tomelimen,  er  gewinnt  ieäne  ändete  Pigtir^  die 
zuiaBeweiee  des  pjrthagoreiiBchen  Lehrsatzes  in  manchen  Lehrbfichetn 

▼erwendet  wird^  aber  ohne  eine  Spur  genetischer  Entwick^lting: 

Ich  habe  im  Vorhergehenden  versucht,  dieNothweudigkeitM'' 
genetischen  Methode  aus  der  historischen  ISntwickeluiig  der  viCathe- 
matik^  im  allgemeinen  und  der  Oeometrie  insbesondere,  wie  aus  der 
Hi^tur  des  Unterrichtes  nachzuweisen,  woraus  sich  ffir  Praxis  fol- 
gende Thesen' erg'eben  dürften:  1.  Es  ist  danach  zu  streben,  dass 
im  geometrischen  Unterrichte  im  Ojmnasium  die  genetische  Methode 
Eingang  finde,  2.  um  dies  zu  ermöglichen,  sollen  die  Lehrbücher  die 
organische- Entwickelung  des  Systems  der  Elemente  enthalten. 
Teschen.  Dr.  J.  OdströiL 


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.'•rr  1.  ..'.;>  M  IT  i: 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  AjizeigeiL 


[^0  Odysiee  und  der  epische  Cyklns.  Eid  Verfnch  sar  Umnng 
der  fiomeriscben  Frage  von  Dr.  Ludwik'  Adam,  OberkUr«r  ftm  k^ 
Gdahrt^n-GjinD&siQm  zu  Wiesbaden.  Wiesbaden  1880,  juJ,  Piedno^« 

Vn  and  126  SS.  S\  '       ;"  ' 

Der  far  die  Poesie   des  griecliiscben    Epos   begeisterte  Verf.,  i 

Ifin  Anhänger  der  auflösenden  Kritik^  versucht  seit  mehr  als  zeba 

[Jabr^Q  die  homeriscbe  Freige  selbständig  zu  beantworten.    Er  Ter-| 

0f«ciUicbt  bereits  die  fünfte  Scbrift  über  die  Odyssee,  welche  ei^' 

tO0dr(lcÜicb   ab   den  Scbluse   seiner  UntersnchungeD    be^eicbuet; 

ljfeQo<»ch  werden  noch  einig«  fQr  spätere  Zeit  angedeutet  [S.  30  A.f 

1125  A.).    Zunächst  wird  die  Bearbeitung  der  Ilias  nach  derselbea 

^   '    ■         Aussicht  gestellt  (S.  VU,  125).  Hoffentlich  erfolgt  die-j , 

t  in  Einern  Bande.  Gegen  die  bisherigen  Angriffe  frti- 

erer  Iw<  0   sich    der    Verf.    mit    Worten   Kants   zn 

llrOften;  <^;  ^iert  sie  als  Gegner  der  auüGsenden  Homer- 

ik  (S.  1).  Ohne  Zweifel  wird  er  jedoch  auch  an  diejenigen  denken 

ftlUsen,  welche  §ich  niciit  zu  dieser  Gattung  zählen  und  nicht  so  wollt 

eiAttr  kritischen  Grund  ansieht  diametral  gegen  Qberstehen,  als  sei- 

Beweis  und  der  Methode  seiner  Durcbführung.    Da  Herr  Adam  < 

Siiie  Kräfte  hinlängliches  Vertrauen  setzt,  so  bekennt  er  AJne 
rhöil,  welche  durch  alle  homerischen  Forscbuagea  1' 
Kaieht  an»  Tageii^li cht  gekommen  sei,  entdeckt  zn  baben  (s.  S.  ^ 
r)09«  Ul)  und  erklärt  S.  124 r  *Mit  dem  gegebenen  Nachweise  über 
fa^«  Veränderungen  der  homerischen  Gedichte  infolge  der  Schöpfung. 
18  ist  die  homeriache  Frage  im  Principe  entschteden\  Den- 
^;^h:ii  ifei  er  zum  Stiefvater  an  ihr  geworden  durch  seine  eigenthüm- 
UcheGrundanBchauung  vom  Wesen  des  Epos.  Er  vertauscht  geradezu^ 
[fim  Begriff  des  Epischen  mit  dem  des  Cyklischeo,  d.  h.  er  setzt 
IbenUl  ein  System  voraus  und  macht  alle  epischen  Gedichte  abhängig 
Ifen  einer  ^Idee""^  welche  an  die  älteste  Naturphilosophie  derOriechen 
moero  soll«  uämlich  vom  Motiv  der  zürnenden  Mutter  Erde,  welche 
|lDk  Befreiung  von  der  Last  gottloser  Menschen  bittet  (S  ^9,  103). 
"^^^  flUung  Lhroy  Wunsches   benutzte    Zeus    c  üzo  Beihe>^ 

, .    .  izelner  Götter  and  Göttinaeu''  (S,  102).  ^ ,  ,  schließt 


184    Xr.  Adam,  Die  Odyssee  a.  d.  epische  Cyklus,  aDg.  von  O.  Himrichs, 

Herr  Adam,  gab  es  für  alle  f^i^visg  andere  Fassungen,  nicht  nur  der 
Sage,  sondern  auch  Parallelgedichte,  welche  verarbeitet  worden. 
Die  Geschichte  könnte  also  durch  den  Verf.  nur  gewinnen,  wenn 
diese  neue  Wolke  von  Gedichten  den  Himmel  der  griechischen 
Literatur  nicht  ausschließlich  in  seiner  Phantasie  umzöge.  Ohne  den 
Abschnitt  vom  Wesen  des  Cyklus  (S.  96 — 107)  würde  man  ihn  je- 
doch nicht  recht  verstehen  und  beurtheilen.  Von  jener  philoso- 
phischen Idee^  welcl^f  keioeni  Uabefangen^n  aas  dek  homerischen 
Gedichten  entgegentritt  und  die  ganz  an  eine  schiefe  moderne  Poetik 
erinnert,  wird  sich  niemand  außer  ihm  überzeugen. 

Entschieden  eitis^^Ügi  Hiafi^Adfliitt  eiben  künstlerisch-Ästhe- 
tischen Maßstab  an  (S.  VI);  durch  sein  Gesetz  von  der  Einheit 
der  „Motive"  sind  gewisse  Verdunkelungen  in  unbedeutenderen 
Theilen  der  Sage  selbst  von  vom  herein  ausgeschlossen.  Die  me- 
thodiseh-kritisehe  und  die  gnu]iaiatisoh*«prachliohe  Seite  der  Unter- 
sQchnng  treten  hinter  jenem  Gesichtspunkt  zurück.  Die  Schrift, 
welche  der  Verf.  seinem  Lehrer  W.  Christ  zugeeignet  hat,  ist  kein 
erquickliches  Buch.  Die  Beweisführung  windet  sich  ohne  Abschnitte, 
Überschriften  und  jede  in  die  Augen  springende  Gliederung  durch 
einen  Citatenbrei  mit  häufigen  Wiederholungen  hindurch.  Dabei  ver- 
läuft sie  übrigens  gänzlich  unbekümmert  um  die  grandlegenden 
Forschungen  anderer ;  Klrchhoff8„Ck)mposition^  wird  einmal  (S.  38) 
nach  der  ersten  Auflage  cltiert.  Der  Verf.  hat  es  also  Terschmäbil 
seine  Theorie  an  anderen  zu  messen.  Alles  ist  so  aufeindergebaui, 
dass  eins  mit  dem  anderen  fällt.  Er  hebt  in  der  Widmung  (S.  TI) 
hervor,  dass  er  „nochmals  mit  aller  Schärfe  seine  Ansicht  von 
der  Entstehung  der  verschiedenen  Motive  in  der  Odyssee,  von  der  Zn- 
sammepsetznng  derselben  aus  mehreren  Epen,  nicht  Liedern^  za- 
sammengefasst  habe.  Diese  Analyse  bildet  den  ersten  der  beiden 
TieÜe  ^.  2—47). 

„Die  Schicksale  des  unglücklichen  Odysseus  sind  bald  von 
einem  zweifachen  Zorne  Poseidons,  bald  von  der  f^^vig  des  Helios, 
bald  von  dem  Grolle  Athenes  abhängig"  (S.  4).  Wenn  i  38  im  Nostoe 
noch  2eus  als  Urheber  der  Irrfahrten  bezeichnet  wird,  so  trägt  Herr 
Adain  im  Interesse  der  einheitlichen  Motive  kein  Bedenken,  sie  auf 
den  Groll  der  Meeresgottheit  zu  beziehen  (S.  5). 

Ans  diesem  Labyrinthe  der  Motive  (S.  3—8)  bietet  die  Be^ 
trachtung  der  „Attribute''  einen  Ausweg  dar.  Zwischen  dem  ersten 
Gedidht,  welches  auf  dem  echten^  durch  die  Ermordung  des  Pala- 
medes  bedingten  Poseidonzorne,  „dem  rotben  Faden  der  ganzen 
Odyssee**,  beruht  (S.  13 — 20),  und  dem  zweiten,  welches  das  „zweite 
Motiv''  von  dem  durch  Polyphems  Blendung  hervorgerufenen  Groll 
Poseidons  durchfühii;  (3.  8—13),  ergeben  sich  Widersprüche:  fai 
dem  habsüchtigen  oder  edleren  Charakter  der  schOnen  oder  verstän- 
digen P^elope  und  des  Odysseus  (S,  9,  16,  39  f.),  in  den  Angiaben 
über  .^ie  Heimat  und  Zahl  prassender  oder  Geschenke  bietcfndef 
Fr^ieV^  in  der  Annahme  von  Odysseus*  Tode,  specieU  in  der  TetkOii'» 
dünlf  dbsselhen  dtfrch  Käuplios,  den  Y^r  des  Pälamedee,  (iNli^&tf- 


[HUT  Adam  ao^  den  Sehol.  tu  X  302  kfibn  m  den  Zusammenhaag 

|ltig«rer  Odyssee  hin#iniiiten>retiert,  S.  14),  in  der  Enählung  des 

Jeiii  oder  mit  Beihilfe  voa  OdjHseu»  vollxogpnen  Freiermordes,  in 

lix^r  Zahl  und  dem  V^erhulien  der  Bi%de,  in  der  Nennang^  der  Die- 

|Ä«rLu  Eoryklflia  oder  Euryuome  und    endlich   (S,    44—47)    in    der 

illfing  der  Athene«  Das  dritte  Oedicht«  die  xeltlioh  spätere  (S.  25) 

|Tttoinachte  mit  dem  MottrMes  Atbenezorns,  in   welches  Stücke  der 

fosten  eingefdgi  sind  (8.    95),    kennt  Odj86eik«i'    Tod   und    wenige 

ade  Freier  aua  Ithaka  wie  I ;    es  enthält  anßerdem  Beise  und 

in  d«9  Telemacb,  die  Eache  durch  Vater  nnd  Sohn  und  den  Mas- 

Bkafiipf  (20  — 25,  :^1).  Zar  Termittlang  dieser  drei  Epen  dienen 

^ErkeTTTTtiTfcrscene'*  (S.  25—29,  Dualismus  im  Freiermord  und 

tmsenkn  in  III,  das  Gebahren  der  Freier  und  Mägde  wie  in 

I»  und  „1  üis**  (S.  29—31»  Uhakesierkampf  wie  in  III.  Eu- 

|fjkli;ia  and  Eurjnome  wie  In  I  und  II).  Daij  Tierte  Epos,  die  Phae« 

Itii  mit  der  fir^rig  Poeeidons,  kennt  nur  eineu  „kleinen"*   Xosto» 

8.  32 — M\,  welcher  durch  neue  Abenteuer,  wie  die  CyklopenfaM 

j|»oin  *'  "^   ,        lue,  8.  S.  47  A)»  erweitert  worden  ist.  Es 

Ifalgi  .  Übersicht.     In  die  selbst  schon  uberar* 

»te  ^täUe^te  Uvjys^ee^,  welche  den   f^grof^en",  um  die  ft^Ptg  des 

ItUof  erweiterten  Nosios  (S.  ^2)  umfasste,  wurden  die  gleiehfalU 

erarbeitete  Telemachie  und  ein  Stück  des  auf  dem  zweiten  MotiT 

nhetiden  Gedichts  Termitteldt  Zusätze  vom  Dichter  ei ngesehobun; 

^  ptfjPig  de«  Helios  hatte  das  ui-sprüngliche  Motir  vom  echten  Po- 

'iMonsorn  beseitigt  (S.  35 — 38).    Mit  dem    neumoti vierten    ^be* 

liüekte  „der  Dichter"  den  EinscUuh  der  (vom  Einföger  der  Tele- 

BldhieV  Tgl,  S.  33^  47  A.)  erweiterten  Phneakia,  der  Erkennungs- 

und  des  Schlusses**    (S*  .^9— 43),   ^Die  Versetzung  des   IL 

SQcl]«a  an  seine  jetzige   Stelle  ist  ebendemselben  Redactor  zntu- 

rMben^  (S*  39).   , Demselben  Redactor**  gehört  die  i^chonbei  den 

ItM  aU  iDter|K)tiert  ?ei-dltchtigte  Stelle  iy  45—81,  wo  Marathon 

die  *i^  "    -  '       erwÄhut  wird  \S,  4lL    Daraus  folgtft 

Ad^.  iiub  jener  drei  l^tviten  Stöcke  gleichzeitig 

Athen  gt^schah,  und  xwar  durch  P  s,  welcher  ^durch  die 

il  freilich  anders  motivierte  fir^vti;  i  i:^  das  alte«  echte  Mo* 

tiT  wieder  tur  Geltung  brachte"  11  (S.  41,  3,  115), 

Also  ist  ,,deraelbe  Kedactor"^  Pisistratos  „der  DioMer ^  f   Der 
«RtnfUg^r  derTelemoehie*'  hatte  ihm  al^o  frenndlicher  Weise  durch 
arting  der  Phaeakls  in  gewieser  Art  yorgearbeitet?    Übrigens 
dir  Verf.  tu  r;  dO  doch  aus  der  zweiten  Auflage  iron  Kirchhofs 
IjHMe  (1879)  ä.  205  noch  rechtzeitig  bemerken  kOnnen,  wie  ea 
der  L^'^ifraiiifiiiiM  Annahme  jener  [»isistrateischeo  Interpolation, 
ch  iges  chronologisches  Moment  Terwertet  wird« 

kikn^ii  h^^uf.,  AiiLnuoff  hat  sie  ausdrücklich  widerrufen.  Das  Spiel 
Moit?en  ti^t  fQr  Fisistratus  freilich  sehr  hübsch*  ^Eioieln« 
i  Jadoeli  winden  niemals  aufj&reklärt  werden  **«  dieses  Gestand  nii^ 
ndi   der   Vert   am    Schluiig  meiner    Analyse   (S.    43)    sich 
trffNtren.    Die  Ktln«tlichkeit  dieser  Decompositioa,  di«  Uo- 


190    lu  Adam,  Die  Odjasee  n.  d.  epische  CytloB,  Mng.  t.  Q,  Mmtiehf, 

au88€h&lbarkeit  der  Theile,  die  Menge  der  .TerzahnaiigeQ*'  (8.  98) 
schwächen  schon  an  sich  die  Überzeognngskraft  seiner  Theorie.  Ober 
die  willkürlichen  Operationsmittel,  deren  sich  Herr  Adam  .bei  der 
Teztbehandlungfür  seine  MotiTOpen  bedient,  als  Zusammenziehnngea 
zweier  Veräe,  Auslassungen,  Festhalten  anerkannter  Interpolationen» 
Teztesänderongen,  unterschiedslose  Auswahl  von  Varianteo,  welche 
Anspielungen  auf  nachhomerische  Sagen  gewäiirefi,(vgl.  dae  angeb* 
lieh  ^handschriftlich  mehr  b^laubigte*'  xfjdm  X.202  8.  13  t^ 
einPridicat,  das  eher  auf  das  von  Düntzer  gebilligte  nAviiw.Yoiu» 
X  196  passte,  doch  s.  Ameis  im  Anhang),  falsche,  dujroh  4ie  GhTond"" 
ansieht  beeinträchtigte  Interpretationen,  begaQge  ich  mich  aof  <}, 
Langes  Jahresbericht  Aber  Homer  ia.der  Berliner  Zeitschrifk  flür. 
das  Gjmnasialwesen  1880,  S.  115 — 132  zu  yerweisen«.  Hier  fSr 
letsstere  nur  ein  Beispiel  aus  einem  späteren  Theil  des  Buches:  «Aob 
dem  Worte  avynQOv^ai  (seil.  JIq  top  teQrjßaüunf  naUpLonn  wu 
%ov  ^IhaTiov,  Scbol.  8u.£ur.  Cr.  1641)  ^zusammenscbmieden,  ansam« 
menschafifen'  geht  aufs  Deutlichste  heryor,  dass  in  den  Cyprien  d.Mr 
thebanische  und  der  Uxjanische  Krieg  zusammen  ?on  Staainns 
besungen  wurden^  (S.  76)1  Bas  Gesperrte  steht  so  im  Text.  CIuh 
rakteristisch  ist  ferner,  daas  Herr  Adam  8.  .57  dasselbe  Schol.  Laar«. 
zu  Soph.  Oed.  Gol.  1875  mit  Tridinius*  Gonjectur  so  citiert:  o  i^pi 
xvxlmijv  &r]ßatda  noirfiag  (s.  fragm.  3  Kinkel),  hingegieB  8. 
98»  weil  die  Veranlassung  zu  Oedipus*  Fluch  der  Angabe  4es  Atbe* 
naeus  gegenüber  (dort  Übersendung  der  Lenden  statt,  des  Schulter* 
st&cks,  hier  Versetzung  der  yäterlicfaen  Becher)  rariiert  ist,  dioTer'^ 
derbte  Ueberliefemng:  o  vijv  f^iXQrjv  (!)  .Qijßatda  .^tottjaog 
verbraucht  und  die  Stelle  außer  Beziehung  zur  kyklischen  Thebaia 
setzt:  ^Beide  Gedichte  werden, genau  geschieden,  sie  sind  .einander 
völlig  fremd\  ..     [ 

,  Den  gänzlichen  Mangel  an  philologischer  Metho(le  verrätb  4ier 
vermeintliche  Beweis  im  Haupttheile  Ober  das  Verhältnis  der  Illas 
und  der  Odyssee  zum  epischen  Cyklus  (S.  48'^125),  welcher  „die 
subjecti  ve  Kritik  mit  der  objectivea  zu  lebensvoller  Einheit  zu  verbindeai 
und  die  LOsnng  der  Aufgabe  zu  ermöglichen  geeignet  ist^  (8.  48). 
Man  darf  darnach  den  Wert  obiger  Beconstructionen  bemessea    . 

Wenn  Proklus  u.  a.,  wie  Herr  Adam  «us  den  te/dix^  ^Ofn^QOv 
folgert  (S.  65),  auch  Aeschylus,  den  epischen  Cyklus  dem  Homer  zu- 
schreiben, 80  weist  er  ee  als  i^nicht  wahrscheinlich '^  ab,  „dass  Homei; 
nochmals  seine  eigenen  Gedichte  sollte  überarbeitet- haben,  um  wegea 
der  axoXov&ia  väv  nQoyftmünf,  die  im  Cyklus  Hauptzweck  war» 
alle  oder  wenigstens  die  hervorragendsten  episcben  Gedickte  der  U- 
testen  Zeit  in  einem  einzigen  Corpus  zu  vereinigen^  (8.  59).  Wel*- 
ckers  Hypothese  gegenüber,  dass  Zenodot  den  epischen  Cyklus  fe- 
schaifen  habe  (8.  48),  statuiert  er,  dass  unter  oe  n(f<xyfta%ev<rafimf0$ 
TW  imKOP  nxntXoy  nicht  die  alexandrinischen  Cykliker,  w«lqhe  ereti 
„die  Qiaazum  Mittelpunkte  ihree  Cyklus  machten*'  (8.60),  80Q4mi 
^solch^  im  6.  Jahrhundert  vor  Chr. '^  zu  verstehen  seien,  „wetob^kei 
der'Ab&ssnng  des  epiaehen  Cyklua  fremdes.  Material,  iua  AuAm 


£»'  ^IAma«  T)k  Oiynm  u.  d.  epische  Cjklos^  ang»  t.  G.  Minriehe.    187 

i6iialb«D    verwertoteu ;    es  gab  also  twei  Periodda  von  Cyklilcern 
I  in  ^er  griechlscben  Literaturgeschichte*^  (S.  63).    ^Die  Cjkliker**» 
Isnch  pidie  Eedsctoren  des  Cyklos"^    (S.  117)   oder    ^die   cyklischeii 
iBiQhiftr^  (S.  120)  genannt,    welche    iror   Sophokles   nnd  Euripides 
tlebleiii   flo   behauptet   Herr   Adam   weiter,   müssen  von  den  Ver* 
I  fiittra  ier  einzelnen  in  den  epischen  Oykhis  aufgenommenen  Ge- 
lobte wohl  getrennt  werden  (S.  62).  ^^Die  arsteren  erfanden  am  der 
Qwahctv^ia  ttjp  n^ttyftarwv  willen  neue  Fabeln,  machten  Interpola« 
tionen,  Terkürtten  und  verlängerten  die  Gedichte,  erdlohleten  neue 
Motive,  bedienten  sich  häufig  wiederkehrender  Yerse  am  nnrechtea 
[.Pklse  und  sahen  nicht  genau  auf  die  passenden  Epitheta"  (S.  96). 
^WtDO  der  Verf.  es  aufänglick  als  ^auffallende  bezeichnet  hat,  daas 
die  für  die  Kenntnis  der  ältesten  epischen  Dichter  m&l^ebendeit 
Bchriftstellar  des  Alterthum&,  Uerodot,  Pattsania»,  Athenaeus  n*  a., 
iie  die  Gedichte  nach  dem  Cyklus,    sondern   nach  ihrer   Ursprünge 
liehen  Gestalt  eitleren  (S.  57,  77)^  so  legt  er  ihnen  hernach  öo  viel 
Kritik  bei,  daes  sie  es  wegen  jener  Verinderungen  nicht  gethan 
sollau  (S,  96).  Der  natürlichere  und  einfachere  Schluss,  wel- 
die  methodische  Forschung  allein  erlaubt,  w&re  aber  der,  daes 
li«  J^ne  cykli^schen  Formen  der  Gedichte  nicht  gekannt  haben  werden. 
Der  Verf.  versteht  unter  der  bei  den  Soholiasten  üblichen  Pluralform  oi 
fi^^Kxygtg  uew^f  welche  von  mehreren  Verfassern   eines    und  des^ 
idben  Goiiichtes  spricht  und  aus  dem  erwähnten  Grunde  von  jenen 
guten  Bchriftsteüern  vermieden  worden  sein  feoll  (S  .^7)«   ,,die  Cy« 
^kUher  und  die  eigentlichen  Verfasser  der  Gedichte^  (3.  96).  Für  die 
,  XiiiieDi  der  ersteren  glaubt  Herr  Adam  in  vier  Stollen  des  Athe- 
naeus,  CUmeos  Aleiandriuus,  Aristoteles  (Rhet,  111,  16  über  den 
Kyklofi  dm  Phavlloe,  von  dem  wir  g&r  nichts  wissen)«  des  Samiers 
Dionyviu«    und   den  Soholiennotizeu  über  die  xvxhxoi  voUgültlge 
_        k  m  Händen  zu  haben  (S,  65^ — 69).     Es  erscheint  uns  bei 
lli^'itfVii  Katürltches,  daes  er  auch  die  zweimal    erwähnte  kv^ 
nAi^  tKiofJig  der  Odyssee  nicht  als    die    vulgatai   sondern    gegea 
Edtiftiano  und  Lebrs  als  »^^^ '^^^'^  ^P'^^^^'^  Cyklus  einvorltsibteOdys- 
tjüaiiigffibe'*  in  »einen  Nutzen  zieht  (S.  71/72).    Aber  anf  Stich* 
[liltigkeit  haben  alle  diese  addierten  Argumente  keinen  Anspruch. 
I,  Entscheidend  für  die  Wahrheit  dieser  Debaaptnug*  nennt  Herr 
S.  60  das  iß  mehr  als  einer  ßezichung  interessante 
fT  326.  Er  leerrupft  es  in  einzelne  Fetzen  und  verschmäht 
ü«  WQS  dieaen  Schlueestein  seines  Gebändes  ganz  binxustellen  und 
ter  Q»t«reß  Angen  kritisch  zu  untersuchen.    Aus  der  Gegenüber- 
litilhm^    der    unten   gesperrt  gedruckten   Anfange-  und  Scbluss* 
IviCKrte  fewbnt  er  folgendes  Beenltat :  ^Bor  Schotiast  erktirt  die  Cy- 
[kllker  selbetaU  ver^chioden  von  dem  Verf.  der  kleinen  llijis**  (8.  61). 
ctauiidt  ftM  IM  Sagen  von  Achilles  anf  Skvros.  Da  es  für  die 

Inng  erforderlich  ist,  muss  ich  die  ganze  Schollen- 

liUlle  hier  nach  der  liekkerschen  Ausgabe  ausschreibeni  welche  Herr 
fl^am  anr^ut  GlQck  ausßchließlich  benuzt  hat: 


8S    Im  Adam,  Die  OdTsiee  n.  d.  epische  Cylrlas,  aag^.  t.  &,  Himßfidm. 

Skvqw*    (1)  Tiitig  fiiv  hc&i  ixre^^yac   cevrov  Vfzo  S^ 
Tidog*  2)-o  di  z^w*  ui%q^w  ^IXiada  (noi'qoag^f)  <rvo^^«t^- 

^^^?t  Ixet'    ^Jlijlditjv  f  A%i%ßffi  ftwi  JExSm$^6  9tMU«r 
(i^*  <>ylq  afyalioy  Uptiv  fxnro  wxto^  iiulvrß^  Satt  di  nj^ 


3)  lern  ^€^  01$  Tiv^s,  ^  ItpiyBvelag*   q^mi  yaq  JovQigfJhi  xl»* 
asiaa  dg  JSkvqov  i^eriS^rj  vre  ortVm;.  (pw  r\(suv  di  cmo  xijg  ao^ 


ntij^^Ekhnjg  ^wg  ir^  akticstüg  n  ^rq'  ovx  ar  ya^  &p  uMfim 
Aw  yafiff&rjvcu:  Iltpfelaftn  xoi  TrjMfjiCPXo^  ^v  av  X*  h£v  ^^1^% 
vf^og  0W9  Tcovar  ev  niiog  <wt-  elyo^aotv  (i  818)  xai  ^iitd  öv^ 
aw.%B^nin0i9a  aydff  oatuiAl^eta^m  {rt  71).)  fjii  itiqa 
lüvoifla  diettf)€vd€Tai*  oQa^ie,  niSg  ano  yevixijg^dg  ciria^ 
u%f]v  ^  fietißacig  yiyovsr,  odi^ejcu  di  tij/r  Ufiav  atvxlaw  tSg 
$a(og  ttvtov  xat  vcof;  crrep^cFOuvoer..  4.  [i|  di  hifa  icTOQia  Sx^  o^ 
tfog.  lik^otvSfov^EUmjv aqnaomtTog  Aya^ifitwv  xal  MeviJUxog 
T&vg"EUifivag  xawa  twp  Tqwov  iaiqavoXoytfiav,  Ilfjlsvg  ii 
TVfoyfVMJiaoVt  ort  fioigidiov  i^v  h  Tgoitf  d-avuv  ^AxilXia^  fta* 
foy&fOfi&fog  dg  Sxvoop  ngog  Atmo^ijdriv  rbv  ßaaiXia  ftofi^ 
^ero  zov  'AxtiXia.  o  di  yv^aimdav  iadijfza  afi(£uiaag  atwn 
tag  Toiqny  avizQtfps  fierce  tüv  S-vvcrrioa^y.  X^rfafiov  di  do&irmg 
utj  ahioBaSfH  rijv  ^IXmp  Tijtaqvg  lAxilXiiog  inifKpd'ijaav  im* 
BiX^wif  TTQogllrfJiiecjOdvGüdßg  0oivi§  aal  Niaztoo.  zov  di  Ibj^ 
Xiü^  aQrovftivov  Trop*  av  zfp  zov  nuida  ui]  zvyxctvsiv,  nofev^ 
^ivzag  elg  Zxv^v  xod  iTTmfortfavzsg  fieza  zdhf  Ttafd'ivwv  top 
j4pXlia  zfiqfsa&ai^  zaig  X)övaakt)g  vno&maig  OTtXa  xeri  top* 
Xot0)vg  ^it^  aiiP  lazoDQyiKolg  i^yaXdoig  e/iiTrQoa'^ev  zovffof^ 
d^pwpog.  ai  ftiv  ovp  xooai  ini  zovg  zaXaQOt}g  taq^rflap  xci  za 
Xoifta,  6  dl*  AxMsvg  aveXofi^Pog  za  onXu  xazaqKogog  yeyoPi 
xai  avvsazQcezevaazo.  ft^sQöP  di  zalg  ftccgd'ivoig  avpdiazoi'» 
ß4api'(f>S>€ife  Jrjida^uap  zipf  AvKOfirjdovg,  rj  zig  ^aizov  J)^- 
pnae  tti^p  zcv  vozsqov  N&mzoXBfAOp  xhfQ-ivza^  oazig  zoig 
^'tiXffft  viog  wp  avptazqazevmno  fieza  diivazov  zoC  Ttctzfog.] 
B..  1}  lozoqia  ^afä-  zolg  %v%Xixalg.  D. 

Zonftchst  verschweigt  Herr  Adam,  welcher  8^  61  die  letaton 
fünf  Zeilen  Ton  n^^^v  an  abdruckt»  TollstAndig,  dasa  bei  Bekker 
hinter  zov  natqog^iVL  B»  hinter  xvxiUxoi^  ein  D  steht,  das»  alio 
die  Schlaseworte  darchana  nicht  dem  Scholiastea  von  B  gehOren» 
sondern  ans  den  sogenannten  scholia  minora  oder  Didymnssebo* 
lien  ergänzt  sind.  Bs  kann  al^o  schon  Jetzt  davon  nicht  die  Bede 
eein,  dass  der  Scholiast,  d.  i.  der  Schreiber  der  historisch  nnznver« 
lässigen  Schollen  des  Cod.  Ven.  453  (B),  in  seinen  Worten  einea 
Oegensats  zwischen  dem  Verf.  der  kleinen  Dias  und  den  C^klikaim  ^) 

*)  S.  63  redet  Herr  Adam  von  einem  Gegensatz  zwischen  der  Dar- 
stellung Homers  und  der  des  Dichtiars  der  kleinen  Illas.  Wo  fladet  tkll 
aber  bei  Homer  eioe  Darstellung  von  Achills  Beziehungen  zu  Skjros? 


L.  Aäam,  Die  OdytiM  o.  d.  flpisoba  Üykrui,  ang*  v.  G.  H4nn<M.    189 

iDtt  [lewusstdeiD  betont  habe.  Das  ist  ein  embenter  Irrthum.  Ferner, 

iai  rQekwärts  zu  g^ehen,  weiJ^  der  Verf.  nicbti  dass  die  oben  in  g^* 

Inde    Kkmineru   «in^eschlossene  Erzählong  der  nachhomerischeii 

Sftge    TOm  Aobitl  in  Weiberkleidern  (Nr.    4)    in  unseren   Homer- 

iicbolien    des   Cod.    Ven.    45^    (B)    von    zweiter    Hand    n&chge- 

I  träges   ist.    Denn   es  ist  das  üaglau bliebe  geschoben,  dasB  Herr 

[t^dam  die  in  den  Jahren  1875—1877   erschieneuG   Ausgabe  der 

,  fliasschoHen    von    W.    Dmdorf    zu    seiner    Stelle     nicht    einmal 

j<ilii(t0S6beii  bat!  Es  i^taiso,  wie  der  Augenschein  lehrt,  anch  nicht 

l%ahr,  was  wir  S.  61  lesen:  ^Eingeleitet  wird  die  Brzählung  Tom 

\  Schol lasten  mit  den  Worten :   tj  di  rW^cr  iatagia  c^ftxf^i'm  (viel*- 

^^i.,  A-r^''{^evm)-^  Diese  soll  derselbe  für  unecht  erklärt  haben* 

rmnt  die  Eraäblnng  Nr.  4,  bei  Herrn  Adam  die  zweite, 

ttrst  t^ei  aen  Worten  des  «weiten  Schreibers:    ^   äi   hi^a  iaxö^^ 

l^it  omtog,  Let7.terer  wollte  ofFenbanlioQeschichte  anführen,  welche 

*  trtle  Scholiast  de«;  Codex  ß  verwarfen  habe.  Dabei  mtisa  es  nun 

^sUardinigB  &oßerat  zweifelhaft  bleiben,  ob  er  diesen  richtig  verstanden 

I  bat.  Hätte  es  steh  nun  aber  ursprünglich   fGr   den  ersten  Schreiber 

gar  nicht  um  die  angn^chlos%?ene  Erzählung  vom  Achill  in  Weiber- 

illeidern,  sondern  ntir  «m  das  Scbolion  vivi<;  hiE  ar€Qfj(JOvaa¥  (Nr, 

ll — 3)  gebandelt,  so  wären,   voran&gesetztdaiss  dasj^elbe  eiti  einheit- 

Niches  wftre,  die  Verdamnmngswxjrte   entweder  zu  beziehen  auf  die 

ISn&hloog,  1)  da38  Achilles  in  Skjros    von  Thetis   ausgesetzt   öder 

^\  nach  der  Schlacht  gegen  Telephos  dorthin  verschlagen  sei,   oder 

Sage,  dass  Ipbigenie  die  Mutter  des  Neoptolemog  sei.  Es 

als  das  einzig  Plausible,  dass  die  Worte:  '^diese  andere  Kr- 

hlnng  aber  ijrt  falsch*    an f  die  letzte  gehen  sollen;    daför   spric^ht 

Qoh    die  Stelle,    worin    die    zehn  Jahre  der  sogenannten  cr^apo* 

f-'JUiyffr  in  Adüf«  in  Abrede  gestellt  werden.     Wenn   nun  Herr  Adam 

"  \^g  der  Sage,  wornach  Keoptolemos  ein  Sohn 

19^  welche  auf  Skyros  ausgesetzt  wurde,  anbe- 

[tentien  aus  dem  '^ugammenbang  reifit  und  ztiletzt  anführt  mit  den 

tiWoittn;  «dieselbe  ist  aber  für  unsere  Untersnchung  von  keiner  Be^ 

Qlatig'^,  80  ist  das  ein  neuer  grober  YerstoH.  Vielmehr  \hi  zu  ent- 

[len,  das*  für  Herrn  Adams    -  ^    "      ten  der  Achill  in  Weiber- 

|fcltMArn  gir  nicht  in  Frage  kom  ite,  er  m&sste  denn  in  den 

f$l  gaot  verschwiegenen  Wi>rtt?u;    ixre'^tjvai    aiiov  int  Bhl* 

enthalten  sein.    Oder  es  h^tte  wenigst4?ns  der  Beweis  versucht 

[%»r4en  mftisen,  dass  die  Erzählung  Nr.  4  wirklich  mit  der  verwer^ 

in  -"- r-Vf  des  eisten  Scholiast^n  identisch  sei.  Aber  damit  sind 

0  kritischen  Bedenken  bei  der  historischen  Ausnutzung 

r  tkJt^iieastelie  gehoben.  Dena  der  in  einen  Gegensatz  zu  den  xt- 

atts  D  gerfl^kfe  Verfasser  der  kleinen  Ilias    findet  sich  gar 

hiiielil  in  Dind  rxhe^  also  nicht  im  Cod.  V^n.  B.  Der  Anfang 

U&Qiet  vielmeli  .  {(Jiv  llxtXUct  dno  trjg  rgoi;  iS^kefpov  ava- 

Itiifwirra  fiä^r^:   Tf^ooQfaaSrpat  fnu*  es   folgt  dort   nur  ein 

rene  (l»r  kleioön  fliaa,  mithin  ist  die  Angabe  bei  Kinkel  ep.  Or. 

ft  40  ungeuan.  Alles,    was  oben    in   eckigen  Klamin^Tiv  %Vft\i%, 


I  ^  4.  u  % "  i  j  I  k 


«100    L.  Aimn,,  Die  Odyssee  u.  d.  «piache  Cjykkia,  ang«  li^.  ümricM. 

iehlt  in  dem  Codex  B.  Bekker  oder  Yilloison  hat  das  SotiolioQ  B  m 
Anfang. ohne  Angabe  der  Sigle  ans  dem  Yictorianus  interpoliert. 
Herr  Prof.  Dr.  Hermann  Sehrader  in  Hamburg  hatte  die  OMOf  mir 
anf  meine  Anfrage  über  das  Yerhftltoie  dieser  Stelle  aas  dem  Codex, 
weLßh^gerada  zur  Benutzung  in  seinen  H&Qden  war,  dieerwflnachte 
Auskunft  zu  geben  und  eine  höchst  sorgföltige  Abschrift  des  An- 
fangs»! übersenden,  wofür  ich  ihm  hier  meinen  besten  Dank  ans- 
apseohe.  Die  SteUe  hei6t  im  Yiot  FoL  870*:  ff  (^^eo/rroiUi^)  «^ 

rrr-  u  og  aHvQii^  fAOi  hl  TQiq>^ai)  tavig  bis  d7taU§a0dm,  (Yor  nnd 
ia  dem  ersten  Yers  aus  der  kleinen  Iliaa  ist  am  äußeren  Bandiscfli' 
T^fjUidrjv  zugesetzt  und  <jx{^y  Ab  corrigiert  worden  ?on  jingerer 
Eand^  welche  das  SchoUon  nach  einer  besseren  Handsohrift  revi^rt 
bitt;  in  avzoS  ist  ausgelassen).  Die  Worte  17  de  hdQa  .bis  yifom^ 
fehlen  im  Yrctor.,  doch  yermuttiet  H.  Schrader  aus  der  doroh  daa  a 
und  ß^  bezeichneten  Umstellung,  dass  dem  Schreiber  etwas  Ähn- 
liches vorgelegen  habe.  ^  Thatsache  ist  also,  dass  obige  SchoUen- 
stelle  so,  wie  sie  gedruckt  ist,  in  keinem  Codex  steht,  sondern  aus  meh- 
reren zusammengeschrieben  ist.  Es  ist  mitbin  fdr  Herrn  Adam, 
der  das  SchoUon  änem  Scholiasten  zuschreibi,  der  Umstand  verderb- 
lich, dass  die  drei  im  Druck  gesperrten,  von  ihm  allein  botonten 
Stellen  drei  verschiedenen  Handschriften  entstammen.  Sind  ihm 
alle  diese  urkundlichen  Bedenken  nicht  aulgestiegen,  so  bricht  sein 
Mangel  au  Methode  den  Stab  über  seine  Leistungen;  hat  er  aber  die 
Sacblage  gekannt,  so  ist  der  Beweis  erst  recht  verwerflich.  Der  Y^ert 
desScholions  ist  so  unsicher,  dass  so  folgenschwere  Consequenzen  wie 
4ie  vorliegenden  nicht  gezogen  werden  können.  Hätte  der  SchoUaat 
eine  Gegenüberstellung  der  Cykliker  und  des  Yerf.  der  kleinen  Uias 
beabsichtigt,  so  hätte  er  sie  gewiss  direct  ausgesprochen  und  nicht 
bloß  silentio angedeutet.  Wobleibt  nun  aber  das  Datum  für  die  chro- 
nologische Fixierung  der  Cykliker  ins  6.  Jahrhundert?  Wollen  wir 
das  den  Didymusscholien  glauben,  dass  die  von  ApoUodor  berichtete 
nachhomerische  Sage  vom  Achill  in  Weiberkleidern  sich  ijcQiQa  wdk 
xvxXimlg  fand,  obwohl  die  kleine  Ilias  und  die  Cyprien  ihn  erat  ans 
iCysien  nach  Skyros  gelangen  ließen,  so  verdient  dieser  Punkt  tieftr 
gehende  Untersuchung,  die  wir  bei  Herrn  Adam  nicht  finden.  Muse 
jene  Sage  von  den  „Cyklikern  des  6.  Jahrhunderts*^  erdichtet  nnd 
allein  besungen  worden  sein,  weil  Sophokles  und  Euripides  und  Po- 
lygnot  diese  Oeschichte  auf  die  Bühne  und  die  Leinwand  gebracht 
haben?  Ist  das  ein  zwingender  Schluss? 

Aber  im  Zusammenhang  damit  ist  noch  ein  zweiter  Beweis  vor- 
{[ebracht  worden.  Si  765  f.  sagt  Helena  in  ihrer  Traqerklage  um 
Hektor: 

fiSfi^ya^  VW  uoi  x6^  hvfMtt^  hog  kaxiv, 
Ü  ov  Mitd^iV  ißr^v  xaX  ifi^s  dneXiiXv&a  naiQtig' 

Das  steht  im  Widerspruch  mit  der  homerischen  Chroooiegie, 
welche  keine  zehigährige  Yorberutungszeit  zum  Kriege  kennt.  &»rr 
Adam  entfernt  den  Anstoß  durph  die  Beziehung  auf  die  Chron(dogie 


Jirn^  IHe  OdffBde  ti.  d.  «piscSie  Cjklas,  aa^*  v.  G,  Biwricha.    101 

;  episehen  Cjklas,  d.  h.  auf  das  kriegsf&hige  A^lter  des  Neopto* 
i'leinoe,  nnd  bebauptet  kurz  (S.  64) :  ^Die  Stelle  ist  Kigentham  der 
ICyklilrer*^.  E&nfite  er  neben  den  Sagenmotiven  Oberhaupt  einen 
jiiprach liehen  Beweis,  so  hätte  er  wohl  einmal  die  loci  repetitt  in  Be- 
tracht ^ezogeu  und  bei  der  Vergleicbung  gesehen,  dass  Verse,  die 
irgendwie  indiTiduell  sind«  nur  an  einer  Stelle  original  f^ein  werden. 
I^Ihri  Wiederhölong  erzengte  oft  mancherlei  Anstoß.  Im  Munde  des 
fOdjBgeus  r  222,  223  sind  die  Worte 

^*<f^  yng  ol  htxoffxov  Iroi  iortVy 

tioh  ttnd  dem  Zusammen  hang  nach  durcbauB  natürlich  und  pas- 

ßs  nnterliegt  gar  keinem  Zweifel,  dass  der  „Dichter^  von  Si 

[die  beiden  Verse  mit  Umänderung  der  dritten  Person  in  die  erste 

'hl  nicht  gescbickter  Weise  aas  der  Odyssee  entlehnt  bat;  dabei  ist 

die  Möglichkeit  nicht  ausgeschloBsen,  dass  er  die  aachliche  Schwie- 

rigkeit  unbeeehens  mit  in  den  Kauf  genommen  hat.  Also  der   ^Cj- 

kliker'',  auch  wenn  Herr  Adam  mit  seinem  Motiv  Recht  h&tte,  wäre 

'  dodi  ^der  Dichter^  selbst  gewesen.  Und  den  Tragikern  und  den  Malern 

9ont«  Achill  in  Weiberkleidern  nicht  durch  einen  Dichter  vei-mitteU 

1? 

Wie  stehts  nach  allem  nun   mit  jener   beliebten   Trennung? 

^Olui0   bessere   Zeugnisse  ^),    als    dieser   Rattenkönig   ist,    bleiben 

Ut»  illttitigen  Cykliker    des   sechsten    Jahrhunderts    v.   Chr.    leere 

Bdiiillti}  und  Herrn  Adams  Ansicht  ein  Luftschloss.  Diesem  ist  noch 

kein  sicherer  Grund  und  Boden  untergebaut,  wenn  außerdem  ans  der 

Inhaltsübersicht  der  Gedichte  des  epischen  Cyklus:  Cjprien,  Aetbi* 

^opis,  kleine  nias,  Eiupersis,  Nosten  (S.  74—92)  und  dem  Excurs 

kber  das  Wesen  des  Cyklus  (S.  96—117)  der  Wabrscheinlicbkeits- 

!ioUfi89  gBiogen  wird;  ^Dieselben  Gedichte  sind  andere  im  Cyklus, 

sndtre  im  ursprünglichen  Zustande"^  „sie  müssen  verlängert,  verkürzt 

.worden  sein,  auch  interpoliert"  (S.  74,  72):  also  auch  Ilias  und 

f  Odyssee.  —  Es  erballt  aus  der  Besprechung  der  Parallelgedichte, 

welchen  Wert  die  eruierten    Parallelcyklen    haben   werden.    Den 

i^lfroßen   allgemeinen  Cyklus^,  welcher  vor  Pisistratus'  Thätigkeit 

chim  560  und  530  entstanden  sein  muss  (S.  117),  schuf  mit  an- 

in  Homeriden  —  denn  als  solche,    welche  Pindar  Sänger  anein- 

stidergereihter   epischer  Gedichte  nennt«   entpuppen  sieb 

plötzlich  die  Cykliker  des  6.  Jahrhunderts  —  Cynaethus  von  Chioe 

(S.  117 — ^120,  93,  107).  Außerdem^ gab  es  einen   ,, trojanischen  Cy* 

klüs**  (S.  97).  Einen  „kleinen  trojanischen  Cyklus**  stellte  Pisistra- 

tQs  wahrscbeinlicb  nach  Anleitung  des  Cynaethus  her  (S.  107 — 115» 

D*  Herr  Adam  hat  „die  fast  an  Gewissheit  streifende  Vermuthung^i 

,1  in  den  vier  Stellen  über  die  Mitglieder  der  Pisi^tratuscommissioQ 

[ttr  buw&Y^vXoq  vielmehr  A 7/)^  Kvrcu&og  tu  lesen  sei  In  der  Stelle 


"7  ^^cb  das  8.  69  eiÜerte  Scbolion  zq   V^  346,  wo   „Homer  den 
'  Cyyikvni  and  Jftngerii  eotgegen gestallt  wird*,  fehlt  in  Dindorfs  Tene* 


IM    CL  Q^9rge9t^^('  lai-deutsches  Hft&dw&rUrb^  ang.  ?.  Dr.  44mf«rv 

auB  den  Aoecd.  Parä.  mackt  er  aus  U^ijyoiV  ^  '^  ^^  ^^^ 
x^iUtf  unter  Nichiberöduicbt^oiig.des  ^sten  xo/s  ^^f^a/ijf»  xw 
XiV  £t^ai%^y„  und  die  Saadglossen  sn  diesen.  Worten,  welAn 
Ease  ^&i^»H>d(iif(f  iftixlrpf  KoQ^Ufovt  Im,  verbessert  er  in:  lls 
wd  Tov  iniKOv  xüAov  wQdioa^ff  <S.  122—123).  Dies  als  Probe 
der  Conjecturtlkritik.  Natürlich  fehlen  auch  ^ib  P^raUelan^gaben 
nicht:  homerische«  cykUsGheu9dpisi8tratischeO<iiyBsee(S.  117, 119)* 

Sollen  wir  etwas  anerkennen,  so  ist  es  deri^QßeSi^iß,  mit  wol* 
chem  der  Verf.  seine  onfriichtbare  Hypothese  gepflegt  hat.  Wir 
müssen  uns  bei  der  Ansicht  beruhigen,  daas  die  Uteren  epischen 
Gedichte  ffir  praktisdie  Bedürfnisse  za  einem  Cjklus  znaanMnaWftr 
stellt  worden  sind.  Es  scheint  mir  nicht  unwichtig,  hier  jQoch  4*nui 
zu  erinnern,  wie  W.  Christ  sich  kürzlich  über  Herrn  Adams  Meinnug, 
dass  Ilias  und  Odyssee  durch  Einfügung  in  den  epischen  Cyklos  Iih- 
terpolationen  erlitten  hätten,  in  Fleckeisens  Jahrbüchern  1881,  S. 
436  A.  ge&ul)ert.hat:  .Dass  in  der  That.  einmal  Ilias  und  Odyssee 
in  den  Cjklus  eingegliedert  ?nirden,  ist  nicht  zu  leugnen  un4  eben- 
sowenig» dass  für  diesen  Zweck  der  Eingang  und  der  Schlosa  dar 
Hias  umgemodelt  wurden.  Aber  das  geschah  sicher  nicht  in  alter 
Zeit,  noch  ist  etwas  Yon  jenen  Umgestaltungen  in  den  Homertext 
des  Pisistratus  oder  der  alexandrinischen  Grammatiker  gekommen". 

Der  Philologe  Adam  kennt  einen  Einfluee  der  Ilias  auf  Btr 
m&yana  etc  (S.  116/7),  aber  der  Hipparchos  gilt  ihm  als  echt  platonisch 
(S.  121),  und  den  Namen  Bitschi  beliebt  er  in  zweisilbiger  Form  x« 
schreiben  (S.  117,  123). 

Berlin,  GustaTHinrichs.      ' 


Anaführliches  lateinisch-deutsches  Handwörterbuch,  ausgearbeitet 
Ton  Carl  Ernst  Georges,  zweiter  Band  Ton  J— Z.,  eiepente  fwt 
gänzlich  umgearbeitete  und  sehr  vermehrte  Auflage.'  Leipzig  1880^ 
Hafanscbe  Bnchbandlnng. 

Idoneus.  S.  11,  Z.  25  y.  u.  geben  die  Worte  sittts  regioms 
maxime  idoneus  ad  mtmiendum  locum  credidit  esse  praeter  anh- 
nem  Aoum  kein  richtiges  Satzgefüge  statt  si^um  regionis  maxime 
idon^m  etc.  fe.  Zip.  32,  5,  10.  Ignarus.  Für  die  Verbindung 
mit  dem  Acc,  et  Inf.  lassen  sich  noch  zählreiche  weitere  Belege  an- 
führen: ignarus  temporihus  Appii. . ,  libertinos  didos  non  ipsos 
qui. .  Suet,  Claud.  24.  Vejente^ignari,  se  jam  ah  suis  vatibus  pro^ 
dHos.  ZttV.  5,  21,  5  und  8,  36,  2.  Aestumpaulo  post  mare  rela'- 
turum  ignari,  Curt,  9,  9  (36)  22  und  PI  n.  h.  11,  103.  So  auch 
in  negativen  Sätzen:  haud  ignariparentiseamlococoU^  Cuft^ 
5,  3  (11)  12  und  6,  6  (21)  11.  Non  ignarus  dites  etimbeUes  (eo's) 
esse,  Tac.  An.  11, 18 1?.  miY.  und  .6,  1  fin.  und  6,  32,  Eist,  i,  23 
g.  JB.  und  4,  84  g.  E.  Haud  ignaruS  erat  circumitam  ahl^oniänis 
eam  legatis,  lAv.  21^.22,  1  und  9,  8,  3.  Ebendaselbst  muss  S.  14, 
Z.  13  T.  u.  I}r.  quae  mox  usui  forel  natürlich,  fyrent  gesohrletaea» 
werden  (s.  Soll.  lug.  91,  1).  Ignorare.    Auch  nach  dieeeit  Vev^ 


'ü:  <ta#^,  Xtur  Ut,-d6titsditffe  H&tidWßrteTU,  m^,  T.  A».  Att^^et,    VÜt 

buiii  ist  die  Cor  ri  niit  dem  Acc,  et  Inf.  viel  häufiger,  als  daa 

Htiidwörterbuc:  i  ^,  i :  pistorh  tertium  esse  quis  ignoratf  Mar- 
tiat,  6,  39.  10.  Neve  quis  iffnoret,  sjpeciem  cruds  esae  cotendam. 
$§Smt.  5.  18«  Oft  in  nachclassischer  Prosa:  nee  ignöro 
meplmn  aliquante  erogmisse^  PUn,  epp.  7,  18.  4  und  8,  16,  3  und 
9^  15,  6*  Flet  attquis  facHim,  quod  ^  'm,  SefL 

tpp,  Bf.  «,  de  ir(t.  S.  9.  9  nntl  andcr\^  ignorö^ 

trüdi  21.  öfter  ^üch  hei  Curt.i  Fhüip- 

p^m  j       ^i.-  j  ''^»les^^J  ^Mos. .  4»  1  (2)  12  Qudt, 

8  (34)  14  ttiid  soost,  Non  ignorabU  plus  posse  quaUtalem  coeti 
frifid^-  '^'-'nm.  3^  I,e,  Tac.  An.  11,  2^,p,  init,  tmd  3,  54.  Q\iia 
jfn^  vie  X»i5    iettipöHbus  CiceronemP  Vdlef.  2,  36,  2  and 

I,  9,  6.  J^ciiue  ignoro  intei^  hat  -7s.  1»  S,  p, 

B.  Auch  b«i  Lir,  und  iVrp.:  femferre,  1, 

^4,  3  und  1,  28,  5  und  31,  7,  2.  Non  ignorahat  ea  vere  scripta 
(fitif),  ^V<?p.  !><«<•  5,  5.  Endlich  auch  bei  Varrö:  quia  ignorat,  septa 
emaetriis  Ua  esse  oportere,  n*..  r.  r,  3.  12,  3.  Ignoscert.Z.  6 
T,  0.  ist  ora«,  t</  ^^«W  ignosctret  öin  ungenaues  Citat,  denn  bei  tae*. 
ft.  O,  7,  12,  3  steht  1  cum  legaH  ad  cum  tcnisscnt  oräium  ut  sibt 
scerft,  Illap»us.  Statt  SiL  3,  3G3  setze  man  3,  463.  lUi- 
jare.  Auch  hier  muss  unter  ß  üUgahitur  statt  ilUgabatur  ut 
poesH  geschrieben  werden,  S,  Lft\  33,  12  fin.  Imminerc,  S,  40, 
Z  ?n  V  u  M  nach  hnntatcm  zur  vollständigen  Klarheit  desSmnesi 
ü  zu  ergänzen  und  stMunquam  wird  durch  den  Gedanken 

rj:j!ii.»i?t4ndlich  nunquam  erfordert,  s.  Cic,  Tusc.  1,  9t.  Immo- 
füre.  Im  Handwörterbuch  ist  fOr  ^arcf«  Dianae^  vitulutn  Musis 
il^hmf  Ctr  als  Auetor  angeführt,  allein  die  ers^  "    " 

sich  bei   Tj*\   1,  -15,  7  itnd  «tatt  vitulum 
W^ de,  fi,  ff  mc»?a?r,  hingegen  hat  Cfc.  twi'. 

^rkti.  2,  y5  nr  re.  /mwo^ws,  S.  57,  Z.  15  v. 

lind  die  Worte  immota  manvt  fatü  Lüvinia  tonjux  auf  dio 
ebnoDg  von  /Jr.  geschrieben,  während  dieselben  dem  Vcrg,  Äen. 
i,  314  Änßi3ht5ren.  Imptrate,  In  dem  Satze  ego  possum  mihi  m- 
rtir  '  ■  t  7or  pcssum  (S.  70,  Z.  34  v.  u.)  das  wegen 

f  <^ntliche  non  nachzutragen,  s.  Sulp.  Scv.  epp. 

ad  AurtL  Uiftd.  7  (H).  Imprriiare  ^  befehlen,  beherr- 
if?i**ri  'jiit  dem  i>a^  hat  auch  Verg^i  imperitare  pecori^  Acn.  12, 
:  cnpido  imperitat.  TihuU.  2,  3,  34  (L.  M.)*   Por 

^jr^'fffifgaium,  Sil  1.  295.  Mrr^r-^-   -ni  gcnttbus  ü^i^.rr..» 
tfAl,  tucrri,  3,   1026  (L)  Thaldii  bus   inier  Caucasum 

^     '         5  (l'j)  Hb.  JwprrituB.    In  dem 
consiat  \^i  nai  h  7^^^/^:  die  r*räpos. 
^nz<?n,  s4.  rVc,  Xfir*/,  §.   1^5     f  m  ])  crtcrritus,    Dioso;^ 
I  *9i7.  auch  noch  IL  207:  «mv/>-  nupcrterräa  und  inH'rr- 
frirg0,}*rHdrnt  Ps%fch.  47.  impftra6i/fs,  Z.  3  v. 
^  — — -*-   htnonis  voium  facere  ifnpetrahV  /.. 

i($)  1,  :  fite.    Man  erg&nze  die  im  Ha^  ach 

^ ^  Ut\ wie implorare leges,  flohentncn  den 


IJm    C.  Gearges,  Aaaf.  lat-deatsches  Handwarterb.,  aag.  ▼.  Dr.  AUgayer. 

Schutz  der  Gesetze  anrufen,  3,  56,  12  ;  auch  steht  bei  Lh. 
der  Dativ  der  Person,  für  welche  man  um  etwas  fleht:  omH*' 
lium  prope  e^vtrsae  urhi  impiorcmtes,  4,  9, 1  und  ebenso  aoch  impL 
äliquid  ab  äliquo:  fiäem  qwin^  implorasaent  ab  Eomanis  ^pM 
praestarent,  6,  10,  2.  NachzutragMi  ist  lAv.  auch  fOr  fidem  aU« 
ct^us  implärare,  wie:  fidem praetaris,  papuli  Bomanif  homin^m 
impl^B.  darüber  37,  26,9  und 39,  42,  12 und  40,  9,  6  und 42,  8,  6. 
Auch  Curt.  hat  fidem  AUzandrif  müitwinf  opem  aUc%^us  implo^ 
rare,  s.  5,  13  (37)  16  und  8,  1  (5)  47  und  9,  10  (40)  16.  Bes- 
gleichenjtfatfn. :  auxilium  deorum,  opem  dei  implorare,  20,  2, 13 
und  24,  8,  5.  Klassisch  auch  bei  Caea.:  fidem  suorum  un- 
plorare  ooepit^  h,  G,  6,  7,  8  und  fidem  Pompeji  impl.  ebd.  b.  c. 
3,  82  flu.  und  atmtiMm  aiicuius  implorare  h.  c.  1,  1,  4.  Endlich 
ist  in  den  Worten  Cäsars  5,  Q,  1,  51  fin.  ne  se  in  servitutem  Jto- 
fiMnU  (nicht  Bomanam  des  HandwCrterbuohes)  zu  schreiben.  Jm-* 
jponer«.  S.  82,  Z.  31  Y.  u.  muss  in  den  Worten  consul  est  impo- 
Situs  m  nobis  fCLr  «n  nobis  nothwendig  is  nobis  gesetzt  werden.  S. 
OicVAti  1, 18,  3.  Impubes.  Bei  Yerg.  Aen.  (9,  751)  steht  nicht 
impubes  genae,  wofür  das  Metrum  impübes  malae  erfordert, 
wie  unter  mala  riclitig  angegeben  ist.  Imputare.  Z.  8  ▼.  u«  sind 
die  Taciteischen  Worte  qtUs  mihi  plurimum  imputet  über- 
setzt durch:  wer  sich  mir  am  meisten  verpflichte,  {Bist.  1, 
38,  3).  Wir  haben  aber  schon  in  der  5.  Aufl.  des  Antibarb.  nachge- 
wieseui  dass  gerade  umgekehrt  gesagt  werden  will:  wer  von  euch 
Soldaten  (durch  euere  hingebende  Treue)  mich,  den 
Kaiser,  am  meisten  (zur  Belohnung  euerer  Verdienste 
um  mich)  verpflichte,  oder,  wie  Heraus  dem  Sinne  nach  voll- 
kommen richtig  sagt:  wer  bei  mir  am  meisten  zu  gute  haben 
will.  In.  S.  95  ist  unter  2)  ß  m  den  Worten  fundum  emere  in 
diem  solvendttm  das  Part,  solvendum  einfach  zu  streichen,  s.  N^, 
AUic  9,  5.  Inaestuare.  Das  Handwörterbuch  citiert  quod  si 
meis  inaestuat  praecordiis  libera  bilis,  allein  bei  Hör,  epod.  11,  15 
steht  im  Texte  der  Coig.  inaestuet.  In  eider  e.  Die  S.  116,  Z.  8  v. 
0.  unter  incidere  angegebenen  Worte:  quoües  cassidi  tuae  ictus 
mcuiere^  gehören  nicht  dem  Tacitus,  sondern  dem  jüngeren 
Plin.  an,  s.  Paneg.  13,  1.  Incompositus.  S.  131,  Z.  11  v.  u. 
ist  das  Gitat  incompositi  adversits  equestrem  proceUam  subitam 
ungenau,  denn  bei  Liv.  10,  5,  7  heißt  es:  incomposiüs  adnerms 
equestrem  procellam  siMtum  pavorem  offundit ;  ebendaselbst  ist 
Z.  4  V.  0»  statt  incomposito  pede  tncurrere  versus  Lucili  zu  schrei- 
ben ctirrere  v.  L.,  s.  Hör.  8at.  1,  10,  1.  Increpare.  Für  den 
Acc,  c.  Inf.  bietet  das  Handwörterbuch  nur  eine  Stelle  und  zwar 
ausXrtt;.,  allein  es  flndet  sich  bei  demselben  und  bei  Cwrt.  und  dem 
älteren  Plin.  noch  je  ein  weiterer  Beleg:  cor^sut  victos  timeri 
increpans  hostes,  3,  3,  5.  Increp(ibant  saginati  corporis  {Dump^ 
pum)  sequi  inutüem  beUuam,  Gurt.  9,  7  (29)  16.  Cn.  Domül/ua 
gravtter  increpuit,  tanti  censorem  htMtare^  El.  n.  h.  17,  3.  /n- 
dicare^  Die  Gonstruction  mit  dem  Äec  et  Inf.  findet  sich  scdioii 


C  ß^Of^s^  Atisf.  tat. -deutsches  H«ndw5rterK,  ang,  t.  Dr,  AU^^er,    IM 

M  Fiami,:  cat^  quoiquam  indicassis  aurum  meum  esse  isHe, 

^AultU,  4,  2,  1  und  Öfter  bei  Liv.:  quae  {aeri$  alieni  m^mma)  in- 

\iicai}$ra  siY,  demersam  partem  a  parte  civHatis,  6;  27,  6  und  2S^ 

,12,  16  und  ebd.  c.  27,  7.  Ebenso  bei  Ot\:  lapidis  color  indictxt, 

tth$m  non  jam  essr   ?wiHim»  3fff.  11,  405  ff.  uod  Potif.  4,  14,  48 

und    F<i4^f .   5,   603   ff,  Id  CBse  verum  parra  hnec  fabella  indicat, 

Pkaedr,  1,  15,  3.  Aas  der  nachclasslflchen  Prosa  aber  ygl. 

(jn&n*  puhematores  agnozcere  ipsos  auram  maris  indicant  regt, 

vCwri,  9,  »  (:U)  3  und  4,  3  (15)  21  UBd3,  8  (21)  24.  Mater  indkai 

ti  ajpparere  nubem^  Plin.  cpp,  6,  16.  4  and  7,  11,  5  und  sonst 

[Mer.  Nisi  C,  Severus  spartum  cum  dtcere  'casset,  Quin-^ 

\  ür,  8,  2,  2  und  5,  8,  4.  Aeihiöpiam  f€rvetu.,^^,...K  es$c  indicat 

[k^minum  color  adustuSf  Sen,  n.  q,  4,  2,  18  und  epp,  35,  4  und 

I  ionsl*  Indi^nari,  Auch  bei  diesem  Verbam  könnte  die  Verbin- 

dnnflr  mit  dem  Ate,  und  Inf.  retcblicber  belegt  werden,  denn  die- 

'    n  bei  LucreL  vor:  indignatur  se  mortalem  cjt^e 

K   L.    Anch  bei  claesischen  Dichtern:  quod 

Vmus  Nymphar  i  Ucere  accessit,  Yerg,  Aen^  12,  786  und 

7,  770.  Indignor  ^  .._,    im  reprendi,  Hon  epp,  2,  1,  76,    Se  no- 

vam  subito  I/attis  accedere  silvis  indignatuB  flrem,  Or.  Met,  14, 

390  ff.  Ebenso  in  nachcl  assisch  er  Prosa:  indignabaiur  Cet" 

(•tti»  drtorqu€ri  ah  Hlo  Miens.  ,8enteniia$  suas,  Sen.  OonirüiK  9, 

t6,  12.   Cum  indignnretur  iUum  toto  die  reeitasse,  Sen,  epp.  122, 

1 1  iiiid  sonst  oft*  Noli  nimium  indignart  quemquam  esse,  gut , . 

\Su€i.  Aug.  51  fin,  und  Oaes.  78.  IRo  indignante  ludificari  eum, 

CWl  6,  11  (42)  19  und  10,  5  (15)   10.  Neque  indigneiur  sibi 

^  Uerodotus  aequari  Titum  lAmum,  Quintil.  10,1,  101.    Inexo' 

\fahil%s.  Zu  den  AuctoritÄten  unseres  Handwörterbuches  kann  hin- 

iittfefüi^  werden:  inexorabile  fatum,  Verg.  G,  2,  491.  InexorahilU 

'  '"    ),  Hör.  a,p.  121.  Jnexorabilis  Auster,  8iJ.  16,  97.  In* 

pensum,  8tat*  Thfb,  6,  48.    Öfter  auch  beim  j Ungern 

|8oti.  :fjv  >  fatorum  necessiias^  epp,  101,  7.  sinnt  {fata} 

dura  ei  r  //«»,   cons,  ad  Folyb,  4,  l^  de  dem.  1,  5,    6   und 

ipp.  16,  5.  Anch  inexorabilis  alicui  findet  sich  bei  beiden  Sen.: 

wt  dicerei  divitem  inf^xorabilem  Uberis  esse^  Sen»  Conirov,  2,  9,  32. 

rtäniia  peccatis  et  erroribus  numina,  Sen.  de  dem.  1,  7,  !• 

llm^emincere.  Die  Verbindung  mit  ad  hat  schon  Liv.:  ad  con- 

\$pe€iiim  regis  ingrmuerat,  44,  45,  11  und  Scn.:  si  ad  tactum  vi- 

9im^m  vestrorum  ingemiscatis,  epp.  52,  10.  Den  Dat.  bietet  wie- 

ler  8«ii. :  f%€C  huic  publico  malo  impudens  vulgus  ingemuit^  de 

\hret.  r.  1,  L  Der  unter  C  mit  folgendem  Relativsatz  zuerst  ange- 

tfthrtft  Satt:  quandö  aliquid  etc.  gehört  nicht  dem  (h.  an,  sondern 

[ilAlit  M  Ci>.  Fam.  7.  33,  1 ;  endlich  ist  Z.  22  v.  n.  exiiiis  ein  alter 

|Dr«e1cf«^^      "  "   *  8.  Ov.  Pont.  2,  5,  8.  Inopinans.  Unter 

[ito   Au^  U   Zit\,  hei  dem  es  Öfter  ror kommt;    5mi> 

\tnop4nanttbuä  m  dexterum  hostium  latus  incurrit,  27,  48,  14  und 

Sl,  ^5,  2  und  34,  13,  3  und  ebd.  o,  39,  5  und  Nep.  Datam.  3,  4 

vad  JusHn,  1,  10,  15  nnd  2,  4,  19.  Auch  unter  tiecofKnan^  t^\vU 


IM    a  OMi^es,  Ansf.  iai-dtttteoh^B  fiwdwMwbn  Jimg.  t.  Dr.  Jflg9ym 

die  AuctorUU  von  Liv.  staUones  duß$  t^eeqpiiumUs  oj^s^aa^ 
41,  7|  9  und  40,  57,  1  und  44,  35, 11  und  3S  14,  9  uid  3^  37, 

4.  Jn^erer^  S.  257,  Z.  13  y,  Uvist  ii»  denn  Cätait  rqtione»  'ora^ 
Ifi^i9i&u9  ein  doppelier  Jfekler,  dei^i  for  ra^tone^  ist  marfoUf 
ones  zvL  ^rbeseenfi  i^nd  fittitt  Tac.zn  setseo  Quinidl,  6,  3,  42.  .Xn^ 
aitnulars.  Ffir  dea  Aßcm^  4er  Person  uid.  den  irem^.  dee  Be« 
zllchtee  kann  iWt?^  sechgetragen  werden:  Cannensmm  qui^guam 
es^cUum  fuga^  nut  pav(ms  in$mulare.poUat?  25w  6,  lA  und  $0^ 
Mimulare  M^uem  moMiae^  Ter.  Phortn.  2,  3, 12.  Der  4^.  •f^  <&i/'. 
ixKiet  sich  schon  bei  Flatü.  und  später  bei  Idv, :  m$i  etißm  h(yc 
falsa  did  imitnülaiturtts  ^,  AmphUr^  3,  2^  21.  uiil  sceleris  ulH* 
inam  spem  confugme  me  msimulal^  Jüiv.  40,  12^  19.  Interci* 
pere»  S». 305^  Z.  7  y.  a.  sind  die  Worte  cowphure$  ikosHum  Mer* 
ciper^  flem  G&ear  beigelegt,  dieselben  gehören  aber  dem  fcnjptor 
b^i  Äfi^^M  (4*  ^01*^  <^'  19  init.).nnd  das  Ciiat  tont^  ToUr 
st&Qdig:  iniercepti  hostün^  jcompli4res  equües  pedUe8que^'Int4r^ 
ire.  Gleich  zu  Anfang  lesen  wir  im  Handwörterbucji:  i^iima^ 
stilla  interü  magnüt^dme  marts,  Cic.  [de  Fin,  3,  45]  ^Ueiir  für  mmi« 
m€  bieten  die  ältesten  und  unverfi^chien  Handschriften  meUisi 
wa6  heut  zu  Tage  allgemein  angenommene  Lesart  ist.  Auch  bemerkt 
Madvig  zu  der  Stelle  noch  weiter,  dass  vor  mßgnitudin^  die  FififOB. 
in  von  Halm  mit  Recht  beigesetzt  sei.  Interplicars.  Unter  U 
ist  das  Dehnungszeichen  ober  (Mä  und  infulä  zu  tilgen,  denA 
beide  WOrter  sind  Nominat.:  albaqu^  puniceas  interpUcat  imfuU 
cristas,  SM,  Theb,  4,  218.  Interponere.  S.  323,  Z.  19  v.  o. 
sind  die  Worte  sing%Uia  interpositis  hqris  übersetzt  durch:  immer 
nach  Yerfluss  einiger  Stunde^n,  wofür  selbstverstAndUch  je 
einer  zu  verbessern  ist*  Interpretariy  etwas  auslegen, 
deutfin  im  allgemeinen  ist  mit  Accus,  et  Inf.  auch  von  Curi.  ver- 
bunden: protinue  Chaldaeos  interpretatos,  imperium  Fer9arum 
ad  eos  transiiurum,  qttorum. « ;3,  3  (6)  6.  Im  tropischen  Sinn: 
etwas  für  das  und  daj»  ansehen,  sonnd  so  aufnehmen  ist 
der  Acc,  et  Inf.  auch  bei  Liv,  nicht  selten:  erant  qui  fama  id  ma* 
jus  bellum  quam  difiicuUate  rei  fuisse  uüerpretaren^ur^  37,  58» 
7  nnd  außerdem  6,.  16,  7  und  S,  22,  3  und  26,  16,  4  und  34,  54 

5.  Q^i  interpretarentur,  significari  rerum  mutationemy  JBlin^  Po* 
neg.  33,  4.  Auch  beim  älteren  Plin.:nßc  defuere  qui  interpre* 
tareniur,  significare  epistolam. . .  2,  248  und  18,  224  und  §.  296 
und  19,  25.  l»texere*  S.  338,  Z.  9  v.  o.  ist  in  dem  Satze:  vestes 
intexto  Fhrygiae  auro  fQr  Verg.  zu  substituieren  Ov.  (Met.  6,  166) 
Intra.  S.  842,  Z.  16  v.  u.  steht  noch  in^a  quatuordecim  annas 
statt  inter  q.  a.  wie  es  unter  iftter  im  Ha^dwürterbnch  richtig  an» 
gegeben  ist,  Caes.p.  G,  1,  36,  7.  Invenire,  In  dem  Sinn  ?on 
entdecken,  erfahren  kommt  es  mitif.  Accus,  et  Inf.  schoBbei 
Plaut,  yor :  si  bt^us  rei  me  mendacem  esse  inveneris^  Asin.  5,  2» 
5  und  Auhd.  4,  10,  28.  Ebenso  bei  7kr„:  si  qmoquam  invenmi$ 
me  mentU^um,  Andr.  $,  2-,  22  und  Hecyr.  5,  2,;  U*  Dftzp  kmmt 
auch  JAv.:  quändo  in/ventum  sit,  suis  ipsam  viribus  ^mmM,;  8» 


41,  2  ood  Biirt,  bei  Cäsar  6.  Ö.  8,  7,  S :  Hif^em>&a#  Btllomm»  owi- 
ne»  iii  iiiitfm  lücum  canvtnhse.  Ebenso  oachclikssifieii :  si  distm^ 
p§trt  volmrimue  tauBüs  mttm  nostri  im^enienm$  aliaä  e$9e,<iHa9 
0ideri,  8&n,  epp,  30»  17.  Si  quis  korum  familiam  reirö  agat,  ^h* 

tmiai  CM^'i  ^ii$  oriffmi^m eocpisse,  Plin,  n,  k,  ^6*  11.    Aue^ 

in  itf  Bedeuttin^  Ton  bei  einem  Schriftsteller  in  einet 
Sehrift  ftberitefertf  berichtet  f laden  siebi  es  eo  beim  tt)* 
ttren  Plm. :  apud  Theophraatum  im>€mo,  Ümbrm  hfir^nämis  et- 
merem  dtoöqmere,  31,  83  und  13,  89  und  2S,  76  und  mmft.  In* 
ficius  mit  contra  atiqi^id  hat  auch  Äusan. :  invidn  enntra  &ffmm 
aimhia  mens,  fpkem.  Grat.  31  und  mit  aärersum  bei  Salt.:  «<!- 
versMiH  divitias  inmcim  ammus,  luff,  43,  5  und  bei  Curt,  7,  6, 
(3T>  23  trnd  9,  2  (9)  23.  Ganz  fehlt  die  Verbindung  mit 
ar^:  fiäe  H^^a  regem  ad  uUimum  tnncta,  üuri.  5,  8  (24)  3  und 
mit  pro;  inmistme  pro  libetiaie  Camillus,  MariiaL  11,  6,  7.  In^i- 
dtrt^  S.  363,  Z,  14  v.  o.  steht  fttudiis  effrum  commodnndis  fa- 
fefnr  Aiblerhaft  fär  studiie  eontm  e(mim<»(l<tfifl^  s.  €ie.  de  ömi.  2, 
MOf\  ebenso  wird  dort  Z.  27  r.  n.  fQr  irnndere  aUcni  alicujua  rei 
md  B0r.  Sat,  2,  6,  84  rerwiesen.  Der  Dat.  $Ui  röhrt  aber  dort  nach 
Btbtiey  ledi^Ticit  von  Lambiu  her,  welchem  die  folgenden  HerauS' 
geber  des  i/^r.  lange  zu  gl&iibig  folgten,  beut  2ru  Tage  aber  wii*d  a.  a,  0. 
«llgemein  iUe  gelesen«  so  daes  dieGiltigkeit  dieser  Phrase  wohl  g&ni 
bhiwegflLlIt.  Den  Acetts.  ei  Inf,  endlich  hat  aoch  Ov,:  w»  quos  hora 
mavissima  juni^t  componi  tumulo  noH  invideaiis  eadem,  MM.  4, 
IMW^lnifiolaiMS,  Dieses  Adj.  gobrBucht  schon  Sali,:  confim 
imMaios  sese  fort,  lug,  26,  mif.  und  33,  8  nnd  43,  1 ;  ebenso 
Jkp,i  ui  imiölatus  in  nai&ern  esetneltret,  Epam,  4,  5;  nnd  tnvi^ 
lato  moles.  ßde$,  hbertas  hmCurt.  5,  1  (5)  34  und  6,  4  (U)  9  and 
9,  7  (28)  18.  Effigies  imnolaJki,  Tac.Ann,  4,64  und  Gtrm.  18  ßn. 
ttnd  Hhi,  2,  49>  Auch  bei  Hor,i  visam  Sc^thicum  im^&latU9  am» 
«M»,  CtfriH.  3,  4,  35  ff.  InrioiatHS  aq^a  agger,  lAican,  9,  342« 
Kl  der  Prftpos.  a  bei  Tac.  i  oeu^m  m  contadu  döminati(mi$  in^4^ 
bA99  kübehßmus,  AgricA  3(3,  S.  Jacfre.  S.  40^,  4)  stehen  iMk 
A»  Worte  terrae  JaeentcB  ad  Hesperum,  Plin,,  wihrend  unter 
Betpefut  am  Ende  mit  Reebt  bemerkt  igt*  daes  bei  K#n.  18,  215 
jilai  mit  den  besten  Handschriften  cr4  respermn  jäetiUes  terrae  lu 
lelirei^eQ  sei.  Jaeetani,  Falsch  ist  Hispania  ulteHür  statt  die- 
wi&r,  Latu»,  a,  um.  S.  516,  Z.  16  v.  o.  wird  latiseiroae  soUtudineiß 
n,  illeiD  Uni  zu  Tage  wird  dort  (Ofi.  Ä.  G.  6,  28,  1) 
I  geltessfi  lathifime  §Miu4ine$  dremm $e habere*  Legere, 
Wir  ngm  bei,  dass  für  legm^c  aliquem  :=  Ubrum  (m)  aUeufus  leg. 
(81  Ü7t  Z.  16  f.  u.)  auch  die  Aucioritat  Ton  (h,  angerufen  werden 
timnt  Nnm  tegendus  erai tum,  quum>  ,,RefHed,  a,  71  und:  are 
hfar  -  -  't,  'Met.  15,  878,  femer:  legiinr  TibmUnä  ei  plecet, 
JVx  i  und  fMean:  vemmi  me  ieque  tefen^^  9,  985  ntid 

JbrUai  -Kjnm  tt  So$il  '   ?;,  4,  33,  4.  Dieser  Oe* 

Inwoi  11  ^«^t  bei  l^>. :  ^  ^  kgnntur  a  Gr4»eei^* 

Jlli,  1  §•  6  und  ganz  ebd.:  /^^tfi«4^  Diagenem  . .  .  /^Hue^wi«     üt 


IM    C.  Georgelt  Außf.  M^-dentMhfls  Haidwörteb^  anges.  ▼.  J)r..AMgßy^, 

PUUonem «, . .  le^utUomnes, :  Tt^sc,  -2,  §.  8,  Ct^ius .  morti  M^ckp^. 
wart  soleOf  J?laUmem  legens^  nat.  dear,  3,  §•  82*  Levamsn»  Auf 
eine  Person  bezogen  steht  levamen  nidni  nur  bei  Verg^,  sondern 
anch  bei  Ov.:  quia  mihi  desertae  mite  levamen  erü?  Heraid..Ap 
62  und  12,  77  nnd  h^i  Propertr.  tu  L^^  et  tu  FauHe  meum 
post  fata  levamen^  4,  11,  63  (Hzb.)  und  bei  Mariial.:  kiatibieuT 
rarum  gocius  blandumque  levamen.  .erat^  6,  68,  6  and  bei  Ben. 
poet. ;  fessi  unicum  patris  tevamen  gnata^  Oedip^  fr^  1,  1«  9  (P  et 
B.)  Libellio.JnAemQiia,t  8tat.  aüv.  4,  6,  21  mnssit,^,^^. ge- 
schrieben werd^.  Limen*  Für  die  Bedeutung  von  Anfang  fOge 
man  noob^ folgende  weitere  Dichterstellen  bei:  lucia  in  ipso  Umime, 
Prtid.Cath.  12,  l2Q..Primo  alinune  vitae^  Claudian.  m^o^. 
Honorii  10  und  cons.  StiUck.  2,  63,  Mortie  in  limine^  Sü.  6,423 
und  1.4,  444.  Änni  stantes  in  limine  wtae^  Stat.  &'{cv  2,  1,  38.viA 
der  Bedeutung Ton  Haus,  Wohnung  auch  beim  jün^geren  Plii^y; 
quia  me  recene  tidhucluctm  limine  contineret^  epp.  9^.13,  4  und 
aHiena  Umina  cum  aUquo  circumire,  Ben.  Coniroe,  1,  1,  10^  ,  J^t- 
num.  8.  592  ist  Z.  1  v.  u.  ilamineam  celantes  ulyam  noch  in  ider 
neuesteii  Aufl.  irrig  fQr  fli^mineam  ulv.  Liqueo.  Für  den  Accue^ 
et  /n/.  nach  dem  impereonalen  liquet  fugen  wir  nooh  ff.  Belege  bei; 
Uquet  hoc  nobis  tempue  etgi  sine  me  non  nisi  triste  ttbi^  Ov.  Trist, 
3,  3,  27  ff.  JEt  liquet  esse  deam  (te)  Met.  14,  842.  lAquet.  nOis 
deoB.  esse^.  Ben.  Contrav.  1,  1,  11  und  nunquam  satis  liquebit  n9* 
biSf  ibipacem  essepopulo  Homana^  ubi  Mannibal  erit^  JUv,  37, 
45,  16.  Longaevus,  Bas  Handwörterbuch  führt,  für  k>ngae9§ 
manus  die  Auctorit.  tou  Ov.  sm.  Dieses  Citat  bezieht  sich  bestinunt 
auf  Ov.  Met.  10,  462.  Sieht  man  aber  die  Stelle  näher  an,  so  stebea 
die  Worte  ail^rdings  neben  einander,  aber  sie  gebören.i^icfat 
so  zn  einander,  dass  ^on^aef»»  Attribut  von  manus  w&xe, 
im  Cregentheil  ./(W^a€^  ist  der  Subjectsnominat.!:  ounctantem 
iQngaeva  (nutrix)  manu  deducit.  Lupus.  Jm  Handw<^rterbnch 
mangelt  noch  das  sprich würtliche;  hoc  urget  lupus,  hac  eanis  aiw/ü^ 
Her.  Sat.2,  2«  64  und  ebd.  ist  SL  646,  Z.  1  v.  o.  für  oe^l^eoTile  lu* 
po  zu  schreiben  credere  o.  1.  Maerere.  Als  Transitivum  steht 
es  nicht  nur  bei  de.  sondern  auch  bei  Hör. :  fugam  Cinarae  nw^ 
rere,  epp.  1,  7,  28  und  bei  Fropert.  2,  31,  10  (Hzb.)  und  Sü.  16^ 
1  und  2.  Unter  den  Accus,  et  Jnßn.  aber  kann  man  noch  weiter  auf 
folgende  Auetoritaten  verweisen :  vidi  juvenem  inaerenten^  stuÜM 
praeteriisse  dies,  TibulL  1,  .4,  38  ff^  Perisse  Q^ermanicum  ,nuü§ 
jactantius  maerent,  quam* .  Tac.  Ann.  2,  77.  Quo  illum,  pervf^ 
nisse  maeremus^  Sen.  epp.  63,  16.  Maer^bant  eaede  eine  uUa 
beUa  gerh  Sil.  .8,  18  ff.  und  Pruil.  Apoth.  444.  Magnanimus. 
Altlateinisch  erscheint '  e^  .schon  bei  Jducret :  magnanimum  Pha^^ 
thonta  deturbavit,  A,  iOO  L.  Bei  den.claasischen  Dichtexa 
ist  es  noch  seltener,  wie  bei  Verg^  Aen.  1,  260  und  9,  2Q4  upd  bfi 
Ov.  ilfe^.  14,  lia  und  Pont.  1,  3,  63  und  Catulk  66»  26«  Mkc 
h&ufig  abw  bei  den  na^chaugusteischen  Dichtern,  a^.BwJ^ 
can.:  magnammus  JBrukiS,  2,  234  nnd  4,  611  nnd  sons^   Ms^ 


C  Gwrge^f  An$t  iat*deiit»cbes  Uandw5rterb.|  iag.  v.  Br,  ÄU^er.    UM 

nanimtis  puer^  Fers,  6,  22.  Sehr  oft  bei  Val.  Flacc. :  maffnanimi 

viri,  3,  243  md  ebd.  V,  646  und  701  und  sonst.  Ebenso  bei  Stat 

iwnä  8Ö.;  nmpnammum  sanguis  avörum,  Stat.  Tkeb,  B,  349  nnd 

14,  113  ijT  ^värts,  Ma^animis  rcffnata  viris^  8iL  l,  293  und 

[mMrfnanf  4,  420  und  sonst.     Magnanimai  Eercnles,  Sen, 

rBeremi,  Für,  314  und  651,  P.  et  R.  u*  s,  w.  Magnanimus  dftciar, 

'  ffud,  e.  Sifmmach.  1,  510  und  CUtudian.  in  Ruff,  1,  259  und 

Au9on.    epigr,    24«    6.     Selten    dagegen    als    Attribut   reu 

Tbieren:    mngnanimi    dnces    apum,     Verg,     0.     4,    4     und 

nanimtlm  generator  equorunif  ebd.  Aen.  3^  704  und  Ot\  ä>  a, 

1  <i  ebenso  selten  von  menschlichen  Affecten  öde? 

1  t  helft en!   magnanimf48  aräor,  8tat,  Theb,  12,  72  und 

ifna./  l  15,  387.  Magnus.  S.  683,  2}  Z.  4  t.  o. 

hat  ii-     11 ach  major  reprehtnsU,  wofflr  bei  itor    Knf, 

1,  10»  55  rfpreftsis,  steht.  Dieser  Ahlat.  aber  ist  auf  den  y 

pliir-  Mascul.  repr&iui  zurückzuführen  und  statt  Q  b  e  r  d  e  jj  i  a  u  l>  1 

f erhaben  ist  zu  sagen  fiber  die  Getadelten  —  die  dort  genannten 

I  Dicbterr  —  orbuben.  Manare,  Z.  23  v.  u.  ist  manare  per  aurrs 

irrig  för  inauare  p.  auras,  s.  Lucrtt.  6,  927  L.     Mangonisare. 

Diese  Form  (m-ifo)  ist  noch  im  Handwöi*terbuch  S,  104,  Z.  5  v.  u. 

[.«Offfeben.  Allein  an  beiden  Stellen  des  älteren  Plin.  wird  jetzt  man- 

if^mi€ar€  als  Inf,  Praes,  act.  angenommen  und  dämm   an   ersterer 

I  (Ä  9,  168)  m^ngonieatas  tHllas,  an  letzterer  t?^--- -^  -  -  -m  jo  135^ 

( |fib<iteii.  8,  dort  die  Ausgaben  von  Jan»  Jan-  f^en, 

\Man4f€stus,  Z.  16  v.  0.  ist  ab  crotdiö  iing  Uw  tth 

\€XOfif4^  m.,  ^.  PNn.  w.  h,  2,  (y^.     HeHi^r  den    '  -■■f\  kftnn   ni^n 

ittcli 

'  ptrtf  ,  ■        '      .  ,  -   ■         .    K      .   ::;A. 

xmdtquoTHtn  nihil  fieri  man^festitm  est,  Lucret.  2,  707  und  r, 

189.     ManiUus.  Die  (eges  Afaniliantte  sind  nicht  genehtli^hd 

kfermeln  darüber,  was  heim  8 claven verkauf,  sondern  Pormelü 

ptirUber,  was  bei  Kaufverträgen  überhaupt  gesetzlich 

l|o  benhftchten  if^t,  ^.  Sorof  zn  Cir,  Hf  oraf,  1,  246.  Mrtturare', 

Die  ^  hauch  schon  bei  Ter,:  iä 

ut  9n  I  1  sehr  h&uflg  bei  Li  v.  und 

loderen;    quid   dnnde    iUnd  non    suemrrii»  ticfrt  nds,  ^uüi 

maiurarwmu.^  proßrisci^  2,  38,  5  und  3,  43,  7  und  9,  43.  10  etid 

[lO  15,    7    und   29,    12,    2   und  34,    46,  5  und  44,    36.    4.   Pe- 

m^'  '  rf'nirt,  Plan«  "        *'  10.  21j 

^IP^A  tm  rcrnm  ^f^*]  t.  4,  34; 

^  <far4t  st(; 

u  1.  70  p,  n 

{£rw&hnuug  thun  h>it  wich  Vng   q uarum   ff r  po- 

'*"    '"    3,  90  und  Pitudifttt.  Apoth,   302  und  Suij^.  i^tnc: 

H).  Mit  blofiem  In!  auch  bei  Liv.  in  der  1^  an 

«"»ji*  ^lenken,  aufetwa^  hedachtseln:  p4^d  Ho- 

WmtfHii  $H  Bf^rundis  rehtis  ^npere  H  c6n€uhrf  mrmih  42, 

lli  eiid  94,  21»  4.  Der  Infin,  nach  meMento  auch  bei   F^^. :  me- 


fiiAffto  mrrare,  A«i.  %,  i54d.u.  0.  2,  2&i^;ff.  Ueber  d«a  4oc.  #f  /i«/'. 
Proßs,  ^114  P^f'  ftlgdJl  wix  noab  bei :  Prißcufn  ßasdem  acpi^sßtüme^ 
exßrou^e  memi^rcwf,  Tac,  Büt  2,  W  uad  8,  63/1».  f4mm 
fQtun(ts  rixfi^em^Q  bibßre  fe  j^tkffum^m  tmnue,  Fl.  nrK  H,  59. 

3,.  li  \M.  Caß9,.  h.  c,  3,  47,  6.  <)um  AtiQli  ifix  mmir 
m$Be  viderentuTj  se  in  agro  hosfi^m  ßss^,  JUv,  31,  41« 
jQ  und  ^9^  28,  8.  Hit  ui  bei  Hor.i  ^i  horridis  utrumgtue  vßrbert» 
lai^s  f/iuster  n^emenio  fluctibus,  epod.  iO,  3  and  4.  Jiit  dem  4c9. 
et  Inf .  »Ddlicb  ifird  auch  memqr  construiert:  memares  Awmltk- 
jpitm  quogmß  ex  Ghraecia  quondam  arcessüum  (eaae)  Liv.  29«  11, 
X.  Memorare.  För  4en  Acc.  et  Inf.  (Mi  im  HaadwOrterbacfc 
noch  fji^. :  HercuLem  in  ea  loc^. .  ^pes  abeffisse, .  memoran^  i, 

7,  4  m4  25«  17,  6  and  ebd.  c.  30,  1  UAd  37,  9,  9*  Ebeo^o  OurL  : 
IJOrm  tprtium\lwe.genUum  oß  ipsos  petvenisse  memomnte$t  8, 
10  (34)  1  und  9,  1  (3)  16.  Aucb  Tac.;  avem  inmiUUa  specie  apud 
Begium  L^tidum.  .consedisse  incolae  memorant^  HisL  2,  50  g, 
E.  und  5,  2,  init,  und  Germ.  3,  inü.  Memoria.  3.  771,  Z.  H 
V.  u.  sind  m  Qa^dwOrterbaoh  dio  Worte  cdiquid  ex  men^ria  exp&* 
«€re,  überaetat  durch  sich  etwas  aus  dem  Sinne  scbLageo. 
Dies  ist  doch  wohl  Yerwechselnng  mit  aUqmd  ex  memoria  deponiere, 
Cic  SM.  18,  während  a.  ex  m.  exponere  bei  Cfa.  CMi^.  3, 13  heißt» 
/Qtwas  aus  dem  Kopfe  hersagen,  wie  auch  in  der  6.  Auflage 
dey^  Gtandwörterbuches  selbst  übersetzt  ist.  Mentiri.  Dar  A/)c.  et 
Inf.  findet  sich  auch  bei  C^t?:  Jupiter  $  terra  genitam  mentiktf^ 
juk.  1,  615  und  Au80n.:  Creien$em  se  esse  meniitur,  Per.  XIX 
0^ss>  Auch  bei  Pliu,  dem  älteren:  Nee  defuere  qui  eturis  ar* 
h^e  Mtrumqm  nasei  mentirentur^  12,  67;  ferner  ebenso  bei  8en^ 
rhet.:  se  ducem  non  ^sse  mentäus  est^  exe  Controv,  8,  4,  4;  end- 
lich auch  beim  jüngeren  Sen.:  ne  post  mortem  meam  mentiariß 
te  t^iosse,  de  tranguiU.  a.  14,  7  und  de  benef.  7,  23,  3.   Metiri. 

8.  803,  Z.  6  y.  o.  sind  die  Worte  exercUui  frumentum  metiri  dem 
Cic.  richtig  zugeschrieben,  (s.  Verr.  II,  5,  73),  während 
frumenitwn  metiri  müüibus^  exercUui  und  frumentum  paree 
metiri  an  dreien  im  Handwörterbuch  nicht  veneichneten 
ßtellen.C&sars,  nämlich  b.  Q.  1,  16,  5  und  ebd.  c  23,  1  und  7, 
71,  7  i\x  finden  ist  Minari.  Den  Ace.  et  Inf.  hat  auch  SueL; 
cum  IfomitifAS  palam  nänaretur,  oonsulem  se  effecturum^  quoi 
praetor  nequisset,  Caes.  24  imt.  und  Q-alba  18  p.  medd.  Ebenso 
Curt.w^Liv.:  nUnabatur  omnes  turmaa  cum  elepha/nOs  induo* 
tufum  se  in  recusantes,  Curt.  10,  9  (29)  16.  Yeienies  jam  Bomam 
ipsam  se  oppugnaturasminabanturfLiv.  2,  43,  8  und  4,2,  13  und 
6,  17,  6  und  9,.  41,  16  und  42,  63,  7,  endlich  auch  bei  Cic«:  4$ 
dolor  fortitudinem,  .se  debiUtaturum  mmahur,  Cic.  Tmc.  5,  76  and 
de  c2ifm..l,  48.  So  auch  bei  minitarii  vinctos  se  Junium  MaiMz 
umgue  mi^nitom  Boinam  missuruM^  41,  10,  8.  Ministeri^w^ 
S,  824,  Z.  8  V.  0.  ist  der  Sats  carneU  jumentorum  mimsteriis  fmir 
gufUur  Aam  hiv.  «igeschrieben,  währe^d  er  dam  ält^rBa  ?lm 


jittfahöf  i»  s»  ^«  67.  Jfirus.   Mirum  est  sUbt  bei  Uiv,  mek  nk 

l  ^öc.  d  Inf. :  ^fMo  mfn«$  minim  esset,  uno  tsodernq^u  hto  MäiHsa 

I  habere,  aegmm  Bimulabüi^  2^,  8^  12  und  mirum  mt  ut  =z  mi% 

Vs  ^mm^  ha,i  auch  Toc. .-  mm§U€  mmtm  diäu  ut  $0  (>mmis  Sarmc^ 

immmmiHmf:eira  ipsas,  msi.  \,  7^,  Mi$erati0,  Sw  837,  8.  1 

t*o.1m(#ciwit  r;f)s  cepii,   Liv,    Wenn    dies« 

CSUi,  vie  wu  lüf  Liv.  9,  H,   U   beiieht,  M 

KU  eriiUMrD,  dase  dort  niclit  misfro^to  .si4i  sondera  m.  t^in  stuhl 

da»»  LiT.  niebi  c^i^  SQodHrn  tficesmY  geschrieben  hat  und  daae 

'  ammc$  roo  Madvig  und  Hertx  omm^^  von  Welsseuboro  uod  AI. 

kiafski  A^MMmfli  geka^ii  wird«  ifö^ea.     Das  Handwörterbuch  cl^ 

noch  aquam  moUs  cminekUt  Üuri.  4«  2  (II)  21.    Wir  bemer- 

tea,  da»«  jetzt  dgrt  wohl  allgemein  der  Ablat.  aqwl  geloson  wird. 

Mumus,  8.  939.  Z*  4  v.  o.  gibt  noch  die  alte  Lesart  audionem 

MMmum^  Tac.  Agric.  19,  wofür  von  Grell i  (1,  A.)  Halm,  /lii> 

^4fta«D  uüd  Puter  jetzt  exodfon^m  aafgeaomisen  ist.  Munir^, 

ira  aliguid  mun.  findet hioh  auch  beim  älteren  Plin.:  onmimm 

fruäna  munitur  voUq  arktarum  contra  av^^  16,  53.    Mit 

Fti^pvs.  n  auch  b«i  Hor.i  munirf  aliq%^em  n^durni»  ak  ßdml* 

ri$,  Carm.  3,  li>,  3  fS.  und  bei  IJv.:  errore  eüam  S0m  o^  imidiii 

t,  32,  1«  3;  endlich  auch  mit  advcrsus:  kis  copm  adi^enm 

uita  beilQ  munieruni  Romanum  imp^rium^  Liv*  24,  44,  B^    Kar» 

fmre.  Um  Coustructiaa  mit  Äix,  et  Infm^  ist  auch  boi  €h,  nicht 

tu  t  Aüc  fKOgiM  tm^fi^miam  vcn^isse  J^phoi^  narrat,  Md.  5,  3^5 

4,  770  ff.  und  2,  599  tuid  Hf^oid.   6,  32  und  Md.  13,  842  ff. 

2,  1,  25  if.   Ten  protnncki  narrat  easc  beüam,  CatuU.  43,  6. 

Varrai  Il^cnnnestre  maifnum  (maas  esse  sörorcs,  Propcrt.  4,  7, 

|7  {li.b.  VgU  auaerdm  noch  SM.  Theb,  7,  420  und  Sil,  12,  130  (T. 

ftio  in  iiachola.saischer  Prosa :  qui  se  a  divo  Aitgustä  CQhffiarium 

v^il^^i'  narrobanl,  Tac.  di€U,  17  g.  E.  und  bei  PUm.  9pp.  9,  23, 

>i,  epp.  30,  9  uod  43,  1.  Tac,  Gtrm,  S3  inii.  ond  endlich 

.11  uvi  lÄv.;  nurraiU  Umium  jam  praedae  hosUs  trahere,  y|. .. 

[10,  20,  3  und  39.  24,  9.  Ne.  S.  990.  C  oben  vermibMn  wir  för 

klie  Verbindung  mit  dem    bnpenttiv  die  AuctoritJit  von  Fluni.,  bei 

|f>«tJcii«Bi  di«j»e  Fügung  heutig  ii»t:  nf  Urne,  inlerptila,  AmphUr,  2,  2^ 

Qad  cbendaaelbst  V.  171 ;  hg  fl*i  Cfipt.  1,  2,  36 ;  vi^ila^  nesomno 

f.Mil.  sh  2,  2,  60  und  »onst ;  e^o  dabo  ne  quoere  aUumde,  Pseuä. 

,  4.  44  ;  Htf  CT^a,  Bacch.  4,  7,  3f».  £benao  fehlt  OtK :  at  (n  ne  du- 

•,  1,  7  63 ;  faUad  nimium  ne  crsde  lua^mae  ebd.  a.  a.   l, 

i2,hAdinefug€me,  Md.  1,  597.  ebd.  6,  30  und  soaat. 

bei  Catnll.:  ptr^,  n^  rtmarart,  61,  ldl>  (L.  M.)  und  62, 

[M  und  b^  TÜMÜ.:  tu  immes  ne  laede  mem,  1,   1,  67  and  sonst 

lUdi  auch  bei  iVüf»er<.  3,  7,  49.  Niiens,    Unter  diesom  Worte 

lll/eMMMi  mimtwr,  Or.  Doch  bei  Ov.  Md.  10,  211  ff.  heiM  et: 

}3|fw  mtmäi^r  ftcf^  oritur,  Niti  iat  mit  dem  Mfm,  verbunden  aaai 

'M  J-      '^rudii^m  Labeonem  capere  a%d  tjctttrbatre  mütuiF,  IM, 

4,  7  und  ebd,  fi.  20  /Iml  and  Ann.  U  M*  ^fftM(^iiMft- 

|Mm0>  mut  intfismm  smiUbat  nmxime  fwod.  B,  Bru^wm  prümnäa.. 


MC    O.  C?«Of^0f^  AnsLlAt*  deatsehoB  HandivMmrb.,  ängi  t;  Dr.  \dUgaye^. 

expdlere  anms  niieretur,  Swt.  Aug,  10,  medä.  fi^rooektfur  t^Mim 
oapere  Fomi  nituMw^  Liv.  25;  16,  28  und  44,  11,  8,  endliiok' anÄ 
bei  Caes.  b.  &.  6,  37,  fin,,ifo  abel"  j^i^rraiiipere  trfiätt  iromtn'p^i^tttl 
schreiben  ist.  Notitia.  Im  HandwOcfeerbtich  steht  Z.  10  r.  v.  Adioe 
inter  nos-nufpera  admodum  ncMia  est,  ein  alter  nnd  doppelter  ^^»«^ 
nigstens  Ton  der  4.  Aufl.  des  Handwörterbaches  an  fortlamfetide 
Fehler^  denn  dieser  Satz  gehOrt  nicht  dem  PlatU,  sondern,  wie  nüiei' 
nuper  gleichfalls  von  der  4.  A.  an  richtig  citiert  ist^  dem  Ter:  an, 
bei  welchem  es  aber  heÜSt :  haec inier  no8  nuper  nötUia  tidmoäum^esi. 
Hautontim.  1,  1,  11  Nudare.  üeber  nudare  rs  entblößettVHT^r 
Kleider  berauben,  tgl.  9Jich  Corpora  nudare, Enn.  hei(Xe:TU9e. 
4,  70.  So  anch  se  nudare  =  sich  k'örperlich  entblGflen,  CH&. 
Mü.  66  and  Vdl,  Max,  2j  1,  7.  Murum  defensoribua  nudare  hni 
auch  l^u;.  21,  11,  8  and  26,  44,  4  and  das  trop.  nudare  emeOia 
hat  Cure.  7,  4  (19)  39  wohl  von  Lw.  40,  24,  2  entnommdn;'  Im 
militätischen  Sinn  ist  es  auch  mit  ad  verbanden:  nenMarertt 
corpus  ad  iduB,  Liv,  38,  26,  7.  In  der  Bedeotnng  von  plftüdetil 
beraaben  (eigentlich)  kommt  bei  i>n7.  nicht  nar  da»  im  HanMIwöi^ 
terbnch  citierte  tedum  nudaium{se,tegut%8)'90Vi  sondern  aaeb ieir^ 
lumpaene  omni  teäo  nudahtm,  27,  4,  11,  and  übtr.  2)  im  weitet^ 
Sinn  =z  entblößen,  berauben:  res  publica  nudata  taU  6kx^ 
€ic,  Farn.  10,  17,  2.  Chwxhus  jam  nudaHiS  praesidio,  Liv.  25,''t6; 
23 ;  nudätus  opibus  Perseus,  Liv,  42^  50,  8.  Und  so  auch  nüihM 
(S.  1075,  B)  im  übertragenen  Sinn:  ne  nuda  tmxüiis  Romanis  JB^ 
spania  esset,  Liv.  21,  32,  3 ;  ager  inermis  ac  nudus  praesidiis,  e%d. 
29,  4,  7.  Nutrire.  Z.  6  v.  a.  ist  statt* Ov.  richtig  zu  eitleren  FöÄ 
Max.  5,  2,  ext.  4.  Obambulare.  Absolut  iSndet  es  sichaxtok 
bei  Liv.:  qui prima  luee obambula/üerant,  27,  42,  12.  Mit  dem'Dö^: 
anch  bei  7erg.:  grtgibus  öbamb^utahat  lupus,  G.  3,  538.  Der  AotmA 
auch  bei  Brudent :  siccum  litus  obambulare,  c.  S^mmaeh.  2,  Praef: 
20.  Der  ^ccud.  mit pr^re^  endlich  steht  anch  bei  Plaut.:  prtüeter 
OS  obambulare,  Poenul.  Prot.  19  und  mit  inter  bei  Prudent.:  imp»' 
vidus  lupus  inter  oves  tristis  obanibulat,  Cath.  3,  158  ff.  ObjSO' 
tare  ^=  aussetzen,  preisgeben  hat  auch  Tac.:  princ^em  öh^ 
jectare  perieuUs,  Eist.  2,  33  und  dolo  simul  et  easibus  öfiifedare, 
ebdi  Ann.  2,  5  und  caput  olffectare  procellae,  teUs  Sil.  3,  121  nkä 
15,  39,  ebenso  bei  Olaudian.  rapt.  Proserp.  3,  364.  Aach  in  dMf 
Sinne  von  vorwerfen  bei  Tac. : perfidiam,  seditienem  aui  tladetk 
äUcm  obj.^  s.  Eist.  S,Sl  fin.  nnd  4,  72  fin.  Und  mit  dem'jlctf^.^lst 
J^ifin.  bei  demselben  Auetot:  quin  et  iUa  öbafectabai,  principe  aürii 
vOare  Thraseam  scUemne  jus  jurandum,  Ann.  16,  22  and  Bist.  4} 
42  j9.  init.  Dasselbe  gilt  auch  von  objicere:  a  FlamnHö  niiei^'M^ 
objedtum  Prusiae  erat,  hominem  omnium  infestissimum  popülö  ^to^ 
mana-apud  eum  esse,  lAv.  39,  51,  2.  Cujus  (patineu!)  veneno  Aspre^ 
nati  reoC.  Severus  objieiebat  interisse  eonvims  OXXX,PHn.ny^ 
35,  164.  Servaeus^  Veranius  et  ViteOius  K^eeereodio  GerikmM 
. .  iPisonmn^okdg^'nnlitwm  eo  usque'  ^orrupisse,  ut.  V  Tat.  'Ami. 
3, 13  iudv4,  4d  ig/fi.  ^2»  j^f^ff^dtV  Mit  dem  bloßen  Inf  in.  stiM 


C.  C<9r^ef,Äasf.  l&t.-deutscbei  Hft&dwSr^rk,  mg,  t.  JDf.^C^flytf. 

dieeu  VorbtuD  auch  Öfter  bei  Haut, :  iucermam  ohlitm  fueram  ex* 
iim^umt,  Mosieä.  2,  2,  55 ;  est  quod  domi  diccre  pame  fui  Mitus^ 
Afiki.  1»  2,  38  und  paene  oUüus  $um,  religuumdkere,  Poen,  Ptol, 
118.  Mit  d«iD  Accus,  ä  In/in.  ebenfalls  bei  Plaut.:  satin  ut  6h* 
tarn  fui  tibi  mt  narrannssey  Mtrcai.  2,  4,  13.    Anak)ffiai^  funda- 
matUum  f         '^   ^scuniurmUuram  et  usnm,  Varr,  L  L  ^,  39»  63 
(IL)  NoH  <ic  tm^^aiis  mmtincro,  ui  me  cünmlem  esse  üö^ 

Umcmr,  i/ir.  10,  37,  8.  Hoc  qui  dircrii  oblmscetnr,  iddommis  pa- 
mm  t^OH  esa€,  quod  deo  gaiis  mt,  Sen.  epp,  47,  18  und :  d^t^i«^  es 
fmninmm  te  comolari  ebd.  com,  ad  Marc.  16,  1  und  Plin.  n.  h.  6, 
j  11     Ui.  ..y^.f^^^    unter  Z.  13  v.  u.  ist  observarc  voc4iit(mem  eia 
ler  des  HandwOrterbncbes  för  vafydioneni  obs-t  ».  Ja%\ 
:  Ubver»ari  ^  sicL  horu  wtreiben  ist  auch  bei  Xiv, 

i  dem  AbJat*  Terbunden:  in  foro  abvcrsari,  38^  1,  8.    Im 
trwpiecheü  Sinne  =  unserem  vor  Augren,   vor   der  Seele 
ächwebea  mit  dem  Do/,  ßiidet  es   sich    auch    beim  jüngeren 
PI  in«;  obversantur  ocuUb  ccmi  labüre&^  ^p.  8«  23,  6  und  ohversaiur 
f^   ^     -''-vir,  qui.  .ebd.  4,  17,  4,  Oculus.  S,  1166  will  uns  die 
I  ii^  der  Lirianiscliun  Wurte  anferrt  observanttbus  eiiam 

'    16,  IS)  uicht  gallig  befriedigen.  Da  der  Sinn  ümswei* 
ihrmügeiaufsieAcbtgebenwieibr  wolle  tf 
HordvA  sie  euch  deuuocb   hinter' 8  Licht  führen,  so 
ien  wir  lieber  mit  K  Uiber  sagen:  desti»  mehr  fürchte  ich» 
ihr  habet  denent  die  eucb  auf  die  Finger  eahen,  Aucb 
di«  Augen  wegge^aobert.  Odisse,    unter  Z.  11  v.  o.  ist  in 
den  Worten  mimicm  smnper  osa  sunt  obtuerier  ein  starkes  Veraehen 
{ntmasum,  8.  Fiaui,  ÄmpMr.  3.  2,  19.  Omen.  Per  Geniti?  des 
ObjeotOd  Tishlt  im  HanijwiVierlmeh :  quod  in  prodigium  ei  dmm 
mmmetUmm  dadtutn  vertd  .  Btd.  1,  86  fin,  und  magnae 

H  pnmptme  rci  Ofticfi,  ebd.  i  Omen  vidariae^  VaL  Mojc.  3, 

2,  3,  BbeMQ  Suä  Äuff.  94  g.  E.  und  Curt.  4,  4  (17)  ö,  Be^hrum 
amätmm  &men,  ebd.  lu,  9  (29)  20  und  ma^i  otnina  planäus,  Lu" 
emk.  7^  22,  Omittcr€,  JMit  dem  Inf.  auch  bei  Ter.  und  undoren: 
§mMi0  pr9i0qui,  Pharm,  b,  6,  21.  Quibusnectsfiitudmibu^^  U  mihi 
lmmi$f^ft  parem,  mnitto  ad  pra^tm  referre,  Tac,  Ann,  4»  40  g,  £. 
SbeDie^nn.  2,  15  inii.  mid  4,  68  mit,  und  15,  57»  fin-  Omitme 
Stfßumii  aique  Hiberi  mentiomem  facere,  lAv.  21»  18,  12.    Ofniii«. 
&  lldT^  3^  21  V.  u.  werden  die  Worte  quaedam  ^aUimat  omnia  ^e^ 
...  ...w*..>«/  :pi.n.  w.  K  10,  150)  von  der  4.  Aufl.  des  Hand- 

tzt  darch:   einige  Hühner  legen  al le- 

laliwci  hier,   iues  will  aber  Hm^  keineswegs  sagen,  sondern; 

intge  Iiahner  legen  immer    Do|>pol-  oder  ZwiUings- 

ier«  d*  h.  solche,  welche  unter  einer  gemeinsamen 
lehale  swei,  durch  eine  Scheidewand  voneinander 
gelrennte  Dotter  enthalten,  Onus^.  Z.  12  v;  o.  bie- 
M  daa  Hjuidif(^rterbuch   noch  die   alte  Lea&it  iaif^i  onerU  iurHm 

•  Mtiii^  coihcare  (bei  C^ies,  b,  (k.  2.  50  (m).  Bieeelbe  darf  aber 
at  «obl  ^a  aitiquirt  betrachtet  werden,  wie  denn  söhen  Schneider 


IM    Gi  09orge^i  Anf^kii-deiitochM  HftnduMlerb.,-  tMg^,  ▼.  Dr.JBtgmfer. 

usd  Bttch  ihm  Nlpp«rdey  (spra^ifeb  richtig,  aber  MdhHch  mk» 
zaiiBogy  in  mmo  colhoa/iw  Uetea,  denn  ^ie  kettntett*  dfe 
Admatiteer  bei  alke^  Unke^ntnisr  ^e^nken,  al-'s  oB  dfb 
R^ODer  den  Tbarm  aof  die  KOhe  cler  Maue^if  sn 
8#tMli  be#bM»iohtigften?  Man  hnM  daher  die  offenbar  verdorbene 
SteUe  durch  Conjeotbren  tu  beilen*  v^rsudit.  Anr  aneprechefideten 
dllrfbe  sein,  was  Krämer  und  ihm  beüBtimmend^B oberen 4  Mf* 
geeommen'  haben:  quibtfstmm  manfäimt^.  ,t(nnti  oneHe  tuMm  mö^ 
iurrm  sese  cfmßckreni.  Opera  &.  1^903^  %.  9^  ▼.  ir.  BkeM  Pe  e»periH 
ei  Opera  etc.  stett  expedire^  was  Fiau^,  Capi.  9',  ^,  M^^  taCl 
&pi^(pri.  Mr  den  Ten  optnart  regierten  ^co.  e.  Ikjin.  Metfet-  dab 
Handwörterbuch  nnr  eine  Stelle  nad  zwarCieeros  mit  ff.Btf.  Fk$l 
E8^veI«teili  sich  aber  von  selbst,  daes  je  nachdem  das  Objeol  der 
02>lma  sich  auf  Gegenwärtiges,  oder  im«er  Fleibendes^ 
Feststehendes,  oder  auf  Vergangenes  oderZukünftIges 
bezieht,  danach  sich  auch  das  tempue  des  von  opinari  abh&fr- 
g'igen  Infin.  richtet.  Daher  für  den  Infin,  Fat  nwA  Weitere 
Stollen  sich  yeraeichnen  lassen  v  n&n  iutam  fore  generi  euosHrpem 
9pinatwr,  mst  fefeüerü^  FUn.  n*  hi  10,  26i  Q^em  exercU^nm  terra 
venturum  opinabaiur,  Liv.  37,  9,  6.  Ebenso  f  üf  d^en  iHf .'  i^aee; : 
qiiidam  epinem^r^  emnibuB  hia  ad  hiemem  decidere  actifoo«',  iPR 
fh  h,  11,  74  und  10,  148  und  ebd.  §.  185.  Dees  non  ewraire 
opinar^  quid  agat  humanum  genuSt  Bnn,  bei  de.  dedivin,  2,  UM. 
Sublatio  afdmi  sine  raHone  opinantiSj  se  magno  bono  fmif  CVtr. 
I%fk  2,  13.  Deo»^  esse  natwra  opinamur  ebd.  Tuac:  1,  36  und  ebdi 
§.  111.  Über  den  Inf.  Perf,  aber  yergl.  mam:  carnäe  eiifüium 
armorwn  alias  fuisse  opinantury  Buet  Caes,  30  init,  Und'  TiHm*. 
23^  fin.  und  VitelL  1  inü.  und  14  p,  medd.  M  ÜUxem  qaidem  opi^ 
mMtur. .  .adisee  Q^rnumiae  ierraSy  Tae.  Q^rm»  3^.  Suopie  in^genio 
tempettatum  aninrnm  vwUMms  fiUsse  opinor  nupgis,  quamidvi  1, 
l^y  4.  Si  id  (nunjus  malufn)  ailn  accidisse  opinetwr,  de.  jAiee;  3^ 
28^  und  Lad,  §.  45.  Opinio.  S.  1210  des  SandwOrterbnetM 
Z.  32  V.  0.  steht  der  Satz  non  possum  quidem  in'  iU(mn  äUam^  tnDi- 
dere  opinionem  nisiineam,  inqua  etc.  Cic,  Statt  non poisevm* (laMfem 
aber  steht  im  Texte  ne  poasnm  qnidem  und  sixLttiUam  ist  üRmn  nnd 
fftr  in  qua  bloß*$ua  und  statt  Cie,  ist  zu  substituieren  BoUb.  bei  <!)tt0L 
Farn,  9,  9, 1.  Orbare.  Fttr  die  Yerbindnng  mit  dbm  JSbüU.  kOiMMii 
noch  ff»  weitere  Ancterit&ttn  angefahrt  werden  :ni»^9ii  rem  jH^lttoili 
tmolumem  esse  orbatam  publieö  consiliö,  IAß9\  23,  2,  4.  O^rbairi  ^rira^ 
rwn  fortissimorum  anxilio,  Tac,  Biet,  2,  28  medd,  Respublioa  eom^ 
SfMms  orbata,  Suet.  Aug.  11.  Lumimbm  orbaius,  Vtd.  Mo».  8, 131 
5:  Funde  tuo  lacrimw  orbata  Bononia  Bufo,  Martial.  6,  85^  &. 
Anoh  für  die  engere  Bedeutung:  der  Bitern  oder  Kinder  be* 
rauben  bringen  wir  noch  folgende  Stillen  bei:  orbatus-  ßio,  Quin- 
ta,  5,  12,  l^-ündduobm^/aiis  orbatus^  €mi.  ß,  9  (35)  97  und  Sy 
10  (40)  31.  Faire  aciriro  orbata,  Buit. Borna:  22  ond'VtmTkiereii: 
maUrorbada  {mhdo)t  Luerei.2, 355^  L.  Orbis.  Si  12^*,  ^.  M  t> 
u;  steht  Greten  qaae  mens  est  oitte^  wofür  m  seilreiben  iet:  ^ 


(k  (horgUt  Aiisf«  Ut-dcaWcbM  Handwörtorb.,  mg.  r.  Dr^  JMg^er,    MS 

wmä  €0t  orbi&,  i.  Oi\  Met.  8.  99  ff«  Orditl  Der  ^e^.  c^  Zf»^>*. 
Aii4et  sieb  scJioq  bei  PJa«i<. :  höc  mfmm^um  orditur  loqui,  Trin. 
Ii:i6,  Fl.  und  b<»i  nachBU^uateiachen  Dichtern!  /on  Ais  mc^iims  or* 
^ms,  Lucon,  2,  241,  Citins  ntaria  ire  per  aUa  ardimur.  Sil.  Ib, 
IM  ff«  So  aacli  inder  silbernen  Proea;  txercäum  ducere  in 
i  Of^üiff  ed,  VeU.  2,  109  fm.  Jmte^uam  diwre  aini  scri^ 
ferdinmmr^  i^mfUiL  8,  9,  8.  J^rimms  omnHim  Ifhertimmim  sori* 
rt  MM<Hrmn  orsus^  Suei.  de  cl  rM.  3.  Ante  qua€  proeliü  t^pwi 
üof^funda  sunt  oräiar  dicere,  Gurt,  ^t  1«  2  und  außer  der  im 
laml^iörterbacb  genauuteo  Steife  auclt  oocb  6,  5  (19)  17  trud  10, 
7  KÜ2)  4.  Osiendtre,  Der  Acc.  et  Inf.  ist  yorelass.  auch  b«i 
timtt.  uDd  anderen:  osicndü  sc  mihi  mfidekm  mm^uaim  sc  mt^a 
fmr,  f?/n<l,  Trm*  2^  4,  85  ß,  Mt  non  p€ecaa$e  pkme  ^gimdmm^  iAü. 
17  H.  Odmtdam  eorpuscnla  materiai  m  imfinUa  stummam  rmmm 
itmer$,  Jjucr€t,  2,  529,  Später  aocb  in  Prosa:  haeecsimduiiU 
( amal0ffiannotics&€,sed. ,  Varro  l  L  9,  79  (47)  M.  Qium  unmn 
€S  ^mmilfus  profu4;isae  mpra  öiimdimu^  Snll  Juff.  69,  4.  Non 
f-^  ■  Jg  6C  ud  ohsides  quogtte  dare  p^mtum  esse  ostendßM^ 

l  j«  7  und  36«  1, 3«  Umbra  ubieunqme  att,  H>i  tSM  et^rpua^  <m^ 

Im^d,  i^HiiL  5«  10,  80.  Vi  cdido  osUmdenty  esse  sibi  not  an  (am» 
jmaihmi)  SueL  Caes.  75  ßü,  I'andere,  S,  1294,  Z.  13  v.  u« 
sttbl  b)  bildlieb  a  im  Allg.  eptdacula  p(mderey  daa  Scbauspiol 
er4ffiiOii*  Hör*  Dort  wird  aber  etira«  giuii  Spedellea  (^meint,  denn 
ipeä^acuia  pamierc  Ut  Sat.  2,  2,  26  von  Pfau  g^ngt  und  ein  ver- 
kftnt«?  AuBdnick  für  c^u^^iin  pandem  spectacula  praebct  daduTeh, 
dasa  or  om  Rad  ecbllgt  und  mit  den  prächtigen  Auf«ii 
dtrStoilSfeddru  d^n  Betracbtendcnsoh^^rrlicheGlani- 
fankt«  (spcdaatla)  darbietet,  oder,  wie  Wieland  sich  ans« 
4r<^cki,  mit  dcnsel  ben  Parade  mncbt*  Par.  S.  1S02,  Z.  8  v. 
IL  aUkbifn  dii»  y(i)rUi  pares  inproeiium  ineunt,  Verff,  Dtoselben  kön- 
ÜB  aicb  entweder  auf  G,  4,  B14  oder  At(  Aph,  5^  114  belieben,  sind 
j<d«nfalls  ein  sehr  freies  Citat,  denn  die  erstgenannte  Stelle 
llittl:/)f>ma  ^v<?  intunt  $i  quamdo  prr^^fin  Pftrtkf,  in  Aen.  5,  114 
ateh^  mre$  incunt  grarif  -   Parcerc. 

iiimaJpi  /sörwrc  auch  von  /  dl.  und  Pro- 

TtrbundeD  :  parvr  jmraius  nimiuni  mrerc,  Ihr,  Varnr,  B,  8,  26, 
a,  2.  58  und  Üarm.  1,  28,  23  ff.  I\*rcitt  quam  ctistadit  Anwr 
nre  pucUam,    Tibuü.  1,  6.  51  und  3,  5.  ß.    Nihil  promitiere 
C      "    ^    *  tö.   OUitüs  parte  ;y       ^      ^  *s.  Propmi,  1,  15 
m,  .  Eb^oao  bei  den  n;:  lischeii  Dichtem, 

Stelit^fi  \sa  Km 46  halber  nur  mit  ZilVeiu  riiifiihren:  MnrtiaK 
68.  i  und  14,  105,  2  und  14,  118.  L^tcan.  10,  ai*5  und  7,  659, 
j  Sm,  pcrc/.)  (Mfir.  276  und  992  fp.  et  U.)   Fo?.  Flaec, 
,  .s^^tf.  17ie6.  7.  218  und  Sil  17,  27.    Perngcre    S.   1389, 
E*  9  f.  UL  iil  fabulam  ttiae  perai^ere  ein  kleinea  Vergeh »>n  fär  fabu- 
aeimiis  J>tragere,  ß  '   m.  1>^.  64.   ^  Pewdo- 

HfüB,  aig.  a)  hat ..  *a;  r/t^tH  et  iöm%mue 

2,  I,  78  and  iAt^.,-  >#r(if>ffiafiiad  ^«tinocei  animös  ^^6€,  37|  49, 


SM    C.  O^orgesi  Ansf.  lat.«d«atooh«e  HiiidwMerb.,  tatg.  ¥.  Dr.  AUgayer, 

5.  b)  =  ganze  Länder,  VOlker  gänzlich  bezwing  enöfter 
aach  hBi  Curt.:  quorwn  aUa  duäu  meo,  alia  imperU)  m$^ 
^cioque  percUmm,  6,  d  (7)  2  und  7,  6  (26)  18  nnd  10,  1  (3)  17 
und  10,  5  (IS)  ae.  Ebenso  bei  2bc. :  perdomita  Brikünma,  Bist,!, 
2  nnd  Agric.  10  p.  init.  Asm.  3,  47  nnd  4,  5.  Auch  bei  Suditpۧr^ 
9W>er(mtia€  grande  pretkm  tulü  Mo  lUyrko  perdcmUoi  Tib^lß  ftk. 
nnd  TU.  6  und  bei  Flor,:  Äugusttis  DeMatas  perdanHmdoB  VU4ö 
mcmdai,  2,  25,  11  (H.)  endlich  «nch  bei  Jitetin,:  Jsia  perdomita 
2,  3^  15  und  11,  1,  5  und  sonst.  Auch  bei  nachclassisohen  Dich- 
tern: Jäoec  loca  perdamitis  gevUibus  Hh  tenet,  MarMl:  7,  64,  4 
(Sehn.)  und  9,  43,  8.  Toiourbes  agUabis  in  arbe  perd&mUc»,  iMean. 
2,  643.  Perdamüis  gefUümSy  8m.  Herc.  /Wr.  960,  P.  et  B.  und 
pttdomare  Alpes,  8ü.  8,  211.  Perfugium  ist  im  HandwOrterbneh 
nur  aas  Tac.,  CMi.,  Etmen.  pan,  nnd  Oie.  nachgewiesen.  Dasselbe 
findet  sich  aber  schon  bei  FUnU. :  pedil>U8  perfugium  peperUf  CK« 
sieH,  1,  3,  13;  nescio  unde  perfugii  mihi  copiam  camparem,  Oas.  8, 
5,  2  nnd  bei  Lucret.:  perfugium  sibi  hdbebant,  5, 1186,  L.  Bimnal 
auch  bei  (hes, :  quo  superiore  anno  perfugio  fuerant  usi,  b:  &.  4, 
38,  2  nnd  bei  SM::  in  äUero  miseris perfugium,  Catü.  54,  8.  A^ch 
bei  Liv. :  nee  uQam  in  partem  tutum  perfugium  est,  9,  48  1 6  nnd 
perfugium  habere  in  pcUris  misericordia  et  justitia,  ebd.  40,  10,  2 
nnd  22,  22,  11  und  24,  2,  11.  Perfugium  ostendere,  VeU.  2, 
72  fin.  und  desdscentibus  a  nobis  ertxt  apud  eum  perfugium, 
ebd.  2,  109,  2.  Permittere.  Es  kann  nachgetragen  werden, 
dass  die  Phrase  se  permittere  aiicui  für  potestati,  ditioni 
alicujus  se  permittere  nicht  nur  bei  Too.  nnd  Curt.i  primus  se 
cum  conjuge  et  liberis  victori  permisit,  Tac.  Ann.  4,  50  init. 
und:  ad praestOutam diem permisere  se  regi,Curt,  3,  1,  8,  sondera 
auch  schon  einmal  bei  Liv,  yorkommt:  partim  consilio  partim  pre* 
dbus  evidt,  ut  permitterent  se  Eomanis^  38,  9,  7.  Pemox.  Luna 
pemocte  {Ov.  Met.  7,  268)  heißt  im  Handwörterbuch  (nach  dem 
alten  Scheller)  bei  nächtlichem  Mondschein.  Pemox  be- 
deutet aber  ja  doch  durchnächtig  d.  h.  die  ganze  Nacht 
hindurch  dauernd,  vorhaltend,  s.  z.  B.  Liv.  5,  28,  10  oder 
Plin.  n.  h.  2,  42.  Demnach  bedeutet  lunapernox  den  Vollmond, 
dennnurdann  steht  der  Mond  die  ganze  Nacht  hindurch 
am  Himmel,  wie  PoUe  zu  der  obengenannten  Stelle  des  Ov.  richtig 
bemerkt.  Perosus.  Im  Handwörterbuch  ist  peronus  mit  dem 
Gen  it.  quietis  verbunden  aus  Prudent.  citiert,  wie  schon  Scheller 
gethan  hat,  aber  offenbar  mit  Unrecht.  Die  ganze  Stelle  lautet 
{Perist.  3,  41)  üla  perosa  quietis  opem  degeneri  tolerare  mora 
nocte  fares  sine  teste  movet  saeptaque  daustra  fugax  operii. 
Hienach  steht  perosa  absolut  =  mit  ganzer  Seele  sich 
sträubend  und  ist  wie  impatiens  mit  einem  Infinitivsatz  ver- 
bunden. Der  Gegenstand  dieses  Widerstrebens  aber  ist  eben  quietis 
opem  degeneri  tolerare  mora.  Perseverare  erscheint  mit  dem 
Inf  in.  auch  bei  8uet. :  hospitio  pairis  ejus . .  uH  perseveravit,  Cäes. 
78  /tu.,  Claud.  84,  Tit.  9  fin.  Ebenso  bei  Nep.:  timens  ne  heUare 


C.  G€^ge$t  Amt  Ut.^d^aUcbes  HaEiciwdrtefb.,  mg.  f.  Dr.  Mgayer.    207 

p'  .  5,  1  und  bei  Tac. :  abnuere  persevetHivitj  Hi$t, 

3,  ^. .  ..;  .;,  ^ ;„  .j.iia  mancre perseverarü,  Tmj.  bei  P/<i».  epp.  10, 
65,  2  D.  £iidllch  auch  bei  Liv* :  quod  p€r»&?eraren(  diSBimiUs  esse 
'  ■  'Ttim,  S,  64,  8j  ^f  i>er5eferarcfii  ur^ere  hello  Carihd' 
Lit\  24,  48,  3  und  37,  53,  1.  Perverse,  W«nn  es  im 
]\  ^^rbucJi    heißt:   Asffifptn   suis   litUris  penrerse   utuntur 

s  hq  von  der  biuken  nach  der  Eechten ,  so  musB  es 

Qiogekebrt  beißen:  tob  docRechten  nacb  derLinkea* 
Pl0cere,  S,  1535,  Z.  31,  ?.  a.  steht:  majari  tarnen  parti  morari 
ptßcmi^  ein  auffallend  freies  Gitat,  denn  bei  Caes,  b,  O.  d, 
3 ,  4  i^t  gescbrieben :  mt^ori  tarnen  parti  phcuit  hoe  resmrvato  ad 
txtremum  consUto  interim  ewntum  rei  experiri  ei  castra  defendefe, 
Pluudfrt-  Das  Handwörterbuch  gibt  an,  da8sp2ati5aco/^  equorum 
bei  Verg,  und  Ot\  yorkomme.  Bei  dem  erstgenannten  Dichter  aber 
stellt  nur  plausa  pcctora  (equorum)  and  plausae  sanUum  cervieis 
mmarr  %._  AcH.  12,  86  uud  G,  3,  186;  hingegen  findet  eich  j^fausa 
Irupedum  (nicht  equorum)  bei  Ov,  a*  a.  1 .  630.  Polli' 
'Ctr ',  €  iir  die  Verbindung  mit  dem  Acc.  et  Infm.  fehlt  im  Hand*- 
wOrterbach  Nepos  i  se  ejus  rei  obsidem  fore  poUkiius  esi^  Phac,  2^ 
^  2»  4.  Anch  bei  Liv.  außer  der  im  Hand  w^rterbu che 

t:i  (44,  7,  5)  noch  zweimal:  si  mihi  pollicemini  vos 

fgrtücr  %n  aede  operam  navaturos  esse  7,  16,  4  und  murum  sc 
eiratmdaiurum  urbi  poUicilus  est  ^  41,  20,  6,  Ebeneo  bei  jSo/I.  : 
Coj^ii^  $tm€t  eo  hrevi  reniurum  poüieUus  est ,  Caiü.  44 ,  2  und : 
praeterea  polUcetur  in  tempore  semet  cum  exerdtu  adfore ,  Jug. 
56,  2  and  Tac.  Hi<  3,  77.  Partus.  B,  1600,  Z,  1  v.  u.  lesen  wir 
noch  wie  in  der  6.  Anfl.  in  p  raw  dare,  wofür  ee  opera«  dare 

heißen  muss,  wie  im  Eaud>v  ii  selbst  unter  Optra,  S.  12QS, 

Z*  %  T»  u.  angegeben  i^t,  S«  darüber  auch  Forcellini  unter  opera. 
Püscere.  Der  doppelte  Accus,  steht  öfter  schon  h^i  Plaui^i 
quantum  lubet  ms  poscitöle  aurum,  Bacch,  703 »  B^,  eb^so  Per». 
425  and  Curcui.  63.  Auch  bei  Yerß.i  meliora  deos  sedet  amina 
po^cens^  (h  3,  456  und  Aen.  4.  50.  Bei  Ov,  kommt  es  nicht  nur  in 
iiegatif  en  8&tzeu,  sondern  auch  im  Activ  vor:  donec  eum 
cm^fuz  fatale paposccrit  aurum,  Met,  9,  411  und  Am^  1 1  iO,  27, 
So  mach  bei  Dacbiugueteischen  Dichtem :  licuit  Faunü*  poscere  vina 
J4irrm,  Martial  8,  50,  4,  ebd.  12,  5G,  3  und  10,  75,  1.  Cur  me 
in  deeursu  lampada  posds?  Pers.  6,  61.  Smperos  quid prodest 
P'^—-  *^nem?  Lucan,  1.  669.  Poscunt  jam  me  swi  tempora  Qrai^ 
l  r:.  1,  543.  Kndiich  auch  Stat,  Silv.  4,  3,  152  (M)  Theb,  1, 

5iu  und  ö,  22.  Sil  4,  766  und  9,  307.  Praeceps.  Murus  in 
solum  pracceps  heißt  im  Handwurterbueb  nacb  der  See  zu 
Jih  sich  erhebend.  Wörtlich  ifit  dies  nicht,  denn  praeceps 
bedeutet  auf  Uoealitaten  bezogen,  jäh  nach  einer 
Btchtung  bin  abfallend,  daher  die  genannten  Worte  voq 
Slebetis  beaaer  fibersetzt  sind:  die  jäh  ins  Meer  abfallende 
Maat r.  Ebtad*  ist  S,  1627,  Z,  15  t.  o.  noch  immer  der  alte  Fehler 
ab  amids  praeceps  agor  statt  ab  inimicis  pr.  a.,  s.  8alL 


MB         K.  JlcH^  OjvuB  und  Herodot^  angw.  Ton  J.  XMU. 

OuUl.  31  fin.  Truedt^srt.  Der  Aoe.  «nd  InAn.  findet  skh  sehMi 
bei  Plaut.:  mando  üii  me  meamre praediöani,  Mm.  5,  2^  t8  tmd 
Poentrf.  5 ,  1 ,  24  a.  a.  Sbenso  bei  Nep.  i  praedkabfU  mi^oH  hegiß-' 
Ag€sih  4,  8  und XuiMn.  13,  3.  Aueh  bei  Liv.i  tum  proddioans 
parüäpem pr.oödae  fore  exer&Ut^m,  cum.  .4^' 53^  10  und  24,  n,  7 
und:  gui  omnän^ prmdicabU a  filio  euo  se  be9^eßcii8  fiiotum,  fiteW. 
benef.  3,  38,  3  and  Folub.  7,  4.  Praedieabat,  mattem  suam  M  ^ 
ceiio  . .  procreatcm,  Suet.  CaUg.  23  init.  Epidiu$  örtum  se  M 
Epidio  Nuneione praedkab(d,  ebd.  de  d.  rhek  4.  Praediscete.' 
Praediecere  coeli  motum  ist  im  HandwOrterbueh  irrig  atigeg^beii 
für  pr.  eoeli  m^em,  s.  Ver§.  ff.  1,  51.  Praeferte.  Z.  20  t.  o. 
siebt  im  Handwörterbuch  ut  se  uirique  priöreB  di$öe$9i^9e  es^Mi^ 
marent.  Dieses  Citat  besieht  sich  aaf  Caes.  b.c.  1,47^,  1,  wdnhdh 
priores  mit  superiares  zu  TertaosGhen  ist,  wie  denn  unseres  WiSitetil ' 
priorem  diseedere  -=:  ans  einem  Kampfe  als  Siegiu-,  sieitt- 
reich  hervorgehen  (im  militärischen  Sinne)  lateinisoh  gar  uMM 
gesagt  wurde.  Mit  dem  Inf  in.  iut  praeferre  anoh  von  O0.  TttS 
banden:  omtdbua  Ulis  praehUü  imbutam  Nesseo  sangmne  vestdm* 
mittere,  MeL  9,  152  ff.  and  mit  ä<h!U8.  et  Infin.:  hostem  me  d 
esse  prius  etiam,  guasu  Äeäius  exerdtum  in  Oraeciam  M^ficetet^ 
praetulij  Uv.  39,  28,  7.  Praegelidus  =  sehr  kalt  Ist  im 
Handwörterbuch  auf  Alpes  als  Attribut  bezogen.  Siiffat  man  aber 
lAv.  21,  54,  7  näher  sn,  so  ist  klar,  dass  pn»e§eUdis  nicht  aof' 
AJpes,  seildern  auf  loca  zu  beziehen  ist,  und  mit  iHl^N 
jecbU  parallel  steht,  da  Liv.  sagen  will:  nicht  nur  die  Jahresttft 
und  der  Schneefall,  sondern  auch  die  örtliche  Lage  der  Qegend* 
zwischen  Alpen  und  Apennin  und  die  durch  die  Kähe  von  FIfissM 
und  BQmpfen  herrorgerufene  ohnehin  sehr  empfindliche  Eftlte  der 
Gegend  hätte  die  Römer  ton  militärischen  Operationen  abfaalbn 
sollen. 

Kocherthurn.  Dr.  AUgayer. 

(Schluss  folgt). 


Cyrus  und  Herodot  nach  den  nen  ao^fandenen  £eiIiBschriften  von 
Dr.  Victor  Floigl.  Leipzig  1881,  W.  Friedrich.  VI  und  198  BS.  6». 

Im  Terflossenen  Jahre  sind  zwei  babylonische  Inschriften  be- 
kannt geworden,  welche  fQr  die  medisch-persische  Geschichte,  spe- 
ciell  for  die  Kämpfe  zwischen  Eyros  and  dem  letzten  König  Von  Ba- 
bylon Nabonit  Ton  Wichtigkeit  sind^  Die  vorliegende  8chiift  kündiget' 
üch  selbst  als  ein  Versuch  an,  die  neuaufjgefundenen  Seilinschriflen 
—  „fflr  deren  Übersetzong  Sir  Henry  Rawlinson  und; 
Theophil  Pinched  einstehe n**  — auszunutzen  und  die  „Chnn 
nologie  der  Meder  und  Lyder,  der  zoroastrischen  Beform  und  de^ 
Skythenznges  festzustellen,  Herodot  und  Ptolemäüs  zu  erproben'^.' ' ; 

Dem  Charakter  dieser  Zeitschrift  entsprechend  werden  wir  di^' 
Erörterungen  Aber  assyrisdie  und  jädische  Chronographie  hicUtlW' 
rühren  and  uns  nur  mit  den  principidlen  Fragen,  zu  deren  B^ptii^' 


F.  Fhigit  Cyru«  imd  Herodot,  angex.  ? an  J»  Ktaü,         MH 


hüng  die  Torliegende  Arbeit  Anl&sg  gibt^  und  den  Ausföhrungen, 
auch  für  die  ErklÄrang  der  classischen  AutereD  von  Wich- 
Hgkiit  8iDd»beacbäftigei],  Wir  gestehen,  wir  hätten  es  lieber  gesehen, 
1MM  der  Herr  Verf.  statt  die  Übersetzuog  der  beiden  englisdieii 
Augniologen  wie  ein  Do^a  2Q  acceptieren  durch  philologische 
Pitftmg  der  zweifelbaflen  Stellen,  an  denen  es  in  beiden  Inschriften 
mdit  f«hlt,  unsere  Eenntnis  der  Texte,  mit  denen  er  operiert,  er- 
weitert und  uns  so  die  Überzeugung  beigebracht  hätte^  dase  auch 
m  für  die  gegebene  Übersetzung  einstehen  könne.  Hau  möge  nii» 
flSoM  torhaHen,  dass  die  Inschriften  nach  ihrer  historischen  nicht 
ntilk  ihrer  philologlijchen  Seite,  von  einem  Historiker  nicht  yon  einem 
PWlologiO  geprt^ft  werden  sollen.  Niemand  wird  behaupten  wollen^ 
d«r  Historiker  k(^nne  einer  yollständigen  Beherrscbung  der  Sprache 
des  Volkes  entratheD,  dessen  Geschichte  er  zu  untersuchen  sich  an- 
schickt.  Ein  derartiges  Vorgeben  ist  zumal  auf  dem  Gebiete  altorien- 
taKscher  Gescbicbte  unzulässig.  Jeder  der  sich  mit  ägyptischen  oder 
WOfiscben  Inschriften  enistlich  beBchäftigt«  weiß,  wie  schwankend 
ßrs^tzungen  sind  —  und  wie  könnte  dies  anders  sein  — ,  dass 
f  lu  den  am  häufigsten  interpretierten  Texten  nur  einzelne  Sätze 
Übersetzung  über  allen  Zweifel  erhaben  sind,  dass  wir  im 
Miien  wobl  den  Gang  der  Handlung  aus  den  Inschriften  ersehen 
können,  beim  Detail  aber  fortwährend  Irrthümem  ausgesetzt  sind. 
Brtt  in  der  letzten  Zeit  sind  auf  beiden  Gebieten  Ansätze  zu  einer 
wi»teDsehaftIichcn  Behandlung  der  Grammatik  gemacht  worden. 
/  t  ein  großer  Theil  der   erhaltenen  Inschriften    noch  gar 

r,  r  nur  in  ganz  veralteten  Übersetzungen  vorhanden.     Bei 

dieser  Sachlage  werden  wir  es  begreiflich  finden,  dase  die  ältere  Oe-* 
oeratiun  derjenigen  Historiker,  welche  das  Gebiet  ajtorien talischer 
Geschichte  streiften,  vielfach  abgestoßen  durch  zahlreiche  Auswüchse, 
welche  sich  beim  Ausbaue  von  neuen  Wissenschaften,  an  denen  eich 
oft  wifiaiATischaftlich  ungeschulte  Männer  betheiligen,  einstellen,  den 
ter  Ägyptologen  und  Assyriologen  gegenüber  sich  ablehnend 
hnr.  Heutzutage,  wo  die  altorientalische  Geschichte  zu 
ii  '.\  Zweige  der  alten  Geschichte  entwickelt  hat,  ist 

1  ,..,iten  nicht  mehr  möglich.  Aber  man  wird  nach  den 

tfibrungen  es  begreiflich  flnden,  dass  nach  den  jetzigen 
<ler  Wissenschaft  Cntersuchongen  über  assyrische  oder 
schichte  nor  von  einem  Forschor  mit  Erfolg  unter- 
(jideii  können,  der  das  philotogkehe  Gebiet  vollständig  be- 
iass  wir  nur  der  Führung  eiaee  solchen    uns   anvertrauen 
6nnen  und  wollen. 

T^-r  Herr  Verf.  der  vorliegendta  Schrift  könnte  uns  bis  tu 

|f  iasen  Grade  Tergessen  lassen,  dass  er  nicht  «die  anfgefun- 

-  'hriften*,  sondern  die  von  EawliQSon  und  Finches  an- 

rsetznngen  derselben  —  was  bei  weitem  nicht  ein  und 

iA^d4iL4»  i*i  --  „ausnützt'',  wenn  er  dies  mit  Anwendung  derjenigen 

l^dpleo,  welche  die  historische  Forschung  den  Überresten  des  alt- 

nialiscbeQ  Altertbumt  gegenüber  einzuhalten  hat,  thäte.  Wie  he\ 


4MU€^in  r.  .]   ux. 


**«.   UL  M^n. 


14 


210         7.  Fhi^  Cynu  aod  Herodot,  aogei.  toq  /.  KfüU, 

keinem  anderen  Zweige  historischer  'Forschung,  haben  wir  es  hier 
fast  nur  mit  Inschriften  zu  thon,  die  selbst  wieder  großentheils 
offtcielle  Actenstttcke  sind.  Dies  ist  auch  bei  unseren  Inschriften  der 
Fall:  sie  sind  beide  nach  der  Besiegung  Nabonits  unter  dem  Segi- 
mente  seiner  Sieger  verfasst.  Und  nun  denke  man  sich  in  die  Lage 
der  babylonischen  Priester,  welche  den  Bericht  der  £&mpfe  zwischen 
Eyros,  ihrem  nunmehrigen  Herrn,  und  Nabonit»  dem  letzten  einhei- 
mischen König,  zu  ver&ssen  hatten.  Die  Situation  war  gleich  der,  in 
welche  die  ägyptischen  Priester  etwas  über  ein  Jahrzehnt  sp&ter  nach 
der  Niederlage  Psammetik  IIL  dem  neuen  Herrn  Kambyses  gegenüber 
geriethen.  Die  Verehrer  der  einheimischen  Gk^tter  waren  fremden  Dy- 
nasten erlegen,  welche  anderen  Gottheiten  huldigten.  Warum  hatten 
nicht  hier  Amon,  Bä,  Horos,  dort  Bei,  Merodach,  Nebo  eingegriffen; 
oder  war  ihre  Macht  geringer,  als  die  der  Götter  der  Sieger? 
Ein  Ausweg  aus  diesem  Dilemma  musste  von  den  babylonischen  und 
ägyptischen  Priestern  gefunden  werden.  Man  &ud  denselben  in  dar 
Annahme,  die  letzten  nationalen  Dynasten  hätten  einheimische  Cnlte 
vernachlässigt  —  und  wie  leicht  war  es  bei  der  reichen  Aasbildung 
der  ägyptischen  und  babyloniscben  Mythologie  hiefflr  Belege  zu  finden 
— ,  die  fremden  Eroberer  dieselben  dagegen  mit  allem  Eifer  gepflegt 
Über  die  Vernachlässigung  empört  wenden  sich  die  Götter  den  fremden 
Fürsten  zu  (so  wenden  auf  der  Stele  von  Neapel  die  ägyptischen  Götter 
Ägypten  den  Bücken  zu  und  begünstigen  die  Perser)  und  verhelfen 
ihnen  zum  Siege.  Über  den  Veriust  der  nationalen  Selbständigkeit 
tröstete  man  sich  mit  der  Erwägung,  dass  es  doch  die  einheimischen 
Götter  waren,  die  den  fremden  Fürsten  ins  Land  geführt  hatten.  So 
tritt  in  den  Culten  der  Priester  kein  Unterschied  ein,  der  neue  fremde 
König  tritt  an  die  Stelle  des  alten  einheimischen,  er  wird  in  Ägypten 
zum  yy Sohne  der  Sonne^,  er  wird  als  Verehrer  des  Apis  dargestellt, 
in  Babylon  dient  er  dem  Bei,  dem  Nebo  und  den  übrigen  Göttern 
allen.  Wer  diesen  Dingen  im  einzelnen  nachgehen  will,  den  verweisen 
wir  auf  die  ägyptischen  Inschriften  der  Ptolemäer  und  römischen 
Kaiser;  er  wird  sich  leicht  überzeugen,  dass  die  ägyptischen  Priester 
zwischen  Ptolemäos  Soter,  Augustus  und  dem  alten  Bamses  IL  kei- 
nen Unterschied  gemacht  haben. 

Zu  welchen  verhängnisvollen  Irrtbümem  die  Verkennnng 
dieser  einfachen  Thatsacben  führt,  zeigt  uns  die  vorliegende  Schrift 
9  Ist  es  nicht  eine  der  wichtigsten  Lehren  unserer  Inschrift,  dass 
Kyros  und  sein  Sohn  keine  Zoroastrier!  dass  sie  fromme 
Verehrer  des  Merodach,  Nebo  und  der  anderen  Götter  von  Babel,  die 
deren  Tempel  restaurieren,  deren  Priester  begaben  und  erhöhen, 
deren  Prozessionen  durch  Theilnahme  verherrlichen!  Offnet  uns 
Kyros,  wo  er  in  feierlicher  Weise  seine  Ergebenheit  gegen  den  Götter- 
könig Merodach  betheuert  und  Kambyses  seiner  Gunst  empfiehlt, 
nicht  endlich  die  Augen  ?  Hätten  es  nicht  schon  längst  die  ägyp- 
tischen Monumente  sollen,  die  uns  Kambyses'  Devotion  gegen  die 
Neith,  seine  Sorgfiilt  für  die  Bestattung  des  Apis. . . . gezeigt ?**  Man 
sieht,  der  Hr.  Verl  will  aus  dem  Umstände,  dass  ägyptische  nnd 


F.  Flaifi^  Cpxii  QDd  Herodol»  an^es.  yod  /.  KraiL  tll 

bäbjlonische  Priester  den  Perserkönlgen  die  Attribute  übertragen^ 

I  welche  nach  ihrer  Ad  nähme  ihren  Königeo  zukammen ,  ernstlich  deu 

Juis  ziehen,  die  beiden  ersten  Perserkdnige  seien  keine  Zoroastrier 

an.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  nach  den  obigen  Erwfigangeii 

den  Formeln  der  ägyptischen  and  babylonischen  Priester  für 

lenGlaubeii,  den  die  Pei^erköoige  wirklich  hatten,  absolat  nichts 

folgt  r   Übersieht   der  Hr,  Verf.,   das»   seine  Argumentation   nicht 

riogent  ist;  denn  wenn  ein  König  in  Ägypten  an  die  ägyptischen,  in 

[Babylon  an  die  babylonischen  Götter  glaubt ,  so  kann  er  anderswo 

Qz  gut  einen  dritten  Glauben,  den  des  Zoroaster,  haben^  Ebenso 

Q  sich  stets  vor  Augen  halten,  dass  die  Inschrift  unter  dem 

leote  der  Perj^er,  wohl  unter  dem  Sieger  Kyros  selbst  verfasst 

t,  um  den  Bericht  über  die  Einnahme  Babylons  würdigen  zu  kennen. 

Ifiass  die  Babylonier  von  ihrem  Widerstände  gegen  den   nunmehr 

jftgitrenden  Herrn  nicht  gerne  sprachen,  ist  wohl  leicht  einzusehen. 

16.  Tammuz  (IV.  Monat)  kommt  Gobryas  mit  der  Armee  dea 

l&yros  ?or  Babylon  —  dass  er  in  die  Stadt  selbst  eingerückt  sei,  folgt 

[itts  der  Ini^chrift  nicht  nnbedingt,  denn  auch  Dareios  sagt:  (II,  2) 

^TAtJk  adam  Bäbirauv  Aham ,  da  war  ich  zu  Babylon""  zu  einer  Zeit, 

ro  er  vor  der  Stadt  lag  —  noch  vom  5.  Elul  (VI.  Monat)  sind  uns 

KTifelchen  des  Nabonit  erhalten,  erst  am  3.  Marcheswan  (YIII.  Monat) 

iVÜckt  Kyros  in  die  Stadt  ein.  Was  war  in  der  Zeit  vom  16.  Tammnz 

[Ua  zctiQ  3.  Marcheswan,  also  in  fast  vier  Monaten  geschehen? 

Es  wire  unnütz,  wenn  wir  die  wahllosen  Hypothesen^  die  der 
rSr.  Verf.  in  einer  athemlosen,  überladenen  M  Darstellung  ^  wo  ein 
[Scheinbeweis  den  anderen  jagt^,  als  UDumstöGliche  Wahrheit,  der 


•)  Wer  sich  von  derselben  einen  Begriff  machen  will,  lese  den  Pane- 

auf  Kyro«  S.  61-07,  desseo  Riesengeatalt  gllniend  im  Strahlen- 

encheint  (S.  61  >,   der,  wenn  er  groß  ist,  ^roß  war,  weil  er  mit 

Mitteln  UDerliortea  erreicht  (S.  6ä),  der  groß  auch   war.  wenn 

iflt,  fäf  gutes  Recht  zu  kämpfen,   seibat  ae  fallen,  der  sieh 

flhabenPte,  üdh  t erblich  et e  Grftße  erkauft  bat  (8»  66).  Da  hören  wir 

,alldurcb*lriiigenden  Strahleu  der  yonneninschrift''  (S.  61),  von  einem 

.iicben  Piemont**  (S.  104),  ^mediichen  Granden*^  (S.  64|,  ron  einem 

iUu  Lydien  (S,  «54),  Ton  einer  BequemUcbkeit  oder  Manie  Herodota 

^    181),  von  Waffen,  die  früher  gesohwongen  wurden  und  die  der  Hr* 

ferf.  nun  fallen   läsat  (S.  451,  von  chronologischen  Turnkunstätücken* 

Vrrn  fr  nicht  mehr  bedarf  {S.  175)»  Da  werden  Opperts  Hypothesen  »in 

♦s  itirückjsrescbk'udert*  (S.  H9,  natürlich  mit  fetten  Lettern  ^e- 

. ebenso  schnell  als  sicher  abeeachlachtet*  {&  106):  dort  wird 

ti'iGctiLö  p'  uielf*  (S.  74),  er,  der  mit  Oppert  in  eine  Falle  ge* 

Ifingen,  ^  ein  Dmckerkobold'^  g<^l^gt  (S.  76).  Immerhin  kommt 

'  Vanaer  wvg  ais  uer  ^'  '    '^   ^teg^r  Meyer,  der  nach  einer  früheren  Bcbrift 

Ji  HfB.  Verts  „Zii  wert»  war  (Chronologie  der  Bibel,  S.  142). 

^fti  kl  eine  ganx  aä>,, .....i..  üebandlnng  der  Gegner! 

')  Ala  Probe:  »Gibt  ee  nun  zwischen  jenen  in  Jahrtausenden  achwel- 
ftij'!*Mi  GruHhtn  und  ihren  Zeugen   eine  Wahl?    lit  et  nicht  eine  der 

'  tinserer  Inschrift ►  Offnet  una  Kyro»  —  —  nicht 

(  hätten  es  nicht  schon  längst  die  ägyptischen  Monu- 

taitiiit  -  —  nicht  schQU  von  Anfang  an  des  aach  hier  Terkmnnten 

iBar^  bt ,  Sagt  nicht  Darius  seibat  in  Bisitun — 

Ofen  hart  er  nicht  endlich  au  der  Spitze  der  mediachen  Inschrift 

14^ 


sie  K  Fhigfi  Cjtw  xmd  Herodol,  «nge».  t«iv  J.  JEM2. 

gegenüber  nicht  einmal  der  leiseBte  Zweifel  safkenmiei  dirfe, 
trftgt,  im  Einzelnen  prftfen  wollieD.  Es  wird  gendgen  an  wenigen 
Beispielen  die  Art  seiner  Forschung  zn  beleuchten,  nmsomehr  als  j» 
zn  erwarten  steht,  dasa  der  Hr.  Verf.  bei  nächster  (Telegenheit  eine« 
großen  Theil  der  hier  Torgebrachten  Hypothesen  ebeneo  in  „ihr 
Nichts  znrückschlendem  wird^,  als  er  es  in  der  vorliegenden  Schrift 
(S.  176)  mit  den  in  einer  fraheren  aufgestellten  thut. 

Zu  den  beliebten  Ausknnftsmitteln  des  Hm.  Yerf.s  gehört  es, 
historische  Fragen  in  arithmetische  Probleme  zu  verwandeln.  „Dass 
es  so  war,  wie  es  so  gekommen,  sagt  aber  beredter  als  Alles  einer 
Zahl :  Achaemenes  steht  vier  Generationen  vor  Cyrus  4  X  ^^  Jahre, 
gestorben  also  um  680 ,  ein  Zeitgenosse  Assurbanipals  und  der  Ver- 
nichtung des  elamitischen  Reiches.  Diese  Übereinstimmung  geoigt,. 
um  festzustellen,  dass  Achaemenes  mit  dem  streitbarsten  Theil  der 
Perser  ausgezogen,  um  seinem  Volke  eine  neue  Heimat ,  for  sich  eine 
Krone  und  auch  dem  eigenen  Volke  gegenüber  gesteigerte  Bechte 
zu  erwerben  (S.  13)/  Aber  auch  damit  sind  die  Beconstructionen  der 
altpersischen  Geschichte  noch  nicht  zu  Ende.  Der  Hr.  Verl  bringt 
heraus,  dass  der  Großvater  des  Eyros,  von  dem  man  bisher  nnr  den. 
Namen  kannte ,  verstorben  sei,  bevor  er  die  Regierung  übemefamei» 
konnte.  Aber  nicht  genug ,  er  weiß  auch ,  dass  nun  ein  Beprfteen-« 
tationsstreit  gegeben  war:  ^soll  der  erstgebome  Enkel  oder  der 
älteste  Sohn  des  Teispes  Thronerbe  sein^,  dass  die  arische  Dynastie 
der  Achaemeniden  den  richtigen  Ausweg  aus  demselben  fand  durch 
Theilung  unter  den  Gleichberechtigten  (8.  22).  So  füllt  sich  dasi 
bisher  leere  Blatt  der  persischen  Geschichte  vor  Kyros  mit  uner- 
warteten Thatsachen.  Wie  der  Hr.  Verf.  zu  denselben  kommt,  wollen 
wir  kurz  untersuchen.  Der  Leitstern  fdr  diese  Zeit  sind  die  Angaben 
des  Dareios  in  derBehistan  Inschrift,  aber  auch  hier  ist  man  bisher 
zu  abschließenden  Feststellungen  nicht  gelangt.  Dareios  sagt,  es  hätten 
acht  Könige  vor  ihm  regiert,  er  sei  der  neunte,  es  handelt  sich  darum 
die  acht  Könige  herauszubringen.  Die  Beihe,  die  Herodot  gibt  (Vn, 
11)  entspricht  dieser  Anforderung ,  sie  gibt  in  der  That  acht  Vor- 
gänger des  Dareios.  Ob  sie  aber  authentisch  ist  oder  nicht,  das  ist  natflr* 
lieh  eine  andere  Frage.  Nach  dem  Hrn.  Verf.  gibt  die  Stelle  Herodots 
nicht,  wie  die  Erklärer  bisher  angenommen  haben,  den  Stammbaum 
des  Xerxes,  sondern  sie  lässt  ihn  bei  seinen  königlichen  Ahnen 
schwören!  Aber  auch  wenn  man  diesen  ungeheuerlichen  Erklärungs- 
versuch gelten  lassen  wollte,  so  wäre  nichts  gewonnen.  Der  Hr.  Verf. 
übersieht  nämlich  zweierlei,  einmal  dass  dann  ein  königlicher  Ahn, 
Kambyses ,  der  Eroberer  Ägyptens ,  in  der  Beihe  fehlen  würde  und 
zweitens,  dass  es  nicht  richtig  ist,  dass  desKyros,  des  Eroberers  von 
Babylon,  gleichnamiger  Großvater  nicht  König  gewesen  sei.  Der  Hr. 
Verf.  vergisst  einfach  S.  21  auf  die  Stelle,  die  er  S.  3  nach  Bawlinson 


Sehen  wir  nicht  klar Ja  wir  erkennen Ja  wir  dürfen  ahnen 

Eines  ist  uns  damit  erwiesen,  die  Unmöglichkeit,  Hystaspes  aua- 

der  Beihe  der  8  Könige  auBzuschließen.*   Und  das  alles  auf  nur  swel. 
Seiten  (S.  19  und  20). 


71  Jtd^r,  opus  Qod  Herodcfi,  tilget,  t«n  /.  JTr^. 

ibrilt  hat,  iD  d^r  Kpos  selbst  Vaier,  GrofiTster  (Kyros)  und 
&Tiit«r  gleichmaAtg  ^^oße  KOaige,  Könige  yoq  Ansan^  neiuit, 
Jod  auf  diesem  FaDdamente  baat  der  Hr.  Yerf*  seine  Schlösse  über 
4it  Yorgeechichte  der  AdtaemenideD  auf  1 

Man  darf  bei  FarschnDgen  auf  dem  Gebiete  altoriantalLselier 
biiebte  nie  Tergesseo,  daas  wir  bei  der  Natur  der  Quellen  iu  den 
steil  Fragen  über  ein  gewisses  Haaß  von  Sicherheit  nicht  hiuausge* 
können,  da&s  unserem  Erkennen  Grenzen  und  meist  sehr 
I  Grenzen  gesteckt  sind.  Dqt  Hr.  Verf.  ist  sich  dessen  nicht  be* 
er  will  die  Schranken  auf  den  Flögela  seiner  Phantasie  dui^ch* 
und  mag  biebei  bie  und  da  das  richtige  trefiEen.  spätere 
ade  wei*^n  es  vieUeicfat  bestätigen.  Das  ist  aber  keine  historische 
Forschung  mehr«  Von  Menschen^  deren  Existenz  allein  uns  bezeugt 
bringt  der  Hr.  Verf,  die  VerwandtscbaftsTerhältniase  heraus ,  ja 
'  kann  sogar  ihr  Geburtsjahr  angeben ;  wer  sich  hievon  einen  Begriff 
ben  will,  der  sehe  sich  die  Stammtafel  der  Nachfolger  Kaman- 
nir&r  III  auf  S.  29  an.  Der  Hr.  Yerf*  überschätzt  den  Wert  der  auf- 
I  4«fundenen  üisühriften ,  wenn  er  in  seiner  emphatischen  Weise  von 
Nabonitinschrift  sagt:  „Dies  ist  die  gleicheDlose  Inschrift ^ —  die 
le  aller  Eeilinschhften  —  die  Sonne  ist  aufgegangen  —  aber 
iBoBoe  des  Orients  —  vernichtend  wie  belebend !  Ein  schreckliches 
^itcht  ist  es,  das  sie  auf  die  Tradition  der  Alten  wirft. "^  Die  Inechnft 
-gibt  nichts  als  die  Relation  der  babylonischen  Priester ,  sie  theilt 
mit  ihnlicben  Actenstücken  alle  Vorzüge  und  Kachtheile.  Überhaupt 
gibt  sie  uns  viel  mehr  Probleme  auf,  als  sie  deren  wirklich  löst. 
Wird  in  derselben  nach  Jahren  Nabonits  oder  des  Kyros  datiert  (nur 
at  das  letztere  wahrscheinlicher  zu  sein),  in  welches  Jahr  Wli 
[die  Einnahme  Babylons  —  die  Inschrift  gibt  uns  das  Jahr  nicht; 
setzt  das  17.  ein  und  der  Hr.  Verf.  schließt  sich  ihm  an  — ? 
tfunm  wird  mit  dem  Nisan  kein  Abschnitt  in  III,  24  gemacht,  kein 
Trennungsstrich  gezogen,  wie  kommt  es,  dass  K3rro8  seine  Ahnen 
aar  „Könige  ven  Ansan"^  und  sich  gelbst  erst  nach  Bewältigung  des 
JUfyttges  ^König  ?on  Parsu**  nennt?  Wir  hoffen,  dass  Oppert,  der 
iii  der  Erklärnitg  von  Keilinscbriften  historischen  Inhalts, 
bald  auf  diese  und  andere  Fragen  unserer  Inschriften 
Ihrlich  zurückkommen  wird. 
Der  Angelpunkt  der  Untersuchungen,  welche  der  Hr.  Yerf,  in 
klstiten  Abschnitten  (IV.  Medien,  V.  Lydieu,  \1.  Klmmerier  und 
q)  aztstelit,  und  die  nur  lose  Beziehungen  zu  den  aufgefundenen 
■sehriltea  haben,  wii*d  Ton  der  Frage  nach  der  berühmten 
stemis  des  Tha&ts  gebildet  Die  Möglichkeiten,  an  die  man 
i  inkeD  hat,  werden  vom  Hm.  Yerf.  recht  gut  formuliert :  .,1.  585 
» iM  Jahr  der  Finsternis  dos  Thalee  (PÜDiUB»  Cicero»  Solin,  Elise b) 
dt«  Halystinstemis,  2.  sie  fallen,  beide  eins,  in  610.  3.  in 
SS  gehört  die  ThaJeaänsteniis,  aber  nicht  auch  die  HalyefinstemiB." 
er  Lösung^  die  er  gefunden,  können  wir  uns  jedoch  nicht  anschliaOen, 
iwail  die  neuen  Berechnungen  der  Astronomen  gegen  eiitte  in 
i  siehlbart  totale  Sonnen  Düsternis  fom  80.  September  610 


214  F.  FMgl,  Cyrns  and  Herodot,  »nget.  yon  J.  Kratt. 

sprechen.  Das  Ende  des  Kampfes  zwischen  Lydien  nnd  Medien  gekOrt 
nach  der  durch  moderne  Berechnungen  bestätigten  authentischen 
Angabe  des  Plinius  in  das  Jahr  585  v.  Ohr.  Von  diesem  astronomisch 
gesicherten  Punkte  aus  wird  man  die  Daten  der  Ijdisch-medisch- 
babylonischen  Geschichte  zu  fixieren  haben.  Zu  dem  Jahr  610  v.  Chr. 
ist  man  durch  die  hohen  Zahlen  Herodots  verleitet  worden.  Die  An- 
gaben der  Monumente,  welche  von  anderen  Autoren  des  Alterthums 
gestützt  werden,  zwingen  uns  die  Ansätze  Herodots  aufzugeben.  Wie 
er  zu  denselben  kam,  hat  fOr  die  ausschlaggebende  Liste,  die  der 
Lyderkönige  schon  A.  Schöne  (Hermes  IX)  gezeigt.  Die  Beweisart 
des  Hm.  Verf.s  ist  uns  bekannt.  Die  Summe  des  Eusebius  ist 
,, wirklich  unweigerlich  vorzuziehen^  der  Herodots;  dennoch  werden 
nicht  die  Posten  des  Eusebius,  sondern  die  Herodots  beibehalten.  Da 
dieselben  jedoch  mit  den  Monumenten  absolut  nicht  harmonieren,  so 
werden  dem  König  Ardys  30  Jahre  abgezogen ,  d.  h.  so  viel  Jahre 
als  die  Differenz  der  Summen  des  Eusebius  und  Herodot  beträgt!  Ich 
denke  das  ist  ein  ganz  gewaltiges  „chronologisches  Tnmkunststflck* 
(S.  175).  Weil  Deiokes  „die  Last  von  53  Jahren  doch  nicht  allein 
tragen^  kann  (S.  110),  so  bleibt  nichts  tkbrig  „als  ihm  dazu  einen 
Genossen  zu  geben  und  wen  anders  —  als  Xathrites?^,  dessen 
Existenz ,  wie  wir  nebenbei  bemerken  wollen ,  sehr  schlecht  bezeugt 
ist.  Phraortes,  der  kein  Schatten  mehr  ist  (S.  105),  den  zu  beleben 
eine  Zahl  genügt,  muss  sich  eine  „umtaufe^  (S.  106)  gefallen  lassen : 
Als  Aatyages  I.  stirbt  er  den  Heldentod  vor  Ninive  (625  v.  Ohr.).. 
Auch  hier  wird  von  der  Leichtigkeit,  einmal  „Sohn^  ids  „Enkel^  zu 
lesen  (S.  197)  Gebrauch  gemacht,  und  es  feiert  die  historische 
Überlieferung  und  ihre  Kritik  einen  glänzenden  Triumph,  „einen 
Sieg  ohne  Besiegten^:  alle  haben  ja  Recht!  (S.  121). 

Der  Schrift  ist  ein  Anhang  beigegeben  (S.  159—167),  in  dem 
die  „Chronologie  der  Inschrift  von  Besitun^  behandelt  wird.  Schon 
auf  S.  78 — 83  gibt  der  Hr.  Verf.  eine  Untersuchung  über  die  per- 
sischen Monate,  die  er  zum  Theile  anders  bestimmen  zu  können 
glaubt  als  Oppert  —  wohl  mit  Unrecht.  Denn  der  Monat  Garmapada 
kann  als  ^Hitzemonat^  —  der  Hr.  Verf.  scheint  die  Etymologie  dea 
Namens  nicht  zu  kennen  —  nicht  der  Februar-März  sein ,  sondern 
muss  mit  Oppert  dem  Ab ,  dem  Juli-August  gleichgesetzt  werden. 
Damit  fWt  die  Hauptstütze  des  Floiglschen  Systems.  Wie  wenig 
verlässlich  die  übrigen  AusfQhrnngen  sind ,  sei  noch  au  einem  Bei- 
spiele gezeigt.  Der  Hr.  Verf.  sagt  S.  82:  „So  macht  es  die  Distanz 
einfach  zweifellos,  dass  Bardes  mindestens  20  Tage  nach  seinem 
Tode  in  Babel  noch  als  König  galt**  und  führt  in  der  Note  hiefttr  ala 
Beleg  an,  dass  der  Botenritt  von  Sardes  nach  Susa  90  Tage  er- 
forderte (Herod.  V,  53).  Der  Hr.  Verf.  verwechselt,  was  er  bei 
einiger  Aufmerksamkeit  hätte  vermeiden  können,  zwei  ganz  ver- 
schiedene Dinge.  Nicht  die  Gouriere  des  Perserkönigs  brauchen  von 
Sardes  nach  Susa  90  Tage,  sondern  der  Beisende.  Auf  jeden  der 
90  Tage  entfallen  nach  Herodot  V,  53  150  Stadien,  also  5  Pan- 
sangen  oder  3%  Meilen.  Also  in  24  Stunden  hätten  die  Boten,  von 


#;   AWMJIWft   Jji^  pOfiL 


USW.,  mg,  T*  HL 


düiiio  Hercydot  VIII ,  98  sagt  ravttop  6i  twv  ayyihov  iari  oi6iw 
S  ti  Siaaov  na^^ivirai  ^vtfiov  iov ^  welche  oi^«  vtifttoq,  orx 
iftß^OQf  ov  nutifta  ov  vi4  i'^€i  d^/4  Heilen  zurQckgeleg't!  Mit  Hecht 
sagt  daher  DciDcker  IV*,  548,  dass  die  Fostreiter  von  Susa  nach 
Bardcs  nicht  mehr  als  fünf  his  sechs  Tage  und  Nächte  gebraucht 
haben  werden.  Die  Nachricht  von  dem  Tode  des  Bardes  wird  nicht 
mehr  als  drei  Tage  gebraucht  haben,  um  nach  Babel  zu  gelangen. 
Der  holländische  Bitter  Lycklama  A*  Nijeholt  (Voyai^e  en  ßussie  au 
CsncMe  et  en  Ferse  ecc.  IIL  Band)  ist  von  Baknba  nach  Hamad&nt 
wa  dae  alte  Ekbatana  gesucht  wird,  in  15  und  ?on  hier  nach  Teher&n 
(Bighae)  in  weiteren  6  ganz  bequemen  Tagfabrten  gelangt. 

In  dem  Waste  tou  falschen  Aufstellungen  finden  sich  spärliche 
richtige  Gedanken,  zu  denen  wir  in  erster  Linie  die  einleitenden 
Aasführungen  über  den  Kanon  des  Ftolemaeus  Ton  S.  67^77  zahlen. 
Nicht  nur  diese  Beobachtungen,  sondern  selbst  die  vielen  übereilten 
Hypothesen,  von  denen  das  Buch  wimmeltt  zeigen,  dass  der  Hr.  Verf* 
Aber  einen  nicht  gewöhnlichen  Scharfsinn  und  groGe  Zablencom- 
bmatiou  verfügt.  Der  orientalischen  Geschichte  werden  diese  Vor* 
snge  aber  erst  dann  zugute  kommen,  wenn  es  ihm  gelingt,  die 
freuen  M&ngel  zu  beseitigen,  welche  alle  seine  bisherigen  Arbeiten 
veranstalteten.  Denn  vorläufig  fehlt  es  dem  Herrn  Verf.  —  dies 
ilflrfte  ans  den  voranstehenden  teilen  klargeworden  sein  —  an  einer 
hinreichenden  philologischen  Vorbildung,  an  historischer  Methode, 
i&  lUU&igang  in  Beartbeilung  der  Leistungen  Anderer«  an  Huhe  und 
Wftrde  der  Darstellung  und  vor  allem  an  der  selbst  eigenen  Combi- 
aaÜeoen  gegenaber  anumgänglicben  Skepsis. 

Wien.  J,  Kr  all 


Die  poetischen  Erz&hlungen  des  Herrand  von  Wildonie  und  die 
kleinen  innerdsterreioliischen  Minnesinger  b^rausgegeben  von 
Dr.  Karl  Ferd.  Kn  tu  tu  er.  Wiun  1880.  Alfred  Holder. 

Die  poetischen  Erzählungen  Herrands  von  Wildonie  liegen 
iwar  schon  seit  1841  in  einer  Gesammtausgabe  von  J.  Bergmann  vor, 
ei&ielne  sind  seitdem  von  von  der  Hagen  und  mir  neuerdings  her* 
aasgit^ben  worden;  gleichwohl  war  eine  neue  Ausgabe  nicht  Qber- 
iiaatg,  am  so  mehr  als  die  BorgmannH  jetzt  vielleicht  für  manchen 
nicht  mehr  leicht  erreichbar  sein  mag.  Ich  selbst  hatte  darum  schon, 
als  ;ch  Herrands  zweite  Erzählung  'Der  betrogene  Ehemann'  für 
meine  *ErzAhlangen  und  Schwinke'  bearbeitete,  an  eine  neue  Aus- 
irabe  gedacht  und  manches  dafür  vorbereitet ,  kam  aber  nicht  dszn . 
Nun  hat  Kummt^r  diesen  Gedanken  ausgeführt  und  zwar  noch  in 
iiDeBi  etwas  weitorn  Umfang,  indem  er  den  Liedern  des  Wildooiers 
Üe  dreier  anderer  innerösterreichischer  Minnee&nger  anreihte:  des 
YOM  finneck,  Scharfenberg  und  Stadeck.  Als  eine  Vorarbeit  dazu 
lilcr  sehen  1679  seine  historische  Untersnchung  aber  das  Ministe- 
rlaliomchlecht  von  Wildonie  im  Archiv  für  österreichische  Ge- 
ttUekle  (LIX,  1  177—322,  auch  im  Separatahdrock)  veröfifentlicht. 


et6    -K.  F.  Kimmm,  iBk  poe*.  ■FirriLhlnngiMi  osir«,  ai^.  ▼.  &  iMmbd, 


]}erBanakfU|gel>«r>hat)aa  >aeftii0  Au^a^  yialLiabe  aoA 
k«nn0D6W^iten  J%iA  gie«;endet;  'eisige  UagleiptafAßmifkBttfiü^  onA 
'den  iUangJBl  der  JetEten  J'eile^  flberbaiqyt  ^achiiUi^t  cbraeito  ifu 
]f QztWQirt  tmter  Hinmeiiaag  «af  VBPh&ltoisse,  ^e  deijeiuge ,  (der  me 
aus  ei^peaer  wMig  beneidesawerter  ErfalüruBg  kennt ,  igewiss  als  jede 
.iriflaensobafüiche  B^hati^eit  aAfterordeiitlifili  erachwerend  beieiohnen 
mnea.  fie  handelt  eioh  (dabei  zanächst  lun  meihr  oder  weniger  AoAmtc 
Uches:  so  stimmen  nicht  selten  die  iCitaite  in  der  eingebenden  dem 
Texte- fYorangeschiokten  Einleitung  mit  diesem  nioht  genau  Oherein^ 
offeabiu:  bat  ider  Text  noch  eine  latste  Naohbesserong  erfahren^  aof 
welche  in  der  Einleitung  nicht  mehr  dorchgehends  tBücksieht  ge- 
nommen werden  konnte.  Auch  die  Belege  sind  öfter  in  einer  mehr 
sofiUig  äußerlichen  Anordnung  vorgefahrt,  die  das  uisamman- 
gehürige  .nicht  immer  klar  übersichtlich  darsteBt,  und  wedker  in 
diesem  Tiheile  der  Arbeit  noch  im  Teste  fehlt  es  an  mehr  !oder 
weniger  störenden  Dmekfehilem*  in  allesi  diesen  F&llen  abor  findet 
sich  der  Leser  wenn  auch  niit  einiger  Unbequemlichkeit  dooh  immer 
bald  sarecht.  Einige  weitere  Bemerkungen  stelle  ich  ohne  alles  er- 
schöpfen zu  wollen  im  Folgenden  ausammen,  der  Anordnung  des  fle" 
ransgehers  möglichst  folgend:  zunächst  mit  Bezug  auf  den  Wüde- 
nier ,  dann  auf  die  drei  übrigen  Liederdichter. 

Die  Einleitung  enthält  S.  & — 20  eine  ausführliche  metrisclie 
Analyse.  An  die  Spitae  derselben  ist  ein  Verzeichnis  der  unge* 
nanenBeime  gestellt;  hier  fehlt  unter  *A.  Yocalisch  ungenau'  der 
Beim  qemaeht:  gedäkt  IV  135,  der  nur  unter  'B.  Ck>nsonantisoh  un- 
genau angeführt  ist.  Auch  sonst  sind  die  Belege  durchaus  nicht 
immer  vollständig  gesammelt;  ich  werde  sie  im  weiteren  Verlaufe 
meiner  Becension  aber  nur  dort  nachtragen,  wo  es  thatsächlich  von 
Interesse  sein  kann,  den  Gebrauch  des  Dichters  vollständig  zu  über- 
sehen. Ob  der  Beim  taUk :  enluMn  IV  78  wirklich  mit  dem  Herausr 
geber  als  stumpf  darzustellen  und  nicht  vielmehr  wie  II 315  dagen: 
mägen  als  Quantitätsverletzung  im  klingenden  Beim  zu  fassen  ist, 
darf  mindestens  als  zweifelhaft  bezeichnet  werd^i;  dieHs.  wemgstens 
scJureibt  taleu:  mUwalen^  und  dass  die  Verse  vier  Hebungen  haben, 
kann  hier  so  wenig  wie  dort  gegen  klingenden  Ausgang  entscheideui 
den  Herrand  auch  sonst  bei  vier  Hebungen  mdxrfach  anwendet  (8.  7). 
Wenn  der  Herausgeber  aber  in  der  Anm.  zu  II  45  mit  diesen  Frei* 
heiten  die  Wolfram'schen  Beime  hosen  {hangen  D):  mäsen,  aasen  t 
ffoUvMsn  Parz.  427 ,  29.  809 ,  21  gleichstellt,  so  schlägt  er  doch 
die  Verschiedenheit  der  Consonanten  gar  zu  gering  an,  und  wenn  er 
in  derselben  Anm.  behauptet,  diese  ^Freiheiten  stumpfen  das  Gefühl 
für  den  Unterschied  der  Quantität  der  Stammsilben  ab\  so  kehrt 
diese  Auffassung  offrabar  das  thatsächliche  Verhältnis  von  Uraadie 
und  Wirkung  geradezu  um.  —  Der  Beim  st :  bt  III,  659  ist  wohl  «u 
streichen:  der  Herausgeber  sdureibt  im  Text  si  und  das  wird  richtig 
sein;  in  den  Beispielen  untei-hissener  Synaerese  schreibt  der  Herasa^ 
geber  (8. 16  oben)  wohl  auch  mit  Becht  «I  i^:  im  Text  IV  191  aber 
8i  i$t;  von  den  S.  14  angeführten  Beispielen  aber  wo  si  mit  foIgandMi 


JC  F*  Jr«iiMier,  Die  poot  Enthlnigtii  usw.^  av^.  t. 

Vocgl  rerechmalEda  soll,  i|t  sü-eogr  genommen  nicht  öismal  I  (aich^ 
2  wie  ifedrackt  steht)  268  durch  die  triuwe  die  si  ir  (düer  Hs.) 
man  uod  11  63  wan  h  im  gie  über  ein  sin  bein  unb^din^t  sieber; 
^•na  man  konnte  iriwe  und  übt  achreiben ,  wa«  der  Herausgeber 
aa  ü«r  zweiten  Stelle  im  Teit  nnd  S.  14  auch  wirklich  tbiit;  ich 

.iweifie  doch  ob  mit  EiMiht;     d^nn  dass  dergleichen  dadurch  ver« 
lan   wird,  macht  die  an  erster  Stelle  auch  durch  die   Überlte- 

'  f«nnig  nahe  gelegte  Aussprache  sir,  $im  eban  wahrscheinlich.  — 
Daüts  in  heimlich: mich  I  113  wirklich  Qaantjtäta?erletzang 
Torli^t .  konnte  man  bezweifeln  und  darum  hatte  auf  die 
AnfOhrang  von  Eeioien,  die  es  wahrselieinlicb  machen,  nicht  ver- 
fichtst werden  tiollen ;  solche  liegen  vor  in  der  mehrfachen  Bindung 
mit  rieh:  l  57.  105.  153.  269.  m  371.  IV  84.  93. 

Wa»  die  Kürzungen  im  Keime  (S.  6)  betrifft,  so  war  ea 
nicht  wohlgethan,  diese  ?oo  der  Karzung  im  Verse  durch  audere  fast 
sechs  Seiten  füllende  Capitel  zu  trennen,  um  so  mehr  ab  man 
loehrere  Belege,  die  dorthin  gehört  hätten,  hier  (S.  12  f.)  suchen 
miifia.  Vollständig  iat  da.s  Verzeichnis  gleichwohl  nicht;  es  ist  nach- 
sntragen  ^ern :  wem  I  133;  zorn  (Dat.):  verlorn  IX  325,  außerdom 
noch  folgende  gekünte  Dative:  jsephant:  hant  II  110.  capclän: 
peiän  HI  56.  schrin :  atn  III  468;  rieh  (N.  PI.):  bimch  1  105;  die 
i  rieh  :  bilUch  I  270:  gelkh  lll  371  :  herlich  IV  94  klein: 
i  45;  nein  III  180,  vcil :  ttil  111  160  getriu  (ungetriu)  ;  in 
111  5^^.  IV^  240.  258.  (nicht  beweisend  sind  die  Reime  reim  klein 
Ul  89  f.  und  kein  :  unrein  III  58ö) ;  die  Adverbia  auf  -lieh  La  dem 
frtther  angefahrten  Falle  1 113  und  III  453  sicherlich  :  gelich  (nicht 
hewtUeud  sind  I  57.  153.  IV  84);  endlich  die  synkopierten  Part, 
Piael.  verirt :  wirt  II 158  gemacht :  gedäht  IV  135.  Auch  die  Belege 
lir  Apokope  und  Synkope  im  Versinnern  (S,  12  ft.)  liesseu  sich  ver« 
mehren:  ich  begnüge  mich  nachzutragen  die  gokünsten  Praeterita 
habt  hie  in  155.  sänt  nach  III  607 ;  bcsiffclt  stiUe  11  67;  Synkope 
aaf  der  Hebung  btBsr  uniriuwcn  II  176  (zu  andern  ist  schwerlich),  in 
dar  Senkung:  miij^^  ir  III  289.  Mehrere  Belege  dagegen,  die  der 
Heimnag,  für  KQrzung  aufQhrt,  sind  zu  streichen:  III,  257  gar: 
widcrvar  (3.  Sg.  Conj.},  auch  III  601  t  kann  man  ja  schreiben  he» 
U:  {an  der)  $tetc  {hat:stai  Hs.)  IV  95  f.  £c  irüle  :  [in  solhtr)  lüie 
[tra&t :  laiU  Hi^  );  auch  IV  37  {euo  der)  gewali :  geialt  liegt  nicht 
lowobl  Apokope  als  die  bekannte  Fleiionslosigkeit  der  i- Stämme 
Tor;  ebenso  wenig  gek^nst  ist  diu  gcschiht  (:  niht)  U  356;  mir  (S. 
IZ  B,  auch  im  Reim  III  435  neben  überwiegendem  m^:^  IQ 
6J1.  IV  32.  198  :  crgt'  III  79  :  ic^  I  90,  III  79.  IV  67:  mire 
kommt  im  Reim  gar  nicht  vor;  das  flexionslose  Adj,  ein  arm  mensch 
m  73  und  dgl. ;  auch  die  schon  ahd.  (GrafT  II  404)  belegbare  Ad- 
vtrbjalform  reht  lll  354  rauss  nicht  Kürzung  sein.  Bei  der  Synkope 
irifi  wohl  strenger  zu  sondern  gewesen  zwischen  stummem  und  ton- 
loMm  e,  vociüischem  oder  consonantischem  Anlaut  des  folgenden 
Wortes.  Für  was  tetir  11  298  (auch  287  wartet  ir  was  unter  den 
Bil«g«fi   fehlt)  schrieb   ich   in   den    EuSch.   tätet,  denn   die   Hs. 


tl8    K.  F.  Kummer,  Die  poet  En&hlungen  usw.,  ang.  ▼.  H.  Lmmbd. 

gibt  hier  so  wenig  als  für  keUen  (zn  in  188)  eine  Gewähr,  dass  die 
Form  dem  Dichter  gehört. 

Ganz  unerwähnt  hat  der  Heransg.  bei  Besprechung  der  Beim- 
kunst  Herrands  gelassen  die  mehrfach  begegnenden  rührenden 
Beime:  wunderltch  :  minnedtch  in  7;  geUchi  herlieh  m  171 
:  sicherUch  IH  953  :  WUch  lU  407  :  grimmeclieh  IV  185  und  die 
Ausdehnung  desselben  Reimes  über  zwei  Yerspaare: 
I  65 — 68  (das  zweite  Yerspaar  beginnt  einen  neuen  Abschnitt) 
17  85—88  (guot :  muot :  muot :  guot)  und  yielleicht  auch  III  88 
bis  91  {eine  :  reine  :  reine :  kleine),  wo  der  Herausg.  freilich  mit  der 
Hs.  und  übereinstimmend  mit  den  früher  angemerkten  Reimen  I  45. 
in  180  rein  :  klein  schreibt  und  das  zweite  Yerspaar  vier,  das  erste 
drei  Hebungen  hat ;  entscheidend  ist  aber  weder  das  eine  noch  das 
andere,  die  Analogie  mit  lY  85  ff.  kaum  zu  verkennen  und  III  513 
steht  die  volle  Form  kleine  (:  eine)  im  Reim  überliefert. 

Die  Beobachtung ,  dass  HeiTand  die  Senkungen  mit  Yorliebe 
ausfüllt,  ohne  aber  doch  den  Zusammenstoss  zweier  Hebungen  ganz 
zu  meiden ,  hat  mich  schon  bei  meiner  Bearbeitung  der  zweiten  Er^ 
Zählung  in  EuSchw.  geleitet,  zu  eingehenderer  Darlegung  dieses 
metrischen  Princips  hatte  ich  in  jener  Publication  freilich  keine  Ge- 
legenheit; E.  handelt  nun  darüber  ausführlich  S.  7 — 12,  er  nimmt 
aber  mehrfach  recht  bedenkliche  Betonungen  an.  So  ist  mir  die 
Betonung  her  üolrfch  auch  jetzt  noch  nicht  glaublich;  denn 
gerade  in  Eigennamen  pflegen  die  Senkungen  auch  sonst  von 
noch  entschiedener  silbenzählenden  Dichtem  unterdrückt  zu  werden 
(Germ.  XX  71)  und  Herrand  thut  es  regelmäßig  bei  seinem  eigenen 
Namen  (I  276.  II  364.  III  667.  lY  301).  Und  so  bleibe  ich  vorläufig 
auch  bei  meiner  Betonung  ise  Frt'ü'l  (II  21);  auch  Betonungen 
wie  din  lantUuten,  an  sich  bei  H.  gewiss  nicht  unerlaubt  (vgl.  ün 

unhübscher  11  5  und  zahlreich  sind  sonst,  ohne  dass  der  Artikel  in 
Frage  kommt,  Betonungen  wie  volk<hnen  I  35.  II  13,  unwissent 
n  76  ;  unldnge  I  158  durchliuhtic  1  26  u.  dgl.)  wird  man  an  den 
angeführten  Stellen  nicht  mit  Sicherheit  annehmen  können;  sie 
hätten  vielmehr  belegt  werden  müssen  durch  Yerse  wie  in  479  an 
mtner  stat  nach  dir  urteile^  193  gevärn  an  die  herMrge  sin^  oder 
474  ich  wolt  in  die  kemnäten  min  (vgl.  S.  12),  wornach  auch  490 
mit  im  euo  dir  kemnäten  {eer  kemenäten  Kummer)  in  und  n  242 
toider  euo  dir  (so  hat  nach  einer  mir  vorliegenden  vertrauenswürdigen 
Coliation  die  Hs.;  E.  eer  ohne  Yar.  aber  vgl.  S.  29  Auftakt)  kemnäten 
in  kein  Grund  ist ,  die  Überlieferung  zu  ändern.  —  Einsetzung  der 
Tocalischen  Senkung  gegen  die  Hs.  (vom  Herausg.  selbst  im  Text 
mit  Recht  meist  unterlassen)  ist  namentlich  bei  Worten  wie  imBt^ 
liehen  1 174.  eörrdin  II  189  entbehrlich,  wo  ebenso  wie  n  151 
dirn  niesel  Svarabhakti  (Joh.  Schmidt  zur  Gesch.  des  indog.  Yocal. 
n  1.  373.  379.  382)  jede  Schwierigkeit  hebt. 

Zur  Enklisis  (S.  14)  ist  doch  wohl  auch  in  nachzutragen 
n  118  und  lät  }>ii,  sd  sU  ir  dar  an  (schuldig),  wo  der  Herausg.  an- 


K»  F*  'Kwfmmer,  Die  poet.  Enciblniigon  usw.^  ang.  t.  fil  Lamhd,    fl9 

aOliiifer  Weise  and  zum  Nachtbeil  der  lo^iscben  BetoBuug  dar 
rtmcbeo  will ;  Enklisis  der  Vei-balform  ist  an  daß  ProDomen  (dcrst) 
Dtmnit  der  Herausg,  S.  18  in  der  letzten  Senkung  (III  341)  und 
(II  364)  im  Anftakt  nnbedenklich  an;  so  wird  mirst  im  Auftakt 
ebenso  zu  ertragen  sein:  dadurch  entfallt  aber  die  Nothwendigkeit 
der  Kraeis  lY  114  wirst  Hep  dar  ich  (Kummer  mir  ist  und  deich) 
lUcÄ  ie  gesack,  die  auch  II  172  $i  sprach:  nu  seht  dojf  ich  (so  die 
Ha. ;  K.  sehet  deich)  hie  hän  weder  Überliefert  noch  vom  Vers  ge- 
fordert iBt  j  an  der  dritten  Stelle  (II  200)  swes  si  do  pflägen  des  ist 
imn&t  wird  durch  sie  alJerdinga  eine  harte  Synkope  erspart;  die 
Lesart  der  Hs,  mag  auf  misverst&ndl icher  Ergänzung  eines  ui*8prang- 
lichen  des  beruhen. 

In  meinem  Teite  habe  ich  mehrfach  im  Auftakt  Sy  naerese 
TOD  da  er,  do  er  angenommen.  Nicht  mit  Unrecht  macht  der  Herausg. 
dagegen  geltend,  dass  Herrand  dergleichen  Synaeresen  zu  unter* 
lassen  pfiegt;  da  hier  auf  Vollständigkeit  der  Beobachtung  etwas 
ankommt,  so  füge  ich  die  S.  15  f*  fehlenden  Belege  an:  <fer 
Wirt  trwat^t^;  dö  er  vünt  II  202,  diu  aunne  spracht  sä  ich  üf 
gäm  IV  43,  der  mrt  sprach:  sd  ir  sU  ein  man  IV  98,  er  dähte 
wä  er  funde  ein  wtp^  und  im  Yersanfang:  do  crschrac  er  unde 
fprach  U  169,  nu  i9t  da£  min  meistcg  leit  I  18;  IV  55  229  *t 
kaier  fuor.  da  er  an  sach  wurde  man  bei  einem  genaueren  Dichter 
lieber  schreiben  do  er  ane  $.,  bei  Herrand  ist  aber  gekürztes  an  in 
d«r  letzten  Senkung  bezeugt ,  die  er  überhaupt  nicht  allzu  feinfühlig 
behandelt,  so  dass  auch  ein  Vers  wie  III  4  ein  tiutscJie  erönicä  da 
€M  an  (oder  wenn  man  lieber  will  dä^e  an)  kein  Bedenken  hätte ;  ob 
ta  demnach  nothwendig  war  hier  zu  ändern,  darf  man  dahingestellt 
sein  lassen ;  constatieren  will  ich  nur,  dass  in  den  Liedern,  die  auch 
der  Herausg.  dem  Dichter  der  Erzählungen  zuschreibt,  sich  solche 
Synaeresen  linden  (vgl  S,  92). 

Schwebende  Betonung  zweisilbiger  Wörter  wie  herre 
III  121 .  allen  HI  613  (S*  17,  im  Teit  ist  an  letzterer  Stelle  ge- 
lodert, um  EO  unn6thiger  als  die  schwebende  Betonung  in  den  Vers- 
mULXtg  fÄlh;  ich  setze  nach  611  (:) ,  nach  612  {,),  614  fasse  ich 
parenthetisch)  nird  Tielleicbt  noch  6fter  anzunehmen  sein.  III  279 
ist  wenigstens  öberliefert  dem  het  er  vil  Ueb'e^  griAm  der  Herausg. 
ichreibt  liebes  vii ,  aber  die  gleiche  Wortstellung  ist  auch  in  den 
correepondierenden  Versen  296.  331  überliefert,  wo  sie  allerdings 
in  schwebender  Betonung  nicht  zwtogt.  I  107  ist  Qberliefert  pawen 
vnd  alle  die  lant^  was  abgesehen  Ton  dem  fehlerhaften  i^airrn  nach 
dir  sonstigen  Lautgebung  der  Hs.  auf  alliu  diu  lant  (Kummer 
fernen  unde  al  diu  l)  fahrt, 

Zn  dem  Abschnitte  über  die  letzte  Senkung  (S.  17  -19) 
habe  ich  abgesehen  von  einigen  fehlenden  Belegen  und  der  unüber- 
siehUiehen  Anordtiung  noch  zu  bemerken,  dass  gekürztes  unt  vor 
oousonantisch  anlautender  letzter  Hebung  zwar  an  den  beiden  u  I  b«) 
angeführten  Stellen  sich  im  Texte  mit  Recht  nicht  findet,  wohJ  aber 


•W    X,  F.  Kmnmer,  Die  peet.  Enählwigen  usw.,  ang.  ▼.  H»  LambA 

Ul  M2^  dasB  die  Baitivenduig  auf  «^  vor  m  allerdings  erschMot, 
wie  das  Yon  dem  Heraneg.  seibet  su%efflhrte  Beispie]  n  235  »igt, 
nnd  dass  unter  den  n.  b)  n.  f)  aofgaführten  KflrzBngen  mtr,  vol^ 
desteTt  der  toärheü  und  diu  tngent,  s.  Th.  aacfa  dar  besaer  weg«* 
geblieben  ir&ren.  Unter  2.  führt  der  Heransg.  die  Ersoheinnngen  for 
Tooalisch  anlaaieader  Hebnng  anf.  Da  wird  nnn  viel  za  wenig  ge* 
schieden  zwischen  gaoc  gewöhi^liehen  und  allgemein  gebilligten  Yet»- 
«chlnssen  und  freierem  G^ranoh ,  so  dass  di«  Eigenthümlichkeit  des 
Dichters  nicht  hervortreten  kann;  auch  ist  einiges,  was  unter  2.  a) 
und  b)  gdiiört  h&tte,  nnter  1.  c)  gerathen,  so  der  Ysrsschlsss  wm  iek 
IV  63. 

Zweisilbiger  Auftakt  (S.  19)  ist  selten  und  fast  immer 
Terschleifbar:  für  oder  II  3.  III  371  wird  man,  wie  der  Heransg.  im 
Innern  des  Verses  thut,  doch  auch  hier  od  schreiben  <,  wider  Ist  an 
•den  beiden  augefahrten  Stellen  nach  Kummers  eigenem  Text  nifiht 
Auftakt,  sondern  erste  Hebung,  I  20  ^SMd  iemän  sin  vrOmde  nmme 
ist  ein  Vers  von  vier  Hebungen  (1191.  danne  dae  mir  mht  geusme)^ 
I  69  sines  li'hes  schreibt  E.  selbst  im  Text  aim,  III  386  der  dem 
ioäUet  ist  dan  auch  sonst  verdachtig  und  vom  Hei-auag.  im  Text  mit 
fischt,  wie  ich  glaube,  gestrichen,  IV  292  er  gedinket  setzt  E.  selbst 
[P^-];  so  bleiben  nur  noch  wenige  unsichere  Beispiele :  in  349  in  der 
Micken  liegt  es  nahe  in  ser  h.  zu  verbessern  III  466  4Ü9d 
müoste  kann  man  als  schreiben,  IV  217  dae  man  änderswA  ihi 
ruoehe  min  dürfte  man  an  aUwA  denken  und  in  dem  vom  Heransg. 
tibersehenen  Verse  III  816  und  an  äUer  der  gebäre  wird  man  nach 
Lachmanns  Beobaehtungzu  Nib.  312,  3  das  zum  zweitenmale  wieder^ 
holte  an  (voraus  geht  an  l(be  und  an  häre)  nach  und  streichen 
dürfen. 

Dass  der  Eterausg.  auch  die  unter  dem  Namen  Der  vom 
Wild 0 nie  von  der  Pariser  Hs.  überlieferten  Lieder  dem  Dichter 
der  Erzählungen  zuschreibt,  wurde  bereits  erwähnt  und  zugleich  auf 
eine  metrische  Differenz  hingewiesen,  die  wenigstens  bei  der  Ansicht 
des  Heransg.  über  die  Synaerese  zwischen  den  Erzählungen  und 
Liedern  bestünde.  Einige  Übereinstimmungen  stellt  der  Heransg. 
8.  20  zusammMi,  darunter  den  Gebrauch  von  sunne  als  schw.  Fem. 
Str.  8,  1  {sunnen :  wunne)  u.  Erz.  IV  27.  64  (beide  Male  im  Vers«- 
innem):  man  sieht,  dass  dies  nicht  sehr  sicher  ist,  und  wenigstens 
rV  64  ist  die  starke  Form  (ßua  der  Sunne)  überliefert. 

Der  Chronologie  der  Erzählungen  widmet  E.  S.  21—34  eine 
recht  fleißige  Untersuchung.  Dass  die  Ergebnisse  gleichwohl  geringt 
namentlich  die  versuchte  Anknüpfung  der  dritten  nnd  vierten  Er- 
zählung an  Zeitereignisse  sehr  unsicher  ist,  verhehlt  sich  der  Heransg. 
selbst  nicht  und  es  bleibt  denn  die  Beihenfblge  der  Erzählungen  vor- 
läufig noch  zweifelhaft.  Die  Technik  derselben  hat  K  nicht  für  diese 
Präge  herangezogen ;  sie  würde  auch ,  so  viel  ich  erkennen  kann, 
kaum  erhebliches  zur  Lösung  derselben  darbieten. 

Eingehend  bespricht  der  Heransg.  auch  'Wildons  Verhältnis 
zu  seinen  Vorgängern'  (S.  34—43):  er  nimmt  an,  dass  die  ältere 


Mm'F*  S^mm/tft  Die  po«i  ErziblaDgen  ntw»,  Aog.  v,  ^.  ixiifi&0l*    ttt 

liHiMiiiloK»  Enihkiig  ^Das  Aoge\  die  aogeblkfa  Stnekersche  vom 

'^Uiitg  tm  Ba<fo'  QDd  wohl  ^uch  Strickern  Kater  Frisier 'j  Uerrand 

bekannt  gevresen  und  von  ihm  nachgeahmt  worden  seien.  Zu  irgend 

^welcher    Sicherheit   gelangen    wir    freilich    auch    hier    nicht,    die 

M^i^lichkeit  soll  nieht  bestritten  werden.    Wohl   aber   glaube  loh 

I  *8trickeni  Einfloss  auf  Wildon'  in  Bezug  auf  die  Technik  ernstlich 

bealmil^n  «u  dOrfen.  Was  K.  S.  44 — 47  von  wirklichen  Überem- 

Lgtiiiuiiungen  namhaft  machen  kann,  ist  viel  zu  wenig  charakteristiselL 

fimd  reicht  nicht  hinan  an  die  erbeblichen  Yerschiedenheiten ;  auch 

I  Isft  K.,  was  den  Stricker  betriifi.  viel  zu  sehr  abhängig  von  Bartech. 

|]cib  habe  mich  sdion  vor  Jahren  aus  Änlass  meiner  Bearbeitung  dea 

Bis  and  des  Bloch  fibei-zengt.,  dasa  dieser  dem  Dichter  doch  noch  su 

Itiel  Preihetien  zutraute  und  ich  hoffe  dies  demaichst  etnmat  dann- 

legen.  Übrigens  sagt  auch  Bartsch  vom  Stricker  nicht,  daaa  er  klijigeiid# 

Verfle  mit  vier  Hebungen  *  sparsam*,  sondern  im  Gegentheüe,  dase  er 

s<i  'nicht  selten'  verwende  und  ich  darf  behaupten »  dasa  dies  noch 

fiel  Öfter  der  Fall  ist  ale  Bartach  annahm.  Nicht  einmal  mit  den^ 

^£Acug  im  Bade*,  der  von  Bartsch  gewiss  mit  Recht  dem  Stricker 

|;ibfe8procheii  wurde«  hat  K.  wirklich  charakteristische  Ähnlichkeiten 

mtlriaeJker  Beziehung  beigebracht   und  von   dieser  Seite   ßndet 

Annahme,   Horrand  habe  die^e  Bearbeitung  gekannt,   keine 

Mite.  Am  Tage  hegt  dageg^  die   formelle  Übereinstimmung  mit 

rieh  von  Lichteostein  (S.  47  fL)%  hier  mag  wirklich  Einfluss  des 

(iliem  Dichtere  auf  den  jängern  vorliegen^  obwohl  auch  da  vielleicht 

,  eine  andere  Auffassung  zulässig  w&re.  K.  sacht  ihn  auch  aus 

Wortsehatze  zu  erweisen  (S.  51  ff.);  ixeilich  ist  das  angeführte 

er  grdfitentheils  viel  zu  wenig  charakteristisch  und  tindet  sich 

estaftdener  Ma&en  auch  anderwärts.    Auch  die  Anklänge  an  den 

[Jwein  und  namentlich  an  Parzivai,  wodnrch  die  an  mch  ja  nicht  an* 

scheintiche  Bekanntschaft  mit  diesen  Dichtungen  nachgewieaea 

Kol],  sind  weder  zahlreich  noch  sehr  erheblich. 
Der  üeraudg.  bat  seiner  Ausgabe  des  Wildoniers  anch  die  drei 
andern  ^inner^sterreichiitrhen  Minnesinger'  von  Sun  eck,  Seh&rfenbersr 
Stildeck  ^  i  widmet  ihnen  und  dem  Wildonier  ala 

irdichler  i  ung  eine  sehr  sorgsame  und  eingebende 

ichtang.    die   durch    etne   dankenswerte   Übersicht   über   den 
in  öaterreich   eingeleitet  wird«    Nur   hat  die  Neigung 
DflOsie  nnd  Abhängigkeit  zwischen  verachiedeneu  Dichtern  anzn- 
Eien^  oft  auf  fiel  lu  wenig  individuelle  und  charakteristische  An- 
Dge  hin«  die  der  Herau^ir.  zum  Theil  selbst  in  seinen  Anmerkungen 
|;ilt  furmelhnl'  irut  der  poetischen  Sprache  der  Ljrriker 

Lftaohwdiat«  dit  Untersuchung  in  ihrer  Sicher]) ei t  wieder 

beeinträchtigt.  Zwar  für  die  chronologische  Fixierung  des 
irt  ist  ei  von  geringem  Belang,  ob  sich  seine  Abhingigkoit 

*>  Zn  &  2  trag«  ich  tmch,  da«s  die  Venouthung  J.  Grimm«  Itber 
orientalittchi^  Hoiiiykt  dieser  Fabel  bereite  durch  ii.  Kuüior  Germ.  11 
ihre  Ee«tliigiing  gefunden  hat:  a*  Paot^hatantra  III  12  und  dazu 


292    K.  F.  Kummer,  Die  poet  Enfthlnngen  usw.,  ang.  v.  H.  Lamhei. 

von  Lichtenstein  und  sein  Einflass  auf  den  Wildonier  erweisen  lassen 
oder  nicht,  da  uns  auch  die  Urkunden  ungefähr  auf  die  Mitte  des 
Jahrhunderts  (1248—1261)  führen,  an  einen  andern  aber  als 
Rudolf  n.  nicht  wohl  zu  denken  ist  (Weinhold  Sitznngsber.  XXXV 
159—162).  Von  entscheidender  Bedeutung  dagegen  ist  es,  obSuneck, 
dessen  innerösterreichische  Heimat  freilich  auch  noch  nicht  gegen 
alle  Zweifel  gesichert  ist,  wirklich  von  den  'schweizerischen  Dichtem, 
welche  wir  1276  mit  K.  Budolf  vor  Wien  finden',  n&mlich  Walther 
y«  Klingen  und  Steinmar,  ^Anregung  empüetngen  hat'  (S.  125)  oder 
nicht.  Denn  diese  würde  ihn  'in  das  letzte  Viertel  des  Jahrhunderts' 
weisen  und  wir  dürften  ihn  'kaum  vor  das  Jahr  1280  setzen',  so 
dass  nicht  nur  der  bisher  flür  den  Dichter  gehaltene  Eonrad  I  (urk. 
seit  1220  r  t  z^<  12^^  u«  1255),  sondern  auch  von  dessen  Söhnen, 
unter  welchen  K.  den  Dichter  sucht,  Eonrad  II.  (t  vor  1.  IX.  1262) 
ausgeschlossen  wäre.  Aber  was  S.  106  f.  angeführt  wird,  reicht  doch 
schwerlich  aus,  um  Abhängigkeit  zu  erweisen,  zumal  einige  der  her- 
vorgehobenen Anklänge  von  E.  selbst  S.  215  (zu  Wild.  9,  2)  und 
216  f.  (zu  Sun.  8,  2)  als  formelhaft  erwiesen  werden,  aber  auch 
alles  übrige  viel  zu  wenig  charakteristisch  ist.  Die  Technik  des 
Verses  aber,  wie  sie  S.  94  f.  dargestellt  wird,  föhrt  uns  keineswegs 
in  so  späte  Zeit.  Von  den  hier  angeführten  Beispielen  der  Apokope 
sind  zwei  (tugent  3 ,  3  Nom.  S.,  werlt  7 ,  4  Dat.  S.)  zu  streichen, 
auch  b,  6  H  lät  mich  verscMnen  in  ir  aht  (:  hrdM)  müsste  nicht 
Eürzung  sein,  wenn  nicht  vielmehr  ähi  zu  schreiben  ist,  wie  Haupt 
auch  Winsbecke  53,  4  (in  kreflecltcher  äht :  mäht :  hrdht :  gedäkl) 
wohl  richtig  und  dem  Sinne  angemessen  (vgl.  allerdings  31,8  intugewt^ 
ttcher  aht :  geslaM)  geschrieben  hat').  Als  einziger  Halt  für  spätere 
Datierung  bleibt  daher  die  Zimmersche  Chronik,  wo  der  von 
Sonneh  allerdings  unter  Dichtem  aus  dem  letzten  Viertel  des 
13.  Jahrb.  erwähnt  wird  (S.  79).  Aber  selbst  wenn  man  die  Identität 
nicht  leugnen  will,  was  K.  selbst  für  zulässig  erklärt,  so  zeigt  die 
ganze  Stelle,  dass  es  dem  Verf.  mehr  auf  Anordnung  nach  dem 
Stande  als  genaue  chronologische  Folge  ankam,  für  die  er  doch 
überhaupt  kein  maßgebender  Zeuge  sein  könnte.  Auch  'die  Anregung, 
welche  von  Wildonie  und  vielleicht  auch  von  Stadeck  auf  einige 
Dichter  des  westlichen  Deutschlands  ausgegangen'  sein  soll(S.  126) 
ist  durch  das  S.  101  £f.  und  111  angeführte  viel  zu  wenig  sicher- 
gestellt, um  darauf  eine  so  bedeutsame  Vermuthung  zu  stützen,  wie 
es  die  einer  'Rflckströmung  des  literarischen  Einflusses  von  Osten 
nach  Westen'  seit  1276  wäre.  Ich  muss  es  mir  leider  des  Baumes 
halber  versagen ,  auf  diesen  und  einige  andere  Punkte  näher  einzu- 
gehen, nur  möchte  ich  noch  fragen,  warum  Hartwig  von  Baute,  über 
dessen  Geschlecht  S.  65  Ergänzungen  zu  MF.  S.  276  f.  geboten 
werden,  nur  'ziemlich  hoch  in  das  13.  Jahrb.'  und  nicht,  wozu  doch 


«)  Im  mhd.  Wb.  steht  dieselbe  Stelle  53,  4  sowohl  unter  ahU 
il  16%  12)  als  unter  Me  (1 18%  20),  das  erstemal  mit  dem  Citat  aus 
JBodmers  Ms. 


iL  J*.  Kwmmmr,  Die  poet,  Erzählungen  usw.,  ang,  ?.  H,  LamM.    2SS 

I  Mine  Technik  stimmt,  ins  12.  Jahrh.  soll  bioaufgeruckt  werdea 
iMenf  (S.  66.) 

Als  ich  die  zweite  Erzählung  des  WildoQters  für  meine  EuSchw. 

,  teirbeitet«,  notierte  ich  mir  auch  fclr  die  übrigen  eine  Reihe  von 

|T«rb6t8eniDgeiL  Wie  ich  erwarten  mnsste,  trifft  K.  in  einer  Anzahl 

elben  mit  mir  zusammen;  auch  von  meinen  gedruckten  Ver- 

eruogen  zur  zweiten  Erzählung  fand  ich  einige  stillschweigend 

l'tim  YOD  mir  nnabhäiigig  aufgenommen,  da  ja  die  Besserungen  an* 

I  der«r  sonst  stets  mit  Namen  aufgeführt  werden.  Es  sind  aber  noch 

1  einige  andere  Stellen  übrig,  wo  der  Herausg.,  wie  mir  seheint,  das 

litige  noch  nicht  gefunden  hat,  und  zu  diesen  will  ich,  so  weit  ich 

nicht  schon  Torhiii  besprach,  meinen  Beitrag  nicht  zurückhalten. 

}  112  ff.  Nu  weist  du  wol  das  er  daz  nie  Gegen  dir  kein  zii 

$  ehr  ach,  Swas  er  ermtUchtn  iprack.  Für  gebrach  ^  das  in  der 

[hier  geforderten  Bedeutung  nicht  geläufig  scheint,  darf  man  vielleicht 

roch  vermutben.  —  Nachdem  die  Frau  von  dem  Boten  vernommen, 

ihr  Mann  ein  Auge  verloren  und  deshalb  nicht  mehr  zu  ihr 

fsnrQckkehreu  will,  geht  sie  hin  und  sticht  sich  auch  ein  Auge  aus: 

idano  heilet  es  192  ff,  Alsü  bluotic  gie  si  dan  Für  den  boten  ^  der 

I4ar  kam.  Mit  beiden  handen  er  sich  namZe  häre  und  schrei :  ^we  im' 

^ach*  usw.  Statt  des  müssigen  der  dar  kam  ist  wohl  zu  lesen  der 

riam  (oder  dcrA;am  wie  derwischetll  84):  vor  (ifr  wäre  dann  stärker 

|iii  interpungieren.  —  11  39  f.  Nu  er  gedienet  het  so  ml,  Das  diu 

frouwe  im  gap  (gab  im  Hb.)  ein  zil.  Wie  si  im  lönen  walte:  Der 

gerne  dolie  Ditte  {dise  Hs.)  mtx^e ,  wan  er  nie  So  rehte 

fUOtes  (gute  Hs.)  m€ere  enphie.  Die  Umstellung  im  gap  rührt  von 

her,  dem  anch  ich  in  meiner  Ausgabe  folgte.  VieHeicht 

tüagt  aber  der  Fehler  in  daje^  welches  leicht  vom  Schreiber  wegen  des 

Itoraasgehenden  sd  vil  zugefügt  sein  könnte.  Statt  ditse  und  guotee 

chrieb  ich  disiu  nnd  guotiu  und  darauf  führt  die  handschriftliche 

[fiberlttferung,  die  flexivisches  -iu  regelmäßig  durch  *e  wiedergibt^ 

Lwi6  der  Heransg.  selbst  zu  III  12S  bemerkt.  —  59  Er  rant  die 

Iffmor  und  tingerltn:  die  Hs.  hat  uml  das  ving.  und  darnach  achrieb 

[BtngDUum  und  ich  unde  t..  wogegen  K.  in  der  Anm.  gegründete  Be* 

MXk  geltend  macht;  er  hätte  al>er  nur  getrost  bei  dem  sich  be- 

^mlugan  sollen ,  worauf  die  von  ihm  selbst  cttierten  Beobachtungen 

rlftchmanns  und  Haupts  führen :  er  vani  snuor  %md  doM  vingerlin^ 

wit  «»T  den  Vers  selbst  S,  53  dtiert.  £s  ist  eitel  Einbildung ,  dass 

das  waa  er  ohne  alle  Analogie  in  den  Teit  setzt  Venigor  hart'  sei. 

Bb«ii80  ist  286,  wenn  man  die  zirar  nicht  schlechthin  unmögliche^ 

.ibtr  doch  unwahrscheinliche  Betonung  hi  dem  hdr  und  den  ören  stn 

[Temeidtn  will,  zu  schreiben  bi  häre  u,  d,  6,  s.  und  nicht  wie  K.  will 

F  dem  häre  und  d.  s,  —  70  f.  Die  selben  snuor  er  alle  ff  (alles 

FHt.)  ias  Uns  an  ein  ende  al  {als  Hs.)  in  sin  hant.  Ich  habe,  indem 

ich  aUes  schrieb^die  Warnung  des  mhd.  Wh,  I  20%  16  ff.  nicht  Über- 

^ieh^o,  aber  aüeg  schien  mir  nicht  recht  in  den  Zusammenhang  zn 

\\  ah  in  der  folg.  Z.  strich  ich  mit  Bergmann  und  ich  kann 

mich  noch  nicht  überzeugen,  dass  es  mehr  als  ein  müßiger  und  lästiger 


fUt   Jt  F,  KiMmäff  Me  poet  Enihlangei  nsw^  tag.  ▼.  JB.  LambeL 

Sekreiberzusttiz  sei.  --  Der  Ehemann  hat  den  Geliebtra  seinesWelbevflr- 
griffen  and  mft;  die  Frau  kommt  und  er  will  wissen ,  wer  6ax  Er- 
tappte sei.  Da  rftth  sie  ihm  Licht  zn  holen  nnd  ihr  den  Mann  zn 
übergeben.  £r  that  es,  indem  er  überlegt  (111  ff.),  14m  iehH  gän 
Da  hin  dd  mir  dan  gehen  man  lAgent  unde  BÜndeni  lieM^  Ich 
w€m  mir  schaden  dd  geschiht  Danne  von  dem  einen  hie.  Br  hat 
die  Wahl,  ob  er  selbst  um  Licht  gehen,  odeir  seine  Frsa  darom 
schicken  will  nnd  nur  auf  diese  kann  sich  das  lieht  aOnden  beneheiiy 
nicht  auf  die  mir  dan  nehen  man.  Daher  schrieb  ich  eünden  nnd 
w^te  utkch  ligent  (,);  ich  kann  anch  jetzt  noch  nicht  einsehen, 
wie  man  dieser  leichten  Ändemngentrathen  kOnnte.  -^  186  Er  JtUtte 
si:  „got  stgene  dich!"^  Die  Hs.  hat  h&sset  nnd  got  der:  an  d^n 
letztem  halte  ich  anch  jetzt  noch  fest:  vgl.  1 170  min  reise  diu  ist 
gar  ein  wiht,  in  434  mtner  hösheit  der  ist  vil,  538  gate»  enget  duh 
bin  ich.  Die  Efirzung  kttst  ist  aber  bei  unserem  Dichter  nichts 
wiBniger  als  befremdend.  —  272  Er  sprach:  wae  ist  daB  vingerUt^: 
hier  wird  man  schwerlich  ohne  die  Änderung  wd  ist  auskommen,  die 
ich  deshalb  in  den  Text  aufnahm.  —  804  lese  man  nur  ruhig  nadi 
der  Us.  5d  mag  es  iu  wol  getroumet  sin:  es  zu  streichen  ist  nicht 
nöthig.  —  Ebensowenig  ist  304  ff.  Er  sprach:  ^nu  seiget  tuwef 
hdtf  „War  umbe?^  ^dd  hdn  iche  iu  gar  Abe  gesniten  an  der 
Überlieferung  zu  ändern  und  das  hdn  ich  zu  schreiben;  vgl.  Benecke 
zum  Jwein  490.— 311  [Er  sprach:]  ^ir  Ideet  ee  ungeme  sehend' 
Allerdings  ist  er  (si)  sprach,  wie  der  Herausg.  S.  196  (zu  II  59) 
bemerkt,  ein  hänfiger  Schreiberzusatz;  hier  ist  aber  dem  Vers  durch 
ir  Idts,  wie  ich  geschrieben ,  umso  leichter  zu  helfen,  als  »V  Idi 
(:  stat)  II  122  im  Reime  steht  nnd  Enklisis  von  es  bei  Herrand  ge- 
wöhnlich ist  (S.  14);  man  braucht  also  er  sprach,  dem  parallel^ 
sprach  zu  Anfang  des  folgenden  Verses  gegenübersteht,  nicht  zti 
streichen.  —  347  f.  Nu  suochet  solher  wtbe  muot  {solhe  weyb 
gen&g  Hs.)  Diu  solhe  schimphe  hdn  verguot.  Das  trifft  schwerlich 
das  richtige :  dass  gen&g  aus  gemuot  verderbt  ist,  sah  schon  Berg» 
mann,  aber  auch  solhe  ist  schwerlich  was  anders  als  irrende  Anti* 
cipation  aus  dem  folgenden  Vers.  Darum  war  meine  Vermuthuüg 
JV.  s.  iu  wtp  sd  gemuot  vielleicht  doch  nicht  zu  kühn,  wenn  sie  anch 
gern  sich  bescheidet  ein  Nothbehelf  zu  sein ,  bis  etwas  besseres  ge- 
funden ist. 

m  81  wird  man  mit  Wilmanns  (Literaturbl.  1881  N.  9)  die  Über- 
lieferung halten  dürfen,  auch  BT  t  Dd  von  ist  er  al  eine  Der  reine 
ob  allen  reine  ist  kein(xrunda/2^n  in  allem  zu  ändern.  —  134 (2M) 
das  lantvolc  alles  kam:  hier  ist  jedenfalls  alles  zu  lesen  und  dUes 
wahrscheinlich  nur  einer  der  nicht  seltenen  Druckfehler.  —  200  Da 
Xac  des  riehen  sarjant:  diese  Bezeichnung  tdr  den  im  Baä» 
zurückgebliebenen  Kaiser,  in  dessen  Gestalt  und  Kleidern  der  Engri 
eben  mit  dem  Gefolge  weggeritten,  ist  jedenfalls  auffallend  und  wird 
dadurch  nicht  unantastbar,  dass  ihn  der  eintretende  Badeknecht  'in 
der  That  als  vermeintlichen  Kriegsknecht'  behandelt  (Anm.  S.  204); 
denn  hier  kommt  es  nicht  darauf  an,  was  dieser  glahbt,  sondenr  'täti 


mlfA 


f^'IHe  podt  £nihlQi|g«i  osir.,  sag.  t,  M,  LamheL    tfS 


4ir  Dicbiar  sdbsi  aeiiieo  Helddo  in  dieser  Situation  bezdicbfieu 
ohne  anvei^tändlich  zu  werden ;  mit  de$  r$che$  s,  Vld  Um- 
reiboBg  fftr  den  Kaiser'  wäre  kanm  etwas  gewonnen;  auch  daß 
Folg^Bide  will  nicht  mehr  als  ein  Verbuch  sein  der  Stelle  beizn- 
kommen,  i91  sagt  der  Dichter  ?on  dem  Kaiser,  der  in  Knechtes- 
Ideidern  dem  Gerichte  seines  Doppelgangers  zneiebt,  der  smi&he 
knabe :  hat  er  sich  hier  vielleicht  der  Hohe  sarjant  gestattet,  am 
diunit  den  Gegemsatz  aeiner  wahren  Würde  un^  seiner  angenbliok*- 
lifiheii  IssB  aoszudf üeken  ?  -—  242  f.  Dar  Kaiser  fangt  an  Boini» 
_Lage  m  begreifen.  £r  dähi:  'vil  richer  0oi,  was  Ist  dasf  hin  ieh 
c$§n  mk$  Mtif  ^t  man  tntnen  mamm  ^t  Einem  amderu  usw, 
das  ist  ohne  Zweifel  ein  auf  MiagverBtand  benähender  Sohraibarw 
unaljc;  denn  nicht  daza  fordert  ihn  seine  Lage  auf,  sich  zu  fragen» 
ob  er  wirklieb  gewet^on  ist,  das  bestreitet  ihm  niemand,  sondern  was 
er  bisher  gewesen,  cachdem  man  einem  andern  seinen  kaiserlichen 
Namen  gegeben ;  der  Vers  ?erlaugt  dann  mtne  i.  Wenn  aber  d«r 
Qtrausg.,  der  in  der  Anm.  selbst  diese  Streichung  freilich  nur  fifl^eod 
Tdj'8cbi%t,  meint  mit  Botbehaltnng  der  Überlieferung  hier  wie  in 
swai  audarü  Stallen  (st.  2 ,  335  1.  UI  8$6)  und  bei  Helbl.  X  77 
^inttreaaaiite  Belege  tör  die  mundai-tliohe  Ausqirache  gewen  lu 
habiii^  so  gibt  er  sich  einer  Täuschung  hin,  und  bei  Helbl«  reimt 
nidil  etwSf  wie  er  ims  glauben  machen  will  »en  :  en :  ^emen^  sotideni 
»enitn;  getvemn  i  gencsenX  —  292  und  hiiiei  in  ^tto  mirffänt 
hiät  sthreibi  man  wohl  besser  undts  hiiet  in  sua  m,  g.,  nm  die  Stn^ 
kllQgeilMtsZttfQllen.  —  3^9  L  Des  morgens  er  den  mber  (£Über  K.) 
oCM^Ddlre  und  kuchim  Walsers  vol :  in  der  He,  steht  j^e  kellere 
Ire  kuchen  maniffenw^w.  Ich  sehe  nicht,  wie  derUeransg.  inffia* 
^t*ii  einen  Zu natz,  sondern  eher  in  se  kellere  vnd^  denn  von  letztarem 
ist  nirgend  sonst  die  Bede,  nur  ?on  der  Küche  (3^).  leb  Bchreibe 
iWmiiach  ä,  m.  er  der  euher  Iriioc  ee  kucken  mamegen  w,  r.;  vgL 
Clr.  Wh.  128*  (Lexer  lU  1163)  daz  ich  (als  KQchejilm^eM)  til  der 
smber  Utuoc  —  369  f.  lu  mac  noch  inwer  fülikmt  Briuwen 
mmmit  hm^enhU :  briuwen  ist  eine  ganz  öberflAssige  Änderung 
S.  Roths  tm  das  überlief erte  hrüefen^  die  der  Eerausg.  meht  hRttf^ 
aufnehmen  sollen.  Sowohl  das  mbd.  Wb.  11  1,  537^^  1  ff,  als  Ltx^r 
II  302  f.  bieten  ganz  analoge  Belege.  —  420  Diu  uniäi  tm  min 
reut  (:  ifrfreui)  i  reut  ist  eine  Emendation  Heinzeis  für  das 
rlieferte  tnät-,  alJein  eu  fl3r  tu  ist  bei  Herrand  sonst  so  wenig  zu 
Mifoi  ala  61  ftlr  f ,  ou  f^  ü  und  gerade  diese  dialektische  Eigen- 
tjjinMilifcite  foheint  im  Beime  gsmieden  zu  werden  (Weinh.  bair. 
Gr.  S.  88);  damit  verliert  die  Vermutbung  jeden  festen  Halt.  Ich 
leti  di€  (so  liat  natüflich  di«  Hü.)  u.  nu  m,  K  deut  'bü4t'  (Leiei 
1466)  —  491  nä'ch  im  tr  dae  gddem  stta  slös:  so  liest  die  Hs. 
ittifd  üa  ÄftdamDg  tmid^  flßssig,  --  511  f.  Du  vMkidesi^  dir 

kä  9€§eh€n  Dh$  ere  diu  leben:  die  Ha.  hat  die  dir^  also 

walü  '  g.  usw.  ^  u4u  ff.  iä  dut  füfhae  we^m  kü  Mk& 

dng  d^'  ,jci aw  Und  awax  dir  pcteti  kmlde  nam.  Die  Ha.  lUt 

fiMwminem  und  darnach  ist  der  Conj.  peMemememt^  i^r  fvn% 

tlfl  f «  4*  «vlMr.  tf/SM.  /aML     tu  liäit,  \h 


SM    £  F.  Kummer,  Die  poei  Bnfthlangen  usw.,  ang.  ▼.  EL  Lambd. 

passend  ist,  zu  bewahren.  Aach  IV  39  ich  wil  ein  ivtp  muo  der 
gewaU  Sich  hän  (¥L  hänt)  deheiniu  dinc  geeaU  wird  der  über- 
lieferte Conjonctiv  mit  Unrecht  geändert.  —  603  f.  Er  teiUe  oM 
flift  vareni  gtMt  Dcuf  alle»  das  was  wol  gemuat:  a,  d.  w.  be- 
zeichnet der  Herausg.  als  rerderbt  und  sicher  hat  die  folgende  Zeile 
von  im  allee  daß  volc  was  den  Schreiber  irre  gefdhrt;  aber 
schwerlich  ist  das  Verderbnis  unheilbar,  es  dürfte  za  schreiben  sein 
Da»  allee  da  was  w.  g.  —  658  f.  Der  Dichter  betet  zu  Gott:  tuo 
dag  durch  den  willen  ^n  (des  Heiligen),  Ze  vordrist  lieber  durch 
et  (Maria) :  lieber  ist  hier  doch  unerträglich,  1.  aber. 

lY  53  f.  Der  freiende  Kater  ist  bei  der  Sonne.  Diese  hat  ihn 
an  den  Nebel  gewiesen.  Der  Kater  empfiehlt  sich  mit  den  Worten 
vor  ich  fürbae  Dae  suU  ir  Ideen  äne  hae.  Darauf  erwiedert  sie 
nach  der  Hs.:  bey  Thier  schone  maniguaU  soU  Ir  wol  han  ge» 
waU.  Das  ist  wie  Heinzel  dazu  bemerkt  ^geiriss  verderbt',  und  Berg- 
manns bi  tiere  ist  sinnlos.  Nach  Heinzeis  Vorschlag  schreibt  K. 
beide  ir  scheine  manicvtUt ....  suU  ir  hän  gewtUt.  Die  ange- 
nommene Lücke  will  Heinzel  ausfallen:  'und  ere  (oder  und  gwaUes^ 
denn  sdteene  und  gewaU  stehen  später  immer  beisammen).'  Aber 
dieser  Vorschlag  hält  vor  ernster  Prüfung  kaum  Stand ;  ans  beide  ir 
wäre  schwerlich  bey  Thier  geworden  und  die  Annahme  einer  Lücke 
ist  sehr  problematisch.  Ich  lese  mich  möglichst  der  Hs.  anschließend  * 
bi  Hure  scheine  manicvalt  süU  ir  wol  h.  g.  — ^  130  f.  Diu  müre 
sprach:  ^dae  ich  hie  stän  Dae  ist  von  mim  gewalte  niht^i  mim  ist 
eine  Ergänzung  des  Herausg.,  die  ich  für  entbehrlich  halte.  — 
187  f.  Der  kater  sprach:  'wer  mac  diu  sin  Diu  mit  mir  hob  ge* 
liehen  schin :  mit,  eine  Ergänzung  Heinzels,  ist  entbehrlich:  YgL  die 
im  mhd.  Wb.  I  972*  aus  Parz.  474,  21  (auch  in  der  Wortstellung 
yergleichbar).  773,  29  und  Mai  196,  10  beigebrachten  Beispiele; 
dazu  Wilh.  t.  Wenden  15  diu  im  glicher  jdre  was,  Strickers  Karl 
825  9  als  der  Jdmel . . .  allenthalben  bare  geliehen  schin  der  sunnen^ 
wo  der  sunnen  schwerlich  Genetiv  ist. 

Auch  die  Interpunction  bedarf  noch  hie  und  da  der  Besserung. 
1 119  stünde  besser  (.)  st.  (:),  dagegen  umgekehrt  nach  120  (:)  st.  (.) 
— 135  f.  bessert  Wilmanns  ansprechend  htwen  min\d%n^  aber  auch 
die  Interpunction  ist  schwerlich  richtig:  und  (134)  ist  wohl  con- 
ditional  zu  fassen  wie  257.  IV  214.  —  Nach  11  358  ist  wohl  (,) 
st,  (;)  das  richtige:  es  liegt  ein  Fall  der  oben  zu  II  136  nach- 
gewiesenen Construction  vor.  —  III  608  verlangt  der  Sinn  nach 
wären  (:).  —  Nach  IV  117  ist  vielleicht  (,)  mit  (.)  und  nach  119  (.) 
mit  (?)  zu  vertauschen. 

Die  handschriftliche  Schreibung  hat  freilich,  mag  auch  manches 
echte  erhalten  sein  (S.  2  ff.),  in  sprachlichen  und  metrischen  Dingen 
geringe  Geirähr.  öfter  aber  hätte  sie  doch  beibehalten  werden  können, 
wo  sie  dem  bezeugten  Brauch  des  Dichters  entspricht.  So  ist 
mehrfach  unnöthig  überliefertes  gegen  in  gen  geändert:  II  31.  38. 
m  182.  euo  mit  folgendem  Ar^nl  oder  Pronom  konnte  öfter  ge- 
jBchont  werden:  11  47.  IV  65.  171,  auch  III  191  wäre  das  übep* 


JC  iN.  Kmnmtr,  Die  poet.  EriAhltin^n  niw.^  ang*,  v.  H.  LambeL    2f  7 

lieferte  der  lief  iuc  dir  badstüben  in  bei  Herrand,  der  kenmäien 

betont  (oben  S.  224)  nicht  ohne  Analogie.  III  498  ir  Ht  4jir  und  Hts 
<^uch  wert  gibt  die  Überlieferung  bessere  Betonung  als  unde,  wie  K, 
sehreibt.  III  519  und  aller  reinikeit  urspring  ist  ganz  der  Betonung 
HerrandB  gem^  und  trotz  der  Anmerkung  reinkeit  unnöthig. 
Ob  IV  233  die  rechte  frawe  (acc.  Sg.)  mit  Recht  in  die  rehten 
frouitfen  geändert  wurde,  ist  fraglich ;  vgl  t\x  Wolfd,  D  36 ,  4 ;  die 
AndtruQg  keime  für  {er  tyert  hin)  äpi»i,  IV  295  ist  aber  ein  Fehler. 
Der  Herausg.  ist  dabei  nicht  immer  conseqaent  Während  er  II  228 
den  ir  valschlleh  habt  verl4n  ohne  Noth  vahchUci^e  achreibt ,  lasst 
er  ni  410  dem  der  herlich  kan  leben  unangetastet,  wo  doch  durch 
hirlichen  die  Senkungen  gefüllt  würden;  die  Betonung  wäre  wie 
in  51  nach  phingesten  (Hs.  Phingsten)  der  kaiser  gic:  ebenso 
würde  111  69  der  sal  ouch  dort  wol  rieh  sin  darch  rkhe  dem  Vers 
geboUen  und  so  öfter.  Manchmal  hat  man  die  Wahl  zwischen  ver* 
fichiedenen  Änderungen;  so  I  233  und  ddht-  Wr  saget  war  der 
man:  dähi  schreibt  K,  allerdings  nach  der  Hs.,  aber  diese  hat  auch 
sagt  und  wahrscheinlich  schrieb  der  Dichter  und  dähte:  'mir  seit 
v^dr  der  man^ ;  denn  er  liebt  die  contrahierten  Formen  (vgl.  II  1 . 
1  14.  68.  n  10.  I  66.  III  72.  549,  262.  421.  Der  Heraosg.  setzt 
in  429  gekleit  in  den  Text,  wo  die  Hs.  geclaget  hat),  aber  auch 
mgt  in  der  Senkung  wäre  bei  ihm  möglich.  II  47  f.  ist  doch  besser 
hage{=  Hs.):  fa^^  (facHs.)  zu  schreiben  als  haeiiac^  wieder  Herausg, 
Ihnt.  Die  Hs.  ist  für  die  Ausgabe  neu  verglichen  worden,  gerade  in 
•olcben  sprachlichen  Dingen  sind  aber  ihre  Lesarten  nicht  immer 
angeführt.  Die  Angabe  zu  II  10  widerspricht  der  zu  I  23^  nach 
meiner  Collation  schreibt  die  Hs.  nicht  ritter. 

Zu  den  Liedern  nur  noch  wenige  Bemerkungen.  Wild.  9,  2  ist 
Bartschens  Besserung  in  für  mtn  trotz  der  Anm.  zu  III  155  i^vgl. 
8«  92)  kaum  zu  umgehen ;  ist  der  Dichter  mit  dem  der  Erzählungen 
identisch ,  so  ist  auch  angenauer  Beim  in  :  sin  :  vogeUin  denkbaj*. 
Ob  die  fehlende  Zeile  dieser  Strophe  durch  das  S.  93  f.  gesagte  ent» 
hrlicb  wird ,  lasse  ich  dahingestellt,  —  Wüdon  II  zeigt  eine  be- 
tenswerte  Eesponsion  zunächst  zwischen  der  2.  u.  3.  Str.,  deren 
reite  Stellen  parallel  sind;  die  3.  Str.  klingt  aber  außerdem  zu 
i^ng  und  am  Schluss  an  den  Schlues  der  I.  an.  Dies  trage  Ich  zn 
8,  88  f.  nach ,  wo  auch  das  erste  Beispiel  der  rhetorischen  Fragt  zu 
streichen ,  dagegen  die  Bevocatio  in  2 ,  5  hervorzuheben  wäie.  Zu 
bemerken  wäre  auch,  dae^  alle  3  Lieder  aus  je  S  Strophen  bestehen. 
— Ob  Suneck  Str.  4.  5  zusammengehören,  bleibt  doch  fraglich.  Über- 
einstimmung im  Reim  wäre  herzustellen,  wenn  man  4,  1,  igeswanii 
grwant  schreiben  dflrft«.  Sind  die  beiden  Str.  nachträglich  in  das 
Liederbüchlein  (ein  Doppelblatt)  eingelegt?  —  Kach  3,  5  ist  besser 
(?)  8t,  {,)  zu  setzen.  —  4,  10  Die  S.  21G  in  der  Anm,  ausgesprochene 
Aüffaaanng  ist  keineswegs  wahrscheinlicher  als  die  8.  108  gegebene; 
abfr  der  Tezt  ist  unsicher;  vielleicht  ist  fit>  zu  streichen  nnd  zu 
tesoa  mich  tntwlh^wmi  bluomen  noch  der  kle,  —  6,  1  wird  man 


tXS    £  BimM,  Di<i  ktente  WimMi  der  Bftmpf«,  ang.  ton  J.  ITaaefUm. 

dook  mit  Bairtsch  Minne  sefareiben  und  sd  streiohen  müssen;  ebenso 
7,  1  wä  saeh  für  gesäch.  •—  Scharfenberg  7,  nach  3  ist  eine  in  der 
Hs.  überlie&rte  Zeile  ausgefallen  es  ist  nu  zc  späte,  die  noch  xn  der 
Antwort  der  Tochter  gehört. 

Ich  möchte  nicht,  dass  durch  die  Yorstehenden  Bemerkungen, 
in  denen  ich  mehrfach  eine  ?on  der  des  Heraosg.  abweicheade  An* 
sieht  Yorbrisige,  der  Schein  erweckt  wQrde,  als  sollten  sie  dioeiogangs 
ausgesprochene  Anerkmnuiig  wieder  abschwächen.  Vielmehr  möge 
der  Heraosg.  sie  als  einen  Beweis  des  Interesses  aufnehmen,  wemit 
ich  an  seine  fleißige  und  dankenswerte  Arbeit  herantrat 

Prag.  H.  Lambel. 


Über  die  latidute  Wftrme  d^r  Dämpfe,  fiiti^  theoretiBcbe  Beti«ehttuig 

der  Dampf*  dud  Gftifortti  der  Körper  mit  bloßer  Foraussstzmig  der 
ÄquiTsleiia  tob  Warm6  und  Aibeit  Toil  Karl  Pasc  hl»  Oapitolar  des 
Benedictinerstiftes  Seitenstetten.  Wien  1879.  Alfred  Halder,  k.  k.  üof- 
und  Universitatsbuchbändler. 

In  §.  1  leitet  der  bekannte  Autor  auf  Grundlage  der  An- 
schauung, dass  im  allgemeinen  die  thermische  Ausdehoüngskraft 
nebst  dem  äußeren  Drucke  noch  einer  aus  gewissen  innereii  Eräfteut 
welche  stereotische  genannt  werden,  resultierenden  SiUdammen- 
ziehungskraftdas  Gleichgewicht  halte,  einen  allgemein  giltigen  Satz  ab, 
welcher  die  Beziehung  des  partiellen  Differentialquotienten  der 
stereotischen  Resultante  nach  der  Temperatur  und  jenes  der  speci- 
fischen  Wärme  nach  dem  Volumen  darstellt.  — Für  gesättigte 
Dämpfe  wirddi6Hypoth6se(§.2)aufgest6lIt,dass  die  dem  Körper 
innewohnende  Wärme  und  ihre  ausdehnende  Kraft  der 
absoluten  Temperatur  proportional  sei.  —  In  §.  3  und 
§.  4  wird  der  Ausdruck  der  Wärmemenge  eines  gesättigten 
Dampfes  und  der  latenten  Yerdampfungswärme  gegeben. 
Von  großem  Interesse  erscheint  dem  Eef.  der  im  Folgenden  abge- 
leitete Satz,  dass  die  stereotische  Besultante  in  einem  Dampfe  oder 
coerciblen  Gase  unter  wachsendem  Drucke  bei  constant  bleibender 
Temperatur  bei  der  Sättigungsdichte  ein  Minimum  wird.  —  In 
§.  6  untersucht  der  Verf.  das  Verhalten  eines  gesättigten  Dampfes 
zu  den  Gesetzen  von  Mariotte  und  Gay-Lussac  und  findet,  dass 
weder  dem  einen  noch  dem  anderen  Gesetze  genüge  geschieht;  doch 
muss  es  eine  Temperatur  geben,  bei  welcher  das  Mariottesche  Gesetz 
gilt  und  ebenso  muss  nach  den  leicht  zu  entwickelnden  Schlüssen 
ein  gesättigt  bleibender  Dampf  dem  Gay-Lussacschen  Gesetze  im 
absoluten  Nullpunkte  entsprechen,  —  In  §.  8  werden  die  beiden 
inneren  Resultanten  eingehender  betrachtet ;  die  hier  gezogenen  Con- 
clusionen  stimmen  mit  der  von  dem  Verl  schon  an  anderer  Stelle 
ausgesprochenen  Ansicht,  dass  die  ausdehnende  Kraft  der 
Wärme  aus  gegenseitig  anziehenden  und  die  andere 
nebst  der  Wärme  das  Volumen  der  Körper  bestimmende 
innere    Kraft    aus    repulsiven    Kräften    ihrer    Atome 


Jt  FitkfU,  Die  latente  Wirm©  der  Ditnpfe,  wj.  ton  J.  WaiUenHn,     ttf 

r^soltiert,  wobei  jene  thermischen  A^usdehnnngskräfte 
durch  transversale,  die  stereotiachen  Abstoßangs* 
kr&fte  jedoch  durch  longitudinale  Äthervibration  en 
rermittelt  werden*  —  In  §.  9  wird  die  8 peci fische  Wärme 
eines  Dampfes  bei  bleibender  Sättigung  berechnet;  in  der  ftUr  die- 
aelbe  entwickelten  Formel  geht  noch  ein  Glied  ein,  welches  von  q,  der 
Stereo  tischen  Sesnitante,  «bfa&ngt. 

Anf  die  hier  angegebenen  Conseqnenzen  bezüglich  der  Natur 
der  stereotischin  Kt^fte,  mf  im  Zusajomefihflig  dieeer  Dednctionen 
mit  dem  Verbalten  der  Dämpfe  einerseits ,  mit  dem  Resultate  der 
Edlandschen  Versuche  Über  die  Temporaturveränderung  von 
Melalldrähten  durch  mechanische  Dehnang  andererseits  sei  der  Leser 
aufmerksajs  gemacht.  —  Bezüglich  des  Verhaltens  der  Dämpfe  bei 
Entfernung  von  der  Sättigung  kommt  der  Verf,  zu  dem  schon  von 
Hendelejeff  experimentell  für  sehr  verdnnnte  atmespbärische 
Luft  abgeleiteten  Resultate,  da«s  bei  den  schwächsten  Spannungen 
i»s  Dämpfe  und  Gaae  jedesjnals  das  Product  p .  v  mit  fortgesetzter 
Yardfionang  immer  kleiner  wird* 

Von  großem  Intereage  ist  die  nun  folgende  Untersuchung  de^ 
Ktiiflimaiy  welchen  eine  Steigerung  der  Temperatur  eines  chemisch 
btsfeändigen  Dampfes   bei  conslantem  Volumen  auf  den  Gang  der 

Spannung  p  und  auf  den  Quotienten  ^  aui€M.  —  Es  kann  nach  der 

^jpothese  des  Verf,  ,  wie  auch  immer  die  Dampftemperatur  sein 
mag,  der  Dampf  durch  bloße  Verdünnung  in  einen  Zustand  gebracht 
werden ,  in  welchem  eine  Erwärmung  eine  Contraction «  eine  Er- 
kaltung eine  Dilatation  zur  Folge  hat.  —  In  einem  Anhange  zei^ 
der  Verf.,  dass  es  für  jedes  elementare  Gas  eine  untere  und  eine 
obere  Grenze  seiner  Stabilität  geben  müsse;  an  der  einen  wird 
es  durch  Kälte,  an  der  andern  durch  Hitze  flüssig. 

Die  rein  theoretische  Natur  der  vorliegenden  interessanten  Ab- 
handlung lädst  eine  ganz  detaillierte  Inhaltsangabe  der  selben  nicht 
tu;  eines  ist  gewiss,  dass  die  Einführung  des  Begrififes  f,8tereo- 
liiohe  Besultante"  zur  Erklärung  mancher  hierher  gehörigen 
Fbänomene  sich  als  sehr  nützlich  erweist.  Wir  wünschen  dieser 
Arbeit,  welche  einen  schätzenswerten  Beitrag  zur  dynamischen 
Theorie  der  Wärme  und  Gastheorie  bildet,  recht  viele  Leser. 
,     Wien.  Dn  J.  G,  WalleniiiL 


Dritte  Abtheilungt 

Zur  Didaktik  und  P»dagogik. 


über  die  Frage,  welches  Lebensjahr  als  Minimal- 
alter  für  die  Aufnahme  ins  Gymnasium  festzu- 
stellen ist. 

Nach  Zeitungsnachrichten  ist  bei  den  Conferenzen  der  Landesschal- 
inspectoren  im  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht  auch  der  Antrag 
gestellt  worden  als  Minimalalter  flür  die  Aufhahme  ins  Gymnasium  das 
▼ollendete  10.  Lebensjahr  festzusetsen.  Da  ein  Beechluss  in  dieser  Richtung 
Ton  großer  Wichtigkeit  ist,  so  werden  einige  Worte  über  diese  Sacho 
wohl  koiqeswegs  überflüssig  erscheinen« 

Die  Frage  wegen  Festsetzung  des  niedrigsten  Alters  der  Schüler 
zur  Aufinahme  in  die  erste  Gymnasialclasse  war  zu  Terschiedenen  Zeiten 
Gegenstand  der  Erw&gung.  Dass  kein  Schüler  vor  dem  yollendeten 
10.  Lebensjahre  zu  dem  Gjmnitöium  zugelassen  werden  sollte,  war  eine 
alte  Verordnung,  die  noch  in  der  ^ Sammlung  der  Verordnungen  und 
Vorschriften  über  die  Verfassung  und  Einrichtung  der  Gymnasien^  yom 
Jahre  1829  (S.  4)  zu  genauer  Darnachachtung  eingeschärft  erscheint;  aber 
unmittelbar  darauf  folgt  die  Stelle:  „Auch  das  angetretene  10.  Lebensjahr 
reicht  zum  Eintritte  in  das  Gjmnasium  hin"  (Hofdecret  v.  19.  Oct  1807). 
Im  KoYember  1826  wurde  auch  ein  Maximum  des  Alters  festgesetzt  und 
▼erordnet :  dass  kein  Schüler  in  die  erste  Gjmnasialclasse  aufzunehmen 
sei,  der  das  14.  Lebensjahr  überschritten  hätte.  Von  dieser  Verordnung 
mussten  sehr  h&ufig  Ausnahmen  gemacht  werden,  weil  sie  für  die  zahl» 
reichen  Fälle  nicht  passte,  in  denen  Schüler,  selbst  vorzügliche,  die  Vor- 
bildung für  das  Gymnasium  nicht  vor  dem  14.  Lebensjahre  erlangen 
konnten.  Wenn  daher  das  14.  Lebensjahr  überschritten  war,  so  wurde 
Altersdispens  ertheilt,  und  zwar  vom  Gymnasialdirectorate  ^)  für  drei» 
▼om  Gubemium  für  sechs,  von  der  Studienhofcommission  für  mehr  als 
sechs  Monate ,  bis  endlich  die  Verordnung  wieder  aufgehoben  wurde. 

Der  Organisationsentwurf  hat  in  betreff  des  niedrigsten  Alters  die 
Verordnung  yom  19.  October  1807  beibehalten,  indem  er  zur  Aufnahme 
in  das  Gymnasium  das  YoUendete  neunte  Lebensjahr  fordert  Und  das  ist 
die  allein  richtige  Beschränkung. 

*)  Das  Directorat  war  die  unterste  Aufsichtsbehörde  des  Gym* 
nasiums,  der  unmittelbare  Vorgesetzte  und  Leiter  war  der  Präfect 


über  di*  Fr«^.  welches  Lebensjahr  qsw.  Vod  A.  B.  v.  WOheim.    t%l 

Im  September  1870  wurde  toq  einer  CoiuiniBsioti  för  die  GymnaaUl- 
teferm  id  Wien  der  Beschluss  gefaset:  „KeiD  Schüler  kann  in  die  erste 
daiet  eines  Gyitmasianig  aufj^etiomiDeD  werden»  welcher  nicht  spätestens 
iB  leisten  December  desselben  Jahres  das  10.  Älterajahr  zorftckgelegt. 
Wbtam  laan  die  Aufnahme  in  die  2«,  3.,  4  Classe  naw.  nur  dann  stati- 
Ibiaii,  Wttin  in  gleicher  Weise  das  IL,  12.,  IB.  nsw.  Lebensjahr  zurück- 
fialegi  erscheint  Die  Zulassung  der  Privatstadierenden  zur  Matnritäts- 
frflfn&g  hängt  davon  ab,  dass  sie  das  18.  Lebensjahr  yoUendet  haben.** 
Diesdr  Beechluss  kam,  was  die  Aufnahme  anbetrift,  nicht  eut  Aaaflihruiig. 

Ist  denn  aber,  m5chte  man  fragen»  die  Zahl  der  Schftler  unter 
sehn  Jahren,  welche  in  das  Gymnasium  eintreten,  eine  so  große,  und  ist 
es  «osjgeniaflht,  dass  diese  Schüler  nicht  fortkommen,  demnach  unreif  für 
4ii  GjBuiaiiam  sind,  da  man  immer  wieder  darauf  surückkommt,  daa 
foUndete  10,  Leben^ahr  sei  su  fordern  V  Das  durchschnittliche  Alter,  in 
wolcbea  sich  die  Schüler  beim  Eintritte  in  die  erste  GymBasialdasae 
btiiidAii,  ist  das  Älter  Tom  (vollständig  oder  nahezu)  voUendeien  10.  bis 
14.  Leben^ahre.  Die  meisten  sind  tu  dieser  Zeit  in  der  Regel  12  Jahre 
alt,  dann  folgen  in  geringerer  Anzahl  die  von  11  and  18,  darauf  die  von 
10  und  U  Jahren*  Schüler  über  14,  sowie  Schüler  unter  10  Jahren  sind 
Ananahmeii« 

Für  die  Altersbeschriiikang  k&nn  man  nur  den  änen  Grund  an* 
Mmm,  dies  nicht  unreife  Schüler  in  das  Gjmnasiam  aufgenommen 
mtai«  und  «8  kommt  allerdings  viel  darauf  an  ^  ob  ein  Knabe  um  ein 
Jahr  f^her  oder  später  in  daa  Gymnasium  gelangt  Der  Eintritt  um  ein 
Jahr  XU  frfih  kann  hemmende  Folgen  für  die  ganie  künftige  Aosbildong 
dis  Schülers  haben ;  and  gewiss  ist  bei  vielen  Jünglingen,  welche  einen 
Mhlechten  Fortgang  haben ,  die  Ursache  keine  andere ,  als  dass  sie  au 
flrüh  in  das  Gymnasium  eingetreten  sind.  So  gewiss  aber  dieses  ist,  sa 
würde  mau  doch  sebr  irre  gehen,  wenn  man  die  Aufnahme  unreifer 
Schüler  durch  Festsetzung  eines  bestimmten  Lebensjahres  für  die  Auf- 
nahme hintan  halten  su  können  glaubte. 

Das  Zu  früh  besieht  sich  nicht  auf  ein  bestimmtas  Lebensalter^ 
•Ottdorn  auf  die  geistige  Entwicklung^  die  bei  dem  einen  Knaben  früher, 
bei  dem  andern  später  vor  sich  geht.  Ah  merkwürdiges  Beispiel  kann 
€in  ICnabe  angeführt  werden,  der  in  seinem  zwölften  Lebensjahre  alle 
ittm  Eintritte  in  das  Gymnasium  erforderlichen  Kenntnisse  und  Fertig* 
Uten  erworben  hatte  und  dennoch,  weil  die  Aneignuag  der  Kenntnisse 
mm  Mtf  meifft  gedieh inismaßigera  Wege  bewirkt  worden  war,  für  das 
OyimttiiDm  nicht  reif  war,  der  aber  durch  bcfiondere  VerhaltniKe  ge- 
nAthtgt,  ein  Jahr  im  Lernen  gänslich  auszusetsen,  nach  Ablauf  dieses 
Jahr««  ohne  alle  weitere  Vorbereitung  in  die  erste  Gymnasiaielasse  eintrat 
Qad  ein  vorxQglicher  Schüler  wurde.  Währtnd  de^  Jahres^  da  er  aus- 
üMe,  war  m  in  seinem  Kopfe  licht  gewordt^n  und  die  AuffajäsungB'^ 
tttiMt  sunt  Durchbruche  gelangt.  Und  wer  hätte  nicht  erfahren,  dass 
nMiobar  Schüler,  der  die  erste  Gjmnasialclasse  wegen  achlecbten  Fort- 
fiDgii  wioderholte,  in  derselben  und  dann  weiter  enteprechendo  Fort* 
■abritte  maehtt?  Dnterricbt  und  Erziehung,  häusliche  Verhältnisse  und 


iSniSsM  ftdmiev'die  gviflttge  Shitiiriok!ti«g(  15^^^  «oi  bMlbMnigen, 
alMr  Bichti  gegen  di«'  Nstnff  bewirken  imd  enwhif^en;  die  güiifttigHto 
YethältniBsd  mxii6get>  mlehU^^  wemi'ee  stobt:  tm^  JCopfe»  li«kt  wlnl.  ütid^ 
fllx  dities>  LictailtMvteii/läMt  Mh  kein  beetfnmt^  LebMsjWhr  iMMtzm^ 
alle  läset  eich=  aa<dr  nids^  etn'  beetiittmtto  LebeMjahr  fBr  diei  Helfe  4^ 
Sdbfller  zum  Eintritte  in  diiB  G^maasium  fMMrtelleni  Setvt  nom  dab«» 
wi  aolobee  für  deniBintritt^  fbet,  cto  mooi  dae  niöbtibit  allii»  eng^r  d«i> 
greniwig'  der  Zeit  für  die  tnd|^liebe  Bntwioklnifg  der  GeSetetfretfo'  geu 
sehefaeiü}  eoust  beladet,  mm  gioh  «flglelctaiiD  der  Saekgaaee^.  an»  der  am« 
doteb  Bftbkaiig  beraaesiiftottmeit  M  Be  dfirfteiB.  B.  naob  dem>  B^eeblusse 
der  OeanBieeien  tohi  Sefteubey  1870  eim  SbhtH^^  der  aw'31.  i>eeeiabep 
1871'  geboren  ist^  fQr  dftesee  Sobttljate:  anfgeüomnieD,  aber  eia  8obtlleri 
der  am  1.  Msmt  1873  geboren  iet,  mOester  zurückgewiesen  werden,  aae 
keinem  todeni  Grande,  als  weil  er  um  einen  Tag  jttnger  Jstl  Uddü  wenn 
ehi'  Sebtler  nach*  (eben  oder  mibesra)'  vollendetem  9.  Lebenejahre  reif 
ftm  Binbrftle  I*  dae  Gymnaeinm;  wftrei,  mttsste  man  ibn  blofr  deewiegnsy 
well  leiiie  geistige  Entwiebiaag  la  Mb  erfolgt  wftre^  turaelEWviae]^  ndd 
ibnr  in  seinem  gnetigen  Stfeben  and  Fertscbreiten  am  eim  gauea  Jabv 
smrftckbaltetir 

Für  den  Eintritt  in  das  Gymnaeiom  bedarf  es,  genau  angeeebeol^ 
keiner  AiltiBrBbesebränkluig,  die  mUAirlicbe  Besehrtakang  liegt  in^>  Talent 
«nd  Verbftltuisse»;  setzt  man  aber  denaodi  ein  bestimmtea^  üter  feat, 
so  kann  dies  natargen&6  noj  das  (volktAndig  oder  nabesu)  vollendete 
d.  Lebensjahr  sein ,  weil  erfiabrnngamfiflig  die  Reife  der  Sehiller  ftr  das 
Gymnasium  vor  cHeser  Zeit  nidrt  einztttreten>  pflegt  Däss  aber  diM4 
nicht  selten  schon  mit  oder  nach  dem  Tollendeten  9.  Lebensjahre  eintritt^ 
dafür  sind  thatsacblicbe  Beweise  genug  vorhanden.  Unter  den  Gymnanai^ 
abiturienten  meines  Inspectionsbezirkes  be&nden  sich  von  1851  bis  1870 
jedes  Jahr  einielnev  welche  zur  Zeit  der  MaturitfttsprOfung  das  17.  Lebealv« 
jabr  vor  mehr  oder  wenigen  Monatm  oder  auch  noch  nicht  ganz  volK 
endet  hatten,  und  diese  gehörten  stets  in  den  vorzikglicben  oder  wenigstens 
CO  de«  besseieOi  Man  könnte  sich  davon  überzeugen,  wie  viele  siebzehn- 
jibtige  reife  Abiturienten  es  gibt,  wenn  man  eine  genaue  Angabe  des 
Alters  und  der  Lastungen  deijenigen  Abiturienten,  welche  zur  Zeit  der 
Ifjsturitfttsprflfung  das  18<  Lebensjahr  noch  nicht  zarflckgelegt  hatten« 
von  allen  Gymnasien  abverlangte. 

Mit  der  Ablehnung  der  Beschränkung  des  Einteittea  in  dt»  ersti 
Q<fmnaBialolasse  auf  das  voUendete  10.  Lebensjahriftllt  auch)  die  weitere 
Besdurlnkung  ft&r  die  ftbiigen  Glassen,  die  noch  weit  weniger  gebilligt 
werdbn  kdnnte.  Nach>  der  Ministerialverordnung  vom  18.  Oetober  1860^ 
Zh  9134,  ist  das  Contrahieren  mehrerer  Classen,  das  ibr  externe  Privatisten 
keiner  Beschränkung  unterliegt,  öffentlichen  ScblUem  und  eingeschriebenen 
Privatisten  in  so  weit  gestattet,  dass  sie  aus  dem  Gymnasium  aus-  und 
in  die  Zahl  der  keinem  Gymnasium  angehftngen  (externen)  Privatisteo 
ülMrtreten,  dann  nach  Ablauf  von  zwei  Jahren  in  Folge  einer  Aufnabms* 
prOfung  in  eine  höhere  Classe  versetit  werden  können,  als  in  welche  sm 
nach  dem  ordnungsmäßigen  Stndieiüaafe  gekommen  wären*  Das  ist  «itis 
ganz  gerechte  Berücksichtigung  der  Talente  und  der  Verhältnisse.  Was 


Jber  die  Frtge»  wekhÄg  Lebensjahr  iww.  Von  Ä.  E>  t.  WUheXm,     fSt 

mit  gan&en  Clas&en  2u  erreichen  nicht  maglicli  ist«  fOr  den  Schul- 
anterricbt  daher  nicht  gestüttet  werden  durf,  kann  g&r  wobl  —  und  an 
Beifpielon,  freilich  sehr  seltenen,  fohlt  es  nicht  —  oinEelnen  talentvollen 
und  strebenden  Schülern  unter  besonders  günstigen  Verbältnissen  er- 
r«icbbar  sein.  Geistiges  Streben  soll  nicht  gehemmt  oder  zum  Stillstande 
g^iniogen,  sondern  beg6nstigt  und  gefordert  werden.  —  Wenn  also  ein 
Soihlljer,  der  mit  10  Jahren  in  die  erste  Qymnasialolasse  eingetreten  war, 
nach  der  vierten  Clasae  in  das  freie  Privatstadium  übertritt»  so  kann  er 
nach  zwei  Jahren  durch  eine  AufnahmsprCLfung  die  Aufnahme  in  die 
achte  Classe  erlangen ,  und  es  ist  eben  so,  als  w&re  er  mit  neun  Jahren 
in  die  erste  Classe  aufgenommen  worden. 

Die  SSnlassnng  externer  PrJTatiateD  zur  Maturitatdprüfung  machte 
•ebon  die  oben  enrihnte  Miniaterialf  erordnung  vom  18«  October  1650  Ton 
d«r  Vollendung  des  18.  Lebensjahres  abhängig,  in  einzelnen  Fillen  wurde 
jedoch  Altersdispens  ertheilt.  Nach  eben  dieser  Verordnung  aber  kann 
s.  B.  cio  Ctnftebnjabriger  Schüler,  wenn  er  nach  der  f&nften  Classe  aus  ^ 
dorn  Urmnasiom  austritt^  als  externer  Priratist  die  drei  obersten  Classen 
Iti  twei  Jahren  durchmachen,  daher  nach  diesen  zwei  Jahren  sich  der 
Maturitätsprüfung  unterziehen,  obwolil  er  erat  17  Jabre  alt  ist  und  als 
Frivatiflt  nicht  Tor  dem  foUendeten  18^  Lebensjahre  lur  Matuhtätsprüfung 
loftlaaften  werden  sollte.  Isis  ist  überhaupt  ein  seltsamer  Widerspruch, 
den  externen  Priratfsten  das  Contrahieren  ohne  Beschränkung«  also  die 
Vollendung  der  Gjmnasialstudien  in  beliebig  kürzerer  Zeit  ata  in  acht 
Jthren ,  demnach  auch  in  9inem  jfiogerdD  aJa  dem  Alter  von  18  Jahren 
M  gaftatUOp  ibra  Zulassung  zur  Maturititsprüfung  aber  vor  d«m  voll* 
ittAelMii  16.  Lebensjahre  zu  verbieten! 

Sollte  man  besorgen,  dass  manche  Knaben  entweder  von  selbst 
oder  auf  Betrieb  ihrer  Eltern  ohne  die  erforderHche  Vorbildung  in  das 
Gymnastom  einzutreten  streben  wOrden,  wenn  nicht  dk  Altersgrense  auf 
dia  10»  Lebensjahr  festgesetzt  wftrde  —  eine  Besorgnis,  tu  welcher  biaher^ 
vk  «i  scheint,  kein  Anlass  gewesen  Ist  —  so  hat  man  dagegen  ein  ganz 
tkbtna  Mittel;  umstindlicbe  und  streng  eingebende  Prüfung  solcher 
Schüler  vor  deren  Aufnahme.  Die  Aofnahmtprüfuugen  fUr  highere  Cluaeii 
aber  müssen  volUtftndig  abgehalten,  und  es  muss  demnach  eine  Aufoahmi- 
prMuug  z.  B.  für  die  vierte  Classe  auch  auf  die  lu  den  unteren  Clasae n 
MMad^lie  Naturgeschichte  ausgedehnt»  ab<ff  nicht,  wie  es  in  der  That 
■dboB  vorgekommen  ist  —  einem  Schüler,  der  aus  einer  Privatlehraiistalt 
gekommen  ist,  in  welcher  die  Naturgeschichte  nicht  gelehrt  wurde ^  ge- 
fIMM  werden,  die  Aufnahmsprüfang  ans  derselben  nach  Verlauf  eines 
iMMflerB  nachiutragcn.  Durch  eine  aolche  Umgebung  der  geaetiliehen 
TefioliTiftea  würdigt  man  die  eigene  Lehranstalt  herab,  und  man  leistet 
ittfleich  dergleichen  Instituten  Vorschub  zum  Schaden  für  die  Jugend; 
imn  et  heifst  dann,  wenn  die  Aufnahme  uugeachtet  der  mangelhaften 
KtRütBiiae  ft»ltfiiidet,  «man  lerne  in  diesen  Instituten  dasselbe  wie  an 
d«^  öffentlichen  Qjmnaiien."  Gegen  sukhe  und  andere  ungebürliehe  Na«h- 
iSeht,  im  sie  vorkommen  sollte,  würde  keine  AltersbescMnkung  helfen. 

Andreas  Ritter  von  Wilhelm. 

Grax.  


Vierte  Abtheilung. 

Miseellen. 


[Stiftungen].  Der  in  Wien  yerstorbene  k.  rnss.  Stabsofflner 
fftr  Wasser-  and  Land-Commnnicationen  Constantin  von  Zahorskihat 
letztwillig  einen  Theii  seines  Vermögens  znr  Gründang  einer  Studenten- 
Stipendienstiftune  bestimmt.  Die  Stiftung,  deren  Erträgnisse  zu  einem 
Stipendium  von  350  fl.  für  einen  Zögling  der  Kunstschule  in  Krakau, 
BU  zwei  Stipendien  k  900  fl.  für  je  einen  Schftier  der  Landwirtschaft 
und  einen  dem  Studium  der  chemischen  oder  mechanischen  Technologie 
sich  widmenden  Schftler,  endlich  zu  einem  Stipendium  Ton  200  fl.  für 
einen  Schüler  der  Gewerbeschiüe  bestimmt  sind,  ist  mit  einem  Capitale 
Ton  8750  fl.  in  Noten  und  von  24700  fl.  in  Silberrente  activiert  worden. 
Zum  Genüsse  dieser  Stipendien  sind  in  Österreich  wohnende  österr. 
Staatsangehörige  poln.  Nationalität  und  röm.-kath.  Religion  berufen 
(Stiftbrief  vom  15.  November  1881.  Min  -Act  18536  ex  188i;.  —  Sig- 
mund Taus,  Arzt  und  Bürger  der  k.  Stadt  Üngarisch-Hradisch,  hat 
zum  bleibenden  Gedächtnis  der  Vermählung  Seiner  k.  und  k.  Hoheit  des 
durchlauchtigsten  Herrn  Erzherzogs  Kronprinzen  Rudolf  mit  einem  Ca- 
pitale von  500  fl.  eine  Studenten-Stipendienstiftung  gegründet,  deren 
Erträgnis  für  einen  würdigen  und  dürftigen  Schüler  des  Staats-Real- 
und  Obergymnasiums  in  Im^arisch-Hradisch  ohne  Rücksicht  auf  Glau- 
bensbekenntnis und  Heimat  bestimmt  ist.  Diese  Stiftung  ist  mit  Be- 
ginn des  Studienjahres  1881/fö  ins  Leben  getreten  (Stiftorief  vom  31. 
December  1881.  Min.-Act  184  ex  1882).  —  Der  am  10.  Jänner  1881  in 
Wien  verstorbene  Doctor  der  ^esammten  Heilkunde  Vincenz  Effen- 
b erger  hat  letztwiliig  ein  Capital  von  16.000  fl.  zur  Gründung  einer 
Stiftung  gewidmet,  deren  Ertrag  zu  Stipendien  für  besonders  begabte, 
fleiftige  und  sittliche  Studenten  der  Medicin,  der  Rechte  oder  der  Technik 
ans  des  Stifters  Verwandtschaft  und  in  deren  Ermangelung  aus  der 
Pfarre  Tattenitz  in  Mähren  bestimmt  ist  (Stiftbrief  vom  29.  December 
1881.  Min. -Act  892  ex  1882).  —  Der  Wiener  Großhändler  Gustav  Fig- 
dor,  Generalrath  und  Director  der  österr.-ung.  Bank,  bat  mittelst  Te- 
«tamentes  vom  20.  September  1871  ein  Capital  von  d0.000  fl.  in  Grund- 
entlfltotungsobligationen  zur  Gründung  einer  Stipendienstiftong  ge^dmet, 
deren  Interessen  alljährlich  in  gleich  groiVen  Beträgen  für  einen  Hörer 
der  Medicin,  einen  Hörer  der  Rechte  und  einen  Studierenden  der  Na- 
turwissenschaften bestimmt  sind,  und  zwar  dergestalt,  dass  alljährlich 
ein  Studierender  mosaischer,  ein  Studierender  evangelischer  und  ein 
Studierender  katholischer  Religion  mit  dem  Stipendium  betheilt  werde. 
Die  Verwfütung  der  Stiftung  steht  dem  Bürgermeister  und  dem  Ge- 
meinderathe  von  Wien  zu  (Stiftbrief  vom  7.  Jänner  1882.  Min.-Act 
Z.  2291).  —  Der  im  Jahre  1865  verstorbene  Caspar  Bielecki  hat 
letztwillig  ein  Capital  von  5200  fl.  in  Baarem  zur  (Gründung  einer  Stu- 


Miscellen,' ' 


m 


d«iiteii-8tjpendteti«tiftiing  gewidmet,  deren  Ertrag  lur  BetheHung  von 
iwei  oder  diei  Hörern  der  Krakauer  üniTereitat  durch  die  k  k.  Aka- 
demie der  Wissenschaften  in  Erakan  bestimmt  ist.  Die  Stiftang  ist 
bereits  ins  Leben  getreten.  (Stiftbrief  vom  1.  Mai  1881,  Min. -Act  Z. 
1S05  tix  1882).  ^  Der  im  Janre  1869  zu  Inniehen  yerstorbene  Canonicns 
Joief  Suiten bacb er  hat  letztwilUg  ein  Capital  von  1000  fl.  znr  GrAn- 
doD  g  einer  ätndenten-Stipendienslifkting  ffir  die  Gemeinde  Sexten  In 
Tirol  gewidmet  und  «war  in  gleicher  Weise,  wie  dies  bei  seiner  Stiftang 
für  Innichen  nnd  lonichsberg  der  Fall  ist  {Stiftbrief  vom  14.  März  1881 , 
Z.  1754.  Min.-Act  Z,  1824  ei  1882).  —  Der  im  Jahre  1876  verstorbene 
r5in,-kath.  Pfarrer  in  B%csal  Paul  Eretowidz  hat  letztwillig  ein  Ca- 
pital von  1190  fl.  zur  Gründang  einer  Btndenten-Stipendiumstiftnng 
fewidtnet,  deren  Ertrag  fftr  studierende  8öhne  der  Grundwirte  von  S^kor» 
^eiirk  Gorlioe)  pohitscher  Nationatitat  und  röm.-kath.  Religion  mit  B^ 
vomgnng  der  Namenstrager  des  Stifters  oder  seiner  Verwandten  be- 
stimmt ist    (Stiftbrief  vom  16.  Juli  16BL  Min.-Act  Z.  2051  ei  1883). 


Programmenschau, 

13b  Neue  merkwürdige  Punkte  des  Dreieckes.  Von  Johann  DöttL 
Progr.  des  fürsterzbischöfl.  PrivatgymnaDiums  Collegium  Eorromanm 
in  Sahburg.  Für  das  Schuljahr  1879/80. 

£s  werden  in  der  vorliegenden  Abhandlung  ansschließUch  cwei 
Droiocke  betrachtet,  von  denen  das  iweite  die  Mittelpunkte  der  den 
Seitsn  des  ersteren  Dreieckes  an  beschriebenen  Kreise  tu  Eckpunkten  hat. 
Der  Verf.  fUbrt  die  Hochnmiff  mittelst  trimstrischer  Coordi  naten 
durch  and  gel^|gt  sn  einer  lleihe  interessanter  neuer  Ergebnisse  der 
Dreiecksiehre.  Wege»  des  rein  mathematischen  Inhaltes  ist  eine  Skis- 
lierang  des  reichen  Inhaltes  wohl  nicht  möglich.  Die  Abhandlun|f  ver- 
dient wegen  der  ihr  eigenen  Originalität  gelesen  zu  werden»  sie  ist  als 
ein  gelungener  Beitrag  zur  ebenen  Geometrie  xu  betrachten.  Die  ana- 
Ijtische  Geometrie  der  Kegelschnitte  von  Salmon  George 
wurde  bei  der  Ausarbeitung  dieser  Schrift  benutzt 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallen t in» 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetiung  v.  Jahrgang  1Ö8L  Heft  XII,  S.  952). 

A.  Für  Mittelschulen. 

Deutach. 

Beben  kl,  Dr.  Karl,  Obunfsbuch  tum  Übersetzen  ans  dem 
Aetliebeu  und  Lateinischen  ins  Üriaohidcbe.  b.  Aufl.  Frag  1882.  F. 
Xuipakir.  Pr.  ^eb.  1  tL  l4>  kr.  Diese  neueste  AuÜ.  des  vor  benannten 
OhUgabnchee  wird  wie  die  4.  Aufl.  sum  Unterrieht«gebrauche  in  den 
ObercTassen  der  Gjmnasien  allgemein  zugelassen  (Min.-ErL  vom  4.  Ja- 
nuar 1882,  Z.  19813  ex  1881). 

Beichel,  Dr.  Karl,  Mittelhochdeutsches  Lesebuch  mit  Glosaar 
fir  GTmnasien,  4.  Aufl.  besorgt  von  Rudolf  Bei c hei.  Wien  1881.  Karl 
Geroida  Sohn.  Pr.  hrosch.  1  n.  50  kr.  Diese  neueste  Aufl.  des  vorbe- 
naROten  Lteebnehes  wird  wie  die  3.  Auflage  tum  (Jnterrichtsgebrauche 
aa  Gjmnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen 
(llln.*£rL  vom  8.  Januar  1882,  Z.  19303  ex  1881). 

Trampler  K,  Atlas  der  Asteir.-ung.  Monarchie  fQr  Mittel-  und 
ftrwandte  Schulen.  Ausg.  in  51  Bl&ttcrn.  Pr.  brosch.  1  fl.  60  kr.,  flach 
gebunden  1  fl.  70  kr.,  in  Buchform  1  fl.  80  kr. 


JBM  Miscdlen. 

Txamplev  B.r  Fb jBikaUaoh-pQlitMohar  A^tkui  der  tetwr.-img.  Mo- 
Qiirabift  fCür  Mitt«l^  imd  ¥«rw4B)dtB  S«h«lei|i  Aisg.  in  19  Blättam.  Pr. 
80  JoL,  flach  Mb.  l  fl.,  in  B«fihfonii  1  fl.  10  kv, 

'. OF^-bjdnignQ^biaoher  Atiai  der  aBti-ong.   Hpnarßhio  fiOr 

HiiM*.  und  ▼enrandU  Sohiilaii«  Anif.  in  U  BUlUeni.  Fr.  00  kr.  Wim 
18S^  Drnok  viia  Verltf  d«r  1i«  k.  Hof-  luid  StasMxvekerei.  S&maitlkbe 
drei  Aosgabeo  des  vorbenamien  Atlaaae«  verdeo  wm  tJnterrichtuM-« 
hrawAie  an  Mittalaohnlaa  allgaiMin.  sagalaMen  (Hin»-£rl.  yom  4.  aa- 
.war  1882,  Z.  19901  n  1881). 

Wal  dt  ich,  Dr.  Johann  U,  Leitladen  dar  Zoologie  fir  den  ha- 
aren 8ohnlnntericbt  4.  gekiBxate  Anfl,  Mit  585  in  den  Tait  gednuoktoA, 
itemter  11  faibigen Abbildangea.  Wien  im.  A.  Holde r. Fr.  1  &  45 kx. 
Sia  Iftr  die  dritte  Anfl.  dee  TorbenanateiL  Lehrbuobes  aoageip^rodieiif 
2ttlft9sagkait  ama  Uaterriebti^ebmacbe  in  den  OberclaBeen  der  Mittef- 
■aohnlan.  nit  denteeher  Uatarriohteq^raobe  wird  hienit  auf  die  4.  A«&. 
demlben  ausgedehnt  (yin«-£r}.  ¥om  8,  Februar  1882,  2.  432). 

Lesebuch  zum  kurzgefassten  Lehrbuch  (Freisschrift)  der  Gabeis- 
bergerschen  Stenographie.  Nach  den  Beschlflssen  der  stenogr.  Commission 
XU  l)resden  herausgegeben  rem  k.  sächs.  stenogr.  Institute.  Durchgesehen 
und  umgearb.  durcn  Frof.  Dr.  Hejde  und  Dr.  Bätzsch,  51.  Aufl. 
Dresden  1882.  G.  Dietze.  Fr.  2  Aark.  Die  f&r  die  50.  Aufl.  des  vor- 
benannten  Lesebnchee  autgesproehena  Zulfissigkeit  zum  Unterrfehtsga- 
Imniohe  an  österr,  IfittelBennlea  wird  hiemit  auf  die  51.  Aufl»  ausge- 
dehnt (Min.-£rl.  vom  15.  Jawiar  1882,  Z.  20099  ex  1881). 
&um&niaoh. 

Manualfi  de  AritmetieS  peTntru  gimnasü  inferiore  de  Drul. 
Francisco  caTaUeiltt  de  MoSnik  tndustt  din  _genn&ne§ce  de  Samnfitti 
V.  Isopescul.  Partoa  &ntXfo.  CernSntt  1881.  Bditura  SotietStÜ  pe*ntra 
eultnra  pi  literatura  rornftuS  In  Bueovina.  Tiposrafla  lul  B.  ISekhardt 
Dieses  Lehrbuch  wird  sram  ünterrichtsgebrauciie  in  den  Unterelassen 
der  Mittelschulen  mit  mm&visoher  ünterriehtesprache  allgemein  cuge» 
lasaen   (Min.-Erl.  vom  8.  Februar  1882,  Z.  788). 

B,  Fftr  Lehrer^  und  Lehrerinnenbilduugsanstalten, 
Deutsch. 

Czerny  Josef,  Terzette  für  zwei  Violinen  und  Viola.  1.  und  2. 
Heft  Braunschweig.  Litolffs  Verlag.  Dieses  Werk  wird  im  Sinne  der 
Verordnung  vom  2.  Juli  1880,  Z.  65z  Funkt  4  zum  Lehrgebranche  in 
Lehrerbildungsanstalten  als  geeignet  erfelSri  (Min.*ISrl.  rom  16.  Ja- 
nuar 1882,  Z.  65). 

Cechisch. 

Lindner,  Dr.,  G.  A.,  Vieobeond  vyudoTatelstvi.  2.  rerb.  Aufl. 
Wien  1882.  A.  Fiohlers  W.  u.  8.  Fr.  brosch.  60  kr.  Dieses  Lehrbuch 
dar  allgemeinen  Unlenidhtsldira  wivd  in  der  2.  Anfl«  zum  Lehrgebranche 
an  Ldirer-  und  Lehrerinnen-ttldfrogsautalten  mit  Sedhischer  Uvtet- 
ffiehtMiprache  in  gl^eher  Weise  als  snUssig  erkl&rt,  wie  dies  bsiüfl"  * 
dar  1.  Aufl.  der  Fidl  war  (Min..BrL  vom  12.  Januar  1888,  Z.  '^ 
-es  1881). 


Fünfte  Abtheilung. 

Verordnungen»  Erlässe.  Personalstatistik- 


Verordnungen  und  Erllase, 

GasetB  vom  It^.  Mai  IdSl,  betrefl^end  die  PenaioQBbehaodlang 
der  Profesgoren  an  der  theolog.  Facultät  der  üni?,  in  Krakau,  wornaoh 
dio  BesUinmaDg  des  §.  l  des  Gesetzefl  vom  9,  April  1870  auch  auf  dia 
FntL  der  (beolog.  Fa^caltat  in  Krakau  Anwenduag  zu  Buden  hat. 

Yerordouiig  de»  Gesatntntministeriums  vom  IL  Januar  1862, 
betreffend  eine  Änderuug  ia  dorn  8cheaii  für  die  Bemea^uag  dt^r  Äcti- 
TititssQlagen  der  Staatsbeamtön,  a.  VerorduuJig«bl.  Jahrg.  1882,  Stück  Y, 


Personal-  und  Schulnotizen. 
Erneniinngen  (December  1881  —  Marx  1882). 

Dem  Minist* rialsecretär  im  Min.  für  C.  und  U^  Dt,  Karl  Lind, 
wmde  in  Anerkennoiig  leiner  varsagUchen  Dienstlciatang  der  Titel  und 
Obmkter  eines  Sedionaratbäs  T«rUeheri  (ti.  h.  Ent«chK  v.  1.  Januar  K  J»), 

l>er  Privatdoceot  0r.  AJbin  BrAf  cum  a.  o.  Prot,  der  politischen 
Ökonomie,  der  Priratdctceut  Dr.  Joseph  Stupeck^  zum  a.  o.  Prof.  doä 
M«rr.  Civil-  und  Bergrechtes  uud  der  Privatdocent  Dr.  Leopold  Hejr- 
roTsk^  zQca  a.  o.  Prof.  des  r6m.  Reehtd*,  jammtliche  mit  bühiniiKh«r 
Vbrtrflg^pracbi>  an  der  Univ.  in  Prag  (a.  h.  Eatsohl.  vom  4.  Januar 
1.  J.);  der  ord.  Prof.  an  der  Umv.  in  Graz,  Dr.  Hans  Kund  rat,  tum 
ord.  Prof.  der  pathologiscKen  Aoatoniij)  uod  Vor!»tande  des  paib.-anat* 
iDttitutas  an  der  Univ.  in  Wien  (a.  h.  EotschL  vom  2G.  Januar  l.  J.); 
d«r  mit  dem  Titel  eines  o,  o.  Universitatsprof.  ausgezeichnete  Privat- 
docent  Dr  Krnst  Borner  zum  unbesoldeten  a.  o.  Prof.  der  Geburts- 
hilfe «ad  Gynäkologie  an  der  Univ.  in  Gra^  (a*  h.  BntschK  vom  18.  Ja- 
miar  L  J.);  der  Privatdooent  Dr.  Marian  Sokolowski  zum  a.  o.  Prof. 
d«r  Knnatgeachichte  an  der  Unir.  in  Krakau  (a,  h.  Kntschl.  v.  7.  Fe- 
hnmr  l  J.). 

Dir  Prof.  der  t«cbii.  Hoeiiscbule  in  BrÜnn  Hegierungsratb  Fried- 
ri- '    ^  !ii  ord.  Prof.  (Ler  mechauisehen  Technologii^  an  der 

^v  Uuiti  (Ib.  h.  Enttfchl  vom   2.   J;*nunr    l    S.l    Dem 

Dfcffv*;«  ^^  "  "'*ut»-Bealschulo    und  Honorardocent^jn   der 

disisc]  n  Prag  Karl   von   Ott   wurd«.*   der   Titel 

lad  C  v.r»..,K.„,  /a.  Ik  KntschU  v,  2iK  Dec  1881). 

r    techn.    Hochschub'    in    Wien 
Pnun  1  r   Anstalt    (a.    h.    EntocbL  vom 

39,  Januar  L  J.^ 

Die  Zulassung  des  Dr.   Felix   Ritter  von   Losehan  als  Privat- 
doecnt  für  physische  Ethtvoeraphio  an  der  medicin.   Facult&t  der  Unit* 
in  Wien  und  des  Angust  Wit'Wire^tt  als    Privaldocent   der    Physik    an 
techn.  Hochscbnle  in  Lemberg  wurde  bestätigt,  desgleichen  dÜAT^v 


2S8  Personal-  und  Schnluotizen. 

lassonff  des  Assistenten  Dr.  Moriz  Löwit  als  Privatdocent  f&r  experi- 
menteue  Pathologie  an  der  medicin.  Facnlt&t  der  Uni?,  in  Prag  and 
des  Dr.  Lothar  Ritter  von  Dargnn  als  Priratdocent  für  deutsche  Keichs- 
und  Bechtsgeschichte  und  deutsches  PriTatrecht  an  der  jur.  Facnlt&t 
der  üniy.  in  Erakau,  des  Dr.  Moriz  Fieric  h  als  Privatdocent  f&r  den  röm. 
und  Österr.  Civilprocess  an  der  jur.  Facultat  der  üniv.  in  Krakau  und 
die  Ausdehnung  der  venia  legendi  des  Privatdocenten  f&r  Chemie  der 
Pflanzenstoffe  an  der  techn.  Uochschuie  in  Wien  Zd^oko  H.  Skraup 
auf  das  gesammte  Qebkt  :der  allgemeintn  Chemie, 

Zum  Mitgliede  der  staatswissenschaftl.  Staatsprüfun^scommission 
in  Wien  der  B^ierungsrath  der  Direction  für  administrative  Statistik 
Gustav  Schimmer. 

Zum  Co6zaminator  heim  2.  medicin.  Bigorosum  an  der  Univ.  in 
Prag  der  Privatdocent  Dr.  Theodor  Petfina  und  zu  dessen  Stellver- 
treter der  Privatdocent  Dr.  Friedrich  Ganghofner. 

Zum  Präses  der  2.  Staatsprüfungscommission  für  das  Hochbau- 
fach an  der  deutschen  technischen  Hocnschule  in  Prag  der  ord.  Prof. 
dieser  Anstalt,  Joseph  Zitek. 

Zu  Mitgliedern  des  La^desschulrathes  in  Dalmatien  für  die  dritte 
sechsjährige  Functionsneriode :  der  Domdechant  Gregor  Bai6eviö,  der 
Erzpriester  Georg  Nilolajeviö,  der  Director  des  Staats-Gymn.  in 
Zi^  Josef  Peri£i6  und  der  Prof.  an  dieser  Anstalt  Jakob  Bogliö  (a. 
h.  Entschl.  vom  6.  Januar  1.  J.). 

Der  Gymnasialdirector  Dr.  Anton  Tille  zum  Landesschulinspector 
für  Böhmen  (a.  h.  Entschl.  vom  2.  Februar  1.  J.). 

Zum  Lehrer  am  Gymn.  in  Bovereto  der  Privatdocent  an  der  Wie- 
ner Univ.  Dr.  Anton  Jve,  zum  Lehrer  am  Bealgymn.  in  Wittin^au  der 
Hilfslehrer  an  der  Staatemittelschule  zu  Tabor  Anton  Setelik,  zum 
Lehrer  am  siav.  Gvmn.  in  Brunn  der  Supplent  am  slav.  Gvmn.  in  Ol- 
mutz  Franz  Bät^k,  zum  Lehrer  am  Gymn.  zu  Sambor  der  Supplent 
daselbst  Franz  Nowosielski. 

Der  Gymnasialprof.  Comel  Kossak  zu  Sambor  wurde  in  gleicher 
Eigenschaft  nach  Tamow,  ebenso  der  Lehrer  Josef  Baron  von  Sambor 
an  das  Gymn.  in  Jasto,  der  Prof.  Ludwig  Berezowski  (im  Posten - 
tausche  mit  letzterem)  von  Jaslo  an  das  Gymn.  in  Sambor  aus  Dienstes- 
rücksichten  versetzt  und  der  Prof.  am  Gymn.  in  Sambor  Leon  Erö- 
kowHki  dem  Gymn.  in  Bzeszow  zur  Dienstleistung  zugewiesen. 

Zum  Director  der  Handeis-  und  nautischen  Akademie  in  Triest 
der  Yicedirector  der  Centralanstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus 
Ferdinand  Osnaghi,  mit  Belassung  des  ihm  zukommenden  Titels  und 
Charakters  eines  LandesschulinspecEdrs  (a.  h.  Entschl.  vom  15.  Ja- 
nuar 1.  J.). 

Von  der  k.  k.  wies.  Gymnasialprüfungscommission  in  Krakau  im 
Studienjahre  1880/81  approbierte  Lehramtscandidaten :  Latein  OG.  (Er- 
gänzungsprüfung):  Franz  Szyndler  (poln,  und  deutsch),  class.  Phil.  ÜG.: 
Ladislaus  Eoczydski  (deutsch),  deutsche  Sprache  OG.,  class.  Phil. 
UG. :  Sigisround  Eunstmann  (poln.  und  deutsch^;  deutsche  Sprache 
OG.,  Geographie  und  Geschichte  UG. :  Mathias  Eolczv kie wie z  (poln. 
und  deutsch);  deutsche  Sprache  OG.  (Ergänzungsprüfung) :  Paul  Do- 
brzanski,  Felix  Urbadski  (deutsch);  poln.  Sprache  OG.,  deutsche 
Sprache  und  Geopraphie  und  Geschichte  UGF.:  Paul  Bryla  (poln.),  philos. 
Propädeutik  (Erweiterungsprüfung):  Sigismund  Uranowicz  (poln.); 
Matnematik  und  Phvsik  OG.:  Stanislaus  Zabawski  (poln.);  Physik 
OG.  (ErgänzungsprüruDg) :  Joseph  Balon  (poln.  und  deutsch);  Natur- 
geschichte OG.,  Mathematik  und  Phvsik  tlG.:  Franz  Bieniasz,  Jo* 
seph  Przybylski  (poln.),  Easimir  Bobek,  Joseph  Erupa  (poln.  und 
deutsch). 


Nekrologie. 


280 


Zvm  Director  der  LehrerbildungsanBt&tt  in  Leitmeritz  der  Prot 
«1  der  deotachen  L«hrerbtldangsatistalt  ia  Pr^*    Franz   Wiedemaoa, 

Zar  wirkl.  Übangsschnlunterlehrerin  aa  der  Lehrerinnenbildungs- 
lastalt  in  Grai  die  pwv.  ÜbuD^scbulmiterlehrdriii  dasei bet.  Am.  Haas* 

Zum  wirkl*  Lehrer  f^  die  mechanis^ib-techiiiscbeQ  F&cber  au  der 
Staalsgewerbei^cbule  iti  Reichenberg  der  Maacbineniogejiiear  Tbeobald 
Dtmuth  in  Wien. 


AuszeichnungeD  erhielten: 

Der  ord,  Prof.  der  deutechea  Sprache  and  Literatur  an  der  ünir. 
in  Krakau  Begier un^^rath  Dr.  Tbooiad  Bratranek  aus  AnlasB  eeiner 
anf  aein  Ansucben  erfolgteo  Veraeücang  in  den  bleibenden  Ruhestand 
ia  neuerlicher  Anerkenuang  soiDer  viüljahrigeu  vorzüglichen  lehramt* 
lieben  and  wissenschikftlichen  Thätigkeit  den  Orden  der  etaernen  Krone 
IIL  a.  (a.  b.  Ent.«chL  vom  27.  Dec.  1881). 

0er  ord.  Prof,  an  der  Wiener  tecbn.  Hocbecbnle  Or.  Andrea« 
Koruhu ber  in  Anerkennung  aeiuer  vielfachen  nm  die  Wiasenscbaft 
und  ihre  Lehre  erworbenen  Verdieuste  den  Orden  der  eisernen  Krone 
111.  OL  and  der  a,  o.  Univ.-Prof.  in  Wien  Dr.  Mar  Leidesdorf  in 
Anerkennaoe  seiner  vieljährigen  ersprieDlicben  Wirksamkeit  das  Ritter* 
kreni  des  Fran*  Josepb-Ordena  (a,  h.  Entschl.  v,  10.  Januar  l   J ). 

Der  Director  der  StaatsoberrrealsGhale  auf  dem  Scbottenfelde  in 
Wien  Joseph  Karl  Streinz  io  Anerkennung  seines  vieljäbrigea  Ter- 
dieniftliohen  Wirkens  im  Lehramte  den  Xitel  and  Cbarakter  eines  Be- 
gierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  vom  6.  Januar  l  J.)- 

Der  Ltndesscbulinspector  in  Böhmen  P.  Leopold  Hradil  an- 
Itelich  der  von  ihm  erbeteneu  Übernahme  in  den  bleibenden  Ruhestand 
in  Anerkennong  seiner  vieliährigen,  treuen  Dienstleistung  das  Ritter« 
kreua  des  Frans  Joseph-Ord[ens  (a.  h.  EntscbL  vom  9.  Februar  1.  J,)- 

Der  pens.  Eauptlebrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Ohnütf 
Frans  Schmied  das  goldene  Verdienstkreui  mit  der  Krone  (a.  h. 
fiatMhL  vom  16.  Februar  l  J.)* 

Der  Canonicui  des  Goliegiatcapitels  bei  Allerheiligen  ob  dem 
Pnger  Schlosse  und  Prof.  am  Nenstadter  Gjmn.  in  Prag,  Laurent 
Hafen  richte  r,  2um  Dechaut  des  genannten  Capitels  (a.  h*  EnUchl. 
fem  11  Februar  l  J.). 

Seine  k.  und  k.  ap.  Majestät  haben  mit  a.  h.  Entschl,  rom  2.  Ja- 
noar  L  J.  die  Publication  des  Sectionsrathes  im  Min.  ftir  C.  und  Ü. 
Afttuid  FFotherm  Ton  Dnmreicher:  „Ober  die  Aafgabeu  der  Unter- 
richtspoliUk  im  ladastriestaate  Osterreich*'  der  a,  g.  Aunahme  zu  wür- 
digen und  dem  Aator  die  goldene  Medaille  fUr  Kunst  and  Wissenschaft 
*»  g.  tu  verleihen  geruht. 


Nekrolog!  e. 
(Deoember  1881  bis  Mars  1882 ) 

Am  30.  I>ecember  v.  J.  in  Berlin  der  Prof.  an  der  k.  Akademie 
der  Künste  in  Berlin,  Ka.rl  Domschke,  70  J.  alt 

Am  31.  December  t.  J.  in  Hamborff  der  sweite  Capellmeister  am 
dorUgen  Stadttbeikter,  August  Can  thal»  als  populärer  Componist  bekannt, 
TbJ,  «iL 

Am  2.  Januar  L  J.  in  Paris  der  frans*  Maler  Alfred  Dehodenca, 
dir  tich  dnrth  seiae  lebensvollen  Daratellangen  aus  Spanien  und  Nord* 
ftfrika  einen  großen  Bnf  erwarb,  59  J.  alt,  und  in  Petersburg  der  Ge- 
heimfitb  Basil  Gregorien,  früher  Ptof.  an  der  Univ.  in  Petersburg, 
67  J.  alt. 

Am  B,  JanoiT  l  J.  in  Beigate  der  bekannte  Komanschriftsteller 
mUftm  Harbon  Alatworlh,  7f  J.  alt,  in  E9ln  der  Pinof,  am  dortigen 


HO  Nekrologie. 

GooMTYStorinvi,  Karl  Seh  neide  r,  59  J.  alt^  und  in  Paris  der  BiMhaner 
Michel  PascAl,  68  J.  alt. 

Am  4.  Januar  L  J.  in  Wien  der  berfkhmte  Ebebhahnteehniker 
WUhetm  Heliwag,  54  J.  alt,  and  in  Nenyork  der  Prof.  der  Natu* 
witeenscbaflen  und  Cäieaie  &.  Draper,  doreh  leine  Hietorj  of  the  in- 
tiUeetnal  developeaant  of  Sarope  berühmt,  70  J.  alt 

Am  6.  Januar  1.  J.  in  Florenz  der  englische  Arohfieloge  ond  fiiv 
forscher  der  Rainen  von  Karthago,  N.  Daris. 

Am  10.  Janaar  1.  J.  in  Florenz  der  namhafte  ital.  Bildhaaer, 
GioTanni  Dapr^,  64  J.  alt. 

Am  11.  Jannar  1.  J.  in  Köln  der  Prof,  an  der  Unit,  in  Lüttich, 
Dr.  Theodor  Schwann,  ein  berühmter  Physiologe,  71  J.  alt. 

Am  12.  Jannar  1.  J.  in  InnslmK^  der  rühmlich  hekannie  Q^sChiehts- 
forscher  Dr.  Karl  Friedrieh  fitamnf- Brentano,  Prc^.  «n  der  dortigen 
Uid?.,  52  J.  alt,  als  Gelehrter  ona  treffticher  Charakter  bochgeecbütst 

Am  13.  Januar  1.  J.  in  Paris  der  Prof.  an  der  Ecole  pratiqae 
des  haates  Stades  und  an  der  Facult^  des  lettres,  dann  zweiter  Biblio- 
thekar an  der  Bibliothek  der  UniYersitftt,  Dr.  Charles  Granx,  als  Schrift- 
steiler  auf  dem  Geliiete  der  eiaes.  Philologie  und  als  Mitredactewr  der 
Reyne  de  Philologie  and  der  Beyue  critiqae  Thistoire  et  de  fittMtiue 
hochrerdient,  '29  1.  alt. 

Am  14.  Jainiar  1.  J.  der  Prof.  der  Zoologie  an  der  üniT.  zu  Lemberg, 
Dr.  Simon  yon  Sjrski,  als  Ich^yologe  yon  Ruf,  52  J.  alt 

Am  17.  Januar  1.  J.  der  Prof.  der  Kunsl^eschichte  und  Ästhetik 
am  College  de  France,  Qiarles  Blanc,  als  frachtbarer  Schriftsteller  auf 
diesem  Gebiete  bekannt,  68  J.  alt,  und  in  Paris  der  bekannte  Philologe, 
Prol  Fran9oi6  Tharot,  58  J.  alt 

Am  19.  Janaar  1.  J.  in  München  der  berühmte  Naturforscher  ond 
Reisende,  Hermann  von  Schlaginweit-Sakülünski,  55  J.  alt. 

Am  22.  Januar  1.  J.  im  adeligen  Stifte  Keppel  die  begabte  Dichterin 
Katharina  Diez,  72  J.  alt. 

Am  28.  Januar  1.  J.  in  Dreeden  der  k.  s&cbs.  Kamm«rherr  <«id 
Obersthofmarschall  a.  D.,  Hermann  Freiherr  yon  Frieseln,  durch  seine 
SlUikespeare-Studien  bekannt,  79  J.  alt,  and  in..Badapest  der  Schriftsteller 
Kaui  Kertböny,  eig.  Benkert,  durch  seine  Übersetzungen  yon  Werken 
der  mat^arischen  Literatur  yerdient  1824  zu  ¥Flen  ^boren. 

Am  25.  Januar  1.  J.  in  Salzburg  der  Franziskanermünch ,  Peter 
Singer,  der  Erbauer  des  yon  ihm  gespielten,  kunstreichen  Pansym- 
phomkons. 

Am  26.  Januar  1.  J.  in  Edinburgh  der  berühmte  Arzt  Sir  Robert 
Christison,  durch  seine  toxikdogiBchen  Forschungen  berühmt. 

Am  29.  Januar  1.  J.  in  Dijon  der  Decan  der  Xfniy.  zu  Dijon,  Felii 
Billet,  als  physikalischer  Schnftsteller  genannt,  74  J.  alt. 

Am  1.  Februar  1.  J«  in  Wien  der  Yicepräsident  der  Akademie  der 
Wissenschaften,  Adam  Freiherr  vpn  Burg,  auf  dem  Gebiete  der  höheren 
Mathematik  und  Maschinentechnik  yon  europäischem  Rufe,  84  J.  alt, 
and  in  London  der  ital.  Opemcomponist  Fabio  Campani,  67  J.  alt. 

Am  3.  Februar  1.  J.  in  X^andeck  der  treffliche  Geschichts-  und 
Genremaler,  Eduard  Stein  brück,  79  J.  alt 

Am  4.  Februar  1.  J.  in  Marseille  Antoine  Bnssy,  .Mitglied  der 
frans.  Akademie  der  Wissenschaften,  durch  seine  ^otdeckungen  auf  dem 
Gebiete  der  Physik  und  Chemie  yerdient,  88  J.  alt,  und  m  Wien  der 
heryorragende  Emaillear,  Joseph  Chadt 

Am  7.  Februar  1.  j.  in  Brüssel  der  Historienmaler  Edouard  de 
Biefye,  73  J.  alt 

Am  8.  Februar  1.  J.  in  Cannes  der  berühmte  Romanschriftstellex^ 
Berthold  Auerbach,  70  J.  alt  .  ,., 

Am  IL  Februar  1.  J*  in  Darmstadt  der  HofcapeUmeister .  .Gustay 
Schmidt,  Compenist  mehrerer  .0|>em^  -65  J.  alt,  in  Jffaitend  der  .V^ 


Entgegnoog. 


Ml 


ER  der  dörti^eD  RaühUcbule,  Franz  Haves,  ein  hervorragender  Hiatorion- 
malefi  ^1  J.  &U,  und  in  Aohah  in  Westfalen  did  begabte  No?ellbitiii, 
Uarie  Landen,  t>7  J.  alt. 

Arn  14.  Ftibraar  ].  J.  in  Niz^a  iUi  groDe,  sittlich  ernste  Satiriker» 
Eturi  Angnste  Barbier^  76  J«  alt. 

Am  17.  F<^brua^  IJ.  in  Basel  der  berühmte  Kupferstecher,  Friedrich 
Wober.  68  J,  alt. 

Aui  28.  Februar  l  J,  iu  Nix%a  der  ber&hmte  schweizerische  Natur- 
forscher, Prüf,  der  Geologie  in  Keaenburg,  Eduard  Desor^  1811  zu 
Friedrichadorf  bei  Homburg  a.  d,  U^  gt^boreu,  und  in  Pariü  der  Historien- 
maler Louis  Felix  Leu  liier. 

Am  2'2,  Februar  L  J.  in  Altooa  der  berühmte  Astronom,  J.  J. 
äi<;verä,  77  J.  alt. 

Am  24,  Februar  L  J,  in  Frankfurt  a.  M.  der  Maler  Morijt  Oppen- 
heim, durch  seine  charakteristische  Wiedergabe  des  jüdischen  FaxnÜien- 
lebend  hervorragend,  bO  J.  alt. 

Am  27.  Februar  L  J.  in  Drenden  der  Prof.  der  Kupferatecherei  an 
der  k.  Kunstakadetnie  und  Director  der  k.  iSammluDgen  der  Kupferstiche 
und  Haudzeicbuungen^  Wilhelm  Grüner,  bl  J.  alt,  und  in  Paris  der 
bekannte  Klairiervirtuose  und  Componist,  Alfred  Jaell^  50  J.  alt* 

Am  2ti.  Februar  1.  J.  iu  Harn  barg  der  iu  weiteren  Krdaen  bekannte 
OrienUlist,  Dr.  Gustav  Morii  Kedslob,  78  J.  alt 

Im  Februar  L  J.  in  Koni  Patii^tiale  Adinolfi,  einer  der  größten 
KsAuer  der  Geschichte  des  mittelalterlichen  Rom,  in  Leiden  der  bekannte 
UinririDaler  A.  H.  Bakker-Korf,  in  Wiesbaden  der  ebemaligf  Prof.  der 
A:^t»"!'"-i '  an  der  Univ.  zu  Amsterdam»  J)r.  C.  J.  Matthes,  ein  hervor- 
tü  Athematiker,  und  in  München  der  Genre-  und  Historienmaler, 

EiL_-  1  -    Lilich* 

Am  L  Mär2  l,  J,  in  Berlin  der  Director  der  neuen  Akademie  der 
Tonkunst  daaelbst,  Dr.  Theodor  Kullak,  G3  J.  alt,  und  in  Weimar  der 
Uath  Dr,  Philipp  Sondershausen,  der  Letzte  von  Altweimar,  durch 
»aine  Arbeiten  über  jene  Periode  bekannt,  92  J.  alt. 

Am  2,  Marx  L  J.  in  Wieu  der  ord.  Prof.  an  der  Uni?,  und  VorsUnd 
der  medictn,  Klinik,  Hofratb  Dr.  Adalbert  Dncbek,  als  Mann  der 
Wisaenscbaft  Schriftsteller  und  Lehrer  antgexeichnet,  57  J.  alt,  und  in 
BreaUn  der  Prof.  an  der  dortigen  modicin.  Facuitat,  Dr.  Oscar  Simon» 
eine  Autorität  in  Htiutkrankheiten,  37  J.  alt 

An£ing8  Mari  io  Paris  der  satirische  Schriftst^Uer  Ludwig  Ka  1  isc  b, 
itin  Vetflcin  der  deutschen  Colouie  in  Paris,  lbl4  xu  Point sch-Lisia  ge- 
boten. 


Ent^egnang    meinen    Faustcominentar    betreffend 
s.  1.  Heft  L  J,  dieser  Ztschr.  S.  53 — 57. 

AU  meise  Fiastausgabe  erschien,  sah  ich  mannigfachen  Bedenken 
«nUreücn.  die  dagegen  auftauchen  würdi^n,  wie  dies  auch  im  Vorwort  des 
f>>  li^  atsgr'i^prochen  ist.  Dennoch  hatte  ich  das  Glück  freundliche 

Ar  I .^^  und  wärmste  Zustimmung  genug  zu  Ünden   und  zwar  von 

Fieuiden,  darunter  Namen  bohen  R^nK'es,  und  swar  in  Deutschland, 
Irland,  Fninkreicb  und  Belgien.  In  Österreich  freilich  nur  in  den  poli- 
tischen <  VVabreiid  im  Auülaude  Berichte  und  „eingehende  Kritiken 
wiiMtn^  u  Cbarakters  erschient»n,  war  in  Österreich  in  dieser 
Hinaiclu  .iih*-  aiilL  Es  fehlt  un.^  an  geeigneten  Organen,  —  Nun,  die 
Zfliiichrift  fftr  die  österr.  Gymnasien  haben  wir  docb;  eine 
tf^i*  ^''*  Yon  grof^n  Verdiensten  und  auch  von  großem  Gewicht.  In 
dl                  hrift  erscheint  denn  auch  in  der  That  endlich*;  eine  Bu* 


*\  Ich  erhielt  die  Nummer  25.  Febr.  ISffiL 


v& 


sprecbiiDff  meines  Faustcommentars,  d.  h.  des  ersten  Theiles ,  der  schon 
vor  IV«  Jähren  erschienen;  der  ebenfalls  bereits  längst  erschienene  zweite 
Theil  bleibt  unberührt!  —  Dies  ist  nun  eine  Besprechung,  die,  als  einsige 
yersp&tete  Stimme  in  Österreich  nothwendig  einen  traurigen  Eindruck 
machen  muss,  in  Hinblick  auf  das  viele  Treffliche,  das  im  Auslande  über 
denselben  Gegenstand  gesagt  ist!  Sie. .ist  schwach  genug.  Ich  gehe  gar 
nicht  ein  auf  den  Punkt,  dass  einem  Österreicher,  der  im  Auslande  ge- 
ehrt wird,  in  der  Heimat  eine  solche,  ebenso  nichtssagende  als  feind- 
selige Aufnahme  widerföhrt :  dass  ein  junger  Mann,  der  sich  erst  zu  er- 
proben hat,  es  für  passend  nndet,  einem  älteren  Manne,  der  lange  Jahre 
hindurch  doch  vielleicht  nicht  ganz  erfolglos  gelebt  und  gestrebt,  so 
g[egenüberzutreten !  —  Mit  der  Miene  ungeheurer  Überlegenheit  erlaubt 
sidb  dieser  Herr,  im  Widerspruch  mit  alier  Welt,  geradezu  zu  erklären, 
dass  meine  Arbeit  ein  ganz  verfehltes  Unternehmen  sei!  Ja,  wer 
ist  denn  dieser  gewaltige  Geist,  der  auf  hochstehende  Männer,  die  das 
Gegen  theil  behaupteten*),  mit  solcher  Überlegenheit  herabsieht?  —  Ist 
68  Gott  Apollon  selbst  oder  ist  es  etwa  nur  Zoilo-Thersites  ?  S.  Faust 
2,  845  f.  —  Nun,  es  ist  Herr  M.  Werner  in  Grätz!  —  Wenn  den  ge- 
neigten Lesern  bei  diesem  Namen  nichts  besonders  Merkwürdiges  ein- 
fallen sollte,  so  hat  sich  Herr  W.  hier  bemerkbar  gemacht,  m  einer 
Weise,  dass  sie  ihn  kennen  lernen  können.  £)r  erscheint  als  ein  Mensch, 
der  gewaltig  Lust  und  Muth  hat  an  seinen  Nebenmenschen,  von  dem  es 
heißt  er  habe  etwas  Löbliches  vollbracht,  heranzutreten,  um  ihm,  wo 
möglich,  einen  Dolchstoß  zu  versetzen.  Zum  Glück  ist  seine  Waffe  stumpf 
und  gieng  auch  der  Stoß  daneben.  —  Schon  vor  einem  Jahre  hörte  man, 
Herr  W.  habe  den  Plan  gehabt  das  Werk  zu  besprechen,  habe  ihn  aber 
aufgegeben,  da  ihn  dies  zu  weit  geführt  hätte.  £s  muss  ihm  viel  Kopf- 
zerbrechen gemacht  haben.  Da  nun  das  Opus  denn  doch  an  den  Tag 
getreten,  dachte  ich  nicht  anders,  als  Herr  W.  habe  eine  höhere  Ein- 
gebung von  irgend  Jemand  erhalten.  Als  ich  es  eelesen,  sah  ich  freilich 
meinen  Irrthum  ein.  Nein,  das  hat  Herr  W.  Alles,  ganz  alleine,  selbst 
gemacht!  Es  ist  ein  Naturselbstdruck  seines,  nicht  eben  reich  ausge- 
statteten Geistes!  —  Er  wirft  sich  vor  allem  auf  das  ergiebige  Thema, 
dass  ich  unnöthige  Erklärungen  und  Citate  gegeben  hätte.  Darüber  lässt 
sich  natürlich  in  infinitum  discutieren  s.  meinen  2.  Th.  S.  XV.  Zum 
Beweis  belustigt  sich  denn  Herr  W.  z.  B.  über  mein  mhd.  Citat  zu  der 
Lesart:  Mein  Leid  ertönt  der  unbekannten  Men^e.  Als  ob  Groethe 
den  Morungen  gelesen  hätte!  —  meint  er.  —  Herr  v.  Loeper  sagt  zu 
diesem  Citat:  es  wird  damit  äußerst  glücklich  die  richtige  Lesart 
unterstützt.  —  Herrn  Werner  zu  erklären,  was  er  hier  nicht  versterbt, 
das  lohnt  wohl  nicht.  Ich  hätte,  meint  er,  mein  Publicum  für  dumm  ge- 
halten! —  Es  thut  mir  leid,  dass  ich  mir  nach  diesem  ürtheil  denn  auch 
mit  meinem  2.  TheQ  nicht  seine  Zustimmung  erwerben  werde.  Ich  macAite 
es  nämlich  im  %  Theil  gerade  so  wie  im  ersten  und  zwar,  bestärkt  durch 
die  Zuschrift  eines  hochstehenden  Mannes,  dem  ich  schon  eine  höhere 
Urtheilsberechtigung  zusprechen  muss,  als  Herrn  W.,  der  mir  über  den 
1.  Theil  schrieb :  „In  der  fortlaufenden  Erklärung  erfüllen  Sie  das  Ideal, 
indem  Sie  Alles  erklären  was  dazu  auffordert,  andererseits  auch  nichts 
Fremdartiges  heranziehen. "  Wenn  Herr  W.  nur  die  deutschen,  englischen, 
fruiiösiachen  Kritiken,  die  ich  am  Schluss  nennen  will,  lesen  wollte, 
würde  er  einsehen  lernen,  was  ich  anstrebte  und  was  vom  Philologen  hier 
BU  fordern  ist! 

^)  Ich  nenne  von  Philosophen  Fr.  Th.  Vis  eher  in  Altes  und 
Neues  2,  S.  VI— VIII;  von  Philologen :  den  Goetheforscher  von  Loeper 
LiteraturbL  für  german.  u.  rom.  Philologie  1881,  Nr.  4.  Ztschr.  £  d. 
Alterthum  u.  Lit  XXV,  S.  452  1  —  Bartsch  Gegenwart  186L  8.  Jänner. 
Dr.  Gustav  Balke,  Allg.  literar.  Correspondenz  188L  1.  März.  Jüngst 
Wold.  Freiherr  v.  Bied^rmanii  WiuanichfItL  Beilage  d.  Xnz.  Ztg. 
iÄE  17.  18. 


Herr  W.  isehi  über  woiter,  er  findet:  von  meinen  Aiimerkuugren 
wiren  «Fiele  lobhaft  zu  bestreiten!'*  Man  begreift  nicht  warum  Herr  W, 
idn«r  Lebbaftigl:  ' ^  '■'.' auferlegt  und  es  Dicht  thut?  Wir  hätten  ihn 
g»r   itu  gern   ,1  ^;ehen!   Er  geht  noch  weiter,  er  flüstert:   es 

wrr^'^"     vr.,,  .,!/,,  ^^.. .^  Dinge  behauptet!**    Dazu  werden  einige  Vera» 

i  t,   aber  es  wird   nicht  eingegangen  auf  diese  geradezu 

Vd  ^     Welche  Gelegenheit  hätte  sich  da  geboten  für  Herrn  W. 

xn  »Igen,  dass  er  Philologe  ißt,  was  wir  in  der  That  noch  nicht  wissen* 
Wenn  man  so  die  Miene  des  Meist^rB  annimmt,  da  möchte  die  Welt 
doch  anch  Bcwciae  gehen I  Freilich  muss  ich  hier  nor  gleich  erklären: 
MI  freundlicho  Anerkennung  dieser  Thoil  meiner  Arbeit  auch  gefunden 
(**.  t.  B.  in  Zarnckes  Centralblatt  3.  Febr.  1881),  den  Schwerpunkt  lege 
tdi  wahrhaftig  nicht  in  diese  Kleinigkeiten.  Ich  lege  ihn  in  die  Dar* 
leganff  der  EDtst«hnng  nnd  der  Idee  der  Dichtung,  von  wo  das  Licht 
amgioen  mass  auf  alles  Kinielne.  Damit  meine  ich  den  Theü  meiner 
Amit,  von  *  -n  Hi^rr  v.  Loeper  aikgt:  ^Können  diese  Resultate  auch 
nicht   als    ;  ^'d   angesehen    werden,    &o    behalten    diesü    Unter^ 

fiichunt''>»'  ihren  Wert,  Wer  sich  mit  diesen  Fragen  beachMUgt, 

darf  üi  umgehen  und  ist  genöthigt  an  dem   neuen  Lichte 

»eine  •langen   neu  lu  prüfen.**  —  Aber  auf  dies  Gebiet 

ni  eo,  das  luuthe  ich  Herrn  W.  doch  nicht  zu;  es  wäre  grausam! 

I*.i  ^  ihm  wohl  der  Athem  aus,  —  Er  bleibt  hübsch  in  der  unteren 

Ii«igiujj  Uüd  glaubt  mich  zu  treffen  mit  Ausateiluugen  von  der  geist- 
reichen Art  wie  die  erwäimten!  Und  alles  das  wird  so  kaltblütig  und 
«olbttipefälUg  hingeschrieben,  so  ohne  alles  Verständnis  fUr  den  Gegeuatand, 
om  den  es  sich  hier  handelt,  sowie  von  der  Aufgabe,  die  ich  mir  gestellt 
Uli*  ■  M  in  manchen  Funkten  doch  vielleicht  für  gelöst  halten  darf! 
l'  durfte    nun  Herr  W.»  wenn  er  was  davon  verstand,  nicht 

ftUi-iiicii.  Er  musste  es  erwähnen,  ja  anerkennen,  wie  dies  andere  gethan 
oder  iir  musste  es  widerlegen,  wenn  er  einen  nicht  mit  seinen)  durch 
und  durch  kleinlichen  Tadel  geradem  herausfordern  wollte  an  gewisse 
Veno  SU  ohnnern,  von  dem  &opf,  der  immerfort  an  schalem  Zeuge  klebt, 
mit  gieriger  Hand  nach  Sehätzen  gräbt  und  froh  ist,  wenn  er  Bogen- 
vflrmer  nndet!  ^  Nur  ^n  öiner  Stelle  macht  er  einen  positiven  Gegen* 
rorachUg,  nämlich  lu  meiner  Erklärung  der  Stelle  (Vers  49—52)  vom 
1.0  Och  er  häuf  den  bis  ans  hohe  Gewöib  hinauf  ein  angeraucht 
Pnpitr^r  nm steckt.**  Ich  erkläre  S.  LXXXVI:  „Der  Dichter  meint  die 
B;    '  Ganien,   an   denen  Alles   was   daran  Papier  ist,   Papier  das 

h.  .  da» wischen  steckt,  angeraucht  ist,"  Diese  Erklärung  erlaubt 

neu  iicrr  \\\  ein«  ^hornble**  zu  nennen  und  setzt  kurz  und  büudtg  hinzu; 
^Aplfr  wohl  =  Tapeten}!'*  —  Nun  wissen  wirs!  Fausts  Zimmer 
wif  aI>"  t  .i...i^.  !>(!  WtDD  man  sagen  will:  ein  Zimmer,  in  dem  eine 
&iVlit>t  .sei  mit  Tapeten  bekleidet ,  so  läast  sich   das  poetisch 

aa«dr&>  die   Bücher  sind   mit   „Papier  umstecktl*^  —  Dieae 

l'!robf  N^  i     wir  von  Herrn  W.s  höherer  Philologie  in  seiner 

KHUk  nen.  Es  ist  wenig,  aber:  ex  ungae  leonem! 

Bei  ^  t  lu  tadeln,  ja  su  verletzen  ist  eine  solche  Sterilität 

dia  G«tfltc»  M*nd;  sie  hat  geradezu   etwas  GreiaenhAftes.   Datn 

Hirr  W,  bei  ;LÜ€düm  noch  sehr  jung  ist,  weiss  ich  wohl!  —  Der  Witz, 
dtn  CT  sich  erlaubt,  ich  hätte  das  oben  erwähnte  mhd.  Citat  nur  gebraucht 
om  IQ  leigen,  da«s  ich  chis  Lexcitcbe  Wörterbuch  nachsuBchhi^n  Ter- 
ilflif«  ist  ao^r  knabenhaft,  I«h  will  hier  nicht  sagoa.  welohe  Art 
liAiidgrtlfhchcr  Zurechtweisung  jüngere  M&noer  für  die  einiig 
fkblife  Beantwortung  eines  sulcheu  Angriffes  halten     —  Das  Lexeradie 

W&rtfrVocb   -"    > —- <>   "!■  i  ^   ...,  l,.„..i,   y^^d  Herr  W.   war  wohl 

noch  gmr  m  istst^ckc    zum  Beweise  für 

mtiri.   Kunr  -  ii^en  wohl  »chon  ontrathen 

k>  I  W.  ganz  allein  iiberlasscn  sich  derselben  zu 

b<  L  ^ogtu  empfehlen  sich  auf  grammatikaliach- 

Wiikithfcch^iii  Gebiet  einmal  lU  forvachon. 

16* 


244  Erwideran^. 

Es  wäre  offenbar  seinem  Wesen  angemessen.  Dies  sehe  ich  aus 
dem,  was  er  an  meiner  Arbeit  sieht  und  ans  dem,  was  er  nicht  sieht! 
Für  die  Verszählnng  zeigt  er  großes  Verständnis  1  Schade,  dass  seine 
Anerkennung,  die  er  mir  hierin  gönnt,  von  so  problematischem  Wert  ist ! 
Zum  Glück  Dedarf  ich  ihrer  nicht;  sie  ist  mir  schon  von  bedeutenderen 
Männern  zu  Theil  geworden.  —  Was  er  nicht  sieht,  das  sind  die  Ideen- 
massen,  um  die  es  sich  hier  eigentlich  handelt,  die  in  ihrer  Gänze  freilich 
erst  mit  dem  Abschluss  des  2.  Theiles  zu  überschauen  sind.  —  Nein 
Goethes  Faust  ist  nichts  für  Herrn  W. 

Ernstere  Zurückweisung  verlangt  nur  noch  4\n  Ponkt,  der  eine  Jede 
gerade  Natur  mit  Unwillen  erfüllen  muss.  Die  Anerkennung  meines 
Werkes  durch  Herrn  v.  Loepcr  geniert  Herrn  W.  —  Er  sucht  nun  die 
Bedeutung  dieses  ürtheils  mit  folgender  Unterstellung  aus  der  Welt  zu 
schaffen:  „Loeper  hat  jedenfalls  aus  zu  weit  getriebener  Liebenswürdigkeit 
l^gen  den  Concurrenten  (!)  alles  zu  erwähnen  vermieden  (!),  was 
im  Geringsten  den  Schein  der  Gereiztheit  hätte  erregen  können.**  Wer 
nun  Loepers  Kritik  meiner  Arbeit  kennt  und  daneben  obige  Insinuation 
liest,  der  kennt  dann  auch  Herrn  W.  von  der  Seite  des  Charakters  und 
sieht  ihn  leibhaftig  vor  sich.  Er  wird  kein  Wohlgefallen  an  dem  Anblick 
haben! 

Aus  Loepers  Kritik  wird  Jedermann  den  Eindruck  empfangen,  dass 
hier  mit  edelstem  unbefangenstem  Freimuth,  in  ganz  positiven  Sätzen 
ebenso  volle  Anerkennung  ausgesprochen,  wie  auch  rückhaltslos  eine  ab- 
weichende Meinung  im  Einzelnen  dargelegt  wird.  Ich  stelle  in  der  An- 
merkung*) eine  Auswahl  von  Belegstellen  für  das  Gesagte  zusammen. 

')  Loeper  im  Literaturbl.  a.  a.  0. :  ^Ihr  Vorzug  (der  in  Rede  stehenden 
Faustausgabe)  liegt  —  einmal  in  den  tiefeindringenden  Unter- 
suchungen über  die  Entstehungszelt  der  Dichtung  und 
zweitens  in  der  zum  Princip  erhobenen  Vollständigkeit  der  sachlichen, 
metrischen  und  Worterklärungen.  Jene  Untersuchungen  schließen  sich  an 
die  Schererschen  modificierend  an,  benutzen  mit  großem  Scharfsinn  das 
vorhandene  Material  und  gelangen  aus  Gründen,  welche  wesentlich,  dem 
Sprachgebrauch,  der  allgemeinen  Entwicklung  und  gelegentlichen  Äuße- 
rungen des  Dichters  entnommen  sind,  zu  ganz  neuen  Schlüssen."  —  „Ein 
anregender  frischer  Ton  geht  durch  das  Ganze,  wie  er  jedem  Herausg. 
und  Ausleger  Goethescher  Schriften  zu  wünschen  wäre."  —  „Durch  Sehr, 
sind  zu  dem  Grundstock  sicherer  Erklärungen  jetzt  eine  Menge  neuer 
hinzugetreten."  Beispiele  werden  angeführt.  —  Eben  so  positiv,  wie  sich 
hier  Loeper  ausspricht,  so  zählt  er  auf  der  nächsten  Seite  auch  eine  Reihe 
von  Fällen  auf,  wo  er  mich  corrigiert  oder  anderer  Ansicht  ist  Aus 
beiden  Bestandtheilen  seiner  Kritik  ergibt  sich,  dass  weder  dort  noch  hier 
das  Gesagte  deshalb  so  gesagt  sein  kann:  um  nicht  Gereiztheit 
eines  Concurrenten  zu  verrathen!  So  ordinär  drückt  sich  doch 
Herr  W.  aus.  Und  so  hätte  denn  von  Loeper  wohl  nicht  aus  diesem 
Grunde  auch  noch  eine  zweite,  für  mich  nicht  weniger  erfreuliche  Be- 
sprechung geschrieben  in  der  Ztschr.  für  d.  Altert,  u.  Literatur.  —  Loeper 
nennt  da  das  Werk  eine  „gereifte  Frucht  vieler  Jahre",  das  sich  selbst- 
st&ndig  neben  andere  (Kommentare  hinstellt  „vor  ihnen  durch  den  Reich - 
thum  neuer  treffender  Erklärungen  sich  auszeichnend."  —  Das  Alles  wäre 
gesagt  um  die  Gereiztheit  des  „Concurrenten"  (!)  zu  verbergen? 

Eine  der  schönsten,  geistvollsten  Besprechungen  erschien  im 
Athenäum  beige  Septembre  1881  S.  ^1  f.  Eine  zweite  in  Revue  critique 
d'histoire  et  literat.  Paris  6.  Juni  1881  S.  455.  —  Die  Engländer  äußern 
sich  kurz  aber  günstig.  The  Saturday  review  January  15.  1881  S.  91 
The  Athenäum  London  March  19.  1881  S.  393.  Das  jüngste  Urtheil  ist 
das  des  Goetheforschers  Woldemar  Freih.  von  Biedermann  a.  a.  0. :  „Eine 
Lenchte  ist  für  die  Fausttragödie  ein  guter  Commentar;  glänzendes 
Licht  verbreitet  der  von  Schröer  und  wer  uin  benutzt,  wird  sidi  von  Dank 


Erkläiung« 


245 


>tic  ich  mich  unter  normalen  Verhältnissen  wohl  nie  herbei- 
[y  mich  auch  mit  Herrn  W.  nie  uto  auäfQhrlich  bofasstf  aber  bei 
einem  solchen  Änwurf,  wie  die  Kritik  W*s,  die  in  Östeireich  so 
isoliert  dasteht«  bleibt  mir  nichts  übrig  ala  eise  solche  Gegenüber- 
ttetlonsr« 

Herrn  W.  möchte  ich  ratben.  ai  schreibe  doch  selber  einmal  etwas 
von  finigcm  Belang*  —  Dann  wollen  wir  vergessen  wnd  des  widerwärtigen 
Eindruckes  nicht  gedenken,  den  er  diesmal  —  nicht  nnr  anf  mich  allein 
—  he nr orgebrach t  Er  wird  davon  noch  zu  hören  haben. 


fSgen  den  Licbtspender  durchdrungen  fehlen''.    Herr  W.  froilich  ßndet, 
|if  aei  ein  ganz  verfehltem  Unternehmen!     Es  ist  nur  gut,   da&d 
tieb  neitiQ  Herren  Verleger  das  —  nicht  finden!  — 

Wien.  Schröer. 


Erwiderung  des  BeceDse Uten. 

Mit  einem  leidenschaftlich  Erregten  sich  in  sachlicliu  Ausriii:in<iHr- 
üotsnngen  *)  ciniula^sen,  ist  unklug,  mnial  wenn  or  fint-n  Ton  anschlagt, 
wfilch*?r  nicht  nur  in  dieser  Zdtschrift  nnerh/Vrt  ist;  stellt  mir  doch 
Herr  Prof.  Dr,  K.  J.  Schroer  sogar  Handgreirtidikritfii  in  Aussicht  Damit  be- 
gnügt er  sich  iedoch  nicht  einmal,  sondern  gibt  seinen  Lesern  deutlich 
lu  rurstehen,  ilass  die  Haltung  meiner  Recension  dorch  Hangel  an  Pa- 
triotismus ^wmnllutlst  wäre  und  verstärkt  seine  Insinuation  am  Schlüsse 
jtcines  Aufsat w«  durch  eine  nicht  lu  verkennende  Drohung-  Dies  abiu- 
wohren  hatt<!  ich  für  meine  Pdicbt,  und  zwar  nicht  bloß  in  meinem  eige- 
nen Interosaei  denn  wohin  käme  et,  wenn  ein  Beurtheilcr  sich  im  Be- 
ginn seiner  Arbeit  jedes  Mal  um  die  Heimat  des  Autors  erkundigen  und 
datlurch  seine  Ansicht  bestimirten  lassen  müssto.  Es  wird  schwerlich  Je- 
mand im  Ernste  behaupten«  dass  unser  Vaterland  fQr  die  VonQgo  oder 
Fthl  '  '  '  literarischen  Leistung  verantwortlich  sei,  welche  von  einem 
ttet  n  Staatsbürger  ausgeht  Herr  Prof.  Schröer»  welcher  Öhor- 

1^^  4«>  ^.  -  iiliche  Moment  hervorkührt,  betont  dann  noch  den  Unterschied 
'^  *  ß  aeinem  Alter  und  meiner  Jug»?nd,  verschmäht  es  auch  nicht» 
Charakter  an»ugruifen;  ich  hoffe,  wer  meine  Recension  liest,  wird 
darüber  nicht  im  Zweif*»!  sein,  daas  sie  sich  mit  dem  Werke,  nicht  mit 
dem  Verfasser  beschäftige.  Demnach  gab  es  keine  Gelegenheit  auf  die 
frülieren  Leistungen  des  Herrn  Prof.  Schröer  einsogehen ;  dies  hätte  am 
Ende  persönlich  genannt  werden  krmnen,  ich  brauche  bloG  an  Emil  Kuh 
IQ  trlniiero. 

»I  Den  ersten  Theil  des   V  imentare«  crliielt  ich  Anfangi 

J&nner  1881  von  der  Hcdactinn    i  kte  meine  Recension  Anfangs 

Ociober  18^1  ab«  d.  h.  vor  dem  Lim  ikuuju  dos  iweiten  Theiles,  welchen 
ich  mit  Zastimmang  der  Redaction  nächstens  ausfilhtlich  besprechen 
werde. 

Gf4i  Am  8.  Man  1882.  R.  M.  Werner. 


Erklärung, 

Hi^TT  Max  Ni^mey^r  in  Hr^inn  hat  in  der  siebenten  Nummer  des 

)    Jahrganges   der  ^«hcn    Wochenschrift*    meine    Plau- 

I    Studien    einer   i^  ig    nnterzoeen,    deren    Endergebnis 

acbweriich  abfälliger  gedacht  wrrdtin  Icllnnte.   i^geeehon  davon,  dass  er 

tDWne  Arbtsit  'unreif,  m  der  Darstellung  weitschweifig,  im   Druck  wenig 

cerreeV  nennt  spHobt  et  mir  jede  Methode  in  der  Handhabung  der  Teit- 


•46  Erklinmg. 

kritik,  jedes  ernste  Stadiam  des  Plantns  ab,  wirft  mir  vor,  Conjectaren 
leichtfertig  auf  den  Markt  gebracht  zn  haben  und  stellt  zaletzt  meine 
Stadien  mit  den  Arbeiten  eines  Greppert,  Weise  und  Lindemann  auf  dino 
Stnfe.  Ein  solches  ürtheil  erforderte  Begründung  und  zwar  mit  Bücksicht 
auf  die  Seite,  von  der  es  kam,  sehr  eingehende  Begründung;  denn  dass 
Herrn  Kiemeyers  wissenschaftliehe  Leistungen  auf  dem  Gebiete  der 
Plautuskritik  ihn  berech ti^n,  POlt  dergleichen  verwerfende  Urtheile  bei 
säromtlichen  Plautinem  blmden  Glauben  zu  verlangen,  das  wird  er  wohl 
selbst  nicht  voraussetzen.  Und  doch  hat  es  ganz  den  Anschein,  als  ob  er 
seinen  bloßen  Meinungsäußerungen  eine  solche  Kraft  beimessen  wollte; 
oder  wie  soll  man  anders  verstehen,  wenn  der  Recensent  kurz  und  bündig 
bemerkt  *der  Beweis,  dass  ecillam  die  erste  Silbe  stets  kurz  habe,  ist 
missglückt',  ohne  ein  Wort  weiter  darüber  zu  Terlieren;  wenn  er  über 
den  wesentlichsten  Theil  meiner  Arbeit  mit  folgenden  Worten  hinweggeht  : 
*nach  diesen  Proben  wird  man  auf  seine  Bearbeitung  der  Cantica  der 
Mostellaria,  betreff  deren  selbst  ein  Mann  wie  Ritschi  so  wenig  geleistet 
hat,  nicht  begierig  sein,  zumal  er  nach  einer  Bemerkung  auf  S.  39  von 
dem  Beginn  der  durch  Conradts  Buch  inaugurierten  neuen  Epoche  der 
Kritik  auf  diesem  Gebiet  keine  Ahnung  zu  haben  scheint.'  Der  letzte 
Ausdruck  gibt  gleichzeitig  ein  gutes  Pröbchen  von  des  Recensenten  Logik ; 
also  weil  ich  bei  der  versuchsweisen  Bearbeitung  der  Cantica  ^ines  plau- 
tinischen  Stückes  einer  auf  Terenz  bezüglichen  Arbeit  keine  Er- 
wähnung gethan  habe,  muss  ich  sie  nicht  kennen  ?  Und  darum  ist  meine 
(von  einem  gänzlich  verschiedenen  Standpunkte  aus  gemachte)  Arbeit 
verwerflich,  weil  ich  mich  nicht  des  Landen  und  Breiten  über  alle  Ver- 
suche zur  Herstellung  der  Cantica  bei  aen  römischen  Scenikem  ans- 
gelassen  habe?  Es  nimmt  mich  Wunder,  dass  Herr  Niemeyer  vergessen 
hat  mir  das  letzte  Canticum  des  Pseudulus  und  G.  Hermanns  Yermuthung 
darüber  vorzurücken,  sowie  dass  er  zur  Bekräftigung  des  mir  gemachten 
Vorwurfes  nicht  vielmehr  S.  56  citiert  hat,  wo  ich  ausdrücklich  die  Noth- 
wendigkeit  einer  Neubearbeitung  der  terenzischen  Cantica  erwähne.  Aus 
Schonung  für  mich  ist  es  sicherlich  nicht  geschehen ;  eher  wird  man  den 
Grund  dafür  in  dem  Umstände  suchen  dürfen,  dass  diese  Worte  am  Ende 
des  in  Rede  stehenden  Abschnittes  sich  befinden.  Wenn  doch  Herr  Nie- 
meyer meine  Schrift  nur  halb  so  aufmerksam  gelesen  hätte,  als  ich  MüUers 
'berühmtes  Buch*  durchgearbeitet  habe,  das  ich  nach  seiner  Meinung  *ent- 
weder  nicht  studiert,  oder  nicht  verstanden'  haben  soll !  Übrigens  hätte 
er  eben  so  gut  von  Kitschis  Prolegomenen  sprechen  können,  da  sich  die 
betreffenden  Fragen  schon  dort  in  demselben  Sinne  besprochen  finden. 
Indessen  kann  ich  solche  einfache  Negationen,  sowie  alle  hämischen 
Epitheta,  in  denen  der  Recensent  sich  gefällt,  ruhig  bei  Seite  lassen,  da 
sie  für  die  Sache  selbst  nichts  beweisen.  Viel  schlimmer  hingegen  —  und 
zwar  schlimmer  für  Herrn  Niomeyer  —  ist  es^  dass  er  es  vorgezogen  hat 
bei  vielen  Stellen,  die  er  zur  Begründung  seines  UrtheUes  anführt,  die 
Leser  der  'philologischen  Wochenschrift'  durch  absichtliche  Entstellung 
und  Fälschung  meiner  Worte  hinter  das  Licht  zu  führen.  Ist  es  denn 
etwas  anderes  als  Entstellung,  wenn  unter  der  Rubrik  'Ungeheuerlichkeiten 
auf  dem  Gebiete  der  Prosodie  und  Metrik'  folgendes  angeführt  wird: 
'Auch  werden  wir  mit  einer  neuen  Urform,  einem  holden  fospes  und  /os- 
piHwn  beschenkt,  z.  B.  Poen.  120  Is  iüi  Poeno  huiüspatruo  fospes  fuitT 
Offenbar  will  der  Recensent  dadurch  den  Glauben  erwecken,  ich  hätte  diesen 
Vers  als  plautinisch  und  als  Beweismittel  für  fospes  bei  Plautus  vorgebracht; 
ich  schneb  'darnach  ist  vielleicht  auch  der  Prologvers  usw.  zu  be- 
urtheilen.'  Oder  wer  sollte  nicht,  wenn  er  folgendes  liest  'da  Poen.  V, 
2,  98  in  den  Pall.  durch  das  passende  tibi  der  Hiat  vermieden  wird,  klagt 
er  sie  der  Interpolation  an*  meinen,  dass  ich  die  Lesart  des  Ambrosianas 
des  Hiatus  halber  vorgezogen  habe?  Ich  hatte  meinerseils  nur  zu  leigan 
versucht,  dass  die  Schrei&rt  des  Palin^westes  auch  ohne  Annahme  eines 
Hiatus  sich  halten  lasse  (sei  es  durch  er^  oder  f09i^äimii)\  worin  dabei 


^klintig. 


M7 


di«  'Uof  ehettatiichkeit'  liegen  soll,  sehe  ich  nicht  »in.  Ubrigeni  trifft  der 
mir  r  '  ^  Vorwurf  auch  Ritschl,  der  (S.  49  der  *Neui?n  plaat  Eic.*) 
mit  tindt-ncn  MojjfUchkeit  eines  crgod  dieaelb«  'Änilaj^e'  erhoben 

hai,  -iiiM  -^Mi,  iiifol^'t?  deren  H- «  ^-^--r  .r,  iix-.i  ,^f..,\.tfti  UäU'U'ii  zer- 
dMfi  wir^l    Ulli    ^- 1 1    lorsclirtLi  '^chweigt,  dass 

Mi  B   17  1       lichanfd^    _        :  ..:  i_-  ...     -,  L,ji  und  äbnlichen 

Varo  «j    Kr  fälscht  aber  ineioe  Warte  noch  mehr.  Z.  B. 

bem^  mitte,  in  dem  er  nacbweiseii  will,  daas  'die  ganze 

Art  der  'l'^j^tetiiritik  jude  Methcnie  verniiflsen  lasae',  gleich  la  £tngang 
dlaaei:  'Zu  Epid.  535  loacht  der  Verf.  eine  haltlose  (^njectar,  um  bald 
darauf  2u  bomerkoii,  daai  sie  ddisi  Sinne  nicht  entspreche,  der  In  den 
V\'r<e  zu  siielien  B«i/  Mum  nicht  jedermann  ^lanben,  dasi  ich  jenen 
Vori«rbJäg  allen  EIrnstes  in  der  Abäicht  gemacht  habe,  die  Hand  de« 
Dichter»  wiederherzusteUen?  LTnd  wird  nicht  jt-der  ersrtaant  letti,  wenn 
er  trotz  der  Warnung  des  Reotn^enteu  mein  Buch  zur  Hand  nimmt  nnd 
findet^  dasa  ich  bloß  «ine  Langen'sche  Vermuthung  als  zu  gewaltsam  be- 
ftdicbtiet  und,  um  dieses  Urtheil  zu  rec bt fertige n,  gezeigt  habe, 
daiM  »ich  der  von  L.  gefordert*!  Gedanke  dnrch  eine  leichtere  Änderung 
in  den  Von»  bringen  hisae ;  dabs  aber  gerade  dieser  Gedanke  nicht  in  den 
jilu&anuiienhang  passe?  Hat  denn  Herr  ^fiemeyer  im  Hermes  (XiV,  447) 
«ttwaif  anderes  gethan,  als  er  Asin.  1Ü6  sein  tum  einacbaltote,  am  'gleicü 
darauf  zu  bemerken',  data  'dies  noch  nicht  das  Wahre'  sei?  'Mil.  134 
K^dili<«f>t  üifh  der  Verf.  ein8tweil<pin  an  Rrix  an,  um  auf  derselben  Seite 
■te  in  für  die  ur  he  Lesart  Eu  halten.'  Entweder 

:tfr  wieder  eine  ^  \i;  meiner  Worte  vorgenoraraen 

iH^tT  <r   I  aieigi^  über  eine  i  ja  iTuaabbandlnng  geschrieben,  ohne 

eine  PIfti;  .'  jtuT  Hand  zu  nehnien ;  sonst  würde  er  wohl  biimerkt 

^  ■'    '  -  hlich  ßrii'schc  Lef»art  uicht8  ist  als  —  die  band- 

i;,',  die  ich  dort,  wo  es  sich  um  die  svntaktiflche 
-rb  iitisirbf'r"n  V#^r«.».rt  handelte,  Vorläufig  bei- 
•'j.-  im  f!l'^i^^^  i--ri  An-.-Mi  i>se  an  Brix.  'Bei  der 
'  '\u-A    .iu; :.  r    \  I  i;nbitTiingen    eine   Lücke 

\Athenis  —  Athenie  AtÜci»}  be&teben'; 
i«h,   daas  die  LQcke  eben   zwischen  die 
£u  hUbt^n   komint  und  m  der  'Hauntanatoß*  beseitigt 
^^r<»!cht  es  d#«m  R«f«ii9eiiten  xur  thre,  dass  er  über 
~!  uia  nichts  sagt,  sondern  sich  mit 

I  Conradts  Hnch  nicht  gelesen 
1  um  ii^iut  gvui}^Knitlich  den  Glauben  erwecken, 
1^,  welohe  das  Vorhandensein  von  reipondierenden 


|r 

beidftu  A 

wird,   El 

dioH 

dei 

m   li  M' 
aU  -i'  :.. 

?MÜmi    iui'  u 
Htül 

rWidht  Wah 


eraiiidit.  lJn   achärfeten  Gegenaatie   tn  ^rr- ->!:«? 
i<h  doch  hftuptaichlich   auch   anf  die  i  i 

>  Acrf  HieOlCrjer  hak  mir  in  sphicth  Tnt<*rp^i.*- 

«Itf  «r  die  Leser  seiner  Amdge  aimbrd'  ^ 

M  lueaeo.   Auch  dies  eebört  tu  den  K  > 

er  Argumente,  die  ien  selbst  angeführt   und   bekamptt   hatte,   in   einer 

WHi»e  Tr^rbrin^t.  nh  ob  er  sie  zum  craienmale  gelteiid  machte.    8o  «,  B, 

MHig  von  Mil.  51)8  t  'Hat  nich  nicht  der  alte  Herr 

lind  )?*'if»*n  d"*n  nriglticklichcn  Hfiter  Terschworen? 

'  >    Mi*Miieäem  urn  fio  stichhaltiger 

r  Äußerung  glaubten,  dass  ich 

ixn  ''in  •  riu<'t   n»be,   uui  danr.uthnn^  daas  eben 

dimü»  V  i(}  gans   und  trar  untuläaeig  eei^  daea 

^' -"^''^^  *  iiuugo  «einer  Stellung  tu  dem  Nachbar- 

Hirr  Nienseyer  konnte  £eäo  Boweialübrung 

hi>i*  OT  durfte  die  Sadie  nicht  sr>  dar- 

tbeiaehen  hatte.  Und  da  nennt 

t,  das«  ich  rielmchr  an  vielen 

Stallen  nud»  auaiuhrikher  hAtto  »Pin  eoLlen,  am  mich  gegen  aokb«)  Kiit^ 


248  Erklarnng. 

Btellangen  von  vornefaerein  sicherzustellen.  Auf  sein  Kunststück,  so  viele 
Unwahrheiten  auf  dein  engen  Räume  von  kaum  zwei  Spalten  zusammen- 
zudrängen, darf  der  Becensent  allerdings  stolz  sein. 

Es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  eine  gewisse  Gereiztheit  und 
Voreingenommenheit  gegen  meine  Arbeit  durch  die  ganze  Anzeige  geht, 
die  indessen  derselben  gerade  nicht  zum  Vortheile  gereicht.  Denn  ab- 
gesehen davon,  dass  sie  Herrn  Niemejer  zu  solchem  unqualificierbaren 
Vorgehen  trieb,  ist  es  ihm  auch  in  dem  Bestreben  allem  und  jedem,  was 
ich  vorgebracht,  zu  widersprechen  begegnet,  dass  er  in  arj^e  Fehler  ver- 
fallen ist.  So  sagt  er  unter  anderem  Ters.  440—443  streicht  der  Verf.; 
warum  dann  Toxilus  den  Dordalus  nach  dem  Markt  weist,  ist  unbegreiflich.' 
Nun,  den  Grund  erzählt  Dordalus  selbst  V,  487,  bis  wohin  Herr  Niemeyer 
eben  nicht  gelesen  hat ;  um  so  lächerlicher  nimmt  sich  der  Vorwurf  aus, 
den  er  mir  unmittelbar  vorher  gemacht  hatte,  nämlich  dass  ich  bei  Be- 
sprechung von  Mil.  508  f.  (siehe  oben)  die  vorhergehenden  Verse  nicht 
gelesen  haben  soll.  Etwas  noch  viel  ärgeres  ist  ihm  bei  der  Behandlung 
von  Pseud.  542  ff.  begegnet^  welche  seinen  eigenen  Worten  zufolge  *recht 
schlecht  behandelt'  sind;  'doch  vielleicht  ist  dem  Verf.  mehr  mit  einer 
positiven  Kritik  gedient.'  Darauf  die  Herstellung  der  Verse  nach  des 
Becensenten  Vorschlägen  und  eine  kurze  Begründung;  zum  Schlüsse  heißt 
es  'Hiermit  vergleiche  man  nun  die  vier  Seiten,  welche  Schenkl  zusammen- 
schreibt, um  zu  folgendem  Resultat  zu  kommen  usw.*  Ja  freilich,  wenn 
ich  meine  'positiven  Resultate'  aus  drei  Vorschlägen  anderer  zusammen- 
setze, von  denen  ich  bloß  ^inen  auf  seinen  Urheber  zurückführe,  während 
ich  den  zweiten  {conscribuntur)  von  eben  demselben,  dessen  Vorschuß 
ich  als  'recht  schlecht*  bezeichne,  stillschweigend  zu  entlehnen 
mich  nicht  entblöde,  den  dritten  aber  ohne  Nennung  des  Namens  aus 
einer  allgemein  bekannten  Schrift  über  Flautus  herübemehme  —  dann 
brauche  ich  freilich  nicht  vier  Seiten  'zusammenzuschreiben*,  um  'positive' 
Resultate  in  Hülle  und  Fülle  zu  fabricieren.  Und  da  will  mir  Herr  Nie- 
mejer  Unkenntnis  der  Literatur  vorwerfen,  weil  ich  bei  Besprechung  von 
Pseud.  26  von  der  naturgemäßesten  Beseitigung  des  Hiatus  gesprochen 
habe,  ohne  die  übrigen  zu  dem  Verse  gemachten  Conjecturen  anzuführen ; 
während  er  selbst  die  Versgestaltung  von  Pseud.  543  b  mit  einer  kleinen 
Änderung  (conuenat  statt  conuenU)  aus  Spengels  'Plautus*  S.  40  —  welche 
Seite  ich  ausdrücklich  angegeben  hatte  —  entnimmt,  ohne  über  die  Quelle, 
aus  der  er  schöpft,  auch  nur  öin  Wort  zu  verlieren! 

Mit  welcher  Frivolität  die  ganze  Kritik  geschrieben  ist,  erhellt 
aus  dem  Voranstehenden  zur  Genüge ;  nur  ein  Beispiel  will  ich  noch  an- 
führen. Unter  den  Beweisen  für  die  Methodelosigkeit  meiner  Texteskritik 
liest  man  auch  folgendes:  'Pseud.  493  wird  Müllers  Erum  ut  (mos) 
seruos  verschmäht  und  Erum  ne  seruos  conjidert'  Das  ist  gendesu 
empörend !  Also  dass  ich  fünf  andere  Conjecturen  von  Pjlades,  Gamerarius, 
Pareus,  Bentlejr,  Ritschi  —  darunter  eine,  welche  der  MüUer'schen  auf 
ein  Haar  ähnlich  sieht  —  verworfen  habe,  darin  hat  Recensent  nichts 
Tadelnswertes  gefunden;  dass  ich  aber  Müllers  Vermuthung  —  nicht 
ohne  Gründe  vorzubringen  — -  eine  andere  palaeographisch  gleichwertige 
gegenübergestellt  habe,  das  verräth  Mangel  an  Methode? 

Weiter  mich  in  dieser  Angelegenheit  zu  äußern,  sehe  ich  keinen 
Grund.  Allen  unparteiischen  Lesern  wird  es  hoffentlich  klar  sein,  dass 
nicht  der  Arger  über  Herrn  Niemeyers  abfälliges  Urtheil  diese  Zeilen 
dictiert  hat,  sondern  die  Entrüstung  über  die  eines  Gelehrten  ganz  un- 
würdige Weise,  in  der  er  meiner  Schrift  durch  absichtliche  Entstellung 
meiner  Worte  Fehler  anzudichten  gesucht  hat,  die  sie  nicht  hat.  Und 
ein  solches  Verfahren,  dessen  wahren  Namen  zu  finden  ich  den  Lesern 
dieser  Erklärung  getrost  anheimstellen  kann,  brauche  ich  nicht  ffedoldig 
zu  ertragen,  mag  nun  meine  Arbeit  selbst  im  übrigen  beschaffen  sein, 
wie  sie  wilL 

Wien.  Heinrich  SchenkL 


Erste  Abtheilung. 

Abhandlnngen. 


Qno  tempore  oratio  negl  xtjv  Ttqog  läXi^uvdqov 

avy&rjAwv  habita  esse  videatnr  et  quid  de  auctore 

buius  orationis  sit  statuendum. 

Pars  prior. 

Quo  tempore  oratio  Ttsgl  tuiv  ttqoq  like^avÖQov  avv 

&rj7cwv  babita  esse  videatar. 

Cum  omnes  fere  oratioues  Demostbonicae  et  quae  volgo  De- 
mostbeni  attribuuntur  ifj€vdo€7iiyQaq)Ot  —  in  primis  autem  contiones 
dico—  agrammaticisiterumiterumque tractatae  sintcommentariisque 
instructae:  baec  nna,  de  qua  in  eis  quae  secuntur  nobis  agendum 
erit  oratio»  si  A.  Scbaeferi  tenues  adnotationes ')  et  quae  nuper  at- 
tulit  F.  Blassius  ^  exceperis,  ad  bunc  diem  mansit  intractata.  Hi 
autem  grammatici  et  partes  tantum  modo  tractant  quaestionis  et, 
quippe  quorum  disputatio  angustioribus  circumscripta  sit  finibus,  ne 
bas  quidem  satis  adcurate.  Itaque  in  primis  in  illa  disputationis 
parte,  qua  demonstrare  conatus  sum  orationis  neQi  tuiv  nQog  ^AX, 
avy&r^div  auctorem  nuUo  pacto  Demosthenem  esse  potuisse,  ex  eis 
quae  illi  grammatici  bac  de  re  monuerunt,  nullum  omnino  fructum 
percipere  potui. 

In  eo  sane  plurlmi  grammaticorum  consentiunt,  quod  a  De- ' 
mostbene  consent  orationem  illam  esse  abiudicandam ;  tamen  unus- 
quisque  contendisse  id  satis  babuit  neque  sententiam  suam  claris 
apertisque  argumeutis  ürmare  operae  pretium  esse  putavit.  Sed  yi- 
dendum  est,  ne  temere  de  re  gravissima  feramns  iudicium.  Beete 
OD  im  iam  Reiskius  monuit  in  versione  orationum  Demostbenicarum 
▼ol.  I,  p.  137.  ^Allezeit  sebe  icb  es  für  etwas  sebr  Scblüpfriges  an, 
von  einer  Scbrift  mit  Ernst  und  Entscbeidung  urtbeilen  zu  wollen, 

*)  Demotthenes  und  seine  Zeit.  Vol.  III,  pp.  186  sqq. 

«)  Attische  Beredtsamkeit.  Part  III,  toI.  II,  pp.  121—126. 

UitockriA  f.  d.  tet«rr.  O/mn.  189»,    lY,  H«ft.  17 


250    De  oratione  negl  r.  n.  lAU^avSgov  aw&rjxm'  scr.  Komüzer. 

wessen  sie  sei  oder  wessen  sie  nicht  sei,  noch  sein  könne ;  denn  da 
kommen  sehr  viele  Umstände  zusammen,  welche  den  Aussprach 
aufhalten  und  bei  ihrer  noch  so  scheinbaren  Gestalt  dennoch  trügen 
können\  — 

Antequam  ad  quaestionem  ipsam  adgrediamur  explanandam, 
snmmam  totius  orationis  breviter  perstringere  iuvabit. 

Bespondet  orator  eis,  qui  semper,  ne  foedus^)  rumpant,  mo- 
nent  Athenienses;  se  quoque  id  agere  declarat,  ut  serventur  pacis 
condiciones,  sed  ut  serventur  ab  utraque  parte,  non  ita,  ut  solis  Ma- 
cedonibus  concedatur  inpunitas  quaedam  foederis  violente  rumpendi, 
non  item  Atheniensibus.  Fraudes  autem  iniuriasque  Macedonum  iam 
non  mediocres  esse ;  sie  Philiadis  filios  reductos  ab  Alexandre  ty- 
rannidem  nunc  Messenae  exercere,  nee  posse  id  ab  oratoribus  Ma- 
cedonum partium  studiosis  ita  excusari,  ut  dicant,  iam  ante  pactum 
conventum  eosdem  Messenae  tyrannos  fuisse.  Yanas  esse  has  tergi- 
versationes ;  eodem  enim  iure  etiam  Antissae  et  Eresi  tyrannos  pul- 
sos  ab  Alexandre  restitui  licere;  hoc  vero  neminem  adfirmaturum. 
Simili  modo  etiam  Pellensibus,  oppressa  libera  re  publica,  Ohaero- 
nem  tyrannum  esse  inpositum ;  nee  minus  graviter  eo  foedus  vio- 
latum  esse,  quod  iussu  Alexandri  permulti  exules  ope  earum  civi- 
tatum,  quae  Macedonibus  faveant,  in  suam  quisque  urbem  invitis 
civibus  sint  reducti.  Verum  ne  Atheniensium  quidem  civitatis  ra- 
tione  habita  naves  Atheniensium  redeuntes  ex  Ponte  a  Macedonibus 
interceptas  Tenedumque  esse  deductas ;  nee  futurum  fuisse,  ut  red- 
derentur,  nisi  Macedones  minis  Atheniensium  ad  naves  suas  recupe- 
randas  validam  iam  classem  parantium  essent  eonterriti.  Ex  quibus 
etsi  graviter  ruptas  esse  pacis  eondiciones  unus  quisque  intellegat, 
tarnen  evanescere  haec  omnia  prae  illa  iniuria,  quam  nuper  conmit- 
tere  ausi  sint  Macedones.  In  Piraeeum  enim  ipsum  inveetam  esse 
navem  Macedonicam;  cuius  praefeetum  eo  audaeiae  esse  progressum, 
ultro  ut  rogaret  Athenienses,  permitterent  Macedonibus,  ut  naves  in 
ipso  portu  aedifiearent,  eo  seilieet  consilio,  ut,  si  veniam  illam  in- 
petrasset,  aliquando  Macedones  obrepentes  Atheniensium  socordiae 
totnm  portum  navibus  suis  occuparent.  Cum  igitur  Macedones,  non 
Athenienses,  totiens  foedus  commune  violarint,  Atheniensium  iam 
esse  vi  atque  armishas  iniurias  ulcisci,  praesertim  cum  prospera  ultro 
oblata  Sit  occasio. 

Quibus  expositis  iam  ad  priorem  quaestionis  partem,  quo  tem- 
pore habita  esse  oratio  putanda  sit,  accedamus ! 

Antiquissimum  ea  de  re  iudicium  legitur  in  scholüs  ad  hanc 
orationem,  ubi  haud  solita  alias  scholiastis  diligentia  nonnullae  res, 
quae  ad  nostram  quaestionem  spectant,  tractantur ;  dielt  enim  g^ram- 
maticus  (ed.  Dindorf,  p.  256.)  haec :  6  Ttegi  arsipdvov  loyog  TtoXv 
fi€TayeviiiT€^  iau  Tavrrjg  tfjg  drjiiriyoQiag  -  6  (jlbv  yaq  eiQtp^ai 


')  Hai  US  foederis,  de  quo  loquitur  orator,  eondiciones  rectiasime 
me  monait  magister  optimus  Hartelias  ioscriptas  inveniri  in  lapide  sane 
filde  lacero  cf.  CIA  II,  160,  p.  65,  et  Koehleri  adn.  ad  h.  1. 


De  ointioue  ntQt  r.  tt.  *Al{inviQov  avv^fjitmv  scr.  KomUser,    S51 

i^^^XS  ^'i^  rjEtt"  Aki^avdQow  xataardaivig,  6  de  ntql  toi  ütB' 
tperrot!  loyog  !/iU^dydQöt  aPiag  h  'lydoli;  r}  h  lldgaatg,  Quibas 
fcurbts  liAud  aoibi^e  iaitiam  regni  Älexaodri  Magat»  aonuB  fere  3Sö 
&  Chr.  iodicatur.  Qaod  scbuliastae  Judicium  placuit  Eeiskio  vers. 
?oL  1.  p-  353  öt  Boehiieckiö,  tiui  in  libro,  quem  iuscripait  *For- 
scbungdo  auf  dem  Gebiete  der  attiscben  Eednfir'  p.  62d  haec  dielt: 
'Orationem  babitam  esse  aDte  Alexandri  in  Astam  expeditiouem  et 
ante  Tbebas  dlrutas  inde  seqaitar,  quad  in  oratione  ipsa  nulla  ba- 
rum  rerum  mentio  iniecta  est^  immo  Alexander  adhuc  in  Europa 
adessQ  cogitatur.  Domde  Tbebis  dirutis  et  Aleiandro  in  Asia  bellu 
gerente  Athf  nienses  quieti  erant  neque  amplius  res  no?as  malie- 
bantur;  eos  tunc  talibus  orationlbas  aares  praebaißse,  omnino  ?ero 
diiiäjoiile  est  Plurima,  propter  quae  orator  Macedones  accusat,  exe- 
ooto  hieme  et  ineunte  vere  Ol.  CXI,  1  facta  esse  videntur  et  oratio 
ipaa  babita,  dum  Alexander  ad  versus  finitimas  Macedontae  gentes 
barbaras  bella  gerebat*;  similiter  Rabius  in  progi*  gym.  Oels. 
CDI^CCCLII  p.  B:  Quorum  alter  [sc.  Demosthenes  aut  Hy- 
peridpä]  cum  Alexander  bellis  com  tinitioiis  populis  inplicatus  esset» 
lumc  oratii^nem  habuit'.  Id  eandem  sententiam  ex  recentioribas 
grmmiDaticis  etiam  Leonh.  Spengelius  et  Henr.  Weilius  abiere,  qno- 
mm  ille  in  *Actis  Äcad.  Monac.  vol.  IX,  anni  CIODCCCLX  p.  186 
liaec  auimadvertit:  *Nur  im  Anfange  der  Begierung  Alexanders  lässt 
mh  die  Möglichkeit  eines  solchen  Freimutbes  denken.  Nach  der 
Bütrafung  Thebens  eine  solche  Sprache  zu  führen,  wäre  sinnlos 
gewea^n'«  Weilius  in  ed.  p.  465  dicit  *le  sileoce  de  Toratenr  semble 
xai|»ltquer  que  ce  discours  est  anterieur  h  la  destrnction  de  Th^bes 
6lp  U>ot  bien  considere,  le  plus  sage  est  de  §'en  tenir  au  t^moi- 
gimge  da  ficholiaste  et  a  Ja  date  de  335.  Idem  Blassio  probatur  1,  c. 

Contra  aliis  omtio  posteriori  tempori  magia  convenire  visa 
ffli,  qoamquam  ne  ii  quidem  inter  se  conseutiunt.  Nam  cum  St. 
Ctdii^)  de  anno  334  cogitet,  alü  veluti  Droysenuis^]  aunos  circiter 
333 — ^30  multo  magis  aptos  ease  contendunt;  Droysenum  inprimis 
tQCntitiB  6st  A.  Schaeferus  1.  c.  p.  192.  A  quibus  quautum  distat  A. 
0.  Beckerus,  qui  extremis  fere  Alexandri  temporibus,  anno  circiter 
3^3  a.  Ckr.  hanc  orationem  babitam  esse  existimat^)! 

Jam  quid  ipse  de  tempore  huius  orationis  sentiam.  exponen* 
dim  est. 

Si  quaeritur,  quomodo  factum  sit,  ut  tarn  discrepantta  inter 
m  %  viris  doctia  bac  de  re  prolata  sint  iudicia,  causa  ex   ipsius  ora- 

*i  *exame&  oritiqat  des  historieafl  d^Alexandre  le  Grand'  p.  306: 
B  fianli,  que  e«  dieeour«  fut  prononotS  neu  avant  le  li^ge  d'H^licar« 
iHHv  ptii«qu'il  j   iei  quefliioQ  de  T^oädoi    comme   6t&nt  au   pouvoir 

*)  'Alexander'  p.  528  Die  Rede  kann  nur  der  Zeit  iwiscben  333 
bif  330  angehören  und  ist  offenbar  gebalten,  um  Athen  zur  Theilnahme 
an  dem  Kriege,  der  mit  des  König  Agis*  Heldentod  enden  »ollte«  zu 
bewtf«!»* 

*^  *Demoethenes  als  Staatäminn  und  Redner*  p.  264. 


25t    De  oraüone  tz^qI  r.  n.  HU^d^ov  aw^fixav  8cr.  Komiteer. 

tionis  natura  reqnirrada  est,  qnae  omnibus  ex  partibus  incerta  est 
atque  obscura.  Sed  nihilo  minus  ex  nonnullis  rebus,  quae  ab  oratore 
conmemorantnr,  ad  cognoscendum  tempus  orationis,  licet  adcurate 
illud  Don  possit  definiri,  tarnen  aliquid  videtur  reduudare. 

Gravissimum  temporis  indicium  ea  res  est,  in  qua  tota  fere 
vertitur  oratio,  ipsum  dico  foedus,  quod  totiens  ruptum  esse  a  Mace* 
donibus  orator  declarat ;  saepissime  conmemoratur  xoivrj  ouoloyia 
p.  212,  §.  4,  213,  §.  8,  215,  §.  14,  216,  §.  17  vel  tcoivtj  elgrjvri 
p.  212,  §.  4,  p.  216,  §.  17  vel  xoiva  doy/Äora  p.  219,  §.  26,  vel 
xoiva  6^ioloyri»evxa  p.  219,  §.  28,  p.  220,  §.  29.  Intellegendum 
autem  est  illud  foedus,  quod  Alexander  priore  in  Graeciam  expedi- 
tione  convocatis  Corinthum  Graecarum  civitatum  legatis  cum  uni- 
versis  Graecis  praeter  Lacedaemonios  iniit  vel  redintegravit  potius 
iam  a  patre  Philippe  initum  cf.  Arriani  Anab.  1, 1.  Diod.  Sic.  XVII, 
4.  Plut.  Phocion.  c.  16.  Justin.  XI,  2,  5.  Prior  autem  expeditio 
illa  Alexandri  facta  est  exeunte  anno  336  a.  Chr.  Ol.  CXI  1,  archonte 
Pythodelo.  Necessario  igitur  oratio  post  pacem  in  expeditione  illa 
(ib  Alexandre  Graecis  concessam  i.  e.  post  annum  336  habita  est. 
Verum  hoc  solum  fere  certum  temporis  est  indicium,  quod  ex  ipsa 
oratio ne  possis  elicere ;  reliqua  non  nitnntur  nisi  coniecturis  opini- 
onibusque.  Nam  ipsam  occasionem  orationis  adeo  in  ambiguo  relin- 
quit  orator,  ut  ex  industria  operuisse  eam  et  quasi  velo  obduxisse 
videatur.  In  hac  tarn  incerta  quaestionis  condicione  videndum  est. 
ne  Ulla  re,  cuius  mentio  magis  excidit  oratori  quam  clare  ab  eo  pro- 
fertur,  ad  definiendam  orationis  occasionem  uti  omittamus.  Fuerunt, 
ut  supra  vidimus,  qui  vel  ex  iis,  quae  non  conmemorata  sunt  in  ora- 
tione,  certi  aliquid  conligi  posse  sibi  persuaderent.  Quam  rationem 
secuti  sunt  ii,  qui  cum  nulla  in  hac  contione  Thebarum  excidii  fiat 
mentio,  ante  Thebas  dirutas,  aestate  auni  335,  eam  habitam  esse 
contendunt,  veluti  Reiskius,  Boehneckius,  Weilius  11.  cc.  Sed,  si  quid 
Video,  eg  regio  falluntur  grammatici  illi.  Nil  ad  tempus  orationis 
accuratius  circumscribendum  ex  silentio  ipso  oratoris  potest  conligi, 
ut  Schaeferus  recte  animadvertit  p.  191.  Nam  sunt  res  gi-avissimae, 
quas  ut  infra  exponam  conmemorari  et  exponi  ab  oratore  quam  ma- 
xime  intererat ;  tarnen  mentionem  earum  frusti-a  quaesiveris.  Quam« 
quam  hac  sola  de  causa  vix  adducerer,  ut  inprobarem  Boehneckii  ali- 
orumque  sententiam,  ni  aliae  mihi  accedere  viderentur  et  quidem 
gravissimae.  Sienim  cum  illis  grammaticis  ante  Thebarum  excidinm, 
cum  Alexander  distraheretur  bellis  adversus  finitimas  barbaras  gen- 
tes  gerendis,  facimus  orationem  habitam  esse,  iam  iniuriae  illae 
Alexandri,  veluti  tyrannorum  restitutiones,  oppressae  liberae  civi- 
tates,  exules  invitis  civitatibus  inmissi  eo  tempore  accidisse  pu- 
tandae  essent,  quod  intercidit  inter  foedus  cum  Graecis  renovatum 
et  aspera  illa  bella,  quae  adversus  Taulantios,  Illjrios,  Triballos 
gessit  Alexander;  quod  minime  potest  credi.  Alexandram  enim,  cum 
aegre,  non  tarn  vi,  quam  dementia,  pacavisset  Graecorum  animos  et 
cum  Macedoniam   ipsam  undique  circumsederent  infestissimae  bar* 


bari»rum  gcutes,  tarn  inconsnlte  egtsse,  ui  statim  tniU>  foedere  con- 
dioioiiös  a  se  ipso  nraocis  oblaUis  gravi ter  riolarct  novumqae  sibi  u 
tirgo  excitaret  hostem,  ecquis  qoäeNO  seiio  sibi  [leisuadebit?  Niiilo 
pacU  igilur  oratioüem  n^Qt  lon*  ;iQog  ^AX.  aivÜryjLdfi*  ante  Tbebaß 
4el€Ui^  liabitam  esse,  crod^re  iM^ssumus.  Quod  sLUiam  nuUa  iu  bac 
ocatiune  Tbebarum  Üi  mentiu,  adeo  nou  cum  Schacfero  somnoleDtiac 
afatoris  tribuo,  ni  in  bac  quidem  le  prudenter  eum  eghse  noti  ab- 
DQ^rim*  Nam  cui  quaeso  booo  faieset,  crudelem  urbis  infelicis  inter- 
ÜQm  coomemorare  et  taujquam  ante  ocalos  ponero  Alben  ieD$ibu5? 
Quod 51  Weiiius  animadvertit  p.  465  *ä  cette  epoqiie  [ßcil.  aprös  la 
destruction  de  Tböbes]  uo  orateur,  qui  faisait  valoir  ]e8  griefs  de  la 
Örtce  conti-e  la  Macodoine,  n'eQt  eu  gai'de  d'oubiier  Ja  de^tructioo  do 
TWbf«,  Tacte,  qiii  avait  eouleve  le  plus  de  baine  contre  Alexandre* 
•(|ttidetii  ei  minime  adstipulandum  e^se  censuerim.  Quid  enim  adse- 
cntiia  esset  oratori  bi  revora  Tbebanorum  conmouefecisset  Atbeui- 
ensMt  Cerie  non  id^  ut  odio  ultionlsqae  cupidioe  incondf^reutur 
AllieAien&iuni  animip  imnio  ut  celeritatis  memores,  qua  rebellautes 
Tliebaiioe  oppresserat  Alexander  quamvis  foiiissime  pugnaiites»  et 
ipii  coDtdrriti  atque  perculni  nil  iam  auderent.  Abolere  igitur  debe- 
hat  orator  rei  triatiä^imae  memoriatn,  m  suonim  ipsius  cousiUoruiu, 
ift  etmiTacitü  loquar,  auctor  idem  ac  subversor  exiatere  voluit^j* 

Quae  cum  ita  @int»  posieriori  tempori  orationem  attrtbuamu]^ 

nwpss«?  est.  Aliquid  ad  rem  facere  videtnr,  quod  g.  2n  Icgitur:  elg 

Tof i<>  ya^  i.uQoipta^  r^Xdov,    uitn'  ng  Tirtdov  cinavra  to  ix 

lifv  llovrav  nlöta  yMTrj)'aym\  Ex  bis  ©nim  verbis  eatis  adparet. 

Tenedum  insulain  eo  tempore,  quo  babita  est  oratio^  Macedonum  di- 

cionig  fuisse,  tJude  conlegit  St.  Croix  K  c.  annum  334.  quam  ma- 

:  311  coßvenire;  est  teropus»  quod  proxiu7e  antecedit 

j^nationem.  Gerte  id  concedendum  est,  proxinii  anni 

iiici«>üem  iam  prorsus  alieuam  esse  a  uostra  oratione,  quippe 

:  -aram  e)assis  Pharnaba?.o  Aotopbradateque  ducibus  insulam 

illam  recupeiaTent^.    Sed  recte  Schaeferuß  p.   192  auimadvertit, 

üKjQaqQam  illud  tempui«  intellcgt  neci^sso  esse,  nam  paullo  post,  a. 

339.  Pertis  denuo  erepta  est  insula  a  Ifacedombos,  nee  quidquam 

iopedit.  quominuH  eo  demum  anno  interceptas  e»9©  naves  Athenien- 

sinm  introiuimque  in  Piraeam  temptatum  esse  extsiimemn«!. 


'(   '  ^-'lä  dubio  in  Blassium  r^ih*       ■  ■  1    c,  ]k   t^-.   »deo  ne- 

gat  ^rat  <  eirciter  S3i)  babttam  nulla    Pvrstd   belli 

glofioai^-^ i....iiUö  Aleiandri  pogiiarum  al...    ..  .;t  mentio, 

*)  Arrian.    Anab,  FI«    2.  «k  ^)  ^f^tw  iy^voyio   [^a^^tifia^o^  xat 
Ah'-.       *'      '  rtftfülr   f^aror    fjf\    Tiffoov    fnltveav*    ntnttnüfn^ 


254    De  oratione  negl  r.  n,  jiXi^avSQov  aw&rjxtuv  scr.  Karnüzer. 

De  Tenedo  insula  iternm  a  Macedonibus  expugnata  cf.  Arrian. 
Anab.  III,  2,  3^.  Huic  tempori,  annum  dico  fere  332.  etiam  alia 
res  coDvenit,  quam  attingit  orator;  leguntur  enim  p.  217  §.  22  haec: 
TToig  (J*  ovx  ciiia  xal  nagevo/iow^  ixeivoi  xal  avalad^rjToi  rjaav^ 
0%  y€  TTjXixovTOv  TtaQißrjoav  twv  oqniav,  o  naq  ilaxiozov  irtol^ 
rjoev  avTOvg  aq>aiQ€&rjvaL  dixaiayg  zfjv  nard  d^aXaTTav  fffefio^ 
viav.  nnde  intellegitur,  summam  eo  tempore,  quo  habita  est  oratio, 
obtinuisse  Macedones  imperii  maritimi.  Qnod  si  respexeris,  iam 
concedes  annum  334.  ad  condicionem  huius  orationis  minime  quad- 
rare.  Eo  enim  anno  (334)  tantum  aberat,  ut  Macedones  maris  obti- 
nerent  principatum,  ut  Alexander,  cum  validiorem  esse  Persarum 
classem  cognovisset,  quam  cui  resistere  possent  Macedones  navibus, 
fere  omnibus  dimissis  totum  Persarum  ducibus  traderet  mantimum 
Imperium  '^.  Jam  si  posteriorum  temporum  condiciones  circumspi- 
cimus,  revera  nuUum  tempus  orationi  aptius  esse  videtur,  quam  an- 
nus  circa  331.  quo  Agis  Lacedaemoniorum  rex  bellum  adversus  Ma^ 
cedones  moliebatur.  Tum  enim  Persarum  naves  captae  partim,  par- 
tim deletae  erant  [cf.  Arr.  Anab.  III,  2,Curtii  1.  IV,  c.  5,  Diod.  Sic. 
XVII,  27]  et  una  iam  dominabatur  Macedonum  classis,  tum  revera 
nactus  erat  Alexander  illam  fffe^ovlotv  xotra  &ahxTTOLVy  ad  quam 
adludit  orator;  tum  denique  fieri  poterat,  ut  Macedones  nimia  qua- 
dam  licentia  abrepti  iniuriis  illis  supra  conmemoratis  Athenienses 
inritare  et  lacessere  auderent.  —  Altera  ex  parte,  si  quaeritur,  qui- 
Dam  sit  ille  i^aiQog,  quem  plus  semel  attingit  orator  —  qua  inquae- 
stione  viri  docti  quam  maxime  haerent,  una  extare  mihi  videtur  ex- 
pediendi  ratio  —  et  quidem  illa  Droyseni,  quae  cumcausissupraad- 
latis  maxime  probabilis  esse  videtur,  tum  eo,  quod,  aliter  si  statu- 
eris,  quam  omnino  occasionem  spectaverit  orator,  yix  perspicias.  — 
Nam  quod  A.  G.Beckero  placuit,  orationem  anno  323  demum  babi- 
lam  esse,  non  probaverim.  Nata  est  Becker!  sententia  haud  dubio 
inde,  quod  nimis  nisusesteis,  quae  leguntur  p.  216  §.16  auaeque  in- 
öupor  prave  ille  intellexit  IVi  d*  ^tbqov  dei^o)  ro  X^küMg 
Tag  avvdTjxag  •  iari  yag  yeyQa/Ä/nhov  ix  twv  tvoIbcjv  tcuv  xocvta- 
voycwv  Tfjg  dgivijg  /nij  i^eivai  g)vyddag  oQ/ntjoavTag  onV  ifti- 
q>€Q€iv  ijtl  TtokifjKü  Eni  /Äjjdeuiav  jtoXip  twv  fievBxovawv  xrjg 
u^vrfi'  el  de  (irj,  ixojtovdov  uvai  rrjv  nohv,  l^i;g  av  dof^traioai. 
OvTW  Toivvv  ^adiwg  ijtrjveyxe  tcc  onXa  6  Maxedwv,  war  ovdi 
xccriS'eTO  nwnoTe^  äiX  evi  xal  vvv  extov  nequqx^^^  ^^f^'  ooov 
divatai  xai  xoaovviff  vvv  ^aXkov  rj  TtQOTSQOP,  oa(i)  ix  Ttgoaray^ 

•)  'Ev  Tovrqi  &k  xal  "Hy^Xoxog  xariitUvaiv  üg  MyvTtxov  x«l 
dnayyiXlH  uHs^dv&Qtff  Tevs^iovg  anoaravTag  UiQaijv  aqtiai  nQoa&ia^ai, 

"®)  Arrian.  Anab.  1,20  HX^^av^oag^i  xitTakvaaillyvtu  tovatrrtTeov 
X^fl/jtttTtov  Tj  Iv  Tip  JoTf  anoqttf  xal  txfia  ovx  d^iöjuttxov  ogmv  t6  avTov 
vaurixov  ry  UeQüixp,  ovxovv  id-Atitv  ovSk  fi4qu  rivl  rrjg  argaruig  xfy- 
iwwiv.  ^  cf.  Schaef.  et  Droys.  11.  cc.  Diod.  Sic.  XVII,  22.  xarilvaE 
t6  vavTixov  nXffv  dUymv  vetür  <ug  ixQ^i''^  ^9^^  ^V^  7iagaxo^$S^  tw 
TToXMQxr^Tixtav  ÖQydvtov, 


piatog  alkovg  ^*  hi^tof^i  xai  xhv  nmäm^ißrjv  ac  SiKiwya  3ca- 

Quae  Beckerns  referenda  esse  arbitrabatur  ad  edlctum  illod 
Alexandn,  qood  Oljmpiae  a  Nicanore  coram  Graecarum  civitatam 
leg atts  pronontiatum  est  de  exalibus  in  singulas  arbes  reducendis  ^^) 
AQDO  324.  Sed  fako  baud  dubie.  Nam  ai  revera  spectaseet  orator 
flcerbissimom  illüd  iniqiiidäimuiDqTie  Alcxandri  edictiim,  quo  Athe- 
Dienses,  si  qüidem  ei  obtemperavissent,  qaam  graYissime  essent  ad- 
QJeti,  —  Samum  euim  insulam,  quao  sola  snpererat  de  totcoloniis,  iussu 
Alexandri  amisissent  Athenienses  cf.  Droysen  p.  526,  Schaefer.  voL 
I,  p,  87 :  tum  dicö,  noii  in  uniyersiun  bac  de  re,  ut  re  vera  fit,  nee 
d«  alioram  potios,  quam  de  AthenieDsinm  ipsorum  calamitate  omtur 
pt)tQit  loqui.  Nam  occasionem  quidem  orationis  quacunqae  causa 
adductua  tegere  studet;  aed  iniurias  Atheniensibns  ipsis  inlatas  adeo 
non  celat,  ut  eas  in  maios  augeat  atque  eiaggeret  cf.  §§.   19 — 29. 

Haec  igitur   causa   obstare  mihi  videtur  Beckeri  senteutiae. 

Quae  cum  ita  sint,  equidem  pcrpensia  omnibus  virorum  doc- 
torarn  sententiig  maxime  dos  iu  bac  tarn  iocerta  re  ad  7eri  similitu- 
ilioem  accessuros  putaverim,  si  orationem  anno  circiterSSl.  babitam 
esse  nobis  persuaserimus. 


Pars  altera. 
Quid  de  auctore  orationis  ait  statuendum. 

Etiam  bac  de  re  inde  ab  antiquissimis  temporibus  dit;sident 
^ter  se  gnimmatici.  Dionjs.  Halic.  */r€^t  trjg  kaxTiK^g  Jrjioa^ivov^ 
duvatfjtog  c*  57  hanc  orationem  simpliciter  a  Demostbene  abiudicat 
tfm'imnty^ffop  eam  adpellans*  LTberius  agitar  de  ea  re  in  sebo* 
liis  [ed.  Dind.  p.  254  sqq^  et  quidem  ita,  ut,  etiam  si  nonnullae 
res  coiiniemorantur,  quae  in  oratione  illa  dispUceant  neceese  eat^ 
tarnen  Demi>stbeni  eam  e^se  tribuetidam  ecboliasta  studeat  demon- 
atrare.  Contra  Libanius  iu  hypothesi  orationem  ad  Hjperidis  dicendl 
gtnus  decedere  contendit  haec  dicens'o  3i  1.6yog  tfßivdoemygaifog 
flwti  doxfi,  Ol  yaQ  hOi%t  Kaca  tijv  Idiav  tolg  dlkoig  ralg  tov 
Jr^^iOCxß^tHng,  aXlit  ny  Y>iighU)o\  iag<:iyf.tiiqi  ^laXkav  nQoa%j^- 
ffi,  ra  14  ctkka  /.ai  le^itg  tnug  tru  xai*  iKÜvov  fiä)J,ov  Üq>^' 
fiiwug  i;  TOI'  Jfi^toai^tvt^r,  olnv  noTtkottoi  yxu  ßdikigelüiTai,  — 
Aili  ^Fammatiri.  qnorum  in  gK*holiis  mentio  fit»  ad    Hpepsiiunim  auc- 


*•)  Di*»'L  '^ir.   XVII,  lOU:   Toi\   ffiyitöti^;   .ncritti  tu;  la^  /lai^iicfaf 
amfvti*  ftl^tV  ttÜv  t^^aavlnn'  xtsl  t^m^un'.  Curt  X,  2,  4   eiules  praeter 

#^4    ""'  ''«y^'i'  -»' '"'^  .*.t...,.i  ..^..r.^    r^K-ipi  ab  otnnibaü  Graecorura  civi- 

ti!  :,  Xin,  5:  re?eraüs    ab    India    Ale- 

iftf  ii  :     j  t-iat,  qüibuä  omnium  civiutium  eiu- 

Ici,  ffwuj  caedes  damnati  revtituebaxitiir. 


2M    De  oratione  mgl  x.  n.  jlki^avSqov  aw^tixtav  scr.  Korniteer, 

torem  oratioDem  referendam  esse  ceosuerunt^').  Ex  Libanii  denique 
adnotatione  fluxit,  quod  Photius  habet  bibl.  p.  491. 

Becentiores  grammatici  omnes  fere  hanc  contionem  spuriam 
esse  sibi  persuaserunt  velati  Clintonius,  Schaeferus,  Spengelius,  Beb- 
dantzius,  Weilias.  Nonnullis  tarnen  aliter  visum  est  veluti  Beisklo, 
qui  orationem  mavolt  a  Demosthene  non  abiudicari:  dicit  euim  p.  353. 
Es  kommt  allerdings  die  Bede  mir  selbst  viel  steifer  und  spröder  und 
zugleich  matter  vor,  als  ich  es  vom  Demosthenes  gewohnt  bin;  doch 
ist  ein  Bedner  sich  nicht  allemal  gleich.  Man  ist  auch  nicht  zu  allen 
Zeiten  gleich  aufgeräumt,  noch  gleich  munter  und  aufgelegt  zum 
Sprechen'.  Vides  quam  haec  argumenta  sint  ridicula;  nam  ita  si 
quis  ratiocinatur,  facile  quodcunque  poterit  demonstrari.  Herrn. 
Sauppius  ed.  oratt.  Att.  Turici  MDCCOL  in  praefatione  ad  schol.  p. 
13  pro  certo  prope  habet,  orationem  tvsqI  twv  tiq.  L4k,  avvd;  re- 
vera  a  Demosthene  esse  habitam  haec  animadvei-tens :  ^Contionem 
TteQi  Tcjv  TTQ,  ji.  G.  cum  Bockorus  suppositam  esse  censuisset,  nos 
Demostheni  non  eripiendam  esse  existimavimus^  et  postea  p.  277, 
dicit  ^quid  de  auctore  huius  orationis  sit  statuendum,  alio  loco  accu- 
rate  explicabo\  Verum  usque  ad  hunc  diem  Sauppius,  sive  gra- 
vioribus  avocatus  quaestionibus,  sive,  quod  desperavit  omnino  sen- 
tentiam  suam  argumentis  posse  firmari  ^^),  huic  promisso  non  stetit ; 
neque  alius  quisquam  hanc  quaestionem  adhuc  tractavit. 

lam  igitur  nostrum  est,  accurate  inquirere,  num  claris  argu- 
mentis evincj  possit,  hanc  orationem  Demostheni  non  esse  tribuendam. 
Et  primum  quidem  videndum  est,  quid  ex  totius  orationis  habitu  at- 
que  indole,  deinde  quid  ex  singulis  quibusdam  rebus  conligi  liceat. 

Conparanti  hanc  contionem  cum  eis,  qnae  revera  sunt  Demo- 
sthenicae,  primum  gravi  erit  offensioni  ipse  habitus  orationis  et  ma- 
teriae  dispositio.  Nam  cum  in  unaquaque  oratione  Demosthenica 
omnes  partes  miiiim  quantum  inter  se  concinant,  ita  ut  iam  unum 
et  tamquam  Individuum  efficiatur  opus  sententiarumque  ordo  ita 
progrediatur,  ut  convenit  rerum  naturae,  cum  ubique  logicus  qui  di- 
citur  singniarum  sententiarum  nexus  clare  perspiciatur  et  sequentia 
ex  eis,  quae  antecedunt,  cum  neccssitate  quadam  ubique  concludan- 
tur  ita  ut  gravitate  argumentorum,  quae  tanta  cum  vi  proferuntur, 
non  possint  auditores  non  graviter  conmoveri :  in  hac  oratione  adeo 
frustra  quaesiveris  logicum  quoddam  vinculum,  ut  tota  facile  discin- 
datur  in  singulas  partes  quam  minime  inter  se  cohaerentes.  Nil  fere 
enim  sentit,  qui  hanc  orationem  perlegit,  nisi  admodum  aridam  et 

*^)  legitur  in  schol.  §.  1:  ovx  fariv  adijlov  roig  if^kofjia&^otv, 
oTi  vod-fviTttt.  6  vnkn  Ttov  nQog  ^^X^^ocvSqov  awd-rjxtav  xal  revo/uiaTai 
€7v€u  Tov  Jtjuoad-ivovg  dkXötQtog  diantQ  xal  6  h'ßSofÄog  rcÜv  4>ili7ini' 
Tnüv,  8v  vTikQ  *Akm*vriaoh  rivhg  i7rtyQa(fovatv.  afKpoT^QOvg  yaQ  tov  Tovg 
ttvatp^Qovair  etg  *HyYiai7t7tov  tov  KQtoßvlov  iTttxlrjd^^vTtt, 

")  Fortasse  tamen  grammaticum  postea  seDtentiam  suam  mutassa 
conli^  licet  ex  verbis,  auae  legantar  com  mentat.  de  duab.  inscriptionib. 
Lesbiacis"  (GottiDgae  1870>)  pag.  7,  nbi  oratio,  de  q^aa  agimas,  nunc  in 
raodam  conmemoratar:  anctor  orationis,  quae  est  inter  Demosthe- 
nicas. 


De  oratione  niQl  r.  n.  'AU^ar^Qov  awB'fixtip  ser.  KomUger,    S57 

ieionam  Alexandri  iniariarum  enumerationem.  Quae  res  cum  per  se 
iam  satis  molesta  sit,  eo  etiam  augetur,  quod  admodam  langiüde 
singnlai-nm  Macedonum  iniuriarum  mentio  inducitur,  id  quod  bene 
iam  scholiasta  uotavit  dicens:  oi  elaccycDyal  xüv  7^q>ahxio}v  vnTiai 
xai  iaTOQixaL  Et  profecto  hac  in  re  similior  est  oratio  lentae  He- 
rodoti  narrandi  rationi,  quam  vigori  Demostbenico.  Sic  legimus  p. 
213.  §  6:  xal  yaq  eri  nQoayiyQanrai  h  Talg  aw&tjxaig  ftoJJ' 
ftiov  elvai  tov  iyieiva  aneQ  !A)i€^vÖQog  Ttoiovvva, 

%  8 :  ^TTBtTa  xai  iTtiTartei  fj  avvd^rjKr]  iXevSiQovg  elvai 
xal  avTOvofnovg  tovg^'EXXrjvag. 

p.  214.  §  10:  ^tt'  aiXo  äi  öUaiov  Eqxo^cii  rtov  xcrrcr  rag 
ow^xag '  eoTi  yag  ysyqcxfi^ivov  mv  riveg  xtL 

p.  215.  §  15.  z6  di  xaTayslaaTOTaTov '  eari  yag  h 
Toig  aty-d-fjuaig  xrh 

p.  216.  §  16  i'vi  d*  Uregov  dei^coTo  lelvi^og  rag  avvdTpiiag' 
€Oti  yaQ  yEyqa^ixevov  xrA. 

p.  217.  §  19.  eaxt  yaq  di^Ttov  iv  tdig  avvd'rjxaig  Trjv  ^- 
XoTzav  jiXeiv  rovg  ixexeyovrac  xrA. 

p.  218.  §  26.  ro  /ifV  ovv  neql  ra  TtXola  Ttqog  %oig  alXoig 
%öig  TTQoeigrj^uvoig  Tr^lty.ovrov  nagißr]'  to  de  vßqiatimnatov 
xal  ineQOTtTiyuoraTOv  ro  TTgqrjv  yeyevr^fxivov  iari ;  quam  senten- 
tiam  quis  non  potius  ex  Herodoto,  quam  ex  oratore  sumptam  esse 
crediderit? 

denique  p.  220,  §  30:  xa^  yaq  eri  TtqoayiyQaTrrai  %aig 
avv9rj7taig'  iav  ßovliif4€&a  xtX, 

Quam  lauguida  baec  sint,  nemo  non  videt ;  exempla  ipsa  lo- 
cuntur.  Et  nescio  an  bac  ipsa  perinepta  materiae  dlspositione  fac- 
tum Bit,  ut  orator,  cum  non  intestino,  ut  ita  dicam,  yinculo  — 
id  est  logico  —  singulas  partes  inter  se  posset  coniungere,  ad  ex- 
trinsecus  petitum  confugerit ;  dico  eas  loquendi  formulas,  veluti  xor- 
9a7tiQ  agri  Unov  —  quibus  auctor  singulas  orationis  partes  ali- 
quo  modo  —  sed  dici  non  potest,  quam  inepte  —  inter  se  studet 
conectere ;  sie  legitur. 

p.  214.  8.  eiTceq, . .  rot  dixaia  7toii\ao^uVf  if  a  vfiäg  Tta^ 
qonMxijovoiv,  xad^dneq  aqri  €}7tov. 

p.  215.  §  14.  Tielevio  ä*  tyioy€y  xa-d^OTtsq  iv  aqx^  nqO' 
ilnov  xtA. 

p.  216.  §  17.  €iÖ€i  Ttel^ea&ai  talg  xoivalg  o^oloylaigf 
xa^aneq  ovrol  (paaiv  y.tL 

et  in  eadem  §  paullo  infra:  Treiad^ttfiev  avvoig, .  xarxa^cf- 
^€^x£il€t££  o  fiqxogj  ixaTiovdovg  airovg  not rjaavveg  xrX. 

p.  219.  §  26:  otx  icpqovrtaav  twv  xoivtiv  dayfiariov^  xa- 
^aneq  ovde  tiov  nqouqrifiiviov. 

p.  220.  §  30  cäg  [sc.  o^aljoylaig']  iycj  diaxehvo^ai  7r«i- 
^$a9ai,  nux&ajteq  idlöa^a, 

et  exeunte  §  30.  iav  ovv  xelevrjvef  yqaipu},  Y,a&iireq  a\  avv^ 

i  TuXivovai  y.Tk. 


258    De  oratione  mgl  r.  ji.  lili^avSqov  avvd^fjxoiv  scr.  Rornüzer» 

Quam  ^avi  haec,  praesertim  in  tarn  brevi  oratione,  debeant 
offensioni  esse,  satis  adparet. 

Similiter  etiam  aliae  res  iterum  itemmque  in  hac  oratione  re- 
cnrrunt  et  ad  fastidium  eaedem  prope  sententiae  repetuntar.  Sane 
solet  etiam  Demosthenes  rei  alicuius,  quae  gravioris  momenti  vi- 
detur,  saepius  innectere  mentionem  eo  consilio,  ut  penitus  illa  res 
audientium  animis  mandetur,  sed  quantum  illa  summi  oratoris  vari- 
andi ars,  qua,  cum  idem  agat,  aliud  dicere  videtur,  quantum,  in- 
quam,  distat  illa  ab  ineptis  earundem  rerum  repetitionibus,  qui- 
bus  in  hac  oratione  fatigantur  legentes !  Ad  quam  rem  inlnstrandam 
nonnulla  proferam  exempla: 

p.  213.  §  6:  oixovVf  eav  noiui^uv  rä  avy^d^eya,  noleiiiq) 
XQf]o6ii£&a  T(p  'MLxayayovTi. 

§  7  ov'AOvv  avayY.ai6v  iariVf  iiTtaq  %6ig  oquoig  ifn^evoviaev, 
OTQaTBvea&ai  iiti  tovg  naqcißeßrjKotaq. 

p.216.  §  17:  ovy^ovvy  ei  öel  ndS'ead^aL  talg  noivaig  o^olo- 
yiaig. . .  xrL 

In  quod  bene  mihi  quadrare  videntur,  quae  Behdantzius  ad- 
notat  ad  Hegesippi  orationem  de  Halonneso  §.  25.  ^Es  ist  dies  we- 
niger Armuth  an  Worten  und  Wendungen,  wiewohl  an  solcher  auch 
sonst  unsere  Bede  leidet,  als  die  Manier  erbitterter  Mittelmäßigkeit, 
welche  unfähig  den  Ausdruck  ihres  Zornes  treffend  zu  condensieren, 
an  significanten  Wörtern  und  Wendungen,  wie  Hunde  an  Knochen, 
zaust  und  zerrt^ 

Et  sie  tota  fere  oratio  constat  ex  enuntiatis  eundem  in  modum 
conformatis,  veluti  mirum  quantum  adamavit  orator  constructionem 
\oaovTOv,  oaov\  vel  ^eig  tovto,  äatSy  quam  et  ubi  apta,  et  ubi 
aliena  est,  vix  credibili  neglegentia  usurpat. 

cf.  p.  212.  §  3:  %al  toaov  %fff  f,iaXlov^  oat^  tov  oixhrjv 
ovSetg  av  hitav  anoxzdveu  xri. 

p.  214.  §  12,  dg  TOv&^  vßqewg  ijxovoiVf  wate. ..  1^- 
/liveip  diaxelevovrai. 

p.  215.  §  15:  ol  de  tooovto  v  diovai  tovtwv  %i  xwXiuv, 
uiaT€  Aal  avyxaraaxeva^ovaiv, 

in  eadem  §  ol  TtjXixavTag  av^q>oqag  nagaaneval^ovai 
...  ag  fifj  naQioqäv  ircira^av, 

et  paullo  infra  §  16:  ovtw  xoiwv  ^(fdl(ag  ta  OTtXa  iTcrj- 
veyne, . .  waz^  ovöe  xccrid^evo  7t(07ioTe. 

et  proxinie  sequitur  in  eadem  §  dH'  ezi  xat  vvv  l'^wv  tvbql' 
iqX€%ai  xad-  oaov  övvaTac  roaot;r<^  xai  vvv  fi&XXov  »J  n^ote- 
Qov^  oay. . .  xcerrjyayiv. 

paullo  infra  §  20  p.  217:  eigzovTO  yaQ  vneqoxpiag  r}X9ov, 
wOTi, . ,  xatrjyayov. 

et  §  22:  olye  Trjlixovzov  jiaqißrfiav  twvoquiov  o  rcag* 
ilaxiOTOv  tltL 

Nee  minus  rhetorica  illa  interrogandi  figura,  qua,  siquidem 
suo  loco  illa  usufpatur,  certe  cum  Ti  effertur  sententia,  ab  hoc  ora- 


trir0  adfo  ilccautatur«  at,  praesertim  cum  eadöm  plerumque  ocearrat 
mtdrrogationts  fgriua^  qtiatti  maiime  laogueat.  Sic  legitnus 

p.  213,  §  7:  iio  ncti  ftiäg  ovx  vneQctrajtop  ^/el- 
a9ai  ]wii'  xrA.: 

p.  215.  §  15:  otiQ  itüig  av  sr(^GfjXH  mtohi}Uvat ; 

p.  217.  §  21.  TTVJi;  otT  ovA  ävonov^  y,tX. 

§  22 :  mog  d"  oix  otfia  tb  na^ivo^iotv  xrA. 

p.  219.  §  27  j  nwi;  ov  y,ara(pavig  iwtii,  oti  xzL  **). 

Tarn  ex  tis^  qua«  modo  oiposuimus,  adparet,  quantopere  ab 
•dmirjinda  Demosthonis  diceodi  vi  luiec  oratio  abhorreat. 

Alterum  argumeDtnu],  quo  evincrtur  hanc  oratio nom  non  essd 
Demosthenicam,  est  mim  illa  obscuritas  tH  quasi  calig'ö.  qua  vera 
oratoris  cousilia  ob»! acta  sunt.  Apte  de  ea  re  animadvertit  scholl* 
astji  g.  7  oXov  cU  roeldogtovloynv  ü/idor  vrzo  rMkrft^tan  KÜvm 
jtokv  tfjg  /JfjftnaxHvoi'g  na^^tfiiag  aTroSiov. 

Inm  Bupm  monitum  est,  tacore  omtiiDO  oratorem  de  ipsa  con- 
tioDis  o(;ca8ione  ;  AatQog  quidem  coomemoratur  hie  illic  ut  p.  214, 
;  9,  p,  220.  §  HO;  sed  nil  ampltus.  Ne  verbo  quidem  signitlcatur, 
|Qi  «it  illo  xatQog,  ita,  ut  res  gravissima  omnino  ia  ambigüo  sit  re- 
licta.  Verum  tameo«  cum  id  ageret  orator,  ut  incitaret  Athenieoses 
ad  bellum  adversos  in^enictu  AiexaDdri  poteutiam  moliendum,  nou 
operad  pretiitm  aolum^  sed  omnino  necessarium  erat  clare  exponere^ 
quibusDam  augustils  premerentur  hostes,  quibug  auiiliis  Athen tenses 
frftli  bonum  prosperumque  periculosissimi  belli  sperare  possent  eri- 
^t  Lia  rem  Demosthenes  adeo  putabat  maximi  momenti  esse^ 

,'jue  in  ea  totae  fero  vertaotur  contiones.  Sic  e.  g.  in  tribus 
Oi^uiliiAciä  res  iia  studet  exponer e  atque  describere,  ut  bostium  for- 
taoam  male  se  habere,  praecJare  omoia  ce&sui-a  AthenieDsibus  vel 
anxiis  animispersuadeat.  cf.  OLl,  §§2  —  11  et  imprimis  §§  21 — 25, 
U).  n.  §§  5—11,  14—22.  OK  Ilh  §§  6-10;  sed  quid  plura? 
Id  übiqno  agit  Demostlienes.  quod  OL  1.  g  24  praeclare  ©xprimit 
rr  ifiäg,  iü  avÖQig  \4(>^vatoi^  tir^v  aKaiqiar  tj;r  «x£iVot' 
ittiQov  vo^iutv.  Haue  verograrissimam  rem  ineptus  huius 
||rttUuiii5  ^uctor  ne  levlter  quidep  atti^it;  idque  Athenieusibus  eo 
ripavion  haud  dubie  dcbebat  ofTensioni  esse,  cum  ne  causam  quidem 
belli  «^atis  instam  proferret  orator.  An  revera  tarn  graves  orant  iniu- 
nm  illae  Macedonum,  ut  Atbenienslbus,  tamquam  de  satute  8ua  sei* 
licitis,  ad  extremum  iam  remediam,  a^i  arma,  esset  confugiendnm? 

'0  Qua«  cum  ita  dtnt,  quo  pscto  recte  «e  hatieat  Blas«!  senteiatia 
adfirmanlis  (1.  c.  p.  125)  earoDd&m  locutinnum  UnguidAm  repetitionem 
ab  MCtore  boiiis  orationis  eTitari.  noii  expato  Itnmo  is  nou  eolom  pa- 
rüin  laborat,  ut  »cntentiarum  formsis  variet^  «?d  vorbomm  etiam  ipso- 
ram  miril  in  niodutn  premitur  inopia.  Sic  purtical&e  copulativae  iiiua^ 
jfiti  legontur  §5j  4»  9  ihw\  18.  22,  21.  28.  3»)  (bi»);  ßMC^ff^m  Icgimos 
LH  3.  5.  12.  23.  juiftaßaiyuv  |§.  2,  8,  12,  19.  21,  22  (bis),  dih  SinMe- 
l^tt-^rtm  «f  1  fi.  VJ,  24.  30.  fo  d*x€iiov  1$  1.  bis.  2,  4,  6,  H,  9  bi§.  10, 
24,  30  df?  rerb<>  j^yfjtr^ni  totienB  ab  hoc  orator«  »««r- 
1  ij  ido.  t.  c,  p.  125.  ^ed  ha«c  sufficiant,  plora  plget 


MO    De  oratione  nsgl  r.  tt.  l4l(^avdQov  aw&tixtav  scr.  Kcmüzer» 

Minime.  Nam  ex  quinque  Ulis  iniuriis^  quas  adfert  orator,  tres  piio- 
res  ne  pertinent  quidem  ad  Athenienses ;  quae  vero  pertinebant  ad 
Athenienses — navium  detentio,  introitus  inPiraeum,  —  haec,  etiamsi 
ab  oratore  tanto  opere  exaggerantur,  tarnen  temptata  tantum  erant  a 
Macedonibus,  neqae  erat,  cur  ideo  Athenienses  in  tanti  discrimeu 
belli  se  praecipitarent.  Accedit  igitur  ad  inscitiam  huius  oratoris 
summa  etiam  levitas  et  petulantia  quaedam,  qua  111  e  plane  diversus  a 
Demosthenis  consilio  atque  gravitate,  proprio  tantum  Macedonum 
odio  indulgens  nil  nisi^merum  bellum  loquitur' neque  adeo  clare  animo 
sibi  Tidetur  effinxisse,  quonam  modo  illud  bellum  esset  gerendum. 
Demosthenem  semper  videmus  belli  gerendi  rationem  dilucide  expla- 
nare ;  enumerat  copias,  quas  a  civibus,  quas  a  sociis  praestari  volt, 
ostendit  pecuniarum  fontes,  non  nunquam  etiam  terrae  hostilis  re- 
gionem  designat,  quam  incursionibus  putat  aptissimam  esse,  temere 
autem  de  re  tarn  gravi  verba  facientes  acriter  perstringit  cf.  Phil. 
I,  §.  14  ov  yccQ  oi  ^raxv  xat  ^xr^^iBqov  sirtowsg  fiahav"  elg  deov 
Xiyovaiv,  oM  og  av  dei^r],  xig  /toQia&eiaa  uaQaaxevi}  xai  Ttoat] 
'Aal  nod'tv  diafnelvai  dwi^aeraiy  eiog  av  In  öiakvawfied'a  jtsia- 
^ivug  zov  nolef-iov  jj  nBQiyevatfjied'a  Tc3fv  ixd^^v. 

Quarum  rerum  num  unam  hie  orator  dignaüi  habuit,  quam 
exponeret?  Non  legimus  nisi  talia:  p.  212,  §.  2:  iV*  avByyiUiTwg 
ftqog  artavtag  xqtio&b  t^  av^tq>iQOVTv  quibus  verbis,  sat  ineptis 
certe  ambagibus,  bellum  significatur.  vel  p.  213,  §.  6 :  iav  not- 
fD/iiev  xa  avyAsi^ievay  Ttolefniq)  XQV^o^uÖ'a  jqß  naToyayovzi^  p. 
214,  §.  8  avayyMiop  lavivrifMv. .  Xaßovai  ra  onXa  argatevia-d^ai 
hii  Tovg  naQaßeßrjKOTag  (.lexa  rwv  ßovXo^ivcov. 

Profecto  haec  ridicule  hariolantis  sunt,  non  cum  consilio  lo- 
qüentis. 

üt  a  perspicuitate,  ita  etiam  ab  ardore  Demosthenis  haec  ora- 
tio quam  maxime  aliena  est.  Enumeratio  enim  illa  iniuriarum  taedii 
plena  interrumpitur  tantum  modo  saevis  exsecrationibus  atque  dete- 
stationibus  Macedonum,  quibus  adeo  orator  abripitur,  ut  praetermit- 
tat  res  multo  graviores.  cf.  §§.  11,  12,  15,  23,  29.  Ceterum  lente 
atque  languide  decurrunt  sententiae.  Nusquam  ardens  iile  patriae 
amor  cognoscitur,  qui  ex  Demosthenis  contionibus  ubique  clare  elu- 
cet,  nusquam  illa  inflammatio  animi,  qua  Demosthenes  audientium 
animos  nunc  erigit  atque  accendit,  nunc  concutit  atque  percellit ;  et 
plane  omni  adfectu  careret  haec  oratio,  nisi  hie  illic  saevum  in  Ma- 
cedonum factionem  erumperet  odium. 

Cum  hac,  quam  modo  exposuimus,  totius  orationis  natura  arcte 
cohaeret  altera  res,  quae,  etsi  pusilla  videtur,  tarnen,  si  quid  video, 
clare  arguit,  orationem  esse  spuriam.  Quo  enim  Demosthenes  utitur 
conmotiore  atque  concitatiore  dicendi  genere,  persaepe  ad  obsecra- 
üones  descendit  deorumque  inplorationes  ita,  ut  ea  res,  quae  certe 
ad  Tividiorem  reddendam  orationem  haudparum  valet,  plane  proprie- 
tatem  efficiat  sermonis  Demosthenici,  quae  exploditar  ab  Aeschine 


De  onüone  jt#^1  r*  n,  l4Xl^i*dQ<n'  ow^i^h^  sex.  KornU£cr,    SSAl 

ilL  §.  149  sq.  ^);  8UDi  formnla«  illae^  (juales:  vii  Ma  fAa  Jia^ 
Cr»  *F-oi,  quas  usitatissimaü  ess€  Demostlieöi  nemo  nescit;  ta- 

inr  Hig  id  exemplisosteDdam.  Legiiiiai<  formutas  illas: 

FhiL  L  §§.  10,  17,  25,  49  et  paallo  infra  id  eadem  g. 

Ol,  I,  §§.  15»  19,  23 

OL  III,  §§.  17,  32 

Pliil.  II.  gS.  13,  14,  23,  81,  37 

PhiK  III,  §S.  15,  :U,  43.  54,  65,  68,  10,  76 

Chei-s.  g§.  7,  16,  17  (bis),  19^  28»  34,  49,  50 

MegaL  §§,  6,  13,  32 

de  cor.  §§,  1,  8,  119»  141.  158.  199,  201,  208,  261,  294, 
307  324 

'  faJs.  leg,  §8.  15,  19,  45,  67,  78,  133,  141,  147*  212,  262, 
308,  311, 

de  exemi)Iis  in  reliquia  oraitouibtis  obvüa  et  FrQhbergeram  in  ano. 
phü.  auiiJ  MDCCCLXI  p.  176  et  Rehdaützjum  in  indice  s,  v.  'Schwur- 
formeIn\  Verum  ne  buius  quidem  roi  ullaiu  in  Uae  oratione  repe- 
ntar  Testigiom. 

Kon  niJäl  ad  qaaostioneDi  propositam  id  quoque  mihi  facere 
Tidetur,  qood  pdroratto,  plane  aliter  cojiparata  eet  atque  ubique  in 
Diti09(faonis  contionibus  iavenitur.  Soiet  euim  Demosthenes  in  line 
OfiMoBls  denao  omnia  argumenta  saa  atqoe  consilia  breviter  et  cum 
vi  eoDprehendere  ot  in  ipaa  couclusione,  ut  decet  patriae  aman- 
t«iii,  aut  spes  exprimitury  omoia  prospere  iam  cesstira,  aut  Totum, 
Qi  ifiiodcnnque  popnlo  placuerit,  id  reipublicae  sit  saluti,  veluti  OK 
I,  fjQtfita  6*  fiV;  (sc.  ira  aqiv/iiai:(t)  navTng  Fy£xa.  Ol,  IL  xav 
f «irrer  froi^r«,  ot*  riii'  ^inopta  ^ot'oy  ^ta^a^Qr-ua  inatviahoi^e^, 
cfJUo  md  Vfiäg  criTOt;^  liiXtmv  rmv  ohov  n^cty^idtun'  lulv  fx^v- 
idBPr,  Ol  II L  !*/*€'?  ^  llni(j!h  ort  x«i  ti;  jioX^t  yai  an^tot  ot  rat' 
ait  PliLl,  IL  ravt    ow,  lo^  ^4tv  r  trt  vvv  l^mtZg 

n5  Ümi»  PbiL  L  vtytt/tTj  6'  du  näün*  ifinv  ftüJUi  myolauv,  Phil. 
lU.  oTi  d*  vfiiv  dfj^Uj  TOtV,  cii  nm'tig  ^uUf  oinviyKOil 
Chtrs.  Äy  oviw  %oig  jrgdyfiaai  x^ö%>e  utat  /iöt^i;a^€  ah* 
/üfpf*/  '  '<  rfiiy,  Yaoi^  «V,  laioc  xai  vvv  i'n  ßÜLtUß  ynntio,  si 
nimm  ^/^«,  .   f^vy  iiOtTt  tjnyov  ooflQ  aviV  f^ol  .TOiÜV   V^iüg 

a  ut,  de  cot,  fiij  dfj\    lo  ndy 

t4>,  ^ttip..  r<fuv of  ii)if  ta/iattw 

d$mAkayfjif  riör  ijn]gf}^uivwp  (fößtov  äote  xofi  motr^i^iav  aOipaXr^. 
—  Qoae  quantam  in  audicntitun  aniuios  habuerint  vim,  neminem 
pQlo  laM»  At  hoiua  oratorin  inaptiii^  ipsa  etiam  peroratio  bene  rospon* 
4«i,  In  ertreoui  enim  oratione  duo  ]•      '  ta,  st  licet  eo  nomine 

qC  qnibns  iooalariim  vis  quidquam  ai.  Primum  quis  ri- 

wam   |pot<»stt  letiera,  si  ea  It^^it,  ^^^^  ä*  ^^  eitant:  ita^i^at* 

^         :  119  sq.  hift  verbis  D<»rao8the- 


208    De  oratione  neQ)  r.  n,  ^AU^kvSqov  aw^rjxm'^  scr.  KorniUer. 

waaifiTjv  av,  wgjovd''  rikimiag  €X(ov,afiaxal  r<p  dixaiqß  fifxag  dvey- 
xXrjTijg  ytai  roig  KatQoig  daqwtXiavaTa  xqriaea^aL  TÖig  knl  t6 
avfiq)eQöv  yMTeneiyovaiv^  nimirum  experientiae  et  grandi  aetati  ora- 
toris  tantam  confidere  debebant  Athenienses,  ut,  quod  ipse  nallo  fir- 
mavit  argumento,  scilicet  revera  nunc  oblatam  esse  prosperam  ruendi 
in  bellum  occasionem,  sola  eins  adseveratione  adducti  temere  cre- 
derent! 

Alterum  argumentum  aeque  ineptum  his  verbis  proponit  ^xat 
yäg  €Tc  jcQoayiyQanvai  xcug  avv^rjxaig,  iav  ßovldfied'a  Trjg  noi- 
v^g  elQTjvrjg  fx€T€X€iy'  t6  <J'  „iav  ßovlcifie&a^  iattv  S/na  xai  tov- 
vavtiov  xtL 

En  vides  stolidum  illum  oratorem,  cum  de  summa  patriae  Sa- 
lute agatur^  in  vafris  tantum  modo  versah  captiunculis.  Nee  minus 
ridicula  est  ea  sententia,  quae  ipsam  orationem  claudit  ^sav  ovv  xc- 
Xevtjre,  w  avÖQsg  ^Ad'tivcuoi^  ygaipcj^  na&ajteQ  ai  aw^tjxat  x€- 
Xevovaif  Ttole^elv  rolg  naqaßeßrpioaiv.  Nonne  igitm*  cum  iam  ne- 
cesse  esset  exutis  ambagibus  serio  de  belle  decernendo  ad  populum 
ferret  rogationem,  anxius  animi  id  videtur  reformidasse  ?  An  aliter 
accipienda  sunt  verba  illa  ^kav  ow  neXevrjre,  yQaiptj  ;  quae  bene 
irridet  Weilius  pp.  463  et  480  dicens  ^en  terminant  Torateur  ne  se 
d^clare  prdt  ä  faire  une  motion  que  s'il  y  est  enconrag^  par  le  peuple, 
mais  comment  Tassembl^e  du  peuple  peut-  eile  tämoigner  son  assen- 
timent,  si  Torateur  ne  lui  ofifre  pas  l'occasion  de  voter  eur  une  mo- 
tion? Par  des  applaudissements,  des  acclamations?*  Huc  scholiastae 
quoque  verba  mihi  pertinere  videntur  ^^TtaQaxalä  itqog  noJu^ov 
xat  diSome  xov  Tceql  tovtov  loyov  xal^iaov  q>6ßov  xoi  d'Ctqaovg 
waneq  Ttjv  yhSaaav  i^TreqfQoy^ivog  (ed.  Dind.  p.  255). 

Iam  ad  singulas,  quae  in  hac  oratione,  occurrunt,  dicendi  ge- 
neris  proprietates  accedamus  I 

Et  primum  quidem  sententiarum  conformatio  tantum  abest, 
ut  grata  possit  adpellari  atquerotonda,  ut  incredibile  sit  dictu^quan- 
tum  legenti  adferat  taedii ;  referunt  enim  langnidae  illae  et  quasi 
fractae  sententiae  totius  orationis  imaginem.  Non  male  in  scholiis 
huius  orationis  dicendi  genus  dad^eveg  xat  avoyov  xal  dvelig  ad- 
pellatur.  Quanto  opere  offendantur  legentes  eisdem  sententiarum 
formis  ad  satietatem  itemtis,  iam  supra  expositum  est.  Sed  mitta- 
mus  hoc !  Periodi  ipsae  perpaucis  exceptis  aut  adeo  lentae  sunt,  ut 
prae  verborum  sonitu  ipsa  prope  evanescat  sententia  velati  §.  14. 
xsXevü)  d"  ¥y(ay€,  xad'ineQ  ev  dgxS  ^QoehcoVf  nei&ead'OLi  Touvoig 
Toig  gxia'KOvai  deiv  iv  taig  }u>ivdig  ofioloyiaig  ififiivsiVt  ei  ^i; 
ixeivo  vouiCovaiv,  oxav  Xiywci  lug  iu^evaviov  zöig  OQxoig ,  ov 
Xiyuv  avTovg  z6  (nrjdiv  döiYMO^ai^  ovdha  d*  oXovvat  cda&^as'' 
adai  TVQawidiOpdvfldriidOi€QaTiwv  Tca&iatafievütv  Tcai  %(av  /roiU- 
reicc/v  xaraXvofdivwVf  aut  cumulatis,  ut  fere  fit  apud  mdes  oratores, 
antithesibus  admodum  molestae  fiunt  periodi  veluti  §.  4.  TtaQa  Toig 
ofKOvg  zoivvv  xal  rag  avyd'tjiiag  rag  iv  tj  xoivn  eiQmyj  yeyQafi- 
fAha^liU^avd^  dg  Msaarjvpv  xarayaywv  TOt^0iMadav  noS,- 
dag,  dyrag  TVQavvovg,  dq  iq>q6vuOB  tov  dixalov  dl£  ovx  ixqfi" 


tf€itO  Zip  €wrov  i&ii  t([}  rvQavvixi^if  ß^cixv  (p^ovriaag  v^twp  xai 
%7JQ  jtatvfjg  fhioloytag;  Quao  senteotia  certe  magao  opere  diaplicet. 
Etöuim  €Qm  iam  iucepisset  orator  Imnc  in  modutn  '71:0^  rorc  oq- 
xort:  Toivvv  —  —  y,arayayitjv  non  debebat  pergere  ^ag*  iipporTtae 
TOv  dtxaiov;  naque  io  fine  seDtentiae  it€niiii  repetere  ^ßqaxv  q^ou- 
tloag  trjg  ytoivijg  o^inXoytag.  Sioe  dubio  eoim  qai  na^ct  vovg  o^* 
xof^  facit,  idem  eo  ipso  ßgoxv  q>gortiLei  rov  ÖtyMtov  xat  rtjg  xoi- 
vfjg  ottoXoyiag,  Incptissima  igitur  hie  verbis,  nisi  fallor,  et  vix  h^ 
renda  inest  tautologia,  quae  eo  gravias  seotitar,  quo  magis  fiingala 
»eolentiae  membra  offeruotur  interrogatioois  ftgura.  Nulla  vero  m 
in  bac  qaidem  oratione  sententia  tarn  insulse  conposita  eat^  quam  11  la 
qaaÄ  legitur  §,  27,  to  yag  rov  t&i€  im  n"^  puog  danJuvaavra 
ahilü^Jat  yavTtfjyrjaaO^ai  liix^a  nlöia  h  loig  rjft^iaotg  hfdat 
fitag  ov  xarafpctiig  noul,  Ott  dvrl  tat  ilanliiv  ro  €v^i:g  i'vdoy 
ävm  ffn^x^vftivro;  Quam  sententiam  languidissimam  et  a  Graeci 
Sfinitonis  elegantia  quam  maxime  remotam  esse,  nemo  est  quin  videat. 

Et  quodcumque  omnino  ut  molestum  et  ineptum  bonis  orato* 
ribos  evitatam  est,  id  io  bac  oratione  iterum  iternmque  reeurrit,  Sic 
plits  semel  gravissima  deprehenditnr  naxocftotia  voluti  §  14.  oioi- 
T a i  ala^.am  »'^ a *.  §.  1 Ö .  ovöiitoie  nocv aaa^at  oiriüüv Tai* 
§.  26.  to  Tol^ifjaai  €1*;  nliiaai.  g.  27.  ro  yaQ  tov  täte  do" 
nlxvC€t¥tu  €Ut€la^ai  vavTrtjyilaaa^at,  vel  cumulatis.  offendi- 
mnr  geneiivi  terminationibtts  §.  i^,TVQavvidtt}v  avri  Ötj^wn^awuiv 
xOi^iGFrti/f/i'  ('j  I*  xcti  r  lo  v  fioXttu  tu  p  iK.avaXi'O^iv  «ü  v  ,  foediasima 
r^ro  et  prorsan  inaudita  est  illa  sententia,  qaae  legitur  §.  25.  alXu}g 
rt  itai  nBncn'fiirtov  vnh  ti^g  tvx^fi  ^^^  dogvwogov^iiviov  i>jta 
f  Äi y  n^i^f X üiv  (J tgaznrti  S  (o  v  Hai  t(3y  ^tv  itp^aqfUv cu  i' , 
tߥ  Si  i^iXr^tey^ivwp  ovösvog  a^tuv  bytiav  terminatione  utv 
duodecies  iterata. 

Qood  ad  hiatum  attinet,  quan^via  illum  Demostbenes  1100  ea, 
qua  Isocrates,  erltet  anxietate.  cum  in  unaquaque  fere  oratione  unus 
altdnre  grayior  hiatne  deprehendatur  "^),  is  tarnen  est  in  hac  oratione 
graviasimarum  nomems  vocaliom  concnrsionum,  nt  etiam  hoc  nomine 
Bemosthene  indignissima  band  dubie  videatur.  Excripsi  autem  haec 
exempta:  §.  2.  t;  h^ovrtCj, ,  voi  avixTja^^,  §.  3. .  .yoi  avii,, .  Q&m 
^.,  8  4,-,  xoii^ij  Äqtyi],  tu*  avtov  i&€i^  §,6,  Jxnva  an^q,  ,  ta 
£n€tat.  §.  7.  .ad^at-tfv^ayynvy,  oi^ni  Sri,,  tet-tj^  ^vv^Ktj  ev&vg^ 
d^h  fX  —  §,  8.  S  iftag,  %.  10.  .  M(it'id.,  §.  13.  ..  ,xö  tjo.,  §.  U. 
/fi;  IX,.  .  ,Töi  oicr^.,  |.  15.  .  .xei  dir,,  %.  16,  fiij  i^.  —  onXa  in. 
(bis)*  o<fi/j  hi,  §.  17.  . .  ,doi  ^juiy,  du  in.,  ,  .ei  o,  g.  18,  ri  ^jm., 
^.if^at  oiia.^  §.  19,  .  «y^  o^.,  fiövf^i  ^|.,  fiix^  in*,  dtjnov  iv^ 
8*  M.  . .  .fatata  iwf.,  avta  <h>  §.  21.  .  .^liva  It.,  fitj  ix.,  g.  22. 
.  *tm  rfluv,,  §.  23.  r^^  r/*,  tf}  ox^i,  €f  o\,  .  .Qot  Sn*.,  g.  26. .  .aof* 
«i^^.  -  |,  27-  fi/*!«!  Sti,  , .  ,aSat  rjfi^,  eÖBi  ev^vg,  , .  .yat  alt,  — 
r^HU  QU  dyü  rat  üanXeJy^  .  .yai  ifi^  xoi  4J.  ftix^  iVt.,  §.  28. 

*^  ^,.  Beikaelen  Ubellum  Me  btatu  io  D«m.  orationibua',  Heb* 
441^  adnot,  in  indice  I,  a.  ▼.  Htatus,  Blaisittin  l.  c. 


294    De  oratione  m^l  r.  n,  l4li^avSQov  avvd^uxwv  scr.  Komitzer. 

dij  ioTi,  . .  .ro  a^ia,  . .  .o^ai  iv  .  .a^cri  fi/r/,  §.  29.  aoI  ovrt, 
§.  30.  x^^^«^  ^,  . .  .(p-rjfiäg.^  . .  .a^ai  alax- 

lam  antequam  ad  locutioues  quasdam  vocabulaque  mlDus  usi- 
tata,  quae  in  hac  oratione  inveniuntur,  adgrediamur  enumeranda, 
paucis  monendum  erit  de  proprietate  quadam  sermonis  Demosthenici, 
quam  iam  veteres  obserTaverunt  grammatici  ^^).  Etenim  Demo- 
sthenem  saepissime,  ubi  unum  snfficere  videtur,  doo  ponere  vocabola 
quomm  par  aut  similis  est  significatio,  qui  aliquam  habent  sermonis 
Demosthenici  cognitionem ,  probe  sciunt.  Iam  antiquis  temporibus 
eom  usom  a  grammaticis  observatum  esse  atque  adeo  extitisse,  qui 
hanc  ob  causam  —  satis  temere  profecto  atque  inconsulte — summum 
oratorem  vituperarent,  docemur  Dion.  Halicam.  libri  ^negl  Tijg  le- 
yLTixfjg  ^rjfi.  deivozrfpog  c.  58 :  ubi  haec  leguntur  ^oaoi  iv  af^aQ- 
TVfiOTog  avTo  [sc.  zo  nXeova^eiv  iv  zöig  ovofiaac]  fioiQtjc  q>€QOvoif 
zag  ai  Tiagoixi^rjvaiWTBgt  di  ag  eid&aL  nXeoval^eiv  iv  töig  ovofia* 
aiVy  ov  öeovTwg  avzov  xarrjyoQavai.  Dionysius  ipse  in  eis  quae  pro- 
xime  secuntur  rectissime  usus  illius  vim  explanat  bis  verbis :  xai 
Ttjg  Gaq)r]veiag  däi  OTOxi^^od-ac  xov  ^rjTOQa  xal  . . .  tov  Tta&tj^ 
Tt7tr}v  T€  Ttai  ijO^Lxrjv  xai  ivaytoviov  noiäiv  ttiV  JU^iv.  —  tovtcjv 
de  Twv  dQerwv  exccazi^v  ovx  w  ßqctxvXoyia  xQaTUJTa  äivatai  tcoi- 
eivj  aHa  nai  6  fcXeovaOfiog  eviojv  ovofiaziav,  ^  aal  6  Jr^fi.  xi- 
XQfjftcti.  Quid  igitur  sibi  velit  illa  duorum  vocabulorum  idem  fere 
significantium  coniunctio,  in  promptu  est.  Nonnunquam  hac  amplifi- 
catione  clarior  fit  sensus  atque  diiucidior;  maxime  vero  illa  eo  valet 
ut  vis  grayitasque  augeantur  orationis.  Huius  sermonis  proprietaüs 
quaevis  pagina  orationum  Demosthenicarum  uberrima  est  exemplis, 
veluti  in  XVII  pai-agrapbis  orationis  Philippicae  III  (inde  a  §.  I 
— XVII.)  haec  exempla  inveni. 

§.  1.  dg  Toid"^  vnrfffiivfx  ytal  7rqoei(xeva^  ibid.  Xiyuv  %cd 
X^iQOTOveiv,  §•  2.  BvdoMfxovat  'xal  dvvavtai^  ibid.  alzicifievoi  i^ai 
diaßakkovregy  ibid.  Xiyetv  xai  TiQaTTeiv.  §.  4.  TQvq>av  xai  xoXa- 
iMvead-aiy  ibid.  iv  toig  TtQay/naai  xai  zoig  yiyvofievoig,  ibid.  (pai- 
ictfg  —  i'x^i  ^oil  ^oila  TtQodxai.  §.  5.  Ti\g  ^o^vfAiag  xai  aixeXaiag 
§.  6.  noXeiduv  xai  ttjv  d^ip^rp^  naQaßaiveiVf  ibid.  XiyeLv  xai  avfi- 
ßavkevsiv,  ih\dMüq)a)iaaTaTa  xai  iaoza^  ibid.  TtoXug  xataXa^ßa- 
vovTog  xai  Tioila  TcSy  v/nerdQwv  exovzog,  ibid.  qwlivTsad^aL  xai 
öiofdvvo^ai.  §.  7.  ygaihag  xai  avfißovlevaag.  ibid.  liyw  xai  dio- 
qOQo^at,  §.  8.  e^eoTi  xai  i(p  ri^üv  ioTi,  ibid.  yQaq)€iv  xai  Ttgaz- 
%uv^  ibid.  onht  ex^v  xai  dvvapiiv  noXkriv,  §.  10.  iiti  %riv  Avci- 
xT^v  ßadiC,u  xai  zov  IleiQaia.  §.  12.  fpiXog  xai  aif,t^axog^  ibid. 
voaovai  xai  azatnd^ovuc,  ibid.  avfd^dxttiv  xai  q)ikwv,  §.  14.  egiv 
xai  cpiloveixiav,  §.  16.  evaeßig  xai  öixaiov,  ibid.  o^ohyyd  xai 
iftiOTeHaL,  §.17.  Xveiv  Jtjv  elQi^vijv  xai  uoks^eiv^  ibid.  nqavcmv 
xai  xaraaxev  d^ofjievog,  ibid.  ßaXXj]  xai  zq^evr], 

'^  Ex  recentioribus  grammaticis  hac  de  re  exposuernnt  Blassius 
K  c  III,  I,  p.  93,  Kehdantzius  et  paasim  in  adnott.  et  in  indice  X,  s.  ▼• 
Erweiterung,  ante  hos  iam  Doberenziue  in  progr.  gym.  Hildburghusens. 
a.  ISU  excnrs.  I— III. 


De  orsfttiofio  mQl  u  n*  jiliiuväi^v  Qvvlkti^mv  acr.  Korniix^,    MS 

lam  buk  Bemosthenis  proprietati  quomodo  hate  quata  tracta- 
TlÄs  congiuit  oratio?  Si  tritissima  illavolfaratissimaque  ainplificationie 
illius  eieiupla,  qualia  suut  ]'önv  y.ai  Öt^cttov^  §.  1.,  oQKOt  ^ai  ari^- 
^r^^itai  ibid.,  aizoyofitn;  %ai  ikli^^t^og  §.  8*.  qüae  apud  quem  vis 
MfatoreiD  *^)  freqiieDtiädima  sunt^  exceperis,  uod  leguatur  id  tota  ora- 
tione  ni^i  hi  loci:  §r  17,  d&oitottmig  ^ai  daelywg^  §,  21.  loaavva 
Kai  ti^XiKmza.  §.  26.  wo  vßQiaityctifzatoy  xa«  iTt^^öitttxiutatoK 
§•  27.  /ia^JL0<^^  xcii  i&tGfiag,  §.  29.  Ixii^^fi:  xai  ^lakaKia.  Ver- 
borum  igitor  seiitit^ndi  etdicendi  ampUficationid,  qaae  frequenUäsima 
ast  apnd  Demu8iheDt)in,  io  hac  oratioo6  eiemplum  legitur  üollum; 
OBUiiiio  vero  liaec  quiiique  eieQipla  in  XXX  paragrapbia  obvia  con- 
ptraU  ctim  trigiDta  illis^  quae  etipra  ex  XYII  paragraphis  orationiä 
D^inostheuicae  aitiüi,  iam  panca  tamque  eiigua  videantur  necesse 
est,  vere  ut  adfirmari  püssit,  etiaui  amplitkatboem  illam  vacabulo- 
nun,  quae  quam  maxime  piopria  est  Demo&theiiis,  ab  hmna  oratioui» 
auctore  saiis  esse  alieiiam. 

Praeterea  vero  et  locationea  et  vocabula  noti  pauca  inveniun- 
Itu  in  hac  oratioDe,  quae  aut  omnino  Nuiora  sant  aat  a  Derno^ 
slheDi3  diceodi  geaere  recedunti 

.  6ic  §.  0,  neglegeotior  paullo  deprehenditur  constructio,  quam 
qua«  Demo^theui  possit  tribui :  nqoüyiyqunTai  iv  taig  aw^ty^mg 
.joijfuop  ihai  zov  ixit i^a  am^L^Xi^ai^dQog  noiovyia,  Poscitur 
enim    8*  ^aecae  legibus  casus  qui  dicitar 

adjtimD]  .  leidewinutu  iu  ed.  or.  Hyperideae 

t7j  ic.irirjp.  XX>tV.,  Lobecki  adu.  ad    Phryjiichi  eclagas 

p,  *  iL'geri  gram.  t»2,  4,  :i  *^. 

g.  7.  lögimus:  hvQavvovv  M^nctiVr^v.  Sic  eniia  cadicis  ^ 
auctoritatem  socatas  niete  eine  dubio  restituit  Voemelius^).  Est 
•itttem  «a  roustructio  rarissima  et  quae  in  posteriore  de  in  um  Grae- 
ata  urrat,  vcluti  Diooys.  Hatic.  Antiqu.  J.  V,  c.  34 

ft^  loXiv.  Luctam  Dial.  Meretr.  111»  tvi^awöv  %o 

tiVfintiOiQy, 

Vocabalorum  etiam  baud  exigaus  numerus  extat  in  hac  ora- 
tioQe  a  Domoätheujtf  dicendi  geuere  alieuorum;  quae  iaui  adpouam:. 

ddirytjtog  {%.  29)  apud  Demofithenem  ßoii  inveuitut;  etiam 

apiymkriiog,  quod  in  hac  oratioue  ter  repetitur  (§§«  2,  22,  30)«» 

r-  ^  Vuj^tra  qoaeeiveris.    Idem  valet  lu  dnonaqa-i 

' '^iJ  (§•  ^),  —  ßäilvQeiaatai  (§,  ll)  iam  Liba-» 
ttiüa  lecte  <  uod  e«^se  DemostheuicuiD.  —  diafiißaioiad'ai 

§.  S0|  di€iyt      .    .'ff,  quod  saepios  usurpatur   iu   hac   oratioDe:< 

^•^  Sic  exempli  irratia  Terba  uvt6t^ouog  mal  M#i>*(j^c  conimicta 

tt  etlaai  in  >  oratione  -hq*  l4loi>v^(iov  §§.  30  et  32,  qaai&% 

p  ampliflc^i'  i|uain  mmim^j  c4ir^re  iure  optrmo  eontenda^ 

ittiuH  10  adu.  a.d.  ur.  n.  liX,  d.  52.  iM    IV./ 

**)    ubi    ei    Deuioflthene    liu«  ciutar    exomplum    (XIV,    39« 

'    *;  f  erat  /ritJftrrütr  A/iaö^f/iuis    qu*c   quin   ei  li* 


299    De  oratione  ntgl  r.  n,  'AU^avdQov  aw^rixtiy  scr.  Kamitger. 

§§.  1,  5,  12,  24,  30,  dvaxiQeia  §.  Ij^icfiog  §.27,exXvaig  §.  29, 
non  magis  firmantur  allolocoDemosthenico.  —  iyaTrox^cJyrai  §.  23 
plane  inauditom  est  Yocabolum'^). 

Item  i^eraaziTuSg  §.  13  et  iftivLQvnvead'ai  §.17  apud  De- 
mosthenem  non  leguntnr. 

xarayelaarog  §.  7,  nttTctyeXaatOTOTOv  §.  15.  *Hoc  vocabulo\ 
dicitSchneidewinus,  [adHyperid.  0TB.i.^T7tiQ Et^evlnnav coh  TTK,] 
^qnod  sciam,  abstinetDemosthenes'.  Quodetsi  non  plane  verum  est  — 
invenitur  enim  illad  Yocabnlumunoloco  inDemosthenis  contionibns: 
de  Chers.  §.  67.  vfieig  rtj  wv  jtQoa^xe  Ttafaauev^  xaray^laaToi,  — 
tarnen  vocem  xaToyelaarog  abhorrere  paullnlum  a  g^avitate  severi- 
tateque  sermonis  Demosthenici  acute  grammaticus  perapexisse  mihi 
▼idetur.  —  xatan€(pQ0vfjii6Ttit}g  §.  29  a  Demosthene  alienum;  item 
veonkovTogf  licet  non  inepte  fictum  sit  vocabulum  cf.  Libani  adn. 
et  schol.  ad.  h.  1.  —  nagdSvaig  §.  27.  —  ngoßolrj  eo  quidem 
sensu,  quo  §.  25.  huius  orationis,  ut  sit  idem,  quod  ^munimentum, 
propugnaculum'  in  Demosthenis  orationibus  nusquam  invenitur.  cf. 
Harpocrat.  adn.  s.  v.     **^ 

Idem  denique  dicendum  est  de  vocabulis:  avrvofKog  §.  2, 
avrcgix^iv  §.  9,  rvqcnfv^ovteg  §.  7,  VTtegononov  §.  8,  vneQO^ 
nTfKWTttTov  §.  26,  vnBQOxpla  §.  20. 

lam  puto  haec  omnia  quae  attuli  argumenta  si  nobiscum  repu- 
taverimus,  tantum  non  oculis  videbimus  orationem  na^i  ttav  ftQog 
jiXi^avÖQOv  cwd'riimv  a  Demosthene  esse  abiudicandam. 

Cum  autem  extiterint,  qui  haue  orationem  Hyperidi  autHege- 
sippo  attribuerent;  de  herum  etiam  sententia  paucis  exponamus  ne- 
cesse  est.  —  De  Hyperide  Libanius  cogitat  in  hypothesi,  quem  se- 
cutus  est  A.  G.  Beckerus  1.  c,  sed  parum  recte  illi  quidem.  Nam  licet 
deflexerit  paullnlum  Hyperides  ab  Attici  sermonis  elegantia  et  band 
ita  diligens  fuerit  in  eligendis  vocabulis — sed,id  quod  praetermittendom 
non  yjdetur,  nuUum  eomm  vocabulorum,  quae  supra  attuli,  in  ora- 
tionibus Hyperidis,  quae  quidem  ad  nos  pervenerunt,  occnrrit'*)  — 
tamen  ea  causa  sola  nihil  valere  videtur.  Etenim  quod  omnes  uno 
ore  in  Hyperidis  orationibus  iure  optimo  laudant  Graeci  Latinique 
rhetores*'),  miram  illam  suavitatemdicendi  atqueurbanitatem,  acu- 
men  eins  atque  facetias  [cf.  Schneidew.  1.  c] ,  earum  remm  ne  ve- 
stigium  quidem  in  hac  oratione  reperitur.  Quae  cum  ita  sint,  equidem 
hanc  insulsam  orationem  Hyperidi  obtrudere  prope  nefas  putaverim. 

AlüHegesippoeam  tribuere  voluerunt,  veluti  ülpianns  in  scho- 
lüs  §.  2.  Quem  inpugnat  Boehneckius  1.  c.  haec  dicens  ^ülpianns  eam 

")  Schaefemt  scribere  voluit  €v  dnoxQÜviM^  quod  ironice  esset 
accipiendum;  sed  iniuria  ille  hoc  loco  codicum  sprevit  nnanimitatem, 
quae  eo  plnris  facienda  est,  quo  magis  vocabulum  illud  insolitum  li- 
brariis  incoeDitum  erat. 

'*)  OL  Westermanni  indicem  Graedtatis  Hyperideae. 

^')  cf  Longinum  n^Qi  vtpovg  34  p.    284   (ed.    Spengel):  wparot 

ntql  avT^v  itaiv  dari&auoit  fjivxTfJQ  noUrixtirtnos  —  r^  mtra  reig  tigm- 

vtütg  ivTraXaiOT^ov,  axmfifiara  ovx  Sfiovaa,  SmovQfiog  rt  (TnSiiiOf  xal 

TgoXv  To  xmuutov  %a\  ^  fieret  Tuu^täg    tifnoxov   xirTqot,   dfitfitfuifw    Sk 

siTreir  ro  iv  näa^  tovto&s  liro^^o^iTOir. 


adflcrihi  dicit  He^emppM  —  sed  Uegesippum  boc  tempore* —  cogritat 
AUteinBoelineckiuä  de  anno 335— ^iammortuum  fa'iAs^,  maxime  pra- 
babüe  eet".  At  respicias  quaeso  Boeckbi  libram  'Seeurkuaden'  XIV  c. 
69,  —  cODtinet  ioBcriptio  illa  rationariuiu  pecuuidrum,  quai  solve- 
runt  cooplurefi  Atheoieased,  qai  vadiDiooium  sasceperant  navmm 
quaruGdam  a  Cbalddicis  praestandarum  —  ibi  legitur: 

Vi\iii>g\ . .  .  summa  evatmii. 

lain  hac  Hegesippi  mentiaiie  facile  e?iacitur,  eum  illo  tempore. 
quo  exarata  est  mscriptio»  aiiuo  325  a.  Chr.  n*  Ol.  CXIII,  4,  ar- 
chooi0  ADticle  [cf.  iJoekhium  pp,  18  sqq.  et  p.  482  L  c]  sine  dubio 
iuter  vivos  otiamtum  faisbe.  11k  igitur  Bodbuecki  dubitatio  fu- 
tUisdiDa  ©ßt  [cf,  Scbaeferi  adn.  'Dem,  u,  s.  Z.*  vol.  II,  p,  312,  o.  4] 
•i  qua  re  nisus  illo  eatn  tooverit,  non  iotellegitur. 

Contra  possunt  tonad&o  noouullae  res  adferri,  quae  et  baue 
oratioiiem  et  illam  alleram,  quae  /r^^i  'Aknvvraov  inscribitur.  ad 
DQttm  eundernque  auctoreui  referendas  esse  argoere  videatufp  veluti 
siinilis  in  utraque  argumenti  dispositio.  Eteuim  etiam  oratio  de  Ha- 
loDneso  in  öingnlas  facile  diäcinditar  partes  non  admodum  inter  se 
cohaerentes,  cum  respondeat  Hege«ippQ&  ad  singula  capita  epistulae 
a  Philippo  miseae.  Eadem  insuper  inTenitur  et  siogolorum  vocabu* 
bruai  et  seutentiarum  languida  repetitio  [cf.  Rebdantzi  adnott,  ad 
or.  de  H&K].  Tarnen  nom  inde  certi  quidquam  couligi  liceat^  magno 
op«re  dubitaverim.  Concedamus  orationemHegesippi  habere  quod  dis- 
pliceat:  nuin  adeo  illa  seatet  omni  geuere  ineptiarum  ut  haec  oratio? 
Adde  quod  Hegeaippua  quae  dicere  ¥olt  ubique  aperte  declarat  et  certis 
aigumentis,  quam  vis  argntioribus  hie  illic,  consilia  sua  fulcire  atque 
firmare  «tudet,  Prorsus  igitur  adsentior  Schaefero,  qui  1.  c.  p.  192  de 
anetore  orationis  ni(^i  fcüv  /r^og^il.  ow^.^  ut  nunc  res  est,  nihil 
omiuno  certi  statui  posse  arbitratur;  sine  dubio  vero  auctorem  illum 
Gas  in  praestantiorum  oratorum  numero  fuis^se.  Intercedere  quidem 
similitadiiiem  quandam  inter  hanc  ci^tionem  et  iilam,  quam  Hege- 
sjppus  babaerit,  tarnen  ab  ingenio  atque  diceudi  vi  Hegesippi  orati- 
ooem  n€i^  r.  /r.  ^JL  ovy&,  adeo  recedere,  ut,  nisi  forte  Hegesippum 
proraos  consenuisse  eiusqae  diceodi  ?im  plane  iam  fractam  esse  pu- 
temoa,  ei  hanc  orationem  adscribere  nequeamus. 

liaec  babebam,  quae  de  anctore  orationia  n^f^  viHv  n^g  yik. 
üvr^t^wjiv  e&pouerem, 

Findobonae  mense  Octobri  MDCCCLXXXI, 


Additamentnm. 
Dltputatione  mea  iam  confecta  Hartelioque  tradita  [mense  Oct 
1881]  forte  conperi  eodem  tempore  eadem  de  re  exposuisse  Jo, 
WtDdtUum :  Bissert.  inaug.  Gottingae  1881^  [cf.  Acta  litt,  ßerol. 
1881 ,  Oct.  faac.  IM,  p.  1450].  Cuius  libelli.  qui  et  summa  diligen- 
tia et  acnmine  haud  mediocri  cotispicuus  est,  quod,  dum  ip«e  verlor 
in  luic  qn^estione  tractaoda,  copia  mihi  faeta  non  egt,  valde  doleo. 
Wiodelioi  pp.  21 — ^28  adcuratiäsima  disputation^  d^mc^n^lT^X  «iL 
mtnüon^  ijFTunoorum  AntissA  Eresoqua  pulsorum  (%.  1")  HL^^^ctt^, 


268    De  oratione  ncgt  r.  tt.  HUfavSftov  aw^tix&v  ßcr.  RomitBer. 

orationem  non  ante  a.  334  habitam  esse ;  occasionem  autem  illam, 
de  qua  orator  loquitur,  etiam  W.  videt  ad  nullam  aliam  rem  referri 
posse  nisi  ad  Agidis  rebellionem  (p.  33).  Qaodsi  idem  miratur  (p. 
34)  Thebarum  excidiam  ab  oratoie  non  conmemorari,  conferantnr 
▼eiim  qnae  hac  de  re  exposoi  p.  253.  Gravior  yero  de  aactore  orati- 
onis  inter  nos  dissensio  est,  cum  W.  habitam  esse  orationem  neget 
eamque  rhetori  adsignandam  esse  censeat  pp.  36 — 40.  Petit  autem 
argumenta  ex  Verborum  paone  puerili  inopia^  ex  dispositione  a  va^ 
riandi  arte  valde  aliena'  pp.  13  sq.,  porro  inde,  quod  hie  illio  auctor 
operam  dait,  'ne  argumentatio  ex  ullis  dialecticae  artis  praeceptis 
in  controversiam  vocari  possit'  (p.  36),  ex  obscuritate  denique  ora- 
tiouis,  cum  occasio  illa  belli  movendi  nnsqaam  clare  explanetur ;  bis 
Omnibus  inritam  rhetoris  diligentiam  indicari.  Tamen  vereor,  ut 
recte  statuerit  W.  de  auctore  orationis.  Etenim  eandem  verborum 
structurarumque  vix  ferendam  inopiam  etiam  in  Hegesippi  oratione 
Tct^  lAXovv,  invenimns  [ef.  Rehd.  perpetuas  adnott.  ad  h.  or.],  eas- 
dem  argutias  atque  captiunculas  ex  dialecticae  regulis  petitas  [cf. 
§  24  sq.  44  et  Rehd.  ad  hb.  11.1;  quae  bene  respondent  et  locis 
illis  a  W.  ex  oratione  TCBqi  t.  n.  A.  a.  adlatis  (p.  36)  et  captiosae 
illi  sententiae,  quae  est  clausula  orationis :  Tt^ayeyQaTrrai  Toig 
aw&rjKaig  ^iav  ßovha^e&a^ . . .  ro  (J*  „lory  ßovXiu^ed'a^  ia%iv 
afia  xoi  rovvavTioy  xtX.  Eadem  denique  apud  Hegesippum  defa- 
tiganrtur  legentes  ^dispositionis  similitudine^  languidissimisque  in 
liigerenda  materia  repetitionibus.  Singnlae  enim  orationis  partes  hoc 
modo  incipiunt:  §  2:  Oikinnog  a^evai  Ttegt  1/ilovvriiJOv  Äi- 
ywv,  §  9.  evi  ftegl  av^ßohav^  §  14.  neqi  de  twv  XrflTciv,  §  18« 
TTfipi  de  rrjg  inavoQd^faaeuKy  §  30  fiBQi  de  tov  eregov  inavogS'iO' 
fiatogf  §  33.  negl  de  xwv  v7toö%ioewvy  §  86  Tte^l  d^  wv  iv  TJj  fii- 
Qrjvfj  eYlrjcpe  x<oQi(ov^  §  89.  negi  de  Xe^^m^aov, 

PoBsunt  alia  etiam  exempla  ex  oratione  neQl  *AJioyv.  adferri, 
qoibus  Hegesippum  anxie  se  ad  scholae  regulas  adplicasse  intelle- 
gitnr,  veluti  in  primis  §8.  2  sq.  cf.  Hermog.  r.  ^ijr.  in,  p.  110.  ed. 
Walz.,  Rehd.  ad.  or.  n.  Alovw.  §  3.  Quod  autem  ibi  Rehd.  de  He- 
gesippo  dicit  ^Man  sieht,  unser  Altathener  besaß  die  schnlm&ßige 
Bildung  zur  Beredtsamkeit',  hoc  etiam  in  auctorem  orationis  ne^ 
T.  n.  *A,  (7.  valere  manifestum  est.  Quae  cum  ita  sint  illis  huius 
orationiB  vitiis  adduci  non  possum,  ut  falsario  eam  tribuendam  esse 
censeam.  Quae  enim  W.  rhetoris  propria  esse  arbitratur,  ea  oratori 
etiam  tribui  possunt  ingenii  permediocris,  quem  nee  yerborum  nee 
structurarum  copia  abundare  et  quanto  minus  dicendi  vi  atque  ardore 
conmovere  possit  animos,  tanto  magis  anxie  scholae  praecepta  sequi 
captionibusque  dialecticis  persuadere  velle  andientibus,  meo  quidem 
iudioio  minime  mirum.  —  Nee  magis  cum  W.  facere  possum  in  eia 
disputationis  parte  qua  demonstrare  ille  sibi  proposuit,  auctorem  ora- 
tionifl  plerosque  locos  Demosthenicos  imitatione  expressisse  [pp.  38 
sqj«  •  Goncedatnr  sane  necesse  est,  W.  etiam  hac  in  re  eadem,  qua 
totn^  lib^llns  insignis  est,  versari  diligentia;  tarnen  nimio  quo*- 
dam  studio  similitudines  investigandi  adeo  abripitur,  ut  Bobrio  iudioio 
Joecß  iUo8  conparantibus  yix  persuadeat.  Sk,  ut  nonnulla  adferam 


Di  oratloTie  ftägl  t-  m  UXiimßoor  uw^nntm  scr.  Kormiget,    2W> 

ex^Diplii,  §  «oüae  vorha;  vvvi  di  —  aviilaßda^at  W,  conposita  esse 
poUt  ad  similitudiiieni  boruiu  Demosthenis  locorum;  1.  §  9:  i^'w  de 
xaiQog  —  /jcimtrr*,  ibid.  §  20.  fwQ  iati  —  nqay^uiiäv,  IIX,  IG 
xhu  yäq  %qovov  —  S^clf^c.  At  iieqae  in  verbis  nitois  ma^na  8i- 
mil^tudo  6At  et  in  primb  inad,  quml  gravissimum  est  ugravioyto 
dinrnnv  afta  Hai  o  vaigog  Kai  to  av^icpiQov  avyÖ€d^iufjX€  apud 
DeiDostbenem  üod  legittir.  Omiiino  vero  eiusmodi  seDteotia:  quando 
A^tis,  Bi  hanc  occäsionem  omiseritisV  eo^  satipiasime  uti,  qui  insti- 
g^&turi  HVLWi  ad  rem  aliquaui  perticiendam,  ^atis  uotum  est.  —  DdJtnio 
W,  etiam  in  his  §*  13  verbiß  'totg  yciQ  n€7t^Ci%6m¥  imtavg  il^ 
mvayua  ttng  tfj  rravQidi  oxifiKpiQovot  imitatio  inesse  videtur  ora- 
iioiiis  ftBQi  l^Xovv,  §  117,  ubi  ]dgtuius  tn  ov-a  aiaxvvoytat  UUUn- 
nt^  '  yai  ov  li^  iavidi'  n atrial  xai  zag  na^'  iyim^ov  dui- 

Qki^  ivoyrig  oiovzai  olxadfi  Xa/itßaviiv  ta  oi'Kot  niü)Mvirii^^ 

De  »eüüucf  igitor  solius,  quamvis  ne  is  quidein  plane  coiigi  uat,  sinu- 
litodioe  quadaxD  sermo  esse  potest:  ea  varo  h.  K  nihil  omtimo  effi* 
ciiiir.  Talia  entni,  seil,  pecunia  eos  corrupto8  esse  a  Macedonum 
re^,  in  proditores  tllos  volgo  osti^e  dictitata  a  patriae  vere  aman* 
tibus,  mihi  quidem  persuasisaimum  t^t^*).  —  Prorsus  idem  ¥alet  in 
vocabulum  yfi()nXovTfH;,  quod  quamvis  apud  Demostbenem  uullo  loco 
le^ator,  tarnen  conponenduin  e^so  putat  W,  cum  locis  quibusdam 
Demostheniciis ;  niuürum  äonsuuu  qui  est  in  hoc  vocabulo«  nonnullts 
loci»  etiarji  a  Deraostheiie  expriiüi^  veluti  III^  29.  oi  fxiv  ^x  nrnyitüv 
nhiV4JiOi  yiyvovxm  cf.  VllI,  66,  XXIV,  124,  At  hoc  proditoribus 
illb  —  res  quippe  erat  mauilesta  —  nou  a  Demos thene  solo,  sed  ab 
Omnibus,  qui  a  bonorum  ci  vi  um  partibus  stabant,  obiectum  esse  atque 
exprobtatum»  pro  certo  adfirmari  licet.  —  Etiam  inter  §  18  bnius 
ontioais  et  DeinoBtbenis  XV,  §.  25,  qoos  locos  süniLUmos  ease  dicit 
W.,  v(^rborum  quidem  tiutla,  sed  aliqua  sententiae  intercedtt  ßimiti- 
tyda,  quae  iude  haud  dubie  expHcatur,  quod  etiam  auctori  orationt«» 
n^i  t.  H.ji,a,  —  id  quod  ex  totaoratione  adparet  —  oidem  illi  bo- 
mißea,  Macedouum  sateljiteg,  inpa^^andi  erant,  qui  usque  mooebant 
Atheaienses,  ne  foederis  lege»  violareut,  eo  consilio,  ut  quae  tface- 
doQtim  rationibus  cooducerent  leges,  eae  tantum  valereat^  neu  quae 
Atheniensium.  —  Quid  vero  dicamus,  si  W.  p.  3ft  etiam  haec  verba  [§ 
23]:  oi  iiir  äiJjoi^'EU^tjVig  xai  ßaQßoQOi  trv  n^fg  iftäg  i'xS^^av 
tfofiolvtai  prope  accedare  conteaditadDemotithejüj:^  locitm,  VIII. 
il,  ä^ip  €idai^My  xai  fiiyag  nai  ipoߣ^6g  jiäat  "ElXt^ai  xai 
^»^ßa(^Hg^  Quasi  voro  uullus  alius  scriptor  vocabula  ^'EXXr^$^€g  xnri 
ßa^et^t  ita  coniuncta  usurpaverit !  —  Etiam  haec  prooemii  vorbu ; 
n^o^lo^urot  ^^^         -  noir^caa^m   %6   dUmop  dicta  es^e 

vi4»T»tf}r  W.  ad  nosth.  XIX  prooem. :  ^tyi^  avä^a  nm* 

ii  -/  nlitoyth:  i;  tn  dtjcaiov.     At  hercle  tritissimam  illam 

lo-  tiQi  njuiaiot  .ttutioi^ai  ti  uon  ex  Demosthene  auctor 

tll<  t  nece^se  «^rat.  —  Nee  magis  de  bis  epilogi  verbis;  akXa 


**)  l.iiiijGr«  aUt^r  r9s  conjiarati  ««t  in  orationii  sappositiciae  PliiL 
nr.  S.  IS  a  1  Qnmn  \ocnm  ipec  oof  releffat  W.  tbt  cnim  catn  verbg  ilU 
orr  ^   17  ftiiupliciter  deecripta  tegantur^  rhetor  l&cv- 

tu«  hditur. 


870    De  oratione  negl  t.  n.  HH^Sqov  awS-fjxtov  scr.  Kornüzer, 

fifjd*  dva/uvrjG&fjvai  ^rße^iag  (piloTtfilag  twv  i^  aqx^^oxatov 
xai  jiXeiatwv  xai  ^aXiara  nivriDv  oiv^qdnmv  fnuv 
vnaqx^^'^^'^  con probare  possum  W.  iudiciam,  qni  locum  fluxisse 
putat  ex  Demosth.  XIX,  811,  ubi  haec  leg^ntnr:  og  exeiva  a  die^' 
ijld-ov  iv  aqxfi  dBdri^rffoqtjimg  xov  Maqüid^üva,  rrv  Zakofulva, 
tag  fiaxagt  rä  XQonaia ,  i^aifpvrfi,  dg  iTtißrj  Maxiooviag,  nivxa 
tavartia  Tovvotg,  firj  nQoyoviov  /tiefnvfja'd'ai  xtX,  cl.  IX,  74. 
Sed  8cimu8,oratores  Atheniensium^sane  alium  alio  consilio,  saepissime 
admonere  solitos  esse  populnm  praeclararum  malornm  virtutum  re- 
rumque  ab  illis  gloriose  gesiaram,  cuius  rei  testem  Demosthenem 
adferam  ipsiim  cf.  negt  avfi^og.  §.  1.  init.  ol  fxiv  inaivovv' 
regfWavÖQeg  Hd'rpfoioi,  tovg  nqoyovovg  vfiwv  loyoy 
dnäv  fioi  öoxovaiTtQoaiQeiad'aiiiexciQiafiivov  xrA.cf.  Ol.  III,  21. 
De  düobos  tantum  locis  magis  adridet  W.  iudiciam :  §  13  extr.,  qni 
locus  recte  conparatur  cum  Demosth.  V,  25.  XIX  88,  et  §.  3  verba 
dovXeveiv  avpi  Ttiv  dQyvQumjtwv  sane  simillima  sunt  loco  Isocratis 
XIV,  18.  —  Cum  igitur  similitudines  illae,  si  quae  modo  exposui  recte 
se  habent,  prope  nullae  sint,  oratio  uuUo  pacto  rhetori  tribui  potest. 
Bbetor  enim,  qui  oratiuncalam  snam  elucubratam  in  numemm  conti- 
onum  Demosthenicarum  inrepere  voluisset,  ante  omnia  sine  dubio 
operam  dedisset,  aliquo  modo  ut  snum  dicendi  genus  ad  sermonis 
Demosthenici  similitudinem  accederet.  Cuius  rei  orationes  supposi- 
ticiae  Tiara  OiUnnov  IV.  et  ÜQog  ttjv  ifciaxoXrjv  rrjv  OiX. 
luculenta  extant  documenta.  Harum  enim  auctores,  quos  rhetores 
fuisse  patet,  cum  colorem  Demosthenicum  efficere  vellent,  orationes 
conposuisse  videmus  misere  conglutinatas  ex  locis  Demosthenis  ver- 
botonus  descriptis;  cf.  Schaefer.  ^Dem.  u.  s.  Z/  III,  2  pp.  108  sqq. 
ibid.  pp.  95.  sqq.  Westermanni  Quaestt.  Demosthen.  III,  149.  At 
hanc  de  qua  agimus  orationem  a  Demosthenis  dicendi  genere  omni 
ex  parte  vidimus  remotissimam  esse.  Bectius  igitur  putabimus,  eam 
re  Vera  habitam'^)  esse  il)o  tempore,  quod  definire  conati  sumus,  viti- 
aquo  illa  plurimaparyolae  tantnm  modo  indoli  oratoris  esse  tribuenda, 
cuius  vires  non  suffecisse  adparet  ad  ea,  quae  utilia  atque  necessaria 
ipse  cognovisset,  civibus  etiam  probanda.  Perverse  enim  ille  suasi- 
onis  genere  usus  non  id  maxime  agit,  ut  insperata  illa  occasione, 
quam  oblatam  esse  Atheniensibus  saepius  adfirmat,  adcurate  expla» 
nanda  ad  bellum  movendum  audientes  incitet  atque  incendat,  sed 
totus  in  eo  haeret,  ut  to  dUaiov  tantum,  id  quod  rectissime  Blas- 
sius  monet  1.  c.  p.  123,  non  to  avfiqtiqov  respiciens,  arma  contra 
Alexandrum  capere  ex  singulis  foederis  ipsius  legibus  licere  Atheni- 
ensibus, callide  concludat.  Quo  fit,  ut  causidici  ille  versuti,  quam 
oratoris  de  patriae  salute  dicentis  videatur  esse  similior.  Verum  illi  in 
primis  loci,  quibus  invehitur  orator  in  Macedonum  factionem,  mihi 
qnidem  non  fucatnmrhetoris,  sed  genuinnm  adfectum  redolere  videntur. 

'^)  lurepsisse  autem  putanda  est  in  locnm  orationis  Demosthenicae 
illis  iDsis  temporibns  habitae;  cf.  Plat.  Demosth.  24.,  Aesch.  xora  JiTrija. 
§•  166.  Wiodel.  p.  40.  Plane  enim  etiam  in  haiic  orationem  cadere  puto, 
qnae  Libanius  de  oratione  m^l  HL  didt  ihypoth.  extr.) 

Aloisius  Eornitzer. 


Zweite  Abtheilung, 

Literarische  Anzeigeü. 


EioleitUDg  in  die  homerischen  Gediohte  mtn  Schal g«Wucb.  Voa 
Dr.  Ä.  GemolL  Leipiig.  Teubner,  lH8h  3ü  8S.  8V 

Der  Hemusgeber  hat  in  der  vorliegenden  Schrift  in  recht 
2W«e]cjD4ßiger  Weise  das  Wi^seuswQrdigste  über  Wesen  and  Inhalt 
der  homerische&Gsdichtezuin  Gebrauche  der  Hrhtilo  %u»;ammengQfi teilt. 
ZuüUhsi  handelt  er  ¥od  dem  Dichter  uud  den  Gedichten  selbsti 
iadem  er  einerseits  die  fierichte  und  Vorstellungen  des  Alterthums 
aber  die  Persönlichkeit  Homers  bündig  zusammeufasst,  anderseits 
ftof  die  loannigfachen  Kriterien  hinweist^  welche  auf  verschiedene 
Urheber  der  Gedichte  schließen  lassen.  Namentlich  wird  den  Wider- 
sprüchen in  der  Handlung  uud  Coniposition  der  Ilias  und  Odyssee 
die  gebührende  Beachtung  zugewendet  und  auch  die  Unterschiede 
dir  Dichtungsweise  in  den  beiden  Epen  berührt.  In  kurzen  aber 
iWMiient&prechenden  Umrissen  zeichnet  Verf.  den  historischen 
Billtillgrund  und  zieht  hieraus  sowohl  wie  auä  der  epischen  Sprache 
ScMOsae  auf  die  Heimat  der  Dichtungen,  die  durchaus  den  jetzt 
aUgemein  herrschenden  Ansichten  entsprechen.  An  diese  Erörte* 
mögen  schließt  Verf*,  wie  billig,  eine  Oberlicht  über  die  kyklischen 
Speti,  ind«m  er  durch  Vorführung  ihres  Inhaltes  ihre  Stellung  gegen* 
über  der  Ilias  und  Odjssee  charakterisiert.  Den  Nachrichten  der 
Alten  über  die  peisisiratische  Redaction  bringt  Verf.  nicht  daä»  wie 
ich  meine,  nothwendige  Vertrauen  entgegen,  weniger  Skepsis  w&re 
da  wohl  am  Platte  gewesen.  Eine  kurze  Betrachtung  Über  das  Wesen 
^  Rhapsoden  und  Aöden  nebst  einer  Bemerkung  Über  die  Wert^ 
ich&tiQng  Homers  dnrch  die  Griechen  schließt  diesen  ersten  nnd 
wiciitigtfteit  Abschni^     '        ~  f  S.  17  vorgetragenen  Ansicht, 

dito  U.  2  16b  £Wt.  ebtfnes  Diptyclion  bezeichnet, 

wird  Verf.  nicht  sehr  i:\  ^umung  finden 

lo  den  nächsten  zw..   i :n  führt  der  Herausgeber  den 

fidumplatz  d«r  Handlung  m  den  beiden  Epen  vor.  Die  Beschreibung 
der  Gegend  von  Troia  fußt  auf  deti  besten  Quellen  nnd  ist  anch  in 
g«l  vmÜDdJicher  Weise  gegeben ;  als  wahrscheinliche  St&tte  Ilions 
•rfceiiDt  Verf.  nach  Schlieouinn  Hi^ü^arlik  an ,  doch  maclit  er  auch 
iefort  auX  die  aus  dem  Epos  selb^t  zu  schöpfenden  ditTeriereuden  An- 


272    A.  Gemoüt  Einleitung  in  die  hom.  Gedichte,  ang.  von  A.  Bzach. 

gaben  aufmerksam.  Ebenso  werden  die  geographischen  Verhältnisse 
Ithakas  veranschaulicht  und  dessen  gegenwärtige  Gestalt  mit  den 
in  der  Odyssee  enthaltenen  Schilderungen  verglichen.  Den  Schlnss 
des  Büchleins  bildet  die  hergebrachte  Berechnung  der  50  Tage ,  in 
denen  sich  die  Ilias,  und  der  40  Tage,  während  welcher  sich  die 
Odyssee  abspielt ;  das  Missliche  einzelner  Annahmen  bleibt  hiebei 
dem  Schüler,  wie  billig  nnd  recht,  nicht  verschwiegen.  Zwei  Kärtchen 
(Ithaka  aus  Schliemanns  Bach  ^Ithaka  Peloponnes  und  Troia'  und 
eine  Darstellung  des  troischen  Gebietes  nach  Autenrieths  Wörterbuch) 
werden  dem  Anfanger  recht  zweckdienlich  sein. 

Im  Wesentlichen  entspricht  das  Büchlein  vollständig  seiner 
Bestimmung;  für  eine  folgende  Auflage  möchte  ich  auf  einzelne  Un- 
ebenheiten aufmerksam  machen ,  so  z.  B.  auf  die  Wortfügung  S.  6 
die  Entschuldigung  von  dem  zeitweiligen  Schlafen,  oder  S.  24  die 
Stadt  ist  umlaufbar;  auch  sind  etliche  Druckfehler  zu  beseitigen 
wie  lioio)  Xeifidv  Note  18  auf  S.  5,  Polyoneikes  S.  12,  namentlich 
aber  Chrysosthomus  S.  21.  Endlich  wäre  wohl  auch  eine  gleich- 
mäßigere Art  der  griechischen  Namensformen  festzuhalten ;  warum 
Hephästus  S.  9  Note  27 ,  wenn  doch  S.  14  Tenedos  gesagt  wird  ? 
Den  Namen  Epeus  S.  14  wird  der  Schüler,  wenn  er  nicht  schon  Yergil 
gelesen  hat,  kaum  richtig  auf  die  griechische  Grundform  zurück- 
führen. 


Die  Eigennamen  bei  Homer.  Praktisches  Handbuch  zur  Präparation 
der  Ilias  and  Odyssee  von  Dr.  Aug.  Hagemann.  Berlin  1880.  VI 
und  98  SS.  8*. 

Zweck  dieser  Schrift,  deren  Herausgabe  der  Verf.  nicht  mehr 
erlebte,  ist,  dem  Schüler  bei  der  Vorbereitung  zur  Homerlectüre  die 
nöthigen  Behelfe  in  Bezug  auf  die  in  den  homerischen  Gedichten 
voricommenden  Eigennamen  zu  bieten.  Unseres  Erachtens  ist  dies 
zwar  Sache  der  Homerlexika  und  es  heißt  viel  von  den  Schülern  ver- 
langen, wenn  sie  auch  noch  ein  eigenes  Onomastiken  zu  Homer 
heranziehen  sollen.  Indes  mag  man  dem  Büchlein  eine  gewisse 
Existenzberechtigung  nicht  absprechen,  wenn  es  anders  gut  und  ver- 
lässlich wäre.  Dies  kann  man  jedoch  leider  von  der  vorliegenden 
Schrift  nicht  sagen.  Vor  allem  ist  sie  höchst  unvollständig:  an 
vielen  Stellen  wird  sich  daher  der  Schüler  im  Stiche  gelassen  sehen. 
Beispielshalber  heben  wir  die  in  einzelnen  Buchstaben  fehlenden 
Artikel  hervor.  Unter  B  vermisst  man  Badv^ikri^  BaXiog  Bfiaoa 
Borj^otdrig  Boißr]  {B  712)  Bovöblov  (Jl  572),  ja  sogar  Boworog ! 
Am  Schlüsse  von  2  z.  B.  fehlen  unter  anderem  2'omov  \^v  (y  278) 
STQaTirj  {B  606)  IgnjXog  (O  338)  2cSxo?;  im  Buchstaben  T  fehlen 
gar  Eigennamen  von  solcher  Wichtigkeit  wie  Tal&vßiog  Tei^eaiag 
Tmyerog  T/ttüiXog  TQiToyiveia  TgoßUog  Tväevi,^  außerdem  Talcu- 
fievfig  Talaiovidijg  Texrovidr^g  TevS-Qtjdciv  Teqniadrig  Tev&qag 
Tevrafxidfjg  Tr]Xsq)ldtig  u.  a. ;  unter  Y  vermisst  man  gerade  so  viel 
Artikel  als  vorhanden  sind ;  gleich  am  Anfange  von  <Z>  suchen  wir 
0ai9mf  0aidifiog  OaidQrj  u.  a.  vergeblich ;  ebenso  ist  ii  höchst 


B,  Kbricim,  Die  E\6g,  d.  Alb.  Tibnlltts  osw.,  &ng.  v.  A.  ZinriefU^    17$ 

DOiagelhaft  bearbeitet »  da  %.  B.  ^fhtaiJij  'Qnialng  ^Qkeviti  nltq^i 
^Qls^^  1ß^iW  und  ^ÜQog  gänzlich  feblen. 

Auch  in  anderer  Beziehung  begeguen  manche  Mängel,  die  es 
flicht  rftthlich  erscheinen  lassen^  Schölem  das  Büch  in  die  Hand  2« 
geben.  Dahin  gehören  verschiedene  üngenauigkeiten  in  den  einzelnen 
Artikeln  (roatichmiil  auch  verzwickte  Satzföguügen  wie  z,  B,  im  Art. 
Ei'rp>og  oder  ^Hlvütov  7i€dtov) ,  besonders  aber  die  zahlreichen 
Druckfehler.  Von  der  ersten  Partie  der  Arbeit,  welche  der  Heraus- 
geber «ergänzte,  der  selbst  nicht  Fachniann  zu  sein  erklärt,  wollen 
irrr  absehen,  aber  gleich  der  erste  Artikel  in  B  heißt  Bareia  statt 
BaiUta,  S*  26  liest  man  Zerinthos  und  Samotrace^  S,  30  ^E^ftiovij, 
>?.  32  EvQifrai9i<;,  S.  36  ai^tQivamv,  v^Hqtyog,  S.  37  im  Eli» 
»ei»:chen  Gefilde,  auf  derselben  Seite  Enrjphässa,  das  S.  40  wieder- 
kehrt; S.  41  wird  Hesiöd  Ahg.  und  Ah,  statt  Th.  citiert;  S.  45  steht 
lantf^,  S.  55  KUoiq  für  KtKOp^g^  S,  56  Kn^€n<^  für  Ko^axog 
fihgf;,  S.  68  Dvoninos,  8,  69  NtXex'g,  S.  71  zweimal  Eurikaste  fQr 
Epikaste,  neld^iv  för  fr€laL€«y  auf  S.  75,  S.  78  Molampns,  S.  79 
Harpven »  S.  HO  nyvoalyaifK:  ^  8.  81  /7^  '  ^  -olvog  sUiit  TlQüt^t- 
rnnS.  S.  82  "Pdda^ittP&fK]  8.  93  'Y:i  .   statt  'YTio&rßm. 

8.  v  öa  n.  a.  Auch  an  Accentfehleru  mangelt  es  nicht.  Aus 

(leiii  -^n  geht,  wie  ich  glaube,  genuge^am  hervor,  dass  der 

HenoBgeber  wohl  daran  gethan  hätte«  lias  BUchlein^  bevor  er  es  in 
Druck  legte,  einem  ordentlichen  Fachmanne  zur  Umarbeitung  und 
BrgftDZung  zu  übergeben.  Denn  so  wie  es  wi^  ist  es  unbrauchbar 

Frag*  Alois  Hzach. 


Di«  Elegien  des  Albius  TibuIIus  und  einiger  Zeitgenossen  erkürt 
Ton  B.  Fabricius.  Berlin,  Nicolaiscbe  Verlagsbuch handlang.  1861. 
11  und  149  SS.  ^\ 

£e  tbut  uns  recht  leid,  dass  wir  in  dieser  neuen  Ausgabe,  die 
^ftx  asg^hende  Philologen,  für  die  PrivaUectnre  der  obei^n  Gym- 
nmiialclaaaoD  und  endlich  auch  für  Freunde  des  classischen  Alter- 
thums  bdaiimmt  ist'  (S.  X),  bei  näherer  Piüfung  nicht  das  zu 
fll^efi  Te^rmochten,  was  wir  nach  den,  gerade  nicht  an  allzugroHer 
Be^  "it  leidenden,  Ankündigungen  des  Hrn,  Herausgebers  in 

der  1. [lg  S.  IX  ff.  erwarten  zu  dürfen  glaubten,  ja  dass  wir 

Ittider  sogar  fast  zur  Überzeugung  kommen  mussten«  es  wftre  für 
ftlie  oben  genannten  weiten  KriMse  am  Ende  kein  gar  zu  großer 
Terluat  gewesen,  wenn  sich  der  Hr.  Herauageber  durch  die  Hoffnung 
auf  neue  ^i\  ^  «^uentdeckungeD    noch  ein  paar  weitere  Jahre 

von  der  Vet.  mag  seiner  Arbeit  hätte  abhalten  lassen  (Tg), 

die  Bern.  ä.  JXk  wodurch  sie  vielleicht  infolge  nochmaliger  Durcb- 
aiobt  wenigstens  Ton  einigen  üngenauigkeiten  und  unnützen  Wieder* 
ludtt&gen  befreit  worden  wÄre.  Wir  wollen  nun  in  möglichster  Kürze, 
olmohl  der  Stoff  in  unserer  Notizensammlung  sehr  reich  wäre,  durch 
ein  paar  Beispiele  zu  jedem  Hauptgebiete  einen  Einblick  in  die 
Hiihode  ixmux  Arbeit  zu  vermitteln  suchen. 


274      B.  Fäbrioiua,  Die  Eleg.  d.  Alb.  Tibullos  usw.^  ang.  y.  A.  ZingerU, 

Was  die  Texteskritik  anbelangt,  schließt  sich  Hr.  F.  besonders 
gerne  an  die  Ausgabe  von  Bährens  an,  die  er  auch  in  der  Einleitung 
als  die  vorzüglichste  erkläii;;  dagegen  soll  hier  nichts  bemerkt 
werden  nnd  Ref.,  der  die  Bährenssche  TibuUausgabe  selbst  seinerzeit 
eingehend  und  anbefangen  würdigte  (vgl.  diese  Zeitschr.  1879 
S.  345  ff.) ,  kann  in  dieser  Beziehung  hier  kurz  auf  seine  dortigen 
Auseinandersetzungen  zurückweisen.  Wenn  aber  der  Hr.  Herausgeber 
dabei  auch  noch  ziemlich  unsichere  oder  gewagte  Yermuthungen, 
die  Bährens  selbst  vorsichtig  nur  im  kritischen  Apparat  anzu- 
deuten gewagt  hatte,  geradezu  in  den  Text  setzt  (z.  B.  S.  25,  27,  34), 
wenn  er  dabei  seinerseits  so  genaue  und  geistreiche  kritische  Noten 
beifügt  wie  z.  B.  S.  13  y,Statt  des  besser  beglaubigten  multa  haben 
andere  magna.  An  und  für  sich  kann  beides  stehen^,  wenn  es  ihm 
passiert,  dass  er  eine  im  Texte  mit  Bährens  bevorzugte  Leseart  unten 
in  der  Anmerkung  ganz  vergisst  und  dafür  dort  eine  .andere  als  die 
bessere  erklärt  (S.  25) ,  wenn  er  andererseits  doch  wieder  in  der 
verurtheilenden  kritischen  Anmerkung  zu  einer  auch  selbst  von 
Bährens  nicht  gerügten  Überlieferung  in  die  herrliche  Phrase  aus- 
bricht Je  grüßer  der  Blödsinn ,  desto  mehr  findet  er  glaubensselige 
Erklärer"*  (S.  32)  u.  dgl,  so  dürfte  Hr.  Bährens  wohl  unwillkürlich 
au  ein  bekanntes  Sprichwort  denken,  das  auf  unberufene  Freunde 
sich  bezieht.  Am  selbständigsten  zeigt  sich  der  Hr.  Herausgeber 
auf  diesem  Gebiete  nur  in  der  entschlossensten  Athetese  einer  Beihe 
bisher  theils  unangefochtener,  theils  meist  nur  transponieiier  Yei-se, 
die  durch  einen  kurzen  Machtspruch  verdammt  und  hier  mit  einer 
eigenen,  sonst  in  der  Arbeit  nicht  immer  durchblickenden  Consequenz 
in  stets  fast  wörtlich  wiederholter,  stereotyper  Phrase  als  Randglosse 
eines  gelehrten  Lesers  (z.  B.  S.  14,  38),  oder  Grammatikers  (S.  15, 
105  u.  dgl.)  gebrandmarkt  werden.  Hätte  aber  Hr.  F.  nach  genauer 
Durchsicht  bisheriger  Erklärungen  eine  nur  etwas  nähere  Begründung 
der  Mühe  wert  gefunden ,  hätte  er  sich  nur  ein  bischen  mehr  um 
Parallelstellen  gekümmert,  die  z.  B.  einmal  die  Echtheit  entschieden 
schützen,  oder  hätte  er  die  auch  jüngst  erschienenen  Auseinander- 
setzungen F.  Leos  (in  phil.  Untersuch,  herausg.  v.  Kiessling  u.  v. 
Wilamowitz-Moellendorff  2.  Heft)  gerade  über  ein  paar  solcher  Stellen 
(z.  B.  S.  29,  31)  noch  gelesen,  so  hätte  er  es  vielleicht  doch  auch 
hier  noch  für  besser  gehalten,  sich  mit  dem  Bährensschen  Texte 
wenigstens  so  gewaltsamer  Streichung  zu  enthalten. 

Gewisse  Lieblingswendungen  werden  überhaupt ,  auch  im  er- 
klärenden Theile,  nicht  ungerne  wiederholt  und  wenn  der  Hr.  Heraus- 
geber  bei  der  Bemerkung  in  der  Einleitung  S.  XI,  dass  manche  Er- 
klärungen manchem  vielleicht  überflüssig  erscheinen  könnten ,  der- 
ai-tiges  im  Auge  hatte,  so  thut  er  allerdings  gut  daran,  sich  zu  recht- 
fertigen, nur  ist  leider  die  Bechtfertigung  nicht  ganz  zutreffend. 
Denn  Anmerkungen  wie  S.  14  „Unter  agricola  deus  ist  aber  collec- 
tivisch  jede  ländliche  Gottheit  gemeint,  nicht  etwa  nur  Silvanus^ 
und  S.  31  „Unter  dem  deus  agricola,  der  ländlichen  Gottheit,  sind 
natürlich  alle  Schutzgottheiten  des  Landbaues  zu  verstehen,  kein 


R  FaMcim,  Die  Bieg,  d*  Alb.  Tibullus  usw.,  ang.  v.  Ä.  ZmgerU.    275 

eimelner  • .  deüs  isi  eben  collectivisch  zu  fassen**,  oder  S,  17  „Der 
Perf^ctiDfiüiiiv  drückt  dad  Momeutane .  Zeitweilige  aus^  und  S.  19 
flDer  Peifectinfiuili?  bezeichnet  auch  hier  das  Momentane"  u.  dgL 
hatten  «ebl  einmal  genügt  und  itire  Wie^ierholiini^  durfte  kaum 
durch  die  Schwierigkeit  <ler  Stellen  oder  durch  die  allzugroi^ea 
MiagDl  der  bisherigeo  Comineutare  und  Ülersetzungen  zu  motivieren 
telii.  Ob  forner  Erkläningen  wie  8.  18  ^Die  Thränen  sind  tristes, 
von  dem  heftigen  Schmerze»  der  tiefen  Trauer  erzeugt*^,  oder  S.  22 
^er  fand  im  Augurium  einen  Grund  zum  Zögern,  oder  auch  darin, 
das»  der  Tag  des  Satnrnos  • , . .  durch  eiue  schreckliche,  grausige 
Vorbedeutung  mich  „tenuisse"  lo  rückgeh  alten  habe**  (vgl.  übrigens 
iti  die*:»  Stelle  meine  Bern,  in  dieti.  Zeitscbr.  1879  S.  349)»  oderS.  33 
^Vlolenta  bezieht  man  am  besten  zu  canere*^  noch  dazu  nach  der  am 
Anfange  der  Anm.  stehenden  Übersetzang  ^von  den  Orichern  siugo 
die  gew&ltthätige  Ohreule'*  (gewiss  ist  nach  der  Beschreibung  in  der 
ciUtrtea  ovid.  Stelle  Fast.  VI.  131  fi.  und  nacb  allen  anderen,  die 
E«f.  gesammelt,  violenta  eher  mit  strix  zu  verbinden)  u.  dgU  ent- 
weder durch  neu  eröffnete  geistreiche  Gegichtspunkte,  oder  durch 
muiierhafle  Faf^^unier  gegenüber  früheren  Commeutaren  einen  grollen 
Fort«chntt  r-  ,  dürfte  woIjI  auch  bezweifelt  werden  können. 

£ieiiiiich  \xu^\  -\^  erscheint  dann  öfter  auch  das  Verfahren  bei 

Hermnziebnng  der  schon  oben  einmal  gelegentlich  beriihrton  Parallel- 
Hellen;  während  manchmal  zu  ganz  gewöhnlichen  Dingen,  wie  z.  B. 
zum  Aasdruck  efiusis  comis  (S.  21),  ein  ganzes  Stellenregister  aus 
verscliiedeineü  Dichtern  angefügt  ist,  wird  andererseits  bei  recht 
InterüMHitem  des  Ausdruckes  im  engsten  Zusammenhange  aach  mit 
dt*r  Versification  gerade  das  für  das  Verhältnis  der  augusteischen 
Ihcht«r  unter  sich  bezeichnendste  übersehen  z.  B.  S.  47  (vgl.  mein 
Bach  Ovid  u.  s«  V.  I*  94;  der  Hr.  Herausgeber  begnügte  sich  eben 
nur  mit  der  Stelle,  die  sich  auch  bereits  in  der  von  ihm  wohl 
doch  viel  zu  scharf  b«nrtheilten  Ausgabe  Dissens  [s.  EiuL  S.  Xj 
aoag^chriebeu  tindetV 

Um  dip  *»in8chlägige  neuere  Einzelliteratur  scheint  sich  Hr.  F, 

'  fibtrhiiuf'  c  dem  Maße  gekümmert  zu  haben,  als  man  es  nach 

i  dta  vielv  enden  Aukiiudigungen  der  Einleitung  und  nach  der 

sonst  jetxi  üblichen  gewissenhaften  Methode   aller   irgendwie   auf 

wisseDschaftlichen  Wert  Anspruch  erhebenden  Arbeiten    erwarten 

I  »eUte.    Abg(!sehen    von   zerstreuten   Beiträgen  zur  Erklärung,    bei 

I  weicher  der  Hr.   Uerausgeber  auch  einen   wirklicheu   Einfluss  der 

I  Bchtoen  nun  vnri  Vahlen  gezeigten  Methode  vermissen  tä^st,  sind  ihm 

icli  ^«kg.  3.  u,  4.  Buch  des  Tib.  bezüglichen  neueren 

|JWti  ten  nur  die  Arbeiten  von  Kleemann  nnd  Lierse 

|übf>r    Lygdamus    bekannt    (s.    Über    die    erstere,    in    einschlllgigen 

Puakteti  anerkennend  an  des  Eef.  Forschungen  zu  rom-  Dicht,  sich 

auKhl »tuende  Arbeit  dies.  Zeitschr.  1877  S.  515),  Über  die  Literatur 

''    iogjrikus,  „über  den  man  wahrscheinlich  nie  zu  einem  festen 

kommen  wird**  (S.  Vlll),  hat  er  k*in  Woit,  ebenso  keines 

iftUr  die  zu  den  Sulpicia-Elegien,  die  trotz  der  wiederholten  warmen 


276    B,  Fabricius,  Die  Eieg.  d.  Alb.  Tibullns  usw.,  ang.  v.  A.  Zingerle. 

Anerkennang  aach  von  Seite  des  Hrn.  Herausgebers  (S.  VIII ;  101) 
im  Yerhältnis  zum  „ziemlich  formschwachen''  Panegyrikns  (S.  VIII), 
bei  dem  wenigstens  die  Fortdauer  des  Streites  noch  anerkannt  wird, 
Tiel  schlimmer  wegkommen  und  geradezu  als  nun  allgemein  an- 
erkannt untibullisch  bezeichnet  werden  (S.  VII),  während  doch  gerade 
hier  nach  den  neueren  und  neuesten  Untersuchungen  die  Frage  be- 
kanntlich für  eine  Partie  noch  in  der  lebendigsten  Verhandlung  steht 
und  ein  großer  Theil  gewiegter  Forscher  mehr  und  mehr  zur  Echtheit 
jener  Partie  sich  neigt  (dem  in  der  jüngst  (1880)  erschienenen, 
wieder  auf  dieses  Thema  bezüglichen  fleißigen  Erstlingsarbeit  von 
Knappe  [de  Tib.  libri  IV.  elegiis],  die  jedoch  am  Schlüsse  leider  zu 
weit  geht ,  gegebenen  diesbezüglichen  Gelehrtenyerzeichnisse  w&ren 
nun  auch  noch  Wölfflin  [Acta  sem.  Erlang.  1878  S.  100]  und  Leo 
[phil.  Unters.  1.  c]  beizufügen).  Aber  nicht  einmal  die  wichtigste 
Einzelheit  der  Frage  deutet  der  Hr.  Herausgeber  dem  weiten  Kreise 
seiner  Leser  an ;  ebenso  wenig  scheint  er  Wölfflins  (Act.  1.  c.)  und 
des  Bef.  (phil.  Abh.  I,  29)  Bemerkungen  zu  IV,  7  gelesen  zu  haben, 
was  ihm  freilich  bei  seinem  auch  hier  strengen  Anschluss  an  eine 
Auctorität  yielleicht  ganz  überflüssig  vorkommen  mochte. 

Doch  —  hier  hat  ja  der  Hr.  Herausgeber,  wenn  auch  nicht  in 
strengem  Zusammenhange,  irgendwo  wenigstens  auch  eine  eigene 
Bemerkung.  Ovid  (so  wird  S.  V  auseinandergesetzt)  erwähnt  Am. 
III ,  9  nur  die  Mutter  und  Schwester  des  Tibull ,  dann  die  beiden 
Mädchen  Delia  und  Nemesis,  aber  „kein  Wort  von  dem  Vater  des 
Tibullns,  kein  Wort  von  Su  1  p  ic  i a  und  Cerinthns . .  **  Das  wäre  nicht 
denkbar,  wenn  Tibull  die  Sulpicia  in  Gedichten  verherrlicht  hätte.  — 
Wir  wollen  bei  dem  Ernste  der  Sache  uns  jeden  Witz  versagen ,  der 
^st  unwillkürlich  aus  dieser  schönen  Stelle  sich  ergeben  könnte, 
wollen  auch  nicht  anderes  auseinandersetzen,  was  hier  ein  Kenner 
des  Ovid  zu  bemerken  hätte,  sondern  einfach  kurz  darauf  aufmerksam 
machen ,  dass  Hr.  F.,  wenn  er  die  ganze  Fi*age  nur  einigermaßen 
beherrscht  hätte,  gewiss  zwischen  den  wirklichen  Geliebten 
Tibulls,  die  eben  Ovid  bei  der  von  ihm  dargestellten  Situation 
einzig  und  allein  nur  vorfahren  konnte,  und  zwischen  der  von 
Tibull  nur  gelegentlich  verherrlichten  Geliebten  eines  Anderen  hätte 
nnterscheiden  und  von  der  Unhaltbarkeit  eines  solchen  Beweises 
gerade  gegen  die  Snlpicia-Eiegien  sich  bald  hätte  überzeugen  müssen. 

Von  nicht  zu  großer  Consequenz ,  wo  sie  wirklich  am  Platze 
wäre ,  zeugen  auch  andere ,  äußerlich  oft  mehr  zufällig  scheinende 
Dinge,  wie  z.  B.  der  Umstand,  dass  die  eben  genannte  Elegie  Ovids 
Am.  III,  9  vollständig  in  der  deutschen  Übersetzung  von  Lindemann 
(S.  III  f.) ,  gleich  darauf  aber  eine  längere  Stelle  aus  Ov.  Trist.  IV, 
10  im  lateinischen  Texte  geboten  wird.  Der  S.  IX  erwähnte  Cod. 
Vatican.  stammt  erst  aus  dem  15.  Jahrb.  vgl.  meine  phil.  Abh.  I, 
26  ff.  dies.  Zeitschr.  1879  S.  345. 

Von  Druckfehlera  ist  die  Arbeit  nicht  frei,  z.  B.  S.  V  necet, 
S.  X  Golefb^ry,  S.  20  woh,  S.  107  vdoßQ  u.  dgl.I 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


C.  OtorgeSt  Ausf.  lat-denUchcs  Handwdrterb.,  ang.  ?.  Dr.  AUgayer.    277 

Aosfabrliches  lateinisch-deutsches  Handwörterbuch,  ans^earbeitet 
Ton  Carl  Enist  Georges,  zweiter  Band  von  J — Z.,  siebente  fast 
sansUch  umgearbeitete  und  sehr  vermehrte  Auflage.  Leipzig  1880, 
Hahnscbe  Buchhandlung. 

(Schluss). 
Fraeludere.  Unter  diesem  Worte  lesen  wir  S.  1658  oben 
den  Satz,  Cilices  maria  hello  qiMsi  tentpestate  praeluserant^  ein 
starkes  schon  in  der  6.  Anli.  des  Hand  Wörterbuches  sich  vorfin- 
dendes Versehen  ffir  praecluserantf  s.  Flor,  3,  6,  1  (1,  41,  1  H.). 
Praetorius.  S.  1696,  Z.  5  v.  o.  steht  scortatorum  praetoria 
cohors^  allein  bei  Cic.  Catil,  2,  24  wird  heut  zu  Tage  allgemein  scot^ 
torum  pr.  c.  gelesen.  Praevertere.  S.  1699,  Z.  1  v.  u.  bietet  das 
Handwörterbuch :  nee  i^osse  hello  praevertisse  quidquam  {Liv,  2t 
24,  5).  Diese  allerdings  handschriftliche  Lesart  ist  wohl  verdorben, 
daher  Madvig,  Hertz  und  M.  Müllerschreiben:  nec'hello posse 
praeverii  quidquam,  wobei  praeverti  als  Passiv  erscheint.  Eine  an- 
dere Conjectur  ist  praeverti  se  quidquam.  Diese  Auffassung  nimmt 
praeverM  Sk\8  Deponens  :=  früher  etwas  vornehmen  als 
etwas  anderes   und   hat  jedenfalls  das  für  sich,  dass  sie  dem 
handschriftlichen  praevertisse  am  nächsten  steht.  Praemonere,' 
Unter  Z.  20  v.  o.  heißt  es  im  Handwörterbuch  auch :  praemoneo 
nunquam  scripta  quod  isla  legat^  Ov.  Trist.  5,  1, 16.  Allein  i^rae- 
monere  quod  mit  der  Negation  =  deiii  prohibitiven  ne  darf  wohl  als 
ein,  Iceineswegs  von  Ov,  herrührender  Solöcismus  bezeichnet  werden, 
daher  die   einen  Heransgeber  so,  die  anderen  anders  lesen.    Vgl« 
darüber  besonders,  was  Merkel  und  Biese  ex  conjectura  in  den 
Text  aufgenommen  haben.    Mit  dem  Acc,  et  Inf.  wird  praemonere 
=  zum  voraus  an  etwas  erinnern  auch  von  Liv,  verbunden: 
cum  haruspices  ad  imperatorem  id  pertinere  prodigium  praemo* 
nuissent,  25,  16,  4  und:  Aihenienses . .  praemonente  Thcmistocle, 
vidoriam  iUam  non  finem,  sed  causam  mqjoris  helli  fore  CC  naves 
fabricaverunt,  Justin.  2,  12,  12.  Vox  Christi  docentis  praemonet^ 
adesse  jam  lucem prope,  Prudent,  Cath.  1,  30  ff.  Praeponere, 
Für  die  Bedeutung  vorziehen  kann  man  zu  den  Auctoritäten  des 
Handwörterbuches  noch  folgende  Belege  hinzufügen:  Agesilaus  opur 
lentissimo  regno  praeposuit  bonam  existimationemy  Nep,  Agesil, 
4,  3.  Urbem  quoque  {V^os)  urhi  Romae  pfneponehant,  Liv.  5,  24 
6  und  ebd.  45,  26,  6.  Me  Mazaeo  generum  praeponit,  Curt.  4, 
11  (44)  20  und  9,  6  (25)  17  und  7,  1  (5)  39.    Tum  necessaria 
gloriosis  praeposita,  Vellej.  2,  110,  3  und  Val,  Max.  2,  1,  4  und 
Justin.  31,  7,  5.  Probare  =  beweisen  (S.  1728,  b)  des  Hand- 
wörterbuches mit  dem  Acc.  et  Inf,  hat  auch  Liv,:  quem  ipsum 
parentemve  ejus  apud  se  censum  esse  probassent  socii,  39,  3,  5. 
Ebenso  bei  Plin.  dem  jüngeren;    cum  inter  initia  principatus 
tmprobaveris,m€  adpeculiarem  tuam  indulgentiam  pertinere ,  epp. 
10^  2,  2.  Magnum  esse  solem  philosophus  probabit,  Sen.  epp.  88, 
37,  ebd.  94,  52  und  n.  q.  2,  21,  4  und  deprovid,  1,  1.    Quomodo 
tnäiis  magis  probem  vobis^  illum  mori  noluisse,  Sen.  Conirov.  7, 


878    C,  Georges^  Aus  f.  lat.- deutsches  Handwörterb.,  ang.  v.  Dr.  Allgayer, 

18,  5  und  2,  9,  35.  Troclamare,  Der  Acciks,  et  Infin,  steht  auch 
noch  bei  folgenden  weiteren  Anctoren :  cum  proclamassetf  neque 
Votum  sihi  neque  animum  deesse  confodiendi  eum,  Suet.  Aug. 
51.  Ad  quod  exarsit  adeo,  ut  proclamaret,  se  quoque  laturum  sen- 
tentiam,  Tac.  Ann.  1,  74,  ebd.  13,  13  fin,  und  16,  32  und  Eist. 
44,  55  g.  E.  Tanti  meriti  etiam  memoriam  invisam  esse,  procla- 
matj  Curt.  8,  1  (5)  41.  Prodama  ingenuam  esse  te^  Sen.  Controv. 

1,  2,  10.  Prodicus.  lieber  den  Hercules  Prodicius  des  Hand- 
wörterbuches machen  wir  darauf  aufmerksam,  dass  jetzt  von  Bai- 
ter  (in  opp.  Cic.  ed.  Orelli,  2.  A.)  und  Baiter-Kayser,  Johan- 
nes von  Grub  er  und  Otto  Heine  übereinstimmend  gelesen  wird: 
quod  Herculem  Prodicus  dicit  u.  s.  w.  Prodigere.  Für  pullos 
in  solem  prodigere  heißt  es  bei  Varro  in  pdbulum  prodigere  (r.  r. 

2,  7,  11).  Profiteri  :=  offen  bekennen,  erklären  mi  t  ff. 
Accus,  et  Inf.  hat  auch  Suet.:  comperi  saepe  profiteri  (Titum), 
se  maximum  fälsarium  esse  potuisse,  Tit.  3  fin.  ebd.  c.  8  und 
Caes.  34  g.  E.  und  Aug.  27  und  ITero  10  init.    Auch  beynj  ün- 
g  e  r  e  n  Plin. :  nie  praecipuam  se  voluptatem  ex  amicitia  lüa  ca- 
pere  profitetur,  epp.  7,  7,  2  und  7,  26,  4  und  10,  3,  2  D.    Me  in 
alia  esse  sententia  profiteor,  Sen.  epp.  113,  1  und  §.  6  und  de  he- 
nef.  3,  23,  2  und  de  vita  b,  8,  6.  Profiteor  in  eodem  honore  fu- 
turos  omnes  eos,  in  quo  fuerunt,  Curt.  8,  8  (28)  18.    Fructü>us 
e^us  levari  posse  centesimae  vectigal  professus  . . .  Tac.  Ann.   2, 
42  g.  E.  Professus  est,  Aihenienses  deos  pttblicos  muris  saepsisse^ 
Nep.  Them.  7,  4.  Ble  habüurum  se  comitia  professus,  Liv.  3,  35, 
8.  Der  Accus,  et  Inf.  steht  bei  Liv.  auch  in  dem  Sinne  von  sich 
zu  etwas  erbieten,  anheischig  machen:  ancilla  quaedam 
indicaturam  se  causam  publicae  pestis  professa  est,  si, . .  8,  18, 
4  und  4,  16,  6  und  9,  36,  2.  Prope.    Für  prope  örtlich  =  zu- 
nächst wird  im  Handwörterbuch  S.  1787,  Z.  10  v.  o.  proxime 
<rans  Pddum  übersetzt  durch:  zunächst  dem  Po  {Caes.  b.  G. 
S,  24,  4).  kWein  prope  ist  an  unserer  Stelle  keineswegs  räumlich 
sondern  vielmehr  temporal  zu  fassen,  oder:  nach  unam  legionem 
sind  die  Worte  quam  proxime  tr.  P.  c.  beigefügt,  nicht  um  den 
Werbebezirk  dieser  Legion  anzugeben,  sondern  um  dieselbe 
als  eine  noch  ganz  junge  Truppe  darzustellen,  der  es 
noch   sehr  an  kriegerischer  Tüchtigkeit  und  Bewäh- 
rung mangelte.  Dasthater  aber  in   so   ausführlicher 
und  belebter  Darstellung,  um  zum  voraus  ein  Streif- 
licht der  Erklärung  oder  richtigeren  Beurtheilungauf 
die  Katastrophe  fallen  zu  lassen,  von  welcher  die  un- 
glückliche Legion  mitdenihrb  ei  gegebenen  5  Cohorten 
bald  nach  der  Ankunft  in  das  ihr  angewiesene  Winter- 
quartierin   derWeise  betroffen   wurde,   dass   unver- 
ständige oder  feindselige  Leute  leicht  einen  Theil  der 
Schuld  auf  den   Conto   des  Höchstkommandierenden 
d.  h.  Cäsars  selbst  hätten  schreiben  können.    Protegere. 
Für  die  Verbindung  mit  ab  aliquo^  ab  aliqua  re  protegere    zeugt 


C  GiOr^Bf  Ätidt  Iftt-deutschcs  Handwörterk,  &Dgez,  r.  Dr*  ÄUgayer.    270 

schein  CkH^r:  pHra  eaa  (naves)  a  quihusäam  protegit  vetUis,  h. 
^  3,  4'i,  1  und  Livius:  protegente  sempcr  altera  inopem  ab  al- 
rius  h^urin,  42,  30,  6  and  40»   10,  9.    Auch  bei  Flin.  \  alas  a 
Türe  protegere,  n.  h.  11,  19  und  19»  148  und  17,  112.  lA'd  advers t^ 
istprot.  bei  Tac.  vorbuuden:  qui  (reges)  nuignitudine  nostra  pra- 
i0^ntur  adiwrsus  externa  impcria,  Ann,  4,  5  medd,  und  Hist. 
t,  60  fln.  Bei  Hegen  weiter,   zur  Regtnzeit  schQtzeti  wird 
durch  t>i:  (in  imbre)  ausgedrückt.  Plin.  n.  Ä.  17,  &1,    Derselbe 
Lactor    bat  auch    die    Verbindung  proteg,  aliq,   contra  aUquid: 
m  solem   caput    proicgere     31»    131.     Endlich    auch     uiit 
linus  im  abhängigen  Satze  nach  dem  negativen  non  protego: 
dignitas  nopi  aetas  protegebat^  quo  minus  stupra  cuedibus  mi' 
rentur,  Tac,  ilist,  3,  33.  Public us.  8.  1843  ist  unter  puhli- 
Z,  5  V.  u,  geschrieben:  taMaia  ramorum  stistinenda  provide 
iigere.  Das  ist  al)or  ein  mehr  als  freies  Citat,  denn  PL  n,  h,  10» 
1^7  lautet:  tabufata  ramorum    su^tinendo    nido   proHde    eligere. 
Wuaertrc.  S.  1897»  Z.  19  v.  u.  ist  ludos  miilndos  eu  vertauacheu, 
IXm  9,  19.  10.  Quam  obrem.  Im  Handwörterbuch  beißt  es:  u^- 
\9um  iliud  e$t^  quam  ob  rem  haee  commemorarim  {Cic,    Vert,  4» 
135).  Dagegen  ist  zu  bemerken»  dass  dafür  jetzt  allgemein  (Zu  m  pt. 
'^HalaD»Baiter-Kay8er*Klotx»C.F.  W.  Müller  commemo* 
ftm  gelesen  wird,  Quantuluscunque,  Den  im  Handwörterbuch 
iftihrteD  Auctoritäten  ftig^  man  noch  bet:  quantulacunquc  e$H» 
(HM^ffiiVi  Sulnionis)  ros  rgo  magtia  voeo^  Ov,  am,  3.   15,   14  u.  n, 
3,  264,  Pont,  4,  15»  14»  Fast,  3,  572»   Terra  est  iUi  quaniula, 
\mi9^qu€  gravis,  Martial.  11,  14,  2.  Pars  veniet  meeum  quaniula- 
[tunque  gravis,  Äuson.  epigt\  105,  ^,  QuantuBvis,    Bei  Cacs, 
*Ä.  G,  5,  28,  4  bietet  das  Handwörterbuch  S.  1911,  Z.  9  t.  u.  noch 
die  alte  Lesart  quantasvis  magnas  copias.  Allein  wenn  es  schon  an 
und  für  sich  unwahrscheinlich  ist,  dass  ein  so  feiner  Sprachkeaner 
wie  Cäsar  diese  gani  ungewöhnliche  Häufung  sich  habe  zu  Schulden 
I kommen  lassen,  so  ist  noch  weiter  zu  beachten,  dass  magnas  in 
jTielen  Handschriften  fehlt.  Es  dürfte  daher  ursprünglich  wohl  ge- 
lliliflen   haben   quant(istHs   copias  ^iam   Qermanorum   susHneri 
p^Bse  und  wie  Schneider  nicht  ohne  Grund  rermnthet^  magnas  ron 
einem,  welcher  den  Sinn  von  quantasvis  nicht  verstand,  bei* 
^feeetzt  und  etiam  seinem  Deiiehungswort  entrückt  und  su  magnas 
en  worden  sein.  Es  ist  darum  die  noch  von  Nipperdey  beibe- 
llene   Lesart:   quania$vi$  magnas  etiam  copias  Germafwrum 
%eri posBt  schon  von  Schneider  und  nach  ihm  von  Kraner 
[nnd  Doberenz  aufgegeben  und  das  dem  Gedanken  allein  ange- 
jsiesaeDe     quantamis     copias     etiam     Germanorum     aufgenom- 
worden:  man  könne  in  dem  befestigten  Lager  gegen 
(edeDocb  so  große  Streitmacht»  selbst  der  gefürchtet  en 
^Ofrnianen  sieb  behaupten,  b.  Eraner  im  kritischen  Anhang, 
1.  B90  der  IL  Ausgabe.  Queri,  8.  1921,  Z.  25  t.  o.  sind  unter 
1%  ß  lUr  den  Acc.  ei  Infin,  nur  Q,  MeteU,  Num,  fr,  und  Cic,  ange- 
Diese  Fdguug  ist  aber  auch  bei  IJv.  und  anderen  te^x 


S8Q    C.  G«0f^e8,  AuBtlat-deutBohesHandwdrterb.,  ang.  t.  Dr.  AUgayer. 

gewöhnlich:  adsentiebantur  miUti,  puhatos  $e  querenies,  3, 11 
IZ;  ut  mille  pro  uno  Caesones  extitisse  plebes  quereretur^  ebd. 
0«  14,  4;  ejus  injuria  queri  suos  honore  dejectos,  4,  44,  5;  ebenso 
8,  32,  9  und  9,  20,  10  und  10,  45,  4,  und  30,  26,  2  und  34,  11, 
2  und  38,  44,  5  und  42,  23,  2  n.  a.  Quum  Lacedaemanii  quere- 
reniur  opus  nihüo  minus  fieri,  Nep.  Them.  7,  2.  Gum  vidisset  fo* 
dientem  et  altius  rastrum  adlevantem  lassum  se  fieri  questus  ve- 
tuU  iUum  opus  in  conspectu  suo  facerey  Sen.  de  ira^  2,  25,  2; 
tarde  horas  ire  querentur^  ebd,  de  brev.  v,  16,  3;  posiert  nostri 
queruntur  regnare  nequiiiam^  de  benef,  1,  10,  1  und  sonst  Flen^ 
tes  querebaniur  regem  non  in  acte  sed  ahluenUm  aqua  corpus 
erepium  esse,  Gurt.  3,  5  (12)  5  und  §.  8  und  4,  10  (39)  3  und  7, 
6  (25)  8,  und  6,  7  (27)  28  und  sonst.  Quos  intttUsse  sibi  bellum 
qußr^antur,  Hiri.  bei  Caes,  b.  G.  8,  4,  2.  Ä  quü>u8  deductum  ac 
depramtum  Fompejum  queritur,  Caes.  &.  c.  1,  7,  1;  queriiur  in 
cqndone  sese  projectum  ac  prodiium  a  Fornpejo^  e&d.  1,  30,  5. 
Quum  Varus  suam  fidem  ab  eo  laedi  querereiur^  ebd.  2,  44,  2  und 
8,  96,  4.    Qui.  S.  1925,  2)  Z.  14  v.  o.  folgt  das  Handwörterbuch 
der  Lesart  qui  utiliiaiem  a  natura  sejunxisset,  wogegen  wir  be^ 
merken,  dass  bei  Gic.  de  legg,  1,  12,  33  von  Klotz,  Vahlen  und 
Halm  {opp.  Cic.  Grell.  2  A.)  mit  Davies  a  jure  statt  a  natura 
gelesen  wird.    Reficere.  Sich  von  etwas  erholen,  einem 
Erholung  von  etwas  gewähren  heißt  gewöhnlich  allerdings 
reficere  sCy  animum,  milOes  etc.  ex  aliqua  re,  wie  im  Handwörter- 
buch aus  Liv.  30,  29,  1  und  andern  Belegen  {Gaesar,  Seneca  und 
Tac.)  nachgewiesen  ist  und  noch   durch   weitere  Stellen  bestätigt 
werden  kann :  ex  magnis  caloribus  se  reficere^  Gic.  Q.  fr.  III,  1 
init« ;  reficere  animum  ex  forensi  strepitu,  Gic.  Arch.  6,  12«    Ex 
quo  (morbo)  tum  primum  reficiebatur,  Liv.  39,  49,  4.  Hingegen 
bei  Liv.  21,  26,  5  wird  ohne  Variante  ab  jactatione  maritima  mili- 
lites  reficere  gelesen,  wie  auch  Flin.  sagt:  ab  imbecilUtate  se  refi- 
cere, n.  h.  26,  109.  Regnator.  Zur  Vervollständigung  der  Aue- 
toritäten  fugen  wir  noch  bei :  Beüm  regnator ,  Att.  tr.  32,  R.  Auch 
bei  Plaut,  noch  an  einer  weiteren  Stelle,  Amphitr.  Prol.  45  und 
regnator  omnium  deus,  Tac.  Germ.  39.    Magne  regnator  Deüm, 
Sen.  Fhaedr.  679  und  953  (P.  et  R).  Oft  bei  Sü.:  aeternae  reg- 
nator noctis,  7,  688  und  8,  444  und  10,  219  und  sonst.    Ebenso 
bei  Stat.  auch  noch  an  weiteren  Stellen :  juvenis  regnator  Olympia 
Achül.  1,  588  und  2,  249,  Theb.  8,  41  und  9,  421  und  11,  410. 
Regnator  astris  imperans,  Frud.  Gath.  12,  84  und  regnator  coeli, 
ebd.  c.  Symm.  2,  170  und  V.  758.  Reluctari.  Für  die  alte  Les- 
art lunae  reluctatae  bei  Ov.  Met.  12,  264  wird  jetzt  von  Haupt, 
Merkel  und  Riese  1.  reluctanti  gelesen.  Reminisci.  Den  Acc. 
et  Inf.  hat  auch  Nep. :  reminiscefis  ejus  se  opera  Gyrum  frairem 
superasse,  Gon.  3,  1  und :  quadrantem  in  balneis  dari  solere  rc" 
miniscimur,  Ambros.  in  Lue.  7,  158.  Renarrare.    Im  Hand- 
wörterbuch finden  wir  a  facto propiora,  Oi;.  was  mangelhaft  ist,  denn 
3IW<  6,  316  heißt  es  vielmehr:  a  facto propiore  priora  renarrani. 


G0Of$u,  kn&f.  Iii-dentsebes  H^dworterb.,  ang*  t.  Bf.  AUgayrr, 


tst 


leperire  =^  historisch  berichtet  fladen  kommt  mit  dem 
iöcus,  et  Inf,  auch  bei  Tac.  ?or:  rtperio  in  commcntariis  senaius 
yCeriulem  pro  ^enientia  dixisse.Änn.  15,  74  und  so  aach  (ohm  Än- 
ib«  der  Quelle) :  jum  triumpho  Pompeji  reperimus  tralatam  Phar- 
eis  argenieam  statuum,  PL  n,  h.  33^  151   uud  34,  15  uud  35, 
168.  In  der  Bedeutang  darcb  Nachdenken  ,  Er  wägeUf  Nach- 
truhen i  du  e  werden,  erfahre  n^  entdecken,  ermittelo, 
»ht  der  Acc,  et  Inf.  schon  bei  7W,:  per  pol  quam  paucon  repe^ 
Trias  mereirkibus  evefiire  fideles  amatorcs  ?  Hcofr,  58  und  claas. 
b^i  Caes,:  cognita  Caesar  mu^a  reiterit,  ab  Sucvis  auxilia  mhsa 
lf9H,  b.  G,  6,  9  8  und  1, 40,  8  und  7,  40,  3  and  1,  18,  10.  qmd  si 
mea  causa  considerahis  reperies  me  fintmsimum  pracsidium 
"kabuisse  aequUaiem,  Cic.  Farn,  15,  4  14  und  de  le^e  agr,  11,  §-  8 
tt.  /Vn,  4,    17  uud  TWc.  3,  52.  Beperiet  esse  comniMtata  (verba) 
Forr.  l  L  5,  1»  6,  liepetere.  S.  2077,    Z.    15    ?.    o.    sind    die 
Worte  mti/^um  ante  repctito  ih  s,  w.  übersetzt  durch:  uachdeui 
«r  vorh  er  oft  weitläufig  erörtert  etc.    Diese  an  Roth  und 
|Strodtbeck   sich    anlehnende  Obertrai^ang   ist  aber  ofifenbar   nicht 
ichtig  and  Orelli  erklilrt  vollkommen  »inugemaß:    lango  proocmio 
antequam  stntentiam  ipsam  diceret  und  ebenso  Nipperdey; 
(lidem  er  vorher  weit  ausgeholt.  Ileputare.    Mit  dem 
ici\  et  Inf,  wird  reputare  auch  von  TJv,  verbunden :  unusquisque 
animo  reputet,  nostras  nunc  intueri  inm^us  seneUum,  21,  41, 
16;  si  rcpiitaperitis  nulla  ignominiae  nota  Icviare  i'os  drsiffnari 
poiuiise,  24,  16,  18.  Meputans  et  se  privatum  nön  sine  periculo 
fort  ft, . «  Suet.  Äug,  28  iuit.  und:  rcputansnon  tarn  hoBtetn  suum 
Darmmfuisse^  q%iam.,.  Juiftin,  12,  5,  IL  Resciscere.  Dieses 
VtrbotD  findet  sich  auch  bei  Caes,  b.  G,  1,  28,  init.,  Liv,  41,  22, 
1  ttod  Or.  Met,  2,  424.     Der  im  Handw«3rterbuch    nur    aus    Naet\ 
nachfewiesene  Accus,  et  Inf.  kommt  altlateiuisch  auch  bei  Plaut,  und 
Ter.  vori  eam  me  advextsse  nolo  resciscat  pater^  Plaut.  Mete.  ProL 
107,  «nd  Cistell.  1,  1.  105,  Capt.  5,   1,  25,  Pmrum  nc  resciscat 
Ml  es&e  ex  iUa^  Ter.  Ifautontim.  4,  2»  3  und  4,  3,  19  und  Hecgr. 
^,  1,  11  und  3,  1,  5.  >^  '«''  rarmhia  trstieris  nos  fingere^ 

Hör,  €pp.  2,  1,  226.  i'  ■■n   coUegam  (tase)  rescissc  absens 

mpm  poiuerat,  Suci.  Caiig.  11 .  Ne  cot^urati  proditos  se  esse  re* 
tekeereni,  Curt.  6,  7.  (20)  IG.  licspuerc.  S.  1204,  Z,  3  v.  o.  ist 
aodi  iri«  in  der  6.  Auflage  ein  ziemlich  starkes  Verseheu  in  den 
Worlio  respaet  invisam  juxta  cadaver  humus  filr  justa  cadarer 
kioma,  8.  (h?.  Ib.  16ü.  licstare.  Der  Acc.  et  Inf.  nach  dem  im* 
ar.  rtUat  «lebt  auch  bei  //ar. :  restat  irtt  t/imen,  qua, , .  epp.  1^ 
27  und  Sil.  16,  345.  Im  Handwörterbuch  istt  ferner  noch  aas 
Lit\  citiert:  qua  minima  vi  ref*tatur  (34,  15,  6)  allein  dort  wird 
jattt  Too  Her  t2.  Madvig  und  Weissenborn  mit  Recht  resi- 
itelvr  fttiMn.  Rigor.  S.  2139,  Z,  10  v.  u.  sind  in  ed.  $  und  7 
) praeposteri  durch  Nachtfröste  Übersetzt;  in  der  5.  Aufl. 
il  ikli  aber  noch  das  richtige;  NachfrOste  [SpätfrOstej 
ib*  aalche,  die  im  Gegeosats  zu  praepraperi  (==  verfrUht)  au 


288     C.  Georges^  Ausf.  lat-d^utaches  Handwörterb.,  ang.  y.  JDr.  AUgayer, 

spät  eintreten,  s.PZ.  n.  ä.  18,  208.  Bogare.  Unter  B  ist  S.  2149 
fOr  rogare  aliquem  aliquid  =  einem  um  etwas  bitten  nur  die 
Auetoritat  von  Cic.  angegeben,  während  alle  Dichter  fehlen.  Vgl. 
darüber:  roga  meviginti  minas^  Plaut Fseud.  1,  1,  114  und  1,  3, 
60.  Ottum  divos  rogat  in  patenti  prensus  Aegaeo,  Ilor,  Carm. 
2,  16,  1  und  2.  Hos  {Naiades)  rogat  auxüium,  Ov.  Met.  14,  787. 
Ovem  rogäbat  cervus  modium  tritici^Fhaedr,  1, 16,  3.  Hunc  mag- 
nas  rogat  alter  opes,  Martiah  9,  64,  7  und  10,  24,  11.  Prospera 
bella  Deos  rog,  Lucan.  4,  388  und:  quidrogas  telum  deos?  incert. 
auct.  Herc.  Oet,  859  und  Sen.  Phoen.  frgm.  123  und  155  (P.  et 
E)  und  prosaisch  mortem  aliquem  rogare,  Sen.  epp.  11  j .  18.  8  a- 
nahilis»  Die  Stelle  aus  Sen. :  q\xi  ad phüosophorum  scholas  aut 
sanior  redeat  aut  sanabilicr  ist  ziemlich  irrig  citiert.  Die- 
selbe lautet  richtig :  qui  ad  philo$ophum  venit  . . .  aut  sanior  do- 
mum  redeat  aut  sanabüior,  s.  epp.  108,  4.  Secundus  alicui, 
alicui  reif  einem,  einer  Sache  nach  Werth,  Gehalt  An- 
sehen etc.  nachstehen,  findet  sich  nicht  nur  bei  Xit^.und  Verg, 
sondern  auch  bei  Ov.:  nulli  ttm  forma  secunda  est,  am.  1,  8,  25 
und  1,  13  (42)  44  und  Pont.  2,  2,  90  (88)  und  in  nachclass. 
Prosa:  t?»V  nulli  secundus j  Vellej.  2,  76,  1  und:  regio  armis  vi" 
risque  nulli  earum  gentium  secunda,  Gurt.  5,  10(28)  3  und  poet.: 
ego  sum  nulli  nugarum  laude  secundus,  Martial.  9,  Proem,  5. 
Vidü  Magnum  mihi  Borna  secundum.  Lucan,  5,  662.  Nulli 
quisqu,am  virtute  secundus, Sil,  7,  55  und  16,  448  ff.  Semisom» 
nu8.  Die  Nebenform  semisomnis  ist  nicht  bei  Sen,  de  vita  beata, 
sondern  de  brevit.  vitae  14,  4,  zu  suchen.  Sensim.lm  Handwörter- 
buch steht  noch  amict^/o^senstmdli^^ttere,  allein  am  betreffenden  Orte 
(de.  Off.  1,  120)  wird  jetzt  allgemein  sensim  diluere  gelesen.  Si^ 
gnificare.  Der  Äcc.  et  Inf.  ist  auch  in  der  neuesten  Auflage  des 
Handwörterbuches  einzig  und  allein  aus  Cic.  bezeugt,  obgleich  er 
sehr  häufig  vorkommt:  hujus  ortus  significat,  circiter  esse  extrC' 
mam  noctem^  Varro  l.  l.  7,  76  M.  Hac  re  significari  magnum  nu^ 
merum  civitatum  suam  vim  sustinere  non  posse,  Caes.  b.  G.  4, 
8,  1  und  2.  13,  2.  Janus  apertus  uti  in  armis  esse  civitatem  sig- 
nificaret,  Liv,  1,  19,  2  und  ebd.  c.  21,  4;  Bomam  se  ire  magno 
damore  significabant^  ebd.  5,  37,  5  und  32,  12,  1.  Signißcans  se 
loqui  velle,  Curt.  9,  3  (12)  3  und  7,  7  (31)  22  und  8,  1  (4)  29. 
Haec  significat  fabula  dominum  plurimum  videre  in  rebus  suis 
Phaedr.  2,  8  (7)  27  ff.  und  4,  10,  16.  Quum  aliquos  nunquam 
soltUuros  esse  significare  vult,  Suet.  Aug.  87  init.  Fumus  modicus 
qui  hospites  venisse  signißcet,  Sen.  epp.  64, 1  und  ebd.  mors  Claud.  5, 
4  und  n.  q.  2,  39,  1.  Fadem  epistola  et  non  studere  te  et  studere  ai^ 
gnificat,  Plin.  epp.  7,  13,  1  und  8,  3,  1  und  9,  19,1.  Quibus  (rer- 
his)  in  Piraeeum  se  descendisse  significat,  Quintil.  8,  6,  64.  Ti" 
tuius  aeriis  lüteris  Etruscis  religione  arborem  jam  tum  dignam 
fmsse  significat,  Plin.  n.  h.  16,  237.  Sine.  Non  sine  ullo  vut* 
nere  =  nicht  ohne  allen  Verlust  ist  im  Handwörterbuch  dem 
Cäsar  zugeschrieben,  kommt  aber  weder  bei  ihm  noch  sonst  irgendwo 


(X  Oeargcitf  Amt  Ut,*deuuch«6  Uaadwörttirb.,  mg,  v,  JJr,  AUguyer,    2Si 

Tofi  ^^^^  dft  sine  negativ,  nun  shie  &hQT  positiv  ist»  so  kann  der  po- 
fiitive  Satz  sie  sind  nicht  ubiid  alle  Ü  Öffnung  b  leb  er  ge» 

tloinmeu,  lat.  »ur  heißeu:  non  ssnc  aiiqua  j^j/e  huc  vmeruni^  s. 
:  'it.  Gramm.  §.  109;  ebenäo  bei  Cic.  IVtilipp.  3.  28.    Audi 

1  .  Sätzen  ist  «ewro,  nihil  etc,  sine  aiiqua  rc  das  Gewöhn- 

jche:  nee  tarnen  id  ßeri  potuU  sine  aiiqua  cohortium  jactura^Cic. 

^ FamiL  10,  30,  5.  Nihil  unquam  ftcit  sine  aliquo  quaestu,  €ic, 
Vtir.  5,  5,  II,  Cum  ad  animoi^  descendefG  $inc  aliquo  commaUa 
iiliiratuli  non  posseif  Lit\  X,  19.  5.  Malum  millum  est  sin^  flft- 

iuü  bönu,  PL  n,  h,  27,  9.  Ilespondcrunt  po$sc  mc  tuto  /«rari,  fton 
imcn  sine  aiiqua  suspicionc  PUn,  epp,  7,  1,  5.    Vgl,   auch  Cic. 
l-iki^  d.  2,  lr^7,  fh  divin,  2,  07,  Ttuc,  4,  43.    Docli  findet  sich  iu 
ftiegiUiveü  Sätzen  auch  (aber  selten)  uUm^  da  beide  Ausdrucks- 
flvci^n  hier  dem  Sinne  nach  zusammenfallen ,  non  potta  cum  situ 
%tJta  iHtuiwrationc  accusarc,  Cic.  divin,  in  CaeciL  18,  60  und  Off, 
2,  40,  Siehe  darüber  a.  a.  0,  J.  vqu  Gruber,    Spoliarc  =  be- 
I  r a Q  he u ,  plündern,  btoht  oft  auch  bei  Li%\ :  sodos^  Ikiphoif  sjh}- 
hare,  43,  2.  2  und  38,  48,  2  und  39,  28,  11,  öbenso  tcmpla  o^- 
I  jwrfrt,  mivüs  spoliare,  39,  4,  11  und  ebd.  c.  25,   7  und  44,  29,  4* 
Fana  spoL,  Nep.  Ageü.  4,  8.  Ebenso  b«i  Ckies.i  spoUatia  eorum  do~ 
,mibu8^  b.  €,  3,  42  fin.  Vgl  auch  Suct,  und  TaL\:iconstat)  Vononem 
l  feiern  iipQUaiupi,  Suct^  Tih.  49  /iw,  JVrro  40»  g.  f.  Ncc  eo  segnius 
[ . .  flrattfs  trucidatos  spoliatit^  Tac  Ilistf  3,  25  fin.  und  ebd,  2,  88 
[iu)d  1,  i^O,ther spoliarc  mit  Ahlat.  s,  aucbCae'A-, :  uUroilta  omni 
Hitate  spoliarctuf%  b.  G.  5,  G,  b  und  ubu 
thf^un  iri^  thd,  7,  66,  b.  Vt  aiiqua  pari* 

1  dies,  h.  G.  8,  52,  3,    Ebenso  Liv.  i  ttc  pn^rincta  reicre 

spoUarctur^  40»  35,  10  und  39,  11,  7,  endlich  auch  Curt, 

und  Suci.i  spoUatus  lantijs  viribus,  Curt,  G,  11    (48)  82  und  10» 

6  (19)  7.  Spoliavit  Lepidum  exercitu,  Suet,  Auff,  1»>  /i«.    Stri- 

Jlflil^.    Im  Handwürterbuch    sind    clau^tra   atridula   fatach    far 

_  §mträ  ^rr.  8.  (h\  Trist.  3.  12,  30,  Sub.  S.  2548»  2)  gehören 

fdie  W^rte  si«5  c>cri/ijf  domini  suum  probare  oj>eram  nicht  dem 

IXtr,  aondern  dem  Cae^s,^  s.  k  c.  1,  57  /iw.  Subjiccr€\  Im  Hund* 

kir5rtert>uch  steht  noch  S«  2559,  Z.  5  v.  u.  scntcntiam  subroce  s^- 

Ificert^  allein  heut  zu  Tage  wird  dort  allgemeio  sub  rocem  gelesen^ 

«.  Madvig  zu  Cic^  Fin,  2,  48,  Subduccrc,    Wir  bemerken,  dass 

8.  2556.  Z.  4  V.  o.  für  »ubducerc  se  custodibuä  von  Halm  jetzt  dort 

l,  4i  a  ctistodibas  sc  subiiuccre  gelesen  wird.     Suffi' 

»IJ,  Z,  31  V.  u.  ist  für  das  vom  Handwörterbuch  geboten 

fifc  f  Trcjj  cHiquam  aulficcre  jetzt  cujusquam    allgemeine    Lesart   S. 

CüC9.  Ik  (.1.  7,  20,  11.  Suf  fifjcre.  JJntea antcunac sumniae  «w/fi- 

jrrr«* givh^rt  nicht,  wieda«  Hand wöjter buch  sagt,  dem  LucrH*,  sondern 

4ituXuoiin  (9,, 328)  an.  Su^picari,  S,  2674,  Z.  II  v.u.  i&tt^ntoa 

tJB  b6aer  Fehler  statt  vefUuros^  s,  Ot\  Heroid,  10,  83-  Tempera- 

lti>    "-        hnibe  Z,  Gx.  u.temperanti^^iiimus  h\T  tempcradssimus, 

a.  (  ^  17,38*  Te$tati,  Den  Accus, et  JfifUmdi  t($tari  dcoa 

s-  4i«  üöiter  XU  Zeugen  annehmon,anrufen.  bat  auch  Lm), 

1^* 


284    C.  Cfeargea,  Ausf.  lat-dentsches  Handwörterb.,  ang.  v.  Dr.  ÄUgof^. 

und  andere :  vos  (deos)  ego  testor,  popülum  illum  if\justum  esse. 
Liv.  1,  32,  10  und  9,  31,  10.  Sen.  Controv.  7,  18,  3.  Tac.  Ann. 
3,  16.  Sen,  Troad.  653  (P  et  R).    Sehr  gewöhnlich  aber  ist  bei 
Liv.  testari  deos  atque  homines,  mit  folgendem  Accus,  et  Inf. 
S.  darüber  folgende  Stellen:  Appius  testari  deos  atque  homineSf 
rem  publicam  prodi  ac  deseri,  2,  57,  4  und  3,  72,  1  und  4,  53,  5 
und  22,  44,  6  und  28,  8,  2  und  bei  Sali.  Catil.  33,  1.  In  der  Bedeu- 
tung beweisen,  darthun,  zeigen  hat  den  Accus,  et  Inf.  auch 
Nep.\  dispersos  testabatur  perituros,  Them.  4,  2  und  im  nach- 
klass.  Prosa:  testati  edictis  Itbenter  se  in  exsilio  victuros,  VeU 
lej.  2,  62,  3.  Relinquamus  cdiquid  quo  nos  vixisse  testemur,  Flin. 
epp.  3,  7,  14.  Quae  consensu  vera  esse  testatnur,  Sen.  epp.  108, 
8.  Caesaris  se  hgatum  testabatur  provincia  arceri,  Tac.  Ann.  2, 
80.  Tolerare.    Unter  diesem  A.  ist  für  die  Worte  paulo   etiam 
longius  tolerare  posse  parcendo  auf  Caes.  b.  G.  7,  41,  7  verwiesen, 
allein  statt  7,  41,  7  ist  zu  verbessern  7,  71  4  und  statt  tolerare 
wird  heut  zu  Tage  wohl  allgemein  das  absolut  genommene  tolerari 
gelesen.  Trans  fugium.  Unter  diesem  Wort  ist  transfugium  sa^ 
crarii  ein  nicht  unbedeutender  Druckfehler  für  qui  transfugio 
meruere  sacrari,  s.  Prudent.  c.  Symm.  2,  505  (Obb.)    Usus.   S. 
2986  oben  ist  usui  esse^  magno,  majori  maximo  nur  aus  Cic.  Sali. 
und  Sen.  rh.  bezeugt.  Es  findet  sich  al)er  auch  bei  Liv.  und  beson- 
ders oft  bei  dem   gleichfalls   im  Handwörterbuch    nicht   genannten 
Caesar^  und  zwar  entweder  ganz  absolut:  maximo  usui  fuU  Amy^ 
nander,  Liv.  31,  42,  8;  quinqueremes  quae  possent  usui  esse  r6- 
^cerCt  ebd.  42,  27,  1.  Nasidienae  naves  nullo  usui  fuerunt,  CaeS. 
b.  c.  2,  7,  1  und  b,  G.  3,  14,  5 ;  inventum  est  magno   esse  usui 
posse. . .  ebd.  b.  c.  2,  8,  3.  Sodann  auch  mit  dem   Dat  der  Per- 
son oder  Sache,  für  dieetwas  von  praktischem  Y orthelle 
ist:  oppidum  ne  cui  usui  esset  Eomanis^  Caes.  b.  G.  7,  55,  7  und 
equitibus  laborantibus  usui  esse,  ebd.  &.  c.  1,  45,  4  und  b.  G.  4, 
20,  2  und  ebd.  c.  25,  1 ;  operi  quaecunquc  sunt  %isui  sine  periculo 
supportat,  ebd.  b.  c.  2,  15,  3.    Majori  se  usui  rei  publicae  fore 
urbano  gesto   magistratu,   Liv.   lOy    9,   11.    Zur  Angabe   des 
Zweckes  dient  in  der  Regel  die  Präposition  ad:  peritos  legum 
peregrinarum  ad  condenda  jura  usui  fore  credebant,  Liv.  3,  33, 
5  und  usui  esse  ad  vescendum,  ebd.  31,  45,  13.  Quae  ad  eas  res 
erantusui,  Caes.  b.  G.  4,  31,  2;   ad  haec  {omnis  generis  tela) 
magno  usuifuissetormenta,  ebd.  7,41,3;  res  quae  ad  bellum  usui 
erant,   ebd.    1,   38,  3   und   quae  usui  sunt  ad  defendendum 
oppidum  ebd.   b.   c.    1,    19,    1.    Endlich   auch  mit  Bezeichnung 
der  Person    und   zugleich   des   Zweckes   zu  dem   etwas 
ei-foi*derlich  ist:  quae  (jpecuniä)  nobis  maximo  usui  ad  concüian" 
dos  barbarorum  animos  erit,  Liv.  26,  43  medd.  Qui  magno  nobis 
usui    ad    bellum    gerendum    erant^    Caes.    b.   G.    2,    9,    5, 
Vergere.  Im  Handwörterbuch  werden  anni  vergentes  in  senium 
dem  Tac.  beigelegt,  allein  Ann.  12,  44  heißt  es  bloß  vergentibus 
Jam  annis  suis  metuens^  hingegen  steht  der  ganze  dem  Tacitus 


C,  Geoff€$t  Aasf.  Ut-detittiches  HftDdwörterb.,  ang.  t.  Dr.  AUga^er, 

ittgeschriebeue  SaU  bei  Lucan.  1,  129  und  130  und  m  5£i«£TJtt^Oj# 
annts  vcr^mtibus  hat  fi^e«.  detnttU.  1,  10,  4  und  vergimur  in 
Senium,  S(aL  Silv,  4,  4,  70  uud  rcx  in  Senium  vcrgcns,  Stat.  Theb, 

1,  390.  Vetare.  8,  3105,  2,  7  v.  o.  bietet  das  Hand wörtei buch  dia 
Worta  mlfö  UgatoB  Caesar  äiscedere  vetuerat,  ein  nicht  ganz 
geuaiieß  Citat,  den«  die  Stelle  lautet  bei  Cäsar  (b.  G.  2,  20,  3): 
ab  optre  aingulisque  legionibas  et  q.  s*  Vociferaru  Vociferari 
füriitcr^  Z.  4  v.  u.  ist  falsch  für  ferociter,  s.  Lh\  24,  21  ♦  2.  Für 
die  VerbinduDg  mit  dem  Accus,  ei  Inf.  ist  im  Handwörterbuch 
lediglich  Cit\  als  Äuctoritiit  genannt.  Derselbe  findet  ^ich  aber  oft 
auch  bei  Liv.i  circumfusi  duci  vocifcrantur ,  sc  antr  signa  itufos, 

2,  65,  3;  Claudio  rociferatite  de  pairihus  non  de  hostibna  consnlrs 
Mumphare  vellc,  3,  63,  8;  cum  Otaciliu^s  ferocüer  cum  c^ntinuair 
vclh  comulatum  vodfentreUtr,  24,  29,  1  und  40,  3B,  4  und  sonst 
.oft.  Ebenso  fehlt  Curt.:  vociftrantes  adcsse  supremam  horam,  3. 

12  (30)  H.  Nachzutragen  sind  auch  Velhj.  Tac.  Suct,  und  Val 
Moje*  i  vodferabaniur  cruendam  dclendaiuque  urbem  ,2,27,2. 
Auäorem  sibi  esse  rodferabantur,  Tac,  Ann,  15,  88.  Suct.  Calig. 
36  iait.  FiUum  pairiis  p^natibus  e^ulit  mcifcrando  tion  illum 
sed  sc  I>ion€  esse  pfocrcatum^  Val,  Max.  9,15,  5.  üxore  Xan- 
thippe inter  fletuw  ei  lamentaUonem  vocifcranie  innoccfitem  cum 
(Socratcm)  periiurumy  ebd.  7,  2,  ert.  1.  Der  Ort,  von  welchem  ans 
liiitea  Geschrei  ertönt,  wird  von  Blin,  durch  ex  bezeichnet:  rana 
ex  ea  (urhore)  roäferanSj,  n.  h.  82,  92.  Votum,  Am  Endo  dieees 
Artikels  ist  nives  diumas  ederc  noch  ein  sehr  unliebsames  Ver- 
üben füi".  voia  arborum  frugumque  ammuma  snnt,  nives  diu- 
tinas  stdere,  Koch  benutzen  wir  die  Gelegenheit,  uns  mit  dem  ver- 
ehrten Herrn  Dr.  Georges  über  einige  wenige,  die  Recension  dos 
ersten  Tbeiles  seines  lateintäch-dentscben  Handwörterbuches  be- 
treffende Punkte  auseinanderzusetteu.  Unsere  über  den  Gebrauch  von 
ai^rare  gemachte  Bemerkung  kann  sich,  wenn  mau  den  Zasanuneu- 
hang  unserer  Worte  beachtet,  nur  auf  die  poetische  Sprache 
beziehen  und  war  und  ist  in  dieser  Beschränkung  volliiommen 
jiichtig  und  unser  Versehen  besteht  lediglich  darin,  dass  wir  ver- 
gessen haben,  das  Wort  *einen^  durch  Unterstreichen  als  Zahlwort 
tu  markieren.  Die  Yersichernng  •  dass  die  von  uns  fQr  casus  navi- 
§andi  =^  Schiffs  gelegen  heil  angeführte  Stelle  ja  schon  im 
HandwC^rterbuch  angeführt  sei,  ist  voltkommen  richtig.  Damit  ist 
^»er  nicht  viel  gewonnen.  Der  Brief ,  in  welchem  der  casus  nari- 

k  Sandi  steht  (Cic.  Attic.  6 ,  1 ,  9)  ist  Laodiceao  VI  Cal  Martias  a.  u. 
704  datiert.  Seine  Abfassungszeit  tSllt  also  in  den  Winter,  Wie 
geflüirlich  es  aber  bei  dem  damaligen  Stando  der  Kautik  werden 
kennte,  in  dieser  Jahreszeit  aus  Vorderasien  eine  Seefahrt  tlber  dab 
Mltlelmeer  nach  Italien  zu  unternehmen,  dafür  gibt  das  27.  cap.  der 

I  Apostelgeschichte  den  schlagendsten  Beweis.  Nimmt  man  dazu  noch 
die  weitere  Mittheilung  Ciceros,  dass  er  seine  Staatsdepeschen  per 
lenOür  tabeltnrics  propter  casum  (Wesenb.  casus)  navigaudi  nach  Born 
beßrilerihabe,  so  gewinnt  die  Sache  ein  ganz  anderes  Gesicht,  Der 


286    C  OeorgeSt  Ansf.  Iat.-dentscbe8  HandwSrterb.,  wag.  y.  Dr.  AUgayer, 

casus  navigandi,  welcher  die  hinos  tabellarios  nothwendig  zn  machen 
schien,  ist  doch  wohl  anch  in  diesem  Falle  die  Unsicherheit,  um 
nicht  zn  sagen  die  Gefährlichkeit  einer  Winterfahrt  über  d^js 
mare  internnm.  So  haben  wir  bei  nochmaliger  reiflicher  Erwägunjg 
die  Stelle  auffassen  zu  müssen  geglaubt  und  zu  unserer  Genugthuung 
gefunden,  dass  schon  Wieland  und  nach  ihm  Metzger  übersetzen: 
über  diese  Begebenheiten  habe  ich  auch  meinen  Be- 
richt an  den  Senat  durch  zwei  Boten  der  Zufälle  halber, 
denen  man  zur  See  ausgesetzt  ist,  abgehen  lassen. 
Circumlustrare.  Die  Auffassung ,  dass  circumlustare  nicht  bloß  den 
Sinn  Ton  umsprengen ,  sondern  wesentlich  auch  (wegen  der  un- 
mittelbar folgenden  Worte  mensusque  paventia  teda)  den  von 
ringsum  betrachten  usw.  habe,  glaubt  Becensent  auch  noch 
jetzt  festhalten  zu  müssen ,  um  so  mehr  als  auch  F.  H.  Bothe  über- 
trägt: auf  keuchendem  Boss  alles  Gemäuer  rings  um- 
spähen. Cofiimittere,  Unsere  Behauptung,  dass  die  Verbindung  yon 
comtnittere  mit  dem  Part.  Fut.  Pass.  im  Handwörterbuch  vermisst 
werde,  war  wohl  für  die  6.  Aufl.  des  Handwörterbuches  richtig,  es 
ist  aber  das  Fehlende  in  der  neuen  Bearbeitung  nachgetragen.  Indem 
wir  dieses  Übersehen  bedauern,  fügen  wir  für  den  fraglichen  Ge- 
brauch noch  zwei  weitere  Stellen  an :  dfix  honus  huic  centum  com^ 
misU  vite  regendos  Ov,  a.  (X.  3 ,  527  und  Claudian.  VI  constü. 
Hon.bS2  und  583.  Gaptare.  Haben  wir  behauptet,  dass  captare 
mit  folgendem  Jn/*.  nicht  heiPhaedr,  4,  8,  6,  sondern  5,  S,  2 
stehe,  so  kam  dies  daher,  dass  unsere  Aufzeichnungen  ans 
Phaedr.  nach  der  sehr  geschätzten  Ausgabe  von  P.  Burmann,  Leidae 
ap.  Sam.  Lnchtmans  1727,  4  gemacht  waren.  In  derselben  aber  und 
noch  in  der  Ausgabe  von  Siebe lis  ist  unter  PÄa^rfr.  4,  8,  6  für 
captare  mit  fl.  Inf.  niclits  zu  finden.  Also  schlössen  wir  allerdings 
irrig,  dass  für  den  fraglichen  Gebrauch  nur  Phaedr.  5,  3,  2  zu- 
treffend sei.  Bei  weiterem  Nachschlagen  aber  fanden  wir,  dass  dafür 
in  der  genannten  Ausgabe  auch  noch  Phaedr.  4,  7,  6  d.  h.  dieselbe 
Stelle  verzeichnet  ist,  welche  von  Nauck  undKaschig  unter  Phaedr. 

4,  8,  6  citiert  wird.  Zum  Schluss  noch  einige  nachträgliche  Bemer^ 
kungen  zu  unserer  Recension  des  zweiten  Theiles.  Unter  men^m  steckt 

5.  783,  Z.  2  V.  0.  in  den  Worten  Orionem  in  pelago  incidentem  ein 
schon  in  Aufl.  6  enthaltener  Fehler  statt  in  pelago  incedentem. 
Unter  intermittere  ist  S.  318 ,  Z.  5  v.  u.  das  Citat  hostes  subeuni^ 
non  intermittunt  etwas  ungenau;  bei  Caes.  b.  G.  2,  25,  1  steht: 
Caesar  übt.  .vidit,  hostes  neque  a  fronte  ex  inferiore  loco  su6^- 
tmtes  intermittere,  neque. .  S.  773  Z.  8  v.  u.  ist  mero  mendacio 
irrig  f^vlibero  mend.  =  keck,  frischweg  lügen,  Liv.  35,  12, 
17.  Unter  Stipendium  sind  Z.  15  v.  o.  die  Worte  cUicujus  opera 
stipendio  liberari  dem  Liv.  zugeschrieben,  gehören  aber  dem  Caes. 
b.  G.  (5,  27,  2).  Auf  S.  2597,  Z.  21  v.  o.  gehören  die  Worte  in 
patemas  opes  succedere  nicht  dem  Cic.  sondern  dem  Liv.  21 ,  3,2 
an.  Tristitia.  Unter  nubilus  citiert  G.  S.  1072  Z.  13  v,  u.  (Quintil. 
11,  3,  75)  oculi  tristitia  qüoddam  nubilum  ducunt^  wofür  Zumpt 


a  JNft^Ädt,  Friedrich  Wilbelni  Ritechl,  augez,  von  A.  MarawiU.    tS7 

nud  Halm  trisiitiae  quoddam  nuhilum  d.  lesen.   Vorare.  S,  IMdl, 
rZb  3  V*  ü,  ist  ritulum  rorarc  bei  Plaut,  Jlad,  2,  6,  61  (545)  ein 
Jter  Dmckfebler  fttr  vi<lu!am  vornre. 

Koch^irthörn*  Dn  All^ajer* 


Fnednch  Wilhelm  Ritschl.  Ein  Beitrag  xor  Geschichte  der  Philo- 
logie TOn  Otto  Ribbeck,  11.  Band.  Mit  einem  Bildnisse  Ritachla. 
Ldprigr.  Teabner  188L  591  SS. 
So  ist  denn  iler  zweite  Band  des  wertvollen  Werkes  raech  dem 
fff«teii  g^fol^,  an  Sorgfalt,  Gröndlidikeit  und  Vertiefung  in  den 
nd  dem  fnlberen  nicht  nachstehend^  an  Wärme  nnd  Schwung 
lellang  ihn  weit  übertreffend .  Dies  ist  auch  ganz  natürlich, 
dtnn  von  selbst  finden  sich  für  den  Biographen  hellere  Farben  und 
der  passende  Ton,  wenn  er  eine  Epoche  im  Leben  seines  Helden 
lltscbreibt,  in  der  er  diesem  selbst  nahestand.  Das  Gefühl  schönster 
IPfatlt  spricht  denn  auch  das  Wort  aus,  mit  dem  K.  sein  Werk  er- 
\%fhi^.  Nicht  ohne  Wehmuth  j^chreibt  er,  gebe  ich  hiemit  den  zweiten 
^  Icher  das  vor  zwei  Jahren  7:iir  Hälfte  geftSrderte  Lebensbild 

L  t,  ans  den  Händen.  Nnn  ich  den  Griffel  niederlege  nnd  den 
80  lange  auf  die  geliebte  Gestalt  gehefteten  Blick  von  ihr  ablenke, 
scheint  mir  der  Unersetzliche  zum  z weitenmale  entrissen  zu  werden. 
Mit  dieser  freudigen  Hingabe  an  seine  Aufgabe  verband  R. 
ach  hier  wieder  reichliche  QuellenbenOtzung,  besonders  Correspon- 
ifüfen  konnte  er  viele  eiosehen ;  die  Art,  wie  er  diese  verwendete  — 
-  wohl  das  einzige  Bedenken  gegen  das  sonst  so  treffliche 
werte  Bnch  —  ist  aber  doch  etwas  zu  prOde;  Briefe  soll 
^man  vollständig  mittheilen,  ob  es  Jetztlebende  ärgert  oder  nichts  ob 
l^a^rch  der  Held  der  Biographie  gewinnt  oder  nicht,  darauf  kommt 
1^9  durchaus  tiicht  an,  die  historische  Trene  verlangt  die  Mittheilimg 
auch  des  Cnwesentlichen,  ja  auch  des  Unschönen,  denn  was  erreicht 
wisrd^n  «öll ,  ist  ja  die  Djirlcgung  des  Wirklichen ,  das  Ziel  jeder 
Üntprsuchang  aber  st-et*^  die  Wahrheit!  Ein  Werk  der 
j  ja  der  Verf.  selbst,  braucht  kein  PanegvTicus  zu  sein, 

einer  Persönlichkeit  von  Ritschis  Grrtße  und  Genialität  gegenüber 
kann  nur  das  simple  Philisterthum  an  einzelnen  Übertreibungen  und 
derben  Aussprüchen  Anstoß  nf»bmen,  —  Doch  genug  davon,  gewiss 
hat  der  Biograph  trotz  aller  strengen  Ausscheidung  alles  Persönlichen 
Hfl  ifer  Rit«rhlsrhpn  rorrespoiideuz ,    was   sich   för  die  Biographie 
n  ließi    entnommen  und  ein  Bild  seines 
u'bensvoU  und  tu  Überzeugender  Wahrheit 
TOf  nns  fteht.  Man  hat  das  Gefühl  bei  der  Leetüre  des  bedeutenden 
n%-i—   ^ifx^  ich  ften  Vorzug  vor  allen  anderen  mir  bekannteo  Philo* 
raphien  gebe:  ja  so  muss  der  Mann  gewesen  sein,   der 
iiijtid^i''      '  '  '"       :<'l  geworden,  so  mnss  diese  geniale 

f?i»l^brt*-  I  und   Begeisterung,    für  das  gtinte 

'  in  Zahllosen  erweckt  haben,  so  muss 

ri,  um  die  sich  treue  Freunde,  pflicht* 
btimsste  Schüler  sammelten,  der  Andere  wieder  in  entschiedenem 


f88    0.  Bibheek,  Friedrich  Wilhelm  Bitschl,  angez.  ton  A.  HarawitM, 

Gegensatze  sich  widersetzten.  Man  hat  Bitschi  von  vielen  Seiten 
angefeindet ;  noch  jetzt  kann  man  ans  dem  Munde  von  Männern^ 
von  denen  man  es  nicht  erwarten  möchte,  abfällige  Bemerkungen 
über  ihn  hören.  Wer  Bibbecks  Buch  gelesen,  wird  einerseits  be- 
greifen, wie  es  dahin  kommen  konnte,  dass  bedeutende  Fachgenossen 
sich  —  häufig  gegen  ihre  Überzeugung  —  so  aussprechen  konnten, 
andererseits  aber  durch  die  LectQre  den  Eindruck  einer  überaus 
mächtigen  Natur  erhalten,  die  Liebe,  hohe  Achtung  und  Be- 
wunderung bei  allen  Vorurtheilsfreien  erwecken  und  die  gerechte 
Würdigung  finden  mnss  bei  allen,  die  nicht  auf  den  Zinnen  der 
Partei  stehen.  Und  dieser  Eindruck  des  Buches  hat  bei  mir  das  ernste, 
wohlüberdachte  Wort  eines  langjährigen  Collegen  Bitschis  an  der 
Bonner  Universität,  den  ich  über  Bibbecks  Charakteristik  des  großen 
Philologen  sprach,  bestätigt  und  noch  verstärkt,  das  Wort:  Bitschi 
war  nicht  bloß  ein  großer  Gelehrter,  er  war  ein  echter  Ehrenmann  1 
—  Doch  genug  hievon ;  mag  eine  kurze  Skizze  des  Inhaltes  folgen  I 
Das  Werk  Bibbecks  führt  im  Eingange  zur  ersten  Bonner  Periode, 
also  zu  den  Jahren  1839 — 1848  und  schildert  die  Bedingungen, 
unter  denen  B.  an  der  rheinischen  Universität  als  Näkes  Nachfolger 
und  Welckers  College  ^)  sein  Lehramt  begann.  Beiühmte  Collegen 
fand  er  daselbst,  den  alten,  obwohl  ewig  jugendlichen  E.  M.  Arndt, 
den  nur  zu  sehen  schon  eine  wahre  Herzstärkung  war,  A.  W.  v. 
Schlegel,  der  gei*ade  Decan  war  und  bei  dem  man  nie  zu  Wort  kam, 
den  pikanten  Böcking,  Löbell  u.  a.  Die  Lehrwirksamkeit  B.s  ge- 
staltete sich  gleich  vom  Anfange  recht  befriedigend ,  es  ward  ihm 
auf  dem  Katheder  recht  herrscherlich  zu  Muthe.  Im  ersten  Jahrzehnt 
trieb  er  Homer,  Äschylus,  Aristophanes,  Plautus,  Metrik,  lateinische 
Grammatik,  Encyklopädie  oder  Kritik  und  Hermeneutik,  Es  war 
naturlich,  dass  die  originelle  Weise,  die  in  seinen  Vorträgen  zur 
Erscheinung  kam,  Aufsehen  erregte.  Mit  einigen  drei-  und  vier- 
eckigen Zettelchen  und  Papierstreifen  ausgerüstet,  welche  kreuz  und 
quer  mit  Notizen  flüchtig  beschrieben  waren ,  kam  er  ohne  viel  Vor- 
bereitung auf  das  Katheder.  Es  mag  gleich  hier  erwähnt  werden, 
dass  auch  er  zunächst  eine  wörtlich  treue  Übersetzung  mit  Ver- 
renkung der  deutschen  Sprache,  um  die  antiken  Denkformen  ein- 
zuprägen, dann  erst  den  Versuch  einer  geschmackvollen  Übersetzung 
verlangte;  damit  anzufangen,  verführe  zur  Oberflächlichkeit!  Am 
meisten  interessierte  ihn  damals  die  homerische  ITrage  (cf.  27  f.), 
der  Ort  aber  an  dem  er  am  meisten  zu  wirken  hoffte  und  auch  ge- 
wirkt hat,  war  sein  Seminar.  Lassen  wir  Bibbeck  den  Eindruck 
schildern,  den  er  von  B.  als  Lehrer  erhielt.  „Wenn  der  hochgewachsene 
schlanke  Mann  mit  dem  scharfgeschnittenen  Profil  und  der  pracht- 
vollen Stirn ,  über  der  das  braune  Haar  in  welligen  weichen  Flocken 
aufquoll ,  mit  den  unter  der  Brille  leuchtenden  Augen  und  dem  un- 
beschreiblich lebendigen  Munde  sich  mit  elastischem  Schwung  auf 
das  Katheder  hob  und  stehend  mit  lebhaften  Gesticulationen  in 


«)  cf.  Kekul^'8  G.  Welcker.  Teubner  1880. 


(3L  SMeck  Frieciricli  Wllbelni  Bitecht,  angez,  von  Ä.  KorawiU.     BSt 

I  froier  KeprodoctioD  sprach,  wie  es  ihm  aus  der  Seele  qaoU,  80  wurde 

moh  der  Stompfere  zur  Aufmerksaiukeit  gezwun^D  und  fasste  für 

den  Augenblick  wenigstens  ein  Interesse   an   der  LösQDg    wisäeto* 

ftlicher  Fragen."  Im  Seminar  sah  er  weder  eine  Fortsetzung  des 

_       aa^ialunternclites  —  denn  als  unerlässliche  Bedingung  der  Be- 

'^heiligung  galt  ihm  mit  vollem  Eechte,  dass  die  Leute  sattelfest  in 

f  40r  Grammatik  beider  Sprachen  zur  Universit&t  kämen  —  noch  eine 

eitung  zum  praktischen  Lebren,  sondern  eine  Obting  der  wissen- 

^icihiftli(*hen   Fertigkeit,    auf  bewnsstem   methodischen  Wege   nach 

strengen  Gesetzen  und  Grundsätzen  einer  sowohl  sprachlichen  als 

i»achlichen  Erklärung  das  richtige  Verständnis  der  classischen Schrift- 

Btell<»r  5RU  bewirken,  Respect  vor  den  hohen  Anforderungen  wahrer 

chaft,  Eespect  vor  strenger  Methode  sollte  Gemeingut  seines 

^  werden.  In  diesem  Sinne  leitete  E.  seine  Philologen«  denen 

er  mii  der  größteu  Liberalität  seine  Bibliothek,  ja  Localitäten  in 

Beinern    Ilause  einräumte   zu    echt    wissenschaftlicher   Thätigkeit. 

Welche   gewaltigen    Erfolge    dieses    immer    berühmter    werdende 

^StfUiBai  eriielte,   zeigt  von   anderem  abgesehen  die  dankenswerte 

Auftihlnng  der  Mitglieder  desselben  (S,  560  flF.).  Welche  Namen 

l'^Mgi-  ^  hier!  Georg  Curtius,  Heinrich  Braun,  Heinrich  Keil, 

I  Aog'  iCher,  Jacob  Bernays,  Georg  Bunsen,  Josef  Rein kens, 

^Oüo  Kibbeck,  Johann  Vahlen,  Emü  UQbner,  Ajiton  Klette,  Franz 

•  Büchnler,  August  Eeifferscheid ,  Adolf  Kiessling,  Hermann  Vsener, 

iCurt  Wachsmuth»   Otto  Benndorf,  Karl  Dilthey,  Heinrich  Hirzel, 

'  Karl  Dziatzko.HugoSohuchardt,  Heinrich  Eückert,  Otto  Gildemeister, 

Johann  0 verbeck,  Wilbelm  Lübke,  Friedrich  Schirrmacher,  Ernst 

1er,  Alfr.  v.  Gutschmid,  E*  M.  Wohlrab,  W^ilhelra  Kamp-Schulte, 

T.  Karajan,  Job,  Honegger»  Karl  Zangemeister,  Joh.  Kvi<^ala, 

Wilh.  Maurenbrecher,  Alfred  Holder,  Otto  Keller,  Gustav  Schliemanu, 

Otto  Hirschfeld,   Gerhai-d  ten  Brink,   Octavius  Claaon,   Friedrich 

'  KieU^che,  Hugo  ßlümuer  u.  v«  a.  Die  Namen  auch  schon  der  hier 

[  6«0AQDt6n  des  Exercitus  Eitschelianus  zeigen,  was  Wissenschaft  und 

SchniU  dem  Bonner  Seminar  danken,  ab«r  auch  welche  Vieläeitigkeit 

I  in  dtn  Schülern  Ritschis  zum  Ausdrucke  kam.  Wie  viele  Historiker 

und  Kunsthistoriker  sind  doch  aus  jenem  Seminar  hervorgegangen 

jvnd  wie  gut  hat  ihnen  die   philologische  Schulung  angeschlagen. 

I7retlic1i  gar  hart  war  mitunter  im  Seminar  der  Kampf.  „Die  scharf 

I  irticulierende  Stimme  R.s ,  welche  im  Lateinischen  noch  schneidiger 

I  kUng«  schonte  keine  Halbheit  und  Bequemlichkeit  ....  eine  solche 

Stunden  bat  Hancbem  gar  bitteren  Nachgeschmack  gebracht,  aber 

liucli  konninis  seiner  Mängel  und  des  rechten  We^e^,^ 

1  Wah  li  sorgte  R.  für  diejenigen  aber,  die  ernsten  W^iUen 

[vnd  bipxchetditues  Streben  sieigten,  auch  für  Angelegenheiten  persün- 

t-Vcbiter  und  vertraulichster  Natui'  fanden  sie  in  der  |, Beichtstunde" 

I  Ohr  und  Herz  des  Meisters  offen^  willig  und  vertrauensvoll  über- 

!  ""         p  sich  denn  auch  seiner  Fflhrung.  Nur  ein  ^bananai scher 

opf  beschwerte  sich  einmal  darüber,  dass  im  Seminar  zu 

gikhiU»  Dinge  getrieben  worden  *  von  denen  ein  künftiger  Schul- 


290     0,  Ribbeck,  Friedrich  Wilhelm  Ritschi,  angez.  von  A.  Horawüß, 

meister  keinen  Gebrauch  machen  kOnne ,  den  ließ  B.  mit  gelindem 
Hohn  laufen*^.  In  jenen  Tagen  gewaltigster  Arbeit  erfüllte  B.  die  Idee, 
er  werde  nicht  alt  werden  und  seine  ganze  Sorge  drängte  sich  in  dem 
Wunsche  zusammen,  wenigstens  den  Plautus  „fertig  zu  machen." 
Aber  mitten  in  diese  Strebungen  fällt  das  gewaltige  Project  seines 
Codex  palaeographicus,  zu  dem  ihn  die  Überzeugung  führte,  dass  die 
materielle  Grundlage  der  Philologie,  die  Zuverlässigkeit  der  hand- 
schriftlichen Überlieferung  nicht  veniachlässigt  werden  dürfe.  Schon 
auf  der  Gothaer  Philologenversammlung  (1840)  machte  R.  Mit- 
theilungen über  die  Anwendbarkeit  einer  lithographischen  Erfindung 
für  wichtige  philologische  Zwecke  und  über  die  Hersteilung  des  Codex 
palaeographicus  als  Hilfsmittel  zum  Studium  griechischer  und  latei- 
nischer Paläographie.  Wir,  die  wir  heutzutage  mit  Sickel's,  Watten- 
bach*s  u.  a.  Werken  in  dieser  Hinsicht  vortrefflich  bedacht  sind,  künnen 
uns  kaum  mehr  die  Bedeutung  eines  solchen  Vorschlages,  die  emi- 
nente Tragweite  des  Ausgeführten  vorstellen,  aber  auch  nicht  die 
großen  Schwierigkeiten,  die  sich  der  Sache  entgegensetzten.  Und 
doch  wurde  in  den  Proben  (1844)  eine  Klarheit  und  Treue  ge- 
wonnen, „die  selbst  von  photographischen  Nachbildungen  keineswegs 
erreicht  wird."  —  Mit  diesen  Plänen  und  Arbeiten  wechselten  die 
Thätigkeit  auf  der  Bonner  Philologenversammlung  (1841),  die 
Gründung  eines  ^Heim^  in  Bonn,  die  holländische  Beise  (1842), 
welche  die  Erinnerung  an  Grotius,  Hemsterhuis,  Buhnken  u.  a« 
wachrief,  der  Besuch  Paris',  in  dem  er  trotz  der  freundlichen  Auf- 
nahme durch  Dübner,  Egger  und  Hase  doch  Heimweh  empfand  (an 
Paris  habe  ich  für  dieses  Leben  genug,  schrieb  er).  Wie  wohl  fühlte 
er  sich  dann  wieder  in  den  zweiten  Bonner  Periode  1848 — 1865  in 
dem  Kränzchen  bei  Dahlmann,  Boissere^,  Brandis  u.  A.  Abei'  freilich 
die  Stunden  der  Erholung  wurden  immer  karger,  denn  zu  all  den 
Sorgen  und  Mühen  war  auch  die  Bedaction  des  Bheinischen  Museums 
für  Philologie  gekommen  (72  ff.).  „Es  wäre  Alles  gut**,  schreibt  er 
da  wohl  in  großer  Bedrängnis,  „wenn  man  nur  Zeit  kaufen  könnte 
und  Geld  genug  dazu  hätte!"  Nie  ging  es  ihm  mit  diesem  ,, Artikel^ 
so  schlecht  wie  damals.  Die  lateinischen  Proömien  für  die  Lections- 
verzeichnisse  waren  zu  schreiben,  B.  hat  im  ganzen  58  verfasstt 
(cf.  83  ff.)  Dazu  kam  die  Belastung  mit  dem  Dionysius  (cf.  Band  I 
233  f.  und  II  90  f.),  den  er  Didot  zu  liefern  hatte,  eine  ganze 
Leidensgeschichte,  die  er  endlich  durch  Kießlings  Stellvertretung 
(1860)  von  seinen  Schultern  abwälzte.  Er  musste  suchen  frei  zu 
werden  für  die  große  Aufgabe  seines  Lebens,  die  seinen  Namen  stets 
erhalten  wird ,  für  die  Arbeiten  am  Plautus ,  durch  die  er,  gewisser- 
maßen der  „Entdecker  dieser  Provinz'  über  die  Geschichte  des 
römischen  Dramas  und  der  Bühne  „ungeahntes  Licht^  verbreitet  und; 
„der  Forschung  über  römische  Literaturgeschichte  der  republika- 
nischen Zeit  überhaupt  die  Wege  gewiesen  und  angebahnt  (VgU 
99  ff.)  Zeit  seines  Lebens  ist  B.  immer  wieder  auf  seinen  Plautus, 
zurückgekommen,  in  seinem  KOnigsprogramm  1842  erregte  er  Be- 
wunderung durch  seine  siegreiche  Kritik,  „womit  der  Irrthum  aus 


0.  BihbBtk,  Friedrich  Wilhelm  Ritgchl,  mget,  von   A,  Htyrawits,    ÄH 

allen  seinen  Schlnpfwinkeln  aufgesucht  und  ans  ihnen  vertrieben 
[Wird.**  Und  wiederum  die  erst  1845  erschienene  Abhandlung  über  die 
abulae  Varronianae  bildet  die  ^,wichtigste  Vorarbeit  für  eine  noch 
erwartende  kritische  Sammlung  der  Plautinischen  Fragmente." 
^e  sicherer  sich  R.  durch  eine  Reiho  hier  nicht  7X\  besprechender 
Untersuchungen  auf  Bcinem  Gebiete  fühlen  musste,  um  so  ent- 
Chledener  war  seine  Verachtung  jedes  Pfuschers,  der  sich  unge- 
stet  in  sein  Adyton  wagte.  Dies  mugste  der  Berliner  Geppert 
jiren.  an  dem  B.  wohl  seine  vernichtende  Kritik  geflbt  (cf.  121». 
PWahl  züra  correspondierenden  Älitglied  der  Berliner  Akademie 
Wissenschaften  (1845),  zu  der  hauptsächlich  R-s  Parerga  Ver- 
Dlassung  gegeben  hatten,  beantwortete  er  durch  seine  Abhandlung 
ber  Varros  Disciplinarum  libri  (127  IT.).  Die  Vertiefung  in  die 
llerspeciellsten  Untersuchungen  entzog  R.  aber  nicht  das  Verständnis 
ler  politischen  Vorgänge,  er  war  zweifellos  liberal  gesinnt  und  als 
unter  Eichhorn  eine  theologische  Strömung  auhub,  antwortete  er  in 
ler  Königsrede  auf  W.  v.  Humboldt  und  stellt  darin  die  frommen 
BkelmÄnner  (tenebriones)  als  die  allerschlimmsten  Widersacher 
elastischen  Studien  bin.  Er  war  es  auch,  der  als  Decan  aufs 
lifrigöte  die  Berufung  Dahlniauns  betrieb,  der  die  Freiheit  der  üni- 
rersitäten  in  scharfen  Gutachten  vertheidigte,  n,  A,  den  lächerlichen 
Ingriff  auf  die  Ferien  der  Professoren^  den  einige  neidische  Bureau- 
chon  gemacht  hatten,  bekämpfte.  Es  sind  die  reinen  Praktiker, 
dbt  er  da,  die  deu  üniversitätsprofessor  nnr  nach  dem  engen 
nd  falschen  Mal^stabe  ihrer  eigenen  Verhältnisse  zu  messen  wissen, 
reiche  Vorlesungen  för  Ablesungen  halten,  aus  deren 
[reis  solche  Verkümmerung  immer  wieder  angeregt  wird.  Es  ist  ein 
Togldck,  wenn  ein  Unterrichtsministerium  keinen  Ratb  in  seinem 
V.ho0e  z&hlt,  der  als  gewesener  üniversitütsprofessor  die  liberaleren 
lingnngen  des  akademischen  Lebens ,  Lehrens  und  Wirkens  aus 
euer  Krfahrmig  kennt.  Neben  diesen  Tendenzen  kamen  auch 
1844  (!)  —  man  sieht,  es  gibt  nichts  Neues  unter  der  Snnne  und 
rird  an  Nicolais  Ausspruch  erinnert  —  Pläne  auf,  das  Examinieren 
[(?)  an  den  Universitäten  einzuführen  und  das  y,Princip  der  Real- 
chulen  auf  die  Universitäten  zu  verpflanzen.''  R.  trat  gegen  alle  diese 
ftutnxDgen  zu  Felde;  mit  Entschiedöuheit  verthcidigt  er  als  Rector 
'f**^'"  H«  akadcmisr.he  Freiheit  (Opusc,  V  663  ff.)  und  das  Ver- 
vveson.  —  Es  kam  das  Bewegungsjahr,  mit  ihm  Unruhe  und 
bV  Stellung  zu  nehmen.  R*  war  darüber  klar,  dass  der 

länger  za  halten  gei,  sein  Wunsch  richtete  sich 
irlich  nach  einimi  einigen  Deutschland,  am  meisten  fürchtete  er 
echt  die  ültramontanen,  verlangte  die  Annexion  Schleswig- 
bIds,  des  ^ganzen  nichtsnutzigen  Rattenkönigs  von  kleinen 
taatenPeutschlands."  Trotz  all  der  leidenschaftlichen  Erregung 
nneren  «chloß  eben  gerade  damals  R.  mit  einem  Verleger  einen 
Mon  seiner  Pin  ibe.  Er  war  aber 

sbeuter  und  „>  uohter'^,  einen  ge- 

b^'witfen  Benihard  Koenig  gei-athen ,  der  für  einen  dpottpreis  den  arg^ 


S02    0.  Bibheck,  Friedrich  Wilhelm  Ritschi,  aDgez.  von  A.   HorawUz. 

losen  Gelehrten  an  sich  fesselte.  Doch  R.  arbeitete  freudig  und  frisch 
darauf  los,  war  ihm  ja  die  Arbeit  selbst  Lohn  genug,  und  er  diesmal 
so  recht  zufrieden  mit  sich ,  seine  Prolegomena  nannte  er  subjectiv 
und  objectiy  das  Beste,  was  er  je  gemacht  und  machen  werde.  Den 
Text  könne  jetzt  jeder  machen ,  meinte  er.  —  Für  6.  Hermann  vor 
allem  waren  die  prächtigen  Prolegomena  geschrieben,  doch  er  sollte 
sie  nicht  mehr  lesen,  in  tiefster  Erschütterung  vernahm  R.,  dessen 
kindliche  Pietät  und  bescheidene  Unterordnung  gegen  Hermann  für 
unser  Geschlecht  ein  Muster  sein  sollte,  die  Kunde,  dass  der  ge- 
waltige  Meister  geschieden  sei  (Cf.  S.  173  f.).   Die  glänzenden 
Leistungen  Ritschis  für  Plautus,  die  römische  Poesie  und  Sprache 
sind  von  Ribbeck  in  eingehendster  Weise  mit  der  gründlichsten 
Sachkenntnis  behandelt  (S.  173—197).  Fast  gleichzeitig  mit  der 
PlautusauQgabe  wurde  von  R.  ein  Plan  in  Angriff  genommen,  der 
Plan  eines  Thesaurus  latinitatis  antiquae,  eines  ürkundenbuches, 
„welches  allen  grammatischen  und  lexikalischen  Untersuchungen 
zur  Grundlage  dienen   könnte.'   Alle  alten  Inschriften  sollten  in 
chronologischer   Folge    zusammengestellt    werden;    aber    welchen 
.  Schwierigkeiten  musste  der  Plan  begegnen.  Erstlich  lag  die  latei- 
nische Epigraphik  damals  noch  sehr  im  Argen ,  dann  galt  es  einen 
Mitarbeiter  zu    gewinnen,    der  sich    in  erwünschtester  Weise  in 
Mommsen  fand,  hierauf  kamen  endlose  Verhandlungen   mit  der 
Berliner  Akademie  der  Wissenschaften ,  endlich  erfolgten  Einigung 
und  Materialsammlung  (197 — 223),  zum  Schlüsse  aber  stand  man 
noch  vor  dem  furchtbaren  Kostenpunkt.   Endlich  war  alles  über- 
wunden und  wie  Lehrs  sagte ,  ein  monumentum  aere  perennius  ge- 
schaffen (223  ff.).  Nach  einer  Reihe  überaus  wertvoller  antiqua- 
rischer Beiträge,  u.  a.  die  Monumenta  epigraphica  tria,  die  Ab- 
handlung über  die  römischen  Gladiatorenmarken,  wurde  R.  durch 
Hortense  Cornu,  die  Freundin  Napoleon  III.  auf  des  letztern  Wunsch 
in  Beziehung  ?u  dem  Beherrscher  Frankreichs  gebracht ,  der  gerade 
an  seiner  Geschichte  Cäsars  arbeitete.  Ribbeck  weist  an  dieser  Stelle 
seines  Werkes ,  gegenüber  tendenziösen  Entstellungen  französischer 
Journalisten  nach,  dass  nicht  R.  den  £[aiser  gesucht,  sondern  dieser 
den  Gelehrten,  eine  Thatsache,  die  durch  von  Sybels  Darstellung  der 
vornehmen  Art  Napoleons  in  dieser  Hinsicht,  völlig  bestätigt  wird. 
(Cf.  244—250.) 

Für  jeden  Bibliothekar  von  dem  größten  Interesse  und  gewiss 
auch  sehr  reich  an  beachtenswerten  Winken  ist  die  Geschichte  von 
Eitschls  Verwaltung  der  Bonner  Universitätsbibliothek,  die  dieser 
als  Nachfolger  Welckers  übernahm.  Des  vielseitigen  Mannes  große 
Anlage  als  Organisator  und  Yerwaltungsmann  zeigt  dieser  Abschnitt 
(S.  250 — 266)  ebenso,  wie  seinen  idealen  liebenswürdigen  und  zarten 
Sinn  (265).  Gleichzeitig  mit  dieser  Thätigkeit  nahm  aber  R.s  An- 
sehen an  der  Universität  immer  mehr  zu ,  ein  wahrer  Philologenzug 
nach  Bonn  begann,  am  stärksten  besucht  waren  die  Vorlesungen  über 
lateinische  Grammatik;  er  selbst  wunderte  sich  über  die  ,,magische^ 
Gewalt,  die  er  über  seine  Hörer  ausübte.  Diese  Gewalt  aber  lag  nicht 


C.  Mibbeck,  Fdedricb  Wilhelm  KiUthl,  angex.  von  Ä.  BofawUz,    tttS 

bloß  in  der  q,  a.  ron  Schlegel  bewamlerteu  enormeD  Golobrsamkeit, 
^tcht  bloß  in  der  genialen  Weise  des  Vortrages ,  sondern  vor  allem 
dem  umstände,  daiis  jeder  fühlen  rnnsste,  R,  sei  es  beiliger  Ernst 
"alt  der  Wissenschaft.  Ja^  wenn  je  einer  den  glänzendsten  Nachweis 
lieferte,  dass  die  Alterthumsstndien  eine  nnverw^s^tliche  An-ziehungs- 
krafl  besitzen  ^trotz  alles  Geschreies  des  Sichuberlebtbabens",  so 
j^Hrur  es  K.  Gegen  die  „unfruchtbare  Dressur  pädagogischer  Semi- 
irien**  war  er  aber  stets  eingenommen.  Der  gute  Lehrer  mnss  auch 
Dm  Lehren  mehr  hahen  und  wissen  in  sich,  als  er  braucht  zum  un- 
Bittelbaren  Vonsichgeben . . .   Auch  zu  seiner  eigenen  Befriedigung 
'innss  der  Lehrer  einen  wissenschaftlichen  Besitz  haben»  der  über 
den  nacbsten  Berufszweck  hinausgeht,   damit  er   nicht  durch  das 
Einerlei  des  Amtes  matt  und  stumpf  werde.  Das  Bewusstsein  an 
seinem  Tbeil  selbständig  mitzuarbeiten  am  Dombau  der  Wissenechaft 
hält  ihn  oben  und  durch  nichts  ist  die  Lust  des  geistigen  Schadens 
zu  ersetzen.  Sie  theilt  sich  mit  und  belebt  und  regt  an  wanderbar, 
Man  schaue  sich  um  an  den  Gymnasien«   wenn  nur   ein    idealer 
Lehrer  dian  ist.  .er  Qberträgi  zehn  Unschöpferische  oder  wisaenalos 
Enthusiastische  und  die  Schüler  hängen  an  ihm  und  er  gibt  der 
ganien  Schule  Ton  und  Halt.  Lesen,  viel  lesen,  sehr  viel  lesen» 
möglichst  viel  lesen  ist  das  Kecept,  das  er  dem  Philologen  gibt  Und 
in  tr^fTender  Zusammenfassung  schildert  H.  dajs  Geheimnis  seiner 
Kunst:   Keine   Klugheit'),   und  selbst   keine  Weisheit 
ersielt,  was  allein  ein  warmes  Menschenherz  zu  Stande 
bringt:  ein  Herz  für  dieSacbe,  die  zu  lehren  ist  und 
itr    die   Henschen,    denen    sie   gelehrt   werden   soll! 
Wahrlieh  ein  goldener  Satz ,  der  In  jedem  deutschen  Lehrerzimmer 
snksen  «ein  sollte! 

Wissenschaftliche  Anregungen  fQr  seine  Schüler  fehlen  nicht, 
abtr  anch  sonst  gebar  der  rastlos  Thätige  stets  neue  Pläne,  auf 
seine  Inspiration  ist  a.  a,  auch  der  Beschluss  der  Wiener  Akademie 
OckiuHlhren,  die  lateinischen  Kirch enschriftsteller  nach  streng 
lologischer  Methode  herauszugeben.  Mit  Halm  zusammen  entwarf 
^fiodann  den  Plan  eines  lateinischen  Lexicons  in  großartigstem 
Itp  ein  Unternehmen,  das  aber  eben  so  wie  das  biographisch- 
blbtiographische  Lexicon  ti.  a.  leider  keine  Realisierung  im  Kreise 
hgimossen  und  Studierenden  fand.  —  Welche  Bedeutung  R. 
Kreise  der  Fächgenossen  und  Studierenden  gewonnen  hatte, 
aufs  neue  sein  Doctorjubiläum  (1854),  seine  Wahl  zum 
Priees  des  rhein.  Atterthumsvereines,  dem  er  wissenschaftliche  Ver- 
üeftmg  gab,  und  so  manche  Ehrenbezeigungen,  Auszeichnungen  und 
Bftntf^gen  (bei  Eibbeck  309  fif.)<  Arg  aber  t^uälten  ihn  Zeitzei^- 
iplUterung  und  Kr&okheit,  jenes  unheilbare  Leiden,   an  dem  die 

*)  Dimit  ifcdht  auch  ««in  Aassprach  tn  Job.  Schultz^  (1B50  S*  537) 
uaSai^iiiiziet' ''*''■' '  '^-<»?i<<*4  i»t,  da»»  auch  die  gewiasetihaf teste  Trockenheit 
M^  ntr  d«r<  deä  GeiDÜthg  entschldigen  kann  and  blasse« 

icballunha .  ^•fUnsenartige unpersönlich k ei t  nicht 

lilfodlg  macht  und  befruchtet. 


294     0.  Ribheck,  Friedrich  Wilhelm  Bitscbl,  angez.  von  A.  Harawitz, 

Kunst  der  Ärzte  und  aller  Curorte  Macht  ßcheiterten.  Und  gerade 
in  die  Zeit  dieser  physischen  und  dadurch  auch  psychischen  Schmerzen 
fiel  der  oft  besprochene  übelberufene  Conflict  mit  dem  neuen  haupt- 
sächlich auf  !b.s  Betrieb  angestellten  CoUegen  Otto  Jahn.  Die  Dar- 
stellung ist  ausführlich  (332 — 381)  und  möglichst  objectiv  gehalten,. 
mit  Recht  will  Bibbeck  dem  Leser  alles  kleinliche  Detail  ersparen  und 
würde  am  liebsten  diesen  Conflict  übergehen.  Dennoch  fühlt  er  gerade 
hier  die  Pflicht  des  ehrlichen  Biographen  und  ist  ihr  auch  —  so  weit 
ich  es  beurtheilen  kann  und  von  Männern ,  die  in  den  Streit  ver- 
wickelt waren,  erfahren,  —  gerecht  geworden.  Nur  scheint  mir  per- 
sönlich ein  gewisser  Hiatus  ersichtlich,  man  fragt  sich  doch :  was  war 
es  denn,  das  solchen  Conflict^  wie  er  ja  häufig  vorkommt,  gar  so 
sehr  verschärfte?  Es  scheint  denn  doch  noch  etwas  ganz  Per- 
sönliches nicht  bei*ührt  worden  zu  sein.  Oder  stehen  wir  hier  vor 
Verhältnissen,  die  sich  besser  vorstellen  als  schildern  lassen? 
Jahns  Briefwechsel,  den  Michaelis  jetzt  vorbereitet,  wird  gewiss 
gute  Ergänzungen  liefern,  die  eine  Thatsache  aber  dürfte  auch 
er  nicht  umstoßen,  dass  das  Bonner  Curatorium,  wie  die  preußische 
TJnterrichtsverwaltung  sich  zum  mindesten  nicht  besonders  ge- 
schickt benahmen  und  für  R.  aber  schließlich  nichts  übrig  blieb 
als  den  unhold  gewordenen  Verhältnissen  den  Rücken  zu  kehren. 
Ein  Augebot  nach  Paris  zu  gehen,  wies  er  als  guter  Deutscher 
ohne  einen  Augenblick  zu  schwanken  zurück.  Und  doch  brachte  das 
Aufgeben  seiner  Stellung,  die  Trennung  von  der  Stätte  seiner 
glänzendsten  Thätigkeit,  von  lieben  Genossen  und  schöner  Gegend, 
noch  schwere  innere  Kämpfe ,  in  denen  er  wohl  an  die  Errichtung 
einer  Pensionsanstalt  oder  die  literarische  Geschäftsführung  einer 
großen  Buchhandlung  gedacht  bat.  Ungern  ließ  der  König  von 
Preußen  den  berühmten  Gelehrten  ziehen,  es  bedurfte  der  Inter- 
vention des  Fürsten  Bismark,  am  das  Entlassungsgesuch  zu  erhalten. 
Doch  schon  hatte  ihn  die  Leipziger  Universität  gewonnen ,  und  so 
trat  R.  an  neuem  Orte  und  unter  fremden  Verhältnissen  in  die  letzte 
Epoche  seines  Lebens  und  Wirkens  (1865 — 1876)  ein,  in  der  er, 
obwohl  physisch  überaus  leidend,  aufs  neue  die  bezaubernde  und 
schöpferische  Kraft  seines  Genius  erwies.  Untei*  ihm  entstand  auch 
hier  eine  neue  Philologenschule,  welche  dieselben  Vorzuge  besaß, 
wie  die  Bonner  und  bewies,  „dass  die  Kraft  und  Kunst  des  alten 
Helden  noch  ungebrochen  sei."  Die  Zahlen  der  Hörer  zeigen  den 
Aufschwang,  den  die  Philologie  in  Leipzig  nahm.  Vornehmlich  die 
Metrik  war  es,  der  er  seine  Thätigkeit  zuwendete,  eine  philologische 
Gesellschaft  ward  begründet,  deren  „Acta''  bald  als  geschätzte  Bei- 
träge von  den  Fachgenossen  begehrt  wurden.  Eine  eigenartige 
Schöpfung  war  die  Gründung  des  russischen  Seminars,  in  dem  er  für 
Bußland  Philologen  schulte  and  wissenschaftlich  anregte.  Inmitten 
dieser  reichen  lehramtlichen  Mühen,  die  oft  genug  durch  ai-ge 
physische  Qualen  zu  Mai-tyrien  gemacht  wurden ,  ließ  er  doch  nicht 
ab,  die  Sammlang  seiner  kleinen  Schriften  zu  besorgen,  an  seinen 
Plautusforschungen  zu  arbeiten  und  für  eine  Geschichte  der  latei- 


Priedrioh  Wilhelm  Eitschl,  ftiigez,  tob  A.  Bortmits.    MS 


^liischeD   Sprache  Material  zu  sucheu  (409  fT.).    Über  dio  kleiuerou 
BD  dieser  Epoche,  die  in  den  Opuscula  wie  im  Ebeiu,  Museum 
lentiicht  wurden ,  orientiert  ans  Eihbeck  in  aDziebender  Welse, 
Iweite  Ausgabe  des  Trinuramus  (1871)  aber  bezeicUnöt  er  als 
ile  reifste  Frucht  seiner  Plautuskritik.  Dabei  fehlte  es  auch  jetzt 
I  Dicht  an  neuen  Entvrürfen  und  Fläneu,  u.  a,  war  es  die  Qberaus  axi* 
jliiutheDde  Persönlichkeit  des  großen  Freundes   Melanchtbons   des 
I Philologen  Joachim  CamerariuSf  dessen  Biographie  Hltschl  geschriebeu 
[Wiissen  wollte*).  liie  glänzenden  Leistungen  Studemunds  lenkten  ß,s 
iJlick  wieder   auf  den    Mailänder   Palimpsest  auf  Italien;    seine 
Ipchdler  wenigstens,  da  sein  Körper  die  Reise  nicht  mehr  vertrug, 
tollten  den  Palimpsest  revidieren,  LOwe's  Berichte  machten  noch  dem 
[Krauken  große  Freude.  Denn  krank,  todtkrank  war  der  Mann^  der 
trotz  alledem  sich  ho  gut  es  nur  gieug  ins  Colleg  tragen  ließ  und  you 
«int"  nslust  erfüllt  war,  wie  selten  ein  Jüngling  sie  aufweist. 

—  s  i !  nur  tu.  richtig  und  aucli  beschämend  sind  Kibbecks 

Worte  (.441):  Warum  gab  und  gibt  es  in  Deutschland  kein  AJexajj- 
drinisches  Museum,  der  liberalen  Cultur  der  Wissenschaft  aus- 
ifichließlich  gewidmet?  Warum  musste  eine  geniale  Kraft,  wie  sie 
kaum  alle  hundert  Jahre  wiederkehrt,  im  ermüdenden  Joch  der 
Tagesarbeit  fast  bis  zum  letzten  Athemzuge  eingespannt  bleiben  und 
I  auf  die  Vollendung  dauernder  Werke  vemchten?  —  Noch  zuletzt 
i  war  übrigens  IC.  so  geistesfrisch  und  kampfesfreudig ,  dass  er  es  au 
Zurechtweisung  und  Polemik  nicht  fehlen  ließ.  Dies  musste  u.  a. 
Uadvigs  Übermuth  empfilnden.  Die  Abführung  des  Dänen  war  so  ge- 
lungen» wie  man  sie  nicht  besser  wünschen  konnte,  ^ein  letztes 
Mtmifest  wahrhaft  wissenschaftlicher  Denkungsart  und  Lessingscher 
Schneide.*^  —  Aber  am  31.  October  lö76  musste  E.  mit  tiefster  Be- 
i'em  Minister  anzeigen,  dass  er  sich  genöthigt  sehe,  seine 
igen  für  das  Wintersemester  ganz  aufzugeben,  am  4.  No- 
vember erhielt  er  einen  halbjährigen  Urlaub ,  aber  schon  in  der 
Kacht  vom  8.  auf  den  9.  wurde  seinem  herrlichen  wirknugsreichen 
Leben  sein  Ziel  gesetzt. 

Eier  am  Schlüsse  der  biographischen  Darstellung,  der  wir  für 
die  letzten  Tage  allerdings  eine  grj^ßere  Ausführlichkeit  gewünscht 
hitt*  Ribbeck  eine  eingehende  Charakteristik  (453—468) 

d«>s  ^  Meisters.  Für  den  bezeichnendsten  Cbarakterzug  seiner 

Natur  erklart  er  es,  dass  R.  alles,  was  er  einmal  anfasste^  mit  voller 
Willens-  und  Thatkraft  ergriff  und  stets  das  Ganze  im  Auge 
haltend,  ganze  Arbeit  verrichtete.  Wie  F.  A.  Wolf  hat  auch  er 
gestrebt,  das  Alterthum  in  allen  seinen  culturhistorischen  Momenteu 
verstehen  zu  lernen;  nach  gater  Humanistenart  aber  fand  auch  er 
die  Hl  Ute  philologischer  Meisterschaft  in  der  Kunst  die  Dichter  zu 
»rklaren  und  ihren  Text  zu  verbesgern.  Seine  Vielseitigkeit  suwie 
die  teile  Beherrschong  aller  philologischen  Disciplineu  kamen  ihm 


•>  S<;jt  Jahren  %;r 
Philoiogca.  doch 
ckh  eio«  ftvlcho  nicht  Abä^UUaücu« 


hnete  für  eine  Biographie  de» 
ithalt  in  München  und  Dresden 


C98    0.  Bibbeck,  Friedrich  Wilhelm  Ritschi,  angez.  von  A,  HorawUe. 

dabei  wie  Wenigen  zustatten.  Ein  Conjectarenjäger  war  er  aber 
nicht,  „mit  Conjectnren^,  sagteer,  ^muss  man  es  halten  wie  mit 
Kindern ,  gegen  die  muss  man  am  strengsten  sein ,  welche  man  am 
liebsten  hat/  Was  ihn  am  meisten  anzog,  war  weniger  der  bequeme 
Besitz  des  Allen  zugänglichen  Wissens  als  das  Erkennen  und  Er- 
forschen verborgener  Thatsachen  nnd  Zusammenhänge.  Ribbeck 
findet  zwischen  R.  und  Lessing  Vergleichspunkte ,  und  in  der  That 
ist  es  mit  Lessings  Weise  vergleichbar  wie  R.  „das  Kleinste ,  so 
lange  es  Problem  war^  dem  Größten  gleich  galt,  dass  er  aber  das 
Kleine  nie  kleinlich ,  das  Einzelne  nie  ohne  den  freiesten  Blick  auf 
seinen  Zusammenhang  mit  dem  Ganzen,  auch  das  Trockenste  nie 
mechanisch  und  seelenlos  behandelte,  sondern  in  alles,  was  von  Ihm 
ausging,  den  frischen  Hauch  seiner  lebensprühenden  von  künst- 
lerischer Anmuth  gehobenen  Persönlichkeit  übergehen  ließ.^  Groß- 
artig und  bezeichnend  ist  die  Anregung,  die  von  ihm  ausgeht,  mit 
Recht  nennt  ihn  sein  Biograph  den  größten  philologischen  Arbeit- 
geber und  Arbeitf5rderer,  den  Deutschland  —  in  unseren  Tagen 
wohl  —  gesehen  hat,  mit  Recht  bedauert  man,  dass  ihm  nicht  die 
Leitung  einer  Akademie  der  Wissenschaften  zufiel.  Aber  der  geniale 
Gelehrte,  der  strenge,  gegen  Willkür  und  Dilettantismus  uner- 
lässlich  strenge  Lehrer  und  Kritiker  gehörte  —  es  ist  fieilich  bei- 
nahe überflüssig  dies  zn  erwähnen  —  nicht  zu  den  gelehrten  Pedanten, 
denen  ihre  Welt  die  Welt  überhaupt  bedeutet;  bei  aller  Begeisterung 
für  das  Alterthum  war  er  eine  gan2  moderne  „romantisch  ange- 
haachte''Natur,  die  allerdings  einen  Zug  der  Alten  und  der  Humanisten 
nie  bezwingen  konnte:  die  Sehnsucht  nach  Unsterblichkeit  durch 
den  Ruhm  seines  Namens  nnd  seiner  Werke. 

Yortrefnich  scheint  mir  die  psychologische  Darlegung  Ribbecks 
von  Ritschis  eigenthümlichem  Wesen,  in  dem  eine  Ader  vom  noXv- 
firpuig  ^Odvaaevg  allerdings  nicht  fehlte,  das,  obwohl  sein  Herz  stets 
dem  Kopfe  entgegen  stand  und  immer  die  erste  Stimme  im  Rath 
sprach,  gar  oft  als  intriguant  geschildert  ward.  Allerdings  fehlen  da 
einige  schwächere  Züge  nicht,  allzugroßes  Vertrauen,  dann  wieder 
unmotiviertes  Misstrauen,  Antipathien  gegen  gewisse  Leute  —  vor 
allem  waren  ihm  reservierte  Naturen  widerlich  —  doch  wer  würde 
bei  großen  Männern  keine  Schwächen  finden?  Bezaubernd  ist  da- 
gegen sein  warmes  liebevolles  Herz;  wie  oft  hat  er  es  seinen 
Schülern  gegenüber  bewiesen,  wie  reizend  ist  das  Familienidyll ,  das 
R,  von  Ritschis  inniger  Liebe  zu  seinem  Enkel  Walter  Wachsmuth 
entwirft.  „Der  schöne  und  liebliche,  leider  schon  mit  10  Jahren 
verstorbene  Knabe  versprach  aber  auch  bedeutend  zu  werden.^  Wenn 
R.  den  Knaben  ansah,  der  so  stolz  seinen  Weg  ging ,  unberührt  vom 
Kleinen  und  Niedrigen  im  Leben,  vertieft  in  seine  Gedanken  und 
Phantasien,  dazwischen  überspringend  in  kraftvollste  Lebens- 
äußerung voll  strahlender  Heiterkeit,  wie  er  zuletzt  schon  Gespräche 
mit  ihm  führen  konnte  über  geistige  Fragen  wie  politische  Zustände 
des  Alterthums,  verglichen  mit  vaterländischen  Zuständen  —  wenn 
dann,  sowie  eine  neue  Erkenntnis  dem  Kinde  aufgieng,  leidenschafU 


E,  KMing,  Elia  tagft  o\  BoeamtiDdii,  u»^n.  nm  SeinMtl. 

che  Freude  in  seinen  Augeu  leuchtete,  dann  fand  der  GroGyater  oft 
cht  Worte  ^  um  seines  Herzeus  Zärtlichkeit  und  aei&e  fast  be- 
ändernde  Euhrung  auszudrückeo. 

Oft  misBbraucht  ^  verletzt  und  endlich  argwöhnisch  geworden 

j^mühte  sich  K.  in  seiuen  letzten  Jahren  rohur  et  aes  triplex  circa 

pctos  i\x  legen.  ^Coutre  coeur''  sagte  er  selbst  und  wirklich  so  ?iel 

auch  Tüu  Menschenverachtuug  sprechen  mochte,  ^so  schlug  doch 

Flatame  der  Meuschenliebe  hei  jedem  Anlasa  aus  der  dünnen 

pche  empor," 

SehnsQchiig  verlaugte  R,  nach  dem  Kühme  —  dieser  Wunsch 
ihm  £chon  bei  meinem  Leben  in  Erfüllung  gegangen ,  wir  Spätere 
pwahren  jetzt  schon  ^  dass  aeinem  Namen  die  Unsterblichkeit  ge* 
Drdon  —  aber  nicht  minder  nnvergeäslich  als  der  große  Gelehrte 
ag  in  unserer  Erinnerung  der  gute  Mensch  festgehalten  werden, 
is^en  Liebevolles  Herz  unverkennbar  überall  hindurchbricht.  ^Die 
aebe  in  der  That,  die  Liebe  zur  Wahrheit,  deren  Lehre  und  Er- 
»rschung,  zu  den  Menschen,  deren  Förderung  und  Bildung  sein 
eruf  und  geine  Freude  war,  sie  hat  seinem  Leben  Segen  und  den 
Dhn  verliehen,  den  er  suchte.'" 

Mit  diesen  Worten  schließt  Eibbeck  sein  treffliches  Werk  ^), 
im  ich  die  allergrößte  Verbreitung  in  Gymnasialbibliotheken  und 
ii  alleu  Pliilologen  wQnsche.  Wahrhaftig  diese  Biographie  sollte 
er  auch  eine  Hanspostille  sein  für  jedeu,  der  wissenschaftliche 
rbeit  und  den  Beruf  des  Lehrers  ab  sein  Theil  erwählte»  In  der 
itrachtung  eines  solchen  Lebens  wird  sich  das  Herz  erweitern  und 
eudig  mag  dauu  jeder  erkennen,  dass  auch  er  zu  jenem  Heere 
dem  unverdrossene  hingebende  Arbeit  für  die  höchsten  Güter 
leuschheit  Wärme  und  Kampfesmuth ,  untadeliges  Bewusst^ein 
tetü  Schatfenslust  gewährt.  K.  zu  erröichen  wem  wÄre  dies 
ut¥  ihm  aber  nachzustreben  ist  nicht  bloß  möglich,  sondern 
licht  eines  jeden,  der  den  bei  uns  allerdings  schon  aig  misa- 
iuchten  und  vom  Volke  oft  gar  nicht  mehr  verstandenen  Ehren- 
itel  eines  Lehrers  mit  Becht  führen  will. 

In  r^ln'^m  Anhange  folgen  sebr  beachtt'nswi'rte  Böilagon:  Briefe 
hl  Drürk»chfiru*fi   und   cndliäi  Grundittgc  der  Plaatiniscben  Pro^nJik 

K 1 0  s  t  e  r  n  e  Q  b  u  r g.  Adalbert  H  o  r  a  w i  t  /.. 


£&ga  ck  Rosamundu,  mit  Einleitimg,  deutscher  CberBetiung  und 
Aiiiiierkuugvu  zum  cmennml  UcrftUBgegeb«Q  von  Eugen  Kölbiug. 
Httlbnoun.  Vurlag  von  G»^brüdvr  Henninger  188L 

Der  eifrige  Herausgeber»  welcher»  obwohl  in  erster  Linie  An- 
St^iÄich  nm  die  Krforiichung  der  norwegischen  und  isländischen 
rs  grüße  V*mlienste  erworben  und  seit  den 
i  i  ,J  S.  523  ff.  besprochenen  Riddarasögnr  seine 

tifmerksamkeit  hauptsächlich  den  ans  südlichen  Quellen  scliöpfenden 
zugewendet  hat,  bietet  uns  hier  eine  Editio  princeps  der  EUs- 

t*rt*«lirtn  r.  *t  Mtrr.  nyma.  IbSi.    IV.  t\*f\  20 


C98    T.  Ingehbieek,  Über  d.  Einfl.  d.  Reimes  usw.,  ang.  t.  J,  Seemüüer, 

saga,  d.  i.  einer  prosaischen  Bearbeitung  der  französischen  Chanson 
de  geste  von  Elie  de  St.  Gille,  ed.  Raynaud  1879  *),  von  demselben 
norwegischen  Geistlichen  Robert,  der  im  Jahre  1226  ein  französisches 
Tristangedicht  übersetzt  hatte,  ed.  Eölbing  1878.  Kölbing  hatte 
schon  in  seinen  Beiträgen  zur  vergleichenden  Geschichte  der  roman- 
tischen Poesie  und  Prosa  des  Mittelalters  1876  S.  92  fL  das  fran- 
zösische Gedicht  eingehend  mit  der  norwegischen  Saga  verglichen. 
In  der  Einleitung  zur  Ausgabe  wird  nun  diese  Untersuchung  als 
vorzüglichstes  Mittel  zur  Bestimmung  des  Handschriftenverhältnisses 
nochmals  aufgenommen  *),  und  es  ergibt  sich,  dass  keine  der  vor- 
handenen altnordischen  Hss.  dem  französischen  Originale ,  von  dem 
wir  allerdings  nur  eine  Es.  besitzen,  so  genau  folgte,  dass  nicht  an 
einzelnen  Stellen  eine  andere  näheren  Anschluss  zeigte.  Aber  es  wäre 
nicht  möglich  durch  Auswahl  dieser  durch  Übereinstimmung  mit  dem 
französischen  Gedicht  gesicherten  Stellen  und  der  übereinstimmenden 
Lesarten  der  verschiedenen  Familien  einen  Text  -zu  geben ,  der  dem 
Archetypus  unserer  Tradition  gleich  oder  auch  nur  nahe  käme ,  da 
die  Familien  zugleich  sehr  von  einander  abweichende  Recensionen 
bilden.  Der  Herausgeber  hat  demnach  sehr  recht  gethan ,  die  zwei 
am  meisten  auseinander  gehenden  Hss.  A  und  D  wörtlich  und  buch- 
stäblich abzudrucken  und  die  Lesarten  der  übrigen  anzugeben.  Und 
es  scheint,  dass  dies  mit  großer  Genauigkeit  geschehen  ist.  —  Die 
Übersetzung  ist  einerseits  zu  wörtlich,  und  beobachtet  andererseits 
die  feineren  Unterscheidungen  der  deutschen  Synonymik  zu  wenig,  um 
gut  deutsch  genannt  werden  zu  können.  —  In  den  Anmerkungen  finden 
sich  wertvolle  Beiträge  zur  Kenntnis  der  nordischen  Sprach-  und 
Stilformen ,  aber  da  wir  hier  in  der  glücklichen  Lage  sind  noch  ein 
Werk  desselben  Verf.s  zu  kennen,  so  hätte  es  sich  wohl  empfohlen, 
das  für  Robert  charakteristische  aus  der  Tristan-  und  Elissaga  zu- 
sammenzustellen, —  und  dann  zu  untersuchen,  ob  sich  ähnliches  in 
der  Iventssaga  und  in  den  Strengleikar  finde.  Denn  da  der  norwegische 
Iwein  und  die  Bearbeitung  der  Lais  von  Marie  de  France  auch  auf 
Veranlassung  des  norwegischen  Königs  Hakon  Hakonarson,  1217 
bis  1263,  entstanden  sind  wie  Tristan  und  Elis,  so  wäre  es  wohl 
möglich,  dass  sie  auch  von  unserem  Robert  herrührten.  Schon  Keyser 
und  Unger  haben  diese  Frage  aufgeworfen,  Strengleikar  S.  XII. 

*)  Die  Ausgabe  Försters  ist  unvollendet. 

')  Über  die  SchwierigkeiteD  uni  Zweifel,  welche  bei  Kölbings 
Stammbaum  übri^  bleiben,  habe  ich  mich  in  meiner  ausführlicheren 
Recension  des  Buches  im  Anzeiger  für  deutsches  Alterthum  ausf^esprochen. 

Wien.  Heinzel. 

Über  den  Einfluss  des  Reimes  auf  die  Sprache  Ofcfrids  besonders 
in  Bezug  auf  Laut-  und  Formenlehre  von  Theodor  In^enbleek. 
Mit  einem  Reimlexikon  zu  Otfrid.  Straßbur^,  Trübner  1880.  [Quel- 
len und  Forschungen  zur  Sprach-  und  Giuturffeschichte  der  ger- 
manischen Völker  herausgegeben  von  Bernhard  ten  Brink,  Ernst 
Martin,  Wühelm  Scherer.  äCXYU.]  %  SS.  8«.  M.  2. 

Das  vorliegende,  empfehlenswerte  Schriftchen  behandelt  ein 
Them»f  das  nicht  nur  für  die  ahd.  Grammatik,  sondern  auch  f&r 


T.  IngenbJeth  Über  d.  Einfl.  d.  B^imes  nsw«,  aog.  r.  X  Seemtäler.    999 

di«   Literatur^efichichte    voü    Wichtigkeit   und    Interesse    ist:    ein 
Schriftsteller,  dessen  Werk  sich  weniger  durch  poetischen  Wert  ab 
dojch  die  Kühnheit  seines  Unterfangetis  auszeichnet,  erlanbt  sich, 
bei  großer  GehaDdeoheit  des  sprachiichen  Ausdrucks  im  allgemeine Q| 
dennoch  im  Dienste  des  Metrums  und  Hermes  Formen,  die  den  be- 
I  Juuanten   und  in  seinem  Gedichte  selbst  sonst    gebrauchten  direct 
'  widersprecheo.  Mannigfache  Fragen  stehen  im  Gefolge  dieses  The- 
mas: War  jene  Freiheit  in  der  Bildsamkeit  der  Sprache  selbst  völ- 
lig begründet,  oder  ist  sie  geradezu  auf  eine  unbeschrankte  WillkClr 
[dos  Schriftstellers  zurückzufahren?    Waren  dann  die  ©ntbtebenden 
Abnormitäten  dem  literarischen  Charakter  des  Zeitalters  angemessen 
und  dadurch,  dass   der  Leser  in  vorbinein  sie  ertaubte,  auch  dem 
[  Dichter  unbedenklich  gestattetV    Die  peinliche  Mühe,  mit  der  das 
[Werk  ausgearbeitet  wurde  und  die  wir  erst  heute  vollkommener  zu 
.  gelernt  haben,  auf  der  einen  Seite,  die  große  Zahl  der  Fälle, 
I  in  denen  wir  malSgebenden  Einfuss  der  formellen  technischen  Ge- 
[Btaltnng  anzunehmen  gezwungen  sind,  auf  der  anderen  —  lasst  uns 
ai«kjien,  dassOtfrld  zu  jenen  auffallenden  Sprach  formen  wenigstens 
ahtigt  zu  sein  und  dem  Leser  nichts  allzu  St(^reudes  zuzumuthen 
Iglanbte,  uns  erübrigte  dann  fQr  die  Beurtheilnng  solcher  Varietäten, 
Idi«  auf  dem  Boden  der  historischeu  Grammatik  nur  schwer  oder  gar 
Illicht  erklart  werden  können^  nur  die  Aufstellung  literarhistorischer 
Geaichtapunkte. 

Ich  hätte  sehr  gewünscht«  dass  der  Verf.  jene  Fragen  sich 
Litlbil  gestellt  und  auf  die  Anordnung  des  Materials  hätte  einwirken 
llBflien ;  die  Tragweite  seines  Baches  wäre  dadurch  eine  viel  groliere 
»worden.  £r  hat  sich  jedoch  strenge  auf  die  Sammlung  dea  Mate- 
rials beschränkt  und  die  EintheUung  nach  rein  formalen,  gramma* 
loschen  Kategorien  getroffeu.  Dabei  stellt  er,  wie  natürlich  war,  zu- 
y  die  Einflüsse  des  Heimes  auf  die  grammatische  Wortform  im  en- 
Sinne,  dann  die  durch  ihn  hervorgerufenen  Besonderheiten 
fntaktischer  Art  dar.    J.  selbst  legt  wohl  das  Hauptgewicht  auf 
Dt  Sammlungen  für  jene  erste  Gruppe ;  in  der  Natur  der  Sache 
In  der  Art  der  Vorarbeiten  ist  es  begründet,  dass  dort  die  Voll* 
ndigkeit  weit  leichter  zu  erreichen  war  als  auf  dem  syntaktischen 
•biete«  Wenn  aber  auch  in  dieser  Bücksicht  die  Abschnitte  der 
^iweiten  Gruppe  denen  der  ersten  nachstehen,  so  zeugen  sie  doch  von 
erfreulicher  Beobachtungsgabe  und  enthalten  wichtiges  Material. 

lier  Theil  der  in  eben  diesen  Abschnitten  nachgewie- 
DCii  se  des  Heimes  wird  aus  dem  feineren,  damals  noch  le* 

|en  Uetnhl  für  die  Bedeutung  der  Modi,  und  der  dadurch  be- 
Üngleii  Leichtigkeit  und  Variabilität  der  Hypotaxe  erklä^rt  worden 
Onnen.  Einzelnes  ist  auch  rein  stilistischer  Art^  so  die  in  g.  26,  2) 
fipesihlten  Umschreibungen  des  Verbum  finitum  durch  Hilfsverba 
Infinitiv:  ich  stelle  diesen  Gebrauch  mit  der  im  Heliand  so  hau- 
en und  Zwecken  des  Metrums  eintretenden  Verwendung 
modal               .erba  zusammen. 

SO* 


IBOO    T,  Ingenbleek,  Über  d.  Einfl.  d.  Reimes  usw.,  ang.  v.  J.  SeemÜUer, 

Schwieriger  ist  die  Benrtheilang  der  in  den  §§  1—16  (u.  20) 
angeführten  Fälle.  In  grammatischer  Hinsicht  kann  man  im  Weg- 
fall des  8  der  2.  p.  sg.  praes.  nichts  anderes  als  einen  ^Fehler^  er- 
blicken, der  nm  des  Reimes  willen  b  egangen  wurde,  wohl  auch  in 
der  Abwerfang  des  «  der  1.  und  3.  pl.  praes.  und  praet.  (§.  1).  Wie 
leicht  begieng  jedoch  der  Schriftsteller  diesen  Fehler:  S.  13  schrieb 
er  ni  thae  mino  dohti  giuuerhon  thae  io  mohti^  zerstört  also  die  for- 
melle Übereinstimmung  zwischen  Subject  und  Prädicat,  da  doch  der 
Sg.  minu  äohti  für  Metrum  und  Sinn  gleich  geeignet  gewesen  wäre 
(ähnlich  IV,  2,  28).  Zunächst  sind  die  in  den  §§.  6,  9,  10,  12,  13 
namhaft  gemachten  Erscheinungen  unregelmäßiger  Declinations- 
und  Flexionssilben  anzureihen.  Für  die  meisten  dieser  Fälle  wird 
eine  grammatische  Erklärung  kaum  möglich '  sein.  In  den  Vorder- 
grund tritt  diese  für  die  §§.  4,  5,  7,  8,  welche  größtentheils  meta- 
plastische Formen  im  Reime  zum  Gegenstand  haben.  Ingenbleek 
hat  beim  Verbum  wie  beim  Nomen  'ganz  oder  theilweise  berechtigte' 
Formen  (§.  5  und  8)  von  ^ungewöhnlicher  Conjugation*  oder  ^Wech- 
sel des  Genus  oder  des  Stammes  beim  Substantivum'  (§.  4  und  7) 
scheiden,  in  den  letzteren  Paragraphen  also  'unberechtigte  Formen' 
aufzählen  wollen:  jene  metaplastischen  Bildungen,  die  auch  außer- 
halb des  Reimes,  oder  wenn  dies  nicht  der  Fall  war,  in  sonstigen 
ahd.  Denkmälern  vorkamen,  scheint  er  zu  den  'berechtigten'  gezählt 
zu  haben.  Nun  kann  es  aber  1)  in  jedem  Falle  zufällig  sein,  dass 
ein  Metaplasmus  im  Reime  nicht  auch  außerhalb  desselben  vorkommt, 
und  2)  ist  auch  die  sonstige  Belegbarkeit  einer  solchen  Form  im 
Ahd.  zufällig  und  für  unsere  Frage  irrelevant,  da  auch  manche ,  nur 
im  Innern  des  Verses  erscheinende  analoge  Bildungen  in  den  übrigen 
Denkmälern  nicht  gefunden  werden.  Jenes  Kriterium  darf  also  hier 
nicht  angewendet  werden,  die  Frage  ist  in  allererster  Linie  auf  Grund 
der  Otfridischen  Sprache  selbst  zu  beantworten ;  die  §§.  4  und  5 
einerseits,  7  und  8  andererseits  hätten  daher  nicht  geschieden  wer- 
den sollen.  Oder  sollte  der  Umstand,  dass  der  einmal  verwendete 
ja-Stamm  gidrakten  (§.  4)  sonst  ahd.  nicht  erscheint,  wohl  aber  der 
gleichfalls  bei  0.  vereinzelte  c-Stamm  uuern^f  allein  zur  strengen 
Unterscheidung  veranlassen  dürfen,  dass  0.  zwar  diese,  nicht  aber 
jene  Form  zu  gebrauchen  berechtigt  war?  Im  allgemeinen  wird  in 
dieser  Frage  der  Metaplasmen  der  Grundsatz  gelten  müssen,  nur  in 
den  zwingendsten  Fällen  Einfluss  des  Reimes  zu  Gunsten  einer  feh- 
lerhaften Foim  anzunehmen ;  im  vorhinein  hätte  man  daher  immer 
die  Wahrscheinlichkeit  der  Existenz  grammatisch  berechtigter  Dop- 
pelformön  zuzugeben.  Für  diese  Wahrscheinlichkeit  ließen  sich  fol- 
gende Grade  aufstellen:  1)  Die  verschiedenen  Formen  kommen  in- 
und  außerhalb  des  Reimes  vor,  wie  z.  B.  eeinen  und  jgein&n^  uuunna 
und  uuunni;  2)  eine  singulare  Bildung  ist  nur  außerhalb  des  Rei- 
mesbelegt, z.B.  einmal  hlagetun  neben  sonstigem  ö-Stamme  (ebenso 
uuarnet'uny  uuisüut  u.  a.);  so  gebraucht  V  v,  23,  40  sußöt  und 
gleich  darauf  Z.  45  suftent^  beidemale  im  Innern  des  Verses ;  3)  ti'otz 
einem  die  regelmäßige  Form  begünstigenden  Reimworte  steht  die  un- 


r.  JngeMeek^  Über  d.  £infl«  d.  ReimeB  usw.,  aog.  t.  /.  SeemüUer.     $01 

gewObnlicii^i  so  I,  13,  7^  wo  gahönti  auf  ilenii  reimt,  sonst  meUt 
gaht^  verwendet  wird  (ähnlich  P  I,  9,  31  lobcnU  i  mach6nii  trotz 

Khiufigom /o6ö«) ;    4)  die  singulare  Form  erscheint  nur  im  Beiine; 
n  ist  die  geringste  Sicherheit  vorhanden:  die  genannt^^n  §§.  4, 
?p  8  zahlen  die  betreffenden  Fülle  auf.  (In  den  %%.  4,  5  vermii^$o 
die  Formen : /a^^^a  im  Reime  auf  hhenia  IV^  26,  36^  neben 
1  gewichtiger  belegten  ö-Stamme  [hogtii:fag6ti  U  ^,  if2J ;  choreti ; 
habeti  I,  15,  7  neben  sonstigem  hänfigem  chorön.  Fraglich  ist  das 
Verhältnis  «wischen  riumn  und  riuuön,  vgl.  Kelle  II»  68j.    Otfrid 
schwankte  mehrfach  in  der  Wahl  der  Stammformen:  IV,  4,  36  stand 
ui  V  ursprünglich  gifrcuuHinigisireuuHin,  das  zweite  t  des  zwei- 
ten Beimwortes  wurde  dann  in  i  corrigiert,  die  entsprechende  Cor- 
rectur  de$  gifrcuuttin  wahrscheinlich  jedoch  übersehen  (denn  auch 
Form  ist  dem  weit  überwiegenden  ja-Stamme  gegenüber  stti- 
und   überhaupt    nur   noch   einmal   belegt).     Ähnlich©    Cor- 
ioren  in  V  z,  B.  noch  III,  5, 15;    V,  23,  237.  —  Auch  das  Me- 
ala  solches  bewirkte  Metaplasmen :  so  wurde  im  Innern  des 
enea  das  regelmäßige  gihilidoia  in  gibilidta  corrigicrt ;  dasselbe 
:liab  aoch  IV,  16,  30,  diesmal    im  Reime    uuf   faröta^   Iteimbe- 
rfnts  musste  hier  dem  motriechen  weichen.  Dann  aber  wurde  noch 
I  vor  di  in  o  verwandelt,  und  so  ein  gibilodia  geschaffen:   hie- 
bei  nun  irrte  entweder  der  Corrector,  indem  er  »war  beabsichtigt 
hätte«  das  rtgelrechte  und  besser  reimende  '*Ma    herzufitelleup  das 
0  jedoch  an  unrechter  Stelle  einfügte^  oder  er  wollte  irgendwie  aus 
r;  •    einen   genaueren  Reim    zu    fardta    zustande  brin- 

ge ^m  Falle  böte  diese  Correctur  einen  directen  Belog 

g4n«lich  wiilkürlicber  Formenbildung  am  des  Reimes  willen. 

Auch  die  Scheidung  zwischen  g.  9  'Abschwiichung  auslau- 

l«lider  Vocale*  und  §.  10  ^Vertanj^chung  auslautender  Vocalo*  wurde» 

Baehdem  sie  einmal  schon  statuiert  war,  nicht  strenge  durchgeführt:  in 

9*  9  (1)  Ügnriert  u  für  a  im  g,  gg.  der  a-Stämme,  in  g.  10  (2)  die 

iOalog«  nnd  eng  mit  dieser    Erscheinung  zusammenhängende  Er^ 

»iPtTOirg  rle*?  n  irn  d.  sg.  derselben  Stamme  durch  a.  Gerade  für  diese 

►^  der  oben  abgelehnte  Titel  'ganz  oder  theil weise 

rmen'  gepasst,  ja  der  Verf.  hätte  sie  sogar  in 

n  §.  H  hinübernehm«n  sollen,  wenn  er  die  singu- 

nii  für  gewöhnlich  f'nfe  ebenfalls  dort  (als  Nr.  12) 

einreihte.  L  selbst  scheint  die  Unzulänglichkeit  seiner  Kategorien 

g^Ahli  zu  hufx  *>  er  die  Veränderungen  consonantisch  aus- 

lautender  End^  hi  mehr,  wie  er  ja  syst«;mati3cb  (in  Analogie 

ta  den  vocaltschen)  hätte  thun  sollen^  in   'Abschw&chungcn'  und 

^Vertaaschuugen'  trennt,  sondern  einfach  unter  dem  Titel  'Änderung 

d«s  Vocals  in  Bodtilben'  (§.  12)  vereinigt.  (In  demselben  §.  ist  das 

t  aus  F  gerton  im  Reime  für  gertun  nicht  am  Platze,  da  F  allein 

Otfridi  Sprache  nichts  beweist). 

1"  in  §.  14  erörterten  Verwendungen  der  Form  uuorlo 

Vfi  Jen  wie  mit  iro  selben  tiuorto,  fan  driagera  uuoriö 

konnte  nur  nach  zwei  Seiten  hin  entschieden  werden :  entweder  stellt 


8iin«n  so 


SOS     TT.  Victor,  Zeitachrift  für  Orthographie,  angez.  von  /.  Seemüller. 

uuorto  ffir  uuorton,  mit  auch  sonst  nachgewiesenem  Abfall  des  n 
im  Reime ;  dies  würden  wir  daraufhin  annehmen,  dass  sonst  fietst 
nnr  solche  Sabstantiva,  die  dnrch  kein  Attribut  näher  bestimmt 
sind,  im  Instr.  gebraucht  werden,  oder  man  sieht  jene  Form  als 
Instr.  an,  dessen  Constructiou  um  des  Reimes  willen  gegen  die  regel- 
mäßige verstoße.  Für  das  letztere  möchte  ich  mich  darum  entscheiden, 
weil  0.  gerade  bei  diesem  Worte  auch  in  die  entgegengesetzte  Un- 
regelmäßigkeit verfällt,  nämlich  mit  uuorte  im  Reime  zu  gebrauchen, 
wofür  man  mit  uuorto  erwartete.  Das  Reimbedürfnis  hätte  dann  zu 
syntaktischer  Abnoimität  geführt. 

Schließlich  mache  ich  den  Verf.  noch  auf  den  Widerspruch 
aufmerksam,  die  Form  uuirkendo  (fand  sie  drurenta  . . .  uuerk 
uuirJcendoiduacho)  in  den  §.  10  Tertauschung  auslautender  Vo- 
cale\  drurento  hingegen  (»V  iuerero  uuorto  get  sus  drurento)  und 
üonto  {er  fuar  ilonto :  liuto)  unter  die  Fälle  der  Ersetzung  eines 
Adj.  durch  ein  Adv.  (§.  19)  gestellt  zu  haben. 

Das  Reimregister  ist  geschickt  angeordnet,  und  soweit  ein- 
zelne Stichproben  ein  ürtheil  erlauben,  vollständig. 

Hernais.  Joseph  Seemüller. 


Zeitschrift  für  Orthographie.  ÜDparteiisches  Centralorgan  für  die  ortho- 
graphische Bewegung  im  In-  und  Ausland.  Unter  Mitwirkuag  nam- 
hafter Fachmänner  herausgegeben  von  Dr.  Wilhelm  Vietor.  Erster 
Jahrgang  1880/81.  Rostock,  Werther.  6  M. 

Wir  wünschen,  dass  durch  diese  Zeitschrift  die  orthographische 
Bewegung  in  der  That  in  Fluss  erhalten  werde.  Es  kommt  vorderhand 
nicht  so  sehr  auf  'praktische'  Vorschläge  als  auf  vielseitige  wissen- 
schaftliche Erörterung  der  Frage  an.  Die  Kritik  des  Gewordenen 
und  Bestehenden  ist  lange  noch  nicht  so  weit  gediehen,  dass  aus  ihr 
die  Art  und  der  Umfang  einer  bestimmten  systematischen  Reform 
unmittelbar  sich  ergäbe.  Daher  denn  auch  die  Buntheit  der  bis- 
herigen 'Reformvorschläge.'  So  lange  das  Verhältnis  der  normalen 
Schriftsprache  zu  der  gesprochenen  Rede  nicht  festgestellt  ist,  fehlt 
die  feste  Grundlage.  Der  Hei*au8geber  hat  wohl  wahrgenommen, 
dass  der  erste  Band  seiner  Zs.  zu  viel  solcher  unmethodischer  Vor- 
schläge enthält,  dass  der  rein  wissenschaftlichen  Erörterung  mehr 
Platz  gegönnt  werden  müsse;  denn  er  bestimmt  sie  vom  zweiten 
Jahrgang  an  nicht  bloß  der  Orthographie,  sondern  auch  der 'Orthoepie 
und  Sprachphysiologie.'  Damit  rückt  er  dem  Zwecke  seines  Unter- 
nehmens bedeutend  näher,  und  es  ist  sehr  zu  wünschen,  dass  die 
Theilnahme  der  Leser  sowohl  als  der  mitarbeitenden  Fachmänner  die 
Bestimmung  der  Zs.,  ein  Centralorgan  zu  sein ,  leicht  und  vollauf 
ermögliche. 

Hernais.  Joseph  Seemüller. 


D.  Sanders^  Abriss  der  d.  Silbenmeesuog  iisw*»  »og.  v.  Fr.  Ftoach,    SM 
Abriss  der  deutBchen  Silbenniessung  und  Vei^kimst  von  Prof.  Dr. 

Dftiiiel  Sanders   UöO  8Ö.  gr.  8».   Preis  2  M.  50  Pf,).  Berlin  1881. 
Las  gen  seil  eidtficha  Verlagsbaclibftudlung. 

Diesea  in  vier  Hauptstücke  (SUbenmessung ,  von  der  Form  der 
gebuudenen  Bede  im  altgemeiiieQ ,  vom  Gleichklang,  you  den  Vers- 
füßen und  Versmaßen)  zerfalleode  Buch  ist  mindestens  als  höchst 
überflGs&ig  za  bezeichDon.  Es  kaon  nur  dazu  dieaen,  unklare  Vor- 
stellungen vollends  zu  verwirren  —  oder  von  den  Germanisten  als 
Coriosum  durchgeblättert  zu  werden.  Was  im  Jahre.s berichte 
Ober  die  firscheinnugen  auf  dem  Gebiete  der  germa* 
niachen  Philologie^  1879  8.2  von  Sanders  Ergänznngs- 
wOrterbuche  der  deutschen  Sprache  gesagt  wurde,  —  dass 
es  n&mlich  als  ernsthafte  wissenschaftiicheArbeit  nicht 
gellen  könne  —  ist  wörtlich  auch  auf  diesea  neueste  Product 
teailbeii  Verf.s  zu  beüehen. 

Es  w&re  eud-  und  im  Grunde  auch  zwecklos,  alle  IC&ngel 
diesifi  Buches  berichtigeD  zu  woUen :  nur  einiges  charakteristische 
mOge  als  Probe  hervorgehoben  werden.  Im  ersten  Abschnitte  der 
Silben me^sung.  einem  Capitel^  welches  Qbrigens  auf  der 
zweiten  Auflage  von  Sanders  deutschen  Sprachbriefen  und 
indirect  auf  der  deutschen  Verskunst  von  Minckwitz 
beruht,  werden  die  Silben  bar,  sal,  sam,  at,  heit,  keit,  lein^  tum«  ut 
il0  Endungen  bezeichnet.  (Vgl.  Minckwitz  g.  24.) —  Die.se  höchst 
onwiaaenschaftiiche  Benennung  könnte  man  sich  allenfalls  in  einem 
popularisierenden  Buche  gefallen  lassen;  dann  ist  es  aber  sehr  in- 
couBequent,  wenn  sechzehn  Zeilen  später  von  Fleiionssilben  die  Rede 
Mit  ohne  dass  dieser  Begriff  von  dem  früheren  unterschieden  wird. 
Was  fbr  ein  Publicum  mag  der  Verf.  überhaupt  vor  Augen  haben, 
wenn  er  g.  63  sagt:  ^Als  bekannt  setzen  wir  voraus,  dass 
die  Laute  der  Sprache  in  Selbstlaute  oder  Vocale  und 
in  Mitlaute  odor  Consonanten  eingetheilt  werden!"^ 
Offenbar  hat  hier  Herr  S,  bereits  vergessen ,  das«  er  im  §.  2  es  für 
nOthig  fand,  Vocal  mit  Selbstlaut  zu  erklüreu.  Dmsomehr  be- 
fremdet ea  dagegen  im  §.  178  lesen  zu  müssen,  dass  der  Verf.  von 
den  Lesern  des  Abschnittes  IV  (von  den  Versfüßeu  und  Versmaßen) 
bereits  vieles  in  dieses  Gebiet  einschl&gige  als  bekannt  voraussetzt. 
—  Der  Grundfehler  des  ganzen  Werkohens  ateckt  schon  in  dem 
ersten  Paragraphen ,  wo  tonlose  oder  unbetonte  (!)  Silben^ 
(die  ep&ter  wieder  von  einander  unterschieden  werden)  mit  Kürzen 
identiftciert  sind.  Mit  dieser  Eintheilung,  die  u.  a.  auch  schou  Grein 
in  Vjlmars  allbekannter  Verslehre  S.  X  verurtheüt  hat,  und  die 
man  nicht  einmal  dem  Allvater  Opitz  imputieren  däirfte  (Prosodia  Ger- 
BiftnicACap.  Vll  ^Ni  cht  zwar,  dass  wir  anfArt  der  Griechen 
QHd  Lateiner  eine  gewisse  Griiße  der  Silben  können  in 
Acht  nehmen,  sondern  dass  wir  ausdenAccenten  und 
dem  Tone  erkennen,  welche  Silbe  hoch  und  welche 
niedrig  gesetzt  soll  werden"),  kommt  Herr  Sanders  sogleich 
im  G^dritnge,  indem  er  gen^thigt  ist  zn  sagen ,  dass  eine  zwischen 


804    2>.  SanderB,  Abriss  der  d.  Silbenmessniig  usw.,  ang.  v.  Fr.  Proseh. 

Tonlosigkeit  und  Betonung  schwebende  Silbe  zugleich  auch  zwischen 
Küne  uud  Länge  schwebt  oder  mittelzeitig  ist  (^  -  je  nachdem  die 
Silbe  mehr  zur  Länge  oder  zur  Kürze  neigt).  Ja,  er  treibt  diesen 
Unfug  so  weit,  sogar  die  Hebungen  des  Altdeutschen  §.181  Längen 
zu  nennen.  Nun  findet  aber  im  Deutschen  gegenwärtig  nur  höchst 
selten  ein  Schwanken  in  der  Quantität  statt  und  wo  ein  solches  statt- 
findet, liegt  der  Fall  so,  dass  in  einigen  Theilen  Deutschlands  das 
betreffende  Wort  langen,  in  anderen  jedoch  kurzen  Vocal  hat,  z.  B. 

Wüste  und  Wüste  (wodurch  jedoch  die  Quantität  der  Silbe  selbst 
nicht  veiTückt  wird).  Anders  liegt  der  Fall  bezüglich  der  Betonung. 
Für  das  Neuhochdeutsche  setzt  man  gegenwärtig  gewöhnlich  eine 
Dreistufigkeit  des  Tones  an ,  die  man  als  Hochton,  Tiefton  und  Ton- 
losigkeit bezeichnet;  s.  Wilmanns  D.  Gr.  §.  111.  Bei  der  rhyth- 
mischen Verwendung  mehrerer  aufeinanderfolgender  Silben  kommt 
es  nun  bloß  darauf  an,  dass  der  eine  Takttheil  die  Hebung  stärker 
betont  ist  oder  wie  Westphal  (Theorie  der  neuhochdeutschen 
Metrik)  sagt:  „ dass  von  je  zwei  benach- 
barten Silben  der  Ton  der  einen  weniger  stark 
oder  weniger  schwach  als  der  der  andern  ist,  es 
braucht  deshalb  noch  keineswegs  derTonder  einen  von 
beiden  immer  ein  solcher  zu  sein,  dass  wir  ihn  als 
einen  absolut  starken  bezeichnen  können.^  Nun  will 
Sanders  allerdings,  um  allen  Fatalitäten,  welche  ihm  die  Vertreter 
des  Accentuierungsprincips  bereiten  könnten,  zu  entgehen,  einen 
Unterschied  zwischenSilbenkürzeoder-Länge  undSchärfung 
oder  Dehnung  des  Vocales  statuieren.  Er  sagt:  Nicht  selten 
freilich  werden  die  gedehnten  Vocale  als  lange,  die 
geschärften  als  kurze  bezeichnet  (dies  ist  wohl  stets  der 
Fall).  Man  sieht  also,  wie  confus  bereits  das  Grundprincip  der 
Sandersschen  Prosodik  ist.  Der  Verf.  scheint  das  Unklare  in  seinen 
Segeln  selbst  zu  fühlen;  denn  damit  seine  Leser  es  wohl  behalten, 
dass  seine  betonten  Silben  lang  oder  auch  entschieden  lang,  seine 
mittelzeitigen  zwischen  Länge  und  Kürze  schwebend ,  seine  tonlosen 
kürz  oder  auch  ganz  kurz  sind,  wiederholt  er  dies  bei  jeder  Ge- 
legenheit. Wie  reich  der  Verf.  überhaupt  an  Nomenclaturen  ist 
(n.  z.  keineswegs  im  Interesse  der  Deutlichkeit) ,  mögen  folgende 
Beispiele  zeigen,  bei  denen  es  nicht  einmal  auf  Vollständigkeit  ab- 
gesehen ist:  tonlos,  entschieden  tonlos,  ganz  tonlos, 
schwachtonig  oder  tonlos,  unbetont,  schwachtonig, 
sehr  schwachtonig,  betont,  hochtonig  —  kurz,  ganz 
kurz,  entschieden  kurz,  mittelzeitig,  schwer  mittel- 
zeitig; schwerwiegend  mittelzeitig,  lang,  entschieden 
lang  —  ferner  Verbindungen  wie  entschieden  kurz  und 
tonlos  usw. 

Unter  solchen  Umständen  ist  es  nicht  möglich ,  einzelne  Ver- 
sehen, wie  z.  B.  die  ganz  falsche  Theorie  Ton  der  Nibelungenstrophe 
zu  berichtigen.  Es  mag  überhaupt  nur  bemerkt  werden ,  dass  dem 


J.  BUtiHf  Englische  Philologe,  aogez.  tou  /.  Schipper,    SOft 

Buche  eine  durchdachte  Disposition  f^hlt  und  die  Eintheüangen 
d««  Vertä  rein  äußorlicLie  siud,  während  wir  doch  in  der  heutis^ea 
Metrik  ütets  den  historiacben  Staudpunkt  wahren  oiü&seo.  Auch  kann 
bei  dieser  Gelegenheit  bemerkt  werdeu,  dass  nicht  einmal  der  Titel 
^Abriss  der  deatscheu  SilbeomesBung  uud  VerskuuÄt"  richtig  ist, 
indem  in  dem  Buche  doch  nur  von  der  neuhochdeutschen  Metrik 
gahandelt  wird. 

Ebenso  ist  an  den  Beispielen  manches  auszusetzen*  So  ist  bei- 
hpieläwoise  huchs^t  geöcbmacklos : 

Nua  packet  uns  die  Kldder 
Recht  hübsch  in  ein  Packet. 

Wir  wird  femer  Worte  wie  UnebeumaJl,  Macher,  Sager, 
Bremenaerin,  Simmel- Sammel  suriuiu,  Kakistokratie, 
ptflamieren  usw.  als  Belege  metrischer  liegeiu  gebrauchen 
u-f  Auch  stilistisch  Verwerfliches  findet  &ich ,  2,  ß.  §.  66: 
.,  ^  :  1  c h t  man  von  dem  G  1  cm c h k  1  ü ri g e  der  Laute,  ä 0  f as g t 
man  dabei  zunächst  hauptsachlich  nur  den  Laut  der 
betonten  Silbe  ins  Auge  oder  vielmehr  ins  Oh r.^  l^  %* 
hl  nud  fl\  wird  Eurythmie  mit  Wohlbeweguug  und  Ar* 
rjibmie  mit  Mini^beweguiig  nicht  gerade  aufs  schönste  ver* 
deoiecbt. 

Weidenan.  Fi\  Prosch- 


EngllJ^ch^  Philologie.  Anleitung  zum  wissenschiftUchen  Studium  der 
ti\  -Sprache  von  Johann  Storni,  ord.  Prof,  der  roiiiÄrnachen 

HL  iiHTi  Phiioloierie  an  df*r  nnir«^r>iut  ChnatijiniA.  Vom  Verl. 

für    iiiu»    ci«^iJt^cli6    Publtcutn  I.    Die    lebende    Sprache. 

H<ttlbioiiu,  Verlag  von  Gebr.  U  1861,    gr.  6*  (Pr  9  Mark). 

Seit  ten  Brinks  vortrefflicher  üeachichte  der  englischen  Lite- 
ratur, wovon  wir  hoffentlich  bald  den  zweiten  Band  £U  begruüeu 
haben  werden,  hX  auf  dem  Gebiete  der  englischen  Philologie  kein 
Buch  erschienen,  welchem  von  dem  Wachätbum  und  der  £rä»tarkiing 
diteer  Wissonschaft  ein  erfreulicberes  Zeugnis  ablegt,  sd&  d&a  vor- 
liegende, /ungleich  stellt  08  sirh  jtniem  Werke  würdig  an  die  Seite  als 
eine  snsamuenf aasen  de  Arbeit,  wie  sie  einer  so  jungen  Wissenschaft, 
wfi  auf  ergiebigem«  aber  wenig  culttviertem  Boden  dae  Unkraut  neben 
dem  Weizen  oft  gleich  üppig  wuchert,  um  so  mehr  zustatten  kommt» 
wenn  derjenige,  welcher  sie  unternimmt,  nicht  nnr  auf  der  Höhe  der 
Wiisenichaft  steht,  sondern  auch  von  dort  aus  klaren  und  ruhigen 
Blbkes  ümßcbiku  m  halteu  vermag  und  nicht  genothigt  ii^t,  um 
eleher  »las  Auge  auf  einen  Gegt^nstand,  seine 

via^ij  itebhaberei,  richten  zu  mu^isen.  Ais  einen 

•eMl*^  11  Gelehrten  gibt  bich  Prof*  Storm   in  seiner 

^EnL^i  ^     ',  einer  für  das  deutsche  Publicum  vom  Verf, 

^'  ti,  erweiterten  Bearbeitung  seiner  zn  Christiania  1879 

i!-KUivu*fin:u  Engelsk  Tilologie  2U  erkennen.  Fast  jeder  Satz  der 
^r»  flielicnd  und  gedankenreich  —  wie  Jas  ganze  Buch  —  ge- 
"iehrlebtOAB  Vorrede  und  Einleitung   liefert  den  Beweis  von  dem 


806     <r.  Storm,  Englische  Philologie,  angez.  Ton  J.  Schipper, 

streng  wissenschaftlichen,  gleichwohl  aber  praktischen,  aufgeklärten, 
Yornrtheilsfreien  Standpunkt  des  Yerf.s.  Es  ist  nicht  rathsam,  ein- 
zelne Sätze  probeweise  herauszureißen,  da  dieselben  sich  in  streng 
logischer  Folge  aneinander  reihen;  doch  ein  zusammenhängender 
Passus  ziemlich  zum  Schluss  der  Einleitung  (S.  9) ,  wo  die  Resultate 
der  bisherigen  Auseinandersetzung  kurz  resümiert  werden,  ist  zu 
citieren,  da  derselbe  Zweck  und  Ziel  des  Buches  klar  und  präcis 
hinstellt  und  zugleich  charakteristisch  ist  fQr  den  Stil  des  ganzen 
Werkes.  Es  heißt  dort :  „Der  Philologe  soll  sich  wissenschaftliche 
Einsicht  in  die  Sprache  und  deren  Geschichte  erwerben ,  nicht  nur 
weil  dieses  Studium  mehr  wissenschaftlich  ist ,  sondern  auch  und 
besondei-s  weil  es  im  höheren  Sinne  praktischer  ist,  indem  es  das 
Verständnis  und  die  Aneignung  des  Stoffes  erleichtert  und  eine  höhere 
Anschauung  der  Phänomene  und  ihrer  Ursachen  mit  sich  bringt. 
Erst  hierdurch  erlangt  der  Lehrer  das  rechte  Vermögen  den  Schfiler 
anzuleiten ;  erst  von  diesem  Standpunkt  aus  wird  er  wissen,  was  und 
wie  erklärt  werden  soll.  Aber  hier  liegt  auch  die  Beschränkung  der 
Aufgabe.  Unser  Ziel  ist  nicht  nur  rein  wissenschaftliche  Forscher, 
sondern  auch  Lehrer  auf  wissenschaftlicher  Grundlage  auszubilden. 
Wir  wünschen  den  Lehrern  nicht  eine  unpraktische,  zu  keinem  Ziele 
führende  Wissenschaft  aufzudringen,  sondern  sie  zu  einem  solchen 
Stadium  der  Sprachwissenschaft  anzuregen,  welches  das  Verständnis 
und  die  Aneignung  der  Phänomene  der  gegenwärtigen  Sprache  er- 
leichtern kann.** 

Das  erste  Capitel  des  Buches,  zugleich  eines  der  wichtigsten, 
beschäftigt  sich  dann  mit  der  allgemeinen  Phonetik.  Der  Verf.,  selbst 
ein  hervoiTagender  Phonetiker,  hat  nicht  nur  die  Entwickelungs- 
geschichte  dieser  Wissenschaft,  welche  in  neuester  Zeit  för  das  ge- 
sammte  Sprachstudium  eine  außerordentliche  Bedeutung  erlangt  hat, 
in  den  Arbeiten  von  Merkel,  Brücke,  Rumpelt,  Sievers  u.  A.  in 
Deutschland ,  von  Bell ,  Ellis ,  Sweet  in  England ,  von  Lundell  in 
Schweden  in  übersichtlicher  Darstellung  klar  und  fasslich  vorgeführt, 
sondern  auch  die  Resultate  der  Arbeiten  jener  Gelehrten  durch  wert- 
volle Beiträge,  welche  er  theils  eigener  Forschung  und  Kiitik,  theils 
einem  lebhaften  brieflichen  Verkehr  mit  andern  hervorragenden  Mit- 
forschern, namentlich  Sievers  und  Sweet,  verdankt,  öfters  berichtigt, 
ergänzt  und  weiter  geführt. 

Auf  dies  erste  Capitel,  welches  seinen  Zweck,  den  Studierenden 
in  die  Wissenschaft  der  Phonetik  einzufahren  und  ihn  über  die  her- 
vorragenderen Leistungen  auf  diesem  Gebiete  zu  orientieren,  vor- 
trefflich erfQllt ,  folgt  ein  nicht  minder  wichtiges  über  die  englische 
Aussprache.  Die  von  dem  Verf.  eingeführten  Bezeichnungen  der 
englischen  Laute  sind  einfach  und  leicht  fasslich.  Er  bespricht  sodann 
die  bekannteren  Anleitungen  zur  englischen  Aussprache ,  die  Werke 
von  B.  Schmitz,  Mätzner,  Walker,  Smart,  Nuttall,  Cooley,  Cull, 
Stormonth-Phelp  in  eingehender  Weise  und  zeigt  sich  auch  hier  als 
einen  durch  wissenschaftliche  Einsicht  und  genaue,  praktische 
Kenntnis  der  lebenden  Sprache  gleich  sehr  berufenen  Richter.  Dies 


J.  Biormt  Eoi^liscbe  Philologie,  angf«x,  tod  J.  Sditpper.     IIIT 

ipitel  wird  den  Lehrern  der  eoglischen  Sprache  von  ganz  besoaderem 
Notzan  sein  kOnnen. 

Die  englischen  Wörterbücher,  denen  das  dritte  Oapitel  ge- 
widmet ist,  sind,  was  wohl  stärker  hätte  betont  werden  k6tinen»  im 
allgemeinen  sehr  nnzureichend  und  nicht  entfernt  mit  dem  anf  dem 
QtgprecheDden  Gebiete  fQr  das  französische  geleisteten  zu  ver- 
llficben.  SU>rm  bespricht  mit  Recht  nur  die  gröi^eren  Werke  der 
Lrt,  doch  auch  diese  nicht  alle;  so  gut  wie  Flügel  hätte  z,  B.  auch 
ieb  genannt  werden  können.  Za  dem  geschätzten  engliach* 
eotscben  Sopplement-Lexikon  von  Hoppe  liefert  er  eine  beträchtliche 
^zM  wertvoller  Ergäozangen.  Unter  den  englischen  Dtdionaries 
iJlt  er  mit  ßecht  das  amerikanische  von  Webster  am  höchsten, 
nter  «Jeu  etymologischen  Wörterbüchern  diejenigen  von  Müller 
1$.  Aufl.)  und  Skeat  Überall  wird  aoch  auf  die  im  Entstehen  be- 
ilFenen  Umarbeitungen  älterer  Werke  und  auf  neue  Untern ehmongen 
verwandter  Art»  so  auf  das  von  der  Philologkai  SocieUj  vorbereitete, 
große  historisch  -  etymologische  Wörterbuch»  welches  Dr.  Murray 
aosgabeü  wird,  aufmerksam  gemacht.  Bei  der  Besprechung  der 
Elf  Slang  und  Cani  bezQgiichen  Wörterbücher  liefert  der  Verf.  aus 
einer  umfassenden  Leetüre  wieder  eine  Reihe  interessanter  Beiträge. 
Ifon  seiner  für  einen  Ausländer  ungewöhnlich  großen  Vertrautheit 
mit  der  englischen  Sprache  gibt  der  Vert»  nachdem  er  in  Cap.  4  die 
Werke  aas  dem  Gebiete  der  Synonymik ,  Phraseologie  und  die  prak- 
tischen Hilfsmittef  ausführlich  besprochen»  die  nach  der  mechanischen 
khn-OIIendorfschen  Methode  verfassten  Elementarböcher  nach  Ge- 
Qr  als  verwerflich  bezeichnet  und  seine  eigenen  Ideen  zur  Reform 
de«  ©Dglischen  Sprachunterrichtes  entwickelt  hat,  einen  weiteren 
eelatanten  Beleg  in  dem  fünften  Capitel  über  »jLectüre*"  und  ^Lite- 
nitarstudium.'' 

Dasselbe  enthält  nämlich,  dem  Titel  nicht  ganz  entsprechend, 
drei  umfangreiche  Abhandlungen  über  „Umgangssprache",  „Vulgär- 
pmche^  (wobei  auch  die  vulgäre  Aussprache  eingehend  berück- 
Ichtigt  wird)  und  „Amerikanismen",  —  Aufsätze,  die  auf  um- 
ftieeender  Leetüre  moderner  Romane,  wie  derjenigen  von  W«  Scott, 
Bitlirer,  Thackeray»  Dickens,  George  Eliot,  moderner  Dramen ,  ame- 
rikanischer Schriftsteller,  sowie  auf  dem  kritischen  Studinm  der  jene 
Gebiete  behandelnden  Werke  beruhen.  Für  die  Ökonomie  des  Buches 
sind  indes  diese  Abhandlungen,  so  wertvoll  sie  sind,  zu  umfangreich 
geralhen.  Die  eingehendere  Behandlung  der  auf  das  Literaturstudium 
bfiügltchen  Angaben  hat  darunter  gelitten;  nur  die  Shakspere- 
Literatur  her   mitgetheilt   uud  für  Jeden,    der    nicht 

specieUer  .  rscher  ist,  in  ausreichender  Weise. 

Cap,  6  und  7 ,  jedes  nur  einige  Seiten  umfassend ,  sind  den 
,w*^*'*''*"" ,  vom  Verf.  för  den  zweiteu  Band  reservierten  Gebieten 
ri<eschichte^  und  ^Grammatik*^  gewidmet  und  bringen  zu 
her  Aushilfe  eine  ktirze  Aufzählung,  resp.  Besprechung 
gsteu.  hierher  geh<>ngeu  Werke,  von  denen  die  meisten 
i#iu  bekannt  sind.   Ziemlich  zahlreicbe  Nachträge,  die  steh 


808    M.  K,  Körner^  Einleitung  in  das  Stadium  usw.,  angec.  von  J.  Schipper. 

Bmn  größeren  Theil  auf  phonetische  Einzelheiten  beziehen,  sowie  ein 
Autoren-  und  Buchregister  nebst  einem  Woii;-  und  Sachregister 
bilden  den  Sehluss  des  hervorragenden  Werkes.  Die  unzureichende 
Encyklopädie  des  philologischen  Studiums  der  neueren  Sprachen  von 
dem  unlängst  verstorbenen  Greifswalder  Professor  Dr.  6.  SchmitZi 
den  Storm  (S.  11)  sehr  mit  unrecht  als  „den  Lehrer  der  ganzen 
gegenwärtigen  Generation  modemer  Philologen  in  Deutschland^  be- 
zeichnet, während  doch  nur  Diez  und  Delius  in  erster  Linie  als 
solche  zu  nennen  sind,  ist  dadurch,  soweit  das  Englische  in  Betracht 
kommt,  verdrängt  und  zugleich  in  würdigster,  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Wissenschaft  entsprechender  Weise  ersetzt  worden. 

Storms  „Englische  Philologie^  wird  in  Zukunft  als  ein  auch 
durch  gute  Ausstattung  und  mäßige  Preisstellung  empfehlens- 
wertes Werk  in  der  Hand  jedes  Lernenden  und  Lehrenden  sein 
müssen,  dem  es  mit  der  Wissenschaft,  deren  Namen  es  trägt, 
Ernst  ist. 


Karl  Körner,  Einleitung  in  das  Studium  des  Angelsächsischen. 
Erster  Theil:  Angelsächsische  Formenlehre.  Zweiter  Theil:  Text- 
Übersetzung,  Anmerkungen,  Qlossar.  Heilbronn,  Verlag  von  Gebr. 
Henning^r.  1880.  VI  und  404  SS.  gr.  8»  (Pr.  11  Mark). 

Das  vorliegende  Werk  hat  hauptsächlich  den  Zweck,  die 
Grundlage  der  englischen  Philologie,  specieUer  des  historischen 
Studiums  der  englischen  Sprache  auch  denjenigen  Vertretern  dieses 
Faches  leichter  zugänglich  zu  machen,  welche  keine  Gelegenheit 
gehabt  oder  gesucht  haben ,  sich  während  der  Universitätszeit  damit 
bekannt  zu  machen.  Das  Buch  ist  also  vorzugsweise  für  das  Privat- 
studium berechnet  und  verfolgt  dabei  weniger  streng  wissenschaft- 
liche, als  vielmehr  praktische  Ziele.  Diesen  letzteren  dient  der  schon 
1878  erschienene  erste,  die  angelsächsische  Formenlehre  enthaltende 
Theil ,  welcher  mit  Ausschluss  der  Lautlehre  eine  zum  Verständnis 
der  angelsächsischen  Texte  nothwendige  Darstellung  der  gramma- 
tischen Formen  der  Sprache  in  möglichst  vollständiger  Behandlung 
und  doch  in  gedrängter  Kurze  lieferte,  in  zweckmäßiger  Weise.  Der 
nämliche  Plan  wurde  auch  bei  der  Ausarbeitung  des  zweiten  Theiles 
des  Buches  vom  Verf.  consequent  im  Auge  behalten  und  daraus 
erklärt  sich  die  von  sonstigen  angelsächsischen  Lese-  und  Übungs- 
büchern abweichende  Einrichtung  des  Werkes.  Dieselbe  besteht 
zunächst  namentlich  darin,  dass  die  Texte  durchweg  mit  neben- 
stehenden Übersetzungen  und  zwar  wörtlichen  Übersetzungen  (nicht 
etwa  metrischen  bei  den  aus  den  ags.  Dichtungen  aufgenommenen 
Stücken)  versehen  sind ,  die ,  soweit  Bef.  dieselben  geprüft  hat ,  als 
zuverlässig  und  genau  bezeichnet  werden  müssen.  Zum  Selbst- 
unterricht werden  dieselben  Vielen  willkommen  sein ,  wenn  auch  die 
wenigsten  Universitätslehrer  bei  ihren  Schülern  eine  solche  Methode 
des  Unterrichtes  anwenden  oder  wünschen  dürften.  Indes  kann 
jeder  sich  ohne  Störung  von  der  Übersetzung,  welche  nicht  mit  dem 
Text  auf  derselben ,  sondern  auf  der  nebenstehenden  Seite  sich  be«* 


P.   Wy^ckßr,  AHeogllBebes  LeBebach,  angei,  von  /.  St^tpptr,    SM 

findet,  emancipieren  und  sich  auf  eigene  Hand  mit  Hilfe  des  nmfang- 
reichen^  mehrere  der  iü  dem  Buche  nur  id  Proben  vertreteoen  Denk* 
mäler.  wie  Be6wulf,  Elene,  Orosios ,  vollständig  berQcksich- 
tigendeu  Glossars,  in  wetcbeni  die  Bedentungen  \n  knapper  Weise, 
jedoch  ohne  Stellenan gaben  verzeichnet  Bind,  an  der  Übertragung 
der  Texte  versuchen  und  mag  dann  die  Übersetzung  des  Heraus- 
gebers nur  lur  Controle  oder  im  Notbfalle  consuUieren.  Dieses  Vor- 
fahren scheint  E.  mit  Oberseizung  und  Glossar  im  Ange  gehabt  tu 
haben,  andemfalis  würde  dies  letztere  entbehrlich  gewesen  sein. 

Die  Auswahl  der  Texte  itt  eine  recht  zweckmäßige.  Die 
>  Prosaiexte  bilden  als  die  leichterenden  Anfang,  die  14  poetischen 
Schlnss,  Anch  innerhalb  dieser  beiden  Gruppen  iM  die  An- 
'SO  getroffen .  dass  der  Leser  vom  Leichteren  ztim 
eitet.  Von  allen  wichtigeren  Stil-  und  Dicbtungs- 
ans  der  Übersetzung  der  Evangelien  and  des  alten  Testa* 
»Dtei,  ans  Alfreds  hiätorischea ,  geographischen  und  religi^ea 
chriften ,  aus  den  aagelüächsischen  Gesetzen  und  aus  der  Sachsen* 
\)nik  Bind  Proben  mitgetbeilt,  dsgl.  aus  den  hervorrsgendslieii 
«Hdaktischen ,  epischen  und  lyrischen  Dichtungen;  so  enth&lt  dBfl 
Buch  n.  a*  aus  dem  BetWulf,  aus  den  Cädmon  zugeschriehonen, 
femer  aus  den  von  Cyncwulf  berrübrend*)n  Dichtungeu  längere 
Proben.  Im  Anschhiss  an  die  Texte  ist  den  erkUrenden  Anmer« 
kungen  ein  breiter  Raum  gestattet  worden,  112  Seiten,  worin  öfters 
neben  vielen  wertvollen  und  erwt^nschten  Erläuterungen  auch  ferner 
liegttide  Notiseu  nud  Betrachtungen  beigebracht  worden  sind.  Hier 
vHlre  «Ine  gr6(Sere  Bescbrüukung  und  eine  zweckmäßigere,  mit 
^  iienangabe  versehene  Anordnung  selbst  den  in  reiferem 

A  n  Lesern,  welche  K,  wohl  auch  hier  namentlich  im 

Aogt  halte,  gewiss  t^rwänscht  gewesen.  Indes  gerade  solchem  Lesern 
wird  diese  ÜherfOlle  am  wenigsten  bimierlich  sein  und  ihnen 
namentlich  kann  das  Werk  als  ein  nach  einem  einheitlichen  Plan 
cons«qu6ot  und  verständig  ausgearbeitetes  Hilfsmittel  zur  Einführung 
10  das  Studium  des  Angels&chaischen  bestens  empfohlen  werden. 


AJtenglisches  Lesebnch.  Zum  Gebrauche  bei  Vorlesungfen  und  zum 
SeTbstuoierTicht  herimsg^geben  von  Richard  Paul  Wülcker.  2.  Theil, 
die  Zeit  ton  läöO^lfMK)  mnriss. ml.  1.  Abtheiluogi  Texte  und  An- 
markiingen.  2.  Abthcj  ^    Max  Niemcyer.  1B71». 

17  und  823  SS.,  2.  l'r.  8  M..  mit  Theil  1: 

12  M.  60  Pf.). 

Dieses  Lesebuch,  dessen  erster  TheO  schon  1874  erschien  und 
von  J.  Zopitza  im  Jahrgang  1875  dieser  Zeitschrift  S.  IIB  ff.  ein- 
•htnd  recensiert  wurde,  kann,   was  den  darin  enthaltenen  Stoff 
Blangt,  als  eine  Fortsetzung  des  vorher  besprochenen  Werkes  an- 
eli"  '  Ti^  um  so  mehr,  als  es  auch  mit  zum  Selbstunterricht 

i:  i  reilich  wurde  auf  diese  Weise,  da  die  spälesUMi  angel- 

tf»chen  Texte»  welche  KOrner  bringt,  von  dem  Abte  Alfric  her- 
und  'lt*i   t*fstM  TbtMl  von  Wülckers  altenglisrlipm   Lesebuch 


SlO    P.  Wülcker,  Altenglisches  Lesebach,  angez.  Ton  J.  Schipper, 

erst  mit  1250  beginnt,  die  ganze  dazwischen  liegende,  fQr  die  Sprach* 
geschichte  ungemein  wichtige,  durch  Werke  wie  das  Ormulumf 
Layamons  Brut,  Älfi*edB  Praverbs  usw.  vertretene  Epoche  von 
c.  150  Jahren  unbeiücksichtigt  bleiben. 

Von  1250  an  wird  indes  durch  W.s  Lesebuch  die  altenglische 
Sprache  im  Zusammenhange  durch  Proben  aus  den  verschiedenartigen 
Denkmälern  ihrer  Literatur  bis  1500  dem  Leser  vorgeführt:  der 
erste  Band  umfasst  den  Zeitraum  von  1250—1350,  der  zweite  Band 
denjenigen  von  1350—1500. 

Der  Herausgeber  hat  bei  der  Bearbeitung  des  zweiten  Theiles, 
was  die  Anordnung  des  Stoffes  anlangt ,  das  Hauptgewicht  wie  beim 
ersten  (es  fehlen  dort  nur  die  Überschriften  der  einzelnen  Gapitel) 
auf  die  Literaturgeschichte  gelegt,  indem  er  seine  Textproben  in 
zwei  Hauptgruppen,  Poesie  und  Prosa ^  diese  aber  wieder  nach  dem 
Inhalte  in  verschiedene  ünterabtheilungen  eintheilt,  nämlich  I  in 
Dichtungen  geistlichen  und  legendarischen,  II  didaktischen  and 
allegorischen,  III  geschichtlichen^  IV  romantischen,  Y  lyrischen, 
VI  dramatischen  Inhalts  und  in  VII  geistliche,  VIII  didaktische, 
IX  geschichtliche  und  geographische,  X  romantische  Prosa  behandelt. 
Während  aber  für  den  im  ersten  Theil  behandelten  Zeitraum  diese 
Gruppierung  so  ziemlich  auch  der  Zeitfolge  entspricht,  wird  fQr  die  rei- 
chere Literatur  der  in  dem  zweiten  Theile  behandelten  Epoche  die  Gonti- 
nnität  in  der  Entwicklung  sowohl  der  Sprache,  als  auch  der  Literatur 
dadurch  zerrissen.  Occleve  kommt  vor  Chaucer  zu  stehen,  und  von 
diesem  bedeutendsten  Dichter  der  ganzen  Epoche,  von  dessen  Werken 
in  vier  verschiedenen  Gruppen  Proben  gegeben  sind ,  gewinnt  der 
Leser  kein  einigermaßen  deutliches  oder  auch  nur  charakteristisches 
Bild.  Bei  dem  umfange  des  Buches  wäre  dies  wohl  zu  erreichen  ge- 
wesen, freilich  nicht  mittelst  der  vom  Herausgeber  ausgewählten 
Stücke  dieses  Dichters ,  unter  denen  Proben  seiner  humoristischen 
Ganterbury-Geschichten ,  welche  doch  für  ihn  und  seine  Stellung  in 
der  alteuglischen  Literatur  vor  allem  bezeichnend  sind,  gänzlich 
fehlen.  Im  übrigen  ist  die  Auswahl  der  Lesestücke  für  den  vorge- 
führten Zeitraum ,  den  wir  freilich  so  weit  ausgedehnt  gewünscht 
hätten,  um  noch  Erscheinungen  wie  Dunbar,  Douglas,  Skelton  mit 
einbegreifen  zu  können,  eine  sehr  zweckmäßige. 

In  der  Wiedergabe  der  Texte  ist  W.  seinem  für  ein  Lesebuch 
gewiss  berechtigten  Princip,  dieselben  nach  den  besten  Quellen 
möglichst  unverändert  abzudrucken ,  treu  geblieben.  Wo  ihm  keine 
zuverlässigen  Texte  vorlagen ,  bringt  er  seine  Proben  nach  neuen, 
größtentheils  von  ihm  selbst  besorgten  Abschriften ,  rospective  Ver- 
gleichungen  der  Handschriften.  Die  erklärenden  Anmerkungen  sind 
sehr  eingehend  und  dürften ,  zumal  unter  Zuhilfenahme  des  separat 
als  „2.  Abtheilung^  erschienenen  ausfuhrlichen,  mit  ge- 
nauen Stellenangaben  versehenen,  auch  zur  Leetüre  anderer  alt- 
englischer Texte  im  Ganzen  ausreichenden,  vortrefflichen  Glossars 
dem  Leser ,  falls  er  mit  der  Grammatik  einigermaßen  bekannt  ist, 
kaum  irgend  welche  Schwierigkeiten  übrig  lassen.  Übrigens  sagt  W. 


P.  Wülcker,  Alt^Dgliscbes  Letebocb,  angds.  von  J.  Sc^pper.      311 

in  der  mit  dem  Glossar  veröffentlichten  Vorrede  zu  dem  Werke: 
,Eine  iabeilarische  Übersicht  der  alteogÜBchen  Literatur  nebsi  einem 
Abrisse  der  Laut-  und  Wortbiegunplehre  de8  Altenglischen  soll 
sich  gelegentlich  noch  daran  anschließen,  um  dem  Anfönger  die  Er- 
lomnng  der  Grammatik  zu  ermöglichen.'*  Zu  ermöglichen y  Und 
erst  dann?  —  Das  Verfahren  Körners,  die  Grammatik  voranzu- 
»chickeu,  «der  dasjenige  der  Engländer  Morris  und  Skeat,  einen 
Abriis  der  Grammatik  zugleich  mit  den  Texten  zu  veröffentlichen ^ 
ist  gewiss  praktischer.  Auch  der  von  diesen  beobachtete  Brauch, 
^en  einzelnen  Denkmälern  oder  Dichtern  die  nöthigen  literarhisto* 
rischen  Notizen  voranzustellen,  ist  zweckmäßiger,  als,  wie  W,  es 
macht,  dieselben  för  eine  „gelegentlich^  zu  veröffentlichend©  tabel* 
larische  Übersicht  der  altenglischen  Literatur  aufzu^spareut  zumal 
wenn  unter  den  Autoren  Namen  vertreten  sind,  wie  Richard  de 
Cikirtre  und  Bokeuam,  worüber  es  schwer  fallen  dOrfte«  aus  den  bisher 
veröffentlichten  Literaturgeschichten  xu  erfahren»  was  von  ihnen 
bekannt  ist,  resp.  ob  man  weiter  etwas  von  ihnen  weiß,  als  ilirc 
Kamen.  Die  Interpunction  hat  W.  zur  Erleichterung  des  Ver- 
ständnisses nach  deutschem  Branche  geregelt,  was  für  »Itenglische 
Texte,  wie  er  m,  E.  mit  Recht  im  Vorwort  zum  ersten  Theil  be- 
merkte, ebenso  berechtigt  ist^  als  sie  nach  neuengli&chen  Gesetzen 
einzurichten»  Als  verwirrend  aber  muss  es  bezeichnet  werden,  wenn 
KU  speciclle  Benennungen  mittelhochdeutscher  Metrik  wie  „Küren- 
bergers  Weise**  auf  altenglische  Strophen,  resp.  Veraarten  an- 
gewandt werden.  Das  von  ihm  so  bezeichnete  Gedicht  (4)  wie  auch 
die  beiden  andern,  von  Wissmann  (Literaturblatt  1880,  Nr,  11, 
8,  415)  damit  zusammengestellten  (5  und  3S)  sind  in  paarweise 
reimenden  und  zugleich  alliterierenden  Langzeiien  geschrieben ,  wie 
sie  von  mir  in  Cap.  11  des  dritten  Abschnittes  der  ^ Altenglischen 
Metrik^  beschrieben  wurden.  Der  klingende  Ausgang  der  ersten 
Versh&lfte  ist  für  dieselbe  keineswegs  obligatorisch,  wie  auch  v.  5 
im  fOnAen  Liedes  beweist,  und  die  ?on  Wissmann  aus  dieser  Vor- 
iHoelzung  abgeleitete  Unechtheit  der  vier  letzten  Verse  des  Ge- 
dkbtes  Nr.  33  ist  demnach  hinfallig.  Mit  Recht  hob  dagegen  schon 
dieser  Bec.  des  Buches  hervor,  dass  die  strophisch  abgefassten  Stucke 
S,  S7,  38  durch  den  Druck  als  solche  hätten  kenntlich  gemacht 
«irden  sollen.  Doch  das  sind  unwesentliche  Ausstellungen,  welche 
dem  Wert  des  höchst  verdienstlichen  Werkes  keinen  Abbruch  thun 
kdiinen  und  sollen.  Dasselbe  kann  allen  denen  angelegentlichst  em- 
^ohlen  werden«  welche  sich  mit  der  interessantesten  Epoche  der 
ilteoglischen  Literatur  an  der  Hand  sorgfältig  gedruckter,  im 
wesentlichen  zweckmäßig  ausgewählter  und  gut  commeutierter  Teit- 
probeo  der  wichtigsten  Denkmäler  und  Dichter  eingehender  bekannt 
macbea  wollen. 


812     E.  KÖQnng,  Englische  Studien,  angez.  Ton  «71  Schipper. 

Englische  Studien.  Organ  ftr  englische  Philologie  nnter  Mitbertck* 
sichtignng  des  englischen  Unterrichtes  anf  höheren  Schulen.  Herftas» 
gegeben  Ton  Dr.  Eugen  Kölbing,  Docenten  an  der  Univenütät 
Breslau.  IIL  Band.  Heilbronn.  Verlag  von  Gebr.  Henninger.  1879. 

Eölbings  ^Englische  Stadien'^  haben  sich  bereits  eine  so  ge-» 
festigte  Stellung  errungen,  dass  dieses  jetzt  regelmäßig  im  September, 
Januar  und  Mai  erscheinende  Organ  für  englische  Philologie  der  be- 
sonderen Empfehlung  nicht  bedarf.  Wohl  aber  mag  es  nicht  über- 
flüssig sein ,  darauf  aufmerksam  zu  machen ,  dass  dasselbe  mit  dem 
uns  vorli^enden  dritten  Bande  noch  entschiedener,  als  mit  den 
heiden  vorhergehenden  in  eine  Bahn  einlenkt,  welche  ihm  das  Inter- 
esse der  Vertreter  des  Englischen  an  den  Mittelschulen  in  erhöhtem 
Maße  sichern  muss ,  indem  es  nicht  nm* ,  wie  es  bisher  schon  der 
Fall  war,  auch  der  neuenglischen  Sprache  und  Literatur  neben  der 
altenglischen  die  ihr  gebflhrende  Berücksichtigung  zu  Theii  werden 
Iftsst,  sondern  nun  auch  der  pädagogischen  Seite  dieses  Faches,  der 
Verwendung  und  Behandlung  des  Englischen  als  Unterrichte« 
gegenständ  in  Schulen  die  gleiche  Aufmerksamkeit  widmet.  Zwei 
umfangreiche  Aufsätze  gediegenen  Inhalts,  welche  dieser  Band 
bereits  enthält,  der  eine  ^ Die  wissenschaftliche  Grammatik  und  der 
englische  Unterricht"  von  W.  Vietor,  der  andere  „Über  die  Wahl 
des  Lesestoffes  im  englischen  Unterricht  auf  der  Bealschule  erster 
Ordnung^  von  Hugo  Ottmann  nebst  eingehenden,  von  demselben 
Verf.  herrührenden  Becensionen  neuer  Lehr-  und  Übungsbücher 
geben  davon  ein  vollgiltiges  Zeugnis.  Bef.  erinnert  sich,  dass  er 
seiner  Zeit  mit  einigem  Misstraueu  an  die  Leetüre  jener  Abhand- 
lungen gieng.  Die  Titel  erinnern  an  pädagogische  Aufsätze ,  wie  sie 
von  Schulamtscandidaten  als  Examensarbeiten,  selten  auf  Grund 
eigener  pädagogischer  Erfahrungen,  sondern  nur  ^der  Noth  ge- 
horchend, nicht  dem  eigenen  Trieb"  ausgearbeitet  zu  werden  pflegen. 
Indes  schon  nach  dem  Lesen  der  ersten  Seiten  sah  er  sich  auf  das 
angenehmste  enttäuscht.  Die  Vlgtorsche  Abhandlung  ist  eine  höchst 
anregende  und  beachtenswerte  Arbeit,  in  welcher  der  Verf.  für  die 
Beform  des  englischen  Unterrichtes  nach  lautphysiologischen  und 
historisch -grammatischen  Principien  eintritt,  wie  dies  vor  ihm  schon 
Trautmann  (vgl.  Anglia  I,  588  ff.)  gethan  hatte.  Auch  der  Ott- 
mannsche  Aufsatz  verdient  alle  Beachtung.  Er  macht  auf  den  Übel- 
stand aufmerksam ,  dass  die  Wahl  der  zur  Schullectüie  verwendeten 
Schriftsteller  zu  sehr  dem  Belieben  des  einzelnen  Lehrers  überlassen 
sei ,  dass  infolge  dessen  keine  Übereinstimmuug  unter  den  Schulen 
herrsche  und  namentlich  oft  höchst  mittelmäßige  und  unbedeutende 
Schriften  statt  gediegener  Werke  gelesen  wüi'den.  Ottmann  knüpft 
seine  Ausführungen  an  die  Schrift  „Bemerkungen  über  die  fran- 
zösische und  englische  Leetüre  in  den  oberen  Bealclassen  von  Dr. 
Münch,  Buhrort  1879^  an,  die  er  weiter  ausführt  und  bespricht.  Es 
würde  zu  weit  führen  ^  den  Gedankengang  der  inhaltreichen  Ab- 
handlung darzulegen.  Die  auf  Grund  der  gegenwärtigen  Zustände  an 
jene  Schrift  angeknüpften  Ausführungen  beruhen  auf  selbstgemachten 


JSi  KMing^  Eogliscbe  Studien,  angez.  von  /.  Schipper,      SIS 

Erfahrungen  und  sorgfäUigen  Beobachtungen,  und  auch  die  im  An- 
sckÜQfis  daran  entwickelten  Ideen  und  Vorgehläge  sind  m.  £.  darchaus 
geeignet ,  einer  fruchtbaren  Disco^sion  über  diese  Frage  zur  Grand- 
lage SU  dienen. 

Was  die  übrigen  AnMtxe  dieses  diltten  Bandes  der  ^Englischen 
Studien*'  anlangt,  so  heben  wir  eine  umfangreiche  und  gediegene 
Abhandlung  von  Bobertag  „Zu   Popes  Essai/  on  Crüicism'^  und 
femer  xwei  Aufsätze  vou  Felii  Liebrecht:  „Die  Fololore  Societjf  in 
London''  und  „Zur  altenglischen  Balladenpoesie''  besonders  hervor. 
Textkritische  Beiträge  vom  Herausgeber  sowie  auch  von  Stratmann 
in  ferschiedenen  alteoglischen  Dichtern  und  von  Tiessen  zu  Shak- 
ere,eine  von  Horstmann  mitgetheilte  altenglische  Legende  (Thomas 
cket  von  Laur.  Wade)  und  eine  längere  Abhandlung  von  Hambeau 
Iber  Chauoers  Jlouse  of  Farne  in   seinem  Verhältnis   zu  Dantes 
Dirtna  Commedia,  in  welcher  die  bereits  von  Kissner  und  ten  Brink 
eonstatierte  genaue  Bekanntschaft  Chaucers  mit  dem  großen  italie- 
nischen Dichter  im  einzelnen,  öfters  wohl  zu  sehr  im  einzelnen  nach- 
gewiesen wird,  bitden  im  wesentlichen  den  Inhalt  dieses  Bandes, 
oweit  die  eigentlichen  Abhandlangen  in  Beti-acht  kommen.  Nicht 
linder  reichhaltig  ist  der  Literaturbericht:  22  eingehende  Hecen- 
^fionen  über  neue  Publicationeu  aus  dem  Gebiete  des  Alt-  und  Neu- 
engliscben,  abgesehen  von  der  schon  erwähnten  Besprechung  von 
Schul-  und  ChungsbÜchern  und  einer  Programmonpchau.  Literarische 
Notizen,  ein  Vorlesungsverzeichnis,  Persünalnachrichten ,  eine  Zeit- 
cbrifi4*iischaU|  die  namentlich  auch  den  Inhalt  der  y,Anfflia*^  angibt, 
riialten  ilje  Leser  orientiert  über  alles  Wissenswerte,  was  auf  dem 
Gebiete  der  englischen  Philologie  vorgeht. 

Wie  wir  es  bei  der  Besprechung  des  ersten  Heftes  des  ersten 
Sandes  der   Englischen   Studien   in   der  Gennania   vorausgesagt 
&ben,  bestehen  nicht  nur  beide  Zeitachriften,  wenn  auch  mit  Auf» 
itetong  aller  (öfters  auch  untergeordneter  Kräfte)  nun  schon  mehrere 
Iftbre  hindurch  neben  einander ,  sondern  sie  haben  sich  auch  jede 
Ir  sich  ihr  eigenes  Gebiet  erobert,  während  sie  freilich  den  grOßten 
Tbeil  des  von  der  neuen  Wissenschaft  occupierten  Territoriums  ge- 
meinsam bebauen  müssen*  Dass  dies  leicht  allerlei  Hader  und  Zwie- 
racht   zur   Folge    hat   und    oft  tu    unerquicklichen  Auseinander- 
zwischen  den  Heraosgebern  fahrt,    ist  zwar  erklärlich, 
lil  aber  sehr  bedau*^rlich.  Die  Leser  würden  gern  auf  der- 
firtige  Zugaben  in   lliron  Zeitschriften  Verzicht   leisten.   Bei  dem 
Stande  der  Dinge  ist  wohl  kanm  zu  hofTen^  dass  die  beiden  Organe 
zu  einem  einzigen  verschmolzen  werden  könnten.  Oleich  wohl 
dieg  dfts  Wtlnschenswerteste.  Beide  Herausgeber  hätten  ver« 
liniMeQtendo  Artikel  ohne  Schaden  für  ihr  Unternehmen 
lle  Wiieenschaf^  entbehren    können.    Die  Rivalität  der  Zeit- 
en mag  in  mancher  Hinsicht-heilsam  und  förderlich  sein;  sie 
aber  anch  dazu,  dass  %\i  leicht  und  zu  viel  gedruckt  wird» 
u  Recensionen^  wozu  die  überhand  nehmende  Anzahl  ver- 
wandter wissenschaftlicher  Org&ne   nöthigt,  sind  glek\iM\%  ^^m 


814  Geschichtliche  Lehrbftcher,  anges.  von  F,  Kranes, 

Übel.  Die  steten  Referate  einer  Zeitschrift  Aber  die  andere,  die 
Wiederholungen  derselben  Literatarangaben,  Notizen  usw.  raaben 
Zeit  und  verursachen  unnöthige  Kosten,  was  vermieden  werden 
könnte. 

Theilung  der  verschiedenen  Gebiete  unter  die  Herausgeber, 
größere  Strenge  bei  Au&ahme  der  Beiträge,  zweckmäßige,  d.  h.  den 
Leser  orientierende,  nur  in  den  Hauptsachen  die  Resultate  der  Arbeit 
berichtigende  Recensionen ,  vierteljährliches  Erscheinen  des  Organs, 
das  wäre  der  Plan,  nach  welchem  wir  uns  eine  Verschmelzung  der 
beiden  Zeitschriften  für  englische  Philologie  zu  einem  einzigen ,  alle 
Interessen,  pädagogisch-praktische  wie  rein  wissenschaftliche,  in 
gleicher  Weise  berücksichtigenden  Unternehmen  denken  würden. 
Welch  ein  Zeitgewinn  würde  das  sein  für  die  Herausgeber  und  Leser  I 
Welch  ein  Gewinn  auch  für  die  Verbreitung  und  die  Rentabilität 
des  Organs!  Welch  ein  Gewinn  aber  vor  allen  Dingen  für  den  Gehalt 
der  Zeitschrift  und  die  Förderung  der  Wissenschaft! 

Wien.  J.  Schipper. 


1.  Grundriss  der  Geschichte  in  pragmatischer  Darstellung.  Von 

Dr.  Jul.  Brock.  Für  die  oberen  Classen  höherer  Lehranstalten.  LTheil. 
Das  Alterthum.  Berlin  1879,  8*.  Verlag  von  Rud.  Gärtner  (IV  und 
161  SS.).  U.  Theil.  Das  Mittelalter  (123  SS.). 

2.  Leitfaden  zur  allgemeinen  Geschichte.  Von  Prof.  Dr.  0.  Lange. 

Für  höhere  Bildungsanttalten  bearb.  von  — .  Dritte  Unterrichtsstufe. 
der  allgemeine  Geechichtsunterricht  Achte  Auflage,  durchges.  nna 
verbessert  von  Prof.  Dr.  R.  Foss.  Berlin  1880.  Verlag  von  Rud. 
Gärtner  (III  und  160  SS.)  .8^  Ladenpreis  1  fl.  20  kr. 

3.  Weltgeschichte  in  Biographien  herausg.  von  Oberiehrern  der  kön. 

Realschale  zu  Annaberg,  in  drei  concentrisch  sich  erweiternden 
Cnrsen;  herausg.  von  Schulrath  Dr.  Moriz  Spieß  und  Prof.  Bruno 
Beriet.  Erster  Gursus  für  den  Unterricht  in  Unterclassen  berechnet 
Elfte  verb.  and  bis  auf  die  Gegenwart  fortgeführte  Auflage  (mit  einer 
Übersichtskarte  zur  alten  Geschichte,  sowie  einer  Karte  von  Alt- 
Griechenland  and  von  Alt-Italien.  Hild barghausen.  Kesselringsche 
Bachhandlang.  1879,  8*  (X  und  256  SS.). 

1.  Brooks  Grundriß  des  Alterthums  und  des  Mittelalters, 
dem  bald  der  der  Neuzeit  folgen  möge,  macht  in  der  Flut  der  gleich- 
artigen Literatur  als  neue  Erscheinung  einen  günstigen  Eindruck. 
Der  Verf.  hat  das  Motto :  „Res  non  verba^  gewählt  und  bleibt  dem- 
selben auch  treu.  Dem  Schüler  der  Oberclassen  wird  ein  reicher  aber 
gut  durchdachter  nach  gemeingiltigen  wissenschaftlichen  Grund- 
sätzen geordneter  Lehr-  und  Lernstoff  geboten.  Das  Ausmaß  in  der 
Geschichte  des  Alterthums  ist  reiflich  erwogen  und  der  inneren 
Geschichte  des  Völkerlebens  neben  der  politischen  eine  zweckent- 
sprechende Stellung  eingeräumt.  Ebenso  günstig  ist  der  Eindruck, 
n^elchen  die  Behandlung  des  Mittelalters  erweckt,  nicht  bloß  durch 
die  knappe  und  doch  klare ,  nichts  wesentliches  übersehende  Dar- 
stellungsweise, sondern  auch  durch  das  maßvolle,  unbefangene  Urtheil 
und  das  Gleichgewicht  zwischen  dem  politisch-historischen   und 


GesebichtUche  Lebrbücb«r,  ange^.  von  F.  Kronis* 


Sl^ 


cullttigescluchtlicheii  Gehalte  der  Zeiten.  Die  Sprache  Ist  bündig 
und  aach^mäß  in  Too  und  Farbe.  Der  compresee,  scharfe  Druck 
loacht  beide  Büchlein  atoffreich  genug. 

2.  Langes  Leitfaden  liegt  in  achter  von  Foli  besorgter 
Aaflage  Tor;  diese  Thateache  spricht  von  vornherein  füt  seine 
Brauehbarkeit.  Der  Verf.  hatte  besonders  mit  der  Ausbildung  von 
Lehrerinnen  m  thun,  und  es  eignet  sich  auch  das  Buch  als  „dritte 
Unterrichtsstufe^  des  sogenannten  concentrischen  Lehrcjclus  für 
Lehrerbildnngaanstalten.  Die  Erz&hlung  hehilft  sich ,  um  möglichst 
Tiel  auf  eugem  Baume  zusammenzudrängen ,  mit  Schlagworteu.  Des 
Gemeinplatzes  „die  kaiserliche  Schlafmütze*^  (S.  75)  als  Charakte- 
ristiken K.  Friedrichä  IIL  hätte  das  Büchlein  entrathen  können.  Ein 
und  das  andere  starke  Versehen  sollte  sieb  in  einer  achten  Auflage 
Biehi  finden.  So  wird  S.  75  2itka,  der  doch  schon  1424  starb,  aU 
8ieger  bei  Aul^ig,  Mies  und  Tauß  (142d — 1431)  genannt^  was  doch 
zu  den  Thaten  Prokops  d.  Gr.  gehört.  Dann  heiJ&t  es  gleich  weiter 
unten  (S.  74):  die  Taboriten  hätten  sich  1433  den  Basier  Com- 
pactaten  fQgen  müssen ,  und  doch  sollte  das  Gegentheit ,  ihre  Un* 
fOgsamkelt  und  Yernichtende  Niederlage  i.  J.  1434,  als  allgemein 
bekanntes  Factum,  verzeichnet  werden.  Weshalb  Butler  und  Genossen 
Wallensteins  „gedungene  Mörder^  (S.  100)  genannt  werden,  ist  doch 
nicht  recht  einzusehen.  Jedenfalls  zählt  dieser  Ausdruck  zu  den  allzu 

ligen  und  summarischen  Verdicten,  welche,  wie  z.  B.  auch  die 
ablonenhafte   Charakteristik   des   Jesuitenordens   (S.    92)   dem 
^Biich«  sicherlich  weder  zum  Nutzen  noch  zur  Zierde  gereichen. 

3.  Spieß  und  Berlets  gemeinsame  Arbeit,  bei  welcher  der 
Löwenantheil  dem  erstgenannten  zukömmt,  bereits  in  der  eilfteu 
Auflage  vorliegend,  ist  entschieden  ein  gutgemachtes,  seit  1854  er- 
probtes Buch ,  das  den  Tou  der  Erzählung  fQr  die  Jugeud  und  das 
Bedürfnis  der  Schule  richtig  wählt,  die  Zeitgeschichte  mit  der  Bio- 
graphie gut  verwebt  und  den  erzählenden  Text  mit  fortlaufenden 
Anmerkungen  erläutert.  Die  beigegebenen  Kärtchen  (Übersichts- 
karti  zur  alten  Geschichte,  Alt-Griechenland  und  Alt-ltalien  von 
0*  Wolff)  thun  Ihre  Schuldigkeit.  Die  chronologi^ichen  Übersichten 
tum  Schlüsse  beschränkten  sich  auf  die  wichtigsten  Zahlen,  ihnen 
rtlhen  sich  die  Regen tentafeln  an  und  den  Schluss  bildet  die  Angabe 
dw  Aussprache  vorkommender  Fremdwörter.  Dass  das  Buch  der 
historischen  Kritik  sagenhafter  Überlieferung  zur  Schonung  des 
jugendlichen  Interesses  ausweicht,  ist  koin  Fehler,  nur  darf  keine 
falsche  Pragmatik  auf  Kosten  der  ihatsrtchlichen  Geschichte  Platz 
greifen  .  wie  dies  z.  B  in  dem  35.  Abschnitte  S.  140  f  der  Fall  ist, 
Was  soll  die  Überschrift  ^Wilhelm  Toll  1307^^;  die  Randglosse 
«Rfltlibund  1307^?  Wer  darf  die  bloße  Sage  chronologisch  ein- 
ordnen wollen  y  Auch  kennt  die  Geschichte  nur  die  Brnnner  Einung 
vt»m  Di»comber  1315  und  keine  vom  9.  Jjlnner  1308.  Eine  Berück* 

I  iichtigung  dfs  Österreichischen  Geschichtsinteresses  wird  man  von 
dem  Buche  nicht  verlangen  können^  aber  ein  Ignorieren  Bfaria 
Thenssiaa  und  Josepha  IL  in  ihrer  Bedeutung  fällt  doch  auf,  und 

21* 


816  Geschichtliche  Lehrbücher»  angez.  von  F.  Kranes, 

was  da  nnd  dort  Ton  österreichischem  Geschichtsstoffe  gesagt  wird^ 
ist  stark  schablonenhaft. 


1.  Lfehrbuch  der  Geschichte  von  Bad.  Di  et  seh,  des  I.  Bdes.  2.  Abth. 

Geschichte  der  Bomer,  nea  bearbeitet  von  Dr.  M.  Hoffmann,  Ober- 
lehrer am  Gymnasiam  za  Guben.  1879.  Leipzig,  Teubner.  gr.  8',  VI 
und  386  SS. 

2.  Orundriss  der  alten  Geschichte,  mit  besonderer  Berücksichtigung 

der  Griechen  nnd  Römer.  Znm  Gebrauche  au  höheren  Lehraustolten 
bearbeitet  von  Dr.  Herm.  G.  S.  Preiss.  Mit  syooptiscben  Tabellen 
der  griech.-röm,  G^chicbte  und  ausführlichem  Register.  Berlin  1880. 
Verkg  von  Gustav  Hempel  (als  L  Tbl.  d.  allg.  Weltgesch.)  kL  8^ 
VI  und  247  SS. 

3.  Lembuch  für  den  Geschichtsunterricht  in  den  oberen  Classen 

höherer  Lehranstalten  von  Ernst  D ahn,  Lehrer  an  der  städt.  Real* 
schule  zu  Braunschweig.  2.  Abth.  Geschichte  des  Mittelalters.  Braun- 
schweig. Verlag  von  Herald  Bruhn.  8^  202  SS. 

1.  Dietsch,  Lehrbuch  der  Geschieh te,  dessen  L  Bd.  ,, Gesch. 
des  Orients  und  Griechenlands",  in  3.  Aufl.  1869  erschien,  rückte 
leider  nur^  zufolge  des  Todes  seines  Yerf.s,  bis  zur  2.  Abth.  des 
n.  Bandes :  Die  Zeit  von  Karl  d.  Gr.  bis  zu  den  Ereuzzügen  (2.  A«. 
1866)  vor.  Das  Werk  gehört  zu  den  gediegensten,  gehaltvollstea 
Arbeiten  dieser  Richtung.  Die  vorliegende  „Geschichte  der  Römer^ 
erschien  1861  in  zweiter  Beai'beitung.  Der  „Grundriss  der  Welt- 
geschichte'' des  Yerf.s  in  drei  Theilen  erlebte  bis  1878  in  der  Be- 
arbeitung von  Gustav  Richter  die  8.  Aufl.  —  Jetzt  liegt  die  dritte 
Bearbeitung  der  Geschichte  der  Römer  von  Hoff  mann  vor  uns» 
Dietsch  verfügte  als  classischer  Philologe  über  das  richtige  Capital 
der  Quellenkenntnis  und  nahm  mit  selbständigem  Urtheile  die  Er- 
gebnisse der  Forschung  seit  Niebuhr  in  sich  auf.  Das  Werk,  ein 
treflfliches  Lern-  und  Hilfsbuch  des  angehenden  und  praktisch  thätigea 
Lehrers,  gliedert  sich  in  eine  literargeschichtliche ,  geographisch- 
ethnographische Einleitung,  welche  mit  der  Vorzeit  Latiums  und 
Roms  Gründung  schließt.  Die  erste  Hauptperiode  behandelt  Rom 
unter  den  Königen,  die  zweite  Rom  als  Republik,  die  dritte  Rom 
unter  den  Kaisern  bis  zum  Sturze  des  weströmischen  Reiches.  Hand 
in  Hand  mit  der  politischen  geht  die  Yerfassungsgeschichte,  dea 
Schluss  der  Zeitabschnitte  machen  die  „Culturzustande.^  Fort- 
laufende Anmerkungen  enthalten  die  Quellenbelege.  Die  Darstellung 
ist  bündig,  aber  durchaus  nicht  trocken,  wo  der  Gegenstand  mehr 
Leben  und  Wärme  des  Ausdruckes  fordert. 

2.  Das  Büchlein  von  Preiss  ist  gutgemeint,  fleißig  gearbeitet > 
im  ganzen  nichts  anderes  als  eine  halb  erzählende  chronologische, 
zum  Theil  synchronistische  Tabellenverbindung.  Bis  S.  206  läuft  das 
chronologische  Nacheinander  der  Begebenheiten ,  dem  sich  S.  208  f. 
das  synchronistische  Nebeneinander,  die  Combination  der  griechisch- 
römischen Geschichte  anfügt ;  es  ist  also  ein  Recapitulationsbuch  mit 
gutem  Index.  Das  Vorwort  stimmt  etwas  wunderlich  mit  dem  Inhalt  des 


liclitltcbe  Lehrbücher,  angez.  von  F>  Krone». 


Sil 


Preiss  hat  viel  Wort«,  um  das  Geniö tbbildende  der 
eschichte  als  ihreu  Hauptzweck  der  Jugend  gegeDöber  zu  betonen, 
yei-wahrt  sich  dagegen ,  der  Jugend,  „welche  die  facttsche  Seite 
felibegebenheiten  zu  ergreifen  Mühe  hat,  die  feineren  Fäden 
I  Gewebes  von  Ursachen  und  Wirkungen",  die  Fassungskraft  für 
pden  Zosammenhang  eines  historischen^  geschweige  denn  ^ eines 
pnlturhistorischen  EDtwicklungsprocesses^*  zuztimuthen,  ja  er  spricht 
Ogar  die  für  den  Historiker  etwas  beunruhigende  Meinung  ans,  dass 
^ie  eigentliche  Geschichte  als  Mittel  der  Bildung  der  Intelligenz 
ar  einen  höchst  bedingten  Wert"  habe,  da  ja  „die  Behandlung  des 
storisch  gegebenen  StoflFes  eine  streng  wissenschaftliche  Form  nicht 
se*',  usw.  und  doch  stopft  er  seine  tabellarische  Erzählung  mit 
liier  Masse  Stoffes  von  sehr  problematischem  Werte  für  die  Jugend 
oll«  Denn  alle  seine  rechtfertigenden  Worte  rechtfertigen  da«t 
lironologisch-sachliche  Detail  der  Jndengeschichte  (S.  14 — ^29) 
enaowenig  als  die  14  Seiten  umfassende  Skizzierung  der  Diadochen* 
Periode  (96 — 110),  Das  frommt  der  Gemüthbildung  der  Jugend 
irzlich  wenig,  das  ist  eine  Überladung.  Die  „synoptischen  Tabellen** 
|nd  nichts  hervorragendes,  aber  gut  gearbeitet. 

3.  Dahns  „Lernbuch'*  in  seiner  ersten  Abtheilong:  Alterthum 
iben  wir  bereits  in  diesem  Blatte  angezeigt.  Schon  dort  wunle  des 
roßen  Fleißes  gedacht,  der  in  dem  Buche  steckt.  Noch  mehr  Arbeit 
einahe  ließ  sichs  der  Verf,  hier  kosten.  Nicht  leicht  wird  man  ein 
loment  der  mittelalterlichen  Geschichte  von  einiger  Bedeutung  darin 
sen.  Auch  für  Literaturnachweise  ist  in  den  Noten  gesorgt. 
für  das  „Lernen**  gibts  da  genug.  S,  191  werden  für  die 
otition  „Zahlenreihen'^,  nach  ^äußerer**  und  „innerer**  Ver- 
indtscbaft  geboten,  Regenten  nach  der  Ziffer  der  Namenreihe  zn- 
Mminengeetellt,  Herrschernamen ^  Länder-  und  Ortsnamen  oombiniert ; 
&mer  eine  Menge  technischer  oder  typischer  Sachnamen  der  mittel- 
pterlichen  Geschichte  als  Fragestoff  behandelt  (193—194).  Sodann 
(S.  194  f )  IV  A)  Vergleiche,  B)  .Nenne  das  tertium  com- 
ttonis  zwischen:**..,.  V.  Verschiedene  Fragen  und  Aufgaben; 
Vortr&ge  und  Aufsätze.  Die  bedenkliche  Seite  der  müheTollen 
Dd  vielseitig  pädagogisch  verwertbaren  Leistung  Dahns  liegt  auch 
jrier  in  dem  ^Zuviel^  des  Oombinierens  und  Parallelisierens,  was 
gebt  selten  über  die  Grenze  des  Prakticierbaren  hinausgeht,  ja  da  und 
brt  an  das  Abstmse  ^enzt.  Es  lässt  sich,  wenn  man  will  sehr  vieles 
irgleichen,  aber  nicht  alles  davon  mit  Nutzen,  mit  einleuchtendem 
iwinne.  Der  Vergleich  ^K.  Friedrichs  IL  und  Friedrichs  d.  Gr  von 
en*^  bietet  weit  mehr  ludifferenz-  als  Berühmngsponkte  oder 
•te.  Was  soll  der  SchQler  mit  einem  ^Gaugraf  und  Landrath** 
95  Nr.  23)  anfangen?  Darf  ihm  (Nr.  25)  ein  Vergleich  des 
''inaniwesens  unter  Karl  d.  Gr.  mit  dem  jetzigen^  ernstlich 
Igemuthet  werden?  Wo  steckt  denn  das  greifbare  tertinm  com- 
itionif  zwischen  „Narses  und  Torstensohn**,  zwischen 
idwig  d.  Bayer  und  Maximilian  L,  zwischen  Heinrich  IV. 
T«B  Deutschland  undMariaStuart?  Man  kann  doch  wohl  hier  nicht 


818    Droysen,  (beschichte  Alexanders  d.  Gr.,  angez.  von  F.  Kranes, 

mit  schlechter  Erziehung  in  der  Jugend  und  mit  dem  Ahbflßen  der- 
selben Staat  machen  wollen.  Auch  mit  den  „Cardinälen  und  Dom-  , 
herren**  wird  wenig  aufgesteckt.  Fragen,  wie  die  (S.  197  Nr.  84) 
„Welcher  Kaiser  hat  fQnf,  welcher  sieben  Kronen  getragen,  nenne  die 
Kronen?^  (1B9),  „Mit  welchem  Rechte  kann  man  dem  Hering  welt- 
geschichtliche Bedeutung  zuschreiben?''  sind  wenig  erbaulich  und 
eine  Aufgabe  oder  ein  Vortrag  wie  der  S.  201  Nr.  48  mit  „Die 
Slaven^  kurz  apostrophierte,  erscheint  stofflich  zu  vag.  Immerhin 
treten  diese  Mängel  gegenüber  den  guten  Seiten  des  Werkes  zurück» 


Gesehichte  Alexanders  des  Großen  von  Joh.  Gust  Droysen.  Dritte 
Auflage.  Mit  5  Karten  von  Kiepert.  Gotha.  Friedr.  Andr.  Perthes 
1880.  IV  and  404  SS.  8». 

Es  sind  47  Jahre,  nahezu  ein  halbes  Säculum ,  dass  die  bahn- 
brechende Erstlingsarbeit  Droysens  den  damals  fünfundzwanzig- 
jährigen Historiker  in  den  Kreis  der  berufenen  Geschichtsforscher 
und  Geschichtsschreiber  mit  Ehren  einführte.  Was  dem  jungen  Mann 
zu  einem  bedeutenden  Namen  yerhalf,  legt  nunmehr  der  greise 
Meister  in  dritter  Auflage  vor.  Es  ist  ein  reichhaltiges  Buch,  das 
dem  Fachmanne  und  Lehrer  so  gut  wie  dem  reiferen  Schüler  und 
dem  gebildeten  Geschichtsfreunde  compress  gedruckt,  gut  ausge- 
stattet und  doch  in  billiger  Ausgabe  entgegengebracht  wird. 

Droysens  historische  Leistungen  umspannen  einen  weiten  Kreis» 
Sie  begannen  mit  dem  hellenischen  Geschichtsleben  und  lenkten  dann 
ein  in  das  großangelegte  Werk :  y,Geschichte  der  brandenburgisch- 
preaßischen  Politik.^  Dazwischen  und  inmitten  liegt  eine  Fülle  der 
Arbeiten ,  welche  vorzugsweise  der  neueren  Geschichte  angehören. 
In  diesem  weiten  Kreise  berührt  sich  Droysen  vorzugsweise  mit 
seinem  Alters-  und  Fachgenossen  Bänke.  Wollte  man  sich  in  nahe- 
liegenden Vergleichen  ergehen ,  so  könnte  man  den  Gegensatz  beider 
vielleicht  in  dem  epischen  Grundzuge  Bankes ,  in  dem  dramatischen 
Droysens,  in  der  Farbenstärke  der  Darstellung  des  ersteren  gleichwie 
in  der  scharfen  Zeichnung  des  letzteren  finden.  Aber  lassen  wir  alle 
hinkenden  Vergleiche  um  der  besseren  Sache,  der  Anzeige  des 
Werkes  willen. 

Im  ersten  Buche  (S.  3 — 85)  charakterisiert  Droysen  den 
Wendepunkt  der  Weltgeschichte,  von  Alexanders  Namen  getragen. 
Dann  erschließt  sich  uns  das  ganze  der  hellenischen  Volksentwicklung 
in  wahrhaft  plastischen  Umrissen  bis  zu  dem  Eingreifen  der  Politik 
des  makedonischen  Philipp.  Und  dieser  hellenischen  Welt  von  un- 
alterndem  Beize  stellt  Droysen  das  Perserreich  des  Achämeniden 
Dareios  Kodomannos  gegenüber,  indem  er  die  Phasen  seines 
Werdens  und  die  gewaltigen  Verhältnisse  seines  Großmachtbestandes, 
aber  auch  schon  die  bedenklichen  Zeichen  verhängnisvoller  Er- 
schütterungen an  seiner  Peripherie  und  die  Schäden  des  Inneren 
enthülli  So  ist  der  G^ensatz  der  beiden  geschichtlichen  Welten  ge- 
zeichnety  der  Schauplatz  des  Dramas  liegt  offen,  und  das  zweite 


JJftOfign^  Güchichte  Alei&nden  d   Gr,,  aTig«z.  toh  F  Kronen,    tt9 

OapHel  läset  Tor  unserem  Auge  Makedoniens  Volk  und  KönigthuiD, 
den  genialen  „Halbbarbaren^  Philipp  II.,  die  Jagend  Alexanders 
und  das  blotige  Ende  des  Siegers  bei  Chaironea  erscheinen,  während 
das  dritte  die  Erfolge  Alexanders  in  der  NeubegrQndung  der  make- 
dODificbeo  Hegemonie  vorführt. 

Im   zweiten    Buche  (85— 217J   begegnen    uns    die    Vor- 
bereitungen  zu   dem   großen  Zuge  über  den  Hellespont.    Von  be- 
sonderer Wichtigkeit  ist  der  Abschnitt,  der  das  Heer  Alexanders 
cbarakteriäicil.  Bald  stehen  wir  am  Granikos  und  begleiten  den  Sohn 
Philipps  durch  Eleinaäien  auf  das  zweite  Schlachtfeld  bei  Is^os,  von 
oTyroB  und  Gaiai  bis  Ägypten,  allwo  bald  Alexandreia,  die  Weltstadt 
^ie  bleibende  Culturbedeutung  des    hellenische a  Kreuzzuges   gegen 
[äie  persischen  Barbaren   verewigen  sollte.  Dann  aber  gilt  es  den 
etzten  groC^en  Waffengang  anf  der  mesopotamischen  Ebene  von  Gau* 
gamela ;  wir  befinden  uns  in  der  Hauptstadt  des  Grol^könlgs,  in  Susa, 
wir  sehen  die  Flammen  von  Persepolis,  die  den  Fall  des  altpersiscben 
^  eicbes  beleuchten  sollten.  Vor  Persepolis  beginnt  die  rastlose  Jagd 
am  Fange  des  letzten  Achämenidenf  der  das  schützende  Ekbatana» 
lie  Hederstadt  verlassen ,  um  bald  dem  Tode  durch  Mörderhand  zu 
Fliegen.  Tief  nach  Vorderasieu,  nach  Parthien  and  Hyrkanien  streift 
esander.  Seine  Lage  ist  schwieriger  als  vor  der  Ermordung  des 
Bareios.  Daheim,  in  Hellas  war  dem  Wetterleuchten  der  Erhebung 
wider  die  makedonische  Herrschaft   das  Gewitter  selbst,   die  Er- 
b^bting  Thrakiens ,  der  Waffengang  des  Spartiatenk^nigs  Agis ,  ge- 
folgt; aber  die  Gefahr  wird  rechtzeitig  beschworen. 

Im  dritten  Buche  (217—322)  treffen  wir  mit  dem  Helden 
der  Erzählung  auf  der  Verfolgung  des  Bessos  zusammen;  weitej* 
geht  es  im  unabweislichen  Eroberer  dränge  bis  an  den  Südabbang 
dee  indischen  Kaukasus.  Der  Gedankengang  Alexanders  überholt 
weit  die  tiefgedaehte  Theorie  Aristoteles  von  dem  unvereinbaren 
Gegensätze  der  hellenischen  und  asiatischen  VGlkerwelt.  Die  neue 
Heeresorganjsation  ist  eine  der  Thaten  jenes  Gedankenganges ,  der 
den  Orient  und  Occident  verschmolzen  will  Während  das  zweite 
Capitel  uns  in  die  Urheimat  des  Zend Volkes  und  an  die  Grenze  der 
turanischen  Stämme  führt,  behandeln  das  dritte  und  vierte  Capitel 
die  große  indische  Unternehmung. 

Das  Drama,  denn  als  solches  baut  sich  die  Geschichte  des  un- 
vergleichlichen Makedoniers  anf  und  so  behandelt  sie  Droysena 
iriffelf  —  naht  dem  Ausgange,  den  das  vierte  und  letzte  Bach 
%i*2 — SHB)  vorfahrt.  Alle  Gefahren  und  Gegensätze,  die  seit  dem 
Ddischen  Zuge  wechselnd  auftauchen,  beschwort  die  Hand  des  «Zeus- 
ohnes^  Alexander»  aber  sie  weichen  nur  zurück,  sie  harren  anf 
|«fn  frühen  Tod  dos  gricchisch-asiatiBchen  Weltfaerrscbers ,  der  das 
Eintn6gliche  möglich  zu  machen  schien.  Sein  Tod  besiegelt  den 
tuiammenbnich  des  großartigen  Btaat&werkes  ^  aber  die  Cnltur- 
pfuDgen  daueni  nach,  und  auch  das  alte  Asien  kommt  nicht 
ir  zu  Athem. 


820     WeüeTt  Leitf.  der  math.  Geogr.,  angez.  von  /.  G.  Wdlleniin. 

Es  ist  ein  meisterhaft  geschriebenes  Bach ,  so  recht  getragen 
Ton  der  Fülle  sicheren  Wissens  und  der  Herrschaft  über  den  Stoff, 
wie  über  die  Sprache. 

Graz.  F.  Krones. 


Leitfaden  der  mathematischen  Geographie  far  den  Unterricht  an 
Mittelschalen  and  zam  Selbststadiam  von  Dr.  A.  Weiler,  Privat- 
docent  and  Lehrer  der  Mathematik  in  Zürich.  Leipzig,  Drack  and 
Verlag  von  B.  G.  Teabner.  1881. 

Man  findet  in  dem  vorliegenden  Bncbe  das  zusammengestellt, 
was  ein  Schüler  bei  seinem  Abgange  von  einer  Mittelschule  aus  den 
Elementen  der  mathematischen  Geographie  und  Astro- 
nomie wissen  soll  und  was  von  ihm  bei  der  Reifeprüfung  mit  vollem 
Bechte  verlangt  werden  kann.  Die  zehn  Abschnitte  der  vorstehenden 
Schrift  enthalten  die  Betrachtungen  über  Gestalt,  Größe  und  Botation 
der  Erde,  über  den  Fixsternhimmel  und  seine  tägliche  Bewegung  von 
Ost  nach  West,  die  Angabe  der  zur  astronomischen  Beobachtung 
dienlichen  Instrumente  und  Darstellung  ihrer  Anwendung,  die  Ab- 
leitung der  mittelst  der  Grundformeln  der  sphärischen  Trigonometrie 
sich  leicht  ergebenden  Gleichungen,  welche  sich  auf  das  Dreieck 
Pol-Zenith-Stern  beziehen,  die  Theorie  der  scheinbaren  Be- 
wegung der  Sonne ,  das  Wesentlichste  über  die  Sonne  und  die  Erd- 
revolntion,  über  den  Mond,  die  Planeten  und  die  übrigen  Körper  des 
Sonnensystems,  endlich  ganz  allgemeine  Erörterungen  über  das  Welt- 
gebäude. 

Als  große  Vorzüge  dieses  Buches  vor  anderen  sind  zu  be- 
trachten die  große  Klarheit,  deren  sich  der  Verf.  im  ganzen  Ver- 
laufe seines  Werkes  beflissen  hat,  die  präcise  und  bündige  Sprache, 
die  hier  zur  Geltung  gelangt  ist,  die  Auswahl  instructiver  und  sehr 
gut  ausgeführter  Figuren,  durch  welche  die  genaue  geometrische  Vor- 
stellung erlangt  werden  kann ,  die  natürlich  noch  durch  gute  Ver- 
anschaulichnngsmittel,  wie  Tellurium,  Planetarium,  Globus 
u.  s.  f.  zu  unterstützen  ist.  Überall  hat  der  Verf.  auf  die  Besultate 
der  neueren  Forschung  Bücksicht  genommen  und  auch  die  besten 
Beobachtungszahlen  in  Anwendung  gebracht,  was  ebenfalls  aner- 
kennend hervorgehoben  werden  soll. 

Im  einzelnen  ist  dem  Bef.  Nachstehendes  aufgefallen :  Zeichnung 
Fig.  2  und  der  dazu  gehörige  Text  geben  mit  seltener  Klarheit  die 
Begriffe  der  MittagsHuie ,  der  Verticalen  und  des  Horizontes  an.  — 
Zweckmäßig  war  es  auch  bei  den  wenigen  im  Buche  vorkommenden 
Bechnungen  statt  complicierter ,  schwer  sich  zu  merkenden  Formeln 
der  sphärischen  Trigonometrie  auf  den  Gebrauch  des  Hilfs- 
winkels hinzuweisen.  —  8.  16  ist  das  sonst  wenig  genannte 
Weltsystem  von  Tycho  Brahe  erwähnt.  —  Das  (S.  18)  über 
den  Foucault'schen  Pendel  versuch  gesagte  wird  den  Leser 
schwerlich  befriedigen ,  die  Theorie  dieses  ungemein  wichtigen  Ver- 
suches ist  ja  doch  nicht  so  schwer,  dass  man  sie  umgehen  muss.  — 


GoUing^  die  Fanct  Cos.  n.  Sinus,  angez.  von  /.  O.  Waüen^.    821 

8.  21,  Z.  12  V.  u.  soll  es  statt  ^östlichen  Horizont^  ... 
„westlichen  Horizont"  heißen.  —  S.  29,  Z.  16  y.  u.  ist  statt 
„der  Kolur**  „dem  Kolnr"  zu  setzen.  —  Hecht  gelangen  muss  die 
Beschreibung  des  Meridianinstrumentes,  des  Theodolithen 
und  desÄquatoreals  bezeichnet  werden.  Ebenso  ist  das  Kaie n- 
derwesenin§.  37  sehr  klar  geschildert.  —  Durch  die  instructive 
Fig.  40  wird  die  complicierte  Bewegung  des  Mondes  yerdeutlicht.  — 
Wünschenswert  wäre  eine  genauere  und  detailliertere  Verbreitung 
Aber  die  Phänomene  von  Ebbe  und  Flut  gewesen.  Die  in  §.  51 
gegebene  Tabelle,  welche  die  Daner  der  siderischen  Bevolution,  den 
mittleren  Sonnenabstand,  die  Excentricität,  die  Neigung  der  Bahn 
zur  Ekliptik,  den  wirkliche  Dorchmesser,  die  Masse,  die  Dichte,  die 
Botationsdauer,  die  Zahl  der  Trabanten  und  das  sjnodische  Jahr  der 
einzelnen  Planeten  angibt,  ist  eine  schätzenswerte  Beigabe.  —  Dass 
in  der  durch  den  Apex  bezeichneten  Richtung  die  Sterne  ausein- 
ander-, in  der  entgegengesetzten  aber  zusammengehen,  wird  durch 
Fig.  51  erwiesen. 

Den  meisten  Abschnitten  und  Paragraphen  des  vorliegenden 
Buches  sind  Fragen  angereiht.  Wir  hätten  gewünscht,  dass  dieselben 
Yon  dem  anderen  Texte  durch  kleinen  Druck  unterschieden  worden 
wftren ;  es  würde  dadurch  vorzüglich  bei  Bepetitionen  der  Übersicht 
wesentlich  genützt  worden  sein. 

Bef.  kann  diesen  „Leitfaden  der  mathematischen 
Geographie**,  der  bei  vollkommener  Wahrung  der  wissenschaft- 
lichen Strenge  compendiös  abgefasst  ist,  sowohl  fQr  den  Unterricht 
an  Mittelschulen  als  auch  zum  Selbststudium  aufs  beste  empfehlen. 


Die  Functionen  Cosinus  und  Sinus  beliebiger  Argumente  in 
elementarer  Darstellung,  von  R.  Göttin g,  Professor  amOvmn. 
zn  Torgau.  Berlin  1861.  J.  A.  Wohlgemuth'sche  Verlagsbuchhandlung. 

Im  ersten  Abschnitte  (die  goniometrischen  Zahlen  im 
allgemeinen)  stellt  der  Verfasser  zwei  Reihen  von  Gleichungen  auf, 
aus  welchen  die  Sinusfunction  und  die  Cosinnsfunction  auch  fcLr 
imaginäre  Argumente  deduciert  werden. 

Im  zweiten  Abschnitte  macht  der  Verfasser  von  den 
früher  erhaltenen  Resultaten  insoferne  Gebrauch,  als  er  dieselben 
auf  die  regelmäßigen  Vielecke  im  allgemeinen  und  auf  eine  Anzahl 
specieller  regelmäßiger  Vielecke  anwendet.  Der  dritte  Abschnitt 
bringt  die  Entwicklung  der  Formeln  für  die  Sinus  und  Cosinus 
ganzer  Vielfachen  beliebiger  Argumente,  der  letzte  Abschnitt 
jene  der  fdr  jedes  Argument  geltenden  Reihen. 

Diese  Schrift,  welche  in  mancher  Beziehung  zu  dem  von  dem- 
selben Verfasser  vor  kurzer  Zeit  herausgegebenen  Lehrbuche  der 
algebraischen  Analyse  (Einleitung  in  die  Analjsis)  steht,  ist  reich 
an  originellen  Entwicklungen  und  erscheint  lesenswert. 

Wien.  J.  ö.  Wallentin. 


Dritte  Abtheilung. 

Zur  Didaktik  und  Pffidagogik. 


BemerkungeD  zu  unseren  Schnlbüchern. 
I. 

Gewiss  hatte  ein  jeder  Schalmann  den  Wirrwarr,  der  in 
Schalen  bezüglich  der  deutschen  Orthographie  früher  geherrscht  hatte» 
bitter  beklagt  und  daher  die  ministerielle  Verordnung  vom  22.  No- 
vember 1879,  betre£fend  die  Regelung  des  orthographischen  Unterriehtaa 
an  Mittelschulen  schon  deswegen  freudig  begrüßt,  weil  auf  diese  Art 
und  auf  diesem  Wege  allein  der  unerträglichen  Zerfahrenheit  ein  Ziel 
gesetzt  werden  sollte.  In  jener  Verordnung  nun  wurde  bekanntlich  fest- 
gesetzt, dass  sich  sammtÜche,  an  dem  Unterrichte  in  der  deutschen 
Sprache  betheiligten  Lehrer  einer  Mittelschule  in  einer  unter  dem  Vor- 
sitze des  Directors  abzuhaltenden  Conferenz  über  die  von  den  Schülern 
aller  Classen  der  betreffenden  Anstalt  consequent  zu  fordernde  Ortho- 
graphie  einigen  sollen,  welche  sich  aber  der  in  der  Schrift  „Regeln  und 
Wörterverzeichnis  für  die  deutsche  Rechtschreibung**  festgesetzten  Schreib- 
weise entweder  vollkommen  anschließt  oder  doch  von  derselben  nur  in 
unwesentlichen  Punkten  abweicht. 

Darauf  hin  hatte  der  h.  mähr.  Landesschulrath  in  einem  Erlasse 
vom  16.  Februar  1880  angeordnet,  dass  die  in  dem  eben  genannten 
Büchlein  durchgeführte  Orthographie  für  die  sämmtlichen  mährischen 
Mittelschulen  als  Vorschrift  zu  gelten  hat,  welche  praktisch  beim 
Unterrichte  durchzuführen  ist,  ^nachdem  die  von  den  Lehrkörpern  der 
hierländigen  Mittelschulen  in  ihren  Outachten  vorgeschlagenen  Ände- 
rungen in  vielen  und  wesentlichen  Punkten  nicht  bloß  von  der  Ortho- 
graphie der  erwähnten  Schrift,  sondern  auch  von  einander  abweichen **• 

In  Folge  dieses  Erlasses  halten  sich  daher  die  mährischen  Mittel- 
schulen strenge  an  die  in  der  obgenannten  Schrift  festgesetzten  Regeln 
und  so  wäre  in  unserem  Eronlande  ein  wichtiges  Hemmnis  des  Unter- 
richtes behoben. 

Anders  freilich  sieht  es  leider  mit  den  Lehrbüchern  aus,  die  an 
unseren  Anstalten  im  Gebrauche  sind  und  die  zumeist  von  Schulmännern 
aus  anderen  Kronländem  verfasst  sind. 


Bemerkangen  sn  unseren  ScbulbucherQ.  Von  F»  Now)in^.      StS 

Die  oben  citierte  ministerielle  Verordnung  normiert  wohl,  da5 
«fQr  die  Approbation  der  an  den  Hitiebchnlen  zur  Einfuhrnng  gelangten 
Lehr-t  Sprach*  und  Lesebücher  für  den  deatechen  Spracbttnterricbt,  wie 
ib  nenere  Auflagen  der  bereits  zugelastenen  BQchtr  dieser  Kategorie 
onerlissiiche  Bedingung  zu  gelten  bat,  das»  die  in  denselben  con* 
teqiient  angewendete  Orthographie  von  der  vorbeseicbneten  Schreibang 
Hiebt  in  auffälliger  Weise  abweiche**.  Die  etwas  ungenauen  Worte 
«Lehr-,  Sprach-  und  Lesebücher  für  den  deutschen  Sprachunterricht' 
sind  wohl  nur  so  zu  verstehen,  dass  darunter  , Lehrbücher  Oberhaupt*', 
ferner  „Sprach-  und  Leseb&cher  für  den  deutschen  Unterricht^  und  90* 
ni&t  alle  in  deutscher  Sprache  au  Mittelschulen  im  Gebranehe  ste^ 
henden  Lehrmittel  gemeint  sind,  da  ja  sonst  jene  Verordnung,  die  doch 
nur  Einheit  fordern  koU,  ganz  tiberflüssig  wftre.  Ist  dem  aber  so^  dann 
sind  wir  von  dem  angestrebten  Ziele  leider  noch  ziemlich  weit  entfernt 
and  dies  um  so  mehr,  als  die  Worte  jener  Verordnung  , nicht  in  auf- 
fälliger Weise**  liemlich  dehnbar  sind  und  diese  Dehnbarkeit  in  der 
Praiis  thalsicblich  auch  antg^nätst  wiH,  Wahrend  man  sich  namtich 
I,  ß.  in  Mahren  in  dieser  Beziehung  nach  dem  oft  oiiierten  Büchlein 
^^■trenge  halten  und  die  Schüler  zum  Gebrauch«  nur  der  darin  normierten 
^HBrltlographie  anhalten  muss,  bekommen  wir  Lehrbücher,  die  von  diesen 
^^brm^a  nicht  etwa  bloß  „in  nicht  auffallender  Wei^",  sondern  recht 
aoiEkllend  abweichen,  was  die  SchQler  nicht  wenig  beirrt  und  dem 
Lakrer  die  Arbeit  bedeutend  erschwert. 

Dso  Beweis  hief^  zu  liefern  dürfte  nicht  schwer  halten.  Wir 
fifiPM^en  in  dieser  Beziehung  nur  auf  die  lateinischen  Übungsbücher 
wmt  Vialhaber-Schmidt  und  die  deutschen  Leseböcher  f^r  Untergjm- 
•ftden  von  Alois  Kgger,  die  dem  Ueferenten  genauer  bekannt  sind.  Diene 
Bielier  nun  kennen  das  h  ab  Dehnungsieichen  vor  den  Liquidis  und 
B^ch  t  nicht  und  so  findet  man  bei  Vielhaber- Schmidt:  Wol,  Hut,  Not, 
lUt,  raten,  willen^  teuer  Heiligtum  usw.,  während  unsere  Schüler 
nach  ^.  1  des  oft  genannten  olficieUen  Büchleins  lernen  müssen,  dass  vor 
I,  ni,  ff,  r  und  nach  t  die  Dehnung  des  Vocals  durch  h  bezeichnet  wird 
cnd  man   daher  schreiben   soll:  Wohl,  filutb^  Notb»  Eatb^  tbeilen   usw. 

Üb  nun  auch  solche  Abweichungen  unter  jene  gehören»  die  jener 
ntaisUriolle  Ertasa  als  „nicht  auflUlige^  bezeichnen  wollte,  steht  gar 
ühr  in  Frage.  Thatsache  it>t  es,  dass  hiedurch  Lehrer  ond  Schftler 
htert  werden  und  die  Intention  der  ministeriellen  Verordnung  ver- 
Arft  worden  ist, 

Ei  ist  somit  im  Interesse  daranzustrebenden  Einheit 
in  der  dcutichen  Orthographie  dringend  geboten«  dass 
lieh  die  Verfasser  deutscher  Ldhrbftoher  nntcr  Verleng- 
mng  individueüer  Ansichten  ganz  und  gar  an  jene  offi- 
eialto  Reehtschreibung  halten,  wenn  ihnen  Überhaupt  daran  liegt, 
diM  ilire  Bieher  anch  an  den  mährischen  Mittelschulen  in  Verwendung 

iL 
Eiiio  waiire  Plage  für  den  Lehrer  an  unseren  JfittelschuloQ  sind 
Ale  venehicdenen  Auflagen  desselben  Lehrbuches,  wenn  sie,  wie  dies  so 


814      Bemerkangen  sa  anseren  Schulbüchern.  Von  F.  Novatny. 

oft  geschieht,  als  «Termehrte  und  yerbesserte**  Auflage  erscheinen.  Denn 
da  es  praktisch  gar  nicht  durchführbar  ist,  dass  alle  Schüler  einer 
Classe  eine  und  dieselbe  Auflage  in  den  Händen  haben  und  der  Lehnr 
doch  das  Schulbuch  zur  Grundlage  des  Unterrichtes  nehmen  und  je 
nach  Beschaffenheit  des  Gegenstandes  manche  Stellen  und  Partien  von 
den  Schülern  möglichst  wörtlich  verlangen  oder  doch  dieselben  Bei* 
spiele  zur  Übung  durchnehmen  muss,  so  hat  er  seine  liebe  Noth  da- 
mit, aus  den  oft  sehr  abweichenden  Ausdrucks  weisen,  Beispielen,  Belegen 
usw.  das  in  allen  Auflagen  vorkommende  auszusuchen  oder  das  Pas- 
sendste zu  wählen  und  so  Einheit  in  diese  Zerfahrenheit,  Ordnung  in 
dieses  Chaos  zu  bringen.  Noch  schlimmer  steht  es  aber  dann,  wenn,  wie 
es  in  neuerer  Zeit  so  auffallend  oft  vorkommt,  eine  neue  Auflage  ap- 
probiert wird  mit  dem  Zusätze:  „Unter  Ausschluss  der  gleichzeitigen 
Verwendung  früherer  Auflagen  desselben  Werkes"  (z.  B.  die  5.  Auf- 
lage der  Schmidt*schen  Lat  Schulgrammatik  u.  a.)  denn  dann  ist  das 
Chaos  erst  recht  fertig.  Weil  es  nämlich  nicht  zu  vermeiden  ist,  dass  ein- 
zelne Schüler  derselben  Classe  das  für  mehrere  Jahre  bestimmte  Buch 
vor  der  Zeit  abnützen  oder  verlieren,  und  daher  ein  anderes  und  zwar 
die  neue  umgearbeitete  Auflage  kaufen  müssen,  so  können  sie  es  neben 
den  übrigen  ältereren  gar  nicht  brauchen.  Dieser  Übelstand  ist  aber 
auch  in  einer  anderen  Beziehung  sehr  störend :  es  befinden  sich  nämlich 
an  den  meisten  Lehranstalten  ünterstützungsbibliotheken  für  arme 
Schüler,  aus  denen  sie  die  nöthigen  Schulbücher  ausgeliehen  erhalten 
und  die  nur  aus  wohlthätigen  Beiträgen  errichtet  und  erhalten  werden ; 
durch  die  wirklich  oft  unnöthigen  Änderungen  der  einzelnen  Auflagst, 
die  mitunter  einer  bloßen  Speculation  sehr  ähnlich  sind,  wird  nun  eine 
Menge  solcher  Bücher  unbrauchbar,  die  sonst  noch  viele  Jahre  hindurch 
den  Mittellosen  hätten  zur  Verfügung  stehen  können.  Alles  dies  stdit 
gewiss  in  directem  Widerspruche  mit  den  Intentionen  der  Unterrichts- 
Verwaltung,  die  so  oft  betont  hatte,  dass  die  Lehrmittel  nicht  über- 
flüssig vertheuert  und  den  Eltern  der  Schüler  nicht  unnöthige  Auslagen 
gemacht  werden  sollen.  —  In  den  früheren  Jahren,  wo  unser  neue  Lehrr 
plan  sich  noch  nicht  eingelebt  hatte  und  man  daher  gezwungen  war, 
noch  zu  allerlei  oft  misslungenen  Versuchen  in  der  Lehrmittelliteratur 
die  Zuflucht  zu  nehmen,  war  dieser  Übelstand  noch  zu  entschuldigen; 
heute  aber  ist  er  es  nicht  mehr  und  es  ist  wohl  nur  gerechtfertigt,  wenn 
wir  an  die  hohe  Unterrichtsverwaltung  die  Bitte  stellen,  bei  Appro- 
bation neuer  Lehrbücher  und  neuer  Auflagen  älterer  Schulbücher  viel 
rigoroser  vorzugehen  als  dies  bisher  leider  der  Fall  war  und  ist. 

Man  lasse  doch  ein  neu  erschienenes,  zur  Approbation  vorgelegtes 
Schulbuch,  ohne  sich  durch  den  Namen  des  Verfassers  beeinflussen  su 
lassen,  von  mehreren  Fachmännern  an  mehreren  Lehranstalten  und 
in  mehreren  Eronländern  prüfen,  warte  aber  auch  die  öffentliche 
EJntik  in  den  Fachorganen  ab,  da  ja  jetzt  eine  Approbierung  keine  Eile 
hat  und  die  bloß  amtliche,  geheime  Begutachtung  von  Seite  der  Col- 
legen  des  Verfassers  bekanntlich  nicht  immer  verlässlich  ist  und  erst 
auf  Grundlage  des  so  gewonnenen  Materials  spreche  man  die  Appro- 


Sttmme^ert  Betracbtungen  ttber  uiiBer  ckss.  SchulweBen.      $K 

btüon  CMJer  die  NiclitiuläBsigkeit  aas.  Auf  dies«  Weise  werden  nur  solche 
Bacher  in  die  Schule  kommeD,  die  sich  dorch  Gründlichkeit  und 
Zweekm&JSigkeit,  durch  Methode  und  Fassung  völlig  eignen ,  nicht  aber 
omeife  Versuche  toq  Anföngern  oder  hingeworfene  Arbeiten  sonst  an- 
erkannter  Verfa^fer,  die  man  dann  alle  nach  kurzem  probe  weitem  Go- 
bnnche  wieder  bei  Seite  legen  mues.  Ebenso  ist  es  angezeigt,  t>ei  neuen 
Auflagen  schon  approbierter  Lebrteite  nur  wirklich  Noth wendige«  und 
in  dinei  solchen  Form  zu  ändern,  das«  das  iltere  Buch  neben  dem  neuen 
noch  brauchbar  bleibe  und  im  Publicum  nicht  die  Ansicht  gen&hrt 
werde,  es  handle  sich  bei  den  oft  unnotbigen  Änderungen  nur  um  eine 
unlautere  Speculation. 

Mihr.-Neustadt.  Fr.  Ot.  NoTotn  J. 


Betmchtongen  über  unser  classisches  Schulwesen.  Eine  Ent- 
g€|gnang  ?on  Dr.  Steinmejrer,  Gymnasial-Director  in  Kreuzburg. 
Kreuiburg  Os.  1882,  E.  Thielmann.  8,  Vü  n.  58  SS. 
Die  Schrift  ist,  wie  schon  der  Titel  besagt,  eine  Entgegnung  und 
zwar  gegen  die  Vorschläge  gerichtet,  welche  in  der  bei  Abel  in  Leipzig 
ftüoojni  erfchieoenen  Broschüre  'Betrachtungen  Über  unser  classisches 
Mmlweitn'  gemacht  werden  und  darauf  ausgehen  dem  Unterrichte  in 
d«r  deutschen  Sprache  und  der  Geschiebte  eine  große  Ausdehnung  su 
geben,  daf&r  aber  den  Unterricht  in  den  claasischen  Sprachen  ganz  ab- 
inaebaSen  und  an  seine  Stelle  die  Lect&re  guter  Obersetzungen  der 
Clattiker  zu  setzen,  wodurch  dem  Sch&ler  ein  Einblick  iu  das  Leben 
det  AUerthnrns  ferich&fft  werden  soll  (vg).  diese  Zeitt^chrift  1881,  S.  460  £). 
Dvreh  diese  Reform  soll  zugleich  die  ersehnte  Einheitsschule  herggfitellt 
werden.  Der  Verf*  weist  nun  in  seiner  mai^vollen  Entgegnung  nach,  dass 
dvENt  «m  solche  Leetüre  nicht  jenes  eingehende  und  wahrhaft  bildende 
VefwtindnJB  dee  Alterthums  erreicht  werden  kann,  welches  für  die  ideale 
BUdmif  erfordert  wird.  Er  zeigt  aber  auch,  wie  die  alten  Sprachen  am 
OlHUitteiam  betrieben  werden  müssen,  um  eine  möglichst  hohe  ideale  Bildung 
n  «melen.  Man  wird  nicht  erwarten,  dass  in  dieser  Darstellung  etwas 
wtMOilich  Neues  geboten  wird.  Unstreitig  ist  aber  diese  Erörterung 
rteht  leMniwert.  Was  der  Verf.  über  den  Vorgang  bei  der  Leetüre, 
dai  richtige  Maß,  die  Pripaiation,  den  Wert  einer  guten  Übersetzung 
und  die  Art  und  Weise,  wie  dieselbe  entstehen  soll,  über  den  Nutzen 
der  Übungen  Im  lateini^ben  Stile,  die  Extemporalien,  den  freien  Auf- 
Mit  bemerkt,  verdient  alle  Beachtung.  Wenn  er  S,  54  die  Aufstellung 
#nea  bindenden  Kanons  hinsichtlich  der  zu  losenden  Schriftsteller  fordert, 
tP  ist  er  in  Yolleni  Eechte.  Der  Ju^^end  soll  eben  nur  du  Beste  geboten 
Verden  und  in  diesem  Falle  ist  weine  Beschränkung  besser  aU  ein  freierer 
S^Mimom,  auf  welchem  oft  persönliche  Neigung  und  Liebhaberei  dea 
Jebrert  oder  Directors  entscheidet.  Für  Österreich  besteht  ein  solcher 
nnd  m  iit  nur  zu  wünschen,  dase  derselbe  nicht  etwa  verschoben 
itnnMiig  erweitert  werde. 


Vierte  Abtheilung. 

Misceilen. 


Literarische  Miscellen. 

Born  in  Wort  und  Bild.  Eine  Schilderang  der  ewigen  Stadt  und  der 
Campagna  von  Dr.  pbil.  Kad.  Kleinpaul.  Mit  368  lUnstrationen. 
Leipzig,  Heinrich  Schmidt  and  Karl  Günther.  Lieferang  1—12. 

Darch  eine  reiche  Fülle  von  Illastrationen  wird  das  vorliegende 
Bach  auch  jenen  Kreisen ,  welche  die  ewige  Stadt  and  ihre  Monomente 
nicht  aas  eigener  Anschaaang  kennen,  den  Genass  and  die  Anregang 
einer  Wanderan^  über  jenen  weltgeschichtlichen  Schaaplatz  bereiten. 
IMe  Bilder,  fast  darchwegs  glücklich  gewählt,  befriedigen  das  historische 
Interesse  und  vermitteln  nicht  selten  zagleich  den  malerischen  Beiz  der 
Landschaft  Sie  sind  bis  auf  weniges  einem  in  neuer  Auflage  1872  er- 
schienenen Werke  von  Francis  Wej  ßome,  desoriptions  et  Souvenirs,  Paris, 
fiachette,  entnommen.  Von  einer  Beihe  trefflicher  Künstler  Yiollet-Le- 
Dnc,  Clerget,  Baudry  a.  a.  entworfen,  zum  Theil  aber  auch  nach  photo- 
graphischen  Aufnahmen,  wurden  sie  von  Theron  in  Holz  geschnitten. 
£s  war  gewiss  dankenswert  sie  dem  deutschen  Leserkreise  nfther  lu 
bringen ;  wir  verstehen  aber  nicht,  warum  das  Verhältnis  der  Publicatioieo 
demselben  vorenthalten  blieb. 

Der  deutsche  Herausgeber  hat  die  rein  topographische  Anordnung 
des  franzdsischen  Werkes  verlassen  und  von  historischem  Standpankte 
aas  seinen  Stoff  in  fünf  Abschnitte  gegliedert,  deren  erster  —  die 
Wanderung  durch  das  antike  Bom  —  fast  vollständig  vorliegt.  Der  zweite 
wird  uns  durch  das  altchristliche,  der  dritte  durch  das  Bom  der  P&pste, 
der  vierte  durch  das  moderne  Uom,  der  fünfte  endlich  in  die  Campa^ 
führen.  Man  wird  dem  Herausgeber,  der  Bom  aus  vieljährigem  Aufenthalte 
kennt,  weder  Sachkenntnis  noch  Vertrautheit  mit  den  Denkwürdigkeiten 
absprechen  können.  In  lebendigem,  für  unser  Gefühl  freilich  zuweilen 
zu  emphatischem  Tone  spielt  er  zwischen  den  Monumenten  mit  Geschick 
die  Bolle  eines  belehrenden  Cicerones. 

Das  Werk  wird  in  36  Lieferungen  mit  Ende  dieses  Jahres  voll- 
ständig vorliegen  und  wir  werden  uns  freuen  auf  dasselbe  noch  einmal  lu- 
rückkommen  zu  können.  Es  empfiehlt  sich,  auch  des  relativ  gerin|^en 
Preises  wegen  (1  M.  ä  Lief.)  den  Schülerbibliotheken  unserer  Gymnasien. 

Wien.  A.  v.  Domaszewski. 


Programmenschau. 

14.  Die  Verbalflexion  in  den  Quatre  Livres  des  Bois.  Von  Prof. 

Dr.  Karl  M  er  wart  Fünfter  Jahresbericht  der  k.  k.  Unterrealschale 

in  der  Leopoldstadt  in  Wien  1880. 
Wie  dies  bei  Programmarbeiten  öfters  geschieht,  so  ist  es  auch 
hier  der  Fall,  dass  n&rolich  zwei  räumlich  and  zeitlich  von  einander  ge- 
trennte Publicationen  eng  zu  einander  gehören  and  gleichsam  nur  ein 


m 


Gftoies  bilden.  So  hat  der  Verf  des  vorliegenden  ProKiammartikelB  beraita 
sw«i  Jftbre  früher  in  dem  Jahresberichte  der  k.  k.  OberreAlachale  zu  Mar- 
burg ein  nahezu  Tollständiges  Eepertorium  aller  in  dem  für  die  Kenntnia 
des  AltfhkOKösischen  eo  wichtigen  Denkmal,  wie  es  die  Q,  L.  D.  E.  sind* 
entbalteuen  Yerbalformen  geliefert.  Dm  w  nicht  überHüssig  sei,  der- 
artige ZaBiimmenstellungeu  auch  der  Öffentlichkeit  su  über^^ben«  ^eht 
außer  anderen  Gründen  auch  daran ä  hervar^  daisa  auch  andere,  wie  lJlei»t«r 
nir  den  Oiforder«  Fichte  für  den  Cambridger  Psalter  dasselbe  getban 
haben.  Andererseits  ist  nicht  in  verkennen,  dass  es  auf  die  Vollstänaigkeit 
und  Genauigkeit  der  anzuführenden  Formen  sehr  viel  an  kommt)  da  nur 
auf  Grund  eines  sorgräitigbt  gesammelten  Materials  sichere  Resultate  zu 
gewinnen  sind. 

Dieses  bereits  for  zwei  Jahren  ^sammelte  Material  wird  nun  in 
der  Torliegenden  Arbeit  vom  Vert  K^^chtet  und  zusammengefasst.  Dies 
geccbiebt  in  der  Weise,  dass  sunäcnst  die  Personalendungen  (S.  3— 4>, 
dann  der  Stamm  (S.  4—8),  endlich  die  einzelnen  Tempora  „und  Modi 
(S.  8^19)  besprochen  werden.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  die  Überschrift 
des  Cap.  U  etwas  zu  weitgehend  ist«  da  in  demselben  mit  einigen  un- 
weseotlicben  Ausnahmen  (8,  h)  nicht  das  Verhalten  des  Yerbalstammcs 
im  ■''  *  *  r'inen,  also  auch  der  Stammcunsonanten,  sondern  beinahe  aus- 
bi  das    Verhalten    des    Etammbaften    Vocals    besprochen    wirü^ 

n^^^..,^....  Jie  Behandlung  der  stammhafteu  Consonanten  und  mitunter 
auch  der  Vo<ade  in  ganz  passender  Wei^e  erst  bei  den  einzelnen  TemfK)ra 
und  Modi  Erwähnung  findet.  Dass  mitunter  einiges  wiederholt  wird, 
ergibt  sich  aus  der  Natur  der  Saohe,  so  wenn  beispielsweise;  !S.  3  und  13 
TOD  der  Yerschmelzung  der  anlautenden  stammhafteu  Dentalis  mit  dem 
s  der  2.  i*ing.  Praes.  Ind.  gesprochen  wird. 

Obgleich  sich  der  Verf.  in  strittigen  Fragen  in  der  Regel  aicbt 
anspricht,  sondern  sich  zumeist  mit  der  Cttierung  der  einschlagigen 
Literatur  begnüfi^t.  so  kann  ihm  dies  unmöglich  zum  Yorwurf  gemacht 
w  -'  '  Dei   derartigen  Arbeiten  auf  die  Anordnung   des  Stoflfes 

%*  nicht  aber  auf  die  Erklärung  der  einzelnen  ErscbeinungeD, 

"^■^^1  cr»t  als  Endresultat  der  Zusammenfassungen  einer 
r  S|jecialarbeiten  ergeben  kann.  Die  beigebrachten 
lies  i^ugnis  von  der  Belesenbeit  und  dem  Fleiß  des 
soeben  angeführten  Grunde  geht  es  hervor,  dass  sie 
bilden  und  dass  es  daher  tu  entschuldigen  ist^ 
iie  Angab:^  der  Literatur  Über  den  oder  jenen 
nur  ein  Beispiel  anzuführen,  beim  Femin.  der 
Part  Per  f.  der  L  Cuujugation  mit  dem  Ausgang«*  k. 

An  Druckfehlern  sind  mir  nur  folgende  aufgefallen,  wobei  ich 
jedoch  bemerke,  dass  ich  mich  Ton  der  Richtii^keit  und  genauen  Wieder- 

rbe  der  citierton  Formen  bloß  durch  Ötirbproben  Überzeugen  konnte: 
tJ  Z.  2(>,  ein  '),  wozu  unten  keine  entsprechende  Anmerkung  und  tu 
auch  S.  Vi  *L  6  ein  '),  —  S.  17  Z,  25  st.  1  1.  e  und  Z.  34  st.  f  L  •* 
8.  IB  Anm.  1  st.  tiuc  1.  tiuc. 

Von  diesen  Kleinigkeiten  abgesehen,  macht  die  Arbeit  einen  in 
jeder  Hinsicht  gfln^tigen  Eindruck  und  bildet  einen  wertToUen  Beitrag 
zur  Kenntnis  der  altfranzosisohen  Grammatik.  Mögen  nur  recht  uete  sich 
der  gewiss  nicht  leichten  und  angenehmen ,  aber  verdienstlichen  Arbeit 
unterziehen,  derartige  Specialfragen  der  französischen  Grammatik  mit 
ein«t  »olrben  Gewissenhaftigkeit  und  mit  solchem  Geschick  zu  bearbeiten, 
li  t    auf  Grund  solcher  Arbeiten   einmal   m&glich   sein   wird,  ein 

V  '*»  Bild  der  altfr^nz.  Laut-   und  Flexiont^lehre   zu   entwerfen. 

V^  leo.  Dr.  Job.  Urb.  Jarnik. 


Knzen  Eci 
lege  sin  I 
Yerf  3,  abf  j 
nicht   die  i\ 
wenn  man  tiio 
Ponkt  vermisiit 


Entgegnung. 
Eine  strenge  sachliche  Kritik  ist  gewiss  jedem  Schriftateller  er- 
bt; das  mt%\xi  Erfordernis  derselben  iät  aber  volle  Unbefangenheit 
gtcade  diese    vermiast   der   Unterzeichnete   in  dex   ^^v^^^^^^% 


888  Entgegnung. 

seiner  literarhistorischen  Skizze  „Deutschlands  Dichterinnen  und  Schrift- 
stellerinnen**  Ton  Prof.  Frosch  in  Weidenan  in  dieser  Zeitschrift  (1882. 
2.  Heft  pa|^.  extr.);  denn  die  Worte  „soweit  es  der  Mühe  lohnte*  nna 
„seine  Ansichten  über  den  ästhetischen  und  anderweitigen  Wert  der 
meisten  Franenromane  und  Poeme  werden  wohl  wenige  echte  Kritiker 
theilen**  yerrathen  offenhar  einen  Otogner  des  Fraaenschriftthnms.  Dar- 
über will  ich  nun  mit  Herrn  Prosch  nicht  rechten.  Aber  aofWend  ist 
es»  dass  der  geehrte  28iährige  „echte  Kritiker*  in  seinem  Urtheile  ?on 
seinen  —  wahrscheinlich  unechten  —  Fachgenossen  so  bedeutend  ab- 
weicht, dass  er  behauptet:  „eleichwohl  können  wir  ihm  (dem  Verfasser) 
für  seine  Arbeit  kaum  danken**,  während  der  Recensent  der  „Augsb. 
AUg.  Zeitung"  (Beilage  Nr.  284  vom  IL  October  1881)  meine  Skusie 
«einen  sehr  dankenswerten  literarhistorischen  Beiti^*'  nennt  und 
einen  Separatabdruck  wünscht,  der  „sicherlich  viele  Freunde  und  Freun- 
dinnen miden  würde**,  und  der  Becensent  von  „Über  Land  und  Meer" 
g4.  Jahrgang,  Nr.  3,  S.54)  meine  Arbeit  als  »höchst  dankenswert" 
»zeichnet,  von  den  schmeichelhaften  Ürtheilen  in  der  Berliner  „Illustr. 
Frauenzeitung"  vom  27.  Februar  1882,  in  der  Wiener  „Hausfrau"  vom 
10.  December  1881,  S.  2,  in  der  „Dresdner  Hausfrauenzeitung"  vom 
27.  Februar  1882  und  in  anderen  Frauenblättern  will  ich  schweigen, 
da  dieselben  für  Herrn  Prosch  nicht  maßgebend  sein  dürften.  Innigen 
Dank  aber  weiß  ich  Herrn  Prosch  dafür,  dass  er  von  den  „einseliien 
Lrrthümern"  in  meiner  Skizze  „absieht",  wohl  im  Hinblicke  darauf,  dass 
auch  Männer  wie  H.  Kurz  und  B.  Gottschall  nicht  unfehlbar  sina  und 
dass  meine  Arbeit  der  erste  Versuch  auf  einem  bisher  unbebauten  Felde  ist. 
„Trocken"  ist  meine  Skizze  eben  als  Skizze,  das  gebe  ich  gerne  su, 
schon  deshalb,  weil  mit  Bücksicht  auf  den  eng  bemessenen  Baum  — > 
ich  überschritt  in  beiden  Prommmen  die  vorc^eschriebene  Bogenzahl 
um  ein  bedeutendes  —  jedes  Floskelwerk  wegfallen  musste.  Aus  dem- 
selben und  aus  anderen  Gründen,  die  ich  in  den  Schlussworten  meiner 
Arbeit  angegeben  habe,  konnte  auch  die  gewünschte  Vollständigkeit  nicht 
erreicht  werden,  obschon  der  Becensent  von  „Über  Land  und  Meer"  ge- 
rade „die  ^roße  Vollständigkeit"  rühmend  hervorhebt.  Ob  meine  Zu- 
sammenstellung wirklich  nicht  übersichtlich  ist  trotz  der  chronologischen 
Anordnung  und  trotz  der  Eintheilung  der  Schriftstellerinnen  in  drama- 
tische, lyrische  und  epische  Dichterinnen  und  Prosaschriftstellerinnen, 
überlasse  ich  dem  ürtneile  der  Leser.  Meine  „Ansichten"  über  den  Wert 
der  Frauenschriften,  die  sich  zumeist  an  jene  H.  Kurz's,  B.  Gottschalls, 
Dr.  Beyers,  K.  v.  Thalers  u.  s.  w.  anschließen,  bezeichnet  der  Becensent 
von  «Über  Land  und  Meer"  als  „charakteristisch  und  unparteiisch". 
Dass  ich  mich  übrififens  redlich  bemüht  habe,  die  LrrthÜmer  und  die 
Lücken  in  meiner  Skizze  möglichst  zu  beseitigen,  wird  die  nächstens 
bei  G.  Gerolds  Sohn  in  Wien  erscheinende  Buchausgabe  derselben,  der 
ein  Begister  beigegeben  wird,  zur  Genüge  darthun.  Der  letzteren 
wünsche  ich  aber  einen  Beurtheiler  von  größerer  Erfahrung  und  min. 
derer  Befangenheit,  als  sie  Herr  Prof.  Prosch  bekundet 

Triest.  Heinrich  Groß. 

Erwiderung. 

Herr  Groß  hat  mir  die  Competenz  abgesprochen,  über  literarische 
Fragen  mitzureden.  Hauptsächlich  deshalb,  weil  meine  Kritik  von  den 
Beurtheilungen  seiner  übrigen  Becensenten  stark  absticht;  denn  meine 
28  Jahre  —  von  denen  er  durch  Dassenbachers  Schematismus  Kunde 
erhielt  —  wird  er  doch  nicht  für  ein  ernstliches  Hindernis  halten,  sein 
*opus*  kritisieren  zu  können.  Übrigens  stelle  ich  es  dem  Urtheile  der  Leser 
dieser  Zeitschrift  anheim,  zu  entscheiden,  ob  nicht  manches,  das  im  Munde 
der  „Wiener  Hausfrau"  als  anmuthiger  Panegyricus  ertönt,  vor  dem  Fo- 
rum der  Wissenschaft  für  leeren  Schall  erkannt  wird. 

Weidenau.  Fr.  Prosch. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandinngen. 


Wieland  im  Faust. 

Die  Stelle  im  ersten  T heile  des  Faust  V.  89  ff.  spottete 
lange  Zeit  der  Erklärung: 

Jetzt  erst  erkenn'  ich^  was  der  Weise  spricht: 
„Die  OeisterweU  ist  nicht  verschlossen; 
jDein  Sinn  ist  gu,  dein  Herz  ist  todt! 
Auf,  haäCy  Schüler^  unverdrossen 
Die  irdische  Brust  tm  Morgenrot!'* 

L6per  sah  in  dem  Weisen  nur  eine  unbestimmte  Bezeichnung  und 
geübte,  die  Anführungszeichen  sollten  kein  eigentliches  Allegat 
henrorheben  (2.  Aufl.  S.  24  f.);  ebensowenig  vermochte  Dflntzer 
etwas  damit  anzufangen ;  die  neuen  Commentatoren  Oswald  Marbach 
(8.  45)  und  Hermann  Schreyer  (S.  20  f.)  wissen  die  Schwierigkeit 
g^eechickt  zu  umgehen.  Scherer  hat  jedoch  schon  in  seinen  yielbe- 
strittenen  Untersuchungen  über  den  Fanst  (Aus  Goethes  Frühzeit 
S.  71  ff.)  eine  Deutung  TOrgetragen,  welche  von  SchrGer  S.  82  ge- 
treulich verbucht  und  als  treffend  bezeichnet  wird.  Auch  Daniel 
Jacoby  hat  Goethe-Jahrbuch  I  200  zugestimmt. 

Scherer  verweist  auf  Herders  'Älteste  Urkunde  des  Menschen- 
geschlechtes' und  meint  darin  Parallelstellen  zu  finden;  aber  es 
gelingt  ihm  nicht  ^das  Cüat  aufzuschlagen ,  wie  er  gewünscht 
hätte,  um  klar  zu  sehen.  Schröer  greift  aus  Scherers  Darstellung  den 
Satz  heraus:  ^Die  urälteste ^  herrlichste  Offenbarung  Gottes  er- 
scheint  dir  jeden  Morgen  als  Tfiatsache* ;  er  hätte  auch  noch  den 
Satz  aus  der  Anm.  S.  72  anführen  müssen :  ^Auch  meinen  elenden 
Erdcommentar  tritt  gu  Füßen  ^  und  schwimme  selbst  in  den 
Wolkenschleier  voll  Morgenröthe,  wo  Feld  beginnet  und  Eden 
schwindet,^ 

Scherers  Hypothese  bedeutet  einen  Fortschritt  in  der  Erklärung, 
hat  aber  chronologische  Schwierigkeiten ,  welche  nicht  ausser  Acht 
gelassen  werden  dürfen.  Auch  ist  die  Ähnlichkeit  mehr  eine  allge- 
meine, 80  dass  sie  deshalb  wohl  bei  Haym  keine  Erwähnung  findet. 

ZchMkrifi  f.  d.  b9Un.  Gymn.  18».    V.  H«fi.  22 


880  Richard  M.  Werner,  Wieland  im  Faust. 

Goethe  hat  wirklich  einen  bestimmten  Weisen  citiert,  aber 
nicht  Herder,  sondern  —  Wieland.  Wir  wissen,  welchen  großartigen 
Eindruck  Wielands  Musarion  auf  Goethe  machte,  er  hat  es  selbst  in 
^Dichtung  und  Wahrheit*  erzählt.  Es  war  die  neue  Lebensphilosophie, 
in  diesen  Blättern  mit  liebenswürdiger  Grazie  vorgetragen,  welche 
Goethe  so  sehr  behagte ;  er  stellt  ihre  Erwähnung  als  epochemachend 
an  die  Spitze  jenes  Buches  in  seinem  Lebensromane ,  welches  dem 
Straß  burger  Aufenthalte  gewidmet  isti  Und  er  gesteht,  dass  er  jedes 
Blatt  des  Musarion  'auswendig  lernte'. 

Wielands 'Musarion,  oder  die  Philosophie  der  Grazien'  fahrt 
uns  Phanias  vor ,  welcher  aus  unglücklicher  Liebe  in  Trübsinn  ver- 
fällt, die  Welt  verlässt,  um  in  einer  Wildnis  mit  zwei  Philosophen, 
dem  Stoiker  Cleanth  und  dem  Pythagoräer  Theophron  y  ein  beschau- 
liches Dasein  zu  führen ;  das  Erscheinen  der  Musarion ,  welche  von 
Phanias  geliebt  worden  war ,  und  ihre  graziöse  Weise  bringen  einen 
Umschwung  in  Phanias  hervor.  Bei  einem  Gelage  vertheidigt  jeder 
der  beiden  Philosophen  sein  System  theoretisch  sehr  wacker ,  aber 
praktisch  mislingt  es :  Cleanth  erliegt  dem  Weine ,  Theophron  der 
Sinnlichkeit.  Musarion  zeigt  dann  ihrem  Liebhaber  Phanias,  dass 
in  der  Mitte  holdes  Bescheiden  liege. 

Das  Gedicht  wird  eröffnet  durch  "^Betrachtungen  des  Phanias; 
er,  *dcr  kürzlich  noch  von  Grazien  und  Scherzen  Umflattert  war, 
hat  sich  nun  verwandelt,  "^mit  langem  Bart  und  ungeschmücktem 
Haar,  Mit  finstrer  Stirn^  in  cynischem  Gewand  erscheint  er.  Wie 
Herkules  ^setet  er  sich  auf  den  Scheidweg  hin  und  siniü  der 
schweren  Reise  des  Lebens  nachj*  Welche  Philosophie  ist  vorzu- 
ziehen ?  Er  kommt  nicht  zur  Klarheit ;  er  ^ sieht  die  schöne  Unge- 
treue ^  Die  Wollust  —  schön,  er  fühlts  —  doch  nicht  mehr  schön 
für  ihn,'  Soll  er  'der  Helden  Zahl  mehren?  der  Dichter  sang  'Süß 
ist's,  und  ehrenvoll,  für's  Vaterland  zu  sterben ;'  oder  soll  er  Buhm 
in  der  Weisheit  suchen  ?  Hier  folgt  nun  die  Stelle ,  welche  Goethe 
citiert  (Ausgabe  von  1768  S.  8.  1769  S.  10.  Gruber  12,  8): 

^Boch,  auch  die  Weisheit  kann  Unsterblichkeit  erwerben. 

Wie  prächtig  kUfwt\  den  fesselfreyen  Geist 

Im  reinen  *)  Quell  des  Lichts  von  seinen  Flecken  waschen, 

Die  Wahrheit,  die  sich  sonst  nie  ohne  Schleyer  weißt, 

[Nie,  oder  ^)  Göttern  nur)  entkleidet  überraschen; 

Der  Schöpfung  Grundriß  übersehn, 

Der  Sphären  mystischen  verworrnen  Tanz  verstehn, 

VermtUhungen  auf  stolze  Schlüsse  thürmen,  ^) 

Und  Titans  Söhnen  gleich  die  Götterwelt  erstürmen  *)  — 

Wie  glorreich!  welche  Lust!  — * 

Die  Übereinstimmungen  sind  in  die  Augen  springend.  Wir 
müssen  aber  noch  die  ganze  Stelle  aus  dem  Faust  zum  Vergleiche 


*)  Bei  Gruber  (G):  reinsten. 

*)  Der  bei  G,  ist  Druckfehler. 

')  häufen  G. 

*)  Und  bis  in*8  Beich  der  reinen  Geister  streifen ;  G. 


Biohard  M.  Werner,  WieUnd  im  Faust.  Stl 

liirbeizieheD.  Fau8t  ^schlägt  das  Buch  auf  und  erblickt  das  Zeichen 
des  Makrokosmos/ 

Ha!  welche  Wonne  fließt  in  diesem  Blidc 

Auf  einmal  mir  durch  alle  meine  Sinnen! 

Ich  fühle  jünger^  heiVgee  Lehensalück 

Neuglühend  mir  durch  Nerv'  una  Adern  rinnen. 

War  es  ein  Gott,  der  diese  Zeichen  sehrieb. 

Die  mir  das  inn're  Toben  stiUen, 

Das  arme  Herz  mit  Freude  fütten^ 

Und  mit  geheimnißvdllem  Trieb 

Die  Kräfte  der  Natur  rings  um  mich  her  enthÜUen? 

Bin  ich  ein  Gott  ?  Mir  wird  so  lidht! 

Ich  schau^  in  dieser^  reinen  Zügen 

Die  wirkende  Natur  vor  meiner  Seele  liegen. 

Hierauf  fol^  die  Stelle,  welche  oben  citiert  ist,  dann  ^beschaut  er 
das  Zeichen  und  kann  der  SchOpfung  Qrnndriss  flbersehn: 

Wie  alles  sich  gum  Ganzen  webtl 

Eim  in  dem  Andern  wirkt  und  lebt!*  etc. 

Noch  deutlicher  wird  die  Übereinstimmung,  wenn  man  die  Lesart  in 
Gmbers  Ausgabe  beachtet,  von  der  ich  aber  nicht  weiß ,  auf  welche 
Quelle  sie  zurückgeht.  Die  Anmerkungen  zu  unserem  Gedichte 
bringen  keinen  Beleg ,  aus  dem  man  schließen  könnte ,  dass  auch 
Wieland  nur  citierte,  was  aus  den  WoTi^n^  Wie  prächtig  kling fs'  ent- 
nommen werden  könnte,  freilich  aber  nicht  entnommen  werden  muss. 

Wir  finden  im  Faust,  wie  in  der  Musarion  eine  ähnliche 
Wandlung  angedeutet ;  die  sphärische  Welt,  die  Geisterwelt  einerseits, 
andererseits  die  Erdenwelt,  dort  durch  den  Erdgeist,  hier  durch  die 
Wollust  repräsentiert,  und  endlich  das  wahre  Menschliche,  hier  im 
Verhältnisse  von  Phanias  zu  Musarion,  dort  von  Faust  zu  Gretchen. 

Mir  kam  es  darauf  an,  die  voreilige  Annahme  von  Scherers 
Deutung  zu  verhindern.  Die  angeführte  Parallele  verdient  doch 
wenigstens  Beachtung. 

Wielands  Dichtkunst  nach  seiner  seraphischen  Periode  bleibt 
bekanntlich  in  dem  Nachweise  befangen,  dass  die  Schwärmerei  gegen 
die  Sinnlichkeit  machtlos  sei;  in  einer  Beihe  von  größeren  und 
kleineren  Werken  hat  er  dieser  selbsterlebten  Erkenntnis  zum  Theile 
glänzenden  Ausdruck  geliehen.  Natürlich  war  dadurch  in  jedem 
Werke  Gelegenheit  zur  Darstellung  ähnlicher  Ansichten  gegeben, 
wie  sie  im  Citate  aus  der  Musarion  ausgesprochen  sind.  Und  Goethe 
kai\nte  Wielands  Werke  ganz  genau. 

Goethes  Verhältnis  zu  Wieland  hat  drei  Perioden  durchlaufen. 
In  der  ersten  bis  zur  Straßburger  Zeit  reichenden  erfährt  er  den 
mächtigen  Einfluss  der  neuen  Wielandischen  Lebensphilosophie:  in 
der  zweiten,  der  Zeit,  da  er  sich  zu  fahlen  beginnt  und  deutsch  wird, 
steht  er  Wielanden  feindlich  gegenüber,  befehdet  er  ihn  heftig  wegen 
dee  didactischen,  belehrenden  Tones ;  ^Götter,  Helden  und  Wieland' 
sind  der  stärkste  Ausdruck  seiner  Verachtung  und  seines  Hasses. 
Wieland  bleibt  ruhig  und  macht  gute  Miene  zum  bösen  Spiele ;  das 
imponiert  Goethe,  es  vollzieht  sich  in  der  dritten  Periode  seit  1774 
«ine  Wandlung,  über  die  wir  nunmehr  durch  den  köstlichen  Bericht 

22* 


882  Richard  M.  Werner,  Wieland  im  Faiut. 

der  Tante  Fahimer  genau  unterrichtet  sind ;  Goethe  wird  Wielanden 
wieder  freundlich,  die  Beunruhigung  ihres  Verhältnisses  durch  das 
Erscheinen  von  Wagners  ^Prometheus,  Denkalion  und  seine  Becen- 
senten^  geht  ohne  Folgen  vorüber,  und  Goethes  Eintritt  in  Weimar 
1775  entscheidet  ihre  Freundschaft.  Bührend  spricht  sich  Wielands 
Begeisterung  f&r  den  schönen  ^Zauberer  in  dem  Gedichte  ^ÄnFsycke^ 
(Teutscher  Merkur  1776  1 12  ff.)  aus  und  noch  oft  fand  er  Gelegen- 
heit ,  seine  Freundschaft  zu  bewähren ;  selbst  die  argen  Neckereien 
auf  ^die  zierliche  Jungfrau  in  Weimar  y  mit  denen  Schiller  die 
Xenien  ausstattete,  vermochten  sie  nicht  nachhaltend  zu  trüben. 
Schönen  Ausdruck  erhielt  Goethes  Empfinden  in  der  Bede  ^Zu  brüder- 
lichem Andenken  Wielands  1813',  nicht  einmal  der  Tod  hat  ihrem 
Verhältnisse  ein  Ende  gemacht. 

Im  Jahre  1773  erschien  Wielands  Agathen  in  einer  neuen 
Bearbeitung;  im  ^Yereeichniß  aller y  welche  auf  diese  neue  Ausgabe 
des  Jgathon  überzeichnet  und  vorausbezahlt  haben  am  Schlüsse 
des  vierten  Bandes  wird  axxch 'Herr  Doctor  Göthe,  in  Frankfurt 
am  Mayn  angeführt ;  und  wir  wissen  auch  aus  brieflichen  Äuße- 
rungen, dass  Goethe  diese  Ausgabe  las.  In  diesem  Werke  nun,  dessen 
ersten  Band  ich  leider  nicht  in  der  Originalausgabe  benutzen  kann, 
finden  sich  mehrmals  Anklänge  an  die  Stelle  der  Musarion.  In  der 
großen  Bede  des  Hippias ,  in  welcher  er  sein  materialistisches  System 
entwickelt,  speciell  in  dem  Theile  derselben,  welcher  'Geisterlehre 
eines  ächten  Materialisten  überschrieben  ist  (Gruber  1824,  Bd.  9, 
S.  114  ff.)  heißt  es  bei  der  Ausführung  der  platonischen  Philosophie: 
die  Seele  sei  eine  Freundin  und  Gespielen  der  Götter,  der  thierische 
Leib  nur  ein  Kerker  für  sie,  ihre  eigentliche  Glückseligkeit,  die  sie 
in  keinem  irdischen  Gute  finde,  obwohl  der  nie  gestillte  Durst 
darnach  von  ihrem  vormaligen  Zustand  übrig  geblieben ,  könne  sie 
nicht  erlangen,  'ehe  sie  sich  nicht  wieder  in  ihren  ursprünglichen 
Stand,  in  das  reine  Element  der  Geister^  empor  geschwungen 
habe/  'Sie  isf,  fährt  Wieland-Hippias  fort,  'also  vor  dem  Tode 
keiner  andern  Glückseligkeit  fähig,  als  derjenigen,  deren  sie  durch 
eine  freiwillige  Absonderung  von  allen  irdischen  Dingen,  durch 
Ertödtung  aller  sinnlichen  Vergnügen,  fähig  gemacht  wird.  Nur 
durch  diese  Entkörperung  wird  sie  der  Beschauung  der 
wesentlichen  und  göttlichen  Dinge  fähig,  worin  die  Geister  ihre 
einzige  Nahrung  und  diese  vollkommne  Wonne  finden,  von  welcher 
die  sinnlichen  Menschen  sich  keinen  Begriff  machen  können. 
Solchergestalt  kann  sie  nur,  nachdem  sie,  durch  verschiedene 
Grade  der  Reinigung,  von  allem,  was  thierisch  und  körperlich 
ist,  gesäubert  worden,  sich  wieder  zu  der  überirdischen 
Sphäre  erheben,  mit  den  Göttern  leben,  und  im  unverwandten 
Anschauen  des  wesentlichen  und  ewigen  Schönen,  wovon  alles 
Sichtbare  bloß  der  Schatten  ist,  Ewigkeiten  durchleben,  die  ebenso 
grenzenlos  sind,  als  die  Wonne,  von  der  sie  überströmet  worden* 

Was  hatte  Faust  gehofft  im  Nostradamus  zu  finden  ? 


Rkhard  M.  Werner,  WieUnd  itn  Faast. 


ass 


^kennest  dann  der  Sterne  Lauf, 

Und  wenn  Natur  dich  unterweist^ 

Dann  geht  die  Seetenkfaft  dir  auf^ 

Wie  spricht  ein  Geißt  lum  andern  Qeiät, 

Der  Sprach  des  Weieeti  betfit  dann,  wir  kOnnon  zu  den  Geistern,  nar 
unser  Sinn  verschlosseD «  unser  Herz  todt ;  aber  wenn  wir  das 
tie  überwinden,  die  Brust  baden  im  Oberirdischen,  im  Morgen- 
dann kommen  wir  in  die  Geisterwelt.  Man  sieht,  wie  äbulich 
nds  und  Goetlies  Ansfuhmngen  sind. 

Es  kann  jedoch  noch  eine  andere  Stelle  des  Agathon  angeführt 
erden,    welche    sich   in    dem   ersten  philosophischen  Gespr&che 
fischen  Hippias  und  Kallias-Agathon  findet  (Gruber  a.  a.  0.  75  ff,). 
iitboQ  hatte  sich  im  Mondenscheioe  gauz  seiner  Schwärmerei  hin* 
lieben  und  war  von  seinem  Herrn  belauscht  worden.  Eine  Art  von 
ckung  hatte  dem  Jüngling  einen  andern  Schauplatz  von  un* 
Qten  Schönheiten  aufgetban;  dies  brachte  ihn  ^auf  die  Ge- 
Inken,   wie  (glücklich  der  Zustand  der  Geister  $ey, 
ie  den  groben  thicrischcn  Leih  abgelegt  haben^  und 
Anschauen  des  wesentliehen  Schönen,  des  Unver* 
Infflichen   Ewigen   und   Gl^ttlichen,   Jahrtausende 
irchlcben,  die  ihnen  nicht  länger  scheinen ,  als  mir 
ieser  Jupenblick.*  Agathen  sagtauch  (S.  81):  *lch  brauche 
)tr  die  Au^en  su  Öffnen^  nur  mich  selbst  zu  emp finde n^ 
in  der  ganzen  Natur  ^  um  in  dem  Innersten  meines  eigenen 
Yesens  den  Urheber  derselben,  diesen  höchsten  woMthätigen  Oeist, 
erblicken.  Ich  erkenne  sein  Dasetfn  nicht  bloß  durch  Vemunß» 
hlüsse;  ich  fühle  es,  wie  ich  fühle  dass  eine  Sonne  ist,  me 
^klc  dass  ich  selbst  hin'  Was  sagt  Wieland  hier  anderaei 
die  Geisterwelt  nicht  verschlossen  sei,  nur  der  Sinn  xu,  er 
bt  bloß  die  Augen  zu  Offnen,  und  nur  das  Her2  todt,  er  braucht 
aß  £U  empfinden.  Durch  diese  Parallelen  wird  der  Sinn  von  Goethes 
Porten   ganz   klar*   Auch   hier  wieder   bringen  die  Anmerkungen 
Wielands  keinerlei  Beleg  aus  den  antiken  Schriften  bei,  so  dass 
üt  ffir  ihn  und  Goethe  eine  gemeinsame  Quelle  existiert ,  sondern 
Heland  die  Quelle  Goethes  ist.  Kein  Gewicht  will  ich  darauf  legen, 
aucli  für  Agathen  die  Morgenröthe  von  großer  Bedeutung  ist, 
•r  doch  auf  die  Stelle  verweisen  (Grober  a.  a.  0.  S.  31). 

Im  sechsten  Buche  (1773.  U  65  ff.  Gruber  10,  10  ff.)  erzählt 
Agathon  seiner  Danae  die  Geschichte  seiner  Jugend ;  es  wird 
bt  Zufall  sein,  dass  diese  Scene  Goethen  im  Wilhelm  Meister  vor- 
3 weben  scheint^  denn  es  ist  bekannt,  wie  wichtig  Wielaud  gerade 
_iit  seinem  Agathen  für  die  Geschichte  des  deutschen  Eomanes  ge- 
worden i^t,  BeiderDarstollnng  d<T  orphischen  Philosophie  nun  finden 
sich  abermals  Parallelen  3tu  dem  Satie  im  Faust.  Agathon  wird  von  Theo* 
fiion  in  das  System  eingeweiht ,  SVi  welchem  die  Schöpfung  so  Mfi- 
vermefilich  ist  als  ihr  Urheber^  welches  uns  in  der  anscheinenden 
Verwirrung  der  Natur  eine  maje$iäU$che  S^nmetrie,  in  der 
ikfienmg  der  mortiUeehm  Welt  einen  unt^randerlichen  Plan , 


SS4  EuMrd  M,  Werner,  WieUnd  im  Faut 

seigt^  Er  fangt  an  zu  grübeln  und  geräth  nun  auf  die  Frage :  *o6 
es  nicht  möglich  sey,  schon  in  diesem  Leben  mit  den  höhern 
Geistern  in  Gemeinschaft  eu  kommen  f  Eine  Antwort  findet  er 
nicht  sogleich,  aber  die  Betrachtung  der  Göttergunst] inge  gibt  ihm 
Hoffnung  hiezu :  'Dtc  Schönheit  und  Reinigkeit  der  Seele ,  die  Ab- 
gezogenheit  von  den  Gegenständen  der  Sinne ,  die  Liebe  £u  den 
unsterblichen  und  ewigen  Dingen  schien  mir  dasjenige  eu  seyn, 
was  diese  Personen  den  Göttern  angenehm  und  eu  ihrem  Umgang 
geschickt  gemacht  hatte*  Endlich  weiht  er  seinen  Lehrer  in  seine 
Zweifel  ein ;  ^er  ließ  mich  merken ,  dass  dieses  Geheimnisse  segen, 
welche  er  Bedenken  trage  meiner  Jugend  aneuvertrauen.  Doch 
setete  er  hineu ,  dass  die  Möglichkeit  der  Sache  keinem  Zweifel 
unterworfen  seg/  Lange  sucht  Agathon  vergebens  die  Mittel  zur 
Erlangung  einer  solchen  Auszeichnung  zu  erfahren.  Endlich  hört  er 
es:  ^üneählige  religiöse  Waschungen,  und  eine  Menge  von 
Gebeten^  Bäucherungen  und  andre  geheime  Anstalten  mussten 
vorhergehen,  einen  noch  in  irdische  Glieder  gefesselten  Geist  eum 
Anschauen  der  himmlischen  Naturen  voreubereiten.*  Verschiedene 
Bilder  braucht  Wieland  um  das  Problem  der  Entkörperung,  sowie 
den  Zustand  der  Seele  klar  zu  machen ;  einmal  nennt  er  den  eigent- 
lichen Schauplatz  der  Seele  vor  ihrer  Verkörperung  ^den  Ocean 
eines  reinen  ursprünglichen  Lichts,  der  die  Oberhimmlischen 
Bäume  erfiUlet"  (1772  S.  228  f.  Gruber  10,  130).  Wieland  citiert 
zu  diesem  Ausspruch,  aber  ohne  genauere  Quellenangabe 'Fretmd 
Plato" 

Noch  erwähne  ich  einige  Stellen  aus  dem  ^Idris*,  welche  einen 
Anklang  enthalten ,  mehr  um  zu  zeigen ,  wie  diese  Ansichten  cur 
Familie  von  Wielands  Begriffen  gehören,  als  um  meine  Deutung  des 
^Weisen  noch  weiter  zu  erhärten.  Im  Idris  I.  Gesang  Str.  70  f. 
(Ausgabe  von  1768  S.  53  f.)  heißt  es: 

*  Wenn  vor  Auroren  her  die  leichten  Träume  fliegen. 
Besuchte  mich  im  Schlaf  ein  Oberirdisch  BUdt 
Worinn  ein  Cfottj  sich  selber  eu  vergnügen. 
Was  jenseits  unsrer  Welt  die  AUmacht  kann,  enÜtüOt. 
Die  ganee  Schöpfung  schien,  von  ihrem  Glane  vergüidt, 
Wie  ein  Elgsium,  rtngs  um  mich  her  zu  liegen  .... 

'Schwing  dich  zu  einem  Grad  von  Beizungen  empor. 
Wovon  die  Seden  sich  von  ihren  Leü>ern  trennen, 
Und  äUes,  was  wir  sMn  und  groß  und  göttlich  nennen. 
Das  straT  aus  jedem  Zug,  aus  jedem  Blick  hervor; 
So  hast  du  doch  von  der,  die  meine  Brust  beseelet, 
Den  ümriss  nur,  dem  Färb  und  Ausdruck  fehlet* 

Im  dritten  Gesänge  (Str.  14,  S.  133),  wo  der  Einfluss  der  freien 
Natur  auf  Zerbin  geschildert  wird,  finden  sich  die  Verse : 
*Die  Buhe  der  Natur 


Schien  die  woUüstige  Melancholie  zu  säugen, 

Worinn  mein  Geist  so  gern  sieh  mit  sieh  seWst  besprach; 

Der  äußere  Sinn  entschlief,  das  Berg  aüein  Hieb  wach.  •  < 


Riehmrd  M.  Werner,  Wkland  im  Fansi  815 

AMist  sagt  y.  70  ff.: 

Und  wenn  Natur  dith  unterweietj 
Dann  geht  die  Seelenkraß  dir  auf. 
Wie  spricht  ein  Oeiet  Mum  andern  CMei 

und  weiter  vgl.  V.  91. 

Zu  der  Verzweiflung,  welche  sich  in  Faosts  Versen  101 — 106 
ausspricht,  vergleiche  man  Str.  18  (6.  135): 

Bin  ich's  allein,  für  den  kein  Wesen  meiner  Art, 

Kein  Gegenstand  der  unstillbaren  Triebe, 

Die  ich  tn  mir  empfinS,  erschaffen  ward  ? 

In  Luft  und  Fluth  sah  ich  den  Geist  der  Liebe, 

Der  aües,  was  sich  fühlet,  paart; 

Vergaß  mich  die  Natur,  nur  miih  allein?  Wo  bUebe 

Ihr  mütterlicher  Sinn?  Nein,  nein!  Mein  Herz  sagt  nein! 

Auch  noch  für  eine  andere  Stelle  im  Faust  l&sst  sich  eine 
Parallele  im  Idris  nachweisen,  man  mnss  die  Verse  711 — 772  in 
unserem  Zusammenhange  betrachten,  ich  greife  erstens  nnr  die  Verse 
737  f.  heraus : 

Ach!  zu  des  Geistes  Flügeln  wird  so  leicht 
Kein  körperlicher  Flügel  sieh  geseUen, 

welche  mit  dem  oben  angefahrten  stimmen ;  zweitens  die  Verse  759  ff. : 

Zwei  Seelen  ux^nen,  ach!  in  meiner  Brust. . . . 

wozu  sich  der  Vers  des  Idris  (L  Ges.  39  Str.  S.  38)  anfuhren  lässt: 

Er  (Idria)  wird,  wie  einst  Arasp,  mvjo  Seelen  in  sich  innen^), 

Bey  deren  innerlichem*)  Zwist 

Die  schöne  Feindinn  fast  des  Wegs  versichert  ist*). 

Wir  sind  durch  dieAnspielung  aufWielands  Jugendroman  'Araspes 
und  Panthea'  gewiesen,  in  welchem  der  Schluss  lautet  (Ausgabe 
der  Prosaischen  Schriften,  Zürich  1772,  Bd.  LI,  S.  347  f.  Gruber 
4,  323  f.):  ^Ach!  in  diesem  Augenblick  erfahre  ich  die  Wahrheit, 
dassichewoo  ganz  verschiedne Seelenin  mir  habe.  Denn 
es  ist  unmöglich  tu  glauben ,  dass  wenn  ich  nur  eine  Seele  hätte, 
sie  £u  gleicher  Zeit  gut  und  schlimm,  zugleich  für  so  wider- 
sprechende  Dinge  als  Tugend  und  Laster  eingenommen  sei^n 
könnte.  Nein!  es  müssen  nothwendig  ewoo  seyn ;  wenn  die  gute  die 
Oberhand  hat,  dann  handeln  icir  edel;  wenn  die  böse,  nieder- 

trächtig  und  schändlich Ach!  vor  kurzem  war  die  böse 

Seele  gänslich  Meister.  Jetzt  schwingt  sich  ....  die  gute  wieder 
empor,  und  kämpft  mit  ihrer  Feindin  in  meiner  Brust!^  Der 
Boman  gab  den  Commentar  zu  dieser  Stelle;  Araspes  fühlte  sich  so 
sieher,  seine  Seele  war  so  gehoben,  dass  er  nicht  glauben  wollte, 
eine  Frau  könne  Einfluss  über  den  Mann  erlangen ;  aber  die  Sinn- 
lichkeit 'hat  auch  ihn  überwunden  und  in  derbe  Liebeslust  ver- 
wickelt.* In  demselben  Werke  findet  sich  (S.  182  ff.  Gruber  160  ff.) 
eine  Parallele  zur  ersten  Stelle  aus  Fausts  Monolog. 


')  Bei  Gmber  8,  26  Str.  38  *Wie  Xenophone  Ärtsp  wird  er  wm^ 
8eeleB  innen*. 

*)  *ODgelegnem\  Grober  (G.) 

^  *Die  schöne  Feindin  siegt,  und  er  Terra^ 


SSO  Herma/nn  Bömeh,  Ober  infimua  and  infimior. 

Schließlich  sei  noch  erwähnt,  dass  zum  Ausspruche  des  Mephi- 
stopheles  in  der  Hexenküche  (V.  2250  t): 

'Du  siehst  mit  diesem  Trank  im  Leibe 
B(M  Helenen  in  jedem  Weibe* 

eine  Parallelstelle  im  Agathen  steht  (Grnber  9,  165),  wo  Danae  sa 
Hippias  sagt:  ^Ich  nooUte  wetten,  die  häßlichste  meiner  Kammer-' 
mächen  würde  dir  in  diesem  Äugenblicke  eine  Qraeie  scheinen.*  ^) 


*)  [Man  vgl.  jetzt  Senfferts  Einleitung  zu  seinem  Neudrucke  des 
Faustfragmentes  s.  III^X,  welche  sich  zum  Theile  mit  dem  obigen 
Aufsatze  deckt.    Graz,  5.  Mai  1882]. 

Graz,  4.  November  1881.  Bichard  M.  Werner. 


Über  infimus  und  infimior. 

Der  im  J.  1830  nach  Frankreich  gekommene  Pisaer  Professor 
Libri,  ebenso  berühmt  als  gelehrter  Bücherkenner  und  Bücher- 
sammler wie  nachmals  berüchtigt  als  Biblioklept ,  hatte  die  ihm  an- 
vertraute hohe  Beamtung  als  Oberaufseher  der  sämmtlichen  Staats- 
bibliotheken Frankreichs  aufs  schmählichste  dazu  gemissbraucht, 
aus  diesen  eine  Menge  wertvollster  Bücher  und  Handschriften  zu 
entwenden ,  weshalb  er  später  zu  zehnjähriger  Gefängnissti-afe  ver- 
urtheilt  wurde ,  der  er  sich  aber  durch  seine  Flucht  nach  London 
entzog.  Zu  den  damals  abhanden  gekommenen  Manuscripten  gehOrte 
auch,  wie  sich  erst  neuerdings  herausgestellt  hat,  ein  beträchtliches, 
79  Folioblätter  umfassendes  Bruchstück  einer  —  der  Bibliothek  in 
Lyon  zugehörigen  —  vorhierony  mischen  lateinischen  Über- 
setzung der  fünf  (oder  —  Bef.  ist  darüber  nicht  genau  informiert  — 
der  acht)  ersten  Bücher  des  Alten  Testamentes ,  die  auf  das  fünfte 
oder  sechste  Jahrhundert  n.  Chr.  zurückgehen  mag.  Dieses  das 
dritte  (unter  Wegfall  des  Passus  von  Cap.  18,  20  —  25,  16)  und 
das  vierte  Buch  Mosis  enthaltende  Stück,  welches  inLibri*s 
Katalog  also  verzeichnet  war:  „T.  Leviticus  et  Numeri.  Ms.  sur 
v61in,  en  lettres  onciales,  ä  trois  colonnes,  in-folio  carr^,  du  V*  si^cle*", 
hatte  der  Gewissenlose  mit  geübter  Hand  aus  des  Folianten  Mitte  zu 
lösen  gewusst  und  späterhin,  jedenfalls  gegen  eine  bedeutende  Summe 
Geldes,  als  sein  Eigenthum  an  den  Grafen  von  Ashburnham  in 
London ,  der  von  dem  verbrecherischen  Treiben  des  Mannes  keine 
Ahnung  hatte,  verkauft,  um  aber  diese  hochwichtige  Itala-Ürkunde 
der  gelehrten  Forschung  zugänglich  zu  machen,  ließ  sie  der  Besitzer 
im  J.  1868  drucken  unter  dem  Titel :  'Librorom  Levitici  et  Nume- 
rorum versio  antiqua  Itala  e  cod.  perantiquo  in  bibliotheca 
Ashburnhamiensi  conservato  nunc  primum  typis  edita',  in 
120  Exemplaren,  welche  nicht  in  den  Buchhandel  gekommen  sind, 
sondern  an  öffentliche  Bibliotheken  und  an  einzelne  Gelehrte  ver- 
schenkt wurden.  Da  nach  den  neuesten  Nachrichten  die  Handschrift 
von  dem  Sohne  des  seitdem  verstorbenen  Earl  of  Ashburnham  der 


Hermann  BöMch^  Über  infimm  und  infimior. 


HS7 


betreffendeu  Bibliothek  in  Lyon  als  ein  freiwiUigea  Geschoük  über» 
geben  worden  i&t  und  ein  dortiger  Gelehrter  die  Absicht,  sie  nebst 
ftilen  übrigen  Blilttern  zu  yerOffeutlichen,  kundgegeben  hat,  so  kann 
man  hoffen«  das  bisher  nur  fragmentarisch  bekannte  kostbare  Denkmal 
d#r  lütleätaiueotlichen  Itala  bald  nach  seinem  ganzen  Umfange 
kennen  zu  lernen. 

Kach  diesen  Vorbemerkungen  ^  die  man  —  wie  wir  annehmen 
—  in  Anbetracht  der  Wichtigkeit  des  Bruchstückes  und  wegen 
j^eiuer  so  ganz  eigenthümlichen  Schicksale  nicht  für  überflQsi^ig  halten 
wird^  kommen  wir  nun  zar  Sache  selbst.  Im  cod.  Ashburnha- 
miensis  und  zwar  im  3.  Mosesbuche  oder  Leviticus,  tioden  sich 
einige  Zeugnisse  theils  für  iufimus  als  Positiv  theils  für  den 
seltenen  Comparativ  iufimior.  Der  Abschnitt,  dem  sie  insgesammt 
zugehören,  handelt  von  den  Kennzeichen  des  Aufsatzes,  besonders 
an  den  Menschen,  Da  heißt  es  c.  13,  25:  et  viderit  eum  eaoerdud 
[ao  der  Nom.  meistens  in  diesem  Cod.Jt  ^t  ecce  mieit  capillnm  can- 
didum  aut  lucidnm,  et  facies  eins  iufimaa  corio  [Se|»tuag*:  »coi 
tj  o\lft$  avtov  ta/r^ivi^  ano  lov  öiQ^ajogl^  lepra  est , , .  26 ;  si 
autem  viderit  sacerdus^  et  ecce  non  est  in  lucido  capillus  eandidus. 
et  infimum  non  erit  a  corio  [CXX:  xai  TanuvQy  /ur;  r^  dno 
%ot  äiQfiaio^]^  ipsum  autem  dubium  . . .  ibid.  v*  3:  et  viderit 
erdus  tactus  in  corio  corporis  eitis  et  capillos  in  taetu  mutavit 
ndidum,  et  facies  tactus  iufima  [im  cod.  falschlich  in  firm a] 
&  corio  corporis  [CXX:  xai  ^  6«//ii;  €fjg  atpf^g  zaruivi^  dna  tov 
iigfiatog  jov  xQiütoi^] ,  tactus  lepraö  est  * .  -  4 :  si  autem  splen- 
did um  candid  um  ent  in  corio  corporis«  et  infima  [so  Im  für  in- 
firma]  non  erit  facii^s  eius  a  corio  [LXX;  xcri  Tcr/r£*»^  /jt;  r;  17 
o^g  ctitf^g  Q/io  lov  de^^ajog]  ...  ibid.  v.  21:  si  autem  viderit 
sieerdas  ...  et  infimum  [cad,:  infirmum]  non  erit  a  corio 
fLXXt  xat  tan&tvov  fit}  t^  ano  tov  äi^fiatog » ,]  et  ipsa  fuerit 

dubia 

An  diesen  ftlnf  Stellen  erscheint  in  f  i  mus  zwar  der  Bedeutung 
nach  als  Comparativ,  aber  der  Form  nach  als  Positiv,  nämlich  als 
tiBtibltche  Wiedergabe  des  griechischen  lannyog,  das  wieder 
nerseits  in  Verbindung  mit  der  Präp.  dyio  ebenso  buchstäblich 
die  regelmikOige  Bezeichnung  des  hebräischen  Coniparativs  (dui-ch 
das  unTerändei-te  Adjectiv  mit  nachfolgendem  von)  nachahmt:  vgl. 
ueioe  Itala  und  Vulgata  S.  453.  Jene  Italastellen  sind  demnach 
»pr^chende  Zeugnisse  dafür,  dass  iüfimus  im  volksthümlichen 
Laiaia  seiner  ursprüuglichen  Würde  als  Superlativ  ganz  entkleidet 
und  zum  Dienste  eines  einfachen  Positivs  degradiert  worden  war»  in 
Welcher  Eigenschaft  man  es  lieber ,  als  das  schriftlateinische  infor 
oder  inferuSf  deshalb  gebrauchte,  weil  es  eine  vollere  und  nadi- 
drflcklichere  Form  besaii.  Diesem  Schicksale  verfielen  im  Munde  des 
Volkes  die  Superlative  überhaupt,  nur  mit  dem  Unterschiede,  dass 
•i  b#i  manchen  infolge  der  ihnen  anhaftenden  Prädisposition  dazu 
riicber  und  entschiedener  geschah.  Belege  hiei-zu  s.  a.  0.  S.  415  bis 
417  und  mit  Krliuterungen  bei  WOlftlin  Lat.  und  roman.  Compar. 


S88  Hermann  Bönsch,  tJhwinfiimus  and  infimior. 

S.  64  -  63.  Wie  tief  aber  die  auch  in  unseren  fünf  Citaten  ans  der 
Itala  ersichtliche  Anwendung  der  Form  infimus  im  Sinne  eines 
Oomparativs  in  die  Volkssprache  eingedrungen  war,  beweist  die 
Amplonianische  (orlosse  S.  842,  64  Gehl.:  infimus,  inferior. 

Aber  auch  der  Ton  dem  Superlativ-Positiv  infimus  gebildete 
Comparativ  infimior  kommt  im  Leviticus  des  cod.  Ashbum- 
hamiensis  vor,  nämlich  c.  13,  20:  et  viderit  sacerdus,  et  ecce  facies 
infimior  [so  lies  anst.  infirmior]  corporis  [LXX:  xae  idov  ^ 
otpig  tanuvoxiqa  rov  digiAatog] ,  et  capillos  eins  mutavit  in  can- 
didum. .  .14,  87:  et  videbit  sacerdus  tactum  in  parietibus  domus, 
depraessionis  [=  -ones]  pallidas  aut  mbicundas,  et  facies  eorum  in- 
fimior [infirmior  falschlich  im  cod.]  parietum  =  LXX:  %al 
fj  oxfjig  aizwv  Tafteivoriga  tc5v  zoixiav.  —  Hierzu  verzeichnen 
wir  noch  folgende  Belege,  im  cod.  Veronens.  der  Itala  evang.  Joann. 
2, 10:  omnis  homo  inprimis  bonum  vinum  ponit.  .tunc  infimiorem 
[tot€  vov  iXaaaw],  —  August,  de  Civit.  Dei  III  19:  hino  strages 
turbae  ceterae  tanto  utique  numerosioris,  quanto  infimioris  [so 
Dombart  mit  Parr.  K*  v;  infirmioris  AK'F],  Salvian.  adv. 
avarit.  II.  9:  mulierculis  ipsa  faece  infimioribus  [die  Vulg&r* 
lesart  infirmioribus  ist  zu  verwerfen].  Interpr.  Irenaei  adv. 
haeres.IL  12,  7:  quasi  sintistiinfimiores  [01arom.,infirmiore8 
Arund.  Voss.]  illorum.  Sed  infimi  quidem..,  zu  welcher  Stelle 
HarvejI.  S.  279  irrthümlich  bemerkt  hat:  Double  comparatives 
and  superlatives  occur,  e.  g.  ioxcerdtara  ^  ft^wtiaroL,  but  a  com- 
parative  is  never  grafted  on  a  Superlative. 

Lobenstein.  Hermann  Rönsch. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Aaizeigeu, 


Meische  Forschungen.  Von  H.  Maller  Strabing.    Wien 
1^*5^1.  Kooegen,  276  SS. 

Der  Verf.  hatte  in  den  ^polemischen  Beitiä^en  zur  Kritik  des 
bukydidestextes**  S,  40  verspiocbea,  ^deö  dunkelsten  Biuttlöckeo 
der  OeschJchte  des  athoniHchen  Staates  zu  tilgea"^.     Der  wich- 
?ste  Tbeil  des  Torliegenden  Baches  (S.  149—205  und  218—243) 
filt  nun  der  EinlösuDg  diö^8  Versprechens.  M,  Str  vorsucht  näm^ 
lieh  den  Nachweis  zu  liefern  '  *,  was  wir  Th,  III,  50  von  der 

HinrichiQQg  der  1000  Mytil  i  Ciefaugenea  lesen,  eine  FW- 

schuDg  ist.  Diege  Untergnchunit,^  i.st  für  die  griechische  Geschichte 
und  für  die  Überlieferung  des  Thukydidostextes  so  wichtig,  daas  der 
Leser  uns  verleihen  wird,  wenn  wir  auf  diesen  späteren  Theil  des 
W^rkee  zuerst  und  aneffthrlicbör  eingehen,  uns  dagegen  bezüglich 
di8  Voraugehendeu  auf  Hervorhebung  des  Wichtigsten  beschr&nken. 
Um  sich  den  Weg  zu  ebnen,  spricht  M.  Str»  S.  137  ff,  von 
Isiidenziusen  Interpolationen,  die  ^den  Zweck  verfolgen,  den  athen. 
Demos  in  Qblen  Leumund  zu  bringen^.  Die  erste  findet  er  I,  113 
in  den  l&ngst  als  Glossem  erkannten  Worten :  xal  ccrdgciTTodiaam^, 
Zwei  weitere  will  er  in  den  Stellen  III,  68  und  V,  32  nachweisen* 
68  wird  erzählt,  dieLakedämonier  hätten  die  inPlataeae  gefan* 
enen  Miinner  get6dtet,  die  Weiber  zd  Sklaven  gemacht.  Nun  wb- 
Bn  aber  die  Weiber  und  Kinder  nach  Athen  geschafft  worden  (II» 
IH)  nnd  die  zurückgebliebenen  110  mionowl  hält  M.  Str.  mit 
Dt*  ganz  richtig  für  SklavioDeu.  Daher  seien  die  Worte  yvraluLag 
fl^qano6t0ay  ein  Glossem.  Daas^be  müs»e  man  aber  auch  V,  32 
annehmen,  wo  es  von  den  Skionäern  beißt:  ani%x€ty(xv  toxq  fjfltih"- 
^^a^^aldiiq  n  xm  YtrfaJxai^  rjydQaitodtaav,  während  IV,  123  be- 
^^^B|t  wird,  Brasidas  habe  die  Weiber  und  Kinder  nach  Olynth 
^^HiiehU  Bei  den  Platäern  scheint  mir  die  Sache  richtig,  bei  deo 
HpUoiiftem  nicht,  weil  man  dann  auch  das  rßiJjvtag  streichen  maMta 
^^imd weil  bei  der  Obereingtimmnng  mit  Diod»  XII,  76and  dem  Umstände. 
I.Dion.  Hai,  die  Stelle  geradeso  citiert,  eine  so  freche  Interpo» 
ach  wer  anzunehmen  ist.  £s  ist  ja  leicht  mdgUch,  dase,  wie 
aagtf  die  Wegschaffung  keine  vollständige  war,  wenn  auch 


840  H,  MüUer  StrÜbing,  Thakydideische  Forsch.,  ang.  v.  Dr.  W.  Jerusalem. 

die  zurückgebliebeneD  keine  so  rührenden  Scenen  hatten,  wie  sie 
M.  Str.  spottweise  ausmalt  (S.  145).  DieThatsache  der  Interpolation, 
wie  wir  ja  an  zweien  von  den  drei  citierten  Stellen  zageben  können, 
berechtigt  dazu ,  noch  keineswegs  übrigens  dieselben  als  tendenziös 
gegen  Athen  gerichtet  zu  bezeichnen,  zumal  da  bei  der  Plat&erstelle 
Lakedaemonier  und  Thebaner  die  Beschuldigten  sind.  — 

S.  149  ff.  geht  der  Verf.  nun  an  seine  Hauptaufgabe.  Nach- 
dem er  die  Geschichte  des  Abfalles  in  allen  Einzelheiten  nach  Thu- 
kydides  erzählt,  betont  er  ganz  richtig,  welch'  ungeheueren  Eindruck 
die  Hinrichtung  von  mehr  als  tausend  der  vornehmsten  Mjtilen&er 
auf  die  hellenische  Welt  h&tte  machen  müssen,  und  bemerkt,  dass 
man  diese  Grausamkeit  überall  erwähnt  finden  müsste,  wo  dem  athe- 
nischen Volke  ein  Vorwurf  gemacht  werde.  Statt  dessen  aber:  ,,kein 
alter  Schiiftsteller,  weder  ein  Grieche,  noch  ein  Bömer  thut  dieser 
Blntthat  Erwähnung  1  nirgends  auch  nur  die  leiseste  Anspielung 
auf  sie^.  —  (S.  161).  M.  Str.  citiert  nun  eine  Beihe  von  Stellen,  an 
denen,  seiner  Meinung  nach,  die  Hinrichtung  gar  nicht  hätte  uner- 
wähnt bleiben  können.  Dass  bei  Xen.  Hell.  II,  2  und  9,  wo  der  Ein- 
druck der  Schlacht  von  Aegospotamoi  in  Athen  geschildert  und  ge- 
sagt wird,  die  Athener  hätten  gefürchtet,  sie  müssten  jetzt  selbst 
erdulden,  was  sie  den  Meliem,  Skionäern,  Toronäern,  Histiäem  und 
Aigineten  gethan  hatten,  dass  da,  sage  ich,  die  Mytilenäer  nicht  er- 
wähnt werden,  finde  ich  gar  nicht  auffallend.  Die  Athener  fürchteten 
Zerstörung  ihrer  Stadt  und  Auflösung  ihres  Gemeinwesens,  erinnerten 
sich  also  mit  Schrecken  an  alle  Gemeinwesen,  deren  Auflösung  sie 
herbeigeführt  hatten.  Dabei  konnten  ihnen  aber  die  hingerichteten 
Mytilenäer  (selbst  wenn  es  wirklich  1000  gewesen  wären),  nicht  in 
den  Sinn  kommen,  denn  deren  Gemeinwesen  war  ja  bestehen  ge- 
blieben. Viel  wichtiger  ist,  dass  der  einzige  Geschichtschreiber, 
dessen  Bericht  wir  außer  Thukydides  über  diese  Zeit  besitzen,  dass 
Diodor  die  Hinrichtung  nicht  erwähnt.  Es  ist  zwar  nicht  richtig, 
dass  „die  Erzählung  Diodors  XII,  55  mit  der  des  Thukydides  dmxh- 
wegs  übereinstimmt^  (S.  163);  Diodor  erwähnt  wohl  die  Expedition 
des  Alkidas  mit  45  (Thuk.  42)  Schiffen,  sagt  aber  kein  Wort  über 
ihre  Schicksale.  Was  aber  viel  wichtiger  ist,  er  erwähnt  nicht,  dass 
Faches  die  Hauptschuldigen  nach  Tenedos  gebracht  und  dann  nach 
Athen  geschickt  habe.  M.  Str.  meint  zwar,  Diodor  konnte  die  Über^ 
führung  der  Gefangenen  übergehen,  weil  er  wusste,  dass  dieselben 
in  der  Amnestie  des  zweiten  Tages  mit  eingeschlossen  waren  (164). 
Mit  mindestens  ebensoviel  Wahrscheinlichkeit  kann  man  jedoch  auc^ 
annehmen,  Diodor  oder  dessen  Vorlage  hielt  weder  die  Überführung 
noch  die  Hinrichtung  für  erwähnenswert,  denn  die  Hinrichtung  der 
Hauptschuldigen  war  ja  gewiss  berechtigt  (nur  1000  dürfen  es  nicht 
gewesen  sein).  Das  Schweigen  des  Diodor  macht  also  nicht  sowohl 
das  Factum  der  Hinncbtuqg,  als  die  Zahl  der  Hingerichteten  zwei* 
felhafi.  Es  ist  eben  in  diesem  Falle  einzig  und  allein  die  Zahl,  die 
Aufsehen  erregen  konnte.  Dass  diese  nicht  richtig  überliefert  ist, 
wird  dorch  die  anderen  von  M.  Str.  angeführten  Stellen  auslsokrates^ 


MüHer  Strahing,  Th uk^dideUche  Forsch.,  an^.  v.  Dr.  W.  Jtrumltm.  S41 


Sirabo  Aeliao,  Aelius  Aristide»  wahrscheinlich  gemacht,  wo  unter 
den  Vorwürfen,  die  den  Athenern  gemacht  werden,  die  Hinricbtojig 
der  Mjtilenäer  nicht  ßguriert.  S.  178  ff.  zeigt  M.  Str.  ganz  richtig, 
duss  auch  die  frühere  Darstellung  des  Thuk.  gar  nicht  den  Eindruck 
iDMhe«  als  ob  die  Anzahl  der  Hauptschuldigen  gar  groß  gewesen 
wlre;  erst  ganz  zum  Schlüsse  heißt  m :  rfiavii  üXiyif^  nXuovg  twp 
XtUutV'  Auch  darin  hat  M.  Str,  Recht,  wenn  er  sagt,  die  Athener 
mOesten  spater  Qber  eine  solche  Gewaltthätigkelt  Beoe  empfunden 
haben  und  es  den  Kleon  haben  entgelten  lassen. 

Soweit  stimmt  Ref.  vollütäudig  mit  M.  Str.  überein,  indem  er 
die  Zahl  der  Hingeriebteten  ouglaublich  findet.  Wenn  man  nun  nach 
des  Verf.  eigenem  Vorschlage,  den  er  jedoch  selbst  nicht  acceptiert, 
in  dem  Satze  r^aay  di  oliyqt  jiliiovg  woiv  x^^^^^  statt  v#  (des 
Zeichens  für  1000)  ^  (»0}  liest,  so  dass  die  Zahl  der  6et6dteteu 
von  1000  üuf  etliche  30  herabsänke,  dann  braucht  uns  das  Schweigen 
es  gesammteo  Alterthums  nicht  im  mindesten  zu  wundern.  Ist  es 
ch  nur  uatQrlicfa,  wenn  die  Athener  den  HauptschnJdigen  ,  die 
ihnen  eine  große,  nchune  Ensel  abspenstig  machen,  dieselbe  ihren 
[odfeinden  zuwenden  wollten,  kurzen  Process  machten.  Wir  brauchen 
Inn  keine  blutdürstigen  Grammatiker  zu  bemühen»  sind  aber  dem 
ftrt  unendlich  dankbar,  dass  er  die  Athener  von  diesem  Vorwurfe 
einer  tfassenhinrichtung  befreit  hat.  Die  Bedenken ,  die  M.  Str. 
gegen  oHytif  nUiovg  %wv  tgtaxor^a  {^i)  hat»  (er  erwartet  eine 
•0  kleine  Zahl  genau  angegeben  zu  finden)  sind  durch  Schütz 
(Zeitscbr.  f.  d.  G3*mn  -Wesen,  1381»  S.  455).  mit  dem  ich  in  diesem 
Punkte  Yotlkommen  übereinstimme,  durch  Anführung  von  Thuk.  III, 
13,  V,  ^S  und  74  beseitigt. 

M.  Str.  selbst  begnügt  sich  jedoch  nicht  mit  diesem  Resultate, 
»oodern  sucht  nachzuweisen,  dass  die  Müuuer  Überhaupt  nicht  oder 
wenigstens  nicht  KJUtDvOi^yvtüfirj  getödtet  wurden  und  dass  auch 
das,  was  Thuk.  weiter  über  das  Schicksal  der  Insel  berichtet^  nicht 
wahr  sein  könne.  — 

G«g6n  die  Hinrichtung  der  Gefangenen  bringt  er  vor,  dasa 
Diodotoa  ja  den  Antrag  gestellt,  die&e  Mftuner  m  Hube  zu  richten 
oX^Hv«  xa&*  f^mxtav'^  (c.  48);  ^ein  Antrag  wurde  angenommen 
\ii4^trflA¥  i]  Jioöotovji  wie  komme  es  nun,  da^s  sie  getAdtet  wor- 
den tteleu?  Dieses  Argument  scheint  schlagend.  Kef«  wird  sich  daher 
im  Widerlegung  desselben  erluuben.  anzugeben»  wie  er  sich  den 
GtDg  d^r  Verband tungen  denkt.  Als  die  von  Faches  geschickten 
Odfangeoen  ankamen,  wurde  der  Spartaner  Sa laithos  gleich  getödtet. 
Ahnlich  wie  dies  dem  Aristeus  au«  Koriuth  und  den  ^spartanischen 
'-*-  'ndten  bei  Sitalkes  ergieng  (Thuk.  II,  67).  Dann  kam  vs  in  der 

.»^rsammlung    zu    Debatten     über    daa    Schicksal    der    Ge- 
<:ji^n,    nicht  der    Mytilemler    überhaupt,    wie     M.    Str    sagt 

f^f    r  fo%^  ard^o*i>   ;/i'fl/mv    ifioinivro),     Kleon    erweitert 


tu    er 


br 

tu    alle   b 


nicht    nur   die 


non 


Mytilene 
IQ    iMlen»    Dieser    Erweiterung    wird    Kleon  wnhj  scheinlich    dba 


948  H,  Müller  Strubing,  ThakydideiBche  Forsch.,  ang.  v.  Dr.  TT.  Jerusalem, 

Form  eines  besondei*en  Antrages  gegeben  haben.  Derselbe  warde 
angenommen,  darauf  folgte  die  Beue  nnd  die  zweite  Verhandlung. 
In  dieser  wird  es  sich  wohl  hauptsächlich  um  den  Zusatzantrag 
Kleons  gehandelt  haben,  der  die  Tödtung  aller  Erwachsenen  in 
Mytilene  betraf.  Das  Schicksal  der  Gefangenen  stand  wohl  a^ifter 
Frage.  —  Eleon  erwähnt  auch  in  seiner  Bede  die  Hauptschuldigeii 
kaum,  sondern  warnt  nur  davor,  das  Volk  nicht  als  gleich  schuldig 
zu  betrachten  (39, 6).  Ebenso  spricht  Diodotos  nur  von  dem  Volke  dar 
Mytilenäer.  Auch  er  scheint  das  Schicksal  der  von  Faches  Geschickten 
als  ausgemacht  zu  betrachten.  Erst  zum  Schlüsse  meint  er,  auch  in 
Betreff  dieser  solle  kein  voreiliger  Beschluss  gefasst  werden ;  man 
solle  sie  daher  in  Buhe  richten.  Nun  kommt  es  zur  Abstimmung.  Von 
Diodotos  Antrag  kam  wohl  zunächst  nur  derjenige  Theil  zur  Ab- 
stimmung, der  das  Schicksal  des  mytilenischen  Volkes  betraf.  Dieser 
wurde  mit  geringer  Majorität  angenommen.  In  Betreff  der  von  Fa- 
ches Geschickten  blieb  es  dann  bei  dem  früher  gefassten  Beschlüsse. 
Daher  sagt  Thuk,  richtig,  die  Hinrichtung  der  Gefangenen  erfolgte 
auf  Kleons  Antrag  (Klecovog  yvwf^irj),  worunter  nicht  etwa  ein  neuer, 
sondern  der  bereits  am  früheren  Tage  angenommene  Antrag  zu  ver- 
stehen ist. 

Ist  der  Vorgang  hier  richtig  dargestellt,  dann  entfällt  die 
von  M.  Str.  aufgeworfene  Frage,  ob  Thuk.  über  das  Schicksal  der 
Gefangenen  überhaupt  etwas  berichtet  habe.  M.  Str.  geht  nämlich 
in  seiner  Athetese  viel  weiter,  indem  er  nicht  nur  an  dem  Factum 
der  Hinrichtung,  sondern  auch  an  der  Bichtigkeit  dessen  zweifelt, 
was  wir  bei  Thuk.  über  das  weitere  Schicksal  der  Insel  Lesbos  lesen. 
Dort  wird  bekanntlich  berichtet,  die  Athener  hätten  den  Lesbiem 
keinen  Tribut  auferlegt,  sondern  ihr  Land  mit  Ausnahme  des  Ge- 
bietes von  Methymma  in  3000  Lose  eingetheilt,  wovon  300  den 
Göttern  geweiht,  die  übrigen  an  athenische  Kleruchen  vertheilt 
wurden.  Diese  hätten  sich  dann  später  dahin  abgefunden,  dass  sie 
den  ursprünglichen  Besitzern  die  Bearbeitung  und  Nutznießung  des 
Landes  gegen  einen  jährlichen  Zins  von  zwei  Minen  überließen.  Das 
mache  nun,  meint  M.  Str.,  den  Eindruck,  dass  „mit  Ausnahme  des 
zu  Methymma  gehörigen  Gebietes,  der  Grund  und  Boden  der  ganzen 
Insel  auf  diese  Weise  aufgetheilt  und  an  athenische  Bürger  verlost 
worden  sei**  (S.  219).  Gewiss!  und  hat  auch  auf  die  Quelle  Diodors 
<ien  Eindruck  gemacht,  da  wir  bei  Diodot  XII,  55  ausdrücklich 
lesen:  ttjv  u^eaßov  oXrjv  TtXrjv  ttj^  Mr^d-v/dvaUov  //o^ag  xot«- 
xXrjQOvxrjaav,  M.  Str.  meint  jedoch,  es  sei  unmöglich,  dass  der  ge- 
sammte  Grund  und  Boden  von  Lesbos  in  diesen  3000  Losen  inbe- 
griffen sei.  Zu  diesem  Resultate  gelangt  er  auf  Grund  einer  Berech- 
nung, die  wohl  recht  interessant,  aber  nicht  überzeugend  ist.  Von 
dem  Grundsatze  ausgehend,  dass  die  Kleruchen  wohl  nicht  besser 
gestellt  waren,  als  ein  leidlich  wohlhabender  Bauer  in  Attika,  be- 
ruft er  sich  auf  Büchsenschütz  „Besitz  und  Erwerb  im  griechischen 
Alterthum"  (S.  55),  wo  der  Grundbesitz  eines  Zeugiten  auf  40— 60 
Morgen  berechnet  wird.  In  Lesbos,  wo  der  Boden  fruchtbarer  war 


R  MÜÜer  Strübing,  Thakydideische  Forsch.,  ang.  v.  Dr.  W.  JeruBolem.  84S 

aii4  meist  Wein-  und  Oelban  betrieben  wurde,  w&re  40  Morgen  als 
dorchsclinittlicUe  Ausdehnung  eines  Loses  noch  zu  hoch  gegriffen 
(222).  Dann  betrage  der  Flächernnhalt  der  3000  Lose  120000 
(nicht  140000»  wie  M.  Str.  ausrechnet)  Morgen  —  also  etwas  über 
5  Qaadratmeilen.  Da  nun  Lesbos  ohne  das  Gebiet  von  Methjmna 
gewiss  20  Qnadratmeilen  hatte,  könne  das  nicht  der  gesammte  Grund 
and  Boden  der  Insel  sein.  M.  Str.  belegt  alle  geographischen  An- 
gaben mit  Citaten  aus  Plehn  ,,liber  Lesbiacorum",  Conze,  nBeise  in 
Le8bo6(<  n.  a.  Zu  demselben  Resultate  gelangt  er  duich  Berechnung 
des  Gapitalwertes  des  vertheilten  Landes.  Da  die  Lesbier  2  Minen  für 
das  Los,  also,  die  300  den  GOttern  geweihten  Lose  eingerechnet, 
6000  Minen  Pachtzins  zahlten  und  der  Pachtzins  von  Buchsenschütz 
S.  94  (übrigens  auch  Boeckh  I,  S.  156)  nach  einer  Stelle  des  Isaeos 
(11,  42)  auf  acht  vom  Hundert  berechnet  wird,  ergeben  die  6000 
Minen  oder  100  Talente  jährlichen  Pachtzinses  einen  Capitalwerth 
von  1250  Talenten  (224).  Die  Abgeschmacktheit  dieses  Besultates 
werde  erst  recht  anschaulich,  wenn  mau  bedenke,  dass  Boeckh  (I, 
162)  den  Capital  wert  des  attischen  Bodens  mit  Ausschluss  der  Berg- 
werke auf  20000  Talente  schätzt  und  dass  Lesbos  mehr  als  halb 
so  groß  war,  wie  Attika.  — 

Gegen  diese  Berechnung  lässt  sich  zunächst  einwenden,  dass 
die  Annahme,  die  Kleruchen  seien  sich  nicht  besser  gestanden,  als 
ein  leidlich  wohlhabender  attischer  Bauer,  nicht  ohne  weiters  zuge- 
geben werden  kann.  Wer  auswandert,  will  seine  Lage  verbessern, 
und  confiscierten  Boden  pflegt  man  nicht  gerade  knapp  zuzumessen. 
Weiter  ist  zu  bedenken,  dass  sich  die  Losbier  zur  Zahlung  von  zwei 
Minen  selbst  bereit  erklärten  (ia^af^€vot)f  woraus  gewiss  folgt,  dass 
das  kein  hoher  Pachtzins  war.  Zieht  man  ferner  in  Betracht,  wie 
unsicher  alle  derartigen  ziffermäßigen  Berechnungen  für  antike  Ver- 
hältnisse sind,  so  verliert  die  Berechnung  M.  Str.  gar  sehr  an  Be- 
weiskraft. Er  selbst  ist  jedoch  von  der  Bichtigkeit  derselben  so  fest 
überzeugt,  dass  er  annimmt,  die  3000  Lose  seien  aus  dem  confis- 
cierten Grundbesitz  der  verurtheilten  Hauptschuldigen  gebildet  wor- 
den. Die  Fälschung  gehe  also  viel  weiter  und  nach  den  Worten: 
„So  nahe  kam  Mytilene  an  dem  Verderben  vorbei^  hätte  nach  M. 
Str.  Thuk.  etwa  geschrieben:  „Die  Männer  aber,  welche  Paches  als 
an  dem  Abfall  und  an  dem  Bündnis  mit  den  Lakedämoniern  haupt- 
sächlich schuldig  nach  Athen  geschickt  hatte,  stellten  die  Athener 
dem  Antrag  des  Diodotos  gemäß  vor  Gericht  und  verurtheilten  die 
überführten  Hauptschuldigen  [vielleicht  zum  Tode,  vielleicht  zur 
Verbannung,  gewiss  aber]  zur  Confiscation  ihres  Grundbesitzes ;  es 
waren  ihrer  aber  so  und  so  viel  [vielleicht  30 — 40];  die  nicht  der 
Urheberschaft  des  Abfalles  Überwiesenen  ließen  sie  frei  und  im  Be- 
sitz ihres  Grundvermögens.  Auch  rissen  sie  die  Festungswerke  der 
Mjtilenäer  nieder  und  nahmen  die  Schiffe  an  sich.  Später  aber  leg- 
ten sie  den  Lesbiern  zwar  keinen  Tribut  auf  [Lesbos  hatte  auch 
früher  keinen  Tribut  gezahlt]  wohl  aber  andere  Abgaben,  außer  den 
Meihymnäern.  Den  confiscierten  Grundbesitz  aber  der  Verurtheilten 


844  H.Miaier8trübing,Thjikjd\de\iteheFonch.,Mg,y.I)r^  W.JeruMlem, 

theilten  sie  in  3000  Lose  usw.*'.  Dass  nicht  alle  Ternrtheilt  wnrden, 
schließt  M.  Str.  einmal  darans,  weil  er  in  dem  Vater  dessen,  fflr  den 
Antiphon  die  Bede  nsgi  tov  TIqwöov  (povov  geschrieben  hat,  einen 
der  Freigesprochenen  zu  erkennen  glanbt.  Der  Angeklagte  erz&hlt 
nämlich,  dass  sein  Vater  nur  gezwungen  an  dem  Abfalle  der  Mytii- 
lenäer  theilgenommen  und  sagt  dann :  ind  de  viaHq  Tovg  ahlacg 
ixoXdaoTBf  iv  olg  ova  iwalvero  äv  6  i^og  TtarijQ.  M«  Str. 
meint  nun,  der  Ausdruck  eqxxiveto  lasse  auf  eine  Torangegangene 
Untersuchung  schließen:  „es  stellte  sich  heraus**  (S.  233).  Ebenso 
wahrscheinlich  ist  es  jedoch,  dass  unser  Mann  sich  bei  der  Einnahme 
der  Stadt  nicht  auf  einen  Altar  setzte,  was  doch,  wie  M.  Str.  ganz 
richtig  sagt,  das  einzige  Indiz  war,  das  Faches  für  die  Schuldigen 
haben  konnte  (S.  229).  Der  Sohn  kann  dann  leicht  sagen,  sein  Va- 
ter sei  offenbar  nicht  unter  den  Schuldigen  gewesen,  da  ihn  Fache? 
nicht  nach  Athen  geschickt  hatte.  Einen  zweiten  Beweis  sieht  M.  Str. 
darin,  dass  Thuk.  IV,  53  und  75  von  oi  qn/yaöeg  MvriXrp^auav 
spricht,  was  eine  frühere  Erwähnung  voraussetzt.  Doch  lässt  es  sich 
auch  leicht  denken,  dass  Faches  nicht  alle  Schuldigen  nach  Athen 
geschickt  hat.  Die  ihm  entgangenen  fürchteten  gewiss  die  Bache 
ihrer  Mitbürger  und  wanderten  ans. 

Dass  die  Athener  den  Lesbiern  andere  Abgaben  auferlegten, 
schließt  M.  Str.  gleichfalls  aus  der  Bede  Antiphons.  Der  Angeklagte 
sagt  nämlich  (gleich  nach  den  oben  citierten  Worten),  sein  Vater 
habe  sich  seit  dem  Abfalle  nichts  zu  Schulden  kommen  lassen,  habe 
sich  bei  keiner  Liturgie,  die  in  Mytilene  oder  in  Athen  zu  leisten 
war,  fem  gehalten,  leiste  Choregien  und  zahle  Steuern  {ovo*  tjg 
rivog  IciTOvgyiag^  rj  noXig  ivdei^g  yeyivrjrav  ovre  i;  v^ereoa  ovre 
ij  MvtiXrpfaiiov,  aXka  xai  XOQrjfylagxoQrjfyü  nai  zelrj  xaTorid'rjaiv). 
Damit  meint  jedoch  der  Angeklagte  nur,  dass  sein  Vater  sich  an  den 
Leistungen  betheiligte,  zu  denen  die  Mytilenäer  als  Bundesgenossen 
der  Athener  verpflichtet  waren,  etwa  an  der  Ausrüstung  einer  Triere, 
die  die  Lesbier  den  Athenern  schickten,  wie  z.  B.  im  Frühjahr  416, 
wo  die  Lesbier  zur  Expedition  nach  Argos  zwei  Schiffe  stellten  (V, 
84).  Das  sind  aber  keine  Abgaben.  M.  Str.  ist  indes  zu  der  An- 
nahme, die  Athener  hätten  den  Lesbiern  Abgaben  auferlegt,  geradezu 
gezwungen.  Zu  seiner  Ansicht,  die  3000  Lose  seien  aus  dem  Grund- 
besitz der  verurtbeilten  Hauptschuldigen  gebildet  worden,  wollen 
nämlich  die  Worte  tpogov  jtiev  ov%  BTa%av  uieaßioig  nicht  passen. 
Streichen  aber  kann  man  dieselben  nicht,  weil  ihre  Bichtigkeit  durch 
das  Fehlen  der  Mytilenäer  auf  den  Tributlisten  bestätigt  wird.  Es 
muss  also  ein  Gegensatz  zu  q>6qov  /liv  ovyi  era^av  gefunden  werden. 
Tribut  legten  sie  ihnen  nicht  auf,  also  —  andere  Abgaben.  Dies 
kann  aber  mit  ein  wenig  gutem  Willen  in  die  Stelle  bei  Antiphon 
hineininterpretiert  werden.  Da  darf  man  also  nicht  viel  frageOi  ob 
auch  eine  andere  Auffassung  möglich  ist.  Das  ist  eben  das  beste 
Kennzeichen  für  eine  unwahrscheinliche  Hypothese,  dass  sie  ge- 
wöhnlich mehrere  andere  noch  unwahrscheinlichere  nach  sich  zieht 


iMüUerStmbing.Thnkjdlddsthe Forsch., Mg.  v. Dr.  W,  Jertaalem  StS 


dar  V^ert  uoch  weiter  über  die  mytilenäische  Angelegen- 

wobei  er  auch  die  iDtere§8ante  loscbrift  C.  J.  A,  IV,  n. 

9S  heranzieht,  ist  nicht  yon  Bedeutung.  So  kennen  wir  denn  OBKer 

■llhoil  über  M.  Str.  Unters  ach  ungen  dahin  zusammenfassen,  dass 

ßein  Versprechen  gehalten  and  die  Athener  wirklich  von  dem  Vor- 

wurfe  einer  MaHseohinrichtuQg  befreit  hat.  Auch  die  ÄndemDg  toq 

A  iü  -/i  ist  höchst  wahrscheinlich     Daför  wird  die  Wissenschaft 

dem  Verf.  immer  dankbar  sein  müssen.  In  den  wetteren  Ansführungen 

aber  bat  er  eich  einer  einmal  gebildeten  Ansicht  zu  Liebe  za  sehr 

gewagten  keineswegs  genOgend  begründeten  Annahmen  fortreissen 

la^Ji^en  und  sich  dabei  viel  zn  weit  von  der  Überlieferung  and  von 

einer  gesunden  Kritik  entfernt.  Was  wir  bei  Thuk,  lesen,  ist  nach 

Voroabme  der  genannten  palaeographisch  kaum  nennenswerten  Än- 

ißpmg  vollkommen  verständlich,    stinmit  mit  den  anderen  Nach- 

E Bebten  vuUkommen  überein  and  erhält,  wie  Bef.  an  einem  anderen 
Drt«  zu  zeigen  gedenkt,  durch  die  erwähnte  Inschrift  erst  die  volle 
Beitt&Ugung  und  Ergänzung.  Die  Existenz  tendenziöser  Fälschungen 
itft  also  durchaus  nicht  erwiesen,  was  die  Kritik  dem  Verf.  gegen- 
Iber  betonen  miws,  da  jede  auf  diese  Annahme  aufgebaute  Hypo- 
tliese  der  soliden  Grundlage  entbehrt. 

Mitten  in  der  Untersncbang  Ober  die  Mytilenäer  wird  episo- 
disch dtiB  ächicksal  der  in  Thjrea  gefangenen  Aegineten  besprochen 
(S.  205  — 218J.  M.  Str.  will  nämlich  in  dem  Berichte  daröber  (Thnk. 
IV,  64)  ein  Beispiel  dafQr  erblicken ,  dass  Thuk.  dnrch  sein  Schwei- 
^^»n  zu  unwahren  Annahmen  verleite.  Die  Athener  hatten  nämlich 
^^■t  Sommer  424  Thyrea,  welches  den  vertriebenen  Aegineten  von 
^H||Q  Spartanern  ah  Zufluchtsstätte  eingeräumt  worden  war,  einge- 
^B^mmen  und  niedergobranut,  die  Aegineten,  die  nicht  im  Kampfe 
gefttllen  waren,  nebst  ihrem  spartanischen  Anfßhrer  Tantalos  nach 
Athen  gebracht,  wo  sie  den  Beschluss  f&ssten,  dieselben  sämmtlich 
zu  t6dien.  Ob  aber  der  Besehlnss  aasgefCihrt  wurde,  erfahren  wir 
nicht  Der  Verfasser  meint  nun,  die  Erzählung  mache  zunächst  den 
Eindruck,  als  seien  die  Aegineten  wirklich  getödtet  worden.  Wenn 
aber,  wie  er  selbst  anführt,  Diodor  und  Plutarch  fiber  das  Schick- 
aal  derselben  im  Zweifel  sind,  indem  beide  nur  berichten,  die  Aegi- 
neun  i^eien  lebend  nach  Atben  gebracht  wurden  (Diod.  XII,  65, 
?lot,  Nik.  6),  Äo  beweist  dies,  dass  dieser  Eindruck  keineswegs  bei 
}ed*m  hervorgerufen  wird.  Um  nun  zu  beweisen,  die  Aegineten  seien 
nicht  getödtet  word*»n»  beruft  sich  M,  Str,  an  f  Aristoteles  rhet.  II,  22, 
wo  es  h(^ißt.  man  mache  den  Athenern  unter  anderem  den  Vorwarf, 
*i:  ■        '  (hoav    Aiytyfffag    xcri  IlnteÖatatag.    Da   indessen 

^  auf  die  Potidäer  nicht  pa^^^t,  da  dieselben  nach 
iliuk.  il,  lU  iroien  Abzug  erhi*»lten,  will  M.  Str.  xal  dviatr^cav 
flnii(\nttttag  lesen,  und  dann  erst  aus  der  Stelle  folgern,  dass  die 
zti  Sklaven  verkauft,  also  nicht  getOdtet  wurden.  Da  sich 
H  jw<  u  juer  der  ganze  Beweis  auf  eine  zum  mindesten  unsichere 
<  onjectnr  stQtzt,  wird  daniuf  nicht  viel  za  geben  sein.  Dann 
beruft  4jr  stich  anf  die  von  Cic.    de   off.    III,    11    und    Val.  Max. 


346  H-ilfu^l^iSItrö&ifi^^Thakydideische  Forsch^  Ang.y.Z>r.  W.Jerusalem. 

IX,  2f  8  erzählte  Anekdote,  die  Athener  hätten  den  Aegineten 
den  Daamen  der  rechten  Hand  abgeschnitten.  Er  stimmt  zwar  mit 
Ö.  Müller  (Aeginet.  lib.  pap.  80)  darin  flberein,  dass  die 
Anekdote  erfanden  ist,  meint  aber,  der  Erfinder  könnte  sich 
die  Geschichte,  die  auf  keine  andere  Zeit  passt,  als  nach  der 
Einnahme  von  Thyrea,  nur  dann  ersonnen  haben,  wenn  er  wnsste, 
dass  die  Aegineten  nicht  getödtet  wurden.  Da  geht  das  Combinieren 
denn  doch  zu  weit.  Auszuklügeln,  was  ein  antiker  Anekdotenerfinder 
im  Stande  oder  nicht  im  Stande  war,  wird  auch  Herrn  M.  Str.  nicht 
gelingen.  Viel  einfacher  ist  es  ja,  die  Sache  zu  nehmen,  wie  sie 
liegt.  Thuk.  sagt  nicht,  ob  der  Beschluss  ausgeführt  wurde,  Diodor 
und  Plutarch  wissen  es  auch  nicht,  daher  bleibt  nichts  übrig,  als 
die  Sache  unentschieden  zu  lassen.  Nur  ein  flüchtiger  Leser  wird 
glauben,  der  Beschluss  sei  ausgeführt;  ein  aufmerksamer  —  und  auf 
solche  rechnet  Thukydides  —  wird  das  Fehlen  der  Nachricht  da- 
rüber sofort  bemerken.  Das  Schweigen  des  Thukydides  läßt  sich 
übrigens  vielleicht  dadurch  erklären,  dass  in  dasselbe  Jahr  424  seine 
Strategie  in  Amphipolis  fallt.  Er  mag  noch  in  Athen  von  dem  Be- 
schlüsse über  die  Aegineten  Kenntnis  erhalten  haben  und  dann  nach 
Thrakien  abgegangen  sein.  Die  dortigen  Vorgänge,  die  ihm  per- 
sönlich so  nahe  giengen,  können  seine  (xeistesthätigkeit  so  sehr  in 
Anspruch  genommen  haben,  dass  er  einfach  vergessen  hat,  sich  zo 
erkundigen,  was  mit  den  Aegineten  geschehen  sei.  Bei  der  Bedaction 
des  Werkes  konnte  er  vielleicht  nichts  authentisches  mehr  erfahren, 
oder  die  Sache  schien  ihm  nicht  wichtig  genug,  um  darüber  zeitrau- 
bende Nachforschungen  anzustellen.  — 

Aus  dem  früheren  Theile  des  Buches  sind  zunächst  die  Be- 
merkungen zu  der  Expedition  des  Alkidas  hervorzuheben  (S.  101 — 
137).  Ganz  richtig  scheint  mir  lU,  26  in  den  Worten  ontog  ci 
'Adr/vaioi  afxq)OT£Q€i)d'€v  d'OQvßovfievoi  rjaaov  Tdig  vavalv  ig  vijv 
MvTiXrjvrpf  xazanXeoiaatg  iTtLßorjdrjaovaiv  ein  Glossem  erkannt 
zu  sein.  Diese  Worte  sollen  nämlich  den  Zweck  des  Einfalles  der 
Lakedämonier  in  Attika  angeben.  Mit  Hecht  betont  jedoch  M.  Str., 
dass  dieser  jährlich  wiederholte  Einfall  einer  Begründung  nicht  be- 
darf und  dass  die  Lakedämonier  nach  ihren  bisherigen  Erfahrungen 
nicht  glauben  konnten,  die  Athener  dadurch  von  der  Expedition 
^egen  Mytilene  abzuhalten.  Dazu  kommen  sprachliche  Bedenken 
afÄqxyueQiod-ev  d-OQvßov/ievoi  und  inißorjdiijaovaiv,  das  hier  eine 
so  ungewöhnliche  Bedeutung  hätte,  dass  der  Scholiast  dieselbe  ge- 
wiss erklärt  hätte.  Nicht  übereinstimmen  kann  Bef.  jedoch  mit  den 
Änderungen,  die  M.  Str.  in  c.  39  vornehmen  will,  wo  er  axohüoL  in 
onovddioiy  Ji^hf  in  Mrjlip  ändern  will.  Bef.  gedenkt  diese  Stelle 
anderswo  ausführlicher  zu  besprechen.  —  Auch  die  Bedenken,  die 
M.  Str.  dagegen  äußert,  dass  Alkidas  in  Ephesos  vor  Anker  gehen 
konnte,  wie  c.  32,  1  und  33,  1  überliefert  ist,  sind  für  den  Bef.  nicht 
so  überzeugend,  dass  er  den  Vorschlag M.  Str.,  fili^'Eq>eaov  Koigrfiw 
zu  lesen  far  nothwendig  hielte. 


H.  MMer  Strübing,  Thukydideische  Forsch.,  ang.  r.  Dr.  W.  JmuaUm.  84T 

Die  ersten  99  Seiten  dee  Bnches  besprechen  einzelne  Stellen 
des  Thuk.,  aas  denen  ich  folgendes  hervorhebe. 

S.  6—10  wird  Badhams  sehr  glücklicher  Vorschlag  (VI,  91), 
ifyaazriQlwv  für  dixaaTrjQUov  zu  lesen,  näher  begründet. 

Minder  glücklich  bekämpft  M.  Str.  S.  14 — 19  die  auch  dem 
Bef.  schlagend  ei-scheinende  Emendation  Willamowitz*  zu  Vin,  67, 
a^i^fiiov  dftBiv;  sein  eigener  Vorschlag  ayrod-ev  dvTeaq>iQ€LV  hat 
wenig  für  sich. 

S.  86—40  wird  die  schwierige  Stelle  V,  36  j^aXiOTa  di  oX 
jtcnudaipiovtoi^  ig  a  i/ie/dvi^Of  ivTovvifi  Ttp  xaiQ^p  i^enlopjoav, 
dia  ß^axelag  ya^  fieiXi^aeiDg  ij  naQaaxevrj  axrcolg  fyiyvero  durch 
•ine  sehr  glückliche  Umstellung  geheilt.  Das  Erschrecken  der  La- 
kedftmonier,  welches  die  Ausleger  sich  nicht  zu  erklären  vermögen, 
sei  ganz  begreiflich,  da  sie  die  Argiver  schon  vom  Hügel  herab- 
gestiegen und  schon  in  Schlachtordnung  aufgestellt  finden, 
wUirend  sie  erwarteten,  dieselben  während  des  Herabsteigens 
uid  Aufstellenszu  überraschen.  Unmöglich  aber  könne  dieser 
Schrecken  durch  den  Satz  dia  ßQaxeiag  yaq  fieXXr^aewg  x.  r.  X,  be- 
grflndet  werden.  Diese  Schwierigkeit  wird  aber  behoben,  wenn  ge- 
losen wird :  /Actkiaza  di  oi  ^aueöaiitiovioi  i^enXayeaav  xai  €v- 
&vg  fxeva  anovdrjg  —  dia  ßqaxBiag  yaq  ^eXkrjO^iog  t}  naQaaxevr) 
avrdlg  iyiyvcro  —  xad^iavayro  ig  xoa/dov.  Die  Parenthese  mit  yciQ 
begründet  dann  den  Ausdruck  fueta  anovdrjg^  wodurch  dann  auch 
nach  meinem  Gefühl  ^die  Schnelligkeit,  die  Präcision  des  ganzen 
Vorganges  auch  sprachlich  sehr  schön  veranschaulicht  ist*'. 

S.  42—57  beschäftigt  sich  M.  Str.  mit  der  Frage  der  Ab- 
tassang  des  Thukydideischen  Geschichtswerkes.  Er  bekämpft  Glas- 
sens  Ansicht  und  bringt  ein  bis  jetzt  nicht  berücksichtigtes  Moment 
beL  Thuk.  erzählt  III,  104  bei  Gelegenheit  der  Reinigung  von  Do- 
los, um  die  geringe  Entfernung  zwischen  Delos  und  Rhenea  an- 
schaulich zu  machen,  Polykrates  habe  beide  Inseln  mit  Ketten  ver- 
banden. Nun  hatte  aber  Nikias  bei  Gelegenheit  einer  Theorie,  die 
M.  Str.  sehr  wahrscheinlich  in  das  Jahr  421  setzt,  etwas  veran- 
staltet, was  die  Geringfügigkeit  der  Entfernung  mit  weit  schlagen- 
derer Anschaulichkeit  beweise.  Er  hatte  nämlich  die  beiden  Inseln 
in  einer  Nacht  durch  eine  Brücke  verbunden.  Hätte  nun  Thuk.  da- 
von beim  Niederschreiben  von  III,  104  gewusst,  würde  er  wahr- 
scheinlich dieses  Factum  gewählt  haben,  um  die  Nähe  zu  veran- 
schaulichen, daher  sei  III,  104  vor  421  geschrieben.  M.  Str.  ge- 
steht übrigens  selbst,  dass  dieses  Argument  an  und  für  sich  keine 
beweisende  Kraft  habe  (S.  50).  Weiter  bemerkt  er,  der  Umstand, 
dass  Thuk.  V,  20  sein  chronologisches  Verfahren  (die  Zählung  nach 
Sommern  und  Wintern),  das  er  schon  II,  1  angegeben,  noch  einmal 
mittheile,  sei  nur  dadurch  erklärlich^  dass  man  diese  Abweichung 
vom  gewöhnlichen  Wege  tadelte,  wogegen  sich  Thuk.  vortheidigt. 
Ähnlich  verhalte  es  sich  mit  dem  doppelten  Bericht  über  die  Pisi- 
stratiden. 

Sehr  glücklich  finde  ich  die  Vermuthung  V,  82  ^vvtjdeaay  di 


348  H.  Müller Strubimg,  Thakydideische  Forsch.,  ang.  y.  Dr.  W.Jeru9aUm. 

TOP  %u%ia^v  xai  twv  iv  naXoTtowrjatfi  tivig  jtokBütP  für  das 
unverständliche  ^vvrjdaaav  zu  lesen  ^vvetikeaav  ö'  ig  roy  tU" 
XiOfiov  „sie  steuerten  zu  dem  Baue  Geld  bei^  (S.  63). 

Diese  ganze  Stelle  soll  nach  M.  Str.  wieder  ein  Beweis  dafür 
sein,  dass  Thuk.  oft  absichtlich  wichtige  Dinge  verschweige.  0.  83 
heißt  es  nämlich:  %ov  d'  ercLyiyvofihov  xu(xwvog  ^OKedcufnovioi, 
cig  ffl^ovro  TUXi^ovriov,  iaxqaxevaav.  Demnach  hätten  die  La- 
kedämon ier  erst  im  Winter  von  dem  Mauerbau  in  Arges,  an  dem 
bereits  im  Sommer  gearbeitet  wurde,  erfahren.  Dies  sei  nicht  mög- 
lich. Das  ist  wohl  richtig;  auch  das,  was  Thuk.  der  Vollständigkeit 
halber  hätte  erzählen  können  und  meinetwegen  erzählen  solleui  hat 
M.  Str.  ganz  richtig  angegeben.  Wenn  aber  ein  Schriftsteller  über 
eine  Sache  kürzer  berichtet,  als  über  die  andere,  ohne  Angabe  aller 
Nebenumstäade,  dann  darf  man  ihn  deswegen  noch  nicht  einer  snp- 
pressio  veri  beschuldigen.  Auch  das  Moment,  dass  die  Darstellung* 
politischer  Parteikämpfe  die  Einheit  des  Kunstwerkes  stören  würde 
(S.  66),  darf  nach  dem  jetzigen  Stande  der  Forschung  noch  nicht 
als  maßgebend  beti*achtet  werd49n.  Auch  die  Annahme,  nach  der 
Schlacht  bei  Mantineia  hätte  Thuk«  das  Interesse  an  den  Ereignissen 
verloren,  wird  wenig  wahrscheinlich,  wenn  man  sich  an  das  fast  zu 
ausführlich  wiedergegebene  Gespräch  zwischen  den  Athenern  und 
Meliem  erinnert. 

S.  73 — 76  stellt  M.Str.  die  schon  vonA.  Ludwig  (Fl eckeisen s 
Jahrbücher  1867,  S.  152)  ausgesprochene  Behauptung  auf,  Thuk. 
habe  sein  Werk  vollendet,  da  er  V,  26  sagt:  yiyQaipe  di  yuxi  vavra 
6  avTog  @ovxvdidrjg.  Der  verlorene  Rest,  meint  M.  Str.,  sei  ihm 
entrissen  worden,  ja  man  habe  ihn  ermordet,  um  es  ihm  zuentreissen, 
indem  die  Helfershelfer  der  30  ein  großes  Interesse  daran  haben 
mussten,  eine  Darstellung  der  letzten  Jahre  des  Krieges  zu  ver- 
hindern (S.  75). 

Da  der  Verf.  selbst  eine  weitere  und  tiefere  Begründung  seiner 
Hypothese  vei-spricht,  wäre  es  verfrüht,  darauf  einzugehen,  denn 
ohne  eine  solche  Begründung  muss  sie  als  höchst  unwahrscheinlich 
bezeichnet  werden.  Dies  will  ich  jedoch  bemerken,  dass  yeyQaq>B 
recht  wohl  heißen  kann  „hat  aufgezeichnet^^  also  vom  Sammeln  des 
Materials  gelten  kann,  besonders,  da  das  zum  Schlüsse  des  Oap. 
stehende  i^rjytjOo^ai  im  Gegensatze  dazu  zu  bedeuten  scheint:  ich 
werde  erzählen,  darstellen. 

S.  76  —  80  behandelt  die  chronologische  Angabe  V,  26,  3,  die 
Ref.  in  den  „Wiener  Studien"  III.  Band  1,  Heft  287—290  ins 
Klare  gebracht  zu  haben  glaubt. 

Der  Anhang  (S.  243—275)  enthält  Excurse,  die  theils  pole- 
mischer Natur  sind,  theils  einzelne  Punkte  der  Untersuchung  weiter 
ausführen,  auf  die  jedoch  einzugehen  Ref.  keinen  Anlass  findet.  — 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  sauber,  der  Druck  lässt  an 
Correctheit  viel  zu  wünschen  übrig. 

Nikolsburg.  Dr.  Wilhelm  Jerusalem. 


,  OiUbamer,  Q,  HorAtii  FIrcci  cuminii  selecta,  ang.  t.  J.  M,  Sttmasser,  S4!l 

Q.  Horatii  Fl&cci  carrnina  selecta.  Poat  C.  L  Gryaarii  curara  denno  (?) 
receniittit  M.  tiitlbiku^r»  7indobonae  1881.  Sumptibos  et  tjpis 
Ctroli  Qdiold  miL  iXSlUII  und  179  2)S.  6\) 

Das  vorliegende  Buch  soll  in  einer  zeitgemäßen  Bedaction  die 
iregeD  Incorrectbeit  unbnmchbar  gewordene  Ausgabe  erJesener  Dich* 
tungeii  de&  Haraz  rortret^n,  welche  seinerz.eit  Grysar  besorgte,  und 
ia  der  That^  wenu  Eian  es  oiit  seinem  unmittelbaren  Vorg&nger 
(ed.  IV)  vergteicbt,  so  wird  mao  mit  VergnQgen  constatieren  dürfen, 
das»  eg  in  &o  mancher  Hinsicht  einen  erfreulichen  nnd  bemerkens- 
werten Fortschritt  zum  bessei-en  zeigt:  aber  offen  mösseo  wir  gleich 
an  der  Schwelle  unserer  Besprechung  erklären,  dass  sich  auch  gar 
mancherlei  Bedenken  nicht  unterdrücken  lassen,  nnd  dass  das  Ürtheil 
im  ganzen  gothoilt  i^enug  ausfallen  dürfte.  Wir  wollen  gerne  zu- 
g^aftehen ,  dass  es  kaum  ein  spinöseres  nnd  dabei  unilank bareres 
Geschäft  geben  kann«  als  einen  Classiker  —  und  gar  einen  Horaz  — 
den  Bedürfnissen  der  Schule  zu  accommodieren,  zninal  für  einen  Ge- 
lehrten, der  nicht  zugleich  als  praktischer  Schulmann  im  Lehramte 
an  der  Mittelschule  thätig  ist.  Da  aber  das  Buch  nach  den  ausdrück- 
licbeD  W(/rten  des  Verf.s  (S.  IIIL)  der  studierenden  Jugend  zu- 
gedacht ist.  muss  es  uns  erlaubt  sein  von  dem  Standpunkte  ans,  der 
für  ein  Schulbuch  der  einzig  richtige  ist ,  vom  Stand pnnkte  der 
8chole  an  die  Beantwortung  der  Frage  zn  gehen,  wie  weit  das  Buch 
den  Bedürfnissen  entspreche,  wie  weit  die  Änderungen  berechtigt 
tMieUf  die  Hr.  G,  in  so  reichem  MaÜe  an  dem  alten  Bekannten 
unserer  Gymnasiasten  jähre  vorgenommen  hat. 

Was  zunächst  die  Ansah!  der  vorgelegten  Gedichte  betrifft,  so 
tet  die  Sammlung  etwas  reichhaltiger  geworden.  Sieben  neue  Stücke 
(c.  IlL  18:  28;  s.  I.  3;  5;  11.  1 ;  ep.  L  9;  13)  sind  an  den  be- 
trelfen<fen  Stellen  eingefügt  worden.  Zwar  hat  gegen  die  Mehrzahl 
diesor  Uedjchte  ein  so  besonnener  Schulmann  wie  Prof.  J,  Steiner 
(Über  Ziel.  Auswahl  und  Einrichtung  der  Horazlektüre.  Wien, 
UiMder.  1881)  sich  nicht  ohne  Grand  ausgesprochen;  aber  da  in  den 
SiihkHu  sfdbst  uichts  ist,  was  vom  pädagogischen  Standpunkte 
dinget  lUr  ihre  Ausschließung  spräche,  so  mj^gen  sie  immerhin  ihren 
Platz  behaupten,  da  ein  Buch,  welches  die  erste  Bekanntschaft  mit 
dem  Uitliter  vermittelt,  nicht  reich  genng  gedacht  werden  kann. 

Die  vorgelegten  Gedichte  sind,  wie  sich  mit  Freuden  bemerken 
liset,  in  einem  gut  lesbaren  Texte  gegeben.  Während  Gr.  sich  etwas 
etneeitig  an  die  Überlieferungen  des  cod.  Bl.  vet.  hielt,  gieng  G, 
offenbar  von  dein  richtigen  Gesichtspunkte  aus,  für  die  Schule  sei 
ein  leicht  verständlicher  Text  das  erste  Erfordernis.  Einen  solchen 
suchte  er  durch  eklektische  Kritik  zu  gewinnen,  wobei  wir  freilich 
etwas  mehr  Cottscrvativismos  gewünscht  hätten.  An  einer  ganzen 
von  Stellen  werden  handschriftliche  Lesarten  (namentlich  von 
zweiten  Hanges)  aufgenommen,  zumal  wenn  sie  durch  Por- 
\  BeBt&tigung  zu  finden  scheinen.  Daran  reihen  sich  anerkannte 
idumgen  von  BenUey,  M.  Haupt,  T.  Faber.  N.  Ueinsiue  n.  a., 
ohne  durch  cursive  Schrift  kenntlich  gemacht  zu  werden  einfvßb. 


850  M.  Giilbauer,  Q.  Horatii  Flacci  carmina  selecta,  ang.  v.  /.  Af .  Stowasser, 

in  den  Text  treten .  So  zeigt  also  die  neue  Ausgabe  —  abgesehes 
Yon  orthographischen  Discrepanzen  an  120  Stellen  Abweichungen, 
die  zum  größeren  Theile  nicht  unbegründet  sind.  Insoweit  lässt  sich 
nun  keinerlei  Bedenken  erheben,  dagegen  aber  wird  man  sich  aus- 
sprechen dürfen,  daas  Hr.  G.  keinen  Anstand  nahm,  beliebige  ^m- 
venta^  in  eine  Schulausgabe  einzuführen.  Nach  des  Bef.  Ansicht 
hätten  einfach  die  Stellen  der  Erörterung  in  der  Schule  überlassen 
werden  sollen,  statt  dass  ohne  ein  Wort  der  Begründung  Ver*- 
muthungen  hingestellt  werden,  welche  der  Lehrer  den  Schülern 
gegenüber  —  um  des  Buches  willen  —  halten  und  erklären  soll, 
wenn  er  auch  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  aus  sich  gegen 
dieselben  wenden  wollte,  ja  bisweilen  müsste.  So  lesen  wir  c.  l,  2. 
11  6u5  erecto  p.  n.  ae.  d.,  eine  Yermuthung,  deren  Unhaltbarkeit 
auf  der  Hand  liegt ,  da  erectum  aequor  eine  contradictio  in  adiecto 
enthält  und  natare  sub  ebenso  naturhistorisch  unmöglich  als  — 
meines  Wissens  —  unbeleglich  ist.  Ebensowenig  befriedigt  die 
Schreibung  quod  sie  valuere  panto  (c.  I.  12,  31)^  wo  das  Perfectam 
dem  geforderten  Gedanken  entschieden  widerspricht.  —  Ob  c.  IT. 
20,  13  die  Lesart  laetior  auf  Herrn  G.  zurückgeht,  konnte 
ich  dermalen  nicht  eruieren,  dagegen  möchte  ich  der  —  an  sich 
möglichen  —  Stellung  des  Fragezeichens  hinter  insania  audire 
c.  III,  4.  6.  kaum  beistimmen,  s.  II.  6,  64  ist  mir  die  Intention 
des  unda  fabis  gegen  das  satis  der  Vulgata,  wie  s.  I.  3,  63  latenH^ 
unverständlich  und  wenn  auch  das  ocius  (c.  III.  5,  37),  welches 
gleichfalls  dem  Herausg.  anzugehören  scheint,  nicht  übel  ist,  so 
hätte  diese  Lesart  doch  nach  des  Kef.  Meinung  zuerst  dem  urtheils- 
fähigen  philologischen  Publicum  nahe  gebracht  werden  müssen,  ehe 
sie  in  eine  Schulausgabe  aufgenommen  werden  durfte. 

Die  sonstigen  Änderungen  sind  äußerlich  —  nichtsdestoweniger 
aber  sehr  weitreichend.  Die  Druckfehler  der  älteren  Ausgaben  sind 
zum  größten  Theile  beseitigt*).  Vor  allem  föllt  das  Buch  dadurch 
auf,  dass  weitverbreitetem  Gebrauche  der  Gelehrten  weit  gemäß 
durchaus  kleine  Buchstaben  ^  —  selbst  für  den  Satzanfang  —  in 
Verwendung  kommen.  So  sehr  dies  seine  sachliche  Bichtigkeit  hat, 
muss  Bef.  doch  bemerken,  dass  es  für  den  Gebrauch  der  Schule 
vorderhand  wünschenswert  erscheint,  an  dem  überkommenen  Kanon 
nicht  zu  rütteln ;  denn  die  großen  Lettern  erleichtern  dem  Schüler 
die  Übersicht  umsomehr,  da  er  sie  von  sonstigen  Büchern  durchaus 
gewöhnt  ist.  Darum  kann  auch  Bef.  dem  Vorgange  des  Herausg. 
nicht  beistimmen ,  dass  in  den  hexametrischen  Dichtungen  nirgends 
eingezogene  Verszeilen  gebraucht  wurden,  die  für  den  Lehrer  ebenso 


')  Sinnstöreude  Druckfehler  im  Texte  der  Gedichte:  c.  I.  12  ma- 
iernar  apidos;  c.  II.  12  nova  (lies  novo)  s.  I.  3,  138  ex  (fex);  s.  II, 
6,  39  experior  (. .  .ar);  c.  HL  28  celeres  (. . .«);  s.  1. 1,  "So  strui  (struü) 

*)  Schlecht  stimmt  dazu,  dass  personiflcierte  Abstracta  und  ähnliche 
Wörter  ffroß  gedruckt  werden ,  wobei  freilich  einige  Inconsequens  mit 
unterläuft,  z.  B.  pede  poena  daudo,  oder  cuipam  poena  premit  comes 
u.  a,  m. 


.  Giiibau€r,Q. Horiitii Flacci  cftraiinasekcta^au^.  t,  J.  M.  Stotcu^aer.  S5i 

Hh wendig  «^ind  wie  fnr  den  SchGler.  Jenem  erleichtern  sie  eine 
ireckmäßige  und  yernünttige  Bestimmnng:  der  Lection,  diesem  geben 
für  die  Disposition  des  Ganzen  einen  ungern  tn  vermi^sonden 
tngers&eig. 

I In  Bezug  aof  Orthographie  hat  sich  6.  durchaus  dem  neueren 

^■pbrauche  angeschlossen  (bis  auf  exsi  , ,  ,  und  fir^p,..)  und 
^Hie  antiquierten  Schreibungen  seiner  Vorlage  mit  ziemlicher  Con- 
^Hequenz  beseitigt^).  Nur  in  Einern  Punkte  möchte  Ref.  sich  Bedenken 
^Kdanben.  In  Bezug  nämlich  auf  die  Assimilation  der  Präpositiouen 
^^■jgibt  sich  das  merlrwürdige  Factum«  dass  Hr.  G.  zwar  an  den  meisten 
^Ttellen  im  Texte  die  nicht  angefthnlichte  Form  bietet,  aber  in  den 
Anmerkungen  die  assimiliei-te ,  so  dass  beide  Formen  —  fQr  den 
ehfiler  verwirrend  —  nebeneinander  laufen.  So  liest  z.  B.  das  Ar- 
tient  c,  IV,  12  impulaus^  der  Tert  inpellunt;  epod*  7  immert^niis, 
iis ;  die  Note  zu  I.  ^  complures ,  aber  s.  1. 10,  87  c(mplure^ ; 
Qda  jene  incomposHos,  der  Text  inccnposUos ;  die  Noten  durchaus 
iffus  und  vuUus,  die  Gredichte  voltus  and  volgus;  s.  IL  2  das 
iiment  immumiitic  neben  tnmundus  im  Texte.  Schlimmer  ist 
inprimis  (ep.  IL  1)  in  prtmis  (s.  IL  2,  71);  quinetiam  (m  a.  p.), 
\tiiam  (ep.  IL  2,9);  dann  ep.  I,  16  im  Titel  und  Argument 
ius,  aber  v.  1,  Quinh\  geradeso  wie  c.  UL  8,  wo  das  Argument 
iffM^iV,  der  Text  Calendis  hat. 

Aber  auch  in  sich  sind  weder  die  Noten  noch  der  Text  hin- 
iehend  ortbographisch  ausgeglichen.  Aus  jenen  führe  ich  an:  8.  15 
iatum,  S.  76  Inlata,  S,  86  li/alurt;  S.  32  adcommodatam,  S.  150 
cofnodaium  (1),  S.  166  adcamüdatum  (!);  S.  166  exsUngucretur^ 
I.  lliO  exlin(ftiant\  S,  182  conrobarari ,  S,  130  cörrtpi  j  S.  51  col- 
%udat,  S.  67  conlocent,  S.  12  apptUare,  S*  X  adpetlanlur,  S.  101 
iidianOf  S«  151  cottidiaria  u.  a.  m. 

Dieselbe   Inconseqnonz    lindet   sich    auch    im  Texte   der  6e* 

tito*):  c,  L  1  colleffisut' ,  ep.  L  1,  53  conlecta,  ep.  I.  20,  HB  eaU 

I,  ep.  n.  1,  119  conliffe,  s«  L  4^  31  callectua^  ep,  1*  10»  47  eofi- 

e.  L  6,  4  impcriiarrnt^  c.  I.  16  imperiiare;  c.  U.  16  sub* 

i,  s.  L  9|  48  summosses;  s.  L  9,  4  arrepta,  s.  II.  1  ,  69  adri- 

:  a.  IL  2,  27  attineat,  cL  p.  III  adfinei,  s.  11.  8,  63  eonpßseere, 

L  24  compuUrii;  8,1.  1 ,  78  compilcnt  aber  ebenda  121  eonpt- 

l(  s.  L  9,  43  accendif  c.  IV.  12  adcubfU  usw. 

Einen   eigenthümlichen  Standpunkt   nimmt  der  Herausg.  in 

icht  der  Interpunction  eiu :  (p,  llll.)  ^Hcstat  ut  fatrar  distino 

H$ms  signa^  quae  sni  mulia  cdiUonibwf  schclarum  u»m  de^tinaHs 

fett  inntrunttir,  ad  iustum  {?)  modum  me  reckixisse;  diseipul^B 


')  KiDselnes  ist  freilich  zq  erwähnen:   a.  p.  371  MnMÜae ,  s.  L 
6.  41   Mfunalai  c.  III*  2  v%dgar€$  unmittilhar  nown  tsjUgarit;  c.  IV.  14 
~  ..  UL  4  ApuU\  ».  L  16  atoUm,  mb«r  c.  IlL  4  ctmlsü\  %.  I. 

I  d«r  nivi^fiiiiutQ^^  ftpfthfff%d<i»  aber  (?p.  IL  1,  76  an  denelheii 
KertKuiits  reprendi,  t».  t.  10,  24  cowmixia  a.  IL  8,  45  mittum  u.  ^  ni. 
*|  W&hresd  ionst  in  dtm  gamten  Boche  kein  acc  plor,  aof  a  sich 
lei,  hat  liohtin  solcher  pL  XXII  in  dem  Worte  metiä^f^  eing^schUchen. 


852  M.  QiÜbauer^  (^  Horatii  Flacci  carminaselecta,  ang.  v.  J.  M.  8U>tMm€T. 

enim  ^)  qui  Horatiania  carminibus  legendis  operatn  dant  (Müa' 
mentis  istü  supervcicaneis  nan  tarn  indigere  putaverim  {^).*^  Bef. 
lernte  aus  seiner  Erfahrung  das  Gegentheil  und  kann  es  nur  be- 
dauern,  dass  die  Schulausgabe  weniger  Interpunctionen  hat,  als 
Keller-Holder *s  Edition,  die  wissenschaftlichen  Zwecken  dient,  oder 
Meinecke's  Text,  der  akademischen  Vorlesungen  zu  Grunde  liegen 
sollte.  Man  lese  —  oder  lasse  von  einem  Schüler  laut  lesen: 
c.  in.  2 ,  Str.  6 — 8 ,  c  II.  9  u.  a.,  um  zu  ersehen ,  dass  hier  eine 
reichere  Interpunction  volle  Nothwendigkeit  sei.  Oder  wird  nicht 
c.  I.  12,  21  die  Mehrzahl  der  Schüler  das  proeliis  audax  nach  des 
Herausg.  Interpunction  auf  den  Uoraz  beziehen  ? 

Aber  auch  Inconsequenzen  finden  sich  in  reicher  Zahl.  Vor 
finalem  ut  steht  Interpunction  S.  2 ,  12 ,  49 ,  sie  fehlt  S.  4 ,  6 ;  ror 
dem  Belatiyum  steht  der  Beistrich  S.  4,  9,  16,  17,  20,  er  fehlt  8.  6, 
11,  32;  der  Oonsecutivsatz  wird  abgesondert  S.  9,  24,  kein  Beistrich 
steht  S.  16,  und  während  8. 12  vor  dem  Temporalsatze  interpung^ert 
wird,  mangelt  das  Zeichen  8.  15;  der  abhängige  Heischesatz  wird 
abgetrennt  8.  20,  nicht  8.  19,  24.  Sonst  steht  zwar  vor  dem  acc.  e. 
inf.  richtig  kein  Zeichen,  aber  S.  41,  101  finden  wir  es  doch. 

Der  Heraußg.  hätte  bedenken  sollen,  dass  an  unseren  Schulen 
ein  bestimmter  Kanon  der  Interpunction  eingeführt  ist ,  der  für  das 
Lateinische  wie  das  Deutsche  in  gleicher  Weise  maßgebend  wirkt, 
an  diesen  hätte  er  sich  anschließen  sollen ,  damit  nicht  durch  un- 
nOthige  Neuerungen  den  Schülern  die  ihnen  zugemuthete ,  ohnehin 
schwere  Aufgabe  noch  mehr  erschwert  werde. 

Was  die  Argumente  betrifft,  so  sind  sie  als  Fingerzeige  für  den 
Schüler  aufgenommen  worden  und  im  ganzen  —  wie  billig  —  unrer- 
ändert  geblieben ;  nur  die  Einleitung  zum  c.  sec.  ist  um  30  Zeilen 
mit  Becht  gebüßt  worden,  da  die  den  Schülern  nutzlosen,  ja  unrer- 
ständlichen  Hinweise  auf  Censorinus  und  Valerius  Antias,  wie  die 
problematischen  Erörterungen  über  den  Vortrag  des  Liedes  weg* 
gelassen  wurden.  Hie  und  da  ist  auch  sonst  eine  sachliche  Än- 
derung oder  Erweiterung  eingetreten,  deren  Berechtigung  auf  der 
Hand  liegt.  Wie  bekannt  ist  aber  die  Latinität  dieser  Argumente 
in  ziemlich  schlechtem  Einvernehmen  mit  unserer  Schulgrammatik^ 
es  kann  daher  nur  gebilligt  werden,  dass  6.  mit  aller  Pietät  gegen 
den  verewigten  Verf.  da  und  dort  bessernd  eingrifi"  —  aber  leider  zu 
wenig  und  auch  nicht  ganz  consequent. 

Wir  erwähnen  beispielsweise  z.  c.  I.  1  priores  für  primoSt 
((L  in.  1  ebenso)  c  I.  31  Octavianus  statt  des  leicht  missverständ- 
lifihen  Caesar  c.  ni.  24  partes  canminis  für  p.  in  hoc  carmine, 
c.  III.  25  prooemium  maioris  poBmatis  statt  ad  maius  aliquod 
c.  IV.  2  und  häufig  pn'ore  parte  statt  in  p.  p„  epod.  2  Älfius  redisse 
refertur  für  refertur  Alfium  rediisse.  Auch  epist.  I.  2  ist  in  morho 
curando  empfehlenswerter  als  in  m.  medendo  und  auch  sonst  sind 


^)  Man  bemerke  gleieh  hier  die  Inconseqaenz,  vor  qnae  steht  der 
Beistrieh,  er  fehlt  vt>r  qui* 


JT,  GiÜbtmtTt  Q.  Honitii  FUcci  carmina  selecta.  aog.  v.  J.  M.  Stowaaser,  MS 

tielfaeh  —  uamdntUch  tempora  und  modi  —  anstößige  Stelten  dem 
Vei-st&udiijsse  und  Gebrauche  der  Scliüler  angepasst  worden.  Aher 
warum  blieb  zu  c.  IL  7  rcsUtuitur,  wo  der  Scbüler  mit  Recht  den 
com.  «rwartöt  und  wenn  zn  ep,  IJ.  1  /?m,  ut  e^rcoiatur  aus  excole^ 
^f€iur  gebee^ert  wü  d ,  warum  ist  nicht  auch  der  Satz  zu  epod.  7  g:e- 
^B^dert:  haf%c  videri  poenam,  qua  Remi  nex  esset  expianda »  oder 
P^|tIlQ  2U  c.  96C«  aus  ampUfiöala  fuerä  ein  geläufigrerea  sU  dargestellt 
[  wird,  warum  blieb  »u  c.  III.  8  consematua  f)i€rit  ? 
I  Zn  c,  sea  wird  sonstigem  Gebrauche  gemäß  aas  priori  pricre 

I     gemacht,  aber  s.  I,  6  ließ  der  Herausg.  das  im  Buche  ganz  singul&re 
'ori  unangetastet.   Warum  ist  zu  ep.  L  2  der  Satz  quae  ex 
j^ague  exoriuniur  nicht  geändert  worden,  der  in  zweifacher 
Mineicbt  unserer  Grammatik  widerspricht ,  welche  quae  ex  quaq%^ 
^örtftfUur  verlangt?  u.  a.  m.    Man  muss  überlegen,  dasfi  derlei 
gramniatische  Unebenheiten  in  den  Köpfen  der  Schöler  arges  Unheil 
anrichten  können;  denn  exempla  trahunt;  man  wird  also  die 
Erwartung  aus.sprechen    dürfen,    dass    in    der   indxdoatg   auf  die 
'       liUche  Purificierung  der  Argumente  etwa?  mehr  (rewicht  gelegt 
V.  Für  eine  solche  empfehlen  wir  auch  die  Correctur  von  cius- 
mt^äo  (ZU  »,  L  4),  rure  (lies  ruri}  a.  II.  2;  s.  IL  8  usculo(m$nth). 
Zu  c.  IV.  14  »oll  es  739  beißen  nicht  719,  um  welche  Zeit  Tiberius 
und  Drasus  Kn&blein  waren.  Zu  a.  p.  4^  ep.  11  1  wird  adcomodare 
imd   accomodare    gebessert   werden    uaüsseo,    zu  a.  p.  bonitato  in 
• .  .ti^  von  geringeren  Irruugen  abgesehen. 

Auch  hätte   meines  Erachtens  der  Herausg.  gut   gethan   tu 

fl.  I.  10.  die  Stelle  zu  ändern:  quod  [Lucilius)  satiris  suis  Gvaecm 

rersus  immiscuerit.  Das  wiilersprichi  den  Worten  des  Uoraz,  der 

gegen  die  mit  gnecliischen  WOrtlein  verbrämte  Dtction  loszieht, 

widerspricht  aber  auch  dem  Tbatbestande,  da  die  Fragmente  zwar 

eo  griechischen  Vers  aber  viele  gheehibche  Wörter  zeigen.  Es 

8oUU  also  heißen :  Graeca  vtrba. 

Es  erübrigen  noch  einige  Worte  Über  die  prolegamena  mtirioa^ 
4ie  Ur.  6.  an  Stelle  der  vier  Abhandlungen  Grysars  gefitdlt  bat. 
1.  bedautjrt  auch  hier  nicht  in  voller  Übereinstimmung  mit  dem 
iraasg,  zu  eetn.  Vor  allem  hätte  wohl  die  fita  Horatii  in  gekürzter 
aod  verbesserter  Form  aufgenommen  werden  können;  sie  ist  für  ddu 
SobOlerein  guter  Lernbohelf,  und  der  Grund«  den  Herr  G.  3.  IV  an- 
fahrt*) durchaus  nicht  stichhaltig.  Ja  man  könnte  von  demselben 
aujt  sogar  zu  der  Ansiebt  gelangen  auch  de^  Herausg.  metrische 
PrM<»goTn»»na  seien  zu  entfernen,  da  wohl  kein  praktischer  Lehrer  die 
L  n  Metra  dnrch  das  Medium  einer  fremden  Sprache  den 

5v :-  beibringen  wird. 

Aber  Aach  abgesehen  von  diesem  Standpunkte  ist  die  Be* 
liHgong  der  ptolh   fraglich;  denn   die   von  0.    vorgetragenen 


)  Mgtä  wioguiHi  > .    Mngua  ^»itnaetäa ...  ßuhmmuftrarc  ditteip^iM, 

t^  tmi  nec999aihum  äh*  utQe  arbürenhtti 

magitiHg  aui^f»  ubtriorei  fcmU%* ...  ftuttB  n«m  est,  fU^  moMom. 


S54  M,  GüJhavM',  Q.  HoratüFlaccicarminaselecta^ang.  v.  /.  M.  Sknoasaer. 

metrischen  Grundsätze  sind  durchaus  dem  griechischen  Gebrauche 
entlehnt  und  die  griechische  Terminologie  überall  durchgeführt. 
Zwar  erweist  sich  Horaz  auf  jedem  Blatte  als  ein  Nachahmer  der 
Griechen ,  aber  daraus  lässt  sich  das  Verfahren  des  Herausg.  nicht 
rechtfertigen.  Die  Nachahmung  der  griechischen  Metra  von  Seite  des 
Horaz  war  eine  äußerliche,  keine  innerliche;  er  schrieb  für  die 
Lectüro,  nicht  fOr  den  Gesang  und  die  Gesetze  der  griechischen 
Bhythmik  tangieren  ihn  nicht.  Ja ,  wenn  wir  selbst  davon  absehen 
wollten,  80  ist  noch  ein  —  und  das  wichtigste  —  Bedenken  zu  lösen, 
ich  meine  die  Bestimmung  des  Organisationsentwurfes  (§.  84,  3) : 
In  der  Metrik  müssen  dem  Abiturienten  die  elegischen  und  die 
von  Horae  gehrauchten  lyrischen  Versmaße  bekannt  sein. 

Der  0.  £.  also  spricht  nur  von  einer  praktischen  Kenntnis  der 
Metra,  aber  durchaus  von  keiner  systematischen  Vertiefung.  Wie 
4iese  praktische  Kenntnis  zu  gewinnen  ist ,  wird  dem  Eingeweihten 
klar  sein,  dass  sie  jedenfalls  nicht  auf  dem  Wege  einer  theoretischen 
Erläuterung  griechischer  Bhythmik  gesucht  werden  darf,  ergibt  sich 
aus  der  beschränkten  Stundenzahl,  die  fQr  die  Horazlectüre  bestimmt 
ist.  Wo  käme  man  mit  der  Leetüre  hin ,  wollte  man  diese  24  Seiten 
durcharbeiten.  In  ähnlichem  Sinne  hat  auch  ein  so  besonnener 
Schulmann  wie  Prof.  J.  Steiner  (a.  a.  0.)  erst  kürzlich  folgendes 
ausgeführt :  „7n»  besonderen  gehört  eine  streng  wissenschaftliche 
Behandlung  der  Metrik  auf  die  Hochschule.  Unserem  Zwecke 
genügt  es ,  wenn  der  Lehrer  jedes  zum  erstenmal  erscheinende 
Metron  auf  der  SchuUafel  aufzeichnet ^  fiach  seinen  Bestandtheüen 
erJdärty  benennt  und  endlich  das  betreffende  Gedicht  selbst  vor^ 
liest.^  Im  weiteren  Verlaufe  empfiehlt  Prof.  Steiner  Lucian  Müller's') 
bekanntes  Büchlein  für  den  häuslichen  Fleiß  der  Schüler.  Wir  können 
seine  Ausführungen  nur  unterschreiben  und  demgemäß  auch  in  den 
hierzu  besprechenden  prall,  nur  einen  Lehrbehelf,  aber  keinen 
Lehrte xt  sehen  und  wir  wünschten  ,  dass  Hr.  G.  diesen  Standpunkt 
deutlich  und  klar  in  der  praefatio  präcisiert  hätte. 

Und  nun  möge  uns  verstattet  sein  die  prolL  im  Detail  genauer 
zu  prüfen.  Auch  hier  werden  wir  nicht  überall  beistimmen  können. 

Gleich  S.  V  begegnet  eine  äußerst  schwerfällige  Definition  des 
Begriffes  Rhythmus  (vier  Zeilen).  Warum  Hr.  G.  nicht  die  classische 
Definition  G.  Hermann*s  aufnahm :  rhythmus  est  ordinata  succesaio 


^  Nicht  genug  wandern  kann  sich  Bef.  über  den  Grand,  den  G. 
S.  IlII  angibt :  praesertim  cum  ah  iis,  quae  JJ.  Schüler  atque  L,  MueUer. . . 
conscripserunt. .  ,dissentiam.  Darauf  bemerkt  Bef.  dass  Privatanscbaaungen 
in  kein  Schulbach  gehören;  nur  wissenschaftlich  feststehendes  ist  für 
den  Gymnasiasten  wissenswert  Wie  man  in  Deutschland  über  diese 
Frage  denkt,  zeigt  A.  Lehnerdt  (Prog.  d.  Gymn.  zu  Thorn  1876),  der 
über  H.  Schillers  Büchlein  artheilt:  „Das  Schriftchen  ist  kurz; 
erfordert  aber  doch  ein  tieferes  Eingehen  in  die  Wissen- 
schaft der  Metrik  und  mehr  Zeit,  als  diesem  Gegen- 
stande in  der  Schale  gewidmet  werden  kann.  Der  alte  Weg 
führt  schneller  zum  Ziele««. 


M>  GüUntuer^  Q.  Üoratii  FUc<ri  carmina^eiecU,  an^.  f.  J,  M.  SiüwoMer,   SM 

Umporum^  Das  Recht  muss  der  Schule  zugestanden  werden,  tUle» 
SU  prQfen  uüd  das  Beste  zu  behalten,  wo  sie  es  finden  mag. 

Auf  derselben  Seite  begegnen  die  Ausdrücke  a^a/g  und  ^img. 
werden  durch  das  ganze  opusculam  im  Sinne  der  Antike  ge- 
f'liraQeht,  Daran*  ergibt  sich  der  übelstand ,  dass  der  Octavaaer  ge- 
nöthigt  wird,  als  fals^ch  zu  erklären,  was  er  als  Quartaner  gelernt 
tiat,  lind  wozu?  —  um  auf  der  Universität  die  Ausdröcke  wieder  im 
Sinnen  Bentley's  und  ö,  Hermann's  gebraucht  zu  finden,  wie  Ref.  aus 
Minen  Univcrsitatsjahren  sich  wohl  erinnert. 

S.  VI  ist  der  Satz  cola  minima moras  dem  Schüler  so 

lange  unverständlich^  als  er  die  drei  yivrj  nicht  kennt,  erst  dann 
laben  diese  Bemerkungen  ihren  Platz.  Ebenda  soll  es  irB^iodoi  nicht 
ni^indoi;  heißen*  S.  VII  wird  beim  yivog  ^fitoXim*  keinerlei  An- 
deutung gegeben,  wie  der  Schuler  die  drei  Moren  der  Arsis  zu  denken 
hat,  was  leicht  durch  einen  Bogen  sich  bezeichnen  ließ.  S.  VIII 
wird  über  die  Metra  des  yiyog  dtnhaatov  gelehrt :  quorum  pedts 
ßimplices  ctim  nimis  e;sti^uae  maffnitudinis  sint^  aniiqui  non 
pedibus  ginQuUs  sed  dipodiis  haf*c  cola  mHichmüur\  was  in  dieser 
Fassang  gewiss  nicht  gunz  richtig  ist;  meines  Wissens  wurde  auch 
der  Aiiapftst  meistentheils  so  gemessen  ,  der  von  gleicher  magnifudo 
ist  mit  dem  Daktylus.  Für  den  wahren  Grund  kann  man  nur  den 
teterem  acremqut  komm  meirorum  atrsum  (S.  XII)  halten. 
,  8.  Villi,  Die  Umschreibung  d<s8  kyklischen  Fnües  (V^  V3^  = 
f'^/.)  die  daselbst  ganz  apodiktisch  vorgeführt  wird,  setzt  erstens 
musikalisch  gebildete  SchtÜer  voraus,  die  den  Begriff  der  Triole  inne- 
haben —  oder  soll  ihn  der  Lehrer  erklären?  Zweitens  haben  wir 
sicher  ein  irrationales  Verhältnis  vor  uns,  sodass  ein  giiosi, 
hoc  ferc  modo  das  Zweifelhafte  der  Sache  hätte  andeuten  können.  — 
Drittens  hätte  durch  einen  übergesetzten  Bogen  dem  Schüler  ange- 
deutet werden  sollen,  dass  in  diesem  Fuße  das  Maren  Verhältnis  des 
yirog  diJiluato^'  obwaltet,  wie  ja  manche  Metriker  bogar  -  ^  ^ 
dnicken  Ta^<6en. 

Auf  derselben  Seite  erscheint  der  Ausdruck  ti^iatjfiog  ohne 
das8  voraufgegangen  wäre»  dass  ar^futov  =  XÜ^^^^  ;rf  arroi;  =  niora 
ist  (S.  V), 

Ebenda  wird  der  BegrifT  der  Cäsur  erläutert:  #,  e.  desmenie 
voce  ahqua  in  mcdio  pedc,  Fflr  den  Begriff  der  Diärese  findet  G. 
kein  Wort,  aber  inconsequent  genug  lesen  wir  S,  XI:  praeterca 
n&tanda  ffft  caesura,  qunm  vocani  buccHca^  quae  tum  oan- 
iingii  (?)  *i  (ff)  quintus  pcs  a  novo  verho  incipiL  In  dexs^lben 
Weise  wird  S.  XV  beim  Archilochins  mator  und  S.  XVItll  beim 
Asc]e|üadeus  maior  von  Cäsuren  gesprochen. 

Ebenfalls  S,  Villi  findet  sich  eine  Schreibung  ItifiU  (gegen 
küfdfidjt  fQr  deren  Vorkommen  erst  der  Beweirs  erbracht  werden  muss, 

8.  X.  In  dem  Schema  des  Pentameters  ist  die  auslautende  Silb« 
des  «rsten  Hemistlchium  TeTQaai^fiog^  Bef.  kann  dem  nicht  bei- 
fitimmen*  Zwar  hat  noch  CatuU  die  Di&reae  durch  Elision  überdeckt, 
«bir  »eil  Ovid  kam  Ja  doch  der  Usus  auf,   diese  Silbe  ancepa  tu 


SM  M.  Gitlbauer^  Q.  Horatii  Flacei  cannina  Mleeta,  ang.  v.  J.  M.  Stoweaur, 

messen,     eine    Freiheit,     die     sp&ter     Gesetz     wurde.     Damm 
mindestens:  — 7\^. 

Ebenfalls  S.  X  wird  mit  Gewissheit  aasgesprochen ,  dass  der 
Hexameter  aus  zwei  Tripodien  entstanden  sei.  An  und  für  sich  ist 
die  Frage  über  die  Entstehung  des  Meti-um  fQr  den  Schüler  ohne 
Belang,  fernerhin  aber  ist  die  Sache  noch  viel  zu  wenig  bewiesen, 
um  in  einem  Schulbuche  Erwähnung  zu  verdienen.  Jedenfalls  ver- 
dient die  von  Westphal ,  Bartsch ,  Frederik  Allen ,  Theodor  Bergk 
vertretene  entgegengesetzte  Anschauung  alle  Beachtung. 

S.  X  ist  die  Cäsurfrage  des  Hexameters  nicht  vollständig  be- 
handelt. 8.  Xn  wird  der  i^^aJUUxog  zweimal  unbedenklich 
tripodia  trochaica  genannt,  obwohl  einige  Seiten  später  derselbe  Vers 
richtiger  als  katalektische  Tetrapodie  gefasst  wird.  Ebenda  ein 
Druckfehler:  3%,  wo  es  sy^  heißen  soll.  S.  XIII  hat  der  kat. 
jamb.  Trim.  im  Schema  keine  Cäsur,  obwohl  alle  Verse  des  ange- 
zogenen Gedichtes  ^ie  Ttevd-rjfÄifieQ^g  zeigen.  Dasselbe  gilt  von  dem 
Senar  S.  Xlllf.  S.  XYII  wird  der  Schluss  der  alkäischen  Strophe 
nicht  unrichtig  als  Pontapodie  gefasst,  aber  der  Grund,  den  Hr.  0. 
anfahrt,  ist  hinfällig:  cum  tres  pentapodiae  antecedatU.  Der 
wahre  Grund  liegt  offenbar  darin,  dass  die  weibliche  Cadenz  der 
Strophe  keinen  musikalischen  Abschluss  gäbe,  den  wir  doch  unbe- 
dingt voraussetzen  müssen  ^). 

S.  XVII.  Warum  ist  der  Grund  der  Namengebung  für  den 
Pherecrateus  prior  und  alter  oder  (S.  XVni)  für  den  Glyconeus 
secundus  und  tertius  nicht  ausgeführt?  Zum  unmittelbaren 
Verständnis  gelangt  der  Schüler  nicht  durch  sich  selbst. 

S.  XIX  steht  ein  falsches  Gitat;  statt  B.  2.  a  lies  III.  A.  3.  a. 

S.  XXI  sind  im  Schema  des  Sapphicns  maior  die  —  durchaus 
angewandten  —  irrationalen  Längen  im  zweiten  Fuße  nicht  an- 
gegeben! Ein  metrisches  Schema  soll  ohne  Fehler  sein. 

S.  XXII.  Die  letzte  Silbe  des  dritten  Veraes  der  alkäischen 
Strophe  ist  anceps  (cf.  III.  4,  75;  lU.  5.  19).  Daselbst  möchte  ich 
auch  die  Textierung  geändert  wissen;  denn:  str.  A,  constat  versibtis 
Äleaids  hendecasyllabo  et  enneasylldbo  et  decasylläbo  sieht  aus, 
als  hätte  die  Strophe  drei  Verse,  ebenso  wie  S.  XI  hexametro  daC' 

iiflico  Horatius usus  est  in  pluribus  odis  et  epodis  von  einem 

Schüler  leicht  dahin  missverstanden  Werden  kann,  als  hätte  Horaz 
hexametrische  Oden  geschrieben.  An  der  ersteren  Stelle  soll  es 
weiterhin  offenbar  heißen  de  duohus  versihus  posterioribus  pro 
pentapodiis  (nicht  tetrapodiis)  habendis  supra  egimus.  Die  Tex- 
tierung ist  freilich  auch  sonst  fär  Schüler  zu  wenig  präcis.  Ebenda 
fehlt  in  der  str.  Hipponactea  die  Cäsur  des  kat.  Trim.,  außerdem 
begegnet  der  Ausdruck  versus  Hipponacteus ,  der  S.  XIII  nicht  er- 
wähnt wurde. 

S.  XXIII  ist  bei  der  ersten  archilochischen  Strophe  nicht  an- 


')  Gilt  dasselbe  nicht  auch  vom  versus  Adonius^ 


F.  ÜLfOfiir,  C  JqLü  CfieMiris  eommentarii  asw.,  ang.  ?.  /j^.  PrammcK  957 

geddntet,  da&s  die  Scljlti&ssilbe  auceps  ist-  bei  der  dritten  ardii- 
iochiscben  Stropbe  kanD  die  ScblusssUbe  deg  daktylischen  Kolon  ab- 
solut üicbt  bloß  vierzeitig  sein,  dnsieanceps  ist  und  Hiatus  zulässt*)* 
Mad  vergl.  epod.  11.  v.  4  Inachia  furert';  v,  10  Ar^uit  H  lattr^; 
T.  14.  24.  26.  Ebenso  Ist  der  kurze  Auftakt  des  ersten  Verses  uicbt 
angcgebeo;  cf.  n  3  Umore^  ▼.  13  Btmul,  19  ti^  37  s<?e}. 

In  der  Str.  pyth.  pr.  sollte  ebenda  die  AnflÖsnn^  asi  t-gö  (epod. 
31V,  24),  S.  XXIV  in  der  8tr,  pyth.  alt  die  Cäsur  des  Senars  an* 
gedeutet  sein. 

Auf  dei^elben  Seite  fehlen  m  der  jambischen  Strophe  die  Auf- 
U^Dgen  fCLr  den  Dimeter  cf.  epod.  II.  62 ;  UL  8 ;  V.  48. 

Das  wären  ungefähr  die  Bedenken,  die  uns  bei  der  Lectöre  des 
Bnches  aufgestoßen  sind.  So  mancbed  von  dem  hier  vorgebrachten 
kann  in  dar  Schule  störend  wirken  und  darum  gewinnt  es  Bedeutung, 
wenn  mau  bemerkt,  dass  der  Ilerausg.  den  fQr  die  Beetimmung  dea 
Bntbes  charakteristischen  Beisatz  in  usum  scholarum  weggelassen 
hat.  Sollte  das  Buch  die  Grandlage  für  akademische  Vorlesungen 
bilden,  warum  wurde  dann  nicht  der  volle  Text  ediert;  die  p4da* 
gogiftchen  Bücksiebten  können  ja  nur  für  die  Mittelschule  gelten* 


■)  Wie  Hr.  Q.  a  XBIl  selbst  ausführt. 

Wien*  J*  M,  Stowasser, 


I. 

^^f  rieh  Kran  er«  Zwölfte  Terb^jsnerte  Aullage  von  W,  Ditteobergdr. 
Mit  einer  Karte  von  Gallien  von  H.  Kiepert  Berlin  18**!  (April), 
Weidmännische  Buchhandlung,  397  Seiten. 

Der  eilften  Auflage,  von  der  ich  in  dieser  Zeitschrift  1880, 
8.  388  f.  eine  kurze  literarische  Notiz  gegeben  habe,  ist  nach  gerade 
iwei  Jahren  bereits  die  zwölfte  Auflage  gefolgt,    deren  kritischer 
A^lmg  um  eine  8eite  mehr  entbiet,  als  in  der  frfihereu.    Sonst  ist 
äußere  Veränderung  zu  bemerken.    Die  von  mir  a.  a.  0.  vor- 
^^        :     n  Einwendungen  und  Ergänzungen  sind  von  dem  gewissen- 
li  1  raupgeber  fast  sömmtlich  in  der  neuen  Ausgabe  beröck- 

^\  Umstand  besttmait  mich  dermalen  eine  ein- 

^'  issen,  um  sowohl  die  Einleitung  als  auch  den 

Text  iientar  der  n&cbBten  Auflage  von  zahlreichen  Versehen 

nnd    i   ......  zu  befreien  und  dadurch  dat^  recht  brauchbare  Bnch 

Doch  schttlgerechtor  zu  machen,  ab  es  bereits  ist 

In  *'      '        itung  b^tjognei  S,  5,  Z.  16  v,  n*  der  neue  Verstoll 

MmrciQ  ~  I  rjuf^;  S.  10,  %.  1 1  v,  o.  ist  ihn  zu  streichen; 

II,  Z.  lo  V.  u.  DrittteiU  zu  schreiben  oder  Drittels  statt 

ritteila.  S.  14^  Z,  2  schreibe  Proprätor  statt  PrAt^^r,  denn 

Iftiürer  Eigenschaft  konnte  ClFar  nicht  in  die  Proviuz  Spanien 

;  S,  21,  Z.  G  v,  u.  wäre  Motive  bezeichnender  ala  Grdnde. 


858  F.  Kraner,  C.  Jalii  Caesaris  commentarii  asw.,  ang.  v.  Ig.  Prammer^ 

S.  24  in  der  Kote  sehe  ich  nicht  ein,  waram  der  Herausgeber  nicht 
auch  den  Schlusssatz  von  Suet.  Caes.  cap.  70  ac  sie  quoque  etc. 
hergesetzt  hat,  da  auch  dieser  die  dämonische  Gewalt  C&sars  über 
seine  Soldaten  zeigt.  S.  29,  Z.  3  v.  u.  steht  das  Versehen  iurere 
statt  inurere^  das  leider  sinnstörend  ist.  —  S.  45,  Z.  14  v.  u. 
sollte  vollständiger  B.  G.  YIII,  39,  4  oder  wenigstens  YIII,  39  citiert 
sein.  Der  Fehler  ist  wie  andere  aus  früheren  Auflagen  stehen  ge- 
blieben. —  S.  48,  Z.  2  Y.  0.  streiche  den  störenden  Punkt  nach 
trihunis  und  Z.  9  schreibe  pilus  statt  dtlus;  S,  49  sind  in 
dem  Abschnitte  über  die  evocati  einzelne  Änderungen  nach 
Schmidt*s  betreffender  Abhandlung  im  Heimes  vorgenommen 
worden;  ibid.  Z.  2  v.  u.  finde  ich  es  bezeichnender,  eigenes  statt 
einziges  zu  schreiben. 

Was  nun  den  Text  und  Commentar  anbelangt,  so  habe  ich 
darin  nebst  mannigfachen  Änderungen  folgende  Einzelheiten  bemerkt, 
die  einer  Verbesserung  bedürftig  erscheinen.  I,  4,  1  wird  unter  den 
Beispielen  der  Strafe  des  Feuertodes  bei  den  Galliern  auch  cap.  53,  7 
angeführt,  wo  jedoch  von  den  Germanen  Ariovists  die  Rede  ist.  — 
cap.  6,  3  ist  vor  der  Note  zu  coacturos  4  statt  3  geschrieben; 
cap.  7,  6  im  letzten  Citate  18  statt  19;  cap.  8,  4  unliebsam  Flüße  n 
statt  Flößen.  —  cap.  10,2  vermisse  ich  die  Bemerkung,  dass 
provinciae  (von  periculo  abhängig)  futurum,  ut  , . .  haberet  eine 
unangenehme  Breite  ist  statt  des  einfachen  provinciam  habituram; 
ibid.  §  5  ist  der  chorographische  Genetiv  uUerioris  provinciae 
abermals  ohne  Note  geblieben.  Es  war  mindestens  eine  Verweisung, 
auf  die  Grammatik  erforderlich.  —  cap.  12,  1  schreibe  in  der  Note 
Vn,  19,  1;  ibid.  §  3  Hiözutretens.  —  cap.  16,  5  ist  die  un- 
richtige Behauptung  stehen  geblieben,  dass  oportet  nie  den  bloßen 
Infinitiv  bei  sich  hat.  metiri  ist  daher  nicht  passivisch  zu  fassen. 
Vgl.  über  oportet  die  Stellen  im  Eiche  raschen  Speciallexikon 
S.  163  und  Kraner-Hofmann  zu  Caes.  b.  c.  I,  44,  4.  —  cap. 
17,  6  ist  nach  einer  schlechteren  Handschrift  necessaria  re  =z 
necessitate  geschrieben  und  mit  einer  Stelle  aus  den  Verrinen  belegt.  Die 
Stelle  b.c.I,  40, 5  necessaria  re  coactus  ist  mit  Unrecht  übergangen. 
In  der  früheren  Auflage  stand  necessariam  rem.  Ich  halte  die  Än- 
derung für  passend.  —  cap.  24,  3  ist  im  Texte  compleri  geschrieben, 
in  der  Note  aber  die  Leseart  complevit  vorausgesezt ;  cap.  25,  5  ist 
nach  Dinters  Vorschlag  hxniAX  passuum  das  in  den  Handschriften 
fehlende  spatio  zugesetzt  und  die  frühere  Note,  die  mons  sttberat 
circtter  mille  passuum  erklären  sollte,  weggelassen;  ibid.  §  6  steht 
i.  T.  der  Fehler  agressi,  während  ich  in  der  Note  zu  ex  itinere  statt 
in  den  lieber  zum  schreiben  möchte.  —  cap.  26,  5  dürfte  es  nicht 
überflüssig  sein  anzugeben,  welche  Endung  und  Zahl  eaque  ist;  cap. 
28,  1  verdient  reductos  in  hostium  numero  habuit  eine  kurze 
erklärende  Note ;  ibid.  §  5  ist  egregia  virtute  Abi.  causae,  nicht 
Abi.  qualitatis.  —  cap.  34,  3  kann  ich  die  Abtheilung  praete-rea 
nicht  billigen ;  cap.  38,  4  ist  in  der  Note  zu  ad  ducendum  belium 


F.  Efcmer,  C.  Julii  Caesuris  oommentarii  usw.,  ang.  v.  Ig.  Prmmner,  859 

37  statt  33  zu  schreiben,  denn  cap.  37,  3  und  4  ist  von  Sueven- 
Bcharen  die  Bede,  die  zur  Verstärkung  Ariovist's  heranziehen,  cap. 
33,  3  und  4  aber  kann  hier  zunächst  nicht  in  Betracht  gezogen 
werden.  —  cap.  40,  6  corrigiere  i.  d.  N.  zu  inermoa  untergeord- 
neten in  ungeordneten;  ibid.  §  15  erfordert  das  störende 
prqeierea  eine  angemessene  Erklärung;  cap.  43,  1  ist  nicht  einzu- 
sehen, wie  mens  saxeus  ein  Gegensatz  zu  tumiUus  terrenus  sein 
soll.  —  cap.  45,  2  ist  wie  Yll,  77,  16  in  protdnciam  redigere 
statt  der  vollständigen  Formel  in  provinciae  formam  redigere  ge- 
braucht, was  wohl  eine  kurze  Bemerkung  verdient;  ibid.  %  3  schreibe 
in  der  Note  vor  statt  von.  —  cap.  46,  2  ist  aus  Versehen  im  Texte 
fecU  statt  facit  geschrieben,  in  der  Note  aber  richtig  facU  voraus- 
gesetzt. Der  unliebsame  Widerspruch  verwirrt  natürlidi  die  Schüler. 
—  cap,  49,  1  schreibe  i.  d.  N.  c.  48,  1  und  2;  ibid.  §  3  fehlt  eine 
Note  zu  hominum  =  peditum.  Auch  bei  Eichert  S.  110  ist  unsere 
Stelle  übergangen.  —  cap.  50,  4  schreibe  in  der  Note  temere  ac 
fortuito,  denn  so  heißt  es  Tac.  Germ.  10.  —  cap.  53,  1  steht  in  der 
Mitte  der  Note  in  fehlerhaft  statt  im;  ibid.  S.  115  fehlt  im  Texte 
die  Paragraphenzahl  7  nach  diminuerat  —  Nachträglich  ersehe 
ich,  dass  zu  cap.  42,  6  non  irridicule  behauptet  wird,  ineaUidtM 
stehe  nur  bei  Tac.  Ann.  III,  8  ohne  Litotes.  Allein  Georges  II, 
107  citiert  für  incalUdus  ohne  voraufgehende  Negation  noch  eine 
Stelle  aus  Sabinus  iudex  incallidus  formae.  Ob  aber  der  Dichter 
oder  der  Jurist  Sabinus  gemeint  ist,  wird  dort  nicht  gesagt.  Da 
aber  beide  vor  Tacitus  lebten,  so  ist  auch  Drägers  Behauptung 
zur  oben  erwähnten  Stelle  des  Tacitus,  dass  incallidus  vor  ihm 
^nnr^  bei  Cicero  vorkomme,  falsch. 

In  II,  3,  2  enthält  der  Text  zwei  Druckfehler  civitates  statt 
civiiaiis  und  posiestatcm,  cap.  4,  3  sumerert  für  sunterent ;  cap. 
10,  5  streiche  in  der  zweiten  Note  ein  in.  Übrigens  gehört  diese 
ganze  Anmerkung  bereits  unter  cap.  11,  1  oder  es  muss  im  Texte 
die  Zahl  11  um  eine  Zeile  später  angesetzt  werden.  —  cap.  15,  4 
ist  in  dem  Oitate  aus  Tac.  Germ.28  circa  statt  citra  zu  schreiben ; 
cap.  17,  5  ist  mit  den  besten  Handschriften  ^t'^t  vor  consiUum  fort- 
gelassen; cap,  20,  1  schreibe  am  Schlüsse  der  Note  Geschäfte 
und  cap.  21,  5  (ebenfalls  i.  d.  N.)  der  Gleichmäßigkeit  halber  deicere. 
Vgl.  die  Anm.  zu  I,  26,  8.  —  cap.  23,  1  i.  d.  N.  schreibe  den 
Atre baten;  cap.  30,  4  ist  die  längere  Note  zu  moturos  sese  con- 
fiderent  nichts  als  eine  Paraphrase  des  ohnehin  im  Texte  gesagten. 
Selbst  die  gänzliche  Streichung  derselben  wird  nicht  schaden.  — 
cap.  33,  2  kann  vitninibus  intexiis  auch  von  dem  vorhergehenden 
tx  abhängen,  und  bezeichnet  dann  den  Stoff;  ibid.  begegnet  im 
Texte  der  Druckfehler  ardnus, 

III,  7,  2  ist  jetzt  hiemabat  statt  des  früheren  hiemarat  auf- 
genommen. Vgl.  den  kritischen  Anhang  S.  388.  —  cap.  9,  3  ist 
l  d.  N.  zu  ad  omnes  nationes  Liv.  VI  statt  IV  zu  eitleren,  cap.  13, 


S60  F.  Kraner,  C.  Jolii  Caeaaris  comnientarii  usw.,  ang.  ▼.  Ig.  Frommer. 

1  in  dem  Citate  aus  Tacitos  carinis  statt  earinis  zu  schreiben  ;  cap. 

14,  7  fehlt  wie  früher  im  Texte  neeessario  vor  concidebant  —  cap. 

15,  1  ist  mit  Paul  deieetis  statt  des  überlieferten  disiectis  ge^ 
schrieben.  deiecHs  ist  ohne  Zweifel  passender  als  disiectia,  da  es 
dem  aniemnae  concidebant  in  cap.  14,  7  entspricht.  —  cap.  18 
fehlt  im  Texte  die  P^agraphenzahl  8;  cap.  21,  1  schreibe  i.  d.  N.  c. 
statt  e.  —  cap.  22,  1  hält  Dittenberger  soldurii  jetzt  für  ein 
keltisches  oder  iberisches  Wort,  und  stützt  sich  dabei  auf  Diefen- 
bach^s  origines  Europaeae.  —  cap.  23  sollte  in  acht  Paragraphen 
eingetheilt  sein,  wie  bei  Dinter,  der  wie  Nipperdey  das  Capüel 
passend  mit  constituit  schließt.  —  cap.  27,  1  steht  in  der  Note  der 
Druckfehler  nnmero. 

lY,  3,  2  läset  es  sich  wohl  nicht  decretieren,  dass  ctgri  Nom. 
plur.  ist,  da  es  eben  so  gut  auch  Gen.  sing,  sein  kann;  ibid.  §  4  war 
in  dem  neuen  Citate  Liv.  II,  35,  8  der  Wortlaut  multis  saepe  beUis 
herzuschreiben.  —  cap.  4,  1  setze  in  der  Note  einen  Beistrich  statt 
des  Punktes  nach  diximus ;  cap.  10,  1  fehlt  i.  T.  das  Komma  nach 
Lingonum;  ibid.  §  4  sollte  in  der  Note  a^?  geführt  sein,  dass  die 
Mediomatrioes  nach  den  Triboci  gehören  und  dass  vor  den  Tre« 
virern  die  Nent^esnnd  Fan^i<me8  übergangen  sind.  Es  ist  also  eine 
rügenswerte  Nachlässigkeit  des  Schriftstellers  zu  constatieren.  — 
cap.  11,  6  bezeichnet  exerdtus  im  Gegensatze  zur  Reiterei  das  Fuß- 
volk; cap.  12,  2  schiebe  in  der  letzten  Note  das  Wörtchen  nicht 
vor  vielmehr  ein;  cap.  13,  1  eitlere  c.  11  statt  15;  ibid.  §  5 
schreibe  Bezeichnung;  cap.  14,  3  corrigiere  i.  T.  noatris  in 
noatri;  cap.  16,  1  schreibe  i.  d.  N.  20  statt  21  und  cap.  17,  6  i.  T. 
haec  statt  hac;  ibid.  in  der  Note  als  Paragraphenzahl  10  statt  l^i 
das  ein  altes  Versehen  ist.  —  cap.  18,  3  schreibe  L  d.  N.  1  statt  4 
und  cap.  19,  2  i.  T.  auxilium;  cap.  21,  1  corrigiere  i.  d.  N.  prch 
fectua  in  praefectt^;  cap.  22,  2  streiche  den  störenden  Beistrich 
nach  aufge  ben;  ibid,  §  4  und  V,  13,  2;  VII,  16,  1  schreibe  i.  T. 
paaauum  für  paaaum ;  ebenso  setze  cap.  24,  2  einen  Beistrich  nach 
mantbua  und  schreibe  §  4  omnino  statt  omnio;  cap.  28,  2  setze 
i.  d.  N.  nsich  partem  einen  Doppelpunkt.  —  cap,  32,  1  steht  i.  T. 
wie  früher  der  sinnstörende  Druckfehler  legte  statt  legione,  der  die 
ganze  Construction  verwirrt.  —  cap.  33,  1  ist  in  dem  Citate  aus 
Livius  intervalla  für  intervallo  zu  schreiben ;  ibid.  §  2  dürfte  die 
Bemerkung  nicht  überflüssig  sein,  dass  unter  üli  die  zu  Fuß  fech- 
tenden Wagenkämpfer  gemeint  sind.  —  cap.  36,  2  schreibe  i.  T. 
propinqtia. 

V,  1,  2  corrigiere  i.  d.  N.  den  neuen  Druckfehler  na^  und 
cap.  2,  3  i.  T.  o/  in  ad ;  cap.  3,  5  schreibe  in  dem  Citate  aus  Livius 
nullo  statt  nulU,  cap.  5,  4  setze  i.  T.  nach  quod  ein  Komma.  '— 
cap.  9,  1  durfte  D.  in  der  Note  zu  veritus  navibus  nicht  metuere 
mit  dem  Dativ  anführen,  da  dieses  Verbum  bei  Cäsar  gar  nicht  vor- 
kommt. Vergleiche  Sichert  S.  145.  An  den  zwei  citierten  Stellen 
steht  timere.  —  cap.  20,  3  setze  i.  d.  N.  nach  Gewalt  ein 
Komma;  cap.  21,  1  steht  i.  T.  der  Fehler  iniura  und  §  5  eiecernnt; 


F.  Kraner,  C.  Jalii  Caagaris  commentarii  usw.»  ang.  v.  Ig,  Prammer.  S61 

oap.  23,  6  ist  das  Participinm  Perfecti  eines  Deponens  bei  dem 
absoluten  Ablativ  summa  tranquillitate  consecuta  jedenfalls  be- 
merkenswert wie  VII,  53,  4  inseetUis  hQstüms.  —  oap.  24,  5  steht 
praeesse  iussit  lediglich  zur  Abwechslung  ftiv  prtufedt;  cap.  34,  2 
halte  ich  die  längere  Paraphrase  des  ohnehin  im  Texte  stehenden 
ffir  onnöthig.  —  cap  37,  7  ist  in  dem  Citate  aus  Sueton  Tituriana 
and  dempserit  zu  schreibeu,  wie  auch  die  Ausgabe  von  Both  hat. 

—  cap.  39,  3  begegnet  i.  T.  der  Fehler  incipinnt;  cap.  44,  12  ist 
statt  des  überlieferten  deiectus  nach  dem  Vorschlage  Pauls  das 
ohne  Zweifel  passendere  delatus  aufgenommen  und  die  frühere  Note, 
die  deiectus  erklären  sollte,  weggelassen.  —  cap.  45,  3  tilge  i.  T. 
den  störenden  Beistrich  nach  litt  er  as ;  cap.  46,  1  steht  im  Texte 
MB  Verseben  XXXV  statt  XXV ;  cap.  50,  3  corrigiere  i.  d.  N.  den 
Fehler  exiret  in  transiret,  denn  so  heißt  es  im  Texte;  ibid.  schreibe 
in  dem  Citate  aus  Plutarch  i'xowa ;  cap.  52,  6  erfordert  die  singulär 
dastehende  Form  laetatio  statt  des  gewöhnlichen  laetitia  eine  kurze 
Bemerkung.  —  cap.  56, 2  gebraucht  D.  in  der  Note  cuiusmodi  im  rela- 
tiven Sinne.  Ich  finde  das  Wort  aber  nur  fragend  gebraucht,  so  z.  B. 
bell.  Africae  31  fin.  referre  arhürdbatur ,  cuiusmodi  victoria 
esset  futura, 

VI,  1,2  ist  mit  Ciacconius  das  überlieferte  consulis  in  consüt 
umgeändert ;  ibid.  schreibe  i.  d.  N.  r.  Z.  3  y.  o.  der  Deutlichkeit 
halber  Pomp  ejus  statt  er.  —  Im  cap.  3  sind  leider  zwei  sinn- 
störende Druckfehler  aus  früheren  Auflagen  im  Texte  stehen  ge- 
blieben, nämlich  im  §  4  consilium  statt  concilium  und  §  5  coniun» 
xerat  für  coniumxerant.  Außerdem  ist  die  Paragraphenzahl  5  um 
eine  Zeile  früher  anzuzetzen,  ebenso  im  folgenden  Capitel  die  Zahl  2. 

—  cap,  8,  6  ist  in  dem  Citate  adspectum  geschrieben.  An  der 
citierten  Stelle  steht  aber  aspectum.  —  cap.  11,  3  perhorresciere 
ich  am  Schlüsse  der  Note  die  Abtheilung  nsQiiQx^O'd'ai;  cap.  12, 
5  ist  Divitiacus  falschlich  Gastfreund  und  Lobredner  des  Cicero  ge- 
nannt (statt  seines  Bruders  Quintus) ;  cap.  15,  2  schreibe  in  der 
mehrfach  geänderten  Note  dicant  statt  dicunt;  S.  250  ist  die  Capitei- 
zahl  22  um  eine  Zeile  zu  früh  angesetzt  —  ebenso  S.  251  die  Zahl 
23;  cap.  23,  9  steht  i.  T.  der  Fehler  hisqne;  ibid.  kann  ich  mich 
mit  der  wiederum  aufgenommenen  Leseart  quaque  de  causa  nicht  be- 
freunden, und  ziehe  quacunque  de  causa,  das  Nipperdey  und 
Dinter  haben,  weitaus  vor,  weil  es  kräftiger  und  bezeichnender 
ist.  —  cap.  24,  3  findet  sich  der  schlimme  (neue)  Druckfehler  aedi&us 
für  sedibus  im  Texte;  cap.  29,  1  ist  nunmehr  mit  Paul  homines 
statt  des  sinnwidrigen  omnes  geschrieben,  das  Viel  habe  r  streichen 
wollte;  ebenso  cap.  30,  2  nach  Fr i gell  hominibus  statt  omnibus. 
An  der  zweiten  Stelle  finde  ich  die  Änderung  unnöthig,  da  omnibus 
ebenfalls  ganz  gut  passt.  —  ibid.  §  3  nehme  ich  hoc  einfacher  als 
Nominativ  und  quod  in  der  Bedeutung  weiL  Wie  dann  quoque 
keinen  Sinn  haben  soll,  kann  ich  nicht  verstehen.  —  ibid.  §  4  halte 
ich  die  beigesetzte  Note  für  überflüssig.  —  cap.  34,  7  schreibe  am 
Schlüsse  der  Note  adverbialische;  cap.  39,  4  ist  mit  Paul 

Ziitidinft  f.  d.  ftiUrr.  Qjmn.  1882.    V.  Hefl.  24 


MS  F.  Kraner,  0.  Jnlii  Caeiaris  eoimnentarii  usw.,  ang.  v.  lg.  Frommer. 

äispeeta  statt  der  Überlieferung  despecta  geschrieben  ^) ;  cap.  40,  8 
corrigiere  i.  d.  N.  den  Beclienfdhler  drei  in  zwei  nach  cap  44,  1 
duarum  cohortium  damno.  Derselbe  stammt  ans  früheren  Auflagen. 
Vn,  1,  1  ftBdet  sich  i.  d.  N.  quietiorum  statt  quietiorem;  cap< 
8,  4  ist  ne  ab  ho^us  diripiatUur  geschrieben.  Ob  aber  mit  dieser 
vorgenommenen  Ändemng  jeder  Anstoß  wegfällt,  wie  im  kritischen 
Anhang  S.  393  behauptet  wird,  kann  bezweifelt  werden.  Es  steht 
eben  der  ganze  Satz  wie  eine  Glosse  zu  dem  Torausgehenden  td  suis 
fortunis  consuUU  aus.  —  cap.  12,  6  ist  es  wohl  fraglich,  ob  omnes 
ineolumes  Nominativ  und  nicht  vielmehr  als  Accusativ  mit  suos  zu 
verbinden  ist.  —  cap.  14,  5  ist  zu  salutis  wegen  des  folgenden  Gcfgen'- 
Satzes  rei  familiaris  nothwendig  communis  zu  verstehen,  das  man 
übrigens  unangenehm  im  Texte  vermisst.  —  cap.  18,  1  schreibe 
i.  T.  ap^^ofinquassent';  cap.  20,  8  ist  nach  Paul  se  ipse  sine 
munUione  statt  der  Überlieferung  se  ipsum  munitione  aufgenommen, 
um  die  Stelle  lesbar  zu  machen;  cap,  21,  3  schreibe  i.  d.  N.  multum^ 
statt  muUam ;  cap.  29,  4  ist  die  seltene  Form  ohsequentia  ohne 
Note  geblieben.  —  cap.  33, 1  streiche  i.  d.  N.  zu  descendere  das  zweite 
und  und  schreibe  zur  Gewalt.  —  cap.  35,  6  ist  i.  T.  das  nöthige 
Komma  nach  cognita  ausgefallen;  cap.  39,  8  steht  sinnstörend  eben* 
falls  i.  T.  faisinrum  statt  futurum^  wodurch  den  Schülern  die  Über- 
setzung der  Stelle  unmöglich  gemacht  wird;  cap.  42,  5  ist  in  der 
Note  zu  Ckihillonwn  wie  im  geographischen  Begister  S.  373  richtig 
zu  schreiben  Chalans  sur  Sctöne,  cap.  47,  7  i.  T.  manipulares  statt 
des  Versehens  manipularas,  ebenso  cap.  48,  4  susHnebani  für 
Sfäinebant  (ibid.  begegnet  i.  d.  N.  zu  §  3  hattten).  —  cap.  50,  1 
findet  sich  in  der  Note  der  Druckfehler  conminus.  Bedauerlich  ist 
überhaupt  für  eine  Schulausgabe  das  Überwuchern  der  Druckfehler, 
wie  es  in  der  neuen  Auflage  zu  Tage  tritt.  Ich  hoffe  und  wünsche 
eine  gründliche  Abhilfe  von  der  nächsten  Edition.  —  cap.  56,  2 
haben  sich  zwei  Versehen  in  den  Text  eingeschlichen,  pronvindam 
(neu)  und  quos  nach  legionibus.  —  cap.  62,  6  vermisse  ich  die 
Bemerkung,  dass  victoriae  gewissermaßen  proleptisch  statt  des 
erwarteten  pugnae  oder  proelii  steht.  —  cap.  63,  7  ist  der  Text 
durch  den  neuen  Druckfehler  abesset  für  abessent  entstellt;  ibid. 
§  9  steht  i.  T.  adulescentes,  i.  d.  N.  hingegen  bei  einem  Oitate  aus 
Cicero  adolescentem ;  cap.  67,  1  schreibe  i.  T.  duobus  statt  duahus ; 
cap.  70,  3  steht  an  der  citierten  Stelle  aus  Ciceros  Verrinen 
indignissimo  in  loco;  cap.  73,  1  schreibe  i.  T.  munitiones  für 
muniiionis  und  cap.  74,  2  convecium  statt  des  alten  Druckfehlers 
confectum.  Das  Verbum  conficere  ist  wenigstens  daselbst  nicht  am 
Platze.  —  cap.  76,  5  steht  i.  T.  sinnstörend  plena  für  pleni^  noch 
schlimmer  freilich  cap.  77,  8  interfecto  für  interfedis;  ibid.  ist 
nach  cogentur  statt  des  Kolons  ein  Fragezeichen  zu  setzen,  wie  es 
richtig  bei  Dinter  und  Nipperdey  steht.  —  cap.  81,  2  corrigiere 


*)  ebenso  VII  36,  2  dispici  statt  despici.  Beide  Änderangen  sind 
ohne  Zweifel  passend. 


I  Kraner,  C.  Julil  CAes&rifl  oommentarii  usw.,  »ng.  y.  l§.  Prammer,  9498 

u  T.  a<lt»fttlc7  in  advcniu^  cap.  83,  2  Tennag  ich  oicht  emzuseben, 
WS«  das  Perfect  fecerunt  nach  dem  voraoggehenden  potuerant  fnr 
did  selbständige  Faseung  des  Satzes  angemessener  sein  soll,  als  das 
erwartete  Plusquauiperfectum.  Es  würde  schwerlich  Jemand  etwas 
an  fecerant  ansxuäetzen  haben^  wenn  es  überliefert  wäre.  —  cap. 
88,  3  sollte  in  dem  Citate  aus  Saliust  das  allerdings  var  infßstis 
Bi^is  flberUeforte  cum  wenigstens  eingeklammert  sein»  da  es  gegen 
den  Sprachgebranch  ist.  Vgl  die  Anm.  yon  Jacobs  zn  der  Stelle. 

VIII^  3,  2  halte  ich  es  schon  wegen  des  voraufgehendan  iäud 
f&i  rathsam,  quod  vor  incendiis  als  Eelati?prouoment  und  nicht 
als  Coojunction  zn  fassen*  Die  Erkläraüg,  welche  D.  in  der  Note 
gibt  ist  jedenfalls  gekünstelt.  —  cap.  11,  1  schreibe  t.  T,  quae 
statt  qua\  cap.  15,  5  verdient  die  ungewöhnliche  Stellung  von  per 
manus  JGdeufalls  eine  kurze  Bemerkung ,  ebenso  cap.  16,  2  die 
Verbindung  von  timere  r=  teeren  mit  dem  Infinitiv.  —  cap,  1&,  6 
"  i  '^nhlt  es  sieb,  nach  quaerunt  einen  Punkt  zu  setzen  und  nequi- 

als  verkürzten  Satz  zu  fassen  (seil,  id  faciunt).  Dies  thun 
Piüter  und  Nipperdej,  und  setzen  n^ch  nequiquam  passend 
•inen  Doppelpunkt.  —  cap.  2S,  4  fehlt  in  dem  Citate  nach  ne  ein 
Beistrich ;  cap*  33,  1  geh  Ort  cffutfcrc  . . .  possent  noth  wendig  in 
den  Bereich  des  Relativsatzes  (schon  wegen  des  Conjunctivsi^assefiid 
—  es  können  also  die  oppidani  nicht  Subject  zu  effugere  sein.  Das 
Belativum  quae  ist  wie  häufig  als  Object  an  den  vorangestellten 
Nebensatz  attruhiert.  —  cap.  36,  3  i^t  et  vor  Gennanas  eqaitesque 
gescltrieben^  wo  andere  Aosgaben  passender  at  haben.  Es  scheint 
soaut  et  ein  Versehen  zu  sein,  —  ibid.  §  4  begegnet  sinnstöi-end 
abducU  für  adducii;  cap*  46,  6  schreibe  im  Anfange  der  Note 
lue  statt  et\ 

Die  äuDere  Ausstattung  und  der  Pma  des  Buches  ist  unver- 
ndert  geblieben.  ^) 


')  B«i  der  Correctur  trage  ich  folgend«  BemerkungeD  nach:  I,  8, 
8  «ebreibe  t  d.  N.  vor  Mi  3  statt  2;  can.  -26,  1  steht  i,  T.  ancipti  für 
aneipiti,  ibid,  5  i.  d.  N.  vom  BibracUi  H,  1,  3  schreibe  am  Schlnsso 
der  Note  per/erre;  cap.  3.  2  fehlt  i.  T.  iwi&cben  n^que  und  ciM»  dai 
B«fieiiv  nt,  ixip  5,  h  steht  ed  für  od,  cap.  22,  1  ainnstorend  ma^nia 
ntMlt  magiRi  lll,  22,  1  ist  in  dem  Cit&td  aus  Yält^r.  Max  det^overant 
fSr  devonifutent  zu  »rhreiben ;  V,  60,  3  »etjte  nach  coMenderet  einen 
^'  t;  VI,  16,  5  schreibe  i.  T.  defeü<t    für  deficit  und    cap.  27.  5 

r;  i.ben8o  Vll.  T4.  1  XIV  statt  XIII;  Vlll.  41,  5  fehlt  eino 
huA  arquaret,  ebenso  otp.  46,  6  eine  solche   i\x  hibernat. 
mmt  hei  Cäsar  nur  noch  cap.  48,  l  vor  (oder  eigt'ntlich 
>  3f>4.  Z.  25  V.  u.  lAt  vergessent  dsis  toboii  Vielhaber  d^itpiei 
Tor»chlag,  8.  395,  Z,  33  v.  o.  tobfeiha  &m9tihkü  und  Z,  %\ 
utu   mumtiimum,   denn  Hoff  mann    streicht    nur  «ucf,  — 
Z.  9  f.  0.  «chreibe  TU  f&r  IIL  und  Z.  11  t.  a.  ein  GlaBsem 
n Ottern. 


Wien. 


lg.  Prammer. 


364    Themata  für  deatsohe  Aufsätze,  angez.  von.  Dr.  K,  F.  Kummer. 

Deutsche  Aufsätze  (Abhandlungen)  in  ausführlichem  Entwürfe  für 

die  oberste  Bildungsstufe  der  Gymnasien  und  zur  belehrenden  Lectftre 

für  Bildunesbeflissene  ver&sst  von  G.  Friedrich.  München  1881, 

G.  Friedricnsche  Buchhandlung.  140  Seiten.  (1) 
Hundert  Themata  für  deutsche  Aufsätze.  Ein  Hilfsbuch  für  den 

deutschen  Unterricht  auf  der  Sekundanerstufe   von  H.  Zurborg. 

Leipzig  1881,  Teubner.  64  Seiten.  (2) 
Der  deutsche  Aufsatz  in  Lehre  und  Beispiel  für  die  oberen  Klassen 

höherer  Lehranstalten  von  F.  Linnig.  Vierte,  verbesserte  Auflage. 

Paderborn  1882,  Schöningh.  XVI  und  308  Seiten.  (3) 
Der  Verfasser  der  ^Deutschen  Aufsätze  (1)",  welcher  schon 
früher  eine  „Anleitung  zur  Bearbeitung  des  Inhaltes  deutscher  Ab- 
handlungen" sowie  „Dispoisitionen  und  Materialien  ...  für  die  oberste 
Bildungsstufe"  veröffentlicht  hat,  bewegt  sich  ausschließlich 
auf  dem  ethischen  Gebiete.  Die  Wahl  der  Themen  ist  glück- 
lich, die  Durchführung  geschickt,  die  Zahl  der  Belegstellen  und 
Beispiele,  infolge  der  ausgebreiteten  Belesenheit  des  Verfassers,  groß. 
Die  meisten  Pädagogen  rathen,  ethische  Themen  nur  sparsam 
zu  geben,  stimmen  aber  darin  doch  fast  allgemein  überein,  dass  ge- 
wisse sittliche  Begriffe  und  Fragen  in  der  Schule  selbständig  durch- 
gearbeitet werden  sollen,  sowie  dass  das  allgemeine  Thema  zur  Ein- 
übung der  rhetorisch-stilistischen  Gesetze  nicht  zu  entbehren  sei. 
Ohne  mich  auf  Gründe  und  Gegengründe  für  diese  Anschauung  ein- 
zulassen verweise  ich  auf  Klaucke,  Deutsche  Aufs,  und  Dispos. 
S.  5 — 10,  wo  darüber  sehr  verständig  gehandelt  ist.  Thatsächlich 
werden  derlei  Aufgaben,  namentlich  fQr  die  Maturitätsprüfung, 
immer  noch  gerne  gewählt,  und  für  diese  Prüfung  eignet  sich 
mancher  der  von  Fr.  bearbeiteten  Aufsätze.  Aber  auch  sonst  enthält 
das  Buch  viel  passendes,  so  z.  B.  wird  nach  der  Leetüre  von  Cicero's 
De  senectute  Thema  Nr.  13  Credebant  hoc  grande  malum  et  morte 
piandum,  Si  iuvenis  vetnlo  non  assurrexerat  olim  sicherlich  mit 
gutem  Erfolge  bearbeitet  werden;  man  vgl.  noch  Nr.  4,  5,  10,  11, 
12,  16  und  in  Dispos.  und  Mater.  Nr.  4,  6,  10,  12,  13,  15,  20. 
Dass  einzelne  Themen  zu  hoch  gegriffen  (Nr.  14,  17,  Dispos. 
u.  Mater.  Nr.  19),  andere  wegen  mangelnder  Erfahrung  von  der 
Jugend  nicht  zu  verlangen  sind  (Nr.  15,  20,  Dispos.  u.  Mater.  9,  14), 
—  wer  macht  diese  Erfahrung  an  Aufsatzsammlungen  nicht;  und 
wer  hat,  wenn  er  um  eine  Aufgabe  in  Verlegenheit  war,  nicht  ein 
halbes  Dutzend  Sammlungen  erfolglos  durchgeblättert? 

Jeder,  der  ein  allgemeines  Thema  geben  will,  findet  unter  den 
vierzig  von  Fr.  bearbeiteten  —  beide  Büchlein  enthalten  je  20  Auf- 
gaben —  gewiss  mehrere  seinen  Zwecken  passende ;  und  auch  wenn 
Fr.*s  Aufsätze  zu  weitläufig  angelegt  und  zu  breit  ausgef&hrt 
scheinen,  wird  man  sich  durch  die  Leetüre  einer  Fr.'schen  Abhandlung 
doch  wenigstens  angeregt  finden  zur  Stellung  einer  ähnlichen,  wenn 
auch  enger  begrenzten  Aufgabe. 

Dass  die  Sammlung  nur  für  den  Lehrer  gehört,  geht  ans 
dem  Gesagten  hervor. 

Für   beide,    Lehrer    und    Schüler,    sind    Zurborgs 


tfLT  dentsche  Aofefttse,  ^nget,  Ton.  Dr.  K,  F.  Kummer.    S9S 

Dodert  Themata  (2)  bestimmt,  eine  sehr  brauchbare  Sammlung. 
Verf.  fußt  auf  guten  Örundsätsen ,  die  er  in  der  Einleitung 
14  Seiten)  auseinandersetzt;  dass  er  keine  Theorie  des  Aufsatzes 
iQBgesckickt   hat   and    eine   systematische  Aufsatzlehre  für  die 
Schule  abiehot^  dürfte  allgemeine  Zustiuimutig"  linden. 

Dem  aufiiE:e§prochenen  Zwecke  gemäß  enthält  das  Buch  nur 
enig  ausführliche  Ditfipositlouen,  oft  nur  Andeutungen^  mehr  Ab- 
»ge  verbauend  als  den  rechten  Weg  weisend.  Das  Hauptgewicht 
igt  auf  den  Aufgaben  ans  der  deutschen  Lecture,  mit 
Q&schlusä  der  Literaturgeschichte  und  der  ästhetischen  Kritik, 
)aza  kommen  einige  Themen  aus  der  alten  Literatur;  der 
¥#r£.  verkennt  die  Fruchtbarkeit  dieses  Gebietes  nicht,  „allein  der 
ehe  Unterricht  in  Secunda  pflegt  doch  zu  selten  in  denselben 
wie  der  lateinische  and  griechi.sche  zu  sein  und  ohnediese 
Vereiniguugistes  schwer  für  den  Lehrer  des  Deutschen, 
die  richtige  Auswahl  der  Themata  zu  treffen  und  das 
den  Fähigkeiten  und  Kenntnissen  der  Schüler  entsprechende  Ma(^ 
in  »einen  Besprechungen  des  Themas  einzuhalten."  Den  Schlnss 
machen  einige  allgemeine  Themata  über  deren  Zulässigkeit 
Vorw.  S.  9  f,  handelt 

FQr  die  literarischen  Themen  werden  vorausgesetzt :  Nibelungen, 
Taither,  Freidank  (Auswahl),  Minna  von  Bamhelm,  Emilia  Oalotti, 
i,  Hermann  und  Dorothea^  Egmont,  Iphigenie,  Wallenstein«  Braut 
MesBina,  Teil,  Shakespeare^s  C&sar.  Hiemit  ist  allerdings  das 
ibiet  unserer  mit  Secunda  sich  deckenden  fünften   und  sechsten 
flberschhtten,  denn  Hermann  und  Dorothea  oder  Waileostein 
werden  bei  ons  mit  Recht  wohl  erat  in  der  siebenten  ^  am  besten  in 
ar  achten  Classe  gelesen. 

Die  Wahl  der  Aufgaben  ist  in  den  meisten  Fällen  gut,  nur 
i  einige  habe  ich  Bedenken:  Nr.  7,  50;  57»  61,  62,  6i;  die 
Sien  vier  sind  geschichtliche  Parallelen;  ich  furchte,  dass  die 
ChAler  nicht   den  n(»thigen    Umfang    der  Kenntnisse  und  die  er« 
forderliche  Reife  des  Ürtheils  besitzen,  um  Aufgaben  wie  57  (Was 
Uterscbeidet  die  Perserkrtege  von  den   beiden   großen   deutschen 
Hegen  1613/15  and  1870/1?)  oder  64  (Rom  und  Karthago)  mit 
^fölg  durchzuführen ;  auch  verleiten  derlei  Themen  leicht  zu  einer 
tu  großen  Breite. 

Diu  letzte  der  o.  e.  Anfsatzbticher  (3)  liegt  bereits  in  4.  Auflage 

Wert  beruht  auf  der  Reichhaltigkeit  an  Aufgaben  (%334 

1  .  Darunter  ist  bekanntlich  eine  große  Zahl  Aufschriften 

ine  jede  weitere  And  eutung.  Solche  Themen  siud  freilich 

von  geringem  Werte,  namentlich  wenn  die  Natur  der  Aufgabe 

Qe  eingehende  Basprechung  von  Seite  des  Lehrers  bedingt;  man 

,  Nr,  221  bis  2S1,  sämmtlich  auf  Hermann  und  Dorothea  beruhend, 

Wozu  dienen  die  Musterbeispiele?  Sollen  sie  vom  Lehrer 

▼orgoles«Q  wenUn,  so  missen  sie  Olassikern  entlehnt  <»der  doch  durch 

die  Art  der  Darstellung  hervorragend  sein;  um  aber  an  ihnen  die 

Technik  der  Aufzatzgattung  zu  lehren»  dazu  mössten  sie  nach  einer 


S66  Dr.  B.  Sehmlz,  Deutsches  Lesebuch,  ang.  ▼.  Dr.  Kari  SUjtHuü. 

besonders  strengen  übersichtlichen  Disposition  gearbeitet  sein. 
Übrigens  erreicht  man  dasselbe  Ziel  eher  durch  die  Besprechung  einer 
bereits  ansgeführten  Aufgabe. 

Von  den  zahlreichen  Anfsatzgattungen  werden  Scenenand 
Gemälde,  Begriffsentwickelnngen,  Partition  und 
Division,  Gespräch  wohl  nur  selten  in  Anwendung  kommen. 
Derlei  Aufgaben  entspringen  der  Vorliebe  des  Yerf.  fflr  die  Theor  ie 
derStilistik,diein27  Paragraphen  mit  ziemlicher  AusfQhrlich- 
keit  erörtert  wird ;  Aufgaben  wie  Nr.  244  Disposition  von  Horaz'  Carm. 
I,  11  nach  den  Gesichtspunkten  der  Partition  und  Division,  müssen 
als  Verirrung  bezeichnet  werden.  Auch  ästhetischeThemata 
haben  ihre  Bedenken,  z.  B.  84,  85,  94,  100,  108,  120,  199,  209, 
230;  zu  schwierig  oder  doch  nicht  genügend  zu  beantworten 
sind  Nr.  81,  114,  132,  191,  202,  204,  221,  285.  —  Vor  manchen 
Ohrien  und  Entwickelungen  wird  der  Schüler  rathlos  stehn; 
er  wird  gar  so  wenig  aus  sich  selbst  schöpfen  können,  Belegstellen 
und  Beispiele  wird  ihm  der  Lehrer  liefern  müssen,  und  des  ersteren 
Thätigkeit  beschränkt  sich  dann  auf  eine  mehr  minder  unvollständige 
Wiedergabe  des  vom  Lehrer  Gehörten.  Der  Nachhilfe  des  letzteren 
wird  freilich  auch  das  aus  der  Leetüre  entlehnte  Thema  nicht  ent- 
behren können,  aber  was  der  Schüler  da  an  der  Hand  des  die  Be- 
sprechungen leitenden,  neue  Gesichtspunkte  andeutenden  Lehrers 
findet,  hält  er  mit  Becht  für  sein  eigen,  führt  es  selbständig  aus 
auf  Grund  des  Thatsächlichen,  seiner  Vorlage,  und  bildet  so  seinen 
Geschmack,  erweitert  sein  Wissen,  gewinnt  Sicherheit  des  Urtheils. 

Scheidet  man  aber  auch  manches  Thema  aus,  so  bleibt  doch 
noch  des  Guten  und  Brauchbaren  so  viel,  dass  Linnig  immer  eine 
willkommene  Bereicherung  der  Lehrerbibliothek  bildet.  Daher  die 
Verbreitung  des  Buches,  die  durch  die  zahlreichen  Verbesserungen 
der  neuen  Auflage  sich  wahrscheinlich  noch  steigern  wird. 

Wien.  Dr.  Karl  P.  Kummer. 


Deutsches  Lesebuch  mr  höhere  Lehranstalten.  Erster  Teil.  Für  diB 
untern  und  mittlem  Klassen.  Von  Dr.  Bernhard  Schulz,  Begie- 
rangs-  and  Schulrat.  Fünfte  Auflage.  Paderborn  1880,  Druck  und 
Verlag  von  Ferdinand  Schöningh.  gr.  8».  XVI  und  513  SS. 

An  bunter  Mannigfaltigkeit  des  Inhaltes  düi*fte  vorliegendes 
Lesebuch  wohl  durch  kein  ähnliches  Werk  übertroffen  werden.  Fabeln, 
Märchen,  Erzählungen,  Parabeln,  Beschreibungen,  Schilderungen, 
Scenen,  Bilder,  Mythen  und  Sagen,  geschichtliche  Aufsätze,  Cha- 
rakterbilder, Stücke  didactischen  Inhaltes,  Beden,  Allegorien,  Le* 
genden,  Lieder,  Balladen  und  Bomanzen,  Lehrgedichte,  Satiren, 
Bäthsel,  Sentenzen,  Sprache,  Epigramme  und  beschreibende  (Ge- 
dichte —  alles  musste  herbei,  um  das  angestrebte  Ziel, 
möglichst  viel  und  vielerlei  zu  bringen,  erreichen  zu  helfen. 
Als  „Anhang''  werden  überdies  noch  „einige  künstliche  Dicht- 
forman'*    wie  das  Sonett,    Ghasel,   Madrigal,   Triolett,  die   Caa- 


Dr.  B^  Schuh,  DeutdcbeB  Leaebuch,  aog.   r.  Dr,  K.  B^$kal.    MT 


tone,  dis  Ritoniell,  die  Terzine  durch  Abdruck  eines  oder  mehrerer 
Dsterbeispiele  veranßchaulicht,  worauf  als  allerletzter  „ZnsaU** 
Grüns  ^Letzter  Dichter"*  die  Reibe  der  Lesestücke  schließt. 
Wenn  sich  nun  auch  im  allgemeinen  gegen  die  Answahl  der> 
selben  kein  erheblicher  Einwand  geltend  machen  lässt,  so  fordert  doch 
der  Abdruck  der  Stücke  zum  Tadel  heraus.  Schon  Wilmaana  hat  bei 
Besprechung  der  2,  Auflage  des  Buches  \,6,  Zeitschrift  für  das 
Ifmnasialwe^en  XXIV,  S.  853  ff.,)  auf  die  eigen thümliche  Art, 
le  Schulz  bei  seiner  Arbeit  yerfuhr,  um  namentlich  die  pro- 
saischen Stücke  „wirklich  ronstergiltig  nnd  in  correctester  Form** 
xnateUeni  anfjoierksam  gemacht  und  dieselbe  durch  Gegenüber- 
elloiig  des  ÜrtexteB  und  der  Schulziischen  Umarbeitung  von  Grimms 
rchen  „Der  Wolf  und  der  Fuchs"*  illustriert;  allein,  wie  das  forlie- 
endeBach  zeigt,  leider  ohne  groC^en  Erfolg.  Um  nun  auch  die  geehrten 
eser  der  Gymnasialzeitscbrift  einigermaßen  mit  der  Art  der  „Ver- 
esserungen"  des  Herrn  Heransgebers  bekannt  zq  machen,  setze  Ich 
en  Schluss  der  bekannten  Lessing^schen  Fabel  i^Der  Rabe  und  der 
Dchs'*  in  beiden  Fassungen  nebeneinander. 

Lesaing:  Schulz  (8*  0  t)i 

Per  Rabe  ersiftunte  tind  freute  Der  Habe  erstaunte  und  freute 

eh  ionigi  für  einen  Adler  gehalten      sieb   innig  ,   für  einen   Adler   ge- 


i  werden,  loh  rnnei,  dachte  er.  den 
ba  aus  diesem   Irrthume  nicht 
Ingen.  —  Großtuöthtg  dammlieÖ 
Ihm   alBO   seinen    Raab   herab- 
bllen  und  flo^  stoli  daTon. 

Der  Fachs  fing  das  Flei^h 
liobeod  auf  und  fraü  es  mit  boa* 
hader  Freude.  Doch  bald  rerkehrte 
«ich  die  Freud«  in  ein  lohmerv- 
haftee  Gefühl;  das  Gift  üng  an  lu 
«irivn,  und  er  verreckte. 

Möchtet  Ihr  Euch   nie  etwu 
dcre»    als    Gift    erleben»    ver- 
^damrote  Schmeichler! 


halten  tu  werden.  «.Ich  maß**^ 
dachte  er,  „den  Fuchs  bei  »einem 
Irrtum  kus^eti".  Großmütig  dumm 
UeQ  er  ihm  also  seinen  Raab  her- 
abfallen und  fleg  stols  davon.  Der 
Fochs  fing  das  Fleisch  lachend  auf 
und  verxeMU  es  mit  boshafter 
Freude.  Doch  bald  verkehrte  sich 
die  Freude  in  SdunerM ;  das  Gift 
fing  an  8U  wirken,  und  der  Fudiii 
i^erendeU. 

Machtet  ihr  euch  nie  etwas 
anderes  als  Gift  erloben,  ehrloee 
Schmeichler! 


Wenn  man  auch  die  letzte  Änderung  ais  im  Intereese  der 
Schfile  geschehen  erklären  kann«  so  l&sst  sich  dies  doch  keineswegs 
ancfa  von  den  Übrigen  sagen,  ebensowenig  als  es  zu  billigen  ist,  wenn 
{.B,  8.8  der  „neugeborene^  Schnee  zq  einem  ^frischgefalleoen^  wird, 
S.  55  es  statt  „Du  und  der  Geii  werden  es  nie",  heißt  „Da  und  der 
Geil,  ihr  werdet  es  nie**,  und  wenn  ganie  Sätze  und  Wörter  aus- 
bleiben, wie  dies  u,  a,  S,  6  in  der  Fabel  ^Der  Wolf  auf  dem  Toten- 
bette** zweimal  der  Fall  ist  ^  denn  hier  fehlt  nach  „Einstmals"' :  ^er* 
innere  ich  mich",  nach  . Freund  Fachs'' :  «der  ihn  zum  Tode  be- 
llten bair** 

Ton  Druckfehlern  und  Versehen  ist  mir  aufgefallen,  dass  im 
Fnhalt8?eneichnis  S.  UV  unter  362  Goethes  „Hochzeitslied^  ang^ 


868  Br.  B.  Kohts,  Deutsches  Lesebuch,  ang.  v.  Dr.  Karl  Stijskal. 

kündet  wird,  dafür  aber  (und  zwar  nicht  auf  S.  399,  sondern  anf 
S.  400)  „Die  alte  Waschfrau"  von  Ohamisso  steht  und  S.  XV  es 
richtig  heißt  „392  Fehrbelliu  (J.  Minding). . .  427'',  während  im 
Texte  das  Gedicht  irrthümlich  mit  „Frohen^  überschrieben  erscheint. 


Deutsches  Lesebuch  für  höhere  Lehranstalten,  herausgegeben  von  Dr. 
Robert  Kohts,  Qjmnasial- Lehrer  am  Lyceum  IL,  Dr.  Karl  Waldemar 
Meyer,  Dirigenten  der  Leibniz -Realschule  L  0.,  und  Dr.  Albert 
Schuster^  Direktor  der  L  Realschule  L  0.  zu  Hannover.  Vierter 
Teil.  (Teräa.)  Hannover  1880.  Helwing'sche  Verlagsbuchhandlung, 
gr.  S\  XVI  und  392  S. 

„Wenn  es  erforderlich  wäre,  dem  vorliegenden  Teile  des 
deutschen  Lesebuches  eine  besondere  Benennung  zu  verleihen,  um 
ihn  nach  seinem  wesentlichen  Inhalte  zu  kennzeichnen,  so  würde 
diese  keine  andere  sein  können  als:  das  Vaterlandsbnch^.  Mit 
diesen  Worten  bezeichnen  die  Verfasser  den  Standpunkt,  der  sie  bei 
Herausgabe  dieses  Theiles  ihres  Lesebuches  leitete.  Sie  sind  ihrer 
gestellten  Aufgabe  vollauf  gerecht  geworden ;  denn  der  weitaus 
größte  Theil  der  Lesestücke,  mögen  diese  nun  geschichtlichen,  geo- 
graphischen oder  naturwissenschaftlichen  Inhaltes  sein,  nimmt  auf 
das  ^deutsche  Vaterland^  d.  i.  das  deutsche  Reich  innigsten  Bezug. 

Die  Auswahl  der  Lesestücke  istmitRücksichtnahmeauf  den  oben 
angedeuteten  Zweck  eine  durchaus  gediegene.  Besonders  verdient 
die  I.  Abtheilung  (S.  1—203),  welche  durch  chronologisch  geord- 
nete geschichtliche  Darstellungen  in  Prosa  und  Poesie,  durch  Vor- 
führung lebensvoller  und  charakteristischer  Züge  aus  dem  Leben  der 
bedeutendsten  deutschen  Kaiser  sowie  durch  Einzelndarsteiinngen 
aus  dem  Ritter-  und  Städteleben  Liebe  für  vaterländische  Geschichte 
erwecken  soll,  alles  Lob.  In  der  ü.  Abtheilung,  „Darstel- 
lungen aus  der  Geogi-aphie^  (S.  204—304),  finden  sich  dagegen 
einige  Stücke,  die  man  nicht  leicht  unter  dem  angeführten  Gesammt- 
titel  suchen  möchte,  so  Nr.  134  (Morgengebet,  142  (der  Taucher), 
144  (Abschiedsworte  eines  Vaters  an  seinen  Sohn),  171  (Abendlied 
eines  Bauersmannes),  177  (Die  Heuernte)  usw. ;  sie  hätten  weit  eher 
in  der  III.  Abtheilung,  „Darstellungen  aus  der  Natur"  (S.  305—353), 
ihren  Platz  finden  können.  Der  IV.  Abschnitt  (S.  354—387)  enthält 
„Darstellungen  im  Anschluss  an  die  Leetüre  der  altklassischen 
Schriftsteller^,  worauf  als  Schluss  des  Buches  der  Abdruck  von 
Schillers  „Lied  von  der  Glocke  (S.  387—392)  folgt. 

Bemerken  will  ich  noch,  dass  den  durch  Inhalt  und  Form  be- 
sonders bedeutenden  Lesestückeu  Nr.  1,  71,  79,  85^  90,  159, 
177,  179,  209  und  258  verwendbai-e  Dispositionen  beigft- 
geben  sind. 

Wien.  Dr.  Karl  Stejskal. 


B.  SeuftH,  Fati&ts  Lebtü  tom  Mftl<T  Möller,  ang,  v.  i^r.  JVosc/*  fft 

Fausts  Leben  vom  Maler  Müller  (3.  Heft  der  , deutschen  LiUrati»- 
denkniale  de»  18,  Jahrhunderts  in  Neudruckön  heraus|,'e|jf«b«n  Ton 
Bernhard  Seuffert.»)  Heilbronn,  Henniuger  1881.    XX Vi  u,  llö  88. 

Der  Herausgeber  des  yaiüegeüden  Heftes  besorgte  den  Neu- 
drnck  des  autheiitiscben  Textes  vom  Jahre  1778,  seine  bessernde 
Hand  hat  dabei  nur  offenbai^o  Dnickfehler  und  Inconsequenzeu  in 
der  Interpunction  berichtigt.  Die  Publjcation  ist  um  so  dankens- 
werter, da  die  Originalausgabe  gegenwärtig  sehr  selten  itit,  und  der 
Text  im  IL  Bande  der  Gesammtatisgabe  1811«  1825  zahlrAicbe 
ÄDderungen  von  Tiecks  Hand  enthält,  der  bei  der  Edition  von  Lenx' 
und  Haler  Müllers  Schriften')  bekanntlich  als  Künstler  tind  nicht 
als  Historiker  verfuhr.  «Fausts  Leben"  ist  ein  Abdruck  der  ^Situa- 
tion aus  Fauäts  lieben**  beigegeben.  Die  Situation,  eigentlich  ein 
Fragment  aus  dem  projectierten  zweiten  Theile  dei>  Faust,  wird  nach 
der  älteren  Aasgabe  (von  1776)  mitgetheilt.  Die  wenigen  uube» 
deutenden  Abweichungen  der  Edition  von  1777  anzufnbren,  schien 
dem   Herausg.   überflössig;  für  eine  beiläufige  Orientierung  kann 


bfigens  auf  die  von  Vilmarin  seinem  Scbriftchen  „die  Gemeperiode" 


^K  37 — 4ü  mitgetheilten  Proben  verwiesen  werden. 
^|r  Ober  den  künstlerischen  Wert  von  Müllers  Faust  stimmt  die 
^^bitgenOssische  Kritik  mit  den  modernen  Beurtheitungen  so  ziemlich 
r  überein;  so  geriug  derselbe  ist,  &q  interessant  ist  Möllers  Faust» 
I  dicbtnng  in  der  Kette  der  Bearbeitungen  der  Faustsage.  Der 
I  Herausg  hat  in  der  Einleitung  seiner  Neuausgabe  diesen  Zusammen- 
H^ling  nachgewiesen,  besonders  fordern  die  Bearbeitungen  des  Fauet- 
^|n#ma8  in  der  Epoche  des  Sturmes  und  Dranges  ^)  zu  Yergleichungen 
^^ti  vurt  ist,  dass  in  Müllers  Faust  die  von  Eouüseau 

ij  16   gegen   die  Arzte    (man  vgl.    Übrigens  schon 

Goilivera  Keisen  IV,  6,  s.  meine  Schrift  über  Kliugers  philosophische 
Bomane  S.  9  Anm,  2  und  S.  8)  soweit  geht«  dass  sogar  Lucifer  einen 
quacksiUbernden  Leibarzt  zugewiesen  erhält«  Dn  8.  zeigt,  dass 
Klinger.  trotzdem  er  sieb  dagegen  verwahrt,  etwas  von  dem,  was 
bisher  über  Faust  gedichtet  und  geschrieben  worden,  für  seine  Be- 
arbeitung genutzt  zu  haben,  dennoh  einigemale  sich  der  Eeminiscenzen 
an  Maler  Müllers  Diehtung  nicht  erwehren  konnte.  Zu  den  erwähnten 
Zügen  habe  ich  nur  noch  nachzutragen »  dass  bei  Klinger  die  Stelle 
(erste  Ausg,  des  Faust  1791,  S.  231):  „Ach  wenn  ein  gemeiner 
Mensch  so  eine  Stirue«  so  eine  Nase,  so  einen  Mund,  ja  nur  solch 

')  Man  vgl,   die  Collation  des  Faust  in  SeufTerts  Maler  MQIler 
<ewte  Aw,)  8.  3CK)  f. 

')  Fauft,  Promi»theii« ,  8!maoa  ond  Horaklea  tind  die  Lieblinp- 

beUen   der  Kr&ftgeniei,   ja   dm  gauii«n  Zeitttltera«    8.  Seulfert«  Maier 

r   S^    177,  seine    Einleitung   in   Goethe»    Fauttfragment,    Rieger 

-'^T  in   der  Sturm-  und   Draögpi»riode'  S.  129  ff.  u.  284.     Schiller 

münnliche  Kraft  des  Herakle«  noch  im  Jahn»  1795-     Oieeon 

I    Heiden   »ehli«5sn  sieh  die  ClMtnlt^n  M^dwa   «nd  XioW  an, 

eben   erschien:    pFauät/Eiti   *  Ute 

*  Leipzig, /bej  Georg  Joachim  mg 


8W 12.  Euken,  Über  Bilder  u.  Gleichnisse  i.  d.  Pbilos.,  a.  y.  B.Zimmermann, 

ein  Haar  haben  kann  ...  ^  an  Maler  Müller  (pag.  59)  erinnert ,  bei 
ihm  heist  es :  „ . . .  Diese  den  Wolken  zufliegende  Stirne,  . . .  dieser 
Mnnd,  der  über  seine  Erniedrigung  selbst  höhnt ;  der  stolze  Auf- 
schwung dieser  Nase;  —  kein  kleiner  Mann  kann  so  was  haben. ^ 
Bei  Elinger  haben  die  Physiognomen  gleich  ihre  Taschenbücher  bei 
der  Hand,  um  den  nächsten  besten  zu  copieren,  bei  Maler  Müller 
führt  der  incognito  reisende  Physiognom  eine  Schreibtafel  zum 
Zeichnen  npt  sich.  Elinger  hat  sich  also  an  Maler  Müllers  Faust 
mehr  angelehnt^  als  er  selbst  zugestehen  wollte;  dai»  er  in  seiner 
Faustbearbeitung  Voltaires  Romane  und  Erz&hlungen,  besondere 
^Zadig'  und  'Gandide^  benützte,  zeigte  ich  bereits  an  einem 
andern  Orte. 

Weidenau.  Fr.  Presch. 


Über  Bilder  und  Gleichnisse  in  der  Philosophie.   Eine  Festschrift 
von  Prof.  Rudolf  Euken.  Leipzig  1880. 

Der  Verf.  dieser  anziehenden  Schrift  hat  sich  das  Verdienst 
erworben,  in  der  Philosophie  wieder  einmal  den  Worten  statt  den 
Begriffen  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  und  zwar  nicht  bloß  den 
Worten,  inwiefern  durch  dieselben  Ideen  bezeichnet,  sondern  auch, 
inwiefern  dergleichen  durch  dieselben  ersetzt  werden  sollen.  In 
ersterer  Hinsicht  hat  er  nicht  nur  den  Plan  einer  allgemeinen  Ge- 
schichte der  wissenschaftlichen  Kunstausdrücke,  an  dessen  Aus- 
führung Gelehrte  der  verschiedensten  Zweige,  womöglich  die  Mit- 
glieder einer  Akademie  der  Wissenschafton ,  in  welcher  dieselben 
mOgUchst  vollzählig  vertreten  sind,  sich  zu  betheiligen  h&tten,  an- 
geregt, sondern  er  hat  selbst  in  seinem  Versuch  einer  Geschichte  der 
philosophischen  Terminologie  ein  Beispiel  einer  solchen  geliefert.  In 
letzterer  Hinsicht  hat  er  in  gegenwärtiger  Schrift,  deren  Abfassung 
einer  festlichen  Veranlassung  ihren  Ursprung  verdankt,  den  Versuch 
gemacht,  den  Einfluss  zu  schildern,  den  der  Gebrauch  von  Bildern 
und  Gleichnissen  in  der  Philosophie  sowohl  dort,  wo  sie  Begriffe 
veranschaulichen,  wie  dort,  wo  sie  die  Stelle  derselben  vertreten 
sollen,  auf  diese  gehabt  hat.  Dieselben  sind  durch  Wahl  und  Be- 
schaffenheit nicht  bloß  für  die  Beurtheilung  der  Denker  von  ihrer 
„menschlichen  Seite  her*'  von  Wert,  sondern  sie  bringen,  gut  ge- 
wählt, für  die  subjective  Überzeugung  unter  Umständen  größeren 
Eindruck  hervor ,  als  wissenschaftliche  Gründe.  Dagegen  haben  sie 
durch  ,,das  Hinkende*',  das  jedem  Gleichnis  anhängt,  und  durch  die 
Gefahr,  dass  das  Bild  für  die  Sache  genommen  werde,  viel  Ver- 
wirrung namentlich  in  die  neuere,  und  in  dieser  vornehmlich  in  die 
speculative,  mehr  mit  der  Phantasie  und  intellectualen  Anschauung 
als  mit  dem  trockenen  abstracten  Verstände  arbeitende,  Philosophie 
gebracht.  Der  vom  Verf.  durchgeführte  Satz:  „dass  es  gefährlich 
sei,  Bilder  in  die  Gedankenarbeit  selber  einzuführen,  und  verderblich, 
sie  an  die  Stelle  begrifflicher  Erörterung  zu  setzen**  ist  eine  neue 
wissenschaftliche  Bestätigung  des  alten  Mephistofelischeu  Dictaois. 


p*.  Eiselen,  Goethes  P&dagogik,  ang.  ?,  B^  Ztmtnerfnaim,      S7t 

jik.  Eio  Vortrag  Ton  Dr.  Eiselen.  Prankf.  a/M.  1881. 

P  hat  sich  die  Aufgabe  gesetzt,  Goethes  Verhältnis 

mr  Pädagogik  darzulegen.  Zu  diesem  Ende  knüpft  er  an  dessen  be- 

^^ot«»  Begegnung  mit  Basedow  auf  der  Hheinreise  tm  Sommer  1774 

^K  ufli  daraus  die  Bekanntschaft  des  Dichters  mit  dem  Erziehungs- 

reformwwlf  seiner  Zeit  abzuleiten.   Durch  Rousseau  war  das   Er- 

^C^ungsproblem  in  die  Literatur  eingeführt  worden  und  die  direeta 

iHb*  Indjrecte  Erziehung  durch    offen  zur  Schau   getragene    oder 

KRlitUch  verborgene  EicHüsse  von  außen  wurde  ein  beliebtes  Romau- 

ttatma.  In  letzterem  Sinne  kann  auch  Goethes  Meister  als  ein  Er- 

tiehung^roman  betrachtet  werden,  indem  nicht  nur  der  Held  selbst 

Ibeil weise  jäich  selbst  erzieht,  zum  giöüereu  Theile  durch  geheime 

^Blende  Mächte  erzogen  wird,   sondern  in  den  Wandeijahreu  ein 

^^^Wliges  Erziebuugssystem ,   das   sich  in  Einzelheiten   mit  Platons 

Jdealstaat  berOhrti  bis  in  zum  Theil  wunderliches  Detail  ausgefQhri 

gjM.  Goethe  hat  aber,  wie  der  Verf.  fortfährt,  nicht  bloß  Erziehungs* 

^^^ftbilder  geliefert,   sondern   selbst  erzogen,    nicht  nur  an  seiner 

mgeuen  Person,  sondern  an  andern,  dem  Sohne  seiner  Freundin  Stein 

und  jenem  unglücklichen  Plesstng,  dessen  Berührung  mit  dem  Dichter 

wir  die  Harzrei^e  im  Winter  verdanken.  Als  Grundanschauung  ^eiuer 

^bziehungslehre   bezeichnet  er  es,   dass  die  Erziehung  wesentlich 

Bllwicklung  dessen  sei,  was  in  der  menschlichen  Natur  gelegen  sei, 

^nid  dass  eine  gesunde  Erziehung  sowohl  zu  Gunsten  des  Zc^glings 

selbst  als  zum  Besten  der  menschlichen  Gesellschaft  nichts  anderes 

IdD   kduue,    als   dieses.    Dabei  mache  sich  aber  eine   doppelte 

itung  geltend,  deren  eine  dem  Manne,  deren  andere  dem  Ü reise 

Goethe  angehört,  und  deren  erste  dahin  geht,  den  Irrenden  nicht  vor 

Irrihum  zu  bewahren,  sondern  ihn  denselben  anskoi^ten  d,  i.  durch 

Erfahrung  klag  werden  «o  lassen ,  deren  andere  dagegen  auf  einer 

»war  unmerklichen,  aber  directen  Leitung  zum  Richtigen  besteht. 


ze  pragmatische  Geschichte  der  Philot^ophie.  Von  Cbristfried 

AWml  Thilo.  2,  Aufl.  Cuthon.  8chultze,   1881.  2  Bde. 

Die  Bezeichnung  2.  Aufl.  ist  dadurch  gerechtfertigt,  dass  der 

|rf.   seiner  im  Jahre    1874  erschienene  Geschichte   der  neueren 

kilo^ophie,  die  mit  Descartes  begann  und  mit  Herbart  schhjß,  einen 

eiten  Band  zugefügt  oder  vielmehr  vorausgeschickt  hat,  der  die 

I  dieser  Wissenschaft  von  Thaies  bis  zum  Beginn  der  neueren 

_     Ji  V^  Bach  hat  dadurch  Jen«  Vollständigkeit  erhatten, 

welche  dasselbe  dem  Ernst  und  dem  Zwock  seiner  Dai-stellung  nach 
dt  und  die  vou  den  freunden  demselben  und  des  Verf.s  ungern 
|t  worden  ist.  Die  Schule  Herbai-ts  ist  nicht  reich  an  liteni- 
Poblieationen  geschichtlichen  Inhalt«.  Die  Weise  ihres  Be* 
Oders,  die  Bearbeitnng  der  Begriffe  und  Ate  Darstellung  von  That- 
scharf  auseiuaudeauhaiten,  statt,  wie  es  die  specolattve 
Igethan,  beide  in  emander  aufgeben  zu  lassen,  hat  sich  anf 
^Ängar  und  Nachfolger  verpHanzt.  Aus  der  er^teren  ist  eine  Art 


872     Alfred  wm  Wurzhachy  Goldene  Bibel,  ang.  von  J.  WcuÜer, 

der  Geschichtsschreibuiig  der  Philosophie  entstanden ,  bei  welcher 
die  Behandlung  der  philosophischen  Probleme  die  Hauptsache  aus- 
macht, und  die  geschichtlichen  Thatsachen  gleichsam  nur  als  illu- 
strierende Beispiele  aus  der  Geschichte  dienen,  deren  bewusster 
Zweck  daher  weniger  auf  ein  erschöpfendes  Bild  der  Lebens-  und 
Zeitumstände  der  Philosophen  als  auf  eine  wissenschaftliche  Ein- 
leitung in  die  Philosophie  selbst  durch  eine  analytische  Bearbeitung 
der  in  der  Geschichte  aufgetretenen  Lösungsversuche  der  philo- 
sophischen Aufgaben  gerichtet  ist.  In  diesem  Sinne  hat  Sti'ümpell 
seine  yerdienstvoUe  Geschichte  der  theoretischen  sowie  der  prak- 
tischen Philosophie  bei  den  Griechen  geschrieben.  In  demselben  Geist 
hat  auch  der  Verf.  der  vorliegenden  pragmatischen  Geschichte  die 
Geschichte  der  neueren  Philosophie  abgefasst  und  ist  demselben  auch 
in  der  gegenwärtigen  die  Gesammtgeschichte  der  Philosophie  um- 
fassenden Bearbeitung  treu  geblieben.  Nach  wie  vor  besteht  ihm  der 
eigentliche  und  letzte  Zweck  einer  solchen  Geschichte  weder  in  bio- 
graphischen Mittheilungen  über  die  Philosophen,  noch  in  litera- 
rischen Notizen  über  ihre  und  ihrer  Schüler  Werke ,  noch  in  cultur- 
historischen  Excuisen  über  den  Einfluss ,  welchen  die  philo- 
sophischen Systeme  auf  die  allgemeine  Bildung  der  verschiedenen 
Zeiten  ausgeübt  und  über  die  Bückwirkungen,  welche  sie  von  dieser 
empfangen  haben,  sondern  vielmehr  „in  der  Kenntnis  und  dem  Ver- 
ständnis des  Gedankeninhalts  der  verschiedenen  Philosophien  und 
ihres  Zusammenhanges  unter  einander.  **  Dasssein  Werk  dadurch  weder, 
wie  das  bekannte  von  Lewes,  zu  einer  unterhaltenden  ^Philosophie 
in  Biographien",  noch  wie  das  Überweges,  zu  einem  erschöpfenden 
literarhistorischen  Nachschlagebuch,  noch,  wie  die  Darstellung 
Kuno  Fischer's  zu  einer  brillanten  Culturgeschichte  werden  konnte, 
war  vorauszusehen.  Dagegen  hat  es  sich  um  so  geeigneter  erwiesen, 
Anfänger  in  eine  exacte  und  gründliche  Behandlung  philosophischer 
Probleme  und  damit  in  das  Studium  der  Philosophie  selbst  einzu- 
führen ,  eine  Eigenschaft ,  durch  welche  das  Studium  der  Geschichte 
der  Philosophie  für  das  der  Philosophie  selbst  allein  wirklichen 
Wert  erlangt. 

Wien.  Robert  Zimmermann. 

Goldene  Bibel.  Die  heilige  Schrift  illustriert  von  den  gröiSten  Meistern 
der  Kunstepochen.  Herausgegeben  von  Alfred  von  Wurabach.  Stuttga^rt 
Paul  Neff. 

Es  ist  ein  glücklicher  Gedanke,  die  Scenen  des  alten  und 
neuen  Testamentes  in  einer  Reihe  von  Darstellungen  zu  pnblicieren, 
welche  an  Format  und  Ausstattung  gleich ,  aber  nach  Werken  der 
berühmtesten  Meister  der  italienischen,  französischen,  deutschen  and 
niederländischen  Kunst  reproduciert  sind.  Ein  solches  Unternehmen 
wäre  noch  vor  einem  Jahrzehent  eine  Unmöglichkeit  gewesen ,  aber 
durch  den  hier  gewählten  Lichtdruck  ist  es  möglich,  die  verschie- 
densten Kunstwerke  auf  ein  Format  zu  reducieren  und  dabei  doch 
jeden  Strich,  jede  Nuance  des  Stiches  zu  conservieren.  Das  Werk  ist 


W.  Ammann,  Geachichte  des  Mittelalters  aaw«,  &Bg.  ?od  Kroms.  978 

dfimnacb  bemfeD^  in  kiinstlerisciier  Bedehung  jede  frühere  ähnliche 
Publication  iDsofeme  zd  übertreffeoi  als  es  nur  Werke  ersten  Ranges 
sowohl  in  Bezug  auf  Maler  als  auf  Kupferetecfaeri  bietet. 

Bis  jetzt  sind  je  eine  Lieferung  des  alten  und  neuen  Tesi»- 
mentee  erechienen.  Die  erstere  enthält  „Salomons  ürtheil''  nach 
NicolauB  Pouäsin,  gestochen  von  Alexander  Morel,  „Kain  und  Abel** 
nach  Dietrich,  gestochi^n  von  J.  Daulle.  Die  zweite  Lieferung  enthält 
die  ^Taufe  Christi^  nach  Guido  Keni,  gestochen  von  Gledttsch  und 
die  ^TransüguratioD''  nnch  ßafael »  gestochen  von  K.  Morghen.  Das 
ganze  Werk  ist  auf  50  Lieferuugeu  berechnet.  Zu  jedem  Bild  (groß 
Folio)  ist  eiu  Blatt  Text  beigegeben^  welches  eutweder  in  katho* 
liscber  (Allioli)  oder  protestantischer  (Luther)  Übersetzung  die  be- 
treffende B  -  enthält. 

Die  .  ke  sind  musterhaft  ausgefahrt,  der  Preis  von 

90  kr.  6,  W.  pur  Lieferung  eiu  so  geiinger.  daes  selbet  der  Unbe- 
mittelte sich  in  den  Besitz  vou  classischen  Werken  setzen  kann.  Wir 
können  daher  das  prächtige,  allen  ktjnstleriachen  Anforderungen  in 
jeder  Beziehung  entsprechende  Werk  aufs  Wärmste  empfehlen. 

Graz.  J.  Wastler. 


Carl  Neumaun.  Geschichte  Roms  während  des  Verfalles  der 
liepublik.  Vom  Zeitalter  des  Scipio  Aemilianus  bis  »u  Sulla's 
TCKle.  AuD  seinem  Niichlasse  herausg^g^i^beo  vou  E.  Gothein« 
Btüihk^  18BL  Verlag  von  W.  Koebuer.  ti23  S. 

Dieser  stattliche  Band  enthält  die  hinterlassenen  Cotlegien« 
hefte  eines  beliebten  Universitätslehrors,  welche  die  Pietät  der 
S«^  n  Kreisen  zugänglich  zu  machen  wnni^cht.  Der  Stoff' 

i^>  ilurchgearbf'itet  und  das  Buch  unter  den  Geschichta- 

Wirken,  weiche  neben  Mommson  hergehen,  als  ein  schätzbares  zu 
be&eickneiL  Sachlich  neues  lies  sich  nicht  wohl  geben  und  ist  daher 
hier  auch  nicht  zu  ünden ;  gelegtentlich  wird  eine  politische  Situation 
unter  ei neu  glücklichen  Gesichtspunkt  ^bracht.  Die  geographischen 
Excuii*e,  die  eingestreut  sind,  verdienen  Beachtung,  da  der  Verf. 
hiel>ci  tief*  ide  Studien  verwertet;  so  8.  284 — 292  über  die 

Sitze  der  ('■■  .  365  f.  Über  die  Zöge  der  Cimbern  und  Teutonen. 

Auch  die  ^:  :  i;  Ikischen  Aoaeinandersetzungen ,  die  den  Jngur- 
ihinittchen  Ki;ug  Utreff^an,  sind  ausführlicher  gehalten. 

Prag.  Jnlins  Jung. 


OtSChlchto    des  Mitti»!altpri;    von  375—149^,  atur  Förderung  des 

Q  le  und  Lehrur  der  Cieschichte,  sowie 

»11  ip.  Von  W,  Assmanti.  Zweite  uro- 

gt.ui..  ;\  1  ij-        11   1'      I  h  als  iwifiter  Theil  XU 

A>^:'i.n  !''    li^ih^ii'^.i'ii  ii<  i  ..  .iT>o.  Zweite  AbthoilttUtf. 

V  r  da   KrriuiUk-c.   Er^u^    Ujr,   1879,  zweite   Lfg     1880. 

l^  :>f,   Druck   «tid  Verlag   von  rr.  Vieweg  u.  Ö,   iub.   X  n. 

^Sie  wissenschaftliche  und  didaktische  Bedeutung  und  NQtz- 
Bdikiit  iu  Aitsniaan'schen  Handhueliea  in  seiner  neuen,  zeitg«- 


S74    TT.  Assnumn^  Geschichte  des  Mittelalters  usw.,  ang.  von  Krem». 

m&ßeo  und  zielgerechten  Bearbeitung  durch  E.  Meyer  wurde  bereits 
beim  Erscheinen  des  ersten  Bandes  dieses  Geschichtawerkes  Ton 
maßgebenden  Seiten  anerkannt.  Die  vorliegende,  zweite  Abtheilong 
rechtfertigt  den  begründeten ,  guten  Ruf  des  Buches.  Der  Stoff  nm- 
fasst  im  großen  und  ganzen  die  Zeit  von  1095—1291,  nur  in  der 
Geschichte  Skandinaviens,  Polens,  Ungarns  und  der  Mongolen  findet 
sich  aus  inneren  Gründen  das  Jahrausmaß  um  etwas  überschritten. 
Die  „Kreuzzüge,  deren  Ursache  und  Folgen^  (S.  1 — 80)  er^ffiien  die 
Darstellung.  Die  begleitenden  Anmerkungen ,  in  genügender  Fülle 
vorhanden,  fassen  einerseits  die  periodischen  Quellen  und  die  .ein- 
schlägige Literatur  übersichtlich  zusammen  und  belegen  andererseits 
die  ttnzelnen  Momente  der  historischen  Darstellung.  Die  Geschichte 
der  einzelnen  Staaten  fugt  sich  an.  Deutschland  eröffnet  den  Beigen 
(80—222),  dann  folgt  Frankreich  (222—258),  England  (258-- 3 12), 
das  Papstthum  im  Höhepunkte  seiner  Macht  (318—323),  die  pyre-* 
näische  Halbinsel  (324—387),  die  skandinavische  Trias  (337—361), 
Bußland  (361 — 869),  Polen,  Preußen  und  das  Ostseegebiet  (369  bis 
396),  Ungarn  (396—399) ,  das  griechische  Beich  (399—410),  das 
arabische   Ehalifat  und  das  Mongolenreich  (410^ — 419).  Selbst- 
verstandlich  fallt  der  Löwenantheil  der  Quellen-  und  Literaturbelege 
der  deutschen  Geschichte  zu ;  die  größere  Kargheit  in  den  bezüglichen 
Nachweisen  bei  der  Geschichte  der  andern  Nationen  und  Beiche 
entsprach  dem  Plane  der  Arbeit,  welche  den  Grundton  dorthin  legte. 
Wir  wollen  diesfalls  eine  Beihe  von  Bemerkungen  anbringen,  welche 
nur  von  dem  Interesse  Zeugnis  geben  sollen ,  welches  wir  dem  sorg- 
föltig  durchgearbeiteten  Werke  entgegenbrachten.  S.  2  n.  1  w&re 
dort ,  wo  der  armenischen  Quellen  zur  Geschichte  der  Erenzzüge  ge- 
dacht wird,  Petermann  Beiträge  zur  Geschichte  der  Kreuzzüge 
aus  armen.  Quellen  (Berl.  Ak.  d.  W.  1860)  zu  erwähnen.  Ein  sehr 
wichtiges  Werk  für  die  Chronologie  der  christlichen  Dynastien  im 
Oriente  und  der  Kämpfe  mit  den  Sarazenen  besonders  seit  Saladin : 
Schlumberger,   Numismatique  de  TOrient  latin  (Paris    18781, 
könnte  auch  seinen  Platz  finden.  S.  19,  n.  10  fehlt  unter  den  Haupt* 
quellen  zur  Geschichte  des  3.  Kreuzzuges  Ansbert 's  Bericht  de 
expedit.  Fried.  I.,  der  nur  zum  Schlüsse  mit  dem  Tageno*s   zu- 
sammenfallt. S.  23  n.  12  klingt  etwas  zu  viel  Skepsis  gegen  die 
Geschichte  von  der  Beleidigung  Hzg.  Leopold*s  Y.  v.  0.  durch  Bichard 
Löwenherz  hervor,  welche  trotz  aller  Ausschmückungen  einen  festen 
Kern  zeigt,  den  Lohmeyer  und  Wallnöfer,   beziehungsweise 
Toeche  mit  Becht  festhielten.  Dass  der  Babenberger  zunächst  für 
seine  Bechnung  und  erst  in  zweiter  Linie  als  Helfershelfer  König 
Heinrichs   VI.  bei  der  Gefangennehmung  des   englischen   Königs 
handelte ,  zeigt  sich  am  besten  in  seiner  weiteren  Haltung  gegen 
den  Staufen.  Bei  Philipp  von  Schwaben,  dem  Gatten  der  byzanti- 
nischen  Irene,   hätte  dessen  Parteigängerschaft,    namentlich  die 
weltliche,  in  ihrem  Bestände  und  Wechsel  und  sein  Verhalten  zur 
griechischen  Frage  i.  J.  1205  angedeutet  werden  können.  In  der 
Skizze  des  Herrscherwaltens  Friedrichs  II.  hätte  das  Verhältnis  zu 


^ittolübachern  Ladwjg  und  Otto,  die  Thattgkdit  Alberts  Beliam 
'Kager  uod  die  Bildung  der  p&pstlich^u  Partei  etwas  mehr  Be- 
DDUng  verdient.  Bei  Friedrich  dem  Streitbaren  von  ö.  und  Stm, 
ritt  mehr  das  Streben  nach  einer  Politik  der  freien  Hand  als  die 
reue  Vorktopferschaft  (3.  158)  zu  Gunsten  des  Kaigers  henror,  wie 
iee  die  Ablehnung  des  Projectes  K,  Friedrich»  U.,  sich  mit  der 
Hebte  des  Herzogs  zu  Termähleu ,  andeutet  Die  Trennung  des  Erz- 
►isthums  Sahburg  (8.  184)  von  dem  Herzogihum  Baiern  war  nicht 
rst  bei  der  Erhebung  der  Wittelsbacber  eingetreten,  sie  wurzelte  in 
.er  TeicbsunrnittelbAren,  immunen  Stellung  des  Erzbisthoms  ober- 
pt.  Die  BeMtüungen  des  HauseslAudecbä  kamen  nicht  zunächst  an 
lörzer,  sondern,  was  ihre  tirrdi sehen  Güter  betrifft,  an  die  Grafen 
I Tirol  und  von  diesen  an  die  Göner. 

Bei  der  Berufung  des  deutschen  Ordens  ins  Prenßenland 
174)  hätte  bemerkt  werden  können ,  dass  er  unmittelbar  vorher 
feiebenbürgischen  Burzenlande  seine  colonisatorische  Thätigkeit 
ertet  hatte  und  13  Jahre  daselbst  weilte.  Einiger  Berichtigungen 
der  Abschnitt  über  ungarische  Geschichte  (396  f.), 
rafikr  Spittler  und  Majlath  nicht  als  maßgebende  Gew&hrs* 
B&Qner  angeisehen  werden  köunen.  Stefan  IL,  von  dessen  Kriege  mit 
Tierreich  die  Quellen  nichts  wissen,  suchte  weder  in  Constantinopel 
lilfe,  noch  veranlasste  er  dadurch  die  erste  Einmischung  der  grie- 
faiachen  Kaiser  in  die  Thronfolge  Ungarns«  sondern  stand  vielmehr 
[ggen  Byzanz  in  Waffen.  Die  Bezeichnung  „kroatischer^  Almos  ist 
dcht  gerechtfertigt,  B^la  IL  wurde  als  Knabe  geblendet  und  theilto 
las  Loa  seines  nach  dem  vierten  Aufstände  gegeu  Koloman  be- 
triiften  Vaters,  Die  goldi?ne  Bulle  des  J,  1222  war  von  der  Reform- 
l^ti  gegen  die  Magnaten  erzwungen  zu  Gunsten  des  bedrückten 
H^f»ren  Adels,  der  Reichsedelleute,  und  die  «servientee  regia"  sind 
Ki  Magnaten»  sondern  der  dienstpflichtige  Adel  auf  dem  k(^n. 
Tomiiat^grande  und  der  donatorische  Adel  Oberhaupt.  Von  einer 
Anlage  des  weit  älteren  Ofen  (Buda  und  Pest)  kann  unter  Be1a  IV, 
;  in  bedingter  Weise  gesprochen  werden. 

Oraz.  F.  Krones* 


lar  Geschichte  der  sächsisch-böhmischen  BeziehungeQ 

den  Jahren   1464— 1471.  Von   Habort  Krmiseh.    Mit  ur- 

[kundUcben  Beilagen.  Dresden  1881.    Wilhelm  BaeDSch.  144  HS.  8*. 

E»  iäit  nicht  ohne  Bedeutung  uud  innern  Grund,  weun  eine 
I  Reihe  von  Historikern,  so  z.  B.  G.  Voigt,  K»  Menr**1,  A.  Kluck- 
I*  nach  tflchtigen  Leistungen  sich  von  der  Gesc)i  il>ung 

mittle ron  und  endenden  XV.  J<ihrhuuderts  weg^  '    hat, 

renn  sie  die  Gelege«ibeit,  aus  neuem  HateriaJe  Neues  zu  bieten^ 
laaD  die  Eigenart  der  Perei^nlichkeiten  und  Vielgestaltig keit  der 
liftrhähnisse  zar  Beschäftigung  mit  jener  Epoche  brachte,  so  kann  na- 
ch abgesehen  von  peradniicben  Gründen,  andererseits  wieder  die 


876  H,  Ermisch,  Studien  zur  Geschichte  usw.,  smg  von  Ad,  Bcu^man  A. 

Schwierigkeit,  sich  das  vorhandene  ungedruckte  Materiale  bei  seiner 
Yerstreutheit  zu  verschaffen,  und  die  geringere  Befriedigung,  welche 
die  Beschäftigung  mit  bis  auf  wenige  Ausnahmen  minder  begabten 
und  entschiedenen  Fürsten,  mit  einer  entwurfreichen,  aber  auf 
reichsgeschichtlichem  Gebiete  resultatarmen  Zeit  gewährt,  kaum 
2U  längerem  Verweilen  einladen.  Wenn  daher  in  Dr.  Ermisch  ein 
neuer  Forscher  auf  diesem  Gebiete  gewonnen  ist,  so  kann  man  ihn 
nur  mit  großer  Freude  begrüßen,  und  dies  um  so  mehr,  als  die  „Stu- 
dien^ den  Erwartungen,  mit  denen  man  der  Leistung  eines  so  be- 
gabten und  sorgsamen  Arbeiters  entgegentritt,  entsprechen.  Mit  Um- 
sicht und  Sachkenntnis  behandelt  der  Verf.  die  Beziehungen  zwischen 
Böhmen  und  Sachsen  von  1464 — 1471;  indem  er  das  k.  sächsische 
Hauptstaatsarchiv  in  dieser  Richtung  wie  es  scheint  erschöpfend 
ausbeutet,  gewinnt  man  für  die  böhmisch-sächsischen  Verhältnisse 
in  jener  Zeit  wenn  auch  nicht  neue  Gesichtspunkte  und  die  Kenntnis 
neuer  großer  Actionen,  so  doch  manches  interessante  und  besonders 
ob  seiner  Genauigkeit  erwünschte  Detail.  Referent  steht  darum 
nicht  an,  die  Arbeit  Dr.  Ermisch's  als  eine  sehr  erwünschte  Vorarbeit 
für  sein  eigenes  in  Bälde  erscheinendes  Werk  über  das  Zeitalter 
Max  I.  noch  besonders  willkommen  zu  heißen. 

Selbstverständlich  wird  es  bei  einer  Erstlingsarbeit  für  jene 
Periode  nicht  auffallen,  wenn  der  Verfasser  dort,  wo  er  die  allge- 
meinen Verhältnisse  berührt,  nicht  jene  Sicherheit  und  Correctheit  be- 
anspruchen darf,  die  sonst  seine  Darstellung  auszeichnet.  So  ist  die 
(S.  4)  vorgetragene  Ansicht,  die  auch  Droysen  und  Jordan  bringen, 
dass  nämlich  König  Georg  von  Böhmen  ,,eine  Mittelstellung  zwischen 
der  Curie  (und  wir  können  hinzufügen,  dem  katholischen  Europa) 
und  seinem  eigenen  utraquistischen  Lande  einnehmen  zu  können^ 
„glaubte^,  doch  entschieden  unrichtig,  wie  Ref.  an  verschiedenen 
Orten  („Ein  Jahr  böhmischer  Geschichte"  S.  75  a.  a.  0.,  „Böhmen 
und  seine  Nachbarländer  1458—1461"  S.  280  a.  a.  0.)  ausgeführt 
hat.  Oder  wenn  man  beobachtet,  wie  der  König  in  allem  und  jedem 
der  recht-  und  ordnungsmäßige  Nachfolger  seiner  Vorgänger,  der 
Könige  von  Böhmen,  sein,  nur  in  alter  Weise  die  Krone  empfangen 
will,  wenn  er  sich  bestrebt,  sofort  in  die  Fürstenhierarchie  des  Reiches 
einzutreten  und  ebenso  Rom  gegenüberzustehen  „more  aliorum  re- 
gum  christianorum",  wenn  er  endlich  gelobt  auch  den  Kelch  aufzu- 
geben, wie  dies  vor  ihm  die  Rosenberge,  Hasenburge  u.  s.  w.  gethan 
haben,  kurz  wenn  er  bemüht  ist,  in  allem  Ansprüche,  Rechte  und 
Pflichten  der  früheren  Könige  auf  sich  zunehmen,  wo  bleibt  da  „die 
Basis",  „auf  der  das  moderne  böhmische  Königthum  ruhte"?  (S. 
6  d.  Stud.).  Ähnlich  verhält  es  sich  mit  dem  „Bruche  zwischen  Georg 
und  dem  Papste,  dessen  innere  Nothwendigkeit  sich  niemand  ver- 
hehlen konnte".  Wenn  der  König  der  Curie  hielt,  was  er  eidlich  ge- 
lobt hatte  und  was  die  Kirche  seit  langem  (s.  1448,  1454)  anstrebte, 
wenn  er  als  Katholik  offen  herantrat,  wie  jene  anderen  böhmischen 
Herren,  woran  ihn  am  wenigsten  seine  religiöse  Überzeugung  hin- 
derte  („Ein  Jahr  böhm.  Gesch.**  8.  90—97),  warum  sollte  ihn  Rom 


^Karten  lur  tnnthem.  a.  phjdk,  Geogr.,  a.  ¥.  Äl  Üielfer.  177 

lebt  später  ebenso  f5rden),  wie  es  dies  thatdäcbjich  froher  gethan 
itV  Der  Ck>Qflict  liegt  ebeD  wo  anders:  in  der  gleichzeitigen 
[f^rpflichtuDg  dee  E(^Digs  gegen  die  Utraqui^teD,  die  ihn  in  erster 
eibe  erhoben  hatten  und  naebträglich  etntzten,  der  Zusage  ibren 
lauben  zu  sdiötzen,  und  der  Mission,  die  er  von  Eom  nbernommen, 
Jen  ütraquismus  „totoposse^  zn  beseitigen.  Der  König  bat  jahrelang 
(bis  Mai  1461)  gehofft,  die  der  Kirche  gemachten  Zusagen  halten  zu 
können^  und  darum  bei  seiner  Bewerbung  um  die  deutsche  Krone 
(.459 — 1461)  unbedenklich  dahin  gehende  Zusagen  gegeben  (^ Böhm. 
li.  Nachbarländer**  S.  240,  S.  266,  S.  292  ff.), dann  im  Frühjahre 
161  wirklich  einen  ünionsversnch  gemacht  (ebd.  S.3CK) — 304),  end- 
th  im  Ma i  1461  sich  für  de nUtraqaismns  erklärt  und  erklären  müssen» 
"was  dann  der  Hoffcag  im  August  1462  auch  Pins  II.  klar  machte, 
^ts  dabin  von  einem  ^laugst  nur  scheinbar  bestehenden  Frieden ""  zu 
tlen,  ist  daher  schwerlich  richtig;  der  Laurentiuelandtag  von  1462 
%r  daher  weniger  ^denkwürdige  als  verhängnisvoll  für  den  König. 
Noch  weniger  wird  man  zustimmen,  wenn  der  Verf.  (S.  4)  meint, 
die  „Compactaten  dem  innersten  Weesen  der  römischen  Curie** 
rid  er  sprachen**,  „die  sie  denn  in  der  Thal  niemals  formell  anerkannt 
^t**.  Hob  denn  nicht  stets  der  Nachsatz  der  vier  Artikel  auf,  was 
»r  Vordersatz  Neues  zugestand,  deu  Laienkelch  allein  ausgenom' 
men?  Und  hat  nicht  gerade  letzteren  der  römische  Stuhl  noch  nach 
em  tndentiner  Concil  zugestanden? 

Noch  einige  andere  Bemerkungen  von  ähnlich  allgemeiner  Be- 
hatte ßef  zu  machen:  aber  auch  sie  wären  nicht  der  Art 
roüe  Verdienst  in  schmälern,  das  sich  der  Verf.  mit  seiner 
Bit  zweifellos  erworben  hat.  Dasselbe  wird  noch  erhöht  durch  den 
druck  der  (19)  Beitagen,  der  mit  großer  Genauigkeit  gemacht  zu 
i  fcbeint  und  uns^n*  gedrucktes  Quell onmateriale  für  jene  Zeit  um 
Dige  weBentUche  Stücke  vermehrt. 


Prag. 


Ad.  Bachmann. 


zur  Qiatbematischen  und  physikalischen    Geographie. 

Von  A.  Steinhausor.  Wien  1880.  ArtÄria  und  Comp. 

Im  Vorlage  von  Artaria  und  Connp.  in   Wien  ist  vor  kurzem 

^rtographisches  Sammelwerk  erschienen,  auf  das  wir  sowohl 

»ner  als  auch  die  Directionen  der  Mittelschulen  besonders 

Bfmerksam  machen*    Schon  der  Name  des  rühmlichst  bekannten 

Bti>rSt  Ri^gientn^sriithes  A.  Steinhauser,  bürgt  für  möglichste  Cor- 

theit  und  Reichhaltigkeit  des  Werkes^  dem  man,  wenn  überhaupt 

nen  Vorwurf,  nur  deu  einzigen  machen  kann,   dasa  der  Stoff  fast 

,  reich  und  mann»gf  dir  ig  auf  dem  engen  Baum  von  XIV  Blättern 

tü9»mmerigi^dr:iiig't  ist. 

Blatt  I,  Die  Himmelsgloben.    Enthält  nebst  den  Karten  d«a 
Urdlichen  und  südlichen  Sternhimmels  noch  ein   Verzeichnis  dir 
rorragendsteu  Sterne  nach  der  Lichtstärke  geordnet. 

liitodirifl  r.  d,  §«ton.  Ojan.  ins     T,  Htfi.  2^ 


878  Ä,  SteifihauBer,  Karten  zur  mathem.  n.  physik.  Geog.,  a.  ?.  R,  ZeJbr. 

Blatt  II.  Äquatoriale  Zone  der  Himmelskugel.  In  diese  ist  der 
Lauf  der  Hauptplaneten  unseres  Sonnensystems  eingetragen  mit  den 
charakteristischen  Krümmungen  und  Schleifenbildungen  der  schein- 
baren Bewegung.  Außerdem  sind  einige  kleine  Kärtchen  beige- 
geben, welche  die  hervorragendsten  Sterngruppen,  Sternhaufen  und 
Nebel  nach  den  besten  vorhandenen  Zeichnungen  darstellen.  (Prae- 
sepe,  Pleiaden,  Hyaden,  Orionnebel  usw.) 

Blatt  III.  Planetensystem.  Ein  besonderer  Yortheil  dieser 
Karte  besteht  darin,  dass  der  Verf.  es  vermieden  hat  alles  zu  gedr&ng^ 
auf  den  Baum  einer  Kreisscheibe  zu  projicieren.  Die  äußeren  und 
inneren  Planeten  sind  getrennt  neben  einander  gestellt»  wobei  zum 
Vergleiche  als  Maßstab  die  Jupiterentfernang  von  der  Sonne  gilt. 
Außerdem  ist  neben  vielen  schätzbaren  Notizen  noch  die  Bahnlage 
vieler  Kometen  angegeben,  was  in  den  meisten  ähnlichen  Karten  ver- 
miest wird  und  doch  einige  Bedeutung  hat,  da  gerade  bei  diesen 
Himmelskörpern  die  Neigung  der  Bahn  gegen  die  Ekliptik  oft  gegen 
90®  beträgt. 

Blatt  IV.  Sonne  und  Mond.  Außer  einem  tjrpographisch  ge- 
lungenen Mondbilde  enthält  dieses  Blatt  alle  auf  den  Mond  und  sein 
Verhältnis  zur  Sonne  bezuglichen  Erscheinungen  wie  Darstellung 
von  Mondphasen,  Sonnen-  und  Mondesfinsternissen  usw. 

Blatt  V.  Erde  und  Mond.  Die  Stellungen  der  Erde  gegen  die 
Sonne  in  den  verschiedenen  Jahreszeiten  und  fast  eine  Überfülle  von 
Tabellen  und  gi-aphischen  Angaben  bilden  den  Inhalt  dieses  Blattes. 

Blatt  VI.  Kai-tenprojectionen.  Ein  vollständiges  Verzeichnis 
aller  Arten  der  Kaiiienprojection.  Bezüglich  weiterer  Erläuterung 
mag  auf  Steinhausers  Werk  „Grundzüge  der  mathematischen  Geo- 
graphie und  Kartenprojection",  sowie  auf  Dr.  H.  Gretschel  „Lehr- 
buch der  Kartenprojection^  verwiesen  werden.  Die  nun  folgenden 
Karten  sind  eine  Verwertung  neuester  meteorologischer,  geologischer 
und  oceanographischer  Beobachtungen.  Es  mag  eine  kurze  Inhalts- 
angabe der  Karten  genügen. 

Blatt  VII.  Wärmeverbreitung.  Monats  isothermen  für  die 
nördliche  Halbkugel,  Jahresisothermen  für  die  ganze  Erde. 

Blatt  VUI.  Oceanographie.  Meeresströmungen,  Ebbe  und 
Flut,  Meerestemperatur  und  Tiefe. 

Blatt  IX.  Karte  der  Isoklinen,  Isogonen  und  Isodynamen. 

Blatt  X.  Geologische  Kai-te  der  Erde  nach  Mercators  Projection 
nebst  vier  Spezialkärtchen  (Nordamerika,  Europa,  Hindostan  und 
Südafrika). 

Blatt  XI.  Hypsometrische  Karte  der  Erde  mit  Höhendiagram- 
men und  zwei  Übersichtskarten  der  vulkanischen  Eruptionen  uud  Ve- 
getation. 

Blatt  XII.  Wind  und  Regen.  Enthält  die  Isobaren  und  herr- 
schenden Winde  im  Januar  und  Juli;  überdies  in  zwei  weiteren 
Karten  die  mittleren  Begenmengen  und  gleichzeitigen  Maxima  der 
Niederschläge. 

Blatt  Xm.  Isobaren  und  Dunstdruckcurven. 


D.B.  Weigand,  6eikie,Kune8Lehrb.iisw.,tDg.T.  Dr.F.Orastaiter,  170 

Blatt  XIY.  AbDahme  der  Schwerkraft  yon  den  Polen  zum 
Äquator  nebst  den  bis  jetzt  bestimmten  Laengen  des  Secunden- 
pende]s. 

Die  typographische  Ausführung  ist  bei  möglichster  Correct- 
heit  tadellos  zu  nennen. 

Wien.  KarlZelbr. 


Oeikie,  Kurzes  Lehrbuch  der  physikalischen  Geographie. 
Autorisierte  deutsche  Ausgabe  tod  Dr.  B.  Weigand.  Mit  79  nolz- 
Mhnitten  und  10  Karten.  Strassburg  1881.  8*.  856  88. 

Die  Lehrgegenstände,  welche  der  Unterricht  an  den  Mittel- 
schulen umfasst,  sollen  nicht  bloß  ein  materielles,  sondern  auch  ein 
formale?  Bildungsmittel  sein  und  es  soll  daher  auch  der  Unterricht 
in  der  Oeog^phie  in  der  Weise  vorgenommen  werden ,  dass  die 
Schfller  nicht  bloß  das  fdr  gebildete  Menschen  erforderliche  geogra- 
phische Wissen  sich  aneignen,  sondern  dass  auch  durch  die  Lehr- 
und  Lemmethode  selbst  die  Denkkraft  geübt  und  geschärft  wird. 
Dieser  Anforderung,  welche  an  einen  ersprießlichen  Unterricht  in 
der  Geographie  gestellt  werden  muss,  entspricht  das  vorliegende 
Buch  in  musterhafter  Weise.  Der  Verf.  gieng  bei  der  Anlage  die- 
ses Werkes  von  dem  Principe  aus,  dass  beim  physikalisch-geogi*a- 
phischen  Unterrichte  von  dem  allgemeinen  Wissen,  von  der  Erfahrung 
der  Schüler  auszugehen  und  diese  an  den  allt&glichen  Erscheinungen 
in  der  Beobachtungskunst,  in  der  wissenschaftHchen  Denkweise  und 
in  der  Untersuchungsmethode  zu  üben  sei.  Er  will  dadurch  anstreben, 
dass  die  physikalische  Geographie  nicht  ¥ne  eine  gewAhnliche  Schul- 
aufgabe gelernt,  sondern  als  ein  angenehmer  und  interessanter  Lehr- 
gegenstand betrieben  werde,  welcher  zugleich  das  Beobachtungs- 
yermögen  übt,  die  Indnction  ausbildet  und  die  Phantasie  best&ndig 
rege  erhalt 

Wenn  nun  dieses  Buch  allerdings  bloß  die  großen  Grundfragen 
der  physikalischen  Geographie  umfasst,  so  ist  der  Umfang  desselben 
doch  schon  ein  derartiger,  dass  es  als  Lehrtext  für  den  physikalisch- 
geographischen Unterricht  an  den  österreichischen  Mittelschulen 
zu  weitläufig  ist.  Für  den  reiferen  wissbegierigen  Schüler  wird  es 
aber  eine  eben  so  interessante  als  lehrreiche  wissenschaftliche  Lec- 
iüre  bilden  und  dem  Lehrer  wird  es  ein  höchst  nützliches  Handbuch 
für  einen  guten  methodischen  Unterricht  in  diesem  Lehrgegenstande 
sein.  Es  kann  daher  für  die  Mittelschul-Bibliotheken  bestens  em- 
pfohlen werden. 

Wien.  Dr.  F.  Orassauer. 


%^ 


SSO  N.  FüUkowski^  Karzgefasste  prakt.  Geometrie,  ang.  ▼.  J.  O.  WaOenim, 

Kurzgefasste  praktische  Geometrie.  Leichtfaseliche  Auleitang  zum 
Vermessen,  Höhenmessen  and  Nivellieren  für  Ackerbanschnlen  und 
andere  niedere  Lehranstalten.  Yerfasst  im  Auftrage  des  h.  k.  k. 
Acker bau-Ministeriams  von  N.  Fialkowski,  Architekt  und  Prof. 
der  Geometrie  nnd  des  geometrischen  Zeichnens  an  der  Wiener 
Commanal- Realschule  una  an  der  gewerbl.  Fortbildungsschule  im 
VI.  Bezirke  usw.  Mit  180  Holzschnitten  im  Text.  Wien  188a  Verlag 
von  A.  Pichlers  Witwe  und  Sohn. 

Elemente  des  Situationszeichnens  nebst  Anleitung  zum  Colorieren. 
Verfasst  im  Auftrage  des  h.  k.  k.  Ackerbau-Ministeriums  ron  dem- 
selben. Wien  1880,  ebendaselbst. 

Die  zeichnende  Geometrie  oder  Anleitung  zum  Zirkelzeichnen 
für  Ackerbauschulen.  Verfasst  im  Auftrage  des  h.  k.  k.  Ackerbau- 
Ministeriums  von  demselben.  Mit  20  Tafeln  im  Text  Wien  1879, 
ebendaselbst. 

Das  erste  dieser  drei  vorliegenden  Bücher,  welche  im  Auftrage 
des  k.  k.  Ackerbauministeriums  mit  specieller  BQcksicht  auf  die  Be- 
dürfnisse der  landwirtschaftlichen  und  Ackerbauschulen  bearbeitet 
und  vor  der  Herausgabe  von  Fachmännern  begutachtet  wurden, 
enthält  die  Grundzüge  der  praktischen  Geometrie  insoweit,  dass  vor- 
zugsweise der  elementaren  Technik  des  Feldmessens  Rechnung  ge- 
tragen wurde.  Infolge  der  Bestimmung  der  „praktischen  Geo- 
metrie'' konnten  in  dem  vorliegenden  Lehrbuche  nur  die  einfachsten 
Instrumente  und  Messbehelfe,  d.  h.  solche  aufgenommen  werden, 
deren  Verständnis  durch  die  Fundamentalsätze  der  ebenen  Geometrie 
ermöglicht  wird;  Apparate  complicierterer  Einrichtung,  sowie  Mess- 
behelfe, welche  ein  größeres  Quantum  mathematischer  Kenntnisse 
voraussetzen,  als  sie  in  den  Ackerbanschulen  erworben  werden 
können,  blieben  aus  dem  Verbände  des  Buches  entfernt;  es  ist  daher 
begreiflich,  dass  in  dem  Buche  weder  von  dem  Messtische  noch 
von  dem  Theodolithendie  Rede  sein  konnte.  Die  Darstellung  des 
vorgetragenen  Lehrstoffes  ist  eine  durchweg  klare  und  correcte  und 
ermöglicht  auch  reiferen  Schülern  der  letzten  Classe  der  Bürger- 
schulen, welche  den  Zeichenunterricht  genossen  haben,  sich  mit  den 
für  einen  Landwirt  wichtigsten  Vermessungsarbeiten  auf  leichte 
Weise  bekannt  zu  machen. 

Bei  Abfassung  dieses  Buches  haben  dem  Verf.  die  anerkannt 
besten  Lehrbücher  der  praktischen  Geometrie,  wie  jene 
von  Bauer,  v.  Bauernfeind,  Hartner,  von  Largiader, 
Thieme,  Schlesinger  usw.  wesentliche  Dienste  geleistet. 

In  dem  ersten  der  beiden  Abschnitte,  in  welche  das  „Lehr- 
buch der  praktischen  Geometrie^  getheilt  ist,  wird  die  Be- 
schreibung, Prüfung  und  Berichtigung  der  Messbehelfe  vorgenommen, 
sowie  das  Horizontalmessen  gelehrt.  Die  hier  erörterten  Instrumente 
sind  so  einfach  und  wohlfeil,  dass  mittelst  derselben  alle  im  landwirt- 
schaftlichen Leben  gewöhnlich  vorkommenden  einfacheren  Ver- 
messungen mit  hinreichender  Genauigkeit  ausgeführt  werden  können. 
—  Im  zweiten  Abschnitte  findet  man  eine  sachgemäße  Dar* 
Stellung  des  Höhenmessens  und  Nivellierens,  immer  durch 


Elameilte  des  SitnatLoQSEeicbiidns  usw.,   sn^.  r.  J.  G.   WaOentin,    S81 

zweckmftüige»  Beispiele  uadAufgabeo  anterstotzt.  Von  den  Nivellier- 
instrum enteil  werden  jene  erwähnt^  bei  welchen  sich  die  horizontale 
Ebene  von  selbst  bildet,  ferner  die  Nivellierwagen  (Setzwage 
und  Wasser  wage),  die  Pendelinstrumente  (von  Böse  und 
der  Gef&n3tock)t  endlich  die  Li  bellen  Instrumente  (das 
Nivellierdiopter,  die  Ni  vellie  rlatteo).  Den  Schluss  des 
iwöiten  Abschnittes  bildet  der  Preß  1er sehe  Messknecht.  — 
Den  einzelnen  Tht^llen  des  Baches  sind  viele  Figuren  heigegeben  und 
68  wird  durch  diese  das  Stadium  des  letzteren  zweifelsohne  sehr  ge- 
ordert. 

Die  ^Elemente  des  Situationszeichnens",  also  das 
Zeichnen  von  Hortzontalplänen,  sind  in  dem  zweiten  Hefte  enthalten 
und  in  neun  Tafeln  das  Wichtigste  ans  dem  Situationszeichnen  dar- 
gestellt. 

Die  in  der  dritten  Abhandlung  gegebenen  geometrischen 
CoQstrnctionen  sollen  die  Grundlage  fDr  das  gedämmte  geo- 
metrische Zeichnen  bilden ;  der  hier  gegebene  Stoff  soll  au  Ackerbau- 
chulen,  welche  aus  zwei  Jahrgängen  bestehen,  in  einem  Semester 
Erarbeitet  werden,  im  zweiten  Semester  wäre  dann  die  P  r  o  j  e  c  t  i  o  n  s- 
lehre  vorzunehmen.  In  I  wird  von  den  Zeiehnnngsmaterialien  und 
en  Instrumenten  des  Zeichnens  gesprochen ,  wodurch  der  zweite 
h^ü  (,die  zeichnende  Greometrie  nebst  Anwendungen**)  eingeleitet 
rd*  Im  letzteren  finden  wir  das  Zeichnen  der  Punkte,  Linien» 
Hnkel  und  Parallelen,  die  Tbeilung  der  Geraden  sammt  mannig- 
.liigen  Anwendungen,  iu  gleicher  Weise  die  Theilong  der  Winkel, 
das  Zeichnen  der  Dreiecke,  der  Vierecke,  der  regelmäßigen  Kreis» 
vielvcke^  der  regelmäüigen  Vielecke  über  einer  Geraden,  das  Zeichnen 
der  Kdrpemetze ,  die  Verkleinerung  und  Vergrößerung  der  Figuren 
nach  bestimmtem  Maße,  die  Einzeicbnung  der  Figuren  in  andere 
Figuren  sammt  Anwendungen ,  die  wichtigsten  Kreisaufgaben  mit 
mehreren  Anwendungen  auf  die  praktische  Mechanik,  das  Zeichnen 
der  Ovallinio  und  der  Ellipse,  die  Verwandlung  der  Figuren,  die 
Theilung  derselben,  das  Zeichnen  von  krummen  Linien  usw.  Auch 
Schriftchen  ist  mit  großer  Sorgfalt  gearheitet  und  wird  sich 
ftifelhaft  als  recht  nützlich  beim  ersten  Unterrichte  im  geo- 
ietrischen  Zeichnen  erweisen, 

Kef.  meint,  dass  durch  die  drei  vorliegenden  Schriften ^  1ns- 

e»onderH  durch  die  an  erster  Stelle  besprochene,  die  „kurzgefasste 

Ische  Geometrie*^,  eine  bisher  fühlbare  Lücke  ausgefüllt  wird. 

^Ant(stattung  ist  in  alleo  drei  Büchern  eine  treffliche  zu  nennen, 

fiotlichkeit  der  Figoren  la  ;  zu  wünschen  übrig.  Die 

im  Lehrbuche  der  praktisi  :  metrie  in  ziemlicher  Anzahl 

orbandenen  Druckfehler  sind  durch  ein  am  Schlüsse  des  Buches 

Ingitrachtes  Fehlerverzeichnis  unschädlich  gemacht.  Somit  seien  diese 

Bücher  nicht  nur  zum  Gebrauche  an  Ackerbanschulen,  sondern  auch 

denen  empfohlen,  die  auf  leichte  und  wenig  umständliche  Weise  in  die 

YOigotragenen  technischen  Wissenszweige  eingeführt  werden  wollen* 


S8S  JL  BaÜMrf,  Die  Grundlefaren  der  Physik  n8W.,a.T.j;  O.  WaüetUm. 

Die  Grundlehren  der  Physik  in  elementarer  Darstellung.  Für  dm 
Selbststadium  bearbeitet  von  Ludwig  Ballauf,  Conrector  an  der 
Realschule  zu  Varel.  Dritter  Band.  Langensalza ,  Druck  und  Verlag 
von  Herrn.  Beyer  et  Söhne. 

Wir  hatten  schon  früher  Gelegenheit  die  beiden  ersten  Theile 
der  vorliegenden  ^Grnndlehren  der  Physik^'  zn  besprechen 
und  auf  die  VorzQge  derselben  vor  anderen  Lehrbüchern  hinzuweisen. 
Durch  die  Herausgabe  des  dritten  Bandes ,  welcher  die  Grundzüge 
derLehre  vomHagnetismus  und  derElektricität  enth&lt, 
ist  das  schöne  und  anerkennenswerte  Unternehmen  zum  Abschlüsse 
gelangt.  Die  Aii;  der  Darstellung  auch  dieser  physikalischen  Theile 
bestätigt  das  Urtheil,  welches  der  Bef.  in  Bezug  auf  Anlage  und 
Durchführung  der  beiden  ersten  Theile  geeilt  hat. 

Der  Verf.  hält  die  richtige  Mitte  zwischen  rein  experimenteller 
Darstellung  und  theoretischer  Begründung  ^  was  gewiss  gebilligt 
werden  wird ;  allerdings  ist  er  —  was  mathematische  Begründung 
gewisser  physikalischer  Erscheinungen  anbelangt  —  öfters  weiter 
gegangen,  als  viele,  ja  die  meisten  Autoren  verwandter  Lehrbücher; 
so  ist  in  dem  vorliegenden  dritten  Theile  der  streng  mathe- 
matische Begriff  der  Potentialfunction  aufgenommen  und 
von  demselben  öfters  Gebrauch  gemacht  worden ;  doch  ist  der  Verf. 
bei  seinen  Deductionen  immer  im  Gebiete  der  elementaren  Mathematik 
geblieben,  so  dass  ihn  auch  in  der  Beziehung  keinerlei  Vorwurf 
treffen  kann.  Es  muss  im  Gegentheile  als  ein  Fortschritt  bezeichnet 
werden ,  wenn  der  Autor  eines  elementaren  Lehrbuches  die  Sprache 
sowohl  als  auch  den  Gedankengang ,  den  die  Forscher  auf  diesem 
Gebiete  gemacht  haben,  adoptiert.  So  erscheint  es  viel  angemessener, 
den  noch  üblichen  Ausdruck  «elektrische  Differenz^  durch  „Potential*' 
differenz^  zu  ersetzen,  naqhdem  früher  dem  Schüler  der  Begriff  einer 
solchen  als  eines  „Gefälles^  klar  gemacht  und  an  Beispielen  der 
verschiedensten  Art  demonstriert  wurde. 

Im  dritten  Theile  beginnt  der  Verf.  mit  der  Lehre  vom 
Magnetismus,  abweichend  von  einigen  neueren  Autoren,  wie  unter 
anderen  auch  von  Jochmann,  welche  diese  Lehre  der  von  der  Elek- 
tricität  subsumieren.  Für  die  Schule  dürfte  der  hier  gegebene  Weg 
der  vortheilhaftere  sein,  da  im  anderen  Falle  nur  zu  leicht  die  magne- 
tischen Grunderscheinungen  eine  weniger  eingehende  Behandlung  er- 
fahren können  und  da  andererseits  es  bei  Voraussetzung  gewisser 
Kenntnisse  aus  der  Lehre  vom  Magnetismus  schwer  möglich  ist,  eine 
organische  Darstellung  der  Elektricitätslehre  zu  stören. 

Die  Web  er  sehe  Ansicht  über  das  Wesen  des  Magnetismus 
hätte  als  solche  bezeichnet  werden  sollen.  —  Die  Ableitung  der 
Schwingungsdauerformel  einer  Magnetnadel  hätte  einfacher  and 
eleganter  gestaltet  werden  können.  —  Bucht  hübsch  ist  die  Lehre 
vom  Erdmagnetismus  dargestellt;  es  wurde  unter  Zuhilfenahme  des 
Fotentialbegriffes  die  Theorie  des  ^Erdmagnetismus,  wie  sie  von 
Oauss  gegeben  wurde,  in  ihren  ]b\indamenten  klar  gelegt. 

Von  den  Apparaten  zur  Erzeugung  größerer  Elektricit&ts- 


X.  Baihuf,  DU  GnuidlehreQ  d^r  Ffajilk  oaw.,  a.  v.  J.  O^  WaUetUin^  SSS 


meagen  erfahrt  der  Elektrophor,  die  Armstrong  gehe,  WioUr'scbe 
nod  HoHz^sche  lj]0u8nziuaschine  eine  detailliertere  Beschreibung.  — 
Ofil^eDtlieb  der  Betrachtung  der  elektrisch en  Entladung  und  ihrer 
Wirkungen  wird  das  Potential  eines  Conductors  auf  sich  selbst  ein- 
geführt. —  Verhältniömäßig  zu  weitläufig  hat  sich  der  Verf.  Qber 
die  Erscheinung  der  oscillierenden  Entladung  verbreitet ;  der  Ver* 
gleich    der  oscillierendeD    Entladung   mit   dem  Auf-  und  Nteder- 
dch wanken    einer  FlQBsigkeit,   welche   in    zwei   commuuicierenden 
^fidhreo  bis  zu  verschiedener  Höhe  sich  befindet,  ist  gelungen,  — 
^■ku;s  man  die  seltenen  Kugelblitze  nicht  nachahmen  konnte,  ist  un- 
^^Hehtig:  ea  isi  diee  G.  Planta  im  Jahre  187B  mit  elektriachen 
Hpir^meo   von   sehr  hoher   Spannung   (ungefähr   1200  Bunsenache 
^^Ili'^aiente)  gelungen  und  er  erklart  auf  Grundlage  dieser  Versuche 
die  Kuk^e] blitze  durch  das  Auftreten  eines  überreichen  Stromes  von 
ektricität  im  dynamischen  Zustande^  der  sich  gleichzeitig  in  hoher 
lannung  befindet. 

Mit  großer  Klarheit  und  OberstchtUchkeit  hat  der  Verf.  die 
dlehren  des  galvanischen  Stromes  und  seiner  Wirkungen  dar- 
teilt,    üiezu  hätte  im  einzelnen  der  Ref.  nur  folgendes  zu  be* 
rken:  Dass  der  in  einer  Batterie  zwischen  zwei  Elektromotoren 
iter  Art  befindliche  tiässige  Leiter  nicht  nur  durch  seine  eigene 
imotorische  Beziehung   zu  den  Metallen,  sondern  wegen  der 
InderuDg  der  Zwischenpaare  zur  Hebung  der  Potentialdifferenz 
itr&gt,  hätte  besonders  betont,  wohl  auch  durch  ein  Schema  dar* 
ttellt  werden  sollen.  —  Auf  die  €  1  a  u  s  i  u  s'  sehe  Ansicht  über  das 
fesen  der  Elektrolyse,  welche  übrigens  schon  von  Williamson 
rochen  wurde,  wäre  ebenfalls  einzugehen.  —  Dass  bei  der 
ihnng  der  Contact-  und  chemischen  Theorie  des  GalTanismua 
die  neueren  Versuche  Ton  Franz  Einer  wenigstens  verwiesen 
orde,  ist  hilligenswert.  Die  Bemerkungen,  welche  der  Verf*  be- 
glich der  Anwendung  des  Gesetzes  der  Erhaltung  der  Bewegungs- 
«nergie  in  der  reinen  Contacttheorie  macht,  sind  schätzenswert.  — 
Die  ohne  weitläufige  Rechnung  ans  den  Versuchen  von  Biot  und 
Savart  erschlossene  Wirkungsweise  eines  Stromelementes  auf  einen 
Kaguetpol   bespricht   der  Verf.  S.  139;  die   hier  gegebene   Dar* 
igs weise    verdient    Nachahmung.    —    Bei    der    Angabe    der 
s*8chen  Wtderstandseinheit  hätte  doch  wohl  auch  die  Tem- 
ratur  des  Queck^ilbers  genannt  werden  sollen  l  —  In  einem  An- 
ge  zum  fünften  Abschnitte  finden  wir  eine  strenge  Her- 
ijtung  des  Joule'schen  G^setze^  der  W&rmeerzengung  durch  einen 
lachen  Str^m.  —  Die  Lehre  vom  Elektromagnetismus  und  den 
tonsierscheinungen  ist  recht  klar  gegeben;  die  Versuche  von 
nokes  über  strahlende  Materie  wnrden  zweckentsprechend  zu 
,engestellt*  Bei  der  Erörtening  der  Einwendungen  gegen  die 
lösche  Ansicht   h&tte   auch   der  Arbeiten   von  PnluJ    aber 
blande  Eiektrodenmaterie  gedacht  werden  sollen. 
In  den  ^Andeutungen  über  die  technische  Verwendung  der 
Bikiricttät"  ist  das  wichtigste  über  Galvanoplastik  gesagt,  über 


884  E.  Jochmawn^  Grundriss  der  Experimentalphysik,  a.  ▼.  /.  G.  WaUenUn. 

die  Einrichtung  der  elektrischen  Telegraphie ,  fiber  das  Telephon, 
das  Mikrophon,  das  Photophon  die  Bede.  Auch  die  neueren  For-» 
schungen  in  der  Technik  der  elektrischen  Lichterzeugang,  der  Erf- 
zengung  mechanischer  Arbeit  auf  elektrischem  Wege  (Construction 
der  elektrischen  Eisenbahnen)  sind  wenigstens  skizziert  worden,  so 
dass  man  sagen  kann ,  der  Verf.  habe  den  zu  behandelnden  Stoff  von 
den  neueren  Gesichtspunkten  der  Forschung  aus  bearbeitet.  Eine 
lesenswerte  Schlussbetrachtung  ist  dem  Ganzen  angereiht. 

So  mögen  diese  „Grundlehren  der  Physik^,  welcher  be- 
scheidene Titel  allerdings  dem  Inhalte  des  Buches  nicht  durchwegs 
entspricht,  eine  freundliche  Aufnahme  erfahren.  Die  deutsche  physi- 
kalische Literatur  ist  durch  dieselben  um  ein  Buch  reicher  geworden, 
welches  den  Anforderungen ,  die  man  heutzutage  an  ein  Werk  dieser 
Art  stellen  muss,  vollkommen  entspricht. 


Grundriss  der  Experimentalphysik.  Zum  Gebrauche  beim  Unterricht 
auf  höheren  LehranstalteD  und  zum  Selbstudium  von  E.  Joch  mann. 
Vermehrt  um  die  Elemente  der  Astronomie  und  mathematischen 
Geographie  von  0.  Hermes.  Mit  353  Holzschnitten  und  4  Tafeln. 
Siebente  verbesserte  Auflage.  Berlin  1881.  Verlag  von  Winckelmann 
et  Söhne. 

Wenn  man  aus  der  raschen  Aufeinanderfolge  der  Auflagen 
eines  Buches  —  wenigstens  einigermaßen  —  einen  Schluss  auf  die 
Nützlichkeit  und  Brauchbarkeit  desselben  ziehen  kann ,  so  gilt  dies 
gewiss  von  dem  Grundrisse  der  Experimentalphysik  von  E.  Joch- 
mann, der  uns  in  siebenter  verbesserter  Auflage  vorliegt.  Wir 
haben  bei  Gelegenheit  der  Besprechung  einer  früheren  Auflage  auf 
die  Zweckmäßigkeit  und  Vortrefflichkeit  in  der  Anlage  und  Durch- 
führung des  Buches  hingewiesen  und  können  —  entsprechend  dem 
ürtheile  bedeutender  Fachmänner  über  das  Jochmann'sche  Lehr- 
buch >-  wohl  behaupten,  dass  es  unter  den  Lehrbüchern  der  Physik 
für  den  Unterricht  an  höheren  Lehranstalten  eine  der  hervor- 
ragendsten Stellen  einnimmt.  Es  kann  auch  behauptet  werden, 
dass  das  Buch  nach  dem  leider  nur  zu  früh  erfolgten  Tode  Joch- 
manns in  treffliche  H&nde  gekommen  ist;  denn  Prof.  Hermes 
besitzt  die  ausgezeichnete  Gabe  in  dem  Texte  die  Loidividualit&t 
Jocbmanns  in  keinerlei  Weise  zu  stören  und  dennoch  den  physika- 
lischen Lehrstoff  entsprechend  den  neuesten  Errungenschaften  der 
Wissenschaft  zu  modificieren.  Es  muss  dem  Herausgeber  Dank  ge- 
zollt werden,  dass  er  das  Lehrbuch  (schon  seit  der  vierten  Auflage, 
welche  im  Jahre  1876  erschien)  um  die  Elemente  der  kos- 
mischen Physik,  welche  man  nur  ungerne  im  naturwissenschaft- 
lichen Unterrichte  an  unseren  höheren  Schulen  missen  dürfte ,  be- 
reichert hat. 

Da  der  Bef.  bereits  eine  eingehende  Kritik  verfasst  hat«  so 
will  er  im  nachfolgenden  nur  hervorheben,  inwieferne  die  vorliegende 
Auflage  sich  von  den  vorhergehenden  unterscheidet;  ferner  soll 
das  hervorgehoben   werden,  was  einer  Änderung  wert  erscheint. 


E>Joehmann^Gmsiäm»dtf  Eip«rementjilphjsik»a.  t .  J.  G,  WaUtutin.  989 

«  Gut  wäre  es  geweseo »  wesn  das  statifiche  und  dynamische  Mai5 
einer  Kraft  in  Einklang  gebracht  worden  und  zu  diesem  Zwecke  der 
Begriff  der  Masseneinbeit  umgestaltet  worden  wäre.  —  Die 
BMiehnngen  zwiacbeti  dem  absoluten  Gewichte,  dem  Volumen  und 
dam  speci tischen  Gewichte  eioea  Körpers  gibt  der  Herausgeber  in 
mathematischen  Formeln  an;  es  ist  nnr  zu  bemerken,  dass  diese 
Formeln  an  und  für  sieb  keinen  Sinn  haben ,  da  leider  noch  immer 
daa  specifische  Gewicht  als  das  Verhältnis  zwischen  dem  absoluten 
Gewichte  eines  Körpers  und  dem  Gewichte  eines  gleichen  Volumens 
Wasser  angesehen,  somit  als  reine  Verhittnisiahl  betrachtet  wird. 
Unier  solchen  Fällen  würde  die  Formol  p  =  V.  B  aut- 
eagen«  dass  ein  Gewicht  identisch  mit  einem  Volumen 
ist,  was  doch  gewiss  Jedermann  absurd  erscheinen 
wird.  —  Neu  ist  der  §.  32*,  in  widchem  von  der  Darstellung  und 
dam  MaG  der  Kräfte  gesprochen  und  gezeigt  wird,  wie  man 
ffliilelst  der  A t  w o o d  sehen  FaUmascbine  die  Beschleunigung 
der  Schwere  bestimmen  kann;  hierzu  genügen  zwei  Versuche.  — 
Fig.  59  ist  nunmehr  durch  eine  zweckmäßigere  ersetzt  woi-den.  — 
Der  zum  Nachweise  des  hydrostatischen  Paradoxons  dienliche 
Apparat  von  Pascal  wurde  jetzt  beschrieben  und  durch  eine 
deutliche  Zeichnung  dem  Schüler  vor  Augen  geführt.  —  Die  Be- 
merkung* welche  der  Herausgeber  am  Schlüsse  des  über  barometrische 
^Ohenm  essungen  Gesagten  macht,  dass  nicht  alleMeere  gleich 
^^  IC h  s  i  n  d  und  dass  man  alle  unternommenen  NiYellemeuts  deshalb 
Qf  einen  besonders  fundierten  Normalhöhepnnkt  beliehen  mÜBse^ 
ist  von  anHerordentlicher  Wichtigkeit,  Undet  sich  aber  noch  in 
wenigen  Lehrbüchern. 

In  der  Wellenlehre  hat  der  Herausgeber  den  Wasserwellen 
nunmehr  eine  groüere  Aufmerksamkeit  geschenkt  als  bisher. 

In  der  Lehre  von  der  Li  chtbrech  ung  gibt  der  Verf.  der 
vorliegenden  Auflage  die  Constmction  des  gebrochenen  Strahles 
mittelst  zweier  coucentrischer  Halbkreise  an.  —  Der  Eisenlohr^sche 
Beweis  über  das  Minimum  der  Deviation  in  einem  Prisma  wird  bei- 
bahalv  ]|  wird  durch  Fig.  147  dargothau,  wie  man  den  Gang 

der  1..  udn  in  einem  Prisma  construieren  könne.  —  Neu  hin- 

zugekommeQ  jst  die  Abbildiing  eines  Spectroskopes.  —  Die  Be- 
rücksichtigung der  anomalen  Dispersion  verdient  Billigung. 
Ea  wird  auf  die  diesbezüglichen  Versuche  von  Christiansen 
und  Kundt  ferwiosen.  —  Der  Beweis,  dass  die  dnrch  das  Brecijnngs- 
ge»etz  lit^atimmte  Strecke  in  kürzerer  Zeit  vom  Liebte  zurückgelegt 
wirii  aln  jede  andere  Strecke,  wird  verallgemeinert  und  in  einfacherer 
Form  dargestellt.  —  In  der  theoretischen  Optik  wurden  keine 
Änderungen  vorgenommen. 

In  der  W&rme lehre  wird  von  der  großen  Entdeckung  der 
Verdichtung  der  bisher  als  permanent  angenommeneu  Gase  Kenntnis 
genommen.  —  Das  neu  eingeschaltete  Capitel  Über  die  kritische  Tem- 
peratur ist  von  Belang.  —  Nicht  unwesentliche  Änderungen  erfuhr 
der  Abschnitt,  in  welchem  die  Lehre  von  der  Dampfmaschine 


S80   E*  Joehmanny  Grandsiss  der  Experimentalphysik,  a.  v.  J.  O.  WaUentin» 

abgehandelt  wird.  —  Das  bisher  io  dem  Jochmann^schen  Lehrbuche 
vermissteEiscalorimeter  vonBonsen  wird  in  der  yorlieg«nden 
Auflage  berücksichtigt.  —  Die  im  Jahre  1877  angestellten  Vei-suche 
Yon  Bosetti  über  die  Temperatui-en  von  Flammen  erwähnt  der 
Verf.  8.  239. 

Der  Anhang  zur  Wärmelehre ,  in  welcher  die  calorischen  Vor* 
gänge  in  der  Atmosphäre  unserer  Erde,  also  die  Grundbegriffe  der 
Meteorologie,  ihren  Platz  finden,  wurde  im  Einklänge  mit  den 
neuesten  Forschungen  auf  diesem  Gebiete  mehrfEtch  modificiert;  eine 
wertvolle  Beigabe  bilden  die  drei  Tafeln,  durch  welche  die  Jahres- 
isothermen, die  Isothermen  des  Januar  und  des  Juli  dar- 
gestellt werden.  —  Die  nunmehr  erfolgte  Berflcksichtigung  der 
Isobaren,  Gradienten  und  des  Verlaufes  eines  baro- 
metrischen Minimums  ist  zu  billigen.  —  Es  wäre  keinen 
weiteren  SchMrierigkeiten  unterlegen,  wenn  der  Hei*ausgeber  das  jetzt 
sehr  häufig  in  An  Wendung  kommende  Thomson  'sehe  Quadranten- 
elektrometer beschrieben  hätte;  das  Princip  desselben  ist  nicht 
schwer  zu  fassen  und  man  kann  mit  dem  Instramente  eine  Reihe  von 
Schulexperimenten  mit  großer  Einfachheit  und  Eleganz  ausführen.  — 
Dass  die  Lehre  vom  Magnetismus  noch  immer  an  dieser  Stelle  (un- 
mittelbar nach  der  Lehre  von  der  statischen  Elektricität)  geblieben 
ist,  hat  keine  Berechtigung;  es  ist  nicht  gut  einzusehen,  warum  ge- 
rade dort  diese  Lehre  eingekeilt  wird.  Entweder  ist  sie  für  sich  zo 
behandeln  oder  im  Anschlüsse  an  die  elektrodynamischen  Er-^ 
scheinuDgen,  bei  welcher  Gelegenheit  gleichzeitig  dem  Schuler  die 
Ampere'sche  Theorie  des  Magnetismus  klargelegt  werden 
kann.  —  Wenige  Änderungen  finden  wir  in  der  Lehre  ron  den 
galvanischen  Strömen  und  deren  Wirkungen.  —  Dass  das  Telephon, 
das  Miki'ophou  und  der  Phonograph  beschrieben  werden,  sei  neben- 
bei erwähnt.  —  Etwas  detaillierter  hätten  die  elektrischen 
Beleuchtungsmethoden  dargestellt  werden  können. 

In  der  Astronomie  und  mathematischen  Geographie 
wurden  nur  unwesentliche  Änderungen  angebracht.  In  dieser  Be- 
ziehung sind  dem  Bef.  vorzflglich  aufgefallen :  Eine  Anmerkung  zur 
Astronomie  des  Satuiiis,  das  Verschwinden  des  Satumringes  be- 
treffend, sowie  die  auf  Grundlage  neuerer  Beobachtungen  ei-folgte 
Rectification  mehrerer  numerischer  Data. 

Ref.  glaubt  mit  gutem  Gewissen  auch  diese  neue,  im  Texte  und 
in  den  Figuren  mehrfach  geänderte  Auflage  der  Jochmannschea 
Physik  der  Schule  auf  das  wärmste  empfehlen  zu  können.  Bd 
Kürzung  einzelner  Partien  —  da  sich  in  der  Mittelschule  der  ganze 
in  dem  Buche  vorhandene  Lehrstoff  kaum  absolvieren  lassen  dürfte 
—  wird  es  möglich  sein,  den  „Grundriß  der  Experimental- 
physik^ als  nützliches  Lehrbuch  im  unterrichte  zu  verwertben. 

Die  hübsche  Ausstattung  des  vorliegenden  Buches  gereicht  der 
umsichtigen  und  rührigen  Verlagsbuchhandlung  zur  Ehre. 


£  Arendt,  GrntidHss  dar  anoiganlscb^Q  Chemie.  ä.v.  /.  O,  WaUentin,  S87 

Grunciriss  der  anorgailischeri  i*.   Mit  EinÄchaltung  «blreicbör 

KepetitJonsaiifgübcD  und  et  tiöcher  Aufjfabeo  für  mittlere  und 

lidoere  Schulen  nnd  Lehreröeiuiiiare.  Von  Dr  Rudolf  A  r**  iidt,  Prof, 
nnrl  tebrer  der  Chemie  an  der  Handelslehransfealt  in  L«ipiig.  Zweito 
T^r  Anffag«.  Mit  62  in  den  Text  eingedruckten  Hohschnitten, 

Lu  1,  Verlag  von  Lijopold  Voe»,  PreiB  4  Mk. 

Itu  ^ftiten  oder  methodischen  T heile  des  vorliegenden 
Jjehrbuubos  geht  der  Verf.  Ton  den  bekanntesten  Metallen  aus  und 
_  iiUdert  deren  Verhalten  beim  Erhitzea  an  der  Lult;  darauf  (gründet 
«r  die  Einthellang:  der  Metalle  in  nnedle  nnd  edle  nnd  kommt  im 
wtitereit  Verlaufe  anf  die  Ursache  der  Verminderung  di*r  nnodien 
Metalle  beim  Erhitzen  an  der  Luft  £q  sprechen.  Der  Vor  f.  folgt 
hiebe!  Tolbtändig  der  inductiven  Lehrmethode  und  sucht  die  Be- 
dingufigeo,  unter  welchen  eine  Erscheinung  entsteht«  in  m^gliehat 
foUsÜDdiger  Weise  auf  dem  Wege  des  Experimentes  zu  erforschen.  — 
Weiterfi  betrachtet  der  Verf.  einige  nichtmetalUsche  und  metallische 
brennbare  Ki5rper  und  geht  auf  die  Besprechung  der  Natur  der  Oxyde 
ein;  ab  weitere  Erscheinungen  bieten  sich  ihm  die  langsame  und 
ukToUkommene  Verbrennung  dar-  Es  ist  somit  —  wie  ersichtlich  — 
der  erste  Abschnitt  der  Verbindung  der  Körper  mit  Sauerstoff  ge- 
widmet; im  zweiten  Abschnitte  werden  die  Sulfide  und  Chloride 
einer  Erörterung  unterworfen  und  gelehrt,  wie  man  Oijde,  SulJide 
nsd  Chloride  reducieren  könne ;  ala  eines  wichtigen  EeductionsmltteU 
wird  auch  der  Elektiicit&t  gedacht.  Die  Ergebnisse  dieses  Capitels 
fuhren  den  Verf.  zu  einem  Theile  der  theoretischen  Chemie  (oon- 
staute  VerhJÜtnisso,  Atom  —  MolecüL  Atomgewicht  und  Molecular- 
gewicht).  Mit  großer  Genauigkeit  wird  au  der  Hand  der  Erfahrung 
dir  Sitz  erwieeen,  dass  die  Molecüle  aller  Gase  und  Dämpfe  gleich 
gttA  sind  und  dass  die  Buchstabensymbole,  die  zu  ihrer  Bezeichnung 
dienen,  zwei  Volumina  repräsentieren»  Daran  schließen  sich  mehrere 
»ehr  wichtige  Aufgaben  und  eine  ziemlich  ms  Detail  gehende  Be- 
sprechung des  Miiriotte '  Gaylussac*sclien  Gesetzes.  Von  weitereu 
tli"  '        '  iitjen,  die  dem  Abschnitte  eiuTerleibt 

Sil  ing:  die  Stöc-  %  die  Lehre  von  der 

Vabii  leri  Zusammenhang    mit    der  Hjrpotheee    von    der 

Elemei  ritution. 

Au  die  Verbindungen  zweiter  Ordnung  reiht  der  Verf*  die 
Verbindungen  höherer  Ordnung,  also  solcber»  welche  mehr  als  zwei 
Elemente  enthalten  (Chemie  der  Salze).  Auch  hier  fehlt  es  nicht  an 
tbt  'len  Seitenblicken:  so  werden  S.  155  die  älteren  Ansichten 

ii  uiie  eingehend  besprochen ;  ein  eigenes  Capitel  ist  auch 

der  Darstellung  der  Gewinnung  der  wichtigsten  Salze,  Oxyde  und 
Sluren  gewidmet;  hier  wie  im  ganzen  Verlaufe  des  Buches  hat  der 
Verf.  da«  historische  Moment  in  Büeksicht  gezogen^  was  anerkennend 
benrorgehoben  werden  «olL 

Im  nächsten  Abschnitte  zeigt  der  Verf.  an  einer  Reihe  tqq 
Beispielen,  dass  sich  im  allgemeinen  niedere  Oxyde.  Sulfide,  Chloride 
auch  in  höhere  und  umgekehrt  transformieren  las!«en;  wie  die  par- 
tieUen  Oxydationen  und  Beductionen  zur  Maßanalyse  zu  Tsrwenden 


S88  TT.  SMemÜllert  Der  Zasammenhang  usw.,  ang.  t.  J.  O.  Waüentm, 

seien,  wird  S.  209  gelehrt.  Im  folgenden  ist  ein  eigener  Abschnitt 
den  Wasserstoffverbindungen  gewidmet. 

Im  zweiten  oder  systematischen  Theile  wird  das 
System  der  Chemie,  wie  es  sich  aus  den  im  methodischen  Theile  ge- 
wonnenen Erriingensohaften  ergibt,  dargestellt.  Von  gewissen  Eigen- 
schaften der  Metalloide  und  Metalle  ausgehend  gruppiert  Prof. 
Arendt  diese  Stoffe  und  verweist  bezüglich  des  Details  auf  den 
methodischen  TheiL  Zu  den  wertvollsten  Partien  des  Buches  gehört 
unstreitig  der  zweite  Abschnitt  des  systematischen  Theiles  (theore- 
tische Schlussbetrachtungen).  Die  Lehrmethode  des  Yerf.8 ,  die  eine 
vortreffliche  ist,  springt  hier  deutlich  in  die  Augen  und  es  ist  dem 
Verf.  recht  gelungen ,  den  Schüler  vor  Confundierungen  der  Hypo- 
thesen und  der  Thatsachen  zu  wahren.  Die  Structurtheorie  der 
Chemie  ist  es,  welche  der  Yerf.  in  klarer  Weise  zur  Anschauung 
bringt  und  welche  in  dem  angezeigten  Umfange  recht  gut  auch  in 
den  Mittelschulen  gelehrt  werden  kann. 

Durch  einen  Anhang  wird  der  Leser  mit  den  Principien  der 
Spectralanalyse  vertraut  gemacht:  es  hätte  sich  empfohlen  von  d^i 
Resultaten  der  Spectroscopie  mehr  zn  bieten,  als  es  hier  geschehen  ist 

Einer  trefflichen  Seite  des  vorliegenden  Buches  muss  zom 
Schlüsse  noch  Erwähnung  geschehen:  die  stöchiometrischen  Auf- 
gaben, welche  in  der  zweiten  Auflage  den  einzelnen  Capiteln 
beigeÄgt  sind  und  von  denen  die  schwierigeren  von  den  ieichtereii 
schon  durch  den  Druck  unterschieden  sind,  bilden  für  den  Leser 
eine  willkommene  Beilage  und  es  ermöglicht  ihre  große  Zahl  dem 
Lehrer  eine  passende  Auswahl  zu  treffen. 

Es  sei  hiermit  das  Lehrbuch ,  welches  sich  füi*  mittlere  und 
höhere  Lehranstalten  vortrefflich  eignen  dürfte,  zum  Gebrauche 
bestens  empfohlen.  Druck  und  sonstige  Ausstattung  lassen  nichts 
zu  wünschen  übrig. 

Der  Zusammenhang  zwischen  Höhenunterschied,  Temperatur 
und  Druck  in  einer  ruhenden,  nicht  bestrahlten  Atmosph&re 
sowie  die  Höhe  der  Atmosphäre.  Bearbeitet  auf  Grund  der  dyna- 
mischen Gastheorie  von  Wilhelm  SchlemüUer,  k.  k.  Hauptmann. 
Prag  1880,  Verlag  von  H.  Dominikas. 

Ausgehend  von  den  Grundansichten  der  neueren  Gastheorie, 
welche  von  Eroenig  und  Clans  ins  ausgesprochen  wurden,  leitet 
der  Verf.  den  Satz  ab,  dass  die  mittlere  senkrecht  gegen  eine  Grenz- 
wand wirkende  Geschwindigkeitscomponente  gleich  der  halben 
Moleculargeschwindigkeit  des  Gases  ist  und  entwickelt  die  Formel 
für  die  letztere  Größe  als  Function  der  Temperatur.  Im  weiteren  Ver- 
laufe flndet  der  Verf.  auf  theoretischem  Wege,  dass  die  Temperatur- 
differenz dem  Höhenunterschiede  direct  proportional,  von  der  Be- 
schleunigung der  Schwere,  der  Menge  der  die  Atmosphäre  bildenden 
Materie,  der  geographischen  Breite  unabhängig,  jedoch  von, der 
Natur  der  Materie  abhängjg  ist.  Erfindet,  dass  in  trockener  Iiuft 
die  Temperatur  für  175 'eil""  Höhe  um  l^C.  abnehme,  was  mit  den 


J.  Hoehh€ifn,Aü(güb^niim der analjt.  Geometrie  usw,,  a,  v.  J,  OdMtHü^  989 

BeobflurhiuDgen  (Ballonfahrten  von  GUishor)  recht  (fut  ubcr- 
einstimmt  Im  zweiten  Abschnitte  führen  den  Verf.  die  ausgeführten 
Rechnungen  zu  dem  intereßsanten  Resnltat ,  dass  trockene  Luft  his 
etwa  50  Km.,  nasae  Luft  bis  etwa  80  Km.  reichen  wii'd.  Auch  dies 
stimmt  mit  anderen  Ergebnissen  gut  überein.  ~  Der  nächste  Ab- 
schnitt enthält  die  Rechnungen,  welche  der  Verf.  behufe  Eruiemng 
des  Znaammanhanged  zwischen  Höhenunterschied  und  DruckdifTereoi 
anstellte.  —  Daraus  ergibt  sich  der  vom  Verf.  im  vierten  Ab- 
schnitte aufgestellte  Satz,  dass  die  Drucke  in  zwei  verj^chieden 
hohen  Punkten  einer  Atmosphäre  sich  wie  die  sechsten  Potenzen  der 
absoluten  Temperaturen  verhalten. 

Die  vorliegende  Schrift  verdient  jedenfalls  Beachtung;  es  ist 
eine  Hypothese,  die  den  Ausgangspunkt  der  hier  gegebenen  Ent- 
iricklungen  bildet,  nämlich  die^  dass  die  Molecüle  bei  einem  be- 
slimmtett  Wännezustande  des  Gases  eine  bestimmte,  höchstens 
poerhalb  enger  Grenzen  variierende  Geschwindigkeit  besitzen;  he- 
lltet man  die  aus  dieser  Hypothese  gezogenen  Schlüsse^  welche 
mit  der  Erfahrung  im  großen  Einklänge  sind,  so  wird  man  sie  nicht 
—  etwa  zu  Gunsten  der  Maxweirschen  Theorie  —  schlechtweg  fibor 
Bord  werfen. 


Wien. 


Dr.  J.  G,  Wallentin. 


Aüfgaheu  aus  der  analytischen  Geometrie  der  Ebene,  Von  Dp. 
Ädoir  Hoch  heim,  Professor.  Heft  1.  Die  gerade  Linie,  der  Ponkt, 
der  Kreift,  A.  Anfgaben.  B.  Aufll^iingen.  Leiucig  1682,  Teubner. 
Pr.  Ä  1  M.  60  Pr 

Dass  der  mathematische  Lehrstoff  an  zahlreichen  Beispielen 
praktisch  eingeübt  werden  müsse,  wenn  derselbe  zum  geistigen 
Bigenthum  der  Schüler  werden  soll,  gilt  namentlich  von  der  analy- 
tischen Geometrie.  An  Aufgabensammlungen  aus  dem  Gebiet  dieses 
Zw«ig#0  der  Mathematik  ist  nicht  Cberfluss  und  das  Erscheinen 
dieaer  Sammlung  kommt  einem  wirklichen  Bedürfnis  entgegen.  Das 
vorliegende  erste  Heft  enthalt  Aufgaben»  die  etwa  den  «Vorlesungen 
aOB  der  analytischen  Geometrie  der  geraden  Linie,  des  Punktes  und 
dea  Kreises  von  Dr.  Otto  Hesse '^  entsprechen.  Die  Aufgaben  (558  au 
der  Zahl)  berücksichtigen  nicht  nur  die  längst  bekannten  Theorien, 
gondern  bringen  auch  die  Kesultate  der  wissenschaftlichen  Arbeit 
der  jüngbten  Jahrzehnte  in  leicht  fosslichen  Problemen  zur  An* 
Wendung,  so  die  Aufgaben  über  das  Doppol  /  i$  von  vier 
Strahlen,  harmonisches  und  involutori-^ches  ^"^^  schel,  über 

0inogene    Punktcoordinaten,    J.  Iinatea,    da^   Doppelver- 

itnis   der   vier  Punkte,    involc  Punktreihon,   homogene 

Liniencoordinaten ;  über  Pol  und  Polare,  Kadicalachse  und  Kadtcal<" 
centrum,  über  Kreisbüschel,  Ähnüchkeitspunkte  und  das  Factions- 
pr<jhh^m.  Wie  man  sieht,  ist  das  Buch  für  Studierende  der  Uoch- 

tiolen  bestimmt  Aber  auch  strebsamen  Schülern  des  QymnasiYuns 

der  liealschale  kann  ct.  wt^gnn  der  lalilreicbeD  Aufgaben  über 

erial  der  analytischen  Geometrie ,  welches  in  der  Mittel* 


Mo  L.  Graf  Ff eü,  Matliem.  it  pbysikal.  Entdeck.,  ang.  y.F.  WniXUntm, 

schule  gewöhnlich  durchgenommen  wird,  «mpfohlen  werden,  sowi« 
dem  Lehrer  der  Mittelschule,  dem  es  rei^(iche  Auswahl  von 
passenden  und  interessanten  Aufgaben  (so  namentlreh  über  die  geo- 
metrischen öi*ter,  Gerade  und  Kreis)  iiur  häuslichen  Übuag  der 
Schüler  bietet. 

Das  Heft  B  i^nthält  die  vollständigen  Auflösungen  der  in  A 
gestellten  Aufgaben,  bei  denen  auch  die  Methoden  der  modernen 
Algebra  benutzt  werden,  was  nur  zu  billigen  ist. 

Teschen.  I>r.  J.  Odströil. 


Mathematische  und  physikalische  Eutdeckungen  von  L.  Graf  Pfeil. 
Mit  sechs  lithographierten  Tafeln.  Berlin,  ijUÄta?  Hempel  1^. 
Preis  6  Mark. 

Die  hier  gesammelten  14  Aufsätze  sind  zum  Theil  bereits  in 
Grunert^s  Archir  fbr  Mathematik  und  Physik  und  in  der  Zeitschrift 
„Gäa*'  ei-schienen,  daher  den  Lesern  dieser  Zeitschriften  in  guter 
Erinnerung. 

Der  erste  Aufsatz:  „Allgemeine  Theilung  des  Kreises  und 
Kreisbogens"  entwickelt  ein  einfaches  Verfahren  ein  beliebiges  Stück 
eines  Kreises  durch  Halbtheilungen  abzuschneiden  und  bietet  dadurch 
auch  ein  leichtes  Mittel  den  Kreis  in  eine  beliebige  Anzahl  gleicher 
Theile  zu  theilen.  Der  Berichtigung  des  möglicherweise  entstehenden 
Fehlers  ist  die  gebührende  Beachtung  geschenkt  und  das  Verfahren 
durch  eine  Reihe  von  Beispielen  anschaulich  erläutert. 

Der  zweite  Aufsatz  führt  den  Titel  „Zur  bequemen  Auffindung 
der  Functionen  kleiner  Winkel  aus  Tafeln  von  fünf  Decimalstellen** 
und  zeigt  in  eingehender  und  leicht  verständlicher  Weise,  wie  die 
Formeln 

arc  X  —  sin  a?  ==  I  (tang  x  —  arc  x)  =  \  (tang  x  —  sin  x) 
und 

log.  arc  X  —  log.  sin  a?  =  ^  (^^?-  **"fi>  ^  ""  ^^-  ^^^  ^) 
=  \  (log.  tang  X  —  log.  sin  x)  =  J  log:  sec.  x 
welche  für  sehr  kleine  Winkel  gelten  (Maskelynesche  Regeln),  ver- 
wendet werden  können ,  die  Functionen  sehr  kleiner  Winkel  au  be- 
stimmen ;  22  Beispiele  dienen  zur  Erläuterung  des  Verfahrens. 

Der  dritte  Aufsatz  y,Zur  Theorie  der  geraden  Linie"  beschäftigt 
sich  mit  dem  Nachweise ,  dass  der  Begriff  der  geraden  Linie  kein 
einfacher  sei  und  dass  unter  Berücksichtigung  dieses  IJmstandes  die 
verschiedenen  Sätze  über  die  gerade  Linie  und  auch  der  Parallelsatz 
keine  Schwierigkeit  bereiten.  Der  folgende  Aufsatz  führt  den  Titel 
„Unter  welchen  Verhältnissen  ist  es  für  die  Staatscasse  vortheilhaft 
ein  deprimiertes  Papiergeld  oder  Banknoten  gegen  Verzinsung  ein- 
zuziehen^ und  bezieht  sich  gelegentlich  auch  auf  die  österreichischen 
Verhältnisse.  Der  fünfte  Ansatz  behandelt  die  „Messung  auf  der 
kurzen  Basis**,  worunter  der  Verf.  Jene  Art  von  Messung  versteht, 
wo  die  gegebene  Seite  des  Dreieckes,  dieBasis^  so  klein  und  reepective 
die  zu  messende  Entfernung  so  groß  ist ,  dass  die  Bedeutung  der 
Winkel  an  der  Basis  als  Einzelwinkel  verschwindet  und  der  Winkel 


'Df*  J.  WorpiUky,  Elemente  der  Mathematik,  anpr-  v.  F,  WaUeniin.  SBI 

an  der  Spitze,  die  Parallachse,  in  Betracht  kammt.^  Dieser  Aufsati 
eatb&U  dabei  eine  kurze  TheoTie  der  Distanziaeßser.  Mehrere  Bei- 
spiel« erläutern  das  Ganze  and  bieten  dem  Yerf.  Gelegenheit  die 
Braocbbarkeit  für  BetailaufnahmeD  zu  militärischeti ,  namentlich 
artilleristischen  Zwecken  ber?orziiheben .  da  die  Berechnung  nach 
dieser  Methode  nicht  Qber  die  KenntnU  eines  Soldaten  binauf^gebt, 
welcher  die  Dorfschulo  besucht  hat. 

In  dem  Auisatze  ^Wa^^serbuden,  Duftanhaug  und  Hagel^  er* 
klärt  der  Verf.  auf  Gnmd  inelirernr  Fälle,  die  hier  naber  beBchrtebeo 
iiod,  die  Wasserhosen  als  Hegenj3:ü0e,  welche  ron  Wirbelwinden  er- 
laaai  werden ,  und  in  recht  einfacher  Weise  die  Bildung  des  Dufl- 
ubanges  —  Bildung  der  Ei8nadeln  um  die  erkalteten  Zweige  der 
B&ume  —  und  des  Hagels.  Der  siebente  Aufsatz  bespriciit  die 
Methode ,  den  Me&stisch  atif  drei  Punkte  einzurichten  und  der  achte 
gibt  die  Entwicklung  der  Fuucüoneu  für  die  Summe  und  Differenz 
xweier  Winkel,  ferner  die  Entwicklung  für  log  {a  +  ^)  i^oil  log 
(ü  —  ö)  ans  log  a  und  log  b  in  recht  kui^er  Weise,  Der  neunte 
Anfsa!  "  ii^e  Wünsche,  die  Planimetrie  betreffend^  besieht  sidl 
haup!  Ulf  den  ersten  und  dritten  Aufsatz  und  rerlangt  eioi 

entspt  ISerücksicbtigung  dieser  Partien  beim  üntorichte  in 

der  IV  i\  Die  folgenden  Aufsatze:  Der  Zirknitzer  See  —  Zur 

Bildutjg  des  Tones  -  Zur  Wiederbelebung  Scheintodter»  in)$be* 
Bondere  Ertrankeuer  und  Erstickter  —  Zu  Flugmascbinen  und 
endlich  Kometische  Strömungen  auf  der  Erdoberfläche  (eine  Gegen* 
loiiik)  behandeln  interessante  Gegenstände  in  jener  populüren 
Weise,  welche  alle  Aufsätze  des  Yerf.s  auszeichnet. 


Klemeut«  der   Mathematik   far  gekhrte  Sohaien   und  zum  8elb«t- 

«Ittdium.  Von  Dr  J.  Worpitsky,  Prof.  »n  der  kr»nigK  Krie^^s- 
Akademie  und  am  FriedricWWerderschen  Gymnasium  xa  Berlin. 
Zweite  umgearbeitete  Auflage,  Erste»  H*^Ü:  die  Arithrtirtik,  Mit 
6  In  den  Text  einredruckten  Holwchnittcn.  Berlin,  18H1.  W*id- 
mannaohc  Buchhandlung.  Preis  2  Mark  40  Pf. 

Mit  Rocksirlit  auf  da^  Ziel  des  unterrichten  In  der  Mathematik 
an  den  Mi'  it:  die  Abiturienten  als  reif  für  wijisenscbaft liehe 

Forschung  ^sen  und  mit  Bücksiebt  darauf,  dass  dieee  Reife 

«ine  andere  »st  n\s  diejenige,  welche  eine  Summe  von  handwerks- 
nt&l&igen  Fertigki'iten  für  Ziele  abseits  der  Wissenschaft  verlangt, 
muas  der  „  tlnterricht  von  Yorneherein  —  auch  wo  die  F&higkeiten 
d-  "  '  '  rg  noch  mebr  im  Gedächtnis  als  im  Intollect  liegen  —  so 
ci  rdeti.  AvLBB  die  Klarheit  über  das  System  der  Begriffe  und 

u  ^    dieses   Systems    aus   den    in   einer    Definition 

1)1'       ^  ulaten  al»  seiner  allein  möglichen  Voraussetzung 

und  nothwendigen  Bedingung  bei  der  spiteren  Bepetition  nicht 
4iircb  die  GowObnung  an  schiefe  Auffassung  gehindert  wird/ 

Yen  diesem  Grundsätze  lieil  sich  auch  der  Verf.  bei  der  Aas- 
Anordnung  und  Behandlung  des  Lehrstoffes  leiten.  Auf  die 
_^  Brfii£8üng  detx  Zahlen-  und  allgemeinen  GrößenbegrifTes  iat 

«in  gtofita  Qemcbt  gelegt,  die  matbematiscben  Grundbegriffe  sind 


892    J.  Buhsam,  Praktisches  Bechenbnoh,  angez.  Ton  jP.  WäüenUw. 

eingehend  erörtert,  die  Definitionen  knrz  und  treffend  gegeben  nnd 
das  Lehrgebäude  der  Arithmetik  in  einer  recht  klaren  und  über- 
sichtlichen Weise  aufgerichtet  worden. 

Im  besonderen  ist  folgendes  hervorzuheben:  die  Behandlung 
der  directen  und*  indirecten  Operationen  ist  gleichzeitig  erfolgt  und 
zwar  ist  die  eine  der  andern  gegenübergestellt,  dann  sind  beide  zu- 
sammen betrachtet,  so  das  Addieren  und  Subtrahieren,  das  Multi- 
plicieren  und  Dividieren,  das  Potenzieren,  Badicieren  und  Logarith- 
mieren.  Die  Erweiterung  des  Größen-  und  des  Zahlenbegrriffea  ist 
bezüglich  der  algebraischen  Größen  und  Zahlen  an  die  Subtraction, 
bezüglich  der  gebrochenen  und  irrationalen  Zahlen  an  die  Division 
und  bezüglich  der  complexen  Größen  an  das  Badicieren  angereiht. 
Im  Anschlüsse  an  das  Multiplicieren  und  Dividieren  sind  in  Kürze 
die  Proportionen  und  im  Anschlüsse  an  das  Potenzieren  sind  die 
wichtigsten  Sätze  über  den  Binomialcoefficienten  oder  über  die 
Tieffunction,  der  binomische  Lehrsatz  für  ganze  positive  Exponenten, 
die  einfachsten  Sätze  über  die  Convergenz  der  Beihen,  die  geome- 
trische Beihe ,  die  binomische  Beihe,  der  binomische  Lehrsatz  für 
beliebige  Exponenten ,  die  Bestimmung  von  e,  das  Logarithmieren 
einer  Summe  behandelt.  Eingehend  sind  die  complexen  Zahlen  er- 
örtert,  es  haben  hier  auch  die  Beihen  für  sin  x  und  cos  x,  der 
Lehrsatz  von  Moivre  und  die  Bestimmung  der  Constanten  n  (Leib- 
nitz'sche  Beihe)  Aufnahme  gefunden.  Den  Abschluss  bilden  zwei  An- 
hänge ;  der  eine  behandelt  die  Yeranschaulichung  der  Zahleuformen 
durch  geometrische  Gebilde  und  der  andere  bringt  einige  wichtige 
Beihen,  die  Zins-,  Zinseszins-  und  Bentenrechnung ,  die  Gesetze  des 
Zahlensystems  und  die  numerische  Bechnung. 

Das  Buch  setzt  bereits  gereifte  und  im  Denken  gut  geschulte 
Leser  voraus  und  solchen  kann  es  bestens  empfohlen  werden.  Sie 
werden  aus  dem  Buche,  dessen  Anlage  und  Durchführung  musterhaft 
genannt  werden  kann ,  ein  klares  und  gründliches  Wissen  schöpfen. 

Da  dieses  Heft  nicht  den  ganzen  Lehrstoff  bringt,  so  sei 
schließlich  noch  bemerkt,  dass  laut  Anzeige  im  zweiten  Hefte: 
Algebra ,  Eettenbrüche ,  Combinationsoperationen ,  Wahrscheinlich- 
keitsrechnung, Kreisfunctiouen  nebst  Trigonometrie ,  im  dritten  und 
vierten  Hefte :  Planimetrie  und  im  fünften  Hefte :  Stereometrie  be- 
handelt werden  und  zwar,  wie  zu  erwarten  ist,  in  gleich  ausge- 
zeichneter Weise  wie  die  Arithmetik. 


Praktisches  Rechenbuch  für  landwirtschaftliche  Schulen.  Von  Julius 
Buhsam,  Oberlehrer  an  der  königlichen  Bealschule  erster  OrdnMff 
in  Annaberg.  Erster  TheiK  für  die  Unterclasse.  Hildbnrghausen  1880. 
Eesselring'sche  Hofbuchhandlung. 

Dieses  Lehrbuch  zerfällt  in  zwei  Theile ,  deren  erster  für  die 
Unterclasse  berechnet  ist  und  die  Aufgabe  hat,  den  Schülera  eine 
klare  Einsicht  in  die  verschiedenen  Bechnungsarten  und  eine  prak- 
tische Bechenfertigkeit  zu  vermitteln.  Es  beginnt  mit  einer  kurzen 
historischen  Einleitung  über  die  Zahlzeichen  und  behandelt  dann  die 


Murgerntein,  Leitfaden  der  Botunik,  ang.  v.  B,  W.  Beichardt.  SftS 

fier  Species  mit  unbenaaDten  und  einfach  beoaunteD  Zahlen,  die 
Bozen,   Maße  und  Gewichte ,    das  RecbDeD   mit  Declmaleu,   mit 
ächeö,  mit  mehrfach  beuaonten  Zahlen  und  die  Procentrechnung ; 
Abscblüss  bilden  der  Kettensatz,  sowie  einige  Rechnungen»  die 
auf  das  Bierbrauen  und  Branntweinbrennen  und  andere  land* 
rtschaftliche  KebenheschäftigongeD  bestehen* 

Der  Verf.,  bereits  bekannt  durch  seine  nBechenschule''  und 
^Praktische  Aufgaben**  fiSr  Volksschulen,  war  in  diesem  TheUe  he- 
ebi  eiu  recht  branchbares  Buch  zu  liefern.  Die  Theorie  wurde  so 
in  und  einfach  als  möglich  gegeben  und  dae  Schwergewicht  auf 
die  Aufgaben  gelegt,  wobei  mit  Recht  die  Pra]tis  hauptsächlich  be- 
rOcksichtigt  und  dem  Kopfrecbnen  die  gebm'eDde  Beachtung  ge- 
ttchenkt  wurde. 

In  der  untersten  Classe  einer  landwirtschaftlichen  Schule 
dürfte  das  vorliegende  Werkchen  in  recht  guter  Weise  verwendet 
werden  können. 


Wien. 


F.  Wallentin. 


eitfaden  der  Botanik  far  die  oberen  Classen  dm  Mittelschulen«  Von 
Df,  Alfred  Bnrgerstein,  Prof.  am  I,eopoldBtidter  Communal- 
BeiK  und  Obergjmnasinm  iu  Wien.  Mit  1i67  in  den  Teit  einge- 
druckten AbbUduogen.  Wien  1B82.  Verlag  von  Alfred  H&ider.  8*. 
168  SS. 

Der  Verf,    war  bestrebt,   den   feststehenden  ßesnltaten    der 

Queren  Forschungen  so  viel  als  möglich  Rechnung  zu  tragen  und 

bei  den  Umfang  seines  Lehrbuches  auf  ein  solches  Maß  einzu- 

brünken,  dass  es  selbst  bei  einem  wöchentlichen  zweistündigen 

unterrichte  möglich  werde,  den  größten  Theil  dea  Stoffes  tu  be* 

BD.   Im  ganzen  und  großen  erreicht  Prof.  Burgerstein  das  an- 

ebto  ZieL  Der  Lehrstoff  ist  zweckmäßig  vertheUt,  der  mit  Sach* 

inntnis  geschriebene  Text  hebt  das  wesentliche  gut  hervor,  die  Ab- 

Idungcn  können,  wenige  aui>genomnien .  als  gelungen  bezeichnet 

erden.  Namentlich  die  Abschnitte  Qber  Anatomie  und  Physiologie 

Pflanzen  machen  sich  Tortbeilhaft  durch  Correctheit  und  inniges 

Dschmiegen    an   den   gegenwärtigen  Stand  der  Wissenschaft  be- 

erkbar;  man  sieht,  das<«    der  Verf.  in  diesen    Disciplinen  selb- 

Indig  und  mit  gutem  £i folge  arbeitete«  Bei  einer  neuen  Auflage 

[^rde    es   sich    vielleicht  empfehlen  ,    in    der  Systematik  Eichlers 

fUabus  2u  folgen  und  den  Abschnitt  nber  Pflanzengeographio  unter 

irQcksichttgung   der    neuesten    Publicationen   von    Engler   umzu- 

^btiten.  Der  vorliegende  Leitfaden  ist  in  jeder  Beziehung  ein  gutes 

rhuch  und  kann  iu  den  obtvren  Classen  unserer  Mittelschulen  bei 

rrichte  aus  der  ßotauik  mit  Vortheil  verwendet  werden« 

:i  sei  noch  hervorgehoben,  dass  der  Druck  ein  correcter, 

'  äußere  Ausstattung  eine  gefällige  ist* 


^tifl  f.  a.  h*%9n,  Qjm»,  1IH9I.     Y,  Bmi% 


Z% 


S94  J.  Gattnersdorfer,  Beitrag  z.  EenntD.  usw.,  ang.  v.  JET.  W.  BHehardt. 

Die  Alpenpflanzen  nach  der  Natur  gemalt  Ton  Jos.  Seboth.    Mit 
Text  von   F.  Graf  und  einer  Anleitung  Eur  Cultur  der  Alpen- 
pflanzen  in  der  Ebene  von  Job.  Petrascb,  k.  k.  Hofgartner  im 
botanischen   Garten   in   Graz.    III.   Band.   Prae  1881.  Verlag  von 
F.  Tempfikj  16,  lY  und  63  SS.  100  Tafeln  in  Farbendnick. 
Über   die  beiden  ersten   Bände  dieses  Bilderwerkes  wurde 
wiederholt  in  der  Zeitschrift  för  österreichische  Gymnasien  berichtet. 
Der  dritte  Band ,  dessen  Schlnssheft  vor  kurzem  erschien ,  bekundet 
einen  entschiedenen  Fortschritt  in  der  technischen  Ausführung  der 
Abbildungen;  ja  mehrere  Tafeln  desselben  können  als  vorzüglich 
gelungen  bezeichnet  werden.  Beispielsweise  sei  auf  Cirsiam  spinosis- 
simum  (Taf.  81)  und  Hypochoeris  uniflora  (Taf.  90)  hingewiesen. 
Dass  trotzdem  einiges  noch  besser  sein  könnte ,  soll  nicht  geleugnet 
werden.  So  fielen  die  Farbentöne  blauer  und  violetter  Blüten  häufig 
zu  blass  aus,  was  namentlich  bei  mehreren  Gentianen,  bei  Eritrichium 
nanum  (Taf.  18),  bei  Viola  calcarata  (Taf.  6)  u.  m.  a.  sich  geltend 
macht.  Ferner  wurden  die  Blätter  bei  so  manchen  Arten  zu  steif  und 
scheinbar  zu  dick  wiedergegeben;  dies  gilt  namentlich  von  Famen 
mit  fein  zerschnittenen  Wedeln,  wie  Cystopteris  alpina  (Taf.  45), 
Allosorus  crispus  (Taf.  85)  usw.  Endlich  beinträchtigt  das  gewählte 
kleine  Format  die  Darstellung    großer  Pflanzen  leider  öfter,  doch 
geschah  das  möglichste,  um  diesen  Übelstand  weniger  fühlbar  zu 
machen.  Diese  verhältnismäßig  geringen  Mängel  thun  dem  Werte 
von  Seboth's  Alpenpflanzen  keinen  wesentlichen  Eintrag ;  ähnliche 
Übelstände   treten   bei   anderen  Bilderwerken   viel  greller  und  in 
höherem  Maße  auf.  Eine   zweckmäßige   Beigabe  zum  Texte  ist  ein 
alphabetisches  Verzeichnis  sämmtlicher  in  den   drei  erschienenen 
Bänden  abgebildeter  Arten.   Ein  vierter  Band  soll  das  Werk  ab- 
schließen. Er  dürfte,  da  die  Hauptmasse  der  in  unseren  Alpen  all- 
gemein verbreiteten  Species  schon  abgebildet  wurde,  Seltenheiten 
in  größerer  Zahl  bringen  und  von  besonderem  Interesse  sein. 


Beiträge  zur  Kenntnis  der  Eigenschaften  und  Entstehung  des 
Kernholzes.  Von  Johann  Gau  nersdorf  er,  Prof.  ander  landwirt- 
schaftlichen Lehranstalt  „ Francisco- Josephinam*"  in  Mödling.  Separat- 
abzug aus  dem  LXXXV.  Bande  der  Sitzber.  der  k.  Akad.  der  Wissensch. 
1.  Abtb.  Wien.  1882.  S\  33  SS. 

Der  Verf.  untersucht  die  Entstehung ,  den  Bau ,  die  chemische 
Zusammensetzung  und  die  Function  des  Kernholzes  von  Syringa 
vulgaris,  Aesculus  Hippocastanum,  Prunus  avium,  Cytisus  Labumum 
und  Diospyros  viiginiana.  Seine  Arbeit  ist  mit  Fleiß  ausgeführt,  er- 
weitert unsere  Kenntnisse  über  das  Kernholz  in  einzelnen  Punkten 
nicht  unwesentlich  und  liefert  den  Beweis,  dass  Gaunersdorfer  mit 
der  Phytotomie  und  Phytochemie  wohl  vertraut  ist ,  so  dass  er  mit 
gutem  Erfolge   selbständige    Untersuchungen  auszuführen  veimag. 

Wien.  H.  W.  Keichardt. 


Dritte  Abtheilung. 

Zar  Didaktik  und  Psedagogik. 


Zur  Überbürdungsfrage. 

J.  Bappold  bat  in  seiner  vor  kurzem  erschienenen  Schrift  „Unser 
Gymnasium.  Erwägungen  und  Vorschläge  xu  Methode  und  Lehrplan''. 
(8.  11  bis  14)  sich  aber  die  Überbürdungsfrage  in  einer  Weise  geäußert, 
der  man  nicht  nachrühmen  kann,  dass  sie  sich  durch  Folgerichtigkeit 
auszeichnet. 

ä.  12,  Z.  26  T.  0.  der  genannten  Schrift  erklärt  der  Verfasser» 
dass  er  „nur  ziemlich  ungläubig  an  das  ron  so  yielen  Seiten  gepredigte 
Dogma  der  Überbürdung  herantreten  könne".  Auf  derselben  Seite  Z.  8 
r.  u.  gebt  er  noch  weiter,  indem  er  versichert,  er  habe  die  Überzeugung 
gewonnen,  dass  von  Überbürdung  der  Obergymnasiasten  keine  Bede 
sein  könne".  Aber  scheu  S.  13,  Z.  1  v.  u.  lesen  wir:  „Freilich  ist  die 
l/berbürdung  vorhanden,  wenn  der  Stoff  gründlich  gelernt  werden  soll. 
Nun  aber  kann  von  der  Forderung  eines  gründlichen  Lernens  auf 
keinen  Fall  abgesehen  werden,  wir  müssen  diese  Forderung  zu  erfüllen 
streben.  Dazu  ist  es  aber  unumgänglich  nothwendig,  den  Lehrstoff  be* 
deutend  zu  vermindern".  S.  14  heißt  es  noch  ausdrücklich:  ^lu  diesem 
Sinne  also  (um  mit  dem  Überbürdungsthema  abzuschließen),  wenn  auch 
Qründlicbkeit  des  Lernens  verlangt  wird,  müssen  wir  die  Klagen  über 
Üherbürdung  als  begründet  anerkennen". 

Nun  frage  ich,  ob  es  folgerichtig  ist,  8.  13  zusagen:  «von  Üher- 
bürdung könne  gar  nicht  die  Rede  sein"  und  S.  14  mit  den  Worten  zu 
schließen:  «wenn  auch  Gründlichkeit  des  Lernens  verlangt  wird,  müssen 
wir  die  Klagen  über  Überbürdung  als  begründet  anerkennen".  Es  dürften 
nämlich  jene  GyiiiDai>ialkhrer,  die  von  der  Forderung  eines  gründlichen 
Lernens  tbatsächlich  absehen,  wohl  au  den  Fingern  zu  zählen  sein;  mit- 
hin muss  aus  dem,  was  Eappold  selbst  S.  14  abschließend  zugesteht, 
gefolgert  werden,  dass  die  Gymnasiasten  tbatsächlich  überbürdet  sind 
—  was  er  S.  13  rundweg  geleugnet  hat 

Ferner  behauptet  Rappold  S.  12,  Z.  13  v.  u.,  dass  der  Verfasser 
der  Schrift:  „Zur  Gymnasialfrage  in  Österreich"  „diese  ganze  Frage  (die 
Überbürdungsfrage)  in  sehr  besonnener  Weise  bespricht*'.  Man  sollte 
also  glauben,  dass  Happold  wenigstens  in  der  Hauptsache  in  dieser  Frage 


396  Br.  Ed.  Brand,  Zur  Überbürdon^sfrage. 

mit  jenem  Verfasser  eines  Sinnes  ist.  Aber  es  findet  das  gerade  Gegentheil 
statt.  Denn  der  von  Rappold  citierte  Verfasser  sagt  S.  50,  Z.  9  v.  u. 
ausdrücklich:  „Zunächst  muss  entschieden  geleugnet  werden,  dass  eine 
solche  (nämlich  die  Überbürdung)  schon  in  der  Organisation  unserer 
Gymnasien  begründet  sei".  Und  was  sagt  Rappold  S.  14?  „Es  ist  unum- 
gänglich noth wendig,  den  Lehrstoflf  bedeutend  zu  yermindern".  Das  heißt 
denn  doch  in  der  Sprache  des  von  Bappold  citierten  Verfassers,  „dass 
die  Überbürdung  schon  in  der  Organisation  unserer  Gymnasien  be- 
gründet sei**: 

Endlich  scheint  J.  Rappold  das  von  mir  auf  der  Philologen -Ver- 
sammlung zu  Trier  angegebene  Mittel,  wie  die  Existenz  der  Überbürdung 
erwiesen  werden  könnte,  „un?ollkommen  und  schwer  durchführbar.  Es 
gebe  jedenfalls  einfachere  Mittel,' die  sicherer  zum  Ziele  führen.  Ein  solches 
gebe  der  Verfasser  der  schon  öfters  citierten  Schrift:  »Zur  Gymnasial- 
frage in  Österreich**  S.  52. 

Vor  allem  muss  ich  gestehen,  dass  Äußerungen  von  Abiturienten, 
die  gelegentlich  der  Verabschiedung  vom  Lehrer  gemacht  werden,  so 
ohne  weiteres  und  ohne  Auswähl  mir  in  dieser  so  wichtigen  Frage  nicht 
maßgebend  zu  sein  scheinen.  Auch  ich')  lege  auf  das  Ürtheil  der  Abi- 
turienten großes  Gewicht,  aber  nur  innerhalb  der  durch  die  Natur  der 
Frage  gebotenen  Grenzen.  Meine  Abiturienten  —  um  mich  kurz  auszu- 
drücken —  müssen  erstens  zu  den  besseren  Schülern  gehören,  zweitens 
dürfen  ihre  Urtheile  nicht  improTisierte,  sondern  durch  Erinnern  und 
Erwägen  vorbereitete  sein,  endlich  muss  die  Vorliebe  des  einen  für  den 
philologisch-historischen,  die  des  anderen  für  den  mathematisch-natur- 
wissenschaftlichen Lehrstoff  in  Rechnung  gezogen,  beziehungsweise  in 
Abzug  gebracht  werden. 

Um  zu  beweisen,  dass  der  Vorwurf  des  Überbürdens  nicht  be- 
gründet sei,  bedient  sich  Rappold  einer  der  Mechanik  entlehnten 
Rechnung.  Diese  ist  aber  falsch,  weil  die  S.  13,  Z.  6  v.  u.  gemachte 
Voraussetzung,  „dass  die  Arbeit  von  unseren  Schülern  sehr  ober- 
flächlich geliefert  wird",  in  dieser  Allgemeinheit  gewiss  nicht  richtig 
ist.  Um  nun  das  von  mir  vorgeschlagene  Mittel  ihm  plausibel  zu  machen, 
werde  ich  mich  ebenfalls  an  die  Mechanik  wenden,  hoffentlich  mit  mehr 
Glück.  Bd.  I  S.  57  des  „Lehrbuches  der  Physik*  von  Müller,  bearbeitet 
von  Dr.  Leopold  Pfaundler,  heißt  es  im  Buche  von  der  Mechanik:  „Das  Ver- 
hältnis zwischen  der  an  der  Maschine  angreifenden  Kraft  und  der  Last^ 
welche  man  mit  der  Maschine  heben  kann,  wird  häufig  mit  dem  Namen 
der  Übersetzung  bezeichnet. ..  Um  eine  stärkere  Übersetzung  zu  er- 
halten, als  man  mit  dem  einfachen  Haspel  erreichen  kann,  werden  zu- 
sammengesetzte Räderwerke  angewendet". 

Das  von  mir  vorgeschlagene  Mittel  mag  nun  auf  den  ersten  An- 
blick als  „zusammengesetztes  Räderwerk*  erscheinen.  Nichts  desto  we- 
niger sind  die  Sätze,  auf  denen  es  beruht,  einfach  und  lässt  sich  das  von 


')  Siehe  S.  3,  Z.  12  v.  u.  meines  Schriftchens:  „Die  Überbürdungs- 
frage  auf  der  34.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner 
zu  Trier«.  Bielitz  1880. 


Dr.  Ed*  Brand,  Zur  Überbfirdtingsfrage. 


897 


_mir  To^eichlAgen«  Mttt«!   luiter  Featbaltan^   der  aufgestellten   Satz« 
|lf  eine  einfiachd  mid  leicht  durchführbare  Form,  auf  eine  Qrundfomi 
den  einfachen  Haspel  —  zurückführen. 

Das  ^on  mir  TOrgreficlilagene  Mittel,  tn  beweisen,  ob  und  wodurch 
Gymnaflialschöler  öberbördet  »eien,  beruht  auf  folgenden  Sitten: 

1.  Zur  Beantwortung  der  Frage,  ob  und  wodurch   eine  ÜberbOr- 
"dung  statt  finde,  dürfen    nur  Berufene  herangestogen  werden.    Anf  daa 

Gepolter  irgend  eines    Anonymus    in    irgend    einer  ^itung    ist    nicht 
SQ  bereit. 

2,  In  erster  Linie  sind  berufen,  die  genannte  Frage  »u  beant- 
worten! jene  Gymnasiallehrer^  die  anf  Grund  des  tur  Zeit  bestehenden 
Organ isationsentwnrf es   selbst  ihre  Gymnaaialbildung    erhalten  haben. 

9.  Audiatur  et  altera  pars*  Es  darf  nicht  einseitig  der  Philologe, 
es  darf  nicht  einseitig  der  Mathematiker  gehört  werden :  uMan  soll  sie 
billig  hören  Beede^ 

i.  Da  sich  innerhalb  der  Zeit,  in  der  aus  dem  Gymnasial  seh  Q  1er 
#in  Gymnasiallehrer  geworden  ist,  denn  doch  manches  geändert  hat,  so 
dürften  irar  Berichtigung  dieser  Urtheile  der  Gymnasiallehrer  die  (Tr- 
tbeile  von  Abitnrienten  herangezogen  werden.  Nur  dürfen  es  nicht  be- 
liebige Abiturienten  äein  und  dürfen  sie  nicht  ans  dem  Stegreif  beim 
Verabschieden  xur  Beantwortung  verhalten  werden.  Sie  müssen  ersteas» 
wie  gesagt,  zn  den  besseren  Schülern  geh5rt  haben;  zweitens  müssen 
sie  über  das,  um  was  es  sich  eigentlich  handelt,  nachgedacht  haben; 
sie  müssen  anf  den  unterschied  zwiachea  «.gebürender  Belastong"  und 
pübcrbördung**  aufmerksam  gemacht  worden  »ein;  sie  müssen  auf  ihre 
ante  gymnasiale  Vergangenheit  zurückgeblickt  haben.  Endlich  muas 
Vorliebe  der  Abiturienten  für  das  philologisch-historische  oder  das 
mathematisch-naturwisäenschaftlicbe  Fach  berücksichtigt  werden. 

Auf  diesen  vier  blitzen  beruht  da«  von  mir  vorgeschlagene  Mitt«l» 
Und  wie  gestaltet  es  sich  nun  in  seiner  einfachsten   Form  (ver- 
|ticbbar  dem  einfachen  Haspel)? 

Zwei  Gymnasiallehrer,  die  nach  dem  zur  Zeit  bestehenden  Orgi« 
ationa- Entwurf  ihre  Gymnasialbildung  erhalten  haben  und  ron  denea 
eltie    der  philologisch -historischen^  der  andere  der  mathematisch* 
^tnrwlsaensc  haftlichen  Gruppe  an  geh  ort,  ferner  zwei  bessere  Abiturienten, 
denen  der  eine  Neigung  zur  Philologie  und  Geschichte,  der  andere 
•igang  zur  Mathematik  und  den  Naturwissenschaften  hat,  werden  von 
Der  nnptarteiischen  Stelle  berufen,  Bekenntnisse  über  die  Frage  abzu- 
•o,  ob  und  worin  sie  sich  während  ihrer  Gymnasialstudien  überbürdet 
"giefUhlt.   Diejenigen  Punkte  nun^  worin  die  vier  Zeugen  übereinstimmen, 
bilden  thaüiachliche  OberbQrdung. 

Je  mehr  Zeugen  nun  in  dieser  Sache  Ternommen  werden  —  und 
fOD  mir  wirklich  rorgeschlagene  Mittel  verlangt  freilich  das  M5g- 
—    (je  ^ Zusammengesetz ter*  das  „Baderwerk*    wird):    desto  mehr 
»rigkeiten  macht  freilich  ihre  Vernehmung:  aber  um  so  größere! 

anen  gewinnen  und  verdienen  die  öbereinstimmeoden  Anasagen  (deato 

gi^er  itl  die  «Übersetzung"). 


908  A,  i^ies^  Schul*  nud  GelageDheits-Beden. 

Da  ich  die  Wahrheit  iq  dieser  Frage  nm  jeden  PriBis  ermittelt 
wissen  wollte,  so  erschien  das  Mittel  in  der  Form,  in  welcher  ich  et 
vorgeschlagen,  als  schwer  durchführhar. 

Allein  ich  glaube  gezeigt  zn  haben,  daes  das  von  mir  vorge- 
schlagene Mittel  auch  wd  eine  einfache  Form  gebracht  —  anf  vier 
Zeugenaussagen  reduciert  werden  kann,  ohne  dass  man  die  Satze,  auf 
denen  es  beruht,  aufzugeben  gezwungen  ist. 

Zum  mindesten  ist  es  des  Versuches  wert  Wenigstens  muss  ich  be- 
kennen, dass  ich  ein  besseres  noch  immer  nicht  weiß.  Auch  das  von  mehreren 
Seiten  vorgeschlagene:  die  Gymnaaialstudien  der  Schüler  durch  Lehrer 
häuslich  zu  ttberwachen,  ist  kein  besseres.  Wie  viele  könnte  man  denn 
überhaupt  in  dieser  Weise  überwachen  ?  Qnd  sind  es  denn  die  fleißigsten^ 
die  thatsächlich  überwacht  werden  ?i6.ewi0s  nicht. 

Ich  bleibe  dah4^  bei  meineim  Mittel. 

Man  mag  es  auf  die  oben  angegebene  einfachste  Form  reduciert 
•  in  Anwendung  bringen.  Man  könnte  es  aber  auch  in  der  Erwägung,  dass 
sich  die  Auflfassungsföhigkeit  der  Jugend  innerhalb  gröOorer  Zeiträume 
.  durch  äußere  Einflüsse  ändern  könne,  in  geeignet  scheinenden  Intervallen 
.als  Sicherheitsventil  verwenden,  ->-  vorausgesetzt,  dass  bis  dahin  ein 
wirklich  besseres  Mittel  nicht  gefunden  wird. 

Bielitz.  Dr.  Eduard  Brand. 


Schul-  und  Gelegenheits-Eeden  von  August  Spiess,  Gymnasial- 
director  und  Professor.  Wiesbaden  1880.  Chr.  Limbarth.  gr.  8,  IV 
u.  139  SS.  Pr.  2  M.  70  Pf. 
Das  hübsch  ausgestattete  Buch  enthält  die  Reden,  welche  der 
Verf.  als  Director  des  Gymnasiums  in  Dillenburg  bei  verschiedenen  Ge- 
legenheiten gehalten  hat.  unsere  Leser  werden  darunter  am  meisten  die 
eigentlichen  Schulreden  am  Schlüsse  des  Schuljahres  und  bei  der  Ent- 
lassung der  Abiturienten  interessieren.  Namentlich  gilt  dies  von  der 
Bede  S.  103  ff.,  welche  bei  der  Secularfeier  der  genannten  Anstalt  ge- 
halten wurde  und  uns  einen  Überblick  über  die  Geschichte  und  Ent- 
wicklung dieser  Schule  gibt.  Die  Beden  sind  sämmtlich  von  dem  Geiste 
wahrer  Sittlichkeit  getragen  und  von  jener  Wärme  durchdrungen,  welche 
ein  Ausflusä  der  vollen  Hingebung  an  die  übertragene  Pflicht  ist.  Da- 
bei sind  sie  in  gewählter,  nicht  überladener  Sprache  geschrieben.  Man 
wird  sie  daher  mit  Interesse  und  nicht  ohne  Nutzen  lesen. 


^.  Vierte  Abtheilung. 

Miscellen. 


Literarische  MiscelleD. 
Bilder-Atlas  zur  Weltgeschichte  nach  Kunstwerken  alter  und 
neuer  Zeit  Von  Prof.  Ludwig  WeUer,  146  Tafeln  mit  5000  Dar- 
stdluDgen.  Mit  erllutemdem  Teit  von  Dr.  Heinrich  Merz.  Zwöitö 
verbeB»erte  Auflage.  Stuttgart  1B8L  Verlag  toxi  Paul  N^ff.  1.  und 
2,  LieferuDg. 

Gewisa  ist  e«  ein  ansprecheoder  Gedanke  die  geschieh tliche  Dar- 
ellniig  durch  Denkmale  der  bildenden  Knnst  £n  beleben.  Die  unmittel- 
are  AnsehauaDg  der  Loealit-ätt  wie  sie  durch  charakteristisch  gewählto 
'slorisehe  Landsobaften  Termittelt  wird,  6:^  Costüm   der   Zeiten,   wie 
Bicfa  in  der  äaller«<n  Erscheinung   der  Städte  ebenso    kund   gibt  wie 
in  der  Tracht   und  Kleidnng,   eine   kritische  Ikonographie  historischer 
Pendnlichkeiten,  die   Darstellung  der  Ereignisse   in   gleichxeitigen  Mo- 
ttamenten  und  schlieCVlich  bis  xu  einem  gewissen   (irade   die  Denkmal^ 
in  welchen  die  Nachwelt  ihre  Auffassung  von  Sago  und  Geschichte  ver- 
körpert bat  —  alles  das  ist  ein  reicher,  vielleicbt   für   die  KrfLfte  eines 
einielnen  allzu  reicher  Stoff.  Km  Werk,  das  diesen  Fordeningen  im  wis- 
laenscbaft Liehen    Sinne    zu    genügen    vermöchte «    ixiÜ8«te    eine    Geltung 
Iwcit    über  den  Kreis  der  Schule  hinaus    beanspruchen.    Freilich  dürfen 
tir  diese   hohen    Anforderungen   gerechter   Weise   nicht   an    ein    Buch 
itellen,  das  auf  146  Tafeln  in  kl.  FoVu}  das  Gebiet  der  Weltgcbchichte 
kirch schreiten  und  um  einen  so  mäßigen  Preis  (25  M.)  so   vieles  zu 
beabsichtigt,    Inde«  glauben  wir,  dass  auch  innerhalb  dieser  durch 
Verhältnisse  bedingten  Schlanken  vorliegerder  Bilderatlas    den   Be- 
ugen wisse Dschaftl  ich »^r  Beb andlungs weise  in  höherem  MaOe  bitte 
ata&rechen  kÖnn«»n.  Vor  uüem  geben  Ah?  Koproductionen  in  vielen  Fäl- 
Kein  treues  Bild  dt-r  Denkmäler;  denn  es  Würde  durchwegs  aus  ver- 
■Iteten  i^aelkn  geschöpft,  (wie  das  Buch  seit  seinem  letzten  hrscheiaen, 
ftcit  wir  die  uns  vorliegenden  iwei  Lieferungen  vergleichen   konnton, 
inrchRu?  nirht  verändert  wurde),    die  einzelnen    Monumente   sind  ohne 
1  I   auf  natürliche  Größe  aneinandergereiht,  so  dass  Kolossal- 

senige  Linien  gro&e  Gemmen  in  der  gleichen  Größe  cr- 
6in^iK  Aucii  über  die  Auswahl  ließe  sich  oftmals  rechten,  da  nebst 
•hmllkem  Falschen  o<ler  Hjpothetiaehen.  in  vielen  Fällen  völlig  uube- 
^ittldade«  aofffenommen  wurde.  Auch  den  rooderucD  Kunstwerken»  in 
denen  sich  doch  Vors  teil  ungs  weise  und  Empfiudungen  anderer  Cultnrkreise 
kund^rrh^n  l*t  ein  größerer  Raum  gewährt,  als  der  objective  Standpunkt 
alllft?  heu  Atlas   uns  zu    erlauben    scheint    Diese    Andentungen 

I    ,:  ti,  da  un«  nur  ein  so  kleiner  BruchtheU  des   Workea  vor- 

and    eine    vüllständige  Würdigung    nur   dem  abgeachloasenen    xu 
werden  kantu 
Wien.  Dr*  Domasaewski. 


400  MiBcellen. 

Hilfsbach  für  die  deatsche  Literaturgeschichte  zum  Gebraache 
der  obersten  Classen  der  Gymnasien  nnd  Realschulen.  Von  Wil- 
helm Herbst,  II.  Theil:  Die  neuhochdeotsche  Literatur.  Zweite 
yerbesserte  Auflage.  Gotha  1881.  Friedrich  Andreas  Perthes.  IV  und 
61  SS.  8». 

Der  ausgezeichnete  Pädagoge  und  heryorragende  Literarhistoriker 
hat  die  Grundi&tze,  nach  denen  das  vorliegende  m  zweiter  Auflage  er- 
scheinende Hilfsbuch  gearbeitet  ist,  in  seiner  Broschüre  'Die  neuhoch- 
deutsche Literatur  auf  der  obersten  Stufe  der  Gymnasial-  und  Real- 
sohulbildung'  (Gotha,  1879)  ausffthrlich  dargelegt  Von  dem  Satze  aus- 
gehend, 'Literaturgeschichte  gehöre  nicht  in  die  höheren  Schulen,  auch 
nicht  auf  deren  oberste  Stufe*,  verlangt  er  eine  an  die  Leetüre  sich  an- 
schließende quantitativ  und  qualitativ  beschränkte  Übersicht  über  die 
Haupterscheinnngen  unserer  classischen  Dichter.  Eine  fragmentarische 
Auswahl,  wie  er  es  selbst  nennt  Von  allen  Dichtern  des  vorigen  Jahr- 
hunderts führt  er  nur  Klopstock  und  Lessing,  Schiller  und  Göthe  dem 
Sefaüler  Tor.  'Nicht  einmal  Wieland  und  Herder,  von  denen  der  erstere 
nicht  der  Jugend  gehört,  der  andere  nicht  eigentlich  Dichter  ist*.  Hier 
gbiube  ich,  geht  Herbst  in  der  weisen  Enthaltsamkeit  zu  weit.  Es  muss 
dem  Schüler  ein  wesentlicher  Zug  in  dem  Bilde  unserer  geistigen  Blüte- 
periode fehlen,  wenn  Herder  mit  den  wenigen  Worten  S.  26  als  Epi- 
sodenfigur in  Göthes  Strassburgerauf enthalt  abgethan  wird.  Mit  Recht 
ist  die  'romantische  Dichterschule'  nur  flüchtig  erwähnt,  den  Dichtem 
der  Befreiungskriege  Arndt,  Körner,  Schenkendorf  und  Rückert  ein  brei- 
terer Baum  gegönnt,  ühland  endlich,  als  der  nach  Schiller  vorzüg- 
lichste 'Dichter  der  Jugend*  wieder  ausführlich  behandelt  Ein  kurzer 
Abschnitt  über  Göthes  Alter  mit  einer  gedrängten  Würdigung  des  'Faust' 
und  einem  Hinweis  auf  die  lange,  schwer  übersehbare  Reihe  hervorra- 

Smder  Namen*  der  Dichter  und  Schriftsteller  seit  1830  beschließt  das 
eftchen,  das   aich    bereits   in   einer  Anzahl  von  Lehranstalten  einge- 
bürgert hat 

Lemberg.  Dr.  August  Sauer. 


Born  und  römisches  Leben  im  Alterthum  geschildert  von  Herrn. 
Bender,  Professor  am  Gymnasium  zu  Tübingen.  Mit  zahlreichen 
Abbildungen  etc.  Tübingen  1879/1880.  Verlag  der  H.  Lauppschen 
Buchhandlung.  599  SS.  8*. 
Das  vorliegende  sorgsam  und  mit  Sachkenntnis  gearbeitete  und 
schön  ausgestattete  Werk,  welches  den  Bibliotheken  unserer  Gymnasien 
zum  Ankauf  bestens  empfohlen  werden  kann,  will  nicht  für  Gelehrte  ge- 
schrieben sein  und  erhebt  nicht  den  Anspruch,  gelehrte  Forschungen 
und  Untersuchungen  anzustellen;  es  ist  vielmehr  auf  solche  Leser  oe- 
rechnet,  welche,  ohne  auf  gelehrte  Untersuchungen  sich  einlassen  zu 
können,  über  das  altrömische  Leben  unterrichtet  sein  wollen,  also  vor 
allen  für  die  oberen  Classen  unserer  Mittelschulen,  nicht  ein  systema- 
tisches Lehrbuch,  sondern  ein  Lesebuch,  dessen  einzelne  Capitel  genü- 
gende Selbständigkeit  erlangt  haben,  so  dass  sie  auch  für  sich  gelesen 
und  verstanden  werden  können.  Es  sind  deren  zwölf:  1.  das  römische 
Volk,  2.  die  Stadt  Born,  deren  geographische  und  klimatische  Verhält- 
nisse, deren  allmähliche  Entwickelung  und  Topographie,  sowie  äußeres  Leben 
dargelegt  werden,  3.  sociale  Verhältnisse  (Unterschied  der  Stände,  Kaiser 
und  Hof,  dienten,  Sklaverei,  Freigelassene),  4.  Privatleben  (ökonomische 
Verhältnisse,  das  Haus,  Villen,  Essen  und  Trinken),  ö.  die  Familie,  (Er- 
ziehung und  Unterricht,  Ehe,  Trauer  und  Bestattung),  6.  öffentliches 
Leben  (das  Bad),  7.  Spiele,  8.  Gewerbe,  Industrie,  Kunst,  Handel,  Land- 
wirtschaft, 9.  Religion  und  sittliche  Verhältnisse,  10.  Literatur,  11.  Po- 
litik, 12.  Militärwesen,  welche  in  loser  Composition  über  wichtige  Seiten 


Mittcelkn. 


Ml 


ken  Lebens  orientieren.  Über  diese  iuswabl  wird  man  streiten 
So  möebte  man  das  G&pitd  Über  Literator,  das  in  solcher  Darf* 
tigkeii  weder  indaa  Veratindois  der  Litc-ratur  einführen  noch  wiebtigere 
Erscbeinangen  derselben  zu  lebeniii^erer  Vorsiellting  bringen  kann,  Heber 
mlnen,  indem  die  für  das  soeiale  Leben  charakteristischen  Seiten  der- 
selben an  anderer  Stelle  nachdrücklicher  her?orgehoben  werden  kannten; 
dem  Capitel  aber  Pülitik  mücbto  man  froher  eine  Stelle  wönschen,  in- 
dem m  die  ferschiedenen  Perioden  der  Geschichte  charakteriaiert 
und  ihre  Unterschiede  in  den  KinzeldarateDungen  klarer  ausein- 
andergehalten werden  könnten.  Di>ch  mag  wohl  der  verj^tandi^e  Ver- 
faftser  fUi  sein  Verf;ihren  besondere  Gründe  gehabt  haben  Wa»  die  Dar- 
stellung im  einzelnen  betrifft,  so  entliebt  sich  durch  den  Zweck  und 
die  Beachaffcnheit  des  Buches  daa  Meritoriäche  der  Discuaaion.  Daa  Lob 
AQig0breitetcr  Sachkenntnia  und  verständiges  Urtheil  .wird  man  ihm 
p^,*.-  -"-r> stehen.  Lob  verdient  auch  die  «orgsaine  stilistische  Dar- 
fr-  iMo    zahlreichen   Abbildungen,   die   Aufnahme  fanden,   dienen 

./    -u  der  VeranschauUchang  in  genügender  Wciie, 
Wien,  h. 


neue  Testament  griechisch  nach  Tischendorfs  letzter  Beeenston 
und  deutsch  nach  dem  revidierten  Jaitherteit  mit  Angaben  ab- 
weichender Lesarten  beider  IVfte  und  ausgewählten  Parallel  stellen 
heranegegehen  von  Oscar  ton  Ge  b ha  rdt,  StereotTpausgabe,  Verlag 
von  Bernhard  Tanchnitx,  Leipzig  188L  8«,  XVIL  'bl  45#>.  57  Bogen 

Xouum  testameotum  graece  recent<ionisTiscbendor6anae  altimae  textum 
<,,»,..  TV, ,  .11.  .^o,^,^  Qi  Westcottio-Üortiano  contulit  et  breoi  adnota- 
ti  tiiqne  locts  panUkdi^;  itlustrauit  Odcar  de  Gebh  ard  t, 

E:  i.       .  -   .-.iia,   ex  officiua   li/rnhardi   Tauchnitx,  Lipaiae   1H61, 
XIL  h.  4H2 

Beide  Werke  haben  die  Gestaltang  des  griechischen  Texten  nnd 
der  iint<iT  diesem  Texte  istehenden  Küt^n  ToUkomnien  gleich.  Über  Text 
und  Nuten  geben  diQ  iCinlcttungen  genügenden,  ja  mehr  als  genügenden 
iilus».  l*arnach  haben  wir  e«  mit  keiner  neuein  Recension  des  grio- 
iirn  Textes  xu  thun,  sondern  es  ist  der  Text  der  1873  im  Tanch- 
ftiUschcn  Virlag  crschi-'ncnen  dritten  8tereotypansgabe  des  Tischen- 
^orfftehen  inMien  Tpstament^s ,  welcher  im  wesentlichen  mit  der  editio 
Ol  r   (Tol    I  186i*,  H  1873)  stimmt,  mit  wenigen  Ver- 

^  di*»  EinHuniL'  gewissenhaft  Terxeichnet.   herüber- 

^DoiJ  ^      '    '  Text  sind  die  Abweichungen  der  beiden 

llfUfr»  "'n    d^   neuen  Testamentes,  der  von 

Tr—  .  '    -M*  Jcr  von  Westcoit  und  Uort  i Cambridge 

I.  Igt  und  ans  letzterem  ancb  die  etwas  compli- 

i  iio  im  Text  nnd  am  Rande  die  aufgenommenen 
.  fr    rj  1  h    dem  Werte   ihrer  Zeugen   charakterisiert 

n  n     i  '    kann   fraglich   erscheinen,  ob  damit   vielen 

:  it  wird;  denn  wer  diese  V&nAoten  Terwerten  und  sclbsUlndig 

_ü^.,:  I  ^vil],    mutt»  doch  eine  vollständige  adnotatio  critica  nnd  die 

en  Ansigaben  cinaehen    Ihre  eigentliche  Stelle  haben 
critica,   lUe  adnotatio   critica   ist  als  Anhang   dem 
n,  indem  xu  den  Evangelien  die  Varianten  der 
:-i  KvAngeliom  Matthaei   die   von  Z  und  2:i,  xu 
'  -  "^^     '  :  NBAOD.  XU  den  katholischen  Kpißfceln 
i'n  au«  NBACDG,  zur  A|K)kiilypAe  aus 
It    Um  wie  viel  hätte  din  nur   fraß^r 
rer  Stücke  ergab,  '  iye- 

^l,iiT   liiui  .^1* führte  Arbeit  an  i  ii^eit 

Wert  gewonnen,   wenn   der  Vwf,   dl«  adnotatio  critica   unlef  den 


mUin   \\ 
Ischr,  ^ 

i' 

',  ^,vj  den 

iisi:-. 

1  ■  .])■■ 

40£  Miscellen. 

ffriecbischen  Text  gestellt  hätte.  Freilich  h&tten  daon  die  Stereotjptafeln 
des  griechischen  Textes  nicht  für  heide  Werke  benützt  werden  kdniien. 
So  dankenswert  die  Zusammenstellung  des  Apparates  ist,  so  bleibt  seine 
Benützung  eine  sehr  mühsame. 

In  dem  ersten  Werke,  der  Diglotte,  ist  dem  mechischen  Texte 
die  deutsche  Übersetzung  Luthers  nach  der  unter  den  Auspicien  der 
Eisenacher  erangelischen  Kirchenconferenz  revidierten  CaQstein'sohen 
Becension  gegenübergestellt.  Über  die  daran  vorgenommenen  Anderun^^en 
und  die  Auswahl  der  unter  den  deutschen  Text  gestellten  Varianten  »bt 
die  Einleitung  S.  11  vollen  Aufschluss.  Auch  dieser  Tbeil  der  Arbeit 
zeichnet  sich  durch  große  Sorgfalt  aus. 


E.  F.  Hermanns  Lehrbuch  der  griecb.  Antiquitäten  unter  Mit- 
wirkung von  H.  Droysen,  Prof.  Dr.  A.  Hug,  Dlrector  Dr.  A.  Müller 
und  Dr.  Tb.  Thalheim  neu  herausgegeben  von  Prof.  Dr.  H.  Blümner 
und  Prof.  Dr.  Dittenberger  in  4  Bänden.  —  Lehrbuch  der  griech. 
Privatalterthümer  1.  Hälfte.  Dritte  vermehrte  und  verbesserte  Auflan^e 
nach  der  zweiten  von  K.  B.  Stark  besorgten  Auflage  umgearbeitet  und 
herausgegeben  von  Hugo  Blümner.  Freibur^i:  im  B.  und  Tübingen 
1882.  Akadom.  Verlagsbuchhandlung  von  J.  C.  B.  Mohr  (Paul  Siebeck). 
Mit  dieser  ersten  Hälfte  der  griechischen  Privatalterthümer  wird 
eine  gründlich  umgearbeitete  Ausgabe  der  Hermann'schen  Alterthümer 
von  der  rührigen  Verlagshandlung,  deren  philologischer  Verlag  in  jüngster 
Zeit  einen  großen  Aufschwung  nimmt,  bei  dem  philologischen  Publikum 
eingeführt.  Als  Grundsätze,  nach  denen  das  alte  Werk  seine  Metamorphose 
vollziehen  soll«  sind  folgende  aufgestellt  worden,  die  wohl  auf  allgemeine 
Zustimmung  zählen  dürfen: 

Zunächst  ergab  sich  als  ein  unabweisbares  Bedürfnis  eine  Änderung 
der  Druckeinrichtung,  da  dieselbe  in  ihrer  bisherigen  Gestalt  die  Brauch- 
barkeit des  Buches  in  hohem  Grade  beeinträchtigte.  Es  werden  daher  in 
der  neuen  Auflage  die  Anmerkungen  unter  den  Text  gesetzt  und  für  jede 
Seite  besonders  numeriert,  auch  die  Vertheilung  des  Stoßes  zwischen 
Text  und  Noten  soweit  möglich  im  Interesse  größerer  Übersichtlichkeit 
geändert  werden.  Auch  die  Indices  sollen  eine  zweckmäßigere  Gestalt 
erhalten. 

Sodann  war  die  kritisch-exegetische  Grundlage  der  Darstellung 
einer  gründlichen  Revision  dringend  bedürftig.  Die  erste  Abfassung  des 
Lehrbuches  fiel  in  eine  Zeit,  wo  es  für  die  Mehrzahl  der  Quellenschrift- 
steller noch  keine  auf  Grund  der  genau  erforschton  handschriftiichen 
Überlieferune  methodisch  constituierten  Texte  gab;  und  dem  daraus 
hervorgehenden  unvermeidlichen  Mangel  nachträglich  bei  den  neuen 
Auflagen  abzuhelfen,  ist  weder  von  Hermann  noch  von  den  späteren  Be- 
arbeitern mit  der  nöthigen  Planmäßigkeit  und  Gonsequenz  unternommen 
worden.  Die  Revision  der  benutzten  Quellenstellen  nach  dem  heutigen 
Stande  der  Textkritik  (wobei  zugleich  eine  Berichtigung  der  vielfach 
durch  Druckfehler  in  den  Zahlen  entstellten  Citate  stattfinden  soll)  wird 
dann  natürlich  oft  auch  sachliche  Änderungen  in  der  Darstellung  zur 
Folge  haben. 

Endlich  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  die  seit  den  letzten  Auf- 
lagen der  einzelnen  Theile  erschienene  wissenschaftliche  Literatur  ge- 
wissenhafte Verwertung  finden  wird ;  namentlich  soll  das  überaus  reiche 
epigraphische  Material,  welches  durch  die  Ausgrabungen  der  letzten 
Jahrzehnte  zu  Tage  gekommen  ist,  nach  jeder  Richtung  für  die  Neu- 
gestaltung des  Lehrbuches  ausgenutzt  werden. 

Die  erste  H&lfte  der  griechischen  Privatalterthümer  lässt  über  die 
praktische  Durchführung  dieser  Grundsätze  ein  Urtheil  zu,  und  man  darf, 
-wenn  die  weiteren  Bände  dem  erst  erschienenen  gleichen,  woran  bei  der 
Wahl  der  Mitarbeiter  kein  Zweifel  sein  kann,  sagen,  dass  die  Veijüngung 


MisceUen. 


MB 


alten  Bucbes  allen  berechtigten  Ansprüchen  gen^^n  und  ein  dem 
.^euwKrtigen  Stande  der  Forsclmng  euUprechendee  Lehrbuch  der  Anti- 
ait&trn  liefern  werde.  Bei  aller  Schonung  des  HermaQo'ächeti  Werke», 
is  al8  Grundlage  dienen  &ollt«  und  konnte,  i&t  in  Berichtigungen  und 
rweiterongen  im  Text  und  besondere  in  den  Anmerkungen  der  Fort- 
liritt,   den  das  Werk  bezeichnet  *  zn  erkenoen.    Sie  ziehen  eich  durch 

ganze  Buch  hindurch  und  sind  hie  und  da  sehr  einschneidend  und 
ofangreich,  durchaus  sorgftani  und  von  großer  Sachkenntnis  zou^eni 
Kne  fruchtbare  Ausbeutung  der  arriiaologiüchen  und  auch  ioschnfthchen 
bndc,  die  allerdings  für  den  verÖffentlicht«^n  Thcil  weniger  in  Betracht 
tmnien«  war  von  dem  kundigen  Verf.  der  'Technolog'ic  und  Terminologie 
^  Gewerbe  und  Künste',  der  die  Bearbeitung  der  Pnvatalterthümer  über- 
bmmen  hat,  zu  erwarten.  Zu  wünschen  wäre  nur  eine  grdßert  Entlactung 
fer  Anmerkungen  von  Verweisen  auf  Werke,  die  heute  als  veraltet 
pUe»  können  und  oft  zu  Hermanns  Zeit  kaum  ci tieft  zu  werden  ver dienten. 
Idem  wir  auf  das  Werk  nach  seiner  Vollendung  eingebender  zu  sprechen 
ktnmeti  werden,  sei  zum  Schlüsse  noch  bemerkt,  daasdie  Verlagshandlang 
pcht  bloß  eine  neue  Bearbeitung  der  vorhandenen  Theile  des  Uermaouschen 
ehrbuches  zq  bieten  gedenkt,  sondern  das«  auch  die  in  ihm  fehlenden 
1fr  flüchtig  berührten  Partien  der  Antiquitäten  ihre  selbständige  Be- 
febeitung  ftoden  »ollen,  wofür  tüchtige  Kräfte,  wie  für  die  ßechtaalter- 
liQnver  Th-  Thalheim,  für  die  Kriegsalterthüroer  ü.  Drojsen,  für  die 
pn.  Altcrthümer  A.  Müller  gewonnen  sind* 


Programmenscbau. 

ä*  S  teiner  Wilbelm.  Zur  Geschichte  der  Ablautfrage  in  der 
deutschen  Grammatik.  Progn  der  gr.-or.  OR  in  Czernowitz  1»81. 
»Die  vcrichicdcneu  Ansichten,  welche  zur  Erklärung  des  Ablant«» 
ad   »einer  Kntstrliung  aufgestellt   wurden,   im  Zusammenhange   darzd* 
SlilL  n  Ut   .u  r  Zweck  der   vorliegenden  Abhandlung"   so  sagt  der  Verf» 
iä  stellt  dann  die  den  Fachleuten  hinreichend  bekannten 
ras,    Bom>8  (bis  S.  21t  Jacobis  und  Lexers   (bis  S.  31)» 
mnu^»  Greins,  Jon.  Schmidts  (bis  S.  4£>),  Scherers,  Panh  (bis  S,  70) 
adlich  Klages  inm  Theile  mit  eigenen  Worten  und  dabei  in  ziem- 
fJer  Breite»  großentheils  aber  nnter  genauer  Anföhrung  dt?r  Worte  iener 
(lehrten  dar.  Eine  eigene  Meinung  spricht  er  nicht  aus,  und  dttshafb  ist 
^  Dildf  warum  er  diese  ~  wenn  auch  fleißige  —  Zusaji  '  Hang 

UeA,  kaum  zu  finden.  Auch  der  Umstand,  dass  Ja  de, 

ferf.   meint,   unter  der  öisiterr  -  ^      '    ^i    Lehrerwi-ii.    k«  Mmdera 
nger  iKhltt  rechtfertigt  die  l<  l:  nicht;  jeder,  der  aloh 

Stand  der  nAblaotfrage**  ganauL.   ...>..ü;ieren  will»  wird  in  deti 
bchcm  greifeui  aus  denen  der  Verf.  sein  Material  entnommon  bat. 

Fietz  Albert»  Gedicht  vom  heil.  Kreuz  von  Heinrich  V-  Frei- 
b^rg.  Frogr.  des  üfmnasinms  in  Cilli  188K 
0a  der  Verf.   eingehende  Untersuchungen   Über  Sprache,  Metrlkr 

werden. 
..^.n  beiaor 
wnre. 

n   'A\\s  Itf'disteinB 

die 

den 

-0  tnuc  iicuiiich  üUulluhsige 

T  Text,  dessen  B?hanJ!uiig 

__      _.      n\    uunsrihii    M!  Vor    allem    ft;hH    die  ZiUilong 

Verse  —  ein  f  beJstmJ,  v  tn  Verf.  selbst  wohl  am  Ttv^&Vs^Kik 


krtti&chi^n 


Miscellen. 

f&blbar  werden  dürfte;  man  muss  daher  trotz  dieser  Ausgabe  nach 
Pfeiffers  Abdruck  citieren.  In  der  Darchf&hrnn^  des  Lautstandes  und  der 
Orthographie  folgt  der  Heraas^eber  ganz  Bechstein,  setzt  also  die  hd. 
Formen  in  diejenigen,  welche  im  Tristan  vorkommen,  nm;  znm  groCen 
Schaden  für  die  Arbeit  folgt  er  jedoch  Bechstein  nicht  in  der  Art  der  Inter- 
pungiemng  nnd  schädigt  an  mehreren  Stellen  (z.  B.  82  ff.  100  ff.)  dnrch  falsche 
Interpnnction  den  Sinn.  An  andern  Stellen  wird  der  Sinn  dnrch  anglückliche 
Smendationen  (z.  B.  480.  485  die  gertd  hüttens  an  den  mtmtl  n.  a.) 
serstört,  während  sinnlos  überlieferte  Verse  (z.  B.  85  f.  531  ff.  708  ff.)  nnd 
sogar  falsche  Formen  (du  spricht  21,  betrüebten  114)  stehen  bleiben. 
Dagegen  findet  sich  eine  Reihe  zum  Theile  falscher  zum  Theile  nnnüthiger 
Änderungen  des  Überlieferten,  und  eine  große  Inconsequenz  in  der  Her- 
stellung der  vollen  Formen  aus  den  anocopierten  der  Us.,  so  dass  dem 
Herausgeber  dringend  abzurathen  ist,  aie  Metrik  des  Dichters  auf  Grund 
ilieses  n gereinigten"  Textes  zu  untersuchen.  Zu  tadeln  ist  auch  das 
Schwanken  in  der  Bezeichnung  gewisser  Laute,  es  finden  sich  neben 
«inander  vreuwen,  vreude  und  vröuwen,  vrötidet  du  und  nu  neben  du 
nnd  nu,  ä  und  a  in  latein.  Endungen,  wölde  und  solde  neben  wolte  und 
soUe  u.  8.  f. 

17.  Benedict  AntOD.  Über  eine  mhd.  Übersetzung  dermedi- 
tationes  des  heil.  Angustinus.  Progr.  der  deutschen  StaaUreal- 
schule  in  Karolinenthal  1881. 

Der  Verf.  weist  überzeugend  nach,  dass  die  bisher  dem  Bischof 
Johann  VIII.  von  Olmütz  zugeschriebene  Übersetzung  der  sogenannten 
Augustinischen  meditationes  nicht  von  ihm  herrührt.  Erstens  ist  die 
Sprache  jenes  von  der  des  Übersetzers  ganz  verschieden,  zweitens  ist  die 
Übersetzung  so  elend  und  ohne  jeden  Sinn  für  den  deutschen  Sprachgeist 
verfertigt,  dass  dieser  Umstand  allein  verbietet,  Johann  VIII.  ata  Urheber 
derselben  zu  betrachten,  drittens  muss  das  Übergehen  schwieriger  Stellen 
in  der  Übersetzung  großen  Verdacht  erregen.  Diesen  Qründen  gegenüber 
fällt  der  Umstand,  dass  die  Übersetzung  sich  in  der  Es.  neben  echten 
Werken  Johanns  befindet,  was  man  bisher  als  Beweis  für  die  Urhebeischaft 
Johanns  anführte,  gar  nicht  ins  Gewicht.  Der  Gang  der  Untersuchung 
Benedicts  und  die  Darstellung  ist  alles  Lobes  wert. 

Graz.  Ferdinand  Khnll. 

18.  May r,  Dr.  Ambros,  Die  Häupter  des  schwäbischen  Dichter- 
bundes. I.  Ludwig  Uhland.  Progr.  des  Comm.  OG.  cu  Komotan, 
1881.  35  SS.  8«. 

In  diesem  stilvollen  Essai  hebt  sich  Uhlands  mit  wenig  kräftigen 
Strichen  anschaulich  charakterisierte  Persönlichkeit  glücklich  ab  von  dem 
farbenreichen  Hintergrunde  einer  lebendigen  Schilderung  des  schönen 
Schwabenlandes.  Der  Verf.  nimmt  mit  Recht  darauf  Rücksicht,  dass  Uhland 
der  Dichter  aus  Uhland  dem  Menschen,  dem  Gelehrten,  dem  Schwaben 
zu  erklären  ist.  Mit  gewissenhafter  Benützung  der  gelehrten  Fachliteratur 
versucht  es  der  Verf.,  des  Dichters  Werke  einer  ästhetischen  Kritik  zu 
unterziehen;  er  zeigt  dabei  volles  Verständnis  für  die  Sache  nnd  feines 
Gefühl,  so  dass  man  sich  über  einige  subjective  Anschauungen  gerne 
hinwegsetzt.  Bezüglich  der  Anmerkungen  scheint  des  Guten  zu  viel  ge- 
schehen zu  sein ;  man  könnte,  da  die  Arbeit  für  weitere  Kreise  berechnet 
ist,  so  manche  füglich  missen. 

19.  P  a  w  e  1  Jaro,  Neue  Beiträge  zu  Elopstocks  Messias.  (Apostroph, 
Hiatus,  Alliteration.)  Jahresbericht  der  öflfentl.  OR.  und  des  Privat- 
UG.  in  der  Josefstadt  in  Wien,  1881.  31  SS.  8^ 

Auch  für  diesen  im  ganzen  brauchbaren  Aufsatz  hätte  sich  das 
Material  am  besten  in  Form  einer  ausführlichen  Reoension  zu  Hamdi 
texttrltiacben  Arbeiten  über  Klopstock  gruppieren  lassen,  da  fast  durch* 


Mtfl43ollen, 


405 


bends  Er£&OEiiiigen   oder   Bericbti^ngeji    za    denselben   beigebracht 
,   Eülipngen  ist  dem  Verf.,  di^a  Klopstock  den  Apostroph  gerne 
lls€>ttzeichen  biHTicbt  und   in   den   späteren  Ausgaben  die   Piiusen 
\,  durch  Apostroph  und  IntorpuDction,  bezeichnet  Die  Belegstellen 
meist  nur  ans  den  zehn  ersten  Gesängen  der  Measiade  genommen ; 
Üea  ältesten  Auägftben  hat  der  Verf.  nicht  Terglichen,  führt  auch 
Grund  für  diese  Nichtbeachtung  an;  er  Liegt  freilich  nahe»  Dass 
stock  vor  der  Bekanntaehaft  nüt  der  Cdda  zur  Alliteration    hinneigte^ 
zwar  nachgewiesen»  ohne  jedoch  darauf  einzugeben,  ob   sich  seit 
jeuer  Zeit  das  numerische  Verhältnis  der  Alliteration  änderte, 

Weiden  au.  F.  Pros  oh. 

20.  Baczakiewicz,  Felix :  Herders  pädagogische  OruDdsätze. 

(Jahresbericht  des  k.  k,  Obergymnasiums  in  Ja^lo,  1879.) 
Der  Aufsatz  gibt  zuerst  (S.  1—9)  einen  kurzen  Abriss  von  dem  Leben 
Herders  unter  Her?orhebuDg  seiner  praktischen  Beziehungen  zur  Schule 
nod  seiner  pädagogischen  Schriften.  Hierauf  werden  (S.  10 — 26)  Herders 
pädagogische  Grundsätze  Über  die  Bildung  des  Verstandes,  sodann  bis 
zum  Schlosse  (8.  27—38)  seine  Ansichten  über  die  Bildung  des  Qemüthes 
dargelegt  Der  Verfasser  thut  dies  auf  Grund  vieler  nach  ihrem  vollen 
Wortlaut  angeführten  Stellen,  welche  die  eigentlichen  Träger  des  Inte- 
reneB  bilden  und  von  dem  eine  aus  den  Ideen  zu  einer  Philosophie  der 
Qeeehichte  der  Menschheit,  eine  aus  Adrastea,  die  übrigen  aus  den 
Sebnlreden  hervorgehoben  sind.  Die  eigenen  Ausführungen  aes  Verfassers 
liMen  in  syntaktischer  Beziehung  so  manches  zu  wünschen  übrig,  z, 
R  beiÖgUch  der  Wortfolge,  des  Artikels,  des  Plnsquami^erfectum,  ein- 
zelner Conjunctionen  und  Redensarten.  Als  Druckfehler  sind  wohl  anzn- 
^ben:  pVertretten",  „Kethorik*,  »Fradigt",  .Prädiger**»  hygiftniscb*, 
•,  »intellectuelen*,  „td 6 ss vergnügt*. 

l.  Maoh,  Prof.  Franz:  Über  den  Zweckbegriff.  2.  Tbeil.  (Jahres- 
bericht des  k,  k.  Obergjmnasiums  zu  Saaz,  1879.) 

In  dieser  Fortw^tzung  des  Saazer  Gjrmnasialprojjrramtna  v.  J.  187S 
belenchtet  der  Verfasser  unter  Anführung  und  Besprechung  zahlreicher 
Belegstellen  die  Versuche  den  Zweckbe^il!'  aus  gewissen  Gebieten  der 
Wissenschaft  zu  Terbannen.  Während  die  Angaben  bezüglich  des  Alter- 
thums  (8.  1 — 8)  and  der  Anfänge  der  Neuzeil  (S,  9— lü)  etwas  gedrängt 
gebalten  sind,  wird  der  Darsteuung  und  Kritik  der  Lehre  Spinoza*»  S. 
'1  —  16  größere  Aufmerksamkeit  geschenkt  und,  da  Kantus  Beziehungen 
Teleologie  bereits  im  ersten  Theile  der  Abhandlung  erörtert  wurden^ 
Ihrige  Theü  der  Abhandlung  (S,  16-28)  einer  Prüfung  der  Prin- 
pien,  der  Durchführung  und  der  Consequemen  jener  Bestrebungen  ge- 
idniet,  welche  vom  Standpunkt  der  modernen  Naturwissenschaften  aus- 
lohend den  ZweckbegrifT  aus  der  Auffii^ung  der  Natur  zu  eliminierea 
liteu*  Aus  der  R^i4^hhHlti<;keit  der  angefahrten  Literatur  und  dem 
an  auf  K^  unentlich  auf  mehrere  Einwendungen  gegen 

kmaßi^  ilur)  int  deutlich   zu  entnehmen,   dass  der 

»er  sich  die  vcnii»'i>ligung  des  Zweckbeghffes  angelegen  sein  Heß, 
wenn  auch  Ober  das  Gewicht    einzelner   Bewessgrftnde   noch   geetrilten 
iW^-*  *    ^— ^r  Dahin  zählt  Ref.  besonders  die  vom  Verf,  tom  Bebufo 
lg   behauptete   Abhängigkeit   der   Ethik   von  motaphjsl- 
.„'ungen,  während  doch  dem  Sitten^esetze  eine    über    alle 
oreti^chen  Streitfragen  erhabene  Evidenz  und  Heiligkeit  innewohnt. 

Hann.  Dr.  F.  Q, :  Über  Fichte*»  Kritik  aller  OBenbarung. 
(Jahresbericht  des  k,  k.  Ober gymnasi ums  in  Villach,  18TD.) 

Der  Verf.  zeigt  zuerst,  wie  Fichte,  im    wosentticheti   mit   Kant 

relnsVimmend,  den  Glauben  an  Gott  ethisch  auffasst   und    die    Ver- 

ndlichkeit  gegen  Gott  als  den  moralischen  Gesetzgeber,  die  natürlicbia 


400  Miscellen. 

Religion,  für  ein  nothwendiges  Erfordernis  zar  moralischen  Entwicke- 
inng  der  Menschheit  erklärt.  Andererseits  ergibt  die  Vergleichune  von 
Kant*s  und  Fichte*s  Religionsphilosophie,  dass  Fichte  die  that^&ebliche 
Nothwendigkeit  der  natttriicben  Religion  für  eine  gewisse  Stufe  der  mo- 
faliscben  Entwickelang  selbständig  nachgewiesen  und  die  nochmals 
mehrseitig  weiter  entwickelte  anthropolonsche  Auffassung  angeregt  hat. 
Welche  principiellen  Schwierigkeiten  sich  aus  letzterer  und  der  Auto- 
nomie der  praktischen  Vernunft  gegenüber  Fichte*s  religiöser  Qrundan- 
sicht  ergeben,  hat  der  Verf.  (S.  11,  14—22)  in  einer  nicht  mehr  bloß 
l)erichterstattenden  Weise  erörtert.  Nun  folgt  die  Beantwortung  der 
Frage,  wie  nach  Fichte  aus  der  natürlichen  Religion  der  Offenbarungs- 
glaube hervorgeht,  es  werden  die  einschläeigen  Ansichten  Lessing*s, 
Sant*8,  Schleiermacher's,  Feuerbach^s  Tcrglichen  und  schließlieh  das  Ton 
Strauß  im  „alten  und  neuen  Glauben**  formulierte  Princip  besprochen. 
Man  würde  dem  Verf.  unrecht  thun,  wenn  man  sein  wissenschaft- 
liches Streben  oder  seinen  sittlichen  Ernst  verkennen  wollte;  doch  ist  Ret 
4er  Überzeugung,  dass  eine  Abhandlung  wie  die  vorliegende  mit  Rück- 
sicht auf  den  Leserkreis  eines  Programmaufsatzes  nicht  in  dem  Jahres- 
bericht einer  Mittelschule  veröffentlicht  werden  sollte. 

23.  Höfler  A.:  Über  die  formelle  BehandluDg  der  Lehre  von 
den  Folgerungen.  (Jahresbericht  des  Mariahilfer  Commanal-Real- 
und  Obergjmnasiums  1879.) 

Die  vorliegende  Schrift  empfiehlt  aus  wissenschaftlichen  and  di- 
•daktischen  Grünaen,  dass  bei  der  Behandlung  jeder  einzelnen  Art  der 
Folgerungen  der  Stoff  nach  denselben  Gesichtspunkten  (Definitign,  Auf- 
gabe, Auflösung,  Beweis,  Zusätze)  gegliedert,  das  Wesen  der  Aquipol- 
lenzschlüsse  genauer  bestimmt  und  alle  auf  die  Lehre  von  den  Folge« 
fungen  bezüglichen  Sätze  in  eine  strengere  systematische  Ordnung  ge- 
bracht werden,  welche  der  Verfasser  in  Tabellenform  entwirft.  Die  Fraee 
nach  der  absoluten  Vollständigkeit  der  gewöhnlich  angeföhrten  Reil^ 
von  Folgerungen  vermeint  der  Verfasser  zwar,  führt  jedoch  aus,  in 
ivelchem  Sinne  man  sich  obne  Schaden  für  die  Wissenschaftlichkeit  der 
Darstellung  mit  einer  relativen  VollstäiidiKkeit  begnügen  dürfe.  Ref. 
kann  die  mit  gewissenhafter  Erwägung  jedes  Schrittes  unternommenen 
l^euerungen  des  Verf.  nur  gutheißen,  zumal  er  selbst  mehrere,  auch  die 
vom  Verf.  constatierteu  UnvoUkommenheiten  der  gebräuchlichen  Dar- 
stellung durch  eine  neue  Fassung  der  bezüglichen  Lehren  zu  beheben 
bemüht  war. 

Landskron.  Dr.  J.  Pokorny. . 

24.  „Das  häusliche  Leben  in  Athen  zu  den  Zeiten  des  Aristo- 
phanes  auf  Grund  der  in  den  Komödien  des  Dichters  gegebenen 
Andeutungen."  IL  Abtheilung  von  Dr.  Georg  Lukas.  Progr.  des 
k.  k.  Gymn.  zu  Weidenau.  1881.  gr.  8».  43  SS. 

Der  Verf.  verbreitet  sich  in  dieser  zweiten  Abthtilung  seiner  Ab- 
handlung über  BoJeucultur  und  Viehzucht,  vegetabilische  und  animalische 
Nahrung,  Getränke,  Mahlzeiten  und  Symposien,  Kleidung  und  Körper- 
pflege bei  Mäuneru  und  Frauen,  indem  unter  diesen  Hauptrubnken  auch 
inanche  andere  Notizen,  die  zur  lebhafteren  Veranschaulichuug  des  athe- 
nischen Lebens  erforderlich  sind,  in  den  Anmerkungen  eingeschaltet 
erscheinen.  Die  Behandlungsweise  des  reichen  Stoffes  ist  analog  der 
gelegentlich  der  Besprechung  der  ersten  Abtheiluug  von  uns  bereits 
skizzierten  Darstellung.  Auch  diesmal  weiß  der  Verf.  jene  Punkte,  die 
bei  einer  ausschließlichen  Verwertung  des  Aristophanes  für  diese  Arbeit 
vermisst  werden  müssten  und  doch  zur  Abrundung  des  Ganzen  noth- 
wendig  sind,  durch  eine  maßvolle  Heranziehung  anderweitiger  Quellen 
zu  vervollständigen  und  auf  diese  Weise  ein  auch  für  den  Laien  an- 
ziehendes Gesammtbild  zu  gewinnen. 

Tfien.  K.  Holzinger. 


liiBoellen. 


407 


25.  Havel ka«  Jan,  0  psanych  zprdvich  historickych,  na  nichi 
hlavn^  zaklädajf  se  dejiny  naseho  mocoifstvi  az  do  kooce 
vfiku  XV,  Drabft  Met  12.  Pro^r.  c.  k.  vysk.  gjmii,  »lov,  v  Olo- 
moacl  1881«  (Von  den  [geächnebenenj  Geschicbtsqa^Hen  unserer 
Monarchie   bis   ta  Ende  d«s  XV,  Jahrhunderts,  2.  Theil)  32  SS.  S\ 

D^r  zweites  Theil  bespricbt  die  Chroniken.  Die  Arbeit  enthält  eine 
groß«  Menge  Fehler  und  veralteter  Angaben ,  von  denen  ich  nur  einige 
wenige  anführe:  die  neueren  Studien  über  üosinas  7on  Prag,  Matthias 
von  Neuenbnrg,  Johann  von  Victriog  usw.  sind  dem  Verf.  ganz  unbekannt 
geblieben.  Eine  sehlechte  Redaction  des  proa.  Dalimil  wird  f6r  ein  »elbet* 
ständiges  Werk  gebalten,  der  gteiriscbe  Keimchronist  noch  Ottokar  TOn 
Hornek  genannt;  von  den  Ausgaben  werden  in  der  Begel  die  veralteten  und 
oabraucbbaren  citierl.  Yiele  Quellen,  die  bieber  geboren,  aind  überdies 
gikut  ausgelassen  worden. 

26.  Rieger^  Dr.  K.,  Die  ImmumUtsprivilegien  der  Kaiser  aug 
dem  dächaischeD  Hause  für  italiänische  BisthOmer.  Bine  kri- 
UBcbe  Vorstudie.  7.  Jabresbencht  de»  k,  k.  Franz- Josephsgynin.  in 
Wien  1B81. 

Der  Verf.,  doi  die  Leser  dieser  Blatter  bereits  als  tflobtigen 
Forsch  '  '  m  Gebiete  der  Djplonmtik  kennen,   liefert  in  meiner  vor- 

liegen'  eine  kritische  Übersicht  ober  die  Immun itätspri vi letjieu 

der  sii>  Kaiser  für  italieniscbe  Bistbftmer.  Die  Arbeit,  auf  welche 

hier  ii  ht  des  dem  Kef,  2ur  Verfilmung  stehenden  (Uumed  nicht 

näher  l...^.^^.^^vü  werden  kann,  eröffnet  eine  Reihe  interessanter  Geaichts- 
ptmkte  und  verdient  die  sorgsamste  Beacbtung  Seitens  anserer  Historio^ 
grapbcD, 

27.  Hano,  Dr.  Franz  Qustar»  Über  Amalrich  von  Bena  und 
David  von  Dinaat.    12.   Jabresschrift  des  Staatsgyamasiums    in 

VilUdi  imt 

Die  verdienätUche  Abhandlung,   welche  sich  in  zwei  Abschnitten 
über   das   Leben   und  die   L^.diren  Anialrichs   von  Bena  und  Davids  Vön 
j;>.......t  „  ,v.  :,  .     litifert  einen  '    ■    '  '  nswerten  Beitfag  /n-  ^'      '-:hte 

<i  ngen  in  t  im  Anfange  des  13.  J  rts. 

L'^.    1.-,  .  .  . iiiehrfach  w.™  .....inde  Dmckfebler  veru.,„.^,., .., 

28.  Stroh  1,  Dr.  X,  DieStfiflte  Krems  und  Stein  im  Mittelalter. 

F  Lf   zur  (jtv-  'rr  beiden  StÄdte,  mit  Beilagen   ron 

i  im  dem  K  vdtarcbive,  Ib,  Jabresbericht  der  n.  ö. 

t  '   .1--  in  Kh'iiic.   ISML 

Ige»  auf  Grundlagt^  eines  reichen  kritisch  gesichteten 
IJ-*'^^  ...AI..     .  .  j    .,:.    "  ißer  Sachkenntnis  abfefaatle 

Städte  bis  zum  Jahre  I386v 
-.«.... w.!i  und  ürkundenflM^'i'.'"  von 
irkunde   des  Herzogs  K  fOt 

1   Juni  13(>5  entbalt^.'n.  Di    i  uon 

jenen  Grundsätzen  veranstaltet,  die  Toina^cbek 
;  der  Stadt  Wien  angewendet  bat.  Der  Fort- 
s  !  he  die  Geschichte  der  Stadt  Krems  bis  an 
.ilL  rä   führen  sollen,  sehen    wir   roit   Interesse 


iß     Ür 

entgegen. 

Cx^rno  witx 


li: 


J,  Loscrtb. 


29.  über  Wärmeleituiig  und  die  Methoden,  das  W&rmeleiiungg- 

vermögen  der  Kör|»er  zu   bestimmen.   Von  Dr.  J.  Rosner. 

Frogr.  der  n.  ö.  Landeg-Überrealschult^  tu  Wteüer*Neastadt.  Für  das 

Schuljahr  1880, 

Nach  Ableitung  der  partiellen  DifferentialgteicUtinis  C^i  dvi&^vxm«^ 


408  Miscellen. 

beweguDg  and  der  Oberflächenbedingnng  spedalisiert  der  Verf.  die  er- 
haltenen Gleichungen  für  den  Fall  einer  leitenden  Kngel  und  eines 
leitenden  Cylinders  nnd  geht  im  Nachfolgenden  sur  Answertnng  der 
Integrale  über.  Hierbei  werden  Yorzüglich  ein  Stab  mit  einem  gegenüber 
seiner  Länge  kleinem  Querschnitte,  ein  Würfel,  ein  Prisma  von  end- 
lichen Dimensionen,  eine  Kugel  und  ein  Gylinder  ins  Auee  ffefasst.  — 
Nach  diesen  rein  analytischen  Erörterungen  werden  die  Methoden  zur 
Bestimmung  des  WärmeleitungsyermÖgens  der  Körper  besprochen ;  es 
finden  hier  Erwähnung  die  Arbeiten  von  Biot,  yon  Fourier  und 
Feclet,  Despretz.  Langberg,  Wiedemann  und  Franz,  Ang- 
ström (Methode  der  Temperatnrschwankungen).  Mit  yollem 
Rechte  hebt  der  Verf.  der  Programmabhandlung  die  Vorzüge  der  Arm- 
strongschen  Methode  hervor  und  sagt  yon  ihr,  dass  sie  bahnbrechend 
und  anregend  für  die  weiteren  Versuche  über  Wärmeleitung  gewesen  sei. 

Es  werden  im  Folgenden  die  Methoden  von  Forbes  und  Neu- 
mann erwähnt,  bei  welcn  letzterer  der  stationäre  Zustand  nicht  abge- 
wartet zu  werden  braucht,  welche  aber  nach  Weber  nur  eine  yer- 
besserte  Modification  der  Armstrongschen  Methode  sein  soll.  Bezüglich 
der  Bestimmungen  des  WärmeleitungsyermÖgens  in  schlechten  Leitern 
und  organischen  Körpern  wird  der  Methoden  von  Senarmont,  de  la 
Riye  und  Decandolle,  yon  Greiss  und  Lang  (Bestimmung  der 
Wärmeleitunesfähiekeit  in  Krystallen)  gedacht.  Zu  sicheren  Resultaten 
führten  die  Yersucme  von  Hopkins  und  Less,  zu  den  besten  Methoden 
ist  jene  yon  Stefan  zu  rechnen,  weil  sie  nicht  allein  genaue  Resultate 
liefert,  sondern  ebensogut  auf  schlechte  als  auf  gute  Wärmeleiter  an- 
gewendet werden  kann.  Die  von  Stefan  in  den  Sitzungsberichten 
aer  Wiener  Akademie  (Bd.  74)  augegebenen  analytischen  Erörte- 
rungen reproduciert  der  Verf.  auf  S.  37—47. 

Im  zweiten  Theile  der  Abhandlung  betrachtet  der  Wert 
die  Bestimmungen  des  WärmeleitungsyermÖgens  flüssiger  Körper  und 
yerbreitet  sich  eingehender  über  die  nach  der  Stefanschen  Methode  an- 
gestellten Versuche  von  Winkelmann,  der  für  die  Maßeinheiten  1^ 
und  1^  für  mehrere  Flüssigkeiten  die  Wärmeleitungsföhigkeiten  be- 
stimmte. 

Bei  der  Bestimmung  der  Leitungsfähigkeit  gasfömiger 
Körper,  einer  Größe,  die  in  der  dynamischen  Theorie  der  Gase  von 
außerordentlicher  Wichtigkeit  ist,  werden  die  Arbeiten  von  Narr  und 
Stefan,  die  zu  den  hervorragendsten  auf  diesem  Gebiete  zählen,  ge- 
würdigt. 

Im  Anhange  zu  dieser  Programmabhandlung  stellt  der  Verf.  eine 
Tabelle  für  einige  wichtige  in  der  Theorie  der  Warmeleitung  vorkom- 
mende Integrale  zusammen. 

Wir  können  die  vorliegende  Arbeit  als  eine  äußerst  sorgfältig 
ausgeführte  bezeichnen;  sie  ist  sehr  gründlich  und  wissenschaftlich 
correct;  wie  oben  erwähnt,  sind  auch  neuere  Arbeiten  genügend  berück- 
sichtigt ;  der  Yert  beherrscht  —  wie  aus  den  Quellenangaben  zu  er- 
sehen ist  —  vollkommen  die  einschlägige  Literatur. 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Erwiderang.  400 

Erwiderung  aaf  Heinrich  Seh enkl's  Erklärung. 

Heinrich  Schenkl  wirft  mir  in  seiner  Erklärung,  die  er  gegen 
meine  in  der  Philologischen  Wochenschrift  erschienene  Recension  seiner 
Plantinischen  Stadien  in  dem  dritten  Heft  dieser  Zeitschrift  abgegeben 
hat,  S.  246  absichtliche  Entstellung  und  Fälschung  seiner 
Worte  vor,  sucht  aber  im  Folgenden  nirgends  zu  beweisen,  dass  ich 
seine  Worte  etwa  durch  falsches  Citieren  entstellt  oder  gefälscht  hätte. 
Wenn  ich  einen  Schenkrscben  Gedanken  falsch  wiedergegeben  haben 
sollte  —  was  ich  in  allen  Funkten  bestreite  —  so  w&re  ein  intellec- 
tneller  Mangel  meinerseits  ebensogut  möglich  wie  ein  moralischer. 
Ich  habe  es  mir  nicht  erspart  eine  eingehende  Entgegnung  auf  alle 
einzelnen  Punkte  der  Schenkrschen  Erklärung  abzufassen,  mag  aber  die 
Leser  dieser  Zeitschrift  mit  derselben  nicht  behelligen.  Heinrich  Schenk! 
hat  ja  in  seinen  Arbeiten  eine  gewisse  Emsigkeit  und  Findigkeit  gezeigt, 
er  muss  aber  weniger  schreiben  und  mehr  denken  lernen.  Traurig, 
dass  er  zu  Insulten  übergeht!  Er  sollte  dieselben  in  schlichter  Weise 
zurücknehmen,  nicht,  um  sich  mit  mir  zu  benehmen,  sondern  zur  Ehre 
der  Gelebrtenrepublik,  der  anzugehören  auch  er  die  Ehre  hat. 

Berlin.  Max  Niemeyer. 


Das  Urtheil,  welches  Herr  Niemejer  über  meine  Arbeiten  auf  dem 
Gebiete  der  classischen  Philologie  überhaupt  fällt,  will  ich  hier  nicht 
weiter  erörtern ,  obwohl  einige  derselben  von  bewährten  Forschern  als 
sorgfältig  und  gründlich  bezeichnet  worden  sind.  Nur  das  sei  erwähnt, 
dass  der  wichtigste  Tlieil  der  in  Rede  stehenden'Schrift,  die  Reoonstruction 
der  vier  Mosteliariacantica,  eine  scharfsinnige  und  berücksichtigens werte 
Leistung  genannt  worden  ist  und  das  von  einer  Seite,  gegen  welche  Herr 
Niemeyer  keines  der  Prädicate  in  Anwendung  bringen  wird,  die  er  meiner 
Arbeit  in  'reichster  Fülle*  angcdeihen  lässt.  Und  gerade  für  diese  Partie 
hat  der  Recensent,  abgesehen  von  einer  ironischen  Bemerkung  im  Ein- 
gange, bloß  die  Worte:  *Nach  diesen  Proben  wird  man  auf  seine  Be- 
arbeitung der  Cantica  der  Mostellaria nicht  begierig  sein,  zumal 

er  nach  einer  Bemerkunjr  auf  S.  39  von  dem  Beginn  der  durch  Conradts 
Buch  inaugurierten,  neuen  Epoche  der  Kritik  auf  diesem  Gebiet  keine 
Ahnung  zu  haben  scheint.'  .Teder,  der  nach  diesen  Worten  urtheilt,  muss 
sich  von  meiner  Arbeit  eine  falsche  Vorstellung  machen;  denn  jenes 
*zuniar  kann  doch  nicht  anders  als  dahin  aufgefasst  werden,  dass  die 
Nichtbekanntschaft  mit  Conradts  Untersuchung  nach  des  Recensenten 
ürtheile  meiner  Arbeit  zum  Nachtheile  gereicht  hat,  dass  demnach  ein 
principicller  (Gegensatz  zwischen  mir  und  Conradt  besteht.  Ebensowenig 
bestand  aber  für  mich  eine  Verpflichtung  jenes  Buch  bei  Gelegenheit 
meiner  Erörterung  zu  nennen.  So  ürtheile  nicht  bloß  ich,  der  erst  'denken 
lernen'  soll,  sondern  auch  Männer,  denen  dies  sicherlich  niemand  empfehlen 
wird.  Und  doch  wirft  er  mir  vor  Conradts  Werk  nicht  gekannt  zu  haben^ 
was  aus  der  Bemerkung  auf  S.  39  nach  der  Ansicht  derselben  Männer 
keineswegs  geschlossen  werden  darf.  Freilich  fügt  Herr  Niemeyer  ein 
'scheint*  hinzu ;  aber  der  unmittelbar  Torher  gebranehte  Anadmck  'l<^vtA 


410  Aufruf. 

Ahnung  zu  haben'  kann  wohl  niemand  in  Zweifel  lassen,  wie  der  ganze 
Passus  aufzufassen  sei  Ist  es  nun  nicht  berechtigt,  wenn  ich  behaupte, 
dass  die  Leser  jener  Anzeige,  soferne  sie  Herrn  Niemeyers  Worten 
Glauben  schenken ,  sich  über  diesen  Theil  meiner  Arbeit  eine  ganz  un- 
richtige Ansicht  bilden  müssen?  Dieses  Beispiel  mag  hier  statt  aller 
anderen  stehen.  Ich  habe  in  meiner  Erkl&rung  nirgends  Herrn  Niemeyer 
beschuldigt,  meine  Worte  durch  'falsches  Citieren*  entstellt  zu  haben, 
wohl  aber  durch  eigenmächtige  und  unrichtige  Interpretation. 

Den  Worten,  welche  Herr  Niemeyer  am  Schlüsse  seiner  Erwiderung 
ausspricht,  verschließe  ich  mich  keineswegs  und  bin  gerne  bereit  den 
Vorwurf  der  absichtlichen  Entstellung  gemäß  seiner  ausdrücklichen 
Erklärung  zurückzunehmen;  dass  dieser  Vorwurf  jemals  gemacht  wurde, 
daran  trägt  freilich  die  apodiktische  Gewissheit  Schuld,  mit  welcher 
Herr  Niemeyer  an  den  betreffenden  Stellen  meine  Worte  gerade  in  dieser 
und  keiner  anderen  Weise  gedeutet  hat,  ohne  mit  sich  über  die  Trag- 
weite seiner  Äußerungen  im  Klaren  zu  sein.  —  Wenn  ich  übrigens  zu 
Anfange  von  meinen  Arbeiten  gesprochen  habe,  so  wird  man,  ich  hoffe, 
darin  keine  ünbescheidenheit  sehen.  Wie  klein  sie  sind,  weiss  niemand 
besser  als  ich. 

Wien.  Heinrich  Sehen  kl. 


Aufruf! 


In  Landsberg  a/W.  hat  sich  ein  Comitä  gebildet,  welches  dem 
hochgeachteten   Philologen   und   Literarhistoriker 
Gottfried   Bernhardy 
eine    Gedenktafel    zu    stiften   beabsichtigt.    Dieselbe    ^oll   an    seinem 
Gebnrtshause  Wollstraße  9  angebracht  werden.  —  Wir  sind  überzeugt, 
dass  diese  Idee  bei  all   den  zahlreichen  Freunden  Bernhardy*8,  dessen 
grosse  Verdienste  um  die  classische  Philologie,  sowie  um  die  griechische 
und  römische  Literaturgeschichte  allgemein  anerkannt  sind,  freudigen  An- 
klang finden  wird.  Beiträge  bitten  wir  an  unseren  Schatzmeister,  Herrn 
Buchhändler  Hermann  Schönrock  in  Landsberg  a/W.,  gelangen  zu  lassen. 
Landsberg  a/W.  1882.    Am  Todestage  Bernhardy's. 

Das  Bernhardy-Comit^. 


Erste  Abtheiluiig. 

Abhaiidlutigen. 


teitrUge  zur  Kritik  und  Erklärung    vod  Tacitus* 
Historien  üb,  I  and  II.  *) 

Seit  längerer  Zeit  mit  einer  Sehdansgabe  der  obgeuannten 
liden  Bücher  der  Historien  des  Tacitas  beschäftigt,  fiude  ich  es 
gemest^en,  ror  deren  Erscheinen  die  darin  aafgenomni(^nen  wich- 
tigeren Teitesänderungen ,  ferner  die  abweichenden  Erkiärimgin 
und  die  mannigfachen  Zusätze  in  einer  besonderen  Abhandlung  ans* 
föLhrlicher  zu  beleuchten,  als  dies  natnrgemäll  in  einer  Schnlausgabe 
geschehen  kann»  die  nur  die  Resultate  der  gepflogenen  Üntersnchiiag 
mit  möglichst  knapper  Begründung  enthalten  soll.  Bezüglich  dis 
Texten  ist  die  dritte  Ausgabe  von  Halm  (Leipzig  1875)  zn  Grunde 
gelegt,  während  ich  mich  bei  der  Erklärung  vor  allem  auf  die  dritte 
Anflage  der  Schufausgabe  iron  Heraus  iljeipzig  1877)  und  in 
zweiter  Linie  auf  die  französische  tod  OantreUe  (Paris  1880) 
stütze,  Was  die  äußere  Eiutheilung  des  Aufsatzes  anbelangt,  so  will 
ich  im  ersten  Abschnitte  (A)  die  textkritischen  Änderungen,  diesjch 
zumeist  auf  das  erste  Bach  beschränken  —  im  zweiten  (B)  die 
iTergierenden  Erklärungen  besprechen  and  im  dritt<3n  (C)  allerlei 
ixe,  Parallelstellen  etc.  beibringen,  um  so  auch  die  Locken  der 
Mannten  Schoiaui^gabeu  nach  meinen  geringen  Kräften  aut^zufüUen. 
Übergangen  »lud  dabei  selbstTerstäudlich  alle  diejenigen  Bemerkungen, 
die  ich  bereits  anderwärts  (insbesondere  in  meinen  Programmauf- 
sitzen  von  1878  und  1879)  ober  die  angezogenen  Bücher  ver- 
^ffißtlicht  hab«. 

A)  Kritik. 

i,  20  ist  tlberllefert  ubiqut  haifia  H  sector  et  inquieia  urbs 

aciionibus.  Nimmt  man  hier  actionibus  in  seiner  gewöhnlichen  Bo- 

'enlung   Gerichtsverhandlungen^   Termine^    «o   ist    der 

usdmck,  nachdem  das  kr&ftlgo  hasta  et  sector  vorausgegangen, 

"*"  ~  hm  matt-  Darum  bat  Bbenanusdas  Wort  in  das  bezeich« 

^)  Dazu  kommon  geUgentlich  zwei  Stellen  aas  dem  AgrlcoUu 

Z«ttM)inn  f.  U.  A«tut.  GjmM.  1M2.     VI.  Uafl.  ^11 


BiiTer 

■iusii 


412  Tacitus'  Historien  lib.  I  und  II.  Von  lg,  Prammer, 

nendere  auctionihus  geändert.  Von  anderer  Seite  wm*de  exactioni' 
hus  entsprechend  dem  voraasgehenden  ezactioni  triginta  equites 
Romani  praepositi  vorgescb lagen.  In  beiden  Fällen  ist  die 
Wiederholung  desselben  Begriffes,  auf  den  ohnehin  die  significanten 
Worte  hasta  et  sector  hinweisen,  jedenfalls  lästig  und  unangenehm. 
Der  Satz  wird  unzweifelhaft  einfacher  und  kräftiger,  wenn  man 
actionibuSy  das  auch  durch  seine  Stellung  stört  (denn  wozu  steht  es 
am  Ende  des  Satzes,  da  es  doch  gar  nicht  hervorgehoben  wird?), 
als  eine  ungeschickte  Glosse,  die  aus  exactioni  entlehnt  wurde,  herz- 
haft streicht. 

cap.  55  fin.  non  tarnen  quisquam  in  modum  contionis  aut 
suggestu  locutus.  Dass  es  hier  nicht  angeht,  den  Ablativ  suggestu 
zu  belassen,  ohne  ihn  durch  eine  passende  Präposition  zu  stützen, 
ist  von  den  Erklärern  anerkannt;  ebenso,  dass  es  eine  recht  harte 
Construction  wäre,  wenn  man  das  bei  modum  im  modalen  Sinne  ge- 
brauchte in  im  localen  Sinne  vor  suggestu  ergänzen  wollte,  wie  es 
wirklich  vorgeschlagen  wurde.  Man  hat  darum  in  den  verschiedenen 
Ausgaben  de  oder  e  eingeschoben,  wobei  man  sich  auf  einzelne 
Stellen  aus  Tacitus  stützt.  Dagegen  hat  freilich  Halm  die  Über- 
lieferung im  Texte  unangefochten  gelassen  und  begnügt  sich,  im 
commentarius  criticns  S.  VII  die  beiden  oben  angeführten  Änder- 
ungen, deren  erste  von  ihm  selber  herrührt,  kurz  zu  erwähnen. 
Heraus  hingegen  schiebt  in  seiner  Ausgabe  pro  vor  suggestu  ein 
und  beruft  sich  dabei  auf  eine  Steile  aus  Cäsars  bellum  gallicnm 
und  auf  eine  andere  aus  dem  bellum  Africanum,  wo  wirklich  pro 
suggestu  sich  findet.  Allein  näher  liegt  es  sicherlich,  auf  eine  Stelle 
ans  Tacitus  selbst  sich  zu  stützen,  zumal  wenn  dieselbe  zugleich  von 
der  Art  ist,  dass  dadurch  sich  das  Ausfallender  Präposition  vor  su^r 
gestu  leicht  erklären  lässt.  Ich  meine  Ann.  I,  44  reus  in  suggestu 
per  tribtmum  ostendebatur,  wo  auch  eine  Häufung  des  Ausdruckes 
stattfindet,  indem  pro  contione  *)  =  in  modrnn  contionis  unmittel- 
bar vorhergeht.  Ingleichen  findet  sich  dort  kurz  vorher  ebenfalls 
modal  in  hunc  modum.  Mein  Vorschlag  geht  demnach  dahin,  an 
obiger  Stelle  aus  den  Historien  non  tarnen  quisquam  in  modum 
contionis  atU  in  suggestu  locutus  zu  schreiben,  wo  das  zweite  tn, 
wie  wohl  niemand  leugnen  wird,  vom  Abschreiber  leicht  ausgelassen 
werden  konnte.  Aus  dieser  Auslassung  entstand  dann  die  fatale 
crux  Interpret  um,  die  ich  mit  der  vorstehenden  Einschiebung  be- 
seitigt zu  haben  glaube. 

cap.  57  wird  geschildert,  wie  die  für  Vitellius  in  ganz  unbe- 
greiflicher Weise  begeisterten  Soldaten  Geld  und  Geldeswert  zu- 
sammen trugen,  um  ihm  nur  die  nöthigen  Mittel  zum  Kriege  zu 
verschaffen:  manipuli  quoque  et  gregarius  miles  viatica  su^  ei 
halteos  phalerasque^  insignia  armorum  argento  decora,  loco 
pecimiae  tradehant  instinctu  et  impetu  vel  avaritia  (wo  vel  eine 

')  Wenn  diese  wegen  ihrer  singulären  Bedeutung  höchst  auf- 
fällige Wendung  daselbst  nicht  besser  zu  streichen  ist^  wie  ich  wieder- 
holt  rorgeschl&gen  habe. 


IMIiu»'  Historien  lit.  I  und  IL.  Von  lg,  Frammer. 


An 


sprechende  ÄndernDg  vod  Wßlfflia  statt  dos  überlieferten  ei 

D«    Bitter  hat  hier  bekanntlich  die  Schrulle  gehabt,  die  harm- 

ven  Worte  insigma  armontm  ar^enia  dccora  als  unechten  Zusatz 

DzukhiuiDiern,  und  Nipperdey  erwähnt  diüseri  missruthenen  Vor- 

^hlag  wohl  nur  honoris  causa.    Ich  mache  nun  im  Gegentheile,  auf 

de  bedeotsa nie  Stelle  aus  Suoton  gestützt,  den  Vorschlag ,  atiro 

urgento  einzuschieben.    Die  Stelle  aus  Sucton  ist  Caes,  cap.  67 

pc  milites  eos  pro  conHone  sed  blandiore  nomine  commilitoned 

mUahai  (Caesar),  habebaique  tarn  cuKos  ut  ar^enlo  et  auro 

iitU   armis   ornarei^    simui  et  ad    speciem  et   quo   tcnaciores 

in  prof'tio  es^iertt   metu  damni.     Aus  diesen   Worten  geht 

leterlei  ioitF>id6nx  hervor:  l.)d^ss  diese  mit  Gold  und  Silber  aus* 

jllegten  WatVen  ein  Gei^chenk  den  Fejdherrn  an  die  Soldaten  fUr 

Iwiesene  Bravour    waren    und  dass  also  auch  nur  solche  auage- 

lichuete  Individuen  diese  Ehren w äffen  {insiffnia  armorum)  tragen 

rften,  2.)  wird  der  durchsichtigo  Grand  angegeben,  warum  Cäsar 

inen  Soldaten  solche    immerhin  kostspielige  Geschenke    machte. 

war  eiui^  fein  berechnete  Et^comptierung  der  Zukunft,  damit  sie 

so  williger  auch  fernerhin  für  seine  ehrgeizigeu  Zwecke  ihre 

lut  7.U  Markte  trügen,    Ersterer  Punkt  muss  Rur  Erklärung  der 

frischen  Stelle  unbedingt  herangezogen  werden,  weil  sonat  jeder 

^glauben  mOsste,  dass  die  römischen  Soldaten  auch  sogenannte 

ffirirawatlen  auf  eigene  Kosten  sich  anschaffen  und  des  Schmuckes 

falber  tragen  durften.    P'erner  konnte  auro  vor  argcnio  wegen  des 

tinHchen  Anlautes  unschwer  ausfallen  ,  also  das  weitaas  wichtigere 

l^r  dem  minder  wichtigen  Worte.  Denn  die  mit  Silber  beschlagenen 

Faffen  konnten  doch  nnr  durch  ihre  Masse  irgend  einen  Ausschlag 

bben.  nicht  aber  durch  ihren  inneren  Wert  wie  die  mit  Geld  ein- 

|legti»n.    Endlich  leigt  sich  so  die  frappierende  Opferwilligkeit  der 

oldaten  gewiss  im  schönsten  Lichte ,   wenn  sie  sogar  ihre  Ehren« 

-Pttffen  auf  den  Altar  deä  Vaterlandes  legen ,  um  damit  der  bedenk- 

Kbbe  in  der  üasse  ihres  neugebackenen  und  solcher  Soldat^ 

Indig  unwürdigen  Imperators  abzuhelfen. 

cap.  85  ist  die  Rede  von  der  in  Eom  und  besonders  im  Senate 

ircii  den  Druck  der  ebenso  tristen  als  schwankenden  Verhältnisse 

beodeu   Heuchelei  und  Verstellung:    coacto  rero  in  curiam 

3MUliu  arduus  rcrmn  omnium  mod'^  itumnx  silentium,  ne 

ta    liberUiüt  (gciL  eadfet  oder  r  :  et  prü^ato  Othoni 

'  atque  eadem  dtcenti  Hota  adulatw.    Nach  der  ganzen  ener* 

In  und  lebendigen  Schilderung,  die  vorausgeht»  ist   dict^nti 

Ikne  Zweifel  ein  zu  matter  und  farbloser  Ausdruck,  der  auch  auf 

harmlosesten  Zustände  passen  würde.    Der  Leser  muss  von  dem 

|li wachen  Worte,  das  wie  ein  Meteor  in  die  kräftige  und  spannende 

irKttltung  hereingeworfen  wird,  auf  das  unangenehmate  Überrascht 

erden.     Es    kann   daher  nicht  wundernehmen,   dass  an  dem  so 

Bpossenden  Worte  bereits  wiederholt  gerüttelt  wurde.    Classeu's 

ikaiiüU  Änderung  des  dicenti  in  timmii,  die  Halm  in  den  Text 

aufgenommen   hat,  wird    von  Heraus  für   unn^ythit^  etUitt.  ^ik^ 


414  Tacitas*  Historien  lib.  I  and  IL  Von  Ig.  Prammer. 

wirklich  ist  auch  timenti,  nachdem  das  weit  stärkere  plurimum 
trepidationis  in  publico  vorangegangen  ist,  ein  schwacher  Ausdruck, 
welcher  der  ganzen  trüben  und  peinlichen  Situation  nicht  entspricht. 
Man  erwartet  nämlich  ein  Wort,  das  die  aljseitig  aus  feiger  Angst 
getriebene  Heuchelei  und  Falschheit  scharf  und  bestimmt  kenn- 
zeichnet. Zu  diesem  Behufe  dachte  ich  ehemals  an  dissimulanti. 
Diese  Conjectnr  wurde  jedoch,  da  sie  der  Überlieferung  zu  ferne  liegt, 
von  Andresen(in  den  Jahresberichten  der  Zeitschrift  f.  d.  Gym- 
nasialwesen 1878,  S.320)  mitRecht  als  ^unwahrscheinlich"  bezeich- 
net und  zurückgewiesen.  Ich  hoffe  aber  nun  die  Billigung  dieses  Kii- 
tikerszu  erhalten,  wenn  ich  statt  des  überlieferten  unhaltbaren  dicenU 
vorschlage,  fingenti  zuschreiben.  Ich  begnüge  mich,  dazu  zwei  Paral- 
lelstellen ausTacitus  selbst  zu  eitleren,  um  des  Guten  nicht  zu  viel  zu 
thun.  cap.  21  ist  nämlich  von  demselben  Otho  gesagt  fmgehat  et 
metum,  quo  magis  concupisceret  und  Germ.  22  heißt  es  von  den 
Germanen,  nachdem  deteda  et  nuda  amnium  mens  yoraufgegangen : 
deliberant,  dum  fingere  nesciunt.  Weitere  Stellen  für  diese  über- 
tragene Bedeutung  von  fingere  =  simtUare  siehe  in  dem  lexicon 
Taciteum  von  Gerber-GreefS.  466  f.  An  der  vorliegenden  Stelle 
aus  den  Historien  passt  fingenti  namentlich  gut  zu  den  Worten 
animum  vultumque  canversis^nediffidere  dubiis  acparum  gaudere 
prosperis  viderentur.  Sie  heuchelten  also  Vertrauen  und  Freude. 
Eine  ähnliche  Heuchelei  wird  duich  arduus  rerum  omnium  modus 
bezeichnet.  Eben  so  heuchelt  in  den  nach  nota  adulatio  folgenden 
Sätzen  der  gesinnungslose  Senat,  dem  es  nur  um  die  eigene  Haut  zu 
thun  ist^  tödtlichen  Haß  gegen  den  Usurpator  Vitellius.  Durch  alles 
dies  wird  fingenti  mehr  als  zur  Genüge  gedeckt  und  aus  dem  Zn- 
sammenhange der  Stelle  erklärt, 

llj  80  wird  Yespasian  von  einigen  wenigen  Soldaten  zum 
Kaiser  ausgerufen,  tum  eeteri  adcurrere,  Caesar em  et  Äugustum 
et  omnia  principatus  vocahula  cumulare,  mens  (natürlich  eorum) 
a  metu  ad  fortunam  transierat.  Hier  ist  es  auffallig,  dass  fortunam 
kein  Gegensatz  zu  metu  ist,  weder  ein  conträrer  noch  ein  contra- 
dictorischer.  Einen  solchen  erwartet  man  aber  offenbar,  zumal  bei 
einem  Schriftsteller  wie  Tacitus,  der  die  Gruppierung  von  Gegen- 
sätzen so  liebt.  Die  Erklärer  suchen  sich  damit  zu  helfen ,  dass  sie 
bei  fortunam  eine  Prägnanz  der  Wortbedeutung  annehmen.  So  auch 
Heraus,  der  aber  schon  mit  dem  ersten  Citate  dafür  recht  unglück- 
lich ist.  Denn  cap.  74  fin.  prout  velint,  plus  minusve  sumi  ex 
fortuna  ist  es  auf  den  ersten  Blick  klar,  dass  fortuna  hier  in  seiner 
gewöhnlichen  Bedeutung  Glück  steht.  Eben  so  verfehlt  ist  die 
Verweisung  auf  Ann.  I,  31  mente  amhigua  fortunam  seditionis 
alienae  speculabantur ,  denn  daselbst  hat  fortunam  die  Bedeutung 
von  exitum  oder  eventum.  An  den  übrigen  Stellen,  die  Heraus 
citiert,  erscheint  fortuna  allerdings  in  prägnanter  Bedeutung,  indem 
es  die  Erhebung  auf  den  Eaiserthron  bezeichnet.  Man  setze  aber  nur 
das  Wort  in  diesem  Sinne  oben  ein,  und  man  wird  sofort  erkennen, 
dass  es  daselbst  durchaus  nicht  passt,  indem  es  keinen  Affect  wie 


Tftcitas*  Historien  Hb.  I  und  IL  Von  I§,  Prammer. 


4t» 


bezeichnet,    Gau  tr eile    merkt  ebenfalls  mit  richtigem  Ge- 
fotiunam  einer  angemesseDeii  Erklärung  im  hoben  Grade 
b»  ei .  und  gibt  darum  zu  dem  ganzen  Satze  wen«  a  metu 

ad  (v!  rafiitie^rat  folgende  Anmerkung:  f^les  ^entimeuts  de 

ses  pai  L.  .  L  .vaient  passe  de  la  craiut©  ä  la  fortune  —  ä  la  confiance 
eo  Itt  fortune''*  Er  fasst  also  fortunam  in  der  Bedeutung  von  spern 
oder  fiduciam  fortunae.  Leider  war  er  nicht  in  der  Lage,  für  diese 
|»r&gDant6  Bedeutung  auch  nur  eine  einzige  Parallelstelle  anzuführen. 
Daa  Schlimmgte  aber  ist,  das&  bei  dieser  Annahme  das  Bectum 
foriunae  ganz  nebensächlich  ist  und  leicht  aus  dem  Zusammenhange 
vorstanden  werden  kann ,  wahrend  das  dazu  gedachte  Kegens  spem 
der  ßduciam  als  Bezeichnung  des  Affectes  erst  den  rechten  Gegen- 
k  XU  meiu,  aUo  die  eigentliche  Pointe  des  Ge<lankens  bilden 
ftrde.  In  dem  leiicou  Taciteum  von  Gerber-Greef  habe  ich 
mich  in  dem  Artikel  s.  t.  fortuna  S.  480  vergebens  nm  eine  Stelle 
omgesehen,  die  der  unserigon  auch  nur  entfernt  ähnlich  wäre.  Die- 
selbe ist  daselbst  freilich  noch  nicht  mit  aufgefühH,  da  der  betreffende 
Artikel  leider  in  der  Mitte  abbricht.  Meine  Überaeugung  ist  nun, 
daas  fortunam  an  der  obigen  Stelle  auch  durch  eine  gewaltsame  und 
willkürliche  Erklärung  nicht  gehalten  werden  kann,  sondern  dass  es 
in  fiduciam  geändert  werden  muss.  Dann  bat  man  zwei  Affecte,  die 
passend  zu  einander  im  conträren  Gegensatze  stehen. 

Nebenbei  erwähne  ich,  dass  mir  zum  Agricola  cap.  8  ün,  von 
dem  Herrn  Kector  Voß  in  Aalesund  (Norwegen)  eine  Conjectur 
mitgetheilt  wurde,  die  ich  weiterer  Verbreitung  för  wert  halte.  Dort 
ist  nämlich  von  dem  römischen  Feldherrn  gesagt:  ita  vitiulc  in 
oh9cqucndo,  verecundia  in  praedicandc  extra  inmdiam  nee  exira 
ploriam  erat  Hier  scheint  obsequendo  ans  pcritus  obsequt,  das 
wonige  Zeileu  vorher  erscheint  und  von  demselben  Agricola  gesagt 
jfirdj  entstanden  zu  sein.  Dort  steht  aber  der  gouanntD  Legat  unter 
lern  Befehle  des  j^chlaffen  Vettius  Bulanus  und  musste  trachten, 
seinen  unfähigon  Chef  nicht  allzusehr  durch  seine  Thateu  iu  Schatten 
tu  stellen.  Für  diese  beengenden  Verhältnisse  passt  penius  obscqui 
ganx  gut.  Unter  dem  thatkräftigen  PotiUus  Cerialts  aber  habuerunt 
iirtuUis  »patium  ejrcmplorum^  »rd  primo  Ccrialis  lahorts  mado 
ei  discriMtnaf  mox  et  ^loriam  communicabai  etc.  Agricola  hatte 
also  unter  ihm  freien  Spielraum  für  seine  Thatcn  und  durfte  die 
leidige  Kiforsucbt  des  Commandauten  öicht  mehr  fürcbteu.  Für 
diuse  gfcänderteu  Verhältnisse  passt  aber  virtute  in  exsequcndo 
nThatkraft  in  doT  Ausführung«.  Thatkraft  oder  Tüchtigkeit 
im  Gehorchen  hingegen  ist  an  dieser  Stelle  nicht  angemessen, 
zumal  da  diese  Verbindung  schon  an  sich  widerspruchsvoll  und 
wunderlich  erscheint.  Denn  viftu9  stimmt  nicht  zu  in  obseqnendo. 
Zudem  ist  ohne  Zweifel  cxsrquendo  der  richtige  Gegensatz  zu  prae- 
äiC4»ndo,  aber  keineswegs  das  in  nnsem  jungen  Handschriften  über* 
}mhri^  obsequendo.  Ich  glaube  daher,  dass  die  angefahrte  Änderung 
rvitlea  fär  sich  hat  und  die  Beachtung  künftiger  Herausgeber  wohl 
verdient. 


416  Tacitus'  Historien  lib.  I  und  II,  Von  Ig.  Prammer. 

B)  Erklärung. 

I,  1  ist  bei  den  allbekannten  Worten  neque  amore  quisquam 
et  sine  odio  (seil,  unusquisque)  dicendus  est  der  modale  Ablativ 
amore  ohne  beigesetztes  cum  aull^llig,  da  man  dieses  Wörtchen 
wegen  des  nachfolgenden  Gegensatzes  sine  um  so  bestimmter  er- 
wartete. Diese  Art  von  markiger  Küi7.e  ist  daher  wohl  eine  über- 
triebene. Sie  ist  auch  durch  das  Streben  nachvariatio  hervorgerufen, 
da  man  statt  et  sine  ein  zweites  neque  erwartete,  wobei  das  bloße 
amore  weniger  auffiele,  indem  es  dann  auf  odio  gestützt  wäre.  Zum 
ganzen  Gedanken  vergleiche  den  ebenso  concinnen  als  überladenen 
Ausdruck  bei  Cicero  pro  Marcello  IX,  29  —  wo  vom  ürtheile  der 
Nachwelt  über  Cäsars  Thaten  die  Rede  ist:  et  sine  amore  et  sine 
cupiditate  et  rursus  sine  odio  et  sine  invidia  {de  te)  iudicahunt. 
Es  ist  immerhin  möglich,  dass  Tacitus  diese  Stelle  Ciceros  vor  Augen 
hatte  und  durch  seine  kernige  Kürze  gfegen  ihren  rhetorischen 
Schwulst  energisch  demonsti-ieren  wollte.  Dabei  ist  er  freilich  in 
den  entgegengesetzten  Fehler  verfallen.  Als  gemeinsames  Band 
schlingt  sich  übrigens  in  diesem  Falle  um  beide  Schriftsteller  das 
der  —  Künstelei,  wobei  die  Entscheidung  schwierig  ist,  wem  von 
beiden  die  Palme  gebührt. 

cap.  5  fin.  accessit  Galbae  vox  pro  re  publica  honesta^  ipsi 
ancepSf  legi  a  se  miUtemy  non  emi,  ^)  Hier  haben  Gantrelle  und 
Heraus  vergessen,  eine  Stelle  ausPlutarch  anzuführen,  die  treffend 
den  Grund  dafür  angibt,  warum  diese  wahrscheinlich  öfter  wieder- 
holte Äußerung  des  greisen  Kaisers  den  durch  Neros  Gebaren  ver- 
wöhnten Soldaten  so  sehr  missfiel,  dass  sie  seinen  nahen  Tod  nicht 
abwarten  wollten.  Die  habsüchtigen  Krieger  fürchteten  nämlich  die 
schlimme  Wirkung  des  Präcedenzfalles.  Die  angezogene  Stelle  ist 
Galba  cap.  18  med.  kdoi^Bi  yaq  ovk  ovrog  anoaTBQUv  /novog  (seil. 
TTiv  dwoedv)^  aXhi  vo^o-^eveiv  xal  didaaneiv  rovg  iued^  arrov 
ovToycQaTOQag.  Dem  gegenüber  sollte  durch  die  Ermordung  Qalbas 
ein  abschreckendes  Beispiel  statuiert  werden,  damit  in  Zukunft  kein 
Imperator  es  wage,  den  Soldaten  ihr  Donatlvum  vorzuenthalten. 

cap.  13,  Z.  3  nee  minor  gratia  Icelo  Galbae  liberto,  quem 
anulis  donatum  equestri  nomine  Marcianum  vocitabant.  Zu  dem 
Plural  anulis  gibt  Heraus  nach  Wölfflins  Beobachtung  die 
Note,  dass  Tacitus  ihn  nur  vom  aureus  anulus  als  Abzeichen  der 
Eitterwürde  gebrauche.  Außer  den  zwei  anderen  Stellen  aus  Tacitus, 
wo  anuli  in  diesem  speciellen  Sinne  vorkommt  ^),  wird  noch  Dio 
Oassius  48,  45,  7  citiert,  wo  ebenfalls  von  einem  Freigelassenen, 
dem  Verräther  Menas,  die  Bede  ist,  welchem  Octavian  zur  Belohnung 
för  seine  Dienste  die  Bitterwürde  verleiht.  In  dem  darauf  folgenden 
Paragraphen  8  steht  noch  zweimal  der  Plural  daxzvXiot  zur  Be- 


•)  Bei  Sücton  Galba  16  stehen  dieselben  Schlagworte  iocfartf, 
legere  se  müitem^  non  emere  consuesse.- 

*)  Sie  sind  rafallig  idle  ans  den  Historien.  VergL  das  leiteon 
Taciteum  von  Gerber-Greef  S.  87. 


TÄcittiÄ*  Hjstorieij  lib,  I  und.  U.  Von  Jtj»  Prammer.  417 

jehiino^  dea  insigne  equUum,  Naher  lag  en  wohl^  Soet.  Galba 
|p.  14  tu  ciiieren.  wo  von  demselben  Iceln»  gesagt  wird:  liherinB 
mus.  paulo  ante  anulh  aureis  et  Marciani  corf nomine  ornntus. 
j^^riechi siehe  Parallelstolle  v*»r4lientH  vor  der  ans  DioCassinf: 
|)i  liaft  den  Vorzog,  indem  daselbst  abermals  von  Icelus  be- 

Bbtet  un<i  7,ügl*jicb  <ier  besondere  Änlass  wngeg<?ben  wird,  bei 
llchom  Galba  i^einom  Froigelassenen  die  Ritterwiirde  verlieh.  Dör- 
^Ibe  verkflndigte  ihm  nämlich,  nachdem  er  kaum  von  einer  eiligen 
&ise  aus  Italien  zurückgekehrt  war,  zuerst  (zwei  Tage  vor  Tito?^ 
finias)  Neros  Tod  und  sefno  eigene  Ernennung  zum  Kaiser»  durch 
»nat  (und  Volk?).  Vgl.  Plut,  Galba  7  T(p  d'  arrElevS^fgtf}  dayLTvkl- 
te  jr^iöoi'C  i'diü^i  il^d^ßag)  xcet  Magyjarog  o  ''[^iIoq  rßtj 
thnv^uvog  u*/ß  rr^y  /rQifjrr^v  fv  rolg  aniliv^tQotc:  ötvauiv.  Bei 
esen  beiden  Stellen  kann  freilich  Heraus  mit  gutem  Grunde 
^en,  da8s  der  Gebrauch  des  Plurals  daselbst  aus  Tacitui>  entlehnt 
und  er  darum  unterlassen  babe^  diese  Nachahmung  anzuf (Ihren, 
^llern  Vorgftnger  des  Tacitus  in  tiiesem  n^^brauche  ist  bereits 
livius  XXVI J,  28,  4  —  wo  zweimal  nach  einander  anuli  von  dem 
Inge  des  gefallenen  Marcellns  gebraucht  wird  anuhfi  MarceUt 
nul  CUftt  corpfirr  Hnnnibnt  poiiius  erat  und  oedsutn  colte^am 
tB0  annlhque  etus  hmtem  poiitum.  Allerdings  ist  dort  der 
^egelring  des  Schwertes  der  Römer  gemeint,  aber  der  Plural 
derselbe,  nnd  darf  nicht,  wie  es  Weißenbarn  dort  thut,  mit 
Plurale  tantum  Uheri  zusammen  gestellt  werden»  aus  dem  ein- 
krhen  Grunde»  wi  nürnlar  flr*?^wi«  häufig  verkorarat.    Gan- 

relle  führt  zu  oi-  ^   aus  Tacitus    der  KOrze    halber  keine 

^rallelstellen  an.     Georges  citiert  in  seinem  Handwr»rterbuche 
8.  450  nur  iw  anulorum  aus  Sueton  ohne  weitere  Bemerkung 
ber  den  Plural.    Es  empfiehlt  sich  daselbst  fOr  die  nächste  Auflage 
dn  entsprechender  Zusatz  mit  Citaten. 

cap.    21    fin»   sagt   sich    Otho    mit  wilder  Knt^ichlossenheit; 

Aftern  nmnibus  f*or.  natura  nequalem  (tbUrione  apud  posteron  rel 

ria    distinpHtf    ac   ,*f    noctntem   innocefitemqur   idem    eTÜun 

inrat,    nrrioris   ^nri   rsse    merito  prrire.    Hier  unt^irlassen   es 

irfiuH  und  Gant  relle»  auf  den  unterschied  zwischen  dem  all- 

Den  morttm  «nd  dem  speciellen  meriio  perire  aufmerksam  tn 

Vth^üt  auf  dem  doch  die  Point«  des  ganzen  Gedankens  beruht.  Der 
G^genaatz  in  der  Hedontnng  wird  noch  durch  die  Slellunif  gehoben, 
Ddem  mo^  men  Satz  anfängt  und  n  rire  ihn 

Dergiach  m  bezeichnet  den  n«tli  ^  Natur- 

roceß,  der  jiMim  Sterblichen  seriüs  ocius  erwartet  —  nirrito  perire 
Ingegfni  das  Fallen  im  Kampfe  oder  den  Selbstmord»  wenn  der  ge- 
lante  Aufstand  miitslingen  eollte*  Vergleiche  Verg.  Aen.  IV,  696 
m  der  Dido  nam  quia  nee  fato  merita  nee  ntnrie  perihett,  wo 
lilich  d«r  SeÜwtmord  im  folgenden  Verse  sed  misrrn  ante  dient 
OAv  ü^ena  als  dritter  l-'aU  bezeichnet  ist,  so 

äPö  ^  'den  i^waltsamen»  durch  eigenes  Ver- 

l^htilden    berbeigefübrten    Tod,    also    Ermordung    oder    Hin- 


418         Tacitus*  Historien  lib.  I  und  II.  Von  Ig,  Prammer. 

richtung  bedeuten  soll,  wie  Hom.  Od.  I,  46  von  Aigisthos  xal 
XLrpf  ycsivoQ  y€  iomon  neiTat  oXi^qi^  gesagt  wird.  Den  Aasdruck 
scheint  Tacitus  jedoch  nicht  ans  Yergil,  sondern  ans  Livias  XXIX, 
15,  13  nihil  se,  quare  perire  merito  deherent^  admiaisse  entiehnt 
zu  haben.  Dort  ist  allerdings  perire  merito  (merke  die  abweichende 
Stellung!)  nui*  eine  rhetorische  Hyperbel  statt  des  einfachen:  ^sie 
hätten  den  Buin  ihrer  Staaten  nicht  verschuldet".  Unverkennbar 
ist  auch  die  innige  Beziehung  zwischen  dem  obigen  acrioris  wri 
esse  merito  perire  und  II,  46  opperiebatur  Otho  nuntium  pugnae 
nequaquam  trepidus  et  consilii  certus.  Letztere  Stelle  ist  gleidi* 
sam  das  Belief  zur  ersteren ,  die  blutige  AusfQhiung  des  gefassten 
Entschlusses.  Wäre  der  Kaiser  bei  Bedriacum  zugegen  gewesen,  m^ 
hätte  er  zweifelsohne  nach  dem  Beispiele  Catilinas  den  Tod  in  der 
Schlacht  gesucht  und  gefunden.  Mit  diesem  Catilina  hat  Otho^ 
überhaupt  mannigfache  Charakterähnlichkeit. 

cap.  26  infecit  ea  tabes  legionum  quoque  et  at^xiliorum 
motas  iam  mentes  etc.  tabes  bezeichnet  hier  die  Gährung  unter  den 
Prätorianern  in  Bom ,  die  von  Otho  künstlich  mit  allen  Mitteln  ge- 
fördert wird.  Tacitus  hat  hiebei  einen  wichtigen  Umstand  nicht  mit- 
getheilt,  dass  nämlich  Galba,  der  offenbar  an  die  Möglichkeit  einer 
Schilderhebung  in  Bom  selbst  gar  nicht  dachte,  den  schweren  Fehler 
begieng,  die  ihm  treu  ergebene  legio  septima  Galbiana,  die  er  selbst 
aus  spanischen  Provincialen  gebildet  hatte ,  nach  Pannonien  zu  ver- 
legen. Dort  stand  sie  nach  II ,  86  unter  dem  Commando  des  schnei- 
digen Legaten  Antonius  Primus,  der  hernach  durch  seine  kühne 
Entschlossenheit  dem  Vespasian  so  wesentliche  Dienste  leistete. 
Dagegen  ließ  der  kurzsichtige  Kaiser  die  ihm  feindlich  gesinnte 
legio  prima  classica ,  die  von  ihm  so  grausam  decimiert  worden  war, 
ruhig  in  Bom,  statt  sie  schleunigst  aufzulösen  oder  doch  aus  der 
Stadt  (etwa  nach  Pannonien)  zu  entfernen.  Durch  diese  beiden  ge- 
radezu unbegreiflichen  Missgriffe  machte  Galba  den  Putsch  Othos 
eigentlich  erst  möglich.  Tacitus  übergeht,  was  als  schlimmes  Ver- 
säumnis gerügt  werden  muss ,  das  erste  Moment  ganz  und  hebt  das 
zweite  zu  wenig  hervor.  Das  wichtige  Thema  war  nach  meiner 
Meinung  in  einem  längeren  Excurse  zu  behandeln  und  dabei  auch  die 
arge  Verblendung  der  Günstlinge  Galbas  scharf  zu  betonen,  die  dem 
Kaiser  von  diesen  thörichten  Maßregeln  nicht  abriethen.  Nachdem 
aber  einmal  der  Schriftsteller  selbst  den  erwähnten  doppelten  Fehler 
begieng,  war  es  umsomehr  Aufgabe  der  beiden  neuesten  Herausgeber 
der  Historien  des  Tacitus,  Heraus  und  Gantrelle,  in  einer  aus- 
führlicheren Note  die  bedenkliche  Lücke  auszufüllen  und  dem  Leeer 
klai'  zu  machen ,  dass  Galba  selber  der  eifrigste  Mitarbeiter  für  die 
selbstsüchtigen  Zwecke  Othos  war  und  mit  rührender  Ahnung^- 
losigkeit  sich  selbst  sein  Grab  grub. 

cap.  48  med.  ist  von  den  zwei  Schandthaten  die  Bede,  mit 
denen  T.  Vinius  sein  Leben  besudelt,  igitur  iussu  €hi  Caesaris 
oneratus  catenis ,  mox  mutatione  temporwn  dimissus^  car^u 
honarum  inoffenso  legioni  post  praeturam  praepositus  proba^ 


T^itoft*  HUtoriaa  lib.  I  and  IL  Von  ^.  Prammer, 


419 


tusque.  Hier  gibt  Uoräiis  zu  cursu  hom^rum  inoffenso  die  Note: 
^£r  hatte  dio  Amtslaafbahu,  ohne  Anstoß  zu  gebeu^  durchgemacht.*^ 
Kr  meiut  also»  dase  T.  Yioius  sich  keinen  weitereu  Scaudal  zu 
Bchtilclen  kommen  üeH.  Alleia  dies  passt  weder  zu  der  Bedeutung 
fon  inoffcnsus  noch  zu  dem  vorausgebenden  mox  mutatione  tcm- 
porum  dinmsus ,  womit  doch  gesagt  wird ,  dass  ihm  der  gemachte 
St/andal  nicht  schädigte,  wie  man  füglich  hätte  erwarten  soüen.  Hier 
i^  freilich  Plutarch  Galba  cap.  12  deutlicher  und  ausfuhr] icher  als 
Tacittts«  indem  er  sagt:  kyidvov  (Vawv  Kaiaagog)  Si  ano&avowog 
€lJn'X<V  X^'/^ö/f«>'og  d/itkvd^ti.  Das  richtige  scheint  Gantrelle  zn 
meinen,  drückt  steh  aber  nicht  mit  der  uöthigen  Schärfe  und  ße- 
atimmtbt^it  auw:  ^cursti  —  ifioff'enso,  il  parcourut  sans  encombre  la 
carri^re  des  honnenrs.^  Es  war  vor  allem  die  Bedeutung  von  »n- 
affensus  ^  ungehindert,  ununterbrochen  festzustellen  (vgl. 
Ann*  I«  56  ifwffensum  iter)  und  der  Umstand  zu  betonen,  dass  der 
aiierwartete  Tod  Caligulas  dem  Deliuquenten  sehr  gelegen  kam.  Ein 
Umlicbea  Geschick  erfährt  nach  II,  86  Antonius  Primus,  bei  dem 
gelegontlieh  des  Thronwechsels  von  68  sogar  ein  gerichtliches  Urtheii 
rnckgäugig  gemacht  wurde :  is  legibus  nocens  et  tempore  Nn-ania 
faUn  dumnatus  inUr  alia  bdli  mala  scnatortum  ordmem  rccipe- 
ravtriU.  Hier  ist  dt^r  Ausdruck  inter  alia  belli  mala  für  die  Situation 
dsü  Mannes  charakteristisch ,  deu  Galba,  ohne  ^ich  um  seine  Yer- 
gangenheit  zu  irfimmern,  zum  Legaten  der  siebenten  Legion  machte : 
prQ€po$iius  a  Galha  Bejdimae  U^ioni  etc. 

Zu  den  Capiteln  48  und  49,  welche  die  Nekrologe  des  Piso, 
deaT.  Vinius  und  des  Galba  eothalten  (von  dem  Prafecten  Cornelios 
Laco  ist  au ffalliger weise  keiner  gegeben),  war  die  Bemerkung  nicht 
ftbertiüssig,  dass  solche  ausführlichere  Charakterschilderungen  von 
bedeutenden  Personen,  wenn  sie  infolge  eines  natürlichen  oder  ge- 
WAltsamen  Todes  von  dem  Schau  platze  ihres  Wirkens  abgetreten 
«iild,  zuerst  von  Xenopbou  in  die  Literatur  etugeführt  wurden^).  Sie 
aiiid  eine  Frucht  der  sokratischen  Philosophie,  die  auf  die  tiefere  Er- 
kümlDia  der  Menschen  and  Dinge  gerichtet  ist.  So  gibt  Xenophon 
Ajiab*  I,  l*  eine  eingehende  Charakteristik  des  jüngeren  Kyros,  II,  6, 
1—15  eine  solche  von  dem  verbauuten  Lakedämonier  Kiearchos. 
Dar  Sehriftsteller  benützt  naturgemäß  die  Gelegenheit,  beim  Scheiden 
«ioer  hervorragenden  PersönJichkeit  dem  Leser  von  derselben  ein 
abachließendesGesammtbild  im  gehen,  das  zugleich  eineu  Kuliepunkt 
ia  der  fortHChreitöiiden  '  ten  soll,  indem  es  den  Leser 

dtireh  den  Rücktdick  auf  ;  i  o  Vei-gangenbeit  zur  Sammlung 

dee  Gemüthes  einlädt  und  ihn  eine  Art  von  Todteugericht  abhalten 
liaet*  Diese  Charakteristiken  wurden  dann  auch  auf  berühmte  Städte 
«ttig^ohnt.  die  im  Kriege  ihren  Untergang  fanden«  So  gibt  Livius 
V,  3S  .  8  einen  kürzeren  Nekrolog  von  Veji,  Tacitus  Hist.  IK,  34 
«iBMi  längeren  und  im  wohmüthigen  Tone  gehaltenen  von  dem  un- 

•)  Vergleiche  übrigen«  die  Würdigung  de»  Ferikles  und  seiner  Nach- 
r  liei  Tbnkjd.  II,  €5  —  deren  ersten  Tbeil  ro&n  ebenfmUs  aU  Nekrolog 
hten  kanii. 


420  Tacitns*  Historien  üb.  I  and  II.  Von  Ig.  Prämmer, 

glücklichen  Cremona,  das  das  Schicksal  Magdeburgs  theilte,  und 
V,  2 — 13  einen  gewissermaßen  proleptischen  Nekrolog  von  der 
fatnosa  urbs  Jerusalem  oder  eigentlich  gar  von  einem  ganzen  Volke, 
von  den  Juden. 

cap.  81  abire  propere  omnes  e  convivio  iussit  (Otho).  Tacitus 
lässt  hier  als  selbstverständlich  weg ,  was  Plutarch  Otho  3  eigens 
anführt:  a/aa  de  Tovg  TLeyckrj/nevovg  avdqag  avaazrjaag  xaS"'  ece^g 
d'VQag  dqnjxs.  Ferner  ist  wahrscheinlich  convirnum  an  dieser  Stelle 
wegen  abire  und  der  Präposition  e  in  der  Bedeutung  Speisesaal 
zn  nehmen.  Sicher  ist  dies  jedoch  am  Anfange  des  folgenden  Capitels, 
wo  es  heißt:  fnilitfAm  impetus  ne  foribus  quidetn  PaUUii  coerdtuSf 
quo  minus  convivium  irrumperent.  Vergleiche  bei  Plutarch  a.  a.  0. 
Toiv  (uiad^ofpoQwv  (jjQovgjiivwv  elg  rov  avÖQWva ,  wo  mit  liiad-O" 
qiOQOt  die  eindringenden  Prätorianer  bezeichnet  sind  und  convivium 
durch  avÖQciv  gegeben  wird.  Ebenso  wie  Tacitus  sagt  Dio  Cassius 
64,  9,  2  von  demselben  Krawalle  elg  avzo  t6  avunoaiov  iaenff^ 
drjaav.  Sueton  gebraucht  Otho  cap.  8  davon  die  Wendung  perru^ 
perunt  in  iriclinium  usque,  wo  triclinium  =  avdQoiv  ist.  Ich  halte 
es  für  angezeigt,  an  beiden  Stellen  des  Tacitus  den  besagten  meto- 
nymischen Gebrauch  von  convivium  anzunehmen.  Auch  bei  Ann. 
XV,  37  struere  convivia  und  wenige  Zeilen  später  cui  superpositum 
convivium  navium  aliarum  tractu  moveretur  dürfte  nichts  anderes 
übrig  bleiben.  Bei  Gerber-Greef  S.  225  ist  dieser  unterschied 
allerdings  nicht  gemacht  worden. 

cap.  87  fin.  bonos  et  modesios  anteibat.  In  der  Note  dazu,  die 
übrigens  schon  zu  cap.  45  anteire  proximos  hätte  gegeben  sein 
sollen,  behauptet  Heraus. nach  Dräger,  dass  das  Activum  anteire 
bei  Cicero  und  Cäsar  nur  absolut  oder  mit  dem  Dativ ,  n  i  e  aber  als 
Transitivnm  mit  dem  Accusativ  vorkomme ,  wie  nach  dem  Vorgange 
der  älteren  Dichter  bei  Tacitus.  Diese  Bemerkung  bedarf  in  mehreren 
Punkten  einer  Berichtigung.  Cäsar  selbst  hat  freilich  anteire  mit 
Acc.  der  Person  nicht  (er  hat  es  auch  mit  dem  ^regelmäßigen^  Dativ 
nicht);  aber  im  bellum  Alexandrinum  cap.  38,  4  steht  muUum 
numero  anteibat  nostrum  equitatum.  Bei  Sallust  ündet  sich  Ing. 
6,  1  cum  omnis  glaria  anteiret  und  in  der  orat.  Philippi  §.13  honi 
malos  facile  anteibant.  Georges  citiert  femer  in  seinem  Hand- 
wörterbuche s.  V.  noch  eine  dritte  Stelle  aus  Sallust  (aus  einem 
Fragmente)  aetaie  et  consilio  ceteros  anteire  und  aus  Nepos  Thrasyb. 
1,  3  cum  cum  nemo  anteiret  virtuHbus.  Nicht  minder  begegnet 
anteire  mit  Acc.  bei  Livius  XXXVIII,  51,  11  semper  vos  aetatem 
meam  honoribus  vestris  anteistis.  Wenn  man  diese  Stellen  im  Auge 
hat,  mnss  es  jedenfalls  als  gewagt  erscheinen,  wenn  Heraus  den 
persönlichen  Gebrauch  des  Passivs  bei  Cic.  pro  Sulla  8 ,  23  (wozu 
übrigens  Halm  keine  Note  gibt)  nee  se  aequales  tuipropter  istam 
causam  abs  te  anteiri  putant  kurzweg  fOr  einen  Gräcismus  erklärt. 
Citiert  doch  Georges  I,  431  für  das  Activum  aus  Cicero  Acad.  I, 
35  anteire  aliquem  aetate,  femer  ans  demselben  Schriftsteller  a. 
omnes  intelligentia  und  quanto  omnes  anteiret  animantes^  also 


T&citus'  Historien  üb.  I  nnd  II.  Von  I^.  Prammer. 


4SI 


II  Stellen I  Tacitos  hat  atao  aU  Vorgr»»ger  in  d«r  Coostructioo 

pidrc  aJiqucm  nicht  blo£^  , ältere  Dichter'^p  s^^ndoin  :iuch  ctJicho 

|fj08ailf**r,  dflnurter  mit  miadesteos  vi^r  Steilem  deu  Cicero.   Bei 

it  übrigens  anit'ire  mit  Aco,  nicht  einmal  häufig  vor- 

3M  1  Vergil  z,  B.   ist  es  ana^  uqriftivov  km.  XII»  H4 

iii'  (fi^fiij  rnndore  nires  anteirent,  curmbus  auras.  Von  ihia  also 

Srd  Tacitros  schwerlich  diese  Constructioo ,  die  nr  so  oft  hat,  ent^ 

uit  haben,  ftoridern  eher  aus  Cicero  uud  Sallust.  Vgl.  noch  Hol*, 

IltD*  I,  35,   17  te  scmper  anteii  saeva  ttecessUas.  Xi  '  v      nun 

hesprocheoe  Kote  des  Heraus  2ü  obiger  Stelle  au  am 

tinchtigkeiten  leidet  and  den  Leser  nur  irre  Rh  reu  kuuu.  hatten 

Berber- Greef  in  ihrem  lexicou  Taciteum  S.  85  got  daran 

tharit  nicht  darauf  r.ö  verweisen,  zumal  da  auch  djo  daselbst 

febeue  Stellensaramlnng  aus  Tacitus  nein  unvollständig  ist  und 

ch  bescheidenen  Ansprüchen  nicht  genügt.  Eine  gänzlicbe  Um* 


^beitung  der^< 
11.  41  . 
wtdias  an  pt 
ink  Die  Am 
w«goD   der  Ai 
iMvissenl  erwawv. 


Auflage  driiij 

t  rt'l  aitquoii  honest  um  cott,sti 
los  H  e  r ä  u  »  xu  coeytatitriHi ,  > 
it  von  incertum  fuü   der  Regel 


^LN  ist  zu  meinem  gi-oßen  Bedauern  mich 
der  dritten  AaÜage  voll  wunderlicher  Verwirrung  und  daher  wohl 
Beignet,  ein  «allgemeioe!^  Schütteln  des  Kopfes''  hervorzurufen, 
»erst  schreibt  er  aus  Versehen  ful^asscnl  statt  corptassent ,  dann 
tagt  er.  Tacitus  habe  das  Tempus  des  fiolativsatzes  vom  Acc.  c^ 
Infln.  unabhängig  gedacht  und  als  ein  absolutes  aufgefajist.  Bin 
Eelativsatz  ist  aber  an  unserer  Stelle  gar  nicht  vorhanden ,  Boudern 
ine  indirecte  dreitheilige  Doppelfrage.  £in  Acc.  c.  Infiu.  steht 
[lerdings  im  vorhergehenden  praedpäes  exploratores  adesse 
icm  nuniiaterc.  Will  Hera ua  etwa  von  diesetn  ■  kostcm 
fatalen  Pra^enatK  abhängen  lassen  V  Er  hat  w  lich  die 

|eo'^  iiit  I,  7  postqtiam  r\  ^u>lche 

ierrv  rt,  in  schUmmer  v  hmf   .t*iht 

QÜch  wirklich  der  angeführte  Zeitsatz  mit  postqwim  mitten  in 
nem  Acc,  c,  lußn,  a  hffatis  bellum  suadenMus  Climen  ac  dtflum 
ro   compositum.   Bei  Drag  er  „Sjntax   und  Stil  des  Tacitus** 
27,  d  ist  freilich  '        "  ^*  Fehler  begangen  und  die  Ahhüngigkeit 
g^n  mt^rtum  fuU  .  rsehen.  Dies  ist  eben  wieder  ein  aitgou- 

weis  dafür,  dass  man  dieDr&geri^chen  Aufstellungen 
Hl  mit  grol&er  Vorsicht  benutzen  soll    Es  ist  an  obiger 

eUe  bei^Qgtich  der  Zeitenfolge  vielmehr  derselbe  Fall,  wie  Öfter  in 
tu  mit  m(,  nämlich  die  Verkehrung  des  Standpunktes.  Im  Hanpt- 
«aUe  mctrium  fuit  steht  der  Schriftsteller,  wie  es  correct  und 
natürT  '     uinemStanJi      '  "'■'  '   '       lach 

dan  '  .3  Thatsftcho  c^n- 

üXMi  et    Mch  mit  einemioüU  auf  d^i  tikt  des 

nir  den  da«  Breignia  gegenwfirtig  ist »  nni  c^^rt  den 

Fragwata  «o,  als  ob  mcertum  est  rorangegangen  wäre,  GantrtlU 


42S         Tacitns*  Histotien  lib.  1  und  II.  Von  Ig,  Prammer. 

gibt  zu  der  behandelten  Stelle  bloß  die  Note:  ^le  plusqueparfait 
coeptassent  serait  conforme  ä  la  r^le  classiqne.^  Dabei  vermeidet 
er  allerdings  glücklich  die  von  Heraus  gemachten  Fehler,  aber  über 
die  ratio  klärt  er  den  Leser  so  wenig  auf,  wie  cap.  46  bei  nuniiabant, 
ut  nemo  dubitet  —  wozu  er  noch  lakonischer  gar  nichts  bemerkt. 
Beispiele  ans  Tacitns  siehe  bei  Kipp  er  dey  zu  Ann.  I,  61,  8. 

cap.  43  fin.  ita  victores  latus  hostium  invecti.  Hier  unter- 
lassen es  Heraus  und  Gantrelle  zu  invehi,  das  im  feindlichen 
Sinne  wie  tnvadere  oder  irrumpere  mit  dem  bloßen  Accusati?  (statt 
mit  in)  construiert  ist,  eine  entsprechende  Note  zu  geben.  Die  frag- 
liche Constraction  wird  freilich  auch  bei  D rage r  in  seiner  Übersicht 
des  Taciteischen  Sprachgebrauches  §.  25,  c  und  in  seiner  Broschüre 
über  Syntax  und  Stil  des  Tacitus  §.40,  c  mit  Stillschweigen  über- 
gangen. Sie  findet  sich  so  zweimal  bei  Yergil  Aen.  YII ,  436  dtissis 
invectas  Thyhridis  undam  und  VIII,  714  triplici  inveetus  JRomana 
triumpho  moenia;  bei  Ovid  Met.  XI,  54  iamque  mare  invectae 
(seil,  lyra  et  lingua  Orphet)  flumen  populäre  relinquunt.  Aus 
Livius  habe  ich  mir  drei  Stellen  notiert ,  die  mit  einander  das  ge- 
meinschafbliche  haben,  dass  sie  sämmtlich  mit  dem  Accusativ  urbem 
verbunden  sind  und  von  einem  Triumphzuge  handeln  (wie  auch  die 
zweite  Stelle  aus  Vergil  von  einem  Triumphzuge  des  Augustus 
handelt):  II,  31,  3  dictator  triumphans  urbem  invehitur;  V,  23,  5 
von  Camillus  curru  equis  albis  iuncto  urbem  inveetus  und  XXX, 
45 ,  2  von  dem  älteren  Scipio  triumpho  omnium  clarissimo  urbem 
est  inveetus  ®).  Bei  Cäsar  und  Sallust  findet  sich  invehi  überhaupt 
nicht.  Alle  die  aus  Yergil,  Ovid  und  Livius  angeftibrten  Stellen 
haben  das  gemeinsame ,  dass  überall  invehi  im  friedlichen  localen 
Sinne  gebraucht  ist,  so  dass  der  militärische  Ausdruck  latus  hostium 
invehi  bei  Tacitus  singulär  dasteht.  Durch  das  hier  gesagte  wird 
Georges  II,  356  zum  Theile  ergänzt  und  es  wird  mich  sehr  freuen, 
wenn  ich  mit  meinen  Bemerkungen  auch  andere  zur  weiteren  Yer- 
vollständigung  des  betreffenden  Artikels  anregen  sollte.  Denn  ich 
kann  nicht  glauben ,  dass  oben  sämmtliche  Stellen  für  invehi  mit 
bloßem  Accusativ  angeführt  sind.  Ich  bemerke  noch,  dass  Tac.  Ann. 
II ,  40  Ostiam  invectum  wegen  des  Städtenamens  anderer  Art  ist. 

cap.  49  init.  wird  von  Otho  gesagt  vesperascente  die  sitim 
haustu  gelidae  aquae  sedavii.  Die  Yerbindung  vesperascente  die 
statt  des  einfachen  Ablativus  temporis  vespere  oder  vesperi,  die  hier 
beim  Selbstmorde  Othos  gebraucht  wird,  findet  sich  auch  Ann.  I,  65 
vom  schweren  Kampfe  des  Oäcina  gegen  den  verfolgenden  Arminias 
enisaeque  legiones  vesperascente  die  in  aperta  et  solida  und  XVI, 
34  mit  iam  verstärkt  beim  Selbstmorde  des  Thrasea  Pätus.  Georges 
begnügt  sich  II,  3097  die  letzte  Stelle  aus  den  Annalen  zu  citieren, 
während  Heraus,  Gantrelle  und  Dräger  die  Verbindung  ohne 
jede  Note  belassen.  Nep.  Pelop.  2 ,  5  steht  ut  vesperascente  caeh 


•)  Dagegen  st«ht  XXXIV,  52, 10  ipse  deinde  QwinoUus  (Flamimm) 
in  wrbm  ek  jm/wiitm  beim  Triumphe  über  Peneua. 


Tacitus*  HUtorldQ  Üb.  I  and  JI.  Vou  I§.  Prtimmm', 


\U 


ktha$  ponsent  petvenire  von  dem  Anschiago  der  Torbatmten  Tbe- 

iner  auf  ibre  Vater»tudt.  An  allen  vier  Stellen  ist  also  der  absolate 

ativ  voD  wichtigeu  und  blntigeo   Actionen  gebraucbt  uud  gibt 

»Qzeu  Satze  etwas  feierliches  und  spamieüdes»  Das  Wort  res- 

€0  ist  auiSerdoui  selteu  uod  verdient  auch  von  die&^em  Gesicht«- 

akie  aus  eine  Bemerkung.  Am  meisten  ähoelt  vou  deu  übrigen 

feAduDgeu,  die  Tacitus  für  diese  Zeitbestimmung  gobrüuclit,  Ann. 

16  fkxQ  in  vespaam  dic^  wo  von  dem  Aufrühre  der  drei  Legionen 

Panuonieu  die  Rede  ist« 

cap,  58  inde  CUtyio  Bufo  metus,  ei  decumam  kühnem  pro* 
•ri  ut  transmissurt4S  iussit,  Die  Note»  welche  Heraus 
L^ibt,  ist  im  hoben  Grade  geeignet,  den  Leser  zu  ver- 
rren.  Kr  aagt  nämlich;  ^Der  Dativ  steht,  als  ob  appmptnquare 
ilgte;  siehe  zu  III,  82,  9,"  Nun  si^hi  SLhet  propinqunra  ohnehin 
üttelbar  voran,  und  es  ist  nur  das  Simplei  statt  des  Compositume 
pinquare  gesetzt.  Die  Note,  welche  er  lu  111,  82  pmiae  pro- 
%bat  bringt,  ist  weitaus  zu  enge,  da  sie  sich  darauf  beschränkt, 
btge  Stellen  ausTacitUi»  zu  eitleren,  Umfassender  ist  die  Bemerkung 
^ragers  zu  Ann.  XII,  13.  Darnach  hat  Tacitus  dieses  Verbnm 
Uem  Anscheine  nach  aus  Vergil.  die  Constnictioa  mit  dem  Accnsativ 
er  aus  Sallust  entlehnt.  Der  tram$iti%*e  Gebrauch  des  Verbums  ist 
geh  bei  Dräger  nicht  erwähnt,  da  er  nur  bei  Dichtern  vorkommt, 
^eusowenig  der  bemerkenswerte  Umstand,  dass  das  Wort  bei  Tacitus 
Hr  im  localüu  (uicht  im  temporalen)  Sinne  gebraucht  wird  und  nur 
den  beiden  gr6lioren  Werken  sich  ziemlich  oft  findet,  während 
regeimfil^ige  Compositum  nach  Gerber-Greef  S.  42  im  ganzen 
aimal  vorkommt  (je  einmal  im  Agricola,  m  den  ütstorien  und 
nn&len)»  daronter  zweimal  im  localen  Sinne.  Nebenbei  bemerke  ich 
ch*  dass  auch  die  Note  des  Heraus  %u.  11,  71  quantoqut.  ma^s 
^^fpinquabät  ..seil,  ad  urbem^  wie  aus  €x  urbe  m  entnehmen  ist^ 
%^  kleine  Unrichtigkeit  enthält,  denn  daselbst  ist  aus  dem  voraus- 
|eu  cw  urbc  zu  propinquabai  ohne  Zweifel  der  Dati?  urbi  m 
leu,  wie  Gantrelle  richtig  bemerket. 

cap,  61  ist  bei  Halm,  Nipperdey  und  Ritter  in  terpungiert 
in  eo  proelio  Mariccu»  €te  mox  feHs  obiedus  quia  man 
iur,  »tolidum  tmigus  ifmolabUem  crrdebai,  donee  9pect€U»U 
dus  fM.  Das  TOraDgestellte  und  mit  zwei  Participien 
gect  Mariccus  steht  offenbar  statt  eines  selbständigen 
8atft68  ca}du8  i»  eo  proelio  ac  mox  feri$  obiectus  est:  et  quia  H<m 
iamiahaiur  usw»  Infolge  der  torgenoinmenen  YerkCtnung  und  Zu- 
sammend rängung  der  Gedanken  in  einen  Satz  sollte  man  nun  einen 
flberwifigeiiileD  Kinflnss  des  activen  Hauptsatzes  der  Periode  stolidum 
vuigus  mvioiabilefn  credehat  voraussetzen  und  als  Object  von  cre^ 
debat  abhängig  or\^  ^fum  in  eo  proelio  Mariccum  ac  Mtar 

feriit  obiteium,  AU  >  uranstellung  des  passiven  Oansalsatsta 

ftiM  mm  la^tiabatur  bewirkte,  dass  Mariccus  mit  seineu  beiden 
Fartiäpien  (wie  dies  bekanntlich  häufig  bei  Relativsätzen  der  Fall 
tit)  abi  Subjeet  in  dieeen  Nebensatz  gezogen  wurde  und  die^  um  ^^ 


424  Tacitas*  Historien  lib.  I  and  II.  Von  Ig.  Prammer. 

mehr,  als  auch  der  nachfolgende  Temporalsatz  donec  spectante 
yüellio  interfectus  est  passiv  ist  und  dasselbe  Subject  benöthigt.  So 
ist  der  in  der  Mitte  stehende  Hauptsatz  von  den  beiden  ihn  ein- 
schließenden Nebensätzen  bezfigllch  des  maßgebenden  Einflusses, 
den  man  von  ihm  auf  den  besagten  verkürzten  Satz  erwarten  sollte, 
vollständig  lahm  gelegt  worden.  Unpassend  ist  daher  die  von  Heran  s 
vorgenommene  Interpunction  nach  obiectus^  wenn  es  auch  nur  ein 
Komma  ist,  da  dadurch  der  Cansalsatz  äußerlich  von  seinem  Subjecte 
abgetrennt  wird.  Wesentlich  anders  verfährt  Gant r eile,  der  durch 
Einsetzung  eines  Strichpunktes  nach  Mariccus  einen  zweiten  Haupt- 
satz schafft,  so  dass  die  nachfolgende  Periode  weniger  mit  Participien 
überladen  ist  und  leichter  verständlich  wird.  Da  dadurch  zugleich 
der  eine  Hauptumstand  (die  Gefangennehmung  des  ,,Befreiers^  und 
„Gottes"*)  als  überraschendes  Moment  mehr  hervorgehoben  wird,  so 
möchte  man  sich  versucht  fühlen ,  dieser  Interpunction  den  Vorzug 
zu  geben.  Aber  dagegen  spricht  vor  allem  die  bekannte  Eigen- 
thümlichkeit  des  Taciteischen  Satzbaues,  zwei  verschiedene  Gedanken- 
momente äußerlich  in  einen  Satz  zusammenzudrängen.  Vergleiche 
darüber  Müller  in  seinen  Beiträgen  zur  Kritik  und  Erklärung  des 
Cornelius  Tacitus  1,  S.  17  f.  und  II,  S.  38  ff.  Unsere  Stelle  wird 
daselbst  allerdings  nicht  mit  behandelt,  vielleicht  weil  sie  einfacherer 
Natur  ist.  Es  muss  darnach  als  ein  zu  bequemes  Auskunftsmittel  er- 
scheinen ,  durch  Theilung  in  zwei  Sätze  der  logischen  Schwierigkeit 
auszuweichen  oder  sie  doch  zu  verringern.  Weiters  kann  gegen 
Oantrelles'  stärkere  Interpunction  das  Bedenken  erhoben  werden, 
dass  an  den  drei  anderen  Stellen  des  Tacitus,  wo  die  Verbindung  ac 
•mox  vorkommt  (sämmtlich  in  den  Annalen)  damit  nirgends  ein 
eigener  Satz  eingeleitet  wird.  Dasselbe  gilt  auch  von  den  drei  Stellen 
mit  dem  gleichbedeutenden  ac  deinde  und  von  der  einen  mit  ac 
deinceps.  Die  Abtrennung  eines  eigenen  Satzes  mit  ac  mox  würde 
daher  bei  Tacitus  ganz  singulär  dastehen  und  zwar  infolge  einer 
allerdings  fein  gedachten  und  scharfsinnigen,  aber  doch  im  ganzen 
willkürlichen  Interpunction. 

cap.  84  ipso  Vespasiano  inter  initia  imperii  ad  obtinendas 
iniquitaies  haud  perinde  obstinante^  donec  indulgentia  fortunae 
et  pravis  magistris  didicit  atisusque  est.  Heraus  bemerkt  hier  zu 
hamd  perinde ,  dass  das  ursprünglich  dazu  gedachte  Vergleichungs- 
glied ausgefallen  sei,  ohne  jedoch  zu  sagen,  wie  dieses  ungefähr  ge- 
lautet haben  mochte.  „Mehr^  ist  auch  bei  Nipperdey  zu  Ann.  II,  88 
(worauf  Heraus  verweist)  nicht  gesagt,  eher  weniger.  Gantrelle 
hingegen  gibt  mit  bestimmten  Worten,  was  nicht  genug  zu  loben  ist, 
das  nach  seiner  Meinung  ausgefallene  Vergleichungsglied  an,  indem 
«r  in  der  Note  sagt :  j^haud  perinde  seil,  ac  crederes ,  pas  autant 
qu'on  pourrait  le  croire  =  pas  beaucoup,  peu.""  Allein  näher  liegt  es 
wohl,  aus  dem  von  Tacitus  selbst  an  obiger  Stelle  gesagten  den  ver- 
kürzten Vergleichungssatz  zu  entnehmen.  Aus  den  Worten  inter 
initia  imperii  ist  nämlich  zu  ?iaud  perinde  leicht  der  Gegensatz  ac 
postea  (obstinabat)  zu  ergänzen.   Dieser  konnte   aber  an   unserer 


Tacituft*  Hiatoridn  üb.  I  und  II.  Vau  lg.  Ptammet. 


425 


Siiffla  um  so  UicUt^r  wegjk^t^lassea  werden  oder  ma$»td  vielmehr, 
UV  ier  8ch][min8teü  Xri  tu  vermoideUf  enttallea,  da 

Ell  u  ilor  gleichbo^ieuteodo  Temporalsatz  donec  in- 

dtUf^entia  JoHunat  et  pratus  maßtstris  didiat  Hujunsquc  est  kommt. 
Di<'s«r  iät  also  aicbta  &h  eio«  auf  Ob^rratichung  Uüs  Li*i»ors  bo* 
rechQ&ie  Variatio  fQr  das  m&nuigüch  erwartete  Vei-gteichuagsgUed 
ac  postea.  Aus  allem  dtim  ergibt  sich  «ugleicli»  dass  die  von  öan- 
trelle  vorgenomm^no  Etgäu-^ung  doiu  ganzen  Satze  einen  8«.*hiefen 
Sinn  gibt,  weil  i^ie  eben  von  aulSen  her  K^enommea  und  wil  st. 

cap.  *J4  ist  voü  den  Soldaten  de.s  Vitelliiis  gesagt  >  ^  ^«c 
mriilinm  sumpsere:  quamvis  indifftiut^^  ai  Ha  maluerat,  urix^mae 
mihime  adacribebatur^  Heräua  verweist  hier  wegen  urbafuu 
miittiae  auf  h  4,  7  urbanum  milUem,  wo  er  sagt:  „hier  wie  ciip,  5,  1 
tsi  das  Knegsvolk  in  der  Hauptstadt,  nicht  bloß  die  Polizeitruppe 
(^CohorUs  urbunuf;)  ^'emeint.^  Es  liegt  hier  eine  momentane  Ver- 
w  '   vor  zwi8cbeü  den  vier   coharUs  urbanat  ^    welche  im 

V^  iit,  den  prätorischeu  Cohorten  (9,  später  10)  die  Garnisan 

KoiDS  biideten,  und  den  sieben  coliorte^  vjgilum,  die  den  nacht- 
lieben  Polizeidienst  in  der  Stadt  zu  verBebeu  hatten.  lu  einer  dritten 
Aufläge  ^llte  eine  solche  Verwechslung  allerdings  nicht  mehr  ror- 
kommen.  Durch  dieses  bedauerliche  Missver>)tändnis  iiit  aber  auch 
G  a  n  t  r  e  [  1  e  irre  geft^hrt  worden,  indem  er  2ur  obigeu  Stelle  (cap.  94) 
bemerkt:  ^urbafia  mUitia,  Ics  cohortts  de  la  viUe ^  char^ie»  de  la 
police.**  Dies  i^t  hier  um  so  i^chUmmer  und  verwirrender,  da  nach 
dem  vorausgehenden  Oapitel  Vitelliu»  sechzehn  pratorischt^  und  vier 
StadtC4)borten  zu  je  1000  Mann  bildet,  die  alle  zut^iämmen  mit  dem 
Äusdracke  urbana  milUin  im  Gegentiatze  zur  miiUia  le^ionaria  be» 
zeichnet  werden.  Von  ein«r  Polizeitroppe  kann  hier  absolut  nicht 
dl*»  R*»d**  üeio.  Vi*rglHche  die  instructive  Stelle  Ann.  IV,  5  am  Ende, 
V  lum  nicht  mit  erwähnt  sind,  da  sie  gar  nicht  als 

i  r  betrachtet,  sondern  vielmehr  von  den  bevor^ 

7j  Ltonscben  und  Stad tcoborten  aa:$  Hochmuth  ober  die  Achsel 

iLi^^.^^.:^ii  wurden.  Dieser  vorurtheilsvollen  Anschauung  schließt  sich 
der  aristokratisch  gesinnte  Schriftsteller  offenbar  an »  da  in  die 
cohortes  ?igilum  auch  peregrini  nod  Freigelassene  aufgenommen 
wurden. 

O  ZusätEe. 

I,  29  ignarus  inierim  Galba  et  sacris  intentus  fatigabat 
aiieni  tarn  mperii  deos*  Dazu  citiert  Berüus  verschiedene  Stellen, 
ftl  mit  dem  Objecto  deo^t.  Am   meisten  passt  nuch  das  Citat 

,  wo  wt^nigstens  von  der  G6tiin  Vesta  die  Rede  ist,  Ver- 
gleiche aber  vor  allem  Liv.  XXVIl.  50,  5  von  den  rOniischen  Frauen 
Tür  .!  r  Sihlacbt  am  Metaurus  matronat  per  omnia  dtlubra  vagat- 
voti$que  fatigare  ä€08.  Diese  Stelle  scheint  auch  dem 
li^ciuin  Mirg^schwebt  tu  haben. 

cap.  52  VitfUw  trcs  patris  consuhtus^  censuram^  coUegium 
Cüciarif  et  imponerr   iam  pridem    imperatcris   dignatianem   et 


426  T&citns*  Historien  lib.  I  nnd  II.  Von  Ig,  Prammer. 

auferre  privati  securitatem.  Ganz  derselbe  Gedanke,  aber  viel 
drastischer  ausgedrückt  findet  sich  bei  Plat.  Galba  cap.  10  twv 
XiJUoQXfov  Tig  zwv  iv  rg  Gxrp^  anaaccfievog  t6  ^i(foq  hiiXeve 
TOP  Oieqyiviov  dixea^ai  rrjv  rjyefiovlav  ?J  tov  aidriQOv,  wem 
aas  dem  Zusammenhange  der  Finalsatz  zu  ergänzen  ist  iW  cevrog 
avrov  anoTtvsivoi.  Die  Situation  ist  daselbst  ganz  gleich ;  nnr  die 
handelnden  Personen  sind  andere. 

cap.  74  crebrae  interim  et  mtdiebribus  blandimentis  infectae 
(ib  Othone  ad  Vitellium  epistiUae  offerebant  pecuniam  et  gratiam, 
et  quemctmque  quietis  locum  prodigae  vitae  legisset.  Es  fehlt  die 
allerdings  selbstverständliche  Bedingung  zu  offerebant:  si  arma 
posuisset.  Heraus  und  G an trelle  haben  es  hier  weiter  unter- 
lassen, auf  III,  63  zu  verweisen,  wo  es  ganz  ähnlich  und  zum  Theile 
mit  denselben  Worten  heißt  non  omisere  per  eos  dies  (Antonius) 
Primus  ac  Varus  crebris  nuntiis  salvJtem  et  pecuniam  et  secreta 
Campaniae  offerre  Vitellio  und  die  Bedingung  beigefügt  ist:  si 
positis  armis  seque  ac  liberos  suos  Vespasiano  permisisset.  Der 
Antrag  wird  daselbst  noch  von  Mucian  urgiert:  in  eundem  modum 
et  Mucianus  composuit  episiulas.  Die  zweite  Stelle  enthält  mit 
secreta  Campaniae  zugleich  eine  speciellere  Bestimmung  des  qtUetus 
locus  prodigae  vitae. 

cap.  84  sagt  Otho  zu  seinen  Soldaten,  nachdem  er  die 
Wichtigkeit  des  Senates  betont  hat:  quid?  vos  pulcherrimam  hane 
urbem  domibus  et  tectis  et  congestu  lapidum  stare  crediiis?  Dazu 
sind  die  Worte  des  Augustus  bei  Dio  Cassius  LYI,  5,  3  zu  ver- 
gleichen avd'QtOTtot  yaq  jtov  Ttohg  iaziVf  dll^  ovy,  olniai  ovdi 
azoal  oi'd*  ayoQal  avd^v  xevaL 

cap.  87  vigorem  Celsi  etc.  änteibat.  Zu  der  Form  vigorssvis 
citiert  Heraus  in  der  Note  mehrere  Stellen  aus  Tacitus.  Beim 
Agricola  übersieht  er,  dass  sie  in  dieser  Schrift  auch  cap.  41  vor- 
kommt. Von  andern  Autoren  führt  er  nur  den  Velleius  Paterculus 
an.  Das  Wort  findet  sich  aber  in  der  Prosa  bereits  im  bellum 
Africanum  10,  3  in  ipsius  imperatoris  vultUy  vigore  usw.  und 
wiederholt  bei  Livius.  Darnach  ist  auch  meine  Note  zu  Tac.  Agric.  41 
zu  berichtigen.  Einer  solchen  Umarbeitung  oder  besser  gesagt  Er- 
gänzung bedarf  auch  der  Artikel  vt^or  im  Hand  Wörter  buche  von 
Georges  II,  S.  3130  f.  Denn  daselbst  ist  weder  die  Stelle  aus  dem 
bellum  Africanum  citiert,  noch  sind  Belege  aus  Ovid,  Horaz,  Velleius 
Paterculus  und  Tacitus  angeführt ,  obwohl  das  Wort  bei  Ovid  und 
Tacitus  oft  vorkommt. 

II,  12  pleni  agri,  apertae  domus;  occursantes  domini  iuxta 
coniuges  et  liberos  securitate  pacis  et  belli  malo  circumveniebantur. 
Dazu  sind  (von  cap.  56  abgesehen)  zwei  Stellen  zur  Vergleichung  an- 
zuführen, die  sich  wegen  ihrer  frappanten  Ähnlichkeit  dem  kundigen 
Leser  gleichsam  von  selbst  aufdrängen.  Die  eine  ist  aus  Tacitus 
selber,  nämlich  Ann.  XIV,  32,  wo  von  der  römischen  Besatzung  in 
Camulodunum  gesagt  wird  quasi  media  pace  incauti  miUtitudine 
barbarorum  circumveniuntur.  Die  andere  ist  Sali.  fr.  III ,  74  Kr. 


TocitaB'  Uist^^riea  Hb.  I  und  II.  Von  fy  Prammer. 


*n 


aperim  portae,  repleia  anj&  cuUoribus,  aas  der  eich  aoschwer 
iweterlüi  ergibt.  Wir  ersahen  nämlich  daraas  zuergt,  wag  für  ein 
Geoetiv  an  der  TadteisciieQ  Stelle  ^u  pleni  ergäozt  werdeo  mms, 
flci).  cuUorum,  Zweitens  zeigt  sich^  dass  der  Anfang  obiger  Stelle 
eine  Heminiäcenz,  wenn  nicht  geradezu  eine  bewusste  Nachahmung 
atiii  SaUu;»t  ist,  wobei  wenig  Diehr  als  die  Stellang  geändert  wurde. 
cap.  27,  \i  ut  ouiusqm  legianis  tentoria  accessiasent.  Hier 
hat  Heraus  mit  Gantrelle  yergessen,  eine  Note  zu  dem  blo0eii 
AccusatiT  bei  accedere  zu  geben.  Dagegen  sagt  orsterer  zu  III ,  24 
ut  quosque  accesseraii  ^decedere  mit  dem  AccuKati?  nach  dem  Vor- 
gänge von  Nepos,  Varro  und  Salliist  hat  TacituB  noch  Ann*  II,  58; 
XII »  31,  33,"  Darnach  würde  also  accederfi  aliqucm  bei  Tacitus 
Dur  viermal  vorkommen.  Richtiger  ist  die  Note  Nippordey- 
Atidresens  zu  Ann,  XII,  31  quin  societakm  mmtram  volerUes 
acces8$fani,  wo  die  zwei  von  Heraus  öbersehenen  Stellen  Eist,  II, 
27  nnd  Ann.  XIV,  35  mit  angeführt  sind.  Vergleiche  das  leiicon 
Taciteüm  von  Gerber-Gre ef  S  15«  Baraus  ergibt  sieh  zugleich 
die  Thsitsache,  dass  die  fragliche  Constructiou  bei  Tacitus  erst  in 
den  beiden  größeren  Werken  sich  findet  und  auch  da  nicht  häafig 
(zweimal  in  den  Historien,  viermal  in  den  Annaleu). 

cap.  33 ,  8  inieressc  pugnae  imp^fdtofem  an  seponi  tnelim 
forti^  dubiiavere.  dubilare  steht  hier  iu  der  Bedeutung  von  con' 
%re  oder  deliberare,  wie  cap.  39,  9  iöi  de  praelia  dubitatum, 
Ur&ae  hat  zn  keiner  von  beiden  Steiien  eine  Kote  gegeben,  Gao* 
trello  gibt  eine  kurze  wenigstens  znr  zweiten:  ,,dubitatum  seil. 
eii^  on  dtilibüra.*  Aber  auch  an  der  ersteren  Stelle  ist  von  einer 
regelrechten  Berathung  die  Rede,  wie  das  vorausgehende  und  das 
folgende  zeigt,  vor  allem  die  Worte  idem  tili  deteriorü  consiUi 
auciores  perpulere  ui  UrUellum  cOHcederH  (Otho)  etc.  Diesiii 
Ottistand  hab^n  freilich  auch  Ge r b er *6r^ef  überstehen ,  indem  sla 
in  ihrem  iexicon  Taciteüm  S.  319  s.  v.  2.  20  und  21  durch  den  in* 
directen  Fragesatz  verleitet  dubiiar^  in  seiner  gevOhn lieben  Be* 
deutung  z  we  ifel  n  nehmen.  Es  hi  die  SttJle  vielmehr  am  Schlüsse 
Von  Ä  einzureihen,  wo  drei  Taciteische  Beispiele  für  dubUare  ==r  de- 
liberare  gebracht  werden,  davon  zwei  mit  de  und  eins  mit  dem  In- 
ftnitiv.  In  dem  lateinischen  Hand H^rtei buche  von  Georges  I, 
&  2147  t  fehU  bis  nun  die  Rubrik  dubtta  delib^ro  und  kaDn 
nicht  unter  seh  wanken  miteinbezogen  werden. 

cap»  44  init.  ist  es  ein«  bio6o  Vormuthung,  diiss  mit  den 
Fitrten  ei  media  acie  perrupta  die  Frätorianer  gemeint  sind.  Auf- 
iiger  Weise  i^t  von  diesen  annpruch 8 vollen  Friedensaoldmten ,  die 
ch  cap.  4Bprop9iu8  Othonis  miY^geoanot  werden,  bei  der  ganzen 
Schilderung  der  Schlacht  von  Uremona  (cap.  41^43)  nirgends  dl# 
Eede.  Dies  ist  ^ne  ^hlimmo  NaohJiaBigkeit  von  Seiten  des  Schrift- 
ilellers  und  die  von  diasem  gelasstns  LOeke  h4tte  daher  von  den 
Herausgebern  durch  eine  sachliche  Anmerkung  ausgefallt  werden 
sollen*  Dies  wird  wohl  in  der  nächsten  Anßage  geschehen  Dass  ein 
Tbeil  der  Prätorisner  wirklich   an  der  Entscheidungsschlacht   be- 


488         Tacitus'  Historien  lib.  1  und  IL  Von  Ig,  Prammer, 

theiligt  war,  ersieht  man  deutlich  aas  Z.  15  ceteris  (legionariü) 
fractus  animus  .*  praetorianus  miles  non  virtute  se,  sed  procUtione 
victum  fremebat  etc.  Auch  war  ihr  unfähiger  Oberst  Licinius  Pro- 
cains Obercommandant  in  der  anglücklichen  Schlacht  nnd  ergriff 
anter  den  ersten  die  Flacht.  Es  ist  natfirlich  nicht  anzunehmen, 
dass  er  ohne  eine  starke  Begleitung  von  Prätorianern  die  Schlacht 
leitete.  Vielleicht  waren  auch  ihre  Reiter  mit  unter  den  pauciores 
Othoniani,  welche  im  Beginne  des  Kampfes  mit  großer  Bravonr  die 
Übermacht  der  Vitellianischen  Reiterei  warfen  nnd  an  den  Wall  des 
eigenen  Lagers  ankeilten.  Es  scheint  nach  allem ,  was  Tacitus  von 
der  unverwüstlichen  Begeisterung  der  prätorischen  Cohorten  fflr 
Otho  und  von  ihrem  ungebeugten  Trotze  nach  der  erlittenen  Nieder- 
lage erzählt,  dass  sie  sich  im  Kampfe  verhältnismäßig  gut  hielten 
nnd  dass  die  äußerst  abfällige  Schilderung,  welche  Plutarch  Otho 
cap.  12  fin.  ataxuTTcr  öe  rjywviaavto  ndvtwv  oi  azQOTtjyixol  /ntjdi 
oaov  iv  x^(^i  ysvicS'ai  tovg  ivavtiovg  vnofteivavreg ,  aXXa  xou 
Tovg  arjTtfjTOvg  ¥vi  q)6ßov  nai  raQaxrjg  dvenifinXaaav  q^evyovreg 
dt  avviiv  von  ihrem  Gebaren  gibt,  stark  übertrieben  ist. 

cap.  58  Lficceius  Albinus . . .  haud  spernendis  viribus  agebat. 
Heraus  citiert  hier  zwar  die  gleichen  Worte  in  cap.  81  SoJuiemus 
haud  spernendis  viribus,  yergisst  aber  hinzuzufügen,  dass  das 
Gerundivum  spernendus  bei  Tacitus  völlig  zum  Adjectiv  -=  parvus 
oder  exiguus  geworden  ist.  Vergleiche  darüber  meine  Bemerkung  in 
der  philologischen  Rundschau  1881,  S.  351.  Ann.  XIV,  40  steht 
das  Wort  gar  mit  dem  Genetivus  relationis:  neque  morum  sper- 
nendus  habebatur.  Hist.  III,  75  wird  es  ebenfalls  von  einer  Person 
gebraucht  hie  exitus  viri  haud  sane  spernendi.  Vergleiche  auch 
11,  86 ')  von  Antonius  Primus  bello  non  spernendus  und  Ann.  XII,  39 
von  Ostorius  ducem  haud  spernendum.  Alle  diese  Stellen  haben  das 
gemeinsame,  dass  in  ihnen  spernendus  nur  in  der  Figur  der  Litotes 
(statt  des  positiven  satis  magnus)  vorkommt  und  zwar  zumeist  mit 
haud  verbunden  erscheint. 

cap.  63  sed  Vüellius  adventu  fratris  et  inrepentibus  domi^ 
nationis  magistris.  dominationis  magistris  verdient  hier  eine 
passende  Übersetzung,  etwa  Lehrmeister  der  Tyrannei,  wie 
bei  Gantrelle  „les  maltres  de  tyrannie.^  Vergleiche  außerdem  bei 
Plut.  Galba  cap.  17  das  ausfahrlichere  tov  didatTKokov  xat  Ttaida^ 
yioyov  Ttjg  (Nsgiovog)  rvqawidog  TiyelXlvov. 

cap.  68,  Z.  5  leitet  Eerkris pervigiliis ,  das  Gantrelle  passend 
mit  „orgies  de  nuit"  übersetzt,  aus  Versehen  von  pervigiliae  ab. 
Diese  Form  findet  sich  aber  nur  einmal,  häufiger  pervigilium. 
Siehe  Georges  II,  S.  1479  und  Tac.  Ann.  XV,  44  sellistemia  ae 
pervigüia  celebravere  feminae  quibtts  mariti  erant. 

Am  Schlüsse  desselben  Gapitels  ist  gesagt  nee  quemquam 
saepius  quam  Verginium  omnis  seditio  infestavit.  Zu  infesiavU 
gibt  Heraus  eine  kurze  sachliche  Note.  Es  ist  aber  auch  eine  gpram- 

')  Und  cap.  1 1  haud  spemenda  manus  von  den  prätorischen  Cohorten. 


Zq  Julins  Yalerins.  Von  G,  Landgraf. 


«ttf 


matische  Bemerkung  xa  der  Verbalform  erforderlich ,  die  bei  Gan- 
trelle  ebenfalls  fehlt,  infestare  Qodet  sieb  nämlich  statt  des  regel- 
m&Oigen  vexarc  (oder  pe(ere)  iu  der  Prosa  zuerst  bell.  Alex.  3,  1 
nostras  munüiones  inftstaitani  als  Gegensatz  zn  dem  nachfolgenden 
deftndebant,  sonst  im  silberneü  Latein,  Von  den  Dichtern  hat  es 
Vergil  nicht,  wohl  aber  Orid  Met  XIII,  731  laet^m  (seil.  laH$$) 
mfestani,  Vergleiche  Georges  11,  S.  195  f. 

cap.  77  nperiet  et  redudet  contecta  et  tufnescentia  victricium 
partium  mthirra  bellum  ipsum.  Heraus  und  Gantrelle  geben  hier 
eine  minder  nothwendige  Note  über  die  Häufung  der  Synonyma.  Bei 
weitem  wiclitiger  ist  ein  anderes  Moment.  Der  von  Mucian  aus- 
gesprochene Erfahrung»»atz  erinnert  nämlich  durch  Ausdrark  und 
Inhalt  ßowie  durch  die  Wortstellung  lebhaft  an  Dem.  IV,  44  exQf^au 
fit  cad'^  Ttov  fAuvoi  ((DiXiTtTiov)  Tt^€tyfiar(t)v  cmog  a  jtoHftoq^ 
80  dass  der  Satz  des  Tacitns  sich  geradezn  als  eine  Beminiscenz  aus 
Demoüthenes  erweiet.  Vergleiche  anßerdem  Liv.  XXVIII,  44  med.  in 
der  Hede  Scipios  muUa ,  quae  nunc  ex  intervallo  non  apparentf 
beihim  aperiet. 

cap.  78  üUc  sacrißcanii  Vespasiano ,  cum  »pes  occuUas  ver* 
saret  animo^  Basilides  sacerdos  inspectis  identidem  extis:  quid- 
qmd  est,  inquH,  Vespasiane  etc.  Hier  ist  die  Bemerkung  am  Platze» 
dass  schon  der  Name  des  Priesters  filr  den  nach  der  Krone  greifenden 
V^spasian  ein  gutes  Omen  war.  Vergleiche  IV,  82  von  demselben 
VMpaaian  tunv  dirinam  spcdtm  et  rim  responsi  ex  nomifte  Bast- 
lidU  inierpreiatus  ent. 

Schließlich  möge  noch  ein  kleiner  Zusatz  zu  Tac.  Agric.  2  ex- 
pulsis  insuper  ttapkntine  profes&öribus  (=  philosophiae  praecep' 
ribus  oder  einfach  philosophh)  hier  sein  Plätzchen  finden,  üiem 
ferbindnng  findet  sich  nämlich  in  dorselbeu  i>tellung  wiederholt  bei 
Celftus  de  medicina,  su  im  prooemium  des  ersten  Buches  S.  2  (ed. 
Daremberg),  3,  5  und  8.  Es  scheint  nach  allem  ein  terminus  tech- 
nicuB  des  silbernen  Latein«  gewesen  zu  sein, 

Wien.  Ig-  P  r  a  m  m  e  r. 


Zu  Jalius  Valerius. 

ll*<lr  die  Bestimmung  der  Lebenszeit  des  Julius  Valerius^ 
lern  uns  die  älteste  lateinische  Übersetzung  des  Bomans  v^n 
Fseudo^Callisthenes  Ober  Alexauder  den  Großen  erhalten  ist ,  hatte 
man  zwar  bis  jetzt  einen  Anhalt?^punkt  nach  oben  durch  das  Itine- 
rarium  Alexjiüdri,  welches  in  den  Jahren  340—345  abgefasst  bereits 
den  Julius  Valerius  benutzt'.,  allein  für  die  Absteckung  des  Zeit- 
raumes nach  unten  fehlte  its  bis  jetzt  an  eineui  solchen.  Diesen ^fest- 
zu.Ktellen  hat  mir  die  treffliche  Monographie  von  Chr.  Schoener  *Qber 
^'    Titulaturen  der  römischen  Kaiser*  (acta  Erlangeusia  II,  p.  449 

•)  Vgl.  darfiber    dk  gute  Dissertation  Ton  Kluge  de  ttinorario 
AlexMdri  MAgni.  BrcsUu  IWi. 


480  Zu  Julius  Valerias.  Von  Q.  Landgraf, 

bis  499)  möglich  gemacht.  In  der  Bede  nämlich,  die  dem  sterbenden 
Darius  II,  20  Paris,  (11,  36  Francof.)  in  den  Mund  gelegt  wird, 
spricht  dieser  den  Alexander  mit  den  Worten  an  'Licet  mihi  iam, 
Alexander  victoriosissiine . .  liberatius  aliquid  quam  qnae  victi  sunt 
loqui.*  Die  Titulatur  victoriosissimits  kam  aber  mit  Aurelian(270 
bis  275)  auf,  et  Schoener  p.  455  'Mit  A  u  r  e  1  i  a  n  tritt  eine  Steigerung 
ein:  er  ist  nicht  nur  fortissimus  imp.,  sondern  auch  mctorio^ 
sisaimits  und  eine  Inschrift  bei  Wilm.  y.  1042  verherrlicht  ihn  als 
perpetuus  victoriosissimus  indulgentissimtts  imp.^  Was  ferner  Seh. 
p.  478  sagt  'Aurelian  war  der  erste,  der  auf  Münzen  dominus  ge- 
nannt wurde,  freilich  nur  im  Dativ  Deo  et  domino  nato  Aureliano 
Aug.,  woraus  sich  ergibt,  dass  er  sich  diese  Benennung  mehr  ge- 
fallen ließ  als  selbst  sich  beilegte . . .  Carus  folgte  dem  Aurelian 
mit  der  Aufschrift  deo  et  domino  Caro  Äug,  und  Diocletian  war 
es ,  der  die  Ani^ede  dominus  als  officielle  einführte ,  vgl.  Aur.  Vict. 
Caes.  39  primus  omnium  Galigulam  post  Domitianumque  dominum 
palam  dici  passus  et  adorari  se  appellarique  ut  deum^  damit  stimmt 
auffallend  was  Darius  in  derselben  Bede  von  sich  ausruft  'en  tibi  ille 
Darius ,  nosti  quippe  qui  fuerim  dominus  et  Beus  scilicet  huiusce  *) 
mundi  existimatus/  Sonach  können  wir  unbedenklich  als  die  Zeit» 
in  der  Julius  Valerius  lebte  und  diese  Übersetzung  anfertigte ,  die 
Wende  des  dritten  Jahrhunderts  bezeichnen. 

Was  die  Heimat  unseres  Übersetzers  anlangt,  so  habe  ich 
aus  einer  eingehenden  Untersuchung  seiner  Sprache,  welche  den 
ausgeprägten  Charakter  der  Africitas  an  sich  trägt,  das  Besultat 
gewonnen,  dass  dieselbe  Afrika  gewesen  sei.  Ich  habe  diese  Be- 
merkung schon  bei  Gelegenheit  der  Anzeige  der  Wölfflinschen  Schrift 
'über  die  Latinität  des  Cassius  Felix'  in  der  Philologischen  Bund- 
schau I  (1880)  p.  126  gemacht  und  ebendaselbst  eine  Abhandlung 
über  diesen  Gegenstand  für  die  nächste  Zeit  versprochen ,  allein  der 
schlechte  Zustand  des  Textes  in  den  vorhandenen  Ausgaben,  brachte 
mich  immer  wieder  von  der  Veröffentlichung  derselben  ab ,  so  dass 
ich  mich  entschloss  damit  zurückzuhalten  bis  zum  Erscheinen  der 
schon  so  lange  angekündigten  Ausgabe  von  Wend.  Förster. 

Einige  Proben  seiner  Diction  werden  hier  genügen,  seine  Ver- 
wandtschaft mit  den  übrigen  Vertretern  der  Africitas  ins  hellste 
Licht  zu  setzen.  Vorausschicken  will  ich  noch  die  allgemeine  Be- 
merkung, dass,  wie  sich  überhaupt  Archaisches  und  Vulgäres 
vielfach  berühren,  so  besonders  die  afrikanische  Latinität  viele 
Wörter,  Phrasen  und  Constructionen  erhalten  hat,  die  wir  sonst  nur 
aus  den  frühesten  Sprachdenkmälern  der  röm.  Literatur  kennen. 

I.  Wortbildung:  an  Stelle  der  vocabula  simplicia  treten 
längere ,  besonders  auf  -dum ,  -tium  (cf.  bei  Plautus  minaciae  = 
minacj  litigium  =  lis):  commilitium  1,  30  Par.,  famulitium  1,  32 
(=:  familia),  cf.  appendidum  =  appendix  Cael.  Aur.,  avitium,  bar* 

')  Ober  den  constanten  Zusatz  (im  Kirchenlatein)  des  Pron.  hie 
zu  mundus,  wo  hie  dem  griech.  Artikel  entspricht,  vgl.  Bönsch  Jt.  p.  421« 


Zq  Julias  Viüeriu9.  7on  &,  Landgraf, 


i%\ 


bitium^  capillitium  Apul,,  Rönscb  Ital,  p.  30.  —  tia  :  lubentia  1,  10. 
32  (Plant.),  mlmtia  2,  7.  3,  17  (Naev.  Titin.  Macr.  Tert.),  invi- 
dentia  3,  5  (Apol.  Ciieh  Aur.).  —  tudo  ipartitudo  1  .  12  (Plaat,). 
mtudo  1.  17;  3,  17  (Plaot),  maestUudo  2,  17  CAco.  Plant. 
leL  Aiir,  Salp.  8©v,),  —  fto,  sio  :  submcrsio  1,  1  (Aruob.  Au^ustin. 
ChulcUh),  fabulatio  1,  18(Vulg.  Firm.  Arnob.),  corusr.aiio^rz:U\\men 
If  12,  (»cd,  et  Rr>n9Ch  p.  311),  —  tor,  sor  :  fmnsor  —  faator  1,  13 
(Apul.),  copulator  1,  22  (Angiiatin.),  inB€ct*tor  2,  15  (Tert  Apul.), 
obsectäor  3,  1  (Tert.).  —  iwrw,  m^i^iwi :  sputamentum  Speichel  1, 
18  (Tert.  Aug.),  incnniamen  d/r.  €i^.  1*1»  cxdiamentum  1,  18 
fehlt  bei  Georges,'  —  Beliebt  siml  in  der  af  rik.  Lat,  die  Zusammen* 
setinngon  mit  nfuUns  {et  Koziol  Apul.  p.  275):  ntuUtfidu$  1.  14, 
mulli0enus  1.  13.  33:  2,  13  ;  3,  27.  —  interturharf,  1 ,  13  (Plant. 
Ter.  Atßbros,)  ,  inttrerrart*  1 ,  31  (Min.  Fei.),  ffUermin^ri  1,  45; 
3,  17;  8,  30  (Plant.),  cf,  Schmilinshry  p.  42.  —  cüncehbrare  = 
eelebro  3,  27;  commanere  spet.  afrik.  t=  commorari,  habitare  1.  *^  T 
(Ylct,  Vit.,  Porphyr.  Macrob,),  tommirjrare  (Phmt.  Ter,). 

II.  Formen  lehre:  sangucn  =  sangais  1,  42  «Erin.  Acc, 
Cato.  Petron.),  nn  maitr  1,  22.  3,  27  (Apul.  mi  soror):  gunpinm 
rr:  irgeurlwohin  2,  21  (Plaut.  Ter.);  ehihitus  als  particip.  2,  15 
Epitomo  Vftler.  (Aiig-ustin,  Sidon.) ;  accersiri  1,  11  (CaeL  Aur, 
Ainbroa«),  cf.  Rönsch  p.  284. 

III.  Syntaxtl.  3  iDtellexit  »e  rincendum  atque  capiendum 
^  tidum  ei  captum  iVt,  cf.  Rönsch  p.  433,  Paucker  Bcmtarium 
p,  12.  —  promrare  quo  =  nt  1 ,  7.  10,  24;  2,  21  .  cf.  Pulgent 
p,  598  ita  tulit  quo  —  paene  effecerit,  sehr  häufig  bei  Fulg  ,  vgl, 
Zink  p.  58.  —  ae  si  (^  tamqnam)  propbeta,  1 »  4  .  ac  91  iam  mor* 
tnum  2,  20.  cf.  Cypr.  ind.  Hart.  p.  408,  Paucker  scmt.  p.  60  (Tprt. 
adT.  Hermog.  35 l  —  sie  =  tum,  k.  m.  Aufe.  in  den  Jahrb.  f. 
elaaa.  Phil.  1880,  S.  416).  —  fj^  cursu  {=  cnrncnlo  Plaut.)  1.  17, 
ef.  Wölfflin  Cassiuä  Felix  p.  413  'dieser  pleonadtische  Gebrauch  von 
ex  nel  II)  modalen  Ablativ  ist  eine  alte  Eigenthilnilfchkeit  der 
afrik  \  ;  ebensopro (nirau  2, 16.  —  quam  hlamlivs  (=  blan» 
d               - ,  22,  cf.  Aug.  civ,  d.  1  ,  11  qtmm  citius  und  7,  9  quam 


IV.  Phraseologie:  a)  Sub^^tantiva  cön$orii(4m  :=  contugium 
Bpit.  1.  20  (Martian,  CapelL  p.  13,  11;  42,  4  E;  Vict,  Vit.  p.  S, 
17  H-);  furalrina  (Diebstahl)  2,  15  (Apul.  Fttig.);  infortunitifm, 
ieht  vulgftr-afrik,  (Plaut  Apul.  Macrob.)  1,  46;  mulce4i>  2,  21 
(Cyprian.  Sidon.);  parilitaft  2,  16  (Apnl.,  Eccles.,  et  Rfiusch  p.  54); 
pascua,  ae  (Weido,  Futter)  spec.  afr.  1,  31  (TertuU.,  August.  Caet 
Anr.  AmoK);  merkwOrdig  2.  22  in  illo  ver$u  fortunae,  versus  in 
dieser  Bedeutung  =:  Wendung  iüt  »onst  nicht  bekannt,  Plautus  ge» 
braucht  v.  von  der  Wendung  im  Tani:e.  —  5)Adiectiva:  caenariaiHS 
1,  8  (Plaut.  Tertull.);  eot^iculaius  1,  15  (Aug.  Apul  Mart.  Cap.); 
dflfwi^t«  1,  10.  37;  2,18  (Plaut  Titin.  Apnl,);  finvpiViii«  (fOr  liquidns) 
«flr,  1,  1  (Commodian.,  CaeL  Aur.);  apipanis  1,  42  (Plaut.  Apul.): 
lehr  häufig  findet  sich  da»  poetische  Adjectiv  Martius  »  so  l ,  16 


f 
43ii  Zu  Julius  Valerius.  Von  G.  Landgraf. 

M.  desideria,  1,  46  M.  pectus,  2,  5M.  terror.  —  c)  ProDomina: 
quanti  =  qaot  1,39,  cf.  Vict.  Vit.  ind.  p.  88H. ;  quisque  =  qui- 
cunque  1 ,  8.  13,  cf.  Cjprian.  ind.  H.  p.  448 ;  hie  tritt  für  is  ein,  bes. 
in  post,  inter,  praeter  haec  (cf  Cjpr.  ind.  p.  429)  in  den  Formeln 
quO'hoc  lürqtW€oSf27;  ton<i7/tts3,25(Plaut.  Apul.).  —  d)Verba: 
cern%Mre  afr.  1,  19;  2,  15  (Varro  sat.  Fronto,  Apul.) ;  accipere  = 
sumere  afr.  Bibellat.  2,  15  bis,  cf.Rönsch  p.  347;  cluo  =  clueo  1,  4, 
13.  42  (Cypr.  A  300,  66  H,  Neue  II«  426);  effigiare  1 ,  5;  8,  29 
(Apul.  Tert.  Sidon.) ;  fovere  =  curare,  colere  1,  15. 44;  2,  2,  cf.Cy- 
prian.  ind.  p.  427);  ignire  afr.  3,  3.  22  (Cjpr.  August.  Cael.Aur.); 
insinuare  2,  5.  8,  21  =  intimare  1,  16.  33;  2,  15,  beide  afiik.,  cf. 
Wölfflin  Cassius  Fei.  p.  418,  Paucker  scrut.  p.  10;  obfirmare  eig.  = 
claudere  (portas,  Epit.  1 ,  46)  und  übertr.  sich  gegen  etwas  yer- 
schließen,  1,  35  mit  inf.  arcere,  1,  43  ne  reciperent  obfirmavercmt 
(Plaut.  Ter.  Apul.  Tertull,  cf.  Rönsch  p.  195);  redhibere  3,  20 
(Plaut.  Jur.) ;  subiugare  (eccl.)  1,  11.  35  etc.  Merkwürdig  ist  bei 
Jul.  Valer.,  dass  er  als  Passiv  zu  dorn  aktivischen  video ,  wahr- 
scheinlich um  die  Collision  mit  videor  =:  scheine  zu  yermeiden, 
visi  gebraucht,  so  visitur,  visuntur,  visebatur,  visebantur^  w»e- 
retur ;  besonders  häufig  ist  das  formelhafte  viseres,  —  c)  Partikeln 
a.  Adverbia:  iugiter  =  semper  (Wölfflin  Cass.  Fei.  p.  411)  1,  23. 
81 ;  indidcm  =  inde  häufig,  =  damit  1,  36  (cf.  Koziol  Apul.  p.  296); 
illorsum  1,  24  (arch.  Cato) ;  itidem  2,  21,  sicut-itidem  3,  2  (Plaut.); 
omnifariam  3,  17  bis,  afr.  vulg.  Macr.  Apul.  Cael.  Aur.  ß,  Con- 
junctionen:  denique  zur  copnlativen  Conjunction  herabgesunken 
1,  10.  11.  17.  22.  30  etc.,  cf.  Zink  p.  58,  Koziol  p.  298,  Becker 
stnd.  Apul.  p.  32 ;  vel  =  et  spez.  afr.,  cf.  Kluge  p.  36 ,  Wölfflin 
Cass.  Fei.  p.  428,  Koffmane  Gesch.  des  Kirchenlat.  I  p.  134;  sed 
neque  =  sed  ne-quidem  Epit.  3,  4.  22 ,  cf.  Cjpr.  p.  439  H. ;  unor 
una  =  a^a  ^ev  —  a^a  de  (Ps.  Call.)  1 ,  10;  2,  4,  sonst  nicht 
bekannt;  prorsus  ut  (=  ganz  so  als  ob)  1 ,  21 ;  3 ,  21 ,  cf.  Becker 
Apul.  p.  39.  y.  Praepositionen :  merito  mit  Gen.  (=  wegen)  — 
fehlt  bei  Georges  '  —  2 ,  22  virtutum  scilicet  et  sapientiae  merito 
(Itin.  A.  102  eodem  merito  =  eandem  ob  causam) ,  Bönsch  p.  398, 
ind.  Vict.  Vit.  p.  87  H,  Paucker  scrut.  p.  47 ,  Koffmane  p.  142.  — 
pro  zur  Bezeichnung  des  Zweckes,  1,  42  (cf.  Epit.  1,  23  qui  venerant 
pro  tributo  atque  censu),  Vict.  Vit.  II,  41.  — penes  =  apud  3,  6, 
Rönsch  p.  398  y  Paucker  scrut.  p.  14.  —  una  als  Präpos.  mit  Abi. 

1.  41.  42;  2,  5  una  legatis,  3,  3  (ähnlich  ist  simul  mit  Ablat.  z.  B. 
Hör.  sat.  1,  10,  86  simul  his  —  nicht  Dativ,  wie  Fritzsche  meint  — 
8.  Nipperdey  zu  Tac.  ann.  3,  64).  —  prae  manu  esse  1,21  (Plaut. 
Apul.).  —  Phrasen:  Sehr  beliebt  besonders  bei  Apuleius  (Koziol 
p.  318,  Becker  p.  43)  sind  Übergangsformeln  wie  et  cum  diclo  y  so 
bei  Val.  1,  13 ,  e<  cum  verbo  1 ,  4 ;  e^  cum  his  (hisce)  dictis  1 ,  24; 

2,  26;  3,  23;  e^  una  cum  dictis  1,  21.  45;  3,  22.  —  auribus 
usurpare  =  aadire  1 ,  10  (ohne  auribus  1 ,  14 ;  3 ,  24) ,  oeuUs 
u9U9pare  =  cemere  1 ,  14 ,  cf.  Plaut.  Casin.  3 ,  5 »  9  unde  meae 
usurpant  aures  sonitum?  Apul.  d.  deo  S.  c.  20  vocem.  .auri6iM 


Mi 


aeriui.  V^o 


»^öf 


Bwi»  jbid*  üon  modo  auribus  eum  verum  etiaoi  oeuhs 

ab  sui  usurpasse,  —  sa^ittas  destituirc  =  abschießen 

31 ,  (fesffware  ^  mittere  2,  5,  12;  3,  26^  cf.  RÖnscb  p.  385.  — 

ir   xmi  =  potest   v.  1,  31 ,  äedit  mri  3,  22,  cf.  Ludwig  ind. 

Iiodittn  cartn.  apoL  35  datur  scire.  —  comitari  cum  aliquo  1, 

cf.  Vict.  Vit.  1 ,  4 ;  2 »  30,  —  ma^o  risu  dissolutus  est  l ,  2 

^  ApuK  inet.  7,  3  Milonem  riau  maximo  dissolHtum,  —  Beispiele 

bgeschmackter«  Ter^chrobener  Aasdrucksweise   (s.  Zink  p.  37  ff.) 

ad:  po9t  amhiium  mundani  hthoris  =  m.  laboie  confecto  1,  11; 

tniam  ex  patcmis  auribus  impetrare  1,    18;  possibiUtate  res 

iret  ==^  fieri  non  pot^st  1 ,  33;  altius  adukscentuli  mm  carpehat 

[,23;  jioculum  stringere  ^  eihaurire  2.  15;  gentem  Fct-aidos 

iiperdtuissv  cuptivitatihus  (haeciae  z=  tijv  fliQuida  ai^^iaJUt/rdii' 

'Xtjviüp  ifili^Quat  Ps.   Call.;  annum  duodecimum  appeUens  l, 

|4,  ib.   17  decimum  annam  appcUebat  (Epit.  agebat).  —  g)  Pleo- 

las  inen,  cf.  Koziol  p.  6  ff,  22  ff.,  Wöiffliii  Cass.  Fei.  p.  426  ff. 

länfting  derConjanctiooen:  etiam  ci,  nee  non  ei  (cf,  WlffL 

l),  pariter  et  {ac)  i.  B.  reges  pariter  ac  puretUcs  1,16  ößbr  oft, 

1  Lind.  Cypr.  p.  453;  tum  etiam  (^  et)  z.  B.  1  p  4  tum  promisü 

iiam,  cf.  Böckor  Apul.  p.  27,  auch  tum  —  tum  etiam  =:  et  —  et 

B.  1,  10;  at  vero  ungemein  oft  (Linas  einmal  2,  24,  S)  Mart. 

[Japell.i  Arnob. ;  quod  enim  mit  ÖberacbüBsigem  tnim^  3,  31  u,  Ö. 

fr-  vülg.,   cl  Koziol  p.   147,    Koffmane  p.  133;   sed   enim  sehr 

üofig,   Koziol   p,  325,    Cjpr.  tnd.  p.  452    —  Pleo  aas  tische 

Sendungen:  imitabatur  navigii  simiUiudinem  1,  1,  cf.  ApaL 

icem  mutatnt  u.  ä.  bei  Koz.  128.  —  maiestatis  magnificentia  1, 

fl  ;  fulgurum  cotuscatio  =  Blitzen  1 »  12.  —  hanc  interpreta- 

tönern  interpretis  1 ,  8,  cf.  Apul.  eius  inventi  repertor,  Koz.  p.  29. 

huius  peritiae  docti  1«  4;  ati  similitudintm  congruus  1,  13.  — 

%rüibu8  cum  dils  honoribas  exaequahai  2,    22.  —  9i   ex  hoste 

tdicna  adfucrii  ^  redierit  1,  4> 

Zum  Schlüsse  noch  einige  YerbesseruDgen  des  Textes  (der 
Pariser  Ausgabe) :  1,  41  quippe  fugieniibus  et  iempus  ore  blandit' 
%iur  !=  Ps.  Call,  ißorj&ai  yoQ  nai  zf^g  at^ag,  lies  för  ore  horae, 
keselbe  Verbesserung  schlägt  vor  A.  Eberhard  in  seinen  treff- 
Ichen  Coniedanea  in  Julium  Valerium  (Festgabe  für  Prof.  W, 
recelius  Elberfeld  1881),  p.  25.  2,  15  suppedtta  eat  ...  tampas^ 
ifiS  ifuppcditata,  2,  16  merebat  et  eorum  mortea  etc.,  Müller 
ehließt  in  Klammern  ein  lugebat,  lies  maerebat,  3«  6  für  pro-- 
tixtio  {an,  uq.)  ist  wohl  permixtio  zu  lesen.  8 ,  20  neque  enim 
itimus  barbari . .  ab  infeetione  nuptae  mtdieris  ttmperabit :  in- 
hdio  eig.  das  F4rben  soll  hier  als  aQ  der  einzigen  Stelle  in  Obertr* 
pedeutODg  'Sch&Ddnng'  heißen.  Viel  natürlicher  ist  es  nach  dem  Ori- 
|tlial  ^fit}  not€  fta^ijv  o  tvqavi^ag  jt^o  rfjg  f^OiX^fi  avai^rjaf} 
"r^y  toviov  ywaiiiia*  mi  /roiov  rj^ilv  iau  xXfog  yUtjg  Kav' 
Htilov  anolioai^wog  ti}v  yTvmnct  zu  schreiben  interfectione, 
Scbweinfurt,  Gustav  Landgraf* 


484  Zu  Livins.  Von  Anton  Zingerle. 

Zu  LlTius. 

XXVIII,  23,  1  ist  die  Überlieferung  atque  haec  tarnen  hostium 
iratorum  ac  tarn  maxime  dimicantium  iure  belli  in  armatos  repug- 
nantisque  edebantur  (edebatur,  edebant);  foedior  alia  in  urbe  truci- 
datio  erat  usw.  im  ersten  Theile,  wie  man  gleich  sieht,  so  nicht  zu 
erklären.  Weissenborn  setzte  darum  nach  dimicantium  die  Worte 
vis  et  impetus ,  Madvig  vis  et  faror  ein  mit  folgendem  edebant  oder 
edebaty  Luchs  hingegen  zog  jüngst  in  seiner  verdienstlichen  Aus- 
gabe, auf  deren  Apparat  hier  für  das  nähere  kurz  verwiesen  werden 
mag,  diesen  Vermuthungen  das  einfache  Lückenzeichen  vor.  Von 
weiteren  Versuchen  zu  dieser  Stelle,  die  bei  Lachs  noch  nicht  auf- 
geführt sind,  kommt  zu  erwähnen  der  von  Harant  in  Bevue  de 
phil.  1877  S.  255,  wo  (ohne  Lücke)  vermuthet  wird. .  .dimicantium 
jpugnantesque  caedebatUur  (vgl.  darüber  H.  J.  Müller  im  Jahresber. 
des  phil.  Vereins  1879  S.  160)  und  der  von  F.  Leo  im  Rhein.  Mus. 
1880  S.  240,  nach  welchem  vielleicht  zu  schreiben  wäre:  atque 
baec  tamen  hostium  iratorum  ac  tum  maxime  dimicantium,  iure 
belli  in  armatos  repngnantisque  edita,  foedior  alia  in  urbe  trucidatio 
erat,  so  dass  trucidatio  auch  im  ersten  Satzgliede  Subject  wäre. 
Dieser  Gedanke  ist  anregend ,  sollte  aber  dann  nicht  in  mehrfacher 
Beziehung  noch  wahrscheinlicher  die  Stelle  so  herzustellen  sein: 
atque  haec  tamen  hostium  irat.  ac  tum  m.  dimicantium ,  iure  belli 
in  armatos  repngnantisque,  caedes  edebatur;  foedior  alia  ceL?  Der 
Ausfall  von  caedes  vor  edebatur  wäre  paläographisch  leicht  zu  er- 
Idären,  noch  dazu,  da  das  Wort  in  diesen  zwei  Paragraphen  noch 
zweimal  wiederkehrt,  und  die  Phrase  selbst  ist  bei  Livius  beliebt 
(vgl.  z.  B.  XXVn,  48,  9  atroxque  caedes  utrimque  edebatur,  XXXI^ 
24  fin.  cum  maiorem  in  angustiis  trepidantium  edidisset  caedem). 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


Bw&hlte  EomödieQ  des  Aristophanes  erklärt  von  Dr,  Tbood*>r 
tock,  IIL  Bändchen,  ^Die  Frosche^  3.   AuÜ.  Berlin    IBSl.   Wcid- 
lnann'Bche  Huchbandlung.  8".  224  S8, 

Einleitung,  Text  und  Erklärung  sind  in  der  dritten  Auflage  dieser 
mit  Hecht  allgemein  geschätzten  Ausgab«  der  Form  tind  der  Ein- 
theilung  nach  anverSndert  geblieben.  Dem  Inhalte  nach  weist  hin- 
gegen diese  dritte  Äuüage  gegenüber  der  zweiten  eine  ungemein  große 
Zahl  von  VcrändertiDgen  auf,  die,  wenn  sie  auch  oft  einzeln  genom- 
men unerheblich  scheinen,  dennoch  in  ihrer  Gesammtheit  namentlich 
bei  der  weiten  Verbreitung  der  Ausgabe  in  allen  Kreisen  eine  neue 
Besprechung  wünschenswert  machen  können. 

In  der  Einleitung  hat  der  Herausgeber  liauptsächlich  den  sti- 
üstlBchen  Ausdruck  einer  Bovision  unterzogen ;  Fremdwörter,  epi- 
theta  ornantia  und  Tropen  wurden  in  greiser  Zahl  beseitigt.  Von 
lusätzen  ist  die  Ergänzung  der  Notiz  aber  das  Schicksal  dt^r  10 
Feldherren  uach  der  Schlaclit  bei  den  Arginusen  (p.  13)  erwähnens- 
wert. —  Gehen  wir  zu  den  Textänderuiigen  ober!  V,  151  JJ  M»^- 
oifiov  ng  ^ijmv  iSByga^faio  ist  (nach  Kitschi  Rh.  Mus,  XXllI. 
508  ff,)  hinter  V.  153  gestellt,  in  ?.  169  ist  (ebenfalls  nach  Rit&chl 
a*  a.  0*  S*  516J  Ijuv  statt  ayeiy  eingesetzt,  v.  790  xanupog  viu- 
XWQf^üSh  avt^i  xov  &q6vöv  ist  (nach  Halmi  eingeklammert.  Im  t. 
107G  jst  Ilalms  iXavvuv,  nXCiv  statt  des  früheren  auf  Bergks  Con* 
jeciur  beruhenden  Textes  {tkaiytav  nXCt)  eingesetzt.  Die  Punkte, 
welche  (nach  6.  Hermann)  in  der  2.  Auflage  nach  t*  1373  eine 
Lücke  anzeigten,  sind  weggeblieben.  (Damit  hätte  auch  die  corre- 
spondierende  Bemerkung  im  ^kritischen  Anhange**  der  dritten  Auiiige 
wegfallen  sollen).  V.  1389  wird  nach  Halm  dem  Aeschjlos  zuge- 
wiesen statt  dem  Euripides«  In  t.  1436  ist  auttt^iag  gesetzt  statt 
or  '  j  (nach  Wecklein).  Außerdem  hat  Kock  v,  204  d&alaT' 
1  Ali  d&aXajTUitOi;  nach  FolL  1»  121,  w  259  (fOQii  statt 

ifis^iy^  Dach  der  La*  des  Ba?.  und  Ven,,  v.  477  Tu^naotm  statt 
Tidqaatai  geschrieben  (nach  Inschriften,  vgl.  Kirchhoff,  I.  Att. 
179,  122)  und  v,  464  ff.  die  ParsoDenbezetchnung  ^lai/Log  in  6«- 
^n*tr»  nXovTuiPog  ?erwandalt. 


486     Th,  Kode,  Ausgew.  Eomdd.  des  Aristophanes,  ang.  von  C.  Holzinger, 

Von  den  (43)  Stellen  des  Gommentars,  in  denen  der  Heraus- 
geber Streichungen  vornahm,  sind  etwa  ein  Vierttheil  von  größerem 
Interesse.  So  ist  Eock  z.  B.  davon  abgekommen,  die  Verse  414  und 
415  zwei  Jünglingen  aus  dem  Chore  geben  zu  wollen.  —  Der  Aus- 
fall der  Rechtfertigung  des  sonderbaren  ineivog  in  v.  790  steht  im 
Zusammenhange  mit  dem  Anschlüsse  Eocks  an  die  Halmsche  Auf- 
fassuug.  Die  Yermuthung,  dass  v.  844  eine  Parodie  von  Eur.  Kykl. 
424  sei,  hat  Eock  wahrscheinlich  auf  Sande-Bakhuyzens  Bemerkung 
hin  fallen  gelassen :  «assentirer,  si  Euripides  xorq),  Aristophanes 
noTip  scripsisset"  (De  parodia  in  com.  Aristoph.  p.  149).  Wegge- 
blieben ist  ferner  die  Erklärung  der  Worte  des  Aeschylos:  cJ  KQt]- 
TiKog  fiiv  avlleyiüv  fiovipdlag  (v.  849)  „Die  unkünstlerische  Ver- 
mengung der  beiden  Eünste  erregt  den  Zorn  des  Aeschylos''.  Den 
Ersatz  dafür,  den  man  im  Commentare  jedenfalls  vermisst,  bringt 
hoffentlich  die  nächste  Auflage.  Erfreulich  ist  die  Verküi-zung  der 
misslungenen  Noten  zu  dvdQStoveQOvg  (v.  1024)  und  zu  iavoi  (?. 
1029),  worin  gewiss  keine  Anspielung  auf  einen  bei  den  Persem 
üblichen  Spitznamen  der  Athener  zn  sehen  war.  Mit  Interesse  wird 
man  auch  die  Note  zu  (xtco  Xrpcv&lov  (v.  1200)  in  beiden  Auflagen 
vergleichen  und  dem  Herausgeber  darin  beipflichten  müssen,  dass 
der  Tadel  des  Aeschylos  nicht  auf  eine,  wenn  auch  häufige,  Anwen- 
dung der  caesura  penthemimeres  in  Earipideischen  Trimetern  hin- 
zielen kann. 

Aus  der  Zahl  der  (153)  Zusätze  zum  früheren  Notenbestande 
greife  ich  zunächst  diejenigen  heraus,  welche  neue  Vermuthungen 
bezüglich  des  Textes  enthalten,  ohne  jedoch  einstweilen  in  diesem 
selbst  Berücksichtigung  gefunden  zu  haben.  Als  anempfohlen  oder 
wenigstens  nicht  als  missbilligt  erscheinen  Halms  Vermuthung  zn  t. 
159  lyw/  ovv  statt  iycj  yovv  und  v.  371  ttjv,  . .  TtQejtovaav  statt 
ai . . .  nQinovoLV  in  Verbindung  mit  Meinekes  Conjectur  xotTOt  statt 
xat.  Die  Stelle  heißt  dann : 

vfAiTg  J'  tiviyi(Qir€  fiolnr^v 

TLax  ^  Ttavwxlöag  zag  tjfAeriQag  rrjv  zrde  Ttginovoav  eoQvfj.  (Mit 
unwahrscheinlich.)  Auch  Herwerdens  xai}.iai  statt  ^al^aat  v.  1073 
ist  in  den  Commentar  aufgenommen,  während  die  Conjecturen  dyvSy 
zu  V.  335  statt  ayvav  (v.  Leutsch)  nur  im  kritischen  Anhange  ver- 
zeichnet wird.  Abgelehnt  wird  Halms  Conjectur  ^aiTrjrai  statt  '^gi- 
üTTfcai  der  Handschr.  v.  376,  wo  Eock  seine  eigene  Schreibung 
riylaTBvtai  beibehält.  Mit  Recht  werden  schließlich  in  der  schätz- 
baren Erweiterung  der  Anm.  zu  v.  180  die  von  Hamaker,  Bitschi, 
Dindorf  (und  Roethe)  mit  den  Versen  179 — 184  geplanten  Ver- 
änderungen als  verfehlt  bezeichnet.  Wenn  Dionysos  v.  180  sagt: 
XOiQcifjiev  Ini  zo  nXdiov,  so  folgt  daraus,  wie  Eock  sehr  richtig 
meint,  durchaus  nicht,  dass  er  den  Nachen  bereits  sieht.  Es  folget 
aus  den  Worten  nur,  dass  ihm  die  Existenz  eines  Nachens  an  diesem 
Orte  bekannt  ist.  Eock  verweist  nun  auf  die  Worte  des  HeraU^ 
A.  139 


7^.  Ködtj  ÄQs^ew.  Koradd.  d^  Ariflioplimiies,  ang.  von  ü,  Bdlsinffer.    4S7 
vavTTji  did^ei  dv*  oßoKa^  fitai^6v  XeLßiuv 

i  die  Quelle  der  Kenntnis  des  Dionjraos   von   der  Exiäteuz   dieses 
jlterweHLicheD  Fahrzeuges.  Hiebe!  fallt  aber  der  eioe  ümätaud  auf, 
Xanthias  und  Dionysos,  jedenfalls  aber  wenigstens  derjenige 
^n  beiden,  dem  y.  163  zugetheüt  wird: 

VTi  jfjv  noOHdbi,  Mci&Tt  y    o   Xd^tav  ovfoaC 

FAbrmanü  gleich  als  »Charon*  erkennt,  obwohl  ihn  Herakles 
t^ht  aU  solchen  genannt«  sondern  nnr  als  di^r^ff  yiqwv  bezeichnet 
ite.  An$to|»haiies  läi&t  also  die  beiden  Reisenden  selbstverständlich 
Hit  der  Kenntnis  der  Mythen  aai*gerustet  auftreten,  die  jedem  Zu» 
(ichauer  geläufig  waren.  Dann  hatte  es  aber  7.ur  Erklärung  des  Ar- 
tikels vor  nhnov  des  Hinweises  auf  v.  139  gar  nicht  bedurft.  Dass 
h%m  See  auch  Au  bewusste  Nachen  des  Mythus  zu  Hnden  sein 
müsse,  konnte  jedem  Zuschauer  als  natürlich  erschi^ineu  in  dem 
&e,  io  welchem  eben  der  Mythus  im  Drama  den  Schein  der  Wirk- 
annimmt.  Die  Worte  des  Herakles  (v.  139  (f.)  sollen  also 
lieniandem  etwas  neues  bieten,  sondern  nur  bestätigeu,  dass  die 
Unterwelt  (abgesehen  von  absichtlichen  1  Lächerlichkeiten)  nach  dem 
ikannten  Mythenkreis^i  auf  die  OQhne  gebracht  wird.  —  int 
oiov  schUet>lich  (v.  ISU)  ist  nicht  ,,ganz  ihulich  wie  (v.  69)  in^ 
ilifov  und  (v.  111)  ini  thv  Ki^ß^QOv^,  sondern  nur  gesagt,  wie 
137)  ini  kifivrjv  r^^ag, 

Keue  Vermuthungeu  Kocks  selbst  sind:    Die  Anordnimg  des 

tches  V,  757—759.  ZANQ,  754 — 756  und  tig  oviog;  ovr- 

ni  9oQvfifh;  xi  ß^  \   BEF.  u  aQuyfia'iiavi,    H^^A  0,    x*^ 

fügr^atiog;  GEP,  yimxvXov  xiVQi/iid(n\  ferners  nigl  statt  /la- 

in  .*öf(Kjr  iotcjx^ig  dviniiff^r  (v.  10G8),  trotz  der  handschriftl. 

eichtigkoit  der  Änderung  bei  diesen  s*>  oft  mit  einander  vorwech- 

^Iten  Präpositionen  nicht  gauz  wahrscheinlich,    weil    jtiqi   Ix9v9 

Verb&lform  erwartuü   läßt,    die    eiii   längereg  Verweilen    aus- 

rOckt.    ScbJieBlich  wird  statt  dvatoiuJ  (v.  1423}  gegenüber  Mei- 

ekes  diütofid  vermuthet:  diatffk^t. 

In  der  Vermehrung  der  die  Exegese  bereichernden  Citate  aas 
ir  Literatur  dieser  KomOdie  au.s  don  letzten  15  Jahren  ist  der  He- 
ausgeber  sehr  Torsichtig  gewesen.  Um  so  bedeutender  ist  der  Zu- 
den  wir  ihm  selbst  verdanken.    Allerdings  besteht  derselbe 
orwiegend  in  Parallelstelleu,  die  dem  Autor  selbst  und  den  fragm. 
Dm.  entnommen  sinj.    Jedoch  fsind  auch  die  exegetischen  ßemer- 
kangon  verschiedener  Art  zahlreich  genug.  Mit  Recht  wird  z.  B.  zu 
■^    IH4,  der  dem  Dionj^äsos  gegeben  wird:  X^*Q^^  ^^  -Va^^»^,  X^'^«  ^ 
idotay,  Xfiifif    iif  XaQitßv  und  den  Meineke  unter  Dionysos,    Xan- 
und  den  v^x^og  vertheiien  woIIUp,  bemerkt,    dass  es  unwahr- 
tolich  sei,  dass  der  vB^t^g  hier  wieder  mitrede.  Zu  der  flehent- 
ch4Ui  Bitte,  die  Dionysos  v.  297  an  seinen  Priester  richtet,  bemerkt 
eck  Tiel  wahrscheinlicher  als  Knger,   der  den  Dionysos  inm  Prie- 
er  flachten  läßt,  dass  der  Gott  sich  nur  von  weitem  mit  flehender 
eberde  an  ihn  wendet  Der  Zusatz  zu  v.  911  dber  «Ig  tig  und  4g 


488    Th.  Kocky  Ansgew.  Eomöd.  des  Aristophanes,  ang.  von  C.  Holsinger. 

ye  Tig  wendet  sich  mit  Glück  gegen  eine  Conjectur  von  Dawes  nnd 
Person  zu  diesem  Verse.  Die  Worte  des  Euripides  örjinoxQaTixov 
yag  avx  idgiov  (v.  952)  sind  nicht  ernsthaft  zn  nehmen,  sondern 
enthalten  nach  Eock  offenbar  eine  komische  Übertrampfang  der 
athenischen  Demokratie.  Auch  bezüglich  des  Traumes  der  Spinnerin 
ist  die  Notiz  zu  v.  1339  ersprießlich,  dass  die  Parodie  hier  den 
frommen  Brauch  der  Abwendung  schlimmer  Vorbedeutungen  bOser 
Träume  durch  Waschungen  in  fließendem  Wasser  mit  den  Vorbe- 
reitungen zur  Wäsche  komisch  vermischt.  Eine  feine  sprachliche 
Bemerkung  findet  sich  zu  v.  1460  &iQiaiie  vrj  Ji  einBQ  dvadvaei 
nahv.  Es  heißt  nicht  ngog  JioQy  weil  in  der  logischen  Inversion 
einer  hypothetischen  Periode  der  Imperativ  nicht  sowohl  einen  Be- 
fehl, als  eine  Behauptung  vorstellt:  evqetiov  iaviv.  Sehr  lehrreich, 
weil  im  Sinne  einer  geistreichen  conservativen  Kritik  gesprochen, 
sind  die  zn  V.  1469  beigefügten  Bemerkungen.  Euripides  erinnert 
den  Dionysos  an  seine  Schwüre.  Diese  kommen  jedoch  in  dem  Stücke 
nirgends  vor.  Eock  weiß  diese  Schwierigkeit  zu  beheben,  ohne  sich 
des  beliebten  Mittels  zu  bedienen,  „eine  Lücke  zu  statuieren^. 
Zweifelhaft  hingegen  ist  die  Construction  im  v.  1059. 
dvdyxri  |  fjieydltov  yvtifiw^  xal  öuivouav  taa  xai  r«  ^ijfiara  rCxretv 
wo  Eock  die  Genetive  von  ^y^ucrra  abhängig  macht.  Zweifelhaft  ist 
auch  der  Zusatz  zur  Note  1126,  wo  Eock  zum  Aeschyleiscben  Verse 

nnd  dessen  verkehrter  Interpretation  durch  Euripides  („der  du 
meines  Vaters  Überwältigung  mit  anschautest**)  beifügt:  .Wäre 
dies  der  wahre  Sinn,  so  hätte  Aeschylos  iTComsvoag  schreiben 
müssen**.  Hiebei  ist  ein  wichtiger  Punkt  übersehen  worden.  Hätte 
Aeschylos,  um  Euripides  zu  der  von  ihm  beliebten  Verdrehung  des 
Sinnes  jener  Stelle  zu  berechtigen,  inOTtzevaag  schreiben  müssen, 
so  war  die  Verdrehung  durch  Euripides  grammatisch  fehlerhaft  und 
daher  auch  für  das  Publikum  unverständlich,  weil  eben  Aeschylos 
inonrevwv  geschrieben  hatte.  Noch  weniger  hätte  Euripides  den- 
selben „Fehler**  v.  1143  wiederholen  dürfen,  wo  es  ja  heißen 
müsste :  iTcomevaai  €q)riy  um  den  Sinn  wiederzugeben,  den  Euri- 
pides (nach  Eocks  Ansicht)  im  Aeschyleischen  Verse  finden  wollte. 
Das  TiQWTOv  xpevöog  liegt  eben  in  Eocks  Übersetzung  jener  Wort- 
verdrehung. Das  Subst.  „Überwältigung"  hat  für  uns  aoristische 
Bedeutung,  während  xgctzog  für  Euripides  den  allerdings  gezwun- 
genen Sinn  hat,  dass  die  „Vergewaltigung  an  Agamemnon*'  für  alle 
Zeiten  fortdauert,  oder  wenigstens  so  lange  als  der  Mord  noch  nicht 
gesühnt  ist.  Und  gezwungen  soll  ja  auch  die  Euripideische  Inter- 
pretation nach  der  Tendenz  der  Stelle  sein ;  grammatisch  fehlerhaft 
aber  darf  sie  nicht  sein. 

Auch  die  Note  zn  v.  1196  halte  ich  in  ihrer  neuen  Fassung 
für  bedenklich.  Der  Ausdruck:  „Wenn  Oedipus  unt^r  diesen  Um- 
ständen noch  irgendwie  glücklich  genannt  werden  kann,  dann 
fehlte  ihm  zum  vollen  Glücke  nichts  als  dass  u.  s.  w.''  setzt  auch 


Kock,  Aa»gcw.  Kom5d.  des  AmtophAiies,  ang.  von  C.  HaUinger.    4t0 

ir  den  Text  vomus,  düse  eich  das  aidalfitav  In  v,  1196  zu  dem 
V.  1182  gewäblteu  AdjectiFe  verhält,  etwa  wio  ein  Süpedativ^  zu 
nein  Positiv.  Im  v.  1182  heüit  es  aber  ebenfalls  Bchou:  ^vOiäi- 
vg  to  jigvnoy  ^vÖal ^(oy  ayr^Q. 

Hier  haben  wir  also  nicht  nur  die  gleiche  Stufe  des  Ausdruckes 
it  V.  1196),  soDdern  den  gleicheo  Ausdruck. 

Soviel  über  das  Neue,  das  die  dritte  Auflage  bietet.  Bezüglich 

unverändert  gebliebene  neu  Hauptstocke«  der  Erklärung,  wollen 

r  nur,  bevor  wir  von  dem  verdienten  Herausgeber  scheiden t  einige 

Fragen  erheben.  Lehnt  z.  B.  Dionysos  mit  dem  Ausrufe  ananaJ 

y.  57)  die  Zumuthung  des  Herakles  wirklich  ^unwillig*^  ab,  oder 

statigt  er  sie  aicht  vielmehr?  Abgesehen  von  der  Erklärung  der 

Stelle  bei  Sutdas:  annan<u,  avyxafa^exiKOv  imQ^tj^ia  u.  s.  w., 

'  ir  die  Lesart  des  Venetusscholions  xu    v.   57   beipfticbtet   (Von, 

CLsste    nach    Dueb.    haben    xara&£ittfPOv    lov   ^wi^voov    xfiL» 

hrend  das  SchoHon  im  Bav.  fehlt)  fuhren  schon  die  VVorte  des 

onysos  v,    6ti    und    67  auf  diesen    von   alten    Et  klarem   jenem 

ridl  beigelegten  Sinn 'K     Dionysos  gesteht  ja   mit  v*  66 — 67 

_utlich    XU,    dass    sein   /rod'og  ein   noiPog    aydqüg   ist,    ntolich 

EvQtjtidoi\  nur  in  anderem  Sinne,  als  Herakles  meint.    Ist    man 

mit     diesem    Zusammenhange    einverstanden,     m    lö^t    sich    die 

Schwierigkeit,    die    in  dem   ^vviyit^ov   Tt^t  K)\^ia&ivu    zu  \\%f^xk 

heiut,    von    selbst.    Herakles    zieht    aus    dem   djianctl   des   Di- 

lysos  nicht  den  Schluss:  oideva  In  avögog  no^ov  i'x^ty  öoKäig, 

ov  i({i  KX^toS-^r^t  avvi^yivov  (sei  nun  die  Begründung  hiefür: 

H  juakloi'  toitoi*  fpiktiQ  %  ovtipaovv  oder  aber:  hvei  dt^i* 

CTOTOv  7tQayfia  iydviro  iKsirr^  rj  awotvia  (vgl,  v.  48),  sondern 

prielmehr:  ^iyag  ovy  xai  id  vvv  tti  ae  da^ädittet  nod'og  zov  dv- 

"*  '*,%  (^  ovPiytyoL. 

Eine  zweite  Prags  drängt  sich  uns  bei  der  als  Eigentham 
tbes  citierten  Erklärung  zu  v.  228  auf.  Sie  gehört  wohl  Bergler 
an:  Zu  V.  463  ff.  ist  als  Parallelstelle  Frieden  464  citiert.  Gemeint 
ist  Wühl  Fned.  182— 1«3?  Auch  die  Note  zu  854  ist  zu  verbessern, 
wo  es  heiGt :  ^Wean  übrigens  Rav.  Borg,  wirklich  iva  fi^  h  haben, 
^^gPO  ist  u.  s.  w.**  K&v.  hat  die  Schreibung,  welche  ihm  schon  Bekker 
^Httd  vor  diesem  Invorutzz  in  ihren  leiten  (stillschweigend)  zuwiesen: 
^Hbtor  ^^  ii&palaii{t  xtX.  Der  Fehler  geht  auf  Thier^ch  zurück,  der 
^Hivernizzens  Note  falsch  verstand.  (Iva  ftr^  x£<palatoi  gibt  auch 
^^vi^Isens  gleichzeitig  mit  der  Kockschen  erschienene  Ausgabe  still* 
Schweigend  als  Text  des  Bnv.).  Wenig  ehrenvoll  für  Aristophanes 
'     ist  die  Bemerkuüg  zu  v.  1148 

EYP,  tt  ydp  nitfQptpr  wo  jjf^^yio»  */**  yi^n^: 
,Dfr  Vors  soll  blol^  den  plumpen  Witx  des  Dianjsos  einleiten*  ; 
(v,  149.     ^fO.  ovttxii  Ar  #rfj  TtpVf  rr«rt>rtf  fvaßtoQpj^oi) 
wt©  Ettripides  die  Worte  (des  Aeschylos)  sonst  noch  deuten 

■)  So  das  Rav.  icboU  56   bei  DUboor.    ßbrigem  gibt  di«  Uaad« 
idktift  dai>«lb«t  nnnanoi,  niohi  dttmtmu 


440    L,  ilf«9u2«2880^,  Appiani  historia  Romana,  ang.  ^onB.Bit8chof8ky, 

wollte,  ist  nicht  ersichtlich".  Euripides  wollte  den  Ausdruck  not" 
TQipov  einer  sophistischen  Interpretation  unterziehen  und  einen  Schluss 
aus  diesem  Worte  auf  Zeus  ziehen,  was  man  an  dem  Nachdrucke,  der 
in  V.  1148  auf  tiotq^v  liegt,  bemerken  kann,  etwa;  eöei  av  xal 
Tov  dia  xavTO  tovto  t6  x^oviov  yigag  i'xsiv.  Darin,  dass  dem 
Zeus  selbst  dieses  ycQag  nicht  zukam,  liegt  eben  nach  Euripides  der 
Fehler  in  der  Aeschyleischen  Ausdrucksweise.  Dionysos  hält  sich 
hingegen  an  den  Ausdruck  %&6viov  yegag,  das  er  komisch  genug 
sich  nur  als  TVfißoQvx^iv  vorstellen  kann.  Damit  erscheint  auch 
die  Einmischung  des  Dionysos  eher  als  schlagfertig,  denn  als  plump ; 
denn  die  Fortsetzung  der  Rede  des  Euripides  in  dem  oben  angedeu- 
teten Sinne  musste  jedem  Athener  unwillkQhrlich  vorschweben. 

Ist  es  schließlich  wahrscheinlich,  dass  Dionysos  mit  den  Wor- 
ten: ev  vrj  TOV  ^Eqii^,  0  Vi  Xayeig  d*  ov  fiav&avto  (v.  1169)  dem 
Euripides  „schfichtern"  Recht  gibt,  „indem  er  ganz  naiv  eingesteht, 
seine  Worte  nicht  begriffen  zu  haben"  ?  Schon  die  nächsten  von 
Dionysos  an  Euripides  gerichteten  Worte  (1175)  re&vrpioaiv  yaq 
Bkeyev^  w  f,iox^r]Qi  ov  verrathen  weder  Naivetät  noch  Schüchtern- 
heit. Es  wird  also  v.  1169  anders  zu  interpretieren  sein.  —  Dass 
ich  mit  Kocks  Commentare  zu  v.  545  ff.,  1028,  1301  nicht  einver- 
standen bin,  geht  aus  den  Erklärungen  hervor,  die  ich  zu  diesen 
Stellen  bei  anderer  Gelegenheit  gegeben  habe. 

Dr.  Carl  Holzinger. 


Appiani  historia  Bomana.  EdiditLudovicns  Mendelssohn.  Volnmen 
alterum.  Lipsiae  1881.  Tenbner.  (V,  565—1227). 

Das  Volumen  prius  wurde  bereits  (bald  nach  seinem  Erscheinen 
1879)  in  dieser  Zeitschrift  XXX.  Jahrg.  916 — 918  angezeigt  und 
die  durch  Mendelssohn  neu  geschaffene  kritische  Grandlage  nach 
Qebür  hervorgehoben.  Das  nun  vorliegende  volumen  alterum  (mit 
fortlaufender  Seitenzahl)  enthält  p.  565—1182  die  fünf  BQcher  der 
Bürgerkriege,  p.  1183—1189  die  fragmenta,  darunter  das  zuerst 
von  M.  Treu  in  einem  Ohlauer  Programme  vom  «Tahre  1880  veröf- 
fentlichte längere  Bruchstück  rtegl  'Pwfiov  xal  ^Piofivlov,  endlich 
(eine  sehr  dankenswerte  Zugabe)  einen  ausführlichen  index  nominum 
p.  1190—1227.  In  der  praefatio  berichtigt  der  Herausgeber  einen 
Irrthum  betreffs  des  codex  Vratisl.  (d),  den  er  früher  falschlich  für 
den  ersten  Theil  des  Laurent.  LXX,  33  (f)  gehalten  habe,  eine  An- 
nahme, von  der  er  nach  eigener  Einsichtnahme  an  Ort  und  Stelle 
abgekommen  sei.  Ferner  werden  einige  Ergänzungen  zur  adnotatio 
critica  gegeben.  Den  Abfall  der  Accent-  und  Spirituszeichen  in  einer 
Anzahl  von  Wörtern  entschuldigt  der  Herausgeber  p.  IV,  Anm. :  fu- 
gam  illi  dum  Über  in  chartam  puram  transfertur  capessiisse  credendi 
sunt.  In  der  That  ist  der  Druck  äußerst  correct.  Ich  ünde  im  Texte 
nur  zwei  Versehen:  773,  18  f.  1.  ivTvyxdpovza^  f.  -og;  1110,  22 
wtokeXailxixfiivov.  In  Bezug  auf  die  Gestaltung  des  Textes  hat  M. 
sich  auch  in  diesem  Bande  lobenswerter  Vorsicht  befleißigt  und  sick 


t»  Mmdeluohn^  Appiftni  bistorla  Komana,  aBg.  von  R.  Bit^chofskif.    441 

gehütet,  Conjectnren  Torscbnell  in  den  Text  tu  setzen.  Dagegen  ent- 
bttlt  dieailnotatio,  in  der  nach  des  Herausgebers  eigener  Versicherung 
mehr  Rücksicht  auf  das  Sachliche  genommen  wurde  als  im  ersten 
Bande,  auf  jeder  Seite  eigene  Vennuthungen  M/s  in  Form  einer 
zweifelhaften  Frage  oder  darch  *malim'  eingeleitet,  die  wohl  meist 
den  Sitz  einer  Verderbnis  richtig  aufdecken  oder  wenigstens  eine 
Auffälligkeit  des  Ausdruckes  mit  Recht  beanstanden  mögen,  an 
manchen  Stellen  aber  auch  ohne  triftigen  Grund  die  Sicherheit  der 
handschriftlichen  Überlieferung  erschütterru  Im  Folgenden  will  ich 
eine  Anzahl  von  Stelleu  einschließlich  des  ersten  Bandes  besprechen 
und  bei  dieser  Gelegenheit  die  Wahrheit  der  eben  auFge«prochünen 
Behauptung  zu  bekräftigen  suchen,  ani  auch  ein  Scherflem  zur  Kri- 
tik Appiana  beizutragen.  Ich  citiere  nach  den  Seiten  und  Zeilen  der 
uen  Ausgabe, 

5^  1&  ff.  Kai  tomwv  Ttiqi  xal  iq^^  ixaatov  dr^hüam  %a  d'^ 
t^ißiarata,  otav  ig  Pxaotoy  t^og  ^  yaatfr^  "riQtttj.  Die  Ver- 
muthung  ra  ax^/!?«'cFr£^a  (vgl,  848,  6;  a%qtßiöcEQOY  ist  viel 
h&utiger:  774,  12.  898.  15.  1152,  5)  ist  überflüssig,  weil  der  Su- 
perlatiT  sehr  wohl  am  Platze  und  durch  folgende  Stellen  gesichert 
i«t:  147,  4.  179,  26.  291,  9  f,  692,  11.  937,  4  (an  welcher  Stelle 
Candidus  übersetzt  diligentius,  ohne  dass  M*  den  Comparativ* 
Torgeechlagen  h&tte).  1012,  1.  —  120,  16  f.  o  di  xal  Xaßot,  rolg 
d^iorevaaütv  idtdov.  M.  will  (dtyedldov  sowohl  hier  als  an  den 
analogen  Stellen  233,  12.  489,  16  wohl  mit  Rücksicht  auf  65,  8. 
110,  4.  212,  19.  320,  7.  558,  8;  allein  zu  den  drei  obigen  Stollen, 
^wo  das  verbum  simpIex  Überliefert  ist,  kommen  noch  781,  25,  1070, 
1167.  10.  Man  wird  also  bei  dorn  überlieferten  fd/dar,  das  ja  voll* 
C^mcien  genügt,  zu  bleiben  haben.  —  121,  12  f.  o^Hitg,  ola  di]  h^ 
jriqax ,  ^i^&intafiit'ovg  diae^ig  t}/ovfi€vog  elvm  xar orXa- 
ilv.  Zur  Sicherung  der  Überlieferung  gegen  Stephanus*  Cj.  ftEd^i- 
röirffyoti; konnte  vorwiesen  werden  auf  2BB,  19  f,  oWy  tt  d^ttlovfUM' 
*  i6oi,  l<p i  71  zato  (sc.  0a^iag  6  VnnaQX'^^)  ^b  o^poyovg  tag  rtg 
rog,  xai  Xifir^rdfuvog  dmnr^da.  1005,  12  (f,  ovo^ia  tov  flo^t- 
frjtov  dva  oktjy  rr^v  'ißi^^av  ....  n^^i^ioviog  tt  xai  fteS^i- 
tfifvöv  und  17  f,  o  dt  xflt  roiVf^ei,  utovifoti^g  itfy,  Inttpaivcio 
xai  dtfintd^itvog  rvu}%käi,  —  122,  7  f.  ocai  di  xarij' 
/üvrn  t(tiy  yTPatxior,  In  der  adnot.  crit»  lesen  wir:  „cJ.Tr'yovro 
fei  (xafy  dnT;ytnTO  coni.  Steph.  an  xaiitxovTo'i*'  Doch  wozu  eine 
?  Ich  denke, xaraj'£i>*  bedeutet  hier  ebenso:  (0  ©fangen e) 
n  wjö  ^nbon  bei  Homer  Z  58,  0  32,  (vgl.  Passow  s.  v.) 
latein.  dedoco,  z,  B.  Sali,  Cat.  55,  2,  Tac,  Ann. 
1 4 .  .  .  > ,  0 :  xal  dtfayrjg  iv  ixuyfj  Xoxo£  i*  ^rexfv n ibto, 
Imperf.  bedeutet:  hielt  «ich  Ter  bor  gen,  so  dass  ein  ijtb' 
ixqvntn,  wie  es  M.  verlangt,  nnnöthrg  erscheint.  Sehr  passend 
st  «ich  vergleichen  "2^^^  18  ff,  i  nox^^TtroptEvogly  ljo%^aig 
'ft€Voyidm,I(finiato  i^  dfarol^, 
1  /  rcfro  lehrt,  dass  i%rftx^.  wicdenugeben 
darch:  sieh  versteckt  haltend.  Ähnlich  heiGt  es  951,  22  f.  952^ 


442    L,  JKfßndelMO^AppianihistoriaRoinana,  ang.  Yonü.    BUschofshy* 

1  ^lyotQLOv  di  Tj  yvvri  HQvrrrovaa,  /niav  ig t6 aTtOQQijvop  l/nj- 
ydysTO  haqanaivav^  wo  M.  abermals  ändern  will  xQvipaoa.  Andere 
Stellen  übersehe  ich.  —  141,  26.  142,  1 :  Ted^rjQifo^oig  de  %a 
ütüfiaza  VTCO  ki^ot  xal  loifiov  xal  no/irjg  xal  XQOvov.  Der  letzte 
Begriff  reiht  sich  den  anderen  in  etwas  auffälliger  Weise  an.  Nip- 
perdey  yermuthete  ^jtov.  Zu  Gunsten  der  Oberlieferung  ließ  sich 
anführen  160,  21  ff.  xal  firj  ttjv  tvoJUv  ixvQvxstv  xqovifi  re  xal 
GTQateiaig  awexeat  xal  iatpoQatg  xai  Xi(x(^  xal  aQyiif  Ttjg  ytjg 
ämvfievrß.  606,  3  t  xQOV(p  di  xal  Xtfitp  TtaQsaTrjaavTO  ol  Tto* 
Xefiioi.  —  144,  7  ff.  nQioßeig  de  dniateXkov^  ot  %ov  Tcolefiop 
e^elXovonjidvvaivxo  xaTad'rjaea^ai.l^.  schlägt  vor  xaraar^- 
aead-ai.  Ganz  mit  unrecht.  Jenes  ist  stehender  Ausdruck  für:  einen 
Krieg  beilegen.  So  sagt  Thukyd.  I,  121:  xaTa^rjao^ed'a  av- 
Tov  (sc.  noksfiov)  iv  xaiQcp,  Dem.  XIX  264:  ovro)  tov  tcoXb' 
/iov  xaTi&evTO.  Aus  Appian  lässt  sich  vergleichen  117,  23  f. 
voitiiaag  iv  xal^  ^tjaeC'S'ai  rbv  noXefiov  eni  x^^^^  Xa^- 
TiQci,  808,  12  f.  noXv  de  ixäXkov  iv  tolg  xotvoig  xai  xa  Xdia 
xaza&ia^aL  im  Gegensatze  zum  vorangehenden  i^egi^eiv.  Dem 
Ausdruck  im  ganzen  ist  analog  261,  22  f.  nQeaßeig  ovv  etioovg 
ig  ^Pwfitpf  enefiTcov  avcQXQazoQag,  ojvjß  dvvaivvo  rajtaQoyta 
^la&ia&airxnd  265,  5  ff .  —  154,  14  f.  /jera  de  tovto  ^^yw 
sv9vg  ijtl  zrjv  ^ax^p^  avovg  ovxag  in  dyQVTtviag  xal  xoitov. 
Die  Cj. :  avovg  für  das  in  Y  überlieferte  avvovg  rührt  von  Kercher 
her.  Da  jenes  Wort  ana^  eiQrjiuevop  wäre,  scheint  mir  die  Ver- 
muthung  nicht  ganz  sicher.  Vielleicht  darf  man  an  iEK)AYTOYS 
denken,  welches  sich  auch  durch  den  Vergleich  mit  anderen  Stellen 
empfehlen  würde.  50,  16  f.  t/ro  xa  \dQuycog  xal  aa^fjiazog,  onov 
Ti  dioi  xa^iveiv,  e^ekvovxo  Taxewg.  1137,  6  :  tov  nvevfiaxog 
ixlv^evTog.  82,  15.  513,  13.  —  158,  23  ff.  oi  d"  iv  TOig  aze- 
voig  vnehxßov^  aneq  ri^eXev  6  Idvvißag,  q)evyeiv  avzov  dg  h 
dnoQÖig.  M.  will  den  Singular  OTteg.  Der  Plural  ist  ganz  ohne  An- 
stoß. Die  Literatur  dai'über  hat  zusammengestellt  Frohberger-Ge- 
bauer  zu  Ljs.  XII,  9.  Vgl.  auch  Bauchenstein  z.  d.  St.  —  162,  8  f. 
iog  elxev,  ev  zolg  OTtkoig  ig  zo  ozQazTjyiov  eadgafiiop.  Zum 
Schutze  der  von  M.  angezweifelten  Worte  iv  zoig  onloig  neben  (ig 
elxev  setze  ich  die  Stelle  her  1029,  17  f.  cig  elxavy  avzixa  xzX, 
Ich  kann  darum  auch  nicht  glauben,  dass  304,  7  f.  ißadil^e  aza" 
diovg  eixoaiv  dxpoq)i]zi,  fiezd  oiyrjg  ßad^vzdzrjg  die  letzten 
drei  Worte  unecht  seien.  Appian  gebraucht  den  Ausdruck  mit  Vor- 
liebe: 210,  25  f.  759,  17.  942,  16;  mit  gkotttj  762,  24  f.  1029, 

2  f.  1141,  22  f.  und  ähnlich  an  anderen  Stellen.  —  176,  20:  xai 
o  fiiv  ovzct)  TiaQaßoküjg  dieaw^ezo  d.  h.  er  rettete  sich  auf 
tollkühne  Weise,  indem  er  nämlich,  wie  unmittelbar  vorher  erzählt 
wird,  auf  der  Flucht  vor  seinem  Gegner  durch  die  feindliche  Stadt 
Oapua  hindurchritt  und  auf  der  entgegengesetzten  Seite  dieselbe 
wieder  verließ,  um  sich  mit  den  Römern  wieder  zu  vereinigen.  Wa- 
rum also  wird  vorgeschlagen  nafaXoywQf  das,  wenn  es  überliefert 
wäre,  allerdings  nicht  beanstandet  werden  könnte?  Zum  Überflösse 


L»  Mfncirl»oftfft|  Appiaiii  MitoHii  Bomviiit,  ti)^»  Ton  H.  Bit»ch(tf^j.    14t 

Bren  parallele  Ausdrilcke  hier  Platz  fimlen.  28^,  23  f.  1133,  5. 
157,  9:  fokfifj  naqaßnXi^.  832,  ^1:  /r^  t«  xirdfiS^ofc  /ra- 
ußnlwtaTtp.  871»  26*  872»  1:  atjy  ^^aan  TvctqaßoXt^,  — 
f9,  14 1  0ov)Unög  6  ^Pu3^iaia}y  (fi^aTifyoQ,  M.  bemerkt:  förba  o 
4i/i.  <nr^.  mihi  sospecta.  lu  der  Tbat  erscheint  hier  fQr  den  Laser 
Zasati  ganz  überflösst^,  da  Fdvius  im  Voraaggebenden  wieder- 
hoH  genannt  war.  Und  doch  müssen  die  Worte  für  echt  gelten.  Es 
diese  Eigeuthü ml ichlceit  bei  Appian  nicht  siu;^tilär;  212»  24  f. 
Bißt  es  liaÖQovßag  6  afQair]y6g  o  KaQXf^<^^viit}%\  obwohl  von 
pasdnibal  schon  211,  24,  26  die  Bede  war:  Kumenes  (van  Perga- 
m)  wird  335,  1  genannt,  erhält  aber  erst  16  den  /tisiitz  6  tijg 
$qI  wo  flkQyaftop  !/iütag  ßcmikevi:.  Ähnlich  375,  4.  416,  1: 
Ihrend  er  394.  23.  395,  7.  401.  25.  404,  25.  416,  20  ohne  jede 
Ipposition  genannt  wird.  Es  wird  daher  auch  sehr  fraglich  sein, 
507,  16  die  beiden  Kamen  Maytop  rs  xai  0dyvtov  mit  ßOck- 
tht  aaf  5  f.  für  unecht  zu  gelten  haben.  —  182.  3  f.  oi  fuv  (p^ov^ 
mi  >i€rTaitlay^ytBg  vno  rov  dfovg  iSiq^vyoy  ig  Ft^yiov,  VVeno 
er  die  hervorgehobenen  Worte  verdächtigt  wurden,  so  hätte  68 
lieh  gescbebon  müssen  772,  9  f.  vjth  idnvg  trig  Kalaa^tu;  €t- 
}ß%iag  iriQtnvaiov  dr^  Hai  ini<p6ßov  ton  ovin^g  i^e  nlayr^*  nnr 
68  sie  sich  hier  wegen  des  abhäoglgeD Genetives  nicht  sn  leicht auM- 
'echeideu  lieüon.  Anch  897,  24  wird  zü  den  Worten  vno  dioi\;  bt*- 
merkt  sporia?,  457,  22  sollen  die  ähnlichen  Wort«  itto  q^ößov  ge^ 
Hgt  werden.  Daä>.  dieselben  au  beiden  Stellen  kanm  veroiisst  wor- 
in, ist  doch  wi)hl  noch  kein  Beweis  für  ihre  ünechtheit.  Störend 
ad  sie  gewiss  nicht  —  252,  22  t  akla  t€  noUa  ctvfoig  i^ya 
ioX ipL  ii)¥  ig  dXh]lnvg  yiypitm.  Bekker  woiIt4?  %Qya  Tioke^ittt  p 
od  M.  dnnkt  an  i^ya  noXe^ov,  was  sich  488,  25  findet.  Man  h:it 
|r  hen.  dasg  der  nämliche   Ausdruck  sich   noch  zweimal 

let:    551,  14  und  624,  6.  —  261.  7:  dip^dxrotg  di 
yieqKOV^ig  xcri  atQoyyvXotg  jtoXXotg  nnd  309,   5  f.  x«p- 
pv^ig  di  xtti  ^vonagtaai  xoi  äXXotg  ß^axvfi^otg  Tinllmg  i^e- 
w  aoll  vor  nolXmg  eingefOgt  werden  jiXntotg,  was  allerdinga 
kicht  ausfallen  konnte*  im  er.^ten  Falle  aber  als  ganz  überflQssig 
achoint,  wenn  man  znm  Vorgleiche  herbeizieht  963,  23  f  Xi^ßni. 
T«  at  itTQoyyvXa  iftrjvta  rmc  nXiorm.  Da  sich  ähnlich 

auch  .      ^  oder  -«»^(347,  21.  456.  10.  464,  9.  532,  2.  549,  18) 

und  inTJ^tiXOv  (11 50,  12,  1154,  23.  1160,  14)  nnd  dg),  findet, 
lird  auch  an  der  zweiten  Stelle  nichts  anagefaUoti  sein.  —  273, 
ff.  olutg  ri  fim  doxal  noXig  t}^  fiir  h  rf}  &aXda(jf)  vavg  tig 
,  fiäXlop  tj  y^,  TtoXvp  %o¥  adXop  rtiv  n^ay^iitiov  dxovoa  nai 
't  UBwaßoldg^  »J  Si  iy  Ty  ^lECoysiii»  xaqjtom^ai  to  d%ivd\yyöy 
wg  fiV  yij.    p:  -ktM.:    ^uon  intellego.  possia  a c  IVt  (j^a- 

XiOtay,**  Die  \  nd  gesagt  mit  Bezug  auf  h  ttft  ^tanyBiifii 

da  aje  ebeu  auf  dem  Frst lande  liegt   (im  Gegensätze  zu  einer  Staidt 
rg  %^aXda<rij)^  Auch  3ti8,  10  ff.  hoiüi  es:   ra  fiiv  Ai]  rr^ütüP 
tm^ig  äyvoid   te  vnv  yiyvn^hiiev  Kai  ^o^vßQQ  ^p  tig  Iv  a^ 
P^ify  wo  sogar  dasselbe  Wort  wieder  begegnet.  —  2ö3,  7  f.  afi^to 

telteirtn  t  4.  U%mt,.  Gyno.  10».    VI  DfllV  1% 


444    L.  Mendelssohn,  Appiani  historia  Bomana,  ang.  Yon  JB.  Büschofsky» 

d"  (ig  avoTtXcjv  xaTecpQOvow.  M.s  Vermuthung,  es  sei  tcHv  nole* 
filwv  zu  ergäozen,  scheint  mir  nicht  nöthig,  wenn  man  in  Vergleich 
zieht  Stellen  wie  36,  8  f.  xai  %d  jLtiv  ^iavQOV  eTtai^ev  ü5$  itci 
ya'koiifi,  635,  1  ff.  inl  ze  zov  &q6vov  TtQovndd^mo  T17V  r^g  aj- 
X^g  iad^za  intxeifxevoQ,  ^aßdiov  xal  nalAyLetav  (og  v  na  zip  ^ä- 
QiyLeifÄEViav.  790,  22:  ovttag  kdedoineaav  fiiv  wgdeaTCozvv,  wo 
M.  freilich  avzov  einschieben  will.  —  286,  15  f.  veog  ze  wv  eri 
'Aal  &Qaavz€Qog  ig  fiaxag.  Warum  d^Qaavzazog  vermuthet 
wird ,  ist  nicht  abzusehen.  Der  hier  Torliegende  Gebrauch  des  Com- 
parativs  ist  im  Griechischen  gerade  so  geläufig  wie  im  Lateinischen. 
Ganz  ähnlich  ist  der  Fall  839,  23:  xeiqa^QaavzeQiav  avdqoiv  elxs* 
Vgl.  außerdem  209,8.  302,4.  376,  25.  478,  4.  875,  7.  13.  ^  294, 
6  f.  0  diMaviJUog  aldovfievog  zrjv  dvOTtqa^iav  zrjv  igL4aSQ0vßttv 
avz(p  yivo^ivrpf  und  969,  10  ff. juc^^xc  odtiea&ai  zovMeraUjOTß  6 
KalaaQf  ycaizoi  ftoXs^iwzazov  avzfp  yevofiavov.  An  beiden  Stel- 
len hätte  M.  wohl  consequent  das  Befleiiv  hei-stellen  sollen.  Vgl. 
übrigens  praef.  IV.  —  316,  3  f.  zov  fiiv  nvQog  ImfpXeyovTog 
navza  xal  xazaq>iQovzog.  Dafür  wird  vorgeschlagen  yuxza* 
q>&eiqovzog.  Da  aber  xaza(f€Q£iv  ^einstürzen  machen^  bedeutet,  was 
die  Folge  des  iniffkeyeiv  ist,  halte  ich  an  dem  Überlieferten  fest 
Appian  gebraucht  das  Wort  in  dem  angegebenen  Sinne  wiederholt. 
133,-5  f.  zßixr]  ze  fieyaXa  (^Koöo/tiei  aal  Y,aziq)BQev.  348,  10  f. 
Kekzöig  di  6  ^eog  zrjv  yfjv  eoeiae  xai  zac,  noXug  xazi^veyxs, 
557 ,  18  f.  kzaQag  noXXaxov  xazevex^^^^^SV  ß^ß^f^^ivag 
diwQ&ovzo,  645,  25  f.  zrjv  zs  yrjv  6  d-eog  im  fieya  eoeioßf  xal 
vewg  zivag  iv  ^Pdf^fj  xazrjveyxe.  —  378,  21:  f4rj  zwv  yiyvo- 
fiivwv  zov  i'naivov  Avvißag  anotpiqoizo.  M.  verlangt  dafür  mit 
genauerer  Rücksichtnahme  auf  die  Zeit  yevrjGOfiivwv.  Das  Particip 
bedeutet  indes  hier:  die  Ereignisse,  Vorgänge,  so  dass  der 
Futurbegriff  gar  nicht  vermisst  wird.  111,  16  f.  heißt  es  iq)€dQ€V' 
ovzari^  yevrjGoiiiiv(p.  590,  4.  902,  24  f.  1147,  14  f.  findet  sich 
icpedgeveiv  zolg  iao  fievoig,  daneben  iq>€dQ€V£iv  zolg  yiyvO' 
fiivoig  689,  17.  1089,  9.  1107,  8,  Ähnlich  wird  an  einer  Bei  he  von 
Stellen  (111,  13.  155,  9.  784,  9.  849,  25.  959,  14)  für  yiyvofdi- 
vcjv,  -a  vermuthet  yevoitievwvy  -a.  Wäre  die  Änderung  nothwendig, 
so  hätte  sie  noch  eine  große  Anzahl  von  Stellen  betreffen  müssen. 
Zu  450,  26  fidgzvQag  ztjv  yiyvofiiviav  bemerkt  M.  selbst:  ya- 
vofievcDv  yiyvBad-ai  vertit  C.  717,  10  übersetzt  Candidus  zä  yi' 
yvofißva  mit  quae  gesta  fuerant,  und  935,  1  yiyvo(X€V(ov  vovzwv  mit 
bis  peractis.  Zum  mindesten  wird  hier  Consequenz  vermisst.  —  406,  8 
f.  aal  ovöiv  r]v  dx^^^ov  (ig  iv  6liy(i>  TtoXXcov  awaozdrztav. 
Wenn  M.  den  Vorschlag  macht,  hinter  dxQBlov :  ßiXog  einzuschieben, 
hat  er  folgende  Stellen  unberücksichtigt  gelassen,  die  den  absoluten 
Gebrauch  des  Neutrums  verbürgen.  214,  17  f.  71  oXXd  xai  d&goa 
i^ieaav  in  dlXrjkovg.  473,  18  :  nvxva  xal  d'afiLvd  navza  a(fv 
ivzag.  1042,  21  f.  zd  ig  zovg noXs^iovg  d(pi€fi€va.  1130,  4: 
zd  ßaXXofiBva^  (igd<p^  vxfnjJüOVy  ßiaiozaqa  (sc.  »;v)  und  etwa 


L .  Mmädsic^tu  kyph^i  bidtöria  ItomdQA,  m^*  wm  K  Bttichöfsk^.    4IS 

pch  1031,  2:  ra  im  fti n"  rovia  Ix  wov  ntjotg,  —  502»  23  ; 
i'  im  TfjV  ig^Piü^ii/y  ardat%*  ijriiyofuvog.    ÜaEu  bemerkt  M,: 
^PtifiTj  Mu9gr„  probubüitcr.  Mit  Unrecht,  wie  ich  glaobe.  Ganz 
hßlich  aagt  z.  B.  Isaciü*  IX,  1:    airoöripfjoag  ovv  Rietet  tußp  fit; 
vTiXr^vriv  aiQCitnüidjp  i^ilivtfjai,  wozu  Schönianu,  ohne  Be- 
^f^  7n  geben,  bemerkt  (p.  408):  de  coostroctioae  tiüp  «Je  >/.  ar^. 
Iino  so  doceri  volot.  Ftir  ig  vermag  ich  aus  Appian  selbst  zwar  kein 
Bispiel  anzuführen,  wohl  aber  mehrere  für  i^:   128,  2  f,  avapfvif^v 
Dri  odi  rag  ix  ^Ptof^n^g  dnoyL^ioag*  486»  7  t   xai  td  i%  ridv  a- 
'iv  avviliyov,  578,  14  f,  avvemhi  tnig  in  nov  dyQ*Tiv  ini  ttp^ 
gtQotnviaVf  644,  24  f.  tov  Ix  T^g  ^fralJag  (sc.  cr^atov)  ff^ta- 
^ßoviig,  741,  23  f.  6  di  Kalaa^  rois;  ix  Bfertiaiov  7t€Qififyia¥, 
T^\.  auch  139,  2(>.  140.  1.  —  553,  21  f.  o  fih  dij  Bhoimg  iffi- 
xlaaS'iig  irrexm^r^ae  XQÜ^^^^*  ^^?   ß(^(ft^^T.    Candidus  ßber- 
etzt!  bis  ]|E,^itQr  p erm o tu s  Dilti tus  üle  il lach ry man sq  u  e^  wor- 
M,  schlielit»    er  habe  vor  sich  gehabt  aal  i/cixlavoctg.  Dem 
ftht  entgegen  629,  24,  wo  Imnlaa &4vt€g  gleichfalls  durcb 
llacbrymantes  wiedergegeben  ist  —  677,  2:  jt^ng  avrovg 
tfijtag*  M,  will  den  Artikel  im^g  an  Stelle  des  Pronomens.     Die 
drangehenden  Worte  lauten :  TTolsum  <J*  jjxjt/o^oi»  mrog  r€  «  Ä^- 
Jov  iriQi  [ßfj^lar,  y^m  o  Mtd^iddrtw  iTE^i  n}i'  dvatnXrjv,  xori 
o  twv  Ai^dTio*'  ii^  ohj  rtj  S^aldoGfj,  nai  7fi(ti  K^ttrjv  {n^og  aiTnvg 
nC^^roi,').    Während  also  bei  Sertorius,  Mithridates  und  den  See- 
lubern  der  Name  des  Landes    in    keiner    Beziehung   f.um    Feinde 
and,  wird  auf  Kreta  der  Krieg  g^gen  die  Kretenser  selbst,  die 
^n  der  Insel  den  Namen  haben,  gefQhrt;  avrovg  wird  darum  nicht 
Biutasten  sein,  —  745,  5f  ytyvoftivvjy Oftot  nai  fi otni  vritßv  iv 
no^mg.  Was  M,  bewogen  haben    mag,    fflr    umorrnav    niQU- 
\tdyt€i)v  (ider  71  ioKp^goyTiov  zu    vermuthen,  ist  nicht  ahiu- 
Bhon.   Die  Verbindung  von  noUvi  mit  ^i  hat  ihr  Analogen  z,  B.  an 
Riu  demosthenischen  Ausdrucke  zrv   nnhv Iv  alax^'^V  ^^tily 
lU  136.  —  754,  24  f.  6vdi  d%*uy^dif^i<Jiy  dig  dkXdt^ia  xai 
f  iv  a  vto7g  lg  nrQoa^/.i^v  Jt^t/ffr^»  txnvta.  So  M.  Üiierliefert 
mrrfug.     In     der     adnot.     wird     ig    uQoa^,     als    Olossem 
IfkUrt     and     für    x^?****     Termuthet     ^rt/rijv.    Der    Ausdruck 
'Xd>g(xv   Ix^yra    war  nicht  antatasten,  (Polyb.  I.  43,  1  :    of 
ityiüjftg  xi'JQag  i'x^yng  und  Passow,  s.  r,  jffu^a  p.  2546  b.)  iv 
rirntg  muss  belogen  werden  auf  tdh  i^  ^ftahfag  dvögiTtv  (22)»  ao 
B68  die  ganze  Stelle  deutsch  etwa  wiederzugeben  ist:  Und  sie  zeich- 
en die  Bundesgenossen  nicht  auf  als  solche,    die    frnmd    sind,  und 
uniergeordnoten  Rang  unti»r  jenen  nur  als  Zugabe  einnehmen. 
54.  25:  uLai  voig  jr  r  iw^tivotg  ft^oain^ixtl^ov  rcagatvotv-- 
Mg  dduog  ioiavai    M.  möchte  lieber  rrrtyft/vmg,  Ähnlich  976,  4 : 
\ifrr\fiiVOt  und  1031, 14:  f;Vfrrir«  für  i^tiwfitvotg  und  fjadfaro.  Ich 
f drehte  nur,    da^s    nach  diedem  Grundsätze  noch    so  manche  Stelle 
|e4ndert  werden mOsste: 51,  27.  52.  l:  i]t%d>fiivat  a(fag  ai^ovg 
ng'/tjg  dt6XQ(>JVto  /iafix«3y,  106,  19  f.  ig  ^cix';»*  iJvvf}vix99^xal 

29* 


446    L .  Mendelssohn,  Appiani  bistoiia  Bomana,  aog.  von  E,  Büschafskyi 

iTT(ü^evogeq>vy^v^),  134,  12  f,  ^aacDfiivoig  ^tiv  yciQ  itoXvg 
o  xivdwog,  vl-mUgi  äi  ov  ^iya  to  b^ov,  vgl.  mit  376,  8  f.  xoig  rjt* 
TfjfxivoiQTOvgxeiiQaTtjxoTag  iTtinelBveiv,  439,  14:  xori 
Y^aowfiBvog  eav^ov  sktuvbv.  Die  angeführten  Stellen  mögen  ge* 
nügen.  —  767,  b  to  de  lafiTtQciQ  aHßSrjae  «wxi^o/iev,  cJ  ÄoeZr 
aaQ,  naini  TtjfieQOv  ^  ^wvra  ^  veKQOvdTiod^r^^.  Fast  die  näm* 
liehen  Worte  gebraucht  Plut.  Pomp.  71 :  o  de  irjv  de^iav  TtQOtei" 
vag  av^ßorjoe  ^Nixrjaeig  lajLtnQCjg^  a)  Kcuaaq*  ifii  de  i^ 
^civra  Trjfieifovf^  venQOv  ijtaiviaeig  „und  Caes.  44 :  6  de  K^aai* 
wog  iTiteivag^trjv  de^iav  xal  (leya  ßorjaog  y^Nixtioofuev"  eipri 
nlofiTtQüigf  u)  KaioaQ'  i^i  äi  tßvva  Trjf^sfov  rj  te&vrpicoTa  inai^ 
viasig*^.  Mit  Bficksicht  darauf  will  M.  hxfinf^g  nach  vi7ii^a6iiieP 
atellen,  während  Oh.  Granx  in  der  Bev.  de  philol.  t.  IV.  (1880)  p: 
188  den  Ansrirf  schön  mit  XcffinQiJug  beginnen  laeseiiiund  aveßorjat 
nach  Art  von  eqpij  eingeschotlen. wissen  wollte,  was  M.  mit  Beeht  zn«* 
rfickweist.  Ich  glaube,  das  Heranziehen  der  beiden  Stellen  ans  Pin« 
tarch  ist  hier  der  unbefangenen  Auffaesung  der  Worte  Appians  hin- 
derlich geweB€in.  Warum  muss  denn  Appian  das  genannte  Wort  mit 
viKrjaofuev  verbunden  haben  (wie  allerdings  775,  1  und)  wie  Pltfw 
tarch  ?  Die  Fassung  ist  ja  auch  im  Übrigen  nicht  ganz  wörtlich  über* 
einstimmend.  Kurz,  wir  müssen  uns  bescheiden  zu  constatieren,  das« 
AcKfiTT^^  crv£/?oi/(T€  zusammengehört  und  zu  übersetzen  ist:  Er  rief 
laut  aus,  entsprechend  dem  fiiya  ßorjoag  bei  Plutarch.  (526,  h 
heilet  es  auch  einfach:  ay£/?oi^£  nVinuSfiev^  w  avögeg*^.  948,  23: 
avQaTtjyiTuig  fnala  aveßotiaev  xvl).  Für  die  verlangte  Bedeutung 
von  h^iTiQcig  sprechen  folgende  Beispiele  aus  Appian  selbst:  829, 
21  f.  Trjv  q>iovr;v  ig  t6  d'fiiijv^ec  ix  tov  X  a  f^^jtQO  xe^ov  ^er«** 
noiei,  1028,  21  f.  ^^o^g,  iog.  eixog,  XaftruQ&g  iid  t^  xaq^  ya^ 
vofiivrjg  (Vielleicht  darf  auch  hieher  gerechnet  werden  395,  26)> 
396^  1:  htQOTei  naw  XapiftQuig  inLßodvttav  avcjd-ev  anb 
%ov  xeixovg  "twv  UsQjfOfiififfSv.  —  937,  17:  ini  xataaTaaei  %m 
TtOLQovxfov.  M.  will  TT^av^uaTCüK  Die^  Vermuthung  ist  gair 
nicht  zu  rechtfertigen.  Ich  nlhre  von  vielen  Stellen,  die  dagegen 
sprechen,  nur  einige  ap:  91,  5  ff.  Maywv  de  6  vavai^xog  anoyvovg 
and  Twv  TtaQovTCJv  ta  ev  ^IßrjQi(ic  nXexfpag  ig  Ahyvag  xai 
"KeXroig  i^evoXoyeiy  168,  5  f.  ig  ^eXq>ovg  enetAXpe  xf^ofievor 
fkegl  Tviv  TtaQovTWv.  210,  14  f.  xovtiov  yaq  ta  rvaQowza 
iÜTai  fiaXiara,  238,  8  und  261,  23:  va  Ttagorva  dta&ea^ai\ 
631,  5  f.  inl  xoivcjviif  Tuiv  naqovTtav  und  dazu  M.'s  Bemer« 
kung,  945,  21  f.  ig  evöai^ovKffAa  vaiv  vvv  naqovxtav,  1043^ 
22.  1044,  1 :  ixu  de  rifÄiv  iTvel^ecog  wde  za  naqovva.  —  949i 
16 :  xai  nXeiovg 6'i>6^evoi  avve&eov  rj  axqow^evoi,  M. bemerkt? 
«xspectabas  ri  fCQOTck  axQoixaoitievoi.  Die  überlieferten  Worte  dürf- 
ten etwa  so  wiederzugeben  sein :  Und  in  größerer  Anzahl  liefen  die 
Leute  zusammen,  welche  ihn  sehen  wollten,  als  die,  welche  ihn  an* 

.— — '} 

.  ■).  7gl.  650,  7  f..  xonr6fj^Bvot  ydg  Is  UqawiOxov  itfiivyof^ 
anavTi^y  von  Cand.  übersetzt:  interfectis  qoippe  pluriinis  reliqai 
Praeneste  fuga  contendere. 


Jaingt  T.  Mac«i  FlauÜ  Comoetliae«  nüges.  ?oii  B.  Schenkl.    447 

iidreo  ptieg^teD.  Zum  zweiten  Particip  tet  tmiÜrLich  gleichfalls 
vvi&€oy  XU  constrttjeren,  jedoch  sind  beide  Woi-te  zueammen  im 
jltiue  eioee  Plusquamperfectnms  zu  nebtnen,  wie  gar  nicht  ao  selten 
ii  Appi;iQ  das  Imperfectam  zu  verstoben  ist,  vgl.  646,  7  f.  ^IxiCc  fro* 
i'pi}a  itjv  ftdxr/y  ivtKa  Mt^QtÖatijv,  890,  7  ff,  rjyev  Ia  lov 
^€vt£oiov  xal  tov  akXov  azQarnv  ig  trjv  noliv  artavia,  aivro- 
^tüQov  iqyt^fuyfn;  o/v  in  €y6€i  KaioaQ,  IWb,  34.1006,  1  t 
P££//€iL;  de  Kai  rf^g  xhtlaGom  agx^f^  xa%^a  rjQtBv  ctviov  mal  6 
Uaif'jQ,  ig  fiiv  vr^v  juiXtv  ovo  tSt;  avf^X&Bv  und  sonst.  An  unserer 
teile  mag  es  um  so  weniger  befremden«  als  es  unmittelbar  vorher 
^ißt:  ^  %€q^aXi}  Öi  tot  KinU^mvng  xai  »J  x«'^  ^  ayo^  toB  ßtf^ 
^zoq  ti;teiiQifmi%n  iiti  iiKeiüxov,  fviPa  ngore^v  6  KtKiQtav 
i  t]firiy6Qit.  Ähnlich  liest  man  bei  Suid*  8.  ?,  0olma:  IV*,  li^iv 
Bfr '  aviiji;  diffii^yoQdiw  tj/.oveto,  inüOei'  /.ai  OQipro.  —  953, 
2  f.  fiixQf  yts^^yiütiivrjg  f7TixJU/aor<:iw7^f^<J€.  Gegen  die  Ver- 
mutliung  'Ä£yAV(ijftivt]v  spricht  schon  der  UiDstund,  das»  es  nicht 
laublich  oificheiiit,  die  gewöhnliche  Construction  sei  von  der  selte- 
Iren  verdrängt  worden.  Beispiele  für  diesen  Gebrauch  des  Gen,  ab* 
iL  bat  ErOgur  47,  4  A.  2  und  3  gesammelt.  Das  Pronomen  fehlt 
Ibet  ebenso  69,  13.  86,  8  f.  647,  23.  675,  5.  782,  18.  787,  21. 
13,  814,  13.  «85,  H  f.  1063,  16.  1063,  5.  1068.  L  1097,  7. 
|I76,  14.  1176«  20:  ein  Umstand,  der  wohl  auch  mit  tu  Gunsten 
dT  Überlieferung  spricht,  —  992,  12  f.  r^6t)ifnf.tt^v  Si  drj  nov  act- 
5g,  10  jHfV  nqdiiov  adiyiTßta  ai-^tf^taxio*'  cthiov.  M.  will  adiKt^fia 
gen.  Ich  denke,  es  genilgt,  das  Komma  nach  aa(f(jjg  tn  streichen, 
dass  ffiiy^üv^r^v  döUtjfta  tn  verbinden  ist.  —  996,  24  f.  m- 
Bvae  xai  top  lo tw 1 1 x6 p iacf^i^itp t ov g  i€€XTr]^iipötg,  Wenn 
I.vermuthet  ror  iduf/nnd,  so  hat  er  das  oigenthnmlicheAppositions- 
ferhältnis  jener  Worte  verkannt  und  die  ganz  analoge  Stelle  1003, 
t  iKilu€  xai  top  idiioiixov  fxdarovg  iacpt^eip,  ober* 
hen,  wo  nach  0  tiop  iduüitiifxhi*  zw  schreiben  wire, 

Wien.  B.  Bitschofsky. 


» Mtcci  Plau  ti  Comoediae.  Becemuit  et  enarravit  Joaonei  Lndovicutt 
Utiing.  VoL  tertii  pars  AHera  Emdicam  Mostell&riam  Menaechmos 
cootinena.  Uauniae  1880,  aumptiDUB  librAri&e  ÜjldeodaUanae .  $* 
(IV)  448  SS.  (Weigel  in  Commws.)  11  Mk,  25  Pf. 

Es  kann  nicht  der  Zweck  dieser  Anzeige  sein,  eine  eingebende 

chong  von  Ussings  Plautusausgabe  unter  genauer  £r<yrterang 

lirÄr  Einrichtung  und  der  vom  Herausgeber  befolgten  Grundsätze 

IQ  geben,  umsomehr  da  Ret  keinen  Anlass  findet  von  dem  ürtheile, 

dasdie  deutsche  Kritik  nber diese  Ausgabe  au^gei^prochen  hat,  in  irgend 

üner  Beziehung  abzuweichen.  Alle  die  zahlreichen  Bosprocbnngen« 

5leh^  im  Laufe  der  letzten  Jahre  erschienen  sind  ^),  erkeaneii  zwar 


•)  Ref.  verweist  dio  ij^t^  diener  Z»jit*chnft  Auf  dia  RocünRioDüO 
»n  Fr.  Schoell»  Jeoiwr  UtteTatarieitung  1876.  243  und  1Ö78,  513; 
'    Ooctz.  JAhrbticher  f.  Philöl  nnd  Pidag   CXHl  (1876)  8.  351-368; 


448    L.  üssingt  T.  Macci  Plauti  Comoediae,  angez.  von  H,  SchenkX. 

einstimmig  an ,  dass  Ussings  Arbeit  im  einzelnen  die  plautinische 
Kritik  theils  durch  gelungene  Emendationen ,  theils  durch  engeren 
Anschluss  an  die  handschriftliche  Lesart  unter  gleichzeitiger  Er- 
(^rterung  des  plantinischen  Sprachgebrauches  unleugbar  gefördert 
hat ;  ebenso  einstimmig  erklären  sie  aber  auch  die  Arbeit  im  ganzen 
und  großen  als  eine  verfehlte.  Den  Grund  für  diese  einstimmige 
Verurtheilung,  welche  üssing  sehr  mit  Unrecht  auf  bloße  Partei- 
yerbissenheit  zurückführen  will,  wird  man  wohl  darin  zu  suchen 
haben,  dass  die  vorliegende  Ausgabe  keiner  Forderung,  die  man  an 
sie  stellt ,  gerecht  wird ,  so  dass  man  nicht  recht  weiß  ,  wofür  man 
sie  eigentlich  zu  halten  hat.  Eine  kritische  Ausgabe  kann  man  in 
ihr  nicht  erkennen ,  da  sie  das  diplomatische  Material  weder  voll- 
ständig noch  in  übersichtlicher  Weise  zusammengestellt  bietet.  So 
ist  man  z.  B.,  um  über  die  Urheber  der  von  Ussing  recipierten  Emen- 
dationen etwas  zu  erfahren,  genöthigt  im  Commentare  nachzn* 
schlagen,  da  Ussing  unter  dem  Texte  bloß  die  Varianten  derjenigen 
Handschriften,  die  er  für  maßgebend  hält,  verzeichnet;  vom  Codex 
Yetus  sind  jedoch  nur  die  Lesarten  erster  Hand  angegeben ,  was 
gleichfalls  ein  zeitraubendes  Hin-  und  Herschlagen  bedingt.  Nicht 
minder  stürend  ist  es ,  dass  (im  Gegensatze  zu  der  exacten  Citier- 
methode  unserer  neueren  kritischen  Ausgaben)  man  über  den  Umfang 
der  Plantuscitate  bei  den  alten  Schriftstellern  nichts  genaues  erfährt. 
Für  eine  wissenschaftlich  gehaltene,  erklärende  Gesammtausgabe  ist 
die  Behandlung  der  wichtigen  metrisch-prosodischen  Fragen,  sowie 
derjenigen  aus  dem  Gebiete  der  höheren  Kritik  (z.  B.  der  Prolog- 
frage) entschieden  zu  dürffcig  ausgefallen ;  und  aus  demselben  Grunde 
wird  auch  derjenige,  welcher  in  das  Studium  des  Plautus  eingeführt 
zu  werden  wünscht,  nicht  viel  Natzen  aus  Ussings  Ausgabe  ziehen 
künnen,  ganz  abgesehen  davon ,  dass  für  diesen  Zweck  eine  einzelne 
Oomödie,  nach  dem  Muster  der  Ausgaben  von  Lorenz  und  Brix  bear- 
beitet, entschieden  vorzuziehen  ist  und  Ussings  Ausgabe  sehr  hoch 
im  Preise  steht. 

Doch  es  wäre  zwecklos  alle  Vorwürfe,  welche  der  Ussingschen 
Bearbeitung  bereits  gemacht  worden  sind ,  hier  zu  wiederholen ;  es 
genüge  zu  bemerken,  dass  der  uns  vorliegende  zweite  Theil  des 
dritten  Bandes')  dieselben  Mängel  und  Vorzüge  aufweist,  wie  seine 
Vorgänger.  Fast  will  es  Ref.  bedünken,  als  ob  die  Mängel  zahl- 


0.  Seyflfert,  Phil.  Anzeiger  1877,  S.  89  und  Zeitschrift  für  das  Gymnasial- 
wesen 1879,  S.  468;  W.  Wagner  Lit  Centralblatt  1876,  S.  1168—1170 
und  P.  Langen  Philolog.  Randschau  1.  Jahrg.  S.  119. 

')  Die  Bearbeitung  der  Casina  und  Cistellaria,  welche  den  ersten 
Tbeil  dieses  Bandes  bilden  sollen,  hat  Ussing  —  wie  er  in  der  Vorrede 
erzählt  —  noch  nicht  veröffentlicht,  weil  Studeraund  ihn  ersuchte,  erst 
seine  Ausgabe  der  Cistellaria  'cuias  magna  pars  in  solo  nalimpscsto 
Ambrosiano  ezstat*  abzuwarten.  Es  ist  zu  beaauem ,  dass  der  Heraa»- 
geber  diese  Vorsicht  nicht  auch  bei  anderen  Stücken  beobachtet  hat, 
sondern  sich  2.  B.  für  die  Captivi  auf  Gepperts  Angaben  beschränkt  hat, 
da  auf  diese  Weise  seine  Auseabe  durch  aie  Verönentlichung  genauerer 
Collationen  sehr  an  Wert  verlieren  muss. 


flr*  Uimng,  T.  Maoci  Pkoti  Comoediae,  Mgei.  von  H.  Schenkl     449 

rdicber,  die  Vorwöge  Teteintelter  geworden  w&ren.  Detm  wa8  man 
m  dieseDi  Bunde  vor  alleni  sucbeu  tuuss,  nämlich  eing^ebende 
jrdöduii^  lier  getroffeneii  Wahl  der  I^sarten  da  ich  sachliche  oder 
hlicbo  Erörterungen^  das  findet  eich  nur  Sühr  selten;  weit  zahl- 
br  sind  dio  Fälle,  in  denen  üssing  die  VorBchläge  anderer  mit 
nem  *teniere',  'licentius'  oder  *vix  opuä*  abfertigt-  Dagegen  treflTen 
desto  häutiger  jene  uunntzeu  ,  w»itsch  seifigen  Paraphrasen  und 
rklJlruDgen  zu  Stellen ,  die  einem  Leser,  der  sich  an  Fkutns  wagt, 
ach  idme  solche  Hilfe  vern^tändlich  sein  sollten ,  wie  z.  D.  zu  v*  9 
er  Müstellaria  (10  bei  Ritschi) 'Pem  doleiitis  e8t,cf.  Asiu.  413'  usw., 
er  2ur  AsinAiiastelle  anzumerken  nicht  für  nCthig  gt>funden 
Oder  was  soll  man  zu  der  Note  zu  v,  59  (62) ' Eruom  daturin 
'$ti^f  bubus  qu4d  feram  sagen,  die  so  lautet:  'lüm  Grumio  id 
rofert^  euiua  causa  venenit.  Efuom  poscit,  quo  boves  paseat\  wozu 
in  Citate  aus  Columella,  Diocletians  Edict  und  Vergil  beigebracht 
lerden?  Ebenso  überflüssig  sind  die  j«der  Scene  vorausgeschickten 
eihaltääiigahau,  da  sie  bei  ihrer  Magerkeit  zum  besseren  Verständnis 
IrSMckea  gar  nichts  beitragen.  Andeierseits  fehlt  wieder  im 
imentare  die  Erläuterung  oder  wenigstens  Hervorhebung  so 
»ncher  Erscheinnng,  die  bich  nicht  ohne  weiteres  von  selbst  er- 
Irt,  wie  schon  eine  titüchtige  Vergleichnng  der  Koten  üssings  zur 
IcfStellaria  mit  den  Anmerkungen  in  Lorenz*  Ausgabe  erkennen 
est.  So  hätte  v.  8  (9)  der  Wechsel  von  abl  und  abl  gewiss  ein  paar 
Worte  der  Erörterung  verdient;  ü.  hat  es  nicht  einmal  för  nöthig 
achtet  Fleckeisens  und  Ritsch  Iß  Zweifel  an  der  Überlieferung  zu 
rwäfanen.  In  der  Anmerkung  zu  v«  21  (22)  fehlt  die  vor  allem  zn 
»rücksichtigende  Paulusglosse  Ober  per^raerari  usw.  Häadg  ent- 
Iten  auch  U$i«iings  Noten  nur  Auszüge  aus  dem  bei  Lorenz  aufge- 
peicherten  reicbei^u  Materiale,  z*  B.  die  zu  v.  17  (18),  133  (137), 
170(174)  u.  a.  m. 

Um  nun  den  I^sem  dieser  Zeitschrift  ein  einigermaßen  an* 

ehaoliches  Bild  von  dem,  was  üssing  für  den  Plauiusteii  geleistet 

ftt,  und  zugleich  von  seiner  Arbeitsmethode  zu  verschaffen^  will  lief« 

Itejenigen  Stellen  aus  den  ersten  Scenen  der  Mostellaria,  an  denen 

Bsing  eigene  Verbesserungs vorschlage  vorgebracht  oder  die  über- 

eferte  Lesart  im  Gegensatze  zu  unseren  neueren  Ausgaben  wieder 

^•stellt  hat»  verteichnen  und  kurz  besprechen,  und  gleichzeitig 

lar  Erg&DZungen  zu  Us^ings  Apparat   liefern,    wobei  jedoch 

was  lediglich  aof  die  bekannten  metrisch  prosodischen  Au- 

des  Herauegebers  sorackgeht,  unberücksichtigt  bleiben  soll. 

er  manche  Conjecturen  wird  sich  freilich  nicht  mehr  sagen  lassen, 

Is  dass  damit  nur  Möglichkeit  gegen  Möglichkeit  gestellt  jst ,  wie 

Jeich  ftber  den  ersten  Vorschlag  zu  v.  5,  wo  üssing  das  überlieferte 

^nidontupinam  in  nido,  uolturi,  nam  umÄnd*M'n  will,  eine  Coujectur 

-dii  nicht  öberzeum^end  ist.  v.  W  (l\)  Quia  utuis.  So  lautet  die  Anl- 

&rt  Tranios  auf  die  Frage  Gmoiios  quor  tue  ucrbcras^t^  im  Codci 

Fetus,  (C  hat  uiitus,  D  tuinis)  welche  Lesart  üdsing  folgen  dermaßen 

vertheidigt  :'nam  mortaumouiD  volebat.  Caiiicrarius  eumque  secnti  cett» 


450    L.  üssing,  T.  Macci  Piauti  Comoediae,  anget.  von  H.  Sekenkl. 

quia  tu  uis,  Yoluerunt,  credo,  quia  ipse  tUs ;  sed  etiam  sententia 
prava  est,  nam  Grumionem  hoc  Teile  nee  ipsius  nee  Tranionis  verba 
prorsus  contraria  significarunt/  Allerdings  wül  Grumio  nicht  ge- 
ohrfeigt sein,  auch  glaubt  Tranio  nicht,  dass  jener  es  sein  wolle; 
aber  wenn  ich  jemand  frage  ^in  welcher  Absicht  schreist  Du  vor 
dem  Hause  herum?  vielleicht  in  dieser?'  und  ihm  zugleich  einen 
Schlag  versetze,  so  kann  ich  ihm  mit  Fug  und  Becht,  falls  er 
sich  beklagt,  sagen  ^Du  hast  es  selbst  so  gewollt!  warum  bist 
du  nicht  weggegangen?'  Dagegen  erscheint  jenes  uiuis  sehr 
matt;  was  U.  über  den  Unterschied  zwischen  tu  uis  und  ipse 
uis  bemerkt,  ist  nicht  stichhältig,  wie  sich  jeder  beim  Durch- 
blättern eines  plautinischen  Stuckes  überzeugen  kann,  vgl. 
I.  B.  Mil.  471,  702,  843  usw.  —  v.  11  (12)  war  die  Lesart  des 
Nonius  Nemodo  doch  mit  einem  Worte  zu  erwähnen ;  desgleichen 
zu  v.  16  (17),  dass  nach  Bitschi  jenes  in  B  übergeschriebene  hoc 
erst  eine  Correctur  von  zweiter  Hand  aus  ä.  .  ist.  —  V.  37  (38). 
Die  Note  Ussings  liest  sich  so,  als  ob  er  zuerst  Ff'ui  mit  den  Hand- 
schriften beibehalten  und  dem  Grumio  als  'sonus  ructantis'  gegeben 
hätte,  während  doch  nach  Bitschis  Angabe  schon  Gulielmus  dies 
gethan  hat.  Ob  übrigens  Ffui  als  ^sonus  ructantis'  anzusehen  ist, 
kann  zweifelhaft  erscheinen ,  da  in  der  von  üssing  citierten  Psea- 
dulusstelle  jede  Personenbezeichnung  fehlt.  —  V.  39  (40)  hat  üs- 
sing gänzlich  umgestaltet,  indem  er  aus  dem  überlieferten 
Germana  inluuies  rusticus  hircus  folgendes  herausconji eierte: 
G.  inL  ruris,  stercus.  Was  die  textkritische  Herstellung  des  Verses 
betrifft,  so  müssen  wir  uns  gedulden,  bis  das  Material  zum  Donat- 
citate  vollständig  publiciert  ist ;  außerdem  hätte  wohl  die  von  Löwe 
(Anal.  S.  215)  citierte  Glosse  erwähnt  werden  können.  Abgesehen 
von  dieser  voreiligen  Behandlung  des  Verses  ist  auch  die  von  Ussing 
angeführte  Parallelstelle  —  aus  Gas.  III,  4,  25  ^)  —  nicht  passend; 
denn  dort  heißt  es  ^nunc  tu  mi  amicus  es  in  gernianum  modum, 
was  die  Lexicographen ,  wie  Freund ,  viel  richtiger  unter  die  Be- 
deutung ^brüderlicn  rubriciert  haben.  Noch  sei  bemerkt,  dass  Ussing 
stercus  nur  darum  schreibt,  weil  ihm  A»rcu9 'enumerationis  ordinem 
male  turbans'  erscheint.  Zum  Schlüsse  fügt  er  hinzu  ^malim  hara 
suum,^  —  V.  42  (43)  sq.  si  tu  oles  neque  superior  quam  erus 
accumbere  B,  was  die  Herausgeber  unter  Veränderung  des  quam 
erus  in  cum  ero  beibehalten  haben,  üssing  sieht  diese  beiden  Worte, 
weiche  in  CD  fehlen,  als  Interpolation  des  Schreibers  von  B  an, 
und  conjiciert  im  Commentare  super  tapetia.  Um  von  anderen  Be* 

')  Bef.  weiss  nicht,  aus  welcher  Ausgabe  Ussing  den  Vers  als 
V.  591  citiert;  bei  Geppert  trägt  er  die  Zahl  511,  bei  Bothe'  505.  Auch 
sonst  lassen  Ussings  Citate  hie  und  da  manches  zu  vrüuschen  übrig;  so 
z.  B.  8.  801,  wo  man  neben  der  Anführung  ans  einem  schwer  zugäng- 
lichen Bonner  Programme  auch  die  Angabe  der  Stelle  in  den  *0pu8cula* 
(III,  343  f.)  zu  erwarten  berechtigt  gewesen  wäre.  —  Warum  wird  nicht 
lieber  eine  der  ciceronischen  Stellen  citiert,  z.  B.  ad  Att.  IV  5,  3  scio 
ffM  ^ermamim  adnum  /tttsM? 


L^  Ussmg^  1\  Macci  Pkuti  Como4^diae,  ang€i,  von  H.  Schenkl.    451 

tlesken  abzusehen,  muss  es  fraglich  erscheinen«  ob  nicht  superior 
(oder  supcrius)  nach  der  Analogie  voa  supra  accumberc  srcb  er- 
klaren  lieöe,  —  V.  52  (55)  schlagt  üssing,  weil  er  das  Subject  des 
Accusatlvüs  cum  Infinitivo  vermisst,  0  cdm^ficum  cribrüm,  quod 
aeäo  Qe)  fore  vur,  währöod  doch  Loreni  zu  v,  633  mehr  als  ein  Bei- 
spiel für  diesti  Eröcheiuuug  beigebracht  hatte.  —  V.  54  (57)  hatte 
Bitdchl  nach  Anleltang  von  B,  welcher  sthnuUis  bietet,  geschrieben 
Stimüleis  ^terebriftyjiiic  si  reucfiidt  senex;  üseingwillSfimu/^«,  «i 
huc  (so  die  Hss.)  (itaiuOH  nöstery  rtueniät  sen^x.  Das  letzte  Wort 
ist  damit  übei  den  Vera  noch  nicht  ge.^prochen.  —  V.  60  (63)  Zii 
der  von  Kitschi  nach  B  hergestellten  Schreibart:  Date,  st  tton  cMü 
(&c.  eruom)  bemerkt  üssing  'quae  quomodo  GrumiO  Tranioni  dicere 
possit ,  öon  Video  und  schlägt  vor ,  Date  at^  ,  si  non  est  zu  lesen. 
Aber  warum  soll  Giumio  zu  dem  allesver&chlingendeü  Tranio»  den 
er  nach  Üssiogs  eigener  Vermuthung  einen  uolturim  genannt  hat, 
nicht  sagen  därfen  ^Gebt  mir  Futter  for  meine  Ochsen,  wenn  Ihr  es 
nicht  auch  schon,  wie  alles  andere,  aufgefresseu  habt'/  —  Y.  62  (65) 
zwei  neue  Conjectareu  für  das  überlieferte  aaffinam  cediit :  $a- 
ffinae  dediti  und  sarfina  pedite  anstatt  daa»,  was  vor  allem  Noth 
gethan  hätte,  auf  Sjmmachus  l,  7  (caedHndae  sa^itute  und  Aüso- 
nius  Ephem«  1,  7  ^q.  {tcndis  sayinam,  Toll  atedi^)  verwiesen  wor- 
den wjLre.  —  V«  78  (80)  hätte  doch  erwähnt  werden  können,  daas 
vor  Uii'ing  bereits  andere  die  von  Eitschl  angenommene  Lücke  auf- 
gegeben haben. 

Dags  auf  die  üs&ingsche  Recension  des  äußerst  schwierigen 
Canticum  (I,  2)  hier  nicht  näher  eingegangen  werden  kann,  wird 
umsk  begreifen,  wenn  mau  erfährt ,  dass  der  Herausgeber  sich  damit 
begoQgt  hatf  seiner  Bearbeitung  einfach  die  Arbeiten  der  Vorgänger 
zu  Grunde  zu  legen  und  aus  ihnen  zu  entnehmen  ^  was  ihm  zweck- 
dienlich erschieu;  während  Ref.  eine  ersprii'Gliche  Behandlung  des 
arg  entstellten  Stückes  nur  unter  consequentem  Festhalten  an  ge* 
wissen  GeijicbthpuTikten  für  m(5glich  hält.  Der  Uerau^gei>er,  der  es 
toust  an  Inhal L<iaiig<iben  nicht  fohlen  hUst,  hat  hier  nicht  einmal 
da0  gegeben«  was  Hef,  als  eine  unerläasliche  Vorarbeit  erscheint, 
n&mlich  eine  genaue  Analyse  des  Inhaltee.  Das  gleiche  gilt  vom 
zweiten  Canticum  (I,  4). 

V,  164  (16B)  Quin  tu  te  exomas^  moribus  lepidis,  quem 
Icpida  tute  es.  Dazu  bemerkt  Ussing:  ^Immo»  inquit^  ancilla  non 
Teste  Icpidam  (i.  e.  pulchram)  feminam  ornari  oportet ,  sed  moribus 
lepidis;  nam  amatores  non  vestem  aniant  sed  ipsam  muUerem  et 
morey  eins.  Loeum  corrupit  Bgthius  quid  scribeuH'  usw.  Diese  Be- 
weisfQhrung  ist  mir  unverständlich ;  behauptet  denn  Scapha  irgendwo, 
dfli^s  die  mores  ihrer  Herrin  nicht  Upidi  seien  ?  Auch  schmückt  man 
sich  nicht  im  Handumdrehen  mit  mort$  Upidi ,  welche  vielmehr 
eine  beneidenswerte  Gabe  der  Natur  sind.  Außerdem  wüsste  ich 
nicht,  dass  lepidus  jemals  bei  Plautua  von  nutarlicher  Körper* 
MThönhuit  bezöge,  vielmehr  bozeichnet  es  atotä^  den  Beiz  des 
Anmuthtgen,  mag   diese  Anrouth   nun   durch  grazi(yse  Bewegungen 


451B    j5.  Ziemer,  Junggrammat  Streifzüge  U8W.,  ang.  von  J.  OaUing. 

oder  Geschmack  im  Putze  hervorgebracht  sein.  Wir  werden 
also  mit  Nothwendigkeit  auf  Bothes  Vorschlag  (unter  gleichzei- 
tiger Setzung  des  Kommas  nach  exornas)  hingeföhrt.  — 
V.  180  (185)  'Videtur  Plautus  scripsisse:  Peru  istud'  (nämlich 
quod  promiseram  tihi;  dona  perdidisti;  die  Heransgeber  nach  den 
Codices  Periisti;  quod  pr.  t.dono  {dona  B)  |).);  sie  prolixa  et  ver- 
bosa  oratio  erit,  sed  a  Plauto  non  abhorrens/  Aber  kommt  nicht 
durch  den  Qegensatz  der  Tempora  eine  arge  Inconcinnität  in  den 
Vers?  —  V.  182  (187)  Istaec  tarn  stulte  für  das  nonstaitam  der 
Hss.  —  V.  183  (188)  ist  exspectes  mit  Fug  und  Recht  wieder  an 
seinen  Platz  gesetzt  worden.  —  V.  208  (213)  lila  hanc  corrumpet 
mulierem  malesuada  vitilena.  Ussing:  'mihi  vix  dubium,  quin 
fuerit  hac  —  carUilenaJ*  Es  ist  nicht  schwer  allerlei  Vermuthungen 
vorzubringen ;  warum  sollte  z.  B.  nicht  nach  Anleitung  von  v.  275 
und  sonst  vetula  lena  geschrieben  werden  ?  —  V.  280  (288)  wird 
gestrichen.  Von  den  beiden  Versen  304  (311)  sq.  will  Ussing 
einen  gestrichen  wissen:  Ref.  möchte  von  den  beiden  Aus- 
drücken eugßf  oculus  meus  und  conueniunt  manuplares 
eccos  keinen  vermissen.  —  V.  364  (372)  sind  die  Woi-te  Suscita 
istum ,  Delphium  von  Ussing  mit  Recht  den  Handschriften  gemäß 
an  Philolaches  zurückgegeben  worden.  —  V.  399  (407)  Ussings 
Vorschlag  Pluma  haud  interest^  patronus  sie  cUenii  prospicit 
versteht  Ref.  nicht.  Sollte  hier  ein  Druckfehler  vorliegen  ?  —  V.  401 
(410)  hat  Ussing  nicht  gestrichen,  was  man  bei  der  Lückenhaftigkeit 
der  ganzen  Stelle  nur  billigen  kann.  —  V.  410  (419).  Ussings  Er- 
klärung und  Emendation  {Sed  quid  tu  egredere  sie  perianuam? 
Öptume ,  wobei  er  sehr  richtig  bemerkt ,  dass  Tranios  Frage  ihren 
Grund  in  irgend  einer  Ungeschicklichkeit  des  puer  haben  müsse) 
verdient  allen  Beifall ;  nur  bleibt  das  Bedenken  von  Seyffort ,  dass 
der  Schlüssel  ohne  ein  Wort  zu  sagen  übergeben  wird,  bestehen. 
Dagegen  ist  es  ein  Irrthum,  wenn  im  nächsten  Verse  demselben  Ge- 
lehrten die  Autorschaft  für  Paruistis  zugeschrieben  wird,  die  viel- 
mehr Guyetus  gebührt. 

Damit  glaubt  Ref.  dem  oben  erwähnten  Zwecke  gerecht  ge- 
worden zu  sein.  Die  schöne  Ausstattung  der  Ausgabe  ist  bekannt. 

Wien.  Heinrich  Sehen  kl. 


Junggrammatische  StreifzOge  im  Gebiete  der  Syntax.  Von  Dr. 
Hermann  Ziemer,  o.  L.  an  d.  kgl.  Domgyran.  zu  Colberg.  Colberg 
1882.  0.  F.  Post'sche  Büchhandlung.  VUl,  156  SS.  S\  —  M.  2.70. 

Wenn  die  Schule  mit  wissenschaftlichen  Bestrebungen  in 
Contact  bleiben  soll,  so  hat  vorliegende  Arbeit  ganz  besondei^en  An- 
spruch auf  Beachtung  seitens  der  Lehrer  des  sprachlichen  Unter- 
richtes überhaupt,  besonders  derer  der  altclassischen  Sprachen,  denen 
sie   vor   allen  gewidmet  ist.   Sie   betitelt  sich   'junggrammatische 


Ha  Ziemer,  Jatigg^rafriirittt.  SireifzÜge  aew.,  nng.   ?i:»ii   J.   GoUintj.    49% 

StreifzOge'  UDtl  bat  zam  Gegcnstando  die  Betrachtung:  onil  Ver* 
wertuDg  eioer  Methode,  die  auf  dem  Gebiete  der  Spracii  iiaft 

sich  zwar  erst  in  jüngster  Zeit  geltend  iremacht  hat,  gh  i»er 

durch  vorsichtige  Handlinbung  zu  einer  Exairtlieit  gehu  wie 

m  sonst  nur  in  d**ii  Naturwisseuscbaftt^n  und  in  der  itrk 

möglich  iBtt'  Es  handelt  sich,  um  es  ktir^  tu  sagen,  um  die  Ein* 
fdhniD^  des  psychologischen  Momentes  neben  dem  phjsio-^ 
logiecben  in  die  Betrachtung  sprachlicbor  Erscheiaungen  näer 
um  die  Durchführung  der  beiden  Grundsätze:  ^A  Her  Laut  wandet 
follzieht  sich  nach  ausnahmslosen  Gesetxen^  und  ^alle 
iheinbareu  Ausnahmeu  sind  durch  psjchischo  Vor- 
gänge zu  erklären.'' 

Nachdem  bereits  der  Yerf.  in  seinem  Programm  (Colberg  Id79) 
„das  psychologische  Moment  in  der  Bildung  syntaktischer  Spi  ach- 
formon"  erörtert  hatte,  ließ  er  hier  angeregt  durch  die  jluflerst  rege 
N  '^  *  nach  jen^r  Arbeit  demselben  Gegenstände  eine  au8- 
f  Bearbeitung  tu  theil  werden  ♦  bei  welcher  ihm  die  Bocen- 

siuuen  jtiucr  erj^ten  Arbeit  in  der  Je«.  Lit.  Zeitung  1879  ,  Kr,  23 
und  im  PhiloL  Anz.  1881,  S.  217  ff.  zugute  kamen. 

Das  Buch  zertUllt  in  zwei  Abschnitte:  Der  erste,  betitelt  *Znr 
Ge&cbichte  der  junggrammatischen  Literatur*  (S,  1—27)  ist  nur  zur 
Orientierung  für  diejenigen  gef^ch riebet),  ^welche  mit  den  neuesten 
Fortschritten  der  Spra*  i  ohaft   nicht    in  Fühlung   geblieben 

«ind.**   Hi^r  wird  die    :  i   Gnircmatik   und  die  frühere  ver* 

£^  ue  For>ohung  charakterisiert,  die  Fehler  dieser 

K  ^  nan  und  die  Principien  der  Junggrammatiker  mit 

ihren  Leistungen,  so  eines  Leekien,  O&tholf,  Brngmann  u.  a,,  vor 
allem  aber  H.  Pai^ls  *  Principien  der  Sprachgeschichte'  besprochen, 
ir^lch  letzteres  Werk  der  Verf.  vielfach  zur  Richtschnur  ge» 
Bommea  hat. 

Der  zweite  Abschnitt  ^Das  psychologische  Moment  in  der 
Bildung  syntakliischer  Sprachformen"  enth&lt  die  P  ng  her- 

vorragender syntaktischer  Erscheinungen  nach  ju?  miti^cher 

Methode.  Wenn  der  Verf.  nur  die  Syntax  berücksichtigt,  so  geschieht 
dies,  weil  dio  jnnggrammatische  Methode  bisher  fast  ausächlieMich 
in  morphologischen  Untersuchungen  gehandhabt  wurde. 

Es  wird  in  dem  großen  zweiten  Abschnitte  zuerst  das  psycho* 
logische  Moment  nach  Inhalt  und  umfang  erörtert  und  das 
Wirken  des  psychologischen  Triebes  dahin  definiert,  „dass  Sprach- 
formoD,  im  Begriffe  gesprochen  zu  werden,  mittels  der  Ideen- 
a&sociation  mit  ihnen  nahe  liegenden  andern  Sprachformen  tn  an- 
ti.  ■      Verbindung   gebracht   uud    von   diesen    letzteren  formal 

l  t  und  lautlich  umgestaltet  werden  ')."  Man  vgl.  ^utKQartp^ 

u^hüu  ^cü^^atti  (formale   Ausgleichung),    rauh   statt  rauch 

*;»Hieiiof  iü6ehteich  «achre«!  v       n^Jtf^Voll        >        ^jie* 

(Wiftkber  Andre>i«r)^  und  „die  deutle i>  ^'oo  romtr  rie' 

(worfther  3liiz  Malier) 


454    H,  Ziemer,  Jaoggrammat.  Streifzüge  usw.,  ang.  von  J,  €hüin§. 

(stoffliche  Ausgleichung,  hervorgerufen  durch  andere  Formen 
desselben  Stammes).  Aber  auch  für  die  Syntax  ist  der  Grundsatz  der 
neueren  Psychologie  festzuhalten ,  dass  jede  sprachliche  Schöpfung 
das  Werk  nur  eines  Individuums  ist,  dass  diese  Schöpfung  in  der 
Begel  aber  absichtslos  und  unbewusst  geschieht,  so  dass  jede  zweck- 
volle Berechnung  der  schöpferischen  Thätigkeit  fernliegt.  Im 
schroffen  Gegensatz  hiezu  erscheint  das  logisch  -  grammatische 
Principi  welches  mit  von  vornherein  feststehenden  Schablonen  an 
die  Betj'achtung  herangeht  und  alles,  was  in  diese  Zwangsjacke 
nicht  hineinpasst,  als  ^Yerirrnng  der  Sprache^  perhorresciert.  Nicht 
minder  abzuweisen  ist  das  Besti-eben  des  Puristen,  ^der,  weil  er  für 
den  lebendigen  Fluss  sprachlicher  Entwicklung  keinen  Sinn  hat, 
weil  er  glaubt,  die  Entwicklungsstufe,  auf  der  er  die  Sprache  fand, 
die  Vollendung  und  der  Standpunkt ,  von  welchem  e  r  dieselbe  an- 
schaut, sei  der  endgiltige  und  allein  maßgebende^,  vieles  ausmerzen 
möchte,  was  schließlich  der  u^s  tyrannus  heiligt.  Verf.  verweist 
auf  unsere  eigene  Sprache ,  ^die  noch  immer  in  flutendem  Werden 
begriffen  ist^,  betreffs  anderer  Sprachen  äußert  sich  Gerber  (Sprache 
als  Kunst  I,  413):  „Bei  den  Griechen  ließ  selbst  der  reine  Atti- 
cismus ,  auch  abgesehen  von  der  Dichtersprache ,  ionische  Formen 
neben  andern  zu.  Barbarismen,  häufig  wiederholt ,  gestalten  endlich 
die  Sprache  um ;  so  bildete  sich  die  koivyj  yXvjoaa,  später  die  byzan- 
tinische ^cjiaaiXT]  yXwaaa,  endlich  das  gänzlich  barbarisierte  Neo- 
Griechisch/  Wie  viele  Barbarismen  und  Solöcismen  hätten  an  dem 
Bau  des  Französischen,  einer  weltbeherrschenden  Sprache,  gearbeitet! 
—  So  Gerber.  —  Die  Cardinalfrage  bei  Betrachtung  einer  syntak- 
tischen Erscheinung  muss  demnach  sein:  Wie  ist  sie  überhaupt 
möglich  geworden?  Gemäß  diesem  Grundsatz  verfahren  wir  bei 
der  Erklärung  aller  syntaktischen  Redeweisen,  die  richtig  verstand^ 
werden  sollen,  vorzüglich  bei  den  überall  auftauchenden  Neu- 
bildungen ,  indem  wir  nach  vorher  erfolgter  Feststellung ,  dass  eine 
Sprachform  eine  Analogiebildung  sein  muss,  immerfort  fragen, 
nach  welchem  Muster  oder  nach  welchen  Mustern  hat  sich  die 
Associationsbildung  vollzogen.  Wir  werden  dann  finden,  dass  in 
syntaktischen  Verhältnissen  nicht  bloß  einzelne  Wörter,  sondern 
ganze  Sätze  sich  unmittelbar  mit  dem  Gedankeninhalt,  der  in  sie 
gelegt  ist,  dass  sich  in  Form  oder  Function  gleiche  Satzformen  wie 
die  verschiedenen  Casus,  Tempora,  Modi  unter  sich  associieren,  und 
dass  dies  ebenso  bei  den  verschiedenen  Gebiauchsweisen ,  in  denen 
man  ein  Wort,  eine  Bedensart  kennen  gelernt  hat,  der  Fall  ist,  Allf 
diese  Associationen  können  ohne  Bewusstsein  zustande  kommen. 
Lässt  sich  mit  Zuhilfenahme  der  Betrachtung  der  psychischen  Vor* 
gänge,  die  einer  syntaktischen  Erscheinung  zugrunde  liegen,  Klarheit 
über  dieselbe  gewinnen ,  die  etwaige  Abweichung  'Entgleisung'  ver- 
stehen, so  haben  wir  eine  psychologische  Erklärung. 

Unter  den  psychologischen  Gesichtspunkt  werden  im  folgenden 
Pleonasmus,  Ellipse  and  verwandtes  gestellt  und  mit  der  Attraction 
und  Ausgleichung  dieses   erste  Capitel  des  zweiten  Abschnittes  ge- 


bil08»eD,  M«n  folgt  «ler  gr^«randten  Darstellung  dirrcliaQS  lu- 
rnneiid,  üar  S.  48  machte  man  bei  Erwähnung  des  Sats(>s»  dass 
^r  Aosdruck  nur  ein  abhreviiertes  G^dankenbüd  sei,  statt  Br^al, 
cho1<>gen  aus  Herbarts  Schule,  etwa  Steinthal.  (Abriss  d.  Sprwise. 
4i0  und  449),  dessen  Verdienste  am  <ite  Spruch wissensthnft  der 
fett,  hochhält  (eingehender  hierüber  G.  Lindner  Progr,  Cilli  1862 
12  ff.u  angeführt  finden. 

In  dem  umfangreichen  «weiten  Capitel  'Die  Ausgleichung 
^weier  Gedanken-  oder  Redeformen'  (die  mit  der  sonst  sogenannten 
"^^ncbyfliß   vielfach   EOÄammenfällt)    du  '    man    „ein   an- 

heioend  bunt  lus^ammenge  wdrfei  tes  syniii .:.    Gebief»  da  eben 

le  ^Ansgleichung*  ein  Gewalthaber  ist,  f,der  in  angebonier  Lust  tu 
anectieren  seine  eroberungssöchtigen  Arme  bald  nach  dieser  bald 
nach  jener  ßichtung  hin  ausstreckt  und  keinen  Nachbar  unbehelligt 
Iftsat,**  Die  eyntaktische  Ausgleichung  wird  vom  Veif,  in  die  fnr* 
male,  reale  nud  Combinatione*Auägleichung  eingetheilt. 

Für  den  Gang  der  Arbeit  im  einzelnen  mnds  auf  das  Buch 
selbst  verwiesen  werden,  wir  wollen  uns  nur  einige  Bemerkungen 
erlauben. 

Griechische  Analogien  fQr  den  Gebranch  des  Voe.  an  Stelle 
dee  erwarteten  Nom.  (S.  71  t.  K  maefe  rttfo  Cato  R.  R.  132»  1; 
g^L  Hör*  Serni,  IT,  6,  20)  wären:  üv  t  w  itnt^  nvna  xalUyini 
VQiUßv  fv}trjQ  iiQavviov  Eiir.  Troad.  1221 ;  "Okßie  ytovQe  yivtuo 
"beokr.  X VII,  66  und  Jazu Fritzsche.  —  Nicbt  bloß  griechischor 
BbraiJch  (S.  105}  it!it  der  Infinitiv  uach  ovi  und  cJ^,  wie  die 
rallelen  bei  Yahlen  in  dieser  Zeitschr*  1872 ,  52&  zeigen.  —  Bei 
Sprech uug  des  scheinbaren  Gebrauche«  dea  Superlativs  an  Stelle 
deß  Comparativs  (S.  131)  kommt  der  y^vt.  therlweiso  zu  demöelben 
^        nisse  (der  Genetiv  ist  hier  meist  ein  '  jila 

ßer  Zeitschr.  1858  S,  529,  wo  das  s  .dig 

kmelt  sein  dürfte.  —  Im  Gebiete  der  Combinationsausgicvichnng 
wenngleich  der  Verf.  nicht  auf  Vollständigkeit  ausgeht .  noch 
unche  interessante  Structur  Platz  finden  können  t,  B.  F&Ue,  wie 
>i^*  Ix  wr^g  ayoqaq  adUuK:  dnrjyoi^  Dem.  22 ,  52  (s.  Behdantz  im 
idex  unter  *Attraction*)  oder  die  Prolepsis  beim  Inßn.»  wie  Soph. 
C.  1211  nnd  1496,  wodurch  die  S.  1Ä7  besprochene  Steile  Dem, 
)1.  TI,  4  Licht  bekommt.  —  Für  die  Analogiebildungen  wären  aach 
schönen  Arbeiten  von  Scheuerlein  ""Die  syntaktischen  Gebrauchs- 
eisen dee  lat.  Verbums'  und  *Der  Coniunctivus  iossrvus'  (Halle 
1864  und  1667)  tu  berücksichtigen.  —  Die  S,  134  über  juin  beim 
Imper,  vorgetragene  Ansicht  erhält  eine  Stütte  in  dem  Gebrauch 
von  n  ovv  at  m  auffordernder  Frage»  worüber  KQhner  tu  Xen.  Mem. 

nii.io. 

Im  dritten  Cftpitel  'Pfrchnlfv^isch  zu  erklftrende  Pleonasmen' 
irird  die  Negation  chtigt,  wobei  Andrere n«  Bnch 

^Sprachgebrauch  ot.  i    ,  .  ;.  ^      i  im  Deutschen'  Heilbronn  1880 

125  f.  guto  Paranolen  geboten  hätte,  wie  Oberhaupt  dieses  Buch 
den  pfTfchotogisehen  Grammatiker  ^  i$it  venia  verbo  —  voa 


456    H.  Düntzery  Göthes  Dichtungen  usw.,  angei.  von  Ä,  Sauer. 

hohem  Interesse  ist,  für  den  logischen  i^ur  tische  Analogien'  und 
*Vorirrungen'  bietet.  —  Bei  Besprechung  der  figura  etymologica 
darf  die  treffliche  Arbeit  Landgrafs  (s.  oben  Jahrg.  1880  S.  848  ff.) 
nicht  übergangen  werden  ').  Wölfflins  Abhandlung  *über  die  allitte- 
rierenden  Verbindnngen  in  der  lat.  Sprache'  München  1881  konnte 
wohl  noch  nicht  benutzt  werden. 

Schließlich  sei  nur  noch  die  Bemerkung  erlaubt,  dass  die  neue 
Methode  auch  im  Gebiete  der  Syntax  so  neu  gerade  nicht  ist;  ja  man 
hat  sich  des  psychologischen  Moments  mitunter  bei  Erklärung  ver- 
derbter  Stellen  missbräuchlich  bedient  —  hat  man  sich  doch  nicht 
selten  zur  Erklärung  unmöglicher  Anakolnthien  usw.  auf  den  impetus 
animi  des  Sprechenden  berufen  —  aber  als  nothwendigen  Factor  bei 
Behandlung  der  Syntax  hingestellt  und  zur  Grundlage  der  Erklärung 
einer  ganzen  Beihe  wichtiger  syntaktischer  Erscheinungen  gemacht 
finden  wir  es  hier  zum  erstenmale. 

So  möge  es  denn  yorstehender  Besprechung  gelingen  die 
CoUegen  zur  Leetüre  des  interessanten  Buches  anzuregen,  sie  werden 
jedenfalls  erkennen  —  um  die  Worte  dos  Verf.s  zu  gebrauchen ,  — 
dass  diese  Methode  psychologischer  Sprachbetrachtung  geeignet  ist, 
manches  sprachliche  Bäthsel  zu  lösen ,  selbst  ohne  Sanskrit  und 
große  Sprachgelehrsamkeit  richtige  Erklärungen  sonst  unerklärlicher 
und  complicierter  Redeweisen  auch  in  der  Schule  zu  geben '^). 

')  Bei  dieser  Gelegenheit  berichtige  ich  ein  Versehen,  das  sich  in 
die  Überschrift  der  dortigen  Besprechung  eingeschlichen  hat:  statt  Er- 
langae  1879  lies  Erlangae  1881 

»)  Der  Verf.  hat  in  der  Zeitschr.  f.  d.  G.-W.  1881  S.  385-401 
den  Nachweis  angetreten,  dass  die  neue  Methode  Ansprach  auf  Einftthmng 
beim  Unterrichte  habe.  Mit  Recht  wird  die  Ansicht  zurückgewiesen,  als 
ob  dadurch  dem  Schüler  ein  Plus  des  zu  Bewältigenden  erwüchse,  nicht 
vielmehr  vielfach  das  Richtige  an  Stelle  des  Falschen  träte  und  das  Lernen 
und  Behalten  erleichtert  würde. 

Olmütz.  Joseph  Golling. 


Goethes  Dichtung^ und  Wahrheit.  Erläutert  von  Heinrich  Düntzer. 
Leipzig  1881,  Ed.  Wartigs  Verlag  (Ernst  Hoppe).  (Erläuterungen  zu 
den  Deutschen  Classikem  Bd.  79,  80)  I.  Band.  VlII  und  157  SS.; 
IL  Bund  322  SS.  8». 

Heinrich  Düutzer  hat  seit  langer  Zeit  in  der  Erläuterung  der 
Goetheschen  Werke  ein  Monopol  für  sich  in  Anspruch  genommen 
und  bis  vor  kurzem  wurde  ihm  dies  auch  stillschweigend  zugestanden, 
80  dass  er  kaum  einen  Concurrenten  zu  scheuen  brauchte.  In  der 
Commentiemng  von  Dichtung  und  Wahrheit  ist  ihm  nun  Herr  von 
Loeper  mit  einem  gediegenen,  allseitig  anerkannten  Werke  zuvor- 
gekommen, und  da  es  Düntzer  nicht  möglich  war,  dasselbe  durch 
einen  dictatorischen  Machtspruch  vom  Erdboden  verschwinden  zu 
machen,  so  hat  er  sich  begnügt,  es  durch  die  fast  500  Seiten  seines 
Buches  mit  Gift  und  Geifer  zu  bespeien:  eine  literarische  Un- 
dankbarkeit und  Taktlosigkeit,  die  er  durch  das  sauersüße  Lob  im 


H  Duniter^  Göthes  Dichtuflgdntuv^  «Bftti.  von 


457 


Vorworte  S.  VII  keineswegs  gesühnt  hat.  Wilbreni  er  Loeiiera 
K^Kultate  8ti lisch wei^eud  herüberuiiiimt,  nfirgelter  in  den  kritiscbeo 
Amoerkuügeti  Zeile  für  Zeile  an  Loepers  sorgf&ltijf  bearbeitetem 
Texte  hetutD  ,  nmtzt  ihm  selbj^tTerbessert«^  Fehler  noch  einmal  auf 
(11»  176)  und  trägt,  wo  er  durch  eigene  Forschungen  ober  Loeper 
liirmusküiumt,  seine  Verbessernngeu  und  Beriohbigungeu  mit  scbaden- 
frob  lächelnder  Miene  vor,  Herr  von  Loejnn'  hat  uns  vor  kurzem  be- 
wiesen, mit  welcher  Vornehmheit  und  Bescheidenheit  er  einen  Mit- 
forscher auf  seinem  eigensteti  Gebietü  behandelt  und  receosiert* 
Düntzer  ver^et^t  seiner  schon  lauge  schwankenden  Autorität  in  der 
Goethe- Wissenschaft  durch  ein  fiulchea  Vorgehen  gegen  den  ersten 
und  verdientesten  Eep  rasen  tun  ten  derselben  mit  eigener  Hand  den 
Todesstoß. 

Die  vorliegenden  Hefte  bringen  die  Erläoterungen  tu  Goethes 
Werken  tum  Abschlnss,  Sie  «eigen  recht  deutlich,  das«  Döntzere 
Methode  ein  Kunstwerk  zu  analysieren  und  zu  commentioren  eine 
verfehlte  ist,  *Eiue  knapp  sich  au  diii  Sache  haltende,  Liig 

alle  8chwierigkeiten  von  Schritt  zu  Schnit  erörternd"  »ig 

mag  tnr  Noth  für  ein  Gedirhtchen  oder  Drama  ausreichen ,  nicht 
iber  for  eine  breit  angeleimte,  sich  weit  verzweigende  Biographie, 
te  Citate  aber,  die  gesammte  Goethe literatur  über  Bord  zu  werfen 
und  nnr  manchüial  aus  'andern'  ungenannten  Qut^llen  (z.  B.  11,  228) 
ÜnHthf»*4  Diirtitidlung  zu  berichtigen,  ist  i^anr.  ungehörig  bei  der  Er- 
kl  Welkes,  das  sich  auf  *  Ne  von  Quellenstudien 

ij'  1»  afifii?ebaut  hat    Zu  vn  ülicber  Benützung  ist 

Düntxers  Hucii  dadnrch  ganz  unbrauchbar  geworden.  Düntzers  allbe- 
kannte Art,  Uoethezn  meistern,  treffen  wir  auch  hier  an;  wie  wenig 
wäbleriscb  er  dabei  in  seinen  Aosdrficken  ist,  mag  die  folgende 
Stelle  —  zugleich  <»ine  Stil  probe  —  bezeugen  1^  143 :  'Hiernach  hatten 
dennTouunrtDarstelhtngallmiiblichden  wechselndenVorhältoissen 
^M^emäß  eich  nnders  zu  ^t*gtalten,  sie  mussten  ein  AbbiliJ  der  Zustände 
P^Selbst  werden,  wiu  dem  Dichter  auch  meist  gelungen  »  wenn  auch 
r  die  bedrängtim  V  e  r  h  Ä 1 1  n  i  s  s  e.  unter  denen  besonders  der  dritte  Theü 
L  xu:*tande  gekommen  ,  nicht  immer  die  oöthige  Freiheit  der  Stimmung 
■kgaben  und  manche  Stellen  des  vierten  schon  Sparen  des  Mangels  au 
^  geistiger  Frische  zeigen,  besonders  ist  die  demselben  vorgesetzte 
Vorrede,  die  Kchon  an  sich  eine  widerw&rtige  Unterbrechung 
bildet,  in  einer  höchst  steifen  und  gezwungeneu  Sprache  abgefasst, 
so  das««  zu  wflnscben  gewesen.  Riemer  hätte  die  önteidrückung  der- 
ielbeu  durchgesetzt,  wie  er  es  bei  der  fifthor  «um  dritten  beab- 
aichtigten,  freilich  aus  Anderen  Grnndeu,  bewirkt  hatte/  Eckermanns 
und  Biemem  Willkür  bei  Herausgab«  der  uachgelassenen  Werke 
nimmt  er  anch  hier  in  Schutz  I,  80 

An  n«»UHm  Materiale  hat  Düntzer  die  von  Goethe  auagestelHen 
r  benOtzen  können,  durch  deren  Abfolge  sich  die 

h  ,  lussen,  die  Goethe  gelesen  oier  einge-^ehen  hat, 

und  sich  •»mige  chrunologische  AnhaHspunktu  für  den  Verlauf  der 
Arbeit  iirgeban.  Aoüardem  stand  ihm  eine  ueae^  sorgfältige  Abschrift 


456    H.  Kluge,  Gesch.  d.  dentschen  Nationallit.,  ang.  v.  J.  Wackerneil. 

des  Biographischen  Schemas  zu  Gebote,  welche  einige  Berichtigungen 
zn  Goedekes  Abdruck  im  Gi*nndriss  ergab.  Leider  ist  die  Verwertung 
bei  Mntzer  eine  bloß  stückweise ;  ein  völliger  Neudruck  des  wert- 
vollen Schriftstückes  wäre  erwünscht  gewesen. 

Am  Schlüsse  des  Vorwortes  empfiehlt  Düntzer  Miese  liebevoll 
gearbeiteten  Erläuterungen  dem  zahlreichen  Kreise  der  Leser'  seiner 
eigenen  aus  allseitiger  Forschung  und  der  Erkenntnis  der  noth- 
wendigen  Form  und  künstlerischen  Anordnung  hervorgegangenen 
Darstellung  von  Goethes  Leben ,  zu  welcher  sie  eine  Art  Ergänzung 
bilden.^  Ich  müchte  die  Besitzer  dieser  unlösbaren^  aus  Namen,  Zahlen 
und  Brie£fragmenten  zusammengeschweißten  Pseudo  -  Biographie 
Goethes  vor  dem  Ankaufe  dieses  neuen  Werkes  Düntzers  nach- 
drücklichst gewarnt  haben. 

Lemberg.  Dr.  August  Sauer. 


Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur.  Zum  Gebrauche  an 
höheren  Unterrichtsanstalten  und  zora  Selbststudium  bearbeitet  von 
Dr.  Hermann  Kluge,  Prof.  am  Gymnasium  za  Altenburg.  Zwölfte 
verbesserte  Auflage.  Altenburg  1881,  Oscar  Bonde  (VIII,  240  SS.). 

^Das  Buch,  welches  in  einem  Decennium  elf  Auflagen  er- 
lebte, zeichnet  sich  durch  den  Mangel  der  oft  gerügten  stereotypen 
Fehler,  übersichtliche  Darstellung  und  genaue,  bis  auf  die  neuesten 
Forschungen  fortgeführte  Literaturnachweise  aus."  So  urtheilte  der 
germanistische  Jahresbericht  von  1880  (Nr.  234)  über  Kluge's 
Literaturgeschichte.  Das  ürtheil  trifft:  wir  haben  hier  eines  jener 
wenigen  Schulbücher,  an  welchen  die  Fortschritte  der  (xermanistik 
nicht  spurlos  vorübergehen ,  und  es  steht  zu  erwarten ,  dass  es  bei 
seiner  weiten  Verbreitung  noch  viele  jener  miserablen  Literatur- 
geschichten verdrängen  wird,  weldie  bisher  nur  der  alte  Schlendrian 
auf  dem  Marktplatze  hielt,  zumal  wenn  es  in  den  kommenden  Auf- 
lagen neuerdings  einer  eingehenden  Bevision  unterzogen  würde.  Zu 
dem  Zwecke  will  ich  einige  Besserungsvorschläge  machen.  —  §.  2. 
Die  Definition  der  isolierenden  Sprachen  als  derjenigen,  „welche 
aus  unveränderlichen  Wurzeln  bestehen^,  ist  zu  weit;  denn  a«ch 
andere  Sprachen  haben  „unveränderliche  Wurzeln."  Es  muss  heißen: 
„welche  nur  aus  einsilbigen  unveränderlichen  Wurzeln  bestehen,  die 
Träger  der  Begriffe  sind."  —  §.  3.  Bei  der  Gruppierung  der  ger- 
manischen Sprachen  wird  die  Obereintheilung  in  West-  und  Ost- 
germanisch (gothisch-nordisch  oder  gothisch  allein)  nicht  zu 
vermeiden  sein;  vgl.  Zimmer,  Zs.  f.  deutsches  Alterth.  XIX,  393 
nnd  dazu  Bezzenberger,  Nachrichten  von  der  k.  Gesellschaft  der 
Wissensch.  u.  d.  Univ.  Göttingen  1880,  S.  152.  —  Bei  den  ober- 
deutschen Dialecten  muss  der  schwäbische  zum  alemannischen,  der 
bairische  zum  österreichischen  gestellt  werden;  denn  wer  mit  Kluge 
liest  ^der  bairische,  fränkische,  schwäbische,  österreichische  usw.'' 
wird  auf  die  Meinung  konuuen,  dass  der  bairische  dem  österreichischen 
gegenüberstehe  wie  etwa  der  fränkische  oder  schwäbische.  In  §.  14 


H.  Kluffi^  Gesch.  d.  deutschen  NiktionftlHt.,  ong.  v,  »K  Waekernelt    459 

ist  auch  „Mitteldf^utsch^  anricbtig  gedeutet.  B%i  der  Eintheilung  der 
Dialecte  wird  der  (feeignetgte  Platz  sein,  Weinholds  Gramoiatiken 
anzuführeü ,  da  K\üge  die  löbliche  Absiebt  Terfolgt.  seioen  Lesem 
da,  wo  es  4er  Zusammenhang  gestattet»  auch  die  wichtigsten  Gram- 
matiken,  Mythologien  lu  dgl,  an  die  Hand  zu  geben.  —  §.  4.  Dass 
Pfeiffer  „die  beliebte  Ansicht,  das  Mittelhochdentsche  gründe 
auf  die  schwäbische  Mundart,  widerlegt**  habe,  wird  man  nicht 
^eii  dürfen,  und  wenn  man  Pauls  Schrift,  welche  den  Bestand 
Her  mhd,  Schriftsprache  in  Abrede  stellt ,  anfQhrt,  so  wird  es  ge- 
ratheu  sein ,  auch  eine  der  wichtigsten  Gegenschriften  m  nennen. 
IbiigenSf  wie  Kluge,  davon  überzeugt  ist,  dass  dem  ^Abd.  zu- 
die  fränkische  Mundart  zu  Grunde  fiege*^^  wird  die  mhd. 
briftsprache  um!  den  Einfluss  des  Schwäbischen  auf  dieselbe  kaum 
;jn  Abrede  stellen.  —  S.  6,  Z.  14  ist  gothisch  dagan  in  dagans 
rigieren.  —  Die  Darstellung  der  Lautverschiebung  ist  Qocb 
Fnach  den  älteren  Lehrbüchern  ausgefallen;  allerdings  wird  es 
üwer  halten«  Ausdrücke  wie  Affricata  u.  dgl.  zu  gebrauchen,  aber 
lon  in  der  Anordnung  hätte  sich  die  Eenntnis  der  neueren  For* 
iiungen  zeigen  lassen:  zuerst  verwandelte  sich  dieTenuis,  dann 
|[e  Media  usw.,  jedoch  nicht  umgekehrt,  wie  bei  Kluge  steht.  In  der 
imerkung  auf  dieser  Seite  bessere:  Schleicher  1879  (uuver* 
Iderter  Abdruck)  und  Scherer,  deutsche  Sprache.  —  g.  7.  Die 
emerkungen  über  die  Hss.  der  gothischen  Bibelübersetzung  würde 
ich  kürzer  gefasst  und  den  so  gewonnenen  Raum  dazu  verwendet 
Iben,  mit  ein  paar  Sätzen  die  Leistung  Ulfilas*  zu  charakterisieren; 
^rner  würde  ich  in  den  Anmerkungen  die  Arbeiten  von  Schulte 
WHI  M  dtr  Literatur  über  die  Runen  die  Schriften  von  Kirchhtvff 
iftlie  Aufl.  1854)  und  von  Wimmer  (1874)  ergänzt  haben.  Im 
bdrucke  den  gothischen  Vaterunsers  steht  zweimal  ja  statt  jah. 
loch  übler  ist  ebenda  qvimai  statt  qimai:  denn  das  goth.  q  unter* 
^heidet  sich  bekanntlich  auch  dadurch  vom  ahd.,  dass  es  kein  v, 
f  nachsetzt.  —  §.  9.  Im  Hildebrandsliede  kämpfen  nicht  „väterliche 
Irende'^  und  ritterliche  Khre,  sondern  steht  Leid  ge^&Ji  Leid» 
dwurt  skihitt  entweder  wird  Hildebrand  vom  eigenen  Kinde  mit 
im  Schwerte  geschlagen  oder  er  muss  ihm  zum  Mfirder  werden 
ler  ehrlos  den  Kampf  meiden.  Ein  b^ses  Vergehen  ist  es.  dass 
Dtar  herjun  tn^m  tajt  n^wischen  zwei  Herren^^  übersetzt  wird; 
ungenau  ist  ebenda  die  Anmerkung  2,  welche  lehrt,  dass  Wacker- 
u^«1  «.  a.  als  einziges  Mali  der  Kurzzeile  „zwei  betonte  Wörter 
nerkannt  haben. '^  Xacbthellfg  ist  es  femer,  daas  auf  S.  13  die  abd. 
iTürter  aus  dem  Hildebrand.sliede  ohne  Längezeichen  gedruckt 
Dfden :  ilenn  gerade  hier  bei  der  Metrik  hat  die  Länge  des  Yocals 
Hd  der  Silben  große  Bedeutung,  die  Kluge  freilich  nicht  in  An- 
^lag  gebracht  hat,  als  er  ohne  nähere  Bestimmung  den  Sati  hin- 
eilte: ^die  Senkungen  fvhWn  jtuweilen  ganz."  Der  Leser  wird 
idorcb  um  so  sicherer  in  'tii>  Irfv  >t   werden,   weil  auch  das 

Igende  Beispiel;  welches  diese  1»'  ^trterensoIL  unric7itig  ist; 

tnge  scandiert  w^wtirt  (lies   w6*würt)  skfbit,  behandelt  alsiv  \ie\^ 


460    B.  Plüß,  Leitfaden  der  Naturgeschichte,  angez.  von   0.  Sdumiät. 

Wörter  gleich ,  und  das  ist  ganz  verkehrt ;  denn  -hit  kann  keine 
Hebung  tragen,  und  zwar  deswegen  nicht,  weil  die  vorausgehende 
Silbe  nicht  lang  ist;  daraus  ergibt  sich  auch,  dass  der  ganae 
Halbvers  anders  abgetheilt  werden  muss  und  so  zu  schreiben  ist: 
göt,  w^ wurt  skihit ;  ebenso  ist  Vers  37  falsch  behandelt;  in  Vers  20 
corrigiere  lante.  Warum  ist  die  Anmerkung  am  Schlüsse  dieses 
Paragraphes  nicht  auch  in  Notenschrift  gediuckt  wie  andere  (vgl. 
S.  23)?  Ähnliche  Unebenheiten  finden  sich  öfters,  so  wenn  die 
Herausgeber  eines  Gedichtes  im  Contexte  statt  wie  sonst  unter  dem 
Striche  angeführt  werden  (vgl.  S.  22,  29,  45  usw.),  oder  wenn  von 
zwei  Ansichten  die  ältere  und  unwahrscheinlichere  im  Contexte,  die 
bessere  in  der  Anmerkung  steht,  wie  z.  B.  bei  Wernher  von  Tegernsee 
(§.  14),  der  in  sehr  gewagter  Weise  auch  als  der  Dichter  des 
Tegernseer  Liebesliedchens  bezeichnet  wird.  Ein  gutes  Schulbodi 
soll  sich  auch  in  solchen  Äußerlichkeiten  der  reinsten  Durcharbeitung 
erfreuen ;  denn  es  hat  nicht  bloß  stofflich  zu  wirken,  sondern  aueh 
formell  zu  bilden,  namentlich  kann  man  das  von  den  Lehrbüchern 
des  deutschen  Untemchtciß  erwarten.  —  §.  11.  Wanim  wird  Otfrieds 
Evangelienbuch  noch  immer  mit  dem  von  Graff  construierten  Namen 
,£rist^  überschrieben?  -^  Beim  Ludwigsliede  sind  die  beiden 
Arbeiten  von  Sam habe r  (Freistadt  1877  und  1878)  anzufahren. 
—  §.  12.  Eckehard  dichtete  den  Waltharius  als  Schularbeit  für 
seinen  Lehrer ,  als  welchen  wir  Gerald  zu  erblicken  haben ;  bei  den 
Ausgaben  ergänze  die  von  Scheffel  und  Holder  (1874).  Bei 
Solle  ff  eis  Eckehard  ist  die  fünfte  Auflage  (1868)  genannt;  da 
Kluge  sonst  immer  die  neueste  Auflage  angibt,  so  müsste  der  Leser 
auf  die  Meinung  kommen ,  dass  seitdem  keine  mehr  erschienen  sei, 
gleichwohl  brachte  das  Jahr  1881  die  sechsund vierzigste. 

Damit  habe  ich  die  zwei  ersten  Perioden  (bis  zum  Jahre  1100) 
zui-ückgelegt.  Die  kommenden  Ausgaben  werden  mir  Gelegenheit 
bieten,  auch  zu  den  folgenden  Perioden  einige  Besserungsvorschläge 
zu  machen ;  nur  will  ich  im  voraus  darauf  verweisen,  dass  namentlich 
in  den  Literaturangaben  mit  Zuhilfenahme  des  germanistischen 
Jahresberichtes  manches  gebessert  werden  kann.  Den  Schluss  des 
Buches  bildet  ein  Begister  (S.  235—240).  Ich  habe  darin  einige 
Stellen  nachgeprüft  und  bedeutende  Lücken  gefunden,  so  fehlen 
z.B.  Closener  S.  70,  Eilhart  von  Oberge  S.  49,  Oswald 
von  Wolkenstein  S.  65,  Suso  S.  70,  Twinger  S.  70,  Wein- 
schwelg S.  68,  bei  Eulenspiegel  der  Verweis  auf  S.  79  u.  a. 

Innsbruck.  J.  E.  Wackerneil. 


Leitfaden  der  Naturgeschichte.  Von  Dr.  B.  Plüß,  Lehrer  am  Beal- 

Gyronasium  in  Basel.     Zweite   vermehrte  und  verbesserte   Auflage. 
Preiburg  i.  ß.  1881,  Herder,  gr.  8,  VI  und  258  SS. 

Das  mit  vielen ,  meist  guten  Bildern  ausgestattete  Buch  ver- 
mag ich  nur  im  zoologischen  Theile  (S.  83 — 218)  zu  beurtheilen, 
wo  es  mich  anch  wieder  in  der  wiederholt  ausgesprochenen  und  an 


F,  Standfest,  Leitf.  f.  d.  miner.  Unterricht,  ang.  v.  Ä*  Äußerer,    4SI 

TorschiodeDeD  äbDÜcbeü  Werkeu  bag^rändeten  Ansteht  bestärkt,  dass 

Lbei  derartigen,  die  gesamiote  Naturgeschichte  umfassenden   Schal- 

[bOcbern  dereine  oder  andere  Theil  oderalles  zusammen  an  lucorrect« 

Ifceit  leidet.  Bei  der  Katze  heiBt  es  gleich  auf  der  erateu  Seite :  „Die 

^ßcblüflselbeiue  fohlen**.  Sie  sind  bekanntlich  vorhanden,  aber  ver^ 

kümmert,  obwohl  noch  mehrere  Ctmtr.  lang.   Auch  stammt  nicht 

die  Hauskatze,  sondern  eine  Varietät  der  Eanskatze  ,,hÖchst  wahr* 

fichciülich  aas  Afrika**.  S.  95  verwechselt  der  Verf.  die  Edbenbeine 

dflf  VCIgel  mit  den  ädilüsselbeinen.  Daneben  fahrt  er  die  Gabelbeine 

an;  das  sind  eben  die  Schlüsselbeine;  dieser  Fehler  wird  8,  128 

L wiederholt,    wie    überhaupt    alle    UorichUgkeiton ,    die    bei    der 

«EinzelbeschreibuDg  auf  der  1.  Unterrichtsstnfe  vorgekummeti  sind, 

im  späteren  höheren  Abschnitt  wieder  erscheinen.   Wenn  dem  Kinde 

tgelehrt  wird^dassbeim  Regenwurm,  der  einJiö<}k«l  compliciertefi  Blat- 

IfffjU^system  hat,  die  ^  BluUaufsorgano  (RaoliaafMIi)  oiaiach  Blutroth, 

[mit  zienihch  regelaiüsäigem  Lanf^,  daä»  der  Bandwurm  ausser  Saug- 

^Diipfeij  Hiikeukrau/  und  Eier  ^sonat  keine  deutlichen  ÜrgiUie^,  dnES 

die  Infus&orien  „keinerlei  Orgaoet^,  summtiiche  VVubelthiere  einen 

„unbeweglichen    Oberkiefer"^    besitzen,   da^ä    ^eehr  wenige  Krebst 

LuDgeüeackel   haben"    uaf.    o&f ,  ao   aind  das    positive  Fehler, 

welche    nicht   mit    pädagogischer    Bucksicht   entschuldigt   werdea 

kdnneo,    sondern    davon     herrübren,   diiss   der     VerL,  der  ja  ein 

t  sein    mag  ^    wie    die  mdibten  anderen  Verf.  der 

i  iiar,  sich  2U  vid  zugetraut  hat* 

Strassburg.  O^ar  Schmidt. 


Leitfaden  f^'^  '^^n  mioexalogiscbeo  Unterricht  »d  den  oberen  aase« 
der  Jen.    Vua    Dr>  F.  Standfost.  üni£.   Leuächner  and 

Lubcü    .,     .    :-*.  gr.  S    104  SS.  und  151  HolzÄChnitte.   i^reis  ÖÜ  kr. 

Es  iüt  wahrhaft  wohlthuoud,  unter  der  großen  Menge  natur- 
I historischer  Schulbücher,  welche  jOngst  erschienen  sind,   endlich 
^wieder  einem  zu  begegnen,  welches  mit  der  alten  Schablone  bricht 
,  etuen  Weg  betritt,  der  von  gewiegten  Padug')gen  schon  längst 
^der  richtige  bezeichnet  und  ge würdiget  worden  ist. 

Standfe^ts  Leitfaden  lehnt  sich  »einer  Methode  nach  eng  an 

das  bekannte  Lehrbuch  der  Botanik  von  Wretschko  an,   weist 

«ber  in  Bezug  auf  consequente  Durchführung,   Auswahl  und  An* 

^Ordnung  de.s  Stoffes  und  die  klare,  der  Fassuugsgabo  der  Schüler 

^firong  angepu^ste  Dar&tellang  einen  ontschiedeneu  Fürlächritt  auf* 

>  Zeile  verräth  dtm  erfahrenen  Schulmann  und  gibt  Zeugnis  von 

if  Überlegung  und  eingehendem  Studium. 

Au  8U  der  wichtigsten  und  «umeist  leicht  in  instructifeu 
StQckot)  zu  be^cchaffendeu  Minoralion  werden  die  Hjiuptlehren  der 
Mineralogie  allmälig  entwickelt^  ohne  jemaU  in  ermadon  oder  an 
.Q^d&^ti^'ii^  grö0ere  Anfurderungeu  zu  stellen,  Naturgem&ll 
*'  '  die  Mineralien  in  fünf  Gruppen:  Elemente,  Schwefelver- 
bindtingmj ,  Oxyde ,  Haloidaalze  und  OijsaUe  gebrachte    Wihreod 


462    F.  Standfest j  Leitf.  f.  d.  miner.  Unterricht,  ang.  v.  Ä,  Äußerer, 

an  den  Metallen,  welche  das  System  eröffnen,  hauptsächlich  Farbe, 
Strich ,  Glanz ,  sowie  die  Cohärenzerscheinungen  und  das  specifische 
Gewicht  in  Betracht  gezogen  und  erklärt  werden ,  geben  die  ein- 
fachen Erystalle  des  Schwefels  zuerst  Gelegenheit  den  Schüler  in  die 
Erystallographie  einzuführen  und  namentlich  das  Wesen  des  rhom- 
bischen Systems  zu  erklären  und  einige  der  wichtigsten  an  dieseiD 
Minerale  vorkommenden  Formen  (nach  Naumann)  abzuleiten  und  zu 
bezeichnen.  Der  darauf  folgende  Diamant  bringt  das  Octaeder, 
Bhombendodekaeder  und  Triakisoctaeder ,  während  die  übrigen 
Formen  des  regulären  Systems  am  Pyrite,  Galenite,  der  Zinkblende,, 
dem  Fahlerze  und  dem  Flusspate  vorgeführt  und  abgeleitet  werden* 

Brauneisenstein  und  Siderit  geben  Veranlassung  das  Wesen 
und  die  Genesis  der  Pseudomorphosen  zu  erklären. 

Am  Calcite  wird  zuerst  die  doppelte  Strahlenbrechung  und  die 
Polarisation  des  Lichtes  erörtert  und  beim  Tarmaline  des  weitem 
ausgeführt  und  besonders  in  ihrer  Bedeutung  für  die  Erkennung  der 
Erystallsysteme  gewürdigt. 

Ein  Anhang  behandelt  in  Kürze  (S.  96 — 100)  die  wichtigsten 
und  häufigsten  Gesteine. 

Von  Fundorten  werden  hauptsächlich  österreichisch-ungarische 
genannt. 

Wie  schon  aus  dem  wenigen ,  das  hier  angedeutet  wurde ,  zu 
ersehen  ist,  geht  dieser  Leitfaden  noch  kaum  betretene  Pfade  und  so 
darf  es  nicht  wundernehmen,  wenn,  wie  mir  scheint,  nicht  immer 
der  richtige  und  kui-zeste  gewählt  wurde  und  sich  manches  besser 
und  fasslicher  hätte  sagen  lassen. 

Wenn  ich  hier  gar  vieles  anführe,  was  ich  der  Verbesserung 
oder  Umarbeitung  wert  erachte,  so  thue  ich  es  aus  Liebe  zur  Sache 
und  von  dem  Wunsche  gedrängt,  dass  das  Buch  sich  möglichst  viele 
Freunde  erwerbe  und  dazu  beitrage,  den  mineralogischen  Unterricht 
so  nutzbringend  als  möglich  zu  machen. 

1.  Um  bei  den  Metallen  die  allerdings  kleinen  und  seltenen 
Krystalle  nicht  ganz  übergehen  und  namentlich  bei  Wismuth,  Arsen 
und  Antimon  die  so  auffallende  rhomboedrische  Spaltbarkeit  nicht 
todtschweigen  zu  müssen,  würde  es  sich  empfehlen,  Schwefel, 
Diamant  und  Graphit  den  Metallen  vorauszuschicken. 

2.  Obwohl  im  ganzen  mit  der  Behandlung  der  Erystallographie 
einverstanden,  möchte  ich  wünschen,  dass  am  Schlüsse  etwa  die 
Hauptsätze  zusammengefasst  und  namentlich  der  innige  Zusammen- 
hang der  geometrischen  Form  mit  dem  innem  Bau,  wie  er  sich 
namentlich  in  seinem  Verhalten  gegen  Licht,  Wärme  und  Cohäreuz 
offenbart,  betont  werde. 

3.  Scheint  mir  die  Behandlung  des  monoclinen  (S.  60)  und 
triclinen  (S.  64)  Systemes  insoferne  missglückt  zu  sein,  als  von 
Formen  ausgegangen  wurde,  an  denen  die  Axenlage  sich  nicht  sofort 
rechtfertigen,  respective  erklären  lässt.  Im  monoclinen  Systeme 
ließe  sich  an  einem  einfachen  Eisenvitriolkrystalle,  mit  dem  Prisma 
aod  dam  basischen  Pinakoide,  wie  man  sich  solche  leicht  und  in 


K  Standfeiif  Leitf.  t  d.  miner.  Unterriebt,  Mg.  v.  A,  Äußerer,    Mt 

großen  StQcken  aus  Lösungen  küD^tlich  Ker^t^llen  kauii)  das  Wesen 
ies  Syfltenies  und  die  wichtigsten  F'ormen  de$;$elbetL  demonstrieteti, 
rai»  dtinn  die  Anffassung  der  Gipskrystalle  AoOerordentlidi  ei- 
leichtere  würde. 

Scbwii^rigor  gestaltet  sieb  schon  die  Aufgabe  beim  triclinen 

Bptemo  und  da  eignet  sich  xur  Einführung  gewiss  nicht  der  80  com* 

'plicierte    und   schwierig   aufzulösende  KmtaJl    des   Kupfervitriola 

(S.  63),  sondüin  besser  ein  Axinit,  von  dem  einfache  Krystalle  nicht 

gar  2u  schwer  zu  haben  sind,  oder  ein  tricliuer  Feldspat, 

4.  Dio  kleinen  und  schwer  zu  beschaffenden  Zinnober  krystalle 
{S.  38)  scheinen  mir  auch  nicht  passend,  um  daran  das  Rbomboeder 
abzuleiten,  da  doch  am  Quarze  und  Calcite  dazu  so  gute  Ge- 
legenheit ist. 

5.  Die  trigonale  Pyramide  und  das  trigonale  Trape^oeder 
(S.  45  u,  46)  hätten  —  wenn  auch  der  trapezoedrischen  Tetartoedrie 
Dicht  ausdrücklich  Erwähnung  geschieht  —  als  zu  schwierig  abzu- 

Biten  uud  im  ganzen  doch  als  zu  selten  vorkommend,  füglich  weg- 
bleiben kennen. 

6.  Bei  der  Vorführung  der  chemischen  Reactionen  hat  der 
Itneralog  7.u  häufig  Hber  den  Schulmann  die  Oberhand  gewonnen. 

^Die  in  der  Schule  vorzunehmenden  Reactionen  müssen  doch  in  erster 

Linie  Aufschlnss   ertheilen   über   die   im  Minerale    vorkommenden 

^£lemente  oder  Radikate  und  erst  in  zweiter  Linie  soll  damit  gezeigt 

Verden,  wie  durch  dieselben  einander  ähnlich  sehende  Mineralien 

leicht  und  rasch  unterschieden  und  erkannt  werden  können. 

So  wird  z.  B.  (S.  21  und  22 1  am  Pyrite,  an  welchem  Minerate 
zuerst  eine  chemische  Eeaction  demonstriert  wii-d ,  durch  zwei  Ver- 
suche der  Nachweis  fnr  die  Zusammensetzung  desselben  aus  Eisen 
und  Schwefel,  wie  folgt,  erbracht:  Erstens  erweist  sich  die  durch 
Ldie  Löthrohrflamme  aus  dem  Pyrite  geschmolzene  Kugel  als  para- 
magnetisch  (Eisen),  während  die  bekannte  Heparbildung  auf  Schwefel 
letitet.  Dass  aber  die  Heparbildung  dem  Schwefel  zuzuschreiben  ist, 
luss  der  Schüler  glauben^  aber  auch  die  magnetischen  Erscheinungen 
dor  geschmolzenen  Kugel  halte  jch  für  zu  wenig  iustructiv. 

Hat  man  frClher  —  und  das  sollte^  wie  ich  glaube^  nicht  über* 
ingen  werden  —  bei  Besprechung  des  Eiaens  dta^en  Verhatten 
egen  Reagentien  gezeigt,  so  ist  es  am  zweckm&Üigsten ,  eine  Pyrit- 
^robe  in  Salpetersäure  zu  lösen,  abzuGItrieren,  den  auf  dem  Filter 
Bbliebenen  dunklen  Rückstand  (Schwefel)  xa  trocknen  und  anzu- 
Inden  —  blaue  Flamme,  stechender  Qenich  nach  Schwefeldioiyd  — , 
tirend  einem  Theile  der  sehr  verdünnten  Lösung  Auimaniak,  dem 
ndero  Blntlaugensalz  zugegossen  wird,  wobei  die  höchst  aufTallenden 
liederschläge  den  Schüler  sofort  von  der  Anwesenheit  dos  Eisens 
überzeugen*  Überdies  kann  noch  durch  einfaches  Erhitzen  der  Probe 
Ell  KOlbchen  der  Schwefel  als  gelber  Beschlag  nachgewiesen  werden. 
Solche  und  ähnliehe  einfache  —  analysierende  —  Versuche 
können  bei  der  Mehrzahl  der  Mineralien  mit  Ausnahme  der  Silicate» 
deren  AufschlieOung   viel   zu   zeitraabend   ist,   in   der  Schule  zar 


464    A.  Pokorny,  Leitfaden  der  Botanik,  anges.  von  H,  W.  SeicharäL 

Förderung  des  Interesses  am  Gegenstande  und  zur  Unterstützung  des 
Gedächtnisses  gemacht  werden,  andere  aber,  welche  yon  den  Minera* 
logen  zur  raschen  Orientiemng  beliebt  werden ,  sind  in  der  Schule 
auf  ein  Minimum  zu  reducieren. 

Wohl  nur  aus  Versehen  haben  sich  ein  paar  Unrichtigkeiten 
eingeschlichen,  die  leicht  zu  corrigieren  sind.  S.  15,  Z.  21  y.  o.  soll 
es  statt  schwefelige  Säure  heißen  Schwefeldioxyd  undS.  65  und  ebenso 
6.  70  wäre  zu  sagen :  Das  Grundrhomboeder  kommt  beim  Calcite  ffir 
sich  allein  selten  (anstatt  nicht)  vor. 

Die  Mängel,  die  ich  hier  angeführt  habe  und  deren  Beseitigung 
leicht  durchführbar  ist,  ohne  wesentliche  Veränderungen  am  Leit- 
faden vornehmen  zu  müssen,  sind  jedoch  so  wenig  wiegend  gegenüber 
den  Vorzügen  des  Buches,  dass  ich  nach  gewissenhafter  Prüfung 
dasselbe  den  Herren  CoUegen  einer  wohlwollenden  Würdigung  bestens 
empfehlen  kann. 

Allerdings  kann  manches  gegen  die  synthetische  Methode  in 
der  Mineralogie  am  Obergymnasium  eingewendet  werden,  doch  bin 
ich  der  festen  Überzeugung,  dass  sich  allmählich,  wenn  man  nur 
ernstlich  den  Versuch  damit  macht  und  sich  die  Mühe,  welche  die- 
selbe wenigstens  anfangs  dem  Lehrer  unleugbar  auferlegt  ^) ,  nicht 
▼erdrießen  lässt,  die  Vorurtheile  gegen  dieselbe  verlieren  und  sie 
zur  herrschenden  werden  wird. 

Dem  Schüler  wird  dabei  jedenfalls  die  Aufgabe  wesentlich  er- 
leichtert, ohne  dass  dadurch  der  Gegenstand  nur  im  geringsten 
leidet ,  was  bei  den  fortgesetzten  Klagen  wegen  Überbürdung  der 
Berücksichtigung  wohl  wert  ist. 

So  möge  sich  denn  das  sehr  schön  ausgestattete  Büchlein  mit 
seinen  gesunden,  entwicklungsfähigen  Ideen  rasch  Bahn  brechen, 
dem  mineralogischen  Unterrichte  zum  Wohle,  dem  Autor  zum  Danke  I 


')  Wie  ich  soeben  erfahre,  sind  Netze  für  Modelle  der  im  Leit- 
faden besprochenen  Ery  stalle  in  Vorbereitung,  wodurch  die  Verwendbarkeit 
des  Buches  nur  gewinnen  kann. 

Graz.  A.  Äußerer. 


Leitfaden  der  Botanik  für  die  oberen  Classen  der  Mittelschulen  von 
Dr.  A.  Pokorny,  k.  k.  Regteran^srathe ,  Director  des  Leopold* 
Städter  Commanal •  Real-  und  Obergymnasiams  in  Wien,  und 
F.  Bosick;^,  Professor  am  k.  k.  böhmischen  Real-  und  Obergvmn. 
in  Prag.  Prag  1882.  Verlag  von  P.  Tempsky.  8<»  VI  und  209  SS. 
mit  262  Abbildungen  und  einem  Kärtchen  in  Farbendruck. 

Die  Verf.  hatten  die  Absicht,  einen  kurzen  Leitfaden  der 
Botanik  für  die  oberen  Classen  unserer  Mittelschulen  zu  schaffen, 
welcher  sich  einerseits  an  den  Unterricht  in  den  unteren  Classen 
anschließt,  andererseits  genau  den  Forderungen  des  vorge- 
schriebenen Lehrplanes  entspricht.  Demgemäß  wurde  der  Lehrstoff 
auch  für  die  oberen  Classen  zunächst  auf  die  Phanerogamen  be- 
schränkt und  die  vier  ersten  Abschnitte  behandeln  dieselben  aus- 


J,  Behrens,  Lehrbuch  der  Botanik,  angez.  von  H,  W,  JReichardt,    465 

schließlich.  Der  erste  enthält  die  Morphologie,  der  zweite  die  Syste- 
matik, der  dritte  die  Aoatomie,  der  vierte  endlich  die  Physiologie 
and  Biologie  der  Samenpflanzen.  Der  fünfte  Abschnitt  beschäftigt 
sich  mit  den  Eryptogamen,  beginnt  mit  den  niedersten  Formen  der 
Thallophyten  nnd  steigt  zu  den  höchst  entwickelten  Gefäßkrypto- 
gamen auf.  Im  sechsten  und  siebenten  Abschnitte  werden  endlich 
in  knappster  Form  die  Elemente  der  Pflanzengeographie  und  Paläon- 
tologie kurz  erörtert.  Ein  nett  ausgeführtes  Kärtchen  veranschau- 
licht die  Vegetationsgebiete  der  Erde  nach  A.  Grisebach. 

Die  Verf.  haben  im  vorliegenden  Leitfaden  das  angestrebte 
Ziel  vollkommen  erreicht.  Die  Auswahl  des  Stoffes  ist  durchwegs 
eine  glückliche ;  die  Darstellung  ist  klar  und  dem  gegenwärtigen 
Stande  der  Wissenschaft  angemessen;  die  zahlreichen  Abbildungen 
sind  mit  kundiger  Hand  zweckmäßig  ausgewählt  nnd  gelungen  aus- 
geführt. Es  kann  somit  das  vorliegende  Lehrbuch  als  ein  in  jeder 
Beziehung  gutes  bezeichnet  werden  und  der  Ref.  ist  überzeugt,  dass 
68  an  den  oberen  Classen  unserer  Mittelschulen  eine  eben  so  allge- 
gemeine  Verbreitung  finden  werde,  wie  sich  ihrer  Pakorny*8  illustrierte 
Naiorgeschichte  des  Pflanzenreiches  bereits  an  den  unteren  Classen 
erfreut. 


Methodisches  Lehrbuch  der  allgemeinen  Botanik  for  höhere 
Lehranstalten.  Nach  dem  neuesten  Standponkte  der  Wissenschaft. 
Von  Dr.  Wilhelm  Julius  Behrens.  Zweite  durchgearbeitete  Aufl. 
BrauDSchweig  1882.  C.  A.  Schwotschke  und  Sohn.  8*.  XIV  und  348  SS. 
Mit  Tier  analytischen  Tabellen  und  zahlreichen  Originalabbildungen 
in  408  Figuren  vom  Verf.  nach  der  Natur  auf  Holz  gezeichnet. 

Die  erste  Auflage  dieses  Lehrbuches  wurde  im  Jahrgange  1880 
dieser  Zeitschrift  S.  762  ausführlich  besprochen.  Die  vor  kurzem 
erschienene  zweite  Auflage  hat  der  Verf.  neuerdings  sorgfältig 
durchgesehen  und  zahlreiche,  wenn  auch  nicht  wesentliche  Än- 
derungen an  ihr  vorgenommen.  Sie  sämmtlich  hier  namhaft  zu 
machen,  würde  viel  zu  weit  führen.  Es  möge  daher  die  kurze  An- 
gabe genfigen,  dass  die  an  der  zweiten  Auflage  vorgenommenen  Än- 
derungen zweckmäßig  sind  nnd  die  Brauchbarkeit  des  Lehrbuches 
von  Behrens  erhöhen.  Dasselbe  wird  somit  auch  in  seiner  neuen 
Gestalt  Lehrern  und  vorgeschritteneren  Schülern  bei  ihren  Studien 
gute  Dienste  zu  leisten  im  Stande  sein. 

Wien.  H.  W.    Reichardt 


Dritte  Abtheilunp:. 

Znr  Didaktik  und  PsBdagogik. 


Die  neuen  Lehrpläne  für  die  höheren  Schulen  in 

Preußen. 

Die  seit  längerer  Zeit  schwebende  Frage  über  die  Revision  der 
Lebrpläne  f&r  höhere  Schulen  in  Preoßen  hat  mit  dem  Erlasse  des 
Ministeriams  f&r  geistliche  und  Unterrichtsangelegenheiten  vom  31.  M&rs 
d.  J.  ihre  Lösung  gefanden.  Je  wichtiger  diese  Entscheidung  bei  der 
hohen  Stellung,  welche  das  Unterrichtswesen  in  diesem  Lande  einnimmt, 
und  den  allgemein  anerkannten  Leistungen  der  dortigen  Schulen  ist  und 
je  mehr  sich  bei  uns,  wie  dort,  sehr  verschiedenartige  Bestrebungen  für 
die  Revision  der  Lehrpl&ne  geltend  gemacht  haben,  um  so  mehr  ist  es 
gerechtfertigt  unseren  Lesern  einen  Einblick  in  die  festgestellten  und 
schon  zum  Theile  vollzogenen  Reformen  zu  gewähren. 

Vor  allem  heben  wir  aus  jenem  Erlasse  den  Abschoitt  hervor, 
welcher  sich  entschieden  gegen  die  von  mehreren  Seiten  empfohlene 
Einheitsschule  fär  höhere  Ausbildung  kehrt.  'Die  Unterscheidung  der 
Gymnasien  und  Realschulen',  so  heißt  es  in  dem  Erlasse,  'ist  als  sachlich 
begründet  und  durch  die  Erfahrung  bewährt  aufrecht  zu  erhalten.  Der 
von  vereinzelten  :Stimmen  befürwortete  Gedanke,  für  alle  diejenigen 
jungen  Leute,  deren  Lebensberuf  wissenschaftliche  Fachstudien  auf  einer 
Universität  oder  einer  technischen  Hochschule  erfordert,  eine  einheitliche, 
die  Aufgabe  des  Gymnasiums  und  der  Realschule  verschmelzende  höhere 
Schule  herzustellen,  ist,  wenigstens  unter  den  gegenwärtigen  Cultur- 
Verhältnissen,  mit  denen  allein  gerechnet  werden  darf,  nicht  ausführbar, 
ohne  dass  dadurch  die  geistige  Entwicklung  der  Jugend  auf  das  schwerste 
gefährdet  würde.'  Wir  haben  diesen  inhaltschweren  Worten  nur  das  bei- 
zufügen, dass  sie  auch  der  Ausdruck  der  im  October  1873  im  Ministerium 
für  Unterrichtsangelegenheiten  abgehaltenen  Gonferenz  sind,  in  welcher 
Vertreter  der  verschiedensten  Richtungen  vereinigt  waren. 

Weiter  constatiert  der  Erlass,  dass  die  Realschulen  zweiter  Ordnung 
neben  jenen,  an  welchen  Latein  gelehrt  wird,  sich  eine  steigende  An- 
erkennung als  Schulen  allgemeiner  Bildung  erworben  haben,  ohne  dass 
jedoch  letztere  etwas  von  ihrem  bewährten  Rufe  einbüßten.  Daneben  hat 
es  sich  aber  auch  als  zweifelloses  Bedürfnis  erwiesen,  dass  für  eine  höhere 


Dk  tiiäuen  Lvhrpiäne  für  die  bdhereu  Scbolen  in  Prru&nn*     Wl 

liebe  Bildung  ächukn  erricbt^t  werde»},   wdche  iu  sechsjähriger 

aaer  —  das  oeunt«}  LebeoBJabr  der  Scliüler  als  AuBgangspmikt  ge- 

»      nommen  —  nutet  Auäschlusa  des  lateinischen  Unterriühtea  zu  eioein  be- 

jl      stimmten,  nicht  auf  die  Fortsetzung  durch  weiteren  allgem*?inen  Unterricht 

hinweisenden  Abdchlnsse  führen  und   den   als  reif  entlassenen  Schülern 

die   Erwerbung  des   Militür^eugniäses  reruiitteln,  »Uo  höhere  Bfirger- 

^^K  So  xeigt  daa  allgemeine  Bedüirfnis,  du»  mau  den  verBchiedenen 
^^Rrderungen  hinsichtlich  der  Erwetbung  höherer  Bildung  durch  ver- 
I  fchiedene^  in  ilirom  Ziele  und  Lehrpl&nc  streitig  abgegrenzte  Schulen 
^Hpttfprechen  müsse. 

^^1  Wendtni  wir  uns   nun  den  Lehrplänen  für  die  eiuselnen  Schulen 

^^b,  so  nimmt  das  Gjrmnastiuro  nach  ^iner  hktoridcheu  Stellung  und  dem 
pVntereise,  welches  es  uns  einftdßti  den  «ersten  Fiats  ein.  Di^r  neue  Ijehrpl&n 
für  daiielbe  zeigt  eine  entschiedene  Annäherung  an  unseren  Organ isatious- 
«ntwurf.  Dies  tritt  inabesondere  in  der  Stellung  hervor,  welche  nun  den 
Naturwissenschaften  im  Unterrichte  sngewieaen  ist  Wenn  auch  die  Ver- 
mehrung der  Stundenzahl  in  diesen  Gegenständen  keine  bedeutende  idt 
steht  doch  dii^sor  Unterricht  jetzt  auf  sicherem  Grunde  und  kann  sich 
der    festeren,  zweckmäßigen  Organisation,   welche   ihm  zntbeil  ge- 
»rden  ist»  gedeihbcber  entwickeln»    Das  Griechische   ist  jetzt  auf  die 
hs  obersten  CUäsou   beschrankt,  uoi   dem   französischen  Unterrichte, 
'eiche?  die  größte  Vermehrung  von  Stunden  aufweist,  eine  festere  Grund- 
e  SU  gehen  und  die  Belastung,  welche  in  Quarta  bei  der  Einführung 
ler  neuen   fremden  Sprache  in   den  Unterrieht  erwuchs,   zumal   da  in 
irselben  Classe  der  mathematische  und  eigentlich   historische  Unterricht 
nt,   zu  beseitigen.    Der  geographische  Unterricht  hat  eine  größere 
;nildenzahl    und   eine   selbständigere     Stellung    gewonnen.  Der  Unter- 
,t    im    Hebräischen    ist    nun    üharall    facuitativ    geworden,    der    im 
lehnen    für  die  drei  untersten  Claasen  obligatorisch*    I>as  |,?Ieiche  gilt 
Q  dem  Turnunterrichte;  'eti  ist  darauf  Beda^^ht  zq  nehmen »  da^s  jeder 
ihlller  wöchentlich   zwei  Turnstunden  hat*.    Obl  ist   auch   f^r 

[e   beiden   nntersten  Classen   der  Unterricht   im  n    und   Sinizen 

it  je  wöchentlich  zwei  Stunden. 

Keine   Aufnahme    hat    gefunden    der   Unterricht    im  Mitlelhv^u- 
ihen.    Als  Begründung  lesen   wir,   das»  es,  ohne  Beeinträchtigung 
[erer  unabweisl icher  Aufgaben  doit  deutt»chen  Unterrichtes  oder  ohne 
m  mit  der  geaammteu  Lehreinrichtun^'  unvereinbare  Ausdehnung  dietet 
'ntenichte«    in    der  Regel    nicht   möglich  sei»  eine  solche  Kenntnis  der 
itt«lhochdeutschen  Grammatik  und  der  eigenthümlichen  Bedeutung  der 
inbar   mit  den  jetzt  gebräuchlichen   gleichen  Wörter  zu  erreichen, 
daa  Obersetxen  ftus  dem  Mittet hoeh deutschen  mehr  als  ein  ungefähre« 
lea  itti,   weichet   der  Gewöhnung  an    wi&senücbaftlicher  Gewisaen- 
t  Eintrag  tbut.  Gute  ÜUersetzungen  nm  utscher  Dich- 

«oUen   einen  Eindruck  ton  der  Eigenthn  der  früheren 

hcn   Periode  unserer  Nationallileratur  gewahren,   wobei   voraus- 
wird, dase  der  Lehrer  dieee  Literatur  in  der  Ursprache  kenne  und 
der  mlltelhocbdenttfchen  GrammatiV  mächtig  sei. 


468     Die  neuen  Lebrpläne  ffir  die  höheren  Schalen  in  Preaßen. 


Die  philosophische  Propädeotik  ist  nicht  als  obligatorischer  Gegen- 
stand bezeichnet.  Es  wird  dem  Ermessen  der  einzelnen  Directionen  und 
Provinzialschulcollegien  überlassen,  ob  dieser  Unterricht  stattfinden  soll. 
Vorbedingung  ist,  dass  sich  ein  Lehrer  findet,  der  hiefür  die  Befähigung 
erworben  hat  und  auch  sonst  sich  hiezu  als  geeignet  erweist,  um  einen 
wirklich  das  Nachdenken  der  Schüler  weckenden,  nicht  sie  verwirrenden, 
überspannenden  oder  ermüdenden  Unterricht  zu  ertheilen.  Es  ist  wünschens- 
wert, dass  besonders  Lehrer  des  Deutschen  die  Beföhigung  für  die)sen 
Unterricht  erwerben. 

Wir  fügen  nun  die  in  den  Lehrplänen  gegebene  Tabelle  bei,  in 
welcher  die  Zahl  der  Lehrstunden  in  den  einzelnen  Classen  und  Unterrichts- 
gegenständen und  die  vorgenommenen  Änderungen  verzeichnet  sind: 


vi!  V 


IV^IITb 


I     l    I 


bisher 


tuag 


5;  2 
31  2 
9   9 


2    2 


2'  2^ 
2    2 


2    2 
3'  3 


U    2 


20 

m 

42 

17 

25 

M 

8 

6 

6 

6 


-  1 
+  1 

-  9 

-  2 

+  a 
+  t 

+  2 
-3 


Christliche  Religionslehre 

Deutsch  , , 

Latein  ,«.*..,..,. . 

Griechisch  .,**,.,.. 

Französisch , . . 

Geacbichte  o.  Geographie 
Eechoea  u,  Mathematik. 

HaturbeschreibuDg 

Physik  ,...., .,, 

Schreiben 

^lehnen  , 

Somma. .... 


Wie  man  sieht,  hat  die  grölSte  Einbuße  an  Stunden  der  lateinische 
Unterricht  erfahren.  Es  hängt  dies  damit  zusammen,  dass  der  freie 
lateinische  Aufsatz  wenn  anch  nicht  aufgehoben,  so  doch  beschränkt  wurde. 
Er  soll  sich  streng  an  die  Leetüre  anschließen  und  sich  innerhalb  des 
durch  dieselbe  augeführten  Gedankenkreises  und  Wortschatzes  bewegen. 
Ein  Hinausgehen  über  diese  Grenzen  sei  unzulässig,  da  ganz  abgesehen 
von  den  Zweifeln,  die  man  gegen  den  Wert  dieser  Übungen  erhoben  hat, 
mit  der  reichen  Entwicklung  der  Muttersprache  jene  Virtuosität  in  der 
Behandlung  des  lateinischen  Stiles  selbst  bei  den  Meistern  im  Fache 
nicht  mehr  Regel  ist,  und  daher  bei  der  großen  Zahl  von  Lehrern  nicht 
mehr  jene  Fertigkeit  und  Technik  vorausgesetzt  werden  kann,  welche 
doch  die  unerlässliche  Bedingung  eines  guten  Erfolges  ist. 

Der  Erlass  und  die  den  Lehrplänen  beigegebenen  Instructionen 
enthalten  trefifliche  Winke  für  den  Lehrei:  der  classischen  Sprachen,  auf 
die  wir  hier  nur  mit  einigen  Worten  hinweisen  können.  So  die  Warnung 
vor  wissenschaftlichem  Specialisieren  in  der  Behandlang  der  Formenlehre 
nnd  Sjntax,  eine  Gefahr,  die  bei  der  Entwicklung  der  sprach  vergleichenden 


28|ao|äo|  m  1  3U  |30|30,30[30 


Die  tteuen  Lehrpllkne  fUr  die  höheren  Schulen  in  Freußon.     4IIV' 

Slttdivn  In  unaerer  Zeit  so  n^he  liegt,  die  Betonung  dßa  richtigen  Mnß^s 
Wt  der  BchAndlnog  der  Leetüre,  auf  diiBs  einerveiti  nicht  die  Gründlichkeit 
de«  V^rAtlndnisscs  leide,  andererseits  aher  nicht  die  Leetüre  in  der  gram* 
n;r  'Irklaruni?  aufgebe  und  dadurch  der  Genoss  de»  gelesenen  nnd 

ch  ih  bildendf!  Einflus»  verkömmert  werde. 

In  dem  Unterrichte  im  Griechischen  Ist  nur  ein«  kleine  Ver- 
ringerung der  Stundenzahl  eingetreten;  er  ist  aber  jetst,  wiü  bei  uns 
auf  sechs  Jahre  befcichrinkt,  freilich  bei  einom  bedeutend  gr5ßeren  Stunden- 
All0in»lie-  Die  Irt»tructionen  warnen  rer  alhu  großem  Speciali^ieren  in 
ÜBT  8jntax  und  setzen  den  Scbreibübunieren,  deren  Wichtigkeit  betont  wird« 
eine  festere  Gr«?nie,  nämlich  den  Zweck  durch  Befestigung  der  Kenntniswi 
in  der  Formenlehre  und  durch  Eingewöhnung  in  die  Grundlehren  der 
8jDtax  ditf  i^rammatischs  Gründlichkeit  der  Lectüro  xa  sichern. 

Was  das  Franjiosiache  anbetrifft,  so  heben  wir  hier  nur  bervof, 
dasB  der  neue  Lehr^Uan  sichtlich  bestrebt  ist  gegenüber  den  bisherigen» 
im  ganzen  wenig  befiiedigenden  Resultaten  bessere  zu  erelelen.  Das  Ziel 
ist  nicht  eben  hoch  gesteckt.  Auf  eine  Geläufigkeit  im  freien  mündlichen 
Gitouch  dieser  Sprache  wird  venichtet;  es  genügt,  wenn  dem  Abitn- 
rieftlen  die  französische  Literatur  des  nachher  von  ihm  erwählten  spe- 
ciellen  Faches  leicht  ingänglich  ist  und  er  eine  solche  Grundlage  deis 
Wissens  gewonnen  hat,  dass  bei  etwa  eintretendem  Erfordernis  durch 
eotsprecheude  Übung  die  Fertigkeit  im  mündlichen  Gebrauche  der  Sprache 
ohne  besondere  Schwierigkeit  erreicht  werden  kann. 

Für  den  Unterricht  in  Geschichte  und  Geographie  wird  wiederum 
nai^Tolle  Beschränkung  empfohlen.  Den  Stoff  wird  bei  dem  erste ren 
Gtgentftande  hanptsäc blich  die  Geschichte  des  clastiscban  Alter thums  und 
die  ▼aterIäodisch^  Deutschlands  and  PreuDens,  in  bilden  haben.  Was  dif 
Geographie  anbetrifft,  so  sind  derselben  in  den  drei  unteren  Ciaseen  je 
swei  wöchentliche  Lehrstundtn  gewidmet,  ohne  dass  diese  Stunden  mit  den 
geschichtlichen  in  der  Hand  desselben  Lehrers  vereinigt  sein  müssen,  in 
der  IIL  CUsse  gehört  diesem  Unterrichte  eine  Stunde  wöchentlich.  Der 
eigentlich  geschichtliche  Unterricht  beginnt  von  IV  an  und  wird  in  awet 
Gofsen  lY.  ttl.  und  IL  I  durchgeführt;  in  den  Clasaen  71  nnd  V  ist  eine 
Stunde  wöchentlich  biographischen  Excursen  gewidmet  Wenn  in  die 
Lehranffabe  des  geographischen  Unterrichtes  die  Qrnndlehren  der  matbo» 
maÜitbeo  Geographie  aufgenommen  sind,  so  ist  damit  nur  gemeint,  dan 
der  Schüler  sich  bloß  die  Kenntnis  der  zum  Verständnis  der  Karten  und 
der  topiachen  Verbittnitise  der  Erde  unentbehrlichen  Elemente  erwerb«); 
weiteres  soll  der  phyiilralische   Unterricht  auf  der  obersten  Stufe  bieten. 

Die  Vermehrung  der  für  den  mathematiBchen  Unterricht  bestimmten 
Stundeniahl  betrifft  weaentlich  die  Classe  V,,  in  welcher  eine  Stunde 
wöchentlich  dem  Zeichnen  von  Figuren  mit  Lineal  und  Zirkel  su  widmen 
kip  um  durch  dicso  methodische  Ausbildung  der  Anschauung  den  geo* 
metrischen  '  t  vorsu bereiten.    Dieser  hat,   während  VL  V.  gans 

und  iV.  hai;  li  dem  Bechenunterrichte  gewidmet  akad,  in  Quarta 

tu  begidotn,  der  anthmetische  in  Untertertia.  Eine  Erhöhung  des  etwas 
niedriger  als  bei  uns  gesteckten  Lchraielea  (Arithmetik  bis  zur  Eni- 
Wicklung    des  binomischen  Lehnatact   nad   Algebra    bis  au    den.  ^\^ 


470     Die  nenen  Lehrpläne  für  die  höheren  Schalen  in  Preaßen. 

chnngen  des  zweiten  Grades  einschließlich)  soll  nicht  stattfinden;  die  An- 
sprüche anf  Aufnahme  der  sphärischen  Trigonometrie  oder  der  analjrtischen 
Geometrie  oder  garder  DifiPerentialrech  nun  g  sind  nicht  berücksichtigt.  Unter 
geeigneten  Verhältnissen  kann  von  der  sphärischen  Trigonometrie  so  Tiel 
aafgenommen  werden  als  zum  Verständnisse  der  Grandbegriffe  der  ma- 
thematischen Geographie  dient  oder  es  können  anch  Elemente  der  Lehre  von 
den  Kegelschnitten  analytisch  behandelt  werden,  wobei  es  selbst  möglich 
ist,  eine  Vorstellang  von  dem  Differentialquotienten  zn  geben,  aber  es 
darf  den  Schülern  nicht  einmal  Anlass  za  der  Meinnng  gegeben  werden, 
als  hätten  sie  sphärische  Trigonometrie  oder  analytische  Geometrie  ken- 
nen gelernt.  —  Es  wird  freilich  hier  der  sorgsamsten  Überwachung  von 
Seiten  der  Directoren  und  Schulräthe  bedürfen,  dass  nicht  über  dieses 
Ziel  hinausgegangen  werde.  Die  Versuchnng  liegt,  wie  sich  dies  auch 
bei  ans  in  diesem  Unterrichte  trotz  der  schärferen  Begrenzung  zeigt,  viel 
zu  nahe. 

Der  naturbeschreibende  Unterricht  erstreckt  sich  nun  in  ununter- 
brochener Folge  durch  fünf  Classen.  Was  über  den  Lehrstoff,  dessen  Ver- 
theilung  und  die  Methode  bemerkt  wird,  scheint  uns  vortrefflich.  Dass 
der  Unterricht  sich  in  den  unteren  Classen  hauptsächlich  auf  Zoologie 
und  Botanik  erstrecken ,  die  Mineralogie  im  allgemeinen  sich  auf  Oryk- 
tognosie  beschränken  soll,  ist  gewiss  richtig.  Die  Grundzüge  der  Geognosie 
können  nur  an  solchen  Orten,  wo  die  Umgebung  Beobachtungen  über 
die  Lagerungsverhältnisse  der  Erdschichten  gestattet,  aufgenommen 
werden. 

Der  Unterricht  in  der  Physik  umfasst  jetzt  je  zwei  Stunden  in 
Secunda  und  Prima,  im  ganzen  also  acht  Diejenigen  Zweige  der  Physik, 
welche  vorzugsweise  experimentelle  Behandlung  gestatten  (Elektricität, 
Magnetismus,  Wärme)  fallen  der  Secunda  zu,  womit  außerdem  ein  kurzer 
chemischer  Lehrcursus  zu  verbinden  ist.  In  der  Prima  tritt  bei  der 
Mechanik,  Optik  und  mathematischen  Geographie  die  mathematische  Be- 
gründung der  Gesetze  hinzu,  soweit  es  die  Kenntnisse  der  Schüler  ge- 
statten. 

Wir  haben  nun  den  Lehrplan  und  das  wichtigste  aus  den  In- 
structionen kurz  verzeichnet.  Eine  eingehende  Besprechung  und  Ver- 
gleichung  mit  unserem  Lehrplane  würde  viel  zu  weit  führen.  Schon  das 
Princip,  auf  welchem  unser  Lehrplan  aufgebaut  ist,  die  Doppelstufigkeit 
des  Gymnasiums,  worauf  sich  die  Vertheilung  des  Lehrstoffes,  namentlich 
in  der  Geschichte  und  Geographie  und  den  Naturwissenschaften  gründet, 
zu  erörtern  und  zu  untersuchen,  inwieweit  es  Berechtigung,  Vorzüge  oder 
Naehtheile  habe,  würde  eine  Reihe  von  Artikeln  erfordern.  Jedenfalls 
bezeichnet  der  neue  Lehrplan  eine  Accummodation  an  die  durch  die 
Oulturentwicklung  gegebenen  Verhältnisse,  ohne  sich  aber  von  dem 
bisher  geltenden  irgendwie  erheblich  zu  entfernen.  Eine  Beeinträchtigung 
des  wesentlichen  Momentes  der  Gymnasialbildung,  der  classischen  Studien, 
liegt  in  demselben  keineswegs.  Der  geringe  Verlust  an  Stunden  wiegt 
bei  dem  reichen  Zeitausmaße,  welches  den  classischen  Sprachen  noch 
immer  verbleibt,  gewiss  nicht  schwer.  In  dem  Unterrichte  in  den  Natof- 
wisseDßchaften,  des  Französischen,  der  Geographie  wird  nach  dem  neuen 


Die  neaen  Lehrpl&ne  für  die  höheren  Schalen  in  Preußen.     471 


Lehrplane  erheblich  mehr  geleistet  werden  können.  Freilich  ist  dies  alles 
nnr  da  su  erreichen,  wo  abgesehen  Ton  dem  nennj&hrigen  Gymnasialenrens 
80  große  Anforderungen  hinsichtlich  der  wöchentlichen  Stundenzahl  gestellt 
werden  können,  ohne  dass  sich  von  irgend  einer  Seite  ein  Widerspruch  erhebt. 
Wir  geben  nun  noch  zur  Vergleichung  die  Lehrplane  der  Real- 
schulen erster  Ordnung  oder,  wie  sie  nun  heißen,  der  Realgymnasien, 
der  Oberrealschulen  und  der  Bürgerschulen,  wobei  wir  uns  gemäß  dem 
Zwecke  dieser  Zeitschrift  jeder  weiteren  Erörterung  enthalten. 
Realgymnasien. 


VI    V 


I¥ 


im 


ULi  m  IIa   th    U.  H«.  bialL«r 


Christliche  ReligioDälebre 

Deutech - 

Latein ,.-,..  w 

Franiösisoh * 

Englisch  . 

Geschichte  u»  Geographie 
Rechnen  u.  Mathematik  . 
Katurbeschreibang   . . . . , 

Physik 

Chemie    * , , 

Schreiben  ,  * , , 

Zeichnen 


3    2 
3 


2    2 
2   2 


92 


2     2 


2  2    2 

3|  3'  3 

5!  5i  5 

41  4!  4 

3  3^  3 
3,  3    3 

5 


5   5 


3;  3 
2   2 


2'  2'  2 


19 
27 
54 
34 
2() 
30 
44 
12 
12 
6 
4 
18 


20 
29 
44 
34 

20 
30 
47 

h 

1 

20 


-  1 

-  2 
+10 


Summa......  |28  30:30  32 

I     I     I 


33 '82 


32|Ö2j32 


Oberrealschulen. 


VI 


( 


VilVjIJIb    [Ha   Ilb|iU 


n  \  u 


äft. 


Christliche  Relig iottskhre 

Deutach , 

Franidaiach 

EngÜBch 

Geschieh  t**  u.  Geogriphie 
Rechnen  u.  Mathematik. 
Natarbeschreibung ...... 

Phj  6il£  ... 

Chemie ..,.....- 

Sdirdben .............. 

Zeichnen ..,.....• 


2 

2; 

3 

^ 

6 

5 

5 

i 

4 

8 

S 

5 

2 

8 

— 

4 

— 

1 



^1 

2      2 


3    3 


Snmma 29 


29 


30  00    30 


32J^38k 


39 


\    \ 


\ 


47t      Die  neuen  Lehrplane  ffir  die  höheren  Schalen  in  PreoiSen. 
Höhere  Bürgerschulen. 


ChristUche  Eeligioüälehre 

Deutsch  ...*.,* 

Französisch 

Englisch * .  - . 

Ges^düehl«  u*  G«9griiphie 
Eechnen   u,  Mathematik 

Naturheachreibang 

Katurlebre 

Schreiben, .,.,., 

Zeichnen  .*.*-..-.-.... 


Yl 


lYimln 


I 


2    2 

I 

4    4 

s;  8 


j 


3;  4  4!  4r  4  ^ 


6;  6^ 
3  3: 


2    2 


22 
3,3 


S,2 


Summa — . . 


'mlmmmdOim 


Hinsichtlich  der  Realgymnasien  ist  besonders  die  Vermehrung  der 
Lateinstunden  von  44  auf  54  hervorzuheben,  wornach  der  lateinische 
Unterricht  freilich  bei  neunjährigem  Cursus  um  vier  Stunden  mehr  zählt 
als  an  unseren  Gymnasien.  Die  Vermehrung  wird  damit  begründet,  dass 
es  bei  der.  geringeren  Zahl  der  Stunden,  wie  sie  durch  die  ünterriehts- 
ordnung;  von  1859  für  die  oberen  Classen  festgestellt  war,  nicht  aus- 
reichend gelang  die  in  den  unteren  und  mittleren  Classen  erworbenen 
grammatischen  Kenntnisse  in  sicherem  Besitze  der  Schüler  zu  erhal- 
ten uBd  diese  zu  befriedigender  Sicherheit  und  Gewandtheit  im  Über- 
setzen der  Schriftsteller  zu  führen.  Wir  dürfen  also  kaum  klagen,  wenn 
man  bei  uns  vielfach  nicht  das  erreicht,  was  im  Organisationsentwurfe 
▼orgeschrieben  ist«  zumal  wenn  man  bedenJbJu  ^ähas  düs  Ziel  des  Unter- 
richtes in  diesem  Gegenstande  an  jenen  Schulen  im  ganzen  niedriger 
gesteckt  ist,  als  an  unseren  Gjmnasien.  Unstreitig  wird  der  lateinische 
Unterricht  an  diesen  Anstalten  jetzt  besser  gedeihen  können.  Dass  aber 
dieselben  trotz  der  Errichtung  der  Realschulen  noch  immer  zahlreichen 
Besuch  finden,  spricht  dafür,  welchen  Wert  man  der  classischen  Bildung, 
auch  wenn  sie  keine  vollständige  ist  und  die  Schüler  sich  nicht  der  Uni- 
versität zuwenden,  in  weiten  Kreisen  beilegt. 

In  dem  £rlasse  des  Ministeriums  sind  noch  einige  Puncte  von 
großem  Interesse.  Der  Minister  sieht  in  dem  Umstände,  dass  die  An- 
sprüche, welche  an  die  Lehrer  der  höheren  Schulen  bezüglich  der  Höhe 
und  des  Umfanges  ihrer  wissenschaftlichen  Studien  gestellt  werden 
müssen,  zu  einem  Überwiegen  des  Fachlehrersystems  geführt  haben, 
keinen  Nachtheil.  Ein  Lehrer,  welcher  seinen  Gegenstand  in  Toller 
Sicherheit  beherrsche,  könne  am  Beaten  das  Interesse  lür  denselben 
wecken  und  gute  Erfolge  mit  den  mäßigsten  Ansprüchen  an  die  Arbeits- 
ktaft  dfii  Schüler  erreichen«  Nor  die  GUfahr  aei  vorhanden,  dasa  dieser 
Lehrer  das  Maft  anßer  Acht  lasae  und  die  Grenzen,  welche  den  einzelnen 


Ober  E.  Lechlfiitnera  8onoiii«ter,  Von  J.  G.  Wdl^ntin.        4711 

GebieUii  in  dem  g&ttseti  OrgmaiisaiQa  gre^teckt  sind,  überselirtite.  Daher 
ilenn  die  iramer  wiederkehrende  Mahnung-  Maß  zu  halten.  Wenn  die 
Direktoren  und  Inspectoren  iliro  Pfticht  erfüllen,  wird  es  gewiss  f^nMn* 
Verirrungen  dieiser  Art  ferne  tu  halten. 

Weiter  wird  die  Schädigung»  welche  dem  Unterrichte  ans  der 
Cberfitlllutig  der  Gymnadieo  erwäcbal,  bea|>rochen.  indem  oftmliob  da* 
durch  <?8  dem  Üirector,  wie  dein  Lehr«r  unmöglich  gomacht  wird  jenen 
pertiJ>n liehen  Einflnss  anazuüben,  der  für  die  geistige  und  ^itttichn  BiU 
duDg  der  Schaler  von  so  hohem  Werte  ist,  indem  ferner  durch  den 
großen  Umfang  des  Lehrercollegiumä  das  einheitliche  Band  gelockert 
und  daa  ZuBammenwirken  eraobw<?rt  wird.  Dieiem  Obelstande,  der  aaob 
bei  uni»  sich  bemerkiicb  macht,  lälVt  aiob  nur  durch  Strenge  bei  der  Auf- 
nahme und  Claat^ification  der  äcbüler  und  Ausscheidung  der  antauf- 
Uobon  Elemente»  freilich  auch,  wo  es  die  Umalinde  erheischen,  durch 
Grttodung  neuer  Schulen  begegnen. 

Endlich  kommt  der  Erlasj  noch  auf  einen  ÜbeUt&nd  zu  sprechen, 
d«r  sich  in  Preul^en  in  demaelben  Maße  wie  bei  uns  geltend  gemacht  hat^ 
nämlich  den  grüßen  Bedarf  an  Lehrkräften^  der  durch  die  Erweiterung  der 
böstehendeu  und  die  Gründung  neuer  Lebmnstalteo  hervorgerufen  wurdt, 
was  sur  Folge  hatte,  dass  in  der  Regel  die  Lehramtskandidaten  unmit- 
telbar nach  dem  Bestehen  der  wissen»cbafttichen  Prafnng  mit  der  Be- 
achiftigung  und  Verantwortlichkeit  einer  tollen  Lehrkraft  betruut  wur- 
den. Da  nun  aber  in  Preußen  wie  bei  uns  ein  erheblicher  Zuwacha  ton 
Lehrkräften  eingetreten  bt  und  die  Errichtung  «ahlreicher  neoer  Lehran- 
ttalteu  nicht  in  Ausdicbt  äteht,  so  spricht  der  Erla&s  die  auch  fttr  uns  gel- 
tende Erwartung  aus,  dass  das  Probejahr  wieder  in  ordnungegemiLße  Ana* 
fUhrung  treten  werde,  'das  freilich  nur  bei  der  strengsten  Einhaltoog  dor 
dafüber  getroffenen  Bestimmungen  und  bei  voller  Hingebung  der  betref- 
fanden  Leiter,  I/ehr«r  wia  Directoren,  an  die  Beobachtung  und  Anleitung 
der  Kandidaten  soinon  Zw«ok  erreichen  kann*. 


Über  das  ron  Herrn  Kobert  Lecbleitner,  Mechaniker 
in  W  ieu,  construierte  Sonometer. 

Bekanntlich  reicht  die  gewöhnliche  Tonleiter,  weicht  aus  sieben 
Tönen  und  drei  verschiedenen  Intervallen  bestaht,  für  musikalische  Zwecke 
nicht  aus,  da  wenn  man  einen  anderen  Ton  aJs  C  oder  eine  setner  oberen 
oder  unteren  Octaven  £cm  Gruudtone  wählt  und  nach  den  Gesetzen  der 
diatonisch enTonleiter  vorscbreitet,  man  tu  T5neu  gelangt,  welche 
in  der  Tonleiter  nicht  vorhanden  sind.  Man  sah  sich  aus  diesem  Grunde 
geuAthigtt  eine  Reihe  ?on  Tönen  ein  zuschalten  und  eine  Stufenfolge  f  on 
12  halben  Tönen  einsuföhren,  wtlcbe  den  Namen  chromatische  Scala 
oder  Tonleiter  füiirt.  Aber  auch  mit  dirser  Scalenerweiterung  genftgt 
man  den  Zwecken  der  Mnsik  nicht;  man  sollte  bei  Benützung  der  halben 
Töne  bei   der   iwölften  Quinte   gleichzeitig  die  siebente  Octavc  treffen^ 

(3  V*' 
^  1    von  3^  differiert.  Mau  wendet  ana  diesem 


474       Über  R.  Lecbleitners  Sonometer.  Von  J.  O.  Waüentin. 

Grunde  eine  sogenannte  temperierte  Scala  an,  in  welcher  die  Octayen 
rein  erhalten  bleiben,  was  nothwendig  ist,  da  eine  Unreinheit  in  den 
Octaven  störend  auf  das  Gehörorgan  wirkt.  Diese  temperierte  Scala  wird 
in  der  Weise  hergestellt,  dass  zwischen  dem  Grandtone  and  seiner  Octave 
zwölf  mittlere  Ualbtöne  eingeschaltet  werden,  welche  am  je  ein  Interyall 
Ton  1*059463,  den  sogenannten  halben  Ton  der  gleichschwebenden 
Temperatur,  von  einander  differieren. 

Gibt  eine  Saite  den  Ton  C,  so  lassen  sich  der  Reihe  nach  durch 
ein&che  Rechnung  jene  Längen  finden,  welche  man  der  Saite  (durch 
Unterschieben  eines  Steges)  geben  muss,  damit  sie  die  einzelnen  Töne 
dieser  temperierten  Scala  schwinge,  indem  man  von  dem  Grundsatze 
ausgeht,  dass  die  Schwingungszahlen  der  Saite  sich  umgekehrt  wie  die 
Längen  verhalten.  Man  kann  auf  diese  Weise  auf  einem  Monochorde,  wie 
es  zu  Unterrichtszwecken  in  Verwendung  steht,  diese  temperierte  Scala 
markieren  und  allenfalls  die  Töne  dieser  Scala  mit  den  entsprechenden 
der  diatonischen  Tonleiter  vergleichen. 

Dies  ist  nun  von  Herrn  R.Lechleitner  geschehen.  Das  von  ihm 
oonstruierte  Sonometer,  dem  wir  in  Übereinstimmung  mit  Herrn  Prof. 
Glöser,  der  in  der  „Zeitschrift  für  das  Realschulwesen"  ein- 
gehend diesen  Apparat  würdigte,  lieber  den  Namen  „Tou  stufen  messe r** 
geben  würden,  besteht  ans  einem  nicht  langen  (ungefähr  50  cm.)  Resonanz- 
k&stchen,  über  welchem  eine  Stahliaite  gespannt  ist,  die  durch  eine 
Schraube  höher  oder  tiefer  gestimmt  werden  kann.  Auf  einer  Scala  liegt 
unter  der  Saite  ein  verschiebbarer  Steg.  Wird  der  letztere  auf  einen 
Theilnngspunkt  der  Scala  gestellt  und  die  Saite  gezupft,  so  erklingt 
der  auf  der  Scala  bezeichnete  Ton.  Die  Scala  enthält  die  Angabe  der 
auf  einander  folgenden  temperierten  Töne  mit  großer  Genauigkeit,  wie 
sich  Ref.  mehrfach  zu  überzeugen  Gelegenheit  hatte.  Die  Scala  der  tem- 
perierten Töne  enthält  noch  Unterabtheilungen,  welche  Zehntel  des  Inter- 
yalles  des  betreffenden  ganzen  Tones  angeben.  Außer  der  erwähnten 
Scala  ist  auf  dem  Resonanzboden  noch  eine  Scala  für  die  diatonische 
Tonleiter  angebracht,  so  dass  man  leicht  mittelst  dieses  Instrumentes 
dem  Schüler  den  Unterschied  zwischen  dem  nicht  temperierten  und  dem 
temperierten  Tone  darstellen  kann.  —  Dass  das  uns  vorliegende  Instrument 
auch  für  die  Praxis  eine  große  Bedeutung,  z.  ß.  beim  Richtigstimmen 
eines  Clavieres  hat,  ist  ohne  weiters  leicht  zu  ersehen. 

Erwähnt  sei  noch  die  Anschlagevorrichtung  der  Saite,  die  als 
sinnreich  bezeichnet  werden  muss.  An  einer  unbedeckten  Stelle  des 
Resonanzkastens  befindet  sich  unter  der  Saite  ein  kleiner  Blasebalg, 
welcher  auf  dem  Bedeckungsbrette  einen  hohlen  Aufsatz  trägt,  der 
einerseits  mit  dem  Innenraum  des  Blasebalges  communiciert,  und  in  den 
andererseits  ein  Eautschukschlauch  eingeführt  werden  kann,  durch  den 
man  einen  kräftigen,  nur  kurz  andauernden  Luftstrom  hineinbläst;  wenn 
dies  geschieht,  wird  das  Bedeckungsbrett  des  Blasebalges  gehoben  und 
ein  mit  dem  Brette  in  Verbindung  stehender  Holzstift,  der  mit  seiner 
Längenaze  senkrecht  zu  jener  der  Saite  steht,  gehoben  und  die  Saite 
angeschlagen ;  eine  auf  das  Bedeokungsbrett  des  Blasebalges  drückende 
eläBÜBche  Feder  Terursacht,  dass  der  Blasebalg  die  in  ihm  eingeführte 


E.  Miefäer,  Die  Abitniienten  der  Realscbnlen  L  0.  und  Gywo.  usw.  475 

Luft  anmittelbitr  nach  Er2«ügUQg  de«  Luftstromea  wieder  abgibt  und 
d«r  A n Schlages tift  die  Saite  Terl&sat. 

Ein  Vorthöil  dieser  AnschlageTorrichtung  ist  der,  dass  bei  pr&k- 
tiacben  Versuchen,  wie  beim  Stimmen  der  Saiten  eines  Claviere«,  der 
Stimmende  die  Hände  frei  bat;  ein  anderer  Vortbeil  dieser  Vorrichtung 
ist  aUgemein  der,  dass  die  Saite  gleichmäßig  und  gleichzeitig  kräftiger 
angeacblagen  wird,  als  es  durch  Zupfen  erreicht  werden  kann.  —  Der 
Preis  des  „Sonometers*"  beträgt  mit  Blasebalg  8  fi,,  ohne  einen 
solchen  3  fl. 

Das  zweite  der  uns  vorliegenden  Instrumente  ist  ein  gewöhn- 
lichesMonochord,  welches  nur  In  bedeutend  kleineren  Verbältnissen 
als  es  sonst  üblich  ist  construiert  wurde;  es  ist  jedenftiUB  handlicher, 
leistet  aber  andererseits  nicht  so  v  le],  wie  das  große  Monochord, 
das  meist  in  Verwendung  steht;  mit  dem  letzteren  kann  man  in  ganz 
beqQem«T  Weise  die  Theüung  der  Saite  in  Knoten  veranschaulichen,  man 
kann  damit  ebenso  die  Relation  zwischen  Tonhöbe  und  Saiten  Spannung  er- 
mitteln, was  mit  diesem  Miniaturmonochord  wobl  nicht  gut  möglich  ist. 

Wir  halten  dieses  Instrument  weniger  zu  Unterrichts  zw  ecken  ge- 
eignet während  wir  das  «Sonometer*  oder  den  „Tonstnfenmeiser* 
für  ein  recht  brauchbares  Instrument  erklären. 

Wien,  Dr.  J.  Q.  Walleutin. 


)ie   Abiturienten  der   Kealschulea   I.   0.   und   Gymnasien  in 
Preuüen  ?or  dem  Forum  der  Statistik,  Von  Dr  Ern&t  Albert 
Richter,  Direct^r  des  henogl.   Friedrichs-Gymnasiams  in  Alten- 
burg. Zweite  Auflage.  Mit  einem  Nachwort  zu  derselben.  Altenbnrg 
1881,  0.  Bonde.  gr.  8*.  44  SS. 
Dies  Bachlein,  welches  im  Verlaufo  eines  Jahres  die  zweite  Auf- 
lage erlebte,  kehrt  sich  g^en  die   Behauptung,   welche  der  Realschul- 
direcfcor  Dr.  Steinbart,  der   eifrige    Vorkämpfer    für    die   Gleichstellung 
der  ReaUchule  I.  0.  mit  den  Gymnasien    auch   hinsichtlich   der  Zulas- 
sung ihrer  Abiturienten  zu    allen  Universitätsstudien,    namentlich   aber 
und  zunächst  zum  Studium  der  Medicin.  in  zwei  Schriften  ausgesprochen  hat, 
daas  nimlich  die  Abi  tu  rient<?n  der  Realschulen  I.  O.im  Köuigreichc  Treulicn 
nicht  nur  an  sich  innerhalb  de»  ihnen  seit  1870  gestatteten,  beschränkten 
Kreises  von  Univer^itatsstudien  ungemein   Tüchtiges  geleistet«   sondern 
auch  im  allgemeinen  das  exam.  pro  fac.  doeendi  besser  bestanden  haben 
als  die  Gjmnasialabiturienten  und  dass  sie    namentlich    im    Fache   dar 
modernen  Philologie  sich  ihnen  Überlegen  gezeigt  haben.  Der  Verfasser 
sucht  nun  nachzuweisen,  dass  die  statistUchen  Angaben  Steinbarts  wohl 
nicht  fnWh  sind,  dass  aber  dabei  wesentliche  Momente,  wie  z.    B.  das 
Zri  iltüis  der  Abiturienten  nicht  in  Betracht  gezogen   sind   und 

d;  ^ua  den  Daten  gezogenen  SchlBsie  hinfaUig  werden*    In  dem 

l*acriwi»ft*'  zur  zweiten  Auflage  werden    dieae  Behauptungen    gogenöber 
ttiner  HepUk  Steinbarts  aufrecht  erhalten. 


UllMaiin  f.  4.  teUrr.  Ojbb.  IWt.    VI.  H^fl.  31 


Vierte  Abtheilung. 

Miseeilen. 


Stiftungen. 
Angelo  Grozichy  Chorherr  in  Pirano,  hat  letztwillig  sechfi 
Dreißigstä  seines  Nachlasses  zur  Gründung  einer  Stipendienstiftung  ge- 
widmet, zu  deren  Genuss  zunächst  seine  Angehörigen,  in  deren  Er- 
mangelung aher  Studierende  aus  der  Pfarre  Draguch,  aus  dem  Bezirke 
Pinguente  und  der  Diöoese  Triest-Gapodistria  berufen  sein  sollen.  Ans 
dem  theilweise  realisierten  Nachlasse  wurde  bereits  ein  Stipendium 
ä  200  fl.  activiert.  (Min.-Act  Z.  4664  ex  1882.)  —  Vincenz  Bitter  von 
Schilden feld  hat  eine  Studenten-Stipendienstiftung  mit  dem  iährlichen 
Betrage  von  105  fl.  gegründet  Zum  Genüsse  dieser  Stiftung  sind  zunächst 
Anyerwandte  des  Stifters  mit  dem  Namen  Schildenfeld,  in  Ermanglung 
solcher,  Söhne  ^ebomer  krainerischer  Officiere,  und  bei  Abgttng  dieser 
jene  der  UnterofncieTe  im  krainerischen  Regimente,  die  ebenfalls  geborene 
Krainer  sein  müssen,  berufen.  (Stiftbrief  vom  8.  März  1882.  »  Mii.-Act 
Z.  4741.)  —  Der  im  Jahre  1880  in  Lipnik  verstorbene  Adolf  Fränkel 
hat  letztwillig  ein  Capital  von  1000  fl.  in  Silberrente  zur  Gründung  eines 
Stipendiums  für  einen  aus  Bielitz-Biala  oder  Lipnik  gebürtigen,  dürftigen 
und  würdigen  Schüler  des  Staatsgjmnasiums  in  Bielitz  gewidmet  Dieae 
Stiftung  ist  mit  Beginn  des  Studienjahres  1881/82  in  Wirksamkeit  ffe- 
treten.  (Min.-Erl.  Z.  4606  ex  1882.)  —  Dr.  Georg  Dobrila  hat  als  Bischof 
von  Parenzo-Pola  eine  Studenten-Stipendienstiftung  von  20.000  fl.  Capital 
gegründet,  woraus  8  Stipendien  und  zwar  5  ä  100  fl.  80  kr.  und  3  i^  112  fl. 
zu  yerabfolgen  sind.  Zum  Genüsse  dieser  Stipendien  sind  Jünglinge  be- 
rufen, welche  von  slavischen  Eltern  aus  den  Pfarrsprengeln  der  DiÖcese 
Parenzo-Pola  außerhalb  der  Städte  und  Märkte  abstammend ,  eine  öster- 
reichische oder  ungarische  Mittelschule  mit  ordentlichen  Lehrkanzeln 
für  deutsche  und  sTovenische  Sprache  besuchen ;  in  Ermangelung  solcher 
Bewerber  aber  auch  Schüler  der  Volksschule  jener  Pfarrgemeinden  von 
der  3.  Classe  an.  Der  Genuss  dauert  bis  zur  Vollendung  der  Studien 
an  einer  österreichischen  Universität,  wobei  Bewerber,  die  den  geistlichen 
Stand  wählen,  den  Vorzug  erhalten.  (Stiftbrief  vom  26.  November  1865 
mit  Nachträfi^en  yom  23.  Februar  1875  und  6.  März  1882  —  Min.-Act 
Z.  5777  ex  1882.)  -  Don  Antonio  Turcich,  katholischer  Geistlicher 
aus  Zidarich-Dohasnizza,  hat  im  Jahre  1876  letzt  will  ig  ein  Capital  von 
1000  fl.  zur  Gründung  einer  Studenten-Stipendienstiftung  gewidmet,  deren 
Ertrag  für  einen  Studierenden  seiner  Verwandtschaft,  eventuell  für  einen 
dürftigen  Studierenden  aus  der  Pfarrgemeinde  Dobasnizza  auf  der  Insel 
Veglia  bestimmt  ist.  Diese  Stiftung  ist  mit  einem  C'«pitale  von  1750  fl. 
in  Notenrente  activiert  worden.  (Stiftbrief  vom  1.  April  1882.  —  Min.-Act 
Z,  5676  ex  1882.)  —  Der  in  Graz  verstorbene  Banquier  und  Hausbesitzer 
Karl  Grein itz  hat  testamentarisch  ein  Capital  von  8000  fl.  in  Noten- 
rente zur  Gründung  einer  Stndenten-Stipendienstiftung  gewidmet,  deren 


MUoellm.  477 

tri^iM«  vor  allem  für  dürftige  nnd  würdige  Verwandte  de«  Stiftere 
ch  ut*r  Nähe  des  V^arwatidUchaft^grades,    in  Ermaof^elung  äokhdr  für 
*ilge   und   wünl:        ''  Une   auü  Fürstenfeld,    und    bei   Nicht- 

mdenseln  der  uiderij  dürftige   und  würdige  Beimats- 

htigte  8teierrimin>  sind.  Diese  Stiftung  ist  mit  dem  Ge- 

dgangsta^e    dee    \^  ins   Leben   getreten.    (Willbrief   vom 

Iprii  1882.  —  Min.'.^„  .i.   :U74.> 


Programmenschaii. 

30.  Maade,  Dr.  Ignaz,  Freistadts  Haiidelsgeschichte  uüd 
Handelfileben.  Progr.  des  k.  k.  St^uitsgymuabiQius  zu  Freifitadt  in 
Oberösterreicb  1881.  71  SS.  h\ 

Die  Arbeit  Wbaodelt  auf  Grundlage  eines  ziemlicb  reicben  Quelku* 
msierialet  in  8iicb^enk&&er  Weise  die  merkantik  ßedeiitiuig  Freistadta 
Ton  der  lUesten  Zeit  bis  xur  Ertheilung  des  Stapelrecbies  durch  Rudolf  1. 
und  diA  Ausbildung  des  Stapelrechtea  nach  seinen  veracbiedenen  Richtungen 
p'Ton  1277-155^;.  Der  ScbluBü  der  dankenswerten  Studie  folgt  im  nlcbaten 
Jahre. 

31.  Donemiller,  N.,  Der  Römerzug  Ruprechts  von  der  Pfali 
Qü«l  dessen  Verhältais  zu  Österreich  iüsbesoodere  zu  Herzog 
Leopold.    Progr.  des  k.  k.  Obergxmaaaiums  in  Rudolf»wert.  18dL 

Der  Verf.  betpricbt  luerst  die  AbsetzuTjg  Wcnxels  und  die  Wahl 

R«pr<»cbti  foo   def  Pfali,  die  Bexiohung^i^n    i  !>^n  zu  dem  ertteren 

und  d*.Mti  Papstthtrme  und  bflh«r>dfl|t  dmin  ;;  ^i    die  Ventnlassunj^ 

stu  dem  Röroenug  und    V  1        \  oriiauiJlungtMi  Ruprecbte  mit 

LÖvtttrreicb  werden   ^ebr  en.    Im  ganzen  rfind  die  eiu- 

^hligigen  QaeUeo   und   ait^   hM[>Hciunu«»   mit  gro6er  Genauigkeit    tu 

itlle  gtcogeo  worden;  nur  bitte  e»  dem  Äußeren  der  Abbandlung  niebt 

MchMet.  wenn  der  Verf.  oine  OliederoDg  du  reichen   Stoffe«  vorge- 

[nommen  hätte. 

32.  Kalousek,  Dr.  J.,  0  historii  kalicha  v  dob4ch  predhusl- 

tiokych.  14.  ZprÄTÄ  gymti.  rmla.  v  Praie  1881  (Über  die  Geschichte 
iW.»  Kclchei»  in  der  vürbuBitischeu  Zeit.  H*  Jahre<»b.  doe  ntkdt.  R«*l- 
UQii  Oberi;}nina«tums  in  Prag). 

Die  mit  einem  auäfuUrliobeii  gclehrtco  Appftrai  fenehene  Arbeit 
rltsgt  im    we<»entlich(3n  die  Anhiebt,   ak  ob  «ich   die  r  ^  «ub 

|ae  in  Hö)tiM<^ri  h^inni»«^  uiiMfit^»rhni4^b^f)  btti  auf  die  Zc  iptet 

pvptvuv.  wo  i       '  '       '  '       '      Hrifiiten  wurde,  woiu  .luüoubek 

h'iQv  Biiet«  1  gab.  Demnach  i>it  auch  die 

I  Behauptung   lu^uv  sLicunanig,  aimn  .iiw.ti.iiian   von  Januw   ein  Anbiiiger 
^deraelbc'ti  gewosen  lei. 

j33.  Kubista^  Dr*  J.,  Zur  Lehre  des  Magisters  Joliaua  Rvm. 
Progr.   ilee   k.   k.    dentBoben  Staatogymu&juuina  in  Badweij»    IBöl. 

hie  Arbeit  i^  aas   dem   ersten  Theil©  dea  ta 

iiiH*hlftcber  Hprache  ^  ^•*»»  I'^*»'  *  di**  L*'hr«»  *\t^  Mauste» 

Johann   Hns  «ut   üiund   m\:  -    ritten 

^^Bebit   der    Yerurthi^ilunpr   d  ^    i\i 

BS.  Der  Zweck  de«  Att*Mi;^'  c« -^uiKCMru  .^^iir.ion«  an* 

Le#ef  cin^'U  gedrüngt«tJ  '  die  RcsulUte  tu  biel^ 

ktii  Lcnc  in  itetnera  iH:bit<.vuD*^^i;^'M   ^uvhe  gekommen  ift 

31^ 


478  Miscellen. 

34.  Miltner,  Jan  Bohuslav,  Star^  malby  na  domech  Pracha- 
tickych.  Roöni  zprdva  c.  k.  ?yS§.  gjmn.  y  Hradci  Krälo?^  1881  (Die 
alten  Gemälde  auf  den  Häusern  zu  Prachatitz  beschrieben  von  J.  B.  M. 
Jahresbericht  des  k.  k.  Obergymnasiums  in  Eöniggrätz). 

Beschreibt  die  Malereien,  die  auf  den  älteren  Prachatitzer  Häusern 
erhalten  sind  und  kommt  zu  dem  Schlüsse,  dass  man  im  Zeitalter  der 
Renaissance  die  Fa9aden  der  Häuser  in  den  Städten  Böhmens  gewöhnlich 
mit  Malereien  ausschmückte. 

35.  Mannl  Oswald,  Aus  dem  Manuale  des  Pilsner  BQrger- 
meisteramtes  von  1604—1610.  Mit  Ergänzungen  aus  Tanners 
Chronik  von  Pilsen.  Progr.  des  k.  k.  Obergymnasiums  zu  Pilsen  1881. 

Ein  schätzenswerter  Beitrag  zur  inneren  Geschichte  Böhmens  und 
namentlich  Pilsens  in  den  Jahren  1604—1610.  Der  Verf.  hat  aus  dem 
Protokollbuche  (Manuale)  des  Pilsner  Bürgermeisteramtes  aus  den  ge- 
nannten Jahren  eine  Reihe  von  Daten  herausgehoben,  welche  einzelne  — 
auch  sonst  bekannte  Ereignisse  dieser  Zeit  des  Näheren  beleuchten. 
Andere  Einzelnheiten  besonders  jene  localer  Natur  sind  bisher  großentheils 
unbekannt  gewesen.  Hoffentlich  wird  der  Verf.  auch  aus  den  weiteren 
14  Protokollbüchcrn  die  historisch  interessantesten  Partien  ausheben  und 
in  derselben  Weise  weiteren  Kreisen  zugänglich  machen. 

36.  Strnad  J.y  Begesta  listin  duchovnfch  mesta  Plzne  se  tyka- 
jicich.  Osma  zprava  vygfi.  real.  gymn.  ?  Plzni  1881  (Regesten  geist- 
licher Urkunden,  die  sich  auf  die  Stadt  Pilsen  beziehen.  8.  Jahres- 
bericht des  Real-Obergymnasiums  in  Pilsen  1881). 

Die  Urkunden  —  31  Stück  —  umfassen  die  Zeit  von  1321—1781 
und  sind  ausnahmslos  in  lateinischer  Sprache  ausgestellt.  Im  übrigen 
gilt  von  der  Arbeit,  was  bereits  von  der  früheren  Arbeit  desselben  Verf.s 
über  die  Regesten  der  Pilsener  Königsurkunden  im  vorigen  Jahrgange 
(S.  717)  bemerkt  wurde. 

37.  Philipp!  de  Diversis  de  Quartigianis  Lucensis ,  situs  aedi- 
ficiomm,  politiae  et  laudabilium  consuetudinum  inclytae 
civitatis  R^USii  ad  ipsius  senatum  descriptionem  ed.  Brunelli. 
Progr.  deir  i.  r.  ginn.  sup.  in  Zara  1881. 

In  dem  vorliegenden  Programm  publiciert  Brunelli  einen  weiteren 
Theil  dieser  für  die  Kenntnis  der  Verhältnisse  der  Stadt  Ragusa  im 
XV.  Jahrhunderte  wichtijfen  Schrift  und  zwar  den  dritten  Theil,  der 
von  dem  Stadtregimente  m  Raffusa  handelt,  und  vom  vierten  Theil,  in 
welchem  über  die  Sitten  und  Gebräuche  in  Ragusa  gesprochen  wird,  drei 
Capitel. 

Die  erläuternden  Bemerkungen  sind  auch  hier  auf  das  wesentlichste 
beschränkt. 

38.  Stronner  Ferdinand,  Verwaltungszustand  Österreichs  im 
December  1621.  Progr.  des  k.  k.  Real-  und  Obergymnasiums  zu 
Ungarisch-Hradisch  1881. 

Nachdem  der  Verf.  die  Motive  berührt  hat,  um  derentwillen  er 
die  genannte  Zeit  zum  Ausgangspunkt  seiner  Untersuchung  genommeq, 
behandelt  er  in  vier  Abschnitten:  1.  die  Finanzverwaltung  Österreichs, 
2.  das  Heerwesen,  3.  die  Verwaltung  der  Rechts-  und  politischen  Sachen 
und  4.  die  kirchlichen  Zustände  in  den  österreichischen  Ländern  um  jene 
2e]t  Der  Verf.  hat  die  in  Betracht  kommende  Literatur   ziemlich  yoU- 


Miscdllen.  47(^ 

ständig  benutzt  und  so  ein  recht  anschauliches  Bild  über  die  inneren  Zu- 
stände Österreichs  kars  nach  der  Schlacht  am  weißen  Berge  geschaffen.  Am 
eingehendsten  behandelt  er  den  ersten  Pankt,  der  auch  der  wichtigste  ist. 

39.  Eryst&fek,  J.  M.,  0  välein^  iinnosti  rakousk^ho  polnfho 
mariala  Earla  Filipa  knlzete  Schwarzenberga  na  p&de  fran- 
COUZ8k6.  Sedmi  zprava  c.  k.  gymn.  y  Budöjovicich  1879  (Über  die 
kriegerische  Thätigkeit  des  österreichischen  Feldmarschalls  Fürsten 
Karl  Philipp  Schwarzenberg  auf  französischem  Boden.  7.  Jahres- 
bericht des  £ech.  Obergjmnasiums  in  Badweis  1879). 
Die  Arbeit  erhebt  keinen  Ansprach  aaf  wissenschaftliche  Bedeutong, 

wie  sie  überhaupt  nicht  auf  selbständigen  archivalischen  Stadien  beruht. 

33.  §  imek  J.,  0  uiebnö  stränce  bistoriokych  parallel.  13.  zpraTa 

c.  k.  ^ymn.  Litomjöisköho  1881  (Über  die  pädagogische  Bedeutung 

historischer  Parallelen.    13.  Jahresbericht   des  Obergymnasiums  in 

Leitomyschl  1881). 

Behandelt   werden    zumeist   die   gewöhnlichen   Parallelen.    Einen 

Tergleich  der  Husitenkriege  (Deutsche  —  Cechen)  mit  dem  Perserkriege 

(Perser  —  Griechen)  an  einem  Sechischen  Qy mnasiam  als  Thema  für 

einen  Aufsatz  zu  wählen  (S.  8),  zeugt  von  besonderer  Geschmacklosigkeit 

und  kann  recht  gut  zur  Erhöhung  der  angenehmen  nationalen  Temperatur- 

yerhältnisse  in  Böhmen  beitragen. 

Czernowitz.  J.  Losertb. 


Lehrbucher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  ?.  Jahrgang  1882,  Heft  III,  S.  235.) 

Ä.  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

Drechsl  Alex.  Wilh.,  Biblische  Geschichte  des  alten  und  neuen 
Bundes,  für  die  unteren  Classen  der  Mittelschulen.  3.  Aufl.  Wien  1882. 
H.  Kirsch.  Pr.  80  kr.  Wird  für  die  Mittelschulen  der  im  Bereiche  der 
Wiener  Erzdiöcese  gelegenen  Mittelschulen  allgemein  zugelassen.  (Min.- 
Erl.  ▼.  6.  April  1882,  Z.  5177.) 

König,  Dr.  Arthur,  lichrbach  für  den  katholischen  Beliffions- 
Unterricht  in  den  oberen  Classen  der  Gymnasien  und  Realschulen. 
Zweiter  Cursus:  Die  Greschichte  der  christlichen  Kirche.  2.  Terbesserte 
Aufl.  Freiburg  im  Breisgau  1881.  Herder.  Pr.  1  Mark  80  Pf.  Wird  mit 
Ausschluss  der  ersten  Aufl.  zum  Unterrichtsgebrauche  in  der  8.  Classe 
der  im  Bereiche  der  Erzdiöcesen  Prag  und  Olmüti  und  der  Diöcese 
Brunn  gelegenen  Gymnasien  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  13.  April 
1882,  Z.  6077.) 

Gesangbuch  für  die  evangelische  Kirche  in  Würtemberg.  Stutt* 
gart  1881.  Verlags-Comptoir  des  neuen  eTangelischen  Gesangbuches. 
Preise  für  ungeb  Exemplare:  Gesangbuch  mit  Anbang,  80  Pf.,  Gesang* 
buch  ohne  Anhang,  60  Pf.,  Anhang  allein,  20  Pf.  Wird  zum  Gebrauche 
beim  evanfl^elische  n  Religionsunterrichte  an  österr.  Mittelschulen  mit 
deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  15.  Mai 
1882,  Z.  6597). 

Schmidt  Karl,  Lateinische  Schulgrammatik.  5.  verb.  Aufl.  Dritte 
Ausgabe.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  1.  40  kr.  (Min.-Erl.  v.  24.  Mai 
1882,  Z.  5516). 


480  Misoellen. 

Schwarz  Anton,  LateinischeB  Lesebach  mit  sachlichen  Er- 
Idarungen  und  gramraatisoheii  Verweisnnffen  versehen.  3.  Terh.  Anfl. 
Paderborn  1882.  F.  Schöningh.  Pr.  1  Mark  85  Pf.  (Min-Erl.  ▼.  4. 
März  1882,  Z.  2831). 

Bauer  Friedrich,  Grundzüge  der  neuhochdeutschen  Grammatik 
ftr  höhere  Bildnngsanstalten  und  zur  Selbstbelebrun^  für  Gebildete. 
31.  für  Österreich  bestimmte  und  mit  Rücksicht  auf  die  in  Österreich 
eingeführte  Schulorthographie  neu  bearbeitete  Aufl.,  herausgeg.  y.  Dr. 
Konrad  Duden,  Gymnasialdirector  zu  Hersfeld  und  August  Mofer, 
Prof.  in  Wiener-Neustadt  Nördlingen  1881.  C.  H.  Beck.  Pr.  1  fl.  10  kr. 
Der  gleichzeitige  Gebrauch  der  älteren  Auflagen  dieses  Lehrbuches  ist 
unstatthaft  (Min.-Erl.  v.  22.  Febr.  1882,  Z.  1349.) 

^gger,  Dr.  Alois,  Deutsches  Lehr-  und  Lesebuch  für  höhere 
Lehranstalten.  I.  Theil:  Einleitung  in  die  Literaturkunde.  7.  verb.  Aufl. 
Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  fl.  50  kr.  Der  gleichzeitige  Gebrauch 
dieser  und  der  älteren  Auflagen  des  Buches  muss  als  unthunlich  be« 
zeichnet  werden  (Min.-Erl.  y.  26.  Mai  1882,  Z.  6715). 

Pölzl  Ignaz,  Mittelhochdeutsches  Lesebuch  für  Oberrealachulen. 
Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  brosch.  70  kr.  (Min.-Erl.  v.  22.  Febr.  1882, 
Z.  2715.) 

—  —  Deutsches  Lesebuch  für  die  oberen  Classen  Österr.  Real- 
schulen. IL  Band,  für  die  6.  Classe.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  fl. 
25  kr.  (Min.-Erl.  v.  13.  Mai  1882,  Z.  6096.) 

B achtel  A.,  Französische  Grammatik  für  Mittelschulen.  2.  Theil, 
für  die  Mittet-  und  Ober-Classen.  2.  rerb.  Aufl.  Wien  1882.  Julius 
Klinkhardt  Pr.,  brosch.  1  fl.  20  kr. 

—  —  t3T)ung8buch  zur  französischen  Grammatik  für  Mittel- 
schulen. Mittelstufe  (Classe  HI  und  IV).  2.  verb.  Aufl.  Wien  1882. 
J.  Klinkhardt  Pr.,  brosch.  40  kr.  (Min.-Erl.  v.  6.  April  1882, 
Z.  5183.) 

Mussafia  A.,  Italienische  Sprachlehre.  16.  Aufl.  Wien  1882.  W. 
Braumüller.  Pr.  geb.  1  fl.  70  kr.  (Min.-Erl.  vom  2.  Juni  1882, 
Z.  8665). 

Schindl  Rudolf,  Lehrbuch  der  Geschichte  des  Mittelalters  für 
die  unteren  Classen  österr.  Mittelschulen.  2.  verb.  Aufl.  Mit  19  in  den 
Text  gedruckten  Holzschnitten.  Wien  1882.  A.  Pich  1er *8  Witwe  und 
Sohn.  Pr.  geh.  50  kr.  (Min.-Erl.  v.  24.  März  1882,  Z.  3801.) 

Herr  Gustav,  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibung  für 
die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien,  Realschulen  und  ver^ 
wandten  Lehranstalten.  III.  Cursus:  Die  österreich.-ungar.  Monarchie. 
Mit  einem  geschichtlichen  Abrisse.  2.  verb.  Aufl.  Wien  1882.  K.  Graeser. 
Pr.  geb.  92  kr.  (Min.-Erl.  ?.  20.  März  1882,  Z.  3479.) 

Seydlitz,  Ernst  von,  Kleine  Schul-Geomphie.  Separatausgabe 
für  Österreich- Ungarn ,  beaii).  von  Professor  Dr.  R.  P er k mann  in 
Wien.  IHustriert  dureh  90  Karten  und  erläuternde  Holzschnitte.  19.  Be- 
arbeitung, erste  für  Österreich-Ungarn.  Breslau  1882.  F.  Hirt.  Wien 
bei  Friese  und  Lang.  Pr.  1  fl.  20  kr.  (Min.-Erl.  vom  26.  Mai  1882, 
Z.  7630). 

Putzger  F.  W.,  Historischer  Schulatlas  zur  alten,  mittleren  und 
neuen  Geschichte  in  27  Haupt-  und  48  Nebenkarten.  Für  die  höheren  und 
mittleren  Unterrichtsanstalten  Österreich- Ungarns.  3.  unveränderte  Aufl. 
Wien  1882.  A.  Pichler's  Witwe  und  Sohn.  Pr.  geh.  1  fl.  (Min.-ErL 
y.  20.  Febr.  1882,  Z.  2541.) 

Svdow  E.  V.,  Sohulatlas  in  42  Karten.  34.  Aufl.  Ausg.  für  die 
Österreicn.-ungar.  Monarchie.  Gotha  und  Wien  1882.  Justus  Perthes. 
Pr.  4  Mark  60  Pf.  (Min.-Erl.  v.  10.  Febr.  1882   Z.  997 ) 

Chavanne  Dr.   Josef,   Physikalische    Wandkarte    von    Afrika. 

Maßstab:  1:8,000.000.  4  Blatt  in  Farbendruck  nebst  einem  Tezthefte. 

2.  gänzlich  umgearb.  Aufl.  Wien  1882.  Ed.HölzeL  Pr.  unaufgez.  6  fl., 

aüfgei.  in  Mappe  8  fl.,  aufgez.  mit  Stäben  9  fl.  (Min.-ErL  vom  22.  Märi 

188^,  Z.  3923.). 


iliMeUen. 


4Bi 


Smolik  FrftDZ,  Elemente  der  därstellendeD  Oeometrie.  Ein  Lehr- 
bliell  Ittr  Oberrealßcbuleu,  im  iSitiuö  dca  mit  der  Terordiiiin^  ▼.  15,  April 
!87D,  Z.  5007  ausgegebeneu  KorraiiUekirpl«iies  und  der  hiexu  erocbieneoeB 
loslructio»  rerfikhii.  Mit  Mb  in  den  Text  gednickten  Holistichea.  Prag 
1882.  F.  Ti^mpBky.  Pr.  1  1  80  kr.  (Min.-Er!.  v.  8.  März  1882,  Z.  3313.) 

WftssniQth  Anton«  Lelitboch  dor  Physik  für  die  outeren  CläBsen 
der  Mittelschulen.  2.  verb.  Aafl,  mit  183  Figuren.  Wien  1882.  A.Ü51der. 
Pr,  1  d.  W  kr.  Mit  Ansitclilu^«  di3r  ersten  Aafl.  allgemeui  mgelassen. 
(Miii.-KrL  t,  8.  Mni  1882,  Z.  1864.) 

Hftyek  Dr.  GusUn  v.,  Leitfadmi  der  Zoologie  för  die  oberen 
CliMiien  der  Gymnanitin,  Eealschulen  Tind  verwandten  Anstalten,  2.  ?erb, 
Aufl.  Mit  3^4  Abbildungen.  Wien  1682,  A,  Picbler*«  WitvTo  u,  Sohn, 
Pr.  brosch,  1  fl,  Ä>  kr*,  in  Leinwaüdband  1  Ü.  40  kr.  Allgemein  suge- 
Uftsfh  mit  AaBacblusa  der  ersten  Aasg.  v.  J.  188L  (Min^-ErL  v.  17.  M&rz 
186%  Z,  3910) 

Pokoriij,  Dr.  Alois,  Illustrierte  N&tnrge^cUiehie  des  Mineral- 
reichijis.  IX.  ver&nd.  AufL  mit  148  Abbildungen  nnd  einer  Tafel  in 
Farbendruck.  Prag  1882.  F.  Tempaky.  Pr.  geb.  76  kr.  Alleremein  zu- 
gelassen; der  gleichzeitige  Gebrauch  alterer  Auflag^en  dee  liuche^  er- 
fordert die  von  Seite  dtg  Lehrers  den  tkbülern  biezu  in  ertbeilende  he- 
»ondere  Anleitung.  (Min.-Erl.  \.  18.  Febr.  1882,  Z.  IU)6.) 

Kotbe,  Dr,  Karl,  Da«  Thierreich,  Leitfaden  für  die  unteren 
Clas^n  der  Realschulen  und  Gymnasien.  Mit  448  in  den  Teit  gedruckten 
Abbildungen.  2.  verb.  Ausg.  Wien  1882.  A.  Pichler's  Witwe  a.  Sohn. 
Pr.  brosch.  90  kr.»  geU  1  fl.  10  kr.  Allgemein  sngelassen  mit  Aua- 
scblusüder  ersten  Ausg.  v.  J.  188L  (Min.-ErLv.  6.  M&i  1882,  Z.  3480.) 

Eätzsch  Heinrich,  Kurzer  Lehrgang  der  Stenographie  (Corre- 
spondens  nod  Dcbattenscbrift)  nach  F.  X.  Gabehberger  System.  Mit 
48  «tenograpbiflchen  Tafeln  und  158  Aufgaben  zum  Obertragen.  39.  Aud. 
dorcbges,  und  bearb.  von  Dr,  Riciiard  Hi tisch.  Dresden  1882,  Guatav 
Dietfte,  Fr.  hrmob.  1  Mark  50  Pf.  (Min.-ErL  v,  &  Min  1882,  Z.  3028.) 

Itnlieniäch. 

Gindely  Anton.  Comp^ndio  di  etoria  universale  ner  lo  chm 
infcriori  delle  «cuolc  medie,  tr^vdotta  dal  Todesco  da  Eoroeo  Vielmetti, 
Parte  «eooDda.  11  Medio  Eto.  Con  23  Ulustrazioni.  Prag  1882; 
P.  TempBky.  Pr.  80  kr.  (Min.-ErL  v.  3.  Febr.   1882,  Z.  27L) 

ÖechiBoh. 

Podstatnf  Joe««  P.  Vergilia  Marona  vybr&ne  basn«.  KlatUu 
ltS&2.  Bei  Max  Cermak.  Pr.  1  fl.  20  kr.  (Min.-ErL  f.  22.  Mai  1882, 
Z.  80ai). 

Blaiek  Math,  nnd  Bar  toi  Frant,  Mluvoice  jazyka  deekilio. 
Dil  1:  Nauka  o  slovÄ  (TvaroeloTi).  Brunn  1882.  Karl  Winkler.  (Min,- 
Efl  V.  2   Mai  1882>  Z    6722.) 

Jireöek  JoteC  Citanka  pro  treti  tüdn  niitiho  gymnasia.  5.  Aufl« 
Prag  1882.  F*  Tetnpsky.  Pr.  geb.  80  kr.  iMin.-Erl,  v.  ll  Febrnar  1882, 
Z.  2487.) 

Frid^  Dr^  Antonin,  PArodoniB  tifo6tistTm  pro  vylii  gyranoaialni  a 
f«alni  ikoly.  2.  nbgf^knrtte  Aufl.  Png  1882.  Tempakt.  Pr.  2  fl.  Diese 
Aofl.  des  rorbenanntün  I^hrbacbes,  im  deueu  Gebrauch  die  Lehrer  eine 
dem  Lehrplane  nnd  der  bezQglieb«u  Instruction  entenrechende  Anawahl 
de»  Lehrstoffes  in  treffen  haben,  wird  ebenso  wie  aie  erste  Aufl.  sum 
Lehrgebraoche  in  den  oberen  Classen  der  Mitteleohnlen  mit  dechi^eher 
üattirichtasprache  allgei&eiD  mgelaa&en.    iMio.-ErL   v.  26.  April  1882^ 

Z.  e48a) 

Sloveniacb. 
Letar  Ant,    L* — '      ali    sveti  obr«>di  pri  vnanji  ilutbi  bo^ji* 
L  and  2.   TheiL  2.    a  ^oh    1881.    Ig.  Kleinmayr    nnd    Fed. 

Bamberg.  Pr.  1  fl    ^....w   ...i,  v.  e.  April  1882,  Z.  5415.) 


488  Miscellen. 

Serbo-Kroatisch. 

Belaj.  Dr.  Ferdinand,  Povjest  crkve  Kristove  za  srednia  u£eliöta. 
Agram  1882.  Verlag  der  k.  Landesregierung.  Pr.  geb.  85  kr.  Dieses 
Lehrbuch  wird,  die  Approbation  der  bezüglichen  kirchlichen  Oberbe- 
hörden vorausgesetzt,  zum  Lehrgebrauche  an  Mittelschulen  mit  serbo- 
croatischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  y.  24.  Mai 
1882,  Z.  8147). 

Parec  Ivan,  Latinska  SloTnica  za  gimnazije.  Agram  1881.  Ver- 
lag der  k.  Landesregierung.  Pr.  geb.  1  fl.  30  kr.  (Min.-Erl.  v.  23.  Febr. 
1882,  Z.  2954.) 

Curtius,  Dr.  G.,  Slovnica  jezika  grökoga,  s  njema^koga  jezika 
preveo  Fr.  Petraöid  3.  Aufl.  Agram  1881.  Verlag  der  k.  Landesregierung. 
Pr.  geb.  1  fl.  40  kr.  (Min.-Erl.  v.  25.  Febr.  1882,  Z.  3069.) 

Smiöiklas  Thad.,  Hrratska  öitanka  za  1.  razred  gimnaznski. 
3.  Aufl.  Agram  1881.  Verlag  der  k.  Landesregierung.  Pr.  geb.  45  kr. 
(Min.-ErL  y.  30.  März  1882,  Z.  4906.) 

Pokorny,  Dr.  V.,  Prirodopis  i&ivotinjstYa  sa  slikami.  3.  kroat. 
Aufl.,  nach  der  15.  deutschen  Aufl.  bearbeitet  von  Fr.  Furliö.  Agram 

1881.  Verlag  der  k.  Landesregierung,  Pr.  geb.  1  fl.  20  kr.  (Min.-Erl. 
V.  25.  Febr.  1882,  Z.  3068  und  24.  Mai  1882,  Z.  8146). 

B.  Für  Lehrer-  und  Lehrerinnen-Bildungsanstalten. 

Deutsch. 

Langer  Alois,  Lehrbuch  der  katholischen  Religion  (Apologetik) 
für  Lehrerbildungsanstalten.  L  Theil.  Prag.  H.Dom  in  icus.  Fr.  ^  kr. 
Kann  beim  Unterrichte  in  den  Lehrerbildungsanstalten  innerhalb  der 
Diöcese  Leitmeritz  gebraucht  werden.  (Min.-Erl.  v.  20.  März  1882, 
Z.  8476.) 

Hanna k,  Dr.  Emanuel,  Lehrbuch  der  Geschichte  des  Alterthums 
für  Lehrer-  und  Lehrerinnenbildungsanstalten.  3.  verb.  und  gekürzte 
Aufl.  Wien  bei  Alfred  Holder.  70  kr.  (Min.-Erl.  vom  26.  Mai  1882, 
Z.  8108). 

Weinwurm  Rudolf,  Gesangbuch  für  Sopran-  und  Altstimmen. 
8.  Heft.  Wien  bei  Alfred  Holder.  Pr.  1  fl.  (Min.-Erl.  v.  23.  Mai  1882, 
Z.  7686). 

Italienisch. 

Mo6nik,  Cav.  Franc,  L*  insegnaniento  delP  aritmetica  nei  due 
primi  anni  scolastici  delle  scuole  popolari.  Prima  versione  italiana 
autorizzata  dair  autore  dl  Vittorio  Cav.  Gastiglioni.  Wien  1882. 
K.  k.  Schulbücher-Verlag.    Pr.   brosch.  65  kr.    (Min.-Erl.  v.  24.  April 

1882,  Z.  6108.) 

Öechisch. 
Vorovka  Karel,  Öitad  kniha  pro  üstavv  uöitelskä.  Dilu  IIL  sesit 

2.  (pro  treti  a  ötvrtf  ro«nik).  Prag  1882.  K.  k.  Schulbücher- Verlag. 
Pr.  brosch.  80  kr.  (Min.-Erl.  v.  6.  März  1882,  Z.  3243.) 

Vorovka  Karel,  Öftaci  kniha  pro  üstavy  uöitelskd  Dilu  in.  sedit 

3.  Prag  1882.  K.  k.  Schulbücher- Verlae.  Pr.  60  kr.  Das  Lesebuch  im 
Ganzen  als  ^in  Theil  kostet  steif  geb.  2  fl  (Min.-Erl.  v.  30.  April 
1882,  Z.  6869.) 


Fünfte  Abtheilung, 

Verordiiimgeu,  Erlässe,  Personalstatistik. 


Verordnungen  und  Erlasse. 

Erlaß»  dos  Mio.  für  C.  und  ü.  vom  9-  Mai  1882,  Z.  7601,  an 
die  Decanato  sämmtlicber  rechts- QQddtaatgwisseusdiaftlicben  Facalt&ten, 
telreffend  die  Iinmatrikalation  toq  Studierenden,  die  Cisleitbanien 
angeboren,  an  einer  Universität  der  im  Reicbsr&tbe  vertretenen 
Königreiche  und  linder  auf  Urnnd  einn«  Abgangiaeu^ntases  der  Agramer 
ÜDiTerntAt,  D»  in  l<>t«t^r  7Mt  FäUc  vor^ekoraroen  and»  diss  ans  Cis- 
leitbanien  (^ebürtijc«  studierende,  ungeachtet  sie  die  Maturitatspröfung 
au  einem  Uj'niDawium  <ter  im  Eeicbsratb«.^  vertretenen  Königreiche  and 
r:iriri«'r  tili  1]t  lip  Tj.!ui.'n  haben,  auf  Gmnd  eines  Abg-angs Zeugnisses  der 
fürt  an  einer  hierlandisrcn  Universität  immatii- 
^  ich  mich   veranlasst»  das   Dekanat  aufmerksam 

»ü  iiufciiirn,  ilüÄs  studierenden  der  Hechte»  welche  österreichische  Staats* 
»T^gehöri^e  sind,  die  Immatrikalation  an  einer  Universität  der  im  Reichn- 
fien  Königreiche  und  LÄndev  aof  Grund  eines  Äbgangs- 
i  Afrramer  Universität  nur  dann  zu  gestatten  ist^  wetin 
aif'  •  iniiniiren  Studierenden  entweder  die  Maturitätsprüfung  an  einem 
hierlindtgen  Oynmaeium  bestandeD  oder  die  auitnahniäweise  Anerkennung 
ihro«  anderwärts  erworbenen  Maturitätszeugnisses  im  Sinne  dea  Mini- 
stcrial-Brl.  v.  8.  Mära  1869,  R.  G.  Bl.  Nr.  31  erwirkt  Uab^n 

Kth...  .Ls  Min.  für  C.  uud  ü.  vom  14.  Mai  1882.  Z,  7926,  b«. 
txcü  ng  bei  Vorlage  der  alatistischen  JahresattiWGiiüe  über 

die  die  au&er  dem  Yerbftndo  einer  Hoobscbule  steheudtjn 

tb*r  Facultäten«  die  tecbniscben   Hacbscbulen   und  die  Hocb- 

scbui  iencultur,  8.  Verordnungsblatt  XI,  S.  88. 

Üeseti  vom  28.  Februar  1882,  betreffend  die  k*  k.  Karl  Ferdi- 
nand«-lTni?*^rsitjit  in   Prag,    §,    1,     Vom    Beginne   des    Wintersemesters 


18B2 

k.  a 

Ferduiai)  \]ji- 1 
Sprache .  an    i 
richteaprv  > 
^blieben 
adciri 


^rag  zwei  Universii&teu  besleben,  nämlich  die  «k. 
«and»* Universität''  und  die  «k.  k.  böhmische  Karl 


An  der 
'heu    die 

1     h,  ■ 


(»ri' 


Unirorsität  ist  die  deutf^chc 

•   die    au8»!ichlieüliche    Unt^r- 

ii'^n  Sprache  bleibt  jedoch  im 

MV  r-itäten  sind  raumlich  ge- 

ujiJ  Verwaltung.  —  S.  2.  Ein 

v'^nt  kann  nur  <Mnor  der  beiden  Uuiver 

lier  darf  nur  an   einer  der   beide^n    Uti  u 

t  Bviii;  doch  kann  er  auch  an  der  anderen    1  ni;    i  i:  ii,  .ils 

her  Hörer  Vorlesimg-en  b<*sn*'h*'n,    vri»f»n  **r  ii    i   l    ,r,  ;;.  ,;»e 

M-,'  '     .M  uiiiirfi  «,(hl    un    |Mf>rr    Fni^     ■    '.  .■     '  LT    immil- 

1..;     1 1].' ,i!i  'i'.T  uri'T^'fi  \']i-.\  '^ '»rlefeuugen 

bmu  iiiui  M>  aniur«choen,   al»   ob  er  «v   nn  j^'ocr   iniv^Tsiuit   frequcn- 


484  Personal-  und  Schulnotizen. 

tiert  hätte,  an  welcher  er  immatrikuliert  ist.  —  §.  3.  Das  der  Prager 
Karl  Ferdinands-Universität  oder  einzelnen  Facultäten  derselben  derzeit  ge- 
hörige Vermögen  ist  als  ein  gemeinschaftliches  Vermögen  der  beiden  Uni- 
versitäten, beziehungsweise  der  betreffenden  Facultäten,  anzusehen.  Bück- 
sichtlich der  Stiftungen,  deren  Verwaltung,  Verleihung  oder  Präsen- 
tation dem  akademischen  Senate,  dem  Rector  oder  einzelnen  Professoren- 
collegien  zukommt,  sind  beide  Universitäten  gleichberechtigt,  insoweit 
in  den  betreffenden  Stiftungsurkunden  keine  einschränkenden  Bestim- 
mungen enthalten  sind.  Die  näheren  Modalitäten  der  Ausübung  der  den 
beiden  Universitäten  in  Zukunft  gemeinschaftlich  zustehenden  Rechte 
in  Ansehung  der  Verwaltung,  Verleihung  und  Präsentation  solcher  Stif- 
tungen werden  nuch  Einrernehmung  beider  Universitäten  vom  Unter- 
richtsminister festgesetzt.  ~  §.  4.  Die  an  der  Karl  Ferdinands-Univer- 
sität bestehenden  wissenschaftlichen  Anstalten,  Sammlungen  und  In- 
stitute sind  jenen  Lehrkanzeln  zu  belassen,  mit  welchen  sie  derzeit  ver- 
bunden sind,  wovon  der  botanische  Garten  und  jene  Kliniken  ausge- 
nommen sind,  welche  für  die  deutsche  medicinische  Facultät  nicht  noth- 
wendig  sind,  dagegen  znr  Activierung  der  medicinischen  Facultät  der 
böhmischen  Universität  benöthigt  werden.  Die  Beziehungen  der  klini- 
schen und  anatomischen  Institute  zu  den  Heilanstalten  sind  nach  dem 
Grundsatze  des  gleichen  Anspruches  beider  Universitäten  zu  regeln.  — 
§.  5.  Die  vorstehenden  Bestimmungen  des  Gesetzes  sind  nach  Ma&gab« 
der  Activierung  der  Facultäten  der  böhmischen  Universität  durchzuführen. 
Erlas s  des  Min.  für  C  und  U.  vom  22.  November  1881,  Z.  18101, 
betreffend  die  Behandlung  einiger  Stipendienfragen  an  Mittelschulen, 
Erlass  des  Min.  für  G.  und  U.  vom  18.  Januar  l8iB2,  Z.  941,  betreffend 
die  Behandlung  von  Stipendien  bei  Zöglingen  der  Clerikal-Seminarien, 
Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  1.  Februar  1882,  Z.  1797,  womit  die 
Ausfolgung  von  Stipendienraten  bei  Stipendien,  deren  Genuss  über  die 
Studienzeit  hinaus  zum  Zwecke  der  Erlangung  des  Doctorgrades  oder 
des  Diplomes  an  einer  Hochschule,  beziehentlicti  der  Lehrbefähigung  für 
das  Lehramt  an  Mittelschulen  zugestanden  ist,  normiert  wird,  Erlass 
des  Min.  für  0.  und  U.  vom  17.  Februar  1882,  Z.  2753,  betreffend  die 
Regelung  einiger  Stipendien-Stiftungsangelegenheiten,  s.  Verordnungsblatt 
Vni.  61  ff. 


Der  Min.  für  C.  und  U.  hat  auf  Grund  der  von  den  Erbaltern 
der  Landesrealschule  in  Mährisch-Ostrau  abgegebenen  Erklärung  die  mit 
Ministerial erlass  vom  24.  Juli  1877,  Z.  11946,  für  die  Landesunterreal- 
schule in  Mährisch-Ostrau  ausgesprochene  Anerkennung  der  Recipro- 
cität  in  Betreff  der  Dienstesbehanalung  der  Directoren  und  Lehrer  auch 
auf  die  Oberclassen  dieser  Anstalt  ausgedehnt  <Min.-ErI.  vom  2.  April 
1882,  Z.  5021). 

Personal-  und  Schnlnotizen. 
Ernennungen  (März  bis  Mai  1882). 

Die  Ministerialvicesecretäre  Dr.  Franz  Freiherr  von  Werner  und 
Wilhelm  Hanisch  zu  Ministerialsecretären  im  Ministerium  für  C.  und 
ü.  (a.  h.  Entecbl.  vom  26.  Februar  und  9.  Mai  1.  J.). 

Die  Ministerialconcipisten  Dr.  Franz  Bitter  von  Haymerle,  Ju* 
lian  Holodjnski,  Leopold  Graf  Auersperg  zu  Ministerialvicesecre- 
tären,  ferner  der  Adjunct  der  Rectoratskanzlei  der  technischen  Hoch- 
schule in  Wien^  Dr.  Johann  So n tag  und  der  Ck)ncipist  der  Statthal- 
terei  für  Böhmen  Joseph  Paul  Schroubek  zu  Ministerialconcipisten 
im  Ministerium  für  C.  und  U. 

Der  Ministerialconcipist  Dr.  Michael  Freiherr  von  Fi  doli,  iiim 
Ministerialrioesecretär  und  der  Concipist  der  n.  5.  Statthalterei  Bämnnd 
Holenia,  sowie  der  Conceptspraktikant  der  küstenländischen   Statt- 


Personnl-  und  Schulnotizcn. 


485 


erei  Friedrich  Freiherr  von  Sehwe  ickhardt  zu  Min  ister  ialcon- 
pUten  im  Ministeriam  für  C.  ttii*i  C. 

Der  ord  Prof.  der  b5b mischen  teehnitchen  Hochschule  in  Pra^» 
Dr.  Adalbert  Safflf-ik,  mm  ord.  ProL  der  Chemie  mit  böhmischer  Vor- 
tr&gsspmche  an  der  üniv,  ia  Pm^  (»,  h.  Entschl,  vom  25.  Februar  l. 
J,)»  Der  ft.  0.  Prof,  an  der  üniv.  in  Wien,  Dr.  Emil  Zuckorkandl, 
tum  ord.  Prof.  der  Anatomie  und  Vorstand  des  anatomisclien  liiütltutes 
an  der  Univ.  in  Gras  (a.  h.  Entschl  Yom  b.  Marx  I.  J.j.  Der  a  o.  Prof* 
der  Kircbengeschichte  an  der  theologischen  Facaltät  der  Univ.  in  Graz, 
Dr.  Leopold  bchositer,  zum  ord.  Pn»f.  dieses  Fache»  an  derselben 
Hoeh*chüle  (a.  h.  Entachl,  ?om  6.  Mär«  L  J/)  Der  a,  o.  Prof.  Anton 
Waesmuth  xum  ord  Prof.  der  mathematischen  Physik  an  der  Univ. 
in  Caensowit«  (a.  h.  Entschl.  vorn  27.  F«'bruar  L  J.).  Der  Assiftent  ain 
pharmakologiachen  Institute  der  Univprsitit  in  Wien»  Dr.  ^toseph  Lii- 
Baraki,  «um  a   o.  Prof.  der  Pharnra:  md  Pharmakoin><wi<?  a«  ^fT 

ünir.  IQ  Erakau  (a.  h,  Entschl.  von  1.  J,).  Der  ü.  o.  Prof.  Dr. 

Aleiander  O^onowski  zum  ord>  Pr-'K  i- >  Metern  Cifilrecht«?  mit  rn- 
tbeDitscber  Vortra^ssprache  an  der  üniv.  in  Lcmber^  (a»  b*  £ntschL  vom 
37,  Min  1.  J.).  Der  a.  o.  Prot  des  römischen  und  öst^rr  r?vilrm  iifps, 
Dr.  Ludwig  Öchiffner,  und  der  a   o.  Prof.  d«^M  detit^«  ^r. 

AntoD  Ritter  von  V&l  de  Lifevre,  %n  ord.  Proff,  der  bei*  r 

ift  der  Uuiv.  in  Innabruck  (a^  h.  Entuchl.  v.  21.  April  L  J.t.  Df^r  a.  o. 
Vtof.  der  pathologischen  Anatomie  an  der  Univ.  in  Krakun,  Dr.  Thad- 
dina  Browicz,  tum  ord.  Prof.  dieses  Fache«  an  der  genannten  Univ, 
(ä,  h.  Entschl.  vom  2.  Mai  L  J.).  Dem  a.  o.  Prof.  für  semitische  Sprachen 
und  höhere  Exegese  an  der  tbeolog".  Fac,  der  Uoiv,  in  Wien,  Dr.  Wil- 
helm Neu  mann,  wurde  der  Titel  und  Charakter  eines  ord,  Univerti- 
bPprofeasörs  verliehen  (a.  h.  Entschl.  vom  24.  ApriU.  J.V  Dera.  o.  Prof. 
aer  Univ.  in  BreBlau^  Dr.  Alwin  Schultz,  tum  ord.  Prof.  der  Kuuftt- 
chichte  an  der  Univ.  mit  deutscher  Vortragssprache  in  Prag^  (a.  h. 
fichl  vom  22.  Anril  1.  J,)j  der  Pri?atdocentan  der  üniv.  in  Würihurj^, 
Vinceni  Stroun&l.  xum  ord.  Prof.  dt*r  Eiperimentrtlphv^ik  an  der 
Univ.  mit  böhmischer  Vortrag^irprachc  in  Prag  (a.  h.  EntschK  vom  21. 
April  l  J.);  der  Privatdocent  an  der  Univ.  in  Straßburg«  Dr.  Sigmund 
Wroblewaki,  aum  ord.  Prof.  der  Physik  an  der  Univ.  in  Krrtkau  ia. 
b.  Ent»ehL  vom  22.  April  1.  J.). 

Der  Prof  der  Staat^i^i^wcrlioschüle  in  Reicbenbcrg,  Maiimilia  i 
Kraft,  unm  ord.  Prof.  dft  meohnnischen  Ttmhnologie  an  der  k.  k.  tech- 
nischen Hoc)i8chii'  "  rin  fa.  h.  Entschl*  ?om  7,  April  l  J-).  DerMi- 
nisteriftlmth  im  '  ui  fOr  C,  und  ü.,  Dr.  Emannel  Hermann, 
mit  Bt-bäsung-  sei  in-  incla  un  l  ^^-"-■-  - -*^  -i  Prof.  fUr  Nation  aluko* 
nomie  an  H<*r  tochn  Hochacbub'  il  vom  24.  April  b  JX 

Der  Önpplcnt  an  der  Helu-i..-,.-.,.,i... .,_...-  m  Ülmtltx»  Dr.  Adal- 
bert  Vyiin,  tum  Prof.  an  diaaer  Lehranntait  (a.  b.  Bntscbb  vom 
11.  Mirz  1.  J.). 

Der  ord.  Prof.  des  Straßen-  und  Wassertiaues  an  der  techn.  Hoch* 
schule  in  Wien  Oberbaurath  Anton  Beyer  zum  Sectionsrath  im  Mini- 
tierinm  des  Innern  unter  gleichtcitiger  Verleihung  des  Titels  und  Cha- 
mktera  eines  Ministerialrathes  (a.  h.  EnlachL  vom  22.  Mir«  1    J.). 

Zum  Mitgliede  der  judiciellen  StAatsprüfangscominiacion  in  Prag 
d«r  k.  k.  Oberlandesgerichtj^nitb  Heinrich  Proscbek,  in  Csernowitx 
dfT  Lar  *--'-**  -.rh  Julian  Trompeteur. 

/  ier    k.    k.  ^vigg.    Gymnadialpräfungvcommission    in 

Krakau  itaprof.  Dr.  Alois  von  Alth. 

/  r  fftr  böhmische  Spracht'  bei  der  k.  k.  wi  s.  Real- 

Kholpr  um   in    Wien   der    Universitätspror ,    Hornith    Dr* 

Pranx  l  Miklosich. 

/  'lern  der  Commisston  lar  Vornähme  der  strengen  PrQ- 

fnngcn  ^DtptontbprOfungen)  aus  den  GegenstAnden  der  chemischen  Fach- 


486  Personal-  und  Schulnotisen. 

schule  an  der  technischen  Hochschule  in  Wien  hin  auf  Weiteres  die  Proff. 

A.  Bauer,  A.  Kornhuber,  J.  Oser,  J.  Pohl,  J.  Radinger,  £. 
Beitlinger,  F.  Toula,  P.  Weselskj,  Honorardocent  F.  Kitter  r. 
Uöhnel,  femer  Oberbergrath  A.  Ezeli  und  M.  Matscheko,  vormals 
Präsident  des  n.  ö.  Gewerberereines. 

Zu  Mitgliedern  der  Commission  zur  Vornahroe  der  strengen  Prü- 
fungen behufs  Erlangung  eines  Diplomes  aus  den  Gegenständen  der  In- 
genieurschule an  der  techn.  Hochschule  in  Brunn  die  Proff.  J.  £.  Brik, 

B.  Feigel,  £.  Hellmer,  A.  Makowskj,  G.  Niessl  you  Mayen- 
dorf,  G.  Peschka,  K.  Prentner,  A.  Prokop,  J.  G.  Schön,  Tb. 
Weiß,  G.  Wellner  und  die  Fachmänner  Hofrath  M.  Ritter  von  Pi- 
scbof,  Oberbaurath  J.  Ritter  von  Walter. 

Zu  Mitgliedern  der  Commission  für  die  II.  Staatsprüfung  aus 
dem  Ingenieuroaufache  au  der  k.  k.  technischen  Hochschule  in  Wien 
Hofrath  Eduard  Verida  und  Baudirector  Karl  Prenninger. 

Der  bisherige  erste  Präses  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
in  Krakau,  üniversitätsprof.  Dr.  Joseph  Major,  zum  ersten  Präses  auf 
die  weitere  Functionsdauer  von  drei  Jahren  (a.  h.  Entscbl.  vom  9.  März  L  J.)« 

Der  Min.  für  C.  und  ü.  hat  aus  dem  für  das  Jahr  1881  für 
Künstlerunterstützung  zar  Verfügung  gestellten  Credite  den  nachbe- 
nannten Künstlern  Stipendien  zugewendet:  dem  Maler  Wilhelm  Ber- 
natzik,  dem  Dichter  Svatopluk  Öech,  dem  Maler  Anton  Chitussi, 
dem  Schriftsteller  Karl  Erdmann  Edler,  dem  Maler  Wilhelm  Grog  1er, 
dem  Tonkünstler  Dr.  Franz  Marschner,  dem  Dichter  Franz  Nissel, 
dem  Maler  Ludwig  Obersteiner,  dem  Dichter  Ferdinand  von  Saar, 
dem  Dichter  Max  Singer,  dem  Maler  Georg  Teibler,  dem  Ton- 
künstler Felix  Weingartner  Edler  von  Münzberg. 

Die  Zulassung  des  Oswald  Zingerle  als  Privatdocent  für  deutsche 
Spruche  und  Literatur,  des  Dr.  Hugo  Spitzer  als  Privatdocent  für 
Philosophie  und  des  Dr.  Franz  Streintz  als  Privatdocent  für  Physik  an 
der  philosophischen  Fac.  der  üniv.  in  Graz  wurde  bestätigt,  desgleichen 
die  des  Dr.  Max  Ungar  als  Privatdocent  für  höhere  Mathematik  an 
der  philos.  Fac.  der  Univ.  in  Wien,  des  Dr.  Ottokar  Chiari  als  Pri- 
vatdocent für  Laryngoskopie  und  Rhinoskopie  an  der  medicin.  Fac  der 
Univ.  in  Wien,  des  Dr.  Joseph  Wackernell  als  Privatdocent  für 
deutsche  Sprache  und  Literatur  an  der  philos.  Fac.  der  Univ.  in  Inns- 
bruck, des  Eugen  Hultzsch  als  Privatdocent  für  orientalische  Sprachen 
«n  der  philos.  Fac.  der  üniv.  in  Wien,  des  Assistenten  am  physikalischen 
Institute  der  üniv.  in  Prag,  Dr.  Ottokar  Tumlirz,  als  Privatdocent 
für  Physik  au  der  philos.  Fac.  der  üniv.  in  Prag,  des  Dr.  Hugo  Pr am- 
ber ger  als  Privatdocent  für  das  Gebiet  der  Brastkrankheiten  an  der 
medicin.  Fac.  der  üniv.  in  Graz,  des  Dr.  Ernst  Hruza  als  Privatdo- 
cent für  römisches  Recht  und  österr.  Privatrecht  an  der  jurid.  Fac  der 
Univ.  in  Wien,  des  Dr.  Joseph  Blass  als  Privatdocent  für  Mineralogie 
und  Petrographie  an  der  philos.  Fac.  der  üniv.  in  Innsbruck,  des  Dr. 
Adolf  Menzel  als  Privatdocent  für  österr.  Civilrecht  an  der  jurid.  Fac. 
der  Univ.  in  Wien,  des  Dr.  Emil  Berger  als  Privatdocent  für  das 
Gebiet  der  Anomalien,  der  Refraction  und  Accommodatiou  des  Auges  an 
der  medicin.  Fac.  der  Univ.  in  Graz,  des  Dr.  Michael  Pet sehen  ig  als 
Privatdocent  für  das  Gebiet  der  class.  Philologie  und  des  Dr.  Emil 
Heinricher  als  Privatdocent  für  das  Gebiet  der  Botanik  an  der  philos. 
Fac.  der  üniv.  in  Graz,  des  Dr.  Ladislans  Szajnocha  als  Privatdocent 
für  Geologie  und  Paläontologie  an  der  philos.  Fac  der  Üniv.  in  Krakau. 

Die  Ertheilung  der  venia  legendi  an  den  Privatdocenten  für  österr. 
Civilprocess  Dr.  Alexander  Janowicz  für  das  Gebiet  der  deutschen 
Reichs-  und  Rechtsgeschichte  an  der  jurid.  Fac.  der  Univ.  in  Lemberg 
wurde  genehmigt 

Die  Zulassung  des  wirkl.  Lehrers  an  der  Staatsgewerbeschnle  in 
Bielits,  Wilhelm  Kai  mann,  als  Privatdocent  für  die  chemische  Techno- 
Jogie  des  Wassers  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien  wurde  bestätigt. 


Per&onul-  und  Schnlnotizen. 


487 


Di«  Zal&ssnng  des  Dr«  Theodor  Ritter  von  VVeinzierl  als  Pn- 
Tttdocint  für  daa  gesninmte  Gebiet  der  Botanik  an  der  Hocbsohu!«  för 
Bodencultur  in  Wien  wurde  bestätigt,  desgleichen  die  dm  Dr.  Gnsta? 
Adolf  Koch  als  PriTatdocent  für  Geologie  in  Verbindung  mit  Mtnem- 
logi«  und  Petrograpbie  an  derselben  Uochsehule, 


Der  Ministerialsecretar  im  Miniateriurn  för  C.  nnd  ü,  Dr.  Erich 
Wolf  lum  Statthaltereirath  und  Eeferenten  für  die  administrativen  und 
Ökonom tdchen  .Sohulangelegenbelten  für  Niederöster reich  (a.  h.  Eutschl. 
vom  2G.  März  l  Jo^ 

Der  MinisterialficeftecretÄf  im  Ministorium  für  C.  und  U.  Vincenj 
Gr:if  Ba  il]dt*La(our  lum  Statthalteroirath  und  adminiätrativt^i  Re- 
fgrenten  bei  dorn  dalmatinischen  Landesscbulrath  (a.  h^  Entschl,  vom 
26.  WkTi  l  J.). 

Der  Domschülasticus  Franz  Seh  ein  dl  zum  Mitgliede  des  SiOig* 
burger  Landesscbulratbes  auf  die  restliche  Dauer  d^^r  gegenwartigen 
Functioniiperiode  (a.  h.  EnttcbL  vom  20.  Februar  L  J.). 

Der  Titularregierungsrath  und  prov*  Directcrr  der  theresianischen 
Akademie«  Dr.  Paul  Gau t seh  von  Frankenthurn,  lum  wirkl  Ite- 
gierungsrath  und  Director  dieser  Anstalt  (a.  h.  Eutschl.  v.  IL  Mär«  I.  J). 

Zum  Lehrer  ara  griechisch-oriental.  Obergjmn.  in  Suczawa  der 
Supplent  daseibat,  Dr.  Animpodist  Dasckiewics. 

Der  an  der  ätaataoberrealscbule  im  n.  Bezirke  in  Wien  entbehr- 
lich gewordene  Prof.  Walther  Vernaleken  wurde  in  gleicher  Eigen- 
Schaft  an  die  Staatsrealschule  im  IIL  Bezirke  versetzt, 

'^um  Prof.  und  Fach  vorstände  an  der  Staütsgewerbescbule  in  Gra* 
der  Ar^'hitekt  Friedrich  Koenig  in  Wien,  jum  wirkl.  I*ehrer  fflr  kunst- 

5  1-'  Formenlehre,  Frtihand'  und  kunstgewerbliches  Zeichnen  an 

<  -cbule  der  Architekt  Anton  Heimesaen  in  Wien,  ^um  wirkl, 

L(  tiri^r  ticr  Bau  Wissenschaften  an  der  St^atsgewerbeschule  in  Ciemowit^ 
der  8ui)pl«fnt  an  d«!r  genannten  Anstalt  Erich  Kolbenheyer. 

Zum  wirkt.  Lehrer  an  der  nautischen  Schule  in  Lussiitpiccolo  der 
ISuppIent  an  d«r  &jt&atsrealschule  in  Görz  Vincent  Giaia. 


Ziun  ühanmchuUebrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  LembiTg 
der  l  1  Heitrer  an  derselben   Lehranstalt  Gregor  Zartyckij  tu 

Obuii^;  feriniien  ander  LebreriuneDbildungsanstalt  in  Ciernowitt 

die   i!>um'it;iiuua«n    Leontine    Strtelbickaf    Emma   Sooolcan     und 
Louise  liuff. 


Aassdicbnungen  erhieU#ii: 

Der  ord.  Prof  an  der  üniv,  in  Prag,  Regierangsratb  Dr.  August 
ßroisky^  in  ern«>uertcr  Anerkennung  »einer  ansgeseicbneten  WirksamkHt 
den  Titel  und  Charaktür  eines  Uofrathes  (a.  h.  EntschL  v.  4.  M&rx  l  J.). 

Dem  ord.  Prof.  an  der  Univ.  in  Prag,  Dr.  Theodor  Klebs^  wurd« 
aus  Anlnss  der  von   ihm  Dai^  n  Enthebung  vom  Lebramte  die 

A.  h.  Anerkenn nn^   !M»ine9  vor,  i   Wirkens  im  I^ehramt«  und  der 

Hsscnschaft  a.;  l-^n  (a.  h.  hiiUcbL  v.   16.  Man  K  J»). 

Dem  Act  Wiener  üniversitÄtBkanxlci,  Rieh.  Toma sehe k, 

vufde  in  Anerkenn miL'  si*iner  eifrigen  und  ersprießlichen  Dienstleistung 
der  Titel  einen  kaiserlichen  RathRä  verliehen  (a.  h,  Entschl.  t.  16^  Man 
1.  J.). 

S«iQe  k.  und  k.  apoet.  Maie^täi  haben  den  JL  Band  des  östcrr. 
Strafprüc*»ii8ri»chtt»K  vom  k.  k.  a.  o   iJnivLTHitÄisprof,  in  Wü-n.   Dr.  Sal«iinon 


488  Nekrologie. 

Mayer,  der  a.  g.  Annahme  zu  würdigen  und  dem  Verf.  in  Anerkennnng 
seiner  wissenscbaftlichen  Leistungen  auf  diesem  Gebiete  die  Medaille  fQr 
Kunst  und  Wissenschaft  zu  verleihen  geruht 

Dem  Begierungsrathe  und  ord.  Prof.  der  techn.  Hochschule  in 
Wien,  Dr.  Hermann  Blöd  ig,  wurde  anlässlich  seiner  aufsein  Ansuchen 
erfolgten  Versetzung  in  den  bleibenden  Ruhestand  der  Ausdruck  der 
a.  h.  Zufriedenheit  oekannt  gegeben   (a.  h.  Entschl.   v.  19.  März  1.  J.). 

Dem  Statthaltereirathe  und  administr.  Ref.  bei  dem  dalmat. 
Landesschulrathe,  Dr.  Franz  Bitter  Ton  Daniio,  wurde  aus  Anlass  seiner 
Übernahme  in  den  bleibenden  Ruhestand  die  a.  h.  Zufriedenheit  für 
seine  vieljährige,  eifrige  und  ersprießliche  Dienstleistung  ausgesprochen 
(a.  h.  Entschl  v.  26.  März  1.  J.). 

Dem  Director  der  Staatsgewerbeschule  in  Brunn,  Eduard  Wilda, 
in  Anerkennung  seines  rerdienstlichen  Wirkens  auf  dem  Gebiete  des 
gewerblichen  Bildungswesens  der  Titel  und  Charakter  eines  Begierunga- 
rathes  (a.  h.  Entschl.  v.  27.  März  1.  J.). 

Dem  Prof.  am  Staatsgymn.  im  IX.  Bezirke  von  Wien,  Joseph 
Machold,  den  Titel  eines  kaiserlichen  Bathes  (a.  h.  Entschl.  ▼. 
1.  April  l.  J.). 

Dem  Director  desGymn.  in  Hernais,  Anton  Fleischraann,  das 
Bitterkreuz  des  Franz  Josephs-Ordens,  dem  Director  des  1.  Staatsejmn. 
in  Graz,  Dr.  Franz  Pauly,  und  dem  Director  des  theresianisohen  Gymn. 
in  Wien,  Dr.  Alois  Bitter  Egger  von  MöUwald,  den  Titel  eines  BegierangB- 
rathes,  in  Anerkennung  vorzüglicher  Dienstleistung  (a.  h.  Entschl.  t. 
9.  April  1.  J.). 

Dem  0.  ö.  Prof.  der  Physik  an  der.üniv.  in  Erakau,  Dr.  Stephan 
Kuczynski  warde  aus  Anlass  seines  Übertrittes  in  den  bleibenden 
Buhestand  die  volle  a.  h.  Anerkennung  seiner  Verdienste  um  das  Lehramt 
und  die  Wissenschaft  ausgesprochen  (a.  h.  Entschl.  v.  22.  April  1.  J.). 

Dem  Director  des  Gyron.  zu  Trient,  Budolf  Pich  1er,  und  dem 
Director  des  Gymn.  in  Gtörz,  Theodor  Pantke,  wurde  in  Anerkennung 
ihres  sehr  verdienstlichen  Wirkens  der  Titel  eines  Schulrathes  verliehen 
(a.  h.  Entschl.  v.  26.  April  1.  J.). 

Dem  a.  o.  Universitatsprof.  in  Pr&gf  Dr.  Gottfried  Bitter  von 
Bittershain,  wurde  aus  Anlass  seiner  Versetzung  in  den  dauernden 
Buhestand  in  Anerkennung  seiner  vieljährigen  verdienstlichen  Wirk- 
samkeit im  Lehramte  der  Ausdruck  der  a.  h.  Zufriedenheit  bekannt  ge- 
geben (a.  h.  Entschl.  v.  dO.  April  l.  J.). 

Dem  mit  Titel  und  Charakter  eines  Ministerialrathes  ansre- 
zeichneten  ord.  Prof.  des  Bibelstndiums  des  neuen  Testamentes  an  der 
Wiener  Univ.,  Dr.  Karl  Werner,  wurde  aus  Anlass  seines  Übertrittes 
in  den  bleibenden  Buhestand  die  a.  h.  Anerkennung  für  seine  vorzüg- 
lichen Leistungen  im  Lehramte  und  in  der  Wissenschaft  ausgesprochen 
(a.  h.  Entschl.  v.  7.  Mai  1.  J.). 

Dem  Primararzt  am  städtischen  Erankenhause  in  Triest,  Dr.  Karl 
Liebmann,  wurde  der  Titel  eines  Professors  verliehen  (a.  h.  Entschl. 
V.  15.  Mti  L  J.). 


Nekrologie. 

Am  3.  März  1.  J.  in  Paris  der  Historienmaler  Faustin  Besson 
60  J.  alt,  und  der  Schriftsteller  Marc-Bayeux,  Verfasser  von  Bo- 
manen  und  Dramen,  53  J.  alt. 

Am  7.  März  1.  J.  in  Prag  der  Professor  an  der  ersten  deutschen 
Oberrealsohule  daselbst,  Bernhard  Schein  pflüg,  durch  seine  histo- 
rischen Arbeiten  und  seine  HilfsbQcher  für  den  deutschen  Unterricht 
bekannt,  72  J.  alt,  in  Wiesbaden  der  Schriftsteller  Adolf  Bahn,  der 
viele  französische  Dramen  für  die  deutsche  Bühne  bearbeitete,  68  J. 
alt,  und  in  Edinburgh  der  bedeutende  Sanskritist,  John  Muir,  72  J.  alt. 


Nekrologie.  489 

Am  10.  März  ).  J.  in  Erlan^n  der  a.  o.  Prof.  der  Medicin  an 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  Max  Anton  Winterich. 

Am  13.  März  1.  J.  in  Weimar  der  ehemalige  Prof.  am  dortigen 
Gjmn.  Dr.  Karl  £  Putsche,  besonders  darch  seine  lateinische  Gram- 
matik bekannt,  75  J.  alt,  und  in  Elberfeld  der  Director  der  dortigen 
Realschule,  Dr.  Ludwig  Schacht,  ein  ausgezeichneter  Pädagoge,  56 
J.  alt. 

Am  16.  März  1.  J.  in  Wien  der  Cirilingenieur  Bndolf  Schiff- 
korn, durch  zahlreiche  Erfindungen  auf  dem  Grebiete  der  Mechanik 
verdient,  65  J.  alt. 

Am  18.  März  1.  J.  in  Wien  der  Prof.  an  der  Wiedner  Comrau- 
nalrealschule,  Vincenz  Kletz7n8ki,ein  bedeutender  Chemiker,  56  J.  alt. 

Am  21.  März  1.  J.  der  Prof.  der  Rechtsphilosophie  an  der  Univ. 
in  Wien.  Hofrath  Dr.  Moriz  Hey  ssler,  als  Lehrer  und  edler  Charakter 
hochgeschätzt,  67  J.  alt 

Am  Sft.  März  1.  J.  in  Wien  der  Regierungsrath  Prof.  Dr.  Alois 
äembera,  Lehrer  der  böhmischen  Sprache  und  Literatur  an  der  Wie- 
ner Univ.,  durch  seine  Schriften  über  böhmische  Literatur  verdient,  75  J. 
alt,  und  in  München  der  berühmte  Historienmaler  und  Radierer,  Eugen 
Neureuther,  76  J.  alt. 

Am  24.  März  1.  J.  in  New -York  der  berühmte  amerikanische 
Dichter  Henry  Wadsworth  Longfellow,  75  J.  alt. 

Am  26.  März  1.  J.  in  Wien  der  dramatische  Dichter  Leopold  Weid- 
mann, 1801  zu  München  geboren,  und  in  Stans  der  tirolische  Volks- 
dichter Hans  0 brist,  ein  Bauer,  84  J.  alt 

Am  28.  März  1.  J.  der  Bischof  in  Christiansund,  Jörgen  Enee- 
bretsen  Mos,  als  Dichter  und  Sammler  der  norwegischen  Volks- 
märchen verdient,  69  J.  alt 

Am  31.  März  1.  J.  in  München  der  Lycealprof.  Kaspar  L.  Eilles 
ein  geschätzter  Mathematiker,  77  J.  alt,  in  Karleruhe  der  Director  der 
dortigen  Kunstgewerbeschule,  Gustav  Kachel,  39  J.  alt  und  in  Paris 
der  rühmlich  bekannte  Maler  und  Prof.  an  der  Akademie  der  schönen 
Künste  daselbst,  Heinrich  Lehmann,  1814  zu  Kiel  geboren. 

Am  3.  April  1.  J.  in  Schwerin  der  beliebte  Liedercomponist  Fr. 
W.  Kücken,  72  J.  alt 

Am  4.  April  in  Rom  der  geschickte  Medailleur  Wittig,  ein  ge- 
borener Österreicher,  36  J.  alt. 

Am  5.  April  1.  J.  in  Paris  der  gesehätzte  Nationalökonom ,  Se- 
nator F.  Le  Play,  76  J.  alt 

Am  6.  Aprü  l  J.  in  Berlin  der  große  Bildhauer  Prof.  Dr.  Fried- 
rich Drake,  75  J.  aU. 

Am  7.  April  1.  J.  in  Dublin  der  irische  Volksdichter  Denis  Flo- 
rence  M'  Carthy,  62  J.  alt 

Am  9.  April  1-  J.  in  Paris  der  Director  der  Ecole  des  Chartes, 
Jules  Qu  ich  erat,  durch  seine  zahlreichen  Schriften  über  lateinische 
und  französische  Literatur  und  Qeschichte  hochverdient,  68  J.  alt 

Am  10.  April  1.  J.  der  deutsche  Reisende  Kleinschmidt,  der 
im  Neubritannien- Archipel  für  das  Museum  Qoddefroy  in  Hamburg  sam- 
melte, auf  der  Insel  Utawaia  von  den  Eingeborenen  ermordet. 

Am  13.  April  1.  J.  in  Rizdorf  bei  Berlin  Bruno  Bauer,  der  Verf. 
der  Kritik  der  evangelischen  Geschichte  des  Johannes  und  der  Kritik 
der   evangelischen  Synoptiker,  74  J.  alt. 

Am  14  April  L  J.  in  Wien  der  ausgezeichnete  Blumenmaler  An- 
dreas Lach,  66  J.  alt 

Am  15.  April  1.  J.  in  Wien  der  ehemalige  Director  der  there- 
sianischen  Akademie  daselbst,  Hofrath  Dr.  Alexander  Ritter  von  Paw- 
lowski,  51  J.  alt,  und  in  Dresden  der  humoristische  Schriftsteller  und 
Kunstkritiker,  Theodor  Dro  bisch,  71  J.  alt 

Am  19.  April  1.  J.  in  Berlin  der  a.  o.  Prof.  an  der  theologischen 
FaculUt  der  Univ.  daselbst,  Dr.  J.  K.  W.  Vatke,    76  J.  alt,   und   in 


490  Nekrologie. 

Down  der  große  Naturforscher,  Prof.  Charles  Bohert  Darwin,  am  12. 
Fehraar  1809  zu  Shrewsbury  eeboren. 

Am  20.  April  1.  J.  in  Leipzig  der  a.  o.  Prof.  der  Philosophie  an 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  Tuiscon  Ziller,  als  philosophischer  una  päda- 
gogischer Schriftsteller  ausgezeichnet,  65  J.  alt. 

Am  21.  April  1.  J.  in  Berlin  der  geschätzte  Bildhauer  Carl  Hein- 
rich Möller,  ein  Schüler  Rauchs,  79  J.  alt. 

Am  23.  April  1.  J.  in  Breslau  der  ProYinzialschulrath,  j^eh.  Be- 

fierungsrath  Dr.  Wilhelm  Dillenburger,  als  Interpret  des  Horaz  be- 
annt,  72  J.  alt. 

Am  24.  April  1.  J.  in  Greifswald  der  Prof.  an  der  Univ.  daselbst, 
Dr.  F.  L.  Hünefeld,  84  J.  alt. 

Am  25.  April  1.  J.  in  Wien  der  emeritierte  Prof.  der  Geschichte 
an  der  Univ.  daselbst,  Joseph  Ritter  von  Aschbach,  als  Fonidier, 
Lehrer  und  edler  Charakter  eleich  aus^zeichnet,  am  29.  April  1801 
zu  Höchst  a.  M.  geboren,  und  in  Leipzig  der  Prof.  der  Astrophysik  an 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  Friedrich  Zöllner,  ein  geschätzter  Gelehrter 
und  Fachschriftsteller,  47  J.  alt. 

Am  28.  April  1.  J.  in  München  der  Historienmaler  Thomas  Gug- 
genberger,  67  J.  alt 

Am  29.  April  1.  J.  in  Wien  der  geschätzte  Landschaftsmaler 
Ludwig  Halauska  und  in  Dresden  der  Appellationsrath  a.  D.,  Dr.  Karl 
F.  Heydenreich,  früher  Prof.  an  der  jurid.  Fac.  der  Univ.  in  Leipzig, 
81  J.  alt. 

Am  30.  April  1.  J.  in  Paris  der  Historienmaler  M.  L.  Detouche, 
67  J.  alt. 

Im  April  1.  J.  in  Warschau  der  namhafte  Jurist,  Yalenty  Dut- 
kiewicz,  Prof.  des  Civilrechtes  an  der  dortigen  Univ.,  85  J.  alt. 

Am  2.  Mai  1.  J.  in  Dresden  der  Director  der  k.  Porzellan-  und 
Geiäßsammlung,  E.  J.  E.  Claus,  ein  geschätzter  Kunstschriftsteller. 

Am  7.  Mai  1.  J.  Franz  Guessard,  Verf.  einer  provenealischen 
Grammatik  und  eines  Dictionnaire  des  |)rincipales  locutions  de  Moli^re, 
37  J.  alt,  und  in  Berlin  der  Generalmajor  a.  D.,  Freiherr  von  Meer- 
heimb,  ein  bedeutender  Militärschriftsteller. 

Am  12.  Mai  1.  J.  in  Berlin  der  ord.  Prof.  der  Chirurgie  an  der 
Univ.  in  Greifswald,  Dr.  Karl  Hüter,  44  J.  alt. 

Am  17.  Mai  1.  J.  in  Wien  der  k.  k.  Baurath  Karl  Junker,  Er- 
bauer von  Miramare  und  des  Kaiser  Franz -Joseph-Hochquellenäquaducts 
bei  Wien,  55  J.  alt. 

Am  18.  Mai  1.  J.  in  Berlin  der  geh.  Regierunesrath  und  vor- 
tragende Rath  im  Unterrichtsministeriam,  Decernent  über  Universitäts- 
angelegenheiten, Dr.  Göppert,  45  J.  alt. 

Am  23.  Mai  in  München  Frau  Maria  Arndts  von  Arnesberg,  geb. 
Vespermann,  in  erster  Ehe  mit  Guido  Goerres,  in  zweiter  mit  dem  1878 
verstorbenen  Romanisten  Hofrath  Arndts,  Prof.  an  der  Univ.  in  Wien, 
vermählt,  als  Componistin  und  Dichterin  bekannt,  59  J.  alt,  in  Cann- 
stadtder  beliebte  Romanschriftsteller,  Edmund  Hoef er,  63  J.  alt,  und  in 
Wien  der  suppl.  Lehrer  am  theresianischen  Gymnasium,  Joseph  Lad  ein, 
ein  hoffnungsvoller,  strebsamer,  von  seinen  Lehrern  und  Collegen  hoch- 
geschätzter junger  Mann,  27  J.  alt. 

Am  &.  Mai  1.  J.  in  Paris  der  Kupferstecher  Narcisse  Lecomte, 
88  J.  alt 

Am  26.  Mai  1.  J.  in  Weimar  der  geh.  Hofrath  und  Oberbiblio- 
thekar, Dr.  Adolf  Scholl,  durch  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
Sophokles-  und  Götheliteratur  verdient,  am  2.  September  1805  in  Brunn 
geboren,  und  in  Jena  der  a.  o.  Prof.  an  der  Univ.  daselbst,  F.  Sie  her  t, 
ein  namhafter  Psychiatriker,  53  J.  alt. 

Im  Mai  1.  J.  in  Paris  der  Historienmaler  Charles  Lefebvre, 
77  J.  alt. 


Erste  Abtheilung, 

Abhandlungen. 


Zu  griechischen  Inschriften,  besonders  kleinasia- 
tischer Herkunft 

ni. 

Unechte     Olympien. 

In  der  Archäologischen  Zeitnng  1879,  S.  132  ist  unter 
Nr.  261  eine  Inschrift  aus  Olympia  yeröfifentlicht,  welche  leider  sehr 
fragmentiert  ist,  die  aber  anscheinend  eine  Verordnung  über  Eampf- 
spiele  enthält  und  zwar  über  g}'mnisclie,  hippische,  musische  und 
scenische.  Der  Herausgeber,  welchem  die  richtige  Zusammen- 
fügung der  zwei  hauptsächlichen  Bruchstücke  verdankt  wird,  hat  die 
Urkunde  ohne  weiteres  auf  die  Olympische  Feier  selber  beziehen 
zu  können  geglaubt  und  bezeichnet  als  die  bedeutendste  der  da- 
durch erwiesenen  Thatsachen  die  Existenz  sehr  mannigfacher  mu- 
sischer und  scenischer  Agone  zu  Olympia  in  der  Eaiserzeit.  Hier 
ist  zunächst  die  Inschrift  mit  ihrem  Lemna,  und  zum  Theil  mit  den 
Ergänzungen  des  ersten  Herausgebers. 

^«Fragmente  einer  weißen  Marmorplatte,  von  0,155  Dicke, 
a.  0,28  h.  0,10  br.  gefunden  am  17.  Mai  1878  in  der  Krypta  (wohl 
der  Stadioneingang),  b.  0,34  h.,  0,21  br.  gefunden  23.  April  1879, 
verbaut  über  der  Nordhälfte  der  Stoa  Poikilo  c.  0,06  h.,  0,12 
br.,  gefunden  4.  Juni  1879  im  Süden  des  Zeustempels".  Wohin  c. 
geh<)rt,  bleibt  unbekannt. 


vav  nytoviC  \z^ 
toivai?    inl  Toy  äydh^tt)  a\y^ 
{|((rea>c  orcidiov  dviQ{fuv 
Z«iisc^ft  f.  d.  AiUrr.  Gymn.   1882.    Vit  Htfl.  ^^ 


492        Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  G,  Hirschfeld, 

a  7i]^VTad-kog  «yJpaJv,  nctXrj 

1 1  7r]i/yfti}  ay<f(w3y,  7iavxQaTto[v 

ö]7iXLtrig,  l7r^lnix]ov  äk  xÄij?,  aw(OQlgt  T4&Qi[nnov 
ov  7ta\  C^utatß]).,  inoxr^  rdiv  ngog  aXkiiXovg 
rjg  navrj{y)v(](UÖj]g  yHviaihtüOav  h  Nian6X[ii  ,.,  rj  fih  .. . .   10 
,  .Tüiv  ttyat]v(üv  ^ft^Qff  no\ßn]^v  ayittoanv  (ig  ro  KaiadQ]€iov 
x«l  ol  nXXoi  ^io)[l  T]fig  noXetog  xara,  ro  avvrj&[€g 
a]xrivix6v  nyo}j[vi]ovfji€voi  fxeui  Tijg  idlag  ixa^- 
yia\ajHyoif6{f^y^al  6  ^varaQ/fig  (n&oi  «ywv... 

(ü  f)  TToXtg  ^^{a\avT€g  äk  2eßaati^  Ktt(atto[i  15 

TiO^inrfg  iwi/i^r  aaXnixT^  ind^Xü)  (?)  v 
t]/)  (F*  ixofjiivTi  [[«]  yttjviC^a&toattv  x*^«^t(T[r«l . . . 

x]vxXi<oVy  ixofii\vrj  xi&ttQiaral  xvxXioi  tna^Xov 

fy        ff/lf  iyjo/n^vri  ol  ttvTol  xal  xXiJQog  x(ü[f>i(oäbiv 
...V  xXrjnog  xw^/JfwJcTeSy  Iv  nXcia/uari,  ^/o^^vj  20 

.,.vri  TQaytoäo(^  ^na&Xov    A    /  ixofiiv[^. . . 

. .  .OTM  ^Tia&XoJM    ^        ^  ^X^l^^ÄV 

aTovdian\^,ov  lx^fJi[^VTji 
.«  xiXrjTi  7i{j(oXix(p 

SolfAttTl   t€Xf/[t([)  25 

c 

aij  N€tt7ro[X 
tiy](ov€0-iTai>  xai  tt 

C[fifii'Ova&(o  oao . . . 
Xa]fAßttvit(MHao 

aai  80 

Von  den  Ergänzungen  des  Herausgebere  führe  ich  noch  fol- 
gende wenn  auch  vielleicht  nur  dem  Sinne  nach  zutreffende  an : 
Z.  5.  Tfjg  (div  a'9X']r}a€(og 

Z.  17  f.  xi&aQta[Tttl  xal  avXriTal  nXi^v  roh  x'lvxXCtov 

Z.  12  ff.  war  wohl  die  Ordnung  der  no^ni}  vorgeschrieben, 
wie  das  z.  B.  auch  in  der  Mysterieninschrift  von  Andania  der  Fall 
ist.  Lebas  II  326,  a  §.  6. 

Ob  die  Breite  des  Steines  wirklich  „sehr  bedeutend*' 
war  scheint  mir  aus  mehreren  Gründen  unsicher.  Das  t  adscriptum 
fehlt  durchgängig;  der  Schriftcharakter  weist  die  Inschrift  mit  liem- 
licher  Bestimmtheit  in  den  Anfang  der  Eaiserzeit  —  den  dann  auch 
der  Inhalt  Z.  15  bestätigt.  Für  die  Beziehung  der  Inschrift  auf 
Olympia  ist  einzig  und  allein  der  Fundort  geltend  zu  machen, 
gegen  diese  Beziehung  spricht  alles  Andere:  wir  kennen  weder 
einen  musischen  noch  einen  scenischen  Agon  in  Olympia,  wofür  ich 
allerdings  absichtlich  nicht  den  Pausanias  ins  Feld  führen  will,  son- 
dern erstens  die  ausdrückliche  Angabe  bei  Sueton,  Nero  c.  23 :  Olym- 
piae  praeter  consuetudinem  musicam  agona  commisit,  eine 
Angabe,  mit  der  man  sich  kaum  so  abfinden  darf,  wie  das  Arch.  Z. 
a.  0.  S.  133,  7  geschieht.  Femer  findet  sich  unter  den  zahlreichen 


Zu  griechischen  Inschriften  osw.  Von  G.  Hifsd^fM.         498 

Siegern  auch  späterer  Zeit,  die  wir  kennen  —  unter  den  nur  in- 
schriftlich bezeugten  sind  jetzt  mehr  als  20  aus  der  Eaiserzeit  — 
kein  einziger,  der  in  einem  musischen  oder  scenischen  Wettkampf 
gesiegt  hätte.  Der  Herausgeber  hat  zwar  dafür  Arch.  Zeitg.  1879, 
S.  210,  n.  331  in  Anspruch  nehmen  wollen : 

IleiaaXoi  ZneQxeiov  d/niiLiovog  eivexa  fioX/r^g.  '0Jl(t;fi7rt- 
adi)  253  (=  233  n.  Chr.)  und  die  Datieiiing  kommt  ja  bei  spä- 
teren Olympioniken  vielfach  vor  (Arch.  Zeitg.  n.  27,  28,  48,  68, 
119,  146,  230  —  Ol.  190  frühest  datierte  —  356,  369),  ebenso 
wie  auch  bisweilen  —  freilich  selten  —  die  Landsleute  den  Sieger 
weihen  (Arch.  Zeitg,  229  -  Pausan.  VI  15,  6 ;  und  n.  267).  Aber 
beides  trifft  auch  auf  Ehrenstatuen  zu :  für  die  Datierung  vgl.  Arch. 
Ztg.  n.  13  —  Ol.  216  früheste  datierte  —  24,  44,  102,  274,  330, 
353) ;  fQr  das  andere  bedarf  es  keines  Beispiels.  Das  Entscheidende 
ist,  dass  in  der  Inschrift  von  keinem  Siege  die  Rede  ist :  Spercheios 
hat  untadelig  gesungen,  wohl  auf  die  ^Pisaeer^  selber,  die  ihm  nun 
danken,  wie  so  lange  vorher  die  Athener  dem  Pindar.  Ebenso  wenig 
gehört  hieher  das  Epigramm  Arch.  Ztg.  1880  n.  339  aus  dem  zwei- 
ten Jahrhundert  n.  Chr. : 

etägvfuu  ßovXrjg  V^ij^^  *OXvfinia6og. 

Denn  wie  könnte  eine  Siegerstatue,  ein  vTtofivrjfia  Tfjg  v/xijg, 
das  dem  Sieger  frei  steht,  das  er  später  öfter,  früher  vereinzelt  auch 
als  Anathem  bezeichnet  ^)  von  der  Ol.  Bule  decretiert  werden,  wie 
das  bei  Ehrenstatuen  so  gebräuchlich  ist? 

Ich  will  kein  zu  großes  Gewicht  auf  Tthrad'log  avd^wv  Z.  6 
legen,  obgleich  es  doch  in  Olympia  nur  einmal  ganz  vorübergehend 
ein  niwa^hov  von  Knaben  gegeben  zu  haben  scheint  (Paus.  Y  9, 
1);  denn  diesen  Zusatz  könnte  man  wohl  aus  Gewohnheit  gemacht 
haben,  freilich  scheint  auch  dagegen  das  einfache  ojtJiiTfjg  in  Z.  8 
zu  sprechen.  Gravierender  ist,  dass  in  Z.  7  der  ^tvyfiij  avdqwv  un- 
mittelbar das  nav%Qa%iov  folgt;  denn  da  das  arddtov  dvÖQWv  Z.  4, 
mit  welchem  die  Aufzählung  nach  den  Resten  unzweifelhaft  be- 
gonnen hat,  zeigt,  dass  die  etwaigen  Knabenkämpfe  nach  denen 
der  Männer  genannt  waren,  so  ist  also  von  einer  Ttvyiurj  der  Kna- 
ben in  der  Inschrift  keine  Rede  gewesen.  Und  doch  können  wir 
diese  Kampfart  nicht  blos  für  Olympia  überhaupt,  sondern  auch  ge- 
rade noch  für  das  erste  christliche  Jahrhundert  constatieren  (Arch. 
Zeitg.  1877,  n.  50). 

Ist  68  femer  denkbar,  dass  in  einem  Agon  wie  dem  Olympi- 
schen, der  seinem  innersten  Wesen  nach  ein  atBq>ayiTrig  ist,  enad^ 
la  gegeben  werden,  und  vielleicht  sogar  in  einem  so  alten  Wett- 
kampf, wie  derjenige  der  adkmyxtai  es  in  Olympia  ist,  (Ol.  96)? 
Und  NecLTiolig,  wie  der  Herausgeber  wegen  Z.  26  mit  Recht  auch 
Z.  10  liest,  das  Kaisareion  Z.  11,  die  &€oi  rfjg  Ttolstjg,  wie  sollten 

*)  S.  A.  Furtwängler»  Mitth.  d.  Athen.  Instit,  V,  S.  30,  vgl.  K. 
Porgold,  Arch.  Zeit  1881,  S.  89. 


494        Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  G.  Hirschfeld, 

die  nach  Olympia  kommen,  die  &eol  sogar,  wie  es  den  Anschein  hat, 
(Z.  12)  in  der  TTOfiTi^Theil  nehmen  „nach  gewohnter  Weise"  ?  Endlich 
die  olympische  Feier  dauerte  im  ganzen  f&nf  Tage  (Krause  §  8)  eine 
Angabe^  die  für  die  spätere  Zeit  zu  verlassen,  gar  kein  Grund  ist. 
Die  hier  vorliegende  Feier  hat  sich  unter  allen  Umständen  auf  mehr 
Tage  ausgedehnt  Nein,  die  Inschrift  bezieht  sich  nicht  auf  die 
elischen  Olympien;  aber  worauf  bezieht  sie  sich  denn  und  wie  kommt 
sie  nach  Olympia?  Sind  etwa '0^i;fi7riagemeint,  welche  nicht  auf  der 
Altis  gefeiert  wurden?  Es  gab  deren  keine  geringe  Zahl,  ebenso  wie 
nicht  wenige  Pythien,  wofür  ich  hier  nur  auf  Krause  und  den  Index 
des  C.  J.  Gr.  zu  verweisen  brauche.  Gehören  auch  die  meisten  der- 
jenigen, von  welchen  wir  noch  wissen,  erst  der  Kaiserzeit  an,  so 
gab  es  doch  auch  solche,  welche  sehr  viel  früher  entstanden  sein 
m&ssen.  Frühe  Olympien  gab  es  zu  Athen  und  vielleicht  auch  zu 
Kyrene,  Pythien  zu  Sikyon,  wofür  ich  der  Kürze  wegen  nur  auf 
&ause  verweise ;  ^OXviuTCiaxol  dywveg  werden  auf  einer  Inschrift 
von  Tegea  genannt  C.  J.  1513,  welche  wohl  ins  IV.  Jahrh.  v.  Chr. 
gehört.  Freilich  brauchen  diese  des  Namens  wegen  gar  nicht  mit 
dem  elischen  Olympia  zusammenzuhängen,  wie  andererseits  denn 
auch  später  Spiele  zu  Ehren  Hadrians  lediglich  nach  dessen  Bei- 
namen als  olympische  bezeichnet  werden  konnten.  Doch  ist  es  aus 
jenen  frühen  Beispielen  so  viel  klar,  dass  es  sich  nicht  immer  um 
bloße  Prunknamen  handelte,  wie  Eckhel  (D.  N.  IV,  S.  425)  für  die 
späte  Kaiserzeit  das  gewiss  mit  Recht  behauptet  hat.  Was  hat  es 
nun  mit  ernstlichen  nicht  elischen  Olympien,  wie  man  zur  Unter- 
scheidung von  hohlen  Namen  sagen  mag,  auf  sich  ?  Meyer  in  der 
Encyclop.  III,  3  S.  324  und  nach  ihm  Krause  S.  203,  2  begnügen 
sich  mit  der  Bemerkung,  dass  Einrichtung  und  Anordnung  derselben 
nicht  überall  nach  den  echten  Olympien  geschah.  Dabei  darf  man 
sich  indessen  nicht  bei-uhigen;  war  etwa  der  Name  vogelfrei  ?  Konnte 
ihn  von  jeher  jeder  haben,  dem  er  gefiel ?  gewiss  nicht!  Eine 
bestimmtere  Antwort  darauf  geben  mehrere  neuerdings  in  Delphi 
gefundene  Inschriften,  welche  im  V.  Band  des  bulletin  de  T^cole 
Fr.  veröffentlicht  sind.  Die  erste  derselben  (S.  300  ff.)  bezieht  sich 
auf  die  Einsetzung  der  Soteria  in  Delphi  nach  Besiegung  der  Ga- 
later  279/8  v.  Chr. :  die  Chioten  beschließen  auf  den  Antrag  aeto- 
lischer  Gesandter  dix^ad'ai  t^v  inayyeXiav  r.al  zov  dyluiva  tüv 
2onriQio)v  ov]  ||  Ti&saaiv  ^ItwXoI  vniq  re  zov  Uqov  tov  IAtvoX' 
Xiovog  TOV  iv  z/eAqpoIg  [xai  rfjg  ycoivijg  twv  ^Ellrjvcov]  \\  acoTfjQiag 
aT€q)aviTr]v  xa&aTtSQ  i\priq>iaTaL  t6  y.olvov  tcHv  AltmXwv  t6[jx 
(iiiv  fiovai^ibv  iao\\7€]vd'iov y  rov  de  yvjtivixov  Y.al  in- 
Ttixbv  iaovefiieov  (wobei  die  Ergänzungen  durch  Vorheriges  und 
Nachheriges  durchaus  sicher  sind);  Analoges  steht,  wie  sich  jetzt  her- 
ausstellt, im  Athenischen  Decret  C.  J.  A.  II,  n.  323,  worauf  der  He- 
rausgeber im  bulletin,  Herr  B.  HaussouUier  hinweist.  Ein  solcher 
Agon  bedurfte  also  zunächst  der  Anerkennung  anderer  Staaten,  ge- 
rade 80,  wie  z.  B.  das  Asylrecht  des  Dionysostempels  in  Teos  nach 
den  zahlreichen  Inschriften  bei  Lebas  III,  n.  60 — 85.  Den  laonv- 


Za  griechischen  Inschriften  usw.  Von  O.  Hirschfeld.        495 

^log  konnten  sich  die  Aetoler  selber  gestatten,  aber  dass  der  Agon 
laovefi€og  wurde,  bedürfte  jedenfalls  noch  besonderer  Erlaubnis  von 
Nemea  resp.  von  Argos  her.  Das  scheint  die  andere  delphische  In- 
schrift zu  lehren  (bulletin  V,  S.  372  ff.),  nach  welcher  Eumenes  II. 
von  Pergamon,  wohl  zwischen  180  und  170  v.  Chr.  durch  Gesandte 
die  Anerkennung  der  Aetoler  erbittet  für  seine  neu  eingerichteten 
Ni'AY^OQia,  dywvag  aT€q>aviTagt  zoiti  fxkv  (tiovaixov  iao- 
Ttv&ioVf  TOP  de  yv^viTLov  xai  inTiixov  iaoXvitinioy. 
Endlich  erkennt  auf  derselben  Inschrifttafel  (bull.  V,  384)  die  Stadt 
Delphi  iv  dvogai  zelalwi  av^  \l>dq>oig  ralg  ewofnoig  die  Agonea 
an,  welche  o  däfnog  6  2aodiavwv  auf  Geheiß  (?)  des  Eumenes  ein- 
richten will  av€(pavixag  laoTiv&iovg  xaza  7r[a]v[Ta  t[o^  /uey?] 
^lovaimv  T€  xai  yvfivixdv  TtozalyoQEvovTsg  uid'avlala  xa[t  Ev- 
fxiv[ßi(x  xtX, 

Wenn  nun  gerade  jene  pergamenischen  Agones  ^)  auf  Münzen 
der  Kaiserzeit  einfach  als  Ilv&ia  ^Okv^nia  bezeichnet  werden, 
ebenso  wie  die /ieycrAa  i£ga  uivyovazeia  laonvd-ta  von  Thya- 
tira  (C.  J.  3498)  auf  Münzen  nur  Avyoiazeta  Tlvdia  genannt 
werden  (Eckbel,  D.  N.  III,  123),  so  folgt  doch  wohl  daraus,  dass 
der  vollere  und  eigentliche  Name  für  nicht-elische  Olympien  dyuiv 
iaoXvfiTCiog  ist  (außer  obiger  Inschrift  noch  C.  J.  4472  in  Laodikeia 
und  5805  in  Neapel) ;  analog  ist  der  dywv  iaoviitieog  (s.  oben)  und 
der  laonvd^tog  (s.  oben)  und  wie  mir  wahrscheinlich  ist,  auch  auf 
Münzen  und  zwei  Inschriften  von  Ankyra  C.  4016  f.,  wo  man  immer 
noch  *Ia&.  Tlvd-ta  liest  ^).  Und  so  haben  wir  uns  die  unechten  Olym- 
pien etc.  zunächst  zu  präcisieren  als  dywvag  laoXvfj.niovg.  Ein  laanziog 
dytov  endlich  wird  in  der  schon  erwähnten  Inschrift  C.  J.  4472  ge- 
nannt. 

Was  hat  man  sich  unter  diesen  Agones  zu  denken  ?  Des  Ta- 
citus  Ausdruck  (ann.  XV,  23)  von  einem  certamen  ad  exemplar  Ac- 
tiacae  religionis,  ofifenbar  ladxTiogy  der  einmal  angestellt  ward,  als 
Poppaea  dem  Nero  eine  Tochter  geboren,  führt  uns  nicht  weiter.  Was 
aber  zunächst  wenigstens  aus  den  delphischen  Inschriften  und  für 
eine  frühere  Zeit  gefolgert  werden  muss,  ist  dies,  dass  man  nur 
solche  Agones  nach  den  großen  Festen  benannte,  die  bei  diesen 
überhaupt  angestellt  wurden,  oder  die  doch  als  das  Wesentliche  gal- 
ten ;  a  potiori  fit  denominatio ;  auch  in  Nemea  gab  es  einen  musi- 
schen Agon,  aber  die  Soterien  haben  ihn  isopythisch,  weil  die  Py- 

')  Auch  in  Smyma  z.  B.  dauerten  die  Olvmpien  sehr  lange  und 
sind  nicht  gleich  den  xoiva  l4a(ttq  wie  0.  J.  3208  zeigt,  in  welche  sie, 
wie  frühere  Feste  überhaupt,  an  anderen  Orten  aufj^egangen  sein  möc^n. 
—  Dass  in  den  Häufungen  von  Namen  übrigens  immer  nur  ein  Fest 
stecke,  sagt  nach  anderen  richtig  auch  Eckhel  D.  N.  IV,  424.  Es  scheint 
aber  gerathen,  wieder  einmal  daran  zu  erinnern. 

*)  Bedenklich  gegen  meine  Lesung  könnte  mich  nur  die  Münze 
des  Gallien  machen  mit  ayttv  faonv^ia,  das  durch  den  ItQog  Tlvd^ia  auf 
einer  GallienusmOnze  von  Perge  (Eckhel  IV,  451)  doch  nicht  völlig  ge- 
deckt ist.  Das  Richtige  hat  übrigens  auch  J.  Mordtmann  gesehen  in  der 
Dissertation  Marmora  Ancyrana  (Berlin  1874)  S.  6  f. 


406        Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  G.  Hirschfeld, 

thien  immer  der  bedeutendste  dieser  Art  waren  ^).  So  darf  man  lei- 
der auch  nicht  die  Inschrift  des  Eumenes  als  Beweis  gegen  musische 
Agone  in  Olympia  benutzen,  so  wenig  wohl  wie  dafür  die  doppelten 
Namen  Tlvd^ia  ^OXv^nia,  für  e  i  n  mus.-gymn.-hipp.  Fest  auf  späten 
Münzen  von  Tabae,  Tralles,  Thyatira  zu  verwenden  sind.    Vielmehr 
gibt  es  auf  der  andern  Seite  Beispiele  dafür,  dass  wirklich  musische 
Kämpfe  mit  sogenannten  Olympien   verbunden  sein  konnten  :    so 
nach  C.  J.  3208  in  Smyma  —  unter  Septimius  Serverus  — ,  wo  ein 
%i&aQ(fidog  auftritt ;  auch  bei  den  Olympien  zu  Dium  scheinen  regel- 
mäßig musische  Wettkämpfe  stattgefunden  zu  haben  (cf.  bes.  Dio 
Chrysost.  or.  II,  p.  73  R.);  dann  waren  die  Aktia  ohne  jeden  Zweifel 
mit  einem  musischen  Wettkampf  verbunden,  und  doch  sagt  Strabo 
325:  dnodiäeticvaL  cJ'  6  dywv  'OXv^mog  ra^!AxTia,  d.  h.  wohl  be- 
sonders, er  war  pentaeterisch^);  vom  olympischen  Agon  als 
dem  berühmtesten  der  Art  mochten  die  Aktia  wohl  auch  die  Anord- 
nung des  gymnischen  und  hippischen  Wettkampfes  entlehnt  haben. 
Also  absolute  Deckung  mit  den  echten  Olympien  war 
für  die  unechten  nicht  nöthig;  nur  Berührungspunkte  mussten 
vorhanden  und  konnten  mannigfaltig  sein ;  so  heißt  es  in  Bezug  auf 
die  Soterien  (s.  oben)  t6^  jdiv  ^ovaixov  laonid-iov,  tov  de  yv^- 
vmdv  Ttai  laove/Ä60v  Tacgre  ^Xixlaig^)  x[at  ralg  Ti^alg 
di^d6vai]\\d]€  Tial   rotg  dycjviaaitievotg  twv  ^oXtTuiv 
xal  vixrjaaai  Tov  dywva  twv  ^wrr^qliov  Tcdvra  oaa 
xai]  II  T]oIg  nid^ia  xal  Ne^ea  vi^rjaaai  Iv  Tolg  v6- 
fioi^g  yiyQajCTai.  Und  bei  den  Nikephoria  des  Eumenes  (bull. 
V,  375)  heißt  es,  dass  die  Ankündiger  des  Festes  dasselbe  erhalten 
sollen,  was  diejenigen  erhalten,  welche  die  Olympien  ansagen,  und 
von   den   Siegern:     elfiev]  d[e  t^öig  vineovroig  tojv  AiTwXtSv 
%äg  Ti/iag  xat  za  Xoi^Ttä  Ttdvva  tö  iv  T[ovg  veviKi]' 
noTag  Ilvd-iiav  x]ai  OXv^TtlwvTa  Tcara  ycextoQia^eva. 
Es  sind  also   die  Folgen,  die  Ehren  die  gleichen  (daher  die 
Tifiai  laoXvfiTtioi  im  fiova.  v.  Smyrna  IV,  S.  132) ;  man  begreift 
wie  nöthig  da  allgemeine  Anerkennung  war.    Sonst  ist  wenig  von 
Berührungspunkten  der  echten  mit  den  unechten  Olympien  im  ein- 
zelnen bekannt:  nur  gab  es  z.  B.  nach  olympischem  Muster  auch 

*)  Umkehren  darf  man  denSata  freilich  nicht:  nicht  jeder  gymn. 
Agon  war  isolympisch;  pythisch  war  er  in  Elaisareia  und  Laodikeia  C. 
4472  und  vielleicht  auch  in  Tralles  G.  2935.  Pythisch  auch  in  Sardes 
bull  V,  384  s.  oben. 

*)  Vgl.  Eckhel  D.  N.  IV  447  f.  der  aber  damals  die  Sache  noch 
nicht  guiz  richtig  formulieren  konnte  und  die  sogenannten  „Olympien'' 
zu  einseitig  als  bloß  pentaeterisch  gefasst  hat. 

•)  Bezieht  sieb  auf  Normierung  derselben  Altersgrenzen  für  nat- 
Seg  und  avdgeg.  So  erklären  sich,  wie  der  Herausgeber  (bull.  S.  311) 
richtig  bemerkt,  Ausdrücke  von  Siegern  über  nalSag  ^OlvjumxovSt  *^<'- 
&u&xovSf  nv&ixovs  axadtov  in  einer  Inschrift  von  Kos  bull.  V,  333.  Aus 
einer  neapolitanischen  Inschrift  C.  J.  5804  sind  hinzuzufügen  lAxruxxol 
naldtg.  Hiernach  ist  die  Auffassung  meines  verehrten  Collegen  L.  Fried- 
lander Sittengesch.  II,  S.  434  n.  10  etwas  zu  modificieren. 


Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  G,  Hirsehfeld.         407 

einen  Alytarchen  in  Tral lest  (Leb.  III,  611  juora.  x.  ßißX.  Smyrna 
1876,  S.  48)  und  in  Antiochia  am  Orontes  (nach  Malalas  p.  286  f. 
ed.  Bonn.),  wo  dies  Amt  eine  hohe  Würde  bedeutete,  wie  später 
auch  in  Olympia  (Arch.  Zcitg.  1877,  S.  41  n.  44),  was  ich  wegen 
Krause  S.  209  bemerke. 

Zweierlei  scheint  aber  auch  bei  den  nicht-elischen,  den  un- 
echten Olympien  unerläßlich  gewesen  zu  sein,  dass  sie  pentae- 
terisch  und  dass  sie  lediglich  GTeq)aviTai  waren:  denn  wo 
dieselben  nur  immer  in  Inschriften  vorkommen,  in  welchen  zugleich 
dyojveg  d^e/^aTmoi  oder  zakavTiaioi  genannt  sind,  da  werden  sie 
von  diesen  streng  und  bestimmt  geschieden  z.  B.  0.  2810,  3676 
Kyzikos;  2810,  3209  Ephesos;  3676  Pergamon;  3208  Smyrna; 
8676  Ohalkedon;  4472  Augusta  Caesarea;  3676  Perinthos;  3208  f. 
TraUes  cf.  2931  und  1720  Delphi. 

Nur  ganz  vereinzelt  kommen  Geschenke  in  aytSveg  atstpavl' 
tat  vor:  so  erhielt  der  Sieger  in  den  Heraeen  zu  Argos  außer  dem 
Myrthenkranze  einen  Schild,  in  den  Pythieu  zu  Sikyon  außer  dem 
Kranze  silberne  Schalen  Pind.  Nem.  IX,  51,  X,  43.  Diese  Pythien 
waren  allerdings  vorwiegend  musisch,  wie  man  aus  Plut.  de  musica 
c.  3  und  8  folgern  darf:  Ttiatovtai  de  tovzo  ht  Tr^g  avayoaq^jg 
tijg  ip  2LxtwvL  anoiULfjLivrfij  di  Vjg  rag  re  ieQciag  zag  iv^Agyei 
aal  Tovg  TtoitjTag  aal  tovg  (novaiTioig  ovo^al^ei^  und  ip  de  rr^  iv 
2iyt,vüivi  dvayQa<pfj  rfj  negl  twv  noirjtiav ;  und  für  die  m  u  s  i  s  c  h  e  n 
Agone  scheint  allerdings  die  Bemerkung  von  Krause  (Olympia  S.  8 
Anm.)  richtig  zu  sein,  dass  in  ihnen  besonders  Wertpreise  gegeben 
wurden.  Auch  später  mochte  man  freilich  hie  und  da  erwarten,  dass 
sie  wie  früher  z.  B.  die  Dreifüße  in  Athen  und  in  Knidos  wieder  ge- 
weihet wurden  '^.  Mit  einem  der  vier  großen  Spiele  der  Ttaqiodog 
und  den  Aktien,  wie  sie  die  olympische  Inschrift  n.  90  zusammen 
nennt,  ist  aber  wohl  niemals  ein  ena&Xov  verbunden  gewesen,  so 
weit  musische  Agones  dabei  vorkamen.  Ob  jemals  mit  Olympien  in 
anderen  Orten  ?  Unsere  Inschrift,  zu  der  wir  zurückkehren,  Ifisst  es 
uns  annehmen.  Denn  daran  wird  man  nach  der  bisherigen  Ausein- 
andersetzung kaum  zweifeln  können,  dass  hier  die  Anordnung  von 
unechten  Olympien  vorliegt,  deren  Genehmigung  oder  doch  Aner- 
kennung von  Olympia  eingeholt  werden  mnsste;  allerdings  hier  in 
größerer  Ausführlichkeit ,  als  in  den  oben  beigebrachten  früheren 
F&Uen.  Genügte  eine  solche  bloße  Einholung?  Aus  DioCassius  LXVI 
10,  9  (Vespasian)  scheint  hervorzugehen,  dass  es  zur  Einrichtung 
eines  \e^g  aywv  auch  der  kaiserlichen  Erlaubnis  bedurfte,  und  end- 
lich, wenn  wir  dem  Malalas  trauen  dürfen,  wurde  eine  solche  Er- 
laubnis vom  ursprünglichen  Festorte  geradezu  erkauft:  es  habe  Kai- 
ser Claudius  im  92.  Jahre  der  antioch.  Aera  (44  n.  Chr.)  ihnen  et- 
\Knhi  dyOQaa ai  va  'OlifÄTtia  Yon  den  Pisaeern  (p.  248,  ed. 


^  Dass  Sieger  auch  andere  a^la  den  Göttern  weiheten,  j^leich- 
»am  wieder  anvertranten,  zeiet  C.  2034  (Byzanz)  lafindg  an  Hermes 
und  Herakles  und  C  2248  (Samos)  Inmxol  axit^avoi  an  Apollon  Py- 
thios.  Beide  Inschriften  guter  Zeit  Gab  es  Pythien  auf  Samos? 


498        Zu  griecbischen  Inschriften  usw.  Von  Q,  Hirschfeld, 

Bonn.  cf.  287).  Und  es  kann  in  der  That  die  Frage  aufgeworfen 
werden,  ob  in  der  Olympischen  Inschrift  am  Ende  der  Agon  von  An- 
tiochia  gemeint  ist,  der  doch  wohl  sicher  ein  olympischer  war  ®) ; 
mancherlei  ist  dabei  verführerisch :  die  aytoveg  sind  da  ay^rpuyLtiv 
xat  d^XrjTWV^  d^v/aeXiytwv  xal  TQayixaiv  xal  iTCTtincuv  und  dauerten 
30  Tage;  die  4  X  15  Talente  Goldes  (was  für  welche?)  nebst  Zin- 
sen, die  zu  dem  pentaeterischon  Fest  zu  verwenden  waren,  (Malalas 
p.  248)  ermöglichten  eine  reiche  Ausstattung,  hohe  €7ta&Xa,  wenn 
auch  ^,  wie  schon  der  Herausgeber  in  der  Archäol.  Zeitg.  bemerkt, 
hier  nicht  ddxa  TaXavxa  bedeuten  kann ;  i^  veimeqa  rfjg  vioXewg 
fiöiga,  ri  V  ia^  fj  ytaivi]  hieß  der  Stadttheil,  den  Seleukus  Eallinikos 
und  Antiochos  IQ  angelegt.  (0.  Müller,  ant.  Antioch.  I,  19) ;  ein 
Eaisareion  hatte  Caesar  in  Antiochia  erbaut  (Malalas  p.  216),  und 
dass  dasselbe  in  den  dortigen  Olympien  eine  Eolle  spielte,  geht  da- 
raus hervor,  dass  während  der  Festdauer  der  Alytarch  darin  näch- 
tigte (Malalas  p.  287);  und  Götterbilder  nahmen  in  Antiochia  schon 
an  der  Pompe  Antiochos'  IV.  Epiphanes  Theil,  (Athen.  V,  p.  195  A). 
Was  der  Beziehung  auf  Antiochia  entgegensteht,  ist  nun  zwar  weder 
die  räumliche  Entfernung  des  Kaisareion  von  der  Neustadt  noch  das 
Fehlen  des  Artikels  NiaTtolei  in  Z.  10;  auch  dass  die  Antiochener 
die  Olympien  für  90  Perioden  ayQaq)(p  naxTi^  gekauft  hätten,  will 
ich  nicht  geltend  machen,  weil  es  bei  Malalas  (p.  286)  steht,  obgleich 
seine  Information  über  antioch.  Dinge  von  seiner  allgemeinen  Un- 
wissenheit wohl  zu  scheiden  ist  (worauf  Müller  11^  1  nach  Gibbon 
hinweist).  Was  mich  vor  allem  irre  macht,  sind  die  Opfer  an  den 
noch  lebenden  Augustus  (also  lange  vor  44  n.  Chr.),  denn 
schwerlich  ist  noch  d^eip  dem  Kaiaaq[i  gefolgt. 

Vorläufig  suche  ich  daher  den  Ursprung  der  Olympischen  In- 
schrift an  einem  ganz  anderen  Orte:  nämlich  in  den  ludi  Augus- 
tales von  Neapolis  Campaniae.  Es  ist  wahr:  wir  wissen  nichts 
von  eineni  Caesareum  in  Neapel,  wie  wir  ein  solches  für  Antiochia 
(s.  oben)  und  Aleiandria  aus  Schriftstellern  kennen  (Malalas  p. 
217,  Strabo  p.  795),  für  Phanagonia  und  Smyrna  zufällig  aus  In- 
schriften (C.  J.  2126,  3276);  aber  das  beweist  nichts:  Caesareen, 
wenn  auch  zum  Theil  anderer  Art,  konnten  sich  überall  finden®). 
Und  im  Übrigen  stimmt  so  vieles:  im  Jahre  2  n.  Chr.  ist  das  be- 
deutende quinquennale  certamen  gymnicum  in  Neapel  zu  Ehren  des 
Augustus  eingerichtet  worden  (s.  zu  C.  J.  5805  cf.  Sueton  c.  98)  ; 
bei  Strabo  p.  246  heißt  es:  vwi  de  TuevTeTtjQiyiog  legog  aywv 
awreläivai  ftoQ^  avrolg  jiovatyccg  ze  xai  yvjLivtTcog  ini 
nXeiovg  '^fiigag  ivifiiXlog  TÖig  iTtifpaveOTOLToig  twv  xora 
Tr]v  ^EUdda;  und  dieser  Agon  war  ein  iaolv^Tttog^  Yra- 

")  Doch  will  ich  nicht  unbemerkt  lassen,  dass  derselbe  C.  J.  5804 
Z.  23  wahrscheinlich'  nur  als  Ugog  7i€v\TasTTiQi'x6g  und  die  nat^eg  als 
ylxTutxoi  (s.  oben  Anm.  6)  bezeichnet  werden.  Die  da  erwähnten  Siege 
fallen  zwischen  89  und  103  n.  Chr. 

^  Vgl.  0.  Müller  Ant.  Antioch.  II,  2.  Marini,  atti  de'  frati  Ar- 
vali  p.  384.  Henzen,  Acta  etc.  S.  20,  24,  144. 


Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  O,  Hirschfeld.        499 

Aixa  ^Piofjiaia  SeßaOTa  laolvfiTCta,  wie  der  volle  Name  noch  in 
C.  J.  5805  vom  Jahre  170  n.  Chr.  lautet;  sind  es  also  neapolita- 
nische Olympien,  so  bedurften  sie  denn  der  Genehmigung  Olympias 
und  deswegen  finden  wir  die  Urkunde  auf  dem  Boden  Olympias,  wo 
sie  anscheinend  nahe  dem  Stadioneingang  aufgestellt  war. 

Eine  Schwierigkeit  darf  nicht  verhehlt  werden^®);  bei  Strabo 
heißt  der  neapolitanische  Agon  nur  musisch  und  gymnisch  (vgl.  auch 
DioCass.  LX,  5,  6);  als  bloß  gymnisch  wird  er  bei  Sueton  Octav.  98 
bezeichnet,  aber  dass  er  auch  musisch  war,  geht  aus  demselben  Sue- 
ton Claud.  11  hervor.  Die  Bezeichnung  ist  also  nicht  genau  zu  neh- 
men oder  ^gymnicum  certamen^  galt  als  das  Umfassende.  Nun  ist 
aber  auf  unserer  Inschrift  von  einem  hippischen  Agon  die  Rede. 
Sollte  er  bei  der  Feier  der  Seßaara  laoXv^ma  zu  Neapolis  ^dem 
wichtigsten  derartigen  Fest  bis  zur  Stiftung  des  capitolinischen 
Agon"  wirklich  gefehlt  haben?  Er  mag  selten  angestellt  worden 
sein  —  weil  er  kostspielig  war,  vielleicht  auch  das  Interesse  an  ihm 
zeitweilig  nachgelassen  hatte  —  wie  auch  unter  allen  auf  den  capit. 
Agon  bezüglichen  Inschriften  nur  eine  sich  erhalten  hat,  in  der  von 
Wagen  sieg  die  Rede  ist  (Orelli  n.  2593),  und  wie  ferner  zu  Olympia 
nach  langer  Unterbrechung  angeblich  erst  wieder  durch  Tiberius 
der  hippische  Agon  erneuert  worden  ist  (Africanus  zu  Ol.  199  Eu- 
seb.  Chron.  p.  159  cf.  aber  Arch.  Ztg.  1877  n.  34  und  1880  n.  336). 
Oder  ist  yvfÄVimQ  bei  Strabo  auch  weiter  zu  fassen?  wofür  ich  aller- 
dings um  Beispiele  verlegen  bin.  Doch  inixiol  Mag  hier  ein  Ande- 
rer einsetzen ;  wie  ich  selber  überhaupt  am  dankbarsten  dafür  sein 
würde,  wenn  bald  jemand  sowohl  an  die  schwierigen  Einzelheiten 
der  Inschrift  gehen  als  auch  meine  Zuweisung  entweder  sicher 
widerlegen  oder  endgültig  beweisen  würde.  [Nachtrag:  seitdem  sind 
mir  durch  die  Güte  des  Dr.  M.  Fränkel  zwei  weitere  bedeutende 
Fragmente  der  Inschrift  bekannt  geworden ,  die  wohl  demnächst  in 
der  Archäol.  Ztg.  werden  veröffentlicht  werden.  Meiner  Auffassung 
nach  bestätigen  dieselben  die  Zuweisung  zu  Neapolis;  in  einem  der- 
selben ist  von  der  Meldung  der  Athleten  und  deren  Ankunft  in  Ne- 
apolis die  Rede ;  nur  force  majeure  —  v6]aog  J;  Xrptai  entschul- 
digt verspätetes  Eintreffen.  Die  beiden  Fragmente  sind  jedenfalls  den 
vorliegenden  vorausgegangen ;  das  Eine  enthält  einen  Theil  des  An- 
fanges.] 

IV. 

KgvnTfj  l'aodogf  xQVTtTog  TteQirtaTog. —  Inschrift 

von  Trallcs.  —  Stiftungen  von  Agoranomen. 

So  lange  man  das  wirkliche  Aussehen  des  Stadiums  zu  Olym- 
pia und  seines  Einganges  von  der  Altis  her  nicht  kannte,  durfte  man 


")  Otto  Hiröchfeld  verweist  mich  brieflich  auf  Niessen,  pompej. 
Studien  S.  111,  ich  bezweifle  aber,  ob  das  Verbot  von  Wagenrennen  auch 
einfach  auf  griechische  Agones,  wie  es  die  Augustalia  in  Neapel  waren, 
anwendbar  ist 


500         Zu  griechiscben  Inscbiiften  qrw.  Von  G.  Hirschfeld, 

sich  allenfalls  erlauben,  die  ycQvnTrj  l'aoSog  (bei  Pausanias  V,  20, 
8),  durch  welche  Hellanodiken  und  Kämpfer  eingingen,  mit  ,, verbor- 
gener oder  geheimer  Eingang"  zu  übersetzen.  Bei  Pausanias  Y,  22, 1 
heißt  derselbe  freilich  ganz  unschuldig  ^  eYaodog  iq  dyovarj  ig  t6 
aradiov;  aber  was  will  dergleichen  bei  einem  Compilator  sagen? 
etwas  vielleicht,  aber  etwas,  was  im  Augenblicke  nicht  hierher  ge- 
hört. Seit  man  indessen  weiß,  dass  diese  xqvtitt]  eaodog  nicht  nur 
der  einzige  angelegte  Zugang  zum  Stadium  war  —  das  anspruchs- 
lose antike  Publicum  kletterte  auf  Naturwegen  hinein  — ,  sondern 
dass  es  ein  hochgewölbter  100  ol.  Fuß  langer,  lO'  breiter  Gang  ist, 
kann  freilich  nur  noch  Jemand  in  unverwüstlicher  Harmlosigkeit 
an  der  alten  Übersetzung  fest  halten,  dessen  ganze  Habe  im  Grie- 
chischen im  Besitz  einer  deutschen  Übersetzung  des  Pausanias  be- 
steht. Eine  merkwürdige  »Heimlichkeit''  in  der  That :  nicht  bloß 
offen  und  einladend  in  dieAltis  hinein  zu  münden,  nicht  bloß  durch 
die  Linie  von  Zanes  und  Altären  markiert  zu  werden,  sondern  noch 
obenein  durch  ein  stattliches  Propylaeon  ausgezeichnet  zu  sein, 
welches  auch  dem  Blödesten  zui*uft :  hier  ist  ein  Eintritt,  ein  Zu- 
gang. Mit  der  „ Heimlichkeit '^  ist  es  also  nichts! 

Wer  griechische  Schriftsteller  nicht  bloß  aus  Übersetzungen 
oder  aus  abgeleiteten  Quellen  kennt,  dem  hätten  übrigens  schon 
vorher  Zweifel  über  die  bezügliche  Bedeutung  von  TCQVTtTog  aufstei- 
gen können.  Oder  ist  z.  B.  der  Tunnel  durch  den  Posilipp,  die  dfc3- 
^t'^  xQvnTTj  bei  Strabo  S.  246  die  „crypta  Neapolitana"  ein  heim- 
licher ?  Ist  die  yLQvmr)  vTtoqqvatg  xaqadQwöwv  vdartav  unter  dem 
Amphitheater  von  Nysa  (Strabo  S.  649  cf.  crypta  Suburae  bei  Ju- 
ven.  V,  106)  „heimlich"?  Und  die  xQvrtTol  neginaroi  bei  Athe- 
naeus  S.  205  a  und  206  a,  sind  sie  verborgene  oder  heimliche  Gänge 
oder  Hallen  ? 

Wenn  wir  Herrn  0.  Bayet  glauben  —  der  freilich  die  bei 
Athenäeus  erwähnten  nicht  einmal  zu  kennen  scheint  — ,  so  waren 
xqvTiTot  TtegiTtaTOi^  nicht  bloß  „verborgen**,  sie  waren  sogar  un- 
terirdisch (Milet  et  le  Golfe  Latmique  I,S.51) !  In  Tr alles  ist  an- 
geblich etwa  vor  zehn  Jahren  ein  Inschriftstein  gefunden  worden, 
der  später  zerbrochen  worden  sein  soll.  Nach  vorhergegangenen 
Publicationen  in  zwei  griechischen  Zeitschriften  von  Smyma  gibt  die 
Inschrift  Äthan.  Pappadopulos  im  bulletindeT  Ecole  fran9aiseIS.  55 

jiQTifx(6b}Qog  ^wyh'ovg  xal  /Ivoy^vrig  vtog 
dyoQccvofujaavreg  ilv^&rjxav  xov  inl  ji^g  dyoQag 
XQvntov  niQlnaxov  xal  ro  dyoQavduiov  xal  to 
TiiQCatvlov  /^SIPHON  xal  td  iv  avrtp  dnoSoxta  xal  rä 
5     (nl  Tovjfov  rwy  ENFUSIN  Igyacm^gia  ixarov  xal  rag 
in*  uvTüiv  TtQoaoSovg  xad-iir.taaav  roTg  Zißaqolg 
xal  Ttfi  6rifi(fi  dg  to  SirjviX^g  yoQi^yiov  rdiv  Svo 
XQvnraiv  neQUiditov  xal  eig  ra  dtaxtiayfiiva 

Herr  K.  hat  die  Inschrift  wiederholt,  auch  ohne  specielle  Pund- 
notiz  wie  seine  Vorgänger,  aber  er  hat  sich  gehütet,  mit  dem  Text 
ernstlich  anzubinden,  obgleich  das  doch  aus  mehr  als  einem  Grande 
zu  seiner  Aufgabe  gehört  hätte.  Er  sagt  nur  Folgendes :  L'  Agora 


Zu  griechischeD  Inschriften  nsw.  Von  G,  Hirschfeld,         501 

semble  avoir  ^t^  situee  ä  quelques  centaines  de  m^tres  au  sud-  ouest 
du  theätre.  £u  ce  point  du  moius  existent  des  ruines  de  portiques 
Souterrains ;  ces  portiques  paraissent  dtre  ceux,  que  mentionne  V  in- 
scription  etc.  „Portiques  Souterrains"!?  das  ist  neu;  wir  ünge- 
weiheten  pflegten  solche  Anlagen  wohl  bisher  Cisternen  zu  nennen. 
Herr  R.  hat  wohl  gleich  an  Krypten  gedacht.  Als  ob  die  Erklärung 
des  Ausdruckes  bei  Athenaeus  a.  0.  nicht  deutlich  genug  wäre:  zwei 
TteglTtoToi  über  einander  umziehen  da  das  Schifif  des  Ptolemaios 
Phüadelphos ;  i;  diddeaig  rov  /liv  yiaTayeiov  —  des  unteren,  par- 
terre —  7i£Qia%vhi}  nagauXi^aiog,  tov  de  V7t€Q(^ov  xqvjitj]  qfQccy^ 
fiöig  'Aal  dvQiai  7t€QU%0(,iiyjß  Ttavzod'ev  *^).  Es  kann  also  etwas 
sogar  0  bergeschoss  und  doch  TCQvmog  neqinaxog  sein.  Der 
xqvTtTog  n,  ist  allseitig  mit  Wänden  und  Thüren  versehen ;  „tecta" 
hat  zu  der  Stelle  schon  Casaubonus  bemerkt ;  „verdeckt"  ist  die 
richtige  Übersetzung  für  dies  nqvTtrog,  Der  negiTtaTog  an  sich  ist 
zunächst  offen ;  dem  n^Ttrog  n.  sieht  man  nicht  gleich  an,  dass  er 
trotz  seiner  Geschlossenheit  ein  ^Umgang"  ist,  er  ist  es  dann  aber 
gleichsam  heimlich  dennoch,  wie  das  präciser  noch  das  Wort  cry- 
ptoporticus  ausdrückt  (Plin.  Ep.  II,  17,  16).  Auf  solchem  Wege 
kommt  x^tvTTO^  zu  der  Bedeutung  „verdeckt"  und  hatte  diese  sicher- 
lich schon  im  III.  Jahrhundert  v.  Chr.,  da  die  Schilderung  bei  Athe- 
naeus von  Eallixenos  herrührt;  aus  Pausanias  mag  man  ähnliches 
schließen.  KQVTtrog  ist  „verdeckt"  in  wörtlichem  und  bildlichem 
Sinne  beim  Tunnel  des  Posilipp,  beim  Abflnss  in  Nysa,  beiden  Thürmen 
von  Jerusalem  [Joseph,  bell.  Jud.  V,  7,  4] ;  vielleicht  nur  in  wört- 
lichem beim  Eingang  in  das  Stadium  zu  Olympia,  der  freilich  auch 
zum  Theil  tunnelartig  gewesen  sein  kann. 

Im  römischen  Sprachgebrauch  ist  dann  crypta  ebenfalls  ein 
verdeckter  Umgang,  das  ist  allbekannt  (s.  Nissen  Pomp.  Stud. 
S.  248  f.  291) ;  doch  vielleicht  auch  ein  unterirdisches  Gelass,  wie 
Vitruv  VI,  8,  2,  wie  denn  das  „Verdeckte"  natürlich  auch  unter- 
irdisch sein  kann. 

Doch  ist  es  nicht  meine  Sache,  dem  Worte  hier  weiter  nach- 
zugehen; „Krypte"  mag  zeigen,  dass  die  Empfindung  für  die  bild- 
liche Bedeutung  nie  ganz  aufgehört  hat.  Die  ycQVfrrfj  eaodog  ist 
ein  verdeckter  Eingang;  ein  solcher  tnnnelartiger  von  3,85  Breite 
(bei  55  +  35  M.  Länge),  gewiss  zu  gleichem  Zwecke  wie  in  Olym- 
pia, führte  ja  auch  in  den  oberen  Theil  des  athenischen  Stadiums  (s. 
£.  Ziller,  das  panathen.  Stadium  1870.  S.  3)  und  ein  solcher  sepa- 
rater Eingang  mag  noch  bei  vielen  anderen  Stadien  existiert  haben, 
um  die  Beamten  und  Kampfcandidaten  dem  Gedränge  des  Publicums 
zu  entziehen.  Man  achte  nur  darauf! 

Soviel  zur  ycQvnTt]  eaodog]  aber  die  Inschrift  von  Tralles  ver- 
langt noch  ihre  Erklärung,  ich  will  dieselbe  versuchen,  nicht  mehr ; 
wobei  ich  von  der  Voraussetzung  ausgehe,  dass  der  Text  vollständig 
erhalten  ist. 


'*)  Wie  hier  so  werden  auch  crypta  und  porticos  geschieden  CIL. 
11,  3428  s.  Nissen,  Pomp.  Stud.  S.  249. 


502         Zu  griechischen  Inschriften  usw.  Von  O.  Hirschfeld, 

Die  Agoranomie  figuriert  in  späterer  Zeit  so  häufig  unter  den 
Leistungen  verdienter  Bürger,  dass  wir  das  Amt  als  eines  jener 
zahlreichen  Spendeämter  bezeichnen  dürfen,  welche  leistungsfähigen 
Burgern  neben  der  Befriedigung  eines  bescheidenen  Ehrgeizes  eine 
Gelegenheit  zu  Freigebigkeit  verschafften.  Worauf  diese  sich  dabei 
beziehen  konnte,  zeigen  z.  B.  C.  J.  2140  Aegina  und  2374  e  Faros 
(II,  p.  1074  f.),  2483  Astapaiaea,  wonach  Agoranomen  während 
ihrer  Amtsdauer  füi-  Brod  und  Getreide  sorgten,  doch  wohl  zu  billi- 
gerem Preise.  Wie  die  Gymnasiarchie  (cf.  Lebas  III,  1213,  C.  J. 
5132),  so  konnte  auch  die  Agoranomie,  wohl  ebenfalls  durch  Ver- 
mächtnisse, zu  einer  altovia  werden,  wie  in  Sparta  C.  J.  1363, 
1364  b,  1375,  1379.  Dauernde  Zeichen  ihres  Amtes  zu  stiften, 
haben  Agoranomen  nicht  selten  sich  veranlasst  gefQhlt,  und  schon 
in  guter  Zeit.  Es  versteht  sich  wohl  von  selbst,  dass  derartige  Stif- 
tungen immer  in  irgend  einer  Beziehung  zu  ihrem  Amte  standen, 
resp.  zu  der  Gottheit,  von  welcher  sie  gleichsam  ressoi-tierten,  wie 
Gymnasiarchen  nach  ihrer  Amtierung  dem  Hermes  und  Herakles, 
oder  dem  Hermes  allein  Geschenke  und  Opfer  brachten  (C.  J.  2367  c 
Julis;  2386  Faros,  2324b  Siphnos,  2430  Melos).  Und  so  ist  es 
durchaus  verständlich,  wenn  ein  Agoranom  auf  Sikinos  —  in  guter 
Zeit  —  dem  Hermes  etwas  weiht  (C.  2447  d  p.  1084);  wenn  die 
fünf  Agoranomen  zu  Olbia  demselben  Gott  vniQ  z^g  Ttokecog  nat 
TTjQ  kavTwv  vyuiag  eine  silberne  Nike  stiften  (C.  2078),  eine  in 
Olbia  offenbar  solenne  Weihegabe  (C.  2069—2074).  In  welchem 
Zusammenhang  Hermes  da  gedacht  ist,  ergibt  sich  zum  Überflusse 
auch  noch  aus  einer  Inschrift  von  Eiythrae  —  Lebas  lU  1541  — 
wo  Jemand,  in  guter  Zeit,  dyoQavof^rjOag  einen  Hermes,  Wage  und 
Gewichte  dem  Volke  widmet;  und  ein  Hermes  mag  wohl  auch  unter 
dem  der  Stadt  gewidmeten  d^eog  in  Troezen  zu  verstehen  sein  (Leb. 
II,  158).  Ta  iLihga  allein  widmet  d^eolg  ^eßaardig  xort  ry  TtoXei 
der  Agoranom  von  Gythion  (Leb.  II,  241b).  Auch  bei  der  in 
Hierapolis  zdlg  ^eßaaxoig  xai  T(p  ärj^Kp  geweihten  Demeter  lässt 
sich  etwas  denken  (C.  3906  b).  In  Samos  stiftet  Jemand  die  De- 
meter und  den  Dionysos  ins  Agoranomion  (bull.  fr.  V,  S.  179).  Aber 
welches  Verhältnis  hatten  die  Agoranomen  zu  Aphrodite  und  Eros  ? 
bestanden  haben  muss  ein  solches,  da  in  Halikamass  neun  Agora- 
nomen im  vierten  Jahrhundeii;  der  Aphrodite  etwas  stiften  (uned. 
Brit.  Mus.),  da  in  Sardes  spät  ein  Agoranom  rovg  TtevzB  ^'Eqonag 
Tf  ylvKuraTtj  nargidc  weiht  (Leb.  III,  618  =  C.  3946  und 
p.  1105),  und  ebenso  Einer  in  Sagalassos  einen  Eros  (Leb.  III, 
197  =  C.  4373  b  p.  1166). 

Dass  die  Agoranomen  Bauten  und  zwar  gemeinnütziger  Art 
zum  Andenken  stiften,  ist  durchaus  in  Übereinstimmung  mit  ihrem 
Amt ;  spät  lässt  einer  mit  seinem  Sohne  in  Erythrae  den  Begleite- 
rinnen der  Sybille  Nv/iq>aig  Naidaiv  eine  Grotte  ausmalen  und  ei- 
nen Quellbau  wohl  darin  anlegen  (Leb.  III,  58).  Dass  auch 
solche  Anlagen  sich  innerhalb  der  Sphäre  der  Agoranomen  bewegt 
haben  werden,  ist  selbstverständlich,  und  darnach  ist  auch  eine  Er«- 


Za  griechischen  iDschriften  usw.  Von  O,  Hirschfeld,         50S 

gänzuDg  fär  die  Inschrift  aus  dem  cypr.  Salamis  (Leb.  III,  2758) 
zu  suchen  (airoag?) ;  vgl.  auch  fxovo.  r^g  €i;ayy.  axol,  I,  S.  126, 
n.  "krj^  wo  Jemand,  der  unter  anderem  auch  Agoranom  gewesen, 
zwanzig  Säulen  zur  Agora  in  Tralles  versprach  —  nach  dem  so  hän- 
gen Gebrauch,  einzelne  oder  eine  Beihe  von  Säulen  zu  stiften. 

Doch  da  sind  wir  wieder  in  Tralles.  Eine  großartigere  Leistung 
von  Agoranomen  als  diejenige  unserer  Inschrift  ist  bisher  nicht  be- 
kannt geworden.  Artemidor  und  sein  Sohn  Diogenes  weihen 

1.  den  verdeckten  Gang  auf  der  Agora; 

2.  das  Agoranomion  (die  Ante,  den  Thürpfosten  tpha  eines 
solchen  nennt  die  Inschrift  aus  Astypalaea  (C.  J.  2483); 

3.  ein  dorisches  Peristyl  und  die  darin  befindlichen  Nieder- 
lagen, Magazine ; 

4.  Hundert  Werkstätten  inl  tovtwv  xwv  ivyi^wvy  was  sich 
doch  wohl  auf  die  dnodoxia  bezieht  —  nicht  allgemein  als  „Grund- 
stücke^ zu  fassen  ist;  die  anodoxia  werden  zu  ebener  Erde  gewesen 
sein,  wie  das  Peristyl  unter  dem  x^tvrrog  Tteginoctag  bei  Athen.  I. 
1.  als  Ttcezayeiog  bezeichnet  wird.  Vielleicht  war  die  Halle  zwei- 
stöckig wie  die  Attalosstoa  zu  Athen.  Wie  dort  wohl ,  so  werden 
hier  sicherlich  Magazine  und  Werkstätten  vermiethet,  und  das  da- 
rauf Einkommende  ist  es,  was  die  beiden  Trallianer  an  fünfter 
Stelle  To7g  Seßaaroig  xai  t(^  djfKfi  weihen.  Besorgt  um  die  Er- 
haltung ihrer  immobilen  dva&rjiAaTa  bestimmen  sie  das  dauernd 
zur  Unterhaltung  twv  ovo  xQVTtztop  neQiTtarwv  xai  dg  tci  rfeor«- 
tayfiiva.  Woher  kommen  hier  plötzlich  die  zwei  verdeckten  Gänge? 
die  Inschrift  wird  so  aufgestellt  gewesen  sein,  dass  man  darüber  ur- 
sprünglich nicht  in  Zweifel  sein  konnte.  Aber  wir  sind  in  einiger 
Verlegenheit:  War  der  zweite  verdeckte  Gang  das  Peristyl?  bei 
Athenaeus  ist  gerade  er  dem  Tc^vTtvog  it.  entgegengesetzt.  Das  Ago- 
ranomion selbst  müsste  die  Gestalt  gehabt  haben ,  xa  diaTeray^iva 
wäre  dann  das  Peristyl  mit  seinen  Anlagen,  deren  Erhaltung  aller- 
dings gewiss  besonders  dauernde  Aufmerksamkeit  erforderte. 

Der  Lakonismus,  dessen  Artemidor  und  sein  Sohn  sich  bei  Auf- 
zählung dieser  großartigen  Gaben  befleißigen,  ist  überhaupt  merk- 
würdig. Umsomehr  beklagt  man,  dass  über  Fundort,  Aussehen, 
Buchstabenformen  der  Inschrift  Genaues  nicht  bekannt  gemacht  ist. 
Vielleicht  ist  das  noch  möglich,  und  es  lässt  sichjemand  durch  diese 
Zeilen  zur  Nachforschung  in  der  relativ  leicht  erreichbaren  Stadt 
anregen. 

Berichtigung:  Im  IL  Beitrage  oben  S.  166  sind  in  der 
letzten  Zeile  durch  ein  Missverständnis  Omikron  und  Omega  cursiv 
gedruckt;  es  sind  natürlich  Majuskeln  gemeint,  welche  kleiner  sind 
als  die  andern  Buchstaben. 

Königsberg  in  Preußen.  Gustav  Hirschfcld. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


Verglls  Aeneide.  Für  den  Schulgebrauch  erläutert  von  Karl  Kappes, 
Zweites  Heft:  Aen.  IV— VI.  Drittes  Heft:  Aen.  VII- IX.  Zweite 
verbesserte  Auflage.  Leipzig  1878—1880.  Druck  und  Verlag  von 
B.  G.  Teubner. 

Bef.,  der  die  erste  Auflage  dieser  Ausgabe  im  Jahrgange  1875 
dieser  Zeitschrift  S.  288  ff.  einer  eingehenderen  Besprechung  unterzog 
und  dabei  selbst  manche  Bemerkungen  mitzutheilen  Gelegenheit 
hatte,  kann  bei  dieser  Anzeige  der  zweiten  Auflage,  die  er  möglichst 
kurz  fassen  will,  vor  allem  constatieren ,  dass  aus  unbefangener 
Prüfung  verschiedener  Partien  derselben  im  ganzen  die  erfreuliche 
Überzeugung  sich  ergab,  dass  es  dem  Herausgeber  wirklich  um  ge- 
wissenhafte Verbesserung  seiner  Arbeit  zu  thun  war ,  welches  Be- 
streben theils  in  fleißiger  Benutzung  begründeter  Bemerkungen  aus 
Becensionen  der  ersten  Auflage ,  theils  in  Heranziehung  beachtens- 
werter Besultate  aus  neuesten  Einzelschriften  zu  den  vergilischen 
Dichtungen  mehrfach  auffallend  sich  bemerklich  macht.  Zu  bessern 
aber  wird  es  freilich  dennoch  auch  in  Zukunft  nach  verschiedenen 
Bichtungen  noch  manches  geben,  was  bei  dem  in  der  ersten  Be- 
sprechung charakterisierten  Grnndplane  dieses  Buches  doppelt  leicht 
erklärlich  ist.  In  dieser  Beziehung  hier  diesmal  für  die  vorliegenden 
Hefte  nur  ein  paar  kurze  Winke ,  da  Bef.  manches  zum  Theil  auch 
hier  einschlägige  schon  neulich  bei  Besprechung  von  Kvldalas  neuen 
Beiträgen  zur  Erklärung  der  Aen.  zu  berühren  Gelegenheit  hatte 
(vgl.  diese  Zeitschr.  1881  S.  341  ff.). 

Wenn  der  Hr.  Herausgeber,  der  sonst  auch  die  anfangs  er- 
wähnten Bemerkungen  in  meiner  Besprechung  der  ersten  Auflage 
sehr  aufmerksam  benützt  hat,  doch  ausnahmsweise  in  der  Stelle 
Aen.  IV,  66  noch  bei  der  Verbindung  molHs  flamma  bleibt,  so  wäre 
außer  dem  bereits  früher  (dies.  Zeitschr.  1875  S.  290)  gegen  diese 
Verbindung  an  der  genannten  Stelle  vorgebrachten  wohl  auch  noch 
zu  beherzigen,  dass  wenigstens  doch  auch  eine  sichere  Belegstelle 
für  dieselbe  wünschenswert  wäre ;  die  zuerst  von  Burmann  heran- 
gezogene Stelle  Aen.  II,  683  kann  als  solche  kaum  gelten,  da  doi*t 
aus  naheliegendem  Grunde  nun  von  den  meisten  und  auch  vom  Hrn. 
Herausgeber  selbst  noch  in  der  zweiten  Auflage,  trotz  der  Bemerkung 


K,  Kappetf  YergiU  Äcneitle,  hngu.  von  A.  Zhigerk.        505 


im  Anhafige  zur  ersten  S.  128,  moUis  mit  comas  verbandeo  wird, 
was  asdi  soost  eioe  grat  beglaobigte  VerbinduDg  ist,  und  ebensowenig 
[will  alles  andere  mit  unserem  Verse  ans  irgend  einer  Urdach«^  ver- 
jliclieno,  dem  ich  nocli  Petron.  121,  106  Buch,  (leviorque  exurit 
lÄamma  medtülas)  beifügen  könnte,  gerade  für  mollis  üamma  etwas 
f beweisen,   während   die  Verbindung   molles  inedaJlae   andererseits 
[wieder  gut  beglaubigt  ist  *).  —  Aen.  VI,  22  dürfte  fftr  den  Schüler 
idoch  auch  zu  stat  ductis  $ortibus  urna  eine  Andeutung  nicht  ganz 
Iberflüsslg  sein,  die  Qbrigeus  auch  ganz  leicht  in  die  Anmerkung  zu 
lt.  20  verflochten  werden  könnte  („Zur  Strafe  mussten  die  Athener 
Ij&hrlich  sieben  durch  dasLo^^s  bestimmte  Jünglinge  nsw,  nach 
[Kreta  gchicken."^)  —  Aen.  IX,  5  sollte  es  genauer  und  richtiger 
[lauten :  Tochter  des  Thaumas,  dei^  Sohnes  de«  Pontos  und  der  Ge. 
[(statt:  des  Oceanus);  vgl.  Preller-Plew  gr.  Myth.  I,  468  —  die  Be- 
jmerkung  gilt  auch  für  Ladewig-Schaper.  —  Aeu.  IX,  82  wäre  die 
|£rkl&ning  wohl  besser  so  zu  fassen:  Cybele,  die  Mutter  der  Götter, 
Igeroe  nach  Muhen,  auf  denen  sie  verehrt  wurde ^  benannt,  hieß  so 
Itudi    Berecyntia    nach    einer   alten    Höhenburg   am   Sangarios   in 
iPhrygieD.  —  Aen.  VII,  695  wäre  vielleicht  doch  die  Änderung  des 
lACies  in  arces  zu  beachten,  vgl.  Gobbardi  krit.  eieg.  Stnd.  zur  Aen. 
S.  6  und  tum  Theil  Oossrau^  Anm.  S.  376.  —  Zu  Aen.  IV,  63  in- 
Btauratqud  diem  donis  ist  im  Anschlüsse  an  die  gewöhnlichste  Er» 
LU&ruüg  die  Anmerkung  so  gofasst:  ^sk  richtet  den  Tag  festlich  her, 
I weiht  den  Tag  festlich  ein  nut  Opforgaben**  (vgl.  Wund,  und  Forb. 
Icelebrem  reddit  sacrificiis  —  Wagn.  den  Tag  durch  Opfer  feiern 
In.  dgU).  In  jQngibter  Zeit  hat  Kvicala  1.  c.  S,  80  sieh  fQr  die  andere, 
{bereits  von  Schirach  augedeutete  Auffassung,  jedoch   mit  einiger 
[KüancJeruDg  der  Erkhirung  im  einzelnen,  entschieden:  „den  Tag  mit 
[Opfern  wieder  erneuern"  d,  i,  „den  neuen  Tag  wieder  mit  Opfern 
aen.^    Mir  scheint  die   n&here  Auseinandersetzung   und  De- 
dUDg  wohl  beachtenswert,   nur   könnte    dabei    etwa  noch  ein 
Funkt,  der  Jetzt  in  der  Ladei*ig-Schaperschen  Ausgabe  ziemlich  ein- 
leuchtend hervorgehoben  ist  (vgl,  auch  den  Anhang)  und  der  zur  ge- 
[ nannten  Art  der  Erklärung,  wie  mir  scheint,  auch  recht  gut  passen 
[würde,  zugleich  berücksichtigt  werden.  Aus  dem  Zusammenhang  der 
[ganzen  Stelle  könnte  nämlich  allerdings  hervorgehen,  dass  Dido, 
üe  dn  ^tige  Zeichen  bei  den  Opfern  der  Zustimmung  der 

•r  v>  zu  werden   gehofft  hatte ,   eben  weü    dies   nicht 

txiT  Erneuerung   schritt.    Sie   glaubte   einen  Verstoß    an- 
bmen  und   deähalb    „den   Tag   wiederholen   oder   erneuern*    zu 
iQsaen  (vgl.  zum  Ausdruck  treffend  und   bCindig  Friedländer  bei 
R.  A,  VI,   465  und  ausführlicher  den  Excurs  von  Eitschl 
Parerg.  ^OG  ff.)*  So  k&mcu  wir  doch  auch  mit  Beibehaltung  einer 
erung  au  die  sogenannte  sacrale  Bedeutung  des  Wortes ,  die 
Dach  jenem  Zusammenhange  bo  nahe  lage^  50  ziemlich  auf  die* 


brück  11 


Vtl  darüber  jetjtt  «.ach  mtin^  phiL  Abhandlanpen  IIL  flnns- 


18  ff. 


506     0.  Shvik,  C.  Jalii  Caesaris  comm.    angez.  von  Ig,  Prammer, 

selbe,  vielleicht  auf  diese  Weise  nur  noch  mehr  bekräftigte,  Er- 
klärung zurück:  Sie  wiederholt,  erneuert  den  Tag  mit  Opfergaben, 
d.  h.  sie  beginnt  den  neuen  Tag  wieder  mit  Opfern.  Ist  instaurare 
diem  ohnehin  geläufig ,  so  ist  eben  durch  die  Zugabe  von  donis  an- 
gedeutet, inwiefeme  die  Erneuerung,  Wiederholung  stattfand.  Dass 
die  Verse  54  ff.  nicht  bloß  auf  einen  einzigen  Tag  sich  beziehen, 
hat  Evicala  gewiss  recht  gut  hervorgehoben. 

Möge  der  Hr.  Herausgeber  auch  in  den  folgenden  Auflagen 
fortfahren,  gewissenhaft  an  seiner  Arbeit  zu  bessern. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


C.  Julii  Caesaris  commentarii  de  belle  gallioo.  Scbolamm  accommo- 
davit  usui  Y.  Ot  Sla  vik.  Pragae  1881,  sumptibus  et  tjpis  J.  L.  Koben. 
189  SS.  in  Octav;  Preis  72  kr.*) 

Die  vorliegende  Ausgabe,  welche  nur  die  Bücher  I— VII  vom 
gallischen  Kriege  enthält,  hat  weder  ein  Vorwort,  noch  eine  kritische 
praefatio.  Sie  beruht  ganz  und  gar  auf  der  Schulausgabe  von 
E.  Ho  ff  mann  und  hat  auch  mit  ihr  bei  größerem  Formate  und 
schönerem  Drucke  die  gleiche  Seitenzahl.  Abweichend  ist  zum  Theile 
die  Orthographie,  ferner  die  Eintheilung  der  Capitel  in  Paragraphen 
(die  bei  Hoffmann  fehlt)  und  die  Bezeichnung  der  langen  Silben  mit 
Strichen ,  womit  der  Herausgeber  die  richtige  Aussprache  des  Latein 
in  den  Schulen  fördern  will.  Diese  Längenbezeichnungen  sind  freilich 
nicht  ohne  schlimme  Fehler,  indem  entweder  kurze  Silben  als  lang 
bezeichnet  werden  oder  lange  Silben  unbezeichnet  geblieben  sind, 
so  dass  sie  der  Schüler  für  kurz  halten  muss.  So  begegnet  S.  4  com' 
burunt  statt  combürunt ,  Latovicis  für  Latovtcis ,  ferner  hönö  statt 
hono  und  endlich  möltta  (cibaria),  also  zwei  arge  Verstöße  in  einem 
Worte.  Ich  begnüge  mich,  Auson.  Epigr.  71,7  Crispa  tarnen  molüur 
per  utramque  cavernam  zu  eitleren.  Nach  den  falschen  Angaben 
des  Editors  müssen  die  Schüler  das  Participium  wohl  oder  übel  von 
molior  ableiten,  das  bei  Cäsar,  nebenbei  gesagt,  gar  nicht  vorkommt, 
und  das  Deponens  noch  obendrein  im  passiven  Sinne  nehmen.  Ich 
knüpfe  an  diesen  schlimmen  Schnitzer  die  Besprechung  folgender 
Eiozelnheiten:  I,  17,  3  behält  Slavlk  den  nach  Schneider  ge- 
stalteten Text  Hoffmanns,  verdirbt  ihn  jedoch  alsbald  durch  die 
Interpunction,  indem  er  nach  conferant  einen  Beistrich,  nach  debeai 
aber  einen  Strichpunkt  setzt.  Weiters  belässt  er  das  widersinnige 
Gallorum  quam  Bomanorum  imperia  praeferre   im  Texte,   wo 

*)  Vergleiche  die  (kurzen)  anonymen  Recensionen  in  der  philo- 
logischen Rundschau  1882,  S.  439  und  in  der  philologischen  Wochenschrift 
1882,  S.  422.  Darin  werden  dem  Herausgeber  im  ganzen  17  Versehen 
und  Druckfehler  nachgewiesen,  unter  den  ersteren  Santönes,  Senönes 
(wiederholt)  und  Vangiönes.  8.  hat  sich  also  nicht  die  Mühe  genommen, 
bezüglich  aller  Völkernamen  in  dem  geographischen  Register  der  Weid- 
mannschen  Schulausgabe  oder  in  den  Specialwörterbüchern  von  Eichert 
und  Ebeling-Dräger  oder  auch  nur  in  dem  verlässlichen  Handwörter- 
bache  von  Georges  nachzusehen. 


(9.  Slavik,  C  Jnlii  Caemri»  eomm.,  angei»  wn  fy  Prammer.    507 

Hoffmann  w«Uaas  besser  p^i/eir«?  hat.  Ich  roöcfite  nicht  die  Schüler, 
sondern  die  glücklichen  Lehrer  seilen,  die  diesen  Text  yerstehenl 
Herr  S.  ischeint  uwt  fnaestare  mißverslandün  zu  hahen.  —  cajK  19, 
und  sonst  ist  quottdianis  f^e&chriebeti ,  cap.  16,  1  ahcr  tut  Ah- 
ochslong  coti4ic\  S*  14  irt  supe-rerat  abgetheilt  S.  10  Lingonüs 
nnd  S.  175  Äüohroffäs  gesclirieben.  Ebenso  S.  33  phalangas,  das 
mit  dieser  falschen  Quantitätshezoichnang  Acc,  Plur.  von  phnlanpa 
(Wake),  aber  nicht  von  phalanx  ist.  —  ß,  22  und  überall  sonst  he- 
fegnot  die  veraltete  Scbreibiing  fifwfri,  vrÄhrend  Iloffmann  richtig 
lörchgehemis  Sucht  hat  Denn  Sueromm  S.  24  scheint  b«^i  ihm  nur 
§in  Druckfehler  xu  sein.  Dagegen  kann  es  nur  gebilligt  wurden,  d&as 
ans  pädagogischen  Gründon  stets  cum  statt  des  Hoffmannschen  quum 
mi(\  conirtre  usw.  für  comicn'c  geschrieben  ist.  —  S.  30  nnd  33 
findet  sich  Hötiiis,  Wober  weiß  Herr  Slavik,  dass  das  e  lang  ist?  ßs 
war  hier  am  einfachsten  ,  keine  Qaantit&tsbezeichnung  zn  geben.  — 
S.  32  steht  th'T  Fehler  M  i  »g,  S.  37  Fnrnmfios  für  Paenifjfws, 

S.  51  .   55  und  181  Ctit.  fwo  as  sicher  kiirat  ist),  respective 

f  /^s,  S.  h7  Amh§i$al^$  f^T  Antbifiäffts,  Freilich  ninss  hier 

7  „  !i  werden,  dass  bei  manchem  Namen  die  Quantität  ter- 
scbioden  angegeben  wird ,  so  dass  ein  Herausgeber  in  Verlegenheit 
Iferathen  muss,  —  S.  55  steht  teniare,  S.  63  und  sonst  aber  temp- 
iata,  UofFmann  ist  hier  wie  in  andern  Fällen  consequenter.  —  S.  75, 
Z.  6  V,  0.  ist  unpassend  nach  nimmmiornri  interpungiert,  S.  76  wie 
S.  69  unrichtig  ZJsipetes  statt  Vstpcif:^-  goschriehcn,  S.  84  mFtendü, 
wo  die  erste  beste  Dichterstelle  den  Heraiisgober  über  die  Kürze  der 
ersten  Silbe  belehren  konnte.  —  S,  91  (V,  8.  5)  fehlt  das  Wörteben 
ea  vor  hcö,  das  E.  Hofifmann  mit  allen  Handschriften  und  Herans- 
gebern hat.  —  S,  93,  Z.  10  V,  u.  begegnet  abii^tcm,  was  ebenfalls 
ein  böser  Verstoß  ist.  —  V,  14  sind  die  Schlnssparagraphen  4  und  5» 
die  von  den  ehelichen  Verlr  Munen  handeln»  weg- 

gelassen. Die  Lücke  ist  mit   j  'ichnet.  Ebenso  isft  VI, 

21  der  Schlussparagraph  (5)  wegen  seines  sexuellen  Inhaltes  weg- 
gelassen. Aus  demselben  Grunde  hütte  aber  auch  %.  4  entfallen 
«ollen.  —  S.  95  steht  unsinnig  am  oberen  Hunde  comm.  17 — 31. 
cap.  V  statt  des  richtigen  comra,  V.  cap.  13—17.  —  S,  88,  89, 
114,  115,  11  r;  nnd  117  steht  richtig  Inäuthmarns ,  S.  100,  Z.  2 
r.  0.  .  In  der  folgenden  Zeile  ist  der  Druckfehler 

oprc.^  ;^  HofTmann  heröbergenominen,  Kbenso  ist  V^ 

28,  4  die  Interpunction  Hoffmanns  beibehalten,  wo  ich  einen  Doppel- 
punkt nach  docebant  vorziehe;  ingleichen  cap.  34»  2  das  wider- 
sinnige rrant  ei  iHtiule  et  numero  pugnando  paren  nö$iriiTQt%  der 
lichtvollen  Auseinandersetzung  Hei  lers  und  der  treffenden  Änderung 
Vielhabers.  —  S.  106  ist  nach  Ce^iironrs  ein  Punkt  statt  eines 
riches  gesetzt ;  in  der  folgt^nden  Z«Mhi  steht  Levncon ,  wo  ich  a 
\  knrt  angcgebmi  finde.  —  S.  109  findet  sich  wiederholt  Vorenus 
für  Torfnus ,  wie  S.  171  ff.  Camulo^cnus  statt  Cumulogmus.  — 
V,  50,  2  ist  nach  ex^peciahani  unpa^^send  mit  einem  Kolon  inter- 


£cilftclinri  r   d    t*Utt.  t.rnsti.  iJiSi.     Vll.  H«ft. 


«.^ 


508     0.  Slavikf  C.  Julii  Caesaris  comm.,  angez.  von  Ig.  Pratnmer. 

pungierty  statt  mit'  einem  Semikolon  wie  bei  Hoffmann  oder  mit 
einem  Beistriche  wie  bei  Dinter.  —  S.  114  (V,  53,  6)  hat  S.  wie 
Hoffmann  Armoricae  geschrieben,  dagegen  aber  VII,  75,  4  (S.  181) 
von  ihm  abweichend  Äremoricae,  was  jedenfalls  inconsequent  ist.  — 

VI,  1,  1  steht  äilectum  statt  der  bei  Cäsar  üblichen  Form  delectum, 
ebenso  S.  118,  141  und  143.  Bekanntlich  ist  die  Form  düectus  bei 
Livins  und  Tacitus  üblich.  —  Wohl  der  schlimmste  Verstoß  in  dem 
ganzen  Buche  ist  der,  dass  fortwährend  Senönes  geschrieben  wird, 
also  zwei  Fehler  in  einem  Worte  die  Geduld  des  Lesers  auf  eine 
harte  Probe  stellen.  Slavik  scheint  allerdings  diesen  so  häufig 
störenden  Fehler  aus  Freunds  Wörterbuch  IV,  S.  347  entnommen 
zu  haben.  Aber  welcher  Philologe  wird  sich  heutzutage  bei  Freunds 
Angaben  beruhigen ,  die  so  oft  sich  als  falsch  erweisen  ?  S.  durfte 
übrigens  in  diesem  Falle  nur  den  Juvenalischen  Vers  VIII ,  234  ut 
bracatorum  pueri  Senonumque  minores  nachschlagen ,  um  auf  das 
richtige  zu  kommen,  wenn  er  schon  die  Punica  des  Silius  Italiens ') 
nicht  zur  Hand  hatte.  —  VI,  11,  2  (S.  123)  wird  wie  bei  Hoffmann 
partihusque  nach  pagis  als  unecht  eingeklammert.  Dazu  verwendet 
man  aber  nicht  runde,  sondern  eckige  Klammern.  —  VI,  20,  1  hat 
S.  die  Worte  quo  alio  communicet ,  die  bei  Hoffmann  aus  Versehen 
weggefallen  sind,  eingefügt,  also  seinen  Vorgänger  berichtigt. — 
S.  131  begegnet  böuntf  wo  es  angezeigt  gewesen  wäre,  Stellen  aus 
Ovid  oder  Vergil  nachzusehen  oder  auch  sich  an  ßowv  zu  erinnern. 
Ich  verweise  auf  Georg.  I,  3  cura  boum.  —  VI,  32,  3  hätte  S.  die 
Form  tris  für  tres  nicht  aus  Hoffmann  entnehmen  sollen,  da  er  sonst 
das  gewöhnliche  tres  hat.  Dagegen  weicht  er  mit  Becht  von  ihm  ab, 
wenn  er  S.  142  Guiruato  statt  Cotuato  und  Cenabum  für  Genabum 
schreibt.  Woher  weiß  jedoch  Herr  Slavik ,  dass  das  e  von  Cenabum 
und  Cenabensis  lang  ist,  wie  er  fortwährend  angibt?  Er  vermuthet 
es  wohl  wegen  Kr^vaßov,  In  den  Specialwörterbüchern  wie  bei 
Georges  ist  e  kurz  angegeben.  —  S.  143  steht  falsch  PictöneSy 
ebenso  S.  181  Pictönibus,  dagegen  richtig  S.  58  Pictonibus;  S.  145 
und  174  ist  Lingönes  geschrieben,  ebenso  S.  140  Lingönibus  und 
S.  175  Lingönumy  S.  16  aber  richtig  o  ohne  den  Strich.  Was  sollen 
die  Schüler  zu  solchen  bedenklichen  Inconsequenzen  sagen  ?  —  VII, 
11 ,  3  sind  die  Worte  tä  quam  primum  Her  faceret,  die  Hoffmann 
in  die  vorausgehende  Zeile  versetzt,  weggelassen.  Ob  absichtlich  oder 
aus  Versehen,  vermag  ich  nicht  zu  sagen.  In  den  neueren  Ausgaben 
sind  die  fraglichen  Worte  mit  der  Interpunction  von  Vahlen  be- 
halten. Lässtman  sie  weg,  so  vermißt  man  allerdings  gar  nichts.  — 

VII,  20,  2  muss  die  Schreibung  fortuitö  die  Schüler  irre  führen; 
ibid.  §.  3  hat  Sl.  die  unglückliche  Leseart  qui  se  ipsius  munitione 
defenderet  aus  Hoffmann  behalten  und  sich  um  die  neueren  Ände- 
rungen nicht  gekümmert.  — cap.  21,  3  stört  der  Druckfehler  censet 
statt  censent;  S.  152  f.  ist  wiederholt  cüniculus  geschrieben ,  also 


«)  Daselbst  steht  infandi  SenÖties  IV,  160  und  VI,  555  (nicht  155 
wie  bei  Georges  II,  S.  2830  aus  Versehen  angegeben  ist). 


0.  Slavikf  C.  Julii  Caesaris  comm.,  angez.  Ton  Ig.  Pramtner,    500 

abermals  zwei  Fehler  in  einem  Worte,  da  cuntculus  das  richtige 
wäre.  Herr  Sl.  möge  es,  wenn  ihm  diese  Zeilen  zu  Gesichte  kommen, 
nicht  versäumen,  Hart.  Xni,  60,  1  gaudet  in  e/fosHs  hdbitare  cunt- 
culus antris  nachzuschlagen.  —  cap.  30,  4  desselben  Buches  ist  die 
Überlieferung  consternati  sammt  der  gekönstelten  Interpunction 
Hoffmanns  gelassen,  die  freilich  auch  beiNipperdey  zu  finden 
ist.  —  cap.  35,  4  ist  carptis  quibusdam  cohortüms  wie  bei  Hoffmann 
aufgenommen  und  im  folgenden  Capitel  §.  6  non  minus  firmo  d.  b. 
zwei  Lesearten,  von  denen  es  zweifelhaft  ist,  welche  schwerer  ver- 
ständlich ist.  Und  solche  harte  Nüsse  sollen  die  armen  Schfiler  mit 
ihren  zarten  Zähnen  knacken!  —  S.  160  f.  darf  man  wohl  zweifeln, 
ob  Litavicus  sich  richtig  verhält.  Sl.  konnte  einfach  Läaviccus 
schreiben ,  wie  es  in  andern  Ausgaben  geschehen  ist.  —  cap.  43 ,  5 
findet  sich  expectare  geschrieben,  sonst  jedoch  exspedare;  cap.  44,  2 
wird  unpassend  wie  bei  Hoffmann  der  Belativsatz  quorum  ntagnus 
, .  .numerus  confluebat  durch  einen  Strichpunkt  von  seinem  Haupt- 
satze abgetrennt.  —  Ebenso  steht  cap.  47,  1  wie  bei  Hoffmann  das 
unverständliche  contionatum  statt  des  überlieferten  con^tona^us.  Su- 
pinum  kann  es  nicht  sein ,  denn  zu  einer  Bede  hat  Cäsar  in  diesem 
kritischen  Gefechtsmomente  offenbar  keine  Zeit.  Es  muss  eine  Ände- 
rung aufgenommen  werden.  —  ibid.  §.  5  steht  durch  ein  Versehen 
et\ovmuro,  wo  Hoffmann  richtig  de  hat ;  cap.  56,  4  ist  nach  equitatu 
ein  Punkt  statt  eines  Kommas  gesetzt;  ibid.§.  2  bin  ich  mit  der  Gestal- 
tung des  Textes  nicht  einverstanden,  da  es  möglich  ist,  denselben  rich- 
tiger und  lesbarer  zu  machen.  Nur  durfte  sich  S.  dabei  nicht  an  Hoff- 
mann oder  Dinter  halten.  —  cap.  62,  10  ist  vor  tnd^  ein  Strichpunkt 
oder  Doppelpunkt  ausgefallen.  —  Die  Wortform  Teutoni  wird  überall 
richtig  gemessen  bis  auf  S.  183,  wo  Teutonum  begegnet.  —  S.  140 
sollte  in  der  Inhaltsangabe  auxilio  properat  durch  eine  andere 
Bedensart  ersetzt  werden ,  etwa  durch  auxilio  succurrit  nach  VII, 
80,  3. 

Bemerkte  Druckfehler:  S.  13,  Z.  10  v.  u.  accurit  statt  accurrit ; 
S.  20,  Z.  2  V.  0.  tilge  das  Komma  nach  miratus  und  Z.  14  v.  u. 
schreibe  appellatos  für  apellatos;  S.  71,  Z.  17  v.  u.  steht  sinn- 
störend quacrantur  statt  querantur;  S.  73,  Z.  6  v.  o.  begegnet 
supiuaginta  für  scptuaginta  und  Z.  16  v.  u.  intullissent  statt  tn- 
tulissent,  S.  94,  Z.  9  v.  o.  sinnstörend  et  für  est,  S.  118,  Z.  3  v.  u. 
biberna  statt  Ä/^crwa,  S.  135,  Z.  11  v.  u.  Lburorum  für  Eburonum, 
S.  141,  Z.  2  v.  0.  Vercingentorige  statt  Vercingetorige ,  S.  148, 
Z.  10  V.  0.  papulandi  für  pabulandi,  S.  149,  Z.  13  v.  o.  occure- 
batur  statt  occurrebatur  \  S.  153  steht  am  oberen  Bande  19  statt  20 
und  Z  16  V.  u.  quandraijcnos  für  quadragenos;  S.  168,  Z.  3  v.  o. 
streiche  den  Punkt  nach  dem  Zahlzeichen  XLVI,  S.  181  schreibe  am 
Bande  Vn  statt  VI  und  S.  187,  Z.  12  v.  u.  propter  für  proter% 

^)  Dies  Druckfoblerverieichnis  macht  auf  Vollständigkeit  keiner- 
lei Anspruch. 


510    Th.  Friedrich,  Biographie  des  Barkiden  Mago,  aug.  v.  A,  Bauer. 

Ref.  kann  nach  dem  gesagten  der  voiiiegeDden  Schulausgabe 
weder  einen  wissenschaftlichen  noch  auch  einen  besonderen  päda- 
gogischen Wert  susprechen.  Es  müssten  eben  vorerst  nicht  wenige 
Lesearten  geändert  und  außerdem  zahlreiche  Fehler  durch  eine  sorg- 
fältige Bevision  ausgemerat  werden.  Das  beste  an  der  Ausgabe  ist 
die  äußere  Ausstattung  yon  Seite  der  Verlagshandlung  d.  i.  das 
weiße  Papier  und  der  fOr  das  Auge  gefällige  Druck.  Der  Preis  ist 
angemessen. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Biographie  des  Barkiden  Mago  von  Dr.  Thomas  Friedrich.  Wien 
1880.  Eonegen.  A.  u.  d.  T.  UntersachuDgen  aus  der  alten  Geschichte 
Heft  3. 

Es  sind  die  Nachrichten  über  Hannibals  Bruder  dieses  Namens, 
die  hier  einer  neuerlichen  Kritik  unterzogen  werden.  Während  Livius 
denselben  im  Jahre  203  in  einer  Schlacht  verwundet  werden  und 
dann  auf  der  Fahrt  nach  Karthago  sterben  lässt,  erwähnt  ihn  Nepos 
noch  193  und  derselbe  findet  auf  der  Beise  zu  seinem  Bruder  an  den 
Hof  des  Antiochos  den  Tod.  Bei  Livius  erscheint  an  Stelle  des  Mago 
als  Insurgent  und  karthagischer  Befehlshaber  an  der  ligurischen 
Küste  ein  Hamilkar,  der  197  stirbt.  Man  ist  bisher  gewöhnlich  der 
livianischen  Tradition  gefolgt,  während  Friedrich  durch  Herbei- 
ziehung Appians  zeigt ,  dass  die  des  Nepos  die  richtige  sei.  Dessen 
Angaben  beweisen,  dass  ein  Mago  202  und  201  noch  in  Ligurien 
sich  befand,  und  stammen  aus  der  Nepos  und  Appian  gemeinsamen 
Quelle  Silenos ,  der  über  diese  Ereignisse  besser  unterrichtet  ist  als 
die  römischen  Primärquellen  der  anderen  Berichterstatter.  Livius 
ist  einem  IiTthum  anheimgefallen ,  indem  er  neben  Coelius,  (durch 
den  er  allerdings  Silenos  Dai-stellung  kannte),  noch  Valerius  Antias 
benutzte,  der  seinerseits  falsch  berichtete,  indem  er  eine  Verdop- 
pelung der  Schlacht  von  197  vornahm. 

Die  Untersuchung  ist  mit  Geschick  und  Umsicht  geführt  und 
hat  auch,  was  die  Quellenfrage  anlangt,  eine  große  Wahrscheinlichkeit 
und  mehr  ist  ja  meist  auf  diesem  Gebiete  nicht  zu  erreichen.  Freilich 
ruht  die  ganze  Beweisführung  darauf,  dass  Livius  von  den  Thaten 
eines  karthagischen  Feldherrn  spricht,  der  das  gallisch-ligurische 
Heer  befehligt  und  ihn  Hamilkar  nennt ,  Nepos  auch  von  einem  An- 
führer derselben  Truppen,  den  er  Mago  nennt ;  zur  Erklärung  würden 
sich  bei  der  Häufigkeit  beider  Namen  noch  einige  Möglichkeiten  dar- 
bieten außer  der  Annahme  der  Identität  beider  Personen,  die  Friedrich 
vertritt.  Zum  Schlüsse  gibt  der  Verf.  S.  42  ff.  eine  Biographie  Ma- 
gos,  wie  sie  sich  nach  seinen  Forschungen  nunmehr  gestaltet. 

Graz.  Adolf  Bauer. 


Deutsche  S^cBqU  Q&d  Lesäbücher,  in^ei.  Ton  F*  iTro^JUi^iY.    81t 

Deutsche  Schul-  uud  Lesebücher. 

1,  Deutsche  Elementargrammatik  ftir  höhere  Lehranstalten.  Üjm- 

tinsion«  Ljceen  und  RoaUchulfin.  Von  Ch.  Friedrich  Koch,  Siebente 
forbewerto  Auflaik'e.  Nach  d«»ai  Todo  dm  Verf.a  besorgt  von  Prof. 
Dr.  Eugen  Wilhwlm,  Jen*.  1881.  Gustav  Fischer.  SK  Vlll  und 
74  SS.  Preis  80  Pf. 

2.  Fipren  und  Tropen,  Grundzüge  der  Metrik  und  Poetik,  ?on 

Ch.  Friedrich  Koch.  Vierte  verbesserte  Auflage.  Nach  dorn  Tode  des 
Verf.«  besorgt  ron  Prof.  Dr.  Eugen  Wilhelm.  Jena,  1680,  Gustav 
Fiaehcr.  8*.  VI  und  5*2  SS.  Preis  75  Pf. 

3«  Tropen  und  Figuren  nebst  einer  kurzgefassteu  deutschen 
Metrik.  Zum  Gebrauche  für  Mittelschulen  und  tum  Selhgtunterricht. 
Von  Dr,  Karl  Tmnliri,  k.  k.  Gymnaöialprofewor.  Prag,  1881.  tf. 
Dominicug.  8*.  VIM  and  M  SS. 

4,  DHiitsrhea  Lesebuch  für  dio  anteren  uud  miHU^fn  Clwii««  höherer 

iHm  von  Dr.  J.  ß  tisch  man  n.   (  um  kgL  Gyni- 

i  Trier.  Erste  Abthoiluug.  (Für  di-  Llnaaen.)  Dritt43 

Auflage.  Trier,  18X1.  Verlag  der  Fr,  Lintxficheu  Buchhandlung.  8'. 

XIII  und  330  SS.  Preis  2  M. 

5.  und  6,  Deutsches  Lesebuch  für  die   fünfte  CUsse   österreichischer 

Keals^rhulen.  Wien,  188L  8°  VT  und  346  88»  und  Mittelhoch- 
dontsches  Lesebuch  fui  '  lialen  von  Ignaz  PttUI ,  Prof. 

ander  Wiedner  Coinmuiial-Ui '  ile.  Wien,  1882.  Alfred  Holder, 

Rotbenturmstralie.  8'.  VI  uud  121  *SÜ, 

Kochs  Lehrbücher  erfteuten  sich  eines  guten  Rufeg,  sie  be- 
iten  ihn  auch  über  den  Tod  des  Verf.s  hinaus,  und  der  jetzige 
Herausgeber  Prof.  Dr.  Eugen  Wilhelm  sorgt  dafür,  ihn  dauernd  zu 
sicherUi  indem  er  bestrebt  ist,  bessernd  und  berichtigend^  wo  immer 
es  gerathen  ist»   Hand  anzulegen.    Dies  beweist   auch  v  '^ 

Eleöientargrammatik  in  ihrer  siebeuten  Aullage.  Nirgends  ti 

Anhäufung  de»  Stoffes,  weder  im  Lohrtexto  noch  in  den  Beispielen, 
^anderniheilB  ist  nichts  wesentliches  übersehen,  der  Ausdruck  bei 
Oodr&Dgtheit  nicht  unverständlich.  Die  Anordnung  des  Stoffeg 
Ui  sehr  zu  loben,  besonders  geschickt  ist  die  Orthographie  (im  Ein- 
klänge mit  ^Begeln  und  Wörterverzeichnis  für  die  deutsche  Recht* 
Schreibung  tum  Gebrauch  in  den  preui^ischen  Schulen^)  mit  der 
Lautlehre  verbunden. 

An  Eißxelheiteu  bemerke  ich  nur  folgendes.  Auffällig  erschiön 
mir  der  Sati  (S.  4,  §.  3):  „Trotz  der  Schreibweise  wird  k  wie 
knrzts  •  gesprochen  in:  Schmied,  vierzehn,  vierzig,  Viertel,  knegte 
(=  bekam).*   Für  das  Neuhochdeutsche  —  und  die    "  -r 

Spnichf  ♦Uirv,ij!e^**n,  setzt  sich  ja  vorliegende  Elem«  ic 

ans  '  ^libe  —  ist  diese  Behauptung  in  ^lulchei  AHge* 

ineii  ;  wenigstens  in  Baiern  und  Österreich  spricht 

man  beim  Gebrauche  der  Schriftsprache  diese  Wörter  ihrer  Sehreib- 
woiso  t^nt^iprochend.  Hat  Adelung  dazu  Veranlassung  gegeben?  Auch 
10  Saudera  WArtorbuch  11,2  S.  1424  (und  öfter)  findet  sich  diese 
irrige  Behauptuug  1^  *'    rtol,  vierzehn  und  vieuig.  —  Unter 

diin  AbwcMchnugon    \  uungsgesetzo  vermisse   ich  lebendig, 

hingegen  is^t  (S.  10,  §.  18)  klbeigi^n  angeführt,  das  doch  nur  dia* 


512    Deutsche  Schal-  and  Lesebacher,   angez.  von  F,  KratochurU, 

lectisch  und  keineswegs  in  der  Schriftsprache  so  betont  wird.  —  In 
§•  38  (S.  16)  hätte  leicht  angegeben  werden  können,  wie  man  tran- 
sitive Verba,  wie  schwellen,  schmelzen,  erschrecken  usw.  nennt.  — 
Wenn  in  §.  93  (S.  38)  tum,  heit,  keit,  schaft  als  Ableitungssilben 
erscheinen ,  dann  sollte  folgerecht  zig  in  §.  99  (S.  40)  auch  nicht 
anders  aufgefasst  werden. 

Bezugs  der  Beispiele,  welche  fast  durchgängig  unseren 
Classikern  entnommen  sind,  würde  es  sich  empfehlen,  in  der  nächsten 
Auflage  einzelne ,  welche  Schülern  der  unteren  Classen  —  und  für 
diese  ist  ja  das  Buch  berechnet  —  ihrem  Inhalte  nach  nicht  zusagen, 
durch  andere  zu  ersetzen;  so  in  §.  124  (S.  49) :  „0  weh  der  feigen 
Bitter,  die  vor  dem  Brautritt  graut"  und  ebendort:  „Es  fängt  mir 
an  zu  deuchten";  oder  in  §.  164  (S.  61):  „Vor  solchen  Waffen  zittei-t 
England  nicht"  und  S.  70;  „Die  Tragödie,  sagt  Aristoteles,  ist  die 
Nachahmung  einer  Handlung,  die  nicht  vermittelst  der  Erzählung, 
sondern  vermittelst  des  Mitleids  und  der  Furcht  die  Beinigung  dieser 
und  dergleichen  Leidenschaften  bewirkt."  Das  Beispiel  in  §.  175  c 
(S.  64):  „Edle  Metalle,  wie  Gold  und  Silber  werden  nicht  überall 
gefunden"  ist  an  sich  unpassend,  wo  von  Satzverbindung  die  Bede 
ist,  weil  der  Schüler  oft  nur  zu  geneigt  sein  wird,  den  angefahrten 
Satz  für  eine  Satzverbindung  zu  halten. 

Das  im  allgemeinen  über  die  Elementargrammatik  gesagte 
gilt  auch  von  dem  oben  an  zweiter  Stelle  angeführten  Büchlein.  Doch 
besitzt  es  nicht  im  gleichen  Grade  den  einheitlichen  Charakter  der 
Darstellung  wie  die  Elementargrammatik.  Auch  wenn  dort  nicht  in 
der  Vorrede  stünde,  sie  sei  für  Schüler  der  unteren  Classen  ge- 
schrieben, wüsste  es  doch  bald  ein  aufmerksamer  Leser:  die  Art  der 
Stoffbehandlung  sagt  es  ihm ;  und  diese  Art  ist  eine  gleichmäßige. 
Nicht  ganz  so  hier;  das  über  Figuren  und  Tropen  gebotene,  anf 
so  engen  Baum  (S.  1 — 14)  es  zusammengedrängt  ist,  geht  weit  über 
das  hinaus,  was  wir  einem  Tertianer  und  Quartaner  zumuthen,  ja  es 
reicht  vollends  für  einen  Abiturienten  aus ;  nicht  so  leicht  wird  man 
letzteres  von  der  den  Schluss  des  Büchleins  (S.  44 — 52)  bildenden 
Poetik  behaupten.  Bäumlich  zwischen  diesen  beiden  Partien,  hält  die 
Metrik  (S.  15 — 44)  auch  in  der  Art  der  Behandlung  die  richtige 
Mitte. 

Nur  nebenbei  erwähne  ich,  dass  in  der  Lehre  vom  Beim  (§.  42) 
des  reichen  Beimes  hätte  gedacht  werden  könuen.  —  Bei  der  Stanze 
wäre  die  Beimordnung  anzugeben ,  desgleichen  dass  außer  dem  Ge- 
brauche männlicher  Beime  neben  weiblichen  sich  deutsche  Dichter, 
z.  B.  Wieland,  manche  Freiheit  gestattet  haben.  An  die  Stanze  reiht 
sich  zunächst  wohl  besser  die  Siciliane  als  das  Sonett.  Es  wäre  an- 
gezeigt ,  bei  letzterem  auf  das  altdeutsche  Gesetz  der  Dreitheiligkeit 
zu  verweisen.  Hingegen  wäre  die  Sestine  kurz  abzuthun ;  diese  und 
ähnliche  Strophenformen  sind  ja  im  Deutschen  in  der  Begel  nichts 
anderes  als  Spielereien ,  und  was  soll  eine  solche  Abgeschmacktheit, 
wie  die  abgedruckte  Sestine  von  Schimper,  dem  Schüler  dienen? 


0eatieb«  Schul-  aoti  Lcaebüclicr,  nnget.  ron  F.  Kraio^u 


m 


Eher  w&re  die  TeiiEoue  zu  erwahueii,  von  welcher  unsere  Literatur 
ecbOoe  und  gehaltreiche  Beispiele  aufweist. 

Der  Verf.  des  dritten  Lehrbuches  hat  vor  allem  die  Bedärfuisae 
^flteiTeichiscber  Mittelschulen,  besonders  der  dritten  und  vierten 
Gymnasiaklasse ,  im  Ange.  Hier  beherrscht  nicht  mehr  die  Onim* 
matik  das  Feld,  der  Unterricht  auf  dieser  Stufe  sull  die  Schüler  auch 
in  die  Hauptpunkte  der  Stilistik  (besondere  Tropen  und  Figuren)  uud 
der  Metrik  einführen.  Doch  ist  dabei  nach  den  Instructionen  des 
Organ istttions-Ent Wurfes  S.  1S3  fornxuhalten  „jeder  Versuch  einer 
syt^tematischen  Behandlung  des  Gegenstandes,  sondern  das  Lesebach 
diient  als  Anlass  und  Leitfaden  der  betreffenden  Bemerkungen.** 

Diese  Bestimmung  hiit  schon  viel  Sorge  und  MQhe  verursacht, 
L  1Rni&<^0t,  wie  sehr  begreitlich,  hei  einer  großen  Zahl  jener  Lehrkrat^e, 
CiralcAift  das  Deutsche  lehren ,  ohne  dasselbe  als  Fachwissenschaft  be- 
trieben  zu  haben,  aber  auch  hei  geprüften  Go^maui:^ten.  Denn  so 
sehr  anch  der  Ornnd  dieser  Bestimmnug  allerseits  gewürdigt  werden 
wird,  mau  itt  sich  doch  allerorten  klar,  dass  dadurch  der  Unterricht 
iu  diesen  Classen,  besonders  in  der  dritten,  um  vieles  schwerer  ge* 
worden :  es  kommt  hier  ganz  hosouders  auf  den  Lehrer  an.  Er  muss 
nicht  nur  darüber  einig  ^ein,  welche  Figuren  and  Tropen  und  iu 
welcher  Eeihenfolge,  sondern  auch  an  welchen  Stellen  des  Lese- 
buches er  sie  behandeln  wird ;  das  set^t  viel  Vorbereitung  und  eine 
förmliche  Buchführung  voraus,  damit  nichts  übersehen,  nichts  un* 
nothigerweise  öfter  besprochen  werde.  Erzielt  ein  Lehrer  aufsolcb© 
Weise  ein  gutes  Unterrichtsresultat|  so  ist  das  ein  sicherer  Beweis 
seiner  praktischen  Befähigung,  aber  nicht  minder  dafQr,  dass  er 
ebenso  fleißige  als  begabte  Schüler  gehabt  haben  muss;  denn  ohne 
ein  solches  Schulermaterlal  ist  ein  nur  einigermaßen  gunstiges 
Kesnltat  bei  dieser  Methode  nnsg«'schlosse».  Da  sich  aber  solclies 
nicht  immer  und  Überall  vorfindet,  leidet  auch  die  Methode  Ver- 
änderungen: L  die  Schüler  machen  sich  freiwillig  Notizen,  oder 
2,  der  Lehrer  dictiert  das,  was  er  an  dem  Beispiele  erklärt,  oder 
endlich  3.  er  dictiei  t ,  was  er  sich ,  als  für  den  Bedarf  der  dritten 
Classe  an  Figuren  und  Tropen  nOthig,  tusammengestellt  hat,  vor- 
likuflg  ohne  Rücksicht  auf  dos  Lesebuch^  erklärt  es  und  lässt  es  lernen 
und  zeigt  dessen  Auweudung  bei  der  Leetüre  der  Lesestücke.  Da  bei 
dem  ersten  Vorgang  am  meisten  Unsinn  geschrieben  wird,  haadhabt 
man  gewöhnlich  den  zweiten  oder  dritten  Vorgang  und  ist  so  bei 
dem  Oegentheü  dessen  angelangt,  was  der  Organisations  Entwurf  für 
diesen  Punkt  bestimmt. 

Offenbar  haben  die  Verhältnisse  dazu  geführt,  das  bezeugt  das 
so  häufige  Vorkommen,  Mis.slich  bleibt  aber  dieser  Vorgang  doch, 
schon  deshalb,  weil  Dictiereu  eine  Zeitverschwendung  ist,  und  es 
wäre,  wenn  die  Erfahrung  so  deutlich  bestätig,  dass  die  angeregte 
Bestimmung  des  Organisations- Entwurfes  sich  nur  in  seltenen  Fällen 
iiurchfohrfn  lässt,  gewiss  besser,  davon  abzugehen  und,  ähnlich  wie 
im  grammatischen  Unterrichte,  auch  für  die  dritte  und  vierte  Classe 
dieser  Stufe  sorgfältig    angepassten  Leitfaden    zugiMinde  zu 


514     Deutsche  Sclml-  and  Lesebficher,  angez.  von  F,  Kratochwü. 

legen.  Deshalb  müsste  dieser  Unterricht  noch  immer  nicht  bloß 
„eine  reiche  Nomenclatur^  geben  oder  in  ein  gedankenloses  Aus- 
wendiglernen aasarten.  Jedenfalls  könnte  dann  eine  Übersicht  und 
ein  klares  Verständnis  selbst  auch  von  einem  schwächeren  Schüler- 
material noch  mit  Becht  verlangt  und  erwartet  werden. 

Ein  solches  zu  diesem  Unterricht  sich  eignendes  Büchlein  hat 
Dr.  Tumlirz  geliefert ,  einen  aus  dem  Bedürfnis  der  Schule  hervor- 
gegangenen Leitfaden  y  „der  das  in  einen  festen  Bahmen  vereinigt, 
was  dem  Schüler  nur  lose  und  vereinzelt  geboten  wird ,  und  der, 
neben  dem  Unterrichte  benützt,  die  Übersicht  und  das  Verständnis 
erleichtert.  Diese  Worte  des  Hrn.  Verf.s  über  sein  Buch  verstehe  ich 
ganz  wohl,  aber  nicht  so  sicher  die  über  die  Benützung  seines  Buches 
, neben  dem  Unterrichte.^  Der  Verf.  hat  sich  in  dem  kurzen  Vor* 
werte  darüber  nicht  umständlicher  geäußert  —  oder  nicht  äußern 
wollen. 

Wir  stehen  meiner  Meinung  nach  hier  bei  dem  oben  be- 
sprochenen Gegensatze  zwischen  thatsächlichen  Verhältnissen  der 
Schale  und  der  angeführton  Bestimmung  des  Organisations-Entwurfes : 
diesen  zu  dienen  hat  der  Hr.  Verf.  sein  Buch  geschrieben  und  tritt 
damit  in  Gegensatz  zu  jener  Bestimmung.  Um  einem  solchen  aus- 
zuweichen, soll  also  das  Buch  nicht  in,  sondern  neben  dem  Unter- 
richte  benützt  werden  und  zwar,  wie  natürlich  und  nothwendig,  von 
Lehrer  und  Schülern  gleichmäßig,  im  Einverständnis.  Da  ist  das, 
was  der  Organisations-Entwurf  nicht  will ,  in  die  Schule  allerdings 
nicht  förmlich  eingeführt,  aber  doch  —  das  Wort  sei  mir  gestattet 
—  gewissermaßen  eingeschmuggelt.  Und  das  wird  geschehen ,  weil 
das  Buch  einem  thatsächlichen  Bedürfnisse  wirklich  entspricht* 
Wäre  es  da  nicht  an  der  Zeit ,  dass  die  Unterrichtsbehörde  in  An- 
erkennung dieses  Bedürfnisses  lieber  offen  die  Zulassung  eines  branch- 
baren Leitfadens  ausspricht?  Ganz  ablohnend  dürfte  man  sich  hohen 
Orts  schwerlich  gegen  diesen  Gedanken  verhalten ,  da  ja  schon  ein 
Präcedens  in  Dr.  Willomitzers  wohlbekannter  deutscher  Grammatik 
für  österreichische  Mittelschulen  gegeben  ist,  welche  approbiert 
wurde,  trotzdem  sie  als  Anhang  die  „Grundzüge  der  deutschen 
Metrik^  (erste  Auflage,  S.  167 — 179)  bringt.  Konnte  dieses  für  die 
vierte  Classe  gestattet  werden,  warum  soll  nicht  für  die  dritte  Classe 
bezugs  der  Tropen  und  Figuren  gleiches  geschehen?  Geht  man  aber 
einmal  soweit ,  den  Schülern  die  Hauptpunkte  der  Metrik  und  die 
bedeutendsten  Tropen  und  Figuren ,  systematisch  zusammengestellt, 
als  Anhang  einer  Grammatik  in  die  Hand  zu  geben ,  dann  ist  nicht 
einzusehen,  wai*um  dieser  Anhang  nicht  auch  als  selbständiger  Leit- 
faden von  den  Schülern  benützt  werden  soll.  Ich  bin  überzeugt,  dass 
ein  knapper  Leitfaden  nicht  nur  zur  Gewinnung  besserer  Unterrichts- 
erfolge in  der  dritten  und  vierten  Classe  dienen  wird ,  sondern  zur 
Entlastung  des  deutschen  Unterrichtes  in  der  fünften  Classe  bei- 
tragen könnte.  Bei  zweien  Stunden  wöchentlicher  Unterrichtszeit 
werden  noch  immer  dort  die  Hauptpunkte  der  Metrik ,  die  Tropen 
nnd  Figuren  gelehrt  (vgl.  Dr.  Eggers  Lehr-  und  Lesebuch,  1.  Theil, 


De^ticliö  Sch&U  Qod  Lescbttchert  aitgoz,  Ton  F.  Kratüchwil    515 


4.  Auflage»  S.  1  —  20  und  S.  295—297».  Wozu,  fragt  man  da  un- 
willkürlicL,  war  denn  der  deutsche  ÜDt^rricIit  in  der  dritten  und 
vSerten  Classe  ?  ^) 

Nach  dienen  Nothweudigkeit  und  Nuteatt  men  dorartigea 
Leitfadens  darlegenden  Aiiseinandersetzangea  beadiräiike  ich  mich» 
Vim  dem  dieselhen  veranhis^enden  Büchlein  /.u  sagen^  dasH  es  in  zwei 
Theile  zerfällt;  der  erste  reiclit  von  S,  1 — 37  und  iht  Für  die  diitto 
Classe  bestimmt,  bei  dem  grollen  Drucke  und  den  vielen 
Beispielen,  die  ja  keineswegs  alle  zn  leinen  sind,  gewiss  kein 
großes  Lebrpensum.  EinleituDg  und  Lehra  von  den  Tropen  umfasst 
die  ersten  vietaehn  Seiten.  Die  Figuren  (S.  15—37)  isind  geordnet 
in  solche  des  Gleichktanges,  der  Wiederholung,  der  Häufung  and  des 
Gegensatzes,  in  s  fie  und  rhetorische  Figuren.  Von  S.  38 — 84 

ist  die  deutsche  A  handelt;  ich  hebe  daran»  hervor  die  §§,  i) 

und  7 ,  welche  diu  Accentverrückung  behandeln.  Ich  biu  der  Über- 
zeugung, dass  dieser  Stoff  ausreichend  ist,  ein  mehr  wilro  zu  viel. 
KrBcheint  selbst  das  gebotene  noch  zu  fiel ,  so  läset  sich  helfen  (so 
kaon  Anmerkung  zu  g*  9  in  der  Tropcnlehre  und  Annierkang  zu  g.  17 
in  der  Metrik  leicht  gestrichen  werden).  Manchem  mag  dies  oder  jenes 
Beispiel  weniger  lu^agen  (so  das  erste  S.  10,  b,  das  v  >,  20, 

§.  35.  Nr.  4.  das  letzte  S.  30,  §.  54,  oder  im  groCv-  n  des 

8.  4tp,  S.  2fl,  desgleichen  das  Beispiel  einer  niaunUciieii  Cäsur  in 
§.  17,  8.  47)  öder  anderes  zu  schwer  erscheinen  ^wie  die  Erklärung 
des  Pentameters,  einiges  über  das  elegische  Distichon  S.  64,  |.  33), 
das  lindert  nichts  an  dem  Gesamm turtheil,  da«s  der  Yerf*  ein  brauch- 
bares Lehrbuch  geliefert  bat. 

Dr,  Buschmanns  Name  ist  den  Lesern  dieser  Zeitschrift 
schon  bekannt;  bereits  1879,  im  30,  Jahrgange  S.  662  fg.  wurde 
Buschmanns  1877  in  erster  Auftage  erschienenes  deutsches 
Lesebuch  für  die  Oberclassen  höherer  Lehranstalten  {drot 
Biinde),  eino  recht  gelungene  Leistung,  von  mir  einer  eingehenden 
Bfjtpa^chung  unterzogen,  desgleichen  der  für  Gewerbeschulen,  höhere 
Töchterschulen  und  ähnliche  Lehranstalten  nmgearbeitete  erste  Band 
des  genannten  Le:^ehuches  entsprechend  gewürdigt,  DamaLs  war  des- 
selben V'erf.s  deuti^ches  Lesebuch  für  die  untc^ren  und  mittleren 
Cliaeeo  btrints  in  /.weiter  Auflage  erschienen,  nuumebr  liegt  der  für 
8«it»  und  Quinta  (L  und  2.  Classe  österreichischer  Gymnasien)  be- 
rechnete Theil  in  dritter  Aullage  vor.  Der  Unterschied  gegen  die 
iweite  Autlage  ist  kein  erheblicher:  einige  wcuigie  Lesestftcke  wurden 
Aiisgeschiedoo ,  einige  andere  neu  aufgenommen,  die  Anlüge  blieb 

*}  Trett  Kcnntui«  dieser  ijachloge  im  Tono  des  Vorwurfes  auszu- 


ÜfiT. 

Meiniroit. 

ball»;   Iclj    m\ 
in   ! 


ri,  fiiij»0  )fr 
i?  Und  . 


LdtfadtfD  apprubiert  wird? 


'^•** '  C1a9so)  10  schreiben,  gkich 
\  hat  in  Osterreich  in  dem 
...L.rnoinm«!!'*  (Prof  Adalbert 
ission.  S.  25.  —  Wicu  lt<8L) 
L  vfiiA  ein  Lehrbuch  schreiben 
och  so  gut  sein,  für  nicht  tu- 
,   das8  selbst  jetzt  ein  solcher 


516    Deutsche  Schul-  und  Lesebücher,  angez.  Fon  F,  Kratochwil. 

nnverändei-t.  Den  ersten  größeren  Theil  (S.  3  —  214)  nehmen  Prosa- 
stücke ein ;  die  gleichartigen  sind  zusammengestellt ,  voran  die 
Märchen  (meist  aus  der  Grimmschen  Sammlung)  und  Volkssagen, 
dann  Stücke  aus  der  antiken  (S.  47 — 61)  und  deutschen  Heldensage 
(S.  61—89),  daran  reihen  sich  Fabeln  (S.  89—97),  Erzählungen 
.nnd  Geschichten  (S.  97—151),  Beschreibungen,  Schilderungen  und 
Sprüche  (S.  151 — 214).  Der  zweite  Theil  gehört  ausschließlich  der 
ungebundenen  Bede  an ;  kurze ,  dem  Knabenalter  zusagende  lyrische 
Gedichte  machen  den  Anfang  (S.  217  fg.),  doppelt  so  zahlreich  aber 
sind  die  epischen  Dichtungen  (S.  241 — 310) ,  gruppiert  in  Fabeln 
(bis  S.  249) ,  Märchen  (S.  249—268) ,  Schwanke  und  Sagen ,  Er- 
zählungen und  Geschichten  (S.  269—310).  Den  Schluss  des  Buches 
macht  eine  kleine  Bäthsel-  und  Sprichwörtersammlung,  letztere  nach 
der  Lehre  vom  Satze  geordnet.  —  Die  Ausstattung  ist  sehr  schön, 
der  deutsche  Druck  ist  vorherrschend,  es  sind  aber  auch  nicht  wenige 
Lesestücke  mit  lateinischen  Lettern  gedruckt. 

Schließlich  sei  mir  gestattet,  auf  ein  in  erster  Auflage  er- 
schienenes deutsches  Lesebuch  für  die  oberen  Glassen  österreichischer 
Bealschulen  hinzuweisen.  —  Das  Gymnasium  leidet  in  Bezug  auf  den 
Unterricht  in  der  deutschen  Sprache  noch  immer  an  einer  nicht  un- 
bedeutenden Zahl  ungelöster  Fragen.  Es  genügt  in  dieser  Hinsicht^ 
in  den  Jahresbericht  des  Vereines  „Mittelschule"  in  Wien ,  1881 
(S,  32 — 84)  einen  Blick  zu  werfen.  Scheinbar  eine  einfache  Sache, 
erwies  sich  die  von  demselben  geplante  bessere  Vertheilung  des  am 
Obergymnasium  zu  bewältigenden  Stoffes  bei  tieferem  Eindringen 
als  eine  Unmöglichkeit,  solange  nicht  über  die  Stellung  einzelner 
Theile  dieses  Gegenstandes  wie  Literaturgeschichte,  Mittelhoch- 
deutsch ,  schriftliche  Arbeiten  principiell  entschieden  worden.  Trotz 
gewaltigem  Anlauf  brachte  man  daher  die  Neuordnung  des  Stoffes 
kaum  in  den  beiden  unteren  Classen  des  Obergymnasiums  fertig.  So 
schwer  aber  auch  die  Lösung  aller  auf  Bedeutung  und  Stellung  der 
deutschen  Sprache  bezugnehmenden  Probleme  ist,  abweisen  lassen 
sich  dieselben  nicht,  eine  Lösung  muss  erfolgen,  sie  wird  erfolgen. 
Es  tröstet  uns  hierin  das  Beispiel  der  Bealschule. 

Des  Gymnasiums  jüngere  Schwester  war  da  nicht  nur  rasch 
sondern  auch  glücklich.  Mit  Benützung  der  seit  dem  Bestehen  des 
Organisations-Entwurfes  gemachten  Erfahrungen  gelangte  die  Beal- 
schule unter  strenger  Beachtung  ihres  Wesens  nnd  Zieles  schon  im 
April  1879  zu  einem  Normallehrplan,  in  dem  das  Deutsche  eine 
wohlgeordnete  Stellung  einnimmt.  Die  an  diesen  Lehrplan  sich  an- 
schließende Instruction  (Instructionen  für  den  Unterricht  an  den 
Bealschulen  in  Österreich  im  Anschluss  an  den  Normallehrplan, 
zweite  neu  redigierte  Auflage,  Wien,  1881)  für  den  deutschen 
Unterricht  (S.  27—47)  gehörten  mit  zu  dem  besten,  was  Österreich 
auf  dem  Felde  des  Unterrichtes  geleistet.  Das  alles  wird  gewiss  nicht 
ohne  wohlthätige  Bück  Wirkung  auf  das  Gymnasium  bleiben ;  zunächst 
aber  regte  es  die  literarische  Thätigkeit  an.  So  entstand  Prof. 
Pölzls  deutsches  Lesebuch  für  die  fünfte  Classe   der 


Dtnlselie  Scbd-  und  LodelücUer,  ongex.  von  F,  KratochwiZ    517 

B^alschulet);  ea  erhielt  im  abgelaufencti  Sommer  die  Approbation 
und  ist  in  diesem  Schiiljabre  bereits  iu  VerwenJimg.  Lii^st  sich  nuch 
öbor  die  Erprobung  des  Buches  iü  der  Schiilo  jetzt  noch  nicht  ar- 

,  theilen  (dies  wonlon  die  Fachlehrer  auf  Grundlage  ihrer  gemachte» 

Erfahnmgen  wobJ  später  thun),  soviel  steht  fest,  das**  srrb  der  Xmi. 

•ich  wie  in  l^ein♦^m   1882  erschiene  neu  m  ieatschen 

i  ijo  tYir  Oborreal schulen  vollatäDdrg  an  die  1  ii  —  und 

zwar  nicht  nur  an  deren  Wortlaut  —  gehnlton  hat. 

Dem    entaprechend    bildete    fOr   den    Vert     die    Aussaht 
mustergiUiger  Lesestücke  die  Hanptaufgabc.  Den  gröüorea 

'Tbml  des  er?iteu  ßandes  nehmen  die  poeti    '  '      ein  (S.  1  bis 

'826);    dieselben    ¥\\\t\    mich    folgenden   '  ru    geordnet: 

a)  episch©  Di'  "s  S.  186):  1.  Sage,  Alulun  lü^^iMide,  Märchen» 

2.  poetische  fj  %  Idjile,  Romanze,  Ballade,  'S.  Kpos,  4*  Roman 

und  NoveÜB,  6.  begehreibende  Epik,  i},  opi^^che  Dichtungen  mit  lehr- 
hafter Tendeijx  (Fabel,  Parabel,  Allegorie);  b)  lyrische  Poesie  iS.  18t> 

I  l»ts  226)!  1.  Lied  und  Liedartigea,  2.  Ode  und  odenarti§re  DichtQQgen, 
-*  '  '  '  \  4,  lyrischn  Dichtungen  mit  lehrhafter  Tendenx  (Gnome, 
i  iii,  Satire,  Epistel),  5.  lyrische  Kunstfurmon  (OhaseU  Mad- 

rigal. Tiiulctt,  Stan/Äs  Siciliune,  Sonett,  Canzone).  Im  prosaischen 

^ThüiJe  hat  der  Verf.  die  Lesosulcke  so  i^eordnet,  dass  Beschreibtingon 
und  SchiJdofungen  aus  der  Natur-  und  Erdkunde  vorangehen  (S.  227 
bis  276)»  daiauf  folgt  historische  (S.  276— :i06)  und  rhetorische 

IProea  ^S.  306-323),  den  Schluss  machen  Abhandlungen  (S«  324 

biB  sa7). 

Xach  dem  Lehjplane  ündeii  sich  sowohl   im   poetischen  ala 
.prosaischen  Theile  zahlreiche,  sehr  passend  ausgewählte  charak* 
t  €  r  i  s  t  i  s  c  h  e  Abschnitte    aus    der   a  1 1 c  I  a  ^ «^  i  s  c  h  e  n  L i  te- 
rato r,   gatia  besonders  sind  die  homerischen   Dichtungen  (S.  84 
bis  118)  berücksichtigt;   den  Schriftstellern  aus  dem   classischea 
»Alterthum  sind  auch   biographischoNotJKen  beigegeben,  da 
I  liier  mehr  als  in  den  folgenden  Jahrgängen  Gelegenheit  dazu  üich 
i  bietet. 

Im  Anschluss  nud  auf  Grund  dieser  Lectare  hat 
1011  Seite  desLebrer;:;  eine  elementare  Belehrung  der 
SchQter  über  die  wichtigsten  Formen  und  Arten  der 
epischen  und  lyrischen  Poesie  sowie  der  vorzQgUchsten 
prosaischen  Dir&ieUungs formen  zu  erfolgen  (dies  wurde 
auch  f om  ¥er»ia  «MitieUchole*^  als  Lehrziel  für  die  fünfte  Classe 
^Am  GymnAi^tomit  angenommen,  Tgl.  den  Jahresbericht  a.  a.  0*)*  I^er 
von  ^  unter  Leitung  des  Lehrers  an  der  Lectüre   ge- 

wußf]  luis  der  zahlreichen   poetischen  Formen  und  Arten 

eine  sichere  Gtundlage  zu  geben,  zeitraabendem  Dictiereu  sowie  Auf- 
leicbnuJig  von  Notizen  buchst  zweifelhaften  Wertes  vorzubeugen,  hat 
"  >r  Verf,  —  und  darin  zeigt  sich  der  praktische  Scholmanu  —  die 
an  der  Lectdre  gewonnenen  theoretischen  Resultate  in  ebenso  be* 
llimmte  als  schlichte  Worte  geftsst«  die  ganze  Theorie  über 
«pitche  und  ly  rische  Formoa  umfasst  kaum  IS  Seiten. 


518     Deutsche  Schul-  und  Lesehücher,  angez.  Ton  F.  KrcUochunl, 

Gewiss  wäre  ähnliches  auch  für  die  prosaischen  Stücke  wünschens« 
wert,  dadurch  würde  der  Umfang  des  Buches  höchstens  um  zwei 
Seiten  starker. 

Unter  den  letzteren  finden  sich  auch  manche  schulmäßig  ge- 
schriebene Aufsätze ,  um  den  Schülern  zu  dem  in  Lehrplan  und  In* 
struction  gleich  stark  betonten  Disponieren  Gelegenheit  zu  bieten. 
Im  Anhang  (S.  338 — 342)  findet  der  Schüler  mehrere  Beispiele 
von  Dispositionen  und  einer  Chrie. 

Für  das  erste  Semester  der  sechsten  Classe  schreibt  der 
Normallehrplan  der  Realschulen  vor:  „Leetüre  einer  Auswahl 
aus  dem  Nibelungenliede  und  aus  Walther  von  der 
Vogelweide,  womöglich  nach  dem  Grundtexte^  unter 
Hervorhebung  der  unterscheidenden  Merkmale  der 
mhd.  und  nhd.  Sprachformen,  anschauliche  Darstellung 
der  Abzweigungen  des  indo-europäischen  Sprach- 
stammesund der  deutschen  Sprache,  Eintheilung  der 
deutschen  Literaturgeschichte  in  Hauptperioden;  Be- 
sprechung der  großen  nationalen  Sagenkreise  im  An- 
schlüsse an  die  Leetüre  des  Nibelungenliedes;  Auf- 
klärung über  die  Grundlegung  der  neuhochdeutschen 
Schriftsprache/  Also  auch  hier,  entsprechend  dem  Haupt- 
principe  des  Planes  und  der  Instruction,  steht  die  Leetüre  im 
Mittelpunkte ,  Einführung  in  die  genannten  Dichtungen  ist  Zweck, 
aber  nicht  Einführung  in  die  mhd.  Sprache.  Bezugs  dieser 
begnügt  sich  die  Instruction  (S.  45)  mit  einer  kurzen  Unterweisung 
in  der  Formenlehre  (einige  Stunden  vor  Beginn  der  Leetüre), 
ausdrücklich  wird  gesagt:  „Es  ist  keine  mhd.  Grammatik  zu 
geben"  (ebendort). 

So  sehr  das  Lehrpeusum  der  fünften  Classe  in  Gymnasial- 
kreisen Anklang  findet,  von  den  Bestimmungen  für  die  sechste  Classe 
kann  man  dies  nicht  sagen.  Vor  allem  erregt  Anstoß ,  das  Mittel- 
hochdeutsche nur  durch  ein  Semester  zu  betreiben,  dies  ist  der 
Kernpunkt  der  Differenz.  Außerdem  wünscht  man  eine  größere 
Auswahl,  mindestens  Einbeziehung  der  Eudrun  (selbst  auch  des 
höfischen  Epos)  und  grammatische  und  literarhistorische 
Unterweisung  (vgl.  Jahresbericht  des  Vereines  „Mittelschule" 
a.  a.  0.).  Jedenfalls  ist  hierin  die  Kluft  zwischen  beiden  Schwester- 
anstalten weit  größer  y  als  dies  durch  die  Verschiedenheit  dieser 
Unterrichtsanstalten  ihrer  Natur  und  Aufgabe  nach,  sowie  durch  die 
Stellung  des  Deutschen  im  Organismus  derselben  nothwendig  ist. 
Ob  sie  wohl  jemals  ausgefüllt  wird,  das  steht  in  Frage. 

Doch  sehen  wir  uns  nun  das  auf  obiger  Basis  beruhende  mhd. 
Lesebuch  für  Eealschulen  näher  an.  Dass  der  Verf.  für  Normal- 
lehrplan und  Instruction  mit  voller  Überzeugung  und  aller  Wärme 
eintritt,  ist  nicht  befremdlich.  Auch  für  classische  Philologen  nicht 
uninteressant  ist,  was  er  im  Vorwort  (S.  IV)  sagt:  „Es  ist  falsch  su 
glauben,  nur  derjenige  könne  die  Schönheiten  unseres  Nationalepos 
genießen,   der  über  jede  sprachliche   und  metrische  Besonderheit 


Deutsche  Schal-  and  Lesebücher,    angex.  Ton  F.  Kratochwil    510 

genau  Bescheid  wisse.  Es  gibt  taosende  von  Gebildeten,  welche  z.  B. 
„Hermann  und  Dorothea^  mit  Tollem  Genüsse  und  Verständnisse 
der  dichterischen  Schönheiten  lesen,  die  aber  in  Verlegenheit  kämen, 
mOssten  sie  in  einem  complicierten  Satzgefüge  die  Nebensätze  er- 
klären oder  über  irgend  eine  Cäsur  im  Hexameter  Bechenschaft 
geben.^  —  Da  höre  ich  schon  einige  Germanisten  rumoren:  f,E]n 
Semester  Unterrichtszeit,  ein  so  umfangreicher  Übersetzungsstoff 
und  ohne  Grammatik !  Da  lasse  man  lieber  das  Mittelhochdeutsche 
in  der  Realschule  ganz  fallen  und  begnüge  sich  mit  der  Leetüre  tob 
Übersetzungen."  —  Doch  gemach,  nur  vorwärts!  Es  wird  heller: 
wir  finden  (S.  1 — 3)  recht  praktisch  angelegte  Leseregeln  und  einige 
metrische  Anhaltspunkte ,  ferner  das  wichtigste  aus  der  Laut-  und 
Flexionslehre  (S,  3—16)  mit  steter  Hervorhebung  der  unter- 
scheidenden Merkmale  der  mhd.  und  nhd.  Sprachformen.  Ich  ge- 
stehe, dass  ich  beim  Betrieb  des  Mittelhochdeutschen  am  Gymnasium 
nur  wenige  Punkte  mehr  genommen,  trotzdem  unsere  mhd.  Lese- 
bücher einen  ziemlich  umfangreichen  Abriss  der  Grammatik  zur 
Verfügung  stellen. 

Unsere  Besorgnis  vermindert  sich  noch  mehr,  je  weiter  wir  in 
dem  Buche  blättern.  Das  bisher  angeführte  macht  nämlich  nicht  die 
ganze  grammatische  Unterweisung  aus,  die  reiche  Auswahl  aus  dem 
Nibelungenliede  (S.  17 — 96)  sowohl  wie  aus  Walther  von  der  Vogel- 
weide (S.  97 — 109)  begleiten  zahlreiche  Fußnoten,  die  häufig 
sachliche  Hindernisse,  viel  Cfter  aber  sprachliche  Schwierigkeiten 
beseitigen  sollen.  So  wird  z.  B.  zu  dem  im  Nhd.  nicht  vorkommenden 
Praeteritum  „erkrummeu**  in  der  Note  der  mhd.  Infinitiv  angegeben 
und  auf  das  Wörterbuch  (S.  110 — 127)  verwiesen.  Solche  Finger- 
zeige gibt  der  Verf.  auch  bei  mhd.  Wörtern ,  die  im  Nhd.  mit  ver- 
änderter Bedeutung  gebraucht  werden,  wie  kranc,  hochgezlt 
usw.,  oder  es  werden  schwierigere  Satzcoustructionen  erklärt  und 
dergleichen  mehr. 

Auf  solche  Weise  lässt  sich  doch  erwai*ten,  dass  die  Real- 
schule aus  der  Leetüre  des  mhd.  Textes  immer  noch  mehr  Nutzen 
ziehe  als  aus  dem  Gebrauche  von  Übersetzungen.  Die  Sprache  der- 
selben ist  in  der  Begel  weder  nhd.  noch  mhd.,  der  Laie  weiss  damit 
wenig  anzufangen ,  er  gewinnt  sicherlich  keinen  reinen  Eindruck. 
Ich  will  Simrocks  Verdiensten  nicht  nahe  treten ,  aber  was  soll  ein 
der  mhd.  Sprache  unkundiger  mit  einer  Strophe  anfangen,  wie 

«Er  sprach:  Ich  mfisst  Euch  danken,  viel  liebe  Schwester  mein. 
Wenn  Euer  Graß  in  Gnade  geschehen  könnte  sein; 

Lch  weiß  Euch  aber,  Königin,  so  zornigen  Mut, 
ass  Ihr  mir  und  Hagen  solchen  Gruß  im  Spotte  thut* 

(in  Eggers  Lehr-  und  Lesebuch,  11/,,  5.  Aufl.,  S.  31)?  Und  da  habe 
ich  keineswegs  das  schlimmste  Beispiel  gewählt.  —  Auch  würde 
beim  Gebrauche  von  Übersetzungen  an  der  Realschule  für  die  vor- 
geschriebene Aufklärung  über  die  Grundlegung  der  nhd. 
Sprache  sich  sehr  wenig  thun  lassen;  diesen  Punkt  uberlässt  der 
Verf.  der  mündlichen  Belehrung  des  Schülers  durch  den  Professor, 


520     Kohlet,  V.  Ickelsamers  Teutsche  Grammat.,  ang.  f.  K  F.  Kummer, 

desgleichen  die  Darstellaug  der  Abzweigungen  des 
indo-europäischen  Sprachstammes  and  der  deutschen 
Sprache,  Eintheilung  der  deutschen  Literaturge- 
schichte inHauptperi  öden  und  Besprechungdergroßen 
nationalen  Sagenkreise.  Es  wäre  aus  mehreren  Gründen 
wünschenswert,  dass  der  Verf.  der  Darstellung  dieser  Partien  in  der 
nächsten  Auflage  einige  Seiten  gönnen  möchte.  Das  wird  den 
Schülern  zum  Nutzen  gereichen,  vielleicht  auch  manchem  Lehrer 
nicht  unangenehm  sein. 

Wien.  Dr.  Franz  Kratoch  wil. 


Valentin  Ickelsamers  Teutsche  Grammatica.  Horansgegeben  yo» 
Dr.  Köhler.  Dritte  durchgesehene  Auflage  des  Neudruckes.  Freiburg 
i.  B.  und  Tübingen  1881.  Akademische  Verlagsbuchhandlung  von 
J.  C.  B.  Moser.  XII  und  48  SS  Preis  M.  1,  feine  Ausgabe  M.  1-50^ 
in  ganz  Lederband  M.  3. 

Den  Niemeyer-,  Hirth-  uud  Henningerschen  Sammlungen  von 
Neudrucken  schließt  sich  mit  dem  vorliegenden  Bändchen  die 
Mosersche  Verlagshandlung  an.  Es  war  ein  glücklicher  Gedanke  die 
erste  deutsche  Gi*ammatik,  von  der  wir  alle  gehört,  die  aber  sehr 
wenige  in  Händen  gehabt  haben  dürften  —  man  weiß  sicheres  nur 
von  zwei  Exemplaren  in  Berlin  und  München  — ,  zu  erneuern  und  sa 
allen  denen  zu  Hilfe  zu  kommen,  welche  es  lange  schmerzlich 
empfunden  haben  über  gewisse  in  der  Geschichte  der  Literatur, 
Sprache ,  Poetik  wichtige  Werke  immer  nur  lesen  zu  müssen  ,  was 
ein  Benutzer,  gewöhnlich  der  erste ,  ausgezogen,  viele  andere  ihm 
nachgeschrieben  haben,  ohne  selbst  die  Quelle  einsehen  zu  können. 
Der  Gedanke  ist  um  so  glücklicher  zu  nennen ,  als  weder  Rudolf  von 
Baumers ^)  ausführliche  Inhaltsangabe,  noch  H.  Bückerts^)  ab- 
sprechendes Urtheil  die  Leetüre  des  wunderlichen  Schulmeistei*s  er- 
setzen können,  der  in  einem  Athem  nach  neuer  Methode  lesen  lehren, 
die  Oi-thographie  reformieren,  den  Patriotismus  wecken  und  zur 
Frömmigkeit  mahnen  will.  Ich  meine,  dass  jeder,  dem  das  schön 
ausgestattete  und  sauber  gedruckte  Büchlein  zur  Hand  kommt,  es 
wie  ich  nicht  aus  der  Hand  legt,  bis  er  es  zu  Ende  gelesen,  und 
sich  seine  Gedanken  darüber  machen  wird.  Ein  Beweis  für  den  leb- 
haften Antheil  ist,  dass  seit  Juli  vorigen  Jahres  der  Ickelsamer 
bereits  in  dritter  Auflage  vorliegt. 

Ohne  das  Interesse  des  Lesers  vorwegnehmen  zu  wollen,  mache 
ich  auf  I.s  Eintheilung  der  Laute  in  Lautbnchstaben  (Vocale) ,  mit- 
lautende (Medien ,  Spiranten ,  Nasale  usw.)  und  stumme  Buchstaben. 

•)  Der  Unterricht  im  Deutschen  4  Aufl.  Gütersloh  1873,  S.  16—20 
(Besonderer  Abdruck  aus  Karl  von  Räumers  Geschichte  der  Pädagogik, 
III   Theil,  Stuttgart  1847). 

*)  Geschichte  der  neuhochdeutschen  ^Schriftsprache.  Leipzig  1875^ 
IL  Band,  S.  166-169. 


r.  St€j»k(il,  Dlctiorbach  itr  d.  ortb.  tJuierr.,  an^.  r,  K,  TumUrs.    jltl 

(MtiUe)  sow}«  aiit  die  dem  Lautphysialogeo  wichtige  Darstellung 
ihrer  Articulation  aufmerksam;  in  die  Mjttelreiho  hat  er  17  auf* 
genommeti,  seine  Bemerkang  (p,  16)  so  die  Zuiuj  das  eüa^^rst  des 

fmnens  bct^uti  teie  die  Gens  pfeifen  ,  wenns  aincH  aftlauffen  ru- 

lassen  beweist»  dass  er  mit  diesem  Zeichen  keinen  Explosivlaut^ 

:milern  einen  Spiranten,  zwischen  ch  und  j'  meint,  und  was  er  p,  40 

ftber  Jörg  nnd  Genus  sagt,  beetätigt  das.  Seiuo  Hundart  ist  nach 

lückert  IL  169  „ziemlich  grob  frinkisch." 

Der  Hr.  Heransg,  hat  dem  Abdrm^ke  eine  E  i  n  1  e  i  t  u  n  g  Toraus- 

eschickt,  in  welcher  er  bibliographische  Daten  gibt,  Veesenmeyers 

Inhaltsangabe  abdruckt,  die  düi-ftigeu  Nachrichten  über  des  Verf.s 

eben  zusammenstellt  und  das  Jahr  des  Erscheinens  der  Grammatica 

bestimmen  sucht. 

In  der  Biographie  fehlt  die  von  Raumer  a.  a,  0.  S.  16  aus 
tnthers  Briefen  für  das  Jahr  1527  nachgewiesene  Verf^öhnung  Is 
Sit  seinem  bisherigen  Gegner;  im  Verzeichnisse  der  Schriften  l.s 
gönnte  die  von  ihm  in  der  Gramnmtica  p.  9  erwähnte  Schrift  Von 
fer  rcchim  wcysn  lesen  m  Icrnrn  angefahrt  werden. 

Köhler  wi]]  die  ohne  Ort  und  Jahr  erschienene  Grammatica  in 
Se  Zwanziger  Jahre  des  16  Jahrhunderts  setzen;  seine  Hauptstütze 
chejnt  eine  Mittheilung  Baaders  au»  dem  J.  1801  zu  sein .  der  auf 
dneni  nun  vcrscliollenen  Exemplare  des  Antiquars  Motxler  in  Freising 
^schrieben  fand:  Vahntimts  .  . ,  dono  dcdit  nnno  1522,  R.  von 
laumer  a.  a.  0.  S.  17,  Anm.  2,  dem  diose  Datierung,  wohl  aus 
loffmanns  Deutsche  Philologie  im  Grundriss  139»  nicht  unbekannt 
^ar,  Sütxt  den  Druck  bald  nach  1531 ,  gestftttt  auf  zwei  sichere  und 
mehrere  wahrscheinliche  Citate  Ls  aus  des  Beatus  Ehenanus  Rerum 
irum  libri  111  vom  J.  1531.  Rückert  bfilt  an  dieser  Be- 
-  Räumers  frst*  Da  der  Hr.  Heransg,  des  Neudruckes  nur 
^auiuurs  kürzere  Bemerkung  in  der  Geschichte  der  germanischen 
Philologie  S.  64  anführt,  nicht  aber  die  von  mir  oben  erwähnte 
chrift»  so  dOrfto  ihm  diese  unbekannt  geblieben  seiu;  jedesfalJs 
ird  er  Raumers  Argument  erst  xu  widerlegen  haben,  ehe  er  seine 
eitbestimmung  aufrecht  erhalten  kann. 

Ich  hoffe,  ilfws  dem  Ickels^amer  bald  noch  andere  fär  die  Ge- 
lebichtc  der  Spraclic  wichtige  Schriften  des  16.  Jahrhunderts  folgen 
erden, 

Wien.  Dr.  Karl  F.  Kammer. 


ietierbach   fftr  den  orthographischen  Unterricht  m  Volks-  und 

Ir    -       ' -ilen    sowie   in    dVn    untersten   CUsscn   dtT   MittelMholcu 

Von  Dr.  Kiirl  Stcjskal.   Wien,  1882.  J.  Klinkhardl. 

(K.;    ^  .  ,   i'i.  60  kr) 

Durch  die  Einführung  einer  einheitlichen  Rechtschreibung  au 
'  n  Österreichs  haben  die  Dictando-Übungen  eine 
tM'laugt.  Trotzdem  mangelte  es  bisher  an  einem 
geeigneten  Dictierbucbe,  welches  auf  der  vorgeschriebenen  Ortho* 


588    K.  Stejskdly  Dictierbuch  für  d.  orth.  Unterr.,  ang.  v.  Ä.  TuvüirB. 

graphie  basierend,  dem  Lehrer  das  zur  festen  Eiupi-äguDg  der  Regeln 
nothwendige  Material  in  systematischer  und  ausgiebiger  Weise  ge- 
boten hätte.  Darum  wird  Dr.  Stejskals  Dictierbuch  in  allen  Lehrer- 
kreisen  Anklang  finden ,  da  es  sich  einerseits  durch  geschmackrolle 
und  gehaltreiche  Sätze  auszeichnet,  anderseits  durch  die  geschickte 
Anordnung  des  Dictierstoffes  den  Lehrer  der  Mühe  überhebt,  jedesmal 
selbst  eine  passende  Auswahl  der  betreffenden  Beispiele  zu  treffen. 
Zur  leichteren  Übersicht  hat  überdies  der  Verf.  den  einzelnen  Capiteln 
die  Paragraphe  des  officiellen  Begelbüchleins  und  der  deutschen 
Grammatik  von  Willomitzer  beigefügt. 

Der  Inhalt  des  Dictiorbuches  zerfällt  in  zwei  Theile.  Der  erste 
(S.  1—59)  begleitet  Schritt  für  Schritt  die  ^Regeln"  (Regeln  und 
Wörterverzeichnis  für  die  deutsche  Rechtschreibung,  3.  Ausg.  1880, 
k.  k.  Schalbücherverlag).  So  liefert  S.  1 — 16  Beispiele  über  die  Be- 
zeichnung der  Länge  und  Kürze  eines  Yocals  (R.  §.  1  und  2),  S.  16 
bis  30  für  den  Gebrauch  der  Yocale  (R.  §.  3)  und  Consonanten 
(R.  §.  4),  S.  38  —42  Sätze  zur  Einübung  des  Gebrauches  großer  and 
kleiner  Anfangsbuchstaben  (R.  §.  5  und  6),  S.  42 — 46  Beispiele 
über  die  Schreibung  der  häufigsten  Fremdwörter  (R.  §.  7)  und  endlich 
S.  46 — 59  über  die  Setzung  der  Interpnnctionen.  S.  30—38  ist  eine 
sorgfältige  und  maßhaltende  Auswahl  vou  Beispielen  für  gleich* 
und  ähnlichlautende  Wörter  eingeschaltet. 

Sämmtliche  Sätze  sind  gut  gewählt,  kurz  und  klar.  Es  sind 
theils  Sprichwörter  und  Sentenzen,  tbeils  Sätze  aus  den  mannig* 
fachsten  Zweigen  des  Wissens,  welche  die  Denkthätigkeit  des  Schälers 
bei  der  scheinbar  mechanischen  Arbeit  anregen  und  demselben  woU 
oft  bei  der  Leetüre  zugute  kommen  werden.  Dabei  zeugt  der  all- 
mähliche Übergang  von  leichteren  zu  schwereren  Beispielen  von 
richtiger  Methode ,  durch  die  der  Schüler  nicht  nur  eine  gründliche 
Einsicht  in  die  Regeln  und  Willkürlichkeiten  der  deutschen  Ortho* 
graphie  erlangt,  sondern  auch  im  Sinne  des  Org.-Entw.  (S.  126, 
Ausg.  1875)  vou  selbst  successive  zu  der  unmittelbaren  Setzung  der 
Interpnnctionen  angeleitet  wird. 

Der  zweite  Abschnitt  enthält  zunächst  S.  60—118  gemischte 
Dictierübungen,  und  zwar  200  prosaische  (S.  60—84)  und  100  poe- 
tische Sprüche  (S.  84—96)  aus  den  besten  Schriftstellern ^  an  die 
sich  100  Sätze  —  zum  großen  Theil  kunstvollere  Perioden  —  geo- 
graphischen, ethnographischen,  naturwissenschaftlichen  usw.  Inhaltes 
reihen,  ferner  50  Fabeln  und  kleinere  Erzählungen  (S.  119 — 134), 
die  durchwegs  mustergiltig  sind.  Überall  ist  die  Auswahl  eine  recht 
sorgfältige  und  bekundet  den  richtigen  Takt  und  den  guten  Geschmack 
des  Verf.s.  Der  Druck  des  Büchleins ,  das  jedem  dictierenden  Lehrer 
eehr  gute  Dienste  leisten  wird,  ist  vollkommen  correct  und  die  Aus- 
stattung eine  recht  gefällige. 

Wien.  Dr.  Karl  Tumlirz. 


F,  ÄpftUUdi,  Loihringischer  Fs&lter,  %t^t,  tmi  A,  Muuafhi,    5fe8 
LothrillfiUcher  Psalter,  aUrraniaeisehe  ObcrsetEtrn)?  des  XIV   Jftbr- 

löge  der  Gr  <  <wt 

itiui  ersteuii  .,..^..  .^,                           ..^..tnn, 

OebT.  Ilcniii  l  :  Älttr                       iiliotbek 

herwingegetr  i            t  örster.    v                 1,1   LXUl 
uiid  177  Sa  H*. 

Von  einer  lethringi  scheu  Übersettuöff  dos  Psalter»  tot  dam 
XIV.  Jahrhunderte,  welche  in  einer  Hs,  der  MazariDebibliothek  zn 
Ptri«  auf  uns  gekommen  ist,  gab  zuerst  Nachricht  Lo  Roux  de  Lincy 
\n  der  Einleitung  zw  seiner  Ausgabe  der  Qnatre  livres  des  Rois; 
auch  theilte  er  daraus  eine  ganr.  kiirze  Probe  mit.  Der  um  die  Er- 
forschung der  loihringiechen  Mnndart  hochverdiente  Bonnardot  10g 
in  beioer  Ausgabe  der  Guerre  de  Met«  (1875)  vielfach  ^m  Psalter 
tut  Vergleichung  herbei,  und  gab  zugleich  zu  wiederholtenmalen 
mne  Absicht  kund ,  denselben  bald  zu  veröffentlichen.  Dass  unter 
Blichen  Umstanden  die  Aufnahme  dieses  Werkes  in  die  altfranzösisehf) 
Bibliothek  bebchlosüen  wurde,  darf  efnigermal^en  befremden.  Es  gibi 
noch  so  vieles,  welches  erster  •  loiholter  Veröffentlichung 

wCirdig  ist,  dass  es  wahriich  übern  liein&n  kann,  einem  hoch- 

begabten ,  umsichtig  arbeitenden  litanne  die  Freude  an  einem  lang 
Ytrbereiieten  Unternehmeu  dadurch  zu  verderben,  dass  man  ihm 
um  ein  paar  Jahre  zuvorkommt.  Dae  Missliche  eines  solchen  Be- 
ginnens zeigt  sich  im  vorliegenden  Falle  am  deutlichsten,  £s  gelangt 
hier  nur  t^ine  Hs.  /.um  Abdrucke;  wahrend  Bonnardot  soeben  seine 
Auggabo  nach  drei  Hs^.  ankündigt.  Dass  nun  letztere«  weil  auf 
reichlicherem  Material  sich  gröndeiid»  den  Vorzug  verdienen  wird, 
Itifgt  auf  der  Hand.  £s  ist  um  so  mehr  zu  bedauern ,  daaa  der  Hg. 
seine  Zeit  und  Kraft  in  solcher  Art  verwendete,  als  er  durch  diese 
Arbeit  seine  eminente  Begabung  auf  dat^  deutlichste  kundgibt.  Selten 
bjp^t  ein  JQnger  der  Wissenschaft  in  so  tüchtiger  Weise  begonnen, 

-^Jiie  der  Hg.  £s  ist  mit  Recht  eine  genaue  Wiedeiifabe  dfir  Hs.  ge» 
n&hlt  worden,  mit  allen  Wuuderlichkeiten  der  nach  phonetischer 
DarsteLluiig —  wohl  unbewusst  —  riugenden  Uraphie,  Der  Schreiber 
bat  nitnlich  die  nur  graphischen  Zeichen  für  bereita  verstummle 
Laute  nicht  selten  vernachlässigt;  noch  häufiger  hat.  er  jedoch  solch« 
Zeichen  geschrieben ,  und  da  i^t  e«  ihm  in  vielen  Fallen  begegnet« 
daas  er  ein  Zei* '  la,  wo  keines  nutlitg  war,  oder  dass  triich 

in  der  Wahl  ^l  ms»  vergriff»  So  bleibt  erwartetes  -e  (==  hi) 

t^aa  und  unber»  idet  ;^ich  ein:  da  -r  Abenso  verstummtfl 

mh  •*,  «rsebcu  '  auf  -et  und  Parücipien  auf  -er  osw. 

Dass  ein  so  beschalteuihi  Deiikmul  filr  Fragen  Ober  Genus,  Cougruens 
usw.  kaum  zu  brauchen  ist,  liegt  auf  der  Hand;  aber  auch  was  dio 
Laute  betrifft,  weist  vorliegende  Qualle  —  da  von  eioer  Durchfahrung 
des  phonHischen  J't  '   '         uidlich  nicht  im  geringsten  die 

Eedo  sein  kann  —  kungen  auf.   Deshalb  hat,  wie 

efwiti^  iüu  Vöiaudoiungon  abgesehen,  die  bet^ 

M  >  s  unaogetaMtet  gelassen   bitten,  —  In 

er  Einleitung  iheilt  der  Hg.  alles  beachtenswerte  ans  dem  Be- 

Ln^MknH  f.  4.  tel«iY,  Qjmu.  IS«9,    VIL  R«fU  34 


5t4    F,  Äpfehtedt,  Lothriogischer  Psalter,  ftngez.  Ton  A.  Musaafia. 

reiche  der  Laut-  und  Formenlehre  mit ,  wohei  in  gesonderten  Zu- 
sätzen auch  auf  andere  Denkmäler  nicht  hloß  der  lothringischen 
sondern  auch  der  angrenzenden  Mundarten  Bezug  genommen  wird. 
Man  wird  sich  mit  dem  Verf.  fast  immer  einverstanden  erklären ; 
und  selbst  wer  bei  einzelnen  Aufstellungen  die  hier  vorgebrachten 
Ansichten  nicht  vollständig  theilen  sollte  —  was  bei  derartigen 
Untersuchungen  kaum  anders  der  Fall  sein  kann  —  wird  dem  FleÜSe 
und  dem  Scharfsinne  des  Hg.s  das  verdiente  Lob  gewiss  nicht  vor- 
enthalten. Hier  einige  geringe  Bemerkungen.  Zu  §.  10:  wie  es  sich 
mit  zweifelhaften  Fällen  verhält,  verdiente  eine  Erwähnung,  so  z.  B. 
dcsirier,  tirier;  bei  potieir  dächte  ich  lieber  an  'icare;  vgl.  manier. 
-^  §.  13  muss  bei  oceire  an  abddere  gedacht  werden?  —  §.15 
gJehdrt  rachete  (nb.  -eite)  dazu?  oder  -^  aus  der  tonlosen  Silbe? 
Dass  vorangehender  Consonant  d  zu  at  werden  lässt,  scheint  mir 
fraglich ;  chaiste  und  haiste  verhalten  sich  wenigstens  auf  identische 
Weise;  in  chesque  ist  e  vielleicht  ursprünglich;  gembes  gehört  zu 
§g.  21  und  36.  —  §.  20  aimin  usw.  (man  kann  afaimeie  hinzu- 
fügen) gehören  eher  zu  §.  14  und  sind  analogische  Formen,  wie 
fz.  aimer.  —  Zu  §.  23 :  envieilU  weist  ie  in  tonloser  Silbe  auf;  daher 
zu  §•  28  gehörig.  Ebenso  gehörten  die  letzten  Zeilen  von  §.  49,  von 
anancerait  an,  zu  §.  50.  —  §.  28  in  assigieg  usw.  lässt  sich  i  vor 
g^  l  auch  auf  einfaches  e  zurückführen;  so  auch  §.37  ensignieui; 
§.  62  betreffs  signour,  miüatir;  vgl.  auch  im  Ital.  signore,  migliore 
mit  tonlosem  ^  zu  i  vor  Mouillierung;  das  dritte  Beispiel  empiriet 
ist  etwas  anders  geartet;  hier  wäre  organisch  empeiriet  (-(?«>-),  und 
nur  durch  Einfluss  der  Formen  mit  betontem  i  entsteht  empiriet. 
§.  38  hoverai  mit  o  statt  e  nach  b;  man  setze  hinzu  ^und  vor  v^; 
denn  der  nachfolgende  Consonant  übt  weit  häufiger  seinen  Einfluss 
als  der  vorangehende.  —  §.  45  in  fuerbours  mag  man  die  Com- 
Position  noch  gefühlt  haben;  daher  kein  reiner  Fall  von  tonlosem 
U6.  —  §.  50  toelpis  stimmt  nicht  zu  der  am  Schlüsse  gemachten 
Wahrnehmung.  —  §.  55  ou  =  aut  erklärt  sich  durch  die  proclitische 
Natur  des  Wortes.  —  §.  66  ist  wirklich  anzunehmen,  dass  vulgärlat. 
e  -|-  Grutt.  -f-  f'sich  anders  verhalte,  je  nachdem  die  classische  Form  e  oder 
z  gewesen  war?  Man  sollte  meinen,  für  das  Bomanische  gäbe  es  eben 
nur  ein  e.  Auch  durfte  nicht  ohne  weiteres  froide  zu  den  anderen 
Belegen  ÜLVict  ect  gesetzt  werden;  der  Fall  mit  seinem  igid^  das 
selbst  bei  nicht  ausschließlich  nothwendiger  Annahme  vom  Abfall 
des  posttonischen  «  nur  tgd  ergäbe ,  ist  ganz  sui  generis.  —  Zu  68 
am  Schlüsse :  dass  fingis  zu  fains  wird,  musste  da  bemerkt  werden ; 
einst  ist  Druckfehler  für  einet  (45,  3  ist  ein  unrichtiges  Citat).  — 
§.  70  nach  ^vortonig'  wäre  der  Zusatz  Murch  Analogie'  nicht  müßig; 
denn  organisch  wäre  ja  oi,  —  §.  76  am  Schlüsse;  keinem  der  drei 
Wörter  würde  ich  ü  zuweisen;  wie  käme  auch  sorig  zu  süris?  — 
Zu  §.  ,78  wäre  die  Gewohnheit,  de»,  me^te  usw.  vor  Yocalen  voll  zu 
schreiben  erwähnenswert.  —  §.  80  bespricht  nur  den  Abfall  von  l 
vor  Cons.  nach  I,  ^,  am.  Wenn  es  daher  weiter  heißt :  ^vor  dem  Ton 


F.  ApfehUdt,  LothringUcher  PÄfciter.  vagti.  ?on  Ä* 

ist  dieser  Vorgang  sicber'  und  die  Beispield  zeigea»  dass  der  Abfall 
nach  jedem  Vocal  mdglich  bt^  so  wanscht  man  eine  kilarere  Stili- 
sieruug.  —  §.  84  'l  fällt  ab:  <*  :=  il;  aisi  ^  aisil;  'uuigekehrt 
osteit  =  -eil;  il  (ibi),^  Die  zwei  Fälle  sind  nicht  gleich;  unr  ü  =  i 
ist  der  umgekehrte  Fall  tn  i  =  il;  osteit  zeigt  Dur  einen  Mißgriff 
bei  der  Wahl  des  Zeichens  für  einen  verstammten  Laot.  —  §.  92  *zu 
r  ist  n  geworden:  orpherins  usw.  Ebenso  veltn*  Warum  nicht  'xu 
Z?'  In  rcfiemouse  dürfte  kaum  n  zu  »»  'durch  Dissimilation'  vor- 
liegen; es  \Bi  wohl  eher  derselbe  Fall  wie  ctain  itamtr,  wo  kein 
dissioiiliereuder  Trieb  vorhanden  ist ;  der  Qmstaud,  dass  bei  einzelnen 
W^rtergruppen  einem  -n  (aus  m)  inlautendes  m  entspricht  (faim 
a/famer^  rain  rame,  ain  amer;  sain  essaimcr)  verleitete  zu  ähn- 
licher Behandlung  von  -n  (=  n)«  —  §.  96  das  t  in  meutt ,  chtuie 
stellt  doch  etwas  anderes  vor  als  ein  hloßes  Verharren  von  i  zwischen 
Yocalen;  es  ist  da  ein  morphologischer  Vorgang  zu  erklären ,  der  in 
der  Formenlehre  erörtert  werden  sollte.  —  §.  101 :  'zwischen  s  und  r 
wird  kein  t  eingeschoben:  croixe,'  Da^  Beispiel  passt  nicht  dazn; 
denn  hier  ist  ja  nach  §.  87  kein  r  vorhanden ;  wie  sollte  sich  da  i 
einschieben?  —  In  der  Flexionslehre  wird  man  alles  wissenswerte 
zusammengestellt  finden;  über  die  Scheidong  der  schwachen  und 
starken  Conjugation  auch  in  Tempora,  wo  ein  derartiger  Unterschied 
nicht  vorhauden  —  z.  B.  im  Impf.  Indic.  —  und  manches  anderes 
hie^u  gehöriges  gedenke  ich  nächstens  anderswo  mich  auszusprechen. 
Hier  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  die  Erklärung  der  Conjunctiv formen 
mir  nicht  zutreffend  erscheint  und  ich  darin  eine  auf  verschiedenen 
Gebieten  (besonders  auf  ladinischem  und  rumänischem)  nachweisbare 
Stammerweiteruug  der  stammbetontea  Formen  (daher  oft  auch  im 
Indjcativ)  erblicke.  Auch  ist  die  Erörterung  des  Futurums  nicht  ganz 
genau,  Zusammeuziehnng  liegt  wobl  iu  aorrai^  aber  nicht  in  deli^ 
rctrm,  abur^rrai,  ovcrrai  vor;  denn  rer  zu  rr  ergäbe  delivrrai  usw., 
^nd  nichts  berechtigt  epenthetischcs  e  zwischen  v  und  r  anzunehmen, 
^fetathesis  ist  ein  viel  einfacherer  Vorgang;  also  nicht  -vrer*  zu 
und  dann  -i^'rr*,  sondern  -vrer-  zu  -rerr-,  Abfall  des  -e-  in 
trat  aonrait  musste  ebenfalls,  da  der  Vorgang  ganz  gleich  wie 
aor(e)rai  ist,  erwähnt  werden. 

Der  Text  macht  den  Eindruck  der  größten  Sorgfalt  sowohl 
beim  Leihen  der  Hs.  als  bei  dem  Abdrucke;  trägt  mau  den  nicht 
vielen  Berichtiguugen  am  Schlüsse  Rechnung,  so  begegnet  man  kaum 
^end  einer  bedenklichen  Stelle,  die  den  Wunsch  nach  Autopsie 
machen  würde.  Den  SQnden  gegenüber,  die  noch  immer  in 
lieser  Hichtuug  begangen  werden  ^  wirkt  das  Gefühl .  dasss  man  dem 
auen  kann,  was  man  gedruckt  erhält,  wahrhaft  wohlthuend.  Ein 
Kleinigkeiten  seien  da  erwähnt,  Ist  44  ^  I  oit  vouteti  richtig 
wmcUii^i^  Soll  es  nicht  roui6  heißen,  wie  in  der  metrischen  von 
liobtl  herausgegebenen  Version?  Dann  wäre  §.  96  das  Beispiel  zu 
itrtkhea«  —  56 ,  9  quelquc  =  quacunqut  wäre  besser  zu  trennen. 
—  57.  9  v/m$7  —  68,  23  $<nt  boi4trit  et  touehitii  en  sanc,  ob 
nicht  couchieif^  —  tiH .   15  statt  ne  tne  notoisse  wohl  m*€noioi9$€; 

34* 


526    F.  HeUwald,  Natargescbichte  d.  Menschen,  ang.  v.  F.  Orassauer. 

nimmt  man  mit  dem  Hg.  noL  an  (vgl.  S.  LVII) ,  dann  musste 
in  der  Einleitung  bei  der  Besprechung  von  e  diese  Aphäresia 
namhaft  gemacht  werden.  —  ISS ,  10  la  ta  dextre  ist  sehr 
bedenklich;  wahrscheinlich  ist  zuerst  la  statt  ta  geschrieben 
worden;  dann  unterblieb  die  Tilgung  von  la,  —  Den  Schluss  macht 
ein. Glossar,  welches  alles  verzeichnet,  was  in  leiicalischer,  oft  auch 
nur  in  lautlicher  Beziehung  irgend  eine  Schwierigkeit  dem  Ver- 
ständnisse bereiten  könnte.  Die  Hinzufügung  der  neufranzösischen 
Wortform  entbindet  den  Verf.  von  langen  etymologischen  Ausein- 
andersetzungen. Eine  solche  fehlt  bei  reilliers  (auch  reillieule  und 
ruillieux) ;  die  metrische  Übersetzung  gibt  relii  rellU  =  relief; 
handelt  es  sich  auch  in  unserem  Texte  um  dasselbe  Wort ,  so  hätte 
etwas  darüber  in  der  Einleitung  oder  in  den  Anmerkungen  verlauten 
sollen. 

Wien,  Juli  1881*).  Ad.  Mussafia. 

')  Innerhalb  der  Zeit,  welche  zwischen  der  Niederschrift  vorstehender 
Zeilen  und  der  Yeröffentlichang  derselben  verstrichen  ist,  hat  der  treffliche 
Herausgeber  das  zeitliche  gesegnet.  Ein  ausgezeichneter  Fachgenosse,  von 
dem  die  romanischen  Stadien  mit  vollem  Rechte  die  besten  Leistungen 
erwarteten,  ist  uns  entrissen  worden.  Ein  frenndliches  Andenken  bleibt 
dem  juneen  Manne,  welcher  seinem  Übergroßen  Eifer  für  die  Wissenschaft 
zum  Opfer  fiel,  stets  gesichert 


Naturgeschichte  des  Menschen  von  F.  Hellwald.  Stuttgart  1880. 
Spemann.  8*. 

Der  durch  seine  zahlreichen  Arbeiten  bereits  bestens  bekannte 
Verf.  schildert  in  der  vorliegenden  Völkerkunde  die  aufsteigende 
Entwicklung  des  Menschengeschlechtes  von  den  auf  der  untersten 
Culturstufe  stehenden  Wilden  bis  zu  den  auf  der  höchsten  Stufe 
geistiger  Entwicklung  stehenden  Nationen  der  Gegenwart.  Die  Di^r- 
steilung  beginnt  mit  den  Australiern  und  geht  hierauf  zu  den 
Indianern  Amerikas  und  zu  den  arktischen  Eskimos  über.  In  der 
alten  Welt  wird  hierauf  der  Fadep  der  Schilderung  beim  Neger 
Afrikas  wieder  aufgenommen  und  durch  die  Völker  Asiens  zu  den 
Culturnationen  Europas  fortgeführt.  Alles,  was  die  einzelnen  Völker- 
stämme charakterisiert,  Körperbeschaffenheit,  Charakter,  Geistesan- 
lagen, Kleidung,  Wohnung  und  Nahi-ungsweise,  Gerathe,  Bewaffnung» 
Beschäftigung,  Trachten,  Schmuck  und  Putz,  Insichten  über  daß. 
Eigenthum,  Stellung  der  Frauen  und  Kinder,  religiöse  Anschauungea 
usw.,  findet  die  gehörige  Berücksichtigung  in  entsprechender  Aub-^ 
führlichkeit  und  fesselnder  Schilderung.  Am  Ende  des  Werkes  solleq 
aus  den  bei  den  einzelnen  Völkern  gewonnenen  Beobachtungen  allge- 
mein giltige  Lehren  entwickelt  werden. 

Das  Werk  ist  mit  zahlreichen  vorzüglichen  Hlustrationen  aus* 
gestattet,  welche  von  F.  Keller-Leuzinger  herrühren,  der  viele  Jahro 
unter  den  Eingebornen  Südamerikas  gelebt  hat  und  für  ethno- 
graphische Zeichnungen  ganz  besondere  Eignung  besitzt. 


B.  KoMenn,  Leitfadea  der  Gtfog^rapbie,  ^n^ez.  roit  F.  Graasauer.    527 

Der  Umfang  dieser  Uterariachen  Unteineliinuag  ist  mit  zwei 
Binden  zu  je  35  Heften  projectieii. 

Dieses  Buch  dürfte,  soweit  es  sich  nach  den  bisher  erachieneaen 
Heften  beurtbeilon  lässt,  an  den  Mittelschulen  und  yer?irandtei)  Lehr* 
anstalteD  deu  leiferou  und  mit  den  uOthigen  VorkenntDisseu  bereits 
au8g6Btatteteu  Schülern  eine  spannende  und  sehr  lehrreiche  Leetüre 
bildoHf  welche  in  hohem  Grade  geeignet  ist,  die  Liebe  für  Geographie» 
Ethnographie  und  Anthropologie  zu  wecken  und  zu  befriedigen. 


Leitfaden  der  Geographie  f&r  die  Mittelscbulen  der  6ftterrekhisch- 

ungariächen  Monarchie.  Von  B.  KozeDn.  Siebente  TerbesderteÄaliagd 
von  Dr.  Conrad  Jan,  Wien,  1881/82,  8*.  3  Theilo, 

Dieser  geographische  Leitfaden  ist  schon  längst  uud  zwar  seit 
dem  Erscheinen  der  ersten  Auflage  desselben  im  Jahre  1858  an  den 
(österreichischen  Mittelschulen  als  Lehrbuch  eingebürgert  und  bereits 
mehrere  Male  in  dieser  Zeitschrift  besprocbeu  worden,  so  dass  toq 
einer  eingehenden  Besprechung  der  vorliegendeu  neuesten  Auflage 
Umgang  genommen  werden  und  die  Anzeige  derselben  auf  die  An» 
gäbe  der  wesentlichsten  Veränderungen  beschränkt  werden  kann. 

In  dem  ernten  Tbeile  desselben^  weicher  die  allgemeinen  Grund- 
zöge  für  den  ersten  geographischen  Unterricht  enthält,  wurden  die 
Abschnitte  der  astronomischen  und  physischen  Geographie  ent- 
sprechend umgearbeitet  und  der  ganze  Theil  so  viel  als  möglich  dem 
Koxennschen  Schulatlas  angepasst. 

Der  zweite  Theil,  die  ^Specielle  Geographie"^,  erscheint  etwas 
gekürzt  und  nach  Maßgabe  des  neuen  statistischen  Materiales  und 
der  Ergebnisse  neuer  Forschungen  und  Entdeckungen  erneuert  und 
verbessert. 

Der  dritte  Theil:  „Geographie  und  Statistik  der  Österreichisch* 
ungarischen  Monarchie^,  enthält  an  Stelle  der  chronologischen  Ge~ 
schichte  in  der  ersten  Ausgabe  nunmehr  einen  kurzen  Abriss  der 
Geschichte  Osterreich-rngarn» ,  der  bis  zum  Jahre  1526  reicht  und 
an  den  sich  eine  Übersicht  öl  "  lesveründerungeu  bis 

auf  die   Gegenwart    und  ge:  ji   ansciilieüen.    Der 

darauf  folgende  geographisch- stutisLiuciie  Abschnitt  ist  mit  18  Karten- 
skizzen versehen  und  im  allgemeinen  kurz  und  gut  bearbeitet.  Über 
„die  Abtrennung  dreier  Gaue  vom  Laude  ob  der  Enns**  im  Jahre  1156 
mOge  der  Verf.  die  entsprechendo  Stelle  in  Edlbacher 's  Landes- 
kunde von  OberOfit  er  reich  nachlesen*  Die  Angabe  auf  S*  13^,  dass 
IT^  rQz  das   älteste  Cistercienserstift  in  Österreich  sei,  tat 

iii  ig,  da  Heun  bereits  sechs  Jahre  früher  gegründet  wurde. 

Vgl*  Janaoschek.  Origlnum  Cisterciensium  tom.  I.  Auch  die  Be- 
merkung auf  S.  140,  dass  Rudolf  L  bei  Jedenspeugen  über  Ottokar 
im  Jahre  127H  gesiegt  habe,  ist  zu  berichtigen,  nachdem  0.  Lorenz 
in  SybeU  historischer  Zeitschrift ,  Band  42^  S.  ZBO  ff.  nachgewiesen 
hil,  dass  diese  Schlacht  bei  Dürukrut  stattfand.  S.  141. 
Wiiira  und  Gmünd  hegen  nicht  an  der  Thaia,  sondern  an  der  Lajn* 


528  Neuester  Bepetitionsatlas,  angez.  von  F.  Chrcusauer. 

sitz.  S.  142  Windisch-Garsten  und  Spital  am  Pyhrn  liegen  nicht  an 
der  Steier  und  Vöcklabrnck  nicht  an  der  Traun.  —  Die  Angabe  des 
Tschirgant  auf  der  Ost-  und  des  Muttekopf  auf  der  Westseite  von 
Imst  erscheint  auf  S.  152  überflQssig;  auch  die  Zahlenangaben  Ober 
den  Flächeninhalt,  die  MeereshOhe  und  größte  Tiefe  der  wichtigsten 
Seen  auf  S.  102  und  103  dürften  in  einem  für  die  ünterclassen  der 
Mittelschulen  bestimmten  Lehrbnche  entbehrlich  sein. 


Neuester  Eepetitionsatlas.  Ein  Hilfsmittel  beim  geographischen  Unter- 
richte mit  besonderer  Rücksicht  auf  Amthor  and  Ißleibs  Volksatlas. 
Gera,  Druck  und  Verlag  von  Ißleib  und  Bietschel.  s.  a.  4*.  5  Hefte. 

Dieser  Atlas  ist  in  fünf  Cur se  eingetheilt,  von  welchen  der 
erste  in  24  Blättern  zum  Einzeichnen  der  See-  und  Meeres- 
küsten bestimmt  ist.  Die  Karten  desselben  enthalten  deshalb  nnr 
das  Gradnetz  mit  dem  Wasser  ohne  Küsten.  Der  zweite  Cursos, 
welcher  ebenfalls  aus  24  Blättern  besteht,  soll  das  Einzeichnen  der 
Fluss-  und  Stromläufe  üben,  weshalb  jede  Karte  bloü  das 
Gradnetz,  das  Meer,  die  Seen  und  die  Gebirgszüge  enthält.  Der  dritte 
Cursus  enthält  23  Karten  zum  Einzeichnen  der  Gebirge,  weshalb 
die  einzelnen  Karten  bloü  aus  dem  Gradnetze,  den  Meeren,  den 
Strumen  und  Flüssen  bestehen.  Im  vierten  Cursus  soll  dem  Schüler 
auf  24  Blättern  die  Anweisung  zum  Einzeichnen  der  einzelnen 
Länder  und  Landestheile  mit  Odorierung  der  politischen  Grenzen 
ertheilt  werden.  Die  einzelnen  Karten  geben  deshalb  das  ganze 
Kartenbild  nur  in  schwarzem  Drucke.  Der  fünfte  Cursus  endlich, 
welcher  ebenfalls  aus  24  Blättern  besteht,  hat  die  Bestimmung  der 
fertigen  Zeichnung  der  Karte  ohne  jeden  weiteren  An- 
haltspunkt, weshalb  die  Karten  bloß  das  Gradnetz  für  das  be- 
treffende Kartenbild  enthalten. 

Dieser  Atlas  bietet  für  den  geographischen  Unterricht  ein 
Hilfsmittel,  welches  den  Zweck  verfolgt,  das  Verständnis  möglichst  zu 
erleichtern  und  in  dem  Schüler  Lust  und  Liebe  für  dieseuLehrgegenstand 
zu  erwecken  und  zu  erhalten.  Nachdem  zugleich  bei  der  systematischen 
Anlage  dieses  Kartenwerkes  von  dem  Grundsatze  ausgegangen  wurde, 
dass  der  geographische  Unterricht  nicht  in  einem  mechanischen  Ein- 
prägen von  Namen  und  Zahlen  bestehen,  sondern  die  geistige 
Thätigkeit  des  Schülers  erfassen  und  entwickeln  und  zur  Vertiefung 
in  den  Gegenstand  aufmuntern  solle,  wozu  die  kartographische  Methode 
beim  geographischen  Unterrichte  zweifellos  viel  beiträgt ,  so  kann 
dieser  Eepetitionsatlas  als  ein  brauchbares  Hilfsmittel  für  den 
elementaren  geographischen  Unterricht  bezeichnet  werden. 

Wien.  Dr.  F,  Grassauer. 


Verhaadl.  am  ersten  d.  Oeograpbontages,  ao^.  t.  J,  Pi^uchnik.    5^9 

Yerhäudlangen  des  ersteu  deutschen  Geographentages  zu  Ber^ 
lin  am  7.  und  8.  Juni  188L  Mit  einer  Kartenskizze  und  secbi 
Tafeln  Abbildungen.  Berlin  1882.  Verlag  von  Dietnch   Reimer.  8^ 

105  SS. 

Der  Bericht  über  den  ersten  deutächeu  Geegraphentag  zu  Berlin 
besteht  außer  dem  Vorworte  des  Voi'standes  der  Gesellschaft  für 
Krdkuniie  aus  zwei  Theilen;  der  erste  enthält  Vorträge  und  zwar 
I.  eine  Ansprache  des  Versitzenden  der  Gesellschaft  für  Erdkunde 
In  Berlin  Dr.  Nachtigal,  IL  Ober  die  Mittel  und  Wege  tu  besserer 
Kenntnis  vom  inneren  Zustand  der  Erde  zu  gelangen  von  Dr.  K. 
ZOppnitz,  0.  Professor  an  der  Universität  Königsberg»  Ul.  Die  Ber- 
mudas'lnseln  und  ihre  Korallenriffe^  nebst  einem  Nachtrage  gegen 
die  Darwin\sche  Senkungstheorie  von  Prof.  Dr,  J.  J,  Rein  zu  Mar- 
burg, IV.  Die  Ethnologie  und  deren  Aufgabe ,  von  Professor  Dr. 
Bastian,  V.  Das  deutsche  Haus  in  seinen  volksthümlichen  Formen 
Ton  August  Meitzen,  (Mit  einer  Kartenskizze  und  sechs  Tafeln  Ab- 
bildangen.)  Der  zweite  Theil  enthält  Verhandlungen  über  scholgeo- 
graphiscbe  Fragen  und  zwar  zuerst  eine  Einleitung  zu  den  Verhand- 
lungen über  Schulgeogrupbie  von  Professor  Dr.  A.  Kirchhoff  in  Halle, 
dann  einen  Vortrag  Über  die  zeichnen  de  Methode  beim  geographischen 
Unterricht  von  Professor  Dr.  H.  Wagner  in  G6ttingen.  An  jeden 
dieser  beiden  Vorträge  schlössen  sich  Discussionen  von  Theilnehmern 
an  dem  Geographentag  an,  und  fanden  in  der  Aufstellung  von  be- 
stimmten Thesen  ihren  Abschluss.  MitRncksicht  anf  den  beschränkten 
Raum,  der  uns  hier  za  Gebote  steht,  müssen  wir  uns  versagen,  einen 
eingehenden  Bericht  über  den  reichhaltigen  Inhalt  dieser  Publi- 
^•ea|(ion  zu  erstatten  und  beschränken  uns  auf  die  beiden  schulgeo* 
gniphischou  Fragen. 

In  seiner  Rede  au  die  Versammlung  stellt  es  Kirchhoff  als  eine 
allgemein  bekannte  Thatsache  hin,  dass  in  keinem  gerade  für  die 
deutsche  Nation  wertvollen  Wisseniweig  die  Kenntnisse  selbst  der 
höheren  Stände  unter  den  Deutsehen  so  geringfügige  seien  als  in  der 
Geographie.  Er  wolle  nicht  klagen  und  beschuldigen,  aber  er  meine, 
dass  nur  jener  ernstlich  auf  Heilmittel  denke,  der  sein  Leiden  sieb 
nicht  verhehle.  Und  in  den  ganzen  Abgrund  geographischer  Igno- 
Tum  im  deutschen  Reich  zu  blicken  hab^  uur  derjenige  Gelegenheit, 
welcher  Jahre  lang  die  dem  Lehrfach  sich  widmenden  jungen 
deutschen  Gelehrten  darin  amtlich  zu  prüfen  hatte,  wie  weit  sie  in 
der  Erdkunde  auch  bloß  ^den  allgemeinen  Bildungsanforderungen'' 
genügen.  Kicht  der  Umstand  pflege  dabei  der  betrabendste  zu  sein, 
daes  es  sich  herausstelle,  wie  das  Wissen  vom  All  ergewöhn  liebsten 
unier  den  an  die  Dorfschule  zu  stellenden  Forderungen  mitunter 
noch  zurückbleibe,  sondern  vielmehr  der  »mdere,  dasa  man  so  häufig 
der  sichtlichsten  Gleichgiltigkeit  selbst  gegen  die  vornehmsten  EnW 
deckongsgroßthaten  unserer  Zeit  und  unserer  Nation«  überhaupt 
gegen  alles,  was  Geographie  heiße^  begegne  und  sich  überzeuge,  da.si« 
aegar  unter  denen,  welche  die  geistige  Blüte  deutscher  Nation  ver- 
treten, ja  im  Begriff  stehen,  der  aufwachsenden  Nation  ihre  ge}stig| 


:&80    VerhandL  des  ersten  d.  Geographentages,  ang.  ▼.  /.  PUudmUt. 

Siohtung  zu  geben,  der  Köhlerglaube  verbreitet  sei,  dieWissensohaft 
StraboDS  und  Ritters  bestehe  in  dem  topographisch- statistischen 
Zahlen-  und  Namenkram.  „Aus  tansenderlei  einschlägigen  Erfah- 
rungen^, sagt  Eirchhoff,  «die  ich  als  Schüler  wie  als  Lehrer  und 
Blitglied  preußischer  Prüfungscommissionen  gemacht  habe,  genflge 
es  nur  drei  zur  Beleuchtung  des  eben  Gesagten  anzuführen :  ein  in 
Geschichte  recht  tüchtiger  Gymnasialprofessor  pflegte  uns  in  den 
bekannten  nothgedrungenen  Bepetitionsstnnden,  welche  in  Preußen 
die  Gymnasial-Prima  für  Geographie  allein  erübrigt,  die  geogra- 
phischen Breiten  und  Längen  mit  ^Fuß"  und  „ZolP  anzugeben '^y 
•weil  er  die  betreffenden  Zeichen  für  Minuten  und  Sekunden  so  auf*- 
fasste;  ich  selbst  bin  12  Jahre  mit  geographischem  Unterricht  in 
verschiedenen  Provinzen  Preußens  durch  alle  Olassen  betraut  ge- 
wesen, ohne  jemals  auf  meine  Qualification  dazu  geprüft  worden  zu 
sein;  und  vereinsamt  wird  der  actenmäßig  bezeugte  Fall  nicht  ste- 
hen,  dass  ein  anf  mehreren  preußischen  Gymnasien  ausgebildeter 
Abiturient,  über  irgend  etwas  ans  der  amerikanischen  Landeskunde 
befragt,  das  anerkennenswert  offene  Bekenntnis  abgelegt  „Von  Ame« 
rika  weiß  ich  überhaupt  nichts^,  worauf  er  ohne  die  allergeringste 
Einschränkang  das  volle  Beifezeugnis  erhielt^. 

In  den  verbündeten  Staaten  z.  B.  Sachsen,  Würtemberg,  Braun- 
schweig, fährt  Kirchhof  fort,  stehe  es  mit  der  Geographie  besser, 
aber  im  preußischen  Staate  sei  der  traurige  Zustand  die  allgemein 
waltende  Regel  und  es  gebe  nur  seltene  Ausnahmen,  wo  entweder 
einzelne  Lehrer  in  dem  vom  Director  geringschätzig  beurtheilten 
geographischen  Fach  oder  ganze  Schulen  Tüchtiges  leisten,  letzteres 
dann,  wenn  zufolge  der  Einsicht  des  Dlrectors  in  den  hohen  päda- 
gogischen und  didaktischen  Wert  guter  erdkundlicher  Unterweisung 
ein  anderer  Geist  herrsche.  Für  den  Verfall  des  geographischen 
Unterrichtes  zeuge  auch  das  Herabkommen  des  geographischen 
Wandkarten-Materials  auf  manchen  Schulen  anf  den  Nullpunkt  — 
gebe  es  doch  ein  pommeiisches  Gymnasium,  wo  sich  dasselbe  auf 
eine  (wesentlich  dem  Religionsunterrichte  dienende)  antiquierte  Karte 
von  Palästina  und  eine  kriegsfahnenhaft  zerfetzte  Karte  vom  deut- 
schen Bund  beschränke. 

Man  müsse  allen  Ernstes  von  einem  Herunteigekommensein 
der  Sohulgeographie  in  Preußen  sprechen  und  dies  datiere  seit  den 
Fünfziger  Jahren  und  zwar  von  dem  verhängnisvollen  Erlasse,  wel- 
cher in  Preußen  die  Geographie  zu  einem  nebensächlichen  Anhängsel 
der  Geschichtsstunden  herabwürdigte,  und  es  sorglos  dem 
Gesohichtslehrer  anheimgab,  in  den  oberen  Classen  „alle  zwei  oder 
drei  Wechen  eine  Stunde  zu  geographischen  Repetitionen"  zu  ver- 
wenden. Die  Folgen  einer  solchen  unheilvollen  Maßregel  konnten 
nicht  ausbleiben.  Mit  oder  ohne  Wissen  der  beaufsichtigenden  Be- 
hörde gewöhnte  man  sich  mehr  und  mehr  daran  in  den  für  Ge- 
schichte und  Geographie  angesetzten  Stunden  nur  Geschichte  zu 
lehren ;  daher  der  Verfall  der  Schulgeographie. 


Yerhandl.  des  ersien  d.  Geographentages,  ang.  t.  J.  Ptast^nik,    5S1 

So  lange  man  unter  Geographie  nichts  weiter  als  eine  geist- 
lose Ortsknnde  verstand,  mochte  man  sie  gleich  dem  Lesen,  Schrei- 
ben und  liechnen  auf  die  ABC  Stufe  der  Schulen  beschränken;  jetzt 
aber,  wo  die  Geographie  zur  universellsten  aller  Real- 
wissenschaften geworden,  w&re  es  unmöglich  ihr  das  Recht 
streitig  zu  machen  duixh  alle  Classen  gelehrt  zu  werden.  Und  ge- 
i-ade  in  secunda  und  prima  sei  ein  geographischer  Cursus  so  wün- 
schenswert, da  hier  nicht  bloß  erst  ffir  ein  umfassenderes  geo- 
graphisches Verständnis  die  nöthigen  Vorbedingungen  gegeben  seien, 
sondern  die  Steigerung  des  Wissens  von  natflrli eben  und 
geschichtlichen  Dingen  bis  zu  dem  Höchsten  auf  der 
Schule  zu  erreichenden  Gipfel  dränge  auch  ihrerseits 
natu  rnothwendig  au  fj  euer  Oberstufe  zur  Vereinigung, 
zur  befruchtenden  Verschmelzungderinjeneu  beiden 
Hemisphären  menschlicher  Wissenschaft  aufgesam- 
melten Kenntnisse. 

Wahr  sei  es  allerdings,  dass  einen  solchen  geogra- 
phischen Unterricht  nicht  beliebige  Philologen  oder 
Zeichenlehrer,  sondern  nur  fachmäßig  gebildete  Geo- 
graphie lehrer  zu  er  theilen  vermögen,  und  solche  Fach- 
lehrer in  der  Geographie  fehlen  jetzt  fast  durchweg. 
Damit  gelangt  Eirchhoff  zur  Erörterung  der  Fi*age,  wie  die 
deutschen  Staaten  für  die  vielen  Hunderte  ihrer  höheren  Lehran- 
stalten diese  Fachlehrer  in  der  Geographie  möglichst  bald  erwerben 
könnten.  Hierzu  sei  dreierlei  erforderlich ;  erstlich  sollten  jene  Staats- 
gebiete des  deutschen  Reiches,  welche  darin  noch  zurückstehen, 
Lehrstühle  für  Erdkunde  an  ihren  Universitäten  errichten,  dann 
sollen  geographische  Seminarien  mit  entsprechender  Dotation  ge- 
schaffen werden,  nicht  aber  wie  bisher,  wo  man  den  bestehenden 
alle  Geldunterstützungen  vorenthalte,  während  man  den  historischen 
Jahr  für  Jahr  Tausende  vei*willige.  Drittens  müsse  die  Verord- 
nung über  die  Staatsprüfung  der  Lehrer  geändert  werden.  Kirchhoff 
bringt  nnn  in  Betreff  der  letzteren  mehrere  Übelstände  zur  Sprache. 
Es  berühre  eigenthümlich,  bemerkt  er,  wenn  man  jetzt  in  der  Zu- 
sammensetzung der  Prüfnngscommissionen  auf  einmal  zwiespältige 
Prüfung  in  Erdkunde  vorgesehen  finde,  eine  nämlich  für  den  Histo- 
riker ausgehend  vom  Fachprofessor  der  Geschichte,  und  eine  andere 
für  andere  Candidaten,  welche  sich  um  die  geographische  Facultas 
bewerben,  in  welchem  Fall  dann  wohl  ein  Geograph  zum  Examinator 
bestellt  sei.  In  Preußen  sei  freilich  die  Ansicht,  ein  Historiker  von 
Fach  sei  auch  in  der  Regel  ein  Geograph  von  Fach,  so  tief  einge- 
wurzelt, dass  man  noch  immer  hie  und  da  historischen  Professoren 
sogar  die  FftchprOfung  in  der  Erdkunde  übertrage,  wobei  es  sich 
dann  mitunter  herausstelle,  dass  ein  von  einem  hochberühmten 
Historiker  soeben  mit  Ertheilung  der  fac.  doc.  in  Erdkunde  bis  prima 
ausgezeichneter  Candidat  im  Doctorexamen  vor  einem  Fkchgeographen 
durchfalle,  weil  er  noch  nicht  einmal  die  zum  Unterricht  in  der  sextit 
nöthigen  Kenntnisse  auszuweisen  vermöge. 


5S2    Verhandl.  des  ersten  d.  Geographentages,  ang.  v.  J.  IHaacknik. 

Eirchhofif  beklagt  es  femer,  dass  die  y^Natarwissenschaften" 
darch  das  bestehende  Examen-Beglement  vom  geographischen  Fach 
zurückgedrängt  seien,  and  dadurch  manche  frische  Kräfte  fnr  erd- 
kundliche Forschung  und  für  den  geographischen  Unterricht  verloren 
gehen,  während  die  naturwissenschaftlichen  Leistungen  hiedurch 
keineswegs  besser  geworden  seien.  „Da  könnte  man^,  sagt  Kirch- 
hoff, „Wunderdinge  aus  dem  Ezamensaal  erzählen,  wenn  tüchtig 
geschulte  Botaniker  einem  nur  die  Verbreitungsgebiete  von  Kokos- 
oder  Dattelpalme  nennen  sollten,  an  denen  doch  das  Leben  ganzer 
Volker  hängt,  oder  von  Physikern,  die  soeben  die  Grundzflge  der 
mechanischen  Wärmetheone  tadellos  gedeutet  hatten,  nun  aber  in 
peinliche  Verlegenheit  gerathen  durch  die  Sextanerfrage,  warum  ee 
nach  der  Höhe  zu  auf  Erden  kälter  werde^. 

Kirchhoff  beklagt  es,  dass  denjenigen,  welche  die  Erdkunde  als 
Fachstudium  wählen,  das  Lehrerzeugnis  oberen  Grades  verweigert 
werde,  falls  sie  sich  nicht  während  ihres  Trienniums  noch  mit  den 
ihrem  Bei-uf  wahrlich  doch  fern  liegenden  Studien  der  Philologie  oder 
gar  der  Theologie  befasst  haben. 

Das  Fachstudium  der  Erdkunde,  die  jetzt  die  universellste  aller 
Realwissenschaften  geworden  sei,  verlange  ernste  Studien  auf  den 
allerverschieden sten  Gebieten  und  müsse  als  selbständiges  Fach  an- 
erkannt werden;  diebisherigeCoalition  der  Geographie  und  Geschichte 
müsse  aufgelöst  werden.  Kirchhoff  verwahrt  sich  hier  feierlich  da- 
gegen, als  ob  damit  der  ganz  untrennbare  Zusammenhalt  des  geogra- 
phischen Studiums  mit  demjenigen  der  Fachhistoriker,  diese  wohl- 
begründete vollends  in  Preußen  seit  Alters  hergebrachte  Verbin- 
dung gelöst  werden  solle,  und  fugt  seiner  Erörterung  die  folgenden 
Worte  bei :  „Eben  in  unserem  Preußen  ist  zu  dieser  verhängnisvollen 
Zerschneidung  des  Bandes  schon  ein  mehrseitiger  Anfang  gemacht 
worden.  So  liegt  seitens  eines  berühmten  Geschichtsprofessors  dem 
preußischen  Ministerium  die  gutachtliche  Äußerung  vor:  die  neuere 
Geographie  ist  eine  reine  Naturwissenschaft  geworden,  woraus  natür- 
lich gefolgert  wird,  man  solle  die  Geschichte  Studierenden  schleunigst 
von  dieser  sie  gar  nichts  mehr  angehenden  Wissenschaft  entbinden''. 

Dem  gegenüber  sei  es  dringende  Pflicht  des  deutschen  Geo* 
graphentages  es  vernehmlich  auszusprechen,  dass  die  deutsche  Erd- 
kunde unentwegt  auf  den  ihr  von  Humboldt  und  Ritter  gewiesenen 
Bahnen  schreite ;  einer  wahrhaft  wissenschaftlichen  Erdkunde  sei 
der  Bruch  mit  der  Historie  unmöglich,  wie  einer  wirklichen  Ge- 
schichtswissenschaft der  mit  der  Geographie. 

Bezüglich  der  Änderung  des  Prüfungsreglements  bezeichnet 
Kirchhoff  es  als  wünschenswert,  dass  jeder  Historiker,  sowie  jeder 
„Naturwissenschaftler''  verpflichtet  werden  solle  zur  Beschäftigung 
mit  Erdkunde,  etwa  zur  Erzielung  der  geographischen  Facultas  für 
die  mittleren  Classen ;  wer  dagegen  in  der  Geographie  die  höchste 
Facultas  erlangen  wolle,  der  müsse  gleichzeitig  sich  die  Lehrbefähi- 
gung  in  naturwissenschaftlichen  Fächern  für  mittlere,  in  Geschichte 
für  untere  Classen  erwerben. 


^erhftnd 


an 


jeogpnpheol 


ang.  T. 


Haschmk.    $|9 


Kirchhoff  fasste  schließlich  den  Inhalt  seines  Vortrages  in  drei 
Thesen  zusamnien»  die  dann  Gegenstand  einer  Discussion  bildeten 
und  in  folg:ender  Fassung  ohne  Widerspruch  angenommen  wurden: 

1.  Die  (ieographie  ist  anf  den  höheren  Schalen  als  selbstän- 
diges Unterrichtsfach  lu  behandeln ;  denn  ihre  Verknüpf Qng  mit 
der  Geschichte  als  deren  nebensächliches  Anhängsel  führt  erfah- 
mngsgem&O  in  einer  den  Schnlnnterricht  schädigenden  Vernach- 
l&tBlgnng. 

2.  Die  Geographie  ist  in  sämmtlichen  Clasaen  mit  eigenen 
Leh ratenden  zu  bedenken»  da  sie  als  das  einzige  Fat^h,  welches  na*^ 
turwissenschaftlich-mathematisches  mit  geschichtlichem  Wissen  ver- 
bindet, ein  kräftiges  Gegenmittel  gegen  schädliche  Zersplitterung 
bildet;  auch  hat  sie  gerade  darnm  eine  hohe  Bedeutung,  weil  in  ihr 
j«ne0  doppelseitige  Wissen  seinen  Gipfel  erreicht. 

3.  Es  ist  in  hohem  Grade  wünschenswert,  dass  die  Geographie 
in  der  Staat^prl^fung  der  Lehrer  einerseits  als  selbständiges  Fach 
anerkannt,  anderseits  nicht  nnr  dem  historisch-philologischen^  son- 
dern auch  dem  mathematisch-natnrwtssenachaftlichcn  Fach  als  we- 
sentlich nnterstötzendes  Nebenfach  beigeordnet  werde. 

Was  die  Discnssion  selbst  betrilft,  so  liegt  über  dieselbe  nur 
ein  knncer  zusammenfassender  Bericht  vor;  es  gelang  nicht^  wie  das 
Vorwort  besagt,  dieselbe  in  der  er-wünschten  Vollständigkeit  zu  ver- 
fassen, da  die  stenographischen  Protokolle  sich  als  sehr  mangelhaft 
herausstellten.  Es  betheiligten  sich  an  der  Besprechung  Prof.  Stein, 
Deutsch  (Leipzig),  Bealschul-Director  Schwalbe  (Berlin)  und  Gym- 
nasial «Director  Volz  (Potsdam),  dessen  Votum  am  ausführlichsten 
wiedergegeben  ist.  Wir  heben  aus  demselben  folgendes  hervor,-  Volz 
aÜmmt  den  Vorrednern  bei,  dass  der  jettige  Zustand  der  Geographie 
an  den  Gymnasien  unerträglich  sei:  der  geographische  Unterricht 
breche  in  Obertertia  ab  und  habe  keinen  Abschluss ;  zum  mindesten 
solle  in  (Intcrsecunda  noch  ein  abschließender  Cursus  folgen, 

Wüs  die  Lehrer  der  Geographie  betriiTt,  so  läge  die  Noth  der 
höheren  Schulen  nicht  sowohl  darin,  dass  es  an  solchen  fehle,  als 
vielmehr  darin»  dass  es  an  solchen  fehle,  welche  darin  nnterrichten 
wollen.  Die  jungnn  Philologen,  welchen  dieser  Unterricht  in  den 
unteren  Clasaen  zugewiesen  werden  müsse,  kämen  ron  der  Univer- 
sität ohne  Kenntnis  in  der  Geographie,  was  noch  nicht  schaden 
würde,  denn  die  k^nne  ein  gebildeter  Mann  von  geistiger  Regsam- 
keit in  einiger  Zeit  auch  dorch  Privatetudien  sich  aneignen,  allein 
sie  kämen  ohne  Interesne  für  die  Geographie  und  bäten  den  Dtrector 
uro  alles,  ihnen  keine  geographischen  Stunden  zu  übertragen.  Und 
dennoch  dränge  die  Noth  nicht  selten  daiu.  da  die  Stunden  doch  ge- 
geben werden  müssen,  ihnen  solchen  Unterricht  aufzulegen*  Dieser 
Noth  der  höheren  Schulen  in  der  (Geographie  könne  abgeholfen  wer* 
den  durch  die  Profeeeoren  der  Erdkunde,  an  die  er  %wei  Bitten 
nebtet:  ^Befreien  Sie,  aagt  er,  die  Geographie  von  dem  Ballast,  der 
Bie  fast  erdrückt;  sie  ist  ja  heute  eine  Wissenschaft  geworden,  die 
lÜMHGglicbe  in  sich  aufgenommen  hat.  Erst  heute  habe  ich  in  ein*« 


944    Yerhandl.  des  ersten  d.  Geographentages,  ang.  v.  J,  Ptaschnik. 

Atlas  gesehen,  dass  gar  der  Unterschied  der  überschlächtigen  nnd 
nnterscblächtigen  Mühlenräder  der  Geographie  aufgeladen  ist.  Lehren 
Sie  ans  scharf,  wo  die  Grenzlinien  der  Geographie  gegen  die  an- 
grenzenden Natur-  wie  historischen  Wissenschaften  zu  ziehen  sind. 
Das  ist  eine  brennende  Frage,  an  der  sehr  wesentlich  die  Entwick- 
lung der  Geographie  als  einer  geistbildenden  Schul diRciplin  hänge: 
geben  Sie  uns  eine  scharfe  Definition  der  Geographie. 

Und  das  zweite  ist :  Halten  Sie  neben  den  geographischen  Vor- 
lesnngen  auch  in  regelmäßigem  Turnus  solche,  durch  welche  Sie 
Tropaganda  für  die  Geographie  machen,  Vorträge,  in  denen  Sie  den 
großen  geistigen  Inhalt,  der  der  Erdkunde  innewohnt,  auch  für  Stu- 
denten darlegen,  welche  wenig  oder  keine  geographischen  Yorkennt- 
uisse  mitbringen.  Von  der  Art  waren  die  Vorlesungen  Karl  Bitters 
über  allgemeine  Erdkunde ;  wer  sie  gehört  hatte,  nahm  einen  Antrieb 
mit  durch  eigene  Studien  sich  weitei-zubilden ;  denn  das  Interesse 
war  entzündet". 

Während  Kirchhoff  den  geographischen  Unterricht  in  den  oberen 
Classen  der  Gymnasien  zu  reformieren  bestrebt  ist,  richtet  Wagner 
sein  Auge  auf  die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien  und 
behandelt  in  seinem  Vortrage  über  die  zeichnende  Methode  eine  di- 
daktische Frage,  wobei  er  das  Ziel  des  geographischen  Unterrichtes 
auf  diesen  Stufen  und  den  Weg  zur  Erreichung  desselben,  letzteres 
in  besonderer  Ausführlichkeit  darlegt. 

Auch  Wagner  ist  mit  dem  Resultat  dieses  Unterrichtes,  wofür 
doch  besondere  Stunden  in  dem  Lehrplane  angesetzt  sind,  nicht  zu- 
frieden ;  er  habe,  sagt  er,  jetzt  Gelegenheit  gehabt,  in  zwei  Provinzen 
schon  einige  Hundert  Candidaten  im  Alter  von  22  bis  45  Jahren  für 
das  höhere  Schulamt  in  Geographie  zu  prüfen.  Protokolle  über  die 
unglaubliche  Unwissenheit  von  weitaus  der  größeren  Hälfte  liegen 
bei  den  Prüfungsacten  und  werden  ein  schätzbares  Material  abgeben, 
um  die  Oberbehörden  von  diesen  Mängeln  zu  überzeugen.  Er  führe 
sie  nur  an,  um  dieselben  auf  die  Grundfehler  der  Metho- 
dik des  Unterrichtes  zurückzuführen.  Jede  Frage  nach 
dem  „wo",  nach  der  Lage  setze  die  meisten  Candidaten  in  Verlegen- 
heit ;  sie  verlegen  den  Canal  von  Suez  an  die  Straße  von  Constan- 
tinopel  oder  lassen  ihn  im  persischen  Meerbusen  endigen,  sie  ver- 
legen den  Brenner  in  die  Schweiz,  Oppeln  südlich  von  Liegnitz,  in 
Ostpreußen  wissen  viele  nicht,  ob  die  Altmark  diesseits  oder  jen- 
seits der  Elbe  läge;  in  Hannover  wäre  man  über  die  Lage  von 
Darmstadt  —  ob  südlich  oder  nördlich  des  Main  —  im  Zweifel. 
Vielfach  würden  die  Antillen  nach  Ostasien,  die  Sundainseln  nach 
Westindien  verlegt.  Kurz  jegliche  Anschauung  der  Lagen- 
verhältnisse fehle.  Frage  man  dagegen  nach  den  preußischen 
^Regierungsbezirken,  den  Namen  der  großen  Antillen  und  Sunda- 
inseln, so  würden  diese  in  der  Mehrzahl  der  Fälle  wie  eine  buch- 
stäblich auswendig  gelernte  grammatische  Regel  aufr 
gesagt,  weil  die  Ca  ndidateu  das  Wen  ige,  was  sie  wissen^ 
nur  nach  dem  Lehrbuche  gelernt  hätten.  Daran  sei  der  di- 


YerbandL  des  ersten  d.  GeographenUges«  ang.  ?.  J.  PtmchmL    5J5 

dakti»che  Vorgang  ^^chuld  und  der  Fehler  läge  darin,  da^a  e$  deov 
Schülern  an  jeder  geographischen  Aoschaunng  fehlOr  Bei  diesem 
Unterrichte  handle  es  sich  vor  allem  um  AuflFassung  ?on  Formen  und 
deren  räumliche  Grujipienn«^:  nicht  also  das  Lehrbrich,  son- 
dern das  intensive  Studium  der  Karte  solle  fortau  der  Hit* 
telpnnkt  für  allen  geographischen  Unterricht  sein, 
der  in  den  unteren  and  mittleren  Classen  der  höheren 
Schulen  ganz  zweifellos  seinen  Schwerpunkt  in  der 
Tapik.  der  Orientierung  auf  der  Erdohevfläche.  der  Er* 
Werbung  raumlicher  Vorstellungen  in  Bezug  auf  dies«  Oberflache 
lüiben  müsae.  Und  für  dieses  Kartenstadiam  sei  d^is  einzige,  aber 
aaoh  unentbehrliche  Hilfsmittel  das  freihändige  Zeichnen  von  Leh- 
rern und  Schülern;  denn  die  Geographie  sei  auf  dieser  Stufe  eine 
AnschAuungslehre,  eine  Art  beschreibender  NaturwlErsenschaft,  eine 
Ansicht,  die  noch  keineswegs  durchgedrungen  oder  in  ihrer  wahren 
fildeutung  gewürdigt  sei.  Jeder  Lehrer  der  Geographie  müsse  also^ 
^ifUlin  er  anders  iu  fiäherer  Zeit  oder  bisbor  diese  Application  ge^ 
scheut  habe,  diesen  Kampf  mit  sich  selbst  und  seiner  bisherigen 
Gewöhnung  durchkämpfen  und  sich  lum  Frnicip  der  möglichsten 
VeranBchanlichungen  bekennen. 

Damit  gelangt  Wagner  zum  Hanptthema  seines  Vortrages,  lur 
Darlegung  der  zeichnenden  Methode,  wie  dieselbe  bisher  versucht 
worden  ist.  Diese  Darlegung  ist  lesenswert;  sie  leigt  uns,  worauf 
öbrigöns  hier  wiederholt  hingewiesen  wurde,  welche  Ausschreitungen 
un  1  ngen  diese  Methode  bereits  durchgemacht  hat.    Wenn 

ge^i'  »Ichen  Erscheinungen  in  dem  Vortrage  Waguers  die  Ne- 

gation einen  größeren  Nachdruck  findet  als  der  Ausdruck  positiver 
VorMCh%e,  so  ist  dies  erklärlich;  gilt  es  ja  zunächst  diese  Aus-^ 
schreitnngen  mit  aller  M^cht  zu  bekämpfen,  um,  wie  Wagner  an 
einer  Stelle  trefi^end  bemerkt,  „einige  Tausend  Einderkupfe 
ven  solchen  nutzlosen  Quälereien  zu  befreien''.  Was 
die  positiven  Vorschläge  betrifTt,  so  sind  sie  durch  die  infolge  der 
Negation  geächafTenen  Begrenzungen  im  allgemeinen  angedeetet: 
das  Zeichnen  solle  ein  Mittel  zur  Förderung  des  Anschauungsunter- 
richtes sein;  65  solle  überall  erleichternd  auftretou;  es  solle  nicht 
eine  Belastung^  sondern  eine  Entlastung  der  Schüler  bei  der  Arbeit 
de«  Lernens  und  ein  Hebel  zur  Selb^tthätigkeit  derselben  nein. 

Wagner  fügt  schließlich  bei,  es  sei  nicht  der  Zweck  des  Vor- 
trages eine  bestimmte  Methode  als  die  allein  richtige  zu  empfehlen; 
denn  auch  die  beste  Methode  habe  nur  einen  relativen  Wert  und 
kenne  in  der  Hand  eines  ungeschickten  Lehrers  zur  Absurdität 
werden.  Die  Persönlichkeit  des  Lehrers  selbst  stehe  über  der  Etn- 
zelnmethode.  Ein  jeder  müsse  noch  immer  die  Freiheit  haben  sich 
die  Dingo  nach  seinen  Anlagen  zurechtzulegen.  Wagner  stellte  nun 
folgende  Thesen  auf,  die  nach  kurzer  Debatte  angenommen  wurden: 

I.  Der  deutsche  Geographentag  empfehlt  das  Zeichnen  im 
feographischen  Unten-icht  als  ein  unerlässliches  Mittel  zur  För* 


5SQ    Verhandl.  des  ersten  d.  Geographentages,  ang.  v.  «7.  Ptaschnik, 

derang  klarer  Anschauungen  und  als  einen  kräftigen  Hebel  zur  Er- 
weckung der  Selbstthätigkeit  der  Schüler. 

2.  Die  Yersammlong  erklärt  sich  auf  das  Entschiedenste  gegen 
die  noch  weit  verbreitete  Unsitte  den  Schülern  das  Zeichnen  einer 
Landkarte  als  häusliche  Aufgabe  aufzuerlegen,  ohne  dass  dieselben 
durch  eine  langsam  fortschreitende  methodische  Anleitung  zu  solchen 
Leistungen  befähigt  wurden. 

3.  Sie  verwirft  die  Ersetzung  aller  Linienelemente  der  Karte 
durch  gerade,  resp.  gebrochene  Linien  (Lohsesche  Methode)  ^),  da 
dies  Verfahren  nicht  geeignet  ist,  den  Formensinn  der  Schüler  zo 
entwickeln,  vielmehr  seinen  Geschmack  in  Bezug  auf  Kartenbilder 
geradezu  verderben  muss. 

4.  Sie  erklärt  sich  entschieden  gegen  die  systematische  Durch- 
führung der  sogenannten  constmctiven  Methode^)  im  Unterricht,  da 
dieselbe  ein  zu  künstliches  System  von  Hilfslinien  und  Stützpunkten 
erfordert,  deren  Kenntnis  zumeist  an  sich  gar  keinen  Weii;  für  den 
Schüler  hat,  und  die  daher  das  Gedächtnis  in  hohem  Maße  auf 
unfruchtbare  Weise  belasten. 

5.  Obgleich  die  Kenntnis  der  kartographischen  Elemente  für 
das  Verständnis  der  Karte  (Kartenlesen)  unerläßlich  ist,  erklärt  sich 
die  Versammlung  dennoch  gegen  eine  systematische  Vorschule  des 
topographischen  Zeichnens^),  da  dieselbe  über  die  Bildungszwecke 
der  höheren  Schulen  hinausgeht. 

6.  Sie  empfiehlt  die  Methode  freier  Skizzen  einzelner  Erdräume 
zur  Wiedergabe  typischer  Verhältnisse  der  betreffenden  Kartenbilder, 
da  dieselbe  in  Umfang  und  Ausführung  dem  jedesmaligen  Standpunkt 
des  Auffassungsvermögens  und  der  Handgeschicklichkeit  des  Schü- 
lers am  leichtesten  angepasst  werden  kann. 

7.  Sie  erklärt  sich  gegen  die  Verbreitung  der  sogenannten 
Faustzeichnungen  und  ähnlicher  derber  Skizzen  in  gedruckter  Form^) 
innerhalb  des  Schülerkreises,  da  dieselben  niemals  den  Ausgangs- 
punkt des  Unterrichtes  bilden  dürfen  und  die  Gefahr  nahe  liegt,  dass 
sie  die  Karte  verdrängen. 


')  Diese  Methode  ist  nur  insoweit  zulässig,  als  es  sich  um  die  kar- 
tographischen Elemente  handelt,  die  vielfach  so  isoliert,  beim  ersten  Be- 
trachten der  Karte  nicht  so  scharf  hervortreten,  um  dem  Knaben  klare 
Vorstellungen  zu  erwecken. 

')  Methode  von  E.  Kapp,  Agren,  Oppermann,   Dronke,  theil weise 
auch  Vogel,  Deutsch,  Stößner. 
')  G.  Wenz  in  München. 
*)  Seydlitz,  Lehrbücher  der  Geographie. 
Wien.  J.  Ptaschnik. 


W.  Htrhst,  Uisiorbclies  HUfsbtich,  ani^ex.  von  A,  Ztehe.     5S7 

Hiatorifiches  Hiifsbueb  fär  die  oberen  Class^n  derGymnaaieu  and  Ee&l> 
icbtilen.  L  Alte  G«achichte.  Von  Dr.  W.  Herbit.  Ausgabe  fär  Gym- 
iia«ieo*  8.  verbeteerie  Autlage,  Wie^bshden  IBtiO. 

Historisches  Hilfsbuch  für  die  oberen  ClagwD  der  Gymnasien  and  Real- 
dGhuleii.  II.  Mittelalter.  Von  Dr.  W.  Herbst.  6.  fielfa^h  verbesderte 
Auflage.  Mainz  1S79. 

HistariHches  Hilfsbuch  mr  die  ober^o  (Jlaasen  der  Gymnasiaa  und  Eeal- 
schalen.  UL  Noaere  Gesch lebte.  6,  vielfacb  verbesserte  Auflage. 
Haiüz  1879. 

AuffalleDdeiweiüe  sind  die  in  der  Überschrift  genauateu  ^HUfä- 
(bSchcr**  in  keiDem  der  Jahrgänge  dar  österr.  Gymnasiaheitschrift 
.besprocfaeD^  obwohl  sie  nach  der  Zahl  der  Aiiflageu  zu  urtüeileti,  die 
Cfie  scbuell  faoden,  in  Deutscblaud  sehr  verbreitet  sein  mQäsou.  Aach 
]dass  sie  wiederholt  in  der  Beiliner  Zeitschrift  für  Gyunaäiou  be- 
sprochen wurilijn ')  und  zwar  stets  anerkennend,  wenn  auch  unter 
tnancherl4ei  Beuiätigelung  im  ainzehieu ,  spricht  für  den  Wert  dieser 
,  LehrbQcher.  Über  die  Motive,  welche  für  den  Verf.  bei  der  Auswahl 
und  Anordnung  des  Stoffes  mal^gebend  waren  ^  spricht  sich  derselbe 
in  iwei  Broschüren*)  dos  weiteren  aus. 

Vor  allem  betont  Herbat  1  ►  rkeit  der  Beschränkung 

ides  geschieb tlichen  Leb rstotTes  1  u  behandelnden  Völker^ 

eine  Forderung,  der  man  gewiss  nur  im  Interesse  der  Sache  selbst 
» <au&  vollem  Herzen  beistimmen  kann.  Bei  dem  uuermesslichen  Stoffe 
dj^es  Wissenszweiges  Ist  es  dringend  geboten,  wenn  anders  der 
Unterricht  in  diesem  Gegenstande  frucbtbringeud  sein  und  die  folgen- 
achwei-sten  Ereignisse  und  geschichtlich  größten  Gestalten  ihrer  Bd- 
dentung  entsprechend  dem  SchQler  vorgeführt  werden  sollen ,  mehr 
iils  es  bisher  geschehen  ist,  eine  Beschränkung  eintreten  zu  lassen. 
Belehrend  and  eigentlich  interessant  kann  die  Geschichte  doch  uut 
dann  sein,  wenn  es  m<lglicb  ist,  die  vorgeführten  Ereignisse  und 
Personen  mit  einiger  Ausführlichkeit  zu  behandeln ,  mit  ein  wenig 
Detailzagen  auszustatten^);  denn  sonst  veri>chwimmt  alles  in  ein 
maitas  Grau,  das  auch  für  keine  Licbtgestalten  im  Vordergrande 
Kaum  l^st.  Dann  aber  bleibt  für  diejenigen  Völker,  welche  au  der 
Cultar&rbeit  der  Menschheit  wenig  oder  gar  nicht  mitgewirkt  haben, 


•)  Die  t^\^  Auflnjg:©  tob  A.  Qnimme  Zdtacbrift  1870  S.  831—843 
und  von  r   \%i\  s.  M3— 523,    Die  fänfte  Auflage 

van  Fett  S.  IM — 151  und  von  Etiibacher  ebenda 

8.  a69-;i<L^ 

*}  Zar  Fr^e  tlber  den  Ge&cbichtsuntenicht  auf  höheren  Schulen 
Mainz  1869  und  Die  neuere  und  nene«td  Geschiebte  auf  GymnasieD. 
Maictj^  1877 

')  Wenn  K.  Hillcbrand  in  dem  Aufsätze  ^Halbbildung  and  Gyro- 
naaUlreform  (danUcbe  Eundachau,  Mirthett  1879,  8.  444)  sagt:  .Das 
Lebrbari  in  der  G«t»chicbte  aber  aind  nur  die  gro(^en  Umrtaae  der  £r- 
«^i^oiai««  da*  eintelne  muas  jedar  durch  Leetttrt  erlernen*  so  wird  »ich 
darß>^ ^  ^11  streiten  lauen.  VgL  dagtmi  R--V*  ^i.-,...,.^,  ^,^^  neiiette 
Ge«  :21;  ^«a  kommt  gerade  bei   i  t«  wie  bei 

keiüt.  -««v.i;ti  darauf  an,  den  Btidangwt^^::  .......  ;;  .  i ng  und  B^ 

Übung  wirklich  bildend  zu  maehen. 


5S8     TT.  Herbst,  Historisches  HilfBbacb,  angez.  von  A.  Ztehß, 

auch  keine  Zeit  übrig»  Alle  Partien  der  Geschichte,  welche  auf 
Verstand,  Oemüth  oder  Phantasie  des  Schülers  nicht  anregend 
wirken,  treten  einerseits  nicht  hinlänglich  bestimmt  ins  Bewnsstsein, 
haften  daher  auch  im  Gedächtnisse  nicht  und  ergeben  andererseits 
nur  eine  zwecklose  Anhäufung  von  Facten,  mit  denen  der  jugendliche 
Geist  keine  weiteren  Operationen  voniehmen  kann.  Um  ein  Beispiel 
schon  an  dieser  Stelle  anzuführen,  weise  ich  auf  die  Hiittel- 
alterliche  Geschichte  des  christlichen  Spaniens  hin.  Was  kann  davon 
dem  Schüler  geboten  werden  außer  einer  trockenen ,  schwer  zu  mer- 
kenden, jedes  bildenden  Momentes  baren  Vorführung  der  Theilungen 
und  WiederTereinigungen  unter  verschiedenen  Königen  ?  Gleichwohl 
sind  für  diesen  Zweck  in  dem  jetzt  in  unseren  Mittelschulen  am 
meisten  verbreiteten  Lehrbuche  —  dem  von  Gindely  —  mehrere 
Seiten  verwendet;  auch  Hannak,  der  doch  die  Geschichte  Skandi- 
naviens und  BuClands  aus  dem  zweiten  Theile  seines  Lehrbuches 
ausgeschlossen  hat,  konnte  sich  zu  demselben  Vorgehen  gegenüber 
der  Geschichte  der  pyrenäischen  Halbinsel  nicht  entschließen.  Und 
wenn  der  Lehrer  für  diese  Partie  nur  ^ine  Stunde  verwendet ,  so  ist 
um  die  Zeit  schade ,  da  sie  eigentlich  vergeudet  ist.  Es  genügt  voll- 
ständig, sobald  Spaniens  Eintritt  in  die  Weltgeschichte  erörtert 
wird,  d.  h.  am  Beginne  der  Neuzeit  mit  ein  paar  Worten  auf  die 
Entstehung  des  Königreiches  ,,  Spanien^  hinzuweisen.  Solcher  Bei- 
spiele ließen  sich  namentlich  ans  der  Geschichte  des  Mittelalters 
mehrere  anführen,  wie  denn  auch  Hannak,  freilich  nach  meiner  An- 
schauung noch  zu  wenig ,  in  seinem  zweiten  Bande  das  Streben  nach 
falscher  Vollständigkeit  aufgebend  eine  Vereinfachung  des  Stoffes 
vorgenommen  hat*). 

Das  also  ist  der  eine  Vorzug  der  Herbstschen  Hilfsbücher: 
möglichste  Restringierung  des  Stoffes  in  Bezug  auf  die  Zahl  der  be- 
handelten Völker  und  Staaten  bei  gleichzeitiger  Vertiefung  der  Ge- 
schichte der  wichtigsten  Culturvölker.  Dieses  Princip  finden  wir  in 
allen  drei  Theilen  durchgeführt,  am  wenigsten  natürlich,  dem 
universalhistorischen  Charakter  der  neueren  Zeit  gemäß,  in  dem 
dritten  Theile.  Bezüglich  dieser  Beschränkung  kann  freilich  die 
Meinung  im  einzelnen  Falle  sehr  verschieden  sein,  und  so  mag  auch 
Herbst  manches  fern  gehalten  haben,  dessen  Aufnahme  von  anderer 
Seite  betrachtet  wieder  wünschenswert  wäre.  Der  Theil  dürfte  auch 
hier  besser  sein  als  das  Ganze  und  der  Verf.  der  Hilfsbücher  Recht 
behalten ,  wenn  er  meint ,  es  bedürfe  hier  eines  herzhaften  Schnittes. 

Die  Geschichte  des  Alterthumes  beschränkt  Herbst  auf  die 
griechische  und  römische;  die  ganze  orientalische  scheidet  er  aus 
unter  der  Voraussetzung,  dass  die  Geschichte  der  Israeliten  vom 
Religionslehrer  behandelt  werde.  Die  Schüler  könnten  wohl  gut  von 


*)  Der  0.  £.  bezeichnet  als  Ziel  des  Geschichtsunterrichtes  im 
Obergjrmnasium :  ,,in  das  Verständnis  des  pragmatisohen  Zusammenhangee, 
des  inneren  Lebens  der  Völker  und  Staaten,  der  Entwicklting  der  Ver- 
fassungen einsuführen."  Das  kann  aber  nur  dann  erreicht  werden,  wenn 
der  Unterricht  nur  wenige  Staaten  berücksichtigt 


TT.  Herbst,  HIstomchae  Hilfsbucb^  anges.  ton  A,  Zeche,     519 

den    mancherlei  l?amen   d#r   ägyptischen   und  assyriscbeD  K^^nige 

dispensiert  werden,  in  deren  Lesuog  radeiD  die  iMtrafeDden  Gelehrten 

llilcbt  iiainer  übereioatimmeD ;  d^  Gewinn ,  welcher  von  der  orien- 

f  taliBcberi  Geschichte  —  die  jüdische  andfCdDummesi  ^—  fOr  die  Bildung 

Sind  Belehrung  der  Schüler  abföiit,   ist  im  Verhältnisse  zur  auf- 

lewendeten  Mühe  bei  Aneignung  des  s|»r6den  Stoffes  doch  nur  gering. 

I«rb^t  schaltot  einiges  aus  der  orieotaUsohei]  Oeschichti»  als  £tn-> 

sitnng  znr  Darstellung  der  Kriege  der  Griechen  gegeo  die  Perser 

in  und  geht  auf  die  Geschichte  des  letxteren  Volkes  näher»  für  das 

dflrfnis  der  Schule  darchaue  hinreichend  ein.  Es  ist  wahr,  durch 

Idie  er      '  1^     lien  Völker  sind  sehr  Terscbie  den  artige  Cnltnrolemente 

iin^g^  id  in  Umlauf  gesetzt  worden ;  aber  kann  denn  auf  die- 

iMlbeii  in  einer  Weise  eingegangen  werden ,  dass  sie  bestimmt  und 

ins  Bewus&tsein  des  Schälers  treten  ?  Und  ist  nicht  lu  besorgen, 

das  Abspriogen  ?on  einem  Volke  lum  anderen,  dem  auch  nur 

rtedtr  wenige  Seiten  gewidmet  sind ,  auf  den  Schüler  Eerstreuend 

|lknd  verwirreod  wirke?  Ist  es  nicht  ferner  eine  Thatsacho^  dass  es 

Schüler  sehr  schwer  wird,  das  gjncbron istische  Moment  der 

_^        diese  bei  den  verschiedenen  Völkern   festzuhalten  ?   Ohoedies 

tenichten  uosere  Lehrbücher  hierin  an f  unbedingte  Vollständigkeit} 

so  wird  gewoholich  die  Geschichte  der  Chinesen  vom   Unterrichte 

aosgeschloasan,  obwohl  dieses  Volk  eine  so  eigenartige  Caltar  aee-» 

gebiidet  hat. 

Besonders  eioschneidend  erweist  sich  das  Herbstscbe  Princip 
in  der  Darstellaog  der  Geschichte  des  Mittelalters :  Uerbet  beschränkt 
nämlich  den  Lehrstoff  dieses  Zeitrainnefi   im  wesentticbea   auf  die 
I4eutsche  Geschichte  ^)  Wenn  ma^  L'enwärtig  hält,  dass  in  den 

lengliacben  Schulen   ans  der  G»  des  Mittelalters   und   der 

[neueren  Zeit  nur  die  Geschichte  de«  hetmischMi  Inselreiches  be* 
jkaudelt  wird,  so  wird  es  wohl  auch  fOr  die  Österreich iscben  Mittel- 
[icbulen  genügend  f^ein  ,  die  Darstellung  de«  Mittelalters  aof  die  Qe« 
ichte  Deutschland«  t  ^u  welchem  ja  auch  die  dsterreichischen 
oder  gehörten,  tu  beechranken «  da  es  leider  unmAgUch  ist,  die 
chichte  unseres  Staates  zugrunde  z\i  legea,  der  ja  ale  selcher  im 
Ittelait<^r  nicht  existierte.  Im  deut^eheu  Reiche  sind  die  staatlichen 
rerhältniase  de^  Mittelalters  am  entschiedensten  zur  Anabildniig 
langt«  die  Vereinigung  der  Kaiser-  mit  der  deutschen  Königskrone 
eranla^iate  die  fortwtkhrenden  Bezieh  nagen  inni  Papstthame,  dem 
Dderea  Angelpunkte  mittelalterlicbeik  Lebens,  die  deateche  Nation 
it  auf  dem  Gebiete  der  Literatur  und  Kunst  Werke  geschaffen ,  die 
den  herrlichsten  ßltit'^n  mittelalterlichen  Geisteslebens  geboren, 
[idem  woi^t  die  Genchichte  dieses  Volkea  so  hervorragende  Otfitalten 
uf ,  daas  auch  das  Interesse  für  das  biographische  Moment  berück- 
^tichtigt  werden  kann*^)*   Spanien,  Skandinavien,  Polen,  Rußland, 

*)  NatQrtiöh  erst  von  der  Zeil  an,  ieit  der  es  eine  Qeschichte  des 
l^ateohtn  Beidiee  gibt,  d«  h.  «ett  dem  lU.  Jahib. 

*)  ÜDier«  LehrbQcher  dir  Getchiohte  dea  Mittelalters  widerspreche o 
ntlich   d«r  Instruction  des  0,  E,  der  die  Dantcllonir  derjeniifen  Br- 


640     W.  Herbst,  Historisehes  Hilfibach,  angei.  von  A.  Zeehe. 

Byzanz  können  ganz  flbergangen  werden:  einen  pädagogischen 
Nutzen  können  die  dürftigen,  trockenen  Notizen,  welche  sich  ans  der 
Qesdiichte  dieser  L&nder  bieten  lassen ,  doch  nicht  abwerfen.  Was 
aber  nicht  bildend  nnd  belehrend  auf  den  Schüler  wirkt ,  sollte  ihm 
biliigerweise  erspart  bleiben,  da  man  doch  nicht  Ton  ihm  verlangen 
kann,  dass  ihn  die  Ereignisse  wegen  des  Gescheheds'  an  sich  ge« 
nögend  interessieren.'  Und  nicht  riel  anders  dürfte  sich  das  Bedfirfois 
der  Schale  rflcksichtlich  Frankreichs  nnd  Englands  gestalten.  Was 
für  die  eigenartige  Entwicklung  dieser  beiden  Staaten  besonders  in 
Betracht  kommt ,  kann  kurz  an  jener  Stelle  erwähnt  werden ,  wo  sie 
in  der  Neuzeit  zum  erstenmale  eingehender  berücksichtigt  werden: 
die.  g^Miz  abweichende  Entwicklang  der  VerfassungsverhAitnisse 
Englands  eingehender  zu  behandeln  und  so  zum  Verständnisse  za 
bringen,  verbietet  schon  die  karg  zugemessene  Zeit.  Nur  als  Anhang 
gibt  Herbst  «nf  sieben  Seilen  einiges  aus  der  Geschichte  Frankreichs, 
Englands^  Italiens  und  der  pyrenäischen  Halbinsel,  während  allein 
im  letzten  Zeiträume  der  mittelalterlichen  Geschichte  bei  Gindeiy 
den  außerdeutschen  und  außerOsterreichischen  Ländern  26  Seiten 
eingeräumt  sind.  Freilich  wird  der  Schüler  auf  diesen  Seiten  in  ganz 
Europa  und  einem  Theile  von  Asien  heramgefOhrt  und  auch  diesmal 
werden  ihm  die  Mongolen  nicht  geschenkt ,  so  wenig  wie  am  Ende 
des  dritten  Abschnittes,  wo  ihnen  gar  noch  die  Ohowaresmier  voraus- 
geschickt sind.  Ebenso  scheint  es  mir  durchaus  gerechtfertigt ,  dass 
Herbst  zwar,  wie  natürlich,  die  Anfänge  und  die  Entwicklung  des 
Islam  behandelt,  dagegen  die  späteren  omijadischen  und  abbasi- 
dischen  Chalifen  ganz  bei  Seite  lässt^).  Warum  sollte  man  denn, 
wenn  man  diese  Dynastien  berücksichtigt ,  nicht  auch  auf  die  ver- 
schiedenen Herrscherfomilien  in  Afrika  und  in  Iran,  warum  namentlich 
nicht  auf  das  Auftreten  der  Seidschaken,  die  Aufrichtung  ihres  Welt- 
reiches und  seinen  Zerfall  näher  eingehen ,  zumal  mit  Bücksicht  auf 
die  Kreuzzüge?  Oder  ist  es  vielleicht  fQr  diesen  Zweck  noth wendig, 
ein  Capitel  aus  der  byzantinischen  Geschichte  einzuschalten,  die 
wenigstens  fibtnnak  vom  Ende  des  Bilderstreites  ab  ignoriert  ? 

Wir  kommen  zum  dritten  Theile.  Bei  dem  Umstände ,  dass 
seit  Beginn  der  neueren  Zeit  die  Staaten  viel  lebhafter  auf  einander 
eingewirkt  haben,  dass  wohl  vorübergehend  ein  Staat  besonders  in 
den  Vordergrund  tritt  j  im  allgemeinen  aber  sich  ein  System  des 
Gleichgewichtes  za  entwickln  begann,  dass  es,  was  die  frühere  Zeit 
nicht  gekannt  hatte,  eigentliche  europäische  Kriege  in  der  Neuzeit 
gegeben  hat,  dass  in  dieser  Periode  sich  die  verschiedenen  Völker 
Europas  mehr  als  früher  an  der  Ausbildung  der  Gesammtcultur  des 
Continentes  betheiligt  haben,  kurz  bei  dem  universalhistorisohen 
Chturakter  der  neueren  Geschichte  ist  die  Beschränkung  auf  einen 


eignisse  und  Institute  verlangt,  »welche  auf  die  Gestaltang  der  Völker 
im  weiteren  Umkreise  entscheidenden  Einflosa  übten**  usw. 

^)  Dagegen  sollte  die  schönste  Blüte  der  islamitischen  Cultnr,  <fie 
in  Spanien  ausgebildet  wurde,  berücksichtigt  sein. 


IT.  Herbat,  HidtürUchi»  HUfabucli.  ftogez.  ton  A,  Ztehe,     $41 

mmig^n  Staut  geradem  unmöglich.  Hier  n\in  tritt  der  iweite  Vortug 
der  Herbstschen  HilföbOcher  hervor:    die  einfache,  lieh  trolle  An* 
orduQDg,  die  der  Verf.  durch  die  von  ihm  so  benannte  „Grappen- 
bildwng**  erzielt  hat*),  Herbst  gliedert  deo  Stoff  in  drei  Perioden, 
die  er  Zeitalter  der  Heformatioti ,  der  absolateu  Monarchie  und  der 
Eefolation  betitelt.  Damit  ist  für  die  Qbersichtliche  Qliedening  trnd 
dje  Durchsichtigkeit  des  Stoffes  schon  mehr  gethan  als  durch  die 
sonst  übliche  Bezeichnung  der  einzelnen  Abschnitte:  bis  zam  west- 
fillischen  Frieden,  bis  zur  fninzOsiscben  Revolution  oder  dergleichen. 
D-<iDn    springt    Herbst    innerhalb    jedes    Zeitniumes    nicht  so  oft 
von  einem  Staate  zu  einem  anderen  ober,  wie  dies  anch  hier  wieder 
Gindely  nach  dem  Vorbilde  von  Pütz  thut.   Um  einzelnes  zn   er- 
habnen: die  Hugeuottenkriege  nimmt  Herbst  im  ZusammenliaDge 
jit  einem  größeren  Stücke  der  französischen  Geschichte,  das  er  in 
üutinuo  vom  Beginne  der  Neuzeit  bis  zum  Tode  Ludwig  II V.  be« 
liondelt;  dann  werden  wir  erst  beim  Ausbrache  der  Bevolntjun  wieder 
ftiach  Frankreich  geführt.  Derselbe  Stoff  findet  sich  bei  Gindely  an 
|.tier  verschiedenen  Stellen  versptlttert.  Einen  specielien  Abschnitt 
\  der  Geschichte  Skandinaviens  am  Beginne  der  Neuzeit  (wie  jeuer) 
iftbt  Herbst  nicht;  das  für  den  Schüler  n6thigste  ist  an  der  Stelle 
Ifingeschaltet ,  wo  uns  das  Eingreifen  des  größten  Schwedeuköniges 
den  Gang  des  30  jährigen  Krieges  dargestellt  wird.  Das  dann  bei 
iindely  unmittelbar  folgende  Bruchstück  aus   der   türkischen  Ge- 
{icbichte  ist  ganz  entbehrlich,  weil  das  davon  wissenswerte  schon  bei 
ier  österreichischen  Geschichte  erwähnt  worden  ist. 

Den  zweiten  Abschnitt:  ^t  das  Zeitalter  der  absoluten  Monarchie*' 
(gliedert  Herbst  wieder  in  drei  Unterabtheil uogen,  die  et  nach 
j  Ludwig  XIV.,  Peter  dem  Großen  und  Friedrich  dem  Großen  •)  he- 
[aennt:  um  diese  drei  Persönlichkeiten  gruppiert  er  den  Stoff  der 
|E«itgeschicbte ,  der  übrigens  gerade  in  i  der 

B^ewOhnlichcu  Weise  eine    bedeutende  Lr  hat. 

^Herbst  erspart  nämlich  dem  Lehrer  und  dem  Schüier  die  kleinen 
F^ragment»*  ^^r^  .?«r  wnirnvrhen,  portugiesischen,  dänischen«  schwe- 
ll iseheti  e   durch  die  ThäUgkeit  Karl  IIL,  des 
Marquis  vun  rMuuKn ,   .-Mruensee  und  Gustav  UL  bezeichnet  sind, 
Lehrer  und  Schüler  kennen  dafür  dem  Verl  nur  dankbar  seint  Für 
rdt«  dstarreichischen  Anstalteu  speciell  sind  wir   in  der   ^^ 
[Lage,  an  Maria  Theresia  und  Josef  II.  hervorragende  und 
I  liebenflwQrdige  Vertreter  des  aufgeklärten  Absolutismus  dem  Schüler 
Yorführon  zu  können,  die^  mit  einigen  Detailzügen  ausgestattet,  das 
Wesen  dieser  Richtung  besser  charakterisieren,  als  wenn  der  Schüler 
m  ^iner  Stunde  nach  verschiedenen  fernen  Ländern  geführt  wird,  in 


^  Zur  Fn^  über  d^n  Geschieh tsanti^rricht  S*  i6. 
,  *>  Ei  braacht  wohl  nicht  erst  «u^tdrüaklich   k«merkt  tu  werden, 
^„     in  den  5»l«rratchi»ch<'n  AuttUiteu   derjooige  Stoff,   welchen  Herbst 
[um  die  F«r»oo  Friedrich»  II.  gruppiert,  um  Martin  Tbervüa  und  Josef  IX. 
I^riippien  werden  mwt». 


$4S    TT.  Herhat^  Historischat  Hilfsbnch,  aoges.  Ton  A.  Zeehe. 

denen  er  sich  niemals  heiimisch  fühlen  kann,  da  schon  wegen  der 
Ihirzen,  hieffir  znr  Verffignng  stehenden  Zeit  seine  Sympathien  nicht 
genügend  erweckt  werden  können.  Wenn  im  AnschloBse  an  jene 
beiden  Lichtgestalten  die  anderen  hieher  gehörigen  oben  genannten 
Kamen  nnr  erw&hnt  werden,  ao  ist  damit  dem  Zweckender  Schule 
genug  gethan. 

Der  dritte  Abschnitt  bietet  für  die  Zeit  bis  1815  keine  be- 
deutenderen Abweichungen  von  der  gewöhnlichen  Auswahl  und  An- 
ordnung des  Stoffes.  Natürlich;  denn  hier  wird  ja  die  Geschichte 
Europas  durch  das  riBVÖlutionäre  Frankreich  so  übermächtig  bedingt, 
dass  erstere  nur  zur  erweiterten  französischen  Oeschichte  wird.  Dar 
gegen  beschränkt  der  Verf.  die  neueste  Geschichte  wieder  wesentlich 
auf  die  Deutschlands,  was  für  die  österreichischen  Anstalten 
nicht  angeht,  für  welche,  wenn  man  nicht  lieber  auf  die  Dar- 
stellung der  Ereignisse  dieser  Jahre  verzichten  will,  sich  eine  An- 
ordnung des  ausgewählten  Stoffes  in  der  Art  wird  finden  lassen,  wie 
sie  Herbst  für  seine  beiden  ersten  Abschnitte  getroffen  hat. 

Herbst  hebt  hervor^^,  dass  es  namentlich  bei  der  neueren 
Geschichte  wichtig,  sei,  auch  dem  biographischen  Momente  bei  de^ 
hervorragendsten  Persönlichkeiten  Bechnung  zu  tragen,  und  zwar, 
wie  mir  scheint^  mit  Becht.  Gerade  die  verwickelten  Beziehungen  der 
Staaten  zu  einander  in  der  neueren  Zeit  und  die  mancherlei  treibenden 
Gedanken,  welche  dieser  Periode  eigen  sind,  lassen  das  Betonen  des 
Charakters  und  der  inneren  Entwicklung  der  Träger  der  Geschichte 
nothwendig  erscheinen ,  weil  dadurch  der  Fortgang  der  Ereigsieee 
klarer  gemacht  werden  kann.  Ich  wüsste  wenigstens  nicht ,  wie  man 
die  Beformation  erörtern  kann,  ohne  auf  die  Persönlichkeit  und 
innere  Entwicklung  Luthers  in  etwas  einzugehen.  Aber  das  bior 
graphische  Moment  muss  wohl  anders  behandelt  werden ,  als  es  im 
Hilfsbuche  geschieht,  wo  fast  nur  Geburtsdaten,  Zeit  und  Ort  des 
Studiums,  Wechsel  des  Aufenthaltes  u.  dgl.  angegebein  werden, 
Dinge,  die  das  Gedächtnis  sehr  bedeutend  belasten,  ohne  dass  sie 
dem  Schüler  die  betreffende  Persönlichkeit  menschlich  näher  bringen. 
Gerade  je  individualisierter  die  Menschen  der  neueren  Zeit  sind,  je 
mehr  Einzelzüge  sie  an  sich  tragen  im  Gegensatze  zu  jenen  des 
Alterthumes  und  des  Mittelalters,  um  so  wichtiger  ist  es,  dass  dem 
Schüler  auch  darüber  bestimmte  Anhaltspunkte  im  Lehrbuche  ge- 
geben werden,  denn  die  Ge&hr  ist  groß,  dass  er  Bücher,  von  ver- 
schiedenem Standpunkte  aus  geschrieben,  in  die  Hand  bekommt  und 
so  rathlos  wird,  wie  er  die  Wahrheit  erkennen  solle.  Freilich  ist  4iQ 
Neuzeit  überhaupt  wegen  der  religiösen  und  nationalen  Tendenzen, 


2  Zur  Frage  usw.  S.  30.  Die  Wichtigkeit  der  Pflege  des  Bio- 
en  ist  aucn  in  dem  jüngst  ausgegebenen  „Entwiirf  eines  Kataloges 
i^'die  Schülerbibliotheken  österreichischer  Gymnasien"  zu  wenig  be- 
achtet. Statt  mancher  gani  ungeeigneter  Bücher  z.  B.  Hettner,  Schnaase 
wäre  aamentlieh  „der  Seue  Plutarch''  herausgegeben  von  B.  Gotiechtll 
tti  Sehülerbibliotiieken  passend,  wenigstens  einzelne  Bände  davon. 


W.  SerM,  Ridtorisches  Hilfibach,  angef.  toq  A.  Zeehe,     54S 

welche  sie  diirchtkhen ,  ein  ftr  die  Schüler  schwer  lu  behandi^lnder 
Gegenständ. 

Dann  vermisse  ich  bei  Herbst  wie  in  anderen  Schnlbüchern 
ungern  stricte  Definitionen  derjenigen  technieichen  Ausdrücke  und 
historischen  Acte«  von  denen  wiederholt  gesprochen  werden  mnss. 
Was  man  unter  Stadtreoht^  Renaissance»  Hntnanismus,  Eestitutlons- 
edict  n.  dgL  versteht ,  »oUte  mdglichst  präcis  im  Buche  angegeben 
sein.  Warum  sollte  das,  was  z.  B.  in  der  Mathematik  oder  in  der 
Geographie  der  Lehrtext  in  dieser  Beziehung  leistet,  nicht  auch  das 
Schulbuch  der  Qeschichte  leisten?  Man  wende  nicht  ein,  dass  dies 
Aufgabe  des  Lehj-ers  sei.  Wie  es  das  Lehrbuch  der  Geometrie  nicht 
nnterlässt,  eine  Definition  des  Kreises  zu  geben,  ebensowenig  sollten 
geoavie  begriffliche  Bestimmungen  im  Lehrbuche  der  Geschichte 
fehlen.  Ich  wärde  es  für  durchaus  forderlich  halten,  dass  der  Schüler 
derartige  Begriffsbestimmungen  wörtlich  auswendig  lerne.  Es  lieHe 
scich  dann  Tiel  genauer  und  sicherer  mit  den  betreffenden  Ausdrücken 
operieren;  denn  es  ist  jedem  Lehrer  bekannt^  wie  schwer  sich  der 

~  ~ch1lUr  eine  gote  Definition  zu  eigen  macht  und  wie  namentlich  bei 
er  W^iederholung  größerer  Partien  dieser  Übelstand  zu  Tage  tritt. 
Und  gerade  bei  dem  Unterrichte  in  der  Geschichte  sind  derartige 
begriffliche  Wegweiser  besonders  wichtig,  um  den  Schüler,  der  leicht 
in  Versuchung  kommt,  etwas  zu  sagen^  ron  dessen  Wahrheit  er  nicht 
llberseugt  ist,  innerhalb  fester  und  sicherer  Grenzen  des  Denkens  zu 
liilt«n.  Ein  solches  genaues,  selbst  die  wörtliche  Aneignung  nicht 
ausschließendes  Einprägen  einzelner  Theile  des  Lehrstoffes  wird  aber 
von  wohlthätigem  Einflnsäe  auf  das  genauere  Einlernen  des  ganzen 
Inhaltes  sein, 

Gindely  liebt  es  unter  der  sehr  dehnbaren  Überschrift  ^Cnltur** 
in  Anhange  Zusammeohängendes  über  staatliehe,  sociale,  geistige 

[^YerhUtnlsse  zu  geben.  Herbst  tliut  dies  nicht,  sondern  behandelt 
Q  Stoff  in  ähnlicher  Weise  wie  Hannak,  in  einzelnen  Abtheilungen 
im  unmittelbaren  Anschlüsse  an  die  politische  Qeschichte,  Auch  das 
kann  meines  Erachtens  nur  gebilligt  werden.  Denn  der  Geschichts- 
nnterricht  hat  nicht  die  Anfgabe,  eine  Geschichte  des  Rechtes,  der 
Literatur ,  der  Kunst  usw.  zn  geben ,  sondern  aus  diesen  weiten  Ge* 
bieten  nur  einzelnes  herauszuheben  und  so  weit  zu  benützen ,  als  es 
Ar  das  Verständnis  einer  Zeit  oder  eines  Volkes  wichtig  ist '^):  dann 
nnm  et  aber  an  jener  Stelle  der  politischen  Geschichte  geschehen, 
TU  deren  Ohnrakierisiernng  es  dienen  soll.  Nur  bei  der  römischen 
Ge^^cbichte  macht  das  Uilfsbuch  eine  Ausnahme;  mag  sein,  dass 
iaraof  der  Umstand  entscheidend  eingewirkt  hat,  daas  dieeer  Theil 
ron  Dr*  Rckortz  bearbeitet  ist;  Tielieicht  war  auch  der  Grund  nia(k<- 
ebend,  das«  auf  dem  Gebiete  der  Literatur  und  Kunst  in  Rom  keine 
organische  Weiterentwicklung  der  ursprünglich  gegebenen  Elemente 
Bttgefunden  hat,  sondern  der  breite  Strom  der  alezandrinischen  Cul* 
nr  nach  Rom  herübergeleftet  wurde.  Kann  doch  nicht  eigentlich  toii 


■■)  Wie  auch  dt«  lostmctioa  im  O.  £.  Toiechreibl 


544     W.  HerM,  Historisches  Hilfsbnch,  angez.  Ton  A.  Zeehe. 

einer  Geschichte  der  römiechen  Kunst,  sondern  nur  der  Kunst  bei 
den  Körnern  gesprochen  werden !  Gleichwohl  lässt  es  sich  nicht  recht«- 
fertigen ,  dass  bei  Augustus  nicht  der  damaligen  literarischen 
Thätigkeit  in  der  Hauptstadt  der  Welt  gedacht  ist. 

Der  Lehrsto£Fy  den  die  drei  Herbstschen  Hilfsbücher  enthalien, 
ist  bedeutend  weniger  umfangreich  als  jener,  welchen  die  Schfiler  an 
den  Oberclassen  der  österreichischen  Gymnasien  sich  aneignen 
müssen.  Denn  abgesehen  davon,  dass  nach  dem  Gesagten  bei  Herbst 
vieles  ausgeschieden  ist,  was  unsere  Lehrbücher  aufgenommen  haben» 
fallt  auch  deijenige  Stoff  hinweg,  der  unseren  Schülern  in  der  Vater« 
landskunde  geboten  wird,  und  damit,  scheint  mir,  ist  ein  wunder 
Punkt  in  unserem  Geschichtsunterrichte  berührt.  Was  unter  diesem 
Titel  aus  dem  historischen  Stoffe  in  der  8.  Classe  durchgenommen 
wird,  ist  zu  wenig  und  zu  viel:  zu  wenig,  weil  es  eine  österreichische 
Geschichte  nur  im  engsten  Anschlnsse  an  die  deutsche  geben  knnii; 
zu  viel,  iireil  in  dem  verbreit^tsten  Lehrbuche,  dem  von  Hannak,  so 
viel  Detail  enthalten  ist^  das  der  Aneignung  seitens  der  Schüler 
große  Schwierigkeiten  bereitet,  des  anregenden  Momentes  zum  Theile 
entbehrt  und  doch  neue  Gesichtspunkte,  die  nicht  schon  beim 
Unterrichte  iu  der  allgemeinen  Geschichte  betont  worden  wären,  nur 
in  spärlichem  Maße  eröffnet  '^.  Der  Hauptzweck  dieses  Theiles  des 
Geschichtsunterrichtes  muss  doch  die  Förderung  des  vaterländisch- 
patriotischen  Sinnes  der  Schuler  sein;  dieses  Ziel  aber,  glaube  ich, 
wird  nicht  d^urch  am  sichersten  erreicht,  dass  man  von  dem  Schüler 
das  Einprägen  zahlreicher ,  untergeordneter,  schwer  zu  merkender 
Ereignisse  verlangt,  für  welche  sich  das  jugendliche  Gemüth  nicht 
erwärmt/*). 

Dafdr  thut  aber  dem  Gymnasium  eines  dringend  Noth:  nämlich 
dass  in  der  S^.Classie  ein  Theil  der  antiken  Geschichte  unter  Be- 
nützung aller  der  Anstalt  zu  Gebote  stehenden  Hilfsmittel  gelehrt 
werde  ^^).  Der  Unterricht  in  der  griechischen  und  römischen  Ge- 
schichte wird  jetzt  abgeschlossen  zu  einer  Zeit,  in  der  den  Schülern 
erst  wenig  aus  der  Literatur  dieser  Völker  bekannt  geworden  ist,  in 
der  sie  noch  nicht  zu  erfassen  im  Stande  sind,  was  wir  diesen  beiden 
Völkern  verdanken,  in  der  vor  allem  der  Begriff  des  Idealen  ihnen  in 
der  Seele  noch  kaum  aufgegangen  ist.  Später,  in  der  7.  Classe,  erfährt 
der  Schüler,  welch  wichtiges  Bildungsmittel  die  antike  Literatur  für 
die  europäischen  Nationen  geworden  ist,  seit  der  Kirche  die  geistige 
Führung  derselbep  entglitten  war,  und  lernt  namentlich  bei  Winckel- 

*^  Es  ist  leider  durchaus  wahr,  was  J.  Ptaschnik  in  der  Anzeige 
der  Vaterlandsknnde  von  Hannak  (Osterr.  Gymnasialzeitschrift  1869  S.  8yS) 
von  dem  „schwer  zu  verdauenden  Stoffe  saft  Und  seitdem  ist  der  histo- 
rische Stoff  der  Vaterlandskunde  noch  bedeutend  angewachsen. 

**)  Der  0.  E.  safft  über  die  österreichische  Geschichte  in  der 
8.  Classe:  „(es)  ist  als  der  eigentlich  neue  Gegenstand  des  Unterridites 
die  zasammenhängende  innere  Entwicklung  des  österreichischen  Staates 
SU  betrachten.* 

**)  Wiederholt  betont  Herbst  in  den  beiden  öfter  citierten  Bro* 
schüren  die  Nothwendigkeit,  alte  Geschichte  in  Prima  zu  repetieren. 


1f.  Berbit^  Rtitoriscfaes  Hilfsbncl),  ftugr«!.  Ton  A,  ^€9h$.    ^%% 


maon^  Leesin^,  Goethe,  Schiller  kennea,  was  die  besteu  Männer  eines 
der  gr^i^ten  CuHurT6lker  dem  Studiom  der  Antike  verdanken.  Nach* 
dem  80  der  geistige  Blick  des  Schülers  bedent^nd  gescb&rft  worden 
ist,  sollte  dieser  noch  einma]  an  die  antike  Geschichte  herangefäbri 
Herden;  mit  Hilfe  seiner  dnrch  die  Lectüre  der  Glas^iker  gewonnenen 
Keantnisse,  mit  Hilfe  Ton  Abbildungen  aus  der  Kunstgeschichte  '*), 
violleicht  auch  mittelst  der  von  Herbst  bo  sehr  bet«>nten  Qnellen« 
lectöre  köonie  ihm  eine  vertiefter«  Darstellung  der  higtorischen  Enl- 
wieklung  dieser  Völker  geboten  werden,  auf  d^ren  geistigem  Schaffen 
ein  gnter  Theil  unserer  modernen  Bildung  beruht.  Und  wenn  auch 
nor  ein  Theil  der  antiken  Geschichte  auf  diese  Wei&e  behaudeli 
würde  (es  könnte  hiebei  der  Vorliebe  des  Lehrers  für  dieee  oder  jene 
Partie  freier  Spielraum  gelassen  werden),  so  wäre  es  vtelleichtdadurch 
möglich,  etwas  zum  Verstummen  der  leider  allzu  berechtigten  Klage 
i^tfzutragen»  da^s  die  Schüler,  nachdem  sich  die  Hallen  des  Gym* 
aisium^  hinter  ihnen  geschlossen  haben,  die  antiken  Schriftstelter 
als  unnMhigen  Ballast,  für  immer  bei  Seite  schieben.  V^f^^  dann 
aber  auch  eine  Kräftigung  des  Sinnes  für  die  id«>tlen  Güter  eiutrite, 
braucht  nicht  weiter  auseinandergesetzt  zw  werden. 

Da  es  mir  hier  nur  darum  zd  than  war,  die  VonÜge  dieser 
Bächer  im  allgemeineo  hor?onuheben,  so  will  ich  auf  Bemängelungen 
des  einzelnen  nicht  eingehen;  mehrere  Berichtigungen  findet  mau 
in  den  erwähoten  Hecensionen«  da  es  Herbst  unterlassen  hat,  selbst 
in  der  neuesten  Auflage  alle  gerOgten  Versehen  zu  verbessern.  Nur 
noeb  auf  einen  Punkt  soll  in  Kürze  hingewiesen  werden  und  dieser 
betrifft  den  sprachlichen  Ausdruck. 

Fast  alle  Recensionen  tadeln  die  Ausdrucki^weise  der  Bücher, 
die  bald  gan7e  zusammenhängende  Satze ,  bald  aber  wieder  schlag- 
wortartige,  Terkürzte  Wendungen  gebrauchen.  Ich  halte  diesen  Tad*?l 
für  berechtigt.  Nicht  d;iss  ich  etwa  die  nicht  selten  breitspurige 
Darstellung  bei  Gindely  für  ein  Lehrbuch  (nicht  I/esebuch)  passend 
hielte;  im  Gegentheile  gerade  in  der  Geschichte,  bei  der  ein  mathe- 
matisch scharfes  und  begrenztes  Bearbeiten  des  Stoffes  nicht  möglich 
ist,  ist  es  dringend  geboten,  dass  der  Ausdruck  möglichst  präcis 
und  knapp  sei  '^) ;  denn  sonst  haften  wohl  leicht  einzelne  Worte 
im  Gedichtnisse  und  verlciteD  nur  den  Schüler  zu  der  Meinung, 
d«$s  er  &chüu  das  ganze  inne  habe.  Was  im  Buche  gedruckt  steht, 
teil    gelernt    werden;    nberüflssige     Worte     ßodet    der    Schüler 


*%   Übrigens  ist   damit  durchiiuE   nicht   eint!    xQtiAiumetihingeiidd 
Dsrist^illarij:    d^r    Knustirr<w*hirht>'    uomcint.    «o    va-wi^    der    Lehrer    dos 

Pcu'  ■  ;i 


hl-: 

Wtn 

'•)  So  v^rUngt  such  der  ♦ 
Ütttergymnasiumfi :  ^Pridsioti  una  fviarut' 


in    dein  «hlntwurfo    4}ltit*s 

'it»chcr  Gymnasien,* 

^   für  das  Lehrbuch   de» 


646    TT.  QaUenkampi  Btammlnng  trigoo.  usw.,  %ng»  r.  J.  O.  WatUfUm. 

Iei4er  leicht  von  selbi^t  m  Menge.  Aber  ein  einheitliches  Geprige 
soll  doch  cter  Aosdrnck  habeki ,  bei  aller  Kttrse  sollen  es  nur  Toll-^ 
ständige  Sfttse  sein,  sowie  sie  PAtz  verwendete  und  wie  wir  sie  bei 
Hannak  finden. 

Man  kann  übetrde»  Wert  der  Geschichte  als  ünterrichtsaiftte! 
sehr  yersohi^ener  Meinung  sein,  wie  es  denn  auch  nicht  an  Stiimea 
gefehlt  haty  welche  diesen  Wüsaenszweig  aus  dem  Kreise  der  Gym* 
nasiaUehrg|9genfit&nde  am  liebsten  ganz  gestrichen  hätten  ^7);  aber 
wenn  man  die  Geschichte  überhaupt  für  den  Unterricht  verwertet, 
so  sollte  es  doch  in  der  Weisd  sein ,  dass  man  den  deiricbar  gröfiten 
Nützen,  den  dieser  Stoff  seiner  Natnr  nach  für  ünterrichtszweck« 
bieten  kann ,  aus  demselben  zieht.  Und  gerade,  weil  die  Schüler  bei 
der  Menge  der  Lehrgegenstände  nach  verschiedenen  Seiten  hin  im 
Anspruch  genomnuen  werden  ulnd  dadurch  statt  der  Samndung  Zer* 
str^nnng  des  jugendlichen  GtoibtiBS  hervorgerufen  wird^  ist  es  um  so 
nOtbiger,  dass  innerhalb .  des  einzelnen  Gegenstandes  allee  2ier>* 
etreuende  und  Verwirrende  möglichst,  ferne  gehalten  und  die  Anf^ 
merksamkeit  des  Schülers  auf  eini  beschränkteres,  einheitlicheres 
Gebiet  hingelenkt  werde  '^.  Ein  sehr  bedeutender  Versuch  zur  Er* 
reichnng  dieses  Zieles  scheinen  mir  die  Herbstschen  Hilfsbücher,  die 
daher  auch  der  Aufmerksamkeit  der  Fachgenossen  bestens  empfohlen 
seien. 


")  So  phiidiert  K.  Hillebrand  in  dem  citierteu  Aufsatze  S.  444;  für 
groüe  Einschränkung  des  Geschichtsunteriichtos  und  findet  zwei  Stunden 
wöchentlich  für  diesen  Gegenstand  hinlreiefaend. 

^')  Hillebrand  S.  451  Note:  «Dass  dieses  Herumtasten  am  ver- 
Bchiedenartiftten  die  Frische  des  Interesses  an  den  Dingen  zerstört,  liezt 
auf  der  Hand(  .aber  das  Halblem^Q  auf  der  Schule  raubt  diese  Frische 
für  das  ganxe  Lebfu  und  man  bemüht  sich  dapn  umsonst,  durch  Ab^ 
kratzen  und  Vergessen  des  Eingel^Brnten  wieder  zur,  angeborenen  Un- 
mittelbarkeit zu  gelangen,  welche  die  directen  classischen  Studien  sie 
zerst&rep.**  Was  hi4r  von  den  viielen  Üaterricbts^egenständen  gesagt  ist^ 
gilt  nopb  mehr  von  dem  Vielerlei,  wa$  iiinerbalb  einzelner  Üiscipliaen 
geehrt  wird, 

Laibach.  Andreas  Zeehe. 


SammluDg  trigonometrischer  Aufgaben.  Von  W.  Gallenkamn^ 
Director  der  Friedrich  Wer  der*tcben  Gewerbeschule  in  Berlin.  Zweite 
verbesserte  Auflage.  Berlin  1878.  Plabnsche  Buchhandlung.  (Henri 
Sanvage).  Französische  Straüe. 

In  dieser  Sammlung  trig<mometrischer  Aufgaben  wird  kein  be* 
stimmter  Lehrgang  vorausgesetzt;  „der  Stoff  ist  weder  in  dem  Sinne 
methodisch  geordnet,  dass  durchweg  ein  Fortsclii;itt  vom  Leichteren 
zum  Schwereren  stattfände,  noch  in  dem  Sinne  systematisch,  dasa 
überall  der  Inhalt  der  späteren  Paragraphen  aus  dem  der  früheren 
folgte«. 

In  vier  Abschnitten  werden  Aufgaben  zur  Einübung  der  nu- 
merischen   trigonometrischen   Bechnn^gen    und  ihrer  einfachste^ 


SamiulttQg  trigOD.  usw.,  Mg,  r,  /.  G,  WaÜeniin,    Ml 

AnweDduDgen  auf  Dreiecke  and  Vierecke  gestellt,  snsammenfeaeht^ 
i>rei#okEaafg:!iben   trigonoAetriscfa   behaDdelt,  gontometrische    Be* 
xiebungen  zusammetigestellt    und  die  Fundamentalaüfgabon    sowie 
venniachte  Aufgaben  and  Satte  aus  der  sphärischen  Trig o no- 
mine tri  e  dem  diese   Sammlung  Benatzenden  zur  Lösung  überlassen. 
Im  Anhange  befinden  sich  Auflösungsresaltate  ron  in  den 
ft'flheren  Tbeilen  gestellten  numerfschen  Aufgaben,  —  Recht  xweck- 
I«t0ig  muss  Beferent  die  Darstellung  der  Lösung  einer  Aufgabe  auf 
Itnehrfaehem  Wege  bezeichnen,  wie  es  verzuglich  bei  der  trigonome- 
Itriechen  Behandlung  zusammengesetzter  Aufgaben  geschieht;  wir 
finden  dort  durchgehend»  eine  Auflösung  durch  Construction*  durch 
I Rechnung  und  in  dritter  Linie  eine  rein  analytische  Behandlung  des 
iProblems.  Die  §.  7  und  §.  8  im  /.weiten  Abschnitte  (Dreiecksauf- 
{ fabeu*  in  welchen  andere  Stücke  als  Seiten   und  Winkel  gegeben 
|«lnd  und  Darstellung  ?on  Bestand t heilen  eines  Dreieckes  in  ihrer 
['Abh&ugigkett  vom  Radius  des  umschriebenen  Kreises  and  den  Win- 
I  kehl  nebst  Folgerungen  daraus)  enthatten  eine  Reihe  von  interea- 
i  fianten  und  instniciiTen  Problemen.  Im  §.  12  worden  geometrische 
I Constructionen  auf  Grund   trigonometrischer  Rechnungen  durchge- 
j  führt;  gleichzeitig  wird  gelegentlich  der  Lösungen  dieser  Eiempel  auf 
die  FUle  Yon  größten  und  kleinsten  Werten  hingewiesen.  — 
Irn  dritten  Abschnitte,  welcher  von  den  goniometrischen 
Relationen  handelt,  werden  unter  anderem  eine  Reihe  von  Glei* 
I  cbungen  aufgestellt,  welche  schon  von  M  ö  b  i  u  s  gefunden  wurden, 
^  femer  die  verschiedenen  Ent"  n  von  Sin  (2n  et)  und  Cos,  (2 n  er) 

iforgefQhrt,  welche  sich  uji  leichter  mit  Zuhilfenahme  von 

\  compleien  Zahlen  ergeben  hätten,  was  aber  absichtlich  in  dieser  Auf- 
hgabensammluog   nicht    geschab.    —   §.    16     enthilt    die    Auf- 
lldsuog  goniometrischer  Qleichangen,  darunter  auch  ei* 
Diger  transcendenten.  —  In  ähnlicher  Vollständigkeit  wie  in 
M]er  ebenen  Trigonometrie  linden  wir  Aufgaben  aus  der  sphärische  n 
[Trigonometrie  gestellt.     Von  Interesse  ist  die  Darstellung  einer 
l^bh&Dgigbeit   zwischen  den  Flächen  winkeln  eines  Tetrae* 
ders,  von  welcher  sich  Schlüsse  auf  die  Abhängigkeit  zwischen  den 
sechs  Seiten  eines  vollständigen  sphärischen  Viereckes  und 
auf  die  entsprechende  Abhängigkeit  zwischen  den  Winkeln  eines 
vollständigen  sphärischen  Vierseites  ziehen  lassen;  so- 
4ann  die  Erörterung  der  Abhängigkeit  zwischen  den  Kanten  eines 
lelraeders  und  den  Winkeln,  welche  zwei  gegenOber«tebeade  Kan- 
tn  das  Tetraeders  mit  einauder  bilden. 

Baterent  rechnet  diese  Sammlung  trigonometrischer  Aufgaben 
tu  den  besten,  welche  er  kennen  lernte.    Wohlthuend  ist  die  Ori* 
I  f iniilitAt»  die  des  Verfaasars  Schriften  überhaupt  auszeichnet  uud  die 
hitr  beyondtr^  in  die  Augen  fölH. 


fi#    K  BarHf  Obn&gwufg.  %n»  der  ebenen  usw.,  ang.  t.  /.  WeMenHn: 

ficienten,  an  welche  sich  die  Formeln  zur  Berechnung  der  Loga- 
rithmen von  Sinus  und  Tangens  kleiner  Winkel  und  umgekehrt  an- 
schließen. Die  Auflösung  eines  sphärischen  I^eieckes,  dessen  Seiten 
im  Verhältnisse  zum  Halbmesser  der  Kugel  sehr  klein  sind,  also  die 
Aufteilung  des  Legend re'schen  Lehrsatzes,  bildet  den  Schluss  des 
Buches. 

Wenn  wir  auch  in  mehrfacher  Beziehung  das  im  Buche  ent- 
haltene nicht  im  yollen  Einklang  mit  den  gesetzlichen  Forderungen 
füir  den  geometrischen  Unterricht  an  unseren  Mittelschulen  bringen 
kthineh,  da  die  in  der  vorliegenden  Schrift  vorkommenden  Entwick«» 
lungen  einigermaßen  das  vorgeschriebene  Pensum  fiberschreiten,  so 
sind  wir  doch  der  Ansicht,  dass  in  nicht  zu  femer  Zeit  der  Unter- 
richt in  der  ebenen  und  räumlichen  (Geometrie  an  den  erwähnten 
Schulen  eine  Form  annehmen  müsse,  wie  er  durch  dieses  Büchlein 
in  den  Grundzügen  vorgezeichnet  ist.  Jedenfalls  schließen  sich  diese 
„Elemente  der  Geometrie*'  würdig  den  anderen  Schriften  des 
an. 


Übungsaufgaben  aus  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie 
und  der  analytischen  Geometrie  der  Ebene.  Für  die  oberen 
Clafisen  der  Mittelschalen,  insbesondere  für  Abiturienten  und  Lehr- 
amtscandidaten.  Zasammengestellt  von  Eduard  Bartl,  Professor 
an  der  ersten  deutschen  Staatsoberrealschule  in  Praff.  Pnur  1961, 
'  J.  G.  Caivesche  k.  k.  Hof-  und  Universit&ts-Bachhandlang  (Ottomivr 
Beyer). 

Vor  kurzer  Zeit  hat  Bef..in  diesen  Blättern  die  Aufgaben^ 
Sammlung  desselben  YerfasserSy  welche  Ezempel  aus  der  ebenen 
und  räumlichen  Geometrie  enthält,  besprochen  und  das.  Be- 
dauern ausgesprochen,  dass  diese  Aufgabensammlung  an  Einseitig- 
keit leide,  inden^  die  trigonometrischen  Probleme  gänzlich  aus  deoi 
Bereiche  des  Buches  ausgeschlossen  seien;  er  hat  auch  damids  «uf 
die  geringe  Eignung  der  erwähnten  Sammlung  beim  Unterrichte  ia 
der.  obersten  Classe  unserer  Mittelschulen  aus  demselben  Gr^ind^ 
hingewiesen» 

Vorliegendes  Buch  nun,  welches  eine  stattliche  Anzahl  Übunge- 
aufgaben  aus  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie 
und  der  analytischeuGeometrieder  Ebene umfasst, erg&nst 
nun  die  erste  lufgabensanunlung  in  sehr  geeigneter  und  zweckent- 
sprecl^ender  Wei^e  und.  macht  dieselbe  zum  Unterrichtsgebrauche 
vortlieilhafter.  Die  zu  besprechende  Schrift  des  emsigen  yerfiissere 
stellt  jedenfalls  ein  organisches  Ganze  dar  und  wird  vorzQgiicb  aas 
diesem  Grunde  einem  schon  lange  und  stark  gefühlten  Unt^richta- 
bedürfnisse  abhelfen.  Die  hier  gewählten  Probleme,  welche  so  an- 
einander gereiht  sind,  dass  darin  ein  Fortschritt  vom  Leichteren  zum 
Schwereren  ei-sichtlich  ist,  sind  theils  den  besten  Lehrbüchern  und 
Ai]i^benaamnilungen,  theils  den  Jahresprogrammen  der  Mittel- 
9<^ülen  .entlehnt,  theils  sind  sie  der  mehijährigen  Lehrthätigkeit  des 
YerfaßserS'beim  mathematischea  Unterrichte  entsprungen.    GrolLe 


E.  Bartl,  Obungiaufg.  aos  der  «bcnen  asw*,  mag.  ?.  /.  Q.  Walentin,   ^^l 

Voiiheild  dieser  Aafgabeiisammltiug  sind :  die  ReiciibaJiigkeii  des 
Gebotenen,  wozu  der  Yer^sser  gmoz  tietfend  bemerkt,  däss  ein 
^lü  Yier  in  djeßem  Falle  weniger  scbädlich  sich  erweist  als  ein 
„tu  wenig'',  da  ja  der  Schüler  für  die  bäußliche  Übang  eine  grö^^r^ 
Aufiwahl  braucht,  welche  sich  Ton  selbst  durch  die  auf  die  Mathe- 
matik ?erwendete  Zeit  und  durch  die  Individualität  des  Schülera  be- 
grenzt. Andereraeite  kommt  der  Uhrer  angesichts  der  Fülle  der  Auf- 
gaben (es  sind  deren  mehr  als  1800),  wie  sie  uns  in  vorliegender 
Saismlung  entgegentritt,  auch  in  einigen  Jahren  bei  der  Auswahl  der 
m  stellenden  Exempel  nicht  in  Verlegenheit.  Ein  zweiter  nicht  zu  un- 
terschätzender, für  das  Buch  sprechender  Umstand  ist  der,  dass  die 
Resultate  der  numerischeo  Aufgaben  meistens  gan^zablig  und  infolge 
dessen  übersichtlich  sind;  der  Schüler  soll  ja  zunächst  zeigen,  wie  er 
eine  Aufgabe  anffasst,  wie  er  sie  zu  lögen  vermag,  er  soll  aber  nicht  seine 
Fertigkeit  im  Rechnen  mit  compticierten  ^hleogebilden  producieren» 
Daaa  Aufgaben  Über  die  Ableitung  von  Curvengleichnngeo  aufge- 
nommen wurden,  welche  nicht  mehr  in  das  Gebiet  der  Mittelschnleo 
gehören,  da  sie  den  zweiten  Grad  übersteigen,  mag  nicht  mißbilligt 
werden ;  doch  sei  hier  bemerkt,  dass  es  dem  Referenten  vortheil- 
hafter  erscheint,  die  Eigenschaften  der  Kegelschnitte 
heiüglich der  Polare,  der  Chordale,  der  Ähnlich keits punkte  usw, 
aufzunehmen  und  damit  die  Theorie  der  Carveu  zweiten  Grades  ab- 
zurunden, alsvoneinerCardioide»  Ophiaride,  Scyphoide  und, 
wie  dieseOurven  beißen  mögsn,  susprechen.  Die  analytische  Geometrie 
dieser  Curven^gewii^s  eine  der  intereasantegteo  Partien  der  Mathematik 
Überhaupt,  gewinnt  erst  daun  das  vollste  Interesse,  wenn  man  ihnen 
mit  dem  Le ihn itz 'sehen  CalcQl  an  den  Leib  rücken  kann. 
—  Welter  hat  es  dem  Eef.  nicht  gefallen,  dass  der  Verf.  den 
Anwendungen  der  sphärischen  Geometrie  anf  Probleme  der 
mathematischen  Geographie  und  Astronomie  wenig  oder  gar  keine 
Anfberksamkeit  schenkte.  Die  einzige  Aufgabe  dieser  Art:  ^aua 
den  geographischen  Langen  und  Breiten  zweier  Orte 
der  Erdoberfläche  die  Entfernung  derselben  zu  be- 
roehnen*'  wird  auf  Seite  2(K»  theoretisch  und  praktisch  erläutert. 
Et  wird  kaum  geleugnet  werden  können,  dass  gerade  derartige  Auf« 
gaben  einen  eigenen  Beiz  auf  den  Schüler  ansaben,  weil  er  durch 
aii  eine  Fülle  von  Kenntnissen  aus  der  kosmischen  Physik  gewinnt^ 
4ia  ihm  anderwärts  wieder  von  Nutzen  sind;  mit  vollstem  Rechte 
haben  daher  tüchtige  Lehrer  den  Unterricht  in  der  mathematischen 
OMgraphie  und  Astronomie  in  der  obersten  Classe  unserer  Hittel'- 
soknlen  zum  Theil  mit  dem  mathematischen  Unterrichte  verquickt. 
Ten  den  weiteren  Anwendungen  der  sphärischen  Geometrie  sind  vor- 
züglich jene  berücksichtigt  worden,  welche  sich  auf  die  Lösung  von 
stüvomethschen  Anfigaben  b«iieheii,  also  Berechnuag  der  Flächen- 
Winkel  uaw* 

Von  büonderem  Latoresae  erschienen  dem  Ref,  die  Aufgaben 
über  die  BmtlUaiig  des  wahren  Wertes  unbeatimmter  Ausdrücktt 
die  AnflOaung  der  goniometriscbtn  Oleichnnfea  mit  einer  nnd  zwei 


ftSS        Graphische  Lehrbüeher,  an^ez.  von  /•  O,  WoHlewtin. 

Unbekannten;  aas  der  analytischen  Geometrie  die  zahlreichen  Oon<^ 
stmctionsprobleme  der  Eegelschmtte^  die  Construction  der  CdrTeti 
ans  ihren  Gleichnngen,  die  Ableitnng  von  Corvengleiehun^  ans 
gegebenen  Bedingungen,  also  die  Aufgaben  über  geometrisch«  Orter. 
'■■  Ref.  kann  das  Erscheinen  dieses  Baches  nur  freudig  begpiUSdn; 
ein  SO' viele  Theile  der  elementaren  Geometrie  umfassendes,  ^bef 
organisch  geordnetes  und  Qbersichtlich  angelegtes  Buch  ist  zweifels- 
ohne ein  wertvolles  Schulbuch  und  wird  sich  auch  als  solches  boimGa-' 
brauche  bewähren.  Nicht  überall  hat  der  Verfasser  den  gestellten 
Aufgaben  die  Lüsungen  beigefügt  and  das  ist  vom  didaktischen 
SHandpunkte  nur  biliigenswert.  Somit  sei  das  vorliegende  Buch  Tor- 
2räglich  Lehrern  und  Schülern  d^r  obersten  Mittelschulclasse  bestens 
empfohlen;  denn  dort  fühlt  man  das  Bedürfnis  einer  umfassenderen 
Aufgabensammlung  ganz  besonders.  Die  Ausstattung:  ist  eilie  recht 
gelungene,  der  Druck  ein  sehr  scharfer  und  ausgeprägter,  waisi  ^-^ 
zumal  bei  einer  Exempelsammlung  —  ganz  besonders  hervorgehoben 
werden  soll. 


Das  graphische  Beehnen  und  die  graphische  Statik.  Yon  Karl  von 
Ott,  Dh*ector  der  2.  deutschen  Staatsoberrealschole  usw.  in  Prag. 
Vierte  gänzlich  umgearbeitete  Auflage.  Mit  129  Holzschnitten  und 
zwei  Tiueln.  Erster  Tbeil:  Das  graphische  Rechnen.  Prag  1Ö79.  J. 
G.  Calve*8che  k.  k.  Hof-  und  universitäts-Bachhandluög  (Ottomar 

Die  graphische  Arithmetik  und  ihre  Anwendungen  auf  die  Geo- 
metrie. Ein  Lehrbuch  von  Dr.  Julius  Wenck,  Directot  der  hert. 
Bauge werke-  und  Gewerbeschule  zu  Gotha.  Mit  13  lithographierten 
Tafeln.  Berlin  1879,  Nicolai'sche  Verlagsbuchhandlung  (B.  Stricker). 

.  i  .Es  ist  in  den  letzteren  Jahren  mehrmals  der  Versuch 
gemacht  worden,  die  Anwendung  des  graphischen  Calculs  auf  die 
reine  und  angewandte  Mathematik,  also  insbesondere  auf  Gegen« 
stände  der  Mechanik  (Graphostatik  und  Graphodynamik)  in 
Lehr-  und  Handbüchern  in  geeigneter  Weise  zusammenzustellen.  Jede 
derartige  Leistung  muss  gewiss  anerkannt  werden,  da  das  graphische 
Verfidiren  neben  dem  analytischen  nicht  nur  dem  Theoretiker  ■  viel 
des  Interessanten  bietet,  sondern  auch  den  Praktiker  vielfach  nnter*^ 
stützt  und  für  diesen  geradezu  unentbehrlich  geworden  ist.  I}i9  bei* 
den  vorliegenden  Bücher  sind  nicht  bloß  für  den  Techniker  geschrie^ 
ben,  sie  werden  auch  mit  großem  Vortheile  von  jedem  der  reinen 
Mathematik  Beflissenen  durchgearbeitet  werden.  Das  graphische 
Beehnen  ist  als  Vorstudium  der  graphischen  Statik  :aufra- 
fassen  und  dem  entsprechend  bilden  die  vorstehenden  Schriften  die 
ersten  Theile  zweier  größerer  Werke,  welche  den  graphischen  Oalcül 
zu  ihrem  Gegenstande  haben« 

Bis  zu  einer  gewissen  Grenze  laufen  die  beiden  Bücher  paral^ 
lel,  vorzüglich  insoweit,  als  die  graphischen  Grundoperationen,  die 
graphische  Planimetrie,  die  graphische  Stereometrie,  die  Auflösung 
der  Gleichungen  ersten  und  zweiten  Grades  auf  graphischem  Wege, 
jene..der' Gleichungen  höheren  Grades  aaf  diesem  Wege  in  Betracht' 


kotSDit.  Im  weiteren  Verlaufe  treteo  jedoch  in  den  beiden  Bacbem 
insofernii  erhebliche  Differenzen  ein,  als  sich  io  dem  Werke  ron  Ott 

)  eine  Menge  interessanter  Anwendungen  des  graphischen  Calcala 
Yortindeo,  während  Wenck  den  in  behandelnden  9toff  nur  in  üei- 
neu  Grundelementen  bearbeitet  und  jeden  Seiteuweg,  aucl»  den  ver- 
lockendsten, unbetreten  läüt.  So  finden  sich  in  dem  ^graphiachen 
Rechnen'^  von  Ott  umfassende  Erörterungen  nb#r  den  loga* 
rithmiächen  Bechenschieber,  dessen  Anwendung  in  Frank- 
reich  und  England  eine  große  ist  und  dessen  Theorie  und  Gebrauch 

rton  demaelben  Verfasser  in  einer  ld74  erschienenen  populären  Ab- 

I  baodhing  einem  größeren  Leserkreise  versUindlich  gemacht  wurde; 
farner  die  graphidche  Darstellung  der  Functionen   eines  ArgunieutOB, 

idio  Dai'ateJlung  der  FunctLoueu  zweier  Argnmentef  welche  zu  der  im 
prakttschtfn  Reebnen  wichtigen  Lehre  von  den  Isopletben  führt, 
AUgenaeüiere  Bemerkungen  ober  unbestimmte  Gleichungen,  fiber  gra- 
pbiaobe  Summieniug  von  Reihen,  über  Interpolation  usw.  vor. 
Ott  hat  das  graphische  Rechnen    im    vorliegenden    Buche  so    aus- 

^  filhrlkh  bebandelt,    dass  wenigstens  in   den  allgemeinereu  B>agen 

i  dieier  Art  man  sich  in  demselben  Rath  erholen  kann  und  daas  der 
Weg  in  die  h*>heren  Theile  des  graphischen  Caicüts  (Anwendung 
desselben  auf  graphische  Differentiation  und  Inte- 

|gratiou,  auf  Graphomechanik)  angebahnt  ist  Dabei  ist  die 
DareteJlnDgaweiae  eine  durchwegs  correcte,  die  Sprache  eine  sehr 
klare,  die  gewühlten  Beispiele  ini$tructiv.  Besondert;  anziehend  ge- 
schrieben ist  in  diesem  Buche  die  Lehro  von  dem  logarithmi  sehen 
Rechenschieber;  die  vorgetragene  Theorie  wird  we»entlich 
durch  eine  sehr  sorgfältig  ausgearbeitete  Tafel  uud  durch  jedem  be- 
sonderen Beispiele  beigefügte  Tett^uren  unters  tatst.  Wer  sich  mit 

»  dem  Wesen  und  dem  Gebrauche  des  logarithmischen  Rechenschiebers 
in  kurzer  Zeit  in  verläßlicher  Weise  vertraut  machen  will,  wird  dies 
leicht  durch  das  Studium  des  betretTendeu  Abschnittes  des  vorlie- 
Buches  erreichen.  V  '*  geringerem  Interesse  wird  dem 

r    die    hier  über^.  ^ugebooe  DurstelhiDg  der  Iso- 

p  leihen»  also  einer  Reihe  von  HorizoutalcurveUf  die  in  hinreichend 
lEleinem  Abstände  conatruiert,  ein  deutliches  Bild  der  FlÄche  oder 
Function  2  :=  f  (x,  y)  geben,  erscheinen.  Es  wird  auch  gezeigt,  wie 
man  mittelst  dieser  Curven  graphisch  multiplicieren,  dividieren,  po- 
tenzieniti  könne  und  dies  an  passenden  Eiempelu  erörtert.  Von 
nlern  sind  dem  Ref.  in  dem  Ott'schen  Werke  folgende  auf- 
S.  77,  Z.  1  V.  u.  80U  es  statt  9^ . .  Jog  99  heiüeu;  S,  142. 

\%,  I  f*  u«  statt  „beschreicht^:  „beschreibt*^;  S*  19S$,  Z.  l  v.  n. statt 

Dass  der  Verf,  des  xweiton  Lehrbuches  nicht  in  dem  Mal^e  auf 

db  Anwendungen  des  graphischen  Rechnens  eingeht,  wie  es  iron 

Ott  geschehen  ist,    rührt  wohl    daher,    dass  derselbs  diesen   Theü 

'der  Eathsmatik   nur   iusoweit    behandeln    wollte,    dass  das  Ge- 

botsas  «^auch  fOr  den    Unterricht    an  Reaischulen,    höheren  Bur- 


H4    B.  Arm^  Tecknik  d.  ExperimentilchemM,  aag.  t.  F.  WaOenün» 

gerschnlen  n.  8.  f/  geeignet  ist.  Er  hat  sich  bei  der  Be« 
trbeitong  seiner  graphiscben  Arithmetik  auch  an  den  Gang  fpe- 
halten,  der  beim  unterrichte  in  der  allgemeinen  Arithmetik  llbUch 
ii^,  und  hat  die  Operationen  in  derselben  Weise  aufeinander  folgen 
lae»en. 

Bef.  ist  der  ICeinung,  daasdie  Gnmdlehren  dee  gra^-* 
sehen  Galcüls  anOh  an  der  Mittelschale  eine  ihrer  Wichtigst'  ont^ 
sprechende  BoUe  finden  sollen.  Allerdings  wird  in  den  Auwei-* 
düngen  der  Algebra  anf  Gegenstände  der  Qeometrie»  welche  %.  B.  ^an 
unseren  Gymnasien  in  der  7.  Olaese  gelehrt  werden,  vieles  hierher 
Gehörige  erw&hnt ;  doch  finden  wir  hier  leider  in  sonst  gaten  Lehr- 
bflchem  dieses  Capitel  in  so  ansystematischer  Weise  bearbeitet,  dass 
der  didaktische  Wert  desselben  nicht  in  die  Augen  springt  Bin 
engeres  Anschmiegen  an  die  Constroctionsweisen  der  graphischen 
Arithmetik  wtirde  in  diesen  Gegenstand  mehr  Methode  bringen  väd 
die  Gonstructionen  würden  gesetzmäßiger  ausgeführt  werden  können« 
Gerade  aus  diesem  Grande  empfohlen  wir  das  Studium  der  beiden 
vorliegenden  Schriften  MittelschuHehrem  aufs  wärmste.  Graphisohe 
Methoden  können  dem  Schüler  'Wesentlich  seine  Arbeit  erleichtem 
und  ihm,  der  nicht  so  sehr  an  Abstraotheiten  gewöhnt  ist,  manche 
Partie  deutlich  vor  Augen  führen.  Der  Lehrer  der  Physik  an  Mittel* 
schulen  wird  —  wenn  er  den  Unterricht  Ifistöslicher  machen  will  — > 
ebenfalls  graphische  Darstellungen  nicht  immer  missen  können ; 
hierüber  hat  sich  Bef.  erst  vor  kurzem  gelegentlich  der  Ableitong 
der  Gleichungen  für  die  Schwingungsbewegungen  eines  Punktes 
ausgesprochen  und  gedenkt  demnächst  über  diese  Frage-  sich 
eingehender  zu  verbreiten.  Die  Ausstattung  beider  vorliegenden 
Schriften  ist  eine  sehr  gute;  das  Studium  des  „graphischen 
Bechnens*'  von  Ott  wird  jedoch  dadurch  sehr  erleichtert, 
dass  die  Figuren  — >  wenigstens  die  meisten  —  dem  Texte  beige«- 
fügt  und  nicht  wie  in  dem  Wenck'schen  Lehrbuche  der  graphischen 
Arithmetik  in  Tafeln  dem  Texte  beigefügt  sind.  Mit  Spannung  sieht 
Bef.  dem  Erscheinen  der  Fortsetzungen  beider  Werke,  in  welchen 
die  graphische  Mechanik  Baum  finden  soll,  entgegen. 

Wien.  J.  G.  Wallentin. 


Technik  der  ExparimentaJchemie  von  Dr.  Budolf  Arendt  An- 
leitung zur  Ausführung  chemischer  Experimente  beim  Unterriohts 
an  niederen  und  höheren  Schulen.  Fflr  Lehrer  und  Studierende.  Mit 
zahlreichen  in  den  Text  eingedruckten  Holzschnitten.  Leipzig,  Ter- 
Ug  von  Leopold  Yoss.  Zweiter  Bud,  dritte  und  vierte  Lieferung. 

Mit  diesen  zwei  Lieferungen  hat  das  trefflich  angelegte  und 
durchgeführte  Werk  seinen  Abschluss  gefunden.  (Vgl.  diese  Zeitschr. 
1881,  S.  672—73;  1882,  8.  136—139).  Diese  letzten  Hefte  ent- 
halten  in  gleich  gelungener  Weise  die  Tersuche  über  die  Spaltung 
der  Salze  in  ^uren  und  Basen,  über  die  partiellen  Oxydationen, 
Chlorierungen  usw.,  über  Beductioneny  Spaltungen  und  Umsetzungen 
ha  Badical  und  die  HydiUre. 


R.  Äremdt,  OrundriM  dar  %oiOTg,  Chemc,  mng.  von  F.  Wa^kntin, 

Mit  Bücksiebi  daraaf,  dass  da^i  vorliegeode  Werk  ungemein 
reiehhaltig  i^l,  dass  «9  ffir  jeden  wichtigen  Satz  eine  Reihe  toü  £i- 
|^erlmeDteD  bringt«  die  zum  Theil  einen  weniger,  znm  Theil  einen 
mehr  auagerasteten  Apparat  erfordern»  oder  die  znm  Theil  eine  ge- 
ringere, znm  Theil  eine  größere  Geschicklichkeit  des  Experimen- 
tators voraussetzen,  bildet  es  t^i  den  Anflnger  einen  gediegenen 
Führer  und  für  den  weiter  Fortgescbrittenen  in  zweifelhaften  FäU^n 
[iinen  yerlifislkhen  Batbgeber. 

Wenn  sich  auch  die  „Technik  der  Eiperimental Chemie^  in 
lürster  Linie  an  das  ^ Lehrbuch''  und  den  ^Grundriss''  des  Verfassers 
IsTischHeiyt  und  in  der  Anordnung  und  Reihenfolge  der  Experimente 
[mit  der  in  jenen  Werken  übereinstimmt^  so  kann  sie  doch  des  aua- 
Ifßhrlicben  alphabetischen  Registers  wegen  mit  bestem  Erfolge  neben 
Ijedom  anderen  Lehrbucbe  benutzt  und  als  ganz  selbständiges  Werk 
["gebi-aucht  werden. 

Abgesehen  von  den  Vorzügen,  welche  das  Werk  in  sachlicher 
|Binsicht  hat  und  welche  ihm  die  Beachtung  von  Seite  der  Lehrer 
tnsd  Studierenden  der  Chemie  sichern ,  bat  es  auch  seiner  vielen  be* 
[berzigens werten  Bemerkungen  wegen  einen  hohen  Wert  für  jeden» 
{der  sich  fQr  einen  gedeihlichen  naturwissenschaftlichen  Unterricht 
I  an  den  MittelschuloD  interessiert. 


iGrundriss  der  anorganischen  Chennie  mit  Einachaltmig  »ahlrcicher 
K(]><-tiüvmshiigt*n  und  stocbiometrischer  Aufgaben.  Von  Dr,  Rudolf 
Arendt.  Für  mittlere  und  böhere  ächuicn  und  Lchrereerotnare. 
Zweit«  verbesserte  Anfl»^.  Leipiig  1881,  Verlng  von  Leopold  Yoe«, 

Der  Gmndriss  der  anorgantscbeTi  Chemie  hat^  wie  das  ihm  zum 

'  Theil  zugrunde  gelegte  Lehrbuch  der  anorganischen  Chemie,  schon 

[iß  der  ersten  Auflage  eine  wohlverdiente  Beachtung  gefanden.  Beide 

BQcher  haben  reformatoriech  auf  den  Unterricht  in  der  Chemie  an 

Mittelschulen  eingewirkt  und  dadurch  auch  vielfach  die  Anordnung 

Durchführung  der  in  letzterer  Zeit  erschienenen  Lehrböcher  be- 

losst.  Die  Grundsätze,  welche  Arendt  bei  der  Abfassung  dieses 

MMen,  dürfen  »i>mit  als  bekannt  vorausgesetzt  werden; 

dies  in  einer  geradezu  mustergiltigen  Weise  im  ersten 

^B»ade  stlntr  «Technik  der  Eiperimentalchemie'^  erörtert 

Gegenüber  der  ersten  Auflage  but  der  ^»Grnndnss"  nur  dadurch 
eine  Änderung  erfahren,  dm»  aus  didaktischen  Gründen  die  stöchio* 
metrischen  Aufgiben  den  einzelnen  Capiteln  angehängt  sind,  wäh* 
rend  sie  in  der  ersten  Auflage  am  Ende  des  Buches  ihren  Piatz  hatten. 
Erwähnt  kann  noch  werden,  dass  die  Brauchbarkeit  des  ^Grund- 
risses'* durch  die  gleichzeitig  erachieoene  „Technik  der  Kiperimen- 
talchemie'^  gewonnen  hat,  indem  in  letzterer  alle  Versuche,  welche 
im  Grundrisse  angegeben  sind,  mitsauimt  den  dazu  nöthigen  Appa- 
raten eingehend  boschrieben  werden. 


rifl  t  A,  «itert.  07ma. 


TD«  Eilt 


36 


556    K  .S«Mk,,PIanimetri6clie.Ajifgabe]i,  anges.  von  F.  Wäüentin, 

Plauimetrische  Aufgaben  von  Prof.  Dr.  F.  Beidt,  Oberlehrer  am 
Gymnasium  und  der  höheren  Bürgerschule  zu  Hamm.  Für  dm  Ge- 
brauch im  Schul-,  Privat-  und  Selbstunterricht  bearbeitet  Zwei 
Theile.  Breslau  1882.  Verlag  von  Eduard  Trewendt. 

Der  als  mathematischer  Schriftsteller  rühmlich  bekannte  Ver- 
fasser sagt  in  der  Vorrede,  das  Gebiet  der  planimetrischen  Aufgaben 
sei  bereits  von  so  vielen  Seiten  mit  günstigem  Erfolge  so  umfang- 
reich behandelt  worden,  däss  eine  neue  Sammlung  von  Aufgaben 
ihre  Berechtigung  nicht  in  der  Beseitigung  eines  Mangels  an  für  die 
Zwecke  des  Unterrichtes  brauchbarem  Material  finden  kann,  sondern 
nur  in  der  Anordnung  und  Behandlung  des  Stoffes.  Die  meisten 
Sammlungen  behandeln  nämlich  die  Aufgaben  zu  sehr  als  Selbst« 
zweck  und  nicht  im  engen  Anschluss  an  die  einzelnen  Partieen  des 
fortlaufenden  Unterrichtes.  Eine  Folge  davon  sei,  dass  selbst  die 
besten  vorhandenen  Sammlungen  den  Lehrer  nicht  selten  im  Stiche 
lassen  oder  doch  zu  längerem  Suchen  nöthigeu,  wenn  es  gelte,  einen 
einzelnen  Lehrsatz  oder  eine  zusammenhängende  Gruppe  von  Sätzen 
sofort  durch  Anwendungen  zu  erläutern  und  einzuüben.  Diesem 
Übeldtande  sucht  nun  der  Verfasser  mit  seiner  Sammlung  ab- 
zuhelfen. Sie  erscheint  in  zwei  Heften ;  das  erste  enthält  das  Übungs- 
material für  die  einzelnen  Sätze  und  Satzgruppen  und  ist  nach  den 
Lehrsätzen  des  Systems  geordnet.  Neben  zu  beweisenden  Lehrsätzen 
und  Rechnungsaufgaben  enthält  es  nur  solche  Constructionsaufgaben, 
welche  man  gewöhnlich  als  mittelst  Analysis  durch  Lehrsätze  lös- 
bar bezeichnet. 

An  der  Spitze  der  einzelnen  Paragraphe  sind  in  knapper  Fas- 
sung die  Lehrsätze  verzeichnet,  auf  welche  sich  das  nachstehende 
Übungsmateriai  bezieht.  Zunächst  kommen  im  Anschlüsse  an  die 
vorerwähnten  Lehrsätze  kurze  Fragen,  dann  Aufgaben  methodisch 
fortschreitend  von  leichteren  und  in  kleinen  Zahlen  zu  schwieri- 
geren und  in  größeren  Zahlen;  zuletzt  bringt  jeder  Paragraph  einige 
zu  beweisende  Lehrsätze.  Die  meisten  Fragen  und  die  ersteren  Auf- 
gaben sind  so  gehalten,  dass  sie  ein  mittelmäßig  begabter  und 
fleißiger  Schüler  ohne  weiters  beantworten  kann.  Bei  den  schwieri- 
geren Aufgaben  oder  zu  beweisenden  Lehrsätzen  ist  entweder  auf 
entsprechende  leichtere  Aufgaben  oder  auf  vorausgegangene  Lehr- 
sätze hingewiesen.   Vollständige  Lösungen  gibt  das  Hefb  nicht. 

Die  Diction  ist  kurz  und  doch  so  klar,  dass  im  ganzen  Hefte 
nur  zwei  kleine  Zeichnungen  benöthigt  wurden.  Die  Anlage  und 
Durchführung  des  Werkes  ist  derart,  dass  sie  von  den  meisten  Fach- 
männern gebilligt  werden  dürfte. 

Bezüglich  des  ei*sten  Paragraphen,  der,  Vorübungen  be- 
titelt, hauptsächlich  Aufgaben  über  die  Construction  von  ge- 
raden Linien  bringt  und  sich  dabei  auf  den  Kreis  mit  allen 
seinen  Linien,  die  Polygone  usw.  bezieht,  will  der  Unterzeich- 
nete den  Wunsch  aussprechen,  der  Verfasser  möge  in  der  sicher 
bald  zu  erwartenden  zweiten  Auflage  bloß  einfache  Streckenconstruc- 


F»  Beidt,  PUnimetrische  Aufgaben,  anges^  ?on  iF,  WaUetUin,    557 

tionen  aufnehmen,  die  übrigen  Vorübungen  aber  iftn  betreffenden 
Paragraphen  vorausechicken. 

Da  in  den  verschiedenen  Lehrbüchern  in  der  Bezeichnung  der 
Winkel,  welche  entstehen,  wenn  zwei  Parallele  von  einer  Geraden 
geschnitten  werden,  keine  Übereinstimmung  herrscht  (der  Verfasser 
gebraucht  den  Namen  Gegenwinkel,  wo  Spieker  die  Bezeichnung 
conjugierte  Winkel,  Boyman  Ei-gänzungswinkel,  Wittstein  Innen- 
winkel hat);  80  wäre  es  wünschenswert,  wenn  der  Verfasser  etwa 
in  einer  Anmerkung  auf  diese  Ungleichheit  in  der  Benennung  hin- 
weisen würde. 

Das  zweite  Heft  bringt  das  Material  zur  Auflösung  von  Con- 
structionsaufgaben  in  selbständiger  Weise.  Die  Aufgaben  sind  ähn- 
lich, wie  in  dem  Werke  von  Petersen  „Methoden  und  Theorien^,  nicht 
nach  ihrem  sachlichen  Inhalte,  sondern  nach  den  Methoden  der  Auf- 
lösung geordnet.  An  mehreren  einfachen  und  instructiven  Beispielen 
wird  zunächst  das  Wesen  der  einzelnen  Methoden  erläutert  und  zum 
selbständigen  Gebrauche  derselben  angeleitet. 

Als  erste  Methode  ist  die  der  geometrischen  örter  angeführt. 
Die  Aufgaben  sind  nach  den  hauptsächlich  zur  Anwendung  kom- 
menden örtern  in  sieben  Gruppen  eingetheilt.  Die  zweite  Methode 
bildet  die  der  Hilfsfiguren.  Hier  sind  gleichzeitig  die  in  andern 
Werken  selbständig  aufgeführten  Methoden  „durch  Beduction  auf 
frühere  Aufgaben  uud  durch  Data'*  mit  einbezogen  worden.  Die 
Aufgaben  sind  wieder  in  sieben  Gruppen  eingetheilt  und  zwar  be- 
ziehen sich  die  vier  ersten  auf  das  Dreieck  und  die  drei  letzten  auf 
das  Viereck.  Diese  beiden  Methoden  bilden  den  ersten  leichteren 
Cursus  und  finden  ihren  Abschluss  in  einem  Capitel,  welches  ver- 
mischte Aufgaben  über  beide  Methoden  und  Aufgaben  ohne  Anlei- 
tung und  ohne  Bezugnahme  auf  eine  bestimmte  Methode  bringt.  Die 
beiden  folgenden  Methoden:  Methode  der  ähnlichen  Figuren  und  Me- 
thode der  algebraischen  Analysis  bilden  den  zweiten  und  schwieri- 
geren Cuisus.  Ihrer  Bedeutung  entsprechend  ist  die  vierte  Methode 
ziemlich  umfangreich  und  an  vielen  Beispielen  erörtert.  Die  hieher 
gehörigen  Aufgaben  sind,  je  nachdem  sie  auf  Gleichungen  des  ersten 
Grades,  auf  rein-  oder  gemischt  quadratische  Gleichungen  führen, 
in  mehrere  Gruppen  eingetheilt,  wobei  wieder  auf  einen  methodischen 
Stufengang  vom  leichteren  zum  schwierigeren  gesehen  ist. 

Den  Abschluss  des  Werkes  bilden  Aufgaben,  welche  die  Me- 
thoden der  geometrischen  Örter  und  der  Hilfsfiguren  wiederholen 
und  erweitern,  die  Anwendung  der  Proportionen  erfordern,  ver- 
mischte schwierigere  Aufgaben  und  endlich  das  Berührungsproblem 
d()S  Apollonius. 

Auch  hier  im  zweiten  Hefte  fehlen  vollständige  Lösungen  der 
Aufgaben  gänzlich ;  doch  sind  den  schwierigeren  Aufgaben  einige  er- 
leichternde Hinweise  beigegeben.  Da  sich  das  ganze  Werk  durch  Reich- 
haltigkeit (es  enthält  ungefähr  2900  Aufgaben),  durch  einen  streng 
methodischen  Gang,  durch  Klarheit  und  Übersichtlichkeit  auszeichnet» 

36  ♦ 


f  5S    Ä.  Fohomyt  lUnstriarte  Naturgesch.  usw.,  ang.  v.  H.  Beichardt. 

80  wird  60  sichirüeh  von  Tielen  Lehrern  der  Geometrie  gerne  und  mit 
bestem  Erfolge  in  Verwendung  genommen  werden. 

Wien.  Dr.  Franz  Wallentin. 


lUustrierte  Naturgeschichte  des  Pflanzenreiches.  Fflr  die  unteren 
Okksften  der  Mittelsdiulen  bearbeitet  von  Dr.  Alois  Pokornj, 
k.  k.  Begieningsrath  u.  Director  des  Leopoldstädter  Commnnal- 
ßeal-  und  Obergjmn.  in  Wien.  Zwölfte  Anflafi^e.  Prag  1881.  Verlag 
von  F.  Tempskj.  8*.  XII  und  239  S.  mit  354  Abbildungen  und 
einem  Titel  bilde  in  Farbendruck. 

Pokomy^s  illustrierte  Naturgeschichte  der  drei  Reiche,  für 
die  unteren  Glassen  der  Mittelschulen  bearbeitet,  zählt  in  unserer 
Monarchie  zu  den  beliebtesten  Lehrbüchern  und  erfreut  sich  der 
weitesten  Verbreitung ;  auch  in  Deutschland  gewinnt  sie  immer  mehr 
Terrain.  Dem  entsprechend  erschienen  auch  von  jedem  ihrer  drei 
Theile  mehr  als  zehn  Auflagen.  In  der  That  befriedigt  die  oberw&hnte 
Naturgeschichte  auch  alle  Anforderungen,  die  man  an  ein  gutes 
Lehrbuch  zu  stellen  berechtigt  ist,  in  vollstem  Maße.  Die  zu  Grunde 
gelegte  Methode  ist  dem  Fassung^yermOgen  9 — 12  jähriger  Knaben 
glücklich  angepasst,  die  zweckmäßige  Auswahl  des  Lehrstoffes  ver- 
räth  die  sichere  Hand  des  erfahrenen  Schulmannes,  den  leicht  ver- 
ständlichen, klar  geschriebenen  Text  illustriert  endlich  eine  Fülle 
von  gut  ausgeführten  Abbildungen.  In  der  Naturgeschichte  des 
Pflanzenreiches  macht  sich  ganz  besonders  auf  das  vortheilhafleste 
bemerkbar,  dass  der  Verfasser  ein  tüchtiger  Botaniker  ist,  welcher 
die  wissenschaftliche  Literatur  mit  so  manchem  gediegenen  Werke 
bereicherte. 

Der  Beferent  hält  es  für  überflüssig  bei  einem  so  allgemein 
bekannten  Lehrbuche  den  Inhalt  desselben  im  Detail  zu  besprechen. 
Es  sei  daher  hier  nur  hervorgehoben,  dass  sich  die  neu  erschienene 
zwölfte  Auflage  von  der  eilften  namentlich  durch  eine  Verminderung 
der  ausführlich  beschriebenen  Pflanzenarten  um  beiläufig  50  Species 
unterscheidet ;  dies  sowie  einige  weniger  wichtige  Veränderungen  des 
Lehrstoffes  machten  es  möglich,  den  eigentlichen  Lehrtext  auf 
210  Seiten  zu  reducieren.  Die  Verlagsbuchhandlung  stattete  die 
neue  Auflage  gefällig  aus,  erneuerte  die  Abbildungen  theilweise  und 
gab  endlich  ein  gelungen  in  Farbendruck  ausgeführtes  Titelbild 
bei,  welches  blühende  Alpenpflanzen  mit  dem  Dachsteine  im  Hinter- 
grunde darstellt. 

Wien,  H.  W.  Reichardt. 


Dritte  A  b  t  h  e  i  1  u  u  g. 

Zar  Didaktik  und  PasdagogiL 


Easebiusz  Czerkawski :  Bozprawy  i  wnioski  komisyi  powolanej 
w  roka   1879  przez  galicjiskfi   rad^  szkolo^   krajow^  do 
zbadania  sprawy  reform?  gimuazyöw.    We  Lwowie»  odbitu 
X  'ijriewodnikA  Naukowego  f  Literaclrie^o'    1882,  8»,    103  SS.    (Eü- 
tebiQs  Cierkawski,  VerhaDdlüngen  and  Antrige  der  im  Jftbre  18T9 
fon  ämn   g&tinsehen    Landedtohalrmtho   lur  Prüfmigf  Wiiebiiog«- 
weiBe  Eerorm  dea  GjniiiftsialleUrplaDee  berufenea  CommiBsian.  Lem- 
berg  1882). 
Im  Jabre  1879  wurde  in  Lemb^rg  unier  dem  Vorsitze  S.  K.  de« 
1  Herrn  SUttbalters  und  dea  Herrn  Vioepr&sideiiteQ  der  g2Üizt«cheo  8Utt* 
]  b&lteroi  eme  EjQqaet«  abgebalten,  deren  Aafgftbe  es  war.  dio  bestebende 
OrganinatioD  der  GyuiiiMten  mit  Räcksicht  auf  die   8cbulon   Galizieas 
einer  PrQfuog  lu  uoicrzieben,  die  Leistungen  und   Erfolge  ita   Unter- 
ricbW  «u  bdurtbeikn,  namentlicb  aber  über  die  Tbeilung  dea   Gjmna- 
I  aium«  in  iwei   Hälften,   Ober-  und    Üntergjmna&ium,   lu   berathen,   ob 
dkaelbe  aad  der  darcb  sie  bedingte  Lebrplan  mit  den  eigen tbömli eben 
V«rbJUtEua«ea  und  Bedarf niiaen  Galiziens    vereinbar   oder    ob   es   wan- 
I  icbeoiWtfrt  Mi  die  Zweistufigkeit  enger  zu  begrenzen,  aucb  wobl  zu  be- 
ieitjgen.  In  die»e  Commission  wurden  au6er  den  Landaaacbulraihen  nocb 
;  Profeaaoren  der  UniTertitat  und  Directoren  der  Mittelacbulen  in  Lern* 
berg  berufen,  Herr  Prof.  Dr.  £.  Czerkawski  wurde  mit  der  Aufgabe  be- 
traut die  Ergebnisse  dieser  Verbau  dl  iin  gen  mit  eingebender  MotiTierung 
Ulr  die  ÖffentUcbkeit  darzulegen. 

Das  Interesse»  wekbes  die  vorliege^ide  S<:hnft  acban  dorcb  den 
Kamen  ibres  Verfasaersi  deaaen  Verdiet»«!«  als  Gjmnasialinspector  im 
Isbbaften,  ebrenroUen  Andenken  stehotv  erwecken  muss,  bat  die  Be- 
dactioD  bewogen  &icb  di«  Schrift  verdolmetschen  zu  lassen,  um  so  den 
I  Xü^m  diMer  Mtaebrift  etue  Einsicht  in  die  gemachten  Vorachli^ e  zu 
I  gew&breo«  Wir  werden  bteb«i  eincrseita  s«1betTerst&ndUch  ton  allen  an* 
deren  Fragen  abschitn  und  uns  bloC^  an  das  didaktiicb-pädogogisebe 
llornent  halten,  andererseits  mit  Bücksicbt  auf  das  reiche  Matiiiat 
welchei  dar  Zeitschrift  geg«nwirlig  vorliegt,  uns  blo0  auf  ein«n  Bericht 
btscbrinkea  und  nur  hie  und  da  eine  i3omerkung  beifügea. 

DfD  ersten  Haupttbeil  der  Schrift  bildet  «lA«  lesaaswerta  über- 
sloht  Ober  die  Entwicklnng  des  Gjrmnaiiialweieoi  in  Österteicb  tod  dem 


560       Euseb.  Czerkawski,  Verhandlangen  und  Anträge  nsw. 

Jahre  1848  an,  wo  der  Organisationsentwarf  ins  Leben  trat.  Derselbe 
wird  eingehend  gewürdigt  and  mit  den  Gjmnasiallehrplänen  in  den  an- 
deren Staaten  Europas,  welche,  was  Cultur  und  geistige  Bildung  anbe- 
trifft, eine  hervorragende  Stellung  einnehmen,  verglichen,  unter  reicher 
Benutzung  der  einschlägigen  Literatur  auf  dem  Gebiete  der  Philosophie, 
Pädagogik  und  Didaktik  werden  die  Grundsätze,  welche  für  den  Unter- 
richt überhaupt  und  insbesondere  für  jenen  an  den  Gymnasien  zu  gelten 
haben,  dargelegt  Der  Verf.  geht  iskun  auf  die  Mittelschulen  Galiziens, 
ihre  eigenthfimliche  Stellung  und  Bedürfhisse  über  und  berichtet  über 
die  Genesis  der  jEnq^eta  wid  ihre  Mitglieder. 

Der  zweite  Th^  enih&lt  die  von  der  Enquete  gemacliten  Vor- 
schläge und  den  von  ihr  entworfenen  Lehrplan.  Die  Commission  erklarte 
sich  gegen  die  im  Organisationsentwurfe  festgestellte  Scheidung  in  Unter- 
nnd  pbergjmnasium,  womach  diese  beiden  Theile  obwohl  eng  mit  ein- 
ander verbunden  4och  selbständig  neben  einander  bestehen,  alle  ünter- 
richtsgeglenstftnäe  üihfasseti  und  dieselben  in  entsprechender  Weiibe  be- 
handeln soUen.  Diese  Zw<^istufigkeit  des  Unterrichtes  erschien  der  Com- 
mission nicht  angemessen.  Die  doppelte  Behandlung  derselben  Lehr- 
gegenstände, 80  äuAerte  man  sidi,  nehme  viel  Zeit  in  Ansprach,  die  un- 
gleich besser  verwertet  werden  kOnne;  auch  schade  sie  inisoferne,  als 
durch  den  vorbereitenden  Unterricht  im  Untergjmnasium  den  Gegen- 
ständen, wenn  sie  wiederam  im  Obergymnasium  an  die  Reihe  kommen, 
der  Beiz  benommen  werde,  und  daher  die  Schüler  nicht  mit  gleicher 
Frische  und  Lust  an  dieselben  herantreten.  Dazukomme  noch,  dassnoth- 
wendig  Unterbrechungen  im  Unterrichte  eintreten  müssen,  so  besonders 
bei  der  Naturgeschichte  und  Physik,  dass  infolge  derselben  das  Erlernte 
aus  dem  Gedächtnisse  schwinde  und  somit  die  Erfolge  dieses  Unter- 
richtes sehr  fraglich  seien. 

Diese  Vorwürfe  gegen  die  Zweistufigkeit  sind  wiederholt  vorge- 
bracht worden  und  es  lässt  sich  auch  nicht  leugnen,  dass  sie  bis  zu 
einem  gewissen  Grade  nicht  grundlos  sind.  Es  fragt  sich  nur,  ob  nicht 
mit  der  Zweistufigkeit  auch  entschiedene  Vortheile  verbunden  sind  und 
zwar  solche,  welche  die  wirklichen  Nachtheile  bedeutend  überwiegen  ; 
wir  meinen,  die  harmonische  Ausbildung  des  Geistes  auf  allen  Lehr- 
stufen, den  Umstand,  dass  man  dem  Schüler  auf  jeder  Lehrstufe  du 
bietet,  was  seiner  geistigen  Entwicklung  und  ihren  Bedürfnissen  am 
meisten  entspricht,  dass  der  Anschauungsunterricht  die  sichere  Grund- 
lage für  den  systematischen  Unterricht  bildet,  endlich  dass  jene  Schei- 
dung des  Gymnasiums  in  zwei  Hälften  auch  ihre  große  Bedeutung  fftr 
das  plraktische  Leben  hat,  indem  nämlich  das  Untergymnasium  in  diescor 
Gestalt  eine  zweckmäßige  Vorbereitung  für  gewisse  Bildungsanstalten 
und   Berufsarten  bildi^ 

Doch  solche  Fragen  lassen  sich,  wie  sich  dies  von  selbst  ver- 
steht, nicht  mit  wenigen  Worten  erledigen.  Wir  kehren  wieder  zu  dir 
'Commission  zurück,  welche  nach  Aufhebung  der  Zweistufigkeit  einen 
Lehrphin  vors^lägt,  der  sich  im  ganzen  und  großen  an  jenen  der 
preußischen  Gymnasien  anschließt.  Dieser  Plan  ordnet  das  achtclassige 
Gymnasium  so,  dass  die  «wei  ersten  Clässen  desselben  das  Progymnasiom, 


Eusdf.  Cßerkawiki,  VefbandliiDgeii  und  Antrage  usw.      Ml 

die  drei  nächsten  das  Mittel-,  die  drei  obersten  das  Obergjmnasinm 
bilden.  Die  folgende  Tabelle  wird  denselben  im  ganzen  and  seinen  ein- 
seinen Theüen  leicht  Terdeutliehen: 


CUueo 

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9 

4 

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Tnmen   nnd  Zeichnen  sollen  nnobligat  sein. 

Was  die  einzelnen  Lehrgegenstände  anbetriflft,  so  bemerken  wir 
Folgendes : 

1.  Das  L  a  t  e  i  n  hat  gegenflber  der  gegenwärtig  in  Galizien  geltenden 
Stundenzahl  eine  Vermehrung  nm  zwei  Standen  in  der  dritten  Classe  er- 
fahren. Von  den  Lehrstanden  sind  Ton  der  III.  bis  zar  YIII.  Classe  wöchent- 
lich je  zwei  der  Grammatik  and  den  stilistischen  Übnngen  zn  widmen. 
Die  Reihenfolge  der  Antoren  ist:  in.  Classe  Cornelias  Nepos,  IV.  Cae- 
sar de  hello  gallico,  V.  Caesar  de  hello  civili,  Oyidios  (Met.)f  VL  Livias, 
Oridins  (Eleg.),  Vergilias  (Aen.),  VII.  Sallastias,  Cieeros  Reden,  Cato 
maior,  Laelias,  Livias  (cnrsorisch),  Yergilias  (Aeneis,  Georgica),  YIII. 
Cieeros  dispnt  Tusc,  de  oificiis,  Tacitas  Annales,  Linas  (carsorisch), 
Horatias.  Wir  bemerken  hier,  dass  Linas,  dessen  Schwierigkeit  fSr  die  fünfte 
Classe  mehrfach  betont  wurde,  der  YI.  Cksse  und  den  folgenden  zugewiesen 
wird.  Ob  aber  Caesar  de  hello  civil!  einen  entsprechenden  Ersatz  bietet, 
scheint  uns  mehr  als  zweifelhaft  Diese  Schrift  hat  weder  die  Frische  noch 
das  Interesse,  wie  die  commentarii  de  hello  gallico;  auch  steht  sie,  was 
Stil  und  Sprache  anbetrifft,  weit  hinter  jenen  zurück.  Auffallend  ist  anch 
die  BoTorsugung  der  philosophischen  Schriften  Cicero«,  denen  wir  einen 
besonderen  Wert  für  die  Schule  nicht  beimessen  können.  Um  de  offleiis 
lesen  und  verstehen  zu  können,  bedarf  man  einer  weit  größeren  Yor- 
bildung,  als  sie  bei  den  üblichen  platonischen  Dialogen  erfordert  wird, 
und  namentlich  einer  Kenntnis  der  griechischen  Philosophie,  die  man 
bei  den  Schülern  nicht  so  leicht  erzielen  kann.  —  Ob  sich  übrigens  die  von 
der  Commission  ausgesprochene  Erwartung,  dass  es  gelingen  werde  die 
Schüler  in  der  obersten  Classe  bis  zu   freien    Arbeiten  in  lateinischer 


S02       Eu8^,  CMmrhamki^  Verbandliingen  und  Antrage  usw. 

brache  lu  führen,  bei  dieeem  ZeitaasiiUOe  eich   verwirkliehen   wir4, 
machten  wir  doch  bezweifeln. 

2.  Das  Griechische  ist  aus  der  HL  Classe  entfernt  nnd  hat  dni 
Stunden  eingebüßt.  Die  Reihenfolge  der  Autoren  ist :  VI.  Qlasse  Xeno» 
phon  (Anab.  und  Cyr.)i  Homer,  VII.  Xenophon  (Gomm.),  Plutarch  (Vitae^, 
Homer,  VIII.  Plato,  Plutarch,  Homer,  Sophokles  (mit  Ausschluss  dar 
lyrischen  Stellen).  Hier  f&llt  die  Wahl  des  Plutarch  auf,  dessen  Bio- 
graphien mit  Bücksicht  auf  Sprache  und  Stil  den  Schülern  nicht  ge- 
ringe Schwierigkeiten  bereiten  und  bei  der  geringen  Sorgfalt,  mit  welcher 
dieser  Schriftsteller  seine  Quellen  wählte  und  be nützte,  ein  treues  Bild 
nicht  zu  bieten  vermögen.  Für  diese  Schwierigkeiten  und  Unvollkommen- 
heften  entschädigt  nicht  die  edle  Gesinnung  und  Wärme  des  Schriftsteliers. 
Demosthenes  ist  ganz  ausgefallen;  von  Plato  wird  bei  der  Vorbildung 
der  Schüler  und  der  kurz  zugemessenen  Zeit  nur  ein  oder  der  andere 
kleine  Dialog  gelesen  wwden  können;  ob  endlich  der  Schüler,  wenn  die 
lyrischen  Stellen  ausfallen,  ein  Drama  des  Sophokles  erfassen  und  ver- 
stehen wird,  ist  doch  sehr  fraglich.  Bieten  die  lyrischen  Stellen  so  große 
Schwierigkeiten,  so  empfiehlt  es  sich,  dass  der  Lehrer  dieselben  zuerst 
erkläre  und  dann  diese  Interpretation  durch  die  Schüler  wiederholen 
lasse.  Am  meisten  kann  man  sieb  mit  dem  Ausfall  des  Herodot  Be- 
freunden, vorausgesetzt  dass  die  so  gewoniiene  Zeit  einer  eingehenden 
Leetüre  des  Homer  zu  Gute  kommen  und  durch  die  Verwertung  einiger 
i  nteressanten  Partien  des  Herodot  in  treuer  Übersetzung  für  die  deutschen 
Lesebücher  dem  Schüler  wenigstens  einige  Bekanntschaft  mit  dem  Be- 
gründer der  Geschichtschreibung  verschafft  werde.  —  Übrigens  haben  die 
Philologen  in  der  Commission  gegen  die  Beschränkung  des  griechischen 
Unterrichtes  und  namentlich  gegen  den  Vorschlag  das  Griechische  in 
die  vier  oberen  Classen  zu  verlegen  und  ihm  je  sechs  Stunden  wöchent- 
lich zuzuweisen,  Einsprache  erhoben,  worauf  dann  die  vorliegende  An- 
ordnung dieses  Unterrichtes  auf  Grund  eines  Compromisses  angenommen 
würde. 

3.  Die  polnische  Sprache  hat  die  gleiche  Stundenzahl  behalten, 
nur  sind  die  Stunden  gegenüber  der  bestehenden  Anordnung,  wornach 
je  drei  Stunden  auf  jede  Classe  entfallen,  anders  vertheilt. 

4.  Die  deutsche  l^rache  hat  um  eine  Stunde  gewonnen;  auch  sind 
die  Lehrstunden  gegenüber  der  bestehenden  Anordnung  (I  6,  II  5,  m 
4,  IV  5.  V  4,  VI  5,  VII  und  VIII  je  4)  anders  vertheilt.  Diese  An- 
Ordnung  so  wie  die  beigefügte  Instruction  zeigt  von  dem  gewiss  sehr 
anerkennensiferten  Bestreben  diesen  Unterricht  zu  fördern.  Ob  damit 
das  gewünschte  Ziel  erreicht  werden  kann,  das  inüssie  erst  die  Erfah- 
rung lehren«  Kach  unserer  natürlich  unmaßgeblichen  Meinung  dürfte 
dasselbe  nur  dann  zu  erreichen  sein,  wenn  ein  oder  der  andere  Gegen- 
stand in  deutscher  Sprache  vorgetragen  würde. 

5.  Neu  ist  die  Aufnahme  des  Französischen  als  obligaten  Lehr- 
gegenstandes. Allerdings  ist  die  Zahl  von  zwei  Lehrstunden  wöchent- 
lich in  den  vier  oberen  Classen  eine  sehr  geringe.  Erwägt  man,  das« 
dieser  Unterricht  bei  einer  bedeutend  größeren  Stundenzahl  und  bei 
Vertheünng  auf  mehr  Classen  in  Preußen  nur  geringe  Leistungen   er- 


Eitäeb.  €Mevkaw9ki,  YahMaOltmgeak  und  äMbAg6  ww.       59t 

sieht  vmd  daher  ihm  bei  den  jÜBgttoft  B^foniai  das  LahrpUhei  an  den 
dortigen  Gymnasien  eine  nicht  aneiheblidie  Yemebning  Toa  Lehr- 
stondea  nnd  eine  nene  OrganiaatioB  latheil  wofde,  sä  kann  Man  bei 
einer  eo  geringen  Zahl  w>n  Standes  oad  der  Bescbiänkiiii|r  ^if  Tier 
dasBea  kaum  entepreehend«  Erfolge  erwartea.  W-ftrd»  daher  dai  Frana5^ 
«sehe  in  die  fieihe  der  obligatea  Lekrflidier  aofjienonMien»  se  miBsta 
dies  lar  onansbleibliehen  Folge  haben,  41»  entweder  du  QenuHmtmaB 
der  Standen  erhöht,  oder  wenn  man,  was  f^ranenaehen  ist^  hieruf  niekt 
eingeben  woUte,  das  Latein  oder  das  Qrteebisehe  firkflrrf;,  daäi  letatere 
TieUeicht  gani  aufgeopfert  wttrde. 

6.  Der  geographitohe  Unterrieht  hat  in  den  drei  eMtenCiaa- 
Ben  eine  selbständige  Stellung.  Der  geeohiehtlidie  Unlienriciit  soll  sieh, 
wie  im  prenßisehen  Lehrplane,  in  diesen  Classen  nur  auf  gelegentliche 
Bemerkungen  beim  geographischen  Unterricht  und  biographische  £x- 
cnrse  beschr&nken.  Der  eigentliche  Unterricht  in  diesem  Fache  beginnt 
Ton  der  vierten  Classe  an  und  swar  in  der  Folge,  dass  in  IV  die  pol- 
nische, in  V  die  dsterreichische,  in  VI,  VII,  VIII  die  alte,  mittlere 
und  neue  Oeechichte  behandelt  wird. 

7.  Die  Mathematik  ist  so  vertheilt,  dass  auf  Classe  I— III 
Arithmetik,  auf  IV  und  V  Algebra  entf&llt;  in  VI  werden  die  Glei- 
chungen, in  VII  die  arithmetischen  Reihen,  der  Newtonische  Binominal- 
satSy  die  Wahrscheinlichkeitsrechnung  behandelt;  die  VIII.  Classe 
soll  sich  mit  der  Wiederholung  des  Stoffes  und  der  Lösung  von  Auf- 
gaben befassen.  —  Dem  geometrischen  Zeichnen  ist  in  den  drei  unter- 
sten Classen  je  eine  Stunde  zugewendet;  f&r  die  IV.  und  V.  Classe  ist 
elementare  Geometrie,  und  zwar  f&r  die  IV.  Planimetrie,  fftr  die  Y. 
Stereometrie,  fllr  die  VI.  descriptive  Geometrie,  für  die  VII.  planime- 
trische  Trigonometrie,  für  die  VIII.  analytische  Geometrie  angesetzt. 

8.  Die  Phjsik  ist  in  den  drei  obersten  Classen  so  angeordnet, 
dass  in  VI  Mechanik,  in  VII  Wärme,  Magnetismus,  Elektricität  (1.  Sem.). 
Akustik  und  Optik  (2.  Sem.),  in  VIII,  1.  Sem.  Astronomie,  Metereologie, 
mathematische  und  physische  Geographie  durchgenommen  werden  sollen, 
w&hrend  das  zweite  Semester  einem  Repetitorium  ans  Phjsik  und  Na- 
turwissenschaften vorbehalten  bleibt 

9.  Die  Naturwissenschaften  erscheinen  auf  ein  geringes 
Stundenausmaß  beschrftnkt  und  werden  theilweiie  in  Classen  absolviert, 
wo  die  Schaler  schwerlich  die  nöthige  Reife  für  einen  entsprechenden 
Unterricht  besitzen,  so  Zoologie  in  III,  Botanik  in  IV.  In  der  fünften 
Classe  ist  das  erste  Semester  der  Chemie,  das  zweite  der  Mineralogie 
gewidmet.  Um  das  oben  hervorgehobene  Missverhältnis,  das  der  Coro* 
mission  nicht  entgehen  konnte,  einigermaßen  auszugleichen ,  wird  in  der 
VI.  Classe  eine  Stunde  wöchentlich  der  Anatomie,  Somatologie  und 
Hygiene  zugewiesen. 

10.  Die  philosophische  Propädeutik  behält  das  gleiche 
Stnndenausmaß  und  den  gleichen  Lehrgang. 

Wir  haben  nun  den  Lehrplan  und  die  Anordnung  des  Lehrstoffes, 
wie  sie  in  den  Vorschlägen  der  Commission  enthalten  sind,  kurz  ver- 
aeiehnet  nnd  dadurch  die  Leser  in  den  Stand  gesetat  sich  ein  selbst* 


564       JEuseh.  Cße^kawski^  YerhaiidlaDgen  und  Antrige  ntw. 

»tandiges  Urtheil  über  diese  Anträge  sn  bilden.  Eine  erschöpfende  WfEt* 
digong,  die  auf  einer  eingehenden  Vergleichung  der  bestefaendeii  Or- 
ganisation mit  jenen  Vorschlägen  bernhen  niQsste,  liegt  nicht  in  nnserer 
Absicht»  Sicher  ist  nnr,  dass,  wenn  für  die  Gymnasien  Galiziens  ein 
eigener,  von  dem  im  Bekhe  bestehenden  so  verschiedener  Lehrplan  fert- 
gestellt  wird,  die  FreizQgigkeit  nothwendig  leiden,  ja  geradezn  aufge- 
hoben werden  mass.  Doch  solche  Betrachtangen  würden  zn  weit  ffthren. 
Wir  fügen  daher  nnr  noeh  bei,  dass  die  Motivierungen,  welche  don 
festgestellten  Lehrplane  vorangehen,  mehrfache  beachtenswerte  Andeu- 
tungen über  die  Methode  und  den  Gang  des  Unterrichtes  enthalten.  Lei- 
der  werden  diese,  da  das  Buch  in  polnischer  Sprache  abgefasst  ist,  nur 
einem  geringen  Kreise  zugänglich  sein. 


lerte  Abtheihuifi:, 

Miscellen* 


*  Bas  aotike  Buchwesen  in  seinem  Verhältnis  zur  Literatur  mit 
BeitnLgeu  zur  Textesgeschicbte  desTbeokrit,  Catull,  Prgpers 
und  anderer  Autoren  von  Theodor  Birt,  B«rUn  löö2,  Verlagr  ro»^ 
Wilhelm  Berte.  8».  518  88. 
Ein  Werk,   welche«  zwischen  DAretellung   und  üntersarhung  dWI 
tftte  hält  und  sowohl  durch  die  UnuptreBultate  wie  durch  einzelne  Ob«  J 
*'r*tionen  nicht  bloß  eine  Reihe  technologischer  Fragen  mit  Sacbkenntnii 
^lltwortet,  •ondern  fftr  die  gesammte  Eutwicklting   der  Literator  nnä  | 
Ibre  Tradition  interessante  Aufschlösse   bietet.   Der  ^esammte  Ötoff  ist 
I  wni  npnn  Oipitel  Terf heilt.   Das  erste   an f  eine   die  eigentliche  Aufgabe 
]  "  '  '  und   die    einschlägige    Literatur   verzeichnende    Einleitunr 

t  I  bandelt  über  die  Buchterminologie^  also  über  die  Begriff  j 

über,  uolnnien^  libellaB,  xtjUi^oof,  voiTo^oep;«  iptflrifitt^] 
j  UQndi'l,   fiüiun^  Monobiblos  u.  dgl.,  das  zweite  über  dail 

!..>,...;,....,   -€in  Aulkonimea,  seine  Verwendung  für  Aufbewahrung  der! 
,  Frofan literator   seit    dem  3.  Jahrb.  n.   Chr.  und   die    Verwendung  der  1 
Mtrnbrane  (Codei)  neben  der  Rollo  sowie  die  Textesrecensionen  bezengendeii 
j  ^nbscnptionen  im  Rollen  buch  wesen  und  in  Codices;  das  dritte  Über  daf  I 
^nch  als  Triger  der  Schriftwerke,  über  die  Länge  der  Bücher  und  die] 
Msition    nach   Büchern,    das  Gleichmaß    der    ßuchgröOen    und   ihri 
iimalgr^rve :   «Iah   vierte   über  die   Buchzeile»   das   Zahlen  der   Seiten, 
-üben,   die  aticbooietriscben   Vermerk©   und    ihre  B9^\ 
__  _^^  aber  die  Bnchaeite,  die  Papjrusstaade,  die  FÄbrication  I 

Itr  fiJ!yrhiaTTi*r     ihre  Arten   und  die  Großen  Ter  bältnisse  der  daraus  be» 
[  reiteteo  Papjrrollen;  das  sechste  Über  die  BuchgröOe,  die  unterschiedenen 
[Formate»  daa  Po**3^!  ■'■ '■*^    "nd   sein  Maximum  und   das  Pro&abuch;  daa 
siebente  übor  die  Ei  rk<?  der  AuÜAg«»n,  Vertneb  und  Buchhandel; 

üat  achte  über  die   :: „lu  der  antiken  Bachform  durch  Obertragung 

der  Literatur  werke  aus  den  Hollen  in  die  Codices:  das  neunte  Über  daa 
voralezandrinische  Buchwesen  bis  auf  die  Zeit  der  Ftolemaeer.  Der  reiche 
Inhalt  dea  Werke»  ist  mit  dieser  inmmarisebeQ  Angabe  weitaus  noch 
nicht  enebSpri. 

Waa  w  Verbättnis  des  Bncbwesena  zur  Literator  betrifft,  so  wird 

klar  naebgewieaen »   wie  die  cla§sische  voraleiandriniscbe  Zeit  durch  daa 

I  ÖrofiroUtiia^tem*  die  nachclassiscbef  durch  die  Literatur  der  Alesmdnner 

I  «ingelaitet«  3&eit  durch  das  KleioroUensjitem,  weiches  dureh  dm  BHiAiMi 

AlexalHlrletis,  seiner  Gelehrtsn  und  seiner  Fabriken  «ich  fcttaotst  und 

^  4arcli  Jabrhuodsrt«  beitoht,  charak tendiert  wird,  wie  der  Einflnss  dieser 

Biicb^'^*^*"'«.*^^'"  an  sieheren   Indiei^tt    in     Un)   ▼erschiedeuen  Compotitiona* 

forni  t>»ratnrwerke   und  <i  M?nng  aus   der  alteren  Form 

in  d]    ^  an  deutlichen  Spun  i  raditioa  erkennbar  ist»  wobei 


9M  Miscellen. 

^ie  in  den  letzten  Jahren  Tiel  ventilierte  Frage  über  Bedeatnng  und 
Wert  der  uns  erhaltenen,  den  Umfang  der  £ücher  bestimmenden  sticho- 
metrischen  Aneaben  durch  eine  zusammenfassende  Üntersnchune  der- 
selben eine  definitive  Erledigung  erfährt.  In  gleicher  Weise  wird  das  be- 
deutsamste Ereignis  f&r  die  classischen  Autoren,  ihre  definitive  Über- 
tragung vom  4.  Jahrb.  n.  Chr.  ab  aus  der  Bollenbuchform  in  den  Pergameat- 
codex,  wodurch  Text  und  Bucheintheilung  der  Autoren  beträchtliche 
Störungen  erfahren,  gewürdigt.  Von  besonderem  Interesse  sind  jene 
Störungen,  welche  auf  die  mit  solcher  Übertragung  nicht  selten  ver- 
bundene excerpierende  Thitigkeit  lurttckgehen,  indem  man  die  auf  mehrere 
Bollenbücher  vertheilten  Werke  eines  Autors  in  den  Codex  nicht  voll- 
ständig aufnahm,  die  ursprünglichen  Bacheinthoilungen  aber  doch  fftja 
oder  zum  Theil  bestehen  ließ.  Durch  die  gewonnene  Kenntnis  des  antiken 
Bollenbuches  und  seines  Umfanges  ist  es  auf  Grund  solcher  In^cien 
möglich,  die  ursprüngliche  Textgestalt  mancher  Autoren  festzustellen, 
was  an  Theokrit,  CatuU  und  Properz  S.  389  ff.  versucht  wird  und  an 
dem  uns  erhaltenen  Catullbuch  in  besonderem  Maße  gelingt,  indem  die- 
selbe,, wie  es  uns  vorliegt,  abnorm  nach  Volumen  und  Inhalt,  als  eine 
Contraction  von  vier  normalen  CatuUbüchern  erwiesen  wird,  nlmltch 
1.  eines  poematum  liber  ad  Nepotnm  (Über  788  Verse),  2.  einee  Epvilion« 
Nuptiae  Pelei  et  Thetidis  (407  Verse),  3.  eines  Caminum  liber  nnt  Qe- 
dicbten  höherer  Gattung  vergleichbar  dem  letzten  Buche  des  Properz 
(etwa  790  Verse),  4.  eines  Epigrammatum  liber  nr.  67.  69—116,  von 
denen  manches  fehlt  (über  898  Verse). 

Es  ist  kein  Tadel,  der  gegenüber  der  Gesammtleistung  etwas  be- 
deuten wUl,  wenn  wir  beifügen,  dass  das  Buch  manche  Ergänzungen  und 
Berichtigungen  erfahren  wird.  So  wünschte  man  die  seit  0.  Jahns  Zu- 
sammenstellung hinzugekommenen  Vermerke  über  Textesreceneionen  voll- 
ständig verzeionnet ;  das  Capitel  über  die  Papvri  ermangelt  umfassenderer, 
anf  Autopsie  beruhender  Empirie*);  über  Autoren,  deren  handschriftUdbe 
Überlieferung  noch  nicht  oder  nicht  vollständig  bekannt  ist,  war  vi»f 
sichtiger  zu  urtheiien,  wie  denn  t,  ß.  die  S.  378  berührte  Eintheüang 
der  Briefe  des  Ennodius  in  neun  Bücher  nicht  von  Ennodius,  aondiem 
von  Sirmond  aus  dem  Jahre  1611  herrührt');  kühne,  oft  vorschnell 
scheinende  Vermuthungen  fordern  zu  vorsichtiger  Nachprüfung  aufl  Aber 
gerade  dadurch  wird  das  Werk  höchst  anregend  wirken,  dem  wir  in 
Hauptpunkten  wesentliche  Vertiefung  und  Erweiterung  unserer  Einaioht 
verdanlen.  Die  Ausstattung  des  Baches  ist  eine  vorzügliche. 

Athen  und  der  Westen  vor  der  sicilischen  Expedition  von  Harn 
Droysen,  Berlin  1882,  Verlag  von  Wilhelm  Hertz  (Bessersche  Buch- 
handlung). S\  59  SS. 
Der  Verf.  bietet  in  lesbarer  gemeinverständlicher  Form  eine  fir 
den  Archäologen  und  Historiker  gleich  interessante  Darstellung  der  poli- 
tischen und  Handelsbeziehungen  Athens  zu  dem  Westen,  d.  h.  zu  Italien, 
die  man  ^erne  des  breiteren  ausgeführt  sehen  möchte.   Von  besonderem 
Interesse  ist  das,  was  8. 31  ff.  über  die  Aus-  und  Einfuhrspreducte  Athene, 
über  die  kng  andauernden  Handelsbeziehungen,  die  zum  Theil  noch  in 
das  sechste  Jahrhundert  hinaufreichen,  über  die  auf  italischem  Böchm 
gefundenen  attischen  Thonwaren  des  fünften  und  sechsten  Jahrhunderte, 
über  die  Verbreitung  des  attischen  Münz-  und  Gewich tssTstemes  gesagt 
wird.  Bei  den  dürftigen  Indicien  unserer  Überlieferung  muss  selbatTiBr- 


*)  Vgl.  darüber  und  die  wechselseitig 
und  PapvTUs  die  treiFliohen  Bemerkungen 
Stodien  IV  (1888)  8.  dl4  ff. 

^  Vp,  Hart  eis  Ausgabe  des  Ennodius  (1882  Wien  bei  GkkiolA) 
praef.  XXa. 


WI7 

slladlich  viel  fach  bbße  VermutliQD^  ww  helfen.  Die  Art,  wie  dw  Verf» 
dsttelbe  ber&Dziehtp  i»t  keine  mmMcbweifeade  und  «r  hält  üb«r&11  scharf 
auseinander,  was  »nf  Thataachen  beruht  nnd  was  conjeeinrelle  Hfotn^ 
gäbe  ivt 


Kleinere  Schriften  Yon  Wilhelm  Grimm  heransgegi^ben  vou  GoBtav 

Uinricbs,  Berlin  1881.  Ferd.  Dümmlers  VerlagsbucbbandlaJIg 
Uarrwiti  und  Goasmaon.  6^  1.  ßand  X  588.  2.  Band  1882.  IV.  m. 
Durch  diese  auf  drei  BAnde  berechnete  Ausgabe  der  kleinen  Schriften 
W.  Grimnis  wird  ein  iangrgeni blies  Bedärfnis  l^friedigt.  Nachdem  Prof. 
J.  Zacher  in  Halle  bereite  vor  10  Jahren  mit  einer  Zuiamnienstelluni: 
alles  Vorhandenen  begonnen  hatte,  ohne  die  8ammlang  weiter  zu  führen, 
unternahm  Dr  Uinrichs  im  März  1879  die  Ueraasgmbe  und  vollendete 
in  sehr  kurter  ^it  einen  Th«il.  den  grofVcreu  und  wohl  auch  schwie- 
rigeren der  Geeammtaufgabe  in  den  vorliegenden  beiden  Bünden  mit 
ein«;r  die  größte  Anerkennung  verdienenden  Genauigkeit  und  Sorgfalt. 
]  I  ^ '  das  Material  beschafft  wurde,  daröb«r  und  über  Uro fangnnd 

\  ier  beafttsten  Quellen  gibt  die  Einleitung  des  ersten  Bandes 

dif  notiDge  A  uskiinft  Was  die  Herausgabe  anbelangt,  so  bat  als  Grnndsata 
gegolten,  daas  nicht  eine  Auswahl »  soodem  eine  möglichst  vollständige 
Itflunlung  der  kleineren  Schriften  geboten  werde.  Ausgeschlossen  wurden 
TfSlmarbiiten,  die  Übersetzungen  der  altdänischen  Batladen  und  einselnc 
■yilw  nachgetragene  Märchen.  Die  Verlheilung  des  sich  iu  Recensictneiu 
Abhandlungen,  Aufsätzen,  Reden  osw.  bewegenden  Stoffes  erfolgt«  nach 
obronologiucheti  utid  sachlichen  Gesichtspunkten,  so  dass  der  erke  Band 
die   auf    I  f^hichte   und    Märchenkunde    bei^glichen    Sachen 

unter  den  ;  -igen    Biographisches  S.  1—97,  Wi?wcn?rhiiftliche  An- 

'    —    -  -  "  Märchen 

.  uhe«  527 
bis  570»  ErzäblungeD  571  -  586,  der  i weite  Band  alle  lieceuaiüiicu.  soweit 
sie  »ich  auffinden  Heften  und  nicht  etwa  schon  in  den  eireten  Band  auf- 
worden sind,   mit  Ausnahme  der  A nieige  von  Hersog  Brntt 
fQr  das  l)t<?rari  sc  he  Central  blait  geechriebeneni  sehn  bis  iw51fan 
t.i     ^..\.u..  .,^cht  zu  erlangen  waren   fs.  B.  K  Vorw.  8),  enthilt. 
1  1er  deuteeben  Philologie   in  einer  ihrer  wichtlffsten 

h,  ..    ein  inhaltsreiches  Urkundenburh  kfoiT'f^lK^n,  das  auroh 

latur'ulii     Fragen   allgemeinen   Charakters,    div  u^he    kommen, 

bt*i»[iOf tH  durch  das  Capitel  des  ersten  Buche«,   i  l^cbe»,  Nator- 

K»«ie,  Zu  den  M&rchen.  Beden  u.  a.'  für  weitere  kr^iäe  Interesee  bietet. 
r  Herausgeber  bat  durch  die  gewissenhafte  und  sorgfältig«  Arbeit 
Dank  und  Anerkennung  im  vollsten  MaC^  verdient.  Die  Ausstattung  des 
Werkes,  auf  welche  wir  nach  seiner  Vollendung  noch  zurückkommen, 
litst  nichts  tn  wünschen  übrig.       ^ 


fange  Ä^— 57,  Naturnoesie  59-233,  Kunstpoe 
315-490,   Reden  4Ö1-520,    Kosmos   Ö2i— : 


Die  Wage  de^  i  Homer  in  ö  68  ff.  und  X  208  ff",  und  ihr 

?ermeintiiL       i  :^ug  auf  das  Schicksal  Eine  homerische  Studie 
von  A-  Th.  Christ.  Innsbruck  1880.  Wagnersche   UniversitAtabneb* 

handluog.  8«.  45  S8. 
In  seiner  vor  vier  Jahren  erschienenen  Abhandlung  über  p Schicksal 
od  Gottheit  bei  Hom<n***  hatte  Christ  als  Conaequenx  seintr  ArifTashUfiif 
der  homerischen  Moira,  die  er  mit  dem  Willen  des  Zeus  iii 
Wage  des  Gottes  als  das  Symbol  bezeichnet,  durch  welch- 
nnd  Menschen  seinen  Willen  verkünde.  Die  gewöhnliche  AatlaÄ^uüg»  tou 
der  nur  Nigelst^h  abweicht,  erblickt  bekanntlich   in  der  HanHhahnni^ 
der  Wag«  durch   Zeus  die  Erkundung  eines  höheren,  übi - 
vtehttftdnt  Schicksalswillens.  Der  Widerspruch  der  Kritik  U 
die  Fnf9  nochmals  in   Erwägung  zu  ziehen,  und  die  eingf*[i<:niit?  r^r* 


569  Entgegnang. 

örterung  der  beiden  Stellen,  welche  dabei  am  meisten  ins  Gewicht  fidlto« 
O  68  ff.  und  X  208  ff. ,  bilden  den  Hauptinhalt  der  hier  auzuteigendea 
Schrift 

Wir  können  uns  in  der  Kritik  des  Büchleins,  welches  sioh,  wie 
des  Verf.s  erste  Schrift,  durch  scharfsinniges  und  selbständiges  Urthail 
aaszeichnet,  kurz  fassen.  Nach  der  negativen  Seite  hin  hat  Christ  un- 
streitig ein  Resultat  erzielt;  was  schon  andere  Gelehrte  Tor  ihm  gefühlt M, 
scheint  dorch  Ohrists  Untersuchungen  erwiesen,  dass  nämlich  die  Hand- 
habung der  Wage  durch  Zeus  in  keinem  Zusammenhange  mit  iriner  über 
dem  Gotte  waltenden  höheren  Macht  steht,  deren  Willen  er  erst  erkunden 
m&sste,  da  die  Flacht  der  Aohäer  in  O  und  Hektors  Tod  in  X  achoa 
lange  vorher  bestimmt  sind  und  Zeus  daher  schon  im  Vorhinein  weiß. 
dass  ee  so  kommen  werde.  So  viel  ist  also  gewiss,  dass  sich  die  Fnge 
nach  der  Bedeutang  der  Wage  völlig  getrennt  von  der  Auffeuisang  mr 
Moira  behandeln  lässt  Eine  andere  Frage  ist  ee  nun  allerdinga,  welche 
Bedeutung  der  Wage  dann  zu  geben  sei ,  wenn  sie  mit  der  Moira  nioht 
zusammenhängt.  Wie  erwähnt,  deutet  Christ  das  Erheben  derselben 
durch  Zeus  als  ein  Symbol,  wodurch  dieser  Göttern  und  Menschen  aeinen 
unabänderlichen  Willen  kandgebe.  Diese  Deutung  kann  aber  darum  nidit 
befriedigen,  weil  das  Abwägen  der  Lose  den  Gott  wenigstens  äofterliok 
in  den  Augen  der  Zaschauenden  als  zaerst  unentschlossen  und  zweifelnd 
erscheinen  lassen  muss  und  somit  nicht  geeignet  erscheint,  gende  den 
unabänderlichen  göttlichen  Entschluss  zu  svmbolisieren.  Nach  der  poeitiren 
äeite  hin  bleibt  also  die  Frage  auch  nach  den  Untersuchungen  Ohritli 
noch  unerledigt  Da  es  aber  dem  Verf.,  wie  schon  der  Titel  der  Schrift 
beweist,  mehr  um  die  negative  Seite  zu  thun  war,  um  den  Nachweif, 
dass  die  Wage  des  Zeus  in  keinem  Zusauimeuhange  mit  der  Moira  stehe, 
und  ihm  dieser  Nachweis  gelangen  zu  sein  scheint,  so  stehen  wir  nicht 
au,  die  hier  besprochene  Schrift  als  eine  recht  schätzenswerte  Bereicherang 
der  Homerliteratur  zu  bezeichnen. 


*)  So  Delbrtick,  Homeri  religionis  aaae  ad  bene  beateque  vivendam 
Homericis  temporibus  fuerit  vis  S.  5%  und  Ludwig  Müller,  de  fato  Homeriee 
S.  89,  welche  ähnlich  wie  Nägelsbach  das  Experiment  mit  der  Wage  fftr 
eine  Art  Orakelspiel  erklären,  während  Lange,  Einleitung  in  das  Studinm 
der  griech.  Mjthol.  S.  1 16,  und  Bumke,  de  fato  Homerico  S.  6,  die  That- 
Sache  des  Abwägens  gänzlich  in  Abrede  stellen  und  in  dem  Worllante 
der  betreffenden  Stellen  nichts  weiter  als  eine  tropische  Ausdrucksweiae 
des  Dichters  zur  Bezeichnung  eines  entscheidenden  Momente^  erblicken. 
Bumke  vergleicht  die  Phrase  ^oniiv  ix^tv  n^og  r». 

Wien.  Heinrich  Stefan  Sedlmayer. 


Entgegnung. 

Herr  J.  Ptaschnik  hat  in  dieser  Zeitschrift  unter  dem  Titel  nKirch- 
hoffs  Sobalgeograpbie  und  die  Vertheilung  des  geographischen  Lehr- 
stoffes** auch  meinen  Aufsatz  aber  „Ziel  und  Methode  des  geographiichen 
Unterrichtes**  einer  Besprechung  unterzogen,  für..die  ich  ibm  im  ^ge- 
meinen nur  dankbar  sein  kann.  Einigen  meiner  Äußerungen  jedoch  ati 
er  eine  Deutung  gegeben  und  aus  innen  eine  Tendenz  herauseelesen, 
die  ihnen  nicht  innewohnt,  oder  die  ich  zum  mindesten  nicht  habe  hin- 
einleben wollen.  Unsere  Meinungen  über  die  Vertheilung  des  geogra- 
phischen Unterrichtsstoffes,  beziehungsweise  die  Zutheilung  des  Unter- 
richtsfaches an  gewisse  Lehrerkategorien  würden  nach  ihm  besonden 
bei  der  Frage  auseinandergehen:  „Ist  der  Historiker  mit  dem  geogra- 
phischen Unterricht  zu  betrauen  oder  nicht?'  oder  allgemeiner  ge&aat: 
„In  wie  weit  darf  der  geographische  Unterricht  mit  dem  geschichtlichen 
verknüpft  werden?**  In  der  Ihat  aber  scheint  mir  eine  große  Meinunn- 
differenz  gar  nicht  vorhanden  zu  sein.  Wenn  ich   an  andern  Orten   die 


501» 


AlMkht  durchiufQhreii  vertuehi  hab«,  diu»  der  Uistonker  kleine  hervor* 
f»^de  AtiBprtkche  baben  Icotme,  den  g;eo^raph]9oheD  Unterricht  tu  er^ 
theiko«  bloß  w«il  er  ein  Eistorikor  sei,  }%  dm  m  sog^ar  för  Tortheil- 
haltor  gelten  mö^tsc,  ihm  demselben  nicht  za  ttbintraf«n,  io  wtirrn  dicBe 
und  ahnliebe  A^-               >  zQoäehst  auf  die  Zustande   an    '  ron 

Lehrani^tal tt^n  ( „                  >  1  eri  *^  naeb  dsterreicbischer  Termi  ti  rd* 

döüticl'      '  '  iiet.  Hier  lagen  die  VcrliiiltüiBde 

»o,  da  lun}^    zwiucben   Geschichte    and 

G«<tgru  v>t|git',    iiitjr    bfrkomTnlicb    fiiat    zu    einem 

B«|ffrili  II -^f    ganz    'öberwief^eüden     Mehrrahl    von 

Fijlen  ^,,.ki,  wi..  ..«.. ,  ua^en  werdto.  f  "«ä-*^   '^■-»-  ».^k^«  lüe^  in 


llen  '...vi»  wi..  ..«.. ,  ua^en  wer^fco.  T 

faat  ebenda  ?tel  Fällen  auf  der  Universität  d 


iiü  rni ri- 
ll,   was 
!    durch   naetitnli^ liebe 
lies    ihnen  irneh  ihrem 
^;   jtHiht    terii  iit^^t,    uuti    däd   ihnen    zmykbst    nur 
■n  ,s^it#n  zukehrt,  Soifh*»  HtstorTker  haben  ticb  nun 

r»    einer    Prüfung 

1  hei^uiasu  Lande 

au';'.^.'    i'iuni.r!_t^   iii    'i  '    r    Schab* 

lucimdo    ^rlmudli:  tj  Gym- 


l£  ift,  Wie  ri 

d*i  M  auf  die 

der  Camiidat  ilivs^u  Fratfeu  beautw^ 
in  fmijfrtipVne  fl^r  tiUe  Lbkbseu;  er 

111' 


filint;     /-(im 

»ofort  von 
bei  Tür  d*?r 
Hand;  in  i\ 
da»  Uiicr<pi 
muii«  u 
die  ni< 

dl'    .' 


...  wü«, 
li»    die 
■-  iT,  wenn 
bckuiutui  er  diu  Facultis 
aber   auch,    weuti    ür    lie 
ir  rtwA.4  »0  oebeuä<u:LUi:he»  wird  die  Erdkunde  an- 
Kirrhhoff   vernichert    HOirur    in    dt»iii  Bericht    über 

!*2,  da^s*  Lehrer, 
iriicklich  ftir  un- 
I  sind,  mitunter 
werden !  Was  d* 


^  CTeograpkiielehrer 

Unterricht  berausi<^;..i.....  auiss,  liegt  auf  der 
ivirchboffii  in  dem  genannten  Bericht  kann  mttt 
1  iber    nachlesen.  Vor   dergleichen   Lehrern    aber 

'  Unterricht  ge«c)iütjct  werden;  wir  bedürfen  folcber, 
heinbart\  soudern  oiue  wirkliche  Faeulla»  beeitzen. 
«ioch  Lii^be  ich  verlanj^rt»  daw  Lehrer  angeetellt  werden  sollten, 
hilf  Gl  ich  G«?^srT'nphen  sind;  ee  wäre  das  ja  schon  »up  dem 
Si,  diw«   an    den    Preußischen  ino 

I  Stunden  fallen,  MO|^<?ri  die   I  lat 

wag  i<vj  wniien;  wenn  sii?  Ueo^riiphie  unierr  woL 

mit  dieser  imch  beschäftigt  habon.    h:  in    itnir 
den   eolche    Lehrer    nicht   immer   und    ubt!t«kU   lu 
hieben  fein  werden,  (»u  )iabe  ich  an    der    betreffeudeu   Stelle   die    Frage 
prt^n  versucht,  wet  d#nn  niuiK  h^fc  ein  Recht    auf    diee    Fach 
cI  Mftg  pdifBc  Au  von  Rechten*  nun  »draUi»ch 

nicht  -^  von  li'  t  ^iii strebend.,  da^s  in  i^olchen 

fn  der  Uui«^t rieht  dem  zufallen  in  ;in  am  un parte Htsch^ten 

Urde.  d.H-*  liniCit  k».  itass  er  ihn    -  .^^ten  zum    bloßen  An» 

Irfickt,  iialiv  Kh  dem  Lehrer  der  Na- 
tu t.  Denn  liistoriäehe,  genauer  )ioli- 
titciie  !_»i'(m;  ^  *  rwijisen- 

MlmllUehe  ui»8   ein 

wifltlicber  UtM^^t  ..4i    ^u.    ,aM.,.Mu-i^n   s^in, 

ifinom  eoichen  M  n,  der  da«  Schiff  nicht  oairh 

dflff  eben  ächon  ».,....  »...    ...  n   mehr   folli>ackt.   sondern 


Vn  Sntgcfgimiig; 

Bohon  AUS  Beruf  und  Keignng  an  die  AiufUllung  4«8  Andern  dealmi 
wird.  Allerdin^  schneekt  es  ein  weni^  nach  dem  Gruodsati,  won  fliMi 
Übehi  d*8  kleinere  m  wihleo.  Im  übrigen  berufe  icb  micb  noob  auf  •dae 
Ürtheil  Wagners  in  dem  obengenannten  Berliner  Beriebte,  8.  111,  .d*H 
der  Natnrwuseaecbaftler  aich  gerade  desbalb  mehr  zam  Lehrer  der  <iea> 
graphie  eigne,  weil  sein  Formensinn  mehr  entwickelt  ist^  das  riamtiidM 
YorstellnngSTennögen  bei  ihm  besser  ansvebildet  ist".  Wenn  B«n  ein 
Historiker  hloA  darum,  weil  er  ein  Historiker  ist.  keinen  Ansprach  haben 
kum,  Geogiaphielehrer  su  werden,  so  brancht  aesbalb  das  Umgetoe^rte 
dorchaos  nicht  der  Fall  sn  sein,  d.  h.  derselbe  braucht  nidit  von  diesem  Unter- 
richt ausgeschlossen  zu  werden,  weil  er  nebenbei  auch  Historiker  isl  Idi 
hatte  nm  so  weniger  Veranlassung  eine  derartige  Ansicht  aussusprecheB, 
als  ich  selbst  Historiker  bin,  d.  h.  ganz  nebenbei  bemerkt,  historinlie 
und  geographische  Facultas  erworben  habe  und  in  beiden  Fächern  untOT- 
richte.  jSei  mir  wie  bei  vielen  andern  ist  diese  Verbindung  Sache  der 
Neigung  gewesen;  an  sich  halte  ich  die  Vereinigung  beider  Fftcher  in 
einer  Person  weder  für  hervorragend  nützlich  noch  sch&dlieh,  und 
wenn  Überhaupt  nur  die  Geographie  gebürend  zur  Geltung  kommt,  ist 
die  Frage  nach  dem,  was  der  Lehrer  noch  sonst  kann,  nicht  gleichgültig, 
aber  erst  in  zweiter  Linie  zu  berücksichtigen. 

Eben  weil  ich  der  Geschichte  somit  nicht  ganz  fern  stehe,  wird 
mir  Herr  P.  ja  auch  wohl  glauben,  dass  ich  doch  schon  eine  Ahnung 
davon  habe,  «dass  die  zweite  Lehrstufe,  an  der  schon  der  Vater  der  Ge- 
schichte, Herodot,  gearbeitet  hat,  neben  dem  naturhistorischen  auch  einen 
ffeographisehen  Charakter  habe*'.  Die  Folgerung,  die  er  dann  daraus  wMi, 
kann  ich  ihm  aber  doch  nicht  zugestehen.  Ebenso  wenig  vermag  ich  ihm 
ebne  weiteres  darin  Recht  zu  geben,  ^dass  eigentlich  niemand  mehr  ge- 
eignet sei,  die  mühsame  und  langweilige  Arbeit  des  Bepetierens  der 
f  »wohnlichen  Elemente  vorzunehmen,  als  der  Historiker*.  Denn  in  dieaem 
alle  war  von  der  Prima  die  Rede,  und  wenn  die  Sache  vorher  einiger- 
maßen lichtig  betrieben  war,  so  sollten  in  dieser  Classe  ebensowenig  die 
Siwöhnlichsten  geographischen  Elemente  repetiert  werden,  wie  etwa  die 
teinische  Formlehre.  Der  Lehrstoff  braucht  deshalb  den  Schülern  auf 
dieser  Stufe  keineswegs  in  «wissenschaftlichen**  Vortragen  zugeführt 
werden,  wissenschaftlicn  aber  soll  der  Unterricht  in  den  obem  Classen 
dort  insofern  betrieben  werden,  als  der  Schüler  nicht  mehr  bloß  lernen, 
sondern  auch  dazu  angeleitet  werden  soll,  die  Gründe  des  Gelernten  m 
erkennen. 

Norden.  E.  Oehlmann. 


Ich  erlaube  mir  die  Leser  auf  meine  Anzeige  der  nVerhandlongen 
des  ersten  deutschen  Geographentages  in  Berlin",  auf  welche  Herr  Oal^l- 
roann  hier  Bezug  nimmt,  in   diesem  Hefte  S.  529  ff.  zu  verweisen« 

Wien.  J.  Ptaschnik. 


Entgegaung. 

Herrn  Dr.  J.  Pokern js  Schlussbemerkung  in  seiner  Anxejge 
meiner  Abhandlung  (V.  Heft,  S.  405,  Nr.  21)  kann  nicht  als  richtig  sa- 
gestanden werden.  Die  Existenz  des  Sittengesetzes  ist  allerdin^  endeat 
(obwohl  der  materialistische  Atheismus  auch  diese  leugnet),  nicht  aber 
dessen  Inhalt  an  sich  und  von  vornherein  ;dah  er  die  verschiedenen  ethi- 
schen Lehren  der  Religionen,  der  Moralsjsteme,  der  verschiedene  Inhalt 
der  Gewissen.  Herbarts  Versuch,  die  Ethik  von  metaphysischen  Er- 
wägungen loszulösen,  steht  vereinzelt  da. 

Saaz.  Fr.  Mach. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandlungen* 


Die  bochaddlige  Akademie  zu  EremsmAnster 
(1744_n88). 

Es  wird  noch  beute  da  und  dort  großer  Wert  aaf  Geburtaadel 
''^eleg't  In  ungleich  höherem  Grade  war  dies  noch  In  der  ersten  Hälfte 
des  Tori^n  Jahrhunderts  der  Fall«  wa  man  vom  dritten  Stande  noch 
nichts  wusete  imd  die  Frage,  was  er  bedeute,  noch  g&r  nicht  ge- 
stellt war« 

Da  man  wähnte^  der  Adol  sei  leiblich  aus  besserem  Stoffe  ge- 
formt, 90  wollte  man  ihm  geistig  auch  eine  andere,  respective  bessere 
Bildung  angedeihen  lassen,  als  sie  gewC^hnliche  Menschenkinder  tu 
jeuer  Zeit  genossen,  Bevor  noch  die  Kaiserin  Maria  Theresia  das 
Tbereeianum  im  Jahre  1746  fQr  adeiige  Jünglinge  gründete  (im 
Jahre  1749  stiftete  die  Witwe  im  Uerzoga  Emauuel  von  Savoje» 
die  Savoy'sche  oder  Emannelsche  ßitterakademie«  die  später  mit  dem 
Thoreeiannm  vereinigt  wurde),  machte  der  damalige  Abt  von  Krems- 
münster Benedict  Franz  Fizlmillner ,  mit  dem  Klosternamen 
Alexander  III.,  der  daselbst  die  Stornwarte  erbaute  usw.«  der 
Kaiserin  im  Jahre  1744  das  Project«  in  Kremsmönster  in  Ver- 
bindung mit  dem  Gymnasium»  das  bereite  seit  zwei  Jahrhunderten 
blQhte,  oine  Hitterakademie  zu  begründen,  Dieee  Akademie  sollte 
jedoch  nicht  ausschließlich  fftr  den  Adel  sein  und  sollten  anch  ^Ge- 
meine^.  Nichtadelige,  daselbst  Unterricht  genießen  können. 

Wir  heb«n  ana  dem  weitiauQgen  Expoae  des  genannten  Abtea 
die  wichtigsten  Stellen  hervor. 

Eingangs  wird  bemerkt ,  daae  die  tugendhafte  Eriiehuug  und 
die  eorgfSlItige  Anweisung  lu  den  Wissenschaften  und  Künsten«  in8> 
baeondere  der  }i  \  '  ligen  Jugend,  die  stlrkate  und  beste  Stütze, 
ja  gleichsam  «!  :ea  Wohlseins  des  Vaterhindea  sei*  D%rum  be- 

stehe iu  K^rr  i.  Jiiibter  bereits  mehr  ale  iweibandert  Jahre  ein 
ilffentlichcs  <;n  inniLsium,  in  welchem  Adelige  und  ^Gemeine^  studieren, 
wo  &tets  Fatrea  lehrten,  und  zwar  mit  solchem  Nutsen,  dass  die 
Schüler,  die  daselbst  den  Grund  ihrer  Wissenschaft  und  ihres  Sitten- 

Z*ilMbrtn  f,  4,  A«|«rr.  GfntB.  Ittt.    VUI.  und  IX.  BftA.  37 


572    Die  hochadelige  Akademie  zu  Kremsmünster  usw.  Von   G.  Wolf, 

wandeis  fanden,  bei  niedern  und  hohen  Dicasterien,  ja  sogar  bei  außer- 
ordentlichen Ämtern  verwendet  werden.  Es  wird  daher  die  Bitte 
gestellt,  das  Gymnasium  in  eine  Akademie  umzuwandeln ,  respective 
zu  erhöhen ,  und  sollten  auch  Nichtadelige  an  derselben  studieren 
können. 

Es  wird  hierauf  das  Programm  näher  entwickelt.  Das  Ober- 
haupt der  Anstalt,  dem  die  Oberleitung  zusteht,  sei  der  jeweilige 
Prälat  des  Klosters.  Ihm  zur  Seite  stehe  ein  Bector ,  der  nicht  nur 
die  Jurisdiction  über  die  Anstalt  haben^  sondeoi  sie  auch  sorg- 
föltig  überwachen  soll.  Er  bilde  dfe  erste  Instanz  für  die  Akademiker, 
für  die  Exercitienmeister  und  Bedienten  und  bezüglich  der  Studien 
seien  ihm  auch  die  ProtfiDSBOren  (jede:  ClAsse  sollte  einen  Professor 
haben)  unterworfen.  Wie  nämlich  zur  Erläuterung  hinzugefügt 
werden  muss ,  genossen  damals  die  geistlichen  Stifte  das  Recht  der 
Jurisdiction. 

Dem  Bector  sollen  zwei  Directoren  oder  Präfecten  zur  Seite 
stehen,  die  mit  ihm  und  den  Professoren  die  Akademiker  in  und 
außer  der  Kirche,  öffentlich  und  privat,  bei  der  Tafel  und  im  Wohn- 
zimmer, bei  Tag  und  bei  Nacht  zu  überwachen  haben,  damit  sie  vor 
ungeziemenden  Misshandhmgeü  bewahrt,  hingegen  in  wahrer 
Gottesfarcht  und  dhristeaTaliertnäßigen  Sitten  wie  in  den  Studien 
und  adeligen  fixerdtien  und  in  der  Aneignung  feiner  Manieren  der 
galanten  Welt,  zum  geistlichen  Stande,  zum  Kiiegswesen  usw.,  ohne 
eitlen  anderen  Hofmeister  nöthig  zu  haben,  erzogen  werden.  Die 
Akademiker  8oll«i^  überdies  die  Pflicht  httlxen ,  im  Beisein  der 
Professoren  mit  den  Schülern  des  Gymnasiums  zu  correpetieren. 

Selbstv^retäufdlich  sollte  das  religiöse  Moitient  besonders  ge- 
pfleirt  werden»  da  ^der  Anfang  der  Weisheit,  Gottesfurcht  und  deren 
Zunder  die  Andacht  ist/  SämmlAiche  Schüler  sollen  daher  den 
Motgengottesdienst  um  7  Uhr  bestichen,  vor  jeder  Unterrichtsstunde 
dem  veni  sancte  etc.,  vor  und  nach  Tische  dem  üblichen  Tisch- 
gebete beiwohnen.  Um  8  Uhr  Abends  (des  Winters  um  ^^S)  wird 
der  Bosenkratiz  gebetet  und  das  Abendgebet  verrichtet.  Täglich 
finden  „GewifisensprSfÜngen^  -statt,  worauf  der  lateinische  Gesang 
angestimmt  wird.  Sehr  nmfaugrleiöh  sind  in  dieser  Beziehung  die 
Beslammangeii  für  die  Faeft^  mid  Festtags. 

Folgende  wisseftschaftliche  DIsciplinen  sollen  gelehrt  werden : 
Geschichte,  Geographie,  Ohi^odölogie ,  Heraldik,  Genealogie,  die 
mathematischen  Wissenscha^n  und  die  „ganze^  Philosophie.  In 
kurzer  Zeit  sollen  dann  Theologie  und  Bechts^ssenschafb  hinzu- 
konmen.  Zu  Bnde  eines  jeden  Schuljahres  finden  Prüfongen  statt, 
bei  welcher  Gelegenheit  die  Schüler  des  Gymnasiums  Prämien  be- 
kommen und  die  Akademiker  Disputationen  halten.  Bei  dieser 
SchuKbier  sollen  auch  Theatervorstellungen,  die  zu  jener  Zeit 
speciell  in  geietlichen  Stiften  gepflegt  wurden,  stattfinden.  Der  ge- 
nasinte Abt  Alexander  wendete  dem  Theater  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu.  Er  ließ  dasselbe  1737  erweitem  und  neu  decorieren. 
Untprünglich  wurden  die  Stücke  in  lateinischer  Sprache  gegeben.  Im 


Die  hochadetige  Akaddmie  su  Kremtmiünster  usw*  Von  G,  Wolf,    373 

Jahr«  1765  gelangte  jcdodi  wie  Hagn  In  seinem  Werkchen;  „das 
Wirken    der  Benedict;  Kremsmuneter*'   usw.  berichtet,   die 

deutsche  Sprache  zur  1  ift  und  worden  mehrere  Stöcke  sogar 

im  Volksdialekte  anfgeführt.  Vom  Jahre  1770  an  wurden  auch 
italienische  Opern  gegeben.  Kaiser  Josef  II,  verbot  int  Jahre  1786 
die  Mitwirkung  der  Studierenden  bei  theatralischen  Vorstellungen^ 
und  machte  dieser  Erlass  seiueiteit  großes  Aufseheo, 

Außer  in  den  genannten  Lehrgegenständen  soll©  auch  Unter 
rieht  in  der  französischen  und  wälUschen  (italienischen)  Sprache 
eriheilt  werden  —  im  Laufe  der  Zeit  solle  nach  eine  andere  fremde 
Sprache  hinzukommen  — ;  ferner  in  der  Rechenkunst,  Militär-  und 
Civil baukunst,  Tanzen,  Fechten  und  Musik.  Es  solle  übrigens  dafür 
Sorge  getragen  werden»  die  Lehrstunden  in  der  Weise  tu  vertbeileo, 
dass  die  Schtller  nicht  ermüden,  sondern  vielmehr  infolge  der  Ab* 
wdChshmg  Lust  and  Eifer  zu  denselben  erhalten.  Zu  diesem  Zwecke 
solle  68  ihnen  auch  gestattet  sein,  nach  der  Mittags-  und  Abend* 
mahlzeit  täglich  eine  und  an  Feiertagen  drei  Stunden  mit  aller  Bo- 
5ch«idenheit  spaziereu  20  gehen,  Ball,  Kegel  und  wenn  es  regnet 
Bilhird  und  Schach  um  geringes  Geld  zu  spielen  (Karten-  und 
Würfelspiel  sollen  unter  allen  Umstunden  verboten  sein)»  Je  nach 
der  Jahreszeit  sollten  die  älteren  Cavaliere  jagen,  hetzen,  spazieren 
reiten  und  fahren,  Schlittenfahren  und  sonstige  derartige  „Diver- 
tissements" treiben,  jedoch  stets  unter  Aufsicht. 

In  der  That  fehlte  es  den  jungen  Herren  nicht  an  Comfort  und 
Vergnügungen  und  wurde  im  Laufe  der  Zeit  auch  ein  Zimmer  für 
Karten-  und  Billardspiel  eingerichtet.  Es  wurde  ihnen  erspart»  sich 
ürelbst  die  BQcher  in  die  nahen  Collegien  zu  tragen.  Zahlreiche  Diener 
trugen  sie  hin  und  holten  sie  ab. 

Die  Tageseintheilung  war  wie  fblgt :  Des  Morgens  5  Uhr  wurde 
geweckt,  nur  die  jüni^eren  und  zarterei%Scböler  durften  länger 
Kchlafen ,  dann  wurde  bis  halb  7  Ulir  studiert.  Um  7  Ulir  war  die 
Messe,  hierauf  folgte  das  Fröhstfick,  bestehend  aus  Kaffe«  oder  The^ 
oder  einer  Schale  guter  Sappe.  Dann  begannen  sofort  die  Studien, 
die  bis  niQn  oder  halb  zehn  ühr  dauerten.  Bis  zur  Tafel  —  um  halb 
elf  Uhr  —  hatten  die  Adeligen  Enercitien  und  die  Humunitftts* 
scbfiler  Kepetition ;  dann  war  Erholung  bis  halb  ein  Uhr  uud  von  da 
bis  iialb  zwei  Uhr  wurd^^  uuterrichte^t,  von  drei  bis  halb  sechs  Uhr 
waren  Hepotrtionen  und  Eiercitittu.  Von  ^echs  bis  sieben  Uhr  war 
TafM ,  dann  Recreation.  Um  acht  Uhr  das  Nachtgebet  und  dann  ^in 
aUK  Stille  Ruhe.*' 

An  Recr^ationstagen  wurden  die  Schwer  erst  um  dreiviertel 
ti0h#[l  T'  I  kt  An  diesen  Tagen  lernten  ^ie  kunstreiche  Ortho- 

grtphie  il>ere'*  Bachstaben  schreiben;  der  Tanzmoister  zeigte 

ihnen  ttn«  ^saubore**  Stellung  und  R«^Toreiiz  vor,  und  wurde  die  Cun- 
ftriaüon  bei  diesen  Übungen  in  franzf^sischer  und  wälli&cber  Spraclte 
{•führt.  Damit  die  Schüler  sich  geläutig  im  Lateinischen  ausdrucken 
iootitii,  war  diese  Sprache,  mit  Ausnahme  au  Eecreationstagen  die 
Umgangfitprache. 


574     Die  hochadelige  Akademie  za  KremsmtUister  usw.  Von  G.  Wolf. 

Abt  Alexander  vergaß  auch  nicht  in  seinem  Programm  für  das 
leibliche  Wohl  zn  sorgen.  Fflr  die  Hochadeligen  gab  es  Zimmer,  in 
welchen  zwei  oder  drei  zusammenwohnten ,  respective  in  besonderen 
Betten  schliefen.  Die  Nichtadeligen  hatten  gemeinschaftliche  Säle, 
jedoch  sollte  jeder  nebst  dem  Bette  auch  einen  Stuhl  haben.  Es 
wurden  Personen  bestellt,  welche  den  jungen  Leuten  die  Köpfe 
säuberten;  hingegen  sollten  die  armen  Studierenden  den  Hochadeligen 
als  Famuli  beigesellt  werden,  die  ihnen  die  Stiefel  und  Kleider  putzen 
und  die  Obsorge  für  BQcher  und  Wäsche  zu  ti-agen  hatten. 

Bezüglich  der  Kost  wurden  drei  Tafeln  vorgeschlagen,  und  ist 
das  Programm  in  dieser  Beziehung  minutiös. 

Bei  der  ersten  Tafel  für  die  Gemeinen:  an  jedem  Wochentage 
mittags,  früh  und  nachts  vier  gute  Speisen,  und  zwar  soll  eine  Ab- 
wechslung stattfinden,  um  jeden  Widerwillen  gegen  die  Speisen  zu 
benehmen.  Mittags:  Suppe,  Rindfleisch,  Grünes  mit  Fleisch  belegt, 
Zugemüse  und  Gerste ;  abends :  Geräte,  Grünes,  eingemachtes  Fleisch 
und  Zugemüse.  An  Feiertagen:  mittags  und  abends  Braten ;  Kälbernes, 
Lämmernes ,  Wildbret  oder  Geflügel.  An  Fasttagen :  mittags  Suppe, 
Stockfisch  usw.  Grünes,  zweierlei  Fische,  oder  statt  des  zweiten 
Fisches  Obst  und  Eier  oder  „süße  Speise*',  Mehlspeise;  abends 
Suppe,  Grünes,  Mehlspeise  und  Karpfen. 

Zu  jeder  Mahlzeit  erhält  jeder  Hörer  ein  Seidel  gut  abgelegenes 
Bier  und  an  Festtagen  auch  ein  Seidel  Wein. 

Im  Oarneval  und  an  akademischen  Festen  sollen  sie  mit  be- 
sonders guten  Speisen  und  einem  Extratrunk  Wein  bewirtet  werden. 

Das  Service  bei  dieser  wie  bei  der  nächstfolgenden  zweiten 
Tafel  soll  aus  zinnernen  Schüsseln ,  Tellern ,  Löffeln ,  Trinkbechern 
und  aus  einem  schwarzbeinemen  Essbesteck  bestehen. 

Bei  der  zweiten  Tafel  hat  man  mittags  und  abends  um  zwei 
Speisen  mehr,  und  zwar  Braten  und  „Gebackenes^,  oder  eine  süße 
oder  andere  gute  Zuspeise.  Auf  Verlangen  der  Eitern  konnte  an 
dieser  Tafel  jeder  bei  der  Mahlzeit  ein  Seidel  Wein  bekommen. 

Bei  der  dritten  Tafel,  bei  welcher  stets  der  Pater  Regens  oder 
der  Director  ist,  wird  immer  cavalierement  zubereitet.  Bei  jeder 
Mahlzeit  werden  nicht  nur  drei  bis  vier  Speisen  mehr  als  in  der 
ersten  gereicht,  sondern  es  werden  auch  die  Speisen  mit  allerhand 
Fischen,  Gefiügel,  großem* und  kleinem  Wildbret,  süßen  Speisen  und 
Gebackenem  usw.  gemischt,  so  dass  jeder  Cavalier  seinem  Geschmacke 
Rechnung  tragen  kann.  Auf  Verlangen  der  Eltern  kann  bei  jeder 
Mahlzeit  ein  Seidel  oder  mehr  gut  abgelegener  Wein  gereicht  werden. 

Löffel,  Messer,  Gabel  und  Trinkbecher  sind  bei  dieser  Tafel 
aus  Silber;  Schüssel,  Teller  und  Salzfass  aus  Zinn;  auch  erhält  jeder 
eine  Serviette,  selbst  wenn  er  sie  nicht  vom  Hause  mitgebracht  hat. 

Überdies  wird  jeder  hochadelige  Cavalier  öfter  zur  Tafel  des 
Herrn  Prälaten  eingeladen  (das  Menü  ist  hier  nicht  angegeben^  und 
bleibt  es  der  Phantasie  der  Leser  überlassen ,  zu  denken ,  was  da 
alles  an  Speisen  und  Getränken  geboten  wurde)  und  standesgemäß 
hei  derselben  „beehrt." 


Dfe  höeliftd«Iige  AHdernie  in  Kremamflniter  hbv.  Yon  G.  WcHf^    575 

Wie  DIU»  sieht  wurde  vorausgesetzt ,  dass  speciell  faochadeli^e 
Ctvaliere  einen  guten  Magen  haben  und  iriel  vertragen  kennen, 

£s  folgen  bieranf  die  Bestimmungen,  was  jeder  Zögling  an 
Kleidungsstücken,  Wäsche  (damit  zur  ehrbaren  Sauberkeit  genügende 
Abwechslung  sei)  usw.  mitzubringen  habe. 

Das  Schuljahr  dauerte  von  Allerheiligen,  2,  November ,  bis 
Maria  Geburt,  8,  September.  Schüler,  die  an  der  ersten  Tafel  speisen, 
zahlen  jährlich  60  fl. ;  diejenigen,  die  Sprachen  und  Ingenieurkunst 
dabei  betreiben,  85  fl.;  die  an  der  zweiten  Tafel  speisen,  120  tl,, 
sammt  obigen  Exercitien  156  fl.;  und  die  an  der  dritten  Tafel 
speisen,  150  fl. «  sammt  obigen  Exercitien  200  fl. 

Wenn  ein  Schüler  einen  Diener  mitbringt,  so  ist  fUr  die  Ver- 
pflegung desselben,  die  bei  der  ersten  Tafel  stattfindet  (er  erhilt 
überdies  bei  jeder  Mahlzeit  eine  ^Halbe**  Bier)  jährlich  75  fl.  zu  be- 
fahlen. 

Für  Ärzte,  Apotheker,  Schuster,  Schneider  usw.  wird  besonders 
gezahlt.  Das  Becreationsgeld,  welches  die  Eltern  für  ihre  Kinder  be- 
stimmen, erhält  der  Pater  Präfect,  der  es  ihnen  gibt,  damit  sie  bei 
Zeiten  wirtschaften  lernen.  Der  Pr&ceptor  und  der  Famulus  erhalten 
monatlich  3  fl.,  die  Wäscherin  nach  Belieben. 

Wenn  es  die  Eltern  wäuschen,  könnten  die  Schüler  auch 
während  der  Ferien,  vom  8.  September  bis  2.  November,  in  der 
Anstalt  bleiben.  Da  dürften  sich  die  Schüler  im  Schlosse  Kremsegg 
unterhalten ,  spazieren  fahren  ^  reiten  ,  jagen ,  Vögel  fangen ,  hetzen^ 
schießen  usw. ,  doch  sollte  täglich  eine  oder  zwei  Stunden  studiert 
werden,  auch  sollten  sie  die  Messe  besuchen.  Für  die  Ferienzeit 
waren  25  fl.  besonders  zu  entrichten* 

Die  Kaiserin  fand  dieses  Project  angemessen,  da  sie  meinte, 
dtsidte  jungen  Leute  ,,zwischen  den  Klostermauern  zu  einem  tugend- 
samen Lebenswandel  desto  leichter  und  gewisser  eingeführt*  würden, 
und  weil  sie  es  nicht  gerne  sab  (wie  das  auch  bei  ihren  Nachfolgern  der 
Fall  war),  wenn  Eltern  ihre  Kinder  ins  Ausland  schickten,  damit  sie 
daselbst  studierten.  Sie  ertbellte  daher  am  17,  September  1744  der 
bochadeligen  Akademie  zu  Kremsmnnster  das  gewünschte  Privilegium 
und  nahm  sie  anter  ihre  Protection  und  Schirm. 

Die  neueröffneten  Lehrsäle  der  hochadeligen  Bitterakademie 
ini  KremsmQnster  begannen  sich  zu  füllen,  und  der  Abt  Alexander 
strebte  danach,  dass  die  Akademie  allen  Anforderungen  entspreche. 
Im  Jahre  1745  wurde  ein  theologischer  Lehrcurs  eröffnet,  und 
wurden  die  angehenden  Cleriker  nicht  mehr  ausschließlich  nach 
Salzburg,  das  damals  bekanntlich  nicht  zu  Österreich  gehörte,  ge- 
ichfckt.  Die  vernachlässigten  mathematischen  und  naturwifisen- 
^chaftlichen  Studien  wurden  mit  Eifer  betrieben,  und  die  Philosophie 
wurde  nach  Wolf,  wenn  auch  in  verdünntem  tfaße^  respective  nach 
Thymigius  gelehrt,  WMhalb  die  Akademie  von  Zeloten  vielfach  an* 
gegriffen  und  als  ketzerisch  verschrien  ward.  Geschichte  wurde  in 
deutscher  Sprache  vorgetragen.  Es  muss  dies  hervorgehoben  werden, 
da  man  au  Jener  Zeit  ans  missTerstandenem  Hasse  gegen  die  Sprache, 


576    Die  hochadelige  Akademie  zu  Kremsmünster  usw.  Von  Q,   Wolf. 

welche  der  Häresie  des  16.  Jahrhunderts  als  Yornefamstes  Werkzeug 
gedient  hatte,  die  gelehrte  Erziehung  der  deutschen  Katholiken  vor- 
sätzlich auf  die  Verlernung  ihrer  Muttersprache  richtete.  Als  im 
Jahre  1752  die  neike  Studienordnung,  erschien ,  musste  sich  auch  diA 
Akademie  zu  Kremsmünster  nach  derselben  richten  und  sie  verlor 
von  da  ab  die  AutonoHiie»  Die  allgemeinen  Erlässe  der  obersten  Un- 
terrichtsbefaörde  wurden  auch  für  sie  mai^gebend. 

Der  Abt  war  ferner  bemüht  die  ^standesgemäße^  Erziehung 
der  adeiigen  jungen  Herren  zu  fördern.  Zu  diesem  Zwecke  wurde  im 
Jahre  1749  ein  Bereiter  und  ein  Stallmeister  angestellt,  welcher  den 
Akademikern  Unterricht  im  Beiten  zu  ertheilen  hatte. 

Bald  erhielt  auch  die  Akademie  einen  constanten  Zufluss  von 
aufieiD.  Am  14.  November  1750  wurde  nämlich  den  oberOsterreichischen 
Ständen  aut  ihr  Verlangen  gestattet  mit  dem  Prälaten  in  Krems* 
münster  zu  verhandeln,  damit  daselbst  acht  adelige  und  acht  üb* 
adelige  Alamnen,  die  bis  dahin  in  der  nordischen  Stiftung  in  Linz 
als  Stipendisten  waren»  aufgenommen  würden,  und  zwar  in  Ver- 
pflegung und  Unterricht  in  Stndien,  Sprachfertigkeiten  und  Exer« 
eitlen.  Für  jeden  Adeligen  wurden  jährlich  318  fl.  45  ki*.  und  töx 
einen  Nichtadeligen  190  fl.  gezahlt.  Überdies  erhielten  die  Eitern 
oder  Verwandten  dieser  Stipendisten  jährlich  75  fl.,  respective  50  fl., 
um  sie  zu  kleiden. 

Der  Vertrag  wurde  abgeschlossen,  die  Stände  hatten  das 
PräsentatioQsrecht  und  die  Kaiserin  die  endgiltige  Entscheidung. 
Am  26.  December  1750  verfügte  die  Kaiserin  in  einem  Rescripte,  da 
mehrere  der  Eltern  von  den  in  Vorschlag  gebrachten  Stipendisten 
sich  in  guten  Verhältnissen  befanden,  so  sollten  in  Zukunft  die 
ärmeren  und  speoiell  Landeskinder  mehr  berücksichtigt  werden. 
Zugleich  befahl  sie^  dass  für  jeden  erledigten  Platz  zwei  Gandidaten 
in  Vorschlag  gebracht  werden  sollten. 

Im  Jahr«  1777  beschwerten  sich  jedoch  die  Stände,  dass 
Landeskinder  bei  der  Präsentation  keine  Berücksichtigung  fänden. 
Es  wurde  hierauf  denselben  bedeutet,  die  Kaiserin  wolle  keinen  auf- 
fälligen Unterschied  ihier  Unterthanen  und  ebenso  wie  viele  Kinder 
aus  Oberösterreich  in  anderen  Kronländern  versorgt  werden,  so 
wolle  sich  auch  hier  die  Kaiserin  die  Hamide  nicht  binden  lassen, 
wenn  es  sich  darum  handle ,  die  Kinder  landesfürstlicher  Beamten 
oder  sonst  verdienstlicher  Männer  unterzubringen. 

Wir  sprachen  oben  von  der  nordischen  Stiftung  in  Linz  und 
wollen  hier  das  Nähere  über  dieselbe  mittheilen« 

Im  Jahre  1562  wurde  von  den  verschiedenen  evangelischen 
Ständen  in  Oberösterreich  zur  Errichtung  einer  Landesschule  eine 
bedeutende  Summe  zusammengebracht.  Aus  diesen  Mittein  wurde 
im  Jahre  1567  im  Kloster  zu  Enns  eine  Landesschule  Augsburger- 
Confession  errichtet.  Bei  der  Landtagsversammlung  im  Jahre  1600 
wurde  beschlossen,  dass  diese  Schule  jährlich  auf  Kosten  der  Stände 
zwOlf  Stipendisten  aufnehmen  solle.  Qiese  Stipendiencasse  wuchs  im 
Laufe  der  Zeit  derart  an ,  dass  von  den  zwei  oberen  politischen ,  der 


Von  O.  Wolf,    577 

latberischeD  Religion  ergi»beneD  StAuden  die  Ht  >  im 

erkauft  und  deren  Emkünftö  zur  Erweiterung^  de.  lil- 

tind  Stipendieuwesetis  ver wendet  and  im  Lftndhause  lu  Lmi  um  lu- 
tlieriscliö  Schule  errichtet  wurde. 

Kaiser  Ferdinand  II*,  d^r  den  Pr«ii(;3taatisaiad  mit  Stumpf 
tmd  dtiel  auszurotten  E^mcbt«^  befahl  1625,  sänimtUche  Stipendlatd- 
caasen  der  kaiserlichen  Disposition  vorzubehalten,  und  im  Jahre  16^, 
als  die  BmigratioD  zu  Stande  gebracht  war,  wurde  die  Herrschaft 
Oüinsheiiii  den  naob  Lins  versetzten  Patres  der  Geseltschaft  Jesu 
überlassen. 

Einzel  weise  erweiterten  die  Jesuiten  die  Anstalt,  lehrten  Philo- 
sophie, liatbematik,  Ethik  und  das  canonische  Keobt.  Die  damaügfen 
katholischen  Stände  bewilligten  weitere  1800  fi.  jährlich  zu  obigen 
Zwecken. 

Am  Ende  dea  siebzehnten  Jahrhunderts  bemerkte  man ,  dass 
faet  überall  die  Katholiken  zum  Wohle  der  Kirche  Erziehungshäuser 
gründeten  und  in  Eom  CoUegien  hätten ,  um  tttcbtige  Priester  fOr  die 
verBcbiedenen  Nationen  auszubilden,  die  die  katholische  Religion 
weiter  verbreiten  sollten,  Nnr  der  Norden  Europas  habe  keine  der- 
urtigen  Anstalten  und  keinen  Ort ,  wo  man  wenigstens  die  katho«- 
Ltsehenf  im  Norden  gebomen  oder  verwaisten  Oonvei'titenkindei' 
Ulirbringen,  sie  standesgemäß  ergehen  und  durch  sie  die  katholische 
WKkfßm  im  Norden  fördern  könne. 

Johann  von  Galdenblatt  suchte  diese  Lücke  auszufüllen.  Der-^ 
selbe  war  Page  der  Königin  Christine  von  Schweden.  Nach  dereo 
Tod  trat  er  in  den  Jesuitenorden  und  suchte  die  Sache  zo  Ayrdern. 
Papst  Imiocenz  XL  unterstützte  ihn.  Es  handelte  sich  nun  darum» 
sine  derartige  Pfianzschule  in  einem  der  deutschen  katholischen 
Länder  zu  errichten. 

Zu  jener  Zeit  war  Graf  Starhemberg  östeiTeichiscber  Gesandter 
in  Schweden,  Als  Legationscaplan  fangierte  P,  Marti  nus  Gottseer 
TOB  der  Gesellschaft  Jesu.  Dieser  brachte  1698  sechs  Kinder  aus 
Schweden  in  das  Seminar  der  Jesuiten  nach  Linz.  Durch  milde  Gaben 
wurden  '  ilten  und  dann  nach  Rom  geschickt. 

I'  itt    nahm    nau   mjchmals    die    Sache   in    die  Hand- 

Clemens  XI.  und  Kaiser  Josef  L  unterstützten  ihn.  Er  reiste  herum 
und  sammelte  Beiträge  zum  nordischen  Erziehungshause,  das  in  Linz 
unter  dein  Namen  ^^der  Nation  der  hell  igen  drei  Könige^  gegründet 
wurde.  Mit  Genehmigung  des  Kaisers  Josef  L  bewilligteu  1711  die 
oberAsterreichiscben  Stünde  dem  nordischen  Stifte  jrihrlich  t>00  ü., 
wenn  daselbst  -  i  Patres    und  darunter  ein  Missionär  zum 

Unterricht«  der  m  lulischen  Jugend  herangebildet  wurden,  und 

sollte  ihnen  das  Recht  zustehen«  einen  Candidaten  vorzuschlagen. 

Dieses  nordische  Stift  (collegium  tv^'''i!''iin^>  zu  Linz,  das 
ausscblieülich  die  Bestimmung   hatte,   ka'  Missionäre   für 

Sr,n- '  t-n  heranzubilden,  war  daher  evu  ineii  der  dortigen 
Jt  lule,   welche   uriftpruoglich  zu    protestautischen  Zwecken 


578    Die  hoohadelige  Akademie  la  Kramsmanater  usw.  Yon  O.  Wolf. 

gegründet  worden  war  und  za  welcher  auch  Protestanten  die  Mittel 
herbeigeschafft  hatten« 

Es  bestanden  32  Stiftpl&tze  oder  CaTalierstiftnngen,  da  sie 
zumeist  Adeligen  zufielen« 

Im  Jahre  1785  wurden  alle  derartigen  SUftungsh&user  zur  Er- 
ziehung der  Jugend  aufgehoben  und  die  Zinsen  des  Vermögens  in 
Stipendien  verwandelt. 

Von  diesen  Stiftungen I  respective  Stipendien,  bestehen  jetzt 
noch  vier,  zwei  kurp&lzisohe,  ein  bischöflich  würzburgisches  und  ein 
bischöflich  eichst&dtisches,  deren  Erträgnis  im  Laufe  der  Zeit, 
spedell  durch  die  Finanzkatastrophe  im  Jahre  1811 ,  geschmälert 
wurde.  Über  sie  verfügt  das  Ministerium  der  auswärtigen  Angelegen- 
heiten in  Wien. 

Wir  kehren  nun  zu  unserem  Gegenstande  zurück. 

Der  um  die  Benedictinerabtei  Kremsmünster  vielverdiente  Abt 
Alexander  III.  (Fixlmillner)  starb  am  21.  Jänner  1759.  Sein  in- 
directer  Nachfolger  Erenbert  IIL,  Mayer,  erweiterte  den  Wirkungs- 
kreis der  Anstalt.  Die  Wiener  Zeitung  vom  18.  März  1772  meldete: 
Der  Abt  Erenbert  lässt  jetzt  Staatspolitik  und  Kriminalwissenschaft 
nach  Sonnenfels  von  Pater  Georg  Paserwitz  vortragen.  Die  „Göttinger 
gelehrten  Anzeigen**  begrüßten  freudig  diese  Nachricht  im  März- 
hefte desselben  Jahres.  Anders  fasste  diese  Mittheilung  der  Verf. 
des  „gelehrten  Österreich''  Ignaz  de  Lucca,  damals  k.  k.  ordentlicher 
öffentlicher  Lehrer  der  Polizeihandlung  und  Finanzwirtschaft  am 
Lyceum  zu  Linz  auf.  Er  wendete  sich  brieflich  an  Sonuenfels  und 
wies  darauf  hin,  dass  der  neue  Lehrstuhl  an  der  hochadeligen 
Akademie  ohne  Vorwissen  des  Landeshauptmannes  in  Österreich  ob 
der  Enns  errichtet  wurde;  es  sei  daher  dieser  Voigang  als  ein  Ein- 
griff in  die  Rechte  des  Souveräns  zu  betrachten,  da  dieser  allein  das 
Becht  habe  Lehrer  zu  ernennen.  Allerdings  sei  es  gestattet,  da  wo 
Philosophie  gelehrt  wird  auch  die  Polizei  „mitzunehmen";  doch 
müssten  Lehrer  bestellt  werden,  die  aus  diesem  Fache  eine  Prüfung 
mit  günstigem  Erfolge  abgelegt  haben.  In  dem  gegebenen  Falle  sei 
dies  jedoch  nicht  geschehen.  Falls  der  Vorgang  gebilligt  würde, 
müssten  sich  die  andern  Lehrer,  die  verpflichtet  seien  sich  einer 
Prüfung  zu  unterziehen,  gedemüthigt  fühlen.  Überdies  fügte  er  hinzu: 
„Ich  will  hier  nicht  erwähnen,  dass  ein  Geistlicher  nach  seiner 
Standesgesinnung  nie  über  die  Staatswissenschaft  nach  dem  vor- 
geschriebenen Lehrbuche  vortragen  kann,  da  er  seinen  Obern  ent- 
gegenspräche ,  wenn  er  die  Sätze  von  der  Einschränkung  des  geist- 
lichen Standes,  ihres  Vermögens  usw.  behaupten  würde.*' 

Sonnenfels  sendete  das  Schreiben  an  die  Studienhofcommission 
mit  der  Bemerkung,  dass  allerdings  ein  Ordensmanu  dieses  Studium 
schwer  in  der  Weise,  wie  es  der  Staat  wünschen  müsse,  lehren  könne; 
da  es  sich  jedoch  nur  um  eine  Privatanstalt  handle,  so  könnte  ge- 
fordert werden,  dass  der  Lehrer  in  Wien  gepi-üfb  werde,  und  erst, 
wenn  er  die  gesetzmäßigen  Beweise  seiner  Fähigkeit  und  rechten 
Grundsätze  gegeben  habe,  solle  er  zu  lehren  berechtigt  sein. 


Die  lioch»deNi;e  Akademie  zti  KremsmQnstdr  nsw.  Von  G,  W6tf,    879 

Di«  Stndienhofcominlssion  entscbied  jedoch  d.  Mai  1772,  man 
I  ^lle  dieses  Studium  in  KrdmsoiflDster  nicht  hiadem,  „da  das  Zeugnis 
8  solch en  Lehrers  ohnehin  nicht  geUend  nnd  gleichwohl  nttzlich 
sei,  dass  die  dortigen  Akadeinisten  wenigstens  einiges  Licht  ?oq 
dieser  Wissenschaft  haben." 

Dia  Opposition  gegen  die  Akademie  nahm  jedoch  immer  größere 
Dimensionen  an,  und  mnss  es  besonders  hervorgehoben  werden,  dass 
man  speeiell  gtgen  die  geistlichen  Lehrtr  kämpfte,  was  unter  der 
frommen  Kaiserin  Maria  Theresia  viel  sagen  wilL  Wie  das  zu  jener 
Zeit  oft  vorkam ,  unterbreitete  ein  Anonjmns  der  Kaiserin  im  Jahre 
1773  einen  Vorschlag  des  Inhaltes,  die  Akademie  zu  Kremsrounster 
in  das  nordisciie  Stift  nach  Lins  ku  verlegen*  In  diesem  Vorschlage 
heißt  es:  ^Männer,  deren  Beruf  es  ist,  sich  ganz  dem  einsamen 
^  Leben  zu  widmen,  die  nach  ihrem  Stande  mit  weltlichen  Absichten 
nicht  bekannt  sein  können ,  die  sich  von  allen  dem  entfernt  halten 
müssen,  was  zu  sehr  ins  weltliche  einschlägt,  können  der  Jugend  nie 
diejenige  Bildung  geben,  die  erfordert  wird,  den  Jfingling  einstens 
nützlich  und  für  den  Umgang  brauchbar  zu  machen.  Es  gibt  Gegen- 
stände bei  der  Erziehung,  wo  es  ganz  nicht  schicklich  ist,  dass  der 
Ordensmann  sich  mit  solchen  abgibt.  Allerdings  stehen  die  zwei 
adeligen  Akademien  in  Wien  unter  der  Leitung  der  Clerisei,  und  es 
I  geben  ans  derselben  gute  und  brsncbhare  Jünglinge  her?or»  Es  sei 
^  Jedoch  zu  beachten,  dass  diese  Akademien  in  der  Residenzstadt  unter 
den  Augen  des  Hofes  stehen,  zudem  haben  sie  weltliche  Ober- 
directoren.  Um  wie  viel  mehr  wäre  dies  bei  einer  Akademie  zu 
wünschen,  die  von  der  Hauptstadt  ganz  entfernt  und  Ordensmännem 
allein  anvertraut  ist,  die  sich  nie  mit  Einziehung  beschäftigt  haben.^ 
Der  Vor^^cMa^  wurde  den  Behörden  zur  amtlichen  Behandlaug 
übergeben.  AV  n  hier  aus  dem  Outachten  des  Grafen  Sigismund 

Hohenwart,  di-  :^en8  der  nordischen  Stiftung,  dann  Lehrer  des 

nachmaligen  Kaisers  Franz,  schließlich  Bischof  von  Wien  einiges 
anfahren  zu  solien.  In  manchen  Punkten  sind  die  geäußerten  An- 
sichten noch  heut  von  Wei-t;  in  manchen  wieder  zeigen  sie,  wie 
man  zu  jener  Zeit  über  Unterricht  nnd  Erziehung  dacht«.  Graf 
Hohenwart  schrieb; 

»»Insgemein  zu  reden  halte  ich  von  zahlreichen  Erziehungs- 
hHusern  nicht  viel ,  so  dass  ich  alle  Erziehungshäuser,  in  welchen 
mehr  als  50  Knaben  erzogen  werden,  nur  mit  der  Nothwendigkeit 
tntf' '  *  *  fi.  niemals  aber,  die  Wahrheit  zu  gestehen  ,  in  Absehen 
des  L  wahren  Wirkens»  ertragen  wOrde,  Bemerkungen,  Über- 

legung, Erfahrung  und  f  mmung  geübter  Männer  binden 

mich  ganz  unbeweglich  an  Meinung.    Die  große  Anzahl  der 

Eleven  bürdet  die  Nothwendigkeit  aof,  selbe  fast  maschinenmäßig 
tu  tmiehen,  und  ans  einem  großen  Erztehnngshanse  eine  Caserne 
I  to  machen . . .   Wie  soll  es  dem  Director  bei  seiner  sonstigen  Be* 
ItcMfifgnng  möglieh  sein,  bei  80,  90  oder  100  Kindern  jedes  auch 
«or  einmal  im  Munat  zu  sprechen,  nnd  wann  wird  er  wohl   Muße 


680    Die  hochadelige  Akademie  bu  KremsmünBier  asw.  Von  G,  Wdf. 

haben  eines  jeden  Charakter,  Genie,  Fälligkeit  zn  nntersucben,  zu 
leiten,  fre  andscbaftlieh  zu  reden,  zu  rathen  nnd  zu  bilden/ 

Er  schlag  daher  vor,  falls  das  Saremsmünster  Stift  nach  Linz 
verlegt  würde,  zwei  Erziehnngshänserzn  grUiiden.  Mehrere  Erziehung«* 
hänser  erwecken  den  gegenseitigen  Wetteifer,  weshalb  auch  in  Wien, 
Born ,  Paris ,  Berlin  i  Göttingen  nsw.  conforme  derai*tige  Häuser  be- 
stehen. 

Das  neue  dieser  Häuser  solle  die  adelige  Akademie  heiOen. 
Sie  solle  die  Pflanzschnle  ffir  Minister,  Gesandte  und  Verordnete 
der  Landstände  sein.  Der  Direotor  soll  einer  der  angesehensten  rer» 
ehelichten  Gavaliere  des  Landes  sein  und  4000  fl.  Gehalt  beziehen, 
damit  er  sich  ganz  den  Eleven  widmen  könne.  Unter  diesem  Direetor 
sollen  drei  oder  vier  jongere  geprüfte  artige  ledige  vernüuflbige 
Gavaliere  als  Sous-Dii-ecteurs  sein  mit  je  1000  fl.  jährlich  Gehalt. 
Die  Meister  sollen  reichlich  besoldet  werden ,  damit  man  treffliche 
Männer  zusammen  bringe,  und  ertheilen  sie  den  Unterricht  in 
Gegenwart  der  Sou^-Dliecteurs.  Die  Künste  werden  auf  Sprachen, 
tanzen,  reiten  und  fechten,  die  Wissenschaften  aber  auf  einige 
allgemeine  Begriffe  von  der  Poesie ,  Schreibart,  Physik,  von 
den  Rechten,  von  der  Politik  und  von  der  politischen  Erdbeschreibung 
hinauslaufen,  die  man  leicht  in  drei  Jahren  begreifen  kann,  wenn 
man  täglich  nur  zwei  oder  drei  Stunden  dazu  verwenden  will. 

In  der  Akademie  muss  auch  ein  Priester  im  Bange  eines 
Akademiepfarrers  wohnen,  der  aus  dem  ersten  Adel  sein  soll.  Er 
soll  täglich  das  kurze  Morgen-  und  Abendgebet  mit  der  Akademie 
verrichten ,  die  Messe  lesen ,  wöchentlich  einmal  die  Glaubenslehre 
fasslich ,  kurz  und  rein  vortragen.  Die  Moral  wird  man  den  Eleven 
durch  Umgang,  durch  ausgearbeitete  Schauspiele,  zu  welchen  man 
sie  regelmäßig  dreimal  der  Woche  führen  wird,  durch  gewählte 
Bücher  angenehm  beibringen.  Um  freie  Art  nnd  Welt  durch  Beispiel 
und  Übung  zu  bekommen^  wird  dreimal  der  Woche  für  den  ganzen 
Adel  Spiel  und  Gesellschs^t  bei  dem  Herrn  Direetor  sein,  bei  welchem 
alle  Eleven  erscheinen  werden.  Sie  werden  mit  dem  Direetor  speisen 
nnd  alle  freien  Stunden  in  seinem  Umgang  zubringen,  wie  dies  anch 
in  Wien  der  Fall  ist. 

Das  zweite  Erziehungshaus ,  bestehend  aus  der  zweiten  Glasse 
der  Nordischen  Stiftknaben  und  der  zweiten  Classe  der  Krems« 
münsterschen  Stiftung  könnte  im  jetzigen  nordischen  Stiftgebäude 
sein.  Dieses  soll  subalterne  landschaftliche  Beamte ,  Advocaten, 
Ärzte,  Secretäre,  Agenten,  Hofrichter,  Pfleger,  Architekten ,  In- 
genieure usw.,  Professeren  für  alle  inländischen  Schulen,  Theologie 
ausgenommen,  heranbilden.  Die  Knaben  sollen  Liebe  zur  Arbeit  und 
zur  Spai*samkeit  haben.  Sie  sollen  gründlich  Religion,  Sprachen, 
Rechenkunst,  zierliche  Schreibknnst,  logische,  physische,  meta- 
physische und  mathematische  Wissenschaften,  Architektur,  Land- 
wirtschaft, Handlungswissenschaft,  Moral,  anständige  Aitigk^it, 
Musik  und  Zeichenkunst  erlernen ;  -—  fechten  und  reiten  aber  soll  weg- 
bleiben. Diese  Exercitien  nehmen  viel  Zeit  weg  und  machen  in  den 


Die  hochaddige  Alradrai!«  za  Rreomottniter  usw.   Von  £?.    Wcifi    S8f 

jüDgeu  MenicheD  Leidenscimftoii  rege,  deuon  sie  in  Zukunft  vei^ 
tiQftfti^'  nicht  werden  iolgeo  können,  HiDgegeti  soUeo  sia  tatiien 
lernen,  da  es  nothweodig  ist  mit  AiistAnd  %vk  geben»  skb  za  weiid#a 
and  SU  verbeugen.  Zur  Unterhaliang,  Bewegung  ^  WaclistbuuK  »oU 
muH  ilinen  wilhrond  der  Herbst-  und  Fröbliugsmon^te  Militär- 
extrcitien  beibringen  lassen.  Die  Bestimmung  der  Eleven  lisst  weder 
Otld*  noch  Zeitverlust  äq.  —  DJo  Dirpction  dieser  An^italt  kmn 
oiaem  I^iidmtb  von  der  gelehr«  ^t  werden* 

SüUte  einer  von  den  Noru  ji  lieruf  Kutn  geist- 

lichen Stande  fühlen»  so  soll  man  ibui  dazu  verhelfen,  da  der  Zweck 
der  Stiftung  war,  eine  Pflanzßchule  für  Missionäie  und  Katechateii 
fnr  den  ganzen  Norden  %u  haben. 

Wir  wollen  keine  Glossen  zfx  diesem  Vorschlage  macbeu.  E$ 
s«t  uns  jedoch  geFtattet  in  bemerken ,  dass^  wie  es  scheint,  auch  in 
•  Zeit  noch  die  Ansicht  maßgebend  war,  dass  die  Summe  der 
'hafton,  die  angehende  Minister  und  Gesandte  in  Österreich 
besitzen  sollen,  auf  einige  allgemeine  Begriffe,  von  der  Poesie, 
Schreibart,  Erdboschreibung  hinaus  liefen,  und  dass  ein  t4glicher 
Unterricht  von  "2 — 3  Stunden  während  dreier  Jahre  für  Personen» 
die  8[»üter  Österreich  leiten  oder  vertreten  sollten,  genQg«. 

Die  Landeshauptmannschaft  in  LlnzwQrdigto  in  ihrem  Berichte 
vom  8.  November  1776  den  Nutzen,  den  dioso  Stadt  haben  k^nnte^ 
falls  die  Akademie  nach  Linx  zurückverlegt  wftrde.  Sie  hielt  jedoch 
die  vorhandenen  Mittel  211.278  H,  48  kr.  3  d.  nicht  für  ausreichend, 
um  der  Anstalt  eine  selbständige  Existenz  zu  sichern.  £&  mQssie 
iiberdieader  im  Jahre  1751  abgeschlossene  Contract,  infolge  dessen 
das  Kremsmünstor  Stift  Auslagen  hatte,  ordnungsgemäl>  ^^elOscht 
werden.  Schließlich  meinte  sie,  die  geistliche  Discjplin  köunk*  auUer 
dem  Stil'  fon. 

In  iei  waren  getheilte  Meinungen.  Die  Majorität 

war  dafür  ilie  Akailemie  in  Kremsmönster  zu  belassen,  jedoch  sollten 
die  juridischen  und  die  anderen  Lehrer  sich  der  erforderlichea 
«^scharfen  Prüfung**  unterziehen  und  wnrde  dieser  Vorschlag  von  der 
Kaiserin  am  11.  Jänner  1777  gebilligt. 

Die  Sache  war  aber  damit  nicht  abgtthan«  Im  folgenden 
Jahre  erhoben  die  Lehrer  im  Ljceum  in  Linz  Klage  wegen  der 
Räumlichkeiten,  in  welohen  die  Schule  untergebracht  war.  Die  Schul- 
Zimmer  seien  klein,  finster  und  ungesund,  weder  geräumig  noch 
bequem.  Infolge  des  Läutens  bei  jeder  Leiche  und  des  Wettor- 
läutens  Im  Sommer  in  der  gegenäbor  Ht^nden  Kirche  werdo  der 
Unterricht  ge^t^^rt.  Das  Getöse  der  in  der  nächsten  Nähe  wohnenden 
Handwerker,  Wagner,  Binder  usw.  erleichtere  nichi  den  Unterricht 
uew.  De  Lucea  erklärte,  dass  bei  regnerischem  Wetter  sein  Schul- 
f  «iauner  dermaßen  .dampfe"*,  d&ss  das  Wasser  hertblaufe. 

Der  Referent  der  Landoshaoptmannschaft  in  Linz  äußerte  sich : 

^n  ^trhnf  es  ist,  dass  die  Jagend  in  Wissenschaft  und  Sitten  zugleich 

werde,  so  ist  es  auch  gevrias  und  wurde  durch  eine  aller* 

nniiMr  Kesolution  bekräftigt,  dass  Wissenschaft  ohne  Sitten  nieht 


58f    Die  hochadelige  Akademie  tu  Kremsmünster  qsw.  Von  O.  Weif. 

die  wahre  Einziehung  der  Jagend  sei.  Diese  beiden  Zwecke  sind  aber 
nimmermehr,  besonders  in  den  höheren  Claasen  zn  erreichen,  wenn 
die  Schüler  in  ihren  Sitten  nur  durch  Mönche  beobachtet  werden 
können,  welche  die  klösterliche  Zucht  in  ihren  geheiligten  B&umen 
g^eschlossen  hält,  und  ihnen  die  außer  denselben  von  der  Jugend 
treibenden  Ungeberden  zu  wissen  unmöglich  macht.  Die  Enthebung 
von  dieser  Last  dürfte  den  Benedictinermönchen  desto  angenehmer 
sein ,  da  es  sich  mit  ihrer  klösterlichen  Zucht  nicht  wohl  füget,  dass 
ihre  jungen  Geistlichen  durch  Umgang  und  Bekanntschaft  mit  ihren 
weltlichen  Schülern  in  ihrer  klösterlichen  Einsamkeit  und  in  ihrem 
Fleiß  gestört  werden  sollen.  Nach  den  canonischen  Gesetzen  sei 
überdies  den  Geistlichen  verboten  das  Oivilrecht  zu  hören.  Wie  sollen 
dann  in  Eremsmfinster  Vorlesungen  über  das  Civilrecht  gehalten 
werden.^  Es  sollen  daher  die  höheren  Studien  in  Kremsmünster 
gänzlich  aufhören. 

Die  Studienhofcommission  lehnte  jedoch  diesen  Antrag  ab, 
36.  November  1778,  und  zwar  deshalb,  da  die  Localitäten  in  Linz 
so  schlecht  seien.  De  Lucca,  der  wohl  die  ganze  Angelegenheit  an- 
gezettelt hatte ,  war  in  seiner  eigenen  Schlinge  gefangen ;  hingegen 
wurde  nochmals  auf  die  Entscheidung  vom  11.  Jänner  1777  hin- 
gewiesen, nach  welcher  die  Lehrer  in  Eremsmünster  sich  einer 
schai-fen  Prüfung  in  Wien  unterziehen  sollen. 

Abt  Erenbert  wendete  sich  hierauf  mit  einer  Immediateingabe 
an  die  Kaiserin.  Er  klagte,  dass  man  die  Akademie  „über  den  Haufen' 
werfen  wolle.  Man  fordere  von  Lehrern,  die  seit  20  bis  30  Jahren  im 
Amte  stehen  und  wissenschaftliche  Werke  veröffentlicht  haben,  dass 
sie  sich  einer  Prüfung  unterziehen  sollen  usw. 

Die  Hofkanzlei  erstattete  13.  August  1879  über  diese  Eingabe 
einen  Vortrag,  in  welchem  es  heißt:  „In  der  That  würde  die  schon 
lange  mit  Ruhm  bestehende  Akademie  einen  großen  Stoß  bekommen, 
wenn  die  Alumni  entzogen  würden. '^  Hingegen  sollen  die  neu  an- 
zustellenden Lehrer  sich  einer  Prafung  unterziehen ,  den  im  Dienste 
bereits  ergrauten  und  durch  gelehrte  Werke  ausgezeichneten  Lehrern 
sei  jedoch  diese  Prüfung  nachzusehen. 

Die  Kaiserin  rescribierte  hierauf  eigenhändig:  „Bin  recht 
wohl  zufrieden  mit  deren  mäßigen  einrathen  seit  einer  Zeit  der 
Canzley  was  schon  so  lange  besteht  nicht  zu  irren  wohl  aber  zu  ver- 
bessern nicht  aber  alles  über  ein  Haulfen  zu  werffen ,  man  braucht 
keine  Accademie  noch  üniversitätt  in  Lintz,  was  aber  wegen  der 
prüffung  deren  profeßoren  ist  es  eine  essentielle  sach  das  nicht 
änderst  als  hier  zu  Wien  geschehen  soll,  auch  wegen  jener  die  schon 
so  lang  angstellt  sind  bin  zufrieden  mit  den  christlichen  oder  nach 
der  mode  menschenfreindlichen  voto.^ 

Diese  Akademie  wurde  von  Josef  II.  28.  September  1782  anf- 
gehoben.  Josef  war  ein  „Schätzer  der  Menschheit",  und  stimmten 
diese  „hochadeligen^  Akademien  nicht  mit  seinen  Ansichten  überein, 
aus  welchem  Grunde  er  auch  die  theresianische  Akademie  in  Wien 
aufhob. 


Ober  den  Verfasser  der  Schrift  m^l  m^Ojnoi'.  Voa  H.  Becker,    Mt 

Da  obige  Ee^lutioa  missdeutet  wurde,  und  manche  die  Ansieht 
hatten,  dass  die  g'anze  Schale  in  Kremsmänster  aufzuboren  habe, 
reschbierte  der  Kaiser  am  30.  Jänner  1768:  ^die  Schulen  io  Kreme- 
mänster  sind  beizubehalten ,  die  sogenannte  Akademie  aber  hat  auf* 
gehoben  zu  verbleiben'*. 

G.  Wolf. 


Üline  neue  Aasieht  aber  dea  Verfasser  der  Schrift 

Im  letzten  Hefte  des  Eheio.  Mus.  (N.  F.  XXXVU,  1)  hat  F. 

heler  aus  Th.  Bergks  Nachlais  einige  kurze  ihm  durch  Prof. 
efer  Qbermittelte  Notizen  über  den  Verf.  der  pseudearistot.  Schrift 
n€^  noaftov  veröffentlicht.  Wenngleich  das  ganze  nur  skizzenhaft 
gehalten  ist  (es  füllt  S.  50—53),  so  bekommt  man  doch  ein  klares 
BQd  davon,  in  welcher  Weise  Bergk  die  Untersuchung  anstellen  und 
. aeine  Ansicht  begründen  wollte.     B.  beginnt  mit  dem  Namen  der 
Schrift,  welche  bei  Stobäus  ab  ImOToh]   iiqog,  ^AXi^aväiiov   n^Qt 
tov  Ttaytog  (ecl.  pbys.  I,  34,  2)  bezeichnet  wird,  und  führt  seine 
Untersuchung  etwa  in  folgender  Weise.    Die  Schrift  na^l  wofwv 
I gehört  einer  späteren  Zeit  als  Aristoteles  an  und  ist  von  einem  Jun- 
^  gen  Peripatetiker  verfasst^  der  die  Lehren  des  Aristoteles  und  der 
Stoiker  vereinigt.    Nahe  Berührung  hat  der  Verf.   mit  Cbrysipp  und 
Poöidonius.  An  Chrysijip    als    Verfasser  darf    man    nicht  denken, 
iber  auch  Posidonius  ist  die  Schrift  nicht  zuzuschreiben ;  denn  er  hätte 
,  sonst  au  manchen  Stellen  offen  gegen  seine  eigene  Schule  polemisiert, 
^  Ganz  verkehrt  ist  es,  die  Schrift  dem  zweiten  Jahr  hunderte  V.  Chr.  zuza- 
» weisen,  demApuleius,  sie  ist  nach  Posidonius  verfasst.  nt^l  xocfiov 
List  ferner  keine  literarische  Fälschung,  sondern  an  einen  Alesander,  der 
[meinem  fürstlichen  Hause  augehört  (rj^fioyuv a^taso^)  gerichtet;  die 
Vorrode  ist  nicht  als   späterer   Zusatz   anzusehen«  —  Die   Schrift 
1^«^  >i6üfÄ0v  ist  aber  auch  nicht  viel  jünger  als  Posidonius,  In  die- 
leer  Zeit  kann  der  Name  Alexander,  dem  sie  gewidmet  ist,  zwei  uns 
jidurch  Josephus  (ant.  XIV,  7,  4;  2,  XVI,  1)  bekannte    Fürsten    be- 
zeichnen :  den  von  den  Pompeiauern  in  Autiochia  ermordeten  Sohn  des 
lAristobulosII.  und  den  riltestenSobn  desHorodes^  welcher  ^ich  eiue 
iZeit  lang  in  Born  bei  Asinius  PulUo    aufhielt.    Der   letzte  ist  der 
I  richtige,  und  der  \ert   der  Schrift   rr«^   hloc^ov  ist  der  Vortraute 
Lseines  Vaters,  Nikolaos  von    Damaskoe.  Dies   wird  bestätigt  durch 
LSimplikios  p,4G9A,  der  eine  Schrift  des  Nikolaos  citiert  /rc^i/rai^roy, 
Lfti  der  er  nBQi  /tavttov  twr  iv  nif  KOCfti^  xar*  diog  notenai  top 
"  'yov»  Das  passt  vollkommen,  Simplikios  kannte  noch  den  Verfasser. 
Soweit  Bergk:  BOcheler  nennt  diesen  Beitrag  zur  griechischen 
Ijiteratnr  einen  durchnusi  hi'itrfdensfrr.rtcn  Versuch  dif  alte  Streit' 
frag€  m  löitn^  eu  neiter  tum  Ziele  hin,  icenn  das 

^ Ziel  selbst  nicht  g       ,,  ncheinlich  hlitte  Bergk  bei  einer 

Aasführung  seines  Kntwur^  auch  die  stilistische  Verschiedenheit 


584    Über  den  Verfasser  der  Sobrift  ntQl  xotfjuov.  Von  H,  Becker. 

der  Schrift  neqi  %6aiiov  von  den  Besten  des  Nikolaos  erkl&rt,  ein 
Argument,  das  am  meisten  gpegen  seine  Ansicht  sprechen  könne.  6ü- 
ofaeler  macht  darauf  noch  selbst  aus  Plut.  Ant.  54  den  Sohn  des  An- 
tonius und  derKieopatra  (den  ßamlsvg  ßüeaiXi(av)  namhaft,  welcher 
bei  der  von  Bergk  angeregten  Frage  in  Betracht  kommen  könne. 

Sehen  wir  nun  zu,  ob  die  Begründung  Bergks  für  seine  Ansicht, 
dass  Nikolaos  von  Damaskos  der  Verfasser  der  pseudaristotelischen 
Schrift  Tteqi  Tcoofiov  ist,  irgendwie  stichhaltig  ist,  und  prüfen  wir, 
ob  durch  diese  hinterlassenen  Notizen  wirklich  die  alte  Streitfrage 
nach  dem  richtigen  Verfasser  derselben  gelöst  ist.  Vorher  sei  nur 
kurz  bemerkt,  dass  B.  die  lateinische  Schrift  auch  noch  dem  Apu- 
leius  zuweist,  der  als  seinen  Gewährsmann  Aristoteles  und  Theo^ 
phrast  nennt.  Aus  diesem  Zusätze,  dem  weiter  nichts  beigefügt  ist, 
und  dem  Ausdrucke  Bearbeitung  durch  Äpuleius  möchte  ich  schlie- 
ßen, dass  ihm  Goldbachers  und  meine  Untersuchung  über  das  thät- 
sächliche  Verhältnis  jener  beiden  Schilften  unbekannt  geblieben  ist. 
Selbstverständlich  ist  die  Erwähnung  des  Phidias  und  der  Parthenos 
im  c.  6,  wie  B.  ausdrücklich  bemerkt,  nicht  zur  Zeitbestimmung  xa 
verwerten.  Es  ist  das  übrigens  die  bekannte  Stelle,  an  welcher  die 
Welt  mit  der  Coustruction  eines  Schwibbogens  verglichen  ist,  der  ta- 
sammenfällt,  wenn  man  den  Hd'og  6fiq)äX6g  herausnimmt,  äo 
hätte  auch  Phidias  sein  eigenes  Portrait  in  den  Schild  der  Athene 
eingefügt,  dass  es  daraus  nicht  entfernt  werden  konnte,  ohne  dass 
das  ganze  Kunstwerk  vernichtet  wurde.  Dieses  Beispiel  wird  an  den 
vorhergehenden  Vergleich  mit  äg  q>aai  angeknüpft ;  der  lateinische 
Übersetzer,  welcher  den  ganzen  Passus  verstümmelt  hat,  schreibt 
dafür  Phidian  illum . .  vide  ipse,  in  clipeo  Minervae  . .  öHs  smi- 
litudinem  conligasse  etc.  (p.  130,  4  G.),  wo  für  ipse  vielleicht  tp- 
3um  öder-üach  F.  ipso  zu  schreiben  ist.  Thöricht  war  die  Vermn- 
thung  i)idi  des  Colvius,  der  eben  die  Lesart  des  Originals 
nicht  kannte.  Vor  allem  darf  man  aber  nicht  noch  aus  dieser  falschen 
Lesart  folgern  wollen  (vgl.  Friedländer  SittengeschichteBoms 
II,  169;  6),  dassApuIeius,  der  ja  übrigens  wahrscheinlich  nichts Utit 
der  Übersetzung  der  Schrift  7t£(ii  xoa/ioi;  zu  thun  hat,  selbst  in  Athen 
jenes  Kunstwerk  betrachtet  habe  und  hier  plötzlich  in  die  Darstellung 
der  wunderbaren  Zusammensetzung  der  Welt  ein  Reiseerlebnis  ein- 
mische. 

Dass  das  Buch  n£ql  TLOOfxov  Anschauungen  enthält,  welche 
der  Lehre  des  Chrjsipp  und  Posidonius  nicht  entgegen  sind,  ist  all- 
gemein bekannt.  Man  wird  aber  Bergk  wohl  beistimmen,  dass  trotz- 
dem als  Verfasser  desselben  nicht  Chrysipp  angenommen  werden 
dürfe,  dem  es  von  Osann  zugeschrieben  wurde,  und  auch  nicht 
Posidonius  als  solcher  angesehen  werden  dürfe,  dem  es  Ideler  bei- 
legte. Das  ist  ja  auch  wiederholt  besprochen.  Dass  die  An- 
sicht Stahrs,  es  sei  das  griechische  Buch  erst  aus  dem  Äpuleius  ab- 
geleitet, falsch  ist,  wurde  längst  nachgewiesen :  und  die  Hypothese 
Adams,  dass  Äpuleius  der  Verf.  beider  Schriften  sei,  ist  wohl  überhaupt 
üie  TOB  jemandem  für  möglich  anerkannt  worden.    Auch  dass  die 


pber  den  Vorf&Kser  dar  Schrift  nt^  nda^ot/.  Von  H.  Becker* 


Schrift  kein«  UteiarUclte  Fäl^chtini^  ist,  wird,  glanb^  ich,  jetzt  allge« 
meio  angeQomm^n.  Wenn  u  I  maf40tn^h 

PoäidQtiiusverftiSätist,  soi^t  .  i-iaudeo,  Bieals 

wohl  mchi  tmljümgcf  als  Fosidonms  zu  bezeictmeu.  Wirhabeu  nicht 
«ine  Notiz  iario,  welche  auch  ourfärdie  nächsten  Jahrhunderte  nach 
isfcoteleä  eintdu  bestimmten  Grenzpunkt  gäbe.  Iftan  vergegenwärtige 
tich  nur  die  Ansichten  der  verschiedenen  Gelehrten  Qher  die  Zeit 
ihrer  Entstehung:  Kose  setzt  sie  ins  dritte  Jahrhundert  v.  Chr.^  Bar* 
y  St.  Hilaire  und  Stahr  angetUhr  ins  dritte  n,  Cbr,  Zeller 
§\%  zwischen  dem  ersten  vor  und  dem  ers?ten  n.  Ohr.  entstanden 
^Ulten  wir  dies  fest,  m  ist  überhaupt  alle«,  was  Bergk  weiter 
d(tti  Verfasser  folgert,  nichts  als  ganz  nnwahrscheiBliche  Hy- 
•these.  In  der  Widmung  wird  ein  Äierander  genannt,  der  zum 
ntth  dorselbon  Tjye^nmoy  a^iaxog  heißt.  Gewöhnlich  hat  man 
'  im  Alexander  von  Macedonieu  gedacht.  Borgk  sucht  nun  zu* 
V  Ttachf  welche  Alexander  in  der  Zeit  gleich  nach  Posidonius 

^  ;  ::on.  Er  gibt  »ieaber  nicht  einmal  vollatändig  an;  den  aus 

Plutarob  bekannten  Sohn  des  Antonius  und  der  KJeopatra  tragt  z. 
>3«  noch  Bücheier  nach.  Einer  der  damals  lebenden  Alexander  i«t  der 
)Bohn  eine^  Fürsten  (Herodes)^  dessen  Vertrauter  ein  bekannter 
F^  '  "  Nller  war.  Für  ihn  entscheidet  er  sich,  damit  jener  bekannte 
>  Her,    Nikolaos  von  Damaakos,    als  Verfasser    der  Schrift 

llt  werden  kann.  Soweit  scheint  mir  dies  ge- 
^   _  h  bodenloije    Hypothese  genannt  werden  in 

müssen«  Die  Abta^gnugäzeit  ist  durchaus  fraglich,  und  wir  eind  kei* 
eswegs  im  sUoide  den  in  der  Widmung  genannten  Fürsten  Alexan- 
,er   uih^r   m    basttmmou.    Natürlich    hat    der    verstorbene    Ge- 
!• '  ^       M  h  ein  anderes  Moment,  durch  welches  er  die  Autorschaft 
ii  \j^^%  fester  stützen  au  können  meint.    Simptikios  p*  469  A 

aag^,  d<töß  Nikolaoä  euies  meiner  Bücher,  in  dem  er  über  alles  in  der 
Vi'elt  exii^tierende  handelte,  7tt^  Tcai^oc  betitelt  babe.  Damit 
bat  man  oflfenbar  (Borgk  spricht  das  nicht  selbst  aus)  die  Bezeich- 
nung der  Schrift  b^iStobaeus  als  imatoXi]  fi^ot;  yHki^ayät^f  niqi 
\%oi  jtavinii  zu  vergleichen«  Was  folgt  nun  aber  daraus?  Weil  Sto» 
"b&us  die  pseudaristütelische  Schrift   r         '  '  '.'  be- 

titelt, undNikolttosvon  namaskoMein  l  von 

dem  wir  aus  dem  -  lundert  duroii  biUii  tch- 

jfigbt  empfangen,  >  der    Verfasser    di-  .lung 

xocr/ior  üoin'if  Üie  Angabe,  dass    in  dem  Buche  7ih^  /tavtog 
'ikolaotf  über  alles  in  der  Welt  vorhandene  gehandelt  sh»i,  passt, 
schließt  Biu'gk,  votlkommen  auf  die  Schrift  /tf^i  xo(7/ii>t\  die  alsQ 
'  '  *        '  f  dem  ricktigepi  Namen    '      ^^  'daos  kannte* 

iJis^n,  und  **ntcr  dnn  TiUl\  denn 

Tiur  d:is  kl^ir  h«^rvi;r,  dass  die 
tavtoi;  führte.  Apuloiu*,  d.  h. 
pät«r  als  jener  lebende  tbersetzer  des  griechischen 
oordtu-cohortatio  ad  Graea»«  (welche  ja  dem  Justinus 


1- 


von  Adam  und  andoi*en  mit  Hecht  abgesprochen  iat^^  ?Uvl<:^ 


886    Über  den  Verfatser  der  Schrift  TtiQl  xoafAov.  Von  H,  Becker. 

ponos,  Proklos,  welche  allein  die  Schrift  n;eQi  %6c^v  eitleren,  wis- 
sen nur,  dass  dieselbe  Aristoteles  zugeschrieben  wird:  und  Simpli* 
kios  in  der  Zeit  des  Jnstinian  soll  der  einzige  sein,  der  den  richügen 
Ver&sser  gekannt  hat!  Ja  f erfolgen  wir  die  Oonsequenzen  noch 
weiter.  Fseudapoleias,  der,  sagen  wir,  tun  das  Jahr  200  oder  2S0 
die  Schrift  /re^  xoa/^ov  in  schülerhafter  Weise  abersetzte,  (ylel 
besser  als  er  hat  sogar  der  syrische  Übersetzer  der  Schrift  ftegi 
ycocfiov  ans  der  ersten  Hälfte  des  6.  Jahrhunderts  seine  Aufgabe 
gelost;  vgl  darüber  Victor  Bjssel  über  den  textkrüischen  Wert 
der  syrischen  Ueherset/mngen  griechischer  Kkissiker^  Programme 
des  Nicolaigymnasioms  in  Leipzig  1880/1881,  welcher  freilich  die 
einschlagige  Literatur  über  Apuleius  und  die  Schrift  ftSQt  xoc/iov 
nicht  zur  Genflge  kennt)  kannte  nur  tcsqI  noofdov  als  Titel  des  grie- 
chischenTractats,  den  er  durch  (26  mwiM^o  übersetzte:  Joannes  aus  Stobi 
und  der  vielleicht  gleichzeitige,  wahrscheinlich  jüngere  Schüler  des 
Ammonios  (Simplikios  starb  im  Jahre  549)  kannten  allein  300  Jahre 
später  den  richtigen  Titel,  der  letztere  zugleich  den  wirklichen  Ver- 
fasser der  Schrift!  Das  scheint  mir  geradezu  unglaublich  zu  sein. 
Dass  aber  der  Verfasser  der  lateinischen  Übersetzung  etwa  den  Na- 
men des  Aristoteles  wie  den  des  Theophrast  selbständig  hinzugefügt 
haben  könne,  wird  niemand  einwenden,  da  die  Schrift  ja  allgemein 
im  Alterthum  dem  Stagiriten  zugeschrieben  wurde,  und  erst  Proklos 
seinem  Zweifel  an  dessen  Autorschaft  Ausdruck  gab. 

Wie  bemerkt,  erklärt  Bücheier  in  seiner  Einleitung  die  stili- 
stischen Verschiedenheiten  beider  als  das  wichtigste  und  zugleich 
ei-ste  Argument,  das  sich  Zweiflern  darbietet.  Mir  scheint  dies  nur 
ganz  geringen  Wert  zu  haben,  da  Bergks  ganze  Beweisfflhmng  auch 
sonst  ohne  Fundament  ist.  Deshalb  verzichte  ich  darauf  auf  die  Ver- 
schiedenheiten des  Stils,  welchetrotz  des  geringen  Umfangs  der  Schrift 
TtsQi  xoa^ov  und  des  fragmentarischen  Nachlasses  des  Nikolaos 
nachgewiesen  werden  können,  näher  einzugehen. 

Die  Ansicht  Bergks,  der  Bücheier  beipflichtet,  ist  also  nichts 
als  eine  nnbegründete  Hypothese :  sie  ist  aber  auch  nicht  einmal  neu. 
Schon  Petrus  Victorius  hat  in  seinen  var.  lect.  lib.  25,  13  darauf 
hingewiesen,  dass  Nikolaos  von  Damaskos  der  Verfasser  der  Schrift 
TteQL  noofjtov  sein  könne,  indem  er  eben  dieselbe  Stelle  aus  dem 
Commentar  des  Simplikios  anführt,  welche  Bergk  herangezogen  hat. 
Und  seiner  Ansicht,  welche  Muretus  (var.  lect.  11/  8)  zu  widerlegen 
versucht,  haben  sich  unter  anderen  Nie.  Loensis,  Simon  Portius  und 
zuletzt  der  anonyme  Recensent  der  Kapp'schen  Ausgabe  des  Buches 
Tteql  -Müfxov  in  den  Gföttingischen  Anzeigen  für  gelehrte  Sachen  des 
Jahres  1792  (p.  1286)  angeschlossen.  Alle  diese  Gitate  waren  mit 
Leichtigkeit  im  dritten  Bande  der  Bibl.  Graec.  des  Fabricius  (p.  232 
f.  Harles.)  zu  finden,  wenn  man  nur  nachschlagen  wollte.  Das  ein- 
zige neue,  das  Bergk  beigebracht  hat,  besteht  darin,  dass  er  auf  einen 
Fürsten  Alexander  hingewiesen  hat,  an  den  Nikolaos  wohl  etwa  eine 
Schrift  ähnlichen  Inhalts  hätte  richten  können.  Im  übrigen  ist  die  An- 


Die  Ata  Stamm*?  d,  -iV  erweiterteo  lat.  Verba.  Voo  H.  RänMcK    587 

sieht,  dass  Nikolaoa  von  Damaskos  der  Verfasser  von  n^i  ^aptov 
sei,  ebenso  alt  wie  bisher  anbegründet. 

Nach  trag,  ßflclieler  hat,  wie  ich  soeben  sehe,  bereits  im 
iweiten  Hefte  des  Rheiufschen  Museams  (S.  294)  infolge  einer  Mit- 
iheUnng  von  Dielg  seine  Annahme,  dass  Ber^^^k  zuerst  dem  Nikolaos 
fon  DamaskoR  die  Schrift  n^qi  xocr/iöt?  zugeschrieben  hat,  berichtigt. 
Tnlitis  Ashach  sacht  im  Anschlüss  an  diese  Mitthcilung  den  Adressaten 

LlexäxidroB  anders  alsßerg-k  zu  bestimmen,  indem  auch  er  dessen  Vermu- 

bnng  unbewiegen  nennt.  Dagegen  kiiQpft  er  an  ßüchelers  Andeutung^ 

wohl  der  Sohn  des  Antonius  nnd  der  Kleopatra  gemeint  sein 

kf^nne,  an,  indem  er  auf  eine  Stelle  des  Sophronios  verweist,  an  welcher 

7ikohiog  geradezu  naidtov  yivrtßyiov  xai  KXBOJtatqagdiidaxalog 
genannt  wird.  Das  ist  in  der  That  ein  neckischer  Zufall,  wie  Bdcheler 
sich  ausdrückt ;  aber  was  kann  diesCitat  ans  dem  7.  Jahrhundert  be- 
wei^^en,  das  noch  dazu  ganz  verworren  ist  (Nikolaos  wird  zugleich 
'H^ioäoi  /zaidsvir^g  genannt) !  Denn  den  Grund,  den  B.  in  der 
Anmt/rkung  dafür  anführt,  dass  Sophronios  über  Nikolaos  besser  Un- 
it '  sein  konnte  als  alle  andern,  dürfte  man  sicher  nicht  für 
I  erachten.    Selbst  wenn  wir  bestimmt  wüssten,  dass  das 

Juch  fiBQl  x^na^iov  in  die  Zeit  des  Nikolaos  tu  setzen  sei,  so  bliebe 
jene  Hypothese,  welche  aus  den  betreffenden  Stellen  bei  Stobaeus, 
Simplikios  nnd  Sophronios  abgeleitet  tst^  doch  ganz  unsicher.  Die 
Erklärung  Asbachs  endlich,  dass  die  wenig  motivierto  Schilderang 
in  cap.  G  (d()  mundo  cap.  26)  Hand  und  Fuß  gewinnt^  wenn  man  sie 
so  liuffaBst,  dass  der  Lehrer  den  prädestinierten  Erben  der  persischen 
Krone  (uach  Dio  4S,  41)  über  das  CertmonicH  und  die  llofhaU 
tunt^  de.»  Grüßkänigs  unterrichten  wolle,  scheint  mir  Im  hohen  Orade 
gekünstelt  lu  sein.  Nicht  die  geringste  Andeutung  lilsi^t  einen  solchen 
Gedanken  aufkommen.  In  ähnlicher  Weise  werden  im  Fluche  Jttfi 
vioüfiov  ja  mehrfach  Beispiele  herangezogen. 

Königsberg  in  Preußen.  Heinrich  Becker. 


Me  am  Stamme  durch -fn-  erweiterten  lateinischeii 

Verba, 

V<yr  einigen  Jahren  ist  diese  dasse  von  Zeitwörtern  onter  der 

berschrift:    'Ober  »autinarr^    roquinarc   und    analoge    Vorbai- 

ildungen*  in  Hilzenfelds  Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Theo- 

ie  1875,  S.  427—431,  von  uns  besprochen  worden.  Da  nan  aber, 

bge»^eh«o  von  der  wohl  nur  bei  wenigen  Philologen  anzunehmendeti 

Iheren  Bekanntschaft  mit  jenor  Zeitschrift,  seitdem  nicht  blaß  die 

Losichten  über  hierher  gehj^riges  sich  geklärt  haben,  sondern  auch 

ie  Zahl  der  von  uns  als  Wortgebilde  dieser  Kategorie  erkannten 

'V«rba  ^ine  gn"ißere  geworden  ist,  so  dürfte  fts  nicht  üborflössig  sein, 

jetzt  dieselben  aufs  neue  zu  QberschaQen, 

Nur  vorübergehend  erwAhnen  wir  die  archaischen  Präsene- 
(orinen  ddnunt,  cxplrnunt,  Haiinutit  (=  solent]«  ferJnuntf  nhinunt^ 
prcdinunt,  redinunt ,  nequlnuni  mit  eingeschobenetn  n  nach  d^^ 


590    Die  am  Stamme  d.  -trt-  erweiterten  lat.  Verba.  Von  H,  B(in8ch. 

erklärt,  aber  unrichtig  etymologisiert  hat,  insofern  nicht  aginare 
Ton  dem  Subst.  agina,  sondern  umgekehrt  dieses  letztere  von  jenem 
abzuleiten  ist;  a^'na  wurdo  das  Loch  im  Wagebalken  deshalb  ge- 
nannt ,  weil  sich  um  dasselbe  der  Balken  als  um  seinen  Mittelpunkt 
bewegt.  Demnach  gehört  aginare  nicht  zu  den  Verbalderivaten  von 
Substantiven,  denen  es  in  meiner  Itala  und  V ulgata  S.  160  bei* 
gezählt  worden  ist. 

2.  alip-^in-are ,  auf  alip-es  ^^  nreQonovg  zurückgehend ,  er- 
gibt sich  aus  Gloss.  'Cjrilli'  p.  599,  35  Vulcan.:  TtteQw,  alipimo 
[alipinno  Sangerm.],  wo  höchst  wahrscheinlich  alipino  zu  lesen  ist. 
—  Die  unmittelbar  vorhergehende  Glosse  lautet:  TctsQvaaerai, 
frontinet.  Vielleicht  enthält  auch  sie  ein  Verbalgebilde  dieser  Olasse, 
wir  wissen  es  aber  nicht  zu  erklären. 

3.  ap-tn-dW  findet  sich,  wie  Georges  im  Wörterbnche  an- 
gibt, aus  Charisius  bezeugt  bei  Dosith.  p.  58,  17  K.:  ^apinor, 
eluaioXoyiS,^  Mit  diesem  Worte  scheint  es  ähnlich  zu  stehen ,  wie 
mit  aginare.  Man  pflegt  es  vom  Subst.  apinae,  Possen,  herzu- 
leiten, während  wir  dagegen  annehmen,  es  sei  das  Etymon  des 
letzteren.  In  Anbetracht  seiner  Bedeutung  :gleicheinem  Possen- 
reißer Ungereimtes  vorbringen,  ins  Gelage  hinein 
schwatzen,  könnte  man  apinari  wohl  auf  denselben  Stamm  u4n 
zurückfuhren,  aus  dem  ccTtarrj  hervorgegangen  ist,  das  bisweilen 
auch  im  Sinne  von  delectatio,  ohlectatio  gebraucht  wurde ;  cf.  Moeris : 
anaxrj  di  ^  xeqxpiq  naq^  ^Ellrjvixoig, 

4.  hov'ln-are ,  bov-m-ari ,  nach  G.  Löwe  Coniectan.  Plantin. 
p.  209  von  bov-erc  [—  boöre,  boare]  abzuleiten,  was  ohne  Zweifel 
richtiger  ist,  als  die  Zuräckführung  auf  das  Adj.  hovJnus.  Ein  um- 
fangreiches Material  zur  Entscheidung  der  Frage,  wie  isich  die 
Grundbedeutung  dieses  Wortes  weiter  entwickelt  hat,  bietet  derselbe 
Gelehrte  in  seinem  Prodromus  p.  317 — 320  dar,  woraus  wir  hier 
nur  weniges  entnehmen.  Gloss.  Placidi  p.  14,  5  Deuerl. :  bovinari, 
conviciari ,  clamare.  13,  6:  bovinator,  tricosus  et  inconstans.  (Jell. 
11,  7,  9:  non  enim  Lucilium,  inquit,  legistis,  qui  tergiversatorem 
bovinatorem  dicit?  Paulus  ex  Fest.  p.  30,  12:  bovinatur,  conviciatur. 
Gloss. 'Philoi.^  p.  31,  20:  bovinatores,  d-oQvßonoiol  ^  O-Qvlkoy 
noioxvreg  rj  TaQaxrjv. 

5.  bubAn-are  kommt  bei  Paulus  ex  Fest.  p.  32 ,  1  und  in 
vielen  Glossen ,  als  Compositum  inbübinare  auch  bei  Lucilius  vor; 
die  glossographischen  Erläuterungen  des  Wortes,  die  man  bei  Löwe 
Prodrom,  p.  313  sq.  sämmtlich  aufgeführt  findet,  laufen  der  Haupt- 
sache nach  auf:  ^sanguine  inquinare  mulieris  menstruae*  hinaus. 
Dasselbe  ist ,  wie  wir  unsererseits  vermuthen ,  aus  dem  griechischen 
ßovß-,  dem  Stamme  von  ßovßtuv,  inguen,  gebildet.  Wäre  es  erlaubt, 
das  bekannte  inquinare  für  identisch  mit  *  inguinare,  dessen  Media 
sich  zur  Tennis  verhärtet  habe,  zu  halten,  so  würde  dieses  *m- 
guinare  sich  als  ein  Abbild  des  halbgriechischen  bubinare  dar- 
stellen. 


DU  610  Summe  d,  -in-  erweiterten  Ut,  Verba,   Voft  H.  Mönnh.    5Ät 

0*  car-in-arc ^  aus  car-^rß  =  krempeln  «otstandon,  jedoch 
a^^dilielSlich  uietapborbch  von  duichhechelnden,  spöttischen  Eeden 
gegen  Andere  gebraucht  Gloss,  Mai.  VL  p.  530:  mrinantes,  iw 
ludentes^  inndeot^s.  Paul  ox  Fest.  p.  47,  8:  carinantcs,  prohra 
obiectantes;  angefügt  ist  dio  fulsdie  Etymologie:  a  catina  dicti, 
(^uiic  e^t  iuiimu  pars  aavis»  sie  illi  sortis  iujimae  (cf.  Löwe  Prodr. 
p.  14,  122) 

7.  cogu-iH-aret  coc-hi-arc,  anmittelbar  aus  coqu-^rc  gebildet, 
öichi  vom  Sübst.  coquina  abgeleitet,  wie  irrthümlicb  in  Itala  uud 
Valg.  S.  160  aogenommeD  wurde.  Zu  den  dort  angeführten  Be- 
legen Plaut.  Aul.  3,1,3,  Prud.  B,  2/64.  85.  Kon.  Marcel),  p.  85 
Merc,  gesellt  sich  noch  ein  biblischer  aut;  Jerem.  Threu.  2,  21  in 
einem  alten  Würzburger  Palimpsest:  in  gladio  occidisti,  in  die  irae 
tiiae  cocinasti  [im  cud.  tu  concinnasti  verechrieben,  Septuag.:  Ij^a- 
yiiQ^iaag],  uou  pepercisti:  cf  Ern.  Ranke  Par  Palimpsestorum 
Wirci*burgensiunj.  Viudob.  1871,  p.  ^8.  319.  —  Wahrscheinlich 
iät  schon  das  Subst.  coquina  oder  cocina  (auch  cudna  =  ^ayuqeiov 
GIoss.  'Cjrill.*  p.  532,  21)  fQr  eine  Ableitung  von  diesem  Yerbum 
zu  halten ,  unzweifelhaft  aber  stammen  davon  die  von  Georges  au- 
gefÜhrtiHi  Bildungen  i^oq  '>ts  und  coqmnntonum  (^SubBt.) ;  in- 
gleichpn  das  daselbst  üi  uo  Subst.  coquinator ,  welches  {cf* 
L  loct.  Plaut,  p.  210j  zweifach  bezeugt  ist,  Gloss,  Deycksian, ; 
cv^           r,  coquus,  Gloas.  Amplon.  p.  29.1,  144:  coquinatut,  coquus. 

8.  cont-ln-aii,  vom  Subst,  cottttts  ^  xowoßoXay,  conto  per* 
entere  kommt  sonst  nirgends  vor  als  im  cod,  Ambrosian.  des  Itinerar, 
Alexandri  c.  6.  p.  4,  6  Volkm,:  nimius  tormento  iaculandi,  cüntinari 
I'  '  '  vel  conlineare  coni,  Mai.]  quem  destiuasset  peritus,  — 
S>  Htt  das  Adj,  continosti»  in  der  uns  unverständlichen »  im 
Interpret;! ment  wahrscheinlich  verderbten  Glosse  des  'Philoienus' 
p.  23,  40 r  continosus ^  ftrjvogr^nto^  [aiWi^xrog  coni.  Vulcan.] 
irgendwie  zn&ammenhängeuV 

9.  corac'in-are ,  von  corax  ebenso  gebildet  wie  unser  gleich- 
bedeutendes krächzen  von  Krähe,  bei  Isidorus  12,  7,  43:  corvus 
§i?e  corax  uomen  a  sono  gutturis  habet,  quod  voce  coracinti, 

10  dc-ii-ln-are,  11.  üh-stAn-are^  12,  jura/'-sMn-are, 
Composita,  deren  er*iter  Bestandtheil  eine  der  Präpo- 
'^'  ob  prae  ist;  der  zweite  aber,  sMw*o,  ist  aus  e^-o  genau 
80  entsta&den  wie  im  Griechischen  <jr-r-w  oder  ur-fiA-u  aus  dem 
Stamme  ara  oder  wie  im  Deutschen  ste  ll-en  aus  ste^h-en. 
Mithin  UIU5S  es  ans  als  eine  ganz  buchstäbliche  W^iedergabe  er- 
FC'  "  '^tii' dur' ■  Mtat  ist,  wie  z,  B. 

b  .  in  der  h>  irift  des  Origeneb 

■;t  ly.  Wo  1.  5,   1    von  dc^  ird,  der  Aj>ostel 

1.  ^Uftbr,    1,  14)  minisieri,:  ,_  .,  naios  [anoonl- 

h}f4hotg]  propter  eos.  Fflr  diese  Bedeutung  des  Zeitwortes  drsUnare 
:=  absenden,  fortschicken  gibt  e^  '*■  -  !'^n  in  Itala  und 
Vulg,  S.  885  beigebrachten  noch  eine  v  sse  von  Belegen 

aQ5  den  Eecht^bücbern,  KircheDschriftfitellern  und  Glossen«  die  wir 


592    Die  am  Stamme  doroh  -tn-  erweiterten  lat.  Verba.  Von  H,  Sänaeh. 

hier  übergehen,  ebenso  wie  die  für  das  bekanntere  obstinare  (s. 
Georges'  Wörterb.).  Das  Yvlg&TYfovt  praestinare  =  erhandeln 
(vgl.  praesto,  zur  Hand)  findet  sich  nur  bei  Plautus  und  Apoleios. 

13.  farC'ln-aref  eine  Weiterbildung  von  farc-ire,  bedeatet 
ganz  voll  stopfen  und  kommt  außer  bei  Martian.  Cap.  9,  998 
und  Gassiod.  H.  E.  9 ,  3  auch  in  der  Latinisierung  der  Antiquitäten 
des  Josephus  vor,  welche  dem  ebengenannten  Bufinus  zugeschrieben 
wird ,  XX.  2 :  Izatem  . .  multis  muneribus  farcinaium  in  castrum 
Pasini  misit;  desgleichen  in  Maj's  Glossar  VIIL  p.  242:  farcire» 
supplere,  farcinare,  replere.  Zur  Bezeugung  dienen  femer  die  beiden 
Composita  offarcinare  bei  TertuIIian  adv.  Marcion.  4,  24  in.  nnd 
suffarcinare  bei  Plautus,  Apuleius  und  Cassiodor  (s.  Georges). 

14.  lac-m-are  wird .  auf  gleichen  Stamm  mit  layi-lg ,  Zac-er 
zurückzuführen  sein,  weshalb  im  Pariser  Glossar,  ed.  Hildebrand 
(Goett.  1854)  p.  188,  13  richtig  steht:  lacerat,  laniat,  lacinai^ 
womit  Papias  übereinstimmt:  lacifmre  [so  nämlich  ist  mit  Hilde* 
brand  für  licinare  zu  lesen],  lacerare^  frequenter  laniare.  Für 
identisch  mit  lacinare  halte  ich  das  viel  häufigere  lanc-tn^are, 
welches  aus  jenem  durch  die  —  vor  Sibilanten  ja  nicht  selten  auf- 
tretende —  Einfügung  eines  n  gebildet  wurde  und  auch  dieselbe 
Bedeutung  hatte,  vgl.  Gloss.  P]acidi  p.  64,  1:  lancino  est  lanio 
frequenter  (falsch  aber  in  der  nächsten  Zeile :  lancinare,  per  lanoes 
[gemeint  war  wohl  lanceas]  dividere).  Nimmt  man  lan-iare  als 
Etymon  an,  so  wäre  man  genöthigt ,  den  Einschub  von  -ein-  voraus- 
zusetzen ,  der  jedoch  nach  dem  Consonanten  n  nicht  vorzukommen 
scheint. 

15.  levig^^m-are  =: g sLnz  und  gar  glatt  machen,  yöllig 
kahl  und  haarlos  machen^  diese  Erweiterung  von  Zet^t^-are, 
hat  Salmasius  bei  Capitolinus  Pertin.  8,5:  vasa  Samnitica  calfac- 
tandae  resinae  ac  pici  devellendis  hominibus  ac  libiginandis  [/aert- 
gandis  vulg.]  aus  dem  nicht  ganz  correct  überlieferten  Worte  gewiss 
mit  Recht  eruiert. 

16.  luc-m-are  würde  von  luc-ere  herzuleiten  sein,  ist  aber 
freilich  nur  wenig  bezeugt,  Gloss.  Mai.  YIII.  p.  567:  lucinanies, 
surgentes  [so  liest  Hildebrand  für  suadentes],  Gloss.  Hildebr.  p.  199, 
181 :  lucino  [im  cod.  steht  lucewi]  y  surgo.  Die  Richtigkeit  dieser 
Emendationeo  vorausgesetzt,  wäre  lucinare  für  ein  Syuonjmum  von 
manicare  =  oQd'Qi^ßiv  (s.  Itala  nnd  Vulg.  S.  174)  zu  halten* 

17.  wu^-ln-ari,  wohl  von  mug-ire,  wird  von  Paulus  ex  Fest, 
p.  147,  1  durch  ^nugari  et  quasi  tarde  conari^  erklärt,  muginaiur 
aber  in  Gloss.  Mai.  VI.  p.  534  durch  ^nugatnr  aut  cunctatur  sinS' 
effectu\  in  Gloss.  Isidori  p.  686,  34  durch  'causatur',  cf.  Löwe 
Prodr.  p.  370.  Außerdem  erscheint  es  bei  Atta  und  Lucilius  (Non. 
Mareen,  p.  139  =  murmurare),  bei  Cic.  ad  Att.  16,  12  in.  und 
Gell.  5 ,  16 ,  5  ;  allem  Anscheine  nach  ist  auch  bei  Ammian  28 ,  1 
51  muginatus  zu  lesen. 


im 


nme 


en  l»t.  Yer^ik  V©» 


18,  mus-in-ari,  von  PUnius  NH,  praef.  18  aus  Vairo  eifiSh» 
bat  gleiche  BedeatuDg  60#ohl  mit  dem  vorige d  als  auch  mit  seinem 
Etymon  mus-are  =  mussare. 

19.  nat-ln-arif  auch  nai-'m^are,  ist  nach  Aossagi^  der  Glossen 
=  negatiari,  -rc,  s«  Löwe  Prodr.  p.  5.  Bei  Festus,  der  seinerseits 
die  Derivata  natinatio  und  naiinator  gobraucbt,  findet  sich  das 
Citat  aasCäto:  Etrqnam,  Samnites,  Lacanos  inter  se  nntinari  atque 
factioues  es»e.  Co  rasen  Aussprache.  .P.  S.  433  leitet  u  von  na- 
/ar€  ab  und  gibt  ihm  die  Bedeutung:  hin  und  her  fluten^  auf 
und  nieder  wogen,  Aufwiegelei  treiben. 

"20,  patag-in-are ,  aus  patagium,  Bordüre,  Tresse,  ^e- 

•  bildet,  kommt  in  des  Pelafonins  Veterinaria  c.  25  {^.  Georges) 

mit  der  Bedeutung  vor:  einen  brandigen  Rand  bekommen, 

21.  I MÄ/J-f «-ar^ ,  eine  Weiterbildung  von  rusp-nri,  ist  ntir  in 
dem  Glossar  des  'Philojtenus*  überliefert,  wo  man  p.  189,  30  Vuk» 
liest;  ruspinat,  x^t^or^/^ei. 

22.  scarp-tn-are  ist  auf  ein  sonst  nnbekauntes  Zoitwort 
'^ßcarpere  zurnckiuf Öhren.  'Addo  (sagt  Löwe  Coniect.  Plaut  p.  209) 
praeter  $calpurrire  —  dummodo  saDum  sit —  gallos,  qui  nngui- 
culis  terram  radant,  Latine  dici  Kcarpinare,  glossa  Latino-Anglo- 
saxonica  codicis  Amploniani  *  p.  375  a  98  teste :  ^scarpimü^  scripit 
haen**.  cuius  formam  mere  Latinam  nondum  ropperi/ 

23.  scrut-in  are,  das  in  der  Form  verstärkte  scnä-ari ,  stellt 
sich  als  eines  der  am  be&ten  bezeugten  Verba  dieser  Chisse  dar, 
welches  aber  Überraschenderweise  nur  auf  dem  Gebiete  der  biblischen 
nnd  kirchlichen  Latinitiit  Spuren  seiiies  eigenen  DuBoins  hinterlassen 
hat,  während  allerdings  drei  auch  anderwärts  hervortretende  Ab- 
kömmlinge diifnr  xeugen;  denn  das  daraus  entsprossene  Snbst. 
gcrutin^mm  kommt  auch  bei  A  pal  eins  Itfet.  9  ,  41  uud  bei  Ammiari 
29,  2.  3  vor,  ferner  das  andere  Subst.  $crutin-atio  in  dm  nach 
Cyrtllus  benannten  Glossen  p.  474,  19:  B^evva,  scmtirtano ,  inda* 
Kaeio,  und  das  Adj.  sctutimibunduH  in  dos  Chaicidius  Übeisottung 
des  PUtonigichen  Timaeus,  cf.  Iwani  tf  Oller  Qoaestt.  crit*  Erlang. 
1875—77,  L  p.  16.  HI.  p.  8.  Das  Verbum  scrutinare  selbst  (fehlt 
bei  Georges  nebst  scrutinaita  und  scrutinabundus)  tritt  in  dem 
Anhange  zur  römisch- katholischen  Vulgata  viermal  auf,  4  Esdr.  13, 
52:  sicut  non  potent  lioc  scnäinan  vel  scire  quis,  cod.  Sangermau. 
16,  63:  qui  fecit  ouinia  <?t  smi/in*i/ abs^^onsa  omnia,  cod.  Diesd  , 
Vulg.  [omn,  abscj.  Sangerm.  lomnia  om.].  16,  65:  dominus  acrw- 
tinaHdo  »cruiinabit  [*naiit  Vulg. ,  -f^t  DresdJ  omnia  opera,  San- 
germ. Dresd.  Vulg.  — ^  !:k)dann  im  evang,  hmnn.  7»  52:  seruiina 
[^^£t^^'ao»']etvidegcriptura^,Cant.;  desgleichen  zweimal  im  alten  Tn- 
-  .Ji>eL  1,7:  Fcrutins  T^cnitin-avit  [Septnag, :  i*£  ■  y\  et 
i               1*.H. -Augustin,  Spm'ul.j  Sophon.  \,  12:  scn^tih  uag. : 

i i^^i^rtTTjOui]  Jerusalem  cum  luc«'rna,   Lucift^r  Oalarit,  Atliana;^.  L 

[p.  72.  —  Hei   Pancker  Subindend,  p.  441    ist    noch    angeführt 

lo&QQ.  Diac.  ad  Sonar.  2:  requiro  a  vobis.  .simnl  etiam  seruUmum 

'%M  «H  tut  quare  tertio  ante  paicha  serutinentHr    infantej«,  aut 


504    Die  am  Stamme  d.  -tn-  erweiterten  lat  Vcrba.   Von  H»  Eönaeh, 

quid  sibi  haec  districtio . .  vindicet.  Auch  steht  es  als  Deponens  in 
der  bereits  erwähnten  Stelle  4  Esdr.  16,  6^:  et  scrutinatur  absconsa 
omnia,  cod.  Ambianens.  (ap.  Benslj). 

24.  tam-in-are ,  aus  tag,  dem  Stamme  von  tang»,  herror- 
gegangen,  findet  sich  als  Simplex  bei  Festus  p.  393,  13  bezeugt : 
taminare^  violare.  Von  seinen  Gompositis  erwähnen  wir  bloß  das 
seltene  intaminare  bei  Hegesippus  de  bell.  Judaico  II.  c.  10,  4:  ne 
templum  intaminarent,  und  in  Gloss.  ^Philox.'  ap.  Labb.  I.  p.  98 : 
intaminatay  fiiavd^ivta, 

25.  wr-m-ari,  bei  Varro  LL.  V.  126  auch  ur-tn^are^  unter 
dasWassertauchen,  erklärt  sich,  die  Kürze  des  t  vorausgesetzt, 
seiner  Form  und  Bedeutung  nach,  wenn  man  annimmt,  es  sei, 
ebenso  wie  die  ursprünglich  einem  Wassergefäß  zukommende  Be- 
zeichnung ur-na,  aus  der  gemeinsamen  Wurzel  von  idq^ia  und 
VYQ-OQ  hei-vorgegangen.  In  Vanicek^s  Etym.  Wörterb.  d.  lat. 
Sprache'  (1881)  ist  der  Stamm  var  (sanskr.  vär  Wasser)  zugrunde 
gelegt  (S.  272),  für  uma  dagegen  ms  (S.  277  f.).  Was  übrigens 
die  hierbei  angenommene  Kürze  der  Paenultima  in  urinor  anlangt, 
so  kann  unseres  Wissens  keine  Stelle  bei  einem  alten  Dichter  da- 
gegen geltend  gemacht  werden,  und  außerdem  findet  sie  eine  Art 
von  Bestätigung  in  der  synkopierten  Form  urnator,  welche  Firmicus 
Math.  3,  11,  3  für  urinator  gebraucht  hat. 

Wir  sind  jetzt  bei  denjenigen  sechs  Verben  mit  der  Stammes- 
erweiterung durch  -m-  angelangt,  die  nicht  geradezu  überliefert 
sind ,  sondern  nur  aus  abgeleiteten  Wortbildungen  als  einstmals  vor- 
handene erkannt  werden  können.  Dazu  gehören: 

26.  sarc-tn-arCy  eine  Weiterbildung  des  schriftlateinischen 
sarC'irc  =  flicken,  ausbessern,  die  sich  aus  dem  Compositum 
consarcinare  bei  Gellius  und  Ammianus  erschließen  lässt,  nicht 
minder  aus  den  beiden  Derivaten  sarcinator  und  sarcinatriz  (die 
Belege  s.  bei  Georges),  über  deren  Bedeutung  man  Gewissheit 
erlangt  durch  Gloss,  'Cyrill.'  p.  602,  6:  ^aiixvfi,  sarcinator;  371, 
32:  a'^iazQia  rj  xalkionioTQia,  sarcinairix.  Gloss.  ^Philoi.^  p.  192, 
4:  sarcinatriXf  tjntjVQia,  sowie  durch  Lucil.  ap.  Non.  p.  175  ex.: 
sarcinatorum  esse  summum ,  suere  centonem  optume.  —  Auch  das 
Subst.  sarcina,  eigentlich  s.  v.  a.  zusammengeschnürtes 
Packet,  etwas  Zusammengemachtes  und  Hergerichtetes, 
wird  für  ein  Derivatum  von  sarcinare  zu  haiton  sein. 

27.  vag-m-ari^  das  verstärkte  vag-ari,  liegt  dem  Subst.  eva- 
ginatio  =  evagatio  zugrunde,  welches  bei  Arnobius  handschriftlich 
bezeugt  ist  I.  c.  50,  p.  34,  20  Beififersch.:  illi  haud  aliter  contu- 
maciam Cancer is  saevi  ad  subeundam  cicatricem  circumscriptis  eva- 
ginationihus  compulerunt. 

Auf  zwei  weitere  Verbalgebilde  dieser  Art:  28.  lent-m-are 
und  29.  long-tn-are^  wird  man  durch  eine  Glosse  des  PseudocyriUus 
hingewiesen.  Diese  lautet  bei  Yulcanius  p.  623 ,  43 :  avvexfJQ  ini^ 
d-eaig,  adlonginaciOy  continuacio;  hierzu  aber  hat  Ducange  iu 
seinen  bei  Labbaeus  abgedruckten  ^Emendationes  et  castigationes' 


Die  Jtm  Stftmme  il.  «i«^  erweitert«»  lai.  Vorba.  Von  H.  Mansch*    595 


I,  p,  208  aDgemeikl,  in  den  codd.  SiingertQ.  und  Regius  stehe  (als 
erstes  liiterpretami^nt)  delentinatio.  Es  waren  demnach  die  Verba 
leniifiare  aud  iongmare  nicht  bloß  ganz  analoge  Dilduogen  ans  den 
Adjeciiven  lentus  und  longus,  sondern  auch  Synonjrma  mit  der  Be- 
deutung verzögern, aufschieben, 

30,  Das  Verbum  rcgnare  pflegt  als  öiuo  Abltsituug  von  rtgnum 
und  dje^es  hinwiederum  ala  eine  solche  Ton  rex,  reg-ia  hlDgestelH  lu 
werden.  Allein  woher  kommt  bei  der  letzteren  Annahme  der  Con- 
soDMt  n  nach  dorn  Stammesauslaut  g't  Wir  meinen,  die  Genesis 
dieses  n  lasse  sieb  am  einfachsten  so  erklaren ,  dass  man  annimmt, 
aus  dem  Verbum  regiere  sei  zunächst  durch  Eiuschüb  von  *<?»• 
eltt  aucb  sumgesteigertes  reg-in-are,  dann  aber  aus  diesem  durch 
Aiisetoßung  des  i  das  gewöhnliche  reg-n  are  geworden,  auf  welches 
das  Sahst,  rcg-n-um  zurückgeht»  Diese  Formenentwicklung  ist  nicht 
nur  an  sich  wahrscheinlich,  sondern  sie  wird  es  niH:h  mehr  durch  die 
Tbatsache.  dass  ein  Überbleibsel  jene^  uralten  reginare  bis  auf  uns 
vererbt  worden  ist«  nämlich  das  Snbst.  reginaiio  im  Glossar  des 
*Philoxenas*  p.  18H»  50,  wo  wir  die  Angabe  finden:  regimUio^  ßaai- 
Jteiov.  Salmasiuä  ad  I'ün.  p.  475  wollte  zwar  regia  mansio  dafür 
schreiben,  jedoch  dies  ist  augenscheinlich  nur  ein  Nothbehelf  ge- 
wesen. 

31.  lurv'Jn'üri,  (aus  lurc-ari  gebildet)  wird  das  Etymon  jenes 
AdJ.  lurcinahundus  oder  luTchinQbundus  gelautet  haben,  über 
welches  Quintilian  I.  6,  42  das  Urtheil  fällt:  nf?que  eoim  tubur- 
Chinabund  um  et  hirchinahundum  iaro  in  nobis  qui^aam  ferat,  licet 
Cato  (fragm.  49]  sit  auctor.  Dasselbe  war  also  ein  obsoletes  Wort. 

Endlich  sind  noch  sechs  Verbalgebilde  anzuführen »  deren 
Stamm  mittelst  der  Silbe  -ein-  erweitert  worden  ist,  Vt*D  diesen  sind 

3^,  latrO'Cin-ari,  33,  htta-öfi^ari,  84.  patro-cln-ari  zur  6e- 
i^Aüge  bekannt,  weshalb  hier  blo0  auf  ihre  Zusammenfügung  hinge- 
leutet  zu  werden  braucht.  Ingletchen 

35.  nermo-em-ari,  über  dessen  Gebrauch  und  Herkunft  sich 
Jelliüs  17 ,  2,  17  so  geäußert  hat:  sermonari  rnsticius  videtur»  sod 
ectius  est;  scrmodnari  crebrius  est,  sed  corruptius. 

36.  atu-an-nri  fuhrt  derselbe  Gellius  16,  12,  3  auf  das  griech. 
öÄveti'ZUi'ück:  Item  aludnari  factum  scripsit  (Cloatius  Verus)  ex  eo, 
quod  dieitur  Graece  aXvuv,  unde  clucum  quoque  esse  dictum  putat. ., 
Urditatem  quandam  animi  et  stuporem,  qui  alucinafUibtiS  plerumque 
usu  Yenii.  Eine  weitere  Erklärung  findet  äich  bei  Nonius  p.  121 : 
hdludnari  ^  aberrare  et  non  cx)n8istere  atque  dissolvi  et  obstupefieri 
atque  tardari,  —  und  bei  Planciades  Fulgontius  p.  566  Merc, :  alu- 
cinare  dieitur  vana  somaiare,  tractum  ab  alncitis ,  quos  nos  conopas 
dicimn». 

37.  tubur^^n-ari ^  bei  Apulelns  auch  tuber-cin-ari ^  bedeutet 
seiner  —  uns  wahrscbeinÜch  dünkenden  —  Herkunft  von 

iuber  s.  T*  a.  knollm  wciae  ?e räch Un gen,  gleich  in  ganzen 
Stücken  gierig  Terschlucken,  also  —  rapHm  mandumre,  wie 
Nouiui  p.  179  «einen  Citaten  ausTitinius,  Plautua  und  Turpilius 


596  Zu  Horaz  Carm.  III  4,  46.  Von  J.  Huemer 

erläuternd  hinzufügt.  Außerdem  l&sst  sich  sowohl  der  archaische  als 
auch  der  Tolksthümliche  Charakter  dieses  Wortes  aus  dem  Adj. 
tuburcinabundus  (tuburch.)  erkennen  (s.  oben  unter  lurcinari)^ 
sowie  aus  Apul.  Met.  6,  25:  prandioque  raptim  tiUtercinato  [so 
Hildebrand]  me . .  producunt  in  yiam. 

Noch  sei  erwähnt ,  dass  man  aus  der  Substantivbildung  /os- 
ctna  (bei  Cato  BR.  37 ,  5)  vielleicht  schließen  könnte ,  neben  /os- 
cinare  =  ßaaxaiveiv  habe  es  noch  ein  anderes,  aus  fascis,  Siüfxrj^ 
entstandenes  fascinare  gegeben ,  —  und  dass  man ,  falls  die  oben 
versuchte  ürsprungserklärung  von  regnare  richtig  ist,  fragen 
könnte,  ob  es  nicht  nahe  liege,  in  analoger  Weise  auch  pugnare 
auf  pug-in-are  und  stagnare  auf  stag-tn-are  [=  sistere]  zurück- 
zuführen. 

Lobenstein.  Hermann  Bönsch. 


Zu  Horaz  Carm.  III  4,  46. 

qui  terram  inertem,  qui  mare  temperat 
ventosam  et  urbes  regnaque  tristia 

divos(]ae  mortalesqne  turbas 

impeno  regit  unus  aequo. 

Bentlej  bemerkt :  lam  die,  obsecro,  quid  sibi  velit  ^ urbes  ei 
mortales  turbas'  Enimvero  hoc  ineptum  est  et  tautologia  mera.  Er 
emendierte  also:  umbras  regnaque  tristia.  Ähnlich  spricht  sich 
auch  Hofman  Peerlkamp  aus :  Alii  aliis  modis  tautologiam  tollere 
conati  sunt.  Gonieci :  mare  ventosum  et  undas.  Diese  Gonjectnr  ent- 
fernt sich  einerseits  zu  sehr  von  der  Überlieferung,  andererseits 
behebt  sie  ebensowenig  als  der  Vorschlag  Beutleys  die  Tautologie. 
Ohne  auf  eine  Widerlegung  der  gekünstelten  Erklärungsversuche 
der  Horazinterpreten  einzugehen,  schlage  ich  für  das  corrupte  urbes : 
imbres  in  Erinnerung  an  den  Zevg  ofxßqiog  vor ,  so  dass  in  ein- 
fachster Weise  eine  doppelte  Dreitheilung  sich  ergibt:  Erde,  Meer, 
Äther ;  Unterwelt,  Oberwelt,  Olymp.  Ähnlich  sagt  Horaz  von  Jnppiter 
C.  I  12,  13  f.  qui  res  hominum  ac  deorum  |  qui  mare  ac  terras 
variisque  mundum  \  temperat  horis. 

Wien.  J.  Huemer. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Antigen. 


Aasgewählte  Tragödien  des  Sophokles  r^nm  öctmlgebraacbe  mit  er- 
klärenden Anmerkungen  Ten^ehen  vou  N,  Weckl^iQ.  4.  Däatlcbeii: 
Aiai^  MüDcheo  ISBO,  Liodauer. 

Wer  wollte  leugnen,  dass  aoch  nach  den  verdienstlichen  Ar- 
beiten von  Seh  neide  win-Nanck  und  Wol  ff- Bell  ermann  der  Versuch 
eine  brauchbare  commentjerte  Schulausgabe  des  Sophokles  zu  liefern 
ein  keineswegs  überflossiger  ist?  Sind  ja  doch  die  genannten  Aus- 
gaben mehr  für  den  Lehrer  und  für  angehende  Philologen  als  für 
Qymnasialechä  1er  berechnet  nod  wird  namentlich  die  Ausgabe  Naucks 
durch  ihre  mit  jeder  Auflage  weiter  um  sich  greifenden  —  ilbrigens 
auch  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte  sehr  oft  anfechtbaren  — 
skeptischen  Bemerkungen  den  Bedurfnissen  der  Schule  immer  ferner 
gerückt.  Man  kann  daher  das  Unternehmen  der  Ltndaoerschen  Ver* 
Iftgshimdlung  nur  mit  Genu^^thuung  begrüßen^  um  so  mehr,  als  es 
in  die  bewährte  Uand  Weckleins  gelegt  ht.  Die  jedem  Kundigen 
wohlbekannten  Schwierigkeiten  der  Abfassung  eines  wirklich  guten 
Schulcommentars  zumal  des  Sophokles  scheinen  uns  in  dem  nunmehr 
vorliegenden  vierten  Bandeben  (Aias)  mit  GlQck  Überwunden »  und 
wenn  wir  im  Folgenden  gegenüber  gar  mancher  Einzelheit  unserem 
Dissensus  Ausdruck  geben  müssen,  so  geschieht  dies  unter  ausdrück- 
licher Anerkennung  des  Wertes  der  Arbeit  im  ganzen,  deren  An- 
hige^  Einrichtung  und  Methode  alles  Lob  verdient. 

Auf  dem  verhältnlsmäl&ig  engen  Kaume  von  94  Seiten  (149  S. 
bti  Nanck,  142  bei  WolfT)  findet  man  Einlettong,  griechische  Hjpo- 
tbesifi  (nach  WolSs  nachahmenswertem  Vorgange  mit  kurzen  Anmer- 
kungen versehen),  Text  (einscbliei^lich  der  metrischen  Schemata,  die 
in  billigenswerter  Abweichung  von  dem  bisherigen  Gebrauche  gleich 
unterhalb  der  Teilesworte  der  lyrischen  Partien  verzeichnet  stehen) 
und  Commeutar  erledigt;  es  folgt  (p.  95 — 97)  ein  Verieichnis  der 
Abweichungen  von  der  handsehriftlichen  Überlieferung  und  (p.  97, 
98)  eine  ebroDologische  Tabelle  sur  Geschichte  der  TragMie,  offen- 
bar beaümmt»  dem  Lehrter  als  Grondlage  für  nähere,  dieses  Gerippe 
beJebeodt  Ausführungen  su  dienen.    Die  Einleitung  gibt  in  müg* 


598    N.  Wecklein,  Ausgew.  Tragöd.  d.  Sophokles,  ang.  v.  F.  Schubert» 

liebster  Kürze  nebst  einer  in  ecbarfen  umrissen  gehaltenen  Charak- 
teristik des  Helden  das  Nöthige  über  die  vorausliegende  Sage  und 
deren  Behandlung  in  der  epischen  und  dramatischen  Literatur  der 
Griechen.  Sehr  zu  loben  sind  die  im  Commentar  gewissen  Haupt- 
theilen  des  Stückes  vorausgeschickten,  deren  poetische  und  drama- 
turgische Bedeutung  in  leicht  verstäidlicher  und  präciser  Weise 
würdigenden  Bemerkungen  (wie  die  z^m  Prolog  p.  12,  zur  Parodos 
p.  20,  zum  zweiten  Epeisodion  646—692),  die  Angaben  über  die 
Gliederung  der  Epeisodia  vermittelst  Zusammenstellung  der  einzelnen 
Auftritte,  in  welche  dieselben  zerfallen,  die  Inhaltsübersichten  der 
Chorlieder.  Eine  treffliche  Neuerung  ist  es,  bei  längeren  Beden  die 
zusammengehörigen, öedankenreihen  durch  Absätze  im  Drucke  des 
Textes  zu  markieren,  was  zur  Übersichtlichkeit  gewiss  mehr  beiträgt, 
als  die  oft  gekünstelten  Zahlenschemata,  die  Wolfif  in  seinem  Com- 
mentar aufzustellen  liebt.  Inwieweit  die  Resultate  der  in  neuerer 
Zeit  so  eifrig  betriebenen  Untersuchungen  über  die  scenische  Dai*« 
Stellung  der  Chorpartien  auch  für  die  Schule  nutzbar  zu  machen  sind, 
darüber  kann  man  verschiedener  Ansicht  sein.  Wecklein  geht  diesen 
Dingen  nicht  priucipiell  aus  dem  Wege,  wie  seine  Bemerkungen  zur 
Parodos  134  ff.  und  zum  dritten  Kommos  880  ff.  beweisen;  aber  er 
übt  unseres  Erachtens  zu  viel  Zurückhaltung,  wenn  er  betreffs  der 
Epiparodos  866  ff.  auf  Herstellung  der  strophischen  Gliederung  ver- 
zichtet ;  denn  die  Erkenntnis  dieser  Gliederung  und  des  damit  im 
Zusammenhange  stehenden  Einzelvortrages  der  Epiparodos  (vgl. 
Muff  chorische  Technik  p.  73  f.)  gehört  zu  den  gesicherte:!  Ergeb- 
nissen der  Forschung.  Wecklein  verhält  sich  offenbar  ablehnend  da- 
gegen, wie  er  denn  auch  p.  8  den  Chor  des  Aias  noch  immer  aus  15 
Personen  bestehen  lasst.  Ebenso  wäre  wohl  auch  in  einer  Schulaus- 
gabe die  Bemerkung  am  Platze  gewesen,  dass  der  (melodramatische) 
Vortrag  der  anapästischen  Hjpermetra  (134 — 171)  der  Parodos  dem 
xo^t;9)cr7o^  zuzuweisen  ist. 

Was  die  Gestaltung  des  Textes  betrifft,  so  legt  sich  Wecklein 
in  Aufnahme  von  Conjecturen  ungleich  größere  Reserve  auf,  als 
Nauck;  dennoch  dürfte  von  den  pag.  95—97  verzeichneten  Ab- 
weichungen von  der  Überlieferung  (mögen  diese  auch  zum  Theil  recht 
scharfsinnig  sein  [wie  v.  1141  rovd-'  iV  statt  rorrov]  oder  das  Ver- 
ständnis erleichtern,  wodurch  ihre  Aufnahme  in  eine  Schulausgabe  ge- 
wissermaßen gerechtfertigt  wird)  bloß  etwa  die  Hälfte  auf  ungetheilten 
Beifall  rechnen  (da  die  übrigen  Änderungen  entweder  überflüssig 
oder  in  anderer  Weise  vorzunehmen  sind)  d.  h.  von  137  Änderungen 
etwa  60^),  unter  die  ich  nebst  den  mehr  oder  minder  allgemein  reci- 
pierten  Emendationen  auch  v.  771  diavji&avav  statt  diag  l4&a- 


»)  Zu  vv.  108,  149,  169,  178.  205,  211,  232,  269,  297,  (301),  327, 
380,  356,  358,  360,  373,  390,  397,  412,  428,  450,  456,  531,  571,  573,  608, 
610,  616,  624,  631,  633,  636,  645,  656,  714,  715,  737,  743,  747,  756,  771, 
776,  863,  879,  884,  891,  896,  947  f.,  966,  957,  966-968,  988,  1008.  1022, 
1056,  1071,  1117,  1191,  1211,  1225,  1230,  1274,  1281,  1285,1329,  1373, 
1377,  1379,  1396,  1417. 


iR  W^lein,  Ätt«geir.  Tragöd.  d.  Sophokles  inf .  v.  F  Schth^rt.    590 

v€ig  (Mehlhom),  988  a^hovai  statt  ä^avovai  (M,  Seyffert\  1211 
aliv  vvxiov  sUtt  ivvvxtov  (G.  Wolff),  12Ö1  aw  <J/x*  Ifißrjvai  statt 
oiJde  tjiftßTfVm  (WeckleiD)  zähle.  Von  deo  nicht  aufgenomineiieu, 
aber  im  CommeDtar  empfohlenen  VermothuDgei),  die  meist  von  Weck- 
lein selbst  herrühren  (xu  35,  40,  374.  407,  488.  502,  086,  715, 
802.  836,  938,  1054,  1201,  1392),  erscheint  uns  kiMue  als  noth- 
wendij?,  bis  auf  v.  407,  wo  ttilctg^  allerdings  unhaltbar,  jedoch  nn- 
gieich  wahrscheinlicher  mit  J.  U.  Schmidt  und  Nauck  in  liXioQ,  ale 
mit  Wecklein  in  (ioxoig  zu  rerbessern  ißt. 

Gegen  den  Commentar,  der  im  übrigen  reich  ist  an  feinen  und 
treffenden  Bemerkungen*),    wäre  etwa  Folgendes    zu    erinnern. 

Ä,  S  i  n  n  €  s  e  r  k  I  ä  r  u  n  g  e  n.  V.  5 1  *^7i '  6/[4^iaat  .weil  sich  der  irre 
Sinn  in  den  ofiftara  didar^otpa  offenbart';  der  Ausdruck  ist  auf  die 
den  Augen  desAias  durch  Athene  vorgezauberten  Wahnbilder  zu  be- 
liehen (nicht  auf  den  Eindruck,  den  etwa  das  im  Wahnsinn  rollende 
Auge  des  Helden  auf  Andere  machen  konnte).  —  142  ^xar^ym*^* 
askgeben  un^  von  allen  Seiten':  vielmehr  'halten  uns  nieder,  drucken 
uns  nieder',  entsprechend  dem  fiiyay  oxi^oy  i'x^^  xai  n€<p6fit^um,  - 
149  iig  i*na  (figei  kann  wohl  nicht  auf  die  Aufforderung  der  Athene 
67  bezogen  werden,  da  von  den  ^ogv/im  r^rrv  qy^tfudvrig  i't'x  roc 
die  Hede  ist.  —  194  Wecklein  h&tte  die  von  ihm  noch  dazu  in  ziemlich 
unverständlicher  Weise  wiedergegeben©  gekänstelte  Erklärung  Nnncks 
?on  äyuipuit  (Jxol^  nicht  adoptieren  sollen.  -  2H1  H€kairo7t;  ist 
offenbar  ganz  eiufach  als  opitheton  ornans  zu  ^ifpemv  mit  HQcksicht 
auf  die  natürliche  Farbe  des  SUihles  zn  fassen  (nicht  'mit  dank- 
lern  Blute  gefÄrbt').  ~  2SB  rnv  iiey  geht  gewis.«i  nicht  auf  Nestor, 
sondern  auf  Agamemnon,  —  246  ^^iiltafuvnv,  um  nicht  gesehen 
eu  werden  (1)':  es  mQsste  mindestens  beißen  ^um  nicht  erkannt 
zu  werden*;  auch  dio  fibrigen  Erklarer  sind  sich  Ober  das  Moti?  der 
Hanptumhallung  nicht  klar:  es  ist  wohl  kein  anderes,  als  dass  die 
Fliehenden  durch  den  Anblick  etwaiger  Verf«>1ger  nicht  gehemmt 
oder  gel&hmt  sein  wollen:  vgl.  Plaut.  Mostetf.  11,2,  89  cave  respexis, 
fnge  et  operi  caput  —  251  ^Die  sclirecklichen  Drohungen'  sich  wie 
ein  'Schiir  zu  denken,  das  durfte  der  Dichter  selbst  einem  Matrosen- 
cbor  nicht  zumuthen,  wenn  er  sich  nicht  einer  geschmacklosen  Me- 
tapher schuldig  machen  wollte;  es  sind  vielmehr  derartige  mit 
iifiaain  '  '  ' 'te  Wendungen  (Antig.  158  fiijfiu  kQ^aotav)  als  in- 
tertftsa:  <*  dafür  zn  betrachten,  dass  die  uri^pröngliche  allge- 

meine Bedeutung  des  Verbs  ^treiben,  bewegen*  (Curt.  Ornndz,  Nr, 
492)  dem  Sprachgefühle  der  Griechen  noch  nicht  gans  entschwun- 

*)  Irh  mtiv-he  aiifm*irks:im  anf   die  Notan  zu  108,    I?il,    191    {Pa- 

.7 

limnt  reges 

äivtfeefeiil* 

0  f übrigens 

lüöö  i  m^ 

EiKlrvime),  \mi,  109H.  11S1  .nach  Hermann),  1319,   1345  (ftber  iri^cV 


315   i,uACh 


000    N.  Wecklein,  Aasgew.  Tragöd.  d.  Sophokles,  ang.  v.  F.  SehUberi. 

den  war.  —  256  heißt  es  die  Worte  über  Gebür  pressen,  wenn  man 
ala^  anXaTog  mit  Bücksicht  darauf  erklärt,  dass  'man  dem  Wahn- 
sinnigen nicht  beikommen  kann'.  —  261  in  fraQaTtQa^awog  liegt 
nicht  der  Sinn  Verkehrten  Handelns',  sondern  der  des  'Mitthnns, 
Mitwirkens\  —  312  die  richtige  Erklärung  des  Artikels  tck 
daiv  . . .  €7tr)  gibt  Nauck.  —  350  OQd^t^  vofiq)  bezeichnet  den 
'aufrechten,  nicht  geänderten  Brauen  (vgl.  z.  B.  Herod.  I, 
90  i^aTtCLzav  xovg  ev  nouvwag  vofnog  iatl  ol)  d.  h.  das 
ungeänderte  freundschaftliche  Verhältnis,  steht  also  nicht  im 
Sinne    yon    OQ^otrjg    'Aufrichtigkeit,    Wahrhaftigkeit,    Treue'. 

—  359  dg  Inißag  eUaatav  nlitav  'der  du  (das  Schiff)  bestiegen 
hattest  (und  somit  dich  auf  demselben  befandest)  als  Buderer  =: 
iiloawv  nklnav  HVecklein  erklärt :  der  du  'her  [nach  Troia]  ge- 
langt bist').  —  383  da  der  Ton  offenbar  auf  ^vv  toi  &€(p  ruht,  so 
ist  die  Absicht  der  Äußerung  des  Chorführers  nicht  darin  zu 
suchen,  den  Helden  durch  Hinweis  auf  die  Wandolbarkeit  mensch- 
lichen Geschickes  zu  trösten,  wie  Wecklein  mit  Hermann  annimmt, 
sondern  darin,  ihn  einerseits  zur  Besignation  zu  mahnen  (da  ja  gegen 
den  Willen  der  Gk)ttheit  nicht  anzukämpfen  ist)  und  andererseits  in 
ihm  das  Gefühl  derDemüthigung  zu  lindern  (insofern  diese  ein  Werk 
der  Gottheit,  nicht  ein  Werk  der  Feinde  sei).  —  307  wegen  nqoa^ 
xei^ed^a  ist  es  das  einzig  natürliche  und  naheliegende  ayqaig  in 
concretem  Sinne  'die  gemachte  Beute'  zu  verstehen.  —  408  Die 
Analogie  von  TQiTtaXra  nrjfiava  Aesch.  Sept.  985,  diTealva  ^Uffj 
£ur.  J.  T.  323,  dlftalrow  nvq  Tro.  1103  macht  es  unzweifelhaft, 
dass  auch  an  dieser  Sophoklesstelle  in  dem  zweiten  Bestandtheil  des 
Compositums  das  Verbaladiectiy  von  nalXtü,  nicht  das  Substant. 
TtaXrSv  zu  erblicken  ist,  mag  man  nun  das  Wort  mit  Nauck  in  pas- 
sivem oder  mit  Wolff  in  activem  Sinne  nehmen.  —  597  'Das  unbe- 
stimmte Ttov  hat  etwas  traaliches' ;  bestimmter  lässt  sich  wohl  sagen 
Ttov  sei  gesetzt,  weil  der  Chor  die  Heimatinsel  nicht  mit  leiblichem 
Auge  schauen,  sondem  sich  nur  in  der  Phantasie  dahin  versetzen 
kann.  —  678  ircicrafiai  yao  aQtitag  hat  nicht  den  Sinn :  'denn  ans 
frischerErfahrung  weiß  ich  — welche  'Erfahrung' sollte  Aias  auch 
meinen?  —  sondern:  'denn  eben  habe  ich  (durch  Erwägung)  die 
Erkenntnis  (gewonnen)'.  Im  Übrigen  lässt  sich  auch  ohne  Änderung 
von  ^cicJ' (678)  zuJUywrf' auskommen  bei  folgender  Erklärung: 'Wie 
sollten  aber  wir  (nach  all  den  angeführten  Beispielen)  uns  nicht 
zur  Besonnenheit  entschließen  ?  Vielmehr  will  ich  (das  Pronomen 
wird  wiederholt,  obwohl  nicht  die  Subjecte  im  Gegensatze  stehen, 
sondern  die  Prädicate,  vgl.  Soph.  El.  448,  Aesch.  Ag.  1060)  — 
denn  eben  bin  ich  zu  der  Einsicht  gelangt,  dass  man  den  Feind  nicht 
immer  hassen  und  den  Freund  nicht  unabänderlich  unterstützen  soll 

—  dieser  beiderseitigen  Erkenntnis  Bechnung  tragen'. 
Nun  erscheint  aber  statt  eines  Gedankens  der  letzteren  Art, 
den  der  Dichter  unterdrückt,  da  derselbe  zwar  einen  formellen  Ab- 
schluss,  aber  materiell  nichts  Neues  darböte,  das  Glied  eg  ts  tov 
gnXov  . . .  fitPüvwa  als  anakoluthische  Fortsetzung  von  fyw  d"  zar 


l•L-L.:J.JL•  :•:•.:     1  :-■-....- 

jeiiij- .  :i.:  .-?-•:  '.::.    •  -    ..        -■■•       -        "•    - 
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H»'j:riflVs:    »*:..■-•.••  -      -    . 

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'^Qi,  ni«.hi     •'     •    .. 

(Il't5)  LJih::  L'.    ..  ■•      .  .      - 

ÖQuaifU  wi-  ■   .,   _•  .     •  :._-  >.    _ 

farli  *r».*:'  i ".    •-•'.".       - 

15.  ' i  :  -  1  •   .         .     : 

piirti*    \ .\.  ':'•.:•;      

L'»'li!  i;i- :.:     •    V.       .  _  

Ä.lj.Mt;v.:.  ,-.•    .       .      , 
iM'YixAi/  i .' '  :•      .... 
aut  »Fr.  -*..-. 
iiii-lit  r-.r.r:  - 

>c]iW».j.-    .  •   -    r. 

der  ac-.  --.•.-. 

^prci-i..'.  •   ..     •   .-  •  '' 

liii'i»-*.  :'..■■  * 


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.1.  T       -  .  richtier 

»...:;-....      .  "  -Jrcjoice 

iiMc.  The 
Jeriim   eine 
.liehen  Wort- 
.  olo$  wv  (äwg 
abhängii^voD  ol- 
'er  schwierigen 
ustellen  i 
■ondern 
d  2. 
^  ke.  c 

Sit  VI 

IX. 


.  1..1  i 


—  1 '..  ' 
yoi  tj . 

ira:.  j- . 
ü:.:   r. 


602    N,  WeekUm,  Ansgew.  Tragöd.  d.  Sophokles,  aDg.  y.  F.  Sdmbert. 

des  Gegensatzes  aHa  d^eia  av  voaog  moi  wird  der  Gedanke  als 
Orund  zu  ovnore  eßag  avTog  gegeben  .  Das  würde  auf  den  Nonsens 
führen:  Veil  (jetzt)  eine  gottverhängte  Krankheit  über  dich  gekom- 
men sein  dürfte,  so  hast  da  (früher)  nie  aus  eigenem  Antriebe  dich 
so  weit  vergangen. .  /.  Wenn  irgendwo,  documentiert  sich  an  dieser 
Stelle  yoQ  deutlich  in  seiner  ursprünglichen  Bedeutung  als  eine  un- 
mittelbaren Anschluss  bezeichnende  und  zugleich  coufirmative  Par- 
tikel (yap  =  ye  +  oqo):  Jährlich  also  dürfte  gottverhängte 
Krankheit  über  dich  gekommen  sein  (vorausgesetzt,  dass  das  Gerücht 
nicht  auf  böswilliger  Erfindung  beruht)'.  Auch  Naucks,  gleichfalls 
von  der  Bedeutung  ^denn'  ausgehende  Erklärung  ist  unrichtig,  ent- 
hält aber  wenigstens  keine  logische  Unmöglichkeit.  —  288  über 
7i£Qiq)ttVTog  d'ayeirai  vgl  vielmehr  Nauck  und  Wolff.  —  254  hier 
sowie  an  mancher  anderen  Stelle,  wie  v.  511,  ist  von  der  natürlichen 
Wortverbindung  abgewichen,  indem  hd^olevatov^Aqri  statt  zu  |w- 
aXyäv  zu  Tvnelg  und  511  aov  statt  zu  fnovog  zu  viag  TQoqnjg  con- 
struiert  wird.  —  321  es  ist  nicht  abzusehen,  wie  das  in  höchst  ein- 
facher und  planer  Weise  auf  (Wftor  (318)  zurückgehende  aJiX  zu 
dem  aXla  von  v.  291  eine  Parallele  bieten  soll.  —  408  die  An- 
nahme, als  sei  der  Satz  Trag  di  aTQorog  . . .  (foy^ioi  nicht  mehr 
abhängig  von  d  (406),  ist  vollkommen  unberechtigt ;  der  Optativ 
mit  Qv  kann  in  dem  £i-Satze  stehen,  weil  dieses  et  =r  ifCBi  ist,  vgl. 
Xen.  Gomm.  I,  5,  3.  —  418  die  Übersetzung  von  rovco  xig  g>QO- 
vwvlaTw  durch  ^. . .  erfahre  und  wisse  es^  ist  unstatthaft,  erstlich 
weil  (pQOveiv  nicht  ^erfahren'  heißt  (Wecklein  scheint  an  das  ho- 
merische yiyvciaxw,  (pQOviw  Od.  16,  136 — 17,  193  gedacht  zu  ha- 
ben, wo  aber  (f^ovita  'ich  verstehe,  begreife^  bedeutet)  und  sodann 
weil  es  statt  cpQOvdiv  heißen  müsste  (pQOvt]aag.  Das  richtige  s.  bei 
Nauck  und  Wolff.  —  466  aiXa  nach  nateqa  (460)  ist  nicht  un- 
mittelbarer Vertreter  von  »7,  sondern  es  schwebt  ein  Gedanke  vor 
wie  JJ  d  1X1}  Tovcoy  aXXa  d^v. .  Mit  der  von  Wecklein  vergliche- 
nen Stelle  EL  537  steht  es  insofern  etwas  anders,  als  dort  in  dem 
Satze  mit  dUd  nicht  das  zweite  Glied  der  disjunctiven  Frage  ent- 
halten, sondern  unter  stillschweigender  Voraussetzung  dieses  zwei- 
ten Gliedes  sofort  eine  Widerlegung  desselben  gegeben  ist^  eine 
Widerlegung,  wie  sie  an  unserer  Stelle  erst  durch  das  in  v.  469  fol- 
gende dUd  eingeleitet  wird.  '*—  507  Tr^o^Uman^  nach  aiäeaai  (statt 
des  zunächst  erwarteten,  aber  keineswegs  mit  Nauck  und  Wolff  her- 
zustellenden Tcgolelneiv)  war  möglich,  weil  das  Präsens  ein  Präsens 
de  conatu  ist:  ^scheue  dich,  den  Vater  verlassen  zu  wollen\  Auch 
hier  weicht  Wecklein  wieder  von  der  natürlichen  Wortconstrnction 
ab,  indem  er  nccciqa  von  aiäeoai  und  nicht  von  ngoleincov  ab- 
hängen lässt  (er  glaubt  hierin  ein  Mittel  zur  Erklärung  des  Parti- 
cips  nqoXeiitiav  zu  finden).  Der  Concinnität  wegen  hat  man  Ttqo* 
Xelncüv  auch  zu  aideaat  di  firjriQa  . .  zu  denken.  —  614  mit  dem 
Ausdrucke  ^Geneti  v  der  R  e  1  a  t  i  0  n  (qp  g  ß  v  6  g  oioßwzag)  ist  wenig  er- 
klärt ;  der  Genetiv-  ist  ein  objectiver.  —  624  es  dürfte  sich  em- 
pklblen^  die  Annahme  ^proleptischer' Aasdrucksweise,  von  der  Weck- 


N.  W^klein,  Anif e«*  Tfft«5d,  d.  Sophokles,  %Jig.  f.  F«  BekuberL    f(OS 

lein  oft  Gebriiitcli  m&cht  (so  oebst  dieser  SteJk^  aifila  , . .  IWcae 
bei  ivvoiatatov  822,  effii'o»'  1124.  rroilig  1402)  au/  anj^firprä- 

[dicHtivp  Adiectiva  in  b^i?obrü-nken,  alfwi  auffalle  wio  Tracb,  100 

LtfiSi'a^f/i'  a cJ et x^rrffiv  ßl€<pdQ(fjy  nn^ov  aud  dgl.  —  633  sehr  im 

[ klar  i^t  die  Fassaug  der  Kote  zn  den  Worten  */ai  n^Xiäi^  a^ tyf.ui 

^.j[ahag.  Zu  a^ttf^'tta,  welrhcs  in  geinauester  Oberoinstimmmig  mit  der 
g9w6hnlichen  Function  des  Suffixes  ^lar    coucret    Mie    ausgoraufte 

,  Flocke,  Locke'  bedeutet,  ergänzt  sich  sehr  natörlicb  am  '(Eaovvtm 
der  SingüL  maÜTat.    -  659  d^i^a«;  absolut  tu  fassen  *eiüe  Grube 

I  naacbend'  ergibt  eine  sprachliche  Härte.  —  712  Weckleiua  Erklä- 
rung von  i^i]W(t£  oißmv  ist  sprachlich  unmöglich;  es  mösste  notb- 
wendig  iSrrivi  aißiiv  beißen,  wenn  der  Sinn  sein  sollte  'schließ- 
lich es  dahin  gebmcht  hat  zu  verehren*  (vgl.  Aesch.  Per».  721 
Ttiipg  de  KGfi  otQatog  toüoais  n^^og  ^vicev  n  €Qav;).    Der  Chor 

I  iogt :  'Aias  ist  ^recbt  geworden  den  hochheiligeii  Sattun^en  der 
Götter,  indem  er  sie  (diese  Satinngeii)  in  größter  (sti'engster)  Oe- 
^tctzHchkett  ehrte\  da  er  das  654  angekündigte  SQhnopfer  in7.wi8chcft 
rollendet  denkt.  —  730  wenn  Weckleiti  in  dt€7r€Qmiü&ij  die  Be- 

I  siehung  den  ^Beiderseitigen^  findet^  so  unterscheidet  er  nicht  scharf 
zwischtn  Beiderseitigkeit  uud  Wec  h  ^eleeitigkeit: 
Stnn  nur  letztere  (die  sieb  auf  natörltcbem  Wege  ans  dem  Begriffe 

.  des  ^durch'  eutnickelt)  wird  mitunter  durch  Composita  mit  6ia  (wie 
itaKiyia&ai,  Siaq^iXotifiäla&aif  öicxiäixaC^ii&ai)  be^^ichuet.  Tn 
dtentQauo^r^  ^iipt]  liegt  weiter  nichts  als  die  Beziehung  auf  das 
Hindu rcbiieben  der  Schwerter  darch  die  ganae  Länge  dar  ätbeidcn, 
—  761  *Mit  dem  Satzn  oaiig  .  .  fdij  Kai  avd^Qtonov  f^o*'iJ  wird 
schon  diedirecloKndß  i^ingeleitet*.  Dass  diese  Erklärung  ungenau  ist, 
ergibt  sich  daraus,  dass  oaitg  \ay]  <püOvTi  statt  *6Gtig  q>^oroir^  mit 
der  dem  Griechen  eigenen  Lebhaftigkeit  gesetzt  werden  könnte,  auch 
wenn  die  Fortsetzung  in  iudirecter  Rede  stattfinde.  —  853  jeder- 
mann fohlt  die  außerordentliche  Mattigkeit  der  Verbindung  von 
TiH  mit  tdx^i-  —  ^17  oidalg  av  oang  küI  q:lXog  xXalri  ßXln^tv 
,..  kann  wohl  nur  bedeuten:  'Niemand,  zumal  ein  Freund,  ver- 
möchte 2Q  schauen«/.  Der  gowöhnlichen  auch  von  Wecklein  adop- 
tierten ErkUtnmg  ^sogar  Freunde  können  m  nicht  ansehtn'  wider- 
spricht ebensosehr  der  Sinn  wie  die  SteUung  des  umi.  Sehr  richtig 
Campbell:  *no  one  wbo  is  n  friend'.  The  Atridac  mii^bt  indeed  rejoic« 
in  «üfh  a  sight,  but  lo  any  one  who  loves  htm  it  is  intolerablc.  The 
wordt^are  alimitation  of  ovdiig  —  924  wiederum  eine 
durchaus  nngerechtfi'rtigte  Abweichung  von  der  natürlichen  Worb- 
fbindang.  Wem  kann  es  auch  beikommen  tig  nach  olog  ujp  f&üg 
\ig  anders  als  eiclamaiiv  un<i  tvxdt^  anders  als  abhängig  von   a- 

'{lOi*  itu  fiw^iMi!  -^  1 186  L  Erkirirung  und  Paraphrase  der  schwierigen 
Worte  tig  a(fa  , .  .  d^t^ttig  litt  nicht  suti-efTend.  Fostzu^^tellou  war 
!•  das«  äifi^^iog  hier  nicht  'Zahl\  als  ßeihe  gedacht,  sondern  die 
ei  meine  Zahl  als  Endpunkt  der  Eeihe  bezeichnet  und  2.  dass 
ii^fei,  wofflr  nach  vtaro^  ein  einfache*  hnat  genügt  h&tte,  oheuso 
ein  volU'rer  Ausdruck  ist,  wie  in  dem  Satxe  0tlirrnftg  fttyctg  t^i* 


604    L,  Kra%U8f  De  vitaram  imp.  Othonis  fide,  ang.  von  Ig,  Frommer* 

^rjd^t}dsL8  Verb  riv^&7]  ein  vollerer  Ausdruck  fttr  lyiveto.  *  Welche 
Zalil  der  unioiliYolleii  Jahre  wird  wann  als  die  letzte  eintreten  ?^  — 
1191  nichts  hindert  dtaTOvoy  oW()o^  "EXKavmv  als  Apposition  bloß 
zu  TquStav  zu  fassen. 

Endlich  wären  an  manchen  Stellen  Bemerkungen  nberhanpt 
oder  doch  genauere  Erklärungen  wünschenswert  gewesen :  so  399 
über  a^iog,  das  dort  nicht  moralische  Würdigkeit,  sondern  das  ^im 
Stande  sein^  bezeichnet  (Grundbedeutung :  'auf wiegend'  Curt.  Gnindz. 
Nr.  117),  473  über  die  eigentliche  Geltung  des  Artikels  tov  ^a- 
x^ov  ßiov^  die  trotz  der  (nicht  einmal  durchaus  passenden)  Parallel- 
stellen nicht  klar  hervortritt  ('das  lange  Leben,  nach  dem  sich 
die  Menschen  zu  sehnen  pflegen'),  565  über  den  Nominativ 
in  Apposition  zum  Yocativ,  716  den  Plural  i^  delrcTwv,  718  die 
syntaktische  Geltung  desGenetivs  d^vfituv  und  den  an  den  Sprach- 
gebrauch Herodots  anklingenden  passiven  Aorist  von  ^erava- 
yi>yviüa7uo,  740  über  die  syntaktische  Geltung  des  Genetivs  xqdag^ 
877  über  die  Prägnanz  des  Aasdruckes  atf  ^Liov  ßolwv  (s.  Wolff 
und  vgl.  jued-'j^l/e^y 'nach Tagesanbruch;,  945  über  oloc  v(pp 
i(psazaaiv(jx07tol,d»s  wohl  nicht  exclamativ  zu  fassen,  sondern  nach 
Herod.  I  31  ifxaxaQi^ov  ....  Trjv  ^rjviQa  avrciv,  oimv  Texvtar 
eycvQrjae  zu  beurtheilen  ist  —  usw. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  sehr  sorgfältige ;  Druck- 
fehler (übrigens  auch  vom  Schüler  leicht  zu  verbessernde)  habe  ich 
folgende  bemerkt:  40  ^ev  statt  fi^ev,  zu  485  'Hektor'  statt  'Aia6\ 
zu  518  Hom.  II.  61  statt  6,  880  OX  statt  XO,  zu  970  Curt.  §.  4, 
34  statt  484. 

Prag.  Friedrich  Schubert. 


De  vitarum  imperatoris  Othonis  fide  quaestiones.  Programm  der 
k.  Studienanstalt  Zweibrücken  zum  Schlosse  des  Studienjahres  1879/80, 
verfasst  von  Ludwig  Eraass,  k.  Studien lehrer.  Zweibrücken,  Buch- 
druckerei von  August  Eransbühler;  1880.  62  SS.  in  Octav  ohne 
Schalnachrichten '). 

Dieser  im  fließenden  und  fast  durchgehends  fehlerfreien  Latein 
geschriebene  Aufsatz  behandelt  in  eingehender  Weise  die  Berichte 
des  Tacitus,  Plutarch,  Sueton  und  Dio  Cassius  über  die  „Herrschaft 
der  100  Tage**  in  dem  denkwürdigen  „Vierkaiserjahre**  und  die 
heikle  Frage  von  dem  Verhältnisse  der  genannten  Schriftsteller  zu 
einander.  Bezüglich  der  beiden  zuerst  erwähnten  kommt  er  mit 
Clason  (und  Nippe rdey)  zu  dem  freilich  fragwüi'digen  Besnltate 
dass  Plutarch  in  seiner  Biographie  Othos  den  Tacitus  stark  benützt 
habe.  Am  kürzesten  und  schwächsten  ist  die  Partie  über  Dio  Cassius 
(Xiphilinus  und  Zonaras)  ausgefallen ,  die  nur  wenig  mehr  als  fünf 
Seiten  enthält  (29— -34).  In  der  sonst  genauen  und  ausführlichen 

')  Vergleiche  die  Becension  in  der  philologischen  Rundschau  1881, 
S.  258-260  von  H.  Haupt  in  Wttrzburg. 


h.  Kraus9,  De  t itaram  irop«  Othonis  fide,  »ng.  tou  I^.  Prammer,    005 

Erörterung  der  QaetleoTerhiliDisse  sind  mir  folgende  Kinzelbeiten 
als  aßrichtig  oder  mindestens  zweifelhaft  aufgefallen:  S.  5,  Z.  5  v.  o. 
und  S.  8,  Z.  16  v.  o.  wird  Bedrlacum  urbs  genannt,  S,  8,  Z.  10  v.  o. 
richtiger  oppidum,  S.  14»  Z.  13  t.  q.  aber  mit  Tac.  Hist«  II »  23 
dbereinstimmend  vicu^\  vgl.  Mommsen  im  Hermes  V,  8.  164 
Afmi.  3.  Kraass  i&t  hierin  jedenfalls  ungenauer  als  der  von 
ihm  vielfach  getadelte  PIntarch»  der  Otho  8  sagt:  San  de  itO' 
XiX^'fj  nXrfliov  Kofiptuvr^  ta  BrjfrQtaxov  und  cap.  13  ebendavon 
^»^  zfj  nolei.  Auch  ist  dieser  Wechsel  in  der  Benennung  für  den 
Leser,  der  die  Sache  Überhaupt  merkt»  keinesfalls  angenehm,  Der 
Verf.  konnte  sich  übrigens  auch  wie  Sueton  mit  dem  bloßen  Namen 
begnügen.  —  S.  8  wird  bei  der  Inhaltsangabe  von  Plutarcha  Otho 
^uxor  Caecinac  ah  eleciis  ^quitibus  comäata^  tu  cap.  7  statt 
bereits  zu  (\  gezogen,  —  S.  10  begegnet  in  dem  Satse  verisimiU 
est,  Pluinrchum  librum  (TacUi)  celcrius  percurrentem  et  Pisonis 
defensorcm  ei  Vinii  tmlnus  Sempranio  hnpertiisse  ein  doppelter 
V6i*stoß.  Erstlich  steht  dvfmsorem  statt  defensitmem,  dann  Pisoni$ 
statt  Galbac  (denn  diesen  verthetdigt  ja  Sempronius  Densus  nach 
Plutarchs  Galba  26),  —  Ebenda  versucht  K.  ^\^  Erzählung  Flutarchs 
Über  den  Tod  des  Laco  (cap,  27)  um  jeden  Preis  mit  der  des  Tacitus 
I,  46^)  iD  Einklang  zu  bringen.  Ich  halte  dies  für  eine  vergebliche 
Mühe ;  denn  wer  die  Worte  Plutarchs  unbefangen  liest,  kann  sie  nur 
«0  verstehen,  dass  Laco  zugleich  mit  T.  Vinius  auf  dem  Forum  er* 
Bchlägen  ward  und  die  Mörder  die  Kö^ife  beider  zu  Otho  brachten« 
Es  scheint  mir  aber  auch  die  von  Plutarch  gebrachte  Nachricht  ein* 
facher  und  natürlicher  tn  sein.  Denn  warum  sollte  Otho  nach  dem 
rückaiebtslosen  Vorgehen  Lacos  gegen  ihn,  wie  es  I,  13  geschildert 
wird,  mit  diesem  erklärten  Gegner  so  viel  Umstände  machen,  um 
nur  den  Schein  tu  wahren  ?  Derselbe  Otho  rühi-t  doch  keinen  Finger, 
um  seinen  Freund  und  Gönner  T.  Vinius  tu  retten  I  Und  wie  konnte 
die  scheinbare  Internierung  des  in  seinem  Verstecke  aufgefundenen 
Laco,  die  Voraussendung  eines  bestellten  MArders  und  die  Ermordung 
des  Präfecten  noch  an  demselben  Tage  (15.  Januar)  geschehen  ^  wie 
K.  annimmt?  Vergleiche  3.  41  idcm  haud  dtMe  dies  f»idit  Laeonis 
catdtm  et  Ictli  supplicium  u$w.  Das  sind  schlimme  Unwahrscheinlich* 
keiten,  die  uns  zugemuthet  werden,  —  Mit  Recht  wird  S,  11  der  ver- 
worrene Beriebt  Plutarcht^  (Otho  3)überdennäehtlicheu  Aufruhr  der 
Prätorianer  getadelt  and  S.  19  die  ErzAhlung  Buetons  (Otho  8)  über 
denselben  Gegenstand  am^gua  genannt.  Aber  auch  die  Darstellung 
des  Tacitus  Uisl.  I,  80  kann  keinesfalls  als  Muster  von  Klarheit  und 
Bestimmtheit  gelten.  Denn  man  muss  geraume  Zeit  glauben »  dass 
nur  die  Soldaten  der  17.  Cohorte  revoltierten,  bis  man  aaf  den  Plural 
tr&mnoB  stößt  und  dann  wieder  durch  den  Singular  iribunnm  ver* 
wirrt  wird,  bei  dem  der  Name  Ori$pinum  fehlt.  Plutarch  nennt 
diesen  und  sagt  statt  BeverissimoB  ceniurionum  bestimmtei  und 
wahrjiicheinlich  auch   richtiger  %oig   iyiQT€t^i4yoi>g   ixatovrdifx^ 


*)  K.  nchreibt  atin  Verteheo  I,  26. 


%%* 


606    L.  Krau8s,  De  yiUram  imp.  Othonia  fide,  ftDfr.  Ton  Ig.  Pratmiur, 

ovo.  —  S.  12  findet  sich  insuetus  mit  dem'Dativ  Idboribus^ ;  S.  14, 
Z.  21  V.  a.  quae  statt  quod,  da  nur  von  einer  Sache  die  Bede  ist; 
S.  15,  2.  15  y.  0.  Be.praestitisae  mit  dem  tadelnden  Prädicate 
%gnaf)Os\  S.  18,  Z..2  y.  o.  Qnlbam  statt  Oihonem;  ihid.  Z.  5  y.  o. 
und  S.  19,  Z.  7  y.  e.  sind  falache  Git&te  aas  Sueton  and  Taettns; 
S.  23  sind  die  Citate  aus  Plutarch  nicht  wortgetreu;  6.  24,  39  und 
48  erscheint  je  einmal  die  Form  qut*m,  sonst  cu/m ;  8.  24,  Z.  6  y.  u. 
begegnet  das  Versehen  A^ippiM  statt  Agrippinae;  B.  2l5,  Z..14 
y.  u.  hätte  E.  die  Ellipse  Messalinam  Neronis  (tixorem)  nicht  ans 
Suet.  Otho  10  entnehmen  sollen;  8.  30,  Z.  16  y.  n.  ist  das  Aoiir 
mutuare  gebraucht,  8.  33,  Z.  7  y.  u.  aber  das  gewöhnlichere 
Deponens  mitttutri;  8.  31,  Z.  15  y.  o.  ist  falsch  Hist.  II,  89  statt 
II,  8 — 9  citiert;  ibid.  Z.  9  y.  u.  erscheint  das  Reltene  super- 
iecUane  statt  desigebr&uchlicheren  hyperbole;  S.  8ii,  Z.  6  y.  o.  war 
donec  ille. . .  .affirmo/rei  >2a  yermeiden.  —  S.  34  vermag  ich  den 
8atz  Tacitue  in  primo  M  aUero  hhtoriarum  libro  Othonis  std^ 
Honem  et  impßriun^  beUuimque  cum  Vüellio  gestum  tarn  diligenier 
tamque  aperte  eivposuii,  %U  vel  amissis  eeterorum  libris  iamen  m 
uniu8  TacUi  opere  et  imperii  et  ingenü  Othonis  tamquam  solidam 
et  expressam  hahwemm  effigiem  wegen  seiner  Überschwftnglichkeit 
nicht  txx  unterschreiben.  Bs  ist  jedenfiUls  sehr  ersprießlich ,  dass 
uns  auch  die  libri  der  andern  Historiker  geblieben  sind.  —  8.  86, 
Z.  17  y.  u.  fehlt  nach  aquUifer  ein  8fttzchen  wie  eptUanti  Vitellio 
aeditionem  legionum  nuntiat;  8.  36,  Z.  24  v.  u.  frappiert  den  Leser 
procul  mit  dem  Accnsatiy  Cremonam  und  vier  Zeilen  später  das 
Hissverständnis  Fabius  Valens  nu^ium  dadis  Caednae  ad  Tidnum 
flumen  aecipit.  Denn  mit  dien  Worten  des  Tacitns  Hist.  II,  30  apud 
Ticinum  ist  offenbar  die  Stadt  Pavia  gemeint,  wie  cap.  27  iam 
enim  Ticinum  venerat  und  cap.  17  inter  Flacentiam  Ttdnfumqut. 
—  ebend.  Z.  4  v.  n.  begegnet  der  Verstoß  uUioni  statt  uUione  bei 
opus  est;  8.  37,  Z.  8  y.  o.  steht  libri  aus  Veraehen  statt  lod  und 
8.  41 ,  Z.  10  y.  u.  conUäit  fftr  contexit.  —  8.  44,  Z.  14  y.  o.  ist 
Hist.  II ,  55  zu  sehreiben.  Die  in  demselben  Gapitel  vorkominenden 
Worte  at  Somae  niMl  trepidatianie  hat  E.  ebenfalls  missyerata&dei. 
Denn  der  Schriftsteller  geißelt  damit  sowie  mit  den  folgenden  Sfttsea 
die  unglaubliche  Indelenz  und  ersckreckUcbe  Gesinnungslosigkeit 
des  römischen  Volkes.  —  8.  46,  Z.  14  y.  o  ist  yor  ceteris  oopOs 
wohl  una  cum  ein^nscbieben.—  8.  47  wird  das  Hist.  II,  40  her- 
zoglich seiner  Auslegung  streitige  inde  niekt  auf  das  nachfolgende 
distantes,  zu  dem  es  zweifelles  gehört,  sondern  gewaltsam  und 
kunstlich  zu  dem  vorausgehenden  prafecti  bezogen  und  soll  damit 
der  Ort  bezeichnet  werden,  wohin  da«  Heer  auf  d«m  Marsche  bereita 
gekommen  war,  als  dieBerothung  über  den  weiter  einzuschlagendMi 
Weg  erfolgte.  —  8.  50,  .Z.  7  v.  u.  ist  d^  schlimme  Verstoß  consili» 


')  Dagegen  8.  54,  2.  äO  v.   o.  mit  dem  regelmäßigen  Genetiv 
labcrum. 


K  Moffiiann,  0.  JulU  Cmb^Hh  cümm.  «t€.,  m^,  v.   J|r.  Frommer.    997 

,  Jntere$S€  leider  stehen  (^ibüeben ,  ebetifto  B.  &4,  Z.  20  v.  o. 
liiam^Mam. ,  esset. 

Dor  Druck  ist  bdnabe  dnn^baas  correct,  AuAer  den  bereits 
'angefühlten  Versehen  merke  öur  «och  S.  12,  Z.  15  v.  n.  »eara- 
(idyt£g  »tatt  x^fra/l^cftrag.  Nachträglich  erwähne  ich  «och,  dass  K. 
die  gewiss  treffende  Bemerkung  Plntarchs  0.  18  Ober  Verginius 
Bnfus  t)  ii  r^>  tjyefioviay  rjTTUiiteyuv  na^aXaß^Tv  vivmr^Tiowmv 
n^^ü^op  jiii}  &€k)]üag  ^tavmbv  ryalcn  Qaw.  bei  der  Wertschätz  uai< 
dieses  SchriftHtellers  mit  Unrecht  öHergingen  hat.  Dagegen  ist 
allerdings  wieder  Ta<3itu^  bist.  II,  51  mit  seinem  per  anersam  domus 
partem  fartim  digressm  etc,  gen&ner  und  bestimmter  als  Plutarch 
mit  seiner  Angabe  ika^e  ät^  iti^toy  dv^ioy  hcTwdu^v   TTOitjOag 

Vorstehende  Betnängelongen  ron  Einzelheiten  sollen  selbst* 
Terständlich  den  Wert  des  ganzen  nicht  li^einträchtigen.  Ich  be* 
ktsnue  im  Gegentheile  aus  der  varliegendeii  Abhandlnug  manche 
Belehrung  geacböpfi  und  daraus  aach  einiges  fär  eine  Scbulaus- 
gabB  der  Historien,  mit  der  icb  gerade  beschäftigt  bin,  ent- 
l^thüt  zu  haben*), 

*)  Vgl  den  eiogebeiiden  Programmaufiats   von  Job.  Oersteft- 

ecker  (Miinchcn  i8ii2)  der  Kri«g    de«   Othu    und    VitclUu^   In 
Italien  i.  J.  (J9  <8)  Seiten)  —  auf  den  ich  hicmit  aufmerksam  mache 

Wien.  lg.  Prammer. 


C.  Julii  Caesaris  commentarii  de  hello  civili,  «rkl&rt  tou  Friedrich 

K  '   '  ^     Auflage  von  Dr*  Friedrieb  Hofrnann;  Director  «ie« 

Uli  grauen  Kloiter  in  Berlin.  Mit  zwei  Karten  von 
it.  r^  .L  p -i  I  Lit*rliu,  Weidmannsche  Buchhandlung,  1881  {im  A|>Hl)i 
26Ü  ^   in  üctav. 

In  dem  Vorworte  zur  neuen  Auflage  wird  8.  6  betlanert,  dass 
lie  itwM  breit4^  und  wenig  bestimmte  Fassung  der  Anmerkungen 
"auch  jetzt  n^'^  '   abemll  beseitigt  ist.   Ich  erwähne  einzelne 

FilUe  von  her  Ästiger  Breite  weiter  unten ,  und  hoffe  eine 

passende  Abhilfe  Ton  der  nächsten  Auflage.  Die  neun  Seiten  lange 
ßtnleitnug,  di^  ihrem  Zwecke  ?oIlkommen  entspricht,  ist  mit  Recht 
gänzlich  unverändert  geblieben  Nur  das  Verseheu  orgine  statt  cri- 
ßimt  bat  sich  darin  S.  11 ,  Z.  2  ¥.  u,  erhaHen.  Ich  schreite  nun  zur 
Behpröchung  der  einzelnen  BQcber,  dereu  Text  und  Commeutar  von 
S«  19  -  239  abgedruckt  i^t.  Im  Vergleiche  zur  Seitenzahl  der  7.  Auf- 
lage erscAimt  die  neue  Ausgabe  um  iwei  Seiten  verkQrzt,  was  nicht 
viel  ist,  da  nach  dor  Meinung  des  lieferenten  eine  bei  weitem  be* 
tr&cbtUcbere  EeducUnn  Platz  greifeu  könnte. 

I,  2,  7  konnte  von  der  früheren  Note  zu  advcrsu^  retnpu» 
blkam  factun4m  wenigstens  die  Bemerkung  beibehalten  werden,  da&a 
In  diei#r  Formel  ^tatl  advirsus  gewöhnlicher  contra  «agt,  — 


608    F.  Hofmann,  C.  JqIü  Caesaris  comm.  etc.,  ang.  y.  ^.  Prammer. 

cap.  3,  1  ist  in  der  Note  zu  vesperum  Phil.  II,  31  (statt  33),  77  zn 
schreiben ;  cap.  5 ,  4  streiche  in  dem  Citate  aus  der  zweiten  philip- 
pischen Rede  den  Strich  nach  comulihus ,  da  die  Stelle  vollständig 
ausgeschrieben  ist.  —  cap.  6 ,  6  hält  der  Herausgeber  die  Worte 
quod  superioribi^s  annis  acciderat  nicht  mehr  mit  Nipp  er  dey  ffir 
eine  Interpolation,  sondern  belässt  sie  gleich  Dinter  unangefochten 
im  Texte,  was  Bef.  nur  billigen  knnu.  —  ebend.  §.  7  steht  i.  T.  acddü^ 
in  der  Note  aber  aus  Versehen  acciderat ;  cap.  7 ,  6  war  die  frühere 
kurze  Note  zu  omnem  Oalliam  Germaniamque  keineswegs  über- 
flüssig. —  ibid.  §.  5  scheint  mir  cacdibus  für  den  ganzen  ZLsammen* 
hang  der  Stelle  weitaus  bezeichnender  zu  sein ,  als  das  überlieferte 
(aber  etwas  matte)  casibus.  Ich  werde  auf  die  vorgeschlagene  Än- 
derung namentlich  durch  expiata  geführt.  —  cap.  9 ,  3  ist  omnes 
von  zweien  (Cäsar  und  Pompeius) ,  also  im  Sinne  von  tUerqtie  ge- 
braucht, was  denn  doch  eine  Bemerkung  verdient.  Dieselbe  fehlt 
freilich  auch  im  Specialwörterbuche  von  Eichert  S.  162*).  — 
cap.  1 5,  1  schreibe  in  der  Note  zu  praefecturae  statt  italienischen 
richtiger  italischen;  cap.  21,  6  schreibe  bei  dem  Citate  aus  LiTios 
genauer  21,  48,  8 ;  cap.  22,  3  ist  nach  exponit  statt  des  Semikolons 
besser  ein  Komma  zu  setzen,  wie  bei  Dinter,  ebend.  §.  5  corrigiere 
im  Texte  liberatem  in  Ubertatem,  —  cap.  26,  4  fehlt  zu  atic- 
tore  atque  agente  die  Bemerkung,  dass  man  statt  agente  das 
Substantiv  actore  erwartete,  das  aber  bei  Cäsar  nicht  vorkommt. 
Weiters  hat  Hof  mann  übersehen,  dass  Nep.  Attic.  3,  2  in  umge- 
kehrter Wortfolge  actorem  auctoremque  steht.  —  cap.  30 ,  2  ist 
Curionem pro praetore  ohne  Note  geblieben;  cap.  37,  1  schreibe 
am  Schlüsse  der  Note  hiemandi  statt  hibernandi ,  zumal  da  Cäsar 
das  Yerbum  Mbernare  gar  nicht  gebraucht.  Vergleiche  Eiohert 
S.  109.  Nebenbei  bemerke  ich,  dass  Dittenberger  b.  g.  VIII, 
46,  6  hibernatque  Nemetocennae  die  zu  hibernare  nöthige  Be- 
merkung vergessen  bat.  —  cap.  43 ,  5  ist  bei  aliis  summissis  sub- 
sidiis  weder  im  Texte  von  Cäsar,  noch  in  einer  Note  vom  Herausgeber 
angegeben,  wem  denn  eigentlich  die  Hilfe  geschickt  wird.  Wahr- 
scheinlich wohl  den  Afranianern.  Die  Schüler  dürften  aber  jedenfalls 
mit  der  Übersetzung  der  Stelle  in  Verlegenheit  gerathen.  —  cap.  44, 
2  konnte  bei  der  Schilderung  der  Kampf  weise  der  Lusitaner,  die  von 
den  Afranianern  nachgeahmt  wurde  {ut  pedem  referre  et  loco  ex* 
cedere  non  turpe  existimarent) ,  auf  Tac.  Germ.  6  verwiesen  sein 
cedere  loco  dummodo  r}M'8U8  imtes  consilii  quam  formidinis  arbp- 


M  Gelegentlich  erwähne  ich  einige  andere  Verstöße  in  diesem  Lexikon 
(7.  Auflage  1880):  S.  55  enthalt  der  Artikel  über  constituo  drei  Druck- 
fehler {legienem,  constitua  und  controversis),  S.  68  steht  defentibua,  S,  89 
evite;  S.  91  hat  exceüo  das  Perfect  exceUui;  i$.  110  ist  zu  homo=spede8 
1,  49«  3  hinzuzufügen,  S.  186  bei  mraeterea  1,  40,  15  (wo  das  Wort  pro- 
le|)tisch  gebraucht  ist);  S.  191  fehlt  die  Angabe,  d&ssprohibeo  mit  acc. 
c.  inf.  auch  im  bellum  Afric.  cap.  46,  3  vorkommt  dominium  prohibet 
addtuii  usw.  Ebenso  kommt  tribemare  bei  Hirtius  nicht  einmal,  son- 
dern zweimal  vor.  Diesen  Fehler,  wie  den  mit  exceüui  hat  auch  das 
Wörterbuch  von  Ebeling-Dräger. 


F,  Hofmann,  C.  Jolii  Cftesaris  comm.  etc.,  äDf*  v.  lg,  Ptammtr,     OOB 

irantar  and  m  §,  4  auf  Liv,  XHV,  37  lin.  ptaestdio  decedere  apud 
Jiomanos  capital  esse,  —  cap.  48 ,  7  t^ind  in  dem  Citate  aus  Liviug 
zwei  itoliebsame  Fehler  aus  früheren  Aatfa^eo  sieben  geblieben, 
nämlich  supposHis  statt  supt^rpositis  und  tranftnavere  statt  trana- 
rere.  Sonst  sind  jedoch  Tifter  Citatfehler  ?ou  dem  sorj^saßien  Heraus- 
geber verbessert  worden«  —  cap.  54»  1  ist  im  Texte  zwischoti  im- 
perat  und  Caesar  aus  Ver^^ehon  milüibus  ausgefallen;  r^p,  56,  2 
wird  ipsa  multitudine  allzu  pleonastisch  übersetzt  schon  durch 
die  bloße  Menge,  —  cap.  58,  4  vergleiche  i\i  cum  homintbus 
attoig  avd^ai  sammt  der  Mannschaft;  ibid,  entferne  aus  der 
Amuerkang  den  schlimmen  Latinismus  die  gefangenen  (SchifTe), 

—  cap.  Blf  3  corrigiere  in  der  Note  Pronomen  in  Pränomen; 
cap*  64,  4  ist  zu  timfihai  obiccre  keine  Anmerkung  gegeben.  Dieselbe 
fehlt  auch  7.U  III,  73,  6  qui  ante  dimtcare  timuissent,  —  cap.  66, 
1  ist  adaquari  Btatt  des  gewöhnlichen  Simplex  gesetzt,  welches 
Dinter  auch  durch  Einklammernng  von  ad  herxnsiell^n  versucht. 
Jedenfalls  verdient  das  anra^  Bigfjfiivov  (bei  Cäsar)  eine  kurze  Kote. 

—  cap.  68,  2  milites  inermL  Die  Forni  inermus  findet  sich  auch 
bell.  Alex.  76»  2.  Vergleiche  Kichert  S.  120,  —  cap.  79,  1  achreibo 
in  der  Note  Z.  2  au  f  statt  in. 

II,  8,  2  ist  bei  se  refcrebani  eine  Verweisung  anf  I,  72,  5  er- 
forderlich. —  cap.  12.4  möchte  ich  die  Schüler  sehen,  die  aus  der 
langaUimtgen  Anmerkung  zu  magna  cum  misrricordia  klug  werden. 
In  derselben  ist  anßerdera  S.  113  der  Pohler  ille  in  illa  zu  corri- 
giereu.  Der  allzu  breiten  und  unbestimmten  Note  thut  eine  gründ- 
liche Abkürzung  sehrnoth.  —  cap.  13,  3  ist  das  unpassende  Ci tat  B. 

G.  28,  2  aus  früheren  Auflagen  ruhig  stehen  geblieben.  Es  soll 
beißen  IV«  28,  2.  Ebenso  ist  cap.  14^  1  B.  6.  2.  11 ,  5  statt  2,  21, 
5  citiert.  —  cap.  15,  1  ist  nach  perdaiuerunt  statt  des  Doppel- 
punktes ein  Beistrich  zu  setzen ;  ibid.  §.  3  verdient  das  seltene  Sub- 
stantiv ahieciui^  daa  bei  Cäsar  nur  hier  vorkommt,  eine  knrxe  Be- 
merkung. Vgl.  meine  Note  zu  Tac,  Germ.  8,  —  cap.  16,  2  ist  au» 
Versehen  im  Texte  wöyd-o  hinter  «xemiw  ausgefallen;  cap.  17,  2 
gehört  vor  ti'  ^>ifm  ein  Strichpunkt;  cap.  18,  2  schreibe  zur 
besseren  Om  _  der  Schüler:  der  Insel  Erytheiiu  —  cap. 
19,  2  war  zu  pruttjnditur  =r  pragrrditur  3 ,  77,  S  praegre»$os  zu 
ctUeren;  cap,  22,  2  findet  sich  im  Text«  das  kleine  Versehen  Massi» 
lemtium ;  cap.  23 ,  1  ist  im  Texte  und  zweimal  im  Commentare  An- 
quiliaria  geschrieben,  im  geographischen  Registor  aber  S,  241 
Aquilana ,  also  mit  zwei  Abweichungen.  Sicherlich  wird  dadurch 
dem  Schöjer  das  Kachschlagen  nicht  erleichtert.  —  cap.  2*^,  3  und 
36,  3  erfordt^rt  die  Ötijllung  rcx  lul^x  pine  kurze  Note,  Vergleiche 
noch  1,  6,  5  de  rege  Juba  und  aber  rex  I)€iot4irtis  in  dieser 
Zeitschrift  1876,  S.  5U  f.  —  cap.  30,  1  ist  jetzt  nach  der 
Oberliefi^rung  consilia  %y»caio  statt  de«  früheren  gewöhnlichen 
Aoedruckes  comnlio  convoeato  geschrieben,  aber  dazu  keine 
Not«  gegeben.  —  Zu  cap.  32 «  8  r^tie  vero  L.  Bomitium^  an 
VOB  Domüius  dtieruii  war  dem  Sinne  nach  zu  verf^tioben  Tar, 


610    F.  Hofmann,  C.  Julii  Caesaris  comin.  etc.,  ang.  t.  Ig.  Premwter. 

Eist.  I,  30  e^  Nero  quoqtte  vos  destituit^  non  vosNeronem,  —  cap. 
39,  0  ist  im  Texte  hoc  vor  omne  ausgefalleD.  Man  würde  freilich  die 
beiden  Worte  hoc  omne  gar  nicht  vermissen ,  da  sie  nach  quidqmd 
intercederet  temporis  nur  in  anangenehmer  Weise  st6ren.  Aber 
omne  ohne  hoc  geht  gar  nicht  an,  und  muss  den  Schüler  in  Ver- 
legenheit bringen.  —  ebend.  §.  6  ist  der  zweite  Tbeil  der  Anmerkang 
zu  confecti  nicht  am  Platze  und  daher  zu  streichen.  —  cap.  40,  4 
möchte  man  statt  des  Simplex  ducit  lieber  das  Compositum  deducii 
erwarten ,  weil  es  bezeichnender  ist.  —  cap.  41 ,  8  ist  in  der  Note 
dem  Texte  entsprechend  plena  erant  omnia  zu  schreiben ;  cap.  42, 1 
kann  ich  die  Anmerkung  zu  dem  verkürzten  Vergleichungssatze  ut 
in  miseris  rebus  trotz  ihrer  Länge  nicht  für  erschöpfend  halten ,  da 
gerade  die  Hauptsache  fehlt.  Vgl.  Wölfflin  zu  Liv.  XXI,  7,  7  and 
12,  4.  Die  Note  ist  darnach  kürzer  und  besser  zu  gestalten. 

III,  4,  4  und  in  späteren  Capiteln  hat  Hof  mann  im  Texte 
wie  im  Commentare  nach  Fleckeisen  und  nach  den  Handschriften 
fortwährend  die  Form  Ptolomaeus  statt  der  jetzt  üblicher  Ftolemaeus. 
Ebenso  schreibt  er  cap.  105,  3  (4)  Ptolomaide,  im  geographieeben 
Register  aber  S.  246  zur  Abwechslung  Ptolemais,  Diese  leidige  In- 
consequenz  habe  ich  bereits  bei  Besprechung  der  6.  Auflage  (in  dieser 
Zeitschrift  1877,  S.  271)  hervorgehoben,  ohne  dass  jedoch  der  ge- 
schätzte Herausgeber  sich  herbeiließ ,  die  von  mir  gewüuschte  An- 
deiung  vorzunehmen.  —  ebend.  4,  5  findet  sich  im  Texte  der  Druck- 
fehler hippotaxatae ;  cap.  9 ,  1  fehlt  abermals  eine  Anmerkung  in 
libumarum ,  welche  Form  bei  Cäsar  nur  hier  vorkommt.  Vergleiche 
meine  Note  zu  Tac.  Germ.  9,5.  —  cap.  11,  1  kann  ich  mich  mit 
der  aufgenommenen  Änderung  desLipsius  omnihus  oppidis  statt 
der  handschriftlichen  Leseart  omnibus  copiis  nicht  befreunden.  Wie 
übrigens  die  Schüler  sich  omnibtis  oppidis  ohne  Note  zurechtlegen 
sollen,  ist  mir  räthselhaft.  Es  wird  am  einfachsten  sein,  die  über- 
lieferten Worte  Omnibus  copiis  mit  Nipperdey  und  E r a n e r  zu 
streichen  oder  mit  Dinter  wenigstens  einzuklammern.  —  cap.  12, 
2  ist  passend  eine  neue  Note  zu  contra  atque  hinzugekommen ;  cap. 
16,  5  ist  im  Texte  der  Druckfehler  copias  in  copiis  zu  corrigieren, 
cap.  19,  5  die  Stellung  loqui  de  pace  in  de  pace  loqui  zu  ändern, 
cap.  25,  5  der  Druckfehler  quom  statt  qiu>d  zu  entfernen.  —  ebend« 
§.  4  ist  nicht  abzusehen ,  welchen  Nutzen  die  übermäßig  lange  An- 
merkung zu  sive  ad  litora  usw.  für  die  Schüler  haben  soll.  Ich 
bezweifle  selbst  den  Nutzen  derselben  für  die  Lehrer.  —  cap.  26 ,  5 
ist  wieder  per  vor  biduum  ausgefallen.  Da  solche  Fälle  sich  wieder- 
holen, so  hätte  eine  sorgfaltigere  Bevision  des  gedruckten  Textes  er- 
folgen sollen.  —  ebend.  §.  4  konnte  zu  letnus  (das  wohl  Adverbium 
ist)  aestimaverunt  die  Taciteische  Phrase  in  levi  habere  citiert  sein, 
die  sich  Hist.  II,  21  und  Ann.  III,  54  findet.  —  cap.  30,  7  sollte 
eine  Note  zu  dem  chorographischen  Genetiv  Byrrhachinorum  ge- 
geben sein ;  cap.  35 ,  1  steht  im  Texte  der  neue  Druckfehler  NaU" 
paucto\  cap.  39,  1  sehe  ich  nicht  ein,  warum  das  Pränomen  Manius 
nicht  gleich  andern  Yoruamen  mit  Abbreviatur  geschrieben  wurde. 


F.  Mofmanvif  C.  Julü  Caeearis  coibid.  etc.,  mg.  v. /^,  Prammer.    QU 

—  cap^  40^  3  ist  passeud  eine  Note  zu  simui  ex  terra  hintagofQgt 
worden«  Dieselbe  gehört  aber  noch  unter  g.  2,  nicht  erst  unter  3, 
wie  aus  Versehen  geschrieben  steht,  —  Ebenso  i^t  cap.  42 ,  b  die 
Nute  ZQ  qttod  esset  tt^menti  irrtbdmlicb  nie  früher  unter  %,  4  an* 
gesetzt.  In  der^elben  ist  ferner  1,  36»  6  in  1^  36,  8  2u  corrigieren, 
ro  wieder  nns^ere  Stelle  mcht  eitler t  ist^  die  doch  den  Voritug  ?or 
denen  au«  dem  belJum  gallicam  verdiente.  —  cap.  43 ,  1  halte  ich 
die  Beue  Note  zu  ex  loci  natura  für  äberüüssig ,  da  damit  nur  die 
W  ;  ^  Tojttes  uniBchriebcn  werden,  —  cap.  47,   7  ist  das  Citat 

iiu  .  ^  AJinalen  mit  XIV ^  24  (statt  1 4)  richtig  zu  stellen.  Daselbst 

itesiAiidre^en  vers&timt,  die  instructiven  Stdlen  aus  Cäsar  über 
Ke  Wert&cbÄtznng  dee  Getreides  und  Fleisches  bei  den  Uöuiern  an* 
zafOhren.  —  cap.  53,  6  ist  in  dem  Citate  aus  Tacitus  fnemamt  statt 
meruerai  zu  schreiben.  Cs  mag  zweifelhaft  «ein«  ob  wir  hier  eiu  Ver- 
sehen  oder  eine  wilLkürljche  Änderung  Tor  uns  haben.  —  cap,  5d,  h 
ist  hordeum  gt-  '  u,  11,  2*2,  1  und  HI,  47,  7  hiögogen  ordmm, 

Die^e  kleine  Ij.  üz  sollte  in  der  nächsten  Auflage  .beseitigt 

werden.  —  cap,  tiO,  2  ist  die  Erklärung  vun  domc&tko  iudicio  ge- 
ändert und  wird  darunter  das  eigene  Urtheil  der  8chatdigen 
verstanden.  Da  aber  dieses  ohnehin  durch  das  unmittelbar  folgende 
animi  conscieniia  %Mx  Q^JA^^^  beiceichnet  erscheint,  so  mOchte  ich 
trotz  der  beiden  Parallelstellen  aus  Cicero  unter  dem  domatticum 
iMdicium  die  Meiunng  der  Umgebung  rerstehen  —  wie  noch  in  der 
7.  Auflage  erklärt  wird.  —  Zu  cap,  63,  2  ist  eudlich  *)  uuchzutragen, 
dass  vallus  cullectiv  fQr  vallum  auch  §.  8  inter  duas  vallos  ge- 
braucht ist.  Vielleicht  ist  auch  I»  28,  5  boi  rallum  mcnum  das  Mas- 
cuJinum  anzunehmen^  wie  Eiche rt  S.  248  wilL  —  ebeud. §.  6  steht 
larmentis  tdisque.  Vgl.  m  cap.  51,  8,  wo  ich  mich  jedoch  mit  der 
Behauptung,  das^  die  Erwähnung  von  tormenium  hinter  telum  un- 
n^  '  :-\  nicht  befreunden  kann.  Denn  es  ist  doch  zwischen  beiden 
■A  'li  ein  nicht  unwesentlicher  Unterschied.  —  cap.   70,  2 

hchreibe  io  der  Note  zu  proprium  einen  ihm  ^statt  dei^  itou 

Fehlers  ihnen)  bereits  gehörenden  Sieg,  Denn  ^     1er 

Singular  Caesariä  unmittelbar  darauf,  —  cap.  71,  1  hat  es  Uof- 
in  a  n  n  versäumt ,  bei  dem  Citate  aus  Livius  am  Schlüsse  traduntur 
Bzufögen,  se  dass  der  längere  Satz  ohne  Hauptverbum  bteht.  Das 
Ist  sicherlich  eine  schlechte  Küne.  -^  cap.  80,  6  ist  oppiAßnart 
a§gres8U8  uhne  Kote  geblieben,  aggrcdi  mit  dem  Infinitiv  =  im» 
ciperc  kommt  bei  Cäsar  nur  hier  vor  Vergleiche  E i  c  h  e  r  t  S.  13.  — 
cap.  81,  3  steht  nja  Schlüsse  der  Note  ferre  statt  mnferre,  cap.  82, 
6  im  Texte  das  Versehen  auiiccdcr^^  das  freilich  nicht  st^rt,  — 
cap.  88,  5  hat  Hofman  n  jetzt  sinistro  cot^u  ohne  d;is  früher  boi« 
gesellte  in^  wie  Dinter  und  Nipperde y.  Im  kritischen  Anhange 
ist  darOber  nichts  gesagt.  Die  Präposition  kann  allerdings  aach 
fehlen,  wie  man  ans  dem  folgenden  Capitel  §,  2  ersieht,  ^  cap.  94 » 


*)  Vergleiche  lo  dieser  ZeiUchrift  1877,  &  270:  inlef  dum  valh» 
doch  xweifelloü  fflr  inter  duo  vaUa. 


612     F.  Hofmann,  C.  Jalii  Caesaris  comm.  etc.,  ang.  v.  Ig.  Prammer, 

3  fehlt  eine  Bemerkang  zu  dem  Pleonasmus  initium  oriretur ;  cap. 
97,  3  schreibe  i.  d.  N.  Z.  4  er  statt  Cäsar.  —  cap.  100,  4  ist  die 
Verbindung  ante  proelium  cognitum  statt  des  Zeitsatzes  aniequam 
proelium  cognovit  jedenfalls  bemerkenswert,  wenn  auch  Eichert 
sie  S.  19  seines  Specialwörterbuches  ebenfalls  einfach  zu  übergehen 
ffir  gut  befindet.  —  cap.  101,  6  hat  Hofmann  nunmehr  depresscte 
statt  des  fi-uheren  deprensae  geschrieben,  wie  Dinter  und  Nip- 
perdey.  Vgl.  in  dieser  Zeitschrift  1877,  S.  271.  Damit  ist  endlich 
ein  Versehen  beseitigt,  das  sich  bereits  durch  mehrere  Auflagen  hin- 
durchgeschleppt  hat.  —  cap.  103,  1  schiebe  i.  d.  N.  1.  Z.  4  y.  o.  e« 
nach  constabat  ein,  und  zwar  aus  dem  Grunde ,  weil  bei  Cäsar  con^- 
Stare  in  der  Bedeutung  aus  etwas  bestehen  nicht  mit  dem 
bloßen  Ablativ  vorkommt.  Siehe  Eichert  S.  56.  —  cap.  104 ^  3 
steht  der  schlimme  (neue)  Verstoß,  dass  Pompeius  am  Tage  vor 
seinem  48.  Geburtstage  ermordet  wurde.  Denn  da  derselbe  am 
29.  September  106  geboren  war,  so  ist  sein  58.  (nach  Peter  sein 
59.)  Gel^urtstag  gemeint.  Sonst  könnte  ihn  wohl  auch  M  o  m  m  s  e  n 
nicht  ni,  S.  422  ein  bejahrtes,  unföhiges  und  vernutztes  Haupt 
nennen.  —  cap.  110,  4  ist  zu  dem  Conjunctiv  der  Wiederholung  st 
quis  prehenderetur  II,  41,  4  (nicht  1)  zu  citieren;  cap.  112,  10 
steht  quisqus  wegen  des  vorausgehenden  sibi  statt  uterque  ').  Dies 
konnte  in  einer  Note  kurz  erwähnt  werden;  freilich  ist  es  auch  bei 
Eichert  S.  201  nicht  geschehen.  —  Auch  cap.  19,  3  fehlt,  wie 
ich  nachträglich  sehe,  eine  Note  zu  altera  die  —  wo  dies  offenbar 
den  natürlichen  Tag  bezeichnet.  Es  scheint  die  einzige  Stelle  bei 
Cäsar  zu  sein. 

Im  kritischen  Anhange,  der  von  S.  247 — 260  abgedruckt  ist 
und  nach  meiner  Meinung  auf  die  Hälfte  reduciert  werden  könnte, 
citiert  H  o  f  m  a  n  n  wie  auch  sonst  ungebürlich  oft  seine  Abhandlung 
de  origine  belli  civilis  Caesariani,  S.  260  ist  die  Bemerkung  wegen 
der  Form  Ptolomaeus  erst  zu  III ,  103 ,  2  gegeben ,  nicht  bereits  zu 
cap.  4,  4  apttd  regem  Ptolomaeum.  Schlimmer  ist,  dass  S.  259,  Z. 
17  V.  0.  segni  statt  sequi  sieihi.  Denn  so  conjiciert  Madvig  advers. 
critica  II,  S.  277. 

Von  Druckfehlern  ist  diese  Schulausgabe  leider  nicht  frei. 
Außer  den  bereits  angeführten  habe  ich  noch  folgende  wahrgenommen : 
S.  22  r.  Z.  4  V.  u.  orgine  statt  origine,  S.  26  r.  Z.  2  v.  u.  möglichst 
für  möglichst,  S.  83  r.  Z.  2  v.  o.  Kriegsmaschienen,  S.  85 
1.  Z.  3  V.  u.  1  statt  2 ;  S.  97  r.  Z.  3  v.  o.  fehlt  ein  Beistrich  nach 
sind;  S.  114  r.  Z.  5  V.  0.  begegnet  nach  statt  nacti,  S.  117  1.  Z.  1 
v.  u.  die  Capitelzahl  8  statt  18,  S.  118  r.  Z.  8  v.  u.  der  gramma- 
tische  Fehler  welchem  für  welchen,  S.  122  1.  Z.  12  v.  o.  Tri- 
nundium  statt  Trinundinum,  S.  124  r.  Z.  9  v.  o.  7  statt  3; 
S.  138  1.  Z.  3  V.  0.  setze  nach  nicht  ein  Komma;  S.  142  1.  Z.  6  v.  o. 
ist  bei  BfjLnOQOi  der  Accent  abgesprungen ;  S.  143  fehlt  in  der  letzten 

')  Vcnrleiche  dagegen  cap.  10,  7  desselben  Baches  dum  sibi  uterque 
confideretj  wo  also  das  Keflexiv  auf  das  nachfolgende  Pronomen  nicht  einwint. 


P.  Thomas^  M.  Tolüi  Ciceronis  pro  Arcbia»  ang«i.  von  Ig.  Prammer.    ^It 

TexUeile  am  Räude  die  Paragraphenzabl  3,  Sp  147  1.  2,  13  ?,  o. 
inacL  homa  ein  Beistrich;  S.   153  siebt  L  Z.  7  v.  u.  berühren 
[statt  berrQhreD;  S.  191   1.  Z,  9  v.  o.  ist  tap-fere  abgetbeilt, 
[Z.  19  ist  der  Beietrich  DHch  musarum  z\i  tilgen ;  8. 199  [.  Z.  8  ?•  u. 
Steht  AoffUssnug   statt  Äui^Ussung,   S*  203  1.  Z.  4   v,  a, 
Itundiim  statt  cundem,  S.  252,  Z.  14  v.  o.  4  statt  5  and  S.  254, 
}%,  16  V,  0.  Niperdey.  Glöcklicherweige  sind  die  wenigsten  von 
I  diesen  Versehen  störend*    Ein   angehängtes  Druckfehlerverzeichnis 
wäre  jedoch  wünschenswert  gewesen,  namentlich  wegen  der  im  Texte 
ausgelassenen  Worte*    An  Raum   dazu   hätte  es  S.  260  nicht  ge- 
mangelt. 

Die   äußere  Ausstattung  sowie   der  Preis  der   vorliegenden 
Schulausgabe  ist  unverändert  geblieben. 


M.  Tullii  Ciceronis  pro  Ä.  Licinio  Archia  poeta  oratio  ad  iudices- 
Tcite  revu  et  ftnriati^  T*ar  Paul  Thomas»  profeasear  k  rüniveriite 
dö  Gand  (en  V*-  Iods^  Hector  Maneeaui,  iroprinienr  ^ — 4diteur 

1882.  XII  Mud  in  Dttodi^z. 

Das  Büchlein  gebiert  der  belgj^^clien  „collection  nationale  de 
claBsiqnes  ä  Tusage  de  Tenseignetneut  moyen  piihljee  par  Hector 
Manceaux^  an.  Im  avant-propos  sagt  der  Verf.»  dass  er  für  den 
Cotnmeutar  der  kleinen  Hede  die  deotschen  BchuUusgaben  von  Halm 
und  ß  i c  h  t e  r  *  E  b e  I  h  a  r  d  ,  so^^  ie  die  französischen  seines  Lands* 
Boes  Rörsch  und  des  naturalisierten  Dübner  benutzt  habe. 
'Büfiglich  der  grammatischen  Erklärnng  verweist  er  der  Kürze  halber 
häufig  auf  die  11,  Auflage  der  Grammatik  von  Gantrelle.  Die  in- 
trodnction  gibt  S.  VII— X  das  tum  Verständnis  der  Rede  Notb- 
wenJige  in  einfacher  und  fassHcher  Sprache.  S.  VlII,  Z.  9  v,  o.  steht 
ins  les  ßoixante  jours.  Hier  wird  der  belgische  Gerichtsausdruck 
2ns  t  den  man  in  französischen  Wörterbuchern  gar  nicht  findet, 
rlieh  manch ön  Ujser  verblnfTen.  S.  15  dagegen  findet  sich  das 
Bige  d<ins  les  trente  jours.  —  Der  appendice  critique  S.  XI 
enthält  «in  Verzeichnis  der  aufgenommenen  Conjecturen,  Von 
deutschen  Gelehrten  begegnen  in  dieser  Liste  am  häufigsten  die 
Namen  von  Halm.  Mommsen  und  Schütz,  öfter  noch  der  Däne 
Madvig, 

Text  und  Coaimentar  ist  von  S.  1 — 35  abgedruckt.  Die  Xoten 
sind  knn  und  bdndig,  wag  fQr  eine  Schulaufgabe  nicht  genug  gelobt 
werden    kann.    Demzufolge   habe   ich  auch  nur  wenige  und  unbe- 
deutende Ausstellungen    zu  machen.   B.  4  steht   im  Texte   richtig 
l^uadam,  in  der  Anmerkung  aber  qu^dam.  —  cap.  4,  6  ist  bei  der 
[irurschiedenen  Construction  von  ad$cribi  nicht  auf  %,  1  verwiesen 
'  rfitatihus  aditeripti),  Vergleiche  Über  noch  zwei  andere 

'  a   dieses  Wortes   in   der   vorliegenden  Rede   die  An- 

mürkuiii:  von  Schultz  zur  letztgena unten  Stellt.  —  ibid.  §.  8  wird 
ta  adscnptum  Jhradiensem   wohl    das  voransgehende    IhracUae 


614    P.  Thotnas,  M.  Tallii  Gieeronis  pro  Archia,  angez.  von  Ig.  Prammer» 

adscriptum  citiert,  uns  aber  nicht  gesagt,  ob  Heracliae  Locativ  oder 
DatiT  ist.  Man  ersieht  daraus,  dass  der  Herausgeber  die  Schulausgabe 
von  Schultz  (Paderborn  1879)  hier  nicht  mit  zur  Benützung  her- 
angezogen hat.  An  andern  Stellen  ist  dies  aber  unleugbar  geschehen. 
-^  cap.  5,  10  konnte  zu  Jjoerenses  bemerkt  sein,  dass  dieselben  bei 
der  Aufzählung  in  §.  5  nicht  mitgenannt  sind,  unrichtig  ist  weiter 
BnUium  statt  BruUtutn  geschrieben.  Außerdem  gehört  die  Anm.  zn 
dem  ironischen  credo  vor  die  zu  Loerensea.  —  ibid.  §.11  hat 
Thomas  sowohl  ita  als  huch  pro  cive  im  Texte  belassen.  Dies  wäre 
nur  dann  erträglich,  wenn  auf  ita  ein  Consecutivsatz  folgte.  Da  dies 
aber  nicht  der  Fall  ist,  so  muss  entweder  ita  oder  pro  cive  gestrichen 
oder  doch  als  unechter  Zusatz  eingeklammert  werden.  --  cap.  7,  16 
erscheint  mir  das  Gitat  zu  C  Laelium  „V.  le  de  amicitia^  doch  gar 
zu  lakonisch.  Es  ist  mindestens  dialogue  nach  le  einzuschieben.  — 
ebend.  halte  ich  es  bei  den  Worten  secundas  res  ornant,  adversis  per- 
fugium  ac  solacium  praebent  nicht  für  überflüssig  zu  bemerkeiiy 
dass  sie  lediglich  Übersetzung  eines  Ausspruches  von  Aristoteles 
sind.  Gicero  hat  nur  den  Trost  hinzugegeben.  —  cap.  8,  17  hätte 
ich  statt  der  überflüssigen  Bemerkung  zu  tantum  amorem  lieber 
eine  solche  zu  dem  vorausgehenden  tarn  animo  agresti  ac  duro  be- 
züglich des  Hyperbatons  von  tarn  gewünscht.  —  cap.  10 ,  23  ver- 
diente die  Form  incUamentum  statt  der  gewöhnlichen  incUatio 
jedenfalls  eine  kurze  Note.  —  ebend.  §.  24  begegnet  im  Texte  die 
Silbenabtheilung  ads-titisset  und  im  Gommentare  Callis-thäne,  Eben- 
daselbst ist  Z.  5  V.  u.  noaier  hie  statt  hie  noater  zu  schreiben.  — 
In  der  2.  Note  zu  cap,  11,  27  lässt  Th.  den  tragischen  Dichter  L. 
Attius  „  vers  104  avant  J^us  Ghrist^  8terben,während  andere  als  Todes- 
jahr 63  annehmen.  —  cap.  12,  30  bezeichnet  virtutum  im  Gegen- 
satze zu  consiliarum  und  nach  dem  ganzen  Zusammenhange  wohl 
Äußerungen  der  virtus^  also  rühmliche  Thaten.  Vergleiche  Gern. 
Nep.  Hann.  12,  5  memor  pris^narum  virtutum  und  Tac.  Germ.  18 
extra  virtutum  cogitationes. 

Der  Druck  des  Textes  ist  sorgfaltig  überwacht  worden  und  ich 
habe  darin  nur  den  oben  erwähnten  Abtheilungsfehler  ada-titisset  zu 
bemängeln  gefunden.  Im  Gommentare  hingegen  begegnen  einige  Ver- 
sehen des  Setzers.  So  ist  S.  13,  Z.  4  v.  u.  bei  diffdre  der  grave  an** 
deutlich  gedruckt;  S.  19,  Z.  1  v.  o.  fehlt  der  Punkt  nach  der  Abbre- 
viatur rem(arqae)  und  Z.  4  v.  u.  steht  Heu  statt  Ueu,  eine  recht  un- 
liebsame Metathesis.  S.  20  und  21  begegnet  asyndeton  ohne  den 
üblichen  accent  aigu;  S.  21 ,  Z  4  v.  n.  schreibe  bas  und  S.  22 ,  Z.  4 
V.  u  0n^recrot^emen<zusammen;S.  26,  Z.  2  v.  u.  i^i  regionibuanAiA 
terrae  weggefallen  nndS.  32,  Z.  1  v.  o.  schreibe /im6t«5.  Wie  man  ans 
der  kleinen  Liste  leicht  ersieht,  sind  es  mit  einer  einzigen  Ausnahme 
lauter  unbedeutende  Fehler,  die  den  Leser  nicht  zu  stören  vermögen. 

Die  äußere  Ausstattung  des  Werkchens  ist  eine  anständige. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


UL  Bobert,  reDtateuohi  yqtüo  htina  etc,  Mgex.  ron  /.  Hu€mtr.    ffU 

PeDtuteuchi   versio  latina  antlquissima  e   codice  Lugduiif'nsi* 
VerÄJon  latine  da  p*  re  a.  s.  Jm'ine       "  '  *        s 

li>  ms,  de  Lyoo  avt'  ^  obserratiora  \ 

pbilologtopes  et  luLcriurr:^  Mir  iuiji;me  ©t  la  Y&leur  iif  ir  tciu'   jiar 
ü»y«»e  Robert,  Paria  1881.  FiTinin-Didot,  (CXLII,  881)  p.  . 

Zie^Ier  ^)  hat  im  Jahre  1879  de«  Bestaud  der  yorhieronymischeu 
Bibel ÜbersetiEUngen  öbereichtlfch  geordnet  und  beschrieben.  Unter 
diesen  finden  wir  bereits  als  ^erfreulichste  Berelch^rting''  den  Ab- 
druck aus  einer  der  Bibliothek  des  Grafen  Aäbburoham  in  London 
einverleibten  Handschrift  enthaltend  die  Bächer  Leviticns  und  Numeri 
(Libromm  Levitici  et  Kumerumm  versio  antiqua  Itala  e  codice  per>- 
antiquo  in  bibiiotheca  Äsbaruhainiensi  conservato  nunc  pnmam  t|pis 
edita*  Londjni  1868),  Diese  Handschrift  wur  durch  den  Biblioklepten 
Ltbrl  nacli  England  grekommen ,  der  sie  aus  der  Bibliothek  zu  Lyon 
entwendet  hatte.  Der  Umsicht  des  gelehrten  Delisle  ist  es  gelungen 
die  Geschichte  des  Diebstahles  aufEuliellen  und  das  kostbare  Denkmal 
durch  die  Munitioenz  des  jöngeren  Grafen  v.  Asburnham  dem  Heimat^- 
lande  und  dem  Stammcodei ,  aus  dem  jener  Theil  genommen  war. 
wieder  znzuftihren«  Durch  Delisle  wurde  U,  Robert  veranlasst  das 
ganze  Fragment  des  Pentateuchs,  jüowie  es  ehedem  in  dem  Codex 
Lugduneasis  54  vereinigt  war,  zu  verOfFentlichen. 

Mit  dieser  Publicatiou  ist  die  Italafoi-schung  in  ein  neues 
Stadmtii  getreten.  Bald,  so  wollen  wir  hoffen,  wird  ein  Gelehrter  sich 
finden,  der  die  zerstreuten,  uuä  ofi  sehwer  zuganglichen  Bruchstücke 
der  vorhieronymischen  Übersetzungen  grammelu  und  für  die  Wissen- 
schaft allgemein  verwendbar  machen  wird. 

Die  Geschichte  dieser  Handscbiift.  die  das  *habent  sua  fata 
libelli'  in  neuer  Weii^e  beleuchtet,  ist  von  Robort  in  der  Praefatio 
0ing«hend  ertJrtert ;  f  i  Rönsch  bereits  in  dieser  Zeitschrift 

(S.  336)  berichtet,  imi  jedoch  auf  sichere  Daten  stQtzen  zu 

können. 

Der  voreinigte  Cod.  Lug.  entbält  folgende  Fn^mente:  Gen. 
XVI  9  -  XVII  \\i,  XIX  5—29,  XXVI  3S  —  XXXm  15,  XXXVIl  7 
—  XXXVIII  22,  XLII  36  —  L  26;  Eiod.  I  1  —  VII  19,  XXI 
ti— 36,  XXV  25  —  XXVI  13,  XXVII  6  —  XL  86  (32);  Levit.  I 
1  —  XXVIl  34:  Num.  1 1  -  XXXVI  13;  Deut,  I  i  —  XI  4. 

Nach  einer  sehr  detaillierten  Beschreibung  der  Hs.,  welche 
nach  Delisle  auB  dem  VI.  Jahrh.  stammt,  sowie  der  verschiedenen 
TbeiJe,  folgt  der  besonders  beachtenswerte  Abschnitt  ^Eiameo  ortho- 
graphiqne  ei  grammatical  mit  demSchlusse  p.  XLV:  £n  resum^  Pin- 
t^^r^t  du  Codex  Lugdunensis  consist«  peut-^tre  moins  dans  la  nou- 
▼eaute  det  f^its  qae  dans  la  quantite  d'eiemples  qu*il  fournit:  ce  qni 
lui  donnera  surtout  de  la  valeur  aupr^  des  phiioloques,  ce  sont  les 
mots  rares  ou  tout  k  fait  inconuus  que  Ton  y  roocontre  en  assez 
grmnd  nonrbre.  11s  formcrront  nne  division  speciale  ä  la  suite  de  la 
grammaire  et  de  la  traduction. 

'^  Die  laioiQiacbeti  BibelflWrt^^tiunjt^ti  vtjr  Hi»ronymus  und  die 
l||Ua  de»  AaguaiiDUfi  S,  102  (T. 


616    ül*  Bobert,  Pentateachi  venio  latinaetc.,  angez.  von  /.  Huemer. 

In  der  jetzt  allgemein  üblichen  Form  werden  die  ortho- 
graphischen und  grammatischen  Eigenthümlichkeiten  besprochen. 
Manche  neue  oder  seltene  Formen  werden  durch  die  Version  überliefert 
und  bestätigt,  so  z.  B,  die  von  dem  Grammatiker  Virg.  Maro  bezeugten 
Formen  (vgl.  meine  Schrift :  Die  Epitomae  des  Grammatikers  Virgilius 
Maio  usw.  Wien  1882)  laci,  laco,  lacorum,  lacos;  das  von  Probas 
gerügte  Wort  mascel  statt  masculus  wiid  210,  6  (omnis  mascel 
manducabunt)  gelesen.  Übrigens  dürfte  die  Zahl  der  neuen  oder 
seltenen  Wörter  p.  CXXIII  bei  einer  ßevision  verringert  werden ,  da 
Bobert  nur  nach  Forcellini,  Freund,  Quicherat  und  Bönsch  seine 
Proben  anstellte,  ohne  die  maßgeblichen,  aber  leider  sehr  zerstreuten 
lexikographischen  Arbeiten  Pauckers  benützt  zu  haben.  Im  ortho- 
graphischen Theile  begegnen  wir  einigen  auffallenden  Bemerkungen, 
wie  E  =  I  darunter  intellegere ;  AE  =  OE :  caelum,  haedi ;  F  =:  FF 
afluens;  G  äpenthötique:  didragchimi  (vgl.  das  hdschr.  didragma); 
N  =  M:  quendam;  MP  =  N:  temptatione,  temptasti;  TT  =  T: 
rettulisti  und  U  =  AV:  clusit;  üü  =  U:  bouum  u.  a.  Viel  ge- 
lungener ist  der  Abschnitt:  Hell^nismes:  influence  du  texte  grec  sor 
la  traduction  latine  p.  LXXIX,  in  welchem  Bobert  den  Beweis 
lieferte,  dassder  größte  Theil  der  grammatischen  Eigenthümlichkeiten 
auf  Bechnung  des  griechischen  Originals  komme,  dem  der  Obersetzer 
sich  sclavisch  anschloss.  Aus  dem  Umstände,  dass  die  Version 
einige  seltene  Wörter  und  Formen  mit  afrikanischen  Schriftstellern 
TertuUian,  Arnobius,  Gyprian  u.  a.  gemeinsam  hat,  wlUB.  (ein  sehr 
trügerisches  Verfahren)  schließen,  dass  die  Übersetzung  in  Afrika 
entstanden  sei  oder  von  einem  Afrikaner  herrühre.  Aus  einigen  Ab- 
weichungen der  Version  von  Gyprianischen  Citaten  uud  aus  dem  Um* 
Stande,  dass  Lucifer  de  Oagiiari,  der  um  356  schrieb,  dieselbe  kannte, 
folgert  B.,  dass  die  Übersetzung,  auf  welche  der  Cod.  Lugd.  zurück* 
geht,  um  das  dritte  Jahrhundert  entstanden  sei.  Der  Herausgeber 
stellt  folgendes  Gesammtresultat  an  d6n  Schluss  der  Einleitung 
p.  CXLI :  Le  codex  Lugdunensis  a  6i6  de  bonne  heure,  vers  le  VII  *  si^cie, 
l'objet  de  r^visions  et  de  corrections ,  qui  ont  eu  pour  bat  de  le 
ramener  ä  la  Vulgate.  La  traduction  est  ä  peu  pr^s  sürement  d*ori- 
gine  africaine  et  semble  remonter  ä  la  derniöre  moiti^  du  III*  siöcle 
et  dtre  antörieure  ä  la  fin  du  IV  * ;  eile  a  etait  ^t^  faite  sur  une 
Version  grecque  qui  diff^re  assez  du  Codex  Vaticanus  et  du  Codex 
Alexandrinus,  Elle  n'est  pas  la  version  nomm^e  pas  saint  Au- 
gustin Itala,  eile  a  du  dtre  connue,  de  quelques-uns  des  premiers 
P^res  et  de  plusieurs  ecrivains  chretiens;  malgr^  les  nombreuses 
fautes  qu'elle  präsente,  eile  n*en  a  pas  moins  un  grand  intöröt,  parce 
qu'elle  comble  une  importante  lacune  dans  la  s^rie  des  livres  saints 
de  rj^glise  primitive. 

Die  Handschrift  ist  wörtlich  abgedruckt  und  dabei  der  latText 
dem  griechischen  Texte  gegenübergestellt,  so  dass  die  Be- 
nutzung eine  sehr  bequeme  und  einfache  ist.  Die  luxuriöse  Aus- 
stattung erhöhte  den  Preis  dieses  wichtigen  Werkes  auf  50  fr.  Es 
reibt  sieb  also  dieses  Buch  würdig  den  früheren  Publicationen  ahn- 


Venantios  Fortünatua  ^d.    F.  Leo,  ing.  v.  M.  PeUchenid.      Ö17 

licfaon  Inhaltes  und  Zweckes  an,  ?oq  ddnen  Hartel  (Prol.  Gjpr. 
p,  XXIV)  trefflich  bemerkt:  qui  has  reliqaias  ediderant,  plerique 
gplendidissima  Tolamina  inhnmaDo  pretio  exposita  denegari  ma^is 
quam  communicari  doctig  hominibus  voluisse  videntur, 

Wien,  Job,  Huemer, 


Tenaoti  Honori  Clementiani  Fortunati  presbyteri  Italici  opera 

poetioa  recensQit  H  eiDendavit  Fiidericas  Leo  (M-^miraentÄ  Ger- 
maniae  historica.  Auctorum  antiqpifiHtnionim  tomi  IV  parä  prior)* 
ßoroUni  apud  Weidmanoos  MDCCCLXXXL  -  XXViÜ  uüd  427  ÖS. 

Vom  ästbetiBcben  Gesichtspuukte  aus  betrachtet  sind  Fortu* 
'nats  Oicbtuugeo  eine  wenig  anmuthende  Lectflre.  Schon  die  von 
ihm  behandelten  Stoffe  sind  selten  der  Art,  dass  sie  allgemein  Au- 
ziebendes  und  Interessantes  bieten.  Sieht  man  von  dem  Epos  nbei* 
den  heiligen  Martin  ab«  in  welchem  er  sich  der  Erzählung  des  Sa  1- 
piciuß  Seyerud  sclaviscb  getreu  anschließt  u nd  die  Begebenheiten 
kunstlos  aneinander  reiht,  so  bleiben  fast  nur  Gelegenheitsgedichte 
übrig,  poetische  Briefe  und  BiUets  au  seine  weltlichen  und  geist* 
liehen  Gönner  und  Freunde,  Epitaphien,  Verherrlich ungeu  von  Hei- 
ligen, meist  bei  Gelegenheit  der  Einweihung  einer  neuen  oder  re- 
staurierten Kirche,  also  lauter  Erzeugnisse  des  Augenblickes  und 
eben  so  flüchtig  wie  dieser,  Yon  den  Zeitgenossen  vielleicht  sehr  be* 
achtet«  von  der  Nachwelt  aber  bald  vergesseu.  Nach  dem  eilften 
{ahrbundert  scheint  man  seine  Gedichte  nirgends  mehr  vollstAndig 
^eacbiieben  zu  haben.  Es  liegt  im  Wesen  einer  solchen  Gelegen- 
""heitspoesie*  dass  sie  an  Reicht bum,  Umfang  und  Tiefe  der  Gedanken 
nur  eine  sehr  niedere  Stufe  einnimmt.  Was  in  dieser  Hinsicht  man- 
gelt, muss  durch  die  Phrase  ersetzt  werden.  Daher  bewegen  sich 
ticb  Fortunats  poetische  Erzeugnisse  in  einem  recht  engen  Ideen* 
reise  und  ermüden  durcb  die  unablässige  Wiederkehr  der  nämlichen 
}edanken,  die  zum  Theil  in  allen  möglichen  Tonarten  variiert 
werden«  zum  Theil  aber  auch  in  dasselbe  sprachliche  Gewand  ge* 
kleidet  immer  und  immer  wieder  erscheinen.  Selbstverständlich  ist 
die  ganze  Lebensanscfaanung  des  frommen  Presbvtors  eine  durchaus 
chnatliche  und  kirchliche.  Die  Antike  dient  nur  noch  als  Aufpatz, 
wie  im  Epithalamium  auf  Sigibert  und  Brunhild  (VI,  1)«  und  das  Prun- 
ken mit  ^m\  Namen  berühmter  Griechen  und  B^Jmer,  wie  der  Hin- 
weis auf  metrische  Studien  (IX,  7)  will  wenig  bedeuten.  Studiert 
bat  Fortunat  die  Alten,  auch  seinen  Flaccus  Pindaricua,  nur  in  sehr 
tiränkteni  Maße.  Dies  beweist  abgesehen  von  allem  andern  die 
prachliche  Darstellung.  Diese  entfernt  sich  nicht  nur  von  der  clas- 
oheo  Latinitat,  sondeni  auch  von  der  späteren  YLotyri  ^^  Form  und 
atzban  so  sehr,  dass  maa  deutlich  merkt,  wie  in  jener  Zeit  sich  der 
vollständige  Bruch  mit  dar  Antike  vollzieht  und  die  Morgenrötbe 
iiner  neuen  Sprache,  des  Romanischen,  anbricht  Noch  mehr  als  f&r 
"  Ite  Form  trifft  dies  für  die  Sjntat  zu;  die  Art  und  Weise,  die  Ge- 
danken äoszudrQcken,  die  Logik  der  Sprache  ist  schon  eine  ganz  an- 


1^18      Venantias  FortanatQS  ed.  F.  Leo,  ang.  ▼.  M.  Petsehemg, 

dere  geworden.  Bei  Fortunat,  der  doch  die  grammatisch-rhetorische 
Schulung  durchmachte  und  in  Italien  geboren  war,  muss  diee  um 
80  mehr  auffallen,  wenn  wir  ihn  mit  Gorippus  vergleichen.  Beide 
sind  Zeitgenossen^  beide  besingen  Justin  den  Jüngeren  und  seine 
Gemahlin  Sophia.  Aber  die  Sprache  des  afrikanischen  Grammatikers, 
der  den  größeren  Theil  seiner  Lebenszeit  in  einer  kleinen  Stadt 
seiner  Provinz  zubrachte,  ist  auffallend  reiner  als  das  Latein  For- 
tunats,  welches  jedenfalls  durch  dessen  langjährigen  Aufenthalt  unter 
den  Franken  nicht  unbeeinflnsst  geblieben  sein  wird. 

Man  würde  aber  dem  Dichter  und  seinem  unzweifelhaflien  Ta- 
lente unrecht  thun,  wollte  man  allen  seinen  Erzeugnissen  nur  einen 
geringen  ästhetischen  Wert  beimessen.  Einzelne  sind  wahrhaft 
schön,  wie  die  Schildemngen  der  Mosel-  und  Bheinlandschaften  III, 
12.  13.  X,  9.  Tief  empfunden  und  ergreifend  geschrieben  ist  das 
Gedicht  de  excidio  Thoringiae,  von  köstlichem  Humor  die  Schilderung 
des  eigensinnigen  Flusses  I,  21,  trefflich  die  Beschreibung  des  Früh- 
lingsanfanges III,  9. 

Ganz  anders  aber  stellt  sich  Fortunats  Bedeutung  dar,  wenn 
wir  seine  Dichtungen  vom  Standpunkte  des  Geschichtsforschers  aus 
betrachten,  Sie  sind  ein  wichtiges  Denkmal  fttr  die  Geschichte,  vor 
allem  aber  för  die  Culturverhftltnisse  der  Merowingerzeit.  Wir  ler- 
nen aus  ihnen  die  Namen  hervorragender  geistlicher  und  weltlicher 
Würdenträger,  ihre  Stellung  und  Bedeutung  im  Staate  wie  im  Volke, 
manche  Einzelheiten  aus  dem  Leben  des  Hofes,  zu  dem  der  Autor  in 
naher  Beziehung  stand,  kennen ;  wir  erhalten  wichtige  Aufschlüsse  über 
Bauten  und  Culturanlagen,  Andeutungen  über  Gartenpflege,  Obst- 
baumzucht, Nahrungs Verhältnisse,  über  die  Arten  zu  reisen,  so  wie 
über  vieles  andere,  was  dem  CuHurhistoriker  für  den  Entwurf  eines 
Gesammtbildes  sehr  zustatten  kommt.  Bei  dem  regen  Eifer,  welcher 
jetzt  auf  dem  Gebiete  der  ältesten  deutschen  Geschichte  herrscht, 
musste  daher  eine  neue  kritische  Ausgabe  sehr  willkommen  sein,  be- 
sonders da  der  zuletzt  erschienene  Text,  von  dem  Benediktiner  von 
Monte-Casino  Angelo  Luchil786  besorgt,  im  ganzen  auf  der  Ausgabe 
des  Jesuiten  Brower  (1603)  beruht,  dessen  Verfahren  ein  ziemlich 
willkürliches  war. 

Der  uns  vorliegende  Band  enthält  den  gesammten  dichterischen 
Nachläse  Fortunats,  soweit  er  erhalten  ist.  Derselbe  besteht  1.  aus 
einer  Gedichtsammlung  von  eflf  Büchern  mit  eingestreuten  prosai- 
schen Stücken,  meist  Vorreden  im  Briefstil,  neben  einer  Erläuterung 
des  Vaterunser  und  des  Symbolum;  2.  aus  einem  Anhang  von  31 
Gedichten  und  zwei  Fragmenten,  welche  ein  Pariser  Codex  erhalten 
hat ;  dazu  kommt  ein  von  Brower  aus  einer  Handschrift  von  Trier 
gezogenes  Gedicht ;  3.  aus  dem  Epos  Vita  sancti  Martini  in  vier 
Büchern  —  Anhangsweise  folgen  elf  unechte  Gedichte. 

Die  von  Leo  benützten  Handschriften,  von  denen  nur  wenige 
die  Gedichtsammlung  und  die  Vita  Martini  zugleich  enthalten  und  keine 
einzige  den  vollständigen  Nachlass  bietet,  sind  sämmtlich  im  8.  bis 
10.  Jahr  hundert  geschrieben.  Alle  Handschriften  der  Carmina  gehen, 


VenantiuB  Fortunatus  ed.  F.  Leo,  ang.  v.  M.  Pet8chenig.      619 

wie  Leo  überzeagend  nachweist,  auf  zwei  Archetypa  zurück.  Das  eine 
ist  repräsentiert  durch  den  Parisinus  13048  saec.  VIII — IX,  welcher 
den  bestou  Text  bietet,  aber  leider  nur  eine  Auswahl  von  57  Ge- 
dichten enthält.  Alle  anderen  Handschriften  stammen  aus  einem  etwa 
um  die  Mitte  des  8.  Jahrhunderts  geschriebenen  und  bereits  ver- 
derbten Exemplare.  Sie  zerfallen  je  nach  dem  Grade  der  Verderbnis 
nnd  Interpolation  in  mehrere  Classen ;  die  beste  ist  ein  Parisinus 
saec.  X.  Mit  der  Überlieferung  sieht  es  also  nicht  zum  besten  aus. 
Jener  codex,  dem  die  Blumenlese  im  Paris.  13048  entnommen  ist 
und  der  die  meisten  anderen  Handschriften  entbehrlich  gemacht 
haben  würde,  ist  leider  verloren;  die  Abschriften  des  anderen  Ar- 
chetypons  aber  sind  an  nicht  wenigen  Stellen  unheilbar  verderbt. 
Nicht  selten  fehlen  einzelne  Wörter  in  der  Mitte  oder  am  Ende  des 
Verses,  wie  VIII,  3,  347 ;  IX,  9,  4;  X,  17,  31,  oder  einganzer  Vers, 
wie  X,  19,  26;  sehr  häufig  ist  die  Überlieferung  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit entstellt,  wie  VII,  12,  14,  wo  die  besten  Handschriften  re- 
solvis,  die  übrigen  solvis  oder  solitis  anstatt  refluis  lesen.  Dazu  wim- 
meln diese  Codices  von  den  allerärgsten  Schreibfehlern,  wie  sie  nur 
die  äußerste  Nachlässigkeit  oder  die  verdorbenste  Aussprache  der 
Mönche  im  8.— 10.  Jahrhundei-t  verschulden  konnte;  denn  dass  sie 
das  Latein  und  ihren  Autor  halbwegs  versta  nden,  beweisen  ihre  In- 
terpolationen. So  sind  beispielweise  die  casus  obliqui  von  urbs  und 
orbis  vielleicht  hundertmal,  selbst  in  den  besten  Handschriften,  ver- 
wechselt. Nimmt  man  dazu  noch  die  schlechte  Latinität  des  Autors 
selbst,  so  wird  man  es  begreiflich  finden,  dass  die  Kritik  dieser  Ge- 
dichte sehr  schwierig  ist.  Der  Herausgeber  hat  nun  den  unter  solchen 
Umständen  allein  richtigen  Weg  eingeschlagen,  dass  er  nur  evidente 
oder  doch  wahrscheinliche  Emendationen  aufnahm,  dagegen  die  plan- 
losen Vermuthungen  seiner  Vorgänger  nicht  einmal  erwähnte.  Mit 
Recht  weist  er  darauf  hin,  dass  man  ohne  die  genaueste  Kenntnis 
des  Sprachgebrauches  es  nicht  wagen  könne,  einen  Dichter  von  sol- 
cher Eigenart  zu  emendieren.  Dass  ungeachtet  der  Bemühungen  Leos 
und  Mommsens,  welcher  reiche  Beiträge  lieferte,  noch  eine  große 
Anzahl  von  Stellen  nicht  verbessert  ist,  liegt  in  der  Natur  der  Sache. 
Der  Coniecturalkritik  ist  hier  noch  ein  weites  Feld  eröffnet,  welches 
sich  aber  nur  dann  als  fruchtbringend  erweisen  wird,  wenn  sich  mit 
der  kritischen  Divination  die  stete  Rücksicht  auf  den  Sprachgebrauch 
und  ein  möglichst  eingehendes  Studium  desselben  verbindet. 

Das  Lob,  welches  Leo  für  die  Gestaltung  des  Textes  gezollt 
werden  muss,  kann  auf  die  Orthographie  nicht  ausgedehnt  werden. 
Ich  verkenne  die  Schwierigkeiten  nicht,  welche  das  beständige 
Schwanken  der  Handschriften  mit  sich  bringt;  auch  lag  dem  Her- 
ausgeber nicht  das  gesammte  handschriftliche  Material  vor,  welches 
hier  in  Betracht  kommt,  da,  nach  einer  Bemerkung  im  Vorworte  zu 
schließen,  die  prosaischen  Schriften  Fortunats  von  einem  anderen 
Gelehrten  bearbeitet  werden.  Wo  aber  so  alte  Handschriften,  die  zu- 
dem von  der  ürhandschrift  nur  um  2 — 4  Jahrhunderte  abliegen, 
völlig  oder  doch  großen  Theils  übereinstimmen,  lässt  sich  doch  eine 

ZaiUckrift  f.  4.  AsUrr.  Gyinn.  I8fti.    VIII.  und  IX    H«n.  .  40 


620      Venantius  Fortunatus  ed.  F.  Leo,  ang.  v.  M,  Petschenig, 

Entscheidung  treffen.  Ich  will  dies  an  einigen  Beispielen  zeigen. 
I,  9,  17  steht  incolomis,  wie  alle  Handschriften  bis  auf  eine  lesen, 
im  Text,  sonst  überall  incolamis.  Aber  fast  an  allen  Stellen  istincolomis 
einstimmig  überliefert;  vgl.  VI,  5,  260.  270.  318.  Vm,  9,  15.  X,  4, 

1.  7,  56.  11,  25.  App.  4,  10.  V  M  I,  396.  II,  54.  III,  94.  118.  294. 
360.  IV,  269.  507.  Eine  solche  Obereinstimmung  kann  doch  nicht  von 
den  Abschreibern  herrühren.  II,  4,  17  wird  bracchiaim  Carmen  qaa- 
dratum  durch  die  Buchstabenzahl  gefordert ;  so  schreibt  Leo  ferner  VI, 
5,  31  mit  einer,  V  M  III,  172  mit  zwei  Handschriften.  Da  aber  an  15 
weiteren  Stellen  die  bessere  Überlieferung  wiederum  für  brachia  ist, 
mnss  dieses  überall  hergestellt  und  das  einmalige  bracchia  auf  Bech- 
nang  des  Verszwanges  gesetzt  werden,  der  den  Dichter  noch  zu  ganz 
anderen  Dingen  trieb.  VM  IV,  52  steht  nach  schlechteren  Hand- 
schriften coniunx  im  Texte,  ebenso  I,  15,  94.  IV,  20,  5.  25,  9.  App. 

2,  91  bietet  2^  coniux,  Leo  aber  schreibt  coniunx.  Dagegen  lesen 
wir  IV,  26,  69  und  VI,  1',  29  das  richtige  coniux.  Was  soll  dem- 
nach die  Bemerkung  im  Index :  'coniux\  non  ^coniunx^  optimi  fere  ? 
Ebenso  wechseln  cerimonia  (I,  11,  23)  und  ceremonia  (VM  III,  53. 

IV,  308),  parvolus  (IX,  1,  3.  139)  und  parvulus  (X,  8,  28),  Macha- 
beorum  (IX,  2,  103)  und  Machabaea  (X,  15,  1).  —  VII,  20,  7  und 
VM  IV,  300  ist  nach  den  besten  Handschriften  cohercet,  X,  1,  13 
Arriano,  X,  1,  53  oportunitates  hei-zustellen.  Ganz  dasselbe  Schwan- 
ken herrscht  in  der  Schreibung  der  Eigennamen.  VI,  3  steht  in  der 
Überschrift  Theudechilde,  dagegen  im  Vers  8  Theodechilde,  obwohl 
die  beste  Überlieferung  dagegen  ist.  Im  Index  heißt  es :  *Toroni  To- 
rouensis',  non  *Tnr.'  fere.  Dennoch  lesen  wir  V,  8,  5.  9,  2  Toronis 
gegen  alle,  V,  10,  2  gegen  die  besten  Handschriften.  In  griechischen 
Wörtern  folgt  der  Herausgeber  durchaus  der  gebräuchlichen  Schreib- 
weise. Es  muss  jedoch  hervorgehoben  werden,  dass  die  Handschriften 
in  der  Weglassung  der  Aspiration  (z.  B.  caracter,  clamis,  conca,  corda, 
crisma)  auffallend  übereinstimmen.  Diese  Erscheinung  sowie  die  ge- 
sammte  Orthographie  der  Handschriften  Fortunats  verdient  das  Sub- 
strat einer  eingehenden  Untersuchung  zu  werden ;  eine  solche  würde 
für  die  vulgäre  Latinität  des  sechsten  Jahrhunderts  interessante  Re- 
sultate ergeben. 

Die  handschriftliche  Überlieferung  ist  vom  Herausgeber  an 
sehr  vielen  Stellen  wieder  in  ihr  Becht  eingesetzt,  manchmal  aber 
auch  ohne  Noth  geändert  oder  angezweifelt  worden.  Im  Titel  zu  I, 
5  bieten  die  codd.  in  cellula  S.  Martini ;  Leo  schreibt  mit  der  Vul- 
gata  in  cellnlam.  Ebenso  steht  I,  7  tit.  in  den  meisten  codd.  in  honore 
basilicae,  und  II,  2. 6.  III,  7  schreibt  Leo  selbst  mit  der  Überlieferung 
in  honore,  III,  8  in  laude.  —  I,  8  tit.  ist  ultra  Garonna  von  den  besten 
codd.  überliefert.  Eigennamen  sind  auch  sonst  von  Fortunat  als  Inde- 
clinabilia  in  der  Ablativform  behandelt;  vgl.  1,9,9  nomine  Vernemetis 
voluit  vocitare,  I,  19  tit.  De  Vereginis  villa  und  Vers  2  Veregiuis  ager, 

V,  8,  5  rediit  Turonis,  V,  9,  2  Turonis  pascis  greges,  V,  10,  2  caput 
Turonis,  VM  III,  153  Carnutis  dum  veniret;  auch  VM  III,  415 
dürfte  mit  allen  codd.  Nemaaso  zu  lesen  sein.  Fortunat  hat  sehr  oft 


YenaDtius  Fortunatas  ed.  F,  Leo,  ang.  ▼.  M,  Peischenig.      081 

Ablative  auf -e  statt  -i;  demnach  durften  die  überlieferten  Formen 
Burdigalense  (in  den  tituli  zu  I,  18.  19.  20),  Artanuense  (X,  5  und 
10  tit.),  natale  (XI,  5  tit.)  nicht  angetastet  werden;  letzteres  steht  ^ 
auch  X,  7  tit.  in  guten  Handschriften.  —  V,  2,  72  und  VIII,  6,  11 ' 
war  das  überlieferte  haec  (nom.  plur.  fem.)  beizubehalten.  —  Zu  I, 
10,  10  quo  neque  tunc  poterat  plebs  veneranda  capi  vermuthet  Leo 
venerando.  Weder  dieses  noch  die  im  Index  unter  'gerundivum'  ge- 
gebene Erklärung  venerandus  =?  venerans  ist  richtig,  veneranda 
plebs  ist  vielmehr  das  Volk,  insoferne  es  rechtgläubig  ist,  der  Chri- 
sticola populus  (I;  11,  6).  Vgl.  II,  9,  50  construit  angelicos  turba 
verenda  choros ;  ebenso  ist  auch  II,  13,  2  veneranda  fides  aufzu- 
fassen. —  I,  19,  3  f.  wird  die  Lage  einer  Villa  beschrieben: 

hie  brevis  ascensns  leni  snbit  aggere  clivam, 
carpit  et  obliqua  moUe  viator  iter. 

Die  zwei  besten  Handschriften  haben  mole,  was  sich  vielleicht  doch 
halten  lässt;  der  Sinn  ist  obliqua  mole  viatori  iter  cai-pendum  'der 
Wanderer  muss  schräg  ansteigen\  Damit  entfallt  das  angenommene 
Adverbium  obliqua. 
Zu  III,  11,  15  f.    tristibns  inpoiiis  curas  purgando  ^uerellas, 
et  sanat  cunctos  una  medolla  viroi 

vermuthet  Leo  iupendis,  Mommsen  tristes  componis.  Aber  curas  ist 
wohl  in  dem  Sinne  von  curationos,  ia/mra  zu  nehmen. 

III,  13,  37  f.    horrea  praemittis  melius  quam  condita  servans: 
quas  sie  diffaudis  dat  paradisus  opes. 

Auch  das  überlieferte  tua  (statt  quam)  gibt  einen  guten  Sinn :  ^Dq 
schickst  die  Vorräthe  zum  Himmel  voraus  uud  bewahrst  sie  (tua  con- 
dita =:  tuas  opes)  so  sicherer  auf*. 

IV,  27,  9  f.  caruis  iniqaa  domans,  de  te  tibi,  sancta,  triumphans, 
ad  patriae  sedes  civis  opima  redis. 

Das  überlieferte  facta  (Leo:  facta  triumphus)  ist  ganz  richtig,  trium- 
phans vertritt  das  Substantiv  triumphatrix. 

IX,  2,  30    morti  sab  domino  iadice  nemo  fugit. 
Hier  ist  mit  den  besten  codd.  mortis  zu  schreiben  und  zu  construieren : 
8ub  domino  iudice  mortis ;  damit  entfällt  auch  die  im  Index  ange- 
nommene, nur  auf  diese  Stelle  gegründete  Dativ-Rection  von  fugere. 

IX,  2,  97  f.    talis  erit  populus  qaalero  te  viderit  omnis, 

deque  tua  facie  plebs  sua  vota  metet. 

Ein  zwingender  Grund,  das  besser  überlieferte  metit  zu  ändern,  liegt 
nicht  vor;  vgl.  132  ff.: 

vobis  atque  dabit  lob  quoi  amore  dedit, 
rcstituens  numerum  natoruro  p^ermine  digno, 
progeniemque  refert  nobilitante  fide. 

Überhaupt  ist  mir  eine  beträchtliche  Anzahl  von  Stellen  aufgefallen, 
an  denen  die  Handschriften  das  Präsens  bieten,  während  wir  das 
Futurum  erwarten,  welches  Leo  auch  zumeist  hergestellt  hat.  Dieser 
Punkt  verdient  eine  genaue  Untersuchung. 

X,  ly  1  ne,  si  non  docuisset  quemadmodum   deberemus  iustas 
Yoti  preces  offcrre,  ossemus  aut  certe   temerarii  aut  erroris  nube 

40* 


688      Venantius  Fortunatus  ed.  F,  LeOy  ang.  v.  M.  Petschenig. 

confusi  et  nesciendo  quae  petere  magis  admitteremus  peccatum^ 
potius  cum  pargare  deberemus  admissum.  Es  dürfte  nicht  nöthig^ 
sein  das  einstimmig  überlieferte  quam  mit  Mommsen  in  cam 
zu  ändern.  Man  interpungiere :  et  nesciendo  quae  petere  magi& 
admitteremus  peccatum  potius^  quam  purgare  deberemus  admis- 
sum. magis  potius  steht  pleonastisch  wie  amplius  magis  bei 
Victor  Vitensis  III,  12  und  purgare  deberemus  für  einfaches 
pnrgaremus.  X,  1,  55  ist  das  überlieferte  quia  cum  ipse,  vita 
nostra,  sit  nutrimento  nostro  dem  Sinne  nach  nicht  wesentlich 
verschieden  von  Mommsens  Conjectur  quia  ....  nutrimentum  no- 
strum.  X,  2,  3  sind  in  prole  transfudit  und  in  rivo  defluxit  gewiss 
richtig ;  vgl.  den  Index  unter  in,  wo  diese  Stellen  mit  dem  Ablativ 
citiert  sind;  ebenso  waren  die  Ablative  bei  in  VM  I,  478  und  II, 
174  zu  belassen. 

X,  6,  33  f.    leprosi  maculas  pretiosa  per  oscnla  purgans, 
cai  quod  ab  ore  dedit  pax  mediana  fuit. 

Leo  vermuthete  mox.  Man  vgl.  aber  die  Erzählung  von  der  Heilung 
des  Aussätzigen  V  M  I,  487  ff.,  wo  es  V.  502  heißt  pacis  ab  officio 
perierunt  proelia  morbi.  An  beiden  Stellen  hat  pax  die  Bedeutung 
Friedenskuss\ 

X,  8,  3  f.    qualiter  hie  populus  dominorum  pendet  amoro 

et  vestris  ocnlis  lamina  fixa  tenet. 

Alle  Handschriften  lesen  tenent.  Ich  möchte  dies  nicht  antasten,  da 
der  Plural  nach  dem  Collectivnm  populus  doch  möglich  ist;  vgl. 
Wiener  Stadien  1881,  S.  308. 

X,  19,  15  f.    de  tirone  ducis  venit,  et  de  milite  princeps, 
nt  reliquos  taceam,  lustinianus  erat. 

ducis  fasst  Leo  als  Nominativ.  Aber  diese  Form  steht  nur  in  einer 
Handschrift,  alle  übrigen  lesen  duces.  Browerus  und  Mommsen  wollten 
den  Plural  halten,  indem  ersterer  veniunt,  letzterer  venient  für  ve- 
n  it  et  vermuthete.  Ich  bin  gleichfalls  der  Ansicht,  dass  duces  rich- 
tig ist,  und  interpungiere: 

de  tirone  duces,  venit  et  de  milite  princeps: 
Schon  der  Glossator  im  Sangallensis  hatte  die   Figura   dno   xoivov 
erkannt. 

XI,  1,  4  lesen  die  besten  codd.  in  der  Bibelstelle  Esai.  7,  9 
intellegitis ;  ebenso  Rufinus,  wie  Leo  selbst  angibt,  ferner  Victor 
Vitensis  II,  76  und  die  besten  Handschriften  bei  Cassianus  Collat. 
XIII,  8.  Auch  im  §.  8  ist  mit  der  besten  Überlieferung  zu  lesen:  ge- 
nerationem  eius  quis  enarravit.  So  eitleren  dieselbe  Stelle  Victor 
Vitensis  II,  68  und  Fulgentius  von  Ruspe. 

XI,  1,  12  vermuthet  Leo  in  den  Worten  cuius  figuram  lesus 
Navae  gerens  populum  de  deserto  in  terram  repromissionis  certum 
est  induxisse  unbegreiflicherweise  lucernam.  figuram  gerens  vertritt 
hier  das  bei  Kirchenvätern  unzähligemale  vorkommende  praefigu- 
rans.  Die  Schreibung  Navae  ist  schwerlich  richtig ;  alle  Handschriften 
lesen  Nave,  die  Septuaginta  hat  die  Form  Nairj, 


Venantiva  Fortunatas  ed.  F.  Leo^  ang.  v.  M,  Petachenig.      028 

XI,  I,  42  triumphato  Tartaro  cum  patre  et  sancto  spiritu  glo- 
riosam  principatum  intrans.  Alle  Handschriften  bieten  richtig  glo- 
riose principatu ;  vgl.  den  Index  unter  ^abl.  directioni8\ 

y  M  I,  262  ist  mit  den  codd.za  lesen  credentes  ramis  trans- 
figere  viscera  iusti.  Zu  transfigere  ist  arborem  aus  VV.  258 — 260 
als  Subiect  zu  ergänzen. 

V.  M.  U,  132  ff.    daemonicas  etiam  species  falsasque  figuras 
quaslibct  in  formas  si  verteret  infitiator, 

Serspicuas  habuit  penetralis  acumine  visus 
[artinique  oculos  neqne  falsa  fefellit  imago. 

FOr  si  lesen  alle  Handschriften  se,  und  dieses  würde  Leo  gewiss  be- 
lassen haben,  wenn  ihm  ein  relativlscher  Gebrauch  von  quilibet  be- 
kannt gewesen  wäre.  Derselbe  ist  gesichert  durch  Cassian.  CoUat. 
XXIIII,  19  vos  autem  si  dominum  pleno  Spiritus  fervore  sectamini, 
ad  quaelibet  loca  inaccessibilia  fageritis,  necesse  est  ea  ab  homi* 
nibus  frequentari ;  contra  Nestorium  VI,  10 :  dignus  nimirum  auc- 
ior  qui,  in  quamlibet  partem  te  contuleris,  ecclesias  post  te  trahas. 
y  M  ly,  202  ff.  scheinen  mir  nicht  richtig  aufgefasst.  yy. 
205 — 6  sind  nicht  dem  Martinus  in  den  Mund  zu  legen,  sondern  ge- 
hören zur  Ei-zählung  und  bilden  den  yordersatz  zu  y.  207.  Es  war 
demnach  zu  schreiben: 

quem  pater  egregius  responso  affatar  amico: 
'haec  tibi  uod  facimns  probrosi  sorte  reatus, 
sed,  male  quae  incubuit  cervici,  flavimus  ambrae*. 
mox  tarnen  illa  fagit  subsellia  lar?a  satelles 
et  cervice  sedens  invasa  sedilia  liqait, 
libertate  nova  surguut  coUa  Avitiani. 

mox  ist  Coninnction ;  vgl.  den  Index.  —  So  aufgefasst,  stimmt  die 
Stelle  genau  mit  der  Erzählung  desSulpicins  Severus  dial.  III,  8,  2  f. 
ä berein. 

Wie  schon  erwähnt  wurde,  liegt  der  Text  unseres  Dichters 
sehr  im  Argen  und  fordert  überall  zur  Conjecturalkritik  auf.  Einige 
Beiträge  dazu  liefern  die  nachfolgenden  Bemerkungen.  I,  2,  28  cuius 
vita  suo  proficit  ista  deo.  Die  transitive  Bedeutung  von  proficere 
steht  auch  bei  Fortunat  ganz  singulär  da;  es  ist  wohl  p  er  f  icit  zu 
schreiben. 

I,  5,  21  f.  möchte  ich  interpungieren : 

tu  qooque  qui  caelis  habitas,  Martine,  precator 
pro  Fortuiiato  fer  pia  verba  deo. 
I,  10,  7  f.    haec  tibi  templa  saccr  devota  Leontius  ofiert 
inaioremque  suam  hinc  cupit  esse  domuro. 

yielleicht:  tu  am  hie.  Dass  Leontius  für  die  yergrößerung  der 
Kirche  des  heil.  Nazarius  gleich  einen  Lohn  wünscht,  scheint  nicht 


II,  16,  15  f.     Acre  refectus  ager  suaves  tibi  fandit  odores, 
balsama,  tura  replent  quae  paradisus  habet. 

Gemeint  ist  der  himmlische  ager,  welcher  dem  heil.  Medardus 
Wohlgerüche  spendet.  Für  diesen  ist  die  Bezeichnung  flore  refectus 
etwas  seltsam;  man  erwartet,  dem  folgenden  replent  entsprechend, 
yielmefar  refe'rtus. 


624      Venantius  Fortunatas  ed.  F,  Leo,  ang.  v.  M.  Petschenig. 

III,  4,  1.  Oscitantem  me  prope  finitima  pelagi,  blandimento 
naturalis  torporis  inlectum  et  litorali  diutius  in  margine  decubantem 
subito  per  undifragos  vestri  fluctus  eloquii  quasi  scopulis  incurren- 
tibus  elisa  salis  spargine  me  contigit  inrorari.  An  dieser  Stelle  ist 
der  durch  die  Mehrzahl  der  Handschriften  überlieferte  absol.  AbK 
oscitante  me  . . .  inlecto  et  . . .  decubante  entschieden  Yorzuziehen, 
da  so  das  doppelte  me  begreiflich  ^ird. 

III,  6,  29  f.    en  spectata  diu,  data  nunc  memoranda  per  aevurn, 
votis  plena  piis  fulget  in  urbe  dies. 

Offenbar  ist  in  orbe  zu  schreiben.  Hinsichtlich  der  Verwechslung  von 
urbs  und  orbis  vgl.  man  IV,  7,  7.  9,  34.  10,  15.  11,  8.  13,  7  und 
12.  18,  22. 

III,  9,  50  verbum  subsistens  et  penetrare  potens.  Wie  man 
hier  penetrare  dogmatisch  erklären  kann,  weiß  ich  nicht ;  jedenfalls 
ist  der  Ausdruck  dunkel  und  gesucht.  Deutlicher  und  verständlicher 
wäre  penetrale;  Christus  ist  Gottes  penetrale  potens  und  verbum 
subsistens,  manans  de  corde  parentis  (V.  49). 

III,  21,  11  f.    muneribus  vestris  Agnes  »  aut  Radegnndis 

multiplici  orantes  fomite  vocis  agunt. 

Die  anscheinend  unheilbar  corrupte  Stelle  lässt  sich  doch  ziemlich 
sicher  emendieren.  Vom  ursprünglichen  Agneffavet  et  schwanden 
f  nach  f  und  et  nach  favet;  auet  wurde  zu  aut.  Über  favere  =  gau- 
dere  gibt  der  Index  Aufschluss;  dort  ist  noch  VII,  7,  37  nachzu- 
tragen. 

IV,  6,  1  f.    Quamvis  pontificem  premeret  tremebunda  senectus, 

attamen  haec  voluit  plebs  superesse  patrem. 

Im  2.  Vers  scheint  haec  aus  hunc  verderbt  zu  sein.  Bei  plebs  fällt 
das  Demonstrativ  auf,  während  hunc,  auf  pontificem  bezogen,  V.  6 
und  17  wiederkehrt;  vgl.  IV,  23,  8. 

IV,  25,  15  f.    occultans  sua  dona  suis  neu  forte  vetarent; 
sed  quae  clausa  dedit,  iudice  teste  docet. 

Für  docet  vermuthete  Leo  dedit.  Ich  möchte  jedoch  eherein  placet 
hinter  dem  corrupten  Worte  suchen ;  natürlich  ist  dann  zu  quae 
clausa  zu  denken  :  Theodechilde.  Vgl.  IV,  23,  12  amplius  inde  pl  a- 
cet  quod  sine  teste  dedit;  V,  5,  129  si  patriarcha  placet,  quo- 
niam  natum  obtulit  unum.  VIII,  1,  34.  3,  388.  IX,  1,  120. 

VI,  1,  114  perque  truces  populos  vecta  est  duce  rege  sereno. 
Wegen  carpis  V.  116  ist  jedenfalls  es  zu  schreiben. 

VI,  1%  11  f.    Saxone  Thoringo  resonat,  sua  damna  moventes, 
nnius  ad  laudem  tot  cecidisse  vires. 

Leo  vermuthet  Saxo  et  Thoringus  oder  Saxo  Thoringo.  Ich  möcht  e 
schreiben : 

Saxone,  Thoringo  resonat  sua  damna  movente, 
unius  etc. 

y.  12  ist  Subiect  zu  resonat. 

Ebendort  V.  17  f.    plus  tarnen  at  placeas,  cum  sit  victoria  iactans, 
tu  magis  unde  subis,  mitior  inde  manes. 


Venantias  Fortanatas  ed.  F.  Leo,  ang.  y.  M,  Petschenig,      685 

subis  ist  wohl  nicht  za  erklären;  zudem  lesen  die  meisten  nnd  besten 
Handschriften  subes.  Dieses  dürfte  ans  faves  (fabes)  entstanden  sein, 
welches  in  der  Bedeutung  gaudes  einen  guten  Sinn  gäbe. 

VII,  10,  15  sollicitudo  tua  reliquis  fertdona  salutis.  Für  die 
YerläDgemng  eines  kurzen  Yocals  in  derArsis  ist  im  Index  reimetri- 
cae  anßer  dieser  Stelle  nur  ein  noch  dazu  sehr  zweifelhaftes  Beispiel 
angeführt.  Sollte  demnach  nicht  tui  zu  schreiben  sein  ?a  und  i  können 
in  Minuskelschrift  sehr  leicht  vertauscht  werden.  Vgl,  VII,  18,  14 
cortice  dicta  legi  fit  mihi  dulce  tui,  wo  dicta  tui  für  dicta  tua  steht. 

VII,  25,  1  S,    Saepius  optaram  fieri  me  reinige  uauta, 
cursibuB  ondifragis  ut  ratis  iret  aquis 

flatibas  aut  rapidis  per  dorsa  Garonnica  ferrer, 
Bnrdigalenso  petens  ut  celer  actus  iter, 

velaquc  fluctivagum  traherent  Aqailone  secundo. 

Für  das  corrupte  celer  im  V.  4  empfiehlt  sich  am  meisten  die  außer- 
ordentlich leichte  Änderung  celes  (xilrjg).  Das  Komma  hinter  iter 
ist  zu  tilgen  und  zu  construieren  ut  celes  actus  Burdigalense  iter 
petens  et  vela  fluctivagum  (me)  traherent  Aquilone  secundo.  Die 
Verkürzung  der  Endsilbe  spricht  durchaus  nicht  gegen  die  Richtig- 
keit von  celes,  wie  man  sich  durch  einen  Blick  auf  den  Index  rei 
metricae  leicht  überzeugen  kann. 

VIII,  15,  4  qui  inlustrans  populos  spargeris  ore  pharus.  Für 
ore  muss  natürlich  orbe  geschrieben  werden ;  vgl.  16,  3  toto  ve- 
nerabilis  orbe;  X,  7,  7  qui  velut  alta pharus  lumen  pertendit  adlndos. 

VIII,  19,  1  Tramite  munifico  celebravit  pagina  cursum.  Lies 
celeravit, 

IX,  14,  14  quantum  parva  prius,  postea  caesa  fuit.  Fortunat 
berührt  die  auch  von  Gregor  von  Tours  erzählte  Wundergeschichte, 
dass  beim  Baue  einer  Kirche  die  anfangs  etwas  zu  kurzen  Balken  so 
in  die  Länge  wuchsen,  dass  man  sie  abschneiden  musste.  Auf  Gre- 
gors Worten  trabs  crevit  in  tanto  spatio  longitudinis,  ut  necesse 
esset  partem  magnam  incidi  fußend  vermuthet  Leo  quae  tam :  allein 
dann  erwartet  man  nicht  caesa,  sondern  caedenda.  Ich  behalte  quan- 
tum bei  und  schreibe  celsa;  bezüglich  der  Auslassung  von  tantum 
vgl.  den  Index  s.  v. 

X,  1,  32  qui  iustitiam  coluit,  dolum  in  ore  non  habuit,  miseri- 
cordiam  praebuit,  culpas  indulgenti  laxavit.  Der  Sinn  verlangt  in- 
digenti  oder  indulgentor. 

X,  6,  15  f.    in  Senium  vergens,  melius  revirescere  di8cen>', 
dirota,  post  casum  firmius  acta  situ. 

Lies  aucta:  vgl.  V.  24  nee  cecidisse  dolet  quae  magis  aucta  favet. 

App.  1,  55  f.    vix  erat  in  spatium,  quo  te  minus  hora  referret; 
saecula  nunc  fugiunt,  nee  tua  verba  fero. 

Ich  möchte  schreiben :  vix  erat,  e  n ,  spatinm. 

App.  8,  9  f.    sunt  tarnen  ingeuti  solacia  magna  dolori, 

quod  quod  in  orbe  venit  non  sine  morte  uianet. 

Vielleicht  schrieb  Fortunat 

sunt  tarnen  in^enti  solacia  magna  dolori: 
qnidquid  m  orbe  venit,  non  sine  morte  manet. 


62Ö      Venantius  Fortunatus  ed.  F.  Leo,  ang.  v.  M.  Petschenig. 

V  M  II,  412  f.    tardus  edax,  velox  vigilans  sopor,  esca   sab  icta, 
uec  faceret  nisi  quod  sine  bis   caro   vivere   nescit. 

Für  ictu  ist  actu  zu  lesen.  Vgl.  V  M  IV,  576  Christum  meditarier 
actu  (während  der  Arbeit);  IV,  12,  7  venerandus  Hilarius  actu;  IV, 
5,  9.  26,  43. 

V  M  III,  101  f.    exposuit  puerum  ante  pedes  Euantius  almi, 

omnia  confisus  Martinum  posse  mereri. 

Ich  vermuthe  mederi,  welches  Verbum  Fortunat  auch  sonst  mit 
dem  Accusativ  verbindet;  mereri  könnte  nur  in  dem  Sinne  von 
impetrare  (a  deo)  verstanden  werden. 

V  M  IV,  47    irnplicito  sonitu  rauca  novitare  cicuta. 

Der  Vers  ist  zu  emendieren:  implicitos  sonitus  rauca  movet  ore 
cicuta.  Auf  movet  ora  war  auch  Leo  verfallen. 

V  M  IV,  404  f.    denique  cum  quidam  Tyrrenum  curreret  aequor, 

fert  iter  ad  Romam  quod  velificante  volalu. 

Die  Beziehung  von  quod  iter  auf  aequor  ist  immerhin  misslich.  Liest 
man  quo  mit  Beziehung  auf  aequor,  so  verschwindet  das  Schiefe  des 
Ausdruckes. 

V  M  IV,  430  ff.    cunctaque  tabifluus  penetrasset  acumine  morbus, 
quo  miserabilium  faraulorum  sive  clientum 
una  strages  erat  divisa,  per  ulcera  langucns. 

Ich  schreibe  diffusa. 

V  M  IV,  440    et  grassata  diu  quid  agant  contagia  perdunt. 
Fortunat  schrieb  quod  agunt;  denn  contagia  diu  grassata  perdunt, 
quod  agitant.  Zu  agere  :=  agitare  vergleiche  man  die  im  Index  an- 
geführten Stellen. 

Alles  in  sprachlicher  und  metrischer  Hinsicht  Bemerkens- 
werte ist  in  den  zwei  beigegebenen  In  die  es  zusammengestellt, 
welche  die  vollste  Anerkennung  verdienen.  Namentlich  der  In- 
dex grammaticae  et  elocutionis  ist  eine  sehr  wertvolle  und  will- 
kommene Arbeit.  Er  erleichtert  nicht  bloß  dem  Leser  der  Gedichte 
Fortunats  das  Verständnis  vieler  Stellen,  sondern  ist  auch  für  jeden, 
der  sich  mitdem  Studium  der  späten  Latinität  beschäftigt,  von  großer 
Wichtigkeit.  Besonders  zu  loben  ist,  dass  Leo  durchgehends  auch 
die  Orthographie  der  Handschriften  berücksichtigt  hat.  Welchen 
Nutzen  die  romanische  Philologie  aus  der  mühercichen  Arbeit  ziehen 
kann,  dies  zu  beurtheilen  bleibe  Fachmännern  überlassen.  Nach  mei- 
ner unmaßgeblichen  Meinung  kaun  das  Studium  der  Latinität  des 
Dichters,  dessen  Text  jetzt  auf  sicherer  Basis  ruht,  den  Vertretern 
dieser  Wissenschaft  nicht  genug  empfohlen  werden.  Um  dem  Leser 
wenigstens  eine  schwache  Vorstellung  von  der  Reichhaltigkeit  des 
Index  grammaticae  zu  verschaffen,  will  ich  einige  der  auffallendsten 
Spracherscheinungen  in  Kürze  berühren.  Was  zunächst  die  Form 
betrifft,  so  stoßen  wir  sowohl  in  Hinsicht  auf  die  bloße  Wortge- 
stalt,  wie  auch  in  Declination  und  Coniugation  vielfach  auf 
überraschend  merkwürdige  Neuerungen.  Wir  finden  Formen  wie  an- 
testis,  butur,  buturum,  bistula  (~  bestiola),  neben  aethera,  ae  auch 
arva,  ae  und  zahlreiche  andere  Heteroclita,  die  Nominativformen  cal- 


Venantius  Fortanatus  ed.  F,  Leo,  ang.  ▼.  M.  Petsehenig.      627 

eis,  cotis,  fruges,  heredis^  orbs,  senes  und  senis,  cleros  nach  der  4. 
Declination  flectiert,  zahlreiche  Ablative  auf  -e  statt  auf  -i,  die  Mas- 
culinform  für  die  neutrale,  den  Comparativ  egregius,  seltsame  Con- 
iugationsformen  wie  construiturus,  häufige  Vertauschung  des  Acti> 
Yums  mit  dem  Deponens  und  umgekehrt.  In  den  Bereich  des  Lexi- 
kons gehören  die  vielen  Veränderungen  der  Wortbedeu- 
tung, wie  adesse  ^=  esse,  consulere  =  consolari  und  folgerichtig 
auch  consultnm  =  consolatio,  deniqne  in  mehrfacher  Verwendung, 
dum  =  cum,  enim  =  autem,  huc  =  hie,  ipse  =  idem,  nam  =  sed, 
quando  =  quoniam,  salus  =  salutatio,  spectare  =  expectare  (völ- 
lig gesichert),  ve  =  que,  vel  =r  et.  Auch  die  Syntax  weist  erheb- 
liehe  Neuerungen  auf.  Man  vergleiche  die  Nachweise  unter  abl.  di- 
reetionis,  ano  xoivov,  comparativus  (der  Comp,  erscheint  oft  mit  dem 
Dativ  verbunden),  coniunctivus,  cousecutio,  gerundium  (der  Abi.  ge- 
rundii  steht  auch  für  Infinitiv  und  Supinum),  infinitivus,  modorum 
variatio,  partieipium,  relativum  (statt  dos  Demonstrativs),  temporum 
variatio.  Singular  ist  der  Gebrauch  von  boui  =  aliquid  boni  und  die 
Verbindung  von  capax  und  memor  mit  dem  Accusativ. 

Zum  Schlüsse  gebe  ich  einige  Nachträge.  Unter  a-ab  fehlt  a  = 
abl.  instrum.  V  M  1,  151 :  ergo  venenatum  helleborum  mox  sumpsit 
ab  ore.  —  cremare  =  cruciare;  II,  16,  12  cremans  carnem,  V  M 
IV,  110  membra  cremari.  —  erepare  =  dirumpi;  II,  16,90cum  cre- 
puere  ferae  (catenae).  —  Unter  ^declinatio'  ist  dies  V  M  IV,  100 
unrichtig  als  Geuetiv  verzeichnet.  Der  Vers  lautet  et  trahithora  dies 
vestigia  tarda  moventem;  dies  ist  Nominativ  und  den  unter  *copu- 
latio'  mitgetheilten  Fällen  anzureihen.  —  Unter  enim  ==  autem  fehlt 
VII,  16,  19,  unter  minus  die  Bedeutung  non;  vgl.  IX,  12,  4,  App. 
1, 55. —  minuti  (Münzsorte,  Xajvzd)  VIII,  3, 297.  —  molis  (Nominativ) 

V  M  I,  320  alle  codd.  -  Unter  nam  =  autem  fehlt  VI,  1,  121.  — 
namque  ist  an  der  citierten  Stelle  VM  III,  454  adversativ  gebraucht. 
—  per  steht  an  zwei  Stelleu  für  ad:  Hl,  2  6  (nicht  5)  domno  meo 
Felici  episcopo,  si  per  vos  venit,  me  benigno  auimo  commendari 
posco;V  MIV,  218 

tarn  sacer  antistes  adsueta  per  arma  recurrens, 
pervigil  insistens  nocturnis  excubat  horis. 

Die  Stelle  ist  Sulpic.  Sever.  Dial.  III,  8,  7  nachgebildet:  tum  Mar- 
tinuB  recurrens  ad  notasubsidia  uocte  tota  in  oratione  per- 
nigilat,  und  die  Bedeutung  von  per  somit  ganz  evident;  vgl.  auch 

V  M  IV,  238,  wo  Fortunat  wieder  ad  setzt:  rursus  ad  oi-andi  victri- 
cia  Signa  cueurrit.  —  quoque  =  autem  III,  26,  4.  —  Zu  erwähnen 
war  auch  die  Schreibung  robor  IX,  1,  110;  vgl.  Neue,  Formenlehre, 
I*,  S.  173  f.  Brambach  verwirft  diese  Form  für  die  classische 
Latinität  wohl  mit  Recht ;  aber  für  das  späte  Latein  ist  sie  durch 
die  Zeugnisse  der  Grammatiker  und  durch  gute  Handschriften  ge« 
sichert.  —  Zu  spectare  =  expectare  war  hinzuzufügen  spectatio  = 
expectatio  V  M  II,  243. 

Graz.  Michael  Petschenig. 


628  Griechische  Schulbücher,  angez.  von  F.  Stolz. 

Griechische  Schulbücher. 
I. 

1.  Dr.  Adolf  Matthias,  Griechische  Wortkunde  im  Anschlüsse 

an  Xenophons  Anabasis.  Berlin  1881,  J.  Springer.  VIII  u.  86  SS. 

2.  Ferd.  Vollbrecht,  Wörterbuch  zu  Xenophons  Anabasis. 

4.  verb.  und  verm.  Auflage.  Leipzig  1880,  Teubner.  Vn  und  248  SS. 

3.  Dr.  Friedr.    Holzweißig,    Griechische  Syntax   in  kurier, 

übersichtlicher  Fassung  auf  Grund  der  Ergebnisse  der  vergleichenden 
Sprachforschung.  Zweite  Auflage.  Leipzig  1881,  Teubner.  Vi  u.  67  SS. 

4.  Dr.  C.  Franke,  Griechische  Formenlehre.    Bearbeitet   von 

Dr.  A.  von  Bamberg.  14.  durchgesehene  Aufl.  Berlin  1881, 
J.  Springer.  XII  und  143  SS. 

5.  Dr.  E.  Weißenborn,  Aufgabensammlung  zum  Übersetzen 

ins  Griechische  im  Anschlüsse  an  die  Leetüre  von  Xenophons  Ana- 
basis. Leipzig  1880,  Teubner.  VIII  und  216  SS. 

6.  Dr.  0.  Betzlaff,  Griechische  Exercitien  für  die  oberen  Gym- 

nasialclassen  nebst  einem  griechisch-lateinischen  Vocabularium. 
Berlin  1881.  Th.  Chr.  Fr.  Enslin.  XV  und  283  SS. 

7.  Dr.  M.  Seyffert,  Übungsbuch  zum  Übersetzen  aus  dem 

Deutschen  ins  Griechische.  Durchgesehen  und  erweitert  von  Dr. 
A.  von  Bamberg.  Zwei  Theile.  7.  Auflage.  Berlin  1881,  J.  Springer. 
1.  Theil;  Beispiele  zur  attischen  Formenlehre.  96  SS.  2.  Theil:  Bei- 
spiele zur  Syntax  und  zusammenhängende  Übungsstücke.  VIII  und 
199  SS. 

8.  Dr.  M.  Wetze  1,  Griechisches  Übungsbuch  für  Anfönger. 

Freiburg  im  Breisgau  1881,  Herdersche  Verlagshandlung.  VIII  und 
151  SS. 

9.  A.  Fr.  Gottschick,  Griechisches  Lesebuch  für  untere  und 

mittlere  Gymnasialclassen.  9.  Auflage  besorgt  von  Fr.  Gott  schick. 
Berlin  1881,  Rud.  Gärtner.  277  SS. 

1.  Der  Verfasser  verfolgt  mit  diesem  Büchlein,  in  welchem  in 
fünfzehn  Gruppen  mannigfache  Kreise  verwandter  und  zusammen- 
gehöriger Erscheinungen  der  Natur,  ans  dem  physischen  und  gei- 
stigen Leben  des  Menschen,  sowie  aus  der  politischen  Ökonomie  des 
Staates  znsammengeordnet  sind ,  einen  dreifachen  Zweck :  es  soll 
a)  als  Vorschule  zur  ersten  Lectöre  der  Anabasis,  b)  als  Repeti- 
torium  für  Schüler  und  c)  als  Hilfsmittel  bei  der  Präparation  dienen. 
Mir  scheint  die  in  die  Augen  springende  Absicht,  durch  Zusammen- 
fassung verwandten  Materials  dem  Schüler  das  Erlernen  zu  erleich- 
tern und  eine  copia  verborum  zu  vermitteln  eine  recht  löbliche,  und 
auch  die  Wahl  und  Anordnung  des  Stoffes  im  ganzen  glücklich  ge- 
troffen. Manchmal  mag  man  einzelnes  vermissen ;  so  ist  mir  z.  6. 
aufgefallen,  dass  unter  Gruppe  XIII,  h  „Recht  (Unrecht),  Rechts- 
verfahren (Beschuldigung)**  yQaq>rj  und  yQacpea&ai.  nicht  aufgeführt 
sind.  Ferner  sollte  unter  Berücksichtigung  des  Ableitungsverh&lt- 
nisses  ein  denominatives  Verbum  immer  erst  hinter  dem  Nomen  ste- 
hen, von  dem  es  abgeleitet  ist,  während  in  unserem  Büchlein  häufig 
der  umgekehrte  Fall  aufstößt,  z.  B.  p.  74,  nro.  16  steht  fAia&adO' 
tbIv  vor  faiod^odoTTig,  p.  77  nro.  76  ax€uo(poQ€iv  vor  axevoipoQag. 


GrJecbische  ScbTilbüchor,  angoat.  von  F.  ÄStw/j 


fSSÜ 


Der  deutsche  Atisdiuck  ^ibt  durchwegs  mit  Geuaaigkeit  den  ^ie- 

cljUchcn  wieder  und  hei  den  einzelnen  Verben  sind  faet    '        '  «iich 

die  Bedeutungsiinterschiede  der  einzelnen  Temponi  b«  ;  igt, 

Druckfehler  habe  ich  folgende  bemerkt:  p.  2,  uro.  17  rj  stutt  jj;  p, 

26,  uro.  31  :tQoa'OJ7r'Ct  statt  TtQoa-utrt'd;  p.  32,  nro*  159  äpayi* 

I        yi'CjJcrneiv  statt  m'aytypojüAitv  \  p.  64  ist  bei  tdiwi^fjg  (uro.  32) 

I       kirchlich  auf  XI,  101  vftrwiesen,  wo  *fa  Ar^qiop  Honigwabe'  steht, 

I      es  muss  heiOeu  X,  101, 

^^^  2.  VüUbrechts  W/^rterbuch  zur  Anabasis ^  welches  unn- 
^^^ebr  in  vierter,  im  Verglich  zur  ersten  um  rwanzig  Seiten  ver* 
isehrter  Auflage  vorliegt,  ist  ohne  Zweifel  im  ganzen  ein  brauch- 
bares Hilfsmittel  bei  der  Lecture  Xenophons,  wie  dies  wohl  allge- 
mein zugestanden  ist  *).  Ei  hebli'che  Mangel  hat  das  Buch  nur  ia 
einer  lliuaicht^  uümlich  in  der  Etymologie.  Der  Verfasser,  welcher 
mit  Vorliebe,  "K^wn  auch  ohne  die  wünschenswerte  Conse«iaenz  auch 
1  i«i  Wörter  zum  Vergleiche,  beziehungsweise  zur  Erklärung 

L  t,  liüt  e«  nur  zu  oft  unterlassen,  die  streng-wi&senschaft- 

liehen  i'orschungen  der  neueren  Zeit,  die  ja  In  der  Hauptsache  durch 
Curtius*  GiundzQgo»  Ficka  Wörterbuch  der  indogerraanischeu  J?pracben, 
Vani^^eks  bekanntos  Wörterbuch  allgemein  und  leicht  zagänglich 
6Jud»  für  sein  Wörterbuch  zu  verwerten  und  wandelt  nicht  selten 
raltete  oder  eitrenartige  Bahnen. 

Di*'         ''      4and  möchte  ich  durch  einen  kurzen  Hinweis  auf 
die  haupf  ou  IrrtliQmer  abheltVu,  wenn  etwa  der  Verfasser 

bei  eiuer  ail  tu  tilgen  fünften  AuÜage  des  Buches  geneigt  sein  sollte, 
darauf  Kdcksicht  za  nehmen.  Falsch  ist  die  etymologische  Eiklirung 
bei  folgenden  Wörtern;  die  richtige  Deutung  kann,  wenn  weitere 
Angaben  nicht  bergefilgt  sind,  den  Qrundzügen  dor  Etymologie  v^n 
lurtiüs  entnommen  werden:  av^^v^ntK  (fintt  und  i-np),  daivtn  {ßa 
waten),  ßia{sis),fi6 ^^oo^((od\o),  ß'*  '    ■      Uo), 

iV  (tardu>)*)  y^iiZ-f^j  (schrape),    dd/  soll 

ab^kürzt  au«  i^^j^  und  zugleich  atammsiibe  m  (h]ln<;  seiu ;  rich- 
tig stellt  Fick  die  Partikel  zum  Pronüminalatamm  da  (Vgl  W.  T' 
ijOO).  Verfehlt  sind  ferner:  iiQyoi  (eij^entlich  J^^^yw  co-orceo)»  iYqo^ 
iiur  mit  j€Q'  xusammonhängeud,  nicht  mit  suro^  sernio.  Wie  kann 
man  i'fiQiK  fQr  verwandt  mit  ceteru^  ausgeben,  von  «x'^/yfs.  ?.  i^to) 
sagen,  es  sn  'verwandt*  mit  eigen?  Ich  fahre  in  der  Aufziihlung  fort; 
fitjg  (aif^al),  i'juaii;  von  fuao^  (sie!),  ^i(o  (tus)»  ^r;^  (Thier»  nie- 

')  VerKl-  die  Anzeige  der  ersten  Autkgo  durch  Prof.  Schonkl  im 

>  '.  dir*8er  Zmtachr.  il8ß^)  S  452-453;  auÖcrdem  ein«  eiuKvhfiide 

i  1,*,    f<it»    fonif'bmli^h  d^'n  Vergleich  mit  B.  8uhl*^*»   und  T.  C. 

I  res  ncn  bt*ftrb<«jtct  rem  H,  Strack)  im 


S,  i>fj7  ff, 

'»  Ähnlieb    '•^ 
Kiotni  soiiMti^^eri  n 
Wdrter  damit  bcsteicnii 


I  dm  philulogischua  Vereins  ia  Berlin, 
tLiciUige    acr    7mUehf.  t    d,    Gymnasialweten), 


:    (piropioai).    Ü*r    Verf.   kann 
nur    lio   Identität   der   b-idrn 


680  Griecbische  Schulbücher,  angez.  von  F.  Stolz. 

dcrdeutsch  dat  Der)  ^),  xaQnaia  (wahrscheinlich  von  xaQTtog  (car- 
pere  =  herbist)  =  Frucht,  also  Fruchttanz),  ycoiloi;  (coelum)*), 
fisTaifiaoog),  olo(aoli  {dfiOfAai  opmor?),  oled-gog  (olim),  OQ&og 
(arduus),  ovv  (vom  Particip  oJv),  oxlog  (foxi^og  vulgus),  Jtaxvg 
{nriyvv^i)^  jteQiTtaTog  {fraveo)  spatiari),  noQd^io)  {neq^fü  perdo), 
Gy.i'iiinovg  (Schemel  scamnum),  te  (enklitische  Partikel,  ursprüag- 
lich  vielleicht  aus  einem  Casus  des  Pronomens  zog  x6  entstanden !), 
vozEQ^og  {vfto  lat.  superior).  Dass  ziiAioQeo)^  beziehungsweise  Tifion 
Qog  von  Tif.irj  und  aeigco  mgo)  herstamme,  ist  eine  neue,  aber  sicher 
ganz  unrichtige  Entdeckung.  TQirjQtjg  hat  mit  igeaacj  nichts  ra 
thun,  sondern  der  zweite  Bestandtheil  des  Wortes  gehört  zq  a^.  — 
So  und  nicht  agco  ist  zu  schreiben  bei  noörjQrjg,  Gleich  diesem  nie- 
mals gebi'auchten  aQw  liest  man  wiederholt  die  Form  otttw  (vgL 
ofiilAa,  o(p&aX^6g^  vnoTtTiio)),  einmal  auch  ßdw  (vgl.  ßarog),  wo- 
durch der  Schüler  nur  zu  der  Ansicht  verleitet  werden  kann,  es  habe 
wirklich  solche  Verba  gegeben.  Auch  die  landläufige,  wenngleich 
unrichtige  Zusammenstellung  von  x^^f^^v  und^^'w  troffen  wir  wieder. 
Nicht  recht  verständlich  ist  mir  idQOco  {afidqwg ;  sieden).  Ungenaa 
steht  ioTTjfAi  (Stamm  aza  =  sta-re,  vefw.  sisto) ;  ist  denn  nicht 
iarr]/iu  =  sisto,  abgesehen  davon,  dass  letzteres  in  die  thematische 
Flexion  übergegangen  ist  ? 

ÄaraA^yav 'niederlegen' uud  xaiaUysiv  aufzählen^  sind  zwei 
ganz  verschiedene  Wörter.  Bei  lr/it(o  steht  richtig  Xeia  von  Xafio 
(besser  /a/-),  aber  falsch  ist  es,  dieses  lafco  zu  Xaßio  werden  zu 
lassen,'  wie  der  Verfasser  thut.  ixioog  steht  nicht  für  fiidjog,  son- 
dern ist  aus  iii€&jog  hervorgegangen.  Höchst  sonderbar  klingt  die 
Erklärung  von  Ttivofiai:  sich  durch  Arbeit  (novog)  sein  Brot  ver- 
dienen, arm  sein.  Bei  ^lyog  hat  sich  durch  einen  Druckfehler  vigor 
statt  rigor  eingeschlichen ;  doch  ist  der  Zusammenhang  der  beiden 
Wörter  überhaupt  sehr  fraglich.  Unter  azadiov  ist  aitddiov^  das 
unrichtiger  Weise  dem  lateinischen  spatium  unmittelbar  gleich  ge- 
stellt ist,  fälschlich  als  äolisch  bezeichnet;  es  ist  dorisch,  vgl.  Ahi'ens 
I,  109.  Freilich  stammt  hier  der  Fehler  aus  dem  Passow'schen  Le- 
xikon (s.  V.  anadiov),  aaf.iavog  steht  nicht  ^statt'  rjaulvog,  sondern 
ist  die  regelrechte  Bildung  (6.  Meyer  Gramm.  §.  525),  hingegen  ist 
es  nichts  weniger  als  wahrscheinlich,  dass  unov  =  J^efenov  sei. 
ä-diog  heiter  wird  von  bv  und  Jiog  hergeleitet. 

Außer  den  eben  angeführten  Ausstellungen  füge  ich  noch  ein 
paar  gelegentliche  Bemerkungen  an.  Unter  !AßQ0x6jiiag  finde  ich 
den  Ausdruck  ^xaQavog  der  persischen  Truppen^;  das  Wort  wird 
im  ganzen  Buche  nicht  erklärt,  s.  v.  dd^Qoog  ist  &oq€iv  zu  lesen 
Btait d^oQßiv,  Unter  dnaiziio  steht  die  ungebräuchliche  Construction 
postulare  aliquem  aliquid  (Zumpt  593,  Madvig228  b.  Anm.,  Dräger 

')  Der  zufällige  Gleichklang  hat  den  Verf.  offenbar  auch  ver- 
anlasst ttioxQos  mit  plattdeutschem  'aisch*  zusammenzustellen. 

^  Dass  überhaupt  caelum  die  richtige  Schreibung  sei,  ist  in 
Brambachs  Hilfshüchlein  p.  28  zu  finden. 


QrwchisdKi  Schufbaoher.  migot,  ?on  F.  Sti>U. 


MI 


Hist,  Syiitai  *l,  346),  Statt  ^fiseog  soll  wuhl.  richtiger  betont,  {ilxog 
geschriubeu  werden:  statt /aar^ya/a  und  -yiia  (p.  IM)  ist  ^aan- 
yma  zu  losen.  Statt  dia-nogua  inuss  es  S-  59  di-ctno^Ho  heiOen, 
nQ6%h'uog  beileutet  iiicbt  „einur  dessen  Äluth  vorwärts  will*,  es  jst 
ein  p<>8f*es*iivefi  Cämpoj^itum  und  bedeutet,  wie  :r^'i(f^vjif  «einer  der 
einen  mn  hat**.  Die  Fijfur  und  Eikiärunj^  bei  xv- 

߀Qi'ff  ^  --iger  Weise  liei /fi^<)f]fJlioi' Wieder,    Di»  Illu- 

stration p,  16t»  (bei  rtdlr;]  ist  zu  klein  und  undeutlich.  Meine  vor- 
stehenden Bemerkongeu  haben  keinen  anderen  Zweck,  als  durch 
Namhaftmachung  eines  wirklichen  Übelstandes  den  Verfasser  zn  b»- 
weg^*n,  dass  er  in  Znkniift  demselbea  abhelfen  and  dadurch  die 
lirauchbaikeit  seines  schätzbaren  Specialloiikons  erhaben  möge, 

3,  UolÄwei  üigs  Griechische  Syntax  in  kurzer  übersicht- 
licher Fassung  lie;^t  jetzt  in  zweiter  Auflage  ror;  die  erste  Anflage 
des  Büchleins  ist  im  XXX.  Jahrgang  dieser  Zeitschrift  (1879)  S.  354 
t  von  A.  Goldbacher  besprochen  worden.  Dass  dasselbe  ein  recht 
branchhares  Hilfsmitt*»)  7nr  Krlernung  der  griechischen  Syntax 
ist,  unterliegt  nach  i^  t^fel ;  auch  entspricht 

es  im  ganzen  deuAi  »aft,  soweit  sich  über- 

haupt die  Rcsnltato  der  vergleichenden  Syntax  für  den  Schulunter- 
richt verwerten  lassen.  Einige  Punkte,  an  denen  nach  meiner  An- 
sicht Verbesserungen  anzubringen  wären,  will  ich  im  Folgenden 
namhaft  machen.  Beim  Accusativ  (§.  8  ff.)  dürfte  sich  Del* 
brücks  Eintheilung  in  den  nothwendigen  und  freien  auch  für  die 
ßhule  empfehlen  ;  sehr  viel  Beachtenswert^js  bietet  auch  ein  Auf- 
atx  H.  G,  Müllers  in  der  Zeitschr.  für  V»Mkerpsychologie  Bd.  XIII, 
1  ff.  Auffallend  ist  §  9  ß  der  Ausdruck  „Genetiv-Attribute  im  Ac- 
cusÄtiv"*.  Der  Genet,  pretii  ist  §.  IH  unter  den  ablativischen  Genetiv 
(so  mOcht«  ich  lieber  sagen  als  ^Stellvertreter  des  Woher-Casus*) 
eingereiht;  richtiger  erkl&rt  das  Wesen  dieser  Construction  DelbrOck 
in  den  Grutnlli^hrPT»  d<*r  griechischen  Syntax  41  f.  Beim  Genetiv 
vormisse  1  -  ung  der  Constractiouen  JUAor/i/vog  'ilxfcf- 

rfftn  und  ä;  idungen.  §.  51  ist  ^terd,  wie  es  auch  sonst 

oft  geschieht,  mtt  ft^aoc  y-asammengestellt,  mit  dem  es  nichts  zu 
Jiion  bat,  vgl  Curt.  Grdx.  *  209,  Fick  vgl,  W.^  II,  195,  Vaniöek 
r2,  —  Die  Präposition  wg  ist  nicht  aufgeführt.  Die  Bemerkung 
Hrm'ülfmf.  als  Reflexiva  der  dritten  Person  (§.  59)  toilte  ge- 
ittipigilhilltein.  wie  man  n\^^  KnV:rer  !,  51,  2.  Anm.  3  und  4  er* 
eben  kann.  Dass  §.  7<'  -ubjectiven  und  cau- 

itiven  Mediums  (nach  •  ^      rirt  sind,  ist  störend. 

Diaghichen  bin  ich  nicht  einverstanden  damit,  dass  §,  7t  vom  Ao- 
rfirt  gf»8agt  wird,  er  bezeichne  *die  Handlung  an  sich**,  §.  100 
konnte  auch  eine  knrzo  Bemerkung  Qber  den  unabbängigen  Op- 
tativ  in  indir^« '      "    '  '  '  werden,  vgl.  Bernbardy,  Wissensch, 

Syntut  4f>9,  K  \,    Einigemale  sind  Accente  ab- 

:  /  ,    i>  7f€9«fj^ü^%  |.  88  Otay,  §.  107,  A.  2 


688  Griechische  Schalbücher,  angez.  von  F,  Stolz. 

4.  Die  13.  Auflage  v.  Dr.  C.  Frankens  Griechischer  Formen- 
lehre habe  ich  im  XXXI.  Jahrg.  dieser  Zeitschrift  (1880),  S.  617 
bis  619  besprochen.  Die  vorliegende  14.  Anflage  des  Buches,  das 
sich  offenbar  einer  großen  Verbreitung  erfreut,  ist  in  keinem 
wesentlichen  Punkte  von  der  früheren  verschieden.  Nur  in  den  §.  22 
(Geschlecht  der  dritten  Decl.)  und  37, 1  (Regelmäßige  Comparation) 
sind  einige  kleine  Änderungen  vorgenommen  in  dem  Sinne,  in  wel- 
chem ich  mich  am  angeführten  Orte  über  die  frühere  unpassende  Fas- 
sungausgesprochenhabe. Auchist  §.88  der  veraltete  Terminus  „Syn- 
kopierter Aorist"  dem  neueren  „BindevocalloserA."  gewichen.  Meine 
übrigen  Ausstellungen  hat  der  Verfasser,  wohl  ohne  Zweifel,  um 
nicht  principiell  abändernd  in  den  Plan  des  Buches  einzugreifen, 
nicht  berücksichtigt.  Selbstverstäudlich  halte  ich  mein  früher 
abgegebenes  ürtheil  über  Frankens  gewiss  in  vieler  Hinsicht  recht 
gute  Grammatik  auch  jetzt  noch  aufrecht. 

5.  Die  Weissenbornsche  Aufgabensammlung  ist  dem  Stre- 
ben entsprungen,  die  schriftlichen  Arbeiten  der  Schüler  überhaupt, 
sowohl  Schul-  als  Hausarbeiten,  an  den  Stoff  der  Lectöre  anzuschließen. 
Es^sollte  nach  meiner  Meinung  kein  Zweifel  unter  Schulmännern  ob- 
walten^ dass  dieses  Verfahren  auf  einer  gewissen  Stufe  des  Unter- 
richtes in  den  classischen  Sprachen  das  einzig  richtige  ist;  ja  hin- 
sichtlich des  Griechischen  wird  es  in  Anbetracht  der  karg  bemes- 
senen Zeit  für  den  Unterricht  an  unseren  Gymnasien  als  das  einzig 
mögliche  bezeichnet  werden  müssen.  Daneben  dürfen  und  sollen  auch 
Versuche  von  Übersetzungen  freier,  nicht  der  Leetüre  entnommener 
Stücke  gemacht  werden,  jedoch  stets  mit  sorgfältiger  Rücksichts- 
nahme  auf  die  den  Schülern  bekannte  copia  verborum,  um  ein  meist 
wonig  fruchtbares  zeitraubendes  Herumoperieren  mit  einem  Lexikon 
zu  vermeiden.  Unsere  Sammlung  umfasst  zunächst  141  Stücke,  deren 
Stoffe  der  Eeihe  nach  den  sieben  Büchern  der  Anabasis  entnommen 
sind.  Ihnen  schließen  sich  75  weitere  Stücke  an,  welche  speciell  der 
Einübung  der  Casuslehre  dienen  sollen.  Auch  für  sie  musste  Xeno- 
phons  Anabasis  die  Grundlage  abgeben,  wobei  allerdings  kaum  zu 
vermeiden  war,  dass  nicht  wenige  Stücke  große  Ähnlichkeit  mit 
solchen  aus  dem  ersten  Theil  annahmen  (vgl.  z.  B.  147  und  148 
mit  52  und  53).  Für  die  letzten  80  Stücke  sind  die  Stoffe  aus  Nepos 
entnommen  und  zwar  ausschließlich  den  vitae  griechischer  Feldherm. 
Die  Anlage  des  ganzen  Buches  entspricht  demnach  unserer  oben  auf- 
gestellten Forderung.  Die  Anmerkungen  sind  nicht  unter  dem  Texte 
angefügt,  sondern  ähnlich  wie  in  Hauler's  lateinischem  Übungsbache 
für  die  5.  und  6.  Classe  in  einem  eigenen  Abschnitte  beigegeben, 
ohne  Zweifel  mit  Fug  und  Becht.  Sie  enthalten  außer  der  Angabe 
unbekannter  (machmal  wohl  auch  bekannter  Wörter)  Winke  für  die 
Übersetzung,  auch  kurzgefasste  Regeln  über  die  vorkommenden  syn- 
taktischen Eigenthümlichkeiten.  Die  Regeln  lassen  an  Deutlichkeit 
und  Präcision  selten  etwas  zu  wünschen  übrig;  etwas  genauer  durfte 
die  Regel  bezüglich  der  Modi  in  der  indirecten  Frage  gefaast  sein 
(p.  120  zu  St.  11),  da  vom  Conjunctiv  gar  nicht  gesprochen  wird. 


GTieehlscIie  Sclinlbücber,  angei.  von  J\  8ioU. 


9SS 


Auch  scheint  es  mir,  dass  doch  allzuoft  nicht  zu  schwierige  Diucre 
wiederholt  werderu  Als  überflüe&ig  betrachto  ich  das  beigefügte 
WörterverzelchziJa,  Dem  Schüler  wird  ja  onr  Bekauntes  geboten«  das 
wenige  üabekannte  wird  noch  in  den  Anmerlcungon  mitgethoilt;  wozu 
üIbo  noch  ein  W«'>rtcrverzeichnis?  Dadurch  wird  er  wohl  gar  vtir- 
leitet,  sich  am  da.s  griochigche  Muster  wenig  zo  kümmern  and  den 
einfacheren  „Fauleazer".  das  Wr»rterverzeichnis,  zu  gebrauchen. 
Leicht  könnte  so,  was  auf  der  einen  Seite  gewonnen  wird,  auf  der 
andern  wieder  verloren  gehen,  —  Der  deutsche  Ausdruck  ist  nicUt 
immer  sorgfältig  und  correct  genug,  Hievon  einige  Beispiele:  St.  2<> 
heiiltes:  ^Denn  womit  soll  ich  anfangen,  indem  ich  euch  — 
schildere**.  Warum  nicht  „zu  —  schildern'*?  St.  27:  Und  die 
Kriechen  und  Ariaios  kamen  damals  überein  als  Bandcsgenosseu  ge- 
meinschaftlich den  Marsch  zu  machen ,  aber  niemals  den  andern 
zu  Torrathen**.  St.  33:  Es  marschierte  auch  mit  ihnen  Orontas  mit 
linem  Heere  und  die  Tochter  des  Königs  usw.  St.  100:  Am  foU 
mden  Tage  kamen  in  300  aus  einem  Stück  Holz  gefert- 
igten Kfthnen.  ^Die  Führer  der  Ärkadier  machten  eine  Ver- 
sammlung'*, wie  St.  117  zu  lesen  ist,  ist  wohl  unnöthiger  tiracismug. 
,J>eün  als  er  nämlich  hineinfuhr**  (St  216),  gefällt  mir  eben80- 
wenig,  als  St*  2oi  „(Die  Heilöten),  weiche,  indem  ihrer  viele  sind, 
den  Spartiati^n  das  Land  bebauen''.  In  dem  ersterwähnten  Stacke 
216  steht  auch  unrichtig:  ^so  wollte  er  doch  licbor  umkommen  als 
die  Waffen  wegwerfen  und  das  Schiff  zu  verlassen^.  Auch  in  den 
A:  ■  '  nche  Absonderlichkeiten,  So  zum  Beispiel 
bi  ich  von  undeutschen  participiakMi  Won- 
dungeii,  vkiti  ^  i*'  (S.  128»  St.  46),  „erobert  habend*" 
(S.  132,  8t.  r  ^  ou  habend-  (S.  133,  St.  78),  „ange- 
kommen seiend**  (».  12H,  St,  4^)).  ^marschiert  seiend^  (S,  133, 
8t  76)  tt.  a.  Dadurch  wird  der  Schaler  nur  zu  sehr  verleitet,  anch 
in  seinen  Übersetzungen  aus  dem  Griechischen  gleichartige  Wen- 
dungen! "  1ion*  die  nach  meiner  Ansicht  böchstens  ein  pro- 
blemii.  2ur  Erklärung  abgeben  können.  Wenn  man  den 
üler  vüihdit  iür  die  griechische  participiale  Wendung  durch  ei- 
nes Xachdonken  die  entsprechende  deutsche  Fügung  (Satt,  Prä- 
positionalauädruck  usw.)  zu  finden«  wird  der  Gewinn  auch  umge* 
kehrt  für  die  Version  au8  dem  Deutschen  ins  Grif^chische  ein  viel 
roicherer  sein  als  durch  vermeintlich  engen  AnschlusA  ans  griechidche 
OhginaU  Nicht  gut  ist  es,  wenn  ea  S,  119,  Z.  2  v.  u,  heißt  aor.  von 
^Tr,flrnen*\  8.  120,  Z.  19  v.  f\,  pari.  aor.  von  weinen,  S.  131  (Krkl. 
rXi  '  DOrfer^  und  anderes,  da^  ich.  um 
Hi  gehe.  Schließlich  notiere  ich  noch 
ein  paar  Uruckii^hh^r.  die  mir  aufgefallen  sind,  S.  13t>,  Z,  11  v.  o, 
80Ü  stehen  ld:*f-'  -  -V.  atatt  Xa^^qa  uvng,  S.  80  (St.  153,  Z.  1) 
Korylas  ^att  l  .  S.  153  (St.  214)  ärßiooiq  statt  di^iitnoia* 
6.  Retätiaii  sMiriochisöii'  "'  *  '  pra- 
xi» hervorgegangen,  enthalten  1 ..e)^ 

2,  Aufgaben   für   die  Abiturienteupiuiung    (liti  bt.)i   «^^  liiJ^tempo- 


69  4  Griechische  Schulbücher,  angez.  von  F,  Stolz, 

ralion  zur  Einübung  der  Hauptregeln  der  Syntax  (81  St.).  Der  erste 
Abschnitt  bietet  im  allgemeinen  freie  Aufgaben,  jedoch  sind  ein- 
zelne Stücke  der  Einübung  bestimmter  Partien  der  Grammatik  ge- 
widmet, so  52  den  Kelativsätzen,  53  dem  Imperativ  and  Conjunctiv, 
55  den  Casusregeln,  ähnlich  71,  73,  80,  85.  Im  dritten  Abschnitt 
herrscht  nicht  systematische  Anordnung;  jedoch  sind  sämmtliche 
Partien  der  Grammatik  behandelt  und  an  der  Spitze  eines  jeden 
Stückes  ist  ersichtlich  gemacht,  welche  Partien  in  demselben  ein- 
geübt werden.  Was  die  Wahl  der  Stoffe  anlangt,  so  sind  dieselben 
durchwegs  alten  Schriftstellern  entnommen:  Lukian,  Isokrates,  Plato, 
Diodor,  Xenophon,  dessen  Anabasis  leider  gar  nicht  herangezogen 
ist,  Dio  Chrys.,  Aischines,  Lykurg,  Timaios,  Dion.  Halic,  Thuky- 
dides,  Arrian,  Pausanias,  Lysias,  Josephus,  Plutarch,  Herodian,An- 
dokides,  Herodot.  Die  Stücke  sind  in  ziemlich  engem  Anschluss  ans 
griechische  Original  geschrieben,  wie  der  Verfasser  selbst  in  der 
Vorrede  angibt  und  wie  ich  durch  die  Vergleichung  einzelner  mit  dem 
griechischen  Texte  bestätigt  gefunden  habe.  Wenn  unser  Übungsbuch 
mit  Erfolg  benützt  werden  soll,  muss  jedenfalls  vorausgesetzt  wer- 
den, dass  der  Übersetzung  ins  Griechische  viel  mehr  Zeit  gegönnt 
ist,  als  dies  nach  unserem  Lehrplan  der  Fall  ist.  Am  besten  zeigt 
dies  wohl  eine  Musterung  der  zu  Vorübungen  für  das  griechische 
Scriptum  beim  Abiturientenexamen  bestimmten  Stücke,  die  eine  er- 
hebliche Gewandtheit  im  Gebrauche  der  griechischen  Sprache  voi^- 
aussetzen.  Besonders  lobenswert  erscheint  mir  an  den  vorliegenden 
Exercitien  das  deutlich  ersichtliche  Streben  des  Verfassers,  dem 
deutschen  Ausdruck  ohne  Rücksicht  auf  den  Zweck  des  Buches  ge- 
recht zu  werden.  Eine  Frage  ist  es,  ob  das  in  älteren  Büchern  übliche 
Verfahren,  das  auch  der  Verfasser  unseres  Buches  befolgt,  jedem 
Stücke  die  als  unbekannt  vorauszusetzenden  Vocabeln  anzufügen, 
unsere  Billigung  verdient.  Ich  meinerseits  würde  ein  alphabetisch 
geordnetes,  sämmtliche  in  den  Übungsstücken  vorkommende  Vocabeln 
enthaltendes  Verzeichnis  entschieden  vorziehen  und  betrachte  das 
vom  Verfasser  beigegebene,  nach  den  Rubriken :  Krieg,  Staat,  Recht, 
Religion  geordnete  griechisch-lateinische  Vocabularium  nur  als  ein 
unzureichendes  Surrogat.  Den  Abschluss  bildet  ein  „Verzeichnis 
zusammengesetzter  Verba  mit  eigenthümlicher  Bedeutung".  Dan- 
kenswert ist  es,  dass  ein  besonders  gedrucktes  Verzeichnis  der  grie- 
chischen Originalstellen  durch  die  Verlagshandlung  zu  beziehen  ist 
Stichproben,  die  ich  anstellte,  ergaben  mir,  dass  in  demselben  größere 
Genauigkeit  herrschen  könnte;  Abtheilung  III,  5,  1  und  4,  III,  21, 
1  sind  die  Citate  Dem.  pro  cor.  p.  327,  308,  296  unrichtig.  —  Es 
unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  das  sorgfältig  ausgearbeitete,  von 
der  Verlagshandlung  hübsch  ausgestattete  Buch  sämmtlichen  Schul- 
männern aufs  beste  empfohlen  zu  werden  verdient^). 

7.  Das  von  Seyffert  zuerst  1864  herausgegebene,  nunmehr  in 
veränderter  Gestalt  in  7.  Auflage  vorliegende  Übungsbuch,  dessen 

')  Vgl.  Phil.  Rundschau  I,  p.  871  S. 


Orieebidche  ScholbQcber,  angez«  von  F.  Stolz 


095 


terausgabe  seit  0er  5.  AviÜuge  A.  vqü  Biiraberg  besorgt,  scb ließt 
leb  eng  an  itie  Franke'schö  Grammatik  au.  Zumal  die  CbiingsstQcko 
des  ersten  Theiles  seken  die  Kenntniü  der  Vocabeln,  «reiche  tu  den 
Decliriatiorit?!!  nnd  nonjugationen  io  «ier  oben  orw&bnteu  Grammatik 
angofOlirt  werden,  unbedingt  voraos.  Die  Übungsbeispiele  sind  in 
großer  Zahl  nnd  im  ganzen  mit  anerkennenswerter  Rücksichtnahme 
auf  ihre  inbaltlirbe  Seite  gegeben.  Freilich  st^'ißt  man  gerade  io  den 
ersten  sechs  Stücken  mitunter  auch  auf  gedankenarme  Sätze,  ein 
Übelstand,  der  sieh  übrigens  leicht  daraus  erklärt,  dass  in  diesen 
Stücken,  welche  zasammen  610  Sätze  umfassen ,  ilvm  das  ein- 
zige Verb  ist,  das  an  Stelle  dea  Prädicats»  beziehungsweise  als  Co- 
pola  fungiert.  Zur  Erreichung  größerer  Mannigfaltigkeit  würde  es 
mh  sehr  empfehlen,  das  Pi-asens  der  Verba  auf  -w  (mit  AusBcbloss 
der  Contracta)  gleich  zu  Anfang  lernen  zu  lassen  und  sofort  prak- 
ttscli  zu  verwerten,  zumal  auch  die  Einübung  einzelner  Casus  bie- 
durch  wesentlich  erleichtert  wird.  Für  unpassend  halte  ich  die  Wie- 
derholung nahezu  gleicher  Sätze,  wie  z.  B.  Via,  1  ^Der  Weg  der 
Schmach  ist  breiter,  als  der  der  Ehre"  und  ib-  29  ^der  Weg  zum 
Hades  ist  breiter  als  der  zum  Himmel",  Ylb,  24  ^Pindar  sagt,  das 
Wasser  sei  das  beste*^,  und  25  ^,  Viele  Schfller  sagen,  das  Frühstück 
sei  das  beste",  und  Vlllb,  35  „Einem  Durstenden  ist  auch  warmes 
Wasser  angenehm"  nnd  36  ^Etnem  Durstenden  ist  Wasser  das  an- 

»jmahmste^.  So  erseheint  Xh,  ^6 — 38  in  drei  Sätzen  lantereinander 
^4H!^Terbnm  „processieren**,  nachdem  bereits  im  gleichen  Stücke 
Üir  14,  Satz  gelautet:  „Eilet  nicht  zu  proc^ssieren".  Ähnliche  Häu- 
fung von  Sätzen  mit  dem  gleichen  Verbum  noch  Xllb.  7—9,  XVIIT 
4^ — 10.  Auch  dürften  ümkehrungen  Yorangehender  activer  Satze,  wie 
VIII c,  6  ,,Die  Seele  des  Menschen  wird  durch  Knnst  befreit*  besser 
dem  Lehrer  überlassen  bleiben.  Ähnliche  unbedeutende  Äjiderailgeü 
sind  auch  IX,  16  und  17,  XI,  20  und  21.  Auch  durfte  ea  sich  em- 
pfehlen, fehlerhafte  Satzverbindungen  unter  allen  UmiStftaden  zu 
vermiMden.  Den  Satz  „Regulus,  von  den  Karthagern  nach  Rom  ge- 
schickt, um  die  Gefangenen  loszukaufen,  da  er  die  Freiheit  erlangen 
konnte,  wenn  er  dies  dnrclisetzte,  wollte  nicht*  (XXVI,  43)  würde 
ich  unter  keinmi  Umstanden  stehen  lassen.  Schüler  können  nicht  so 
scharf  unterscheiden,  was  richtig,  was  fehlerhaft  ist,  und  so  begeg- 
net mao  ähnlichen  ungeheuerlichen  Sätzen  dann  gelegentlich  auch  in 
deutseben  Aufsätzen,  wohin  sie  sicher  nicht  gehören.  Doch  um  nicht 
in  weitläniig  zu  werden,  breche  ich  ab,  und  gebe  zum  zweiten  The  11 
-(ber,  d(!r  in  8echs  Abschnitten  tMnzelne  Beispiele  zur  Einübung  der 
Qyatax,  51  gi^ßere  zusammenhängende  Stücke  und  endlich  22  Mfi- 
lAplirasen  aus  den  vier  ersten  Biichern  von  Xenophons  AnabtL^is  ent- 
hält Die  Beispiele  zur  Einübung  der  Sjntax  bieten  dem  Lehrer  eine 
mannigfache  Auswahl,  zumal  danach  den  einzelnen  Abschnitten  noch 
Verweisungen  auf  die  anderen  Stücke  stoihen,  in  denen  gleichartige 
Uze  vorkommen.  Die  zahlraichen  Wiederholungen  aus  dem  ersten 
leil  scheinen  mir  kaum  ni»thwendig.  Ich  lasse  mich  nicht  weiter 
aaf  Bemerkungen  Ober  den  Inhalt  nnd  die  sprachliche  Form  mancher 


030  Griechische  Schulbücher,  angez   von  F.  Stolz. 

Sätze  ein,  obwohl  mitunter  Gelegenheit  geboten  wäre.  Was  denkt 
sich  z.  B.  der  Schüler  bei  dem  Satze:  „Diejenigen,  welche  wenig  G^ 
setze  gebrauchen,  brauchen  nicht  viele  Gesetze"  (II.  Thl.  IV  b,  167 
=  I.  Thl.  XVII,  15)  ?  Wohl  nui-  eine  Concession  für  die  Übertragung 
ins  Griechische  ist  II.  Thl.  IV  c,  25  =  I.  Thl.  XUa,  23:  „Das  Gute 
ist  nicht  dasselbe  mit  dem  Angenehmen  noch  das  Böse  mit  dem  Un- 
angenehmen^. Fügungen,  wie  Vc,  180:  „Man  nennt  undankbar  dieje- 
nigen, welcho  Wohlthaten  empfangen  haben,  wenn  sie,  obwohl  sie  Dank 
abstatten  konnteu,  nicht  abgestattet  haben^  müssen  ebenso  ver- 
mieden werden  wie  Ve,  149;  „Philipp  nach  der  Schlacht  bei  Cha- 
ronea  befahl  seinen  Dienern  usw''.  —  Die  zusammenhängenden 
Stücke  sind  zum  großen  Theile  der  griechischen  Geschichte  ent- 
nommen, mehrere  auch  der  römischen.  Anknüpfungspunkte  an  die  in 
unseren  Gymnasien  gelesenen  Classiker  ergeben  sich  hiebei  selten, 
wenn  man  von  den  zahlreichen  Verweisungen  auf  XenophonsAnabasiB 
absieht,  die  sämmtliche  Stücke  in  großer  Zahl  begleiten.  — 
Im  ganzen  ist  dies  Übungsbuch  sicher  wert,  zum  Gebrauche 
bestens  empfohlen  zu  werden.  Zum  Schlüsse  bemerke  ich  noch,  daee 
Oberlehrer  Dr.  Matthias  in  Bochum  zum  zweiten  Theile  unsereB 
Übungsbuches  fortlaufende  Verweisungen  auf  Kochs  Grammatik  zu- 
sammengestellt hat,  welche  die  Verlagshandlung  auf  Verlangen 
gratis  zur  Verfügung  zu  stellen  bereit  ist. 

8.  Wetzel  s  Übungsbuch  soll  den  Schüler  auf  die  Leetüre  dei' 
Anabasis  vorbereiten.  Dabei  hat  der  Verfasser,  der  sich  hierüber 
in  der  Vorrede  näher  ausspricht,  zunächst  den  Grundsatz  befolgt, 
seltene  Erscheinungen  der  griechischen  Formenlehre  (z.  B.  die 
sogenannten  Contraeta,  die  attische  Declination,  unregelmäßige  Com- 
parative  und  Superlative,  sämmtliche  Dualformen)  nicht  zu  berück- 
sichtigen und  so  den  Lernstoff  auf  das  geringste  Maß  zu  reduderen. 

An  und  für  sich  ist  dieser  Grundsatz  löblich ;  der  Verfasser 
scheint  mir  aber  in  der  Ausführung  desselben  fast  zu  weit  gegangen  zu 
sein.  Er  schränkt  selbstverständlich  auch  die  Zahl  der  Vocabeln  so 
viel  als  möglich  ein,  kommt  aber  dadurch  in  die  Lage,  durch  An- 
wendung desselben  Vorbums  ziemliche  Eintönigkeit  in  den  Beispielen 
zu  bewirken.  Man  vgl.  z.  B.  St.  34,  35,  36,  39,  54,  56,  57,  69,  wo 
der  Eeihe  nach  die  Verba  "^naidevio,  noQevofiai,  jcaiofÄai^  q>iXi€a, 
TVßid'Wf  antworten,  fliehen,  Gesetze  geben*  die  angedeutete  BoUe 
spielen.  Allerdings  mag  dieser  Übelstand  dem  Bestreben  entspringen, 
ein  häufig  gebrauchtes  Wort  dem  Schüler  oft  vorzuführen ;  ich  denke 
aber,  man  kann  es  der  Einsicht  eines  verständigen  Lehrers  über- 
lassen, für  die  Einprägung  zu  sorgen,  ohne  ein  Übungsstück  mit 
den  Formen  dieses  oder  jenes  Verbums  beinahe  anzufüllen.  Denn 
man  darf  doch  nicht  außeracht  lassen,  dass  dem  Schüler  auch  in- 
haltlich das  möglichste  geboten  werden  muss,  uud  dies  wird  gewiss 
zum  Theil  auch  durch  Abwechslung  in  der  Wahl  der  Beispiele  er- 
zielt. Das  Streben,  möglichst  einfache  Beispiele  zu  wählen  hat  den 
Verfasser  leider  nicht  selten  auch  nichtssagende  Beispiele  auswählen 
lassen;  besonders  scheint  es  mir  nicht  gut,  um  dies  gleich  im  all- 


Scbalbach«r,  anfasr  fOQ 


hoD  zu  b^merkeiir  dafis  ^o  ungetnoiu  häufig  die  pt^rgotiUchen 
_  d  auch  andere  Prouomina  das  Babject  reprä^öDÜerea.  So  »teheu 
Sl  26  üDinittelbar  hinter  eiüander:  Ich  bin  euch  wohlgesinnt.  Du 
bi&t  UDB  wohlgesiont.  Ihr  i^etd  mir  wohlgesinnt.  Ich  liebe  Dich,  Du 
Hiebst  aaich,  wir  sind  Freunde,  Wenn  auch  das  Stück  dio  Proao* 
mina  bt^handelt,  hätten  sich  doch  vielleicht  etwa«)  wenigrer  eiAfOi'* 
mige  Übuugssatze  finden  lassen.  Ähnlicbe  Sätze  finden  s»icü  fast  in 
ji»dem  Stücke.  Inhaltlich  unbedeutende  Sätze  sind  ziemltcti  häu- 
fig. Man  vgh  z.  B.  folgijudo:  Das  Mahl  der  8oldat«in  ist  in  dem  Dorte 
{%,  8),  d«r  Flusä  ist  breit,  die  Wege  des  Waldes  sind  breit  (§.  18), 

Itni  Wasser  sind  Fißch«),  die  Wachtfeuer  siud  auf  den  ßergen  (§.  20), 
mit  i^fitjtqa  onka  ßcLQtitqa  kau  luiv  tfteri^y  {%,  26),  Eine  Reihe 
Lieber  Stoe  sltht  in  §.  27,  43.  Ich  führe  noch  beispielsweiie  au: 
Sie  Feldherrn  führten  die  Soldaten  EUBammen  (§.  38),  die  Feinde 
sollen  sich  gewendet  haben  (§.  58),  dio  Beiter  werden  gegen  den 
Hügel  leiten  (§,  63)  usw.  In  dieser  Hinsicht  erscheint  uns  nach 
dem  Geäagten  das  vorliegende  Übungsbuch  nicht  entsprechend  und 
inüj^ätcu  bei  einer  allfälligen  neuen  Auflage  erhebliche  Verbesserun- 
geu  augebracht  werden.  Dem  Texte  des  Übungsbuches  ist  ein  Va> 
cabel Verzeichnis,  geordnet  nach  den  einzelnen  Wortoiassen  und  ge- 
sondert fdr  jedes  einzelne  Stück,  beigegeben.  Dies  ist  im  rrioc/p 
zu  billigen,  in  der  Praxis  aber  doch  wohl  ein  alphabetisches 
Verzeichnis  vorzuziehen.  Bei  der  größten  Strenge  de.s  Lehrers  und 

rßewissenhaftigkeit  des  Schülers  wird  es  doch  manchmal,  vielleicht 
iogar  nicht  selten  vorkommen,  dass  der  Seh ö  1er  ein  Wort  vergessen 
hat,  das  er  bei  der  Anordnung  der  VocabeJn,  wie  Hie  in  unserem 
ÜbuDgsbuche  besteht,  nur  mit  ziemlichem  Zeitaufwande  wird  finden 
I  können.  —  Die  nothweudtgen  syntaktischen  Bemerkungen  sind  in 
Form  eines  Aühanges  von  Stück  zu  Stock  gegeben,  Sie  sind  zwecks 
*>ntöprechi*!td.  Tiur  manchmal  zu  weitlAufig.  Dnss  dio  Paradigmen  von 
I      i'xoj  und  '  i^«3n  worden  (§.  l  und  26)   ist  doch  übei-fiössig  j 

ebenso  flu  i  -  hüler  das  über  die  Encirticä  Bemerkte  u,  a.  in 

I      der  Grammatik  ebenso  deutlich.  So  voitheilhaft  für  den  Unterricht 
es  ist,  dem  Schäler  wo  möglich  nur  den  Text  zur  Übertragung  vor- 
zulegen,   wie  es  im  wesentlichen  in  unserem  Obungsbuche  geschieht 
(abgesehen  von  einzelnen  Hinweisen,  die  jedem  Stücke  unmittelbar 
angefftgt  sind),  ebenso  wünschenswert  ist  es  und  unerlässlich,  dass 
der  SchÜli?r  immer  wieder  auf  die  bereits  gelernte  Eege!  verwiesen 
erde.  Ich  wünschte  daher  häufiger  Noten  unter  dem  Text,  in  denen 
f  die   grammatischen  Bemerkungen   des  Anhanges   hingewiesen 
rde.  Passend  wäre  eine  Anmerkung  tu  üqfaJUJ  (§.  56).    Zu  cor- 
ieren  ist  fi,  51,  Satz  17  Xerxes  statt  Cyrus,  g.  65,  S.  9  *Bernhml 
das  Arr  he'  für  'Berühmt  ist  das  Pythagor&ische*,  §.  75, 

22  :i{fij  M)fc  statt  Tt^Oyh^fiatotg. 

t*.  1  i    \r    jv  i>^  Gott8chick*schen  Lesebuches 

esolbt'ii  IM  1,   I    -fiuge  ich  mich  hinsichtlich  der  Ein- 

lehtci.i-   i.     Haches  auf  Jahrgang  IX  (1858),  S.  284— «6  dieser 

chikü  ^u  verweisen^  wo  die  dritte  Auflage  nnsei^es  Buches  von 

41* 


6S8  Griechische  Schulbücher,  angez.  von  jP.  Stoh. 

Prof.  Schenkl  eine  im  ganzen  anerkennende  Kritik  erfahren  hat  Di» 
seit  der  dritten  Auflage  vorgenommenen  Verändernngen  beziehen 
sich  vornehmlich  anf  die  Hinzufügung  einzelner  zusammenhängender 
Lesestücke  und  die  Entfernung  von  einigen  einzelne  Sätzen.  Der 
siebenten  Auflage  sind  zum  erstenmale  am  Anfang  noch  fünf  Ab* 
schnitte  beigegeben  worden. 

Dabei  hätte  II,  12  und  Y,  23  nicht  übersehen  werden  sollen, 
dass  der  Gebrauch  des  Optativs  mit  av,  der  hier  dem  Schüler  zuerst 
entgegen  tritt,  einer  Erklärung  bedarf,  die  —  nach  der  früheren 
Einrichtung  vollkommen  entsprechend  —  erst  S.  12,  Anm.  3  ge- 
geben wird.  Allzu  ähnliche  Sätze,  wie  I,  19  und  IV,  6  [^H  %üv  Aa^ 
xaivüv  Ttaidda  aulr/Qa  ^v  und  ^H  twv  Aax£Öai/novuov  dtaita 
aycXwa  ^v]  und  III,  1  und  IV,  1  ['0  Xoyog  itöwXov  Iqyov  iativ 
und  0  Xoyog  SQyov  OKia  iaviv]  sollten  wohl  nicht  vorkommen. 

n. 

1.  C.  Schmelzer,  Entwürfe  zu  griechischen  Exercitien.   Leipxig 

1881,  Teubner.  60  SS. 

2.  C.  Schmelzer^  Oriechisohe  Syntax  für  die  oberen  Gymnasial- 

classen.  Leipzig  1881.  Teobner.  39  SS. 

3.  E.  Kurz,  Aufgaben  zum  Übersetzen  ins  Griechische  für  die 

oberen  Gymnasialclassen.  München  1882,  J.  Lindanersche  Bach- 
haodlang.  90  SS. 

4.  Dr.  B.  Schnee,  Griechischer  Lernstoff  für  Quarta.  Hamburg 

1881,  G.  £.  Nolte.  54  SS. 

5.  Dr.  li.  Schnee,  Griechisches  Übungsbuch  für  Quarta.  Hamburg 

1882,  G.  E.  Nolte.  89  SS. 

6.  Dr.  G.  Dzialas  Griechisches  Übungsbuch  zum  Übersetzen 

a.  d.  Griech.  ins  Deutsche  und  umgekehrt  für  die  untereD 
Stafen.  Zweite  verbesserte  Auflage.  Berlin  1881.  L.  Simion.  I.  ThL 
VII  und  113  SS.  IL  Thl.  IV  und  138  SS. 

1 .  Den  Inhalt  derSchmelzerschen  Exercitien  bilden  Fabeln 
(1  bis  4,  30—39),  Abschnitte  aus  Dunckers  Geschichte  (7 — 14,  77 
bifj  80),  aus  G.  Weber  (15—29),  aus  E.  Curtius'  griechischer  Ge- 
schichte (41—76);  Stück  5  bietet  einen  Abschnitt  aus  Göthe  „Das 
Märchen^.  Durchaus  zu  billigen  ist  das  Streben  des  Verfassers,  dem 
Schüler  zur  Übersetzung  nur  solche  Stücke  vorzulegen,  welche  in 
formgewandtem  deutschem  Ausdrucke  abgefasst  sind ;  doch  will  es 
mir  scheinen,  dass  trotz  der  den  einzelnen  Stücken  angefügten 
Anmerkungen  dem  Schüler  viel  zugemuthet  wird.  Für  unsere  Schüler 
wäre  das  Büchlein  zum  Theile  nicht  zu  verwenden,  zumal  da  ihnen 
nur  für  jene  Pai^tien,  die  an  Herodots  oder  Xenophons  Erz&hlnng 
sich  anschließen,  griechische  Originale  zur  Verfügung  stehen; 
die  Leetüre  des  Thukydides,  die  für  die  Übertragung  der  aus  B. 
Curtius*  Geschichte  entlehnten  Abschnitte  von  dem  größten  Vortheil 
sein  würde,  kann  keinem  unserer  Gymnasiasten  zugemuthet 
werden.  Die  zum  Theil  großen  Schwierigkeiten  haben  denn  auch 
nicht  selten  die  Übertragung  ganzer  Sätze  oder  größerer  Abschnitte 


G  riech iscbe  Schulb^eber.  au^^o^.  von  F,  Stolz, 


tisg 


4iothwendr^  gemacht,  so  beispielsweise  St  47»  3;  50.  .H;  53,  4:  55, 
6;  57,  5;  58  (hier  ist  göradetu  die  Hälfte  des  Stückes  übertriigen)  ; 
62,  1*  4;  69«  4«  Wenn  man  hievon  absieht,  köuneu  sowohl  die  Wahl 
des  Stoffes  als  auch  die  beigegebenen  AumerkuTigen  voUkommeti  ge- 
billigt word**n.  St.  27»  12  ist  dnoXkiio  (sie  gaben  den  Gedanken 
«iner  Landung  aunUrnckfehler  für  mtokrjyo*,  8,  20,  Z,  2  v.  u.  Vor- 
«taades  für  Verstandes.  Einigemal  sind  Accente  abgesprungen, 
m  S.  28,  Z.  21  V.  o.  ß(i^t^\  ^-  '^4,  Z.  12  w  o,  fialtava. 

2.  Wenn  es  in  der  Vorrede  des  au  zweiter  Stelle  genannten 
Büchleins  heißt,  der  Verfasser  habe  es  versucht^  das  Deutsche  zum 
Vergleiche  mit  dem  Griechischen  heranzuziehen,  so  mass  man  ent- 
«cäieden  auf  das  „versucht"  ein  Hauptgewicht  legen  j  denn  abge- 
sehen von  einigen  i^oetischeu  Beispielen,  die  vornehmlich  auf  den 
ersten  Seiten  figurieren,  habe  ich  nicht  viel  von  dem  eben  erwähnten 
Streben  des  Verfassers  merken  können.  Dagegen  mnss  ich  es  von 
Turne  herein  als  einen  erheblichen  Mangel  eines  zum  Gebrauche  für 
Schüler,  wenn  auch  der  Oberclassen,  bestimmten  Lehrbuches  be- 
ceiebneD,  dass  den  griechischen  Worten  die  doutscbe  Bedeutung  m 
sehr  vielen  Fallen  nicht  beigefugt  ist.  Wer  mit  dem  Factor  „Ver- 
geeslichkeit'^  rechnet,  wird  es  mit  mir  als  dringend  noth wendig  be- 
zeichnen, dass  dieselbe  überall  beigegeben  werde.  Ein  Abriss  der 
Syntax,  wie  der  vorliegende,  muss  ferner  vor  allem  sehr  übersichtlich 
angeorduot  und  möglichst  nach  streng  geschiedenen  Kategorien  ge* 
ordnet  sein:  io  dem  vorliegenden  vcrmisst  man  dies  am  meisten  bei 
der  Lehre  vom  Inßiutiv  uud  Farticip.  Ich  muss  ferner  hervorheben, 
dsss  in  der  Casualehre  leider  die  localistische  Theorie  dominiert,  ob- 
■chon  geradtt  hier  sehr  brauchbare  Vorarbeiten  vorlagen,  die  eine  an- 
d^'  ilung  des  Gegi^nstandes  dringend  geboten.    Ich  glaube, 

S'^  i  wir  in  der  lilrkeuntuis  nachgerade  gekommen^  dass  wir 

nicht  mehr  aus  der  augebltcheu  raumlichen  Grundbedeutung  <lie  Ge* 
brauchäweisen  des  üeneiivs,  Dativs  und  Accusativs  ableiten,  wi«  es 
IQ  unserer  Santax  geschieht.  Dass  hingegen  auch  eine  für  Schüler 
berochnett)  Syntai  die  neueren  Forschungen  verwerten  kann  und  in- 
«rieferue  hiebei  di^r  Gebrauch  der  einzelnen  Casus  viel  treffendere 
und  natürlichere  Erklärung  tiudet,  darüber  gibt  am  besten  Holz- 
wei0igs  griechische  Syutai  Auf^chluss.  Auch  im  einzelnen  müsste 
bei  der  Casustehr«^  mauchos  nachgetrageu  werden.  So  vermisst  man 
beim  Genetiv  die  Verba  des  Erinnern»  und  Vergessens.  Sorgens  nnd 
Vernachlässigens.  Genießen»,  Hinderns,  Anfangens,  Aufhörens.  Der 

b^t.  ethtcus  ist  zusamm^^:  '  lioni^,  der  dop- 

^^■Itf  AccQjtativ  wird  gur 

^^B        In  der  Tempuslehre  wird    dt*r   '  od    von  Zeitart  und 

PHUistnfe,  der  für  da»«  Verstindnisgevad«  taiich  t^t  (vgl  nnter 

anderea  Delbrück  Gnindl.  d.  griech.  Syntax  S.  HO  fj,  nicht  hervor- 
gebobtfti.  Fast  m^chti«  mein  glauben,  Imperfect  nnd  Aorist  seien 
gleichbedentend,  wenn  man  %.  37  liest:  ,,V^on  vielen  Verben,  welche 
eine  dauerndo  K     *  '  r  i«tnen  daiuTuden  Zustand  bezeichnen, 

^braucht  der  ^^  las  Imperfect  als  den  AotUt/     \^^«sä 


640  Griechische  Schalbücher,  angez.  von  F.  Stolz, 

der  Grieche  es  liebe,  die  Negationen  zu  hänfen,  wird  zwar  §.  74  er- 
wähnt, dabei  aber  eine  genauer  stilisierte,  keineswegs  überflüssige 
Kegel  über  den  Gebrauch  mehrerer  verbundener  Negationen  vermisst. 
Wenn  es  in  der  Anmerkung  zu  §.  61,  3  heißt,  in  Beispielen 
wie  Tov  7toT€  Ol  KivvQrfi  dwxs  ^etvrjtov  eivat  (-//  20)  o^erovdi  vtg 
iöTiv  ccQfjv  xat  loiyov  afivvac  {V  489)  seien  die  Infinitive  von  top 
sc.  x^ioQTpca  und  rig  abhängig,  vermisst  man  die  richtige  Grandan- 
schauung von  der  Bedeutung  des  Infinitivs.  Doch  ich  breche  ab,  um 
nicht  zu  weitläufig  zu  werden.  Nach  den  gegebenen  Proben  wird  das 
Urtheil  gerechtfertigt  erscheinen,  dass  die  vorliegende  Syntax  gegen» 
über  anderen  schon  früher  vorhandenen  Arbeiten  dieser  Art  keines- 
wegs etwas  voraus  hat  und  darum  auch  schwerlich  auf  großen  Bei- 
fall wird  rechnen  dürfen. 

3.  Das  an  dritter  Stelle  namhaft  gemachte  Buch  von  Kurz 
enthält  54  Stücke  fast  ausschließlich  historischen  Inhalts.  In  der 
Auswahl  hat  sich  der  Verfasser  nicht  auf  die  griechische  Geschichte 
beschränkt,  sondern  seine  Stoffe  der  allgemeinen  Geschichte  über- 
haupt entnommen.  Bei  dem  nach  unserem  Lehrplane  dem  griechi- 
schen Unterricht  gewidmeten  Zeitausmaße  kann  freilich  die  freie 
Übersetzung  aus  dem  Deutschen  ins  Griechische  nicht  so  betrieben 
werden,  als  es  für  die  richtige  Erlernung  der  Sprache  nothwendig 
wäre,  und  Übertragungen  ins  Griechische  lassen  sich  bei  diesen  Ver- 
hältnissen in  der  Kegel  nur  im  engen  Anschluss  an  die  Leetüre  vor- 
nehmen. Was  unser  Buch  anbelangt,  so  ist  die  Wahl  der  Stoffe  und 
die  Diction  fast  durchaus  entsprechend,  der  Ausdruck  nirgends 
zu  schwierig.  Die  sonst  in  ähnlichen  Büchern  üblichen  Anmerkungen 
unter  dem  Texte  finden  sich  in  unserer  Sammlung  nicht;  ein 
alphabetisch  angelegtes  Wörterbuch  gibt  die  nöthigen  Aufschlüsse 
und  zwar  häufig  in  der  Art,  dass  der  Schüler  durch  die  Fassung 
der  Bemerkungen  in  die  Nothwendigkeit  versetzt  wird,  durch 
eigenes  Nachdenken  die  richtige  Construction  und  Fügung  aas- 
findig zu  machen.  Man  vgl.  z.  B.  Möglichkeit  yiyvofiai  26,  allein 
lAOvoofAai  Perfect  36  (die  Nummern  verweisen  auf  das  betreffende 
Stück).  Zahlreiche  Stichproben  ließen  das  Glossar  ziemlich  voll- 
standig  erscheinen,  doch  vermisste  ich  folgende,  allerdings  zumTheil 
als  bekannt  vorauszusetzende  Worte:  Prinz,  Waffenstillstand,  Frans, 
Verlegenheit  (in  —  sein),  Gefährte,  Geselle,  Doctor  (Arzt),  dünke, 
Gelegenheit,  widerfahren,  Ochs,  Trunkenheit,  abfallen  ^). 

4.  Schnee*s  Büchlein  gibt  im  Anschlüsse  an  Bambergs  ,|Grie- 
chische  Formenlehre"  den  Lernstoff  für  Quarta,  in  rein  gedächinis- 
mäßiger  Weise  angeordnet.  Es  braucht  wohl  kaum  angedeutet  in 
werden,  dass  derartige  mechanische  Behandlungsweise  unseren  Bei- 
fall nicht  finden  kann.  Aber  abgesehen  hievon  scheint  mir  auch  der 
Ausdruck  nicht  immer  glücklich  gewählt.  Dafür  ein  paar  Beispiele. 
S.  26  (§.  19)  heißt  es:  „Von  Adjectiven  auf  og  haben  iW,  -caTog 
mit  Ausstoßung  von  ^  alaxqoq"'  usw.  S.  38  liest  man:    „Das 

")  Vgl.  Phil.  Rundschau  I,  196. 


Griecbisebe  Schnlböcher,  angez.  von  F,  Stoh. 


Ul 


[ftugmentutii  syllabjcam  ht  im  Perfectum  und  Plusquamperfectum 
atur.  ill.)  verscbiedeu  von  dem  der  aadoren  Tompura  und  bellet 
ßedüplicatiüii'*,  und  S.  39:  „Das  augn»,  &yll.  der  übrigen  bistori- 
sehen  Tempora'^)  ist  i,  das  im  PlDsquainpeifect  vor  die  Redupllcation 
tritt.*  S.  52  (§.  35)  stebt:  Nur  wenige  Verbii  *)  babeii  schon  im 
Prtoeus  das  j  ohne  Spur  verloren,  i.  B.  v^ituo,  /tuvoj,  ötQW*  Zu  ta- 
deln ist  ferner,  dass  §.  3  und  auch  soust  nirgends  von  di5n  £uclittcü 
gesprochen  wird^  während  S.  2d  da6  uubohtimmte  Pronomen  ttg  tt 
als  enklitisch  erwAbnt  wird.  Das  Beispiel  ßißXi(f'a  (S.  47,  §.  82) 
ist  nicht  glücklich  gewählt«  Zum  Scblnsso  Yer7.e)cl]ue  ich  einige 
Druckfehler:  S.  21, Z.  5v.  u.  tajttJ-i'C  «tatt  «(7Xü-^*t;(i"i  Paradigma!), 
S,  22.  Z.  13  V.  0.  fdiK  statt  fiUg,  S,  39,  Z.  7  v,  o.  d^ciiVo  j^tatt 
x^^vw  (nebpn  rt^^ai'^Ka),  S.  53,  Z.  3  v.  o.  ffttava  statt  httai^a, 

5.  Das  Seh  riPö 'sehe  Übungsbuch  ffir  dt©  unterste  Stuf »»  des 
Unterrichtes  in  der  griechischen  Sprache  schließt  sich  eng  an  des^selben 
Verlaesera  „Griechischer  Lernytoff  für  Quarta"  an,  und  dfjtO^,  wenn 
auch  in  der  Vorrede  betont  wird,  es  aei,  da  ein  griecbiscb-dout^beg 
wiedemtach-griechischesWörterverzeichnis beigegeben  sei,  neben  allen 
Graromaiiken  zu  gebrauchen,  t^ich  trotzdem  nur  unter  der  Voraiia- 
setxnng  dgnen,  dass  bdide  Bücher  zusammen  in  Gebrauch  genom- 
men werden.  Unter  allen  Umständen  müsste  die  in  Verwondnng  ste- 
hende Grammatik  eine  solche  alten  Schlages  sein,  da  in  dem  Lern- 
stoff dio  Metliodo  der  Alteren  Grammatiken  befolgt  ist« 

In  der  Anordnung  des  Stoffes  weicht  uuser  Übungftboch  von 
den  übrigen  darin  ah,  dass  dio  O-Declinution  die  erute  Stelle  ein- 
nimmt,  dieser  dio  A-Declination  folgt ;  was  fiir  ein  praktischer  Wort 
darin  liegen  soll,  ist  mir»  offen  gestanden,  nicht  recht  klar;  viel- 
leicht ist  eF!  dc«ähalh  geschehen,  weil  die  Adjective  und  deren  Oom- 
paration  uoniittel bar  nach  den  Substantiven  durchgenommen  werden. 
Neben  der  0-Declinatian  wird  das  Präüens  der  Verba  auf  -iü,  neben 
der  A-Üec)tnatioii  da,s  PassiTum.  neben  der  consonan tischen  da<i  Im- 
pftrfect  dieser  Verba  eingeübt  Es  folgen  sodann  die  Subatantiva  der 
dritten  Declination  (darunter  auch  nach  den  VocalstÄmmen  die  Cod- 
tracta  der  ersten  und  zweiten  Declination),  die  Adjectlva,  endlich 
die  anomalen  Substantiv»  und  Adjecttva  dieser  Declination  nnd  di« 
Zahlwftrtcr.  Da«  Verbum  igt  wesentlich  nach  Art  der  Öbungsböchor 
alteren  Schlages  angeordnet:  nämmtliche  Tempora  der  verba  pura 
(ActiTt  Passiv,  Medium),  verba  contracU,  muta,  tempora  secunda, 
yerba  liquida.  Ich  kann  mich  nicht  enthalten,  das  After  vorge- 
brachte Btnlenkon  neuerdings  xu  betonen,  da^s  auf  di^^etn  Wege  das 
ZmuLmmengehörige  serrissen    und    hieilurch    die  T  '    gcst^Vt 

wird:  denn  daea  durch  die  £u8anunenhängende  ßi^  ;  flammt- 

lieber  Temponi  der  verba  pura  usw,^  etwa  die  Ühersichi  gefördert 
werde,  ist  nur  Schein,  Da  die  Tempusbilduug  im  wesentlichen  die- 
iiflbe  i»t,  ob  daa  Verbum  purum,  rnntum  usw.  ist,  hat  dns  Tempus 

^)  Aläu  Lttt  auch  daa  Perfect  oin  historisches  Tempus« 


042  Griechische  Schulbücher,  angez.  ?on  jP.  Stolz. 

die  Einheit  zu  schaffen,  nicht  der  zufällig  verschiedene  Stammes- 
auslaut. Doch  genug  hieven.  Was  die  Auswahl  der  Beispiele  in  un- 
serem Übungsbuche  anbelangt,  so  sind  nicht  wenige  in  dem  ersten 
Theil  nichtssagender  und  gehaltloser,  als  sie  es  bei  dem  allerdings 
beschräukteu  Stoffe  sein  müssten.  Man  vergleiche:  Oigca  t^  ^ivffi 
TO  zo^ov  (I),  die  Pferde  waren  in  der  Ebene  (I),  oi  Xtitiol  Tjaav 
iv  T(^  dyQf^  Tov  adei/pov  (II),  Wir  sehen  die  Augen  des  Adlers  (II), 
Wir  vertrauen  dem  Vertrage  des  Feldherrn  (V),  Die  Weinstöcke  der 
ganzen  Insel  werden  von  den  Feinden  im  Zorn  zerstört  (VII  B), 
XIV  A  I.  Die  Strafe  der  beiden  Diebe  ist  hart  usw. 

In  den  späteren  Stücken  tritt  dieser  Obelstand  nicht  mehr  zu 
Tage ;  vielmehr  sind  die  größtentheils  dem  historischen  Gebiete  ent- 
nommenen Sätze,  sowie  auch  einige  zusammenhängende  Stücke  im 
ganzen  recht  passend.  Es  schiene  mir  wünschenswert,  dass  mit  ge- 
legentlichen grammatischen  Bemerkungen  nicht  so  gekargt  würde, 
wie  es  in  unserem  Büchlein  geschehen  ist;  hievon  einige  Beispiele. 
XVII  A  wäre  zu  dem  Gebrauche  des  Artikels  in  Vo  ylavxag  Lk&rj' 
vag  q>iqeiv  eine  Bemerkung  nicht  überflüssig ;  desgleichen  XXVIII 
zum  gen.  temporis  xfig  vvxrog;  XL  VI  zu  ^ixxalei  zovg  iv  aXaei  rix- 
TtJiAivovg  Xiywv  avrovg  Xvtqovv  scheint  eine  Bemerkung  noth- 
wendig  betreffs  der  griechischen  Eigenthümlichkeit  der  Setzung  des 
bloßen  Infinitivs.  Vielleicht  mag  auch  früher  schon  ein  ähnliches 
Beispiel  stehen,  aber  eine  Bemerkung  hierüber  habe  ich  nicht  gesehen. 

Ungenau  ist  die  Anmerkung  2  auf  S.  33:  „Der  negative  Im- 
perativ Aoristi  wird  durch  den  Conjunctiv  umschrieben". 

Der  Wortindex  dürfte  ohne  Zweifel  in  der  Angabe  griechischer 
vom  Deutschon  abweichender  Constructionen  von  Verben  genauer 
sein ;  so  fehlt  z.  B.  bei  naiw,  xQivü)  jede  Angabe,  obwohl  beide 
Verba  wiederholt  vorkommen. 

Ein  schlimmer  Druckfehler  (abgesehen  von  abgesprungenen 
Accenten)  ist  xarexo/rijeroiv  für  xarexo/ri^av  S.  53,  St.  L,  1. 

6.  Die  erste  Auflage  dos  an  letzter  Stelle  namhaft  gemachten 
Übungsbuches  ist  bereits  im  Jahrgang  XXVIII  dieser  Zeitschrift 
(1877),  S.  440—442  von  A.  Goldbacher  einer  sorgfältigen  Kritik 
unterzogen  worden,  welche  mit  Recht  hervorhebt,  dass  das  Buch 
„sowohl  durch  seine  äußere  Ausstattung  als  anch  durch  seinen  In- 
halt den  besten  Eindruck"*  mache.  Ich  schließe  mich  im  ganzen  gern 
dem  eben  vorgebrachten  Urtheil  an ;  doch  scheint  mir  der  Umfang 
unseres  Übungsbuches  fast  ein  zu  bedeutender  zu  sein.  Im  übrigen 
verweise  ich  die  Leser  dieser  Zeitschrift  auf  die  früher  erwähnte 
Becension  der  ersten  Auflage  und  kann  dies  mit  Fug  and  Rocht  thun, 
da  außer  geringen,  gleich  namhaft  zu  machenden  Abänderungen  die 
Einrichtung  des  Buches  gleich  geblieben  ist.  Diese  Änderungen  be- 
ziehen sich  darauf,  dass  die  von  A.  Goldbacher  gemachten  Ausstel- 
lungen und  Berichtigungen  hinsichtlich  unpassender  Sätze,  schlechter 
Satzfügung,  des  Gebrauches  seltener  oder  später  Formen  fast  über- 
all gebärend  berücksichtigt  sind.  Desgleichen  wurde  das  Lexikon 
2um  ersten  Theile  in  der  Weise  abgeändert,   dass  zuerst  die  am 


GnechiEch«»  Scbalbttchcr,  angex.  toq  F,  Stdi, 


U^ 


hltifig»teu  vorkommeadea  Worte  ab  Stoff  zum  Aaswendiglernen  zu 
jedem  einzelnen  Paragraphoü  unddanD  ehi  toll  V sindiges  griochischee, 
und  deutscheg  Wörterverzeichois,  wie  esßoldbiicsher  gewünscht  hatis 
gegeben  ist.  Vervollständigt  wurde  auch  das  Wörterverzeichnis  zum 
zweiten  Theile,  neu  hinzugekommen  sind  in  demselbea  die  Stücke 
28  a  und  29  a,  Beispiele  zaiEinöbung  der  Verba  der  Inchoativ-  un  d 
e*Clad8e  enthaltend. 

I  nnsbruck.  P,  Stolz. 


P.  Michael  Zirwik,   Studieü  fib^^r  griechische  Wortbildung, 

Allgemeiner  Theil.  Würabur^  und  Wicu  18ÖL 
Herr  Z.  hat  «iie  Welt  schon  mit  mehreren  gelehrten  Werken 
t^eschenkt,  zuerst  mit  Studien  über  die  in  den  Epen  des  Homer  vor- 
kommenden Nominaigtämme  auf  -i  und  *r  (Programm  d.  f.  e.  Borr. 
Jd  Salzburg  1875),  dann  mit  dem  Opus  ^Gnindi&ge  einer  wissen- 
tiaftlichen  Grammatik  der  griechischen  Sprache*  (Programm  der- 
■«elben  Anstalt  vom  Jahro  1878):  endlich  mit  der  an  der  Spitze  die- 
ser Begprochung  aufgefühilen  Arbeit,  von  der  inzwischen  auch  der 
„SpocieUe  Theil"  erschienen  ist  Herr  Z,  ist  unstreitig  ein  sehr  thä- 
tiger  Mann  und  verdient  von  diesem  Gc^äichtspunkte  aus  unsere  volle 
Anerkennung;  wenn  er  aber  darauf  Anspruch  erhebt,  dass  seinen 
Arbeiten  wißBenBchaftliche  Bedeutung  ankomme,  wenn  er  sich  zum 
groiyen  Gelehrten  und  Kritiker  aufspielt,  dann  mus^  man  ihm  im  In- 
terease  wirklicher  Wissenschaft  entgegentreten,  um  ein  richtiges 
Bild  seiner  , wissenschaftlichen'*  Theorie  auch  jenen  zu  enthüllen, 
welche  die  abßolut  sicher  scheinende,  die  Sprache  ex  cathedra  lie- 
bende Bfanier*)  des  Herrn  Z.  vielleicht  blenden  könnte.  Das»  ich 
hiebei  nicht  von  speciellen  Fachgelehrten  spreche,  versteht  sich  Ton 
albet»  ich  meine  nur  solche,  denen  eine  hinreichende  sprachwisscD- 
DhaftUche  Ausbildung  fohlt,  um  Herrn  Z.'ti  Arbeiten  richtig  beur- 
theilen  zu  kennen  ^).  Es  fehlte  noch  gerade«  dass  seine  absonder* 
liehen  Schrolleu  etwa  gar  beim  Schulunterrichte  Eingang  fänden; 
versichert  er  ja  doch  in  der  Vorrede  zn  seinen  „Grundzügen**,  daas 
er  seine  neue  Theorie  mit  Vortheil  auch  schon  beim  Unterrichte 
verwertet  habe.  Also,  wir  sind  bei  der  neuen  Theorie  des  Herrn  Z* 
Qgelangt.  Da  mit  ihr  sein  gesaramtew  wissenschaftliches  Gobilnde 
eht  und  füllt,  mnsfien  wir  sie  zuerst  vornehmen.  Herr  Z.  weiß  uns 
"im  §,  2  serner  „Grundzöge *^  das  1  iiische  Alphabet» 

welches  nach  seiner  im  vorausgcii  ^  ,on  Versicherung 

^Dtur  Laute  hatte,  wenigsten»  noch  2ur  Zeit,    als  es  sich 

S  So  heißte»  einmal:  'Ich  habe  ja  in  ra*in<^n  „Grooditt^en'*  bewie- 
uo' tiew. (fanin5chle  man  hiozuäetzeo,  s.  Curtius,  d«r  auch  Grundtüge 
^ .,  fMobri^heti  hat),  and  Ahnliche  selbütgeaUiif«»  Redensarten  liest  man  ge- 
>  «^irdhiilieh. 

*)  So  linde  ich  r,  B.  in-  ^i         -   10, 


Anm«  1,  dasA  Herrn  Z.*s 
werdfü. 


»Urii 


ileti 


644  Griechische  Schulbücher,  angez.  von  t\  Stolz. 

vom  Sanskrit  noch  nicht  getrennt  hatte**,  folgendermaßen 
zu  reconsti'uieren :  a,  a,  ßa^  yct^  <5cr,  da^  xa,  hx,  f^a^  va^  na^  Qa, 
aa,  ra,  q>a,  %OLy  ja^  fa.  Schade,  dass  Kirchhoff  hievon  noch  nichts 
wusste,  als  er  seine  Studien  zur  Geschichte  des  griechischen  Alpha- 
betes schrieb !  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  es  mit  Hilfe  dieses 
Lautalphabetes  ein  Leichtes  ist,  sämmtli«he  sogenannten  consonan- 
tischen  Stämme  und  hiemit  den  Unterschied  zwischen  vocalischer 
und  consonantischer  Declination  (letztere  ist  die  „verstümmelte") 
aus  der  Welt  zu  schaffen  und  so  auch  dasselbe  beim  Verbum  zu 
thun  mit  der  sogenannten  unthematischen  Conjugation,  die  nichts 
istals  die  ^verstümmelte'^  vocalische.  Fast  possierlich  klingt  es  daher, 
wenn  der  Verf.  in  seinem  neuesten  Werke  §.13  noch  nachweist: 
^ Jeder  griechische  Wortstamm  endet  auf  kurzes  a**  und  §.  44 : 
„Kurzes  a  ist  auch  der  Endvocal  jedes  Nominalstammes^.  Und  im 
Ernst,  er  findet  es  im  Acc.  nod-a,  das  ihm  die  Stammform  zu  sein 
scheint.  Sonderbar  ist  in  dieser  Hinsicht  die  Deduction  S.  15  seines 
letzten  Werkes.  Ich  setze  einige  Stollen  hieher,  weil  sie  besser  als 
alles  andere  den  wissenschaftlichen  Standpunkt  des  Herrn  Z.  be- 
kunden. 

^Wenn  aber  der  bloße  Nasal  Casusendung  ist,  so  bleibt  für 
das  Griechische  noda-v ,  das  als  Accusativ  angesetzt  werden  muss, 
ja  noöa  als  Stamm,  nicht  aber  nod.  Im  Nom.  Ttoig  aus  7tod*g  ist 
also  das  a  abgefallen,  und  noÖ"  ist  verstümmelte  Stammform.  Im 
Gen.  TCodO'Q  ist  a  zu  o  geworden,  und  nur  g  ist  Endung.  Im  Dativ 
Ttodi  ist  das  a  mit  i  durch  Assimilation  gleich  gemacht  worden  und 
langes  t  zunächst  entstanden*^  usw.  Auf  derselben  Seite  heißt  es 
noch  ^nodeg  für  node-gg  hat  £  statt  a".  Der  Vocalismus  der  Stamm- 
silben macht  Herrn  Z.  ebensowenig  Schwierigkeiten,  als  der  der  suf- 
fixalen. „So  stehen  nun  im  Griechischen,  sagt  er  S.  49,  neben  der 
Urform  Tra^a  {enad-ov)  noch  die  Varianten  ne^a,  ni&a^  nv&a, 
nu&a,  noi&a,  nevS-a,  nev^a^  nov^a^  nvvd^a  z.  B.  eni&ov^  tio- 
&ogj  int'^ofirjVj  iW^i^ov^  rt€7toi&a^  TTev^ofimy  jtivd'og,  neTtov&a 
Tivv^avoiiai^ .  Aus  diesen  und  zahlreichen  anderen  Stelleu  geht  mit 
Sicherheit  hervor,  dass  Herrn  Z.  die  Untersuchungen  über  den  indo- 
germanischen Vocalismus,  von  denen  er  einiges  kennt,  unverständ- 
lich geblieben  sind,  ihm,  der  aus  dem  Ur-a  alles  hervorzaubert. 
Doch  wozu  viele  Woi-te  machen?  Was  in  Herrn  Z.'s  Arbeiten  Brauch- 
bares ist,  haben  wir  längst  alle  gewusst ;  was  er  Neues  beizubringen 
glaubt,  muss  man  als  gänzlich  verfehlt  zui-ückweisen.  Trotzdem  will 
ich  ,  ehe  ich  die  letzte  Arbeit  verlasse,  zu  Nutz  und  Frommen  der 
Leser  eine  Blumenlese  Zirwik^scher  sprachlicher  Analysen  bringen, 
um  ihnen  darzuthun,da^s  mein  absprechendes  Urtheil  ein  vollständig 
gerechtfertigtes  ist. 

S.  9  TeTi^rjKa,  Ti^rjvcg  ^  Tevi/aajaxay  tifAUJaTog.  S.  11 
werden  unter  Verweis  auf  die  „Grundzüge"  §.  55  böot.  leyig^  ?x* 
als  Repräsentanten  einer  ursprünglichen  i-Conjugation  aufgeführt, 
desgleichen  la^v^ai  als  solcher  einer  ursprünglichen  r-Conjugation, 
von  anderen  Ungereimtheiten^  die  in  §.  10  der  Stud.  über  Griecb. 


Lutcint&che  Lehr-  m\ä  ÜbunpbQcber,  nngez,  von  B.  Kothh    045 

Wortb.  stehen  zu  geschweigen.  8,  13  u.  6,  wird  lüö  L&tige  des  Vo- 
cals  in  iütrju,  qr^iiii  al^  Ersatz  för  auivgofulle«^?  j  ei klärt  8. 
17  heißt  ©8:  „In  «ler  Noiüinalftexion  babon  wir  a  (naiürlicb  i\m  üt- 
a)  nur  im  Nentr.  Pliir.  hona^  generd»  carmina.  Deno  das  Nentr. 
Plur  ist  bloUer  Stamm**.  Hom.  ijAt^Cf  S.  18  ist  ebenso  neu, 
wie  L'mbrisches  Elxndr.  (S.  20).  Das  db«r  rrnd  8,  21  (Ende) 
Gesagte  siebt  in  directem  Widerspriicbe  mit  dem  bierOber  auf  der 
nächsten  Seite  dargelegtei».  S.  2^  ist  ä6§a  =  do^-da  nicht  übel. 
—  8.  31  ersehen  wir  aus  den  Bemerkungen  über  got  Apaastaulns, 
dftss  unser  Herr  Verf.  über  die  doppolte  Geltung  des  uu  im  Gotischen 
sich  nicht  klar  ist.  Die  urgriechi^che  Conj,  y^a*f^-/m,  y^mfct' 
üS^ot.  ygafpa-ia  {S,  34)  leigt  zum  no  und  so  Tieltenmale  mit  Bvi- 
deoi,  dass  dem  Herrn  Z.  der  Unterschied  Jtwischen  Urgriech  jscb 
und  ürsprachlich  gänzlich  unklar  ist 

Der  Nom,  plur.  yQit(foi  soll  för  yoaff^nic,  and  diesem  f4r  fi^ 
tpogg,  YQacfo-aaaa  sieben»  oy^afffh;  (/-  titisch  sein    mit   I- 

yQOtfi  nnd  anderes  ün^'oreimte,    Wüs    ;  -  im  §.  23  steht.  — 

S,  50  erfahren  wir,  didoaai  ae\  gleich  dtdojavrt.  Das  -t  des  Abla- 
ibs  im  Sanskrit  soll  nach  S,  60  aus  tas-ts-tt  hervorgegangen  sein. 
Der  Dativ  q^^oQift  soll  aus  qoQo-ai  entstanden  sein.  Eine  Stelle  in 
Brngman's  und  Osthoffs  Morph,  rntersuchungen  I,  227  Anm.  bitte 
Herrn  Z.  den  richtigen  Sachverhalt  gelehrt.  —  equis  (S,  63}  scheint 
nach  Herrn  Z.  auf  eijui-ssi  zu  führen. 

ßtßkf^atai  und  ß^ßkr^yrat  finden  nach  S.  66  ihre  Erklärung 
ans  ß^ßiajavtm.  Doch  wozu  soll  ich  fortfahren  in  der  Aufzählung 
von  Abf^onderlichkeiten  und  Unrichtigkeiten,  die  sich  auf  jeder  Seite 
finden!  Genug,  ich  hebe  noch  einmal  anerkennend  Herrn  Z.'s  offen- 
baren Eifer  hervor,  aber  um  wirklich  die  wissenschaftliche  Erkeuut- 
ni«  zu  fördern,  mnss  er  vor  allem  seine  a-,  a-,  ^cr-Theori**,  mit  der 
er  alles  erklärt,  aufgeben,  und  den  offenbar  richtigen  Erf 
resnltaten  anderer  Gelehrter  etwas  mehr  Bereitwilligkeit  \^  u- 
bringen,  als  er  bis  jetzt  gethan  hat. 

So  viel  sei  xor  Abwehr  gesagt,  auf  dass  nicht  etwa  falsche 
Gelehrsamkeit  an  Stelle  wirklich  methodischer  Sprachforschung  »ich 
anch  fürderbtn  breit  xu  machen  snche. 


Innsbruck. 


Fr.  Stolt. 


Lateinische  Lehr-  und  Übangs  buchen 

Repetitorium  der  lateiulscheu  Sjntai  und  Sti- 
listik für  die  oberiite  Gymnasial^ufe  und  uameutlich  lum  Selbst- 
aluitittm  biMirbeitet  von  Dr.  H.  Monge,  Oberlehrer  am  Gymnasinm 
zu  Sangerhausen.  Vierte,  vollständig:  umgearbeitete  Auflage.  Wol- 
fenbßiteL  Druck  und  Verlag  von  Julius  Zwissler  (L.  Hotle^s  Nach- 
folger) 18hi  — Dass  das  Buch  ein^  mmen 
ist,  xeigt  die  viert«  Auflage  in  «id  lief, 
weist  diesbezAf  lieh  auch  auf  das  hin,  was  er  lö75  S.  ^56  ff,  dieser 


646     Lateiniscbe  Lehr-  und  Übangsbüoher,  angez.  von  H,  Koziol. 

Zeitschrift  bei  Besprechung  der  zweiten  Auflage  gesagt  hat.  Ob  dio 
Umgestaltung  desselben  in  der  vorliegenden  Art  nöthig  war,  lässt  Ref. 
dahingestellt  sein  und  constatiert  nur,  dass  die  Brauchbarkeit  des 
Buches  dadurch  nichts  verloren  hat.  Die  Formenlehre  als  besonderer 
Theil  ist  nämlich  weggelassen  und  das  wichtigste  derselben  in  der 
Syntax  an  passenden  Orten  berührt,  wie  z.  B.  die  archaistischen 
Tempusformen  333  S  206  bei  der  Syntax  des  Vorbum  u.  dgl.  Die 
syntaktischen  Begeln  haben  eine  eingehende  Revision  und  vielfach 
eine  treffende  Umgestaltung  erfahren.  Besonders  hervorzuheben  ist 
die  Behandlung  der  Zeiten,  der  hypothetischen  Sätze, 
der  Conjunctionen  uud  der  Partien  über  Wortstellung  nnd 
Satz  bau.  Dass  auch  hier  noch  mancherlei  zu  bessern  ist,  darf  bei 
dem  Umfange  und  der  Neuartigkeit  der  Arbeit  nicht  auffallen  und 
thut  der  Brauchbarkeit  des  Buches  keinen  wesentlichen  Eintrag.  So 
muss  z.  B.  bei  den  hypothetischen  Sätzen  auch  der  Fall  mit  dem  In- 
dicativ  im  Folgesatze  irrealer  hypothetischer  Sätze  der  Vergangenheit 
und  der  Indicativ  der  Conjugatio  periphrast.  statt  des  hypoth.  Plus- 
quampf.  im  Conjunctiv  (vgl.  Liv.  I  7  si-compulisset,  vestigia-de- 
ductura  erant  u.  a.  m.)  besonders  hervorgehoben  werden ,  da  diese 
Eigenthümiichkeiten  den  Gebrauch  der  Zeiten  in  den  abhängigen 
Bedingungssätzen  klarer  nnd  verständlicher  machen.  Deutlicher 
sollte  auch  der  Fall,  wo  posse  im  Indicativ  stehen  muss,  behandelt 
sein ;  denn  aus  den  Regeln  in  der  gegebenen  Fassung  (403  S.  260 
und  350  S.  221  ff.)  wird  der  Schüler  nicht  klug.  Die  Erklärung  des 
histor.  Infinitiv  (346)  ist  bis  auf  das  auch  hier  noch  beibehaltene 
Gleichstellen  desselben  mit  dem  Imperfectum  zu  billigen.  Das  Register 
ist  vervollständigt  und  sorgfältig  revidiert.  Der  Druck  ist  correct. 
Ref.  kann  auch  diesmal  das  Buch  aufs  wärmste  empfehlen. 

Als  Hilfsbücher  neben  einer  Grammatik  zu  benutzen  sind : 
Lateinische  Syntax  in  Musterbeispielen.  Bearbeitet  von 
Dr.  Wilh.  Votsch,  ord.  Lehrer  an  der  Realschule  I.  0.  zu  Gera. 
Preis  25  Pf.  Essen,  Druck  und  Verlag  von  G.  D.  Baedeker  1881. 
(IV  und  24  SS.)  und  Frage  buch  lein  zur  lateinischen  Syntax 
im  Anschlüsse  an  K.  Schmidts  lat.  Schulgrammatik.  Als  Lehrbehelf 
bearbeitet  von  E.  Fei ch tinger,  Prof.  am  k.  k.  Staatsgymnasium 
zu  Salzburg.  I.  Theil.  Casuslehre.  Für  die  3.  Classe.  Preis  20  kr. 
Salzburg  1882;  31  SS.  Im  Selbstverlage  des  Verfassers  *). 
Jenes  lehnt  sich  an  die  Grammatik  von  Ellendt-Seyffert ,  dieses  an 
die  Grammatik  von  C.  Schmidt  an.  Das  Ziel  beider  ist  die  erlernten 
grammatischen  Regeln  zu  befestigen  und  auf  diese  Weise  den  Klagen 
über  Unsicherheit  in  der  Grammatik  bei  den  Schülern  abzuhelfen. 
Jenes  bezweckt  dies  durch  eine  Reihe  von  lateinischen  Beispielen, 
dieses  dadurch ,  dass  es  deutsche  Sätze  nnd  Phrasen  (meistens  Über- 
tragungen der  Musterbeispiele  aus  der  Schmidtschen  Grammatik) 
zum  Obersetzen  vorlegt  und  den  Schüler  auf  die  betreffende  Regel  in 

')  Das  Büchlein  ist  nur  vom  Verf.  selbst  zu  beziehen  and  wird 
gegen  Einsendung  des  Betrages  (mittelst  Postanweisung)  portofrei  zu- 
gesendet. 


Lateinitche  Lehr-  uni  ÜbaTigsbftotitr*  Atigez.  Toa  H,  KcTial.    947 

k^er  Grainrnatik  verweist»  an  der  er  die  i  ir.  der  Pberyetzung 

211  coiitrolieren  hat^  oder  dadurch,  dasB  v  it^itutig  eiuer  Hegel 

aus  einem  gegebeiten  Beispiele  fordert.  Wird  die  Frage  aufgeworfen, 
.  4urch  welche  der  beiden  Methoden  das  gesteckte  Ziel  besser  erreicht 
lwerde,9orau8sKef.bichuubediQgtfiai'di6y,  weit eerklfiren, hei  welcher 
d«r  Verf.  das  eben  besprochene  Bach  von  Menge  als  Vorbild  gehabt 
hat  Die  Eiuprfigung  bo  vieler  ganz,  heterogener  lat.  Sätze,   wie   hie 
fVotschgibt,  hat  ihre  -  -fi;  dagegen  kann  bei  gewissen- 

I  liafter  Benützung  von  1  ituchleni  der  Schüler  ohne  viele 

Gedachtnisüberbürdung  eine  gewisöe  Sicherheit  der  gramm.  Regeln 
l^iTeicheu.  Missiich  ist  es  allerdings,  dass  einzelne  l^urtien  allein  an 
[4ie  IV*  Auüage  von  Schmidts  Grammatik  sich  anlehnen,  da  bei  der 
jffrschiedonheit  der  Anordnung  der  Regeln  in  der  V.  Anüage  den 
kdlern,  die  nur  diese  haben,  die  Benützung  erschwert  oder  theil- 
^^eise  sogar  unmöglich  gemacht  wird.  Bei  den  Casus  sind  freilich  die 
^Paragraphe  der  V.  Auflage  iu  Klammern  hinzugefügt.  Eine  Um- 
eitung  wäre  indessen  wäuschenswert;  denn  das  Büchleiu  kann  zur 
Ftid^rholung  der  Grammatik  den  Schülern  anempfohlen  werden* 
Das  Streben  ^  das  grammatische  Wissen  zom  festen  und  blei- 
benden Eigeutbume  der  Schüler  zu  machen,  muss  dahin  führe u,  dem 
Lernstoffe  die  größtmöglichste  Kürze  und  Klarheit  zu  geben*  In  der 
Formenlehre  hat  Herrn.  Perthes  diesen  Weg  zuerst  eingeechlagen 
mit  seiner  latein.  Formen  1  ehre  zum  wörtlichen  Auswendiglernen, 
•wovon  bereits  die  2.  Auflage  Berlin  1877  erschienen  ist.  Ihm  ist 
Dr.  F.  Schaper  bezüglich  der  Syntax  in  einer  Programmarbeit  des 
(Sjrmnasium  in  Cöslin  1878  nachgefolgt.  Noch  mehr  gekürzt  liegt 
diese  Arbeit  nun  in  dem  selbständigen  Werkchen  vor:  ^Haopt- 
regeln  der  lateinischen  Syntax  nebst  Musterbeispielen  dazu 
zum  wörtlichen  Auswendiglernen«  Im  Anschluse  an  die  Grammatik 
von  Elleudt-Seyffert  ausgearbeitet  von  Dr.  F.  Schaper,  ord.  Lehrer 
um  königl.  Gymnasium  in  Cöslm.  Berlin  1881.  Gebrüder  Boru- 
träger  (Ed.  Eggers) ** ;  47  SS.  —  R«f,  gesteht,  daas  der  Versuch 
ein  recht  glücklicher  ist,  wenn  auch  noch  hie  und  da,  vielleicht  eben 
infolge  dos  Strebens  die  Regeln  rocht  kurz  und  gedrängt  zu  geben» 
Uugenauigkeiten  oder  Uurichtigkeiton  vorkommen,  wie  z.  B*  S*  25 
„In  lebhafter  Schilderung  friteht  statt  des  Imperfectum  auch  der 
iii9toris<}he  InÜnitiv'/I"  S,  29  ^Für  die  2*  Per«;*  singui.  ist  bei  cinooi 
Verbote  der  Conjunct.  perf.  üblich*  —  immer?;  S.  36  Anm.  1  war 
anzugeben,  wann  im  Folgesätze  einer  hypoth.  Periode  die  Verba  des 
Könnens,  Sollens  und  Müssens  im  ludicativ  stehen  müsseni  and 
Anm,  2.  wann  von  posse  im  abhängigen  hypoth.  Satze  das  Perf. 
Conjunct.  statt  des  Plusqpf.  steht.  Schwach  ist  §.  61  über  cum,  wo 
gerade  die  Benützung  der  E.  Hoffmannschen  Untersuchungen  fir 
eine  gedrängte  Fassung  ganz  zweck tn&ßig  gewesen  wäre,  Indessen 
verdient  der  Versuch  Anerkennung  und  allgi«meine  Beachtung. 

Von  einem  andortt  Gosichtspunkto  ist  Otto  Josupeit,  Ober- 
lehrer am  königl.  Gymnasium  lu  Insterburg  in  seinem  Werkchen 
„Syntax  der  lateinischen  Sprache  dargeetelU  als  Lehre  von 


648     Lateinische  Lehr-  und  ÜbuQgshacher,  angez.  yoc  H,  Koziol. 

den  Satztheilen  und  dem  Satze  für  Bes^lschulen  und  die  mittleren 
Classen  der  Gymnasien'^  (Berlin  1882.  R.  Gärtners  Verlagsboch- 
handlnog)  24  SS.  —  ausgegangen.  Er  behandelt  zunächst  die 
Satztheile  §.  1  —  47,  dann  den  Sat%  §.  48 — 75  nach  Haupt-  nad 
Nebensätzen  und  in  drei  Anhängen  die  Participialconstruction ,  die 
oratio  obliqua  und  den  Gebrauch  der  Zeitformen  —  und  dies  alles 
auf  24  Seiten.  Dass  er  bei  so  gedrängter  Darstellung  sich  nur  auf 
die  Hauptsache  beschränkt  und  dabei  manches  noth wendige  nicht 
berührt  oder  nur  ungenau  bringt,  ist  selbstverständlich.  Was  die 
Anordnung  des  Stoffes  anbelangt,  so  ist  die  Einreihung  der  Er- 
gänzung der  Adjectiva  in  §.  40,  41,  42  unter  die  attributiven  6e* 
Stimmungen  auffallend.  Ungenau  ist  die  Fassung  der  Begel  über  den 
Ablativus  und  Genetivus  qualitatis  §.  43;  ferner  §.47,  4,  wobei 
dem  Schüler  die  Wendungen  aliquid  memorabile  ac  novum  und  ali- 
quid novi  ac  memorabilis  als  falsch  erscheinen  müssen;  §.  59,  3,  da 
auch  der  acc.  c.  inf.  nach  concedere  erscheint,  und  6,  wo  anzuführen 
war,  wann  unbedingt  ne  non  zu  setzen  ist;  §.  61  da  prohibere  ge- 
wöhnlich den  Infinitiv  oder  acc.  c.  inf.  bei  sich  hat;  §.  67  „Nach 
antequam  und  priusquam  braucht  man  den  Conjunctiv^  —  den  In- 
dicativ  nicht?  §.  70  „Statt  ut  non  sagt  man  nach  vorhergehender 
Negation  gewöhnlich  quin**  —  aber  unter  welcher  Bedingung?  §.  76 
das  participium  fut.  act.  erscheint  schon  bei  Livius  im  ablat.  absol. 
vgl.  36,  41.  Sonderbar  klingt  die  Fassung  von  §.  80  „das  Perfectum 
drückt  also  die  vollendete  Handlung  in  der  Gegenwart  aus  (perfectum 
praesens).  Dann  verliert  es  aber  den  Begriff  der  Gegenwart  und 
bezeichnet  nur ,  dass  etwas  einmal  vollendet,  geschehen  ist  (per- 
fectum historicum).^  Also  ist  das  perf.  praes.  und  histor.  identisch. 
Es  musste  wohl  heißen  „häufig  oder  in  der  Begel."  Bef.  zweifelt 
sehr,  dass  ein  gründliches  grammatisches  Wissen  bei  Benützung 
dieses  Buches  sich  erzielen  lasse. 

Von  lateinischen  Übungsbüchern  liegen  dem  Bef.  vor: 
Anfangsgründe  des  Lateinischen  von  Joseph  Schmaderer, 
k.  Studienlehrer  an  der  Lateinschule  Bosenheim.  Bosenheim  1881« 
E*  Huber.  Pr.  1  *  20  M.  Der  Lehrgang  ist  fast  derselbe ,  wie  in  dem 
umgearbeiteten  Yielhaberschen  Büchlein,  nur  erscheint  die  Com- 
paration  der  Adjectiva  erst  hinter  den  Pronominibus  personalibus 
und  possessivis ,  während  wieder  die  übrigen  Pronomina  am  Ende 
hinter  den  Yerbis  der  ersten  Oonjugation  erscheinen;  ferner  sind  für 
die  erste  Declination  keine  Adjectiva  verwendet,  und  das  Präsens 
Indicativi  der  1.  Oonjugation  kommt  gleich  am  Anfange  zur  Ein- 
übung, dagegen  ist  die  2.,  3.  und  4.  Oonjugation  ganz  ausgeschlossen. 
Dies  hindert  die  Einführung  an  unseren  Anstalten.  Dass  übngens 
das  Werkchen  mit  Fleiß  und  Sorgfalt  gearbeitet  ist,  muss  anerkannt 
werden.  Aber  die  einzelnen  Verbal-  und  Oasusformen  konnten  der 
mündlichen  Einübung  überlassen  bleiben  und  dafür  die  Zahl  der  Sätze 
besonders  bei  der  1.  Declination  vermehrt  werden.  Ein  zweites  Übel 
sind  die  in  den  Text  gedruckten  Vocabeln.  Dadurch  wii*d  ein  ge- 
wissenhaftes und  festes  Einprägen  derselben   verhindert.  Sie  ge- 


Lfttöinisdie  L«Tjr-  und  tJlran  gsfettcher»  BXiget,  von  B.  JToriof.    1HÄ 

iMren  nach  Abgchaitten  geordnet  ans  End©  «I  ^  —  La  toi- 

|jii8che  Exercitien.    Im  Anschlußs  an  i  ;i  ilam  g'nlticnm 

I — VII  und  EUendt-Sejfferts  lateinische  SchnJgrammatik  §  234  Ins 
}42.    Von  Dr.  Karl  Venediger»   Oberlehrer  am  Gymnasiuiu  in 
Spandau,    Pr.  60  Pfg.     Bremen.    Verlag  von  M,    Heinsias  1881: 
)1  SS.  —  Zur  Einübung  der  Tempus-  nml  Modnslehre  sind  diese 
Sxercltien   betitiromt.   Sie    lehnen  sich  ziomüch   genau  an  die  be- 
litrefTendeD  Abschnitte  aus  den  7  Bachern  des  gallischen  Krieges  von 
ifüsar  an    Indessen  hat  bei  dem  Streben ,  den  Inhalt  mit  grumma- 
lischen  Regeln  zu  durchtränken ,  Aus  Form  vielfach  gelitten.  Viele 
ütze  sind  gar  zu  einfach*  Einige  Abschnitte  dagegen  sind  dem  Verf. 
rieder  recht  gut  gelungen.  Wenn  derselbe  das  Werkchcn  in  dieser 
lli cht  umgestalten  und  etwas  höhere  Anforderungen  in  stilijttischer 
ebung  an  diese  Stufe  stellen  wollte,  dürfte  das  Buch  ganz  troff- 
iche    Dienste   leisten.  —  Im    Gegensätze   zu   dem    ebengenannten 
I^Buche  bringt  das   ^Übungsbuch  zum  übersetzen  ans  dem 
~^  e  u  1 8  c  h  e  n  i  n  s  L  a  t  e  i  n  i  s  c  h  e  für  die  Quarta  eines  Gymnasiums 
and  die  Untertertia  einer  Eeali^chule  1.  Ordnung  im  Aaschlns.s  an 
[die  Lectüro  des?  Nepos  von  Dr.  M.  Schaunsland,  Gymnasiallehrer 
Bielefeld.  Leipzig  1881.  G.  B.  Teubnor;  IV  und  54  SS.  ^  in 
Beinern  Stoffe  nicht  in  den  einzelnen  Abschnitten  bestimmte  Partien 
3er   Grammatik    zur    Einübung.   Der    Verf.   meint,    dass  die  selb* 
If  tindige  Denkthatigkeit  der  Schüler  in  hohem  Grade  beeinträchtigt 
»erde,   wenn    er    die    betreffenden    Regeln    bloß    mechanisch   an- 
tuende. Er  hat  Recht  für  den  Fall ,  als  in  vielen  Beispielen  hinter* 
Leinaoder  oder  in  einem  längeren  zusammenhängenden  Stücke  stets 
■.dieselbe  Regel  zur  Anw*^ndung  kommt.  Wenn  aber  eine  Reihe  von 
jfiegeh)  in  bestiuimten  Abschnitten  eingeübt  wird,  dürfte  dies  wohl 
[inicht  der  Fall  sein;  andererseits  hat  dieser  Vorgang  das  Gute,  dass 
1(9  Grammatik  dadurch  gruppenweise   zur  Wiederholung   gelangt. 
Bach  setzt  nun  die  genaue  Kenntnis  der  Casuslehre  und  der 
fiehtigsten  Partien  der  Tempus-  und  Moduslehre  voraus.  Ist  dies 
IJqt  Fall  dann  ist  dasselbe  trefflich  geeignet,  das  im  Nepos  gelesene 
rwieder  ins  Gedächtnis  zurückzurufen  und  zu  bt^festigen.  Der  Verf. 
jlat  nämlich  alle  Stücke  do^^elben  mit  AUHuahme  von  de   regibns 
|,recht  nett  stu  obigem  Zwecke  verarbeitet.  Die  Form  der  Perioden  ist 
Bser  als  ind^rfrnh*^r  erwähnten  Schrift;  aber  trotzdem  i^t  das  Borh 
i  der  Meinung  de^  Ref  för  unsere  Tertia  nicht  gut  verwendbar,  da, 
oben  erwikhut  wurde,  die  genaue  Kenntnis  der  ganzen  Caäuslehro 
^voraufigesetzt  ist.  und  diese  doch  erst  nach  Ablauf  de«  •Talires  er- 
wird* Im  nüchsten  Jahrn  aber  wird  es  wohl  gerathener  sein, 
•Moduslohn»  erst  partienweise  eintuuben.  Daher  kannte  dasselbe 
fiigentlich  erst  in  der  Qainta  verwendet  w^erden   und   fÖr  diese  Stufe 
|st  es  wieder  zu  leicht.   —  Der  Stoff  zu  den  „Aufgaben   zum 
1  her  setzen  in  das  hat  ein  iäc  he  für  obere  Classcn  der  Gym- 
Bien   mit  Hinweisnngen    auf  die  Ellendt-Seyffertuche  Grammatik 
^▼on  Professor   Dr.  Braut,   Pror4»ctor  am   kMoigl*  Ojrmna^ium  zn 
X^itlin.  1   TheiU  Berlin  \m\.  W#idmannsche  Bnchfaandtung.  Preii 


650     Lateinische  Lehr-  and  Übungsbücher,  angez.  von  H,  Kogiol. 

2'40  M. ;  IV  und  248  SS.^  —  lehnt  sich  theils  an  die  aassenlectüre 
an  (Bede  für  ßoscias  aus  Ameria,  für  den  Gesetzesvorschlag  des 
Manilius,  Livins  1.,  21.  und  24.  Buch,  aus  Sallusts  catilinai'ischer 
Verschwörung,  Ciceros  Divinatio,  Reden  gegen  Verres  4.  und 
5.  Buch) ,  theils  weicht  er  von  derselben  ab ,  bewegt  sich  aber  auch 
dann  auf  dem  Gebiete  der  Antike.  Die  Wahl  ist  durchwegs  eine 
glückliche ;  der  deutsche  Ausdruck  ist  ziemlich  gewandt  und  ohne 
bedeutende  Schwierigkeiten.  Selbst  zur  Stegreiflectüre  ist  das  Bach 
trefQich  zu  verwenden ,  da  der  vorhandene  Vocabelschatz  im  allge- 
meinen ausreicht  und  durch  die  Benützung  des  Buches  befestigt 
werden  kann.  Auch  zu  schriftlichen  Arbeitez?  eignet  es  sich  gut  Die 
nicht  eben  zahlreichen  Anmerkungen  sind  entweder  bloße  Wort- 
angaben oder  Hinweisungen  auf  die  Ellendt-Seyffertsche  Grammatik 
oder  ganz  kurze  Andeutungen  über  die  Stellung  der  einzelnen  Sätze 
in  der  Periode.  Bei  einer  neuen  Auflage  werden  die  vereinzelten  Ver- 
stöße hinsichtlich  der  Form,  die  zum  Theil  Latinismen  sind,  wie  S.  95 
Z.  25  welche  Severus,  theils  auf  Flüchtigkeit  beruhen,  wie  S.  96 
Z.  9  um  statt  und  u.  dgl.,  sowie  zerstreut  vorkommende  Druckfehler 
S.  93  Z.  27  lies,  S.  102  Z.  16  die  statt  den  gewiss  verschwinden. 
Voraussichtlich  wird  dies  bald  der  Fall  sein,  da  das  Buch  recht 
brauchbar  ist  und  zur  Benützung  für  die  5. — 7.  Classe  empfohlen 
werden  kann. —  Das  Buch  „Lateinische  Übungsstoffe  für 
Secunda  von  B.  Dombart,  Gymnasialprofessor.  Erlangen  1880. 
Andreas  Deichert"  Pr.  1-20;  107  SS,  —  und  das  Heftchen  „An- 
hang zu  den  lateinisch  6ii  Übungsstoffen  für  Secunda  von 
dems."  ebendas.  1881;  42  S^.  —  enthalten  jenes  142,  dieses  43 
frei  bearbeitete  Abschnitte  modernen  und  antiken  Inhalts  zum  Über- 
setzen für  die  5.  und  6.  Classe.  Die  nöthigen  Vocabeln  stehen  hinter 
jedem  Abschnitte.  Ungefähr  die  Hälfte  der  Stücke,  76  dort  und  18 
hier ,  sind  derartig  gearbeitet ,  dass  Phrasen  und  Vocabeln  aus  an- 
gedeuteten Abschnitten  von  Caesar,  Cicero  (Lael.),  Livius  und  Sallust 
auch  bei  Stücken  modernen  Inhalts  zur  Verwendung  kommen.  Wenn 
auch  zugestanden  werden  muss,  dass  der  Verf.  im  ganzen  den  An- 
forderungen, die  man  auf  dieser  Stufe  stellen  kann,  gerecht  geworden 
ist  und  bei  dem  meist  historischen  Inhalte  der  Stücke  größere  for- 
melle Schwierigkeiten  vermieden  hat  und  auch  einen  gefälligen 
deutschen  Ausdruck  bringt,  kann  Ref.  doch  nicht  mit  allen  Ab- 
schnitten einverstanden  sein.  Viele  passen  mit  ihren  ganz  modernen 
Wörtern  für  eine  Zeit,  in  der  das  Lateinschreibeu  noch  Selbstzweck 
war.  Am  besten  sind  jene  gelungen ,  die  bei  antikem  Inhalte  sich  in 
phraseologischer  Hinsicht  au  die  antike  Leetüre  anlehnen.  Diese 
lassen  sich  zu  mündlichen  und  schriftlichen  Übersetzungen  trefflich 
verwenden. 

Von  L.  E  n  g  1  m  an  n,  dem  bekannten  und  um  die  Schule  mehrfach 
yerdienten  Verf.  von  vielen  Lehr-  und  Lesebüchern ,  ist  nun  auch 
eine  Ausgabe  des  Cornelius  Nepos  mit  Anmerkungen  für 
Schüler  (München  1882.  Verlag  von  Hans  Englmann)  erschienen. 
Bei  diesem  Autor  ist  es  schwer  dem  Wunsche  Aller  gerecht  zu 


Lateinische  Lehr-  und  Obuogsbücher,  angez.  von  H,  Kosiol,     051 

werden.  Daher  wird  aach  diese  Bearbeitung  nur  eine  getheilte  Auf- 
nahme finden.  Die  einen  wollen  den  unveränderten  Text,  die  andern 
einen  den  Bedürfnissen  der  betreffenden  Stufe  gemäß  geänderten. 
Bef.  steht  auf  Seite  der  letzteren.  Vieljährige  Erfahrungen  haben 
seine  Ansicht  gefestigt.  Form  und  Inhalt  des  Autors  auf  dieser  Stufe 
gegen  einander  abzuwägen  und  in  gewissen  Eigenthümlichkeiten 
jener  eine  charakteristische  Färbung  dieses  zu  suchen  und  zu  finden, 
ist  nnmöglich.  Dazu  gehört  schon  ein  vorgerückteres  Verständnis 
und  vollkommene  Beherrschung  der  Grammatik.  Hier  absorbiert  die 
2^rgliederung  des  Satzes  und  das  Heraussuchen  des  Inhalts  des- 
selben die  Geistesthätigkeit  des  Schülers  fast  ausschließlich.  Was 
nicht  mit  den  gelernten  grammatischen  Regeln  harmoniert,  erscheint 
ihm  als  Fehler  und  hindert  das  leichte  Erfassen  des  Inhalts.  Daher 
darf  keine  außergewöhnliche  Construction  vorkommen.  Alles  was 
der  Knabe  auf  dieser  Stufe  liest ,  muss  seine  Grammatik  bestätigen 
and  aas  dieser  erklärbar  sein.  Der  Autor,  dessen  Inhalt  einfach  and 
leicht  fasslich  sein  muss,  wird  auf  dieser  Stufe,  mau  mag  sich  da* 
gegen  sträuben  wie  man  will ,  zum  großen  Theile  wohl  noch  der  Be- 
festigung des  grammatischen  Wissens  dienen,  und  dieses  ist  daher 
aach  bei  der  Erklärung  in  den  Vordergrund  zu  stellen.  Bef.  kann 
sich  daher  mit  der  Beibehaltung  der  sogenannten  Eigenthüm- 
lichkeiten des  Autors  nicht  einverstanden  erklären.  Im 
Interesse  des  leichteren  Verständnisses  und  der  Befestigung  der 
classischen  Ausdrucksweise  müssen  daher  Wendungen ,  die  von  den 
allgemein  üblichen  abweichen,  geändert  werden.  Die  Beibehaltung 
von  rex  Perses  statt  Persarum ,  parserat  (Thras.  1,4),  Acherunte 
(Iphic.  10 ,  2) ,  Piraeus ,  potiri  mit  dem  Genetiv  (classis  Lys.  1,4; 
Syracasarum  Tim.  2 ,  1  u.  a.) ,  magno  und  maximo  natu  (Timoth.  3, 
1;  Paus.  5,3;  Dat.  7,1),  utrique  von  zwei  Personen  (cf.  Dat.  11, 
2 ;  Hann.  4,2),  postulaie  mit  acc.  c.  inf.  (cf.  Eum.  8 ,  2)  und  so 
auch  stets  dubitare,  circumveheus  in  deponentialem  Sinne,  causam 
interserere  statt  interponere  u.  a.  m.  ist  nicht  zu  billigen.  Dass  der 
Verf.  anstößige  Stellen  beseitigt  hat,  damit  stimmt  Bef. 
vollständig  überein ;  nur  wäre  die  Vorrede  besser  gaaz  weggeblieben, 
da  sie  in  ihrer  Gedrängtheit  ohne  weitläufige  Erklärung  den  Schülern 
kaum  zu  vollem  Verständnis  gebracht  werden  kann,  andererseits 
sehr  heterogene  Dinge  zusammenstellt,  die  das  Interesse  des  Knaben 
kaum  fesseln  können.  Nicht  billigen  kann  es  Bef.,  dass  anerkannte 
und  auffallende  historische  Unrichtigkeiten,  mögen  sie  nun 
auf  schlechter  Informierung  oder  missvei-standener  Quelle  beruhen, 
vom  Herausgeber  beibehalten  worden  sind.  Diese  Stellen  sind  be- 
kannt ,  bedürfen  daher  keiner  Erwähnung.  Die  Gründe  sind  gleich- 
falls anderweitig  zur  Genüge  vorgeführt  worden.  Die  Wabl  des 
Halm  sehen  Textes  ist  zu  billigen,  ebenso  die  Mehrzahl  der  wenigen 
Stellen ,  an  denen  der  Heraasgeber  von  jenem  abgewichen  ist ;  über 
einige  nicht  geänderte  Stellen  ist  Bef.  anderer  Meinung,  wie  z.  B. 
Dat.  7,  1;  Eum.  11,  5  u.  a.  Die  Anmerkungen  sind  knapp  und 
darauf  berechnet  die  angewöhnlichen  Ausdrücke  and  anderweitigen 

Z«iUekrifl  f.  d.  tetorr.  OjmB.  \9»i.    VIII.  und  IX    H«n.  ^ 


652    Lateinische  Lehr-  und  Übungsbücher,  angez.  von  H,  Kozici. 

Unregelmäßigkeiten  zu  erklären,  den  entsprechenden  deutschen 
Ausdruck  ßnden  zu  lassen  und  endlich  sachliche  Schwierigkeiten 
aufzuhellen.  Trotz  ihrer  Gedrängtheit  sind  sie  klar  und  geben  äußerst 
selten  zu  einem  Missverständnis  Veranlassung,  wie  p.  9  col.  2  not.  3 
in  eo  est  ut  er  ist  in  der  Lage  usw.,  wodurch  der  Schüler  leicht  zar 
Anwendung  der  persöulichen  Construction  bei  in  eo  est  verleitet 
werden  kann;  p.  14  col.  1  n.  6,  1  über  Piraeus  u.  a.  Den  Abschluss 
bildet  ein  Register  für  Geographie  und  Quantität  der  Eigennamen. 
Das  Werkchen  ist  mit  der  dem  Verf.  eigenen  Sorgfalt  gearbeitet 
Dem  Ref.  ist  nur  p.  16  not.  7  die  Reede  statt  Rhede  aufgefallen. 
Wer  demnach  bezüglich  der  oben  angedeuteten  Grundsätze  anderer 
Meinung  als  der  Ref.  ist,  wird  das  Buch  benützen;  Ref.  kann  von 
seinem  Standpunkte  aus,  den  übrigens  eine  sehr  große  Anzahl  von 
Collegen  einnimmt,  es  nicht  empfehlen. 

In  der  Teubnerschen  Bibliotheca  scriptorum  Graecorum  et 
Romanorum  ist  ein  Bändchen  von  VIII  und  146  S.  unter  dem  Titel 
„Eclogae  poetarum  latinorum.  In  usum  gymnasiornm  com- 
posuit  Samuel  Brandt.  Lipsiae  MDCCCLXXXr*  erschienen.  Es 
enthält  Bruchstücke  aus  Ennius,  Lucilius,  Lucretius,  Catnllus,  Ti- 
bullus,  Propertius,  Ovidius,  Martialis  und  Juvenalis  nebst  kurzer 
biographischer  Skizze  der  bezeichneten  Dichter.  Beigegeben  ist  ferner 
eine  Erklärung  der  vorkommenden  Metren  und  ein  alphabetisches 
Verzeichnis  der  in  den  aufgenommenen  Stücken  enthaltenen  unge- 
wöhnlichen Wörter,  die  in  kleineren  Wörterbüchern  nicht  erscheinen. 
Den  Schluss  bildet  ein  kritisches  Verzeichnis  der  Stellen,  an  denen 
der  Autor  von  den  besten  Ausgaben  abgewichen  ist.  Diese  Ab- 
weichungen betreffen  zumeist  den  Lucretius ,  der  auch  den  größeren 
Theil  des  Bändchens  ausfüllt  (p.  7—60).  Das  Verdienst  des  Autors, 
den  Schülern  einen  verständlichen  Text  geboten  zu  haben ,  muss  an* 
erkannt  werden.  Das  passende  zu  wählen  ist  bei  dem  geringen  Um- 
fange des  gebotenen  gegenüber  dem  vollständigen  Originale  schwer 
und  auch  bei  unserem  Bändchen  ließe  sich  in  dieser  Beziehung  über 
manches  streiten.  Vielleicht  hätte  Ovid  als  bekannt  ganz  wegbleiben 
können.  Anzuerkennen  ist,  dass  der  Herausgeber  den  Überblick  nnd 
Zusammenhang  und  somit  auch  das  Verständnis  der  aus  Lucretius 
gewählten  Stellen  dadurch  erleichtert  hat,  dass  er  die  hervor- 
stechendsten Gedanken  und  jene  Worte ,  welche  den  Fortgang  der 
Darstellung  bezeichnen ,  mit  gesperrten  Lettern  drucken  ließ.  Eine 
andere  Frage  aber  ist  es ,  ob  durch  das  Erscheinen  des  Bändchens 
einem  wesentlichen  Bedürfnisse  der  Schule  abgeholfen  ist,  und  die 
Frage  muss  Ref.  entschieden  verneinen.  Die  Kenntnis  dieses  Ge- 
bietes der  römischen  Literatur  muss  im  Interesse  der  Verarbeitung 
der  im  Gymnasium  üblichen  Autoren  für  die  Universität  vorbehalten 
bleiben;  aber  hier  wird  wohl  nicht  zu  einer  Auswahl  gegriffen  werden. 
Ferner  sind  viele  Stellen  aus  Lucretius  ohne  Commentar  selbst  dem 
Fachmanne  geschweige  dem  Schüler  schwer  verständlich.  In  unseren 
Gymnasien  mit  ihrer  beschränkten  Stundenzahl  im  Latein  ist  das 
Buch  absolut  nicht  verwendbar,  ja  Ref.  kann  sich  nicht  einmal  ent- 


Lateinische  Lehr-  und  ObaogsbUcber,  angez.  von  H,  Koziol.     653 

schließen,  es  fQr  die  Privatlectüre  za  empfehlen ,  da  er  die  eventuell 
daraaf  zu  verwendende  Zeit  lieber  den  Schnlautoren  zugewendet  sieht. 
In  4.  verbesserter  Auflage ,  bearbeitet  von  dem  durch  seine 
grammatischen  Arbeiten  rühmlich  bekannten  Director  des  königl. 
Gymnasiums  zu  Aurich,  Dr,  A.  Draeger,  ist  erschienen  „La- 
teinisch-deutsches Schulwörterbuch  zu  den  Prosaikern 
Cicero,  Caesar,  Sallust,  Nepos,  Livius,  Curtius,  Plinius  d.  J.  (Briefe), 
Quintilian  (10.  Buch),  Tacitus,  Sueton,  Justin,  Aurelius  Victor, 
Entrop  und  zu  den  Dichtern  Plautus,  Tereuz,  Catull,  Vergil,  Horaz, 
Tibull,  Properz,  Ovid  und  Phaedrus  von  Friedrich  Adolph  Hei- 
nichen, Dr.  der  Phil,  und  Lic.  der  Theologie,  Gymnasialprorector 
a,  D.  und  Professor.  Leipzig  1881.  B.  G.  Teubnor.  S.  X  und  957.**  — 
Dass  das  Werk  durch  Draegers  Bearbeitung  gewonnen  hat,  lässt  sich 
nicht  leugnen.  Die  Änderungen  betreffen  zahllose  Kleinigkeiten.  So 
ist  die  Angabe  der  citierten  Stellen  vielfach  weggelassen ,  ebenso 
manches  unnöthige  Synonymum  unter  den  deutschen  Bedeutungen 
der  lat.  Wörter,  wie  z.  B.  „Besitz  ergreifen**  neben  „besitzen"  (cf. 
apprehendo)  u.  a.  Auch  sind  Citate,  die  keine  neue  Gebrauchsweise 
belegen,  beseitigt  worden,  ferner  unnütze  Zusätze  bei  der  Gliederung 
der  Bedeutungen ,  z.  B.  ^in  der  Hauswii-tschaft**  vor  der  Bedeutung 
„Vogelhaus**  bei  aviarium  u.  dgl.  Hie  und  da  ist  unrichtiges  aus- 
geschieden, wie  z.  B.  bei  benignus  die  Verbindung  numeri,  wobei 
indessen  der  Herausgeber  numen  an  die  Stelle  hätte  setzen  sollen, 
da  jenes  offenbar  nur  ein  Druckfehler  für  dieses  war.  Vielfach  sind 
seltene  oder  vereinzelte  Verbindungen  ausgeschieden  worden  (vgl. 
z.  B  unter  adeo  die  Weglassung  der  Verbindungen  illo,  quo,  Gades, 
aliquo,  von  Barkon  propius).  Wenn  nun  auch  dafür  wiederum ,  wo  es 
noth wendig  war ,  Zusätze  erscheinen ,  so  überwiegt  doch  die  Menge 
des  weggelassenen,  worunter  sich  auch  ganze  Artikel  befinden,  die 
mit  dem  Zwecke  des  Buches  nicht  im  Einklänge  waren ,  die  der  Zu- 
sätze, so  dass  die  Seitenzahl  stark  reduciert  erscheint.  Außerdem 
sind  vielfache  Berichtigungen  vorgenommen  worden  und  hie  und  da 
Änderungen  in  der  Gruppierung  der  einzelnen  Artikel.  Durchgreifende 
den  Charakter  des  Buches  altenerende  Änderungen  kommen  nicht 
vor.  Bezüglich  der  Aufnahme  der  Eigennamen  weist  auch  diese  Be- 
arbeitung viele  Inconsequenzen  auf.  Ref.  kann  bezüglich  dieses 
Punktes  auf  das  hinweisen,  was  er  hierüber  in  dieser  Zeitschrift  1876 
X.  Heft  p.  749  f.  gesagt  hat.  Auch  die  Anordnung  der  Bedeutungen 
bei  einzelnen  Artikeln  lässt  manches  zu  wünschen  übrig.  Manche 
Unrichtigkeiten  und  Ungenauigkeiten ,  die  Kef.  schon  a.  a.  0.  er- 
wähnt hat,  finden  sich  auch  noch  in  dieser  Ausgabe.  Gewissenhafte 
Durchsicht  bei  der  nächsten  Auflage  wird  noch  manches  zu  ändern 
finden.  Indessen  ist  das  Werk  auch  so  schon  ein  schätzenswertes 
Hilfsbuch  für  die  Schule,  da  der  Schüler  das  nothwendige  nicht  erst 
aus  einem  Wust  von  unnöthigem  herauszusuchen  hat.  Ref.  kann  es 
nur  empfehlen.  —  Ein  recht  brauchbares  Hilfsmittel  für  jeden ,  der 
sich  mit  Justinus  beschäftigt,  hat  Dr.  Otto  Ei  eher  t  in  seinem 
Bttcbe  —  „Vollständiges  Wörterbuch  zur  Philippischen 

42* 


054    Lateinische  Lehr-  und  Ohnngsbücher,  angez.  von  H.  Koeiol, 

Geschichte  des  Jiistinus."  Hannover  1882.  Hahnsche  Buch- 
handlung. Preis  2  •  10  M.  S.  200,  geliefert.  Die  treffliche  und  über- 
sichtliche Anordnung  der  Bedeutungen  der  Wörter  in  den  einzelnen 
Artikeln ,  die  erschöpfende  Ausbeutung  des  Sprachschatzes  des 
Justinus,  sowie  die  Vollständigkeit  in  der  Vorführung  seiner  Eigen- 
thümlichkeiten  verleihen  dem  Werkchen  jedoch  eine  höhere  Stellung 
als  die  eines  Hilfsbuches  für  die  Schule.  Auch  der  Fachmann  wird 
vielfach  Belehrung  daraus  schöpfen  können.  Dass  schwierige  Stellen 
in  knapper  Form  erklärt  erscheinen,  wird  besonders  Anfangern  sehr 
erwünscht  sein.  Zugrunde  gelegt  ist  die  Textrecension  von  Jeep 
(1876) ,  doch  sind  auch  die  wichtigsten  Abweichungen  der  früheren 
Ausgaben  von  Dübner  (1831)  und  Frotscher  (1827)  berücksichtigt 
xvorden.  Ref.  kann  das  Buch ,  das  mit  Umsicht  und  Fleiß  gearbeitet 
ist,  bestens  zur  Benützung  empfehlen. 

Die  etymologische  Anordnung  der  Vocabeln,  wie  sie  das 
„Vocabularium  zum  Caesar,  zum  Nachschlagen  und  zum  Aus- 
wendiglernen von  Dr.  Ernst  Schlee,  Director  der  Bealschule  zu 
Altena.  Altena  1881.  Verlag  von  J.  Härder.  —  S.  55  — *  bietet,  hat 
unzweifelhaft  das  Gute,  dass  sie  durch  stete  Hinleitung  der  Schüler  zu 
dem  Grundworte  und  den  übrigen  davon  abgeleiteten  Wörtern  ihnen 
beim  Nachschlagen  eines  Wortes  stets  eine  ganze  Gruppe  von  Wörtern 
ins  Gedächtnis  zurückruft  und  befestigt.  Aber  eben  diese  Zurück- 
führung  auf  das  Stammwort,  wovon  die  Auffindung  des  gesuchten 
abgeleiteten  Wortes  abhängt ,  wird  häufig  der  Schüler  selbst  nicht 
vornehmen  können.  Vgl.  repugnare  unter  pungere,  velum  unter 
vehere  u.  a.  Daher  ist  bei  Benützung  dieses  Büchleins  eine  ge- 
wissenhafte Vorpräparation  mit  den  Schülern  in  dieser  Hinsicht  von 
Seiten  des  Lehrers  unbedingt  erforderlich.  Die  Vocabeln  aber  der 
Reihe  nach  auswendig  lernen  zu  lassen ,  wie  der  Verf.  es  zu  wollen 
scheint,  dürfte  wohl  kaum  ein  Pädagoge  billigen.  Das  wäre  eine 
Marter  für  den  Schüler  und  kein  Bildungsmittel  für  seinen  Geist.  Die 
Vocabeln  hat  der  Schüler  sich  im  und  am  Satze  allein  zu  merken. 
—  Ein  sehr  kurzgefasstes  Repetitor ium  der  Syntax  in  lateinischen 
Beispielen  nebst  Aufzählung  der  Conjunctionen  und  satzverbindenden 
Adverbien  bildet  den  Schluss.  Der  Verf.  hätte  sich  auch  hier  nur 
Caesar  vor  Augen  halten  und  die  Beispiele  nur  aus  ihm  entlehnen 
sollen. 

Der  Verf.  der  Syntaxis  priscorum  scriptorum  latinorum  (II  vol. 
Leipzig  1861  und  1862)  Fr.  Gull.  Holtze  bietet  in  seiner  Phra- 
seologia  Ciceroniana,  quam  addita  appendice  locos  quosdam 
syntacticos  contineute  scholarum  maxime  in  usum  composuit  (Num- 
burgi  ad  Salam.  J.  Domrich  1880.  p.  166),  eine  namentlich  für  An- 
fanger recht  dankenswerte  alphabetisch  geordnete  Aufzählung  der 
hauptsächlichsten  Substantiva(152),  Verba  (243)  und  Adiec- 
tiva  (22)  unter  Anführung  aller  Verbindungen,  in  denen  sie  bei 
Cicero  erscheinen.  Im  Anschlüsse  daran  (p.  126 — 164)  werden  einige 
stilistische  und  grammatische  Punkte  behandelt ,  wie  der  Gebranch 
abstracter  Substantiva   von  Menschen   bei  Cicero,   der  Plural  der 


Lateinische  Lehr-  und  Übungsbücher,  angez.  yon  H,  Koziöl,    655 

Eigennamen,  der  Qualitätsablativ ,  der  Accusativ  der  Beziehung ,  der 
doppelte  Accusativ ,  die  Präpositionen ,  Pronomina ,  der  Infinitiv  nnd 
einzelne  Yerbindungspartikeln.  Dem  Schüler  wird  das  Buch,  das 
allerdings  weder  neue  wissenschaftliche  Gesichtspunkte  eröffnet  noch 
neue  Besultate  der  Forschung  beibringt,  sowohl  bei  den  Über- 
setzungen aus  dem  Deutschen  ins  Lateinische,  in  denen  das  bunte 
Mosaik  der  Phrasen  aus  verschiedenen  Zeiten  und  Schriftstellern 
durch  Benützung  desselben  einigermaßen  beseitigt  werden  wird ,  als 
auch  zum  Verständnis  der  Leetüre  recht  förderlich  sein.  Es  verdient 
darum  empfohlen  zu  werden. 

In  dem  Werkchen  ^Was  ergibt  sich  aus  dem  Sprach- 
gebrauch Caesars  im  bellum  Gallicum  für  die  Be- 
handlung der  lateinischen  Syntax  in  der  Schule?  von 
Dr.  Max  Heynacher,  Oberlehrer  am  königl.  Ulrichsgymnasium  zu 
Norden.  Berlin  1881.  Weidmannsche  Buchhandlung.  Preis  1*60  M. 
—  S.  87  — "  werden  statistisch  die  bei  Caesar  zur  Anwendung 
kommenden  grammatischen  Kegeln  mit  Ausnahme  der  Präpositionen, 
des  Participium  coujnnctum ,  der  beiordnenden  Conjunctionen ,  und 
der  Eigenthümlichkeiten  im  Gebrauche  der  Nomina  nachgewiesen. 
Der  Zweck,  den  der  Verf.  dabei  verfolgte ,  war,  wie  er  selbst  aus- 
führlichdarlegt, der,  nachzuweisen,  dass  auf  der  unteren  Stufe  der  Gym- 
nasien zu  viel  Zeit  auf  die  Einübung  solcher  Regeln  verwendet  wird, 
die  selten  oder  gar  nicht  in  der  Leetüre  vorkommen ,  worunter  die 
sichere  Einprägung  der  nothwendigen  Regeln  leidet.  Und  in  der  That 
sind  seine  tabellarischen  Zusammenstellungen  ganz  geeignet,  das 
Augenmerk  aller  Pädagogen  auf  sich  zu  ziehen  und  eine  Änderung 
in  der  Behandlung  der  Syntax  herbeizuführen.  Ref.  kann  daher  die 
Abhandlung  nur  aufs  wärmste  allen  betheiligten  Kreisen  empfehlen. 
Mit  einem  Blicke  wird  der  Leser  hier  die  Hauptsachen,  und  unter 
diesen  steht  die  Syntax  über  den  Ablativ  voran ,  die  der  Verf.  in 
wissenschaftlicher,  aber  doch  für  die  betreffende  Stufe  nicht  unfass- 
licher  und  lichtvoller  Weise  behandelt  hat,  erkennen  und  auf  die 
Einübung  dieser  seine  Hauptthätigkeit  richten.  Auf  diese  Weise  wird 
auch  bei  den  langsamer  denkenden  und  fassenden  Schülern  mehr  zu 
erreichen  sein,  da  ihre  Geistesthätigkcit  nicht  durch  minder  wichtiges 
abgezogen  intensiver  wirken  kann.  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  das 
Schriftchen  die  weiteste  Verbreitung  und  Beachtung  fände,  da  durch 
die  vorgeschlagene  Behandlung  der  Grammatik  den  vielen  Klagen 
über  unbefriedigendes  grammatisches  Wissen  leichter  als  durch  alle 
Repetitorien  abgeholfen  werden  kann. 

Aus  demselben  Gedankenkreise  hervorgegangen  ist  das  Schrift- 
chen: Zur  Methodik  des  lateinischen  Unterrichtes  in 
Sexta  von  Dr.  Ludwig  Zippel,  Oberlehrer  am  städtischen  Gym- 
nasium zu  Greiz.  Greiz  1881.  Verlag  von  Christian  Teichs  Buch- 
handlung (Erich  Schlemm).  —  S.  32.  —  Der  Verf.  geht  von  dem 
Grundsatze  aus,  dass  schon  auf  der  untersten  Stufe  des  Lateinunter- 
richtes dai*auf  zu  sehen  ist,  dass  der  Schuler  durch  eine  gewisse 
selbständige  Behandlung  des  Stoffes  zu  unablässiger  Selbstthäti^k^vt 


656    X.  ScUomon,  Gescb.  d.  deutschen  Nationallit,  aug.  v.  A,  iSauer. 

genöthigt,  und  dass  durch  beständige  Übung  und  Stärkung  der  gei- 
stigen Kräfte  in  ihm  die  Freude  an  der  Arbeit  geweckt  und  genährt 
werde.  Dabei  muss  er  zu  voller  Sicherheit  in  der  Formenlehre  ge- 
führt werden.  Diese  lässt  sich  nach  der  Ansicht  des  Verf.s  nur  auf 
dem  Wege  der  mechanischen  Einübung  erreichen.  Nothwendig  ist  die 
Ausschließung  alles  unregelmäßigen,  da  das  Kind  durch  die  Mannig- 
faltigkeit des  Stoffes  nur  verwirrt  wird.  Die  Übersetzung  der  latei- 
nischen und  deutschen  Sätze,  für  die  der  Gesichtspunkt  festzuhalten 
ist,  den  Knaben  zu  selbständigem  Denken  anzuleiten,  muss  stets 
an  der  Hand  der  Analyse  vorgenommen  werden,  wobei  vom  ein- 
fachsten Satze  auszugehen  ist.  Hier  stellt  der  Verf.  alles  zusammen, 
was  jeder  einsichtsvolle  und  erfahrene  Lehrer  ohnedies  thut.  Natürlich 
versteht  sich  dabei  von  selbst,  dass  der  Vorgang  nicht  in  der  ganzen 
Breite  und  Ausführlichkeit  einzuhalten  ist  und  auch  nicht  einge- 
halten wird.  Der  geschulte  Lehrer  wird  sich  vergegenwärtigen,  dass 
auch  hier,  wie  beim  Sprechen  die  logischen  Operationen  nicht  in 
regelmäßiger  und  genauer  Reihenfolge  wie  die  Logik  sie  vorführt 
eingehalten ,  sondern  von  selbst  verständliche  Zwischenglieder  aus- 
gelassen werden,  bei  vorgerückter  Schulung  viele  Zwischenstufen 
wegbleiben  können  und  müssen,  da  die  Kücksicht  auf  die  Zeit 
es  erfordert.  Obwohl  nach  dem  gesagten  wesentlich  neues  nicht 
geboten  ist,  wird  doch  insbesondere  der  angehende  Lehrer  das 
Schriftcheu  mit  Nutzen  lesen. 

Wien.  Heinrich  Koziol. 


Geschichte  der  deutschen  Nationalliteratur  des  neunzehnten 
Jahrhunderts  von  Ludwig  Salomon.  Mit  24  Porträts.  Stuttgart 
1881.  Verlag  von  Levy  &  Müller.  Lieferung  3—10. 

Der  letzten  Lieferung  dieses  Werkes,  auf  dessen  Erscheinen 
wir  schon  früher  in  diesen  Blättern  hingewiesen  haben,  ist  ein  kuraes 
Vorwort  beigegeben,  dem  wir  die  folgenden  bezeichnenden  Sätze  ent- 
nehmen: ^Das  neunzehnte  Jahrhundert  ist  vorwiegend  ein  politisches; 
auf  die  Gründung  eines  neuen  deutschen  Einheitsstaates  und  die 
Herausbildung  eines  freien  bürgerlichen  Staatslebeus  concentrieren 
sich  die  Hauptgedanken  des  Säculums  und  darum  sind  auch  die 
deutschen  Dichtungen  des  neunzehnten  Jahrhunderts  vorwiegend 
politische:  sie  sind  die  Spiegelbilder  der  politischen  Stimmungen  in 
den  verschiedenen  Entwickelungsperioden,  die  Herzensäußerungen  bei 
unseren  nationalen  Bestrebungen,  die  Heroldsrufe  zu  neuen  poli- 
tischen Thaten ,  und  die  Dichter  mithin  die  vornehmsten  Erwecker 
und  Pfleger  des  nationalen  Gedankens.  Infolge  dessen  unternahm  es 
der  Verf.,  die  einzelnen  Literaturperiode n  immer  aus  dem  Geiste  der 
Zeit  heraus  zu  erklären ;  es  war  ihm  nicht  in  erster  Linie  darum  zu 
thun,  zu  Gericht  zu  sitzen  und  nach  den  Gesetzen  der  Poetik  und 
Ästhetik  das  Gute  zu  loben  und  das  Schlechte  zu  tadeln,  sondern  das 
Wesen  der  Poesie  jeder  einzelnen  Periode  darzulegen,  nachzuweisen, 
wie  hier,  anter  schwerem  Druck,  nur  die  flachen,  und  dort,  in  Zeiten 


L.  Saiomon,  Gesch.  d.  deutschen  Natiooallit.,  ang.  y.  A.  Sauer,    657 

anruhvoller  Bewegung,  nur  jene  brausenden  und  sprühenden  Dich- 
tungen entstehen  und  Beifall  finden  konnten ,  wie  aber  sämmtlicho 
bedeutendere  Dichtungen  die  Hauptaufgabe  hatten ,  die  Tendenz  des 
Jahrhunderts  zu  fördern.'  Wir  haben  —  wie  der  Verf.  selbst  hier 
offen  eingesteht  —  ein  politisches  Tendenzwerk  vor  uns.  Vom  Stand- 
punkte des  neu  geeinigten  deutschen  Reiches  construiert  Saiomon 
die  poetischen  Bestrebungen  des  neunzehnten  Jahrhunderts  nach 
dem  einzigen  Maßstabe ,  ob  sie  diesem  Reiche  vorgearbeitet  haben 
oder  nicht,  dem  Einheitsgedanken  sich  günstig  gegenübergestellt 
haben  oder  nicht.  Und  wehe  dem  Dichter ,  der  es  etwa  gewagt ,  sich 
vom  politischen  Getriebe  fernzuhalten  oder  seinen  Antheil  an  den 
Vorgäogen  der  Gegenwart  nicht  mit  gellenden  Posaunenstüßen  be- 
kundet hat!  Er  wird,  wo  des  Verf.s  Capiteleintheilung  gerade  Raum 
gibt,  oft  am  unpassendsten  Orte  untergesteckt,  zur  Strafe,  dass  er 
nicht  in  der  Uausvogtei  gesessen,  oder  er  wird  anhangsweise  dem 
Nachtrab  eines  berühmten  „Sturmvogels'^  zugesellt,  auch  wenn  er 
von  dessen  charakteristischen  Eigenschaften  keine  einzige  an  sich 
gehabt.  Die  Österreichischen  Dichter  kommen  von  vornherein  schlecht 
weg  dabei:  es  hätte  ihnen  wenigstens  aus  Mitleid  ein  kurzes 
Capitelchen  gegönnt  werden  sollen.  Ich  werde  daher  im  folgenden 
gerade  bei  den  österreichischen  Dichtern  etwas  langer  verweilen. 

Bis  zum  VIII.  Capitei ,  welches  die  schwäbische  Dichterschule 
behandelt,  macht  sich  diese  politische  Tendenz  noch  nicht  bis  zur 
Störung  geltend.  Die  Darstellung  dieser  rein  aus  dem  Gemüthe 
quellenden  Dichtung  hat  darunter  bereits  zu  leiden.  Justin us  Kerner 
und  Eduard  Moerike  kommen  nicht  zur  Geltung.  Das  IX.  Capitei  ist 
das  *Ende  der  romantischen  Schule'  überschrieben  und  behandelt 
Heine,  Platen  und  Immermann,  die  drei  kecken  Herolde  —  nach 
dem  beliebtesten  Bilde  Salomons  —  die  der  neuen  Herrscherin,  der 
neuen  Zeit,  den  Weg  bahnen  und  das  Haus  zu  ihrem  Hofhalt  her- 
richten. Heine  ist  ziemlich  kühl  behandelt,  was  ich  mit  großer  Freude 
hervorhebe.  Zu  einem  ganz  absprechenden  Urtheile  hat  Saiomon  aber 
doch  nicht  Muth  genug;  dass  Muth  dazu  gehört,  hat  uns  Goedeke 
im  Vorwort  zum  3.  Bande  seines  Grundrisses  durch  interessante  An- 
gaben bewiesen.  Platen  wird  gegen  den  Vorwurf  der  'Marmorglätte' 
in  Schutz  genommen ,  was  doch  in  einer  Literaturgeschichte  nicht 
nothwendig  wäre.  Immermanns  Einfluss  als  Prosaist  ist  schön  dar- 
gestellt. Erst  als  der  Verf.  zum  'jungen  Deutschland*  kommt,  fühlt 
er  sich  wohl  im  politischen  Element.  Die  Einleitungen  der  einzelnen 
Capitei  werden  jetzt  immer  läugeie  politische  Excurse.  Unter  dem 
Scblagworte  'Das  junge  Deutschland'  ist  aber  auch  vieles  ungehörige 
vereinigt.  Was  haben  Adalbert  Stifter ,  der  tief  im  Schatten  stehen 
muss,  was  haben  die  beiden  Dichterinnen  Annette  von  Droste- 
Hülshoff  und  Luise  Hensel  mit  den  Gutzkows  und  Laubes  zu  thun, 
unter  deren  Chiffre  sie  hier  dem  Publicum  vorgeführt  werden? 
Bauernfeld  wird  nebenbei  abgefertigt  als  ein  Dichter,  der 'all  das 
äußerliche  Drum  und  Dran'  des  Lustspieles  den  Franzosen  abgelernt 
bat,  dem  aber  die  Fähigkeit  abgeht,  das  allgemein  Lächerliche  der 


658     L.  Salomon,  Gesch.  d.  deatschen  NatioDallit.,  ang.  t.  ä^  Sauer. 

Zeit  zu  erfassen  und  dem  Spotte  preiszugeben,  gerade  diejenige 
Eigenschaft,  welche  erst  den  Lustspieldichter  von  dauernder  Be- 
deutung macht',  bei  dem  es  sich  ^im  großen  und  ganzen  um  kleinen 
Salonkrimskrams  (!) ,  der  nur  ganz  leicht,  ganz  oben  hin,  mit  der 
Farbe  der  Zeit  angehaucht  ist',  handelt  (S.  300  f ).  —  Das  XII.  Capitel 
bespricht  Hoflfmann  v.  Fallersleben,  Herwegh,  Dingelstedt,  Prutz, 
Mosen,  v.  Sallet,  Freiligrath  als  die  ^Sturmvögel  der  Revolution/  Für 
Anastasius  Grün ,  der  daran  angereiht  wird ,  kann  man  sich  diesen 
eflfecthaschenden  Namen  allenfalls  noch  gefallen  lassen.  Wie  aber 
kommt  Lenau,  wie  kommt  Karl  Beck  dazu?  Überhaupt  möchte  ich 
Protest  dagegen  erheben,  Lenau  und  Anastasius  Grün  immer  in  einem 
Athem  zu  nennen,  wie  mau  ihnen  soi^ar  ein  gemeinsames  Dioscuren- 
denkmal  setzcu  will.  Sie  sind  ganz  ungleiche  Dichter  in  Inhalt  und 
Form,  in  Begabung  und  Wirkung.  So  hoch  Graf  Auerspcrg  als  Mensch 
und  Charakter  steht,  für  einen  großen  Dichter  kann  ich  Auastasins 
Grün  nicht  erklären.  Salomons  ürtheil  ist  noch  viol  zu  hoch  ge- 
griffen ,  wenn  er  sagt :  'Grün  ist  kein  Talent  von  intensiver  Leucht- 
kraft, er  ist  kein  Dichter,  der  fortreißt  durch  die  Gewalt  seiner 
Leidenschaft,  der  blendet  durch  den  Glanz  einer  schwungvollen 
Sprache ;  er  ist  nicht  einmal  geistreich ,  hie  und  da  sogar  ermüdend 
durch  zu  üppige  Bilderfülle  und  zu  große  Länge  seiner  Gedichte,  ja 
bisweilen  selbst  geschmacklos'  (S.  336).  Grüns  Dichtung  steht  und 
fällt  mit  den  Ideen ,  die  sie  hervorgebracht.  Grün  ist  kein  Dichter 
von  Gottes  Gnaden,  sondern  nur  ein  Kind  seiner  kurzen  Epoche. 
Grüns  Zeit  ist  jetzt  schon  vorüber.  Seine  'Gesammelten  Werke , 
welche  —  was  Salomon  S.  338  übersehen  —  Berlin  1877  von  Frankl 
herausgegeben  wurden,  sind  spurlos  an  der  Gegenwart  vorüber- 
gegangen. Dagegen  ist  Lenau  nicht  nur  *eine  weit  bedeutendere  Dich- 
ternatur als  Grün;' nicht  nur  ist  er 'ursprünglicher,  phantasiereicher, 
lebhafter,  von  frischer[er  ?]  Naivetät,  tieferer  Leidenschaftlichkeit 
und  verfügt  über  einen  größeren  zum  Theil  mit  ganz  neuen  Lichtern 
ausgestatteten  Farbenreichthum  ;*  nicht  nur  'sind  seine  Verse  flüssiger 
und  melodischer'  S.  341  f.,  sondern  auch  das,  was  Salomon  seinen 
Gedichten  absprechen  will ,  mangelt  ihnen  keineswegs :  weder  'die 
höhere  Weltanschauung',  noch  'die  tiefere  Idee.'  In  Lenau  hat  sich 
die  österreichische  Dichterschule  —  ich  glaube  man  wird  von  einer 
solchen  reden  müssen  —  mit  der  schwäbischen  vermählt  und  eine 
unvergleichlich  schöne,  goldglänzende,  thaufrische  Blüte  hervor- 
gezaubert, die  leider  so  früh  und  so  traurig  von  den  finsteren  Mächten 
des  Inneren  geknickt  wurde.  —  Den  drei  Österreichern ,  von  denen 
also  nur  der  erste  hieher  gehört,  reiht  Salomou  drei  andere  auch  nur 
mit  halber  Berechtigung  an:  Hermann  RoUett,  Moriz  Hartmann  und 
Alfred  Meissner.  Unter  den  Namen,  mit  deren  Aufzählung  S.  353  er 
das  Kevolutionscapitel  schließt,  zähle  ich  noch  13  andere  öster- 
reichische Dichter,  darunter  den  hochbedeutenden  Ernst  Freiherr  von 
Feuchtersieben ,  so  dass  ich  mit  Recht  eine  selbständige  Gruppe  für 
dieselben  verlangen  zu  dürfen  glaube. 


JL  Sdhmon,  Gesch.  d.  deatschen  Nationallit.,  an^.  t.  A,  Sauer,    650 

Cap.  XIII  'Die  Reaction'  zeigt  ein  wenig  mehr  Einheit.  Gustav 
zu  Putlitz ,  Otto  Boquette  und  Wolfgang  Müller  von  Königswinter 
werden  mit  Recht  zusammengestellt.  Bodenberg  ist  stark  überschätzt. 
Storms  ganz  entgegengesetzte  Stellung  hätte  doch  stärker  hervor- 
gehoben werden  müssen.  Ich  hätte  ihn  breiter  behandelt  und  in  den 
Mittelpunkt  dieses  Capitels  gestellt ,  wenn  nicht  gar  erst  dem  fol- 
genden zugewiesen.  Als  reactionäre  Dichter  werden  Christian  Friedrich 
Scherenberg,  Georg  Hesekiel  und  Theodor  Fontane  auf  protestan- 
tischer Seite  dem  katholischen  Oscar  von  Bedwitz  gegenübergestellt, 
dessen  'Amaranth'  als  unbedeutendes  Product  charakterisiert  wird, 
dessen  'Odilo'  aber  ganz  unverdiente  Berücksichtigung  erfahren  hat. 
Es  folgen  Boderich  Benedix,  Charlotte  Birch-Pfeiffer,  Luise  Mühlbach 
und  trefflich  charakterisiert  —  vielleicht  die  einzig  lebendig  ge- 
schilderte Gestalt  des  Buches  —  Karl  von  Holtei. 

Das  nächste,  XIV.  Capitel  ^Langsames  Erwachen  neuen  Lebens' 
ist  das  geeignetste ,  um  Salomons  Gruppenbildung  ad  absurdum  zu 
führen.  Es  umfasst  die  Dichtungen  'die  von  etwa  1853  bis  gegen 
1859  erschienen^  aus  denen  das  Bestreben  hervorleuchten  soll,  *den 
politischen  praktischen  Sinn  zu  heben,  das  Volk  ^bei  seiner  Arbeit^ 
aufzusuchen  und  die  Wichtigkeit  derselben,  sowie  den  Segen  des 
Wohlstaudes ,  überzeugend  vor  Augen  zu  führen/  Der  Verf.  sieht 
aber  selbst,  dass  es  unmöglich  ist,  der  bunten  Beihe  von  Dichtern 
dieses  Abschnittes,  diese  gemeinsame  Devise  zu  geben,  darum  fügt 
er,  seine  eigene  Eintheilung  selbst  zerstörend,  hinzu,  'von  einer 
Gleichmäßigkeit  im  Auftreten'  könne  keine  Bede  sein:  'Der  eine  der 
Dichter  wandte  sich  früher,  der  andere  später,  der  eine  lebhafter, 
der  andere  zaghafter  den  neuen  Anschauungen  zu ;  dieser  trat  ganz 
unmittelbar  au  die  neuen  Verhältnisse  hinan ,  jener  suchte  durch 
Beispiele  aus  der  Geschichte  zu  wirken.  Es  fehlt  dieser  Culturperiode 
mithin  der  einheitliche  Charakter.'  So  werden  denn  Gustav  Freytag 
und  Max  Waldau,  Gottfried  Keller  und  Willibald  Alexis,  Edmund 
Höfer  und  Franz  Trautmann,  Scheffel  und  Gottschall,  Mosenthal  und 
Brachvogel ,  Hermann  Lingg  und  Wilhelm  Jordan ,  Klaus  Groth  und 
Fritz  Beuter,  Paul  Heyse  und  Levin  Schücking,  Otto  Müller  und 
Bobert  Waldmuller,  Hackländer  und  Gerstäcker  frischweg  alle  an 
einem  Stricke  zusammengekoppelt.  Daher  häufen  sich  hier  die  Über- 
gänge ,  die  schon  früher  nicht  unbeliebt  waren  ^Ebenso  unbekannt 
wie**  S.  405,  „Weit  glücklicher  als**  S.  406,  „Weit  origineller  als" 
S.  407;  „Auf. . .  .lassen  wir.  . .  .folgen**  usw.,  welche  wenigstens 
eine  scheinbare  Veiknüpfung  herstellen  sollen. 

Das  XV.  Capitel  „Die  Zeit  des  Conflictes  und  des  Norddeutschen 
Bundes"  beginnt  mit  Ernst  Scherenberg  und  Emil  Bittei-shaus ,  von 
denen  der  erste  zum  'Herold  des  neuen  deutschen  Beiches'  empor- 
geschraubt wird;  im  Mittelpunkte  steht  Spielhagen,  am  Schlüsse 
Julius  Grosse  und  Bobert  Hamerliug;  der  letzte  hat  unter  Salomons 
Abneigung  gegen  österreichische  Dichter  ebenfalls  zu  leiden :  ^Trotz 
seines  reichen  Talentes,  —  heißt  es  S.  457  —  seiner  feinen  Bildung, 
seines  ernstesten  Strebens,  hat  der  Dichter  albO  noch  keinen  einzigea 


660    X.  ScUomon,  Gesch.  d.  deutschen  Nationallit ,  ang.  v.  A.  Sauer. 

wirklichen ,  echten  Erfolg  erzielt.  Der  Grund  hievon  ist  offenbar  in 
dem  Umstand  zu  suchen,  dass  Hamerling  das  deutsche  nationale 
Leben  nie  recht  aus  eigener  Anschauung  kennen  lernte,  da  er  in  der 
wichtigsten  Periode  seines  Lebens  im  Auslande  weilte.  Hätte  er  im 
Herzen  Deutschlands  gelebt,  so  würde  er  auch  ganz  anders  dem 
deutschen  Volke  zum  Herzen  haben  sprechen  können/ 

Das  XVL  Capitel  bringt  endlich  den  Höhepunkt  der  Literatur 
des  19.  Jahrhunderts,  auf  den  die  ganze  Darstellung  zugespitzt  ist: 
'Die  Kriegslyrik  von  1870/71",  d.  h.  zuerst  S.  459—60  eine  Auf- 
zählung der  Dichter ,  von  denen  die  bekannteren  schon  früher  ab- 
gehandelt wurden,  S.  461  ein  Verzeichnis  der  Sammluugen  aus 
denen  die  S.  461 — 469  aufgeführten  15  Musterstücke  entnommen 
sind:  auBer  Freiligraths  markigem  Schlachtruf 'Hurrah  Germania!" 
und  Geibels  erhabener  Siegeshymne  'Am  dritten  September  1870* 
lauter  mittelmäßige  Producte.  Die  Kriegslyrik  des  Jahres  1870  ist 
überhaupt  nicht  bedeutend  und  man  sollte  sich  jetzt,  nachdem  der 
Siegesrausch  längst  verflogeu  ist,  doch  nicht  mehr  einer  solchen 
groben  Täuschung  hingeben ,  als  ob  Wort  und  Weise  der  deutschen 
Dichter  mit  den  Waffen  der  deutschen  Heere  Schritt  gehalten  hätte. 
Und  so  hat  auch  hier  wieder  Salomon  das  leise  Gefühl,  dass  seine  ver- 
himmelnde Darstellung  verfehlt  ist,  wenn  er  S.  461  sagt:  'So  tönte 
die  Kriegslyrik  voll  und  harmonisch  aus.  Wie  es  nicht  anders  sein 
konnte,  brachte  sie  gar  manches  Lied,  das  nur  den  Tag  überlebte, 
für  den  es  geschaffen  war ,  aber  sie  bot  auch  gar  manchen  kraft- 
vollen, hochpoetischen  Sang,  der  für  alle  Zeiten  einen  Ehrenplatz  in 
unserer  Literatur  einnehmen  wird.  Bis  zu  der  hehren  Begeisterung 
der  Säuger  der  Befreiungskriege  schwang  sie  sich  zwar  nicht  empor, 
dafür  war  sie  aber  formschöner  und  geistreicher  (!)  und  gab  außerdem 
dem  nationalen  Gedanken  einen  weit  kräftigeren,  weit  bestimmteren 
Ausdruck,  als  dies  die  Körner,  Arndt  und  Schenkendorf  hatten  thun 
können." 

Mit  der  Kriegslyrik  hätte  der  Verf.  sein  Werk  naturgemäß 
schließen  müssen ;  er  hängt  aber  noch  ein  Capitel  'Im  neuen  Reich" 
und  ein  zweites  'Die  wissenschaftliche  Literatur  seit  1830"  an,  wie 
er  früher  schon  dio  wiss.Lit.  bis  1830  besprochen  hat;  alle  drei  Capitel 
sind  fast  nichts  als  eine  trockene  Aufzählung  von  Namen,  die  keinen 
anderen  Zweck  haben,  als  das  Register  übermäßig  anzuschwellen. 
Überhaupt  enthält  das  Buch  der  Namen  und  Zahlen  allzuviele.  Vou 
manchem  Verf.  werden  auch  die  unbedeutendsten  Producte  angeführt 
und  S.  444  spricht  der  Verf.  wirklich  von  Vollständigkeit  der  biblio- 
graphischen Angaben,  die  doch  in  einer  Geschichte  der  deutschen 
Nationalliteratur  von  niemandem  begehrt  und  gesucht  wird.  Im  ein- 
zelnen ist  Salomon,  so  viel  ich  nachprüfen  kann,  genau,  er  beschränkt 
die  eigentliche  Charakteristik  der  Dichter  auf  Kosten  der  Biographie 
und  der  mitgetheilten  Proben.  Die  letzteren  sind  sorgfältig  aus- 
gewählt, 60  weit  sie  Gedichte  betreffen;  mit  dem  Abdruck  einzelner 
Scenen  von  Dramen  kann  ich  mich  aber  keineswegs  einvei-standen 
erklären,  J)erjenige,  der  den  Producten  fremd  gegenüber  steht,  wird 


Orimm,  Deutsches  Wörterbuch,  an  gez.  von  K.  Burdctch.        661 

sich  aus  solchen  Fragmenten  ein  Bild  derselben  nicht  bilden  können ; 
der  mit  den  Werken  des  Dichters  vertraute  wird  sie  überschlagen, 
während  man  sich  ein  auch  wohlbekanntes  Gedicht  gerne  wieder  ins 
Gedächtnis  zurückruft.  Soll  ich  ein  Gesammturtheil  über  das  Buch 
fällen ,  so  muss  ich  gestehen ,  dass  der  Verf.  die  Befähigung  eine 
Literaturgeschichte  zu  schreiben  durchaus  nicht  besitzt:  solche 
wichtige ,  zusammenfassende  Werke  sollten  nur  yon  hervorragenden 
Männern  der  Wissenschaft  unternommen  werden. 

Lemberg.  Dr.  August  Sauer. 


Deutsches  Wörterbuch  von  Jacob  Grimm  und  Wilhelm  Grimm. 
Fortgesetzt  von  Dr.  Moiiz  Heyne,  Dr.  Rudolf  Hildebrand,  Dr. 
Karl  Weigand  und  Dr.  Matthias  Lexer.  Vierten  Bandes  Erste 
Abtheilung,  IL  Hälfte  Dritte  Lieferung.  Gehorsam  —  Geist.  Bear- 
beitet von  Dr.  R.  Hilde br and.  —  Sechsten  Bandes  Siebente  Lie- 
ferung.  Los  —  Lustig.  Bearbeitet  von  Dr.  M.  Hevne.  Achte  Lie- 
ferung. Lustigen  —  Mandelkäse.  Bearbeitet  von  Dr.  M.  Heyne. 
Siebenten  Bandes  Erste  Lieferung.  N  —  Nachtigallstimme.  Gear- 
beitet von  Dr.  M.  Leier.  Leipzig  1881.  Verlag  von  S.  Hirzel. 

Von  dem  deutschen  Wörterbuch  der  Brüder  Grimm  sind  wäh- 
rend des  vorigen  Jahres  vier  Hefte  erschienen:  der  Buchstabe  L  ist  zu 
Ende  geführt  und  M  begonnen,  ein  neuer  rüstiger  Mitarbeiter  ist  einge- 
treten und  hat  uns  vom  N  ein  ansehnliches  Stuck  vorgelegt.  Bei  so 
beschleunigtem  Fortschreiten  des  großen  Werkes  wächst  natürlich 
die  allgemeine  Theilnahme  auch  in  den  weiteren  Kreisen  der  Nicht- 
germanisten,  in  gelehrten  wie  ungelehrteu.  Verheißen  doch  die 
rascher  hervortretenden  Lieferungen  einen  ununterbrochnen  Fort- 
gang und  endlichen  Abschluss. 

So  legt  der  gegenwärtige  Augenblick  nahe,  auf  die  letzten  Fort- 
setzungen des  Werkes  zuiückzublicken  und  dabei  sich  anschaulich 
zu  machen,  wie  das  Unternehmen  der  Brüder  Grimm  seit  ihrem  Tode 
auf  dem  Grunde  der  mächtig  erstarkten  Wissenschaft  weiter  geführt 
ist  und  welches  Aussehen  es  unter  den  Händen  der  Nachfolger  ge- 
wonnen hat. 

Das  deutsche  Wörterbuch  steht  am  Ende  von  Jacob  Grimms 
wissenschaftlicher  Laufbahn :  es  ist  seine  letzte  große  That.  Äußer- 
lich erscheint  es  lange  nicht  so  glänzend  als  dio  Mythologie,  die 
Rechtsaltert hümer,  die  Geschichte  der  deutschen  Sprache  oder  die 
Grammatik,  da  sich  in  ihm  Jacob  Grimm  viel  weniger  schöpferisch 
zeigt.  Und  doch  verdient  es  neben  seine  höchste  Leistung,  neben  die 
Grammatik,  gestellt  zu  werden,  und  zwar  mehr  durch  das  Ziel,  das 
es  steckte,  als  durch  das,  was  es  wirklich  schon  erreichte. 

J.  Grimms  deutsche  Grammatik  ist,  auch  abgesehen  von  der 
unvollendeten  Syntax,  ein  Fragment.  Die  mittelhochdeutsche  Lite- 
ratur war  nur  in  den  Erzeugnissen  ihrer  Blüte  ausgebeutet,  die  Über- 
gangszeit vom  Althochdeutscheu  zum  Mittelhochdeutschen  nur  un- 
genügend, die  spät  mittelhochdeatsche  und  die  gesammte  neuhoch- 


Ö6S        Grimma  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  von  K,  Burdach, 

deutsche  Zeit  ganz  mangelhaft,  nach  Zufall  ohne  zusammenhängende 
Forschung  berücksichtigt.  Vor  allem  zwischen  der  Darstellung  des 
Mittelhochdeutschen  und  Neuhochdeutschen  empfindet  man  eine 
Lücke,  die  J.  Grimm  auch  selbst  von  vornherein  zugestand.  Hier 
tritt  nun  das  deutsche  Wörterbuch  ergänzend  ein. 

Das  Programm,  welches  Wilhelm  Grimm  auf  der  Germanisten- 
versammlung zu  Frankfurt  a.  M.  im  Jahre  1847  aufstellte,  wonach 
mit  Luther  begonnen  und  mit  Goethe  geschlossen  werden  sollte  (s. 
jetzt  Kleinere  Schrift.  1,  508),  erweiterte  Jacob  Grimm  in  der  Vor- 
rede zum  ersten  Bande  des  Wörterbuchs  (p.  XVIII)  dahin,  dass  der 
nhd.  Zeitraum  schon  mit  der  zweiten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts 
anzuheben  sei.  Freilich  lassen  sich  gleichwohl  die  ersten  Bände  des 
Wörterbuchs  auf  die  Übergangszeit,  das  15.  Jahrhundert  noch  ziem- 
lich wenig  ein.  Erst  seitdem  man  anfieng  auch  diese  Epoche  ein- 
dringender zu  erforschen  und  in  zahlreicheren  Abdrücken  oder  Aus- 
gaben ihrer  literarischen  Erzeugnisse  der  Wissenschaft  zugänglich 
zu  machen,  mehrten  sich  im  Wörterbuch  die  Belege  aus  der  frühnen- 
hochdeutschen  Literatur.  Auf  der  andern  Seite  dehnte  man  die  Dar- 
stellung bis  auf  die  Sprache  der  unmittelbaren  Gegenwart  aus.  In 
beiden  Beziehungen  sind  besonders  reichhaltig  die  von  Hildebrand 
gearbeiteten  Theile. 

Man  könnte  fragen,  ob  denn  in  der  That  das  deutsche  Wörter- 
buch der  geeignete  Platz  sei,  die  Lücke  in  der  Geschichte  der  deut- 
schen Sprache  zu  ergänzen,  die  von  der  Grammatik  gelassen  war. 
Mag  die  alphabetische  Ordnung  auch  das  Sprachgut  am  leichtesten 
ausschöpfen  und  'durch  festgehaltenen  Schritt  und  regelmäßigen 
Gang  die  abgelegensten  Stellen  erreichen,  an  denen  jede  andere 
Form  der  Darstellung  eher  vorübergehen  könnte*,  sie  ist  doch  immer 
unwissenschaftlich  und  eröffnet  niemals  einen  unmittelbaren  Ein- 
blick in  den  Organismus  der  Sprache.  Das  kann  nur  eine  geschicht- 
liche Grammatik,  auf  deren  Anordnung  freilich  auch  noch  viel  an- 
kommt. 

Es  sind  auch  Versuche  gemacht  worden  eine  Geschichte  von 
der  Entstehung  uuserer  neuhochdeutschen  Sprache  zu  schreiben. 
Kehreins  Grammatik  der  deutschen  Sprache  des  15. — 17.  Jahrhun- 
derts bietet  in  drei  umfangreichen  Bänden  einen  unkritisch,  sinnlos 
zusammengehäuften  Wust  nach  so  äußerlichen  Gesichtspunkten,  dass 
man  dem  mühevollen  Werk  kaum  irgend  einen  Wert  beilegen  kann. 
Rückerts  Geschichte  der  deutschen  Schriftsprache  fehlt  vor  allem 
die  unentbehrliche  Grundlage,  eine  reiche  empirische  Enzelforschung. 
Die  Betrachtung,  welche  immer  über  den  Dingen  schwebt  und  das 
Leben  der  Sprache  nach  philosophischen  Dogmen  anschaut,  kann 
dafür  trotz  aller  Verdienste,  die  man  dem  Buche  lassen  mag,  keinen 
Ersatz  bieten.  Der  früh  verstorbene  Oscar  Jänicke  hatte  vor,  eine 
Geschichte  der  deutschen  Sprache  von  1250  bis  zum  Übergang  ins 
Neuhochdeutsche  zu  schreiben.  Hätte  er  seinen  Plan  ausführen  kön- 
nen, er  würde  der  deutschen  Sprachwissenschaft  einen  unschätzbaren 
Dienst  geleistet  haben.    Es  bleibt  aber  immer  wunderlich,  dass  ob- 


Orimmy  Deatsches  Wörterbuch,  angez.  von  K.  Burdach.       MS 

wohl  Müllenhoff  in  der  Einleitung  zu  den  Denkmälern  den  richtigen 
Weg  entdeckt  und  gewiesen  hatte,  die  Ausbildung  der  neuhoch- 
deutschen Schriftsprache  noch  immer  keinen  Darsteller  gefunden 
hat.  Einen  Versuch,  der  nur  leider  etwas  kahl  und  farblos  ausge- 
fallen ist,  machte  in  dieser  Richtung  Ernst  Wülcker,  indem  er  in  der 
Zeitschrift  des  Vereins  für  Thüringische  Geschichte  und  Alterthums- 
künde  (Neue  Folge  Bd.  1  (9)  S.  349  fif.)  über  *die  Entstehung  der 
kursächsischen  Kanzleisprache'  handelte. 

Es  bleibt  also  vorläufig  und  Yoraussichtlich  noch  für  längere 
Zeit  das  deutsche  Wörterbuch  die  einzige  geschichtliche  Darstellung 
der  neuhochdeutschen  Sprache. 

und  damit  ist  eigentlich  schon  geantwortet  auf  die  Frage,  was 
denn  die  Aufgabe  eines  deutschen  Wörterbuchs  sei. 

Zwei  Principien sind  möglich:  das  historische  und  das  ge- 
setzgebende. In  der  Grammatik  verließ  J.  Grimm  zuerst  mit  Ent- 
schiedenheit, darin  ein  echter  Schüler  Hamanns  und  Herders ,  den 
Standpunkt,  welchen  alle  früheren  Grammatiker,  nicht  nur  die 
Deutschen,  inne  gehabt  hatteu.  Die  Sprache  wollte  er  nicht  mehr  re- 
geln nach  vorgefassten  Begriffen  von  ihrem  Wesen  und  Zweck ;  er 
wollte  auch  nicht  die  Spi*ache  einer  Gegend  oder  eines  Standes  als 
Normalsprache  bevorzugen :  das  lebendige  natürliche  Wachsen  und 
Werden  der  Sprache  des  gesammten  Volkes  sollte  geschichtlich  dar- 
gestellt werden.  Die  Rede  des  gemeinen  Mannes  war  dabei  ebenso 
wichtig  als  die  der  Gebildeten.  Alles  was  rein  und  unentstellt  den 
alten  Sprachkörper,  den  ^Organismus'  der  Sprache  bewahrt  hatte, 
musste,  wenn  es  sich  auch  in  der  verachteten  Rede  des  Volkes  barg, 
ans  Licht  gebracht  werden.  Alle  Vorgänger  J.  Grimms,  Adelung, 
Gottsched  usw.,  standen  der  lebendigen  Sprache  des  Volkes  und  der 
Dichter  gegenüber  wie  der  Lehrer,  welcher  in  den  lateinischen  Exer- 
citien  seiner  Schüler  nach  Schnitzern  sucht.  Die  Spiachbetrachtung  von 
diesem  beschränkten  Schulstandpuukt  fort  und  aus  der  dumpfen 
Schulluft  hinaus  in  die  freie  frische  Luft  des  warmen  Lebens  gefuhrt 
zu  haben,  wo  alle  Sprache  als  natürlich  gewachsen,  nicht  als  erlernt 
und  erzwungen  erscheint,  wo  der  Grammatiker  nur  beobachtet  und 
lernt,  nicht  meistert  und  zurechtschneidet,  —  darin  liegt  der  unge- 
heure wissenschaftliche  Fortschritt  Jacob  Grimms,  und  er  ist,  wie 
jeder  wahre  wissenschaftliche  Fortschritt,  zugleich  ein  sittlicher. 

Wie  aufgeblasen  und  selbstgerecht,  wie  unfehlbar  und  unduld- 
sam erscheint  nicht  die  gesammte  rationalistische  Grammatik  auch 
in  ihren  tüchtigsten  Vertretern  gegen  die  religiöse  Hingabe  und  Treue^ 
mit  der  J.  Grimm  den  Wandlungen  der  Sprache  folgt. 

Man  würde  indessen  irren,  wollte  mau  inJ.  Grimms  grammati- 
scher Betrachtung  jeden  gesetzgebenden  Zug  leugnen.  Ihm  ist  die 
Grundlage  aller  Sprache  das  Organische.  Wo  dieses  verlassen  ist^ 
wo  von  jüngeren  Sprachperioden  alte  reiche  Gliederungen  verwischt, 
mannigfaltige  und  feingeschiedene  Ausdrucksmitiel  verloren  sind, 
da  regt  sich  auch  in  ihm  etwas  vom  alten  Grammatikerzorn,  ja   er 


664        Orimnif  Deutsches  Wörterbuch,  ang^ez.  Yon  K,  Burdach* 

schreckt  nicht  zurück,  selbst  seit  Jahrhunderten  untergegangenes 
Sprachgut  wieder  hei'stellen  zu  wollen. 

Die  jüngste  Sprachforschung  ist  völlig  vom  Standpunkte  des 
Gesetzgebers  abgekommen  und  weit  noch  über  J.  Grimm  hinausge- 
gangen. Früher  nannte  man  die  Formübertragung  noch  'falsche 
Analogie^,  im  Anschluss  an  Grimmsche  Yorstellungeu,  weil  sie  eben 
unorganisch  war.  Jetzt  heißt  sie  allgemein  bloß  ^Analogie^.  Der 
Ausdruck  falsch'  mochte  unzutreffend  sein,  aber  man  hätte,  statt 
ihn  einfach  zu  beseitigen,  einen  anderen  suchen  sollen,  der  was  ge« 
meint  war  besser  bezeichnete.  Gemeint  ist  aber  offenbar,  dass  die 
Analogie  eine  Störung  der  organischen  Sprachentwicklung  ist. 
Berechtigt  ist  der  jetzt  allgemein  gültige  Satz :  für  den  Sprachforscher 
gibt  es  in  der  Sprache  nichts  Falsches.  Aber  bedenklich  ist  es  doch, 
dass  eine  ganze  Richtung  unter  den  neuesten  Sprachforschern  sich 
stillschweigend  auch  zu  dem  Satze  bekennt:  für  den  Sprachforscher 
gibt  es  in  der  Sprache  nichts  Schönes.  Wenigstens  wer  scholastische 
Bildungen  wagt  und  wiederholt  gebraucht  wie  'Veranalogisieren', 
der  ist  ein  wenn  auch  unbewusster  Bekenner  dieses  Satzes. 

In  Wahrheit  gibt  es  in  der  Sprache  wie  im  menschlichen  Le- 
ben zwar  nur  Gesetzmäßiges,  aber  Schönes  und  Unschönes,  Gesun- 
des und  Krankes. 

Kein  aufmerksamer  Beobachter  kann  sich  dagegen  verschließen, 
dass  gewisse  Sprachperioden  von  einem  ausgebildeteren  ästhetischen 
Sinn  beherrscht  werden  als  andere.  Das  Neuhochdeutsche  erreicht 
mit  seiner  ärmlichen  Flexion  freilich  dieselben  Zwecke  gerade  so 
gut  wie  das  Althochdeutsche,  aber  doch  unzweifelhaft  mit  ästhetisch 
unvollkommneren  Mitteln.  Der  Norddeutsche,  dessen  Stimme  sich 
beim  Reden  in  bedeutend  engeren  Grenzen  auf  und  nieder  bewegt, 
steht  dadurch  zurück  hinter  der  gesangvolleren  Sprache  des  Süd- 
oder Mitteldeutschen,  dessen  Stimmumfang  ein  weiterer  ist.  Die  mit- 
telhochdeutschen Präterita  und  Participia  schwacher  Verben,  deren 
Stamm  auf  t  schließt,  befriedigen  mit  ihrer  Zusammenziehung  von 
Endung  und  Stammauslaut  fraglos  das  ästhetische  Gefühl  mehr  als 
die  grammatisch  deutlicheren  im  Neuhochdeutschen:  er  leite  ist 
sicher  wohlklingender  als  ^er  leitete\  Noch  im  18.  Jahrhundert  war 
beim  Gebrauch  dieser  Fonnen  der  Schönheitssinn  lebendiger  und 
stärker  als  das  Streben  nach  Verständlichkeit :  noch  Herder  schrieb 
und  ließ  dinicken  'gearbeit'  und  ähnl.,  mehr  noch  nehmen  sich 
diese  Freiheit  Süd-  und  Westdeutsche  heraus,  z.  B.  Goethe. 

Der  höhere  oder  geringere  Grad  der  ästhetischen  Beanlagung 
ist  gewiss  auch  von  Einfluss  auf  die  Entwicklung  der  Sprache.  Am 
deutlichsten  und  sichersten  ist  das  an  der  Wortbildung  und  Syntax 
zu  erkennen.  Welche  Entartung  zeigt  die  Syntax  irgend  eines  Ge- 
dichtes des  15.  Jahrhunderts  verglichen  mit  dem  schwächsten  kunst« 
losesten  des  dreizehnten.  Und  welch  ungesundes  Wuchern  des  for- 
mellen Elements  drückt  in  der  Sprache  der  Gebildetendes  17.  Jahr- 
hunderts alle  natürliche  Bewegung  und  Schönheit  nieder.  Die  ins 
inaBloBe  anschwellenden  Compositionen,  die  gehäuften  Conjunctioneo 


Orimm,  Deutsches  Wörterbach,  angez.  von  K.  Burdach,       665 

und  Partikeln,  die  zerhackte  und  auseinandergo reckte  Wortfolge  und 
Satzstellung,  deren  Beweglichkeit  fast  geschwunden  ist,  das  alles  ist 
dafui'  charakteristisch.  Unsere  gegenwärtige  Schriftsprache  zeigt 
eine  unerfreuliche  Altersschwäche,  insofern  sie  an  nominalem  Aus- 
druck überreich  ist,  hingegen  den  verbalen  immer  mehr  verkümmert. 
Man  schlage  ein  beliebiges  wissenschaftliches  Buch  auf,  ein  philoso- 
phisches, juristisches,  medicinisches  oder  philologisches,  man  nehme 
die  erste  beste  ofificielle  Kundgebung  einer  Behörde,  eine  beliebige 
Gesetzsammlung  zur  Hand  oder  lese  den  Leitartikel  irgend  eines 
Tagesblatts  —  überall  dieselbe  Häufung  von  substantivischen  und 
adjectivischen  Ausdrücken,  überall  derselbe  Mangel  an  Verben,  die 
fast  ausschließlich  von  Hilfsverben  vertreten  werden.  Diese  Gewohn- 
heit hat  ihre  Vortheile :  sie  befördert  Kürze  und  Gedrungenheit  der 
Rede,  ganze  Sätze  werden  zu  einem  Wort  zusammengezogen,  freilich 
oft  zu  einem  wenig  schönen,  wie  Inangriffnahme,  Uücksichtnahme, 
Inscenesetzung,  Nichtzustandekommen  und  ähnliche,  aber  die  Nach- 
theile überwiegen  doch  entschieden.  Alle  Sprache  ist  im  Grande 
Poesie,  wenn  auch  in  verschiedenem  Grade,  und  für  diese  gilt  das 
Grundgesetz,  welches  Lessing  im  Laokoon  entwickelte,  dass  sie 
Handlung  darstelle.  Wo  aber  der  verbale  Ausdruck  schwindet,  da  er- 
starrt auch  alle  Bewegung,  alle  Handlung  zum  unlebendig  Zuständ- 
lichen.  Die  lateinische  Sprache  ist,  weil  sie  durch  und  durch  sub- 
stantivisch ist,  für  die  poetische  Darstellung  immer  spröde  und  un- 
gelenk geblieben,  während  das  Griechische  durch  die  reiche  Ausbil- 
dung des  verbalen  Elements  von  Hause  aus  beweglicher  und 
in  eminentem  Sinne  poetisch  war. 

Was  80  an  der  Wortbildung  und  Syntax  sich  erweisen  lässt, 
darfauch  für  die  Laut-  und  Flexionslehre  vorausgesetzt  werden.  Denn 
dieselben  Mächte,  welche  einen  Theil  der  Sprache  beherrschen  und 
ausbilden,  müssen  auch  ihre  gesammte  Entwicklung  bestimmen. 

Die  Kunstfi^eschichte,  indem  sie  seit  langem  sich  der  Begriffe 
'naturalistisch^  manieristisch'  und  'stilvoir  bedient,  urtheilt,  die  Ge- 
schichte der  Sitten  und  Trachten  wendet  ähnliche  Unterscheidungen 
an.  Die  Sprachwissenschaft  soll  allein  ihren  Gegenstand  nur  an  sich 
begreifen,  die  einzelneu  Erscheinungen  nur  losgelöst  von  allem  übri- 
gen menschlichen  Leben  und  aller  übrigen  menschlichen  Entwicklung 
als  eine  Welt  für  sich  erklären  ?  Sie  soll  überall  nur  Veränderung, 
aber  weder  Blüte  noch  Welken,  weder  Stärke  noch  Verfall,  weder 
Gesundheit  noch  Krankheit,  weder  Entartung  noch  Regeneration  er- 
blicken ?  Weil  alle  Erscheinungen  der  Sprache  gleich  gesetzmäßig 
stattfinden,  sind  sie  doch  keineswegs  alle  gleich  lebenskräftig, 
wie  ja  auch  in  allem  organischen  Leben  Krankheit  und  Heilung  mit 
einander  wechseln.  Wollte  man  die  Sprache  auch  wirklich  als  ein 
rein  physikalisches  Product  aufTassen,  mit  der  Berufung  auf  die  mo- 
derne Naturwissenschaft  kann  man  eine  Betrachtungsweise,  wie  die 
von  mir  angefochtene,  nimmermehr  rechtfertigen.  Die  Naturwis- 
senschaft kann  ohne  den  Zweckbegriff,  man  nehme  ihn  so  objectiv 
wie  möglich,  nicht  aaskommen.  Schon  in  dem  fundamentalen  Grund- 


66f$        Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  an  gez.  von  K.  Burdadi. 

Satz  von  der  Begreiflichkeit  der  Welt  liegt  ein  Stück  Teleologie.  Die 
moderae  Entwicklungslehre  operiert  aber  auch  fortwährend  mit 
dem  Begriff  der  Zweckmäßigkeit:  unter  einer  Fülle  von  Bildungen, 
von  Variationen  erhalten  sich  nur  die,  welche  durch  Anpassung  und 
Vererbung  neue  Gestaltungen  hervorrufen,  mit  andern  Worten  es 
erhält  sich  immer  nur  das  Zweckmäßige,  und  immer  ist  die  Verän- 
derung einzelner  Theile  der  Organismen  begründet  durch  die  An- 
sprüche der  Functionen,  die  stets  das  Frühere  sind.  Auch  in  der 
Sprache  gibt  es  Zwecke,  und  die  Sprachforschung,  indem  sie  zu  unter- 
suchen hat,  wie  diese  Zwecke  erfüllt  werden,  muss  über  die  bloße 
Darstellung  und  Erklärung  von  Thatsachen  hinausgehen  und  ur- 
theilen. 

Das  deutsche  Wörterbuch,  welches  als  Heiligthum  und  Schatz- 
kammer die  gesammte  deutsche  Sprache  mit  ihrem  edeln  Gestein  und 
ihren  Schlacken  beherbergen  soll,  darf  kein  Nachschlagebuch  sein 
im  Sinn  der  Geograph ielexica  oder  Fremdwörterbücher.  Es  gibt  auch 
Antwort  auf  praktische  Fragen,  aber  nicht  scbulmäßig,  mit  einem 
*das  muss  so  sein',  sondern  indem  es  erzählt,  wie  es  geworden  ist, 
gut  oder  schlecht,  unabänderlich  oder  noch  wandelbar.  Es  leitet 
jeden  Benutzer,  der  willig  ist  und  aufmerkt,  an,  die  deutsche  Sprache 
aus  eigener  Kraft  zu  verstehen  und  zu  beherrschen,  frei  und  mit  ge- 
reinigtem, geschärftem  Sprachgefühl,  nicht  unselbständig,  wie  man 
fremde  Sprachen  lernt.  In  diesem  Sinne  und  nur  in  diesem  kann  das 
deutsche  Wörterbuch  als  ^Familienbuch'  bezeichnet  werden.  Wer 
bloß  Auskunft  über  eine  einzelne  Thatsache  sucht,  mag  andere  küi*- 
zere  deutsche  Wörterbücher  aufschlagen,  z.  B.  das  von  Weigand. 

Wer  aber  den  wahren  Zweck  des  deutschen  Wörterbuchs  der 
Brüder  Grimm  erkennt,  wird  selbst  das  langsame  Foi-tschreiten  ge- 
duldig ei-tragen.  Denn  vor  die  Wahl  gestellt,  ob  man  lieber  das 
Wörterbuch  in  zehn  Jahren  fertig  in  Händen  haben  wolle,  sei  es 
auch  dass  es  statt  einer  wissenschaftlichen  Entwicklung  der  Wort- 
bedeutungen nur  eine  fabrikmäßig  hergestellte  Compilation  aus  frü- 
heren Wörterbüchern,  Idiotiken  usw.,  eine  flüchtig  erraffte  und  un- 
geordnete Stoffmasse  böte,  oder  ob  man  wünsche,  dass  das  Werk  im 
bisherigen  Sinne  fortgeführt  werde  zum  wirklichen  und  dauernden 
Segen  der  Wissenschaft  und  der  Nation,  wenn  man  auch  selbst  die 
Vollendung  nicht  mehr  erleben  sollte,  da  wird,  denke  ich.  Jeder  das 
zweite  vorziehen.  Eine  dritte  Möglichkeit  wäre  allerdings  die  beste, 
dass  um  die  Vollendung  zu  beschleunigen,  die  Zahl  der  Mitarbeiter 
und  Mitsammler  beträchtlich  erhöht  würde. 

Ich  kann  und  will  hier  nicht  eine  förmliche  Kritik  der  letzten 
Bände  geben.  Auch  die  Arbeitsweise  der  einzelnen  Mitarbeiter  ge- 
nauer zu  charakterisieren  muss  ich  mir  versagen. 

Jacob  Grimm  begann  das  Wörterbuch  ohne  auf  allen  Ge- 
bieten der  Literatur  gleich  ausreichend  gerüstet  zu  sein.  Der  erste 
Band  ist  daher  im  Verhältnis  zu  den  folgenden  noch  etwas  dürftig 
zu  nennen.  Auch  kann  neben  den  glänzenden  Vorzügen  von  J.  Grimms 
Leistung  nicht  verschwiegen  werden,  dass  er  oft,  namentlich  bei  sei- 


Ormm,  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  von  K,  Burdach,       667 

nen  Etjmol  ogien,  seiner  unbegrenzten  Phantasie  allzu  willig  nach- 
gab. Wilhelm  Grimms  Arbeit,  die  den  Buchstaben  D  umfasst, 
enthält  reichen  Stoff,  wohl  gegliedert  und  geistig  durchdrungen,  in 
knapper,  sauberer  und  doch  gedankeuYoUer  Darstellung.  Was  der 
fleißige  We ig  and  bot,  war  öberall  sorgsam  und  besonnen.  Ru- 
dolf Hildebrand  war  seit  dem  Druck  der  ersten  Bogen  thätiger 
Mitarbeiter:  er  hatte  sich  anfangs  der  Correctur  der  Druckbogen 
unterzogen,  und  schon  in  der  Vorrede  zum  ersten  Bande  vom  Jahre 
1854  rahmte  J.  Grimm  ^seine  ungemeine  Sachkenntnis  und  Neigung 
zur  deutschen  Sprache'.  Hildebrand,  der  seit  mehr  als  dreißig  Jah- 
ren dem  Wörterbuch  seine  Kräfte  geliehen,  hat  durch  seine  Fort- 
setzung, die  den  Buchstaben  K  und  G  bis  Geist  umfasst,  das  Werk, 
welches  schon  vorher  weder  in  Deutschland  noch  sonst  seines  Glei- 
chen hatte,  auf  eine  bis  dahin  kaum  geahnte  H(nie  gehoben.  Stau- 
nenswerte Belesenheit  und  ein  unvergleichlich  tiefer  und  feiner 
Sprachsinn  machen  ihn  zu  dem  Meister  der  Lexicogi-aphie.  Überall 
schaut  er,  als  ein  echter  Schüler  J.  Grimms,  die  Sprache  im  Zusam- 
menhang mit  dem  Leben  des  Volks  in  Glauben,  Sitte  und  Recht.  Er 
gibt  eine  wirkliche  Lebensgeschichte  der  Worte,  deren  innerste  Seele 
er  mit  bewundernswerter  Feinheit  herausfählt  und  auch  dem  Leser 
zur  Empfindung  zu  bringen  versteht,  und  damit  gibt  er  zugleich 
ein  Stück  der  Geschichte  unserer  Nation.  Und  mehr  noch !  Indem  er 
mit  eindringendem  Scharfsinn  und  liebevoller  Vertiefung  die  ver- 
borgensten Fäden  der  Bedeutungs Wandlungen  hervorzieht  und  das 
stille  Weben  und  Wirken  der  Volksseele  belauscht,  arbeitet  er  einer 
Geschichte  des  deutschen  Sprachbewusstseins  vor,  ja  des  Sprachbe- 
wusstseins  überhaupt.  Eine  Anleitung  gleichsam,  wie  die  von  Hil- 
debrand geübte  Sprachbetrachtung  auch  für  das  Leben,  insbesondere 
für  die  Schule  fruchtbar  gemacht  werden  kann,  ist  sein  schönes  Buch 
*Vom  deutschen  Sprachunterricht^  (2.  Auflage.  Leipzig,  Verlag  von 
J.  Klinkhardt  1879),  das  in  den  Händen  nicht  nur  jedes  Germanisten, 
sondern  überhaupt  jedes  Lehrers  sein  sollte.  Neben  Hildebrand  ist 
seit  geraumer  Zeit  Moriz  Heyne  Mitarbeiter,  der  mit  erfreulicher 
Umsicht  und  Ausdauer,  wenn  auch  nicht  immer  gleichmäßig  in  die 
Tiefe  gehend,  die  ihm  zugefallenen  Theile  fördert. 

Ich  möchte  nun  im  Folgenden  den  Lesern  dieser  Zeitschrift, 
soweit  sie  noch  dem  deutschen  Wörterbuch  fremd  gegenüber  stehen, 
die  Lust  erwecken  zu  eigenem  fruchtbarem  Studium  des  unei*schöpf- 
lichen  Werkes. 

Wenn  es  einen  Einigungspunkt  gibt,  wo  sich  die  Neigungen 
der  Gelehrten  verschiedener  Fächer  und  der  Gebildeten  überhaupt 
begegnen,  so  ist  das  unsere  classische  Literatur  des  vorigen  und 
dieses  Jahrhunderts.  Und  seit  längerer  Zeit  steht  diesen  Interessen 
Goethe  obenan.  Mögen  gegenwärtig  auch  in  der  Literaturgeschichte 
des  achtzehnten  Jahrhunderts  die  deutschen  Philologen  die  Führer- 
rolle übernommen  haben  und  zwar  mit  Recht,  da  ihnen  allein  die  un- 
bedingt nöthige  wissenschaftliche  Kenntnis  der  deatschen  Sprache 
und  der  älteren  Literatur  zu  Gebote  steht,  mögen  auch  die  nur  aus 

Zeitodurifl  f.  d.  ftittrr.  Qjmn.  18S2.    VUI.  und  IX.  Htfl.  ^% 


668        Grimm,  Deutsches  Wörterbach,  angez.  von  K.  Burdach. 

Liebhaberei  unternommenea  Arbeiten  in  den  Hintergrund  treten : 
die  allgemeine  Theilnahme  an  der  Erforschung  dieser  Zeit  ist  denke 
ich  unvermindert. 

Das  deutsche  Wörterbuch  nun  kommt  der  Literaturgeschichte 
des  vorigen  Jahrhunderts  unmittelbar  zugute.  Auf  die  Frage  z*  B. 
wie  hängt  Goethe  ab  von  der  vor  ihm  geschaffenen  Sprache  und  von 
der  seiner  Zeitgenossen  ?  gibt  es  vielfältige  Antwort,  allerdings  nur 
stückweise  und  nur  Einzelheiten  erklärend.  Aber  wer  mit  Goethe 
begreift,  dass  ein  Fall  oft  tausende  wert  ist  und  sie  alle  in  sich 
schließen  kann,  wird  auch  daraus  schon  lernen  und  wenn  er  einen 
einzelnen  Fall,  der  vorbildlich  ist,  erkennt,  sich  zu  weitergehender 
eigener  Betrachtung  und  zusammenhangender  Untersuchung  an- 
regen lassen. 

So  will  auch  ich  versuchen,  einige  hiehergehörige  Thatsachen, 
die  das  Wörterbuch  verstreut  und  vereinzelt  bringt,  unter  einem  ge- 
meinsamen Gesichtspunkt  zu  sammeln  und  durch  eigene  Beobach- 
tungen zu  ergänzen. 

Es  ist  ein  altes  Vorurtheil,  die  wissenschaftliche  Behandlung 
des  Deutschen  sei  zur  allgemeinen  Bildung  entbehrlich,  weil  ja  jeder 
Deutsche  es  von  Hause  aus  verstehe.  Aber  kläglich  zuschanden 
wird  dieses  Vorurtheil  —  von  allem  andern  abgesehen — ,  wenn  man 
einmal  an  die  Sprache  unserer  Classiker  des  vorigen  Jahrhunderts 
herantritt  mit  dem  Vorsatz,  hinauszukommen  über  das  ungefähre 
Verständnis,  das  an  der  Obei*fläche  hingleitet  und  sich  mit  dem  dun- 
kel geahnten  Sinn  der  Worte  zufrieden  gibt.  Da  zeigt  sich  bald,  wie 
die  Sprache  Lessings,  Goethes,  Wielands,  Schillers,  die  doch  die 
Blüte  unserer  gegenwäi-tigen  Schriftsprache  sein  soll,  keineswegs 
mehr  ohne  weiteres  Studium  verständlich  ist.  Unsere  heutige  ge- 
bildete Sprache  ist  eben  nicht  mehr  dieselbe,  welche  die  Classiker 
schrieben.  Ich  greife  einige  Beispiele,  die  das  bezeugen,  aus  hun- 
derten  heraus. 

Wer  mittelhochdeutsch  zu  lernen  angefangen  hat  weiß,  dass 
mute  'freigebig'  bedeutet  und  in  den  Nibelungen  z.  B.  diu  küne- 
ginne  milt  nicht  zu  übersetzen  ist  ^die  milde  Eönigin\  Wenige  aber 
nur  werden  wissen,  dass  diese  Bedeutung  dem  Worte  noch  bis  ins 
achtzehnte  Jahrhundert  eigen  blieb.  Ich  wenigstens  war  überrascht 
sie  bei  Goethe  zu  finden  in  dem  merkwürdigen  Gedicht  'Sprache',  das 
1774  im  Göttinger  Musenalmanach  erschien  (Der  junge  Goethe  2, 
16.  Hempel  2,  249)  und  so  bezeichnend  ist  für  das  zur  Spitze  ge- 
triebene Streben  nach  lakonisch-gedrungenem  Ausdruck,  welches 
die  Geniezeit  durchzog  (Dichtung  und  Wahrheit.  Siebentes  Buch. 
Hempel  21,  53).  Der  Dichter  fahrt  auf  von  langathmigen  Erörte- 
rungen über  die  Natur  der  dichterischen  Sprache ;  er  hat  über  ihren 
Beichthum  und  ihre  Armuth,  ihre  Stärke  und  Schwäche  reden  hören, 
und  verdrossen  ruft  er  aus :  *  Was  reich  und  arm !  Was  stark  und 
schwach!  Ist  reich  vergr ahner  Urne  Bauch?  Ist  stark  das  Schwert 
im  Arsenal?  Greif  milde  drein^  und  freundlich  Glück  Fließt 
Gottheit  von  dir  aus!    Faß  an  eum  Siege,  Macht ,  das  Schwert, 


Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  aogez.  Ton  K.  Burdach.        W9 

und  über  Nachbarn  Ruhm!*  Goethe  steht  aber  mit  diesem  Gebrauch 
des  Worts  ^milde'  keineswegs  allein,  schließt  sich  nicht  etwa  alter- 
thümelnd  an  Luthers  Sprache  an ;  auch  andere  wenig  ältere  Dichter 
des  Jahrhunderts  brauchen  es  ebenso,  und  Adelung  führt  noch  in 
der  letzten  Ausgabe  seines  Wörterbuchs  diese  Bedeutung  ohne  wei- 
tere Bemerkung  als  gebräuchlich  an. 

Lessing  schreibt  im  zweiten  Kapitel  des  Laokoon  'Der  Ena' 
eweck  der  Künste  hingegen  ist  Vergnügen  (Hempel  6,  26).  Man 
würde  ihn  gänzlich  mißverstehen,  wollte  man  'Vergnügen*  im  heu- 
tigen Sinne  fassen.  Der  Satz  würde  dann  etwa  der  Kunstauffassung 
moderner  Tagesschriftsteller  und  Theaterdirectoren  entsprechen,  die 
bei  ihren  Kunstleistungen  allerdings  das  ^Amüsement'  als  den  End- 
zweck der  Kunst  ansehen  und  leider  ja  auch  dabei  die  große  Masse 
der  Gebildeten  richtig  beurtheilen,  aber  Lessings  Meinung  hätte 
man  darin  nicht.  An  dieser  Stelle  reicht  aber,  sie  recht  zu  verstehen, 
nicht  aus,  den  Zusammenhang  genau  und  mit  Einsicht  zu  erwägen: 
man  muss  einfach  wissen,  dass  'Vergnügen'  im  ganzen  achtzehnten 
Jahrhundert  noch  eine  edlere  Bedeutung  hatte,  die  seiner  ursprüng- 
lichen näher  stand,  vergnüegen  oder  vernüegen  hieß  mhd.  das  Zu- 
friedenstellen, das  Genügen.  Auf  das  innere  Leben  übertragen  er- 
langte es  später  die  Bedeutung  'Befriedigung  der  Seele,  freudige 
Zufriedenheit'.  Diese  Bedeutung  hat  das  Wort  in  Brooksens  Irdi- 
schem Vergnügen  in  Gott,  das  heißt 'innerliches  Glückgefühl  des 
Menschen  in  der  Vereinigung  mit  Gott\  wobei  nach  Art  der  Mystiker 
die  fromme  Betrachtung  als  ein  'in  Gott  sein  gedacht  ist.  Brockes 
hat  auch  einen  'Schwanengesang  in  einer  Anleitung  zum  vergnüg- 
ten und  gelassenen  Sterben'  verfasst.  Das  Sterben  würde  heute 
wohl  Niemand  je  ein  'vergnügtes'  nennen  können.  Haller  in  der  drit- 
ten Auflage  seiner  Gedichte  (S.  19):  welch  Weiser  lebt  vergnüget^ 
Er  kennt  den  Bau  der  Welt  und  stirbt  sich  unbekannt.  Noch 
Goethe  brauchte  das  Wort  so:  Claudine  von  Villa  Bella:  Kannst  du 
mir  sagen,  Sagen  tvarum  Zärtliche  (empfindungsvolle)  Seelen  Ein- 
sam und  stumm  Immer  sich  quälen  ?  Selbst  sich  betrügen  Und  ihr 
Vergnügen  Immer  nur  ahnden  Da  wo  sie  nicht  sind  (der  junge 
Goethe  3,  579)  =  'Zufriedenheit*.  Fast  komisch  wirkt  auf  uns  das 
Particip  vergnügt  im  Sinne  von  ^zufrieden*  in  der  Laune  des  Ver- 
liebten :  Sollt  es  wohl  in  meinen  Kräften  stehn  Den  Eridon  ver- 
gnügt, und  mich  beglückt  eu  sehn  (der  junge  Goethe,  1, 130).  Das 
Verbum  finitum  ist  uns  fast  verloren  gegangen :  Goethe  hat  es  noch 
oft  und  im  gleichen  Sinne.  So  schreibt  er  an  Salzmann  von  seinem 
Götz:  Wenn^s  fertig  ist  sollen  Sie's  haben,  und  ich  hoff  Sie  nicht 
wenig  eu  vergnügen,  da  ich  Ihnen  einen  edeln  Vorfahr  . . .  iw* 
Leben  darstelle  (der  junge  Goethe  1,  301).  Hier  ist  es  ganz  unmög- 
lich, unser  'amüsieren'  dafür  einzusetzen.  Doch  fieng  das  Verbum 
an  in  dieser  Bedeutung  schon  in  Goethes  Jugend  zu  veralten :  in  sei- 
ner Straßburger  Ossianübersetzung  heißt  es  noch  Der  Gesang 
kommt  mit  seiner  Musick,  die  Seele  zu  schmelzen  und  zu  vergnü- 
gen (jung.  Goethe  1,   282),  dagegen  schon  in  der  ersten  Ausgabe 

43^ 


670        Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  Ton  K,  BtMrdach, 

des  Werther  Klingt  nicht  Lied  und  Gesang,  die  Seele  eu  schmeU 
gen  und  eu  ergöteen  (ebd.  3,  360). 

Wie  Vergnügen  hat  sich  Belustigung  entwickelt.  Auch 
dies  hatte  noch  im  Anfang  des  18.  Jahrhunderts  eine  edlere  Bedeu- 
tung als  heute.  Der  Anhänger  Gottscheds  Schwabe  gab  in  den  vier- 
ziger Jahren  die  Zeitschrift  'Belustigungen  des  Verstandes  und 
Witzes'  heraus.  Als  die  talentvolleren  Mitarbeiter  sich  von  ihm  lossagten, 
weil  sie  nicht  länger  Gottscheds  Fahne  folgen  wollten  und  eine  eigene 
Zeitschrift  gründeten,  wählten  sie  den  Titel  'Neue  Beiträge  zum 
Vergnügen  des  Verstandes  und  Witzes\  was  doch  nichts  anderes 
besagen  sollte,  als  der  alte  Titel.  'Belustigung'  war  eben  schon  auf 
dem  Wege  zur  jetzigen,  niedrigen  Bedeutung;  deshalb  vertauschte 
man  es  mit  dem  noch  unabgebrauchten  höheren  'Vergnügen',  was 
heute  bereits  ebenso  heruntergekommen  ist.  Im  deutschen  Wörter- 
buch ist  unter  'Belustigung'  leider  auf  diese  klar  vorliegende  Bedea- 
tungsentwicklung  gar  nicht  Rücksicht  genommen. 

Lustbarkeit  hieß  früher  'Anmuth,  Lieblichkeit'  und  Fröh- 
lichkeit (D.  Wb.  6,  1327),  erst  seit  dem  vorigen  Jahrhundert  be- 
kommt es  die  heute  allein  übliche  Bedeutung  'Belustigung\  Aber 
noch  Goethe  gebrauchte  es  in  Erwin  und  Elmire  nach  älterer  Art: 
Elmire,  Ich  hin  ja  lustig  (sie  lächelt  und  wischt  sich  die  Äugen). 
Olimpia.  Das  ist  eine  aparte  Art  von  Lustbarkeit  (d.  junge  Goethe 
3,  505). 

Ein  Wort,  dessen  Gebrauch  im  18.  Jahrhundert  noch  nicht  be- 
festigtist und  das  daher  leicht,  wenn  man  dem  heutigen  Sprachbewusst- 
sein  folgt,  missverstanden  werden  kp-nn,  ist  'Leidenschaft'.  Es 
ist  erst  im  17.  Jahrhundert,  zuerst  nur  in  den  Wörterbüchern,  auf- 
gekommen, um  das  französische  passion  zu  übersetzen,  bezeichnete 
also  zunächst  nur  den  Zustand  des  Leidens.  Christian  Wolff  brauchte 
es  als  Gegensatz  zum  Begriff  der  'Thätigkeit'.  Zugleich  aber  bedeu- 
tete es  überhaupt  einen  Affect,  eine  Gemüthsbewegung,  Empfindung, 
wie  passion,  so  z.  B.  noch  in  Frischens  Wörterbuch.  Die  gegenwär- 
tige Bedeutung  'heftige  Begierde',  welche  Heyne  schon  aus  Geliert 
und  Kant  belegt,  ist  im  18.  Jahrhundert  noch  keineswegs  durchge- 
drungen. Heyne  hätte  also  die  Beispiele,  die  er  unter  Nr.  3  anführt, 
für  den  Gebrauch  des  Worts  'auch  im  edleren  Sinne,  von  einer  heftig 
verlangenden  (richtiger:  heftigen)  Seelenregung,  aber  ohne  Betonung 
einer  sinnlichen  Begierde*  (D.  Wb.  6,  67  Ij,  vor  die  Beispiele  von 
Nr.  2  stellen  sollen;  denn  dieser  angeblich  'edlere  Sinn'  ist  eben 
dem  Worte  ursprünglich  eigen,  da  ja  die  Bedeutung  einer  Begierde 
erst  später  hineingekommen  ist.  Breitingers  kritische  Dichtkunst, 
die  1740  erschien,  erörtert  in  dem  Capitel  'Fow  der  hert^; rührenden 
Schreibart  ausführlich  den  neuen  Begriff  der  "^ Sprache  der  L  e  i- 
denschaft\  der  bald  durch  Klopstock  und  Goethe  für  die  Poesie 
auch  wirklich  fruchtbar  wurde.  Er  braucht  für  Leidenschaft  da  auch 
^ Gemüthes- Leidenschaft,  Gemüthes-Bewegung ,  Affect\  Das  Wort 
übersetzt  nur  das  griechische  ndd'og  des  Aristoteles,  aus  dessen 
Poetik  ^reiti^^r  eine  Stelle  des  achtzehnten  Capitels  deutsch  an- 


Orimnif  Deatsches  Würterbucb,  angez.  von  K.  Burdach,       671 

führt  (Theil  2,  S.  357).  Noch  Goethe  und  Schiller  verbinden  mit 
^Leidenschaft'  den  alten  Sinn. 

Wir  verstehen  unter  'Laster'  in  der  jetzigen  Schriftsprache 
nur  'die  zur  Gewohnheit  gewordene  Sünde ,  die  alte  Bedeutung 
'Fehler,  Vergehen'  ist  verloren.  Doch  begegnet  es  in  dieser  bei  Goethe 
im  Götz  und  zwar  sowohl  in  der  'Geschichte'  als  im  'Schauspiel*. 
Georg  erzählt  wie  er  Weisungen  in  Bamberg  getroffen :  ich  sagte  leise 
zu  ihm  :  ein  paar  Worte  von  euerm  Berlichingen.  Er  ward  be- 
stürzt; ich  sah  das  Geständniß  seines  Lasters  in  seinem  Gesicht 
(d.  jung.  G.  2,  105).    Die  Stelle  fehlt  bei  Heyne  (D.  Wb.  6,  254). 

Uns  bezeichnet  Leichtsinn  eine  üble  Eigenschaft.  Aber  wie 
'leichtsinnig'  (s.  Heyne  D.  Wb.  6,  650,  1)  hatte  auch  das  Substan- 
tivum  ursprünglich  keine  schlimme  Bedeutung.  Es  ist  zwar  von 
Heyne  im  D.  Wb.  nur  die  spätere  Bedeutung  'nicht  überlegender, 
nicht  erwägender  Sinn'  belegt,  aber  er  hätte  unschwer  Beispiele  auch 
für  die  ältere  finden  können,  Beispiele  aus  dem  18.  Jahrhundert,  z.  B. 
aus  Goethes  Laune  der  Verliebten :  Vor  Unbeständigkeit  muss  uns 
der  Leichtsinn  hüten  (d.  jung.  Goethe,  1,  114).  Sehr  lehrreich  ist 
eine  Wertherstelle :  in  der  ersten  Ausgabe  steht  noch  und  dennoch 
verlässt  sie  (Lotte)  nie  ihre  Munterkeit  (auch  ein  im  18.  Jahrhun- 
dert anders  als  heute  verstandenes  Wort),  all  ihr  Leichtsinn  (ebd. 
3,  282).  Als  Goethe  den  Roman  für  die  Gesammtausgabe  seiner 
Werke  im  Jahre  1786  sprachlich  bearbeitete,  nahm  er  daran  Anstoß 
und  setzte  das  auch  uns  verständlichere  ihr  leichter  Sinn  ein,  das 
er  auch  sonst  (s.  Heyne  D.  Wb.  6,  634)  braucht. 

'Annehmlich'  und  'Annehmlichkeit'  hatten  im  vorigen 
Jahrhundert  keinen  andern  Sinn  als  anmuthi^,  Anmuth  (s.  D.  Wb.). 
'Witz'  bedeutete  bekanntlich  'Geist, Esprit'.  Das  Mensch'  konnte 
von  Frauenzimmern  noch  im  edlen  Sinne  gebraucht  werden :  Hage- 
dorn im  Verliebten  Bauer  (Poetische  Werke  8",  Hamburg  1757  Bd. 
3,  98)  *Das  Mensch  gefällt,  auch  ungeputzt ;  Ich  sag  es  ohne 
Scheu,  freilich  ineinem  Gedicht,  das  volksthümlichen  Ton  und  Ausdruck 
hat;  auch  bei  Lessing  noch.  Wollust  hatte  im  vorigen  Jahrhundert 
keinen  tadelnden  Sinn:  Hagedorn ' TFas  edle  Seelen  Wollust  nen- 
nen  Vermischt  mit  schnöden  Lüsten  nicht^  (3, 141) ;  Bodmer  in  den 
kritischen  Briefen  von  dem  Eindruck,  den  Miltons  Verlorenes  Pa- 
i-adies  auf  Klopstock  (?)  hervorbrachte:  Ich  sah  dann  die  Wollust 
darauf  (auf  seinem  Gesichte)  J^rvor gehen  ....  ich  erblickte  die 
Seligkeit  der  Himmlischen  wiederscheinend  in  seinen  Gesichts- 
zügen, so  auch  noch  bei  Klopstock  und  Anderen.  Zärtlich  hieß 
der  Empfindung  zugänglich,  nicht  auf  die  Liebesbezeugung  oder 
Liebkosung  beschränkt,  daher  die  'zärtlichen  Lieder'  d.  h.  ana- 
kreontische. 

Ich  breche  ab.  Die  genannten  Beispiele  reichen  aus,  was  ich 
oben  sagte,  zu  beweisen.  Unsere  Sprache  scheidet  in  der  That  be- 
reits eine  sichtbare  und  fühlbare  Kluft  von  der  des  18.  Jahrhunderts, 
selbst  wenn  man  sich,  wie  ich  mich  hier,  auf  die  Wortbedeutungen 
besdir&nkt.    Wie  einst  Georg  Friedrich  Benecke  durch  seine  ein.- 


678        Grimnif  Döutsches  Wörterbucli,  angez.  von  K  Burdach. 

dringenden  Beobachtungen  über  den  mittelhochdentschea  Sprachge- 
brauch der  gesammten  deutschen  Philologie  mächtigen  Vorschab  that, 
so  wäre  heute  überaus  willkommen^  wer  feinsinnig  abwägend  die 
Geltung  der  Worte  in  der  Literatur  des  vergangenen  Jahrhunderts 
bestimmte  und  sie  sorgsam  und  genau  von  der  heutigen  sonderte. 

Als  unsere  Classiker  auftraten,  fanden  sie  keine  fertige,  völ- 
lig einheitliche  Schriftsprache  vor,  das  ist  vor  allem  zu  betonen  und 
für  Viele  noch  neu  und  kaum  vorstellbar. 

Damals  gab  es  noch  wissenschaftliche  und  praktische  Arbeit, 
ja  noch  erbitterten  Kampf  um  Wesen  und  Geltung  der  Schriftsprache. 
Zwischen  Hochdeutsch  und  den  Mundarten  standen  noch  keine  festen 
unantastbaren  und  allgemein  anerkannten  Grenzen.  Damals  erst  er- 
warben sich  mühsam  unter  oftmaliger  Anfechtung  viele  uns  geläu- 
fige Wörter  ihr  Bürgerrecht  in  der  Schriftsprache.  Das  deutsche 
Wörterbuch  belehrt  darüber. 

Das  jetzt  so  gangbare  empfindsam  rührt  bekanntlich  von 
Lessing  her,  der  es  Bode  zur  Übersetzung  des  englischen  senti- 
mental vorschlug  (D.  Wb.  3, 431),  das  uns  geläufige  entsprechen 
(D.  Wb.  8,  628)  brachte  erst  Wieland  in  allgemeine  Aufnahme, 
und  Lessing  lobte  in  den  Literaturbriefen  dies  Schweizerische 
(richtiger  oberdeutsche)  Wort  als  glückliche  Bereicherung  unserer 
Sprache.  Lustwandeln  ist  von  Zesen  gebildet  (D.  Wb.  6,  1352), 
es  wurde  noch  von  Grimmelsbausen  im  Teutschen  Michel  verspottet, 
jetzt  ist  es  in  edler  Sprache  gewöhnlich.  Erst  in  diesem  Jahrhundert 
ist  aufgekommen  geeignet  im  Sinne  von  dienlich,  passend  und 
zwar  durch  Campe,  den  vielgesohmähten  (s.  D.  Wb.  IV,  1  *  2056). 
Thatsache  war  zu  Lessings  Zeit  noch  jung  und  eben  erst  in  Auf- 
nahme gelangt  (Werke  Hempel  12,  743).  Diesen  Neubildungen  und 
Provinzialismen  stehen  alterthümliche  Worte  zur  Seite,  die  aus  der 
Literatur  früherer  Zeiten  wieder  hervorgezogen  und  neu  in  Gang  ge- 
bracht wurden :  z.  B.  Minne. 

Wie  alt  ist  aber  die  jetzige  hohe  Bedeutung  von  ^Dichten* 
und  *Dichter^?  Das  deutsche  Wörterbuch  gibt  leider  darauf  keine 
Antwort.  Es  fallt  auf,  dass  überhaupt  dies  Wort  je  zu  dieser  Bedeu- 
tung gekommen  ist.  Es  ist  ein  Fremdwort,  lat.  dictare,  bedeutet 
also  zunächst  wie  dieses  ^schriftlich  abfassen'.  Daher  mhd.  einen 
brief  tihten,  welche  Redensart  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Dia- 
lekten lebt.  Dann  hieß  es  ein  Buch,  ein  Gedicht,  das  für  schrift- 
liche Aufzeichnung  bestimmt  ist,  abfassen,  endlich  überhaupt  er- 
finden, ins  Werk  setzen,  anordnen,  auch  sinnen,  erlügen. 

Untersucht  müsste  werden,  wann  das  Wort  in  der  Bedeutung, 
die  jetzt  herrscht  und  auch  im  mhd.  schon  vorkommt,  aus  der  hö- 
heren Schriftsprache  verschwindet.  Der  des  17.  Jahrhunderts  ist  es 
nicht  geläufig :  sie  hatte  kein  deutsches  Woi-t,  um  den  Dichter  zu 
bezeichnen^  es  gab  ja  auch  keinen  deutschen  Dichter.  Man  sagte 
dafür  *Poet .  Das  ist  lehrreich  genug  und  bestätigt  den  Satz,  den 
alle  Sprachwissenschaft  immer  im  Auge  behalten  sollte,  dass  die 
Sprache  sich  nur  in  und  xtAi  d^m  Leben  entwickelt.  Wann  aber  ka)n 


Grimm f  Deatsohes  Wörterbach,  angez.  Ton  K.  Burdaeh,       67  S 

Dichter'  wieder  auf  für  poeta  und  ?erdrängte  das  lateinische  Wort  ? 
Hildebrand  weist  es  zuerst  nach  aus  Günthers  Lied  ^Als  Leonore  sich 
endlich  zum  lieben  bewegen  ließ^  (Ausgabe  von  1735,  S.  294).  Er 
war  auch  in  gewissem  Sinne  der  erste  deutsche  Dichter  wieder  seit 
langer  Zeit,  der  nicht  bloß  in  seinen  ^Nebenstunden'  dichten,  wie 
doch  noch  Hagedorn,  sondern  ?oll  und  ganz  nichts  als  Dichter  sein 
wollte. 

Um  die  Mitte  des  achtzehnten  Jahrhunderts  schien  trotz  Bod- 
mers  Schriften  und  den  an  Schweizerischen  Idiotismen  so  reichen 
Gedichten  Hallers  der  Sieg  der  ^obersächsischen  Sprache^  d.  h.  der 
Sprache  Gellei-ts,  Babeners,  durch  die  energischen  und  wohl  orga- 
nisierten Bemühungen  Gottscheds  gesichert.  Alles  aber  stellte  wieder 
in  Frage  das  Auftreten  Klopstocks  und  die  durch  Hamann  und  Her- 
der heraufgeführte  Geniezeit. 

Gegen  Elopstock,  der  mit  der  That  zuerst  den  seit  Opitz  herr- 
schenden Aberglauben  umstieß,  daß  die  Sprache  von  den  Gelehrten 
gemacht  sei  und  weitergebildet  werden  müsse,  erhob  sich  denn  auch 
der  Tross  Gottscheds  in  Becensionen,  Schmähschriften  und  Parodien 
aller  Art.  Und  ebenso  leistete  zwei  Jahrzehnte  später  der  andrin- 
genden Genieflut  der  wackere  aber  engherzige  Adelung  erbitterten 
Widerstand.  Wie  er  die  Sprache  des  jungen  Goethe  bekämpfte,  führe 
ich  nicht  aus.  Ich  werde  das  in  einer  umfassenden  Darstellung,  die 
ich  von  Goethes  Sprache  während  seiner  ersten  Epoche  (bis  1776) 
in  nicht  zu  ferner  Zeit  zu  geben  hoffe,  eingehend  erörtern.  Die 
erste Gesammtausgabe  der  Schriften  Goethes  vom  Jahre  1787 — 1790 
bezeugt,  dass  er  sein  Frankfui-tisches  Deutsch  zu  Gunsten  der  von 
Adelung  vertreteneu  Gemeinsprache,  die  wesentlich  auf  mehr  ost- 
mitteldeutscher Grundlage  ruht,  umbildete.  Davon  wurde  der  Wort- 
gebrauch allerdings  am  wenigsten  betrofi'en. 

Weit  über  die  Grenzen  der  germanistischen  Fachwissenschaft 
hinaus  dai-f  wohl  derartige  geschichtliche  Betrachtung  der  Sprache 
des  vorigen  Jahrhunderts  auf  tieferes  Interesse  rechnen.  Und  so  ist 
auch  das  deutsche  Wörterbuch,  das  sie  vermittelt  oder  dazu  anregt, 
nicht  bloß  für  den  Germanisten  da,  nicht  bloß  für  den  Bechtshisto- 
riker  oder  deutschen  Geschichtsforscher:  es  dient  allen  Gebildeten 
und  Gelehrten,  besonders  aber  auch  dem  classischen  Philologen. 

Die  alte  Philologie  hat  sich  auf  dem  Gebiete  der  geschicht- 
lichen Sprachbetrachtung  von  der  jüngeren  Schwester,  der  deutschen 
Philologie,  überflügeln  lassen,  und  wie  diese  Jahrzehnte  lang  bei 
jener  in  die  Schule  gegangen  ist,  um  die  sichere  Methode  für  die 
philologische  Behandlung  literarischer  Denkmäler  sich  anzueignen, 
so  wäre  es  jetzt  wohl  zu  empfehlen,  wenn  sich  das  Verhältnis  um- 
drehte und  die  classischen  Philologen  sich  unterrichteten,  wie  viel 
aus  der  geschichtlichen  Erforschung  der  deutschen  Sprache  während 
ihres  übersehbaren  Lebens  von  mehr  als  tausend  Jahren  zu  gewin- 
nen ist  für  das  Verständnis  der  Geschichte  der  alten  Sprachen  und 
des  Wesens  aller  Sprachentwicklung  überhaupt.  Die  Bedeutungs- 
lehre ist  seitens  der  classischen  Philologen  fast  noch  gar  nicht  an- 


674        Ofimm,  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  von  K,  Burdaeh. 

gebaut,  und  gerade  für  sie  sind  durch  das  deutsche  Wörterbuch  die 
allgemein  gültigen  Wege  und  Ziele  gewiesen.  Natürlich  würde,  wenn 
in  einer  der  classischen  Sprachen  auch  nur  annähernd  ähnlich  die 
Geschichte  der  Wortbedeutungen  dargestellt  würde,  das  auch  wieder 
befruchtend  zurückwirken  auf  die  deutsche  Sprachgeschichte.  Und 
dann  erst  könnte  jenes  Verhältnis  zwischen  beiden  Wissenschaften 
eintreten,  das  ihre  Freunde  herbeiwünschen  müssen :  das  Verhältnis 
der  gegenseitigen  Erhellung. 

Die  alte  Lexikographie  nimmt  für  jedes  Wort  einen  sogenannten 
Grundbegriff  an :  möglichst  weit,  möglichst  allgemein.  Daraus  soll 
sich  dann  eine  Anzahl  engerer,  individueller  Bedeutungen  entwickeln: 
die  ^speciellen  Bedeutungen',  die  alle  gleichsam  Species  sind  des  zu- 
grunde liegenden  Genus,  des  Grundbegriffs.  Für  das  hier  ange- 
nommene Verhältnis  der  Wortbedeutungen  dient  als  Bild  ein  Kreis, 
der  die  Grundbedeutung  darstellt;  innerhalb  dieses  befinden  sich  ver- 
schiedene concentrische  Kreise  mit  kleinerem  Badius,  welche  die  so- 
genannten engeren  Bedeutungen  darstellen. 

Die  historische  Lexikographie  muss  an  die  Stolle  dieses  Bildes 
ein  anderes  setzen:  ihr  wachsen  die  Wortbedeutungen  wie  Pflan- 
zen oder  wie  Menschen.  Ein  Keim  liegt  zugrunde,  etwas  Individu- 
elles, Sinnliches :  aus  ihm  entstehen  nun  Bildungen,  verschieden  von 
ihm  und  doch  ähnlich,  wie  verschieden  geartete  Kiudor  einer  Mutter 
doch  in  gewissen  Zügen  des  Gesichts,  in  gewissen  Bewegungen  des 
Körpers  den  gemeinsamen  Ursprung  erkennen  lassen.  Die  geschicht- 
liche Lexikographie  kann  mit  den  alten  äußerlichen  Unterscheidungen 
zwischen  eigentlicher  und  bildlicher  Bedeutung  nichts  anfangen,  da 
sie  das  Wort  nicht  als  etwas  fertiges  betrachtet,  sondern  als  etwas 
wanderndes,  das  seine  Schicksale  hat,  wobei  dann  gerade  die  soge- 
nannte 'uneigentliche'  Bedeutung  sich  als  die  älteste  ausweist. 

Die  alte  Lexikographie  war  wesentlich  logisch,  die  neue  ge- 
schichtliche muss  psychologisch  sein:  d.  h.  sie  stellt  das  Verhältnis 
der  Redenden  zu  den  Worten  dar.  Und  hier  zeigt  sich,  inwiefern  der 
obige  Vergleich  der  Wortbedeutungen  mit  Pflanzen  oder  Menschen, 
die  von  selbst  wachsen,  nicht  zutrifft. 

Es  bleibt  mir  noch  übrig,  mit  wenig  Worten  die  Arbeit  des 
neu  eingetretenen  Fortsetzers  des  Wörterbuchs,  Lexers,  zu  charak- 
terisieren. 

Bei  Wörterbüchern  der  deutschen  Sprache  ist  es  eine  alte  Er- 
fahrung, dass  die  ersten  Hefte  an  Sicherheit  und  Tiefe  der  Arbeit 
weit  zurückstehen  hinter  den  späteren.  Deshalb  ist  es  billig,  auch 
Lexers  erste  Lieferung  milder  zu  beurtheileu.  Von  vornherein  sah 
ich  also  davon  ab,  dass  dieselbe  sich  an  Beichhaltigkeit  der  Belege 
nicht  entfernt  mit  den  von  Heyne  und  den  späteren  der  von  J.  Grimm 
bearbeiteten  Theile  messen  kann,  von  Hildebrands  Darstellung  ganz 
zu  geschweigen. 

Gegen  dieAnordnungund  Bestimmung  der  Bedeutungen! 
welche  Lexer  gibt,  lässt  sich  Erhebliches  einwenden. 


Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  anges.  tod  K.  Burdach,       675 

Er  verfährt  zu  wenig  mit  geschichtlichem  und  gegenständ- 
lichem Denken.  Er  wendet  noch  vielfach  die  alte  Schablone  der  frü- 
heren logischen  Lexikographie  an.  In  seinem  mhd.  Handwörterbuch 
konnte  eine  äußerliche  Ordnung  der  Bedeutungen  geduldet  werden, 
da  dies  kein  selbständiges  Werk,  sondern  nur  eine  Ergänzung  und 
ein  alphabetischer  Index  zu  dem  etymologisch  geordneten  Wörter- 
buch von  Benecke-Maller-Zamcke  sein  wollte.  Aber  entschiedener 
Protest  müsste  erhoben  werden,  wenn  Lexer  etwa  wirklich  beabsich- 
tigte, dieselbe  fabrikmäßige  Herstellungsweise  auf  das  deutsche 
Wörterbuch  zu  übertragen. 

Für  Verba  pflegt  Lexer  sich  folgenden  Schemas  bei  seiner  Dar- 
stellung zu  bedienen :  1.  absolut,  ohne  Casus,  2.  intransitiv,  a.mitDativ 
der  Person  b.  mit  Dativ  der  Sache^  3.  transitiv,  a.  mit  Accusativ  der 
Person,  b.  mit  Accusativ  der  Sache.  Unter  Umständen  dann  noch 
eine  Unterabtheilung :  neben  dem  Accus,  der  Sache  eine  präpositionale 
Wendung  oder  Accusativ  der  Sache  und  Dativ  der  Person  und  ähn- 
liches. Das  ist  die  traditionelle  Ai-t  der  alten  Wörterbücher  der 
classischen  Sprachen,  die  aber  in  vielen  Fällen  ganz  verkehrt  ist, 
weil  sie  von  einem  fertigen  geometrischen  System  ausgeht,  statt  die 
Natur  und  die  Entwicklung  des  Wortes  zu  berücksichtigen. 

Der  Artikel  'nachahmen'  leidet  an  dieser  äußerlichen  Ein- 
theilungsweise.  Die  verschiedenartigsten  Beispiele,  die  zeitlich  ganz 
getrennt  sind,  werden  unter  eine  Kategorie  gepresst.  In  die  Abthei- 
lung 2  b  ("intransitiv  mit  Dativ  der  Sache')  Sp.  18  passen  nur  die 
Beispiele  aus  Luther,  das  aus  Fischart  ist  doppelsinnig.  'Ehe^  kann 
auch  Accusativ  sein,  ja  allenfalls  auch  Nominativ.  Die  übrigen  Bei- 
spiele aber  gehören  nicht  unter  die  Überschrift  'Dativ  der  Sache': 
in  Wendungen  wie  'der  Natur,  schlechten  oder  erhabenen  Mustern 
nachahmen  liegt  ebensogut  ein  Dativ  der  Person  vor.  Lehrreich 
ist  das  Beispiel  aus  Stollberg,  das  L.  ohne  Bemerkung  ebenfalls  hier 
anreiht:  der  schwachen^  lahmere  Hand  (Handbewegung  beim 
Schreiben)  des  Greises  nachzuahmen^  glUcht  ihm.  So  können  auch 
wir  sagen,  nicht  aber  'der  Handschrift  nachzuahmen'.  Der  Hand 
nachahmen  heißt  nämlich  'der  schreibenden  Hand  in  der  Bewegung 
des  Schreibens  nachahmen'. 

Und  hier  liegt  der  wichtige  Punkt,  von  dem  Lexer  bei  der 
Darstellung  der  Construction  des  Verbums  ausgehen  musste,  den  er 
aber  seltsamerweise  gar  nicht  hervorhebt.  Es  kommt  darauf  an,  ob 
man  das  Werk,  einen  fertigen  Gegenstand,  eine  ganze  Person  nach- 
ahmt oder  ob  man  einer  Handlung  und  was  gleich  bedeutend  ist  einer 
Person  in  einer  Handlung,  die  nicht  besonders  ausgedrückt  zu  sein 
braucht,  nachahmt.  Das  Vorbild  steht  heute  immer  im  Accusativ, 
wenn  der  erste  Fall,  es  steht  meist  im  Dativ,  wenn  der  zweite  Fall 
stattfindet.  In  beiden  Fällen  macht  es  keinen  Unterschied,  ob  das 
Vorbild  Person  oder  Sache  ist :  man  säet  sowohl  'ich  ahme  dich  nach 
als  'ich  ahme  eine  Säule  in  Thon  nach ,  sowohl  'ich  ahme  dir  nach' 
und  'ich  ahme  einer  guten  Ehe,  einer  edlen  Freundschaft  nach'.  Die 
ohne  Bemerkung  von  L.  beigebrachte  Stelle  ans  Herder  gibt  den 


676        Grimm,  Deatsches  Wörterbach,  angez.  von  K.  BurcUich, 

Unterschied  von  ^Einen  nachahmen'  und  ^Einern  nachahmen'  nicht 
ganz  richtig  an  (S.  18) :  Einen  nachahmen  kann  auch  heißen  ^das 
Wesen  Eines  nachahmen,  ihn  gleichsam  schauspielerisch  copier6n\ 
Wir  können  heute  nicht  mehr  den  Dativ  der  Sache  setzen,  wenn 
diese  nicht  eine  Handlung  ist:  ^dem  Leuchter  nachahmen',  wie 
Luther  sagt,  wenn  es  soviel  heißen  soll,  wie  ihn  nachbilden,  ist  für 
uns  befremdlich.  Der  Gebrauch  des  Accusativs  hat  überhaupt  seit 
dem  18.  Jahrhundert  sich  weiter  ausgedehnt,  was  Lexer  hätte  zeigen 
müssen. 

Schlecht  gesondert  sind  auch  die  Bedeutungen  von  ^Nachbar 
(S.  22).  Wer  kann  sich  bei  den  Begriffsbestimmungen  unter  Nr.  1 
und  3  etwas  klares  denken  ?  Lexer  wollte  scheiden  zwischen  Nach- 
bar in  der  Bedeutung  'in  der  Nähe  wohnend'  und  *in  der  Nähe  an- 
gebaut d.  h.  mit  seinem  Grundstück  oder  Gut  angrenzend'.  Aber  die 
Yertheilung  der  Beispiele  auf  diese  beiden  Abtheilungen  ist  ganz 
willkürlich.  Warum  z.  B.  der  Vers  aus  dem  Teil  und  die  Stelle  aus 
Gargantua  unter  1.  und  nicht  unter  3.  angeführt  sind,  lässt  sich 
schwer  einsehen.  Überdies  müsste  gerade  Nr.  3  voranstehen ;  denn 
sie  bewahrt  noch  die  alte  Bedeutung  des  zweiten  Theils  des  Wortes 
(nachbar  =  näch-bür) :  *Der  sich  in  der  Nähe  angebaut,  ange- 
siedelt ('bauen'  nicht  =  aedificare)  hat'.  Befremdend  ist  vollends  der 
Zusatz  zu  Nr.  1  'oft  geradezu  der  Nächste'.  Das  ist  ja  die  völlig  ab- 
geschwächte, die  allerspäteste  Bedeutung,  die  sich  erst  herausbilden 
konnte,  nachdem  der  zweite  Theil  des  Compositums  völlig  verdunkelt 
war,  sie  durfte  also  nicht  mitten  unter  Beispielen  für  die  ursprüng- 
liche belegt  werden. 

Seltsam  ist  die  lakonische  Bemerkung  unter  Nr.  1 :  'der  starke 
Genetiv  und  Dativ  auch  mit  ausgelassenem  Artikel'.  Auch?  Also  in 
allen  Fällen  kann  der  Artikel  neben  dem  starken  Genetiv  und  Dativ 
ausgelassen,  werden  ?  Und  nur  beim  Genetiv  und  Dativ  ?  Und  warum 
nur  beim  starken  ?  Ebensogut  wie  Nachbars  Lotte  und  mit  Nach- 
bars HanSf  was  L.  belegt,  musste  ihm  sein  Sprachgefühl  einen  No- 
minativ oder  Accusativ  ohne  Artikel  nahe  legen.  Der  Grund  füi*  das 
Fehlen  des  Artikels  war  aber  anzugeben.  Bei  dem  ersten  Beispiel 
ist  der  Genetiv  'Nachbars'  geradezu  zum  Eigennamen  geworden.  In 
den  andern  Fällen,  wo  Nachbar  neben  einem  Eigennamen  steht,  wird 
es  zu  einem  Theil  desselben  und  verwächst  mit  ihm  wie  ein  Titel. 
Verwunderlich  ist  auch  der  Satz  'der  Genetiv  kann  in  solcher  Ver- 
bindung auch  flexionslos  sein'.  Wann?  War  am?  fragt  der  Benutzer 
des  Wörterbuchs.  Die  Antwort  ergibt  sich  aus  dem  eben  Gesagten. 

Die  Scheidung,  welche  L.  durchführt,  ist  überhaupt  unzulässig. 
Nicht  darauf  kommt  es  an,  ob  der  Nachbar  mit  Haus  und  Wohnung 
angrenzt  oder  mit  Grundstück  und  Gut.  Unglücklich  ist  auch  die 
Bddeutungsbestimmung  von  4.  Es  musste  ganz  anders  geordnet 
werden. 

Es  war  zu  zeigen :  wie  wurde  dieses  Compositum  allmählich 
dem  Sprachbewnsstsein  zu  einem  einfachen  Wort,  wie  schwand  der 
zweite  Tbeil  zu  einer  bedeutungslosen  Ableitungssilbe?    Die  Ab- 


Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  Ton  K.  Burdach.       677 

stompfung  aus  nächbür  zu  nachher^)  geht  offenbar  Hand  in 
Hand  mit  der  Verdunklung  der  Bedeutung  des  zweiten  Theils. 

Die  ursprungliche  Bedeutung  war  sicher  dieselbe  wie  die  von 
gebür.  Das  nach  war  nur  eine  Verstärkung  des  allmählich  ver- 
blassenden ge-,  daher  auch  nächgehür.  nächbür  oder  gehür  heüSt 
'der,  welcher  mit  andern  zusammen  angesiedelt  ist,  zusammenwohnt', 
das  Gemeindemitglied ;  die  nächbüren  oder  gebüre  sind  'die,  welche 
zusammen  sich  niedergelassen  haben',  die  Bauerschaft  eines  Ortes. 
Dies  Sachverhältnis  hatte  schon  Homeyer  im  Glossar  zum  Sachsen- 
spiegel und  Richtsteig  Landrechts  (unter  näkebür  und  bür)  richtig 
erkannt  und  Hildebrand  im  D.  Wb.  (unter  Gebauer  3  a  a.  36)  schärfer 
bestimmt;  vgl.  auch  Schmeller  Bayerisch.  Wörterb.  ■  I,  187.  Ich  will 
hier  noch  Einiges  zur  Ergänzung  geben. 

Im  Sachsensp.  III,  37,  3  steht  sfnes  gebüres  in  der  Bedeutung 
'seines  Gemeindegenossen,  seines  Miteinwohners'  und  andere  Hss. 
haben  dafQr  stnes  näbüres,  genäbüres,  näkebüres.  In  der  mehr  als 
ICK)  Jahre  jüngeren  Blume  des  Sachsenspiegels  lautet  derselbe 
Rechtssatz :  Treibet  ein  man  seinis  näkebatvers  vhy  in  mit  deme 
seinen  usw.,  ebenso  in  den  Regeln  der  Blume  des  Magdeburger 
Rechts  (Homeyers  Richtsteig  Landrechts  Berlin  1857,  S.  381).  In 
der  Bescheidenheit  des  Freidank  heißt  es  (Ausg.  von  W.  Grimm  *, 
122,  5):  Swd  brinnet  mtnes  gebüres  want,  dd  vürhte  ich  mtner  sä 
ze  hanty  und  andere  jüngere  Handschriften  des  14.  Jahrhunderts 
haben  dafür  mtnes  ndchgebüres.  Auch  der  Plural  stne  gebüre 
wechselt  so  mit  ndchgebüre:  121,  16  Vit  manec  laster  in  vergdt 
der  stne  gebüre  willec  hat,  wo  wieder  eine  Reihe  von  Hss.  sin  nach- 
gebüren  haben  (vgl.  auch  121,  19.  20). 

Es  ist  also  ersichtlich,  wie  das  deutlichere  nächbür  das  abge- 
blasste  gebür  verdrängte.  Genau  wie  'die  Gebauerschaft',  gebür^ 
Schaft  (s.  D.  Wb.  daselbst)  einem  alten  'die  gebüre'  gleichbedeutend 
zur  Seite  steht,  so  deckt  sich  mit  'die  Nachbarn'  ein  'die  Nachbar- 
schaft'. Besonders  klar  zeigt  das  die  auch  von  Lexer  (S.  27)  ange- 
führte Stelle  aus  den  Monumenta  Boica  (aus  Schmeller  Bayer.  Wb. 
I«,  187). 

Diese  Bedeutung  also  war  als  die  älteste  voranzustellen.  Sie 
konnte  nur,  solange  der  zweite  Theil  des  Worts  dem  Sprachgefühl 
verständlich  blieb,  wirklich  lebendig  bleiben.  Doch  dauerte  sie 
in  einzelnen  Spuren  auch  später  noch  fort:  Lessing  10,  59 
(der  Lachmannschen  Ausgabe)  und  dialektisch  'die  Nachbaiii'  für 
die  Gemeinde  (Lexer  23,  Nr.  2)  vgl.  'Nachbarpflicht',  'Nachbarweg'. 

Neben  dieser  Bedeutung  erscheint  früh  die  eines  in  der  Nähe 
Wohnenden.  Schon  mhd.  in  reicher  Anwendung,  was  Lexer  wenig- 

')  Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  die  Entstehung  des  a  (Nachbar) 
sieh  lautlich  nicht  erklären  lässt  Die  Form  nachber  ist  übrigens  auch 
durchaus  alter  bezeugt.  Hildebrand  (D.  Wb.  IV,  1  '.  1604)  erklärt  dies 
a  wie  in  'weiland'  ans  tnlent,  wünt,  Monat  aus  monet,  mönt  usw.  als 
eine  Folge  solcher  Wiederherstellang.  Die  Form  naehprn  ist  aus  öster- 
rtiehischen  Weisthümem  xu  belegen  (Lexer  S.  28). 


§78        Orimm,  Deutsches  Wörterbuch,  augez.  von  K,  Burdach. 

stens  durch  einige  charakteristische  Beispiele  hätte  belegen  köonen. 
Es  kann  nicht  erwartet  werden,  dass  jeder  Benutzer  des  deutschen 
Wörterbuchs  in  der  Lage  ist,  über  den  älteren  Sprachgebrauch  sich 
aus  den  mittelhochdeutschen  Wörterbüchern  zu  unterrichten.  Die 
Form  nächbür  oder  Nachbaur  hielt  sich  auch  in  dieser  Bedeutang 
noch  lange,  wenigstens  in  der  Schrift,  möglicherweise  nur  als  künst- 
lich conservierte  Alterthümlichkeit. 

Die  Beispiele  waren  nun  zu  sondern,  je  nachdem  noch  die  Be- 
deutung des  Wohnens  durchscheint.  Diese  verflüchtigt  sich  allmäh- 
lich. Damit  erhält  denn  *^Nachbar*  bloß  die  Bedeutung  ^in  der  Nähe 
befindlich' :  so  der  Nachbar  bei  Tisch,  der  zunächst  Sitzende,  einfach 
zur  Baumbezeichnung. 

Eine  ganz  andere  Seite  des  Begriffes  kehrt  aber  das  Wort 
hervor  im  Anschluss  an  die  Bedeutung  vicinus :  eine  ethische.  Wer 
Nachbar  ist,  hat  auch  die  Pflicht  eines  Freundes ;  Verwandte  und 
Nachbarn,  weil  sie  in  ähnlichen  Lebensverhältnissen  stehen,  pflegen 
ähnlich  geartet  zu  sein.  Dies  belegen  außer  dem  Gebrauch  des  Ad- 
jectivs  nachbarlich  (s.  daselbst  2)  zwei  Stellen  bei  Lexer  auf  S.  24 : 
aus  Lehmanns  exilium  melancholiae  und  Schillers  Bäubern.  Sie  hät- 
ten nicht  geti-ennt  werden  sollen. 

Auch  mit  der  Ordnung  der  Bedeutungen  von  nachdenken 
bin  ich  nicht  einverstanden. 

Zunächst  ist  unglücklich  die  Bedeutungsbestimmung  von  Nr. 
2 :  Murch  Denken  einem  Gegenstande  näher  treten,  die  Gedanken 
auf  ihn  richten,  ihm  denkend  nachhängen'  (S.  36).  Der  Gegenstand 
ist  als  eine  Linie  gedacht,  an  der  man  mit  seinen  Gedanken  entlang 
geht,  um  ihn  nachzumessen,  nachzuprüfen ;  die  Gedanken  sind  als 
eine  Bewegung  gefühlt.  Sehr  klar  wird  das  durch  das  letzte  Bei- 
spiel, das  besser  voran  gestanden  hätte,  aus  J.  v.  Braunschweig  (S. 
36).  Die  Nummer  2  b  (nachdenken  in  Verbindung  mit  der  Präpo- 
sition *übcr')  war  viel  später  einzuordnen.  Auch  die  Beispiele  von 
d  hätten  später  folgen  müssen.  Dagegen  war  unmittelbar  hinter  2  a 
und  c  Nr.  3  zu  stellen  (noch  ganz  sinnlich:  'den  Gedanken  eines  Vor- 
gängers folgen'  d.  h.  ^fremden  Gedanken  im  Geiste  nachgehen').  Dar- 
auf müssten  dann  als  Nr.  4  die  Beispiele  folgen,  welche  L.  als  Nr. 
2  d  zusammenfasste,  und  zuletzt  als  die  am  meisten  abgeblassten  die 
mit 'über'  (2  b). 

Nachdruck.  Ich  hätte  wieder  anders  geordnet.  Das  Wort 
stammt  aus  der  Sprache  der  Weinbauer  und  bezeichnet  ursprünglich 
das  nochmalige  Pressen  der  Weintrauben  nach  dem  ersten  Druck 
und  den  so  gewonnenen  Nachdruckwein.  Mit  Becht  hat  denn  auch  L. 
diese  Bedeutung  als  die  älteste  an  die  Spitze  gestellt.  Aber  gleich 
darauf  musste  Nr.  3  und  4  folgen  (S.  41,  Andrang  vieler  zum  An- 
griff, Gesammtheit  der  Nachdrückenden) :  der  Andrang  kämpfender 
Massen  wurde  von  der  Sprache  aufgefasst  als  der  Druck  einer  Wein- 
presse, wie  ja  80  oft  Vorgänge  aus  dem  friedlichen  Geschäftsleben 
des  Tages  zum  Bilde  für  den  Kampf  gebraucht  werden.  Die  Sprache 
verfährt  hier  wie  die  Dichter,  und  wer  den  Bildern  dieser  nachgeht 


Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  anges.  von  K.  Burdach.        670 

und  in  ihr  gegenständliches  Denken  eindringt,  der  wird  immer  am 
ehesten  anch  das  Werden  der  Sprache  begreifen.  Ich  erinnere,  um 
das  deutlich  zu  machen,  an  eine  Stelle  in  Wolframs  Willehalm.  Es 
wird  ein  Kampf  geschildert  (391,  13);  da  nam  von  Poydwtees 
druc  (hier  das  Simplex !)  al  dae  her  so  großen  ruc,  dae  die  kristen  und 
die  heiden  gar  gedigen  alle  meiner  schar  ....  als  obs  in  einer 
presse  (Weinpresse)  eesamne  waern  getwungen.  Anderswo  ver- 
gleicht Wolfram  die  Schläge  im  Kampfe  mit  dem  Droschen  der 
Bauern  (Parz.  385,  16),  mit  den  Schlägen  der  Schmiede  (Parz.  112» 
28;  537,  27;  Wh.  77,  12),  mit  den  Hieben  der  Zimmerleute  (Wh. 
396,  17)  oder  dem  Walken  der  Hutmacher  (Wh.  397,  2). 

Nachfahren  (S.  47).  Wieder  kann  ich  die  Ordnung  der  Be- 
deutungen nicht  billigen,  varn  hieß  doch  ursprünglich  jede  Fortbe- 
wegung, ei-st  später  ist  es  auf  das  Fahren  mit  einem  Wagen  einge- 
schränkt. Deshalb  durfte  nicht  als  1  a  voranstehen  ^fahrend  nach- 
folgen, sequi  alicui  vehiculo.  Stieler  409\  Den  Quintanerschnitzer 
^alicui^  der  einem  so  monumentalen  Werke,  wie  das  deutsche  Wör- 
terbuch, nicht  gerade  zum  Schmuck  gereicht,  darf  man  übrigens 
nicht  dem  ehrlichen  Stieler  zur  Last  legen :  bei  diesem  steht  richtig 
aliquem.  Lexer  musste  *b  succedere'  zuerst  anführen.  Namentlich 
by  (als  rechtlicher  Kunstausdruck)  ist  ein  sehr  alter  Gebranch. 

Denselben  Fehler  begeht  L.,  wenn  er  bei  Nachfahrt  (S.  48) 
die  spätere  Bedeutung  Mas  Nachfahren  mittelst  Fuhrwerks'  an  die 
Spitze  stellt. 

Der  Artikel  Nachhalten  fällt  wieder  auf  durch  ungeschickte 
Anordnung.  Die  zuerst  aufgeführte  Bedeutung  ^anhalten,  nachhaltig 
sein  oder  wirken'  ist  keineswegs  die  älteste  und  steht  wohl  nur  voran, 
weil  Lexer  es  einmal  gewohnt  ist,  den  sogenannten  absoluten  Ge- 
brauch zuerst  zu  erledigen.  L.  hätte  sich  einfach  nach  Heynes  Ar- 
tikel ^halten'  richten  und  demnach  ordnen  sollen. 

Belege  für  ein  und  dieselbe  Bedeutung  eines  Wortes  aus  ver- 
schiedenen Schriftstellern  müssen  unbedingt  chronologisch  geordnet 
werden.  L.  verstößt  dagegen  wiederholt. 

unfruchtbar  fUr  die  Darstellung  der  Bedeutungen,  auf  die  es 
im  Wörterbuch  doch  allein  ankommt,  scheint  mir  eine  Schei- 
dung, die  L.  bei  Verben  wiederholt  vornimmt,  zwischen  dem 
Gebrauch  'mit  persönlichem  Subject*  und  *mit  sächlichem  Subject*, 
z.  B.  unter  nachahmen  S.  18  b,  nachfahren  47  b,  nachfolgen 
51,  1  (a  und  b).  Der  Sinn  des  Verb  ums  wird  doch  gar 
nicht  geändert,  mag  nun  der  Träger  der  Handlung  eine  Per- 
son oder  eine  Sache  sein.  Dass  ein  sächliches  Substantivum  als 
Subject  mit  einem  Verbum  verbunden  wird,  dessen  Thätigkeit  ver- 
standesmäßig betrachtet,  nur  Personen  zukommt  —  übrigens  eine 
aller  Sprache  gewöhnliche  Erscheinung — ,kann  nur  für  den  Gebrauch 
dieses  Substantivums  charakteristisch  sein  und  mag  unter  Um- 
ständen da  erwähnt  werden,  wo  seine  Bedeutung  untersucht  wird. 

In  der  Bestimmung  der  Bedeutungen  wird  man  Lexer 
öfters  nicht  folgen  können. 


680       Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  anges.  von  K,  BurdacK 

Der  Artikel  *n ach*  erweckt  in  dieser  Beziehung  meine  Be- 
denken. Was  ist  die  Grundbedeutung?  Kaum  die  des  Naheseins,  wie 
L.  meint.  Falsch  scheinen  mir  Sätze  wie  'aus  dem  Begriffe  Nähe 
entwickelt  sich  nun  für  das  schon  ahd.  als  Präposition  gebrauchte 
nach  der  einer  Annäherung,  einer  Folge  und  Bichtung  nach  räum* 
liehen,  zeitlichen  oder  modalen  Verhältnissen  (S.  10)  und  ^aus  dem 
Begriff  des  Naheseins  . . .  entwickelt  sich  auch  bei  der  Präposition 
wie  beim  Adverb  der  des  Nachfolgens,  des  Dahinter-,  Späterseins* 
<S.  12).  Zu  dieser  Auffassung  bat  L.  wohl  eine  Bemerkung  J. 
Grimms  in  der  Grammat.  2,  762  verleitet.  Ich  glaube  aber,  der 
Gang  der  Entwicklung  war  umgekehrt.  Wenn  got.  nehva  mit  Recht 
zur  Wurzel  nak  lat.  nactus,  nanciscor  gestellt  wird  (Curtius  Grund- 
züge'^  308),  woran  nicht  zu  zweifeln  ist,  so  muss  die  Grundbedeutung 
nicht  einen  ruhenden  Zustand,  sondern  eine  Bewegung  bezeichnet 
haben.  Und  wer  die  von  Lexer  gebotenen  Belege  für  den  Gebrauch 
des  Worts  prüft,  wird  finden,  dass  in  der  That  der  Grundzug  des- 
selben 'eine  sich  nähernde ,  das  Ziel  nicht  ganz  erreichende  Be- 
wegung' ist.  Je  nachdem  mehr  die  zustrebende  Bewegung  oder  das 
Zurückbleiben  hinter  dem  Ziel  oder  die  Nähe  am  Ziel  betont  wird^ 
entwickeln  sich  die  Bedeutungen  'auf  ein  Ziel  zu'  (Lexer  S.  10.  11) 
und  modal  gemäß'  (S.  14),  'hinter  von  Raum  und  Zeit'  (12.  13), 
*in  der  Nähe'  (9).  Dass  die  letzte  Bedeutung  (prope)  schon  ahd.  aus- 
gebildet ist,  kann  nichts  gegen  meine  Auffassung  beweisen.  Unter- 
stützt wird  diese  aber  dadurch,  dass  im  got.  nehv  einmal  (Luc.  15, 
25)  mit  dem  Accusativ  verbunden  ist,  also  noch  die  Bewegung,  die 
Annäherung,  nicht  die  Nähe  ausdi'ückt. 

Für  nachgeben  (S.  57)  vermisse  ich  ein  Wort  über  die  ur- 
sprüngliche Bedeutung.  L.  hätte  beachten  sollen,  was  Hildebrand 
im  D.  Wb.  IV,  1*,  S.  1717  darüber  vermuthete.  Er  vergleicht  nach- 
geben mit  vor  geben  oder  bevor  geben  (s.  D.  Wb.  I,  1758)  und  will 
es  wie  dies  aus  dem  Spiel  oder  Kampf  herleiten,  vor  geben  heißt 
^Einern  einen  Vorsprung  lassen',  zunächst  ganz  sinnlich,  wie  'Vor- 
theil  geben',  was  auch  ein  Spielausdruck  ist,  z.  B.  Ingold  Goldnes 
Spiel :  Zu  dem  andern  mal  sollen  wir  mit  im  (mit  Christus)  spi- 
len^  wann  er  gilt  (zahlt)  jsümal  geren(geTn)  was  er  schuldig  bleibt 
....  So  geyt  er  uns  auch  das  groß  vortayl  au  ff  dem  bret^  ob  dem 
tisch,  auff  der  Scheiben  (Ausg.  von  Edward  Schröder,  Straßburg, 
1882,  S.  57,  21  ff.),  nachgeben  wird  heißen  'einen  Theil  des  Spiel- 
oder Kampffeldes  nachträglich  geben,  d.  h.  ihn  dem  Gewinnenden 
einräumen'.  Denkbar  wäre  auch,  dass  es  hieße  'nachträglich  nach 
Beendigung  des  Spiels  noch  etwas  geben,  nachdem  der  Einsatz  be- 
reits verspielt  ist  und  nicht  zur  Deckung  des  Verlustes  ausgereicht 
hat'.  Dafür  ließe  sich  anführen  Nachgeld  'das  bei  einem  Tausche 
nachzuzahlende  Geld'  und  nachgelten  'residuum  solvere'  (D.  Wb.  62). 

Manchmal  sind  Lexers  Bedeutungsbestimmungen  unklar  und 
zerfließend.  So  für  nachgehen  (S.  61)  bei  Nr.  5.  Wie  passt  dazu 
gleich  a  'suchend  und  forschend  nachfolgen'  z.  B.  einem  Wilde  nach- 
gehen. Es  kommt  überhaupt  gar  nicht  darauf  an,  allgemeine  Begriffe 


Orimm,  Deutsches  Wörterbuch,  angez.  Yon  K.  Burdach,       681 

aufzustellen,  die  sich  in  speciellere  spalten.  Der  Übergang  von  der 
sinnlichen  zur  unsinnlichen  Bedeutung  ist  vielmehr  stufenweise  zu 
zeigen. 

nacher.  Schmeller  Bayer.  Wb. «  1,  1714: 'Halbgebildete 
gehen  nacher  München'  usw.  Weigand  D.  Wb.  'Nicht  in  edler 
Sprache,  weil  oberdeutsch  und  auch  da  eigentlich  von  Halbgebil- 
deten gebraucht'.  Lexer  S.  45  'von  Halbgebildeten  auch  jetzt 
noch  statt  der  Präposition  'nach'  gebraucht .  Seltsam  wie  derartige 
grundlose  Abgrenzungen  aus  einem  Wörterbuch  ins  andere  über- 
gehen I  Natürlich  kommt  das  Wort  ebenso  auch  in  der  Sprache  des 
Volkes  vor,  das  aller  'Halbbildung'  fern  steht,  s.  Grimm  Or.  3, 
205  Anm.,  der  ein 'heutiges'  nacher  der  rheinischen  Volkssprache  an- 
führt. Lexer  nimmt  an ,  nacher  sei  aus  nachher  nach  Verlust  des 
Tons  von  her  gekürzt.  Ich  zweifle  daran :  nacher  ist  durchaus  älter 
bezeugt  als  nachher,  wie  L.  S.  72  selbst  bemerkt;  vor  allem  kommt 
aber  nacher  in  völlig  anderer  Bedeutung  vor  als  nachher.  Letzteres 
wird  nie  präpositional,  immer  nur  als  temporales  Adverb  gebraucht ; 
nacher  dürfte  also  wohl  nach  Analogie  von  after,  ausser,  inner,  über, 
unter,  nieder  gebildet  sein.  Wie  üje  und  üserf  in  und  inner  neben 
einander  standen,  so  stellte  sich  neben  die  Präposition  nach  ein 
nacher. 

Öfters  hat  Lexer  es  unterlassen,  den  Antheil  der  einzelnen 
Worte  an  dem  geistigen  Leben  des  Volkes,  ihren  Zusammenhang 
mit  den  literarischen  und  allgemeinen  Culturerscheinungen  darzu- 
legen. Gerade  darüber  hat  das  deutsche  Wörterbuch  nach  Kräften 
Auskunft  zu  geben.  So  vermisst  man  im  Artikel  nachahmen  eine 
Andeutung  über  die  Wichtigkeit  des  Worts  für  die  ästhetische  Kunst- 
arbeit des  vorigen  Jahrhunderts.  Der  alte  aristotelische  Satz,  dass 
die  Poesie  die  Natur  nachahme,  wurde  durch  die  Schweizer  vertieft, 
indem  sie  dem  Dichter  ^eine  Art  Schöpfung*  zuschrieben  und  beton- 
ten, dass  die  Poesie  'die  Materie  ihrer  Nachahmung  allezeit  lieber 
aus  der  möglichen  als  aus  der  gegenwärtigen  Welt  nimmt'  (Bodmei-s 
krit.  Abhandl.  von  dem  Wunderbaren  in  der  Poesie  1740,  S.  32)  vgl. 
ebd.  S.  165:  Der  Poet  dessen  Werk  isi^  die  Kräfte  der  Natur  in 
der  Überbringung  des  Möglichen  in  den  Stand  (Zustand)  der 
Würcklichkeit  nachzuahmen  ;  Betrachtungen  über  die  poetischen 
Gemäblde  der  Dichter  1741,  S.  67 :  Esgiebt  demnach  zwo  Arten  der 
Nachahmung,  eine  da  der  Poet  die  Natur  in  ihren  hervorgebrach- 
ten Wercken  nachahmet,  und  eine  andere,  da  er  ihr  in  ihren  Rissen 
folget.  In  Breitingers  kritischer  Dichtkunst  handelt  der  dritte  aus- 
führliche Abschnitt  des  ersten  Buches  'von  der  Nachahmung  der 
Natur'.  Klopstock  übernahm  diesen  Begriff:  ihm  war  der  Dichter 
gleichfalls  ein  Schöpfer,  ein  Nachahmer  Gottes.  Wie  Goethe  von 
dieser  Vorstellung  erfüllt  war,  ist  bekannt  genug  und  hätte  von  Le- 
xer durch  ein  paar  bezeichnende  Stellen  belegt  werden  sollen.  Ge- 
radezu an  die  Untersuchungen  der  Schweizer  erinnert  der  Titel  des 
Gesprächs  'Über  Wahrheit  und  Wahrscheinlichkeit  der  Kunstwerke', 
worin  das    vollkommene  Kunstwerk  als  Natnrwerk  bezeichnet  wird 


082        Grimm,  Deutsches  Wörterbuch,  augez.  von  K  Burdach, 

(Ausg.  von  Hempel  28,  101  f.),  wie  Goethe  in  der  italienischen 
Reise  die  Kunst  'eine  zweite  Natur'  nennt  (Hempel  24,  382).  Spe- 
ciell  gegen  den  veralteten,  durch  Batteux  aufs  neue  vertretenen  Be- 
griff der  Nachahmung  spricht  er  sich  aus  in  Nr.  713,  714  der 
Sprüche  in  Prosa  (Hemp.  19,  153);  vgl.  den  Aufsatz  ^Einfache 
Nachahmung  der  Natur,  Manier,  Stil  (Hemp.  24,  525),  über  den 
Nachahmer  in  der  Eunstnovelle  'der  Sammler  und  die  Seinigen'  .(z. 
B.  Hemp.  28,  151). 

Unter  Nachahmung  fehlen  Belege  fCir  die  specielle  Be- 
deutung 'nachdichtende  freie  Übersetzung'.  Das  war  ein  Schulbe- 
griff des  vorigen  Jahrhunderts,  im  französischen  hieß  es  imitation. 
Nicht  viel  anders  übersetzte  noch  Hagedorn  und  auch  Wieland. 
Goethe  nannte  diese  Art  der  Nachbildung  im  West-Östlichen  Divan 
'im  reinsten  Wortverstand  die  parodistische*.  Drollinger  gibt  einigen 
seiner  Übersetzungen  (einer  Fabel  nach  la  Motte  und  zweier  Strophen 
der  XYI.  Epode  des  Horaz,  S.  157,  179  der  Ausgabe  seiner  Gedichte 
von  Spreng,  Basel  1743),  die  besonders  frei  sind,  den  Titel  *Nach- 
ahmung'  und  in  einem  Briefe  an  Gottsched  rechtfertigt  er  seine 
Übersetzung  von  Popes  'Versuch  von  den  Eigenschaften  eines  Kunst- 
richters^  damit,  dass  er  nur  'eine  so  genannte  Imitation  davon  in 
französischer  Sprache*  kenne  (S.  327). 

Etwas  dürftig  ist  der  Artikel  'Nachtigall'  (S.  188  ff.):  von 
der  Rolle,  die  sie  in  der  deutschen  Poesie  gespielt  hat  und  die  in 
alter  und  neuer  (antikisierender)  Zeit  verschieden  genug  war,  gibt 
er  kein  Bild.  Mindestens  Uhlands  schöner  Aufsatz  ^Der  Rath  der 
Nachtigall'  (Germania  3,  139  ff.)  hätte  ausgebeutet  oder  genannt 
werden  müssen. 

Nicht  ausreichende  Aufmerksamkeit  scheint  mir  Lexer  der 
Rechtssprache  zugewendet  zu  haben.  Das  Wörterbuch  soll  doch  auch 
dem  Juristen,  der  ältere  Rechtsquellen  studiert,  zu  Hilfe  kommen. 
Für  N  oder  NN  als  Vertretung  eines  Namens,  den  man  nicht 
weiß,  werden  S.  3  Belege  erst  aus  dem  16.  Jahrhundert  gegeben. 
Der  Gebrauch  ist  aber  viel  älter,  er  geht  zurück  auf  die  lateinischen 
Formelbücher,  die  für  die  Abfassung  von  Urkunden  angelegt  wurden. 
In  der  deutschen  Rechtssprache  hielt  man  dann  daran  fest.  Im  Richt- 
steig Landrechts,  der  nachHomeyer  um  1335  abgefasst  ist,  begegnet 
diese  Formel  oft.  Der  Richter  soll  die  Dingpflichtigen  fragen:  N ic 
vrdge  in  enes  rechtes,  we  (werj  hir  tu  rechte  tu  me  dinge  sin  Sca- 
len (1,  §.  3),  vgl.  §.  4;  2,  §.  1 ;  3,  §.  1  usw.,  besonders  oft  natür- 
lich in  Gerichtsformeln,  z.  B.  in  der  Sammlung,  die  Homejer  aus 
einer  Hs.  des  Joachimtbalschen  Gymnasium  zu  Berlin  herausgegeben 
hat :  iJc  bidde  eynes  mannes  dy  myn  wort  spreke.  Ik  bidde  eyns 
N,  Her  richter  hir  steit  N  unde  het  gebeden  eyns  N  usw.  auf  jeder 
Seite.  Überhaupt  ließen  sich  aus  der  gesammten  Rechtsliteratur,  so- 
weit sie  Anleitungen  über  das  gerichtliche  Verfahren  gibt,  massen- 
hafte Beispiele  beibringen. 

Im  Artikel  nachdem  (34)  fehlen  Beispiele  für 'nachdem  dass', 
den  gewöhnlichen  Eingang  der  Urtheilsfrage.  Ich  will  mich  auf  ganz 


Grimm,  Deutsches  Wörterbach,  angez.  von  K.  Burdach,       688 

bekannte  und  zugängliche  Quellen  beschranken,  die  für  das  Wörter- 
buch unbedingt  ausgebeutet  werden  müssten:  Sachsenspieg.  II,  16, 
6  Jewelk  vinger  unde  tin  (Zähne)  hevet  sine  sunderltken  bdte  nä 
deme  dat  eine  an  deme  weregelde  geboret ;  III,  45,  2  Jewelk  ma- 
get  unde  ungemannet  wtf  het  halve  büte^  nd  deme  dat  sie  geboren 
is ;  Richtst.  Landrechts  9  Turne  ersten  vrdge^  nä  deme  dat  de  sab-- 
tveldiche  (die  Partei  im  Gegensatze  zum  Bürgen)  jegenxcardich  si . . 
Tum  drudden  male,  nd  deme  dat  usw.  Diese  Wendung  ist  äußeist 
verbreitet,  auch  in  hochdeutschen  Bechtsquellen,  und  hat  lauge  ge- 
dauert. Sie  wird  sich  yeimuthiich  auch  noch  im  18.  Jahrhundert  aus 
dem  Kanzleistil  nachweisen  lassen.  Gleichbedeutend  ist  nä  dem  mal 
das^  das  sich  (z,  B.  in  der  Weichbildsglosse  zum  Bichtsteig  bei 
Homeyer  S.  401)  wiederholt  findet.  Es  entspricht  dem  von  Lexer 
belegten  nachdemmalen. 

Für  nachfolgen  im  juristischen  Sinn  von  ^gerichtlich  ver- 
folgen' fahrt  Lexer  (S.  52)  nur  die  Carolina  an.  Altere  Beispiele 
waren  doch  aus  den  bekanntesten  Quellen  leicht  zu  beschaffen,  z.  B. 
Schwabenspiegel  Gap.  208  Und  ist  aber  ob  ieman  dem  roubc  nach 
gevolget  hat  une  an  die  burc^  der  sol  ...  bereden,  daz  im  alsd  si, 
seihe  dritte.  Hier  steht  es  noch  ganz  eigentlich,  vom  Verfolgen  des 
Beraubten  mit  dem  ^Gerüchte'.  Von  diesem  Vorgang  wird  es  entlehnt 
zur  Bezeichnung  der  Klage  vor  Gericht,  wie  diese  ja  überhaupt  im 
alten  Becht  eine  symbolische  Wiederholung  war  der  wirklichen  Ver- 
folgung des  Verbrechers  und  des  Zeterschreiens,  gleich  als  wäre  das 
Verbrechen  erst  im  Augenblick  der  gerichtlichen  Klage  bemerkt. 

Unter  Nachkömmling  (S.  82)  fehlt  ein  deutliches  Beispiel 
für  die  Bedeutung  ^Nachfolger  im  Amt' :  z.  B.  Sachsenspiegel  III, 
25,  1  stirft  en  richtere,  svat  so  binnen  stnen  tiden  geschin  is,  den 
sal  sin  näkomeling  anmegerichte  getüchwesen,  im  Deutschenspiegel 
236  sin  nächchome,  im  Schwabenspiegel  ^ein  ander  richte/. 

Ich  verzeichne  zum  Schluss  noch  einige  Flüchtigkeiten  Lexers, 
um  ihn  zu  veranlassen,  in  Zukunft  mit  derjenigen  Sorgfalt  und  Ge- 
wissenhaftigkeit zu  arbeiten,  welche  die  Größe  seiner  Aufgabe  er- 
fordert und  der  Würde  des  von  den  Gründern  unserer  Wissenschaft 
begonnenen  Werkes  entspricht. 

S.  20:  *N  achahm  ung,  f.  imitatio,  die  Handlung  desNach- 
ahmens  und  das  nachgeahmte  Vorbild*.  Lexer  meinte  ^und 
das  Product  der  Nachahmung'.  S.  25  *N ach  barg  1  eiche,  f.  nach- 
barliche Gleichheit,  An  den  Wurzeln  heiliger  Eiche  Schwillt  ein 
Lebensquell  hervor  Vnd  so  ohne  Nachbargleiche  Wuchs  die  edle 
still  empor  (Goethe  47,  184;  Ausg.  von  Hempel  3,  172)'.  'Nach- 
bargleiche' ist  natürlich  kein  Substantivum,  sondern  Adjectivum, 
wobei  zu  ergänzen  ist  'Eiche';  das  Wort  heißt  ^nachbarlich  gleich', 
'gleich  wie  ein  Nachbar". 

S.  51  Nachfolge  4.  'Das  zu  befolgende  Vorbild  und  Bei- 
spiel'. Das  kann  es  natürlich  nie  bedeuten.  In  dem  Beispiel  aus 
Goethe  ('die  eine  oder  die  andere  Meinung  zur  Nachfolge  wählen')  be- 
xeichnet  es  einfach  die  Handlung  des  Nachfolgens,  'um  ihr  nachzu- 

Z«itiicbrift  f.  d.  Hirn.  Gymn.  188S.    VUL  und  IX.  H«fU  44 


684    C.  Horstmannt  Altenglische  Legeaden,  angez.  von  Ä.  BrandU. 

folgen\  Die  Verse  aus  dem  Simplicissimus  (Keller  1,  S.  154):  *die 
also  gar  unchrisilich  leben  . . .  und  so  gar  schlechte  nachfolg 
geben  erklären  sich  ohne  den  von  L.  angenommenen  sprachwidrigen 
Gebrauch  des  Worts;  geben  hat  hier  die  Bedeutung  ^erzeugen,  hervor- 
bringen', die  Hildebrand  im  D.  Wb.  so  anschaulich  entwickelt  und 
völlig  ausreichend  belegt  hat  (Bd.  IV,  1*,  1702  oben). 

Ich  hoffe,  dass  das  nächste  Heft,  welches  Lexer  vorlegen  wird, 
in  jeder  Hinsicht  besonnener  gearbeitet  und  nutzbringender  sein 
wird.  Vor  allem  wünschte  ich  reichere  Belege,  welche  die  verschie- 
denen Zeiten  gleichmäßiger  berücksichtigen,  eine  wissenschaftlichere 
d.  h.  geschichtliche  Ordnung  und  Sonderung  der  Bedeutungen, 
etwas  mehr  Sinn  für  den  Zusammenhang  der  Bedeutungswandlungen 
mit  den  Bewegungen  im  Leben  des  Volkes,  in  Sitte,  Recht  und  Li- 
teratur, und  größere  Sorgfalt  bei  der  Interpretation  einzelner  Stellen. 

Dem  deutschen  Wörterbuche  selbst  aber  wünsche  ich  immer 
nachhaltigere  Theilnahme  in  immer  weiteren  Kreisen  der  Nation, 
auf  dass  es  in  Wahrheit  seine  große  Aufgabe  erfüllen  könne. 

Hildebrand  äußei-te  in  seiner  Antrittsvorlesung  (Leipzig  1869) 
im  Hinblick  auf  das  Wörterbuch :  *Wenn  eine  Zeit,  wenn  ein  Volk 
krank  ist,  so  ist  die  Erkenntnis  der  Heilung  in  seiner  Geschichte  zu 
holen,  nicht  bloß  in  der  politischen,  auch,  ja  mehr  noch  in  der  ei- 
gentlichen Volksgeschichte,  wie  sie  in  Literatur  und  Sprache  sich  am 
klarsten  spiegelt'.  Möge  er  Recht  behalten  und  möge  das  deutsche 
Wörterbuch,  soviel  an  ihm  ist,  mithelfen,  dieses  hohe  Ziel  zu  er- 
reichen ! 

Berlin.  Konrad  Burdach. 


Altenglische  Legenden.  Neue  Folge.   Mit  Einleitung  und  Anmer- 
kungen herausgegeben  von  C.  Horstmanu.  Heilbronn  1881. 

Außer  einer  trefflichen  Einleitung  von  CXXX  VIII  Seiten:  „Über 
Bedeutung  und  Stellung  der  Legende"  und  „Die  altenglischen  Le- 
gendensammlungen" bringt  der  stattliche  Band  das  Legendär  der 
nordenglischen  Legenden-  und  Homiliensammlung  aus  dem  14.  Jahr- 
hundert nach  den  beiden  Hss.  Harley  4196  und  Tiberius  E  VII 
(S.  1  —  173)  und  eine  Anzahl  meist  noch  ungedruckter  Einzellegendeu 
(S.  174 — 526).  Der  Text  ist  nach  Horstmanns  Gewohnheit  überall 
ein  genauer,  verlässlicher  Abdruck  der  Hs.;  viele  Versehen  der 
Schreiber  sind  in  den  Anmerkungen  richtig  emendiert.  Die  Legenden 
selbst  sind  öfters  durch  den  Inhalt  interessant,  insofern  sie  einer 
ergreifenden  Idee  begeisterten  Ausdruck  geben,  z.  B.  St.  Alexius, 
welcher  Heimat  und  Frau  in  der  Brautnacht  verlässt,  um  nur  der 
christlichen  Ascese  zu  leben,  und  St.  Cristofer,  welcher  nur  dem 
höchsten  Herrn  dienen  will  und  so  durch  den  Teufel  selbst  auf  Gott 
gelenkt  wird.  Freilich  darf  man  dabei  nicht  vergessen,  dass  das 
Hauptverdienst  den  Dichtern  der  lateinischen  Vorlagen,  nicht  der 
mittelengl.  Nachbildungen  gebürt.  Besonders  reich  aber  ist  das  Ma- 


C  Horstmann,  Alten gliscbe  Legen dcD,  angez.  von  A.  BranlL    685 

terial  für  die  Dialectforschung.  Horstmann  selbst  hat  mehrere 
Stücke  zu  datieren  versucht  uud  zwar  meist  mit  Glück.  Inwiefern  ich 
hie  and  da  anderer  Meinung  sein  muss,  habe  ich  im  Litbi.  f.  germ. 
und  rom.  Phil,  gezeigt.  Im  Folgenden  will  ich  über  einige  dialec- 
tische  und  textkritische  Fragen  handeln,  deren  Beantwortung  sich 
Horstmann  nicht  als  Aufgabe  gestellt  hat,  welche  aber  gleichwohl 
dem,  der  das  Buch  für  sprachgeschichtliche  Zwecke  ausbeuten  will^ 
Schritt  für  Schritt  in  den  Weg  treten. 

Alexius  S.  (174 — 188)  fügt  zu  den  von  Schipper  in  seinen 
*Engl.  Alexiuslegenden'  S.  1 — 3  aufgezählten  fünf  mittelengl.  Bear- 
beitungen dieses  Stoffes  eine  sechste  hinzu.  Die  Quelle  scheint  mir, 
wie  bei  der  ersten,  zweiten  und  vierten  (Barbourschen)  Version,  die 
Legenda  aurea  zu  sein.  Die  Yergleichung  dieser  Vorlage  bestätigt, 
dass  von  den  beiden  hier  vorgelegten  Hss.  Ashm.  42  bei  weitem 
den  Vorzug  verdient,  wie  bereits  Horstmann  behauptet  hat.  Cbr.  Gg. 
V,  31  bietet  einen  stark  gekürzten  Text.  Das  Gedicht  ist  im  Norden 
vor  Ende  des  14.  Jahrhundorts  entstanden ;  Beweis  dafür  die  ä- Keime 
bathe:scathe  31,  thravergave  51,  ])are:fare  70,  241,  303,  609, 
:care  560,  hame:dame  187,  mare:care  219,  :fare  297,  sarercare 
331,  latheiscathe  370,  wrathe :  scathe  378,  hare:  care  567,  neben 
welchen  erst  ein  einziges  55  durch  den  Beim  belegt  ist  (})Ore :  before 
604);  ferner  dass  u  zu  i,  y  umlautet^  z  B.  k/nde:  finde  65,  thrtste: 
wiste  126,  kasse:misse  195,  :Alexis228;  dass  der  Plur.  Prs.  Ind. 
auf  8  conjugiert  (tharnes :  barnes  22,  lathis :  clathis  156),  außer 
wenn  das  Subject  ein  Pers.  Pron.  ist  (we  finde  :kinde  66,  we  mete: 
swete  105,  we  crieimercie  450,  we  se:)>e  454);  dass  die  3.  Sgl. 
Prs.  Ind.  auf  s  endigt  (duse-.rose  100,  saise:palaise  472,  stande^"^ : 
bandes  613)  und  dasPtcp.  Prs.  anfand  (sperand :  land  145,  comand: 
land  310,  liggande :  fände  518).  Auch  im  Versinnern  ist  der 
Dialect  intakt;  altengl.  ä  ist  zwar  namentlich  in  C  öfter,  als  es  die 
Beime  erwarten  lassen,  zu  55  geworden,  z.  B.  anes  A  ones  C.  1,  home 
AG  64,  80,  wote  A  wate  C  108,  numan  A  noman  oder  non  C  125, 
135,  hame  A  home  C  144;  aber  das  erklärt  sich  wohl  einfach  da- 
raus, dass  A  um  ein  paar  Decennieu  jünger  als  das  Original,  C  noch 
jünger  als  A  ist.  Auch  sonst  hat  C  im  Vergleiche  mit  A  manche 
spätere  nördliche  Form,  z.  B.  ]>am  statt  ]>aim  43,  173,  258  (aber 
noch  ]>aim  165),  ]>i8  statt  ]>ir  145  (aber  noch  ]>ire  183),  far  statt 
ferre  118  (aber  noch  fer  185);  wayte  statt  wate  292  (aber  noch 
wate  108);  der  Reim  plente:privelc(stattgolde:folde  11 1)  weist  sogar 
schon  auf  den  Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  um  welche  Zeit  be- 
kanntlich solche  Bindungen  von  e  mit  älterem  unbetontem  i,  y  im 
Auslaut  häufig  werden.  Andere,  wahrscheinlich  locale  Eigenthüm- 
lichkeiten  von  C  sind  die  Erniedrigung  von  betontem  i  in  zweisil- 
bigen Wörtern  zu  e,  z.  B.  mekyll  52,  69,  92  gegenüber  mikil  in  A 
(aber  mykell  C  492),  wreten  66,  breny  131,  155,  reven  155;  die 
Neigung  zum  rel.  Pron.  at  statt  ])at  392  und  der  stete  Gebrauch  von 
tOl  als  Local-  und  Dativpräposition  gegenüber  to  in  A,  ein  Gebrauch, 
welcher  durch  den  offenbar  falschen  Beim  And  ane  oper  tyme  scho 

44* 


G86     C.  Horstmanfiy  Altenglische  Legenden,  angez.  von  A.  BrandL 

apered  tban  In  the  kyrk  tyl  an  old  man  (A  liest  einfach  und  richtig 
ijioper  tyme  aperid  scho  In  pe  kirk  a  man  unto  247)  entschieden  dem 
Schreiber  C  und  nicht  dem  Dichter  zugeschrieben  wird.  Ein  kri- 
tischer Herausgeber  mfisste  also  für  Wortlaut  und  DialectA  zugrunde 
legen  und  nur  jene  älteren  Formen,  welche  C  ausnahmsweise  besser 
orhalten  hat,  hineincorrigieren. 

Seynt  Mergrete  wird  S.  225—35  aus  Ms.  Ashm.  61  und 
S.  489—98  nach  demAbruck  eines  verlorenen  Cambr.  Ms.  inHickes* 
Thesaurus  mitgetheilt.  Die  Abweichungen  des  Textes  sind  so  groß, 
dass  wir  eher  von  zwei  verschiedenen  Versionen  als  Hss.  zu  sprechen 
haben.  Das  Original  scheint  mittelländisch  gewesen  zu  sein ;  denn 
der  u-ümlaut  ist  i,  und  obwohl  das  Denkmal  in  das  13.  Jahrhundert 
zurücki-eicht,  begegnet  schon  ein  sicherer  öö-Reim  (mone  Mond: 
none  A  82,  C  87).  Die  Version  C  weicht  von  dem  Dialekte  des  Ori- 
ginals weiter  ab  als  A ;  namentlich  hat  sie  südwestliche  Formen 
eingefügt  (vgl.  z.  B.  wwnne:inne:cwnne:swnne  21—24,  inne: 
sunne:cwnue:winne  225 — 28).  Eine  jüngere,  „schlechte"  Nach- 
bildung der  Legende,  welche  Horstmann  S.  236 — 41  aus  Ms.  Ashm. 
61  (circa  1450)  folgen  lässt,  ist  jedenfalls  mittelländisch;  der  u-üm- 
laut erscheint  als  i,  y  (inisyne  434,  fullfylle :  wyll  569),  altengl.  ä 
stets  als  öö,  der  Plur,  Prf.  Ind.  —  allerdings  nach  pers.  und  rel. 
Pron.,  —  ohne  Flexionsconsonant  (1,  220,  541)  und  starke  Verba  im 
Ptcp.  Pft.  manchmal  ohne  n  (itorerpere  statt  pore  235,  do:tho 
469.  Beime  von  wenigstens  facultativ  unbetontem  auslautendem  i 
oder  y  auf  e  (curtassye :  be  101,  be:mersyo  560),  sowie  der  unorga- 
nische Abfall  des  y  in  ey  (dede  ileyde  202,  sente:  queynte  470)  und 
vielleicht  auch  in  oy  (was  für  wos :  croysse  ?  320)  setzen  das  Denkmal 
an  den  Anfang  des  15.  Jahrhunderts,  also  kurze  Zeit  vor  die  wahr- 
scheinliche Entstehungszeit  des  Ms.  Alle  diese  Reime  sind  um  so 
verlässlicher,  als  die  Metrik  des  Dichters  nicht  so  schlecht  war,  wie 
sie  auf  den  ersten  Blick  scheinen  mag;  man  braucht  nur  außer  den 
von  uns  bereits  vorgeschlagenen  die  folgenden  nicht  minder  evidenten 
Emendierungen  anzunehmen:  bore  (Pft.  Ind.,  lies  bare):care  31, 
spendynge : ;enge  (lies  ;y uge)  40,  age :  knawelege  (lies  knawelage: 
48,  wold:  schuld  (lies  schold)  109,  seyed  (altengl.  scede,  lies  sed(e 
dede  148,  purpull  paule  (lies  palle) : schalle  180,  gyve:beleve  (lies 
belyve)  221,  pere  (lies  J>ore):sore  230,  care:were  (lies  wäre)  241, 
lye  (altengl.  licgan) :  dystreye  (lies  dystrye)  268,  grounde :  stonde 
(lies  stounde)  309,  515,  slewe  (lies  slowe) :  I-nowe  352,togeder  (lies 
togader) :  fader  357,  fle  (altengl.  fleogan,  lies  fly  oder  fley):  dystroye 
(lies  dystrye  oder  dystreye)  368,  plou^e:to-drew^e  (lies  to-drow?e) 
377,  feld  (liss  fild):chyld  396,  berst  (lies  brast):fast  476,  than 
(lies  then):bryn  (lies  bren)  492,  stoundigrond  (lies  ground)  503, 
brou?t  (lies  borne):  lerne  532,  boundrfond  (Ptcp.,  lies  fonnd)  540, 
Bocure :  honore  (lies  honure)  551,  hend:wynd  (lies  wend)  614.  Die 
Unreinheiten,  welche  nach  Einsetzung  dieser  gang  und  gäben  Nebea- 
formen  noch  übrig  bleiben,  sind  ausschließlich  consonan tischer  Natur, 


C  Horstmann,  Altenglische  Legenden,  angez.  von  A,  Brandl    087 

wie  sie  selbst  die  hervorragendsten  mittelengl.  Dichter  sich  häufig 
erlaubten,  nämlich  hondrstronge  270,  und  gone:come  599. 

Seynt  Eaterine  (S.  242—59)  liegt  in  zwei  Mss.  des  14. 
Jahrhunderts  vor  (Auchinl.  und  Cajus  Coli.  175),  von  welchen  letz- 
teres in  jeder  Hinsicht  den  Vorzug  verdient.  A  hat  sich  sogar  be- 
müht, die  achtzeiligen  Strophen  des  Originals  regelmäßig  einer  Reim- 
reihe zu  entkleiden;  während  sich  nämlich  der  Dichter  an  das  Schema 
ababcbcb  band,  sind  in  A  nur  die  b-Beime  erhalten,  die  anderen 
aber  mit  wenigen  Ausnahmen  beseitigt,  und  zwar  manchmal  wahr- 
scheinlich deshalb,  weil  der  Gleichklang  durch  dialectische  Abwei* 
cliungen  des  Schreibers  getrübt  worden  wäre,  gewöhnlich  aber  ohne 
jeden  ersichtlichen  Grund.  Wer  daher  die  ursprüngliche  Gestalt  der 
Legende  erschließen  will,  muss  sich  vor  allem  auf  0  stützen. 

Dass  der  Dialect  des  Dichters  zunächst  mittelländisch  war, 
geht  in  lautlicher  Hinsicht  daraus  hervor,  dass  der  u-Umlaut  stets 
auf  i,  und  älteres  ä  öfter  auf  o  als  auf  a  reimt  (auf  o  109,  193,  229, 
249,  291,  319,  403,  482,  575,  601,  679;  auf  a  31,  172,  404, 
434  f.,  475,  539,  668;  nicht  eingerechnet  sind  sone  anon:done  C 
329,  weil  anone  fälschlich  hinzugefügt  ist,  und  per-too:800  G  628 
als  interpoliert).  Damit  harmoniert  die  Flexion  des  Flur.  Prs.  Ind. 
(men  levetgreve  516,  alle  pat  here:dere  786)  und  des  Ptcp.  Prs. 
(hotand:laud  15,  offerand :  hande  34).  Von  diesem  Reimbestando 
differiert  C  nur  insoweit,  als  es  174  })ore:wore  statt  ])are:ware  auf 
:^e :  bare  reimt  und  innerhalb  des  Verses  den  Plur.  Prs.  Ind.  8ail> 
]>e  bookes  140  und  das  Ptcp.  Prs.  rennyng  (errand  A)  überliefert. 
Stärker  neigt  A  nach  Süden ;  lawe  (:sawe  31)  erscheint  als  lowe. 
sare  (:^are  434)  als  sore,  als  Plur.  Prs.  Ind.  lesen  wir  men  leve]) 
on  516,  das  Ptcp.  Prs.  hotaud  15  ist  umschrieben,  offerande  34 
durch  offrinde  ersetzt,  der  Reim  prede:(side  398)  deutet  möglicher- 
weise sogar  auf  einen  Schreiber  in  der  Nähe  von  Kent.  Bezeichnend 
ist  es  auch,  dass  A  die  nördlichen  Formen  mekyl  (:  fykil)  47  und 
tan  (:pan)  237  in  die  südlicheren  miche  und  take  verwandelte. 

Auf  die  weitere  Frage,  ob  das  Gedicht  im  Osten  oder  Westen 
des  Mittellandes  entstand,  antworten  die  Reime  })ou  has:was  549, 
he  has:was  107,  Purphurye  hasiallas  599,  ]>ou  may:ay  413,  ))0U 
kan :  began  663.  Während  das  Original  also  entschieden  westmit- 
tellandisch  war,  weist  bereits  C  innerhalb  des  Verses  mehrere  ost- 
mittelländische Formen  auf,  indem  die  2.  Sgl.  Prs.  Ind.  meist  auf  st, 
die  3.  gelegentlich  auf  ]>  ausgeht.  Consequenter  mischt  A  ostmittel- 
ländische Formen  ein :  die  2.  Sgl.  Prs.  lud.  endigt  regelmäßig  auf 
st  (V.  549  ist  umschrieben),  die  3.  meist  auf))  oder  t,  selbst  has 
599  ist  trotz  des  Reimes  in  ha}>  geändert  (V.  107  ist  umschrieben): 
die  obigen  Prätpräs.  im  Reime  lauten  in  A  ]>oa  mi;t  413,  ])0u  canst 
659.  Daraus  ergeben  sich  die  Vorschriften  fQr  eine  kritische  Aus- 
gabe oder  Benutzung  des  Denkmals  von  selbst. 

Mehrere  Legenden,  welche  Horstmann  im  Folgenden  beibringt, 
o)ine  sich  über  den  Dialect  zu  äußern,  sind  ebenfalls  mittelländisch. 
8o  lonftchst  eimB  andere  Version  von  S.  Kateryne  aus  Ms.  Cbr. 


688     C.  Harstmanfiy  Altenglische  Legeuden,  angez.  von  Ä.  Brandt 

Ff.  II 38  (S.  260—64),  denn  der  u-Umlaut  reimt  auf  i,  y  (sarasyne : 
s^nne  230),  älteres  ä  stets  auf  o  außer  in  thare  (:bare  122),  und 
(las  starke  Ptcp.  Pft.  entbehrt  oft  das  n  (105,  227,  251,  270,  347, 
364).  Dagegen  spricht  nur  der  nördliche  Plur.  Prs.  Ind.  lettys 
(rmawmentys  296),  und  diese  Stelle  ist,  wie  auch  die  Unreinheit  des 
Reimes  andeutet,  wahrscheinlich  verderbt.  What  pej  doone:anone 
418  beweist  nichts,  da  doone  Conj.  sein  kann. 

Ebenso  die  Marienlegende  vom  guten  Ritter  und 
seinem  eifersüchtigen  Weibe  aus  Ms.  Ashm.  61  (S.  329  bis 
33) :  umgelautetes  u  ist  mit  i,  y  gebunden  z.  B.  besyde :  pnde  20, 
gyneisynne  102,  kyne:gynne  130;  altengl.  ä  meist  mit  o  (58,  140, 
173,  223),  seltener  mit  a  (carersore,  lies  sare  210,  there,  lies  thare: 
fare  249).  Ob  ostmittelländisch  oder  westmittelländisch  lässt  sich 
bei  dem  Mangel  der  entscheidenden  Flexionen  im  Reime  und  bei 
ihrer  Mischung  im  Innern  der  Verse  schwer  sagen ;  ob  die  Reime  von 
betontem  i  auf  e  (ende :  kynde  21,  chererfyre  387)  eher  ffir  den 
Osten  sprechen,  ist  sehr  fraglich. 

Desgleichen  ist  mittelländisch  A  tale  ofan  incestuons 
doughter  (Ms.  Chr.  Ff.  V  48  und  Ashm.  61,  bei  Horstmann  8. 
334 — 38),  Tgl.  die  Reime  fynde:  kynde  41,  blynnetsi^nne  44;  woo: 
too  61,  ychontdon  94,  before :  sore  210,  there  (lies  thare)  :care  256; 
clerkys  fynde:  kynde  40,  we  rederdede  45. 

Eingehendere  Aufmerksamkeit  verdient  das  populär-theolo- 
gische Gedicht  Ipotis,  erhalten  in  acht  Hss.,  von  welchen  Horst- 
mann fünf  abdruckt,  nämlich  Vernon,  Arundel  144,  Ashm.  61  (B), 
Gott.  Cal.  A  II,  Gott.  Tib.  A  XXVI ;  ausständig  sind  noch  Ashm. 
750  und  Douce  323.  Ms.  Addit.  22283  ist  als  eine  wörtliche  Copie 
von  V  wertlos.  Quelle  ist  wahrscheinlich  der  lateinische  Dialog  Ad- 
rian et  Epictus  bei  Kemble,  Salomon  and  Saturnus  S.  212 — 216; 
vgl.  A.  f.  d.  A.  VIII  122.  Es  handelt  sich  zunächst  um  die  Pest- 
stellung der  Handschriftengenealogie,  welche  allerdings  infolge  der 
starken  Abweichungen  von  der  Quelle  und  der  schwankenden  Über- 
lieferung weder  leicht,  noch  völlig  sicher  durchzuführen  ist. 

Vor  allem  stimmen  G,  A,  B,  T  gemeinsam  gegen  V,  wie  bereits 
Horstmann  bemerkt  hat.  Sie  theilen  die  offenbar  fehlerhaften  Les- 
arten Byfore  [Wherefor  ABT]  )>at  [f.  AB]  god[he  B]  bekam  manne 
[oure  Kyng  name  A,  lost  hys  Kyngdame  B]  statt  (Hou  feie  sunnes 
dude  Adam)  ])at  god  on  him  so  wreche  nam  240  wie  in  V;  und  When 
they  come  [When  ])on  comyst  B,  There  thow  shall  come  T,  Alle  pat 
dwellith  Aj  ynto  myduller])e  statt  ])en  schal  per  come  into  middel- 
ert  (a  virgyne)  312  wie  inV.  Auch  die  Auslassung  von  modyr  8,  das 
nur  in  A  und  auch  da  erst  nachträglich  hineincotrigiert  wurde,  er- 
weist sich  durch  die  Vergleichung  mit  der  Quelle  als  falsch.  Ferner 
theilen  sie  die  Interpolationen  157 — 64,  361 — 62,  377 — 84,  von 
welchen  sich  die  erste  durch  ihre  frivole  Räthselhaftigkeit,  die 
zweite  durch  die  abrupte  Mahnung  zur  Beichte,  die  dritte  durch 
ihren  commentierenden  Ton,  sämmtliche  durch  die  Unterbrechung 
des  Zusammenhanges  als  unecht  verrathen.  —  Nur  unerheblich 


C  M^mtmannt  ÄlUoglisebd  Legenden»  angez.  von  Ä.  Bratid!. 

spricht  dagegen,  daas  V  die  onpassende  Fassung  (god  made  Adame) 
And  after  bis  schap  lie  j^af  bim  name  1S8  mit  T  tbeilt,  wäbrend  C 
richtig  schreibt  Aftur  hys  shappe  and  ?af  hjm  narae  (A  t»n«l  B 
weichen  noch  stärker  ab) ;  denn  der  ganze  Fehler  von  C  T  besteht 
in  der  naheliegenden  Veräetzung  von  and  aus  der  Mitte  des  Verses 
an  den  Anfang.  Natürlich  hat  aach  V  allein  manche  Fehler«  mit  de* 
ren  Aufzählang  ich  mich  aber  nicht  aufhalten  will. 

Innerhalb  der  Gruppe  GABT  bilden  ABT  eine  engere  ün- 
terabtbeilung.  Alle  drei  haben  247  (Citat  oach  C)  das  fälschlich  vor- 
gesetzte In,  welches  in  A  noch  zu  einer  weiteren  Veränderung  Anlass 
gab,  und  200  werde»  statt  moche,  das  doch  nur  aus  dem  vorhergehenden 
Verse  herabgerathen  ist«  Hieher  gehört  auch  ein  Verderbnis,  welches 
nur  in  zweien  dieser  Hss,  erhalten  ist  und  in  eine  Lücke  der  dritten 
tnUtf  wahrscheinlich  aber  bei  der  engen  Verwandtschaft  von  B  nnd 
T  auch  der  letzteren  ursprünglich  vorlag:  A  B  schreiben  wone  statt 
kome  48  (T  f.).  Nur  zur  Bekräftigung  mochte  ich  die  wiederholte 
Gemeinsamkeit  von  Lücken  (127—28,  337—48)  anführen»  weil 
Auslassungen  keine  positiven  Fehler  sind  und  daher  auch  zwei  un- 
abhängigen Schreibern  einfallen  konnten,  —  Einen  Gegenbeweis 
kannte  man  in  dem  Umstände  suchen,  dass  C  B  den  Ausdruck  tysed 
290  aus  286  wiederholen;  aber  Wiederholungen  dieser  und  stär- 
kerer Art  sind  bei  mittelengl  Schreibern  zu  häufig,  um  sichere 
Zeugen  für  die  Handschriften  Verwandtschaft  abzugeben.  Auch  ver- 
einzelte Auslastungen  eines  scheinbar  überflüssigen  Verspaares,  wie 
m  C  B  hinter  153,  in  CT  hinter  550  konnten  leicht  zuföllig  zusam- 
mentreffen* Endlich  ist  es  nicht  zu  verwundern*  dass,  da  nur  in  V. 
133  die  richtige  Lesart  fale  erhalten,  in  CA  BT  aber  verloren  ist 
(am  nächsten  kommt  noch  vales  in  Tj,  CA  und  B  auf  denaelbeii 
landläufigen  Flickreim  gret  and  smalle  geriethen;  im  Grunde  liegt 
darin  nnr  eine  nachträgliche  Bestätigung  der  Beweise  für  die  Zn- 
»ammeugehörigkeit  von  GABT. 

Die  Gruppe  ABT  zerfällt  wieder  in  zwei  Classen:  die  eine 
ist  durch  A,  die  andere  durch  BT  vertreten.  Für  die  enge  Zusam- 
oietjgehörigkeit  der  !)eiiien  letzteren  Hsa.  spricht,  dass  sie  243  (ich 
fahre  fort,  mit  Horstmauu  nach  C  zu  eitleren)  das  unverständliche 
8bjs(?) statt  thys  überliefern;  daassie  267  das  Heimwort  more  in  das 
Innere  des  Verses  und  to  have  an  das  Ende  stellten«  was  wahischein- 
lieh  auch  A  gethan  hatte;  aber  während  sich  A  durch  Weglassang 
von  to  huve  half,  fagten  B  T  dem  Endwort  des  folgenden  Ver^ 
ses  (fore\  ein  Binnloaes  to  crave  hinzu.  Femer  bieten  BT  507 
1  teile  pe  (vgl.  A  500)  anstatt  |jou  muy  me  leve  und  än- 
derten daher  den  folgetidou  Vors  Üp<>u  a  Fryday  Adam  and  Ev©  (C) 
in  dad  ganz  ungerechtfertigte  Of  a  rybbeEvemodehe.  Eodlichtheilen 
B  T  eine  grOfiere  lnter))olation  zwischen  386  und  387,  welche  aus 
wiederholten  und  versetzton  ä tollen  und  wirren  Zuthaten  besteht, 
und  die  Locken  139-40.  401—2.  5^9—32. 

So  evidentes  diese  Gründe  mjachen«  dass  BT  auf  eine  Vorlage 
xnrQekgfebeni  scheint  doch  anch  hier  manches  dagegen  zu  sprechen ; 


690    C.  Horstmann,  Altenglische  Legenden,  angez.  von  Ä.  Brandl, 

vor  allem,  dass  502  in  A  T  XV  statt  XIII  (resons)  steht  und  dem- 
entsprechend hinter  565  eine  große  Einschaltung  von  zwei  wei- 
teren resons  folgt.  Aber  vielleicht  war  diese  Einschaltung  schon  in 
der  Vorlage  von  A  B  T  als  Glosse  verzeichnet  und  daraus  in  die 
Vorlage  von  B  T  übergegangen,  so  dass  B  die  Wahl  hatte,  sie  in  den 
Text  aufzunehmen  oder  ganz  zu  verwerfen.  Für  diese  Vermuthung 
spricht  auch,  dass  die  Einschaltung  in  B  und  T  nicht  an  derselben 
Stelle  beginnt:  in  A  nach  565,  in  T  nach  568.  Nach  dem  oben  ge- 
sagten erledigen  sich  auch  die  vereinzelten  Übereinstimmungen  in 
der  Auslassung  der  Verse  327 — 36  in  A  T,  umsomehr  als  die  eng 
dazu  gehörigen  zwölf  nächsten  Verse  bereits  in  der  Vorlage  von  A 
B  T  fehlten,  und  der  Verse  413—26  in  A  B,  welche  übrigens  nur 
in  B  ganz  fehlen,  in  A  aber  hinter  586  verstellt  sind. 

Die  Yefwandtschaftsverhältnisse  der  Hss.  gestalten  sich  dem- 
nach wahrscheinlich  so : 


Darnach  wird  es  leicht  sein,  die  zwei  noch  ungedruckten  Hss. 
bei  ihrem  Bekanntwerden  in  die  genealogische  Tafel  einzureihen. 

Bei  der  Frage  nach  dem  Dialecte  des  Originals  halte  ich  mich 
zunächst  an  die  Erscheinungen  der  Lautlehre.  Die  Beime  zeigen, 
dass  u  zu  i,  y  umlautete:  26  (von  jetzt  ancitiere  ich  wieder  nach  V), 
106,  157,  232,  393,  449,  505,  579;  auch  bei  monkynde:  wende 
132  und  mynde:fende  255  haben  wir  bei  dem  handschriftlich  über- 
lieferten y  zu  bleiben  und  nicht  kentisches  e  einzuführen,  weil  auch 
unzweifelhaftes  betontes  i  an  einer  anderen  Stelle  auf  e  reimt  (fynde : 
ende  455).  Altengl.  ä  erscheint  als  öö  89,  167, 172,  259;  als  a  mit 
Sicherheit  nur  806  (care:mare).  Altengl.  ä  vor  m  und  n  ist  in  be- 
weisenden Reimen  nie  zu  o  verdnmpft,  vgl.  9,  138,  163,  308. 

Flexion.  Das  Ptcp.  Prs.  auf  yng  ist  379  belegt,  der  Inf,  stets 
ohne  n  außer  in  ben  103,  558,  das  st.  Ptcp.  Prf.  ohne  n  (forbode: 
goode  264,  I-falle:alle  276,  I- bounde :  grounde  396,  unbounde: 
grounde  585).  Der  Plur.  Pra.  Ind.  zeigt  keine  Endung  56  (wone: 
sone)  und  58  (Clerkes  rede:godhede),  die  Endung  n  90  (ben:a^en) 
und  590  (bene:clene)  und  einmal  auch  die  Endung  }>  (be)>:bre)> 
178).  Wir  haben  es  daher  mit  einem  Denkmal  ans  der  Südgrenze 
des  Mittellandes  zu  thun. 


C.  Horstmann,  Altenglische  Legenden,  angez.  von  A,  Brandl.    091 

Von  deu  Schreibern  hat  zunächst  V  öfters  u  oder  uy  für  das 
Umlaut-y  gesetzt,  z.  B.  pruyde:tyde  282,  kunne:winne  505,  und 
verräth  dadurch  eine  entschiedene  Neigung  zum  s&dwestlichen  Dia- 
lect;  vgl.  auch  Adam.-mon  298.  Andererseits  hat  T  das  Ptcp.  hon- 
gyoge  379  in  hongand  verwandelt,  ist  also  nördlicher  als  das  Ori- 
ginal ;  dazu  stimmt,  dass  T  dem  Inf.  ben  558  das  n  abstreifte  und 
das  st.  Ptcp.  Pft.  forbode  264  für  den  Ind.  hielt.  Ähnlich  wurde 
in  C  der  Inf.  ben  103  zu  be  und  forbode  als  Ind.  Pft.  gefasst.  Noch 
mehr  gegen  Norden  zu  muss  B  angesetzt  werden  ;  denn  der  süd- 
liche Plur.  be]).  178  ist  nicht  geduldet,  sondern  durch  is  beste  er- 
setzt, und  81  begegnet  sogar  der  nördliche  Plur.  Prs.  Ind. 
syngys.  B  und  T  weichen  daher,  wie  sie  in  der  Handschriftentafel 
die  letzten  sind,  auch  von  dem  Dialecte  des  Originals  am  weitesten 
ab.  Keine  Abweichung  ist  nur  in  A  zu  erweisen. 

So  viel  besagen  die  Reime.  Über  eine  Hauptfrage,  die  Flexion 
der  3.  Sgl.  Prs.  Ind.,  lassen  sie  uns  allerdings  im  Ungewissen,  doch 
stehen  wir  bereits  den  Lesarten  der  verschiedenen  Hss.  im  Innern 
des  Verses  nicht  mehr  kritiklos  gegenüber.  Dass  V  immer  th  und  B 
meist  8  überliefert,  bringen  wir  gar  nicht  in  Rechnung,  da  die  er- 
stere  Hss.  halb  sudwestlich,  die  letztere  halb  nördlich  ist,  obwohl 
auch  hier  schon  die  Consequenz  von  V  bedeutsam  der  Inconsequenz 
von  B  gegenübersteht.  Entscheidend  aber  ist,  dass  die  verlässlich- 
sten Hss.  A  und  G  regelmäßig  th  bieten;  einige  Fälle  von  s  in  T 
kommen  daneben  nicht  in  Betracht.  Das  Denkmal  stammt  also  aus 
dem  Süden  des  östlichen  Mittellandes.  Im  Falle  einer  kritischen 
Aasgabe  wäre  in  diabetischer  Hinsicht  natürlich  A  zugrunde  zu 
legen,  und  erst,  wo  eine  Ergänzung  nöthig  ist,  C  heranzuziehen. 
Wenn  wir  daher  z.  B.,  wie  es  öfter  vorkommt,  im  Plur.  Prs.  Ind.  th 
in  A  V,  n  oder  keine  Endung  in  B  C  T  finden,  oder  als  Fron.  Pers. 
ich  in  A  V,  y  in  B  C  T ,  wird  die  Entscheidung  nicht  schwer  sein. 

The  Stacyons  0^  Jerusalem,  S.  355— 66  aus  dem  einzigen 
Ms.  Ashm.  61  abgedruckt,  ist  wieder  ein  mittelländisches  Gedicht: 
umgelautetes  u  ist  zu  i,  y  geworden,  älteres  ä  oft  erhalten  (96,  176. 
256,  369,  436,  512,  778)  und  ebenso  oft  zu  55  verdumpft  (352, 
452,  529,  575,  701,  737,  787,  800,  821),  der  Plur.  Prs.  Ind.  mehr- 
fach  ohne  Endung  belegt  (218,  243,  499,  611,  772).  Die  Sprache 
der  Hss.  ist  mit  nördlichen  und  südlichen  Elementen  versetzt,  na- 
mentlich ist  ä  in  beweisenden  Reimen  nur  zweimal  (256,  512)  er- 
halten. „Das  Alter  des  Gedichtes",  bemerkt  Horstmann,  ^ist  schwer 
zu  bestimmen"^ ;  ich  denke,  die  Reime  von  unbetontem  auslautendem 
y  und  i  auf  e  wie  se:Candy  40,  tre:sykyrlye  522,  allmy?tye:be  835 
sprechen  für  das  Ende  des  14.  oder  für  das  15.  Jahrhundert;  des- 
gleichen die  Reime  come  (lies  came):treyne  105  und  mountayne: 
Abrahame  805,  bei  welchen  man  allerdings  wegen  der  zurückblei- 
benden vocalischen  Unreinheit  an  der  Echtheit  der  Überlieferung 
sweifeln  kann.  Sonst  möchte  ich  in  textkritischer  Hinsicht  zu  Horst- 
manns Emendationen  namentlich  nachtragen,  dass  V.  23 — 24  vor 
V.  19  einzufttgen  sind,   damit  nicht  Nycholas  anf  cros  (lies  crois) 


G92     L.  Botht  GriechiBche  Geschichte,  angez.  von  Ä.  Batter, 

und  voys  auf  was  zu  reimen  haben;  ferner  ist  V.  841  f.  croisse: 
Yoice  statt  Crosse  :grace  (vgl.  V.  846)  zu  schreiben.  Endlich  benutze 
ich  diese  Gelegenheit,  um  einen  Irrthum  in  meiner  Ausgabe  des  Tho- 
mas of  Erceldoune  zu  berichtigen.  In  diesem  ungefähr  gleichzeitigen 
nördlichen  Denkmal  überliefern  nämlich  mehrere  Hss.  beider  Fami- 
lien gon  313  als  2.  Sgl.  Prs.  Conj.  im  Reime  auf  none;  die  zwei 
übrigen  Hss.  haben  offenbar  geändert  (gose  T,  can  S.).  Mit  Bezog 
darauf  sagte  ichS.  70:  „durch  eine  leichte  Verderbnis  von  ursprüng- 
lichem gonge  dürfte  sich  auch  der  Conj.  Prf.  Sgl.  auf  n  (gon)  313, 
welcher  bei  unserem  nnd  anderen  nördlichen  Dichtern  dieser  spä- 
tereren Zeit  vereinzelt  dastünde,  am  einfachsten  erklären^,  und 
setzte  daher  gong  in  meinen  Text.  Nun  finde  ich  aber  in  dieser 
Version  der  Stacjons  of  Jerusalem  V.  352  einen  weiteren  solchen 
Sgl.  Prs.  Conj.  gon  (or  ]>atIgone:j>ardone),  und  ein  zweiter  begegnet 
in  der  mittelländischen  Allegorie  De  Principio  creationis  Mundi  von 
Grosthed,  bei  Horstmann  S.  353  V.  312  (bot  I  gone:none).  An  der 
citierten  Stelle  des  Thomas  of  Erceldoune  ist  daher  gon  zu  belassen. 
Sollte  ich  eine  Erklärung  dieser  auffallenden  Form  geben,  so  würde 
ich  lieber  annehmen,  dass  sich  die  Leute  einen  Stamm  gon  (neben 
go)  einbildeten,  welcher  durch  den  häufigen  Inf.  gon(e)  nahegelegt 
wurde  und  für  das  eben  aussterbende  gong  eintrat,  als  eine  unor- 
ganische Bildung  des  Sgl.  Conj.  mit  n,  für  welche  in  dieser  späten 
Zeit  nicht  einmal  mehr  die  Analogie  des  Plur.  anzuführen  wäre. 
Eine  Bekräftigung  dieser  Vermuthung  mag  man  darin  sehen,  dass 
mehrere  mittelländische  und  nördliche  Denkmäler  aus  diesen  Jahren 
eine  Vorliebe  för  den  Inf.  gon(e)  verrathen,  obwohl  sie  sonst  den 
Inf.  ohne  n  zu  bilden  pflegen ;  so  gerade  die  citierten  Stacyous  (vgl. 
V.  529,  737)  und  Thomas  (vgl.  S.  69).  Oder  liegt  vielleicht  ein 
verspäteter  Fall  von  nunnation  vor  ? 

Mehrere  Gedichte  wären  noch  dialectisch  zu  bestimmen,  viele 
textkritische  Verbesserungen,  welche  aus  den  Reimen  evident  sind, 
hervorzuheben.  Ich  will  mich  aber  begnügen,  dissertationsiustige 
Anfänger  darauf  verwiesen  und  gezeigt  zu  haben,  welch  reiches  Ma- 
terial für  derartige  Untersuchungen  wir  Horstmann  verdanken. 

Wien.  A.  Brandl. 


Dr.  K.  L.  Both,  Griechische  Geschichte  nach  den  Quellen 
erzählt.  Dritte  Auflage  von  Dr.  A.  Wester  may  er.  Nördlingen  188^. 
Becksche  Bachhandlang.  1.  Bd.  531  SS. 

Dies  vortreffliche,  schon  lange  empfohlene  Buch  erscheint  nun 
durch  den  neuen  Herausgeber  vielfach  vermehrt  in  dritter  Auflage, 
wesentlich  als  ein  Lesebuch  für  das  Alter  von  12 — 17  Jahren,  da 
des  verewigten  Verf.s  in  dem  Vorworte  der  früheren  Ausgaben  aus- 
einandergesetzten Ansichten  über  die  Verwendung  seiner  Arbeit  als 
Schulbuch  fClr  einen  ersten  Cursus  in  der  beabsichtigten  Weise  nn- 
durcbfQhrbar  sind,  so  viel  richtiges  sie  auch  sonst  enthalten.  Man 
empfindet  das  nm  so  intensiver,  je  mehr  sich  die  Compendien  im 


/.  Jilg,  Tita  L.  Aeli  Seiani  Tiberio  etc.,  ang.  von  Ä,  Bau^.     6tfS 

Telegrammstile  häufen,  eine  magere  und  unverdauliche  Kost,  die  ab- 
schreckt und  entmuthigt  bei  einem  Gegenstand,  der  wie  kein  anderer 
geeignet  wäre,  neben  den  Species  und  Classen  der  Thiere  und 
Pflanzen,  den  unerquicklichen  Manipulationen  der  Eettenrechnung 
und  abgekürzten  Multiplication  mit  Decimalen ,  und  dem  in  seinen 
A.nfangen  auch  nicht  gerade  begeisternden  Sprachunterricht  dem 
Gemüthe,  der  Phantasie  und  dem  Verstände  Nahrung  zu  geben,  kurz 
die  humane  Seite  der  Bil^iung  in  ihren  Anfängen  zu  repräsentieren. 

Freilich  in  dem  Umfange,  in  dem  Roths  Buch  gerathen  war, 
konnte  es  niemals  darauf  rechnen,  die  wohlfeilen  und  handlichen 
Oompendien  aus  der  Schule  zu  verdrängen ,  aber  es  wäre  in  seinem 
Sinne  noch  immer  dem  Geschichtsunterricht  zu  Hilfe  zu  kommen, 
damit  er  nicht  eine  Naturgeschichte  des  Menschen  werde,  und  allen- 
falls, wenn  auch  noch  das  Griechische  abgeschafft  werden  soll,  das 
bischen  lateinische  Lectöre  und  deutsche  Literaturgeschichte  dem 
Znkunftsgymnasiasten  als  einziger  Rest  humaner  Studien  übrig 
bleibe ;  damit  der  vernünftige  Geschichtslehrer  von  dem  Lehrbuch 
der  Geschichte  nicht  immer  mehr  hei  seinen  Bestrebungen  im  Stiche 
gelassen  werde. 

Es  sei  also  ein  Buch,  wie  das  vorliegende,  dringend  empfohlen, 
als  ergänzende  Leetüre  neben  dem  Unterricht  in  der  Geschichte;,  es 
soll  in  keiner  Schülerbibliothek  und  unter  den  Jugendschiiften  keines 
bemittelteren  Gymnasiasten  oder  Realschülers  fehlen. 

Die  neue  Auflage  ist  um  ein  einleitendes  Capitel  vermehrt,  das 
die  Geographie  Griechenlands  und  die  älteste  Geschichte  bis  auf  Solon 
und  Lykurgos  behandelt.  S.  864  ff.  ist  ein  Capitel  eingeschoben,  in 
dem  gleichfalls  in  kurzem,  aber  entsprechendem  Abriss  die  Literatur 
and  Kunst  der  Griechen  behandelt  ist ;  man  wird  dem  Herausgeber 
für  diese  Bereicherung  nur  danken  können.  Änderungen  in  Einzel- 
heiten wurden  auch  vorgenommen,  dieselben  fallen  fQr  das  Gesammt- 
urtheil nicht  ins  Gewicht,  sind  aber  ein  Zeugnis  von  der  überall  nach- 
bessernden Hand  des  Herausgebers.  Eine  vortreffliche  Beigabe  sind 
die  zahlreichen  Abbildungen ,  die  durchweg  gut  gewählt  und  vor- 
trefflich ausgeführt  sind.  Dass  statt  der  sonst  beliebten  Idealrecon- 
structionen  oder  nichts  sagenden  Schlachten-  und  anderen  Bildern 
fast  nur  Originale  gegeben  werden ,  abgerechnet  die  Bühlmannsche 
Reconstruction  des  Peiraieus ,  der  Ansicht  Athens  vom  Museion  und 
des  Tempels  in  Olympia ,  ist  nur  zu  billigen.  Das  Titelbild  gibt  eine 
Ecke  des  Parthenon  in  Farbendruck  nach  Thiersch. 

So  wünscht  Ref.  schließlich  dem  Buche  in  seinem  neuen  Kleide 
den  Erfolg,  den  es  um  seines  Inhaltes  und  der  trefflichen  Ausstat- 
tung willen  verdient 


J.  Jülg,  vitaL.  Aeli  Seiani  Tiberio  iniperante  praefecti  prae- 
torio.  Innsbruck  1880.  Wagner.  88  SS. 
Der  Verf.  ist  vermuthlich  durch  die  Programmarbeit  Pistners, 
die  denselben  Gegenstand  behandelt,  Tsranlasst  worden,  die  dort  vor- 


694       J*  Jülg,  Tita  L.  Aeli  Seiani  Tiberio  etc.,  angez.  von  A,  Bauer, 

getragenen  Irrthümer  durch  eine  zusammenhängende,  aus  den  Quellen 
geschöpfte  Darstellung  zu  widerlegen,  und  bei  dieser  Gelegenheit 
seine  in  Einzelheiten  von  der  anderer  abweichende  Auffassung  Seians 
darzulegen.  Die  Literatur,  auch  soweit  sie  die  Quellenfrage  betrifft, 
ist  vollständig  benutzt,  ohne  dass  der  Verf.  jedoch  im  einzelneu 
seine  Stellung  näher  zu  erkennen  gibt,  abgesehen  davon,  dass  er 
sich  gleichfalls  für  eine  Benutzung  der  Aufzeichnungen  der  Agrippina 
ausspricht  (S.  16).  Ob  in  einer  solchen  biographischen  Arbeit  die 
annalistische  Form ,  die  noch  an  Collectaneen  erinnert,  passend  war, 
wird  man  bezweifeln  dürfen;  für  den  Anfang  von  Seians  Thätigkeit 
war  sie  ganz  unzulässig;  so  wurde  der  Verf.  bei  dem  Mangel  an 
sonstigen  Nachrichten  genöthigt,  auf  nicht  ganz  zwei  Seiten  Text 
(^4»  ^f  ^)  sechsmal  zu  sagen,  Seian  sei  bei  Tiberius  immer  mehr  in 
.  der  Gunst  gestiegen. 

Jülg  ist  geneigt,  das  Verhältnis  des  Seian  zu  Tiberius  in  einem 
für  den  letzteren  günstigeren  Lichte  aufzufassen  als  Sueton  und  sieht 
insbesonders  in  der  Verfolgung  der  Familie  des  Germanicus  nicht  so 
fast  die  Hand  des  Princeps  selbst  als  die  des  praefectus  praetorio 
thätig.  Dafür  wird  S.  14  die  Autorität  des  Tacitus  ins  Treffen  ge- 
führt, der  Ann.  IV  10  und  11  in  ziemlich  leidenschaftlicher  und 
energischer  Weise  die  Zeugnisse  der  Schriftsteller,  deren  keiner  dem 
Tiberius  die  Ermordung  des  Drusus  vorgeworfen  habe,  gegen  die 
Gerüchte  und  das  Gerede  in  Rom  in  Schutz  nimmt.  Es  scheint  dem 
Eef.  schwer  eine  Entscheidung  bei  der  Beschaffenheit  des  Materiales 
zu  treffen,  wie  es  schon  Tacitus,  Sueton  und  Cassius  Dio  vorlag;  man 
wird  weder  Sueton  noch  Tacitus  vorwerfen  können,  dass  sie  sich 
nicht  redliche  Mühe  gaben,  aus  den  Schriftstellern  und  dem  vor- 
handenen Acteumaterial  das  richtige  darzustellen ,  beide  haben  auch 
Familienaufzeichnungen  benutzt  (für  Suet.  verweise  ich  auf  Tib. 
c.  61  fin.  und  die  Erwähnung  der  Selbstbiographie  des  Princeps  c.  61 
in«) ;  es  ist  nur  fraglich,  ob  noch  die  Wahrheit  aus  dem  Vorhandenen 
zu  eruieren  war,  das  aus  einer  Zeit  stammte,  in  der  so  viel  und  unter 
so  eigen thümlichen  Verhältnissen  geschrieben,  das  wichtigste 
aber  sicherlich  mündlich  aufgetragen  und  ausgeführt  und  höchstens 
durch  Gerüchte  bekannt  wurde,  da  es  ebensoviele  Leute  gab,  die  ge- 
hörtes und  gehässiges  aufschrieben ,  als  Mittel  und  Wege  solches  zu 
confiscieren  und  die  unliebsamen  Beden  verstummen  zu  machen,  da 
nach  dem  Tode  des  Princeps,  nach  dem  Sturz  eines  Günstlings 
ebensoviele  geschäftig  waren  dieselben  mit  den  bösesten  Nachreden 
zu  verfolgen,  allem  verhaltenen  Groll  Ausdruck  zu  geben ,  als  vorher 
Jiobredner  und  Schmeichler  gutes  gesagt  hatten.  So  sind  die  prin- 
cipes  meist  anfänglich  gut  gesinnt  und  werden  später  schlecht,  nicht 
am  wenigsten  infolge  dieser  eigenartigen  Tradition. 

Will  man  aber  schon  in  einem  Falle  wie  dem  vorliegenden 
eine  Entscheidung  treffen,  dann  muss  man  es  billigen,  dass  der 
größere  der  beiden  Geister  bevorzugt  werde,  schon  deshalb,  weil  ihm 
die  Anekdote  und  der  Klatsch  nichts  bedeuten ,  für  die  Sueton  doch 
seine  Schwäche  hat.  Für  die  römische  Kaisergeschichte  des  ersten 


H.  Hüeinger,  Leben  und  Wirken  usw.,  angez.  von  F.  Krones.    695 

Jahrhunderts  bleibt  der  Intuition  eines  Gesammtdarstellers  noch 
immer  das  meiste  und  fruchtbarste  zu  thun.  Wie  oft  aber  auch  Tacitus 
nach  ungenügendem  Material  seine  Entscheidungen  getroffen  hat, 
wissen  wir  nicht,  sollen  uns  aber  erinnern,  dass  große  Schriftsteller 
eher  geneigt  sind,  eine  bestimmte  Ansicht  vorzutragen,  als  zweifelnd 
lind  gewissenhaft  auch  in  ihrer  Darstellung  abzuwägen,  wie  das 
Sneton  so  häufig  thnt;  ist  doch  auch  Tacitus  ebenso  oft  (Clason, 
Tacitus  und  Sueton  S.  59  ff.)  nnr  in  der  Lage  die  verschiedenen  An- 
sichten nebeneinander  zu  stellen,  ohne  für  eine  derselben  die  Be- 
weise der  Bichtigkeit  erbringen  zu  können. 

Graz.  Adolf  Bauer. 


Dr.  Hans  B.  y.  Hitzinger,  k.  k.  O.-L.-G.-Bath ,  „Leben  und 
Wirken  und  Stipendienstiftung  des  Joachim  Gfn.  v.  u.  z. 
Windhag  mit  Benützung  amtlicher  Quellen  verfastt  und  heraus- 
gegeben.** Wien  1882.  Konegen.  IV  und  79  SS.  8». 

Wir  können  das  zunächst  ans  Gründen  der  Pietät  für  einen 
der  stiftnngsfreundlichsten  Männer  des  alten  Österreich  verfasste, 
aber  auch  mit  sorgfältigster  Verarbeitung  des  actenmäßigen  Stoffes 
geschriebene  Büchlein  als  einen  gut  gemeinten  Beitrag  zur  Ge- 
schlechterkunde und  humanitären  Specialgeschichte  Österreichs 
willkommen  heißen.  Wir  werden  darin  mit  dem  ganzen  Lebensgange 
des  Gfn.  Joachim  v.  Windhag,  geb.  in  Schwaben,  zu  Babenhausen 
21.  Febr.  1600,  gest.  zu  Windhag  i.  O.-Pr.  21.  Mai  1678  und  be- 
stattet in  der  Pfarrkirche  zu  Münzbach,  —  bekannt,  lernen  seine 
loyale  Thätigkeit  im  Bauernkriege  OberösteiTeichs  1626  und  in 
dessen  Nachwehen  1627 — 32  wenigstens  andeutungsweise  kennen, 
und  erfahren  Näheres  über  seine  Holle  als  Amtsträger  der  katho- 
lischen Gegenreformation ,  in  der  Eigenschaft  eines  der  k.  Befor<^ 
mationscommissäre  (s.  1652)  und  schließlich  eines  „Generalcom- 
missärs  für  ganz  Niederösterreich ^  (1657).  Die  Regierung  kannte 
ihn  als  einen  ^strenggesinnten^  Mann.  Sehr  eingehend  sind  seine 
GKlter-  nnd  Familienverhältnisse  erörtert,  worauf  dann  die  Ge- 
schichte seiner  testamentarischen  Stiftungen  nnd  die  für  ihre  Zeit 
bedeutende  Bibliothek  des  Stifters  zur  Sprache  kommt.  Don  Anhang 
bilden:  das  gräfliche  Testament  v.  1670  mit  den  drei  Codicillen  v. 
1672,  1676  und  1678  nnd  der  landesfürstliche  Stipendienstiftbrief 
für  das  Windhagsche  Alumnat  in  Wien  v.  1774,  1.  Aug.  Das  pietät- 
voll geschriebene  Büchlein  Hitzingers,  der  selbst  ein  Windhagsches 
Stipendium  genoss  und  aus  Müuzbach,  dem  Begräbnisorte  des 
Stifters,  stammt,  erscheint  im  200.  Jahre  der  Eröffnung  des  Wiener 
Alumnates  (Bäckerstraße  Nr.  9)  (1682).  Die  Stipendien  selbst  be- 
laufen sich  gegenwärtig  auf  102  im  ansehnlichen  Einzclbetrage  von 
315  Gulden. 


696    K.  Faidmann,  Illustrierte  Culturgeschicbte,  ang.  von  F,  Kranes, 

ObentrautS  Jugendbibliothek  für  Knaben  und  Mädchen  Nr.  56—60. 
Wien,  Manzsche  Hof-,  Verlags-  und  üniversitätsbuchhandlung,  12*. 
5  Bändeben. 

Diese  bekannte ,  populären  und  insbesondere  jugendbildenden 
Zwecken  gewidmete  Sammlung  bietet  Nr.  56  und  60  zwei  geschieht» 
liehe  Lebensbilder  aus  der  österreichischen  Geschichte:  ^ Josef  II., 
der  Volkskaiser**  und  „Maximilian,  der  letzte  Ritter;"  Nr.  58 
beschäftigt  sich  mit  Ferdinand  Cortez;  Nr.  57  enthält  Touristisch- 
historisches u.  d.  T.  „Bilder  aus  der  Steiermark";  Nr.  59  das 
dankbarste  aus  der  deutschen  Thiersage:  ^Reineke  Fuchs."  Die 
Erzählung  ist  dem  Stoffe  und  Zwecke  angemessen. 


Karl  Faulmann,  Illustrierte  Culturgeschichte  für  Leser  aller 
Stände,  nüt  14  Tafeln  in  Farbendruck,  raehreren  Facsimilienbeilag^n 
und  ca.  300  in  den  Text  gedruckten  Illustrationen.  A.  Hartlebeos 
Verlag,  Wien,  Pest,  Leipzig.  I.  Lief.  32  SS.  gr.  8". 

Der  Verf.  der  „Stenographischen  Unterrichtsbriefe"  und  der 
illustrierten  Geschichte  der  Schrift"  gibt  nun  auch  eine  illustrierte 
Culturgeschichte  heraus,  welche  „in  genau  20  halbmonatlichen 
Lieferungen,  jede  Lieferung  in  der  Stärke  von  zwei  Bogen,  zum 
Preise  von  60  Pf.  =  30  kr."  erscheinen  soll.  Er  will  „mit  der  Fackel 
der  Wissenschaft  das  Zwielicht  durchleuchten,  welches  auf  der 
ältesten  Geschichte  der  Menschheit  liegt ,  und  welches  in  den  bis- 
herigen Culturgeschichten  meist  übergangen  wurde."  So  findet  es 
sich  im  Prospect  gedruckt.  Im  Texte  (S.  3)  allerdings  äußert  sich 
der  Verf.  angesichts  seiner  schwierigen  Aufgabe  etwas  bescheidener. 

Die  „Einleitung"  (S.  1—8)  beschäftigt  sich  mit  dem  Begriffe, 
Ursprung  und  mit  den  Quellen  der  Culturgeschichte;  dann  erörtert 
er  das  Wesen  der  Erfindung,  das  „Hieroglyphische"  der  Götterbilder, 
das  „Bäthselhafte^  der  Mythen  und  die  Eintheilung,  welche  er 
seinem  Werke  geben  will.  Der  I.  Theil  werde  die  Entwicklung  der 
Cultur  im  allgemeinen,  der  II.  die  Specialgeschichte 
derselben  zum  Gegenstande  haben.  Der  erste  Abschnitt  „im  Garten 
Edem"  überschrieben,  beschäftigt  sich  mit  der  „Nacktheit  der 
Menschen"  und  der  der  Götter,  wobei  der  Verf.  sich  als  ziemlich 
resoluter  Wort-  und  Sagen  vergleicher  herausstellt.  Adam  und  Eva, 
Poseidon  und  Athene,  Abraxas  =  Erechtheus,  Aren  werden  „ge- 
deutet/* An  die  Geschichte  der  „Feuerberoitung  und  Gewinnung**, 
schließt  sich  die  Geschichte  des  Ursprungs  der  Sprache,  der  Namen, 
Mythen  und  Bilder.  Der  zweite  Abschnitt  „im  Urwalde"  bricht  mit 
der  Geschichte  der  Jagd  ab. 

Dem  Hefte  sind  18  dem  Texte  eingedruckte  und  zwei  größere 
Illustrationen  im  Tondrucke  beigegeben;  a)  Vogeljagd  und  Fischfang 
der  alten  Ägypter  (Wandgemälde  aus  den  Gräbern  der  XII.  Dynastie) 
und  das  Facsimile  eines  ägyptischen  Papyrus  (die  Lehren  des 
Schreibers  Ali).  Der  Stil  ist  gewandt,  die  Ausstattung  des  Werkes 
sehr  gut.  Die  „weiteren  Kreise^  erhalten  viel  für  billiges  Geld. 


Th.  Sevin,  Ges  chichtsleaebach,  angez.  von  F.  Krones,        697 

Dr.  Th.  Hermann  Sevin,  Geschichtslesebuch  ans  den  Original- 
berichten zusammengestellt.  Vierter  Theil,  das  Mittelalter.  Mit 
einer  Karte.  Mannheim  1881.  Verlag  von  J.  Bensheimer.  XIX  unU 
640  SS.  8». 

Es  ist  ein  ernstgemeintes,  fleißig  nnd  mit  Verständnis  durch- 
geführtes Werk,  der  vierte  selbständige  Theil  eines  größeren  Ganzen, 
das  hier  vorliegt.  Dem  Herausgeber  dieser  historischen  Chre- 
stomathie, wie  sich  das  Buch  nennen  läset,  schwebte  als  „er- 
habenes  Ziel^  vor:  ^ein  handliches  wohlfeiles  Buch^  zu  schaffen, 
aus  dem  an  der  Hand  eines  verständigen  Lehrers  in  unseren  Mittel- 
schulen nicht  nur  die  Knaben ,  sondern  auch  die  Mädchen  noch  viel 
mehr  als  von  Cäsar  und  Livius  und  Tacitus  von  unseren  deutschen 
Schriftstellern ,  von  einem  Einhard ,  einem  Nithard ,  einem  Lambert, 
einem  Ekkehard  usw.  (deutsch)  hören  und  selber  lesen  sollen.''  — 
Er  beruft  sich  hiebei  auf  seine  langjährigen,  praktischen  Erfahrungen 
und  lässt  es  sich  nicht  verdrießen,  eine  warme  Apologie  des 
Mittelalters  und  seiner  Geschichtsquellen  dem  Buche  mit  auf 
den  Weg  zu  geben,  über  deren  Seitenhiebe  und  Schlussbetrachtuug 
wir  mit  dem  Verf.  nicht  rechten  wollen.  Würdigen  wir  das  gebotene, 
dann  ergibt  sich  das  Urtheil  von  selbst.  Im  ganzen  finden  sich  74 
nach  der  Zeitfolge  geordnete  Lesestücke  beisammen.  Darunter  trifft 
man  Einschiebsel,  kleine  Bruchstücke,  so  eine  Probe  aus 
ülfilas'  Bibelübersetzung  (S.  4),  das  „Taufgelübde''  aus  dem  9.  Jahrb. 
ein  Stück  des  „Bolandsliedes'^  vom  Pfaffen  Konrad,  das  „Ludwigslied^ 
aus  dem  9.  Jahrb.,  den  doppelsprachigen  ^Leich  auf  die  Versöhnung 
K.  Ottos  L  mit  seinem  Bruder  Heinrich",  das  Aufgebot  zur  Heer- 
fahrt nach  Italien  v.  J.  981 ,  zwei  Bi-uchstücke  des  Gedichtes  vom 
Herzog  Einst,  ein  Stück  des  Hannoliedes,  einen  Absatz  aus  der 
Kaiserchronik  über  die  Wahl  K.  Lothars  von  Sachsen  (1125),  ein 
Lied  Konradins  des  Stanfen ,  den  Leich  auf  die  Krönung  Budolfs  I. 
und  einen  solchen  auf  K.  Ottokars  II.  Tod,  aus  der  Kolmarer  Chronik, 
ein  paar  Zeilen  aus  Ottokars  Beimchronik  z.  J.  1308  und  aus 
Böhmens  Fontes  I.,  die  Prosadarstellung  der  Mühldorfer  Schlacht 
von  1322 ,  den  Bericht  über  den  Hoftag  zu  Koblenz  und  die  Ver- 
kündigung der  Reichsgesetze  von  1338,  Auszüge  kürzesten  Umfanges 
aus  den  Nürnberger  Jahr-  und  Rechnungsbüchern,  einen  Brief 
Friedrichs  des  Siegreichen  von  der  Pfalz  anlässlich  seines  Sieges  bei 
Seckenheim(1462)  und  eine  sich  auf  diesen  Sieg  beziehende  Kreuz- 
inschrift in  deutschen  Versen. 

Obschon  nun  diese  nebenläufigen  Stücke  chronologisch  und  in 
der  Regel  auch  pragmatisch  gut  eingepasst  sind ,  so  will  uns  denn 
doch  bedünken,  dass  der  eine  und  andere  „Brocken^  besser  ganz 
weggeblieben  wäre.  Was  sollen  z.  B.  die  sechs  Zeilen  aus  Ottokars 
Beimchronik  (S.  553)  an  ihrem  Platze?  Ließ  sich  aus  den  30.000 
Doppelversen  dieser  so  charakteristischen  Geschichtsquelle  nicht 
mehr  und  nichts  bedeutsameres  herausfinden  ? 

Gehen  wir  nun  an  den  Überblick  der  größeren,  maßgebenden 
Stücke.  14  Geschichtsquellen,  einschließlich  die  «Clausula  Pippini^ 


098        Th.  Sevin,  Geschichtslesebuch,  augez.  von  J^.  Krones. 

(S.  175)  vertreten  die  älteste,  vorkaroliugische  Epoche  (S.  1 — 180); 
dazu  gehören  inhaltlich  noch  vier  kleinere  Nummern  altdeutscher 
Sprachdenkmale  (S.  185—6  und  203 — 204).  Die  Karolingerzeit  ist 
durch  neun  Autoren  (S.  180—184,  202—203,  205—245)  ver- 
treten. Die  Blütezeit  des  deutschen  Mittelalters  vom  Hause  der 
Sachsen  bis  zum  Ausgange  der  Staufen  nimmt  mit  Hecht  den  Löven- 
autheil  in  Anspruch:  17  Quellen,  abgesehen  von  vier  kleineren 
Stücken  (S.  230— 54'4).  Die  Epoche  von  1250—1493  muss  sich 
großentheils  mit  „Abschnitzeln"  —  man  verzeihe  den  Ausdruck  — 
begnügen ,  denn  nur  aus  dem  Königsbuche  Eikes  von  Repgow  und 
aus  Twingers  von  Königshofen  Chronik  finden  sich  bedeutendere 
Auszüge  vor  (S.  544—556  und  557—568;  568—586),  auf  die 
übrigen  20  Stücke  entfallen  nicht  viel  über  30  SS.  Die  ganze  Epoche, 
die  denn  doch  auch  „lehrreiches"  und  „anregendes"  enthält,  muss 
sich  mit  dem  neunten  Theile  des  ganzen  Buches  begnügen.  Ließ  sich 
denn  nichts  aus  dem  Mathias  Neoburgensis  und  Alb.  Argentinensis, 
Joh.  Vitoduranus,  aus  dem  Henricus  de  Hervordia,  aus  Pritsche 
Closener,  Eberhard  Windeck,  Werner  ßolevinck,  nichts  aus  den 
Werken  eines  Historikers  ersten  Banges,  aus  Aeneas  Sylvius,  aas 
der  köstlichen  Nürnberger  Chronik  des  Alt  (Hartmann  Schedel)  her- 
anziehen ?  Von  der  bedauerlichen  Vernachlässigung  der  Beimchronik 
Ottokars  (den  man  nicht  mehr  „von  Horneck"  schreiben  sollte),  war 
bereits  die  Bede;  das  Chronicon  aulae  regiae,  der  Johannes  Victoriensis, 
ünrests  österreichische  Chronik  hätten  auch  politisch  oder  cultur- 
geschichtliche  Auszüge  gemeindeutschen  Interesses  zur  Auswahl  ge- 
boten. Baum  hätte  sich  dafür  gefunden,  ohne  das  Buch  viel  dicker 
machen  zu  müssen,  wenn  der  Verf.  darauf  verzichtet  hätte,  die 
ganzen  Heiligenleben  Severins,  Columbans,  Gallus,  Willehads  und 
Anskars  (77—168,  91  SS.),  nur  mit  geringen  Woglassungen,  nach- 
einander vorzuführen.  Einhards  akademische,  antikisierende  vita 
Karoli  Magni  ließ  sich  kürzen  und  mit  dem  originellen  Monachus 
Sangallensis  combinieren.  Das  aus  Lambertus  Hersfeldensis  gebotene 
hätte  auch  verhältnismäßig  eingeschränkt  und  nebenbei  auch  Baum 
für  einen  passenden  Auszug  aus  der  trefflichen  Vita  Heinrici  IV.  ge- 
wonnen werden  können.  Schmerzlich  vermisst  man,  nebenbei  gesagt, 
einen  Herimannus  Augiensis,  einen  Otto  Frisingensis.  Der  fort- 
laufenden Kaiserchronik  waren  charakteristische  Ge- 
schichtsbilder vorzuziehen.  Das  Buch  bleibt  denn  doch  zuletzt 
Chrestomathie,  Stückwerk;  kann  doch  keine  complete  Geschichte  des 
deutschen  Mittelalters  aus  ^inem  Gußo  und  von  einer  Farbe  werden. 
Der  Herausgeber  bediente  sich  für  die  Hauptmasse  der  Erzählung 
der  Übersetzungen  in  der  maßgebenden  Sammlung  „Geschicht- 
schreiber der  deutschen  Vorzeit"  ;  bei  dem  umfangreichen  Stück  ans 
Jordanis  half  Prof.  Seidner  in  Mannheim  aus.  Möge  das  bei  all  den 
angedeuteten  Mängeln  in  der  Stofifvertheilung  und  Abwägung  des 
einzelnen  verdienstliche  Buch  bald  in  neuer  Bearbeitung  —  ge- 
sättigter und  fesselnder  —  vorliegen.  Denn  nur  so  lässt  sich  der 
6^e5c2iichtschi*eibung  des  Mittelalters  jener  —  ohnehin  immer  be- 


F.  Zimmermann,  Übei  HeittUif « f.  ürl^nd.«  tiigf.  v.  B.  Eeissenberger.    690 

dingte  —  Beb  verleiheu,  für  welchen  der  Herausgeber  dieses  g^* 
schieb tlicben  Lesebuches  so  begeistert  die  Lanze  einlegt.  So  verkannt 
ißt  denn  doch  das  Mittelalter  nicht,  als  er  vermeint  Das  beigegeben© 
Ortchen:  ^Deutschlands  kirchliche  nnd  sprachliche  Grenzen  vor 
dem  XIL  Jahrhundert'*  ist  in  den  wesentlichen  Angaben  richtig, 
Druck  und  Papier  auf  billige  Herstellnng  berechnet. 

Graz.  F.  Xronas, 


über  die  Herausgabe  von  Urkunden  Ton   Franz  Zimmermann 
flermiuinstadt  1878.  21  SS. 

Das  Brooser  Urkundenbuch.  Eine  Kritik  von  Frans  Zimmermann. 
Hermannstadt  1880.  22  SS. 

Beide  Schriftchen  mQssen  zusammen  behandelt  werden;  denn 
stehen  in  einem  inneren  Zusammenhange.  In  dem  erster  en  der- 
rtbon  entwickelt  der  Verf.,  Archivar  an  dem  Archive  der  Stadt 
Hermannstadt  nnd  der  sächsischen  Nation,  klar  und  bestimmt  jene 
Forderungen,  welche  heute  die  Wissenschaft  an  die  Herausgeber 
von  Urkunden  stellt,  indem  er  sich  hiebei  von  der  be.sonderen  Absicht 
Iri  t,  auch  die  ürkundenherausgeber  seiner  Heimat  zu  der 

i;  i'tigung  jener    Principien    anzuregen.    Zimmermann    hat 

jedoch  weniger  die  Edition  einzelner  Urkunden,  als  vielmehr  die 
eines  ganzen  Urkuudenbuches  vor  Augen  und  es  scheint,  als  ob  ihm 
tion  das  „Brooser  Urkundenbuch*,  welches  damals  offenbar  zur  Ver- 
dffentlichung  vorbereitet  wurde  , vorgeschwebt^  habe.  Zur  lUuBtration 
der  von  ihm  vorgetragenen  Editionsgrundsätze  bringt  Zimmermann  acht 
siebe nbörgischen  Archiven  angehörige  Urkunden  zum  Abdrucke.  — 
Leider  blieben  die  von  ihm  vertretenen  Grundsätze  schon  in  der  nächsten 
ürkundenpublication  Beiner  Heimat,  in  dem  von  dem  Vereine  für 
slebenbOrgiscbe  Landeskunde  in  dessen  ^ Archiv^'  (N.  S.  XV  Band) 
veröffentlichten  „Brooser  Urkundenbuch**  von  Dr.  A.  Amlacher  un- 
beachtet. .«Jedoch  nicht  nur  die  von  Gelehrten,  wie  G,  Waitz  und 
Th.  Sickel,  empfohlenen  Editionsgrund*;ät2e  wurden  außer  Acht  ge- 
]a8ft6D,  sondern  es  wurde  nicht  einmal  der  Hauptanforderung  an  eine 
wisaenscbaftlicbe  historische  Arbelt,  nämlich  der  Verlässlichkeil 
entsprochen.''  So  wurde  denn  Zimmermann  —  und  gewiss  war  er  das 
auch  si^iuer  Stellung  schuldig  —  zu  einer  Öffentlichen  Kritik  jenes 
Urkundenbucbes  herausgefordert.  Die  Kritik  ist  scharf,  aber  streng 
schlich  und  wird  von  allen,  die  das  Brooser  Urkundenbuch  benutzen 
wollen,  nothwendig  berücksichtigt  werden  müssen.  Indem  wir  somit 
das  Schriftchen  bestens  empfehlen,  geben  wir  zugleich  der  Hoffnung 
Ausdruck,  das»  ein  so  tOchtiger  und  berufener  Fachmann,  wie  Fr.^ 
Zimniermano,  um  so  sicherer  auf  die  weiteren  Urkundenpubliaitioneu 
des  Vereines  für  siebenbdrgische  Landeskunde  wesentlichen  £influ9s 
nehmen  wird,  als  er,  so  viel  wir  wissen,  kurz  nach  der  Veröffent- 
lichung seiner  Kritik  in  den  Ausschuas  jenes  Vereines  gewählt 
wurde. 

Graz.  K.  Reissen  berg  er. 


Ui^teknti  t  A. 


,  ÖTMA. 


TIO.  ud  IX«  Q«IV 


4^ 


700    J.  Waüentin,  Lehrbach  der  Physik,  angez.  von  Ä,   Wachlowshi. 

Lehrbuch  der  Physik  für  die  oberen  Classen  der  Mittelschalen  osw. 
Von  Dr.  Ignaz  G.  Wallentin.  Dritte  verbesserte  Aaflagc.  Wien 
1882.  Verlag  von  A.  Pichlers  Witwe  and  öohn. 

Unsere  Zustände  auf  dem  Gebiete  der  Schalliteratur  scheinen 
sich  immer  mehr  zu  consolidieren.  Die  alte  Klage  über  die  geringe 
Verwendbarkeit,  sowie  über  die  —  von  Anstalt  zu  Anstalt  —  za 
große  Verschiedenheit  der  Lehrbücher  verstummt,  so  weit  sie  sich 
auf  den  physikalischen  Unterricht  bezog.  Den  besten  Beweis  dafür 
liefert  das  Erscheinen  des  oben  citierten  Buches,  dessen  zweite 
Auflage  erst  vor  zwei  Jahren  als  Schulbuch  approbiert  wurde,  während 
gegenwärtig  bereits  eine  dritte  Auflage  nothwendig  geworden  ist. 
Es  beweist  dies  zugleich ,  dass  die  Lehrer  der  Physik  so  ziemlich 
einerlei  Ansicht  sind  über  Form ,  Inhalt  und  Umfang  des  physi- 
kalischen Unterrichtes  an  den  Mittelschulen  Österreichs. 

Da  die  Vorzüge  des  Buches  schon  aus  der  früheren  Auflage 
hinreichend  bekannt  sind,  so  wollen  wir  im  nachfolgenden  nur  die- 
jenigen Vemnderungen  hervorheben,  welche  die  neue  Auflage  er- 
fahren hat.  —  In  Bezug  auf  die  Form  ist  zu  bemerken,  dass  die 
Figuren  sämmtlich  weiß  auf  dunklem  Grunde  dargestellt  wurden, 
wodurch  die  Anschaulichkeit  jedenfalls  gefördert  wurde.  Auch  zeigt 
die  vorliegende  Auflage  eine  größere  Anzahl  neuer  Figuren,  wie  z.  B. 
S.  30,  49,  59,  75,  103  und  m.  a.  Einige  Zeichnungen  wurden  ge- 
ändert, so  S.  126,  Fig.  124,  wo  die  Longitudinalschwingungen  der 
Punkte  nicht  auf  der  Ordinatenaxe  —  was  die  Schüler  zu  einer 
falschen  Auffassung  derselben  verleiten  konnte  — ,  sondern  auf  der 
Abscissenaxe  dargestellt  werden.  S.  61  fehlt  im  Texte  die  Angabe 
der  Figurenzahl ,  auf  welche  sich  der  Text  bezieht.  Unter  formelle 
Änderungen  rechnen  wir  auch  die  Bezeichnung  derjenigen  Paragraphe 
mit  einem  Sternchen ,  welche  ohne  das  Verständnis  zu  stören  über- 
gangen werden  können.  Es  sind  das  hauptsächlich  Paragraphe,  in 
welchen  einige  schwierigere  und  für  den  physikalischen  Mittelschal- 
unterricht entbehrliche  Lehren  vorgetragen  werden,  die  aber  bei 
gutem  Schülermaterial  und  bei  geringer  Schülerzahl  ohne  Schwie- 
rigkeit vorgenommen  werden  können,  so  z.  B.  die  Sätze  über  das 
Kräftepaar,  die  Begründung  des  Dulong  Petitschen  Gesetzes,  die 
Wirkung  eines  Kreisstromes  auf  einen  Magnetpol  u.  m.  a.  Femer 
wurden  in  der  vorliegenden  Auflage  die  aus  Versuchen  oder  aus 
theoretischen  Discussionen  sich  ergebenden  Gesetze  durchwegs  mit 
gesperrten  Lettern  gedruckt. 

Ip  der  Anordnung  unterscheidet  sich  die  vorliegende  Auflage 
von  der  zweiten  dadurch,  dass  die  Chemie  ans  Ende  des  Buches 
gesetzt  und  einzelne  kürzere  Absätze  umgestellt  wurden.  So  werden 
z.  B.  die  Begriffe  isomer,  metamer  und  polymer  nicht  mehr  bei 
„Stärke",  sondern  im  allgemeinen  Theile  der  Chemie  auf  S.  327  er- 
klärt. An  einigen  anderen  Stellen  fanden  solche  Verschiebungen 
innerhalb  desselben  Paragraphen  statt. 

Innere  Änderungen  bestehen  theils  in  einzelnen  Bemerkungen, 
welche  an  manchen  Stellen  zur  deutlicheren  Erläuterung  gemacht 


J     WaUentin,  Lehrbuch  der  Physik .  an^ez.  von  A.  WacMawskL      7ftl 


worden t  thefla  in  einer  bes^seren  Stilisierung,  theils  in  genauerer 
Aüg'abe  der  Daten ,  welche  nach  den  neuesten  Forschungen  betanut 
geworden  sind,  theils  in  der  Anführung  der  neuesten  wichtigen  Er- 
rtmgenschÄften  auf  dem  Gebiete  der  Physik.  Im  nachfolgenden 
sollen  die  wichtigsten  dieser  Änderungen  ohne  weitere  Scheidung 
und  in  der  Paginalordnmig  namhaft  gemacht  werden: 

S.  2  wird  der  Pariser  Vertrag  in  Be?ug  auf  das  Meter  als 
internationales  Maß  angeführt.  S.  3  wird  der  nachtragende  Nonius 


und  der  WoUastonsche  Draht  erwähnt.  Die  Formel  P  ^ 


fIfWI. 


wird 


S.  6  durch  P  =  E  ^  ersetzt,  §.  7,  S.  6  und  7  wurde  durch  Hin- 
zufügung erklärender  Bemerkungen .  durch  Angabo  des  metrischen 
Gewichtos  und  durch  bessere  Tboiluug  der  einzelnen  Absäty-e  über- 
sichtlicher gemacht.  S.  13  wurde  §,  2  der  zweiten  Auflage  sehr 
zweckmiLßig  in  zwei  Paragraphe  getheilt  und  durch  einzelne  Bemer- 
kungen erläutert.  S«  15  bat  der  V'crf*  eine  Vergleich  uiig  des  sta- 
tischen und  dynamischen  KrlLftemal^eB  hinzugefügt  und  die  Begriffe 
Arbeit  und  Energie  S.  18  schärfer  und  deutlicher  in  einem  besonderen 
Pfirtigraphe  auseinandergesetzt.  Femer  wurde  S.  28  der  Begrilf 
Arbeit  erweitert  und  S,  24  kam  ein  Paragraph  über  relative  ßuhe 
hinzu. 

DiB  wesentlichste  Änderung  in  der  vorliegenden  Auflage  findet 

stell  iu  dem  Capitel  über  die  drehende  Bewegung,  da  hier  der  Vert 

idi    ""  eist^llt  hat,  statt  sie  nur  nebenbei  beim 

j)l  liftm  nur  »u  diesem  Zwecke  vorzunehmen* 

Hier  wurdtt  4iuch  g.  32  hiuzugefQgt,  in  welchem  die  Zerlegung  niid 

Zusammenaeizu ug  der  drehenden  Bewegung  behandelt  wird. 

Die  Formel  für  g  winde  S.  59  genauer  dargeatellt,  der  Versuch 
des  Cavendish  austilhrlicher  erklärt«  Beim  Foucault'&chou  Pendel- 
versuch  wurden  die  Gesetze  der  drehenden  Bewegung  aagewendet 
i-i  '  '  '-<'weis  dalier  küry.er  gegeben.  S.  69  wurde  der  Satz  von  der 
1'  der    BeweguugsgrOßen   bewiesen,    wodurch   dessen  An- 

Wüiidiiüg  in  der  Stuülehre  seinen  Dens  ex  machina-Cbarakter  verliert. 
S.  78  wird  das  archimediBche  Princip  streng  mathematisch  bewiesen 
und  S.  84  die  Dichteubestimmung  mit  dem  Pyknometer  aufgenommen. 
Hier  sei  auch  bemerkt,  dass  der  Verf.  iu  der  neuen  Auflage  überall 
statt  »specitlsclies  Gewicht^  «Dichte^  gesetzt  hat.  S.  95  hat  der 
V'  '  '  in  der  neueren  Meteorologie  so  wichtiji"  ''  !T  ^Gradienf* 
v^  iien  und  erklärt  und  S.  114  eine  lar^  orkung,  die 

sich  aut'  die  Flüssigkeitswellen  bezieht,  und  eiuü  uibere  Erklärung 
der  Longitudinalschwingangen  eingeschaltet.  Diu  .\bleitung  der 
Fortpöaniung8ge«chwiDdigkeit  der  Saiten  wurde  kürzer  dargestellt. 
3.  177  wurde  das  Verhältnis  zwischen  der  Absorption  des  Lichtes 
und  der  Dicke  des  Kdrper<!s  und  die  anomale  Dispersion  angegeben. 
S     "'' '      irde  das  Maximum i'  -Ler  von  Negretti  und  Zambra 

u  und  S.  209  daa   -^  1 5 uys- Bai loV sehe  Gesetz  aufge- 

nomm«u  und  dessen  Bedeutung  iiervorgiehoben.  Die  Angabe  jedoch^ 

4^^ 


798    J.  WaXlmtm^  Lehrbach  der  Phjsik,  angez.  von  A.  WacKUnmki. 

dass  die  Minima  dem  Golfstrome  ihren  ürsprnng  verdanken,  wftre 
wohl  nur  als  Hypothese  anzuführen.  S.  219  ist  die  Bestimmung  des 
Feuchtigkeitsgrades  mit  Hilfe  des  Danieirschen  Hygrometers  and 
223  die  Leistung  der  Dampfmaschinen  durch  je  ein  Beispiel  er- 
läutert Eine  wichtige  Bemerkung  —  warum  nämlich  Elektridt&t 
kein  Stoff  sein  könne  —  wird  S.  255  gemacht,  an  welche  sich  dann 
S.  266  eine  weitere  Bemerkung  über  den  Umsatz  der  Elektricität  in 
Arbeit  anschließt.  S.  256  wird  die  Fortpflanzung  der  Elektricität 
erklärt  und  durch  eine  Zeichnung  ersichtlich  gemacht.  S.  266  wird 
die  oscillierende  Entladung  erklärt  und  S.  270  ein  wichtiger  Absatz 
über  das  Verhalten  der  Elektromotoren  1.  und  2.  Classe  hinzugefügt, 
und  zugleich  durch  die  Angabe  der  Eohlrausch*schen  Yergleichungs- 
zahlen  für  die  einzelnen  Elemente  verdeutlicht.  Hieran  schließt  sich 
auch  die  Erklärung  der  Polantätsänderung  zweier  Elektromotoren 
1.  Art  durch  Hinzunahme  eines  flüssigen  Leiters  an.  S.  274  wird 
das  Gesetz  von  Joule  angeführt  und  S.  281  das  absolute  Maß  der 
Stromstärke  erklärt.  S.  815  werden  einige  Folgerungen  aus  der 
Botation  und  Revolution  der  Erde  namhaft  gemacht  und  S.  355  die 
Leuchtgasbestandtheile  genauer  angegeben. 

Das  Bestreben  die  neuesten  Daten  und  Errungenschaften  von 
bleibendem  oder  doch  principiellem  Wert  in  das  Buch  aufzunehmen, 
ersieht  man  aus  der  Anführung  der  magnetischen  Constanten  von 
Wien  für  1880,  der  JablochkofTschen  Kerze,  welche  ausführlich 
beschrieben  wird,  der  Ohmad,  welche  von  der  British  Association  als 
Widerstandseinheit  eingeführt  wurde ,  des  Mikrophons  von  Hughes , 
der  Siemens'schen  elektrodynamischen  Maschine  —  welche  gleichfalls 
kurz  beschrieben  wird  — ,  der  Bestimmung  der  Sonnenentfemung 
durch  Yenusdurchgänge,  der  neueren  Ergebnisse  über  Gleichheit  der 
Geschwindigkeit  des  Lichtes  und  der  Elektricität  u.  m.  a. 

Wer  die  zweite  Auflage  des  Buches  kennt ,  der  ersieht  aus  den 
vorstehenden  Bemerkungen ,  dass  die  dritte  Auflage  sowohl  in  päda- 
gogischer als  auch  wissenschaftlicher  Hinsicht  nur  gewonnen  hat 
und  daher  als  Lehrbuch  um  so  brauchbarer  geworden  ist.  Denjenigen 
Herren  CoUegen  aber ,  welche  noch  keine  Gelegenheit  hatten ,  das 
Buch  genauer  kennen  zu  lernen,  müchten  wir  es  bestens  empfehlen« 
Eine  zweijährige  Erfahrung  hat  uns  den  Beweis  geliefert,  dass  wir 
uns  in  der  Erwartung  über  die  Verwendbarkeit  des  Buches  in  der 
Schule  nicht  getäuscht  haben,  und  dass  damit  selbst  bei  verhältnis- 
mäßig sehr  mittelmäßigem  Schülermaterial  sich  ganz  genügende  Er- 
folge erzielen  lassen. 

Czernowitz.  Dr.  A.  Wachlowski. 


8*  Oünther,  Parüboliiche  LogArithmen,  angdf.  roD  /,  Friichauf*     708 

Parabolische  Logarithmen  und  parabolische  Trigonometrie*  Ein*» 
Teigleich ende  Untersuchung  von  Dr.  Öiegmund  Günther,  Prof,  am 
Gjrmn&siam  zu  AnBbacb  in  Baiem.  Leipzig  1882,  Druck  tmd  Yerlag 
fon  B.  G.  Teobner,  100  SS,  ö. 

Die  Bedeutung  der  Hyperbelfnsctienen  als  Hilfsmittel  auaiy- 
tigcber  üntersuchnngen  wird  umsomehr  erkannt,  je  mehr  Gebiete 
nachgewiesen  werden ,  wo  ihre  Anwendung  nicht  nur  die  Entwick- 
langen bedeutend  vereinfacht  sondern  wo  zugleich  auch  die  Be- 
siehongen  mit  analogen  Problemen,  in  welchen  die  Kj-eisfanctionen 
nuftreten,  ersichtlich  werden.  Trotz  der  zahlreichen  Anwendungen, 
irelehe  sich  in  den  trefflichen  Werken  von  Laisant  und  Günther 
Torfinden ,  sind  wir  noch  lange  nicht  am  Ende  der  Erkenntnis  der 
wichtigsten  Beziehuogen  der  Hyperbel fnnctionen«  Erst  wenn  in  der 
mathematischen  Physik  die  Bewegungsprobleme  fOr  alle  Arten 
KegelächnittsJinien  gleichförmig  darchgeführt  sind,  werden  jene 
Claasen  von  Aufgaben  behandelt  erscheinen,  die  bis  jetzt  kaum  in 
den  Anfäugen  versucht  wurden  ^}.  In  der  vorliegenden  Schrift  zeigt 
der  Verf,  die  Anwendung  der  Hyperbelfunctionen  auf  ein  Gebiet,  wo 
.man  deren  Verwendbarkeit  am  wenigsten  vermathet  hätte.  £s  möge 
gestattet  sein  die  grundlegenden  Ideen  in  Käi-^e  darzustellen.  Bereits 
^die  griecliischen  Mathematiker  beschäftigten  sich  mit  metrischen 
Verwandtschaften  elementarer  Gebilde«  Die  Untersuchongen  dber 
Parabel  und  Spirale,  welche  Archimedes  in  zwei  selbständigen 
Monographien  behandelte,  wurden  der  Ausgang  einer  Eeihe  von 
Arbeiten«  von  welchen  besonders  die  von  Gregorius  a  St.  Vicentio, 
Pa&cal,  Boberval  und  Brendel  erwähnt  zu  werden  verdienen.  In 
neuerer  Zeit  wurden  diese  Curvenanalogien  allgemeiner  aufgefasst, 
die  hietorische  Entwicklung  der  hiehergehOrigeu  Theorien  bildet  den 
Gegenstand  des  L  Capitels  dieser  Schrift;  die  Anführung  der  beiden 
Arbeiten  von  James  Booth ,  welcher  die  parabolischen  Logarithmen 
in  die  Wissenschaft  einfQhiie,  bildet  den  Schluss  dieses  Capitels. 
Das  II.  Capitel  ist  vorbereitender  Natur.  Es  enthält  eine  knappe^ 
tibersichtliche  Darstellung  der  ^Hyperbelfunctionen  und  ihre  An- 
wendung zur  Parameterdarstellung  der  Curven.'*  Wiewohl  der  Hr, 
Verf.  in  seinem  ausführlichen  Werke  über  Hyperbelfunctionen*) 
diesen  Gegenstand  als  bekannt  voraussetzen  konnte,  so  durfte  ein  Auszug 
des  wissenswertesten  aus  diesen  Theorien  auch  den  Freunden  des 
ersteren  Werkes  willkommen  sein.  Die  geometrische  Seite  der 
Hyperbelfunctionen  wird  besonders  hervorgehoben  und  ihr  Zo- 
aammenhang  mit  reellen  Kreisfunctionen  vermittelst  des  ^gemein- 
samen*^ und  „transcendenten*'  Winkels  sehr  anschaulich  nach- 
,^gewi•sen•  Das  Ul*  Gapitel  ist  ebenfalls  vorbereitender  Natur.  Es  wird 
die  soginaiinte  „Logocyklische  Curve*,  welche  hier  als  die  LOdung 

*)  So  \u8Gu  lieh  t.  B'  die  schönen  Untersuchungen  de^  1 

dnti«n  Absehmit»  von  Gauß*  ^theoria  motns"»  welche  fUr 
dofch^fttbri  find,  durch  die  bekannten  Befiebungen  iwisobon  kreis-  und 
Hyp«»rb«lffiDctiatien  volbtlxidig  auf  dio  Hyperbel  abertcagon* 

*)  lob  habe  es  in  dieser  ZelUehrift  IS81,  394  iflgetoigt 


704    H.  (?eflac?i,  Lehrbuch  der  Mathematik,  aogez.  von  F.  TToSen^tfi. 

der  Aufgabe:  »Es  ist  ein  System  homofokaler  Kegelschnitte  gegeben; 
man  soll  den  Ort  für  die  Berührungspunkte  der  aus  einem  festen 
Punkt  an  die  einzelnen  Kegelschnitte  gelegten  Tangenten  bestimmen**, 
erscheint.  Es  werden  die  wichtigsten  Eigenschaften  dieser  Cur?e 
durch  Anwendung  der  Hyperbelfunctionen  erhalten.  Das  lY.  Capitel 
betitelt  „Booths  parabolische  Trigonometrie  und  deren  Zurück- 
fohrung  auf  ihren  wahren  Charakter^  bildet  den  Haupttheil  dieses 
Buches.  Den  Ausgang  bildet  eine  bekannte  Beziehung  dreier  ellip- 
tischer Integrale  erster  Legendreschen  Normalform  desselben  Modul 
und  ihrer  oberen  Grenzen.  För  den  speciellen  Wert  des  Modul  k  =  1 
erhält  man  eine  Gleichung,  auf  deren  darin  vorkommendes  Integral 
sowohl  die  Rectification  der  logocyklischen  Curve  als  auch  der 
Parabel  fflhrt.  Damit  ist  aber  einerseits  die  Berechtigung  der  Ein- 
führung einer  neueren  Disciplin  durch  Booth  nachgewiesen,  anderer- 
seits auch  die  Möglichkeit  geboten,  durch  Einführung  der  Hyperbel- 
functionen nach  der  Art  wie  sie  der  Verf.  im  vorigen  Capitel  auf 
die  logocyklische  Curve  anwendet,  die  parabolische  Trigonometrie 
durch  die  hyperbolische  zu  ersetzen. 

Der  fünfte  Abschnitt  „Graphische  Darstellung  der  Logarithmen- 
systeme durch  homofokale  Parabeln"  schließt  dieses  Buch«  Auch 
dieses  Capitel  liefert  den  Beweis  der  Wichtigkeit  der  Hyperbel- 
functionen für  die  Untersuchung  der  Eigenschaften  der  Parabel. 

So  möge  die  vorliegende  Schrift  Günthers ,  welche  eine  Fülle 
neuer,  interessanter  Sätze  enthält,  nicht  nur  wegen  dieser  Errungen- 
schaften allein  sondern  auch  wegen  des  tieferen  Einblickes,  welchen 
sie  in  das  Wesen  der  Methoden  geometrischer  Forschung  bietet^ 
jedem  Freunde  der  Mathematik  bestens  empfohlen  sein. 

Graz.  J.  Frischauf. 


Lehrbuch  der  Mathematik  f&r  den  Schul-  und  Selbstunterricht.  Von 
Dr.  Hermann  Gerlach,  Oberlehrer  am  Friedrich  Frans-Gymnasiam 
EU  Parchim.  Dritter  Theil.  Ebene  Trigonometrie,  Stereometrie  und 
sphärische  Trigonometrie.  Dritte  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 
Mit  72  Fi^ren  in  Holzschnitt  und  zahlreichen  Übungssätzen  und 
Aufgaben.  Dessau  1879.  Verlag  von  Albert  Reissner. 

Der  Verf.  definiert  zunächst  Sinus  und  Cosinus  als  Seiten- 
verhältnisse des  rechtwinkligen  Dreieckes  und  entwickelt  für  den 
Fall,  dass  a^  ßy  {a  -^  ß)^  (a  —  ß)  positive  spitze  Winkel  sind,  die 
Formeln  für  den  Sinns  und  Cosinus  der  Summe  und  der  Differenz 
zweier  Winkel  und  leitet  daraus  die  Foimeln  fQr  den  Sinus  und  Cosinus 
des  doppelten  Winkels  und  für  die  Summe  und  Differenz  zweier  Sinus 
und  Cosinus  ab.  Daran  schließt  sich  die  Definition  dieser  beiden 
Functionen  als  Coordinaten  und  der  Nachweis  der  AUgemeingiltigkeit 
der  Formeln  für  den  Sinus  und  Cosinus  der  Summe  und  der  Differenz 
zweier  Winkel,  die  Ableitung  von  taug,  cotang,  sec,  cosec  mit  Hilfe 
von  Sinus  und  Cosinus  und  die  Darstellung  jeder  der  sechs  Functionen 
durch  die  anderen.  Auf  die  geometrische  Yeranschaulichung  der 
sechs  Functionen  und  die  Entwicklung  der  Formeln  der  Tangente 


M.  Otfiach,  Lcbibtich  der  MathontatUL,  angei.  van  F.  WaRenlin.    705 

und  CotÄngente  der  Summe  und  der  Differonz  zweier  Winkel  folgt 
noch  die  Ableitung  einiger  bei  der  Berechnung  der  Dreiecke  oft  ge* 
brauchter  Ausdrücke. 

Bei  dieser  Partie  ist,  wie  Oberhaupt  im  ganzen  Bucbe,  ein 
Überm&G  tou  Formeln  sorgfiiltig  vermieden ;  die  Darstellung  ist  eine 
präcise  ^  die  Beweise  sind  entweder  audfuhrlicb  gegeben  oder  es  sind 
solche  Bemerkungen  gemacht,  dass  sich  der  Schüler  leicht  zurecht 
finden  kann.  Zu  diesem  Abschnitte  sind  S.  39—41  25  Übnngasätze 
und  48  einfache  goniometrische  Gleichungen  bestimmt ,  deren  Vor- 
nahme natürlich  parallel  mit  dem  LehrBtoffe  zu  geschehen  hat^  um 
einerseits  den  Schülern  Gelegenheit  zu  geben ,  sich  eine  Herrschaft 
über  die  Formeln  und  andererseits  eine  Vertrautheit  mit  den  lag. 
Tafeln  tu  erwerben. 

Anfgefallen  ist  mir,  dass  in  der  ganzen  Goniometrie  der  Loga- 
rithmentafeln nur  in  einer  ganz  kurzen  Anmerkung  des  g.  6  Er- 
wähnung  gethan  wird. 

Die  S.  22 — 29  sind  der  Berechnung  des  Dreieckes  gewidmet 
nnd  zwar  erscheinen  hier  der  Reihe  nach  der  Sinus-,  Cosinus-  und 
Taugentensatz,  die  Mollweideschen  Gleichungen  und  der  Carnoteche 
Lehrsatz.  Dann  folgen  einige  Aufgaben,  welche  eine  kurze  Anleitung 
zum  Gebrauche  des  Hilfs winkeis  geben,  und  Aufgaben»  welche  den 
Gebrauch  der  obigen  Sätze  erläutern  sollen.  Dabei  ist  zu  bemerken, 
dass  der  Verf.  bezüglich  der  Carnotschen  Formel  die  Umwandlung 
in  Formeln,  welche  für  die  Gauss'schen  Logarithmen  brauchbar  sind, 
^fOirgenommen,  nicht  aber  auch  ein»  für  gewöhnliche  Logarithmen 
iuchbare  Formel  gegeben  hat;  es  ist  dies  nicht  recht  verständlich, 
da  an  den  Mittelschulen  die  Gauss'schen  Logarithmen  doch  nur  eine 
minder  wichtige  Bedeutung  haben.  Ferner  ist  zu  bemerken,  dass  der 
Verf.,  wenn  schon  mit  Rücksicht  auf  die  ei-ste  Definition  von  Sinns 
und  Cosinus  hier  eine  Vornahme  der  Haoptsätze  des  rechtwinkligen 
Dreieckes  nicht  für  nothwendig  gehalten  wurde,  die  wichtige  An- 
wendung dieser  Sätze  auf  das  gleichschenklige  Dreieck  und  das 
regelmäßige  Polygon  an  mehr  Beispielen  hfitte  dartbun  sollen. 

S.  32 — 39  folgen  einige  zusammengesetzte  Aufgaben,  welche 
auch  Gelegenheit  bieten,  das  wichtigste  dber  die  Berechnung  des 
Viereckes  anzuführen. 

Für  diese  Partie  sind  (S.  41  —  49)  197  gut  gewählte  Aufgaben 
tuaammengestellt,  denen  auf  S,  50—56  die  mit  siebenstelligen 
Logarithmon  berechneten  Resultate  folgen.  Diese  kleine  Aufgaben* 
stmmlung  enthält  vielfach  Anwendungen  der  Trigonometrie  auf 
Physik,  Gtiodüsie  nnd  Astronomie  und  macht  eine  weitere  Aufgaben- 
sammlung in  den  Händen  der  Schüler  überHüssig. 

Der  zweite  Theil  des  Buches  ist  der  Stereometrie  und  sphä- 
rischen Trigonometrie  gewidmet.  Zunächst  werden  die  Lage  der  Ge- 
i'Tideu  und  Ebenen  gegen  einander,  die  körperliche  Ecke,  die  geo- 
Vnislriflcbea  Körper  mit  Bezug  auf  die  Entstehung,   auf  die  Sehnitt- 
'Spirea  and  auf  d&e  Verbalten  der  Flächen  und  Kanten  behandelt. 
Data   ist  folgendes   au  bemerken:  die   Begriffe   der  Geraden  and 


706    H'  GerlacK  Lehrbuch  der  Mathematik,  anges.  von  F.  WMtntim. 

der  Ebene  müssea  als  gegeben  vorausgesetzt  werden.  Die  Defini- 
tionen, welche  bis  jetzt  von  der  Geraden  und  der  Ebene  ge- 
geben wurden,  sind  nicht  erschöpfend,  indem  dieselben  entweder 
idem  per  idem  definieren  oder  nur  ein  einzelnes  Merkmal  angeben. 
Letzteres  ist  auch  bei  der  in  diesem  Buche  an  die  Spitze  der  Stereometrie 
gestellten  Erklärung  der  Ebene  der  Fall.  Es  sollte  daher  in  einem 
Lehrbuche  auch  auf  diesen  Punkt  auftnerksam  gemacht  werden. 
Dadurch »  dass  der  Verf.  die  Projection  einer  Geraden  erst  nach  den 
geometrischen  Körpern  einführt ,  begibt  er  sich  mancher  Vortheile, 
80  namentlich  beim  Neigungswinkel  einer  Geraden  mit  einer  Ebene  und 
den  daraus  folgenden  Sätzen.  Die  Bezeichnung  ^Neigungswinkel  des 
Flächenwinkels^  S.  63  statt  Neigungswinkel  zweier  Ebenen  ist  nicht 
zu  empfehlen. 

Die  beiden  ersten  Capitel  der  Stei'eometrie :  über  die  Lage  der 
Geraden  und  Ebenen  und  über  die  körperliche  Ecke  sind  sehr  knn 
gehalten;  dies  sei,  sagt  der  Verf.,  mit  Rücksicht  darauf  geschehen, 
dass  „die  Schwierigkeiten ,  welche  die  Betrachtung  dreier  Dimen- 
sionen mit  sich  bringt,  viel  leichter  durch  Modelle  als  durch  eine 
breite  Beschreibung  gehoben  werden  können.''  Letzteres  ist  ohne 
Zweifel  richtig  und,  da  kein  wesentlicher  Punkt  übergangen  wurde, 
80  ist  diese  prägnante  Kürze  einer  der  Vorzüge  dieses  Buches. 

Die  beiden  folgenden  Capitel  von  den  geometrischen  Körpern 
und  deren  Ausmessung  sind  ziemlich  ausführlich  und  in  einer  recht 
klaren  Weise  behandelt.  Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  jene  Probleme, 
welche  mehr  oder  weniger  über  den  Mittelschulunterricht  hinaus- 
gehen, kurz  in  Anmerkungen  gegeben  sind,  so  z.  B.  die  Sternpol  jeder, 
die  Guldinsche  und  die  Simpsonsche  Regel.  Als  Anhang  zu  den  geo- 
metrischen Körpem  sind  die  Hauptsätze  der  Projection  von  Geraden 
und  Ebenen  an  Beispielen  erläutert  und  die  Anwendung  der  Projections- 
lehre  in  der  darstellenden  Geometrie  kurz  und  verständlich  ange- 
deutet. Zu  erwähnen  ist  noch ,  dass  mit  Ausnahme  von  wenigen  Bei- 
spielen von  der  Trigonometrie  keine  Anwendung  gemacht  wii*d,  so 
dass  die  Stereometrie  auch  ganz  gut  vor  der  ebenen  Trigonometrie  ge- 
nommen werden  kann« 

Den  Abschluss  dieser  Partie  bilden  35  Übungssätze  und 
72  Aufgaben,  von  denen  30  die  Anwendung  der  ebenen  Trigono- 
metrie erfordern.  Diesen  Aufgaben  folgen  S.  123 — 125  die  Resultate. 

Bezüglich  der  sphärischen  Trigonometrie  hat  sich  der  Verf. 
auf  das  wesentlichste  und  im  Schulunterrichte  erreichbare  beschränkt. 
Es  erscheinen  hier  der  Reihe  nach  die  Grundformeln  für  das  rechtwink- 
lige Dreieck,  die  Fundamentalgleichungen  für  das  schiefwinklige  Drei- 
eck, die  Gauss'schen  und  Napier'schen  Gleichungen.  Den  Schluss  bilden 
acht  Aufgaben  in  allgemeinen  Zahlen.  Es  wäre  gut,  wenn  der  Verf. 
in  einer  neuen  Auflage  die  beiden  mnemonischen  Napier*schen  Regeln 
bezüglich  des  rechtwinkligen  Dreieckes  aufnehmen  und  auch  der 
sphärischen  Trigonometrie  eine  kurze  Aufgabensammlung  beifügen 
wollte. 


M.  Siodmayer,  Ac^.  1  den  Beebenimt,  äuget,  t.  JP.  IFollcfift'fi.    707 

Wegen  der  konen  und  doch  Uaren  und  abersichilichen  Dar- 
stellung des  Lehrstoffes,  der  fast  immer  auf  das  im  Schalonterrichte 
erreichbare  beschränkt  ist,  sowie  wegen  des  reichhaltigen  Obnngs- 
ttdfes  eignet  sich  das  Bnch  recht  gnt  für  den  Schnlgebranch. 


Aufgaben  für  den  Bechenunterricht  in  den  mittleren  CUssen  der 
Gymnasien,  der  Realschulen  und  verwandter  Lehranstalten.  Von 
Hermann  Stockroayer,  Prof.  am  Gymnasium  in  Heilbronn.  Zweite, 
umgearbeitete  und  stark  vermehrte  Auflage.  Zweites  B&ndchen. 
HeUbronn  1879.  Albert  Scheurlens  Verlag. 

Das  Bnch  gibt  auf  99  SS.  eine  bedeutende  Anzahl  von  Bei- 
spielen und  Aufgaben  über  die  Verhaltnisrechnung,  oder  wie  sie  im 
Buche  genannt  wird :  Schlussrechnung  (dritte  Stufe),  über  die  bürger- 
lichen Rechnungsarten  und  zwar  Zinsenrechnung,  Discont-,  Gtowinn- 
nnd  Verlustrechnung,  über  die  Termin-,  Theilungs-  und  Mischungs- 
rechnung. Dann  kommen  Aufgaben  zur  Bepetition  und  zur  weiteren 
Übung  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Bruchrechnung  und  der 
bürgerlichen  Rechnungsarten.  Den  Schluss  bilden  Aufgaben  für  den 
Reeeischen  Satz  und  die  Kettenregel. 

Die  Darstellung  ist  im  allgemeinen  präcise  und  der  Altersstufe 
der  Schüler  angemessen.  Die  Beispiele  und  Aufgaben  sind  methodisch 
geordnet,  sie  sind  nach  dem  Grundsatze  vom  leichteren  zum  schwie- 
rigeren in  Gruppen  eingetheilt,  so  z.  B.  die  Beispiele  und  Aufgaben 
über  die  Verhältnisrechnung  in  zehn,  die  über  die  Mischuugsrechnuug 
in  sechs,  und  die  zur  Bepetition  in  zehn.  Dabei  ist  auf  das  münd- 
liche Rechnen  vielfach  Bedacht  genommen.  Bei  jeder  neuen  Rech- 
nungsart kommen  zuerst  Beispiele,  welche  mündlich  auszurechnen 
sind ,  und  welche  dem  Schüler  Gelegenheit  bieten ,  sich  eine  volle 
Einsicht  in  diese  Rechnungsart  zu  erwerben. 

Einzelnen  schwierigeren  Aufgaben,  die  nach  mehreien  Methoden 
gelöst  werden  können,  sind  auch  die  Lösungen  nach  den  verschiedenen 
Methoden  beigefügt,  entweder  ausführlich  oder  mit  solchen  kurzen 
Bemerkungen,  dass  sie  dem  Schüler  über  die  bedeutenderen  Schwie- 
rigkeiten hinweghelfen.  Dabei  ist  auch  darauf  Rücksicht  genommen, 
dass  sich  der  Schüler  eine  bequeme  und  übersichtliche  Darstellungs- 
form  angewöhne. 

Im  besonderen  ist  nachfolgendes  zu  erwähnen  : 

Unklar  stilisiert  sind  die  Aufgaben  r,  s—e  S.  1  und  a,  b — h 
S.  58.  S.  2  soll  es  heiüen:  zwei  Brüche,  welche  gleiche  Zähler 
haben,  verhalten  sich  verkehrt  wie  ihre  Nenner.  Uniichtig  ist  die 
Definition  des  specifischen  Gewichtes  eines  Körpers  S.  14  als  „die- 
jenige Zahl,  welche  angibt,  das  Wievielfache  das  Gewicht  irgend  eines 
Volumens  dieses  Körpers  vom  Gewicht  des  gleichen  Volumens  Wasser 
ist^,  da  dies  die  Definition  der  relativen  Dichte  ist. 

An  mehreren  Stellen  folgen  zu  viele  gleichartige  Aufgaben 
nacheinander  z.  B.  S.  3,  a—f,  g—m,  n—t,  t-e,  S.  22  a— «,  S.  23 
q — M.  Aufgaben  wie  x  und  #  S.  23,  in  denen  der  Zins  für  4*62, 
9*  17  Jahre  von  einem  bestimmten  Capitale  zu  berechnen  sind,  wären 


706    TT.  Bunkofer,  Die  Geometrie  des  Progjmn.,  ang.  r.  J.  WaOrnUkL 

zn  vermeiden,  da  eine  derartige  Zeitbestimmung  im  praktischen 
Leben  nicht  vorkommt. 

Da  das  Bach  sonstige  Mängel  nicht  hat  and  sich,  wie  ans  obiger 
Inhaltsangabe  ersichtlich  ist,  genau  dem  Lehrstoffe  der  zweiten  Classe 
der  österreichischen  Mittelschulen  anschließt,  so  kann  es  den  Herren 
Fachcollegen  bestens  empfohlen  werden. 

Wien.  Dr.  Franz  Wallentin. 


Die  Geometrie  des  Progymnasiums  vonWilhelmBunkofer,Prof. 
am  Progjmnasiam  in  Bruchsal.  I.  Theil:  Geometrie  der  Tertia.  Mit 
11  lithoj^raphierten  Figurentafeln.  II.  Theil:  Geometrie  der  Secnnda. 
Mit  5  lithographierten  Farbentafeln.  Frei  bürg  im  Breisgau,  1879 
Herdersche  Yerlagshandlung. 

Der  erste  Theil  dieses  Lehrbuches  enthält  eine  klare  und 
erschöpfende  Bestimmung  der  Begriffe:  Winkel,  Convergenz  und 
Divergenz,  Parallelismus  der  Linien,  die  Einführung  und  Anwendung 
des  Vectors,  die  Lehre  von  den  Dreiecken,  soweit  hierzu  die  Con- 
gruenzsätze  hinreichen,  die  Beziehungen  zwischen  Punkten  unter 
einander,  zwischen  Punkten  und  Geraden,  endlich  zwischen  Punkten, 
Geraden  und  Kreisen,  die  Fundamental! ehrsätze  vom  Kreise,  die 
constructiven  Aufgaben  über  Verwandlung  und  Theilung  von 
Figuren,  die  Anwendung  des  Pythagoräi  sehen  Satzes  auf  8cfai^<* 
winklige  Dreiecke  und  auf  Kreisfiguren. 

Die  Sprache  in  diesem  sowie  in  dem  zweiten  Theile  ist 
klar,  die  Bezeichnungs weise  präcis  und  bündig,  die  Darstellnng  eine 
durchaus  originelle,  indem  sie  jedenfalls  den  Schüler  auf  mechanische 
und  physikalische  Probleme  vorbereitet. 

Der  zweite  Theil  könnte  als  derjenige  bezeichnet  werden, 
in  welchem  die  Construction  mehr  der  Rechnung  Platz  macht;  hier 
finden  wir  nämlich  die  Proportionalitätssätze,  die  Ähnlichkeit  der 
Dreiecke,  die  Ausmessung  geradliniger  Flächen,  den  algebraischen 
Zusammenhang  der  Stücke  einzelner  geometrischer  Gebilde,  die 
algebraische  Rectification  und  Quadratur  der  regelmäßigen  Polygone 
und  des  Kreises  abgehandelt;  auch  die  Construction  algebraischer 
Ausdrücke  wird  in  diesem  Theile  durch  die  mannigfiältigsten  Bei- 
spiele erläutert.  Die  Geometrie  der  Lage  findet  insofeme  einige  Be- 
rücksichtigung, als  die  Theorie  der  Potenzen  und  Chordalen,  die 
harmonische  Punktreihe  und  das  harmonische  Strahlenbüschel,  die 
Lehre  vom  Pole  und  der  Polare  in  den  Kreis  der  Untersuchungen 
einbezogen  wird. 

Das  Gapitel  35  insbesonders,  sowie  die  nachfolgenden  36  und 
37,  enthalten  mehrfache  Anklänge  an  mechanische  Probleme  und 
es  kann  gewiss  aus  ihnen  manch  nützliches  geschöpft  werden.  Schließ- 
lich gibt  der  Verf.  den  genannten  Partien  ein  Gapitel  zu,  in  welchem 
die  Fundamente  des  Differential-  und  Integralcalcüls, 
der  Begriff  des  Maximums  und  Minimums  einer  Function  nebst 
einigen  An  Wendungen  gegeben  werden.  Unzweifelhaft  hat  der  Verf.  hier 


R,  Mi^ller,  Löitfftden  der  eb.  G^tnatrie,  »ng*  ton  J,   WaUetUin.    700 

reiD  praktische  Zwecke  vor  Augen  gehabt;  denn  auf  Wissenechaftlichkeii 
kann  dieses Schlasscapital  keioeswegs Anspruch  macheu.  In  manchen 
Punkten^  so  vormigiweise  in  dem  gerade  genannten  Capitel,  scheint 
*ir  Verf.  zu  weit  gegangen  zusein;  wenigstens  stellt  sich  Ref.  dieGeo- 
trie  eines  Progymnasiums,  also  eines  unvollständigen  GymnasiumB, 
iem  die  oberste  Classe  fehlt,  vom  pädagogisch-didaktischen  Qesicbts- 
iinkte  in  mancherlei  Beziehung  anders  vor ! 

Die  typogi-aphische  Ausstattung  ist  musterhaft 


Liöitfaden  der  ebenen  Geometrie,  mit  Benutzung  neuerer  Anitchauun^u 
für  die  Schule  bearbeitet  von  Dr.  Hubert  Müller,  Öberlehrpr  am 
kv^  — -'^  '- "i  '  vf-eum  in  Metz,  früher  außerordentlicher  Prof,  der 
I  Faoultat  der  Univeraität  Frei  bürg  im  B,  Erster  Theil. 

hi~:  -  -i, ...  -  ; J  genkdliiiigen  Figuren  und  der  Kreis,  MitÜbungen.^ — 
Eruier  Tiieii.  Zweites  Heft.  Anhang:  Erweiterungen  zu  Theil  I  und 
Kinleituntj  in  die  neue  Geometrie.  Mit  Übungen.  Zweite  umgearbeitete 
Auflage.  Leipzig  1Ö78,  Druck  und  Verlag  von  B.  Ü.  Tenbner, 

Die  vorliegende  zweite  Auflage  des  Leitfadens  der  ebenen  Geo- 
(inetrie  unterscheidet  sich  sowohl  in  formeller  als  auch  inhaltlicher 
üehung  wesentlich  von  der  ersten  Auflage.  Manche  losere  Ver- 
Iting  von  Altem  und  Neuem  wurde  zur  Einheit  durchgebildet; 
ianche  Modification  trat  bei  der  Beweisführung  ein,  indem  der 
iTerf.  es  sich  zum  Principe  gemacht  hat,  nicht  so  sehr  auf  Er- 
ireiterung  des  7.u  lehrenden  Stoffes  als  vielmehr  auf  gründliche  und 
Ibersichtliche  Darstellung  und  Vertiefung  desselben  sein  Augenmerk 
richten.  Bedeutend  vermehrt  sind  die  Übungen  zu  dem  1»  Theile 
[und  dem  Anhange  und  ihnen  auch  mehrfach  Andeutungen  bei- 
jebm»,  die  wir  in  der  früheren  Auflage  vermissten. 

Im  ersten  Abschnitte,  welcher  von  den  Grnndgebilden 
handelt,  stellt  der  Verf.  recht  vortheilhaft  die  SiUze  nber  ax ia  1  e  und 
Seat ri sehe  Symmetrie  in  den  Vordergrund.  Der  IL  Abschnitt 
nthAlt  die  Lehre  von  der  Entstehung  der  Figuren  und  von  den 
llgemeinen  Eigenschaften  derselben,  also  die  Deduction  der  Funda- 
QentalsÜtze  vom  Dreieck,  Viereck  und  Kreis?.  Der  schon  äußerlich 
ekennzeichuete  Parallelismus  zwischen  Dreieck  und  Dreiseit, 
scheu  Viereck  und  Yierseit  wird  hier  entsprechend  durchgeführt. 
Die  Aufnahme  der  sehr  einfachen  Behandlung  der  Peripherie- 
linkel  (nach  Kober)  verdient  anerkennend  hervorgehol)en  zu  werden; 
ler  Begriff  eines  geometrischen  Ortes  wird  schon  in  diesem  Ab- 
ichnitto  gegeben  und  an  mehreren  der  Kreislehre  angehörenden  ßei- 
Bpielen  erläutert. 

Der  dritte  Abschnitt  handelt  von  den  besonderen  Ttel* 
Ein,  also  vom  gleichseitigen  Dreiecke,  vom  Deltoide,  von  dem 
'  llelogramme  und  seinen  Abarten;  vom  Sehnen-  und  Tangenton- 
iereck,  von  den  regelmäßigen  Vielecken;  die  Behandlung  dieses 
Abschnittes  bietet  zu  keinerlei  Bemerkungen  Anlass.  Bei  der  Be* 
©chnung  von  Flachen  (Abschnitt  IV)  wird  von  dem  Flächeninhalte 
^iinea    Rechteckes    zum    Flächeninhalte    des    rechtwinkligen    und 


710    JET.  Müüer,  lioitüftdeii  der  eb.  Geometrie,  ang.  Ton  J.  WaSUnUn. 

• 

schiefwinkligen  Dreieckes  and  des  schiefwinkligen  ParaHelogrammes 
übergegangen. 

Im  Abschnitte  y  werden  die  ähnlichen Panktreihen  in  einer 
den  Anschannngen  der  neneren  Geometrie  entsprechenden  Weise  be- 
handelt. Dasselbe  gilt  bezüglich  des  nächstfolgenden  Abschnittes 
(Ähnlichkeit  der  Figuren). 

Die  Definition,  dass  zwei  Figuren  ähnlich  heißen,  wenn  num 
sie  80  in  einen  Strahlenbüschel  legen  kann,  dass  je  zwei  ent- 
sprechende Punkte  auf  demselben  Strahle  liegen  (perspectivische 
Lage)  und  die  Abstände  solcher  Punkte  vom  Scheitel  in  einem  con- 
stanten  Verhältnisse  stehen,  entspricht  jedenfalls  besser  den  An- 
forderungen, die  man  an  einen  wissenschaftlichen  Unterricht  in  der 
Geometrie  stellen  muss,  als  die  noch  so  vielfach  eingebürgerte  Defi- 
nition, in  welcher  die  Winkelgleichheit  und  die  Seitenproportionalität 
genannt  wird.  Die  ganze  Ähnlichkeitslehre  kann,  wie  die  Bearbeitung 
des  vorliegenden  Abschnittes  zur  Genüge  beweist,  viel  einheitlicher 
dargestellt  werden. 

Den  zweiten  Theil  des  VI.  Abschnittes  bildet  die  An- 
wendung der  Ähnlichkeitslehre  auf  das  rechtwinklige  Dreieck  und 
den  Kieis.  —  Der  VII.  Abschnitt  enthält  in  sehr  gedrängter 
Weise  die  Fundamentalaufgaben  der  Gjclometrie,  der  Vm.  Ab- 
schnitt handelt  von  einigen  Hilfssätzen  aus  der  Arithmetik ,  die 
schon  früher  zur  Anwendung  gekommen  sind.  (Messen  der  Größen, 
Verhältnis  gleichartiger  Größen,  Proportionen,  Ersetzung  der  Pro- 
portionen durch  Gleichungen,  welche  einen  Proportionalitätsfactor 
enthalten,  Beweis  des  Proportionalitätssatzes.) 

Bezüglich  der  nachfolgenden  Übungen,  denen  großentheils 
Andeutungen  und  für  die  Lösung  wesentliche  Winke  beigegeben  sind, 
kann  Bef.  sich  dahin  aussprechen ,  dass  sie ,  mit  vielem  Eifer  und 
Geschicke  zusammengestellt,  einen  wichtigen  Behelf  beim  Geometrie- 
unterrichte abgeben  werden;  eine  Anzahl  von  sorgfältig  ausgeführten 
Figuren  auf  zwei  lithographierten  Tafeln  rückt  diese  Übungen  dem 
Verständnisse  des  Schülers  näher. 

Der  Anhang  soll  eine  Vorbereitung  auf  die  Elemente  der 
neueren  Geometrie  bilden ,  enthält  daher  manche  im  ersten  Hefte 
bloß  angedeutete  Partien  etwas  ausgeführter.  So  ist  den  harmonischen 
Strahlen,  dem  vollständigen  Vierecke  und  Vierseite  der  erste  Ab- 
schnitt gewidmet;  die  Lehre  von  den  Potenzlinien,  sowie  dem 
Potenzpunkte  dreier  Kreise ,  ferner  die  Betrachtung  der  involuto- 
rischen  Punktreihe  und  dem  involutorischen  Strahlenbüschel  enthält 
der  II.  Abschnitt.  Die  schönen  und  in  der  Praxis  sich  so  nützlich 
erweisenden  Sätze  vom  Pole  und  der  Polare  bezüglich  eines  Elreises 
sind  dem  III.  A  b  s  c  h  n  i  1 1  e  einverleibt.  Was  man  unter  Ähnlichkeits- 
punkten, inversen  Punkten,  Ähnlichkeitsachsen  bezüglich  zweier  Kreise 
zn  verstehen  habe,  wird  im  IV.  Abschnitt  gelehrt.  Von  diesem 
nun  gewonnenen  Standpunkte  aus  wird  im  V.  Abschnitte  die  Defi- 
nition der  Ellipse ,  Hyperbel  und  Parabel  gegeben  und  die  wich- 
tigsten Eigenschaften  dieser  Kegelschnittslinien  dargestellt.  Bef.  mass 


X  Oandtner^  Eiern,  der  &iialjt  Geometrie,  ang.  v.  J.  TFoII^nttH.    711 

gößtehen,  das»  ihm  diese  kurze  (S.  24 — 36)  Erörtemug  des  in  der 
ehre  tod  den  Curven  zweiten  Grades  WesentUcben  sehr  gefallen  lut, 
Qd  macht  »eine  Fachgenossen  auf  dieselbe  aufmerksam. 

Dom  Bache  ist  ein  ebenso  großer  Abschnitt,  Obung^j&afgabea 
[intbältend ,  beigegeben ;  sind  dieselben  etwas  schwieriger «  dann  hat 
der  Verf.  auch  an  ausführlichen  Andeutungen  nicht  fehlen  lassen. 
Ilianche  der  Übungen   zu  Abschnitt  V  (Ellipse,    Hyperbel 
itiiid  Parabel)  dürften  zur  Bearbeitung  in  der  Mittelacbule  wegen 
ihrer  größeren  Compliciertheit  sich  nicht  ganz  gut  eignen. 

Der  zweite  Theil  des  Leitfadens  der  ebenen  Geo- 
letrie,  welcher,  im  Jahre  1875  erschienen,  die  Kegelschnitte  und 
Idie  Elemente  der  neueren  Geometrie  enthält,  wird  derzeit  nicht  um- 
[gearbeitet;  wie  schon  der  Titel  anzeigt,  euthält  derselbe  vielfach 
liolchen  Stoff  (insbesonders  bezüglich  der  Kegelschnitte) ,  der  jetzt 
[dem  Anhange  des  ersten  Theiles  beigefügt  warde,  dann  aber  auch 
[die  Lehre  von  den  Qmndgebilden  der  neueren  Geometrie ,  von  den 
[{rojecti vischen  Figuren  und  Kegelschnitten,  von  deren  Eigeaschaften, 
|floweit  sie  mit  den  Lehren  der  neuereu  Geometrie  zusammenhängen. 
Kein  Fachmann  wird  diese  drei  Heftchen  ^  die  einen  ent- 
Itprechenden  Abriss  der  Geometrie  bilden,  nach  eingehender  LectÜre 
Iweglegen,  ohne  ans  ihnen  vielfachen  Nutzen  gezogen  zu  haben. 


^ JUemeute  der  analytischen  Geometrie  mr  den  Schuluaterricht  be- 
arbeitet von  Dr.  J.  0.  Gftndtner  Fünfte  Auflage.  Herausgegeben 
von  E.  Grahl,  Director  der  Realschule  1,  Ordnung  zu  Barmen. 
Mit  49  in  den  Text  eingedruckten  Hobschnitt^n.  Berlin  1881,  Weid- 
männische Bochhandlung. 

Die  vorliegende  fünfte  Auflage  der  Elemente  der  analy- 
ftischen  Geometrie  von  Gandtner  unterscheidet  sich  von  den 
[früheren  nur  insofeme,  als  den  früheren  Aufgaben  neue  angereiht 
I wurden,  welche  in  einem  besonderen  Abschnitte  zusammengestellt 
Itind.  Die  gegebenen  Exempel  sind  durchwegs  sehr  instructiv  und 
iDehmen  Bezog  auf  alle  Theile  der  analytischen  Geometrie  der  Ebene, 
Iwelehe  in  der  Mittelschule  gelehrt  zu  werden  pflegen.  Sehr  zu  billigen 
[Jfit  es,  dass  zusammengehörige  Probleme  in  diesem  Buche  gesammelt 
lerscheinen,  so  dass  der  Lehrer  es  leicht  hat^  eine  passende  Auswahl 

aus  denselben  zu  veranstalten«  Ref.  hätte  gewünscht ,  dass  die  Ab- 
ileitung der  Normalgleichung  der  geraden  Linie  und  ihrer 
lAnwendung  nicht  in  dem  mit  ^Üb ung saufgaben''  Qberschriebenen 
I Abschnitte,   sondern  bei  der  Theorie  der  Geraden  selbst  gegeben 

rorden  w&re;  es  ist  ja  die  Normalgleichung  der  Geraden  von  großer 
^Wichtigkeit  und  verdient  deren  Ableitung  und  Discussion  eine  mehr 
die  Augen  springende  Stelle.  —  Das  Problem  im  g.  27  (8.  29), 
aen  die  Tangente  der  Parabel  im  Punkte  x^  y,  den  einen 

lerb  01  den  Winkel,  welche  in^,  ^j  von  dem  zugehörigen 

')arohmesser    und    der    Brennltnie    gebildet    werden. 


719    <2r.  Prantlf  Lehrbuch  der  Botanik,  angez.  von  iL  Beidtardt. 

halbiert,  ist  verfrüht,  nachdem  erst  im  folgenden  Paragraphe  der 
Charakter  eiDOB  Durchmessers  ins  klare  Licht  gesetzt  wird.  „Brenn- 
Ijnie^  ist  ein  unpassend  gewählter  Ausdruck;  „Brenn strahl^ 
oder  ^Brennpunktsvector"  ist  yiel  bezeichnender.  —  Die 
Quadratur  der  Parabel  wii*d  allgemeiuer,  als  es  sonst  sn  ge- 
schehen pflegt,  mit  Bücksicht  auf  ein  schiefwinkliges  Coordinaten- 
system  (bestehend  aus  der  in  einem  Punkte  der  Parabel  gezogenen 
Tangente  und  dem  durch  den  Berührungspunkt  gelegten  Diameter) 
vollzogen.  — In  der  analytischen  Geometrie  der  Ellipse  und 
Hyperbel  wurde  —  was  recht  vortheilhaft  und  für  manche  Con- 
struction  nützlich  ist  —  der  sogenannte  Hauptkreis,  d.  i.  ein 
Ereis,  welcher  aus  dem  Mittelpunkte  der  Ellipse  oder  Hyperbel  mit 
dem  Radius  a  beschrieben  wird,  berücksichtigt.  —  Während  in  der 
ersten  Auflage  der  vorliegenden  „Elemente  der  analytischen  Geo- 
metrie" die  Ableitung  der  Curven  aus  der  allgemeinen  Gleichung 
zweiten  Grades  fehlte,  ist  dieses  wichtige,  auch  in  der  Mittelschule 
nicht  zu  entbehrende  Problem  in  den  späteren  Auflagen  berück- 
sichtigt und  zwar  in  einfacher  recht  übersichtlicher  Weise  behandelt. 

Wir  können  den  vorliegenden  Leitfaden  als  einen  solchen  be- 
zeichnen, der  dem  Mittelschulunterrichte  vollkommen  angepasst  ist, 
insoferne  in  demselben  die  einzelnen  Pai*tien  der  analytischen  Geo- 
metrie der  Ebene  eine  der  Fassungskraft  der  Schüler  entsprechende 
Behandlung  erfahren  haben.  Es  sei  daher  dieses  Büchlein  der  Be- 
rücksichtigung der  Fachgenossen  bestens  empfohlen. 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Lehrbuch  der  Botanik  für  mittlere  und  höhere  Lehranstalten.  Von 
Dr.  K.  Prantl,  Professor  der  Botanik  an  der  k.  b.  Forstlehran- 
stalt in  Aschaffenburg.  Bearbeitet  unter  Zugrundelegung  des  Lehr- 
buches der  Botanik  von  Jul.  Sachs.  Vierte  vermehrte  und  verbesserte 
Auflage.  Leipzig  1881.  Verlag  von  Wilhelm  Eugelraann.  8«.  226  So. 
mit  295  Figuren  in  Holzschnitt. 

Das  classische  Lehrbuch  der  Botauik  von  Julius  Sachs,  dessen 
erste  Auflage  im  Jahre  1868  erschien,  wirkte  auf  das  Studium  der 
Botanik  wahrhaft  reformierend  ein.  Kaum  fand  ein  zweites  für  die 
Bedürfnisse  der  Hochschulen  berechnetes  Lehrbuch  eine  so  schnelle 
und  weite  Verbreitung ;  es  verdient  auch  dieselbe  in  vollstem  Maße* 
Bald  stellte  es  sich  als  wünschenswert  heraus,  dass  auch  für  Mittel- 
schulen ein  Lehrbuch  der  Botanik  erscheine,  welches  die  wichtigeren 
Ergebnisse  ungefahi*  in  dem  Sinne,  wie  es  von  Sachs  geschah,  dar- 
böte. Dieser  Gedanke  war  bei  der  Abfassung  des  vorliegenden  Lehr- 
buches der  leitende.  Prantl  löste  seine  Aufgabe  mit  großem  Ge- 
schicke. Demgemäß  fasste  sein  Lehrbuch  schnell  festen  Boden 
und  wurde  bald  in  immer  weiteren  Kreisen  beliebt.  1874  erschien 
die  erste  Auflage,  1876  folgte  die  zweite,  1878  die  dritte  und  vor 
kurzem  die  vierte.  Jede  dieser  Auflagen  bezeichnet  einen  wesent- 
lichen Fortschritt.  Prantl  ist  nicht  nur  ein  tüchtiger  Forscher,  dessen 
Arbeiten  über  Morphologie  der  Gefäßkiyptogamen  sich  allgemeiner 


M.  KrasB,  Das  Pflanxenreich  usw.,  anges.  ron  JET.  Beidiardt,    71 S 

Anerkennung  erfreuen,  sondern  er  stadiert  auch  die  neuen  bota- 
nischen Publicationen  gründlich,  weiß  aus  ihnen  das  wichtige  mit 
Sachkenntnis  auszuwählen  und  in  seinem  Lehrbuche  zweckmäßig  zu 
yerwerten.  Dem  entsprechend  gibt  dasselbe  den  jeweiligen  Stand  der 
botanischen  Kenntnisse  möglichst  treu  wieder. 

Die  Darstellung  ist  in  Prantl's  Lehrbuch  durchwegs  correct, 
femer  klar  und  Obersichtlich ;  beinahe  300  gut  ausgeführte  Holz- 
schnitte (zum  Theile  dem  Lehrbuche  von  Sachs  entlehnt)  veran- 
schaulichen die  wichtigeren  Verhältnisse.  Dem  Referenten  ist  kein 
anderes,  für  Mittelschulen  berechnetes  Lehrbuch  der  Botanik  be- 
kannt, welches  bei  gleich  mäßigem  UmfEmg  eine  gleiche  Fülle  von 
wohl  yerarbeitetem  Material  enthielte.  Er  kann  daher  nur  dem  Aus- 
spruche De  Bary*s  beistimmen,  welcher  in  der  botanischen  Zeitung 
(1881,  p.  546)  das  vorliegende  Werk  Jedenfalls  von  den  kurzen 
Lehrbüchern  der  Botanik  unbestreitbar  das  beste  jetzt  existierende^ 
nennt.  Schließlich  sei  noch  hervorgehoben,  dass  die  gediegene  typo- 
graphische Ausstattung  der  Verlagsbuchhandlung  alle  Ehre  macht. 
Prantl's  Lehrbuch  der  Botanik  kann  somit  den  Professoren  der  Na- 
turgeschichte an  unseren  Gymnasien  angelegentlichst  empfohlen 
werden. 


Das  Pflanzenreich  in  Wort  und  Bild  für  den  Schulanterricht  in 
der  Naturgeschichte  dargestellt  von  Dr.  M.  Kr  aas,  kön.  Seminar- 
Director  in  Münater  und  Dr.  H.  Landois,  Professor  der  Zoologie 
an  der  kön.  Akademie  in  Münster.  Mit  156  in  den  Text  (redruckten 
Abbildungen.  Freiburg  im  Breisgau  1881.  Herdorsche  Verlagshand- 
lung. XI  und  188  SS. 

Das  vorliegende  Lehrbuch  behandelt  in  zweckmäßiger  Aus- 
wahl und  nach  dem  natürlichen  Systeme  geordnet  die  wichtigsten 
Bepr&sentanten  der  einheimischen  Pilanzen.  Die  Verfasser  beginnen 
mit  den  vollkommensten  Gewächsen  und  steigen  allmählich  zu  den 
niedersten  Formen  hinab ;  sie  geben  nicht  trockene  Beschreibungen 
der  einzelnen  Ai-ten,  sondern  schildern  dieselben  sehr  lebendig  und 
in  gefälliger  Form«  Am  Schlüsse  der  speciellen  Betrachtungen  über 
die  Vei*treter  einer  Ordnung  werden  kurze  Charakteristiken  der  be- 
treffenden Familien  gegeben ;  ihnen  reihen  sich  an  passenden  Stellen 
gelegentliche  Erörterungen  der  nöthigsten  Grundbegriffe  aus  der 
Morphologie,  Anatomie  und  Physiologie  der  Pflanzen  an«  Zahlreiche 
gut  ausgeführte  Holzschnitte  erläutern  den  Text.  Diese  Form  ist  für 
den  ersten  Unterricht  aus  der  Botanik  sehr  geeignet,  reg^  das  Be- 
obachtnngsvermögen  der  Schüler  an  und  erweckt  ihr  Interesse.  Bei 
einer  neuen  Auflage  wären  einzelne  Unrichtigkeiten,  namentlich  in 
Bezug  auf  die  Eryptogamen  zu  corrigieren.  So  halten  z.  B.  die  Ver- 
fasser den  Getreidebrand  und  den  Getreiderost  nicht  genügend  aus- 
einander und  geben  auf  S.  172  an,  dass  Aecidium  Berberidis  zu  Us- 
tilago  segetum  gehöre.  Ein  einziger  derartiger  Fehler  vermag  den 
Wert  eines  sonst  guten  Lehrbuches  wesentlich  zu  beeinträchti  gen. 

Wien*  H.  W.  Beichardt. 


Vierte  Abtheilung. 

Miscellen. 


Reise  in  der  Troas  im  Mai  1881.  Von  Dr.  Heinrich  Schliem  ann. 
Mit  einer  Karte.  Leipzig  1881.  T.  A.  Brockhaas.  8«.  78  8S. 
Wer  an  die  Leetüre  der  Yorliegenden  Schrift  des  herflhmten  Aos- 
grahers  mit  der  Erwartung  gienge,  in  ihr  unterhaltende  Beiseabenteaer, 

S lastische  Schilderungen  der  Landschaft  und  ihrer  Bewohner  zu  finden, 
ürfte  dieselbe  bald  enttäuscht  bei  Seite  legen.  Das  ist  nicht  Zweck  das 
Buches;  dafür  entfällt  das  eine  und  andere  nebenbeL  Dasselbe  enth&tt 
vielmehr  —  und  darin  liegt  kein  geringes  Verdienst  —  einen  Katalog 
der  Ruinenstätten  jener  erinnerungsreichen  Gegend,  aufeenommen  ge- 
legentlieh einer  Yon  der  Dardanellenstadt  aus  über  HissarlQc  an  der  Küste 
und  den  Golf  ron  Adramytteion  entlang  um  das  Idagebirg  herum  unter- 
nommenen Reise,  auf  welcher,  was  von  alten  Resten  rechts  und  links  des 
Weges  lag,  kurz  beschrieben  wurde.  Auch  die  Spitzen  des  Idagebirges 
besuchte  und  schildert  der  Verf.  Mag  immerhin  an  den  flüchtigen 
Identificierungen  der  gefundenen  Stadtreste  mit  aus  dem  Alterthum  uns 
überlieferten  Städtenamen  manches  recht  zweifelhaft  und  die  be- 
kannte Benützung  der  homerischen  Gedichte  als  einer  reinen  historiseh- 
topographischen  Quelle  methodisch  bedenklich  erscheinen:  bei  der  un- 
genügenden Kenntnis  der  Gegend  ist  jeder  Beitrag  wichtig.  Die  Hinin- 
lügung  einer  Karte  ist  recht  dankenswert 

1.  Wilhelm  Gesenias'  hebräische  Grammatik.  Nach  E.  Rddiger 

völlig  umgearbeitet  und  herausgegeben  von  Dr.  E.  Kautzsch,  Fxot 
der  Theologie  an  der  Universität  zu  Tübingen.  23.  Aufl.  Leipzig  1881, 
F.  C.  W.  Vogel.  Xn,  377  SS. 

2.  Übungsbuch  zu  Gesenius-Eautzsch'  hebräischer  Grammatik. 

Herausgegeben  von  £.  Kaut z seh.  Leipzig  1881,  Vogel.  VI,  180  SS. 

3.  Kurze  Anleitung  zum  Erlernen  der  hebräischen  Sprache  tda 

Gymnasien  und  für  das  Selbststudium  von  Dr.  C.  H.  Vosen.  Neu 
bearbeitet  und  herausgegeben  von  Dr.  Fr.  Kaulen,  Prof.  der  Theo- 
logie lu  Bonn.  Freiburg  i.  Br.  1881,  Herder.  128  SS. 

4.  Eurzgefasste  hebräische  Grammatik  für  Gynmasien.  Von  G. 

Stier,  Director  des  herzogL  Francisceums  in  Zerbst.  Leipzig  1881. 

Teubner.  X,  122  SS. 
Bei  Büchern,  deren  nachhaltiger  wissenschaftlicher  Wert  sich  in 
einer  langen  Reihe  von  Auflagen  erprobt  hat,  wie  Gesenius*  hebräische 
Grammatik,  genü^  es,  das  llrscheinen  einer  neuen  Auflage  bekannt 
zu  geben,  um  das  ihnen  allgemein  zugewendete  Interesse  neuerdings  n 
beleben  und  wo  möglich  zu  steigern.  Die  Grundsätze,  an  welche  sich  der 
neaeete  Bearbeiter  dieses  Werkes  hielt,  sind  bei  der  Anzeige  der  vor- 


MLseeUfltt. 


715 


U^iM^^^^^^^^^H^  in  dieser  Zeitschrift  koiK  angedeutet  worden; 
dem  T^^^^^HBRtetbalteD  ad  dem  urspränglicben  Charakter  des 
Buches  allen  neoen  Er^ebniaaen  auf  dem  Gebiete  der  bebrftischen  Spraeh- 
for^rhiin^  die  tbanUeh&te  BertIckeichtigaDg  angedeihen  zu  lass^jn,  iit 
K  uicb  in  der  neuesten  Auflage  treu  geblieben,  worüber  an  ver* 

b  Stelleu   des   Baches  die   entsprechenden   Nach  Weisungen   an- 

genr{ic[ji  btud.  Eine^^Zogobe  zur  neuesten  Auflage  ist  das  you  Eautzsch 
zuBammengestellte  Übungdbnch,  welches  in  erster  Aaflage  erscheinend 
darchwegb  der  neuesten  Gestaltang  der  Grammatik  des  Gesenius  au- 
gepasst  ist  und  bai  den  einseinen  Übungsstücken  auf  die  Paragraphe  der- 
selben  ferweist. 

Von  Vi>9ena  hebräischer  Elementargrammatik,  welche  gegenwartig 
in  der  vierzehnten  AuEage  rorliegt,  war  aus  Aulass  einer  früheren  Aaflage 
derselben  in  diesen  Blättern  schon  einmal  die  Rede.  Ein  Eleraentarwerk 
will  auch  die  in  erster  Aofli^e  erschienene  Qrammatik  Stiers  sein,  von 
dessen  im  Vorjahre  erschienenem  hebräischen  Übongsbuche  wir  seiner  Zeit 
Nachricht  gaben;  dieselbe  geht  Indes  sowohl  in  Besag  auf  den  Umfang 
des  Buches  (bei  Vosen  mQssen  wir  die  durch  die  Übungsstücke  und  das 
Wortregister  ausgeföllten  Seiten  in  Abrechnung  bringen),  als  auch  hin- 
üichtlich  der  mehr  genetischen  Art  der  Behandlung  über  Vosen-Kaulan 
hinaus  t  welches  letztere  Buch  den  Charakter  einer  elementaren  Unter- 
weisung im  strictesten  Sinne  festhält  und  einen  auf  die  geringste  Zahl 
von  Unterrichtsstunden  beschränkten  Lehrgang  voraussetit. 


Tumlirz»  Dn  Karl»  Tropen  und  Figuren  nebst  einer  ktirz- 
gefassten  deutschen  Metrik.  Prag  1881»  Dominicas,  kl.  8.  84  SS. 
Esr  kann  sich  bei  der  Besprechang  dieses  B&chleius  auf  die  einige 
Punkte  in  der  Poetik  berichtigende  Recension  von  Dr.  A.  Majr  in  der 
Zs.  L  d.  Kealschw.  Vll,  236  f.  beziehen.  Wenn  Hr.  Dr.  M.  a.  a.  0,  sagt, 
'da»i  e$  bisher  an  einem  fttr  den  Zweck  des  Unterrichtes  an  Mi tt«;t schulen 
b«Ntimmton  und  dazu  verwendbaren  l^hrbuch  der  Tropen  und  Figuren 
lii  '  fhU   hat\    so    übersieht   er   dabei    Striemchas    einschlägige« 

^^  Do8  letzteren  Metrik  habe  ich  seiner  Zeit  in  dieser  Zs.  streng 

beuiMHia,  ließ  aber  der  Poetik  verdientermaßen  Gerechtigkeit  wider- 
fahren. Da»  Buch  von  Tamlirz  weist  nun  in  metrischen  Dingen  einen  be- 
deutenden Fortachritt  anf.  Die  Unterschetdnng  der  Tonstufen  ist  richtig. 
wie  überhaupt  fast  allea  in  dem  Abschnitte  Prosodio  behandelte.  Nur 
$.  8»  Abaati  l  ht  die  Definition  nicht  klar;  §.4*1  ist  8cberers  Kegel 
vom  «weiten  Hochtone  nicht  beachtet.  Statt  Accentverrückung  (§.  6  f.) 
sollten  die  technischen  Ausdrücke  schwebende  und  versetzte  Betonung 
eingeführt  werden;  er&t«re  mochte  ich  im  Nhd.  häufiger  annehmen  als 
letztere,  die  immer  ein  schwerer  Fall  ist  loh  möchte  daher  manche  der 
dort   besproebeneo   Beispiele  anders  denten:   z,  B*  nach'd rängt  statt 

nachdrangt  Seinem  Standpunkte  sum  Trotze  bezeichnet  der  VerC 
Hebung  mit  oder  ' ,  Senkung  mit  ^  oder  -.  Auch  sein  Vermittlunga- 
aikt?a^  d^f  lang^  und  kurze  Senkung  einführt,  scheint,  wenn  auch  nicht 
•iurch  West phals  Theorie  von  vornt-'herein  über- 
leb kann  ich  der  speciellen  Mtjtrik  spenden» 
Theil  auf  gründlichen  Studien,  aber  der  Verf. 
von  der  altcl assischen  Metrik  nicht  entau- 
•j-  11  UM  ersten  Theile  aufgestellten  Prindplan  un« 
äuftcht  er  gerechte  Erwartunc^en.  Manoho  leiiiorKr- 
foriHiii  w*ii  Hf  ili.rt  \om  Alterthumo  ausg«]&t,  wo 
nachte,  daaa  wr*  T.  bei 

i  kürste;  mtnehea  davon 

g9li9rt  in  Schulgramuiaük.    Kt   wttrd*  auf  diese  Weise 

gewift9  di(-  iü4e  soinos  Buche«  nur  vermehren«  Austustallen 

h-  ■  daM  §.  2H  der  iltaste  deuUebe  Vers  eine  epiacho  Langieik 

.  e.  4.  A«torr.  Qf^n,  Ittä    TBL  tB<l  DL  H«f\.  ^L^ 


716  Misoellen. 

von  acht  Hebungen  genannt  wird.  Otfrieds  Gedicht  hat  vierhebige  Zeilen. 
In  Keiles  Ausgabe  sind  immer  zwei  vierhebige  Zeilen  in  eins  gedrnckt, 
dies  veranlasste  wahrscheinlich  des  Verf.s  Fehler  auf  S.  58.  Auch  sollte 
man  die  Bezeichnung  *Krist'  für  Otfrieds  Werk  endlich  ausmerzen,  da 
sie  historisch  nicht  hegründet  ist.  —  Der  alte  und  neue  Nibelungenvere 
sind  schärfer  zu  sondern.  —  Einige  Beobachtungen  Über  den  Gebrauch 
neuerer  Dichter  sind  nicht  interesselos;  docii  ist  das  Eigenthum  einzelner 
vom  häuhg  Üblichen  nicht  scharf  genug  gesondert.  —  Die  verschiedenen  Arten 
des  Keimes  sind  hier  auffälligerweise  nicht  erwähnt*).  —  Die  altdeutschen 
Metra  sind  den  altclassischen  gegenüber  stiefmütterlich  behandelt.  Auf 
Klopätocks  lyrische  Maße  kann  man  in  der  Schule  nicht  eingehen ;  schon 
darum  nicht,  weil  die  ihnen  zugrunde  liegenden  antiken  Formen  erst  bei 
der  Lectöre  des  Sophokles  und  Horaz  in  der  7.  und  8.  Classe  berührt 
werden.  Klopstock  lernt  der  Schüler  aber  in  den  letzten  Monaten  der 
Sexta  oder  dem  ersten  der  Septima  kennen.  Dagegen  halte  ich  es  für 
durchaus  nöthig,  dass  die  nothwendigen  Senkungen  im  Schema  der  Nibe- 
luugeustrophe  angegeben  werden;  auch  vom  Auftakte  ist  zu  sprechen. 

Ich  musste  den  metrischen  Theil  ausführlicher  behandeln;  kürzer 
kann  ich  mich  über  den  Abschnitt  „Tropen  und  Figuren**  äußern. 
Man  sucht  in  neuester  Zeit  auf  diesem  (jebiete  zu  reformieren«  Zwei 
Wege  sind  möglich:  der  eine  führt  zu  historischer  Darstellung,  der  andere 
betritt  die  Bahnen  abstracter  und  daher  auch  subjectiver  Auffassung. 
Ersteren  hat  Wackernagel  in  seiner  Poetik  eingeschlagen,  letzteren  suchte 
Egger  in  der  neuesten  Ausgabe  seines  Lesebuches  für  die  5.  Gymnasial- 
classe  auf,  indem  er  der  Darstellung  von  Werner  Hahns  deutscher 
Poetik  folgte.  Dem  Schulmanne  wird  selbstverständlich  jene  Eintheilung 
die  bequemste  sein,  die  sich  durch  Kinfachheit,  Klarheit  und  möglichst 
wenige  Divisionsglieder  auszeichnet.  Vun  diesem  Standpunkte  aus  erscheint 
mir  Hahns  Gliederung  der  Tropen  nicht  zweckmäßig,  zudem  stellt  sie 
unsere  bisherigen  Ansichten  theil  weise  auf  den  Kopf ;  dagegen  lasse  ich 
gerne  den  Standpunkt  gelten,  den  er  in  der  Figurenlehre  einnimmt,  da  wir 
hier  wirklich  mehr  Klarheit  finden.  Tumlirz'  Arbeit  ist  theilweise 
reicher  an  gesonderten  Gliedern  als  Strzemchas  kleine  Poetik,  die  wie 
die  vorgenannte  Wackernagels  Staudpunkt  festhält.  Das  reiche  Material,  das 
jener  bietet  und  durch  klare  Darstellung  vermittelt,  in  der  Schule  Tölliff 
durchzuarbeiten,  wird  niemanden  beifallen;  aber  der  Lehrer  kann  sich 
mit  Nutzen  nach  den  Anleitungen  des  Büchleins  präparieren  und  die 
Leetüre  desselben  der  Privatthätigkeit  der  Schüler  anempfehlen. 

Weidenau.  Fr.  Frosch. 


*)  Man  findet  sie  seltsamerweise  im  ersten  Theile  §§.  27—29. 

Zur  Laut-  und  Flexionslehre  des  Altiranzösisoheu  hauptsächlich 
aus  pikardischen  Urkunden  von  Vermandois  von  Dr.  Fritz  Neu  mann. 
Heilbronn  1878,  Verlag  von  Gebr.  Heuninger.  122  SS. 
Die  nachfolgenden  Zeilen  sollen  keine  Becension,  sondern  eine  An- 
zeige des  uns  vorliegenden  Werkes  sein.    Zu  einer  solchen  sah  sich   der 
Ref.  durch  den  Wunsch  veranlasst,  dass  sich  diejenigen  Leser«   welche 
sich   nicht    speciell    mit   Dialectstudien   befassen,  durch  deu  Titel  des 
Werkes  von  dessen  Leetüre  nicht  abhalten  lassen  mögen,  da  der  Verf. 
durchaus  mehr  und  auderes  biet^et,  als  die  Darstellung  einer  pikardischen 
Mundart  zu  einer  bestimmten  Zeit.    Der  Zweck  dieser  Zeilen  wird  als 
vollständig  erreicht  angesehen  werden  können,  wenn  sich  durch  dieselben 
recht  Viele  zu  einem  eingehenden  Studium  dieses  belehrenden   und  an- 
regenden Werkes  bewegen  lassen. 

In  der  Einleitung  wird  der  gegenwärtige  Stand  der  Kenntnisse  der 
altfranzösischen  Dialecte  besprochen  und  die  dafür  vorhandenen  Quellen 
gewürdigt.  Es  wird  bemerkt,  dass  viele  Züge,  die  man  unlängst  noch  als 


Miscelleti. 


717 


»wbden   Dialecten  eigeo  aogesdben,   eine  weitere  AusdehouTi^  tmben. 

ih  der  Grund  dieser  scliwankondcö  Resultat«  werdao  die  biAcr  ver- 
^  eudeten  Quellen  aus  dem  Geliiete  der  Literatur  an^e^eb«n.  Diesc1bc?n 
iind  mis  in  der  Regel  nicht  in  einer  aus  der  Zeit  d*'r  .Mhi^iMnii.-  <l©f 
Gedicht«  selbst  herrührenden  Handischrift  zugekomroeii  vmi 

ipT ,   das«   8olche   einer  spateren  Zeit  entstammenden  h  im* 

nicht  den  Origmaldiiilect  dea  Verf.»  bieten,  da  die  Schreiber  die  ihnen 
unbekannten  Formeu  und  Wörter  durch  andere  ihnen  gelänß^e  crdetiten. 
Es  louäs  daher  die  Oft  sehr  schwierige  Ausscheidung  dessen,  was  dem 
Copi^ten  and  was  dem  Dicliter  jrebört,  vorgenommen  werden,  wofür  die 
wenigen  wirklich  beweisenden  Reime  der  am  sorgiültigsten  r^^iraenden 
dichter  der  besten  altfrauzöäiHcheii  Perlode  das  einzige  sichere  Kriterium 
j!etcn.  Und  auch  bei  den  günstio^sten  umstünden  ist  es  nicht  immer 
leicht  die  Zeit  und  den  Ort  der  Abfassung  des  Gedichtet  gpnau  tn  be- 
stimmen. Die  ein  bestimmt  datiertes  und  iocalisiertes  Material  bietenden 
Urkunden  sind  jedoch   von   diesen    Mängeln  frei    und   eignen   sich ,    wie 


schon  Fnllot  erkanrt   Vi; 
lecten  einpr  h^stimi 
in   der   Öchreihtinj: 
gemein.    Die  in 
18  Jfjhrhanti«^!' 
r   ■ 

in\->.  ihr  j'jiiU'itntijr,    w 
letzten  acut  Seiten  xind  d»T  1 

auf  din  L.v :*'  '-^  ■* 

inicli  darai 
denen  der  \ . , 
»chilUbare  Ueiti 

Hier  hi  / 
*aticus>  a,  um  (;?.  12 — 14)  zu  verwcison,  wo  sich  der  Veri,  tur  die  Auä- 
sprache  des  g  als  ^  ausspricht.  F<'rner  die  Lehre  Ober  da»  e  (geBchlosii.  e) 
und  desB<m  Vertretung  durch  ei  (8  16— IH;,  welch  letztere  aU  aich  über 
den  ß-nnii^n  05t**!>  er«tr^ek*»Md  nF4chgewics««n  wird.  Öehr  interesi>ant  ist 
ti      '  ierungen  von  Vocalen .   dio    dnrch   eiti 

ii  deutlichen  Umlaut  vergleichbar,  her- 

\  >.  :fo-4ii.   .Nachdem  auf  pine  di»   '  '    tn^  Arbeit 

'\  wordnn  ii^t,  wird  dessen  HM'orir  rwcitcrt, 

air.  ..j.     ;i  •     ■■♦     •'"  -    —  n  dem    letzti*rn    -.uiii   rinen  Con- 

durcli    eine  Epenthosis,   sonl^m 


lieh  XU  Gntersuchunt'^^  Ti  v*>ii  Dia-  , 
i   unterlaufenden  Ji  /en 

n    mit   den   Literat  ,i  iern 

Icr  Arbeit  biiden  die  in  der  eret-en  Hüllte  des 
benen  von  F.  Le  Prouj  veröffentlichten :  chatte« 
;  aber  auch  andere  Sammlungen  aind  vom  Verf. 
f«g  herangeKoer^ip  worden, 

hrj  8eiten^  umfasit.    Die 

et.  dftM  Übrige  entfiiUt 

■     '■"■'■'    -  '     --^1  ich 

I.  In 

..ä    end, 

n  liefert 

BnduQg 


gonatitnn    . 

durch  die 

lodeu)    IM 

und  eil  b'  '  ; 

uibchen  -artus,  a,  um     Hei  <i 


rA^ 


\r 


tl!lS^ 


tkt  fluid  et. 

ail 

..itei- 

^'enheit  wird,   »o  wi»?  auch  ^onst, 

i»-  nnd  f*<*hn-  oder  Fremdwörtern 

u*i  buidcii  wird   näher  beleuchtet  und  der  Betriff 

weitort   iHufh  ein*»  f<trt>ng.*  Scheidung  der  beideü 

rklÄren. 

>>r  den  Diphthong  ie,  wo 

-    '       ■'■^- ■■-  -'tcht. 

ije- 

„.^  ^.. ..:..,  .  lon  1 

der 

;  de« 

iter  ti  —  Vöc 

Iben  Sub^tTtit^s 

der   W.i 


k'Mjnte,  Der 


H^     U)*Jl*t 


718  Miseellen. 

jedoch  selbst,  dass  sich  einige  Ausnahmen  nachweisen  lassen,  f&r  welche  es 
ihm  noch  nicht  gelangen  ist,  eine  beledigende  [Erklärung  zn  finden.  Um 
diese  Regel  zu  begründen,  werden  ähnliche  Vorgänge  nicht  nur  in  andern 
romanisoien  Sprachen  und  Dialecten,  sondern  auch  auf  dem  Qebiete  der 
germanischen  ursnrache  nachgewiesen.  Schließlich  sei  noch  auf  die  Er» 
Örterungen  über  die  Ausspraone  eines  s  yor  Gonsonanten  (S.  106—110) 
Terwiesen.  —  Dies  über  die  größeren  Excurse,  wobei  jedoch  bemerkt 
werden  soll,  dass  diese  nicht  allein  das  Buch  zu  einem  lesenswerten 
machen,  sondern  dass  auch  die  kleineren  Details  des  Belehrenden  in  Hülle 
und  Eülle  bieten. 

Französische  Sprachschale.  Auf  Grundlage  der  Aussprache  und  Gram- 
matik nach  dem  Princip  der  Anschauung  mit  Benützung  von  *Wilke*8 
Bildertafeln*  bearbeitet  von  E.  Böhm.  Braunschweis^  1878,  Verlag 
von  Friedrich  Wreden.  I.  Heft  Ausgabe  für  Lehrer,  XXVI  u.  137  SS. 
Ausgabe  für  Schüler  85  SS. 
BcTor  man  das  yorliegende  Buch  benützt  oder  sich  überhaupt 
entschließt,  dasselbe  zu  benützen,  ist  es  gut,  die  demselben  Torangfe- 
schickte  Einleitung  des  Verf.s,  welche  er  einmal  öffentlich  vorgetragen 
hat,  aufmerksam  aurchzulesen,  um  sich  mit  den  Ideen  des  Verf.s,  wie  er 
sich  das  l^rincip  der  Erlernung  einer  fremden  Sprache  auf  Grundlage  der 
Anschauung  denkt,  vertraut  zu  machen.  Das  Un|rewohnte  einer  solchen 
Methode  bewirkt,  dass  wir  ein  derartiges  Buch ,  eine  auf  solcher  Grund- 
lage basierende  Methode  mit  einem  gewissen  Misstrauen  aufnehmen.  Man 
fürchtet  etwas  ganz  Absonderliches,  eine  iener  zahllosen  ungeheuerlichen 
Methoden  zu  finden,  welche  sich  besonders  auf  dem  Gebiete  der  fran- 
zösischen Grammatik  so  oft  breit  machen,  und  es  wird  vielleicht  nicht 
ganz  unerwünscht  sein  und  der  Sache,  welcher  das  Buch  gewidmet  ist, 
zugute  kommen,  wenn  die  Ideen  des  Verf.s  in  kurz  gedrängter  Übersicht 
hier  gegeben  werden.  Das  Werk  selbst  scheint,  soweit  dies  bei  einem 
derartig  angelegten  Buche,  ohne  dass  man  es  praktisch  erprobt  hat,  zu 
erkennen  möglich  ist,  die  in  der  Einleitung  dargelegte  Methode  con- 
sequent  durchzuführen  und  es  kann  getrost  &mit  ein  Versuch  gemacht 
werden,  um  zu  sehen,  inwiefern  es  sich  im  praktischen  Unterricht  bewährt 
Da  der  Mensch  in  den  meisten  Fällen  zum  Wortbegriff  durch  die 
Anschauung  gelangt  und  sich  erst  auf  Grundlage  derselben  sowohl  bei 
Kindern  als  auch  bei  Erwachsenen  wahre  und  richtige  Vorstellungen 
bilden  können,  so  folgt  daraus,  dass  auch  für  die  Erlernung  einer  fremden 
Sprache  der  directe  Weg  die  Anschauung  wäre.  Dies  soll  jedoch  durchaus 
nicht  sagen,  dass  der  fremdsprachliche  Unterricht  ein  Anschauungs- 
unterricht ist ;  denn  der  Unterschiede  (welche  hier  nicht  näher  angeführt 
werden  sollen)  gibt  es  viele,  wie  der  Verf.  selbst  anführt 

Der  Hauptzweck  ist,  dass  das  durch  die  Verhältnisse  beschränkte 
Material  der  Ausdrücke  des  gewöhnlichen  Lebens  bei  jeder  sich  dar- 
bietenden Gelegenheit,  namentlich  im  Anfangsunterrichte  praktisch  ver- 
wertet werde  und  zwar  so  lange  als  möglich ,  um  den  Lernenden  zu  ge- 
wöhnen, wenn  später  zum  Mittel  der  Übersetzung  gegriffen  werden  muas« 
alsdann  mit  dem  Worte  sofort  den  Begriff  desselben  zu  verbinden«  Hier 
sollen  nun  die  Bilder,  indem  sie  das  Material  der  durch  das  gewöhnliche  Le- 
ben gebotenen  Begriffe  vermehren,  helfend  eingreifen.  Bei  Segriffen,  welche 
sich  durch  die  Anschauung  nicht  ergeben  oder  durch  kurze  und  bündige 
Erklärungen  nicht  klar  gemacht  werden  können,  zieht  auch  der  Verf. 
die  einfache  Übersetzung  des  Wortes  ins  Deutsche  einem  bloßen  Nach- 
sprechen desselben  vor,  da  ja  in  dieser  Beziehung  zwischen  dem  Erlernen 
der  Muttersprache  und  einer  Fremdsprache  ein  großer  Unterschied  besteht 
Besonderes  Gewicht  wird  auf  die  Sprechübungen  gelegt:  die  Ver- 
mittlung der  Begriffe  soll  vorzugsweise  durch  das  Gehör  stattflinden, 
währencT  das  Auge  mehr  in  den  Dienst  der  Befestigung  des  Erlemtea 
dnreb  daa  Wortbud  tritt  Dabei  wird  jedoch  dem  Übersetzen  nicht  jeder 


Ailaeelleii, 


719 


aUgegßrocheiif  ii  wbM  «b€f  gloiebzeitig'  damit  eine  g^eistige  An* 
Dgan?,  die  Bildsnf  dü  De&kverm5geaa  Terbnnden  werden,  während 
das  gewöan liebe  Oboraetzen  nur  das  Gedächtnis  Übt.  Als  Unterstützung 
der  Sprechübungen  dienen  Leaeübnngen  nnd  Aufgaben.  —  Das  Buch, 
welches  dem  Schüler  in  die  Hand  geg^eb^n  wird,  soll  nur  das  Material 
enthiLlteiit  und  ea  ist  Iraglich«  ob  auch  Hegeln  xulAasig  sind;  nur  am 
Ende  g^r^ "  M  chnitte  mögen  Übersichten  des  bis  jetit  Erleniten  in 
Form  T<  und  Antworten  angebracht  werden.     Schließlich  wird 

noch   aut   un    iM^Uen   hingawiesen,   den    die   Erlernung  einer  fremden 
Sprache  für  div  Ki'untuis  der  Muttf^Tsprache  selbst  hat. 

Die  typographische  Aoastattung  der  Bücher  und  die  Correctheit 
des  Druckes  ist  geradeza  als  musterhaft  zu  bezeichnen.  Gans  praktisch 
i»t  die  Einrieb tung,  dass  die  tum  erstenmale  vorkommenden  Wörter 
mittels  fetten  Druckes  herYorgehoben  worden*  Sehr  brauchbare  Zugaben 
biiüen  die  §§.  126 — 130  angebrachten  Fragen,  in  denen  in  systematischer 
Weiae  der  ^anxe  in  der  Granunatik  enthaltene  grammatiache  Stoff 
wiederhalt  wird,  sowie  auch  mehrere  Dach  Gattungen  geordnete  Wörtep- 
verz^ichnissc.  Erwähnenswert  sind  auch  swolf  Seiten  Anmerkungen,  in 
denen    der  Verf.    des    (wie   er   sagt)   aus  der   Praxis    entstandenen   und 

Erak tisch  versuchten  Buches   dem  Lehrer  möglichst  an   die  Hand  geht. 
■er  soeben  crwiLhnie  Ausspruch  des  Verf.s  kann  als  eine  weitere  Bürgschaft 
für  die  praktische  Brauchbarkeit  des  Werkes  angesehen  werden. 
Wien.  Dr.  Joh,  ürb.  Jarnik. 


41 


Programmenschau, 

De  Horatii  poesi  lyrica  II.  Von  Professor  M.  Petscbar.  Pro- 
gramm des  k.  k.  {Tereinigteoi  Staatsgymnasiums  in  Taschen  fßrdas 
Schuljahr  188(VHI.  Veröffentlicht  durch  die  Direction.  Teschen  1881. 
Dit^em  Programme  vermag  ich    nicht   beizustimmen.    Wenn   der 
Yerfaaaer  wenigs^eiis  deutsch  geschrieben  hätte,  so  wären  doch  die  nn- 
angenehm  störenden  Fehler  im  Latein isanen    und    Griechischen    wegge- 
fatlfo.  Da  stoßen  wir  z.  B.  auf  Formen  wie  Äeolorum  (vom  Nominativ 
Aeoles  oder  Aeolii)  S.  19,  Goetbw  Judicium,  Danfw  ignes  (S.  12 1,  quis» 
que  videt  statt  unusquii^ue  v.  (8.  12),  Jf^anias  opes  und  frabum  do- 
rn os  statt  Mygdonias  und  Arabum  und  in  dem  gleichen  Horazcltat  Ly- 
ctmniae  statt  Licjmniae  (S.  11);  moliebant  statt  molliebant  (S.  9) ;  S.  2  wird 
Pontif<^x  mit  großem  Anf>^''-i""*^^tabcn  geschriöben ;  S.  1  gleich  in  den  ersten 
Zeilen  b«}gegiiet  die  fn*  -ibung  ülyiis  statt  üliiis  usw.  Die  ein- 

gestreuten griechischen  .  .igen  fast  in  jeder  Zeile  einen  Druck- 
(pfjhr  Schreibfehler.  Wenn  schon  der  Inhalt  keine  Förderung  der  Wit^sen- 
MiAft  bedeutet,  so  sollten  doch  äußerlich  die  gebotenen  W,  respectire 
\9  Seiten  sieh  ohne  formelle  Venrtöße  präsentieren.  Das  wenige  Neue 
und  Brauchbare,  was  der  Verfasser  bringt,  bitte  auf  ein  paar  Seiten  In 
gutem  deutschem  oder  lateinischem  Stile  geboten  werden  sollen,  und 
wenn  eine  Direction  ein  Programm  veröffentlicht,  so  ist  sie  meines 
lirBchtens  wenigstens  dafür  venLutwortlicfa,  daas  nicht  auf  jeder  Seite 
ifphc  Druckfehler  sich  befinden.  Wenn  die  humanistischen  Anstalten 
Miif  Akribie  mehr  pflegen»  so  hören  sie  überhaupt  auf  richtig  au  wirken, 

42.  Sprachliche  Studien  m  den  Satiren  des  floraz  von  Prof.  E 

Barta,  Jahreshericbt  dea  k.  k    Staatsgymnasiums   zn   Linz    187$ 

iLnd  1881. 

Auch  diese  beiden  Programme  enthalten   meines  Eraohtens  keine 

,  Iwr  rderung  der  Wissenschaft  Ich  bin  meines  Theils  schon  lu- 

fid*^i  nur   durch   Aniegang   origineller  Gedanken   ein  Ferment 

fi'boiiia  wird.     Waa  gewinnen   wir   aber,   wenn  i   B.   als    Wörter,   die 


720  Miscellen. 

Horaz  dem  sermo  cotidianus  entnommen  zu  haben  scheine,  perna  and 
catillns  aufgeführt  werden?  Wenn  die  Begriffe  Schinken  and  Schüssel 
als  etwas  aufgeführt  werden,  was  Horaz  in  merkwttrdifi^er  Weise  der 
Sprache  des  täglichen  Lebens  entnahm,  wäre  es  da  nicht  viel  merk- 
würdiger, wenn  Horaz  für  solche  tägliche  Begriffe  selbständig  an- 
dere Wörter  erfunden  hätte?  Und  warum  soll  z.  B.  II,  S.  16  sea  Jane 
libentius  audis  der  Sacralsprache  entnommen  sein?  Überhaupt  hätte  es 
auch  diesen  beiden  Abhandlungen  genützt,  wenn  sie  erheblich  zusam- 
mengezogen worden  wären.  Man  kann  doch  Yoraussetzen,  dass  die  Leser 
dieser  Programme  auch  Fritzsches  Sermonenausgabe  zur  Hand  haben. 
Wozu  also  die  häafigen  Wiederholungen  der  Fritzsche'schen  Witze?  z.  B. 

I,  S.  15:  „Fritzsche  vergleicht  „(iott  grüß'  dich,  Bruder  Straubiuger.***  S.  16 
»mein  Busselchen,  Fritzsche";  ebendas. :  nDas  schöne  Profitchen,  Fritzsche". 

II,  S.  9:  nFritzsche:  Jetzt  würden  wir  sagen:  „Er  hat  mir  meinen  Pfei- 
fenkopf zerbrochen,  aus  welchem  Karl  der  Große  noch  2  Tage  vor  seinem 
Tode  geraucht  hat^  u.  t.  a.  Ich  denke,  wenn  man  nichts  selber  derart 
erfinden  kann  oder  mag,  so  braucht  man  es  auch  nicht  noch  einmal 
drucken  zu  lassen.  Ich  will  noch  einige  Hauptsachen  anführen,  wo  ich 
mit  dem  Verfasser  nicht  harmoniere,  ohne  damit  zuzugeben,  dass  ich 
mit  dem  nicht  ausdrücklich  Heryorgehobenen  durchweg  einverstanden 
sei.  I,  S.  8  heißt  es,  plostrum  lesen  wir  nur  noch  im  bell  Afr.  9,  1, 
21—2,  75.  Ich  habe  aber  in  den  Epilog,  zu  Horaz  außer  dieser  Stelle 
bereits  die  lex  Julia  municipalis  eben&Us  für  plostrum  angeführt.  I, 
S.  9:  „Sowie  die  Volkssprache  die  bewundernde  Steigerung  durch 
die  vorgesetzte  Silbe  hu  ausdrückte,  so  gebrauchte  sie  auch  ein  vorgje- 
setztes  ve,  um  das  Entgegengesetzte,  Verkümmerte,  fehlerhafte  Zuviel 
oder  Zuwenig  zu  bezeichnen".  Diese  vorgesetzte  Silbe  hü,  welche  keines- 
wegs eine  richtige  Analogie  ist  —  denn  sie  ist  eigentlich  griechisch, 
(nicht  vulgärlateinisch),  ist  der  Stamm  von  ßovg.  Nach  dem  Programm 
sieht  es  aus,  als  ob  beides,  bu  und  ve,  gleichartig  seien,  während  bü  nur 
in  Fremdwörtern  vorkommt.  I,  S.  10  f.  wird  18  Zeilen  lang  über  ri- 
valis  gesprochen  und  verkündigt,  dass  es  ursprünglich  „Kanalnachbar*^ 
bedeute.  Da  aber  der  Überean^  der  Bedeutung  entwickelt  werden  soll, 
und  aus  dem  Begriff  des  „Nadibars"  nichts  erhellt,  so   hätte   vielmehr 

fesagt  werden  sollen:  qui  eodem  rivo  utitur.  «~  Verkehrt  ist  II,  S.  27 
ie  Aufzählung  der  Phrase  inepte  est  s.  I,  10,  2  als  Beleg  für  esse  mit 
dem  Adverbium;  inepte  gehört  zu  fautor  est  {^s  favet),  nicht  zu  est 
allein.  II,  29  wird  die  nicht  dem  Horazarchetjp  angehörige  Form  fide 
(Genetiv)  ohne  Bemerkung  als  echt  horazisch  angenommen  und  bespro- 
chen, wie  überhaupt  der  Verfasser  trotz  der  Landsmannschaft  unseren 
kritischen  Apparat  gar  nicht  zu  kennen  scheint  (s.  I,  S.  7),  sehr  im 
Gegensatz  zu  der  ziemlich  ähnlichen,  aber  durchwegs  besseren  Abhand- 
lung des  Franzosen  Ad.  Waltz,  des  variations  de  la  langue  et  de  la 
m^trique  d*Horace,  Paris  1881.  Die  Epilegomena  sind  Hrn.  Barta  na- 
türlicn  vollends  unbekannt  geblieben.  Wie  gleichgültig  er  sich  kritischen 
Fragen  gegenüber  verhält,  erhellt  außer  vielen  anderen  Stellen  daraus, 
dass  er  s.  I.  2,  37  das  einemal  (II,  S.  14)  mit  der  Lesart  moechis,  ein 
andermal  (II,  S.  6)  mit  moechos  citiert.  Ebenso  bespricht  er  noch  im 
Jahre  1881  die  falsche  Lesart  diffindere,  indem  er  wörtlich  die  von 
Fritzsche  hiefür  beigebrachten  Parallelen  wieder  beibringt,  während  ich 
schon  a.  1880  in  den  Eoileg.  S.  518  die  richtige  Lesart  difflugere  her- 
vorgehoben und  vertheidigt  habe.  Mit  Einern  Worte:  die  beiden  weit- 
schweifigen Abhandlungen  sind  schon  aus  dem  einfachen  Grunde  fast 
ohne  Wert,  weil  die  nothwendigste  Benützung  der  Vorarbeiten  und  ins- 
besondere die  Einsichtnahme  in  die  handschriftliche  Basis  des  Behan- 
delten fehlt 


Hisc^lleth 


72! 


4R.  De  Q.  Horatti  Flacci  epistiila  I»  18  quaestiuocnla  critica. 
Voi»  J*  Fiaron.  Programra  des  k.  k»  GTiniiHsiuma  zu  Sambor  IH8L 
Weit  erfreulicher  als  die  vorbes prochen en  Horaxprogrumme  ©r weist 
sich  di'*5e  dem  lateinischen  Stܻi  und  dem  Inhalte  nach  j^leich  lobens- 
werte Arhcit^  W\fT  i*>»gr,  sich  ori;^'iMelt*^s  Denken  nod  Weiterbauen  auf 
solider  Dnsis,  Herr  Baron  nimmt  haupt&Üchlich  anf  ßihbecks  und  de» 
Rt>f<»renten  kritische  Arb*>itif*n  Breiig,  und  wenn  ich  auch  nicht  sagen 
kann,  dnrrhwegs  von  der  Hirhtigk<nt  seiner  Argumente  und  Resultate 
Ober« engt  zu  sein,  so  kann  ich  sie  doch  mit  gutem  Gewissen  der  Beachtung 
aller  Miifnffich'Tempfehlcnt  Epist.  1,  18,  14  f.  verwirft  der  Verf.  riiator, 
weil  dns  handwerkämaßigt^  lUufen  und  Streiten  in  den  Zu^vnniini^nhang 
nicht  pansH.  Wa«  »»r  gf^gen  Withofs  von  mir  empfohlene  Emcndation  pro 
pugno  vorbringt,  man  könne  nicht  wohl  sagen  ^statt  mit  der  Faust  mit 
Püflsen  bewaffnet**,  weil  man  auch  nicht  sagen  könne  pugno  armatoin  eB*ie, 
diesen  Üinwanil  m&chte  ich  umsoweniger  gelten  lassen,  als  es  sich  bei  pro 
pugnu  nur  um  eine  Vergleichung  handelt,  und  Vergleichungen,  vollends 
bei  Dichtern,  nicht  an  ilie  pedantischeüite  Logik  gebunden  sind.  Auch  wenn 
es  unlateinisch  sein  sollt»*  zu  sagi^n  pugno  armatnm  e^se,  ist  dies  noch 
keineswegs  ein  Vüllwiclitiger  Beweis  gegen  dio  Wendung  pro  put^no  nn- 

gis  armatum  esae.  Baron  selber  schl&gt  fibrigens  pro  pngna  vor  und  erkUris 
er  andere  streitest  um  des  Kai>er^  Bart,  bewallnet  dem  Kampf «5  gemäß,  d. 
h.  wie  es  ein  solcher  Streit  um  nichts  mit  sich  bringt,  mit  nichtigen 
Vertheidigungsgrttndcn,  Ribbecks  Änderung  animatus  wird  S.  4  luröck- 
gewiesen.  \\Vit<i»r  nimmt  Baron  V.  23  und  24  g*?gen  die  Auswerf« ng 
Ton  Seiten  Ribheck«  in  Schut«.  V.  43  verwirft  er  Horlcels  Emondation 
probatur  statt  putatnr  und  sucht  der  ganzen  Stelle  durch  folgende  In* 
terjinnction  aufzuhciron: 

Gratia  i^ic  fratrum  gemluorum,  Amphionis  atque 
Jielhi,  dissiluit.  Do  nee  sus;iecta  »evero 
Omticuit  lyra»  fraternis  oessisse  patatnr 
Moribus  Amphion:  tu  cede  poteutia  amici 
LenibuK  impeTÜsH. 
Bis  gan?.  der  Leier  Ton  verstummte,  derftrt  habe  Amphion»  glaubt 
man,  dem  Sirnie  seines  Bruders  nachgegeben, 

V.  55— m  werden  den  Anfechtungen  von  Lehr»  sregentth^r  ver- 
theidigt;  ebenso  wird  Lehm  in  ßeiiehung  auf  V-  72 — 75  bekämpft.  Ba- 
ron leibst  glaubt,  rlas^  diese  Verse  nach  V,  tJ?  einzuschalten  seien,  welche« 
Rasultat  mit  dem  Kibbecks  zufällig  msammen trifft  (8.  13). 

V.  81} — 8R  w»*rden  ge^en  di»  TranspositiAn  Dftderleins  in  Schot» 
ftnommen.  ebenso  V.  21  K8  gegen  Ribtjecks  Versuch»  sie  dem  17.  Briefe 
xuiuwet»en:  S.  16^ 2(). 

Der  sehr  Rchleirht  ttherlieferte  Vera  91  Fotorta  Wbnll  madla  de 
aocte  Falerni  WH  '  "^  '  'uüten,  meiner  Oberteu gang  nach  mit  Unrecht:  V. 
99  war  an  sich  kindlich;  Oderunt   porreeta    negantr*m    pinula, 

«0  lang«  man  nin  •,  .,.»-,  ^MWuitstHoin  der  to^hnisch^n  B<*detitung  von  por- 
rigere  =  vertrinken,  jyporf/r^ii'  hatte,  vgl  C,  F»  Hermann  tu  Lucian, 
quomndn  lit^fnri  t  rnr.rrif.i  otw.ftcat  2G  8  ICtH  1.;  »'rst  «pÄter  glanhte 
Ui  n,  al«  sich  das  aus  porrect»  sn    »*ntneh- 

xii^  '  Vortrinkenden  d.  i,  die  Instigen  Z«r her, 

die  ium  Trinkrn  autg»'if'gt*in  Genoss^^n**  nicht  mehr  von  selbst  dem  Leser 
eriK'ttb.  Auch  ist  die  FOntstehnng  der  Interpolation  aus  d'im  andern  Vera« 
apist.  I,  14,  34:  yueui  bibuluni  liquidi  media  de  luco  Falerni  sehr  ein- 
leuchtend. Ich  hliitlw  r1s*o  hAi  der  in  den  Epileg,  weitliutig  liegrÖndet<*n 

i^terlieferten  Verses, 
n  von    DOderlein,    Kock»  Lehn   fUr 


Verwerfung  de« 

S    22  wer 
die  Verse  89-t+o 

V.  96  f,     vv.:,l 
Khleobtcn»  von  Bcut.u . 
statt  num  bekämpft. 


Rlbh«^ck    als   echt   vertheidigt    und   dt# 
K«Kk  bevonugtcn  L^ssarton  ne  und  non 


7t2  Miscellen. 

V.  104  f.  werden  gegen  Bibbeck  in  Schutz  genommen. 

y.  107  wird  Yon  den  oeiden  Lesarten  et  and  nt  ersteres  rorgezogen . 
Die  Herausgeber  werden  wohl  immer  auseinandergehen. 

y.  111  wird  die  Lesart  Sed  satis  est  orare  Jovem  quae  donat  et 
aufert  anc^egiiffen.  Ich  glaube  wiederum,  dass  man  nicht  allzu  pedan- 
tisch zergiiedern  darf.  Allerdings  wäre  es  ein  Unsinn  zu  sagen:  Des, 
Juppiter,  mihi  quae  aufers.  Aber  so  sagt  auch  Horaz  nicht,  sondern : 
Es  genügt  Juppiter  um  das  zu  bitten,  was  von  seiner  Willkür  ab- 
hängig ist,  was  er  gibt  und  nimmt  geben  und  nehmen  kann.  Qoae 
ist  für  den  SchreibersUndpunkt  lectio  difficilior,  gerade  wie  vorher  ut  gegen- 
Über  von  et;  siehe  die  Belegstellen  in  den  £pilegomena.  Hinsichtlich  der 
yerwerfung  von  ponit  statt  donat  theilt  der  yerf.  meinen  Standpunkt. 

Die  von  Bibbeck  ausgeworfenen  Verse  104—112  werden  geschützt 
und  deren  Einfügung  in  epist.  16  missbilligt.  Schließlich  wird  der  Ge- 
dankengang des  ganzen  so  viel  und  unnöthig  angefochtenen,  in  der 
That  das si sehen  Briefes  dargelegt. 

Zu  bedauern  bleiben  die  vielen  Druckfehler,  welche  den  Genuss 
des  an  sich  guten  lateinischen  Stils  des  yerf.  beeinträchtigen. 

44.  Über  die  achtundzwanzigste  Ode  im  I.  Buche  des  Horaz, 
von  Dr.  F.  Adam,  Director.  Programm  des  Gymnasiums  zu  Patsch- 
kau, 1881.  17  S.  4. 
Zu  den  vielen  Erklärungen  der  Archytasode  erhalten  wir  hier 
eine  neue.  Sie  »ist  weder  ein  Dialog,  noch  ein  Monoloe,  sondern  Horaz 
selbst  spricht  vom  Anfange  bis  zum  Ende  allein  und  ohne  sich  als 
Todten  zu  fingieren.  Er  verfolgt  hier,  wie  auch  sonst  oft  die  Tendenz, 
sein  heimatliches  Apulierland  zu  verherrlichen.  Einen  bequemen  An- 
lass  hiezu  bot  ihm  die  Localsage,  nach  welcher  der  als  Staatsmann 
Tarents  und  pythagoreischer  Phüosoph  hochberühmte  Archytas  am  ma- 
tinischen  Gestade  umgekommen  und  nicht  einmal  einer  Bestattung  theil- 
haftig  geworden  war.  Den  Wunsch,  diesen  Ort  hochzuhalten,  kleidet  er 
in  Form  der  Aufforderung:  „Erweist  dem  dort  [seit  330  Jahren]  unbe- 
gxabenen  Archjtas  die  letzte  Ehre'*!*'  Man  kann  zunächst  die  sprach- 
liche Möglichkeit  der  ei|;enthümlichen  Auffassung  von  munera  te  cohi- 
bent  zugeben,  wonach  die  Worte  bedeuten,  Archytas  sei  unbegraben  — 
ebensogut  und  wahrscheinlicher  wird  aber  dadurch  die  Kleinheit  des 
Grabes  oder  der  Urne  im  y ergleich  zu  den  himmelumfassenden  Ideen 
des  yerstorbenen  bezeichnet:  aUein  was  sollen  denn  die  Worte  besagen 
Me  quoque...  lUyricis  Notus  obruit  undis?  Der  yerf.  sagt,  wiederum 
im  Widerspruch  mit  der  sonst  geläufigen  Auslegung,  sie  bedeuten,  Ho- 
raz sei  beinahe  im  Schiffbruch  umgekommen.  Aber  wozu  denn  über- 
haupt dieser  Gedanke?  Er  scheint  ja  bloß  störend  und  überflüssig.  Wenn 
sichs  von  Anfang  bis  zu  Ende  um  Bestattung  des  unbegrabenen  —  ich 
wiederhole  seit  330  Jahren  unbegrabenen  —  Archytas  handelt,  wozu 
mitten  drin,  an  der  auffallendsten  Stelle  diese  wertlose  Notiz,  dass  auch 
Horaz  beinahe  im  Schiffbruch  umgekommen  sei?  Ja  die  Stelle  wird 
vollends  unbegreiflich,  wenn,  wie  der  yerf.  annimmt,  Archytas  selbst 
nicht  einmal  im  Schiffbruch  umgekommen,  sondern  vielmehr  in  einer 
Schlacht  geeen  die  Japygier  gefallen  und  aus  Barbarei  von  denselben 
unbestattet  liegen  gelassen  worden  war.  Mir  kommt  die  ganze  neue  Auf- 
fassung als  ein  aronov  vor:  wie  kann  man  sich  vorstellen,  dass  Horaz 
am  matinischen  Ufer,  wenige  Stunden  vor  yenusia,  zu  seiner  Zeit  die 
seit  mehr  als  300  Jahre  bleichenden,  unbegrabenen  Gebeine  eines  der 
pößten  Männer  Unteritaliens  liegend  denkt,  offenbar  an  einem  bestimmten 
Platze,  auf  den  er  vorüberfahrende  Schiffer  aufmerksam  macht?  Warum 
ist  er  nicht  selbst  an  Ort  und  Stelle  gegangen,  um  dem  hochberühmten, 
wirklich  edlen  Manne  diese  einfachste  Nächstenpflicht  zu  erweisen  und 
drei  Hände  voll  Erde  auf  seine  Gebeine  zu  werfen,  damit   der  unselige 


BCuoeUeo. 


7M 


Qmi  des  barbarisch  Behandelten  eodlich  Buhe  finde?  Und  ipi.  ]i||p 
darin  für  eine  Verhtjrrlicbuug  seiner  Heimat»  wenn  die  Laut«  als  so 
roh  und  inhuman  vorausgeaetit  werden  mnssten!  Oder  will  man  etwa 
aniiohnion,  Jass  den  Leuten  die  dann  aDgeDommene  Tradition  betreib 
der  unbcja^rabencn  <iebeine  nicht  bekannt  gewesen  sei?  Auch  die  neu 
aufgestellte,  aber  nicht  durch  Parailelstellen  erhärtete  Bedeutung  von 
cohibcre  bleibt  denn  doch  bedenklich  *j  j  ebenso  wenig  billige  ich  die 
neue  Auffassung  von  obrait,  sofern  der  Ausdruck  ja  belHoraz  als  Ana- 
logie und  unmittelbare  Fortsetzung  von  entschiedenen  wirklichen  Sterbe- 
J3Ulen,  keineswegs  fon  glücklich  flberstandenen  Todesgefahren,  aufge- 
stellt  ist.  Nachdem  ich  alles  noch  einmal  reiflich  erwogen  hal»e,  bleibe  ich 
bei  der  in  den  Epilegomena  I,  S.  95  t.  ausgefOlirten  DeutiiDj^i;  und  auch 
bei  dem  dort  ausgeaprochenen  Wunsche,  dass  sich  die  verehrten  Herren 
Mitforscber  doch  lieber  andere  Themen  für  ihre  Programme  auswikblen 
BiJ^hten,  als  gerade   diese  schon   hundertmal   besprodiene   Arcbytasode« 

Um  Übrigens  nicht  unbillig  zu  seiu,  muss  ich  anfögen,  das»  die 
Überhaupt  mit  rieter  und  grOndhcher  Gelehrsamkeit  verfasitc  Abbattd- 
lung  menrere  sehr  dankenswerte  Beiträge  snr  Erki&rung  di^r  Ode  bringt: 
m  8. 3  übermunera  ^  letzter  Liebcsdienat;  ferner  S.  12  f.  überdaü  Leben 
des  Archjta*;  8.  13  f.  über  die  pjthagoreiichen  ßegrifle  und 
AuAdrOcke  in  unserer  Ode*  Zu  non  aurdidus  auctor  wijd  T^yrglicheo 
Herod,  IV,  95  ebenfalls  ron  Pythagora»  der  Ausdruck  oiJjf  ö  no**^tv^atii- 
roi  tso^.tiTtf}i  und  Verg.  Aen.  XI,  339:  non  futiim  auctor.  2u  V.  15 
wird  durch  Belegstellen  geieigt,  dass  man  „nati-  ■=  -que**  nicht  mit 
Ph)'sik  und  Ethik  interpretieren  darf.  S:?ehr  Ix^a  r  ersch'^int  uns 

die  Erklärung  von  V,  20;  nullum  »aeva  caput  1..^  , ^-iia  tugit  =  re- 
fugit,  mit  Bt^iriehung  von  Lncan.  Phars.  II,  75:  Mors  ipsa  refugit  4a»?pe 
virum;  uomit  wäre  nicht  Hjpallage,  «andern  die  viel  gewöhnlichere  En- 
allago  vorliegend. 

Zur  Stütie  der  von  mir  in  den  Epileg.  adoptierten  Auffassung, 
wornach  der  Geist  de«  Uoraz  soansagen  neben  seinem  unbestrtttet^n 
Leichnam  redend  gedacht  wird,  will  ich  darauf  hinweisen,  dass  i^erade 
im  Pytbagoriiimus  eine  Tendern  tum  Ge«pen»terglauben  tag.  wie  be- 
aonderü  ein  Blick  auf  den  Neupythagonsmus  und  auf  die  rSagon  von 
Pythagora»  und  En      '   '  '  '  rt ;  und  wenn  mir  auch  aus  der  Zeit  de» 

Augustus  Bpecielt  rgeschichte  bekannt  ist,   so  finden  wir 

ciui«  ^  I  Imj    lö^h  t>.  ,  i  M.,.i  ..^...rj  Yor  des  Horai  Zeit  lallt  ohne 

Zw»  ifindung  e,  welche  den  Buplagua,  einen 

in  it    W\    1  ^^    .    ^    . ..    jjn    Reitergeneral    des    Königs 

-^on  mirabiL  c.  3  aus  dem  Peripatetiker  An- 
_M  1  i  räch  gleichfalls  nach  seinem    Tod*^    7n    df*n 

Wiö  <?s  hier    von    Horaz    gegenüber    dem    vorbe- 
t'ht:  nur  dass  jenes  mit  der  PfÄtention  eine«  hi 

harmloee  poetische  Fiction  sich  darstellt.  Auch  tiüdon 
wir  Äum  J,  659  der  Stadt  »-ine  Uep^x^nstergeschichte  aus 

ViBti  lie   offenbar   in    Roü       "      '         Mianhcn   fand:    man 

Ml  eine   onj^eheure   M  i   mit   bleichen   <-ie- 

•'^^'  't'^ ' MtiwaitM.  m,    .^iiniifli   ist  die  Erzählung 

I  Menscbengest&lten  in  weifien  Kleidern 

,..„.„....:.., .... .; ..„; iicn.  Die  Geistererscheioang  aus  der  Ge- 

fchichte  des  Brutus  ist  bekannt 


')  Um  ein«  bisher  nicht  beigetogene  Parallele  2u   erwähnen,   er- 
innere ich  an  das  vierte  Sdpionenepttaphiam  C.  J»  L*  i,  34: 
MiirnA(Qi)  8a{nenUa(m)  multasque  virtutes 
AeUt«  qQom  parva  posidet  hoc  saisum 
d«  h.  umseblieOt  Avtatt  Stein. 


784  Miscellen. 

45.  Josef  Steiner,  Über  Ziel,  Auswahl  und  Einrichtung  der  Ho- 
razlectüre.  Programm  des  Mariahilf  er  Communal-  und  Obergym- 
nasiams.  Wien  1881.  22  SS.  4. 

Dieses  Programm  gehört  zwar  eigentlich  in  den  Ressort  des  pä- 
dagogischen Referenten,  ich  will  aber  hier  kurz  bemerken,  dass  mir  der 
yoreeschlagene  Plan  ffir  die  Horazlectüre  anf  dem  Gymnasium  sehr  ein- 
leuchtet. Es  wird  nämlich  vorgeschlagen,  die  Carmina  in  folgender  Ord- 
nung zu  lesen: 

1.  solche,  welche  sich  auf  den  Preis  des  Dichterglücks  beziehen, 

2.  ».  „  „  «  „  „  der  Natur 

3.  „  „  „  „  „  „  des  Frühlings  , 

4.  „  «  „  „  ,  „  des  Au|fenblicks  „ 

5.  „  n  „  „  n  n  des  Gleichmuths,  des  gleich- 

bleibenden maßvollen  Sinnes, 

6.  „  n  n      „      „        „      der  Freundschaft, 

7.  „  „  „      „      „        „      der  Liebe, 

(hiefür  bloß  c.  III,  9);  darauf  kämen  moralische,  dann  religiöse,  end- 
lich politische  Lieder. 

An  die  in  solcher  Einrichtung  abgeschlossene  Leetüre  der  ausge- 
wählten Lieder  würde  sich  die  aus  den  Satiren  und  Episteln  getroffene 
Auswahl  reihen  und  zwar  serm.  1,1,  6,  9;  II,  2,  6;  epist.  I,  1,  2,  6,  7, 
10,  11,  16;  n,  2,  3.  Einzelne  Satiren  und  Episteln  werden  sich  übrigens 
sehr  passend  auch  nach  gewissen  Liedern  einschieben  lassen,  z.  ß. 
serm.  i,  1  nach  c.  II,  16;  serm.  II,  2  nach  c.  I,  31,  epist.  I,  10  etwa 
nach  c.  II,  2  und  epist.  I,  11  nach  c.  I,  7.  Wenn  sich  die  Leetüre  da- 
gegen der  übei  lieferten  Reihenfolge  anschließt,  so  stoßt  der  Schüler 
schon  beim  zweiten  Gedichte  auf  ein  politisches  Lied,  was  gewiss  un- 
pädagogisch genannt  werden  muss. 

Prag.  0.   Keller, 

46.  Eindelmann  Thomas,  Der  philosophische  Gehalt  des  My- 
thus in  Piatons  Phaedrus,  dargelegt  mit  Bücksicht  auf 
seine  Seelenlehre.  Programm  des  k.  k.  Staatsgymnasiums  in 
Kremsier.  1881.  33  SS.  8». 

Die  Mythen  bei  Plato  sind  schon  oft  in  Zeit-  und  Gelegenheits- 
schriften behandelt  worden.  In  neuester  Zeit  veröfTentlichte  u.  A.  Ziwaa 
in  diesen  Blättern  einen  Autsatz  über  deu  ägyptischen  Mythus  in  Pia- 
tons Phaedrus  und  seine  Consequenzen  (Jahrg.  1878,  Bd.  29,  S.  241 
— 52,  recensiert  von  Schanz  in  Bursians  Jahresbericht  von  1879,  S.  233)  und 
in  einem  Gymnasialprogramm  von  Nürnberg  (1877)  erörterte  Westermayer 
den  Mythus  in  Piatons  Protagoras  (ebenfalls  von  Schanz  in  demselben 
Jahresberichte  recensiert).  Einen  weiteren  Beitrag  liefert  nun  das  vorliegende 
Programm.  Nach  einer  kurzen  Einleitung,  die  sich  in  allgemeinen 
Sätzen  über  die  Mytüen  in  einzelnen  Piaton.  Dialogen  ergeht,  schreitet 
der  Verf.  zur  Übersetzung  der  cc.  25—29  jpcl.  im  Phaedrus,  welche 
die  gedachte  Allegorie  enthalten.  Bei  der  Übersetzung  der  erwähnten 
Capitel  hat  Verf.  Prantls  deutschen  Phaedrus  stark  benutzt,  wovon  er 
sonderbarer  Weise  keine  Erwähnung  macht.  Die  Arbeit  zerfällt  in  zwei 
Hauptabschnitte.  Und  zwar  wird  zuvörderst  das  Wesen  der  Seele  darge- 
legt, sodann  das  Verhältnis  der  Seele  zu  den  Objecten  der  Aussenwelt 
entwickelt.  Im  ersten  Theil  beschäftigt  sich  der  Verf.  mit  nachstehenden 
Fraeen  und  Sätzen:  I.  Was  ist  die  Seele  bei  Plato?  II.  Ist  die  Seele 
in  dem  Mythus  im  Phaedrus  einfach  oder  zusammengesetzt?  III.  Wie 
sind  die  drei  Seelen  (nämlich:  vovs,  S^v/^iog  und  ini&v/tiia)  beschafifen? 
IV.  Sind  diese  drei  verschiedenen  Seelen  principe  in  unserem  Mythus  ala 
drei  verschiedene  Thätiekeiten  einer  Seele  aufzufassen  oder  als  drei  von 
einander  ganz  verschiedene  wirkliche  Wesenheiten  (darunter  sind  etdti. 


MiflceUen. 


7t8 


yivti  uiiJ  u{gtj  tu  ver&teh«u)?  V,  Wo  ht  d<*r  Sitz  Oieaer  <ln>i  Seele u 
nach  dem  Scelenbilde  im  Pbaedrus?  VL  Ob  unter  solchen  Umstän>1en 
(sio  9iml  fon  einander  getreiiut)  eine  Einheit  des  Seelealebeiia  mögJtch 
•ei?  VIJ,  Unsterblichkeit  der  Seele.  VUI.  Freiheit  der  Seele,  IX.  Vom 
Chanikter  der  Seelen.  X.  Zahl  der  Seelen, 

Was  den  zweiten  Tbeil  dt>r  Arbeit  anlanj^t:  Die  D&reteUnag  dm 
VefhÄltnisseÄ  der  Seele  2U  den  übjectcn  der  Außenwelt,  so  sucht  der  Verf. 
suerst  die  Frage  zu  beantwurtiMi,  wie  sich  die  Seelen  zu  den  Ideen  ver- 
balten; weiter  bespricht  er  die  Ideenlebre  bei  Flato,  gebt  dann  inr  Er- 
örteruu|^  der  Brziehun<^en  der  Seelen  zu  den  Dingten  der  Sinnen  weit  tt  her, 
imhti  er  die  SionendiDi^e  nach  Plaio  definiert,  und  behandelt  ansführüch 
ia$  Tbci*e:  ^Wa«;  ut  von  der  Vermnigung  der  Seele  mit  dem  Leibe  zu 
'«iDerp  innli-^Ji  vr  r Ttniti^ui'  lenkenden  C^ov  zu  hiilten  und  wie  ist  in  dem 
Iffii  >ng  zwischen  dem  Leib  and  der  Seele  zü  er* 

klar'  4  dieser  Partien  diücntiert  fiLindelm&nn  noch 

die  Fmgirn,  wie  die  Setit^tum  Winsen  von  den  Ideon  getankt,  wie  wahres 
WisB«n  das  irdische  tugend-  und  uutugendhafte  Leben  deroeele  bedingt, 
ßpricbt  hierauf  noch  Ton  der  Wiedtrrrergeltuog  nach  dem  Tad*i  und  be- 
Ächlicßt  mit  der  J^eelenwanderung,  dem  Thier-  und  Pflanzenlebeii  seinen 
Aufeiatz.  Kesultat:  Im  Mythus  des  Fla  ton.  Phaedrus  ist  die  giiuze  Psy- 
chologie  des  Philosophen  gleichsam  \n  nnce  enthalten. 

lieierent  hat  aus  der  Leetüre    \orhegender  Arbeit   die    Obenen- 

gnng  gewonnen»  das^  der  Verf.  in  wohldurchdachter  Weise  »»ein  Thema  an- 

\.uri..  nn.3    « n r,  K f .,, )( fte j    d'w  Abhandlupg    repräsentiert   eine    lusammen- 

ri  log.  Ge<Janken,  wo  ein  Kin^  in  den  andern  besten« 

^        .  i:    I  stoweniger  habe  ich  es  unterlassen,  di«5  Beantwortung 

einzelner  Fragen  nach    des    Verf.    Auseinandersetzungen    xu   skizzieren, 

well  ich  den  Lebern  diest^r  Blatt^jr  damit  nichts   Neues  gebot*- n   hütte. 

Der  Phaedrus  und  die  anderen  echt  Piaton.  Schriftm   wie:  Symposion, 

FrotügorasT  Timaeus,   die   Republik«    Phaedoo    geben    uns    ebenso    Auf* 

i^ielLlnss  Über  die  Toni  Verf,  berührten  Fragen,  wie  der  Verf.  selbst,  der  ja 

BMlketitheiU  —  allerdings  in  geordneter  Weise  —  nur  eine  Übersetzung 

aer  bezflglicb<fn  Piaton.  Stellen  in  seinen  Erörterungen  liefert.  Anderer* 

seits  ist  der  Gegenstand»  den  der  Verf.   behandelt,    wie   schon  ob^w    be* 

merkt,  kein  neuer,  und    wer   nicht   gerade    den    Plato   selbst    zuziehen 

will,  der  findet  seine  Rechnung   auch    in    den    philosuphischen    Werken 

der  deutschen  Gelehrten,  wie  Zellers,  Rittern,  Brandts  u.  A.,  von  denen 

der  Verf.    biispieUweise  Zetlers   auch  nicht  mit  einem  Worte  erwähnte. 

Eger  Heinrich  Li^wner. 


47.  J,  Tfesohlavy:  0  skuteCüych  i  doiBjielycü  üeshodäcb  v 
prvnim  /.pevu  Vergiliovy  Aeüeidy  (Ober  wirklicUo  and  vermeint- 
liche Widersprüche  im  ersten  Gesänge  von  Vergils  Aeneis)-  Programm 
des  k*  k.  aksüi  Gymnasiums  in  Prag  IS8L 

Der  Verfasser  bespricht  besonders  in  Anschliiss  an  die  trefflichen 
Bemerkungen  Weiduers  und  Kvidalas  alle  die  Stellen  des  ersten  G<'san|?es 
der  Aencis,  an  welchen  die  Intorpreten  Widersprüche  mit  anderen  Stellen 
oder  der  ganzen  Anlage  der  Dichtuntr  wabnunehnien  glaubten.  Die  An- 
sichten der  alten  and  neueren  Kr"  ideu  kurz  augefUhrt  und  in 
klarer  and  Qberzeugender  Wciso  r.  Neue,  noch  nicht  bemerkte 
WidenprQciie«  bat  der  Vert  zwar  m^ni,  cnideckt;  doch  brin^^^t  die  Ab- 
handlung abgei»cbcQ  davMOi  das^  das  ailte,  zer:)treutt*  Material  in  ihr  ge- 
lammelt  ist,  wenigstens  so  viel  Neues,  doüs  bei  Besprecbtii  ^  "in/elner 
SUUen  neue  Belege  aus  der  Dichtung  selbst  für  die  an;:  Mei- 
nung ansreföhrt  werden.  So  hat  z.  B*  der  Verf.  bei  ls<  .  '■■^  der 
zweotlos  an  Dldo  richtig  auf  V.  450  Ü.  ver wiese«  ; 
atü  diesi  L  herfor,  dasa  auch  die  am  Tempel  der  Juno 
attgebracbten  iiüdi^i:   vou   der   freundlichen   Gesinnung    Didos   und   der 


7C6  Mi8C«llen. 

T^er  zu  den  Trojanern  zengten,  wenn  Aeneas  aus  dem  Anblick  dieser 
Büder  Hoffnung  auf  eine  r&nsti^e  Aufnahme  schöpfen  konnte.  Wie  an- 
statthaft  Aeneas  noch  im  V.  872  die  als  eine  tyrische  Jungfrau  verklei* 
dete  Venus  anredet,  dafür  wird  richtig  auch  V.  375  angeführt  (nos 
Troia  antiqua,  si  vestras  forte  per  auris  Troiae  nomen  iit;  vestras  as 
tuas  et  ceterorum  Tyriorum),  welcher  beweist,  dass  Aeneas  an  dieser 
JStelle  Venus  nicht  für  eine  Göttin,  sondern  ihrer  Behauptung  gemaA 
für  ein  tyrisches  M&dchen  hält.  Mit  richtigem  Gefühl  werden  auch  dis 
V.  450—493  beschriebenen  Bilder  am  Tempel  der  Juno,  wegen  ihres  Ton 
Sympathie  für  die  Feinde  der  Juno,  die  Troianer,  zeugenden  Be- 
schaffenheit entgegen  den .  entschuldigenden  Bemerkungen  Ladewigs  nnd 
Weidners  für  gans  unstatthaft  erklärt  Statt  deyenere  im  V.  365  (in 
der  Erzählung  der  Venus  über  die  Einwanderung  der  Tyrier)  möchte 
man,  meint  der  Verf.,  doch  lieber  devenimus  wünschen  und  es  scheint 
wirklich,  dass  bei  diesen  Worten  Venus  aus  ihrer  Rolle  fällt  und  yer* 
gisst,  dass  sie  sich  dem  Aeneas  gegenüber  für  ein  tyrisches,  also  auch 
eingewandertes  Mädchen  ausgibt;  und  in  der  That  binn  man  bei  diesem 
devenere  nicht  den  für  conveniunt  (V.  361),  corripiunt  onerantque  (V. 
363}  angeführten  Entschuldigungsgrund  gelten  lassen.  Bei  den  in  den 
Versen  361  und  363  geschilderten  Vorgängen  konnte  sich  ein  tyrisches 
Mädchen  nicht  betheiligen ;  im  V.  365  dagegen  spricht  sie  so,  aJs  ob  sie 
nicht  einmal  an  der  Einwanderung  der  Tyrier  theilgenommen  hätte. 

Für  die  sonst  sehr  klar,  verständig  und  anziehend  geschriebene 
Abhandlung  möchte  man  nur  eine  bessere  Anordnung  der  biraprochenen 
Stellen  wünschen;  denn  die  angewandte  Anordnung  ist  eine  derartige, 
dass  man  umsonst  ein  Princip  sucht,  welches  dabei  befolgt  wurde. 

48.  A.  Viravsky:  0  metafofe  u  Homera  a  ApoUonia  Bhod- 
skäho.  (über  die  Metapher  bei  Homer  und  ApoUonios  von  Rhodos). 
Programm  des  Obergymnasiums  in  Taus.  1879.  1880. 

Die  Abhandlung  enthält  eine  sorgfältige  und  reichhaltige  Satnm- 
hing  der  bei  Homer  und  ApoUonios  von  Rhodos  vorkommenden  Meta- 
phern und  Person ificationen.  Die  aufgezählten  Beispiele  sind  nach  Ka- 
tegorien geordnet  und,  wo  eine  Erklärung  der  tropischen  Ausdrucksweise 
nöthig  war,  auch  richtie  erklärt.  Der  Verf.  hätte  sich  jedoch  nicht  mit 
einer  bloßen  systeroatiscnen  Aufzählung  und  Erklärung  der  betreffenden 
Stellen  begnügen  sollen ;  ein  kurzes  Resum^  am  Schlüsse  der  Abhandlung, 
aus  welchem  aer  Leser  entnehmen  könnte,  in  wie  weit  ApoUonios  sein  Vor- 
bild auch  in  dieser  Hinsicht  nachgeahmt  oder  einen  anderen  Weg  ein- 
feschlagen  hat,  hätte  nicht  nur  der  Abhandlung  das  Gepräge  einer 
loßen  Sammlung  von  Gitaten  benommen,  sondern  auch  zu  interessanten 
Resultaten  geführt.  Der  Verf.  hat  wohl  eine  solche  Parallele  bei 
einigen  Absätzen  der  Abhandlung  aufgestellt;  doch  werden  solche  Be- 
merkungen nicht  selten  vermisst  und  auch  die  gegebenen  lassen,  da  sie  eben 
hie  und  da  zerstreut  sind,  eine  klare  Gesammtvorstellung  von  den  Eigen- 
thümlichkeiten  beider  Dichter  bezüglich  ihrer  bildlichen  Sprache  b<Bim 
Leser  nicht  aufkommen. 

Hie  und  da  kommen  kleinere  Druckfehler,  besonders  im  griechi- 
schen Texte,  vor. 

49.  E.  Cumpfe:  Srovoänf  Euripidova  dramatu  „Iphigenie  v 
Aulide*'  s  dramatem  Baciuovym  »Iphigänie  en  Aulide''. 
(Vereleichung  der  Euripideischen  Iphigenie  in  Aulis  mit  dem 
gleicnnamigen  Drama  Racines).  Programm  des  Communal-Real- 
gymnasiums  in  Neu-Bydiov.  1880. 

Der  Verf.  zieht  in  gedrängter  Kürze  eine  Parallele  zwischen  den 
beiden  genannten    Tragödien,  indem  er  sowohl  die  Anlage  der  Dramoi» 


7«7 

.  auch  di«  CbArAicteristik  der  auftretenden  Personen  beurtheilt.  Der 
h%  der  Meinxmg  ->  und  ReferüDt  pflichtet  ihm  daLrio  bei  — ,  dass 
die  von  Racine  vorgenommenen  Änderungen,  besonders  die  Aufonbm« 
der  Person  der  Eriphyle  und  die  dadnrch  bedingte  Abäaderiing  des 
Seblu8866  nicht  sa  Unnsteii  des  fnuuösifl^ben  Dichters  sprechen^  Über* 
baupt  wird  da«  Enripideiscbe  Drama  böber  gestellt  und  in  ae^tbatiscber 
Hinsiebt  gerecht  beurtbeiit;  dagegen  sind  die  Mängel  der  Ipbig^nie  Ton 
Eacine  eingebender  dargelegt  worden,  aU  es  i,  B,  in  Patins  Wkanntem 
Werke  geschieht.  Doch  eoheint  der  Verf.  dieeeSf  so  wie  Philipp  Majers 
ähnliohet  Werk  ziicbt  gekannt  m  haben;  der  Vollständigkeit  wegen 
sollten  jedoch  neben  der  älteren  Literatur  auch  die  neueren  Forschun- 
gen auf  diesem  Gebiete  berücksichtigt  werben. 

Die  in  der  Abhandlung  zerstreuten  Obersetzungsproben  lassen  in 
metriacher  Hinsicht  manches  zu  wünschen  übrig. 

öO.  E.  Cumpfe:  Aristofanes  jaka    kritik  Euripidüv  v  2ab&cb. 

(Ariitophanes  als  Kritiker  des  Eurinides  in   den  Fröschen).    Progr. 

des  Communal-I&^algjmnasianis  in  Neu-Bydio?.  1881. 
Der  Verf.  bespricht  Aristophanea'  Ansichten  über  die  dramatische 
Kunst  des  Euripides.  Neues  konnte  der  Verf.  bei  diesem  oft  bebandel- 
ten Thema  nicht  beibringen;  doch  bat  er  bei  Beurtheilung  d^r  drama- 
tischen Fehler  des  Enripides,  $owie  der  Kritik  des  Aristophanes  das 
richtige  Maß  eingehalten.  Auffaltend  ist  es,  dass  sich  der  Verfasser  bei 
Besprechung  dieser  Frage  nur  auf  die  , Frösche'*  beschränkte  tind  die 
in  anderen  Komödien  zcjstreuten  Äußerungen  des  Aristophanes  Über 
Euripides  nicht  berücksichtigte.  Dadurch  üätte  die  Abhandlung  aif 
Vollständigkeit  gewonnen.  Abgesehen  davon  ist  jedoch  die  Darstellung 
erschöpfend  und  correct. 

51.  Ladislaus  Brtnicky:  Z  lyriky  reckö.   Ze  Sofakleova  Filo- 

kleta.  (Aus  der  griechischen  Lyrik,    Aus  Sophokles*    Philoktetes  v. 
1—^90).  Programm  des  Ober-Real  gymnasioms  in  Pilsen.  1881, 

Das  Programm  enthält  OberseUungsproben  aoügewiblter  Frag- 
mente des  Alkaios  und  des  Anfanges  des  Bonhokleischen  Philokletes. 
Nach  dem  im  Böhmischen  herrschenden  Braucne  werden  lyrische  Verse 
nach  der  Silben quanti tat,  die  .iambischen  Trimeter  dagegen  nach  dem 
Wortaccent  gemessen.  Die  Übersetzung  ist  metrisch  und  sprachlich 
correct,  die  der  Fragmente  des  Alkaios  tbeilweise  aoch  elegant^  So- 
phokles* Verse  sind  jäoch  meist  zu  wörtlich  übersettti  wodufch  die  tjbcr- 
Setzung  an  vielen  Stellen  schwerfullig  und  ungelenk  wurde.  Der  tlber- 
setzer^  dessen  große  Begabung  nicht  zu  leugnen  ist,  wird  sich  bei  kümf- 
tigifu  Versuchen  mehr  einer  Meieren,  aber  angetwungenen  Übei««ttiui^, 
wenn  auch  auf  Kosten  der  wörtlichen  Wiedergabe  des  Origioala,  be« 
Beißen  müssen.  Der  Übersetgun||  der  Fragmente  dts  Alkaios  geht  eine 
kurte  Lebenabeacbreibuug  des  Dichtera  und  Beuxtbeilung  seiner  Dich- 
tungsart  voran. 

52.  Fr.  Visnik:  ükizka  pfekladu  Sofokleova  Oidipa  na  Ko- 
lonu  (1 — 509).  (Übersetiungsprobe  aus  Soplioklaa'  Oedipus  auf 
Kolonos  V.  1—509).  Programm  dea  k*  k.  b^hm.  Obergymnasiuroa  in 
ßrüDQ.  1B60, 

Josef  KoDdittskV:  Pfeklad  Edipa  na  Kolonu  t.  1—509.  (Ülwr- 
aetsaag  dal  Uidipus  auf  Kolonos  t.  l—öfB).    Programm  des  k«  k. 
Obergymnadoms  in  Königgr&tz. 
Die  Dltersetiung  Vilnaks   hat   sowohl   binsicbtlicli   der  Orrect- 

beil,  all  auch  der  metrischen  Gestaltung  der  Vene  einige  Fekler;  anß^r 


728  Miscelleiu 

(l«m  ließ  sich  der  Übersetzer  zu  sehr  darch  den  Wortlaut  des  Originals 
beeinflussen.  Besonders  wird  öfters  in  dieser  Übersetzung  in  den  Tri- 
metern  gegen  den  richtigen  Wortaccent  gesündigt;  in  den  lyrischeii 
Partien  Kommen  auch  einige  Verstöße  geeen  die  Richtigkeit  des  Metrums 
vor.  Von  diesen  Mängeln  hält  sich  die  Übersetzung  KonöinsH's  frei  und 
zeichnet  sich  überdies  durch  Anmuth  und  Leichtigkeit  aus.  Es  ist  jedoch 
befremdend,  dass  ihr  der  Text  Schneidewins  vom  Jahre  1854  zugrunde 
liegt;  die  Berücksichtigung  neuerer  kritischer  und  exegetischer  For- 
schungen wäre  für  die  Übersetzung  gewiss  förderlich  gewesen. 
Prag.  J.  Kral. 

53.  La  soci^tö  fraQ9ai8e  au  dix-septieme  siecle  d'  apr^s  les 
comödies  de  Meliere  par  Placid  Genelin.  Progr.  der  Staat«- 
oberrealschule  in  Triest.  51  SS.  gr.  8". 
In  klarer  und  lebendiger,  zum  großen  Theile  glänzender  Dar- 
steUung  führt  der  Verfasser  nach  Molieres  Comödien  ein  Culturbild 
vor,  ebenso  vollständig  als  wahr,  ebenso  farbenprächtig  als  anziehend. 
Nach  Molieres  eigenem  Geständnisse  war  es  des  Dichters  Absicht,  durch 
den  Geist  seiner  Lustspiele  die  Menschen  zu  bessern,  zu  bessern  durch 
die  scenische  Darstellung  ihrer  Fehler  und  Gebrechen.  Er  traf  das  so 
gut,  dass  man  von  jeher  annahm,  Moli^re  habe  für  seine  hervorragendsten 
Charaktere  und  für  seine  ständigen  Lustspieltypen  die  Vorbilder  aus 
dem  Leben  der  Wirklichkeit  entnommen.  Aber  nicht  Meliere  allein  ist 
als  Quelle  für  die  vorliegende,  gründliche  und  in  all  ihren  Theilen  reich 
i^it  Belegen  ausgestattete  Arbeit  benützt  worden:  der  Verf.  schöpfte 
auch  aus  zeitgenössischen  Tagebüchern  und  Sittenromanen  und  vor- 
zugsweise aus  den  Historiettes  von  Tallemant  des  Röaux,  aus  dem  Grand 
Cyrus  der  Mademoiselle  de  Scuddry  und  den  einschlägigen  Theilen  der 
Memoiren  St.-Simons.  Er  schildert  zuerst  den  König  Ludwig  den  Vier- 
zehnten, diesen  Abgott  feiger  Höflinge  und  wohlfeiler  Frauen,  in  seinen 
flänzenden  Eigenschaften  und  in  der  Verderbtheit  seiner  Seele.  Dieser 
uppiter  des  Moli^rc,  dessen  Aufstehen  und  dessen  Schlafengehen  als 
^roße,  festlich  zu  begehende  Ereignisse  bei  Hofe  galten,  war  scheinbar 
der  übermächtige  Herr  des  Dichters,  der  ihm  eine  Reihe  komischer  Bal- 
lete  schrieb,  und  doch  erreichte  auch  ihn  die  Zuchtruthe  der  Molidre- 
schen Satire.  An  des  Königs  Seite  bewegt  sich  ein  glänzender  leicht- 
lebiger, vergnügungssüchtiger  Adel,  der  einzig  bestrebt  ist,  es  dahin 
zu  bringen,  dass  die  strahlende  Sonne  des  Leu  vre  ihn  mild  be- 
leuchte. Das  Ansehen  der  Aristokratie  schwindet  mit  ihrer  Macht  und 
iltrem  Reichthum  dahin,  alles  muss  erlöschen,  damit  der  eine  Stern 
desto  flammender  aufgehe.  Die  Großen  des  Landes  sind  klein  geworden: 
man  bcgnägt  sich  mit  einschmeichelnden  Umgangsformen,  mit  den  eitlen 
Künsten  der  Galanterie  und  der  Höflichkeit,  man  hat  vollauf  zu  thun, 
um  nicht  lächerlich  zu  werden,  und,  ist  man  es  geworden,  so  täuscht  man 
sich  fröhlich  hinweg  über  die  Tiefe  des  Falles.  On  aime  mieux  6tre  ca- 
ricatur^  que  de  ne  pas  6tre  remarqu^.  Das  Urbild  dieser  armseligen 
Höflinge  ist  der  Marquis  Moliäre's ;  sein  abschreckendster  Typus  ist  Don 
Juan,  der  feine  Mann  ohne  sittlichen  Halt,  ohne  die  Fähigkeit,  edle 
menschliche  Gefühle  zu  hegen,  der  Manu  ohne  Herz  und  ohne  Gott.  Die 
höheren  Kreise  der  Bürgerschaft  schließen  sicli  mit  Eifer  der  Hofsphäre 
an,  nur  nicht  mit  der  Feinheit  der  Bildung,  die  dort  herrscht  una  dem 
Tact  und  Geschmack,  welchen  man  dort  huldigt.  Denn  bei  Hofe  steht 
die  schöne  Literatur  in  hoher  Achtung  und  die  Kritik  ihrer  Erzeugnisse 
auf  keiner  niedrigen  Stufe.  Von  dorther  kommen  die  literarischen  Im- 
pulse, dort  ist  jedermann  mehr  oder  weniger  Poet,  Literat,  Schöngeist. 
Aber  alles  ohne  Ernst,  ohne  Tiefe:  mau  tanzt  dabei,  macht  Musik,  be- 
sucht das  Theater,  glänzt  im  Salon,  fährt  und  reitet  aus,  schwärmt  für 
das  Landleben,  ladet  sich  zu  Gaste,  hält  Pferde  und  Hunde  und   sieht 


Miscellen.  720 

den  Sport  für  eine  Wissenschaft  an  und  das  Duell  für  ein  ehrendes  Ver- 
gnügen. Dabei  ein  Aufwand,  der  alle  Mittel  verschlingt,  fürstlicher  Haas- 
rath  und  eine  Kleiderpracht,  die  zugleich  bedauert  und  belacht  werden 
darf.  Die  niedrige  Bürgerschaft  und  das  Volk  leitet  Ton  diesen  Vorbil- 
dern in  den  hohen  Regionen  die  schrankenlose  Berechtigung  zur  Be- 
friedigung der  Genusssucht  ab  und  versinkt  in  Entsittlichung  und  Zu- 
gellosigkeit.  Alles  wird  verkäuflich :  Ehre,  Gewissen,  Tugend  und  Becht 
Wahre  Frömmigkeit  und  reine  Sitte  ist  selten;  Heuchelei  und  Bigotterie 
beherrschen  die  späten  Jahre  der  Lebewelt  Don  Juan  vrird  in  vorj^e- 
rückterem  Alter  zum  Tartüffe.  Auf  die  Sünde  folgt  die  ohnmächtige 
9eue,  die  Verschwendungssucht  verkehrt  sich  in  Geiz  und  Habgier. 
Einen  großen  Einfluss  auf  die  gesellschaftlichen  Verhältnisse  ^winnen 
die  Frauen:  voll  sprühenden  Geistes,  voll  lebendiger  Phantasie  leiten 
sie  die  Conversation  der  feinen  Welt  und  wirken  mächtig  auf  die  Lite- 
ratur ihrer  Zeit.  Die  Emancipation  greift  um  sich,  das  Familienleben 
zersetzt  sich;  das  Mädchen  hat  keinen  Geliebten,  die  Frau  keinen  Mann, 
aber  alle  haben  „Freunde".  Die  achtbaren  precieuses  der  ersten  Zeit  wer- 
den bald  zu  Zerrbildern;  es  tauchen  allwärts  die  femmes  savantes  auf 
mit  ihrer  Anmaßung  und  Hohlheit,  mit  tausend  Füttern  und  Thor- 
heiten,  affectiert  in  Sprache  und  Empfindung,  widerwärtig  in  ihrer  Er- 
scheinung und  ihren  Gesten.  Die  Sorgen  des  Hauswesens  sind  für  diese 
Blaustrümpfe  zu  niedrig,  die  stillen  Freuden  der  Familie  dünken  sie  ge- 
mein; lächerliche  Versereien  und  stümperhafte  Stilübungen  füllen  ihre 
Zeit  aus,  —  So  schildert  uns  Dr.  Genelin  in  sehr  anschaulicher  Weise 
die  socialen  Zustände  in  Paris  zur  Zeit  des  „großen"  Königs.  Es  ist  ein 
Sittenbild  voll  dramatischen  Lebens  und  innerer  Wahrheit  und  eine 
wissenschaftliche  Leistung,  der  aufrichtiges  Lob  gebürt. 

Komotau.  Dr.  Ambros  Mayr. 

54.  Zweck  und  Methode  des  altsprachlichen  Unterrichtes  am 
Gymnasium.  Von  Dr.  Franz  Süss.  (Im  Jahresberichte  des  n.-ö. 
Landes-  Real-  und  Obergymnasiunis  und  der  Oberrealschule  in  St. 
Polten.  1Ö81).  44  SS.  8». 
Im  ersten  Theile  (S.  3—18)  versucht  der  Verfasser  zunächst  die 
Bildung  überhaupt  und  die  allgemeine  Bildung  im  besondem  zu  defi- 
nieren (wir  sagen  „versucht**;  denn  dass  diese  Definition  gelungen  sei, 
können  wir  nicht  behaupten);  sodann  beantwortet  er  die  Frage  nach 
der  Nothwendigkeit  und  Nützlichkeit  des  Studiums  der  altclasoischen 
Sprachen  in  einer  Weise,  die  dem  Ref.  nicht  eanz  die  richtige  zu  sein 
scheint;  denn  mag  auch  der  vom  Verf.  angegeoene  Zweck  des  altsprach- 
lichen Unterrichtes  theoretisch  richtig  sein,  praktisch  profitiert  unsere 
studierende  Jugend  gerade  in  dieser  Beziehung  am  wenigsten,  sondern 
die  Hauptvortheile  liegen  nach  den  anderen  Richtungen  hin,  gegen  welch« 
eben  der  Verf.  sich  ausspricht.  —  Von  seiner  Auffassung  der  allge- 
meinen Bildung  aus  ergibt  sich  dem  Verf.  auch  die  Beantwortung  der 
Frage,  inwieweit  Latein  und  Griechisch  am  Gymnasium  zu  lehren  sei. 
Damit  das  Studium  nicht  bloß  Wissen  gebe,  sondern  auch  Handeln  be- 
wirke, welches  auf  Wissen  beruhe  und  duraus  hervorgehe,  müsse  vor 
allem  Verständnis  angestrebt  werden,  Verständnis  aber  hänge  von  den 
Vocabeln  und  der  Grammatik  ab.  Das  Gymnasium  müsse  also  auf  diese 
Punkte  hinarbeiten  und  könne  denjenigen  Schüler  als  reif,  d.  h.  seiner 
Führung  nicht  mehr  bedürftig  erklären,  welchem  «He  sprachliche  Seite 
der  Autoren  keine  Schwierigkeiten  von  Belang  bereite.  Letztere  Auffas- 
sung scheint  uns  doch  etwas  einseitig. 

Während  dieser  erste  Theil  den  Ref.  sowohl,  wie  schon  angedeutet, 
in  sachlicher  als  auch,  besonders  wegen  öfters  mangelnder  Knappheit, 
Klarheit  und  Präcision,  in  formeller  Beziehung  weniger  ansprach, 
hat  der  folgende  zweite  Theil,  in  welchem  über  die  Methodik    des  alt- 


780  Miscellen. 

sprachlichen  Unterichtes  gehandelt  wird  (S.  19 — 44),  dessen  Interesse  in 
hohem  Grade  erregt  In  diesem  Theile  wird  zonächst  der  Vorgang  ffa 
den  Beginn  des  lateinischen  Unterrichtes  dargelegt,  nachdem  auch  »a- 
dere  Methoden,  wie  die  Interlinear-  nrid  Lateralversion,  besonders  am- 
führlich  die  Methode  von  Perthes  besprochen  sind.  Der  vom  Verf.  dar- 
gelegte Vorgang  verdient  alle  Beachtimg,  besonders  die  Punkte  ftber 
die  aasdrückliche  Anleitung  der  Schüler  zur  Vocabeleinprägung,  über 
die  Zosammenstellung  der  vocabeln  nach  Gruppen  bei  Wiederholungen, 
tkber  Art  und  Grad  der  häuslichen  Vorbereitung  der  Schüler,  über  das 
Schreiben  auf  der  Tafel  usw.  Gegen  manche  Punkte  freilich  lassen  äeh 
Einwendungen  erheben.  So  ziehen  dem  dreisilbigen  Paradigma  salnto 
'S.  26)  die  Schulgrammatiken  mit  Recht  ein  zweisilbiges  vor;  so  wer- 
len  die  Leseübungen,  welche  der  Verf.  als  nutzlos  bezeichnet  (S.  25), 
von  andern,  z.  B.  Franz  Baoer  (Praktische  Anleitung  zur  Verbindung 
des  lateinischen  und  deutschen  grammatischen  Elementarunterrichtes) 
aJs  sehr  ersprießlich,  ja  geradezu  nothwendig  bezeichnet  (unsere  Erfah- 
rung zwingt  uns,  letzterem  mit  Entschiedenheit  beizustimmen) ;  so  kön- 
nen wir  dem  ungemein  ausgedehnten  Nachschreiben  in  der  Schule  und 
Aufschreiben  zu  Hause  (S.  32  f.)  durchaus  nicht  beistimmen,  nicht  blo5 
aus  dem  äußerlichen  Grunde,  weil  so  die  Schüler  mit  Schreibaufgaben 
überbürdet  werden,  sondern  noch  mehr  aus  dem  innerlichen  Grunde,  weil 
so,  wenigstens  nach  unserer  Erfahrung,  das  Resultat  schlechter  ist,  als 
wenn  in  der  Schule  mündlich  unter  möglichst  gesteigerter  Mitbeschäf- 
tigung der  Schüler  alles  gründlich  durcngenommen  wird,  wobei  dann 
freilich  „zuweilen**  (0.  E.  §.  24,  1)  das  Aufschreiben  dieser  Übersetzung 
als  Hausarbeit  verlangt  werden  kann.  —  Hierauf  bricht  der  Verf.  eine 
Lanze  für  das  Lateinsprechen.  nOhne  Lateinsprechen  kein  Lateinscbrei- 
ben,  ohne  Lateinschreiben  kein  Lateinlesen"  heißt  seine  Devise.  Auf  der 
ersten  Stufe  sollen  die  lateinischen  Sätze  behufs  Übertragung  ins  Deutsche 
umgebildet  werden ;  auf  der  zweiten  Stufe  sollen  lateinische  Stellen  aus- 
wendig gelernt  und  vorgetragen  werden;  drittens  solle  der  Lehrer 
langsam  m  guter  Betonung  und  scharfer  Markierung,  anfangs  in  ganz 
einnchem  Satzbau,  ein  zusammenhängendes  Stück  vorenählen;  dann 
erst  solle  bei  der  Leetüre  ans  wirkliche  Lateinsprecheu  herangetreten 
werden,  indem  man  den  Inhalt  des  Gelesenen  lateinisch  erzählen  lasse. 
Mit  dem  letzten  Punkte  können  wir  uns  in  unserer  dem  Lateinsprechen 
völlig  feindlich  gesinnten  und  schon  dem  Lateinschreiben  abgeneigten 
Zeit  nicht  befreunden,  wohl  aber  mit  den  drei  Vorstufen.  —  Hiernaeh 
werden  Mittel  angegeben,  wie  die  Leetüre  der  Classiker  beschleunigt 
werden  könne.  Das  erste  Mittel  sei  die  Goncentration  des  Unterrichte^ 
speeiell  dass  die  schriftlichen  Arbeiten  sich  an  die  Leetüre  anschließen. 
Zweitens  sei  alles  fernzuhalten,  was  weder  für  das  Verständnis  der  ge- 
rade behandelten  Stelle  unumgänglich  noth wendig  sei  noch  für  die  Zu- 
kunft das  Lesen  fördere  und  beschleunige  (hiebei  gute  Bemerkungen 
über  cursorische,  statarische  und  Privatlectüre).  Drittens  müsse  alles, 
was  übersetzt  werde,  treu  und  geschmackvoll  übersetzt  werden ;  aber  man 
lasse  nicht  alles  übersetzen,  was  gelesen  werde.  —  So  im  lateüiisohent 
so  im  allgemeinen  auch  im  griechischen  Unterrichte,  nur  dass  bei  leti- 
terem  in  den  untern  (blassen  insofern  Änderungen  eintreten,  als  die 
Schüler  bereits  eine  verwandte  Sprache  kennen  gelernt  und  größere  Gei- 
stesreife erlangt  haben. 

Villach.  J.  Rappold. 


Erste  AbtheiluDg. 

Abhandlungen- 


Zu  VergilAem  1,393  ff, 

Aspiee  bis  senos  Jaetantis  a^ine  cjcdos, 
At*tberia  qiioa  lapsa  plaga  lovU  ales  apetto 
turbabat  caelo;  nunc  terras  ordine  longfo 
aut  cüpere  aut  captas  iam  despectare  videntttr: 
ut  r«duceft  illi  Ixidont  Htrtdentibns  aÜB 
*?t  coetu  ciiixi^re  polum  cantasqae  dMere, 
liaud  aliter  puiipesque  tuae  puue^que  tuorum 
aut  portütn  tenet  aut  pleno  subit  ostia  velo. 

^Sich,  ein  Vogelzeichen,  das  ich  dir  deaten  wilL  Zwölf  Schwäne 
scheuchte  vorhin ,  während  wir  spracbeo «  unter  dem  weiten  Himmel 
ein  Adler  dnrch-  und  auseinander ,  genau  wie  die  zw6lf  SchifiTe,  die 
du  noch  vermissest,  der  Sturm  in  Unordnung  über  die  MeeresflÄche 
dahinriss.  Der  Adler  hat  von  der  Verfolgung  der  Schwäne  abge- 
lassen ,  —  der  Sturm  hat  sich  gelegt.  Schwilne  wie  Schiffe  suchen 
sich  zu  vereinigen  und  streben  nach  einem  Sammelpunkte  hin.  Froh- 
gestimmt «ach  überstandener  Gefahr  fliegen  die  Insassen  der  Schiffe 
dem  Lande,  die  Vrigel  der  Erde  zu,  nicht  in  einem  dichten  Klumpen, 
sondern  in  der  langen,  unregelmaGigen  Zickzacklinie,  in  welche  die 
Gefahr  f»ie  aufgelöst  hat  (ordine  longo  8115  ^  agmine  393),  Beide, 
Schiffe  wie  Schwäne,  gewinnen  dr.her  den  Sammelplatz  nicht  alle 
auf  einmal.  Die  Schwan»)  —  du  kannst  es  sehen  —  nehmeu  theils 
soeben  Platz  {terras  capere  mdentur),  tlieils  sind  sie  noch  im  Fluge 
begriffen  und  beAngetn  von  oben  herab  die  von  ihren  Ge- 
ftfarteu  eingenommenen  Platze,  sie  sich  mr  Richtung  nehmend 
{captüs  dc^pcctare  ridffitur).  Die  schon  unten  sind,  schlagen  mit 
ihren  Flngeln,  dass  es  nur  schwirrt  {ludunt  stridentibus  aÜB):  die 
später  kommenden  und  daher  noch  oben  befindlichen  —  sie  fliegen 
von  allen  Seiten  dem  Sammelplätze  zu  und  erscheinen  daher  nahezu 
wie  ein  Kreis  am  flimmel  (eoeiu  einxere  polum  'sie  haben  im 
Zusammenftuge  den  Himmel  umringt^)  — antworten  mit 
Jaheltönr^n  {mntu$  dederf\,  Gorade  ao  hat  ein  Theil  deiner  Schiffe 
den  Hafen  schon  gewonnen,  der  Rest  nähert  »ich  mit  voll-  ''u, 

von  der  hoben  See  ans  die  schon  im  Hafen  liegenden  Fahr  h 

zum  Zic^lpunkte  nehmend.  Signale  werden  getauscht,  und  um  bO 
flreadigereij  Jauchzen  gibt  dem  Jubel  Ausdruck,  je  geringer  die 
Zwischenräume  twischen  den  noch  In  See  befindlichen  d^mBAl^\i 


732  Zu  Aen.  II,  442  ff.  Von  E.  Eidder, 

coDcentrisch  zueilenden  Schiffen  werden ,  und  je  mehr  sich  diese  im 
Herankommen  zu  einem  Bogen  zusammenschließen.^ 

Diese  Erklärung,  die  es  weder  nöthig  hat,  ein  vozeQOv  tt^o- 
TßQOv  ZU  statuieren ,  noch  irgend  einen  Buchstaben  der  Vulgata  zu 
ändern,  hätte  Kappes,  der  mit  Becht  an  dem  meistbeglaubig^n 
Texte  festhält,  ohne  Zweifel  auch  gefunden,  hätte  er  weniger  außer- 
acht  gelassen,  dass  es  sich  in  dem  Vergleiche  um  kein  normales 
Niedersteigen  von  Schwänen  handelt.  —  Zu  der  gegebenen  Para- 
phiase ,  die  hoffentlick  nach  keiner  Seite  hin  die  Stelle  unerschöpft 
lässt,  sei  nur  noch  die  Bemerkung  gefügt,  dass  V.  398  aut  coetu 
cinxere  polum  allerdings  deutlicher  gewesen  wäre ,  als  e  ^  cinxere^ 
dass  aber  hier,  wo  der  relative  Theil  des  Vergleiches  im  Begriffe  ist, 
dem  demonstrativen  als  eine  in  sich  geschlossene  Einheit  gegenüber- 
zutreten ,  die  Zusammenfassung  der  beiden  Parteien  der  Schwäne  zu 
einer  Summe  wesentlicher  war  als  ihre  Auseinanderhaltung  durch 
eine  Disjunctivpai'tikel ,  wie  etwa  im  V.  396.  Die  Schwäne  sind 
reduces^  „geborgen",  als  ganzes,  darauf  kommt  es  an,  reduces  wie 
die  Gesammtheit  der  socii  390,  wenn  auch  von  diesen  noch  welche 
außer  dem  Hafen  sich  befinden.  Der  Eemgedauke  des  schönen  Ver- 
gleiches lässt  sich  so  geben:  Ut  reduces  sunt  cycni  illi,  et  qui  ludunt 
alis,  et  qui  polum  cinxere,  ita  et  socii  tui  reduces  sunt  (390);  aut 
portum  tenent  aut  subeunt  ostia. 


ZuAen.  II,  442ff. 

Haereut  parietibus  Bcalae,  postisque  sub  ipsos 
Ditontur  gradibus  clipeosque  ad  tela  sinistris 
protecti  obiciunt,  prensant  fastigia  dextris. 

^Sie  klettern  auf  den  Leitersprossen  empor  bis  hai*t  unter  die 
—  Thürpfeiler?'  Das  kann  es  wohl  uicht  heißen,  obwohl  man 
dies  am  ehesten  unter  der  Vocabel  postes  sucht.  Oder  wenn  es  dies 
ist,  dann  können  füglich  mit  den  gradus  nicht  die  Sprossen  der  an 
die  Wände  angelegten  Leitern ,  sondern  müssen  wohl  die  Stufen  der 
Haustreppe  verstanden  werden.  Dann  aber  ist  die  Schilderung  des 
Sturmes  auf  das  Dach  unkünstlerisch  und  unangenehm  unterbrochen 
durch  die  Abschweifung  zu  dem  Kampfe  um  die  Hausthür ,  der  doch 
erst  469  ff.  detailliert  ist.  Das  ist  wohl  nicht  zu  glauben ,  sondern 
jene  Worte  sind  das  zweite  von  den  vier  Gliedern ,  in  welche  die 
Schilderung  der  Bemühung  der  Danaer,  des  Königspalastes  von  oben 
Herr  zu  werden ,  zerlegt  ist.  'Leitern  sind  angelegt  an  die  Wände, 
diese  hinan  klimmt  griechisches  Kriegsvolk;  sie  halten  mit  der  Linken 
den  Schild  vor  und  suchen  mit  der  Rechten  das  Dach  zu  erfassen.* 
Dass  diese  vier  Gedanken  als  Momente  einer  und  derselben  Handlang 
zusammengehören,  hat  Kappes  ganz  wohl  gefühlt;  aber  die  Art, 
wie  er  das  unbequeme  poateß  zu  erklären  sucht,  ist  etwas  sonderbar, 
ich  will  nicht  sagen  sprachwidrig.  ^Fostis  sub  ipsos^^  merkt  er  an, 
^von  unten  hinauf  an  den  Thürpfosten.'  Und  dabei  gradibus  ?  Schwer 
vorstellbar ,  in  der  That.  Alle  die  Leitern ,  deren  doch  recht  viele  vx 
dfinken  sind ,  sollen  also  gerade  an  die  Thürpfosten  angelegt  sein? 


J5tt  Aen.  II,  479  «f.  Voö  E.  EkhUr. 


7$S 


Die  würdet)  ju  —  abgesehen  von  allem  undereu  —  die  Beieuner  der 
Thflr  (441,  469  ff.)  gewaltig  hindern.  Neio,  das  Wort  po  st  es  muss 
an  der  vorliegenden  Stelle  eine  ganz  gingul&re  Bedeutung  haben. 
*Bis  hart  unter  die  Dachpfosten  klimmen  die  Bedränger^,  diesen 
Sinn  fordert  die  Stelle  unabweisbar.  Diese  Dachbalkoo  werden  ru 
denken  sein  als  ein  wenig  nber  die  Wand  hervorstehend  und  an  den 
Enden ,  Boweit  sie  von  unten  sichtbar  Bind ,  vergoldet  \  es  sind  da? 
eben  die  auratae  trabes  448,  die  „hochsch webende  Zier  der  Ahnen *", 
die,  sowie  das  Hausdacb  sueceesive  eingerissen  wird  (Darilanidae 
ioia  domorum  culmina  convcUunt  445  f.),  auf  die  Be&tdrmei'  herab- 
gewäkt  werden  (449). 


ZttAen.  II,  479ff. 

lp»e  inter  ijrinios  correpta  dara  hipenni 
limina  perrtirnpit  postisqae  a  cardiiie  velUt 
aeralos;  iaroque  excisa  trab«  firma  caravit 
robora  et  ingentem  lato  dedit  ore  feaeatnua. 

Um  in  das  genaue  Verständnis  der  einzelnen  Momente  dieser 
Scene  einzudringen,  in  der  es  sich  darum  handelt,  ein  wohlver- 
rammdltea  und  wohlbewachtes  Thor  mit  möglichst  wenig  Zeitaufwand 
einzustoßen ,  wird  es  nicht  übertldssig  sein ,  sich  die  Bauart  eines 
solchen  Thoi-es  xu  vergegenwärtigen,  —  Wenn  auch  angenommen 
werden  kann,  dass  das  Thor  des  Priamuspalastes  von  Yergil  zwei- 
flägelig  gedacht  wurde,  so  genügte  es  schon,  einen  Flügel  einzu- 
rennen, nui  sich  Eintritt  zu  verschaffen.  Jeder  der  beiden  Flügel 
drehte  sicJ»  auf  Zapfen,  die  in  die  Ober-  und  Unterschwelle  einge* 
lassen  waren ^  eine  Construction  i  wie  man  sie  jetzt  noch  an  Thoren 
von  Scheunen,  Höfen  usw.  sieht.  Wenn  nun,  wie  als  gewiss  ange- 
nommen werden  darf,  die  ThorÜQgel  sich  nach  innen  öffneten ,  so 
waren  rechts  und  links  die  Randbalkeu  des  Thores,  die  die  Zapfen 
in  sich  trugen,  durch  die  Thflrpfostt^n  gedeckt,  und  die  Thurwaud 
•Hi^k  ich,  wenn  das  Haus  geschlossen  war.  glatt  an  die  Schwelle« 

Dt'i  _  it»s  Unternehmeuij  nun,  einen  der  ThorflOgel  seines  unteren 

Zajffens  zu  berauben,  hing  natürlich  davon  ab,  dass  es  gelang,  die 
Tbürfüllung  oder  den  Thöipfusten  derart  zu  beschldigen,  dass  die 
untere  Partie  des  den  Zapfen  in  sich  schließenden  Balkens  bloß- 
gelegt wurde.  Zu  diesem  Zwecke  miujste  zunichst  der  ThOrpfosten 
aus  dem  Schwelibalkenf  in  den  er  eiugelasseu  war,  gleichsam  heruus- 
g<M  nien,  damit  er  seinen  unteren  Halt  verliere.  Sodann  war 

tb  iig,  ein  Stück  des  Thürpfostens  durch  Beilhiebe,  die  iu 

einer  gewissen  H5he  Ober  dem  Boden  und  |»arallel  tu  diesem  gefQhrt 
wurden,  abzutrennen,  worauf  es  herausgenommen  worden  konnte. 
Doch  damit  war  es  noch  nicht  genug;  denn  gesetsi  solbst«  dass  man 
nun  ichon  den  Zapfen  in  der  Fuge  zwischen  Thttr  und  Schwelle 
blinken  sah,  so  ging  es  doch  nichl  an,  ein  so  starkes  Metalbtück 
mit  schräggefQhrten  Aithieben  entzwei  zu  hauen.  Ein  ganzes  Stück 
der  Thor,  die  untere  Ecke,  der  Sitz  dos  Zapfen.^,  ujusste  noch  ai;» 
dem  Zna&nimenhange  mit  dem  Ganzen  gelöst  werden»  um  dem  Thof - 


7S4    Znr  Exegese  Ton  Soph.  Philokt.  y.  144  ff.  Von  H.  Löwner. 

flügel  den  Halt  in  der  Schwelle  zu  rauben  und  ihn  durch  Schl&ge, 
die  nach  innen  gerichtet  waren,  nach  vorwärts  fallen  zu  machen  (49S). 

Die  hier  gekennzeichneten  Phasen  einer  ThorbestQrmnDg 
lassen  sich  nun  ohne  Schwierigkeit  in  den  Versen  Vergils  nach- 
weisen. 1.  Limina  perrumpit  ^  er  durchbricht  die  Schwelle  am  FoAe 
des  ThQrpfostens  bis  auf  den  Grund ,  2.  er  sucht  die  erzbeschlagene 
ThflrfQllung  von  der  Gegend  der  Angel  wegzureissen  (480)  dadurch, 
dass  er  trabem  excidü  (481);  als  ihm  dies  gelungen  {excisa  trabe), 
gelangt  er  endlich  3.  an  das  firmum  robur  der  Thür  und  macht  eine 
ingens  fenestra  lato  ore  hinein  (482). 

Diese,  wie  mir  scheint,  allein  richtige  Erklärung  ist  an  die 
Hand  gegeben  durch  Vergil  selbst ,  der  Aen.  VI,  552  ff.  dem  Thore 
des  Tartarus  columnae  (d.  h.  Säulen ,  welche  die  Stelle  von  Pfosten 
vertreten)  aus  blankem  Stahle  gibt,  ^vis  ut  nuUa  virümy  non  ipsi 
exdndere  ferro  caelicolae  valeant.^ 

Wien.  Edmund  Eichler. 


Zur  Exegese  von  Soph.  Philokt.  v.  144  t. 

NED.        vvv  ^/r,  fatos  ydg  ronov  iaxttriäg 
nQoatiiiv  i&^Xtig  ovriva  xetrcu, 
6(qxov  S^agatov '  onorav  6i  M^Xtf 
S^vog  o^Cxrii^  xtavd*  ix  fiildd-qtav 
TtQog  ifiriv  afel  X^^9^  Tipo/w^oJv 
neiQcS  To  nagov  d-egansveiv. 

So  lese  ich  die  angefahrte  Stelle  mit  Schneidewin-Nauck  (VU. 
Aufl.).  Gegenüber  der  früheren  mangelhaften  Interpunction  in  diesem 
anapaest.  Hypermetron,  wo  wir  bloß  nach  d-agacSv  einem  Kolon  begeg- 
neten—  ich  verweise  beispielhalber  u.  a.  auf  ältere  Auflagen  der  Aus- 
gabe von  Sehn.  N.  —  ist  es  nicht  zu  verwundern,  dass  Übersetzung 
und  Erklärung  obiger  Verse  manchen  gerechten  Wunsch  aufkommen 
ließen.  Durch  die  beiden  Kommata  nach  vvv  (tiiv  einerseits  ^)  und 
odizrjg  andererseits,  scheint  nicht  nur  jede  Schwierigkeit  bei  der 
Interpretation  des  Systems  überwunden:  es  ist  auch  ein  woblthuender 
Parallelismus  erzielt,  den  ich  durch  nachstehendes  Schema  zu  ver- 
anschaulichen mir  erlaube : 

A.  vvv  jLtkv  diqxov  &aQam' 

A|.     onÖTttV  ^k  (Ji6kij  Setvog  odirrig 

B.  fatog  yaQ  ronov  iaxtniag  ngoaiSilv  i&^Uig  ovtiva  xiirai 

Bf.    rmfd*  ix ficld&Qtov  nqog  ifJi7\v  a/el/ct^a  TiQoxtaq^  t6  tiuqov  S-€ga7riv€iv 

Es  fragt  sich  nun,  wem  Neoptolemos  die  in  diesem  Hyper- 
metron enthaltene  Ordre  ertheilt.  Unmöglich  können  wir  mit  Muff 
(S.  236  ff.  „Die  Ghorische  Technik  des  Sophokles^)  hier  an  den 
ganzen  aus  12  Mann  bestehenden  Chor  denken,  der  das  Innei*e  der 
gewiss  räumlich  beschränkten  Behausung  des  Philoktetes  betreten 
hätte.  Diesfalls  wäre  der  Begriff  ngoaiäeiv  nicht  klar  genug  gefasst. 

Wie  sollten  wir  uns  dann  das  rasche  Entweichen  aus  der 
Höhle  —  denn  darauf  lassen  sonder  Zweifel  die  Worte:  twvö*  Ix  fie- 

')  Wodurch  sich  natM\c\i  vich  das  Interpunctionszeichen  nach 
ßrfirat  erklärt. 


Zur  £xege9«  7on  8opb.  Pbilokt  y.  144  f.  ?oo  H,  Lömter.     1$!^ 

Itx^^oy ^^(^aftevEiv  schließen  —  m  erklären  habtn?   Be?or 

wir  diese  Frage  endgiltig  löseii,  halte  ich  es  für  angezeigt.  Einiges 
an  die  MufTsche  Theorie  an^nknöpfeD.  Es  ist  das  Verdienst  dieses 
Gelehrten  durch  seine  oben  citierte  ^Technik*  nicht  unwesentlich 
zum  Verständnis  des  antikea  Chores  speciell  bei  Sophokles  beige* 
tragen  su  haben«  Ganz  richtig  hat  er  auch  für  die  kommatische  Pa- 
rodos  im  Pbilokt.  (135 — 218)  die  Theorie  der  Hemichorienverthei- 
lung  durchgeführt,  so  zwar,  dass  wir  mit  Muff  ohne  welches  Bedenken 
Str.  a  135 — 143*)  dem  Koryphaios  zuweisen,  w&hreud  Antistr.  a 
150 — 158  der  Farastat  erhält.  Die  Consequenzen  aber,  die  M.  aus 
seiner  Theorie  in  diesem  Falle  zieht,  stehen  im  Widersprach  zu 
seinen  diesbezüglichen  Behauptungen»  Wenn  er  135— 144  dem  Kor. 
zutheijt,  so  gebärt  diesem  auch  die  Weisung,  die  das  System  ent- 
hält, folglich  hat  der  Koryph,  die  Höhle  zu  betreten  und  nicht,  wie 
Muff  p.  240  a.  a.  0.  zu  159—161  meint  der  ganze  Chor,  und  wenn 
wir  des  weitern  noch  den  Umstand  geltend  machen,  dass  die  Hdhle 
einen  doppelten  Ausgang  hatte  und  die  Angst  verratheuden  Worte 
des  Parastaten  (Antistr.  a  :  viv  Si  fioi  Xiy\  aiKag  notag  Bvaä^og 
vaUi  mt  Xiomv  tiv  iV«!.  to  yotQ  iLtni  ^ax^dv  ovx  aftoxaiQtm^  u  rj 
TtQoan  tatüv  ^i^  Xai>  i]  no&iv  ..,.,die  dieser  nach  dem  Re- 
citativ  T.  144  f.  an  Neoptol.  richtet,  würdigen,  so  liegt  die  Vermu- 
thung  nahe,  dass  auch  der  Parast.  Tielleicht  die  H6hle  betreten 
haben  mochte.  Das  (noth wendige)  V^erlassen  der  Höhle  für  eine  oder 
fftr  zwei  Personen  ist  doch  gewiss  rascher  bewerkstelligt,  als  weuu 
swdlf  Personen  diese  Aufgabe  zugefallen  w&re.  Zadom  geb«n  wir  zu 
bedenken,  ob  denn  die  ärmliche  Wohnst&tte  des  Poiassohnes,  die 
wir  uns  doch  schwerlich  geräumig  denken  können,  soviel  Mannen 
fassen  konnte.  Nur  unter  dieser  Voraussetzung  lAsst  sich  das 
vorliegende  Problem  in  befriedigender  Weise  lösen*  Die  Anhalts* 
ponkte  für  das  Erbringen  des  Beweises  unserer  Behauptung  gibt 
uns  das  Eypermetrou  salbst  an  die  Hand.  Das  Verb  n^mduv  ist 
in  diesem  Falle  einem  uajßaivuv  oder  ilaiq%io*Jm  gleich  zu  siellon» 
Sagt  ja  schon  der  Scholiast  zu  dieser  Stelle :  viy  fdv  ua^Xxhov  qqu 
raf  TO/to^,  während  die  Worte:   ra^rd'ix  fiika^qw¥   n^og  i^tjy 

aUl  x^i^^ aichts  anderes  besagen,  als  ,  rasch  dann  aus  der 

Höhle  heraus",  um  erforderlichenfalls  ira  Verein  mit  den  Übrigen 
Chorpersonen  dem  ro  tra^av  ifiQUHivup  gerecht  zu  worden. 

Ich  behaupte  demnach,  dass  die  obige  Weisung  dem  Kory- 
phaios  gebart,  der  entweder  allein  oder  mit  dem  Parastaten  gleich* 
aettig  die  Höhle  betritt,  während  inzwischen  der  äbrige  Chor  ge- 
wis9ermafien  als  Wachposten  in  der  unmittelbarsten  Nähe  der  Be- 
haunong  des  unglücklichen  Helden  Stellung  nimmt,  um,  sobald  es 
die  Umatände  erheischea,  dem  Koryphaios  eventuell  auch  dem  Pa- 
rast,  ein  Zeichen  zum  Verlassen  der  Höhle  zu  geben,  damit  diese 
sodann  gemeinschaftlich  mit  den  zehn  übrigen  Chorpersonen  ihrer 
Pflicht  nachkämen. 

Eger.  Heinrich  Löwner. 

'}  Unser  Hypermetfoo  Ist  iwischen  diese  beiden  Strophea  eltL^\A^. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


Sophoclis  tragoediae  rec.  et  ezpl.  Wunder,  Yol.  I  sect  II  continens 
Oedipam  Regem,  editio  v,  cur.  N.  Weckleiu,  Lipsiae  1880, 
Teubner. 

Wecklein  hat  die  alte  Wundersche  Ausgabe,  ohne  deren  Ein- 
richtung im  großen  und  ganzen  zu  ändern,  einer  sorgfältigen  and 
bis  auf  kleines  und  kleinstes  Detail  eingehenden  Revision  unterzogen, 
die,  auf  Einleitung,  Text  und  Gommentar  sich  erstreckend,  das  We- 
sentlichste von  dem,  was  seit  Wunder  för  Kritik  und  Erklärung  des 
Sophokles  geleistet  ist,  in  geschickter  Weise  verwertet  —  allerdings 
mit  Einer  nicht  unerheblichen  Ausnahme,  insofern  die  anerkannt  treff- 
lichen ^Beiträge  zur  Erkl.  u.  Kritik  des  Soph.'  von  Kviöala  (Bd.  lY, 
Wien  1869),  deren  Benfitzung  der  ersten  Hälfte  der  Tragödie  bis 
634  ff.  (=:  655  ff.)  sehr  zustatten  gekommen  wäre,  unbeachtet  ge* 
blieben  sind.  Desselben  Verfassers  ^Studien  zu  Euripides  mit  einem 
Anhang  Sophokleischer  Analekta*  (Wien  1879)  werden  zu  v.  618, 
stillschweigend  zu  990  und  1103  berücksichtigt. 

Eine  vollständige  Umarbeitung  hat  mit  Recht  die  Einleitnng 
Wunders  erfahren,  indem  au  Stelle  der  ^fabula  Oedipi,  qualis  ab  So- 
phocle  ad  scenam  composita  est'  die  viel  nutzlichere  Erörterung  über 
die  Gestaltungen  der  Oedipussage  in  der  griechischen  Literatur  ge- 
treten ist.  Mit  manchem  freilich,  was  dort  als  sicher  oder  wahr- 
scheinlich hingestellt  wird  (vgL  t,  B.  p.  7  Id  autem  perspicitor,  ab 
Homero  ignorari  liberos  ex  maire  Oe(^ipo  prognatos,  ibid.  Verum 
recte  oculos  excaecatos  Welckerus  Thebaidis  Oedipo  tribuisse  videtur 
—  und  die  Behandlung  der  Stelle  des  Athenaeus  XIII,  p.  603  A) 
können  wir  uns  nicht  einverstanden  erklären.  Mehr  äußerliche  Än- 
derungen, die  Wecklein  vorgenommen  hat,  betreffen  die  bei  ihrer 
Mühsamkeit  um  so  dankenswertere  Vertauschung  der  Citate  aus  Mat- 
thiae  und  Rost  mit  den  entsprechenden  aus  Krögers  Grammatik  und 
die  Verarbeitung  der  Excurse  und  der  bei  Wunder  von  dem  eigfent- 
lichen  Gommentartexte  getrennten  kritischen  Bemerkungen  in  den 
Commentar  selbst. 


^V.  Wecklein,  Sopboclig  tragoediae,  angez.  tod  K  SdntberL    7IT*' 

An  mehr  denn  50  Stellen  weicht  W^cklein  von  Wunders  Text 
ab,  an  beiläufig:  ebensoviekn  theilt  er  (oft  eigene)  Vermuthungen 
mit,  obne  dieselben  in  den  Text  zu  setzen.  In  der  Mehrzahl  der  F&lle 
ist  die  Abweichung  von  Wunder  zugleich  Abweichundf  fon  der  iTber*  . 
liefemn^,  während  etwa  16  mal  die  ?an  dem  älteren  Herau8)^eber 
verl&H»ene  Lesart  des  Laur.  restituiert  wird  und  zwar  überall  m  it 
Recht ')  bis  auf  350,  wo  Bruneies  Änderung  xori  yrot- statt  xai  ttöI, 
wie  das  nt<p€iya  des  folgenden  Verses  zeigt,  das  einzig  richtige  — 
471  (in  niTQaloQ  6  rar^o^  erncheint  die  di  recte  Bezeichnung  des 
flüchtigen  Mörders  durch  u  tavQOt;  zumal  noch  468  rov  adr^Xoy  ür* 
ÖQa  und  wegen  der  Worte  ^uX^oq  ii^A/^a  .  . .  djr(yvooq>i\^vit'  ^iar* 
ztla  unstatthaft)  —  644  (das  unmetrische  xm  iüt  zn  streichen)  — 
670  (es  ist  wohl  zu  achreiben  tavi-y  f  evno^nog  il  yi%*öio\ 

Die  von  Wunder  beibehaltene  Überlieferung  des  Lanr-  ändert 
Weckl.  mit  Hecht  an  folgenden  Stellen:  1^7  idvruK^M  st  avti- 
atit*y),  1^5  {tav  vor  niqqioqiov  eingesetzt),  506  {TolnOi;  st.  tov 
7t^(;),  522  {n'kox-iov  nt.  inXri^ov^),  715  {^dXcL^  %i.  ^liyag)^  865  f. 
i^^piov  fit.  dv^ttj»  und  iv^Etai  st.  ^Q^Biai),  1070  f.  {natqoQ  nt~ 
laa&äia  at.  n^ojcilaadtio  u  14H2  {rtv  lig  st.  oättg)  und  wohl 
auch  260  (yrav  st.  7rav€\  Laur.  pr* :  fravr*)»  669  {eakivoiüay  st, 
dXioi'aciy).  — ^Mitünrecht  dagegen  an  folgenden :  18  (U^^tS^  st. 
Ug^Q,  Laur.  UQsig)^  209  (rrcix/r^r  |  d(idi  st.  n€V^^  'tri  n\ui  dera- 
k'emaß  in  der  Strophe  fo  vor  Zsv  ^^ettlgt;  liinter  ayXaüiTri  ist  ein 
Wort  wie  vin^ii^t}  oder  dgl  ausgefallen),  378  (üv^x  st,  nvvB%\ 
•^iehe  Kvicala  a,  a,  0.  p.  120),  52Ö  (I;  ovjt  st,  %ov%  Kvicala  p.  132), 
849  {'/da'  dvaßäa  st,  tlam^aßaa),  869  (^loeracely  st,  x"^^"^'»*)» 
901  (yMi*  st,  yivoitX  1041  {^x^öm-  st  ^aiQ^iv),  1167  und  117,^ 
(tK^atrflB  st,  fy^drrjaag  und  dvtaca  st.  uvtatac)^  1208  {u6Qpi&* 
«t,  t^deu£v,  Laur.  y^d€tiaiv\  1256  (xoza  st.  xaxcr),  1296  (^^4iv 
9t.  ijpfji^^ii')*  1306  (Beseitigung  der  zweimaligen  AnadiplosisV 

Unter  den  von  Wecklein  empfoh Ionen,  aber  nicht  in  den  Text 
^tzt^n  Conjecturen  erscheint  auf  den  er8t»»n  Anblick  sehr  be- 
ehend  die  zu  825  f.  geäußerte:  tdv  ys  Aatov  ipaviJ  \  XQ^J' 
ü^iip  divLctUag  ogd'ov  (ähnlich,  aber  viel  gewaltsamer  Nauck:  tov 
y€  ^oSiov  (fayii  |  x  Q  f;  ^  f^  ^  v  dtKaUog  6(^6v,  oc  yB  ytdiov 
diilni, .)  stillt  inv  yB  y/atov  (fovov  \  q>av€l  Öiv^nuni;  oq&ov,  . 

bin  ich  überzeugt,    dass  durch  Ändoruug  eines  einzigen  Buch- 

•  der  Stelle  aufzuhelfen  ist,  nämlich  du  ich  die  Änd<^ning  von 
(fftfOP  tu  (foßov,  TgL  694  f,  ovie  ^aiof  to  rfeirriv,  «tqpa- 
(i€lto.  Allerdings  wäre  Jokastes  Trost  fttr  Oedipus  erst  dann  ein 
vollgültiger,  wenn  dieselbe  darthun  könnte,  dass  auch  in  dem  Falte 
wenn  der  Hirte  bei  seiner  früheren  Aussage  von  den  mehreren 
Bftobern  nicht  vttrblivbe,  Oedipus  keineswegs  der  M5rder  sein  k^nne: 

'j  V,  8  von  Wtt.  »theUcrt^  von  We.  wieder  einge«eUt,  48  ngoS^k^ 
;i/iiv%  Ä>^    -  'f.  216  «tiJ.  217  tiaroq,  321  f.  wkMl»r  d  r    »v  *  .  .^^ 

mgetbi»il  VVu.:    tnv    fym)^    907    fttx*U  MOl  ytiti  7 

^'^^yotrfit,   .„  ^,  ,,..,ir.*itat  ^vder  vielmehr  jf^fitTiii)^  von   Wu.  •:      ...     i, 
1447  »c. 


7f8    N.  Weekiein,  Sophoclis  tragoediae,  angez.  Ton  F.  Sdnubert, 

aber  mit  großer  psychologischer  Wahrheit  und  tief  tragischer 
Wirkung  lässt  der  Dichter  sie,  die  den  inzwischen  neu  hin- 
zugekommenen, detn  Oedipus  so  yerd&chtigen  Umstand  der  TQi' 
nXal  äfjux^iToi  (v.  702)  nicht  weiter  beachtet,  in  genau  den- 
selben Gedankengang  Terfallea,  wie  680  ff.  —  Zu  den  wirklich 
billigenswerten  von  Wecklein  aufgeftthi*ten  Conjecturen  dflrften 
jedoch  zu  zählen  sein:  ▼.  180  Naucks  axäv  naQaßcjiuov  st.  amäv 
TtaQcc  ßcifxioVj  692  Musgraves  aßazov  eig  st.  dg  aßecrov  (Porson 
praef.  Hecub.  XIX),  781  Döderleins  oxovg  st.  oxov,  1076  Wilamovitz' 
kXiTUomdiav  st.  EJUxwvidwv  (Laur.  ehxwviddwv),  1100  Beiskes 
fivfjfifjQ  CLTto  st.  f^vi^fxrjg  vno,  13dOM«inekes  OfioXexrjg  st.  Ofnoyevrjgf 
1367  erc  (in  untergeordneten  Hss.)  st.  ort,  1377  f.  Burges'  gegen- 
seitige YertauschungYonxcrilvi//orr'  undexQlipttT^  1494  Naucks  x^^cay 
i&ifiig)  oder  Stanleys  edei  st.  Iddv.  Vielleicht  sind  endlich  auch  die 
Verse  1390 — 1394  mit  Meineke  hinter  1381  zu  versetzen  (nicht 
mit  Enger  nach  1378  [wohin  sie  dem  Gedankenzusammenhange  nach 
allerdings  sehr  wohl  passen  würden],  da  offenbar  gerade  das  drei- 
malige aH*  in  1382,  1390,  1394  die  Verwirrung  kann  veranlasst 
haben  und  durch  Engers  Transposition  das  unschöne  Homoioteleuton 

—  iad'^  STL  in  zwei  unmittelbar  aufeinderfolgenden  Versen  entstünde) 

—  und  ist  na(;h  1411  der  Ausfall  eines  oder  mehrerer  Verse  anzu- 
nehmen. 

Heilungsbedärftig,  ohne  dass  jedoch  die  Vorschläge  bei  Weckl. 
besondere  Wahrscheinlichkeit  hätten,  sind  die  Stellen :  v.  193  re- 
Xei  yaQ  ein  vv^clq>f],  tovt  in  tjfxaQ eQX^^i-  (Arndt:  aei  st.  t6- 
Xei;  zu  erwähnen  war  Kviöalas  die  Conjectur  Bergks  TsXei  yaq'  si 
Ti  etc.  wesentlich  verbessender  Vorschlag  reXel  yaQ,  d,  to  (d.  i.  o) 
vi^  Q(py^  tom  In  fj^iag  i'Qxerai.  Aber  sollte  nicht  ßelei  st.  vilsi 
genügen  ?  'Wenn  die  Nacht  etwas  mit  ihrem  Geschoss  ver8chont\ 
d.  h.  dadurch,  dass  sie  das  Geschoss  gar  nicht,  oder  doch  wirkungs- 
los entsendet.  Zu  vergleichen  wäre  mit  dem  Ausdrucke  ßilei  ci(pi] 
Ai.  373  og  X€^i  (div  (tisd-ijxa  Tovg  dlaazogag.  Auch  wenn  hier 
mit  Nauck  x^Qolv  [Laur.  X£^(  fiev]  geleseu  wird,  dürfte  x^Q^^^ 
nicht  als  Genet.  gefasst  werden,  da  die  Gegner  des  Aias  ihm  nicht 
ex  manu,  sondern  bloß  manum  effugerant.  Zu  dem  Schema,  wodurch, 
wie  man  sich  auszudrücken  pflegt,  res  pro  rei  defectu  gesetzt  wird, 
vgl.  Ai.  674  deivtSy  x  avifia  TtvBVfiaxuv  ixoifiiae  aTevovra 
novtovy  znßilog  im  Sinne  von^Krankheitsgeschoss'  —  denn  das  wäre 
jenes  '(tödtliohe)  Geschoss  der  Nacht'  —  II.  11,  269  tog  d'  oV  ar 
wdlvovaav  i'xi]  ß^log  6§v  ywaiKa,  Theocrit.  27,  28  x^^^^o^  ß^' 
Xog  ElJUi&virjg),  355  (Brunck:  rj  \neiQ^  loywvy  vgl.  KvKfala  S. 
119),  621  f.  (Wockl.:  ÖQaaai  diTcaioi,  d'ovaroy  kxxQivag  ifxoi,  der 
Sinn  verlangt  statt  v.  622  etwa  fnij  y^g  anüaai  (x  iAX  dnoTtrU" 
yai  Xaßiiv)t  642  (Dindorfs^^£va$  scheint  wahre  Emendation;,  1195 
(Weckl:  lalifxiov;  probabler  ist  ohne  Zweifel  Burges*  lav  x^^^  st. 
iaxd(oy  Laur.),  1286  (Weckl.  xeXadei  st.  dianhaxai^  es  ist  aber 
vielleicht  einfach  nhavai  zu  schreiben;  1443  schlägt  Eviö. Stud.  zu 
Earip» 1 101  vor :  yvovg ttiv  naqog  orjv  veQipiVy  i]  a  elxsv  ndkat. 


N,  Wicklein,  Sophoclig  trigoediAa,  wge%,  ron  F.  Sdmbtrt»    IM 

ÄQ  Ttelen  Sielleti  bringt  WeckK  eigene  oder  fremde  Con- 
jectnren  bei»  wo  Bjrh  gegen  die  Überlieferung  gegrQodeto  Be- 
denken uicbt  orhebori:  159  (das  echt  griechische  Auakoluth  ist  nicht 
durch  aviofi*  st.  a^ißQot*  2U  rerd rängen  ;  die  Wiederholung  von  au* 
(i^ot  nach  dem  a^tfiQOze  des  vorhergehenden  Verses  ist  om  so  we- 
niger anstößig,  weil  Strophenabschnitt  dazwischen  tiegt)^  212  (am 
Gedanken  ist  nicht  zu  m&keln  und  der  Ausdrnck  rf^  vficii*  &'  vnt^- 
Qiidy  Wühl  ebenso  gut  möglich  wie  vocmg  in^txoiQt^acti  Xen.  Mem, 
1,  4,  13,  t(ii  htitti  emxavQovvTai:  ßesp,  Lao.  2,  7;  vgl.  auch  Fallo 
ans  dem  Lat.  wie  die  von  Naegelftbach  Stil  S,  334  erwähnten),  415 
(We.  ftiX<ß9  6t>  ki^tr^y)^  417  (Weckl  o^itov  or  st,  ov  dfmmci,  489 
(Wei  ^iififpofiiyiov  nv^i,  M^l^*^  ^*')'  I>4H(S€brTeidew. :  akl*  i'axofnv 
8t  Tra^a^fo/iev,  vgl.  jedoch  Kvii^&la  S.  134),  5ß4  lieimsöth  r  mg  i'x'^ 
I  cig  iyw,  siebe  KviOala  S  135),  683  (Heims,  d^p  toö*  dv  rXahjv, 
to  die  Cberl.  ist  richtig;  zu  «y  zXaim  ist  wohl  nicht  mit  Erfurdt 
tiDd  Wunder  atis  (imifvvi}*;  in  erguüz«?D  oqtiv,  sondf»rn  i^aarijg  TtjOtSe 
rfjg  yviüut^g  (pvvm  aus  dem  vot'hi?rgehe«den  Verse),  653  (We:  no- 
^eiofiai  st,  jioQiiüoiiat],  t><i3  (Härtung:  jfa^mg  Kai  y.aiaftßXv' 
v£tg  st.  fffjt^tiig  xai  Kataitiiki'vwvj^  6^6  (Härtung:  u  a  ivoaq't- 
Co^ay),    682  (We:  fiavnxrjg  bx^v  fiiQog  st,  ftavwintrjg  ixoy  liX' 

r^gSf  ^^^  genet.  ist  entweder  als  partitiver  zu  fassen  —  ohne  dass 
*  Bwegen    die   von    WeckK    beibehaltene    mechanische    ErklArang 

'  WnnderSt  das«  das  Simplex  geradezu  statt  des  Compositams  /tte- 
rix^^y  stehe,  zu  bilHgen  wJire  —  oder  aus  substantivischer  Gel- 
tang  des  Particips,  somit  als  objectiver,  zu  erklären,  vgU  o  r^xcuy 
aimov  und  Lobeck  zu  Ai.  360).  714  (We:  eVwi'  k'ßr^  st,  ijßr^g 
e/cuy),  737  (We;  oV  dt^ij^  /r<aro^  st.  oV  av^  dnv^Mg;  der  Sinn 
ist  'soweit  eben  bei  einem  Sciaven  von  Würdigkeit  oder  Ver- 
dienst die  Redü  sein  kann*  vgl,  1087  niatog  wq  vo^avg  dvr^q), 
753  (Heimsötli:  naquimtiv  st  staq  tnvt^r,  iy  diinwtng  und 
naq  omfi  können  recht  w<»hl  neben  einander  stehen,  da  jenes 
der  allgemeinere,  dieses  di'  !^?,  einen  Thoil  des  dalrrvov,  dan 

avpnoaioy,  heTAnc\\ni*ni\e  ..  ,    ist),   767  (Nauck:    HKua^ov- 

fUrog  st  ixfneiQoviuyog;  vgl.  Naucks  ebensowenig  berechtigte  Con- 
i^cinr  %€Hfta^tjUvop  St.  nai  ^ietgoi^avop  Ai,  5)^  813  (Blandes: 
ayog  st  nd&og),  832  (We,  scharfsinnig  aber  ftberflOssig  tov  Qy^d- 

l4^  st  Tfjv  f^öVi;!'),  1002    (We:  Iw  Ötom  st,  ir  Kaxmg  ut.  vgL 
Bellermann  z,  d.  St   Anhang;  w&ro  eine  Conjectur  noth wendig, 
!50  würde  sich  oj  /  !  Laur.  iv  v^at^lg]  um   besten  cmpfetileu, 

worin  ich,  wie  ich  .,'lich  sehe,  mit  Kock  [dymkmg  /i«]  zu- 

sammengetroffen bin).  lU6ü  (  We:  rj^t  st  aifQtnv).  1075  {  Vöfcker: 
üä  ^tfipa  st  ivfffjfta;  dieses  geht  txut  €v^axiiv  oder  ^v^frma^at 
in  der  Hedeutmtg ^atch  erwerben, Terschaffen' zurück;  vielleicht  liegt 
gar  «in  verstecktes  \Vort5spiel  —  vgl,  {r^r;uci  mit  f-gnmov  —  tu 
Bezug  auf  o  Kvkkdvag  dtdaaiür  =  'E^f*fig  vor)»  Uli  fWe:  i^^- 
mog  Bt.  viog),  lY Hl  (Wb:  yi't^  st  liitrv),  1252  (AVe:  fjQaGa 
ift^ßütt^y  (!)  ßliq^af^a  5tt,  inmQutv)^  1291  (We:  dfttr^Sa/^^fafor  st, 
ät^ovgiaiäv;  aber  es  kann  kein  Zweifel  sein,  dass  das  Wort  ^nicht 


740    N.  WecMein,  Sophoclis  tragoediae,  angez.  von  F.  ScMbert, 

wieder  gut  zu  machen'  eigenth  ^nicht  [schwer]  wieder  unter  gün- 
stigen Wind  zu  bringen'  bedeutet),  1343  IVt  st.  nonB,  Atheteso  ▼. 
1363,  1366  (We:  o^aipiov  al^i  ac  st.  a'ixov^ov  al/Aa),  1410  (We: 
^€ci;>'  oder  ^x  d-euiv  st.  ovrcug,  das  aber  gerade  dem  'nexos  senten- 
tiarum*  YortreiTlich  dient,  indem  es  nicht  ohne  Bitterkeit  aof  das 
ovTCjg  von  1408  zurückweist:  ^unter  so  bewandten  Umständen  also' 
—  d.  h.  trotzdem  dass  die  Antwort  des  Qottes  so  lautete. .),  1429 
(Arndt:  aiXrj  st.  mirj;  die  Stelle  verliert  alles  Befremdliche,  sobald 
man  ^m  e  i  n  Tisch  im  Sinne  von  ^der  ihnen  v  o  n  m  i  r  gebotene  Tisch' 
fasst  und  wegen  der  Zusammenstellung  von  x^Q^  ^^^  ^^^^  zovd* 
avdgog  sich  an  Stellen  erinnert,  wie  0.  B.  57  vavg  egrjitiog  ay- 
dgciv  fit)  ^vvoixovvvijv  eacci),  1449  (M.  Schmidt:  nQOvaiXrjOonf  st. 
TtQOv^ivr^aaVf  worin  die  höchst  treffliche  bittere  Ironie  nicht  hätte 
verkannt  werden  sollen,  die  an  die  ^eivia  des  Ares  Archil.  fr.  7, 
Soph.  El.  96  vgl.  Ant.  139  und  das  ^eivrjiov  des  Polyphem  Od.  9, 
370  erinnert),  1460  (WeiTOiaw'  oveidrj  Xafxßaywv  drlkri^ovS)^ 
1488  (Weckl.:  xomu)  'g)ilj]  ftov).  Auch  1103  f.,  wo  We  Conjec- 
turen  vorbringt,  macht  man  sich  wohl  nicht  einer  Erklärung  ä  tont 
prix  schuldig,  wenn  man  tov  Kii^atQwvog  t67COv  (allerdings  nicht 
mit  Wunder  als  Accus,  des  Zieles,  wohl  aber)  nach  Ai.  30  nrfiuhfta 
Tiedia^  845  tov  alnvp  ovqavov  dcfpQrjXaTuiVy  878  als  Accus,  des 
Raumes,  über  den  hin  die  Bewegung  sich  erstreckt,  innerhalb  dessen 
sie  stattfindet,  auffasst.  In  den  folgenden  Worten  (wofür  der  ein* 
fache  prosaische  Ausdruck  rjiLiog  . .  aUfjloig  STilrjatai^oiiUv,  6  fiir 
dijrXoiai  noif^moig,  iyio  d  kvi  oder  r^/nog  . .  6  fiiv  dinloiai  noi-^ 
/tivioig  ifiiol  [inXrjaia^ev],  iyu)  d^  evt  EnXrflidC^ov  avrtp  [rt^de 
tavögi]  zu  lauten  hätte),  scheint  mir  keinerlei  Schwierigkeit  zu 
liegen.  — 

Die  Stellen,  an  denen  Wecklein  Wunders  Text  ohne  wei- 
teres oder  mit  eingehenderer  Begründung  beibehält,  trotzdem 
dass  Änderung  geboten  waren,  zerfallen  naturgemäß  in  zwei 
Hauptkategorien,  je  nachdem  a)  die  von  Wunder  ohne  Noth  verlas- 
sene Überlieferung  nicht  wieder  in  ihre  Rechte  eingesetzt  oder  um- 
gekehrt b)  wahre  Emendationen,  die  seit  Wunder  gefunden  sind, 
nicht  aufgenommen  werden.  Zu  jener  ersteren  Olasse  rechne  ich  v. 
107  Tiva  st.  Tivag  (siehe  Kvi6ala  p.  84),  225  das  sprachlich  unmög- 
liche aiXrjg  x^Q^^  s^*  ^'JUi^  x^ovo^  (bloß  i^  ist  mit  Hermann  in  ^ 
'I  zu  verbessern),  289  deifxaTogTQ£(pu  st.  dei/narogy*  (Laurr*)  l';jf€t 
(das  Hyperbaton  des  logisch  zu  jiiigog  gehörigen  /  wird  durch  die 
enge  Zusammengehörigkeit  der  beiden  Begriffe  entschuldigt,  indem 
dei/noTog  /nigog  gewissermaßen  Umschreibung  des  nicht  vorhan- 
denen Deminutivs  von  dec^iia  ist),  578  alxalkovai  st.  ixxalovai, 
787  Adtov  st  Aatiii  —  zur  letzteren  folgende  Besserungen,  denen 
wohl  jeder  Heransgeber  unbedenklich  Aufnahme  in  den  Text  ge- 
währen darf:  256  M.  Schmidts  xat  v^v  tcc  naiöwv  st.  noivtav 
TB  TtaidioVt  303  Kvi^alas  av  oder  Meiuekes  rj  st.  et;,  481  Kvi- 
dalas  7ti}6g  o  tov  dr)  ßaaavi^  xfV^^f^^^^S  ^^'  ^^og  orov  dt^ 
ßaaavifi  (Xf^ofievog  hatte  schon  Brunck  aus  den  Schollen   aaf- 


^V.  WtdUein,  Sopboclls  tragoeiLine,  an^es.  von  F.  SokmherL     741 

g«Doininen\  518  zh*  st,  tni^',  519  Schäfera  ij  it.  fj,  ^Ob  f. 
Haages  Umsiellusg  der  Verso  605  und  606,  so  dass  606  iig 
ovx  imii^iffw  cet.  dorn  Kreon^  6U5  wg  qp  (denn  so  ist  mit  K\i^alä 
8t.  atav  zu  schreibe d)  7rQnöd^f}fi  cet.  dem  Oedipus  zuiu weisen  ist, 
635  f.  Kyf^alas  (im  wegentlichen  an  Bf,  SchmidU  Vorschläge  sich 
anschließende)  Lf^ung  top  hayij  ipiXop  ^tfiinot  ahiif  |  d'  iv 
aif<xvü  'kaymv  attpi  i-^ßakiiv,  (Dagegen  habe  ich  mich  nicht  über- 
zeugen können  von  der  Noth wendigkeit  der  von  K?i^^  Euripid. 
Btud.  I  S.  98  vorgeschlagenen  und  scharfsinnig  begründeten 
Versumstellung  987  (1016),  990  (1019),  991  (1020),  98g 
(1017),  989  (1018),  992  (1021)  —  unter  gleichzeitiger  Änderung 
von  T^  ftTidevi  990  (1019)  zu  ri^  firj  iv  yivii  —  eine  Umstellung, 
die  allerdings  einen  trelTlichen  Gedankenfortschritt  ergibt  und  auf 
jeden  Fall  von  Wecklein  zu  ei  wähnen  war.  Es  scheint  mir  nämlich 
auch  hier  große  psychologische  Wahrheit  darin  zu  liegen,  wenn  ti'otz 
der  nicht  misszuver&töhenden  und,  wie  988  >iü/^*  i\na^  cet  zeigt, 
auch  wirklich  nicht  missverstandenen  Äußerung  des  Boten  in  v,  987 
oikovvtTA  Tjvaoi  cot.  Oedipus  dem  Gedanken,  mit  dem  er  sich  sein  ganzes 
Leben  hindurch  getragen,  nicht  sofort  und  anf  den  er^^teu  Austoß 
entsagt;  sondern,  an  das  zweideutige  d}X  l'aop  989  sich  kUimmerud, 
mit  6  (fvüu<i  990  zu  demselben  zunickkehrt.  Auch  käme  wohl  nach 
K?f&ilas  Umstellung  der  Ausdruck  der  Überraschung  7fiug  ilnag 
cet  förOedipuazu  spät  und  die  directe  EnthiHluDg  des  wahren 
Sachverhaltes  akX*  ov  ü  iyiivar'  c«t,  991  für  die  weitschweifige 
tind  absichtlich  hinhaltende  Weise  des  Boten  zu  früh.  VüUünils 
spricht  die  natürlich  auch  von  KvLfiala  nicht  verkannte,  aber  gerade 
zu  Gunsten  seiner  Annahme  verwerteto  Beziehung,  die  zwii^cheu  dem 
i§  iifov  von  V*  990  und  dem  taov  von  v.  989  besteht,  für  die  über- 
lieferte Versfolge.  Der  Ausdruck  ttp  ftt^£n  endlich,  der  im  Munde 
des  Oedipus  den  Beigeschmack  einer  gewissen  unter  den  gegebenen 
Umst&oden  dem  Boten  gegenüber  gewiss  natOrlichen  Verächtlich keit 
hat,  beruht  sprachlich  auf  demselben  Principe,  wie  das  Ut.  uuUue 
dubito  und  dgl.,  worüber  Nägelsbach  Stilist.  225).  —  Wunders  In* 
terpunction  war  zu  ändern:  55  {^vp  dvd^aan'»  ein  erkürender  Zu- 
satz zu  tüCTi^Q  x^ateig,  gehört  noch  zu  Protasis),  87  (xai  ra  Öv- 
canQ*  ist  Subjectsuominativ  zu  d  tixot^  nicht  Subjectsaccusativ  xu 
ivt^iXdp*  weshalb  das  Komma  nach  iJyta  ya^  zu  setzen)^  490  (die 
von  Wunder* WeckL  missverstandeno  Coflstruction  ist:  ovuof  syußy* 
av. , ,  KCttaijfair^v^  [zo  nov]  ftitufnftfitttv  i'rtog  n^^oy  ilvat,  daher 
Komma  nach  löot^i' ;  vgl.  bezüglich  der  Wahl  eines  spoctellen,  den 
Inhalt  der  AusKage  im  voraus  andeutenden  verbum  dicendi  z,  B.  Ai, 
741  ditt^vöa  , .  pifj  iSto  /ra^i^xeii'  und  Nauck  zu  At.  392.  Siehe 
Kffcala  p,  129,  79,  78). 

Aus  der  FöUe  der  Bemerkungen,  zu  denen  die  in  znlil reichen 
Änderungen,  Hinzufügungen  und  Wegtas^ungen  sich  bekundende 
Revision  des  Cummentars  Veranlassutig  ll-WU  kiun  hier  nur 
Eiuiges  herausgegriffen  werden.  Richtig  sind  geändert  Wunders 
Nottu  zu  f.  4ft,  113,  183,  188  (rctiricrai  nicht  =  lerga  vertere  iu- 


748    N,  Weeüeinf  Sophoclis  tragoediae,  angei.  von  F.  Sdnitbert, 

bere,  wie  Wander  zn  185  8qe[.  sagt,,  sondern  z=  tergum  yertere), 
3ä0  (sehr  richtig  Wecklein:  'imo  quod  sapplendnm  cogitatione,  id 
actione  declaratur.  Incipit  enim  vates  abire'),  657  {layiJP  nicht  mit 
Wander  abhängig  za  denken  von  ayvcig^  sondern  mit  Wecklein  zu 
doTCTjOig  als  gen.  explicat.  za  ziehen),  697,  743  {iv  aoi  wohl  richtig 
nach  Weckl.  Hn  animo  tuo',  nicht  nach  Hermann-Wunder ^te  iadice'), 
901,  990  (Erklärung  von  r^  f^rjdevi),  1048  (doch  befriedigt  die  an 
Stelle  von  Neue- Wunders  Auffassung  von  ßovXi]O0^ai  [angeblich 
TS  ßovXofihii)  fioi  canxt]  gesetzte  Erklärung  noch  nicht ;  das  Bich* 
tjge  gibt  Nauck),  1055. 

Abzulehnen  sind  dagegen  die  Änderungen  Weckleins  zu  ▼.  16 
und  17  (bezflglich  der  Plnrale  ßtofidiai  tdig  aoig  und  ci  de  avv 
yriQff  ßaQsig),  157,  216  (/iiij  ovx  ex(ov  tl  ovfißolov  kann  nur  be- 
deuten ^quin  aliquid  indicii  haberem*,  wie  Wunder  ganz  richtig  er- 
klärt, unmöglich  ^nisi  aliquod  indicium  acciperem*),  823  f.  (alles 
Conjicieren  ist  vom  Übel  und  richtig  ist  die  Erklärung  des  von  Wun- 
der angeführten  Scholions;  vgl.  Kvldala  p.  114),  332  f.  (wäre  oq- 
yf]v  TTjy  i/nr]v  seiner  Bedeutung  nach  in  directe  Beziehung  zu 
o^avsiag  v.  330  zu  setzen,  dann  könnte  es  nur  mit  Wunder  im 
Sinne  von  OQyTjv,  sig  rjv  iyco  aXlovg  xivvi  verstanden  werden  d.  h. 
es  wäre  das  factitive  Moment  des  Erzflruens  im  Pronomen  zu 
suchen  —  vgl.  Phil.  1251  ^vv  t<^  dtxai(p  xov  abv  ov  vagßiS  q>6' 
ßov  —  und  unzulässig  ist  Weckleins  Annahme,  dass  ogyr^v  schon 
an  sich  hier  so  viel  sei  wie  to  oqyaivaiVi  ogyi^siv  ^das  Erzürnen' 
aber  ogyrjy  bedeutet  an  vorliegender  Stelle  vielmehr  allgemein  ^Sin- 
nesart', wider  die  Oedipus  in  den  Worten  u)  liayudv  -myuüTB  und 
ccid'  aTeyxTog  xarsXevffjTog  (pavel  einen  Tadel  ausgesprochen  hat, 
wobei  naturlich  nicht  geleugnet  werden  kann,  dass  auf  die  Wahl 
gerade  dieser  Bezeichnung  für  den  Begriff  'Gesinnung,  Sinnesart* 
jenes  ogydveiag  Einfluss  genommen.  Dass  oQyrjy  in  der  That  die 
angegebene  allgemeine  Bedeutung  hat,  lehrt  das  unmittelbar  fol- 
gende TTJv  ai^v  d^  ofAOv  vaiovaav  *die  Dir  beiwohnende  Gesinnung 
d.  h.  deine  Verblendung.  An  der  schon  von  Eustath  erkannten  Am- 
phibolie  des  letzteren  Ausdruckes  hätte  Weckl.  nicht  zweifeln  sollen: 
denn  wie  wäre  wohl  der  Dichter  dazu  gekommen,  die  gespreizte  und 
gesuchte  Wendung  zu  brauchen,  wenn  er  die  Nebenbeziehung  auf 
Jokaste  nicht  beabsichtigt  hätte?*),  zu  374  (gegenüber  Weckleins 
höchst  wunderlicher  Erklärung  des  de  siehe  Matthiae  §.  616,  2,  wo- 
rauf Wunder  hinweist  und  besonders  Evfdala  S.  120),  753  (die  Er- 
klärung der  Worte  fi  . .  nuilei  . .  nXaaxog  dg  eirpf  Ttavqi  bei  Wun- 
der ist  richtig,  die  Weckleins  sprachlich  unmöglich),  984  (av^fu^ 
TQoi'iievog  kann  nicht,  wie  Wecklein  will,  'commensus'  oder  ^emen- 
sus'  bedeuten,   sondern  ist  nach  Wunder  s.  v.  a.  congruens;  es  ist 

')  Überhaupt  geht  Weckl.  in  Vermeidung  des  der  Schaeidewin- 
Bchen  Sophoklesinterpretation  nicht  mit  unrecht  zum  Vorwurfe  ge- 
machten Extremes  zu  weit,  indem  er  sich  gegen  Annahme  von  Amphi- 
boHen  und  dgl.  skeptisch  verhält,  auch  wo  solche  anleugbar  sind,  vgL 
seinen  Znsatz  zn  der  Bemerkung  von  Husgrave-Wunder  zu  899. 


N,  WeeMein,  ßopboclis  tnigoediae,  angei.  von  F,  Schuberts    74S 

dieselbe  Ausdruckswelse  wie  dtKcuog  €ipi  tomo  jimily  and  dgL: 
denn  ovjiipeiQovftEvog  (=  aififur^ng)  ri/>  jr/orx^f^j  X^^'W  *?^*^<'  = 
üift^tatQOv  ijvtiii  fia^ipxofmiicnriopqfäiod^m),  1197  »avfTrveiHTa 
und  Har&KOf^irjüa  tovfwv  ofifta  sind  trotz  v.  50  gewiss  oicht  QegeD- 
Sätze  —  TAvixi  und  exspiravi  —  vgl.  vielmehr  Wolff  t.  d.  St.),  1448 
-{tüd*  o^v  Dicht  nach  Weckl.  =^  ot  . ,  talee  videatis»  wofür  es  un- 
weigerlich xoiovxoig,  o^v  heißen  mQsste,  sondern,  wie  Wunder  er- 
kl&rtf  s.  Y.  a.  ui  iia  viderent  i.  e.  non  viderent). 

Unter  den  zahlreichen,  von  Wecklein  hinzugefügten 
Bemerkungen  finden  sich  sehr  viele  treffliche  und  dankenswerte^, 
doch  auch  einige  unrichtige,  so  zu  08  {avi}y(,۟xov  tqiqisiv  ist  nicht 
proleptisch  zu  fassen)»  105  (über  oXmto  siehe  vieiraehr  Kvi^ala  p.  82), 
1 28  (xaxo»*  To  nolov  wQrde  der  Sprachgebrauch  empfehlen,  aber 
auch  dann  nicht  'verlangen',  wenn  anch  127  ^i'  xoxr^  und  nicht  i» 
xantoig  dastQnde),  750  (voiadB  wird  nicht  durch  die  eine  beiläufige 
Bemerkung  enthaltenden  Worte  davpaaai  fiiv  d^ia  cet.  erkUrt, 
sondern  bereitet  die  folgende  Erzählung  vor),  1210  (die  Worte  o 
fiiy  taxiOTog  twf  Xoytüv  cet.  erkl&rt  Weckl.  nach  Analogie  von  to 
kiyoiii^'ov  und  dgl.:  sie  bilden  vielmehr  die  Antwort  auf  TtQog  6' 
ixiiyfnatv  jt  q^ijg;  also:  o  pkv  %axtCTag  %iü¥  Xoywv  [Prädiatt  trotz 
des  Artikels]  sciL  iativ  ovtog,  op  (pr^pt  Mas  schnellste  aller  Worte 
ists,  was  ich  noch  zu  sagen  habe'),  1414  {t^käig  hat  die  gewöhnliche 
Bedeutung  perlicere),  1440  {i%ynvoiv  ist  partitiver  Genetiv). 

Weggelassen  sind  etliche  triviale  oder  unrichtige  oder  sonst 
ungehörige  Noten  doBWunder^schen  Commeutars:  zu  77  (dass  diyjloi 
CoDJnnctiv),  139  (Wunders  Bemerkung  über  das  doppelte  av)^  760 
(über  die  Construction  d'avjudaai  d^ia),  752  (über  yd^\  784  (über 
vntiog)  —  782  (die  anrichtige  Bemerkung  über  ätnlotg  xiviQOiüt)^ 
1061  (über  natQuotav)  —  142  (die  hier  ganz  ungehörige  Anmer- 
knog  des  Triklinios),  167  (das  nnnütze  Citat  aus  Plutarch  beiOg- 
lich  des  angeblichen  Tionot  =  daifiong  der  Dryoper).  Zu  lld  f. 
sind  die  überflüssigen  Zweifel  Wanders  beseitigt;  nar  war  hinter 

*)  ft)  Paralleltitüllen,  b)  »pracbLichc  Bemerkungen  (zu 
72  ErklaruDg  des  OptatWg  Arffftt^ijr,  327  über  die  Elision  am  Versende, 
dio  8,  g,  irrtGi'Vidoiff  /  '    »raach  von  thiuaCnv,  360 /rnr^p' =r  ftfclso 

[Qbrigena  w»r  die  Anij  u  bemerken],  'MJS   Pbraae    ntti^ovrit  yvm* 

ritt.  492  Hiatus  it[i  dn  ,  ihh  öedeutung  von  t/Jlöf.  513  über  looovii 
^6luf^i  ngoataitov,  545  a'jttene  Form  iurijn(fur^t\  553  Artikel  rn%  ffin^, . . 
WgL  auch  Kvi^ila  S  134],  fi31  */Jl*w  #/it<t.'>tü;  650  jstam  c,  jjenüt.^ 
«40  Conatructiün,  752  c'.T#(>7r>li;rjdfU-  ^^**^V-  ^^1  ^"'''»  ^^  ^  —  atioqüi, 
9  8  tir  zu  r4../,*  uinl  -.n  ^//ii-»!.  niis  r*#;>.  tV  uv^  iV»-  xtj  «utnolimen,  1053 
über  atrytt  U24    ivarfjVQi  st.  4^ 

SytS,  Uli  Ar  i\x  fryivH^    u.  dgl); 

e)  auf  rheturuche  Muniütite  udr^r  ästhetische  Würdi|irQl)g 
des  Gedankens  be^fi^Uche  Bemörkungcn,  ein*^  Seite  der  luter- 
pretation.  rli  ^  vor  nach  Itoigt  ist:    34(6  nonnmalig«  Wieder- 

boloTie   d<^  r ,    420   BigmatitTOQt,    WH    Versrhjtbmui   -j- 

tu      ''   "  "^  '  >  aptiiaitnuf , 

5J(  n  Ökonomie 

drt  r^iuTKeNi,  <->»,  nt'i;  — -ivio  i>f'7,ug;ii;iiMiit."  aut  ai«  iRfguriv  der  Athener 
475  'nf(ii/rorar<fi,  ut  ftsilui  {ol^rt^of)*»  .*, 


744    N.  Weekleinj  Sophoclis  tragoediae,  angez.  von  F.  8(^bert. 

a>7e>lo$  Tt$  nicht  mit  einem  Fragezeichen  zu  interpung^eren,  Tgl. 
Kviöalä  p.  84. 

In  einer  Reibe  voo  Stellen  sind  an  richtige  oder 
ungenaue  oder  flberflflssige  Erklärungen  Wanders 
stehen  geblieben  (bei deren  Anf&hrung  ich  solche,  die  mit  schon 
früher  gelegentlich  erwähnten  unrichtigen  Lesearten  oder  Interpnnc- 
tionen  im  Zusammenhange  stehen,  übergehe:  wie  zu  55,  107, 
225,  256,  289,  481,  490,  603—606,  635  f.):  zu  7  (naQ'  ayyihav 
a 2 Jlcoi"  war  richtiger  zu  erklären,  Kvlöala  S.  67),  19  Ibutov  ist 
nicht  auch  zu  to  S*  alXo  qivXov  zu  ergänzen,  21  (en  'la^rjvov 
^avT€i(f  OTzodfp,  richtig  Nauck),  27  {nvqffoqog  nicht  s.  v.  a.  tw- 
QeroipOQog  Schol.),  73  rjfiOQ  ist  nicht  dies,  quo  abiit,  sondern  ^der 
heutige  Tag',  87  der  Sinn  von  xat  ta  dvoifoq  u  tvxoi  %on  oq&bv 
ii^k^owa  ist  vergriffen,  90  t^  ys  vvv  Xoytfi  war  richtiger  als 
abl.  causae,  denn  als  abl.  instrum.  zu  erklären,  99  (hinzuzufügen 
war,  dass  T^g  ^vf.iq>o^g  =  tov ^laa^iaxogym^  der  Schluss  der  An- 
merkung ^Schneiderus . .  interpretatur  ayersionem  quasi  rqoTfqv  war 
zu  streichen),  161  (über  %vY.X6ev%*  ayoqäg  9q6vov  vgl.  Evidala 
S.  86  f.),  174  (über  xQuaaov  ä^iai(.ta%hov  nvqog  KviCala  S.  90), 
222  (xee  fiev  qioßdxtUy  rovmxktj^*  ine^eXiov  cet.  ist  missverstan- 
den, Kvi^ala  S.  103)  259  konnte  die  ausführliche  Bemerkung  über 
den  so  gewöhnlichen  Sprachgebrauch  rad*  VTteQfiaxov/iiai  ganz  weg- 
bleiben, 271  hätte  bestimmt  erklärt  werden  sollen,  dass  waneQ  nicht 
zu  ela߀gt  sondern  zu  dem  aus  eQüi  zu  ergänzenden  leyeiv  gehört, 
ein  Verhältnis,  das  aus  der  lat.  Parc^hi-ase  nicht  mit  voller  Klarheit 
hervorgeht,  308  in  ^aat  de  näv  /niaafia  ist  jr&y  itdaa/aa  nicht 
'alles  Verunreinigte^,  eine  Auffassung,  die  auf  Missverständnis  des 
letzten  Imperativs  ^t;aai beruht:  Evi6ala  S.  111,  477  {doxovvza  als 
neutr.  plur.  zn  fassen  ist  wegen  a7ro()r)a(rxovira  sprachlich  unzulässig; 
wenn  Bellermann  gegen  die  Auffassung  von  doxovvra  als  acc.  masc. 
einwendet,  dass  doxav  nur 'meinen',  nicht 'glaubhaft  finden'  bedeute, 
so  ist  dies  ganz  nchtig:  aber  hier  ergibt  sich  dieser  letztere  Sinn 
ganz  ungezwungen  aus  dem  Gegensatze),  540  hätte  bemerkt  werden 
sollen,  dass  diese  Unterbrechung  hier  offenbar  nur  den  äußerlichen 
Zweck  hat,  die  Stichomythie  aufrecht  zu  erhalten,  567  aiQearov  er- 
dovi'  ist  nicht  metaphorisch  zu  fassen,  Kvlcala  S.  136,  577  ttäai 
ist  nicht  masc,  sondern  neutr.,  Kvldala  S.  139  f.,  650  {ßa^g  heißt 
nichts  weiter  als  'gedrückt,  niedergeschlagen',  natürlich  infolge  der 
Reue  oder  Unzufriedenheit  mit  sich  selbst.  Wunder- Weckleins  Zwei- 
fel an  der  passiven  Bedeutung  'gravatus'  ist  nicht  berechtigt:  vgl. 
ijvp  yr;Qif  j^a^g  und,  auf  das  geistige  Gebiet  übergetragen,  ßaQewg 
tXBiv  ngog  Tl.  Sollte  die  von  Wunder  gebilligte,  dem  Sinne  nach 
ganz  gute  Erklärung  Bruncks  *te  ipsum  oderis'  d.  h.  tu  tibi  ipse  mo- 
lestus  eris  |also  ßoQitg  in  activer  Bedeutung]  auch  grammatisch  mög- 
lick  sein,  dann  dürfte  bei  ßaQvg  [sc.  wvdrjlog  kasi]  ein  aavttf  nicht 
fehlen),  675  (die  richtige  Erklärung  vielmehr  bei  Nauck),  717  (mit 
der  Paraphrase  Ibixa  ngoßakBiv  ifiavToy  oix  alödg  ist  die  Stelle 
grammatisch  nicht  erklärt;  eidivai  ist  gleichsam  inf.lmperf.:  eoixsp 


i.  Jm߀Hy  Thocjdidea,  aoget.  Yoti  Th,  Qumptn, 


149 


mi  ovn  vdii^)f  758  {ta  ^livneivoiy  niclit  einfach  8*  v.a.  parentibu»» 
Hondern  über  die  Auskunft  der  Eltern')»  759  infdQns  yag  nnXv 
nicht  "s^  animum  sobierat,  sondern  Uief  nistete  es  sich  in  mir  ein*, 
7ßl  Jfv  r/Mur^v  war  grammatisch  genauer  tu  ^^rklären^  888  wii>  in 
tiiX  San  Tov  liyoviogr  d  fpoßoig  Xeynt  ein  Floonaemuts  enthalten 
sein  soll,  ist  schwer  lu  entdecken,  1025  (die  Vermuthunjf  Wunders, 
daȊ  ein  Vers  ansg^efallen,  ist  unrichtig;  der  Sinn  ist  vielmehr:  'ent- 
Binnst  du  dich  noch  dessen  [hast  dtt  noch  die  Züge  dessen  im  Ge- 
dächtmal,  den  wir  eben  hieher  entboten  und  dessen,  von  dem  dieser 
bpricht?),  1118  die  lange  Bemerkung  ist  überflüssig,  1178  f.  zti 
Tii;  aratg  .  . .  frvo/xo<r  nicht  ftaXXov,  sondern  et  ^ir,  ovrag  zn  eut- 
Tiehmen,  1189  rexvoi^ra  xm  jixvmpkvov  ist  mit  at  %\x  verbinden, 
yi^ov  aya^inv  inneres  Object  wie  *OAv^jtiö  nxcrr,  1231  (die  rich- 
tige Erklärung  von  noqüv  \  yvpcu^a  r*  ovvwmif^a  cet.  bei  Wolff 
undNauck),  1238  (das  Bekenntnis  Wunders  qoid  xoiAo  signilicet. , 
ignoro*  hätte  Weckl.  nicht  zu  wiederholen  gebraucht;  ealivi  xotla 
Klfjx^Qa  (=  rag  ^VQug)  s.  v.  a.  i'xXtyep  wa$B  xölXa  yivia^at), 
1353  (Wunder  und  Wecklein  missverstehen  die  Metapher,  wenn  sie 
unter  der  dy,ovovaa  nrffri  einen  fons  ex  corpore  manans  verstehen; 
«li*  vnwv  ist  mit  ntjyrig  zu  verbinden  [tr>g  di  itittav  Eta^ovct^  xrij- 
j'^^l  und  i:n  diesem  einheitlichen  Begriffe  tritt  aviüi'Oi^rjg  hinxu,  in 
welchem  letzteren  Worte  ein«  ^physiologisch  interessante  Pei-sonfi- 
ciernng  der  Gebörempßndang  liegt,  als  ob  tliese,  indem  sie  zum  Be* 
wuHstf^ein  des  Subjectes  gelangt,  selbst  das  hörende  wäre,  vgl.  pal- 
lida  mors^j  caeca  nox),  1H93  ^trji  steht  nicht  wegen  eines  angeblich 
latenten  sensus  conditionalis»  gondern  weil  der  Gedanke  abwehrenden 
Sinn  hat. 

Schließlich  sei  erwähnt,  dass  nichts  gewonnen  wird  durch  die 
von  Wecklein  vorgenommene  Athetose  der  Verse  341 — 246  in  der 
vielbesprochenen  Rede  desOedipas,  in  der  auch  die  überlieferte  Vers» 
folge  nicht  zu  ändern,  vielmehr  der  Godankenzusamroenhnng  richtig 
zn  erklären  ist 

Im  ganzen  lässt  sich  constatieren»  dass  durch  die  Bearbeitung 
Weckleins,  mag  auch  diese  im  Einzelnen  nicht  selten  zn  begründetem 
Widorspmche  herausfordern ,  die  Brauchbarkeit  des  Wunderschen 
Buches  erhöbt  worden  ist. 

Druck  und  Ausstattung  sind  vorzüglich:  Druckfehler  habe  ich 
nnr  einen  bemerkt:  1091  f^ortf». 

Frag.  Fr,  SehuberU 


TfaucvdidoB  trauttUtcd  into  Engliah,  witb  tntrüductiou.  marginal  ana- 
lym,  nol«f  and  inditc»  by  B.  JowetL  3  Bde.  OKford  1881. 
Der  Name  Jowett  hat  längst  den  besten  Klang,  Das  Erscheinen 
der  f^Ksm»  and  Reviews""  (jenes  theologischen  Sammelwerkes,  durch 
weiehoa  di«  Methoden  deutscher  Ueligionsforächung  anf  britit»ch«im 
Boden  eingebürgert  wurden  und  dessen  leitender  Geist  Hr,  Juwett 
war)  bezeichnet  einen  Wendepunkt  in  der   religiösen  Bntwicklang 


746  B.  Jowett,  Thacydides,  auges.  von  Th.  Oompere. 

des  eDglischen  Volkes ;  wenn  das  Oxford  unserer  Tage  nicht  mehr 
jener  Hochburg  des  starrsten,  reformfeindlichsten  Gonservatismus 
gleicht ,  welche  einst  Sir  JEU)bert  Inglis  in  das  Parlament  entsandte, 
so  hat  vielleicht  kein  anderer  an  dieser  segensreichen  Wandlung 
größeren  Antheil  als  eben  der  Master  of  Balliol  College;  wenn 
endlich  Plato  in  der  klaren  und  kräftigen  Sprache  der  Mill  und  der 
Macaulay  zu  den  Engländern  der  Gegenwart  spricht,  so  ist  dies 
Hrn.  Jowetts  eigenstes  und  unmittelbarstes  Verdienst.  Beiläufig 
bemerkt,  Jowetts  meisterhafte  Piatoübersetzung  hat  in  deutschen 
Landen  erstaunlich  wenig  Beachtung  gefunden;  und  doch  bieten 
seine  wohl  .durchdachten,  aus  tiefster  Sachkenntnis  geflosseaen  Ein- 
leitungen zu  den  einzelnen  Dialogen  gar  manche  beherzigenswerte 
Winke,  insbesondere  über  den  Zusammenhang  und:die  Zeitfolge  der 
Gespräche,  welche  nicht  ohne  Schaden  für  die  Piatoforschung  ver- 
nachlässigt werden  können ;  stimmen  dieselben  doch  mehrfach  mit 
den  auf  dem  Wege  sprachlicher  Beobachtung ,  durch  Dittenbergers 
wundervolle  Untersuchungen  gewonnenen  Ergebnissen  in  über- 
raschendster Weise  überein. 

Dass  die  vorliegende  Übersetzung  des  Thukydides  ein  Werk 
langer  Jahre  und  reifster  Überlegung  ist,  kann  als  selbstverständlich 
gelten;  sie  scheint  uns  sehr  wohl  gelungen  und  allen  billigen 
Anforderungen  im  reichen  Maße  zu  genügen.  Eine  eingehende  Be- 
urtheilung  der  englischen  Übersetzung  eines  griechischen  Glassikers 
wird  man  jedoch  in  einem  deutschen  Fachblatte  schwerlich  erwarten. 
Was  den  Standpunkt  des  Übersetzers  in  Fragen  der  Textkritik  be- 
trifft, so  ist  derselbe  ein  ungemein  conservativer;  auch  bei  Stellen, 
die  neuere  Kritiker  einmuthig  als  verderbt  erkennen ,  so  verschieden 
sie  auch  über  Ait  und  Maß  der  Verderbnis  urtheüen  mögen  (wie  VII 
64  fin.)  glaubt  Hr.  Jowett  an  die  Unversehrtheit  der  Überlieferung. 
Er  weist  Poppe  den  ersten  Platz  unter  den  Herausgebern  des 
Historikers  an,  legt  desselben  erste  kleinere  Ausgabe  ("welche  der 
Autorität  der  Hss.  strenger  folgt')  seiner  Übertragung  zugrunde, 
erkennt  Classens  Verdienste  (der  aber  ^an  Gesundheit  des  Urtheils 
sehr  weit'  hinter  Poppo  zurückstehe) ,  sowie  diejenigen  Böhmes  und 
Krügers  rühmend  an,  wobei  jedoch  des  letztgenannten  Grammatikers 
meisterliche  Leistung  unseres  Erachtens  nicht  nach  Gebür  gewürdigt 
wird.  Die  Frage  nach  der  chronologischen  Abfolge  der  einzelnen 
Bücher  scheint  Hr.  Jowett  (trotz  Ulrichs ,  Owikliüskis  und  anderer 
Arbeiten)  nicht  nur  bisher  ungelöst,  sondern  unlösbar;  desgleichen 
hält  er  es  (trotz  Wölfflins  Ausführungen)  für  unerweislich ,  dass  das 
Geschichtswerk  des  Antiochos  von  Syrakus  dem  Thukydides  vorlag 
und  von  ihm  benützt  ward. 

Der  zweite  Band  enthält  außer  der  reichhaltigen  Erörterung 
allei  sachlichen,  sprachlichen  und  textkritischen  Schwierigkeiten 
(II,  1 — 535)  eine  Notiz  über  die  Thukydideshss.  der  Bodleiana, 
femer  zwei  kui-ze  Aufsätze  über  'die  Geographie  des  Thukydides  und 
über  die  ^dixai  ano  avfißohov  und  aviaßolaiaif  endlich  eine  ans- 
fübrüche  Studie  über  die  'Inschriften  aus  dem  Zeitalter  des  Thuky- 


F.  Floigl  Geschichte  des  «emit.  Alterthums^  ang.  von  X  KrcUl    747 

Jides.*  Pär  eine  weitere  Reihe  von  Essays  ober  hieher  gehörige 
^Gegenstände  konnte  kein  Ranm  gefunden  werden«  Der  Übersetzer 
fbofft  dieselben  in  Bälde  dem  Hauptwerk  nachsenden  zu  können.  Das 
IWerk,  dessen  Ausstattung  eine  so  prächtige  ist,  wie  wir  sie  von  der 
|Oxforder  üniversit&tsdruckerei  gewohnt  sind,  ist  Hm,  Robert  Lowe 
[gewidmet  (den  wir  jetzt  Lord  Sherbrooke  nennen  müssen),  einem 

~f  anne,  von  dessen  tiefer  Kenntnis  und  ^echter  Liebe  zu  der  classischen 
lliteratur  des  Alterthums*  auch  der  Unterzeichnete  gerne  Zeugnis 
^•blegt.  War  es  ihm  doch  vergönnt ,  auch  'die  Güte  seines  Herzens 

and  den  Reiz  seiner  ünterha]tung'  in  längst  verklungenen  schönen 

"igen,   die  sie  gemeinsam  im  gastlichen  Hause  des  Meisters  der 
riechischen  Geschichtschreibung,  des  nie  genug  zu  bewundernden 

Jeorge  Grote  verlebten,  in  reichem  Maße  zu  genießen. 

Wien,  Th,  öomperz. 


}eschicht6  des  aemitischen  Alterthums  in  Tabellen  von  Victor 
Floißl.  Loipxig  1882,  W.  Friedrieb,  I  and  97  SS.  S*. 

In  Hinblick  auf  unsere  in  dieser  Zeitschrift  abgedruckte  An- 
fieige  des  „Cyrus  und  Herodot**  können  wir  uns  bei  der  ^Geschichte 
des  semitischen  Alterthumd'^  kurz  fassen.  Alle  Mängel,  die  wir  an 
jener  Schrift  des  Hrn.  Verf.s  tadeln  mussten,  tinden  wir  in  dieser  hie 
und  da  sogar  in  höherem  Maße  wieder  von  Sie  unterscheidet  sich 
überhaupt  im  Wesen  von  den  vorhergebenden  nur  dadurch  ,  dass  der 
Hr.  Verf.  durch  Lectüre  von  Arbeiten,  die  ihm  bei  der  Abfassnng 
der  oi-steren  unbekannt  waren  (jetzt  vor  allem  von  Wellbausens  Ge- 
schichte IsraelH)  sieb  genöthigt  sieht,  den  größeren  Theil  seiner 
fffiberen  Aufstellungen  zurückzunehmen,  beziehungsweise  zu  modU 
iicicrea,  ohne  sich  freilich  gestehen  zu  wollen,  dass  nicht  an  dem 
größeren  oder  geringeren  Material,  über  das  er  verfügt,  der  Haupt* 
fehler  liegt,  sotidern  au  den  falschen  Methoden  und  an  der  Un2U* 
tän^lichkeit  seiner  sprach  lieh- historischen  Vorbildong.  Die  bösen  Er* 
fahiangen,  welche  der  Hr.  Verf.  mit  einor  Reihe  von  früheren  mit 
ebeuM»  großer  Zuversicht  vorgebrachten  Anhichten  gemacht  hat, 
hindern  ihn  natürlich  nicht,  sein  neue-stea  chronographisches System 
als  das  ^aUein  mögliche*'  hinzustellen. 

.>  Wi«  #8  mit  diesem  f,al]ein  möglichen*'  Systeme  steht,  möge 
[^fin  Beispiel  zeigen.  Wir  wählen  gerade  dieso!^,  weil  der  Hr.  Verf, 
Bit  Zähigkeit  an  ihm  festhritt,  ja  festhatten  mnss»  da  sonst  sein 
gansoa  angeblich  auf  eine  Concordanz  der  manethonischen  und  aaia^ 
tiachen  Qndlan  gebautes  System  tusammenbricht  und  dann  .  weil  ee 
gegen  den  Spruch  des  mathemaÜHch-astronomischen  Calcüls  keine 
Widerrede  und  keine  Aui»f1ucht  gibt. 

Da«  Bitbente  .Siegel-  dos  „astronomisch  erwei.»<baren**  Ägyp- 
^scben  Canons  lautet  S.  48 1  ^Im  15.  der  23  Jahre  des  Königs  oder 
5«  der  13  Jahro  des  Oborkönigs  Takelut  IL  war  eine  Mundesünsternis 
tm  ^h.  Mesori  (Br*  670) die  einiige  im  9.  Jahrhundert  dieser 

Z««t»«kntt  f.  4.  »tltrr.  Ürmu.  ISS».    X.  H«fi.  4^  * 


748    F.  Flaigl,  Geschichte  des  semit.  Alterthams,  ang.  von  /.  KraU. 

Bedingung  am  17.  März  870  im  5.  der  13  Jahre  Takeluts  II.  bei  M. 
(=  Manetho)". 

Das  Datam  der  Mondfinsternis  hat  der  Hr.  Verf.  aus  Pingr6*8 
bekannter  Berechnung  der  Mond-  und  Sonnenfinsternisse  des  ersten 
Jahrtausends  vor  unserer  Zeitrechnung  entnommen.  Hiebei  hat  er 
jedoch  auf  einen  wichtigen  Umstand,  nämlich  die  Zeit  der  Opposition 
nicht  acht  gegeben,  sonst  hätte  er  sofort  auch  aus  Pingrä  erkennen 
müssen,  dass  die  Finsternis  vom  17,  März  870  unmöglich  in 
Betracht  kommen  könne  ^  da  sie  eben  fOr  Ägypten  unsichtbar  war. 
Pingr^  gibt  als  Zeit  der  Opposition  1%  Uhr  Nachmittags  Pariser 
Zeit;  eine  für  den  Zweck  ganz  hinreichende  annähernde  Berechnung 
nach  den  dem  jetzigen  Stande  der  astronomischen  Wissenschaft  ent- 
sprechenden „Syzygientafeln  für  den  Mond''  von  Prof.  Th.  y.  Oppolzer, 
Leipzig  1881 ,  gibt  als  Zeit  der  Opposition  14  Minuten  nach  Mittag 
Greenwicher  Zeit.  Es  war  also  in  Ägypten  noch  heller  Tag,  während 
die  Finsternis  etwa  in  Japan  sichtbar  war;  erst  als  die  Finsternis 
vorüber  war ,  ging  der  Vollmond  in  Ägypten  auf.  Ist  aber ,  so 
müssen  wir  nach  den  Praemissen  des  Hrn.  Yerf.s  weiter  argu- 
mentieren, die  Mondfinsternis  Tom  17.  März  870  die  einzige  des 
neunten  Jahrhunderts  y.  Chr.  (und  in  der  That  hat  für  den  ange- 
gebenen Zeitraum  keine  andere  am  25.  Mesori  stattgefunden),  die 
den  verlangten  Bedingungen  entspricht ,  nun  dann  folgt  mit  mathe- 
matischer Sicherheit  gerade  das  G^gentheil  von  dem ,  was  der  Hr. 
Verf.  gefolgert  hat :  Takelut  II.  kann  unmöglich  im  neunten  Jahr- 
hundert V.  Chr.  regiert  haben.  Ja  wir  wollen  dem  Hrn.  Verf.  yer- 
rathen ,  dass  er  weder  im  zehnten  noch  im  achten  Jahrhundert  eine 
passende  Finsternis  wird  auffinden  können,  dass  sonach  die  mit 
fetten  Lettern  S.  46  angekündigte  astronomische  Erweisung  im 
Gegentheile  zu  einer  vollständigen  Negation  der  vom  Hrn.  Verf.  ge- 
wonnenen Daten  sich  umkehrt.  So  weit  die  Astronomie. 

Wiewohl  wir  der  Ansicht  sind ,  dass  sich  mit  unseren  jetzigen 
Mitteln  die  Regierungszeit  unseres  Takelut  II.  nicht  einmal  auf  das 
Jahrzehnt  genau  fixieren  lässt,  so  glauben  wir  mit  Bestimmtheit  be- 
haupten zu  können,  dass  sie  zwischen  950  und  700  v.  Chr.  fallen 
müsse.  So  stünde  doch  die  Inschrift  mit  der  Mondfinsternis  vom 
25.  Mesori  in  unlösbarem  Widerspruche  mit  den  Berechnungen  der 
Astronomen,  welche  gegen  eine  in  Ägypten  bemerkliche  Mond- 
finsternis irgend  eines  25.  Mesori  während  des  angegebenen  Zeit- 
raumes sprechen.  Wir  kommen  so  auf  das  philologisch-historische 
Gebiet.  Die  Frage,  die  sich  der  Hr.  Verf.  vor  allem  vorlegen  mosste, 
war  die,  ob  in  dem  Texte  überhaupt  von  einer  Mondfinsternis  die  Bede 
ist.  Da  hätte  er  bald  gefunden ,  dass  die  Sache  sehr  zweifelhaft ,  die 
betreffende  Stelle  des  Textes  nicht  sicher  überliefert  ist,  die  Copien 
Abweichungen  aufweisen  —  sogar  im  Datum  —  dass  vor  allem  die 
sprachliche  Interpretation  der  Stelle  wie  sie  von  Brugsch  gegeben 
wird,  weit  davon  entfernt  ist  nur  als  wahrscheinlich  zn  gelten.  Die  oben 
angeführten  astronomischen  Thatsachen  sind  schwerwiegende  Argu- 
mente dagegen.  Wir  können  nur  wiederholen  was  wir  in  unserer 


V.  Floifi,  Q«acbiehte  des  «^lait  Alterthütns,  ang,  von  /.  Krall     740 

letzten  Reoeusion  betont  habea ,  wer  Qber  das  &gyptiflcbe  Altert  bum 

etwas  mitreden  will^  muss  das  aegyptische  aucb   pbilologtscb  be- 

[lierrgcbeD.  Wobin  man  aonst  ^erätb  zeigt  S.  27:  ^Oder  darf  man 

i4afOr  bliud  sein ,    dasg  nur  die  Stele  des  Oberpriesters  jenen  Apis 

iTom  2<  Jahre  Pimais  im  28.  Jabre  Schescbonqs  Hl.  gebären  lässt 

l*—  die  minder  offiziöse  eines  Priesters  aber   im  5.  ebendesselben 

[Königs  d.  i.  dass  ^28/  =  n^"?**  T>d.zM  wird  Brugscb,  Geschichte 

Igyptens  673  III  citiert.  Schlagen  wir  bei  Brngsch  nach,  so  finden 

(wir   in   der  Übersetzung   des   Gedenksteines   eines  memphitischen 

Priesters  die  fragliche  Stelle r  „..unter  der  Regiemng  des  Königs 

Ificbaschanq. . . ,    [im  Jahre]  5  [4- x]*  wach  dem  er  gezeigt  hatte 

1  usw."  Sieht  man  sich  nun  die  Photographie  des  Originals  boi  Mariette, 

iSempenm,  p1.  27  an,  so  bemerkt  man,  dass  bei  ßrugsch  eine  Un- 

fgenanlgkeit  sich  eingeschlichen  hat    Brugsch  gibt  die  Striche  an, 

[4ie  öberhaapt  von  der  Zahl  erbalten  sind;  dass  Ziffern  verloren  ge- 

ffen  sind,  deutet  er  durch  das  [4-  x]  hinreichend  an,  was  der 

Verf.  merkwürdigerweise  Gbersehen  oder   missverstanden  hat, 

V  lohe  sind  deutlich  zu  erkennen,  dann  zwei  etwas  längere 

t  hat  einen  Oberseben),  die  bei  näherem  Zusehen  als  Über- 

j  feste  des  Zeichens  für  10  sich  erweisen.  Wir  haben  sicher  die  Ziffer  14, 

iVnter    diesen    erkennbaren    Zahlzeichen    stand    eine    gleichlange 

ISeifae  d,  b.  es  stand  auf  dieser  Stelle  ebenfalls  wie  in  den  anderen  28. 

IDiesos  Beispiel  dürfte  dem  Hm.  Verf.  zur  Genüge  beweisen,  wie 

Inoth wendig  es  ist,  das  Original  vor  Augen  zn  haben.  Hätte  er  das 

ibei  der   Takelotstele  gethan,    so  würde  er   erkannt    haben,    dass 

I unter  Anwendung  gesunder  historischer  Principien  dieselbe  als  StQtze 

(«Ines  Canons  nicht  zu  verwenden  sei. 

Es  wäre  nicht  schwer  zu  jedem  der  „sieben  Siegel  des  allein 
Imöglichen^  chronologischen  Canons  einen  Commentar  nach  Art  des 
Itoranstehenden  zu  liefern. 

Und  nun  höre  man,  wie  sich  der  Hr,  Verf.  Ober  seine  „sieben 

Siegel*'  äußert  S.  48:  „Bas  ist  der  siebenfache  Erweis,  dass  nicht  erst 

[wie  ein  modernes  Dogma  will,  die  Schule  von  Äloxandria  die  Chrono- 

riegle  erfand,  dass  sie  vielmehr  eine  Zeitreihe  für  zwei  Jahrtausende 

äutheoitsch  Torfaud,    wie  sie  der    Priester  von   On  (sonst  ^Hoch- 

prieflter  von  Heliopolis^  genannt,   darunter  ist  Manetho  gemeint) 

opierte  und  die  so  „verderbte"  Überlieferung  seines  Werkes  ohne 

[irgend  eines  Monumentes  auf  das  reinlichste  wiedererscheinen  lässt! 

iDaa  ist  der  große,  unbezwei  fei  bare  Sieg  dieser  so  verlästerten  .Tia* 

liiion^  —  —  und  in  ihr  aller  ihrer  Scbwesteml" 

Wien-  J.  Krall 


48^ 


750    Cfiurtius  u.  Kaupertf  Kftrten  von  Attika,  angez.  Ton  ff.  Swoboda, 

Karten  von  Attika.  Auf  Veranlassang  des  kaiserlich  deutschen  areh&o* 
lopschen  Institutes  und  mit  Unterstützung  des  k.  preußischen 
Ministeriums  der  geistlichen,  Unterrichts-  und  Medicinaiangelegen- 
heiten  aufgenommen  durch  Offtciere  und  Beamte  des  k.  preußischen 
eroßen  Generalstahes  mit  erläuterndem  Text  herausgegeben  to» 
£.  Curtius  und  J.  A.Kaupert  HeftI:  Athen  und  Peiraieus  (von 
£.  Curtius,  G.  Ton  Alten  und  A.  Milchhöfer).  Berlin  1881,  Dietrich 
Reimer.  4  Karten  und  Textheft  (71  SS.). 

Mit  dem  Torliegenden  Werke,  das  als  Foi-tsetzung  des  von 
Ernst  Curtius  und  J.  A.  Eaupert  im  Jahre  1878  herausgegehenen 
'Atlas  von  Athen'  gelten  kann ,  ist  der  Anfang  zu  einem  neuen  und 
vielverheißenden  Unternehmen  deutscher  Wissenschaft  gemacht, 
welches  in  mehr  als  einer  Hinsicht  fruchtbringend  und  fSrdernd 
wirken  wird.  Wer  je  diesen  Dingen  näher  getreten  ist,  weiß,  dass  wir 
trotz  der  französischen  Generalstabskarte,  deren  Fortschritt  gegen 
Früheres  ich  am  wenigsten  bestreiten  will,  die  aber  in  ihren  einzelnen 
Theilen  doch  von  recht  ungleichem  Werte  ist ,  für  viele  Gegenden 
Griechenlands  noch  der  zuverlässigen  Aufnahme  des  Bodens  er- 
mangeln; und  80  ist  die  vorliegende  PulMication  schon  vom  rein 
geographischen  Standpunkt  mit  Freude  zu  begrüßen.  Am  willkom* 
mensten  freilich  wird  sie  dem  sein ,  an  welchen  sie  sich  zunächst 
wendet,  dem  Alterthumsforscher;  hier  zum  erstenmal  ist  für  einen 
bestimmten  Theil  des  classischen  Bodens  der  Versuch  einer,  wenn  ich 
so  sagen  darf,  philologischen  Aufnahme  und  Darstellung  gemacht^ 
mit  philologischer  Treue  und  Gewissenhaftigkeit  jeder  antike  Über- 
rest und  jede,  auch  die  geringste  Spur  eines  solchen  verzeichnet  und 
so,  wie  Curtius  im  Vorwort  sich  ausdrückt,  Mem  Studium  der  alten 
Geschichte  und  ihrer  Denkmäler  die  unentbehrliche  Grundlage  ge- 
geben.' Nehmen  wir  dazu,  dass  die  Karten  Athens  und  des  Peiraieua 
nur  den  Beginn  zur  Aufnahme  von  ganz  Attika  machen  und  dieses 
Unternehmen  in  ununterbrochenem,  auch  in  dem  verflossenen  Winter 
gefordertem  Fortgang  sich  befindet  —  zur  Ergänzung  des  in  der 
Vorrede  Gesagten  sei  mitgetheilt,  dass  in  diesem  Zeitraum  von  Herra 
Hauptmann  Steinmetz  die  Section  Spata  und  von  Herrn  Premier- 
Lieutenant  V.  Hülsen  die  Section  Vari  aufgenommen  wurde ,  —  dass 
daneben  vor  kurzem  eine  neue  und  abschließende  Aufnahme  von 
Olympia  infolge  der  deutschen  Ausgrabungen  erschienen  ist  und  sich 
im  Auftrage  der  Berliner  Akademie  der  Wissenschaften  der  königlich, 
preußische  Hauptmann  Steffen  ebenfalls  durch  diesen  Winter  1881/2. 
mit  der  Aufnahme  von  Mykenae  und  Umgebung  beschäftigt  hat ,  so 
werden  wir  binnen  wenigen  Jahren  in  der  glücklichen  Lage  sein,, 
uns  für  drei  der  wichtigsten  und  besonders  in  den  letzten  Jahren  in 
den  Vordergrund  des  wissenschaftlichen  Interesses  getretenen  Theile 
von  Hellas  der  zuverlässigsten  und  genauesten  Grundlage  wissen- 
schaftlicher Erforschung  erfreuen  zu  können.  Alle  Fachgenossen 
müssen  dafür  dem  Altmeister  der  modernen  topographischen 
Forschung  für  Griechenland ,  welchem  die  Initiative  zu  diesem  be- 
deutenden Fortschritt  entstammt,  Ernst  Curtius,  den  herzlichsten 
Dank  wissen. 


Cwrtius  0.  Kaupert,  Karten  von  Attika,  ang«2.  von  It  Sifföbodä.    73 1 

Bie  beiden  ersten  Karten  'Athen  und  Umgebung*  (I  oad  I  a) 
sind  eine  Wiederbolong  der  Blätter  I  und  II  des  *Atlas  toq  Athen'^ 
beide  gezeicbnet  von  J.  A.  Kaupert;  sie  bedeuten  gegenüber  der 
ersten  HeratiEigabe  einen,  wenn  aacb.  wie  es  iu  der  Natur  der  Sache 
liegt,  nicbt  erheblichen  Fortschritt,  indem  Nachträge  bis  1877  auf- 
genommen sind  (die  erste  Aufnahme  fällt  in  das  Jabr  1875).  Die 
dritte  Karte  (Blatt  II)  bringt  die  Aufnahme  und  Zeichnung  dea 
jetzigen  Piräus  durch  den  Premier- Lieutenant  G.  y.  Alten,  «robei 
nach  derselben  Weise,  wie  im  Atlas  von  Athen,  die  antiken  Ober- 
reste roth  eingetragen  sind;  die  vierte  Karte  (Blatt  U  a)  die  Milch- 
böfer'sche,  von  Kaupert  gezeichnete  Reconstruetion  der  antiken 
Hafenstadt  Peiraieus,  auch  hier  in  der  Art  (wie  Blatt  I  a),  dass  die 
Terrainzeichnung  und  die  modernen  Anlagen  durch  blassen  Ton 
-zurücktreten,  die  antiken  Gebäude  und  Wege  dagegen  in  kräftiger, 
rother  und  hellbrauner  Farbe  gehalten  sind. 

Der  große  Wert  dieser  Karten  beruht  nicht  bloß  auf  der,  wie 
'^chon  bemerkt f  eiacteu  Ausführung  derselben,  nicht  minder  auch 
auf  der  Wichtigkeit  des  dargestellten  Gegenstandes  selbst,  welche 
an  diejenige  von  Athen  heranreicht  ^  mit  dem  ja  der  Peiraieus  seit 
seiner  Gründung  immer  in  unzertrennlicher  Verblödung  eine  Doppel- 
stadt  bildete.  Wir  haben  hier  das  vollkommonäte  und  am  besten  be* 
kannte  Beispiel  eines  durch  die  Natur  geschaffenen  und  durch 
Wnschliche  Kunst  vervollkommneten  antiken  Hafens ,  wir  erhalten 
den  Einblick  sowohl  in  die  Anstalten  zur  Forderung  und  Regelung 
:d0fl  Handels,  als  auch  —  zur  Erläuterung  der  Seeurkunden  —  in  die 
Organisation  der  attischen  Kriegsflotte;  die  Art  der  Gründung  und 
geometrischen  Anlage  durch  Hippodamos  von  Milet  fordert  das  Ver- 
"stilndnis  der  vielgestaltigen  geistigen  Strömung  jener  Zeit  und  endlich 
sind  uns  vielleicht  nirgends,  Messene  ausgenommen,  die  antiken 
Festungswerke,  Mauern  und  Thürme.  so  vollständig  and  gut  erhalten^ 
als  im  Peiraieus,  der  noch  dazu  als  Seefestung  und  Kriegshafen  eine 
Besonderheit  darstellt.  Aus  letzterem  Umstände  ist  es  aber  auch  er- 
'sichtlich,  dass  für  die  Aufnahme  des  Peiraieus  keine  glücklicbere 
'Wahl  getroffen  werden  konnte,  als  die  des  Premier*Lleutenantd 
Herrn  von  Alten ;  wer  die  vortreffliche  Abhandlung  desselben  über 
das  Dipvlon  (Mittheilungen  des  deutschen  archäologischen  Institutes 
TU  Athen ^  III.  Band)  kannte,  musste  mit  den  besten  Erwartungen 
der  neuen  Arbeit  dieses  vor  allen  berufenen  Fachmannes  entgegen- 
sehen. Cnd  dieselben  sind  auch  nicht  getäuscht  worden;  ich  wQsste 
lu  dem  Blatt  II  der  Karten  nichts  hinzuzufügen»  als  dass  in  jüngster 
Zeit  auf  der  Halbinsel  Akte  vom  Malo  am  Eingang  des  Hafens  bis 
tut  Bucht  östlich  vom  Leuchtthurm  eine  Quermauer  gezogen  wurde 
^  TiDd  der  von  derselben  bis  zum  Meere  sich  erstreckende  Theil  in  den 
Besitz  des  gegenwärtigen  Königs  Mm  Griecheuland  übergegangen 
ist,  welrher  auf  dem  bisher  felsigen  Terrain  (bei  v.  Alten  noch  als 
'Seil  i*    und   'Steinbrüche*   bezeichnet)    Gartenanlagen   und 

Bau        ._ „ngen  anbringen  lässt. 


758    Owrims  n.  Kaupert,  Karten  von  Attika,  aages.  Ton  3,  Swoboda. 

Die  Rinleitang  des  Texthefte9  bildet  auf  S.  3-^9  eine  Er- 
läuternng  der  Bl&tter  I  and  I  a  (Athen  und  Umgebung)  von  E.  Gortias, 
im  wesentlichen  zusammenfallend,  oft  wörtlich  übereinstimmend  mit 
S.  11—16  der  Vorbemerkungen  zum  *  Atlas  von  Athen/  S.  10 — 22 
enthält  eine  ausführliche  Darlegung  von  G.  v.  Alten  üb^r  'die  Be- 
festigungen der  Hafenstadt  Athens  ;  mit  großer  SorgCalt  und  teck- 
nischer  Kenntnis,  auch  unter  steter  Rücksichtnahme  auf  das  Material 
der  Bauten  verfolgt  er  die  Land-  und  Seefortificationen  jedes  einzelaen 
Theilea  der  Halbinsel  und  erläutert  dieselben  durch  zahlreiche ,  dem 
Texte  beigefügte  Zeichnungen.  Von  neuen  und  sicheren  Ergebnissen 
hebe  ich  her  vor ,  dass  (S.  16)  gegen  Gustav  Hirschfeld  (Berichte  der 
Sachs.  Gesellschaft  der  Wiss.  1878)  nachgewiesen  wird,  dass  im 
Norden  die  Befestignngsmaner  nicht  das  nördlichste,  jetzt  ganz  ver- 
sumpfte Becken  des  Hafens  umfasste,  sondern  querüber  (als  Dia- 
zeugma)  den  Hafen  durchsetzte  im  Ansohluss  an  die  zur  Höhe  der 
Halbinsel  Eetioneia  in  ostwestlicher  Richtung  hinansteigende  Mauer ; 
besonders  aber,  dass  der  bis  jetzt  unrichtig  angesetzte  Anschluss  der 
südlichen  langen  Mauer  an  den  Ring  des  Peiraieus  zuverlässig  fest- 
gestellt wird  (S.  18).  ungenau  ist  dagegen  die  Zeichnung  14  (S.  20); 
nicht  der  Thurm  0 ,  sondern  der  Tburm  N  ist  zurückgezogen  und 
daher  erscheint  mir  auch  die  Reconstruction  v.  Altens ,  welche  den 
vorliegenden  Graben  durch  einen  Damm  unterbrochen  sein  lässt, 
zweifelhaft^  vielmehr  ist  die  Frage  angebracht,  ob  der  Graben  nicht 
vor  der  Front  ohne  Unterbrechung  fortgelaufen  sei. 

Den  Haupttheil  des  Textes  bildet  die  historische  und  topo- 
graphische Zusammenfassung  Arthur  Milchhöfers  'Der  Peiraieus^ 
S.  22 — 71.  Der  Verf.  selbst  charakterisiert  seine  Arbeit  in  den  ersten 
Zeilen  dahin ,  dass  sie  nicht  das  Ziel  habe ,  als  Abschluss  der  bis- 
herigen Forschungen  zu  gelten,  sondern  vielmehr  Men  topographischen 
Befund  darzulegen*,  also  dasselbe,  was  wir  oben  als  Zweck  des  ganzen 
Unternehmens  bezeichnet  haben ;  durch  längere  Autopsie  und  genaue 
Erkundung  an  Ort  und  Stelle  wurde  dies  dem  Verf.  erleichtei-t.  Dem 
gegenüber  muss  es  als  Fehler  bezeichnet  werden ,  an  dem  die  Milch- 
höt'er'sche  Abhandlung  an  wiederholten  Stellen  krankt,  dass  er  sich 
dieses  Zweckes  nicht  immer  bewusst  blieb,  sondern  allzuoft,  auch  da, 
wo  es  bei  dem  jetzigen  Material  noch  nicht  angeht,  abschließendes 
bieten  will.  Es  liegt  in  der  Natur  der  topographischen  Forschung, 
die  oft  mit  viel  unsichereren  und  subjectiveren  Mitteln  zu  arbeiten 
gezwungen  ist ,  als  andere  Zweige  der  Alterthumswissenschaft ,  dass 
wir  unsere  Differenz  mit  Milchhöfers  Reconstruction  nicht  immer 
auf  durchschlagende  Gründe  stützen  können;  ich  verzichte  daher 
auch  auf  eine  eingehende  Kritik  aller  seiner  Aufstellungen  und  will 
im  Folgenden  nur  einige  Punkte  betonen ,  in  welchen  ich  von  ihm 
abweichen  muss. 

Der  eigentlichen  topographischen  Erörterung  ist  auf  S.  25—35 
eine  kurze  Geschichte  der  Stadt  bis  in  die  jüngste  Zeit  vorauÜge- 
sendet.  Beachtung  verdient  der  Versuch  (S.  27),  für  die  ältesten 
Zeiten  böotisch-thrakische  Einflüsse  auf  den  Peiraieus  aus  den  Galten^ 


CwrÜm  Q.  Kauptft,  K&rten  Ton  AttU»,  angez.  von  JB.  Swchoda,    7SS 

fORÜglich  den  Cuitus  der  Artemis  Mtinichia  als  auE  Bö^ttien  stammeDd 
nachzQweiBen ;  man  wird  diesem  Nachweis  im  wesentlicbeo  bei- 
stimmen,  doch  ist  gerade  an  dieser  Stelle  die  Darstellong  gar  zn 
knapp  gehalten  und  gefällt  sich  mehr  in  hingeworfenen  Andeutungen, 
wo  die  Ifickenhafte  und  verwickelte  Überlieferung  eine  eingehendere 
Ausführung  verlangt  hütte.  Dagegen  kann  ich  die  Annahme  phöni- 
kiächer  Einwirkungen  wegen  des  der  Insel  Salamis  gegenüber  ge- 
legenen Herakleions  nicht  theilen ;  abgesehen  davon ,  dass  die  ganze 
Ai'gumentation  hier  an  einem  recht  dännen  Faden  h&ngt,  ist  es 
principiell  nicht  richtig,  wie  es  eine  Zeit  lang  Mode  war  und  wie  es 
z.  B.  auch  £.  Cortius  im  Teit  zu  seinen  'Sieben  Karten'  thut«,  vom 
Cuitus  des  Herakles  immer  auf  orientalischen  Ursprung  zu  schließen, 
es  wäre  au  der  2^itf  auch  hier  zu  sondern  und  die  Frage  über  Ur- 
sprang,  Bedeutung  und  Entwicklung  des  Heraklescultus  einmal  einer 
eingehenden  und  vorurtheilsfreien  Untersuchung  zu  unterziehen  (vgU 
die  richtigen  Bemerkungen  von  v.  Wilamowitz,  Philologische  Uuter- 
suchungen  1,  149  ff). 

Vom  topographischen  Theil  mache  ich  besonders  aufmerksam 
auf  die  durch  die  monauieutalen  Zeugnisse  wohl  ganz  gesicherte 
neue  Anaetzung  des  Philonischen  Arsenals  auf  der  Hohe  zwischen 
den  Häfen  Kantharos  und  Zea  (S*  47).  Nicht  überzeugend  ist  die 
von  Milchböfer  versuchte  Localisiemng  des  sogenannten  Grabes  des 
Themistokles  (S.  54);  ich  konnte  bei  wiederholtem  Besuch  der  Stelle 
uur  die  ein  Qi^rat  bildenden  Bettungen  eines  Baues  erblicken,  an 
dessen  äußeren  Band  zur  Linken  (Osten)  die  Reste  eines  Sarko- 
phages  sich  lehnen,  die  jetzt  mit  Was^^er  gefüllt  sind.  Dagegen  ist 
wohl  die  Frage  erlaubt,  ob  wir  hier  nicht  einfach  die  Spuren  eines 
zur  Festungsmauer  gehörigen  Thurmes  zu  erblicken  haben;  die  Größe 
würde  stimmen  und  die  f&r  den  ersten  Anblick  sonderbare,  von 
sonstigen  antiken  Gewohnheiten  aber  nicht  so  abweichende  Er- 
scheinung, dass  sich  Grabmaler  unmittelbar  an  die  Mauer  lehnen, 
wiederholt  sich  im  Peiraieus  noch  einmal  (auf  der  Eetioneia  S.  21» 
22).  Ebenso  kann  ich  die  S.  60.  61  versuchte  Fixierung  der  Oulte 
^djpB  Zeus  Meüicbios  und  Asklepios  in  dem  ^,  g.  Serangeion  nicht  aU 
^iHHriesen  aoaeben;  wir  haben  es  an  dieser  Stelle  fast  ausschließlich 
mit  den  Resten  antiker  Steinbrüche  zu  thun  und  ganz  sicher  als 
Votimsche  ist  nur  die  im  AUas  von  Athen  (Blatt  XU)  gut  ab- 
gebildete Aushöhlung  zu  erkennen,  bei  den  übrigen  erscheint  ea 
mindestens  als  zweifelhaft.  Ob  bei  so  geringfügigem  Thatbestand 
noch  ein  weiterer  Schluss  gezogen  werden  darf»  lasse  ich  dahin- 
gtstejlt  sein. 

Endlich  kann  ich  mich  dem  Widerspruch,  der  von  einem  com- 
peienien  Benrt heiler  (LoUing  in  der  Deutschen  Literaturzeitung  von 
1882*  Nr.  3 ,  Sp,  104}  gegen  die  Ansetiung  de.s  TheseionA  und  die 
Verlegung  der  Phreattjs  geäußert  worden  ist,  uur  anschließen.  Was 
letztere  betntTl,  so  habe  auch  ich  an  mehreren  Stellen  der  Kiste 
solche  Felstöpfe  btjmerkt  und  möchte  glauben,  daaa  raAOobe  d«rselbea 
^nfacb  durch  die  aushöhlende  Kraft  des  Meerwassera  *  Ar  deMM 


754    B,  SanderSf  Ergänzangswörterbach  osw^  angez.  von  K.  Ku\ 

Wirkungen  man  an  den  Gestaden  des  Peiraieus  gerade  yielfache 
Zeugnisse  hat,  entstanden  sind. 

Athen.  Dr.  H.  Swoboda. 


Ergänzungswörterbuch  der  deutschen  Sprache.  Eine  Vervoiutftn- 
dignng  und  Erweiterung^  aller  bisher  erBchieoenen  deutsch-sprach- 
licnen  Wörterbücher  reioschlieiSiich  des  Grimmschen).  Mit  Belegen 
von  Lather  bis  auf  aie  neueste  Gegenwart.  Von  Prof.  Dr.  Daniel 
Sanders.  1. — 4.  Lieferung.  Stuttgart.  Abenheimsche  Verlagsbuch- 
handlung, 64  SS.  4«. 

D.  Sanders  steht  bei  der  Abfassung  seiner  Wörterbücher  im 
Principe  auf  dem  von  J.  Grimm  Vorr.  z.  Wb.  I.  p.  IX  ausge- 
sprochenen Standpunkte:  Wörterbuch  ist  die  alphabetische  Ver^ 
seichnung  der  Wörter  einer  Sprache;  doch  in  der  Ausführung  geht 
er  weiter  als  die  beiden  großen  Brüder  und  ihre  Fortsetzer.  Be- 
kanntlich haben  jene  das  Hauptgewicht  auf  eine  streng  historische 
Behandlung  des  Sprachschatzes  gelegt,  jede  Wortform  durch  die 
einzelnen  Gruppen  der  germanischen  Sprachfamilie  von  Anfang  bis 
heute  verfolgt,  die  Etymologie  gegeben,  das  Wort  in  der  nhd.  Periode 
vom  ersten  Auftreten  bis  zu  ihrer  Zeit  (c.  1850)  nach  Gestalt ,  Be- 
tonung, Bedeutung  begleitet,  zahlreiche  Belege  geboten;  in  der 
Aufnahme  der  Fremdwörter  waren  sie  sparsam ;  die  Grenzen  des  Gle- 
bietes,  aus  dem  sie  geschöpft,  bezeichnen  Luther  (eigentlich  die 
Mitte  des  XY.  Jh.)  und  Goethe  (W.  Grimm  in  der  Germanistenvers, 
zu  Frankfurt  i.  J.  1847) ;  sie  haben  nicht  bloß  verzeichnen,  sondern 
auch  regeln  wollen  (Vorr.  z.  Wb.  p.  XLI  f.  LVII).  Dabei  ist  ihnen 
begegnet,  dass  sie  die  praktischen  Bedürfnisse  zu  wenig  berück- 
sichtigten (Scherer,  J.  Grimm  Berlin  1865,  S.  162) ,  die  erstrebte 
Vollständigkeit  nicht  erreichten ,  manche  Schriftsteller  in  den  Be- 
legen bevorzugten,  andere  ganz  beiseite  liegen  ließen. 

Unter  der  großen  Zahl  derjenigen ,  deren  hochgespannte  Er- 
wartungen durch  die  ersten  Hefte  des  Grimmschen  Wörterbuches 
nicht  erfüllt  worden  sind,  hat  D.  Sanders  seine  Stimme  am  lautesten 
erhoben.  In  seiner  Schrift  Bas  deutsche  Wörterbuch  von  J,  Grimm 
und  W.  Grimm  kritisch  beleuchtet,  Hamburg  1852/3  hat  er  eine 
Beihe  von  Bedenken  in  immer  sch&rferer  Weise  geltend  gemacht; 
außer  den  oben  erwähnten  Mängeln  rügt  er,  dass  veraltetes  und 
gangbares  zu  wenig  geschieden,  dass  die  Behandlung  der  Ableitungen 
und  Zusammensetzungen  unpraktisch  und  ungenügend  sei ,  er  ver- 
misst  unter  den  Fremdwörtern  besonders  die  technischen  Ausdrücke 
für  Xunst  und  Wissenschaft,  die  Bedeutungen  sind  ihm  nicht  logisch 
richtig  entwickelt.  Nach  einer  langen  Reihe  von  Berichtigungen  und 
Ergänzungen  zu  den  ersten  Heften  gelangt  er  zu  einem  ganz  ver- 
werfenden Urtheile,  das  wohl  niemand,  Sanders  selbst  vielleicht 
heute  nicht  mehr  aufrecht  halten  wird  und  das  ihn  in  mehrfache 
Polemik  verwickelt  hat.  Schon  1854  hat  8.  seine  Kritik  dann  im 
Programmeines  neuen  deutschen  Wörterbuches,  Leipjng,  fortgesetzt 


B.  Sanders,  Er^uiuDgsw&rterbacli  udw.,  angez.  roo  K,  Kt^mmer,    75$ 

aod  ?er tieft  and  die  Grandsätze  eines  ueoen  Unternehmeus ,  das  er 
an  die  Stelle  des  Grlmmächen  oder  besser  neben  dasselbe  setzeu 
wollte  ,  entwickelt;  er  bescbränkt  deo  ADlang  seiner  Summluug  auf 
ditö  XV^L  Jh.,  er  erweitert  den  Raiuu  derselben ,  indem  er  den  ffe- 
sammtcn  allgemein  geltenden  Schrift-  und  Sprachgebrauch  ver- 
zeicbueu  will,  er  weicht  in  der  Atiordiiuug  von  der  Grimms  ab^  indem 
Ableitung,  Zusammensetzung,  Weiterbildnng  unter  dem  Stammworte 
angeführt  werden  und  so  die  Wortfamilie  immer  gleich  zusammen* 
gefasst  werden  soll ;  er  berücksichtigt  das  Fremdwort  umfänglich, 
namentlich  auf  den  Gebieten  der  Kannte .  Wissenschaften  und  Ge- 
werbet 

Kach  den  eben  angeführten  Grundsätzen  ist  Sanders'  Wörter- 
buch der  deutschen  Sprache  mit  Belegen  von  Luther  bin  auf  die 
Gegenwart,  2  Bdc  Ldpiig  1859—65  angelegt  und  ausgeföhrt. 

Der  Hauptunterschied  zwischen  diesem  und  dem  nur  langsam 
vorrückenden  GrimuLächen  Werke  liegt  meiner  Ansicht  nach  darin, 
dass  S*  die  Grenzen  des  zu  durchforschenden  Gebietes  weiter  gezogen 
Und  überhaupt  den  Sprachschatz  unbekümmert  um  Wert  oder  Unwert 
der  Ncubildaugetip  Abloituugen,  Zusammensetzungen,  Entlehnuugen 
mit  gröl^tmoglicher  Vollstäadigkeit  zu  sammeln  versucht  hat.  Indem 
er  auf  Etymologie,  Geschichte  des  Wortes  und  seiner  Bedeutungen, 
Reichhaltigkeit  der  Belege  verzichtet  hat,  konnte  er  in  Verhältnis- 
mäßig  kurzer  Zeit  ein  den  allgemeinen  BedQrfhisseu  genügendes 
Werk  herstellen. 

Doch  während  der  Lexikograph  sein  Werk  verfasst ,  bewegt 
sich  der  Boden  unter  seinen  Füßen .  verhallen  viele  Wörter  und 
andere  werden  neu  geboren ,  vingeschlossen  die  leider  nicht  immer 
ephemeren  Missgeburten  (Diefenbach  und  Wülcker,  Vorbericht  zu 
ihrem  Hoch-  und  niederdeutschen  Wtirterbuc}*  der  mittleren  und 
neueren  Zeil,  Frankfurt  1874  ff.)-  Schon  während  der  Abfassung 
seines  großen  WOiierbuches  sammelte  S.  für  ein  Ergänzungsheft; 
seine  Übrigen  der  deutschen  Sprache  gewidmeten  Schriften  m{^gea 
ihm  auch  fortwährend  ueuen  Stoff  geliefert  haben  und  indem  er  die 
Verändern  u gen  des  deutschen  Wortschatzes  innerhalb  der  letzten 
17  Jahre  (1862—1879  und  was  an  neagemünzten  Worten,  an  Be- 
dentungswaudel,  sprachlicher  Neugestaltung  ihm  aufstieß,  sorgfältig 
verzeichnete ,  sein  eigenes  Wörterbuch  immerfort  berichtigte ,  er- 
gänzte, erweiterte,  entstand  der  Plan  zu  dem  Ergauzungs- 
würterbuche,  dessen  vier  erste  Lieferungen  dem  Berichterstatter 
Torliegen. 

Üaa  Erginzungswörterbuch  knüpft  an  das  große  Wörterbnch 
der  deutschen  Sprache  an,  nimmt  anf  dessen  Kategorieu  Bezug,  be« 
ricbtigt  Druckfehler  desselben ,  füllt  Lücken  desselben  aus.  Der 
Kreis  der  Beobachtnngen  ist  noch  weiter  gezogen  als  dort:  dte 
Schriftsteller  des  XVL  und  XVIL  Jh.  haben  in  demselben  Maße, 
als  sie  zugänglicher  geworden  sind ,  Nachträge  geliefert;  auch  die 
Dialecte,  die  nach  der  Vorr,  z.  \Vb.  d,  d.  Spr.  ausgeschlossen  waren, 
aind  ji^tzt  herangeiogen  und  nicht  bloß  in  den  Formen «  die  zuf&lUg 


756     D.  Sanders,  Ergänzungswörterbach  usw.,  angez.  fon  K.  Kummer. 

im  Texte  nbd.  Schriftsteller  aufstoßen ,  anch  die  Zs.  f.  d.  d.  Mund- 
arten ist  umfänglich  benutzt;  stark  vermehrt  ist  namentlich  das 
Gebiet  der  Zusammensetzungen ,  Ableitungen  und  Weiterbildungen, 
in  denen  unsere  Zeit  und  ihre  Journalistik  so  vieles  neue  hervor- 
gebracht haben ;  ungemein  groß  ist  die  Zahl  der  benutzten  Schrift- 
steller, ich  fQhre  beispielsweise  an  Auerbach,  Bismark,  Brehm, 
Eckardt,  Freytag,  Qutzkow,  Hackländer,  Hartmann,  Hillern,  Holte!, 
Jensen,  Kinkel,  Mühlbach,  Ko§,  Stahr,  Wilbi-andt;  von  Öster- 
reichern seien  hervorgehoben  Anzengruber ,  Franzos ,  Hügel ,  Eörn- 
berger,  Maximilian  von  Mejico,  Silberstein;  bei  dem  großen  Gewichte, 
das  S.  auf  die  sprachlichen  Neugestaltungen  legt,  musste  er  die 
Hauptfundstätten  derselben,  die  Zeitungen ,  reichlich  ausbeuten ;  das 
hat  er  denn  auch  gethan :  wir  finden  nicht  bloß  alle  Wochenschriften, 
Monatblätter,  Revuen  herangezogen ,  auch  eine  sehr  große  Zahl  von 
Tagesblättem,  Witzblättern ,  Fachblättern ,  die  drei  letzten  Gruppen 
freilich,  so  viel  ich  gesehen  habe,  mit  Ausschluss  der  österreichischen 
Tagespresse ;  auch  amtliche  Blätter  sind  angeführt,  so  das  Amtsblatt 
der  Reichspostverwaltung,  das  so  gut  wie  der  Vorstand  des  Reichs- 
postamtes Stephan  für  die  Bereicherung  der  deutschen  Sprache  so 
rührig  ist;  selbst  Statuten  von  Assecuranzgesellschaften  u.  dgl.  fehlen 
nicht  in  den  Quellen. 

Diese  umfangreiche  Heranziehung  der  Ephemeriden  mag 
manchen  befremden  und  schließt  die  Gefahr  in  sich ,  dass  das  Er- 
gänzungswörterbuch ,  kaum  vollendet ,  für  alle ,  welche  die  neuesten 
Ausmünsungen  des  Sprachgeistes  in  demselben  suchen  wollen,  un- 
vollständig und  auch  schon  wieder  veraltet  sein  wird.  Indes  kann  ich 
S.  nicht  Unrecht  geben ,  dass  er  in  der  Aufnahme  solcher  Neuge- 
staltungen so  weit  gegangen  ist,  als  ein  einzelner  Mensch  nach  Maß- 
gabe seiner  Kräfte  und  der  ihm  erreichbaren  Quellen  nur  gehen 
konnte ;  denn  das  Wörterbuch  hat  nicht  zu  entscheiden,  was  gut  und 
schlecht,  was  nachahmenswert  sei  oder  nicht ;  durch  Nichtbeachtung 
sprachlicher  Neugebilde  hat  noch  keine  den  Sprachschatz  hebende 
Gesellscliaft-  solche  aus  der  Welt  geschafft ;  dagegen  von  Zeit  zu  Zeit 
angelegte  Sammlungen  geben  durch  ihre  Belege  am  besten  die  Be- 
weise dafür,  was  an  Neubildungen  gut  ist  und  in  Gebrauch  bleibt, 
und  was  als  Schöpfung  des  Augenblickes  mit  diesem  wieder  ver- 
schwindet. 

Die  große  Zahl  der  mit  Abkürzungen  angeführten  Belege  macht 
die  Veröffentlichung  eines  Quellen  Verzeichnisses  vor  Vollendung  des 
Druckes  sehr  wünschenswert;  S.  wird  die  Billigkeit  solcher  Unter- 
stützung des  Benutzers  um  so  weniger  leugnen,  als  er  selbst  im 
Progr.  e.  n.  d.  Wörterb.s  S.  31  den  Mangel  eines  Quellen-  und  Aus- 
gabenverzeichnisües  den  ersten. Heften  der  Bruder  Grimm  zum  Vor- 
wurfe gemacht  hat. 

Die  vier  Hefte  reichen  bis  Becken.  Der  Druck  ist,  wie  wir  das 
bei  Sanders  Büchern  gewohnt  sind ,  sehr  correct ;  ich  habe  im  Bach- 
staben A,  den  ich  durchgesehen,  nur  drei  Druckfehler  bemerkt:  S,  2*, 


Dentscli«  Lebr-  und  ffbungabttclier,  angei.  von  JT*  F.  Kummer.    757 
2,  2  V.  u.  L  Abenteur,  —  S.  6**  o.  l  I  i-f/irim.  —  11'  Anäer  Z.  5  1. 

Ich  habe  nie  fÄr  ein  Wörterbuch  der  nhd.  Sprache  Aufzeicb- 
nmigen  gemacht  oder  Sammbugen  angelegt  und  kann  daher  auch 
nicht  beurtheilen,  ob  S.  die  erstrebte  Yollstftndigkeit  annähernd  er- 
reicht hat.  Aufgefallen  ist  mir  folgendes:  S.  2**  Abern  3)  ifitr,  reft, 
gehört  wohl  eher  zu  1  Aber  offen  sichtbar,  namentUch  durch  Weg- 
thauen  des  Schnees  als  zu  ///  Aber  coftj.^  wo  ein  refl.  sich  abern 
nicht  denkbar  ist,  —  3**  ///  Achter  a,  seejnänn.  Sollte  nicht  auch 
ein  Subst.  der  Achter^  Hinteriheii  des  Schiffes^  sich  nachweiben 
t'^lpBsen?  Ich  habe  auf  dem  adriatischen  Meere  auf  Llojdschilfen 
f^wes  Wort  allgemein  so  gebrauchen  hören.  —  5^  Aft  adt\  heißt 
nicht  bloß  in  Tirol  hernach^  sondern  wob]  im  ganzen  Qebiete  der 
baierisch-Osterretcbischen  Mundai*t. 

Nach  der  roratifgehenden  Auseinandersetzung  ist  das  El'- 
gänzungswöfterbuch  für  jeden  Besitzer  des  Wörterbuches  der 
deutschen  Sprache  nothweudig:  wir  empfehlen  dasselbe  besonders 
den  Gymnasialbihliotheken ,  welche  das  große  Wörterbuch  ziemlich 
hänfig  besfilzen.  Eine  Vervollständigung  und  Encciterung  aller 
Ifisher  erschienenen  deutschsprachlichen  Wörterbücher  einschließ- 
lich des  Grimmschen  kann  dasselbe  nur  dann  bieten ,  wenn ,  unter 
Berücksichtigung  des  abweichenden  Planes  der  Brfider  Grimm, 
Weigands,  Diefonbachs  usw.,  nebeo  dem  Ergän^ungstcMerbuche 
auch  das  große  IkYörterbuch  Sanders  herangezogen  werde. 


1 .  Deutsche  Elementargrammatik  mr  höhere  Lebranstaiten ,  üvm- 
üÄsien,  Lyceen  und  Realschulen.  Von  Cli,  Friedrich  Koch.  Secfisto 
umg^arbeitettr  Autlage.  Kach  dem  Tode  dei  Verf^i  besorgt  ?üii  Prof. 
Dr.  Bogen  Wilhelm.  Jena  1879,  Gustav  Fischer,  VIII  und  74 SS.  (l) 

2.  D«utsche  Schulgrammatik.  Für  LehrerbildDngsanBtalton  und  mm 

Sclbitnuternchie.  Von  Joaef  Lehmann.  Dritte  verbesserte  Aaflage. 

Prag  1879.  Verlag  von  fl,  Dominicu».  12,  312  und  56  US.  <2) 

3.  Lehrbuch  der  deutschen  Sprache.  Ein  Uitfaden  forden  Unterricht 

an  den  unteren  Ülas^cn  der  Gymnaaicn  und  der  verwandten  An- 
äiatttjn  von  £.  Hermann,  Siebente  abgek&rzte  und  verbesserte  Auf- 
Uge.  Wien  im).  Alfred  Holder.  258  SS.  (3) 

4.  Gruödzöge  der  Neuhochdeutschen  Gr:i'  för  höhere  BH- 

Jungsaustalten  und  lur  MbsfbeU^brrtPC  ti  t.*  von  Friedrich 

gauer.  21.  för  Öftefr*M  mit  Rücksicht  »uf  Jie  in 

üsterrdeh  eingeführte  u  le  neu  bearbeitete  Auflage 

b^rausge^bsn  von  Dr.  Kunraa  uinuMi  und  Aujjfust  Hof  er.  Nord- 
lingeu  lall.  VerJair  der  C.  H.  Beck^^cben  BuchhantUune.  XVIU  und 
247  88.  ti) 

1  und  i  ^illd  liebe  aUo  Bekannte,  die  sich  Jahrzohnto  bewährt 
somit  verdient  b  h  dem  Tode  ihrer  Yetff.  erhalten  tu 

libeii  und  erneuert  u. 

Beide  Bacher  sind    bekanntlirh   systeuiaiitidi    auicelegt»  be- 
ginnen also  mit  der  Lautlehre,  an  welche  sich  Flexionslehre,  Wort- 


768    Deutsche  Lehr-  uod  OhoBgebücher,  anges.  Ton  K.  F.  Kummer. 

bildung  und  Syntax  schließen.  Innerhalb  dieses  Bahmens  geht  dann 
wieder  jedes  seinen  eigenen  Weg. 

Kochs  Elementargrammatik  (1)  ist  eine  sehr  hübsche 
Einleitung  vorangeschickt,  die  gedrängt  eine  Geschichte  der  deutschen 
Sprache  enthält ;  die  bekannte  Äußerung  Luthers ,  dass  er  nach  der 
sächsischen  Kanzlei  schreibe ,  „welcher  nachfolgen  alle  FQrsten 
und  Könige  in  Deutschland",  bleibt  ohne  Erklärung  und  könnte  daher 
zu  Irrthümern  über  den  Ursprung  der  nhd.  Schriftsprache  Anlass 
geben;  vgl.  über  den  Antheil  der  kaiserlichen  Kanzlei  in 
Wien  Müllenhoff  und  Scherer,  Denkmäler^  2.  Aufl.  S.  XXIX  f.  und 
H.  Bückert,  Geschichte  der  nhd.  Schriftsprache  I.  Bd.,  S.  180. 

Das  ganze  Buch  ist  auf  wissenschaftlichen  Grundsätzen  auf- 
gebaut. Die  Darstellung  ist,  ohne  gelehrt  zu  sein  oder  mehr,  als  das 
Kind  von  der  Volksschule  mitbringt,  vorauszusetzen,  bei  aller 
Knappheit  mit  einer  Fülle  von  Thatsachen  ausgestattet,  die  eine 
jspätere  Vertiefung  des  deutschen  Sprachunterrichtes  vorbereiten  und 
erleichtern.  Hieher  rechne  ich  die  Behandlung  der  Verbalflexion  vor 
der  Nominalflexion,  die  7  Classen  der  starken  Verba,  die  drei  Beihen 
der  Personalendungen ,  die  Paradigmen  der  starken  Nominalflexion. 
Wer  seinen  kleinen  Koch  inne  hat,  braucht,  wenn  er  einmal  ältere 
deutsche  Sprachformen  etwa  an  der  Hand  der  gebräuchlichen  Para- 
digmen (Müllenhoff^  Schade ,  Sievers)  studieren  will ,  nichts  zu  ver- 
gessen ,  sondern  ksmn  gleich  anknüpfen  an  alle  die  Fäden ,  die  die 
Elementargrammatik  angeschlagen  hat.  Nach  dem  Vorworte  ist  der 
Herausgeber  für  wei-tvolle  Bemerkungen  dem  Hrn.  Prof.  Sievers  in 
Jena  verpflichtet;  wenn  wir  nicht  irren,  so  haben  wir  das  Verdienst 
dieses  Gelehrten  um  Kochs  Grammatik  in  der  Herstellung  der  Har- 
monie zwischen  Wissenschaft  und  Elementarunterricht  zu  erblicken. 

Die  Syntax  ist  auf  die  Lehre  von  den  Bedetheilen  aufgebaut ; 
das  hat  unleugbare  Vortheile ;  freilich  auch  Nachtheile ,  so  kommt 
das  Verhältnisobject  zweimal,  beim  Verbum  (§.  124 — 126)  und  bei 
der  Präposition  (§.  164,  Anm.)  zur  Behandlung;  der  adverbielle 
Genetiv  (des  Ortes,  der  Zeit,  der  Weise)  ist  ganz  unberücksichtigt 
geblieben  ;  übrigens  kommt  in  der  tabellarischen  „Entwicklung  des 
Satzes*'  S.  71  alles  dies  am  gehörigen  Orte  zur  Geltung. 

Das  Verzeichnis  ähnlich  klingender  Wörter  S.  72  ist  ein  will- 
kommener Anhang  zu  orthographischen  Übungen ;  hier  ist  der  Ort, 
darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  Kochs  Orthographie  in  einigen 
Punkten  von  der  bei  uns  amtlich  festgestellten  abweicht;  man  vgl. 
fial>,^l>,-niß,Jfaa/,  baar^Staar,  Waare,Miethevi,3,.  m. 

Indem  ich  das  Büchlein  der  Aufmerksamkeit  der  Collegen  auf 
das  wärmste  empfehle,  bitte  ich  den  Hrn.  Herausgeber,  bei  der  ge- 
wiss bald  zu  gewärtigenden  Neuauflage  die  wenigen  noch  stehen  ge- 
bliebenen Satzfehler  zu  entfernen  und  der  Klarheit  in  der  Begel- 
gebung  noch  mehr  Sorgfalt  zu  widmen.  Außerdem  empfehle  ich 
seiner  Erwägung  noch  folgende  Punkte : 

S.  4  und  86  wird  Name  und  nehmen  etymologisch  gleich- 
gestellt, was  doch  nicht  angeht,  s.  Lexer,  tfhd.  Wörterbuch  II,  30 


DeDtsefae  Lehr»  und  Dbongsbücber,  ftiigez.  von  K  F,  Kummer,    759 

und  52,  —  S,  26 ,  %,  59 ,  Abs.  3  fü^e  hinzu ;  ümgrekehrt  wird  für 
den  verlornen  Singular  die  PI  oral  form  angewandt  bei  0$Urnt 
Ffingstcn,  Weihnachtm,  Trimmer  (Belege fi,  — S,  35  gleisen, 
windeln  gind  durch  die  üblichen  Foriuen  gleißen,  winseln  tn  er- 
seUen.  —  S.  40,  g,  102  gehört  eigentlich  hinter  S*  91 ,  damit  die 
I/ehre  von  der  Bildung  des  Verbs  beisammen  sei.  —  S.  46,  §.  119. 
Hier  waren  die  scheinbaren  Infinitive  wie  Ich  habe  dich  kommen 
hören ^  lachen  machen,  gehen  lehren  üsw.  zu  behandeln  (s. 
dieser  Zeitschrift  Jahrgang  1879,  S.  838.  1880,  S.  641.)  —  S.  70, 
AHnea  g)Die  aristotelische  Definition  der  Tragödie  in  der  Leesingscben 
Übersetzung  schtnnt  mir  Ober  den  Faasungski'^is  zwölfjähriger 
Knaben  zu  gehen,  fQr  die  die  Elementargrammatik  ja  bestimnat  ist. 

Der  Verf.  des  zweiten  der  o.  e.  Lehrbücher  hat  sich  einen 
goten  Naroen  erworben  durch  seine  Sprachbncher  fürVolks- 
und  Bürgerschulen  (4  Theile  Wien  1878,  2  Theile  Wien  1879, 
k.  k.  Schulbücherverlag) ,  in  denen  er  eine  wohldurchdachte  metho- 
dische Anordnung  des  für  die  Schnle  passend  gewählten  Stoffes  mit 
klarer  Darstellung  und  (jeschick  in  der  Auswahl  der  Beispiele  und 
Stellung  der  Aufgaben  veibindet. 

Einige  dieser  Eigenschaften  bat  die  SchulgranimaUk  mit  den 
erw.  Sprachböchem  gemein:  gute  Aufgaben,  stete  Berücksichtigung 
des  Dialectes,  Kampf  gegen  A\(i  Feliler  der  Umgangssprache  ,  nütz- 
liche Cbungen  (S.  13  Unterscheidung  der  ähnlichen  Vocale ,  S.  20^ 
der  ähnlichen  Consonanten,  S.  261,  264,  275  Verkürzung  der  Neben»' 
^it^e"! ,  willkommene  Beilagen  (S.  70  Erklärung  der  deutschen  Vor- 
hnen,  S.  73  schwer  verstandlicher  Wörter,  8.  82  Porismus  und 
Fremd  Wörter.  8.  86  Synonymik,  Mehrdeutigkeit,  Onomatik)  u.  ä. 

Ein  Fehler  des  Buches  ist  sein  großer  Umfang  und  die  den- 
selben bedingende  Weitschweifigkeit.  Doch  der  Verf,  will  nicht  bloß 
ein  Schulbuch  für  Lehrerbildungsanstalten,  sondeni  auch  ein  Hilfs- 
mittel für  die  Fortbildung  des  jungen  Lehrers  geben^ 
und  dass  diese  Absicht  und  ihre  Ausföhrong  gebilligt  worden,  be- 
weist, dass  nicht  nur  innerhalb  vier  Jahren  drei  Auflagen  des  Baches 
erni  >  Jnd^  sondern  dass  dasselbe  auch  zum  Unterrichte  all- 

gt^Dii  lassen  und»  wie  der  Verf.  in  der  Vorrede  erwähnt,  „in 

den  meisten  Bildungsansialten  eingeführt ^^  worden  ist. 

Der  Verf.  geht  aber  weiter:  er  greift  zur  Erklärung  der  jetatigen 
liftut-  nnd  Sprachformen  auf  den  früheren  Sprachstand  zurück.  In' 
den  ersten  Capiteln  wimmelt  es  von  abd,  nnd  mhd.  Formen  Ich  habe 
mich ,  im  Hinblicke  auf  die  erwähnten  Approbationen .  vergebens 
bemüht,  aus  dem  Lebrplane  der  Bildungsanstalten  die  Forderung 
ejnes  historischen  Sprachunterrichtes  herauszulesen,  ja  die  Auf- 
stellung des  Hauptzieles  in  der  Unterrichtssprache  ^Kenntnis  der 
Grammatik,  soweit  dieselbezum  richtigen  Ausdrucke 
in  Wort  nnd  Schrift  erforderlich  ist**  (Min.-Verordn.  Bl.  v. 
J.  1874,  S.  133),  spricht  g^%^ti  ein  solches  Verfahren;  auch  die 
Lehrvtcffvertbeilnng  für  den  zweiten  Jahrgang  ^Laut*  nnd  Wort- 
bildung in  genetischer  Entwicklung**  kann    über  dieses  allgemeine 


IAO    Deutsche  Lehr-  und  Übuogshücher,  angez.  von  K,  F.  Kummer. 

Ziel  nicht  hinausgehen  und  etwa  Laut-  und  Formenlehre  auf  histo- 
rischer Grundlage  fordern,  schon  aus  dem  Grunde,  weil  die  Ans- 
fühmngsbestimmungen  die  Zielforderang  nicht  überschreiten  dürfen, 
und  dann,  weil  den  Candidaten  der  Volksschule  die  Voraussetzungen 
fehlen ,  weil ;  der  vierstündige  Sprachunterricht  nicht  Zeit  lässt  eine 
äjtere  Sprachform,  etwa  Mhd.  oder  gar  Ahd.  im  Zusammenhange  zn 
bebitndeln,  weil  es  unmöglich  Absicht  des  Gesetzgebers  sein  kann, 
den  Lehramtscandidaten  mit  einigen  zusammenhanglo^n  halbver- 
stapdenen  Sprachformen  die  Küpfe  zu  verwirren. 

Ich  denke  mir  vielmehr,  die  erwähnte  Forderung  würde  durch 
eine  Behandlung  nach  der  Art  von  Wilmanns  Grammatik  befriedigt 
und  stimme  mit  diesem  Gelehrten  überein,  wenn  er  sagt,  ,,dass  es, 
um  eine  Anschauung  von  den  großen  sprachgestaltenden  Vorgängen 
zu  geben ,  nicht  langer  schwer  verständlicher  Auseinandersetzungen 
bedarf,  auch  nicht  des  Aufwandes  von  Gelehrsamkeit'  (Vorr.  z. 
Gramm.  S.  7);  ich  denke  mir  dieses  Verfahren  noch  leichter  in  einem 
für  Österreich  bestimmten  Buche,  dessen  Volksdialect,  bei  der 
Continuität  der  Entwicklung  zwischen  Baierisch-Österreichisch  des 
Mittelalters  und  Nhd.,  eine  Fülle  von  Belegen  bietet,  die  im  Be- 
wusstsein  der  Mehrzahl  der  Bewohner  leben. 

Doch  ich  sehe  hier  von  der  Principienfrage  ganz  ab,  stelle 
dagegen  die  Forderung  auf:  Wer  „die  I(esultate  der  neueren  ger- 
manischen Sprachforschungen''  (I)  anderen  ei-schließen  will,  muss 
die  älteren  Sprachformen  selbst  kennen  und  überall  aus  guten  Quellen 
schöpfen.  Selbst  dann  können  npch  Zweifel  an  der  Richtigkeit  der 
Verwertung  des  sprachwissenschaftlichen  Stoffes  erhoben  werden. 
Wo  aber  jene  Grundforderung  nicht  erfüllt  ist,  entfällt  jede  weitere 
Erörterung. 

Um  dem  Leser  die  Beantwortung  der  Grundfr^e  zu  ermög- 
lichen f  hebe  ich  einiges  aus :  S.  3  wiid  neben  der  schwäbischen  die 
baierisch-österreichische  (!)  Mundart  als  Sprache  der  Dichter  und  des 
höfischen  Umganges  im  mhd.  Zeiträume  angeführt ;  nach  S.  4  hat 
K.  Maximilian  I.  „die  aus  oberdeutschen  vorwiegend  aber  aus  ober- 
sächsischen Dialectformen*'  bestehende  Sprache  der  sächsischen  Hof  • 
kanzlei  in  die  Reichskanzlei  sowie  |iuf  dem  deutschen  Reichstage  usw. 
eingeführt;  S.  8  Runenlesen.  S.  9  finden  sich  folgende  ahd.  Formen : 
hanthus,  mannus^  berga^  kapirki^  habuchf  S  10  lautet  die 
1.  P.  PI.  Pr.  Ind.  ahd.  neman;  S.  11  ahd.  furista;  ebenda  soll  der 
Umlaut  in  Engel  durch  das  daneben  gestellte  angelus  klar  gemacht 
worden,  da  doch  die  ahd.  Formen  angil^  engil  den  Weg,  den  das 
Lehnwort  genommen,  deutlich  machen;  ebenso  war  für  die  Wandlung 
von  f  in  ü  bei  schwul  nicht  auf  ahd.  sn^lan  zurückzugehen ,  viel- 
mehr gleich  auf  mhd.  stoilich  zu  verweisen ;  mindestens  gewagt  ist 
es  Tenne  mit  Tann^  zusammenzustellen,  da  ersteres  gewiss  zu  ^«i- 
vsiv  gehört  (Schade,  Ahd.  Wörterbuch,  2.  Aufl.  925),  der  Ursprung 
von  Tanne  aber  ganz  dunkel  (Lexer,  Mhd«  Wörterbuch  2,  1401), 
der  Vei*sucb  Schmellers  (Baier.  Wörterbuch ,  2.  Ausg.  1,  607)  beide 
Wörter  zu  vereinigen,  kaum  haltbar  ist.  S.  18  soll  Schleife  mit  mhd. 


Deatoche  Lehr-  und  Übang^bücber«  anget.  von  K.  F,  Kummer.     7Al 

«20«/*ZQsaaimeDhän^eii,  wogegen  sicU  schon  J»eQicke>  Über  d«  niedd. 
Elemente  in  unserer  Schriftssprache  (Berlin  1869)  S.  2B  erkl&rt  hat 
mit  dem  Hinweise  auf  mhd.  sltfeti ;  ebenda  ^das  ai  ist  im  Nhd<  uui 
noch  (l)  in  wenigen  Wrutern  erhalten/*  S.  15  sr.erning  ist  nicht  mhd. 
sondern  ahd,  S.  16  kiUhe  ist  nicht  allgemeiu  mUd.,  nur  alemann. 
Form:  ebenda  ein  abd.  karawatif  gemeint  ffarawjant  gerben.  S.  17 
werden  als  mhd.  Formen  angeführt  vcUs,  hersen^  da  doch  vah  nur 
vereinzelt,  hersen  im  guten  Mhd.  gar  nicht  vorkommt.  S.  18  soll  in 
Wörtern  wie  potach ,  lihle ,  sieht  u.  ä.  ch  an  Stelle  des  /*  getreten 
sein,  es  wird  also  die  alte  aspirierte  Aussprache  des  auslauteiiden 
und  vor  t  siebenden  h  gar  nicht  berGcksicbtigt,  S.  19  Beweis  für 
Metathesis:  Ampel,  Lampe  (!);  ampulla ,  Xa^indg  existieren  wohl 
nicht?  Ebenda  wird  Ober  Lautverschiebung  nur  das  Grimmsche 
Gesetz  mit  dem  bekannten  Zirkel  angeführt,  weiter  nichts  (!).  S.  58 
folgende  Etymologien  :  ^hanen  =  rufen^  davon  Hahn,  hinihan  = 
greifen^  davon  Hand ,  Bund,  Floh  :=  der  Fliehende,  JJirfie  ^  die 
Dienende,  Hemd  und  Himmel  (von  himan  -^  bedecken).  Sprache 
(von  sprah,  brah,  b reellen)  =  das  Herrorbrechen  des  Innern.  S.  60 
ahd.  haltd,  S.  62  ^mhd.  soren  von  eerren,  S.  64  Sperllnff  von 
spar  r=r  klein,  S.  66  Sperber  {sperh-aar)  =^  kleiner  Aar.  S.  135 
die  Aoordnung  der  sieben  Classen  der  starken  Verba  ist  willkürlich, 
in  ordnen  ist  I,  II,  III.  VI,  IV,  V,  Vn.  S,  144  die  drei  Stämme  von 
$^  sind  völlig  verkannt,  da  bin  bist  von  got.  tiw,  is  abgeleitet 
'   S.  158  hirti  gehört  zur  »-Declination  (1), 

Arme  Volksschullebrer,  welche  durch  diesen  Canal  in  die  Tiefen 
der  deutschen  Sprachgeschichte  eindringen  sollen! 

Auch  nach  Entfernung  des  sprachwissenschaftlichen  Aufputzes 
erecheint  mir  manches  der  Verbesserung  bedürftig:  Eine  große  Zalü 
Wörter  in  den  Übungen  bleibt  der  Mehrzahl  der  Schüler  olme  Er^ 
kl&rang  unverständlich,  z.  B<  kibbeln^  Höke^  Gest^  Kieke,  Eks^ 
Quall,  Q^iehle  etc.  Die  Aufgabe  zu  §.  56,  S.  61  verstehe  ich  nicht 
S.  92  Was  heißt  Schliff  hh  Object  zu  backen  ?  —  S.  107.  Wie  kommt 
in  der  Aufzählung  der  Bedetheile  der  Artikel  in  eine  Eubrik  mit  dem 
Substantiv?  —  S.  112.  Nennform  ist  ein  schlechter  Terminus  statt 
der  üblichen  Nominalförm  für  Inf.  and  Particip.  —  S.  113.  Die  Er- 
klärung des  Part.  Fut.  ist  falsch^  s.  Wilmanns  Deutsche  Grammatik* 
g.  124,  Anm,  —  Ebenda  wird  für  den  Ausdruck  Verbum  seeundärer 
Bildung  auf  §.  66  verwiesen ,  wo  derselbe  ebensowenig  erklärt  ist 
als  hier.  —  8.  118.  Ist  der  tli&tige  Urheber  in  einem  passiven  Satze 
wirklich  VerhiUtnisobject  ? »)  —  S.  122,  Für  stehen  fehlt  die  Ver- 
bindung  mit  haben  (s*  Engelien,  Grammatik*  S.  188).  —  S.  126 
und  ISO.  Aus  der  Darstellung  des  Conditionalis  wird  niemand  klug. 
—  S,  181  fehlen  Beispiele  für  den  Genetiv  mein,  Vergissmeinnicht, 
Gedenke  mein,  usw.  —  S,  192.  Die  alten  Formen  von  ^eei  sind 
ncharf  zn  trennen.  —  S.  219.  Einfacher  als  nubjective  und  ohjeetire 

M  Dienelbo  unrichtige  Aufflsvaung  begegnet  luch  b<*i  Bauer  (4 
$,  1U>,  Anm.  1. 


762    Deutsche  Lehr-  und  Übungshücher,  angez.  von  £  F,  Kummer. 

Fragen  wäre  Sat^f-  und  Wortfrage,  —  S.  232.  Formelhafte  Ver- 
bindungen wie  Herr  sein^  Enoähnung  thun  haben  ihr  Object  im 
Genetiv  bei  sich  gerade  so  wie  Im  Stiche  lassen.  Ins  Werk  setzen 
das  ihre  im  Accnsati?  (S.  231).  Durch  die  Zosammenfassang  der 
Rection  der  Yerba,  Adjectiva  und  Sabstanti?a  werden  die  syntak- 
tischen Kategorien  von  Object  nnd  Attribut  zasammengeworfen,  und 
später  mass  dann  das  Attribut  nochmals  behandelt  werden  (S.  243). 
Dann  ist  wieder  die  Behandlung  der  Präpositionen  auseinander- 
gerissen, S.  202  Bedeutung  und  Gebrauch,  S.  240  Sinnverwandtschaft. 
—  S.  284.  Die  mathematischen  Formeln  zur  Darstellung  der  Satz- 
gefüge, noch  mehr  die  der  Periode  (8.  292)  sind  viel  zu  compliciert, 
um  ernst  genommen  zu  werden. 

Als  Druckfehler  sehe  ich  an  8.  5  Kobel  für  Eobell,  18  lihie 
fQr  Ithte,  32  lagen  für  legen,  163  Friede  sei  ihr  er^  G^läta*  für 
Geläute. 

Es  ist  ein  gutes  Zeugnis  für  ein  Schulbuch,  wenn  es  trotz  An- 
griffen und  äußeren  Hindernissen  immer  wieder  aufgelegt  wird  und 
den  einmal  gewonnenen  Yerbreitungskreis  behauptet.  Die  Vorzüge  des 
Hermannschen  Lehrbuches  (3)  sind  zur  Genüge  bekannt:  die 
Begründung  der  gesammten  Grammatik  auf  die  Satzlehre ,  die  Be- 
tonung des  Beispieles,  das  den  Schüler  zwingt,  die  Hegel  zu  finden, 
die  ausgebreitete  Beobachtung  des  Verf.s,  dem  nicht  leicht  eine 
sprachliche  Erscheinung  entgeht,  die  enge  und  dabei  doch  unge- 
zwungene Anschmiegung  der  deutschen  Syntax  an  das  System  der 
classischen  Sprachen,  zunächst  der  lateinischen.  Das  mit  einem 
seltenen  Fleiß  und  einer  bewunderungswürdigen  Sorgfalt  gear)[>eitete 
Buch  hätte  sicher  einen  noch  weit  größeren  Ausbreituugskreis,  wenn 
der  Hr.  Verf.  die  ihm  wiederholt  vorgeworfene  Neigung,  die  Sprache 
zu  meistern,  mehr  bekämpft  und  sich  durch  seine  Forderungen  nicht 
so  oft  in  Widerspruch  mit  dem  Sprachgebrauche,  selbst  mit  der  Ge- 
pflogenheit guter  Schriftsteller  gesetzt  hätte ;  ferner ,  wenn  er  nicht 
allzu  tief  einschneidende  Neuerungen  in  der  Orthographie  durch- 
gefahi*t  und  trotz  der  fast  einstimmigen  Abweisung  seitens  der  Kritik 
festgehalten  hätte. 

Nach  beiden  Seiten  ist  in  der  vorliegenden  7.  Auflage  eine 
Wendung  zum  Besseren  eingetreten:  die  seltenen  Würter,  die  be- 
fremdlichen Constructionen  und  Ausdrücke  sind  nahezu  vollständig 
getilgt;  schwerer  ist  es  dem  Verf.  bei  der  Orthographie  geworden» 
und  während  alle  Lehrbücher  nach  der  amtlichen  Rechtschreibung 
geregelt  sind,  hat  Hermann  sich  die  ausdrückliche  Bewilligung  er- 
wirkt, in  der  Tilgung  des  h  nach  t  und  in  der  Schreibung  ein- 
zelner Wörter  seinen  eigenen  Weg  zu  gehen.  Man  kann  darüber 
streiten,  ob  es,  um  der  Einheit  willen,  nicht  besser  gewesen  wäre 
auch  hierin  sich  dem  festgestellten  Gebrauche  zu  fügen ;  jedesfalls 
aber  weicht  der  neue  Hermann  nunmehr  nur  so  wenig  vom  allgemein 
Üblichen  ab,  dass  man  daraus  fürder  keinen  Grund  gegen  seine  Ein- 
führung an  einer  Anstalt  wird  holen  dürfen. 


Deutsche  lAhr-  und  Obnogsblicher,  aogez,  von  JT.  F,  Kummer.    76S 

Aüch  in  der  tabellarischen  Darstellung  der  Formen-  and  Wort- 
biMoDgülehre  sind  mehrfache  aogprechende  Neuerungen  ?orgeooDimen 
worden ;  gewiss  wüUcommene  Zusätze  »ind  die  Tafeln  XXZ  (Neben- 
einanderstellnng  der  Bildung  der  Subetantiva,  Ädjectiva  and  Verba)^ 
sowie  XXXIX  (Übersicht  der  Präpositionen). 

Rathen  mochte  ich  dem  Hrn.  Verf.,  bei  einer  künftigen  Aaliage 
in  den  ConcesBionen  an  den  allgemeinen  Gebrauch  noch  weiter  zu 
gehen ;  die  Forderung ,  dass  alle  starken  Verba  im  Imp.  (lexionsloB 
seien ,  steht  mit  dem  Spracbgebranche  in  Widersprach ,  und  wenn 
HeiTnann  auch  stets  schreibt  Unterscheid,  so  werden  doch  alle 
anderen  Leute  sprechen  und  schreiben  ünterBcheidel  Ferner  warnm 
heißt  die  Conjunction  dass  S.  52  Satzartikel?  u.  dgL  m.  Zu  Über- 
legen wäre  auch  noch ,  ob  die  den  syntaktischen  Lehrsätzen  ange- 
hängten Beobachtungen  nicht  auch  noch  in  ein  System  gebracht. 
beziehungsweise  statt  an  eben  Torkommende  Beispiele  angehängt  zu 
werden  unter  gemeinsame  Gesichtspunkte  gefasst  werden  könnten? 
So  ließe  sich  z.  B.  was  S.  23  über  Negationen  gesagt  ist,  unter  den 
AdTerbi allen  der  Weise  abhandeln  u.  ä.  dgL 

Durch  mancherlei  Beschränkungen  ist  der  Umfang  der  300  SS. 
lenden  6,  Auflage  auf  258  SS.  vermindert  worden;  schade,  dass 
:  Streben  nach  abgekürzter  Fassung  auch  die  Wahl  der  Lettern 
beeinllusst  batl  Namentlich  m  den  Tabellen  ist  gegeuQber  dem 
ßcbCnen  deutlichen  Satze  der  früheren  Auflagen  hte  und  da  zo  ein^r 
nahezu  äugen  verderbenden  Perlschrift  gegriffen  worden. 

Meine  Ausstellungen  betreffen  nichts  wesentliches.  Ich  kann 
deshalb  meinen  Bericht  zusammenfassen  in  den  Ausdruck  der  Freude^ 
dass  di«  7.  Auflage  uns  den  alten,  wohtbewährten  Hermann  gebracht 
hat  ohne  seine  früheren  Gebrechen,  und  in  den  Wunsch,  dass  recht 
zahlreiche  Verwendung  eine  baldige  Erneuerung  des  trefflichen 
Buches  herbeifubron  möge,  die  auch  die  letzten  Mängel  tilgen  wird. 

Die  Bauersclie  Grammatik  ist  in  der  21.  Aoflags  in  ihrer 
;  Gestalt  und  in  ihrem  Inhalte  wesentlich  verändert  worden: 
ohlich  ist  es,  diiss  sie  die  Antiqualetteni  aufgegeben  und  den 
deutschen  Druck  gewählt  hat;  zur  Bearbeitung  der  neuen  Auüage 
haben  sich  ein  Landsmann  des  ?ei^wigten  Verf.s,  Director  Dr.  Duden 
von  Hei-sfeld,  und  ein  Österreicher.  Prof.  Hofer  ?on  Wiener-Neustadt, 
j^aioinigt;  das  Buch  hat,  obzwar  in  »einem  Capitol-  und  Para- 
phenstande  nicht  geändert,  mannigfache  Zusätze,  Beschränkungen 
deruHLj  iren,  die  der  weitaus  größeren  Mehrzahl  nach 

Ftrbev^'  :;ei(&on  dürfen;  es  hat  endlich  die  für  Österreich 

vorgeschriebe ue  OriUMgraphie  durchgeführt  und  dieselbe  in  dem 
völlig  umgearbeiteten  Capitel  'Kechtach reiblehre'  auch  begründet. 
Mögt  «s  in  6ein«r  neuen  Gestalt  so  viel  gntes  wirken,  als  es  bisher 
geth&n.  und  dieselbe  freundlicho  Aufnahme  finden!  Die  folgernden 
Bemerkungen  stammen  von  einem  aufrichtigen  Verehrer  des  Buche«, 
der  aus  demselben  gelernt  and  sputer  wiederholt  darnach  gelehrt  hat; 
aie  sollen  «inen  Theil  des  Dankes  abtragen«  welchen  er  demselben 
IdeL 


764    Deaische  Lehr-  und  Übungsbaoher,  angez.  von  K.  F.  Kummer, 

Trotz  den  zahlreichen  Zusätzen  und  Verbesserungen  haben  sich, 
meiner  Ansicht  nach,  die  Hr.  Herausgeber  dem  Bestände  des  Buches 
gegenüber  etwas  zu  conservatiy  verhalten.  Die  Pietät,  welche  man 
bei  £meueruj)g  streng  wissenschaftlicher  Werke  dem  Worte  und 
Geiste  berühmter  Schriftsteller  schuldig  ist,  scheint  mir  bei  Er- 
neuerung eines  Schulbuches  nicht  am  Platze  zu  sein:  was  in  der 
Wissenschaft  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  wird,  darf 
auch  im  Lehrbuche  nicht  stehen  bleiben.  Nach  diesem 
Grundsätze  müsste  die  Tabelle  der  indogermamache  Spraichstamm, 
namentlich  die  Gliederung  des  germanischen  Zweiges  überarbeitet 
und  in  der  Einleitung  manches  geändert  werden;  S.  2  die  Namens- 
form  ütfilüf  S.  5  Ursprung  und  Heimat  der  mhd.  Literatur  in  Öster- 
reich, der  Bischof  Pilgrim  yon  Passau,  Meister  Konrad  und  das 
Nibelungenlied,  die  Zeit  des  Eürnbergers,  S.  7  der  spanische  Ur* 
Sprung  der  Gralsage,  Bruder  David  als  Herausgeber  und  Ordner  des 
Schwabenspiegels  u.  dgl.  Ich  bin  wohl  nicht  der  erste,  dem  der 
Widerspruch  zwischen  den  Ergebnissen  der  literaturgeschichtlichen 
Forschung  und  den  Behauptungen  in  den  angeführten  Stellen  auf- 
gefallen ist;  nur  hat  man  auf  diese  Einleitung,  die  in  der  Schule 
wohl  kaum  durchgenommen  wird,  wenig  Gewicht  gelegt;  sollen  denn 
aber  veraltete  und  unrichtige  Behauptungen ,  zu  denen  der  Schüler 
vielleicht  doch  einmal  greift,  immer  wieder  abgedruckt  werden?  — 
Eine  Yergleichung  mit  den  Ergebnissen  der  neueren  Sprachforschung 
wird  auch  für  die  Anhänge  1  (Brechung) ,  3  (starke  Declination  der 
Substantiva)  und  8  (Lautverschiebung)  eine  gründliche  Umarbeitung 
nöthig  erscheinen  lassen. 

Die  Bearbeiter  drucken  auch  Bauers  „Vorschlag  zu  einem 
Lehrplan"  unverändert  ab;  und  doch  hätte  dieser  in  den  für 
Österreich  bestimmten  Ausgaben  schon  lange  einer  Überarbeitung 
bedurft :  Bauer  selbst  hatte  sein  Buch  für  vier  Jahrgänge  berechnet, 
der  neueste  Herausgeber  will  eine  Anzahl  Paragraphen  auch  noch 
für  ein  fünftes  Jahr  aufgespart  wissen.  Wie  verhalten  sich  Lehrbuch 
und  Vorschlag  zu  den  Bestimmungen  unseres  Organisationsent- 
wurfes ? 

Dass  eine  deutsche  Grammatik  mehr  enthalte,  als  für  die  zwei 
ersten  Gymnasialclassen  vorgeschrieben  ist,  auf  welche  sich  nach 
dem  Org.-Entw.  der  besondere  grammatische  Unterricht  beschränkt, 
ist  bekanntlich  kein  Hindernis,  ein  solches  Buch  zum  Gebrauche  zu- 
zulassen; denn  erstens  hebt  der  Org.-Entw.  (Octavausgabe  v.  J.  1871, 
S.  174)  im  Lehrplane  nur  diejenigen  Oapitel  hervor,  welche  im  Zu- 
sammenhange behandelt  werden  sollen ;  und  zweitens  ist  ja  mit  dem 
Aufhören  besonderer  grammatischer  Stunden  von  Tertia  angefangen 
nicht  jedwede  grammatische  Unterweisung  verpönt,  im  Gegentheile 
wird  die  gelegentliche  Behandlung  derselben  ausdrücklich  empfohlen 
(Lehrplan  S.  175,  Instructionen  S.  183);  endlich  drittens  spricht  die 
Zulassung  von  Büchern  wie  Bauer  und  Wilmanns  thatsftoblich 
für  die  Richtigkeit  meiner  Auffassung. 


jL  SefUesaing,  Deat&cber  WortsotiftU  usw.,  aujC.  too  ^^  Kraiochwil,    7(1!} 

Aber  mau  kann  gewiss  verlanget!  tXL  üören,  wie  sich  der  VerL 
(«1066  Buches  im  Hinblicke  auf  die  Porderuugen  de«  Drg.-Entw.  die 
ll^ertheiluTig  des  Lehretoffeä  auf  aosere  Claaaen  denkt;  uameotlich 
K^legenÜich  der  Neubearbeitung,  an  der  ein  Österreicher  betbeiligt 
scheint  die  Frage  hier  nicht  uugerechtfertigt.  Die  Übertragung 
les  Bauerschen  Vorecblageä  ist  ja  an  aich  nicht  schwer ,  weno  anch 
Qehr  nOthig  iet^  als  etwa  für  Bauera  SeiU  und  Quinta  unsere 
[ClflSüenbexeKhnungeu  Prima  und  Secunda  einzusetzen ;  aber  es  wäre 
jwiohtig  za  aeheiip  was  die  Bearbeiter  als  über  den  fiabmen  unserem 
ilehrplanea  hiuaasreichend  auszuscheiden  sich  entgeh Idsseu ,  be- 
Isiehungsweise  der  Frivatlectdre  deä  Schülers  überließen.  Denn  das« 
[nicht  die  ganze  Grammatik  an  unüierein  Gymnasium durchgeiiommen 
LirerdeiL  kOnne  und  dürfe,  ergibt  sich  sofort  ans  einer  VerglHchuug 
Mereelben  mit  on^rem  Lehrplane  und  deu  In^structionen,  Ich  mache 
ikier  nur  auf  awei,  atlerdiage  we&eatliche  Punkte  aufmerksam :  unsere 
[Instruction  (8.  184)  warnt  ausdrücklich  vor  einet'  zu  weit  gthcnden 
ySpahung  im  Unterordnen^  die  Bauersche  Grammatik  geht  be- 
V  '      tebüDg  sehr  weit»  man  vgl.  die  Capitel  Ad- 

I,  Advorbiabätie;  unsere  Instruction  (S.  IHS) 
[verbietet  auisdröcklich  Historisches  über  die  älteren  Formen  der 
\  gt^rfuhf'  i*intumt8chtn,  der  Vorschlag  Baaere  (IL  fc>tufe,  A,  3)  stellt 
J  i  ng  in^  tiefere  Verständnis  der  Sprache  hie  $md  da  Zu- 

Vriufvuii^ung  auf  das  Mhd,  und  Ahd.y  wo  es  zum   VerständniBse 
ft^hig  ist  auf,  und  das  ganze  Capitel  Worthildun^   ist   in  diesem 
Sinne  gearbeitet. 

Ich  glaube,  die  Anführung  dieser  beiden  Widersprüche  genügt, 
um  die  BerechUguug  der  oben  ausgesprochenen  fbrderujig  lu  er- 
«eisen. 

Yen  den  Zusätzen  der  Herausgeber  acheiaen  mir  verbesserungs- 

ittrftig:  $.21,  wo  harte  und  lonlose,  weiche  und  töoende  Muten 

[•inander  gleich  gestellt  werden,  für  uns  Süddeutsche,  deren  Medien 

skanntjich  nicht  tOneu,  ofTenb&r  unrichtig;  vgl.  Sievers  Grundzüge 

ler  Lautphysiologie  S.  64.  —  §.  3H,  Anmerkung,  Die  Gleichung  lif 

{in  eintif  j  xwelif  ^=^  10  ist  wohl  nicht  mehr  haltbar,  vgl.  Scherer, 

lur  Geschichte  der  deutschen  Sprache  S.  451. 

Wien.  Dr.  Karl  F,  Kummer. 


[Deutscher  Wortschatz  oder  der  passende  Ausdruck.  Praktiscbe:' 

Htlf5<  und  NachichU^ebuch  in  allen  Verlegenheiten  der  schrift- 
lichen -  '  ndlieben  D&r«teUung.  Für  Gebildete  aller  Stände  und 
AuvUi  n«  oinor    cerrecteu    Wiedergabe   ihrer   Gedanken    in 

deutB4:Lv.  ^|r..uhti  aich  betleiüigeu.  Mit  einem  den  Gebranch  unge- 
mein erieichtorndeij  Hilf» Wörterbuch.  Bearbeitet  von  A.Schlessing, 
Verf&aser  mehrerer  fipnkcb wissen iichaft liehen  Werke*  Stattgari  1881. 
Vorlag  von  Paul  Neff,  8«.  XXIV  und  433  88. 

Angeregt  dnrch  Dr.  P*  M.  Rogets  Thesaurus  ef  Englfsh  Words 
od  Pbrases,  welches  Werk  seit  1852  nahetu  viersig  Auflagen  er- 
'feHe,  Qnlernilim  es  der  Verfasser,  nach  dem  englischen  Vorbilde 

49* 


768    K.  SUö^^  BöeheUn  d.  h.  Margaröta,  augez.  von  F,  KraUKhwü. 

ein  deutsches  Hilfs-  und  Handwörterbuch  zum  Auffinden  des  rP^s* 
senden  Ausdruckes''  auszuarbeiten  und  zwar  nicht  nur  für  Aus- 
länder, die  bereits  einige  Kenntnisse  in  unserer  Sprache  besitzen, 
sondern  in  erster  Linie  zum  Gebrauche  für  diejenigen  Deutschen, 
welche,  vielleicht  trotz  großer  Geübtheit  in  Rede  und  Schriftsprache, 
gerade  um  einen  richtigen  Ausdruck  verlegen  sind. 

Um  nun  ein  rasches  Auffinden  desselben  zu  ermöglichen,  ist 
das  Buch  in  zwei  Theile  derart  getheilt,  dass  zunächst  im  ersten 
(von  S.  1 — 242)  der  Wortvorrath  der  deutschen  Sprache  nach  lo- 
gischen Gesichtspunkten  in  tausend  Nummern  und  ebenso- 
vielen  Begriffsfamilien  geordnet  ist.  Demnach  zerfällt  der  Sprach- 
schatz in  sechs  Classen;  in  die  erste  (S.  1 — 85)  z.  B.  gehören  179 
Begriffsfamilien  mit  Wörtern,  welche  abstracto  Verhältnisse 
bezeichnen.  Sie  sind  wieder  nach  den  Gesichtspunkten  der  Existenz, 
Beziehung,  Quantität,  Ordnung,  Zahl,  Zeit,  Veränderung,  Ursache 
und  Wirkung  so  aneinander  gereiht,  dass  den  Hauptwörtern  die 
Verben,  diesen  die  Adjective  und  Adverbien  folgen,  z.  B.  Existenz 
(Dasein,  Wesen,  Bestand,  Wirklichkeit  . . .  leben,  vorkommen  . . . 
vorhanden,  gangbar  . . .  wirklich,  positiv,  materiell)  und  in  der 
nebenanstehenden  Colonne  der  Gegensatz  hiezu  :Iuexistenz  (Nicht- 
dasein,Wesenlosigkeit,  Leere,  Lücke  . . .  nicht  sein,  nidit  existieren 
. . .  nicht  vorhanden,  nicht  wirklich  . . .  negativ,  imaginär,  ideal). 
Den  vollständigen  „Plan  der  Eintheilung**  und  die  ^Über- 
sichtstafel der  Begriffsfächer"*  hat  der  Verf.  dem  ersten 
Theile  seines  Buches  vorangeschickt  (VIII — XXIV) ;  um  nun  daraus 
den  gewünschten  Ausdruck  rasch  zu  finden,  dient  der  zweite  Theil, 
welcher  von  S.  243 — 433  ein  alphabetisch  geordnetes  Re- 
gister enthält.  Neben  jedem  Woi*te  geben  Nummern  jene  Gruppen 
der  Begriffsfamilien  an,  in  welchen  das  Wort  eingereiht  und  im  ersten 
Theile  nachzuschlagen  ist.  -^  Die  im  Deutschen  gangbaren  Fremd- 
wörter sind  vollauf  berücksichtigt.  Die  Ausstattung  des  Buches  von 
Seite  der  Verlagshandlung  ist  geradezu  prächtig. 


BücheUn  der  heiligen  MargarSta.  Beitrag  zur  Geschichte  der  geist- 
lichen Literatur  des  XIV.  Jahrhunderts.  Herausgegeben  von  Dr.  Karl 
Stejskal.  Wien  1880.  Alfred  Holder.  33  SS. 

So  einen  breiten  Raum  in  der  Literatur  des  Mittelalters  die 
Heiligenlegenden  einnehmen,  vom  ästhetischen  Standpunkte  be- 
trachtet ist  ihr  Wert,  abgesehen  von  nicht  sehr  zahlreichen  Aus- 
nahmen, gering.  Doch  verdienen  sie  sorgsame  Beachtung,  nicht  nur 
der  Sprache  sondern  auch  der  culturhistorischen  Bedeutung  wegen. 
In  ihnen  suchte  der  religiöse  Sinn  sowohl  wie  der  unbegrenzte 
Wunderglaube  des  Mittelalters  seine  Befriedigung.  Je  mehr  des 
Wunderbaren  eine  Legende  anhäuft  ^  desto  beliebter  wurde  sie. 
Dieser  Umstand  allein  würde  die  außerordentliche  Verbreitung  der 
Margaretenlegende  (sogar  über  Frankreich  und  England)  erklären: 
der  Teufel  selbst  erscheint  durch  geraume  Zeit  auf  dem  Schauplats 


S,  Si^fakak  Buchelln  d.  b.  Margardta,  angez.  ron  F.  Kraiaekwü     7tt7 

und  spielt  eine  sehr  unrühmliche  Rolle  (V.  288  — 51  ß).  Dazu  kommt» 
dasg  Hargareta  als  Schutzheilige  der  Gebärenden  galt;  von  ihr 
bofftazi  sie  eine  glückliche  Kiederkunft.  Man  war  der  Überzeugung^ 
dftssj  wo  immer  in  einem  Hause  sich  ihre  Leidensgeschichte  Torfinde, 
dort  kein  Kind  kmmm  oder  blind  geboren  werde  und  der  Teufel 
keine  Gewalt  über  die  Kinder  habe  (V.  639-^646).  Daher  die  un- 
gewöhnliche Beliebtheit  dieser  Legende,  welche  zahlreiche  Hss.  und 
Drucke  vom  12. — 16.  Jahrhunderte  bezengetu 

Bei  der  großen  Verbreitung  nimmt  es  uns  nicht  Wunder»  dass 
die  Margaretenlegende  in  dem  laugen  Zeiträume  gar  mannigfache 
Geiitaltnngen  erfahr;  dieselben  wurden  von  Fr»  Vogt  in  Paul-Braunes 
Beiträgen  I  (1874),  263  f,  eingehend  besprochen.  Schon  vier  Jahr« 
spater  erhielt  die  Literatur  der  Margaretenlegende  eine  Bereicherang 
durch  Veröffentlichung  einer  niederdeutschen  Fassung  nach  einem 
Magdeburger  Drucke  vom  Jahre  1500  durch  Dr.  J,  Wegener  im 
Programme  des  Pädagogiums  vom  Kloster  Unserer  Lieben  Frauen  in 
Magdeburg,  worauf  durch  Bartsch  im  24.  Jahrgange  (1879)  der 
•■  in  (S.  294  f.)  der  Abdruck  des  Anfanges   einer  deutschen 

tenlegende  aus  dem  12.  Jahrhunderte,  durch  K.  Hasenjäger 
im  12.  Bande  der  Zs.  f,  deutsche  Philologie  (S.  468 — 479)  der  eines 
Bruchstückes  (325  V.)  einer  mitteldeutschen  Margaretenlegeode 
folgte.  Hasenjägers  Annahme,  das  Bruchstück  sei  die  Recension 
eines  mitteldeutschen  Originals  aus  dem  14  Jahrhunderte,  findet  die 
kräftigste  Ünterstüttung  durch  Dn  Stejskals  Publication  der  be* 
lidbtesten,  nach  Thüringen  weisenden  Fassung  der 
Margaretenlegende  aus  dem  14.  Jahrhunderte:  sie 
liegt  nun  zum  erstenmal  vollständig  gedruckt  vor. 

Der  Text  (776  V,)  von  S.  7—33  liest  sich  im  ganzen  ziemlich 
anstandslos;  über  einige  bedenkliche  Stellen  ohne  Einsichtnahme  in 
das  dem  Hrn.  Herausgeber  vorgelegene  handschriftUche  Material 
mit  Sicherheit  zu  urtheilen  ist  nicht  räthlich.  Über  letzteres  spricht 
der  Herausgeber  in  den  dem  Texte  vorangeschickten  Bemerkungen 
(S.  1 — 6);  demnach  hat  er  vier  Ess.  (darunter  den  Cod.  3007  der 
Wiener  k.  k.  Hofbibliothek  und  den  Cod.  188  des  Metropolitancapitel- 
Archivs  in  Olmütz)  und  den  Leipziger  Druck  vom  Jahre  1517  ver* 
glichen.  Leider  erwähnt  der  Hr.  Herausgeber  mit  keinem  Worte  des 
jeder  Vorlage  eigenthömlichen  Wertea  und  des  Verhältnisses  zwischen 
denselben ,  ebensowenig  macht  er  uns  mit  den  Gesichtspunkten  be* 
kannt ,  nach  denen  er  bei  Herstellung  des  Tex^s  vorgieng.  Ich  ver- 
rnnthe  —  die  Arbeit  wurde  nämlich  zuerst  im  Programme  des  k.  k. 
Gjmnasiums  zu  Znaim  veröffentlicht  —  dass  diese  Unterlassung 
sowie  die  Gedrängtheit,  mit  der  auf  anderthalb  Seiten  über  die 
Sprache  des  Denkmals,  dessen  unbekannten  Verf.  und  seine  Quelle 
gehandelt  wird ,  wahrscheinlich  eine  Folge  des  beschränkten  Raumes 
war»  welcher  gewöhnlich  derartigen  Arbeiten  in  den  Jahrespro- 
grammtn  unserer  Mittelschulen  zugewiesen  wird.  Bedauerlich  bleibt 
auch,  das8  bei  Veranstaltung  des  so  gefläUigen  Separatabdruckes  da« 
Versäumte  nicht  nachgeholt  wurde*  —  Vielleicht  regt  Docens  (AI 


788    E.  üfhuest  Das  Wesen  des  Denkens,  angez.  von  T.  Wüäauer. 

deutsche  W&lder  III,  156)  apodictisch  hingestellte,  aber  bis  jetct 
dnrch  nichts  erwiesene  Behauptung,  der  unbekannte  Verf.  der 
Margaretenlegende  sei  auch  der  Verf.  der  Legenden  der  heiligen 
Katharina,  Dorothea  und  Barbara,  den  Hrn.  Herausgeber  zu  einer 
sprachlich  -  stilistischen  Yergleiehung  der  Maiigaretenlegende  mit 
jenen  dreien  genannten  an.  Bei  dieser  neuerlichen  Aufnahme  deg 
Gegenstandes  lieAe  sich  auch  manches  nachtragen. 

Wien.  Dr.  Franz  Kratochwil. 


Das  Wesen  des  Denkens.  Nach  Platon.  Von  Dr;  Karl  Uphues,  Piof. 
am  Qymoasium  zu  Aaraa.  Landsberg  a/W.  1881,  Hermann  Scbönxocks 
Verlag.  (8  S.  139.) 

Der  Titel  des  Buches  deckt  seinen  Inhalt  nicht.  Die  Unter- 
suchung geht  nämlich  wohl  vom  Wesen  des  Denkens  aus  und  knüpft 
dabei  vorabergehend  auch  an  Piaton  an,  aber  sie  entwickelt  aJl- 
mählich  die  GrundzQge  einer  umfassenden  Weltanschauung.  Der 
Verf.  enthüllt  uns  im  Vorschreiten  der  Arbeit  seine  grundlegenden 
Gedanken  von  der  Natur,  der  Geisterwelt  und  dem  über  dem  Gegen- 
satz beider  stehenden  „dreieinigen''  Gott,  untersucht  und  berichtigt 
in  seiner  Weise  eine  Reihe  ontologischer  Begriffe :  Wesen  und  Er- 
scheinung, Identität,  Veränderung  und  Entwicklung. 

Das  Buch  ist  eine  seltsame  Verschmelzuug  von  Aufklärung  und 
mystischem  Tiefsinn ;  es  erinnert  durch  seine  Bestandtheile  an  die 
Träger  verschiedener  Weltanschauungen:  an  Piaton  (doch  weniger 
als  der  Titel  vermuthen  ließe)  und  die  Scholastiker ,  an  Descartes 
und  Leibnitz,  an  Kant,  Herbart  und  Hegels  Logik.  Auf  eine  Inhalts- 
übersicht des  Buches  muss  ich  daher  verzichten ,  glaube  aber  das- 
selbe sicher  zu  kennzeichnen,  wenn  ich  eine  Beihe  seiner  Auf- 
stellungen über  das  Wesen  des  Denkens  vorführe. 

Vor  allem  schärft  uns  der  Verf.  die  seit  zweitausend  Jahren 
nicht  mehr  neue  Wahrheit  ein,  dass  Denken  nicht  mit  Vorstellen  zu 
verwechseln  sei,  denn  „das  Denken  ist  die  gesetzmäßige  Ver- 
bindung von  Vorstellungen  zu  Urtheilen."  S.  25.  9.  Aber 
diese  Definition  ist  bloß  eine  „vorläufige'' ;  „denn  das  Denken  ist  ja, 
wie  schon  Piaton  gelehrt,  ein  inneres  Sprechen,  das  Sprechen  aber 
geschieht  in  Sätzen  d.  h.  in  Verbindungen  von  Wörtern,  welche  die 
Vorstellungen  bezeichnen^ ;  die  obige  „vorläufige^  Definition  wird 
daher  dem  Wesen  des  Denkens  näher  gebracht  durch  Umsetzung  in 
folgende  Form:  Denken  ist  „die  Verbindung  der  die  Vorstellung  be- 
zeichnenden Wörter  zu  Sätzen.^  S.  27.  29.  Die  Satzbildung  wird 
aber  nur  ermöglicht  durch  die  Verbindung  von  Substantiv  und  Verb, 
es  wird  daher  das  Wesen  des  Denkens  tiefer  erfasst  durch  die  Er- 
klärung, „das  Denken  bestehe  in  der  Verbindung  von  Substantiv 
und  Verb.''  S.  38.  Erst  jetzt  ist  der  Verf.  in  der  Lage  das  hehre 
Wesen  des  Denkens  vollends  zu  enthüllen  und  zu  beleuchten.  Das 
Verbum  ist  nämlich  im  Satze  „Ausdruck  der  Person^»  des  hewussten 
Ich,  des  Geistes;  das  Substantiv  dagegen  „charakterisiert  sieh  als 


M,  WMfah^  Tier  gtmeinTerst  Vortr.  ubw,,  an^r*  v.  T,  Wüäamef,    789 

Sachenwort^,  igt  Ausdruck  der  Natur,  der  unpere^Dtkhen  Sache. 
Der  Satz  ist  daher  eine  VerbinduDg  yon  Personen-  und  Sacfaenwort, 
verlcDÜpfi  somit  die  beiden  Begrifte  FeTBon  und  Sache,  ^diese  hi'^chsteQ 
Gattungsbegrilte  uti&eres  Denkens " :  „ihre  Vereinigung  ist  der  Aas- 
druck für  die  höchste  uns  denkbare  Realität,  also  fdr  Oott.**  Dem 
■Verf.  ergibt  sich  hieraus,  dass  der  Sat2  (ganz  abgeseheu  von  8oin*?r 
||K>ncreteti  Anssage)  „rein  als  Yerbiudong  tod  Substantiv  und  Verbum 
Ifenommen  den  denkbar  höchsten  Inhalt  bat^,  nämlich  Natur«  Oeist^ 
Ott  Freilich  ist  dieser  Inhalt  ^unbewusst." 

Wir  wollen  gerne  glauben,  dass  hier  ein  tie^inniger  Gedanke 
ege,  dessen  Weiter ffihrung  wir  S.  62 — d2  wiederfinden,  aber 
Bifölhaft  ißtp  dass  es  an  scharfer  Fiiierung  der  Begriffe»  an 
Klarheit  und  formeller  Exactheit  der  Durchführung  fohlt.  Das  ist 
Oberhaupt  der  Maugel,  an  dem  die  Arbeit  krankt.  Einige  Beispiele 
mögen  uns  das  deutlich  machen.  Nach  S.  8  beißt  ^denken**  soviel 
als  ^Gedanken  miteioander  rerbinden."'  Nach  S.  9  ist  jedes  Vor- 
^Btellem  bedingt  durch  das  Denken ,  nach  S.  25  erscheint  umgokehit 
Denken  bedingt  durch  vorhandene  Vorstellungen.  Der  Verf.  hat 
rie  es  scheint  den  Cirkel  geahnt  (S.  113),  ihn  aber  nicht  gelöst. 
Inf  8.  8  und  9  wird  das  „BewusstseiD"  und  zwar  der  einzelne  Be- 
russtseinsact  ohneweiters  mit  einem   bleibenden  Trager  des    psj- 
tehischen  Lebens  verwechselt,  als  ob  es  nie  einen  Kant  gegeben  hätte. 
IBesonders  grell  zeigt  sich  der  Mangel  formeller  Genauigkeit  in  der 
jBonst  mehrfach  interessanten  Abhandlung   über  die  Wahrheit  des 
[Denkens  (S.  62—92),  in  welcher  der  Verf.  den  Schritt  in  die  Wirk- 
lichkeit zu  vollziehen  sucht.  Da  werden  die  „Formal begriffe**,  welche 
[tiach  seinem  eigenen  Zugeständnisse  ^nichts  Wirkliches  bedeuten*^, 
fd*>ch  wieder  als  wie  verlässliche  Data  genommen,    um   aus    ihnen 
iWirkljches  und  seine  Eigenschaften  abzuleiten.  Mit  dieser  logischen 
[Mangelhaftigkeit  der  Arbeit  verbindet  sich  da  und  dort  ein  eigen- 
[thömlicher  Muth  der  Consequenz.  Wie  er  (S.  107)  infolge  seiner 
lAufstellungen  die  Thiere  zu  bloßen  Maschinen  macht,  ^bei  denen 
[frin  Empfindung  und  selbstth^tiger  Bewegung  keine  Hede  sein  kann^^ 
^it  er  den  Völkern  der  isolierenden    und   agglutinierenden 
ul'e  das  Denken  f  j^^&b  eigentliche  Denken^  ab  (S.  .^8.  39. 
J45.).  Das  „eigentliche  Denken"  ist  nor  jenes,  welches  der  Verf.  be- 
handelt, d.  h.  wenn  wir  dem  Titel  des  Buches  glauben,  das  Denken 
ilm  Sinne  Piatons ,   wenn  wir  hingegen  der  Erklärung  auf  S.  38 
[glauben,  nur  jenes  Denken,  „wie  wir  es  bei  uns  Deutschen  des 
[neunzehnten  Jahrhunderts  finden.^  Freuen  wir  uns,  dass  das  Denken 
Ider  Deutschon  etwas  correcter  ist,  als  es  Herr  üphues  bei  ihnen 
^  ^gefandeo**  hat 

Vier  g^meinvArcK>Twi liehe  Vorträge  über  Piatons  Lehrer  und 
Lehren,  \  s  Wohlmb,  R<*ctar  de§  konigL  Gyranasiamf  su 

Chemnitz.  ii*:iY7.y^  ih79,  Teubncr.  8*  Ö.  81, 

In  den  Vorträgen  sind  behandelt:  1,  Sokrates^  2,  die  Li^be^ 
8.  die  Unsterblichkeit,  4,  der  Herrscher,  Wie  schon  der  Titel  av 


77o    0,  aitte.  Die  Initialen  der  Benaissanoe,  angez.  Ton  L.  Blume. 

deutet,  ist  die  Darstellung  populär  gehalten.  Dadurch  mag  ee  sich 
vielleicht  entschuldigen,  dass  der  Fachmann  in  dem  Bflchlein  keine 
Spur  einer  Förderung  seines  Wissens  findet;  wir  haben  aber  auch 
keinen  Anlass  den  gebildeten  Laienkreisen  die  Leetüre  desselben 
besonders  zu  empfehlen. 

Auf  eine  Hervorhebung  einzelner  Stellen,  gegen  weiche  wir 
Einsprache  erheben  müssten ,  gehen  wir  nicht  ein.  Selbst  fftr  Laien 
zu  stark  ist  es,  wenn  der  Glaube  an  Gott  und  Unsterblichkeit, 
welcher  die  Lücken  des  Wissens  ausf£Qle,  auf  eine  Linie  gestellt 
wird  mit  dem  Satze  der  Mathematiker,  ^dass  einmal  eins  eins  ist.'' 

Dass  die  Eigennamen  bald  in  griechischer  bald  in  lateinischer 
Form  geschrieben  werden,  mag  im  allgemeinen  ohne  Büge  hingehen, 
da  der  Yei-f.  selbst  in  der  Vorrede  auf  diese  Ungenauigkeit  auf- 
merksam gemacht  hat ;  aber  unerträglich  wird  es,  wenn  dieser  Wechsel 
in  einem  und  demselben  Satze  auftritt,  z«  B.  S.  120  zuerst  Phaidros, 
dann  Phädrus,  S.  126  PheXdon  und  Phatdon.  Auffallend  in  der  Schrift 
eines  Philologen  sind  Versehen  wie  ^Mysanthropen^  S.  69  und  „Myso- 
logen**  S.  70. 

Innsbruck.  T.  Wildauer. 


Die  Initialen  der  Benaissance  nach  don  Construetionpn  von  Albrecht 
Dürer,  herausgegeben  von  Camillo  Sitte  unter  Mitwirkung  von 
Josef  Salb.  Wien  1882.  Druck  und  Verlag  der  k.  k.  Hof-  und  Staats- 
druckerei. 

Mit  dieser  Publication  hat  sich  das  österreichische  Museum, 
dessen  Initiative  das  vorliegende  Werk  seinen  Ursprung  verdankt, 
neuerdings  ein  Verdienst  um  Kunst  und  Wissenschaft  erworben.  Die 
schon  vielfältig  in  einzelnen  Theilen  behandelte  Frage  über  Ent- 
stehung und  Ausbildung  dieser  sinnreichen  Constructionen  hat  hier 
eine  umfassende  Behandlung  erfahren  und  kann  nun  als  erledigt  be- 
trachtet werden.  Die  älteren  Detailuntersuchungen  von  B.  Schöne  in 
Ephemeris  epigraphica  1872,  Sotzmann  in  Naumanns  Archiv  1856 
II,  Harzen  im  Archiv  für  zeichnende  Künste  II ,  231 — 244  und 
andere  werden  hier  zum  erstenmale  zu  einem  Gesammtbild  vereinigt, 
ergänzt,  und  erhalten  gerade  hiedurch  erst  ihre  volle  Bedeutung 
und  Sicherheit.  Die  vier  Autoren ,  um  deren  Arbeiten  es  sich  hier 
handelt,  sind  Feiice  Feliciano,  dessen  Werk  sich  in  der  Vaticanischen 
Bibliothek  befindet  (Man.  Nr.  6852),  Paccioli,  zu  dessen  y,Divina 
proportione^  Leonardo  da  Vinci  die  einschlägigen  Zeichnungen 
lieferte,  Albrecht  Durer,  welcher  die  gründlichste  Bearbeitung  dieser 
Buchstabenconstructionen  in  seiner  ^ünderweysung  der  Messung 
mit  dem  Zirkel  und  Bichtscheyt^  gab,  und  J.  Neudörfer  (1497  bis 
1563),  dessen  Manuscript  gegenwärtig  der  Bibliothek  des  österr. 
Museums  angehört. 

In  der  vorliegenden  Publication  sind  die  Arbeiten  dieser  vier 
Autoren  nun  in  beständiger  Parallele  besprochen,  indem  die  Ab- 
weichungen von  einander  bei  jeder  Construction  wie  die  Textvariantea 


H*  Berghaus,  G«o^aphiscbe  Lehrmittel«  ioge«,  ?ön  F,  Oruaauer.    771 

bei   HtndsehrifteD-Kditionen    zusammengestellt   und   erläutert   er- 

scbeioen.  Hauptsächlich  htedarch  wird  dei  ZasammenbaDg  dieser  Con- 

JBtructioDen  nutereinaDder  vollkornmon  klar  und  zeigt  sich  deutlich: 

[vie  Neudörfer  nur  die  Arbeit  Ddrers  ergänzen  wollte;  dass  DOrer 

!  die  Arbeit  Pacciolis  nicht  nur  gekannt,  sondern  fortlaufend  benützt 

[hat,    während  er  die  Arbelt  Felicianos  nicht   mehr  kannte;   dass 

Endlich  Leonardo  und  Paccioli  wieder  Feliciano  reichlich  benutzten, 

ir&hrend    dieser    unmittelbar    nach    antiken    Lettern 

arbeitete,  wie  er  sie  in  Rom  und  anderwärts  vorfand.  In  Bezug 

[  auf  diese  seine  Leistung  heißt  es  Einleitung  8.  3 :  ^Betrachtet  man 

,  die  Buchstaben  auf  römischen  Monumenten  und  Schriftplatten  ^  so 

[findet  mau  immer  in  Zeitabschnitten  iron  etwa  50  — 100  Jahren  einen 

einheitlichen  Charakter  und  sichere  Schönheit  in  der  Bildung  im  all- 

^  gemeinen,  aber  im  Detail  eine  so  große  Meüge  kleiner  Variauten- 

gruppen  als  Buchstaben  vorliegen.  Würde  man  sich  nun  die  Aufgabe 

stelteni   aus  Jen  Buchstaben  bester  Art,   beiläufig  des 

I  ersten  Jahrhunderts,  ein  gemeinsames  Schema  zu  entwickeln, 

!  man  konnte  es  kaum  besser,  kaum  anders  machen  als  Feliciano,'^ 

So  geht  die  Form  der  edlen  Lettern  Durers  mittelbar  aus  d^n 
scharf  gezeichneten,  weithin  deutlichen  Lettern  der  römischen 
|]ionumente  hervor,  Lettern ^  in  welchen  in  der  That  der  Scharfsinn 
I  und  das  Schönheitsgefüh!  von  Jahrhunderten  aufgesammelt  erscheint. 
Die  vorliegeude  neue  Pablication  derselben  in  groß  Folio  mit 
86  Tafeln,  hervorgegangen  aus  der  Staatsdruckerei,  muss  als  würdige 
Prachtausgabe  bezeichuet  werden  und  ist  zunächst  geeignet,  zur 
Veredlung  unseres  Schriftwesens  in  der  Praxis  beizutragen.  Aber 
nach  dem  oben  Gesagten  verdient  sie  auch  als  historische  Arbeit  und 
als  Beitrag  zur  Ästhetik  volle  Beachtung,  denn  sie  fahrt  an  dem 
einfachen  Beispiel  der  Linienführung  dieser  classischen  Lettern  in 
die  Gesetze  der  architektonischen  Formengebung  ein,  wie  sie  in  den 
Werken  der  Alten  verkörpert  vorliegen.  So  erscheint  ihre  Anzeige 
an  dieser  Stelle  und  der  Wunsch  gerechtfertigt,  dass  sie  von  den 
Kreisen,  welch«}  sich  überhaupt  mit  dem  Studium  der  Antike  be- 
^MlllAlseD,  nicht  übersehen  werden  möge. 

~     Wien.  Ludwig  Blume. 


Berghaus  Hrm,,  Physikalische  Wandkarte  der  Erde  in  Mer* 
cators  ProjectiOQ.  Gotha  1874.  J.  Perthca.  Fol.  S  Bl  Aufgexogeo 
aaf  LeiDwand  und  in  Mappe  8  fl*  40  kr. 

Berg  haus  Hrm.,  Wandkarte  vod  Europa.  l:4.0()0,ooo.  Goüu 
(1875)  J.  Perthös.  FoL  9  BL  Ä  ufge  «oge  n  aaf  Lein  wund  and  in  Mappe 
11  M&rk. 

Borghaus  Hnn,  Wandkarte  ?on  Afrika*    liS,0oa.Oüa    Gotha 
(1881),  J.  Perthda.  Fol.  H  BL  Preis   a  fl.   60  kr.i   aofgeiogen   auf 
Leinwand  and  in  Mappe  6  ti. 
Von  diesen  Karten  wurden  die  ersten  zwei  vom   k.  k.  Uini* 

aterium  für  CuUus  und  Unterricht  in  Wien  in  dessen  Verordon 


in    H.  Berghau8,  Geog^phische  Lehrmittel,  angez.  Ton  F.  Cfrastauerm 

blatte  Jhg.  1878,  St.  XII,  8.  92,  und  die  letzte  mit  Erlass  vom  14. 
März  1881,  Z.  3153  znm  Unterrichtsgebrauche  an  Mittelsoholen 
allgemein  zugelassen. 

Die  Vorzüge,  welche  diese  geographischen  Lehrmittel  vor  ähn- 
lichen älteren  auszeichnen  und  der  Umstand,  dass  demnächst  auch 
Asien  und  Amerika  in  ähnlicher  Bearbeitung  erscheinen  werden, 
wodurch  eine  neue  kartographische  Darstellung  der  Erde  und  ihrer 
Gontinente  von  Perthes*  musterhaftem  Institute  zum  Abschlüsse  ge- 
langen wird,  lassen  es  nicht  ungerechtfertigt  erscheinen,  auf  die 
Besprechung  der  ersteren  zwei,  obwohl  sie  bereits  vor  einigen  Jahren 
erschienen  sind,  zurtkckzngehen,  um  auf  die  ZnsammengehOrigkeit 
und  einheitliche  Anlage  dieser  Kartenwerke  aufmerksam  zu  machen. 

Gemeinschaftlich  ist  allen  drei  Karten  eine  correcte  und 
eine  mit  Bücksicht  auf  die  Maßstäbe  und  den  Charakter  der  Karten 
m(yglichst  genaue  Darstellung  der  Unebenheiten  in  Land 
und  Se e.  Die  Übersicht  von  Hoch  und  Tief  gewährt  ein  durch  Iso- 
hjpsenlinien  dargestelltes  System  von  Stufen,  die  nach  dem  Grund- 
satze „Je  höher  desto  dunkler**,  aus  helleren  Farben  nach  und  nach 
zu  dunkleren  übergehend,  Niederungen,  Hügelländer,  Mittelgebirge, 
Hochgebirge  und  höchste  Erhebungen  auf  den  ersten  Blick  erkennen 
lassen.  Bekanntlich  tritt  Berghaus  der  Gewohnheit  entgegen,  nied- 
rige Gegenden  als  Tiefland  zu  bezeichnen,  indem  er  diese  Niede- 
rungen nennt  und  die  Benennung  .,Tiefland"  bloß  auf  Depressionen 
d.  i.  solche  Gegenden  beschränkt,  die  tiefer  als  die  Meeresfläche 
liegen.  Auf  seinen  Karten  erscheint  daher  die  Niederung  als  die 
erste  Stafe  der  Landeserhebung  über  dem  Meere  in  den  hellsten 
Farben  und  das  Tiefland  in  der  üblichen  grünen  Farbe.  Da  eine 
gleichmäßige  Anwendung  der  die  Höhen  und  Senkungen  za  Lande 
ausdrückenden  Horizontallinien  auf  die  Seetiefen  nach  dem  gegen- 
wärtigen Stande  der  Tiefenmessungen  noch  nicht  ausfuhrbar  ist,  so 
sind  hierüber  auf  den  vorliegenden  Karten  nur  die  allgemeinsten  An- 
deutungen derart  gegeben,  dass  zum  Unterschiede  von  der  Tiefsee, 
welche  in  Dunkelblau  erscheint,  die  Flachseen,  die  sich  meist  als 
Fortsetzungen  von  Landniederungen  zu  unterseeischen  Plateaux  oder 
als  von  den  Sinkstoffen  großer  Ströme  verseichtete  Golfe  und  Meeres- 
strecken ausdehnen,  durch  Hellbau  angedeutet  werden.  Die  Be- 
namung  der  Karte  ist  eine  zweckmäßige,  indem  sie  sich  einerseits 
auf  das  Nothwendigste  beschränkt  und  andererseits  außer  den  Namen 
der  Völker,  Länder  und  Inseln,  Städte,  Seen  und  Flüsse  auch  die  Be- 
zeichnung der  wichtigsten  Küstenstellen,  der  äußersten  Vorgebirge 
usw.  in  charakteristischer  Schriftart  enthält. 

Im  Besonderen  präsentieren  sich  diese  Karten  folgender- 
weise : 

Auf  der  Erdkarte  in  Mercators  Projection  ist  der 
Gradein  theilung  der  Meridian  des  Green  wicher  Observatoriums  zu- 
grunde gelegt,  da  sich  gegenwäiiiig  bei  weitem  die  meisten  Längen- 
und  Zeitbestimmungen  auf  diesen  beziehen.  Über  die  Tiefe  der 
Meere  und  über  die  Vertheilung  der  Seesonden  geben  eingedruckte 


H*  Btr^mf  Geo^ftphi&che  Lehrmittel,  ang.  Ton  F.  QroMOuer,    77S 

I  froße  Ziffern  die  Doibw^ndigsten  Audeutungdti.  In  besonders  geluu* 

'  gener  Weise  iat  die  Oberflächenbewegungr  des  Meeres  zur 
Anschauung  gebracht  Durch  dunklere  Farbenstriche  wird  die  größere 

.  Bcbnelligkett  und  Stetigkeit  der  Strömungen  ond  der  sogeaamilia 
Triften  dargeeteHt«  Der  jah.re82eitliche  Wecbsel  der  Stramnohtongsi 
innerhalb  derMuäsongebiete  ist  besonders  angedMitet.  Die  Palarstr5^ 
mungen  sind  zum  anfTallendeu  Unterschiede  von  den  tropischen  Dre* 
hungsstiömungen,  den  Gegenströmen  und  Ausgleichströmen  in  grünen 
Farbenstricben  veranschaulichi  Auch  die  nothwendigen  Andeatungen 
Über  die  Grenzen  des  Polar^isea  fehlen  nicht.  Die  Karte  enthält 

I  achlieüiich  noch  eine  Windrose ,  ferner  an  den.unteren  Ecken  Dar- 
stellungen der  nördlichen  und  südlichen»  der  wegtlichen  imd  öst- 
lichen Halbkugehi  und  in  der  Mitte  des  unteren  Randes  einige 
auldie  Weltstellung  der  Erde  bezügliche  Figoren,  w&lche  die  Son- 
nen* nnd  Mondesfinsternisse.  die  £rd-  und  Mondesbe^ 
wegung an  veranschaulichen,  ferner  eine  HöhenQbersicht,  an 
welcher  das  alVmählicho  Niedersteigen  derScbneelinie  und  der 
PflanEonregion  gegen  die  Erdpolo  versinnlicht  wird. 

Die  physikalische  Wandkarte  von  Europa  weicht  itt- 
iofeme  von  der  eben  besprochenen  Erdkarfe  ab,  als  es  der  größere 
Maßstab  auf  derselben  ermöglicht,  hinsichtlich  der  Darstellnngen  der 
rnebenbeiien  mit  den  farbigen  Abstufungen  die  Qebirgsteicb* 
nungin  Schraffenmanier  zu  vereinigen,  wodnrcb  einerseiis  di« 
Übergänge  zwischen  der  ersteren  nnd  anderseits  der  unterschied 
Bwigchtn  HocbflAchen  und  Gebirgsgnippeii  besser  7.um  Ausdnicke 
gelangt.  Die  Grenzen  einzelner  GewÄcbseu.  zw.  der  Banane, 
Palme.  Orange,  des  Ölbaumes,  Weiobaues,  Buchen-,  Eichen-  und 
Kadelholzes,  des  Getreides  und  der  Baumgrenze  sind  durch  Linien 
ersichtlich  gemacht,  welche  auf  die  deutEicbo  Darstelloug  des  Fluss^ 
netze»  dieser  physikalischen  Karte  keinen  störenden  EinflusB  nehmen. 
S^wei  an  den  oberen  Ecken  der  Wandkarte  eingeflgte  Nebenk&rtcheu 
bringen  eine  Obersiebt  der  Wassertheihing  nnd  der  Natio^ 
nalitatenverhältnisse  von  Europa  zar  Anschanung, 

Auf  der  Wandkarte  von  Afrika  erscheint  bereits  das  me- 
triecht Ma6  angewandt  Für  Afrika  sind  die  Schwierigkeiten,  mit 
welchen  die  GebirgszeichnuDg  einer  Karte  bei  der  Mangelhaftigkeit 
oder  minderen  Zuverfassigkeit  der  Höhenbestlmmnngen  und  anderer 
Daten  zu  kämpfen  bat,  aoJierordenilich  gn»ß.  T^dem  auf  der  vorlie* 
genden  Karle  die  Ergebnisse  der  jö!  Erforschung»*- 

reisen»  nach  welchen  sich  manche  alt'  lungen    z.  6.  von 

einem  llocUnfiika  im  Süden  und  einer  zo^amniouh&ngendeu  NiedO'^ 
rung  im  Korden  weeentticb  modiücieren,  gewissenhaft  bo rücksichtigt 
worden  sind»  präi<entiert  sich  die  DarBieTInng  des  Terraini?  auf  der- 
lei l)en  wesentlich  verschieden  von  jener  der  früheren  Karten  diese« 
ErdtheÜGs,  um  durch  die  Darstellung  der  politischen  Gliederung 
des  t  len  Eindruck    der   physJKalii^l.cn    Karte    zu 

M\K  Staaten  Übersicht   in  einem  besonderen 


774    B.  Kiepert,  Schnlwaodkarte  usw.,  angez.  Ton  F.  Orassauer, 

dem  unteren  linken  Bande  der  Karte  eingefügten  Nebenkärtchen  im 
Maßstabe  Yon  1 :  25,000.000  veranschanlicht. 

Indem  diese  Karten  den  Anforderungen,  welche  man  auf  Schal- 
wandkarten stellen  kann,  vollkommen  entsprechen,  können  sie  als 
vorzügliche  Lehrmittel  des  geographischen  Unterrichtes  bezeichnet 
und  bestens  empfohlen  werden. 


Kiepert  B.,  Schul- Wand- Atlas  der  Länder  Europas.  Berlin 
1881  ft,  foL,  Beimer.  Lieferung  I :  Stamme  phvsikaliBche  Schalwand- 
karte von  Frankreich.  1:1,000.000.  4  Blatt;  Lieferung  II:  Politische 
Schalwandkarte  yon  Frankreich.  1:1,000.000.  4  Blatt  Preis  jeder 
Lieferung  5  Mark. 

Die  Verlagshandlung  Dietrich  Beimer  in  Berlin  beabsichtigt 
dem  Bedürfnisse  der  Schüler  nach  guten  auf  wissenschaftlicher 
Grundlage  ruhenden,  correcten  und  einheitlich  dargestellten  Schal- 
wandkarten der  Länder  Europas  dadurch  zu  entsprechen,  dass  sie 
einen  Cyclus  von  Schulwandkarten  herausgibt,  welcher  die  sämmt- 
lichen  europäischen  Länder  in  je  einer  physikalischen  (stummen)  und 
einer  politischen  Ausgabe  umfassen  wird. 

In  der  physikalischen  Ausgabe  kommen  keine  Namen  und  Be- 
zeichnungen vor,  dagegen  wird  auf  die  detaillierte  Darstellung  des 
Terrains  und  des  Flussnetzes  eine  besondere  Sorgfalt  verwendet,  da- 
mit die  Bodengestaltuug  des  Landes  klar  zum  Ausdrucke  kömmt. 
Die  Situation  ist  schwarz  gedruckt,  die  Gebirgszüge  erscheinen  braun 
geschummert  und  die  Massen-Erhebungen  in  leicht  erkennbaren 
braungelben  Farbenstufen. 

Die  politische  Ausgabe  enthält  die  staatliche  Eintheilung  der 
Länder,  die  Namen  der  Provinzen,  Städte  und  Flüsse  in  sorgfältiger 
dem  Bedürfnisse  der  Schule  entsprechender  Auswahl  in  verschiedenen 
charakteristischen  Schriftgrößen.  Während  auch  hier  wie  bei  der 
physikalischen  Ausgabe  die  Situation  schwarz  und  das  Terrain  braun 
gedruckt  eracheint,  fehlt,  um  die  Deutlichkeit  und  Anschaulichkeit 
der  politischen  Gliederung  nicht  zu  beeinträchtigen,  die  Farbenscala 
der  Massenerhebungen. 

Bisher  ist  Frankreich  in  der  zweifachen  Ausgabe  erschienen, 
und  demnächst  sollen  nach  und  nach  die  Wandkarten  der  britischen 
Inseln,  von  Spanien  und  Portugal,  Italien,  die  Balkan-Halbinsel, 
Bussland,  Scandinavien ,  Österreich-Ungarn  und  Deutschland  in 
möglichst  rascher  Beihenfolge  ausgegeben  werden. 

Auf  der  vorliegenden  stummen  physikalischen  Wandkarte  von 
Frankreich  ist  das  Depressionsgebiet  grün,  die  Bodenerhebung  von 
0  bis  100"  weiß  und  die  weiteren  Erhebungen  von  100  bis  200", 
von  200  bis  400",  von  400  bis  800"  und  von  800"  aufwärts  sind 
nach  dem  Grundsatze:  ^Je  höher  desto  dunkler^  durch  braune  Far- 
bentöne deutlich  dargestellt. 

Auf  der  politischen  Wandkarte  von  Frankreich,  welche  die 
Namen  der  einzelnen  Provinzen  aber  ohne  farbige  Grenzlinien  der 
letzteren  enthält,  hätten  wohl,  nachdem  die  Canäle  eingezeichnet 


Geometriftcbe  Lehrbßcber,  angez.  von  J.  G.  Wallentin.        11h 

\  sind,  auch  die  EUdnbahnliDien  eingetragen  werden  können,  was  dem 
ruhigen  Eindrucke  der  Karte  keineswegs  einen  Abbruch  gethan  hätte; 
die  politische  Einthetlung  ist  in  zweckentsprechender  Weise  durch 
iebr   kleine   nur  bei    besonderer   Atifmerksamkeit   hervortretende 

[schwarz  punktierte  Linien  angedeutet. 

Die  Zeichnung  der  Karten  Oberhaupt   ist  correct,  der  Inhalt 

I  der  politischen  Karte  mit  Ausnahme  des  oben  erwähnten  Mangels 

|der  Eisenbahnlinien  gut  ausgewählt,  die  technische  Ausstattung 
derselben  gefällig.  Der  niedrige  Preis  erleichtert  die  Anschaffung 
derselben  den  Lehranstalten, 

Wien.  Dr.  F,  Grassauer. 


Lehrbuch  der  elementaren  Planimetrie  von  Prot  Dr.  ß.  Feam» 
Oberlehrer  am  Gjmn&slum  zu  Arnsberg.  Sechste  rerbeaaerle  Auflage, 
beaor^  durch  A.  Luke,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Marienburg. 
Paderborn  1882,  Druck  und  Verlag  von  Ferdinand  ScbÖningh. 

.  Lehrbuch  der  Elementargeometrie  von  J.  Henrici,  Prof.  am 

Gymnasium  zu  Heidelberg  und  P.  Treutlein,  Prof.  am  Öymnasiam 
KU  Karlsruhe.  I.  Theil  Pensum  der  Tertia.  Mit  188  Firnren  in  Ffoli- 
eebtiitt.  Leipzig  1861,  Druck  und  Verlag  Ton  B.  G«  Teubnen 

In  der  sechsten  Auflage  des  Lehrbuches  der  Planimetrie 
[tou  Dr.  Feaux  wurden  mehrere  zweckniißige  Verschiebangeu  in 

den  einzelnen  Partien  vorgenommen,  so  dass  dadurch  den  mehrfach 
;  ausgesprochenen  Wünschen  Rechnung  getragen  worde.  Es  worden 
[auch  in  der  vorliegenden  Ausgabe  der  Abrundung  der  einzelnen  Ab- 
I  schnitte  halber  mehrere  wichtige  Lehrsätze  und  neue  Aufgaben  auf- 
I  genommen  und  durch  Aureibung  mancbei  Zus&tze  und  Anmerkungen 
I  das  vorher  Erwiesene  dem  Schüler  näher  gebracht. 

Die  Vorzüge  der  LehrbQcher  von  Dr,  Feaux  sind  zur  Ge- 
I  BOge  bekannt  und  es  soll  im  Nachstehenden  daher  das  Augenmerk 
[der  Fachgenossen  nur  auf  einige  Punkte  gelenkt  werden,  —  Zweck- 

stäSig  dörfte  es  erscheinen  den  von  Thibaut  herrührenden  Beweis 
I  des  Satxe«,  dass  die  Summe  der  Winkel  eines  Dreieckes  180*^  beti'igti 

in  den  planimetrischen  Unterricht  einzutierhten,  da  mittelst  deeselbMi 
^  Erweiterungen  möglich  sind.  Vortheilhaft  or^clieiut  es  dem  Ref.,  daas 
I  der  Verf.  sehr  bald  den  Begriff  des  y^georaetrischen  Ortes*^ 
[einführt  and  die  meisten  Aufgaben  in  einer  diesbezüglichen  Form 
Iftellt. 

Unter  den  „Fundamentalproblemen»  welche  duroll 
jAnwendung    der    Ähnlichkeitslehre    geUst    werden*', 

finden  wir  einige  hemerkennwerte  aus  der  rechnenden  Dreieckalehre« 
\ —  Die  harmonische  Theilung  und  deren  Anwendung  wurde 

jn  einem  eigenen  Abschnitte  dargestellt,  was  xweckents^^rechond  be- 
I  aeichnet  werden  muss^i  da  der  Lehrer  jederzeit  nach  Ahsolvierung 
I  der  Terhergegangeneo  Partien  dieaen  Abschnitt  den  Schalem  vor*- 
I  fähren  kann,  wfthrend  in  dem  Falle  der  Einflechtung  der  harmonischeti 
\  Theilung  in  die  Lehrsatze  von  der  Proportionalität  der  Strecken  und 

der  Ähnlichkeit  der  Figui-en  einerseits  die  OheratchtÜchkeit  sehr 


779       Geometrißohe  Lehrbücher,  uigez,  von  J^  G.  WaüwUvL 

leidet,  a^dererseit8  bei  eiaireteiKLem  Zeiimangel  nur  z«  leicht  der 
Unterschied  zwisohen  Wesentlichem  und  weniger  Wieeeoswertem 
fallen  gelassen  wird. 

Im  Folgenden  werden  die  Elemente  der  algebraischen 
Geometrie  dargestellt  and  der  Cyclometrie  ein  der  Wichtigkeit 
des  Gegenstandes  entsprechender  Baum  gewidmet ;  manche  der  hier 
dm-chgeführten  Bechuungea  wird  der  Lehrer  freilich  erst  beim 
Unterrichten  in  der  Trigonometrie  mit  mehr  Erfolg  als  an  dieser 
Stelle  behiMudeln.  Der  Anhang  enthält  eine  Beihe  von  instructiveii 
Aufgaben  über  geometrische  örter,  von  denen  einige  auch  gelöst 
werden. 

Während  das  eben  besprochene  Lehrbuch  noch  strenge  auf 
dem  Standpunkte  der  Euclidischen  Geometrie  steht,  haben  die 
Yerf.  des  zweiten  ,,die  filnclidische  Anordnung  und  deren  Abarten 
nach  französischen  Mustern"  aufgegeben,  also  der  modernen  Be- 
trachtungsweise der  Entstehung  der  Öebilde  durch  Bewegung  und 
der  Änderung  ihrer  Lage  mehr,  ja  nahezu  ausschließlich  —  so  viel 
wir  aus  dem  etsten  bis  Jetzt  erschienenen  Tbeile  des  Lehrbuches  er- 
sehen —  Bechnung  getragen.  Die  Behauptung  der  Autoren,  dass  die 
erwähnte  moderne  Betrachtungsweise  geometrischer  Gebilde,  die 
nach  dieser  Methode  ei'folgte  Deduction  von  Lehrsätzen  weniger  An- 
forderungen an  das  Gedächtnis  der  Schüler  stellt,  als  dei*  frühere 
Vorgang,  dürfte  kaum  angezweifelt  werden;  ein  Erfolg  der  neueren 
Methode  ist  jedoch  nur  dann  zu  erwarten,  wenn  der  Schüler  durch 
den  Anschauungsunterricht,  der  vorhergegangen  sein  mauste,  be- 
fähigt wurde  9  mit  den  die  Bewegung  bestimmenden  B^riffen  zu 
operieren. 

Die  einzelnen  Abschnitte  enthalten  die  Lehre  von  der  Ent- 
stehung der  geometrischen  Gebilde,  insbesonders  von  Strecke  und 
Winkel,  von  der  Vergleichung  von  Strecken  und  Winkeln,  Ver- 
änderung ihrer  Lage,  die  Lehre  von  der  Kreislinie  and  deren  An- 
wendnng  zur  Übertragung  und  Vergleichung  von  Strecken  and 
Winkeln,  die  Betrachtung  von  Strecken,  Winkeln  und  Kreisen  ge- 
schlossener Figuren  und  die  Vergleichung  der  letzteren.  Im  Anhange 
wird  die  Berechnnng  der  Flächen  abgehandelt.  Eine  große  Anzahl 
von  Übungsproblemen  bildet  den  Schi uss  des  Buches. 

Die  Bemerkung,  dass  die  Dreitheilung  eines  Winkels  durch 
wiederholte  Viertheilung  bewerkstelligt  werden  kann,  ist  wesentiüjch, 
wird  aber  trotzdem  in  manchen  Lehrbüchern  ganz  unterdrückt.  — 
Für  den  Unterricht  recht  passend  eingerichtet  sind  unter  anderen 
die  Oapitel ,  in  welchen  die  besonderen  Funkte  des  Dreieckes »  das 
Sehnen-  und  Tangeutendreieck  betrachtet  werden. 

Die  Verf.  haben  das  vorliegende  Lehrbuch  der  elementaren 
Geometrie  so  eingerichtet ,  dass  es  auch  dann  mit  Erfolg  benüibzt 
werden  kann,  wenn  die  neuei^e  Geometrie  wegbleiben  soll;  es  kennen 
die  diesbezüglichen  Lehrsätze  ohne  Schaden  für  den  Lehrvoigang 
entfallen.  —  Die  folgenden  Theiie  des  Buches  werden,  sich  miit  den 
VM'häitnisaete  und  Berechnungen  ^lanimetrischer  Grüßen ,  mit  der 


■  0*  Schinkt  l^hrh,  d.  Arithmetik,  ang   von  /.  G.  WaÜentm.    7T7 

(»erspectjviscben  Abbildung  in  der  Ebene  ^  mit  der  Geoiuetne  dee 

, Maßes  und  der  Lage  vou  GebUdeo  befassen,  die  Dicht  in  einer  Ebene 

Hegen.  Nach  dem  Erecheiuen  dea  Yollständigeu  Werkes  wird  sich 

IrOelugdtibeU  bieten,  eingehender  auf  die  BebaDdlungsweise  des  Lehr* 

niaterialeä  hinzuweisen;   so  viel  ist  jedoch   aus  dem  vorliegenden 

ersten  TbeiJe  ersichtlich,  dass  im  Falle  der  Darstellung  des  plani- 

metrischen  Lehrstoffes ,  wie  sie  uns  in  diesem  Bache  entgegentritt. 

Her  Unterricht  in  diesem  Wissenszweige  sich    übersichtlicher   und 

reinheitlicber  gestaltet,  dass  durch  den  hier  angedeuteten  Vorgang 

[die  Künstelei  der  D^uction,  wie  sie  der  Euclidiscben  Methode  eigen- 

;  thOmlich  ist,  umgangen  wird. 


[Xc^hrbucb  der  Arithmetik  fOr  Untergymnavien  and  verwandt«  Lehr- 
anstalten. VerfiiKat  von  den  k.  V.  ProC  Josef  Koirr  und  Johann 
Schenk.   Für  die  IL  Gymnaaialclasae,   Wien   1882.  Alfred  Holder. 

Entsprechend  den  Verordnungen  haben  die  Verf.  in  diesem 

YAr  die   zweite  Gymnasialclasse   beistimmten  Lehrbuche  der 

rArithmetik  das  Kechuen  mit  gemeinen  Brüchen,  die  Verwandlung 

[von  gemeinen  Brüchen  in  Decimalbrüche  und  umgekehrt,  die  Schluss- 

echnung,  die  Lehre  von  den  Verhältnissen  und  Proportionen  und 

leren  Anwendungen,  sowie  einen  Abschnitt  über  die  Maße,  Gewichte, 

tüuzen  fremder  Staaten  und  deren  Reduction  aufgenommen. 

In  den  in  diei^em  Buche  gestellten  Aufgaben,  welche  meist 
em  praktischen  Leben  entlehnt  wurden,  tritt  eine  Wiederholung 
rdes  Lehrstoff'es  der  ersten  Classe  ein,  insbesonders  gilt  diea  von  jenen 
lAufgaben^  in  welchen  die  Gesetze  der  Tbeilbarkeit  der 
[Zahlen  in  Anwendung  kommen.  Als  ein  Vorzug  der  gestellten  Auf- 
gaben muss  der  gelten ,  d&ss  die  EechnungsresuHate  in  den  aller- 
aeisten  Fällen  sich  sehr  einfach  geetalten;  &9,  kann  nie  und  nimmer 
reinen  Sinn  haben,  dem  Schüler  Aufgaben  zur  1'  %'  voi-xulegen, 

rieren  Lösung  demselben  zu  viel  Zeit  raubt;  n  he  Fertigkeit 

[im  Rechnen  ist  wohl  wünschenswert,  doch  keineswegs  das  Hauptziel 
[des    mathematischen    Unterrichtes.    Ans    diesem    Grunde    ist    es 
hvesenUichy   geradezu  nnerlässlich^  dass  der  Antor  eines  Übungs« 
cbes  die  Aufgaben  selbst  durchrechne  und  deren  Zweckmässigkeit 
In  prüfe;  mit  einem  bloßen  Zusammenkuppeln  von  Bxempeln» 
fte  aufs  Oer&tbewohl  erfolgt,  ist  durchaus  nicht  gedient. 

Große  Sorgfalt  ist  in  dem  vorliegenden  Buche  der  Lehre  von 

len  Brüchen  gewidmet,  die  graphische  Darstellung  der  Operationen 

k'mit  denselben  ist  natm-gemäß  in  den  Vordergrund  getreten.  Dass  die 

jBeduction  Ton  Maßen,  Münzen  und  Gewichten  eine  ein- 

*r  '      '        I*  '      "         erführ  als  es  in  anderen  sehr  gebrauchten 

I  jien  pflegt,  muss  als  vortheilhaft  bezeichnet 

j  Wi^j  w  ii  im  ferneren  Gymnasialunterrichte  weniger  Gelegenheit 

Ltu  h^^'  •  bnungen  bietet,  als  gerade  in  der  zweiten  Classe.  — 

er  ist  es  zo  billigen p  da^s  die  Verf.  der  Schi  u Berechnung 

roh]  der  einfachen  als  auch  der   zusammengesetzten) 


778    /.  Mengetj  Grnndlehren  der  Geometrie,  ang.  tod  J.  O,  WaUen^im. 

eine  selbständige  Bolle  gaben  nnd  nicht  diese  Rechnung  —  wie  es 
zumeist  geschieht  —  mit  der  Proportionsrechnang  verquickten. 

Es  sei  das  Lehrbuch  der  Arithmetik  fQr  die  zweite  Gymnasial- 
classe  den  Fachgenossen  zur  Einsicht  und  zum  ünterrichtsgebrauche 
bestens  empfohlen. 


Orundlehren  der  Geometrie.  Ein  Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der 
Geometrie  und  im  geometrischen  Zeichnen  an  Realschulen,  mit  yielen 
CoDstructions-  und  Rechnnngsaufgaben.  Von  Josef  Meng  er,  k.  k. 
Prof  an  der  Staatsoberrealschule  in  Graz.  Zweite  ^  vermehrte  und 
▼erbesserte  Auflage.  Wien  1881.  Alfred  Holder. 

Die  ^Grnndlehren  der  Geometrie^  zum  Gebrauche  in 
den  unteren  Classen  der  Realschulen  allgemein  zugelassen,  umfassen 
die  ebene  Geometrie,  die  Stereometrie  und  die  Lehre  yon 
den  Eegelschnittslinien.  —  Die  zahlreich  gegebenen  Gon- 
structionsaufgaben  nehmen  Bezug  auf  den  theoretischen  Theil  des 
geometrischen  Zeichnens ,  da  der  praktische  Theil  desselben  anderen 
Disciplinen  angehört«  Rechnungsaufgaben  sind  in  dem  Buche  zahl- 
reich vertreten,  bei  manchen  auch  die  Auflösung  beigegeben.  — 
Damit  kann  sich  Ref.  einverstanden  erklären ,  dass  der  Autor  des 
Buches  der  allerdings  für  den  Unterrealschüler  etwas  schwierigen 
Partie,  welche  von  der  Normalstellung  der  Geraden  zur  Ebene 
handelt ,  mehr  Aufmerksamkeit  zuwendet ,  als  es  sonst  üblich  ist* 
Übrigens  lassen  sich  die  an  dieser  Stelle  dargelegten  Sätze  an  passend 
verfertigten  Modellen  recht  leicht  und  anschaulich  erörtern.  —  In 
den  §§.  83—  87  ist  von  der  Projection  auf  eine  und  auf  zwei  Ebenen 
die  Rede. 

In  gelungener  Weise  wurde  der  neunte  Abschnitt,  welcher  von 
den  unbestimmten  Constructionsaufgaben,  den  geometrischen  örtern 
im  allgemeinen,  den  Kegelschnittslinien  im  besonderen  handelt,  ver- 
fasst ;  doch  wird  nicht  unter  allen  Umständen  der  Lehrer  in  der  Lage 
sein ,  in  dieser  Unterrichtsstufe  diesen  Abschnitt  vollständig  zu  be- 
handeln. —  Die  Definition  der  Ellipse  und  Hyperbel  wird  in  der 
Weise  gegeben:  Der  geometrische  Ort  der  Mittelpunkte 
aller  Kreise,  welche  einen  festen  Kreis  von  innen  oder 
außen  berühren  und  durch  einen  festen  Punkt  gehen, 
ist  im  ersten  Falle  eine  Ellipse,  im  zweiten  eine 
Hyperbel;  geht  der  feste  Kreis  in  eine  feste  Gerade 
über,  so  entsteht  eine  Parabel.  —  Die  Grundsätze  der  Lehre 
von  der  Affinität  ebener  Figuren  werden  in  den  §§.  133  bis 
135  dargestellt;  auf  diese  Sätze  gründet  im  Folgenden  der  Verf. 
einige  wichtige  Constructionsprobleme. 

Die  Ausstattung  des  vorliegenden  Buches  ist  recht  gelungen» 
die  dem  Texte  beigegebenen  Figuren  sind  Originalholzschnitte  und 
sind  mit  Präcision  ausgeführt. 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Dritte  Abtheilung. 

Zur  Didaktik  uod  Psedagogik. 


wie 


Die   neue   Ordnung  d^i  EDtlassungsprüfungen  an 
den  böheren  Schiileu  in  Preußen. 

Im  AnschlnsBc  an  die  S,  466  ff.  besprochenen  neueo  Lehrpläne  für 
die  böberen  Schulen  in  Preußen  ist  aucb  eine  d«uo  Vorschrift  ober  die 
EntlassUDg^prüfangen  erschienen,  Über  welche  wir  hier  in  gleicher  EQne 
wie  über  jene  Lebrpläne  das  Wicbtijcste  mittheilen  wollen.  Und  »war 
den  wir  dem  Zwecke  dieser  Zeitschrift  gemäi^  die  Entlossangsprä- 
flgen  an  Gymoasien  etwas  ausführticheT  behandeln,  rücksichtlich  jener 
an  den  anderen  Schalen  aber  nur  das,  was  oothwendtg  scheint,  henror- 
heben. 

Die  neue  Einrichtung  der  Bntlassnngsprflfungen  an  den  Gymnasien 
weicht,  obwohl  sie  iselbst verständlich  dem  neuen  Lehrplane  angepasst  ist, 
im  ganzen  von  der  früheren  nicht  bedeutend  ab;  manche  der  Torge- 
nommenen  Änderungen  lassen  eine  Übereinstimmung  mit  unserem  Cr- 
ganisationsentwurfc  erkennen,  wie  die  Ersetzung  des  ^rriecbiscben  ^rip- 
tums  durch  eine  Übersetzung  aus  dem  Griechischen  ins  Dentache,  die 
größere  Bt-^rücksichtig^ng  der  Geographie  -,  in  einem  Punkte  stimmt  die 
neue  Ordnung  mit  dem  Erlasse  unseres  Ministeriums  Tom  22.  Janair 
Itild,  Z«  803,  indem  die  Physik  trotz  ihrer  größeren  Berücksichtigung 
in  dem  uoaen  Lehrplane  nicht  Prüfungsgegenstand  geworden  ist,  sondern 
nur  in  dev  Verbindung  mit  der  Mathematik  zur  Geltung  kommen  kann. 
Was  die  Anordnung  des  Stoflee  and  die  Passung  des  Ausdruckes  anbe- 
langt, übertrifft  die  neue  Verordnung  darch  ihre  Klarheit  und  Präcision 
bei  weitf^m  die  frühere. 

Wir  bringen  nun  ans  dem  Erlaase,  dessen  Paragraphen  folgend, 
das  Hauptsächliche^  indem  wir  uns  dabei  möglichst  an  den  Wortlaut 
desselben  halten.  Nachdem  §.  1  als  Zweck  dieser  Prüfungen  hingestellt 
wird,  'zit  ermitteln,  ob  der  Schüler  dasjenige  Ma^  der  Schulbildung  er- 
Ungt  bat,  welohcs  Ziel  des  Gymnasiums  ist ,  wird  in  §*  3  der  Maßstab 
IT  Ertheilung  des  ^ugnisses  der  Reife  bezeichnet:  *Um  das  Zeugnis 
Eeife  zu  erwerben,  muss  der  Scbtller  in  den  einzelnen  Gegenständen 
nachntebenden  Forderungen  entsprechen ;  dieselben  bilden  den  Maß- 
b  ftkr  die  ßeurtheilung  der  schriftlichen  und  mündlichen  Letftung- 


/•iUkiitr^rt  f.  4.  ilaurr.  Oyain.   lMt2,     X,  n«f\. 


W 


780  Die  neue  Ordnung  der  Entlassangsprüfungen  usw. 

1.  In  der  christlichen  Beligionslehre  muss  der  Schüler  von  dem 
Inhalt  und  dem  Zusammenhang  der  heiligen  Schrift,  Ton  den  Grand- 
lehren der  christlichen  Gonfession,  welcher  er  angehört,  und  von  den 
Hauptepochen  der  Kirchengeschichte  eine  genügende  Kenntnis  erlang^ 
haben.  2.  In  der  deutschen  Sprache  muss  der  Schüler  ein  in  seinem 
Gedankenreiche  liegendes  Thema  richtig  aufzufassen  und  mit  eigenem 
ürtheile  in  logischer  Ordnung  und  fehlerfreier  Schreibart  zu  bearbeiten 
im  Stande  sein.  Beim  mündlichen  Gebrauche  der  Muttersprache  hat  der- 
selbe Geübtheit  in  sprachrichtiger,  klarer  und  zusammenhängender  Dar- 
stellung zu  beweisen.  Femer  muss  er  mit  den  wichtigsten  Epochen  des 
Entwicklungsganges  der  deutschen  Literaturgeschichte  und  mit  einigen 
classischen  Werken  der  Nationalliteratur  bekannt  sein.  3.  In  der  latei- 
nischen Sprache  muss  der  Schüler  die  leichteren  Beden  und  philo- 
sophischen Schriften  Giceros,  den  Sallustius  und  Livius,  die  Äneide  Ver- 
gils,  die  Oden  und  Episteln  des  Horaz  verstehen  und  ohne  erhebliche 
Nachhilfe  übersetzen,  auch  über  die  am  häufigsten  Torkommenden  Vers- 
maße sichere  Kenntnis  besitzen.  Seine  schriftlichen  Prüfungsarbeiten 
müssen  von  Fehlern,  welche  eine  grobe  grammatische  Unsicherheit  zei- 
gen, und  von  Germanismen  im  wesentlichen  frei  sein  und  einen  Anfang 
stilistischer  Gewandtheit  erkennen  lassen.  4.  In  der  griechischen 
Sprache  muss  der  Schüler  den  Homer^  den  Xenophon,  die  kleineren 
Staatsreden  des  Demosthenes  und  die  leichteren  Dialoge  Piatons  yer- 
stehen  und  ohne  erhebliche  Nachhilfe  zu  übersetzen  vermögen,  femer  in 
der  griechischen  Formenlehre  und  den  Hauptpunkten  der  Sjntax  Sicher- 
heit beweisen.  5.  In  der  französischenSprache  wird  grammatikalisch 
und  lexikalisch  sicheres  Verständnis  und  geläufiges  Übersetzen  prosaischer 
und  poetischer  Schriften  von  nicht  besonderer  Schwierigkeit,  sowie  eine 
ausreichende  Sicherheit  in  der  Formenlehre  und  den  Gmnd regeln  der 
Syntax  für  den  schriftlichen  Gebrauch  der  französischen  Sprache  erfor- 
dert. 6.  In  der  Geschichte  und  Geographie  muss  der  Schüler  die 
epochemachenden  Begebenheiten  der  Weltgeschichte,  namentlich  der 
griechischen,  römischen  und  deutschen,  sowie  der  preußischen  Greschichte 
im  Zusammenhang  ihrer  Ursachen  und  Wirkungen  kennen  und  über  Zeit 
und  Ort  der  Begebenheiten  sicher  orientiert  sein.  Er  muss  von  den 
Grandlehren  der  mathematischen  Geographie,  von  den  wichtigsten  to- 
pischen Verhältnissen  und  der  politischen  Eintheilung  der  Erdoberfläche 
unter  besonderer  Berücksichtigung  von  Mittel-Europa,  genügende  Kennt- 
nis besitzen.  7.  In  der  Mathematik  hat  der  Schüler  nachzuweisen, 
dass  er  in  der  Arithmetik  bis  zur  Entwicklung  des  binomischen  Lehr- 
satzes und  in  der  Algebra  bis  zu  den  Gleichungen  zweiten  Grades  ein- 
schließlich, femer  in  der  ebenen  und  körperlichen  Geometrie  und  in  der 
ebenen  Trigonometrie  sichere,  geordnete  und  wissenschaftlich  begründete 
Kenntnisse  besitzt,  und  dass  er  sich  ausreichende  Übung  in  der  An- 
wendung seiner  Kenntnisse  zur  Lösung  von  einfachen  Aufgaben  erworben 
hat  8.  In  der  Physik  muss  der  Schüler  eine  klare  Einsicht  in  die 
Hauptlehren|Yon  den  Gesetzen  des  Gleichgewichts  und  der  Bewegung 
der  Körper,  von  der  Wärme,  dem  Magnetismus  und  der  Elektricität,  dem 
«Schall   und  dem  Lic\it  ge^noTnieii   haben.  9.  In  der    hebräischen 


Die  oeoe  Ordnung  der  finUaftsangaprQfiuigeti  ubw. 


781 


Sf^rftcb0*  (eine  Pr&fmig  findet  nar  auf  Begehren  de»  £x»nÜD&ndea 
«tati)  'wird  geläufigem  Lesen,  Bekauntscbaft  mit  der  Formeulehre  und 
die  Päbigkeit  erfordert,  leicbtert)  Stelleii  des  alten  TestamenteB  ohne  er- 
I  hebiicbe  NachbiLfe  ins  Deutsche  zu  Übersetzen.  10.  In  der  pol ni scheu 
Sprache'  (eine  Prüfung  aoa  diesem  Gegenstande  wird  nur  an  solchen 
Gymnasien,  an  welchen  die  polnische  Sprache  einen  lehiplanmäßigen  Theil 
dee  Unterrichtes  bildet,  faoultatir  vorgenommen)  'muss  der  Schaler  ein 
'  nicht  zu  schwieriges  deutsches  Dictat  in  correcter  uud  nicht  unge- 
wandter Schreibweise  ins  Polnische  zu  übersetKen  vermögen'. 

Wir  haben  diesen  Paragraphen  in  seiner  gansen  Ausdehnung  imd 
seinem  Wortlaute  mitgetheilt,  weil  er  gegenüber  dem  früheren  Erlasse^) 
klarer  und  bedeutsaujer  das,  was  zur  Reife  erfordert  wird,  und  den 
Maßstab  für  die  Prüfung  bezeichnet,  wie  dies  schon  auch  äußerlich  durch 
die  Stellung,  welche  dieser  Punlit  jetzt  einnimmt,  angedeutet  wird. 

Was  die  achriftliche  Prüfung  anbetrifft,   so   zeigt   der   Erlass 

gegenüber   der   früheren   Vorschrift'^   nicht   nnerhebliehe   ÄnderungeUt 

So  enträllt  das  griechische  Scriptum  uud  wird  durch  eine    Obersetzung 

I  aus  dem  Griechischen  ins  Deutsche  ersetzt,   für  welche   abgesehen    von 

I  der  für  das  Dictieren  des  Textes  erforderlichen   Zeit  drei   Stunden    be- 

i  stimmt  werden.  Ebenao  entfällt  die  bisher  geforderte  Übersetzung  eines 

l^mmatifich  nicht  zu  schwierigen  Pensums  aus  der    Muttersprache    ins 

I  Französische,  welches  aber  daflLr  bei  dem  mündlichen   Examen  als  PrQ> 

fungsge^enstand  auftritt.  Was  die   mathematische  Arbeit   anbetrifft,   so 

sollen  dabei  wie  bisher  vier  Aufgaben,  aber  nicht  mehr  zwei  geometrische^ 

f  und  zwei  arithmetische,  sondern  je  eine  aus  der  Planimetrie,  Stereometrie, 

I Trigonometrie  und  Algebra  gestellt  werden;  auch  wird  empfohlen  eine 

I  der  mathematischen  Aufgaben  so  zu  wählen,  dass  sie  den  Schülern  Ge- 

llegenheit   gibt,    ihre    Bekanntschaft   mit   physikalischen   Gesetzen  dar> 

SU  legen. 

Demnach  umfasst  nun  die  schriftliche  Prüfung:   einen   deutschen 

jund  einen  lateinischen  Aufsatz  (Arbeitbseit  ]e  5  Stunden '}),  eine  Über- 

j  Setzung  aus  dem    Deutschen   ins   Lateinische   (2   Stunden),   eine    Üher- 

»  Setzung  aus  dem  Griechischen  Ins  Deutsche   (3   Stunden),    eine    Arbeit 

j  aus  der  Mathematik    (5  Stunden).    Hiezu   treten    noch    facultativ:    die 

rdeutseho  Ül>ersetzung  eines  leichten  Absehnittes  ans   dem    alten  Testa- 

Ciente  nebst  grammatischer  Analyse  tftr  solche  Schüler,  welche  sich  der 

Prüfung  aas  dem  HebrÜseheu  unterziehen  wollen,  und  in  den  früher  be- 

leicbneten  Grenxen  eine  Übersetzung  aus   dem  Dt^ut^cheu   ins  Polnische 

I  (je  2  Stunden)  ($,  5). 

Wir  zweifeln  nicht,  dass  man  in  LehrerV reisen  den  ÄusfaU  de* 
griechischen  Scriptums  bedauern  wird,  obwohl   die   rorgenommene    An* 

t)  Vgl.  L.  Wieso,    Verordnungen    und  GeselM  fül   die   hdheren 
^Sohulett  in  Preußen,  ['  10B. 
»)  Wiese  191  f* 

■)  und  iwar,  wie  hinsichtlieh  dieser  AufÄützi?  und  der  mathoma- 
iisehtn  Arbeit  auadrflcklt^  bemerkt  wird,  des  Vormittsjfe^i  auch  kann 
die  Frist  bei  diesen  Aufsitzen  nothigenfalls  um  eine  hatoe  Stande  über- 
l^achritten  weiden. 


782  Die  neue  Ordnang  der  EntlasBungsprüfüngen  usw. 

deruDg  gewiss  ancb  Yertheidiger  findet^).  Dass  dieselbe  schon  länger 
geplant  wnrde,  ersieht  man  daraus,  dass  schon  im  Jahre  1871  Gutachten 
über  diesen  Gegenstand  von  den  einzelnen  Lehrkörpern  eingeholt  wnrden 
(Tgl.  Zeiteobr.  f.  Gymnasial wesen  1871,  S.  708)*).  Jedenfalls  ist  damit 
nicht  gemeint,  dass  die  Übungen  im  Übersetzen  aus  dem  Deutschen  ins 
Griechische  einen  Abbruch  erleiden  sollen.  Es  erhellt  dies  auch  aus  dem, 
was  §.  9,  3  bestimmt  wird,  dass  nämlich  den  an  den  k.  Commissär  ein- 
zusendenden Prüfungsarbeiten  auch  die  Übersetzungen  in  das  Griechische 
und  das  Französische,  welche  die  Scbfiler  behufs  ihrer  Versetzung  nach 
Prima  geliefert  haben,  und  §.  14,  8  dass  in  das  Prüfungszeugnis  das 
Prädicat  aufzunehmen  ist,  welches  dem  behufs  der  Versetzung  nach 
Prima  gelieferten  Extemporale  ertheilt  wurde. 

Wenn  sich  ein  Examinand  bei  der  schriftlichen  Prüfung  irgend 
einen  Unterschleif  zu  Schulden  kommen  lässt,  so  wird  derselbe  mit  Aus- 
schluss von  der  weiteren  Prüfung  und,  wenn  die  Entdeckung  erst  nach 
Vollendung  der  Prüfung  erfolgt,  mit  Vorenthaltung  des  Prüfungszeug- 
nisses bestraft.  Sollte  sich  ein  Examinand  auch  bei  der  Wiederholung 
der  Prüfung  in  gleicher  Weise  yergehen,  so  kann  er  Yon  der  Zulassung 
zur  Reifeprüfung  überhaupt  ausgeschlossen  werden.  In  diesem  Falle  ist 
aber  noch  die  Entscheidung  des  Ministers  einzuholen  (§.  8,  6).  Diese 
Bestimmung  ist  jedenfalls  milder')  als  die  bisherige,  wornach  im  Falle 
eines  wiederholten  Unterschleifes  die  Schuldigen  nicht  nur  abermals  yon 
der  Prüfung  ausgeschlossen,  sondern  auch  nirgends  mehr  zu  einer  Prü- 
fung zugelassen  werden  sollten  (Wiese  S.  193). 

Bei  den  Gensuren  der  Arbeiten  soll  das  schließliche  Urtheil  in 
eines  der  vier  Prädicate  *sehr  gut,  gut,  genügend,  nicht  genügend'  zu- 
sammengefasst  werden  (§.  9,  1). 

Die  mündliche  Prüfung  erstreckt  sich  auf  die  christliche 
Religionslehre,  die  lateinische^  griechische  und  französische  Sprache, 
die  Geschichte  mit  Geographie  und  die  Mathematik,  facultativ  auf 
die  hebräische  Sprache  (§.  6,  3).  Zur  Prüfung  im  Lateinischen  und 
Griechischen  werden  den  Schülern  zum  Übersetzen  Abschnitte  aus  sol- 
chen Schriftstellern  vorgelegt,  welche  in  der  Prima  gelesen  werden  oder 
dazu  geeignet  sein  würden.  Inwieweit  dazu  Dichter  und  Prosaiker  be- 
nützt werden  oder  mit  beiden  gewechselt  wird,  bleibt  der  Bestimmung 
des  k.  Commissärs  überlassen,  welcher  auch  befugt  ist  die  Auswahl  der 
vorzulegenden  Abschnitte  zu  treffen.  Aus  Prosaikern  sind  nur  solche 
Abschnitte  vorzulegen,  welche  Ton  den  Schülern  in  der  Classe  nicht  ge- 
lesen sind,  aus  den  Dichtem  in  der  Begel  solche  Abschnitte,  welche 
in  der  Classenlectüre,  aber  nicht  während  des  letzten  Halbjahres  vorge- 


*)  Vgl.  Zeitschr.  f.  Gymnasialwee.  1882,  S.  24  f. 

^)  Auch  in  Hessen  ist  das  griechische  Scriptum  bei  der  Entlas- 
sunffsprüfung  beseitigt  worden.  Ob  dies  in  Würtemberg  geschieht,  ist 
zu  bezweifeln. 

')  Noch  viel  milder  sind  die  bei  uns  geltenden  Bestimmnnffen 
über  solche  Fälle,  b.  Hübel  128. 


Die  utm  Or4Qimg  der  Eotl&s^ungsprfifaDgeQ  tuw. 


788 


kommen  sind  '),  Durch  g^fig^neke  an  dio  ÜberseUang  anziiscbUeOeDde 
Fragen  ist  den  Schülern  Gelegenheit  zu  geben,  die  Sicherheit  ihrer 
grammatischen  Eonntnis&e  und  ihre  IBekaantächaft  mit  Hauptpunkten 
der  Metrik,  der  Mythologie  und  der  Antiquitäten  xu  beweisen.  Bei  der 
Überac*tzQng  des  latamiscli^n  Schrift^tt^Llers  ist  ihnen  auch  Gelegenheit 
SU  gehen,  eine  gewisae  Geübtheit  im  mündlichen  Gebrauche  der  latt^i 
uischen  Sprache  zn  zeigen.  lu  ähnlicher  Weise  sind  an  die  Übersetzung 
äua  einem  in  gleicher  Weise  zu  wählenden  französ lachen  Schriftsteller 
Fragen  aus  der  Grammatik  und  Sjnonjmik  anzuschließen,  Die  geschicht- 
liche Prüfung  hat  insbesondere  die  Geschichte  Griechenlands,  Rom», 
Deutschlands  und  des  preußischen  Staates  zum  Gegenstande.  Jedem 
Schüler  sind«  abgesehen  von  den  in  der  geschichtlichen  Prüfung  etwa 
?orkummendeu  Beziehung  auf  Geographie^  einige  geographische  Fragen 
Torzulegen.  Die  Prüfungen  in  der  Mathematik  darf  nicht  auf  das  Lehr- 
pensum der  Prima  beschränkt  werden.  Die  Physik  bildet  nicht  einen 
beaonderen  Prüfungagegenstand,  es  wird  aber  empfohlen,  physikalische 
Fragen  mit  den  mathematischen  zu  verbinden  (§.  11,  6—9). 

Diese  Bestimmungen  stehen  mit  den  früheren  Vorschritten  im 
Einklänge;  nur  ist,  wie  schon  bemerkt,  das  Französische,  welches  bis- 
her nicht  Präfungggegenstjiud  war,  ein  Theil  des  Examens  geworden; 
ferner  ist  die  Physik  jetzt  einigermaßen  berücksichtigt  und  hinsichtlich 
der  Geographie  eine  etwas  anders  lautADde  Verfügung  getroffen;  denn 
früher  hieü  es  'Bei  der  geschichtlichen  Prüfung  ist  stets  auch  die  Geo- 
graphie zu  berücksichtigen,  diese  aber  nicht  als  cm  für  sich  heatcheuder 
Prüfungsgegenstand  zu  behundeln'. 

Was  die  Yoraabmo  der  Prüfung  anbelangt,  so  gibt  $*  11,  1  und 
2  die  Vorsdurift:  'Mehr  aU  sahn  Schüler  dürfen  in  der  Regel  nicht 
an  einem  Tage  geprüft  werden.  Sind  mehr  als  zehn  zu  prüfen,  so  sind 
dieselben  in  zwei  oder  nach  Erfordernia  in  mehrere  Gruppen  zu  tbeilen*). 
Der  k.  Commlssär  bestimmt  die  Folge  der  Prüfungsgegenstäude  and 
die  jedem  derselben  zu  widmende  Zeit.  Er  ijt  befogt,  b^  einzelnen 
Schülern  die  Prüfung  in  einzelnen  Fächern  nach   Befinden   abzukürzen'. 

§.  12  *Die  FeststelluDg  des  Urtheiles*  enthält  unter  3  die  Bestimmung, 
dasB  die  Prüfung  all  bestanden  zu  erachten  ist,  wenn  das  auf  die  Prü- 
fung und  die  Claasenleistungen  gegründete  Gesammtartheil  in  keinem 
obligatorischen    wissenschaftlichen    Lehrgegenstande    'nicht    genügend* 


')  In  der  früheren  Verordnung  beißt  es  (Wiese  S.  195):  'Im  La- 
tetniBohen  und  Griechischen  werden  aus  Prosaikern  solche  Stellen  Tor- 
gelegfti  welche  noch  nicht  übersetzt  und  erkULrt  worden  sind,  aus  den 
DIchtora  dagegen  solche,  welche  früher,  jedoch  nicht  im  letzten  Semester 
in  den  oberen  Classen  gelesen  und  erklärt  sind\  Die  neue  Verordnung 
bcetimrat  also,  dajs  bei  der  Wahl  Str»llen  aus  Prosaikern,  die  dem 
Schüler  durc)i  ;iuat  sind  oder  doch  jenen  nahe 

stehen,  berOcK  .  ^ixid  dies  nicht  geradezu  leichte 

Autoren)!  bindicUthcli  der  Diciiter  lät  aurch  den  Beisatx  'in  der  Begel' 
der  Wahl  der  Eiaiuinatoren  ein  größerer  Spielraum  gewährt 

^  In  der  früheren  Verordnung  heißt  esi  *In  allen  Fallen,  wo  mehr 
mIb  12  Examinanden  vorhanden  sind,  ist  die  Prüfung  in  zwei  resp.  in 
BMJbftten  aufeinanderfblgenden  Terminen  abzuhalten    (Wiese  195}. 


784  Die  neue  Ordnung  der  Entlassungsprüfnngen  usw. 

lantet.  Eine  Abweicliung  hievon  in  Berflcksicbtignng  des  Ton  dem  Schüler 
gewählten  Bernfes  ist  nicht  zulässig.  Dagegen  ist  zulässig,  d&ss  nicht 
genügende  Leistungen  in  einem  Lehrgegenstande  durch  mindestens  gate 
Leistungen  in  einem  anderen  obligatorischen  Gegenstande  als  ergänzt 
erachtet  werden  können.  Die  neue  Verordnung  stimmt  hier  mit  der  frü- 
heren (Wiese  199)  in  der  Hauptsache  überein,  ist  aber  dem  Ausdrucke 
nach  allgemeiner  gehalten  und  gewährt  somit  der  Commission  in  der 
Entscheidung  eine  größere  Freiheit.  Unsere  Vorschrift  kennt  die  Com- 
pensation  nicht.  Ob  die  bei  uns  seit  dem  Min.-Erl.  yom  2.  März  1866, 
Z.  4634,  Punkt  4,  AL  4  geltende  Verfügung,  womach,  wenn  ein  Abi- 
turient bei  der  Maturitätsprüfung  aus  einem  einzigen  Gegenstande  nicht 
genügt  hat,  ihm  unter  gewissen  Bedingungen  die  Wiederholung  der  Prü- 
fung aus  diesem  einen  Gegenstande  noch  Tor  Beginn  des  neuen  Schul- 
jahres gestattet  werden  kann,  Tor  der  Gompensation  den  Verzug  hat, 
kann  in  diesem  kurzen  Berichte  nicht  untersucht  werden.  Die  Gompen- 
sation gewährt  allerdings  der  Commission  einen  freieren  Spielraum  und 
erspart  die  Zeit  und  Mühe,  welche  solchen  Wiederholungsprüfungen  ge- 
widmet werden  müssen ;  dagegen  begründet  das  bei  uns  geltende  straffere 
Verfahren  eine  größere  Sicherheit  und  Gleichmäßigkeit  in  der  Pest- 
stellung des  ürtheiles. 

Hinsichtlich  des  Zeugnisses  heben  wir  noch  heryor,  dass  das  aus 
dem  Urtheil  über  die  Prüfungs-  und  über  die  Schulleistungen  in  jedem 
Gegenstande  sich  ergebende  Gesammtartheil  schließlich  in  eines  der  rier 
schon  oben  genannten  Prädicate  'sehr  gut,  gut,  genügend,  nicht  ge- 
nügend*') zusammenzufassen  und  dies  Prädicat  durch  die  Schrift  her- 
Torzuheben  ist.  Für  Physik  ist  das  auf  Grund  der  Classenleistungen  fest- 
gestellte Prädicat  in  das  Zeugnis  aufzunehmen ;  für  das  Griechische  und 
Französische  ist  zu  jedem  Zeugnisse  über  die  Prüfungsleistungen  das 
Prädicat  aufzunehmen,  welches  dem  behufs  der  Versetzung  nach  Prima 
gelieferten  Extemporale  ertheilt  worden  ist.  Wenn  die  philosophische 
Propädeutik  an  einem  Gymnasium  gelehrt  wird,  so  ist  ein  Urtheil  über 
den  Erfolg  dieses  Unterrichtes  dem  für  die  deutsche  Sprache  bestimmten 
Abschnitte  des  Zeugnisses  beizufügen  (§.  14,  2  und  3). 

Was  die  Entlassungsprüfungen  an  Realgymnasien  und  Ober- 
realschulen anbetrifft,  so  wollen  wir,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde, 
in  unserem  Berichte  uns  auf  das  noth wendigste  beschränken.  §.  3  nor- 
miert den  Maßstab  zur  Ertheilung  des  Zeugnisses  der  Reife  für  beide 
Anstalten  in  der  Religionslehre,  der  deutschen  Sprache  und  der  Ge- 
schichte in  gleicher  Weise  wie  für  die  Gymnasien.  Hinsichtlich  der 
französischen  Sprache  ist  für  Realgymnasien  das  Lehrziel  dahin  ge- 
steckt, dass  der  Schüler  Abschnitte  aus  den  prosaischen  und  poetischen 
Werken,  welche  in  Prima  gelesen  werden  oder  dazu  geeignet  sein  wür- 
den, verstehen  und  ohne  erhebliche  Nachhilfe  übersetzen  soll.  Seine 
schriftlichen  Prüfungsarbeiten  sollen  von  Fehlem,  welche  eine  grobe, 
grammatische  Unsicherheit   zeigen    und   von  Germanismen   im   wesent- 

•)  Bisher  galten  die  Prädicate  'vorzüglich,  gut,  befriedigend,  nicht 
befriedigend*. 


Die  neue  Ordnung^  der  EntiassungsprQfungen  usw. 


785 


liehen  frei  sein.  In  der  cngliscben  Sprache  mues  der  äcbüler  Abschnitte 
aas  deu  prosaiBchen  und  poetischen  Werken,  welche  in  Prima  gelesen 
werden  oder  dasu  geeignet  sein  wtirdeo,  Terstehen  und  ohne  erhebliche 
Nachhilfe  fiberaetaon.  Die  acbriftlicbe  Pröfungsarbeit  muas  ton  erheb- 
liehen Verstößen  gegen  die  Grammatik  frei  sein.  An  die  Schüler  der 
Oberroalschulen  sdnd  entsprechend  den  im  Lehrplane  darüber  ge- 
troffenen Bestimmungen  in  beiden  Gegenständen  höhere  Anforderungen 
m  ätellen.  In  der  Mathematik  bat  der  SehÜler  nachzuweisen,  dass  er  in 
der  Arithmetik  bis  zur  Entwicklung  der  einfacheren  unendlichen  Reihen 
und  in  der  Algebra  bis  in  den  Gleichungen  des  dritten  Grades  einschließ- 
lich, in  der  ebenen  und  körperlichen  Geometrie,  in  der  ebenen  und  spha- 
riachen  Trigonometrie  und  in  den  Elementen  der  analytischen  Geometrie 
der  Ebene  bis  zu  den  Kegelschnitten  einechließlich  sichere,  geordnete 
und  wissenschaftlich  begründete  Kenntnisse  besitzt,  und  dass  er  sich 
hinreichende  Übung  in  der  Lösung  ?on  Aufgaben  aus  deu  bezeichneten 
Gebieten  erworben  hat.  Was  die  Naturwissenschaften  anbetrifft,  so  muss 
der  Schüler  in  der  Physik  mit  den  Gesetzen  des  Gleichgewichts  und 
der  Bewegung  der  Korper  sowie  mit  der  mathematischen  Entwicklung 
dieser  Gcs^txe,  mit  der  Lehre  von  der  Wärme,  dem  Magnetismus  und 
der  Elektricität.  dem  Schall  und  dem  Licht  hinreichend  bekannt  sein 
nnd  die  Befähigung  besitzen,  seine  Kenntnisse  zur  Losung  einfacher  Auf- 
Iben  anzuwenden;  in  der  Chemie  nnd  Mineralogie  muss  der  Schüler 
ttitreichende  Kenntniss  von  der  Darstellung,  den  Eigenschaften  und  den 
hauptsächlichsten  anorganischen  Verbindungen  der  wichtigeren  Elemente, 
sowie  Tun  den  st5chiometrischen  Grundgesetzen  nachweisen  und  mit  den 
Krystall formen,  den  physikalischen  Eigenschaften  und  der  chemischen 
Znsammensetzung  der  wichtigsten  Hinerulien  bekannt  sein«  An  den 
Obenealschulen  kommt  hintn  Kenntnis  der  f^  Technologie  und  Phy- 
siologie besonders  wichtigen  Verbindungen  aus  der  organischen  Chemie. 
An  Eealgymnasien  muss  der  Schüler  hinsichtlich  der  lateinischen  Sprache 
noch  im  Stande  sein,  Abschnitte  au$i  den  prosaischen  und  poetischen 
Werken ,  welche  in  Prima  gelesen  werden  oder  dasu  geeignet  sein  wHx- 
den»  tu  verstehen  und  ohne  erhebliche  Nachhilfo  zu  öbersetzen.  Er  muss 
in  der  Formenlelire  und  den  Hauptregeln  der  Syntax  sichere  Kenntnis 
beaitxen  nnd  mit  dem  wichtigsten  aus  der  Verslehre  genügend  bekannt  sein. 
Die  schriftliche  Prüfung  umfasst  an  dSes^Mi  Anstalten:  einen 
deatachen  und  französischen  Aufsatz,  eine  Übersetsung  aus  dem  Dentechen 
ins  Französische  und  in  das  Englische,  in  der  Mathematik  vier  Auf- 
gaben«  welche  aus  der  Algebra,  der  ebenen  nnd  körperlichen  Geometrie, 
d^^r  Trigonometrie  und  der  analytischen  Geometrie  zu  wählen  sind,  in 
der  Phys^ik  zwei  Aufgaben,  welche  sich  an  den  Lehrstoff  der  Prima  an- 
schliüikn.  Dazu  kommt  bei  den  Realgymnasien  eine  Übersetzung  aus  dem 
Lateinischen  in  das  Deutsche,  hei  den  Oberrealachulen  eine  chemische 
Aufgabe.  Dia  mündliche  Prüfung  erstreckt  sich  auf  di«  christliche  Re- 
Itfiontlehrei  di#  frtuizdsischei  englische,  bezüglich  auf  die  lateinische 
$pr  T  auf  Qesehkhte  und  Geographte,  Mathematik,  Physik  nnd 

Che:' 


786  Die  neae  Ordnang  der  EDtlassongsprüfangen  usw. 

Für  die  £ntlassungspräfangen  an  den  höheren  Bürger- 
schalen wird  der  Maßstab  der  Beife  §.  3  folgendermaßen  bezeich- 
net: 1.  christliche  Beligionslebre  Hir  evangelische  Schüler: 
genügende  Kenntnis  des  Hauptinhaltes  der  h.  Schrift,  besonders  des 
Neuen  Testamentes  und  der  Grundlehren  ihrer  Confession;  Bekannt- 
schaft mit  der  Ordnung  des  Kirchenjahres,  den  Hauptereignissen  der 
Beformationsgeschichte  und  mit  einigen  Kirchenliedern  und  deren 
Verfassern;  für  katholische  Schüler:  genügende  Kenntnis  der  Ein- 
theilung  und  des  wesentlichen  Inhaltes  der  h.  Schrift,  ferner  der  Haupt- 
punkte der  Glaubens-  und  Sittenlehre  ihrer  Confession;  Bekanntschaft 
mit  der  Ordnung  des  Kirchenjahres,  den  epochemachenden  Ereignissen 
der  Kirchengeschichte  und  einer  Anzahl  von  Kirchenhymnen.  2.  Deutsche 
Sprache:  Fähigkeit  ein  der  Bildungsstufe  angemessenes  Thema  zu  dis- 
ponieren und  in  correcter  Sprache  auszuführen,  Geübtheit  in  sprach- 
richtiger und  klarer  Darstellung  beim  mündlichen  Gebrauch  der  Mutter- 
sprache, Bekanntschaft  mit  einigen  Dichtungen  der  classischen  Literatur, 
an  welchen  dem  Schüler  das  Erforderliche  über  die  Dichtungsarten  und 
Dichtungsformeu  zum  Verständnis  gebracht  ist.  3.  Französische  und 
englische  Sprache:  richtige  Aussprache,  Geläufigkeit  im  Lesen, 
Sicherheit  in  der  Formenlehre  und  in  den  Hauptregeln  der  Syntax;  Fä- 
higkeit leichte  historische  und  beschreibende  Prosa  mit  grammatischem 
Verständnis  und  ohne  erhebliche  Hilfe  zu  übersetzen  und  ein  nicht  zu 
schweres  deutsches  Dictat  ohne  gröbere  Fehler  in  die  fremde  Sprache 
zu  überselzcn.  4.  Geschichte  und  Geographie:  Kenntnis  der  epoche- 
machenden Ereignisse  aus  der  griechischen,  römischen  und  insbesondere 
aus  der  deutschen  und  preußischen  Geschichte  und  sichere  Orientierung 
über  Zeit  und  Ort  der  Begebenheiten;  genügende  Kenntnis  der  Grand- 
lehren der  mathematischen  Geographie,  der  wichtigsten  topischen  Ver- 
hältnisse und  der  politischen  Einiheilung  der  Erdoberfläche,  insbesondere 
von  Mittel-Europa.  5.  Mathematik:  sichere  und  wissenschaftlich  be- 
gründete Kenntnisse  in  der  allgemeinen  Arithmetik  bis  zur  Lehre  von 
den  Logarithmen  und  Progressionen  und  in  der  Algebra  bis  zu  den  ein- 
fachen Gleichungen  des  zweiten  Grades  mit  einer  unbekannten  Größe, 
in  den  Elementen  der  ebenen  und  körperlichen  Geometrie  und  den  An- 
fangsgründen der  ebenen  Trigonometrie  und  ausreichende  Übung  in  der 
Anwendung  jener  Kenntnisse  zur  Lösung  von  einfachen  Aufgaben.  6.  Na- 
turbeschreibung:  eine  auf  Anschauung  begründete  Kenntnis  ein- 
zelner wichtiger  Mineralien,  sowie  der  wichtigeren  Pflanzen familien  und 
Ordnungen  der  Wirbelthiere  und  Insecten  und  Bekanntschaft  mit  dem 
Baue  des  menschlichen  Körpers.  7.  Naturlehre:  eine  auf  Grund  von 
Experimenten  erworbene  Kenntnis  von  den  allgemeinen  Eigenschaften 
der  Körper,  von  den  Grundlehren  des  Gleichgewichts  und  der  Bewegung 
der  Körper,  des  Magnetismus,  der  Elektricität  und  der  Wärme,  ferner 
von  den  wichtigsten  chemischen  Elementen  und  ihren  Verbindungen. 

Die  schriftliche  Prüfung  umfasst:  einen  deutschen  Aufsatz,  eine 
Übersetzung  aus  dem  Deutschen  in  das  Französische  wie  in  das  Englische 
und  in  der  Mathematik  vier  Aufgaben,  nämlich  zwei  aus  der  Algebra,  je 


Erwiderang.  Von  J.  Rappold. 


797 


efnG  aus  der  ebenen  Qeometrie  und  Ti  igoDometne*  Die  m&Ddliche  Prü- 
fung erstreckt  sich  auf  die  chriätUcbe  Kc II gioa sichre,  die  französische 
UDd  englische  Sprache,  Geschichte  ttiid  Gisogrnphie,  Mathctnatik  und 
Natur  Irhre, 


Erwiderung. 

Auf  Seite  B95  (1882)  di^tT  Zeltschrift   wird    moiner    Erörteronsr 
der  Ü herb Qrdungsf rage  Folgerichtigkdt   abgeeprochon  und  mir  so   ein 
Liatellectueller  Mangel  vorgeworfen.     Um   nicht   nach   dem   Spruche  qui 

cet  etc.  beartheilt  zu  werden,  bemerk©  ich  Folgendes:  1.  Wenn  ich 
Dach  Darlegung  einiger  Paukte  ungläubig  an  das  Dogma  der  Üherbür- 
'  düng  herantrete  und  hinterher  nach  Einbeziehung  anderer  Punkte 
in  anderem  Sinne  mich  äu5ere,  liegt  hierin  ein  Fehler  gegen  die  lo- 
g^ische  Consequenz?  2.  Im  weiteren  l.iutete  meine  Schlus&folgerung  mi 
^)  Wenn  die  Schüler  nicht  gründlich  lernen,  so  sind  sie  otcht  über- 
bordet. ^)  Wenn  die  Schüler  gründlich  lernen,  ao  sind  sie   üb«rbtirdet. 

at  da  der  Vorwarf  von  Inconseqtienz  begründet?  Die  Differenz  twiscben 
lerm  Dr.  Brand  und  mir  besteht  nur  in  der  Hypothesis.  Ich  räume 
^ern  ein,  daas  jene  Gymnasiallehrer,  die  von  der  Forderung  eines 
gründlichen  Lernens  tbatsächlich  absehen,  Wohl  au  den  Fingern  lu  zählen 
sein'  dürften.  Aber  es  handelt  sich  hier  nicht  dar nra,  was  die  Lehrer 
verlangen,  sondern  was  die  Schüler  leisten.  Da  gehen  nun  sehr 
fiele  Klagen  dahin,    dass    die  Arbeitsleistung   der  gegenwärtigen  Ober- 

fmoasiasten  eine  keineswegs  gründliche  ist;  nach  meinen  Erfahrungen 
ftnd  Beobachtungen  musste  ich  mich  dieiten  Klag«m  anschließen ;  s.  S.  S  f. 

Deiner  Abhandlung.  Wenn  Herr  Dr.  Braud  diesen  Klagen   nicht  beizn- 
amen  braucht  und  wenn    dieselben    im  allgemeinen    nnbegründet 

lin  tollten,  so  wird  das  niemand  mehr  freuen  al^  mich.  -^  3,  Auch 
lias  meine  Behauptung,  der  Lehr^ituir  sei  bedeutend  zu  vermiDdern,  im 

Widerspruch  stehe  mit  m»>inem  ürthcilo  über  die  Besprechung  der  Cber- 
bürdungtfrage  in  der  Schrift  /lur  Gymnasialfrage  in  Österreich**,  spe- 
liell  mit  dem  Satze:  «Zunüchst  mttüs  entschieden  geleugnet  werden, 
iIam  eine  solche  (nämlich  die  Überbürdnng)  schon  in  der  Organi^ 
ftation  unserer  Gymnasien  begründet  sei**  ^  auch  dies  kann  ich  nicht 
tQg«steheD,  Denn  meine  anf  Sichtung  und  Kürzung  des  Lehrstoffes  ab* 
tielende  Forderung  bezieht  sich,  wie  aus  Seite  17  und  52  f.  meiner  Ab- 

undlung  hervorgehen  dürfte,  nicht  auf  die  Organisation,  sondern 
iuf  die  Unterrichts m etil  od e.  Oder  gehört  es  zur  Organisation^ 
irenn  beisplolsweiso  Wörter  wie  amayitaiv  o^i  i;  tft^c  ftlirrot  jt/^o^m«» 
%flia»m  xtiaxut,  welche  Curtius  in  seiner  8chulgramm«ttk  bietet, 
würden,  was  eben  meine  Forderung  beiwi.^ekt?  »lÜber  viele 
mäeire 'derartige  Wörter  $.  flochreit^^r  in  dieser  Zoit^ch^.  lÜSl,  S,  H12  (). 
Jnd  auch  abgesehen    hievon    stimmt  ja   der    Verfasser    der   gv*naanCen 

chrift  auf  B,  61  selbit  jenen  Klagen  Hber  die  Immer  nm fangreicher  ge- 
irordonen  !">•»■*.*».*  bei. 

J.  ßappold. 


Vierte  Abtheilung. 

Miscellen. 


[Stiftungen].  Der  im  Jahre  1879  verstorbene  Hausbesitzer  und 
Kaufmann  in  Oberhollabrunn,  Ignaz  Hölzl,  bat  letztwillig  ein  Capital 
von  3000  fl.  in  Barem  zur  Gründung  einer  Stipendienstiftnng  gewidmet, 
deren  Ertragnisse  för  drei  dürftige  und  würdige  Schüler  des  Staata- 
Real-  und  Ooergymnasiums  in  Oberhollabrunn  bis  zur  Vollendung  der 
Studien  an  dieser  Lehranstalt  bestimmt  sind.  Diese  Stiftung  ist  mit  dem 
Genehmigungstage  des  Stiftbriefes  ins  Leben  getreten.  (Stiftbrief  yom 
12.  Jänner  1882.  —  Min.-Act  Z.  8558).  —  Die  am  14.  Jänner  1880  in 
Graz  verstorbene  Private,  Anna  Schnabl,  hat  testamentarisch  ein  Ca- 
pital von  2000  fl.  in  Staatsschuld  -  Verscbreibungen  zur  Gründung 
einer  Stipendienstiftung  bei  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden 
Künste  in  Wien  gewidmet,  welche  Stiftung  den  Namen  des  ehemaligen 
Professors  und  akademischen  Rathes  Karl  Gsellhofer  zu  fähren  hat.  Der 
Ertrag  ist  fär  einen  dürftigen  Schüler  der  „Schule  der  historischen 
Zeichnungsgründe**,  dermalen  der  „Allgemeinen  Maler-  und  Bildhauer- 
schule^  bestimmt.  Diese  Stiftung  ist  mit  dem  Genchmigungstage  des 
Stiftbriefes  ins  Leben  getreten.  (Stiftbrief  vom  22.  April  1882.  -  Min.- 
Act  Z.  7631).  —  Der  im  Jahre  1872  zu  Schwaz  im  Ruhestand  verstor- 
bene Amtsdiener,  Alois  Geiger,  hat  letztwillig  ein  Capital  zur  Gründung 
einer  Stiftung  gewidmet,  deren  Ertrag  zu  einem  jährlich  zu  verleihenden 
Stipendium  für  dürftige  und  würdige  Studierende  oder  Handwerkslehr- 
linge seiner  Verwandtschaft,  eventuell  für  Söhne  des  jeweiligen  Be- 
zirksamtsdieners in  Schwaz,  und  in  Ermangelung  solcher  Bewerber  für 
Söhne  aus  der  Marktgemeinde  Schwaz  bestimmt  ist.  Die  Stiftung  ist 
mit  einem  Barcapitale  von  958  fl.  80  kr.  activiert  worden.  (Stiftbrief 
vom  6.  März  1882.  —  Min.-Act  Z.  87y5).  —  Die  von  dem  Handeis- 
manne Vincenz  Feldner  letztwillig  mit  einem  Capitale  von  8000  fl.  ^- 
gründete,  für  Studierende  der  Rechte  bestimmte  Stipendienstiftung  ist 
nach   erfolgter  Genehmigung  des  Stiftbriefes  seitens  der  k.  k.  Landesre- 

S'erung  für  Kärnten  ins  Leben  getreten.  (Stiftbrief  vom  8.  Juni  1882.  — 
in.-Act  Z.  9453  ex  1882).  —  Die  in  ülmtitz  verstorbene  Anna  Mayer 
hat  letztwillig  mit  einem  Capitale  von  1000  fl.  eine  Stipendienstiftung 
zu  Gunsten  eines  Olmützer  Gymnasialschülers  mit  Bevorzugung  von 
Schülern  aus  der  Verwandtschaft  der  Stifterin  gegründet,  welche  mit 
dem  Genehmigungstage  des  Stiftbriefes  ins  Leben  getreten  ist.  (Stift- 
brief vom  17.  Juni  1^.  —  Min.-Act  Z.  11683  ex  1882).  —  Der  verstorbene 
Nakler  Pfarrer,  P.  Bernhard  Fitz,  hat  letztwillig  mit  einem  Capitale  von 
7800  fl.  eine  Studentenstipendienstiftung  gegründet,  deren  Erträgnisse  für  je 
einen  würdigen  Schüler  des  deutschen  und  böhmischen  Gymn.  in  Olmüto 
und  für  je  zwei  würdige  Hörer  der  höheren,  besonderen  theologischen 
Disciplinen,  in  beiden  Fällen  mit  dem  Vorzugsrechte  für  Angehörige  der 
Pfarrbezirke  Nakl  und  Schlok,  bestimmt  sind.  Die  Stiftung  ist  mit  dem 


Miscelleu. 


7BS 


OcnehmigQnptage  des  Stiftbriefes  iüb  Leben  getreten,  (StiftbriÄI^JÖll 
27.  Jani  1882,  —  Min.-Act  Z.  11681).  —  Mit  letitwilliger  Anor&Äölf 
vom  Jabre  1871  hat  die  nacb  Ampexxo  zuständige  Rosa  Mennigo  ihr 
Vermögcu  zor  Griindntig  eines  Stipendiums  für  ducn  nach  Ampezzo  zu- 
ständigen Gymnasial  Schüler  gewidmet  uod  wurde  diese  Stiftung»  deren 
Kapital  dermalen  in  1581  11.  28  kr.  besteht,  stiftungs behördlich  geneh- 
migt (Stiftbrief  vom  6.  JqU  18?2.  —  Min.-Act  Z.  11491  ex  1882).  — 
Dr.  Ludwig  Gerbet b»  kais,  Rath  und  Bergphygiker,  hat  eine  Studen- 
ten atipen  dienst»  f  tun  g  mit  einem  JahresertrÄge  von  51  fl.  25  kr.  gegrün- 
det und  dieselbe  für  dürftige  stadierende  IstTtaner  mit  Bevorzugung  der 
AuTerwandten  und  dörftiger  Bergmannssöhne  bestimmt.  Diese  Stiftung 
int  mit  dem  Genehmigungät&ge  des  Stiftbnefes  ins  Leben  getreten. 
(Stiftbrief  vom   13.  Juli   18H2.  —  Miö.-Act  Z,  12220  ei  1882). 


Progr&inuienschau. 

55.  Die  Poesie  der  Oedipussage,   Erster  Tbeil.  Vom  Ob«>r1ehr«r  Dr. 

Hüttemann  (Lyceum   zu  Ötraßburg.   Programm  1880).  i*,  (50  SS. 
Die  Abhandlung   setzt  sich   den   doppelten  Zweck,  einerseits  die 
verschiedenen  Gestaltungen  des  (U  ►ms  stu  verfolgen,  wie  sie  im 

Epos,  iu  der  Lyrik  und  in  der  Ä-i  n  Tragödie  hervnrtr»>ti^n,  bo- 

xichuugsweiae  deren  einzelne  Zfli^e  üoit,  wo  sie  in  der  Über!"  ' 
nicht  scharf  genug  ausgeprägt  oder  wo  sie  bestritten  sind,  diu 
Uination  fc'^tzuatelk*n  und  andererseits  den  poetischen  Idecngi  n;iu  /.u 
prüfen,  den  der  Dicht^rgcniuä  ciue»  Aischylos  der  Trilogic  OtdinüSna 
einzubilden  verstand.  -  BezOj^'li"'h  dt^r  Bohandluug  des  Mythus  iu  Er»os 
und  Lyrik  gelangt  der  Verl.  vielfach  zu  anderen  und,  wie  man  meist  ihm 
wird  znifstöhen  müssen,  sichereren  Resultaten  als  die  einschlägigen  ArbeitcMi 
^  i  lewin»  Welcker  und  anderen,  da  er  sich  strenger  an  die  Über* 

1'  uiilt  und  weniger  dem  Spiele  freier  Combination  ÜberlÄsst   als 

di*^b  im  »einen  Vorgängern  der  Fall  ist.  Der  Haupttheil  der  Schrift,  der 
nach  Hner  einleitungsweise  versuchten  Würdigung  des  Aschyleischen 
K       I         ikter^  im  allgemetnen  sich  mit  dem  aUem  erhaltenen  Schluss- 

t  Oedipodoe,  den  'Sieben  g^en  Theben',  beschäftigt,  ist  reich 

:\  Den,    feinsinnigen   B^merKungen ,   die   in    edter,    stellenweise 

ilcr  Sprache  vorgetragen,  die  Lectöre  deeaelben  zu  einer  ebenso 

L  "'n  wie  belehrenden  machen.    Die  durch  eine  geschmackvolle 

I  I  bcr Setzung  der  Parodos  und  de«  zweiten  Stasi mon  illustrierte 

a.i ...c    Interpretation   des  Stückes   l&sst   sich   als   niustergiltig   b^- 

xeichnen.  Hüttemann  legt  im  wesentlichen  den  von  Westphal  gcgeoenen 
Text  der  Farodos  zugrunde  (Motivierung  der  Auffassung  einzelner  Stellen 
iro  Anhange)  und  bekennt  sieb  in  Bezug  ituf  das  zweite  Stasimon  als 
AnbÄnjrrr  der  von  demselben  Gelehrten  ang*Miominenen  'Terpandriscben 
'-  ?',  nimmt  dagegen  entschieden  Stellung  gegen  die  von  Dherdick 

1  ttj  Ansicht  WvstphaU  (und  A.  Schölle),  divss  die  Tragödie  ur- 

.  sollte  si  blussstück  der  Trilogie  geeiguei  s<»in,    mit 

<  lös  861— 1  ilossen    haben   niQ^iie   und  Mass  die   ganze 

I  K..t4...  -Iris    an    erst    nach   der   Auffübrnng  der 

t^t  sei'  oder  'dasa  unsere  Aus;s'abe  ein- 
K  """    ni  i»t   >]i>-  's\oheü\   sondern   die 

l]   .:  I    II     iv  ampfung  dioser  an 

r^^  ii:,';,  ^T  Würdl^f Ullg    dcr 

n  und  politischen  i:  nbenden 

1  'i'-Tut  un-  diirchai-i?    -  -h  iu  den 

iiche  dtiä  .\nfaQgs- 
'  I  und  einem  roca- 

pitiUicxendcn  Lhcrhlick  über  den  1:11  lae^jugibalt  der  'Siebim' 


790  Miscellen. 

schließt  die  Abhandlung,  deren  Gedie«[enheit  uns  einer  Fortsetzung  der- 
selben in  einem  zweiten  Theile  (die  Oecupussage  bei  Sophokl.  und  Euripid.) 
mit  berechtigtem  Interesse  entgegensehen  lässt. 

Prag.  F.  Schubert. 

56.  Über  Ziel,  Auswahl  und  Einrichtung  der  Horazlectflre. 
Von  Josef  Steiner.  8*.  22  SS.  (Im  Jahresbericht  des  Mariahilfer 
Ommunal-  Real-  und  Obergjmnasiams.  1881.) 

Der  Ijectüre  der  römischen  Prosaiker  zeichnet  unser  O.-E.  in  Be- 
zug auf  Auswahl,  Umfang  und  Zweck  ganz  genau  bestimmte  Grenzen 
vor,  innerhalb  welcher  sie  sich  zu  bewegen  habe.  Hingegen  f&r  die  Lec- 
türe  der  römischen  Dichter  unterlässt  derselbe  eine  näiere  Bezeichnung 
Yon  Gebieten,  Grenzlinien  und  Zielpunkten ;  aus  Horaz  z.  B.  verlangt  er 
nur  im  allgemeinen  „Oden,  Auswahl  aus  den  Epoden,  Episteln  und  Sa- 
tiren**. ITör  die  Horaz-Lecttire  füllt  nun  der  Verf.  durch  seine  Programm- 
abhandlung diese  Lücke  unseres  O.-E.  und,  da  dieser  Paukt  wenigstens 
für  die  Zwecke  unseres  Gymnasiums  unseres  Wissens  noch  keine  aus- 
führliche Darlegung  gefunden  hat,  eine  Lücke  unserer  pädagogischen 
.  Literatur  überhaupt  aus  und  zwar  in  sehr  trefflicher  Weise. 

Ausgehend  von  dem  Zielpunkte  bei  der  Leetüre  der  römischen 
Dichter  überhaupt,  welcher  in  der  hervorragenden  Förderung  der  ästhe- 
tisch-ethischen Bildung  gefunden  wird,  bespricht  der  Verf.  die  schon 
durch  die  verhältnismäßig  knappe,  für  diese  Leetüre  zur  Verfügung  ste- 
hende Zeit  gebotene  Auswahl  aus  den  Horazischen  Gedichten.  Der  Jugend 
solle  nur  das  WertvoUste,  Wichtigste  und  Reinste  geboten  werden.  Nach 
diesen  und  andern  damit  zusammenhängeDden  Gesichtspunkten  bezeich- 
net nun  der  Verf.  die  auszuscheidenden  Gedichte,  meist  unter  kurzer  Be- 
gründung der  Ausscheidung.  Daraus  ergibt  sich  dann  der  Kanon  der 
Horaz-Lectüre.  Gegen  den  vom  Verf.  aufgestellten  Kanon  dürften  wohl 
nur  unbedeutende  Einwendungen  erhoben  werden,  umsomehr  als  so  immer- 
hin noch  eine  für  unsere  Verhältnisse  zu  große  Anzahl  von  Gedichten 
erübrigt,  unter  denen  nun  wieder  eine  „engere  Wahr  zu  treffen  ist;  am 
meisten  dürften  die  Meinungen  darüber,  schwanken,  ob  die  sogen,  ars 
poetica  zu  lesen  sei  (der  Verf.  bejaht  diese  Frage,  der  Rec  aber  möchte 
sie  im  allgemeinen  weder  bejahen  noch  verneinen,  sondern  dies  von 
dem  scientinschen  Stande  der  Octava  abhängig  sein  lassen). 

In  welcher  Aufeinanderfolge  und  Bebandlungsweise  sollen  nun  die 
zur  Leetüre  ausgewählten  Gedichte,  specielL  die  Oden  gelesen  werden? 
Zunächst  können  wir  den  Wegweiser  durch  die  buDte  Mannigfaltigkeit  nicht 
in  den  im  Inhalt  gelegenen  Absichten,  Beziehungen,  Anspielungen  usw. 
finden,  du  diese  doch  nur  losere  Anknüpfungspunkte  sind,  für  welche  dem 
jungen  Leser  das  nöthige  Verständnis  und  Interesse  fehlt.  Die  Vornahme 
der  Lieder  in  der  Ordnung,  wie  sie  dem  Metrum  nach  zusammenge- 
hören, wird  als  ein  unrichtiger  Weg  bezeichnet.  Auch  nicht  in  der  von 
altersher  überlieferten  Ordnung,  um  etwa  durch  die  bunte  Mannigfaltig- 
keit von  Gegenständen  und  Formen,  durch  die  Abwechslung  des  Beitern 
und  Ernsten  Interesse  und  Gefallen  zu  erregen,  sind  sie  zu  lesen  (auch 
nicht  neben  einem  Prosaiker).  —  Aufgabe  der  Horaz-Lectüre  ist  „die 
klare,  tief  eindringende,  allseitige  Erfassung  der  geistigen,  sittUchen  und 
künstlerischen  Persönlichkeit  des  Dichters;  hiebei  sind  die  Einzelheiten 
zu  einem  geschlossenen  Ganzen  zu  verbinden,  demnach  «die  einzelnen 
Lieder  in  einen  innern,  aus  ihrem  Ideengehalt  entspringenden  Zusammen- 
hang** zu  bringen,  nicht  auf  chronologisch-genetischem  Wege,  wie  es 
etwa  bei  der  Goethe-Lectüre  der  Fall  ist,  sondern  vom  Standpunkte  der 
in  sich  fertigen  Persönlichkeit  aus  und  zwar  nicht  bloß  aus  äußezn, 
sondern  auch  aus  innern  Gründen,  die  Lieder  nicht  in  bunter  Reihe 
neben  einander,  sondern  nach  bestimmten  Gruppen.  Die  vom  Verf.  (nach 
Zurückweisung  anderer)  aufgesteUte  Gruppierung  wird  durch  Beruf,  Ort» 


MfteelleT]* 


791 


das  Yerhältnts  zu  den  MUiiioiiaeheii,  mm  S^taate,  sur  E^U^ion  nnd  Kundt 
bestimmt.  Aaf  Grundlagre  dieser  Gesichtepankte,  welche  nicUt  unver- 
mittelt neben  einander  stehen,  wie  die  Fon  Andern  aufgestellten  Gruppen, 
zeichnet  der  Verf.  zum  Schlüsse  dfts  Bild  der  dichterischen  Persönlich- 
keit des  Horaz  in  gedrängter  Kürze,  woran»  zu|;leich  ersichtlich  wird, 
in  welcher  Ordnung  er  die  an^gewfthJteD  Lieder  zu  dem  von  ihm  bazeioh- 
neten  Zwecke  vor  wertet 

Möge  es  kein  Lehrer  nnterlassea,  äiem  an  Inhalt  nnd  Form  ?ar- 
zfigliche  Abbandlnng  sn  leaen,  bevor  er  die  Horas-Leciüre  in  der  Oc- 
tava  beginnt! 


57.  Zur  Frage  der  Verwertung  der  Etymalagie  in  der  Schule, 

Von  Aüg,  Fritz,  B*.  72  SS.  (Im  Jahresberichte  des  n.  5.  Landes- 

Eeal-  und  Übergymnasiums  zu  Uorn.  18dL) 
Nach  einleitenden  Bemerkungen  über  diese  Frage  (S.  3—10)  bietet 
der  Verf.,  anknöpfend  au  eine  Übersetzung  von  Ovid  Fast  11,83—118, 
mehrere  Bemerknugen  über  mare  tellus  aequor  usw.,  welche  nach  seinem 
Dafürhalten  in  der  Schale  berückmchtigt  werden  können;  specieU  oon* 
statiert  er  die  Grundbedeutung  und  sjn taktische  Construetion  vieler 
V^erba,  welchen  ein  dem  sequi  verwandter  BegrilT  innewohnt  (8.  22 
bis  Ende). 

„Prüfet  alle«  und  behaltet  diks  ßeste^:  an  diesen  Spruch  machten 
wir  diejenigen  erinnern,  welche  an  die  Lectüre  dieser  ümfangrelclien  und 
in  gutem  Ötil  geschriebenen  Abhandlung  gehen  (und  wir  wünschen  ihr 
recht  viele  Leser),  Denn  der  Verf.  bietet  viele  für  die  Schule  recht 
brauchbare  Bemerkungen.  Das  Wichtigste  ist  nach  unserer  Ansicht  das, 
was  8.  6  über  die  gegenwärtig  in  Verwendung  stehenden  Schulgram- 
matiken  gesagt  ist  und  mus  sich  im  Auschlusse  hieran  für  die  Metho- 
dik des  altsprachlichen  Unterrichtes  ergibt :  gerade  in  dem»  waa  der 
Verf^  dortselbs t  bezeichnet,  kaun  die  Etymologie  oft  die  besten  Dienste 
leisten/sie  kann  gleichsam  den  organischen  Zusammenhang  von  sprachlichen 
Eracbj'inungen  aufzeigen,  sie  kann  eine  Deutung  des  VVort*is  an  die  Hand 
gehen,  welche  mne  syntaktische  Construetion  raiterklärt,  so  dass  dann 
.<!      ^  8tündlein'  für   eine  Anisahl   von   Ausnahmen    und   gewisseii 

.1  •  der  Grammatik   geeohlagen   hätte,   denen   gar    Viele   ebne 

j«^nLLit-  1  tauer  da»  letzte  Geleite  geben  machten*  (beispielsweiee  er- 
w£bnen  wir  iubere  S,  bb  ff.  and  uti  S.  65).  Überdies  kann  die  Etymo- 
logie oft  d"^  Svri.nm  iTiik  trnt,^  Wun^ti*  ipisjt^n  j  jii  boispiolsweise  bei 
nietQS  und 

Unser  .  ^  iplin**    habeo    wir 

bereits  in  üit»«r  Zeitscbnlt  18?4,  6.  Mi^i -506  dargelegt  Aus  den  da- 
selbst angegebenen  Gründen  müssen  wir  manche  Bemerkungen  des  Verf. 
als  für  die  8c  h  nie  uu  brau  eh  bar  bezeichnen.  i$o  Ue|^t  wegen  der  Ver- 
schiedenheit theil»  der  Tjant^^,  t^ieils  der  B«d»iitnnp  dem  5?chöler  zu  fern 


die  Verbindung  von 

S.  13,  von  terra  una 

tare  und  airorftry  S.  2i*,  ^^»3« 

Wir  glauben  nicht  erst 
handlang  inhaltlich  nur  vom 
haben,  eine  Beuriheilung  der» 
den  betroffenden  Fach  U'h rem 

Von  Einzelheit 
_8.  d  und  10,  die  8rl 
9,  nbonso  Vi  ' 

"dir  i^hen   Woitcru.  Überdies  hab-Mi   w 

l'  «onder»  in  den  griochischrn  Wör 


mare  fivkrj  mors 
8.  26,  von  Spee- 
re, 
s   wir  diese   Ab- 

V    .„..    .:v..>..%5    aus   besprochen 
der  8(4ite   der   Etymologie   hin 

vir  die  unrichtige  Schrei  bang    G^^the 

mm  z,  B.  S.  8   n*»ben    nffcnthümüch 

Veih&ttniÄs,   sdbatstaniv  ^    neben 

nj;  qüuni,  ferner  }  (fj\*t  nds)  in 

ier  gar  viele 


2t>,  *4itji*i6.6it  Havptqualier  8,  38,  Belicone  ^   r.^  t^rau  ri.ticyone)  auch 


702  Miscellen. 

Druckfehler?  Eher  als  bei  diesen  Schreibang[en  möchten  wir  diese  Frage 
bei  Erinnerung  S.  47  (richtig  S.  48}  und  bei  Ch&rtagin  S.  25  bejahen. 

Der  Vermählungsta^  des  Kronprinzen  wurde  an  den  Mittelschulen 
festlich  gefeiert,  wie  die  diesjährigen  Programme  theils  in  kurzen,  theils 
in  langen  Berichten  melden.  Mehrere  Programme  enthalten  Reden,  die 
bei  dieser  Gelegenheit  jB^ehalten,  Gedichte,  die  declamiert,  Lieder,  die  ge- 
sungen wurden ;  in  einigen  finden  wir  lateinische  Gedichte.  Wer  näheres 
hierüber  nachlesen  will,  sehe  die  Programme  der  Staatsg^nasien  in 
Mitterburg,  Mies  und  Capodistria,  des  deutschen  und  böhmischen  Gym- 
nasiums in  Pilsen,  des  II.  deutschen  Gymnasiums  in  Brunn,  der  Gym- 
nasien  in  Beichenau  und  Königgrätz. 

Villach.  J.  Rappold. 


Lehrbücher  uud  Lehrmittel. 

(Portsetzung  v.  Jahrgang  1882,  Heft  VI,  S,  479). 

A,  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

König,  Dr.  Arthur,  Lehrbuch  für  den  katholischen  Religions- 
unterricht in  den  oberen  (blassen  der  Gymnasien  und  Realschulen.  I. 
Cursus:  Allgemeine  Glaubenslehre  oder  die  Lehre  von  der  christlichen 
Offenbarung.  2.  yerb.  Aufl.  Freiburg  im  Breisgau  1881.  Herder.  Pr. 
1  Mark  80  Pf.,  wird  wie  die  1.  Aufl.  zum  Unterrichtsgebrauche  zuge- 
lassen. (Min..Eri.  v.  9.  Juni  1882,  Z.  7270). 

Hauler,  Dr.  J.,  Lateinische  Stilübungen  für  die  oberen  Classen 
der  Gymnasien  und  verwandter  Lehranstalten.  Abtheilung  für  die  8. 
Classe.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  brosch.  60  kr.,  wird  zum  Unter- 
richtsgebrauche  in  der  8.  Classe  der  Gymnasien  mit  deutscher  Unter- 
richtssprache allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  16.  Juni  1882,  Z.  8866). 

Gehlen  Otto  und  Schmidt  Karl,  P.  Ondii  Nasonis  carmina 
selecta  mit  erläuternden  Anmerkungen  zum  Schul  gebrauche.  3.  verb. 
Aufl.  Wien  1883.  B ermann  und  Altmann.  Pr.  brosch.  76  kr.,  in 
Leinwandband  90  kr.  Die  für  die  2.  Aufl.  ausgesprochene  Zulässigkeit 
wird  hiemit  auf  die  3.  Aufl.  ausgedehnt.  (Min.-Erl.  y.  14.  August  1882, 
Z.  11721). 

Egger  Alois,  Deutsches  Lesebuch  für  die  yierte  Classe  Osten. 
Mittelschulen.  2.  Aufl.  Wien  1882.  Holder.  Pr.  geb.  l  fl.  5  kr.,  wird 
wie  die  1.  Aufl.  zum  Unterrichtsgebrauche  an  Mittelschulen  mit  deutscher 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (liin.-Erl.  y.  28.  Juli  1882, 
Z.  10899). 

Filek,  Dr.  E.  Edler  yon  Wittinghausen,  Französische  Schul- 
grammatik. 3.,  dem  Normal-Lehrplane  für  Realschulen  und  der  dazu 
fehörigen  Instruction  angepasste  Aufl.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  fl. 
kr.  Die  für  die  erste  und  zweite  Ausgabe  der  yorbenannten  Grammatik 
ausgesprochene  Zulässigkeit  wird  auf  die  dritte  Auflage  derselben  aus- 
gedehnt. 

Übungsbuch  für  die  Mittelstufe  des  französischen  Unter- 
richtes. 2.  gekürzte  und  yerbesserte  Aufl.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr. 
66  kr.,  wird  wie  in  der  1.  Aufl.  allgemein  zugelassen.  (Min.-ErL  y.  13.  Juli 
1882,  Z.  9865), 

Bechtel  A.,  Französische  Grammatik  für  Mittelschulen.  I.  TheiL 

4.  verb.  Aufl.  Wien  1882.  J.  Klinkhardt.  Pr.  brosch.  1  fl.,  wird 
wie  die  3.  Aufl.  zum  Lehrgebrauche  an  Mittelschulen  mit  deutscher 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  t.  30.  Mai  1882, 
Z.  7749). 

Ploetz  Gh.,  Nouvelle  grammaire  fran^ise  bas^e  snr  le   latin. 

5.  Aufl.  Berlin  1882.  F.  A.  Herbig.  Pr.  2  Mark  50  Pf.,  wird  wie   die 


MiBcellen. 


701 


4.  Ati£.  zum  Unterricbtsgcbrauctko  tu  den  obersten  Classcn  Holcher  Lc^lir* 
anffUIten,  an  welchen  Latein  aU  Oblif^at^egeoätand  gelehrt  wird,  zöge- 
lasseD.  (Min.^ErL  v.  9.  Juni  1882.  Z,  8164). 

Ploetz,  Dr.  Karl,  »Scbql^ammatik  der  franzöaiachen Sprache«  2^. 
Aufl.  Berlin  1682.  K  A.  Herbig.  Pr,  2  Ätark  50  Pt,  wird  wio  die  27.  Aufl. 
sunt  Lebrecbrauche  au  österr.  Mittolscbulen  mit  deutscher  Unterrichta- 
sprache augemoin  zugelassen.  (Min.-ErL  t.    7.   August    V6^%   Z.    12711). 

KozeuQ  B.,  Leitfaden  der  Geographie  für  die  Mittelschulen.  II. 
Theil:  Speciale  Geographie.  7.  Aufl.  Wien  1882.  E.  Hölz«L  Pr,  1  fl. 
30  kr.,  wird  wie  die  6.  Aufl.  zugelassen.  (Min.-ErL  v,  19.  Juni  1882, 
Z.  9916). 

Kozenn  B.»  Geographiacher  SclmlatUs  für  Gymnasien,  Real-  and 
Handel Bschulen,  27.  Aufl.,  gröütentheib  neu  bearbeiiet  von  Tincenz  von 
Haardt,  revidiert  von  Prof.  Dr.  Friedricli  Umlauft,  Wit»ii  1882. 
E.  HölzeL  Ausgabe  in  S8  Karten,  Pr.  cart.  2  fl.  80  kr,,  Ausgabe  in 
60  Karten,  Pr.  geb,  3  fl.  60  kr,  wird  wie  die  früheren  Auflaifeii  zum 
Unterricbtogebraucho  an  Mittelschulen  allgemein  zugelassen.  (Min.>ErL 
V.  28.  August  1882.  Z,  13623). 

Stielers  Schulatlas,  Ausgabe  für  die  OBterreichisch-ungariBOhe 
Monarchie.  61.  Aufl.  Vollständig  neu  bearbeitet  von  Dr.  Hermann  Berg- 
hau s.  Gotha  und  Wien  1882.  t*r.  cart.  6  Mark,  geb.  6  Mark,  wird  zum 
üntei      '  iiL'  an  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtsipracbe 

aJlgei  I.  (Min.-ErL  v.  27.  August  1882,  Z.  liU82). 

nriiix  ju&ci  und  Schenk  Johann,  Lehrbuch  der  Arithmetik  fUr 
Untergymnasien  und  verwandt*'  L-^hrAni-talten:  1.  Theil,  für  die  1.  Orm- 
naaialcliiBse,  Wien  1881.  A.  Holder,  Fr.  m  kr.  II.  Theil,  für  diJ  2. 
Ojmnasialciaäae.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  4(i  kr.,  werden  zum  Lehr- 
Mpbrauehe  in  den  bezeichneten  Clasaen  der  Gymnasien  mit  deuticher 
Uoterrichtsspracbe  allgemein  zugelassen.  (Min.*Erl.  ?.  14.  Juli  1882,  Z. 
10648). 

Moönik,  Dr.  Fnn  von,    Lehrbuch    der    Arithmetik   und 

Algebra,  nebst    einer    A  jtmlung    für   die   oberen    Clussen    der 

Mittelschulen,  19.  verb.  AuH.  Wieu  lö82,  bei  Karl  Gerolds  Sohn.  Pr, 
1  fl.  60  kr.,  wird  ebenso  wie  die  17.,  bezieh.  18.  Aufl.  desselben  zum 
I^brgebraucbe  an  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allge- 
mein zugelassen,  (Min.-ErL  v.  17.  August  1882,  Z.  13303). 

Vilicus  Franz,  Geometrische  B^'orraen lehre  in  Verbindung  mit 
Aem  Zeichnen  omamentaler  Gebilde.  F&r  die  L  Realclasae.  3.  Aufl.  Wien 
1882.  A.  Pichlcrs  Witwe  und  Sohn.  Pr.  70  kr ,  wird  wie  die  2.  Aufl. 
lllgemein  zugelaiseu.  (Min.-ErL  v.  16.  Juli  1882,  t.  11574). 

Fialkowtiki  Nikolaus,  I.  Cursusi  Lehrbach  der  Geometrie  und 
des  Zeichnens  geometrischer  OrnameDte.  5.  Aufl.  W^ten  und  Leipzig  1882. 
J.  KUnkhardt,  Pr,  8(»  kr.,  II.  Cursus:  Lehrbuch  der  Planimetrie  für 
üntcrrealschulen,  L  TheiL  5.  AoÖ.  Wien   und  L«  ^%  J.  Klink- 

hardt  Pr.  SU  kr.,  111.  Cur»u»:    Lehrbuch  der  1  ■    fQr    Unter- 

roilschukn.  11.  Theil,    W:  1  l^pzig  1882.   J.    k  1 1  n  k  I.  i  r  i  r      Pr. 

30  kr*,  werden  zum  Le)r  '  in  den    drei   untersten    i    ,      m    der 

Bealschulon  mit  deutsi  ii<  r  i.  suer rieh tasp räche  allgemein  ^ugciiA^sen. 
(Min.*ErL  v.  4.  Juli  1882,  Z.  10<;80). 

Menger  Josef,  *;- ..Tn-tri.cb*'  Formenlehie  in  Veibindung  mit 
dem  Freihandzeichnen  f>  :i8ae  der  Bealschalen.  W^ien  1892. 

A.  Km) dl)    Pr.  40  kr..  i    lirgebrauehe  in  der    ersten  ClasM 

di^r  i:  i\  mit  deir  acrricbtesprache  allgemein  sugelssaen. 

(Min.  I  Juni   IH-  7). 

Kribt,  Mra  für  die  untereo 

CUwen  d«tr  Mi  12.    anverändert» 

tAufl.   '"  -J.  >\    13riimuuilcr.  l'r*  geb.  1  ü.    70  kr.  (31iu.-ErL  t. 

Ju  /.  HG66). 

iiiuri'  u,  Dr,  Peler,  Lehrbuch  der  Physik.  Kit  ein^m  Anbftajiei 
'GrundlehreQ  d<^r  Chemie  und  der  mathematischen  Geographie.  Slit 


704  Miscellen. 

319  in  den  Text  gedrackten  Abbildungen  und  einer  Spectraltafel  in  Für- 
bendruck.  7.  Aufl.  Freibarg  im  Breisgau.  Herder.  Fr.  4  Mark,  wird 
wie  die  6.  Aufl.  zum  Lehrgebrauche  in  den  Oberclassen  der  Mittelschalen 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  zugelassen.  (Min. -Er  1.  y.  30.  Mai  1882, 
Z.  5990). 

Wall  entin,  Dr.  Ignaz  G.,  Lehrbuch  der  Physik  für  die  oberen 
Classen  der  Mittelschulen  und  verwandter  Lehranstalten.  3.  verb.  Aufl. 
A.  Ausgabe  für  Gymnasien,  Pr.  geh.  1  fl.  80  kr.,  Leinenband  2  fl.,  B. 
Ausgabe  für  Realschulen,  Pr.  geh.  1  fl.  65  kr.,  Leinenband  1  fl.  85  kr., 
mit  235  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten  und  einer  Spectraltafel  in 
Farbendruck.  Wien  1882.  A.  Pichlers  Witwe  und  Sohn.  Wird  wie  dde 
zweite  Auflage  zum  Lehrgebrauche  in  den  Oberclassen  der  Mittelschulen 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  30.  Mai  1882, 
Z.  5484). 

Bürgerst  ein,  Dr.  Alfred,  Leitfaden  der  Botanik  für  die  oberen 
Classen  der  Mittelschulen.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  fl.  10  kr.,  wird 
zum  Lehrgebrauche  in  den  oberen  Classen  an  Mittelschulen  mit  deutscher 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  23.  Juli  1882,  Z. 
11144). 

Standfest,  Dr.  Franz,  Leitfaden  für  den  mineralogischen  Un- 
terricht an  den  oberen  Classen  der  Mittelschulen.  Graz  1882  bei  Leus  eb- 
ner und  Lubensky.  Pr.  80  kr,  wird  zum  Lehrgebrauche  in  den  be- 
zeichneten Classen  der  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache 
allgemein  zugelassen.  (Min.Erl.  v.  19.  Juni  1882,  Z.  9635). 

Flögel  Gregor,  Leitfaden  für  den  ersten  Unterricht  in  der 
Chemie.  Wien  1882.  Toeplitz  und  Deuticke.  Pr.  geb.  1  fl.,  wird  zum 
Lehrgebrauche  in  der  4.  Classe  der  Realschulen  mit  deutscher  Unter- 
richtssprache allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  24.  Juli  1882,  Z.  11029). 

Drbal,  Dr.  Math.,  Lehrbuch  der  empirischen  Psychologie  zum 
Unterrichte  für  höhere  Lehranstalten.  3.  unveränderte  Aufl.  Wien  1882. 
Wilh.  Braumüller.  Pr.  2  fl.  (Min.-Erl.  v.  2.  Juni  1882,  Z.  8666). 

Scheller  Franz,  Lehr-  und  Lesebuch  der  Gabelsbergerschen 
Stenographie.  Wien  1881  bei  V.  Zwierzina.  Pr.  1  fl.  80  kr.,  wird  zum 
Lehrgebrauche  beim  stenogr.  Unterrichte  an  den  Mittelschulen  mit 
deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  25.  Juni 
1882,  Z.  9937). 

Italienisch. 

Casaerande  Alb.,  Raccolta  di  esercizi  greci  per  1  ginnasi  e 
licei  in  correlazione  alle  grammatiche  di  G.  Curtius  e  V.  Inama. 
Parte  L  Morfologia.  Torino  1881.  G.  B.  Paravia  et  Comp.  Pr.  Lire  3, 
wird  zum  Unterrichtsgebrauche  in  der  III.  und  IV.  Classe  der  österr. 
Gymnasien  mit  ital.  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl. 
V.  14.  Juli  1882,  Z.  9776). 

Demattio  Fortunato,  Libro  di  lettura  ad  uso  della  prima  classe 
di  tutte  le  scuole  secondarie  austro-italiane.  Innsbruck  1882.  Wagner. 
Pr.  brosch.  60  kr.,  wird  zum  Gebrauche  in  der  untersten  Classe  der  Mit- 
telschulen mit  italienischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen. 
(Min.-Erl.  v.  28.  Juli  1882,  Z.  10869). 

Demattio,  Dr.  Fortun.,  Grammatioa  storica  della  lingua  italiana 
ad  uso  dei  ^nnasii  e  dei  candidati  allo  insegnamento.  Parte  terza.  Sin- 
tassi  della  hngua  italiana  con  riguardo  alle  principali  attinenze  della 
sintassi  latina  e  greca.  Seconda  eäizione,  diligentemente  riyeduta  dall* 
autore  e  migliorata.  Innsbruck  1882,  Wagner.  Pr.  80  kr.,  wird  zum  ünter- 
richtsgebrauche  an  österreichischen  Gymnasien  mit  italienischer  Unter- 
richtssprache allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  5.  Juni  1882,  Z.  6602). 

Lindner,  Dr.  Gustayo  Adolf o,  Compendio  di  logica  formale  per 
istituti  superiori.  Quinta  edizione.  Prima  yersione  dal  tedesco  per  cara 
di  TuUio  Erber.  Zara  1882.  Woditzka.  Pr.  1  fl.   40  kr.,    wird  snro 


en« 


795 


Gebrauche  an  den  Gvmnasien  mit  italienischer   UntemchtsspriicbQ  &U* 
gemelii  zugelaäscn,  (Min.-Erl.  v.  BL  Jali  1B82,  Z.  11861). 

Cecbisch. 
Doncba  Karl,  Sbirka  ptikladä?  a  üloh  ke  C7tdb§  Te  aldadbS  la- 
tinsk^.  n.  Theil.  FQr  die  4.  Gyranasialclaase.  Prag  1882.  K.  Bell  mann, 
Pr.  60  kr.,  wird  zum  Lehrgebraucbe  in  der  bezeichneten  Clasae  der  Gym- 
nasien mit  Sccbiscber  Unterrichts  spräche  allgemein  zogelasaen.  (Min.- 
Erl.  V.  24.  Jali  1882,  Z    11453). 

Bar  tos  Franz^  Skladka  jazjka  deskebo  pro  dkolj  stfedni  a  ostar? 
^ueiteUk^.  3.  Auflag©.  Brunn  1882.  K.  Winikor  Pf.  1  H  20  kr.,  wird, 
f  jedoch  unter  Aaaacblnss  des  gleichzeitigen  Gebrauches  der  beiden  frö- 
[  bereD  Auflagen,  in  denselben  Glasten  zum  Lohrg^braucbe  an  Mittel- 
I  schulen  mit  öechischer  Unterrichtisprachia  allgcmeio  zugelassen.  (Min.- 
I  Erl.  V.  10.  Juni  1882,  Z.  9091). 

StarJ  Wenzel,  Anthmetika  pro  prvni,  drnbon  a  tfeti  thda  Skel 

^fch.  1  AuB,  Prag  1882.  F,  Terapsky.  Pr.  1  tt.   30  kr.,    wird,  je- 

I  unter  Ausscbloss  dea  t?leichzeitigen  Gebrauches  der  3.  Auflage,  zum 

bfgebrauche  in  den  bi  /     '      '  a  Classen  der  Realschulen  mit  öechiscber 

üntelTiehtssprache  allg-  i  1  JÄion.  (Min.-Erl.  v.  Juni  1882,  Z.  8978^. 

8lk 0 la  Josef,  ZakLiu  »    ^  itbmettky  obecne  pro  tteti  tridu  sti-ednich 

4koL  Tabor  1881.  Verkg  dos  Verfassers.  Pr,  fiO  kr. 

Anthmetika  pro  dtvrtou  tfidu  gyranasii  a   realn^cb    gym- 

.nasii.  Tabor  1882.  Pr.  48  Ttr.  Diew  zwei  Lehrbücher  werden  xnm  Lehr- 

febranche  in  den  bezeichneten  Claaeen    der   Ojmnasien   mit  fechisoher 
rriterriehtgsprache  allgemein  zagelitsea,  (Mia.-£rL  Vt  2.  August  1882, 
|£,  12401). 

ProchÄzka  Prokop,  Chemie,  nöebnä  kniba  pro  dtyrtou  tridu 
rikol  realnych,  zaloiena  na  pokusecb.  Prag  1882  bei  81a vi k  und  Bo 
\lovf.  Fr.  64  kr.,  zum  Lehrgobraucbö  in  der  4.  Claude  der  Eealachulen 
,  mit  ^ecbiÄclier  ünt^?r^icht4ispracho  allgemein  sugel&ssen.  (Min.-£rL  vom 
[8.  Juli  1882,  Z.  llHiSl). 

Tille,  Dr^  Anten,  U6ebnioe  zemepisu  obecnebo  i  nikouako-abef> 

J^iho  uro  Äkolv  t*tredni  etc,  Svazek  L  /  »» •  .^^    obecny.    6.    Auü>    Prag 

rjB|8.  KotMT*  Pr.  1  tl.  30  kr.,  wird  obr  lie  5.  Aufl.    zum    Lehr- 

?fpEn»icbe  in  den  ünterclu^seD  der  Miu  \\   mit  öechiscber  Unter- 

BefateBprache  allgemein  zugelassen.  (Mic^Erl.  v.  24.  Joni  1882,  Z.  10062). 

Slowenisch, 

iSket,  Dt,  Jakob,   SloveDisches    Sprach-    und    Übungsbuch   nebst 

Cbrestomatble  und  einem  dloveniscb-deutsebeu  und  deutech-nlovenischen 

[WOrtOTtrzeicbnlB.  2.  Auf]    Kkgonfurt  1882.  Verlag  der  St  Hermagoras- 

^Qehdrtiökerei.  Pr.  1  fl.  30  kr.,  wie  di»»  1.   Anfl.   allgemein   zugebissen 

[piin.-ErL  r.  27.  September  1882.  Z.  I<;i66), 

I  Josenko  Johann,  Obi^na  zgodovina.  IX.  Tboil:  Mittelalter.  Lai- 

^bach  1878.  National- Druckehii.  Pr.  50  kr.,  HL  Theili  Neue  Zeit.  Laibaoh 
11860,  National- Druckerei.  Pr.  80  kr.,  WBnlrtu  zum  I^brgebrauche  in  der 


1^  und  4.  Claane  jener  H 

;   iitliche   Unter- 

glicht   unter  Gebrauch  (i 

ertheilt  wird. 

Aita<>°*^*^ii  *0K(}^^^-  (^^^t>'" 

1  :iil     i.-^O^.                           ■  L 

KT     Josenko  Johann,  Z«  i 

prvi  raz)                  n  ^L  Laibacb 

pBb.  Narodnfi  *-l— .  -    iv 

»i-     ■■     L_      .,.^.     jener   Mittel- 

^ebulen.  an  d» 

1  brauch  des  Sloveniscben 

lla  Unterrichts^ 

'Utr^^labäeii  f.Min.-ErL  v. 

ilL  geptember  1882,  Z.  lö2Uj. 

Ä  Für  Lehivsr-  und  Lchrcnan'JU-BiM  iun* 

Deutaeb. 
Jsndanrek  Anton,    Katholi»ch«r  Katechifiiiiuä  zum  Gebrauche 
f  fOr  Schule  und  Hau».  Prag.  VerUg  der    f.   e.    Bucbdrucki'ruL   Pr.  geb. 


706  Miscellen. 

58  kr.,  wird  die  Approbation  der  bezüglichen  kirchlichen  Oberbehörde  vor- 
ausgesetzt beim  unterrichte  in  den  Lehrer-  und  Lehrerinnen-Bildunffsan- 
stalten  allgemein  ^gelassen  (Min.-ErL  v.  11.  September  1882,  Z.  24762). 

Niedergesaß  R.,  Leitfaden  der  Geschichte  der  Pädagogik.  2. 
durchg.  Aufl.  Wien  A.  Fichlers  Witwe  und  Sohn.  Pr.  1  fl.,  wird  zum 
Ünterrichtsgebrauche  in  Lehrer-  und  Lehrerinnen- Bildungsanstalten  für 
zulässig  erklärt.  (Min.-£rl.  t.  26.  Juli  1882,  Z.  12619). 

Bauer  Friedrich,  Grundzüge  der  neuhochdeutschen  Grammatik. 
21.  für  Österreich  bestimmte  Aufl.,  herausgegeben  von  Dr.  Eonrad  Du- 
den und  August  Hof  er.  Nördlingen,  Beck'sche  Verlagsbuchhandlung. 
Pr.  1  fl.  10  Er.,  wird  zum  ünterrichtsgebrauche  in  Lehrer-  und  Leh- 
rerinnen-Bildungsanstalten für  zulässig  erklärt.  (Min.-Erl.  y.  21.  Juli 
1882,  Z.  11462). 

Schirm  er  Wilhelm,  Heimatkunde  des  Herzogthumes  Schlesien. 
2.  verb.  u,  verm.  Aufl.  Bielitz,  Verlag  von  W.  Fröhlich.  Pr.  50  kr.,  wird 
zum  Ünterrichtsgebrauche  in  Lehrer-  und  Lehrerinnen-Bildungsanstalten 
in  Schlesien  für  zulässig  erklärt.  (Min.-£rl.  v.  25.  Juli  1882,  Z.  122^. 

Mich,  Dr.  Josef,  Allgemeine  Unterrichtslehre  mit  besonderer 
Eückiicht  auf  Volksschulunterricht.  Troppau.  Verlag  von  Buchholi 
und  Diebel  Pr.  60  kr.,  wird  zum  ünterrichtsgebrauche  in  Lehrer-  und 
Lehrerinnen-Bildungsanstalten  für  zulässig  erklärt.  (Min.-Erl.  v.  18.  Juni 
1882,  Z.  8963). 

Öechisch. 

Tille  Anton,  USebnice  zemöpisu  obecn^ho  i  rakousko-uhersk^ho 
pro  Skolj  stfednl  a  üstavj  uöitelsk^  I.  Theil :  Allgemeine  Qeo* 
graphie.  6.  Aufl.  Prag  1882.  Eober.  Pr.  1  fl.  30  kr.  Dieser  Theil  dei 
Lehrbuches  wird  in  der  6.  Aufl.  in  gleicher  Weise  zum  Lehrgebrauche 
an  Lehrerbildungsanstalten  mit  öechischer  Unterrichtssprache  als  sii- 
lässig  erklärt,  wie  dies  bezüglich  der  5.  Aufl.  geschehen  ist.  (Min.-ErL 
V.  25.  Juli  1882,  Z.  10082). 

Blaiek  M.  a  Bartog  Fr.,  Mluvnice  jazyka  Sesk^ho.  L  Theil: 
Formenlehre.  3.  unveränderte  Aufl.  Brunn  1882.  K.  Winkler.  Pr.  1  fl.. 
wird  in  der  gegenwärtigen  3.  Aufl.  zum  Lehrgebrauche  an  Lehrer-  und 
Lehrerinnen-Bildungsanstalten  mit  Sechischer  Unterrichtssprache  in  der- 
selben Weise  als  zulässig  erklärt,  wie  dies  bezüglich  der  1.  Aufl.  mit 
Min.-Erl.  v.  9.  August  1879,  Z.  10719  ausgesprochen  worden  ist.  (Min.- 
Erl.  V.  17.  Juni  1882,  Z.  9960). 

Slovenisch. 

Lavtar  L.,  Geometrija  za  uj^itelji§öa.  Laibach  1882.  Matiea- 
Verein.  Pr.  1  fl.  20  kr. 

Erjavec  Fr.,  Somatologija  ali  nauk  o  dlovegkem  telesu.  Spisal 
Dr.  J.  N.  Woldrich.  Laibach  1881.  Matica- Verein.  Pr.  75  kr.  Diese 
zwei  Lehrbücher  werden  zum  Gebrauche  an  Lehrer-  und  Lehrerinnen- 
Bildungsanstalten  beim  Unterrichte  mit  slovenischer  Sprache  als  zulässig 
erklärt.  (Min.-Erl.  v.  19.  Juni  1882,  Z.  9128). 

Die  Directionen  der  k.  k.  Mittelschulen  werden  auf  das  Erscheinen 
der  „Mittheilungen  des  Listituts  für  österreichische  Geschichtsforschung**, 
herausgegeben  von  den  Universitätsproff.  Dr.  Sickel,  Zeissberg, 
Thausing,  Mühlbacher  (Verlag  der  Wagnerischen  Univcrsitäts- 
buchhandlung  in  lunsbrucL  Pr.  6  fl.  50  kr).,  behufs  Beachtung  bei  vor- 
kommenden Anschaffungen  aufmerksam  gemacht.  (Min.-ErL  v.  13.  Juli 
1882,  Z.  10991). 


Fünfte  Abtheilung. 

Verordnungen.  Erlässe,  Personalstatistik, 


VerordnnngeD  und  Erlässe. 

Er  1  aas  des  Min.  für  C.  und  U.  ?oin  3.  Juni  1882,  Z.  6867,  be* 
treffend  di«  Verwendung:  eines  eleicbartigen  Zeugnispapierea  tnm  Drucke 
der  tSclmheu^nisformulare,  b.  Vcrordnon^sbUtt  St  XlTI  8.  liI9. 

ErlasB  des  Min.  für  G.  and  IL  vom  13.  Juni  18ö2,  Z.  7155,  aa 
das  Rectorat  der  k,  k.  Hochschale  für  Bodefocaltar ,  betreffend  die  den 
Abiturienten  des  laufenden  Studienjahre«  und  früheren  Studierenden  der 
Hochschule  hinsichtlich  der  ersten  Staatsprüfung  zugestandenen  Er- 
leichterungen, 8.  Verordnungsblatt  St  XIII  S.  139» 

Verordnung  des  Min.  för  C.  und  U.  vom  20,  Juni  1882,  Z.  10153, 
womit  die  zulässige  Verwendungsdauer  der  Assistenten  »n  den  gewerb- 
liehen  Lehranstalten  auf  lanijstens  vier  Semester  festgeat^Ut  wird,  e,  Ver- 
ordnungsblatt St.  XIV  S,  176. 

Er  1  aas  des  k.  k.  Finanzrainisteriunift  vom  23.  Juni  1882,  Z.  17211, 
an  die  It,  k.  Finanz  Landosdirection  in  BrÜnn,  betreffend  die  Stempel- 
behandlung der  Maturiliiteprüfungsieugnisae,  a.  Verordnungsblatt  St.  iV 
ß.  168. 

ErlasB  des  Min<  fQr  C.  nnd  ü,  Tom  29.  Juni  1882,  Z.  758,  an 
den  Statthalter  in  B5hmen  und  das  Priaidium  der  theoretischen  Staato- 
pr&fuugsoommission  in  Prag,  betreffend  die  aus  Anl&ss  der  Activiemng 
aer  Universität  mit  böhmischer  Vortrag»sp räche  in  Prag  erforderlichen 
Bestimmungen  über  Ablegung  der  theoretischen  Staataprlifungen  in 
deutHcher  und  bölimischer  Sprache.  —  In  Gemäßheit  der  a,  h.  EntscbL  vom 
11.  April  1881,  betreffend  die  Activierung  der  üniveraität  mit  bdhmischer 
Vortragssprache  ist  die  Sprache  der  Staatsprfifungen  in  Prag  in  der  Weise 
tu  r^-geln ,  dass  bei  den  Pr&fungsc&ndidatea  die  vollkommene  Kenntnis 
^n  s.  r-n^^e  xmd  die  Fähigkeit»  sich  ihrer  xu  bedienen,  sicher- 
finde  hiernach  auf  Grund  a.  h.  Ermächtigung  vom 
r  Richtung  nachstehendes  an2aordnen:  1.  Die  Staats- 
timission  in  Prag  hat  auch  nach  Activierung  der  Universität  mit 
Vortra ^spräche  als  eine  einheitliche  in  allen  ihren  Abthei- 
n.  Die  nach  den  iMJstehenden  Vorschriften  dem  Decane, 
Pr<>f^si*orencollegium  der  rechts-  und  etaatswissen- 
Tiden  Fun  i^cEagUch   der  Meldung 

iUn   der  r  Tischen  Staatsprüfung 

^  *  Mr^jsiirencöV  'r  beiden 

:    angeh5r  ntlichen 

-t  -=-"'"  .V  i-rüfanga- 

l.\sscnen  Can- 
;  ..  ^f . -   .^.  .i  : .  ^.  Ji.;ii  Candidateo« 

51» 


der    i. 


cult 


708  Erl&sse  und  Verordnungen. 

welcher  eine  Staatsprüfung  vor  der  Prüfungscommission  in  Prag  ablegt, 
ohne  Unterschied,  an  welcher  Universität  er  die  Vorlesungen  frequentiert 
hat,  steht  es  frei,  dieselbe  entweder  ausschließlich  in  deutscher  oder  in 
deutscher  und  böhmischer  Sprache  abzulegen.  3.  Im  Falle  die  Prüfong 
in  deutscher  und  böhmischer  Sprache  abgelegt  wird,  muss  dieselbe 
mindestens  aus  einem  Prüfungsfache  in  deutscher  Sprache  abgelegt 
werden.  Die  Wahl  der  Prüfungsfächer,  beziehungsweise  des  Prüfunffs- 
faches  bleibt  in  allen  Fällen  dem  Candidaten  freigestellt.  Bei  der  judi- 
ciellen  Staatsprüfung  sind  die  in  der  juristischen  Studienordnung  vom 
2.  October  1855  angeführten  vier  Disciplinen  (österreichisches  bürger- 
liches Recht,  Handels-  und  Wechselrecht,  Civilprocess  und  Verfahren 
außer  Streitsachen,  Strafrecht  und  Process)  als  je  ein  Fach  zu  betrachten. 

4.  Wenn  ein  Candidat  bei  der  Prüfung  zwar  hinreichende  Fachkenntnisse 
ausweist,  seine  Kenntnis  der  deutschen  Sprache  aber  bei  der  hierüber 
gesondert  vorzunehmenden  Abstimmung  als  unzureichend  erkannt  wird, 
so  hat  derselbe  die  Prüfung  aus  dem  in  deutscher  Sprache  geprüften 
Fache,  beziehungsweise,  wenn  deren  mehrere  sind,  aus  einem  derselben 
in  dem  von  der  Commission  nach  Maßgabe  der  bestehenden  Vorschriften 
zu  bestimmenden  Termine  in  deutscher  Sprache  zu  wiederholen.  Bevor 
diese  Wiederholungsprüfung  mit  Erfolg  bestanden  ist,  hat  die  aWelegte 
Staatsprüfung  keine  rechtliche  Wirkung.  Die  Commission  für  die  Wieder- 
holungsprüfung ist  in  der  sonst  üblichen  Weise  zusammenzusetzen.  5.  Das 
an  der  Universität  mit  böhmischer  Vortragssprache  erlangte  Doctorat 
der  Rechte  hat  nur  dann  gleiche  Wirkung  mit  den  vollkommen  abge- 
legten Staatsprüfungen,  wenn  jedes  der  Rigorosen  mindestens  aus  einem 
Prüfungsfache  in  deutscher  Sprache  mit  gutem  Erfolge  abgelegt  worden 
ist  (§.  3).  6.  Die  vorstehenden  Bestimmungen  treten  mit  1.  October  1882 
in  Kraft;  alle  mit  denselben  nicht  im  Widerspruche  stehenden  Vor- 
schriften über  die  Staatsprüfungen  bleiben  auch  ferner  in  Wirksamkeit. 

Verordnung  des  Min.  für  C.  und  ü.  vom  30.  Juni  1882,  Z.  10119, 
betreffend  die  Verleihung  von  Staatsstipendien  an  Zöglinge  der  Lehrer- 
bildungsanstalten, welche  Ausländer  sind,  s.  Verordnungsblatt  St.  XTV 

5.  147. 

Erlas  8  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  16.  Juli  1882,  Z.  9642,  be- 
treffend die  Errichtung  eines  geburtshilflichen  Operationsinstitutes  an 
der  medicinischen  Facultät  der  Univ.  in  Wien,  s.  Verordnungsblatt  St.  XVI 
S.  157. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  vom  31.  August  1882,  Z.  885, 
womit  aus  Anlass  der  Activierung  der  Universität  mit  böhmischer  Vor- 
tra^ssprache  in  Prag  Bestimmungen  zur  Ordnung  des  Übergangszustandes 
und  zur  Regelung  einiger  die  Verhältnisse  der  beide  in  Prag  bestehende 
Universitäten  betreffenden  Fragen  getroffen  werden.  —  Anlässlich  der  be- 
vorstehenden Activierung  der  Universität  mit  böhmischer  Vortragssprache 
in  Prag  finde  ich  zur  Ordnune  des  Übergangszustandes,  sowie  zur  Regelung 
einiger  die  Verhältnisse  beider  Universitäten  betreffenden  Fragen  nach- 
stehende Bestimmungen  zu  treffen,  indem  ich  mir  vorbehalte,  die  diesfalls 
noch  weiters  erforderlichen  Verfügungen  in  einem  späteren  Zeitpunkte 
nach  gepflogenem  Einvernehmen  leider  Universitäten  zu  erlassen:  1.  Die 
im  abgelaufenen  Studienjahre  an  der  Prager  Universität  immatrikulierten 
Studierenden,  welche  ihre  Studien  an  der  mit  Beginn  des  Studienjahres 
1882/83  zu  activierenden  Universität  mit  böhmischer  Vortragssprache 
fortzusetzen  beabsichtigen,  bedürfen  hiezu  keines  Abgangszeugnisses  und 
haben  aus  diesem  Anlasse  keine  Immatrikulationstaxe  zu  entrichten, 
sondern  sind  ohneweiteres  in  die  Vorlesungen  zu  inscribieren  und  in  die 
Matrikel  der  ordentlichen  Studierenden  der  Universität  mit  böhmischer 
Vortraessprache  aufzunehmen.  2.  Auf  die  immatrikulierten  Studierenden 
jeder  der  beiden  Universitäten,  welche  Vorlesungen  an  der  anderen  in 
der  Eigenschaft  von  außerordentlichen  Studierenden  besuchen  (§^  3  des 
Gesetzes  vom  28.  Februar  1882,  R.-G.-61.  Nr.  24)  haben  in  letzterer  Be- 


PenoaAl-  und  Schulnotizen. 


IW 


liehtmn  im  allgemeinen  die  für  die  au^erordentlieheu  Studierenden 
li'  V  *  Uenden  Vorachriften  Anwendung  zu  finden.  Denselben  iat 
i  inft  nicht  ein  bloß  für  2  Semester  giltiger  Meldaogsbo^en 

viMHUiiu.il,   sondern  ein  Meldungsbach  für  8—10  Semester  in  dem 
tblichen  Formate  aoasafolgen,  auf  welchem  in  entaprechender  Weise 
t|i<  li    in   machen    ist,    das8   dasselbe   für  dietse  außerordentlichen 
>  Jen  bestimmt  ist   Im  Studienjahre  1882/83  können  aüsnahms- 

^  I  die  für  die  übrigen  außerordentlichen  Ötudierenden  geltenden 

Meidungsbogen  im  Gebrauche  bebalten  werden.  3.  Die  rechtskräftig  aus* 

feeprochene  Verweisung  eines  ordentlichen  Studierenden  von  der  einen 
er  beiden  UniTersitaten  (§.  13,  3  und  4  der  provieorischen  Disciplinar- 
llWfdnung  für  die  Universitäten  vom  13,  October  1849,  R.-G.-Bl.  416)  gilt 
mnch  für  die  andere «  und  ist  daher  iedes  auf  Verweisung  lautende  Er- 
Ikenntnis  des  akademischen  Senats  der  einen  Universität  sofort  nach 
cbtskraft  desselben  der  anderen  Universität  mitzutbeilen.  4.  Jenen 
ßtudiorenden,  welche  vor  dem  Studienjahre  1882/83  an  d^r  Prager  Uni- 
Vr-  '♦'*  itnt  der  Ablegung  der  strengen  Prüfungen  2ur  Erlangung  des 
j  n  oder   philosopliischen  Doctorgradee    btgonnen   haben,   ist   es 

Ji  .^  it,  dieselben  auch  an  der  bohmiäch'^n  Universität  fortxosetien 
und  imn  AbsehluBs  zu  bringen,  in  welchem  Falle  auch  seitens  dieser 
Universität  die  Promotion  und  die  Ausfertigung  des  Doctordiploms  zu 
folgen  hat. 


Dem  Privat-Üntergjmn.  des  Fraiu  M  ei  in  er  in  Wien  (VIII,  Bezirk, 

„chmiedgas^e  14)  wurde  vom  Schuljahre  1882/83  ab  provis,  auf  3  Jahre 

fias  Öffentlichkcitsrccht  verliehen.  (Min.-Erh  vom  13,  Juli  1882,  Z.  11120). 

^  Den  Privatunterrealschulen  des  Prof.  Anton  We  isser  und  des  Bernhard 

Jpeneder  in  Wien  wurde  das  bisher  tugestandene  Oifentliclikeitsrecht, 

K>mit  das  Recht   zur  Ausstellnug   staatsgiltiger  Zeugnisse   bis  Ende  des 

ISchuljahres  1884/5  erstreckt  fMin  ^Erl.  vom  26,  Juni  1882,  Z,  9786). 

I  Der  Min.   für  C.  und   U.   hat  genehmigt,    dass  das  Communal- 

rantergymn,  tu  Hohenmauih  vom  Jahre  1883/4  angefangen    successive  tu 

Itinem  Obergymnasium   erweitert  werde.   (Min.^ErL  vom   17.  Juni   1882, 

9430), 

Das  Min.  für  C.  und  U.  hat  mit  Erl.  vom  16.  Juli  1882,  Z.  10827. 
Äem  Entwürfe  einf^s  Statutes  und  Lehrplanes   der  vom  Handelsgremium 
Etil  Lim  gegründeten    und  erhaltenen  Handelslehranstalt,   bcbtehend   aus 
Feiner    Ireielassigen    Handelst ittelschule   (Handelsakademie)    mit  Vorbe- 
fr  rs  und  einer  dreiclassigen  kaurmännischcu  Fortbildungsschule, 

id.  .  niigung  ertheilt.  (Min-Erl    vom  28,  Juli  1882,  Z,  11038), 

hkiT  Min.  für  C,  und  ü.  hat  dem  Entwürfe  eines  Statutes  der  von 
er  Stadtgemeinde,  der  Handels-  und  Uewerbekamraer  und  dem  Handels- 
'  gremium  m  Krakau  geendeten  und  erhaltenen  Handelslehranstalt  da- 
selbst, bestehend  aus  einer  kaufmännischen  Fortbildungsschule  und  einer 
hüfheren  Handelsschule  sammt  dem  bezüglichen  Lehrplane  die  Genehmigung 
ertbeilt,  (Min.- Erl.  vom  28.  Juli  1882,  Z.  11962), 


Personal-  und  Schulnotizen. 
Ernennungen  (Mai  bis  Augu&t  1882). 
Seine  k.  und  k.  Apostolische  Maiestitt  haben  mit  AllerhSchater 
Entschließung  vom  30.  Juni  d.  J.  die  Wiederwahl  des  wirklichen  ge- 
heimen Rathcs  und  Hofrathes  Dt.  Alfred  Ritter  von  Arneth  mm  Pr&si* 
denten  und  die  Wahl  des  Hofrathes  Dr.  Ernst  Ritter  von  Brücke  iura 
V  i     .        ^       .  '    h...n  Akademie   der  Wissenschaften,    beider 

11  rni  Jahren  f   sowie  die  Wahl  des  königlich- 

g.w...M.L.i.i.iics^  n  .1  !.• ..  ..«i.u.ijom  Sir  Henry  Rawlinson  und  des  Hof- 
mthiis  und  Directors   des   chemischen    Laboratoriums  in   Götüngea  Dt* 


800  Personal-  und  Scbulnotizen. 

Friedrich  Wo  hl  er  zu  Ehrenmitgliedern  der  kaiserlichen  Akademie  der 
Wissenschaften  im  Auslande  a.  g.  zu  genehmigen;  ferners  zu  wirklichen 
Mitgliedern  der  Akademie  und  zwar  für  die  philosophisch-historisehe 
Classe  den  o.  ö.  Prof.  der  Geschichte  an  der  Wiener  Universität  Dr. 
Heinrich  Bitter  von  Zeissberg  und  den  o.  5.  Prof.  der  classischen 
Philologie  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Theodor  Gomnerz;  für  die 
mathematisch-naturwissenschaftliche  Classe  den  o.  ö.  Prof.  aer  Astronomie 
und  höheren  Geodäsie  an  der  Wiener  Universität,  Regierungsrath  Dr. 
Theodor  Bitter  von  Oppolzer,  den  o.  ö.  Prof.  der  Mathematik  an  der 
Wiener  Universität  Dr.  Emil  Weyr  und  den  o.  ö.  Prof.  der  Anatomie 
und  Physiologie  der  Pflanzen  an  der  Wiener  Universität  Dr.  Julius 
Wiesner  zu  ernennen,  endlich  die  nachfolgenden  von  der  Akademie 
vollzogenen  Wahlen  von  correspondierenden  Mitgliedern  a.  g.  zu  be- 
stätigen geruht,  und  zwar:  in  der  philosophisch -historischen  Classe  die 
Wahlen  •  des  o.  ö.  Prof.  der  romanischen  Philologie  an  der  Grazer  Uni- 
yersität  Dr.  Hugo  Schuchardt,  des  a.  ö.  Prof.  der  Geschichte  an  der 
Grazer  Universität  Dr.  Wilhelm  Tomaschek,  deso.  ö.  Prof.  der  deutschen 
Reichs-  und  Bechtsgeschichte  an  der  Grazer  Universität  Dr.  Arnold  Bitter 
von  Luschin-Ebengreuth,  des  a.  ö.  Prof.  der  Geschichte  des  Orients 
an  der  Wiener  Universität  Dr.  Josef  Kar  ab  acek  zu  correspondierenden 
Mitgliedern  im  Inlande;  in  der  mathematisch-naturwissenschaftlichen 
Classe  die  Wahlen  des  o.  ö.  Prof.  der  Zoologie  und  vergleichenden  Ana- 
tomie an  der  Grazer  Universität  Dr.  Franz  Eilhard  Schulze,  des  o.  5. 
Prof.  der  Histologie  und  Entwicklungsgeschichte  an  der  Grazer  Universität 
Dr.  Victor  Bitter  von  Ebner,  des  a.  ö.  Prof.  der  Paläontologie  an  der 
Wiener  Universität  Dr.  Melchior  Neumayr,  des  o.  ö.  Prof.  der  Mathe- 
matik an  der  Prager  Universität  Dr.  Heinrich  Durege,  des  o.  ö.  Prof. 
der  Chemie  an  der  Grazer  Universität  Dr.  Leopold  von  Pebal  zu  corre- 
spondierenden Mitgliedern  im  Inlande;  die  Wahlen  des  Mitgliedes  der 
Acaddmie  des  sciences  und  der  Acad^mie  fran9aise  in  Paris  L.  Pasteur, 
des  Prof.  der  Mathematik  in  Cambridge  G.  G.  S tokos  und  des  Prof.  in 
Stockholm  Dr.  Sven  Loven  zu  correspondierenden  Mitgliedern  im  Aus- 
lande. 

Seine  k.  und  k.  Apostolische  Majestät  haben  mit  a.  h.  EntschL 
vom  11.  August  1.  J.  der  Wiederwahl  des  üniversitätsprof.,  Dr.  Ludwig 
Teichmann,  zum  Präsidentenstellvertreter  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  Erakau  auf  die  weitere  Functionsdauer  von  drei  Jahren  die 
Genehmigung  a.  g.  zu  ertheilen  geruht 

Der  ord.  Prof.  der  Kirchengeschichte  und  des  Kirchenrechtes  an 
der  theol.  Pac.  der  Univ.  in  Krakau,  Dr.  Josef  Pelczar,  wurde  an  Stelle 
dieser  bisher  von  ihm  vertretenen  Fächer  mit  der  Vertretung  des  Lehr- 
faches der  Pastoraltheologie  betraut  und  die  hiedurch  erledigte  ord.  Lehr- 
kanzel der  Kirchengeschichte  dem  Lic.  der  Theologie  Ladislaus  Chot- 
kowski  verliehen  (a.  h.  Entschl.  vom  25.  Mai  1.  J.).  —  Der  Privatdocent 
an  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  HansChiari,  zum  a.  o.  Prof.  der  patholog. 
Anatomie  an  der  Univ.  in  Prag  und  der  a.  o.  Prof.  an  der  Univ.  in  Prag, 
Dr.  Hans  Eppinger,  zum  ord.  Prof.  der  patholog.  Anatomie  an  der 
Univ.  in  Graz  (a.  h.  Entschl.  vom  25.  Mai  1.  J.);  der  ord.  Prof.  an  der 
Univ.  in  Czernowitz,  Dr.  Alois  Goldbacher,  zum  ord.  Prof.  der  class. 
Philologie  an  der  Univ.  in  Graz  (a.  h.  Entschl.  vom  17.  Mai  1.  J.);  der 
a.  0.  Prof.,  Dr.  Wilhelm  Löbisch,  zum  ord.  Prof.  der  angewandten 
medicin.  Chemie  an  der  Univ.  in  Innsbruck  (a.  h.  Entschl.  vom  27.  Mai 
l.  J.);  der  Weltpriester  Dr.  Josef  Kopallik  zum  ord.  Prof.  der  Kirchen- 

r schichte  an  der  theolog.  Fac.  in  Olmütz  (a.  h.  Entschl.  vom  24.  Mai 
J.);  der  Privatdocent  an  der  Univ.  in  Krakau,  Dr.  Anton  Beb  mann, 
zum  a.  0.  Prof.  der  Geographie  an  der  Univ.  in  Lemberg  (a.  h.  EntschL 
vom  12.  Mai  L  J.);  die  Privatdocenten  Dr.  Otto  Kahler  und  Dr.  Friedrich 
Ganghofner  zu  a.o.  Proff.  für  spec.  medicin.  Patholo|;ie  und  Therapie 
an   der  Univ.   in  Prag  (a.   h.   Entschl.   vom   25.  Juni  L  J.).  Der  ord. 


Personal«  und  SohulDOÜien. 


8<»1 


Prof.  an  der  Uni?,  in  Jena,  Dr.  Hermann  Notbnai^elr  zum  ord, 
Prof.  der  fipedellen  Pathologe,  Therapie  und  der  medicinischeo 
Klinik  an  der  Wiener  üniF.  (a.  b.  Entgchl.  vom  11.  Juli  1.  J.):  der  mit 
dem  Titel  und  Charakter  eine«  a*  o.  Prof.  bekleidete  Privatdocent  Dr. 
Emil  Kitter  von  8toff<^lla  zum  a.  o.  Prof»  der  apcc,  medicin,  Pathologie 
und  Theiapie  an  der  üniv,  in  Wien  (a.  h,  Entscnl.  vom  26.  Juli  L  J,); 
der  a*  o.  Prof.  Dr.  MatthäuB  Talif  zum  ord,  Prof,  der  Finanxgesetz* 
künde  und  Statistik  an  der  Unir*  mit  böbmiscber  Vortrags^ prache  in 
Prag  (a.  h.  EntschL  vom  12.  Juli  1.  J.). 

S«ine  k.   und   k.   a\>fy^t.  ivfajMAt  hah^n   mit  a.  h.   EntschL  vom 
1$.  Aaguat  1.  J.  die  S  r  zveit«n  ord,  Lehrkaoawil   fftr 


olaui.  Philoluj^ie  an  d* 
tpracbe  in  Prag  a,  g.  7j 

rmhts  den  Direct<jr  d 
indner  zum  iml.  Ti 
des  Gymn.  in  Neuhaus  Aloi> 


dir.  mit  böhmischer  VurtraKt- 

in  dieser  Facaltät  zu  ernennen 

talt  zu  Kuttcnbort;  Dr.  (Juntav 

,..„.   und  Piidago|^ik,  deTi    '»^ »^.r 

zum  ord   Prof.  der  ver^ 


Spracuwiiwenschaft,  den  Pn\.^.^. ._  .  .u  und  Prof.  am  böhm.  '.  il- 

Eealgymn.  auf  der  Kleinäeite  in  Prag  Dr.  Jonef  Kalousek  zum  a.  o. 
Prüf,  der  bobmischen  Geschichte,  den  Privatdocenten  an  der  Univ.  in 
Wien  und  Prof.  an  der  ünterreal schule  im  II.  Bezirke  Wicnsi  Dr.  Johann 
Urbau  Jarnik  zum  a.  o.  Prof.  der  romanischen  Philologie,  den  Privat* 
docenten  an  der  Univ.  in  Wien  Dr.  Thomas  Masaryk  zum  a,  o.  Prof* 
der  Pbiloaopbitt. 

Der  >!.  o«  Prof.  Dr.  Josef  RoBtafiiiski  zum  ord.  Prof.  der  Botanik 
an  der  Univ.  in  Krakau  (a.  b.  Entischl.  v'om  5.  August  1.  J.);  der 
ord.  Prof.  des  BibeUtudiams  des  neuen  Bundes  an  der  Univ.  in 
Graz,  Dr.  Franz  PMzl,  zum  ord,  Prof.  desselben  Faches  an  der  Univ. 
in  Wien  (a.  h.  Entschl.  vom  23.  August  l  J.);  der  Privatdocent  Dr.  Emil 
Werunaky  zum  a.  o.  Prof.  der  Geschichte  und  der  historischen  Hilfs- 
wisaeoscbaften  und  der  Privatdocent  Dr.  Anton  Puchta  znm  a.  o.  Prof. 
def  Mathematik  an  lier  Univ.  mit  deutscher  Vortragsspnkche  in  Prag 
(a.  h,  Entschl.  vom  17.  August  1.  J.J;  der  Privatdocent  Dr.  Ludwig 
Gumplowicz  zum  a.  o.  Prof.  des  allg.  ötaatsrechtes  und  der  Ver* 
waltuugslebre  an  der  jurid.  Fac.  der  Univ.  in  Graz  fa.  h.  Entschl.  vom 
21.  Juli  l,  J.);  der  Privatdocent  an  der  Wiener  Univ.,  Dr.  Moriz  Ho  11, 
zum  ord.  Prof.  der  descriptiven  Anatomie  an  der  medicin.  Fac.  der  Univ. 
in  Innsbruck  (a.  b.  Eutdchl.  vom  19.  August  1.  J,). 

Zum  Adjuncten  an  der  Lehrkanzel  für  allg.  Chemie  an  der  Univ. 
mit   böhmischer  Vortragtwpracho  in   Prag  der   Dr.  Bohuslav  Brauner. 

Die  StoUc  Anc^  Amanuoniii^  an  dir  Universitätsbibliothek  in 
Ctornowitz  wurdo  dem  ^    '- ^^tandidaten  Adolf  Bücher  verliehen. 

Der  ord.  Prof.  m  n.  Hochschule  in  Graz,  Dr.  Moriz  A  11^. 

sam  ord.  Prof.  der  Mull. .m   der  deotschen    techn.  Hochschule  in 

Prag  fa.  b.  Entschl  vom  22,  Juni  1.  J.);  der  a.  o.  Prof.  des  Hoch-  nnd 
Ingenieurbaues  an  der  deutschen  tccbn.  Hochschule  in  Prag,  Franz 
8ab1tk,  zum  ord.  Prt)f.  [t.  h.  Entschl.  vom  IG.  Juli  1.  J.);  der  Hegierung^- 
raih  und  ord.  Prof,   d/*s  Waüncr-,    Straßrii-   nnd  Eisenbahn  bau  es   an   dei 


tkn.  H 


Hocl,  .•',!■. , 
£nt^«iii 

8eriptur 
Amann»Mr 

der  Prof, 


in  Bri^nn.  Juli  Ii6u,  zam  ord.  Prof.  des 

nbanefi  an  d^  i  ■  ile  in  Wien  (a.  h.  EntschL 

^t^t  1,  J^);  der  a.  o.  i'roi.  >Kr  i  tiemie  an  der  b^bm.  t43chD. 

in  Vi^^,  Karl  PreU,  mm  ord.  Prof.  dicfcr  Hodiscbnle  (a,  h. 

1  -     t ..  ...  .1     I  \ 

ihek  der  t^bn.  Hoch»cbulö  in  Wien  der 

,A\    S  *»  l  11  T«    "ti.i     /lim   >rrist^ir    dCT    prOV. 

S  ovak. 
t  .  "    '^  Wien 

Dr.   L.   Plall;    zum    Vicoprase»   d^r   judic.    bttuttäprüfungs* 


cnmmission  in  Krakau  der  Prof,  Dr.  A.  von  Bojar^ki«  zu  Mitgliedern 
di«  Adfocaten  Df.  L.  Mark ie wies  nnd  Dr  F.  Wilkoaz  und  der  Privat- 


808  Personal-  und  Schulnotizen. 

docent  an  der  Univ.  Dr.  J.  Bosenblatt;  zu  Mitgliedern  der  rechts- 
histor.  Staatsprüfungscommission  in  Lemberg  die  Privatdocenten  an  der 
Univ.  in  Lemberg  Dr.  A.  Janowicz  und  Dr.  St.  Szachowski,  der 

i'udic  Staatsprüfungscommission  in  Lemberg  die  Privatdocenten  an  der 
Jniv.  Dr.  £.  Till  und  Dr.  A.  Janowicz,  die  Oberlandesgerichtsr&the 
J.  B.  von  Zborowski  und  J.  Strumie6ski,  der  Landesgerichtsrath 
y.  Bamski  und  der  Landesadvocat  Dr.  Th.  Bajski. 

Zu  Mitgliedern :  der  Staats wissenschaftl.  Staatsprüfungscommission 
in  Wien  der  Privatdocent  Dr.  Th.  Dantscher  von  KoUesberg,  der  jadic. 
Staatsprüfungscommission  in  Czemowitz  der  Privatdocent  Dr.  K.  Hruza; 
zum  vicepräses  der  judic.  Staatsprüfungscommission  in  Innsbruck  der 
Oberstaatsanwalt  Dr.  £.  Bitter  von  Kindinger;  bei  der  theor.  Staats- 

Srüfunsfscommission  in  Prag  zum  Präses  der  staatswissenschaftl.  Abtheilung 
er  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  ^Bitter  Mor  von  Sannegg  und  Morberg,  zum 
Vicepräses  dieser  Abtheilung  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  J.  Hanoi,  zum 
Vicepräses  der  rechtshistor.  Abtheilung  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  D. 
Ulimann,  der  judic.  Abtheilung  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  E.  Ott,  za 
Mitgliedern  dieser  Commission  u.  z.  bei  der  rechtshistor.  Abtheilun^  die 
a.  0.  Univ.-Proff.  Dr.  J.  Stupecky  und  Dr.  G.  PraSak,  bei  der  judic. 
Abtheilung  die  Oberlandesgerichtsr&the  T.  Badl  und  Dr.  F.  Laube, 
bei  der  staatswissenschaftl.  Abtheilung  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  J.  Hanel, 
der  Bezirkscommissär  Dr.  B.  Korb  und  der  Secretär  des  Landescultur- 
rathes  für  Böhmen  Dr.  J.  Bereut;  zu  Mitgliedern  der  staatswissenschaftl. 
Staatsprüfungscommission  in  Graz  der  Advocat  Dr.  J.  Derschatta  und 
der  Bezirkscommissär  K.  König. 

Zu  Functionären  für  die  im  Studienjahre  1882/83  abzuhaltenden 
medicin.  Bigorosen  wurden  folgende  Functionäre  ernannt :  an  der  Univ.  in 
Wien  1. als BegierungscommissäreMinisterialrath Dr.  F.  Schneider, Sec- 
tionsrathDr.  A.  Stainer,  Landessanitätsreferent,  Statthaltereirath  Dr.  L. 
Bitter  von  Karajan  und  Obersanitätsrath  und  Director  des  alle.  Kranken- 
hauses Dr.  J.  Ho  ff  mann;  2.  als  Coexaminator  für  das  2.  medicin.  Bigo- 
rosum  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Hofrath  Dr.  H.  Widerhofer  und  als  dessen 
Stellvertreter  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Dr.  I.  N  e  u  m  a  n  n ;  3.  als  Coßxaminator 
für  das  3.  medicin.  Bigorosum  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Dr.  L.  Bitter  von 
Dittel  und  als  dessen  Stellvertreter  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Dr.  F.  Salz  er. 
—  An  der  Univ.  in  Prag  1.  als  Begierungscommissär  der  Statthalterei- 
rath Dr.  W.  Pissling;  2.  als  Coäxaminator  für  das  2.  medicin.  Bigo- 
rosum der  Privatdocent  Dr.  T.  Petfina  und  als  dessen  Stellvertreter 
der  a.  o.  Prof.  Dr.  F.  Ganghofner;  3.  als  Coexaminator  für  das  3. 
medicin.  Bigorosum  der  a.  o.gProf.  Dr.  Karl  Weil  und  als  dessen  Stellver- 
treter der  a.  o.  Prof.  Dr.  £.  Zaufal.  —  An  der  Univ.  in  Graz  1.  als 
Begierungscommissär  der  Landes-Sanitätsreferent  Statthaltereirath  Dr.  F. 
Bitter  von  Seh  er  er  und  als  dessen  Stellvertreter  der  landschaftliche 
Primararzt  Dr.  K.  Platz  1;  2.  als  Codxaminator  für  das  2.  medicin.  Bigo- 
rosum der  a.  o.  Univ.-Prof.  und  Director  des  landschaftl.  allg.  Kranken- 
hauses Dr.  E.  L  i  pp  und  als  dessen  Stellvertreter  der  praktische  Arzt  in  Graz 
Dr.  J.  Bichter;  3.  als  CoSxaminator  für  das  3.  medicin.  Bigorosum  der 
Landes-Sanitätsrath  Dr.  G.  Bitter  von  Koppel  und  als  dessen  SteU- 
rertreter  der  Privatdocent  an  der  Univ.  in  Graz  Dr.  B.  Quass.  —  An 
der  Univ.  in  Innsbruck  1.  als  Begierungscommissär  der  Landes- 
Sanitätsreferent  Statthaltereirath  Dr.  A.  He inisch;  2.  als  CoSxaminatot 
für  das  2.  medicin.  Bigorosum  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Dr.  E.  Lang;  3.  als 
Coexaminator  für  das  3.  medicin.  Bigorosum  der  Landes-Sanitätsrath, 
Titularprof.  Dr.  L.  Lantschner.  —  An  der  Univ.  in  Krakau  1.  als 
Begierungscommissär  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  M.  Madurowicz  und  als 
dessen  Stellvertreter  der  ord.  Univ.-Prof.  Dr.  E.  Korczynski;  2.  als 
Coexaminator  für  das  2.  medicin.  Bigorosum  der  Privatdocent  Dr.  St. 
Paszkowski  und  als  dessen  Stellvertreter  der  a.  o.  Univ.-Prof.  Dr.  K» 
Jak u bo w 8 ki;  3.  als  Coexaminator  für  das  3.  medicin.  Bigorosam  der 


PerBonal-  and  ScholuoUzen» 


SOS 


ft.  0,  UntT.-Prof.  Dr.  A.  Boiiier  nnd  als  desaen  Stellvertreter  der  Regiments- 
»  Arzt  Dr.  h\  Dunek. 

Zum  Examinator  rär  Mineralogie  bei  der  k.  k.  wIbb.  Gymnasial- 
jfftf^i  lission  in  Czemowitz  der  a^  o.  Üniv.-Prof.  Dr.  F.  Becke, 

&  Philologiti  büi  jener  in    Krakaii   der   Üniv.-Prof.    Dr*  K. 

M  o  r  ii  w  .^  k  1 . 

Zum  Mitgliede  ilcr  Commisäion  VXt  die  IL  Staatsprüfung  aas  dem 
Maschinen  bau  fache  an  der  k.  k,  techn.  Hochschule  in  Wien  der  ord,  Prof. 
der  mechan.  Technologie  Kepler ungarath  F.  Arzber^er;  zum  Präses 
der  Gommb^ion  für  dt-e  IL  Staatsprüfung  aus  dem  Maschinen  bau  fache 
an  der  k.  L  techn.  Hocbacholo  in  Br&iin  der  ord.  Prof,  deü  Ma.s<hinen- 
baues  an  der  genannten  Hocbsebule  Br.  Th.  Weiss  und  zum  Mitgliede 
dieser  Commiasion  der  ord,  Prof.  dieser  Hochschule  M.  Kraft;  zum 
eztcmcn  Mitgliede  der  II.  Staatsprüfungscommission  für  das  Ingenieur* 
baufach  an  der  techn.  Hochschule  in  Graz  der  Oberingcnieur  H.  Hagen. 

Der  Beschlttss  des  Prof essorencoUegi ums  der  jurid.  Fac  der  UniT. 
in  Ciernowit»,  die  von  dem  Privatdocenten  Dr.  Ernst  Hroza  au  der 
jurid»  Fftc.  in  Wien  erworhene  venia  legendi  für  römisches  Recht  und 
ööterr.  Privatrecht  auch  für  die  jurid.  Fac  in  Czernowitz  als  giltijj  an- 
zuerkennen,  wurde  bestätigt;  desgleichon  der  Beschluss  des  Professoren- 
CüUegiumti  der  jurid.  Fac.  der  Univ»  in  Wien  auf  Ausdehnung  der  venia 
legendi  des  Pnvatdocenten  für  Uocbt«<phi1osophie  Dr.  Georg  Jellinek 
auf  das  Gebiet  des  allg.  Staats-  und  V'ölkerrechtes. 

Die  Zulassung  des  Prof,  an  der  StaatBgewerbeschule  in  Wien 
Johann  Haupt  fleisch  als  Privatdocent  für  Maschinfn  mr  Bearbeitung 
^'  ^  an  der  techn.  '  le  in  Wien  wut  icheo 

mg  des  dermal  tenten  bei  der  i  nebe 

:ie  au  der  techn.  Jlochicöule  in  Lemberg,  l>ro!]i>lau^  l'a  "  i, 

iocent  für  dieses  Fach  au  der  genannten  Ausätalt;  di  i 

hvii  irun-Gymnasium  zu  Krakan,  Dr.  Karl  Peteienz.  als  Priviituuctut 
für  deutsche  Sprache  und  Literatur  an  der  philos.  Fac.  der  Univ.  in 
Krakau;  des  Dr.  Mai  Gruber  als  Privatdocent  für  Hjgiene  an  der 
fnedicin.  Fac.  der  Univ.  in  Wien,  des  Assistenten  am  mineralogiacb' 
petrographischen  Institute  der  Wiener  Univ.i  Dr.  Max  Schuster»  als 
Privatdocent  für  Mineralogie  und  Petrogrjiphie  an  der  philos.  Fac,  der 
üniv,  in  Wien»  des  Adiuncten  an  der  Färberei- Versuchsanstalt  in  Wien, 
Wilhelm  Suida.  als  Privatdocent  für  Chemie  der  aromatischen  Ver- 
bindungen an  der  techn.  Hochschule  in  Wien,  des  Assistenten  Bodolf 
And  res  seh  als  Privatdocent  für  organisch©  Chemie  an  der  techn.  Hocb- 
achule  in  Gras,  des  Dr.  Heinrich  Sehen  kl*  als  Privatdocent  für  class. 
Philologie  an  der  philos.  Fac  der  üniv.  in  Wien  und  des  Dr.  Kasimir 
Oleartiki  als  Priratdocent  für  Physik  an  der  philos.  Fac  der  üniv.  in 
Krakau. 

Die  Ausdehnung  der  venia  legendi  des  a.  o.  Prof.  nnd  Docenten 
für  Tljiiiiti.lotri.,  iinit  Tlvilrotherapie,  Dr.  Julius  Glai»  auf  ll^lfi  r^oli(*t  der 
intei  niedicin.  Fac.  der  Univ.  in  Gmi  ^^  *tigt, 

desgj  rung   der   venia   le^ndi   des   Priv  >  u   v^t 

AnnUnaut  uud  Physiologie  der  Pllanaen  mn  der  techn.  Hochschule  tn  Wieti^ 
Dr.  Franai  Ritter  von  Höhnfil  auf  daa  Gebiet  der  Botanik  mit  Berüek- 
■tchtignng  der  t»chn.  Bedürfnisse  an  der  genannten  Hochschule. 


Zu  Mitgliedern   dos  Landesschulr^thes  (tir  Oberdstcrreich  ftlr  die 
llilcbste  dretJ&Erige  Functionspcriode   die  Domcapitulare  xn  Linz  Joseph 
I  Anger  mal  er  und  Jobann  ^^paulaug,  der  Superintendent  und  evan* 
^».WkAv.^  rM:.rr,.r  lu  Waller««    ^^'    h  Ernst  Koch»  der  Eabbiuer  der  tsraho- 
1  i'^gemeiud  uihr»   Dr.  Adolf  Kur  rein,   ferner  d«r 

J  iivmn.  in   i  >b  La  Roche,  nnd  der  Director  der 

OberrealiicUule  daaelbst^  kari  Kieokler  (a.  h.  Kntschl.  vom  29.  Juli  L  J.). 


804  Personal-  und  Sohulnotiien. 

Zu  Mitgliedern  des  mährischen  Landesschnlrathes  f  är  die  n&chste 
sechsjährige  Fanctionsperiode  wurden  ernannt:  die  Domcapitnlare Dr.  Frans 
Zeibert  und  Johann  ß.  Raus  in  Brunn,  der  Superintendent  helTetischer 
Confession  Johann  Ben  es  in  Wanowic,  der  Vorstand  der  israelitischen 
Cultusgemeinde  in  BrünUt  Julius  Ritter  von  Gomperz,  ferner  der  Director 
der  slavischen  Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Brunn,  EarlSmidek,  der 
Bector  und  Prof.  der  techn.  Hochschule  daselbst  Dr.  Josenh  Habermann 
und  der  Director  des  dortigen  slav.  Gjmn.,  Schulrath  Karl  Vittek  (a.  h. 
Entschl.  vom  6.  August  1.  J.). 

Zu  Mitgliedern  des  Landesschnlrathes  für  Schlesien  wurden  f&r  die 
nächste  sechsjährige  Functionsperiode  ernannt:  der  deutsche  Ordenspriester 
und  Probst  zu  Troppau,  P.  Joseph  Schum,  der  £hrendomherr,  fürst- 
bischöiiicher  Commissar  und  Erzpriester  zu  Skotschau,  Joseph  Michalek, 
der  evangelische  Pfarrer  und  Senior  in  Teschen,  Dr.  Theodor  Haase, 
der  Fabrikant  Samuel  Noe  in  Troppau,  ferner  der  Director  der  dortigen 
Lehrerbildungsanstalt,  Dr.  Joseph  Mich,  und  der  Director  der  Staats- 
realschule daselbst,  Franz  Charwat  (a.h.  Entschl.  vom  25  August  L  J.). 


Der  Prof.  und  prov.  Leiter  des  Gyran.  in  Rzeszöw,  Valentin  Koziol, 
zum  wirkl.  Director  dieser  Anstalt  (a.  h.  Entschl.  vom  8.  Juli  L  J.);  der 
Prof.  am  Franz  Josephs-Gymu.  in  Lemberg,  Eduard  Hamersky,  zum 
Director  des  IL  (deutschen)  Gymn.  in  Lemberg  (a.  h.  Entschl.  vom  29.  Juli 
1.  J.),  der  Prof.  und  Leiter  des  0.  (deutschen)  Gymn.  zu  Lemberg,  Franz 
Adlof,  zum  Director  des  Gymn.  in  Brody  (a.  h.  EntschL  vom  12.  August 
L  J.V,  der  Prof.  an  der  ersten  deutschen  Realschule  zu  Prag,  Karl 
Tiertrunk,  zum  Director  des  üntergymn.  mit  böhmischer  Unterrichts- 
sprache in  Prag  (a.  h.  Entschl.  vom  23.  Juli  L  J.). 

Der  Prof,  am  Gymn.  in  Klagenfurt,  Vincenz  Borstner,  wurde 
aus  Dienstesrücksichten  in  gleicher  Eigenschaft  an  das  Gymn.  in  Weidenan 
versetzt. 

Zum  wirkl.  Religionslehrer  am  Gymn.  in  Mitterburg  der  suppL 
Religionslehrer  daselbst,  Joseph  Kriimann;  zum  wirkl.  Lehrer  am 
grieäi.-oriental.  Gymn.  in  Suczawa  der  Supplent  Constantin  Kossowicz. 

Zum  Religionslehrer  am  Üntergymn.  in  Smichow  der  Bürgerschul- 
katechet  in  Reichenberg,  Anton  Wohl  mann.  Zu  Lehrern:  am  Gymn.  in 
öagenfurt  der  Supplent  Karl  Maly,  am  Gymn.  in  ßrzezany  der  Supplent 
Franz  Jesiorski,  am  Gymn.  in  Przemysl  der  Supplent  Karl  Gajewski, 
am  Gymn.  in  Kolomea  der  Supplent  Joseph  Wasilkowski,am4.  Gvmn. 
in  Lemberg  der  Supplent  ^tanislaus  Librewski,  am  akad.  (ruthen.) 
Gymn.  in  Lemberg  der  Supplent  Dr.  Emil  Kalitowski,  am  Gynom.  zu 
Sanok  der  Supplent  Paul  Dobrzanski,  am  Gymn.  in  Kremsier  die 
Supplenten  Hermann  Struschka  und  Dr.  Franz  Herold,  am  Unter- 
gvmn.  in  Freudenthal  der  vormalige  Lehrer  an  der  Wiener  Handels- 
akademie Dr.  Alois  Steiner  und  der  Supplent  Franz  Tiesel;  am  Gymn. 
zu  Troppau  die  Supplenten  Clemens  Die  pol  d  und  Dr.  Heinrich  Ritter 
Ton  Höpflingen;  am  Gymn.  zu  Villach  der  Supplent  Johann  Staun  ig; 
am  Gymn.  zu  Nikolsburg  die  Supplenten:  Dr.  Franz  Lauczizky,  Alfons 
Stanta,  Alois  Machatschek;  am  deutschen  Gymn.  in  Budweis  der 
Lehrer  am  Privatuntergymn.  im  VIIL  Bezirke  Wiens,  Franz  Itzinger; 
am  Gymn.  zu  Jungbunzlau  die  Supplenten:  Franz  Burian,  B'ranz  Hrbek, 
Thomas  Fräna,  Johann  Plaöek;  am  Gymn.  in  Königgrätz  der  Supplent 
Karl  Jacubec;  am  Gymn.  zu  Jiöin  der  Supplent  Franz  Servit;  an  der 
Staatsmittelschule  zu  Tabor  der  Supplent  Richard  Braniovsky;  am 
Gymn.  zu  Wallachisch-Meseritsch  die  Supplenten  Johann  Nov&k,  Jaroslav 
Schulz  und  Johann  Kroutil;  am  Gymn.  zu  Eger  der  Supplent  Adolf 
Süßner;  am  Gymn.  zu  Mies  der  Supplent  Felix  D ander;  am  Gymn. 
zu  Weidenau  der  Supplent  Emil  Skomal;  am  Gymn.  zu  Innsbruck  der 
Supplent  Heinrich  Oiier;  am  Gymn.  zu  Landskron  der  Supplent  Johana 


Personal'  nnd  Schubotizen. 


805 


Steinacher;  am  Bealgjum.  sa  Prachatits  der  Supplent  Alexander 
Tragli  am  tJtitergjmn.  zu  Smkbovr  der  SupploDt  Franz  üllsperger« 

Weiter  wurden  Stelkn  Terlieben :  am  IV,  Gjrnm»  in  Lemberg  dem 
Prof.  am  Gymn.  in  StanisUus,  Joseph  Skupniewicz,  und  dem  Lehrer 
am  Gjmn.  in  Zloczow,  Julian  Dolnicki;  am  Gjriun,  zu  Sambor  dem 
Prof.  am  Gjmn.  in  Kolomea,  Eduard  Berge r;  am  deutschen  Gymn. 
aaf  der  Kleinseiie  tu  Prag  dem  Prof.  am  deutschen  Gymn.  in  Budweis, 
Adam  Komma;  am  Gymn.  zu  Bozen  dem  Prof.  am  Gymn.  zu  Komotau^ 
Dr.  Ambros  Mayr;  am  deutschen  Gvran,  zu  Olraütz  dem  Prot,  am  Gymn, 
zu  Weidenau,  Joseph  Jahn;  am  L  deutschen  Gymn.  zu  Brunn  dem  Prof. 
am  Gym.  in  NikoUburg,  Joseph  Wagner;  am  Gymn.  in  Klagenfurt  dem 
Prof.  am  Gymn,  in  Nikolsburg,  Dr.  Franz  Hann;  am  deutschen  Gymn. 
in  der  Altstadt  zu  Prag  den  Gyranasiiillehrern  Wenzel  Eymer  in  Mies 
und  Joseph  Neuwirtli  in  Krnmau;  am  Gymn.  im  IIL  Bezirke  in  Wien 
dem  Lehrer  an  der  Staatärealschole  in  Bielitz,  Hans  Kny;  eine  Stolle 
am  Gymn*  zu  Jungbuniku  dem  vormaligen  Prof.  am  Communalrealgymn. 
zu  Rokycan,  Wenzel  Valasek;  um  Gymn.  zu  Kudolfswerth  dem  Lehrer 
am  Roalgymn.  in  Sarajewo,  Raimund  Peru^ek, 

Zu  Lehrern  am  Gymn.  in  FeldkiTch  der  Lehramtscandidat  Johann 
Maurer  und  der  Suppleut  an  ditüor  Anstalt  Gebhard  Fi  scher,  am 
Gymn.  in  Ried  der  Stjpplent  Gottfried  W5ck!,  am  Gymu.  in  Zuaim  der 
8uppleut  Dr.  x\|oi8  Kinimerle,  am  Ovmn.  in  Freistadt  der  8uppleut 
Joseph  Stowatser,  am  Gymn.  in  Weidenau  der  Supplent  Friedrich 
Wrzah  am  Beai-  und  Obergymn.  in  Brody  die  Öopplenteu  Franj 
Schindler,  Wladimir  Resl,  Wladimir  Bankowski  und  Emil  Hey- 
thum,  am  Gymn.  in  Kadaatz  der  bupplent  Franz  Maxa,  an  der  Hittel- 
öchule  in  Kuttenbftr«'  der  Snpplent  Joseph  Vaneßek. 

Zum  L  '  I   in  Prag  der  Lehrer  am  Communal- 

Obergymn.  in  vf,  am  L  böhm.  Real-  und  Ober* 

gymn.   in  Pf  J.u.-u*v  Öobiöka.   am  Gymn.   in  König- 

ratz derSui  I  eher,  lun  Gymn.  in  Czernowitz  der  Sapplent 

Dr.  Jo!ieph  F , uju.  in  Tariiopol  der  Öupplent  Eduard  G ha r- 

kiewicÄ,  am  «iymn.  in  kolomm  der  Supplent  Buaebius  Szajdzicki, 
am  Gymn  iti  Zioczow  dio  i^upplenteu  Sophron  Niedzieldki.  Johann 
Terladtinski,  Dominik  Macbnowski,  Felix  Urbnäski,  Julian 
Sutovrtcz,  Johann  Krawczyk.  Julian  Jaworski.  Zum  Religionalehrer 
am  Edal-  und  ObcrK'ymn.  in  Brody  der  lUligionalehrer  am  bialierigen 
Obe^ST™^-*  ^^^  Z 511  er. 

Der  Prof.  am  deutschen  Gymn.  in  der  Neoatadt  zu  Prag  Eduard 
Philipp  zum  Lehrer  am  Gymn*  im  2.  Bezirke  Wiens;  der  Prof.  am 
Qjmn.  m  Wittingnu  Rarl  Broi  und  dtT  Gymnasiallehrer  in  Eöniggratz 
Joiflph  Grim  zu  Lehrern  am  Wdim.  Gymn.  in  der  Neustadt  in  Prag. 

Der  Gymnasiälprof.  in  I^eitomiachl  Jo^Mjph  Noräk  wurde  io  gleicher 
Eigenschaft  an  das  Kealgymu.  in  Wittingau  übersetzt  Den  ProE  Konrad 
Twrd>^  am  Gymn.  in  Krems  und  Anton  Roisner  au  der  Rcaltchule  in 
Sicbahauä  wurde  der  nacbf^esachte  Tausch  ihrer  Dionitposten   bewilligt. 


Dtr  Prof.  an  der  »lariachen  LehrerinnenbildnngianBtalt  in  Brunn, 
Adolf  Knbe^,  wurde  aus  Dienstearückaichten  an  die  Mbm.  Eeahiehuie  in 
Bfünn  veriMitzt. 

Zu  Mt'  ]<T  griech.-oricntal.  Realschule  zu  Czernowitz  die 

SuppU'ntcn  J  u )  1  u  k  und  Leon  1 1  n  i  c  k  t . 

Zu  Wh  *  •  -IL......I    ^,,,1.  ,..  si...,t,.|ij|Qg  der  Prirat- 

diocent  an   d'  t  Czumpelik, 

aa  dar  Untörr^».»^.. ..  »hlraann,  an 

der  bdhm.  Realachnle  in  Prng  d  £l.  an  der  sla- 

vImIi«d   B^lachtile    in    Brann    •;  -  Vyrazil    und 

Jarmlani  Klosidek.  an   dor  Efi^*ctiuk  in  Giftt  d«r  öupplent  Franz 


806  Personal-  und  Schnlnotizen. 

B ab  seh;  an  der  Bealschule  zu  Trautenau  der  Hilfslehrer  an  der  H. 
deutschen  Bealschule  in  Prag,  Franz  Haluschka;  an  der  deutschen 
Staatsrealschule  in  Brunn  der  Supplent  Moriz  Husserl;  an  der  deutschen 
Bealschule  in  Karolinenthal  der  Hilfslehrer  Gustav  Lukas;  an  der  IL 
deutschen  Bealschule  in  Prag  der  Supplent  Alois  Seeger;  an  der  Beal- 
schule zu  Pilsen  der  Hilfslehrer  an  der  I.  deutschen  Bealschule  in  Prag» 
Johann  Skola. 

Weiter  wurden  verliehen  eine  Stelle  an  der  Bealschule  im  m.  Be- 
zirke Wiens  dem  Prof.  an  der  Staatsrealschule  in  Graz,  Karl  Wac^ner, 
und  zwei  Stellen  an  der  deutschen  Bealschule  zu  Karolinenthal  dem 
Lehrer  an  der  Bealschule  in  Budweis  Karl  Wihlidal  und  dem  proris. 
Prof.  an  der  Marine-Ünterrealschule  in  Pola,  Baimund  Halatschka. 

Zum  Prof.  an  der  Oberrealschule  im  lU.  Bezirke  von  Wien  der 
Prof.  an  der  Oberrealschule  im  II.  Bezirke  Wiens,  Julius  Dupuis,  zum 
Prof.  an  der  slav.  Bealschule  in  Brunn  der  Prof.  an  der  Landesrealschule 
in  Teltsch,  Wenzel  Jefäbek,  zum  Prof.  an  der  ünterrealschule  in 
Währing  der  Prof.  an  der  Bealschule  in  Jägerndorf,  Johann  Müller. 

Zum  wirkl.  Beligionslehrer  an  der  ünterrealschule  in  Währine  der 
suppl.  BeligioD sichrer  dieser  Anstalt,  Joseph  Wybiral,  an  der  Ober- 
realschule in  Strri  der  Beligionslehrer  am  bisherigen  üntergjmn.  in 
Z^oczow,  Anton  Hocheker. 


Im  Studienjahre  1882/3  approbierte  Lehramtscandidaten : 

Von  der  k.  k.  wiss.  BealschulprüfuDgscommission  in  Graz:  darst. 
Geometrie  OB.,  Mathematik  UB< :  Vincenz  K o h a u t ,  Gustav  Leinauer 
(deutsch);  darst.  Geometrie  und  Mathematik  ÜB.:  Alfred  Haussner 
(deutsch);  Mathematik  ÜB.  (Erw.):  Gustav  Fleischer  (kroatisch); 
Physik  OB.,  Mathematik  ÜB.:  Albert  Vucak  (kroatisch);  Physik  OB., 
Naturgeschichte  ÜB.:  Wilhelm  Bis 6a n  (deutsch);  Chemie  OB.,  Mathe- 
matik ÜB.:  Johann  Huber;  Chemie  OB.,  Naturgeschichte  ÜB.:  Franx 
Koko  (icroatisch) ;  Joseph  Zehen ter  (deutsch);  Chemie  und  Physik  ÜB.: 
Marcus  Nani  (italienisch);  Naturgeschichte  OB.,  Physik  ÜB.:  Joseph 
Kubin  (öechisch). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Bealschulprüfungscommission  in  Brunn: 
Chemie  OB.,  Naturgeschichte  ÜB.:  Cyrul  Meznik;  Naturgeschichte  OB. 
(Erw.):  Arnulf  Thor;  darst.  Geometrie  und  Mathematik  ÜB.:  Franz 
Neumann  (sämmtlich  deutsch  und  dechisch). 

Von  der  k.  k.  böhm.  wiss.  Gymnasialprüfungscommission  in  Prag: 
class.  Phil.  OG.:  Ladislaus  Brt nickt,  Joseph  Bure§,  Friedrich  Fi- 
alka,  Franz  Loukotka,  Johann  Kighetti,  Joseph  Sädek,  Leo 
Scholz,  Johann  Sulc,  Anton  Turek,  Eduard  Volek,  Johann  Dvo- 
iik  (Erg.),  Alois  Grohmann,  Jobann  Mal^,  Franz  Pavläsek,  Joh. 
Pintner,  Franz  Servit,  Ferdinand  Zahradka,  Thomas  Zatloukal 
(sammtl.  dech.);  Griech.  OG.,  Lat.  ÜG.:  Eduard  SarSa,  Franz  Zik- 
mund  (cech.),  Lat.  OG  (Erg.):  Gustav  Zaba,  Griech.  OG.  (Erg.):  Jos. 
Bartog,  Franz  Burian,  Johann  Pra2ik,  Johann  Slavfk,  Joseph 
Tfasak,  Anton  Hobl  (Erw.)  (öech.) ;  class.  Phil.  ÜG.:  Franz  Bufval, 
Wilhelm  Dudek,  Joseph  Durf  ch,  Sigismund  Havläk,  Joseph  Je- 
llnek,  Joseph  Kerber,  Joseph  Pallan,  Karl  Prochäzka,  Heinrich 
BoleSek,  Anton  Bezniöek,  Ottokar  Saitz,  Johann  Vobornik 
(Sech.);  6ech.  Sprache  OG.,  class.  Phil.  ÜG.:  Libor  Doleiel  (öech.); 
6ech.  Sprache  OG.  (Erw.):  Franz  Häjek,  ProkopLang,  Joh.  Noväk, 
Franz  St^blo,  Johann  Stöpänek  (dech.);  öech.  Sprache  ÜG.  (Erg.): 
Johann  Pelikan  (öech.);  deutsche  Sprache  OG.:  Cyrill  Kfii  (6ech.); 
philos.  Propäd.  (Erw.):  Franz  Kryätof,  Karl  Steinhauser  (öech.); 
Gesch.  und  Geogr.  OG.:  Franz  Brdlik,  Wenzel  Jezdinsk]^,  Anton 
Bousal,  Franz  Bypadek,  Joseph  Sloupsky,  Dominik  devcovie, 
Joseph  Topka,  Franz  Kamenliek  (Erg.)  (£ech.);  Gesch.  und  Qeogr* 
UQ.:  Wenzel  Madin,  Franz  fiädek,  Wenzel  Vyhnälek  (öech.);  Math. 


Personal-  und  Sclialaotizeii^  807 

und  Physik  OG,i  Johunn  Kolouiek  (c^ch.);  Mutb.  and  Physik  üiX: 
Joli&nn  U  an  am  an,  Joseph  KWafla  C^i^cb.);  Naturgesch.  OG.,  Math. 
und  Physik  VG.i  Joseph  Yelenovakt;  Natnrgescb*  OG.  (Erg.):  Karl 
Tarinok  (Äecb,). 


Der  ord.  Prof.  der  mechan,  Technologie  an  der  böbmisclien  teclm. 
Hochschule  in  Prag,  Johann  Tille,  zum  Director  dar  Staatbge werbe- 
schule  in  Prag  (a.  n.  EnUchl.  Tom  5.  Juni  1.  J,). 

Zum  Prof.  an  der  Staatagewer beschule  in  Prag  der  Prof,  der 
tnecban.-tecbn.  Fächer  an  der  Staatsgewerbeschule  in  ßrünn,  Karl  Eiche, 
cum  Prof.  der  Staatsgewerbeächule  in  ßi^litz  der  Prof.  der  Physik,  Chemie 
und  chein.  Technologie  an  der  ötaatsgewer beschule  in  Brunn ,  Theodor 
Morawski,  unter  gleichzeitiger  Verlciihung  des  Titeh  eines  Faohvor- 
Standes  der  chemisch-techn,  Abiheilung.  Zum  Lehrer  fär  die  mechan.- 
iechn.  Fächer  an  der  Staatagewerbeschale  ia  Rtir'  - '  '  :■  der  Mascbinen- 
ingenicur  und  Privatdocent  an  der  deutschen  t^  i-chule  in  Prag» 

Emil    füT^  .      'MFf*    f,»^hrer  für  Pbytik   und   31    ..,..i.«    jlu,  der  Ötaate- 

fei^  t«  der  Maacbineningcnicur   biduard  Cerny.  lum 

•ehr  Sprache   und   die   cominerciollen  Fächer  an  der 

Staatsg;!'  h^  in  Bielits  der  Inhaber  der  eoncessienierten  Handels* 

schule  iii       I  Ernst  Kuprecht 

Eine  an  der  deotschen  Lehrerbildungsanstalt  in  Prag  erledigte 
Haaptlehrcrstelle  wurde  dem  Prof.  an  der  Lebrerbildangsanstalt  in  Komotau 
Anton  Hönl  verliehen. 

Zu  wirkl.  ÜbnngsschuUehrern  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Laibach  der  Tittilarlehrer  Franz  Gerkmann^  an  jener  in  Stanislau  der 
provia.  ObuDgsfichuUehrer  daselbst  Karl  Kratocbwilaf  2U  tibungs» 
achullehrern  an  der  Lehrerbildunp^uni^talt  in  ^aliburg  der  Obungstichul- 
unterlehrer  Karl  Wagner,  an  joner  in  Tarnow  der  Supplent  .an  der 
Lehrerbildungsanstalt  in  R^esiow  Theophil  DztersyiiBki«  xur  Übung»- 
Bchnlnnterlehrerin  an  der  LehreriDnenbildungsanstalt  im  CiriUMadcheo* 
peusionate  in  Wien  die  Volksächulunterlehrerin  in  Teschen  Karoline 
Hiller;  zum  Übungeschulanterlehrer  an  der  Lehrerblldunjfsanstalt  in 
Troppau  der  tJntoflehrer  an  der  KnabenbürgerAcbnle  daselbst  i  Julian 
iSitn^ 


Aasieichnungen  wurden  verliehen: 
S^ne  k.  and  k.  apost.  Majc^sUlt  haben  mit   a.    h.  Handschreibea 
T.  26.  Juni  1.  J,  dem   Minister   für   Cultus   und    Unterricht   Sigmund 
Freiherm  Ton  Conrad -Eybosfeld  den  Orden  der  eisernen  Krone  I. 
Claase  a.  g*  zu  verleihen  geruht. 

Dem  Director  der  tähmischen  Staatarealschule  in  Prag,  Schul- 
rathe  Johann  Stlstny  in  Anerkennung  seiner  hervorrageoden  Berufs- 
thitigkeit  das  Eittorkreus  des  Franz  Joseph-Ordens  (a.  \  Entschl.  ?. 
2.  Joui  l  J.). 

Den  ordcntl  Proff,  an  der  Wiener  Univ.»  B»?gieruiigsrath  Dr.  Karl 
ßchenkl  und  Dr,  Adolf  Mussaffia  jedem  der  Titel  und  Charakter 
eines  Hofrathe«  und  dem  Prof.  derselben  Univ.,  Dr.  Wilhehn  U artet, 
der  i>ri!f»rt  der  eisernen  Krono  III.  Cl.  in  Anerkennung  ihroa  ausge« 
^  *  '  rkens  im  akademischen  Lehramte  und  in  der  Wisaenscbaft 

V.  f>.  Juni  1.  J), 

I  troDolitancapitel  in  SaUl  umtea 

iina  Apologetik  an  der  Inna* 

i\  n  -  e  II 1 11 .1  i  er ,  und  dem  Pfarrer  an  ul r  '^uiiL'giat- 

:,in.  Dr.  Joseph  Krukowski»  ord.   Prof.    der  Pasto- 

vi  iheolog.  Facultftt  der  Univ.    in   Krakau   wurde  aus 


•*ll       «JVt 


808  Personal-  und  Schulnotizeu. 

Anlass  ihrer  Enthebong  vom  akad.  Lebramte  die  a.  h.  AnerkeDDong  füi 
ihr  eifriges  und  verdienstlicbes  lehramtliches  Wirken  ausgesprocben  (a. 
h.   Entschl.   v.   17.    und  25.  Mai  1.  J.). 

Dem  ord.  Prof.  der  Geschichte  an  der  Uni?,  in  Prag,  HoCrath 
Dr.  Constantin  Kitter  von  Höfler,  wurde  anlässlicb  seines  bevorste- 
henden Übertrittes  in  den  bleibenden  Buhestand  die  a.  h.  Anerkennung 
Beiner  hervorragenden  Verdienste  um  die  Wissenschaft  und  das  Lehramt 
ausgesprochen  (a.  h.  Entschl.  v.  13.  Ijai  1.  J.). 

Der  Prof.  der  Theologie  an  der  Univ.  in  Prag,  Dr.  Franz  ßauer, 
wurde  zum  Bischof  von  Brunn  ernannt  (a.  h.  Entschl.  v.  30.  April  L 
J.);  der  Beligionslehrer  an  der  böhmischen  Oberrealscbule  in  Pra^  Jo- 
8^h  Lani^eckv  zum  Canonicus  des  Collegiatcapitels  zu  Allerheiligen 
in  Pra^  (a.  h  Entschl.  v.  27.  Mai  1.  J.). 

Der  Beligionsprof.  am  Obergymn.  in  Laibach  und  Director  dM 
fürstbisch.  Seminars,  Dr.  Johann  Gogala^  wurde  zum  Domherrn  des 
Kathedralcapitels  in  Laibach  ernannt  (a.  h.  Entschl.  v.  2.  Juni  1.  J.). 

Dem  Prof.  der  Handels-  und  nautischen  Akademie  in  Triest  Dr. 
Clemens  Lunardelli  in  Anerkennung  seiner  vieljährigen,  eifrigen  und 
ersprießlichen  Thätigkeit  im  Lehnfache  das  Bitterkreuz  des  Franz  Jo> 
sepnsordens  (a.  h.  EntschL  v.  5.  Juni  1.  J.). 

Den  ord.  Pro£f.  an  der  techn.  Hochschule  in  Graz  Adolf  von  Ga- 
briel y  und  Jacob  Poeschi  in  Anerkennung  ihrer  viel  jährigen  und  er- 
folgreichen Thätigkeit  der  Titel  von  Begierungsräthen  (a.  h.  Entschl.  t. 
12.  Juni  1.  J. 

Dem  zum  Besidentialcanoniker  am  Metropolitancapitel  zu  Olmüti 
ernannten  ord.  Prof.  der  Dogmatik  an  der  theol.  Fao.  m  Olmüta  Dr. 
Anton  Klug  wurde  aus  Anlass  seiner  Enthebung  vom  Lehramte  die 
a.  h.  Anerkennung  für  die  in  demselben  |^eleisteten  vorzüglichen  Dienste 
ausgesprochen  (a.  h.  Entschl.  v.  19.  Juni  1.  J.). 

Dem  Director  der  Lehrerinnen-Bildungsanstalt  bei  St.  Anna  in 
Wien  Dr.  Franz  Joseph  Eretschmever  und  dem  Director  des  n.  ö. 
Landes-Lehrerseminars  in  St.  Polten  Franz  Wimmerer  in  Anerkennung 
ihres  vorzüglichen  Wirkens  der  Titel  von  Schulräthen  (a.  h.  EntschL 
T.  23.  Juni  1.  J.). 

Dem  Privatdocenten  für  spec.  medicin.  Pathologie  und  Therapie 
an  der  Univ.  in  Prag  Dr.  Adolf  Ott  in  Anerkennung  seines  vieljährigen 
ersprießlichen  Wirkens  im  akad.  Lehramte  der  Titel  eines  a.  o.  Uni- 
versitätsprofessors (a.  h.  Entschl.  v.  25.  Juni  1.  J.). 

Dem  ord.  Prof.  der  techn.  Hochschule  in  Wien  Johann  Badin- 
ger  in  Anerkennung  seiner  ersprießlichen  Thätigkeit  in  der  Lehre  und 
Praxis  auf  technischem  Gebiete  den  Titel  und  Charakter  eines  Begie- 
lungsrathes  (a.  h.  Entschl.  v.  27.  Juni  1.  J.). 

Den  ord.  Proff.  an  der  Univ.  in  Prag  ßegierungsrath  Dr.  Fried- 
rich Bitter  von  Stein  und  Dr.  Anton  Banda  in  Anerkennung  ihrer 
vorzüglichen  lehramtlichen  und  wissenschaftlichen  Thätigkeit  der  Titel 
und  Charakter  von  Hofräthen  (a.  h.  Entschl.  v.  5.  Juli  1.  J.). 

Dem  Prof.  der  Eupf erstecherei  an  der  k.  k.  Akademie  der  bil- 
denden Eünste  in  Wien,  Louis  Jacob y,  wurde  anlässlich  seines  Schei- 
dens  von  dieser  Anstalt  für  seine  ausgezeichnete  lehramtliche  und  künst- 
lerische Thätigkeit  die  a.  h.  Anerkennung  ausgesprochen  (a.  h.  EntschL 
V.  10.  Juli  1.  J.). 

Dem  Prof.  der  Geburtshilfe  und  Director  der  Landes-Wohlthätig- 
keitsanstalten  in  Laibach  Dr.  Alois  Yalenta  in  Anerkennung  seines 
vieliährigen  verdienstlichen  Wirkens  der  Titel  eines  Begierungsrathes 
(a.  h.  Entschl.  v.  11.  JuU  1.  J.). 

Dem  Vicerector  am  polnischen  Collegium  im  CoUegium  romanum 
Dr.  theol.  et  phil.  Zacharias  Pawlicki,  anlässlich  seiner  Bestellung 
zum  Docenten  der  Philosophie  an  der  theologischen  Facultät  der 
Univ.  Erakau  der  Titel  eines  Universitätsprofessors  (a.  h.  Entsdü. 
y.  14.  Juli  L  J.). 


ErkMrmig. 


800 


Dem  lAndesB« :  'or  Adolf  Lang  anläeslicb  seiner  über  mn 

hen  erfolgten  '\  r^  in  dei>   (linj*»nideii  Ruhestand  in   Aner- 

Ikennatig  »einer  vieljaJin^^ii  iiusg-'^v  ^  31  Dienstleistung^  der  Titel 
und  Charaktör  eines  Hofrathes  (a.  L  v.  26,  Juli  J.  J.). 

Dem  Directur  der  Staat«realöciiu(t'  ui  Secliahaus,  Dr,  Pranx  Joseph 
Pi»ko.  anläsfeiiich  seiner  auf  sein  eigenes  Ansuchen  crfolj^n  Verset/UTig 
in  den  bleibenden  Kahestand  in  Anerkenn ang  seiner  vorzüglichen  Dienst* 
leistnng  der  Titel  eines  Regierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  v.  29.  Juli  L  J.). 

Dem  ord.  Prof.  der  Mathematik  an  der  Univ.  in  Krakau,  Dr.  Fr. 
Mertens,  in  Anerkennong  seiner  vorzüglichen  Wirksamkeit  aer  Titel 
einea  Regierungsrathes  (a,  h.  Eutschi.  v.  29.  Juli  l.  J.U 

Dem  Prof.  der  Dogmatik  an  der  theologischen  Diöcesanlehranstalt 
in  Trient^  Dominicas  Baldessari,  eine  Domhernistclle  am  dortigen 
Kathedralcapitel  (a.  h.  Entkohl,  v.  1.  Äagnst  l  J.). 

Dem  Prot  an  der  Staatsgewerbe^chule  in  Graz,  Karl  Lieber» 
in  Anerkennung  seines  verdienstUchen  Wirkens  in  8chule^  Gewerbe  und 
Kunst  das  goldene  Verdien stkreux  mit  der  Krone  (a.  h.  Eutachl.  vom 
1.  Auguit  L  J.)* 

Dem  ord.  Prof.  der  descriptiven  Anatomie  an  der  Univ.  in  Inns- 
bruck, Regier ungsrathe  Dr.  Karl  Ritter  Dantscher  von  KoUesberg, 
aus  Anlass  der  über  sein  Ansuchen  erfolgten  Versetzung  in  den 
bleibenden  Ruheätand  in  neuerlicher  Anerkennung  seiner  vieljiihngen» 
ausgezeichneten  Thätigkeit  im  Lehramtc  and  in  der  Wissenschaft  der 
Titel  und  Charakter  eines  Hofrathes  (a.  b,  Entschl.  v.  19.  August  l.  J.). 

Dein  Dire<:tor  des  L  deutschen  StÄatsgjran.  in  Brönn,  Sfhulrath 
Dt,  Karl  Schwippe],  wurde  anlässlich  der  von  demselben  erbetenen 
T«rsetzung  in  J  <  '^nden  Ruhestand  fär  seine  vielj&hrige  und  er> 
spHeßliohe  Dieii  ^'  die  a.  h.   Anerkennung  ausgesprochen  (a.  h. 

EntsehL  v.  24,  Aü^u.^  L  Jj. 

Dem  pensionierten  Director  der  Akademie  für  Handel  und  In- 
fluKtri^  ;r,  Graz  Dr.  Friedrich  Alwens  in  Anerkennung  seines  vieljihrigen 
V  n  Wirken«  an  dieser  Anstalt  das  Ritterkreuz  des  Ftanz  Jo> 

fa.  h.  Entschl,  v.  H.  August  1.  J,). 


Erklärung. 

Im  Vn,  Hefte  dieser  Zeitechrift,  S,  542  Anra.,  bemerkt  Herr  Prot 
Zeehe  bei  Besprechnng  der  historischen  Hilfsbücher  von  Herbst: 

«Die  Wichtigkeit  der  Pflege  des  Biographischen  ist  auch  in  dem 
jüngst  ausgegebenen  'Entwurf  eines  Kataloges  für  die  Schülerbibliotbe- 
ken  Österreichischer  Gymnasien*  zu  wenig  beachtet.  Statt  mancher  ganz 
ungeeigneter  Bücher,  z.  B.  Hettner,  Schnaase,  w&re  namentlich  'der 
Neue  Flutarch'  herausgegeben  von  K.  Gottöchall  für  Schülerbibliotheken 
passend,  wenigstens  einzelne  B&ndc  davon*. 

rii.w,.  H.Mn/rt^tingen  erfordern  eine  berichtigende  Entgegnung,  Der 
hier  twurf,  welcher  als  Beilage  zu  dem  Jahtiesberiohte 

des  V  ^  iHchule'*  f^r  1879/80  an  die  Vereinsmitglieder  und  die 

deutschen  Lehranstalten  Österreichs  versendet  wurde,  hatte  sich  im  vor- 
hinein nur  als  eine  provisorische,  als  Man uscript  gedruckte  Vor- 
llge  angekündigt  und  in  seinem  Vorwort  an  die  Vereinsmitglieder  und 
an  a)k  außerhalb  des  Vereins  stehenden  Schulfreunde  die  dringende 
F''  uhtet,  durch  einiusendendo  Berichtigungen  ^     '  *'      Ätze 

I  li  tüirung  und  den  AbBchluss  eines  venochten  Unr  s  zu 

f  -  '     twurf,  der  zn^     hlieOUchen  u^uiaumc  in 

<i  c*titimmi  war  II  1  istentbe rech tigung  von 

ii^  ,,,  ,  M  M*.  ..  u  .  in  laut  Vofwurt  • ...-  iA;beiisdaueT  mit  dem  16. 
DreiTiit^er  1KS()  iHillturt^;  Mit  diea*^m  Termine  begann  die  RiHlaction  des 
Katalügca  und  Wiir  der  Entwurf  seiner  Bestimmung  nacb  jeder  öffcnt- 


610  Erkl&ruog. 

liehen  Besprechung  entssogen.  Unter  sorgfältiger  Benützung  der  wert- 
vollen Mittheilungen,  welche  dem  Vereine  in  der  kurzen  Frist  von  ver- 
schiedenen Seiten  zugiengen,  sowie  unter  eingehender  Revision  des  ge- 
sammten  Stoffes  wurde  durch  das  engere  Bedactionscomitd  erst  der  de- 
finitive Text  festfi^estellt  und  unter  dem  Titel:  Katalog  für  die 
Schülerbibliotheken  österreichischer  Gymnasien  mit 
deutscher  Unterrichtssprache,  herausgegeben  vom  Vereine 
».Mittelschule^  Wien  18öl,  A.  Holder,  mit  dem  Datum  vom  7. 
Februar  1881  der  Öffentlichkeit  übergeben  (vgl.  Zeitschrift  für  die  österr. 
Gymn.  1881,  S.  220).  Dieser  Katalog  nun  unterscheidet  sich  von  jenem 
Entwürfe  in  wesentlichen  Stücken.  £s  ist  nicht  allein  durch  die  An- 
ordnung der  aufgenommenen  Werke  in  den  drei  Verzeichnissen  (nach 
Stufen,  Fächern  und  Verfassern)  die  Gestaltung  eine  zweckmäßigere  ge- 
worden, sondern  auch  der  Inhalt  hat  durch  Aufnahme  vieler  Zusatie 
eine  namhafte  Bereicherung  und  durch  Ausscheidung  ungeeigneter 
Schriften  eine  vortheilhafte  Läuterung  erfahren.  Dabei  fand  denn 
auch  gerade  das  biographische  Moment  die  von  Zeehe  vermisste  stärkere 
Betonung,  so  dass  90  Nummern  unter  die  Rubrik  „Biographien**  (S.  61 
— 65)  und  über  10  Nummern  biographischen  Inhalts  unter  „Alterthum* 
(S.  55—58)  fallen.  Andererseits  wurde  eine  große  Zahl  von  Büchern,  die 
man,  da  sie  von  einer  oder  der  andern  rücksichts werten  Seite  vorge- 
schlafen waren,  in  loyaler  Absicht  in  den  Entwurf  aufgenom- 
men hatte,  in  dem  Kataloge  als  zu  hoch  gegriffen  ausgeschlossen, 
wie  Schnaase,  Geschichte  der  bildenden  Künste,  während  andere 
Werke  ähnlicher  Art,  wie  Hettner,  Geschichte  der  deutschen  Literatur 
im  18.  Jahrhundert,  zwar  beibehalten,  aber  als  eine  nur  ausnahmsweise 
reifen  Schülern  zu  empfehlende  Leetüre  mit  einem  Kreuze  bezeichnet 
wurden.  Dass  das  Omit^  unter  solcher  Beserve  das  Maß  nicht  über- 
schritten hat,  kann  ein  Vergleich  mit  her?orragenden  früheren  Leistungen 
auf  diesem  (j^ebiete  zeigen.  In  dem  trefflichen  Katalog  von  Ellendtist 
die  gesammte  Literaturgeschichte  des  18.  Jahrhunderte  von  Hettner  auf- 
genommen und  in  Fricks  geist?oller  Besprechung  der  ganzen  Frage 
(Zeitschr.  für  das  Gymnasialwesen,  Berlin  1877,  S.  103—121)  wird  die 
Aufnahme  von  Werken  dieser  Art  (darunter  insbesondere  Schnaase, 
Geschichte  der  bildenden  Künste,  I  und  II,  „vor  allem  auch  wegen 
der  vortrefflichen  Einleitung  über  das  Wesen  der  Kunst  und  der  Künste*, 
wie  dort..S.  115  die  specielle  Motivierung  lautet)  aufs  wärmste  befür- 
wortet. Über  das  Maß  des  Aufzunehmenden,  sowie  besonders  über  die 
Auswahl  des  Einzelnen  werden  die  Meinungen  stets  auseinander  gehen. 

Die  Mitglieder  des  Comit^s  wissen  am  besten,  dass  ihr  Werk  nicht 
frei  von  Mängeln  ist,  und  haben  selbst  im  Vorwort  an  alle  Leser  die 
Bitte  gestellt,  sie  im  Hinblick  auf  die  eventuelle  Herstellung  einer 
zweiten  Auflage  durch  gütige  Mitwirkung  zu  unterstützen.  Eine 
eingehende  Besprechung  des  Kataloges,  sei  es  in  seinem  ganzen  um- 
fange, sei  es  auf  einzelnen  Gebieten,  könnte  ihnen  nur  im  höchsten 
Grade  erwünscht  sein.  Mit  Entschiedenheit  aber  müssen  sie  sich  dagegen 
verwahren,  dass  jener  Entwurf  noch  jetzt  zum  Gregenstande  öffent- 
licher Kritik  gemacht  und  so  ihre  Arbeit  nach  einer  laut  ihrer  eigenen 
Erklärung  unfertigen  und  nur  für  ihre  eigenen  Arbeitszwecke  herge- 
stellten Vorlage  beurtheilt  wird. 

Wien.  Franz  Weihrich. 


Berichtigungen. 

S.  664,  Z.  3,  4  V.  u.  1.  formalen  für  formellen,  S.  674,  Z.  20  t. 
u.  1.  werdendes  für  wanderndes,  S.  675,  Z.  19  v.  o.  1.  grammatischea 
för  geometrischen. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandlnngen. 


Die  Sage  von  Gordios. 

Die  Sage  von  Gordios  ist  uns  in  zwei  Varianten  erhalten.  Nach 
der  einen  (bei  Justin  XI,  7)  geht  Gordios  zur  benachbarten  Stadt, 
um  einen  Wahrsager  wegen  der  Vögel  zu  befragen,  die  ihn  beim 
Ackern  umflogen  hatten.  Ein  Madchen,  das  ihm  am  Thore  begegnet, 
deutet  das  Zeichen  auf  die  Erlangung  der  Königsherrschaft  und  Gordios 
heiratet  darauf  das  Mädchen.  Nach  einiger  Zeit  wird  den  Phrjgiern 
von  einem  Orakel  befohlen,  sich  zur  Beilegung  innerer  Unruhen 
einen  König  zu  wählen  und  zwar  sollen  sie  den  wählen,  welchen  sie 
zuerst  mit  einem  Wagen  zum  Tempel  des  Zeus  ziehen  sehen  würden. 
Das  ist  nun  Gordios  und  dieser  weiht  darauf  seinen  Wagen  in  den 
Tempel  des  Zeus.  Nach  Gordios  regiert  sein  Sohn  Midas,  der  Phry- 
gien  mit  Gottesdiensten  anfüllt.  Die  andere  Wendung  hat  Arrian 
(II,  3)  aus  Aristobulos.  Bei  ihm  fliegen  nicht  verschiedene  Vögel 
um  den  ackernden  Gordios,  sondern  ein  Adler  setzt  sich  auf  sein 
^vyog  und  Gordios  will  deswegen  die  Seher  in  Telmissos  befragen. 
In  einem  Dorf  der  Telmissier  trifft  er  auf  die  Jungfrau  und  diese  räth 
ihm,  dem  Zeig  ßaaiXevg  zu  opfern.  Beide  haben  dann  einen  Sohn 
Midas  uud  als  dieser  herangewachsen  ist,  erhalten  die  Phrygier  einen 
Orakelspruch,  dass  ihnen  ein  Wagen  ihren  König  bringen  werde. 
Während  sie  darüber  noch  berathen,  kommt  Midas  mit  seinem  Vater 
und  seiner  Mutter  auf  einem  Wagen  angefahren.  Die  Phrjger  machen 
ihn  zum  König  und  er  stiftet  den  Wagen  seines  Vaters  in  den  Tem- 
pel des  Zeus  ßaailevg.  Dasselbe  scheint  Curtius  in  seiner  Quelle  ge- 
funden zu  haben,  der  die  Sage  bloß  mit  den  Worten  (vehiculum  quo 
Gordium  Midae  patrem  vectum  esse  constabat)  streift  (III,  1,  14),  und 
ebenso  muss  Aelian  De  natura  animalium  XIII,  1  einen  genau  mit 
Arrian  übereinstimmenden  Bericht  benutzt  haben.  Die  Anfangsworte 
aevov  dxoiKü  / b^i<^>  ti;v  tov  naidbg  Midov  ßctaiXelav  vrcoatj' 
ftrjvai  enthalten  lediglicli  einen  verständigen  Schluss  aus  dem,  was 
bei  Arrian  erzählt  wird. 

Auch  Plutarch  denkt  bloß  an  eine  Herrschaft  des  Midas  {loQ- 
diov  nohv,  lüxiop  Midov  tov  nakmov  yevdoxhxi  Xeyofiivrpf  Alex, 
c.  18),  während  Strabon  beide  Berichte  gekannt  zu  haben  scheint, 

Z«itMknA  f.  d.  tetorr.  Oju.  1882.    XI.  Haft  52 


812  Die  Sage  von  Gordios.  Von  F.  RüM. 

da  er  XII,  p.  568  von  ol%rp;fiQia  MiSov  tuxi  evi  tvqotsqov  roQÖiov 
Tcai  aXixov  riywv  spricht. 

Diese  Überlieferungen  hat  Alfred  von  Gatschmid  in  der  En- 
cjklopädie  von  Ersch  und  Gruber  (Sect.  I,  Bd.  74,  S.  332  iL)  ein- 
gehend behandelt.  Er  kommt  zu  dem  Ergebnisse,  dass  bei  Arrian 
die  authentischere  Version  der  Sage,  wenn  auch  in  rationalisierier 
und  mit  griechischen  Elementen  versetzter  Umformung,  erhalten  sei. 
Seine  Ausführungen  sind  so  glänzend  und  verbreiten  über  so  mancher- 
lei Licht,  dass  sie  allen  Bedingungen  des  Problems  zu  genügen 
scheinen.  Er  sieht  in  der  Jungfrau  nach  dem  Vorgänge  des  Beinec- 
cius  die  Eybele  und  glaubt,  die  Verbindung  einer  Gottheit  mit  einem 
oder  einer  Sterblichen  sei  nöthig,  um  die  EGnigsgeschlechter  von  den 
Göttern  ableiten  zu  können.  Als  ich  den  Aufsatz  von  Gntschmid 
kennen  lernte,  glaubte  ich  meine  eigene  Lösung  der  Frage,  welche 
ich  bereits  ausgearbeitet  hatte  —  denn  wer  denkt  gleich  an  Ersch 
und  Gruber  ?  —  zunächst  verwerfen  zu  sollen.  Weitere  Beschäftigung 
mit  dem  Gegenstande  führte  mich  indessen  zu  dem  Ergebnis,  dass 
sie  ebensogut  die  Überlieferung  erkläre  und  vielleicht  einige  Einzeln- 
heiten besser,  als  die  Gutschmids.  Es  möge  daher  gestattet  sein,  sie 
hier  zur  Prüfung  vorzulegen. 

Man  kann  nämlich  die  Sache  auch  so  auffassen,  dass  hier  zwei 
phrygische  Stammsagen  vorliegen,  von  denen  die  eine  auf  Gordios, 
die  andere  auf  Midas  zurückführte  und  die  später  miteinander  ver- 
bunden wurden,  wie  in  Makedonien  die  Karanossage  mit  der  Perdikkas- 
sage  oder  wie  in  Polen  die  Sage  von  Leszek  und  die  von  den  Plasten '). 
Bei  Trogus  ist  diese  Verbindung  in  der  Weise  vollzogen  worden,  dass 
Midas  einfach  zum  Nachfolger  des  Gordios  gemacht  wurde,  ohne 
Bücksicht  darauf,  dass  früher  (Justin.  VII,  1,  11)  die  isolierte  Midas- 
sage  erzählt  worden  war.  Bei  Arrian  sind  die  Sagen  enger,  aber  ge- 
schmackloser mit  einander  verbunden  worden.  Es  ist  höchst  auf- 
fallend, dass  nicht  der,  welchem  das  Götterzeichen  zutheil  geworden, 
sondern  erst  sein  Sohn  König  wird ')  und  dass  gerade  Midas  zum 
Könige  gewählt  wird  ist  bei  Arrian  sehr  schlecht  motiviert.  Wir 
sind  übrigens  hier  in  der  glücklichen  Lage,  die  Quelle  des  Aristo- 
bnlos  ausfindig  machen  zu  können.  Es  ist  gewiss  unsinnig,  dass 
Gordios,  um  sich  das  Götterzeichen  deuten  zu  lassen,  sich  auf  den 
weiten  Weg  nach  Lykien  machen  will,  Justin  hat  mit  seiner  Mcina 
urbs'  gewiss  das  Ursprüngliche  bewahrt.  Ein  Interesse,  Telmissos 
hereinzuziehen  und  seine  Wahrsagerkünste  zu  feiern,  hatte  unter  den 


*)  Vgl.  Böpell,  Geschichte  Polens,  I,  S.  73  ff.  und  was  bei  Zeiü- 
berg,  die  polnische  Geschichtschreibung  des  Mittelalters  S.  61  ff.  ange- 
fahrt wird. 

')  Man  beachte,  dass  das  Zeichen  auch  keineswegs  irgendwie  mit 
dem  Sohne  in  Verbindung  steht,  wie  sonst  in  analogen  Fallen,  z.  B.  bei 
Servios  TuUius.  Auch  in  der  Piastensage  scheren  die  wnnderthätigen 
Fremden  dem  künftigen  König  Semovith  das  Haar  und  das  ganze  Wan- 
der findet  zur  Verherrlichnne  eines  Festes  statt,  das  sich  aosschlieülich 
auf  ihn  bezieht,  des  Festes  der  Haarbeschneidun^.  V^l.  Vinoenüns  Kad- 
?abek  U,  c  3  (Bielowski,  Monumenta  Poloniae  histonca  II,  S.  271  f). 


Die  Sage  von  öordios.  Von  F,  Rühl, 


8tt 


Begleitern  Alexanders  bloß  der  Wahrsager  Aristandras.  Voa  diesem 
wird  daher  ArisiobQlos  seinen  Bencht  Ober  die  Sage  erhalten  haben 
und  anf  ihn  werden  wir  daher  auch  manches  andere,  das  Aristo- 
bulos  aufbewahrt  bat.  zorückfähren  dürfen.  Aus  den  Worten  des 
.Virian  (II,  3,  1)  iva  xai  la  ßaalkita  rjy  za  rQ^diov  Aai  tov  nm* 
dag  ctmov  Midov  laast  sich  übrigens  vielleicht  schließen^  dass  auch 
Arrtan  einen  Bericht  kannte,  welcher  mit  dem  des  Justin us  nberein- 
stitnmte. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  das8  diese  Bemerkungen  Ober  Ar- 
rian  richtig  bleiboui  auch  wenn  man  die  Auffasäung  von  Gatschmid 
annimmt.  Gegen  GutacUmid  muss  vor  allen  Diugen  angeführt  werden, 
dass  seine  Behandlungsweise  die  Existenz  einer  besonderen  Gordios* 
sage  nicht  vollkommen  erklärt.  Wurde  Gordios  bloß  als  Vater  des 
Mldas  gebraucht,  so  war  es  vollkommen  überflüssig,  dass  er  bei  der 
KrhebQüg  seines  Sohnes  anwesend  war,  geschweige  denn^  wie  die  Er- 
zählung bei  Arrian  vorausiusetxen  scheint,  noch  als  rüstiger  Manu  ; 
es  war  nicht  einmal  nöthig,  daas  er  überhaupt  noch  lebte.  Die  Ein- 
fuhriiDg  des  Gordios  war  um  so  überflüssiger  und  würde  am  so  uner- 
klärlicher sein,  wenn  es  wirklich  eine  phrygische  Sage  gegeben  hätte, 
welche  alles,  was  von  Gordios  erzählt  wird«  von  Midas  berichtete, 
diesen  zom  Gründer  der  nach  Gordios  benaunteu  Städte  machte  und 
statt  vom  gordischen  Knoten  von  dem  Knoten  am  Wagen  des  Midas 
enählte').  AUeio  es  sieht  dach  eher  aus,  als  ob  diese  Berichte  ent^ 
standen  wären,  nachdem  die  Midas-  und  die  Gordiossage  bereits  in 
der  Weise  wie  etwa  bei  Arrian  miteinander  verbunden  worden  waren. 
Wer  bloß  den  Bericht  des  Arrian  vor  sich  liat,  der  muss  sich  aller- 
dings versucht  fühlen,  den  gordischen  Knoten  als  solchen  zu  besei- 
tigen und  den  Midas  Städte  d:ih  tov  nctwQig  benennen  zu  lassen, 
das  letztere  um  so  mehr,  als  es  dafür  an  Analogien  aus  der  Diadochen- 
zeit  nicht  fohlte*). 

Eine  phr7gische  Sago,  wornach  Midas  der  erste  König  des 
Landes  war,  hat  et;  unzweifelhaft  gegeben.  Das  zeigen  auch  abge- 
sehen von  der  Stelle  des  Arrian  die  zahlreichen  phrygischen  Mjrthen, 
welche  sich  auf  ihn  beziehen.  Insbesondere  weist  auch  der  bekan?ite 
Bericht^),  dass  dem  Kinde  Midas  Ameisen  Weizenkörner  in  den  Mund 
getragen  hatten»  darauf  hin,  dass  diese  Sagen  auch  voa  Vorzeichen 
zu  berichten  wnssten,  welche  dem  Midas  selbst  zutheil  geworden 
waren.  Hier  mythische  und  historische  Elemente  zu  scheiden  und  die 
ren  reinlich  tu  sondern,  gehört  jedoch  nicht  zu  unserem  Thema ; 

)  aiehe  Ouieehmid  S  SaS  B,  3a5  A. 

^  Aneh  wm  Tietze«  Chiliad,  VI  v,  690  ff.    erzählt  geht  offenbar 

'ledlglicb  auf  eine  Vorcinfiichang  d^r  bereite   combinierten  Soge  zurück. 

£«  beißt  dort,  dit^  Fhryger  bit^n  ntnMtoi:  xn^tttnvn^  b«Bchlos«en  (acr- 

i^tviu    arri^t]xa^\    lor  jt^mtov  rf;-  i    MOitjam   ßettstXin,    Das  lei 

Middj  g'MVLML'O,  der  d^ct^firi*  tuy  r<  idy^rfi^y  ß6ai  la^täv  xa\  n^o* 

')  Aoltan.  V.  H«  Xlf«  45  Clc  de  div.  I.  §.  78,  II,  g.  66  und  da- 
IUI  Val  Uaz.  I,  G  est,  2,  X 


814  Die  Sage  von  Qordios.  Von  F.  Biihl. 

wir  müBsen  diese  ebenso  schöne  als  schwierige  Aufgabe  anderen 
nberlassen. 

Nor  Yor  einem  glauben  wir  warnen  zu  sollen.  Lassen  behauptet 
nämlich  im  Anschlass  an  seine  nicht»  weniger  als  sichere  Erklärang 
einer  phrygischen  Inschrift  in  der  Zeitschrift  der  deatschen  morgen- 
ländischen  Gesellschaft  X,  S.  373%  dass  Midas  «als  Ahnherr  der 
phrygischen  Könige  dem  phrygischen  Mondgotte  gleichgesetzt  wer* 
den  sei*  und  beruft  sich  dafür  auf  Hesychios  u.  d.  W.  Miöag  ^«>$*. 
Auf  S.  374  zieht  er  daraus  noch  weiter  gehende  Schlüsse.  Lassen 
scheint  nicht  ohne  Vorgänger  gewesen  zu  sein^  jedenfalls  hat  Gat- 
schmid  S.  335  A  auf  seine  Autorität  hin  angenommen,  dass  Midas  in 
jener  Inschrift  als  der  vergötterte  erste  König  erscheine.  Die  Basis 
von  Lassens  Erörterungen  ist  jedoch  falsch.  Der  Codex  des  Hesy- 
chios hat  als  Lemma:  /aidax)^eog  nnd  daraas  hat  Scaliger  Mldag 
&€6g  gemacht.  Allein  mit  Unrecht,  wie  der  ganze  Inhalt  des  Artikels 
zeigt.  Er  lautet  nämlich  nach  M.  Schmidts  unzweifelhaft  richtiger 
Herstellung:  Mlda  d-eog'  oi  vivo  Mida  ßaaikev^evreg  lüißowo 
aal  w^ivvov  tiJv  Mlda  deovy  rpf  Tiveg  (nrjreQa  avTOv  ixT€Ttfjifj6%^ai 
leyovatv.  Es  ist  hier  also  nicht  von  einem  vergötterten  Midas  die 
Rede^  geschweige  denn  von  einem  mit  dem  Mondgott  identificierien, 
sondern  von  der  von  Midas  verehrten  Göttin,  d.  h.  der  Kybele,  die 
nach  einer  Tradition  auch  für  seine  Mutter  ausgegeben  wurde. 

Von  allen  diesen  Überlieferungen,  welche  den  Midas  jedenfalls 
zu  einem  einheimischen  König  machen,  ist  indessen  jene  andere 
streng  zu  scheiden,  welche  an  Herodot  anknüpft  ond  den  Midas  aas 
Makedonien  in  Phrygien  einwandern  lässt.  Pur  diese  Sage,  —  wenn 
sie  das  wirklich  ist  —  war  Gordios  allerdings  völlig  unbrauchbar,  er 
konnte  höchstens  als  schattenhafter  Vater  des  Midas  verwendet 
werden ;  diese  Erzählung  kann  aber  auch  unmöglich  die  Entstehung 
des  Königthums  bei  den  Phrygern  darstellen  sollen.  Wenn  man  diese 
Sage  mit  den  historischen  Reliquien  von  Gordios  in  Verbindung 
bringen  wollte,  von  denen  Herodot  nichts  weiß,  so  musste  Gordios 
vollkommen  gestrichen  und  der  Wagen  musste  aus  einem  Bauernwagen 
in  einen  Königswagen  verwandelt  werden.  So  umgestaltet  finden  wir 
die  Midassage  in  der  That  bei  Marsyas  von  Philippi.  Es  ist  allerdings 
nicht  ganz  leicht,  die  verschiedenen  Schollen  zu  Euripides'  Hippolyt 
671  (1  p.  164  Dind.)  auseinander  zu  wirren,  allein  Carl  Muller  zu 
Mareyas  fr.  1  wird  doch  wohl  Recht  haben,  auf  Marsyas  auch  fol- 
gende Worte  zurückzuführen :  rdig  0qv^I  Xoyog  ido&fj  iiuivov  ßa* 
atkevaeiv  Trjg  l4aiagy  og  av  Tfig  drtrjvijg  kvaai  tov  öea^iov  öwr^ 
d^eirj,  TTJg  xofxiadar^g  Midctv  eig  (Dgvyiav''),  Auf  alle  Fälle  ist  hier 

*)  Vgl.  darüber  auch  Mordtmann  in  den  Sitzungsberichten  der 
Mtinchener  Akademie  1862,  I,  S.  21  f.  Bei  der  Mangelhaftigkeit  der  Co- 
pien,  in  welchen  uns  die  phrygischen  Inschriften  vorliegen,  wird  es  selbst 
für  einen  genauen  Kenner  der  verwandten  Sprachen  stets  sehr  misslich 
sein,  sich  an  ihre  Entzifferung  zu  wagen. 

^)  Es  ist  sehr  merkwürdig,  dass  sich  in  unserem  Schollon  die- 
selben beiden  abweichenden  Angaben  über  die  Lösung  des  Knotens  fla- 


Die  Sage  fon  QordicM,  Ton  F,  Rühl, 


815 


jcht  TOQ  dem  Wagen  die  Hede,  auf  dem  der  phrygische  Ackersmann 
fid&s  Baii  oder  stand,  als  er  zum  Könige  erwählt  wurde^  eondem 
von  dem,  welchen  der  Fremdling  Midas  einnahm,  als  er  nach  Phry- 
gien  kam.  Auf  die  Qaellö  ansoreg  Scholions^)  aber  oder  anf  dies 
ScholioQ  selbst  gehen,  wie  die  zum  Theil  wörtliche  Übereinstimmung 
zeigt«  die  NottzeD  des  Zenobios  IV,  46  uod  des  Suidas  ?.  xad-afifta 
Xv^iv  zarQck,  welche  GatsoUmid  S.  333  B  ebenfalls  2nr  Stütze  seiner 
Anaieht  herangezogen  hat. 

Wirbaben  uns  jetzt  nur  noch  mit  einer  möglichen  Einwendung 
abzufinden.  Es  ist  nirnhch  gesagt  würden*)»  ^daas  nicht  der  sterb- 
liche Gemahl  der  Göttin,  sondern  der  balbgöttliche  Sohn  der  erste 
Lande^könig  «lein  wird :  nicht  Anchises,  sondern  sein  mit  der  Göttin 
erzeugter  Sohn  Aeneas  ist  es,  dem  in  der  llias  die  einstige  Herrschaft 
über  alle  Troer  verheißen  wird^.  Das  klingt  allerdings  sehr  be- 
weiskräftig, allein  die  Analogie  hiokt.  Eine  jiolitiache  Anchisessage 
gibt  es  nicht,  Anchises  ist  eben  weiter  gar  nichts,  als  der  Vater  des 
Aeneas;  über  die  Dardaner  herrseben  Aeoeadon^  in  Phrygien  aber 
herrschen  Gordier.  Die  wirkliche  Analogie  zu  der  Sage  von  Gordios 
bilden  Tielmehr  im  Alterthum  Tarquinius  IMscus  und  TanaqniL  Aus 
dem  Mittolalier  aber  haben  Reineccius,  Historia  Julia  1,  S.  159  und 
Gntechmiii  S,  331  mit  vollem  Recht  die  Sage  von  Pfemysl  und  Li- 
bnda  hieher  gezogen  nnd  es  ist  nur  wunderbar,  dass  Gntschmid  nicht 
bemerkt  hat,  wie  gera*le  die  Libulasage  gegen  seine  Auflfassnng 
si»rtcbt.  Wenn  man  freilich  die  Darstellung  bei  Palacky,  Geschichte 
von  Böhmen  I,  S.  84  fT.  liost^  so  sollte  man  zanächst  glauben,  die 
böhmische  Soge  hüttt?  mit  der  unsrigen  gar  nichts  zn  schaffen.  Von 
der  Entstehung  des  Köuigthums  ist  da  gar  nicht  die  Rede,  indem 
Palacky  glaubt,  Krok  bereits  als  König  über  eijiem  Theil  von  Böhmen 
Zausen  zu  sollen  und  Pfemysl  ihm  kein  Batier,  sondern  ^^Herr  von 
Staditz"  ist*^).  Alleiu  einmal  sucht  er  in  der  Sage  doch  mehr  hi- 
iUMriache  Elemente,  als  billig  ^*),  dann  aber  wird  seine  Darstellung 
Dreh  die  Benutzung  von  Libuäin  Saud  schwer  beeinträchtigt,  welches 
edicht  er  allerdings  1836  sich  für  berechtigt  halten  konnte,  als  die 

deo^  wie  bei  Arrian  und  Plotarch.  Wie  Geier,  Aleiandri  M.  hi^toriaram 
flcriptori*s  leUte  juppares  p.  33  sn  der  Behauptung  kommt:  «aatis  con- 
atat,  uno  Ariätobulo  excento  rellquos  omnes  Älexandri  rerum  aoctoree 
nodam  illum  Qordinm  gladio  a  rege  dtAdsam  perhibere*  verstehe  ich 
ebeasoweüig,  ivie  den  Büud«9rbaren  Schltna,  den  er  daraus  tsehk 

•)  Wir  werden  doch  wohl  nicht  irren,  wenn  wir  Didyraos  als 
»eicht»  annehm«», 

*)  Gutachrnid  S,  335. 
_  >■)  Wtijjasz.  welcher  (Opera  ed.  Pnietdiiecki  X,  8,  68)  seinen  Grac- 

^    und   prinoops  nimmt,  nennt  doch   Prxemisl 
11)  hominem, 

**)  Mifcu  «H$h«»  uttiiieutlich  die  sonderbaren  Bfmerkunfren  Aber  den 
Ursprung  der  Konntnlsno  der  Trichter  Krok^  8  Hil\  Not^  Mr.  Hain  vgl. 
wan  Guteehtnid  im  Arcliiv  für   Kunde   *  Hrm 

XVII,  b.  3^2  geffen  SafaHk  i«agt,  Dietvi  ^r* 

ihüiuer  II,  S.  42Ü  ff.}  Nicht«,  da«  wctcntiico  vo»  rmutiiv  aüvvjLUf. 


816  Die  Sage  yon  Gordioe.  Von  F.  BüM. 

älteste  Quelle  zu  betrachten.  (}ehen  wir  dagegen  aaf  die  wirklich 
älteste  Quelle  zurück,  auf  £osmas  yon  Prag,  so  finden  wir  in  der  Thai 
eine  Erzählung,  welche  den  Ursprung  des  Königthums  berichten  will. 
Die  Böhmen  leben  zuerst  ganz  ohne  Gesetz  und  Becht,  dann  fangen 
sie  an,  sich  in  ihren  Streitigkeiten  an  hervorragende  Männer  zu  wen- 
den und  auch  Grocco  (oder  Croccus)  ist  nur  ein  besonders  heirorra- 
gender  unter  diesen  „Richtern^.  Als  die  Böhmen  nach  Groccos  Tode 
sich  den  ürtheilssprüchen  seiner  Tochter  Lubossa  nicht  mehr  fügen 
wollen  und  einen  König  y erlangen,  erklärt  diese,  sie  wolle  den  hei- 
i-aten,  welchen  die  Böhmen  zum  Xönig  (oder  Herzog)  wählen  wür- 
den und  lenkt  dann  die  Wahl  durch  etwas  unklare  Zauberkünste  auf 
den  Simpeln  Ackersmann  Premizl  ^').  Dieser  wird  aber  selbst  König, 
gerade  wie  Gordios  bei  Justin,  nicht  erst  sein  Sohn  ^^).  Lubossa  sagt 
selbst  Yon  ihm  (c.  5,  S.  36,  44):  ,,Viro  nomen  est  Premizl,  qui  super 
colla  et  capita  vestra  iura  excogitabit  plura^  und  nachher  heißt  es 
(c.  8,  S.  38,  16)  „Hie  vir. . .  hanc  efferam  gentem  legibus  frena?it 
et  indomitum  populum  imperio  domuit  et'  Servitut!  qua  nunc  premi* 
tur  subiugavit  atque  omnia  iura  quibus  haec  terra  utitur  et  regitnr 
soluscum  sola  Lubossa  dictavit".  Zu  den  auffallendsten  Ähnlichkeiten 
dieser  Sage  mit  der  von  Gordios  in  den  Einzelnheiten  kann  man  ein- 
mal die  Bezeichnung  der Libuda  als  Wahrsagerin^^) rechnen,  wodurch 
sie  unzweifelhaft  als  ein  ursprünglich  göttliches  Wesen  bezeichnet 
wird,  dann  aber  insbesondere  den  Umstand,  dassPfemysl  seine  Bast- 
schuhe nach  Wyssegrad  weiht,  wie  Gordios  seinen  Wagen  nach  Gor- 
dion^^).  Man  könnte  fragen,  wie  weit  etwa  gelehrte  Tradition  den 
Cosmas  bei  der  Gestaltung  der  Sage  geleitet  habe.  Allein  hinsicht- 
lich der  Erzählung  selbst  wird  man  nichts  derartiges  entdecken.  Es 
ist  freilich  nicht  unmöglich,  dass  die  biblischen  Berichte  von  der 
Bichterzeit  und  von  der  Erhebung  Sauls  ihm  bei  der  Ausmalung  im 
Einzelnen  vorgeschwebt  haben,  aber  sachlich  tritt  ein  derartiger  Ein- 
fiuss  nicht  hervor.  Ebensowenig  ist  die  Schilderung  der  böhmischen 
Urzustände  dem  Boethius  nachgeahmt  ^^) ;  die  Art  und  Weise,  wie 
Kosmas  von  dessen  Worten  abweicht,  zeigt  vielmehr,  dass  er  für 
diesen  lediglich  ein  formelles  Vorbild  war.  Dasselbe  lässt  sich  mit 
Bestimmtheit  von  Justinus  behaupten.  Ich  glaube  nämlich  in  der 
That  bei  Kosmas  eine  Anzahl  von  Anklängen  an  diesen  Schriftsteller 
zu  finden  und  das  macht  es  mir  zweifelhaft,  ob  die  einzige  Stelle,  wo 
sich  die  Entlehnung  auf  den  ersten  Blick  verräth  (I,  4  S.  34,  10), 


'^)  Cosmas  Pragensis  I,  c.  3  ff.  Monumenta  Germaniae  SS.  IX, 
S.  34  ff 

*')  Die  Worte  huius  proles  ppstea  hac  in  omni  terra  in  aetemam 
regnabit  et  ultra  I  c.  5,  S.  37,  1  besagen  natürlich  bloß,  dass  die  Nach- 
kommen des  Premizl  über  gauz  Böhmen  herrschen  sollen. 

'*)  Cosmas  I,  4  S.  35,  10. 

«)  Cosmas  I,  7,  S.  37,  36. 

'*}  Das  behaupten  äafafik  und  Palackv,  Die  ältesten  Denkmäler 
der  böhmischen  Sprache  S.  181.  Peiper  gedenkt  in  seiner  Vorrede  zu  der 
Consolatio  des  Kosmas  auffallenderweise  gar  nicht. 


Zur  Batrachomjomacbia.  Von  iL  Ludwieh 


817 


TOD  Köpke  mit  Recht  auf  Begino  zum  Jahre  8b9  zurückge führt  wor- 
den ist*^).  Immerhin  beweist  die  Art,  wie  Kosmas  diese  Stelle  ab- 
weichend YOD  Eegino  umgewandelt  hat,  dass  er  auch  hier  nur  Worte, 
nicht  Sachen  entlehnte.  Jedenfalls  aber  hat  KosmaB  keine  DarsteU 
lung  der  Gordiossage  ausgebeutet  Er  hätte  mancherlei  ZQge  daraus 
entnehmen,  namentlich  auch  das  AoCinden  des  Pfomysl  viel  rouiau- 
tischer  nnd  effectToIler  TorfUhren  können,  da^  er  jetzt  geradezu  pro- 
saisch erzählt  Die  Bastschuhe  femer  befanden  sich  zu  seiner  Zeit 
ohne  Frage  schon  längst  in  Wyssegrad  und  das  setzt  voraus,  dass 
die  Sage  auch  in  den  Einzelnbeiten  bereits  fertig  ausgebildet  war. 
Wir  werden  demnach  bei  Kosmas  die  alte  böhmische  Nationaleage 
Tor  uns  baben^  nur  so  weit  verändert,  als  die  Annahme  des  christ- 
lichen Glaubens  durch  die  Böhmen  unbedingt  erforderlich  machte, 
hie  und  da  freilich  auch  von  Kosmas  rationaUstisch  umgestaltet  ^^). 
Versuchen  wir  zum  Schlubs  die  Bedeutung  der  beiden  Sagen 
von  Gordios  und  Midas  festzustellen,  so  werden  wir  kaum  irre  gehen, 
wenn  wir  ein  ähnliches  Verhältnis  voraussetzen,  wie  zwischen  Eo- 
mnlus  und  Numa.  Während  die  Sage  von  Gordios  die  Entstehung 
der  bürgerlichen  Ordnung  und  des  KGnigthums  wiederspiegelt  und 
das  Hervorgehen  des  Letzteren  aus  dem  Bauernstände  symbolisieren 
soll,  stellt  die  von  Midas  die  Einfuhrung  des  Kybeledienstes  dar. 
Damit  aber  werden  wir  uns  vorläufig  begnügen  müssen ;  weitere  Uy* 
pothesen,  wie  sie  z.  B*  Mordtmana  a.  a.  0.  8.  33  und  Gosche  in 
den  Verhandlungen  der  Meissener  Philologenversammlung  S.  98 
fichOchtern  aufstellten,  werden  wir  bei  dem  jetzigen  Stande  unserer 
Kenntnisse  besser  thnn,  zu  unterdrücken. 


■')  Die  Gründe,  welche  Palacky,  WärdigUDg  der  alten  bdbrai^chen 
GeschicbtAchrelber  S.  32  fQr  die  Selbätäudigkeit  des  Kosma«  vorgebmcht 
hat  beweiaen  freilich  gar  nichts. 

'*>  Man  wird  es  z.  B.  mindestens  als  m5glich  zageben  tnQsseo, 
InabeBondere  wenn  man  die  verwandten  Sagen  vergleicht  (siehe  Gtit- 
f^bmtd  im  Archiv  usw.  8.  823  t),  daaa  ursprünglich  auch  b«^i  den  Böh- 
men von  einem  Pferdeorakel  erzählt  wurde.  Koioias  weiG  jedoch  davon 
iik'hu.  Bei  ihm  sollen  die  an  Piemysl  ahgesandtt^n  Bot«n  dem  Pferde 
folgen  „qaia  ab  illo  non  aemel  illa  via  est  trita*^;  er  kennt 
h  ein  Gerede,  das  der  Sache  eine  für  Libuia  nicht  sehr  schmei - 
tihelhatte  Auslegung  gibt  (Cosmas  I,  6,  8.  37,  3  ff.) 


Königsberg. 


Franz  BühL 


Zur  Batracbomyamaohia. 

Meine  in  dieser  Zeitschrift  (1881  S.  170)  begonnenen  Be* 
merkungen  zur  Batrachomyoroacbiafortzubetzon  veriuitasst  mich  eine 
inzwischen  von  mir  gemachte  Beobachtung,  die  in  das  Labyrinth 
heilloser  Verderbnisse  und  sinnverwirrender  Tarianten,  welche  be- 
kanntlich *'  ^ 'hilderang  des  Kampfes  zwischen  den  Fröschen  und 
M&nsen  i,  einige  Klarheit  hineinzubringen  und  der  achurmn» 

kenden  &ntik,  welche  sich  bisher  an  dieser  misslichen  Partie  ver- 


818  Zar  Batrachomjomachia.  Von  A.  LudwU^ 

sacht  hat,  einen  hestimmten  Weg  vorznzeichnen  wohl  geeig^net  er- 
scheint. 

Die  älteste  Handschrift  des  Gedichts,  cod.  Laurentianus  XXXII 
3  (=  L),  stellt  den  Verlauf  jenes  Kampfes,  kurz  skizziert,  folgender- 
maßen dar: 

I  ^Yxpißoag  tödtet  den  ABixrjvtaQ  (Vs.  202  ff.  Baum.) 
n  Tq^ryXodivr^  tödtet  dennrjXelcüv  (206  ff.) 
m  SevzXalog  tödtet  den  ^EfißaalxwQog  (209) 
IV  \4QTO(fayog  tödtet  den  iloAvqpwj/og  (210  f.) 
V  Aiiivoxaqig  tödtet  den  TQCüyXodvzrjg  (212  f.) 

VI  Kampf  des  Aeixtjvuiq  und  KQafißoßaxog  (216  ff.) 

VII  Aifivtjaiog  tödtet  den  Tvgoylvqiog  (228) 

VIII  nT€QVoyXvq)og    schlägt    den    KaXafiivd^fjg     in     die 
Flucht  (224  f.) 
IX  'YÖQoxoQig  tödtet  den  RrBQvocfiyog  (227  ff.) 
X  Aeixoniva^  tödtet  den  BoQßoQoxolrrjg  (230  f.) 
XI  ngaaaoq)ayog  tödtet  den  NbtcqO'  (232  f.) 
Xn  WixaQTta^  tödtet  den  JlrjXovaiog  (234  ff.) 
Xni  nrjXoßdrrjg  trifft  den  WixaQjrai  (237  f.) 
XIV  WixaQTtai  verwundet  den  IltiXoßaTrjg  (239  ff.) 
XV  KQavyaaidrjg  tödtet  den  WixccQTrai  (243  ff.) 

2iTO(payog  flieht  (247  ff.) 
XVI  TQwSaQTrjg  verwundet  den  0tGiyvad'og  (250) 
XVn  Die  agiGTeia des  Meqidaqna^  (260  ff.)  schließt  den  Kampf. 

Aus  dieser  Übersicht  (die  Namen  der  Frösche  sind  gesperrt  ge- 
druckt) wird  man  auf  den  ersten  Blick  den  Plan  der  Kampfesschil- 
dernng  ersehen :  der  Autor  derselben  hat  die  einzelnen  Scenen  so 
aneinander  gereiht,  dass  immer  abwechselnd  ein  Frosch  Aber  eine 
Maus  und  dann  umgekehrt  eine  Maus  über  einen  Frosch  triumphiert. 
Dieser  Plan  tritt  so  klar  zu  Tage,  dass  er  trotz  aller  Verunstaltungen, 
welche  die  Schilderung  im  Laufe  der  Zeit  erfahren  hat,  noch  deut- 
lich genug  erkannt  werden  kann ;  und  da  ihn  uns,  wie  bemerkt,  die 
älteste  Handschrift  des  Gedichts  bewahrt  hat  (deren  Wert  über- 
haupt noch  immer  nicht  genug  geschätzt  ist),  so  liegt  es  nahe,  ihn 
auch  für  ursprünglich  zu  halten. 

Durch  die  offenbaren  Verderbnisse,  welche  nicht  bloß  die  ge- 
sammte  Kampfesschilderung,  sondern  auch  die  oben  aufgestellte 
Liste  der  Combattanten  arg  genug  entstellen,  lasse  ich  mich  in  mei- 
nem Ei-gebnisse  nicht  beirren ;  denn  die  überwiegende  Mehrzahl  der 
Namen  ist  unzweifelhaft  heil,  desgleichen  die  Aufeinanderfolge  der 
meisten  Scenen.  Verdorben  muss  der  Name  Aeixtivcnq  sein,  ent- 
weder Vs.  202  oder  Vs.  216:  ersteres  scheint  wahrscheinlicher 
wegen  des  Hiatus  AeixrivoQa  omaae.  Ferner  KQaßßoßaxos  218, 
wofür  in  anderen  Hss.  Kqafjißocpayog  steht,  was  möglichenfalls  auch 
nicht  richtig  ist;  die  ganze  dunkle  Stelle  wartet  noch  der  Aufklärung. 
Für  KaXaiiivd^r^  224  empfiehlt  sich  doch  wohl  die  anderweitig  über- 
lieferte Form  KaXa/Mv&iog.    Dass  in  vexQov  iowa  232  sich  der 


Zur  Batrachomjomachia.  Von  A.  iMdwieh.  819 

Name  einer  Maus  verbirgt)  bedarf  meiner  Ansicht  nach  keines  Be- 
weises; in  S  fand  ich  KviacodKonTtp^f  und  diese  Conjectar  hat  sich 
seit  der  ed.  Florentina  a.  1488,  wo  siezuerstauftauchte,  in  mehreren 
Ausgaben  behauptet.  Sie  ist,  wenn  auch  weitab  liegend,  jedenfalls 
nicht  ungeschickt  und  immer  noch  weit  besser  als  die  Fflrsprache, 
die  der  thörichten  Überlieferung  zutheil  geworden  ist.  Soviel  ich  sehe, 
bedarf  unter  allen  umständen  außerdem  noch  der  Name  des  VixaQfta^ 
234  einer  Änderung ;  die  Handschrift  F,  die  L  nahe  steht,  bietet  hier 
von  erster  Hand  XtixaQTta^^  was  mioh  auf  Avxva((7t€^  fahrt  (vgl. 
Vs.  180). 

Auf  die  sonstigen  Schwierigkeiten,  die  sich  hier  in  Massen  auf- 
drängen, gehe  ich  einstweiLan  nicht  ein ;  nur  will  ich  bemerken,  dass 
auch  in  L  mehrere  Verse  gewiss  nicht  an  richtiger  Stelle  stehen, 
namentlich,  wie  mir  scheint,  in  Scene  VI,  die  jetzt  völlig  unver- 
standlich ist,  und  XV  (die  Flucht  des  ]SL%oq>iyoq). 

Wohl  aber  dürfte  es  am  Platze  sein,  auf  einige  Verse  im  Texte 
Baumeisters  hinzuweisen,  welche  durch  die  aufgefundene  Disposition 
des  Schlachtplanes  entschieden  hinfällig  werden,  zumal  sie  aus  Hand- 
schriften geflossen  sind,  die  weder  an  Alter  noch  an  Wert  dem  cod. 
L  nahe  kommen.    Nach  Scene  VIII  folgt  bei  Baumeister : 

226  (DiXTQalov  J*  üq*  enaqiVBv  afiiiiwv  ^fißaaixwQog. 
Also  eine  Maus  t5dtet  einen  Frosch,  während  wir  nach  der 
obigen  Disposition  das  Gegentheil  erwarten  müssen.  In  ähnlicher 
Weise  stören  Vs.  214  f.  hinter  Scene  V  den  Zusammenhang.  Scene 
X  fügt  sich  in  der  älteren  Fassung  sehr  wohl  in  den  vorgeschriebenen 
Plan,  in  der  jüngeren  nicht,  weil  hier  die  Sache  gerade  umgekehrt 
ist  {A^xonivana  d'  e7i£q)V€v  dfiifKüv  BoQßoQOxoivrjg  230).  End- 
lich die  Verse  251 — 259,  die  in  L  fehlen,  enthalten  so  viel  An- 
stößiges, dass  um  ihretwillen  niemand  für  die  jüngere  Überlieferung 
eine  Lanze  einlegen  wird. 

Königsberg  Arthur  Lndwich. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


C.  Julii  Caesaris  commentarii  de  hello  gallioo.  Für  den  Schul- 

gebranch  erklärt  ?on  Dr.  H.  Walt  her,  Gymnasialoberlehrer  za 
rrüneberg  in  Schlesien.  1.  Heft;  lib.  I  und  II  nebst  einer  Einleitung 
nnd  drei  Karten.  Paderborn  1881  (auf  dem  Umschlage  steht  1882^ 
Drack  und  Verlag  Yon  Ferdinand  Schöningh ;  IV  und  99  SS.  in  Octav. 

Die  Yorliegende  Schulausgabe  erhebt  nach  dem  Vorworte  nicht 
den  Anspruch,  neue  Resultate  und  Forschungen  über  Cäsars  Sprache 
und  geschichtliche  Darstellung  beizubringen ,  sondern  soll  nur  die 
goldene  Mittelstraße  einhalten  zwischen  der  Eraner-Dittenberger^schen 
Ausgabe,  die  bekanntlich  das  Moment  der  sprachlichen  Erklärung  in 
den  Vordergrund  stellt ,  und  der  Bheinhard*schen  Edition ,  die  fast 
nur  realphilologische  Anmerkungen  bietet  und  die  grammatische  Er- 
klärung dem  subjectiven  Ermessen  des  Lehrers  überlässt.  Bezüglich 
des  Textes  ist  die  Nipperdey*scbe  ßecension  von  1847  zugrunde  ge- 
legt, die  bereits  als  veraltet  gelten  kann.  Daher  wurden  vom  Herans- 
geber in  zweiter  Linie  auch  die  kritischen  Ausgaben  von  Fr i gell, 
Dübner  und  Dinter  berücksichtigt.  Die  Einleitung  behandelt  auf 
14  Seiten  in  vier  Abschnitten  1.  das  Leben  Cäsars  bis  zu  seinem 
Proconsulat  in  Gallien  S.  1—6,  2.  die  Gallier  und  ihre  Unterwerfung 
S.  6 — 11,  3.  die  Commentare  Cäsars  (über  den  gallischen  Krieg) 
S.  11 — 14  und  4.  Aulus  Hirtius,  den  Fortsetzer  Cäsars  S.  14.  Be- 
züglich der  Einleitung  habe  ich  sachlich  und  stilistisch  Folgendes 
zu  bemerken.  S.  2  derselben  wird  gesagt,  dass  Cäsar  an  den  Unruhen 
des  Lepidus  i.  J.  78  sich  trotz  der  Aufforderung  seines 
Schwiegervaters  Cinna  nicht  betheiligte.  Allein  derselbe  war 
schon  mehrere  Jahre  vorher  bei  einer  Meuterei  in  Ancona  erschlagen 
worden.  Es  scheint  eine  Verwechslung  mit  dem  jüngeren  Cinna,  dem 
Schwager  Cäsars,  vorzuliegen.  Derselbe  gehörte  nämlich  zur  Partei 
des  Lepidus.  —  Einige  Zeilen  später  wird  Molo  ein  „Bhetoriker" 
statt  Bhetor  genannt.  —  S»  5  begegnet  der  stilistische  Verstoß 
„das  Volk  wünschte,  dass  Cäsar  die  Gallier  niederwerfen  würde "", 
femer  S.  7  die  Phrase  Widerstand  halten.  —  ibid.  ist  der  Satz 
von  dem  Gebaren  der  Allobroger  in  Rom   i.  J.  63  wegen  seiner 


H,  Wolihef^  0.  JgIu  Caesarii  comm.  etc.,  aiig  you  Ig.  Prammer.    821 

[Köne  im  iwoiUn  Theile  nar  fQr  den  Yorständlich»  der  von  der  Sache 
ohnebin  eines  Naheren  ujiterrichtet  ist.  Die  SchQler  werden  damit 
sicherlich  nichts  anzufangen  wissen.  —  Ingleicben  bedarf  der  Satz 
S.  9,  Z«  21  und  22  v.  o.  einer  passenden  Erweiterung  und  Um- 

I  Stellung,  —  S.  10  wird  von  den  Äduern  gesagt,  dass  sie  bis  auf  einen 
Fall  lib.  VII,  89  im  Kriege  gegen  VerciDgetorii  zur  Sache  der  Römer 
hielten.  An  der  citierten  Stelle  ist  jedoch  der  Krieg  bereits  zu  Ende. 
Es  sind  daher  andere  Stellen  anzuführen  oder  der  Satz  mass  mit 

I  ßtreichung  des  Citates  allgemeiner  gefasst  werden,  etwa  so:  „der 
Staat  der  Äduer,  welcher  bis  auf  den  Abfall  im  Kriege  gegen  Ver- 
cingetorix  zur  Sa^he  der  Römer  hielt.'*  —  ibid.  Z.  2  \,  u,  findet  sich 
der  unangenehme  Pleouabrnns  ^den  Gefangenen  von  IxeUodnnum^ 
welche  sich  nach  hartnackigem  Widerstände  hatten  ergeben  müsaen.^ 
£a  war  zu  schreiben :  den  Vertheidigern  von  Uxeltodunum  usw, 
'—  Unlogisch  scheint  mir  S.  11  die  Wendung  zu  sein  ^um  sich  die 
Gunst  des  Volkes,  wenn  auch  nicht  wiederzugewinnen,  so  doch  zn 
erhalten.^  Außerdem  durften  noch  manche  andere  stilistische  Un- 
ebenheiten in  der  nächsten  Auflage  zu  beseitigen  sein, 

im  Commentare  wird  der  Inhalt  darch  kurze  Überschriften  mit 

j  gr0i0erem  Drucke  zweckmilßig  hervorgehoben ,  wie  man  dies  von  den 

fScböningh'schen  Schulausgaben  gewohnt  ist.  Ebenso  praktisch  wird 
die  indirecte  Rede  mit  cursiver  Schrift  fnr  das  Auge  kenntlich  ge- 
macht. BezDglich  des  abgedruckten  Textes  und  des  im  Commentare 
zur  sachlichen  und  sprachlichen  Erklärung  Gesagten  finde  ich  Anlass 
zu  folgenden  Bemerkungen,  und  zwar  im  ersten  Buche:  cap.  3,  2 
sieht  W.  in  der  Wiederholung  von  ad  eas  res  canficiendas  ^eia 
Beispiel  von  der  einfachen  und  ungekünstelten  Schreibweise  Casars." 
Mit  mehr  Recht  werden  diese  Worte  von  Döbner  in  §.  3  sammt 
deligitur^  is  gestrichen.  Neuestens  gibt  sich  K  raff  ort  die  unnütze 
Mühe,  sie  daselbst  durch  Änderung  in  ad  mm  rem  conficiendam  tu 
halten,  wobei  ihm  merkwürdigerweise  Dinier  beistimmt  — ibid. 
g.  7  kann  die  Note  zu  totius  Galliac  patiri  ^die  einzige  Stelle  im 
bellum  Gallicum,  wo  C.  potiri  mit  dem  Genetiv  verbindet"  leicht 
dabin  verstanden  werden,  dass  ^s  so  noch  im  bellum  civile  vorkomme, 
Diea  ist  aber  bekanntlich  uiclit  der  Fall.  Vgl.  Etchert  S.  182.  Es 
ist  daher  einfach  der  Zusatz  ^im  bellum  Gallicum^  zu  streichen.  Ich 
kann  hier  nicht  unerwähnt  lassen,  daas  in  dem  Schul wörterbuche  von 
£b eling-D rager  S.  81  potior  mit  dem  Gen.  gar  nicht  angeführt 
ist,  —  cap.  6,  4  sowie  c^p.  28,  8  und  cap.  29,  2  ist  die  frühere 
Bohreibung  Laiobritfi  beibehalten  worden.  Schlimm  ist  dabei  nnr^ 
dasB  die  Schüler  in  den  Specialw6rterbücheru  wohl  Latcmd^  aber 
nicht  die  als  abgeUian  betrachtete  Form  Latobri^i  finden.  —  ibid. 
wird  in  dar  Ngta  der  Umfang  von  Noricum  nicht  allzu  geoau  an- 
gegeben. —  cap.  6,  2  ist  es  unrichtig,  dasä  die  Allobroger  sich 
immer  wieder  empörten.  Wohl  aber  war  nach  Mommsen  der 
CantOQ  der  AJIobrogor  durch  die  Erpressungen  der  Römer  in  be- 
eti&diger  G&hrung.  —  cap.  9,  2  finde  ich  die  Übersetzung  von  iua 
spomie  ^mit  eigenen  Mitteln*'   nicht  angemessen.  —  Ingleichcu 


8fiE    H.  Wakther^  C  Julii  Caesaris  comm.  etc.,  ang.  von  Ig,  Prammer. 

werden  cap.  10,  3  die  Schfiler  den  Ausdruck  im  yerbundenen 
Heere  schwerlich  yerstehen.  —  ibid.  §.  5  ist  zu  Segymavoa  be- 
mertcty  dass  ihre  Hauptstadt  Lugdunum  war.  Es  fehlt  hier  der  noth« 
wendige  Zosatt  sp&ter.  «-^  cap.  11  ^  4  ist,  um  das  überlieferte 
Aedui  zu  retten,  geschrieben  eodem  tempore  atque  Äedui  Amharri, 
wo  atque  eingeschoben  ist.  Ich  halte  es  für  einfacher,  mit  dem 
Yindob.  1  Aedui  zu  sti'eichen. «—  cap.  14,  1  ist  die  zu  eo  sibi  min^M 
dubitoHonis  dari  gegebene  Paraphrase  stilistisch  umzugestalten.  — 
cap..l6,  1  schreibe  in  der  Note  zu  frumentum  F eld e  statt  Halme. 

—  cap.  17,  6  behält  W.  die  handschriftliche  Leseart  necessariam 
remy  die  bekanntlich  vielfachen  Anstoß  erregt  hat,  bei  und  gibt  dazu 
auch  keine  erklärende  Note.  Ein  solches  Verfahren  ist  nur  allzusehr 
geeignet,  Schüler  und  Lehrer  in  Verlegenheit  zu  setzen.  —  cap.  19, 
1  wird  vnscienHbus  ipsis  missverstanden.  Denn  nicht  „Cäsar  und  die 
römischen  Bürger^  sind  unter  ipsis  zu  verstehen,  sondern  Oäsar  und 
die  Mitbürger  des  Dumnorix,  die  Äduer.  W.  scheint  die  kurze  Er- 
klärung bei  Dittenberger-Kraner  Caesare  et  civüms  unrichtig  auf- 
gefasst  zu  haben.  —  Die  schwierige  Stelle  cap.  24,  2  ist  nach 
Dinter  gestaltet.  Nur  wurden  die  Klammern  weggelassen.  Damit  ist 
der  längere  Passus  leidlich  lesbar  gemacht.  —  ibid.  §.  3  ist  in  der 
Note  zu  sardnae  gesagt,  dass  das  Gepäck,  welches  der  Soldat  auf 
dem  Marsche  trug,  außer  denWaffen  aus  Schanzpfählen  usw. 
bestand.  Es  werden  also  die  Waffen  mit  zum  Qepäck  gerechnet.  — 
ibid.  g.  4  vergisst  W.  in  der  Note  zu  impedimenta  y  dass  nicht  vom 
Trosse  des  römischen ,  sondern  des  helvetischen  Heeres  daselbst  die 
Bede  ist.  Die  Anm.  gehört  zu  II,  17,2.  —  cap.  25 ,  5  ist  mit  den 
Handschriften  geschrieben  quod  mons  suberat  circiter  mille  pas- 
suum.  Dagegen  hat  Dinter  vor  allem  eingewendet,  dass  subesse 
nicht  wie  abesse  mit  dem  Acc.  der  Entfernung  vorkonune.  Will  man 
nun  nicht  spo^'o  nach  passuum  einschieben,  so  wird  wohl  nichts 
anderes  übrig  bleiben,  als  äberat  statt  suberat  zu  schreiben.  Wegen 
des  vorausgehenden  mons  konnte  aus  aberat  leicht  suberat  gemacht 
werden.  Weiters  ergibt  sich  aus  dem  Zusammenhange  zu  mille  pas^ 
suum  unschwer  der  Begriff  nur,  der  im  Latein  so  häufig  unterdrückt 
wird,  um  Kürze  zu  erzielen.  —  cap.  26,  5  wird  nullampartem  noctis 
erklärt  „keinen  Theil  sowohl  der  Nacht,  die  dem  Schlachttage  folgte, 
als  auch  der  folgenden  drei  Nächte.^  Hier  muss  zunächst  die  Stili- 
sierung geändert  werden.  Ferner  kann  wegen  eäque  tota  nocte  nur 
die  Nacht  nach  der  Schlacht  gemeint  sein,  und  auf  diese  folgten  bis 
zum  Aufbruche  Cäsars  nur  zwei  (nicht  drei)  Nächte.  W.  hat  die 
quarto  missverstanden.  Ich  halte  übrigens  die  Worte  nullam  partem 
noctis  itinere  intermisso  mit  Dübner  für  eine  Glosse  zu  continenter. 

—  cap.  28,  1  schreibe  i.  d.  N.  zu  qitorum  Relativsatzes  statt 
Ablativsatzes. —  cap.  ä9,  2  behält  W.  die  höchst  missliche 
Leseart  quarum  omnium  rerum,  bezieht  aber  rerum  nicht  auf  die 
vorausgehenden  Personen  (Waffenfähige,  Kinder,  Greise  und  Weiber), 
sondern  auf  das  entferntere  tabtUarum.  Auch  diese  Erklärung  kann 
flicht  befriedigen.  Paul  ändert  wenig  wahrscheinlich  rerum  in 


A  Walther^  C*  JuUi  C»e»aris  oomm,  eta,  ang.  von  /j^.  Frommer.    6^8 

ra^#V>ivt<fM ,   K raffe rt   kiDwiederum    streicht  rerum  und  versteht 

iabularum  tv\  quarum  omnktm.  Da  auch  diose  neuestön  Versuche 

nicht  geoügen,  raOchte  ich  für  eine  Schtilausgabe*  die  vor  allem 

eiöeii  lesbaren  Text  bieten  tmd  Scbölern  imd  Lebrom  keinen  phüo- 

logischen  Flugsand  in  die  Augen  streuen  soll  (wie  es  bei  den  vor- 

liegeoden  Erklärungsversuchen  von  rerum  leider   geschieht),   mit 

aichung  von  rerum  vorschlagen,  quorum  ömnium  in  den  Text  %{i 

Noch  angemessener  wäre  es  freilich»  die  di'ei  Worte  quantm 

^ümntufn  rf^rum  als  unecht  einzuklammern.  Man  vermis^t  dieselben 

gtir  nicht.  Sie  können  7.udem  leicht  aus  dem  Anfange  des  folgenden 

I  Satzes  summa  omniunt  entstanden  sein*  ~  cap.  30 «  2  müht  sich 

W.  wie  Kraner- Dittenberger  redlich  ab,  populi  liomani  nach  iniuriis 

'  als  objectivcn  Qenetiv  den  Lesern  mundgerecht  zu  machen^  Sollte  es 

nicht  vielmehr  eine  Glosse  sein,  die  aus  dem  popuU  Bomani  der 

I  folgenden  Zeile  entstanden  ist?  Mit  dieser  Annabme  wurde  die  ^etwas 

härtere,  durch  das  Rtreben  nach  Kürae  veranlagt»  Redeweise"»  wie 

iich  dii3  Weidmännische  Ausgabe  diplomatisch  ^msdrOckt,  an  unserer 

rschwinden,  —  cap.  31,   12  ist  mit  Düboer  und  Hinter  ad 

rigam  g(%^en  die  HandschrifioD  anfgenommen.  Zugleich  hat 

\m  der  Heraui^gober  i.  d.  N.  unterlassen ,  die  Quantität  des  i  anzu*- 

•^^i^  cap.  33,  4  findet  sich  i*  d.  N.  die  unrichtige  Quantit&ts» 

kttng  TmtönL  —  cap.  34 1   1  citiert  W.  f^x  placm'c  mit  acc. 

^Mnf.T».  c»  III,  10,  9.  Allein  dort  hangt  sc  triduo  proxtmo  exer- 

I  titum  dimissurum  nicht  von  placere  oporterc,  Hondorn  unzweifelhaft 

I  von  iuraf4i»$€i  ab.  —  ibid.  ist  es  sicherlich  bedenklich,  wie  es  W, 

I  ihutp  utriusque  nach  dem  «Sprachgebranche  der  Dichter  mit  medium 

2tt  verbinden,  ßi?  wird  nichts  anderes  übrig  bleiben,  als  den  Genetiv 

|v(vn  dem  unmittelbar  folgenden  colloquio  abhängig  zu  machen,  oder 

Mtin  mit  Kraffert  zu  »treichen,  da  in  der  nächsten  Zeile  dasselbe 

Jium  bedarf  keiner  weiteren  Bestimmung. 

fidene  Erklärung  bei  Kraner-Ditten- 

i4jerg**r,  wi»  in   V€ir>ch<imt^*r  Wrise   utriusquc  als  Genetiv  der  An- 

,  geborigkeit  gefasst  wird.    Solchen  Interpretationen    ziehe    ich  die 

'Siroichung  des  fatalen  Wortlos  nnbedingt  vor.  —  Gleich  darauf  findet 

{.*ich  der  schlimme  Druckfehler  im,<;<j/i  statt  iußuli.  —  BexügUch  der 

iBueven  »oll  cap.  37,  3  Tac,  tierm.  3»  (statt  28)  citiert  ond  discreti 

1  Statt  de»  on  secreto  goschriebeu  »ein.  —  ibid.  ist  von  den» 

IbfT!  Hl!  lel,  da«^  sie  j&hrlich  nof  jedem  Gau  lOWOO  (statt 

i  n,  — *  cap.  38,  1  begegnet  i.  d,  N.  die 

Hesan<,*on.  —  cap.  39,  6  steht  im  Toite 

rrichUg  Qnßu^iUis  tUncns,  in  der  Annu  hingegen  a-  itintrum.  — 

|-cup.  40,  15  ist  jnraHcrra  in  den  Nebensat?,  gezogen.  Es  steht  tu* 

f>:leieh  proUptisch  mit  Beziehung  auf  das  folgende  cum  sola  decima 

Ikffionc.    Außerdem  erh&lt  quodai  ....  scquatur  durch  das  nach- 

^If^ICiÄTid^*  inmrn  dio  Hedeutung  eines  riinc©Bsivöati.«^?s,    Alli  diose  Be- 

n  für  eine  St'  ■  o  nicht 

T  —cap.  42,  b  erkt,  da>  ■ 

giUliscben  Ueitor,  deren  circa  40üü  waren,  sieht  auaretchien,  um  die 


^824    JET.  WaUher,  C.  Jalii  Caesaris  oomm.  etc.,  ang.  yon  Ig.  Frommer. 

rielgeliebte  10.  Legion  beritten  zn  machen.  Walther  hat  hier  ver- 
gessen,  was  er  selbst  zu  cap.  7,  2  gerade  mit  Bezag  auf  die  10.  Legion 
beinerkt:  «Die  Kopfzahl  der  Legion  schwankte  damals  zwischen 
3600 — 5000  Mann/  Es  ist  daher  die  ganze  obige  Note  zu  streichen. 

—  ibid.  ist  im  Texte  inponerey  sonst  jedoch  impeditnetUa ,  hn" 
pugnare  nsw.  geschrieben.  Dieselbe  Inconseqaenz  begegnet  cap.  43, 
3  conloquiumj  wo  colloqueretUur  nnd  eolloquium  yorhergeht.  Nicht 
wenige  solcher  Inconsequenzen  finden  sich  freilich  auch  bei  Dinter. 

—  cap.  43 ,  4  steht  im  Texte  nach  der  Überlieferang  amplisaime^ 
in  der  Note  jedoch  amplisBima ,  wie  man  wegen  munera  erwarten 
möchte.  —  cap.  46 ,  3  begreife  ich  nicht ,  warum  W.  zu  per  fidem 
....  circumventos  nicht  das  ganz  gleiche  i?ulnera  per  fidem  im- 

posita  YIII,  48,  3  citiert  hat.  Obrigens  bleibt  zu  erwäjgen,  ob  nicht 
an  beiden  Stellen  die  ebenso  leise  als  scharfsinnige  Änderung  von 
Pluygers  (wenigstens  wird  sie  diesem  von  Gebet  zugeschrieben) 
perfide  vor  der  handschriftlichen  Leseart  per  fidem  den  Vorzug  ver- 
dient. —  cap.  47  f  1  kann  das  von  W.  aufgenommene  e  stUs  legaihs 
aliquem  schon  wegen  des  in  §.  3  folgenden  legatum  e  suis,  das  eine 
offenbare  Verweisung  auf  das  Vorhergehende  ist,  nicht  richtig  sein. 
Es  ist  an  der  ersteren  Stelle  wohl  auch  legatum  zu  schreiben.  — 
Dagegen  ist  die  kurz  vorher  zu  biduo  post  gegebene  Bemerkung  als 
zutreffend  zu  bezeichnen  und  deren  Aufnahme  auch  für  die  nächste 
Auflage  der  Eraner-Dittenberger*schen  Ausgabe  zu  empfehlen.  Es 
konnte  nur  noch  hinzugefügt  werden,  dass  biduo  post  geradezu 
einem  postero  die  gleichzusetzen  ist.  —  cap.  49 ,  3  ist  eine  Note  zu 
honnnum  =  peditum  vergessen  worden.  —  cap.  50,  1  fasst  W.  in- 
stituto  suo  als  Ablativ  des  Beweggrundes ,  statt  als  Ablativus  modi. 

—  cap.  51,  2  wird  gesagt,  dass  Marcomcmi  Grenzwehr  heil^. 
Richtig  ist  Grenzmänner.  —  ibid.  3  möchte  man  nach  profieis^ 
centes  im  Gegensatze  zu  dem  voraufgehenden  mulieres  etwa  vires 
erwarten.  Es  haben  auch  nach  Dübner  einige  geringere  Handschriften 
(darunter  V)  proficiscentes  militeSy  wo  jedoch  milites  von  den  Ger- 
manen gesagt  weniger  passt.  —  cap.  52  ^  7  ist  von  P.  Crassus  i.  d. 
N.  gesagt,  dass  er  im  Kriege  gegen  die  Parther  i.  J.  54  (statt  53) 
den  Tod  fand.  —  Nachträglich  bemerke  ich  zu  cap.  51 ,  2  —  dass 
mir  wohl  etwas  von  einem  Völkerbunde  der  Sueven,  aber  nicht  von 
einem  solchen  der  Marcomani  bekannt  ist. 

II ,  1 ,  1  belässt  W.  mit  Dinter  das  nach  in  citeriore  Gullia 
überlieferte  in  hibernis ,  das  andere  Herausgeber  mit  gutem  Grunde 
eingeklammert  oder  gestrichen  haben.  —  cap.  4,  1  ist  in  dem  Citate 
aus  Tac.  Germ.  28  affectationem  für  affectionem  zu  schreiben.  — 
cap.  6 ,  2  ist  das  überlieferte  portas  vor  suceedunt  einfach  fortge- 
lassen worden,  was  für  eine  Schulausgabe  nur  gebilligt  werden 
kann.  —  cap.  12 ,  1  ist  i.  d.  N.  ex  fuga  se  recipere  zu  schreiben, 
denn  fuga  se  recipere  heißt  etwas  ganz  anderes.  —  cap.  15,  4  hat 
W.  sehr  Unrecht  daran  gethan,  die  Worte  ad  luzuriam  pertinentium 
mit  Dinter  aus  dem  Texte  wegzulassen,  da  damit  reliquarum  rerum 
seine  noth wendige  Stütze  verliert.  — cap.  19,  2  wird  die  „nnge* 


U,  weither ^  C,  Julii  Caesariä  comni.  etc.,  uig.  von  lg,  Prammer.    8SS 

ruhnliche  Construction"  ad  lioaks  appropinqwihai  ohne  Noth  bei- 
buhalten ,  da  die  Präposition  ad  bloß  Einschiebsel  in  den  geringeren 
landachrifteiL  ist.  Es  war  somit  hosti  oder  hoaiibus  in  schreiben»  — 
CHp.  22,  1  entnimmt  W.  das  Snbject  zu  remterent  aus  dem  weit 
BntterntoD  GoUectiv begriff  ßxercUu  und  übersieht  dabei,  dass  daa 
Subject  aliae  (legiones)  ohnehin  im  Satze  dasteht.  Die  passende 
Inderung  von  Mad?ig  divcrsae  Ugione^  für  das  überlieferte  di- 
ersis  legionibus  hat  er  leider  nicht  aufgenommen.  So  erschwert 
iber  Text  nnd  Anmerkung  den  SchOlern  in  gleicher  Weise  das  Ter- 
ndnis  der  Stelle.  —  cap.  24,  2  versteht  der  Herausgeber  unter 
%lon€8  die  Officiersburschen ,  nicht  die  Troesknechte.  Dem  Ref.  ist 
?on  Ofticiersburschen  bei  den  EOmern  nichts  bekannt.  —  cap.  25,  1 
glaubt  W.  bei  deserto  procUo  excedi're  ohne  Einschiebung  von  loco 
nach  deserto  auskommeu  zn  kennen ,  und  sagt  in  der  Anmerkung^ 
dass  die  (leider  singulare  1)  Hedont=;ait  proelium  desererc  den  Gegen- 

usatz  zu  dem  häufig  vorkommenden  proelium  conserere  bilde.  Von 
lern  absoluten  Gebrauche  des  excedere,  der  bei  Cäsar  sonst  nicht 

|?orkommt,   schweigt  er  wohlweislich.  —  cap.  28,  1  scheint  mir 
[raff  ert  Recht  zu  haben ,  wenn  er  die  Worte  hac  pugna  nuniiata^ 

[^dio  nach  hoc  prodio  facto  usw.  sehr  überflüssig  sind  nnd  nur  stören, 
streicht,  znmal  da  dieselben  in  ganz  unveränderter  Stellung  cap.  29, 
wiederkehren,  wo  sie  jedoch  an  ihrem  Platze  sind.  —  cap.  33,  3 
lialte  ich  es  nicht  für  nöthig ,  das  que  von  pugnatumqut  im  adver- 
ativen  Sinne  zu  nehmen ,  zumal  da  kein  negativer  Satz  vorausgebt. 

I»—  cap.  35 ,  4  behält  W.  die  Überlieferung  dies  quindecim  suppli' 
catio  dccreta  est  nnd  behauptet  in  der  Note  allen  Ernstes,  dass  der 

EA^ccuHativ  der  Zeitdauer  wegen  der  verbalen  Natur  des  Snbetantivb 

yupplicaiio  beibehalten  sei!  Der  Accnsatkv  ik^nnte  gi*ammattsch 
aatürüch  nur  mit  dtcreta  est  verbunden  werden,  was  wegen  des 
Sinnes  nicht  angeht.  Es  bleibt  daher  nichts  übrig,  als  w  vor  dies 
Hinzuschieben  oder  letzteres  Wort  in  dierum  zu  ändern.  Ich  ziehe 
las  erstere  vor. 

Von  den  drei  beigegebenen  Karten  bringt  die  erste  Abbildungen 
5mi$cber  Krieger,  Waffen  und  Feldzeichen  sowie  den  Plan  eines 
^ers;  die  zweite  Pläne  von  den  vier  Schlachten,  die  in  den  beiden 
Ersten  Büchern  vorkommen:  die  dritte  eine  Karte  von  Gallia  trans- 
nlpina  zar  Zeit  Cäsars.  Auf  derselben  fehlt  z.  B.  Octodurus,  sowie 
3orgobina  und  Noviodunum  Biturigum.  Auch  Koviodnnum  Aeduorum 
%i  weggelassen.  Die  gleichnamige  Stadt  der  Snessionon  ist  daselbst 
Vomoäonum  geftcbrieben.  Diese  plastischen  Beigaben  werden  nicht 
rerfehlon,  das  Interesse  der  Schüler  zu  erregen. 

Der  Abdruck  des  Textes  ist  sorgfältig  überwacht  worden.  Ich 
liabe  in  demselben  nur  einen  Druckfehler  (S.  53 ^  Z.  1  v.  o. 
laacstum  für  questum)  gefunden.  Mehr  Vorsehen  begegnen  im 
ommentare.  Ich  notiere  aul^er  den  bereits  angeführten  noch 
folgende :  S,  30,  1.  Z.  7  v,  u.  CureosoUtns  für  Ot$rias&Mas ;  S.  4$,  r. 
1  v.  0.  Eleavtr  für  Eldveri  8.  49,  r.  Z,  3  f*  a.  Umparaturas 
(u  T.  richtig  temperaturoa);  S.  53,  1.  Z,  3  v.  e.  Oeaandschaft 


826    B,  Dtnier,  C.  Jnlii  Gaesaris  comm.  etc.,  ang.  yo&  Iff,  Pmmm&r. 

(diese  Seite  ist  überhaupt  durch  Druckfehler  und  sonstige  Versehaa 
am  meisten  entstellt,  da  deren  nicht  weniger  als  sechs  sich  finden) ; 
S.  56,  1.  Z.  7  Y.  u.  streiche  der  und  r.  Z.  10  v.  u.  schreibe  ange* 
schlössen  statt  anschlössen;  S.  63  i.  T.  Z.  2  y.  o.  begegnet 
nunquam  statt  der  gewöhnlichen  Schreibung  numquam  und  i.  d«  N. 
r.  Z.  5  V.  0.  cum  für  eum;  S.  66,  r.  Z.  1  t.  u.  ourum  für  cur$um; 
S.  70,  r.  Z.  5  V.  u.  Beglücktwünschtwerden;  S.  72,  1.  Z.  1 
V.  n.  a  statt  ab;  S.  75,  r.  Z.  4 y.  o.  streiche  und,  Z.  7  y.  ii.  schreibe 
arbitrari  statt  arhritrari.  —  Z.  5  y.  u.  fehlt  der  Punkt  beiSubjects- 
accus,  und  S.  96, 1.  Z.  9  y.  u.  steht  Marter  für  Martern.  Doch 
ist  anzuerkennen,  dass  die  wenigsten  yon  diesen  Druckfehlern  den 
Leser  auch  nur  yorübergehend  stOren. 

Die  äußere  Ausstattung  yon  Seite  der  Yerlagshandlung  ist 
eine  anständige,  der  Preis  für  eine  Schulausgabe  angemessen. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


G.  Julii  Caesans  commentarii  de  belle  gallico.  in  usam  scho- 
laram  recognoyit  Bemhardas  Dinter.  Lipsiae  1882,  in  aedibua  B. 
G.  Teubneri,  VIII  und  231  SS. 

Das  yorliegende  Buch  ist  ein  unveränderter  Abdruck  des  ersten 
Bandes  der  editio  minor.  Bezüglich  der  Textgestaltung  ist  es  satt> 
sam  bekannt,  dass  Dinter  zu  den  conservatiyen  Kritikern  gehört  und 
öfter  einen  allzu  großen  Bespect  yor  der  Überlieferung  hat,  so  dass 
er  gar  manche  Leseart  beibehält,  die  andere  nimmer  zu  billigen  yer- 
mögen.  Diesen  Puukt  will  ich  diesmal  nicht  weiter  erörtern,  sondern 
beschränke  mich  darauf,  etliche  auffällige  Inconsequenzen  in  der 
Orthographie  sowie  eine  Beihe  von  Druckfehlern  anzuführen,  um  da- 
durch den  geschätzten  Herausgeber  zu  veranlassen,  die  nächste  Aus- 
gabe sorgfältig  zu  revidieren  und  ihi'  mindestens  ein  Druckfehlerver- 
zeichnis beizugeben.  Deun  es  wird  wohl  Niemand  in  Abrede  stellen, 
dass  derartige  Dinge  in  einer  Textausgabe,  die  allgemein  in  den 
Schulen  benützt  wird,  nicht  vorkommen  sollen.  Nur  ausnahmsweise 
will  ich  hie  und  da  auf  die  Interpunction  eingehen.  Man  kann  von 
derselben  im  Allgemeinen  sagen,  dass  sie  etwas  zu  reichlich  ausge- 
fallen ist.  Namentlich  könnte  nach  der  Meinung  des  Boferenten  ein 
Maßhalten  mit  den  Beistrichen  nicht  schaden,  denn  derselben  sind 
weitaus  zu  viele. 

Was  die  inconsequente  Orthographie  anbelangt,  so  begegnet 
S.  2  und  84  septentrio,  S.  69  aber  septemtrio ;  S.  46  u.  s.  conplu- 
ribus,  S.  VIII,  47  und  111  compluribus;  S.  23  findet  sich  collo- 
quium  und  conloquium  neben  einander,  ebenso  S.  55  und  152  tn- 
pedire  und  hiipedimenta^  an  letzterer  Stelle  auch  itnpcdiebat ;  S.  64 
inpetrare  und  impetrare\  S.  45,  71  und  83  mariiumay  S.  73  jedoch 
maritimos;  S.  85  inpetus  und  S.  87  impetus;  S.  94  steht  zuerst 
foriissume,  dann  fortissime;  ebenso  S.  97  fortissime  un^  fortissumi, 
S.  104  finitutnus  und  finiUmus ;  S.  85  submitto  und  S.  104  sum^ 
müto.  Mehrfach  wechselt  redperare  und  recuperare,  defetigare  und 


B.  Dinier f  C«  Jalii  Civesaris  codiid.  etc*«   »ng,  ron  /jg.  Prammer^    627 

defatigare,  subminiatro  und  »umframis^ro^  nocl^tis  und  nancttis*  S* 
10  steht  wiederholt  die  aBsimoUarte  Form  collocare,  S*  59  und  son^t 
häufig  conlocare;  S.  14  begegnet  sub^licUer,  S.  45,  77  und  168 
supplicatio  sowie  S.  125  supplicium;  S.  13  und  34  j^^o^tm^,  S.  39 
j%^och  proxume;  S.  41  tir^cri  und  42  ur^uen.  Ferner  ist  regel- 
mäüig  traducere  geschrieben,  S.  111  aber  begegnet  tran$ducerent 
und  S.  175  transduxerat.  Am  misslicbsten  ist  es  wohl,  wenn  auf 
derselben  Seite  Terschiedene  Schreibungen  vorkommen»  wie  S. 
157  impedimenia  und  in  der  folgenden  Zeile  inpedimentis. 

Druckfehler:  S.  2,  Z.  18  v.  o.  schreibe  septen*trione$  ;  8. 11, 
Z.  2  V.  u.  setze  nach  vitct  einen  Strichpunkt ;  S.  31,  Z,  7  v.  o.  schreibe 
ftrebaniur;  S.  74.  Z.  10  v.  o,  inferendinUii  iuferendi\  S.  83,  Z.  2 
V.  0«  magnufH  för  ma^fiim;  S.  64,  Z.  8  ?.  o.  appelluniur  statt 
a|)pd/uti^ef' ;  S.  98,  Z.  19  ?.  u*  nös^rorum  für  nostrorun;  S.  103. 
Z.  3  T«  Q.  eime&aJ  statt  fme6a^;  S,  107,  Z.  3  y.  o.  setze  nhch  Äeducs 
einen  Beistrich,  ibid.  Z,  4  v.  u.  schreibe  caacti  für  caaeii  und  In  der 
folgenden  Ii^ih  Menapu  »tskit  MenapH ;  S.  108,  Z.  li>  r,  u,  schreibe 
exercitusquc  und  S,  111»  Z.  13  v.  u.  i/a  für  <a;  S.  114,  Z.  15  v.  o. 
setze  einen  Beistrich  nach  possint;  S*  115,  Z.  19  v.  o.  schreibe  (e- 
gimeniis  statt  legimenlis  nndZ.  10  v.  u.j/olei»ft^es  fürpö^eii^icrea; 
S.  116^  Z*  17  V.  u.  ist  loca  ausgefallen  und  in  der  folgenden  Zeile 
der  Wor trumpf  5(iam,  so  dass  die  ganze  Stelle  unlesbar  wird ;  S.  125, 
Z,  20  V.  0.  setze  nach  est  einen  Punkt,  S.  129,  Z.  12  v.  u.  schreibe 
ac  statt  des  sinnstörenden  ab;  S.  132«  Z.  6  t.  o. munäüsimunh  für 
ntunüssimum;  8.  134.  Z.  19  t.  o.  setze  etueo  Beistrich  nach  ctm-^ 
ferri  und  Z.  15  v.  u.  schreibe  ^Jii(»6tis  üM  pofUilms  ;  S.  136,  Z, 
3  V.  0.  setze  nach  rcdpiat  einen  Beistrich ;  S.  145,  Z,  10  v.  u. 
schreibe  hacc  für  Aacc  und  Z,  7  v.  u,  setze  nach  iemcritas  einen  Bei* 
strich;  S.  149,  Z.  10  v.  o.  schreibe  m&i  statt  des  unsinnigen  elBi\ 
S.  157,  Z.  11  V.  \x.  conicndcrani  für  cewfendrrawi ;  S.  159,  Z.  11 
T.  0.  setze  nach  consiUmt  einen  Doppelpunkt;  S.  160,  Z.  3  t,  o* 
fehlt  das  Qberliofertc  ati/  vor  admodum\  S.  161,  Z.  13  v.  o.  setze 
nach  ösUmi  einen  Beistrich  statt  des  Punktes;  S.  162,  Z.  3  v,  u. 
trenne  conpuhi  ac  Ton  einander;  S.  167,  Z,  3  v.  u.  schreibe  mittun- 
tur  fUr  mittuntar  und  setze  Z.  1  y«  u.  nach dctfi^ur einen  Beistrich; 
8.  170,  Z,  1  7.  0.  schreibe  dcgantia  statt  elegentia;  S.  172  sind 
Z*  7,  6  und  2  v.  u.  die  Worte  zn  Tereiaigen  und  Z.  3  e^sent  fOi  esset 
zu  schreiben.  Der  Druck  ist  iu  den  genannten  Zeilen  bedenklich  nach- 
lässig. 8.  175,  Z.  8  V.  a.  schreibe  insequi;  S,  180,  Z.  12  v.  o.  ist 
die  Paragraphonzahl  4  am  Rande  ausgefallen;  S«  185,  Z.  8  v.  u, 
schreib«  legioniS, 

Bezüglich  der  Interpunction  bemerke  ich  nur  Folgendes:  S.  27, 
Z.  11  und  10  T.  u.  zdge  ich  es  vor,  so  zu  schreiben:  delegctant.  Cum 
hii,  ,ver$abantur\  ad  tos  etc.;  S.  58,  Z.  3  v.  u*  adduxit.  Qui  etc. 
S.  68,  Z.  1  V.  0.  machte  ich  nstch  procumherent  statt  dm  Beli^trlchea 
einen  Strichpunkt  setzen,  8.  144,  Z.  3  v,  a,  tducit.  Nee :  'wi 

etc.  schreiben.  S.  175,  Z.  1  v.  o.  ist  es  wohl  besser,  zu  inr  reu 

Caesar f  cum  animadrcrteret  hosiem  etc. 

I«(lMfcrlfl  L  d«  OvlMr.  (iiwit.  1S8X.    11.  U%t\.  \ih 


8t8    M.  Petsehenig,  Victoris  episcopi  Vit  etc.,  ang.  ?on  A.  ZmgerU, 

Der  Verfasser  möge  diese  wenigen  Zeilen  nicht  als  Aasflnss 
kleinlicher  Nergelei  betrachten ,  sondern  als  ernstliche  Bemühong, 
etwas  Geringes  an  der  gemeinsamen  Sache  zn  yerbessem*). 

')  Bei  der  Corrector  tra^e  ich  folgende Bemerianffen  nach:  8.  77 
ist  bei  der  Inhaltsangabe  des  5.  Baches  die  Aufschrift  SetH^nea  et  2W- 
veri  j^acantur  sachlieb  unrichtig;  denü  dies  geschieht  erst  VI,  4  and 
8.  Richtig  wäre  fnötus  Senonwm  et  Treverorum.  —  8.  80»  Z.  I  t.  n. 
corrigiere  de^aerbonMir  in  deferd>antur;  3.  105  ist  es  bei  der  Inhalts- 
angabe sub  j[II  imri^tigyidaes  die  Sigambrischen  Beiter  metu  Caesmü 
a^fentantia  i^  ihre  J^eimat  z^uf  ^ckgekehrt  seien.  Vgl  zur  Bichtigatellang 
dieser.Angabe.TI/ll,  1  Oerniam'desperata  ea^fugnoHane  eastrcnm. 
&köd  nastrps  iäm  ednstiHsße  m  niünmanibtu  wdwant  etc.  —  S.  ISb 
nilten  die  Äduer  schon  VII,  42  und  iS  von  den  B5mem  ab,  wie  iUicli- 
lich  im  Argumentum  zu  lesen  ist.  In  Wirklichkeit  aber  erfolgt  dar  Ab- 
fall der  Äduer  erst  nach  Cäsars  Niederlage  vor  Gergovia  can.  55.  —  8. 
161,  Z:  6  T.  0.  setze  nach  Morinis  ein  Komma  statt  des  Punktes:  S.  1^ 
wird  in  der  Inhaltsangabe  Gutruatus  zu  einem  Cadurken  gemacht,  wih- 
rend  er  ohne  Zweifel  ein  Gamute  ist.  8.  211  sagt  auch  Dinter  im  In- 
dex nomiqum  richtig  von  ihm :  prinupe  sediHonis  CamtUum.  —  In  dw- 
selben  Inhaltsangabe  ist  die  zweite  prae&tio  Hirtii  nicht  am  Ende  des 
1.  gröiSeren  Abschnittes,  sondern  ami  Beginne  des  folgenden  ansuftthren. 
—  S.  194  ist  unter ileco  44 (nicht 43),  2  zu  schreiben;  8. 197 1. Z. 5 T. o. 
wird  äUerum  als  Adrerb  statt  des  richtigen  Uentm  oder  dmmo  ge- 
braucht; 8.  232  steht  in  der  Bubrik  addenda  Z.  2  ▼.  u.  cum  ^[uüms  C 
addüis  II  etc.  Schreibe  richtiger  quibtASCum.  Das  g[anz  unverständliche 
C  soll  wohl  Abkürzung  statt  C  sem.  Da  aber  der  Mame  CaesariB  ohne- 
hin in  derselben  Zeile  sich  findet,  so  kann  C  ohne  weiteres  gestridieB 
werden.  —  Was  ferner  das  an  der  Spitze  der  genannten  Bubrik  siehende 
,»Aquileiay.n.  231*^  bedeuten  soll,  kann  ich  nicht  verstehen.  8.231,  r.  Z. 
5  V.  0.  schrei  De  U8  statt  eaiVosges),  —  Nachträglich  sehe  ich  noch,  daas 
S.  15  Z.  10  V.  0.  nach  toUrarent  statt  eines  Beistriches  ein  Strichpunkt 

gesetzt  ist,  wodurch  die  Stelle  unverständlich  wird.  Ingleichen  kann  ich 
.  63,  Z.  14  V.  u.  die  Silbenabtheilun^   eie-etas  nicht  billigen.    Holder 
hat  S.  73  seiner  kritische  Ausgabe  richtig  eiectoe. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Victoris  episcopi  Vitensis  historia  persecutionis  Africanae  pro- 
vinciae.  Bec.  Michael  P  et  sehen  ig.  Vindobonae  MDCCCLXXXI, 
Apud  C.  Geroldi  filium.  (Corpus  scriptorum  eccles.  latin.  editum  oon- 
siuo  et  impensis  Academiae  utter.  Caesareae  Vindobonensis  Vol.  Vn.). 

Der  von  der  neueren  Forschung  früher  ziemlich  vernachl&ssigte 
und  doch  dem  Historiker  mit  Bäcksicht  auf  die  Vandalengeschichte 
nicht  weniger ,  als  dem  Philologen  mit  Bücksicht  auf  die  nun  immer 
verständnisvoller  fortschreitenden  Bestrebungen  für  eine  historische 
Grammatik  der  latein.  Sprache  bis  zu  den  letzten  Ausläufern  inter- 
essante Victor  Vitensis  hat  gerade  erst  in  den  letzten  Jahren ,  hier 
nun  aber  in  rascher  Folge  zwei  neue  kritische  Ausgaben  hervor- 
gerufen, von  denen  die  eine  von  dem  berühmten  Meister  E.  Halm  in 
d.  Monnm.  German.  hist.  Berlin  1879 ,  die  andere ,  oben  genannte 
un,d  hier  kurz  zu  besprechende  von  M,  Petschenig  in  der  Kirchen- 
väterausgabe der  k.  Akademie  in  Wien  1881  veröffentlicht  wurde. 
Für  einen  jungen  Gelehrten  war  es  wahrlich  keine  leichte  AnfgalM^ 


f»  Pekehtmfft  Viciorb  epuoopl  Vli  etc.,  auf.  toq  A^  Zm§erk,    819 


u^ich  der  Halm'ßchen  Auagal)e  £o  bald  nclion  mit  einer  oetien,  jedoch 
darcb  den  Ptaa  der  UntdruehiDaDg  gebotenen,  hervoizutreten  and 
fflan  wird  darum  bei  billiger  Beurtheilung  seiner  ungemein  fleißigon 
und  yoQ  trefflicher  Schnle  zeogtnden  Arbeit  sieb  gewiss  allerseits 
ancb  daran  erinnern,  dass  es  aich  hier  nach  der  im  ganzen  bahn- 
brechenden Vürarbelt  eines  so  gewiegten  Kritikers  aum  Theile  auch 
nur  mehr  am  Ergänzungen  nnd  Nachtmge  bau  dein  konnte.  Und  so 
erkennt  denn  auch  Ur.  ?.  natürlich  Halms  Vorgang  dberhaapt  in  der 
wärmsten  Weise  an  (Fraef.  p.  XllI)  und  bemerkt  insbesondere,  dass 
atm  auch  bereits  die  Hanptseheidung  der  Handschriften  in  2wei 
Hassen  richtig  forgeuommen  (Prael  p.  IV)* 

Das  handschrifiHcbe  Material  ist  nnn  aber  hier  nehrfbish  er« 
eitert,  Hr.  P.  hat,  durch  die  Liberalität  der  k.  Akademie  unter- 
ätzt, noch  weitere  sechs  Codices  fQr  seine  ausführlichen  Unter- 
gnchuDgen  über  die  Überlieferung  des  Victor  von  Vita  herangezogen, 
welche  zuerst  und  vollständig  in  den  Sitzungsber*  d.  kais.  Akad.  in 
ien  pbil.  bist.  OL  XCVI  S.  637  ft.  erschienen  und  hier  in  der 
praefatio  im  Auszüge  mitgetheilt  werden;  an  einigen  Stellen  sind 
nach  der  ausdrücklichen  Versicherung  des  Herausgebers  auch  die 
Lesearten  der  bereits  von  Halm  benutzten  wichtigen  Handschriften 
in  dieser  Ansgabe  nun  genauer  mitgetheilt  (vgl*  Praet.  p.  2  Anm.  1). 
uf  GnLnd  dieser  erweiterten  Untersuchungen  glaubt  nun  Hr.  P,  bei 
Vier  Textesbehandlnng  auch  dieses  Autors  die  Zugrundelegung  öiner 
Handschriftenclasee  eonsequenter  durchführen  zu  können ,  während 
Hilm,  von  dem  er  anch  in  der  Beurtheitung  des  Cod.  Laudunensis 
etolgerma^eu  abweicht^  hier  die  Nothwendigkeit  eines  hie  und  dm 
ehr  eklekti«»chen  Verfahrens  anged€atet  hatte.    Manchmal  ist  es 
ohl  fraglich,   ob  jenes  Bestreben  den  Hrn.  Herausg.  denn  doch 
nicht  etwas  zu  weit  geführt  hat,  namentlich  da,  wo  es  sich  einfach 
um  paläogr&phisch  sehr  leicht  erklärliche  Verseheu  der  nicht  ganz 
fehlerfreien  er<üteu  Olasse  und  zugleich  um  Dinge  handelt,  die  auch 

tnoch  einem  solchen  Autor,  so  t^hr  man  seine  ungebildete  Dar* 
Stellung  sonst  mit  Recht  betont  (praef.  p.  XI 11 ,  Halm  praof.  p.  X, 
T  '    '  "         111),  kaum  zuxulrauen  sind,  so  lange  sie  auch  bei 

ji  H*r  Art  nicht  weiter  belegt  sind.  Kann  man  sich 

a.  E.  auch  imt  übulichem  wie  quem  I»  2  oder  editurae  III ,  55  eben 
mit  Rücksicht  auf  vergleichbare  und  oft  nahe  stehende  Belege  im 
Indtz  p.  IM  8.  V.  coDstrttctio  ad  sensum  wohl  befreunden,  so  findet 
man  sich  doch  schwerer  mit  Erscheiaangen  ab,  wie  II»  17  uniuersa 
tela  fnroris  in  persecutione  ecclesiae  cath. .  .conuertit,  wo,  abgesehen 
von  der  ausdrücklicben  Oberlieferang  persecntionem  in  dem  nach  P. 
(p.  IV)  freilich  ntrljt  m  überschätzenden  Cod,  Berol.  (L),  da^ü  in  BV 
ich  Endende  ^  *ne  in  seiner  öfter  nachweisbaren  Entstehung 

,s  perseculioL  ersehen  so  leicht  erklärlich  ist»  oder  mit  dem 

,  89  eben&llä  aus  BV  aufgenommenen  Cartbagine  ueniatis  statt 
des  erwarteten  und  auch  von  mehreren  Handschriften^  die  zum  Tbeile 
in  der  praef.  ancb  noch  den  besseren  zugezählt  werden^  überlieferten 
Carthag inem ,  wo  sich  ein  Versehen  ebenso  einfach  erklären  liel&e 


SSO    M.  Petichenigt  Victoris  episoopi  Vit.  eto,  ang.  too  X  Zmgerh' 

aod  die  kurze  Bemerknng  im  Ind.  p.  144  Aber  diesen  „Ablauft 
Carthagine  y,fftr  den  Accns.^  mit  einziger  Zugabe  der  Stelle  ans  der 
sog.  Notitia  nicht  überzeugen  dürfte  ^)  n.  dgl. 

Einzelne  Beispiele  letzterer  Kategorie  sind ,  wie  angedeutet, 
wohl  ans  doppeltem  Grunde  etwas  anderer  Art,  als  jene,  wo  gut. be- 
legte Nachweise  aus  der  fortschreitenden  Forschung  über  spfttere 
Latinität  überhaupt  und  über  die   des  Victor   insbesondere  mit 
sichtlich  nicht  mehr  zuf&Uigen  und  fast  aus  jeder  Handschrift  jedmr 
Zeit  belegbaren  Abweichungen ,  sondern  mit  bezeichnenderen  Yari- 
anten  zusammentreffen  und  die  Wichtigkeit  einer  genauen  Eenntkiis 
der  sprachlichen ,  hier  auch  manchmal  fast  überraschenden  Eigen- 
thümlichkeiten  für  die  Benrtheilung  der  Überlieferung   wieder  in 
schöner  Weise  beleuchten.  Halm  hatte  deswegen  bereits  in  richtiger 
Erkenntnis  dessen ,  was  für  diesen  Autor  noch  ganz  besondere  Aof- 
merksamkeit  eiforderte,  zur  Anregung  weiterer  Studien  aucb  eine 
besondere  Sorgfalt  auf  den  Index  verborum  et  locutionum  verwendet 
und  man  sieht  in  der  neuen  Ausgabe  wohl  mehrfach  auch  diese  an- 
regende Förderung,  welche  die  Vorarbeit  ausübte ;  Hr.  P.  hat  es  dann 
aber  auch  seinerseits  an  Fleiß  nicht  fehlen  lassen,  diese  wichtige 
Partie  noch  weiter  zn  führen  und  zu  Yervollständigen,  wobei  er  eben 
auch  Gelegenheit  fand,  manche  Lesearten  weiter  zu  begründen.  Her- 
vorzuheben sind  auch  die  sich  mehrenden  Hinweise  auf  andere  ins 
Gebiet  der  späteren  Latinität  einschlagende  Werke  und  Abhandlangen 
bis  zu  Zeitschriftenbeiträgen  herab,  welche  nicht  nur  den  Oberblick 
vermitteln ,  sondern  auch  die  Bedeutung  der  einen  oder  anderen  Er- 
scheinung immer  klarer  zn  legen  geeignet  sind  und    von  guter 
Kenntnis  der  betreffenden  Literatur  zeugen.  Ein  paar  kleine  Er- 
gänzungen werden  wohl  hier  nicht  unnütz  erscheinen,  so  z.  B.  p.  150 
zum  Absatz  pComparatiuo  additur  magis*'  wohl  ein  Hinweis  auf  die 
streng  wissenschaftliche  und  gut  belegte  Darstellung  bei  Wölfflin 
^Latein,  u.  roman.  Oomparation^  (Erlangen  1879)  S.  46,  ebenso 
p.  165  für  ^passio  =  morbus"  oder  p.  145  bei  „multo  tempore''  aus 
demselben  Grunde  und  hier  speciell  hr  die  Afrikaner  auf  desselben 
Wölfflin  Akademieabhandlung   ,.über  die  Latinität  des  Afrikaners 
Cassius  Felix^  (Sitzungsber.  d.  k.  bair.  Akad.  1880)  S.  391  u.  412, 
p.  151  für  ein  paar  s.  v.  constitutus  notierte  Stellen  auf  eine  dies- 
bezügliche Bemerknng  in  der  freilich  sonst  noch  mannigfacher  Ver- 
besserung und  Ergänzung  bedürftigen  ,,  Geschichte  des  Kirchen- 
lateins*' von  Eoffmane  (Breslau  1879  ff.)  S.  125  u.  dgl;  F.  Neues 
Formenlehre  der  lat.  Spr.  ist  p.  154  auffallend  noch  nach  der  ersten 
Auflage  citiert  und  sonst  in  ein  paar  wenigstens  ebenso  wichtigen 

*)  Naheliegend  wäre  etwa  wohl  in  solchen  Fällen  selbst  bei  der 
Annahme ,  dass  bereits  Victor  selbst  so  geschrieben ,  die  Bemerkung  im 
iknschlusse  an  Corssen  Ausspr.  (I,  111  ff.),  Dies  usw.  etwas  anders  kn 
fassen,  obwohl  der  Einfluss  der  Volksaussprache  hier  und  gerade  nur  in 
einzelnen  Fällen  such  nicht  sehr  wahrscheinlich  wäre.  Eher  bei  dem 
sonst  häafigen  Vorkommen  in  Inschriften,  Verseichnissen  n.  dgL  im 
citierten  Bdspiel  der  Notitia. 


0.  Wii$€t  Die  grieeh.  Wörter  im  Latein^    »ngez.  von  G.  Me^«T,    S8l 

Fallen  K.  B*  gerade  auf  derselben  Seite  zu  castra,  ae  (Neue  I^  452) 
nicht  herangezogen.  Die  neueste  Schrift  Wölfflins  „Ober  die  aüitte- 
rierenden  VerbinduDgen  der  lat.  Sjjrache*"  (München  1881),  wo 
Victor  Vit*  auch  in  dieser  Beziehung  ein  paarmal  herangezogen 
wird,  konnte  dem  Hrn.  Herausg.  wohl  noch  nicht  zugänglich  sein. 

Manchmal  könnte  wohl  auch  nooh  eine  etwas  genauere 
Scheidung  f  resp«  Gruppierung  von  Einzelbeispielen  in  dem  reichen 
Material  oder  die  eine  und  andere  erläuternde  Zugabe  wünschenswert 
erscheiuen.  Um  nicht  zu  weitläoßg  zu  werden,  will  ich  beispielshalber 
nur  bemerken,  dass  selbst  Halm  die  Stelle  II,  5  meditantibus  doli» 
einer  Erklärung  würdig  hielt  und  wohl  mit  Recht f  denn  die  Be- 
deutung im  Znsammenhang  jener  Stelle  ist  nicht  so  ohne  weiteres 
klar  Halm  gab  p,  87  die  vorsichtige  Erklärung  bei:  „insidiantiboiS, 
imminentibus ,  nt  videtnr**;  vielleicht  könnte  man  ebenso  vor- 
sichtig meinen,  ob  nicht  auch  hier  an  die  Bedeutung  «praemon* 
strantibus^  xu  denken  (mit  welchem  Worte  meditari  Öfter  z.  B«  bei 
Hilarins  schon  von  älteren  Erkläreru  umschrieben  werden  mosste), 
die  hier  in  deu  Zusammenhang  wohl  auch  nicht  schlecht  passen 
wärde  und  Belegstellen  für  sich  hätte? 

Dass  die  sorgfältige  Arbeit,  die  auch,  was  die  Kritik  einzelner 
Stellen  aubetrift,  den  Text  durch  gute  Emendationen  fördert,  in 
weiten  Kreisen  die  verdiente  Beachtung  finden  wird,  ist  vorauszu- 
sehen. 

Innsbruck,  Anton  Zingerle, 


Fr.    Oscar    Weise,    Die   griechischen    Wörter   im    Latein. 
Gekrönte  Preisachria.  Leiptig  1882,   bei   S.   Hirsel.   VIII.   540   SS. 

„Viel  Fremdwörter,  viel  Oolturverkehr ;  viel  entlehnt,  viel 
gelernt;  eine  reiche  Geschichte,  eine  an  mannigfachem  Gute  reiche 
Sprache''.  Diese  Worte  des  geistvollen  Culturhistorikers  Victor  Hohn 
geben  mancherlei  zu  denken.  Sie  sind  so  wie  sie  da  stehen,  dass 
nämlich  viele  Fremdwörter  auf  einen  reichen  Culturverkehr  hinweisen, 
nur  bedingt  zu  unterschreiben;  in  ihrer  Umkehrung,  dass  reicher 
Culturverkehr  viele  Fremdwörter  bedingt,  noch  weniger  zntreffend« 
Die  größere  oder  geringere  Widerstandsfähigkeit  verschiedener 
Sprachen  und  Völker  gegenftber  der  Einfuhrung  und  Aucigtiuug  von 
fremdem  Spracbgat  ist  ein  Factor,  den  Herr  Hehn  hier  auOeracht 
gelassen  bat,  der  aber  nicht  außeracht  gelassen  werden  darf.  Keine 
oder  wenige  Fremdwörter  zu  besitzen,  darf  nicht  für  ein  Zeichen 
einer  besonders  hohen  Cultarstufe  gehalten  werden,  ebensowenig 
aber  kann  man  den  Besitz  zahlreicher  Fremdwörter  für  viel  Cultur- 
Terkehr^  für  eine  reiche  Geschichte  als  Beweis  geltend  machen.  Sehen 
wir  uns  als  Beispiel  diA  griechische  Sprache  im  Laufe  ihrer  langen 
Cleechichte  an.  Es  h-'  :iran  zu  zweifeln,  dass  in  den  AnfJlngen 

der  griechischen  G«^  tu  ungemein  reger  Verkehr  zwischen 

Griechenland  nnd  den  Küsten  des  östlicheu  Beckens  des  Mittelmeerea 


88C    O.  W€i8$,  Die  griech.  Wörter  im  Latein,  anges.  von  Q-.JiUyef^ 

stattgefunden  hat  und  dass  die  griechische  Caltnr  viel,  yiel  mel^r  ^B. 
orientalischer  beeinfloast  worden  ist«  als  man  das  jetait  noch  oMist 
zazugeben  geneigt  ist.  Trotzdem  ist  die  Anzahl  der  Lehnwörter  ans 
den  orientalischen  Sprachen  im  Griechischen  eine  verh&ltnism&ftig' 
sehr  geringe.  Herr  Angust  Muller  hat  in  einer  sehr  sorgföltlgen  Be* 
handlnng  der  semitischen  Lehnwörter  im  älteren  Griechisch  in  Bez- 
zenbergecs  Beiträgen  zur  Kunde  der  indogermanischen  Sprachen 
Band  1,  Seite  273  ff.  etwa  ein  viertel  Hundert  als  solche  erklärt, 
hei  denidn  der  semitische  Ursprung  sicher  apzunehmen  ist;  daza 
kommen  wohl  noch  einige,  die  wohl  ebenfalls  aus  semitischem  Sprach- 
kreise  entlehnt,  aber  80  sehr  zur  Ähnlichkeit  mit  ureigenem  Sprach* 
gute  umgesohmolzen  sind,  das8  sich  schwerlich  jemals  über  ihren  Ur- 
sprung wird  etwas  sicheres  aasmachen  lassen.  Ich  rechne  hieher  aum 
Beispiel  das  bekannte  Woi-t  fflr  Ssel,  ovoq.  Was  die  ägyptischen  Lehn* 
Wörter  betrifft,  so  hat  Herr  Adolf  Ermann,  der  bekannte  Verfasser 
der  neuägyptischen  Grammatik,  auf  eine  Anfrage  des  Herrn  Beazen- 
berger  erklärt,  sie  fehlten  im  Griechischen  ganz.  ^Angebliche  wür* 
den  sich  wohl  genug  finden  lassen  in  ägyptelogischen  Arbeiten,  aber 
so  weit  mein  Gedächtnis  reicht,  sehe  ich  auch  nicht  eines,  welches 
sicher  wäre'.  Bezzenbergefs  Beiträge  Band  7,  S.  96.  Diese  apo- 
diktische Behauptung  des  Herrn  Erman  scheint  doch  mannig&cher 
Einschränkung  zu  bedflrfen;  ein  Wort  zum  Beispiel  wie  ß&Qiq  will 
er  nicht  als  Lehnwort  gelten  lassen  ^als  ägyptischen  Namen  fftr 
einen  nur  ägyptischen  Gegenstand*.  Aber  das  mehrfach  von  grie- 
chischen Dichtern  gebrauchte  Wort  ist  auch  ins  Lateinische  über- 
gegangen (es  steht  bei  Properz  allerdings  wieder  nur  im  Zusammen- 
hang mit  ägyptischen  Dingen)  und  hat  nach  Diez  sogar  dem 
romanischen  harca  Leben  gegeben.  Ich  stimme  daher  dem  voll- 
kommen bei,  was  Herr  Weise  kürzlich  in  Bozzenberg^ers  Beiträgen 
Band  7,  Seite  170  in  Bezug  auf  die  oben  angeführte  Äusserung  des 
Herrn  Erman  bemerkt  hat.  Auch  Heinrich  Brugsch  Pascha  hat  mir 
gegenüber  einmal  mündlich  ausgesprochen,  dass  er  im  Stande  sei» 
eine  Anzahl  ägyptischer  Wörter  im  Altgriechischen  nachzuweisen. 
Es  kann  al^o  keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  wir  semitische 
und  hamitische  Wöi'ter  im  Griechischen  anzuerkennen  haben.  Der 
sonst  so  schätzbare  Herr  Ludwig  Boss  hat  in  seinem  wahnschaffenen, 
heutzutage  wohl  ziemlich  ganz  vergessenen  Büchlein  .Italiker  und 
Gi-aeken.  Sprachen  die  Bömer  Sanskrit  oder  Griechisch?^  Halle  1858 
auf  S.  84  den  Wunsch  ausgesprochen,  man  möchte  die  ^ägyptischen, 
phönicischen  und  vorderasiatischen  Wörter  im  Griechischen  und  La- 
teinischen' nachweisen  *al8  Gegengift  gegen  dasSanskrit\  Der  Wunsch 
ist  seitdem,  wie  wir  sahen,  theilweise  erfüllt  worden,  ohne  dass  da- 
durch natürlich  das  Verhältnis  des  Griechischen  zum  Sanskrit  irgend- 
wie alteriert  worden  wäre.  Aber  freilich  auch  nur  theilweise.  Aus 
den  Sprachen  der  verschiedenen  inVorderasien  lebenden  Volksstämme 
mag  mancherlei  ins  Griechische  übergegangen  sein;  aber  wer  Ter- 
möchte  das  heute  noch  zu  constatieren,  wo  uns  jene  Sprachen  selbst 
nur  aus  ein  paar  yerdoTbeuen  Glossen  und  unübersetzten  InschrifIeD 


t,  IHe^  güeA* 


er  im  Lfttois»  ütigez.  ron 


bekannt  sind?  So  glaube  ich,  das«  das  VVori  liU/ot;,  welches  sich 
aU6D  Deuiuiigsversacben  aus  iodogdrmaoisoheD  Mittela  gegenabt^r 
dprOde  xoigt,  sin  vordenkdiatiscbes  Fremdwort  ist.  Auch  die  zumh- 
tuende  Sicherheit  und  Zuverltoigkeit  der  KeilsobnfiforscUung  dürftt» 
Boeh  hie  und  da  einen  Erndriugling  im  Griechischen  euUar?en.  Man 
wird  geneigt  sein,  Belebrnngüber  alle  diese  Fremdwörter  in  dem  Ver- 
zeichnisse der  *Fremd Wörter  im  Griechischen  und  Lateinischen'  von 
Herrn  V  ^.eipzig  187B)  lu  suchen;   dasselbe  ist  aber  leider 

recht  uij^  u^,  was  bei  dem  soostigen  SammelOeil^e  des  Herrn 

Yerfafiser»  befremdet;  es  fehlen  zum  Beispiel  die  zweifellos  aaiati- 
tischen  Thieruamen  Kafir/log  und  xf^nog.  Was  iXitpag  betrifft^  so 
weise  ich  dafCir  auf  das  durch  Fleili  und  Gelehrsamkeit  aus- 
gezeichnete Work  ?on  Herrn  Fritz  Hommel  'Die  Säugethiere 
in  den  südöemitiechen  Sprachen  (Leipzig  1879)  hin,  wo  auf  S.  325 
auf  daa  altägjptiache  ab  Elefant  aufmerksam  gemacht  und  ein  asay- 
riscbea  al*ap  erschlossen  wird,  das  die  n&chste  Vorstufe  des  grie- 
chischen €JJq}ag  wäre*  Bei  dieser  Gelegenheit  will  ich  eine  andere 
Vermuthung  mittheileu,  zu  der  mich  das  Hommelsche  Buch  seiner* 
zeit  angeregt  hat  Das  horaeri«che  l^alog  Dias  4,  105  (l^alov  alyog 
ay^v)  ist  bis  jetzt  noch  nicht  befriedigend  gedeutet  worden  ;  in 
Ebelings  Lezicou  homeiicum  wird  S.  506  bemerkt^  'vidotur  vox  ipsa 
non  »diectirum  esse,  aed  afidita  ut  afc  xfi/r^oc,  ßovg  (QV^og  »im. 
Das  bcheint  mir  sehr  richtig  zu  i«ejü,  das  Wort  selbst  halte  ich  für 
ein  Lehnwort  auj%  arabisch  {][;a/Mn  Steinbock,  das  nach  Herrn  Hommel 
a*  a.  0.  S,  279  im  Arabischen  ein  aramaiäcbes  Lehnwort  ist. 

Also  das  Altgriechische  hat  in  seinen  früheren  Periodea  eine 
ziemlich  eng  bekreuzte  Anzahl  von  fremden  Wörtern  aus  den  Sprachen 
des  Ostens  aufgenommen  und  meist  stark  heüenisiert,  und  sich  in 
i^päterer  Zeit  jedenfalls  vor  einer  derartigen  Überüuthii^  r^jmd- 

w^irtern  frei  gehalten,  wie  sie  im  Lateinischen  mit  gu  n,  im 

Deutschen  mit  französischen  Wörtern  stattgefunden  hat.  Woran  liegt 
das  ?  'Alle  Sprachen,  sagt  Jakob  Grimm  in  der  Einleitung  zum  deutschen 
Wörterbuch  S.  XKVI,  liaben,  so  lange  sie  gesund  sind,  einen  Na- 
turtrieb, das  Fremde  von  sich  abzuhalten  und«  wo  sein  Eindringen  er« 
folgte,  CS  wieder  auszui^toBen,  wenigstens  mit  den  heimischen  Ele« 
mieten  auszugleichend  Dieser  Ausspruch  des  Altmei^^ters  hängt  ta 
eng  mit  sinnen  i^vmboli zierenden  Anaich  ten  über  Sprach entwickluA^ 
im  allgemeinen  zusammen,  als  dass  er  heute  auf  allzu  viel  Beifall 
rechnen  dürfte.  Wann  ist  eine  Sprache  krank  und  wie  lange  ist  sie 
gesund?  Ich  denke,  wir  lassea  diese  schwer  zu  beantwortende  Frage 
JM  Ji|te  und  fassen  lieber  mehr  die  Sprechenden  ins  Auge,  dabei 
pilifclito  Unterschied  zwischeu  der  vorliterarisichen  und  der  lite«'^ 
rariichen  Pcoi  nicht  außeracht  lassend.    Ein  wenig 

cuJtiTierUs  \  i.ihmü  von  fremden  Wörtern  wehrlos, 

aber  auch  st  eni  gegenOber;  es  nimmt  so  viel  auf,  als  das 

Bedürfnis  eil  .  ,  it  selbst  weniger,  indem  neu  in  den  QesichU- 
kreis  tretende  Begriffe,  wie  durch  den  Bandet  f ermittelte  Naturpro- 
duct«,  hAniig  mit  einheimischen  Namen  von  Gegenatänden  beKeioboefe 


ä84      0.  Weise,  Die  griech.  Wörter  im  Latein,  angei.  ron  G.  Mejfer. 

werden,  die  mit  jenen  nnr  eine  recht  entfernte  Ähnliehkett  haben. 
Das  fremde  Wort  wird  dabei  den  Lautgesetsen  der  eigenen  Sprache 
möglichst^nform  gemacht,  nach  ähnlich  klingenden  Worten  derselben 
umgewandelt ;  es  treten  die  verschiedenen  firscheinongsformen  der 
Volksetymologie  ein.  In  Gegenden  wo  der  Verkehr  mit  Angehörigen 
einer  anders  redenden  Nationalität  ein  intensirer  und  continnirlicher 
ist,  wird  natürlich  das  Contingent  an  Fremdwörtern  auch  ein 
größeres  sein ;  man  kann  das  in  deutschen  Grensdistrictenbeobachten, 
die  an  slavische  oder  romanische  Bevölkerung  grenzen.  Bildet  sich 
ja  doch  in  Hafenstädten,  wo  fortwährend  ein  Zusammenströmen  der 
verschiedenartigsten  Nationalitäten  stattfindet,  mit  der  Zeit  eine  Art 
internationaler  Sprache  aus,  wie  die  in  den  Häfen  des  Mittelmeeres 
gesprochene  sogenannte  lingaafranca,über  die  wir  nächstens  näheres 
von  Herrn  Schuchardt  zu  erfahren  hoffen  dürfen.  Viel  anders  ge- 
staltet sich  die  Sache,  wenn  die  politischen  Verhältnisse  dem  einen 
Volke  ein  Übergewicht  über  ein  anderes  geben.  Ist  das  politiBch 
herrschende  Volk  zugleich  das  civilisiertere,  so  wird  der  Procentsati 
der  fremden  Worte  ein  sehr  bedeutender  werden,  ja  bekanntlich  kann 
dieser  Process  mit  dem  gänzlichen  Untergang  der  Sprache  des  be- 
herrschten Volkes  endigen.  Wo  Literatur  vorliegt,  da  hat  der  herr- 
schende literarische  (Geschmack  großen  Antheil  an  der  Aufnahme 
oder  Abwehr  fremder  Wörter.  Der  bei  weitem  größere  Theil  der 
griechischen  Wörter  ist  ins  Lateinische  durch  die  Literaten  einge- 
führt, die  griechisch  zu  sprechen  für  eleganterhielten  als  die  rauhere 
Mundart  der  Väter;  ein  großer  Theil  davon  wiederum  ist  auf  die 
gebildeten  oder  richtiger  gelehrten  Kreise  beschränkt  geblieben. 
Deutsche  Prosa  war  eine  Zeit  lang  eine  Art  Pehlevl,  indem  franzö- 
sische Wörter  nur  durch  deutsche  Endungen  und  Verhältniswörter 
mit  einander  in  Verbindung  gesetzt  wurden ;  und  die  Scribeoten  des 
griechischen  Mittelalters  haben  ihre  Producte  sattsam  mit  italieni- 
schem Aufputz  zu  schmücken  geglaubt.  Den  alten  Griechen  stand 
keine  Literatur  gegenüber,  die  für  die  ihrige  hätte  tonangebend 
werden  können ;  zudem  hat  sie  seit  früher  Zeit  ihr  stark  ausgepräg- 
tes Nationalgefühl,  ja  der  nationale  Übermuth,  der  den  Fremden  als 
Barbaren  verachtete,  spröde  gemacht  gegen  die  Aufnahme  fremden 
Sprachgutes.  Oberall,  wo  ein  lange  Zeit  unterdrücktes  Nationalge- 
fühl wieder  erwacht,  sehen  wir  sogenannte  sprachreinigende  Be- 
strebungen auftreten,  die  gewöhnlich  mit  Verkennung  der  histo- 
rischen Entwicklung  einer  Sprache  vorgenommen  werden  und  darum 
meist  über  das  Ziel  hinaus  schießen.  Nach  dem  deutsch-französischen 
Kriege  begann  Herr  Stephan  seinen  Feldzug  gegen  die  französischen 
Worte  im  Deutschen;  noch  jüngst  hat  ein  Prager  Professor  etwas  zu 
pathetisch  gegen  die  ^Verwälschung'  der  deutschen  Sprache  gedon- 
nert. Die  Bumänen  haben  den  slavischen  Wörtern  ihrer  Sprache  den 
Krieg  erklärt,  denn  sie  wollen  echte  Bomulusenkel  sein ;  der  Ceche 
und  der  Slovene  übersetzt  mühsam  und  nicht  immer  sehr  ver- 
ständlich deutsche  Ausdrücke,  statt  sie  wie  früher  einfach  zu  ent- 
lehnen, als  ob  dadurch  an  der  geistigen  Aneignung  etwas  geändert 


W0ia€,  Dl«  grlecb.  W5rtdr  Im  Latein^  t^ngei.  von  G,  Meyer.      895 

rftrde;  und  die  heati^eu  Griechen  haben  es  in  kurzer  Zeit  fertigge- 
bracht sieh  Ton  dem  überflüssigen  und  mai^losen  BAllast  romanischer 
nnd  türkischer  Wörter  ganz  tu  befreien»  was  allerdings  bei  der  emi* 
nenien  Hildnogs-  and  Ztisuminensetzungsnibigkeit  des  Griechtscben 
leichter  war  als  anderswo.  Die  Gnecbcn  haben  dabei  anBerdem  den 
VortheiK  dass  ein  großer  Tbetl  der  in  den  abendländischen  Sprachen 
gebrauchten  Fremdwörter  eben  griechischeo  Ursprungs  ist. 

Die  vorstehenden  Betrachtangen  hatten  den  Zweck  darauf  hin- 
zuweisen, dass  die  an  den  Eingang  derselben  gestellten  Worte  Victor 
Hehns  nur  mit  den  nöthigen  Einschränkungen  zu  Recht  bestehen* 
Das  ftndert  aber  natürlich  nichts  an  dem  Umstände,  dass  eine  Unter« 
suchung  der  Fremdwörter  einer  Sprache  fOr  die  Geschichte  nnd  CuU 
turgeschichte  des  betreffenden  Volkes  eine  sehr  große  Wichtigkeit 
besitzt.  Wie  geologische  Schichten  haben  sich  im  Albanischen  fremde 
Wörter  aus  den  verschiedenen  Sprachen  der  Völker,  die  Herrschaft 
über  die  Albanier  geübt  haben,  at^elagert,  und  aus  den  Fremdwörteru 
der  Zigeunermundarten  hat  Herr  Miklusich  die  Geschichte  ihrer  Wan« 
derupgen  zu  recoustruieron  vermocht.  Im  Jahre  1870  veröffentlichte 
der  fleißige,  aber  stark  unkritische  Dilettant  Herr  Augast  Boltz  eine 
Schrift:  *Das  Fremdwort  in  seiner  Entstehung  and  cnlturhistorischen 
Bedeutung*.  Ich  habe  dieselbe  niemals  gesehen,  erwähnte  sie  aber 
hier,  weil  derartige  dilettantische  Zosammenstetlungen  mitunter  auch 
dem  Ernsteren  etwas  Brauchbares  bieten.  Das  ist  die  eine  Seite,  welche 
der  Behandlung  der  Fremdwörter  Interesse  verleiht.  Die  andere  ist 
die  linguistische.  Wo  zwei  nahe  verwandle  Sprachen  Wörter  mit 
einander  ausi^etauscht  haben,  da  ist  die  Entscheidung  darOber»  was 
altes  Kigenthum,  was  Lehngut  ist,  häuög  eine  sehr  schwierige,  wirft 
aber,  wenn  «le  getroffi^n  wird,  die  schärfsten  Lichter  auf  Lautgesetze 
und  sprachgeschichtliche  St^Uun?  der  entlehnenden  Sprache.  So  hat 
man  im  Armenischen  erst  die  zahlreichen  persischen  Lehnwörter  aus- 
zuscheiden, ehe  man  dem  Armenischen  seine  Stellung  im  indoger- 
manischen Sprachkreise  anweisen  kann;  die  Annahme,  ob  ein  Wort 
entlehnt  oder  urverwandt  ist,  moditlciert  oft  eio  ganzes  Lautgesetz. 
Mao  vergleiche  die  Untersuchungen  von  Herrn  Hübsch  mann  im  23. 
Bande  der  Zeitschrift  für  vergleichende  Sprachforschung  und  im  35.  und 
86.  Bande  der  Zeitschrift  der  deutschen  morgenländischen  Qeseilschaft. 
Ähnliche  Verhältnisse  liegen  im  Kurdischen  vor:  ^Bei  der  nahen 
Verwandtschaft  des  Kurdischen  und  Persischen  ist  oft  schwer  zu 
entscheiden,  ob  ein  Wort  echt  kurdisch  und  weiterhin  allgemeines 
irmnisehes  Eigentbum,  oder  ob  es  aus  dem  Neupersiscben  herQber« 
genommen  ist'.  F.  Justi  Kurdische  Grammatik  (Petersburg  1880) 
S.  VI.  Herr  Ebel  hat  in  Kuhns  Beiträgen  zur  vergleichenden  Sprach- 
forschung Band  2,  S.  139  ff,  (Nachträge  dazu  Band  3,  S.  277  f.) 
durch  Mugterang  der  entlehnten  lateinischen  Wörter  im  Altirischen 
begonnen  die  anscheinend  zahlreichen  Übereinstimmungen  im  Wort- 
schatz zwischen  den  keltischen  und  den  graecoitaliscben  Sprachen 
auf  ihr  richtiges  Haß  tu  roducieren  und  dadurch  die  Frage  nach  der 
Stellung  des  Keltischen  in  der  indogermanischen  Spracbgruppe  der 


8S9      0.  Weiae^  Die  grieoh.  Wörter  im  Latein,  anges.  vc«  G.  Mm^tt* 

Entscheidang  näher  zubringen;  neuerdings  hat  Herr  Bruno  Oflterbock 
in  seiner  sorgfältigen  Doetordissertation  Bemerkungen  über  die  la- 
teinischen Lehnwörter  im  Irischen.  Erster  Theil:  Zur  Lautlehre', 
Leipzig  1882,  diese  Untersuchungen  mit  Erfolg  weiter  gefähtt.  Seihet 
auf  die  lautlichen  Verhältnisse  der  Sprache,  bei  der  die  Anleihe  ge- 
macht wird,  ist  die  Betrachtung  von  Fremdwörtern  geeignet,  mit- 
unter überraschendes  Licht  zu  werfen ;  verschiedene  Behandlong 
desselben  Yocals  verräth  qualitative  oder  quantitative  Verschieden- 
heiten (vgl.  mehrfach  Ascoli  in  seiner  Lettera  glottologica  Torino 
1881),  die  Erscheinungsform  der  griechischen  Aspiraten  im  Latein 
ist  wichtig  für  die  Bestimmung  ihres  ursprünglichen  Lautwertee 
(s.   meine  Griechische  Grammatik  §.  204  ff). 

Auf  die  griechischen  Lehnwörter  im  Lateinischen  ist  man  nach 
dieser  zweifachen  Sichtung  hin  schon  seit  längerer  Zeit  aufmerksam 
gewesen.  Herr  Georg  Curtius  hat  mit  einem  Vortrage  auf  der  Ham- 
burger Philologenversammlung  im  Jahre  1855  diese  Studien  inan- 
guriert  und  auf  die  für  die  altitalische  Culturgeschichte  zu  gewin- 
nenden Resultate  hingewiesen.  Von  solchen  culturhietorischen  Ge- 
sichtspunkten aus  haben  die  Sache  besonders  Herr  Goerke  in  seiner 
Symbola  ad  vocabula  graeca  in  linguam  latinam  reoepta,  Königsberg 
1868,  und  Herr  Beurmann  in  der  Gratulationsschrift  der  gramma- 
tischen Gesellschaft  zu  Curtius'  Jubiläum  f  Sprachwissenschaftliche 
Abhandlungen'  usw.  Lpg.  1874,  S.  95  ff.)  angefasst;  des  letztem 
Arbeit  ist  eine  hübsche  Skizze,  aber  eben  nur  eine  Skizze.  Unterdes 
hatte  Herr  Saalfeld  in  seinem  Index  graecorum  vocabulorum  in  lin- 
guam latinam  translatorum,  Berlin  1874^  den  ersten  Versuch  einer 
alphabetisch  geordneten  Zusammenstellung  sämmtlicher  griechischen 
Lehnwörter  gemacht,  der  von  ihm  in  seinem  Wetzlarer  Progi*amm 
1877  ergänzt  worden  ist.  Die  beideu  Schriften  von  Tuchhändler  und 
Buge  über  denselben  Gegenstand  kenne  ich  nicht;  die  erstere  hat 
Herr  Saalfeld  als  ein  Plagiat  aus  Goerke  charakterisiert.  Herr  Saal- 
feld hat  ganz  neuerdings  in  einem  kleinen  Heftchen  culturgeschicht- 
liche  Studien  im  Anschlnss  an  die  griechischen  Lehnwörter  veröf* 
fentlicht :  'italograeca.  Kulturgeschichtliche  Studien  auf  sprachwis- 
senschaftlicher Grundlage  gewonnen.  1.  Heft:  Vom  ältesten  Verkehr 
zwischen  Hellas  und  Born  bis  zur  Kaiserzeit\  Hannover  1882.  Ich 
enthalte  mich  eines  ürtheils  über  diese  Arbeit,  bis  eine  Fortsetzung 
davon  vorliegt. 

Eine  erschöpfende  Behandlung  des  Stoffes  lag  nirgends  vor. 
Das  bewog  die  Jablonowskische  Gesellschaft  bei  ihrer  letzten  Preis- 
ausschreibung eine  vollständige  und  mit  genauen  Nachweisen  ver- 
sehene Sammlung  aller  griechischen  Lehnwörter  des  Lateins  als 
Aufgabe  zu  stellen.  Die  Arbeit  von  Herrn  Weise,  Gymnasiallehrer 
zu  Eisenberg  in  Sachsen- Altenburg,  hat  den  Preis  gewonnen  und  ist 
auf  Kosten  der  Gesellschaft  in  einem  sehr  stattlichen  Baude  gedruckt 
worden.  Mit  ihr  sind  diese  Untersuchungen  wohl  zu  einem  vorläufigen 
Abschluss  gelangt.  Sie  muss  als  eine  im  Großen  und  Ganzen  recht 
lobenswerte  Leistung  bezeichnet  werden.  Vor  allen  Dingen  ist  rflh- 


O.    Weist,  Die  ^erh.  Wörter  im  LAt«hi,  asgei.  voai  Cr.  Mej^r,     $$1 

rnend  herrorzuheben  der  grolle  Fleiß  de^i  Verfassers,  fie  war  kein« 
kleine  Aufgabe  oicbt  uar  die  gaosie  römische  Literatur  2U  dem  Zwecke 
durchzulesen,  sondern  auch  die  einschlägige  Literatur  2u  beherrschen, 
die  fär  die  hier  in  Betracht  kommenden  Fragen  aus  hietori^chem, 
cuJturgeschicbtlichem,  antiquarii^chem  und  linguiNtischem  Gebiete 
entnommen  werden  musste.  Der  Herr  Verfasser  bat  sie  in  anerken- 
nenswerter Weise  gelöst;  wenn  manclxe  Sinselheit  Ihm  entgangen 
iet,  80  muss  man  die  Schwierigkeit  in  einer  kleinen  Gymnasialatadt 
sieh  die  nOthigen  Böcher  zu  beBchaifen  in  Anschlag  bringen.  So 
habe  ich  beispielsweise  auf  S.  250  die  Anfühnuig  der  hfibschen 
Abhandlung  von  Ilerm  0.  Schrader  Die  alttsta  Zeittbdilung  des  in* 
degermanischen  Volkes«  Berlin  1878  (in  der  Sammlung  gemeinver* 
stündlicher  wissenschaftlicher  Vorträge  von  Virchow  und  Holt«en- 
dorff)  veriüisst^  oder  auf  S.  187,  Anm.  3  ('dock  kannte  man,  wie  die 
Gleichung sk.  kiuräs  =  ^r^*- beweist,  bereits  in  der  indogermanischen 
Zeitdas Schermesser') die  Erwäbnangder intereeeanten  Couiroverse  von 
Benfey  and  Heibig  über  die  indogermaniscfum  Ea^innesaer,  s.  Benfey 
in  der  Beilage  der  Augsburger  AUgeme:  vom   6.    April 

1875  und  Heibig  in  der  Zeitschrift  *Im  1875,  Auch  das 

oben  genannte  Buch  vou  Uommel,  das  mehrfach  auf  alte  eiiropJLisohe 
Thiernamen  Licht  wirft,  scheint  Herrn  Weise  nicht  bekannt  geworden 
zu  sein.  Der  Ver&sser  der  S.  5  genannten  Oppler  Programme  de  eo 
quo  Cicero  in  epin^tolis  usus  est  semiQQe  heisst  nicht  Stimmer,  son* 
dem  Stinner.  Nen  hinzu  gekommen  ist  (außer  dem  froher  erwähn- 
ten Schriftchen  Saalfelds)  die  Doctordissertation  von  üerm  Edmund 
Haulorin  Wien,  'Terentiana  cum  specimiiio  loxici'  Wien,  Holder  1882, 
wo  B,  13  —  21  die  von  Tereni  gebrauchten  griecbii^chen  Lehnwörter 
zusammengestellt  nnd  darauf  hin  untersucht  werden  ,  ob  sie  vor  Ta« 
renz  in  der  Literatur  zu  belegen  sind.  i 

Bas  Werk  zerfült  nach  einer  Einleitung  (8.  1  —  10)  in  drei 
Theite.  Dar  erste  gibt  die  linguistische  Behandlung  der  Fremdwörter 
(S.  11— 86)*  der  zweite  eine  Darstellnng  der  griechischen  Gultor* 
Qbertragnngen  an  ihrer  Hand  (S.  87 — «325K  der  dritte  üin  alpha- 
betisch angeordnetes,  mit  Stellennachweisen  verseheuBS  Verzeichnis 
der  Lehnwörter.  In  dem  ersten,  dem  linguistischen  Theile  and  auch 
ad&st,  wo  sprachwissenschaftliche  Diuge  tu  berfihren  sind,  ist  mir 
manches  Unaichere^  ja  geradezu  Unrichtige  aufgestoßen;  nicht  immer 
zeigt  sich  Herr  Weise  auf  der  HAhe  der  jetzigen  wissen scbaftU eben 
An9chaaunr>  /ewisse  ünkifirheik  oder  Mangel  an  Schürfe  macht 

sich  beiBet^t  j  lingnistischor  Di uge  fühlbar.  So  ist  S.  12  durch- 

aus unklar,  wenn  nicht  unrichtig^  was  über  die  Aspiration  berichtet 
wird»  Die  Neigung  römische  Laute  xu  nspinereo  {pulcher  Ü^t  ptUatr) 
soll  aof  griechischen  Einfluss  xurückgehen,  ich  weiß  nicht  ob  so,  dasa 
die  Oriechen  Freunde  der  Aspiration  gewesen  seien  (was  man  ja  doch 
nur  den  Attikeni  HÄohaagt^)  oder  dan»  die  Gewohnheit,  Worte  wie 
iftkoQoqia  mit  ;  i  hen  später  auch  anf  echt  t<I* 

mtacho  Worte  \^i  td  niemand  glauben,  bei  der 

Umtchreibuiig  TOD  Xf  ^i  fjP  out  ch^  th^ph  wirkte  das  gelehrte  BedQrfnis 


818      O.  Weite^  Die  griedi.  Wörter  im  Lttein,  anges.  Ton  ff.  Jf^yer. 

genaaer  Lantwiedergabe  (gegenüber  alten  c,  t,  p)  in  Yerbindang  mit 
einer  auch  sonst  schon  vorhandenen  Neigung  des  BÖmisohen,  die  wahr« 
scheinlich  in  einem  anderen  Znsammenhange  zu  betrachten  ist.  Der  han- 
tige toskanische  Dialect  hat  bekanntlich  Neigung  zur  Aspiration ,  das 
Etruskische  hat  sie  nicht  minder  besessen  -*  es  liegt  nahe  an  einen 
der  ethnologischen  Znsammenhänge  in  der  Sprachwissenschaft  zu 
denken,  über  die  jüngst  Herr  Ascoli  in  seiner  ersten  Lettera  glotto- 
logica  (in  der  Birista  di  filologia  Bd.  X,  Heft  1)  mit  gewohnter  Qo- 
lohrsamkeit  und  Scharfsinn  gehandelt  hat.  Ohne  Besultat  in  dieser 
Hinsicht  ist  die  sonst  gute  Dissertation  von  Herrn  Brandis  De  aspi- 
ratione  latina  quaestiones  selectae.  Bonn  1881.  —  Auf  S.    13   be« 
fremdet  es  mich  in  der  fünften  Anmerkung  zu  lesen,   das  Wort 
Mchüa  die  Laube  sei  'als  keltisch  an  seinem  Fortleben  im   alt- 
firanzösischen   treUe  neufranzösisch    treille  erkennbar';    es    leben 
ja  doch    im   Alt-    und   Neufranzüsischen    sehr   viele   lateinische 
Wörter  fort,  ohne  dass  dies  ihren  keltischen  ürsprang  beweist. 
Dass    die    in    der    daranf    folgenden    Anmerkung    aufgeführten 
Fischnamen  sämmtlich  wirklich  keltisch  seien,  dürfte  wohl  sehr  schwer 
zu  beweisen  sein.    Das  'Iberisch-Keltische'  auf  S.  35  ist  ein  sprach- 
historischer   Beg^riff,     der     keinerlei     Existenzberechtigung     be- 
sitzen dürfte.  S.  21  ist  griechisch  ^/n;  wohl  verschrieben  für^/rt^. 
Bei  der  angenommenen  Herleitung  von  rosa  aus  ^dia  handelt  es 
sich  nicht  um  Übergang  von  d  in  «,  sondern  von  d  und  halbvoca- 
lischem  e  oder  %  (rodta)  in  den  tönenden  Zischlaut  {e  durch  de);  wir 
werden  dann  annehmen  müssen,  da  dem  Lateinischen  dieser  Lautvor- 
gang fremd  ist,  dass  das  Wort  durch  oskische  Vermittlung  den  Rö- 
mern zugekommen  ist,  wo  wir  in  eicolom  von  dies  denselben  und  in 
Bansae  aus  Bantiae  den  analogen  Vorgang  im  Gebiete  der  tonlosen 
Laute  antreffen.  Abfall  von  anlautendem  v  vor  r  oder  l  ist  in  keinem 
einzigen  Falle  fürs  Lateinische  erwiesen,  trotz  der  Behauptung  von 
Herrn  Leo  Meyer  in  seiner  sogenannten  Lautlehre  des  Griechischen 
und  Lateinischen  S.  79.  Ebenso  wird  auf  S.  27  dem  Lateinischen  ein 
Lautgesetz  zugeschrieben,  das  im  Bereiche  dieser  Sprache  unerhört 
ist :  der  Übergang  von  altem  kv  in  p  soll  im  Lateinischen  wenigstens 
im  Inlaute  auch  vorliegen.    Aber  die  angeführten  Worte  vesper  sae- 
pio  lupus  sind  mit  lit.  vdkaras  griech.  aipiog  (dessen  anlautendes 
a-  für  SV'  stehen  muss,  Griech.  Gramm.  §.  222)  und  Xvxog  nicht  ver- 
wandt ;  über  lupus  und  Xv)tog  habe  ich  in  dieser  Zeitschrift  1880, 
S.  122  bei  Gelegenheit  der  von  Herrn  Weise  hier  angeführten  Stelle 
aus  Jordans  Kritischen  Beitragen  zur  Geschichte  der  lateinischen 
Sprache  mich  ausgelassen.  Aufderselben  Seite  will  ich  einen  am  Schluss 
nicht  angemerkten  Druckfehler  verbessern :  in  Zeile  7  von  oben  muss 
es  statt  ksl.  tlyrmk,  p^.  pimp  heißen :  ksl.  p^fö,  kymr.  pimp.    S.  27 
unten  steht  ein  Verzeichnis  von  Doppelformen  mit  c  und  p^  von  denen 
jene  urverwandt,   diese  entlehnt  sind ,  z.  B.  hepar  und  iecur;  da- 
runter figuriert  absis  =  aipig,  ich  weiß  nicht  mit  welchem  Bechte« 
denn  daf&r  existiert  keine  andere,  echt  lateinische  Form,  zudem  kommt 
der  Wurzel  indogermanische  Media  zu.  In  der  Anmerkung  dazu  wird 


0.  ITeii«,  Die  grieeb.  Wdrter  im  t&taii),  afigei.  voq  <?.  Jf eyer.      899 

resagty  bei  oxen:  neben  spec  ai.  apa^  nsw.  'siehe  das  Qriechische  mit 
[aeni  Guttural  der  Wnrzel  ganz  isoliert  da';  doch  wohl  nur  mit  der 
[stell ung  des  Gutturals  hinter  dem  anlautenden  ^*.  Dass  man  ^acus 
[in  acupcdius   mit  griechisch  iixvg  ai.   dgü    vergleichen  dürfe  (S. 
;  28)f  bezweifle  ich  stark,  da  in  dem  O^mparativ  Öciar  das  dem  gi'ie- 
tchischen  und  indi^hen  Worte  entsprechende  Ad jectiv  um  mit  lat.  <9r= 
I  griechisch  at  vorliegt  und  man  zweifache  Vertretung  desselben  Lau- 
[tes  in  demselben  Worte  nicht  statuiei-eo  darf;  zudem  ist  Aber  die 
I Quantität  des  a  in  jenem  Compoettum  gar  nichts  bekannt.  Auf  der 
[nämlichen  Seite  steht  eine  andere  unmögliche  Gleichung :  noXvg  = 
poMs  ^  plovis  ^  plus ;  woher  Herr  Weise  die  beiden  mittleren 
fFormen  hat,  die  ohne  Stern  auftreten,  weiß  ich  uicht,  aber  jedenfalla 
jift  die  Gleichsetzung  des  Comparativs  plus-  (s-Stamm)  mit  dem  Po- 
laiti?  noXig  (u-Stamm)  falsch ;  das  Richtige  siehe  in  meiaer  oben  an* 
geführten  Reeension  ?on  U.  Jordan  S.  123  f.    Ein  sehr  ungenauer 
nautphjsiologischer  Ausdruck  findet  sich  auf  S.  2d  Mer  Übergang 
Tdes  Beibelantes  a  zwischen  zwei  Vocalen  in  die  tonende  Spirans  und 
,  dann  in  r\  Reibelaut  ist  gleich  Spirans;  also  ^Übergang  einer  Spi- 
jrans  in  die  tönende  Spirans';  musste  heißen  *der  tonlosen  Spirans  8\ 
(denn  das  Schriftzeichen  s  wird  ja  bekanntlich  im  Lateiniscben  für 
lionlose  und  tönende  dentale  Spirans  verwendet    Dass  die  Sprache, 
iwie  in  der  Anmerkung  zu  der  Erörterung  aber  den  Rhotacismus  be* 
pauptet  wird,  ein  Lautgesetz 'zur  Vermeidung  der  Verwechslung*  ge- 
]  wisser  Wörter  mitandern  hemmt»  dürfte  kaum  erweislich  sein;  Herr 
rWalter  ist  in  seiuer  Dissertation  Rhotacism  in  the  oldltalian  langua- 
Ig^s,  Leipzig  1876  gewiss  auf  richtigerem  Wege  der  Erklärung  für 
(die  Auanahmen.  In  derselben  Anmerkung  liest  man  'da^  s  ist  nur 
den  Nominativen  auf  6s  Ms  länger  bewahrt  worden*;  das  gehört 
slena  gar  nicht  hieher,  wo  es  sich  um  intervocallsches  »  handelt, 
[und  ist  zweitens  unrichtig,  die  Nominative  auf  -ds  sind  thatsächlich 
[das  Normale,  denn  es  gibt  kein  lateinisches  Lautgesetz,  uacb  wel- 
chem auslautendes  s  zu  r  wird;  die  Nominativformen  auf-or  verdan* 
ken  das  r  der  Einwirkung  der  obliquen  Casus  mit  ihrem  -dr-^  daa 
dort  allein  lautgesetzlich  entstanden  ist.  S.  32  lies  etruskiscli  Fer/- 
panm  statt  Valparum,    Herr  Wastpbal  hat  nicht  das  gothische 
Anlauts-  (S.  39),  sondern  A n $ lautsgesetz  im  zweiten  Bande  der 
Kuhnseben  Zeitschrift  erörtert.  Was  8.  43  Anm.  1  fibercaj^  gesagt 
wirdf  iist  eine  unnötbige  Wiederholung  ausS,  17.  Dem  methodischen 
Grundgesetze,  dass  man  nicht  doppelte  Entwicklung  einer  Form  nnt#r 
sonst  gioi  gleichen  Bedingungen  annehmen  dQrfe»  möchte  wohl  die 
Herleitung  von  ^roma  und  norma  aus  einer  Grundform  ^norma  ^ 
ynof^fitj  zuwider  laufen  (S.  ö3,  Anm.  5l  Uber«l{H]rti«m(3.  69)  han* 
delt  toleUt  Herr  Jordan  in  den  Vindtciae  sermonislatini  antiquiasimi 

iim  Index  lectionum  von  Könipberg,  Sommer  1882)  p.  19,  der  den 
^b«rgang  des  i  von  Hi/HOP  in  lateinisches  o  durch  Hinweis  auf  in- 
schriftlich  bezeugtes  sacrihgon  CJL.  VI,  9659  und  soriilo^a  CJL. 
VUl,  6181  zu  stützen  sucht  —  S.  70:  'Da  wir  nun  wis^en^  daaa 
die  alten   indogeroianisclita,  aus  dem  weichen   Eiploeivlaute  t  ^ 


SM      0.  Weise^  Die  griech.  Wörter  im  Latein,  anges.  von  Q-.  Mejfer. 

bestehenden  [?]  Aspiraten  hh  nnd  s^h,  welche  f&r  die  nritaÜBohe 
Zeit   noch   nachweisbar  sind   (vgl.   Whitnej  Sanskr.   Gramm.    S. 

14,  Nr.  38)  zu  den  eine  geringere  Articolationskraft  erfor* 
dernden  Fricatirlanten  f  and  h  abgeschwächt  worden  sind*  and 
in  der  Anmerkung  dazu,  ^die  dentale  Spirans  fehlt  im  Latain'« 
Hier  hat  sich  der  Herr  Verfasser  die  ganze  Frage  nicht  recht  klar 
gemacht:  erstens  ist  nicht  abzusehen,  was  das  Oitat aus  Whitney  Ar 
ttritalische  Aspiraten  beweisen  soll;  zweitens  sind  für  das  üritalische 
nicht  die  weichen,  sondern  die  harten  Aspiraten  anzunehmen,  nach 
dem  bekannten  Kachweise  des  Herrn  Ascoli,  drittens  fehlt  im  La- 
teinischen nicht  die  dentale  Spirans,  denn  diese  ist  durch  8  yertreten, 
sondern  die  interdentale  (]>),  die  zu  f  geworden  ist.  —  S.  72:  Aus 
Stamm  8vam  lässt  sich  aq)6yyog  nicht  ohne  Schwierigkeit'  ableiten; 
denn  der  Übergang  von  t;  in  9  ist  ebenso  wenig  irgendwie  erwiesen 
als  der  von  v  in  lateinisch  /'(Griech.  Grammatik  §.  238,  Anm.  1), 
oqfoyyog  (sammt  fungus)  muss  also  doch  von  gothisch  9vamms  ge- 
ti-ennt  werden,  das  Tielmehr  zu  cofJiq>6q,  schwammig  gehört. 

Trotz  dieser  Ausstellungen  im  einzelnen  gibt  der  erste  Theil 
sehr  brauchbare  Übersichten  und  wohl  erwogene  Erörterungen  Aber 
alle  sprachlichen  Momente,  die  bei  der  Betrachtung  der  griechischen 
Fremdwörter  in  Betracht  kommen.  Es  wird  von  den  Erkennungs- 
zeichen der  Lehnwörter  gehandelt ,  und  zwar  zuerst  von  den  Lauten 
im  allgemeinen,  dann  ?on  den  Lauten  nach  ihrer  Stellung  im  Anlaut 
und  Inlaut,  von  den  Suffixen  (die  etwas  ungenau  unter  dem  Ausdruck 
^Auslaut'  begriffen  werden),  wo  sehr  dankenswerte  Zusammenstellungen 
geboten  werden,  von  der  graecisierenden  Declination,  von  Prothese 
und  Epenthese ,  von  der  Composition ,  von  der  Quantit&t  und  Klang- 
farbe ;  dann  wird  über  die  volksetymologische  ümdeutung  gesprochen, 
hierauf  ein  Verzeichnis  von  Wörtern  gegeben,  die  Herr  Weise,  h&ufig 
im  Gegensatz  zu  andern  Forschern,  nicht  für  entlehnt  ansieht;  endlich 
werden  einige  Anhaltspunkte  für  die  Zeit  der  Entlehnung  besprochen. 

Die  zweite ,  umfangreichste  Abtheilung  gibt  eine  Darstellong 
der  culturhistorischen  Einflüsse  Griechenlands  auf  Bom  in  29  Oapiteln : 
1.  Thiere,  2.  Pflanzen,  3.  Mineralien,  4.  Nahrung,  5.  Kleidung, 
6.  Wohnung,  7.  Gewerbe,  8.  Handel  und  Verkehr,  9.  Grammatik, 
10.  Poetik  und  Metrik,  Schreib-  und  Bücherwesen,  11.  Bhetorik, 
12.  Philosophie,  13.  Astronomie  und  Astrologie,  14.  Mathematik, 

15.  Physik  und  Mechanik,  16.  Geographie,  17.  Jurisprndenx, 
18.  Medicin,  19.  Plastik,  20.  Architektur,  21.  Malerei,  22.  Mnaik, 
23.  Mimik  und  Orchestik,  24.  Gymnastik,  25.  Spiele  und  Belusti- 
gungen, 26.  Familie,  27.  Staatswesen,  28.  Religion,  29.  Mjlitär- 
wesen.  Hier  wird  mau  gern  aus  dem  vollen  loben.  Das  umfangreiche 
Material  ist  vortrefinich  verarbeitet,  die  Untersuchung  überall  durch 
Bezugnahme  auf  voritalische  Culturzustände  vertieft  und  durch  Ver- 
wertung praehistorischer  und  arch&ologiseher  Forschung  belebt  Man 
wird  den  Ausführungen  des  Herrn  Verf.B  überall  mit  Interesse 
folgen,  auch  wo  man  ihnen  nicht  beistimmt.  Dass  keine  anmathigen 
Coitnrbilder  geboten  werden,  liegt  an  der  Masse  von  zu  verarbeitendeii 


€,  Die  gfhüch,  Wörter  int  Lmtelii,  $n$«g.  vob  O,  Metfer.      8f t 

I  EiBzelheiten  und  zam  Tbeil  wohl  aucb  ait  dor  f^wns  «Dgeletiken  Dar^ 
stelloBg  des  Herrn  Verte;  dm  einzelneo  Capit^ln  eißes  wisseQ- 
echaftljchen     Werkes    Mottos    vorzusetzeD     ist     nicht     sehr    ^e* 

^  »chmackvoll.  In  Einzelheiten  gibt  sei batverstÄnd lieh  auch  diese  Ah- 
theüuiig'  ZQ  kritischeu  Bemerkungen  Anlasa.  Dase  der  Herr  Verf. 

•  drei  sich  scharf  ?on  einander  absondernde  Perioden  Toritaiischer 
CulturzastJlüde   anoimmt,   die    indogerfflanrsche,  europäische   und 

>  graecoitalische ,  dagegen  will  ich  hier  nicht  poletnisiereu ;  mag  man 
über  diese  Frage  denken  wie  man  will,  jedenfalls reichtnnser  Material 
nicht  aus,  um  mit  Sicherheit  die  Culturbegrjffe  der  einen  oder  der 

I  linderen  Periode   zu  fixieren.    Dass  Italia   von   den   ein  wandernden 

Griechen  wegen    seines  Rißderreiehthums  so   genannt   worden   sei 

(S.  94 K  ist  doch  wohl  noch  eine  offene  Frage;  vgl«  die  Anzeige  W. 

jDeecke»  iu  den  GOttmger  Gelehrten  Anseigen  1881  S.  1112  ff.  Ober 

Heisterberger  Über  den  Namen  Italien^  Fretburg  i/Bn  1H8L  xehiwp 

'  und  hinmdo  (S.  107)  mOssen  .sicher  ron  oinandiir  getrennt  werden, 

du.s  faMtßt  sie  sind  auch  nicht  als  ur?er wandt  zu  betrachten ;  denn 

weder  die  Vocale  noch  die  Oonsonanten  stimmen  (€  und  f,  /  und  un, 

A  und  rt);  das  iet  auch  die  Ansicht  von  Herrn  Brngman»  die  er  mir 

neulich  einmal  brieflich  ausgesprochen  hat.  Ebensowenig  glaube  ich, 

\  dass  aecipiter  der  Habicht  =  ai.  d^päivan*  schnell  fliegend  ist 

(S.  107),  und  «war  aus  demselben  Qrunde,  aus  dem  ich  oben  glaubte 

\acupedius  ?on  loxig  nud  ^li-  trennen  su  mQssen    Der  Herr  Verf« 

I  nimmt  es  freilich  mit  den  Vocalen  überhaupt  nicht  so  genau,  wie  duh 

!  doch  gegenwärtig  in  der  Sprachwissenschaft  gefordert  wird;  so  trägt 

er  kein  Bedenken  S.  209  mare  das  Meer  aus  der  gleichen  Wursel 

I  wie  tnürior  ich  sterbe  hervorgehen  lu  lassen,  obwohl  ein  Ablautever- 

I  h&ltnis  twischen  a  und  o  im  Lateinischen  nich tuachge wiesen  eracheint. 

>  Auch  das  Verhältnis  der  I^ante  in  den  8.  111  identifieierten  Wörtern 
I  griechisch  ^yx^lvg^  lateinisch  anguiUa^  althochdeutsch  <U,  litauisch 
'  m^ffur^,  altslarisch  qgorUtl  ist  nicht  erwogen  worden ;  sehr  richtig 
[sagt  Herr  Kfuge  in  dem  ersten  Hefte  seines  Etymologischen  Wdi1»r* 

buchesdürdeut8<;hen  Sprache  (StraJ&bni'g  1882)8, 1  '  ürTerwandtschall 

von  ^ei^mit  dem  gleichbedeutenden  lateinischen  anguilla^  wo«u  gr. 

I/X^^t^  g^^ogen  ^it^i  i^^  unmöglich,  weil  die  Laute  der  germantsclien 

[Worte  zu  sehr  davon  abweichen.'  Auch  lat  an^uüla  lässt  sich  so  ohne 

I  Weilers  nicht  mit  i'yx^Xvg  vermitteln,  es  hat  iweifelsohne  Anlehnung 
Imn  anguis  erfahren:  und  die  slaviscb-litaui^cheu  Wörter  stimmen 
[weder  da7.u  noch  nuter  steh.  Die  S.  123  identificterten  Namen  ftlr 
'Wurm  Bind  in  mindestens  zwei  Gruppen  äu  scheiden,  deren  eine 
[fti.  ^miK,  lit.  ^Irmt^,  alb.  Jbimd-t,  altir.  cruim,  die  andere  got. 
'fJöttrms,  lat.  vermts^  gr.  ^fiog  angehören;  ^*lftig  hat  wegen  seines 

I I  weder  mit  der  einen  noch  mit  der  anderen  etwas  zu  thun,  kst* 
ffriktl  will  Ficks  Wöiierbuch  1,  49  zu  lat»  cum««  stellen.  Oh  papilio 

ßchmetierling  ein  apeciftscb  itallschea  Woi-t  sei  (9,  1^2)  steht  dahin, 
vgl.  Pictot  Les  origtnes  indoe^j  nd  1^  S,  6Ö3. 

Man  wird  im  allgemeinen  dorn  m l         vnrf  nicht  er- 

'  Bparen  können ,  dass  er  manche  Etj^motogien  in  sein  Werk  anf^e* 


84C    F.  8<mtmbuirg,  Grandr.  d.  Gesch.  ubw.,  ang.  v.  JL  F.  Klammer. 

Dommen  hat,  welche  yon  der  neaen  Forschaiig  Terworfea  oder 
wenigstens  mit  Fragezeichen  yersehen  worden  sind.  Ein  Yersehen  ist 
das  anrichtige  Oitat  S.  159  Geiger  Ursprung  osw.  I  293  statt  I  46S. 
malus  und  Mast  (S.  210)  hat  geradezu  identificiert  Eloge  in  Kuhns 
Zeitschrift  25 ,  313.  S.  231  war  wohl  zu  erw&hnen,  dass  seit 
den  Untersuchungen  Herrn  Deeckes  der  ägyptische  Ursprung  des 
phönicischen  Alphabets  doch  nicht  mehr  so  ganz  sicher  steht  (vgl. 
z.  B.  seine  Abhandlung  Aber  den  Ursprung  des  altsemitischen 
Alphabets  in  der  Zeitschrift  der  deutschen  morgenl&ndischen  Ge- 
sellschaft Bd.  31,  S.  102  ff.). 

Ich  breche  damit  diese  Auswahl  aus  den  Bemerkungen,  die  ich 
mir  beim  Durchlesen  des  Weise'schen  Buches  gemacht  habe,  ab. 
Über  den  dritten  Abschnitt  habe  ich  nichts  mehr  hinzuzufftgen.  Sr 
wird  kfinftlg  den  Index  des  Herrn  Saalfeld  ersetzen.  Die  tw- 
schiedenen  Kategorien  yon  Fremdwörtern  sind  durch  verschiedenoa 
Druck  recht  übersichtlich  auseinander  gehalten  worden.  Fetter  Druck 
bezeichnet  die  ganz  und  unzweifelhaft  recipierten  Fremdwörter ,  wo 
der  Übergang  in  die  romanischen  Sprachen  häufig  ein  sicherer  Beweis 
für  ihre  Popularität  war ;  kleine  Schrift  macht  die  Ausdrücke  kenntlieh| 
die  sicher  nur  der  Literatur ,  ja  einzelnen  graecisierenden  Autoren 
angehörten ;  mit  gewöhnlicher  Schrift  sind  diejenigen  gedruckt ,  wo 
eine  Entscheidung  nach  der  einen  oder  der  anderen  Seite  schwer  zu 
treffen  war.  Belegstellen  geben ,  wo  möglich ,  das  erstmalige  Vor« 
kommen  eines  Lehnwortes  an,  inschriftliche  Belege  sind  immer  hin- 
zugefügt ;  Verweise  auf  die  Stellen,  wo  im  ersten  und  zweiten  Theile 
das  Wort  behandelt  ist,  erhöhen  die  Brauchbarkeit  des  Index. 

Der  Leser  wird,  so  hoffe  ich,  den  Eindruck  gewonnen  haben, 
dass  wir  es  mit  einem  wichtigen  und  interessanten  Buche  zu  than 
haben ,  dessen  Studium  in  jeder  Sichtung  belehrend  und  fördernd 
wirken  und  das  als  Nachschlagebuch  geradezu  nneatbehrlich  sein 
wird.  Der  Philolog  wie  der  Sprachforscher  wird  es  mit  dem  größten 
Nutzen  gebrauchen  und  keine  Gymnasialbibliothek  darf  die  An- 
schaffung dieses  wichtigen  Hilfsbuches  versäumen.  Die  fürstlich 
Jablonowskische  Gesellschaft  hat  sich  durch  die  Publication  dieses 
Werkes  ein  wahres  Verdienst  um  die  Wissenschaft  erworben. 

Graz.  Gustav  Meyer. 


örnndriss  der  Gesehichte  der  deutschen  Literatur.  Mit  Proben 
und  Tabellen.  Zum  Gebrauch  in  höheren  Lehranstalten.  Von  Ferdinand 
Sonnenburg.  Braanschweig  1878,  Verlag  von  Harald  Bruhn.  VIII 
und  190  SS. 

Der  Verl,  welcher  auch  ein  ziemlich  verbreitetes  dreibändiges 
literarhistorisches  Werk  Die  Heroen  der  deutschen  Literatur, 
Braunschweig  IS 72 — 74  geschrieben  hat,  entwickelt  zwar  in 
seiner  Vorrede  sehr  vernünftige  Grundsätze  über  den  Betrieb  der 
Literaturgeschichte  an  höheren  Lehranstalten,  kommt  aber  denselben 
gar  wenig  nach;  er  klagt ,  dass  man  die  liebe  jfugend  mu  tnel  Übe, 


F,  Sonnenfmtgt  Grandr.  d,  Geacb.  ubw.,  aug.  y*  IT.  F*  ICumm^. 

krUUchc»  Mütchen  an  den  herrliehBten  Werken  mMk^$r 
roßten  leichter  gu  kühlen,  leistet  ab#T  selbst  erstaonlich  viel  an 
bbertiäcblichen  und  iibsprecheodeo  üriheileo,  die  wohl  nur  za  g«- 
ringem  Thöil  auf  eigönem  Boden  'tseo  sind  (v^l.  üb«r  Hros- 

witha  S.  U,  Wolfram  S.  35,  Triin  :  41»  Ä,  W.  SohJegel  S*  179 
ü,  m<  dgl.) ;  er  emptiehlt  als  Qrundiape  Uterar hiäioriiehen  Unter* 
richten  möglichst  eingehende  Ledtüre ,  oenDt  abgeriseene  Inhalts- 
anifoben  pädagogischen  Unsinn^  bat  sich  aber^  wie  ich  f&robte, 
selbst  die  Lectüre  einea  großen  Tbeüea  der  besprocbenen  Werke  ge- 
acbenkt;  ich  kann  mii*  auob  nicht  denken,  dass  ein  Schüler  höherer 
Lehranstalten  alle  die  Sohriftäieller  der  mhd.  Zeit,  sowie  des  16.  and 
17.  Jahfh.s  ans  eigener  Leetüre  keimen  seile,  die  in  seineai  Leit* 
fadeu  behandelt  sind:  ron  IW  Seiten  entfallen  42  anf  die  er«te 
claasieche  Periode,  1(X>  auf  das  15.  bi^  17.  Jahrb.  und  weitere  48 
auf  die  Zeit  seit  Klopstock.  Die  Proben  des  ersten  T  heil  es 
sind  sparsftm  und  durch  Druckfehler  entstellt — dass  die 
mhd.  Texte  keine  Längenzeichen  haben»  fallt  vielleicht  nicht  dem 
Verf.  sondern  der  Druckerei  zur  Last,  aber  correcte  Texte  nach  guten 
Ausgaben  der  mhd,  Dichtungen  darf  man  wohl  fordern  *— ;  reichlich 
sind  die  Proben  aus  dem  15.  bis  17.  Jabrh.,  über  die  Weglassnng 
Aenelben  seit  Klopstock  rechtfertigt  sich  der  Verf.  in  der  Vorrede. 
.  Vo»  dem  Verf.  eines  UteraturgeschichtUchen  Leitfadens  kann 
man  bilUgerweise  nicht  eigene  Forschnng  ?erlangen»  aber  die  Quellen 
und  die  besten  Schriften  über  dieselben  muss  er  kennen.  Sonnen- 
burgs  Darstellung  der  deutschen  Literatur  bis  zum  Aus- 
gange des  13.  Jahrb. 8  wimmelt  aber  von  Irrthümern, 
reralteten  Ansichten ,  üngenauigkeiten  und  Fehlern; 
ich  kann  nicht  alles  anführen,  denn  ich  bin  nicht  berufen,  das  Buch 
lu  verbessern  —  an  eine  Einführung  desselben  in  unsere  Schulen 
denkt  nach  der  oben  gegebenen  Skizze  der  Banmvertheilung  ohnehin 
wohl  niemand.  Auf  eine  sehr  oberflächlichiii  lückenhafte  Darstellung 
der  Künste  (die  Baukunst  fehlt  8.  1)^  der  poetischen  Gattungen 
{die  Megie  ein  längeres  Gedieht  desaen  Inhatt  Trauer  und  Klage 
ist ;  die  didaktische  Poesie  wird  zur  Ljrik  gerechnet ,  also  auch  die 
Fabel  S.  2)  und  der  deutschen  Metrik  (Senkungen  im  mhd.  Vers 
S.  3)  folgt  die  eigentliche  Geschichte,  Wir  lesen  S.  6  baritus  (alt' 
fries.  barya  ^  schreien),  vgl.  Schweiier-Sidler  Germauia*  8,  9 
SehildgcAang  oder  Bartgesang,  —  S.  8  heilet  der  Verf.  der  Schrift 
de  rebus  r  oh  Jorfiandcs  statt  Jardanes.  —  8,  10  Otfrieda 

Bvangeli.  I  :<^  hmßt  Krist  —  8.  15  wirft  S.  dem  Verf.  des 

Annaliedes  plumpe  Fomäosigktit  vor;  vgl.  dagegen  Scherer  in 
QF  TU  n  ni..  Chronologie  der  Epen  des  12.  Jahrb.s 
h  It.  Roland,  Rother,  Ernst  ist  nach  der  er- 

w:iiuiu«n  ^ciH  '       '^ii^en.  —  8.  18  Wembers  Quelle 

war  nicht  ein  ttaie^  sondern  der  von  Schade 

hgg.  fpifitHt4a  Mfuiac  Scherer  am  a.  0.  XII>  96.  —  8.  27 

werdri  ;Kt.ori?<rhr»  f^estand theile   der  Nibelungen- 

sage  unsichere  V  >n   tut  merowingischen  Geschichte  mor 


844     F.  Mundcetf  Gesch.  der  deutsohen  Lit.  ubw.,  ang.  Ton  A.  Semer. 

gefohlt ,  dagegen  die  geBcbichüichen  Berichte  tod  der  Vernichtung 
des  älteren  burgondischen  Reiches  durch  die  Hunnen  i.  J.  437  über- 
gangen, vgl.  Muth,  Einleitg.  i.  d.  Nibel.  L.  S.  44.  —  S.  27  fehlt  die 
St.  Galler  Hs.  B  des  Nibelungenliedes;  ebenda  war  unter  den 
Forschem  über  das  Nibel.  L.  neben  Holtzmann  und  Pfeiffer  auch 
Bartsch  zu  nennen.  —  S.  30  ist  unter  den  volksthflmlichen  Epen 
der.Laurin  nicht  erwähnt.  —  Nach  8.  31  sollen  die  Bitter  des 
13.  Jahrh.  ausländische  Stoffe  gewählt  haben  wegen  der  Vollendung 
des  Volksepos,  der  kein  einselner  Dichter  nahe  kommen  konnte. 

—  Si  32  Woher  weiß  8.,  dass  Wolfram  gerade  1230  gestorben 
ist?  —  S.  36  Minne  abgeleitet  von  ahd.  meinan  gedenken ^  ststt 
von  Wurzel  man^  s.  Lexer,  Schade  u.  a.  —  S.  36  Heinrich  von 
Veldeke,  ein  Niederdeutscher  —  er  stammt  bekanntlich  aus  der 
Gegend  von  Maestricht  in  Belgisch-Limburg ,  ist  also  eigentlich 
Niederländer  —  der  am  Hofe  eu  Cleve  in  Thüringen  lebte  — 
Cieve  liegt  bekanntlich  links  yom  Bhein  im  Begierungsbezirk  Düssel- 
dorf! —  Gleich  darauf  S.  87  kommt  Beinmar  d.  Alte  an 
Leopolds  IV.  (!)  Hof.  —  Dass  Wolfram  nicht  xuerst  Taglieder  ge- 
sungen (S.  37)  hat  Scherer  in  deutsche  Studien  U,  59  nachgewiesen. 

—  S.  39  Die  Pariser  Lieder-Hs.,  die  ihren  Namen  von  Manesae 
erhalten  hat,  — Was  S.  41  über  Br.  David  v.  Augsburg  und 
Bx.  Berthold  (Lech!)  gesagt  ist,  bedarf  der  Berichtigung  nach 
Wackernagel,  Literaturgesch. '  414  f.  und  den  dort  angef.  Quellen. 

Nach  diesen  Proben  habe  ich  es  mir  versagt,  das  Buch  noch 
weiter  zu  prüfen ,  weiß  also  nicht ,  ob  das  Folgende  besser  sei ,  als 
was  ich  gelesen;  doch  was  mir  beim  Blättern  aufgefallen,  erregt 
wenig  Hofi&iung.  So  fehlt  bei  Kling  er  S.  167  der  Otto,  S.  183 
werden  LenansSavonarolaund  Albigenser  alsdramo^isdb^C!) 
Dichtungen  angeführt,  ebenda  kennt  S.  von  A.  Grün  als  Haupt- 
werke nur  die  Spaziergänge  und  Schutt;  Grillparzers  Name 
suchen  wir  vergeblich  in  dem  Büchlein,  das  mit  V.  Scheffel 
schließt. 

Ich  hoffe,  dass  man  mein  oben  ausgesprochenes  ürtheil  auf 
Grund  des  Zusammengestellten  nicht  für  ungerecht  hält. 

Wien;  Dr.  Karl  F.  Kummer. 


Geschichte  der  deutschen  Literatur  des  achtzehnten  Jahrhunderts. 
In  übeTBichtlichen  Umrissen  und  bio^phischen  Schilderangen  von 
Dr.  Johann  Wilhelm  Schaefer.  Zweite,  vermehrte  und  vollständig 
umgearbeitete  Auflage  von  Frans  Muncker.  Leipzig  1882.  T.  0. 
WeigeL  XIV  und  782  SS.  8«. 

Über  die  Herausgabe  von  wissenschaftlichen  Werken  nach  dem 
Tode  des  Verfassers  kann  man  verschieden  denken.  Das  pietätvoUsta 
ist  ohne  Zweifel  jene  streng  conservative  Art  und  Weise,  wie  sie 
Martin  bei  der  zweiten  Auflage  von  Wackemagels  LiteraturgeBchichte 
angewendet  hat,  obwohl  die  Fülle  der  i^den  und  eckigen  Elamaem 
auf  das  Auge  nicht  wphlthuend  wirJkt  und  die  Lesbarkeit  des  Buchea 


F*  Muncker,  Getch.  dar  deot«ebeii  Lit.  tiaw.,  AOff.  von  A.  SBiuer.    ^M 

BCbwert  Von  der  gerade  entgegengesdizteD  Richtung  kann  dieNeo-- 
'baarbeitnng  einer  andereo  Literaturgöschichte  beredtes  Zeugnis  ab- 
legen :  Muncker  hat  in  seiner  ÜmarbeitaDg  des  Schäferschen  Werkes 
ohoe  Zwtiifel  die  richtige  Mitte  eingebalten  und  sich  seiner  nicht  immer 
leichten  Aufgabe  mit  vielem  Takt  nnd  großem  Geschick  entledigt. 
'„Einer  freundlichen  Empfehlung Ooedekes  zufolge^  —  wie  die  Vorrede 
toeldet —  „Yon  der  Verlagsbuchhandlnng  mit  der  neuen  Ausgabe  be- 
traut^, erkannte  Muncker  nach  genauer  Durchsicht,  „daes  das  Werk  mit 
gewissenhafter  Sorgfalt  ausgeführt  sei  and  im  einzelnen  nur  wenig 
Angaben  enthalte;  die  geradezu  einer  Verbesserang  bedürfen^.  DagefjHl 
schien  es  ibm  erforderlich,  ^in  mehreren  erg&nienden  Zuaät^eo  die 
fiesultata  der  neueren  Forschung  dem  Buche  einzQTerleiben^.  Dafl8 
lies  nothwendig  gewesen  sei,  wird  jeder»  der  Schäfers  Buch  in  seiner 
früheren  Gestalt  kennt,  unbedingt  zugeben.  Wenn  aber  M.  ferner 
benrorhebt,  ea  sei  nothwendig  gewesen  „einige  Berichtigungen  des 
iaihetisch-biatorischen  ürtheüa**  forznnehmen  und  „neben  der  bio- 
graphischen  auch  die  in  einem  engeren  Sinne  so  zu  nennende  jiterarhi- 
storJBche  Seite  der  Darstellung  mehr  hervorzukehren^,  so  kann  ich 
ihm  hierin  nicht  ganzBecht  geben*  Die  folgenden  Sätze  der  Vorrede  for- 
dern meinen  Widerspruch  in  mancher  Beziehung  heraus:  „Nur  ein 
leiner  Theil  meiner  Zusätze  betrifft  das  Leben,  weitaus  der  grdOte 
f*Tielmehr  die  Werke  unserer  Autoren.  Schäfers  Kritik  derselben  ist 
Ihetlweise  berichtigt,  meist  ergänzt;  oft  auch  ist  die  Betrachtuog 
ierselben,  die  Schäfer  stillschweigend  oder  ausdrücklich  abgelehnt 
hatte,  Toll kommen  neu  hinzugefügt.  Zu  andern  kleineren  Einschieb- 
L^ein  führte  mich  das  Streben,  das  Wissenswerte  möglichst  YoUständ ig 
geben;  ich  erwähnte  und  besprach  daher  Vorgänge  und  Schriften, 
iie  als  biographisch  anwichtig  Ton  Schäfer  übergangen  worden  waren, 
iie  aber  in  der  Geschichte  der  deutschen  Literatur  einen  mehr  oder 
ninder  hervorragenden  Platz  Terdienen", 

War  diese  Vollständigkeit  im  Geiste  Schäfers  gelegen?  mflaeen 
rir  fragen.  Ich  glaube:  nein.  Die  ganze  Anla^  seines  Buches^  die 
wie  ich  mit  M.  meine  —  verfehlte  Scheidung  zwischen  innerer 
und  äußerer  Geschichte  der  Literatur,  wobei  die  erstere  zu  kurz 
fekommen,  beweist  uns,  dass  Schäfer  bei  seinem  Publicum  eingr(^fieres 
^Interesse  an  dem  biographiechen  Theile  seiner  Darstellung  vomud- 
ßlzte  als  an  dem  literarhistorischen.  Daher  die  Wärme  und  Begei- 
iterong,  die  er  überall  den  rein  menschlichen  Vorzügen  der  Dichter 
nigtgon bringt;  daher  die  Freude«  mit  welcher  er  bei  den  rührenden, 
rgreifenden  Momenten  im  Leben  seiner  Helden  verweilt,  dsher  z.  B. 
Iie  ausführliche  Krankheits-  und  Todesgesohichte  am  Ende  jeder 
Biographie.  Ja  Seh,  hat  in  der  Vorrede  zur  ersten  Aoflage  dtrect 
kervorgehoben ,  dass  ^die  Theilnahxne  der  Gebildeten  an  der  Ge* 
chichte  unserer  neuen  Literatur  sich  lebhaft  der  Schilderung  des 
liebena  unserer  ausgezeichnetsten  Dichter  zuwendet^*.  Ich  mnss  nnn 
Keatehen,  das«  jene  Biographien,  welche  M.  ganz  oder  grüütentheil:^ 
Diiattgetastet  gelaaseu  hat,  z,  B.  diejenigen  ron  Hagedorn,  Geliert, 
(Babener,  Gleim,  HoUysich  meist  glatter  und  leichter  lesen,  als  andere, 

&4^ 


846   J\  Muweker,  GescL  der  deutechen  Lit  usw.,  ang.  von  A»  Semmr. 

in  denen  er  eine  Ffille  von  Namen  nnd  Titeln  neu  an^stappelt  hat. 
Innerhalb  seiner  Zufi&tze  selbst  rndohte  ich  aber  noch  einen  Unter- 
schied machen.  Wenn  Seh.  über  die  Jngenddichtnngen  Wielands  im 
großen  und  ganzen  rasch,  ja  flüchtig  hinweggleitet,  obgleich  er  aelbat 
sagt^  dass  ,|ihn  nu  r  die  ersten  Abschnitte  seines  Schriftstellerlebens 
dnrch  den  sie  begleitenden  Beiz  psychologischer  Entwicklung  an- 
ziehen*^ (S.  338;  1.  Anfl.  II,  S.  77) :  so  ist  dies  wohl  hanptsäohlich 
dadurch  sn  erklären,  dass  es  damals  an  einschlägigen  Vorarbeiten 
gänzlich  fehlte  und  dass  er  diese  Dichtungen  in  ihren  ersten  ur- 
sprünglichen Fassungen  wohl  gar  nicht  gelesen  hatte.  Hier  smd 
M.'s  eingefügte  feinsinnige  Charakteristiken  der  einzelnen  Werke 
durchaus  nothwendig.  Wenn  aber  Seh.  die  kleinen  Fragmente  Johann 
Elias  Schlegels  „Der  GärtnerkOnig^,  „Die  drei  Philosophen^  (S. 
116),  den  Entwurf  des  Trauerspiels  „Gothrika*',  die  begonnene 
Übersetzung  von  Congreves  «Braut  in  Trauer^  (S.  121)  unerwähnt 
gelassen  hat,  so  muss  er  das  aus  ganz  bestimmter  Absicht  gethan 
haben.  Es  lag  ihm  dieselbe  Ausgabe  von  Schlegels  Werken  vor,  die 
wir  noch  benfitzen  und  wenn  auch  einige  dieser  Fragmente  für  Sdile- 
gels  Entwicklungsgeschichte  oder  für  die  Geschichte  der  deutschen 
Yerskunst  als  wichtig  seitdem  nachgewiesen  wurden,  so  spielen  sie 
doch  im  allgemeinen  Entwicklungsgange  der  Literaturgeschichte 
keine  bedeutende  Bolle.  Dasselbe  gilt  von  den  ungedruckten  Lust- 
spielen Weißes  S.  134,  von  der  Erstlingsschrift  Nicolais  S.  270;  von 
den  Werken  Mendelsohns  S.  272,  den  Namen  der  englischen  Boman- 
schriftsteller,  weiche  Bodo  übersetztes. 300 usw.  Dieses  Streben  nach 
absoluter  Vollständigkeit  scheint  mir  hier  nicht  am  Platze  zu  sein. 
Noch  vorsichtiger  hätte  meiner  Meinung  nach  bei  Berichtigung 
ästhetischer  Urtheile  vorgegangen  werden  sollen.  Hier  tritt  das  Indi- 
viduelle des  ursprünglichen  Autors  stärker  hervor  als  in  biographi- 
schen Angaben  und  dieses  muss  —  wenn  es  nicht  erwiesen  unrichtig 
ist-— bewahrt  werden,  auch  wenn  es  des  Herausgebers  Ansichten  wider- 
streitet. Scb.  sagt  von  Gellerts  Fabeln  I,  S.  74:  „Die  Darstelluag 
ist  oft  matt  und  breit,  wie  sie  denn  auch  meist  in  eine  nüchterne 
moralische  Phrase  ausläuft'' ;  bei  M.  heißt  es:  „wie  sie  denn  auch  ge- 
wöhnlich auf  eine  bürgerlich  nüchterne,  nicht  immer  ganz  saubere 
Moral  hinausläuft*'  was  ja  richtig  ist;  wenn  er  aber  zwei 
Sätze  später  fortfährt:  ^Der  reine  sittliche  Sinn,  der  die  meisten 
seiner  Fabeln  durchdringt^,  so  finde  ich  darin  einen  Widerspruch.  — 
Seh.  sagt  von  Lessings  Faust,  y,nur  wenige  vortreffliche  Scenen^ 
seien  uns  aufbewahrt  worden ;  M.  hingegen :  y,Nur  wenige  Scenen, 
die  allerdings  nur  zum  mindesten  Theil  eine  Verwandtschaft  ndt 
Goethes  Tragödie  bekunden,  haben  sich  erhalten^.  Seh.  hat  diese 
Scenen  vortrefflich  gefunden  und  ich  weiß  nicht,  ob  nicht  viele 
Literarhistoriker  ihm  darin  beistimmen  werden.  „Der  erste  wahrhaft 
moderne  Betrachter  des  Faost^  wird  Lessing  im  zweiten  Bande  des 
Goethejahrbuches  genannt.  Seh.  sagt  nicht  vortrefflich  im  Yergleiefa 
zu  Goethe,  er  sagt  vortrefflich  an  sich  und  hier  hätte  an  seiner  An- 
sicht nicht  gerüttelt  werden  dürfen. 


F,  Munekcr^  Geaeb.  der  dentBchen  Lit*  asir..  ang,  ton  A,  Smter,    84T 

„Die  Sprache  d&8  Dialogs**  —  sagt  Seh.  von  Emilie  Qalotti  — 
,  |,ist  knapi»  and  gedrängt;  sie  Terschmäht  mehr  als  billig  den  Schmuck 
i  der  Rede  und  die  poetische  Fülle ;  aber  sie  ist  kernig  and  aoe  dem 
reinsten  Born  der  deatschen  Sprache  geschöpft^.  Warnm  iä«st  IL 
daB  ^mehr  als  billig'^  weg  and  fögt  statt  dessen  hinzu:  »sie  ist  zo- 
[  gleich  epigrammatisch  ausgebildet  und  auf  die  mimetische  Kunst 
jiles  Schauspielers  berechnet''« 

Am   meisten   tritt  dieser  Qegensatz  sn  Scb.'s  Überzeugung 

>  im  Capitel  Ober  Klopstock  zu  Tage.  Wir  kennen  M.'a  Klopstock-En- 

I  ihusiasmus  und  wir  finden  ihn  begreiflich.  Der  Dichter,  mit  dem  wir 

uns  Jahre  lang  beschäftigen,  dessen  Leben  wir  Schritt  für  Schritt,  ja 

Tag  für  Tag  verfolgen,  dessen  Werke  onszu  Lieblingsdichtungen  werden, 

I  mii6  dessen  Handschriften  nns  sein  Geist  nnd  Athem  entgegen  weht :  die- 

^  per  Dichter^  wenn  er  n<Kh  dazu  eine  liebenswardige  Persönlichkeit  ist, 

^  wird  ans  gerade  so  in  seinen  Bann  ziehen^  wie  jene  Menschen,  die  er 

\hü  seinen  Lebzeiten  an  sich  fesselte.  In  M/s  sehuBüchlig  erwarteter 

Klopstook-Bioj^aphie  wollen  wir  auch  gerne  diese  Begeisterung  mit- 

-  machen  nnd  wollen  auch    die  Verehrung   für  Meta  mit  ihm  tbeilen, 

fon  weicherer  schon  hier  sagt:  ^sie  ist  vielleicht  die  edelste  unter  all 

I  i^n  Fraoen,  die  durch  ihr  Verhältnis  xu  Dichtern  und  Schriftstellern 

lEinilusg  auf  die  deutsche   Literatur   gewannen ""^   Aber  im  groiien 

i  literarhistorischen  Zusammenhange,  £umal  bei  der  Bearbeitung  eines 

fremden  Werkes  hätte  M.  darin  etwas  zurückhaltender  sein  sollen. 

I  Ich    will   nur  einige   Stellen    vergleichen.    Bei    Besprechung    der 

lyrischen    Poesie    aus   der   2.    Periode   sagt  Seh,    I,    174:    ^,Die 

aus   den    Verhältnisaen   des   wirklichen    Lebens   hervorklingenden 

vollen   Töne  der  tiefen,   echtmenschlichen   Empfindung   verlieren 

sich    mehr   nnd   mehr;   der   Dichter    reißt    sich    völlig    los    von 

dem  Boden  des  wirklichen  Lebens   und    verweilt  bei   den   Abstrac* 

tionen  der  religiösen  Poesie»  in  der  die  sublimierte  Oefühlseeligkeit 

I  eich  in  Exciamationen  verliert  und  der  concrete Ausdruck  ihm  stets 

I  unter  den  Händen  entschlupft''.  Dai^s  M.  das  ^völlig*"  in  ^meist^ 

und  das  „stets"  in  ^off"  mildert,  wollen  wir  ihm  gerne  als  R^cht 

zugestebou,  wenn  aber  der  mittlere  Satz  folgendermaßen  umgeslellt 

wird:  ^tn  der  das  Gefühl  einer  Oberirdischen  Seligkeit  sich  in  Ex- 

claRmtionen  erschöpft'',  so  sind  wohl  die  beiden  Worttheile  „tieffthl*^ 

,  „Seligkeit"  vorhanden,  aber  der  Begriff,  den  das  Compositum 

Iröcki,  ist  verlotou  gegangen.  Dasselbe  Wort  ist  S.  19d  (vgl.  mit 

I,  198)  au8gomen&t  worden.  —  Klopstocks  ästhetische,  grammatische 

und    metrische    Forschungen  —  sagt   Scb.    l,    18Ö  —  p^entbalten 

blanche  feine  Bemerkungen  neben  vielen    Seltsamkeiteo^;   mit 

einer  ganz  kleinen  Umstellung  der  Worte  sagt  M.  189:  ^v  iele  feine 

Bemerkungen  neben  manchen  Seltsamkeiten*',  ^'  In  seiner  allge* 

meinen  Würdigung  Klopstocks  sagt  Seh*  I,  S,   199:     j^kuf  dieser 

künstlichen    Höbe   verklingt   zuletzt    auch    der    Ausdruck    der 

höchsten  Verehrung    und    Biwundornng    als    ein    leerer    Schall**. 

^M.  301    ändert  ^droht   ku   verklingen''    und   ebenso   setzt  er  im 

n&chsten  Satze  dem  „Dies  gilt^  Sch/s  eine  anders  abschwtcbende 


848    F.  Mwndker^  Gesch.  der  dentachen  Lit  qbw^  ang.  Ton  A.  Sdmer: 

Phrase  entgegen:  „rflckt  diese  Gefahr  oft  nahe".  —  Seh.  verheißt 
Klopstoeks  Gedichten  in  der  Zukunft  nicht  allzn  viele  Leser:  „Die 
Nachwelt  wird,  anch  wenn  Klopstocks  Werke  noch  weniger  als  jetat 
gelesen  werden,  nie  vergessen,  dass  mit  den  ersten  Messiasgesängen 
eine  nene,  vielleicht  in  gleichem  Glänze  niemals  wiederkehrende  Pe<> 
riode  unserer  poetischen  Literatur  begann".  M.  schiebt  ein  xwei* 
felndes  Wörtchen  ein:  ^gelesen  wei*den  sollten".  Ähnliche  Ein* 
schiebsei  oder  Änderungen  dort  wo  M.  auf  Lessings  Kritik  Elop- 
stoekscher  Werke  (S.  288)  oder  auf  die  Freundschaft  beider  Dichter 
(S.  302)  zu  sprechen  kommt. 

Sonst  hätte  ich  nur  wenige  sachliche  und  stilistische  Einzel- 
heiten zu  erwähnen,  mit  denen  ich  nicht  ganz  übereinstimme.'  8.  9  f. 
nennt  M.  Gottfried  von  Straßburg  den  „größten  Künstler  in 
deutscher  Zunge,  der  ein  zauberisches  Bild  aller  verführenden 
Erdenpracht  blendend  entwarf  "'y  was  ich  doch  nicht  so  unbedingt 
behaupten  möchte. — S.  39  'Nur  in  den  „preußischen  Kriegsliedem'^  • . 
geht  ein  lebendiger  Hauch  patriotischen  Gefühls  durch  seine  (Gleims) 
Dichtungen  und  machte  sie  damals  auch  dem  Volke  lieb,  obwohl  sie 
die  natürliche  Einfachheit  und  Wahrheit  echter  Volkslieder  nicht 
erreichen;  M.  ändert  merkwürdiger  Weise:  ,, daher  gewannen  sidi 
diese  Dichtungen  schnell  das  Herz  des  gebildeteren  Theiles  der  Na- 
tion", wozu  dann  der  beibehaltene  Nebensatz  nicht  passt.  —  Es 
dürfte  doch  vielleicht  eine  falsche  Vorstellung  bei  ferner  stehenden  er- 
wecken, wenn  S.  45  Zimmermanns  Werke  „als  pikant  geschrieben^ 
bezeichnet  werden.  —  S.  71  sagt  Schäfer:  „Dieser  jugendlichen  Un- 
bedachtsamkeit schrieb  Geliert  die  Schüchternheit  zu,  die  ihn  später 
zu  jeder  Predigt  begleitete^,  M.  schreibt  „bei  jeder  Predig^^  um 
das  rasch  aufeiuanderfolgende  „zu^  zu  vermeiden,  verwischt  aber 
dadurch  eine  Nuance,  die  Seh.  beabsichtigte.  —  S.  83  war  f,Bin- 
fachheit^  wohl  nicht  in  „Einfalt"  zu  ändern,  da  Seh.  ohne  Zwei- 
fel dasselbe  Wort  gebrauchen  wollte,  das  er  vorher  in  Gellerts  The- 
orie hervorgehoben  hatte.  —  S.  297  die  ineinandergeschobenen  Sätze 
über  Plan  und  Motivierung  in  der  Minna  von  Barnhelm  sind  mir 
nicht  klar  geworden.  —  S.  301  der  Einschub  über  das  „stolz-be- 
scheidene Bekenntnis^  Lessings  steht  im  Widerspruch  mit  Sch.*s 
ausführlicherer  Dai-stellung  derselben  Sache,  die  S.  310  beibehalten 
ist.  —  S.  624  hat  Seh.  ohne  Zweifel  Becht,  wenn  er  von  Goethes  ita- 
lienischer Reise  sagt:  „Nur  der  Herzog,  der  ihm  bereitwillig  den  er- 
forderlichen Urlaub  bewilligt  hatte,  war  im  Vertrauen^,  wie  aus 
Schölls  glänzender  Darstellung  mit  Evidenz  hervorgeht;  M«  hätte 
diesen  Satz  nicht  einschränken  sollen.  —  8.  636  hat  M.  Schäfers 
moralisierenden  Ausfall  auf  Goethes  Verhältnis  zu  Christiane  wohl 
mit  Becht  gestrichen ;  warum  aber  ist  die  damit  correspondierende 
Stelle  S.  663  unverändert  stehen  geblieben?  —  S.  648  Bei  Be- 
sprechung des  Freundschaftsbundes  zwischen  Schiller  und  Goethe 
scheinen  mir  die  Worte :  „Zärtlich  gestaltete  sich  das  persönliche 
Verhältnis  zwischen  beiden.  Wie  zu  einem  älteren  Bruder  sah  Schiller 
zu  Goethe  hinauf^  nicht  recht  glücklich  ge  wählt.— S.  656  f.  Der  Ein* 


H  Masius,  Deutscbi«  Lesebuel),  Mget*  tQn  K,  St^jskai*       BIS 

schnb  über  die  beabsichtigte  Fortsetzung  des  DemetriuB  und  den  Epi- 
log  zu  SehiUers  Glocke  pasat  nicht;  deun  der  erste  Satz  des  Abschnittes 
„Goethe  blieb  Beinem  Vorsatze  getren,  toq  Beinern  geistigen  Dasein 
zn  retten»  was  er  kdnne^,  hat  nur  Sinn  Wenn  er  aaf  die  Sammlung 
der  Schillerschen  Werke  bezogen  wird. 

Diese  kleinen  Mängel  im  einzelnen  können  den  Wert  der  Um- 
arbeitung nicht  boe  in  trächtigen,  bei  der  M.  seine  reichen  Kenntnisse 
und  die  Gewandtheit  seiner  Darstellung  ebenso  wie  seinen  Fleiß  uud 
seine  große  Sorgfalt  in  jeder  Hinsicht  bewiesen  hat.  Das  Bach  aber  — 
um  über  den  Herausgeberden  Verfasser  nicht  ganz  zu  vergessea  —  das 
Buch  hat  diese  Sorgfalt  durchaus  verdient.  Es  ist  ein  ausgezeich- 
netes Werkf  dem  ich  in  dieser  neuen  Gestalt  und  in  der  glänzenderen 
Ansstattungy  die  ihm  der  Verleger  mit  auf  den  Weg  gegeben,  die- 
selbe Gunst  des  Publicums  wünsche,  welche  sich  die  erste  Auflage 
in  80  reichlichem  Maße  erworben  hat. 

Lern  her  g.  A.  Sauer. 


Deutsches  Lesehufh  für  höhere  ünterricht«anitÄlten.   Heraasgegoben 
?on  Dr.  I  Masin».  3  Th«il*.  Halle  a.  S.  1880,    Verlag  der 

Bachbati  Waisenhauses,   gr.  S'.  (1.  Theil.  U.  Aatl.  XVUI 

und  fi38  ä».;  ^.  iheiJ.  7.  Aul  XI V  uod  tU  83*;  3.  Theil,  4.  Aufl. 
XII  and  732  m) 

Den  drei  Theilen  des  vorliegenden  Lehrbuchet?  ♦  deren  erster 
bereits  in  dieser  Zeitschrift  (s*  Band  XXIU,  S,  573 — 579)  vun  be- 
rufener Hand  einer  eingehenden  Beurtheilnng  unterzogen  wurde, 
läast  sich  eine  gewisse  Einheit  sowohl  formaler  als  inhaltlicher  Natur 
nicht  absprechen.  In  dieser  Beziehung  verweise  ich  darauf,  dass 
in  allen  drei  Bünden  die  Scheidung  der  prosaischen  und  poetischen 
StQcke  durchgeführt  iät  und  erstere  wieder  gleichmäßig  nach  dem 
Inhalt  1.  in  Märchen ^  Sagen«  Legenden,  Parabeln,  Erzählungen» 
Scenou  und  Novellen,  2.  in  Bilder  aus  Natur  und  Kunst,  Sitte  und 
Lebeu  und  3,  in  Bruchstücke  aus  Lebens-  und  Völkergeschichten 
gruppiert  werden.  Im  IIL  Bande  enthält  eine  4.  Abtheiluug  (S.  392 
bis  580)  noch  Aphorismen,  Betrachtungen,  Abhandlungen«  Beden, 

Größerer  Spielraum,  als  dies  gewöhnlich  in  Leseböchern  der 
Fall  ist,  wird  bei  Ha^iiid  den  biographischen  Abschnitten  eingeräumt« 
Und  nicht  nur  Männer,  die  äich  im  politischen  und  socialen  Leben 
oder  im  Kriegswesen  ausgezeichnet,  auch  deutsche  literarische  Gröf^i^n 
werden  hier  mit  Biographien  oder  der  Darstellung  einzelner  charak- 
teristiüriuir  7iu>ft  aus  ihrem  Leben  bedacht.  Schon  im  L  Bande  linden 
wir  als  iiörend  die  Stücke:  165  Aus  M.  Arndts  Jugend  leben, 

186  Auti  aiin  ujunermanns  Leben,  187  Aus  Karl  von  HoUeis  Lnbeu, 
188  Aus  Justinns  Kerner»  Jugend,  189  AuR  Goethes  Leben;  im  U. 
90  Au?«  B.  (iolti  1 .  97  Aus  J.  Kernera  Jugend;  im  IIL 

4B  Klopstockü  3H-       ,  iio»  Elternhause  (aus  (Goethes  Wahrheit 

und  Dichtung),  47  Schillers  Flucht  aus  Stuttgart  (von  0.  Schwab).  Au 
iie  schließt  sich  eine  Belhe  literar-ä£thetiacher  Aufsätise;  [11,  75  die 


attoordiBchen  HeldQulieder  Y<>n  W.  Oiimm,  76  Haiimann  von  A.U0, 
Wolfram  von  Eschenbach ,  Gottfried  ?on  Str&Gburg  von  W.  Wacker- 
nageli  77  Hans  Sachs  nnd  das  Drama  yon  Q.  IU>qaette,  81  deatsohe 
iiiteraturzustände  vor  Klopstooks  Aoftneten  von  D.  F.  Stranß  ^  82 
Lessing.  I.  das  dentscbe  Schauspiel  von  Lessing  von  H.  Hettner, 
II,  Lessings  Stellung  %ur  deutschen  Nationalliteratnr  von  G.  G. 
Gervinus,  III.  Lessings  Stil  von  Ch.  VUfl^ar.      i 

■  Ein  anderer  Vorzug  des  Lesebiches  besteht  in  der  aasge- 
dehnten Heranziehung  neuerer  Schrillsteller.  Außer  den  eben  an- 
geführten haben  bei  Masitts  noch  Eingang  gefunden:  K.  Fischer, 
Gerst&cker»  Goltz,  Gregorovius,  Hackländer,  Heinse,  Laube,  MOf^, 
Buak,  Beiuter,  Stahr,  Storm,  Sealsfeald,  Fr.  Th.  Yischer  u.  a. 

Weniger  einverstanden  dagegen  kann  sich  B^.  mit  der  allza 
h&ufigen  Einfügung  dialectischer  Stücke  erklären.  Denn  wenn  er  auch 
durchaus  nicht  die  Wichtigkeit  der  Mundarten  für  die  geistige  Ent- 
wicklung eines  Volkes  verkennt,  so  scheint  ihm  doch  aus  mehreren 
Gründen  die  Aufnahme  derartiger  mundartlicher  Stücke  in  ein  neu- 
hochdeutsches Lesebuch  unpassend  und  nutzlos.  Der  deutschen 
Dialectpoesie  sind  entnommen  I.  pros.  6,  7,  16,  19,  23,  24,  40,  44, 
48,  68.  poet.  8,  11,  30,  67,  68,  69,  71,  72,  73,  75,  83  (der  Müller- 
bursch  von  Fr.  Tschischka,  das  einzige  Stück  in  oberdsterreichischer 
Mundart!);  IL  pros.  2,  39,  42,  46,  93.  poet.  5,  13,  27  (Fragment 
aus  in,  88),  101,  105,  109;  IIL  pros.  2,  6,  48,  109.  poet.  7,  8,  88. 
Wie  man  sieht,  ist  die  Zabl  der  dialectischen  Nummern,  die  ohnedies 
in  den  weitaus  meisten  Fällen  ungelesen  bleiben ,  viel  zu  groß ,  als 
dass  man  mit  Stillschweigen  über  diese  Eigenthümlichkeit  des 
Buches  hinweggehen  könnte. 

Schließlich  erwähne  ich,  dass  in  den  „Literargeschichtlichen 
Notizen",  lll.  S.  713 — 731,  die  nach  Vorwort  S.  V  mehr  zu  einer  An- 
knüpfung für  den  Lehrer  als  unmittelbar  für  den  Schüler  geeignet  sind, 
einige  Ungenauigkeiten  mit  unterlaufen  sind.  So  ist  z.  B.  nach  S.  724 
Theodor  Mommsen  Professor  der  Philologie  in  Berlin;  in  der  Bib- 
liographie zu  Schiller  wird  S.  727  angeführt:  Schillers  wissenschaft- 
liche Thätigkeit  von  Tomaschek  1832  (statt  Schiller  in  seinem  Ver- 
hältnisse zur  Wissenschaft  von  Karl  Tomaschek  1862) ;  von  Goethe 
heißt  es  S.  717,  dass  er  1769  (statt  1770)  nach  Straßburg  gieng, 
1776  (statt  1779)  Qeheimrath  in  Weimar  wurde,  1786  (statt  1788) 
aus  Italien  nach  Weimar  zurückkehrte,  1790  den  Faust  veröffent- 
lichte (während  in  diesem  Jahre  nur  „Faust.  Ein  Fragment"  erschien, 
nnd  erst  1808  „Faust.  Der  Tragödie  erster  TheiP  folgte) ,  und  am 
22.  März  1832  als  Minister  (!)  starb  usw. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  wie  die  aller  aus  der  Verlags- 
buchhandlung des  Waisenhauses  in  Halle  hervorgehenden  eine  vor- 
zügliche. 

Wien.  Dr.  Karl  Stejskal. 


Essai  lar  U  valeitr  etc.,  aog«  von  E,  Siümann*      SM 

khweistbal  MarbiOy  B&sai  sur  1&  valeur  pbon^tique  de 
Talphabdi  l&tin,  pnt]cip:ilement  d'apm  les  g nuDmaimna  de  r^öpoqu« 
iinp^rialö.  Paria»  krnet*t  Lrt?roiii,  ^iteur»  Luierobourg  1882.  Victor 
Bück,  libraire*  8*  XI.  110  ^jg. 

Wftlirend  die  lat.  Orthographie  sich  zu  allen  Zeiten  eines  regen 
Stodinms  tu  erfreuen  gehabt  hat^  sind  die  Arbeiten  aber  lat.  Ortho- 
epie &ui&erst  spärlich.  Seit  Scioppins  in  seiner  Grammatlca  philo- 
sophica  —  vielleicht  zuerst  —  'De  orthoepeia  seu  recta  literarum 
latinaram  pronnnciatione  bandelte,  sind  es  kaum  ein  halbes  Dutzend 
Männer,  die  seinem  Beispiele  gefolgt  sind.  Müssen  wir  deshalb 
jeglichen  Beitrag  zu  diesem  Oapitel »  das  in  engster  Beziehung  zur 
Ui  Lautlehre  steht»  mit  Freuden  begrüßen,  so  hatte  das  Erscheinen 
der  obigen  Schrift  für  den  Unterzeichneten ,  der  selbst  mit  der  Her- 
ausgabe eines  Werkes  über 'Die  Aussprache  des  Latein.  Nach  phy- 
siologisch-historischen Priucipien\  bes<;bäftigt  ist '),  ein  besonderes 
Interesse. 

Der  Verf*  behandelt  auf  dem  kleinen  Baame  von  1 10  Seiten 

E4ie  laU  Aussprache  der  Voc^lzeichen   (§.  1 — 33)^  der  Diphthonge 

l{S.  33 — 43)  und  der  Consonanteu  (S.  44  —  106).  Ein  Appendix  auf 

|4eu  beiden  Schiassseiten  enthält  einige  Verse,  in  denen  er  Vocal» 

And  einzelne  Consonanten  phonetisch  duii:h  diakritische  Zeichen  und 

schrägen  Druck  zu  charakterisiereu  sncht.  Die  Darstellung  ist  eine 

klare^  übersichtliche  und  gefällige.  Der  Anfänger,  der  sich  nicht  in 

das  dunkle  Labyrinth  Corssen'scher  Forschungen  und  das  Studium 

der  zwei  dickleibigen  Bände  des  Hauptwerkes  (iber  lat.  Aussprache 

[wagon  mag,  findet  in  populärer  Weise  die  Hauptergebnisse  neuerer 

%rsohung   zusammengestellt.    Was    den    selbständigen    Wert   des 

[Buches,  die  eigeueu  üntcrsuchuiigen  und  die  Methode  des  Verf^s 

]  betrifft,  so  hat  er  sich  allerdings  an  diue  Aufgabe  gewagt,  der  seine 

iBtudien  nicht  günstig  waren.  Vor  allem  hat  er  sein  2iel  ziemlich  eng 

Kesteckt.  Wir  erfahren  nichts  vom  lat.  Acceut^  nnr  gelegentlich  von 

Ider  abweichondeu  Aussprache  der  Buchstabon  im  Auslaut,  nichts 

Iton  den  Gesetzen,  die  in  der  phonet.  Trennung  der  Silben  wirksam 

|0ind,    selbst  nicht  einmal  etwas  von  dem  Wesen  lat.  Duppelcon* 

onanton.  Die  Frage,  ob  und  wo  wir  etwa  darin  zwei  Laute  (occlu- 

[ftiva -f-  exptosiva),  eventuell  einen   Dauerlaut  (coutinua)  oder  ein 

I Mittel,  die  Schftrifung  des  vorhergehenden  Vocals  oder  gar  des  con- 

j souantischen  Elementes  selber  auszudrücken,  oder  einfach  etymo- 

[logisierende  Schreibung  zu  «sehen  haben ,  bleibt  ebenso  nnbehandelt 

[und  unbeachtet,  wie  bei  des  Vorfs  Vorgangern.  Und  doch  setzte 

{»«Döntlich  der  Beweis  von  der  Schärfe  des  ?  auch  zwischen  Vocalen, 

en  der  Verf.  an^s  dem  Wechsel  von  «  und  ss  (S,  76)  zieht,  eine  ein* 

ebeodi^  Prüfung  gerade  dieser  Frage  voraus.  Ist  es  ferner  schon 

nisslich .  analog  dem  Unterschiede  der  clasaischen  Schriftprodacte 

[und  der  Volksschriflstöcke,  wie  er  sich  speciell  In  Wahl  der  Worte, 

Byntax  und  Fleiion  knndthnt,  auch  in  der  lebendigen,  im  Umgange 

')  Dii!(tttilbc  »-r^clit'int   inVhiiti^n^   im  Vt*rlAt^  der  irfbr.  Hcniiiiiiif>'r   tti 

H(«ilbroi)T> 


85t    3f.  Sdi^eiithal,  EssAi  sur.  la  valear  etc.,  ang.  von  K  SedmmntK 

erlernten  und  geübten  Aussprache  und  Articulation ')  von  Laoten 
merkliche  Unterschiede  im  Monde  des  Gebildeten  und  des  schlichten 
Bürgers  anzunehmen  (S.  YII,  YIII),  so  ist  es  noch  misslicher,  über 
die  wirklichen  Verschiedenheiten  der  Lautarticulation  in  den  ver- 
schiedenen Epochen  der  Sprache  hinwegzusehen.  So  hat  der  Verf. 
die  großen  Klang-  und  Accentverschiedenheiten  der  alten  lat.  Yocale 
(z.  B.  ei,  e,  i — au,  oi,  u)  im  Verhältnis  zn  den  späteren  darchaus 
acuten  und  intensiven  Lauten  {i,  ü),  den  Umschlag  des  alten  bila- 
bialen f  in  labiodentales  und  anderes  der  Art  kaum  geahnt.  Der 
Mangel  einer  historisch-vergleichenden  Methode,  die  Unbekanntschaft 
mit  den  Ergebnissen  der  roman.  Sprachforschung ,  auf  deren  wich- 
tigen Rückschluss  fQr  Feststellung  lat.  Laute  Wendelin  Foerster') 
dringend  und  erfolgreich  hingewiesen  hat,  sowie  eine  befremdende 
Unkenntnis  selbst  elementarer  lantphysiologischer  Verhältnisse  nnd 
Vorgänge  lassen  den  Verf.  nicht  das  Wesen  eines  Lautes  erkennen. 
Zeigen  wir  an  der  Behandlung  des  consonantischen  lat.  u ,  der  der 
Verf.  fast  sechs  Seiten  (S.  23 — 28)  seines  Schriftchens  widmet,  wie 
die  historisch-physiologische  Methode  gehandhabt  werden  könnte, 
wie  der  Verf.  seine  Aufgabe  anfasst,  und  welches  die  beiderseitigen 
Resultate  sind. 

Von  keinem  der  lat.  Grammatiker,  die  uns  von  dem  u  schlecht- 
hin mehrfach  die  Bildung  beschreiben,  wird  ein  Unterschied  der 
Articulation  zwischen  vocalischem  u  und  conson.  u  auch  nur  an- 
gedeutet :  speciell  die  eventuell  labiodentale  Natur  desselben ,  die 
sie  bei  dem  (jüngein)  /'sämmtlich  kennzeichnen,  würde  ihnen  bei 
dem  entsprechenden  stimmhaften  Laute  wohl  kaum  entgangen  sein. 
Dagegen  heben  sie  die  functio  n eile  Verschiedenheit  beider  Laute 
in  der  Silbe  hervor:  dass  das  eine  u,  im  Gegensatz  zum  vocalischen, 
nicht  siibenbildende  Kraft  habe  und  consonantische  Function  über- 
nehme. Dasselbe  wird  von  ihnen  identiflciert  mit  dem  aeolischen 
Digamma ,  dessen  bilabiale  Natur  aus  der  Entwicklung  ß^rjfctuQ  = 
^rjTUQ  (Prise.  K.  II,  18)  auch  ohne  andere  Argumente  genügend 
hervortritt.  Auch  mit  dem  alten  (bilabialen)  /*,  z.  B.  in  der  Form 
af  für  av  der  Präposition  ab  (Prise.  K.  1 ,  35)  wird  es  zusammen- 
gebracht, nie  aber  mit  dem  jüngeren  lat.  f  oder  dem  affricierten  (f. 
Hinsichtlich  der  Entwicklungssphäre  und  der  Ausschreitungen  des 
Lautes  wechselt  es  wohl  mit  u  und  den  nachweislich  bilabialen  m 
{„Privilegium.  ,non  primilegium^  Caper  K.  VII,  111)  und  6,  nie 
aber  mit  dem  jüngeren  f.  Von  den  Griechen  wird  conson.  u  mit  ov 

*)  Man  missverstehe  uns  nicht  Wenn  das  Volk  beispielshalber 
Clodius  für  Claudius  sprach,  so  liegen  lüutlicb  verschiedene  Formen 
vor.  Würde  der  Patrizier  die  Form  Clodius  wirklich  aussprechen,  so 
würde  er  sie  wesentlich  gleich  articuUeren.  Der  Unterschied  der  Laute 
ist  also  kein  physiologischer,  sondern  ein  historischer.  Artionlationsver- 
schieden  sind  dagegen  z.  B.  Laote,  wo  in  einem  Worte,  das  ein  Eng- 
länder ausspricht  {Atny  Natdl  table)  und  das  ein  Franzose  oder  Deutscher 
nachzusprechen  sucht. 

')  Bestimmung  der  lat.  Quantität  aus  dem  Romanischen.  Rhein. 
Mus.  N.  F.  XXXIII,  291  flf.  cf.  Schuchardt,  Vocalism.  I,  471. 


31,  S<^€it!ihait  Ksm  Bur  U  vfiletir  etc.,  ftng.  ton  J?. 

oder  ß  lraDS£cribiert,  Was  die  WeitereDtwicklinig  des  c^  in  den 
romati.  Sprachen  betrifft ,  so  ist  es  id  einem  gix>ßen  Gebiet  des  Neu- 
provdU2.  als  l  erhalten,  Lm  Altcastilischen  und  Altportug.  wogt  ein 
Kampf  iwischen  v  und  b,  nnd  wo  nicht  ein  Laut  gesiegt  oder  einem 
Mittellaut  gewichen ,  da  kämpft  ein  spirantisch  bilabiales  r  and  6 
noch  heute.  Die  Einwohner  von  Mlnho  (Galizien)^)  setzen  für  lat.  v 
ein  h  ein,  ebenso  die  Basken  und  Eingeborenen  der  Insel  Coba^).  6e- 
meinromanisch  aber  vereinzelt  wird  sein  Ersatz  durch  g  oder  gu  (durch 
Combiuation  mit  german.  bilab.  w)  constatiert.  Sein  Fortleben  als  la^ 
biodentale  Spirans  ist  einzig  in  der  cuUivierten  Musteraussprache  des 
Ital.,  Fran:£.  und  Portug.  bekannt.  Aus  den  Zeugnissen  der  Grammatiker, 
aus  der  lat,  Entwicklungssph&re  und  dem  Wechsel  mit  ausschliel^licU 
bilabialen  Lauten  (w,  w,  b,  altes  /),  aus  der  analogen  roman,  Weiter- 
entwicklung und  nur  beschränktem  Auftreten  eines  labiodentalen  t\ 
in  Ansehung  femer  der  griech.  Transecription  durch  ov  oder  ß,  ergibt 
sich  für  das  lat.  coiison.  u«  dass  es  der  Ariiculation  nach  von  der 
des  Vocals  u  nicht  wesentlich,  wohl  aber  seiner  Silbeuf  unction 
nach  verschieden  war,  daas  ea  mit  seltener  Ausdauer  und  in  der 
ganzen  eig.  Latinit&t  diesem  Wesen  treu  geblieben ,  wahrscheinlich 
ursprünglich  mehr  rundlippig,  später  entschieden  breitlippig  ge- 
bildet ward,  dass  der  akustische  Charakter  dem  des  u  nahe  kam. 
doch  flüchtiger  Natur  war,  kurs,  dass  wir  es  mit  einem  Laute  zu 
thun  haben,  der  zwischen  dem  bilabialen  spirantischen  stimmhaften  v 
und  einem  (cf.  Sievers,  Phonetik  123)  untor  dem  Einflüsse  der 
Accentlosigkeit  zum  Halbvocal  u  mit  consonaot.  Function  lierab- 
gesunkonen  u  schwankt  oder  in  beider  Mitte  steht.  Der  nicht  seltene 
Übergang  dieses  Halbvocals  p  in  u  einerseits,  der  Übertritt  iu 
bilabiales  v  (genn.  w-gu^g)  b  andererseits,  ebenso  wie  der  definitive 
Ersatz  durch  labiodentales  v  ist  physiologisch  ohne  weiteres  klar. 
Welches  ist  nun  die  Methode  und  das  Resultat  desVerts?  Er  forscht 
nach  den  physioL  KigenBcliaften ,  die  des  Lautes  Wiesen  begründen 
und  für  den  mechan.  Lautwandel  einzig  von  Wichtigkeit  sind,  noch 
weder  nach  dem  akustischen  Effect  und  der  Tonemplindung,  deren  In- 
ipiration  manche  Angaben  der  Grammatiker  und  sonderbare  in* 
schrlftllGhe  Schreibungen  bedingten :  er  wendet  sich  direct  der  Kritik 
jener  neueren  zweifachen  Ansicht  und  These  zu,  wonach  das  lat. 
cosson.  M  einerseits  dem  franz.  v  (deutsch,  i^),  andarersoits  dem 
engl,  w  gleichgestellt  wird:  Ansichten,  die  Corgaen  vermittelt,  indem 
er  im  Anlaut  den  engl  Laut,  im  Inlaut  das  deutsobe  u?  zu  finden 
glaubt.  Der  Verf.  führt  (S.  23)  verschiedene  Zeugnisae  an,  «o  lat. 
oons.  11  etjfmologiach  dem  aeoli!»che&  Digamma  gleichgestellt  oder  im 
alten  lat.  f  wieder  erkannt  wird.  Er  bemüht  sich  sodann  die 
Corssenache  Ansicht  von  der  relativen  Doppelgeltung  dos  cous.  u 
zurückzuweiBeii  und  erklärt  sich  seinerseits  für  den  aueschließlichen 


*)  Carolina  MichnPlis,  Prftticn  de  tre«  pastorei  S.  38  (unter  B)* 
*)  V.  Föntcr»  ynan.  Gram»  8.  135,  auch  8torm,  Enifl.  Philologie 
I,  W  —  Diei,  (framtn.  I '  8,  23C,  Die  Analogie  des  Wechwls   Ton  b  und 
bttabialem  u>  In  mitteldeutichün  Muudart<*a  ii^t  bekannt. 


8S4    M.  SMiweisihal,  Essai  aar  la  valenr  etc.,  ang.  tob  R 

fransOsi sehen  Lantwert,  als  ob  der  lat.  Laut  einer  der  tieiden 
anfgestellten  Möglichkeiten  entsprechen  mflsste.  Das  Austreten 
des  Lautes  in  u  und  b  schreibt  er  griechischem  Einfluss  zu,  wie  er 
einen  solchen  verschiedentlich  sieht:  „.  ,üia  pour  via,  graüis  ponr 
gravis  etc.,  ^tait  le  fait  d*un  accent  grfeisant.  II  faut  6galement 
attribuer  ä  Tinfluence  des  dialectes  grecs  cette  confnsion  enire  v  et 
b  si  fröquente . . "  Kurz,  das  lat.  halbvocalische  bilabiale  u  wird  dem 
labiodentalen  franz.  v  gleichgestellt :  Laute,  die  sowohl  durch  phjsio- 
h)gi8che  wie  akustische  Eigenschaften  wie  auch  durch  ihre  Bnt- 
wickhingssph&re  grundverschieden  sind  und  mit  einander  nichts 
zu  thun  haben,  als  dase  sie  auf  Grund  ungenauer  Analyse  und  man- 
gelhaften Bewusstseins  der  Tonempfindung  psychisch  zusammen- 
geworfen werden  und  durch  Mittelstufen  in  einander  übergehen 
kOnnen.  Der  Verf.  gesteht  uns  mit  einer  gewissen  Genugthunng: 
^  Apr^  avoir  attentivement  parcouru  les  indications  des  grammairiens 
de  r^poqne,  apr^s  avoir  soigneusement  compar6  lenrs  assertions  arec 
)e  tömoignage  des  monuments  ^pigraphiques,  nous  restons  convaincns 
qu*il  faut  admettre  la  prononciation  conforme  k  Tusage  fran9ais^ 
(p.23). 

Diese  immer  wiederkehrende  Weise ,  den  lat.  Laut  mit  einem 
der  drei  Hauptsprachen  (Franz. ,  Deutsch ,  Engl.) ,  von  deren  Lant- 
system  der  Vei-f.  keine  wissenschaftliche  Kenntnis  hat,  in  Verbindung 
zu  setzen^  statt  direct  an  die  Angaben  der  Grammatiker  und  die 
lautliche  Entwicklung  anzuknüpfen ,  um  ihn  wissenschaftlich  nach 
Articulation  und  Akustik  zu  bestimmen,  harmoniert  wenig  mit 
dem  (p.  Y)  Corssen  gemachten  Vorwurfe  „de  retrouver  en  allemand 
r^quivalent  de  tous  les  sons  latins.*'  Der  Autor  versteht  es  auch  g^r 
nicht,  in  den  zuweilen  physiologisch  und  psychologisch  feinen  An- 
gaben der  Alten  das  Richtige  und  Wesentliche  herauszufinden ,  nnd 
wo  sie ,  entsprechend  den  verschiedenen  Sprachepoeben  und  localer 
Entwicklung,  differieren  und  seinen  vorgefassten  Ansichten  ent- 
gegentreten, da  sucht  er  nicht  den  scheinbaren  Widerspi-uch  auf- 
zulösen ,  er  sieht  eine  ^exag^ration  evidente  (z.  B.  p.  54 :  Quintilian 
Ober/*),  eine  zu  feine  Unterscheidung  und  ^manie  de  classer  et  de 
cat^goriser'  (p.  55 :  Plinius  über  dreifaches  l) ,  oder  ein  wenig  ^ima- 
gination  po6tique'  (p.  19:  Terentian  über  o)  in  ihren  Angaben.  Wie 
die  Natur  des  lat.  «;,  so  hat  der  Verf.  die  ähnliche  Beschaffenheit  des 
Halbvocals  t,  das  Wesen  der  lat.  Nasale  im  Silben-  und  Wortauslaut, 
den  Grund  der  verschiedenen  Behandlung  griech.  Lehnworte  im  Latein 
verkannt.  Das  bedauerlichste  Versehen  ist  indessen ,  dass  er  infolge 
falscher  Interpretation  den  Elangwert  des  lat.  kurzen  und  langen  o 
verwechselt  und  verkehrt  angibt. 

Gehen  wir  nach  Charakterisierung  der  Methode  und  Ab- 
schätzung des  Werkes  und  seiner  Resultate  im  allgemeinen  zur 
Hervorhebung  und  theilweisen  Berichtigung  einiger  fraglichen  Punkte 
im  besonderen  über. 

Zu  e  (p.  8  und  9).  Mit  Recht  wird  auf  Grund  der  Grammatiker- 
zengnisse  Gorssens  Ansicht,  dass  e  den  d-Laut  gehabt  habe,  surfiek- 


M*  SchweiBihal,  Emü  itir  U  filear  eic,  &ng.  von  S.  Seelmann,    8M 


gewieeea.  Wie  auch  did  romanischoTi  Sprachen^  id  deaeu  v  und  I  zu- 
samtueafalleDf  zeigen,  hatte  e  aJlerdings  eioen  dem  i  sehr  verwaadten 
Laat.  Das  trifft  auch  zu  tHr  sSpea,  dessen  Nebenform  saepes  und 
Verhältnig  zu  arp/^6g  Coraaen  gerade  zar  An  nähme  eines  i  mit  be- 
stimmt hatte,  und  das  auch  dem  Verf.  etwas  Bedenken  macht*  Es  ist 
nämlich  eine  bisher  noch  nicht  näher  aufgeklärte  Erscheinung ,  daas 
einige  lat.  Wörter,  die  zwischen  ae  und  e  achwanken,  dieselbe  roman. 
Entwicklung  haben,  wie  geschlossenes  ^  (=  lat.  e^  t),  während  sonst 
dem  lat,  ae  oder  i  ein  offenes  d  entspricht,  Das  altfranz.  soif  aus 
sepem  weist  aof^.  Ahnliche  Fälle  sind  faeuum^):  foin»  saeta  oder 
tieta:  soie,  pj-aeda:  proie.  Es  scheint  danach,  ala  ob  wir  hier  eine 
alte  Entwicklung  des  Diphthongen  ae  zu  i  im  Gegensatz  zur  be- 
kannten spätlaieinischen  zu  ^  abzuscheiden  hätten. 

Zu  f  (p»  14).  Nachdem  auf  da«  etym.  Verhältnis  von  €»,  e,  i  zu 
jüngerem  1  aufmerksam  gemacht  ist ,  wird  dieses  dem  Klange  nach 
dem  kurzen  i  gleichgestellt.  Das  mag  für  die  unbetonten  Laute  gelten, 
für  die  betonten  stimmt  es  nicht.  Die  roman.  Sprachen »  für  deren 
Entwicklung  der  Klang,  nicht  die  Dauer  maßgebend  war,  zeigen 
dass  lat,  (jüngeres)  I  durchaus  geschlossen,  i  dagegen  offen  war^ 
das  denn  auch  mit  i  zusammenfallt«  Der  altlat  lange  Laut  war 
ein  geschlossenes  e  mit  wenig  acutem  Accent,  daher  seine  7er> 
wanJtschaft  und  der  graphische  Wechsel  mit  ei  und  e.  Später  ^post« 
quam  eiilius  loqui  coeptnm  est*'  trat  ein  intensives,  acutes  i  an 
die  Stelle.  Dass  dieses  7  nicht  nur  in  der  sog.  vulgären,  sondern 
ebenso  in  der  Sprache  der  Qebildeten  sich  durch  seine  iatensive, 
acute  Natur  von  dem  offenen  t  unterschied ,  dafür  spricht  nicht  nur 
der  Gegensatz  der  gallischen  Aussprache,  die  einen  Mttteüaut 
zwischen  e  und  i'  dafür  einsetzte,  sondern  das  directe  Zeugnis  des 
Consentius  „Mihi  tameu  videtur  qttando  producta  est,  plenior  vet 
acutior  esse,  quando  autem  brevem^  medium  aonnm  exhibere 
debet**  (K.  V,  334). 

Züj  (p.  17).  Der  Verf.  hat  wie  seine  Vorgänger  dio  Natur  des 
lat.  conson«  t  verkannt.  Die  Physiologie  (cf.  Sievers,  Phonetik  p.  125) 
macht  einen  scharfen  unterschied  zwischen  dem  'Halbrocal  t  und 
der  'Spirans' jf.  Der  letztere  mustergiltige  deutsche  Laut  igt  ziemlich 
energischer  Natur,  der  kein  i  vor  sich  entstehen  lässt,  und  hei  dessen 
Articulation  die  Organe  behufs  Engenbildung  kr&flig  zusammen 
streben,  daher  das  starke  lieibungsgerüusch.  Die  Articulation  des  lat 
Halbvocala  i  ist  mit  der  des  reducierten  t  (in  der  Ausspmche  von 
Grazie)  gleich.  Es  ist  nicht  sübenbildend ,  functioniert  also  als  Con- 
sonant.  Bei  clem  i  findet  eine  so  wenig  schroffe  Verbindung  der  Vocsle 
zweier  Silben  .Htatt,  dass  die  Silbengrenze  im  Laute  selber  liegt,  ein 
Theil  der  Articulation  zur  vorhergehenden,  der  andere  zur  folgenden 
Silbe  gehört  Man  wird  daher  verstehen»  wenn  der  graphische  Aus- 
druck dieser  Laotkette  durch  it  (resp.  /)» ja  sogir  durch  tii  versucht 

•)  Di^  die  mustergiltige  Form,  wio  au«  Vamv  L.  L.  VII,  m  M. 
sn  tehlleüett  Ul.  wo  faeait&oia  und  fenlaicia  fteht,  was  durch  inBchrift* 
Hchei  S^ugois  («.  i.  l  I,  199,  87)  noch  mehr  gettQUt  wird. 


8M     M,  Sehweisthaif  Essai  sor  la  valenr  ete.,  ang.  von  £  Se^mant^. 

irird  (cf.  Yel.  Longns  K.  YII,  54  tu  55).  Der  Übergang  von  t  m  i, 
die  Entwicklang  ans  uDbetontem  e  oder  •  im  Hiat  (-ens  und  -ins : 
jns),  die  im  Romanischen  Gesetz  geworden  ist,  liegen  nahe.  Das 
deatsc'-e  j  hat  ganz  andere  Eigenschaften. 

Zu  0  (p.  19).  Die  Yerwechslang  der  beiden  (i-Klänge  ist,  wie 
angedeutet)  die  Folge  einer  falschen  Interpretation.  Die  Orammatiker 
Torgleichen  unwillkürlich  die  Ganmenhöhle,  je  nach  ihrer  wechselnden 
Gestalt  und  den  veränderten  physikalischen  Verhältnissen,  mit  einem 
bauchigen  Fasse ,  dessen  Mündungen  sich  verengen  und  i  n  dessen 
Hohlraum  der  Ton  dumpf  und  länger  schallt,  im  Gegensatze  za  dem 
Tone,  der  uns  aus  einem  breiten  flachen  Holzgefäß  entgegenhallt, 
und  der  gleichsam  von  dem  Bande  desselben  abprallt.  Man  wird  die 
^Imagination  po^tique'  des  Terentian  (E.  VI,  329)  nun  gar  nicht  so 
übel  finden  und  das,  was  die  Grammatiker  sagen  und  illostrieren 
wollen,  nicht  missversteben : 

Iffitur  sonitum  reddere  cum  voles  minori  [seil.  5], 
KetrorsuB  adactam  modice  teneto  linguam, 
lUctu  neqae  magno,  sat  erit  patere  labra. 
At  longior  alto  tragicum  sab  oris  antro 
Molita  rotundis  aeuit  sonum  labellis. 

In  Anlehnung  daran  sagt  Sergius  (E.  lY,  520) :  „0  quando  longa  est 
intra  palatum  pin  der  Gaumenhöhle']  sonat . .  quando  brevis  est, 
primis  labris  exprimitur.^  Ebenso  Servius  (E.  lY,  421):  „0  pro- 
ductum  quando  est  ore  sublato  [d.  h  ^mit  Erweiterung  der  Mundhöhle' 
nicht  *de  la  boucbe  grandement  ouverte']  vox  sonat...,  quando 
<K)rreptum  de  labris  vox  exprimitur''  f  wird  der  Ton  von  den  Lippen 
herausgepresst'  oder  ^entringt  sich  der  Ton  den  Lippen^]»  Könnte 
irgend  noch  ein  Zweifel  bestehen,  so  würde  ihn  das  Zeugnis  des  Mar. 
Yictorin.  (E.  YI,  33),  das  dem  Yerf.,  wie  einige  andere  wichtigfe, 
leider  entgangen  ist,  aufheben:  ^igitur  qui  correptum  [seil,  o] 
enuntiat,  nee  magno  hiatu  labra  resei-abit  et  retrorsum  actam  lingoam 
tenebit.  longum  autem  productis  labiis,  rictu  teretri^  lingua  antro 
oris  pendula  sonum  tragicum  dabit..^  Auch  ohne  Eenntnis  aller 
dieser  directen  Zeugnisse  hatte  die  roman.  Forachung  in  dem  epoche- 
machenden Artikel  Wend.  Foersters  ^Ober  die  Schicksale  des  lat.  ö 
im  Französischen'  (Boman.  Stud.  lU,  174  ff.)  den  Wei*t  desselben 
=  d  endgiltig  festgestellt.  Dass  lat.  ö  ein  geschlossenes  ö  sä,  wuyste 
man  längst. 

Zu  y  (p.  30-— 33).  Die  Lateiner  gaben  den  giiech.  Laut  y  in 
den  Lehnwörtern  bekanntlich  durch  u^  y  oder  %  wieder.  Es  liegt  hier 
keine  Willkür,  nicht  jener  graedsierende  Einfluss  in  der  lebendigen 
Umgangssprache  vor,  wie  es  die  Darstellung  glauben  lassen 
könnte.  Gewisse  Beobachtungen  —  doch  nicht  die  keltische  Aus- 
sprache des  lat.  ü  als  ü  —  ergeben,  dass  das  alte  Latein  ein  u  hatte, 
das  eine  entfernte  Elangverwandtschaft  mit  ü  besass.  Die  physio- 
logischen undsprachhist.  Gründe  dafür,  ebenso  wie  die  genauere  Cha- 
rakterisierung des  Lautes ,  muss  sich  der  Yerf.  vorbehalten.  Dieser 
alte  Laut  wich  später  einem  acuten  geschlossenen  M^LaHte,   wie 


Easai  sar  1a  wkimr  «tc*,  an;,  von  E*  8€€imanin>     857 

>  »r  d«D  rom&D.  Spracheo  eigen  ist  Bei  der  Übernahme  griech.  Lehn- 
worte trat  nan   ein   psychisch   wahlbegrQndetes  Gesetz   in    Kraft, 

>  wonach  jeder  fremdsprachliche  Laut   in   einer   anderen   unhewusst 
(  —  nicht durch  den  ersetzt  wird,  dem  er  p.hysiologisch  oder  auch 

im  wesentlichen  akustisch  verwandt  ist  —  sondern  durch  den« 
der  eine  gleiche  oder  ähnliche  {durch  Individualität,  Gewohnheit 
usw.  subjectiv  beeiudasste  und  bedingte)  Tonempfindung  her- 
vorruft* Diese  Tonempfindung  kann  bei  verschiedenen  Personen  nnd 
zu  verschiedenen  Zeiten  eine  gan?  verschiedene  sein,  nnd  es  ist 
dieser  pBjch.  Laute r« atz  von  dem  mechan.  liautwandel  wohl  zu 
liden.  Im  Altlatein  setzte  man  demnach  an  StMle  des  griech«  y 
piiJkiirlich  den  nächsten  Laut  u  ein,  und  dieser  entwickelte  sich, 
wie  andere  U*s  zum  offenen  u  ^  und  solche  alte  Worte  leben  mit  dem 
jüngeren  offenen  u  (roman.  ö)  im  Uomanischen  fort  icf.bursa:bour86y 
gubernatorem :  gouvemenr  usw.).  Als  die  Bntwicklnng  des  alten  u 
das  u*£lement  hatte  fallen  lassen,  da  kam  das  moderne  •  zu  seinem 
Kecht^  und  Worte  dieser  Periode  (abissus:  ital.  abisso  usw.)  trugen 
ihr  i  in  das  Bomanische  fort.  Die  Analogie,  die  wiederholte  Ent- 
lehnung desselben  Wortes ,  gelehrter  Kinllnss,  der  zu  allen  Zeiten 
dem  fremden  Laut  Bürgerrecht  gestattet  uud  Aussprache  und  Schrift- 
Zeichen  zu  verbreiten  tiUcht,  mag  Störungen  verursacht  haben.  Von 
einem  mechan.  Cbergange  des  u  zu  y  oder  i\  wie  der  Verf.  (p.  32) 
iiteint,  ist  so  selbstverstdodlich  keine  Eede.  Ein  Irrthum  ist  es  ferner, 
wenn  jeuer  Lautaustritt  des  kurzen  i  in  echt  lat,  Wörtern,  wie  vyr, 
vyrginem,  vyrtus  (statt  vir  usw.)  als  eine  'p^'^^^^^^^tion  gr^cisee, 
.suanieree,  ajaut  cours  parmi  les  rh^teurs  et  les  beaux  esprits,  mais 
H*(§tant  pas  entree  daus  la  beuche  du  grand  nombre'  (p.  31)  hin- 
gestellt wird.  Es  liegt  hier  wieder  nicht  griechischer  Einfluss  vor, 
sondern  eine  ganz  mechanisch  erfolgte  Trübung  des  i  durch  vorauf- 
gehende Labialis«  geftirdert  durch  die  Stellung  in  geschlossener  SUbe, 
aumaJ  vor  r.  Die  Aussprache  ist  auch  keineswegs  gelehrt  affectiert, 
»ondern  volksthnmlich.  Der  Appendix  Prohi,  der  sonst  nur  das  Volks- 
idiom zu  reinigen  sucht,  bringt  Beispiele  der  Art  als  fehlerhafte 
AttBsprache* 

Zu  eu  (p.  49).  Der  Verf.  folgert  ans  der  Parallelschreibung 
•aeus  und  -eus  für  griech«  ^tvg  in  Warten  wie  Orphaens  (Orpheus) 
eine  dem  deutschen  Diphthonge  in  ^h&uie  'leuU^  analoge  Aussprache 
des  lat.  cu\  Doch  was  hat  der  mustergiitige  deutsche  Laut  oi  (ge- 
luauer  6c)  mit  dem  lat,  -^us  oder  -^us  gemein?  Das  Italieniache 
spriehi  schon  allein  gegen  eine  solche  Annahme. 

Zupht  ch,  ih  (p,  46—52).  Der  Verf.,  der  jenes  aufg^isteUte 
|»ajroli*  Gtsets  nicht  kennt,  erklärt  die  verschiedene  Behandlung 
dieaer  fremdartigen  Laute  im  Latein  falsch.  Wie  man  weiss ,  sind 
cp  ;i^  ^  im  Griechischen  nrsprdnglich  echte  Aspiraten»  d.  h^  i^  pk 
kh  Ih,  ep&lerhin  Spiranten  —  (bilab.)  f^  (deutsch.)  ck  (spanisch  x), 
nnd  (engl.)  ih*  Das  Latein  bat  nie  eigentliche  Aspiraten  gehabt,  nur 
apiier  vereinzelte  Anklänge  (brachium,  Gracchus*  chorona  usw.). 
Dem  Gesetze  gem&ß  ward  die  Aspirata  p  durch  die  n&cbst  verwandte 


866    M.  Muoeigthäl^  Essai  sar  U  valenr  etc.,  ang.  Ton  R  Suiwumn. 

iDttta  j>,  die  AfEricata  oder  noch  jüngere  Spirans  (p  durok  daa  Uang- 
verwandte  /"  gegeben  usw.  Die  roman.  Entwicklung  entspricht  dem  und 
lehrt  das  Alter  eines  Lehnwortes  bestimmen. 

Zu  f  (p.  53).  Das  alte  f  ist  bilabialer  Natnr,  wie  das  aas  seiner 
Entwicklnngssphäre  (v  h  h)  und  Andeutungen  der  Grammatiker 
hervorgeht.  Schon  Joh.  Schmidt,  Zur  Oesch«  des  indog.  Yocalismas 
I,  111  hat  darauf  hingewiesen. 

Die  Abschnitte  über  die  Natur  des  l  und  der  Nasale  sind  gans 
verfehlt.  Der  Bec.  muss  sich  begnflgen  auf  seine  Arbeit  hinmweisen. 
Dem  Autor  ist  überdies  die  berühmte  Theorie  Joh«  Schmidts  von 
lat.  Nasalvocalen ,  auf  die  der  Unterzeichnete  Gelegenheit  nehmen 
wird  zurückzukommen,  nicht  bekannt.  — Wir  gehen  schließlich  noch 
auf  die  Frage  über  die  Beschaffenheit  des  lat.  s  zwischen  Yocalen 
ein  (p.  75  ff.). 

Corssen  und  andere  haben  angenommen,  dass  das  lat.  $  zwischen 
Yocalen  weich  und  stimmhaft  sei,  da  es  in  den  roman.  Sprachen  dieee 
Eigenschaft  habe.  Der  Yerf.  bestreitet  dito,  und  wir  selber,  bestimmt 
durch  histor.  physiologische  Gründe,  waren  vonjeher  gegen  eine  solche 
Annahme.  Die  Ansicht  von  der  Stimmlosigkeit  des  s  auch  zwischen 
Yocalen  ist  übrigens  nicht  neu,  ebensowenig  wie  der  Yersuch  des 
Autors,  sie  zu  begründen.  Schon  der  alte  E.  L.  Schneider  (lat. 
Gram.  I,  345)  hat  sie  aufgestellt,  aber  die  Gründe  beider  sind  illu- 
sorisch. Sie  schließen  nämlich  aus  der  Schreibung  von  88  neben  s 
(NB.  in  ganz  bestimmten  E&Uen !)  auf  hartes  8,  während  man  darans 
doch  zunächst  nur  auf  hartes  s  in  diesen  Fällen,  für  andere 
Fälle  genau  das  Umgekehrte  würde  schließen  dürfen.  Denn  gans 
abgesehen  von  der  Frage,  ob  wir  nicht  im  88  eine  geminata 
oder  continua  zu  sehen  haben,  und  die  naive  Yoraussetzung  zu- 
gegeben ,  dass  die  Bomer  sich ,  wie  gerade  gewisse  moderne  Yülker, 
der  Doppelsetzung  irgend  welcher  Zeichen  bedient  hätten ,  um  den 
geschärften  Laut  auszudrücken ,  so  hätten  ja  die  Bömer  gar  nicht 
nöthig  gehabt,  einen  Laut,  den  sie  immer  als  scharf  in  der  Empfindung 
hatten^  durch  zwei  Zeichen  auszudrücken :  es  hätte,  wie  im  heutigen 
Spanisch,  wo  das  8  immer  stimmlos  ist,  ein  s  genügt.  Wenn  man 
außerdem  in  der  mustergiltigen  Periode  Fälle  wie  crassus,  lassus,  tussis, 
passus  stets  mit  se,  andere  wie  rasa,  casa,  vasa  überhaupt  zu  keiner 
Periode  anders  als  mit  einem  a  schrieb, in  gewissen  Fällen  dagegen 
(bei  Lehnworten ,  seltenen  Eigennamen  und  wo  8  aus  Assimilation 
entstanden,  einem  Diphthongen  oder  doch  langem  Yocal  folgt)  tem«' 
porelies  und  locales  Schwanken  herrscht;  nun,  dann  hat  man  doch 
irgend  welchen  Unterschied  gefühlt,  der  die  Feder  leitete:  jedenfalls 
kann  man  mit  Bücksicht  auf  Fälle  wie  rosa  aus  der  Schrei  bang 
f&r  die  Stimmlosigkeit  des  s  nichts  direct  folgern.  Der  Beweis,  den 
wir  hier  andeuten,  muss  anders  geführt  werden. 

Auf  einen  Unterschied ,  wie  er  zwischen  franz.  ;  und  s  liegt, 
machen  die  Grammatiker  nirgends  aufmerksam ,  obglüch  -derselbe 
auch  für  ein  stumpfes  Ohr  sehr  ausgeprägt  ist.  Ohne  Grund'  werten 
wir  also  kein  stiramhafkes  s>  neben  stimmlosem  annehmen;  Eb  «nkl 


W,  Färker,  Lyoner  Ytopet,  aogez.  Ton  A,  Mussafiä.        859 

demnach  die  von  Neaern  attf^efiteHten  Grflflde  zu  prfifen  und  zu 
widerlegen.  Oorssen,  der  keine  genauere  Kenntnis  der  roman.  Sprachen 
hatte  und  ppecicll  das  statistische  Material  nicht  zur  Verfügung  haben 
konnte,  schließt  auf  weiches  s  aus  dem  Romanischen.  Storm, 
Engl.  Philol.  I,  28  hat  jetzt  daraufhingewiesen,  dass  etwa  nur  auf 
altkeltischem  Boden  und  in  Portugal  entschieden  stimmhaftes  s  ge- 
sprochen, in  anderen  Theilen  (Spanien,  Rom  und  Süditalien} 
dagegen  stimmloses  s  gehört  werde.  Er  schließt  daher  ans  dem 
Romanischen  im  Gegentheil  auf  lat.  stimmloses  s.  Dieser  Schluss 
ist  um  so  gerechtfertigter ,  als  wohl  in  allen  Dialecten ,  wo  s  weich 
lautet  V  die  lat.  fortis  sich  gesetzmäßig  zur  lenis  schwächte ,  es  also 
auffällig  gewesen  wäre,  wenn  die  fortis  s  der  allgemeinen  Tendenz 
nicht  gefolgt  wäre.  Außerdem  zeigen  lat.  Volksschreibarten ,  wie 
Visit  (gleich  vixit)  neben  yissit  und  vist,  dass  im  Volksbe- 
wusstsein  auch  der  einfache  Laut  als  scharf  gefühlt  ward.  Ein 
psychologisch-graphisches  Argument  schließt  sich  dem  angeführten 
unmittelbar  an.  Wenn  denn  wirklich  ss  den  scharfen  Laut  im  Gegen- 
satz zu  5  bezeichnet  hätte,  weshalb  findet  man  denn  nie  und  nirgends 
einmal  dessuper,  dessusum,  praessentire  geschrieben,  zumal  da,  wo 
das  Wort  infolge  lautlicher  Veränderung  oder  Bedeutungswandel  gar 
nicht  mehr  eine  beim  compositum  befolgte  ratio  erwarten  ließ?  Im 
älteren  Französisch,  als  das  s  wirklich  anfing  zwischen  Vocalen 
stimmhaft  zu  werden ,  finden  wir  in  analogen  Fällen  durchaus  die 
Formen  mit  ss  neben  s  (desüper :  desore  und  dessore  usw.)  und  ueu- 
franz.  Schreibungen,  wie  pressentir,  dessus,  dessous,  ressembler 
(trotz  sentir,  sous,  sembler)  yerdanken  diesem  Umstände,  einer  Lesung 
mit  weichem  s  vorzubeugen,  ihre  Entstehung.  Fügen  wir  hinzu,  dass 
die  Schreibung  von  lat.  ss  nicht  nur  einen  anderen  Grund,  als  den  an- 
genommenen haben  kann,  sondern  gemäß  gewissen  Zeugnissen  und  Be- 
obachtungen wirklich  gehabt  hat,  so  fällt  auch  die  letzte  Stütze,  die  eine 
Annahme  von  stimmhaftem  s  zwischen  Vocalen  aufrecht  erhalten  könnte. 

Wir  sind  auf  einzelne  wichtigere  Punkte  des  Werkes  so  willig 
eingegangen,  weil  es  im  Interesse  der  Wissenschaft  zu  liegen  schien, 
gewisse  der  ganzen  Vorzeit  gemeinsame  Irrthümer  und  Ungonauig- 
keiten  schon  jetzt  richtigzustellen.  Wir  wiederholen ,  der  Verf. 
verdient  unseren  Dank ,  und  sein  Büchlein  wird  sicher  zur  Populari- 
sierung des  Stoffes  beitragen ,  wenn  es  auch  den  wissenschaftlichen 
Anforderungen,  die  wir  zu  stellen  berechtigt  sind,  in  seiner  jetzigen 
Gestalt  nicht  genügen  kann. 

Bonn.  Emil  Seelmann. 


Lyoner  Taopet,  altfranzösiscbo  Übersetjung  des  XIII.  Jahrhunderts  In 
der  Muiiditrt  der  Franche-Corotd,  mit  dem  kritischen  Text  des  latei- 
nischen Originals  (sog.  Anonym as  Neveleti)  zum  erstenmal  beraus- 
gegebf'n  von  Wendelin  Förster  (auch  u.  d.  T.:  Alt  französische 
Bibliothek  herausgegeben  von  Wendelin  Förster.  V.  Band).  Ueilbronn 
1882,  Gebr.  Henninger.  XUV,  166  SS.  8«. 

Der  Text  ist  nicht  ohne  literarisches  Interesse,  da  der  Über- 
setzer sich  gegenüber  dem  Originale  große  Freiheit  gestattet  hat. 

Z«i«0chrifl  f.  d.  tetorr.  Qjmn,  188S.    XL  Htfl.  ^^ 


860        W,  Fänter^  Lyoner  Tsopet,  anges.  von  Ä.  Mussafia. 

Sowohl  die  Erzählungen  als  die  Moralitäien  —  letztere  in  noch 
höherem  Maße  —  sind  Tielausfohrlicher  gehalten  ^).  Der  Stil  ist  meist 
fließend  und  anmnthig;  die  Gonstruction  erscheint  hie  und  da  einiger- 
maßen erkünstelt,  ohne  jedoch  irgend  wie  undeutlich  zu  werden; 
Enjambement  ist  etwas  häufiger  als  sonst  im  Altfranzösischen.  Bei 
weitem  mchtiger  ist  der  Text  in  sprachlicher  Beziehung.  Er  ist  durch 
und  durch  dialectisch  gefärbt,  und  zwar  liegt  hier  eine  südöstliche 
—  nach  der  näheren  Bestimmung  des  Hg.s  der  ehemaligen  Franche» 
Comt6  gehörige  —  Mundart  vor.  Die  Kunde  der  östlichen ,  specieU 
der  südöstlichen  Mundarten  Frankreichs  hat  in  der  letzten  Zeit,  xn 
gutem  Theile  dank  den  Bemühungen  des  Hg.s  tmd  seiner  Schüler, 
wesentliche  Fortschritte  gemacht;  als  ein  bedeutender  Beitrag  dazu 
ist  vorliegende  Publication  anzusehen.  Die  Einleitung  stellt  in 
knappster  Form  alles  Wesentliche  aus  dem  Gebiete  der  Laut-  und 
Formenlehre  zusammen.  Dass  sie  vieles  des  Belehrenden  und  An- 
regenden bietet ,  braucht  kaum  gesagt  zu  werden.  Hie  und  da  regt 
sich  der  Wunsch  nach  lichtvollerer  Darstellung;  manche  Sätze 
möchte  man  etwas  verschieden  formulieren ;  andere  ließen  eine  Dis- 
cussion  zu.  Auf  Einzelnheiten  einzugehen  kann  hier  um  so  leichter 
unterlassen  werden,  als  eine  die  zerstreuten  —  theils  schon  er- 
schienenen, theils  in  Aussicht  gestellten  —  Monographien  zusammen- 
fassende Arbeit  sich  wohl  bald  als  nöthig  ergeben  wird.  Dann  wird 
es  an  der  Zeit  sein,  die  ganze  Lehre  zu  prüfen. 

Der  tre£Qich  überlieferte  Text  bedurfte  nur  sehr  selten  kleiner 
Emendationen ;  zahlreiche  Anmerkungen  sorgen  für  Aufhellung  aller 
irgendwie  schwierigen  Stellen.  Das  Glossar  verzeichnet  nicht  bloß 
wichtige  Wörter  und  bemerkenswerte  Wortbedeutungen,  sondern 
auch  alle  vom  Gemeinfranzösischen  abweichende  Wortformen;  es 
dient  demnach  zu  gutem  Theile  als  schnell  orientierendes  Register 
zu  Anmerkungen  und  Einleitung. 

221 — 2  tost  se  consent  a  fausetey  \  kons  de  mavaise  pofh 
reteyv&i  nicht  vollständig  klar.  Etwa  ein  Mann,  der  arm  und  schlecht 
isty  d.  h.  der  seine  Armuth  nicht  geduldig  zu  ertragen  vermag  und, 
derselben  zu  entgehen,  vor  keinen  schlechten  Mitteln  scheut  ?  Dies 
scheint  sehr  gesucht.  Es  war  zu  bemerken,  dass  der  Übersetzer  das 
lat.  sepe  fidem  falso  mendicat  inopia  (so  L  statt  inherda)  teste  so 
gut  als  möglich  wiederzugeben  trachtete.  —  260  engorsetey  (beide- 
male  in  Verbindung  mit  lecherie)  als  eine  Ableitung  von  engres 
anzusehen,  überzeugt  nicht  vollkommen;  die  Bedeutung  ^Essgier' 
ist  zu  speciell;  mau  denkt  unwillkürlich  an  ingordo;  freilich  woher 
Ä?  —  306  n'est  que  lo  secorre;  wenn  que  hier  das  Substantivpro- 
nomen qui  vertritt,  so  hätte  die  Einleitung  darüber  ein  Wort  sagen 
sollen.  —  323-4  de  soine  garde  fermetey  \  richesce  contre  povretey 
ist  nicht  deutlich;  etwa:  ^Der  Beiche  bewahrt  nicht  seine  Standhaf- 
tigkeit,    d.  h.  vermag  nicht  dem  Wunsche  Widerstand  zu  leisten , 

^)  Neue  Thatsachen  bietet  die  32.  Fabel.  Hat  der  Obersetser  aus 
Eigenem  hinzugef&gt  oder  aas  anderen  Quellen  geschöpft? 


W,  Förster^  Lyoner  Tzopet,  aa^ei*  fon  A,  Muaafia*       881 

den  Arm^n  zu  ooterdrücken' ?  Wieder  sehr  gesucht.  Leichtor 
gienge  an  contre  rieh,  pov,  ^die  Armnth  kann  sich  gegen  den  Beichen 
nicht  behaupten/  Vielleicht  aber  ist  foi  zu  leseo^  entsprechend 
dem  lat.  fragüi  ßdus  nesäi  esse  potens,  —  485  ist  puisse  Praes* 
oder  Impf/?  Wean,  wie  es  scheiat,  Impf.«  dann  sollte  die  Form 
in  der  Einleitung  verzeichnet  werden.  — Aach  498  ist  vieni  bIs 
Ffct.  anasuseben;  vgl.  zu  359.  —  759—60  'im  Franz,  ist 
nicht  abzusehen,  warum  das  Fleisch  dem  Raben,  aber  nicht 
dem  Adler  nQtzen  sollte/  Offenbar  hat  der  Übers«  die  lat. 
Stelle  —  fers  onus;  ai  fiei  utile ^  crede  mihi  —  mit  falscher  luter- 
punction  gelesen,  als  ob  gemeint  wäre:  fiei  tUiU^  crede ^  mihi,  — 
Da  798  Icß  oroiUes  eine,  wenn  auch  noch  so  sichere  Conjectur  ist» 
80  sollte  die  Anm.  zu  151  nicht  auf  diese  Stelle,  sondern  auf  2488 
verweisen.  —  837  Et  si  me  foni  maint  vilanie  \  cui  fai  fait  sovant 
carMsie.  Einfacher  ala  maint  ^  mainte  ist  maint  als  Nomin.  Plur, 
anzusehen;  "Manche  beschimpfen  micbi  die, ,  /  —  1L56  hydre, . . 
c'est  atgue  en  grijsaiche  novele.  Ist  letzteres  Wort  in  der  Be- 
deutung 'Sprache^  gebräuchlich?  ob  favele  zu  bessern?  —  1303 
am  einfachsten  schiene  es  mir  en  zu  et  zu  ändern.  —  1382  ein 
Präsens  eHparme  kann  wohl  nur  auf  einen  Infin.  esparmer  (nicht 
-mier)  zurückführen.  —  1399  ff.  Der  in  diesen  Versen  enthaltene 
Gedanke  paest  nicht  in  den  Zusammenhang.  L  ist  Mer  verderbt 
(Questa  statt  ista) ,  und  der  Übersetzer  sucht  sich  zu  helfen.  — 
In  der  Anm.  zur  Rubrik  von  XXII  ist  1323  ein  falsches, 
mittels  des  Glossars  zu  berichtigendes  Citat  —  1451  adougoit 
ist  wohl  Impf,  zu  adoucier  ^=  it.  addolciare;  die  aus  Ad- 
jectiven  abgeleiteten  Verba  der  I-Conjugation  flectieren  wohl  aus- 
nahmslos inchoativ.  —  1507  die  Stelle,  welche  der  Hg.  iu  allzu  ge- 
waltiger Art  emendieren  möchte,  scheint  mir  klar*  wenn  mesfait  zu 
mes  fait  löst  und  mes  ^  me  ansieht;  Li  premiers  me  fait  cstimer 
gti*a[r|  Btcont  me  vuei  venimer,  Premiers  und  secont  m  neutraler 
Bedeutung.  —  1545  U  draue  suet  les  consas  noter,  |  par  quai  fori 
euers  se  puet  doter.  Was  bedeutet  consai?  Etwa  eon^lNi?  (Der 
Zusammenhang,  in  welchem  das  Wort  auf  S.  XXXVI  das  Wort  ver- 
zeichnet, gibt  nicht  (iowissfaeit  darüber.)  Das  Wort  scheint  nicht 
ganz  passend.  V.  1554  steht  causes,  —  1555  würde  ich  nicht  ver- 
dächtigen: de  samitlant ,  samblant  jmgemant  'über  ähnliches  [ist] 
ihnliches  ürtheil  [zu  fällen]/  —  1590  geht  nicht  tenit  =  tenist 
an?  Mass  man  nicht  etwa  hielte';  das  Impf.  Conj.  scheint  mir  von 
der  Syntax  wohl  gestattet.  —  181)1*2  Ks  war  zu  bemerken»  dass 
diese  Sentenz  keinen  rechten  Sinn  gibt  und  sich  auf  die  falsche 
Lesung  von  L  gründet.  Das  Lat.  hat:  Der  schwache  bedroht  den 
starken,  audendi  dum  fndet  esse  locum.  L  liest  falsch  non  tndet 
und  der  Obervetzdr  sucht,  so  gnt  es  angeht,  dies  wiederzugeben:  H 
foihl^s  qui  if  fort  menace  \  ne  coianait  le  point  ä^ardicace.  — 
IHll  ff-  ist  wegen  ik.  '  n  nicht  klar.  Nach   11 

gehört  ein  Punkt;  nu>  ist  zu  tilgen:  Nature 

ie$  moiehes  enf^mdirt  par  corrupc$on.  Nun  folgt  eine  Aus^inftnder«- 


862    J'  Gerster,  Geograph.  Anschauungslehre,  ang.  Yon  F.  Grasaauer. 

Setzung  über  den  Unterschied  zwischen  generacion  und  corrupcion : 
Propremant  generacions  se  fait  de  mesle  et  de  female  etc.  —  2003 
li  moche  n'a  qui  contredie;  wohl  que,  —  2144  li  halte  ich  för 
richtig;  la  ist,  wie  gewöhnlich,  unterdrückt;  'der  Löwe  berührt  ihm 
die  Hand  mit  einem  sanften  Kusse.'  —  2774  piaige  -r-.  pleige  als 
Femin.  wäre  zu  verzeichnen,  —  2847  ein  Lapsus;  es  handelt  sich 
nicht  um  enuie  =  it.  noja^  sondern  um  envie,  —  2895  flf.  sind  mir 
nicht  ganz  klar.  —  3050  noe  sehe  ich  für  ganz  richtig  an.  Der  Affe 
hatte  gemeint,  Reinharts  Schwanz  sei  zu  groß,  er  fege  die  Erde.  Der 
Fuchs  antwortet  ironisch:  *Nun,  komm'  her,  mache  mir  einen  Knoten 
daran;  [dann  wird  er  wohl  kleiner  werden].'  —  3150  voge\  noch 
neufr.  vouge\  sieh  Littr^.  —  Ist  es  eine  Pedanterie,  wenn  man  bei 
Anführung  eines  reflexiven  Verbums  in  Anmerkungen  und  Glossaren 
statt  des  tonlosen  Pronomens  das  betonte  vorzieht?  Ich  glaube, 
dass  Tobler  und  seine  Schüler  Recht  haben,  wenn  sie  stets  sei  (soi) 
anwenden. 

Den  Wert  seiner  Publication  zu  erhöhen ,  hat  der  Hg.  einen 
kritischen  Text  des  lat.  Originals  beigegeben,  zu  dessen  Herstellung 
er  die  ältesten  Hss.  benützte.  Über  diesen  Theil  seiner  Arbeit  zu 
berichten,  fehlt  mir  selbstverständlich  jede  Gompetenz. 

Dem  unermüdlich  thätigen  Hg.  sei  für  diese  neue  Qabe  der 
Dank  gezollt,  den  jede  seiner  Arbeiten  in  so  vollem  Maße  verdient. 

Wien.  A.  Mussafia. 


G  erst  er,  J.  S.>  Geographische  Anschauungslehre.    Wandkarte 

in  6  Blättern,  Freibarg  i.  B.  1880,  Herder.  Mit  dem  Textbuche:  Ge- 
brauchsanleitung  zur  geographischen  Anschauungslcbre  durch  Wand- 
und  Handkarte.  Vorschule  des  niederen,  mittleren  und  höheren  Un- 
terrichtes. Supplement  zu  des  Verfassers  Handbuch :  Die  Geographie 
als  Wissenschaft  und  Unterrichtsgegenstand.  Freiburg  i.  B.  1880, 
Herder.  8».  125  SS.  3  Tafeln. 

Als  ein  charakteristisches  Zeichen  für  die  Hebung  des  geo- 
graphischen Unterrichtes  in  Deutschland  und  auch  in  Österreich  kann 
das  gegenwärtige  Erscheinen  zahlreicher  Anschauungsmittel  für 
diesen  Lehrgegenstand  begrüßt  werden.  Nachdem  schon  längst  der 
Elementarunterricht  in  den  Naturwissenschaften  hauptsächlich  als 
Anschauungsunterricht  betrieben  wird,  vergieng  eine  geraume  2ieit, 
bis  man  auch  in  der  Geographie  auf  die  anschauliche  Lehrmethode 
ein  größeres  Gewicht  zu  legen  begann.  Wir  besitzen  von  Prof.  Si- 
mony  bereits  aus  älterer  Zeit  solche  Lehrmittel,  die  für  die  geogra- 
phischen Landschaftsdarsteliungen  mustergiltig  sind,  weshalb  ihnen 
auch  allseitig  die  vollste  Anerkennung  zutheil  geworden  ist.  In  der 
jüngsten  Zeit  sind  von  Letoschek  Tableaux  der  wichtigsten  physisch- 
geographischen  und  astronomisch-geographischen  Verhältnisse  er- 
schienen. Gegenwärtig  gibt  der  Karten-  und  Kunsthändler  H6hel 
in  Wien  Bilder  heraus,  welche  durch  planmäßige  Auswahl  und  cha- 
rakteristische Ausführung  ganz  besonders  zu  naturgemäßen  Yersinn- 
Jichnngsmitteln  der  wichtigsten  geog^raphischen  Grandbegrlfife  und 


A.  Trappe,  Sohul-Physik,  an^ez.  von  J,  G.  Waüentin,    86S 

ErschoinüngsfoTDien  geeignet  sind.  Vorzügliche  Beliefdarstellangen 
gewisser  geographisch  wichtiger  und  charakteristischer  Ohjecte  hat 
Prof.  Heim  in  Zürich  herausgegeben,  welchen  zur  allgemeinen  Ein- 
bürgerung in  den  Schulen  nur  6in  Hindeinis  im  Wege  steht,  dass 
sie  wie  alle  Heliefdarstelluugen  verhältnismäßig  zu  kostspielig  sind. 

In  der  Production  derartiger  Lehrmittel  istaber auch  in  Deutsch- 
land bisher  Vorzügliches  geleistet  worden.  Wir  heben  daraus  die  ein- 
gangserwähnte Anschauungslehre  Gersters  hervor.  Diese  chromolitho- 
graphierte,  sechsblättrige,  1*25™  hohe  und  1*55"  breite  Wandkarte 
besteht  aus  drei  Theilen  oder  Tafeln  und  zwar  1.  aus  dem  Natur- 
bilde, das  in  einer  idealen  vom  Hochgebirge  bis  zum  Meere  sich 
erstreckenden  Landschaft  alle  wesentlichen  oro-,  hydro-  und  topo- 
graphischen Begriffe  versinnlicht ;  2.  aus  der  Darstellung  dieses 
Bildes  in  der  schraffierten  Landkartenzeichnung  und  3. 
aus  demselben  Bilde  in  der  Cur ven darstell ung. 

Das  dazu  gehörige  für  den  Gebrauch  des  Lehrers  bestimmte 
Textbuch  erklärt  zunächst  in  ausführlicher  Weise  das  Naturbild  und 
bringt  hierauf  eine  didaktische  Anleitung  für  den  Gebrauch  dieser 
Wandkarte  in  sechs  Lehrstufen,  wobei  von  der  Entwicklung  der  geo- 
graphischen Elementarbegriffe  ausgegangen  und  mit  dem  Übergange 
zur  wissenschaftlichen  Behandlung  der  Karte  geschlossen  wird.  In 
weiteren  Abschnitten  werden  die Orographie,  Hydro-  und  Topographie 
und  die  Terrainlehre  in  didaktischer  Form  behandelt.  Dem  Büchlein 
sind  noch  drei  Tafeln  über  die  verschiedenen  Formen  der  Terrain- 
darstellung beigegeben. 

Sowie  die  Wandkarte  als  ein  vorzügliches  Lehrmittel  für  den 
Gebrauch  der  Schüler,  so  kann  auch  das  Textbuch  als  ein  nicht 
minder  guter  didaktischer  Behelf  för  den  Lehrer  und  als  eine  gute 
Vorschule  des  niederen,  mittleren  und  höheren  geographischen  An- 
schauungsunterrichtes bezeichnet  werden. 

Wien.  Dr.  F.  Grassauer. 


Scbul-Physik  bearbeitet  von  Albert  Trappe.  Professor  und  Prorector 
emer.  an  der  Realschule  am  Zwinger  sii  Breslau.  Achte,  vielseitig 
verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Mit  253  in  den  Text  gedruckten 
Abbildungen.  Breslau  1879,  Ferdinand  Hirt,  kön.  Universitäts-  und 
Verlagsbuchhandlung. 

Vorliegendes  Lehrbuch  der  Physik  ist  für  die  oberen  Classen  der 
Mittelschulen  bestimmt  und  wurde  in  seinen  früheren  Auflagen  mehr- 
fach an  österreichischen  Lehranstalten  benützt,  wenn  man  auch  von 
anderen,  leider  vielfachen  Mängeln  und  Gebrechen,  die  das  Bach  be- 
sitzt und  die  hier  zur  Sprache  kommen  müssen,  absehend,  zu  den 
übrigen  approbierten  Lehrbüchern  schon  aus  dem  Umstände  viel  lie- 
ber gi'iff,  weil  in  diesem  Buche  die  Elemente  der  Chemie,  der  Astro- 
nomie und  mathematischen  Geographie,  Partien,  die  nach  den  bestehen- 
den Gesetzen  in  den  Oberclassen  gelehrt  werden  sollen,  total  fehlen. 


864    A.  Trappe,  Schal-Physik,  angez.  von  /.  O.  WaUenHn. 

In  den  nachfolgenden  Zeilen  möge  auf  einige  dem  Referenten 
einer  Besprechung  nothwendig  erscheinende  Punkte  aufmerksam  ge- 
macht werden.  Nebst  einer  Einleitung  finden  wir  der  Reihenfolge 
nach  fünf  Abschnitte,  enthaltend  die  Lehre  von  der  Ruhe  und 
Bewegung  der  Körper,  die  Lehre  vom  Schall,  die  vom 
Lichte,  die  Galorik,  endlich  dieLehre  vom  Magnetismus 
undderElektricität  (nach  den  Worten  des  Verf.  Elektricit&t 
und  Oalvanismus). 

Referent,  der  die  Mühe  nicht  scheute  und  das  Buch  nach  allen 
Seiten  einer  genauen,  Durchsicht  unterzog,  hat  in  demselben  so 
vieles  mangelhaft  und  unzureichend,  so  vieles  unwissenschaftlich  and 
unzweckmäßig  behandelt  gefunden,  dass  eine  erschöpfende  Kritik  der 
vorhandenen  Partien  die  dieser  Zeitschrift  gesteckten  Grenzen  weit 
überschreiten  würde. 

S.  2  wird  Äther  ein  luftförmiger  Stoff  genannt,  der  alle  uns 
bekannten  Luftai-ten  an  Feinheit  weit  übertrifft:  als  luftförmiger  Stoff 
müsste  der  Äther  ein  Gewicht  haben;  nun  weiß  man,  dass  der  Äther 
imponderabel  ist;  der  Ausdruck  luftförmiger  Stoff  ist  daher  nichts- 
sagend. —  Die  Definition  von  festen  Körpern,  als  solchen,  deren  Zer- 
theilung  die  Anwendung  einer  gewissen  Kraft  erfordert,  ist  anpas- 
send, auch  bei  flüssigen  Körpern  muss,  um  sie  zu  zerreissen,  die  Co- 
häsion  überwunden  werden.  —  Geradezu  lächerlich  ist  es,  wenn 
der  Schüler  auf  S.  3,  wo  er  noch  keine  Idee  von  den  Molecnlar- 
kräften  hat,  gefragt  wird,  wieso  es  komme,  dass  diejenige  Flüssigkeit» 
welche  eine  Gefäßwand  benetzt,  am  Rande  eine  concave,  hingegen 
eine  solche,  welche  die  erwähnte  Wand  nicht  benetzt,  eine  convexe 
Gestalt  hatl  Die  Lehre  von  den  Capillarphänomenen  hier  schon  ab- 
zufertigen, ist  unzweckmäßig!  —  Das  specifische  Gewicht  schlecht- 
weg mit  der  Dichte  zu  identificieren  ist  nicht  gestattet  (S.  6).  — 
Was  soll  ferner  in  einer  Einleitung  die  Lehre  von  der  Endosmose 
thun?  Das  Verständnis  derselben,  und  um  ein  solches  handelt  es  sich 
doch  in  erster  Linie  in  der  Naturlehre,  ist  ja  erst  in  der  Hydrostatik 
möglich.  Der  Satz,  dass  „die  Größe  einer  Kraft  durch  eine  Kraft  g^ 
messen  wird,  welche  einem  Körper  von  einer  Masseneinheit  in  einer 
Sekunde  eine  Geschwindigkeit  von  einer  Längeneinheit  ertheilt^^ 
misfällt  mehrfach  dem  Referenten.  Er  gilt  zunächst  für  eine 
Momentankraft,  was  beigefägt  hätte  werden  sollen;  femer 
sind  schwülstig  und  unklar  die  Worte  „in  einer  Secunde  eine  G^- 
schwindigheit  von  einer  Längeneinheit"  anstatt  „die  Geschwindig- 
keit 1".  —  Sachgemäß  wäre  es  gewesen,  wenn  der  Verf.  die  Lehre 
vom  Kräftenparallelogramme  der  des  Bewegungsparallelogramms  hätte 
folgen  lassen,  wenn  er  ferner  weniger  Abschen  vor  trigonometrischen 
Formeln  gehabt  hätte,  was  so  weit  geht,  dass  er  es  beim  »Kräften- 
parallelogramme^  nicht  wagt,  den  Carnot'schen  Lehrsatz  anzuwenden 
und  dann  in  natürlicher  Weise  eine  Discussion  der  erhaltenen  For- 
mel vorzunehmen.  Der  Verf.  kümmert  sich  wenig  darum,  wie  die  ein- 
zelnen Partien  der  Mechanik  aufeinander  folgen  sollen;  sonst  hätte 
er  uns  gerade  hier  nicht  ein  solches  Chaos  vor  Augen  geführt. 


A,  Trappe,  Bchvd*?hyBik,  %ugez.  von   /.  G,  WaU&nHn.    8Ö5 


Die  Lehre  vom  Stoße  (S.  25)  ist  in  einer  für  die  Oberckssen 
unserer  Mittelschulen  anzureichenden  Weise  behandelt ;  eine  streng 
wiasensehaftlicbe  Ableitung  der  Formeln  für  den  elastischen  Stoß 
ditrf  in  einem  solchen  Lehrbuche  nicht  fehlen.  —  Bei  der  Ableitung 
des  Gleichgewichts  auf  der  schiefen  Ebene  hätte  es  sich  empfohlen, 
der  Kraft  zuergt  eine  allgemeine  Richtung  zu  ertheilen  und  dann 
erst  letztere  zu  specialisieren.  —  Hebelarme  heißt  man  in  der  Hegel 
jene  SenkrechteD,  weiche  man  ?om  Drehungspnnkte  auf  die  Richtung 
von  Kraft  und  Last  fallen  kann.  —  Geradezu  unbegreiflich  ist  es, 
dass  in  dem  vorliegenden  Lehrbuche  der  gewöhnlichen  Hebel- 
wage vier  Zeilen  gewidmet  werden;  wir  erfahren  nichts  über 
ihre  Einrichtung,  über  die  Prüfung  ihrer  Richtigkeit  und  Empfind- 
lichkeit; sehr  traurig  ist  es»  wenn  man  ein  so  wichtiges  Instrument 
in  einer  solchen  Weise  äbergeht,  wahrend  man  in  langweiliger 
Form  beweist,  dass  jeder  Körper  einen  Schwerpunkt  be- 
sitzt und  drei  Blätter  hindurch  Beispiele  zur  Schwerpunktslehre 
gibtl  Wahrhaftig,  das  heißt  einer  gesunden  Pädagogik  vor  den 
Kopf  stoßen  1  —  Mangelhaft  ist  der  Beweis  der  Decimalwage;  die 
Oleicbgewichtsbedingung  an  der  beweglichen  Rolle,  wenn  die  Schnüre 
nicht  parallel  sind»  darf  nicht  fehlen.  —  Bei  weiterer  Durchsicht 
treß'en  wir  eine  Menge  fehlerhaftes.  S.  4S  sagt  Verf.,  dass  der  Kör- 
per im  ersten  Momente  m  Meter,  im  zweiten  2ca,  im  dritten  3ai. , . 

flUU,  während  es  doch  heißen  soll  -^,  3-^.  ^^^  "  *  ^^^  ^^'^®  ^^^^ 
Referent  sich  nicht  einfallen  lassen,  dass  ein  Physiklehrer  nicht 
vollkommen  genau  weiß,  dass  die  Fallräame  in  den  einzelnen  Se- 
cunden  wie  die  ungeraden  Zahlen  sich  verhalten  I  —  Warum  man 
die  Fallmascbine  anwendet,  was  das  Wesentliche  in  ihrer  Elinrichtnng 
ist,  das  bleibt  dem  Schüler  vollkommen  unklar.  —  Dass  unser  obiger 
Auespruch  bezüglich  der  zweifelhaften  Kenntnis  der  Fallgesetze  von 
Seite  des  Herrn  Verfassers  vollkommen  gerechtfertigt  ist,  lehrt  die 
Lehre  vom  horizontalen  Wurfe  (S.  52),  wo  gesagt  wird,  dasa  der  ge- 
worfeue  Körper  von  der  Linie  am  im  1,  Momente  cu,  im  2.  Mo- 
mente 2cti  abstehe,  deutlich.  Hätte  der  Verf.  die  im  allgemeinen  gut 
gezeichnete  Fignr  angeseheni  so  hätte  er  sich  zu  diesen  Unsinnig* 
kelteu  nicht  verleiten  lassen.  Wir  bedauern  die  Schüler, 
welche  diese  Partien  nach  dem  vorliegenden  Lehrbuche 
studieren  mäasen.  —  Unwissenschaftlich  ist  die  Lehre  vom 
Pendel  abgehandelt;  wie  groß  die  treibende  Kraft,  wie  groß  die  Qe* 
schwindigkeit  eines  Pendelpunktes  ist,  hätte  durch  eine  Formel  ver- 
anschaulicht werden  sollen,  wenn  man  schon  von  der  Ableitung  der 


Formel  ( 


=^v-. 


abstrahiert«  —  Sehr  kurz  ist  das  zusammen- 


gesetzte Pendel  absolviert.  „Den  Schwingungspunkt  eines  solchen 
Pendels  zu  heBtiuimen"  —  meint  dor  Verf.  —  „ist  eine  Aufgabe,  die 
ons  za  weit  führen  würde;  nur  das  sei  bemerkt«  dasa  der  Schwin- 
gungspunkt nicht  der  Schwerpunkt  ist*'. 


868     TT.  P«cM(i{,  Einl.  in  die  prakt  Phjsik,  ang.  von  J,  G.  WäUemtm. 

gleich  der  Elektrisiermaschine  mit  einer  wasserarmen  Qaelle  you 
hohem  Gefalle  und  der  galvanischen  Kette  mit  einer  wasserreichen 
Qaelle  von  niederem  Gefälle  ist  recht  zutreffend. 

Dies  alles  zusammenfassend  müssen  wir  das  Buch  wegen  der 
vielfachen  constatierten  Mängel  in  seiner  jetzigen  Form  als  unsu- 
länglich  erklären;  an  vielen  Orten  hat  der  Verf.  nicht  das  rieh- 
tige  Maß  getroffen  und  Unwesentliches  eingehend  berflcksicbtigt, 
während  dem  Wesentlichen  eine  stiefmütterliche  Behandlang  zuthttl 
wurde ;  auch  auf  grobe  Fehler,  die  in  einem  dem  Schüler  zu  über- 
lassenden Lehrbuche  unmöglich  vorhanden  sein  dürfen,  wurde  be- 
reits oben  aufmerksam  gemacht.  Die  ganze  Behandlungsweise  der 
einzelnen  Partien  trägt  den  Stempel  der  ün  wiss  enschaftlich- 
keit  und  auch  den  des  nicht  correcten  Schul  verfahrene 
an  sich. 

Ebenso  wie  der  geehrte  Herr  Becensent  dieses  Buches  in  der 
Zeitschrift  ^Bealschule*'  habe  ich  es  auch  für  unpassend  und  nicht 
taktvoll  gefunden,  dass  in  dem  Vorworte  zu  einem  Schul  buche  der 
Verf.  mit  den  Beferenten  seines  Buches  polemisiert ;  dazu  findet  sich 
doch  gewiss  ein  geeigneterer  Platz  1  Die  Ausstattung  des  Buches  ist  mit 
Ausnahme  der  Figuren,  welche  nur  zu  häufig  recht  primitiv  sind 
und  sich  wie  Einderzeichnungen  ausnehmen,  gelungen. 


Einleitung  in  die  praktische  Physik  von  W.  Pscheidl,  k.  k.  Piof, 
am  Staatsgymoasium  in  Taschen.  Mit  25  in  den  Text  eingedruckten 
Holzschnitten.  Braunschweig  1879,  Drack  und  Verlag  von  Friedrich 
Vieweg  &  Sohn. 

Wenn  wir  auch  in  unserer  deutschen  physikalischen  Literatur 
ein  vortreffliches  Buch  besitzen ,  welches  geeignet  ist  in  die  prak- 
tische Physik  einzuführen ,  nämlich  den  „Leitfaden  der  prak- 
tischen Physik  mit  einem  Anhange:  Das  elektrische 
und  magnetische  absolute  Maßsystem  von  Prof.  Dr.  F. 
Eohlrausch^,  so  können  wir  doch  das  Erscheinen  vorliegender 
kleiner  Schrift  mit  Freuden  begrüßen. 

Es  ist  dieses  Buch  von  der  Beschaffenheit ,  dass  es  dem  noch 
den  Universitätsstudieu  obliegenden  Lehramtscan didaten  gleichwie 
dem  jungen  Lehrer  der  Physik  bei  seinen  physikalischen  Arbeiten 
sich  nützlich  erweisen  wird.  In  gedrängter  Kürze  beschreibt  der  Verf., 
wie  bei  manchen  physikalischen  Messexperimenten  vorzugehen  sei, 
um  zu  Resultaten  zu  gelangen,  die  Anspruch  auf  Bichtigkeit  machen 
können;  dabei  wird  die  Theorie  der  Vei*suche  ziemlich  eingehend, 
wenigstens  soweit  erörtert,  dass  die  Messmethoden  verstanden  werden 
können.  Auch  der  Umstand  ist  anerkennenswert,  dass  die  Mittel  der 
Elementarmathematik  bei  Ableitung  der  theoretischen  Sätze  allein 
zur  Anwendung  gekommen  sind ,  und  er  wird  gewiss  bewirken ,  dass 
diese  Schrift  in  weiteren  Kreisen  Verbreitung  finden  wird.  Freilich 
hätte  Ref.  zu  erwähnen ,  dass  statt  mancher  längerer  Beweise  (wie 
s.  B.  der  sehr  gelungenen  elementaren  Ableitung  der  vollständigen 


R,  Heger ^  Leitfaden  fQr  den  geom.  Unter  riebt,  u)^.  too  Oditriü^    BM 

I  Formel  fQr  die  Schwingungsdaner  eioes  Pendels)  lieber  noch  einige 
I  Meesversnche  hätten  ßerücksichtigang  finden  sollen.  So  vermisse  ich 
jeehr  ungerne  die  Graduieruugsmetboden  eines  Qahanometers,  wie 
[es  bei  wissenachaftlichen    und  quantitativen  Unterauchungeo  Aber 

strahlende  Wärme  gebraucht  wird;  auch  die  Art  und  Weise ^  ein 
I  Thermometer  zu  calibrieren,  hätte  erwähnt  werden  sollen.  Doch  be- 
j  eiüträchtigt  dieser  Mangel  nicht  im  geringsten  den  Wert  des  Buches; 
JYielleicht  wird  der  Hr.  Verf.  durch  diese  Bemerkungen  sich  bewegen 
[lassen,  dieser  Schrift  eine  zweite  Ergänzungnschrift ,  in  dem^elbea 
I  Sinne  verfasst«  folgen  tu  lassen.  Den  vei-schiedeoen  Versuchsmethoden 
l«ind  auch  Beispiele  beigegeben,  die  der  Verf.  seiner  eigenen  Praxis 
^entnommen  hat. 

Zum  Schlüsse  wird  in  einem  Anhange  eine  Reihe  von  Tabellen 

beigefügt,  in  welchen  mehrere  mechanische,  calorische  und  optische 

Constanteu  nach  den  neuesten  Versuchsmethoden  numerisch  au- 
sgegeben werden. 

Jedenfalls  steht  diese  kleine  Schrift  wQrdig  den  beiden  Werken: 
[Frick,  physikalische  Technik  nnd  Kohlrausch,  Leit* 
ffaden  der  Physik,  von  denen  das  erstoro  mehr  das  Qualitative, 

das  letztere  das  Quantitative  der  Versuche  in  Erwägung  zieht,  zur 
[Seite,  und  k(}nneu  wir  sie  daher  den  Fachgenossen  wärmstens  emp- 
[fehlen^  zumal,  da  noch  außer  den  oben  erwähnten  Umständen  der 
tkiozukommt,  dass  zu  den  In  diesem  Buche  beschriebenen  Versuchen 
if faßten tbeils  einfachere  Apparate,  über  die  gewiss  jeder  Mittelschul- 

lobrer  verfügt,  verwendet  wurden. 

Wien.  Dr.  J.  G.  Wallentin, 


Leitfaden   für  den  geometrisoheo    Unterricht  Yen  Dr*  ßiebard 

ücger,  n.  o.  Uonorarprof  am  königU  Polytechnicum  und  Oberlehrer 
um  Wfttiuer  Uyninasium  tu  Dresden.  Zum  Gebrauche  an  höheren 
UntfirrichtfiÄDsUlti^n.  Erster  Theil:  Planimetrie^  mit  179  in  den  Teit 
gedruckten  Holzschnitten.  Breelaa  1882,  Verlag  von  Eduard  Trewendt. 

„Der  vorliegende  Leitfaden  enthält  in  den  Abschnitten  §,  1 

bia  9  und  §.12   diejenigen   planimetrischon  Lehrsätze  und  Con- 

ttroctionBaufgaben ,    welche  beim   Unterrichte  in  Gymnasien   und 

i  Realschulen  L  0.  unentbehrlich  sind.  Die  Beweise  sind  fiberall  hin* 

jmgefOgt  und  so  dargestellt,   dass  auch  schwächere  Schüler  ohne 

Schwierigkeit   nach  dem   Leitfaden   repetieren   können,   die  Aas- 

arbei tu ug  eines  Heftes  fQr  den  im  Leitfaden  mitgotheilten  Unter* 

richtsstolT  daher  nicht  nöthig  ist,*   Der  Verf,  bedient  sich  dabei  der 

euklidischen  Methode.  Mosaikartig  werden  au.s  einzelnen  Sitzen  und 

I  Aufgaben  die  Elemente  der  Geometrie  zusammengestellt.  Über  die 

I  Aufeinanderfolge  der  8&tze  entscheidest  mehr  die  Leichtigkeit  ihres 

I  Beweisee  ata  dio  Zusammengehdrigkoit  des  Materialos,  Eh  ist  bekannt, 

;  dass  nach  der  euklidischen  Darstellnng  es  oft  schwer  füllt  für  grMere 

»Abschnitte  des  Lehn$tolTes  eine  passende  Ül>erschrift  zu  ündeOf  so 

werden  auch  hier  vor  der  Behandlung  der  Congruenz  (was  zu  bUligen 


870    0.  Wün8(^,  Schalflora  von  Deutschi.,  ang.  von  H.  W.  Beiehard^ 

ist)  die  Sätze  über  die  Beziehungen  des  Kreises  zu  einer  Geraden 
und  zu  einem  anderen  Kreise  in  einem  Paragraphe  abgehandelt ,  der 
die  Überschrift  „Seiten  und  Winkel  eines  Dreieckes"  führt.  Mit  Vor- 
hergehendem soll  nur  gesagt  werden,  dass  nach  der  euklidischen 
Methode  ein  organischer  Aufbau  des  Systems  der  Elemente,  wohl 
kaum  möglich  ist. 

Die  §§.  10  und  11 ,  etwa  ein  Fünftel  des  Buches  behandeln 
die  Kreisbüschel  und  die  geometrischen  Verwandtschaften  der 
modernen  Geometrie.  Bef.  ist  der  Ansicht,  dass  eine  mehr  ent> 
wickelnde  als  dogmatisch  deductive  Form  der  Dai-stellung  dieser 
Sätze  dem  jugendlichen  Geiste  mehr  entsprechen  würde.  (Man  ver- 
gleiche §.111,2,3,4.)  Von  Einzelheiten  fiel  mir  auf  das  Fehlen 
des  ptolomäischen  Lehrsatzes  und  die  Un Vollständigkeit  der  Fig.  116. 

Das  Büchlein  ist  mit  Klarheit  und  Präcision  abgefasst,  enthält 
manche  originelle  Beweise  und  Auflösungen  und  sei  demnach  den 
Freunden  der  Geometrie  in  euklidischer  Form  bestens  empfohlem. 

Teschen.  J.  Odströil. 


M.  Rrass  und  H.  Lande is,  Der  Mensch  und  das  Thierreich 

in  Wort  und  Bild  für  den  Schulunterricht  in  der  Natursfoschichte. 
Mit  130  Abbildungen.  4.  Aufl.  Freiburg  i/B.  1882.  (240  SS.) 

Das  Buch  ist  für  jüngere  und  ganz  junge,  noch  auf  dem  Stand- 
punkte des  ^Maikäfer  flieg"  (S.  152)  befindliche  Schüler  geschrieben, 
sucht  also  mit  den  Einzelbeschreibungeu  das  Interesse  zu  wecken» 
die  Beobachtuug  zu  bilden  und  unmittelbar  daraus  die  Charakteristik 
für  die  größeren  systematischen  Einheiten  zu  gewinnen.  Ob  auf 
diesem  Entwicklungsstadium  der  Bau  des  Menschen  mit  physio- 
logischen Excursen  in  der  gegebenen  Ausdehnung  dem  Kinde  mit 
Erfolg  geboten  werden  kann ,  möchte  ich  bezweifeln.  Dass  aber  die 
Diagnosen  der  meisten  Classen  nach  vorausgegangener,  natürlich  nur 
oberflächlicher  Beschreibung  einiger  Arten,  oder  auch  nur  einer  ein- 
zigen, oft  recht  schwach  und  nichtssagend  ausgefallen  sind,  ist  sicher. 
An  Unrichtigkeiten  ist  kein  Mangel.  Was  soll  wohl  ein  Kind  sich 
vorstellen ,  wenn  es  vom  Nervensystem  des  Menschen  heißt :  „Den 
Mittelpunkt  der  Nerven  bildet  ein  größerer  Knoten,  das  Gehirn"!? 
Noch  andere  verschiedene  Angaben,  meist  über  niedere  Thiere, 
welche  hier  aufzuzählen  keinen  rechten  Zweck  haben  dürfte,  sind 
falsch  und  antiquiert.  Die  Abbildungen  sind  meist  gut.  Ein  Geleits* 
brief  für  Österreich  kann  dem  Werke  nicht  ertheilt  werden. 

Straßburg  i/E.  Oscar  Schmidt. 


Schulflora  von  Deutschland.  Nach  der  analytischen  Methode  bear- 
beitet von  Dr.  Otto  Wünsche,  Oberlehrer  am  Gymnaiium  lu 
Zwickau.  Die  Phanerogamen.  Dritte  Auflage.  Leipzig  1881.  Druck 
und  Verlag  von  B.  Q.  Teubner.  8".  LXII  und  427  SS. 

Wünsche's  Schulflora  ist  den  besseren  ähnlichen  Werken  bei- 
zuzäbjen.  Sie  macht  sich  insbesondere  dadurch  vortheilhaft  bemerk- 


NaturgeschichtUche  Lehrbücher,  angex.  ton  C  BoeUer,        871 

bar,  dass  iu  ihr  zahlreiche  Culturpßanzen,  namenUich  2Uergehölze 
berücksichtigt,  dass  in  ihr  ferner  die  Ergebnisse  neuerer  wichtigerer 
Arbeiten  aus  dem  Gebiete  der  speciellen  Botanik  rationell  benützt 
werden.  So  bearbeitete  der  Verfasser  für  die  dritte  Auflage  die  Gat- 
tungen Bubus  und  Rosa  nach  den  Monographien  von  Pocke  und 
Christ  neu,  er  stellte  ferner  die  Gattungen  Parnassia  und  Adoxa 
entsprechend  deu  Besultaten  der  Untersuchungen  Drude's  bu  den 
Saxifrageen.  Das  Gebiet  von  Wünsche's  Sohulflora  amfasst  Deutsch- 
land von  der  Nord-  und  Ostsee  bis  zu  den  Alpen ;  sie  kann  somit  bei 
der  Bestimmung  von  Phanerogamen  aus  den  nördlichen  Kronländern 
unseres  Kaiserstaates  ganz  gute  Dienste  leisten. 


Schneiders  Typen- Atlas.  Naturwissenschaftlich-geographischer  Hand- 
Atlas  für  Schule  und  Haas.  Unter  künstlerischer  Mitwirkung  von 
W.  Claudius,  H.  Leutemann,  ö.  Mützel  und  C.  F.  Seidel,  heraus- 
gegeben von  Dr.  Oscar  Schneider,  Oborlehror  an  der  Annenreal- 
schule zu  Dresden.  Dresden  1881.  Druck  und  Verlag  von  C.  Mein- 
hold und  Söhne,  k.  Hofbnchdr uckerei.  Folio,  2  Seiten  Text  und  15 
Doppeltafeln. 

Der  Herausgeber  dieses  Atlanten  stellte  sich  die  Aufgabe,  jene 
Objecto  aus  der  Menschen-,  Thier-  und  Pflanzenwelt  zur  Anschauung 
zu  bringen,  welche  beim  geographischen  Unterrichte  erwähnt  wer- 
den müssen,  den  Schülern  aber  gar  nicht  oder  nur  in  ungenügender 
Weise  demonstriert  werden  können.  Die  Auswahl  der  einzelnen  Ab- 
bildungen kann  als  eine  zweckmäßige  bezeichnet  werden,  bei  der  Aus- 
führung waren  gewandte  Zeichner  thätig,  die  wissenschaftlichen 
Benennungen  sind  im  ganzen  und  großen  correct.  Da  auf  den  ein- 
zelnen Tafeln  sehr  zahlreiche  Gegenstände  zusammengedrängt  wer- 
den musst^n  (ihre  Zahl  übersteigt  mitunter  70)^  so  konnte  für  die 
einzelnen  Bilder  nur  ein  sehr  verjüngter  Maßstab  gewählt  werden. 
Es  wäre  besser  gewesen  auf  Kosten  der  Billigkeit  die  Zahl  der  Tafeln 
zu  vermehren  und  die  einzelnen  Objecto  in  größerem  Maßstabe  aus- 
zuführen. Das  vorliegende  Bilderwerk  hätte  dadurch  bedeutend  ge- 
wonnen. 

Wien.  H.  W.  Reichardt. 


Grundzüge  der  Naturgeschichte.  lli.  Theil:  Mineralogie  von  Dr.  J. 
Hof  mann,  Prof.  am  kgl.  Lyceum  in  Freising.  München  1881, 
Oldenbourg. 

Der  Verf.  gibt  zuerst  eine  recht  zweckmäßige  Obersicht  der  Kry- 
stallformen  mit  passenden  Abbildungen,  dann  bespricht  er  die  physi- 
kalischen Eigenschaften  der  Mineralien ,  wobei  die  optischen  Eigen- 
schaften gegenüber  anderen  Lehrbüchern  verhältnismäßig  mehr  be- 
rücksichtigt sind,  ferner  die  chemischen  Kennzeichen.  Die  An- 
ordnung der  Mineralien  nach  der  Basis  statt  nach  der  Säure ,  im 
speciellen  Theile ,  dürfte  jedoch  weniger  empfehlenswert  sein ;  im 
übrigen  ist  dieser  Abschnitt  recht  gut  behandelt,  in  einigen  Fällen 


87t       Natnrgescbichtliche  Lehrbücher,  angez.  von  C  DaUer. 

h&tte  aber  eine  Kürzung  nicht  geschadet.  An  die  specielle  Mineralogie 
reiht  sich  eine  passende  kurze  Übersicht  der  Gesteine  und  ihrer 
Lagerungsverh&ltnisse ,  sowie  auch  die  Entwicklungsgeschichte  der 
Erde  und  ihrer  Organismen ;  letzterer  Theil  ist  für  ein  Schulbuch 
entschieden  zu' ausführlich  behandelt.  Im  letzten  Capitel,  welches 
von  den  Kräften  handelt ,  die  verändernd  auf  die  Erdoberfläche  ein- 
wirken ,  finden  sich  einige  recht  gelungene  Abbildungen.  Im  allge- 
meinen konnte  eine  Kürzung  des  speciellen  mineralogischen  and  eine 
Beducierung  des  palaeontologischen  Theiles,  dagegen  eine  Er- 
weiterung des  kristallographischen  Theiles ,  wobei  bei  den  Kristall- 
gestalten die  Lage  der  Flächen  gegenüber  den  Azen  mehr  zu  berück- 
sichtigen wäre^  einer  nächsten  Auflage  nützlich  sein. 


Illustrierte  Naturgeschichte  des  Mineralreiches  von  A.  Po  körn j. 
11.  Auflage.  Prag  1882,  Tempsky. 

Diesem  Werkchen  liegt  die  synthetische  Methode  zagrrunde; 
von  einem  bestimmten  Naturkörper  ausgehend ,  bringt  der  Verf.  an 
diesem  die  einzelnen  Kennzeichen  zur  Anschauung.  Ob  diese  Methode 
der  sonst  üblichen  ^  in  welcher  der  allgemeine  Theil  mit  der  Kenn- 
zeichenlehre dem  speciellen  vorangeht,  vorzuziehen  sei,  kann  nur 
erfahrenen  Pädagogen  zu  beurtheilen  überlassen  werden ;  es  muss  sich 
daher  Ref.  in  diesem  Punkte  eines  selbständigen  ürtheils  enthalten. 
Die  Thatsache  jedoch,  dass  das  vorliegende  Büchlein  bereits  eilf  Auf- 
lagen erlebt  hat ,  spricht  indes  wohl  für  die  Brauchbarkeit  dieser 
Methode.  Die  Darstellung  und  Schilderung  des  Verts  ist  un- 
gemein lebendig  und  anziehend,  die  zahlreichen,  sehr  glücklich 
gewählten  Abbildungen  erleichtern  das  Verständnis  bedeutend  und 
es  ist  ein  glücklicher  Gedanke,  dass  neben  Combinationen  von 
Krystallformen  auch  Mineraldrusen,  Hand-  und  Schaustücke  abge- 
bildet wurden,  wie  der  Verf.  denn  auch,  sowohl  was  die  Krystaliform, 
als  auch  das  Vorkommen  in  der  Natur  anbelangt,  in  wenigen  Worten 
eine  anschauliche  Schilderung  des  betreffenden  Minerals  zu  geben  im 
Stande  ist  und  dabei  stets  auf  dem  neuesten  Standpunkte  der 
Wissenschaft  steht. 

Die  Capitel  über  Petrographie  und  Geologie  sind ,  wie  es  eben 
bei  dem  ersten  Unterrichte  zweckmäßig  ist,  kurz  gehalten  und  frei 
von  überflüssigen  Details. 

Sehr  willkommen  sind  auch  die  Bemerkungen  über  Nutzen, 
Sammeln  der  Mineralien,  sowie  auch  für  die  Wiener  Schüler  der 
Abschnitt  über  die  Gesteine  der  Umgebung  Wiens.  Dass  der  Verf. 
auch  in  Bild  und  Wort  die  Gewinnung  und  Anwendung  der  Boden- 
schätze so  trefflich  zu  schildern  verstanden  hat,  wird  nicht  wenig  dazu 
beitragen,  dem  Werke  zahlreiche  Leser  zu  gewinnen. 

Graz.  C.  Doelter. 


Dritte  Abtheilung. 

Zur  Didaktik  and  Psdagogik. 


Die  Bedeutung  Vergils  für  die  Schule. 
Wenn  wir  um  die  Zeit  des  19.  Gentenariams  von  Vergils  Tod 
den  Einfloss  des  großen  Dichters  anf  den  Unterricht  der  Jogend  be- 
trachten, so  tritt  uns  vor  allem  die  Erscheinung  entgegen,  dass  diese 
1900  Jahre  hindurch  kein  Dichter,  ja  vielleicht  kein  Schriftsteller  über- 
haupt in  den  abendländischen  Schulen  häufiger  gelesen  wurde  als  Ver- 
gilius.  Die  Liebenswürdigkeit  dieser  «Lichtseele**,  die  Anziehungskraft 
des  trautesten,  besten  Mannes  und  Freundes,  wie  Horatius  ihn  nennt, 
scheint  sich  seinen  Gedichten  mitgetheilt  zu  haben.  Horatius  rühmt  die 
anmuthige  Weichheit  der  Bncolica  und  Qeorgica;  ungeduldig  erwartete 
man  das  Erscheinen  der  Aeneide;  übertriebenes  Nationalgefühl  oder  be- 
sondere Vorliebe  kündigte  sie  an  mit  „Nescio  quid  malus  nascitur  Di- 
ade**.  Als  sie  nach  des  Dichters  zu  frühem  Tode  von  Freundeshand  un- 
ToUendet  herausgegeben  wurde,  galt  sie  als  ein  Meisterwerk,  als  La- 
tiums  Buhm  und  Zierde  «quo  nullum  Latio  darius  eztat  opus"  (0?.  am. 
ni,  337).  Seine  Verse  schrieb  man  an  die  W&nde  der  Hftuser  (corp.  Insc. 
IV,  2361),  brannte  man  in  Ziegel  (0.  Insc  II,  4%7);  man  grub  sie  in 
Metall  und  Stein;  selbst  über  Begräbnisumen  las  man  sie  (Winkelmann 
in,  296);  Vergils  Grab  galt  als  Heiligthum;  sein  Buch  wurde  Orakel- 
buch (Becker-Marqu.  V,  111),  war  ein  Gegenstand  ernster  Kritik,  aber 
auch  hohler  Schöngeisterei: 

lila  tamen  ^vior,  quae  cum  discumbere  ooepit, 
Laudat  Vergilium,  periturae  iguosdt  Elissae, 
Committit  vates  et  oomj^rat;  inde  Maronem 
Atque  alia  parte  in  trutina  suspendit  Homerum*). 
Hadrian  zog  zwar  den  Ennius  vor,  doch  recitierte   er  beim   Spa- 
zierengehen gerne  Verse  aus  Vergeh  Dem  Alexander  Severus  war  Vergil 
der  Plato  poStarum.  Wie  sehr  Vergil  von  Quintilian  geschätzt  wurde,  ist 
bekannt;  dem  Eusebius  ist  er  der  lloj^oiraroc  tw  xttta  r^y   *lraX(av 
no^riraivt  für  den  hl.  Augustin  ein  .latini  eloquii  magnus  auctor";  und 
mehr  als  bewährt  hat  sich  das  Wort  0?id8  (am.  I,  l^  25) : 
Ti^rus  et  fruges  Aeneiaque  arma  legentur, 
Roma  triumpbati  dum  caput  orbis  erit*' 

>)  luv.  Sat.  VI,  434. 


874        Die  Bedeutung  Vergib  für  die  Schule.  Von  «T.  Fischer, 

Denn  nachdem  Rom  längst  den  Angriffen  der  Feinde  erlegen,  lebte  der 
Ruhm  des  Vergilius  fort  „e   durera  quanto  '1  mondo   lontana^    (Dante). 

Kein  Wunder  daher,  dass  Vergil  hald  als  Schulauetor  benutzt 
(Becker  Marqu.  V,  112)  und  gewürdigt  wurde  „grammaticas  ambire 
tribus  et  pulpita*'.  Q.  Caecilius  Epirota,  ein  Freigelassener  des  Atticas, 
war  der  erste,  welcher  den  Vergil  in  der  Schule  las.  Da  nun  Vergil 
(t  19  V.  Vh.)  den  Atticus  um  13  Jahre  überlebte,  ist  es  wahrscheinlich, 
dass  die  Belogen  und  Georgica  noch  asu  Lebzeiten  des  Dichtars  Schulbuch 
geworden.  In  Brundisium  trifft  Gellius  (XVI,  6)  einen  Grammatiker,  der 
das  siebente  Buch  der  Aeneide  erklärt,  allerdings  nicht  am  besten.  Der 
heil.  Augustinus  gesteht  von  sich,  dass  er  als  Knabe  über  der  Leetüre 
des  Vergilius  Thränen  vergoss.  In  Aquitanien  blühte  im  vierten  Jahr- 
hundert eine  vollständige  Akademie  (Greith,  Gesch.  d.  ir.  Kirche  S.  67), 
auf  welcher  außer  anderen  Gegenständen  auch  Vergil  erklärt  wurde.  Von 
da  fand  der  Dichter  seinen  Weg  nach  dem  Kloster  Lerin  und  aus  dem- 
selben nach  Britannien.  Seit  dieser  Zeit  übt  Vergilius  seine  bildende 
Kraft  auch  auf  die  christlichen  Schulen.  Die  Legende  läset  selbst  den 
hl.  Paulus  das  Grab  Vergils  besuchen  und  eine  Sequenz  der  alten  Li- 
turgie von  Mantua  lautet: 

Ad  Maren is  mausoleum 
Ductus  fudit  super  eum 
Piae  rorem  lacrimae: 

Quem  te,  inquit,  reddidissem, 
'    Si  te  vivum  invenissem, 
Poßtarum  mazime! 

La  Villemarque  theilt  in  seiner  „legende  celtique**  p.  203  vom  bl. 
Cadoc  (522 — 590)  mit,  dass  die  Zöglinge  des  kambrischen  Heiligen  den 
Vergil  auswendig  lernen  mussten.  Bei  einem  Spaziergang  mit  seinem 
Freunde  dem  keltischen  Historiker  Gildas  trug  Cadoc  Vergils  GMichte 
bei  sich  und  fieng  plötzlich  laut  an  zu  weinen,  dass  der  Dichter  so 
herrlicher  Gesänge  vielleicht  in  der  Hölle  seL  Gildas  verwies  ihm  das 
„vielleicht««;  im  selben  Augenblicke  riss  dem  hl  Cadoc  ein  Windstoß 
die  VergilroUe  ins  Meer.  Tief  betrübt  kehrte  er  in  seine  Zelle  zurück 
und  wollte  nichts  mehr  essen  und  trinken,  bis  er  Grewissheit  über  das 
Schicksal  desjenigen  erlangt,  der  auf  Erden  gesungen,  wie  die  Engel  im 
Himmel  singen.  Im  Traume  nun  schien  es  ihm,  als  höre  er  eine  süße 
Stimme:  Bitte  für  mich,  bitte  für  mich;  lass  nicht  ab!  misericordias 
Domini  in  aeternum  cantabo.  Ein  Beizer  Fischer  soll  ihm  am  folgenden 
Tage  einen  Lachs  gebracht  haben,  der  die  verlorene  Vergilhandschrift 
in  sich  barg.  —  Im  irischen  Kloster  Jona,  einer  Hauptstätte  griechischen 
und  lateinischen  Wissens  für  das  Inselreich,  erhielten  Studierende  aus 
Angelsachsen  guten  Unterricht  und  geeignete  Bücher  zum  Lesen. 

Bald  blühte  im  eigentlichen  England  die  Liebe  zu  den  Studien. 
Der  größte  Gelehrte  und  Schulmann  seiner  Zeit,  Alcuin,  in  dessen  Wer- 
ken sich  so  viele  Spuren  von  Vergil  finden,  verdankt  sein  Wissen  großen- 
theils  seinem  Lehrer  Aelbert  (Migne  C  25),  der  in  York  Grammatik,  Rhe- 
torik, Astronomie  und  die  heiligen  Wissenschaften  lehrte.  Alcuin  selbst 
sucht  das  Studium  Vergils  nicht  bloß  in  Klosterschulen,  sondern  selbst 
am  Hofe  Karls  des  Großen  zu  beleben.    Er  drangt  seinen  kdniglichen 


Die  Bedeutung  Vergile  für  die  Sehule.  Von  /.  Fiacher.      8TS 

Gönner  und  Freund,  den  Dichter  an  der  Holschule  einsufübren  mit  de? 
Frage  (c  128): 

Quid  Maro  versificuB  solus  peccavit  in  anla? 
Non  fuit  ille  pater  iam  dignus  habere  magistrum, 
Qui  docet  egregias  pueros  per  tecta  camenas? 
Von  der  Sohnle  in  Tours,  wo  Alcuin  (ep.  43)  „die  einen  seiner 
Schüler  mit  dem  lautem  Weine  alter  Gelehrsamkeit  berauschte,  andern 
die  Früchte  grammatischer  Feinheit  zu  kosten  gab. .",  verpflanzte  Hra- 
banas  Mauras  das  Studium  Yergils  und  anderer  Classiker  nach  Fulda, 
der  Lieblingsstiftung  des  hl.  Bonifacius.  In  Reichenau,  dessen  Schule 
fünfhundert  Schüler  besuchten,  las  Walafried  Strabo  als  13  jähriger 
Knabe  im  dritten  Studienjahre  Yergils  Eclogen,  im  fünften  die  Aeneide. 
Von  St.  Gallen  berief  die  Herzogin  Hatwig  den  Mönch  Ekkehard,  da- 
mit er  auf  dem  Hohentwiel  den  Vergilius  lehre.  Weil  der  Leiter  der 
Mainzer  Schule,  Probus.  die  classischen  Studien  so  eifrig  betrieb  fragte 
der  gelehrte  und  fromme  Servatas  Lupus  scherzend  einen  seiner  Freunde 
in  Mainz,  ob  Probus  den  Cicero  und  Vergil  bald  canonisiero  (an  Cice- 
ronem  et  Vergilium  ...  in  electorura  obllegiura  admittat.)  Ahnlisches 
Studium  des  Vergilius  finden  wir  nach  Mabillon  und  Tritheraius  in  fast 
allen  Klöstern  der  damaligen  Zeit.  Unter  den  sächsischen  Kaisem  wirkte 
besonders  Otto  des  Großen  großer  Bruder  Bruno  für  reges  wissenschaft- 
liches Leben  (Giesebrecht  Gesch.  d.  Kaiserz.  I,  321  ff.).  Er  erneuerte  die 
Hofschule  und  berief  die  besten  Lehrer.  «Mit  frischem  Eifer  warf  man 
sich  auf  das  Studium  der  alten  Dichter,  Redner  und  Geschichtschreiber. 
Vergil,  Horaz,  Ovid,  Terenz,  Cicero  und  Sallust  erstanden  gleichsam  von 
den  Todten  und  wurden  die  Lehrer  der  Deutschen  in  den  freien  Wissen- 
schaften. Vom  Hofe  aus  verbreitete  sich  die  Theilnahme  an  den  Wissen- 
schaften weiter  durch  das  Reich ;  namentlich  nahmen  die  Klosterschulen 
einen  erfreulichen  Aufschwung.  8t  Gallen  und  Reichenau  gediehen  zu 
ihrer  schönsten  Blüte,  Fulda  behauptete  mindestens  seinen  alten  Ruf, 
Herzfeld  eiferte  ihm  nach.  Nach  Würzburg  berief  man  damals  einen 
Lehrer  ans  Italien,  in  Sachsen  pflegte  Corvey  die  Wissenschaften  mit 
Vorliebe  und  auch  in  den  Nonnenklöstern  in  Sachsen,  besonders  zu  Gan- 
dersheim  und  Quedlinburg,  lasen  die  Mädchen  neben  den  Heiligenleben 
jetzt  Vergil  und  Terenz.  Und  kaum  dass  man  die  Alten  kennen  lernt, 
noch  geblendet  vom  Glanz  ihrer  Rede,  fasst  man  den  Muth  mit  ihnen 
tu  wetteifern**  (Giesebr.  a.  a.  0.)-  Gerbert,  später  Silvester  H.,  erhält  den 
Auftrag,  in  Rheims  das  Trivium  tu  lehren  und  las  und  erklärte  seinen 
Schülern  Vergilius,  Terentius,  Horatius  und  noch  andere  Classiker.  (Ri- 
ehen histor.  ni,  45.).  In  Paderborn  war  unter  dem  hl.  Bischof  Mein- 
werk, dem  Zögling  der  Halberstädter  und  Hildcsheimer  Schule,  großer 
wist^enscbaftlicher  Eifer.  Ein  Anonymus  schreibt  (acta  SS.  Jun.  I,  537) : 
Viguit  Horatius  Ludusque  fuit  omnibus 

Magnus  et  Vir^ilius  Insudare  versibus 

Crispus  ac  SalTustius  Et  dictaminibus 

Et  urbanus  Statins.  Jocundisque  cantibus. 

Mochte  die  Hitze  der  politischen  und  scholastischen  Kämpfe  manche 
Blüte  classischen  Schaffens  versengen,  die  Bedeutung  Vergils  für  die 
Entwickelnng  der  mittelalterliehen  Sefaoien  ist  unverkennbar;  und  ideher 

Mtoekrifl  f.  d.  A«t«rr.  Qjmn,  188S.    XL  Htfi.  5^ 


876       Die  Bedeutung  Vergils  fOr  die  Schule.  Yon  /.  Figdter. 

trug  sein  Studium  nicht  wenig  dazu  hei,  daes  die  Latein,  welches  g/MA 
einer  lebenden  Sprache  gebraucht  wurde,  nicht  den  Wechsel  einer  lebenden 
Sprache  durchmachte,  sondern  uns  noch  in  vielen  Schriften  der  dama- 
ligen Zeit  mit  einer  gewissen  Reinheit,  ja  Eleganz  entgegentritt,  s.  B. 
in  den  Briefen  Gregor  VII.,  in  mehreren  Chroniken,  in  den  Schrifken 
des  hl.  Bernhard  usw.  Dass  in  der  Hohenstaufischen  Periode  die  Schul« 
doch  nicht  so  tief  stand,  zeigt  uns  Hartmann  von  der  Aue  in  seinem 
Gregorius.  Der  kleine  Findling  wurde,  sobald  es  die  Jahre  erlaubten,  in 
Büchern  unterrichtet  £ilf  Jahre  war  er  alt,  und  schon  war  kein  besserer 
Grammatikus  als  das  Kind  Gregorius.  Zur  Grammatik  rechnete  man  aber 
damals  auch  Kenntnis  Vergils.  Johann  von  Salisbory,  der  scharfe  be- 
sonnene Geist,  erkannte,  wohin  die  bloße  Dialektik  führte  und  steht  in 
seinem  Metalogicus  für  das  Studium  der  Classiker  ein.  (L.  I,  24).  «Kz- 
cute  Virgilium  aut  Lucanum  et  ibi  cuiuscunque  philosophiae  profee- 
sor  sis,  eiusdem  invenies  condituram.  Darauf  gibt  er  Bathschläge,  wie 
man  beim  Unterrichte  und  der  Leetüre  des  Dichters  verfahren  müsse, 
welche  noch  heute  in  manchen  Punkten  Geltung  haben.  So  bewegte  sich 
der  Unterricht  auf  bekannten,  sicheren  Greleisen,  bald  mehr,  bald  we- 
niger rasch  voran,  je  nach  der  Befähigung  und  Hingabe  des  Lehrers. 
Es  kam  die  Zeit  der  Wiederbelebung  der  classischen  Wissenschaft  und 
die  mächtige  Hilfe  der  Buchdruckerkunst.  Schon  1467  erschien  in  Born 
die  erste  vollständige  Vergüausgabe  sub  auspiciis  Pauli  II.  in  domo 
Petri  de  Maximo  per  Conradum  et  Amoldum  Teutonicos.  In  Deventer, 
dem  Sitz  der  hochberühmten  Schule,  folgten  noch  vor  dem  Schlosse  des 
Jahrhunderts  vier  oder  fünf  Auflagen  der  Bucolica  und  Georgica.  Dort 
wurde  also,  scheint  es,  die  Aeneide  weniger  gelesen.  Nach  der  unseligen 
Glaubensspaltung  flndbn  wir  in  den  Schulen  beider  Bekenntnisse  die 
Leetüre  des  Vergilius.  Die  Ratio  studiorum  der  Gesellschaft  Jesu  behielt 
das  Gegebene  bei  und  will,  dass  schon  in  der  obem  Grammatikalclasse 
(Tertia)  außer  andern  Dichtern  auch  Vergils  Eclogen  gelesen  werden. 
Im  sächsischen  Schulplan,  der  auf  andere  protestantische  Schulordnuogen 
nicht  ohne  Einfluss  blieb,  wurde  zuerst  Vergil  (Aeneide)  und  dann  erst 
Ovid  (Metam.)  gelesen  (cfr.  Schmid  Encyklopaedie  des  Unterrichts- 
wesens XI,  S.  649,  wo  noch  andere  Schulordnungen  angegeben  sind), 
Gessner  (1.  c.  650)  will  die  Stufenfolge  von  Phaedrus,  Terentius,  Gvi- 
dius,  Vergilius,  Horatius.  Und  wenn  in  neuerer  und  neuester  Zeit  einige 
Stimmen  für  und  gegen  eine  ausgedehntere  Leetüre  des  Vergilius  in 
Schulen  sich  vernehmen  lassen,  so  erkennen  doch  alle  die  große  Bedeu- 
tung Vergils  für  die  Schule  an. 


Erstrebt  das  Gymnasium  als  nächstes  Ziel  die  geistige  Durch- 
bildung des  Schülers  zur  Vorbereitung  auf  die  Universitätsstudien  vor 
allem  mittelst  der  classischen  Sprachen,  so  wird  hiefür  die  Leetüre  des 
Vergilius  um  so  bedeutender  sein,  je  vortheilhafter  sie  auf  Geist  und 
Herz  zu  wirken  vermag;  je  mehr  sie  Anregung  gewährt  in  sachlicher, 
formaler  und  ethischer  Hinsicht,  durch  Erweiterung  des  Wissens,  Lftn- 
terung  und  Durchbildung  des  Geschmackes,  Versittlichung  des  WiUeat. 
Diese  Vortheile  ert^nzen  und  durchdringen  sich  in  Wirklichkeit  gegen- 


Die  Bedeatung  Vergil«  f^t  die  Schule.  V<m  J,  Fkehei*,      87t 

seitig;  k^nea  aber  doch  der  aberBicbtlicben  OfdniiTig  halber  anter  die* 
9dm  dreifachen  Geaicbtspankte  betrachtet  werdeD. 

Die  Gedichte  Vergils  sind,  waa  den  antiqaarischeD,  colturhisto* 
riflchen  ond  technisdieQ  Stoff  anbetrifft,  nu^einoin  reich,  Gellius  nennt 
unsem  Dichter  multae  antiqüitatls  hotnineiii;  einen  Mann  also,  der  in 
^Inen  Gedichten  Bekanntacbaft  mit  dem  Altertbum,  der  alten  Sprache, 
den  alten  EÜnrichtongen  zeigt  und  deinen  Lesorn  rerletht;  nnd  Macro« 
bins  (I^  94)  rftbmt  Vorgtla  Kenntnisse  in  Botreff  des  ins  pontiflcium  et 
iUB  augurale  und  des  cultus  inferonim  and  meint,  Avtrolügie  und  die 
ganze  Philosophie  Bei  dem  Werke  einTerleibt.  In  den  Bticotiea  und  noch 
mehr  in  den  Georgica  ffthrt  uns  Vergil  das  Leben  der  Lan diente  seiner 
Zeit  in  einem  reichen  und  umfassenden  Bilde  vor  ,IXt  friedliche,  kunst- 
reiche, gef^hlTollö  V*;rgil-,  sagt  Fried r,  t.  Schlegel  (GesclL  d.  a.  u.  n, 
Lit.  1,  86,  87),  ^war  durch  seine  Liebe  zur  Natur  und  sum  Landleben 
ganz  beflcYiditrs  geeignet,  der  nationale  Dichter  der  Homer  zu  werden. 
Die  altr5mischc,  wie  fiberhaupt  die  altitalische  Lebensweise  war  ganz 
ü^{  den  Ackerbau  und  das  Landleben  gegründet  Selbst  die  Yomehmsten 
und  Ersten  Roma  in  der  guten  Zeit  lebten  dieser  alten  lindlichen  Weise 
gemäß,  und  noch  war  ungeachtet  des  Yerderbnisses  der  Hauptstadt  dies« 
einem  ackerbauenden  und  landlebendou  Volke  eigene  gesunde  Kraft  der 
Sitten  und  Gf^fähle  in  dem  grÖ(^eren  Umkreise  des  übrigen  Italiens  bei 
weitem  nicht  erloschen.**  Vergil  gibt  also  ein  umfassendes,  ▼ollständigcf! 
Gemälde  des  alten  Kernes  der  Nation*  Von  der  Idylle  sagt  zwar  Schiller 
(Ober  naive  und  Centimen taliacbe  Dichtung),  dass  sie  \m  allem  Gehalte 
für  das  Herz  allzuwenig  fUr  den  Geist  bietet  und  dass  ihr  einförmiger 
Kreis  bald  erschöpft  sei.  Allein  abgesehen  von  der  Mannigfaltigkeit  des 
Inhaltes,  welchen  Vergil  in  den  Idjllen  niedergelegt  hat»  nirgends  linden 
wir  das  Elend,  welche«  die  Bürgerkrieges  Ober  Italien  gebracht  haben, 
90  einfach  schön  und  rührend  geschildert  als  in  der  ersten  Ecloge.  Wir 
werden  so  eingeführt  in  das  lieben  der  niederen  Classen,  das  uns  der 
Dichter  mit  liebeToller  Hand  erschließt,  und  fühlen  iiuk  dabei  durch  die 
genaue  Beobachtung  und  sinnTolle  Schilderung  der  Natur  lar  Bekannt- 
schalt mit  derselben  angesogen. 

In  der  Aeneide  erweitert  sich  der  Blick.  Sie  bietet,  was  Hegel 
(Aeith.  Ulf  331)  vom  Epoe  verlangt:  „die  geaannate  Weltanscbanung 
nnd  Objectivitit  eines  VolkageSates  in  ihrer  sieh  ohjectirien^ndtin  Ge- 
rtalt alt  wirkhches  Begebnis  vorÖbergefÄhrt*.  Schon  seit  i  hen 
Kriegen  wnr  in  Rom  der  Glaube  allgemein,  dass  der  Troj  nas 
Stammvater  drr  Staflt  s«*!;  Cicero,  Horatius,  Livius,  Tacitus  be«cngen 
es.  Vergil  nun  b<?handelt  den  Stoff  nicht  wie  vor  ihm  bereits  No^vius 
und  EnniuB  gothan ,  sondern  mit  kühnem,  glücklichem  Grife  faast  nnd 
jrerbindet  er  die  versehiedenen  Fitden,  weiß  die  Geschicke  Phrygi^ns  mit 
_"  Eleu  Italiens  iQiamnientQwebea,  Troja  mit  Rom  in  einem  großen  Ge- 
ttiUf  dar'  ien  HinUrgrand  hil  /an zo  griechisch •  Sags, 
dVi  Beiwcr!^  undung  von  Roms  N  iL'dn  Karthago  und  die 
Zrichnung  anderer  für  Rom  bedeutender  Länder  und  Städte.  Die  L^ctüre 
dm  natiooftlcn  F^pos  macht  den  Schüler  bekannt  mit  der  gnechiscben 
und  rümiachen  Ideenwelt,  mit  der  Sagen woit>  den   Brftncb«n   tind   lil^^* 


878       Die  Bedeatang  Yergils  fQr  die  Schule.  Von  J,  Fischer. 

richtongen  der  Vorzeit.  Wir  lernen  von  dem  Dichter  die  Werke  des 
Krieges  und  Friedens;  Schwert  und  Pflug,  Schiff  und  Hütte  steht  Torons. 
Wenn  manches^  wie  die  Geschichte  der  Urbewohner,  die  Zurückführang 
alter,  römischer  Geschlechter  auf  trojanische  Helden  für  uns  nicht  mehr 
das  Interesse  hat  wie  für  die  Körner,  so  gibt  Vergil  doch  eigenthüm- 
liehe  Lichtblicke  in  die  römischen  Sagen,  in  altlatinisches  Leben.  Da- 
her sagt  Niebuhr  (R.  G.  bearb.  von  Schmitz  II,  188),  dass  ein  Geschicht- 
schreiber ihn  kaum  genug  benützen  könne,  eine  solche  Gelehrsamkeit 
sei  an  den  Tag  gelegt  ,^und  der  Geschichtschreiber,  welcher  die  Aeneide 
durchstudiert,  wird  stets  neue  Sachen  zu  bewundern  finden".  Der  Unter- 
schied zwischen  griechischem  und  römischem  Geist,  griechischer  and  rö- 
mischer Anschauung  wird  uns  besonders  aus  der  Aeaeide  klar,  wir  mö- 
gen sie  in  ihrem  letzten  Zwecke  als  Tendenzarbeit  für  den  Principat  der 
Julier  oder  noch  mehr  als  großes  nationales  Epos,  als  eine  Verherrlichung 
Roms  betrachten.  Vergil  hatte  vor  Homer  die  ganze  reiche  Entwicklung 
des  Staats-  und  Volkslebens  voraus;  auch  er  sagt:  ilg  xoigavog  ^orr«, 
freilich  in  anderem  Sinne  und  sieht  in  dem  Herrscher  den  Wiederher- 
steller der  Ordnung,  den  Retter  des  Vaterlandes.  Ja  es  ist  wohl  nicht 
gewagt,  zu  behaupten,  dass  sich  aus  Vergil  dem  Schüler  ein  tieferes  Ver- 
ständnis der  ganzen  Politik  Roms  in  jener  Zeit  erschließen  lasse.  Wie 
yiele  Ähnlichkeiten  zwischen  Aeneas  und  Augustus  bieten  sich  selbst 
ungesucht  dar  vom  Augenblicke,  wo  Aeneas  durch  Hector  gleichsam 
höhere  Weihe  und  Sendung  erhält  und  zum  Träger  der  Orakelsprüche 
wird,  bis  zum  letzten  Entscheidungskampf  mit  Turnus,  wo  er,  ein  Vor- 
bild des  Augustus,  über  seine  Gegner  siegt  und  die  unbestrittene  Herr- 
schaft Latiums  antritt. 

Dazu  erleichtert  die  Leetüre  des  Vergil  das  Verständnis  fast  aller 
classischen  Schriften,  die  nach  seinen  Gedichten  erschienen.  Wer  will 
die  Anregung  bestimmen,  die  er  durch  seine  Idyllen,  seine  Georgica  noch 
während  seines  Lebens  auf  den  Dichterkreis  ausgeübt,  mit  dem  er  lebte, 
auf  den  er  beim  Gegensatze  der  Richtungen  versöhnend,  fördernd  zu 
wirken  suchte!  Nach  Jakob  „Horaz  und  seine  Freunde^  (I,  S.  39)  ver- 
dankte Horatius  sein  erstes  bedeutendes  Gedicht  der  gehobenen  Stim- 
mung, in  welche  ihn  die  erste  Idylle  Vergils  versetzte.  Ovidius  hat 
Vergil  sehr  fleißig  studiert  und  ungemein  häufig  nachgebildet.  Auch  in 
der  dichterischen  Färbung  vieler  Livianischer  Stellen  läset  sich  Vergil 
erkennen.  Von  Tacitus  sagt  Dräger  (Synt.  S.  104):  „Der  große  Einfloss 
Vergils  zeigt  sich  in  vielen  grammatischen  Erscheinungen,  in  den  Me- 
taphern und  in  der  Benützung  des  Wortschatzes  usw.'  Um  von  den  mehr 
als  20  Kommentatoren  nicht  zu  reden,  von  denen  Ribbeck  in  seinen 
Prolegomen is  handelt,  lernen  wir  aus  den  Dichtern  selbst  oder  aus  Be- 
richten über  sie  von  C.  Silius  Italiens  an  bis  zu  den  Zeiten  der  christ- 
lichen Dichter  herab,  wie  viel  sie  Vergil  verdankten.  Statins  ruft  seinem 
Epos  zu: 

Vive  precor  nee  tu  divinam  Aeneida  tempta, 
Sed  longo  sequere  et  vestigia  semper  adora! 
Aus  Liebe  zu  Vergil  bearbeitete  Columella   das   zehnte  Bach   in 
Versen  und  sagt  selbst: 


Die  Bedeutung  Vergib  für  die  Scbale.  Von  J.  Fiicher,       87ft 

Haclenus  arvorutn  coUas,  Sikinc.  dooebani 
äiderei  TAtk  referotii  {iraecopU  Maronis. 
Ein  Eingehen  tu  die  Stadien  des  Mittelalters  ist  ohne  Bekannt* 
[iohaft  nui  Vergii  erschwert,  und  mn  flüchtiger  Blick   in    E.    Dummlers 
at.  Dichter  aevi  Carolin»  »eigt  den  Emthiss,  welchen  Vergil  hier  geübt 
lliat  Daa  Haoptoldment  des  Unterrichtefi  in  der  römischen  Kaiserteit  und 
Im  MitteUlter  t^t  VergiL  Selbst  unsere  tniltelhocbdeutsche  Blütheperiode 
|4er  Literatar  wurde  durch    Vergil  in  etwas  vorbereitet.     Der   Aleiander 
|TOD  Laitijtrecht«  der   trojanische   Krieg   von    Herbart    von    Fritzlar»   die 
i^neit  des  Heinrieb  von  Veldegk  weisen  auf  den   mantuanifchen  Sänger 
ninf  wenn  sie  auch  nach  der  AnBicht  vieler  Gelehrten   keine  eigentliche 
(Ifachahinung  sind.  Vor  den  geistlichen  8 ch anspielen  gab  der  «alte  Hei- 
[<lüumann**  Vergilius  die  uötbtgen  Aufklarungen  über  Zeit,   Ort,  Gegen- 
[atand  des  Spieles,  vertrat  den  Sprecher  des  Prologen  und  den  Chorführer. 
Schäferdichtung  erinnert  an  Vergil;   Schiller  selbst   hält  es  für 
btig  genug    sur  Ehrenrettung  des  Dichters  und,  um  ihn  dem  grolVen 
Poblioum  bekannt  za  machen,  StQcke  aus  der  Aeneide  tu  übersetxen.  Die  SteU 
ung  Dante's  zur  anima  cortese  Mantovana  ist  hekannt;    Tasso   benätst 
im  Vergil;  f&r  seine  Cblorinde  ist  VergiU  Camilla  geradem  ideal  ge* 
ireeeni  in  der  mythologisch  Überreichen  Liisiade  von  Camoens,  nach  ei- 
ligen selbst  in  Miltons    verlorenem    Paradiese   läset   sich   der   EinÜass 
Fergils  nicht  verkennen.  Von  Voltaires  Uenriade,  welche   Friedrich   der 
3io5e  Aber  Homer  und  Vergil  stellt,  schreibt  Tissot   in   seinen  Vargil- 
tadien  (8*  XI):  ^Trop  semblable  k  V  En^idet   et  priv^e  des  imposants 
sonvenirt  qni  enflamm&ient  Virgilc,  la  Henriade  mauque  de  majest^i  de 
grandeur,  de  mouvement  et  d^action**. 

Nicht  geringer  ist  die  sogenannte  formale  Belehrung,  welche  die 
tUre  des  Vergil  gewährt  Schon  8oncca  setzt  (ep.  108)  voraus»  dass 
In  ,grammatiö08  fntarus*  den  Vergil  durchstudiere  (scrutetur)  und  nach 
iorbart  (Paedag^  B.  X,  p,  319^  ist  ei  'w&nsehenswerthf  wenn  aus  der 
Aeseide  der  lateinische  8prachschats  geachdpft  werde*.  Freilich  spricht 
ißt  an  dieser  Stelle  mehr  vom  Haua-  als  Scbulonter riebt,  Vergib  An- 
in  grammatischen  Fragen  war  groß  Im  Konins  finden  sich  aus 
fergil  allein  gegen  1500  Citate.  Vergil  war  ferner  das  ervte  Lehr- 
Dd  Liesebnch  für  die  rOmtsche  Jugend  tngleich  mit  Horatins  (Ma- 
[crob.  Bat  1,  24).  Wie  bleibend  niuäs  also  das  Gepriige  sein,  welches 
seiner  bpraohe  aufdrfickte!  Bei  ihm  findet  immer  das  rechte  Wort  den 
chten  ürt.  Macrobius  erwähnt  besonders  den  richtigen  Gebrauch  der 
niicben  tiaGralausdröcke,  Wie  passend  sind  ferner  seine  Beseichnun* 
f^fen  in  Being  auf  das  6eo-  und  Kriegswesen;  wie  glücklich  seine  Neu- 
bildnufeii  verbtioden  mit  strengem,  geHchniackvollom  Festhalten  an  ar- 
düialiieheii  Formen !  Dem  Gellius  ui  er  der  «poeta  verbornm  elegan- 
liMiinus''.  Seine  Worte  verbindet  Vergil  auf  einfache,  klare,  wirksame 
,  WfiMf  besonder«  in  den  mehr  durchgearbeiteten  Gedichten.  Diese  Klar- 
ttt  geht  daroh  die  ganie  Anlage  seiner  Arbeit.  Wie  trdflTlicJi  ist  am 
knfang  der  Georgica  der  Inhalt  nud  die  Eintheilung  des  Werkes  aoge- 
eutet!  Die  Einleitang  in  die  Aeneide  wird  i.  B.  doicli  dl«  leb^ne  Er^ 
klining  Lessings  (Autg.  ?.  Lach.  in,3U)  hervorgehoben  and  kann  durch 
den  Verfltlcb  mit  dem  ^ngang  in  Klopetocks  Me«iide  u^t  ^«.'mv«^»^^. 


860       Die  Bedeatong  Vergils  f&r  die  Schule.  Von  J.  Fischer. 

Wie  leicht,  imgezwiuigen,  ahwechselnd  Biod  feiner  die  Übergänge  in  den 
gefeilten  Werken.  Der  Stilist  findet  im  Vergil  neben  der  einfachsten  Dar- 
stellang  alle  Klang-,  Wort-,  Bedefigaren,  wie  sie  noch  in  unseren  Poe- 
tiken und  Stillehren  aufgezählt  werden.  Die  älteren  und  alten  rhetori- 
schen Handbücher  entlehnten  besonders  Vergil  die  Beispiele  für  Tropen 
und  Figuren  Ton  der  gewöhnlichsten  Metapher  angefangen  durch  alle 
Schemata  hindurch  bis  zur  Personifioatio  der  Fama  und  zum  Fluche  der 
Dido.  In  welcher  Schule  wurde  das  quos  ego  — ,  wurde  der  schallende 
Uufschlag  nicht  Ternommen?  Schon  Quintilian  rühmt  mehrere  solcher 
Eunstmittel  und  sagt:  „praecipue  ex  his  oritur  sublimitas,  quae  audaci 
et  prozime  periculum  translatione  tolluntur,  cum  rebus  sensu  carentiboa 
actum  quendam  et  animos  damus,  qualis  est  Aen.  8,  728  (=  et  pontem 
indignatus  Arazes).  Wegen  solcher  Beispiele  und  anderen  rhetorischen 
Schmuckes,  wegen  des  Steifes  für  Declamation,  besonders  auch  wegen 
der  eingestreuten  Reden,  die  sich  häufig  durch  Schärfe  der  Argumenta- 
üon,  immer  durch  psychologische  Aufeinanderfolge  der  Affecte  auszeichnen, 
hatte  Vergil  in  den  Bfaetorenschulen  solches  Ansehen,  dass  er  in  den 
Tagen  des  Tacitus  mehr  Bewunderer  als  selbst  Cicero  zählte  (de  or.  12: 
Flures  hodie  reperies  qui  Ciceronis  gloriam  quam  qui  Vergili  detractent). 

Dazu  kommt  noch  ein  anderes  mächtiges  Mittel;  dem  VergUins 
steht  die  Gewalt  des  Verses  wie  wohl  keinem  römischen  Dichter  zu  Qe- 
bote ;  in  der  Versformung  ist  er  vor  allem  Meister.  Dieser  ihm  eigenen 
Kunst  verdankt  er  wenn  nicht  mehr  so  doch  ebenso  seinen  Ruf  und 
seine  Beliebtheit  als  der  eigentlichen  poetischen  Begabung  und  Anlage. 
Wenn  schon  Cicere  sagt,  dass  beim  gefälligen  Schluss  einer  Periode  das 
Volk  Beifall  klatschte,  welche  Wonne  muss  es  für  das  feingebildete 
Eennerohr  gewesen  sein,  wenn  so  sang-  und  klangvolle  Töne  ihm  ent- 
gegenrauschten? Und  wie  hat  er  den  Hexameter  zu  behandeln  verstan- 
den, wie  hat  er  durch  den  Wechsel  der  einzelnen  Glieder,  durch  ver- 
schieden angebrachte  Cäsuren,  durch  die  Mannigfaltigkeit  der  Füße  jede 
Eintönigkeit  vermieden!  Die  anov^Ha^omq  sind  bei  ihm  sehr  selten 
und  immer  wohlmotiviert.  Selbst  die  Halbverse  sind  nicht  unschön  und 
Zille  mag  vielleicht  nicht  Unrecht  haben,  wenn  er  annimmt,  sie  seien 
vom  Dichter  mit  Abeicht  gewählt.  Bei  ihm  tritt  zuerst  die  Sicherheit, 
Abwechslung,  Feinheit  in  der  äußeren  Technik  des  Versbaues  hervor, 
in  der  Gestaltung  der  einzelnen  Füße,  im  Gebrauch  der  Cäsuren,  in  der 
Anwendung  der  Elision  und  der  verschiedenen  Regeln,  welche  alte  Gram- 
matiker und  neuere  Gelehrte  beobachtet  wissen  wollen.  Seine  poetischen 
Perioden  nennt  Lessing  (VI,  44)  ein  Geheimnis,  ^welches  uns  den  Schlüssel 
gibt,  warum  alle  lateinischen  Dichter  in  Ansehung  der  Harmonie  soweit 
unter  dem  Virgil  bleiben,  obgleich  jeder  ihrer  Hexameter  fQr  sich  be- 
trachtet ebenso  voll  und  wohlklingend  ist  als  jeder  einzelne  des  Virgil*. 
Wie  schön  versteht  es  der  Dichter,  den  Gedanken  gleichsam  durch  die 
Mimik  des  Verses  hervorzuheben.  Im  Bilde  des  Verses  schauen  wir  die 
stille  Ruhe  des  Eljsiums  wie  die  qualvolle  Zerfahrenheit  des  Tartarus, 
das  Toben  der  Schlacht  und  der  See  und  die  Freude  des  heimatliohen 
Herdes,  die  Wutii  der  Leidenschaft  und  die  Weihe  des  Gtobetee. 

(Schlnes  folgt.) 

FeldkiroK  ^.^.¥U<iher,  8.  J. 


Vierte  Abtheilung, 

Miscellen. 


ÖtiftaDgtin.  —  Der  am  i*  November  1869  verstoTbene  Gmnd* 
beiitier  StaniBlftUä  Klosowski  hat  letztwillig  eine  Studenteo-ätipendien- 
stifluxig  mit  der  BestimiDimg  ftir  dOrftige  Schüler  des  St.  Anna-Gjin- 
DMiuiiifl  in  Krakau  gegründet  Diese  Stiftung  wurde  mit  einem  Capitale 
ton  8400  a.  »ctiyiert.  (Sfciftbrief  vom  17.  Au^«t  1882.  —  Mrii  -Act 
Z.  14S88  ex  1882,) 


Literarische  Miscellen. 

Die  Schlacht  am  Berge  Granpius.  Eine  q>i?niphischQ  Studie  von 
Ludwig  von  ür lieh 8.    Künfiehntes    T  n    zur   Stiftungsfeier 

des  von  WAgner^scheo  Kanstinstituth  :,  in  CommiBsion  der 

8tahel»chen  Buch-  und  Kunsthandlung.  i^^'J^  27  Sä.  in  Octar* 
Diei^  kleine  Gelegeuheitäschrift  ist  eine  Wiederaofnahme  der  eint* 
gehendeu  TJutersuchang.  welche  Urlicha  in  seiner  bekAtiuten  Abband- 
mng^  de  nta  et  honorihus  Agricolae  i  Würzburg  1S68)  fiber  den  Bestand 
dea  römischen  Heeres,  welche«  AsrricoU  i.  J.  84  den  Cn'  ^""-  rn  ent- 
gegenatellte,  geführt  hat.  Die  aulSere  Yeranlassung  zu  d  ioniuf- 

nähme  nach  H  Jahren  war  nach  S.  3  eine  zweifache,  t  ..».  u^mlich 
Momniieu  die  britannischen  Inschriften  volhtan  lig  gesammelt  (im  7. 
Bande  des  corpus  Ins«  riDtionum  latinarum)  und  auDerdem  daa  Material 
durch  ;:  <hrt.    Ferner  hat  Hübner  in  der  Zeit- 

schrift U  :  S.  613— 5ö4  eine    umfassende  Abband* 

lang  V)  über  duM  römittcbe  littst  iu  Britannien  verö^entlieht  und  dabei  die 
Aufstellungen  von  Urlichs  scharf  bekimpft.  Diesem  Widertüruche  de& 
nambiüVn  Gelehrten  will  nun  der  V(«rfasser  in  der  vorliegenden  Schrifl 
bfifegnen  und  hofft  «ugleich  einige  Punkte  be«8er  begründen,  andere 
wieder  berichtigen  xu  können.  Rer.  b«gnügt  Eiich^  die  Hauptergebnisse 
der  »scharfsinnigen  und  genauen  Unt<erauchuu^  kurt  ausanintn anstellen* 
Agricüla  führte  dr^tj  Legionen  und  SUCH)  Auiiliarier  nebst  fiOOO*)  Rei- 
tm  in  die  Bnt£cheidungssch lacht  S.  5—7.  S.  7—14  handeln  Über  die 
Anf^^i^nuntT  d,-^  r.\iinM.^,nri  H.^^r/.^  und  deu  kühnen  Plan  des  Führers 
iOv  '  n  und  der  Reserve,  ferner  üb«r  die 

An  sclbttverstindlich  an  bloßen   Ver. 

maihuugen  nkfat  man^di,  S,  14  wird  ein»  tabell arische   Übersicht  der 


•)  Vergleiche  die  aoiföhrl^ 
giechon  Wuchennchrift  1882,  8. 

')  Hübner  technet 
Fahler  ab«r  spitDr.  In  den  . 
mebtfieb  Versehen  Hüboefs  nacli gewiesen 


Tse  derselben  in  der  philolo« 


882  Miscellen. 

gallischen,  germanischen  und  hritannischen  Truppen,  aus  denen  allein 
nach  Urlichs  das  Heer  Agricola^s  bestand,  gegeben.  Diese  Rechnung  ist 
im  wesentlichen  nur  eine  verbesserte  Auflage  der  oben  erwähnten  älteren 
Abhandlung  des  Verfassers.  Dieselbe  unterscheidet  sich  von  der  UQbner- 
schen  Berechnung  in  mehreren  Punkten  recht  erheblich,  wie  von  S.  15 
an  auseinandergesetzt  wird.  Hühner  versetzt  nämlich  auch  spanische 
und  pannonische  (thrakische)  aaxilia  nach  Britannien.  Es  ist  nicht  za 
leugnen,  dass  sich  Urlichs  mit  seinen  Ausführungen  der  Hauptsache  nach 
auf  den  Bericht  des  Tacitus  stützen  kann,  der  von  pannonischen  and 
spanischen  Truppen  nichts  sagt.  Ich  halte  dieses  Schweigen  mit  Urlichs 
für  ein  beredtes.  Der  Verfasser  sucht  aber  auch  seinen  Widersacher  ans 
Militärdiplomen  und  Inschriften  zu  widerlegen  und  weist  ihm  nebenbei 
auch  eine  Reihe  von  Irrthümern  und  Misverstäudnissen  nach.  Freilich 
dürfte  es  Hübner  kaum  versäumen,  auf  diese  gegen  ihn  gerichteten  An- 
griffe zu  antworten.  Was  die  aufgeführten  Einzelnheiten  anbelangt,  so 
leugnet  es  Urlichs  S.  27  selbst  nicht,  dass  sich  darunter  wohl  auch  ei- 
nige hypothetische  Aufstellungen  befinden.  Er  glaubt  jedoch  bewiesen 
zu  haben,  dass  die  von  Nero  nach  Britannien  geschickten  Verstärkungen 
aus  Germanien  und  Gallien  herstammten*),  ferner  dass  in  Agricolas 
Heere  sich  spanische  Truppen  gar  nicht  befanden,  auch  pannonische  nicht 
oder  doch  nur  in  sehr  geringem  Maße  und  dass  somit  kein  Gi-und  vor- 
handen ist,  die  Angaben  des  Tacitus,  die  er  dem  caledonischen  Heer- 
führer in  den  Mund  legt,  irgendwie  zu  bemängeln. 

Der  Druck  ist  nicht  frei  von  kleineu  Versehen,  die  besonders  in 
den  Anmerkungen  vorkommen.  So  ist  S.  9,  Z.  8  v.  o.  zu  zu  streichen 
und  Z.  1  V.  u.  das  Zahlzeichen  7  einzusetzen ;  S.  1^,  Z.  4  v.  o.  ist  bei 
einem  Citate  aus  Hübner  die  Zahl  510  verdruckt  für  570  —  daselbst 
schreibe  außerdem  schließen  statt  schlicsen;  S.  2i,  Z.  2  v.  u.  steht 
Herzen  statt  Henzen.  -  S.  25,  Z.  12  v.  o.  wird  ein  6.  Buch  der 
Historien  citiert  und  Z.  1  ▼.  u.  Pfizner  für  Pfitzner  geschrieben; 
S.  26,  Z.  1  V.  u.  begegnet  recenUo  für  recenti  und  im  Texte  Z.  9  v.  u. 
Hodrian  statt  Hadrian.  Ferner  ist  öfter  bei  einer  Abbreviatur  der 
Punkt  darnach  abgesprungen  (wenigstens  in  meinem  Exemplare),  ander- 
wärts wieder  ein  solener  an  die  unrechte  Stelle  gerathen  wie  S.  21  und  26. 

Ich  schließe  mit  der  .Bemerkung,  dass  ich  im  Texte  S.  20,  Z.  11 
Y.  0.  die  Stilisierung  eiueoder  die  cohors  Pannoniorumy  ebenso  S. 
22,  Z.  5  V.  u.  eine  oder  die  cohora  Thracum  geändert  wissen  mödite. 
Der  Ausdruck  ist  daselbst  eben  zu  kurz  und  frappiert  dadurch  den  Leser. 


*)  Ref.  findet  dies  auch  vom  militärischen  Standpunkte  aus  ganz 
natürlich,  da  diese  Länder  sich  der  Insel  zunächst  befanden,  somit  die 
Verstärkungen  daselbst  auch  am  schnellsten  anlangen  konnten. 

Wien.  Ig.  Prammer. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Portsetzung  ▼.  Jahrgang  1882,  Heft  X,  S.  796.) 

A,  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

König,  Dr.  Arthur,  Lehrbuch  für  den  kath.  Religionsunterricht 
in  den  oberen  Classen  der  Gymnasien  und  Realschulen.  lU.  Gursus:  Die 
besondere  Glaubenslehre.  2.  Aufl.  Freiburg  im  Breisgau  1882.  Herder. 
Pr.  1  Mark  80  Pf.,  wie  die  1.  Aufl.  zugelassen.  (Min.-Erl.  vom  27.  Sept. 
1882,  Z   16155.) 

Hauler,  Dr.  Johann,  Aufgaben  zur  Einübung  der  lateinischen 
Svntax  in  einzelnen  Sätzen  und  zusammenhängenden  Stücken,  nach  den 
Grammatiken   von    Karl   Schmidt,   Ellendt-Seyffert   und    Ferd. 


MUedleu. 


linütalten«   II*  Tbml:   L 
Höldör.  Pr.  1  fl   50  kr, 


i^chnltf.  T.  Theil?  Oasaftlehrc,  4.  Aufl.  Pr  Ü8  kr.,  wie  tih  »,  Anft.  äH- 
g*^mein  ÄOgelasöeo.  (Min.-Rfl  vorn  *2L  Set>t    188L>.  Z.  ir)7^>^ 

—  —  Aufguben  /  r  I^-r  lateini  i  ^?in^eln♦?ü 
8älU«ti  ttod  lUBatnmenli  .-n.  U  'J!  :\  :i  Aofl» 
Wien  1882.  A.  Holder,  t  r.  m  kv  ,  wm^  dii«  2.  Auii.  aiigem 'iti  zagela-jaen/ 
(Min  -Erl  vom  13.  8ept  1882,  Z.  ItA^b.) 

Uotek  J.  Ai,  Wört»»rv<^r«eicliiji8  s&um  ernten  Theile  des  lateinisclien 
LtMjcbucheÄ.  7.  Aufl.  Wien  J882.  K,  Gerolds  Sohn.  F^  45  kr,  wi«  die 
6.  Aufl.   allgemcio   zag«3laBH«u    (Miii.-Erl.  vom  4.  Sept.  l8Hi,   Z.  14457.) 

«  ^  WftrtörvenEcichnia  xum   lateinischen   Lö«cbache.   iL   ThfliL 

5  Aufl.  Wien  IHHl^  K.  Gerolds  Sohn.  Pr,  4ö  kr.,  wie  die  4.  Aufl.  all- 
gemein 2U^'üla«stTn    (Min.-KrI.  vom  20>  St*pt.  1882,  Sfi.  I6i73.) 

8cbultx,  Dr.  Kcrdinand»  Kkiue  lateinische  Sprachlehre,  so  nächst 
für  die  untenan  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien  nrid  Rvalgrmnuaieu. 
18.  ¥erb.  Aijs^.  PaderboTT   lH-<2.  P.  Sc^hiiningh.  Pn  l   Mark '85  Pf. 

—  —  .\  '  *  ■'  ilanjgr  d^r  lateiniach«*n  Syntax, 
Zunächst  für  Mieii.  9.  h*>r.  Ausg.  Paderbom 
1882.  F,  Scb.'.u  11  i^  II.  ii.  ^  u.uu  .r-  1  i.  beide  wie  die  Trüheren  Aufl. 
allgemein  2ugelH>»B*tD.  (Min -Erl.  vom  13,  8(jpt    188^.  Z.  15212,) 

MoinorabiliftAlexAndriMagni  et  a)i '»mmi  vin»rum  illastrium, 
Phaedri  fnbulae  seleetae  ?nn  K  8ch  midt  und  <  n.  4.  verb.  Aufl. 

Wieü  1882.  A.  Holder.  Pr.  l  tt.,  wie  die  3.  Ai:  _  inn  zugelasaen. 
(Mia.-Erl.  vom  4,  Sept.  1882,  Z.  144*)0.) 

Htii^rntT,  Jh.  Job.,  Q.  Hüffttii  Flacci  carmina  selocta.  für  den 
'K  Wif^n  18H2.  A,  Hrtlder.  Pr.  70  kr.,  aU- 
1    vom  20.  Sept.  1882,  2.  15724 ) 

nea  Lehr-  und  Lesebuch  für  höhere  Lehr- 
Mdis    IL  Bund.   5.  Aufl.    Wieii  1882.  A 
wie  «hl«  4.  Aufl.  allgemein  zugelasseii.  (Min.- 
Erl.  vom  10.  Sept.  1882,  Z.  147CX).) 

W'ii '•—  n-  Fr.,  Deutsche  Grammatik  för  ö^t^rr.  Mittel- 
schulen. Vien  1KS2,  J.  Klinkhardt.  Pr.  1  fl.,  wi« 
dio2.  AiiL.  ._,             _  _    .L^sen.  (Min -Krl   vmui  2.  Sept.  I^S?,  Z.  WhMU 

Plöti»   l>r.  Karl,   Syntax  und  I  lue  der   n  j 

Sprache  auf  Grund  des  Lateinii^ehen  /^  .  5.  Aufl.   i  r 

A.  Uerbig.  Pr,  2  Mark  m  Pf.,   wie  die  4,  AuÜ.  in  derr  ^  1*^ 

Ren  solcher  Lehraustaiteu,  wo  Latein  als  obligater  Gegvii  :  -  ■  l^*hrt 
wird,  allgemein   ^ugela^aon    (Mtn.-ErL  vom  5.  Sept.  188J,  Z.   1  .^>  i 

Herr  Gustav.  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschrei  uj  :  jf 
die  !    '  "  ren  Classen  der  Gymnasien,  Realscliulon   und  ver- 

waii  I.  Curaus:  Grundiügu  fQr  den  ersten  Unterricht 

in  Uci  i.iuL-e^._.iu,i.u..»f,  11.  unv.  Aufl.  Wien  1882.  K  Grftster.  Pr.  geb. 
72  kr„  II.  Curüus:  Länder-  und  Völkerkunde.  8.  rev.  Aufl.  Wien  iBöi. 
K  Oräscr.  Pr.  geb.  1  fl.  52  kr.,  wie  die  früheren  Aufl  allgemein  la- 
g«laBien.  (Min.-Erl  vom  23.  Sept    1882.  Z    16017.) 

Haardt,  Vincenx  v..  Wandkarte  der  Alpen.  Maßstab  1  :  60<KKJO  in 

6  Buttern  mit  einem  erl&utornden  Texthefte.  Wien  1882.  Eduard  Hölxel 
L  DetatlUerte  AuR|;ab«i.  Pr.  15  fl,  aiifgesp.  in  Mappe,  20  ti.,  aufgeaii. 
niitStibe»,  22  tl  IL  Schulauigabe.  Pr.  12  fl,  aufgögp.  in  Mappe.  17  tf., 
Aufgesp.  ndt  8tät»ffn,  19  fl  111.  Stumme  Ausgabe.  Pr  10  fl.  aufgesp.  in 
Mappot  15  fl,  aufjreHp  mit  8tihen,  17  fl.,  allgemein  xagelaasen,  (lltn,- 
Krl.  TOTO  18,  8«pt.  1882,  Z.  13rj65.) 

Mo^nik,  Dr.  Frani  Ritter  von»  Lehrbuch  der  Arithmetik  für 
Untcrgymnattieu,  1.  Abth.  27.  Aufl.  Wien  1882.  K.  Gerold»  Sohn,    Pr. 

90  M^     "••    -1^'    '^*''     ^»♦t     "'I" '"    —''--.PI    rMin.-Krl.    f.    4.    S«p* 

intn  188a.  K.  (Gerold»  Sohn. 

Pr    i         ,  ^  iMiu.-Erl.  vom  21*.  8«pt 

1882,  Z.  Iti273) 

Hoia,  l>r.  Bdoird,  Sammlung  von  B«iapielen  und  Au^ben  aua 
der  ullgomeioou  Arilhm«tik  und  Algebra.  6L  Aufl.   Köln  1883.  It  Du 


884  MieceLlen. 

Mont-Schaaberg.  Pr.  3  Mark,  wie  die  frühere  Aafl.  allgemein  sn- 
gelasseD.  (Min.-ErL  Yom  27.  Sept  1882,  Z.  15990.) 

Modoik,  Dr.  Franz  Ritter  voo,  Geometrisclie  Ansc^tattimgalehre 
PBa  Untergymnasien.  1.  Abth.  19.  darchges.  Aafl.  Wien  1882.  K.  Gerolds 
Sohn.  Pr.  dd  kr.,  wie  die  18.  Aufl.  allgemein  zugelassen.  (Min.-BrL  Tom 
4.  Sept.  1882,  Z.  14457.) 

H  ö  f  1  e  r  Alois,  8  c  h  a  b  n  6  Anf&nge  der  Natarlehre.  Zum  Gebrauche 
an  den  unteren  ClaBsen  der  Büttelscbulen,  14.  Aufl.,  neu  bearb.  and  mit 
Übungen  yer sehen.  Wien  1881.  K.  Gerolds  Sohn.  Pr.  1  fl.  80  kr^  wird 
allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  Tom  9.  Sepi  1882,  Z.  14408.) 

Italienisch. 

Gindely  Ant,  Gompendio  di  storia  universale  per  le  classi  in- 
ferior! delle  scuole  medie,  tradotta  dal  Tedesco  da  Romeo  YielmettL 
Parte  III:  L*et4  modema  con  17  illustrazioni.  Prag  1883.  Fr.  Tempsky. 
Pr.  80  kr.,  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  vom  9.  Sept.  1882,  Z.  14682.) 

Hochstetter,  Dr.  F.  und  Bisch  ins,  Dr.  A.,  Elementi  di  mine- 
ralogia  e  geologia  p^er  le  classi  superiori  delle  scuole  medie.  Nach  der 
4.  deutschen  Aufl.  ins  Italienische  übersetzt  von  E.  Girardi  und  E. 
Giacometti.  Wien  1882.  A.  Holder.  Pr.  1  fl.  20  kr.,  allgemein  lu- 
gelassen.  (Min.-Erl.  vom  4.  Sept.  1882,  Z.  14566.) 

Cechisch. 

Lauieck^  Josef,  Katolick^  katechismus  ku  poträbö  §kolni  i  domad. 
Prag  1883.  F.  e.  Buchdruckerei.  Pr.  geb.  58  kr.,  wird,  die  Approbation 
der  bezüglichen  kirchlichen  Oberbehörden  vorausgesetzt,  zum  Lehrge- 
brauche in  der  1.  und  2.  Classe  der  Realschulen  mit  Sechischer  Unter- 
richtssprache allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  vom  15.  Sept.  1882,  Z.  15435.) 

Patoika  Franz,  Cornelii  Nepotis  Über  de  excellentibus  ducibus 
exterarum  gentium.  Ed.  tertia.  Prag  1882.  J.  L.  Kober,  wird  wie  die 
3.  Aufl.  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  vom  7.  Sept.  1882,  Z.  13755.) 

Gindely,  Dr.  Anton,  D§jepis  vgeobecn^,  kter^i  pro  niiäi  stf-edni 
fikoly  6eskö  Tzdölal  Josef  Erben.  III.  Theil:  Die  Neuzeit.  3.  verb.  Aufl. 
Prag  1883.  F.  Tempskt.  Pr.  70  kr.,  wie  die  2.  Aufl.  allgemein  zuge- 
lassen. (Min.-Erl.  vom  27.  Sept.  1882,  Z.  16075.) 


Personal-  und  Schulnotizen. 
Ernennungen. 

Der  Privatdocent  an  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  Johann  Mikulici^ 
zum  ordentl.  Prof.  der  Chirurgie  und  Vorstände  der  chirurgischen  Klinik 
an  der  Univ.  in  Krakau  (a.  h.  Entechl  vom  3.  Sept.  l.  J.);  der  Welt- 
priester Dr.  Theodor  Kohn  zum  a.  o.  Prof.  der  Fundamen taltheologia 
und  des  Kirchenrechtes  an  der  theolog.  Fac.  in  01m  ätz  unter  gleich* 
zeitiger  Verleihung  des  Titeis  und  Charakters  eines  ordentl.  Prot  ^a.  h. 
Entschl.  vom  15.  Sept.  1.  J.);  der  Privatdocent  Dr.  Eduard  Reyer  zum 
a.  0.  Prof.  der  Geologie  an  der  Univ.  in  Wien  (a.  h.  Entschl.  vom  29.  Sept. 
1.  J.);  der  a.  o.  Prof.  an  der  Univ.  in  Prag,  Dr.  Isidor  Hilberg,  zum 
ordentL  Prof.  der  classischen  Philologie  an  der  Univ.  in  Czernowiti  {%,  h. 
Entschl.  vom  29.  Sept.  L  J.). 

Der  a.  o.  Prof.  der  Laudwirtschaftslehre  an  der  böhm.  techn.  Hoch- 
schule in  Prag,  Dr.  Johann  Baptist  Lambl,  zum  ordentl.  Prof.  dieses 
Faches  daselbst  (a.  h.  Entschl.  vom  9.  Sept.  1  J.),  der  ordentl.  Prof.  an 
der  Univ.  in  Czemowitz,  Dr.  Gustav  Ritter  von  Escherich,  zum  ordentl. 
Prof.  der  Mathematik  an  der  techn.  Hochschule  in  Graz  (a.  h.  Entschl. 
vom  15.  Sept.  1.  J.). 

Der  mit  dem  Titel  eines  ordentl.  Prof.  ausgezeichnete  a.  o.  Prof. 
der  Verwaltungslehre  und  Gesetzkunde  an  der  Hochschule  für  Boden- 


Personal*  und  Sebnlnottseti. 


885 


Toiiur  in  Wien.  Dr.  Gasta?  M&rchet,  zum  ordeoU.  Prof,  dieser  Oisci* 
pUnen  (&.  L  Entschl.  vom  16.  Sept  L  J.);  der  Adjunct  und  Docent  der 
Meteorologie.  KUmatologie  und  Bodeuknodä  »q  der  üochscbule  für  Bodeo- 
cuUur  in  Wien,  Dr.  Jacob  ßreitcnlohner»  iura  »«  o.  Prof,  dieser 
Fieber  (a.  b.  EotecbL  toto  23.  Sept.  l.  J.). 

Die  ZulasflUDg  des  Dr.  Ludwig  Hoff  er  Edleo  tod  S&lmtbftl  als 
Privatdocent  (hr  medioiniich-klini^rlui  Propädeutik  an  der  meiii^'m  Fiu^, 
dfr  UaiT,  in  Graa  uod  de»  Dl  I  aäsak  als  Privatdocent 

trapbi«  an  der  pbilos.  Fac  i  Univ.  wurde  beatatigt,  d    ^  n 

%  Anerkennung  der  von  dem  Frifatdocenten  Dr.  FridoUn  Beb  langen* 

f  Musen  an  der  nie^licin.  Fac,  der  Univ.  in  Innsbruck  erworbenen  renU 

legendi  für  altg.  Pathologe  and  Therapie  der  Geiateskr&nkbeiten  und  f&r 

g^ricbtl«  Ps^cbopathologie  aucb  für  die  medicin.  Fac*  der  Uuir.  in  Orai. 

Zum  Mit^liede  der  judidellen  St&ataprQfuDgäcommisdon  in  Gser- 

nowitz  der  Lanlesadvocat  Dr.  Alois  Tabora, 


Der  Prof.  Theopbil  Malinowski  «om  EMrector  des  Obergytnn.  m 
ZfocsEow  (a.  h.  Eutßchl.  vom  S,  Sept,  1.  J,). 

Zu  wirkl  Lehrern:  am  Gvmn.  in  Kremater  der  Supplent  am  1.  Gjran. 
in  Gra«,  Älbin  Nager,  am  Gjmn.  in  CilU  der  Supplent  am  L  Gymn. 
in  Grax,  Dr.  Karl  Kreipner.  atn  üyrau»  in  Freiutadt  der  Supplent 
Franz  Paul  exe  1  in  Pilsen,  am  Gymn*  in  Tricnt  der  Candidat  Emanuel 
von  Job,  am  Gjran.  in  Mittcrhurg  der  Supplent  am  akad,  Gymn.  in  Wien, 
Johann  Kos,  am  Gymn.  in  KrainbarfT  der  Supplent  Jobann  Franke^ 
an  der  Mittelach rile  in  Leitomiscbl  der  Supplent  an  der  böhm.  ßealscbale 
in  Pra^,  Anton  Kodet,  Zum  ßeligion»lobrer  am  Obergymu.  in  Ztoczow 
der  gnech.-kath.  Eeljgionsl ehrer  am  bisherigen  Untergymn.  daaelb^t^ 
Isidor  Jetierski. 

Weiter  wurden  Lehrstellen  Terlieben:  je  eine  am  1.  Gymn.  in  Gra* 
dem  Prof.  am  2.  deutschen  Gymn.  in  ßrünn,  Joseph  Mayrhoferf  dem 
Lehrer  am  Gtran.  in  Cilli,  Alfred  Heinrich,  dem  Prof,  am  Gymn.  in 
Freistadt,  Adam  Wapienik,  und  dem  ProL  am  Gymn.  in  Troppau, 
Adalbert  Faulhammer;  am  Gymn*  in  Linz  dem  Prof.  am  Gymn.  in 
Kremsier.  Joseph  8  tri  gl,  am  Gymn.  in  Mitterbnrg  dem  Lehrer  am  Gymn. 
in  Nikolsburg,  Alphons  Stanta,  am  Gymn.  in  Fisek  dem  Prof.  an  der 
Communalrealschule  in  Jidin,  P.  Joseph  Nedvidek. 

Zum  Lehrer  am  Gjmn  in  Eagnsa  der  Supplent  daielbafc,  Franz 
ßorstnik,  am  Gymn.  tn  Cattaro  der  Bupplent  am  Gjmn.  in  Raguaa, 
Jodcph  Carevid, 

Der  Prof.  am  deutschen  Gymn.  in  Budwt'ia,  Joscnh  Hei-man, 
wurde  an  das  Gymn.  in  Eger  versetzt  und  der  Gymnaj»iallehror  in  EgeV 
Adolf  Sftßner,  dem  deutschen  Gymn.  in  ßudweia  lur  Dienstleistung 
sigewieieQ. 

Zum  Lehrer  an  der  Staatsrealsehule  in  Gras  der  Supplent  an  der 
dortiiren  U^hrerbüdungsanstalt,  Dr,  fljins  KAiiijf,  an  der  L  d<^ut«flnsn 
Oh*  I      *        '-   in  Prng  der  ^npplcnt  an  dv-    '  ■    ;    '      .,, 

6.  J  it^n«,   Friedrich  Wenk,   an  _: 

der  "    *  -  II  -      ReaUchut-    "  rana 

gri«  iirer  an     1  ohuio 

Lat,  ;- 

Sohl'  f. 

an  Gymn.   in  Kruinau,  Johann  Mark,   und   zum  Lehrer  *h  r 

Efiiüeicbubiupulont   in  Wien,   Georg   Weitienböck.  zum   l't  r 

böhuK  It^alHchule   in  Prag  der  Prof.  &n   der  Bealachnle  in  kütt^^nberg, 
Jobann  Kohäk. 

Im  Studiianjahre  188S(/3  Approbierte  LebramtecandidAten : 
Von  der  L  k.  Wim.  Ojmnasialpr&fungscomm.  in   Graz:   Ckzs. 
Phil  GG.:  Vlnoeot  GoUob,  Joieph  Holzer,  Joseph  Novak,  Dr.  Alfred 


880  Personal-  nnd  Schalnotizen. 

Pawlitscheki  Joseph  Pogatscher,  Engelbert  Poto6n!k,  Franz 
Bcholz,  Franz  Simmler,  Johann  Wiesler  (deutsch):  Joseph  Pos- 
sedel  (Erg)  (ital.  und  serbo-kroat ),  Dr.  Jacob  Sket  (Erw.)  (deutsch  und 
sloYen.);  Latein  OG.  (Er^.):  Jacob  Wang  (deutsch  und  sloven^;  Griech. 
OG.  (Erg):  Leonhard  Jarmi6  (serbo-kroat);  class.  Phil.  ÜG.  (Erw.): 
Alois  Frick  (deutsch);  deutsche  Sprache  und  class.  Phil.  OG.:  Dr.  Karl 
Eäab  (deutsch);  deutsche  Sprache  OG.  (Erw.):  Arthur  Cafasso,  Dr. 
J()8eph  Jüttner,  Alexander  Neumaier,  Johann  G.  Reis  (deutsch); 
serbo-kroat.  Sprache  OG.,  class.  Phil.  GG.:  Milan  R  von  Redetar  (deutsch, 
ital.  und  serbo-kroat.);  sloven  Sprache  GG.:  Joseph  Pich  1er  (deutsch 
und  sloven.);  Gesch.  und  Geogr.  GG.,  deutsche  Sprache  ÜG.:  Johann 
Gel  lob  (deutsch);  Gesch.  und  Geogr.  GG.:  Franz  Hadwich,  Peter 
Ninkovi^,  Victor  Ortner,  Leopold  Pretsch,  Dr.  Alexander  Sturm 
(deutsch),  Dominik  Vatta  (ital.).  Prof.  Dr.  Philipp  Paulitschke  (Erw.) 
(deutsch);  Math,  und  Physik  OG.  (Erg.),  deutsche  Sprache  ÜG.  (Erw.): 
Joseph  Battisti  (ital.);  Physik  OG.  (Erg.)  I^nazDuschek  (deutsch); 
Math,  und  Physik  UG.,  deutsche  Sprache  OG.  (hrw.):  Johann  Brajnovi6 
(deutsch,  ital.  und  serbo-kroat.),  Math,  und  Physik  UG.:  Dr.  ßenvenato 
Cindro  (ital.). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscomm.  iuLemberg:  Class. 
Phil.  OG.:  Michael  Bogusz,  Roman  Palraste  in,  Franz  Pawlowici 
(deutsch  und  poln.);  class.  Phil.  UG.:  Adam  Paszczv6ski  (poln.); 
rutheu.  Sprache  0(j.  (Erg.):  Nikolaus  Baczvnski  Truthen.);  deutsche 
Sprache  ÜG.  (Erg.):  Johann  Ware  hol  (deutsch);  Gesch.  und  Geogr.  OQ.: 
Susimir  Gorski  (deutsch  und  poln.),  Roman  Maurer  (poln.);  Math,  nnd 
Physik  OG.:  Joseph  Puryna,  Johann  Rajewski  (deutsch  und  poln.), 
Ladislaus  Wasilkowski  (poln.),  Physik  OG.  (Erg.):  Ignaz  Markowskl 

i deutsch  und  poln.) ;  Naturgesch.  OG.,  Math,  und  Physik  ÜG. :  Stanislans 
jewicki,  Simeon  Trusz  (deutsch  und  poln.). 

Zum  Prof.  der  Physik,  Chemie  und  ehem.  Technologie  an  der 
Staatsgewerbeschule  in  Brunn  der  Assistent  an  der  techn.  Hochschule  in 
Brunn,  Max  Gröger,  des  Freihand-  und  Manufacturzeichnens  an  der 
Staatsgewerbeschule  in  Bielitz  der  Elementar-  und  Fachzeichenlehrer  an 
der  Webeschule  in  Freudenthal,  Joseph  Worm,  des  Textilzeichnens  an 
der  Fachschule  für  Weberei  in  Reichenberg  der  Manufacturzeichner  Alois 
Serda  in  Wien,  zum  Prof.  für  das  Freihandzeichnen,  das  ornamentale 
Zeichnen  und  die  Kalligraphie  an  der  Staatsgewerbeschule  in  Prag  der 
Prof.  am  böhm.  Communalrealgymn.  in  Pilgram,  Wenzel  Dödek,  zum 
Lehrer  an  der  Gewerbeschule  in  Brunn  für  Maschinenbau,  Maschinen- 
zeichnen und  mechan.  Technologie  der  Snpplent  Adolf  Zillich,  zum 
Lehrer  des  Zeichnens  an  der  Fortbildungsschule  in  Eolin  der  Supplent 
am  Communalrealobergymn.  in  Pilsen,  Martin  Dirlam. 

Zu  Übungsschullehrern  an  der  Lehrerbildangsanstalt  in  Teschen 
der  Volksschullehrer  Alfred  Brzeski,  an  der  Knabenübungsschule  in 
Görz  4er  Übungsschulunter lehrer  Johann  Me rein a,  zu  ünterlehrerinnen 
an  der  Übungsscbule  der  slav.  Lehrerinnenbildungsanstalt  in  Brttnn  die 
Supplentin  Elisabeth  Mach,  und  an  der  Übungsschule  der  Lehrerinnen- 
bildungsanstalt in  G5rz  die  Supplentin  Amalie  Matten z. 
Auszeichnung  verliehen: 

Dem  Director  des  Gymn.  in  Salzburg,  Schulrath  Dr.  Hermann  Pick, 
anlässlich  der  von  ihm  erbetenen  Übernahme  in  den  bleibenden  Buhestand, 
in  Anerkennung  seiner  vieljährifi^en  ausgezeichneten  Dienstleistung  das 
Bitterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens  (a.  h.  Entschl.  vom  30.  August  1.  J.). 

Nekrolog!  e. 
(Mai  bis  Oetober). 
Am  29.  Mai  1.  J.  in  Dresden  der  geh.  Hofrath,  Dr.  Hermann 
Hettner,  Director  der  Vl.  Antlkensammlung  und  ord.  Prof.  fflr  Kunst- 


Kekrologie. 


887 


«hicbte  am  Foljteclmicum,  als  Kunst-  ojid  LiterarbUtoriker  bertlhmt, 
J.  alt. 

Am  1.  Juni  L  J,  der  Prof.  der  Mathematik  an  der  techniBcljen  Hoch- 
•chald  in  Aachen,  Dr.  Karl  üattendorf,  ein  Damhaft«?  Gelekrt^jr  and 
PachichriftBt4?ller,  48  J.  alt,  und  in  Kopenhagen  der  dünische  All^rthtiroa- 
und  Geschichtfcforscber,  Kaspar   Ptrter  Fa  ludan^Mueller,  77  J.  alt. 

.Am  3,  Juni  1,  J.  in  Franzensbad  der  a.  o.  Prof,  an  der  metiicin, 
FaculUit  der  Vmr.  in  Wien,  Dr.  Karl  Mayerht>fer,  46  J.  alt,  in  Uom 
der  Prof.  am  dortigen  Landes- Real-  und  Obergymn  ,  Heinrich  TrefkorUf 
3(J  J»  alt,  in  Br^^tiien  iler  Prof.  der  Geschichte  an  der  Univ.  in  Gottingen, 
Dr»  Riinbold  Pauli,  <lurch  seine  Werke  über  englische  Geschichte*  be* 
kunnt»  59  J  nlt,  in  Köni^'sberg  der  ord,  Prof  der  Philugophie  Mi  der 
dortigen  Univ..  Dr  HichaTd  Quabicker,  und  in  Berlin  der  trefTlicha 
Landschnfts maier,  Christian  Wilherg,  43  J.  alt 

Am  6.  Jnni  1.  J.  in  Lelpxig  der  a.  o.  Prof.  an  der  dortigen  Univ. 
fnr  das  Fach  des  Altdeutschen  und  AltnordiacbeQi  Dr.  Anton  Kdxardi, 
33  J.  alt 

Am  H.  Juni  1.  J.  in  Berlin  der  a,  o.  Prof.  an  der  üaiv.  daaelbai^ 
Dt,  August  Mullach ^  durch  seine  Ausgabe  der  Philoaophoruni  grae* 
corum  iragmfDta  und  seine  Grammatik  der  griecb.  Vulgäraprache  be- 
kannt 1^  y  alt,  und  in  Mailand  der  durch  seine  Arbeiten  Ober  Zoolog id 
und  Geologie  rerdiente  Prvf.  am  Lombardischen  Institute,  Emil  Coro  all a 
57  J.  alt 

Am  12.  Juni  1.  J.  in  München  der  Arehitekturmaler  Ludwig 
Mecklenburg,  <^2  J.  alt 

Am  13.  Juni  L  J.  in  Paris  der  Bomanschrifts teile r  Henri  RÖToili 
65  J.  alt 

Am  14.  Juni  1.  J.  in  Wies  der  Prof.  der  franads.  Sprache  an  der 
orientaL  Akademie  daselbst  Joseph  PI  quer  Ip  78  J.  alt. 

Am  17.  Juni  1.  J.  in  Wien  der  akad.  Maler  und  Kunathiodler, 
Karl  Joseph  Wawra.  72  J.  alt  und  in  Homburg  der  beliebte  rußiiche 
NoTellist  Graf  Wladimir  SoNugub. 

Ära  IS.  Juni  L  J.  in  Darmstadt  der  verdiente  Fadagogi%  Dr.  Jobann 
Föleing,  66  J.  alt 

Am  1%  Juni  L  J.  der  Director  des  Realgymn.  in  Kassel,  Dt,  August 
Frei  nie,  als  pädagogischer  S^chrifteteller  bekannt 

Am  25.  Juni  U  J.  in  Frankfurt  a.  M.  der  Dinn  tor   !<  ^  rTij.irsrL.Mi 
Conierfatoriums  dastdbst,  Joachim    Raff,  ein   bed 
60  J.  mit,  und  in  Paris  der  berQhmte  Thiermaleri  Li< 
77  J.  alt 

Am  26.  Juni  1.  J  in  Hjdres  der  auageuncbnet^i  Botaniker,  Germaiu 
de  Saiut-Piorre»  und  in  Laral  der  trefiTliehe  Bildhauer«  Fran^ois 
Jouffroy.  76  J.  alt 

Am  L  Juli  1   J.  in  Raguaa  der  kroatische  Dichter,  Graf  Medro 

Am  %  Juli  l  J.  in  Prag  der  Prof.  an  der  jurid.  Faeultit  der  dor- 
tigen üniT.,  Dn  Franz  Schneider« 

Am  3.  Juli  1.  J.  in  KrUmgen  der  a.  o.  Prof.  der  Medicin  au  der 
dortigen  üni?.,  Dr.  Wilbelm  Trott,  84  J,  alt 

Am  5.  Juli  1  J,  in  H<?idelberg  der  rühmlich  bekannte  Pathologe, 
Qeheimrath  Dr.  Kikolaua  Fried leiD«  Prof.  an  der  Uaiv  daselbst 
57  J.  alt 

Am  11.  Juli  1.  J.  in  Dresden  der  bekannte  Jugendschriftsteller. 
Frani  Ho  ff  mann,  68  J.  alt 

Am  18.  Juli  1.  J.  »n  Uberilöbling  der  Director  der  ^Staatsgewerbe* 
•cbole,  Gu«tav  Adolf  Qugiti,  AH  J«  alt. 

Am  l^J.  Juli  L  J.  in  Ural  der  Tcrdienstirolle  ikhulmAr-  -  '  tfrige 
Forseber  auf  dem   Gebiete  di*r  iitdnsch^'n   Gcichichte,    '  nrath 

Dr.  Richard  Peinlich  Stirt&CApitular  fon  Adniont,  emci  .  ..v..vr  de« 
L  Gjmn.  in  Grat,  63  J.  alt 


888  Nekrologie. 

Am  81.  JqH  1.  J.  in  Eöuigsberg  der  Prof.  an  der  dortigen  Uni^., 
Medicinalrath  Dr.  Hildebrandt. 

Im  Jnli  1.  J.  der  Prof.  f&r  animale  Morphologie  an  der  UniT.  in 
Cambridge;  Frank  Maitland  Balfoar,  30  J.  alt,  bei  der  Besteigiing 
eines  Berges  in  der  Schweiz  yemnglückt. 

Am  2.  Angnst  1.  J.  in  Stuttgart  der  beliebte  Portraitmaler,  Prani 
Stirnbrand,  95  J.  alt. 

Am  10.  August  1.  J.  der  Pfarrverweser  von  Ünter-Oinserndorf, 
OoiiYentual  des  Stiftes  Melk,  Benedict  Heilmann,  emer.  Prof.  am  Gjrm- 
nasium  und  der  Theologie,  62  J.  alt. 

Am  14.  August  1.  J.  in  Bexbill  beim  Baden  ertrunken  der  Prof. 
fOr  polit  Ökonomie  am  Universitj  College  in  London  und  Verf.  mehrerer 
philosophischer  Schriften,  Stanley  Jevons,  47  J.  alt. 

Am  16.  August  1.  J.  der  Director  der  Bechtsakademie  in  Gro6« 
wardein,  Dr.  Ludwig  von  Hovauyi. 

Am  17.  August  1.  J.  in  Elosterneuburg  der  emer.  Prof.  der  Nator- 

rhichte  an  der  Univ.  in  Lemberg,  Dr.  Hermann  Schmidt-Göbel 
Lehrer  und  Forscher  verdient,  78  J.  alt. 

Am  21.  August  in  Baden  der  pens.  Bibliothekar  an  der  Wiener 
techn.  Hochschule,  Anton  Martin,  70  J.  alt,  und  zu  Berlin  der  Leiter 
des  dortigen  meteorolog.  Institutes,  Prof.  Dr.  Job.  Alb.  Arndt,  71  J.  alt 

Am  22.  August  1.  J.  in  Tübingen  der  a.  o.  Prof.  an  der  phifoe. 
Fac.  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Milner. 

Am  25.  August  1.  J.  in  Ischl  Dr.  Franz  Xaver  Bitter  von  Güntner, 
Leibarzt  S.  M.  des  Kaisers  Ferdinand,  emer.  Director  des  Krankenhauses 
und  emer.  Bector  der  Wiener  Univ.,  92  J.  alt 

Am  29.  August  1.  J.  in  Bestock  der  Consistorialrath  und  Prof.  an 
der  theol.  Fac.  der  dortigen  Univ.,  Philippi. 

Am  80.  August  1.  J.  in  München  der  Prof.  der  Bildhauerei  an  der 
dortigen  Akademie  der  Künste,  Johann  Hai  big,  69  J.  alt,  in  Ober-Sie- 
vering  bei  Wien  der  einst  beliebte  Genremaler,  Michael  Ned er,  75  J.  alt 

Im  August  1.  J.  in  Rom  der  dramatische  Dichter  Giacometti, 
in  Sydney  der  australische  Dichter  Henry  Kendall,  in  Utrecht  der  Prof. 
der  Theologie  an  der  Univ.  daselbst,  J.  J.  van  Oostergee,  in  Brüssel 
der  polnische  Dichter  Wladimir  Wolski,  und  in  Batavia  der  Natur- 
forscher J.  £.  Teysmann. 

Am  2.  September  1.  J.  in  Wiesbaden  der  geschätzte  Tonkünstler, 
Theodor  Eisfeld,  66  J.  alt 

Am  8.  September  1.  J.  in  Wien  der  Prof.  der  Physik  an  der  techn. 
Hochschule  in  Wien,  Dr.  Edmund  Reitlinger,  als  Schriftsteller  in 
seinem  Fache  bekannt,  52  J.  alt. 

Am  5.  September  1.  J.  in  Straßburg  i.  £.  der  auch  in  weiteren 
Kreisen  bekannte  Componist  und  Kritiker,  Franz  Maria  Ludwig  Seh  w  ab, 
58  J.  alt. 

Am  8.  September  1.  J.  in  Breslau  der  Director  des  dortigen  jüdisch- 
theologischen  Seminares,  Dr.  Joel,  und  in  Genf  der  berühmte  Astronom, 
Emile  Plantamour,  Director  des  Observatoriums  in  Genf,  67  J.  alt. 

Am  9.  September  1.  J.  in  Paris  der  hervorragende  Mathematiker 
Joseph  L  i  0  n  v  i  1 1  e ,  Mitglied  des  Instituts,  Herausgeber  des  Journal  de 
Math^raatiques  pures,  78  J.  alt 

Am  12.  September  1.  J  auf  Schloss  Domont  bei  Paris  der  ge- 
schätzte Componist  Edmond  Membre,  62  J.  alt. 

Am  13.  September  1.  J.  in  Kremsmünster  der  Prof.  der  Mathe- 
matik und  Physik  am  Gymn.  in  Kremsmünster  und  Director  der  dortigen 
Sternwarte,  P.  Gabriel  Strasser,  als  Lehrer  und  Mann  der  Wissenschaft 
hocheesch&tzt,  59  J.  alt,  in  Berlin  der  emer.  Leiter  der  k.  Realschule 
daselbst,  Ernst  Wilhelm  Kaiisch,  ein  verdienter  Pädagog,  89  J.  alt. 


Abfertigang;  Hi 

Abfertigung  der  Anzeige  tob  Dr.  Sauer  S,  456  f\. 

BUU  den  Nach  weis  der  bedeute  udeu  Förderung  zu  liefern,  wekiie 
ihs  Yerstftndnis  von   Goethes   „Dichtung   und   Wahrheit*^   durch    meine 
I -ErliateruBgen**  gewonnen,  hat  Dr.  Sauer  mich  sittlich  Terdäcbtigt,  ja 
ISchaoptet)  daas  ich  meiucr  ^achon  lange  schwankenden  Autorität  in  der 
0.w*^K*..\v.a^ut,w,  l.it't  durch  ein  solches  Vorgehen  gegen   den   ersten    und 
\  sentanten  demelben  [als  aolcfaer  wird  Herr  von  Löper 

f  1  roit  eigener  Hand  aen  Todesstoß  Teraetit**  Freilich 

gehöre  icii  nicht  zu  denen,  welche  [„ich  weiss  auch  wohl,  warum*']  den 
genannten  Qoetheforscher  in  Weihranchwolken  hQUeo;  durch  einen  lang* 
Jahrigen  lebhaften  Briefwechael  und  genaueste  Kenntnis  seiner  Leistungen 

flaube  ich  seinen  Eifer  und  seine  wirklichen  Verdienste  einsichtiger  als 
.  würdigen  zu  können.  Schon  aU  ich  vor  fast  dreißig  Jahren  meine 
-Erläuterungen  iu  Goethes  Werken**  begann,  war  auch  »Dichtung  und 
Wahrheit**  für  diese  in  Aussicht  genommen.  Dies  wusate  v.  L,,  dessen 
Herausgabe  derselben  bei  Heni^^l,  die  durchaus  keitie  Concurrenz  meines 
l>*  •"  'ijf.ena  war,  ich  mit  lebhaftester,  auch  brieflich  an- '"-^- --hener 
I  iic  begrüßte;  er  selbst  freute  sich,  mir  zq  mein-  i  Er- 

,  .„'  damit  gut  vorgearbeitet  zu  haben.  Erst  vier  J^...  _  li  der 
dang  seiner  Ausgabe,  nachdem  ich  durch  erneuteis  Studium  von 
les  Leben  und  die  mir  gelungene  Eröffnung  neuer  Quellen  mich  datu 
'ers  vorbereitet  halten  durfte,  gicDg  ich  an  die  Ausfuhr ung.  Diesem 
dutaude  gegenübtr  behauptet  §.  t  da  v.  L.  mir  bei  „Dichtung  und 
fthrhcit**  2ovorgekommeu  und  es  mir  nnmugUch  gewesen,  dessen  Werk 
jjdurch  einen  diktatorischen  Machtsprnch  vom  Erdboden  versch winden  xu 
'len"*,  habe  ich  mich  begnügt,  es  „mit  Gift  und  Geifer  «a  beapeieu", 
.eine  literarische  Undankbarkeit  und  Taktlosigkeit".  Wie  at)or  soll 
:h  denn  S.ti  Verfahren  gegen  mich  bezeichnen!  Ist  etwa  8,  als  Goüthe- 
freund  mir  nicht  auch  zu  Dank  verpflichtet  für  meine  viel  längeren  und 
Wahrlich  nicht  weniger  .MnLT.^ir.Tnien  Arbeiten  auf  einem  Gebiete,  auf 
dem  ich,  lingst  vor  v,  L.  1  erst  den  Boden  geebnet  habe.  Wenn  8. 

.meint,  ich  habe  luAiw  S>  u  da*^  aanersüße  LobiS.  V^I  nicht  gt^sühnt, 

»0  übergeht  et  iHrung  über  v.   L.  Ö,  b9,  wo  i\i  le*un  steht, 

deaa^Q  „mit  aw  jü  Fleiße  und  reicher  Kenntnis«  verivustaltete** 

Ausgabe  aei  ^OLK>i  Ik u^Kbünd*  geweten«  Dm  ekelhafte  «Bespeien  mit  Gift 
Qiid  öeifer*  ist  cino  An>*e'*hnrt  von  S,s  Groll,  der  «ykophan tisch  meinera 
Ansehen  „den    1  ^^'tzen'  möchte,     f-    L.  hat  alle  vorhandenen 

t,  aber  auch    manche   Unteräuchungen   an« 

^    :->e  ich  tiberall  mit  seinem  Namen 

ich  über  ihn  hinausgekommen,  meine 

^    -  "    ri..Vw.n  denen  ich  auch  manche  Er- 

it  F  1  T  Miene  vorbringe",  ist  eine 

kM i  11 1er  Gegner  selbst  io  der  Hitze 

aten  sollte.  Hatte  Ö.  v.  L,  und  meino  Erläuterung 

(ö  er  wissen,  dass  ich  an  vielen  Stellen,  wo  ich 

d^tikung   bringe,  gar  nicht  anfahre,  dass  v.  L,  sie 


'  Forsch  un>(en 

ftrstt^llt,  dcret) 
H zeichnet  i 
^T«rbcsserungfiu 
ungen  gebe, 

lliibclt.    wir 

rdea  i; 
|bet«i 
eine  nur 
^noch  nicK 

fc,a  Ikwei»,  daM  meine  ^Methode,  ein  Kunstwerk  lu  aiialy«ier<;n 

f  und  tu  oommentieTen**,  verfehlt  sri,  ist  gar  zu  wunderlich,  Di^  ron  tnir 

erwfthnte  ^kunpp  sich  an  die  Sache  haltende,  gleiehmäGig  all«'  >  - 

küiten  von  Schritt  zu  8cUritt  erörternde  Erklirong",  neben  d-  r 

pac  blichen  ausdrücklich  gedenke  und  auch 

chlio^igt   habe,   möffc  «zur  Noth   für  mn  « 

■ine  br»*it  angel  :'* 

neu,  da«»  *eir 

üK  .     -^ ^         :    a>*    ein    biog;«f......v.<.       .. 

Ußerung  ath^r  tiabe  icti  nur  einen  Geg^naalB  sa  v,  I^.s  ^ 
,  geaprochon ,   des*en   gnißo   Eicurse,  die  alkn  Ober  Goetii        ^ 
i  g^ngliche  Materwl  tauundn,  für  den,  der  nach  diesem  sacht,  sehr  torderlich 


,.l....      T.i^ 


8tt0  Erwiderung. 

sind,  aber,  was  ihm  selbst  nicht  entgieng,  das  Maß  einer  Erklärung 
überschreiten^  dabei  den  Nachtheil  haben,  dass  manches  der  Erklärung 
bedürftige  über  diesen  großen  AnsfÜhmngen  unberücksichtigt  bleibt.  Bei 
der  Erläuterung  von  „Dichtung  und  Wahrheit**  bin  ich  den  bewährten 
Grundsätzen  meiner  gesammten  auf  einen  weiteren  Leserkreis  berechneten, 
aber  auch  dem  Kenner  manches  Neue  bringenden  Sammlung  gefolgt. 
Alles,  was  der  Erklärung  bedarf,  ist  in  ausreichendster  Weise  gegel^n 
und  in  einer  fast  zehn  Bofifcn  starken  Einleitung  sind  alle  allgemeinen 
Fragen  besprochen,  besonders  die  Abfassungszeit,  die  Quellen,  die  Zu- 
Tcrlässi^keit  und  die  Composition,  wobei  ich  zum  Theil  auf  ganz  andere 
Ergebnisse  als  v.  L.  gekommen,  besonders  durch  Benutzung  neuen 
Materials.  Zu  diesen  von  mir  erschlossenen  Quellen  gehören  auch  höchst 
wichtige  Briefe  Goethes  an  Cotta,  die  S.  gar  nicht  erwähnt,  wie  er  die 
übrige  auf  seine  Weise  herabsetzt. 

Der  Raum  verbietet  mir  auf  alle  Entstellungen  S.s  einzugehen; 
doch  das  Gegebene  genügt  zur  Signatur  dieses  Angriffes,  der  ohne  weitere 
Begründung  mit  der  ^nachdrücklichsten^  Mahnung  an  die  Besitzer  meines 
Lebens  von  Goethe  scnließt,  nur  ja  die  Erläuterungen  zu  „Diclitung  und 
Wahrheit**  nicht  zu  kaufen.  Das  also  wäre  des  Pudels  Kern!  S.  ist  so 
unbesonnen,  vor  ihnen  jenes  Werk,  das  sie  besser  kennen,  eine  „unlesbare, 
aus  Namen,  Zahlen  und  Brieffragmenten  zusammengeschweißte  Pseudo- 
biographie"  zu  schmähen.  Trotz  S.  und  Consorten  ist  die  starke  erste 
Aufliiffe  von  „Goethes  Leben"  vergriffen  und  wird  in  allernächster  Zeit 
die  schon  ausgedruckte  zweite  erscheinen.  Eine  englische  Übersetzung  ist 
im  Drucke.  Auch  um  meine  „Erläuterungen**  bin  ich  unbesorgt,  deren 
Verdienst  ein  anderer  Mann  als  S-,  L.  Geiger,  neuerdings  ehrenvoll  an- 
erkannt liat. 

Köln.  H.  Düntzer. 


Erwiderung. 
Weil  D.  eine  Widerlegung  meiner  Recension  zu  liefern  nicht  ver- 
mochte, hat  er  es  mit  einer  brüsken  Abfertigung  versucht,  auf  die  ich 
nur  folgendes  erwidern  kann: 

Von  jener  anerkennenden  Gesinnung,  die  D.  gegen  Herrn  von  Ldpers 
Arbeit  zu  hegen  vorgibt,  kann  ich  auch  letzt,  nach  seiner  Erklärung:,  in 
den  Erläuterungen  so  ^ut  wie  nichts  entdecken.  Vielmehr  geht  aus  seinen 
obigen  Worten  für  jeden  Unbefangenen  klärlich  hervor,  dass  er  es 
durchaus  nicht  verwinden  kann,  wie  die  Goetheforschung  über  seinen  Kopt 
hinweg  Bahnen  und  Ziele  einschlägt,  denen  er  zu  folgen  heute  nicht  mehr 
im  Stande  ist.  Ich  will  mich  Herrn  von  Löper  weder  als  Schildknappen 
noch  als  Götzendiener  aufdrängen :  so  viel  aber  wage  ich  zu  sagen,  dass 
Goethe  selbst,  wenn  ihm  die  Wahl  zwischen  den  beiden  Commentatoreu 
seiner  Selbstbiographie  überlassen  gewesen  wäre,  keinen  Augenblick  sich 
besonnen  hätte,  nach  welcher  Seite  er  sich  neigen  solle.  Bei  Löper  finden 
die  Forschenden  und  Genießenden,  die  Lesenden  und  Nachschlagenden 
^gleichmäßig  alles,  was  sie  suchen;  D.*»  Werk  werden  wohl  die  meisten 
jener  3000,  die  es  —  wie  mich  eine  höhnende  Karte  des  Verlegers  be- 
lehrte —  bereits  gekauft  haben,  mit  bitteren  Enttäuschungen  bei  Seite 
felegt  haben.  Der  Erfolg,  den  D.  gegen  mich  ausspielt,  ist  überhaupt 
ein  Maßstab  des  Wertes,  obwohl  auch  darin  die  Uemporsche  Ausgabe 
hinter  den  Erläuterungen  nicht  zurücksteht.  Deutlich  aber  lässt  D.  am 
Schlüsse  seiner  Abfertigung  den  Pferdefuß  sehen.  Nicht  so  sehr  meine 
Recension  ärgert  ihn,  als  dass  man  ihm  an  einem  zugänglicheren  Orte 
und  mit  glänzenderen  Worten  über  seine  alljährlichen  biograph. sehen  Ab- 
schlächtereien  die  Wahrheit  gesagt  hat.  Wenn  man  nur  auf  deren  Kosten 
bei  D.  in  Achtung  kommt,  verzichte  ich  darauf  ohne  Groll.  Dass  ich  ein 
anderer  Mann  sei,  als  der  ohne  Zweifel  verdiente  Herausgeber  des  Goethe- 
jahrbuches, acceptiere  ich  gerne. 

Lemberg.  August  Sauer. 


Erste  Abtheilung. 

AbhandlüiigeQ. 


Miscellaneen* 

1,  Dass  auch  Prosaiker  sich  mitunter  von  dichierischön  Re- 
loisconzeD  und  Kachbildangen  aicht  freihalten  konnten*  abgesehen 
räavon,  dass  sie  selbst  bisweilen,  um  mit  Cicero  lu  reden,  per  impru- 
Jdentiam  Verse  machten  (vgl.  Westermann  zu  Demostbenea  1,  5.  He- 
^rodot  1,117  '^QTiayog  tJg  dÖaiv)  tov  ßov%6Xoy  Mov  lovta,  I,  135 

uiayoyiai.  yafUovct  d*  tnaaiog  avTiop  n^okldt^  Tacitus  Germ.  39 

lu^riis  patrnm  et  prisca  formidine  sacrom.  Fabnc.  BibK  L«  II,  389), 
['davon  mögen  folgende  Stollen  zum  Beweise  dienen.  Xen.  Anab.  VI, 
[3»  19Tafr*€imV  r^^dto^  vgl.«  125  Sg  ilnvav   r^yaUo,   ähnlich 

vyr.  HI.  2,  6.  Aoab.  VII,  3,  35  fu9^UvTt  ioixwg  ^  o  240,  Kjr. 

.  2,  6  >*/»'iiJax4ig  di  nai  avto^  ~  i  228.  Kyr.  IV,  2,  27  Tovr' 
lilmov  dntjciiintv,  K  72  ßg  atit^y  anlneuner,  Kjr.  IV,  6,  10 
^^hoi  d*  fjiiv  iiaQTiQ^g  icTiuv,  a  273  xHol&  iiri  fiaQivQot  iaT(ov* 
jXyr.  Vn,  1,  1  aiuksag  xal  li^afuvng,  U  253  üiniaag  r«  xori  bv- 
V^a^ivng,  Oec.  5,  3  xä  fiiv  tpvei,  ta  de  tai^u,  vgl.  r;  119  ro 
Vuiy  ff  tu  alXa  ii  nioou>  Hell.  V,  4,  7  oV  o  ircii  ilafjX^öpf 
Ttov fiiv  anoxtdvamgi  ti}  v  di  ywotixce  woßt-actyng,  vgl.  x  112 
hc» V* eT  infsi  ^lafjX&ov  nhsa  Swftctra,  x ?,  v  di  yvvalxa  ei^ov. 
rpemoßth.  43.  18  f^ail^ag  h  nivam  =  Z  169.  Dem.  40,  1  jtuvuay 
~miv  aviaqoraioy^  vgl.  Tyrtaeus  10,  4  navTtüv  law'  dvtfjQOTatov* 
m.  40,  8  Kai  tjydnct  ü(Jn$g  Aal  ifulg  anavtag  toig  ifur^QOvg 
tnaidag  dyajiat€f  vgl.  ,t  17  v/g  di  ^tarijQ  ov  nalöa  (fila  tfQOviüiv 
liyanatr^f  und  f,  481  xrti  n  iiflhfl  wg  iX  t&  nazf^Q  oy  itaidet  yi* 
ll^af^.  Dem.  40,  10  oQy.t^t,  og  fuytarog  doxa  xal  ÖMVoratog  naqa 
tnäaiy  d>i^Qüf7iüig  ilvat,  vgl  O  37  og  ws  ^uyio  "  s'  ^«u/*- 
Narov;  Jt.  D<»m.  40.  37  wffukato  avrt(t  X^^^  ^*'  ^  ^^^*  ^ 

[698  xaJ  ;  ^i/j'^]  «V^/W  iv  Hhit  di)^.  Üem.  40,  20 

[^oa/^ro»  ^  n\  fj  ort  noialXo  xcttQu 'fQoaayoQUOfiiyog 

Vgl.  Aisch.  Ag.  IHU  Zfii;  oirrit,*  /ror'  iativ,  u  toi  avifl»  (fiXov 
LxexAMim/i.  tovio  Piy  ji^oa^yvinuK  Wer  denkt  bei  Xen.  Kyrop.  VIl, 
fh,  5  a%*aHfi^&£iCr,g  6'  ovriogtijg  (fdXctyyog  cimi'xr;  rotgn(^wjovg 
id^tütoig  ilii         '  '     taiovg^  ir  ^tiatti  ii  tovg  inw^iötmg 

tiTcrx'hn  n!  v  ^    297  i/j .T^atj /leV  ;*f^cx/fa  aiv 


89S  Miscellftneen.  Von  J.  La  Boche. 

7n7toiaiv  xai  ox^oq)ij  ne^ovg  d^  eiomd'e  attjaev  noUag  te  xai 
iad'lovg  yQiM>g  ifisv  noXifioio,  xaxot^g  S"  Ig  fiiaaov  eXaa- 
aev?  Auch  Eyrop.  YU,  3,  6  KvQog  inaiaa%o  %ov  fitjQov  hat  ein 
homerisches  Vorbild  M  162  w  neTcXr/yero  fxriQw  (vgL  O  113.  127. 
n  125.  V  198),  ist  übrigens  auch  von  Piutarch  Fab.  Max.  12,  2; 
Nikias  8,  3  und  Pompejus  30,  5  nachgeahmt. 

2.  Dem  est  Iv  1,  8.  Der  st&ndige  Anadmok  tom  öffentlichen 
Auftreten  vor  der  Volksversammlung  oder  vor  Gericht  ist  nagidpoi 
oder  TtaQßl&eiv,  wie  er  sich  bei  Thuk.  II,  59,  2.  III,  36,  5.  Arist. 
Av.  1612.  Eccl.  409.  Thesm.  443.  Plat.  Ale.  I,  106  G.  Xen.  An.  Y, 
4,  24  u.  a.  findet.  Dazu  tritt  bisweilen  noch  ini  ro  ßfjfiat  wie  Isokr. 
8,  13.  12,  11.  15,  231.  Aisch.  1,  64.  2,  59.  3,  2;  145;  151,-  159, 
so  dass  mir  die  Stelle  bei  Dem.  1,  8  fcaqfjCav  inl  tovri  %6  ßrjim 
jedesmal,  so  oft  sie  nur  vorkam,  Bedenken  erregte,  zumal  das  regel» 
mäßige  nag^wav  so  nahe  liegt.  Wenn  nun  die  Herausgeber  doch 
nicht  geändert  haben,  so  wird  sie  wohl  das  häufige  Vorkommen  dee 
Accusativs  mit  einer  Präposition  bei  ftagslvai.  dazu  bewogen  haben. 
Mir  stehen  daffir  folgende  Stellen  zu  Gebote  :Uerod.  1,  118  naqiadi 
fioi  inl  dstTCVov.  Xen.  Ejr.  III,  3, 12  nagslvai  i  7t i  vag  Kjxx^ofov 
dvqag  (dagegen III,  3,  IZnaQrjaaviTtid'VQaig).  VIII,  1, 5  naQdSfiew 
ifttzo  ütQxäiov.  Vni,  3,  2  Ttagsazs  ent  vag  ^vQag,  Anab.  VI,  4, 
15  nagelvai  int  %rpf  &vaiav.  VII,  1,  35  Ttaqiaea^ai  Ini  %o 
ctQorevfia,  Diodor  XIV,  104  TtaQtjaav  int  Trjv  ßorj^eiav.  Herod. 
I,  9  nagiarai  ^  yvvr)i  g  xoirov.  V,  109  notQ^oav  ig  tov  Kvngov, 
VI,  1  7ta(fiiv  ig  ^agdug.  VI,  24  7rapt;v  ig  xriv  Idairp^.  VIII,  60,  3 
ig  Tov  ^la^fiov  naqiaovtai  oi  ßaqßaqoi,.  Thuk.  VI,  88,  10  na* 
Q^aav  ig  AaneSai/nova.  Vn,  50,  1  nag^aav  ig  SvqanLovaag.  Xen. 
An.  I,  2,  2  (dazu  Krüger)  naipfjoav  ^ig  Sa^sig.  VII,  2,  5  nctQSUi 
alg  ^EXXrjaTiovvov,  VII,  4,  6  na^av  ^Xg  zag  yuifiag.  Kyr.  V,  3, 
40  naQÜoiv  eig  tijv  Tsrayfiivrpf  xwqav.  VI,  2,  40  TtotQuvai  x^ 
anavtag  eig  rijv  zerayfievtjv  x^Q^cv-  Vi  3,  45  ndgeare  elg  rtpt 
ini  Baßvhava  oSov.  Hell.  VII,  4  29  naqrjaav  Big  %o  vifLieyog.  • 
Aischin.  3,  71  naQfjfiev  slg  rr-jV  ixxXfjalav.  Plut.  Cicero  14,  2  na- 
Qrjaav  elg  ^Pwurpf.Enr,  Grast.  1314  ig  fiiaov  ^Eqfxiovri  nd^stni. 
Thuk.  in,  8  einov  ^Olvfinia^e  naqüvai,  Diodor  XV,  82  ly  irc3r 


III,  Z^M  nqogza  Ußa  naqävai.  VII,  4,  3,  naQrjoav  und  VII,  5, 
17  naQeivat  nqogaxrcov.  VIII,  3,  ^2naqiaofxm  ngogoi.  An.  VI, 
6,  26  ndfaCTe  nqog  %r[v  xqIoiv.  Herod.  I,  21  o  dnoatoXog  ig  Ttjv 
MilrjTOv  r]V,  Dem.  4,  30  ixelai  eiaiv  cu  x^^Q^S* 

3.  Ausgefiallenes  oder  zugesetztes  av.  Antiphon.  1,  4  ist  zu 
schreiben  ngog  uva^  av  ow  ek&oi  rig  ßotjd-ovg,  ^  noi  rtjv  xora- 
qfvyfjv  noirjaerai ;  av  fehlt  in  den  Handschr.  Antipb.  1,  25,  xal 
ydQ[av]  dixaioTBQOv  -aal  oaidreQOv  xal  nqog  S-ßwv  xat  nQog  av- 
9qwnwv  yivoiz'av  vfUVf  wo  die  Handschr.  ylvoiTO  ohneav  haben. 


MiscelluioeiL  Von  J.  Ia  Ilach€, 


60S 


Vgl.  DJDftrcb*  1,  91  il  ftir  ovv  m  du  ti^r  nokiv  r^  ^ifjuoa&i* 
vovg  novTfQictg  i^ai  aTvxletg  anolavuv,  aT€QKtiov  av  iirj  toi^ 
(TVftßalpovciv^  wo  aV  fehlt»  oad  Bekk.  bemerkt  miiliiD  av  eit],  8,  18 
ovA^vog  akXov  diofu^og,  luv  av  av&^nög  fAiimog  Suj^iln,  die 
HAndscUr*  cüv  a^^^ionog^  dazu  Bekk.  interpnne  ay.  3,  19  fieta  dta- 
Qodoxiag  xal  ycQndoalag  xai  twv  ifioiuv  TövTOtg  xaxoiv  ovdefiiit 
Ttohg  üw^dr^,  daza  Bekk.  nonne  ovÖBfii*  avf  mit  Recht  Dem.  34, 
31  xai  £i  ftiv  i^oi  r^  davmijavti  amdidovg,  ovdiv  av  iSet  /ia^- 
Tvqiüv,  Dil«  in  den  Handschr.  fehleade  av  ist  hier  üoih wendig,  denn 
der  Gegensat«  liegt  in  dem  Verbom  der  Notliwendigkeit  {vvv  di  iel)» 
vgl.  Ost.  Gjmn.  Zeitschr.  1876,  S.  589,  wo  viele  analoge  Beispiele 
angeführt  sind,  darunter  die  gaos  ähnlichen  Lys.  7,  22.  Dem.  4,  L 
27,  1.  44,  5.  Dem,  bl,  $  tl  di  ^n^  ^fT^(ft>T^'^av  lir^erc  trjv  oq^v 
T^g  httivü^v  novi^iag,  ovdiv  av  avtovp  ixtilve  ra^vavaif  wo  Sta- 
phanns das  in  den  Handgchn  fehlende  av  ergänzte.  Dagegen  ist  &v 
2a  tilgen  bei  Lysias  12,  48  xaeroi  ^Ttieq  ^v  dvi]^  dya&og,  i^^^f 
(av)  /iQüitov  ftri  fraQavoftmg  a^XEtv,  denn  der  Gegensatz  liegt  in 
dem  Factum  eelbst  äiX  r^fx^  na^avo^uag.  Noch  einige  Kleinig- 
keiten: Andok.  1,  24  schreibe  man  d  dltjd^rj  r}V  Tavrof,  d  /«or  xa- 
tTjyoQfiaav  und  nicht  ^c  Ändok,  l»  39  tov^*  irri^^TO  deivorawov 
.tqayfia,  Ofiwg  Irr'  |x€rV^  «Ik  nviiva  ßovXniToli^fjvaUav  tpavcu 
Ttipv  opd^iav  TOvz(a¥  $ivai^  ovtiva  di  ^ij  ßoiXoiTo,  und  nicht 
wie  in  den  Handschr.  ip  insivtp,  denn  iativ  i'v  ttvi  heißt  niemals 
„es  b&ngt  Too  einem  ab**,  sondern  iativ  ini  tivt,  vgl.  Herod.  YIU, 
29.  Isokr.  6,  8.  Dem.  8,  2. 

4.  Plutarch  Fab.  Mai.  12»  2  st«ht  in  den  Handächr:  vrr 
»5,  w  otQazudtat^  MaQxov  Mii*oiKiov  ^tBf^tvrjfitvog  imiyia^io  * 
^^tn^g  yao  o  dyr;^  xat  tftlonacftg,  «l  di  n  onivdiov  l^^ldoai 

Ting  noXiftiovg  r^fio^iv,  av^tg  aitiaoofis&at  es  anterliegt 
wohl  keinem  Zweifel ,  dajüs  dafür  dvtaaofie^a  (wir  wollen  es  wieder 
gnt  machen j  xn  schreib«»  ist.  Vgl.  Herod.  VIl«  236  ^axiäaifiovtoi 
di  Tjv  iVMJt  dvtia  niQafjat  ig  fidxrjv,  ovdiv  to  na^ov  t^€dfta 
dvtBVvrat.  Appran.  Hann.  31.  Doli,  Civ,  V,  102. 

5.  Plutarch  Cicero  24,  H  n€^i  di  twv  Jrj^iOüi^ivovL,  ka- 
yrnv  kqwftf^^dg  tiva  doKoifjndUdavov  «Ivcri,  jov  ^iyiatov  tlai. 
Nun  wird  aber  ^Uyag  Ijhyog  in  die&er  Weise  nicht  gebraucht,  damit 
wird  vielmehr  bei  Platon  Pbaed.  p,  62  B  ^eine  bedeutende,  gewich- 
tige, aber  nicht  [eicht  zu  begreifende  {ov  ^dtog  duditv)  Behauptung** 
btseichnet.  Der  Plural  davon  bezeichnet  bei  Soph-  Ant.  1350  f^ver- 
mMsene  Beden**,  ähnlich  auch  ^i^aXf]  yhüdoa  (Soph.  Ant.  127), 
inog  ftiya  (Soph.  Ai.  423),  vgl.  anch  fiiya  elrtiiv  (y  227  u.  a*^ 
Zur  Bezeichnung  einer  , langen,  nrnfangreichen^  Rodii  wird  nur 
ftaKQog  gtjbrau<!ht:  ich  echlage  dah<»r  vor  ^tf^ntütov  zu  schreiben, 
welche  Superlativform  nicht  nur  von  Dichtern,  sondern  auch  von  Pro- 
saikern gebniucht  wird,  wie  z.  B.  von  Xen.  Kyr.  IV,  b^  28.  Ages.  11» 
5.  Aelian  V.  H,  IX,  13.  Flut.  Vit.  XXXII,  II,  6.  Lukian  1,  17.  S, 
33.  10,  a.  5  (bi«);  7,  U  20,  49.  33,  76.  37,  1.41,18.  49,  26;  27: 
38.  51,  5.  62,  1 ;  2;  S;  7;  9,  70,  33. 


894  MisoellaneeD.  Von  J.  La  Boche. 

6.  Theognis  799  irfyÄpw^row  «V^arrof  inl  x^ovl  yhtxai,  ovSiig' 

dXX*  OS  Xci^os,  OS  ^4  nXioveaat  (aIXou 

So  schreibt  Bergk  iu  ziemlich  genauem  Anschlass  an  die  Hand- 
schriften. Der  Sinn  möchte  dann  ungefähr  folgender  sein :  ^k^ 
Mensch  auf  der  Welt  bleibt  ungetadelt,  aber  um  den  Bechtschaffenen 
möge  sich  keine  größere  Zahl  kümmern,  d.  h.  den  soll  man  unge* 
scheren  lassen '^.  Der  Positiv  Xtaiog  kommtauch  anderwärts  yor,  dass 
im  hypothetischen  Belativsatz  die  Gopula  fehlt  ist  ebenso  anbedenk- 
lich, als  dass  og  einmal  relativ,  das  anderemal  demonstrativ  gebraucht 
wird,  wie  Z  59  firfi"  ov  xiva  yatnigi  fn^tiQ  w)vqov  iorra  (pigoi^ 
^r^  og  (fiyoi.  Und  doch  hat  die  Stelle  allseitig  Anstoß  erregt,  wie 
schon  die  vielen  Coi^ecturen  beweisen,  welche  Bergk  und  Sitzler  auf- 
zählen, und  die  man  leicht  durch  einige  ebenso  gute  noch  vermehren 
könnte.  Dieses  Bestreben»  die  Stelle  zu  verbessern,  erklärt  sich  da- 
raus, dass  der  Sinn  dieser  Worte  niemanden  zufrieden  stellte,  es  ist 
so  ein  echt  spießbürgerlicher  Gedanke,  dass  man  den  rechtschaffenen 
Menschen  in  Buhe  lassen  soll,  und  das  hat  der  Dichter  gewiss  nicht 
sagen  wollen.  Ich  stelle  den  Gedanken  geradezu  auf  den  Kopf  und 
schreibe  äiX  a7toq>wkiog  os  firj  nleoveaai  /nilei  und  erkläre 
„der  aber  ist  ein  rechter  Tropf,  um  den  sich  fast  kein  Mensch  küm- 
mert^. Ich  denke  dabei  an  die  li^yw  näot  ftslovaa  (fx  70)  und 
an  €1/4  ^Odvaevg  ^aeQTiadrjg,  dg  naai  öoXoiaiv  dvd-qdn^oiOi 
/u€ilc(i  (t  19).  Dass  dTtoqKahog  nur  zweimal  bei  Homer  und  sonst 
weiter  nicht  vorkommt,  ist  noch  kein  Beweis,  dass  es  Theognis  nicht 
gebraucht  haben  könnte,  es  finden  sich  auch  noch  manche  andere 
seltene  Ausdrücke  bei  ihm. 

7.  Theognis  1357  Ahl  ncndoipdrjaiv  inl  C^yov  avx^vi  xdrtu 

dvofiOQov,  dQ-yaliov  fxvijfjLa  (fiXo^€v£ris< 

Für  diafiOQoy,  welches  entschieden  unpassend  ist,  schrieb  Ahrens 
dvaloq>ov  mit  Bezug  auf  1024  (und  848),  aber  dieses  wäre  schwer- 
lich in  dia/ioqov  geändert  worden.  Ich  weiß  dafür  eine  bessere 
Schreibweise,  die  auch  dem  Wortlaute  sehr  nahe  kommt,  nämlich 
8vaq>0Q0Vj  vgl.  Xen.  Mem.  III,  10, 13  ot  dvag/ÄoaTOi  (d-cioaxeg) 
(jq>6d^a  ftiH^ovteg  dvC(foqoi  aal  x^xlenot  yiyvovrau  Lukian  17, 
13  t,vy6v  kkaq>Q6v  %e  Yjal  Bvqioqov.  Für  das  unpassende  q>iXo^sUrfi 
ist  entweder  <piloq>Qoavvrig  mit  Härtung,  oder  mit  Bergk  tpiKr^nO' 
avvrjg  zu  schreiben. 

8.  Theognis  1371  fxvgia  (f*  ^|  avxov  (igenTOs)  Kgifiarai  xaxd,  fÄVoia 

r  ia^ia. 
all*  iv  TOI  TavTrj  xaC  rt?  iveari  X^Q^- 

Dass  rot  xavrr}  unrichtig  ist  haben  die  Herausgeber  wohl  gesehen 
und  dafür  allerlei  Verbesserungsvorschläge  gemacht,  die  aber  geringe 
Wahrscheinlichkeit  für  sich  haben.  Mit  Bezug  auf  das  vorausgehende 
xQi/darac  xaiia,  /ivqia  6"  iaS'ld  mache  ich  den  Vorschlag  aiX^  h 
TavraXir]  (in  dem  Schwanken,  in  der  Ungewissheit)  zu  schreiben. 
Das  Wort  steht  zwar  in  keinem  Wörterbuch  aber  im  Kratylos  des 
Piaton  p.  395  D  findet  sich  der  Ausdruck  rj  VTtiQ  t^  x€q>aX^  tov 
Xi&ov  zavTaleia  (das  Hängen,  Schweben)^  wovon  der  Name  Tan- 


Von  J.  La  lioclte. 


89d 


taloB  abgeleitet  wird  und  bei  Soph«  Mtig.  133  steht  tapTaXtt^S^dg 
in  d^r  Bedentung  «geschwongen,  geschleudert ".  Die  SteUe  erinnert 
dann  an  das  Lied  Klarcbeua  im  Goetbescheo  Egmunt :  Freudvoll  und 
leidvoll,  gedaQkenvoll  sein,  hangen  und  bangen  in  schwebender  Pein. 

9*  Tbeognid  1377  xukfj^  A«ir  xaxatrirt  ^f^tfior  6ulotötv  o^iltii. 
So  hat  die  einzige  Handschrift,  und  für  das  sinnlose  q>ifiOv  schrieb 
"ekker  (pikoji',  aber  auch  das  befriedigt  nicht,  so  wenig  wie  die  an- 
leren Verbösseningsyorschläge.  Hier  ist  grüüdlichere  Abhilfe  nöthig 
und  ich  glaube  nicht  weit  von  der  Wahrheit  abzuirren,  wenn  ich  lu 
schreiben  vorschlage  xalog  iwv  xaxo«;  £t,  (piX" ,  lirei  deiXinatv 
ofiiXBig,  80  dass  der  Dichter  dem  Jünglinge  ungefähr  das  n&mliche 
sagt,  was  Odyaseus  dem  Antinoos  ^454  otx  lioa  aol  y  im  HÖat 
Hat  ifQivi^  r;Cap,  oder  d»^m  Laodamas  ^  17G  w^  xai  aoi  eldog  fiev 

70t.  — 

1(X  T li e 0 g n i s  667  El  u^v  /n^u «ff*  ^z^'^u i»  2V^ wvi'Jij,  old  m^^d^ir 
ovx  av  tkvtif^fffjv  totg  dytt^tnnt  avvtot\ 

So  schreibt  Bergk,  der  Codex  A  hat  tjdi^,  Andei^e  vematheten  oTflr 
yriQ  ovv  dfj,  oaüa  niq  t'Ji  ♦  oJa  nQit\  7]dt^,  oiu  n€Q  rjdu  (^=  r/^» 
nei),  old  ji€Q  olda  und  ahnliches.  Der  Dicht-<jr  will  olTenbar  sagen, 
dasa  wenn  er  noch  seinen  vormatigen  Besitz  hätte,  es  ihm  nicht  leid 
ihnn  würde  der  aristokratischen  Partei  anzugehören ;  jetzt  aber  sei 
mw  arro,  (vgl.  351.  649)  und  dürfe  den  Muud  nicht  aufthun.  old  n€Q 
ffitiv  kann  aber  kaum  bedeuten  ^wie  ich  gewuhut  war^  und  auch  oia 
Tilg  jj(J/;  beißt  nicht  „wie  einstens",  es  ist  vielmehr  zu  schreiben  aj a 
/ra^ot3$p.  Eine  Zeit  lang  dachte  ich  auch  an  old  ttbq  olöi  ond 
verstaud  daruoter  diejenigen,  welche  sich  mit  der  demokratischen 
Partei  abgefunden  und  ihren  Reichthum  behalten  oder  auch  eine  reiche 
Plebejerin  geheiratet  hatten  (185.  193),  bin  aber  davon  wieder  ab- 
J^ekomroeu.  Auch  der  folgende  Vers  vvp  dt  fiB  ytyvdaxovta  na^fg- 
Xitm  scheint  verdorben,  es  kann  nur  xQvjiaia  dazu  Subject  sein.  Soll 
das  aber  heißen  „das  Vermögen  geht  an  mir  vorbei^  d.  h,  ich  besitze 
es  ni*  >  ^  Das  wiHre  doch  ein  sehr  sonderbarer  Ausdruck.  Hätte 

der  hl  s  sagen  wollen,  so  hätte  er  das  einfacher  und  besser 

jinn  köiiueu.  Was  soll  ferner  ytynoiSi/^avia  bodenten  ?  etwa  dasselbe 
raa  old  n^Q  j^öaty?  ^ das  Vermögen*  das  ich  schon  kenne^  d.  L  ein- 
mal besessen  und  genossen  habe"  ?  6ewij»s  auch  höchst  sonderbar. 
Früher  vermutheto  ich  yr^daKOvia^  aber  ansprechender  scheint  mir 
Schneidewins  Verbesserung  na^ix^wt  und  dazu  als  Subject  ai  dya* 
'f   '  '  n  sie  an  mir  vorüber,  aber  auch  diese  stellt  mich  nicht 


11.  Uymn.  III,  86  m  old  i*  ijteiy6f*€vog  dolixrjv  oänv,  so 
Baumeister,  der  auch  den  Asteriscus  beisetzte.  Aber  schon  das  da- 
hxfjy  odov  hätte  darauf  hinführen  müssen,  dass  dazu  ein  Vorbum 
der  Bewegung  g^ört,  d«nn  von  iftuyofitt^ogr  welches  überall  absolut 
in  der  Bedeutong  ^^eilig^  gebraucht  wird  iE  902.  H  519.  >F  119« 


8M  Miseellanean.  Von  J.  La  Boche. 

X  339)  kann  der  Accnsativ  nicht  abhängen.    Ich  schreibe  daher  ^  i 

12.  Hymn.  III,  874  noXXa^iiJ,* riniilfiaeßaXsTvi^TaQtaQov  ev^. 

Die  Form  ßalelv,  die  doch  nur  Infinitiv  des  Aorist  sein  kann,  ist 
anstößig,  da  aneikuv  den  Infinitiv  Fntnri  erfordert.  Es  ist  daher 
zn  schreiben  7roHa^a7r£iAi;a«y/^aAe€£v/u*^gTa^a^v.  Vgl.  G  415 
wÖB  yccQ  i^TtelXfjae  Kqovov  naig,  rj  reXiet  Tteq  *  yvidasiv  (xiv  aqkaiv 
tq>^  ctQfiaaiv  iiniaq  irtrtovg,  avtag  d*  ^x  ditpQOv  ßaXeeiv. 

13.  Hym.  IV,  103  &6g  fie  fitra   Tqmaaiv  doin^enf  Ifiuevai  dvdow, 

Ttolii  o    liaonleo}  &akiqov  yovoify  awag  if^    atrrov 
drjQov  iu  Cfiftv  xttl  oQav  if^dog  "^tUoio* 

Der  Imperativ  zwischen  den  beiden  Infinitiven,  welche  von  dog  ab- 
hängen, ist  im  höchsten  Grade  verdächtig.  Es  ist  wohl  jtoielv  lo 
schreiben  „gewähre  mir  ffir  die  Folgezeit  eine  blühende  Nachkom- 
menschaft zn  stiften^. 

14.  Die  Endnng  ovv  bei  Yerbis  contractis  auf  i(a  findet  sich 
weder  bei  Homer  noch  in  den  Hymnen  außer  v  78  ev9^  di  dvcmXiv^ 
&ivT£g  OLVBqQimovv  ahx  nrjäip  und  Hym.  IV,  125  ovdi  Ttoal 
ipaveiv  iöoxovv  fpvai^oov  airig.  Beide  Formen  sind  leicht  zu  be- 
seitigen, wenn  man  dvBQQiTtxBOv  oder  aviQQirtrov  nnd  doxaor 
schreibt.  Vielleicht  ist  dviqQimov  sogar  die  ursprüngliche  Schreib- 
weise und  wegen  des  vemmntlichen  metrischen  Fehlers  in  aveqqlff 
Tow  geändert.  Da  aber  aXg  früher  mit  a  anlautete,  welcher  Anlaut 
sich  noch  im  Deutschen  und  den  romanischen  Sprachen  erhalten  hat, 
so  ist  diese  Änderung  durch  nichts  gerechtfertigt.  Vgl.  B  165,  181 
^TjSi  ia  vrjäg  aXaä^  sXueiaev.  ß  84  eiad'*  oiirffeqilg  ahac  9ecu. 
€  460  ig  Ttora/döv  ahitivQrjevTa,  v  108  vq^aivovalv  dhnogqfVQa, 
ferner  E  598,  N  797,  £  273,  Y  207,  0)  125,  w  58  wo  vor  aXg  ein 
langer  Endvocal  oder  Diphthong  seine  Länge  behält. 

15.  Hymn.  IV,  140 av  de  noXXa  xai  dyhzadix9'ai,anoi- 
va.  Dazu  bemerkt  Baumeister  Jinoiva  retributio  pro  reperta  et 
servata  filia^.  Hier  ist  aber  von  Hochzeitsgeschenken  die  Bede,  welche 
die  Eltern  der  Braut  mitgeben,  und  nicht  von  einem  Lösegeld  oder 
Geschenk  ausErkenntlichkeit.  Ich  halte  daher  dyXaa  dixd-ai  anoi^ 
va  für  einen  Irrthnm  des  Abschreibers,  der  derselben  Bedensart  ans 
Homer  (^  23)  sich  erinnerte,  und  vermuthe  als  ursprüngliche  Schreib- 
weise dwqa  dixead^ai. 

16.  Hymn.  IV,  178  xal  tfodaaif  hl  rot,  ofioCri  fytav  iv^dllofiui  iJvtu, 
otfiv  01J  jue  t6  nQWTov  iv  Stp^aXfiotai  i-orfaaf. 

In  ro  TtQWTOv  ist  zo  an  allen  Stellen  durch  Position  lang,  vgl.  Hom. 
Stud.  S.  40,  darum  ist  d^  ro  tcqwxov  zu  schreiben.  Auch  sonst 
werden  vor  ngdhog  kurze  Endsilben  immer  lang  gebraucht  (Hom. 
Unt.  S.  29),  nur  ov  Tivä  nqwxov  y  320  nnd  tje  av  TtQwtog  q  275 
machen  Ausnahmen.  An  letzterer  Stelle  lässt  sich  die  Unregel- 
mäßigkeit leicht  beseitigen,  wenn  man  i^  av  schreibt,  vgl.  v  133 
inet  ai)  TtQdjtov. 


Miicell&iieen.  Voti  J,  La  Roche, 


8«7 


17*  Hymn.  Y^  122.   Boa  öberHeferte  Jtig  ifuai  y   ovopL 
in%\*  %ü  yoQ  %^i%o  fiotna  ^itjzr^Q  ist  motTiscli  unrichtig  und  leicbt 
zu  bessern,  daas  okne^weifal  zweien  Stellen  der  Odyssee  {i  266-l-a5) 
na/  t  ist,  aus  denselben  also  auch  berichtigt  werden  muss. 

ich  ^Jiiig  ifiol  tat  oyofAa^  analogt 3660i;rig  i^oiy  ovofiä, 

OvTtP  di  /le  xixlf^einovatt  so  dass  sogar  die  metrische  £igenthßm- 
Hchkett  der  Stelle  beibehalton  worden  ist.  Leicht  l&sst  sich  auch  der 
metrische  Fehler  V,  137  lig  i&ii/)vm  toxr^ss'  ifii  ä*  avr'  oixm- 
QCtts  xotQai  verbessern,  nur  möchte  ich  nicht  toxiii;  schreiben«  wie 
yt  151  tnnug;  Hes.  Op,  248.  263  ßaöililg,  sondern  toxr^g,  welche 
Form  ja  auch  bei  den  älteren  Attikern  (fiaatXfig,  ß^aßrjg,  ^o^fjg)  im 
Gebrauch  war.  Matthiae  nimmt  Sjnizeso  an,  es  kommt  aber  kein  Fall 
?or,  dass  die  Laute  t^€  mit  Synizese  ansgesprocbon,  wohl  aber  dass 
sie  contrahiert  werden  (irifi?}i^ror  2  475»  tex^ij^^at  tj  110,  ßktjTat 
ij  204),  nicht  einmal  ij^iüog  ^  303  ist  analog,  da  es  als  Dactylns  ge- 
lesen werden  kann,  wie  ßißXrfli  A  380,  i^maiov  v  379, 

18.  Hymn.  V^  187,  naid'  vno  x6lni(f  l^oiaa  kann  nicht 
von  der  Mutter  geaagt  werden,  welche  ihr  Kind  auf  dom  Arme  trägt, 
es  ist  vielmehr  ebenso  wie  Z  400  /raicJ'  ircl  xokntp  t%ovaa  zu 
schreiben,  wofür  nnr  drei  geringere  Handschriften  mit  Eastath*  hi 
bieten.  Die  Erklärung  von  Baumeister  ^in  sinu  vostis  involutum'' 
lässt  sich  auch  durch  die  beiden  dort  angeführten  Stellen  Kallim. 
Del.  265  und  Apoll.  Rh.  IV,  1135,  wo  beidemal  ev  xohtti}  steht, 
nicht  stützen.  Mau  vergleiche  nnr  einmal  damit  ü  4G9  tqi  aXsiaa 
^•Hjrrox^ti/'aa*  vno  xoi/r<^ti,  sie  versteckte  drei  Becher  unter  den 
PÜten  ihres  Kleides,  und  man  wird  sofort  erkennen»  dass  ino  an 
obiger  Stelle  unpassend  ist  Dass  im  und  vno  in  den  Handschriften 
häufig  verwechselt  werden,  ist  bekannt,  vgl.  den  Index  z,  Odyssee  p, 
362  und  außerdem  M  246.  //  313.  702.  Y  AL  0  87.  X  195. 
V108. 

19,  Hymn.  V,  270  «JU'  tXyi  fiot  vq6v  tt  u^yttv  uul  fito^oy  t.t*  «i3t^ 
rfi^Jrr^ry  Tt«;  ärifio^  ^««1  jf^lip  atnv  ti  MiiX<K» 

Dass  in  den  Tempeln  der  Götter  im  homerischen  Zeitalter  Altäre  ge* 
Wifien  seien,  davon  geischieht  nirgends  eine  Erwähnung,  nur  Weili- 
ge«chenke  {y  274.  ;*  347)  und  ein  Götterbild  {K  92.  308)  werden 
alB  darin  be^ndttch  angegeben.  Wohl  aber  werden  Altäre  im  Freien, 
auch  in  den  Hainen  und  im  ttfUvoQ,  öfter  erwähnt,  z,  K  B  305, 
310.  B  48.  249.  A  808.  V  148.  J  162.  S^  363.  v  187.  q  210.  x 
[fM.  379,  und  wenn  Odysseus»  als  er  die  Hekatombe  nach  Chryso 
geführt  hatte,  die  Opferthiere  der  Reihe  nach  um  den  Altar  stellte 
{A  44i^),  so  muss  auch  dieser  im  Freien  gewesen  sein,  wenigstens 
wird  weder  hier  noch  A  440  ein  Tempel  genannt.  Deshalb  halte  ich 
«8  fQr  gewiss^  dass  in  den  Tempeln  fiberbanpt  keine  Altäre  waren, 
und  schreibe  auf  Grund  dessen  ßwfiov  i:i^  avttp.  Statt  vfiai  noltv 
bat  schon  Voss  das  richtige  ino  Ttroliv  gesetzt,  wie  A  181  i.ro 
ntokip  alnv  ts  tiixog  und  Z  281  i/ro  nroltv  i]laaxa^(t}y. 


898  MisoelUneen.  Von  J.  La  Bodte. 

20.  Den  Hiatas  dkl^  dxiovaa  efxifive  Hym.  Y,  194  wird 
kaum  jemand  für  statthaft  halten,  denn  hier  ist  kein  Versabschnitt 
und  tritt  auch  keine  Gedankeupause  ein,  sondern  Particip  and  Yer- 
bum  finitum  stehen  in  engster  Verbindung  wie  ^565  dXX  dxiovoa 
xadTjao.  A  569  xat  (^  OTiiovua  xadijoTOf  X  142  ^  3'  dxeoiMf* 
rjaraif  darum  schlage  ich  die  Änderung  vor  dXX^  dxiova  dvi^. 
/Äi^v€,  Beiläufig  will  ich  bemerken,  dass  Hym.  V,  207  nicht  mit 
Baumeister  d^e/nirov  ol,  sondern  wegen  der  reflexiven  Bedeutung  des 
Pronomens  ov  yctQ  d^efiLzov  ol  (sibi)  i(paoy.e  nivaiv  olvov  iQv- 
d^qov  zu  schreiben  ist. 

21 .  H  y  m.  V;  280  schreibt  man  einstimmig  abyfi^  iTcXrja&t] 
Tcviuvoq  doi^ogt  wo  aber  von  dem  Anfüllen  eines  Baumes  die  Bede 
ist,  wird  stets  ifxnifXTtXrifii  gebraucht,  wie  (2>  311  vom  Flussbett« 
Q  503  vom  Bettelsack,  ß  353,  i  209,  212  von  Gefäßen,  0)  607  von 
einer  Stadt,  -9  16  vom  Marktplatz,  i  296  vom  Bauch,  ö  45  vom 
Magen,  ferner  JI  348,  Y  471,  X  312,  504,  d^  495,^  x  523,  X  31, 
%  117,  xp  358,  darum  schreibe  man  auch  hier  efiTvXrja&r],  Wegen 
des  ausgefallenen  v  verweise  ich  auf  meine  Hom.  Unters.  S.  224,  be- 
sonders auf  die  auch  dort  angeführten  Stellen  d"  16,  t  296,  w  520. 

22  Hym.  XX,  3  dv&Qdltnovg  idiSa^v  inl  x^ovog,  oV  ro  naQog  ne^ 
ävTQoig  vauxdaaxov. 

Der  Genetiv  x&ovog  kommt  in  dieser  Weise  nur  Y  345  vor  eyxog  uir 
rode  xäizai  ejti  x^ovog,  häufiger  im  yaitjg,  im  x^Q^^ov,  in 
rjTtdqov  und  in  ayqov^  aber  diese  Genetive  sind  durchwegs 
partitiv.  Als  eigentlicher  Locativ  steht  überall  der  Dativ  inl 
X^ovi  A  88.  r  195.  J  443.  P  550.  Y  483.  O  426.  l  153.  17  307. 
*  222.  i  89.  X  461.  ^i  191.  n  439.  Hes.  Op.  90.  157.  252.  Scut. 
162.Theog.  556.  564  und  so  ist  auch  an  unserer  Stelle  zu  schreiben. 
Möglich  wäre  auch  noch  im  x^ova^  wie  Hesiod  Theog.  95.  187. 
531.  Op.  11,  vgl.  über  den  Sprachgebrauch  von  inl  in  der  österr. 
Gymn.  Zeitschr.  1870,  S.  92. 

23.  Hes.  Theog.  568  ix^ktoat  da  fiiv  (ptkov  rjroQ, 

tag  16 iv  ((vd-QcjTiotat  nvQog  rrjX^axoTTov  avyr^v. 

Dafür  muss  l'd*  iv  geschrieben  werden,  als  er  bei  den  Menschen  sah, 
Vgl.  a  391  ^  q>rjg  tovto  yiaxiarov  iv  dv&QiLnoiai  zevvx&ai ;  t  75 
olxov  iv  dvd^Qionoiaiv  evaiov,  B  214:  xods  fuey  aQiavov  iv  ^4o- 
yeioiaiv  l'Qs^ev.  ii  107  vetxog  iv  d&avdroiaiv  oqcoqsv.  Tl  750  iv 
TQweaac  xvßiarrjT^Qeg  taaiv. 

24.  Apol  1.  Bhod.  I,  267  0^1  3i  ra  aiya  xaT7]q)ieg  rfiiQOvvo^ 
so  Merkel.  Die  Handschr.  haben  dt  de  oiya,  wofür  Bernhardy  und 
Ziegler  01  d"  aqa  aiya  zu  schreiben  vorschlugen.  Ich  halte  o*i  da  rs 
alya  für  die  ursprüngliche  Schreibweise,  welches  t€  wie  auch  ander- 
wärts in  den  Handschr.  ausgefallen  ist,  z.  B.  0  484  ovrcj  z^vöi  ve 
yaiav  iywv  Xdov^  vgl.  den  Index  zur  Odyssee  p.  351.  Ferner  schreibe 
ich  I,  489  dnrjjj  für  dneiri,  I,  702  ^Itpivorjv  nQoaeqxoveev  für 
fX€T€q>wv€€v  (vgl.  Hom.  Stud.  S.  209),  o  x€v  dr^oov  ne^  in*  iX- 
nidi  d-rjrjaaio  für  das  handschriftliche  0  xat  drjQOVy  vgl.  Index  zur 


üisceUiiieefi*  Von  J.  La  Boche. 


m9 


Odyssee  p.  346,   wo  21   Siellon   citiert  siod^  ati  denea  xa/  und 
iX«   vertäusciit  sind. 

ApoU,  ßh,  I,  796  xaxüTfira  ßi  näatir 

/^*i^t'w  »'^iue^ir^s,  41''  *«'  yvoifitt  xwi  ttvrof, 

)6r  Optativ  hat  sich  nur  deshalb  hior  oiugescblichon,  weil  d&n  Ab- 
Hchreiberu  die  Form  des  Conjunctivs  yrtat^v^  nicht  bekannt  war 
"  [l  ZeitscUr.  für  Österr.  Gymu.  1876,  S.  412  L),  und  wenn  »ich 
Ibe  auch  bei  Homor  nicht  findet^  so  kommen  doch  die  analog  g^- 
Rldeten  ynoio  (|  118.  q  549],  yvcotjg,  y^^i],  yvioo^ip  in  304)» 
lyi'Wdjai  \A  302.  ^F  61ü.  661.  i>  6BH.  a  30),  ddio/uv  (W  299.  :i5L 
bi  184)  und  öiUi^öi  so  häufig  vor,  dass  man  davon  auch  eine  zweite 
rf  eräon  Piui  aus  zu  bilden  sich  gotrauen  darf. 

*iG,  ApoU,  Eh.  I,  1858  v^^vy  di  nav^^aqiiiv  üfi/io^  (p^QE. 
■  Biese  abnorme  Form  findet  sich  nur  hier:  solltü  dafür  uicht  via  ge- 
iBchrieben  werden,  welches  auch  /  283  (pia  fi^r  f^un  y.aiia^i}  an  der- 
elben  St(  ^         '  und  mit  Synizese  nns|?o^prucheti  wild?  Apoll. 

Ih.  Ill,  (j  <f{t  Ö  all(ü^  an  nut  it^tP  ttti  fi^ya  (pthai^ 

yif^öiov  fetaiL  iie&  1)  II liehen  i^oi.  deuu  q^iXaco  ist  keine  Pas- 

rfiivfünij,  .NOüdern  ti :.  iie,  welche  auch  sonst  nur  mit  dam  Ac^^u* 

»ativ  verbunden  wird,    wie  £  61  ifox«  Y^Q  fuv  iq>ilaro  Ilallaii 
'A»tjpi^,E  117.  K2S0. 

21  ApolK  Rh  in.  75  haben  die  Ilandschr.  oWjt  xe  h!>ßfpß 

Tiüit€\> !lkXit]s,  t\  voüiov  o H  daaffg  ganz  en  tin» 

lichtig.  Daiftr  sehn  l  onaaotig^  regelmäßig  wai  fft^, 

aber  nicht  noth wendig,  wenn  die  Bedingung  als  eine  solche  hinge* 

r  siollt  wild,  dass  man  ihr  Eintreten  sicher  erwartet  „Pelias  dOrfte 

|4ie  Sclimach  schwerlich  bQGen.  wenn  du  dem  Jason  die  Heimkehr 

nicht  wirklich  ermöglichst^*.  Ähnlicher  Stellen  gibt  es  genug;  /* 489 

r*»i  Ä^i*  UX7iot^t^p  aiQi^ai^tiP^  ti  av  yi  Övfujt  atit  i^«  Aßf  ^  (Asup. 

Ichs  Frur,  Mose,  i^iko(g)    PlaUui  Apol.  25  B  Tiftkli/  ^a^  ÄV  ris; 

fävdatiiopta  hlr^  jii^i  twl:  v^^ovc,  €1  Ui^   fttv   ftorti^   avfoiu^    (Jiö- 

€px^ei^ti,  Ol  d  iiXloi  uitfiXavaiv,  wenn  wirklich,  wieder  ADkl&ger 

behauptet,  nur  ein  einziger  sio  vnrdirbt.  Apol.  30    B   et   ftiv   oit 

iaxta  liytap  dta<p^BtQOJ    mvi;  piot"^,    rctilr'    av  m]  ßXaiii^d* 

\pol.  37  C  noXXi)  fihvi*  av  fuwikot^  '    n,  il  ovttü^cikoyiatoi; 

PbaMori  fi9  K  fi  o\'V  rtnv  :tt  '<c  ii/u  ij  ntTc  d<3Cor- 

,i  ,     ,  jag  n^Qt,    Alkib. 

111»  U  il  YMi  t)  i  a  po^itai  rii,". ,.  am  liv  ofmiöytjctu,  ibid  1 16 

ü'  Tii;  dviatar  ai  . , . . »  akXo  n  r}  %aiay^  '* - ^ •  -  ^V  crrroi);  ibid* 

1142  C  li  d*  av  i^^tra^ig  u^  oouf'qoovv^^  ''««i  •-,•••» 

Iftniöaiiy    '  Goi^.  340  E  ;ioaai,  u»   dfta^ia  ittj 

'n*  riifi-<Fiv  €}pat  Tr-%*  aQiit^p,  Dagegen 

\^  yoirot  7to/c  av  ot  ^avftaatoy 

.1  ^    >uniifpv  th'^aZnvti^  iiäX^Mv  in  i&i* 

ffiol  i  .    n  1  {  ivjv  aQpovfif.piüv  tUxtjv  knfißdvup;  und  nicht  mit  den 

fI{aDdi.chiUiim  int^vfiiife  oder  mit  Ueiske  iju^rfAiJti  in  schrei* 


it  in. 


900  Miseella&een.  Von  J,  La  Bo6he. 

ben,  denn  der  Fall  wird  von  dem  Redner  keineswegs  so  hingestellt,  als 
wenn  er  das  wirkliche  Eintreten  desselben  für  wahrscheinlich  hielte. 
28.  Apoll.  Rh.  ni,  695  rnv  «T  aiv6ig  arltiroi;  In^xXvai  ^v/uov  mrifi 
de^/iari,  tot  iadxovasv. 

So  schrieb  Merkel  mit  den  Handschriften.  Wenn  man  aber  Stellen  in 
Betracht  zieht  wie  Z 166  xov  de  avaxxa  xoh)g  Xaßev^  olov  axovae. 
S  95,  P  173  vvv  Se  aev  wvoaaurpf  rciyxv  WQevag^  olov  eeiTteg. 

2  95  (üxviiioQog  örj  ßoi^  rAcog,  eaaeai,  ol  ayoqevBiq.  ß  239  vw 
(J*  alXtj)  drj/4(p  v€fi€ail^o^ai,  olov  anavTsg  rjad'*  aveip.  a  389  rj 
taxct  toi  Tci^tü  xaxov,  oV  ayogeveig.  Sl  683  ov  vi  xi  aoi  ye  /ui- 
lei  TcaTiov,  olov  ed^  evdeig  (vgl.  Anm.  zn  F  320.  ©  450).  so  wird 
man  nicht  anstehen  zn  schreiben  dü^axt^  o  V  iaanovaev.  Ein  Hiatns 
ist  in  diesem  Falle  nicht  vorhanden,  vgl.  Hom.  Unters.  S.  116. 

29.  y  205  schrieb  man  ehemals  allgemein  aX  yaq  iftiol  roa^ 
orjvde  d^eol  diva^iv  naQodslev,  wofür  K.M.  1  man.  S.  SchoLEQ 
zvLy2n  TteQi&eXev  haben.  Dies  nahm  zuerst  Bäamlein  und  nach  ihm 
Bekker  und  Ameis  in  den  Text  auf,  und  mit  Recht.  Denn  wenn  auch 
bei  Homer  kein  zweiter  derartiger  Fall  vorkommt,  sondern  sich  nur 
die  nämliche  Anschauung  in  dem  Ausdruck  inui^evog  aXxrjv,  dv^ 
aeai  dXxrjV  und  in  ytQateQOv  f^evog  d/,i(pißal6vr€g  {P  742)  findet, 
so  kommt  dafür  bei  Späteren  der  gleiche  Ausdruck  ziemlich  oft  vor. 
Ich  habe  mir  folgende  Fälle  notiert:  Simonid.  Frg.  95,  3  ^EXladi 
iXevd^eQtrjv  neQid^äivat  (var.  itaqa&Hvai),  Herod.  I,  129  neqi- 
sd'fpceTO  x^arogjdann  Tceqid^eivm  aXlqt  ttjv  ßaaiXrjirjv  imd  ähnlich 
Mi]dwv  req)  nsQißaXelv  %omo  %o  dya9^6v.  III,  8 1  tovtokjc  tt«^- 
&€(oid€v  t6  xQdtog,  III,  142  Tr}v  ilev^eQirjv  vfxiv  neQixi&fjiu, 
Thuk.  VI,  89,  2  (dazu  Krug.)  i^ol  de  dxi^iiav  nsQu^ere.  VIU,  43 

3  aQxrjv  rolg  ^'EXXrjat  neqid'eXvai,  Xen.  Rep.  Athen.  1,  2  (bis)  o 
dfifiog  iaviv  6  zrjv  övva/Atv  TteQixt&eig  t^  nolei.  Ferner 
do^av  jteQid^eivai  Isokr.  5,  149.  Dem.  61,  53.  Diodor  XI,  9.  Pln- 
tarch  Alkibiades  7,  3.  ovsidog  Antiphon  5,  18.  q>rjiur^v  Isokr.  5, 
78.  ilevS'eQiav  Hyperides  Frg.  IV,  col.  7,  39.  xvx^'  Aischines  2^ 
11.  avfAqfOQav  Antiph.  2,  ^  1. 

30.  (T  236     .....    .  «T«^  ^(og  äXXore  äXXtp 

Zivg  dya&dv  re  xaxöv  re  di^ot. 

So  haben  fast  alle  Handschriften  (nur  eine  aHors  x  aJiXffi  und  eine 
andere  aXXox^  In  aXkif)  und  dieser  Hiatus  muss  nicht  anstößig  ge- 
wesen sein,  sonst  fände  er  sich  nicht  noch  an  einer  weiteren  Reibe 
von  Stellen,  wie  Hes.  Dp.  713  dulJog  xoi  dvrjq  (pilov  akXoxeak" 
Xov  Ttoiuxat,  Selon  Frg.  15,  4  (Theognis  318)  XQVI^^^^  ^  ^^ 
d'QwncJv  aXXoxB  aXXog  ex^i.  Phokylides  15,  1  daiftiovig  eiaiv 
in  dvdqdaiv  äXXoxe  iiXXoi,  Theognis  157  Zeig  yaQ  xoi  zo 
xdXavxov  i7UQQenei.  aXXoxsaXXcjg  (Vind.  t'  aU/og).  992  dv- 
vaxai  d'  aXXoxeaXXog  dvtiq,  Apoll.  Rh.  I,  881  xai  de  yXwavv 
aXXoxe  aXXov  xagnov  d/ieqyovaiv  (Laur.  und  Guelf.  aXXjoxeT). 
Hym.  in,  558  schrieb  Schneidewin  noxwfievai  iiXXoxe  akXjj  fit 
das  handschriftliche  aUm  in  aXXjjf  welches  unhaltbar  ist  and  bei 


Miscei tanken.  Von  J.  La  Boche, 


MI 


BoloD  Frg,  IZ,  76  Sebftfer  aXlate  alXag  ixsi,  wofür  sich  in  den 
H&Ddscbriftdii  äXXoti  t  oder  alkat*  aV  alXog  findet,^  während  in 
demselben  Vers  bei  Theo^Dis  232  nor  ein  Codex  akXaz'  und  ein  an- 
derer aXXfite  T  hat.  Vor  aXXog  steht  bei  Homer  nur  noch  V  274 
£1  fiiv  rvv  irrt  aXli^  ein  kar:ter  Endvocal, 

31.  f   1*29  iSf  d"  av  vv¥  MO»  äyaff^t  S-föl  ß^oföp  nvd^a  ntiQitvat 

sagt  Ealjpso  zum  Hermes^  nachdem  sie  vorher  zwei  Fälle  angefOhrt 
hatte,  wo  sie  dasselbe  auch  anderen  Göttinnen  nicht  gestattet  hatten. 
Die  über  eine  solche  Zumuthung  nngehaltene  Göttin  will  also  zu  ?er* 
stehen  geben,  dass  die  Crilouivri  bei  den  Guttem  etwas  ganz  selbst- 
verständliches  sei,  dann  mnss  aber  wg  djj  geschrieben  werden  (vgl. 
flom,  ünt.  S.  281),  wodurch  die  Aussage  erst  die  richtige  Färbung 
erhält.  So  ist  auch  zu  schreiben  Hes.  Th eog.  556  ix.  tüij  dt}  (fftr  ^) 
ai^ctvdtoimv  litl  X^oi'i  qpijA*  av^^ciJ/tcuF  %ahvü  oatia  Isir^a^ 
?gL  562.  Apoll.  Rh,  II,  1219  ^15  <J^  (für  d*)  ovtiaq  rji^etB  Xtr^v  itt- 
dlaaio  &ijti[t,  vgl.  yi  13 1»  £  218,  T  155,  wo  Überall  ^rj  ärj  ovnog 
mit  dem  imperativ  hiebt,  und  die  Note  zu  -^  514  und  545.  Apoll, 
Rh.  IIK  IH  xat  di]  (für  d')  mhijv  ifii  toJa  fiezaq^eciy  oQfiaivav- 

32.  {  2Ö6  ytai  6^  aJUij  VEftaaip^i*  Jf  ttg  tmavcd  ya  ^itot 
muss  umsomehr  für  das  handschnftliche  veinEütS  geschrieben  wer- 
den, weil  ein  solcher  Optativ  nur  in  dem  Fall  im  Relativsatz  steht, 
wenn  im  übergeordneten  Satze  schon  ein  Optativ  vorangeht,  so  dass 
hier  Assimilation  stattündot,  vgl.  die  zu  N  322  genannten  Stellen 
und  außerdem  Tt  386  OiKia  d'  avte  xeIivv  ftij^^Qi  iotfuyix^iv  ijd 

\ogtig  OTT  vi  öl.  Allst  Vesp.  1431  egdtn  rtg  r^v  Sxaatog  iid$ti] 
tix^r^f.  Ebenso  schreibe  man  auch  1^494  xai  d'  akhi^  ve^iEOtp* 
rov  ong  TOiavra  yt  ^di^oi  für  das  handschriftliche  veiniantov  aus 
dem  gleichen  Grunde.  Die  Optattvformen  auf  tpfii  finden  sich  H133, 
n  185.  Soph.  Phil.  895.  Eur.  Hipp.  836.  Pindar  Frg.  57,  1  und  wenn 
bei  Eur.  Ale.  272  o^t^'^roy,  Heracl.585  ttfu[tre,  Plat,  Hep,  III,  4I5B 
yivvipii  und  L»^g.  IX,  860 E  (QitjrtftTE  vorkommt,  so  wird  auch  vifte^ 

I  üi^of  für  das  unhaltbare  i'ifuöäior  keine  zu  kühne  Verbesj^erung  sein. 

33.  I  550  schreibe  ich  Jetzt  mit  8  Handschr.  d^vetoy  di  fiüt 
\  ofq^  ivxrrjiideg  haJQfu  ,.,.  ioaav  statt  d*  ffini,  weil  hier  der 
r  Gegensatz  zwischen  Odysseus  und  seinen  Genossen  nicht  hervortritt, 
i  »owie  auch  A*  451  mit  den  besten  Handschr,  atSotfjg  rxiQ^g  onög 

htXvovt  iv  öi  ^ioi  avT^  aTr^&eai  /ra JUUrcn  Tj^öq  und  nicht  d'  ifioi 
I  aus  dem  gleichen  Grund  geschrieben  werden  muss,  vgl.  die  Note  da- 
I  selbst  und  die  Stellen  Hom.  Unt  S.  279.  o  465  schreibe  ich  gleich* 

falls  mit  8  Randscbr.  wenn  auch  nicht  den  besten  r}  öi  fte  x^^i^*» 
Ja  io^uav  i^fj$  ß'vqa^e,  nicht  d'  k^ui  und  dasselbe  in  dem 
chen  Fall  ^c  33  t)  d^'  /i£  X^^Q^^  i'jLoiaa  tpiXioy  ano  vm<piy  htai* 
r^y  ffir«  ebenfalls  mit  8  Üandscbr.  trotz  der  gegentheiligen  ßemer- 
1  ImDg  des  SchoK  H.  dvridiaCTaXttififi  fj  i^ii^  denn  auch  hier  handelt 
)  «s  sieh  um  keinen  Gegensatz  oder  die  besondere  Hervorhebong  einer 

Person,  o  317  betone  man  jtiera  aquoiv  entgegen  dem  Bchol.  Q 

Vind,  133  f  ^  üipiüiv  og^orovr^iov  xalfrigd/roXrTor  ovcar^  denn 


908  Miscell&neen.  Von  /.  La  Boche. 

das  Pronomen  der  dritten  Person  wird  nur  dann  betont,  wenn  es  re-. 
flexiy  gebraucht  wird  und  die  Regel  der  Aristarcheer,  dass  es  betont 
werde ,  wenn  es  mit  einer  Präposition  verbunden  sei,  ist  unrichtig 
und  wird  von  Stellen  wie  (2>  174  akz  iTtioX  ^B^iadg,,  H403  t6- 
TQamo  7tQ<  g  id^v  ol,  B  93  /A€Ta  de  atpiOiv  oaaa  dedrjet  (vgl. 
^  2)  über  den  Haufen  geworfen.  Auch  noch  an  anderen  Stellen  findet 
$sich  die  enklitische  Form  des  persönlichen  Pronomens  in  Verbindung 
mit  einer  Präposition:  tt^o^  ^cSoph.  Ai.  192.  Plat.  Theaet.  151  C. 
Dem.  40,  43.  TtQog  fxiv  Theokr.  25,  60.  So  würde, ich  jetzt  auch 
schreiben Ä 63  &€a)  fÄevaaavvignnäTbi2  dficpl  di  /ä  rjyeQi-d'oyvo 
evnXoyianideglAxaLai  mit  CES  und  nicht  mit  den  übrigen  d'  efi. 
34.  a  420.  Die  Schreibweise  zhv  ^elvov  6  a  kcS/Aev,  welche 
sich  fast  in  allen  Handschr.  findet  (nur  DM  d*  iwiAev.  NQV  d 'cico- 
fjL€v)f  ist  wieder  herzustellen,  denn  der  einzige  Grund,  welcher  die 
Änderung  rechtfertigen  könnte,  die  Unzulässigkeit  des  Hiatus,  kann 
hier  nicht  geltend  gemacht  werden,  vgl.  B  165,  181  fit^di  k'a  (Bkk. 
lATjöi  T^),  0428  vaii  ^t3(Var.  vwiv),  P  16  zw  lae  ea.  X  339  fir;  fia 
i'a.  Wli  novafxolo  iwaiv.  <J805  ov  ^iv  ö"  ovöe  iwai.  x536  fiijdi 
iäv.  d  14r4r  ij  ea  iv  (.iByaQ(i).  S'  509  ?J  iaav.  Der  Hiatus  nach  der 
ersten  Kürze  des  zweiten  Fußes  findet  sich  auch  B  8  ßaax  T^t  olle 
oveiQ€.  i'46  rj  Toioaöe  iwv,  ferner  J  542.  E  118.  Z  244.  O  71. 
T288.  ^263.  480.  fl  696.  y480.  £287.  |450.  7r2.Tl85.  W351. 

35.  V  382     Tovg  ^aivovg  iv  rril  noivxlritdi  ßakovteg 

ig  2ixilovg  n^/uipcafxev,  o&ev  xi  tot  ä^cov  älq>otv 

ist  die  Schreibweise,  welche  man  beinahe  in  allen  Ausgaben  findet, 
nach  einer  Emendation  von  Dindorf,  der  das  handschriftliche  ak- 
q>oi  beseitigte.  Dieses  wird  aber  nicht  nur  durch  die  Übereinstim- 
mung der  Handschriften  gestützt,  sondern  auch  durch  zwei  Scho- 
liennotizen,  aXq>OL :  a^iav  evqoi  Tiptjv  fj  rtiv  ^eviov  ngäaig  Schol. 
B  Vind.  56  und  a^iav  xi^r^v  tvQrfioi  Schol.  Vind.  133.  Diese 
Schi'eibart  haben  Düntzer  und  Nauck  beibehalten,  damit  aber  die  ver- 
dorbene Stelle  nicht  geheilt.  Bergk,  welcher  in  der  Note  zu  Theog- 
nis  vs.  52  über  diese  ungewöhnlichen  Optativformen  gehandelt  hat, 
will  882  ganz  beseitigen,  so  dass  der  Vorschlag  bloß  den  Theokly- 
menos  betreffe,  allein  das  richtige  hat,  wie  ich  nachträglich  sehe, 
bereits  Düntzer  vorgeschlagen,  nämlich  die  Änderung  von  xovg  ^si- 
vovg  in  vov  ^elvov  mit  Verlängerung  des  kurzen  öv  in  der  Trithe- 
mimeres,  wozu  ich  in  dieser  Zeitschrift  1871  S.  405  nachstehende 
Beispiele  beigebracht  habe.  J  27.  Kl.A  474.  N  558.  2  238.  591. 
X198.ß  569.  /?  41.  d 531.  6  266.  o  104. 123.  ^35.  i;374.<p224. 
%  499.  Übrigens  scheint  die  Änderung  in  den  Plural  schon  alt  zu 
sein,  wie  sich  aus  Schol.  B.  Vind.  56  ergibt. 

36.  V' 649     .   .   .   .^  .   . ovdi  a^  l^e^oi 

Tt/birjg,  rjg  %i  ix    totxh  TtTt/uija&M  fxex*  Id^^aioTg. 

Das  ist  nicht  das  einzige  Beispiel  einer  solchen  Attraction  bei  Homer, 
es  findet  sich  ein  zweites  w  30  zi/xfjgaTiovrjfÄevog,  r^g  nsQ  avaaaeg. 
Aber  auch  bei  Späteren  kommt  der  von  einem  vorausgehenden  Ge- 
netiv attrahierte  Genetiv  des  Relativpronomens  an  Stelle  eines  Acca- 


Zn  Arlat.  Ljt.  816  f.  Von  Ä  Baar. 


ÖO^ 


ealivs  Oller  Dativs  oicht  häufig  vor:  Arist.  Flui.  1044  takaiv  iyd 
tf^g  vßQ€og,  fjg  vß^iXo^iCct,  1128  otfjot  rijc  xwi^^,  lyc  iyw  xatt]' 
abiov*  1130  G7iiÄyxviov  t€  ^egfiiop,  wp  fytj  xctzr^aSiop,  Plat. 
Rep.  III»  408  A  ix  tov  igaiftatog,  ov  o  Uüvdaqog  tßaX^v.  Rep. 
ni,  413  E  mXa^  ftmaixfjg,  iyc  ifioy^avev,  Phaedon  70  A  anr^X- 
laypiht]  toirtiav  twv  xaxttii-»  lov  av  vvp  dirki^eg*  Lysias  13,  74 
Tifiw^^aaaO^ai  vnig  tr^g  (pi'yijgt  tjg  ai%oi  dfpvyov.  Dem.  40,  34 
avtl  %ov  oyo/navog,  ov  i^^o  avttp  o  TrcrriJ^.  Aelian  Var-  Hiet. 
XIII.  10  xctTadoiXii(J€iog,  fjg  idovAtjjaavto,  Diodor  XI,  83  ^attßf 
fjg  hUiflt  Tovg  Botiatovg, 

Linz.  J.  La  Boche. 


Zu  AristopL  Vög.  488  ff. 

Kocks  Vermaihun^,  dass  Im  Verse  491  statt  i  no6rjaafĀvoi  zu 
lesezi  sei  dnoövaoyweg^  verdient  immerhin  eine  ausfiihrlichere  Wider- 
legung, da  sie  für  den  ersten  Moment  bestechend  ist  und  vom  Ut^ 
hoher,  der  sie  in  den  Text  aufnimmt,  für  sicher  gehalten  zu  werden 
scheint.  Auch  Meineke  und  neulich  Blandes  (Halis  Sax.  1882)  bil- 
ligen die  Änderung.  Und  doch  ist  dLeselbe  unzulässig.  Mit  anoäv- 
öovisg  wflrde  nämlich  gesagt,  dass  auch  die  Diebe  heim  Hahnen- 
schrei in  der  Frühe  (vSfior  oqD^qiov  489)  auf  ßaub  ausgehen.  Da 
nun  Euelpides  die  Behauptung  seines  Gefährten  durch  ein  selbst  er- 
lebtes Abenteuer  bestätigen  will,  so  müsste  im  folgenden  von  einem 
in  der  Morgenfrühe  verübten  Diebstahle  die  Rode  sein,  während 
Euelpides  bei  Einbrach  der  Nacht  (496  ff.)  seines  Rockes  he 
raubt  wird. 

An  der  Vulgata  dagegen  Ist  nichts  auszusetzen.  Beim  Morgen» 
schrei  des  Hahnes  gehen  die  Handwerker  an  ihre  Arbeit  (489—491). 
Ebenso  erheben  sich  auch  die,  welche  einen  Ausgang,  eine  Reise  vor- 
haben, trotzdem  es  noch  stockfinster  ist  {vno3tjaaf4€ynt  tr/.iwQ  be- 
zieht sich  auf  alle  vorher  genannten).  Nun  sagt  Euelpides,  dass  auch 
er  ein  Lied  davon  singen  kOnne,  da  er  durch  Schuld  des  Hahnen- 
schreies um  sein  Kleid  gekommen  sei«  Er  sei  einmal  zu  einer  Kind- 
taufe geladen  aus  Halimus  in  die  Stadt  gekommen,  habe  sich>bor, 
ehe  noch  der  eigentliche  Festschmaus  begann,  so  bezecht,  dasd  er, 
als  der  Hahn  am  Abend  krähte,  in  der  Meinung,  es  sei  Morgen, 
sich  auf  den  Heimweg  machte.  Kaum  zum  Thore  draußen  sei  er  von 
einem  Diebe  Oherfallen  und  seines  Rockes  beraubt  worden. 

Auch  gehen  die  Kleidordiebe  nicht  erst  am  Morgen  an  ihr 
Handwerk,  vielmehr  ist  dies  ein  yvKtB^tvov  eQynv  Acharn.  1162  ff. 
So  treibt  ancb  der  Kleiderdi<*b  Orestes  (\^ög.  1491)  des  Nacht«  (vi* 
xtutg)  sein  Unwesen.  Vgl,  aocHEkklos.  Ö68:  ov6'  anoivaova*  a^ 
rdJK  rvxiuy, 

06 rt*  A.  Baar* 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 


Prolegomena  ad  papyrorum  graecomm  novam  coUeotionem 
646ndam.  Ad  sommos  in  phUosophia  honores  ab  amplissimo  philo- 
8£pborani  Vindobonensiam  ordine  rite  impetrandos  scripsit  Garolna 
Wessely,  Vindobonensis.  Insant  disqaisitioiies  palaeographicae  an- 
tiquariae  diplomatioae  metroloeicae  cbronologicae  interpretationeaqne 
Donnallonun  papjroram.  Yindobonae  MDCGCLXXXIiL  äomptibas 
et  typlB  Carob  Gerold  fillL 

Während  die  Mehrzahl  der  bisher  bekannten  Papyras  ans  der 
Ftolemäerzeit  herrührt,  führt  nos  der  große  Fand  aus  dem  Fajnnii 
der  uns  neben  arabischen  und  koptischen  mehrere  hundert  grie- 
chischer Papyrus  geliefert  hat,  mit  einzelnen  Ausnahmen  in  das 
sechste  und  siebente  Jahrhundert  n.  Chr.,  zu  den  Ausläufern  des 
Grjechenthums  io  Ägypten.  Was  diesem  großartigen  Funde  seine  be- 
sondere Wichtigkeit  verleiht  ist  der  umstand,  dass  diese  Papyrus 
derselben  Periode  angehören  und  wenn  auch  in  grundverschiedenen 
Sprachen  geschrieben,  dennoch  in  der  erwünschtesten  Weise  sich 
gegenseitig  ergänzen ,  so  dass  wir  an  der  Hand  derselben  das  ge- 
sammte  innere  Leben  Ägyptens  in  den  Jahrhunderten  unmittelbar 
vor  und  nach  dem  Einbrüche  der  Araber  darzustellen  im  Stande  sind. 
So  stellen  sich  die  Fajumer  Papyrus  als  geschlossenes  Ganze  den 
griechisch -demotischen  der  Ptolemäei-zeit  zur  Seite,  die  zum  größeren 
Theile  an  den  merkwürdigen  Hermiasprocess  anknüpfen.  Einem  ver- 
gleichenden Studium  beider  Gruppen  bleibt  es  vorbehalten  den  Ein- 
fluss  festzustellen,  den  der  Hellenismus,  das  römische  Weltreich, 
das  Ghristenthum  und  der  Muhammedanismus  nach  einander  auf  die 
Umformung  der  uralten  Einrichtungen  der  Pharaonenzeit  genommen 
haben ,  die  trotz  aller  fremden  Zuthaten ,  weil  auf  die  eigenartige 
Natur  des  Landes  begründet,  stets  die  Grundlage  bildeten. 

Die  vorliegende  Arbeit,  die  sich  selbst  als  Prolegomena  gibt, 
gewährt  uns  einen  vorläufigen  Einblick  in  den  Lihalt  und  die  Art 
der  griechischen  Papyrus,  deren  Einsichtnahme  und  Benützung  der 
Hr.  Verf.  Prof.  Hartel  verdankt  (S.  5).  Dazu  kommen  noch  Mit- 


IL  W&sely,  l^TfiV^msrL%  »d  pepjtünnn  ete*,  togn.  r.   /.  KtM^    W% 

tbeiluDgefi  äus  griecbisch-arabiscben  Papyrus,  die  auf  Prof.  Kara* 
bacek  zurückgehen  (S,  17,  46,  47  A). 

Die  eiDleitenden  BemerkuDgea  besprechen  die  vorbaudeoen 
Papyrus  und  iheUen  sie  in  drei  groBe  Gruppen,  in  die  der  Ptolemäer* 
zeit,  der  Bdmerzeit  und  der  Byzantiner.  Verschwindend  wenig  ist 
una  von  der  mittleren  Gruppe  erbalten.  Dann  folgen  AusfQbrangen 
Qber  den  Papyrus  und  dessen  Farbe,  über  Tinte  und  Schrift  (S.  1  bis 
10).  Hierauf  wird  auf  Grundlage  der  bekannten  Literatur  der  Zu- 
stand Ägyptens  in  der  römischen  Kaiserzeit  und  auch  unter  den 
Arabern  dargestellt  (S.  11 — 21).  In  einem  dritten  Abschnitte  ver- 
sQCht  der  Hr.  Verf.  das  Formulare  der  Urkunden  zu  eruieren,  gibt 
auf  Grund  desselben  Ergänzungen  verschiedener  Papyrusfragmente 
und  macht  auf  Analogien  zwischen  den  demotischen  Papyrus  der 
Ptolemäerzett  und  den  Urkunden  des  sechsten  und  siebenten  Jahr- 
hunderts aufmerksam  (S.  22 — 41).  Untersuchungen  numismatischer 
und  chronologischer  Natur,  vor  allem  über  das  in  den  Urkunden  so 
häufig  vorkommende  yUQfiaTog  x^Qona  und  die  Indictionenzählung 
in  Ägypten  schließen  sich  an  (S.  42—50).  Am  wesentlichsten  ist 
der  letzte  Abschnitt ,  welcher  drei  Papyrus ,  von  denen  zwei  aus  der 
Zeit  des  Kaisers  Heraklios  sind ,  in  Trans scription  wiedergibt  und 
erläutert  (3.  50 — 61).  Die  der  Arbeit  beigegebene,  von  H.  Wessely 
selbst  autographierte  Tafel  gibt  uns  eine  sehr  willkommene  Schrift- 
probe  und  gestattet  es  zugleich,  wenigstens  bei  zwei  Papyrus  die 
Lesungen  des  Hrn.  Yerts  zu  prüfen.  Den  Schluss  bildet  eine  Unter- 
suchung der  orthographischen  Eigenthümllchkeiten  dieser  Papyrus^ 
welche  für  die  Aussprache  des  Griechischen  in  Ägypten,  speciell  im 
Fajum  von  Wichtigkeit  sind  (S.  62 — 65).  Der  reichhaltige  Index 
erleichtert  sehr  wesentlich  die  Benützung  der  vorliegenden  Schrift. 

Dank  der  zahlreichen  Papyrus,  die  der  Hr.  Yorf  einsehen  und 
studieren  konnte,  hat  er  sich  eine  große  Sicherheit  und  Fertigkeit  im 
Lesen  der  Urkunden  dieser  Epoche  erworben  und  es  war  ihm  m()gUch 
eine  Reihe  früherer  Lesungen  namentlich  der  bekannten  Pariser 
Papyrus  des  Aui'olios  Pachymios  richtig  zu  stellen  (S.  24  ü^  und  in 
den  sachlichen  Ausführungen  eine  Reihe  früherer  Ansichten  theils  zu 
modificieren»  theils  durch  neue  Beispiele  zu  belegen.  Eine  Reihe  von 
Ämtern,  die  uns  schon  bekannt  w^iren,  findet  sich  in  den  Papyrus  wieder, 
neu  ist  hinzugekommen  der  o/ig>[odo^x';$]  (S.  1  -).  Bas  Vorkommen  des 
arsinoitischen  und  oxyrynchitischen  Nomos  —  der  thinitische  findet 
sich  in  den  Berliner  Papyrus  —  bezeugt  die  Fortdauer  der  alten  Ein- 
theiluüg  dos  Landes  (S.  14).  Am  ausfuhrlichsten  unterrichten  uns 
natiirlich  die  Papyrus  Aber  den  Nomos  Arsinoites,  die  Fundstätte 
dieser  Urkunden,  aus  desaen  ägyptischer  Bezeichnung  Ph-iom  (das 
Meer)  das  arabische  Fajum  entstanden  ist.  Wir  lernen  sogar  die 
Mamen  verschiedener  Slraßon  der  Hauptstadt  ^^^tvottmy  nohg 
kennen  (S.  20),  ähnlich  wie  dies  durch  die  demotisch-griecbischen 
Papyrus  für  Theben  der  Fall  ist.  Wie  in  den  letzteren  und  wie  noch 
heuUnUge,  so  werden  der  gr(}ßeren  Vorsicht  halber  auch  in  den 
Pajumer  Urkunden  die  Beträge  in  Ziffern  und  Buchstaben  ausgedi^ckt 


906    K.  Wessely,  Prolegomena  ad  papyrornm  ete.,  angez.  ▼.  J.  AwH. 

(S.  55)  und  man  ermangelt  nicht  bei  den  Münzen  anzngeben,  ob  sie 
aus  reinem  Golde  (joßQv^ov)  oder  aber  abgerieben  {^vftagd)  waren« 
Eine  Reihe  derartiger  Zns&tze,  für  welche  Abkürzungen  im  Gtobraache 
waren,  hat  der  Hr.  Verf.  durch  Yergleichung  verschiedener  Urkunden 
(S.  45)  festgestellt.  Die  zweimalige  Angabe  der  Beträge  in  Züfem 
und  Buchstaben  hat  ihn  zur  Emierung  mancher  „Siegel''  für  die 
Theile  der  Einheit  geführt  (S.  46).  Das  bei  der  Bezeichnung  der 
Brüche  befolgte  Princip  (z.  B.  %  wird  durch  '/lo  +  V«  atisgedrückt) 
ist  übrigens  nicht  neu,  sondern  wird  schon  in  altägjptischen  Texten 
angewendet.  Weii;yoll  ist  endlich  die  Mittheilnng  verschiedener 
Datierungen ,  einerseits  nach  Begierungsjahren  der  Kaiser  und  dem 
Indictionscyclusy  anderseits  nach  der  Ära  des  Diocietianos  und  der 
von  Erschaffung  der  Welt  (S.  18  und  19).  In  der  Zusammenstellung 
der  Datierungen  nach  Begierungsjahren  und  Indictionscyclus  (S.  18) 
hat  sich  ein  sinnstörender  Druckfehler  eingeschlichen ,  es  soll  statt 
„Mauricii  anni  XTV**  vielmehr  heißen  „anni  XVII.**  Wir  vermissen 
ferner  in  derselben  eine  Angabe  der  Monatsdaten,  an  denen  die  be- 
treffenden Urkunden  ausgestellt  wurden.  Denn  dass  es  gar  nicht 
gleichgiltig  ist,  ob  die  letzteren  vom  Mesori  oder  Paophi  datiert 
sind,  zeigt  am  besten  das  S.  36  (B.  XII)  mitgetheilte  Protokoll  aus 
der  Zeit  des  Phokas ,  auf  dessen  chronologische  Wichtigkeit  der  Hr. 
Verf.  nicht  aufmerksam  geworden  ist.  Sonderbar  nimmt  es  sich 
endlich  aus,  wenn  der  Hr.  Verf.  (S.  19)  die  Datierung  ivovg  Jio- 
%krj[tiavov  Ttß  (312)  verzeichnet  und  dazu  bemerkt  „quibus  rebus 
respectis  ingeniosam  illam  coniecturam  Letronnii  recte  se  habere  in- 
tellexi^ ;  denn  stünde  die  Ziffer  r  in  mß  fest  —  was ,  wie  in  An- 
merkung 10  bemerkt  wird ,  nicht  der  Fall  ist  —  so  wäre  im  Gegen- 
theile  der  Beweis  der  üuhaltbarkeit  der  Hypothese  von  Letronne  ge- 
liefert ,  nach  der  erst  nach  dem  Einfalle  der  Araber  in  Ägypten  die 
diocletianische  Ära  im  bürgerlichen  Gebrauche  der  Kopten  aufkam. 
So  lange  sich  der  Hr.  Verf.  auf  eine  einfache  Mittheilung 
dessen  beschränkt,  was  er  in  den  Papyrus  gelesen  hat,  kann  er  auf 
allgemeinen  Beifall  rechnen.  Weniger  glücklich  ist  er  dagegen  dort, 
wo  er  an  die  Aufstellung  von  neuen  Hypothesen  vor  allem  chrono- 
logischer und  metrologischer  Natur  sich  heranwagt  und  Gebiete  be- 
tritt ,  auf  denen  er  nicht  gleich  heimisch  ist.  Die  Haltlosigkeit  der 
von  dem  Hrn.  Verf.  aufgebrachten  Hypothese ,  nach  der  in  den  ein- 
zelnen Theilen  Ägyptens  verschiedene  Arten  von  Indictionen  be- 
standen, die  in  den  Papyrus  angeblich  als  arsinoitische ,  thinitische, 
thebanische  usw.  bezeichnet  werden  (S.  49  fi.  S.  40  A.  25)  wird  von 
Hrn.  Prof.  Hartel  zugleich  mit  der  Publication  und  Erklärung  des 
großen  Fajumer  Papyrus  aus  dem  Ende  des  fünften  Jahrhunderts 
im  ersten  Hefte  desV.  Bandes  der  Wiener  Studien  dargethan;  über  die 
metrologischen  Aufstellungen  wird  sich  Hr.  Prof.  Karabacek  dem- 
nächstäußern. Aus  der  Bemerkung  r^g  jtOQOvarjg  ixTjyg  IvdixTidSvog, 
welche  sich  im  Papyrus  vom  15.  Payni  des  achten  Jahres  des  Kaisers 
Heraklios  findet,  schließt  der  Hr.  Verf.,  die  sechste  Indiction  habe 


f.  Wesseitfj  Proleg'oiDüQa  ad  papyrt»rain  etc ,  angcz*  t.  /.  Krall    0(l7 

am  15.  PajDi  «elhst  ihr  Ende  genommen,  er  statotert  für  ein  anderes 
Jahr  ©inen  Indictionsanfaog  vom  13.  Epiphi,  für  das  Jahr  487  einen 
aolchen  vom  22.  (oder  28.)  Pachon  i,S.  48  A,  34).  Dem  ge^enQber 
genügt  es  auf  eine  schon  von  Ideler  <Haadb.  der  Chron.  11  360)  an- 
geführte Inschrift  vom  H.  August  522  n.  Chr.  zu  verweisen,  welche 
ebenfalls  di&  Bemerkung  hat:  In  ßne  Ind.  XV.  Der  Hr.  Vorf.  wird 
doch  wohl  nicht  auch  hier  ein  Indictionsende  vom  IL  Angast  sta- 
tuieren und  daran  tweifeln  wollen ,  dass  hier  der  Indictionsanfang 
vom  1.  September  gemeint  sei.  Wenn  er  ferner  zur  Stütze  des  In- 
dictionsanfanges  beiiehungsweise  -endes  vom  15.  Payni  bemerkt 
(S.  50,  A  36):  ^Qui  factum  eit,  ut  mensi&Paym  dies  XVtanti  fuerit 
lüonienti,  collato  Coptitai-nm  calendario  intellegitar ;  dies  eaira  XV. 
mensis  Payni  est  solstitii  dies**,  so  ist  dies  trotz  der  Ci täte  unrichtig. 
Der  15.  Payni  aleiandriniseh  entspricht  dem  9.  Juni  jalianisrh,  also 
für  das  neunzehnte  Jahrhundert  dem  21*  Juni  gregorianisch,  dem 
Tage  der  Sommersonnenwende.  Für  unser  Jahrhundert  ist  die  Sache 
sonach  ganz  richtig,  anders  standen  freilich  die  Dinge  im  sechsten 
Jahrhundert  n.  Chr.  Damals  entsprach  der  15.  Payni  d,  h.  der 
9.  Juni  jul,  bei  weitem  nicht  dem  Tage  der  Sonnenwende,  dieselbe 
fiel  vielmehr  zor  Zeit  des  Concils  von  Nicäa  (325  n.  Chr,)  auf  den 
22.  Juni  jul.  also  in  den  Jahrhunderten,  in  denen  unsere  Papyrus 
geschrieben  wurden»  anf  den  18.  oder  19.  Juni  jul.  Der  Hr.  Verf* 
hat  eben  vergessen»  dass  im  julianischen  Jahre  (also  auch  im  alo- 
xandrinischen)  die  Jahrpunkte  alle  128  Jahre  um  einen  Tag  zurück« 
weichen  und  den  Unterschied  zwischen  dem  julianischen  und  grego- 
rianischen Jahre  nicht  beachtet.  Wir  können  endlich  nicht  einsehen, 
wie  durch  die  Aufstellungen  des  Hrn.  Verf.s  die  Schwierigkeiten, 
welche  sowohl  Schmidt  bei  den  Berliner  als  auch  Brunet  de  Presle 
hei  den  Pariser  Papyrus  entgegengetreten  waren ,  gehoben  werden. 
Trotz  des  Satzes  sonach  ^hac  igitur  ratione  tollenda  esse  videntur, 
qoae  vires  doctos  vexarunt^  (S.  50)  wii^  man  doch  wohl  noch  immer 
entweder  bei  der  Angabe  des  Parisinus  Nr.  21 

Ifoiv  IrtTaxmitJtiiTCV  isttttf  i^  tqdfi^  twi, 

oder  aber  bei  der  des  Parisinus  Nr.  20^ 

einen  Irrthum  anzunehmen  haben,  denn  daran  ist  nicht  zu  denken» 
daas  mit  dem  20.  Epiphi  das  achtzehnte  Jahr  des  Kaisers  MaarLkios 
begonnen  habe. 

Die  erste  der  drei  von  dem  Hrn.  Verf.  transacribierten  und 
commentlerten  Urkunden  ans  dem  achten  Jahre  des  Kaii^ers  Horaklioa 
(S,  50  fl.)  enthilt  einen  &[iethacontract  Über  einen  Kaum  (tof^ag) 
zwischen  Aurttios  Menas  als  Miether  und  Aurelia  Euphemia  als  Yer- 
mietherin,  zum  Preiäo  von  vierzehn  xiQQua  iUra  jährlich.  Wie  in 
den  alte  '  'sehen  Urkunden  wird  die  Lage  des  Baumes  gana 
genau  b>  i  und  bemerkt,  dass  der  tonog  im  zweiten  Stocka 

(ly  Tj  cJei  *^(i^  <J«*j'iy)  lag.   Donn  so  ist  mit  Hartel  die  Stelle  anfzn- 
fassen,  da  die  von  dem  Hrn.  Verf.  ursprünglich  vorgeschlagene  An* 
a«iii«kr(n  f.  4.  Ulm.  Ofu.  i$a.  xii.  s«n*  58 


908    JSl.  Wessely,  Prolegomena  ad  papyrorum  etc.,  angex.  y.  J.  Krau. 

sieht,  die  schon  durch  ihre  Compliciertheit  sich  nicht  besonders 
empfiehlt,  an  der  ausdrücklichen  authentischen  Eintragung  auf  der 
Bückseite  des  Papyrus,  welche  von  einem  Baume  {totvov  evog) 
spricht,  scheitert.  Mehrstöckige  Häuser  gab  es  zudem  in  Ägypten 
genug,  ich  erinnere  nur  an  die  Tqioxeyog  olxla  des  Parisinus  Nr.  21 
1.  19.  Ob  der  Miether  Anrelios  Menas  in  der  That  ein  [yrfo^t^cvg, 
wie  der  Hr.  Verf.  will  (S.  53)  oder  ein  [yv]aq)evg  war ,  lässt  sich 
vorläufig  mit  Bestimmtheit  nicht  behaupten,  bei  dem  auch  S.  63 
hervorgehobenen  Wechsel  von  x  und  y  ist  das :  Hoc  enim  vocabali 
xvaq>evg  forma  utebantur  Aegyptii  (S.  37.  A  21)  nicht  durch- 
schlagend. 

Der  Miether  Aurelios  Menas  wird  als  t%og  ovavaqQLOv  be- 
zeichnet. Dieser  in  den  Urkunden  sehr  häufig  vorkommende  Name 
Uenaphrios  veranlasst  den  Hrn.  Verf.  zu  folgender  Bemerkung: 
Jam  facilis  est  coniectura  hos  Aurelios  fuisse  Bomanos  Venafro  pro- 
fectos  (S.  53)  und  im  Index  führt  er  geradezu  eine  Venafriorum  gens 
(S.  80)  an.  Wir  können  diese  kühne  Annahme  nicht  billigen.  Der 
fragliche  Name  entspricht  dem,  schon  in  den  hieroglyphischen,  dann 
in  den  demotischen  und  koptischen  Texten  sehr  häufig  vorkommenden 
Personennamen  üen-nofre,  dem  bekannten  Beinamen  des  Osiris.  Es 
ist  wegen  der  genaueren  Fassung  des  Namens  von  Wichtigkeit  zn 
wissen,  welcher  koptische  Dialect  im  Fajum  gesprochen  wurde. 
Wir  können  schon  hier  constatieren,  dass  die  Aufstellungen  von 
Stern  über  den  koptischen  Dialect,  den  man  als  baschmurisch  zu  be- 
zeichnen pflegte,  und  den  er  vielmehr  als  mittel  ägyptisch  in  Ansprach 
nahm,  durch  sämmtlicho  koptische  Urkunden  aus  dem  Fajum,  die 
wir  bisher  einsehen  konnten,  glänzend  bestätigt  wird.  Eine  der  Eigen- 
thümlichkeiten  des  mittelägyptischen  Dialectes  ist  es,  a  füi-  ein  sahi- 
disches  o  zu  setzen ;  im  Fajum  sagte  man  sonach  nicht  nofre  sondern 
correct  nafre ,  und  darum  Uen-nafre.  So  wird  in  der  That  der  Name 
einmal  bei  Zoega  S.  565,  3  geschrieben.  Die  Form  Ov€vaq>Qiog  ist 
sonach  ganz  correctes  Fajumer  Griechisch.  Darüber,  dass  ein  Grieche 
einen  koptischen  Namen  trug ,  braucht  man ,  da  dies  etwas  ganz  ge- 
wöhnliches war,  kein  Wort  zu  verlieren. 

Wenn  der  Hr.  Verf.  dai-an  erinnert  (S.  19),  dass,  trotzdem 
das  Christenthum  schon  im  ersten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung 
in  Ägypten  Eingang  gefunden  hatte,  noch  im  Jahre  560  (besser  um 
das  Jahr  560)  ^Isidis  mysteria  habita  esse  constat'  und  dazu  ans 
einem  Papyrus  von  dem  Ende  des  sechsten ,  Anfang  des  siebenten 
Jahrhunderts  die  Stelle  ojvofia^ofiai  nayavog  mit  der  Bemerkung 
citiert,  summi  sane  momenti  sunt,  so  mischt  er  Dinge  untereinander, 
die  in  keiner  Beziehung  zu  einander  stehen.  Wenn  an  den  Grenzen 
des  oströmischen  Beiches  in  Philae  der  Cult  der  Isis  noch  in  der 
ersten  Hälfte  des  sechsten  Jahrhunderts  geduldet  wurde,  so  geschah 
dies  nur  als  Concession  für  die  Blemmyer,  welche  weder  auf  fried- 
lichem Wege  durch  das  Christenthum  noch  durch  die  Gewalt  der 
iVaffon  zu  bezwingen    gewesen   waren.    Im  Fajum  kann   natürlich 


L,  3füUcr,  Q.  Horati  Flacct  CurmlnÄ,  angoi.  Ton  X  Zin^erte.    OOB 

^Tuu  UeidoD  zumal  am  Aiu^ange  dos  sechsten  Jahrhunderts  keiüe  Eedü 

ein.  Wir  haben  überhaupt  hier  nicht  an  pagauufl  sonderu   an  ^ta- 

xpog  zvL  denken,  welches  Wort  bei  Suidas  als  aat^atevrogt  hm 

Ifchios  aU  löuüttj^;^  a(p^r   erklärt  wird,   und   als  Narao    von 

bulgarischen   Fürsten  (Corpus  Inscr,  Gr,  IV  8691)  ünä  von 

topteo  geführt  wurde.  Ferner  möchte  ich  die  Namen  A'ßi;JLnnd  Wafio, 

Jdie  (S.  66)  aüö  dem  arabischen  erklärt  werden  ix^r^l  vog  gic  V'a/40) 

^och  noch  als  koptisch  beziehungsweise  gncchisch  in  Anspruch  neh- 

[inen.  Der  erstere  Naine,  der  t,  B,  von  koptischen  Diakonen  geführt 

Jinirde  (Z«ioga    10,  8  und  135,  6)  und  auch  im  Corpus  Inscr.  Or. 

^,  8952  sich  findet,  wird  als  Abkürzung  von  M(%ar^  erklärt  und 

|>ei  dem  iweitcn  denkt  man  an  Vdfj/nog,  Waufioig  [Psametikl|. 

Die  Ifnlersuchungeu  des  Herrn  YerL  bewcgon  sich  auf  Ge- 
bieten, auf  denen  sich  verschiedene  sonst  weitabliogende  Wissens- 
Dgci  berühren.  Hier  ist  der  Einzelne  nicht  im  Stande  Alles 
fi'rgchcn.  Als*  einen  kleinen  Nachtrag  von  Agyptologischer  Seit« 
[wollen  wir  unsere  Bemerkungen  und  Ausstellungen  aufgefasst  wissen 
[und  ab  Zeugnis  für  das  Interesse  mit  dem  wir  diose  Arbeit  gelesen 
ITiaben*  Wir  kennen  von  derselben  nicht  Abschied  nehmen»  ohne  un- 
j Freude  darüber  auszusprechen,  dass  ein  gatge^chulterclassiscber 
Jologtf  diesen  jetxt  fast  ganz  brach  liegenden  Gebieten  eich  zu- 
wendet, auf  denen  einst  Pe)Ton  und   Let rönne   so   Großes   geleistet 
baben. 

Wien.  J,  Kr&n. 


Q.  Horati  Flacci  GanDloa.  Oden  und  Kpoden  de^  Hont.  Hit  Aiiiiier> 
kuDf^en  Ton  Lociaj)  Müller.  Giesseo  1682*  J.  Rickeräche  Bachhandl^Hf . 
XVI  ttud  22b  SS, 

Der  Hr,  Vort  reiht  diese  mit  deutscheu  Anmerknngien  ver- 
eheue  Ausgabe  jenen  Hilfabüchern  an,  in  welchen  er  seit  dem 
l&hre  1878  bedeutende  Partien  seiner  bekannten  wissenschaftliclieii 
Forschungen  auch  den  Schülern  und  angeheuden  Philologen  leicht 
IngUch  machen  und  Wmenschaftlichkeit  mit  praktischer  Brauch- 
barkeit Yer binden  wollte.  VVir  haben  dieses  gewiss  anerkennenswerte 
Streben  dei»  Prof.  in  Petersburg  bereits  in  der  Anzeige  seines  ^rei 
netricae  poet.  latin.  gummarium'*»  welches  die  Antäuger  auch  i>o 
Bnd  zu  «einem  gruOeren  Werke  überleitet»  gewürdigt  (vgU  diese 
ehr.  I8>*0.  S  ]Hk\)  und  wolJon  hier  nur  b**itii?/iiri  >  daas  diese 
eizi  vor!  iiusgabe,   welche  den     '  .s^  der  oben- 

|inaunt*^i  1  ieu  soll,  recht  gut  zei:^^  wie  L.  MQJler 

[mnch  hier  von  vorneherein  planmäßig  vorgegangen  ist:  die  früheren 
lilfsbücher  dienen  nun  alle  auch  die^ser  Ausgabe,  es  konnte  in 
richtigen  Fragen  für  das  Nähere  auf  das  nach  weiter  erschienene 
ianl'        '        ^     "       '     T  '         \  auf  das  über  Orthographie 

ind  i  78,  vgK  W.  Uartel  in  dioö. 

»!it»chf.  lio  Biographie  zu 

az  (Ll  I  Ließlicb  eben  durch 

58» 


010    L,  MaUer,  Q.  Horati  Flacci  Carmina,  angez.  yon  A.  Zinf^erle, 

diese  erklärende  Ausgabe  des  Horaz  ein  Versuch  geliefert  werden, 
den  Nutzen  einer  solchen  zusammenhängenden  Sammlung  wissen- 
schaftlich-praktischer und  so  leicht  zugänglicher  Hilfsbflcher  auf 
diesem  Gebiete  und  nach  neuem  Standpunkte  gewissermaßen  noch 
an  einem  interessanten  Beispiele  zu  erproben. 

Freilich  würde  man  dabei  aber  irren,  wenn  man  deswegen  hier 
im  Commentar  —  und  von  diesem  haben  wir  da  nach  dem  ange- 
deuteten Grundplane  der  Ausgabe  zunächst  und  etwas  ausführlicher 
zu  sprechen  —  etwa  auf  vorwiegende  trockene  Citate  mit  nur  wenigen 
nebenhergehenden  sachlichen  Erklärungen  schließen  würde,  wie  der- 
artiges allerdings  bei  ähnlichen  Versuchen  auf  anderen  Gebieten  bis 
in  die  neuere  Zeit  hie  und  da  sich  findet;  der  speciell  in  Betracht 
kommende  Punkt  ist  hier  vielmehr  vor  den  Hinweisen  meist  recht 
präcis  angegeben  und  letztere  sollen,  wie  schon  angedeutet,  nur  vom 
Einzelfalle  zum  Überblicke  der  ganzen  betrefifenden  Partie  überleiten, 
daneben  ist  aber  diese  Methode  mit  den  zahlreichen  anderweitigen 
Bemerkungen ,  die  ihrerseits  Sachliches  sowohl ,  als  neue  beachtens- 
werte Zusammenstellungen  Über  Sprachgebrauch,  Arbeitsmethode, 
Beurtheilung  des  Horaz  usw.  enthalten  (vgl.  z.  B.  S.  1,  7,  12,  16, 
24,  27,  32,  45,  52  u.  dgl.),  im  ganzen  wieder  so  geschickt  ver- 
schmolzen ,  dass  Trockenheit  nie  zum  Durchbrucb  kommt  und  die 
Lust  zum  Nachschlagen  an  den  betreffenden  Stellen  dem  Anfanger 
wohl  fast  durchweg  in  der  angenehmsten  Weise  von  selbst  angeregt 
wird.  Wir  glauben ,  dass  gerade  dieses  auf  dem  in  Bede  stehenden 
Gebiete  hier  in  möglichst  kurzen  Zügen  angedeutete  Verdienst  dem 
gelehrten  Verf.  jeder,  und  wenn  er  etwa  auch  in  einigen  Einzel- 
heiten der  Kritik  oder  Erklärung  abweicht,  zugestehen  wird  and 
hoffen,  dass  auch  diese  Arbeit  in  den  Kreisen,  für  welche  sie  zunächst 
bestimmt  ist,  anregend  wirken  und  zu  gründlichem  Studium  an- 
genehm anleiten  wird.  Dass  manches  jedoch  auch  hier  selbst  den 
Fachgelehrten  noch  speciell  interessieren  dürfte ,  hat  der  Verf.  im 
Vorwort  nicht  mit  Unrecht  bemerkt;  Ref.  möchte  in  dieser  Beziehung 
besonders  auf  dem  Gebiete  des  Commentars  die  schon  angedeuteten 
präcis  zusammenfassenden  Bemerkungen  über  den  Sprachgebrauch 
und  einige  neue  Erklärungsversuche  hervorheben,  von  denen  erstere 
vielfach  sehr  willkommen,  letztere  jedenfalls  immer  anregend  sein 
werden. 

Nach  diesem  Überblicke  und  allgemeinen  Urtheile  über  den 
Commentar  wollen  wir ,  um  unser  Interesse  auch  im  einzelnen  la 
zeigen,  zunächst  noch  ein  paar  Bemerkungen  zu  dem  letztgenannten 
hier  besonders  wichtigen  Theile  und  zwar  der  Kürze  halber  mit 
Bücksicht  auf  das  erste  Buch  der  Carmina  anfügen,  die  vielleicht 
dem  Hrn.  Herausgeber  hie  und  da  für  eine  zweite  Auflage  noch 
einige  Kleinigkeiten  zur  Überlegung  empfehlen  könnten.  Die  hübschen 
kleinen  Einleitungen,  die  wir  bei  einem  großen  Theile  der  Gedichte 
treffen,  würden  wir  auch  bei  einigen  anderen  noch  gerne  sehen  (s.  B. 
bei  gerade  auch  in  neuester  Zeit  wieder  mehr  besprochenen  wie  I,  SS, 


L.  MuUer,  Q   Hgrati  Flaccl  CarmiDa,  anget.  von  A.  ZitigerU,    BU 

Keiler  Epilog.  I,  82  und  dagegen  Mewes  in  d,  Jahresben  das 
phil.  Vereiiiüs  1880,  S,  293  u.  dgl,)  und  ob  sonst,  wo  Näberes  ud- 
nuthig,  nicht  eine  kurze  Oberscbrift  für  Anfänger  recbt  aoregend 
w&re,  könnte  wenigstens  bebeizigt  werden.  Schon  Manchen  schien  in 
der  Nauckschon  Schulausgabe,  welche  der  Hr.  Verf  in  ihrer  Wirkung 
Auf  die  jngendlicben  Gemüther  auch  so  warm  anerkennt  (Yorw. 
p.  VII),  das  letztere  Mittel  keine  ganz  unbedeutende  Bolle  zu  spielen 
(vgL  z,  B.  W,  Hartel  in  dies,  Zeitschr,  1864,  S.  350  f.,  des  Ref,  Be- 
sprechung 1875,  S.  296).  Wflrde  man  hier  etwa  den  Mittelweg  ein- 
Bcblagen  und  passende  Oborschriften  nur  dort  anwenden,  wo  eine 
wirkliche  Einleitung  ubernnsBig^  so  wäre  alles  erreicht  und  auch 
manche  Schwierigkeit  überwunden,  mit  der  Nauck  bei  der  durch- 
gängigen Überschrift  manchmal  aus  naheliegenden  und  besprochenen 
GröDden  zu  kämpfen  hatte.  —  In  orthographlBcfaen  Dingen  fällt  es 
bisweilen  auf,  dass  die  Schreibweise  der  latein.  Wörter  im  Commeütar 
von  der  im  Texte  abweicht  z.  B,  S,  11  inpiaa  —  impiao ,  S.  12  in- 
minente  —  imminente,  S.  15  inbellis  —  imbellis,  S.  28  inmodicae 
—  Lmmodicae,  S.  61  inpotens —  impotens  u,  dgL,  während  sonst 
doch  wieder  (z.  B.  S.  21,  54)  Übereinstimmung  sieb  findet;  auch  bei 
lliDweisen  auf  Werke  anderer  Autoren  könnte,  um  diese  äußerliche 
Kleinigkeit  noch  zu  beröbreu«  mit  Bücksicht  auf  die  doch  auch  vor* 
»chwebeude  Schulausgabe  hie  und  da  die  Gleichmäßigkeit  etwas 
strenger  aufrecht  erhalten  werden;  ao  z.  B.  auch  S,  17  Ovid  metam. 
(statt  einfach  metam.),  wie  es  S,  3,  25  und  57  steht,  oder  S,  35  Virg. 
bucol,  (statt  bucol.),  wie  es  S,  24  steht  u.  dgL  —  Bei  Anmerkungen 
über  Örtlichkeiten  wäre  es  vielleicht  gerade  auch  für  Anfaogerkreise, 
um  das  Interesse  möglichst  allseitig  zu  wecken ,  nicht  ganz  unnütz, 
Tifter  den  heutigen  Namen  oder  die  jetzige  Bezeichnung  der  Gegend 
zwischen  Klammern  beizufügen  z.  B.  S.  3 ;  53.  —  Hie  und  da  könnte 
etwa  auch  noch  in  einer  späteren  Bemerkung  eine  Zurückweisung 
auf  eine  frühere  verwandte  den  Überblick  erleichtern  i,  B.  8,  31 
über  Teucer  vgL  S.  16  zu  I,  7,  21,  oder  eine  frühere  gleich  auch 
mit  Rücksicht  auf  eine  später  anzufügende  ähnlicher  Art  stilisiert 
werden  z.  B.  8.  3,  wo  in  der  Erklärung  zu  sub  Jove  frigido  wohl  auch 
kurz  die  Etymolog^ie  berührt,  auch  die  Phrase  aub  divo  genannt,  statt 
^Gott  des  klaren  Äthers^  vielleicht  besser  ^des  leuchtenden  Himmels 
in  allen  Erscheinungen^  gesetzt  und  dann  gleich  auch  auf  die  Stellen 
S*  42  mit  der  Benierkiuig  über  malus  Juppiter  und  S.  56  über  die 
Etymologie  von  Diespiter  verwiesen  werden  könnte.  —  S.  21  flF.  zu 
Oarm.  10  schiene,  nach  einer  kurzen  Vorbemerkung  über  Hermes* 
Mercarius  vom  vergleichenden  Standpunkte,  sowohl  für  Beurtheüung 
des  Horaxischon  Gedichtes  im  Anschlüsse  an  die  Tielseitiger  ent- 
wickelte Hermesgestalt  (vgl.  Praller  röm.  Myth.'  S.  598»  als  auch 
für  den  Inhalteöberblick  eine  Vervollständigung  der  kurzen 
Angaben  der  grieehiscben  Epitheta  an  den  betreffenden  Stellen  wohl 
nicht  ganz  unnütz,  S.  55  dürft-?  in  der  Anm.  „testudo  für  lyra*  usw. 
etwa  auch  uc^ch  «in  knapper  Hinweis  auf  die  Hermessage  und  den 


912    L,  Müller,  Q.  Horati  Flacci  Carmina.  angez.  von  A,  ZingerU. 

griech.  Ausdruck  x^Atg  Platz  finden.  —  S.  37  bei  Berührung  der 
verschiedenen  Beinamen  des  Bacchus  und  der  diesbezüglichen  Sitte 
auch  noch  kurze  Erwähnung  der  Stelle  Ov.  Met.  IV,  11  ff.  mit  der 
Bemerkung  von  M.  Haupt?  Desgleichen  schiene  dem  Kef.  zur  Anm. 
S.  40  über  intonsus  Cjmthius  nach  anderen  diesbezüglichen  Analogien 
in  der  Ausgabe  das  Citat  Tib.  I,  4,  37  f.  (Solis  aeterna  est  Phoebo 
Bacchoque  iuventa :  Nam  decet  intonsus  crinis  utrumque  deum)  be- 
sonders gut  zu  passen.  Was  übrigens  Parallelstellen  anbelangt,  suchte 
der  erfahrene  Kenner  und  Schulmann  sichtlich  auch  mit  Rücksicht 
auf  den  Zweck  dieser  Ausgabe  die  richtige  Mitte  zu  halten;  hie  und 
da  jedoch  wäre  statt  der  angeführten  wirklich  auch  formell  an- 
klingenden eine  andere  vielleicht  noch  bezeichnender  z.  B.  S.  9  statt 
der  aus  der  Anthologie  angeführten  die  andere  Anth.  445,  10  Bies. 
plus  quam  dimidium  mei ,  hie  und  da  auch  eine  Erinnerung  an  bloß 
ähnlichen  Gedanken  bei  einem  schon  gelesenen  Schulclassiker  für 
Anfanger  doch  noch  der  Beigabe  wert  z.  B.  zur  Anm.  S.  44  frustra 
pius  an  Ov.  Am.  III,  9,  37,  hie  und  da  ist  aber  auch  die  Entscheidung 
in  einer  solchen  Ausgabe  wirklich  schwer ;  es  würden  sich  nnn  z.  B. 
bekanntlich  auch  in  Anmerkungen  wie  S.  29  zu  nisi  ventis  debes 
ludibrium  ähnlich  Stellen  aus  Späteren  für  den  Sprachgebranch  an- 
führen lassen  (z.  B.  Claudian.  VI.  Cons.  Hon.  138),  wie  es  eben  zu 
dimidium  animae  geschehen  u.  dgl.,  aber  solches  würde  hier  im  all- 
gemeinen auch  schon  zu  weit  führen;  Anführung  speciell  späterer 
Nachahmungen ,  die  für  den  Kritiker  und  Literarhistoriker  oft  von 
bedeutendem  Interesse  sind ,  könnte  da  in  ausgedehnterem  Maße  nur 
stören,  für  den  hier  vorliegenden  Zweck  kann  es  sich  in  solchen 
Dingen  in  der  Hauptsache  nur  um  consequente  Auswahl  für  recht 
nothwendige  Erklärung  eines  Gedankens,  Sprachgebrauches  oder 
einer  Phrase  handeln ,  da  können  sich  aber  allerdings  auch ,  wie  an- 
gedeutet, manchmal  die  Grenzen  ziemlich  nahe  berühren. 

Was  sonst  einzelne  Erklärungen  anbelangt,  bei  denen  uns  der 
eine  oder  andere  kleine  Nebengedanke  aufstieg ,  erwähnen  wir  bei- 
spielshalber folgende:  S.  16  zu  Carm.  I,  7,  1  claram  Bhodon,  wo  die 
Commentare  von  jeher  ziemlich  auseinandergehen,  schlägt  der  Hr. 
Herausgeber  mit  einigen  Vorgängern  besonnen  einen  gewissen  Mittel- 
weg ein  und  erwähnt  verschiedene  Gründe  für  das  Epitheton ;  Bef. 
hält  zwar  das  in  einer  solchen  Ausgabe  auch  für  das  Beste,  möchte 
aber  die  Lage  doch  wenigstens  an  die  Spitze  stellen  und  besonders 
betonen,  wie  es  in  neuester  Zeit  nach  Orelli  auch  Schütz  und  Nanck 
gethan;  denn  die  auch  sonst  ziemlich  anklingende  Stelle  Lucans 
Vin,  247  mit  ihrem  claramque  sole  Rhodon  (vgl.  V,  50) ,  die  dies- 
bezüglichen Hervorhebungen  bei  Plinius  (N.  H.  II,  62  Rhodi.  .nnn- 
quam  tanta  nubila  obduci,  ut  non  aliqua  hora  sol  cernatnr)  und 
Strabo  (XIV,  2)  dürften  zusammengehalten  jedenfalls  für  ein  ge- 
wisses Vorwiegen  der  diesbezüglichen  Anschauung  im  Alterthome 
sprechen;  die  von  Obbarius  gegen  eine  Betonung  derselben  an 
unserer  Stelle  angeführten  Verse  beweisen  nichts  (bei  Catnll.  4,  8  ist 


L.  MüUer,  Q.  HoriLti  Flacci  CarminA,  ange«.  tod  A,  Zin{ferl€>    013 

das  Epitheton  nicht  clzira,  sondern  nobüi»  and  im  Scherze  Martials 
Xiy,  B8,  2  idt  Clara  Rhodos  ebensowenig  näher  bestimmt,  als  in  der 
Uorazischen  Ode).  S,  3  zn  1,  1,  20,  wo  in  De«i?rer  Zeil  wohl  die 
Mehrzahl  der  Erklärer  das  partom  solide  demere  de  die  anf  die  meri- 
diatio  bezogt^n  (v^'l.  x,  B.  Ürelli,  Obbarius  schließlich  mit  der  an- 
gegebenen Literatur ,  Nauck ,  SchOtz)»  oder  sich  unbestimmter 
ätjö).»rten  (z,  B.  Dillenburger,  Döntzor) ,  lesen  wir  hier,  wie  ilhnlich 
einst  bei  Mitscherlich,  boetimmt  die  andere  ßiitscheidang:  „Übrigens 
geht  dieser  Vers  nicht  auf  den  Mittags t.chlaf,  sonikrn  auf  das  früh* 
zeitige  Zechen  (de  die  polarem"  Da  nun  aber  zur  ersteren  Auffassung 
wfdil  nicht  nur  das  Wort  stnitus  fülirte,  worauf  Orelli  aufmerksam 
macht ,  oder  die  gewöhnlich  citierte  Stelle  aus  Varro  RR.  1 ,  2 ,  5, 
sondern  zugleich,  wie  ich  glaube,  unwillkürlich  auch  der  Ausdruck 
ad  aquae  lene  eapot  sacrae,  wo  lene  natürlich  allgemein  durch  ^sanft 
rauschend**  erklärt  werden  muss,  und  nun  die  Erinneruug  an  die 
mancherlei  Stellen  von  der  Fürdeniag  dos  Schlafes  durch  das  trau- 
liche Murmeln  des  Wasi^ers  nahe  lag-,  so  schiene  es  bei  Annahme  dt*r 
anderen  Erklärung  wenigstens  nicht  überfifts^sig,  auf  die  Stelle  Carm. 
II,  3,  6  ff.  zu  verweijion,  die  am  ehesten  die  entgegenstehenden  Bo- 
denkeu  zerstreuen  kann  und  auch  bei  Terschiedeuer  kritißcher  Be« 
handlang  (L.  Müller  hat  sich  Obrigens  richtig  an  die  boi^te  Über- 
lieferung gehalten)  immer  das  Bild  behaglicher  Ruhe,  erquickendeu 
Schalt««»  und  plfitschernden  GewÄÄSors  in  engem  Zusammenhange 
mit  fn'ihlichem  Zechen  bietet  ivgl.  Keller  Epilog,  I,  127),  S.  58  zu 
I,  35.  6  könnte  der  obrigens  nur  bescheiden  angedeutete  Vorschlag, 
iuris  als  gen,  obiect.  von  prece  abh&ngig  zu  fassen,  doch  etwas  go- 
küntjtelt  erscheinen;  alles  führt  doch  wohl  einfacher  und  natürlicher 
anf  die  Verbindung  von  ruris  mit  colonns ,  wie  dies  schon  frOber 
mohrfach  gegenüber  einem  Markl  und  fachen  Vorschlage  anseinaader- 
g^sttit  wurde,  und  vielleicht  konnte  nebenbei  noch  der  Umstand^ 
dasa  bei  römischen  Di^^htern  überhaupt  ao  gerne  ein  passender  Casus 
von  ms  in  nächster  NÄho  von  colonus  gebraucht  wurde  und  in  der 
Hexatnetei^poesie  sogar  auch  wieder  zu  rocht  formelhaften  Anklängt« u 
führte  (vgl.  des  I  ef.  Buch  „zu  später.  Ut,  Dicht.  I,  74**),  dazu  bei- 
tragen, daas  aoch  einmal  der  lyrische  Dichter  eine  in  sein  Versmaii 
passende  klangAhD liehe  Verbindung,  also  ruris  colonos  statt  des 
gewOholicben  einfachen  colonusp  für  seine  Zwecke  ziemlich  bewusst 
setzte. 

Was  die  Teitesgestaltuog  anbelangt,  kt'^nnen  wir  uns  hier 
ganz  kurz  fassen,  da  L.  Müllers  Standpunkt  bekannt  und 
seine  Teitesreceosionon  des  Hqum  auch  schon  vielfach  be^ 
sprochen  sind :  er  hat  dieser  erklärenden  Ausgabe  grüGtentheils  den 
Text  seiner  #Iei?auteu  Duodez-Auggabe  vom  Jahre  ld74.  in  welcher 
er  eine  .  lil  von  Conjeeturen  in  den  Text  aufgenommen 

als  in  d«  i  Stereoty  paus  gäbe,  zugrunde  gelegt.  Manchmal 

hfitten  wu  «  "rotz  di^r  diesbezüglichen  Bemerkungen  im 

Vorworte  niil  ..is  an  die  letztere  Ausgabe  vom  Jahre  187*J 


914    J*  Huemer,  Q.  Horatii  Flacci  carmina  sei.,  ang.  Von  H,  Löumer, 

doch  fast  lieber  gesehen ,  speciell  auch  hie  und  da  mit  Bücksiebt 
auf  neueste  Beiträge,  wie,  um  hier  ein  Beispiel  zu  ervrähnen,  S.  59 
I,  35,  22  die  Aufrechthaltung  der  Überlieferung  panno  statt 
Meinekes  peplo,  wozu  jetzt  auch  Beifferscheids  Obser?.  crit.  im 
Breslauer  Catalog  1879  zu  vergleichen ').  In  vielen  Fällen  wird 
übrigens  auch  auf  die  Prolegomena  der  Stereotypausgabe  kurz  ver- 
wiesen,  wobei  freilich  vielleicht  doch  zu  bedenken  sein  könnte ,  dass 
manche  aus  den  weiten  Kreisen,  in  deren  Händen  wir  die  schöne 
Ausgabe  nach  dem  oben  Gesagten  auch  gerne  sehen  möchten,  nicht 
überall  und  immer  in  der  Lage  sein  dürften,  nebst  den  Hilfsbdchern 
auch  die  zwei  Ausgaben  zugleich  zur  beständigen  Verfügung  zu 
haben.  Sollte  sich  am  Ende  nicht  eiue  möglichst  präciseConcentration 
der  kritischen  Bemerkungen  jeder  Art  im  Anbang,  der  mit  Bücksicht 
auf  die  Interpolationsfiage  für  angehende  Philologen  doch  schon 
einmal  begonnen  ist,  empfehlen? 

Möge  die  vorliegende  nun  schon  ziemlich  ausführlich  gewordene 
Besprechung  unser  Interesse  für  die  empfehlenswerte  Ausgabe  be- 
zeugen, möge  auch  diese  Arbeit  des  so,  vielfach  thätigen  Gelehrten 
weite  Verbreitung  finden  im  Vereine  mit  den  genannten  Hilfs- 
büchern  I 


^)  Selbstverständlich  nicht  etwa  als  Stütze  der  ohnehin  ein- 
stimmigen Überlieferung,  sondern  lediglich  als  Manchem  vielleicht  nicht 
uninteressante  Beigabe  sei  hier  gelegentlich  bemerkt,  dass  der  bekannte 
Yenetianer-Humanist  F.  Niger  in  einer  Ode  an  den  Wiener-Senat  diese 
horaz.  Stelle  so  nachahmte:  Et  Fides'  albo  decorata  panno  vgl.  meine 
Beitr.  z.  Gesch.  d.  Phil.  I,  92. 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


Q.  Horatii  Flacci  carmina  selecta.  Für  den  Schulgebraach  heraus- 
gegeben von  Dr.  Johann  H  a  e  m  e  r ,  k.  k.  Gymnasialprofessor  in  Wien. 
Wien  1882.  A.  Holder.  iXXVl  und  204  SS.  kl.  8.) 

Es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  die  Herausgabe  eines 
griechischen  oder  lateinischen  Schriftstellei*s  für  Gymnasien  nicht 
geringen  Schwierigkeiten  unter woifen  ist.  Stets  muss  dem  be- 
treffenden Editor  ein  doppeltes  Ziel  vor  Augen  schweben,  dem  in 
unbefangener  Weise  zuzusteuern  ihm  als  Aufgabe  zufällt.  Er  muss 
den  Kreis,  für  den  die  editio  bestimmt  ist,  berücksichtigen;  er  muss 
aber  auch  die  Fortschritte  der  Wissenschaft  für  seine  Ausgabe  in 
zweckentsprechender  Weise  in  Anspruch  nehmen.  Fragen  wir  uns 
nun:  Ist  Verf.  diesen  Anforderungen  gerecht  geworden?  Hat  er  in 
consequenter  Weise  Schule  und  Forschung  vor  Augen  gehabt?  Mit 
Vergnügen  sind  wir  in  der  Lage  constatieren  zu  können,  dass  Huemer 
nach  beiden  Bichtungen  hin  den  an  ihn  gestellten  Forderungen  in 
lobenswerter  Weise  Rechnung  getragen  hat. 

Zunächst  macht  Verf.  im  Vorw.  (2  SS.)  in  knapper  und  an- 
gemessener Form  die  Grundsätze  geltend,  die  ihn  beim  Abfassen 
seines  Werkes  leiteten.  Er  schließt  sich  rücksichtlich  der  Textes- 


J.  HutmeTj  Q.  Horatii  Flacci  curmina  sei,  uig.  7oii  H.  Löwncr,    $)15 


gestaltacg  mit  Becht  an  die  coDseiraUve  BicbtQUg  Vableiiti  uud 
Hirsch felder«  an»  ist  in  Bezog  auf  Orthographie  nach  ThuDÜchkeit 
du  Anhänger  Brambachs  uud  zeigt  sich,  was  die  Auswahl  der  Ge- 
dichte anbelangt,  nicht  so  ängstlich,  wie  andere  Heraasgeber  des 
Horaz  in  asum  scholarnm ').  —  Was  den  literarhistorischen  Tbeil 
beti'ifft,  verbreitet  sich  Huemer  in  der  Einleitung  über  „Leben  und 
Dichtung  des  Hora^'^;,  über  das  für  die  Schule  nothwendigste^  ver* 
meidet  grOßtentheils  jeden  gelehrten  Apparat  und  kleidet  seine  Ge- 
danken in  einfache,  schlichte,  dabei  aber  ansprechende  Form. 

Zu  der  Idee,  die  Einleitung  in  deutscher  Sprache  abgefasst  zu 
haben»  kann  ich  dem  Verf.  nur  zustimmen.  Einzelne  Bemerkungen 
mögen  hier,  was  Leben  und  Dichtung  des  Horaz  betrifft^  einen  Platz 
finden.  Bei  coactor  p.  V  fehlt  das  Attribut  exactionum.  Zwar  heißt 
es  sat.  I,  6,  86  f.  Si  praeco  parvas  aut,  ut  fuit  ipse,  coactor,  doch 
lesen  wir  andererseits  im  Anfange  der  dem  Sueton  zugoschriebenen 
vita  Horatri  poetae:  Ilorjitius  Flaccng,  Venusinus,  patre,  ut  ipee 
tradit,  libertino  et  exactionum  coactore.  Die  Anmerkuug  auf  p.  IX^ 
wo  von  dem  seltenen  Schatz  von  Lebensweisheit,  den  die  Episteln  in 
hieb  bergen,  die  Bede  ist,  scheint  mir  für  eine  Schulausgabe  zum 
mindei^ten  öberllDssig.  —  Verf.  verweist  nämlich  hier  auf  eine  Stelle 
der  Schrift  von  FrÖhe  „de  Horatii  sententiis",  wohl  aber  billige  ich 
den  unter  der  nämlichen  Anmerkung  beündlichen  Hinweis  auf  das 
Goethcsche  Epigramm  ^ Leben srog*?!.**  Bezöglich  des  metrischen 
Theiles  hätte  ich  ebenfalls  gewünscht,  wenn  Hr.  H.  die  benatzte 
Literatur  unerwähnt  gelassen  hätte,  Der  Schüler  selbst  nimmt  von 
der  Anmerkung  keine  weitere  Notiz,  und  dem  Lehrer  muss  und  soll 
die  Literatur  bekannt  sein  Auf  p.  X  würde  es  sich  für  eine  Schul* 
ausgäbe  empfehlen,  in  die  Klammer  bei  QuintiJian  „ein  Khetor**  auf- 
zunehmen. —  Die  Vorbemerkungen  zu  den  lyrischen  Versmaßen, 
»iowie  die  gegebene  Analyse  derselben  halten  sich  streng  an  §.  84,  3 
des  Organisaiionsentwurfes,  wo  es  heißt:  ^In  der  Metrik  müssen  ihm 
(dem  Abiturienten)  die  elegischen  und  die  von  Horaz  gebrauchten 
lyrischen  Versmaße  bekannt  sein*^  S.  72^  stehen  dabei  auf  der  Huhe 
der  Wi:jsenschaft.  sind  recht  instructiv  und  können  nur  zur  Förderung 
der  horaziechen  Metrik  an  unseren  Gymnasien  beitragen.  Verf.  be- 
schränkt sich  mit  Recht  bloß  auf  die  Erörterung  der  lyrischen  Maße, 
unterläßt  es  daher  vom  Hexameter  und  Pentameter,  von  agoi^, 
d'imgt  Caesur  usw.,  weil  von  früher  her  dem  Schüler  als  bekannt 
vorausgesetzt,  zu  handeln.  Die  Ausdrücke  ^beudecasy Ilabus''  p.  XV 
—  die  Schreibung  mit  k  wird  wohl  der  mit  c  vorzuziehen  sein, 
warum  dann  Daktylus?  —  beim  kleinen  Sapphischen  Vera,  ferner 
die  Bezeichnungen  «der  neunsilbige  und  tehnsilbige  Vera*^  p.  XVII 
l>eim  Alkäischen  Veismaß  empfehlen  sich  heutzutage  nicht  mehr 
Verf.  mutöt  ja  nach  Logaoeden  (dipodisch)  ab ,  und  damit  ist  der 


*)  AIIcrdio£ 
1.  B.  c.  I,  fi  diö  fu 
c  HU,  8  einige  U; 


10  billijf,  nniv^r 

I  Itr*;  c.  II t  6  d 


trieben  worden ; 
ifcchte  Stroj^Uei 


916    J.  HuemeTy  Q.  Horatii  Flacci  carmina  sei,  ang.  von  H,  Löwner, 

Sache  yollständig  GenGge  geleistet.  Der  vierte  Vers  in  der  Alkäischen 
Strophe  p.  XVII  entspricht  nach  Huemer  einem  verdoppelten  Adonius. 
Würde  hier  der  Ausdruck  akatalekt.  logaoedische  Tetrapodie  (am 
eine  Silbe  mehr  als  der  GlykonSus)  nicht  zutreffender  sein  ?  Dies  in 
Bezug  auf  den  metrischen  Theil. 

Die  Auswahl  der  Gedichte,  über  welche  ^nach  deutschem 
Muster"  (Nauck,  Gebhardij  Titel  gesetzt  sind,  weist  gegenüber 
anderen  Schulausgaben  des  Horaz  einen  recht  erfreulichen  Fort- 
schritt zum  Besseren  auf.  Hr.  H.  hat  nämlich,  wie  wir  schon  oben 
hervorgehoben,  eine  ziemlich  große  Anzahl  von  Gedichten  in  seine 
Sammlung  aufgenommen  und  zwar  aus  dem  ganz  gerechtfertigten 
Grunde ,  weil  seine  Ausgabe  den  Zwecken  der  Schul-  und  Privat- 
lectüre  dienen  soll.  Hiebei  hat  Verf.  von  den  trefflichen  Leistungen 
Steiners'),  Gebhardis')  und  Lehnerdts"*)  gebürende  Notiz  genommen. 
Von  den  Oden  sind  nahezu  %,  von  den  Epoden  '/a»  vom  I,  Buch  der 
Satiren  %,  vom  IL  Buch  fast  die  Hälfte,  vom  1.  Buch  der  Episteln 
desgleichen  fast  die  Hälfte  und  vom  II.  Buch  der  Episteln  sind 
sämmtliche  drei  Gedichte  in  der  Ausgabe  zu  finden.  Carm.  lib.  I 
enthält:  1.  2.  3.  4.  6.  7.  10.  IL  12.  14.  15.  17.  18.  20.  21.  22. 
24.  26.  28.  29.  31.  32.  34.  35.  37.  38;  carm.  lib.  II:  1.  2.  3.  6. 
7.  9.  10.  13.  14.  15.  16.  17.  18.  19.  20;  carm.  lib.  IH:  1.  2.  3. 
4.  5.  6.  8.  9.  13.  16.  18.  21.  23.  24.  25.  29.  30;  carm.  lib.  IV:  2. 

3.  4.  5.  6.  7.  8.  9.  12.  14.  15  u.  c.  s.  (vgl.  Steiner  a.  a.  0.).  Epoden: 
1.  2.  7.  9.  13  (bei  Steiner  ist  1  nicht  empfohlen).   Sat.  lib.  I:   1.  3. 

4.  6.  9.  10;  siit.  lib.  II:  1.  2.  6.  Epist.  lib.  I:  1.  2.  6.  7.  10.  13. 
16.  19.  20;  epist.  Hb.  II:  1.  2.  3.  Im  ganzen  96  Gedichte  von  den 
162,  die  in  den  vollständigen  Ausgaben  gefunden  werden.  —  Nun 
es  ließe  sich  allerdings  mit  dem  Hm.  Verf.  über  die  Auswahl  der 
betreffenden  Gedichte  in  mancher  Beziehung  rechten ,  und  ich  bin 
überzeugt,  dass  der  gebrachte  delectns  dem  einen  Schulmann  zu  vieL 
dem  anderen  vielleicht  zu  wenig  bieten  dürfte.  Bezüglich  des  Ge- 
brauches der  über  die  einzelnen  Gedichte  gesetzten  Titel  erklärt 
sich  Ref.  ebenfalls  vollkommen  einverstanden,  und  zieht  er  die- 
selben, die  durchaus  zutreffend  sind,  den  kurzen  Argumenten  der 
Grjsar-Gitlbauerschen  Ausgabe  aus  pädagogischen  Rücksichten  ent- 
schieden vor. 

Was  nun  die  Textesgestaltung,  die  Orthographie  und  die  ge- 
brauchten Interpunctionen  dieser  editib  anbetrifft ,  so  haben  wir  uns 
nach  genauer  Durchsicht  des  Buches  hinlänglich  überzeugt,  dass 
Huemer  seine  Aufgabe  sehr  ernst  genommen  hat. 


«)  Über  Ziel,  Auswahl  und  Einrichtung  der  Horazlectöre.  Wien 
1881;  recensiert  in  der  philol.  Rundschau  IL  J.  N.  7,  S.  124—5  von 
E.  Rosenberg  und  in  der  philol.  WocheDsclirift  IL  J.  N.  22,  S.  684—6 
vom  Ref.  Zaletzt  angez.  von  Otto  Keller  in  diesen  Blättern,  Jahrg.  1882, 
Heft  8/9  und  von  J.  Rappold  10.  H. 

')  Ein  Kanon  der  Horazischen  Lyrik  fOr  die  Schule  (Fleckeisens 
Jahrb.  f.  Phil.  1881,  S.  161  ff.). 

*)  Horaz  in  Prima.  Progr.  d.  Gymn.  zu  Thom  1876. 


J.  liuemety  Q*  HorAtit  Flacci  oarrnfna  sei.,  aag.  von  //.  Löwner,    917 

Man  siebt  es  jeder  Seite  der  Äa^gabe  an,  dass  sie  einen  be- 
stonneneo  und  töchtigen  Scbalmann  zum  Verf.  bat.  Dl}  Sorgfalt,  die 
Hr,  H.  8oiuem  Buche  angedeiben  ließ,  steigert  sich  hier  mitontor 
bis  zur  Ängstlichkeit,  wie  wir  zu  zeigen  gleich  Gelegenheit  änden 
werden.  Vorweg  sei  bemerkt,  dass  sich  der  Text  im  ganzen  und 
großen  durch  Correctheit ^) ,  Sauberkeit  und  Klarheit  auszeichnet; 
gewiss  för  eine  Schulausgabe  sehr  wichtige  Factoren*  Das  Verfahren, 
welches  Hr.  H.  bei  der  Wahl  der  einzelnen  Losearten  anwendete, 
konnte  selbstverständlich  nur  ein  eklektisches  »ein;  wohUhueDd 
hebt  «ich  aber  dieaer  Eklekticisrous  von  den  anerkannt  besten  Schrei- 
bungen der  L.  II.  und  IIL  Classe,  welche  Verf.,  soweit  es  im 
Interesse  der  Schule  lag,  in  den  Text  setzte,  ab.  Im  engen  Anschlnss 
an  die  Granunatik  hat  es  H.  Vürmittdon  Finnen  (Lescarten)  zu  reci- 
pieren .  die  wohl  als  echt  borazisch  beglaubigt  sind^  in  der  Prosa 
dagegen  dem  Schöler  selten  oder  gar  nicht  begegnen:  t.  B  c.  I,  2,  5 
schreibt  H.  gentds  (ABC  pr.  bietet  gentis) ;  c.  I,  2,  8:  montea 
i wahrend  montis  in  A  a  B  C  D  F  K  U'  7i  r  1  i*  1  ß"  Tur.  steht) ;  c.  I, 
2,  31 ;  caudontes  (candentis  haben  A  a  B  C  F  A'  R  D  yr  ^  h  g  M  n.  a ) 
usw.  Ich  erwähne  noch  u.  a.  c.  I,  4,  15:  incohare  statt  des  bezeugten 
inchoare.  Ausnahmen  von  der  Regel  mussten  dort  Platz  greifen,  wo 
sich  das  metrische  Bedürfnis  fühlbar  machte.  Dies  gilt  namentlich 
von  dem  consequenteu  Gebrauch  des  Genotivs  auf  i  bei  nomin.  propr« 
auf  iua  wie  Tulli  (sat,  I,  6,  9),  Tilli  (sat.  I,  6,  24),  Dionysi  (sat.  I, 
6,  38)  und  TOD  einigen  nomin.  abstract.  z«  B.  auiili  (epod.  I,  21)^ 
consili  (carm.  HI,  4,  65),  impori  (c,  IV,  15,  14).  Für  diis  verbreitete 
homines  (epist  1,2,  32)  hat  H.  gaaz  richtig  hominem  gdschrteboii. 
Denn  erstens  hat  der  Archetyp  hominem  und  zweitens  heißt 
^morden":  hominem  occiden^  für  welches  occidere  Horaz  iugulare 
gebraucht.  Ebengo  zutreffend  ist  es,  wenn  H,  epist,  I,  10,  24  expelles 
ffir  das  gewöhnliche  expellas  in  den  Text  setzt.  Alle  wertvoileu  Hand- 
schrieen  bieten  eipelles.  Der  Gebrauch  der  Diärese  **),  welche  Hr.  H, 
Ober  die  Vocale  einiger  Wörter  setzt,  um  dem  Schüler  da,s  Abtheilen  der 
Silben  zu  erleichtern,  verrftth  eine  gewisse  Ängstlichkeit  des  Verf.s. 
Ich  bin  der  Ansicht,  dass  die  gemeinten  Diäresen  in  einer  neuen 


*)  Folgende  Druckfehler  habe  ich  mir  angemerkt;  c  I,  f),  23  prac* 
nciptnm  fnr  pra^scriptnm,  d.  a.  p,  r.  157  mnturia  fUr  naturiB;  dadelbat  ist 
»ueh  da«  Kommft  niicn  decor  SU  streichende.  II,  1^.  11  entfalle  das  Komma 
nach  fontem;  c  III,  4,  4  »etie  ein  Rufzeichen  nach  Phoebi;  c  IV«  3^» 
51  tilgt?  don  Beistrich  nach  omnis;  c.  IV,  14,  37  streiche  man  da» 
Zeichen  nach  ciitos;  ep.  13,  14  entfalle  da^  Komma  nach  flumizia;  sat. 
1,1,2  setze  man  nach  öbiiM^rit  statt  eine»  Punktes  du  Komma;  ibid. 
V,  45  nach  centam  eineu  Doppelpunkt;  ibid.  v,  90  nach  p^rdju  einen 
Beiitrich  itatt  ein^s  Punkt«»;  ep.  II,  1,  68  nach  aequo  einen  Paukt 

*)  c.  1,  11,  2;   Loucütir»^;   c    I,    17.  It^lua:   c.  I.  23»  13: 

Thrfkio;  c.  l.  31,  18:  Utoöi  c.  III,  9,  6  III,  %  18t  Calalt i 

c.  III,  *iH,  Hl  KalAdnm;  o.  IV.  14,  21 1  PUiaun.,  ^Nachtrag:  c  I.  8,  4: 
J&pyga.  Tela  (c  I,  17,  18),  c.  1,  27,  9:  Pimpk'T);  fuod.  13«  2:  ailliae, 
13,  3:  Thrct  io  (wie  c  I,  23,  13)  und  an  noch  IQ  — 12  Stellen. 


018    J.  Huemer,  Q.  Horatii  Flacci  carmina  sei.,  ang.  von  H.  Löwner, 

Auflage  des  vorliegenden  Baches  entfallen  sollten ,  zumal  ein  jeder 
aufmerksame  Schfller  —  selbst  ohne  Leitung  des  Lehrers  —  er- 
kennen dürfte ,  ob  beispielsweise  Japjga  drei-  oder  viersilbig ,  Teia 
zwei-  oder  dreisilbig  usw.  zu  messen  sei.  Dazu  kommt  noch  der 
umstand,  dass  auch  das  Lexicon,  abgesehen  von  den  übrigen  Horaz- 
ausgaben,  die  eo  ipso  keine  Diärese  in  solchen  Fällen  aufweisen,  das 
genannte  Zeichen  nicht  bietet.  An  zwei*^  Stellen  begegnen  wir  aach 
dem  Zeichen  der  Synizese.  Verse  oder  ganze  Strophen,  einzelne  Lese- 
arten, die  von  anderen  Gelehrten  verdächtigt  werden,  aufgenommene 
brauchbare  Conjecturen  von  Horatianern  wurden  in  keiner  Weise 
kenntlich  gemacht ,  was  ich  nur  anerkennen  muss.  Verf.  hat  es  ja 
zunächst  mit  der  Schule  zu  thun.  Dass  die  ersten  acht  Verse  der 
10.  Satire  lib.  I  von  Lucili  —  illuc  in  eckige  Klammern  verwiesen 
wurden ,  kann  und  darf  bei  der  übereinstimmenden  Ansicht  der  Ge- 
lehrten über  die  Unechtheit  der  in  Bede  stehenden  Verse  nicht  be- 
fremden. —  Vortheilhaft  heben  sich  bei  den  Satiren  und  Episteln 
die  eingezogenen  Verszeilen  von  den  übrigen  Versen  (Partien)  ab. 
Für  Lehrer  und  Schüler  gleich  willkommen. 

Wir  haben  schon  oben  hervorgehoben ,  dass  H.  in  Bezug  anf 
Orthographie  Erambach  folgt.  Gegenüber  anderen  Horazausgaben 
beginnt  ein  jeder  Vers  mit  einer  großen  Letter,  die  auch  nach  jedem 
Punkt  und  oft  auch  nach  Ruf-  und  Fragezeichen  gebraucht  wird. 
H.  verfährt  auch  in  dieser  Beziehung  größtentheils  consequent. 
Einige  Inconsequenzen  ^ ,  die  uns  auffielen ,  sind  ohne  Belang  and 
können  in  der  Schule  nicht  störend  wirken.  Bezüglich  der  Inter- 
punctionen  weicht  Hr.  H.  von  anderen  Herausgebern  des  Horaz  an 
nahezu  70  Stellen  zum  besten  der  Schule  ab.  Stellenweise  ließen  sich 
freilich  Änderungen  vornehmen,  c.  I,  18,  14  würde  sich  nach  tym- 
pana  ein  Kolon  empfehlen,  das  Komma  nach  Algido  c.  21,  6  ist 
überflüssig;  c.  I,  23,  14  lässt  sich  allerdings  nach  fidem  das  ge- 
brauchte Unterscheidungszeichen  nicht  bemakeln,  zumal  H.  die  best 
bezeugte  Schreibart  ^quid  si"  in  den  Text  aufnahm ,  während  andere, 
die  quod  si  haben,  statt  des  Fragezeichens  einen  Doppelpunkt 
schreiben,  c.  III,  4,  56  wäre  vor  iaculator  und  nach  audax  ein  Komma 
zu  setzen,  usw. 

Was  schließlich  die  appeadix  angeht,  die  130  erlesene  Kern- 
sprüche der  horazischen  Muse  in  alphabetischer  Reihenfolge  bringt, 
80  hat  wohl  Hr.  H.  im  Vorwort  betont,  dass  sich  diese  Sammlung 
nach  subjectivem  Ermessen  theils  verkürzen ,  theils  erweitern  ließe. 
Die  Schule  kann  ihm  selbst  für  diesen  delectus  den  besten  Dank 
aussprechen.  Manche  herrliche  Gnome  haben  wir  leider  vergebens 
gesucht  z.  B.  Nil  mortalibus  ardui  est. . .  (c.  I,  8,  37);  auream 
quisquis  mediocritatem  diligit  (c.  II,  10,  5  f.);  non  si  male  nnnc,  et 


')  sat.  II,  2,  21:  ostrea;  sat.  II,  6,  67:  prout. 

■)  c.  I,  7,  24  schreibt  Verf.  adfatus,  während  er  z.  B.  c.  II,  2,  23 
irretorto  in  den  Text  setzt ;  an  noch  drei  oder  vier  Stellen  in  der  Ansg^ftbe 
finden  sich  solche  Inconsequenzen. 


üT*  Kluge,  Die  ConaeGatio  tezuporum,  augei.  toq  J.  OoUing,    9111 

olim  sie  erit  (c,  II«  10,  17  t);  rebus  angQstis  atiimosus  atque  fortis 
apparo  (c.  11,  10,  21  f.);  vos  exemplaria  Graeca  |  Nocturna  versate 
manu,  verdate  diurna  (ars  poet.  268  f.)  osw» 

Das  gQnstigü  Urtbet),  das  wir  an  lier  Schwelle  unserer  Kecenaion 
der  Huemerscben  Horazausgabe  ausgesprochen,  bleibt  trotz  mancher 
im  einzelnen  gemachten  Ausstellungen  vollständig  aufrocht«  Huemera 
editi'o  ist  eine  Schulausgabe  im  eigentUcheo  Sinne  des  Wortes,  ein 
Buch,  das  man  ohua  welches  Bedenken  dem  Schüler  in  die  Hand 
geben  kann. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  durchaus  eotspreebend. 

E  g  e  r.  Heinrich  L  (^  w  n  e  r. 


Die  ConseCQtlO  temporutn,  doreo  Grucdgesetz  und  EraoheinmigeQ  im 
Lateinischen.  Von  Henuiiüö  Kluge,  Oberlehrer  am  herzoglichen 
Ludwigs-Gymnasiom  xu  Cölhöü.  Cöthen  1883,  Verlag  von  Otto 
Schuhe.  VI  und  \2i  fcS,  8*. 

dm  zu  den  innereu  Gesetzen  der  Consoc.  tempp.  lu  gelangen, 
bleibt  nach  dem  Verf.  voi-stehonden  Boches  nichts  übrig  als  die  Er- 
scheinung wie  sie  uns  vorliegt,  zu  analysieren,  da  bereits  die  ältesten 
lat,  Sprachdenkmäler  volbtändig  die  GrundzQge  derselben  zoigeo^ 
der  historische  Weg  mithin  nicht  betreten  werden  kann. 

Die  Erscheinungen  der  Tempus-  und  Modusfolge  ergeben  sich 
nach  K.  als  Resultat  aus  dem  Zusammenwirken  von  drei  Factoren: 
Tempusbedeutung,  Bedeutung  der  Modi,  Bedeutung  der  hypotak- 
tischen SatzverhMtnisse.  Im  Tempusgebiete  ist  der  Standpunkt  des 
Erfühlenden,  des  ^Anschauenden',  dem  die  Bezeichnungen  Gegen- 
wart, Vergangenheit,  Zukunft  entsprechen,  von  einem  iweiten  An- 
schauungskreise,  wo  eiue  in  Wirklichkeit  schon  verlaufene  Handlung 
den  Mittelpunkt  bildet,  zu  unterscheiden.  Es  sind  wohl  Formen  f&r 
dieses  zweite  Präsens  usw.  vorbanden,  aber  sie  sind  nach  einem 
falschen  Principe  benannt  Verkehrt  ist  besonders  ^Plusquamper- 
fectum',  worin  eine  Vermischung  beider  Anschauungskreise  liegt; 
ungenau  der  Name  Imperfectum,  da  es  mehr  als  ^ine  Möglichkeit 
der  unvollendeten  Handlung  gibt,  —  Warum  lisst  aber  der  Verf,  die 
von  seinem  Standpunkte  aus  gewiss  unzulässige  Bezeichnung  Haupt* 
und  Nehonteropora  anstandslos  passieren?  —  Der  Unterschied  der 
beiden  Conjuncttvgattungen  im  Lateruischen  (Präsens  und  Perfect 
einerseits.  Imperfect  und  Plusquamperfect  andererseits)  liegt  nicht 
in  der  zeitlichen  Bedeutung ^  sondern  sie  stellen  die  nähere  und  die 
entferntere  Möglichkeit  dar;  in  conjunctivtschen  Sätzen,  in  denen 
Beziehung   '  ^^enwart  herrscht,  stehen  die  Conjunctivo  der 

näheren  M^V-  ;    liegt  dagegen  Erzählnng  vor»   die  der  ent- 

fernteren. —  lud  endlich  die  untergeordneten  Satz  verbal  tnisse  lassen 
sich  nach  dem  Grade  der  Zusammengehörigkeit  ?on  Haupt-  und 
Nebenhandlung  in  drei  Gruppen  iheilen:  Zur  ersten,  wo  die  Sob- 


920    H,  KlugCf  Die  Consecutio  temporum,  angez.   von  J,  OolUng. 

Ordination  möglichst  weit  gediehen  ist,  gehören  das  finale  Verhältnis 
und  das  der  Sahstantivsätze;  die  zweite  wird  von  dem  Causal^er- 
hältnis  gebildet ,  wo  theils  engerer  theils  lockerer  Zusammenhang 
zwischen  den  beiden  Handlungen  stattfindet;  die  dritte  bilden  die 
übrigen  hypotaktischen  Verhältnisse,  das  relativische  (doch  wohl  nur 
das  nichtfinale)  und  temporale  nicht  ausgeschlossen.  —  Das  Gesetz 
der  Tempus-  und  Modnsfolge  der  lat.  Sprache  lässt  sich  nun  so 
filieren:  Herrscht  im  Hauptsatze  die  Anschauung  der  Beziehung  aaf 
die  Gegenwart,  so  wird  auch  im  Nebensatze  Haupttempus  stehen, 
wenn  nämlich  die  Beziehung  auf  die  Gegenwart  in  der  Anschauang 
fortdauert.  Ist  im  Hauptsatze  die  Anschauung  der  Erzählung  vor- 
handen ,  so  wird  auch  im  Nebensätze  Nebentempus  stehen ,  wenn 
letztere  Anschauung  beibehalten  wird.  Zwischen  indicativischen  und 
conjunctivischen  Sätzen  existiert  in  Bezug  auf  die  Consec.  tempp. 
kein  principieller  Unterschied.  Unter  den  indicativischen  bieten  die 
Zeitsätze  manches  auffällige  gegenüber  dem  deutschen  Sprachge- 
brauche. Wenn  nun  der  Betrachtung  der  Temporalsätze  ein  ansehn- 
licher Theil  des  Buches  gewidmet  wird,  so  hätte  dies  nicht  geschehen 
sollen  ohne  Bücksicht  auf  die  grundlegende  Untersuchung  E,  Hoff- 
manns  Construction  der  lat.  Zeitpartikeln  2.  Auil.  Wien  73,  welches 
Buch  dem  Verf.  auch  sonst  gute  Dienste  geleistet  hätte ,  namentlich 
in  Bezug  auf  die  Tempus-  uud  Moduslehre  überhaupt.  Diese  Un- 
kenntnis rächt  sich  durch  die  Bathlosigkeit,  mit  welcher  E.  dem 
Präsens  bei  dum  gegenübersteht.  Vgl.  Hoffmann  S.  169.  Mit  Bezug 
auf  diese  Partikel  bemerke  ich  noch ,  dass  in  besagter  Construction 
durchaus  kein  Bedeutungswechsel  anzunehmen  ist;  dum  scribo^  ille 
venu  heißt :  ich  schreibe  eine  Weile  (dum  Acc.  =  dium  von  dem 
^Iten  dius  =  dies,  Tag,  Zeit),  er  kommt.  —  Für  die  conjunctivischen 
Nebensätze  gilt  nach  K.  trotz  scheinbarer  Ausnahmen  beim  Präsens 
historicum  und  im  indirecten  Fragesatze  unerschüttert  die  oben  auf- 
gestellte Regel.  Allerdings  können  psychologische  Einflüsse  bewirken, 
dass  der  Sprechende  aus  der  einen  Anschauung  in  die  andere  ver- 
ölt; aber  ein  Verbleiben  in  der  Anschauung  des  Hauptsatzes  werden 
wir  dann  besonders  erwarten,  weun  der  Gedankenzusammenhang 
zwischen  den  Handlungen  des  Haupt-  und  Nebensatzes  sehr  enge  ist 
Dagegen  werden  wir  einen  Anschau ungs Wechsel  dann  begreiflich 
finden ,  wenn  jener  Zusammenhang  locker  ist.  Besonders  bemerklich 
machen  sich  durch  die  Häufigkeit  des  Oberganges  aus  der  einen  An- 
schauung in  die  andere  die  Gonsecutivsätze  (unter  denen  nur  die 
nach  den  Verbis  des  Geschehens  und  die  mit  quin  eingeleiteten 
engen  Anschluss  erfordern).  Aber  auch  alle  anderen  subordinierenden 
Verhältnisse  bieten  Beispiele,  die  Finalsätze  ausgenommen.  Von  den 
Substantivsätzeu  sind  freilich  nur  die  indirecten  Fragesätze  hier  zu 
erwähnen.  In  der  indirecten  Bede  wird  bei  der  erzählenden  Form  des 
Hauptverbum  deren  Inhalt  immer  dem  Anschauungskreise  der  Er- 
zählung angehören,  anders  liegt  die  Sache,  wenn  das  Hauptverb  der 
Gegenwart  des  Referierenden  angehört.  —  Principielle  Gegner  wird 


K  BUui,  Über  die  Äasspracbe  des  Qriecli ,  ang.  tod  0,  Meyer.     Otl 

kaum  finden,  wenn  er  als  HaupUesültat©  seiner  Arbeit  hinätellt, 

lasfl  1.  eine  mechanische  Abhängigkeit  der  Tempora  der  Nebensätze 

^on  deneD  der  Hauptsätze  nicht  vorhandeu  ist^  2.  das  verjsichiedane 

/erhaUcn  der  eia'^eltien  hypotaktischen  Verhältuisse  in  Bezug  auf 

iie  Conaec.  tempp.  dadurch  veranlasst  wird,  dass  der  innere  Zu- 

Bammenhang  der  Hiiodluirg  dm  Haupt-  und  des  Nebensatzes  bei  den 

^Tf:'rscbfedfinen  V^erhriltnisson  verÄchieden  ist,  Wohl  aber  wird  man 

[  €  ude  Berücksichtigung  einigei  im  Gebiete  der  C.  t.  neuesten^ 

i^i^.  ,        '  hter  Coutruverseu  vermiaseo.  Oder  ist  dem  Verf.  der  Streit 

liwischen  JB.  Schwciktri  (Z.  f.  d,  G,-W.  1876,  1—7)  und  K,  Goebvl 

(ebeodas,  18^2,  Itil  ff.;  die  Antwort  de^  ersteren  ebendaa,  555  T 

konnte  K.  noch  nicht  berücksichtigen)^  weiter  der  Streit  zwischen 

Hufj  (N.  Jahrb.  IMO,  877—087;  1882,  281-28Ü)   und  M. 

\lfe^machcr  (\\a&  ergibt  sich  aus  dem  Sprachgebrauche  Cäsars  im 

l*b.  g.  ffir  die  Behandlung  der  lat.  Synt.  in  der  Schule?*  Berlin  1881) 

unbekannt  geblieben?  Selbst  der  S.  3  aufgeföhrto  Licvcn  scheint 

lliicht  gehörig  eingesehen  zu  sein  ^  sonst  ^üd&  sich  nicht  S.  Ül  die 

iJehauptung,  dass  in  älterer  Zeit  in  Sätzen  wie  ne  ego  Homo  in- 

fclix  fut  Qui  non  aias  fntcrvclli  noch  nicht  der  Conjunctiv  nCthig 

(war,  da  Licvcn  ausdrücklich  darauf  hinweist,  dass  man  ähnliche 

tConstructionen  dutzeiidvveise  bei  Cicero  finden  könne. 

Doch  diese  Bemerkungen  treffen  nur  Nebensächliches,  jeden- 
Bi  jet  die  Untersuchung  selbst  für  den  Syutaktiker,  die  Zusammen- 
lil{K  der  Hesaltate  am  Schlüsse  für  die  Schule  von  nicht  geringem 
invBröBse. 

0 1  m  ü  i  z.  Joseph  6  o  1 1  i  n  g. 


'tlber  die  Aussprache  des  Griechischen  von  Friedrich  Blas s.  Zwouc 

volbtHridig  ami?carWitet<.«  Autlage,  Berlin  lh^^2*  Weidiii Annsehe  Buch- 
handlung. VllI,  \m  SS,  K 

Die  kleine  Schrift,  welche  Herr  Biass  zuerst  186i)  als  Schul- 
ramm  und  dann  1><70  besonders  abgedruckt  erscheinen  Üoü. 
dieser  Neubearbeitung  zu  einer  im  großen  und  ganzen  ab- 
r«chließenden  Darstellung  des  Gegenstandes  geworden,  die  uneinge- 
lichrinktos  Lob  verdient  und  hojfontlich  viel  dazu  beitragen  wird, 
I manche  unklare  und  verkehrte  Anschauung,  der  man  in  Bezug  auf 
lio  griechische  Aussprache  noch  immer  begtgnett  tu  zei'stören.  Herr 
"Blas»  steht  selbÄtvörs^tantf  lieb  auf  d^m  fOr  die  Losung  dieser  Frage 
[•inzig  berechr  ikte  und  hat  daher  die  Ent- 

I Wickelung  der  ilgen  geHUcht,  soweit  das 

ItiiUiimerhafU»  Matoriai  iitet«    Auch  der  lautphjrsiologischen 

lißeite  des  Gegenstand e^  —  i,  versucht  gerecht  zu  werden,  indessen 

huldigt  er  der  auch  nach  meiner  Meinung  durchaus  richtigen  Ober- 

leügung,  das«  für  ' — -  "^t       hperiodon  eine  allzu  subtile  Dis- 

rlinction  feinerer  1  erreichbar  noch  wünschenswert 

[•»ei*     In    doit  ^  s  xu  meiner  Freude  meist 

nU  den  in  n^i  .  ik  gowonnenen  zusammen; 


922     F,  Bloss,  Über  die  Aassprache  des  Griech.,  ang.  von  g7  Meyer. 

das  Beweismaterial  ist,  wie  das  bei  einem  so  yortrefflichen  Kenner 
der  epigraphischen  Literatur  nicht  anders  zn  erwarten  war,  h&nfig 
darch  einzelne  Belege  nnd  dankenswerte  Nachweise  vermehrt.    Von 
nenem  hebe  ich  hervor  die  Ansicht  (S.  22  ff.)»  dass  die  doppelte  Be- 
zeichnung des  6-  nnd  o-Lantes  durch  c  nnd  i;,  o  und  ia  ursprünglich 
keinen  quantitativen,  sondern  den  qualitativen  Unterschied  zwischeii 
geschlossenem  und  offenem  e  und  o  ausgedruckt  habe.  Dass  das  un- 
echte ££  jemals  die  Geltung  eines  Diphthongen  gehabt  habe,  moss  ich 
trotz  S.  28  immer  noch  bezweifeln ;   als  man  aufhörte  langes  und 
kurzes  geschlossenes  e  durch  E  zu  bezeichnen,  schrieb  man  f&r  das 
lange  den  Diphthong  €i,  dessen  Aussprache  sich  die  Aussprache  Ton 
langem  geschlossenem  e  annähert.    Eine   Zwischenform  ßaaikhjg 
zwischen  ßaaiXrjeg  und  ßaaiXijg  wird  durch  das  vereinzelte  (sichere  ?) 
Infter/g  in  den  Grabinschriften  von  Kumanudis  13  vorläufig  noch 
nicht  erwiesen.    Dass  -ijat  -aai  in  altattischeu  Inschriften  dnrch 
Schwinden  des  i  aus  -r^iai  -atai  entstanden  sei,  ist  nicht  glaublich 
und  die  in  meiner  Grammatik  §.  377  vorgetragene  Ansicht  über  das 
Verhältnis  der  beiden  Formen  darf  dadurch  nicht  als  widerlegt  gelten. 
Wenn  es  begründet  ist,  dass  die  Joner  im  Perfectparticip  -o7a  statt 
'vla  geschrieben  haben  (S.  45),  so  ist  darin  wohl  nicht  eine  ortho- 
graphische Variante  zu  sehen,  sondern  eine  Beeinflussung  der  Form 
des  Femininums  durch  das  Masculinum,  ebenso  wie  in  den  dorischen 
Participien  auf  -ela  keine  phonetische  Entwicklung  aus  -via  vorliegt 
(vgl.  meine  Gramm.  §.  315).    Auf  S.  54,  Anm.  112  wird  mir  der 
Vorwurf  gemacht,  dass  ich  'bezüglich  des  ec-i  merkwürdig  unkritisch 
verfahre,  als  könnten  Schreibungen  in  römischer  Zeit  für  das  Ur- 
sprüngliche irgend  etwas  beweisen'.    So  gern  ich  sonst  von  Herrn 
Blass  Belehrung  annehme,  so  muss  ich  mich  doch  hier  gegen  ein 
Missverständnis  verwahren;  die  von  mir  S.  112  f.  angeführten  Schrei- 
bungen aus  römischer  Zeit  wie  fj^äiv  v^elv  usw.  sollten  nicht  be- 
weisen, dass  diesen  Formen  ursprünglich  et  zukam,  sondern  —  unter 
der  Voraussetzung,  dass  hier  und  anderwärts  das  et  ursprünglich 
ist,  was  ich  mit  linguistischen  Gründen  zu  erweisen  gesucht  —  blo& 
darauf  aufmerksam  machen,  dass  diese,  wenn  auch  in  späteren  Denk- 
mälern begegnende  Schreibung  die  correctere  sei,  die  wir  in  manchen 
Fällen  vielleicht  für  unsere  Texte  recipieren  dürfen.  —  Dass  Wörter 
wie  Xoiyog  und  Ivygog  etymologisch  eng  unter  einander  zusammen- 
hängen (S.  60),  wird  durch  eine  schärfere  Scheidung  der  Vocalreihen 
nicht  gerade  befürwortet,  indem  jenes  der  «-,   dieses  der  u-Beihe  an- 
gehört. Auf  S.  70  scheint  mir  eine  kleine  lautphysiologische  Unge- 
nauigkeit  untergelaufen  zu  sein.    Der  Übergang  von  altgriechisch 
avzdg  =  auiös  zu  neugriechisch  avrog  =  aßös  ist  nicht  in  der 
Weise  vor  sich  gegangen,  dass  eine  Zwischenstufe  avtös  mit  weichem 
Spiranten  dazwischen  lag ;  denn  sobald  der  zweite  vocalische  Bestand- 
theil  des  Diphthongen  au  zum  Spiranten  wurde,  musste  er  eben  Yor 
t  zum  harten  Spiranten  werden,  ein  t;  vor  folgendem  hartem  oder 
tonlosem  Explosivlaut  ist  eben  nicht  sprechbar.    Es  kann  also  nicht 


O.  BüMer,  Lmlf  f.  d.  EUm^-Cars.  a«  Sanakril,  mg,  t.  G.  Meyer,    Ott 

udavon  die  Rede  sein,  'da^  sich  das  v  vor  harten  CoDsonaDten  zu  f 
Iverachilrfte' ;  und  ehensoweuig  davoD«  dasa  xu  tTlfilag  Zeit  die  neu- 
ijgriechieche  Stufe  noch  nicht  erreicht  war.  Denn  wenn  Ulfila  z.  B. 
YßivxaHaiia  ivxaqiütia  schreibt,  so  hat  er  doch  zweifellos  efcharis- 
\itia  gesprochen  wnd  die  Assimiiation  blo^  ebensowenig  in  der  Schrift 
,  ausgedrückt,  wie  es  t.  B.  im  fnuizösischen  ab^nthe  der  Fall  ist,  wo 
r>AaQ  'p8'  spricht.  In  der  schwierigon  nnd  verwickelten  Frage  über 
|;die  Aussprache  des  ^  (S.  9&  ff,)  ist  auch  Herr  Blass  zu  keinem 
t^durchaas  befriedigenden  Resultate  gelangt;  doch  scheint  ihm  aller- 
ttgs  der  Nachweis  gelungen  zu  aein,  daas  der  Buchstabe  in  Attika 
und  anderen  Gegenden  Mittelgriechenlands  eine  Zeit  lang  den  Laut- 
|,wert  sd  (js  =r  weiches  s)  gehabt  habe,  das  sich  zu  dem  Ursprung» 
i*Jicheu  ({/  verhält  wie  slavisch  £d  zu  dj  (z.  B.  in  meida  aus  medfä), 
|[äber  welches  Miklosich  Vergleichende  Grammatik  1*,  215  ff*  zu  ver- 
gleich en  ist.  Ich  wünsche  schließlich  dem  Buche  möglichste  Ver- 
^brejtung,  besonders  in  Lehrerkreisea,  die  aus  demselben  wirklich 
»-wissenschaftliches  in  klarer  and  geschmackvoller  Form  lernen  kennen. 


[Xeitfaden  fQr  den  Eleoientarcursns  des  Sanskrit  mit  ÜbuDgsgti^ckea 

und  zwei  Glogsftr^n    von  Georg  Bö  hier.    Wien   1883.    Verlag  von 
Karl  Koie^en,  VIII.  171  SS.  Ö. 

Hr.  BQhlor  hat  mit  diesem  Bache  dem  Sanekritstudinm  auf 
^den  Universitäten  einen  großen  und  wesentlichen  Dienst  geleistet. 
[Heutzutage  troibt  nicht  bloß  der  Sanskritist  und  der  vergleichende 
iSprachfoi'scher  Sanskrit;  es  ist  für  jeden ,  der  sich  grammatisch  mit 
[einer  der  älteren  indogermanischen  Sprachen  beschäftigt,  sei  er  nun 
fclassischer  Philologe   oder  Germanist   oder  Slavist,   nnabweisliche 
iTflicht  sich  mit  den  Kiementen  dieser  Sprache  bekannt  zu  machen. 
[Bio  Schwierigkeiten«  die  der  Anfänger  hiebej  auf  diesem  Wege  fand^ 
Pbaben  manchen  vorzeitig  abgeschreckt  sich  weiter  mit  der  Sprache 
r einzulassen.  Sie  lagen  zum  Theil  in  der  Sache  begründet,  zum  Thetl 
hn  der  angewandten  Methode.  Ein  hastiges  Durchjagen  des  gramma- 
tischen Lehrstoffes,  ohne  stetige  Controle  des  von  den  Zuhörern  von 
Stunde  zu  Stunde  Gelernten,  brachte  dieselben  in  kurzer  Zeit,  aber 
migenngend  vorbereitet  vor  die  Leetüre  des  Kalas ,  wo  dann  bei  der 
kPräparation  auf  jedem  Schritte  an  den  elemealarsten  Dingen  Anstolk 
^genommen  wurde,  so  da.ss  Lust  und  Liebe  zur  Sache  bald  genug  be- 
(«nkliche  Einbuße  erlitt.  Ich  habe  es  im  Gegensätze  hiezu  immer 
Hr  meine  Pffjcht  gehalten  zunächst  auf  eine  feste  und  sichere  Ein- 
pr&gung  der  Paradigmen  zu  sehen;  wem  diese  schulmeisterliche  Be- 
rbandlung  des  Gegenstandes  nicht  behagte,  der  mochte  aus  der  Vor- 
(losung  fortbleiben ,  er  hatte  so  wenig  Aussicht  etwas  zu  lernen.  Die 
[Einübung  der  Formen  war  freilich  auf  Declinieren*  und  Conjugieron« 
[la^^en    beschränkt,   was  mit  der  Zeit  etwas  ointTmig  wurde;   als 
iilfsbuch  wurde  von  mir  und  wohl  von  manchem  CoUegen  das  treff- 
che  kleine  Elementarbuch  von  meinem  verehrten  Lehrer  Stenzler 
^twnfltzt,  wekhea  eine  sehr  knappe  ejstematificlie  Darstella^  der 

StltoeWUl  t  i.  aitofT.  (^jma.  1881.    XIL  Haft.  t$  ' 


M4    B.  8th(Kh,  Über  Bonen  Sprache,  anges.  von  J.  TTadb^nMlI. 

Formenlehre  und  einige  Texte  mit  Glossar  enthftlt.  Es  ist  mir  kau 
zweifelhaft,  dass  jeder  sich  beeilen  wird  jetst  den  Bühlerschen  Leit- 
foden  an  seine  Stelle  zn  setzen.  Derselbe  ist  anf  die  rein  praktisch 
Methode  des  Sanskritunterrichtes  gegründet,  trelohe  auf  Veranlassung 
des  Hm.  Bühler  nnd  des  verstorbenen  Hang  in  den  indiscten 
Secnnd&rschnlen  eingeführt  worden  ist  Die  Lehrbücher  dee  Hm. 
Bhftndftrkar  haben  dieselbe  dort  l&ngst  heimisch  gemacht.  Der  Lehr- 
stoff ist  in  eine  Anzahl  von  Lectionen  zerlegt ,  welche  gleichzeitig 
Übnngsbeispiele,  sowohl  Sanskrit- Deutsch  als  auch  Dentsch-Saaskrit, 
enthalten.  Diese  S&tze,  ans  indischen  Schriftstellern  entlehnt  oder 
wenigstens  Sätzen  derselben  nachgebildet,  sind  ein  vortreffliches 
Mittel  das  Gelernte  sofort  praktisch  einznüben  nnd  das  Literesse  am 
Unterrichte  dauernd  wach  zu  erhalten ,  da  der  Selbstth&tigkeit  dee 
Lernenden  von  Anfang  an  eiji  geeigneter  Stoff  geboten  wird.  Die 
übliche  systematische  Anordnung  des  grammatischen  Stoffes  mnasle 
natürlich  theilweise  aufgegeben  werden;  indessen  ist  eine  reeapita- 
lierende  Zusammenfassung  desselben  nach  dem  auf  S.  Y  ff.  ga- 
gebenen Inhaltsverzeichnis  leicht  möglich.  Ich  habe  das  Buch ,  das 
mir,  als  Manuscript  gedruckt,  in  einer  Anzahl  von  Exemplaren  von 
meinem  Wiener  Collegen  gütigst  zur  Verfügung  gestellt  worden  war, 
bereits  einem  Gnrsus  meiner  Vorlesungen  über  Sanskritgrammatik 
zugrunde  gelegt  und  kann  also  aus  eigener  Erfahrung  bestätigen, 
wie  sehr  dem  Lehrenden  und  Lernenden  durch  dasselbe  seine  Auf- 
gabe erleichtert  und  erfreulicher  gemacht  wird.  Ich  denke ,  dass  wir 
alle,  die  wir  an  deutschen  Universitäten  Sanskrit  zu  lehren  haben, 
dem  Hrn.  Verf.  den  wärmsten  Dank  für  seine  Arbeit  schuldig  sind. 
Auch  zum  Selbstunterrichte  dürfte  sich  der  Leitfaden  eignen  für 
solche  Schulmänner,  die  in  späteren  Jahren  noch  das  Bedürfnis  fühlen 
sich  in  das  Sanskrit  einzuführen  oder  die  etwas  verblassten  Kennt- 
nisse aus  der  Universitätszeit  wieder  aufzufrischen.  Es  sei  daher 
seine  Anschaffung,  die  durch  den  ungemein  billigen  Preis  erleichtert 
wird,  allen  Gymnasii^ehrern  und  besonders  allen  Gymnasialbiblio- 
theken ans  Herz  gelegt. 

Graz.  Gustav  Meyer. 


Über  Boners  Sprache  von  Eudolf  Seh  och.  Halle  1881,  Max  Nie- 
meyer (Dissertation). 

Die  Brochüre  bietet  nicht  eine  systematische  Darstellung  von 
Boners  Sprache,  sondern  nur  einzelne  in  losem  Zusammenhange  ste- 
hende Bemerkungen  dazu,  welche  als  Ergänzungen  und  tiieilweise 
auch  als  Berichtigungen  der  einschlägigen  Arbeiten  von  Gercke, 
Gott  schick  und  SchGnbach  betrachtet  sein  wollen.  Einleitend 
verweist  Schoch  auf  zwei  neue  Handschriften  Boners:  die  eine  in  der 
St.  Gallener  Stiftsbibliothek,  die  andere  in  der  Berner  Stadtbibliothek; 
die  letztere  ist  sehr  defect,  der  Wert  beider  nicht  bedeutend.  Dann 
sucht  er  (§.  2 — 10)  Pfeiffers  Einreihung  der  Hss.  und  dessen  Stand- 
punkt zu  Boners  Dialect  gegenüber  SchOnbach  zu  vertheidigen.  Die 


J?.  Sehach,  Üb«r  Botian  Sprache,  tnget.  Toa  /.  FMvmil^    UM 

rtrsto  Freife  scbeitit  mir  nicht  sprachreif,  daui  mosa  idrst  die  ganze 
j^Xleoeihlogie  der  Hse.  vom  Gmade  aus  neu  oütersucht  werdan;  ia  der 

letoieren  aber  bat  6cboeb  im  aUgemelnen  Becbt:  die  dialecU^chea  i 
bder  dndvogeo,  die  went,  sonä  etc.  mQsaen  im  Teiit  bewabrt  und  dem 
|*Boiiertii8  suerkaant  werden ;   denn  sie  sind  in  den  meittien  alemütn- 

Miiscben  Denkmälern  dieser  Zeit  nachiuweisen ;  Schönb.  halte  auf  die 

Reime  zu  große«  Gewicht  gelegt.  Von  Einielbeiten  jedoch  etebt  in 
hdiesen  §f ,  manches  schief  and  unrichtig.  Woeu  wird  §.  3  die  Coutro- 
frverse  über  die  mhd.  Schriftsprache  hereingesogen  ?    In  der  Jiiit  Bo- 

ners  redet  überhaupt  niemand  mehr  van  einer  Schriftsi^acbe  im 
^  Sinne  derjenigen  zur  Stanfeiieit;  ihm  werden  aneh  solehe»  welche 
^die  mhd,  Schriftsprache  nachgerade  für  bewisBen  hjüten,  veii- 
^gehende  mundartliche  Formen  Kugestehen*  —  Bei  Benütjong  der  Ur- 
ilnmden  (g.  &)  muss  betont  werden,  dass  sie  stets  nur  mit  y<>r3icht 
ligeschehen  darf;  deuu  wir  haben  BewetBe  genug,  dass  aucL  not^  im 
1.14«  ond  15.  Jahebojidert  die  Dichter  dialectiscbe  Formen  vermieden, 
fc/welche  die  Gesoh&flsBpraohe  bereits  gebrauchte.  Das  fallt  nameut- 
ich  da  schwer  ins  Gewicht,  wo.  wie  bei  Boner,  die  wichtigsten  Hss. 
demselben  Dialecte angehören,  welchen  der  Dichter  gesprochen  hat; 
[•denn  da  kann  man  Yon  vorn  herein  nberzengt  sein,  daas  der  rohere 
[Schreiber  manche  Dialoctismen  aus  der  Umgangssprache  bereinge- 
(•«ogen  habe,  welch n  auch  aus  Urkunden  zu  belegen,  vom  Dic]it4?r  aber 
l'-gloichwohl  nicht  gebraucht  worden  sind;  und  bei  der  dang 

»derselben  erhalt  der  Herausgeber  Gelegenheit,  seine  k^  >   F4- 

Irhtgkeiten  zu  versuchen.  —  aniffende  {:end&)  hat  Pfi>ifTer  mit  gutem 
IKirunde  in  den  Text  gesetzt;  es  hängt  mit  dem  Wechsel  und  den 
l^eimon  ngind  soaammen,  Tgl  g.  28.  —  Wenn  in  betdi  (§.  S)  das 
Hi  =:  ü  -^  tu  steht  und  ßoner  auch  sonst  i  =  €  set&t^  Ist  es  dann 

^unorgamsch**  wie  das  in  miBmil  —  8.  9  saft  Schoch:  Boner  ¥or- 
^schmihe  es,  ^ Worte  mit  kurzem  Stamm v  iiem  ein- 

dem  Consrouanten  und  stummem  (?  in  «i*  id  r.u  ge- 

[fbrauehen"* ;  stumme  r  nur  in  der  „Endung**  K  t  Der  mh  Ver- 

•.gleich  mit  Sigenot  Ist  nicht  gut  gotroffen,  da  diu  i...  lit  jünger 
[i(135U)  als  Boner  und  die  nhd.  Dehnung  schon  bei  viel  älteren  nacli* 

•wetsbar  ist»  t.  B.  in  der  Martina,  bei  Hadlanb,  Staufenberg. 
^•Fleokf  Heinrich  von  Türlein  u.  a.;  darin  aber  hat  Schoch  Recht, 
Boner  die  nhd.  L&ngung  der  mhd.  kurzen  Beden tuugäsilbijn  im 
leime  meide,  und  selbst  die  zwei  Ausnahmen,  die  er  anfahrt,  »tnd 
I micht  so  sicher p  wie  er  meint,  schon  wegen  ihrer  Siugulantat  und 
Ldaonp  weil  die  betreffenden  Verse  möglicherweise  auch  mit  vier 
I^HebmifKn  und  fehlender  Senkung  goleeon  werden  konnton.  ^  g.  10, 

Die  Gemination  der  Consonanten  hat  mit  „der  AusfQllung  der  San* 
[  tuttgen^  nichts  zu  thun;  denn  rater  kann  ebenso  Hebung  und  Senkung 

)lrigeQ  wie  paUer,  Was  Schocb  im  weiteren  über  die  Consouanion- 
Igeminatton  nach  langom  Vocal  ^agt ,  ist  »ehr  vag;  TgK  darobor 
f^arncko.  Braut  8.  279,  und  öbrr  die  ff  Wintelcr,   Kerenzer 

Mandart  S.  43,  Hunziker,  Aargauer  Wb.  LXVIU  f. 

59* 


'MO    B.  S(h(fdt,  Ober  Bonen  6pnehe,  angei.  von  «T.  Waekemdl. 

Seine  eigentlichen  Untersuchnngen  über  Boners  Sprache  be- 
ginnt Schoeh  mit  Erörterungen  über  die  ungenauen  Beime  §.  11 — 13. 
Die  Bemerbingen  über  die  Methode  bei  derartigen  sprachlichen 
Untersuchungen  treffen  Richtiges.  Zu  den  Hilfsmitteln,  welche  Ton 
Schoeh  h&tten  „benützt  werden  können^,  wäre  noch  manches  anzu- 
führen; warum  wird  z.  B.  Beinfried  nicht  genannt?  —  §.12.  Die 
^  =r  oe  sind  im  Alemannischen  weit  verbreitet,  auch  in  Urkunden 
<vgh  Bergrmann,  Archiv  t  österr.  Gesch.  I,  A,  72),  und  von  der 
Meinung,  dass  sie  ^md.  Eigenheit^  seien,  welche  Schoeh  §.  14 
wiederholt,  ist  man  wohl  so  ziemlich  allgemein  abgekommen.  — 
§.  13.  hörpi  dort  sind  noch  keine  Assonanzen.  Im  Beime  kitnsi: 
Vernunft  ist  vernunst  nicht  nur  ^erlaubt",  sondern  allein  möglieh ; 
die  von  Schoeh  angezogene  Ansicht  des  mhd.  Wbs.,  dass  „Vernunft 
erst  im  14.  Jahrh.  aufkomme^,  wird  etwas  zu  rectiflcieren  sein;  denn 
Kummer  belegte  es  (Anz.  f.  d.  A.  VI,  333)  aus  Passional  H.,  und 
beim  Montforter  ist  vemunft  nicht  erst  in  der  Ausbreitung  begriffen, 
sondern  hat  bereits  so  die  AUeinherrschafb,  dass  er  vemunsi  mu 
noch  da  gebraucht,  wo  ihn  der  Beim  dazu  zwingt  Am  Schlüsse  dieses 
Paragraphes  behandelt  Schoeh  die  Beime  gewant :  gestän  und  fte- 
schaeh :  bedacht  und  sagt:  „Weinhold  (al.  Gr.  §.  177)  und  Schönbach 
halten  den  Abfall  des  t  für  eine  mundartliche  Eigenheit  des  Ale- 
mannischen ;  so  allgemein  ausgesprochen  ist  diese  Behauptung  ent- 
schieden unrichtig.^  Allein  in  der  citierten  Stelle  der  al.  Gr.  heißt 
es  nur:  „Abfall  des  auslautenden  <,  wenn  dasselbe  einem  andern 
Consonanten  verbunden  ist,  kennt  die  alem.  Mundart  nicht  selten '^r 
das  klingt  doch    wesentlich    anders!     An   diesem  Ausspruch    ist 
nichts  zu  corrigieren ;  vielmehr  will  ich  noch  einen  anderen  über- 
einstimmenden anführen,  den  Zupitza's  (DHB.  Y,  33) :  „die  Apokope 
des  t  ist  im  Alem.  häufiger  als  im  Bair.",  und  dann  darauf  ver- 
weisen,  dass  ich  beim  Montforter  (Abhandl.  lY,  S.  161,  174,  177  f.) 
die  in  der  al.  Gr.  gesammelten  Belege,  welche  nach  Schoeh  „sehr 
den  Charakter  der  Yereinzelung  tragen^,  mit  mehr  als  einem  Dutzend 
vermehrt  habe ;  und  so  wird  fast  jedes  größere  Denkmal  aus  dem  14. 
und  15.  Jahrh.  Weinholds  Ausspruch  bestätigen  %  Daher  ist  auch 
Schochs  Meinung:  „Abfall  des  t  ist  sonst  eine  md.,  resp.  eine  frän- 
kische Erscheinung^,  nicht  in  der  Ordnung;  er  ist  wie  im  Alem.  so 
auch  im  Bair.  nicht  selten,  vgl.  bair.  Gr.  §.  143;  als  neues  Beispiel 
dazu  führe  ich  an ,  dass  in  Ottenthals  Bechnungsbüchem  der  Herren 
von  Schiandersberg  (Mitt.  des  Inst.  f.  österr.  Gesch.  Forsch.  II,  600) 
s.  anno  1402  steht:   er   hat  geschatz;  ferner  finden  sich  Mägg 
{=  Magd),  Haup,  A^p,  nimp  u.  dgl.  m.  oft  und  sind  such  dem 
heutigen  Dialecte  allgemein  geläufig. 

Boners  sprachliche  Yariationen  vom  Mhd.  scheidet  Schoeh  in 
solche,  welche  der  Übergangsperiode  im  allgemeinen  (§.  14 — 21) 

*)  Während  diese  Becension  in  der  Bedaction  lag,  erschien  Strauchs 
Ausgabe  der  Mar g.  Ebner,  wo  S.  91  eine  Beibe  Belege  für  apok.  I 
gesammelt  sind. 


B,  Sehcchp  Über  Boneri  Sprsclie,  t^ngez,  tod  J.  Wixds^mdl,    9S7* 

uud  m  äolche,  welche  dem  speciellen  Dialecte  des  Dichters  ange- 
höreo  (g.22 — 39),  DieEintheilungist  gut  und  verdient  Nacbabmung. 
Demgemäß  bebandelt  er  in  g,  14  Schwanken  der  Quantitäten  der 
Vocalei  in  %,  16  die  Aaslantregel ,  in  g.  17  die  Heime  von  s  auf  die 
Spirans  s^  in  §.  18  Schwanken  zwischen  /'und  t;,  in  §.  19  Übergang 
von  8c  in  seh;  in  g.  20  Wechsel  von  ch  and  A,  in  g.  21  Erscheinungen 
aus  dem  Gebiete  der  Flexion  und  Syntax.  —  Ich  halte  diese  Partie 
für  die  gelungenste;  doch  ist  mir  auch  hier  einiges  aufgefallen«  Dass 
<jer  Vocal  in  mä  (=  man«  Flur,  manne)  ^unnasaliert^  sein  soll, 
kann  ich  nicht  glauben;  so  weit  ich  das  alem.  Gebiet  kennet  ist  er 
durchweg  nasaliert,  und  eben  die  Nasalier ang  erklärt  seine  Länge. 
Der  Satz:  ^die  Schwächung  der  Ableitung»*  und  Flexionssübeu  zeigt 
sich  namentlich  im  Verwischen  des  Unterschiedes  zwischen  tonlosen 
und  stummen  Silben;  denn  beide  können  abfüllen^,  ist  so  nicht 
richtig.  In  §.  15  polemisiert  Scboch  wegen  der  Reime  iu :  ü  gegen  Scbön- 
bach,  der  aber  ganz  im  Hechte  ist  —  Aus  den  allgemeinen  Bemerkungen 
Hber Schwanken  zwischen  funA  v  (§  18;  kommt  nichts  Hechtes  heraus; 
wenn  Schoch  behauptet «  dass  die  Hs.  A  ,,in  dieser  wie  in  mancher 
anderer  Beziehuug  gar  nicht  etwa  regellos  ist  und  füglich  beachtet 
werden  darf^,  ^  befriedigt  das  wenig;  denn  es  handelt  sich  dann 
darum,  diese  Regel  genau  zu  untersuchen  und  nachzuweisen,  was  seine 
Aufgabe  gewesen  wäre. 

Im  dritten  Abschnitte  behandelt  Schoch  ^speciell  dialectische 
firscheinungt'n.'^  Dass  damit  „nicht  gesagt  ist,  d&ss  die  Boner'schen 
Eigenthdmüchkeiten  nicht  auch  anderwärts  nachzuweisen  seien", 
Yersteht  sieb  von  selbst;  wohl  aber  lässt  das  „speciell^  erwarten, 
dass  hier  die  dialectii^chen  Erscheinungen,  welche  Boners  engerer 
Heimat  angehören,  bearbeitet  würden.  Nun  gehören  aber  die  meisten 
der  hier  behandelten  dem  alem.  Gebiete  überhaupt,  zum  Theü  auch 
noch  anderen  Dialecten  an  wie  diejenigen^  welche  bereits  in  den 
früheren  Paragraphen  in  Eede  gestanden  sind,  ja  es  sind  selbst  soiche 
darunter ,  welche  zur  Oberguigsperiode  gehdren.  Auch  sonst  bin  ich 
mehrmals  angestoßen*  —  S-  ^3*  ^^^  n<^^°  ^*  E-  Beilau t^  wäre  die 
Literatur  in  Strauchs  Langmann  S.  XXII  nachzusehen  und  aus  deren 
Studium  die  richtige  Bezeichnung  un4  der  rechte  Begriff  zn  holen 
gewesen.  Die  d  =  e  gehören  nicht  in  diesen  Zusammenhang.  —  §.  3t7, 
Gut  ist  die  Untersuchung  über  das  i  m  den  Endungen,  Schoch  ist 
hier  zu  ähnlichen  Resultaten  gekommen  wie  ich  gleichzeitig  beim 
Montforter  (Abhandle  IV,  S.  185);  nur  hätte  er  statt  der  uube- 
itimmten  Bemerkung:  „andere  i  gehören  bloß  den  Hss.  an^,  unter* 
auehea  sollen,  welche  eben  diese  sind.  —  g*  28.  nd :  fi^  and  Wechsel 
derselben  hält  Schoch  für  „eine  Eigenheit  des  Bemiechen  Dialecta^, 
^sonst  ist  diese  Eigenheit  md.*  ;  auf  die  erstere  Meinung  brachten 
ihn  die  Heime  Boners,  auf  die  letztere  Weinholds  mhd.  Gr,  g.  201, 
welche  sie  nur  für  das  Md*  belegt.  Allein  diese  Erscheinung  ist  viel 
weiter  ?erbreitet:  beim  Montforter  begegnen  acht  Paare  ng%nd; 
uitareaBant  ist  ferner  scheinungd  im  fioriaiier  Steinbuoli  (ed.  Limbel 


fitS    R  Sehw^i  Über  Bonen  Sprache,  angei.  tod  J.  WachemelL 

&39) ,  welchem  das!  Übergangsstadittm  doBnätnng  ^phisch  dar« 
stellt;  gesehrnng  =^  ge8ehwind(e)  n.  dgl.  m.  ist  im  Bair.  sehr  h&uflg 
zu  hören  (s.  tu  Montf.  15,  68).  —  §.  80.  Schönbachs  Meinang  ttber 
tisch :  geicis  37/6  ist  gerade  nach  Schochs  eigenen  Aüsffthmogen 
in  §.  19  nnd  30  so  unbegründet  nicht,  wie  er  glaubt;  viel  zweifel- 
hafter finde  ich  Schochs  Yerrnnthung,  dass  diese  Aussprache  in 
Bflcksicht  auf  dios  bei  Closener  häufig  vorkommende  geisckeler  dem 
Elsaß  zuiraweisen  sei»  Tgl.  z.  B.  mösehing,  rudisch  (:=r  rudis)  beim 
Montforter  (Abhandl.  IV,  164).  —  Die  „Flexionelehre^  leitet  Sohoch 
also  ein :  ^um  nicht  ^u  wiederholen  brauche  ich  bloß  auf  Schönbache 
Zusammenstellung  S.  254  hinzuweisen ....  nur  hat  er  wieder  einiges 
dem  Dialecte  zugeschrieben,  was  nicht  speciell  alemannisch  ist.'' 
Aber  gleich  im  n&chsten  §.  (37)  schreibt  Schoch :  ^Gercke  macht 
S.  17  schon  aufmerksam  auf  den  in  gevalt  :alt  S^  65  unterlaseeaen 
Umlaut.  Es  ist  dies  eine  Erscheinung,  die  heute  noch  in  der  Mundart 
in  der  2.  und  3.  Pers.  Sing.  Pr&s.  der  Yerba  der  s.  g.  Übergangs- 
classe  und  der  redupl.  Verb,  auf  a  im  Stamme  lebendig  ist.  Man 
sagt:  er  fallt,  er  lat  (ladet),  bachet,  grabt,  hait(et)  usw.^  H&lt  Schoch 
also  diese  unumgelauteten  Formen  fQr  „speciell  alemannisch^  ?  — 
Wenn  Schoch  dann  in  demselben  Paragraphe  sagt,  dass  ihm  „in  den 
Urkunden  keine  Formen  —  außer  es  wären  Conj.  gewesen  —  auf- 
gestoßen sind,  die  (in  der  3.  Pers.  Plural)  bloß  *en  gehabt  hätten ''f 
so  liegt  der  Fehler  nur  darin ,  dass  er  entweder  zu  ungenau  nachge- 
sehen oder  eine  za  geringe  Anzahl  Urkunden  zu  Bathe  gezogen  hat. 
—  §.  36.  Gehören  die  in  diesem  Paragraphe  behandelten  „einzelnen 
Oorrectnren''  (aM,  aU^  oder)  in  die  „Flexionslehre^,  wie  die  Über- 
schrift lautet?  Ebenso  das  ^Syntaktische*  in  §.  39?  —  Im  letzten 
Theile  seiner  Arbeit  hat  Schoch  bemerkenswerte  Wörter  aus  Boner, 
welche  im  mhd.  Wb.  und  bei  Lexer,  die  sich  noch  immer  nur  auf 
das  Glossar  in  Beneckes  Ausgabe  stützen,  theil weise  fehlen,  zu- 
sammengestellt, einige  auch  mit  Hilfe  Toblers  erklärt  Zu  kalben 
59 ,  42  bemerke  ich,  dass  Toblers  Erklärung  zweifellos  richtig  ist; 
das  Wort  ist  auch  im  bair.  Dialecte  noch  lebendig,  und  wenn  hier 
kelben  :=  kelber  steht,  so  braucht  man  deswegen  nicht  mit  Schoch 
Verschreibung  anzunehmen,  vielmehr  sehe  ich  hier  wieder  ein  neues 
Beispiel  für  den  Wechsel  zwischen  n  und  r,  f&r  welchen  ich  beim 
Montforter  (Abhandl.  lY,  167  f.  und  zu  5,  67)  Belege  gesammelt 
habe.  ^^  Ein  sorgsames  Begister  bildet  den  Schluss. 

An  orthographischen  und  anderen  Unebenheiten  fehlt  es  dem 
Büchlein  keineswegs.  So  findet  sich  6tt«rB  Wilmans,  nur  einmal 
das  richtige  Wilmanns;  durchweg  „Asperation^,  dagegen  richtig 
^aspiriert''  (S.  25) ;  mhd.  gr.  (S.  31),  sonst  mhd.  Gr. ;  wer  statt  wir 
(S.  14).  Was  soll  S.  24  ^G.  t.  S.  A  YII«  heißen?  Es  ist  wohl  za 
sehreibidn:  €.  v.  A.  S  VII  (=c  Conrad  von  Ammenhausen).  Sehooh 
liebt  Überhaupt  stsutke  Kürzungen;  dagegen  ist  nichts  einzuwenden: 
nnsete  seligen  YerAthren  haben  nnt*  zu  oft  Baum  verschwendet,  wir 
müssen  e^ren;  abe^  lle  AbbUeviatoten  sollen  geian  sein.  -*«  8.  Ift 


B*  Miüntt  Pie  Erk^aotn.-  n*  SeoBAtionstb.  etc<,  tag.  7.  T.  Wüämuer,    919 

liitßt  m:  ^auf  einige  PuDlcte  wird  später  noch  eingetreten  werden^  ; 
dieselbe  zweifelhafte  Ausdruckfiweise  steht  auch  S.  10.  Störend  ist  es 
mancbmal,  da&s  Schoch  die  alld.  Wörter  nicht  hat  cursiv  drackeo 
lassen;  daran  wird  man  sich  gewöhnen  mOssen,  Doch  das  sind  Kleinig- 
keiten. Etwas  unangenehmer  sind  unnütze  Wiederholangen  und 
Schochs  Neigung,  die  Untersnchnngen  über  einen  Punkt  auf  mehrere 
Ton  einander  abstehende  Paragraphe  zu  verzetteho ;  ferner  die  ab^ 
rupteu  Verweise  auf  das  Md.^  wo  gar  kein  Zweck  dafHr  zu  erblicken 
ist  tt*  dgL  m.  Allein  trotz  alledem  und  alledem  bleibt  das  Büchlein 
eine  brauchbare  Vorarbeit  zu  einer  neuen  Ausgabe  oder  einer  Ge* 
sammtdarstellung  der  Sprache  Boners,  und  auch  das  ist  an  Schoch 
zu  loben,  dass  er  bei  seiner  Polemik  immer  respectvoU  den  Hut  in  der 
Hand  halt,  wie  sichs  gebQrt. 

Innsbruck,  Not,  1861.  J.  E  WackerneU. 


Die  Erkenntnis-  nnd  Sensationstheorie  des  Protagaras*  Von  Dr. 
Bernh&rd  Münz.  Wien  1380,  K.  Konegeo,  36  SS. 

Vorliegende  Schrift  zeigt  ein  dufiTallendes  Bestreben  in  allen 
Hauptpunkten  originell  zu  erscheinen  und  daher  zu  den  neueren  wie 
zu  den  alten  Auslegern  protagoreischer  Lehre  in  Gegensatz  zu  treten; 
aber  in  Wirklichkeit  ist,  um  ein  Tielcitiertes  Wort  zu  wiederholen, 
das  Neue,  was  sie  bietet,  nicht  wahr  nnd  das  Wahre  nicht  neu.  Dies 
ieigt  sich  in  allen  drei  Haapttheilen ,  welche  wir  an  dem  Büchlein 
de«!  Hm.  Münz  unterscheiden  können* 

Seine  Auslegung  des  berühmten  Satzes ,  welcher  den  Grund- 
gedanken der  Erkenntnislehre  des  Proiagoras  enthält,  ist  nicht  nur 
falsch,  sondern  auch  ziemlich  willkürlich  hingestellt,  nicht  methodisch 
begründet,  ja  der  Verf.  scheint  sich  in  seiner  Auffassung  selbst  nicht 
klar  und  treu  zu  sein,  da  er,  wenn  wir  recht  verstehen,  S.  16  nnd  20 
das  selbst  behauptet,  was  er  auf  S.  11  nnd  12  verwirft.  Umsomehr 
wäre  es  passend  gewesen  die  kühne  Sicherheit  des  Aburthoilens  Über 
andere  Erklärungen  zu  vermeiden.  Man  muss  Gründe,  zureichende 
nnd  einleuchtende  Gründe  haben,  um  es  wagen  zu  können,  die 
„Nenern  insgesammt  bis  auf  Kircbmann**  (S.  8)  des  In- 
ihums  zu  zeihen  und  die  überraschende  Anklage  zu  erheben »  dasB 
iiPlatonnd  Aristoteles,  denen  hierin  dasganze  Altert h um 

bisaufPhilo gefolgt  ist,  sich  (gegenüber  Protagoras)  ein 

a  dicto  secundum  quid  ad  dictum  simpliciter  haben  zu  Bchuiden 
kommen  lassen*^  (S.  11).  Um  in  solcher  Weise  auftreten  und  sich 
selbst  als  Pfadfinder  einer  bisher  verborgenen  Erkenntnis  hinstellen 
tu  können,  wäre  ein  anderes  Maa  von  Begabung,  Studien  und 
'"Schulung  erforderlich,  als  Hr.  Mflnz  mitgebracht  hat^  dem  wir 
übrigens  gewisse  Kenntnisse  und  Strebsamkeit  nicht  absprechen 
Hollen.  In  dem  zweiten  Hauptpunkte  t  ^^f  welchem  Wege  nämlich 
Protagoras  tu  seiner  Subjeetivitätstheorje  gekommen,  geht  der  Verf. 
tinom  Gedanken  aus,  den  bereits  Franz  Brentano  ausgesprochen 


Mt    F.  Erim€9t  Grandriss  d.  Man,  Geschichte,  ang*  ¥•  Ä» 

die  Erwerbung  der  Kronen  Ungarn  nnd  Böhmen  sowie  des  Kaisers 
deutsche  Politik  neben  den  religiösen  Verhältnissen  mit  Becht  die 
Angelpunkte«  Es  entspricht  vielleicht  vor  allem  dem  eigenen  Stand- 
punkte des  Bef.,  wenn  er  den  Wunsch  äußert,  dass  die  Beziehongen 
des  Hauses  Habsburg  zu  den  Kronen  Böhmen  und  Ungarn  schärfer 
hätten  gegeben  werden  mögen.  Warum  ist  z.  B.  S.  470^471  statt 
der  allgemeinen  Angabe,  dass  es  mit  der  autonomistisch  nationalen 
Ständemehrheit  in  Böhmen  «bald  auch  zur  Lösung  der  mit  der 
böhmischen  Wahlcapitulation  verbundenen  Schwierigkeiten'^  kam, 
nicht  wenigstens  direct  gesagt,  dass  Ferdinand  beim  ersten  Aufent- 
halte in  Prag  zum  Behufe  seiner  Krönung  die  Zusage  der  Stände  er- 
langte, seinen  ältesten  Sohn  bei  Lebzeiten  „krönen*^  (nicht  auch 
wählen)  zu  lassen,  was  doch  im  Grunde  die  Anerkennung  der  Erb- 
lichkeit besagte?  Und  ebenso  ward  auf  die  staatsrechtliche  Frag«  bei 
der  Wahl  des  Erzherzogs  Matthias  (S.  528)  und  vor  allem  der  Er- 
hebung Ferdinand  II.  mit  Becht  seitens  der  Böhmen  wie  bei  der 
Begierung  das  größte  Gewicht  gelegt  und  es  bedeutete  einen  großen 
Erfolg  der  Begierungspartei,  besonders  des  Kanzlers  Zdenko  von 
Lobkowitz,  dass  Ferdinand  U.  1617  in  Prag  nicht  gewählt  wurde 
(S.  535  spricht  der  Verf.  von  Ferdinands  ^Wahl^'X  sondern  als 
König  einfach  angenommen  und  gekrönt  ward. 

Jener  einseitige  Standpunkt ,  den  die  Geschichtschreibung  so 
lange  bei  der  Beurtheilung  der  deutschen  Kaiserpolitik  Karl  Y.  fest- 
zuhalten pflegte,  ist  nun  wohl  nach  Bänke  (Druffel,  Maurenbrecher) 
definitiv  aufgegeben.  Man  kann  den  Wert  und  die  Nothwendigkeit 
der  Beformation  völlig  anerkennen  und  doch  auch  des  Kaisers  Über- 
zeugung, die  religiöse  Trennung  müsse  auch  die  politische  Spaltung 
des  Beiches  herbeiführen,  nach  Gebür  würdigen.  Kaiser  Karl  Y.  hat 
sie  sich  aus  der  Geschichte  seiner  Tage  zu  schaffen  vermocht  und  die 
Geschicke  des  Beiches  von  1552—1806  bietet  dafür  der  traurigen 
Belege  nur  zu  viele.  Dass  die  religiöse  Einheit  nur  der  Katholiclsmns 
sein  könne ,  ergab  sich  bei  Karl  aus  anderen  Gründen.  Aber  ebenso 
war  ihm  die  politische  Einheit  des  Beiches  Hauptsache  und  sie  suchte 
er  vom  Tage  zu  Worms  (1521)  bis  zum  Passauer  Vertrage  durch 
immer  erneute  Ausgleichsyei-suche  zu  erreichen ,  zuletzt  durch  den 
Zug  vor  Metz  das  Beich  wenigstens  vor  territorialer  Yermindemng 
zu  bewahren.  Auch  der  Schmalkaldische  Krieg  ist  daher  weniger  die 
f^Abrechnung  des  kaiserlichen  Principes  mit  dem  kampfgerfistetea 
protestantischen  Für/stenbunde^  (S.  483)  als  der  Versuch,  nun, 
nachdem  alle  friedlichen  Mittel  zur  Beilegung  der  religiösen  Spaltung 
wirkungslos  geblieben  sind ,  auch  die  Auctorität  eines  Gonciis  sie 
nicht  zu  überbrücken  vermag,  die  religiöse  und  damit  die  politische 
Einheit  des  deutschen  Beiches  mit  Waffengewalt  zu  erzwingen. 

Ebenso  erscheinen  mir  die  Ausführungen  Bankes  in  seinem 
Aufsatze  „Zur  deutschen  Geschichte"  (sämmtliche  Werke  Bd.  7, 
3,  Aufl.  Leipzig  1879)  für  die  Kaiserpolitik  der  älteren  habsbnr- 
gischen  Kaiseneihe  (Ferdinand  I.  bis  Matthias,  1556—1619)  doch 
sehr  beachtenswert  usw. 


k^ 


7 


MatheoiAtisolie  LehrbGcber,  &ng€s.  ton  F,  WaXUnim. 


9SS 


AuderBeitB  fehlt  es  hie  und  da  nicbt  an  zu  breiten  Darlegungen 
(z.  B.  der  Siebenbtirgiscben  Zustände  S.  513—516)  nud  Wieder- 
\  bolnng«a  (z.  B.  über  Martinnzzi  S.  469,  471,  609,  den  Großv^ardeiner 
,  Frieden  1638,  S.  473,  474,  609—610  um).  Aber  trotzdem  wird 
man  sagen  müssen:  Die  günstigere  Bescbaffenbeit  des  Stoffes  wie 
die  gesteigerte  ümBicht  des  Verf.8  haben  dem  dritten  Tbeile  des 
Werkes  bei  allem  Heichthnm  des  Stoffes  ein  einheitlicheres  Gepräge 
verliehen  als  den  beiden  früheren.  Darin  liegt  aber  zugleich  die  Ge- 
wissheit enthalten ,  dass  es  dem  Verf.  anch  gelingen  werde ,  in  der 
lY.  Abthetlang,  der  Eef.  mit  gesteigertem  Interesse  entgegensieht, 
I  seine  Arbeit  seiner  Zusage  gemäß  abzuschließen. 

Prag*  Adolf  Bachmana. 


Kiepert  K^  Schul- Waudatlas  der  Länder  Europas.  Berlin 
1881,  fr.  FoL  Lieferung  111:  Stumme  pbjrsilcAlische  Wandkarte  der 
i  M  Inseln.  1:1,000.000.  Ucrlin  Iböl.  Fol.  4  Blatt.  Liefe  na  ngr 

1  ^chp  Waudkarte  der  britischoo  Inseln.  1:1,000/IUO.  Berlin 

in.^2.   hui.  4  Blatt. 

Bereits  im  verflossenen  Jahre  (1882)  hat  diese  Zeitschrift  auf 
3*  774 — 775  darauf  aufmerksam  gemacht,  dassdie  Verlagshandlung 
Dietrich  Reimer  in  Berlin  dem  ^chalbedurfnisse  nach  guten  anf  wis- 
senschaftlicher Grundlage  ruhenden,  correcten  und  einheitlich  dar- 
gestellten Schul  Wandkarten  der  Länder  Europas  durch  die  Heraus- 
gabe eines  Cyclus  von  Schul  wand  karten  m  begegnen  beabsichtigt« 
I  Bis  AnsfQhrnug  dieser  Aufgabe  ist  in  die  bewährte  Hand  Kiepert-s 
I  gol^gtr  welcher  bereits  die  Schul  Wandkarte  von  Fi-ankreich  in  einer 
atniDmen  physikalischen  und  in  einer  politischen  Ausgabe  veröffent« 
licht  hat 

Nunmehr  ist  anch  die  Wandkarte  der  britischen  Inseln 
in  der  zweifachen  Aasgabe  als  stumme  physikalische  und  als  poli- 
tische Karte  im  Maßstäbe  von  1 : 1,000,000  erschienen.  In  der  An* 
\  läge  und  Ausstattung  ist  sie  den  bisher  erschienenen  gut  ausgeführ- 
Karttn  von  Frankreich  Ähnlich  und  unterscheidet  sich  von  die- 
sen nnr  dadurch,  dass  auf  derselben  auch  die  Meereatiefen  von  100 
und  200"  and  darüber  durch  blaue  Farbenstufen  dargestellt  sind. 
Wien.  Dr.  F,  Grassaner. 

I  Bbcne  Trigonometrie  mit  einer  karten  Geschichte  dieser  Diaciptin,  einer 
Aefgabeoisrnmlong  and  erliutemden  BemorkengeD.  Von  KufCH^n  B er- 
go Id,  Prot  am  Qymnaaium  lu  Freiburf^  i.  B.  FQr  Gymmuien  und 
fiMilschulen  bearbeitet.  Leiptig  und  Heidelberg  IBäO.  C  F.  VVintencbe 
VerUgthandlung. 

Eleoienta  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie.  Von  Fr, 

Bu8»ler,  Oberlehrer  am  SopbieD-Gymnasitim  zu  Berlin.  Far  hdbere 
Schulen  Kowie  snm  Selbttanterncht  Mit  5  lithographierten  TVeln* 
Bertin  1881,  Verlag  von  Theod*  Chr.  Fr.  Kn&lin. 

Da8  erste  Buch  eothUt  jenen  Lehreioff  der  Trigonom«^* 
r  in  einer  Oberseconda  oder  Unterprima  zum  Verständnis  de  r  r 


984'        Mathematische  Lehrbacher,  angei.  von  F.  WäUenUn. 

gebracht  werden  kann  und  muss.  Es  zeichnet  sich  in  yortheilhafter  Weise 
durch  die  Gründlichkeit  aus,  mit  welcher  die  Qoniometrie  behandelt 
ist ;  die  Grandbegiiffe  der  geometrischen  Functionen,  ihre  Abhängig- 
keit von  einander  und  von  der  Beschaffenheit  des  Winkels,  die  Func- 
tionen von  Winkelsummen  und  Winkeldiflferenzen  sind  mit  aller  nur 
wOnschenswerten  Gründlichkeit  erörtert,  so  dass  die  folgende  Trigo- 
nometrie im  engeren  Sinne  sich  kurz  und  leicht  als  Anwendung  anreiht. 

Die  beigegebene  Aufgabensammlung  ist  gut  geordnet,  ziemlich 
reichhaltig  und  dürflie  für  mehrere  Jahre  ausreichen;  sie  enth&lt  der 
Beihe  nach  Aufgaben  aus  der  Goniometrie,  Planimetrie,  Stereometrie, 
Astronomie  und  Physik. 

Erwähnenswert  sind  ferner  noch  die  S&tze  über  complexe 
Größen  (Moivresche  Binomialformel) ,  die  kurze  Geschichte  der 
Trigonometrie ,  welche  dem  Schüler  in  recht  klarer  Weise  das  all- 
mähliche Werden  dieser  Disciplin  vorführt  und  die  an  passmden 
Stellen  eingestreuten  historischen  Bemerkungen ,  welche  von  großer 
Literaturkenntnis  zeigen  und  auch  füi*  den  Lehrer  von  Interesse 
sein  dürften. 

Überhaupt  präsentiert  sich  das  vorliegende  Buch  als  ein  recht 
gutes,  empfehlenswertes  Schulbuch.  Für  eine  neue  Auflage  kann  aber 
dem  Yerf.  empfohlen  werden,  die  Trigonometrie  im  engeren  Sinne 
etwas  ausführlicher  zu  halten ,  damit  auch  specielle  Beispiele  zur 
Anwendung  gelangen ,  damit  femer  bei  der  Bestimmung  der  drei 
Winkel  aus  den  drei  Seiten  die  Wichtigkeit  der  Formeln  für  die 
Tangente  der.  halben  Winkel  hervorgehoben  und  die  wenigen  spe- 
ciellen  Sätze  über  das  Viereck  erörtert  werden  können. 

Das  zweite  Buch  hat  ebenfalls  Anspruch  auf  Beachtang  sowohl 
in  wissenschaftlicher  wie  in  didaktischer  Hinsicht. 

An  die  Erklärung  der  Functionen  spitzer  Winkel  schließt  sich 
gleich  die  Berechnung  der  rechtwinkligen  und  gleichschenkligen 
Dreiecke  sowie  der  regulären  Polygone,  um  auf  diese  Weise  die  neuen 
Definitionen  und  Formeln  nur  allmählich  vorzuführen  und  dieselben 
bei  den  Schülern  durch  die  praktische  Verwendung  einem  klaren 
Verständnisse  zuzuführen.  An  die  Behandlung  der  Functionen  der 
anderen  Winkel  reiht  sich  dann  die  Berechnung  des  ungleichseüigea 
Dreieckes  an  und  zwar  sind  da  gegeben:  der  Sinus-,  Tangenten-, 
Camotsche  Satz ,  die  Formeln  für  die  Functionen  der  halben  Winkel 
eines  Dreieckes,  wenn  die  drei  Seiten  gegeben  sind,  die  Bestimmuog 
des  Flächeninhaltes,  die  Moll  weideschen  Formeln,  der  Radius  des 
ein-  und  umgeschriebenen  Kreises,  die  Radien  der  drei  äußeren  Be- 
rühi-ungskreise ,  die  Höhen,  das  Fußpunktdreieck,  die  Höhenab- 
schnitte, die  Schwerlinien  und  Winkelhalbierenden.  Dabei  ist  zu  be- 
merken, dass  diese  Sätze  durch  gut  gewählte  Beispiele  erläutert  sind 
und  dass  vielfach  neben  der  trigonometrischen  Berechnung  auf  die 
geometrische  Gonstruction  und  den  Zusammenhang,  beider  Lösungen 
hingewiesen  ist,  wodurch  der  Unterricht  an  Anregung  und  Interesse 
für  die  Schüler  gewinnt. 


C  MüUtr,  Botftiiitche  Mikrochenues  Migm*  von  B,  Bekhardt.    985 

An  die  Behandlung  des  Dreieckes  ecliUeßt  sich  die  des  Vier- 
eckes nnd  zwar  sind  speciell  das  Parallelogramm,  das  Trapes  itad 
das  Trapesoid  (Pothenotscbe  und  Hanseuscbe  Aufgabe)  erörtert.  In 
der  sphärischen  Trigonometrie  bat  der  Verf.  den  entgegengesetzten 
Weg  eingeschlagen,  indem  zuerst  der  Cosinussatz  für  das  allgemeine 
Dreieck  bewiesen  wird  nnd  aus  diesem  dann  alle  übrigen  Formeln, 
auch  die  för  das  rechtwinklige  Dreieck  abgeleitet  werden.  Be- 
merkenswort ist^  dass  hiebe!  die  vielfach  stattfindenden  Analogien 
und  Beziehungen  zwischen  der  ebenen  und  sphärischen  Trigonometrie 
entsprechend  gewardigt  und  dass  auch  hier  die  einzelnen  Sätze  durch 
passende  Beispiele  Instructiv  erläutert  sind. 

Die  Anlage  und  Durchführung  des  Baches  lässt  überall  den 
erfahrenen  Schulmann  erkennen^  welcher  nur  das  wesentliche  auf- 
nimmt und  bestrebt  ist  dasselbe  in  möglichst  klarer  und  pr&ciser 
Weise  den  Schülern  zu  bieten. 

Wien.  Dr.  Franz  Wallentin. 


Blüthenstand.  Inflorescentia.  Zwei  »chematiMhe  Wandtafeln  ItH  Mit- 
telschulen, LehrerbUdatig&üuBtalteu  and  BürfiferBcbulen  zusammen- 
gestellt und  geKeicbnet  ?od  Franz  Bayer,  Tabor  1881.  Im  Verlage 
der  Buchhandlung  dee  Karl  Janskf.  Preis  1  fl.  20  kr.«  auf  Leinwand 
gespannt  2  fl.  40  kr. 

Diese  beiden  Wandtafeln  liefern  scbematisohe  Darstellungen 
der  wichtigsten  BlüthenstiLnde  und  zwar  enthält  Tafel  I  die  race- 
mdsen»  Tafel  II  die  cymösen  Inflorcscenzen.  Die  vom  Verf.  getroffene 
Auswahl  kann  als  eine  zweckmäüige  bezeichnet  werden ;  die  einzelnen 
Blüthenstände  sind  im  ganzen  and  großen  correct,  sowie  mit  Hin- 
weglassung  des  überflüssigen  Details  wiedergegeben  und  lassen  ^b 
wesentlichen  Charaktere  deutlich  hervortreten.  Die  in  zwei  Farben 
(schwarz  und  roth)  ausgeführten  Figuren  haben  genügende  GrMe, 
um  auch  in  bedeutenderer  £ntfernuDg  deutlich  wahrgenommen  zu 
werden.  Den  Abbildungen  sind  Formeln  beigedrnckti  welche  die  wich- 
tigsten Merkmale  zusammenfassen;  auch  ein  kurzer  erklärender  Text 
ist  den  Tafeln  heigegeben.  Bayers  Blüthen^;tände  können  somit  als 
ein  brauchbares  Hilfsmittel  für  den  Unterricht  aus  der  Botanik  be- 
teichnet  werden:  sie  dürften  namentlich  jenen  Vortragenden  gute 
Dienste  leisten,  welche  im  Zeichnen  weniger  gewandt  sind. 

I  Botanische  Mikrochemie.  £ino  Anleitung  lu  phytobistologischen 
Etuditn  sum  Qobrmoche  ft^r  Studierende  ausgearbeitet  toq  V.  A, 
Poulseo«  Aoü  deiQ  Däniücheu  unter  Mitwirkung  des  Verfaasers 
l^bmetit  von  Carl  Müller.  8*.  XVT  und  83  SS.  Cassel  1881.  Ver* 
lag  von  Theodor  Fischer.  Freia  1  Ü,  'JO  kr. 

Das  vorliegende  Büchlein  ist  mit  Sachkenntnis  geschrieben  nnd 
I  «nihUt  eine  gote  Zusammenstellung  des  Wissenswertesten  aus  der 
botanischen  Mikrochemie.  Es  zerflUlt  in  zwei  Abschnitte,  von  denen 
rder  erste  eine  übersichtliche  Darstollang  der  wichtigeren  mikrocbe* 
Imischen  Raagentien  und  ihrer  Anwendung  enthilt,  während  der 
Isweite  von  den  Pflanzenstoffen,  sowie  von  d«r  Art  ihrer  Nachweisnng 


986    M.  Erosa,  Das  Pflanienr.  in  Wort  n.  Bild,  aag.  t.  JET.  BeiOtardt. 

handelt.  In  einem  Anhange  werden  die  Teroehiedenen  Einlegemedien 
sowie  die  Yerkittangsmassen  fQr  mikroskopisehe  Fri^arate besprochen. 
Poolsens  Mikrochemie  kann  jedem  empfohlen  werden,  der  phytohi- 
stologische  Untersuchongen  zn  unternehmen  gedenkt. 

Gnmdriss  der  Botanik  für  höhere   LehransUlten  ingbesondere  für 
Gymnasien  bearbeitet  von  Dr.  F.  Traum üller  und  Dr.  K.  Krie- 

ter,  Lehrer  der  Natnrwiasenacbaften  am  Nikolaigymnasiam  xn 
eipzig.  Mit  82  Abbildangen  in  Holzschnitt  Leipzig  1882.  F.  A. 
Brockhaus.  8*.  TV  und  77  SS. 
Dieser  Örnndriss  soll  ein  Bepetitionsbnch  für  den  Schfi- 
ler,  kein  Leitfaden  für  den  Unterricht  sein.  Deswegen  wnrde 
der  Stoff  nicht  nach  Kursen,  sondern  nach  dem  inneren  Zusammen- 
hange angeordnet,  deswegen  wurden  ferner  nur  die  allgemeinen»  aus 
der  Betrachtung  des  einzelnen  gewonnenen  Thatsachen  aufgenommen. 
Bei  der  Auswahl  des  Stoffes  hatten  die  Verfasser  hauptsächlich  das 
Bedürfhis  der  Gymnasien  im  Auge.  Der  Inhalt  des  vorliegenden 
Büchleins  gliedert  sich  in  zwei  Hauptabtheilungen.  Die  erste  dersel- 
ben umfasst  die  allgemeine  Botanik,  deren  einzelne  Abschnitte  die 
äußere  Gestalt,  den  inneren  Bau»  endlich  die  Lebenserscheinungen 
der  Pflanze  behandeln.  Die  zweite  Hälfte  ist  der  speciellen  Botanik 
oder  Systematik  gewidmet  und  bespricht  die  einzelnen  Classen,  sowie 
die  wichtigeren  Ordnungen  mit  ihren  hauptsächlichsten  Vertretern, 
dabei  von  den  höchst  entwickelten  Formen  zu  den  Thallophyten  he- 
rabsteigend. Die  Anordnung  des  Stoffes  kann  eine  zweckmäßige  genannt 
werden,  die  Sprache  ist  dem  Fassungsveimögen  der  Schfller  ent- 
sprechend angepasst,  zahlreiche  nett  ausgeführte  Holzschnitte  er- 
leichtem das  Verständnis.  Obwohl  die  Verf.  sich  auf  das  nothwen- 
digste  bescbränkten,  so  glaubten  sie  doch  einiges,  was  sich  sonst 
nur  selten  in  ähnlichen  Büchern  findet,  wie  die  Bestäubung  durch 
Insecten  und  die  Einrichtungen  zur  Verbreitung  der  Samen  nicht 
vergessen  zu  dürfen.  Bei  sehr  geringem  Umfange  enthält  der  vor- 
liegende Grundriss  ein  relativ  reiches  Material;  er  entspricht  seinem 
Zwecke  vollkommen  und  kann  als  Bepetitionsbnch  gute  Dienste  leisten. 


Das  Pflanzenreich  in  Wort  und  Bild  für  den  Schulunterricht  in 
der  Naturgeschichte  dargestellt  von  Dr.  M.  Krass,  k.  Seminardi- 
rector  in  München  und  Dr.  H.  Landois,  Prof.  der  Zoologie  ander 
k.  Akademie  in  München.  Zweite  verm.  und  verb.  Auflage.  Mit  177 
in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Freiburg  im  Breisgaa  18S2. 
Herdersche  Verlagshandlung.  S\  XII  und  211  SS.  Preis  2  M.  20  Pf. 

Die  erste  Auflage  dieses  Lehrbuches  wurde  seinerzeit  in  der 
Zeitschr.  für  österr.  Gymnasien  ausführlicher  besprochen.  Die  vor- 
liegende zweite  Auflage  hat,  abgesehen  von  einigen  Verbesserungen 
des  Textes  und  der  Hinzufügung  mehrerer  neuer  Abbildungen,  na- 
mentlich dadurch  an  Brauchbarkeit  für  den  Unterricht  gewonnen, 
dass  ihr  am  Schlüsse  eine  ^^nachweisende  Übersicht  der 
wichtigsten  in  der  Botanik  gebräuchlichen  wissenschaft- 
lichen Begriffe"  beigegeben  wurde. 

Wien.  H.  W.  Beichardt. 


Dritte  Abtheilung* 

Zur  Didaktik  und  P^dagogiL 


Die  Bedeutuiig  Vergils  für  dio  Schule. 

(Schloss.) 

Diu  BcmerVuDgen  ober  die  Schönheit  der  Verse  VetjpUa  führen 
ant  tut  Darvtellang  eines  anderea  forin&leo  KüUena»  welchen  der 
Dichter  dem  Schüler  ?ermittoln  soll,  rar  BeMedigait^  einer  Forderung, 
die  immer  mehr  —  nnd  zwar  mit  Hecht  —  an  unsere  Gymnasien  gefltelU 
wird.  Weil  «nur  der  Geachmaclt  genie&t,  was  die  GelpbrÄarakeit  pflanit"*, 
mnn  der  Dichter  das  Hathetiächc  OeHihl  rerodeln,  den  Sinn  Ur  die 
Kunst  und  das  6chdne  wecken  und  schärfen.  In  mancheti  Erifthlung^n 
ist  nun  Ver^il  ein  wirlcliches  Master,  Äu5er  mehreren  Epiftoden  erinnere 
ich  an  daa  zweite  und  dritte  Buch  der  Äeneide,  an  den  Tod  des  Laosus, 
des  Pallas  usw.  Er  läsat  alles  weg,  was  nicht  snr  Bache  geb5rt  heht  die 
Theile  herror,  welche  die  That,  die  Beweggründe,  den  Verlaof,  die  Fol- 
gen achdn  und  deutlich  darstellen.  Die  Besehreöhungen  und  Schilderungen 
treten  in  plastischer  Vollendung  vor  unsere  Augen;  hesonden  gelingt 
ihm  die  Darstellung  von  Naturereignissen,  von  GIflck  und  Schmerz  im 
Familienlehen,  die  Darstellung  der  Gr5ße  seiner  Heimat,  seines  Volke«. 
Und  in  mehr  als  einer  Stelle  hewährt  er  Lessings  Wort  im  Laok6on : 
„Der  Dichter  ist  im  Stande,  die  nnmalbarsten  Facta  malerisch  darzu- 
stellen. Bin  poetisches  Gemilde  ist  nicht  nothwendig  das,  was  in  ein 
materielles  Gemälde  zu  rerwandeln  ist;  süutiorn  jeder  Zug,  jede  Verbin- 
dung mehrerer  Zöge,  durch  die  uns  der  Dichter  seinen  Geirenstand  so 
sinnlich  macht,  dass  wir  uns  dieses  Gegenstandes  deutlicher  hewusst 
^rerden  als  seiner  Worte,  heißt  maleriaeh,  heißt  ein  Gemilde*. 

Damit  bietet  aber  Vergil  ein  herrliches  Hilfsmittel  lur  LSsung 
•Iner  der  Hauptaufgaben,  welche  an  das  Alter  der  Vergil  losenden  Schüler 
geetellt  ist.  Die  Jag«nd  soll  dureh  die  Leetftre  ihre  Phantasie  ent- 
wickeln,  aber  auch  re^ln.  Unter  der  Leitung  des  Dichtere  entwickelt 
sich  die  Phantasie;  das  Alltägliche  stellt  sich  in  eiuem  neuen,  anschau- 
lichen Bilde  dar«  s.  B.  tortusque  per  herbam 

Cresc^ret  in  ventrem  cucumii; 
das  Abstractette  bekommt  in   der  Diehterhand   Gestalt  und    Leben;  so 
wird  gleich  in  der  ersten  Ekloge  dar   fUr   die   Phantasie   nichtaiagoodt 


988       Die  Bedeutung  Yergils  für  die  Schule.  Von  J.  Fischer. 

Begriff  niiie^  umschrieben:  Ante  leves  ergo  pascentur  etc.  (y.  59^63). 
Aber  der  Dichter  regelt  auch  die  Phantasie;  er  bringt  so  viel  als  sach- 
und  kunstgemäß  ist ;  fast  kein  Wort  ist  zu  viel,  alles  Oberflüssige,  Son- 
derbare, Geschmacklose  bleibt  ausgeschlossen. 

Dies  zeigt  sich  besonders  auch  in  seinen  Gleichnissen.  Denn  nach 
Art  der  alten  Epiker  wendet  Vergil  ebenfalls  diese  Zierde  der  Darstel- 
lung an  und  erreicht  den  doppelten  Zweck,  welchen  z.  B.  Hegel  (Aesth. 
I,  519)  dem  epischen  Gleichnisse  zuschreibt:  er  weckt  das  Interesse  und 
hält  die  Auftnerksamkeit  bei  Gebilden  fest,  die  er  gleich  Werken  der 
Sculptur  vor  uns  hinstellt;  andererseits  zeichnet  er  den  Gegenstand  selbst 
durch  doppelte  Schilderung  als  wichtig  aus,  damit  er  nicht  im  Strome 
des  Gesanges  flüchtig  und  unbemerkt,  ohne  den  poetischen  Zweck  zu 
erreichen,  enteile.  In  mehreren  folgt  Vergil  dem  Homer.  Allein  während 
Homer  seine  Gleichnisse  —  die  Odyssee  hat  kaum  40,  die  Iliade  gegen 
200  —  nach  Bedarf  ungleich  ianwendet,  yertheilt  Vergil  die  77  Ver- 
gleiche seiner  Aeneide  ziemlich  regelmäßig  auf  die  einzelnen  Bücher. 
Dabei  kleidet  er  sie  schon  in  der  äußeren  Form  verschieden  ein:  der 
Ausdruck  wechselt  mit  ,,ac  velnt**  und  ^ceu  qui**,  und  mit  aqualia  ubi* 
oder  nuon  magis,  non  secus«  usw.;  bald  setzt  er  den  Vergleich  voran» 
bald  nach ;  jetzt  führt  er  ihn  aus,  jetzt  deutet  er  ihn  mit  wenig  Worten  an. 

Wenn  aber  schon  das  Gleichnis  den  Sinn  für  die  Natur  wecke» 
kann,  so  noch  mehr  die  ganze  Reihe  der  Eklogen  und  Georgica.  Vergil, 
der  Sohn  des  schönen  norditalischen  Landes,  verstand  es,  die  Schrift  der 
Natur  zu  lesen,  sie  für  andere  zu  entziffern  und  in  schönen  Bildern  dar- 
zustellen; alles  was  für  Kunst  und  feine  Sitte  nicht  passt,  wusste  er  zu 
beseitigen,  der  Einförmigkeit  durch  verschiedenartige  Technik  die  Lang- 
weile zu  nehmen.  Die  Schattenseiten  in  mehreren  seiner  Idyllen,  den 
ErstlingBgedichten,  der  Dialog  von  Hirten  in  zu  gelehrten  Ausdrücken, 
die  allegorische  Form,  hinter  welche  er  sich  und  andere  versteckt,  wer- 
den durch  Wechsel  der  Scenen,  durch  die  Schönheit  der  Sprache,  durch 
lichte  Klarheit  und  Einfachheit  der  Erfindung  gemildert  und  anziehend 
gemacht  Auch  bei  der  Nachahmung  des  Theokrit  prägt  er  dem  Ent- 
lehnten sein  eigenes  Siegel  auf;  nach  Glaser  sind  von  ungefähr  171  an 
das  griechische  Vorbild  anklingenden  Versen  nur  etwa  92  eigentliche 
Imitationen. 

Von  größerer  Bedeutung  sind  die  Georgica,  das  Höchste,  was  die 
römische  Literatur  auf  dem  Gebiete  der  didaktischen  Poesie  geleistet 
hat.  Ohne  dem  trockenen  Lehrton  zu  verfallen,  stellt  Vergil  alle  Reiche 
der  Natur  mit  Wärme  und  Begeisterung  gerade  von  der  poetischen  Seite 
aus  betrachtet  dar,  und  ^was  die  Natur  auf  ihrem  großen  Gange  in 
weite  Fernen  zieht",  das  tritt  hier  in  enger  leichter  Ordnung  festge- 
gliedert und  unverwischt  entgegen.  Klar  gezeichnete  Reflexionen  ver- 
weben sich  mit  anmuthigen  Schilderungen  und  Erzählungen;  nichts 
bleibt  unbenutzt,  was  die  Reize  des  Landlebens  zeigen,  den  Blick  für 
die  Schönheit  und  einfache  Größe  der  Natur  schärfen  kann ;  und  jeder  un- 
befangene Leser  wird  Bemhardjr  beistimmen  (G.  d.  R.  L.  495):  »Diese 
Fülle  von  Empirie  und  sittlicher  Bildung  macht  das  Gedicht  zum  rein- 


Die  Bedeutung  YmgiU  für  die  Scbale.  ITod  J.  Fischer.       ÜH9 

Denktr.al  der  Humanität;  die  Knostpoesi*)    des   AltertUunifi    besiUt 
Ändere»»  das  io  Adel  der  Gesinnung  oder  in  Wohllaut  d«r  Rhythmen 
und  3lild6  des  Ausdruckes  ihm  an  die  Seite  aioh  stelleti  kanD"*. 

Das  Hauptwerk  des  Dichters  aber  hleiht  die  Aenetde,  das  Na- 
tidtialepos  dt>r  Römern  das  am  meisten  bildende  Kraft  hat  Vergit 
hat  alleg  ^ethan,  um  ihr  alle  Heize  für  den  Leser  su  geben;  er  sncht 
allen  Anforderungen  de»  ästhetischen  Urtbeils  gerecht  au  werden«  Um 
seinen  Helden  zu  singen,  *dum  oondaret  urbem\  fangt  or  nicht  mit  dem 
truianischen  Kriege  an,  soodem  fuhrt  den  Lener  In  mediai  res*;  und  bei 
Tnasober  Breite  eilt  er  doch  ^semper  ad  efentum'.  Die  anderen  Begeben- 
heiten wenlen  eingereiht,  geeebickt  naebgebolt  Zar  Verwicklung  der 
Handlung  mflssen  Gotter  und  Menseben  and  die  eigene  Neigung  bei- 
tragen, bis  sie  durch  Besiegun^  des  Tarnus  der  Lösung  entgegeneilt  Ist 
der  Plao  schon  jet«t  ziemlich  klar  und  durcbBichtig,  so  hfttte  er  viel- 
laicht  bei  der  Oberarbeitung  noch  mehr  gewonnen. 

Zur  BouTtheüung  des  Ganzen  verdient  anch  Schillers  Antwort 
(Brlefw.  I«  298)  an  Goethe  Berücksichtigung:  nBem  Kpiker  möchte  ich 
tüne  Ejqioeition  nicht  einmal  sugeben,  wenigstens  nicht  in  dem  Sinne, 
wie  die  des  Dramatikers  ist.  Da  er  uns  nicht  so  auf  das  Ende  lutreibt, 
wie  dieser,  so  rDckeu  Anfang  und  Kud«)  in  ihrer  Dignität  weit  näbeor  an 
einander,  und  nicht  weil  sie  lu  etwas  fuhrt  aondern  weil  aie  selber  etwas 
iät^  muas  die  Exposition  uns  interessieren".  Die  Sprache  selbst  und  die 
ganse  Auffassung  ist  im  Einklang  mit  der  Grö&e  des  Stoffes,  der  Grfln- 
dang  Borns.  Ja  selbst  ddrcb  die  Niichahmung  Homers  verliert  die  Aeneidc 
bei  genauerem  ßvtrachten  an  künstlerischem  Werte  nicht  so  viel,  al» 
man  auf  den  erst<.M)  Blick  meinen  solUe;  und  wir  sehen  gerade  hier, 
dass  Winckelmanus  Wort  (I  8):  «Der  einzige  Weg  für  uns,  groß,  ja 
wenn  es  möglich  ist,  unnachahmlich  tu  werden,  ist  die  Nachahmung  der 
Alten*'  nicht  bloß  für  Malerei  und  Scalptur  gilt.  Es  ist  wahr,  vieles* 
fast  alles  erinnert  an  Homer;  Homer  ist  nachgeahmt  in  Worten.  Saisen, 
Bildern,  Gleichnissen,  Epiaoden,  ^cenea;  die  Aeneide  erseheint  fast  als 
ein  Plagiat  aus  den  beiden  groten  Dichtungen  Homera.  Deshalb  muasto 
und  mnss  der  Dichter  manchen  mehr  oder  minder  begründeten  Vorwurf 
höfen.  Vergil  treibst  soll  sich  (nach  Donatus)  mit  den  Worten  verthcidigt 
haben:  «cur  non  illi  quoque  eadem  furta  temptarent'.  Homor  galt  als 
Vorbild  für  alle  Dichter»  er  erfüllte  altes  was  man  von  einem  Epos  er- 
warten konnte  in  Bexug  auf  AnliLge,  Verwicklung,  Sprache  ,oiV  anamr 
*OßiriQOi  n^'jaiitjjm  Mal  J¥Qtiiro%  Mal  IxavttK'*  (Aristo  poet  24>» 

Homer  galt  als  Vorbt  t>*r.    Naaviut,  Knniua  ahmt«» 

ihm  nachi  viel««  konnte  ein  i  utcr  kaum  mehr  anders  sagen* 

wann  (*r  nicht  eine  Geaehmaokloeigkoit  begehen  wollte.  Eine  gewisso 
Obtreitistiintnung  mit  dem  idaale  der  Dichter  war  nkcht  bloA  entachu]* 
digt,  sondern  gefordert,  Ea  moatt*  den  atolsen  Römer  frviuea»  dasa  er 
in  feiner  Sprache  das  U^bsttf,  was  Grivcbenland  geleistet  hatte,  auf  eine 
nicht  unwürdige  Weiav  vorfand«  daaa  ain  großes  Nationallied  ii^leichAam 
.4ai  Sobdnste  d«r  beiden  fHaohiachen  £pen  in  sich  vereinigtö.  Es  war 
.tobofe  «Ihm  grota,  an  tiae  Kadialunoag  Homers  sich  lu  wagen,  nuch 
atiiManfi  f.  ^  ««im*  qt^b,  istt.   xu,  Umi%.  60 


940       Die  Bedeatung  Vergils  fOr  die  Schale.  Von  /.  Fiadter, 

großer,  sie  glücklich  and  selbständig  darchzaf&hren.  Vergil  masste  sich 
den  Stoff  erst  bilden,  die  Sagen  gestalten  and  modeln,  sich  einen  Boden 
schaffen^  aas  dem  sein  Gedicht  lebensfrisch  erwachse;  denn  das  Epos, 
besonders  ein  Nationalepos,  ist  die  Poesie  der  Jugendzeit  eines  Volkes; 
Rom  aber  hatte  den  Zenith  bereits  überschritten.  Die  selbständige  Nach- 
ahmung der  Irrfahrten  in  den  ersten  sechs  Büchern  war  leichter;  im 
zweiten  Theile  der  Aeneide  kommt  erst  die  größere  Schwierigkeit  Wie 
den  Schlachtgesängen  der  liiade,  die  so  ziemlich  alles  bieten,  was  sich 
über  Krieg,  Kampf,  Mord  und  Tod  sagen  lässt,  eine  neue  Seite  abge- 
winnen? wie  da  nicht  zum  bloßen  Übersetzer  werden?  Man  sieht  den 
Dichter  förmlich  ringen,  am  seine  Selbständigkeit  zu  wahren.  Allerdings 
nicht  immer  zu  seinem  VortheiL  „Homer  malt  nichts  als  fortschreitende 
Handlangen,  and  alle  Körper,  alle  einzelnen  Dinge  malt  er  nur  dnich 
ihren  Antheil  an  den  Handlangen**  (Lessing).  So  z.  B.  lässt  Homer  den 
Schild  des  Achilleus  vor  unseren  Angen  entstehen  und  stellt  auf  ihm 
alles  dar,  was  ein  Menschenherz  berühren  kann.  Vergil  dagegen  be- 
schreibt  auf  dem  bereits  vollendeten  Schilde  bloß  Bilder  ans  der  rö- 
mischen Geschichte.  Wer  möchte  aber  Longfellows  Schiffsbau  verwerfen, 
weil  im  ganzen  Gedichte  die  Nachklänge  der  »Glocke"  wiederhallen,  in 
der  Schiller  von  der  Form  an  bis  zum  Friedensgeläute  der  Menschen 
Freud  und  Leid  zusammenfasst.  Bei  Homer  ist  das  häufige  Eingreifen 
der  Götter  nicht  so  unmotiviert,  wie  mehrmals  bei  VergiL  Doch  gilt 
von  beiden  (Arist.  poet.  25,  3):  „fieilkov  <r  Mix^tcti  iv  ry  (Tronottq 
(TTowty)  to  aloyoVf  SC  o  avfißaivu  fjtaXiaTa  to  dxtvfjLaatdv^.  Auch  ver- 
stößt Vergil  gegen  einen  andern  Punkt:  avtdv  yäq  Sei  tov  noifffit 
iltix^crra  Uyuv  (l.  c  24).  Während  Homer  uns  höchstens  durch  ein 
oloi  vvv  ßQOTol  eiaiv  in  die  spätere  Zeit  versetzt,  tritt  die  Subjectivität 
Vergils  manchmal  zu  sehr  hervor,  wenn  er  aach  seine  Anspielungen  auf 
spätere  Zeiten  meist  von  andern  selbst  in  Visionen  sagen  lässt.  Dagegen 
ist  ihm  anderes  wohl  gelungen:  Der  Besuch  bei  Evander,  die  Abwechs- 
lung der  Kämpfe  zu  Land  und  auf  der  See,  zu  Fuß  und  zu  Pferd,  die 
geschickt  vertheilten  Aristien  der  Arkader,  Etrusker,  Troianer;  mehrere 
Episoden,  die  Übertragung  der  Sage  von  Zeus  and  Sarpedon  auf  Diana  and 
Camilla,  mehrere  retardierende  Momente,  z.  B.  der  Betrug  der  Itoma, 
die  Verwundung  des  Aeneas  suchen  das  Missliche  der  Nachahmung  zo 
heben.  In  Bezug  hierauf  und  auf  die  Nachahmung  anderer,  besonders 
römischer  Vorbilder  bemerkt  Gossran  mit  Recht  p.  VII:  „si  qaando 
alios  imitatus  est,  ita  eos  imitatus  esse  deprehenditur,  ut  servaret  snam 
iudicium,  ut  eligeret  aptissima  et  optima,  ut  proprio  aliquo  additamento 
immutaret  et  sua  faceret;  omnino  ita  imitatus  est,  ut  quem  imitaretur 
aliqua  ex  parte  superaret**.  Trotz  all  der  oben  angeführten  and  noch 
manch  anderer  Mängel  also  dürfte  das  ruhige,  besonnene  ürtheil  Quin- 
tilians  X,  1  nicht  einfach  zu  verwerfen  sein.  ^Utar  enim  verbis  iisdem, 
quae  ex  Afro  Domitio  iuvenis  accepi,  qui  mihi  interroganti  quem  Homtro 
crederet  maxime  accedere :  secundus,  inquit,  est  Vergilios,  propior  tarnen 
primo  quam  tertio'*.  Güthling  nennt  zwar  diesen  Aussprach  eine  ,Im- 
pietät  gegen  den  Genius  des   Homer«   (Zeitsch.  f.   G.  W.    N.    F.   III. 


Die  B^sdeotuDg  VergiU  ff^r  die  Sehala,  Von  J.  Fücher.        Si41 

S.  88S);  allein  wer  Vergils  Werk  mit  den  episoben  Leistangen  späterer 

«Zeiten  rergleicht,  wird  d»  tiarte  Urtheil  GüthUttgfs  nicht  ciafach  unt^r- 
( »dehnen.  An  vielen  Stellen  bleibt  Ver^il  allerding»  an  einfacher  Grftßp 

der  Auffassung,  an  Frische  der  Empfindung  and  Erfindung  weit    hinter 

dorn  Original  znrticlc:  an    anderen   aber    erreicht,    um    nicht   in    sagen. 

tibertrifft  er  es«  Welch  bildendes  Moment  sich  aber  hicrau»  für  die 
'  Schule  ergibt  selbst  für  den  (Joterrieht  Im  Dentsehen  durch  einen  ebenso 
i  interessanten  ala  Urtheil  und  Geschmack  schärfenden  Stoff  für  Aulsätze, 
f  bedarf  wohl  keines  Beweise«.  Yergil  (Aen.  I]  übertrifft  z.  6.  den  Homer 
I  in  Botreff  der  Veranlassung  dee  Stnrmea.  Wer  wird  die  Zetchnong  der 
[Juno  (Aen.  l)  mit  der  des  Poseidon  (Od.  Y),  wer   die   Schilderung   der 

Burg  deH  Aoulus,  die  Vorgänge  daselbet  mit  dem  Öffnen  des  Wind- 
I  »i^hlauches  bei  Homer  auf  gleiche  Stufe  stellen?  In  der  Darstellung  dca 
^'ßturmes  se)bst  Ist  Vergil  nicht  im  Nachtheil;  aber  weit  steht  er  hinter 
'  Boraor  zurück,  wenn  wir  das  Verhalten  des  Aeneas  während  des  Sturmes, 
1 2toch  weiter,  wenn  wir  dessen  Landung  mit  dem  Verhalten  and  der 
I  Landung  des  Odjsseas  Tergleichen.  Die  Fehler  liegen  jedoch  nicht  so 
[  «ehr  in  der  SnbjectiTitat  und  so  %u  sagen  in  dem  sentimentalen  Wesen 
[lies  Dichters,  sie  liegen  im  Gegenstände,  den  der  Dichter,  sei  es  aus 
1  eigener  Wahl,  sei  es  auf  Drängen  des  Augustus  bearbeitete.  Was  sich 
tmas  dem  spröden  Stoff  meifVelnf  feilen  und  glätten  ließ,  hat  Vergil  ge- 
[leistet  Wie  er  durch  seine  Sprache  den  Archaisten  und  den  modernen 
I  Lateinern  der  damaligen  Zeit  genüge  leistete«  so  fand  der  Inhalt  die 
ffiUigang  der  alten  ß^^publikaner  und  der  Anhänger  dee  Princlpates; 
1  «rstere  freuten  sich  an  der  Verherrlichung  der  schönsten  Zeiten  dei 
^  Vaterlandes,  aa  dem  Ruhme  der  edelsten  Männer  und  Qesinnangage- 
Itiossen;  und  auch  die  Monarchisten  waren  zufrieden;   der  Dichtergoniu» 

nmgab  das  Julische  Geschlecht  mit  dern  Qlanxe  göttlicher  Ahnen,  stellte 

die  Aliein herrschaft  als  eine  gottgewollte  dar.  Aeneas  ist  ein  Vorbild 
,  oder  gar  ein  Abbild  des  Auguttus ,  Roma  Blüte  und  Bestand  ist  roa 
Lder  Fortdauer  der  Julier  bedingt  (IX  44S),  Für  alle  Parteien  aber,  fUr 
Heden  ROmer  sollte  die  Erinnerung  an  die  Heldengestalten  und  an  das 
ICapitolium  (VIIl,  348)^  das  aus  einem  DornenhÜgel  der  goldene  Mittel- 
Jpnnkt  der  Welt  geworden  war»  ein  Antrieb  sein,  sich  tu  neuen,  wahrhaft 

5mischen  Ideen  lu  begeistern,  zn  arbeiten  an  der  Verwirklichung  des 
iPrugrarmns,  das  dem  Gründer  der  Stadt  in  einer  andern  Welt  gestt^Ut 

wurde : 

VI  di7  excttdent  alii  spirantia  mollius  aera  . . 

Tu  regere  imperio  populos,  Romane,  memento  eto. 
Doch  das  fUhit  nus  bereite  tu  der  sittlichen  Bedeutung,  welche 
[  Vergil  fQr  nnserv  Schukn  hat.  Denn  nach  Platc»  (Timaeos  47  D)  ist  der 
1 2wsck  der  Kunst^  der  Muaik  und  PoeHie,  nicht  auf  Ergötiang  beschränkt, 
[fondem  erstreckt  sich  aal  LAuterung,  Veredlung  der  Öeclen.  Ein  ethisches 
[Homeot  liegt  schon  in  der  Thatsache,  dasa  Vtrgil  in  ^  ^  "  '  aigs- 
ätten  noch  sine  Stellung  hat;  die  Leannt  aeber  Ti^  un* 

fer  Scbtile  b«i  aller  Änderung  und  Schw 

ftiells»  ans  der  aUc  iah rhondorte  nach  il       ^  « 

tiO' 


94S       Die  Bedeutuog  Yergils  für  die  Schale.  Von  J.  Fischer 

Jugend  über  die  Schranken  von  Raum  und  Zeit  hinweg,  macht  sie  za 
Schülern  des  einen  großen,  alten,  erprobten  Lehrers,  der  zu  allen  aaf 
dieselbe  Weise  spricht  und  so  auch  unserer  Schale  einen  stabilen  Cha- 
rakter verleiht.  Und  dieser  Lehrer^  voll  von  tiefer  Religiosität,  tritt 
dem  Schüler  entgegen  als  ein  Mann  der  Arbeit  (Gell.  XVII,  10);  jeder 
Vers,  fast  jedes  Wort  zeigt  Sorgfalt  and  Wahl  and  verdammt  Flüchtig- 
keit and  Trägheit;  fordert  zam  Erfassen  and  Eindringen  Anstrengung 
and  Selbstthätigkeit.  Dazu  kommt  noch  ein  anderes,  scheinbar  bloß  ne- 
gatives Element:  Verg^l  ist  in  seinen  Gedichten  rein  and  kann  mit 
Ausnahme  einiger  weniger  Stellen  in  jeder  Schule  ohne  sittliche  Gefahr 
gelesen  werden.  Schon  die  Alten  nennen  ihn  Parthenias;  züchtige  Scheu 
und  zartes  Schamgefühl  empfehlen  seine  Gedichte  im  hohen  Grade  zum 
Schulbuch.  Selbst  an  Stellen,  wo  er  sich  zu  vergessen  scheint^  weiß  er 
edlen  Anstand  zu  wahren.  Deshalb  braucht  aber  doch  nicht  alles  in  der 
Schule  gelesen  zu  werden;  einiges  aus  den  Ekiogen  und  G^orgica  und 
aus  dem  vierten  Buch  der  Aeneide  bleibt  beim  Schulunterricht  unge- 
achtet der  großen  Schönheit  in  Form  und  Anlage  besser  weg.  Zwar 
erhebt  man  gegen  jene  Schulen  einen  Vorwurf,  welche  das  vierte  Buch  der 
Aeneide  von  der  Schullectüre  ausschlössen.  Aber  auch  hier  gilt  das  Wort 
des  Quintilian  *In  quibusdam  nolim  Horatium  interpretart.  Die  Pri- 
vatlectüre   dieses   Buches   ist  ja  nirgends  allgemein  verboten. 

Yergil  schildert  femer  in  seinen  Idyllen,  in  den  Gedichten  vom 
Landbau  die  Natur  in  ihrer  ganzen  Anmuth,  setzt  den  überreizten  Be- 
dürfnissen seiner  Zeit  die  Einfachheit  des  Landlebens  entgegen,  ladet 
seine  Zeitgenossen  ein,  das  Leben  der  Väter  zu  bewundem,  und  wieder- 
holt in  verschiedenen  Schattierungen  dem  unmhigen  Haschen  der  Lei- 
denschaft gegenüber  das 

„Ja  wohl  dem,  der  sein  Feld  bestellt  in  Ruh 
Und  ungekränkt  daheim  sitzt  bei  den  Seinen'. 

SoUte  der  Schüler  aus  dieser  warmen,  fein  und  reingefühlten  Darstel- 
lung lernen,  der  ihn  umgebenden  Natur  Aufmerksamkeit,  Liebe,  trauten 
Verkehr  zuzuwenden,  so  wird  er  dem  Dichter  eine  sichere  Schutzwehr 
seiner  sittlichen  Entwicklung  zu  danken  haben:  die  Erhaltung  der  un- 
befangenen, unverdorbenen  Frische.  Doch  bedeutender  ist  die  ethische 
Wirkung  der  Aeneide.  Ist  sie  eine  Nachahmung  der  beiden  griechischen 
Epen,  so  gilt  auch  von  ihr  in  gewissem  Grade,  was  Horatius  (ep.  I.  2) 
von  Homer  sagt: 

Qui  ^uid  sit  pulchrum,  quid  turpe,  quid  utile,  quid  non, 

Planius  ac  melius  Chrjsippo  et  Crantore  dicit 

Rursum  quid  virtus  et  quid  sapientia  possit 

Utile  proposuit  nobis  ezemplar  Ulixem. 

Doch  soll  die  praktische  Anwendung  der  Lehre  nicht  gerade  auf  solche 
Weise  geschehen,  wie  sie  Horaz  als  trauter,  wohlmeinender  Freund  dem 
jüngeren  LoUius  vorträgt;  auch  was  Seneca  (Ep.  108)  aus  dem  'fagit 
irreparabile  tempus'  über  Fleiß  und  Benützung  der  Zeit  ableitet,  ist 
wahr  —  »was  man  in  der  Minute  ausgeschlagen,  gibt  keine  Ewigkeit 
zurück**  — ,  aber  weniger  für  die  Schule   geeignet    Viel  Moralisieren 


Die  Bed«atuiig  VergiU  fQr  die  Bchnle.  YoD  /.  Fischer,        94S 

bt  die  Liebe  zum  Dichter  und  den  elhiachen  Eiadmck  des   Gaji* 
ebenio  mt  darch  ?iel  Kritik  und  Grammatik  während  der  poeÜKhen 
[Leotiire  der  tutellectaeUe  aod  ästhetische  Genuas  verktmmert  und  Ter- 
*  klärzt  wird.  Mögen  die  Sittensprüche  and  Lebensregeln  noch  so  treffend 
I  «ein,  wie  ffie  e«  in  der  That  äind,  die  Haaptkmft  des  Epos  besteht  nicht 
in  solchen  Sentenzen;  der  VerUttf,  die  Gestalten  des  Epos  selbst  müs- 
I  «en  anregen«  «,Nar  ein  großer  Gegenstand  vermag  den  tiefen  Grund  der 
Menschheit  Aufzuregen*^.  Zwar  bietet  Homer  viel  mehr  allgemein  Mensch- 
liches und  darum  mehr  Ansprechendes    und  Anregendes  als  der  Römer. 
Für  Telema^h  z.  ß.,    seine   Frömmigkeit,    Sohnesliebe,    Eut«chiedenheit 
und  sebüchterne  Festigkeit  wird  sich   der  SchQler   eher   begeistern,    als 
fttr  AaeaniuSy  der  bei  all  der  heitern  Liebenswürdigkeit  doch  mehr  zu- 
)  ttlcktritt  und  bei  seiner  ersten  Beldenthat  zu  wenig  gekannt  ist;Scenen 
wie  der  Abschied  Electors,  wie  Priamus  bei  Achill    finden  sich    bloß    in 
[Homer;  und  der  Abschied  des  Pallas  vom    greisen    Vater,   das   Wieder* 
flehen  der  Andromache  am  Scheingrabe  dee  Hector  vermögen  daf^  keinen 
Ersatz  zu  bieten.  Wie  der  Vater  in  der  römischen  Familie  hauptsäcbUch 
Stellung  und  Geltung  hat,  so  soll  Aeneas  vor  allem  in  den  Vordergrund 
;  treten  \  er  soll  zeigen,  was  schön    ist   und    nützlich,    was    Tugend    und 
VJl^hoit  vermag.  Zwar  erbeben  sich  da  gewaltige  Schwierigkeiten,  Schon 
Paul  (Vorschule  d.  Aesth*  II,  521)  schreibt   in   seiner   originellen 
[IVeisc:  ffVergil  hitte  ftecht  gehabt,  daas  er  dieses    Heldengedicht    zum 
Feuertode  des  Hercules  verdammte,  wenn  dadurch  im  Gedichte,  wie  im 
Hercules,  nur  der  sterbliche   Theil   wäre  eingeäschert   worden,   nämlich 
,  Aenaas,  der  unsterbliche  aber  (die  Episoden    und   Beschreibungen  i    zum 
I  Vergöttern  geblieben  wäre**.  Ahnlich  sprechen  Bemhardy,  Gütliling,  J&- 
luoba,  Teuffei,  Weidner  u.  a.  Vielleicht  lasat  sich  aber  doch    einige«  zur 
^  Eecbtfertigung  unseres  Dichters  sagen.  Welchen  Charakter  hitte  Vergil 
dem  Aeneas  geben  sollen?  Den  eines  Achilles?  Hätte  Aeneas  dem  Toben 
der  Feinde  seines  Volkes,  dem  Morde  von  Tausenden    »einer  Landsleute 
wegen  einer  Krankung  ruhig,   ja  mit  Schadenfreude  lusehen  sollen?  Mit 
Coriolan  wollte  die  eigene  Mutter  nichts  mehr  zu  thun  hatMn»  Und  selbst 
im  Charakter  des  grteehiachen  Heldenidaals  findet  Piaton  (de  rep.  p.  391  C) 
nicht  unbedeutende  Widersprüche  und  schließt:  'oimT  iaoopitv  nii^ta^oA 

tt  mt\  f^/rot/  diro  Jtd^,  Mai  vno  v^   go^>4vr«fr%»  Xt(^«tnft   tc^^^^^vvKt 
woOfiVTijs  ffv  rt$f^aji^i  Ttlio^i,  cuar'  tx^^^  ^''  «rvr^  roaiJjuciTf  dvo  tt^miät 

ff  wal  dit*^itontap.'  —  Oder  sollte  in  einem  Nationalepos  der  Stammvater 
Borns  den  Charakter  des  Odysseus  haben?  Schon  bei  Homer  stand  der 
I  Laortiada  zn  seinen  Qanosa^n  der  Art,  dass  seine  Untertbanen  aoa  Miaa- 
Itmuen  und  Eifersucht  gegan  ihn  die  Windscbliucbe  des  Aeoloi  dfiaefetn, 
|£pitere  Diebtungen  machten  ihn  zum  geraden  Widerspiel  der  viel  ge- 
'  ivriesenen  römischen  Treue  und  Aufrichtigkeit  Die  alten  Kenner  ver- 
I  missen  in  ihrem  Urtheil  über  Vergil  weder  in  Aeneas  noch  in  anderen 
I  Figuren  die  entaprechende  Cbaraktartei ebnung.  Ond  doeb  waren  sie  mit 
[4en  theoretiseban  Anfordtmogfo  d«i  Aristoteles  an  das   Epo«,  mit  dem 


944       Die  Bedeutung  Vergils  för  die  Schule.  Von  J.  Fischer. 

Vorbilde  des  Homer  vertraut,  mit  den  Forderungen  bekannt,  die  Horaz 
(Ars  poet.  158  ff.)  stellt.  Reebnet  es  ja  Horatius  dem  Augustus  zum 
Lobe  an,  dass  gerade  Vergilius  und  Varius  bevorzugt  wurden  (Ep.  II, 
1,  247  ff.),  weil  die  Werke  der  Dichter  den  Charakter  und  Geist  der 
Helden  nicht  weniger  treffend  ausprägen  als  Bildsäulen  aus  Erz.  Wenn 
Aeneas  der  treue  Vollstrecker  des  göttlichen  Willens  ist,  wenn  er,  wie 
ihm  zum  Vorwurf  gemacht  wird,  statt  selbst  zu  handeln  und  initiativ 
voranzugehen,  sich  mehr  vom  Schicksal  leiten  lässt,  fast  nichts  ohne 
den  Willen  der  Götter  unternimmt :  so  war  er  eben  der  Stammvater  jenes 
Volkes,  welches  gleich  von  der  Gründang  der  Stadt  an  in  jeder  öffent- 
lichen und  privaten  Angelegenheit  nur  unter  strenger  Beachtung  der  Auspi> 
cien  die  volle  Energie  der  Herren  der  Welt  entwickelte  und  sich  scheute,  im 
Großen  und  Kleinen,  im  Glflck  und  Unglück  etwas  ohne  oder  gar  gegen  den 
Willen  der  Himmlischen  zu  beginnen.  «Das  epische  Individuum  aber««, 
bemerkt  treffend  Hegel  (Aesth.  UI,  382),  „ schließt  das  reine  Handeln  nach 
seinem  sabjectiven  Charakter  sowie  den  Erguss  bloß  subjectiver  Stim- 
mungen und  zufälliger  Gefühle  aus,  und  hält  sich  umgekehrt  einerseits 
an  die  Umstände  und  deren  Realität;  sowie  andererseits  das,  wodurch 
es  bewegt  wird,  das  an  und  für  sich  Gültige,  Allgemeine,  Sittliche  usw. 
sein  muBS**.  Man  entschuldigt  Vergil  häufig  damit,  dass  er  ein  Kunst- 
dichter  sei,  dass  wir  in  der  Aeneide  kein  Volksgedicht»  sondern  ein 
Kunstprodact  vor  uns  haben.  Das  mag  sein ;  aher  wie  unsere  Nihelungen- 
helden  ganz  auf  deutschem  Boden  entstanden,  wie  Odjsseus  und  Achil- 
leus  durch  und  durch  griechische  Heroen  waren;  so  hätte  im  nüchternen, 
praktischen,  strammen  alten  Römeryolk,  wenn  je  eine  nationale  Sage 
möglich  gewesen  wäre,  kein  anderer  Charakter  volksthümlich  werden 
können,  als  wie  ihn  Vergilius,  der  so  tiefe  Kenner  seines  Volkes,  dem 
Aeneas  gegeben  hat.  Wie  der  einzelne  Römer  nicht  sich  und  der  Fa- 
milie, sondern  dem  Vaterlande  lebte,  ja  in  ihm  aufgieng,  so  musste  der 
Gründer  Roms  für  sein  künftiges  Rom  alles  Liebe  and  Theuere,  die 
Heimat,  die  Neigung  des  Herzens,  die  Hoffnung  auf  Karthagos  Herr- 
schaft opfern  und  alle  Gefahren  zu  Wasser  und  zu  Land  ühemehmen 
bis  die  homerische  Phrophezeiung  in  großartiger  aber  unerwarteter  Weise 
sich  erfüllte.  (D.  Y  307). 

Res  gestae  regumque  ducumque  et  tristia  bella 

Quo  scribi  possent  numero,  mon8travitHomerus(Hor.  a.  p.  73). 

Mochte  Horatius  hier  bloß  die  Zweckmäßigkeit  des  heroischen  Vers- 
maßes für  das  Epos  betonen  (Ztsch.  f.  österr.  Gjmn.  1871,  S.  14),  so 
zeigt  er  doch  zugleich  den  Stand  und  die  Stellung  des  Haupthelden.  Ein 
König  musste  die  Hauptperson  des  Epos  sein;  ein  König  aber  im  echt 
römischen  Sinn,  der  für  das  ganze  das  ist,  was  der  pater  familias  für 
die  Familie.  So  scheint  sich  wirklich  der  Charakter  des  Aeneas  als  der 
eines  wahrhaft  römischen  Königs  erweisen  zu  lassen.  Als  solcher  wird 
Aeneas  von  all  den  Seinigen  anerkannt,  geliebt  und  verehrt  (vgl.  VIT» 
220  ff.  VIII  12). 

Aen.  I,  545.  n^z  ^r&t  Aeneas  nobis,  quo  iustior  alter 
Nee  pietate  fuit  nee  hello  maior  et  armis*. 


Die  fieddutung  VergUa  fUr  die  Sehol«.  Von  /.  Fächer.        94$ 

Wi«  achös  und  edel  kUogt  diesea  Lob  aaa  dem  Maude  olnos  seinor  6e* 
llhnen !  und  ab  König  zeigt  sich  Aeneaa  vom  ersUa  Buch  der  Aeneide 
bis  /um  letzten  und  zwar  nicht  auf  einmal  In  der  ganzen  Hdhe,  sondern 
.in  allmählicher  Entwicklung.  ^Je  länger  das  Werk^  desto  langsamer 
^müsaen  sich  die  Charaktere  entwickeln,  damit  diese  Haupt*iuelle  de» 
Scbünen  nicht  TerBiege**  (Herbart  I«  168)  Als  römisches  Königaideal, 
*0i  hnmeroeque  deo  similis",  als  Sohn  einer  Göttin,  der  lein  Qeichlecht 
anf  Juj»piter  zniDckleitet»  mnaato  er  «prechen: 

„^iim  piQS  Aeoeag,  raptoe  <|ui  ex  hoBte  penate» 
Cla^ise  Teho  mecnm.* 
^beuie  Upter  und  Gebete,  sein  Gehoraam  sind   Zangen  seiner   Frömmig'- 
'k«it  gegen  die  Götter;  wie  die  Eiettuag   des  Vaters,    das  Sachen    nach 
der  verlorenen  Gattin  und  später  nach  den  Gefährten,   die  Trauer  über 
den  Verlust  des  Palinnras  und  den  Tod  des  Pallaj«,   eine  gewisse  Scho- 
nung gegen  Feinde  die  Milde  seinee  Berzcns  Terrathen»  Aber  die  Mllde^ 
welche  Verzagte  tröstet  und  aufrichtet,    ist  nicht  Schwiche  i  gegen    die 
|:8iog trunkenen  Griechen  leistete  er  fast  allein  Widerstand;  die  jahrelange 
I Irrfahrt  hat  die  Kraft  und  Ta|derkeit  nicht  gebrochen.    Dabei  zeigt  er 
[grot^eu  iKjli tischen  Takt  und  f&Uatsmänuisehen  Blick,  weiß  Bonde^genos- 
l#eo  und  Freunde  zu  gewinnen:  überall  ist  er  seihet    mahnend   und  lei- 
tend. Wenn  wir  also  von  Vergil  nicht  erwarten,  dass  er  dem   8tamin* 
vater  der  Römer  einen  griechischen  Horoencharakter  verleiht,  wenn  wir 
ans  in  die  gan:&e  Anscbaattugü weise  dar  Homer  hineinrersetsen«    werden 
wir  vieles  entschuldigen,  ja  rechtfertigen  können. 

Ver^nl  bat  ein  Kationalepos  geschrieben.    Der    Held   und  König« 

dtT  die  gottgewollte  Bahn  dun; heilt,  11  her  alle  Hindernisse  hinweg,  der 

immer  sich  gleich,  fftr  Hecht  und  Pflicht  eintritt  und  das  alle«  f^  Bain 

—  *tantae  molis  erat*  —  mus»te  in   den  Herzen  derer«  die  nichts  höheres 

kannten,  verehrten  and  liebten  als  Kom  und  römische  Grö(^e,  einen  un* 

W  schrei  blichen  Eindruck  machen.  Er  wird  auch  kaum  an  ansem  ScbQ- 

ilern  ohne  sittliche  Einwirkung  and  Hebung  rortiberziehcn«    Die  Jagend 

lÄeigt  zwar  mehr  zu  den  jugendlichen  homerischen  Ucldcn    hin»    Aeneas 

Iwird  mehr  dem  gereiften,  ernsten  Geist  Defriedigung  gewilirtm.    Durch 

ewisse  sympathische  Übereinstimmung  der   Gefühle»  durch   naturwüch* 

"tige,  unmittelbare,  durchsichtige  Sprech-  und  Handlungswois«  scheinen 

sich  die  homerischen  Helden  mehr  zum  Schüler  herabzulassen,  sich  »uf 

«ine  Stufe  mit  ihm  zu  stellen  &ls  liebe  Kameraden,  mit  denen  sieh  leben 

[Ulsift  Aber  Aenea»  st^iß-t  nicht  zum  Schiller  herab;  er  hebt  ihn  gleich- 

sm  zu  ^1  X  m,j  j^f   männliche  Ernst    liset 

flen  juget]  I  5  0  unpoetische   Eitrenart  des  tns- 

epHlgteu  Köti  rs  stöDt  anfangs  lurQck,  bis  durch  die  tieberoU« 

fermittlung  dv^    .^..^iüdigen    Lehrers   eine    gegenseitige   Ann&hersng, 

{<Ün  genauer««  Slcbk«no«nlernen  ond   Verstehen  stattfindet.    Dann    wird 

kcm-as  ein  wahrer,  T&tnrUcher  Freond,  der  zur  üntorwerfong  unt^r  den 

6ttlichen  Willen,  zur  Liebe  gegen  Eltern,  Heimat   und  Vaterland,    zur 

[thätigeu  Theilnahme  am  Wohl  und  Wehe  der   M eiiscbh<^it ,   zur   mAnn- 

chen  Ertragung  von  Leiden    nnd   Schwierigkeiten,   zur   frohen   Euver* 


946  Jahresbericht  des  Vereines  'Mittelschale*  in  Wien. 

sieht,  zur  steten  Durchbildang  des   Charakters   durch   Wort  und  That 
mittelst  des  dn^x^a^'^i  and  dvixea&ai  ermantert: 

'Disce  paer  virtutem  ex  me  veramqae  laboremP 
Feldkirch.  J.  N.  Fischer,  8.  J. 


Griesbach  Dr.  H.,  Gymnasiallehrer  in   Weissenbuig  i.  E., 
Über  die   allgemeine    Schulbildung   auf  Gymnasien   und 
Bealschulen  und  Ober  die  Nothwendigkeit  der  Gleichbe- 
rechtigung beider  Lehranstalten.    Pädagogische    Erwägungen 
von  H.  G.  Ludwigslast,  Hinstorff  1881.  II  und  80  SS. 
Zweck  und  Richtung  der  Schrift  ist  schon  durch  den  Titel  hin- 
reichend bezeichnet.  Der  Verfasser  tritt  mit  großer  Wärme  dafür  ein, 
dass  den  Abiturienten  der  Bealschulen  1.  0.  der  Zutritt  su  den  Univer- 
sitäten erschlossen  werde.    Zu  diesem  Ende  zieht  er  eine  Parallele  zwi- 
schen den  Lehrplänen  jener  Anstalten  und  der  Gymnasien   und  konunt 
zu  dem  Schlüsse,  dass  die  Bildung,  welche  an  beiderlei  Schulen  erstrebt 
und     erreicht    werde,     eine    vollkommen     gleichwertige  sei     und   die 
Abiturienten  der  Bealschulen  1.  0.  jenen  der  Gymnasien  durchaus  nicht 
nachstehen.  Der  Verf.  ist  kein  Verächter  der  classischen  Studien,   aber 
er  wird  ihnen  auch  nicht  gerecht,  wie  dies  seine  Urtheile  S.  11,  20,  67 
zeigen.  Auch  hat  er  von   dem,   was   die   Bealgymnasien,  wie  sie  jetzt 
heißen,  im  Latein  leisten,  nicht  die  richtige  Anschauung  (S.  8).    Trotz 
der  Vermehrung  der  Stunden  im  neuen  Lehrplane  werden  sie  nicht  das 
Gleiche  wie  die  Gymnasien  in  diesem  Fache  für  intellectuelle  und  ethi- 
sche Bildung  erzielen.    Doch  ist  das  Büchlein  gut  geschrieben  und   ge- 
wiss lesenswerth. 


Jahresbericht  des  Vereines  ^Mittelschule*  in  Wien.  November 
1881  —  April  1882,  Veröffentlicht  von  L.  Fischer,  Schriftführer. 
Wien  1882,  im  Selbstverlage  des  Vereines. 
In  diesem  Jahre  fanden  abgesehen  von  der  Jahresversammlung 
neun  Vereinsabende  statt,  in  welchen  drei  Vorträge  gehalten  wurden, 
von  dem  Supplenten  J.  Bass  *Über  den  Wert  historischer  Analogien 
für  die  Schule*,  von  Prof.  Dr.  J.  Huemer  *Über  Goncentration  des 
grammatischen  Unterrichtes  an  den  österreichischen  Gymnasien*,  von 
Director  Dr.  E.  Schober  *Über  die  Vertheilung  des  geographisch-histo* 
rischen  Lehrstoffes  an  den  österreichischen  Gymnasien*.  Die  beiden  letzten 
Vorträge,  namentlich  der  erstere,  gaben  Veranlassung  zu  eingehenden 
Debatten.  Die  reichen  Ergebnisse  der  Debatte  über  die  Goncentration 
des  grammatischen  Unterrichtes  wurden  in  der  Form  einer  Besolution 
dem  h.  Ministerium  vorgelegt.  Die  Zahl  der  Mitglieder  betrug  in  diesem 
Vereinsjahre  283. 


Vierte  Abt  hei  hin  ff. 

Miscellen. 


[Stiftungen].  Der  Wiener  C i vi lingeniear  Eduard  bischer  bat 
eura  bleibendea  Andenken  an  die  Vermählang  Seiner  k&is.  Hoheit  des 
durchlauchtigsten  Herrn  Erzherzogs  Kronprinzen  Rudolf  ein  Cnpital  Ton 
20(X)  il  zur  Errichtung  einer  Stipendienstiftiing  für  Studierende  der  k. 
k.  technischen  Üochschule  in  Wien,  und  ivroi  apec.  für  Frequentanten 
des  Jahrganges  der  praktischen  Geometrie,  welche  anläaslich  und  zur 
Zeit  der  praktiachen  Vermessungen  dich  in  Brann  ara  Gebirge  aufhalten» 
gewidmet  Zun&chst  berufen  mm  Stiftungsgenuase  sind  solche  Studie- 
rende dieser  Kategorie  ohn*»  Unterschied  der  Religion  und  Nationalitit. 
welche  nach  Wien  oi  '^terreich  luständit,'  sind.  Die  Stiftung  ist 

mit  dein  Gt'nehraiguri.  s  Stiftbriefes  ins  Leben   getreten.   ('Stift- 

brief Tom  30.  September  i^>^L'.  —  Min. -Act  Z.  17260  ex  1882).  —  Die 
im  Jahre  1875  verstorbene  Anna  Wrana  in  OlmQtz  hat  letitwillig  je 
ein  Capital  von  800  fl.  zur  Gründung  von  Ötip«ndienstiftungen  f&r  je 
«inen  Gymnasial-  und  einen  l^^aUchüler  in  Olmütx  hinterlassen.  Diese 
IStiftung  iöt  mit  dem  Gen*^!"'»"""'^*^*^^'"*^  des  Stiftbriefes  ins  Leben  ge- 
treten. (Stifthrief  votn  «l  '  —  Min.-Act  Z.  17425  ex  18Ä), 
—  Der  verstorbene  Kriikn'  mislaus  M^j^jdski  hat  letzt* 
willig  mit  einem  Caiulalu  von  )diMJ  li.  C,  M,  eine  Stipendienstiftung  ge- 
grÜTtdft,  düren  Ertrag  für  einen  aus  Krakau  gebürtisjen  SchQkr  des  St. 
Ar  ^iumü  in  Krakau  Umstimmt  is»t.  Diese  Stiftung  tritt  mit  dem 
h  .  Schuliahrea  18H:j;4  in  Wirksamkeit.  (Stiftbrief  vom  30.  Sen- 
ti?müer  lböt\  —  Min.-Act  Z.  17*260  ex  1882).  —  Die  Stadtgeraeinde 
Trembowla  hat  mit  einem  Capitalc  von  1200  fl.  in  Wertpapieren  eine 
Stipendienstiftung  gegründet,  deren  Ertrag  für  einen  dürftigen  Schüler 
beBlimiut  ist,  welcher  nach  EUx'ndi»;ung  der  VoIk!«*chule  in  Trembowla 
im  ein  Gymua>iumi  eine  Real-  oder  Gewerbeschule  in  Galizian  übertritt 
DiMe  Stiftung  ist  mit  dem  Geuehmi^ningstage  des  Stiftungsbriefes  ins 
Lebe«!  getreten.  (Siiftbriof  vom  U.  October  1882.—  Min.-Act  Z.  17W1). 


Literarische  Midcellen. 

)eut>i         ■  -mgegebeu  von  Dr.  Max  lUcdiger* 

1 1  uit  Berlin.  L  Jahrg.  Nr.  1     13.  1880. 

S.  -irJ.  *J.  Juiirj^',   >.  wiki  {bg.  52)   1881.  3.  Jahrg.  1882.  Berlin 

Weidmann^che  Bucbhandlang, 

,Uie  aUgomeinen  LiteraturKeitungen ,   welche  in  die  geistige  Be- 

wegOJig   Deutschtandä   ehenialn   so   bedeutend   eingriffen,  sind   xogriinde 

g<«Mlg<n.  Versuch«,  sie  wieder  ins  Leben  xu  rufen,  crgal>en  für  die  Dauer 

EiUie  JSrfotge^  maoh  warde  dem  Leeer  statt  einer  knappen    Über$icht 


948  Miacellen. 

über  alle  Gebiete  der  Literatur  bald  eine  Sammlung  von  Facbjournalen 
geliefert,  selbst  iu  Zeitschriften,  welche  diesen  Fehler  ausdrücklich  yer- 
meiden  wollten. 

Allein  der  Gelehrte  und  wissenschaftlich  Gebildete  hegt  auch 
heute  noch  den  Wunsch,  nicht  nur  von  den  Fortschritten  seines  Faches, 
sondern  auch  von  der  Förderung  der  übrigen  Wissenschaften  und  den 
Leistungen  auf  dem  Gebiete  der  schönen  Literatur  Kunde   zu  erhalten. 

Als  das  geeignetste  Mittel,  diesen  Wunsch  zu  erfüllen,  stellt  sich 
eine  Zeitschrift  dar,  welche  die  neuen  literarischen  Erzeugnisse  nach 
Maßgabe  ihrer  Bedeutung  für  das  Ganze  des  wissenschaftlichen  and 
geistigen  Lebens  behandelt,  ohne  eingehende  fachmännische  Erörterungen, 
in  kurzen,  sachlich  gehaltenen  Berichten.  Sie  müssen  ein  Bild  der  be- 
sprochenen Arbeit  liefern,  über  deren  Wert  und  Stellung  zur  Wissenschaft 
der  Gegenwart  aufklären. 

Dies  zu  leisten,  wird  die  Deutsche  Literaturzeitung  versuchen. 
Und  zwar  wird  sie  es  sich  angelegen  sein  lassen  neben  der  deutschen 
Literatur  auch  die  ausländische,  soweit  sie  für  die  deutsche  Wissenschaft 
in  Betracht  kommt,  in  den  Kreis  ihrer  Besprechungen  zu  ziehen,  und 
nur  hinsichtlich  der  schönen  Literatur  sich  auf  die  wichtigsten  Er- 
scheinungen Deutschlands  beschränken.''  — 

Mit  diesem  Programm  wurde  im  Jahre  1880  die  deutsche  Literatur- 
zeitung eröffiiet.  Die  Art  der  Durchführung  lassen  die  nun  vorliegenden 
drei  Bände  erkennen.  Sie  zeigen,  dass  die  Hoffnungen,  welche  man  an 
die  Person  des  Herausgebers  und  die  Mitwirkung  hervorragender  Persön- 
lichkeiten gleich  beim  Erscheinen  knüpfen  durfte,  sich  bestens  erfüllt 
haben.  Immer  mehr  ist  es  dem  Hcraus^ber  gelungen,  die  Bewegung  auf 
den  verschiedensten  Wissensgebieten  und  in  der  schönen  Literatur  zur 
Anschauung  zu  bringen,  indem  die  bedeutendsten  Erscheinungen  der- 
selben in  der  Regel  von  berufenster  Seite  zur  Besprechung  gelangten. 
Mehr  zu  fordern  wäre  unbillig  und  bei  der  herrschenden  Hypertrophie 
des  Büchermarktes  zu  erfüllen  unmöglich.  Die  Kleinproduction  und  die 
massenhafte  Schulbücherfabrication  fandet  ohnehin  in  zahlreichen  Fach- 

i'ournalen  ihre  Berücksichtigung.  Als  eine  den  Hauptzweck  sehr  fördernde 
Beigabe  müssen  die  Auszüge  aus  den  wissenschaftlichen  Zeitschriften  be- 
zeichnet werden ;  wenn  darin  jetzt  noch  manche  Lücken  bemerkbar  sind, 
werden  die  folgenden  Jahrgänge  wohl  für  ihre  Ergänzung  Sorge  tragen. 
Als  ein  weiterer  Vorzug  der  neuen  Literaturzeitung  darf  hervorgehoben 
werden,  dass  die  Eecensenten  mit  Niimen  zeichnen.  Der  Leser  weiß,  womn 
er  sich  zu  halten  hat,  und  der  Receusent  wird  gewissenhafter  überlegen, 
wie  weit  er  im  Loben  und  Tadeln  auf  seine  eigene  Verantwortung  gehen 
darf.  Das  Mitarbeiter  Verzeichnis  zeigt  nicht  irgend  eine  beschränkte  oder 
engherzige  Auswahl.  Von  österreichischen  Kräften,  die  sich  an  der  Arbeit 
betheiligen,  nennen  wir  0.  Benndorf,  F.  Bischoff,  Eitelberffer,  0.  Hirschfeld, 
J.  Huemer,  Inama-Sterneg^,  Jung,  Krones,  G.  Mever,  Miklosich,  Mussafia, 
RoUett,  Scheindler,  Schenkl,  E.  Schmidt,  Schönbach,  W.  Tomaschek. 
Wien.  H. 

Transactions  of  the  Cambridge  Philological  Society.  Vol.  I.  From 

1872  to  1880.   With    introauctorj  Essay,  Reviews  and   Appendix. 

edited  by  J.  P.  Postgate,   M.  A.,  honorary  secretary.   London, 

Trtibner  et  Co.  8«.  XIV,  420  SS. 

In  wie  erfreulicher  Weise  gegenwärtig  die  philologischen  Stadien 

in  England  gepflegt  werden,  davon  liefert  der  uns  vorliegende  stattliche 

Band  einen   neuen  Beweis.   Voran   geht  eine  Vorrede  des  Herausgebers 

(S.  1—6),  in  welcher  er  die  Aufgabe  einer  philologischen  Gesellschaft  in 

knappen  Worten  erörtert;  dann  folgen  die  •Memoranda*  d.  h.  Sitsmigs- 

benchte  der  Gesellschaft  von  1873—1879,  welche  unter  der  RedaoHon 

des  verdienten  Bibliothekars  von  Corpus  Christi  College,  Hrn  S.  S.  Lewis, 


Hj8CeU«B. 


n» 


«0    Privat^^brnuch   der  Mit^lii^iler  erschienen  waren,    im  Wieder^ 
iick  ;  jed<x  ^'  -^  '<    'I^T    Herausgeber  einige  Verbesserungen    uud  Ver- 
Iweiäuof^eu  Aut  ten,   in  ilenen  Vortrige   von  Mitgli^.'^lorn    n»ch- 

ttriiglicb  in   üi^  !  Form   «erschienen,  hinaagetügt, ""  Uro  Sitiongs- 

I  berichte  ins  da»  Jahr  1880  iind  vom  Heraaigeber  selbst  besorgt,  da/u 
I  kommen  noch  Jahresberichte  über  die  im  Jahre  1  SSO  erschienene  Literatur 
\%n  Homer  (W.  Lcaf)»  Plato  (R.  Ö*  Hichs),  Aristoteles  (H,  Jackion)»  Pro* 
rtius  (vom  Herausgeber)  und  iSerfins  (H.  Nettleship)  nni  ♦•me  be- 
^rockte  Abhandlung  über  die  Votivt»  fei  eben  d*  l>e- 

Hä  TOD  York;  den  ßcschluö»  machen  Nachrichten  über  -i  huft 

„  ier  Liste  der   aufliegenden  Zeitschriften   figuri*?ren   aiicii    m*'   >VieTicr 
|Stiidien)>  Über  den  reichen  Inhalt  der  öammlunjef,  die  sich  weit  über  das 
ftirdhulicbe  Niveau  der  sonstigen  ^•'    •  ■■ -iiitpublicationen    -^'  -*  •      .  i  ^ 
-aoriftaltig  ana gearbeitete   In)j  imis  genaue   A 

n  nur  einige   der  größeren  Au. ,    welciie  für  die    ■    .    -  . 

rcUaiisehen  Philologie  von  Interesse  sind,  hervorgehoben.  Über  Joseph 
[Wflsaea  Hterariäche  Laufbahn  (J.  E.  B.  Mayor)  8.  82—84  —  Die  vier 
[Cardtnal lügenden  in  der  alten  Literatur  (derselbe)  S.  96 — IUI.  —  Ober 
[einige  Termini  der  lat  Syntai  (Kennedy)  S,  lüü— 109.  —  Verlan  gern ng 
itur^ir  Vocale  vur  nachfolgender  Muta  cum  liquida  bei  dou  griüchisichen 
[Tragikeni,  mit  fönf  sorgfaltig  aasgearbeiteten  sUtiattschen  Irtbelttm 
|Bl  '  '1  —  136.  —  Ivegeln  für  das  Ober»et/>i  n  Lateinischen 

.  n  (J.  B.  Allenj  S.  138—150.  ^   i  .^^n  kq  De-Vit« 

,__J  LiHjauuii.>  Forcellini  (Mavor)S.  156—161,  -  \jini  ul.i  Zusammenhang 
.  der  isigt?n  der   griechischen  Tragödie    und   der  Heroenmytht^n  iHajman) 
!>?    ':nH-'?38,  —  Über  yrtitatftaxn'r  (W.  C,  Green)   is.  240—243,    —   Zu 
>emeen  (Postgate)   S,  252  —  261.  —  Der   prädicative   Dativ  im 
t  hoD  (Arnold)  S.  261—260.  —  Über  Paleyg  'Post-epic  or  imitative 

bwordä  in  Homer*  (Hajmanj  S,  270^297.  —  Die  lateinischen  und  roma* 
jnischeu  Auadrücke  füjr  die  Weintraube  (Postgate)  S.  302— Hll. 

Diese   zu  fall  ig    heranagegritfcnen    Prob+m    zeigen    wohl    daa    Ver* 

[dienstliche    der    vorliegenden    Publioation    in    hinlänglicher  Weise.    Im 

llnterease  der  Philologie  ist  e«  sq  wOnnchen,  dass  die  VeröffentH*'hung  der 

'6it%un  gäbe  richte  von  1881  and  1882  nicht  alha   lange  auf  sich  warton 

kaaen  möge. 


^Anecdota  Oxonienaia.  Classical  Serie«.  VoL  L  Part.  11.  Noniua  Mar- 
celhiH,  Uarieian  Ms.  271^  ©ollated  by  J,  H.  Union«,  M.  A.,  wnior 
Student  of  Christ  ChnrcU.  8.  »1--154.  kL  4».  Uiford  Clarendon  Fresi, 
1882. 

Bei  der  Unsicherheit^  welche  g^genwSrtig  in  Bezug  auf  die  Textea- 


r>'] 


i-T    v.'flLi 


Ikntik  den  >rnnms  herrscht,  nnd  bei  d^n»  ^Tnn 

Itiücben    A  mss    ein    solcher    I"  er» 

[inen.    ^  ktion  ist,  soweit  si<  i  lund- 

ielbbt  benrtheilen  lÄsit,  s<?hr  sorgfältig   mit  i  der 

biedenen  Hände  gemacht;   nur  hat  der  Verf.  d^  in  er 

dadurch  erschwert,   dass  er  (Juichernts ,   m  ht    ,1  la- 

jliche  Ansgalw»  turGrundl;!?«  ^♦'»»nommenund  In  i' m^r  n  de§ 

"anus,  wel       '  ii»  angegeben  sind,  n; 

fenn  trotz  ii<$rat«,  wie  dieser  srl 

IndiL^--:   '  i,'iiij  .jTj  j.-  ^'  'ti^n  in  Qnri^*  ■ 

[diei  nur  ;,  ts  von  m  üb^^r  yu 

lÜrth.ul   /A,   .     .,...;^».n.    Di*  V t»-,..,^    gibt  enio    l..,..;   .-..»,    .i 

I Handschrift,    sowie    Besprechung   einiger   merkwürdiger   Lesarten    der- 


950  Miscellen. 

1.  Wilhelm  Oesenius,  Hebräisches  und  chaldäisohes  Hand- 
wörterbuch über  das  alte  Testament.  Neunte  vielfach  umge- 
arbeitete Auflage  von  F.  Mühlau  und  W.  Volck,  o.  Proff.  a.  d. 
Universität  Dorpat.  Erste  Hälfte  (K-ynO-  Leipzig  1882,  P.  C.W. 
Vogel. 

2.  Hebräisches  Yocabularium  in  alphabetischer  Ordnung,  mit  Zu- 

sammenstellung von  Synonymen,  gleich  und  ähnlich  lautenden 
Wörtern  und  analogen  Formen,  nach  dem  Manuscript  von  Dr.  L.  H. 
Kap  ff  bearbeitet  und  herau8ge|^eben  von  Dr.  L.  Abieiter,  Prof. 
am  Obergymnasium  in  Ulm.  Leipzig  1881.  Hahn. 

1.  Mühlau  und  Volck  veröffentlichen  in  der  neunten  Auflage  des 
hebräischen  Lexikons  von  Gesenius  eine  zweite  Auflage  der  von  ihnen  in 
der  vorausgegangenen  achten  Ausgabe  vorgenommenen  Umarbeitung  des- 
selben. Die  in  der  vorliegenden  ersten  Hälfte  der  neunten  Auflage  er- 
kennbaren Veränderungen  und  Zusätze  beziehen  sich  vornehmlich  auf 
die  Artikel  geographischen,  ethnographischen  und  mythologischen  In- 
haltes, in  welchen  der  seitherige  Zuwachs  an  Resultaten  der  hierauf  be- 
züglichen historisch-kritischen  Forschung  verwertet  ist. 

2.  Das  von  Abieiter  zum  Druck  beförderte  hebräische  Vocabular 
des  Dr.  Eapff,  weiland  Ephorus  am  Gymnasium  zu  Urach  in  Würtemberg 
(t  1869)  gibt  bereits  durch  seinen  Titel  zu  erkennen,  dass  es  sich  durch 
seine  Verwertbarkeit  für  Lehr-  und  Unterrichtszwecke  im  besonderen 
empfehlen  wolle.  Der  Substanz  nach  aus  dem  Lexikon  des  Gesenius  ge- 
zogen, ist  es  den  Bedürfnissen  der  in  die  Kenntnis  der  hebräischen 
Sprache  einzuführenden  Gymnasialschüler  angepasst.  Laut  Vorrede  des 
Herausgebers  hat  es  unter  den  Händen  des  ursprünglichen  Bearbeiters 
vielfache  Umgestaltungen  erfahren,  durch  welche  es  für  den  beabsichtigten 
Zweck  möglichst  geeignet  gemacht  werden  sollte.  Es  beschränkt  sich 
strenge  auf  das  rein  Sprachliche;  Sacherklärungen  sind  aus  dem  Plane  des 
Büchleins  ausfi^eechlossen,  selbst  die  Eieennamen  von  Personen  und  Sachen, 
an  welche  sachliche  Erklärungen  angeknüpft  werden  können,  werden,  als 
dem  speciellen  Zwecke  des  für  Gymnasialschüler  bestimmten  Büchleins 
nicht  entsprechend,  weggelassen. 

Illustrierte  Geschichte  des  deutschen  Schriftthums  in  volkstbüm- 
licher  Darstellung  von  Otto  von  Leixner.  Zweiter  Band.  Vom  Be- 
ginne des  achtzehnten  Jahrhunderts  bis  auf  die  neueste  Zeit  Leipzig 
und  Berlin  1881.  Verlag  und  Druck  von  Otto  Spamer. 
Je  rückhaltsloser  ich  seinerzeit  die  Schwächen  des  ersten,  die  ältere 
Periode  behandelnden  Bandes  dieser  Literaturgeschichte  darlegte  (Zeitschr. 
f.  d.  Ost.  Gymn.  1880^  S.  273-6),  desto  mehr  scheint  es  mir  ein  Gebot 
der  Billigkeit  und  Gerechtigkeit,  meinem  Versprechen  gemäß  noch  einmal, 
wenn  auch  etwas  spät  und  nur  kurz  auf  das  nun  abgeschlossen  vor- 
liegende Werk  zurückzukommen,  um  zu  constatieren,  aass  die  damals 
ausgesprochene  Erwartung,  die  Behandlung  der  neueren  Literatur 
werde  gelungener  sein,  sich  in  der  That  erfüUt  hat.  Man  fühlt  es  diesem 
zweiten  Bande  mit  Vergnügen  an,  dass  er  auf  einer  ungleich  voll- 
ständigeren und  selbständigeren  Kenntnis  der  Literatur  beruht  als  der 
erste.  Infolge  dieser  intimeren  Vertrautheit  mit  dem  Gegenstande  kommen 
in  diesem  Theile  auch  die  früher  schon  ausdrücklich  anerkannten  Vor- 
züge der  Darstellung  mehr  zur  Geltung.  Nachdem  dies  im  allgemeinen 
anzuerkennen  ist,  wäre  es  kleinlich  mit  dem  Verf.  über  einzelne  Ver- 
sehen oder  strittige  Punkte  zu  rechten,  und  ungerecht,  sein  eigenes 
Bekenntnis,  dass  er  sich  hie  und  da,  eingeengt  durch  die  ihm  gezogenen 
Schranken,  nicht  recht  genug  thue,  wie  z.  B.  bei  Goetiie,  gegen  ihn  zu 
kehren.   Vielmehr  rechne  ich  es  ihm  zum  Verdienste  an,  dass  er  gerade 


Miflcellen, 


«31 


durch  die«e  Ebriichkeit  verbanden  mit  einer  Wurme,  dio  Awch  aal  den 
l/wor  nicht  ohne  Wirkung^  bleibt,  letzteren  anxnregen  gucht  selbst  üub 
deo  allen  strömenden  Quellen  %xl  schöpfen.  Zn  diesem  BebuN>  hat  er 
auch  am  Schlüsse  'Nachweise  von  HilLsmttteln  zum  Selbstudinm'  tn- 
gft  mm  enges  teilt,  die  gewiss  willkommen  ainJ.  Nur  wÄre  hier  doch  anch 
tnancheei  n  ach  so  trage  Q «  was  auch  in  einer  'AuswabT  nicht  fehlen  sollte, 
wie  z,  B.  Weieanda  Wörterbuch  und  der  Druckfehler  'Flora  von  Blanche* 
flur*  (8.  494)  Mtte  bei  der  Correctur  nicht  durcbachlüpfen  »oWmu 

In  den  'Berichtigungen  und  Ergänzungen'  hat  der  Verf.  auch  auf 
meine  Kritik  des  ersten  Baitden  RQckBicht  genommen  und  einige  der 
dort  gerügten  Angaben  V''  -^  du«  omfn  ■  '  '^^  spielt  ihm  dabei 
freilieb  noch  einmal  ein  Der  erst  -^ste  aber  jedenfalls 

einer  etwaigen  neutjü  A  ...^^^  einet  grüii ...-...»  Lmarbcitun^  uoter- 
%ii  werden,  um  ihn  mit  dem  zweiten  aaf  gleiche  Stafe  tu   Driügen. 
Prag.  H.  Lambel. 

Deutsche  Gedichte«  Zum  Gebrauche  in  den  Yorscbnlen  höherer  Lehr- 
anstalten herausgegeben  von  Prof.  Dr  WUh-  Gerber  ding»   Über- 
lehrer an   der   LubenstÄd tischen  Gewerbescbnle  zu    Berlin.    Zweite, 
verbesserte  Auflage.  Berlin  IBdL  Waidmannaehe  Buchhaadlung*  VIII 
und  71  SS.  S\  -  50  Pf. 
Die  hier  gesammelten  73  Gedichte   zerfallen  in  zwei   Grup{)en: 
*£pisches'  und  'Lrrisches.*   Am  zahlreichsten  vertreten  ist  der  liebliche 
Kinderdicbter  Wilhelm  Hey  (Goedeke,  Qmndriss  111«  1064)  mit  24,  ferner 
I  R.  Reinick,  der  hocbdeutscne  Übersetzer  HebeU  (ebenJ*  212)  mit  9,  Löwen- 
,  ateiti  mit  6,  Pfeffel  und  Hoffraann  von  Fnller^Ieben  mit  4,  GöU  mit  3^ 
I  Binter   lebend,  1260),  Gleim.  Langbein  und  Ruckert  mit  je  2  Liedern. 
I  Außerdem   enthält  die  Sammlung  Scbillera   Rttthtcel   'Auf  einer  grollen 
I  Weide   gehen',   Hdltjs   Frühlingslied  'Die  Luft  ist  blan,  das  Thal  iat 
>  grfin*,  der  Luise  Hensel  volksthQm liehe s  Abendlied  'HQde  bin  ich.  geh 
!  lur  Ruh'  und  einzelne  Gedichte  Ton  Bertucb,  Bckelmann,  KuE^Iin,  Ha^e- 
^4orD«  Hebel,  Herder,  Geliert,  Nicola/,  Pocci,  aui  Erlaebs  Volk^iliedern,  dea 
"  en  Wunderborn  und  G.  Scherers  deutschem  Kinderbncb.  Man  wird 
Verf.  zustimmen  m&asen,  daas  die  Sammlung,  wie  er  in  dem  Vor* 
forte  betont,  sich  jetat  mehr  dem  Fassungsvermdgen  dea  Kindes  an- 
l^hmiefft,  als  In  der  ersten  Auflage. 

Lemberg.  Dr.  August  Sauer. 


[jaenickü  Herrn.,    Die  deutsche    und   die   brandenbargi8Ch- 

preußische  Gescbicbte,  Im  Zusammenhange  dargeatellt  für  die 
mittleren  Claüi^fn  liöh»?ror  Lehranstalten.  Mit  zwei  Geschichtatabellen. 
Berlin  im\  Weidmannacbe  Buchhandlung.  L  Theil  88  SJ5.,  H.  Theil 
124  SS.  ö*. 


Ein   gut   gegliedertes   im    StofT  und   Aufdruck    kn&Mi 
l^gebulbuch.  Der  L  Theil  behandelt  die  deatsehe  G 


vfeha1t4»nea 

um  west- 
^falischen  Frieden,  der  IL  holt  die  brandenbnrgi^r  '  reschiebte 

von  der  Urzeit  bis  1S48  nach  und  verbindet  sie  mit  der  g^memdeutachea. 
Beiden  Abtheilnngen  sind  Zeittafeln  beigegeben.  Druck  und  Ausstattung 
lind  vollkommen  zweckentsprechend« 

Dittmar  H.,  Die  Weltgeschichte  m  einem  abersichtlichcn,  in  sich 

tnaammcnUängeDdea  Umrias  für  den  8chulgt'brituch    IL  TheiL   Go- 
f.l,^..^A..  A..^  \v,»it  nach  Chriatufl.  12.  Auflage    V«rb.  und  bis  auf  die 
rtgesetzt  von   Dr  K.  Abtcht   Heidelberg    18SL  §• 

Dci  i;lcichfalla  in   dieser  Zeibichrlft  beaModii^nen  Tbeile 

chicLu   .  .  ^.Ai  vor  Christus**  folgte  ziemlich  rasen  der  iweita.  Er 


052  MisceUeD. 

umfasst  die  Ereignisse  vom  römischen  Kaiserreiche  des  Augostus  bis  zam 
jüngsten  russisch-tarkischen  Kriege  in  knapper,  gat  gegliederter  Dar- 
stellung. Ein  Beweis,  wie  viel  Gewicht  auf  die  neueste  Geschichte  gelegt 
wird,  liegt  schon  in  dem  Umstände,  dass  von  den  456  SS.  S.  337 — il9, 
also  mehr  als  ein  Sechstel  des  ganzen  Baches  der  Periode  von  1830  bis 
1878  gewidmet  erscheint.  Den  Anhang  bilden  XIV  genealogische,  eine 
synchronistische  Tabelle  und  eine  Zeittofel,  nach  Epochen  gegliedert  Der 
Druck  markiert  gut  den  Inhalt 

Stein  Dr.  H.  E.,  Handbuch  der  Geschichte  f&r  die  oberen  Ciassen. 

II.  Band.  Das  Mittelalter.  2.  verb.  Aufl.  Paderborn  1881.  Verlag  von 

F.  Schöningh.  IV  und  265  SS.  8*. 
Der  erste  und  dritte  Band  (Alterthum  und  Neuzeit)  dieses  durchaus 
beachtenswerten  Lehrbuches  wurden  bereits  an  gleicher  Stelle  angezeigt. 
Jetzt  liegt  der  zweite  Band,  das  Mittelalter,  in  zweiter  verbesserter 
Auflage  vor.  Er  theilt  mit  den  vorgenannten  das  Verdienst  einer  guten 
Gliederung,  correcten  Darstellung  und  sorgfältigen  Literaturangabe,  welche 
allerdings  in  den  Habsbur^-Österreich  und  Ungarn  betreffenden  Partien 
Ergänzungen  bedarf,  um  der  einschlägigen  monographischen  Geschichts- 
literatur im  gleichen  Maße  wie  der  anderweitigen  gerecht  zu  werden. 
Beispielsweise  lässt  sich  die  Literatur  der  hal^ burgischen  Epoche  von 
1437 — 1519  mit  An^be  der  Werke  von  Kurz  „Österreich  unter  Albrechtll.*' 
und  Chmel  „Gesch.  a.  Friedrichs  IV.  und  seines  Sohnes  Maximilian  I.*  nicht 
wohl  abfertigen.  Allerdings  vermisst  man  auch  das  einschlägige  Werk 
G.  Voigts:  Enea  Silvio  de  Piccolomini  usw.  und  andere  Monogranhien 
von  gemeingeschichtlicher  Bedeutung.  Überhaupt  fällt  das  Buch  in  dieser 
Schlusspartie  des  Mittelalters  gegen  den  Haupttheil  auch  im  Texte 
fühlbar  ab. 

Kaiserbüchlein.  Wien,  Manzsche  k.  k.  Hof-,  Verlags-  und  Universitäts- 
buchhandlung. 1.  Unser  Kaiser  in  seiner  Jugend  (1830—1848). 
2.  Unser  Kaiser  als  Regent  (1848—1853).  3.  do.  1853-1880.  4.  Unser 
Kaiser  als  Held.  5.  Unser  Kaiser  auf  Reisen  und  als  Gastfreond. 
6.  Unser  Kaiser  als  Jäger  und  Schütze.  7.  Unser  Kaiser  als  Be- 
schützer der  Kunst  und  Wissenschaft  8.  Unser  Kaiser  als  Wohl- 
thäter.  9.  Unser  Kaiser  als  Mensch.  10.  Unser  ELaiser  im  Glänze 
festlicher  Ereignisse. 
Diese  10  Büchlein,  5—7  Bogen  im  Umfange,  je  zu  40  kr.,  sind  hübsch 

ausgestattet,  jedenfalls  sehr  gut  gemeint  und  lassen  schon  im  Titel  ihren 

Inhalt  erkennen. 

Graz.  F.  Krones. 

Ooldschmidt  Paul,  Geschichten  aus  Liyius  mit  Ergänzungen 
aus  griechischen  Schriftstellern.  2.  Aufi.  Berlin  1881.  Vllf  u.  2dß  SS. 
Der  Verf.  sucht  mit  diesem  Lesebuche  dem  geschichtlichen  Unter- 
richte in  den  deutschen  Realschulen,  Gewerbe-  und  höheren  Bürger- 
schulen jene  Unmittelbarkeit  zu  ersetzen,  deren  derselbe  den  Gymnasien 
gegenüber  entbehrt,  an  denen  Abschnitte  der  rdmischen  Geacbiehte, 
besonders  aus  Livius,  im  Original  gelesen  werden.  Der  Stoff  um- 
fasst  den  Zeitraum  von  Roms  Gründung  bis  E^rthagos  Sturz;  er  ist 
hauptsächlich  Liyius  entnommen,  stellenweise,  wo  Livius  fehlt,  wurden 
Polybius,  Appian,  Dionysius  und  Plutarch  herbeigezogen,  andere  Autoren 
nur  hie  und  da  für  Detailangaben.  Der  Anhang  enthält  einige  Angaben 
über  die  benutzten  Schriftsteller,  über  Maße  und  Münzen  und  eine  Zeit- 
tafel,  die  Anmerkungen  erklären  dem  Schüler  unverständliche  Er- 
wähnungen im  Texte;  ein  Plan  von  Rom,  eine  Karte  von  Latiom  and 
eine  zweite  von  Italien  und  Griechenland  sind  beigegeben. 


Mtscetlen. 


1»5S 


ÄUBwalil   und   ÜbersGtzung  sind  gut,  der   Anhang   und   die  Ad- 

iiwi>rl:ii(!L*.»n     i^ntiin-ftcllt'nd  ;     dCF    LHlii-iir     wlr^l     U'^     UAfh     dem     BiMutHrÄiTLid 

r  oder  woniger  i.  Wir  wil  i 

r  Riclitang  an  -  i'rideMaß,  r 

coDirovere^e  Einzt^theiteu  bei  eioeni  bciiulbucbe  ftoi  wenigsten  mit  üvia 
Verf.  recbt«n,  and  schließlich  den  Wunsch  ftussprechen,  du^s  dasselbe 
den  Intentionen  desselben  entsprechend  anch  bei  uns  Eingang  finde,  wenn 
schon  nicht  anderä,  so  doch  in  der  Forno,  dass  es  den  Öcbölern  der  be- 
leichneten  LebrAnstalten  neben  ihren  Compendien,  die  zu  ersetzen  der 
Verf  wobi  selbtit  nicht  beabsichtigt,  als  LectÜre  aafs  warrasta  empfohlen 
worde. 

Gras.  Adolf  Bauer. 

Hoffmeister  H.,  Geschichte  und  Charakteristik  der  Geologie, 
Berlin  s.  a  nm2)  S\  127  SS,  (=  2,  Bandchen  der  deutacbou  Bil- 
dungswarte  uesaelben  Verfassers.) 

Zu  den  ^^'' ' '—\   '—  Stoff  für  eine  poinilär«  Darstellung 

eine  gewis^se  die  Geülogie  und  es  ist  anch  je^ 

v*m  Kathed'.r^ ^  ...   ,,   .  invorätändlicher  Form  xu  achreiben 

sich  bemühten,  dies  bisher  in    der   wünschenswerten    Weise 

geluni^en.  Der  Verf.  obigen  rsücht  nun  die  Elemente  der  Geo- 

logie in  Form  der  geschichtlichen  Entwicklung  dieser  Wis- 
i<en Schaft  dem  gebildeten  Leser  in  einer  verständlichen  Weise  yorzu* 
führen  und  es  kann  demselben  die  Anerkennung  nicht  varsai^t  werden, 
dass  er  auf  diese  Weise  da«  vorgest«ckte  Ziel  erreicht  hat  Wenn  auch 
die  Geologie  eine  Tochter  der  neuesten  Zeit  ist,  die  kaum  ein  größeres 
Alter  als  150  Jahre  aufzuweisen  hat,  so  führt  doch  der  Verf.  zunächst 
in  kurzen  Zügen  vor  Augeu,  wa&  auf  dem  Gebiete  dieser  Wissenschaft 
an  alten  und  älteren  J^eintaugen  vorlie*;t.  Er  greift  zu  diesem  Zwecke 
zu  den  Indern  und  Ägyptern,  zu  den  ilebrÄern»  den  Hellenen  und  Rö- 
mern, in  die  Zeit  df^  Alterthums  und  der  Mythe,  tiirtick  und 
schließt  diese  Periode  mit  einer  kurzen  Darstellung  der  ersten  ucptuüisch 
vulkanischen  Theorie. 

in  dem  folgenden  das  Mittelalter  oder  die  Zeit  der  Hjrpo* 
these  beltundelnaeD  Abschnitte  werden  die  Araber  und  Scholastiker« 
die  Tschuden  und  Tsclicchf^n.  Da  Vinei  und  Fracastoro,  Valentin  und 
Kenntmann,  Furaceliiuii  und  Agricolu  vorgefhhrt. 

Mit  ctwn^*  groß.^rer  Ausführlichkeit  ist  liiorauf  die  n#u9ra  Zeit 


i>der  die  s  a  m  rn  r  I  j  i 
ward  und  den  Dil 
Huifon,  ^ujisuie  »niu  • 
vier  und  dem  großen  \ 
Torrain  ^.  -  i^n-i   «^ir  ,i, 
die  Epf 
digurig  ii 

Dem  mstruGtireh 
Zusamnienftellung  dc6  i 


I  sy8t<»matisiert>nde  T 
8teno,  Füchsei,  Wla«. 


das 
...,,.   „V.  „v.    ..      .^    ,. .  .  -  L    oder 
Achtung  mit  der  gohi^rigen  Wür- 
.      Ijt. 

Bind  niich  zwei  Tabellen  über  die  ideale 
:   Erdrinde  nach  Hoinrich  Bergbaus  voju 
Jahre  IHGl  und  über  di«i  neuere  Darstellung   der  ErdformatiODeii    nach 
Karl  Zittöl  vom  Jahre  187Ü  beigegeben. 

Wien  Dr.  F.  0 rassauer. 

L<Lehrbttch  der  Phv  '''^'  ^     -       -^       •    r 

und  ty?  inaUj< '  > 

der    !^"l»■■^^-1 

Ter 

7.A:.--,.--   .  .   ^---...  ...,  ...-..^..^ -...-., - 

Die   kleinen   Audemng<»n   und    Zn>4iu<>,   durch   w^lch^  Aich    auch 
Auflage  von  den   früheren   unt«rscheidet   {t.  B.  B.  |.  2i»  26,  iS\ 


964  MisceUen. 

G.  §.  12,  l^iP'  §.  8,  16,  20  usw.)  haben  theils  die  Anfgftbe  die  Fort- 
schritte der  Wissenschaft,  soweit  sie  fär  den  Mitielscholunterricht  Yor- 
wertet  werden  können,  zn  berücksichtigen,  theils  die  andere  schwierigere 
Sätze  leichter  verständlich  za  machen  oder  dnrch  eine  größere  Anzahl 
passender  Beispiele  za  erörtern.  Dabei  wurde  aber  immer  darauf  Bücksieht 
genommen,  dass  die  Verwendbarkeit  der  früheren  Auflagen  neben  dieser 
nicht  in  Frage  gestellt  werde. 

Diese  Auflage  unterscheidet  sich  außerdem  noch  zu  ihrem  Vor- 
theile  dadurch,  dass  die  neue  Orthographie  eingeführt  und  dem  Buche 
eine  den  Bestimmungen  des  Ministeriums  entsprechende  typographische 
Ausstattung  gegeben  wurde.  In  dieser  Auflage  bekundet  somit  dieses 
wohlbekannte  Lehrbuch  der  Physik  abermals  einen  Fortschritt,  der 
sicherlich  nur  zur  weiteren  Verbreitung  des  Buches,  das  sich  bereits  an 
sehr  yielen  Mittelschulen  eingebürgert  hat,  beitragen  wird. 

Wien.  Dr.  F.  Wallentin. 

Von  der  wiederholt  in  dieser  Zeitschrift  besprochenen  Sammlung 
französischer  und  englischer  Schriftsteller  mit  deutsehen  Anmerkungen 
sind  uns  seit  1880  folgende  neue  B&ndchen  zugekommen:  Histoire  de 
Napoleon  et  de  la  grande  armäe  pendant  Tannee  1812  par  le  g^neral 
comte  de  Segur,  erklärt  von  H.  Lambeck,  4.  Bd.,  Voltaires  aus- 

gewählte  Dramen,  1.  Bd.  Semiramis,  erklärt  von  £.  von  Sallwürck. 
\,  Cuvier  Discours  sur  les  r^volutions  de  la  Surface  du  globe,  erklärt 
von  P.  Wossidlo,  0.  Goldsmith,  The  Vicar  of  Wakefield,  erklärt 
von  Th.  Wolff,  W.  Scott,  Marmion,  a  tale  of  Floddenfield,  erklärt 
von  E.  Sachs. 


Programmenschau. 

58.  „Zur  Geschichte  des  k.  k,  Gymnasiums  zu  Pilsen*  jlll.)  von 
Bruno  Bayerl  (Progr.  des  k.  k.  Gymn.  in  Pilsen  1879,  39  S8.). 
Die  Geschichte  dieser  Anstalt  bis  zum  Jahre  1833  wurde  von  dem- 
selben Verf.  in  den  Jahren  1876  und  1878  veröffentlicht  und  in  dieser  Zeit- 
schrift (Jahrg.  1880,  S.  154)  besprochen.  Unter  den  Männern,  welche  ron 
1833 — 1864  an  diesem  Gymnasium  wirkten,  ist  unstreitig  der  bedeutendste 
Stanislaus  Josef  Zauper,  welcher  sowohl  durch  seine  literarische  Thätigkeit 
(„Übersetzung  Homers  in  Prosa,  Homers  Odyssee,  Text  mit  Gommentar, 
4  Bde.,  Studien  über  Goethe,  Praktische  Anleitung  zur  Dichtkunst  usw.) 
als  durch  seine  nrühmlicb  zurückgelegte**  24jährige  Thätigkeit  als  Lehrer 
und  seine  18 jährige  Thätigkeit  als  Präfect  sich  um  die  Mit-  und  Nach- 
welt reiches  Verdienst  erwarb,  das  durch  die  Verleihung  der  großen 
goldenen  Medaille  und  des  Titels  „Schulrath*  wiederholt  anerkannt 
wurde.  Mit  Recht  hebt  der  Verf.  hervor,  dass  im  Jahre  1850  gerade 
die  Persönlichkeit  dieses  Mannes,  sowie  der  in  vorzüglicher  Weise  zu- 
sammengesetzte Lehrkörper  die  Durchführung  des  damals  neu  ins  Leben 
tretenden  Organisationsentwurfes  wesentlich  erleichterten.  Wie  sehr  die 
Verdienste  (fieses  Mannes  von  seinen  Zeitgenossen  geschätzt  und  ge- 
würdigt wurden,  beweist  der  Umstand,  dass  nach  seinem  Tode  (30.  Dec. 
1850)  von  der  Bürgerschaft  Pilsens  auf  seinem  Grabe  ein  massives 
Monument  aus  Gusseisen  errichtet  wurde.  Neben  ihm  ist  sein  Nach- 
folger Vincenz  Graumann  zu  erwähnen,  der  trete  seiner  Bescheidenheit 
sich  als  tüchtiger  Philologe  und  praktischer  Schulmann  einen  solchen 
Ruf  erwarb,  dass  ihn  das  Ministerium  im  Jahre  1849  zu  einer  Conferenz 
nach  Wien  berief,  in  welcher  über  einzelne  Punkte  des  Oiganisations- 
entwurfes  berathen  wurde.  —  Für  die  Schüler  seit  1849  hat  diese  Ab« 
handlang  insofeme  noch  ein  besonderes  Interesse,  als  der  Verf.  es  Ter- 
dteht,  auch  diese  in  seine  Darstellung  einsubeiiehen.  Mail  findet  da  den 


Mtscellen. 


955 


Namen  aiul  di«?  jetzige  Lebensstellung  von  so  nianchera  Mitschüler,  don  man 
für  verscbollen  hi+Tt  Durch  die  inljbe?oUö  ZuBaminenatellung  dieser 
Daten  hat  sich  daher  der  Verf.  den  Anspruch  atif  den  besonderen  Dank 
der  ebenalij^t^n  Hcbtiler  dieser  Anittalt   erworben. 


59.  ^U^scbiolite  des  Gymnasiums  der  Kleinseite  in  Prag"  von. 
Dr  G.  Bier  mann  iProgr.  dea  Gjinn.  aof  der  Kleinseite  in  ?T%g  1880«^ 

70  sa). 

f  Zar  Bearbeitung  der  Geschichte  dieser  vor  260  Jahren  ge- 
jrtndet<*n  Lehranstalt  stand  dem  Yerf-  ein  xiemlich  reiche«  Material  en 
&el>ote.  welches  von  ihm  sorgfältig  darchforscht  und  der  Darstellung  zu- 
grunde gelegt  wurde.  Die  Gründung  der  Anstalt^  die  ihr  Entstehen 
bauptBÜcbliGh  der  Munificenz  des  Hersogs  von  Friedland  ^  Albrecht  von 
Wallenstein,  verdankt,  föUt  in  d&s  Jahr  1628,  wie  der  Verf.  aus 
einer  älteren  Quelle  nachweist  Der  Unterricht  wurde  den  Jesuiten 
äberg*?ben,  welche  dentelben  bis  zur  Aufhebung  ihre«  Ordtns  leitft^^n. 
Der  Andrang  von  Schülern,   m  denen   der   hohe  Adel   ein   \»  ^  -; 

Contingi^nt  stellte,  war  schon  bei  der  Gründung  der  Anstalt  u  f  1 

dee  ganten  ersten  Zeitr:^   —  -  ^-    -rofi.    Das  Ziel  des  U"'  r 

die  rnög1ich>»t  voUkomn                         '  der  lateinbchen  ^  < 

nnci  s-'hrift    <jaber  die  L..v.w.^  !.■  .^11'"'"-  ^'-hr^Yi  tn  den  w  i» 

di"                  I Itasprache    war.    Ein   II,                  ;i\erk    seh  ^ 

dfni              n  Aufftlhruogen,  an  denen                   ntlich  di*  1 

lebhaU  betheiligtc.  Im  Jahr«?  1774»  mit  welchem  der  Veri.  ü  i 

Zi^itraiim  beginnt,  gk-ng  die  Atmtalt  in  die  Verwaltung  des  S' 
und   CM  wurde  der  von   dem  Piarivten  Gratian  Marx  verfaset  j 

<3iug<^fnbrt.  Der  in  die  erst«  Cliwae  eintretende  Schüler  i» 
lo  I  «legt  bnbcn  und  hatte  sich  einer  Auf natim^prajung 
tu  ^t»ant  int  ferner  liie  Verordnung  daj»a  die  Schüler 
der  1  '  ^  "  KurUchntte  zeigen»  in  die  doutache 
8c h  I  i  1  1 1  d  d ass  k  ei  n  8ch  üit?r  m  e hr  al s  e t  u  m a  1 
dir-'  '  !..!  so  große  M-"-'- ■^••'  ^t.ij.M.f..,,  m.,,j 
dit'                                                                   ie    Öbergi  r 

Ullni;/:    .  .  ■:.  :^. ::.  -  \'  Di':^Srr    I-^-ij :-.'.,. '  !^ 

die  Ururi  Unternebte».  Mit   i  tmt  der  Veri,    '  i 

Zeitraum  nd  der  drei  lettten   i  n  wirkte  an   di  ■ 

anatalt  ein«  Ki.dhiv  ron  MJÜnnern,  dio  äU  Fachgelehrte  und  tu^utige 
Pädagogen  b*»knnnt  ^ind.  »Es  dürften,  sagt  der  Verf.,  wenige  G_Tmna«?tiiV 
lehrkorper  ar^  sein,  aus  deren  Mitte  so  viele  Männer  ti 

Schulikmtern  ar  hervorgegangen   waren,  als  die«   l 

Äeit"  »rper  der  Fall  ist."*    Aucb   ton  den  Scmn»  il  aor 

Ar<  iigef^hrten  Kamen  beweisen«  riele  an  Uoch-  und 

MiiUif^viiui^ii  .iir.  i.vMitr  thitig,  ebensu  haben  viele  hervorragende  Ante, 
Adfocaten,  Beamte  usw.  ihre  Gymna^ialbildung  dieser  Lehranstalt  in 
dtnken. 

6iJ.  ^^ul^i^tiiig  '^uf  Qeacbicbte  des  Gymnasiums  in  Iglau*   von 

Julius  Wallner  (Progr.  des  Qjran,  in  Iglau  1Ö80,  m  8S.)* 

Der  Bestand  des  lgUiu«^r  ilvmnasiums  datiert»  wie  ;uih  dit'Hcr  Ein- 
leitung 2U  entnehmen  i»t,  Neubau  der  dortig'  i 
Schule  im  Jaliri^  15fl1  Ds^^hi  u  eine  Pfarr-  oder  I>i  r 
der  Ltdtnng                             r«,  der  in  der  &lteaien  Zeit  lugr 


<»chr^ib*r  WHi 
ark  : 

auf 

und     .1^     1  ■  :i,'i',    i^ 

doch    Hji     'L^-  I 

al»  di^  Lt^bt3Udit^rL«.i«.iiic»><L^ 


\i  die  Namen  dieser  8chälrect(.>ren, 

s.^U-iö61  aaf  and  W 

Verfassung  dies<^r  l 

riiuiren  wir  leider  gar  i 

s  Ooterrichtawoeens  viel 

.rv.  i*:»»uer,  die  nur  loc»lai  lQter«k>oe 


ZaiUekriTl  t  4.  4f|ttrr.  Ofmcu  IBÜ.    JU.  Bill. 


61 


956  MiBcellen. 

61.  .Erinnerang^  von  Dr.  Sig.  Gschwandner.  (Progr.  desGymn.  za 
den  Schotten  in  Wien  1880,  82  SS.). 

In  dieser  Abhandlung  wird  die  psychologische  Bedeutung  des  Be- 
griffes Erinnerung  allseitig  entwickelt  und  in  pädagogischer  Hinsicht 
gezeigt,  „wie  mit  der  rechten  Oultur  der  Erinnerung  während  des  Gym- 
nasialunterrichtes  auch  die  Grundlage  fOr  die  übrigen  Geistesthätigkeiten 
gewonnen  wird.**  Der  Verf.  yerfahrt  hiebei  eklektisch,  indem  er  in  den 
einzelnen  Abschnitten  die  entsprechenden  Stellen  aus  den  Werken  von 
Zimmermann,  Wundt,  Amersin,  Noird,  Ha^gemann  usw.  unter  gewissen- 
hafter Angabe  des  jedesmaligen  Autors  anführt  und  su  einem  einheit- 
lichen Gänsen  susammenffl^  Für  den  Pädagogen  sind  namentlich  jene 
Abschnitte  Ton  Interesse,  die  von  der  psychologischen  Bedeutung  der  Er- 
innerung in  intelleotueller  und  ethischer  Hinsicht  handeln,  insbesondere 
jener  über  das  Memorieren,  über  die  Erinnerung  in  ihrer  Bückbeziehung 
auf  Verstand  und  Vernunft,  über  Aufmerksamkeit,  femer  über  den 
Einfluss  der  Erinnerung  auf  Erziehung  und  Bildung,  über  den  Einfluss 
derselben  auf  das  Gemüth  usw. 

62.  „BegensGottfr.  Fnrtscher^,  ein  Lebensbild  von  P.  Cölestin 
Stampfer  (Progr.  des  Gymn.  in  Heran  1880,  &ö  SS.). 

Der  Verf.  schildert  das  Leben  eines  Mannes,  der,  mit  riel  Talent 
und  einem  umfassenden  Wissen  ausgerüstet,  das  Priesterseminar  der  Diöcese 
Ghur  gegründet  und  geleitet  und  als  geistlicher  Bath  dieser  Diöcese  eine 
Thätigkeit  entfaltet  hat,  die  weit  über  den  enffen  Kahmen  seines  Amtes 
hinausreichte.  Obwohl  Purtscher  dem  Gymnasium  gänzlich  ferne  steht, 
da  seine  ganze  Thätigkeit  der  katholischen  Kirche  gewidmet  war,  so  hat 
dieses  anmuthige  Lebensbild  doch  in  pädagogischer  Beziehung  insoferne 
einen  gewissen  Wert,  als  dieser  Mann  „mit  seiner  unbeup^samen  Willens- 
kraft und  seinem  bewunderungswürdigen  Thätigkeitstrieb"  der  heran- 
wachsenden Jugend  zum  Vorbilde  dienen  kann. 

63.  |,Der  erziehende  Unterricht  der  Beligionslehre  in  der  Mittel- 
schule** IL  Theil  von  J.  Seh  in  dl  (Progr.  des  Gymn.  in  Waid- 
hofeu  a.  d.  Thaja  1879,  12  SS.). 

In  dieser  Fortsetzung  seiner  früher  (Jahrg.  1880,  S.  155)  besprochenen 
Abhandlung  sucht  der  Verf.  nachzuweisen,  daä  die  katholische  Ileligions- 
lehre  auch  im  Obergymnasium  als  Unterrichtsgegenstand  berechtigt  und 
ein  durch  keinen  andern  zu  ersetzendes  Unterrichtsmittel  sei,  setzt 
iedoch  dabei  voraus  und  fordert  zugleich  mit  Becht,  dass  der  Beligions- 
lehrer  die  nothwendigen  sittlichen  Eigenschaften  und  die  erforderlichen 
Kenntnisse  besitze.  2u  diesen  rechnet  der  Verf.:  1.  Logik  und  Psycho- 
logie, 2.  Praktische  Philosophie,  3.  Geschichte,  4.  Naturwissenschaften. 
Hierin'stimmt  Ref.  dem  VerL  vollkommen  bei.  Was  die  weitere  Forderung 
des  Verf.  betrifft,  dass  nämlich  der  Religionslehrer  wegen  der  Wichtigkeit 
seiner  Aufgabe  sich  auch  am  anderweitigen  Unterricht  betheiligen  soll, 
so  ist  vor  allem  zu  bedenken,  dass  dies  an  einem  vollständigen  Gvm- 
nasium,  wo  der  katholische  Religionsunterricht  (nebst  Exhorte)  allein 
eine  ganze  Lehrkraft  in  Anspruch  nimmt,  nicht  ausführbar  ist  An  Unter- 
gymnasien dagegen,  an  die  ein  Obereymnasium  sich  nicht  anschließt, 
wird  man  dem  katholischen  Religionslehrer  einen  zweiten  Lehrgegenstand 
dann  ohne  jBedenken  übertragen,  wenn  er  sich  die  dazu  nothwendige  Lehr- 
bcfähigung  vor  einer  wissenschaftlichen  Prüfungscommission  erworben  hat. 

64.  „Das  Schulhans  des  Mariahilfer  Commnnal-Beal-  und  Ober- 
gymnasiums in  seiner  neuen  Gestalt"  von  Dr.  Erasmus  Schwab. 
(Progr.  des  gen.  Gymn.  in  Wien  1880,  20  SS.) 

Das  neue  Schul^ebäude,  dessen  Lage,  Bäumlißhkeiten,  Beheiinng, 
Einrichtung  usw.  der  Verf.  in  aoschaolicher  Weise  vorl&hrty  ist  nicht 


007 

eiu  Neubau,  »oudern  eine  £rweiteruDg  dos  bisherigen,  in  neioeD  RiumeD 
gaoilicb  iin2uiäri?-l'<^t'"n  Of^bÄades,  das,  ursprünglich  als  flirstllcheB  PftUis 
firbaut,  giMZ  and  ken  diente^  &U  gegenwärtig  der  Fall  i»t  Danas 

erklATt  &ich,  da^^  i   Verf.  mittheilt,  maoehe  Lehriimmer  in  gt^t 

und  XU  hotb,  andere  wieder  in  klein  sind.  Die  Einriebtang  der  Zimmer 
{»childert  der  Verf.  als  einfach,  aber  gescbm^ickvoU  nnd  zweckmäßig; 
dnrcb  die  Einfit^Uung  der  ^ranmeisparenden  Wiener  Schulbank*"  (r^L 
Jahrg.  1880,  S.  157)  int  es  möglich«  eine  Anxahl  von  600  Schülern  im 
IlauM  anterzubringen.  Über  die  daselbst  eingeführte  Centralheizung  und 
Ventilation  spricht  sich  der  Verf.  im  allgemeinen  anerkennend  aus ;  doch 
haben  eich  während  eintjr  xwei jährigen  Probe  eine  Keihe  von  Übelständen 
bei  der  Beheizung  ergeben,  für  die  der  Verf.  geeignete  Mittel  zur 
Abhilfe  vorBchlftgt.  Anch  die  V""**'^*' 'n,  so  vörferefflicn  sie  «ei,  genüg».* 
ntcbt  im  Wiuter    bei  längf^rein  h   von  Gaslicht  und  im  &»mmer 

bei  starker  Hitze.  Dieselben  l    -: _:  haben  sich  auch  bei  der  Venti- 

latinn  in  dem  neuen  Ueb&nde  des  Lcopoldstädter  Realgymnasiums  ge- 
xcigt;  trotzd^^m  musa  man  dieselbe  aU  einen  großen  Fortschritt  gegen 
die  fr&here  filnuchtung  be<eichnen. 

J.  Nahrhaft 


Lehrbicher  und  lehrmittet 

(Fortsetzung  r,  Jahrgang  18B2.  üeft  X,  6.  796). 

Ä.  FUr  Mittelschulen. 

Deiitäch. 

Gurcke  Gottfrii?d,  Deutfiche  Jschqlgrammatik.  17,  Anfl,  Ausg,  A» 
In  neuer  Bearbeitung  von  Dr.  Hermann  Oloede.  Hamburg  1882.  0. 
Meissner.  Pr.  60  kr,  wird  ebenso  wie  die  16,  Anfl.,  jedoch  mit  Aus- 
nahme des  IL,  die  I^hre  vom  deutschen  Versbau  (Metrik)  enthaltenden 


Anbanges  allgei. 

Gurck«' 
Jahreaeurk^n  geucu- 
Hamborg  1882.  0   ' 
KrU  r.  m.  Nov,  18^- 


lajiscn.   (Min.-Erl,  v,  14.  Nov.  1882,  Z.   Xdim). 

.  Übungsbuch  tur   deutschen  Grammatik    nach 

*  rfl.  Ausg.  A.  neu  bearb,  v.  Dr.  Herrn.  Glöde. 

r    Fr.  51)  kr.,   allgemein  ingelassen.  (Min.- 

.  J02). 

Chavanne»  Dr.  Josef,  Phjaikalisch-statistibcber   Handatlas    ven 

0«t<^rrcicb* Ungarn  (complet  in  2i  'Kartun  mit  erb  Text).  I.  und  II.  Lie- 

ierun^  mit  je  3  Karten.   Wien   1S8S.    £.   Hölzl.   Pr.   einer   Lieferung 

3  f\.  M>  kr.  Auf  die   bisher   ei-schienenen    zwei    Lieferungen    diese«   für 

\  ken  geeigiiftten  Wcrkt^s  werden    die  L«hrkarper   der  Mit- 

uyricsam  gemacht.  {Miu.-Erl.  v.  16.  Nov.  1882,  Z.  l^Ub) 

Hiiiiiitt  Vincenz  v.,  G<?ographiöcher  Atlas  der  öaterr.-nng.  Mo-* 

narchie  f&r  Mittel«  und  Fachschulen.  Wien   188:^.   £.  HöUeL   L  Oro- 

^,  i     ..„  .  L      ...  Aufgabe  in  12  Karten.    Pr.  50   kr.    IL   Polifcisch-töpo- 

\Y  xn^  in  12  Karten.  Pr.  SO  kr.  III.  Vollständige  Aoagabe 

I  iu  .4   ......V.,.  I'r.  1  ü.  Diese  Lehrmittel  werden  cnm  Lehrgeiraaebe  an 

Mittelsobulen  allgemeia  zugelaasen,  <Min.-£rL    v.   17.    Nofember   1882, 

von.   Q.  inenlehro  fttr 

Prag    18.H  V,  Pr.  80  kr., 

rl.    V.   31 :  Ü't,   lÖ^Ci.  Z.    l^lui). 

MTid  ÜtningäbiKh  der  Arithmetik  fftr  Un- 

\  Clas*c  6.  AulL    Wien  WHÜ,   U.   W. 

wie  die  5.  Aufl.  allgemiln  sngehuüeii. 

if>l76K 


Moönik,  Dr. 
die  tnle  CUase  der 
Llgemein  zngelasK^ 
VülirBü  r 


^*iiin,-r  M 


^KK  r^ifin    irs-^J 


Pokornjr,    l>r.   Alois,   Illustrierte   NatArg^emchichte    de«   Thicr« 

den  unten]»  Clas- 
..Jio  allgemmn  mge- 


liBtea.  (Min.*iürl.  v*  iL  Nov.  I8£fö,  X  1B»21). 


^V^ 


958  Miscellen. 

Alb  recht,  Dr.  Karl,  Lehrbuch  der  QabeUbergerschen  Steno- 
mphie  fdr  Schal-,  Privat-  und  Selbstanterricht.  I.  Carsns:  Vollstiin- 
diger  praktischer  Lehrgang?.  39.  Aufl.  Hamburg  1882.  Haendcke  und 
Lehmkuh l.  Pr.  1  M.  60  Pf.,  wie  dieMhereu  Aufl.  allgemein  zugelassen 
(Min.-Erl.  v.  10.  Oct  1882,  Z.  16901). 

Bibliotheca  scriptorum  graecorum  et  romanorum,  edita  euran- 
tibus  Joanne  Kriöala  et  Carolo  SchenkL  Die  Lehrkörper  der  Gym- 
nasien werden  auf  diese  bei  F.  Tempsky  in  Prag  erscheinende  Biblio- 
thek, Ton  welcher  das  1.  Heft:  Sophoclis  Aiax  (scholarum  in  usum  edi- 
dit  Fridericus  Schubert),  Fr.  24  kr.,  soeben  erschienen  ist,  auftnerksam 
gemacht  (Min.-Erl.  v.  6.  Dec.  1882,  Z.  20211). 

Umlauft,  Dr.  Friedrich,  Dieösterr.-ung.  Monarchie. Geographisch- 
statistisches Handbuch  mit  besonderer  Bücksicht  auf  politische  und  Cul- 
turgeschichte  fftr  Leser  aller  Stände.  11.  Aufl.  Hartleben.  Wien  und 
Pest  1883.  Pr.  geb.  6  fl..  geb.  7  fl.  50  kr.  Die  in  Betreff  der  ersten 
Auflage  abgegebene  Erklärung  *es  unterliege  keinem  Anstände,  dass 
dieses  Werk  auf  Rechnung  der  Lehrmittelfonde  für  die  Bibliotheken  der 
Mittelschulen  angeschafft  werde',  wird  auch  auf  die  zweite  Auflage  aus- 
gedehnt fMin.-Erl.  v.  16.  Nov.  1882,  Z.  18986). 

Das  k.  k.  militar-geographische  Institut  in  Wien  veröffentlicht 
soeben  eine  „Neue  Übersichtskarte  der  k.  und  k.  österreichisch-unga- 
rischen Monarchie'*  im  Maße  1:750,000.  Dieselbe  erscheint  in  vierfachem 
Farbendruck  in  30  Blättern  in  R.  Lechners  Hof-  und  üniversi- 
tätsbuchhandlun^,  Wien,  Graben  31  (als  dem  Generaldepdt  des  k.  k. 
militär-geographischen  Institutes).  Pr.  per  Blatt  1  fl.  Im  Subscriptions- 
wege  27  fl.  Die  Directionen  und  Lehrkörper  der  Mittelschulen  werden 
auf  dieses  neue  Kartenwerk  behufs  Anschaffung  desselben  für  die  Bib- 
liothek der  Anstalt  aufmerksam  gemacht.  (Min.-Erl.  v.  31.  Oct  1882, 
Z.  18105). 

Italienisch. 

Demattio  Fortunato,  libro  di  lettura  ad  uso  della  seconda  classe 
di  tutte  le  scuole  secondarie  austro-italiane.  Innsbruck  1882.  Wagner. 
Pr.  70  kr.,  wird  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  iM.  Sept  1882, 
Z.  15837). 

Cechisch. 

Prochazka  Math.,  D^inj  zjeveni  BoÜho  v  nov^mzakonS.  Prag 
1881.  3.  unver.  Aufl.,  J.  L.  Eober.  Pr.  1  fl.  40  kr.,  allgemein  zuge- 
lassen (Min..£rl.  v.  6.  Oct.  1882.  Z.  16377). 

Roth  Julius,  Naukj  mluvnick^  jazjka  nömeok^ho  pro  nüÜ  tfidy 
dkol  s^ednich.  2.  verb.  und  vervollst.  Aufl.  Prag  1883.  F.  Tempsky. 
Pr.  48  kr.  (Min.-Erl.  v.  20.  Oct.  1882,  Z.  17624).  — 

Mourek  Y.  E.,  Cvidebnä  kniha  ku  pfekladani  z  jazyka  öesk^ho 
na  jazyk  ndmeck^  pro  vyä§i  tfidy  stfednich  äkol.  I.  Theil,  ffir  die  5.  und 
6.  Glasse.  Budweis  1882.  SelbstverUig  des  Verl  Pr.  72  kr.,  allgemein  zu- 
gelassen. (Min.-£rl.  v.  27.  Nov.  1882,  Z.  20042). 

Gimrhanzl  T.,  Zemöpis  pro  I.  t^idu  sÖ-ednieh  §koL  6.  neu  be- 
arb.  Aufl.  Pr.  55  kr.  und  Zemöpis  pro  IL  tHdu  stfednich  dkoL  6.  neu 
bearb.  Aufl.  Pr.  5ft  kr.  Prag  1833.  F.  Tempsky,  wird  ebenso  wie  die 
5.  Aufl.  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  v.  18.  Nov.  1882,  Z.  19406). 

Eozenn  B.,  Zemöpisn^  atlas  pro  dkoly  stfedni.  Ceskfm  nazto- 
slovim  opatHl  Jos.  JireSek.  8.  venu.  Aufl.  Wien  1882.  £.  Hölzel. 
36  Karten.  Pr.  cari  2  fl.  80  kr.,  wird  ebenso  wie  die  7.  Aufl.  allgemein 
zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  15.  Oct.  1882,  Z.  17190). 

Lemminger  Emanuel,  Fysika  pro  niäi  tHdy  ikol  stiednich. 
I.  Pro  gymnasia.  4.  Aufl.  Prag  1882.  Eober.  Pr.  1  fl.  40  kr.,  wie  die 
8.  Aufl.  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  17.  Oct  188fi,  Z.  17388). 

Pokorn^,  Dr.  AI.  J^iaoruf  pfirodopis  iivoSiistva  pro  nüü  od- 
dtieni  stieednioh  ikol  ^skoslovansktoh  von  Paul  Jehliöka  und  Dr. 
yjncenz  Eotal.  5.  AufL  Yn%  1888.  F. Tempsky.  Pr.  geb.  1IL40  kr.. 


Miscellen. 


950 


Aufl.  aUg6m«in  lu^elMsen*  (Min.-Erl  v,  la  OoU  lö82, 


wie  difdMtfl 
Z.  17909. 

Slof  enieeb. 
*  KormaTDer  V.,  Vadbe  v  skladnji  latinaki.  I,  det  ta  tretji  gjm- 
niitiijäki  ruzred.  Laibach  1882.  lg,  v.  Klein  mayr    und   F.    Bamberg 
Pr.  m  kr.  - 

I>atinsko-sloT6tiski  Slovnik  xa  treiji  iti  d't^trti  gYrntia^iJAki 
ra^red,  b«arbeitet  nach  J.  A.  Roioks  lateiniacu-deutaelieru  W&rierver* 
%ejchtiiaae.  Laibach  1882.  lg.  t.  Kleinmajr  und  F.  ßamberg. 
Pr  2  ü.  50  kr  I>i68e  ßQcber  werden  zaiu  Uuterricht^i^ebraacbe  in  den 
b^zeicbneten  Classen  jener  Gymnasien,  an  denen  der  Tat  J^prachünter- 
rieht  unter  Gebrauch  der  alot.  ünterrichtiisprachö  ertbeilt  wird,  ailge- 
mein  zurdassen.  (Min.-£rL  v.  11.  Nu?,  imj,  Z.  18%lj. 

MoJInik,  Dr  Franz  Ritter  \ron»  Aritrar^ttca  na  nitje  gjrmoaiiie, 
nach  der  26.  (dentacben)  Aufl.  bIot.  bearbeitet  von  J.  Celeatin.  I.  Th. 
Laibach  1882.  Ig,  v,  Kleinraayr  und  P.  Bamberg.  Pr.  1  fl.  10 kr., 
¥rird  zum  !  "> ''^'^Kruuche  in  der  I.  und  11»  Clafae  der  Gymnasien,  an 
denen  der  «he    Unterricht    unter   Gebrauch    der   üIot.    ünter- 

Tichtssprar  r  wird,  allgemein  lugelassen.  (MtQ.-ErU  v*  IT.  Növ. 

1862»  1  19012;. 

Serbo-Kroatisch, 

Rannak-Klaid,  Poriest  ^taroga  vieka  za  nile  rairede  srednjich 
uHliftta*  2  verb.  und  verkfirzte  Autl.  A gram  1882.  Verlag  der  Landeeregie- 
rung,  Pr.  gc'K  TiO  kr.  wird  ebenso  wio  die  erste  Aufl*  allgemein  znge* 
litb^eu.  (Min.-Krl.  v.  30.  Oct  1882,  Z.  17937)* 

B.  ¥tv  L«hrer-  und  Lebrerinoen-Bildungaanstalten. 
Dcuiiob. 
Haar  dt  Vtne«ns  t..  Geographischer  Atlas   der  6aten-.*anfr.   Mo- 
'tiarchie  ftit  Mittel-  und  Facbscbukn.   Wien  1882.    K.  HdlieL    L  Oro« 
llTdrographiaehe  Aun^abe  in  12  Karten.  Pr.  50  kr.  IL  Politi^ch-topogra- 

f»ni^che  Anegnbe  in  12  Karten.  Pr.  50  kr.  III.  Yolht&ndige  Auigabe 
n  24  Karten.  Pr.  1  U.  Diese  Lehrmittel  werden  zum  Unterrichttigebraiusbt 
in  I^hrcr-  und  Löhrerinnenbildungsanatalten  fBr  »uläasig  erklärt-  (Min.- 
Krl.  V.  12.  Not.  1882,  L  17862). 

Hanrdt  Vincent  ▼.,  Wandkarte  der  Alpen.  Maüjtab  1:600.000. 
IL  Sehulaudgabe  12  fl.,  aufgespannt  in  Xtappt*  17  f\.,  11 L  Stumme  Ana- 
priiMv  To  fl  ftnt>.»sn*firit  Iti  Mnppe  15  Ö,  —  Dii^  Alpeu.  Übersieh tskarte 
ii  \<irlng  von  E.  H«)Ucl  in  Wien.  Pf.  24kr, ; 

J'         I  r^^brauche  in  Lehrer-  und  Lehrerinuenbit- 

dungvantfialtefi  für  zuianaig  erklärt  (Min.*Erl.  v.  14.  Nav.  1H)42,Z.  13868). 

Schmidt  Julitt«,  Turnschule,  Zum  Gebrauche  ITlr  Lehrer-  und 
LehrerinnenbildungBanvtalien«  1.  und  2.  Abth.  (mit  deutscher  und 
iluv.  Terminologie).  8elbatTerlag  des  Verf.  Pr.  jeder  Abtheilung, 
fiO  kr.,  wird  zum  UnterrichtaL^  '  in  Lehrer*  und  Lehr«*rinnenbiT*' 

dungian^talten  ftkr  znlÜMig  erk  Erl.T.  14-  Not.  1882,  Z.  14747). 

Billard^  ^:-*  T.\  HÄnuin  i  n.<kunc!'  '^■^  '  hrerinneubildunga« 
anntalten  und  /  «nterriclite.  :i  Abtli  la  Nihon.  2.  Aufl. 

Wiun.  Verl.  t.  L.w..  .,  ..lai  Haabach.  lY  5u  »..,  ...^-omeio  zogelaiaea. 
(Mln.-ErL  ?.  18.  Oct.  18t«8.  Z.  16367). 

<Jechi8ch 

Janouiek  Joaef,  Geometrie  pro  üstary  n^itcUkl  L  Theil:  Pia* 
nimetrie  fhr  den  L  und  2.  Jahrgang,  Brunn  1883.  Selbatrerlag  dea 
Verf.  Pr  80  kr.,  allgemein  lugelaaatn  (Miü-ErL  t,  $L  Oct  188% 
Z.  17725). 


Fanfte  Abtheilting. 

Yerx)rdnuiig6ü,  Erlasse,  Personalstatistik. 


VerordnuDgen  und  Erlässe. 

Erlass  des  Min.  f&r  C.  und  ü.  v.  12.  Oct.  1882,  Z.  13261  an 
eämmtliche  Landesbehörden,  betreffend  die  Verwendung  eines  neuen  For- 
mulars für  die  statist.  Nachweisung  der  theolog.  Lehranstalten  (mit 
Ausnahme  der  k.  k.  theolog.  FacuUäten)  und  den  Vorgang  bei  Vorlage 
dieser  statistischen  Jahresausweise,  s.  Verordnungsblatt  St  aXIII,  S.  2&. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  ü.  y.  14.  Nov.  1882.  Z.  19824,  an 
die  Decanate  der  medicin.  Facultät  der  deutschen  Unit,  und  der  philos. 
Facultät  der  böhm.  üniv.  in  Prag,  betreffend  die  an  der  letzteren  Fa- 
cultät abzuhaltenden  naturhistorischen  Vorprüfungen  der  Mediciner.  — 
Auf  Grund  der  a.  h.  Entschl.  vom  10.  Not.  id.  J.  fiüde  ich  anzuordnen, 
dass  bis  zur  Activierung  der  medicin.  Fac.  mit  böhm.  Vortragssprache 
inPraff  die  im  Anhange  zur  medicin.  Rigorosen-Ordnungv.  15.  April  1872, 
Z.  4898,  dem  Diecane  der  medicin.  Fac.  zugewäßsenen  Functionen  in  An^ 
sehung  der  von  den  betreffenden  Professoren  der  böhm.  philosoph.  Fa- 
cultät abzuhaltenden  naturhistor.  Vorprüfungen  der  Mediciner  ausnahms- 
weise Ton  dem  Decane  der  böhm.  philosoph.  Fae«  auszuüben  sind. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  U.  ▼.  24.  Nov.  1S82,  Z.  20151,  an 
sämmtliche  Landesschulbehörden,  betreffend  die  Ertheilung  des  Unter- 
richtes in  den  freien  Gegenständen  an  den  Mittelscbuflen  des  Staates. 
Bei  der  mit  den  Erlässen  des  Min.  für  C.  und  U.  V;'  15.  Juli  und  7. 
Sept.  1870,  Z.  6682  und  6710  eingeleiteten  Regelung  des  Unterrichtes 
in  den  freien  Lehrgegenständen  an  Staatt-BüttesseliuLen  wurde  nebst 
dem  erwiesenen  Unterrichtsbedürfnisse  die  auto  Zweifel  stehende  Be- 
fähigung der  betreffenden  Lehrer  als  Bedingung  für  die  Gewährung  von 
Remunerationen  aus  Staatsmitteln  festgestellt.  Nur  mit  Kücksieht  dar- 
auf» dass  in  jenem  Zeitpunkte  die  Prüfungseommissionen  für  eijitelne 
dieser  Lehrfächer 'theils  erst'kune  Zeit  bestanden,  theils  noch  nicht  in 
Tbätigkeit  getreten  waren,  hat  sich  das  Ministerium  für  Gultus  und 
Unten&cht  vorbehalten  (Verordnung  vom  8.  Juni  1871,2.4275,  Punkt 2, 
alinea  2)  in  rücksichtswürdigen  Fällen  solchen  Lehrern,  weiche  ihre  Be- 
fähigung für  den  Unterricht  in  diesen  Fächern  bereits  dnrch  längere 
Zeit  praktisch  erprobt  haben,  auf  Antrae  des  Landessohulrathes  die  iDis- 
pens  von  der  Lehramtsprüfung  zu  ertheilen.  Da  jedoch  die  seither  längst 
errichteten  Prüfungscommissiouen  den  IfChrem  der  freien  Lehrfächer 
hinreichend  Gele&^enheit  boten,  sich  die  vorgeschriebene  Lehrbefähigung 
zu  erwerbet),  finde  ich  der  erwähnten  Dispensertheilung  für  die  Zukunft 
ein  Ziel  zu  setzen,  und  zugleich  mit  Rücksicht  attf  die  durch  die  Fl* 
nanziage  des  Staates  gebotene  Sparsamkeit  Nachstehendes  anzuordnen  i 
1.  Sämmtliche  Lehrer  der  unobligaten  Lehrgegenstände  an  StaatS'Mit* 
telschulen,  welche  die  vorgeschriebene  Lehrbefäbig^ng  bisher  nicht  er- 
worben haben,  sind,  falls  sie  den    Unterricht  im   nächsten   Schuljahre 


Erliftse  ttnd  Verordnungen. 


Ml 


foTt«etseo  inroUeo,  sofort  aufxufordern,  sich  vor  dem  Beginne  desselben 
mit  der  LehTbefabigan^ansKUweiaen.  2.  Wo  eg  nicht  gelingen  soUto, 
för  den  Geaangs*  und  Turnunterricht  ordnungHtnußig  f&r  Mittelschulen 
bat&hitte  LehrKiäfte  zn  gewinnen,  idt  2ur  Verwendung  eines  jeden  nn- 
geprHrt^n  Lehrers,  vom  nächaten  Schuljahre  angefangeni  meine  Geneh- 
migung einzuholen ;  es  wird  jedoch  in  allen  eolchen  Fällen  die  jÄhrliche 
Remuneration  f^r  jede  wöchentliche  Unterrichtsstunde  auf  St)  £  herab* 
zusetzen  sein.  3*  In  Betreff  des  fransöäiächeD  und  englischen  Sprach un- 
terridttes  aa  Gymnasien  behalte  ich  mir  eine  Di&pensiening  der  Lekrer 
von  der  Beibringung  des  LehrbefahigungszeuguisBeft  nur  in  den  aelten- 
sien  Fällen  einer  anerkannten  und  anderweitig  erwie&enen  Tüchtigkeit 
in  dor  üntfirrichtsertheilung  auch  fernerhin  vor.  4.  An  Gyinnsöien»  an 
d<  ^  '  '  '  '  itarricbt  nicht  obligat  ist,  und  wo  ein  gesetzlich 
h  nicht  zur  Verffigung  steht,  hat  der   Nebenlehrer 

d<  -^  sich  wenigstens  mit  der  Lehrbefahi gung  für  ljär> 

1^'  n.  Wo  ditjs  nicht  erreichbar  iyt,    hat    yom    Schul- 

jal  ^..j^ügen,  der  Zeichenunterricht  gänzlich    zu    entfallen. 

b.  Zu  i-  r-  Hm  :i  ^äeit  hat  auch  der  Unterricht  in  der  Stenographie  ?oa 
Seüv  iui;:;i'|itii(tcr  Lehrkräfte  ausnahm^loä  aufzuhören. 

Verordnung  des  Min.  fUr  C.  und  U,  v.  28,  Nov,  1882.  Z.  2U416, 
in  Betreff  der  Lehrfächer- Vertheilung  und  des  Aufgabenwesens  an  den 
Qjmnasieu  und  KealBchulen.  Um  den  Gjmnasien  nnd  Heimisch ulen  die 
Vortheüc  zu  sichern,  welche  bei  der  fast  allenthalben  eingetretenen  Oon< 
solidierung  der  Lehrkörper  erreichbar  sind,  fordere  ich  die  k*  k.  Landes- 
schul  behörden  auf,  daftSr  in  sorgen,  dass  L  in  jeder  Classe  der  unteren 
Abtheilang  die  gleichartigen  Gegenstände,  insbesondere  die  Spracbfacber, 
nach  Möglichkeit  in  der  Hand  eines  Lehrers  vereinigt  seien«  und  2,  dass, 
wenn  das  pädagogisch  wünschenswerte  Aufsteigen  der  Lehrer  mit  ihren 
Sch&lern  von  der  L  bis  in  die  IV.  Cla^^se  unter  obwaltenden  Umständen 
nicht  möglich  oder  nicht  angezeigt  erschiene,  wenigstens  das  Aufsteigen 
der  Schüler  aus  der  L  in  die  II.  Classa»  ebenso  das  Vorrücken  aus  der 
III.  in  die  IV.  Clas*'^  -^i'^t«  »liin^  T.  ehrer  Wechsel  in  den  Sprachfachern 
vollziehe.  Im  Zuaamn  it  bestimme  ich   3.   dass  die    Lehr- 

körper bei  Beginn  je<:  ii*3  Zaltl  und  die  Termine  der  schrift- 

lichen Hausarbeiten  feststellen  und  hiobei  eine  soweit  als  möglich  gleich- 
(5rmT](*e  Vertheilung  vornehmen,  nach  welcher  an  keinem  Ta;^:«  mehr  als 
eil  'iiche  Haa&arb'?it  abzuliefern  ist;  4.   dass  die  goMimmten  An- 

Ig;  1  an  die  häusliche  Thätigkeit  der  Schüler  so   h^mi^^^^n  wer- 

den» üÄbb  innen  ein  fleißiger  Schabr  gewi>tmlicher  Bev  i  einem 

tiglichen  Zeitaufwand e  i»  den  tmU^ren  Cla6i>en  von  2-  obi.*n<n 

von  3^4  Stunden  zu  genügen  in  der  Lago  ^ei.  Im  HtuMir  ),<  uuf  die 
Erfalmmgen  an  den  Anstalten,  welche  m  anerkennenswerter  Weise  ähn- 
liche Anordnungen  wie  die  vorstehenden  ber»^?*^^-  '^.tr-ifün  haben,  lässt 
sich  erwarten,  da^n  Klagen  über  aHzugroße  .\ 
liehe  Kr4lt  nur  ausnahmsweise  noch  werden 
vorkommen  sollte,  haben  die  Directoren  ü  Ki^.: 
auf  Grood  genauer  Untersuchung   das   ilcv    ^;Miit  ^  ^u 

Teran)ass<n, 

Erlati  des  Min.  für  a  und  ü,  v,  1.  T)cc.  1S82,  7,  If^riM 
K  r  Hoohschttio  für  Boden  r  k*f 

it  <'n  df^  Min,->jrL  v.  13.  .  i'- 

n.  u  des  V.  Semester»  juncr  Huch^cUuIc.   ich  tiödts  die 

D4  i:i  Juni  im2,  Z.  715^  sugestandeaen   Begftnsti- 

Ifun^cMi  fMlen  8taataprQfung    für  das    land-    und   forste 

wiftacli  ch  auf  jene  Studiereuden  der  HochschtLle  fdr 

Be4iti<;üivu'  wolöhe  sich  d»-'-     ' v     -  -     *-    -hrrf 

Ifhrptanraäi  runden.  Es  wi  >i- 

cbsieiiden  \^...   ^...     ...    Cummissionen   ,,.    ..     .i..,,,-.,^  ua 


an    d\*^    iugond- 
nlrn.     Wo    dies 


00£  Personal«  and  Sehnlnotizen. 

Staateprüfang  ganz  nach  jenem  Ministerial-Erlaase  ▼onngeben  sein,  und 
versteht  es  sich  von  selbst,  dass  die  Kenntnisse  in  jenen  Gegenständen 
der  ersten  Staatsprüfung,  fttr  welche  Fortgangszengnisse  mit  «gnter* 
Note  nicht  beigebracht  werden  können,  durch  Ablegang  der  Prftfnng 
vor  der  Staatsprüfnngscommission  sa*  erproben  sind. 

Seine  k.  and  k.  apost.  Majestät  haben  mit  a.  h*  Entschl.  Tom 
9.  Nov.  d.  J.  a.  g.  za  genehmigen  geruht,  dass,  Yorbehaltlich  der  ver- 
fiassangsmäßigen  Bewilligang  der  bezttglichen  Mittel  mit  Be|^n  des 
Schaljahres  1883/4  ein  drittes  Staatsgymnasinm  in  Kr a kau,  ein  Staats- 
üntergymnasium  mit  bdhm.  Unterrichtssprache  in  Kremsie r,  ein  Staats- 
Kealgymnasiam  mit  böhm.  Unterrichtssprache  in  S mic ho v  errichtet  and 
das  Staats-Untergymnasiam  mit  deatscher  Unterrichtssprache  in  WeilV- 
kirchen  zn  einem  vollständigen  Staats -Obergymnasinm  erweitert, 
femer,  dass  die  untere  Abtheilung  der  Communal-Biealschale  inElbogen 
als  Unterrealschale  in  die  Verwaltung  des  Staates  übernommen  werde. 
(Min.-Erl.  v.  18.  Nov.  1882,  Z.  19246). 

Das  Yerordnnngsblatt  St.  XXH,  S.  217  enthält  ein  Yeneichnis 
der  für  den  Unterricht  im  Freihandzeichnen  zulässigen  Apparate,  Draht- 
und  Holzmodelle  (Min.«£rl.  v.  5.  Nov.  1882,  Z.  16137). 

Das  Verordnungsblatt  St  XXIY  enthält  ein  Yeneichnis  der  in 
den  Programmen  der  österr.  Gymnasien  und  Bealschalen  für  das  Schul- 
jahr 1881/82  veröffentlichten  Abhandlungen. 


Personal-  und  Sehnlnotizen. 
Ernennungen  (October  bis  December  1882). 

Der  Privatdocent  an  der  Wiener  Univ.,  Dr.  Alezius  Bitter  von 
Meinong,  zum  a.  o.  Prof.  der  Philosophie  an  der  Univ.  in  Graz  (a.  h. 
Entschl.  V.  14.  Oct.  1.  J.) ;  der  Privatdocent  und  Lehrer  am  b5hm.  Staats- , 
Real-  und  Obergymn.  in  Prag,  Dr.  Anton  Rezek,  zum  a.  o.  Prof.  der 
allg.  Geschichte  an  der  Univ.  mit  böhmischer  Yortragsspraehe  in  Prag 
(a.  h.  Entschl.  v.  29.  Nov.  1.  J.). 

Der  suppl.  Prof.  der  k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  in 
Wien,  Edmund  Hei  im  er,  zum  Prof.  der  allgemeinen  Bildhaaerschule 
an  der  genannten  Akademie  (a.  h.  Entschl.  v.  8.  Nov.  1.  J.);  derKnpfer- 
stecher  Johannes  Sonnleithner  zum  Prot  der  Kupferstecherei  an  der 
k.  k.  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  (a.  h.  Entsohl,  vom 
18.  Nov.  1.  J.). 

Zum  Scriptor  der  Bibliothek  der  teebn.  Hochschule  in  Lemberg 
der  Ausbilfsbeamte  dieser  Bibliothek,  Anton  Jakubowski. 

Zum  Mitgliede  der  judiciellen  ätaatsprüfungscommission  in  Prag 
der  Oberlandesfferichtsrath  Karl  Kratochwile  und  die  Advokaten  Dr. 
Johann  Ruiicka  und  Dr.  Joseph  T lisch. 

Zum  Examinator  für  class.  Philologie  bei  der  k.  k.  wiss.  Gymna- 
sialprüfungscommission  in  Graz  der  Universitatsprof.,  Dr.  Alois  Gold- 
bacher. 

Zum  Mitgliede  der  Commission  zur  Abhaltung  der  II.  Staats- 
prüfung für  das  chem.-techn.  Fach  an  der  böhmischen  techn.  Hochschale 
in  Prag  der  a.  o.  Prof.  Anton  B&lohoubek,  zum  Mitgliede  der  Com- 
mission für  die  II.  Staatsprüfung  aus  dem  Ingenieurbanfache  an  der 
techn.  Hochschule  in  Wien  der  ord.  Prof.  an  dieser  Anstalt  Begierungs- 
rath  J.  G.  Schön. 

Die  Zulassung  des  Dr.  Joseph  Bieder  lack  als  Privatdoeant  fttr 
Kirchenrecht  an  der  theolog.  Facultät  der  Univ.  in  Innsbruck  wurde 
genehmigt,  desgleichen  die  Zulassung  des  Gymnasialprof.  Dr.  Radolf 


und  Scholfiotlieti. 

Novak  als  PriTfttdoeent  fttr  cUse.  Philologie  an  der  iihilos,  Kic.  der 
Uni?,  mit  bohnitscfaer  YortmgMpracbe  in  Prag,  des  Dr.  Fraus  KoUdek 
liltt  PhvatdoceDt  ffir  math.  Physik  und  df'«^  Dr.  Karl  Edlen  von  Rucber 
als  Privatdoccni  für  Verwaltunijsj^eüt^tzliUüd**  an  der  techu.  Hochsclml«} 
in  Brrtnn,  des  Gyninasialprüfessor»  Dr,  Philipp  PanlitgcUko  ala  Pri- 
\Atdocent  fär  Geographie  an  der  philos,  Fac.  der  Univ.  in  vv  i-ri  -if»5 
diploroiRrten  Architekten  an  der  Lehrkanzel  fnr  Baukunst  W  len 

von  Loew  u.U  Prifatdocwut  filr  AiilaL-e  und  Aiisbati  von  W'      ^  i«:n 

au  der  tcchniüdit^n  !l 
Privatdoceut  für  Ge^ 
Norak  als  Privatdoout  i 
mit  böhm,  V<»Hrai3jitsprftr'i 


und  de«  Dr,  MietunLiv  i\y  rs  aU 
in  Künste  und  des  Dr*  Ottomar 
<Uli>^ad  ao  der  phUos.  Fac.  der  Univ. 


für  d.: 

r  ien    ^yurlL•-'  ;hilh   j  u 
Drache  in  Prag^  alift 
Die  Erwpi*  - 
Pik  und  1 


.  ii  des  Dt,  Jacob  Mino  r  all  Privatdocent 

iiUur  an  der    philo».   Fac,   der    Univ.    in 

''       der  Univ.  mit  deutscher   Vortragt- 

it. 

.    ..(...  Ji^gcndi    dtB   Pn>»* «    ■  "*^  ■-    *Tir  Bau- 

r  Brücken  an  der    techii  iiule    in 


Üliar^,  Dr,  ilu-.  :      .-:  Kitter  von  ThulUe,  tu. 
phlscbeii  Statik  wurde  bestätigt. 


dör  gra- 


Der  Weltpriester  und  Prof  an  der  theolog.  Geotrant^hranitAlt 
in  Göri,  Dr.  Johann  Flapp,  tum  Miti^lrede  dea  Landotiscbulrathes  fftr 
Görz  nnd  Gradisc;*  auf  die  restliche  Dauer  der  gegenwärtigen  Function«- 
I»eriüde  (a         '         til.  v.  15  Nov,  l.  J.). 

Zu  AI  ii   de*    Krainer    Landesschulrathcs    für   die    nUchst»* 

wchijri*   '  - '      der  Ebrendomherr  Dr.  Lcunbard  Klotu- 

far,  'I  f.  ThoToah  Zupan  .  der  Director  der  Ol^er- 

ri*alachu*^  it.h  Dr.  Johann  jlrhal.  und  der  OLwrlehnsr 

dt'r  L  8ta<t'  otkHschule  daaelbst,    Andrea«    Prapotnik  (a.  b. 

Kntaohl  v.  1    J.\ 

Der  Dirccu»r  -  nie  Im  2.  Bezirke  von  Wien,  Dr.  Jnl. 

i^pingler  tnm  Lati  ör  (a.  h.  Ent^cbl  v.  iJi.   Oct    h  J*), 

Zum  ^r\>  M.  UclijjiofiJilohrcr  am  Gymn.   In    CatUro   der 

Wcltpriestrr  Öt  ,  .rjcn,  zum  Lehrer  am   Real-   und  Oborgymn» 

zu  Brody  d<*r  Prjtf-jct  in  «tur  k,  k.  tb^'resiauischf'n  AkadtTni«?  in  Wien, 
J^^baph  CLlotiek^  zum  atlfini^en  HeUtrionslehrer  am  8taatsgymo.  im 
IL  Böxirko  von  Wien  der  Prieuter  Vinwnt  Haramorleund  üum  wirkÜ 
Ivifügionötehrer  am  i>taatagvmn.  bei  8t,  Hyacinth  in  Krakaa  der  »uppl 
B^rligionsh^l  ■-' '  ^^"  tM..^..T  Anstalt,  Adalbert  Sicdlecki. 

Zun  r  au  dr^r  li^^aUebnto  in  Rofereto  der  Snppleut 

an  dieser  i\  mnn  Ctifj^int. 


Im  ^tudicujahTu  18^1/2  t^'eprQftu  Lvbranitacandidatea: 

Von 


ehe  l 
riiifar.  J    . . 
Wilhelm  KDk2 
Clemenä  Xard»- 

t'^-  OG.    i^rg.)«    Lasiuiir    iiuara 

A  ^ner  (deutsch);  claa?   Philoloj^i*' 

(di»ttt4»di^,  Alexander  Potrovi^ 
dentHebo  Spraehit  OG.,  claaüi.  1 
K        '         '  '      ''   •  h)  \    doal ' 

h  Karl    K 

hfl.     riluiA     .-"iriiiri     (urutaeh)»    dcttt»«  iiv       ».t'J'i 


s.  Gyninasialprürun^scomnitiuiion  In  Innsbruck; 

Karl  Ka6i»r,    Kram   Leiter,    Budolf  Ptlh» 

ir.T     Jnii&tin  1'riiMi.    iiiiu)   Jakob   Keller, 

Kicbard  Adanii, 


May  er  (dout»cb) : 

linand   Grogar, 

ta»i*»  Bald^niair 

1  )• 

ph 

r.     urnuani 

Obwarier , 
....  «V  ):    Wilhelm 


964  Personal-  und  Schalaotiien. 

Ehrer,  Franz  Metzler  (deatsoh);  ital.  Sprache  OG.,  class.  Philologie 
UG.:  Anton  Fabian i  (ital.);  ital.  Sprache  OG.  (Erw.):  Dr.  Johana 
Jalg  (ital.);  philos.  Propädeatik  (Erw.):  Heinrich  Offer  (deatsch); 
Geschichte  und  Geographie  OG. :  Eduard  Katschthaler,  Joseph  P a- 
tigler  (deutsch);  Joseph  Damian  (deutsch  und  ital.)  (£r^.):  Geschichte 
und  Geographie  UG.:  Öimon  Prem  (deutsch);  Naturgeschichte  GG.,  Ma- 
thematik und  Physik  UG.:  P.  Bernhard  Wagner  (deutsch). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprüfungscömmission  in  Gzemowits : 
class.  Philologie:  OG.  (Erw.):  Friedrich  Jenkner  (deutsch);  poln. 
Sprache  OG.  (Ere):  Ludwig  Kossowicz  (poln.);  Geschichte  und  Geo- 
graphie GG.:  Adolf  Buch  er,  Julius  Mi  kl  au  (deutsch),  Franz  Gu- 
towski  (deutsch  und  poln.),  Geschichte  und  Geographie  UG. :  Julius 
Herzog  (deutsch);  Mathematik  und  Physik  OG.:  Dr.  Alois  Biedl 
(deutsch);  Naturgeschichte  OG.,  Mathematik  und  Physik  UG.:  Joseph 
Frank  (deutsch),  Dr.  Anton  Jaworowski  (deutsch  und  poln.). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprfifun^commission  in  Erakau« 
class.  Philologie  OG. :  Peter  Cetnarowski  (Erg. ),  Joseph  Kosak 
Premislaus  Niementowski  (poln.),  Jobann  Terladzi^ski  (poln.  und 
deutsch);  class.  Philologie  UG.:  Ignaz  Krzyszkowski  (poln.  und 
deutsch);  poln.  Sprache  OG.  (Erg.),  deutsche  Sprache  UG.  (Erw.):  Frans 
Eui^niar,  Karl  Bupik  (poln.  und  deutsch);  deutsche  Sprache  OG. 
(Erg.):  Eusebius  Szajdzicki  (poln.  und  deutsch);  Geschichte  und  Geo- 
graphie GG.:  Jobann  Leniek,  Ignaz  Rychlik  und  (Erg.)  Albert  Ga- 
siorowski  (poln.);  Mathematik  und  Physik  GG.:  Ludwig  Mikufa  und 
(Erg.)  SeFerin  Sokalski  (poln.);  Naturgeschichte  OG.:  Sigismund  Mo- 
rawski  (Erg.)  (poln.  und  deutsch),  August  Mroczkowski  (poln.). 

Von  der  k.  k.  wiss.  Realschulprüfungscommission  in  Wien : 
Franz.  und  engl.  Sprache  OB.:  Johann  Danek,  Eduard  Krämer,  Ale- 
xander Winkler  (deutsch);  Franz.  Sprache  OB.,  deutsche  Sprache  ÜB.: 
Anton  Zaharner  (deutsch,  slov.,  ital.),  Jobann  Sturm  (deutsch); 
deutsche  und  franz.  Sprache  OB.:  Joseph  Adametz,  Victor  Dworzak, 
Georg  Weitzenböck  (deutsch);  deutsche  und  engl.  Sprache  OB.: 
Julius  Seifert  (deutsch);  deutsche  und  ital.  Sprache:  Victor  Slop  de 
Ladenberg  (deutsch  und  ital.);  deutsche  Sprache,  Geschichte  und  Geo- 
graphie OB.:  Franz  Babsch.  Cornel  Proschko,  Adolf  Waneck 
(deutsch);  deutsche  Sprache  OB.,  Geschichte  und  Geographie:  Dr.  Edu- 
ard Adamek  (deutsch);  deutsche  Sprache  OB.:  Dago^rt  Beintrexler, 
Victor  Beranek,  Baimund  Halaschka,  Moriz  Husserl  (deutsch); 
Sech,  und  franz.  Sprache  OB.:  Ignaz  Smyöka  (deutsch  und  öech.); 
poln.  Sprache  OB.,  Mathematik  ÜB.:  Julian  Ff^fara  (deutsch  und  poln.); 
poln.  Sprache  OB.  (Erg.):  Johann  Novak  (deusch  und  poln.);  Geographie 
OB.  (Erw.);  Eduard  Hackel  (deutsch);  Mathematik  und  darst.  Geo« 
metrie  OB.:  Adolf  Ameseder,  Theodor  Schmid,  Joseph  Zei  dl  er 
(deutsch);  Mathematik  OB.,  darst.  Geometrie  ÜB.:  Friedrich  ßrichze, 
Johann  Hadaszczok  (deutsch),  Johann  Stancorich  (ital.  und  serbo- 
croat.);  Mathematik  OB.  (Erg.) ;  Emerich  Kiemann  (deutsch);  darst. 
Geometrie  OB.,  Mathematik  UR:  Anton  Hofbauer,  Franz  .heller, 
Ignaz  Stark  (deutsch);  darst.  Geometrie  OB.  (Erw.):  Alfons  Medriti  er 
(deutsch);  Mathematik  und  Physik  OB.:  Adalbert  Böhm,  Abraham 
Jankl,  Simon  Landau,  Max  Mandl,  Johann  Pitsch  (deutsch),  Vin- 
cenz  Smirkini5  (ital.  und  serbo-croat.) ;  Mathematik  OB.,  Physik  ÜB. : 
Adam  Otto,  Ladislaus  Gwiazdomorski  (deutsch) ;  Physik  ÜB.  (Erw.) : 
Joseph  Ten  schert  (deutsch);  Mathematik  OB.,  Chemie  UR:  Karl 
Beich  (deutsch);  Chemie  und  Naturgeschichte  OB.:  Leopold  Erb, 
Eugen  Medritzer  (deutsch);  Chemie  OB.,  Naturgeschichte  UR:  Joh. 
Lacin^  (£echO,  Franz  Swoboda  (deutsch);  Chemie  und  Mathematik 
ÜB.:  Adalbert  Ko CO urek  (deutsch  und  öech.);  Natorgeachiebte  md 
Geographie  OB. :  Johann  Commenda,  Anton  .Kraus   (deutseb);   Na- 


Fer»oti&l-  ttüd  Sebuluotiieti« 


»06 


turgeschichte  GR.,  Physik  CR  ;  L<fo  FietUer  (deuUch)i  NaturgescbicUte 
und  Cbeiiiio  OR.:  Johann  Rippel  (d^uUch);  Natini'r'sr]iu'lit*>  OR ,  Che- 
miG  ÜR. :  Akxttnder  Weinberg  (deutsch) ;    f  »- 

dellJeren:     Ludwig    Schmidt    (deüUch);     hi  [<h 

Gärtiner,  Karl  GrAf,  Arthur  H^sae,  Joveph  Schober,  Ji^imim 
WtttsEek,  Anton  Riedel,  dann  Johann  Pinkaw*  (Erg.)  (ȟmiotlich 
deQt»cb){  Mathau«  Oeinbrecicli  (deutsch  und  iM.),  Ak^iander  Pavr- 
ijiuorld  (BerbO'Croat );  HoAdelfwisAenschaiUtn  t  Rudolf  Tut^chek 
(deuUoh). 

Von    der   k.   k.   wist,    Re&bcbulprafuQfrscommisflioD    in    Fmg: 

Ecgl    Sr '■  ^>R.,  deutsch     -— --h'.^  ÜR.:  Ludwig  Scharf,    Dr.    Karl 

Weist"  ilrÄ(da)T  Sprache  GH.:  Fr.  H übler  (deutach); 

deutöcbij . v •■—  '  *'''  ''  "^^'  t  ■  —  ^ i*-  Jö8'  Pf  i b i k  (deutacU  und  ftecli. )  j 
deutsche  Sprache  i  R.  Br&nioTsk^  (deutacb) ; dech .  und  frarii« 

Sprache  < Ml. :  Au <^  oTik    (^cb,).   cech.   Sprache   üR..    .LulMho 

iipraebe  UR. :   Jaroeia?  c e c h ,   Frana  H n i  li^ k  a  (öecb.  uii  i  u 

Geographie  und  (je«chicbte  GR.:  Joseph    Weger   <6«ch.)»    ^i  »^ 

and  darst.  Geometrie  GR.:  Ludwig  Burovanak^,  Emanuei  O^ijka^ 
Joaeph  Ehrenberger«  Udalrich  8i5kerka  (öech.),  Kar)  KoinzAk; 
Joaepb  Steinbrenner,  Joseph  Vitiäelc»  Franz  Wilhelm  (deutsch) 
d^nt.  Geom.  GR.,  ilathcmatik  ÜB.:  Rudolf  Blaiok.  Wilbem  Kokl 
Wenxel  Wacha  (deutsch);  Mathematik  und  Physik  OR*i  Emil  Freund, 
Alfred  RpiniBch,  Stephan  Riedel,   Karl  Zickler  (deutsch);   Mathr^ 


matik  uR  ,  Physik  UR.:  Eduard  Pr 

ZÄvesky  (Crcli.)  (Erw);  Math  cm  fit  i 

(öecli.);    Matb*?matik  OV.  -    k'irl    lu 

Jaroela?  Frengl»    F« 

Physik  OR.  (Erw):  Fr 

bert  Jiivfirok  (<?ecb);  Cht?miü  Uli  , 

(deutsch);  Jobafin  Viclavi^ek   {litc 

tR,t  Karl  Cernf,  Bohdau  Erben  C*iecü-)i  Gi 

Nattirgeachichtfi  i>tL,  piiv^tik  HR,:  Georg  Bro 

scbicht«  ÜR.     '  ''         "   "  ' 

2JodelIi«rcn  : 

hch^    '      •' 

P-i 

J^-r-  :-:-^--^^-  .- -•■■■■•-^ 

Goatav  Rotbbanm  i 
Vi^n  drr  l;.  k-   1 

an   '■'■•• 

Fraii z    J  c  u  i  t:  h  l  ti .   Joseph    K  . 
Gatermajcr  (deuUcbu  fOr  M 

Von  der  k.  k,   F     ' 
graphio  in  Frag:  Lad: 
Alou  Horoot»  Johann   ^ 
ner,  Wcuxel  Piachl,  Ad 
von  drr  V    i-      f*"^« --  - 


ut«iehi    und    dann    Ra*[ulf 

mie    OR:    Karl    Lukas 

\.),    Juhuua   Vrba  (6ecb«)t 


Altrt?d    KoPeÄnt 
i;    Physik   ÜR,    (Er 

1;    1'!;    ;    W;[i,    »ir     : 

u^tav  Pciidr 
der   (düutfich) 


(dcutach) ; 
v.>:   Adal- 
:  -'  m  und 
.,  ^iiihichte 
( deutsch}; 
Natur  ge- 
ll   lind 
IS  Ur- 


■1*. 


minis.^ion   fttr    d.i.s 


Gjmn. 


Lehramt  des  Turnens 

Wien.    Für    Mittel* 

r,  Friedrich  HiitU^ 

iMjbtrt    Murawotz,   Joseph 

:  Karl  Fechter  Meut«cb). 

dai    Lehramt  der  Steno* 

Ff  ist,  Alüiä  Fivcber 

V'ucba,    Nttt'    r    H     h- 

L  n  n  a  b  a  u  1  ; 

^«.    *  .f«u2    LüDg liin 


.[iinii^s-ioii 


mtuh 

Klavier- 

lUybar   (dtuUdi>i    • 
August  W  ei  rieh  fdc 
bfAkter,  Frant    " 
Frnliwirth.   J' 
Ru  f  f  <deutaeh): 
Klawcrsineh  EL- 
Victur  G 010 per i- 


i\  HHii       tl   »Ik   f  ^   t    L 


fTir  da^  Li'lsrarnt  <.\  v  Mtuik  ati 

1 

■      ..l 

1  Lüann    Vtifgeincr^ 

,iel:  Samuel   Mark* 

i  c  1 ,  Lliao  ß  r  a  n  d  l ,  Johanna 

Putttar-Coaenia,    Maria 

lor.   Anton  Forka  ideut^tch); 

^aa,  Joseph   Garte  lg  ruh  er, 

Anialia  K 1  e  tt  L  Helene  K  o  1  ii  o. 


96S  Personal-  und  Scbalnotiseu. 

Adele  Mandlick,  Joseph  Pollak,  Regina  Mayer,  Joseph  Pollak, 
Sabine  Reitzes,  Joseph  Stiasny,  Anna  Edle  von  Strassgi  (deatsch). 

Zum  Hanptlehrer  an  der  Lehrerinnenbildnnffsanstalt  in  Ragosa 
der  prov.  Lehrer  am  Realgymn.  in  Serajewo,  Joseph  Möhr,  zum  Übnngs- 
schallehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Royereto  der  Übungsschal- 
nnterlehrer  an  derselben  Lehranstalt  Gaetano  Bilagher,  zur  wirkL 
Unterlehrerin  an  der  Übunesscbale  der  Lehrerinnen bildungsanstalt  in 
Troppau  die  prov.  Übnngsscuulunterlehrerin,  Marie  Ernlich,  zum  Re- 
ligionslehrer an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Capodistria  der  Cooperator 
in  Dolina,  Franz  Panpur,  zum  Übungssehnllenrer  an  der  Lehrerbil- 
dungsanstalt in  Wien  der  Volksschnllehrer  in  Linz,  Karl  Gloning, 
zur  wirkl.  Kindergärtnerin  an  der  deutschen  Lehrerimienbildnngsanstiut 
in  Prag  die  protr.^inderg&rtnerin  daselbst,  Gabriele  T seh 6p. 

Zum  wirkl.  Lehrer  für  Chemie  und  Mathematik  an  der  Staats- 
gewerbeschnle  in  Wien  unter  gleichzeitiger  Zuerkennung  des  Professors- 
titels der  Supplent  dieser  Fächer  an  der  genannten  Anstalt,  Joseph 
Eder;  zum  Fachvoratande  der  chem.-techn.  Abtheilung  an  der  gewero- 
lich-techn.  Akademie  in  Krakau  der  Prof.  der  allg.  Chemie  daselbst, 
Dr.  Ernst  Bandrowski,  und  zum  Lehrer  der  ehem.  Technologie  an  der 

Sedachten  Lehranstalt  der  Leiter  der  ehem.  Produktenfabrik  in  Wiener 
feustadt,  Gustav  Steingrabe r. 

Auszeichnungen  erhielten: 

Der  ord.  Prof.  des  Strafrechtes  an  der  Univ.  in  Graz  Dr.  Ignaz 
Keubauer  anlässlich  der  fiber  sein  Ansuchen  erfolgten  Versetzung  in 
den  bleibenden  Ruhestand  in  Anerkennung  seiner  vieljährigen  verdienst- 
lichen Wirksamkeit  den  Titel  eines  Regierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  ▼. 
2.  Oct.  1.  J.). 

Der  Prof.  der  Akademie  der  bildenden  Künste  in  Wien  Karl  Ritter 
von  Blaas,  anlässlich  seiner  auf  eigenes  Ansuchen  erfolpften  Versetzung 
in  den  bleibenden  Ruhestand  in  Anerkennung  seines  vie^ährigen  her- 
vorragenden lehramtlichen  und  kfinstlerischen  Wirkens  den  Titel  und 
Charakter  eines  Regierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  v.  14.  Oct.  1.  J.). 

Der  Privatdocent  an  der  medicin.  Fac.  der  Univ.  in  Prag,  Dr. 
Theodor  Petifina,  in  Anerkennung  seines  ersprießlichen  Wirkens  im 
Lehranite  den  Titel  eines  a.  o.  Universitätsprofessors  (a.  h.  Entschl.  v. 
20.  Oct.  l.  J.). 

Der  Prof.  an  der  theol.  Diöcesan -Lehranstalt  in  Laibach,  Ehren- 
domherr Dr.  Leonhard  Klofutar,  in  Anerkennung  seines  vieyährigen, 
sehr  verdienstlichen  Wirkens  das  Ritterkreuz  des  Franz  Josephordens 
(a.  h.  Entschl.  v.  24.  Oct.  l.  J.). 

Der  Religionslehrer  im  Ruhestande,  Anton  Le w an dowski,  wurde 
zum  Domherrn  des  erzbischöflichen  Domcapitels  rit.  arm«  in  Lemberg 
ernannt  (a.  h.  Entschl.  v.  27.  Oct.  1.  J.). 

Der  ord.  Prof.  des  österr.  Strafrechtes  und  der  Rechtsphilosophie 
an  der  Univ.  mit  deutscher  Vortragssprache  in  Prag,  Dr.  Friedrieh 
Rulf,  in  Anerkennung  seiner  viel  jährigen  vorzüglichen  Wirksamkeit  im 
Lehramte  und  in  der  Wissenschaft  den  Titel  eines  Regierungsrathes  (a. 
h.  Entschl.  v.  5.  Nov.  l.  J.). 

Der  Prof.  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Linz,  Joseph  Sadtler, 
anlässlich  seiner  Versetzung  in  den  bleibenden  Ruhestand  in  Anerkennung 
seines  vieljährigen  vorzüglichen  Wirkens  im  Lehramte  das  goldene  Ver- 
dienstkreuz mit  der  Krone  (a.  h.  Entschl.  v.  18.  Nov.  1.  J.). 

Aus  Anlass  der  ersten  internationalen  Kunstausstellung  in  Wien 
wurden  den  nachbenannten  Angehörigen  auswärtiger  Staaten  als  Ansaeioh- 
nungen  verliehen:  der  Orden  der  eisernen  Krone  III.  Clasae  dem  Bildbaner 
Lorenz  Gedon  in  München;  das  Comthurkreuz  des  Franc  Josephordeoa 
mit  dem  Sterne:  dem  Prof.   Andreas  Achenbach,  fiaaptronNSand  der 


Personsl-  UBd  Scbulnotuen,  fW 

allgemeinen  deatsclien  KonDiffenaflaefischaft  tn  Daa^eldorf,  d^m  Maler 
L^n  Bon  na  t.  menibre  de  l  In«tHut  in  Paris,  dem  G<»orgi*8  La  fe- 
ilet tre,  in^peicU^ur  de  beaai  arU  et  Ci*mmiäüaire  gän^ral  des  exposi- 
tiont  in  Paris,  dem  J.  de  Rouge,  k^^n,  Eathe  am  Cassations böfe  in 
ßrüßßel;  diis  Cumthurkreux  des  Fran£  Josephordens :  d«m  Prof,  Karl 
Becker  in  B^^H'^  i.*m  Maler  Heinrich  Deiters  in  Dünaeldorf,  dem 
Ilaler  und  K  r  Claadt»  Oaillard   in    Paris,    dem   Prof.    W:l- 

beim  Geiitz  .  i  i  ;  u.  dem  Maler  Julca  LefHb?ro  in  Pirls  <L»ni  Ar- 
chitekten Victor  U  0  p  r  i  c  h  -  R  0  b  e  r t  in  Paria  and  dem  v 
Ttibino,  i^ecretlLr  und  Mitglied  der  kön.  Afcadf^mfn  der  t« 
in  Madrid;  da£  Bttterkreux  den  Franx  So-  i>  r;i  iiipUftcl  C  b  a- 
con  in  Madrid,  dem  Henri  iiindicelli,  im  i\hMustürium  tWr 
schöne  Konnte  in  Pari*,  dem  Maler  Karl  UatUiv  Jltjllquiat  in  8t*>ck- 
bolra,  dem  Maler  und  Inspector  am  kern.  Theater  tu  Kopenhagen  Pietro 
Köbke-Kruhu,  dem  MaU  r  Victor  Ltigye  in  Autwer|.»en,  dem  Maler 
Müller-Morton  in  Cbri^tiania,  dem  Maler  J.  Robie  in  Brllssel  und 
dem  Maler  Edmond  de  Seh  am pbo leer  in  Brüssel  (a»  h,  Ent^L  t. 
12.  üct.  1.  J.), 

VtH  A  nlisi!  .l»^r»'r»»ten  interoationalen  Kunstausatellonp'  \ri  Wi^ti  wiir,|<9 
vet  Akademiederbildenden  Kunstein  W  n 

An.  'T  eisemexi  Krone  HL  Clik^sr»  uiid 

iDund  1    AN  «tu  and  da»    RitterkreoK   den    Fr  ua    (a.    h. 

EntBcbL  V,  17»  Oct  L  J.);  dem  Österr.  Staatsaii,  Jor   Eduaid 

Cbarlemont  in  Parin,  das  Ritterkreuz  des  FraQ4  JuA^jpLardeus    (a.   h* 
BntfichL  T.  4.  Dec.  L  J.);  endlich  wurde  dem  Präsidenten  der  Commi«*^ion 
der  Aufstellung  Edmuad  Grufen  Zieh/  von  ViaonjkeÖ»  s^ 
nannten  Conimisdion  aelbi^t  die  a,  b.  A n erkenn uofi' ihrer  bing^i  n 

und  erfolgreichen  Tbatigkeit  ausgesprochen  (a  h, Entschl.  y.  17.  vi.:i.  \.  j,h 

Der  Secretär  der  Genossenschaft  der  bildenden  KQoätler  in  Wien, 
Karl  WalZf  in  Anerkennung  &eineä  pflichteifrigen  und  gemeinnützigeii 
Wirkens  den  Titel  eines  kaiacAiclieo  Raibet  (a.  h.  KntscbU  v.  n>  Oot  1.  J.)* 

N  e  k  r  0  1  0  g  i  e. 

(September  bit  December). 

Am  15.  September  L  J,  in  Lciiaig  der  a.  o.  Prof,  an  der  philoi* 
Fac  der  Univ.  und  Oberlehrer  an  der  Realschule   1         '  "       :    t. 

Dr.  Otto  Deutsch ,   Begründer  und   Leiter  der   /  i 

Weittbeilcn*,  aU   Schriftsteller  anf  dem  Gebiete  drr  u  nocu- 

verdient,  61  J.  alt. 

Am   16.  September  l   ^     '"   A'^cot-Priorei,   Dr.   K.  ^'»»^i-i 

Pusej,  früher  Prof,  des  H  i   am  Christ-Cburcb 

gfünder  der  nach   ihm   beiu    ,        _    wcgung   in   der  eii^^  :_  :  - 

kiicbc  bekannt,  83  J.  alt 

Am  22.  September  1.  J.  der  Pastor  der  cvang.  Gemeinde  io  Warschau, 
Leo|>old  Otto,  ein  gescbfttster  Kanselredner  tina  Schriftsteller  auf  kirch- 
lichem Gebiete,  6^  J.  alt. 

Am  26.  September  1.  J.  in  GtUtingen  der  geh.  Medicinalrath  und 
Prof,  an  der  Univ.  in  G5ttingcu,  Dr.  Friedrich  WÖhler,  ein  berühmter 
Cbemikor.  82  J.  alt. 

Am  26.  September  L  J.  in  Leitmeritz  der  kais.  Rath  und  einer. 
Prof.  der  Lch--^  ■'->'—«•'-*-**  '"  ^'ntmeritx,  Joseph  D.  Manier,  um 
das  rtiterr.  \  ungswaaen  verdient,  T4  J.  alt 

Atrj  -^  iTiL'*»n  il<»r  üniv,-Prof.  8u  Dt  in  Kr- 

langnn,  logie,   Dr.  Johann   Jucob 

Hersog  ir  protest   Theologie   und 

Kirche,  VT  J.  alt,  in  Krefeld  der"  gewbitate  Undschaftsmaler  Adolf 
H5ningbauip  71  J.  alt  and  in  Erixen  der  Prot  an  der  Konslakadtmie 
in  Mflnchen,  Adolf  Li  er,  ein  »uifiMlellJidter  Landichaftstnakr,  55  J.  alt 


008  Nekrologie. 

Im  September  1.  J.  in  London  der  ansgeieichnete  Kenner  des  Völker* 
rechtes,  Montaffue  Bernard,  bis  1874  Prof.  an  der  UnW.  Oxford,  62  J. 
alt,  in  Wien  der  tüchtige  Aqnarelli^ortraitmaler,  Alois  ton  Anreite r, 
ein  geborner  Tiroler,  79  J.  alt^  und  in  Florens  der  gefeierte  Maler  Lnigi 
Biagi. 

Am  1.  October  1.  J.  in  Paris,  Jules  Noriac,  Verf.  Ton  Bomanen 
und  Bühnenstücken,  55  J.  alt,  in  Döbling  der  Yolksscbaldirector,  Bezirks« 
schulrath  und  Director  der  Gremial-Handels-Fachschnle,  Moriz  Rodler, 
ein  sehr  verdienter  Schulmann,  52  J.  alt. 

Am  2.  October  L  J.  in  Altona  der  treffiiehe  Thior-  und  Stilleben* 
maier,  Johann  Friedrich  Andreas  Heime rdinger^  65  J.  alt.' 

Am  5.  October  1.  J.  in  München  der  Director  der  Eof-  und  Staats- 
bibliothek und  emer.  ord.  Prof.  der  class.  Philologie  an  der  Univ.  daselbst, 
Dr.  Karl  von  Halm,  als  Lehrer  und  Forscher  hochverdient  und  gefeiert, 

73  J.  alt 

Am  6.  October  1.  J.  in  Boeskilde  der  bekannte  Marinemaler, 
Prof.  V.  Melbye. 

Am  9.  October  1.  J.  in  Hermannstadt  der  k.  k.  Oberst  a.  D., 
Michael  Gustav  Dietrich  von  Hermannsthal,  durch  seine  Arbeit  'Unter 
Österreichs  Doppeladler*  bekannt,  64  J^  ilL 

Am  12.  October  1.  J.  in  Berlin  der  Prof.  an  der  dortigen  Kunst- 
akademie, Adolf  Eybel,    als  Geschiohts-  und   Thiennaler  geschätzt, 

74  J.  alt  und  in  Schwabarg  bei  München  der  emer.  Prof.  der  Architektur 
an  der  Prager  Kunstakademie,  Bernhard  Grueber,  76  J.  alt. 

Am  13.  October  L  J.  der  frühere  Director  des  kath.  Gymnasiums 
in  Breslau,  zuletzt  Provinzialschulrath.  Dr.  Anton  Joseph  Beisacker, 
durch  seine  Arbeiten  über  Lucrez  verdient,  61  J.  alt. 

Am  16.  October  1.  J.  der  rühmlich  bekannte  Sanskritforscher  Dr. 
Arthur  Burneil,  Yeti  der  Elements  of  South  Lidian  Palaeographie, 
42  J.  alt 

Am  17.  Oct.  1.  J.  in  Paris  der  ehemalige  fhmz.  Gesandte  in 
Athen  und  Stockholm,  Graf  von  Gobi ne au,  Verf.  historischer  und 
philosophischer  Werke,  66  J.  alt. 

Am  20.  October  1.  J.  in  Berlin  der  berühmte  Kupferstecher,  Eduard 
Mandel,  73  J.  alt 

Am  21.  Oct.  l.  J.  in  Berlin  der  geschätzte  Historien*  und  Por- 
traitmaler,  Julius  Jakob,  72  J.  alt  und  in  Tetschen  Dr.  Johann  Sniel- 
mann,  Verf.  eines  trefflichen  Werkes  über  Geisteskrankheiten,  61  S.  alt. 

Am  22.  October  l.  J.  in  Pest  der  hervorragende  ungarische  Dichter, 
Johann  Arany,  65  J.  alt. 

Am  23.  October  1.  J.  in  Kopenhagen  der  deutsche  Schriftsteller, 
Edmund  Lobedanz,  als  Verf.  ^n  Dramen,  Bomanen,  Novellen,  na- 
mentlich aber  als  geschmackvoller  Übersetzer  bekannt,  62  J.  alt,  in  Kopen- 
hagen der  Prof.  der  Zoologie  an  der  dortis^en  Univ.,  J.  Th.  Reinhardt, 
ein  geschätzter  Ornithologe,  66  J.  alt  und  in  Wien  der  k.  k.  Bergrath 
Heinr.  Wolf,  um  die  Wieaergewinnung  der  Teplitzer  Thermen  verdient, 
57  J.  alt. 

Am  24.  October  l.  J.  in  Prag  der  hervorragende  lyrische  und 
epische  Dichter,  Hofrath  Karl  Egon  Ritter  von  Ebert,  81  J.  alt 

Am  26.  October  l.  J.  in  Wien  der  frühere  Yicepräsident  der  anglo- 
österr.  Bank,  Karl  Mayer  von  Also-Bussbach,  als  volkswirtschaft- 
licher Schriftsteller  bekannt,  67  J.  alt  und  in  Bonn  der  Prof.  an  der 
medicin.  Fac.  der  Univ.,  Dr.  Franz  Obernier. 

Am  28.  October  1.  J.  in  Darmstadt  der  Inspector  der  groiSherzog- 
liehen  Gemäldegalerie,  Prof.  Rudolf  Hof  mann. 

Am  30.  October  1.  J.  in  Graz  der  bekannte  Musikgelehrte ,  Gustav 
Nottebohm,  durch  seine  Forschungen  über  Mozart  und  Beethoven  be- 
kannt, 65  J.  alt 


Nekrologie.  BW 

JÄiiie  OctoUer  }.  J.  in  Wio«bädeD  Prof.  Dr.  Hermann  Joseph  Alois 
Körner,  durch  adn«  Betheiligang  an  der  KoDjfe'dcben  B^wcgtmg  be- 
kinnt,  Verf.  pbiloaoph beber  SchrifUii.  78  J.  ult. 

im  October  L  J,  Dr.  von  Monckbofon«  der  sieb  durcb  An- 
wendung der  Photo^r&pbie  in  der  Astronomie  verdient  niAcbte,  48  J.  alt, 
and  in  Neapel  der  Prot  an  der  OnJT,  in  Neapel,  Dr.  Marino  P  a  l  m  i  e  r  i, 
33  J.  alt 

Am  6.  November  L  J.  in  Bonn  der  or<t  Prof.  der  Zoologie  an 
der  Üair.  in  Bonn,  geh.  H  -i^th  Dr*  Frans  Hermann  Troscbol. 

Am  7.  November  in  .  die   Begründerin    und    Vorsteherin 

•des  Viktoria-Lyceuma  in  Remu,  mis**  Archer,  und  in  Dresden  der  Prof. 
und  ijäleriedtrector  a.  D,^  Dr.  .Tuliuü  Hfibuer^  einer  der  bedeutendsten 
dcrutscben  Historienmaler,  16  J.  alt. 

Am  10,  November  l.  J.  in  Dresden  der  frühere  Director  des  Volg- 
mann'acheii  Ingtitotes  für  Knaben  in  Dresden,  Dr  ChriBtian  Friedrich 
Krause I  ein  geachteter  Scbnimann»  79  J.  alt 

Am  11.  November  L  J.  in  MQncben  der  ord.  Prof.  der  Mincralogit 
«vn  der  dortigen  Univ.,  Gebeimrath  l>r.  Franz  Ritter  von  Kobell,  i^la 
Oelebrter  und  Dichter,  auch  durch  ^eine  liebe n$wIlrdig*>Q  Dialektdicb* 
langen  weithin  bekannt  79  J.  alt,  in  Berlin  der  gescbätxte  Orcbester- 
tmd  Kammercomponist,  Karl  Lübr&,  58  3.  alt  und  in  LOttich  der  Prof. 
den  rOmiBchen  Bechtes  an  der  Univ.  (laselb«t  M.  Maini,  90  J.  aU. 

Am  14-  November  L  J.  in  Zürich  der  Prof.  am  Polytecbnicum 
daoelbst  Johann  Uottfried  Kinkel,  als  Dichter  und  Eunfithiaton  ker 
bekann tt  ^7  J.  alt. 

Am  16.  November  1.  J.  in  Wien  der  Mn«ikschrift« teuer  and  Prof. 
der  Musikgt! schichte  am  Wiener  Conaervatorinm,  Kitrl  Eduard  Seh  eile, 
66  J.  alt. 

Am  17.  November  1.  J.  in  Agram  der  bekannte  iftdelavii^hti  Phi- 
lolog,  Georg  DaniMd.  Verf.  des  von  der  sQdslariecben  Akademie  her* 
Actagegebenen  groüen  aerbo-croatischen  Wörterbncbes. 

Am  20.  November  L  J.  der  frühere  Prof.  der  Astronomie  an  der 
tJniT^  in  UpsbIa.  Gustav  Spanberg,  80  J.  alt. 

Am  z6.  November  1.  J.  in  Frankfurt  a.  M.  der  geniale  Dichter 
des  'Scbenkenbuehes'  und  der  'Bbeingauer  Fresken*,  Dr.  Friedriob 
Hörn  f  eck. 

Am  dO.  November  1.  J.  in  Gotba  der  geheime  Oberschutratb,  Vor- 
stand des  MmMums  und  Director  dee  Gymnasium  Ernestinum  daselbst, 
Dr.  J.  H.  Msirq  11  tirdt.  dnrc)i  ^»'iü  nitt  Vh  }thm\\i\H&n  herau(»gegebenea 
Handbuch  <]  t.  70  J.  alt 

Im  ^  ,  itat    Afrikaroisende 

und  Zoologie  Marchtfae  Uvu^j.  Autiuon,  m  Du^^ddorf  der  Landschafts- 
maler Eduard  Pogt,  55  J.  alt,  in  Japan  der  namhafte  japani.Hche  Alter- 
thumsfors^her,  Ninagawa  Noritaiie.  in  New- York  der  Prof,  der  Phj- 
ttiologio  an  dei  dortigen  Univ,,  Henry  Draper,  und  in  Kensiogton  bei 
London  der  MtiaikaciiriftsteUer  Karl  Engel,  Verf.  des  Werke«  ftber  die 
Moiik  der  iltMten  V&lker,  besonders  der  Ägvpt4?r.  Hebrier  aod  Assyter, 
64  J.  lU, 

Am  3.  DecMuber  L  J.  In  Nürnberg  der  stidtiscbe  Archivar 
und  fröheie  Kector  des  Gv""'  ^"  XinnL.  r,'  Dr.  Georg  Loekner,  durch 
itiot  Arbeiten  Ober  die  G  <  It  bekannt  Hö  J.  alt 

Am  4  Decrmber  l  .<  tK^kannte  Landsebaftsmaler, 

Hans  Beckmann,  74  J.  alt 

Am  il  D^^ffTnbfr  l.  J,  in  i  der  berühmte  Embryologe,  Ge- 

beimrath  Dr  r  Ludwig  Wilht-lm   von  Bischoff,   Prof.  der  Ana- 

tomie und  f  an  d^r  öniv,   in  München  h    D..  75   J.   alt   und 

liM'  '    -  •      '  '         rilaoc,  71 J.  alt 

Ufi  :^ün6seiacbeu  Po- 


1)W 


IV.U1.J«!  uiiin 


in.  ^Ml^^-^^  t.  ;• «  ui.' f ,  Hj^  ^^u4;ivMiimiiH  rif'o utrageod!,  63  J.  alt 


970  Bekanntmachung« 

Am  7.  December  1.  J.  in  London  der  beliebte  Boman schriftsteiler, 
Anthony  Trollope,  67  J.  alt,  in  Wien  der  Elektriker  Karl  Winter^ 
durch  seine  elektrischen  Apparate  weithin  bekannt,  nnd  in  Graz  der  em» 
Prof.  an  der  dortigen  Univ.  und  Director  des  Irrenhauses,  Dr.  Franz 
Köstel,  71  J.  alt 

Am  8.  December  1.  J.  in  Gotha  der  Ministerialdirector  K.  F. 
S  am  wer,  durch  seine  Schriften  Über  das  Staatsrecht  von  Schleswig- 
Holstein  bekannt,  G3  J.  alt. 

Am  9.  December  L  J.  in  Frankfurt  a.  M.  der  heriogl.  Anhaltische 
Kapellmeister,  Jean  Baptiste  Andrö,  durch  seine  instruäiven  Klavier- 
werke bekannt,  59  J.  alt,  und  in  Leipzig  der  frühere  Prof.  an  der  medic. 
Fac.  der  dortigen  Univ.,  Staatsrath  Dr.  Friedrich  A.  BrauelL 

Am  11.  December  1.  J.  in  Rom  Don  Michelangelo  Caätani  Henog' 
von  Sermoneta,  Fürst  von  Tegno,  durch  seine  archäologischen  For- 
schungen bekannt,  68  J.  alt. 

Am  13.  December  1.  J.  in  Badapest  der  Prof.  der  Ästhetik  an  der 
dortigen  Univ.,  August  Greguß,  57  J.  alt. 

Am  14.  December  1.  J.  in  München  der  Prof.  der  Geburtshilfe  an 
der  dortigen  Univ.,  Hof-  und  Obermedicinalrath,  Dr.  Wilhelm  Friedrich 
Karl  von  Heck  er,  54  J.  alt,  und  in  Paris  Frau  Karoline  Jaubert, 
Schwester  des  Grafen  d'Alton-Shee,  die  vor  zwei  Jahren  ihre  'Erinne- 
rungen' (über  die  Regierung  Louis  Philipp's  und  das  zweite  Kaiserreich) 
herausgegeben  hat. 

Am  16.  December  1.  J.  in  Marburg  der  Prof.  an  der  medic  Fac. 
der  dortigen  Univ.,  Dr.  F.  W.  ßcneke,  der  Schöpfer  des  Kinderho- 
spizes auf  Nordernej,  und  in  Oberhollabrunn  der  Lehrer  am  dortigen 
Ueal-  und  Ober^mn.,  Victor  Schmidbauer,  28  J.  alt 

Im  December  1.  J.  in  Berlin  der  Oberst  z.  D.,  Dr.  Brandt,  aU 
Militärschriftstellor  bekannt,  60  J.  alt,  in  Leipzig  der  geschätzte  Bild- 
hauer, J.  Friedrich  Funk,  79  J.  alt,  auf  Schloss  Wochendorf  am  Neckar 
in  Würtemberg  Reichsfreihorr  Hans  Karl  von  Ow,  als  unermüdlicher 
Pfleger  heimischer  Alterthumsknnde  verdient,  69  J.  alt 


Bekanutmachung, 
betr.  die  XXXVU.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  Schulmänner. 
Wider  Erwiuien  litellen  sich  der  AtiBflkhning  des  in  Karlimh«  gefkHian  BeseUoMM, 
im  nächsten  Jahre  die  Philol^enTersammlnng   in    Dessau   abinbalten,  nnAbenriod- 
liche  Schwieriffkeiten  entgegen.    Die  Unterzeichneten  sehen  sich  hierdurch  sn  ihren  Be- 
dauern gen6thig:t,  diese  Versammlnng  biw  Michaelis  1884  zn  vertagen,  nnd  glauben  hie- 
Ton  bereit«  gegenwärtig  den  betheiligten  Kreisen  Kenntni»  geben  sa  sollen. 
Dessan  nnd  Zerbst,  den  20.  November  1888. 
Das  Prtsidinm. 
ür.  Krflger.  O.  8t  ier. 


Anf  Wunsch  der  Verlagsbuchhandlnnff  ron  A.  Hftlder  In  Wien  theilen  wir  hier 
mit,  dass  das  tou  Herrn  Prof.  H.  Kosiol  in  diesem  Jahrgänge  8.  646  besprochaae  JPrag«- 
bflchlein  der  lateinischen  Syntax"  von  Herrn  Prof.  E.  Feichtinger  in  Salsbnrg  Terfasat  mm» 
dem  Selbstverläge  des  Ver^  in  den  der  Verlagsbuchhandlung  von  A.  Holder  lkbtif«g»ng«n 
ist  und  dass  auch  der  zweite  Theil  in  diesem  Verlage  erscheinea  wird. 

Die  B«dactioii. 


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