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ZEITSCHRIFT
FÜR DIE
ÖSTERREICHISCHEN
GYMNASIEN.
TELtüIf INUCin RKDAmCKE
'W. HARTEL. K SCHENKL.
DREIUNDDREISSIGSTER JAHRGANG.
1882.
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WIEN.
DBUCK DND VEBLAG VON CARL OEROLD'S SOHN.
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Inlialt des dreiunddreissigsten Jahrganges
der
Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien.
(1882.)
Krste Abthcilang.
Abhandlungen.
Seite
Zar Caesnra xard rgitov rgoxaiov im Lateinischen. Von J.Walser 1
Zur Methodik des deutschen Unterrichtes in der ersten Classe. Von
A. Baran 81
Za griechischen Inschriften, besonders kleinasiatischer Herkunft. Von
6. Hirschfeld 161. 491
Zur Methode des geometrischen Unterrichtes im Gymnasium. Von
J. Odstriil 173
Quo tempore oratio ntgl taiv ngog IdU^avSgov aw&ijxtUv habita
esse Tideatur et quid de anctore haius orationis statnendum
Sit Von A. Kornitser 249
Wieland im Faust. Von Richard M. Werner. 329
Über infimns nnd infimior. Von H. Ron seh. 336
Beiti^e xnr Kritik und Erklärung von Tacitus Historien lib. I und
IL Von J. Prammer 411
Zu Julius Valerius. Von Q. Landgraf 429
Zu LiTius. Von A. Zingerle 434
Die hoehadelige Akademie zu Kremsmünster. Von G. Wolf 571
Eine neue Ansicht Über den Verfasser der Schrift ntgl xoauov. Von
H. Becker. 583
Die am Stamme durch -in- erweiterten lateinischen Verba. Von H.
Rönsch 587
Zu Horas Carm. III 4, 46. Von J. Huemer 596
Zu Vergil Aeneis I, 393 £, II 442 ff., 479 £f. Von E Eich 1er 731
Zur Exegese von Sophokles Philoktetes 144 f. Von H. Löwner 734
Die Sage von Gordios. Von F. RQhl 811
Zur Batrachomromachia. Von A. Lud wich 817
Miscellaneen. Von J. La Roche. 891
Zu Aristophanes Vögeln 488 ff. Von A. Baar. 903
Zweite Abtheilanf.
Literarische Änseigen,
Adam L., Die Odyssee und der epische Cyklus. Ein Versuch zur
Löaung der homerischen Frage. Wiesbaden 1880, Diedner, an-
ges. Ton G. Hinrichs 1^
IV
Seit«
Altfranzösische Bibliothek herausgegeben von W. Förster,
s. Apfelstedt, Lyoner Yzopet.
Apfelsted t F., Lothringischer Psalter, altfranzösische Übersetzung
des XIV. Jahrhunderts mit einer grammatischen Einleitung
enthaltend die GrundzQge der Grammatik des altlothringischen
Dialecfes und einem Glossar zum erstenmal herausgegeben von
F. A. (Auch u. d. T. Altfranzösische Bibliothek herausgegeben
von W. Förster. 4. Band). Heilbronn 1881, Henninger, angez.
von A. Mussafia 523
Appiani historia Bomana. Edidit L. Mendelssohn, vol. alt. Leip-
zig 1871, Teubner, angez. von B. Bitschofsk^ 440
Arendt R., Technik der Experimentalchemie. Leipzig 1881, Voss,
angez. von F. Wallentin 136,554
Arenot B., Grundriss der anorganischen Chemie. Mit Einschaltung
zahlreicher Bepetitionsaufgaben und stöchiometrischer Aufgaben
für mittlere und höhere Schulen und Lehrerseminare. 2. verb.
Aufl. Leipzig 1881, Voss, angez. von J. G. Wallentin und F.
Wallentin 887,555
Aristophanes ausgewählte Komödien erklärt von Th. Eock. 3.
Bändchen: Die Frösche. 3. Aufl. Berlin 1881, Weidmann, an-
gez. von K. Holzinger 435
Abb mann W., Geschichte des Mittelalters von 375—1492, zur För-
derung des Quellenstudiums für Studierende und Lehrer der
Geschichte, sowie zur Selbstbelehrung für Gebildete. 2. umg.
Aufl. von E. Meyer. 2. Abth. das Zeitalter der EreuzzÜge. Braun-
Bchweifi^ 1879/BO, Vieweg, angez. von F. Krones 373
Babrii fabulae recensuit M. Gitlbauer. Vindobonae 1882, sump-
tibus C. Gerold filii, angez. von P. Knöll 97
Ballauf L., Die Grundlehren der Physik in elementarer Darstel-
lung. Für das Selbststudium bearb. von L. B. 3. Band. Langen-
salza 1880, Beyer, angez. von J. G. Wallentin 382
Bartl E., Übungsaufgaben aus der ebenen und sphärischen Trigo-
nometrie und der analytischen Geometrie der Ebene. Für die
oberen Glassen der Mittelschulen, insbesondere für Abiturienten
und Lehramtscandidaten. Prag 1881, Calve, angez. von J. G.
Wallentin 550
Bauer F., Grundzüge der neuhochdeutschen Grammatik für höhere
Bildungsanstalten und zur Selbstbelehrung für Gebildete von
F. B. 21. für Österreich bestimmte und mit Bücksicht auf die
in Österreich eingeÄhrte amtliche Orthographie neu bearbeitete
Aufl. herausgegeben von Dr. E. Duden und A. Hof er. Nörd-
liugen 1881. Beck, angez. von E. F. Eummer 763
Bayer F., Blütnenstand. Inflorescentia. Zwei schematische Wand-
tafeln für Mittelschulen, Lehrerbildungsanstalten und Bürger-
schulen zusammengestellt und gezeichnet von F. B. Tabor 1681,
Jansky, ansez. von H. W. Beichardt 935
Behrens W. J., Methodisches Lehrbuch der allgemeinen Botanik
für höhere Lehranstalten nach dem neuesten Standpunkte der
Wissenschaft. 2. durchgearb. Aufl. Braunschweig 1882, C. A.
Schwetschke und Sohn, angez. von H. W. Beichardt 465
Beriet, s. Spieß.
Bergbaus H., Physikalische Wandkarte der Erde in Mercators Pro-
jection. Gotha 1874, Perthes. Desselben : Wandkarte von Europa.
Gotha 1875, Perthes. Desselben: Wandkarte von Afrika« Gotha
1881, Perthes, angez. von F. Grassauer 771
Bergold E., Ebene Trigonometrie mit einer kurzen Geschichte dieser
Disciplin, einer Aufj^bensammlung und erläuternden Bemer-
kungen, für Gymnasien und Bealscnulen bearbeitet. Leipzig und
Heidelberg 1880, Winter, angez. von F. Wallentin 933
Seite
B lass F., Über die Aussprache des Griechischen. 2. vollständig am-
gearb. Aafl. Berlin 1882, Weidmann, angez. von G. Meyer 921
Brant S., Aufgaben zum Übersetzen in das Lateinische für obere
Classen der Gymnasien mit Hinweisungen auf die Ellendt-
Sey£fert8che Grammatik. 1. Theil. Berlin 1881, Weidmann, an- .
gez. von H. Koziol 649
Brant S., Eclogae poetarnm latinorum. In usum gymnasiorum com-
posnit S. B. Lipsiae 1881^ Teubner, angez. von H. Koziol 652
Brock J., Grundriss der Geschichte in pragmatischer Darstellung.
Für die oberen Classen höherer Lehranstalten. 1. Theil: Das
Alterthnm. Berlin 1879, Gärtner, angez. Yon F. Erones 314
Bronn, Classen und Ordnungen des Thierreichs, fortgesetzt von C.
K. Ho ff mann. YL Bd. lU. Abth. Reptilien. Leipzig und Hei-
delberg 1881, Winter, aneez. von 0. Schmidt 73
Bübler G., Leitfaden ^r den Elementarcurs des Sanskrit mit
Übungsstücken und zwei Glossaren. Wien 1883, Eonegen, angez.
von G. Meyer 928
Bunkofer W., Die Geometrie des Progymnasiums. 1. Theil; Geo-
metrie der Tertia, mit 11 lithographierten Figurentafeln ; 2. Theil :
Geometrie der Secunda. Mit 5 lithographierten Figurentafeln.
Freiburg L B. 1879, Herder, anges. von J. G. Walle nt in 708
Burbach 0., Physikalische Aufgaben zur elementar-mathema-
tischen Behandlung für den Schulgebrauch. 4. Aufl. Gotha 1880,
Thienemann, anj^ez. von F. Wallentin 138
Burger stein A., Leitfaden der Botanik für die oberen Classen der
Mittelschulen. Wien 1882, Holder, angez. von H. W. Bei c bar dt 393
Buschmann J., Deutsches Lesebuch m: die unteren und mittleren
Classen höherer Lehranstalten. Erste Abtheilung: Für die un-
teren Classen. 3. Aufl. Trier 1881, Lintz, angez. von F. Era-
tocbwil 515
Bußler F., Elemente der ebenen und sphärischen Trigonometrie,
für höhere Schulen, sowie zum Selbstunterricht Mit 5 litho-
graphierten Tafeln. Berlin 1881, Enslin, angez. von F. W a 1 1 e n t i n 933
Caesar, s. Heynacher, Schlee.
Caesaris (C. Julii) commentarii de hello gallico, erklärt von F.
Eraner. 12. verb. Aufl. von W. Dittenberger. Berlin 1881,
Weidmann, an^ez. von 1. P ramm er 357
Caesaris (C. Julii) commentarii de hello gallico. Scholarum ac-
commodavit usni V. Ot. Slavik. Pragae 1881, samptibus J. L.
Eoberi, angez. von L P rammer 506
Caesaris (C. Julii) commentarii de hello gallico. Für den Schul-
gebrauch erklärt von H. Walt her. 1. Heft. lib. I und II nebst
einer Einleitung und drei Earten. Paderborn 1881, Schöningh,
angez. von I. Pramroer 820
Caesaris (C. Julii) commentarii de hello gallico. In usum schola-
rum recognovit B. D int er. Lipsiae 18^, ap. Teubnerum, an-
gez. von I. P ramm er 826
Caesaris (C. Julii) commentarii de hello civili, erklärt von F.
Eraner. 8. Aufl. von F. Hof mann. Mit zwei Earten von H.
Eiepert Berlin 1881, Weidmann, angez. von L Pramroer 607
Chavanne J., Afrika im Lichte unserer Tage. Bodengestalt und
geologischar Bau. Wien 1881, Hartleben, angez. von F. Gras-
saner 65
Ciceronis (M. Tullii) in M. Antonium oratio Philippica secunda.
Text latin publik avec une introduction historiaue, des notes en
franokis etc. par J. Gantrelle. Paris 1881, Hachette, angez.
von 1. Prammer 118
VI
Seit*
Ciceronis (M. Tullii) pro A. Licinio Archia poeta oratio ad iudi-
COB. Texte reva et aoDot^ par Paul Thomas. Mona 1882, Man-
ceauz, angez. Yon L Prammer 61S
Corpus scriptomm eccles. latin. editum consilio et impensis aca-
demiae litter. Coesareae Vindobonensis vol. VII» s. Victor is
* Vitensis historia.
Curtius £. und Kau per t J. A., Karten von Attika. Auf Veran-
lassung des k. deutschen arcb. Institutes und mit Unter-
stützung des k. preuß. Ministeriums der geistlichen, Unterrichts-
und Medicinalangelegenheiten aufgenommen durch Officiere und
Beamte des k. preuß. großen Generalstabs mit erläuterndem Text
herausgegeben von E. C. und J. A. E. Heft I: Athen und Pei-
raieus (von £. Curtius, G. von Alten und A. Milchhöfer). Ber-
lin 1881, D. Reimer^ 4 Karten und Textheft, angez. von H.
Swoboda 750
Dahn £., Lernbuch für den Geschichtsunterricht in den oberen
Classen. 2. Abth. Geschichte des Mittelalters. Braunschweig 1880,
Bruhn, angez. vonF. Krones 317
Deutsche Literaturdenkmale des 18. Jahrhunderts in Neu-
drucken herausgegeben von B. Seuffert, s. Müller (Maler).
Di et seh B., Lehrbuch der Geschichte. 1. Bd., 2. Abth. Geschichte
der Römer, neu bearb. von M. Ho ff mann. Leipzig 1879, Teub-
ner, angez. von F. Krones 316
Dombart B., Lateinische Übungs8to£fe für die Secunda. Erlangen
1880, Deichert, angez. von M. Koziol 650
Dombart B., Anhang zu den lateinischen Übungsstoffen für die
Secunda. Erlangen 1881, Deichert, angez. von H. Koziol 650
Droysen J. G., Geschichte Alexanders des Großen. 3. Aufl. Mit
5 Karten von Kiepert. Gotha 1880, Perthes, angez. von F.
Krones 318
Düntzer H., Göthes Dichtung und Wahrheit, erläutert von H. D.
2 Bde. (Erläuternng[en zu den deutschen Classikem Bd. 79, 80).
Leipzig 1881, Wartig, ajigez. von A. Sauer 456
Dz lala s G.. Griechisches Übungsbuch zum Übersetzen aus dem
Griechischen ins Deutsche und umgekehrt für die unteren Stu-
fen. 2. verb. Aufl. 2 Theile. Berlin 1881, Simion, angez. von
F. Stolz 642
Eich er t 0., Vollständiges Wörterbuch zur philippischen Geschichte
des Justinus. Hannover 1882, Hahn, angez. von H. Koziol 653
Eiselen Dr., Göthes Pädagogik. Frankfurt a. M. 1881, angez. von
B. Zimmermann 371
Er misch H., Studien zur Geschichte der sächsisch-böhmischen Be-
ziehungen in den Jahren 1464—71. Mit urkundlichen Beilagen.
Dresden 1S61, Bausch, angez. von A. Bachmann 375
Erläuterungen zu den deutschen Classikem, s. Düntzer.
Euken B., Über Bilder und Gleichnisse in der Philosophie. Eine
Festschrift Leipzig 1880, angez. von B. Zimmermann 370
Fabricius B., Die Elegien des Albius Tibullus und einiger Zeit-
genossen erklärt von B. F. Berlin 1881, Nicolai, angez. von A.
Zingerle. 273
Faulmann K., Illustrierte Culturgeschichte für Leser aller Stände
mit 14 Tafeln in Farbendruck, mehreren Facsimilienbeilagen
und ca. 300 in den Text gedruckten Illustrationen. Wien (Pest,
Leipzig) 1881, Hartleben, angez. von F. Krones 696
Feaux B., Lehrbuch der elementoren Planimetrie. 6. verb. Aufl.,
besorgt durch A. Luke. Paderborn 1882, Schöningh, angez. von
J. G. Wallentin 775
Feichtinger E^ Fragebüchlein zur lateinischen Syntax im An-
schlüsse an K, Schmidts lateinische Schulgrammatik. I. Theil:
vn
Seita
Ounslehre, Ftlr die a Cla&fie. Salzburg 1881, im Selbstverläge
(ka YetfBBMn, angez, von H. Kosiol
Fialkowski N., KnngefaABte praktiscbe Geometrie. Wien 1880»
A. Pidilers Witwe nad 3obD, DesBelben: Elemente des Situati-
omMidmoiis nebst Anleitung tum Colarieren. Wien 18^, eb^n-
daaelbet Desselben: Die zeichnende Geometrie oder Anleitung
mm ZirkeUeicbnen ft^r Ackerbansebulen. Wien 1879, ebenda-
•elb«lf aoges. von J. G. Wallentin
Ffingtr F. A., Anweisung zum Unterrichte in der HeimaUkuode.
5. verb. Aufl. Berlin 1880^ Weidmann, angez. von F. Gras sauer
FloigJ V., CjTUS und Herodot nach den neaaufgefnn denen Keil-
inscbri/ten. Leipzig 1831, Friedrieb, angez, von J.Kral)
Floigl y., Geschichte des Bemitiscben Alterthanis in Tabellen.
Leipiip 1882, Friedrich, augex. von J. Krall
Kranke (X, Griechiache Formenlehre, bearb. von A. von Bamberg.
14, durcb^ea. Aufl. Berlin 1881, Springer, angez. von F. Stolz 632
Friedrich G., Deutsche AufBÜtze (Abnandäungen) in ausführlichem
Entwürfe ftlr die oberste BUdungsatufe der Gymnasien and zur
belehrenden Leetüre für Bildungsbeftissene verfasst von G. F.
München 1881. Friedrich, angez. von K. F. Kummer
Fr i«d rieh Th., Biographie des Barkiden ATago ('UntersuchangetD
atia der alten Geachiohte' Heft 3). Wien 1880, Konegen, angez.
Toti A- Bauer
Frischauf J., Elemente der Geometrie. 2. Aufl. Leipzig 1877,
Teoboer. an^^z. von J. G, Wallentin
QalUnkamp W^ Sammlung trigonometrischer Aufgaben. 2, verb
Aofl, Berlin 1878, Plahn, angez. von J. G. Wallentin
Qftüdtnftr J. 0., Elemt-nte der analytischen Geometrie für den
BcbuluAterricht bearb. von J. 0. G. 6. Aufl., heransgegeben von
£. Grahl. Mit 49 in den Text gedruckten Holzschnitten. Ber-
lin 1881, Weidmann, angez. von J* G. Wallentin
Oaunf rsdorfer J., Beiträge zur Kenntnis der Eigenschaften und
HnUtehong des Kernholzes« 1. Abth. Wien 188^, (aus den
S^liungvber. der k. Akad. der Wisa. in Wien, Bd. 85)\ angez.
Toit HT W. Eeicbardt
Gilkia, Kurzes Lebrbacb der phTsikalischen Geographie. Autori*
ii«rte deatsehe Aufgabe von B. Weigand. Straüburg 1881,
aiim« von F. Gras sau er
G^moTl A.. Einleitung in die homerischen Gedichte zum Schul-
gebrauco« Leipzig 1881, Teubner, angez. von A. Rzach
Giorge» C. E,, Aaz^hrliches lateini&ch-deutscbes Handw6rtorbuch
7. faat ginzHcb nmgearb. und iehr verm. Aufl. Leipzig 1880«
Hmhn, ar E X. Allgayer 192,277
Otrlach 11 h der Mathematik für den Schul* und Selbst-
unterricut. iTuier TbeiL Ebene Trigonometrie, Stereometrie
und sphärische Trigonometrie. 3. verm. und verb. Aufl. Mit 72
Fiiruren in HoLzachnitt und zahlreichen Obungasitzen und Aaf<
gaW. D^tsau 1879, Beianer, angez. von F. Wallentin
OtrtttrJ. Q.. Geographische Antchaaungslehre. Wandkarte in sechs
Buttern. Frei bürg l B. 1880, Herder. Mit dem Teztbuche: Ge-
Imicbaan1cit;in^ tnr geographischen Anschauungzlehre durch
Wand« j karte. Vorschule des niederen, mittleren und
li5lMTet] tes. Supplement zu dea Verfaizera Handbuch :
Dto Geogräpiiia slU Wis^en^^chäft und Unterrichtagegenstand.
VMbtirff L B. 188U, Herdor, angez, von F. Graseauer
Gdlling if., Dia Für. is und Sinus beliebiger Arga
«tgile in el<meut ^^ Berlin 1880, Woigamutbi an
fgm, von J. G. W »» I I r Hill.
646
380
64
208
47
304
510
548
546
711
394
379
271
704
802
321
vm
Seite
Göthe, 8. Schr5er, Strehlke.
Gotisch ick A. F., Griechisches Lesebuch für untere und mittlere
G/mnasialdassen. 9. Aufl. besorg von F. Gottschick. Berlin
1881, Gärtner, angez. Yon F. Stolz 637
Grimm J. und W., Deutsches Wörterbuch, fortgesetzt ron M.
Heyne, B. Hildebrand, K. Weigand, M. Lexer. 4. Bd.
1. Abth. 2. Hälfte, 8. Lieferung: Gehorsam— Geist, bearb. von
B. Hildebrand. 6. Bd. 7. Lieferung: Los— Lustig, bearb. Yon M.
Heyne. 8. Lieferung: Lustieen— Mandelkäse, bearb. von M.
Heyne. 7. Bd. 1. Lieferung: N-— Nachtigallstimme, bearb. von
M. Lezer. Leipzie 1881, Hirzel, angez. von E. Burdach 661
Gttnther S., Parabolische Logarithmen und parabolische Trigono-
metrie. Eine vergleichende Untersuchung von S. G. Leipzig
1882, Teubner, angez. von J. Frischauf 703
Hagemann A., Die Eigennamen bei Homer. Praktisches Handbuch
zur Präparation der Ilias und Odyssee. Berlin 1880, angez. von
A. Bzaoh 272
Heger R., Leit&den f&r den geometrischen Unterricht. Zum Ge-
brauch an höheren Unterrichtsanstalten. Erster Theil: Plani-
metrie: mit 179 in den Text gedruckten Holzschnitten. Breslau
1882, Trewendt, angez. von J. G. Odstr^il 869
Heinichen F. A., Lateinisch- deutsches Schulwörterbuch zu den
Prosaikern Cicero, Caesar, Sallust, Nepos. Livius, Curtius, Pli-
nius d. J. (Briefe), Quintilian (10. B.), Tacitus, Sueton, Justin,
Aurelius Victor, Eutrop und zu den Dichtem Plautus, Terenz,
Catull, Yergil, Horaz, Tibull, Properz, Ovid und Phaedrus. 4.
verb. Aufl., besorgt von A. Drag er. Leipzig 1881, Teubner,
angez. von F. Koziol 653
Hejzlar F. und Hof mann N., Chemie für die 4. Classe der Gym-
nasien und Realgymnasien. Prag 1881, Tempsky, angez. von F.
Wallentin 71
Hellwald F., Naturgeschichte des Menschen. Stuttgart 1880, Spe-
mann, angez. von F. Grassauer 526
Henrici J. und P. T reut lein, Lehrbuch der Elementargeometrie.
L Theil: Pensum der Tertia. Mit 188 Figuren in Holzschnitt.
Leipz^ 1881, Teubner, angez. von J. G. Wallentin 776
Herbst W., Historisches Hillsbuch für die oberen Classen der
Gymnasien und Realschulen. I. Alte Geschichte. Ausgabe für
Gymn. 8. verb. Aufl. Wiesbaden 1880. II. Mittelalter. 6. viel-
fach verb. Aufl. Mainz 1879. in. Neuere Geschichte. 6. vielfach
verb. Aufl. Mainz 1879, angez. von A. Zeehe 537
Hermann E., Lehrbuch der deutschen Sprache. Ein Leitfaden für
den Unterricht an den unteren Classen der Gymnasien und der
verwandten Lehranstalten. 7. abgekürzte und verb. Aufl. Wien
1880, Holder, angez. von E. F. Kummer 762
Heynacher M., Was ergibt sich aus dem Sprachgebrauch Cäsars
in bellum Gallicum für die Behandlung der lateinischen S^-
tax in der Schule? Berlin 1881, Weidmann, angez. von H. Eoziol 655
Hintner V., Griechische Schulgrammatik. Wien 1882, Holder, an-
gez. von F. Stolz 122
Hitzin^er Hans R. von, Leben und Wirken und Stipendienstiftung
des Joachim Grafen von und zu Windhag mit Benützung amt-
licher Quellen verfasst und herausgegeben. Wien 1882, Eonegen,
angez. von F. E ron es 695
Hochheim A., Aufgaben aus der analytischen Geometrie der Ebene.
Heft 1. Die gerade Linie, der Punkt, der Ereis. A. Aufgaben,
B. Auflösungen. Leipzig 1882, Teubner, angez. von J. Odströil 389
IX
654
63 1
ßoffmanzi E., P^ktriducUe imd plobeiaebe Curien. Ein Beitrag tum
fdDii&chen SUatarocbte. Wieti 1879, Koaegeo. angez. von J.
Jtinp 121
Mof mann J., OrumlEüge der Katargeseb lebte. 11 1. Theih Minera-
logie. Müocheo 1S81, Oldeuburg. aogoi. von G. Doelter Ö7l
Uoruiftii» N., ». Hcjzlar.
iitiUxe F. W.. Pbr&s€olo^a Ciceroniana, quam addita a)>petidice
locc r^ ^icos continentescboUram maxime m usum
ecK anburgiad SaUm, 1880, Datnricb, anges.
ftiii *.... ^i. *. . . * i
HoUwtiißlf F.« üriechiscbe S/ntax ia kur£'.^r« überäicbUicber Fas-
ftmg aaf Grand der Ergebnisse der Torgleichendon 6pracbfor-
»ebnng. 2. Aufl. Ijelpzig 1H81, Teobner. angex, von F. Ötola
fiorattl (Q. H. Fliicci) carmiua selecta. Post C. J. Gry«arii coram
dmtiü TvceiivMit M. Gitlbaaer. Vindobonao 1881, C, Gerold
ftUi« aog*^z, von J. M. Stowaseer 349
Uoraii (Q. U. FIacci) carmioa selecta. F&r den Schnlgebriiucb her-
aaagegeben vüq J. Hu cm er. Wien 1H82, Uölder, angez. von
H^Löwner 914
Bdratl (Q. H. Flaeci) Carmina. Oden und Epod«^a dei Horaz, Mit
Anmerkungen von L. Müller, Gioß«n 1892, Ricker, angei. von
A. ZingL-Tle ^(B
Horitii' ' >, j. r Alt.mTliscbe Legendeu* Neue Folge. Mit Einlei-
iüii n bcrausgegeben von C H. Ueilbronn
liv- ?.. von A. B ran dl
H n m b(i id t A., *. Vcesenuieyer,
Iclf-Itani er, s Kobler,
]f^ k Th., Über den Einfluss de« Keimöl auf di^i Sjiracba
l)t;.^iidor(i in Bezug auf Laut- und Formenifihre, Mit
n lu Otfrid. Straßburg 1 ' iQüd-
li^eij zur Sprach- und W dar
*"r berau8gi?gel>en von H. i* n omit.. h Martin^
VII), angez. von J* ise emulier 2HH
Jri^-a .1-1- Eiperiüientalpbyslk. Zum Gebmucbe
a Lehranstalten und lom Solbat*
Eb^nonte der Aetronoink« und ma-
iie von 0. Hermes T. verk Aufl, Ber-
, angei, von J. G. Wnllentin 384
lischeu Sp^AC)l^ 11 1 ah Lehre
m Satte für [n und dl«
i». Berlin i;^^-'. t^ariner, aaget.
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Kartei» von Attika s, Curtiaa.
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So i » I n i V I • ^ r 1 0 im peran te praefec ti praetor io.
Vngncr, angez, von A. Bauer
647
693
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hh (Iil,OOÖ,Ü*JO)*
Fv li 11 r- vvMidkarto von Frankreicb
{] Pol. 4 I ' M ff, n ItMmnr. Lii?r III;
B* te der
briliirr^'n itjr mi r, i *,' n h pinn" ; r>>'nu\ i^o^. rn[, j biibU, an-
gci. Toö F, Grh%»ÄUcr 774, 933
Rtiii«! Kif* ^^ • Linker und duf treue Heitiri »• 1/;^^ Rltterm&r-
lehen 5t sog und Aitmerkuntrcn Imn von K.
K n.ri Veberi atigez. von K. F. k. ^r 13Ö
X
SeiU
Kluge H., Die Consecutio temporum, deren Grandgesetz und Er-
scheinungen im Lateinischen. Cothen 1888, Schalze, angez. von
J. Golling 919
Kluge Ch. F., Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Zum Ge-
brauche an höheren (Jnterrichtsanstalten und zum Selbststudium
bearbeitet. 12. verb. Aufl. Aitenburg 1881, ßonde, angez. von
J. E. Wackernell 458
Knirr J. und Schenk J., Lehrbuch der Arithmetik für Unter-
gjmnasien und verwandte Lehranstalten. Wien 1882, Holder,
angez. von J. G. Wallentin 777
Koch Oh. F., Deutsche Elementargrammatik für höhere Lehranstal-
ten, Gymnasien, Lyceen und ^alschulen. 6. umg. Aufl., nach
dem Tode des Verf. besorgt von E. Wilhelm. Jena 1879,
Fischer, angez. von K. F. Kummer 757
Ko«h Ch. F., Deutsche Elementarfi^rammatik für höhere Lehran-
stalten, Gymnasien, Ljceen und Realschulen. 7. verb. Aufl., be-
sorgt von E. Wilhelm. Jena 1881, Fischer, angez. von F. Kra-
tochwil 511
Koch Ch. F., Fififuren und Tropen, Grundzüge der Metrik und
Poetik. 4. vero. Aufl^ besorgt von E. Wilhelm. Jena 1881,
Fischer, angez. von F. Kratochwil 512
Kölbing E., Elis saga ok Bosamundu, mit Einleitung, deutscher
Übersetzung und Anmerkungen zum erstenmal herausgegeben
von E. K. Heilbronn 1881, Henninger, angez. von B. Heinz el 297
Kölbing E., Englische Studien, Organ für englische Philologie
unter Mitberücksichtigung des englischen Unterrichtes auf hö-
heren Schulen, herausgegeben von E. K. 3. Bd. Heilbronn 1879,
Henninger, angez. von «f. Schipper 312
Körner K., Einleitung in das Stadium des Angelsächsischen. Erster
Theil : Angelsfichsische Formenlehre. Zweiter Theil: Texte, Über-
setzungen, Anmerkungen, Glossar. Heilbronn 1880, Henninger,
angez. von J. Schipper 308
Kohler Dr., Valentin Ickelsamers Teutsche Grammatica herausge-
geben von Dr. K. 3. durchges. Aufl. des Neudruckes. Freiburg
i. B. and Tübingen 1881, Moser, angez. von K. F. Kummer 520
Kohts B., Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten herausge-
geben von B. Kohts, K. W. Mejer, A. Schuster. Hanno-
ver 1880, Helwing. angez. von K. Stejskal 368
Kozenn B., Leitfaden der Geographie für die Mittelschulen der
österreichisch- ungarischen Monarchie. 7. verb. Aufl. von C. Jarz«
Wien 1881/2. 3 Theile, angez. von F. Grassauer 527
Kraß M. und Landois H., Der Mensch und das Thierreich in
Wort und Bild für den Schulunterricht in der Naturgeschichte.
Mit 130 Abbildungen. 4. Aufl. Freiburg i. B. 1882, Herder, an-
gez. von 0. Schmidt 870
Kraß M. und Landois H, Das Pflanzenreich in Wort und Bild
. für den Schulunterricht in der Naturgeschichte dargestellt.
Mit 156 in den Text gedruckten Abbildangen. Freiburg i. B.
1881, Herder, angez. von H. W. Beichardt 713
Kraß M. und Landois H., Das Pflanzenreich in Wort und Bild
P^T den Schulunterricht in der Naturgeschichte dargestellt. 2.
verm. und verb. Aufl. Mit 177 Abbildungen. Freiburg i. B.
1882, Herder, angez. von H. W. Beichardt 936
Krauß L., De vitarum imperatoris Othonis fide quaestiones. Progr.
der k. k. Studienanstalt Zweibrücken zum Schlüsse des Stu-
dienjahres 1879/80. Zweibrücken 1880, Kranzbühler, angez. von
L Prammer. 604
XI
3#tU
KrUger, i. Tra^in&Uar.
Jiroti«s F. K V. M^rchknci« Gruiidrlas der usteimcbtiicli«)! Qe*
Mcbiobte mit besonderer Rücksicht anf Quelle q< und Litertitur-
knndc. EiD Com^N^ndiam für Universitatshörer, LehnmtscandL-
daten, xngteich Hilfsbuch füt Geschiebt sieb rer und GeechicbU-
freunde. IIL Äbtbeiluug, Wien 1881, Holder, angez. von A.
BAchmanD 930
Kammer K, h\. Die uoetiicbeo Erzäblun^eQ des Herraad von
Wildonie und die Kleinen inneröstcrreicbischcn AlinneEänger
herausgegeben von K, F. K. Wien 1880, Holder, angez. von H.
Lambel 215
Kurt E,f Aufgaben zum Übersetien ina Griechische für die oberen
Gjnmasi nie lassen, Müiicheu 1882, Lindauer, angez. von von F.
Stoli 640
Landau, s. KraQ«
Laoffi 0«, Leitfaden zur allgemeinen Geschichte, für höhere Bil-
«ingaanitalten bearb. von 0. L« Dritte ünterrichtsstufe, der
illgeaieino OdBchichtsunterricht, 8. Aufl., durchges. und verb.
von R, FoG» Berlin 1880, Gärtner, angez, von P. Krone» 315
Itehmann J., üeutt»che Schulgrammatik für Lehrerbildungsanstal*
len und tum Selbstunterrichte. 3. verb. Aufl. Frag 1879, Domi-
i^coa. augez. yoü K. h\ Kummer 759
Lf SB ig F., Der deutache Aufsatz in Lehre und ßeißpiel für die
ob«dreD Claaaen höherer Lehranstalten, i, verb. Aufl. Paderborn
1888, dchdningh, angez. von K. F, Kummer B65
Li? i (T.j ab urbe condita liber XXVL Für den Schulgebrauch er-
klärt von Dr. F. Friede rüdorff. Leipzig 1880^ Teubuer, an-
gez. von A. Zingerle 4G
Lothringischer Psalter, s, Apfelatedt.
LjODCT 1 zopet, MlttraDEödische Üboraetzung des XIII* Jahrhun-
dert» in der Mundart der Franohe-Corat^, mit dem kritischeu
Text des lateinischen Originals (sog. Anonymus Nereleti) mm
■fiienmal herauageeeben von W. Fdrater (auch u. d. T. : Alt-
'"•^^ °' rho Bibliotnek herausgegeben von VV. Förster, V. lid.).
I 1882, Henninger, angez. von A. Mussafia H59
Ma 1-., Deutsches Lesebuch für höhere Uu ternchtsanatalten
biraiMgcffebeQ von H. M« 3 Theile. Halle a. S. 1880, Verlag der
Bndihaadlnng des Waisenhauses, angez. von IL Stcjskal 849
Halb las A^ Griechische Wurtkunde im Anschlüsse an XenophofiS
Aoabft!»iA. Berlin 1881, Springer, anffz von F. StoU 628
Meng« ^' im der iateini« ^ai und Stilistik für
oJo uistatufe und ii ^ zum Selbststudium
boari.* jun. 1 vuiUL umg. AuÄ. nouoiiüüttel 188L Zwißler,
angin, von H. Koziol
Henker J., U rundlehren der Geometrie. Ein Leitfaden fQr den
t Dt' r rieht in der Geometrie und im geometrischen Zeichnen
an BeaUcbulen, mit vielen Constructions- und Beehnungsauf*
fHn, 2* verm. und verb« Aufl. Wien 1881, H51der, angez. von
G. Wallentin
Mtsslre Tfaibaut, s. Stehlich.
ICejer, s. Kohta.
M on tt oien ta Germaniae historica. Auetores antiquissimi, a. Venantiua.
JltlUr H., Leitfaden der ebenen Geometrie mit Benützung
Denerer Anichaunngeu für die Schule bearbeitet von ü. M.
L Th^iL 1. Heft: Die geradlinigen Fignreu ond der Krein. Mit
OltttogtQ " M-"^' : Anhang: Erweiterungen zu Thcil 1 und £in-
Mlang \ ' re Ge<»metrie. Mit Übungen. 2. umg. Aut).
Liiptig l . , . ..i>ner, angez. von J* G. Wallentin 7W
C46
778
xn
Seit«
Müller (Maler), Fansts Leben von M. M. (3. Heft der deatscben
Literaturdenkraale des 18 Jahrhunderts in Neudrucken heraus-
gegeben Yon B. Seuffert). Heilbronn 1881, Henninger, angez.
von F. Frosch 369
Müller-Strübing H., Thnkvdideische Forschungen. Wien 1881,
Konegen, angez. von W. Jerusalem 339
Münz B., Die Erkenntnis- und Sensationstheorie des Protagoras.
Wien 1880, Konegen, angez. von T. Wildaue r 929
Nep 0 8 Cornelius mit Anmerkungen für Schüler. München 1882,
Englmann, angez. von H. Eoziol 650
Neuer Kepetitionsatlas, ein Hilfsmittel beim geographischen
Unterrichte mit besonderer Rücksicht auf Amthor *und Ißleibs
Volksatlas. Gera, Ißleib und Rietschel, angez. von F. örassaner 528
Neumann K., Geschichte Roms während des Verfalles der Repub-
lik. Vom Zeitalter des Scipio Aemilianus bis zu Sullas Tode.
Aus dem Nachlasse Neumanns herausgegeben von £. Gothein.
Breslau 1881, Köbner, angez. von J. Jung 373
Obentrau ts Jugendbibliothek für Knaben und Mädchen. N. 56
bis 60. Wien 1880 ff., Manz, angez. von F. Krön es 696
Ott K. von, Das graphische Rechnen und die graphische Statik. 4.
fänzlich umg. Aufl. Mit 129 Holzschnitten und zwei Tafeln,
irster Theil: Das graphische Rechnen. Prag 1879, Calve, an-
f3z. von J. G. Wallen tin 552
ii (P, 0. Nasonis) Metamorphose«. Auswahl für den Schulge-
brauch mit sachlicher Einleitung und erläuternden Anmerkungen
von J. Mens er. 2. verb. Aufl. Paderborn 1880, Schüningh,
an^ez. von A. Zingerle 113
Ovidii (P. 0. Nasonis) Metamorphoses. Auswahl für Schulen mit
erläuternden Anmerkungen von Dr. J. Siebeiis. 11. Aufl. be-
sorgt von F. Polle. Leipzig 1880, Tenbner, angez. von A.
Zingerle 111
0 vidi US rP. 0. Naso), recensuit 0. Korn. Tom. n. Metamorpho-
seon libri XY. Berolini 1880, apud Weidmanno«, angez. von A.
Zingerle 109
0 vidi US (P. 0. Naso), s. Sedlmayer, Surber.
Pentateuchi versio latina antiquissima e codice Luedunensi. Ver-
sion latine du pentateuche a. s. J^rome publice d* apr^s le ms.
de Lyon avec oes fac-similäs, des observations pal^graphiques,
philologiques et littäraires sur Torigine et la valenr de ce texte
par U. Robert. Paris 1881, Didot, angez. von J. Huemer 615
Pfeil L. Graf, Mathematische und physikalisoho Entdeckungen.
Berlin 1880, Hempel, angez. von F. Wallentin 390
Plauti (T. Macci) comoediae, rec. F. Ritschelius. Tom, L fasc
IV. Asinaria rec. G. Goetz et G. Loewe. Lipsiae 1881, in aed.
Teubneri, angez. von H. Schenkl 30
Plauti (T. Macci) comoediae. Recensuit et enarravit J. L. üs sin ^.
Vol. III. pars. alt. Epidicum Mostellariam Menaechmos oonti-
nens. Hauniae 1880, sumptibus librariae Gyldendalianae, angez.
von H. Schenkl 447
Plüß B., Leitfaden der Naturgeschichte. 2. verm. und verb. Aufl.
Freiburg i. B. 1881, Herder, angez. von 0. Schmidt 460
Pölzl J., Deutsches Lesebuch für die fünfte Classe österreichischer
Realschulen. Wien 1881, Holder, angez. von F. Kratochwil 516
Polzl J., Mittelhochdeuteches Lesebuch für Oberrealschulen. Wien
1882, Holder, an^ez. von F. Kratochwil 518
Pokorny A., Illustrierte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. Für
die unteren Classen der Mittelschulen bearbeitet. 12. Aufl. Prag
1881, Tempsky, angez. von H. W. Reich ardt 558
xin
*<it#Tiiy IL and KoBick^ F*i Leitfifle^öS^ßoSnik för die
obereD Clftfiseo der Mittelacholen. Pra^ 1882, Tempskj, aiigex.
fon H. W. R ^ :t 4U
Fokornj A., III Natargeschiohte des Mmer&lreiches. 11,
Aufl. Prag 1" -ky, angez. toxi C. Doelter 872
PäoIsco V. Am J Mikrochümie. Eine Anleitung lu phy-
lohistotiÄcheD ^...^ .... zara Gebrauche för Ötüdieröüde. Au»
d^tn DinlBdieii unter Mitwirkuug des Verfassers überaeut von
iX Maller. Cfts&el 18Ö1, Fischer, antrez. von H* W. Reich urdt 035
Fttntl K.y Lehrbuch der BoUnik tii und höhere Lebr&n-
slilteu* B«tarbeitdt unter Zugtuu ^ der Botanik von J.
S*(fai. 4. mm. and verb. AuB. Lsi^^zig 1831» Engelmanji, an*
g«. fon H, W Reichardt 712
Fr«i& TT : ■ ' 1 alten Geschichte mit besonderer
Bei J 'U und Rdmor Zum Gebrauche an
höli leitet Ton H. ß. S. P. Mit synop-
tifi -rom. Gefichichte und ausführlichem
^" .-..i^pel, (ab 1. Thöil der tiUif, Weltge-
. Kroiies 316
Ps , in die praktische Physik. Mit 25 in den
i^irt »iti^« druckten HoUschnitten. Braunscbweig 161% Viewcg,
»ng«7. von J. 0. WalUntin 868
Ptichl K., Über din latente Warme der Dumpfe. Eine theoretische
Bttrarhinn? dor Dampf- und Gagform der Körper mit bloöer
Vor. Äquivalenz ?on Wärme und Arbeit, Wien
1^1 /« von J. G, Wall entin 228
Qnello n unu r o r ^ <. ii o n g c n znr Sprach- und Culturgesehicht<?
d%r gwmaDischen Völker herattagegeben ?on B. ten Brink,
E_ ^..♦^ n ^. iw^erer. XXXVII, s. Ingenbleek.
ßeMt i Aufgaben. Für den Gebrauch im Schul*,
?Tu , — - rricht bearbeitet 2 Theile. Breslau 1882,
Tröweudt, anjjjt^x. von F. W a 1 1 e n t i n 556
Rctilaff 0-, Griechische Eiorcitien för die oberen Gymnaflialctas-
M*n nebst einem griechisch lateinischen Vocabularium. Berlin
1881, Enslin« angez. von F. Stolz Od
Hibb«ck 0.» Friedrich Wilhelm Ritschl. Ein Beitrag znr Geachlchte
der Philologie. % Bd. Leipzig IS81, Teubner, angez. von A.
Horawitz 287
Koh«rt» & Peotateuehi Teraio latina antiquissima,
R<>§ickJ, ti. Pokorny.
Eoth R. L, Griechische Geachiehte nach den Quellen erzählt B.
Aud. von A. Wefttermayer, Kdrdüngen 1882» Beck, angei.
fon A. Bau er 692
ftttbiiam J.. l'rakÜrcheB Rechenbuch für landwirtachartliche Schu-
kn für die Unterclaase. HildburghaQ»en 1880,
Km^. vonF. Wallentin 892
8»lh. n. 6UU.^
Salumon L., Giatehichte der deutaehen NationalUtaratur dea 19.
Jabfb. Stuttgart 1881, LerT k Malier, angex. von A. Sauer 656
Sander» D.« Abriss der deutschen äilbenmeasung und Verskunat.
B«r! '"^^ Langttiicheidt ange». von F. Proach. 303
äandi«' \'iUutUßgawöri(»rbttcn der deuUchen Sprache. Eine
Vitr\«»i- ....,.; »pinp und Fr«..,tf-.|-^ing alier bisher erschienenen
4«iilach*spracn]]cEen V\ rr (einschlieMich dea Grimm-
t^an). Mit Belegen vor : bia anl die neuette Gegenwart
L- mg. Stuttgart Ibbl, Abenhein, anget. ?on K. F.
Ku 764
Behatfer J. VV\, Qettchicbte der dcuUchen Literatur des 18. Jahr-
biiAd«ft0 in QherakhtlichcQ Umriaaen und biographischen Schil*
UV
Stite
derungen. 2. Term. und vollst&ndig amgearb. Aafl. von F.
Mnncker. Leipzig 1882, Waigel, angei. von A. Sauer 844
Sohaper F., Haaptregeln der lateinischen Syntax nebst Musterbei-
spielen dazu zum wörtlich Auswendiglernen. Im Anschluss an
die Grammatik yon EUendt-Seyffert ausgearbeitet yon F. Seh.
Berlin 1881, Bomträger, angez. ron H. Koziol 647
Schau nsland M., Übungsbuch zum Übersetzen aus dem Deutschen
ins Lateinische für die Qnarta eines Gymnasiums und die Un-
tertertia einer Realschule 1. Ordnung im Anschlüsse an die
Lect&re des Nepos. Leipzig 1881, Teubner, angez. yon H. Koziol 649
Sehen kl K., Griechisches JBlementarbuch nach den Grammatiken
von Curtius und Kühner bearbeitet yon K. Seh. 11. yerb. Aufl.
Prag 1881, Tempsky, angez. von I. Prammer 129
Schlee £., Vocabularium zum Cäsar, zum Nachschlagen und Auswen-
diglernen von £. Seh. Altona 1881, Herder, angez. yon H, Koziol 654
Schlegel Y., Lehrbuch der elementaren Mathematik. 2. Theil Geo-
metrie, 3. Theil Trigonometrie, 4. Theil Stereometrie und sphä-
rische Trigonometrie. Wolfenbüttel 1879/80^ Zwißler, angez.
von J. G. Wallentin 65
Schlemüller W., Der Zusammenhang zwischen Höhenunterschied,
Temperatur und Druck in einer iimenden, nicht bestrahlten At-
mosphäre, bearb. auf Grund der dynamischen Gastheorie von
W. 8. Prag 1881, Dominions, angez. von J. G. Wallentin 388
Schlessing A., Deutscher Wortschatz oder der passende Ausdruck.
Praktisches Hilfs- und Nachschlagebuch in allen Verlegen-
heiten der schriftlichen und mündlichen Darstellung. Für Ge-
bildete aller Stände und Ausländer, welche einer correcten Wie-
deorgabe ihrer Gedanken in deutscher Sprache sich befleißigen.
Mit einem den Gebrauch ungemein erleichternden Hilfswöner-
buch. Stuttnirt 1881, Neff, ans^ez. von F. Kratowil 765
Schmaderer J., Anfangsfipründe des Lateinischen. Bosenheim 1881,
Huber, aneez. von H. Eoziol 648
Schmelzer C., Entwürfe zu griechischen Ezercitien. Leipzig 1881,
Teubner, angez. von F. Stolz 638
Schmelzer C, Griechische Syntax für die oberen Gymnasialolas-
sen. Leipzig 1881, Teubner. angez. yon F. Stolz 639
Schnee B., Griechischer Lehrstoff für Quarta. Hamburg 1881, Nolte,
angez. von F. Stolz 640
Schnee B., Griechisches Übungsbuch für Quarta. Hamburg 1882,
angez. von F. Stolz 641
Schneiders Typen - Atlas. Naturwissenschaftlich • geographischer
Handatlas für Schule und Haus, unter künstlerischer Mitwir-
kung von W. Claudius, H. Leutemann, G. Mützel und C. F.
Seidel, herausg^eben von 0. Schneider. Dresden 1881, Meinhold,
ansez. von H. W. Beichardt 871
Schoch B., Über Boners Sprache. (Dissertation). Halle 1881, Nie-
meyer, an&^ez. von J. Wackernell 924
Schröer K. J., Faust von Goethe. Mit Einleitung und fortlaufender
Erklärung herausgegeben von K. J. Seh. Heilbronn 1881, Hen-
ninger, angez. von K.M. Werner 53
Schulz B., Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten. Erster
TheiL Für die unteren und mittleren Glassen. 5. Aufl. Pader-
born 1880, Schöningh, angez. von K. Stejskal 366
Schuster, s. Kohts.
Schweißthal Martin, Essai sur la valeur phon^tique de T alpha-
beth latin, princiiMtlement d' apr^s les grammairiens de V ^po-
que imperiale. Paris 1882, Lerouz, an^ez. von E. Seelmann 851
Seboth J., Die Alpenpflanzen nach der Natur gemalt. Mit Text
von F. Graf und einer Anleitung zur Cultur der Alpenpflanzen
XV
in der Eben« von J. Petr Bisch. 3. Bd. Prag 1881, Teni|>skj,
aög«t. von H. W. HeichÄrdt 394
SefiD Tb. H., Geschicbtslesebuch auä den Original berichten lasAm-
monfestAllt. 4 Tbeil: Das Mittelalter. Mit einer Karte. Mann-
Mm 1881, Bensbeimer, angez. roa F. Krön es 697
Benffert B,, h. Müller (Maler). „
8ejff«rt M.., Übntigsbncb xam Übersetzen aus dem Deutschen ins
Oriechiaebe. Darchgesehen nnd erweitert von A. von Bamberg,
2 Tbeae, 7. Anfl. Berlin 1881, Springer. 1. Tbeil: BeUpiele lur
sttiKben Formenlehre, 2. Tbeil: Beispiele zur Syntax und au-
•amroeubingende Übungsstücke, angez. von F. Stolz 634
Biilt Ci Die Initialen der Eenaisaance nach den Constractionen
von A, D&rer herausgegeben von C. S. unter Mitwirkung von
J, Salb, Wien 1882, Druck und Verlag der k. k. Hof- und
Staatadruckerel, angez. von L. Blame 770
Soniieiibnrg F», Grandrisa der Geschichte der dentschen Lite-
ratur, MJt Proben und Tabellen. Zum Gebrauch in höheren
Lehranstalten. Braunschweig 1878, Bruhn, angez« von E. F.
Kummer 84*i
Sophoclis tragoedlae rec. et exnl. £. Wunder, vol. I aect. II
continens Oedipum regem* ed. V. cur N. Weck lein. LtpHiae
1880, ap* Teubner, angez. von F. Schubert 7.36
K..tihnkles, Ausgewählte Tragödien zum Schul gebrauche mit er-
ri^nden Anmerkungen versehen von N. Weck lein. 4. Band-
II. Aias. München 1880, Lindauer, angez. von F. Schubert 5^7
Spie 5 M und Beriet B., Weltgeschichte in Biographien, in drei
concen Irisch eich erweiternden CurseUf herausgegeben von M. S.
und B. B Erster Gurtus fQr den Unterricht in Unterclassen be-
rechnet. 11. verb. und bis auf die Gegenwart fortgeftihrte Aufl.
Hndburghatt»en 1879, Eesfielring, angez. von F. Krones 815
Standfest F., Leitfaden fQr den mineralogischen Unterricht an
den oberen Classen der Mittelscliulen. Graz 1882, Lenscbner
und LubensW, angez. von A. Äußerer 461
8 te blich F.. mm&ire Thibant, Li romani de la Poire, CTotisch-
alle^riscbes Gedicht aue dem XIIL Jahrhundert nach Hand-
Bobnften der Bibl. Nat. zu Paris zum ersten Male herausge-
geben von F. St. Halle 188L Niemejer, angez. von A. Mussana 57
8t«iD hauser A.. Karten zur mathematischen und physlkaliachen
Geographie. Wien 1880, Artaria nnd Camp., angea* von K.
Z^lbr 877
Bttjikal K.. Bücbelin der heiligen Margaröta. Beitrag zur Ge-
schichte der geistlichen Literatur des XIV. Jahrhunderts, her-
ausgegeben von K. St. Wien 1880, aogei. von F. Kratochwil 767
Btejtkal K., Dicüerbucb für den orthographischen Unterricht an
ki- and Bürgerschulen, sowie in den untersten Classen der
:; iLidiebnlsn. Wien 18BL Klinkbardt, angez. von K. Tumlirz 521
?>loekmaver H.« Aufgab»?n für den Bechenunterricht in den mitt^
Uren Classen der Gymnasien, der Bealacbulen nnd verwandter
I^Ij^-. ... t. ,., ,» .... - ^^^ j^j.|^ verm. Aufl. 2. Bändchen. Hcil-
bror an^z. von J. G. Wallentin 707
8l4irm J., ....e»».....^ ; M..^4ogle, Anleitung tum wissenBchaftlicbeii
Stmtlaia der englischen Sprache, Vom Verf. für das deutsche
FaMignm baarb L Die lebende Sprache. Heilbrona 1881, Ben-
ftl>r, anget. von J. Schipper 305
IStrelilKo F., Götbcs Briefe. Verzeichnis derselben anter Angabe
fOB Quelle, Ort, Datum und Anfangs Worten. Berlin 1881, Hem-
pil, ugcj. von A. Sauer 132
XVI
S«it«
Sürber A., Die Meleagersage. Eine historisch- vergleichende Unter-
sachnng znr Bestimmung der Quellen von Ovid. Met. VIII,
270—516. Inaugaral-Dissertation. Zürich 1880, ZArcher und Furrer,
angez. von A. Zingerle 109
Tacitus (Cornelius), erklärt von E. Nipperdej. 2. Bd. Ab ex-
cessu divi Augusti XI— XVI. 4. verb. Aufl., bearb. von G. An-
dresen. Berlin 1880, Weidmann, angez. von I. Prammer 48
Thilo Ch. A., Kurze pragmatische (ieschichte der Philosophie. 2
Bde. Cöthen 1881, Schulze, angez. von R. Zimmermann 371
Thucjdides translated into JSnglish, with introduction, marginal
analysis, notes and indices bj B. Jowett. 2 Bde. Oxford 1881,
angez. von Th. Gomperz 745
Trappe A., Schulphvsik bearbeitet von A. T. 8. vielseitig verb. und
verm. Aufl. Mit 253 in den Text gedruckten Abbildungen. Breslau
1879, Hirt, angez. von J. G, Wallen tin 863
Traumüller F. und Krieger K., Grundriss der Botanik für hö-
here Lehranstalten, insbesondere für Gymnasien, bearbeitet von
F. T. und K. K. Mit 82 Abbildungen in Holzschnitt. Leipzig
1882, Brockhaus, angez. von H. W. Beichardt 936
Treutlein, s. Henrici.
Tumlirz El., Tropen und Figuren nebst einer kurzgefassten deutschen
Metrik. Zum Gebrauche für Mittelschulen und zum Selbstun-
terricht Prag 1881, Dominicus, angez. von F. Kratochwil 513
Untersuchungen aus der alten Geschichte, s. Friedrich.
Uphues K., Das Wesen des Denkens. Nach Piaton. Landsberg 1881,
Schönrock, angez. von T. Wildauer 768
Veesenmeyor G., Alexander von Humboldt. Auswahl aus seinen
Werken. Schulausgabe mit Anmerkungen von G. V. [Schulaus-
gabe deutscher Glassiker mit Anmerkungen]. Stuttgart 1880,
Cotta, angez. von K. F. Kummer 136
Vollbrecht F.. Wörterbuch zu Xenophons Anabasis. 4. verb. und
verm. Aufl. Leipzig 1880, Teubner, angez. von F. Stolz 629
Venanti Honori Giemen tiani Fortunati presbjteri Italic! opera
poetica recensuit et emendavit F. Leo (Monumenta Germaniae
historica. Auctorum antiquissimorum tomi IV. pars prior). Be-
rolini 1881, apud Weidmannos, angez von ILPetschenig 617
Venediger K., Lateinische Exercitien. Im Anschluss an Cäsars
bellum Gallicum I.— VII. und EUendt-Seyfferts lateinische Schul-
rmmatik §. 234—3^. Bremen 1881, Heinsius, angez. von
Koziol 649
Vergils Aeneis für den Schulgebrauch erläutert von K« Kappes.
2. Heft: Aen. IV— VI; 3. Heft: Aen. VII— IX. 2. verb, Aufl.
Leipzig 1880, Teubner, angez. von A. Zingerle 504
Verhandlungen des ersten deutschen Geographen tages zu Berlin
am 7. und 8. Juni 1881. Mit einer Kartenskizze und sechs
Tafeln Abbildungen. Berlin 1882, D. Reimer, angez. von J.
Ptaschnik 529
Victoris episcopi Vitensis historia persecutionis Africanae provin-
ciae. Reo. M. Petschenig. Vindobonae apud C. Geroldi fil.
1881 (Corpus Script, eccles. lat. ed. cons. et imp. Acad. litt
Caes. Vind. vol. VII), angez. von A. Zingerle 828
Victor, s. Zeitschrift für Orthographie.
Votsch W., Lateinische Syntax in Musterbeispielen bearb. von W.
V. Essen 1881, B&deker, angez. von EL Koziol 646
Wallentin J. G., Lehrbuch der Physik für die oberen Classen der
Mittelschulen. 3. verb. Aufl. Wien 1882, A. Pichlers Witwe
nnd Sohn, angez. von A. Wachlowski 700
xvn
Weiler A., Leitfadea der m&tbemati&Ghea Geo^phie für den Un-
Urriebt an MittelschuIeD and zum Selbstütudiom. Leipzig 1881,
Teaboer, angei, toh J. G. WaUentin
Wellt F. 0., Die gmchißchen Wörter im Latein. Gekrönte Preiß-
Bchrift. Leipzig 1882, UirzeU angez. yod 6^. Meyer
W eiaenborn E.» AofgabcDaaininlung zum Überaetien ins Grie-
chische im Anschlüsse an die Leetüre von Xenophons Anabasis,
Leipzig 188Ü, Teuhner, angez, von F. Stoli
WtDck J„ Die gmphische Arithmetik and ihre Anwendungen auf
die ebene Geometrie, Mit 13 lithographierten Tafeln. Borlin
1879, Nicolai, angez. Ton J. G. Wallentiu
Weaaelj C-, Prolegomena ad papyrorum graecornm novam collec-
iHmMa edendam fDoctordlasertation). Wien 1883, Gerold, an-
fei. fon J. Krall
Wetftl M., Griechisches Übungsbuch fftr Anfängen Freiburg i. B.
1881, Herder, angez, von FT ötoli
Wi einer J.^ Elemente der Anatomie und Physiologie der PBanzen.
Wien 1881, H5lder, angez. von A, Burg erste in
Wtllbrand F,, Über Ziel und Methoden des chemischen ünter-
riebtei. Hildesbeim 1881, Loi, angez. von F. WaUentin
Wdhirab M., Vier ffemeinYerständliche Vorträge über Piatone Leb -
I rer und Lehren. Leipzig 1879, Teuhner, angez. von T. Wildaner
pW^rpitzky J., Elemente der Mathematik für gelehrte Schalen
nnd tum äclbatstudium, 2. nmg. Aufl. Erstes Heft: Die Arith-
tnetik. Berlin 1881, Weidmann, angez. von F* WaUentin
^ftlcker R» F» Alten glische« Lesebuch zum Gebrauche bei Vor-
ksnngen und zom Selbsionterricht herausgegeben von R. R W.
1 Theil, die Zeit von 1350^1500 umfassend. 1 Abth,: Texte
und Anmerkungen, 2, Abth. : Glo&ear. Halle 1879, Niemejer,
aogez. von J. St iiipper
(WODicbe 0 i von Deutschland. Nach der analytischen
Methode l 3, Anfl. Leipzig 1881, Teobner, angez. von
H. W. Reicharüi
^nrtbach A. von, Goldene BibeL Die heilige Schrift illustriert
von den gro&ten Meistern der Kunstepochen, herausgegeben von
A. von W, Stuttgart 1881, Neff, anges. von J. Wastler
' X t o o pb 0 n, s. Yollbrecbt.
Zcitiftbrifi ftlr Orthographie, unparteiisches Centralorgan für die
rrfthogriphiaGbe Bewegung im In- und Auslande, unter Mit-
' ^uQg Munbaftar Fachmänner herausgegeben von W. Vietor.
, ihri?miiff TÄSnn. Rostock, Werther, angez. von J. Seemüller
natische Streifzüge im Gebiete der Sjntax.
SftU
552
391
% im
livngez. von J. GoUing
ürl
r die Herausgabe von Urkunden* Hermann-
•t*h 1-;- ^1 j ' ron K. Eeissen berger
Zinmarman [^noser Urkundimbuch. Eine Kritik. Her-
maftottadr > von K, RoiNsen berger
Zlpr • " u Unterricht«« in Sexta.
• ül
Zirwift jq , -rtbildung. Allgemeiner
Tli«il W.: L. von F. Stolz
ßttrbarg R, ;......... ........... .....^:he Aufsitze* Ein Hilfa*
bvdi ntr den deutschen Unterricht auf der Sekundanerstufe.
Ldfaig 1^1. Teuhner. aniirez. von K. F. Kummer
304
xvni
Seit»
Dritte Abthellang.
Zwr Didaktik %iMd Paedagogik.
Glossen eu Eggen Lesebftchem flir die L— III. Classe des Unter-
gymnasiums. Von J. M. Stowasser 139
Dassenbacher, Schematismus der österreichischen Mittelschalen
and der Fachschalen gleichen Banges. 14. Jahrgang, 1881/2.
(Anzeige). 153
Über die Fzage, welches Lebensjahr als Minimalalter f&r die Auf-
nahme ins Gymnasium festzastellen ist Von A. R. v. Wilhelm 230
Bemerkangen zu unseren Schulbttchem. Yon F. 0. Noyotn;^ 322
Steinmeyer, Betrachtungen über unser classisches Schulwesen,
^euzburg Os., Thielmann 1882 (Anzeige) « 325
Zur Überbürdungsfrage. Von E. Brand 395
Spieß A.. Schul- und Gelegenheitsreden. Wiesbaden, Limbarth 1880
(Anzeige) 398
Die neuen Lehrpl&ne für die höheren Schulen in Preußen 466
Über das von Herrn Robert Lechleitner, Mechaniker in Wien, con-
struierte Sonometer. Von J. G. Wallentin 473
Richter E. A., Die Abiturienten der Realschulen I. 0. und Gym-
nasien in Preußen vor dem Forum der Statistik. 2. Aufl., mit
einem Nachworte zu derselben. Altenburg 1881, Bonde (Anzeige) 475
Czerkawski E., Verhandlungen und Antr^e der im Jahre 1879
von dem galizischen Landesschulrathe zur Prüfung, beziehungs-
weise Reform des Gymnasiallehrplanes berufenen O)mmis8ion.
(polnisch). Lemberg 1882 (Anzeige) 559
Die neue Ordnung der Entlassungsprüiungen an den höheren Schu-
len in Preußen 779
Erwiderung yon J. Rappold 787
Die Bedeutung Vergils mi die Schule. Von J. Fischer 873, 937
Griesbach Dr. H., Über die allp;emeine Bildung auf Gymnasien
und Realschulen und über die Nothwendigkeit der Gleichbe-
rechtigung beider Lehranstalten. Pädagogische Erw&gungen von
H. G. Ludwigslust, Hinstorff 1881 (Anzeige) 946
Jahresbericht des Vereines *Mittelsohule' in Wien. November 1881
bis April 1882. Veröffentlicht von L. Fischer, Schriftführer.
Wien 1882. (Anzeige) 946
Vierte AblliellaiH|.
MisceUen,
Stiftungen 234, 476, 788, 881, 947
Literarische Miscellen.
Anecdota Oxoniensia. Olassical Series. VoL I. Part IL Nonius Mar-
cellus. Harleian Ms. 2719 collated by H. J. Onions. Oxford,
Clarendon Press 949
Bender H., Rom und römisehes Leben im Alterthum. geschildert
von H. B. Tübingen 1879/80, Lauppe, angez. von h. 400
Birt Th., Das antike Buchwesen in seinem Verhaltnisse zur Li-
teratur mit Beitr&gen zur Textesgeschichte des Theokrit, Ca-
tuU, Properz und anderer Autoren. Berlin 1882, Hertz 565
Blaum R., Englische Grammatik und Übungsbuch f&r höhere
Schulen. Strasburg 1878, angez. von A. Brand 1 77
Böhm E., Französische Sprachschule. Auf Grundlage der Aussprache
. und Grammatik nach dem Princip der Anschauung mit Be^
nützung von Wilke's 'Bildertafeln' bearbeitet von E. B. Braun-
schweig 1878, Wreden. I. Heft; zwei Ausgaben für Lehrer und
für Schüler, angez, von J. U. Jarnik 718
3ar
Oh rill ks Tb*, Die W^e des Zeus boi Uoiner la 9 68 ff. und X
2ÜS ff. Qod ihr vermeintlicher Begae auf das Schicksal Eine
hdinerisetl« Stadi<s. lünsbrack 1880, Wagner, angrez. von H. 8t,
Sedlnajer ^7
Cic^Tds erste und zweit« pbilippttche Rede. Fnr den Schul^ebraach
h»»Aiifl»^i'i7*^h*.n Von H, Ä* Kocb, 2. AqA* neu bearb, von A.
r ' 1879, Teubner, angez. ton L P ramm er 74
lJ«jg' ^ f SpecinienB of EngUab» Literatare chrono-
Icigmitj nrrnngeti bf R. D. Breraen 1879, anglet. ?on A, Brandt 78
ll«ttii«h«! Ltteraturzeitung herausgegeben Ton Dr. Mai Rö-
diif#r. In 2, 3. Jahrgang. Berlin 188o,% Weidmann, angez.
Tön n. 947
Ml< " ^' Weltjfeschicbte in einem Obersich tlichen. in »leb
nden ürariss für den Scbalgebraucb. Tl. Theil:
Oc»cinriiir -i- i Welt naeh Christus. 12. Aufl. Verbessert und
Ui auf die neueste Zeit fortgesetzt von K. Abicht Ileidelbf^rg
1891, angez. von F. Krones 951
Ilroreen H^ \\h*m und der Westen vor der stciliBoben Expedition.
Berlin IHÖ2, Hertz 566
Gebbardt s. Ti*ätamontnn] novnni, Testament (das neue).
Gerber ding W., D-utscbe Gedichte. Zum Gcbraucho in den Vor-
acboUn höherer l-ehranstalteu herauBgegeben von W. G, 2. ver-
beeaerte Autl. B rtiri !Rsi, Weidmann, angez. von A* Sauer 951
<iOi#aitif W., Hfl rammatik. Nach % Rödiger völlig am-
Mrbeitet und i^eben von E. Kautzsch. 23, Anfl.
LfiffHig 1681, Vogel. - Übungibuch zu Gesenius-Kantzsch
bebritacber Grammatik, herausgegeben von von E. Kantzscb.
Letpiig 1^^^^ " I 714
Osaentna W lies und chaldäisches Handwörterbuch über
4Aa alte 'U.^^.iiip im 9. viel&cb umgearb. Anfl« von F^Mfihlau
and W, Volck. 1, HAlfte (kj^I*). Leipzig 1882, Vogel 950
0»ldicbnitdt P.,
grioebiieben ^.
A. Baoer
llf iifim W., Ki«inore Schriften
n
UeT
Ü«r«a)iii K. F.
aus Livina mit Krgäniongen aus
2. Aufl., Berlin 1881, angei. von
v. W. G., heraaagegebDn von Q.
f. 1881/3, Ütlmmler. 2 Bde.
mch für die dentdche Literaturgeechichte zum
H r ubersten Classen der Gjrmnasien und Reatachnlen,
[He nenhochdeutecbe Literatur. 2. verb. Aufl. Gotha
aneez. von A. Sauer
Lebrbacb der griech. Antiquitäten, unter MitwLr-
567
400
k««f von U. Dmjsen, A. Hug, A. Müller und Th. Thalheim
M Derauigegebeu von H. Blümner und W. Ditten berger
Privatalterthümer.
Bltkmner. FVei-
iii vier Binden. — Lehrbuch der grieeh.
I, Hilft«. S. ttrm. und verb, Aufl. von fl.
hm i. B. und Tubingen 1882, Mohr 4Chf
'Bi»rieD», a, Grimm.
Bolfnieiiter U., Geaehicbte and Charakteristik der Geologie.
BtfÜD ltji8SI. 2. Bändcthen 'der deutseben Bildungswarte* aee-
Mlbts Varfacitfi, ange>z. von F. Grassauer 953
JiDi * '' V ohe und die brandeabargidcb'preuiSifcbe Ge-
* nhange dargestellt für die mittleren Cbuaen
bt nrn:i i.. lüaiisLaiLcu. Mit i-^ ' '- ' "hicbtatabellcn. 2 Theile.
B«t11ii 1881. Weidmann, au^^^ Krön es 951
kAlatrbüchltin. 10 Bündchen. V..... .o^l, Manz, angez. von F.
Krönet 952
b^
XX
Stit»
ICapff L. H., Hebräisches Vocabnlariam in alphabetischer Ordnung
mit Zusammenstellung yon Synonymen, gleich und ähnlich lau-
tenden Wörtern und analogen Formen, nach dem Manuscript
von L. H. K. bearbeitet und herausgegeben von L. Abieiter.
Leipzig 1881, Hahn 950
Kautzsch, s. Gesenius.
Kleinpaul B., Bom in Wort und Bild. Eine Schilderung der
ewigen Stadt und der Campagna, mit 368 Illustrationen. Leip-
zig 1881, H. Schmidt und K. Günther, angez. von A, von Do-
maszewski 326
Leizner 0. v., Illustrierte Geschichte des deutschen Schriftthums
in volksthfimlicher Darstellung. Vom Beginne des 18. Jahr-
hunderts bis auf die neueste 2^eit Leipzig und Berlin 1881,
Spamer, angez. von H. La m bei 950
Mttnch P., Lehrbuch der Physik mit einem Anhange: Die Grund-
lehren der Chemie und der mathematischen Geographie. Mit
319 in den Text gedruckten Abbildungen und einer Spectral-
tafel in Farbendruck. 7. Aufl. Freiburg i. B. 1882, Herder, an-
gez. von J. G. Wallentin 953
Neu mann F., Zur Laut- und Flexionslehre des Altfranzösischen,
hauptsächlich aus pikardischen Urkunden von Vermandois. Heü-
bronn 1878, Henninger, ans^ez. von J. U. Jarnik 716
NoniuB Marcellus, s. Anecdota Ozoniensia.
Normann F. B., Theoretische. und praktische englische Conversa-
tion^rammatik. Wien 1878, angez. von A. Brand 1 77
Pökel W., Philologisches Schriftstellerlezikon. Leipzig 1881, Krüger 154
Postgate, s. Transactions of the Cambridge Philological Societv.
Pütz W., Leitfaden bei dem Unterrichte in der vergleichenden £ra-
beschreibung für die unteren und mittleren Classen höherer
Lehranstalten. 18. verb. Aufl., bearb, von F. Behr. Freiburg i.
B. 1881, Herder, angez. von F. Grassauer 78
Bitter 0., Englisches Lesebuch für Töchterschulen. 2. Aufl. Berlin
1877, angez. von A. Brandl 78
Sammlung französ, und englischer Schriftsteller mit deutschen
Anmerkungen. Berlin 18^/2, Weidmann 954
Schmidt B., Englische Schulgrammatik in kürzerer Fassung. Berlin
1876, Haude und Spener, angez. von A. Brandl 76
Schmidt £., Übungsbeispiele zur Einübung der englischen Syntax.
Berlin 1878, Haude und Spener, angez, von A. Brandl 77
Seh lie mann H., Reise in der Troas im Mai 1881. Leipzig 1881,
Brockhaus 714
Stein H. K., Handbuch der Geschichte für die oberen Classen. II.
Band. Das Mittelalter. 2. verb. Aufl. Paderborn 1881, Schöningh,
angez. von F. Krön es 952
Stephan £., Poesie und Prosa oder 375 Gedichte als Aufsatz-
übungen. Breslau 1880, Görlich, angez. von K. Stejskal 75
Stier G., Kurzgefasste hebräische Grammatik für Gymnasien. Leip-
zig 1881, Teubner 715
Testament (das neue) griechisch nach Tischendorfs letzter Beoen-
sion und deutsch nach dem revidierten Lutiiertext mit Angabe
abweichender Lesarten beider Texte und ausffewählter Parallel-
stellen beider Texte herausg. von 0. v. Gebnardt. Stereotyp-
ausgabe. Leipzig 1881, Tauchnitz 401
Testamentum no vum ff raece recensionis Tischendorflanae ultimae.
textum cum Trecelfiano et Westcottio-Hortiano contulit et
brevi adnotatione critica additisoue locis parallelis illustravit
0. de Gebhardt ed. ster. ex off. Bemhardi Tauchnitz, Lip-
siae 1881 401
XXI
Stilt
Triaiactiotis of tbo C&mbridge Philological Society.
Vol l from 1872 to 1880. Witb introductory ßssays, Rewiews
and Appendix edited by J. F. Poit^ate^London 186L Trflbner OiB
f uzDÜri tLn Tropen Qod Figuren nebst einer knrzgefassten deat^cbon
Metrik, Prag lö81t Dominikus, angez. von F. Pro sc b 715
UrUebs L, ?on, Die Scblacbt am Berge Granpiati. Eine epigra-
pMtcbe Studie. 15. Progr, zur Stiftungsfeier des von Wagner-
»eben KunAtinstitutes. W ürsburg 1882^ in ComoiiB^ion der Sta^
htrscben Bucb- und Konstbaodlung, angei. tan L P ramm er 881
Voieo C. H., Kurze Anleitung zum Erlernen der hebraUcben Spracbe
fQr Gymnasien und fdr das ^clbststudiamf neu bearb, und her^
aufgegeben Ton F. Kaulen. Freibnrg i. B. 1881, Herder 715
Weiier £., Bilderatlaa zar Welt^esL^biebte nach Kunstwerken alter
«14 neuer Zeit. 2. verb. AuÖ. Situttgart 1881, Steff, angei. Ton
A. TOD DouaszewBki S99
W«rn*r C, Metrik und Poetik. Zum Gebrauch fiir Lehrer und
Sobtler an höheren Unterrieb tsanstalten und zum Selbststudium
bairb. ?on C. W. Leip&ig 1880, Neu mann, angez. ?on K. ä te j s k al 75
Witmann A., Englische Bibliothek herauseegeben von A. W.
Vier Bandeben: Biographien berühmter Münner. Gotha 1879,
a&gez, ron A. Brandl 78
P r 0 g r a m m e n s c h a u.
^Fm Ober die 28. Ode im h Bache des Uoraz. Progr. des
Gymn. in Patschkan 1881, anget. von 0. Keller
Baczakiewiez F^ Herders pädagogische Grandaätze. Progr« des
Oymn, in Jaslo 187^, angcz, toh J, Pokorny
ItftroA J.> De Q. Uoratii Flacci epistnla 1, 18 quaestioncuta crttlca.
ProfT. de« Uymn. in Sambor 1881, angez. ron 0. Keller
rim E*, Sprachliche Studien za den Satiren des Uoraz. Progr.
722
405
721
Barim
dm Gymii. in Linz 1879, angei. ton 0. Keiler 719
Bayerl B,, Zur Gcscbicbte des k. k. Gymnasinraa in Pilsen (IlL)
Pro^. des deutacbcn Gymn. in Pilsen 1879, angez. von J.
Nahrhaft 954
Btnedict A., Ober eine mittelbocMeutsche Übersetzang der Me-
ditatiouett dea b. Augustinus, Progr. der deutschen Staatsreal^
Kbule in Karoliuentbal bei Prag 1879, angez. von F. Khnll 404
BUrmann Q., Gesobichte des Gymnasiums der Kleinseite in Prag.
Progr. dea Gymn. auf der Kleinseito in Prag 1880, angez. ron
i. Nahrhaft 954
Brlnick^ L., Aus der griechiachen Lyrik. Aus Sophokles Philo-
kitiea rr. 1—390. (eechiich). Progr. des 6echischen Gymn* in
PiUen 1H81, angez. von J. Kril 727
Ftoet' '^' ' lö Difersis de Quartigiani^ Lucensis Sitos ae-
di^ f et laudabilium consuetudinnm inelytae ciri-
täiia Jv»^u0ii ^u ipdus senatum deseriptionem ed. B. Progr.
4m Gymn. in Zara 1881, angez. von J. Losertb 478
Biirgbaai«T J^ Geschichte des Basler Friedens (1795). Progr. der
veraiji^gteii Communal-Miitelscbulen zu Komotau 1879, angez.
viii J. Loserth 80
Cttmafe K.^ Vergleichnng der Eurimdcischen Ipbigenie in Aulia
mit ikm gleichnamigen Drama Racines (Secbiscn). Progr. dea
Oj u-BydIav 1H80. angez. von J. Kril 726
Co m p 1 iopbancs &ls Kritiker des Eunpides in den FrÖaeben.
letctii^cü^* rrogr. d«a Gymn. in Neu-Byd4oT 1881, anget, von
XXII
Seite
Döitl J., Neue merkwürdig^ Ponkte des Dreieckes. Progr. des
fürsterzbiscböflichen PrivatffjmD. Collegium Borromaeam in
Salzbarg 1880, angez. ron J. G. Wallentin 235
Donemi 11 er N., Der Kömerzng Ruprechts von der Pfalz und dessen
Verhältnis zn Österreich, insbesondere zu Herzog I^ieopold. Progr.
des Gymn. in Radolfswert 1881, angez. von J. Loserth 477
Fietz A., Gedicht yom heil. Kreuz yon Heinrich ron Freiberg.
Proer. des Gymn. in Cilli 1881, angez. von F. Kh all 403
Fritz A., Zur Frage der Verwertung der Etymologie in der Schule.
Progr. des n.>9. Landes Real- und Obergjmn. in Hom 1881,
angez. von J. Rappoid 791
Gar bari V., Lk dima Commedia di Dante e 1 superbi nel Purga-
torio. Progr. des Gymn. in Trient 1881, angez. von A. Mayr 156
Geoelin T., La sooiät^ fran9aise au dix-septi^me siäcle d' apr^
les oom^dies de Moli^re par P. G. Progr. der Oberrealschule in
Triest 1881, angez. yon A. Mayr 728
Groß H., Deutschlands Schriftstellerinnen und Dichterinnen, eine
literarhistorische Skizze. 2 Theile. Progr. des k. k. Gymn. in
Triest 1880/81, angez. von F. Presch 160
Gschwandner S., 'Erinnerung*. Progr. des Gymn. zu den Schotten
in Wien 1880, angez. yon J. Nahrhaft 956
Hann F. G., Über Fichtes Kritik aller Offenbarung. Progr. des
Gymn. in Villach 1879, angez. von J. Pokorny 405
Hann F. G., Über Amalrich von Bonn und David von Dinant.
Progr. des Gymn. in Villach 1881, angez. von J. Loser tli 407
Havelka J., Von den Geschichtsquellen unserer Monarchie bis zu
Ende des 15. Jahrhunderts ,* 2. Theil (Sechisch). Progr. des slav.
Gymn. in Olmütz 1881, angez. von J. Loserth 407
Höfler A., Über die formelle Behandlung der Lehre von den Fol-
gerungen. Progr. des Mariahilfer Communal Real- und Ober-
gymn. 1879, angez. von J. Pokorny 406
Hüttemann Dr., Die Poesie der Oedipussage. Erster Theil. Progr.
des Lyceums zu Straßburg 1880, angez. von F. Schubert 789
Kämmerling, Die Geschichte der Stadt Freiberg. Progr. des
Gymn. in Mährisch-Freibcrg 1880, angez. von J. Loserth 160
Kalousek J., Über die Geschiclite des Kelches in der vorhusitischen
Zeit ((echisch). Progr. des städt. Real- und Obergymn. in Prag
1881, angez. von J. Loserth 477
K bull F., Die Stadtgesetze von Eger aus den Jahren 1352—1460.
Jahresber. des 11. Gymn. in Graz 1881, an^ez. von F. Pro seil 159
Kindelmann Th., Der philosophische Inhalt des Mythus in Pia-
tons Phaedrus, dargelegt mit Rücksicht auf seine Seelenlehre.
Progr. des Gymn. in Kremsier 1881, angez. von H. Löwner 724
KonSinsky J., Übersetzung des Oedipus auf Kolonos v. 1—509
(Sechisch). Programm des Gymn. m Königgrätz 1880, angez.
von J. Kril 727
Krystfifek J. M., Über die kriegerische Th&tigkeit des östcrr.
Feldmarschalis Fürsten Karl Philipp Schwarzenberg auf fran-
zösischem Boden (£echisch). Progr. des ^chischen Gymn. in
Budweis 1879, angez. von J. Loserth 479
KubiSta J., Zur Lehre des Magister Johann Hus. Progr. des
deutschen Gyn^. in Budweis 1881, angez. von J. Loserth 477
Kunz £., Kurzer Überblick der philosophischen Ansichten über das
Wesen der Seele. Progr. des Gymn. in Salzburg 1880, angez.
von J. Pokorny 79
Lukas G., das häusliclie Leben in Athen zu den Zeiten des Aristo-
phanes auf Grund der in den Komödien des Dichters gegebenen
ixni
9«iU
Andtfutungen. 2. Abth. Progr, dea Gymn, in W^idenan 1881,
maget, Ton K. Uoliinger 40<}
Maad« J«, Freistadts HADdeU^esohicIite und Uandel&lebem Progr»
des Gymn. au Freistadt in Oberöfiterr^ich lÖÖl, angei* von
in
J, Losertb
Hacb F.. Ober den Zweckbegriff. 2, Theil Progr. des Gymn,
Saab 1879, angex. ¥on .T. Pokorny
llannl 0., Aas dem Manuale des Pilsner ßürgermeisteramtea von
1G04-16IO. Mit Ergänzungen aus Tanners Chronik fon Pilsen,
Progr. des dentschen Gymn, in Pilaen 1881, angez» Ton J.
Loßerth
Majrr A.» Di© Haupter des schwäbischen Dichterbundes, L Ludwig
Uhland. Progr. des Comrounal - Obergymn. in Komotan 1881,
angex* von P, Pro^ch
M«rwart K,p Die Verbaldexion in den Qaatre Livres des Bois,
Progr. der k, k. Unterrealschnle in der Leopoldttadt 1880, an-
ge«. von J. U. Jarnik
Miltner J. B.» Di© alten Gemälde anf den Häusern zu Prachatits
beacbrioben (^ecbiach). Progr. des Gytnn. in Koniggrutz 1881,
aoget. Ton /. L 0 8 e r i h
HU8cne A., Über Päychophrsik im allgemeinen und einige be-
fondere Leistangen derselben. Progr. ^dea Gymn. in Innsbruck
1879, anges. von J. Pokorny
Pawel J., Neue Beitrage zu Klopstocks Messiaa (Apostroph, Hiatus
nnd Alliteration). Progr. der uberrealschule and de» fJntergymn.
in der Josephstailt in Wien 1881, angez. von F. Pro seh
Petolek R., De scholiorum Bernensium origine et auctoribut, ar-
goraento et indole. Progr. dei Realgymn. in Serajewo 1881, an-
ftt. TOP F. 8nß
Pate lenz K. X, Konrads von Wtlrzburg Leben, Bedeatung and
ätndium. Progr. des ObergTron. zu St Hyacinth in Krakau
1881, atiüpez. von F. Prosen
Ftlfchar M., De Horatii puesi lyrica IL Progr. dee Gymn, in
Teichen 1881. angca. von 0. Keller
Bieger K., Die Immunitatsprivilegien der Kaiser aus dem säeb-
ilieh«4i Hatiftft fUr Italienische Biathümer. Eine kritische Vor-
ttiiv! " das Franz-Josephgymn. in Wien 1881, anges. von
J. I
Reiner j , l wr Wärmeleitung und die Methoden das Wännelei-
Iftii^mnndgeii der Körper lu beslimmeo. Progr. d«<r Landes*
obcrreabchale in Wienef-Nettstodt 1880, angez, von J. G. Wal-
leniin
simek J., Über die pädagogische Bedeutung historischer Parall ölen
Ikchtsoh). Progr. des Gymn, in Leitomiaohl 1881^ anget. Ton
J L n ^ e r t h
8c ^ Der «rziebende Unterricht der Religionslehre in der
mit». IL TheiL Progr* des Gynin. i\i VVaidhofen a. der
ILiÄja 187^, angez. von J. Nahrhaft
dchnchter J., Herbart und die Psychologie an den Österr. Gym*
naaietu Progr. den btschofl. Knabe nseminars der Diöcese Briien
28B0I, iDffez. Ton J, Pokorny
SnkljeR, STnr Geschichte der Septem bcreiffnisse de« Jahres 1792(1.
Tneil). Pit»gr. d^ Gymn. zu Wiener Neustadt 1880, angez. von
J. Loser tn
9«1ivab K., Daa Schulhaoa d«f MarUhiHcr CommunahReal* und
Obtrgymn. in «einer naoen Qeeialt Prugr. des gen. Gymn.
Wien 18H0, angea. von J. Kabrbaft
477
405
478
404
326
478
79
405
154
159
7)9
^1
407
479
9Ö6
8Ü
80
95C
XXIV
Seite
Stampfer C, Begens Gottfr. Partscher. Progr. des Gymn. in Heran
1^, angez. von J. Nahrhaft 956
Steiner J., Über Ziel, Ans wähl und Einrichtung der Hdrazlectttre.
Progr. des Mariahilfer Commnnal Beal- and Obergjmn. in Wien
1881, angez. von 0. Keller and J. Bappold 724, 790
Steiner W., Zar Geschichte der Ablaatfrage in der deutschen
Grammatik. Progr. der griecb.-orient. Oberrealschale in Cser-
nowits 1881, angez. von F. E ha 11 403
Strnad J.. Begesten geistlicher Urkunden, die sich auf die Stadt
Pilsen beziehen (Sechisch). Progr. des Sechischen Real-Obergymn.
in Pilsen 1881« angez. von J. Loserth 478
Strobl J., Die Städte Krems und Stein im Mittelalter. Ein Bei-
trag zur Geschichte der beiden Städte, mit Beilagen von Ur-
kunden aus dem Kremser Stadtarchive. Progr. der Landesober-
realschule in Krems 1881, aneez. von J. Loserth 407
Stronner F., Verwaltangszustand Österreichs im December 1621.
Progr. des Beal- und Obergymn. in Ungarisch -Hradisch 1881,
angez. von J. Loserth 478
Süß FT, Zweck und Methode des altsprachlichen Unterrichtes am
Gymnasium. Progr. des Beal- und Obergymn. in St. Pdlten 1881,
anges. von J. Bappold 729
Ttesohlavj^ J., Über wirkliche und vermeintliche Widersprftche
im ersten Gesänge von Vergils AeneisfSeohisch). Progr. des akad.
Gymn. in Prag 1881, angez. von J. Kr 41 725
Viravsk;^ A., Über die Metapher bei Homer und Apollonios von
Bhodo8(6echiBch). Progr. des Gymn. in Taus 1879/80, angez.
von J. Kral 726
ViSnäk F., Übersetzungsprobe aus Sophokles* Oedipus auf Kolonos
V. 1 - 509 (Sechisch). Progr. des slav. Gymn. in brftnn 1880, an-
gez. von J. Kräl 727
Vogel H., Das phonetisch-etymolo^^ische Element in der .deutschen
Sprache. Ein Beitrag zur Genesis der Sprache. Progr. der Ober-
realschule in III. Bezirke von Wien 1881, angez. von F. Presch 158
Wachlowski A., Über das Badiometer. Progr. des Gymn. in Czer-
nowitz 1880, angez. von J. G. Wall entin 157
Wallner J., Einleitung zur Geschichte des Gymnasiums in Iglau.
Pro«, des Gymn. in Iglau 1880, angez. von J. Nahrhaft 955
Walz M., Gardl von dem blüenden tal. Progr. des akad. Gymn. in
Wien 1881, angez. von F. Presch 159
Weingartner L., Die von L. Bock aufgestellten Kategorien des
Conjunctivs im Mittelhochdeutschen untersucht an Hartmann
von Aue. Progr. des Gymn. in Troppau 1881, angez. von F.
Frosch 158
Zukal J., Aus der Troppauer Museumsbibliothek. Progr. der Ober-
realschule in Troppau 1881, angez. von F. Presch 159
Zeehe A., Anastasius Grüns Schutt. Progr. des Gymn. in Laibach
1881, angez. von F. Pro Bch 160
Lehrbücher, Lehrmittel 235, 479, 792, 882, 956
Fünfte Abtheilong.
Verordnungefit Erlässe, Fersonalstatisiik,
Gesetz vom 18. Mai 1881, betreffend die Pensionsbehandlung der
Professoren an der theologischen Facultät der Universität in
Krakau 237
Verordnung des Gesammtministeriums vom 11. Januar 1882, betref-
fend eine Änderung in dem Schema für die Bemessung der Ac-
tivitatszulagen der Staatsbeamten 237
ftlr a ontl ü, vom 9. Mai lö82, Z. imi, ad diö
HriUnniUicber rechte and staatewissenschaftlicher Fa*
eolt&ttö. betreffeud tUc Imiuairiculation roa Stadiereaden, die
Cisleithatiieij angeliören, an ejnor Universität der im Reichß*
ntb« ftfiretent^o Kdui^^dche and Länder aaf Grund eines Ab-
giignfugniiBes der A^amer Unifervität 4Sa
au de» Min. für C\ tind U. yom 14 Mai 1882, Z. 7926, betref-
fead den Vorg^an^ bei Vorlage der statisiiscben Jahreflaosweise
Aber die UniTersttiten« die aa0er dem Verbände einer Hocb*
Khak stehenden theologiscben Facaltüten, die techniscben Uocb-
lebukn and die Hocbechule für Bodeneultur 4S3
QcMte Ton 28. Februar 1882, betreffend die k. k. Karl Ferdinands-
ÜAir. in ¥ng 48$
KrlaM de« Min. fttr C. und U. vom 22. November 1881, Z, 18101.
betrtffeiid die Bebandlnag einiger Stipendienfragen an Mittel*
•ebnkii 4di
trlMB Am Min. fUr C. und U. vom 18. Jannar 1882, Z. 941, betref-
fend die Behandlung von Stipendien bei Zöglingen der Clericalae-
rainarien 484
des Min. f^r C nnd U. vom l, Februar 1882, Z. 17i)7, betreff
fend die Au^folgung von Stipendien raten bei Stipendien, deren
QcnuM Ober die Studienfeit hinaus zum Zwecke der Erlangung
dea Do<torgr«dei oder des Diplomes an einer Hocbscbule, be-
titbentlich der Lehrbefähigung für das Lebramt an Mittel-
e^nltn lugestanden ist 484
d« Mm. frir r. «md ü. vom 3. Juni 1882, Z. 0867, betref-
fend die V< eines glcicbartigen Zengnispapieres sum
Brudte der - jJiisforroularien 797
dee Min. für C und U. vom 13. Juni 1882, Z, 7155, an das
Beetormt d^r k. k. Hochschule für Bodeneultur, betreffend die
de» A^' ri des laufenden Studienjahres und Mhereu
Sindicr ' Hochschule hinsichtlich der ersten Staats»
prftfuag zugestandenen Erleichterungen 797
VfT«rta»f des Min. für C. und U. vom 20. Juni 1882, Z, 10153,
bttrtiKnd die snliiaige Verwendungsdaner der Assistenten an
iv^ fewttrblichen Lehranstalten 797
^ Ui dM Finanxminist vom 23. Juni 1882. Z. 17211, betreffend
f' dS« BUmptilbebaQdlnng der Maturitat£pnlfangasengnisae 797
IImi de« Mm. für a und U. vom 29. Juni 1882, Z. 75a betreffend
i^c ans Anlas» der Activierun^ der Universität mit bdbmiBchor
Toiingssprache in Prag erforderlicben Bestimmungen über Ab-
Sng der theoretischen Staatsprüfungen in dentscner und bdh-
tber Sprache 797
des Min. für C. und Ü. vom 30. Juni 1882. Z, 10119,
nd die Verleihung von Staatsetinendieu an Zöglinge der
Lelinrbildung»anbtalten, welche Ausländer sind 798
EriM de« Min. mr C. und U, vom 16. Juli 1882, Z. 9642, betref-
fend di^ V. . ...i.M..,.r ,^iQes ^eburtsbilüicben Operation sinstituti»
ao dar der Univ. in Wien 798
Mm dea IL... .... il U. vom 3L August 1882, Z. 885, womit
aiti Anlaaif der Activi«^rang der Univ. mit böhmischer Vortrags-
spratlie tn Prag Dcstimmnn^rön 2ur Ordnung des Übergangssu-
naiides und sur Heg» ' :er die Verhältnisse der beiden
hl Pnf bestebaaden l «^ten betreffenden Fragen getrof-
fen werden 798
Un» Am Min für a und ü. vom 12 Oet 1883, Z. 13261, betref-
fend die Verwendung eines neuen Formulares für die statittv
Hacbwfitung der Uieotog. Lebianstalten 900
c
XXVI
Seite
Erlass des Min. für C. und U. Vom 14. Nov. 1882, Z. 19324, betref-
fend die an der philosophischen Facnltät der böhmischen Uni-
versitfit in Prag abzuhaltenden naturhistorischen Vorprüfungen
der Mediciner %0
Erlass des Min. fOr C. und U. vom 24. Noy. 1882, Z. 20151, be-
treffend die Ertheilung des Unterrichtes in den freien Gegen-
ständen an den Mittelschulen des Staates 960
Verordnung des Min. für C und U. vom 28. Nov. 1882, Z. 20416,
betreffend die Lehrfächervertheilung und das Aui^^abenwesen
an den Gymnasien und Realschulen 961
Erlass des Min. für C und U. vom 1. December 1882, Z. 19354, be-
treffend die Ausdehnung der Bestimmungen des Min.-Erl. vom
13. Juni 1882, Z. 7155 auf die gegenwärtigen Studierenden des
V. Semesters jener Hochschule 961
Errichtung von neuen Mittelschulen: Drittes Staats^ymn. in Kra-
le au (962), üntergymn. mit böhmischer Unterrichtssprache in
Kremsier und Smichov bei Prag (962)
Erweiterung : Communaluntergymn .zu Hohenmauth (799), Staata-
gymn. m Weißkirchen (962)
Übernahme von Communalschulen in die Verwaltung des Staates:
Communal-Bealschule in £ 1 b o g e n (962)
Offentlichkeitsrecht verliehen: Privatuntergymn. des F. Meizner,
Privatunterrealschulen des A. Weisser und B. Speneder in
Wien (799)
Anerkennung der Reciprocität in Betreff der Dienstesbehandlung der
Directoren und Lehrer: Realschule in Mährisch-Ostrau (484)
Genehmigung von Schulen: Handelslehranstalten zu Linz und
Krakau (799)
Personal- und Schulnotizen.
Emennunfifen 237, 484, 799, 884, %2
Geprüfte Lehramtscandidaten 238, 806, 963
Auszeichnungen 239, 487, 807, 886, 966
Nekrologie 239, 488, 886. 967
Entgegnung von A. Erichenbauer Heft 2 (als Beilage).
Erwiderung von A. Rzach 160
Entgegnung von E. J. Schröer 241
Erwiderung von R. M. Werner 245
Erklärung von Heinrich S c h e n k 1 245
Entgegnung von H. Groß 327
Erwiderung von F. Presch 328
Erwiderung auf Heinrich Schenkls Erklärung von Max Niemeyer 409
Antwort auf die Erwiderung von M. Niemeyer. Von Heinrich
Schenkl 409
Entgegnung von E. Oehlmann 568
Erwiderung von J. Ptaschnik 570
Entgegnung von F. Mach 570
Erklärung von F. Weihrich 809
Abfertigung der Anzeige von Dr. Sauer S. 456 ff. von H. Düntzer 889
Erwiderung von A. Sauer 890
Aufruf zur Stiftung einer Gedenktafel für G. Bernhardy 410
Bekanntmachung die 27. Versammlung deutscher Philologen und
Schulmänner betreffend 970
Mittheilung betreffend das von Prof. E. Fei ch tinger herausgege-
benene Fragebüchlein der lateinischen Syntax 970
Berichtigungen 810
Erste Abtheilung.
Abhandlungen*
Zur Caesura xa%a f^Uoy r^aj^aZoy im Lateiaischeo.
Es gind Jahre verÜoBseiiy seit ich aiilasslicli einer amfassen«
Ltctüre römischer Dichter beiläufig auch mein Augenmerk äuI
I tOgVDannte Caesura xcttä r^hav %^%€uov richtete, die ich nach
'Htm Gefühl, d. h. nach den ursprünglichen fragmentarischen Ein-
ackio als etwas relativ seltenes im Lateinischen voraussetzen zu
nrftn glaubte. So wenig ich nun das für ein besonderes Eigenthum
ivtue» Empfindens hielt, so anziehend war mir die Sache als solche
en jener vennutheten Seltenheit. Ich verfolgte also diesen Öe-
KDstand und fand meine Erwartung durchaus bestätigt Oa ich aber
iQQächst nur eine Befriedigung persönlicher Neugier erblickte,
I hgte ich die Sache ad acta. So ruhte sie geraume Zeit, bis eine
Ijge Anregung mich bestimmte, auf Altes zurucktukommsa und
Beobachtungen und Erfahrungen, denen ich seitdem einigen
Ftrili beilegen lernte, im vorliegenden Aufsatze mitzutheilen.
Diese Anregung gab eine gelegentlich hingeworfene Bemer-
TOn B. Behrens in den neuen Jahrbüchern für Philologie
Paedigogik, 1881, Heft VI, S. 409, welche Bemerkring wohl
dem« der mit dieser Angelegenheit vertraut ist, auffallen dürfte,
lein Interesse aber ganz besonders in Anspruch nahm.
Anschliessend an Properz
n^ 3$, 9 cum te iu&üii habere paellam comua Inno
nr, 5, ^ non me moribu» illa, sed herbta improba vicit
Bihrens, dass ihm diese zwei Verse von jeher wegen ihres
hltkcDus verdachtig gewesen seien, uud dass ihm nunmehr seine
' Am Bau und die Caesuren des lateinischen Hexameters gerich-
I SpecialtinterBnchungen ergeben hatten, dass Properz jene Verse
kt io geschrieben habe. Darauf thotlt ßihrens das Resultat jeuer
dalunterhuchungen einstweilen sammarisch mit und zwar in fol«
den Worten :
,Die Caesura xara jqUov t^oxaüüv ist nur eine griechischen
^Terbfldtm entnommene Erfindung späterer Granunatiker: eiu UW\-
2 Zur Caesnra xard xqlxov tqoxoiov im Lateinischen. Von J, Walter.
nischer Hexameter, der bloss diesen and keinen andern Einschnitt
hat, ist seit Catolls nnd seiner Genossen Zeit ein Unding"«
Nach dieser Erklärung citiert Bährens probehalber die Augu-
steischen Elegiker und betont, dass bei Tibnll sich kein einziger
Fall mit bloss trochäischer Caesur im dritten Fuss vorfinde ; bei Ovid
ein einziger, A. A. I, 293 :
illum Gnosiadesqae Cydoneaeqae ia?encae
welcher Vers auch sofort der Emendation unterzogen wird auf Orund
eines besseren handschriftlichen Apparates mit Tilgung des que
und mit postulierter Verlängerung der ersten Silbe in Gjdoneus. Er
lautet demnach jetzt:
illum Gnosiades Cjdoneaeque iu?encae.
Dann ändert Bährens den citierten Vers des Properz ^cum te iuBsit
habere puellam comua Inno" und schreibt:
cum iussit te habere puellam cornua Inno
und beruft sich hinsichtlich des Hiatus auf Luc. MfQler De re
metrica. Hiemit erhält der Yers sein „erstes Bequisit, eine Caesur''
und zwar die semitemaria, die unter Hinweis auf m, 31, 27 und
auf den Umstand, dass es viele derartige Fälle gebe, fOr allein zu-
reichend erkläi-t wird.
Die Heilung des zweiten Verses von Properz „non me mori-
bus illa, sed herbis improba vicit'* findet Bährens schwierig und will
sie der Geschicklichkeit eines andern überlassen. Hingegen wird
ein dritter und letzter Vers des Properz, der in die gleiche Kate-
gorie von Hexametern mit bloss troch. Einschnitt im dritten Fuas
geh&rt, nämlich:
V, 7, 41 et graviora rependit iniqais penaa quasiUis
auf Grund eines bessern Apparates ebenfalls geändei-t, und zwar eo :
et graviora iniangit (affondit) iniqais pensa quaülliB.
Ausserdem wird S. 400 der von Luc. Müller wegen seines Rhyth-
mus getadelte Vers des Horaz, Epist. I, 9, 4 :
dignum mente domoque legentis honesta Neronis
zunächst gegen die Empfindsamkeit Luc. Mullers unter Beiziehung
etlicher Stellen aus Horaz einigermassen in Schutz genommen, aber,
da man angeblich bisher eine Hauptsache übersehen hat, umge-
ändert in :
dignum mente domoqae optantis honesta Neronis,
wodurch der Vers endlich eine Caesur , nämlich die nsvd'tifjiifia^g
gewinnt.
Ich werde später auf diese Aenderungen kurz zu sprechen
kommen, muss aber gleich auf Folgendes aufmerksam machen.
Alle Aeusseningen und Anspielungen von Bährens, die wir da ver-
nommen haben, legen bis zur Handgreiflichkeit nahe, dass er von dem
Werthe der Caesura xara %qI%ov tqoxcuov im Allgemeinen und im
Besondem die allergeringste Meinung hat und sie als solche für
eine reine Null ansieht. Wenn er daher in etwas vager Weise von
m Mtni f^if^w r^jfftto»' im lAtotniBeben. Von J, Walier. t
rtDBBligmi „EimcSuitttexi" spTicht, so kann er natürlich etwaige an-
llare troch. Einschnitte um so weniger darunter ?€rstehen* ats er lien
hiiiiiideTS wichtigen und bedeutsamen dieser Art nicht gelten lassen
will. £» können Atoo nur Einschnitte nach Längen und doch wohl
?ar ailem die herk^nnDaliciien Caesuren gemeint sein.
Die« Torsnsgeschickt ^ wäre also nach dem ci tieften Ans-
prneh von Bfthrens ein lateiniaober Hexameter, der bloss die Cae-
. nata t^itov tQOXciTov ond soast keinen Einschnitt hat, seit
Qod seiner Genossen Zeit ein Unding.
Aas dieser Bestriction ^$eit Oaiaüs and seiner Genossen Zeit"
darf maii Bohliesaen, daas vor GatuUs nnd seiner Genossen Zeit ein
btKliiffener Hexameter noch als ein leidlich Ding gelten darf.
f'm kommt es nun^ muss man fragen^ dass gerade seit Catalls Zei«
ein solcher Hexameter zum Unding wird? Igt ein solcher Hexa-
■iier in den griechischen Vorbildern ein Ding und mehr, nämlich ein
I trefflich Ding, ist er mit Anlehonng an die Griechen in der latei-
Dichtang vor CatoU und Genossen ebenfalls noch Ding^ wa-
verwandelt er sich seii CatuU in ein Unding?
Und andererseits wiedemm : Hat ein solcher Hexameter prin-
<i;»iel1 und aus Gründen der inneren Constitution (eben wegen der
iSaHittt der Caesnra xora r^izov t^x^^<>^) ') ^^^ ^^^ Unding zu gelten,
' iit er das seit Homer bis zum letzten Römer berab^ and jeder» der
lla«onide roran, mnss sich bequemen anter das caadinische Joch xa
jttiten. Wozu aber dann die beschränkende Clansel ^seitCatuUs
ad seiner Genossen Zelt^ ?
Oder aber: Flossen ?ielleicht in der Torcatullischen Zeit
' iolclid Hexameter so reichlich und versiegten sie dann auf einmal
t so gans, dass eben uor die gute, alie^ unbeholfene Zeit der Intonsi
[undCinctati das PriTilegium gonoss, diese Missgebtlde zu erzeugen?
Doch genog, ich will diesen Faden nicht weiterspinnen, obwol
kli btrelt;« einige wnnde Stellen berührt habe; ich erlaube mir ein*
darauf hinzuweisen, dass jene Art verpönter Hexameter auch
ittt Catalls and Consorten Zeit factiscb vorkommt, nnd relativ ge-
nommen nicht so selten vorkommt. Mag man nun solche latei-
niache Hexameter mit oder ohne chronologische Restrictionen in die
•chlimmste Kategorie einreihen, an der Thatsache selbst Itssi sich
nlebt mäkeln ; man müsste denn die subjective Ueberzeugung, dass
<kisty Tendenz und technische Politur jenes Zeitalters solche Verse
^«boolnt nicht mehr aufkommen Hessen, in eine objective Wahrheit
verwandeln und nachweisen, dass derartige Hexameter, wofern
axfi IQ ddr fraglichen Periode noch auftauchen, sammt nnd sonders
4niweder unechte Einschiebsel sind oder anf schlechter Ueberlie-
&berhaupt daran tiivcUtts, das zu erweisen, mQsste sich
^Mf . y, ^ '^fichungen nicht blon im Lateinischen, sondern
rgaadi lS3 achten »tüUen, Aber auch das wfirde nicht voUkom-
iQj 1 I mlast^ sugl«!ich auf die Quelle aller Caesar zu*
rtdE nnil sQi diMtr inner n Quelle den betreffenden Beweis herYQvUn.
4 Zur Caesura xard r^irov xQoxaiov im Lateinischen. Von J, Walnt»
ierung beruhen, demnach im ersten Fall eliminiert^ im zweiten EaU
emendiert werden müssen.
. Und diesen Weg, sehen wir, hat Bährens anch in der Thai
in seinen paar Emendationen freilich mehr zu straucheln als zu .ge-
hen angefangen. Aber selbst dieser kümmerliche und wenig glück-
verheissende Anfang und Anlauf bliebe mir *— ich muss es offen be-
kennen — geradezu ein B&thsel unter der Toraussetzung, dass B&h-
rens alle übrigen Fälle dieser Ton ihm so yerpönten Hexameterart
seit CatuUs Zeiten bis zum Ende der Epoche der Flavier wirklich
gegenwärtig hatte. Alle Achtung vor dem Schweiss der Specialunter-
suchungen ; aber entweder muss Bährens den Kreis seiner Specialunter-
suchungen äusserst eng gezogen, wo nicht gar auf die Elegiker be-
schränkt haben, oder er muss als Beobachter nicht aufmerksam genug
gewesen sein. Sonst hätte er theils in Berücksichtigung allerübrigen
Fälle dieser von ihm verpönten Art, aber noch weit mehr aus einem
andern höchst gewichtigen Qrunde, der bald ins volle Licht treten
wird, sich jenen angeblich emendationsbedürftigen Stellen gegen-
über äusserst vorsichtig verhalten und wenigstens den Vera des Pro-
porz „non me moribus illa, sed herbis improba vicit^, sowie den des
Horaz „dignum mente domoque legentis honesta Neronis^, ohne sie
in Verdacht zu ziehen, ruhig hingenommen als ganz leidliche Erzeug-
nisse, an denen rhythmisch nichts zu heilen ist, weil sie eben ganz
gesund sind.
Der Erweis aber, dass Hexameter von der in Bede stehenden
Qualität entweder unterschoben oder schlecht überliefert sein müs-
sen, dürfte für die Fälle, die ich vorzubringen gedenke, so schwierig
sein, dass die von Bährens so sehnlich gewünschte rhythmische Ver-
besserung jener Propei-zstelle, IV, 5, 25, dagegen als ein Spiel er-
scheint.
Doch bevor ich hinsichtlich dieser extremen Fälle eine Special-
frage, die mir und meinen Erfahrungen nur zufällig in den Wurf
gekommen ist, ins Reine bringe, finde ich es im Interesse der ganzen
Angelegenheit bezüglich der troch. Caesur im Lateinischen geboten
und meinem eigentlichen Thema entsprechend, den Faden der Unter-
suchung in der Weise abzuspinnen, dass überhaupt das yevog der
troch. Caesur auch auf dem Boden der lateinischen Dichtung unwi-
derleglich als ein echtes constatiert wird, wodurch dann von selbst
auch auf jene extremen Fälle das richtige Licht fallen wird. Jene
Fälle werden unter dieser Beleuchtung keineswegs mehr als arge Miss-
gebilde erscheinen, und eine Anzahl derselben wird uns sogar an-
muthen. Der Umstand aber, dass die herrschende, ja überwältigende
Caesurströmung im Lateinischen einem andern yivog angehört, wird
es erklärlich erscheinen lassen, wenn es sich trifft, dass jemand dort,
wo nicht mehr Einladung, sondern geradezu Verpflichtung vorliegt,
aus der Hauptströmung abzuspringen, diesen Act im falschen Schlen-
drian der Gewohnheit verabsäumt und unter dem Einfluss
des Vorurtheils beharrt. Und doch ist es, wie überhaupt, so auch hier
äusserst gefährlich yhos mit yivog zu verwechseln. Meiden wir es,
Qüilfik mifif r|j/ror t^oxtuar im Lateinkcbeo. Ton /. ffalifr. S
Utilf Awonnenen, weitverbroiteten Gattaog eine andere ebenso
litfgle, aber seltenere ohne Eacksicht auf das Suum m\(in^ zum
pfer sü bringen. Das yivog der troch. Caesar ist auch im L&tei-
»D bUci, ist auch dort echt, kann sich ab«r nnmerisch nicht
lend repräsentieren. So mag es denn kommen, dasg man sich in
\ hundert und aber hundert lat Yorse mit nicht troch. Caesar und
nentlith in die Elegiker so intensiv hineinliest^ das» man Gefahr
nft« blind für alles andere zu werden, und auf der breitesten und
itlich festesten Basis ganz und gar irrt. Ich gedenke daher
unter solchen Umständen möglichst behutsam nndobjecti? vorzagehen*
Wenn ich yon einer Caesura xora tqixnv %QO%aioy spreche,
schli^^e ich selbstverständlich alle jene Fälle ans, wo die ge-
inte Caesnr neben einer andern bericommlichen Hauptcaesnr steht,
dw tetsUren gegenober sich entweder gar nicht oder nur sehr
aig geltend machon kann. Hätu^ man nur aus Antass solcher
eine Caesnra xaTa tqitov iqoxalo¥ statuiert, so dßrfte man in
Sinne darin eine Fiction ertlickon, die mehr von einem
lenTtnninus als Ton einer greifbaren Sax^he ihr problematischem
fristet. Ich sage : in gewissem Sinne. Denn vielleicht kdnnte
, dann noch ein allgemeinerer und höherer Standpunkt geltend
ebl wonien, so dass möglicherweise selbst jene angebliche Fic*
tion ooth Gelegenheit fände, sich hinter das Princip zu flöchten.
Ich schliesse ferner zur Sicherheit auch jene Fälle aus, wo
lieh vielleicht die Frage aafwerfen Hesse, ob der troch. Caesnr oder
^ner andern Hauptcaesnr, die daneben erscheint, im concreto Falle
rebergewicht gebühre,
Icfi Mch also bemühen nur solche Beispiele zu bringen,
dif vk. ^'0 troch. Hauptcaosur im Lateinischen ausser aller
»steht, wu selbe entschieden leitend ist nnd nicht bloss die Rolle
schattenhaften Begleiters spielt.
!>!• Caesura xcrra tqitov x^xaiov kann als rhythmischer Ein-
an bodeoisamer Stelle, was sie ohne Frage ist, in Bezug auf
Wacht und Intensität sich mit ihren Geschwistern nicht
n, Ihr zarteres Wesen drängt sich weniger auf; sie besitzt
nldit d)t Eigenschaft, schwer ins GehOr zu fallen; sie hat etwas
fÜMJfes nnd im Unterbrechen Yermittelndes» soll und mnss aber
iJorl «Bl^chieden beachtet und berücksichtigt werden, wo sie — und
\ fait dir vornehmste 1^11 — innächst in der Umgebung anderer
I ton der Pause des Sinnes öder sonstigen einflnssreiehen
lim nnzweidentig unterstützt nnd markiert wird. Diese For-
dintttg iit keine neue. Wenn das Recht, in Collisionsfällen zu diri-
slif^e, bei den andern Caesuren gilt nnd nicht umgangen werden
km, io darf dieaee Recht auch der troch. Caesur nicht geschmälert
vtrdiD. Nehmen wir d^ nächsten besten Fall, z. B.dad YergUsclier
ment Imtnota manet. laorimae volrantar in&nea,
« auf (> r richtigen Diatinction die iq^&r.utfUQr^g in
Ve« V tvd^t^ftitii^t^g zurftcktreten ; und wiederum gibt
• Zur OMsora jeora jQit<nf r^j^aiof^ im Lataiiiaehen, Von /. TFalMr.
•8 FftUe, wo die ««p^jui/ua^iTg sur prim&ren Geltung gelangt. I>och
ich sichere da in ängstlich die Rechte der troch. Caesar, da ich ei*
geniUeh ganz einfach anf die allgemeine Pflicht, in GoUisionsffiUen
nach Kr&ften zu dirimiereni als anf eine in der Yernflnftigkeit b»»
grändete Sache hätte verweisen sollen.
Wo also bei unserer troch. Caesar das materielle and das ide-
elle lloment, der Einschnitt des Verses und des Zasammenhanges
— zanächst in Collisionsfällen — praeyalierend abh vereinigen, da
ist eine gate troch. Caesar vorhanden, and selbe hat die LeitoBg
des Verses.
und dessen waren sich auch die lat. Dichter vollkommen be-
wnsst and haben es oft in der ganzen Anlage solcher Verse genü-
gend zu erkennen gegeben.
Was jene Beispiele betrifPt, die ich eitleren werde, so kann der
Leser bei nar massiger Aafinerksamkeit gleich unmittelbar die Er*
fahrang machen, dass sie ans darfiber belehren, an welchem Flecke
des Verses die dominierende Caesar sitzL Wer aber der alten, mit
Homer beginnenden Tradition sich so sehr entwöhnt haben sollte»
dass er an der realen Existenz der troch. Caesar als Hauptcaesor im
Lat. zweifelt, der möge gleich an den nachfolgenden Beispielen das
A B C des Verstehens, Würdigens and Lesens solcher Veras wieder
in sich auffrischen and einüben.
Erster Fall.
Beispiele, wo xqiS^nifABqf^ and e(fh9r^iÄifi€^g gleichzeitig
neben der troch. Caesar vorhanden sind und trotzdem die letztere
die massgebende und leitende Caesur ist.
LaoretiaB ni, 796 qaaarendum videatar et in disorimen agendam.
Es wird schwerlich jemanden beifallen diesen Vers so zu le-
sen, wie etwa, am aus einem v^breiteten Schema ein Exempel her-
auszugreifen, den Vers
in lignis si flamma latet famo^ne cinisqae.
und doch haben beide Verse die gleichen Einschnitte. Dnd omge*
kehrt wäre es be&emdlich| wollte man den letzteren Vers so vor*
tragen, wie der zuerst citierte vorgetragen werden soll. Es ist aber
mit Händen zu greifen, dass man ihn, was den Haapteinschnitt be«>
strifft, 80 lesen muss:
qoaerendam videatar B et in diicrimen agendum.
Laeret III, 10 ta patria nohis
snppeditas praecepta, | tuiiqae ez, inclute, chartis. . .
Vgl. femer I, 123; H, 245; n, 1102; IH, 377; IV, 995;
V, 270; V, 636; V, 1278.
Vergil. Eol. II, 7 nil noetri miBoreie? | mori me deniqne eogee.
ni, 59 altemis diceiis: | amant alterna Camenae.
IV, 10 casta fave Ladna: I tnus iam regnat Apollo.
V, 66 ecee daas tibi, Dapnni, | dnas altaria Pnoebo.
Vn, 9 hac ades, o Meliboee; | caper tibi salvos ei haedi»
Vin, 80 limoB at hie durescit, | et haeo ut cera liqueseü.
IX, 39 hac ades, o Galatea! | qais est nam ludus m undis?
Mr tmmm mnu ^Qitvp w^^m&v im lAtelaiBebim. Too J. We^k^r^ T
X, 3 cumüiA BDDt dioenda: | naget atiis carm tun Gallo?
ÜMTg* HX, 107 et proDi dant lon^ | volat ti fervidQB iixia.
UI, löO diJnigioQt ariDeotA, I fuht mucptibtiB aether.
Aea. I, 1^ o paflsi ^raviora, I dabit deus hie qaoqufl finem.
I, 292 cana Fides et Veata, | R«mo com fratre Qnirioxifl.
II, 668 arma, riri, ferte annal | Tocat lui ultinia vietos,
VX 322 Anchise genorate, [ deum certissima proles.
Vn» 4G6 oec iam 8o capit imda, | volat vapor ater ad aaras.
Xf 108 tnaiiephjripoBuereJpremitplacidaaequoraPontas.
3QI. 547 (domas alta anb Ida,)
L/me«! domiiB alta, || solo Lanrente sepnkraiQ*
XJI, 937 Attsonii vider e ; | toa est Larinia conianx.
.fcre«rEcin,4; n6B;in, 90; iy.35; V. 61; V, 64; V,79;
VII, 37; IX, 38; IX, €2; IX, 64; IX, 65; X. 28;
X, 76,
O#org. n, 428; m, 4; lü, 82; IH, 164; IH, 240; IV,
369 (Ribb.) IV, 454; IV, 563.
Aen. I. 232; I, 257; I, 513; U, 48; II, 184; IV, 164;
rV, 604; V, 692; V, 843; VI, 117; VI, 131 ; VI,
386; VI, 783; VI. 834 (ed.Bibb.), VHI, 245; VIU,
440; IX, 732; X, 32; X, 611; X, 677; X, 726;
X, 757 ; XI, 476 ; XI, 764 ; XI, 846 ; XH, 176 ; Xu,
226.
BotiL Sal I, 1 99 (ne B« Denaria victus)
oppiinieret metnebat; i at hoDc lioerta secari. . .
depnfriSt nasnta, | brevi latere ao pede longo est.
„Nempe tuo, ftirioie?''^ | Meo, sed noD furiofttis'^.
. . . , • (aufer)
loe Ytiltn terrere; I manum stomachtimcjue teneto,
infectam rolet esse. { dolor quod suasent et mens.
quid pQie tranquilletJbonoBaii dulcalneellam?
re« Qfget me Qalla; | meo aam paoperin a«re.
iura neget libi iiata,| nihil oonarroget arm is«
II, 3, 467 iDTitum qui aervat, ) id^m facit occideotL
V|L ferner 8at. I, 2, 116; I, 3, 51 ; I, 4, 53; I, 5, 55; I, 5, 56;
I. 5, 91 ; I, 6, 31 ; I, 6, 88; I, 6, 96; II, 1, 39;
n, 2, 16; U, 2, 74; II, 2, 76; D, 2, 128; H, 3
173; n, 4, 13; II, 6, 98; II, 8, 82,
Spist Ip 1, 42; I, 6, 9; I, 7, 78; I, 10, 32; I, 14, 18;
I, 18, 28; I, 19, 8; I, 19, 45; II, 1, 85; H, 2.
206; U, 3,459*
Ovid. Met n, 279 %\ plaeet hoc meriiiqoe, ' quid o tna falmina cessant?
mtlle domos adi«re, \ locam reqoiömqoe pet«Dtia.
e^se deos, i, credef | fidem iuxata fefelht
viTo pios, moriere; | pius cole sacra, colentem. . .
qoac foluit legisse, | Tolet rescribere lectis.
nee timide protnitte: | trahunt promlssa puellai.
nteiidniD est aeUte: | cito pede labitoi aetaa.
iufo veui», ijradivel { locom taa tempora pcacont
tota Talent meliora: | cadit Mezentins intens,
quos prior est mirata, | eequen« niirabitnr aetas.
ille qnidoin male ^ratna |et ad mea moneia soidai.
?fL feraw Mat, 11. 33; 111,390; V,599; VI, 404; Vn,839;
VIII, 4; IX, 500; XIV, 372.
I.
».
9S
u.
8, 907
u.
7.
44
1,
2.
GO
I,
18,
102
n
2.
13
n.
3.
122
Vm, 628
Ankor. III, 3, 1
111.9,37
A A. I, 481
I, 681
UI, 65
Fuli 11, 661
IV, m>
i Pento IL 6,27
mid. VU, 27
8 Ziir OMsnia x$tta r^/roy r^/«u>y im Lateinisch«!!. Von /. Wmh$r.
Amor. I, 7, 9; m, 2, 68; HI, 7, 65.
A. A. I, 579 ; n, 301 ; m, 177 ; IH, 771.
Fast! V, 199.
Trist. 11,289; V, 7, 2L
ex Poüto I, 1, 47,
Heroid. VU, 191.
CatulL 64, 146 nil metnant inrare, | niHl mron^ttere parcant.
64, 148 dicta nihil meminere, 1 nihu perioria oarant.
VgL ferner 62, 13, 16, 60; 64, 253.
TibnlL II, 2, 1 dicamus bona Terba | — venit natalis — ad aras.
IV, 4, 15 pone metnm, Cerinthe!.| deos non laedit amantei.
Prop. in 28, 29 nt Semelast combnstus, | nt est deperditas Jo.
Abgesehen von einigen Fällen, die ich unentschieden lasse,
bei Lnoanns allenfalls
V, 127 (cnrisque vacantem)
corripait Qogitqae | fores irrumpere tempU.
Fersios III, 60 est ali<}aid quo tendb, | et in quo dirigis arcom ?
SUins TI, 511 in patna moriamor: | adest comes ultima fatL
lY, 546 (hme cadit infelix niveii Varenos in armis)
Mevanas Yarenus, | arat cui divitis nber. . . .
Vgl. femer IH, 669; V, 173; VI, 96; VI, 135; VH, 320;
Vn, 356; X, 137; X, 641 ; XII, 493; XVI, 387.
Statins Theb. V, 246 hac seqaere, o miserande; | premnnt adernntque
moranti.
VIII, 545 sie nlrnns Yitisqne, | duplex iactnra colono,
(Hnrano de monte cadunt
Vgl. ferner Theb. III, 359; IV, 810; Vin. 648; IX, 199.
Val. Flaccus II, 71 mox somno cessere, | regont soa sidera pnppem.
Vgl. femer IV, 552.
Martial. II, 59, 8 frange toros, pete Tina, | rosas cape, tingere nardo.
Vgl. ferner VIII, 17, 3; HI, 6, 9; 54, 1,
Jnvenal. IV, 1 ecce itemm Grispinas; | et est mihi saepe vooandos .«.
. Vgl. ferner I, 47; IV, 123; VH, 52.
Snbfall zu L
A. Die troch. Oaesur neben der TQiSijfjiiiieQrjg und einem Ein-
schnitt nach der Länge des fünften Fnsses. Die troch. Oaesur natür-
lich massgebend, z. B.
Vergil. Georg. II, 84 nee salici loto(ine | nee Idaeis cyparissis.
Horat. Bat. I, 2, 98 castodes, lectica, J ciniflones, prasitae.
Statins Theb. IV, 298 monstrifernmqae Erymanthon | et aerisonnm
Stymphalon.
Vgl. ferner Verg. Ecl. II, 24; IV, 34; Aen. I, 290; IX, 574 ;
Ovid. Met. XV, 450; usw.
B. Die troch. Gaesur neben der TQiSijfuiieffjg und einem Ein-
schnitt nach der Länge des sechsten Fusses. Die troch. Gaesur na-
türlich massgebend, z. B.
Horat Sat. I, 7, 18 ira foit capitalis, | nt ultima difideret mois.
n, 6, 54 semper eris derisor. | „At onmet di exagitent
me** usw.
Ztr ONfva mna t^tov teo/ofoy im Lateinifchen. Von /. WäU&r. .ft
Anderweitige Caesurh&afungen in Versen mit dominierender
inüu Caesar übergehe ich.
Zweiter Fall.
Beispiele, wo neben der €q>d'rjiÄif4€((t}S die troch. Caesur mass-
gebend nnd leitend ist:
Lacrei L 722 hie est vasta Charjbdis, | et hie Aetnaea minantor
VI, 280 mobilitate calescit, | et ex oontagibns ignis
VI, 1188 teoTia spnta. minnta, | croei contacta colore.
VI, 1217 aot procal absiliebat, 1 ut accem exeiret odorem.
Vgl femer I, 903; I, 954; H, 86; U, 1113.
Veigil. EcL II, 6 0 cradelis Alexi, | nihil mea oarmina caras ?
IV, 57 Orphei Caliopea, i Lino formonsas Apollo.
Gtoorg. II, 493 fortonatas et ille, | deos qai novit agrestes.
rV, 448 sed tu desine v«lle. | deam praecepta secati
▼enimas
' Aen. IV, 417 ondiqoe oonTonere; | Tocat iam carbasus aoias.
IV, 582 litora deseruere; I latet sab classibas aeqnor.
Xn, 336 Iraeqae Insidiaeque, | dei comitatos, aguntur.
XII, 367 qna venti incubaere. j fngam dant nabila caelo.
Hotat Sat I, 9, 42 et praticedere coepit; |ego, ut contendere darum est
com Victore, sequor.
I, 9, 66 male salsus
ridens dissimalare; meum iecur urere bilis.
Epist II, 1, 6 post ingentia facta | deoram in templa recepti
n, 3, 361 ut pictura, poSsis : | orit qaae, si propius stes.
Vgl. femer Sat. I, 2, 61; I, 3, 7; I, 3, 32; I, 3, 104; I, 6,
42;I, 8, 44;1I, 5,48.
GatnU. 64, 195 hoc hac adventate! | meas audite querellas.
TibolL I, 2, 27 aulsquis amore tenetar, | eat tutasqne sacerqae.
I, 8, 7 aesine diBsimolare! i deus cradelias nrit
Propeit. IV, 10, 33 noxia Alexandria, doUs aptissima tellos.
Bifioi 11,213 (arma)
letiferom intonoere, ! fugam percclsa repente
(ad muros trepido convertuat agmina cursn.)
VaL Flacc. III, 732 flamina conticaere, | tacet cum latibaB aeqnor
Statins Theb. IX, 211 arripit a£fatarqae: | „Qaido no?a iassa recasas?^
Dritter Fall.
Beispiele, wo die von der TQid^rjfAifji^Qiqg begleitete troch. Cae-
sar maasgebend nnd leitend ist :
Lncret. I, 118 (Ennius ut noster cecinit, qoi primns amoeno)
detnlit ex Helicone | porenni fronde coronam.
nnica qaae gig^atar | et anica solaqae crescat.
ulcQB enim vivescit \ et inveterascit alendo.
pocula crcbra, ungnenta, | ooronae, serta parantur.
altitonans Voltarnns | et Auster fulmine pollens
namque aliut putrescit | et aevo debile langoet,
(porro aliut clarescit )
at speciroen sationis | et insitionis origo
mobilitas duplicatur, | et iropetus ille gravescit.
exsistit sacer ignis | et urit corpore serpens.
Vgl, ferner I, 614; I, 658; I, 1022; II, 202 ; II, 241; n,
770; II, 990; UI, 456; III, 652; UI, 1045; III,
1082; IV, 28; IV, 188; IV, 245; IV, 347; IV,
n,
1078
IV,
1068
IV,
1132
V,
745
V,
8,<I8
V,
1361
VI,
387
VI,
660
10 SerOMsnni; Mira ti^itw tQox'^^ ^ LalelliisehMi. Von J. WäUtt.
460; IV, 638; IV, 697; IV, 1145; V, 866; V^
374; V, 400; V, 469; V, 1015; V, 1801; VI,
198; VI, 291; VI, 435; VI, 963; VI, 1122;
VI, 1252.
VergiL Qeorg. I, 514 fertareqiii8aariga,|DeqaeaoditcamiBhabe]UUU
IV^ 336 Drymoqne Xanthoqne | Ligeaqae Ph jllodoceqae.
Aen. iX 488 apparet domas intuB, j et ataria longa pateieaiit
V, 781 Janonis gra?i8 ira | ne^ ue ezsatnrabue pectm»
VII, 711 Ereti manuB oinnis | oliTiferaeqae Mutuscae.
Xn, 619 coDfasae sonns urbis | et inlaetabile munnnr.
Vgl. ferner Ecl. IV, 16.
Georg. II, 244; IV, 343; IV, 463.
Aen. in, 644; III, 707; V, 826; VIH, 725; X,
95;X, 4l3;Xa, 363.
(Ciris 467 und 491).
Horat. Sat I, 1, 37 non us^aam prorepit | et illia ntitor ante
(quaesitis sapiens.)
nt qaondam marsaens, | amator Originis ille.
mille pedes in fronte, | trecentos dppns in agrnna
detereret sibi mnlta, | recideret omne, qnod ultra
perfectum traberetur
cui male si ualpere, | recaicitrat undique tutus.
labitur et labetar | in omne volubilis aevurn.
inter spem curamqae, | timores inter et ins.
si laedit caupona, | Fereutinum ire iubebo
psallimus et Inctamur | AchiYia doctios unctis.
(reclusa)
mane domo yigilare, | clienti promere iura
Indentem lasciva, | seyernm seria dictu
ille tegat commissa | deosque precetur et otet
Vgl ferner Sai I, 2, 38; 1,3,11; I, 3,69; I, 4, 9; I, 4^ 21;
I, 5, 12; I, 5, 60; I, 8, 47; I, 10, 11 (8);
n, 7, 62;n, 8, 40.
Epist. I, 2, 25 ; I, 3, 3; I, 16, 42; 1, 18, 6; H, 1,
37; n, 1, 71 ; U, 1, 106; II, 2, 198; H, 3.
27; II, 3, 67; U, 3, 207; II, 3, 277.
0?id. Met. I, 190 cuncta priustemptata; | sed immedicabile vulnus..
I, 579 populifer Spercbios I et inrequietus Enipeus.
IV, 22 Penthea tu, Teneranae, | bipeuniferumqne Lyonigum
(sacrilegoe mactas.)
Vn, 397 ultaque se male mater | lasonis effugit arma.
VII, 461 binc Anapben sibi iungit | et Astypilela regna.
VIII, 22 armaqueequosq^uebabitnsquejCydoneasqaepbaretras
X, 95 et platanns genialis | acerqoe coloribus impar
XIT, 215 ecce canunt Hymenaeon | et ignibua atria fnmant.
Vgl. femer Met. IX, 758; XII,' 460; XII, 466.
Propert. III, 7, 43 non ferrum crudele, | neqae esset bellica navis«
Silius XIV, 447, (proxiroa cursu)
fnlmineo populatus | inevitabilis ardor
(correptam fiammis in?ol?it.) . . .
Statins Theb. IV, 184 ore simul citbaraque | — quis ob?ia numina
temnat? —
Gonticnit....
Satl,
1,
37
I,
2,
56
Y
k
12
69
n,
1,
20
i8i I.
2.
43
I,
4,
12
I,
17,
8
n,
1,
88
11,
1,
104
n,
3.
107
II.
3,
200
ZAt CmtmTik uenm w^iw^nf t^ox«itoif im Liteiniscboti« Von J^ Wahtf, tl
VU, 50S IcoU 7id#, frmtrüioqii« | — quid aufers lomina? — frttreiD
Alloqttürt > • > <
VgL ferner Sil?. II, 1, 161; Theb, 1.2U; IV, 498; V. 492;
VI, 561; VU, a07.
VII,ö7, l, Cwtora de Polluce | GabinU focit Acbillan
IX, 47, ]« D»niocrlt<M^, ZeDonas | iDezpliciiosqud FUtooas.
VfL ferner 1, 15, 7;X, 11, 5.
oaL VxU, 100 plena domaa touc omtiii, ) ei iogens stabat acerms
(nümtnorotn.^
XIV, 187 (cum fiit manifesta pbreDesia,)
nt locoplea moriaris, | egootis TiTdre hixK
XIV, 212 cum cbpeifl nascuntur t et l^Jirida bella capeaanot
Vgl. ferner VIII, 267; X, 278; XV, 64.
Hi^ wären wir an einem Wendepunkte angelangt, wo sich Qe-
Dheit bietet Bast zu halten, bevor wir zam vierten Fall Über*
bin» und einige nicht unwichtige Keflexionen anzustellen*
Doch vorerst mnss ich noch eine kleine Frage ins Auge faasen,
die möglicherweise jemand anfwerfen könnte* £s ist bi&her —
; kdnnt# man sagen — wohl vom Zusammentreffen der trocb. Caaenr
dt t^i^r^^ufiEQ}]^ und k(pd^r^ij.t^£Qr^gdie Rede gewesen; aber wie,
troch. C&esnr und n€vdi^fafie^r;g neben einander stehen?
Darauf antworte ich : Zuvörderst ist es klar, dass in diesem
, im tnte Köne des dritten Fasses durch ein einsilbiges oder
(»hiries zweisilbiges metrisch kurzes Wort repräsentiert sein
oasft* Da nun — so weit ich mich erinnere — solche nicht enkli*
Ümhm Sedethtile, die hinter der nev&rjfufugr^g, die zweite Hälfte
ikr LaogieJle begrilTlich eröffnen, resp. in diese überleiten, rela-
t ite Contingent stellen, so leuchtet ein, dass die
aJlen diesen Fällen das Uebergewicht haben muss,
I iwar dass die troch. Caesar hier fQr die Empfindung kaum in Be*
rtiadit kommt*
Aoenahmsweise aber kann es sich doch treffen, dass selbst hier
iit troch. Caeaur die Oberhand gewinnt. In dieser Hinsicht stehen
ikir twei instructive Beispiele ansLucretius zu Gebote. £s ist nämlich
das Verbum n^ii*, nach welchem das eine Mal troch. Caeaur und
vor welchem das andere Mal die new^fjfufii^rjg sich findet:
Laer. ¥1, M sed vemeuB imber fit, || ubi vementer utraquo
(oubila iqaifl cumalata premuntar et impete veoti.)
Lner. VI, 706 (corpos ni exanimum si qaod procul ipae iaoere)
couspieias bomini»» || fit Qt omnes dioere caüias
(eonvcniat lett. .,}.
Awsdtn bisher behandelten, mit Beispielen gut belegten Fällen
erpbl rieb Folgendes: Wir haben unter Fall I gesehen, wie sich
llt trocli, Caesur trotz der rivalisierenden Umgebung h&It, wie sie
Mlidfrmitihr verbundenen tQi^r^fUfuqr^g und hq>&r^imfi€(^rji; ihr
tu wahren weiss. Man prüfe die vorgelegten Citate
immer wird man den alten, unverrückbaren Gang wahr*
II, nimltcb: es lieht den Leser über die tQtx^T^fiifi€QT;g
wag xur troch. Cafasur hin; und der Sieg der letzteren ist
IC Zur Caesara xttrd tq^jov t^x''^^^ ^^ Lateinischen* Von /• Wäker»
entschieden, betör die iq>&riiAifAB(^ concnrrieren kann. Die vfi&rj'
f4if4€^g kommt za früh, als dasssie das Hauptgewicht haben könnte,
die iqyd^mfieqvig — xn spät. Es liegt also hier die Sache genau so,
wie bei der nev&rjfiif^e^g^ wenn sie in Gesellschaft jener zwei Cae-
snren dominiert.
Die andern zwei F&lle sind Partialerscheinungen des ersten ;
und hat die troch. Caesur zwei Gegner zugleich aus dem Felde ge-
schlagen, so wird sie wohl auch mit jedem von beiden fertig werden.
Wieder ist — und zwar im IL Fall — die troch. Caesur bereits in
ihrer Herrschaft befestigt, dann kommt die eqy&rnii^ieQi^g daher und
hat das Nachsehen; und wieder wird man — im III. Falle nämlich
— über die TQi-S-rjfAiiiBQi^g entschieden hinweg zur troch. Caesur hin-
getragen; sie legitimiert sich, ja muss sich legitimieren; denn weiter
ist freies Feld.
Wollte man aber in den citierten Fällen mit Ignorierung des
troch. yivog die Yerszeile im lebendigen Vortrag nach dem andern
yivog behandeln, so würde man in allen drei Fällen, namentlich aber
im ersten und ToUends im dritten Fall, wie man sich durch Proben
überzeugen kann, zu nichts anderem kommen, als dass die rhythmische
Zeile, die zugleich Sprach- und Sinnzeile ist, widrig yerzerrt würde.
Und hier führt mich meine Erfahrung unwillkürlich auf ein Gebiet,
das mir zum Theil wohlbekannt ist. Wie auf stilistischem Gebiete bei
6iner gross angelegten Periode, die als syntaktischer Complez zu-
gleich Ideencomplex ist, die willkürliche und wahllose Verwechslung
des T^eVog, z. B. der ausgesprochen enumeratiyen und der
ausgesprochen narrativen Stilform zu den ärgsten Verdre-
hungen und zu innerer Unwahrheit führen kann, so hat derjenige,
der in den citieiien Fällen der CoUision, in der lebendigen Behand-
lung des Verses mittelst Vortrag das yhog der Caesur willkürlich
wechselt und der Langzeile in der Verdolmetschung ein anderes yi*
vog mit Gewalt aufzwingen will, die rhythmische Stilform radical
verfehlt : ein Missgriff, der sich im widerlichen Zerrbild verrathen
muss und verräth.
Die troch. Caesur bewährt sich demnach in den citierten Fällen
recht eigentlich als solche, nämlich als troch. Hauptcaesur; sie er-
weist sich als guter Art, genau wie die Ttey&rj/iifie^g, die
sicherlich guter Art ist. Die grossere oder geringere Zahl der
Fälle ändert an der Echtheit und Qualität der Art nichts. Die troch.
Caesur besteht principiell in sich, und auf jeden Fall ist ihre Natur
nicht auf die Stütze jener Bivalen angewiesen, wird auch nicht durch
sie erst gestützt; im Gegentheil trotz ihrer drängenden Nähe be-
hauptet sie ihr Recht. Jene Bivalen aber sind nicht die Beistände
der troch. Caesur, damit sie sich nothdürftig über Wasser halte,
sondern sie sind in den vorliegenden Fällen der verstärkende Schmuck
des Verses, dem einzig und allein die troch. Caesur das Gepräge gibt.
Im Princip ist also schon im jetzigen Stadium die Frage nach
der vollen Legitimität der Caesura xara ti^Itop fffoxaiov auch in der
Im Cmmitm »«ml r^riof' f^j^aToi* im Lutfiiniseben» Von /, Wakcr. It
lal. DktiUuig gefeii jene befremdliche MeiDuo^ voo BihreDs kUr
Die trocb, Gaeeor besitzt ioden beigebrachten Beispieten ihren
liehen Charakter als massg'ebender Haupteinschnitt des
»is« Diieer Charakter iaiso UDaiisl5&chlich, dass jeoe Verse auch dann
ktLbreorlijrihDiechenGniDdsTigeifibuseeüf weun man ihnen allenfalls
> beiden begleitenden Caesuren zugleich nimmt. MOgen jene Verse
lirdi den geleitenden Doppelschlag noch so sehr an Schönheit und
Bseffie gewümen, ihr wahrer Typus bleibt unverändert, anch wenn
#e auf jene reitenden Znthaten verzichten mQssen.
WflU nnn aber einmal Bährens durch seine neuen Aufstellungen
I QM»arfrage im troch. Fall so brennend gemacht und speciell die
üffK^t^ in seine besondere Protection genommen hat, so wird
ilftr QnsereAngelegeoheit nicht ohne Bedeutung und EinfiusB sein,
ich auf das Wesen der Terschiedenartigon herkömmlichen Cae-
charakterisierend n&her eingehe.
£s wire demnach die Caesura xara t^tov t^oxatoir das «or«
i flaiteiwiüek zur robusten männlichen nsy^^r^fUftsQrjgi, sie ist
jNyu^EK^ijg in dsr Thesis. Weil aber der Arsis- und der Thesia*
fiül iwei verschiedene Dinge sind^ so behauptet folgerichtig jede der
baidftt Caesnren ihr eigenes yivog, und insofern gehen sie ausein-
aadar* Hingegen sind sie als Factoren, welche die natürlichste und
•nate Brechung der Langzeile herbei fuhren^ aufs innigste
l^rt.
Wie die nBr^rj^nfteQr^QdBn Vers in zwei hinlänglich ebenmässige
Jlifaa sondert und zwar derart, dass sie in die Folge rhythmischer
» imglficklicheo Moment eingreift und solbe höchst geschmack*
L nalerbncbt, also 4sthetisch befriedigt, zugleich aber dadurch
dtr Natur gefordertes willkommenes Respirium schafft und
rsocl) ' ch rechtzeitigbefriedigt: ebensoja noch um einen
voUk weiss die troch. Caesur in ihrer Weise diesen
L Erfoig t\k erzielen. In Ansehung jedoch des dritten Mo*
Mlttaa» dee logiscb-sprachlich-s^yntakti sehen, oder um es kurz anzu<
taiteii, dAs ausiliaren, das zu dem physischen und ^ästhetischen cn»
mnT;*rAM-i und höchste Befriedigung erzeugend hinzutreten kann und
wenngleich in yerschiedenen Graden der Intensität, wirk-
ucu iiujx 1 "^ ' u^^steht zwischen den beiden in Rede stehenden
Caa^iren ior unterschied. Obwohl wir unverbrüchlich daran
fütitihalteD hi^beii, dass die Caesur überhaupt eine Sache fQr sich,
iü paoiili&re Moment^ aber, wie ich es summarisch bezeichnet habe,
•leiuid&r ist, im CoUisioosfatle aber ohne Frage entscheidend, so
, ai^h doch fobr"'"!*» n:ff.ir*Mt7. zwischen jenen beiden Caesuren
»n. Die ' . besitzt vermöge ihrer fundamen-
I Cöfislitntion monr ^M^rice und Widerstandsfähigkeit, um im
lii MI ijü*n ganz eutHLlU
r Ven n«r eine der herkomra liehen Haupt-
h wohl auch zuweilen, dass da« am i lii rt? Moment
14 Zur Caesara M«Ttt tqitw T^/«roy im Lateinifoheii. Von «f. Wümt,
Nothfall auf die Wohltbat dee anxiliftren llomeatOB TWiiohten in kön*
nen, während die flüchtigere, stofflich weniger robuste trooh. Oaesiir
auf den OenuflA janea secnndären Momentes mehr angewiesen ist,
wenn sie sofort sich anff&llig geltend machen will.
Uebrigens k^^anen in diesem EaUe die Orade jenee si&ricenden Mo-
mentes wechseln, und es liesse sich da wohl an einer Folge Ton Bei*
spielen eine 8oala an&telleiL Auf jeden Fall aber gibi es keine
minimale Grenze. Es ist eine flieasende fieihe.
Wenn also der Yerseinschnitt nach der Länge des dritten
Fusses schon Krajft der elementaren, auf Eindringlichkeit beredhne*
ten Qualität sein Gewicht bis zn einem gewissen Grad geltend machen
kann, so bedarf der gelindere Yerseinschnitt nach der ersten Eürse
des dritten Fusses einigermassen jenes auxiliären Momentes, um aes
seiner Unscheinbarkeit und ünaufiälligkeit wirksamer herauszutreten
und seinen versteckten ursprünglichen Werth ins Lieht zu stellen.
Im Allgemeinen also könnte man die neyd-tifufjie^ in dmr
Arsis als die harmonische Caesur, die mehr nach unumschränktem
Effect, die nsv&ijiLtifiSQrjg in der Thesis als die harmonische Gaeenr,
die mehr nach bedingter Wirkung strebt, bezeichnen; und weml der
n€P&rjfzifAe^]g in der Arsis mehr die Stabilität und die Unmittel*
barkeit zukommt, so hat hingegen die troch. Caesur in ihrem Wesen
etwas Schwankendes und weniger Hervortretendes. Ferner wenn die
ftavd'fjpitfxeQrig das Pathetische an sich trägt, so repräsentiert .die
troch. Caesur das Naive.
Was übrigens die harmonische, aus der Halbierung entsprin-
gende Wirkung beti'ifft, die Öfter, wie wir an den citierten Beispielen
gesehen haben, einen reizenden Parallelismus mit sich fühi-t, so ist die
troch. Caesur noch um einen Grad vollkommener als die Ttev-^fjfMr-
fjieQtjg. Denn sie halbiert die Langzeile so, dass die Enden der bei*
den Hälften sich gleichartig verhalten. Ein besonders instruotives
Beispiel dafar ist
Verg. £cl. VIU, 80 limus ut hie durescit || et haec nt cera liquesoit
Vgl. Hom. II, 5, 239 ; 5, 660; 11, 218; 18,655; 23,10;
Odyss. 18, 168 etc.
Nächst diesen zwei vornehmsten Caesuren kommen wir nun
auf die ^q>&T]fiifi€QT)g zu sprechen.
Die e(pdrjfiifÄ£Qr}g gehört dem yhog nach in dieselbe Ka-
tegorie wie die nev^fiifAsgi^gf unterscheidet sich aber qualitativ
fühlbar von der letzteren. Sie besitzt nämlich nicht mehr die Eigen-
schaft harmonisch zu wirken. Namentlich wo sie ohne Begleitung
der TQid'ri^ifiBQtig und ftevd'rjfiiiLieQrjg plGtzlich zur Ausübung der
Gewalt gelangt, da schlägt sie besonders stark ein, und es zeigt
sich dann auffallend ihre Eigenart. Um das zu veranschaulichen, ver-
gleiche man ausser Homer und Yergil noch Lucrez :
I, 87 cai simul infula virgineos | circamdata comptus.
I, 468 inrevocabilis abstulerit | iam praeterita aetas
I, 302 quae tarnen omnia corporea | oonstare neoesse est.
y, 28 quidve tricoipora tergemini | vis Geiyonal
Xir Glifiirft x«t(f tgitor w^t^mot im LateiniacUen. Von J^ WaUtr, 18
V, Ml &at Qx imbribai aasiduis | tihse rapid*
V, 650 nt nox obruit is^enti | caligine terras.
T, ^7 ut Babjlonica Cbaldaenm | doctrina r«fat&ns
Y, 740 eattcta coloribaa e^regiii | et odoribaa implet
V, 1351 elTerrescere cemebaai | In rebaa afirandis.
VX 2d7 quem cum peracidit^ exkmplo || cadit Igneus ille. . . *
Die iif^ri^u^uQfjQ trägt wie die 7T£vdt]fnf4€^t]g und die Cas*
v^vra Ti^iioy t^oxoiov daa cbarakteriBtische Ifdrkmal eines
^cbnittes in sieb. Dieses Maikmal ist ein doppeltes, ein
I inaer^s uod ein äOBseres. Das innere Merkmal ist scblicbter matbe-
btr Natur, insofern Mass nnd Zahl als Kriterien in Betracht
riommon. Und in dieser Beziehung leuchtet ein, dass die iq}^t^f4t*
fii^¥)g eina Hauptcaesar ist und zwar eine solche, die schon über die
Korm der reinen Harmonie hinausgreift und in welcher die U^g-
j bcfakoit aller Caesur» insofern sie herrschen will, wol den Gipfel
Ifrr^ieht.*)
Was aber das äussere Merkmal betri^, so besteht es darin,
; die kg^&fjfii^i^rjg eventuell keiner anderen nnter den berkömm-
[Üchio Caesuren bedarf, um anständig zu beizte ben, ganz nach Art
Idif niy^fjf4iH£Qfji und der Caesura xara tQitov t^xaioy. Wir
ii«ii nun xnr %QidTif4i^t€Qt]g oder semiternaria.
SJrt pphurt in das gleiche /iVo^, wie die Ttev&rjfn^tifiQg und
[die ^< >^i('^. Wie die letztere^ kann sie als solche und auf sich
ilbüi tp«!>tii trinkt keine harmonische Wirkung in der Laugzeile her*
in \ doch besteht ein eingreifender Unterschied, Während
tue tfi^^ ■■-■: diesseits des harmonischen Punctes liegt, befindet
, di* ^') - j'-f^r/g jenseits desselben, und das hat wieder zur
(y^lftf da«a did Verspätung den Beruf der itp^r^/atfde^fjg, Haupt«
sn werden, fordert» ja erzwingt, während die t^i^fjfii^B(}rig
die Verfrühnng die Eignung dazu absolut verliert.
Im Vereine mit andern Caesuren hilft sie zur Hervorbringung
hafnootscher Wirkung mit, namentlich schafft sie im Bunde mit der
lifS^^tfit^fji; tricbotomische Ordnung. In diesem Falle kann unter
l^üoiidtrs ganstigen Verhältnissen ein schj^ner und kiiftiger Drei*
jlrlattf im rhythmischen, syntaktischen und logischen Sinne entstehen.
Um das bisberige im systematischen Tone charakterisierend
I msammentufasaeD, konnte man sagen : die 7^/^»;^i^£^r^^ ist die von
freien Wahl eingegebene gute Kobencaesur, die n^vd'Tjfii/ji^Tjg,
Wim die troch. Caesur die vom rechtzeitigen, natürlichen Bedürf-
t NCihrte, die iqi^fifufufiqg die von der Notbwendigkeit dictierte
aur.
Dnaa die in Frage stehende %^ix^i^fitfiiQT)g den Beruf, Haupt-
la spiolin, principiell nicht haben kann — dafür existiert
lio^ das uutrfigUelie innere Kennzeichen ; es eitistiert aber auch
am itüMiras.
•) Wie « m lilcBtir BcÄiebung mit der thotiscben Form der
fSf^i^tßit^^i fteht, bobalte ich mir tot, bei anderer Gelegenheit so er*
16 Znr Caesnra xarä tqCtov rQoxatov im Lateinischen. Von /. Wdlien
Die TQid'rifii^BQi^g nämlich darf — ganz im Ge-
gensatz zu ihrenAnv erwandten — nichtohne eine der
andern herkömmlichen Oaesuren erscheinen, wofern
der Vers nicht abnorm werden soll.
Sie kann kraft ihrer anftnglichenundsecnndären Stellung nur
die folgende Hanptcaesar ankünden.
ündhierist der Punkt, wo Bährens jedenfalls Tollkommen geirrt
hat. Wie schon im Anfang erwähnt worden ist, macht er zu der
Properzstelle „cnm te inssit habere puellam comua Jnno'', die er in
„cum inssit te habere pnellam comua Inno'' umändert, die Bemerkung»
dass nunmehr der Vers sein ^erstes Requisit, eine Oaesur*^
erhalten habe und zwar die semitemaria, eben unsere Tgi-^fiifiSf^.
Dass aber daf&r die semitemaria ,,allein^ ausreiche, lasse sich ans
„viel entstellen nachweisen; speciell wirdProperz citiert, III, 31,
27 (a pereat, quicumque meracas repperit uvas). Ausserdem macht er
bei Gelegenheit Jener Horazstelle „dignum mente domoque legentis
honesta Neronis" zu einigen Versen, die er aus Horaz citiert»
nämlich:
Epist II, 2, 1 Flore, bono claroqae fidelis amice Neroni
III, 3, 211 aocessit namerisque modisque licentia maior
die Bemerkung, dass man bald ersehe, was solchen Versen trotz ihrer
sonstigen rhythmischen Mängel Lebensfähigkeit verleihe, näm-
lich das Vorhandvisein einer rechtmässigen Oaesur, der semi-
temaria, während die Caesur es sei, die dem Verse „dignum mente
domoque | legentis honesta Neronis^ ganz abgehe.
Vor allem ersieht jeder Unbefangene, was Bährens seltsamer--
weise nicht sieht, nämlich den unläugbaren Einschnitt nach der ersten
Kürze des di-itten Pusses, die Caesura xorra tqitov xqo%a1ov. Aber
die ist ja nach Bährens ein Schatten, über den man hinwegeilt, eine
Null, die gar nicht in Betracht kommt. Doch selbst unter dieser Voraus-
setzung, selbst für den Fall, dass in jenen citierten Versen die troch.
Oaesur hart an der NuUheit der Bedeutung steht und eine reine For-
malität ist, hat sie trotzdem dort aus einem versteckten Gmnde ihre
eigenthümliche Berechtigung, und man muss mit ihr, ob man will
oder nicht, rechnen.
Ich könnte nun verschiedene Wege einschlagen, um die ün^
Stichhaltigkeit der Bährens'schen Anschauung von der die Lebens-
fähigkeit ertheilenden semitemaria nachzuweisen ; ich könnte dabei
vielleicht einen gelehrten Apparat aufwenden und doch meinen Zweck
verfehlen, insofern möglicher Weise etwas zurückbliebe, das den
Keim des Wortstreites in sich enthielte. Darauf aber kann ich mich
nicht einlassen, und so greife ich zu einem andem bewährten Mittel.
Ich werde mich nämlich dem auf „viele^ Beispiele gegründeten
Satze Bährens* von der eventuell allein ausreichenden semitemaria
aus methodischen Bücksichten fügen und einmal denVersifex spielen.
Wenn es wahr ist, dass die semitemaria für einen correcten
Vers allein ausreicht, so mache ich denn von diesem Satze Gebrauch,,
umgehe die troch. Caesur, diese Nullität, die aber eben doch eine
ftr Cwotilm Mtttä f^ftofT j^o^aTov Im Lateinischen. Ton /. WaX$er^ 17
ivtiU Caesur an wichtiger Stelle im Verae w&re, und bilde fol-
pode Verse :
quid virtiis ( efTeoerit AmpbitrjoDiadei
tr.n.*iiiii« j cum rnihirni) rbinocerotibus olim
1 sea fftllai ConimageauB hjurusp^s.
^ , tremefftctae fandAineiita Uborant
tut papaios I dea soÜicita errabundaque lus^trat.
prömi&vis | AoAphe^ «miis Astjpalaea labacta est.
<|tK>fi mullos I mare misil Tauromenitanomm.
arma movet ) gens formidabiliura rebellis.
Jeder nur einigermasseD Belesene muss über die Qualität dieser
Verse stuttig werden. Und doch sind diese Verse correct, lebens-
fähig; denn sie besitzen unweigerlich das ^erste Beqoisii^, eine Cae*
fiir; sie besitzen eine „rechtmässige" Caesur, nämlich die wichtige
i^semitemaria^ , allerdings u\ir die semiternaria, aber das reicht ja
bei den lat, Dichtern aücb noch seit Catnll ans» wie das dorch
^f iele^ — nnd hier hör* ich in scherzen anf und sage: wie das
dmch kein einziges gleiches Beispiel bei allen Dichtem seit Ca-
tall^diüicb bisher citiert habe, und durch numerisch verschwin-
dende, aber nm einen Grad anders beschaffene Exem])ol bezeugt
wild« w&hrend solche Verse, denen angeblich die blosse semiternaria
Lebensfähigkeit verleihen soll, im Bunde mit der Caesura xata j^i-
tpp f^;(aioi' relativ oft erscheinen, mag man sie nun schlecht
(kdflf aber verständig nnd nach einem Princip vortragen. Der Unter-
I icliM aber bleibt^ dass meine obigen Proben mit augschUessUcber se-
miternaria wol oder Übel so gelesen werden müssen, dass sie sich hin-
idUeitpeu^ während die Verse der Classiker mit angeblich blosser se-
iUteTDaria, in Wahrheit aber mit semiternaria und troch. Haupt-
caüttr so traurig nicht müssen gele&en werden.
Da ich UQD die Zahl derjenigen Heiameter, die seit Catulls
Tafon von BSkbrens als Unding verpönt sind, so ziemlich kenne , so
niiiaa ich erkl&r«)u^ dass Verse mit ausschliesslicher semiternaria
ohtii caesura post tortium trochaeum seit Catull mindestens dreifach
thidiag sind.
Es ergibt sich aber folgendes Beherztgenswertbe : die Caesura
Mtna t^tovtQoxalov hat sich (wenigstens in Hor.Epist. III, 3, 211,
Prop. III, 31^9), so lange man sie rulüg an ihrem Platze Hess, kaum
finft; sobald ich sie aber in meinen Probeversen alles Ernstes von
li9f Stelle stoKsen wollte, um der ausschJiesstichen semiternaria au-
' ff^&Kch^Inllch XU Ihrem Uecbto zu vorhelfen, regte sie sich, wenn-
fr indirect, sofort, und erweckte die Sehnsucht nach ihr^
eine Nullität sein soll.
..HS meine obigen VerBfabricate wunderliche Anomalien und
nan kraft des Instin ctes. und wo liegt der
. dass eben die Noll, die troch. Ctiesur
zeigt habe, gerade indem sie umgangen
imigfachen Eunstgri^eni die eben jene Cae-
§m^ ^huld zu liegen scheine. Nicht so ganz, muss ich
4ir«u4 «^: *«iu» lij, iM-iiii zunächst ist das weder der wahre Grund der
18 Zar Caesura xard t^itov t^oxaiop im Lftteinischeii. Yon J. Walser.
KrankheitjenerrhythmischetiFabricatey noch anch ein halbwegs rer-
l&ssliches Symptom. Aber — und nun kommt der nächste eigent-
liche Grund — dass man nach Yersänmang der glücklichsten Augen-
blicke ruhig weiter g^egangen ist und dann obendrein den letzten
Augenblick, den der gebieterischen Nothwendigkeit, anch noch ver-
passt hat, ich meine, dass man mit Umgehung der Ttsp&rjfiifxeftjc,
femer mit Umgehung der troch. Caesur auch noch die iq>^^i(U((r^
unmöglich gemacht hat, das ist der wahre Grund. Nahm man die Haupt-
caesurinderFormderTrev^f/jUijue^, so war es gut ; nahm man sie in
der Form der etp&riiiiii^qvjq, so war es leidlich gut; nahm man aber in
jenen Fabricaten weder die itp&r^fiifieffig, noch die Ttev^tifÄifis^, so
mu sste man — ob man wollte oder nicht — die troch. Hauptcaesor
nehmen und mit ihr im lebendigen Vortrag rechnen — oder aber es
entstanden in Ermangelung wenigstens dieser centralen Oaesnr
einfach Missgebilde. Und so wäre denn gerade in einem Falle, wo
die troch. Caesur die Achillesferse zu haben schien, der Nachweis
geliefert, dass die semiternaria bleibt, was sie ist und was sie bisher
immer war, eine introductiye Nebencaesur, die an einen erinnert, der
eine Last fortstossen will, welche über seine Kräfte geht. Mag er
noch so sehr sich einsetzen, die Last kommt nicht in ordentliche Be-
wegung. Genau so die semiternaria, wenn sie als ausschliessliche
Caesur im Verse herrschen will : sie ist nicht im Stande, die nach
der Länge des zweiten Fusses restierende mächtige Versmasse aus
eigener Kraft in richtigen Fluss zu setzen, weil sie von ihrer Stelle
aus selbe nicht wahrhaft zu gliedern im Stande ist.
Wenn nun Bährens in völliger Verkennung der Sachlage er-
klärt hat, dass Hexameter mit bloss troch. Einschnitt im dritten Fuss
seit Catull ein Unding seien, hingegen Verse mit ausschliesslicher
semiternaria correct und vielfach bezeugt, so fällt jetzt dies Wort
auf ihn zurück ; denn, wie gesagt, Hexameter mit ausschliesslicher
semiternaria müssten dann seit Catull mindestens dreifach Unding sein.
Das Capitalübel so beschaffener Semitemariaverse liegt , wie
wir gesehen haben , darin, dass, nachdem die TQid^rmifxe^g die
angeblich zu erwartende wahrhaft organisierende und richtig be-
lebende caesura regens des Verses angekündigt hat, diese Ordnerin
und Lenkerin ausbleibt. Sie erscheint nicht im Falle der Ttepd-rjiii'
fi€^i^g, sie ist nicht auf dem Platze im trochäischen Falle, und
nachdem diese zwei wichtigen Zeitpuncte verstrichen sind, so ist der
Nothfall da, und wer wieder vergebens erwartet wird, ist sie! Und
so hat sich denu bis zur Evidenz gezeigt, dass die semitemaria
Bährens' zwar eine rechtmässige Caesur ist, insofern sie secundftr
mitorganisieren hilft, aber keine rechtmässige und legitime, insofern
sie Hauptcaesur sein will, die Leben im Ganzen verbreitet. ^ Verse,
die nach dem Bährens'schen Becepte gestaltet sind, haben eine
Eigenschaft, die ich so verdeutschen möchte: sie fangen an, einen
Augenblick in Lebenslust emporzuflackem , um dann fort und fort
bis ans Ende zuckend abzusterben.
lia Cttmn, matm f^Mw T^/nr^or hu LfttMobeheit Van J. WdUer, l§
Ich wäre zwar genOgMiD genug, um dtwtige Versd ^r Ab*
Qf als ELariUt in deo Kauf zu Dehmen: aber Bia blieben, waa
»tiod: etil« in <iie Aagen litechende Anomalie, und wenn jener
ekaimie OTidiscbe Vors
nee c»olo ne<) hämo iiec aqtuB dea veetra reeepU eet
aeioer Art ein wahres Meisterwerk ist , nämlich ein ungemein
ktariätiBcher und aus dem Gewühl bervorspringonder Vers,
, aber auch völlig correct, so kC^nnte möglicherweise ein Vers
mit ai^echliefslicher semiternaha \n seiner Art gleichfalls ein
kkinv» Meisterstück werden, das sich beteichnend Ober das allge-
ne Niveau erhebt; aber dieses Wunderding wäre vorher wie nach-
nicht nui' nicht correct, sondern inj Princip incorrect und abnorm.
£s kommt also in dieser Beziehung auf extraordinäre Umstände
Ich möchte — halb im Schet^, halb im Ernst — fast bedauern,
Vergü in jenem herrlicben Gleichnisse (V , 273) , wo die von
Siein oder Wagenrad betroffene Schlange in ihrem con-
cimchen Gebahren plastisch geschildert wüd mit den Worten:
neqnldquam longos fugten» dat corpore tortus
parte feroi, ardensque oculis et sibila coUa
ardauB attoUens: pars Tulnere clanda retentat
niiantem nodis teqne in sua membra plicantem
lüg«« ich mischte fast bedauern, dass Vergil hier nicht einen
kltristischen Vers mit blosser semitemaria und allen sonstigen
bmiRchen Geheimktinsten angebracht hat. Denn inhaltlich
Aem jene Verse recht treffend dag absterbende Halbleben auch
Fabrikate mit blosser semiternaria.
Die semiternana also, die angeblich dem Verse Lebensfähigkeit
fetleiben weiss , muss^ wenn schon einmal nEv^fj^tiuqr.g, und
Mfif^g im Verae nicht lur Verwendung kommen , der troch.
Bor das usurpierte Recht zurückstellen. Die troch. Haupi-
\ es, die in diesem Falle aus Gründen der inneren gesunden
en des Hexameters der semiternaria nnentbehrlich wird,
,H» LangMile nicht abnorm werden soll, während amgekehrt
' 41m trech. Caesar die semiternaria im Princip stets entbehrlich
, Biluwos aber kehrt das Verhältnis gerade um.
Die trooh. Caesnr hat, wie wir gesehen haben, im Moment.
«» nao tie alles Ernstes einfach hinauswerfen wollte, indirect ihren
fiifliAniB und centralen Standpunct gegenüber dem initialen und
•sOBodirendcrT^^j^/ii/jf^/ggeltendgemacbt und ist durcbgedrungts.
Die Imch. Caesnr hat \m einer Gelegenheit, wo sie als vermeintlidit
fliahtigkeit und Dichtigkeit von Bährens nicht einmal nominell
iirttei wurde« wo sie todt gesagt war, im entscheidenden Augeu-
tfiok* Itvix ihrer mooiealanen Schwäche sich aufgerichtet und ihre
sie Legitimität EU betbätigen gewusst; sie hat in schwieriger
i^n SU erkennen gegeben, dass sie auf jeden Fall ein grosaea
lilas Frindp im Bücken bat, zu dem sie sieb eventuell flachten
Oed in diaser ihrer aageatammten Bedeutung verwindet sie
4k flwtifui Mängel des einzelnen Falles*
2^
tO Zar Oaesora xard tgirop r^oxatov im Latdoischen. Von J. Wätser.
Ich könnte nnn noch zum üeberflosse an jenem von B&hrens
veränderten Vers des Properz (com te inssit habere paellam
comna Inno), bei dem die troch. Oaesnr gewissermassen die Bolle
der Scheintodten spielt, zeigen, wie die Veränderang Bährens »com
inssit I te habere pnellam comaa luno^ nnr dann normal bleibt,
wenn er die ungeahnte Bedeutung der angeblichen Null in Form
von habere genau an Ort und Stelle bestehen lässt. Ich könnte
mit Umstellung der nämlichen Worte sogar in einer DoppeUbrm
deutlich zeigen, dass, sobald ich die troch. Oaesur aufhebe, das alte
Yersgeschlängel sofort wieder auftaucht. Der Vers des Propen aber
com te iuBsit habere | puellam comna Juno
oder meinetwegen
cum inssit te habere | pnellam cornna Jnno
muss, da im ersten Fall nur troch. Hauptcaesur, im zweiten Fall
troch. Hauptcaesur nebst initialer rQi9rifiifi€Q^g steht, so gelesen
werden, dass man „cum te iussit habere^ beziehungsweise ,cum
iussit te habere*' in einen Complex zusammenfasst , und ^pnellam
comua Juno" in einen zweiten, doch so, dass man im Vortrag den
üebergang zu ,, puellam " thunlichst vermittelt, obwol es keine
blosse Sophistik wäre, wenn ich darauf hinwiese, dass „puellam^
durch ein griech. na^ivov avaav erklärt werden könnte. Doch
wozu viele Worte? Ich sage einfach, die troch. caesura regens ist
im vorliegenden Falle constatiert^ und wäre es auch nur im Sinne
einer gesunden Yersconstitution. Was der nev&rjfiifie^ in der
Arsis sofort willig eingeräumt wird , das darf der Ttet^irjfUfiei^ in
der Thesis nicht verweigert werden. Um das zu zeigen , wollen wir
den Fall setzen, dass Properz den Vers so geschrieben hätte:
com te inssit habere | invifam comna Inno,
gleich heisst es: EHärlich nevd^r^f^iixBQfjgX Und doch nimmt das ^in-
visam** genau dieselbe Bedeutungsstelle ein, wie das „puellam.*^
Solche Verse nun mit troch. Hauptcaesur und semitemaria, die
vom „auxiliären^ Moment, wie ich es früher bezeichnet habe, so gut
als keine oder nur minimale Hilfe erhalten und daher an der wahren
Caesurstelle etwas Schwankendes an sich tragen, gibt es auch im La-
teinischen verhältnismässig nicht so wenige ; ich führe eine ziemliche
Anzahl dieser vollkommen correcten, aber eigenartigen Verse seit
Catull und Genossen unter einer besondem Rubrik in meinem Ver-
zeichnis. Es wäre ein eigener Excurs, wollte ich hier darüber
abhandeln; es würde das aber zu weit führen, und daher muss ich
einstweilen davon absehen. Im Allgemeinen sei jedoch bemerkt, dass
beim Vortrag solcher Verse der leitende Gesichtspnnct die Beachtung
und thuulichste Markierang der troch. Hauptcaesur ist und bleiben
muss; im Uebrigen hat man sich eben den Umständen anzubequemen«
Hie und da dürfte es sich treffen, dass man an Einbeziehung der bu-
kolischen „Oaesur **, beziehungsweise „Diärese*^ denkt. Das mag
nun ganz säiön sein, nur darf man sich keiner etwaigen Täuschung
hingeben, was die Natur der Pause betrifft. Denn der Urheber einer
mtii t^iiü¥ T^jjftiTor tot IiateiiiisoheiL Ton J. WaUsr. tf "
ben inoxf; i^t rela nur oüd ausschliesalich das logische Moment
nicht etwa am in dieDiaereBehineingeklügeUesCaesuniioinefit^).
B«Tor ich aber von dieser Sache scheide, muss ich noch twei*
«riei ins Beine bringen.
Erstlich ist es der Vers des Horax
Flore boQo cbiroque | fidelia nintoe Neroni,
untisr anderem jene Bemerkung ßährens gegolten hat, da#3
[Irots sonstiger rhythmischer Schwächen wenigstens die semiteroaria
sei » die ibm Lebensfähigkeit rerleihe. Nicht doch , wie wir ge-
ehen haben; sondern die von Bährens in Acht erklärte troch.
^Hanpteaesur ist es, die ihm diese Eigenschaft verleiht. Und zwar ist
im vorliegenden Verse die Caesur far den, welcher m sehen ver-
geht, keineswegs so verborgen, und ich hätt« diesen Vei^
Rt^r meinen obigen zahlreichen Citaten ohne Gefahr mitaufführen
Is sind aber zwei Momente, ein logisches und beitänfig auch
.iitektonischeSy wodurch die fragliche Caesar hinreichend
I 4eiitlich gestützt wird. Was das erstere betrifft ^ so sieht man, dass
lin der «finen Yershälfte „bono claroque^, in der andern ^fidelis amice
lüerom*^ zunächst zusammengehören, also au der Schnittstelle die
en kleinen Complexe sich sondern. Was das zweite Moment
ebt^ t$o habe ich in einem meiner Programme (Wien, Gjmn. im
Bea. Id7ti) (^Lyrisches aas Klopstock ins Lat. übersetzt, nebst
I kleinen Beitrag zur Technik des Horaz") für Horaz als Lyriker
oll und mit allgemeinem Hinweis auf die lat. Dichter Überhaupt,
onders aber auf Ovid gezeigt, wie unter anderem nicht selten das
i^octiv in der ersten Yershälfte bedeutsam gestellt ist, während das
Bpondierende Substantiv am Schluss des Verses steht, woduich
lila aamuthiger Parallelismus geschaffen wird. Das ist auch hier
'toFaU.
Nun komme ich auf ein «Vers ungeheuer, welches wo 1
giot #iazig in der antiken lat. Poesie seit Catnllns
i,4Mltbi'^t nämlich auf jenes Horazische
dignam mente domoqae | legen tis honesta Neronis,
[ nnd, meint Bährens, nicht al 1 ei n die von L. Müller bemängelten
IflkiiifÜQ troch. Wortausgänge darin das Kässliche ; das kann man
th etiier Umständen gefallen lassen — und da wird Epist. II , 2 ,
|lp tu, 3r 211 citiert — nein, die Caesur, die dem obigen Vers
: abgeht, ist es, die ihn im Verein mit dem von L, Müller Ge-
unerträglich macht, — Und nun verleiht Bähi-ens dem Un-
I «in menschliches Aassehen ; er schreibt einfach „optantis^
lifentls and die regelrechte Caesoj d. h. die n^ySfj^ifi^fig
\ fiftig. Dadurch allein wäre schon die Thatsache beleuchtet , dass
eas die Caesura xcrra t^itov t^x^^^*^ weder in Wahrheit
noch sie überhaupt würdigen gelernt hat, weder in den grie-
Vorbildern, noch in den lateinischen Nachbildern.
*Hch mein« ich dann Caesar Im ongdra Binne, d.
iarli&v4L»ic bi.ch^angaform aller InciAton*
h. die
Vt Zar CaMura imtA t^t<fp v^oxtuov im lAteintachen. Yon /. Wakir.
Die trochk Caesar im obigen Verae bleibt. Sie ist obendrein
genügend markiert. Das „dignnm mente domoque*^ bildet den einen
schönen Theileomplex und „legentis honesta Neronis*^ den andern.
An der Schnittstelle sondern sich die beiden Qedankencompleze.
Was kann es Schlichteres und Anmni^igeres geben als solche and
andere noch weit charakteristischere Fälle harmonischer Theilung
im rhythmischen and zugleich logisch-syntaktischen Sinne?
L. Müller aber war feinfOhlig, wenn er die gehäuften troch.
Wortausgänge bemängelt hat, jedoch, wie mich dflnkt^ etwas zu em-
pfindsam. Die gerügte Schwäche tritt erst in der zweiten Vershälfte
merkbar auf. Aber zu behaupten dass der Vers c a e s u r 1 o s ist, das
lag einem L. Mailer denn doch gar zu ferne.
Der zweite Punct, auf den ich zurückkommen muss, ist
folgender. Ich habe erwähnt , dass Verse mit ausschliesslicher semi-
ternaria bei allen Yon mir citierten Dichtern, die in ziemlicher
Anzahl zugleich entscheidend sind, nur sehr selten Yorkommen
und auch diese in ihrer Qualität von meinen Proben um einen
Grad verschieden; so dass sie etwas erträglicher sind als jene „Vers-
ungeheuer^, die ich genau nach der Lehre von Bährens ge-
schmiedet habe.
Lucrez sagt
UI, 612 dissolvi; quod si immortalis nostra foret mens*),
VI, 197 oomplemnt, magno indignantur murmuie claosi,
Horaz sagt
Epist II, 3, 263 neu quivis videt immodalata poemata iudex
II, 3, 87 cur ego si nequeo ignoroqae, poeta salutor?,
n, 3, 377 sie animis natum inventumqae poema iavandis,
Silius sagt
VIII, 530 Voltumum, qoasqoe evertere silentia, Amyclae,
Juvenal sagt
X, 366 qni spatium vitae extremum inter munera ponat (?)
XIV, 108 inviti quoque avaritiam exercere iubentor
Das also wären — genau besehen — die „vielen'' Semiter-
naria-Fälle, die ich, von Lucrez und Catull angefangen, innerhalb
meines Beobachtungskreises aufzutreiben vermochte.
Es besteht aber, wie bereits angedeutet, zwischen den eben ci-
tierten Versen und meinen früheren Illustrationen der puren semi-
temaria doch noch ein gewisser Unterschied. Zuvörderst bietet sich
in den citierten Versen an bedeutsamer Stelle ein wie immer beschaf-
fener Anhaltspunkt dar, den man in meinen Proben vermisst: Wort-
bildungen nämlich, deren erster einsilbiger, sei es präpositioneller,
sei es partikelhafter Bestandtheil den Punkt der Ttev^^fiifie^s {od&r
der eg)-dT^fiifi€Qrjg) trifft; vgl. in-mortalis, in-ventum u. dgl.
Erwägen wir nun erstlich, dass eine freilich sehr bedingte Ab-
lösbarkeit auch einsilbiger Praep. (bez. Partikeln) bei Oompositis im
') Vgl. auch Lucr. III, 715, V, 165, wo gleichfalls das Adj. im-
mortalis im Spiel ist.
Zu Cie«i&n tunu ighw rpo/arov im LttimnUolieo. Ton /. Waktr, IS
ImJL nicbi ausgeschlossen ist (fgL zunftcbat bei Lucrez Wendungen,
wie: seqne gregari, conque putrescunt, inqae pediri, perqae plioatis,
^diaqu« mpatiSy uiqne merentes; erwägen wir ferner, dass unter den
VOBchiedenen einsilbig&n Bedetbeilen« an die sieb unfraglich uev-
^r^ifi^fffi (oder itpS^^fiBd^g) knüpft, auch Praepos. erscheinen,
90 Mtnet sieb ein Seitenweg, anf dem man allenfalls flüchten mag*
^MiD kannte eben in Anbetracht der eiceptionellen Lage und in
Hinblick auf eine bedenkliche Alternative zu einer Art z^TfCig grei-
fen, die Foge lockern und an jener Stelle des Verses, wo eine Haupt*
caesur unsere natflrlicbe Erwartung unzweideutig befriedigen sollte,
iit Fraep. (bez. Partikel) jener Bildungen stärker urgieren, um auf
diese Weise wenigstens das Princip zu retten uud kategorisch zu
irkliren, dass die semitemaria als solche absolut keinen im Ganzen
nod Grossen ordnenden Beruf besitzt.
Das wäre das eine dürftige Auskunftsmittel. Nächstdem könnte
TifUeicht jemand bei einigen der citierten Verse auf die troeh. Cae-
mt im vierten Fuss, bei andern auf die Diaerese im vierten Fuss
Usweiaen« Es wurde mich zu weit fuhren, wollte ich im vorliegenden
Aizbslz &n Sinn und die Tragweite derartiger Aufstellungen be-
tprech«!!; genug, die angedeuteten Bemühangen enthalten endlich
doch nur das Bekenntnis, dass mau in jenen Versen vor allem eine
der rechtmässigen, organisch begrOndeten Hauptcaesuren vor sich
sehin m^hte nnd in Ermangelung ihres unzweideutigen Vorhanden-
> teiaa lieh ebi^n mit allerlei Surrogaten zu behelfen sucht, und so
Bfigni denn diese Raritäten immerhin auch noch einigen Succurs ans
d«r ^roroatnlHschen Zeit erhalteu; sie sollen mir alle, wenigstens als
Sonde rb'irkeiten, interessant sein.
Was Iiom(>r betrifTt, so lautet in der vorliegenden Frage die
Antwort so: Aus beiden Epen zusammengenommen könnte man
höchstens zwei Fälle hieherbeziehenp die aber unter dieser Vor-
inssetzung aus einleuchtenden Gründen sich sehr gelinde anliessen:
Ulaa IXm, 159 nnd Odyas. VIll, 175,
Vierter Fall.
Beispiele, wo die troch. Caesar nebst einem Einschnitt nach
der Länge des fünften Fusscs selbstverständlich massgebend ist,
I^qcffit VI, 67G orbor iiomoqfje videturi, et omnia de ! geoere omni
. CttlaU. 64, 141 sed oonnbia laeta , [| sed optatoe | hjpmeniaoe.
TifflL Ed. V, 52 Dapfanin ad astni feretnus; || amavit um \ qnoque
Daphnis,
Aen. IV, 316 per «onnbia nostra, || per incepto« | hjmenaeoe
Borat, 8at I. 3. H8 \l\uc pmevertamar: || amatorem quod imieat
Jiv«aaL Vi, 450 torqa<$at enthyincroa || nee bistoriasB | ciat omnea«
Fünfter FalL
, WH die massgebende troch« Caesur einen Einschnitt
IilBga to SHchaten Fusses neben sich bat,
LM9tL 1, S97 (qnandoquidctii füctia et moribns Mmala majrni^)
amnibns inventuntur, U aperto corpore qai { euni
S4 Zur Caasura attfr« r^itop t(foxautp im lAteinischen. Von J. Walser.
y, 25 (quid Nemeaeus eoim nobis nunc magnns hiAtag)
ille leouis obesset || et horrens Arcadias | ans?
Horat. Sat I, 4, 46 (idciroo quidam, oomoedia necne po^ma)
esset qnaesivere: || quod acer spintns ac | Tis
Epist. I, 1, 24 consiliumqne morantnr || agendi gnaviter id|
qnod....
n, 3, 52 et nova fictaque nnper || habebont verba fidem | si
Schon die Beispiele unter Fall lY und ungleich mehr noch die
unter Y haben die fVage, ob seit Catull ein Yers mit rein troch.
Caesur ein Unding sei oder nicht, nicht bloss im Princip, sondern
auch äusserlich zu Ungunsten der Bährens'schen Meinung ent«
schieden. Denn wer mag noch den Einschnitt im sechsten Fuss
neben der troch. Hauptcaesur im Ernst urgieren , ausser wer schon
in die Enge getrieben sich nur noch an den Buchstaben klammert?
Allein man kann den Buchstaben nur so lange retten, als das Inter-
esse des Sinnes an ihm hängt. — Ich hätte aber vielleicht zu diesen
eben genannten , sowie zu den Beispielen mit reiner troch. Caesur
weniger jenes feste Vertrauen, wenn ich nicht im Hinblick auf die
Echtheit und Naturwahrheit der Oaesui*a xcrra %^%ov %qo%(üov
diese Fälle als das begreifen könnte , was sie sind , nämlich als das
im Gebrauche nach aussen geltende , was bereits im Principe nach
innen gegolten hat.
Ich könnte nun noch einen eigenthümlichen Uebergangsfall
statuieren. Allein das wäre nur, um an dem Buchstaben festzuhalten.
Vorerst müs&te Bährens bei jenem „illum Gnosiadesque Cydone-
aeque iuvencae^ und „dignum mente domoque legentis honesta
Neronis^ selber auf das verfallen sein , worauf wol noch niemand
bisher verfallen ist , nämlich : statt zu ändern , einfach nach domo
%firjacg anzunehmen und die 7cevdifiiÄifX€Qr}g zu statuieren. Das hat
aber Bährens wol weislich nicht gethan, sondern das eine Mal das
^que^ weggeschafft, das andere Mal in die Elision gebracht.
Sechster Fall.
Beispiele, wo seit „Catuirs und seiner Genossen Zeit^ die
Gaesura xaza tqitov rqoxctiov von keinem sonstigen Einschnitt be-
gleitet ist^) und daher die Führung haben muss; eine Varietät, die
bei Homer mindestens 1000 mal vorkommt 1
L Lucrez. Dieser war doch wol ein Zeitgenosse des Catull
und ein nicht verächtlicher Meister. Er schreibt aber :
I, 487 etsi difficile esse | videtur credere qaidquam
Das ist einer der labilsten Fälle im troch. yevog^ die es gibt.
Weiter
I, 137 difficile inlastrare | Latinis versibus esso.
II, 221 quod nisi declinare | solerent, omnia deorsum...
V, 870 quae damus utilitaäs | eomm praemia causa
V, 490 Corpora multa vaporis | et aSris altaqae caeü... .
*) Troch. Einschnitte im zweiten und fünften Foss brauchte ich
in unserer Angelegenheit nicht eigens in Erwägung zu ziehen. Vgl. das
auf 8. 3Anf. dieser Abhandlung Gesagte.
2v CiMiiim JMTO r^roy rgoxtü^ im IialeiDisehen. Von /. Wäi$er, Ct
Diese Verse nehmen sich schon nm einige Grade vortheilhafter
ans als der erste, and von hier ab lasse ich die guten und die vor-
tnflliehen in einem Zage folgen:
n, 818 (praeterea quoniam non certis certa figuris)
est natora oolom | et omnia principioram
VI, 376 fulmina tempestasque | cietor tnrbida caeli.
n, 213 transyersos^Qe volare | per imbres fulmina cemis.
IV, 994 ezpergefactiq oe | secantnr inania saepe
Vly 186 in statione locata | sepultis undique ventis.
VI, 965 deniqne cem liquefit (in eias posta yapore.
IV, 198 et quasi permanare | per adris intervallum.
I, 674 und 757 de niloque renata | vigescat copia rerum.
VI, 355 quae facile insinuentur | et insmuata repente . . .
lU, 207 utilis inveniatur | et opportuna cluebit
VI, 123 maiima dissilaisse | capacis moenia mundi.
VI, 593 dispertitur ut horror | et incutit inde tremorem
VI, 945 crescit barba pilique | per omnia membra per artns.
n, 619 cymbala circum
concava, raucisonoqae | minantor comna cantu
m, 835 f omnia cum belli trepido concussa tumultu)
horrida contremuere | sub altis aetheris oris.
I, 863 ignis an humor an anra? | quid borum? sanguen? os?
anrum?')
IV, 187 [ora volare videntur et umbram ducere late.]*)
IL Horaawar doch wol ein Zeitgenosse des CatuUus. Er schreibt
aber:
tial II, 8, 59 (Bnfus posito capite, ut si)
filius immaturus | o bisset, flere. Quis esset. . . .
Epif t I, 7, 89 (media de nocte caballum)
arripit iratusque ) Philipp! tendit ai acdes.
8at. I, 4, 1 Eupolis atque Cratinus | Äristophanesque poStae
Epitt I, 14, 30 multa mole docendus | aprico parcere prato
£^1. II, 3, 454 aut fanaticus error | et iracunda Diana
&iuL II, 3, 121 impiger, iracundus, 1 inexorabilis, acer
linst. II, 2, 185 dives et importunus 1 ad umbram lucis ab ortu.
8at I, 9, 31 hunc neque dira venena, | nee hosticus anferet ensis.
ni. Catull , den Bährens an der Spitze seiner Thesis nennt,
schreibt:
64, 115 tecti frustraretur | inobservabilis error;
femer
64, 206 (quo motu tellus atque horrida contremuerunt)
aequora, concussitque | micantia sidera mundus.
IV. Vergil war doch wol ein Zeitgenosse des Catall. Er
schreibt aber :
Aen. IV, 486 (Bibb.) spargens humida luella | soporiferum(}ue papaver
V, 591 frangcrct indeprcnsus | et inremeabilis error.
V, 856 (super utraque quassat)
tempora, cunctantique | natintia lumina solvit.
Jetxt zu den Epigonen.
') «aurum* von LachmsDU ergänzt; der Vers bleibt so oder so,
wu er ist.
*) Dieser an und für sich vortreffliche Vers findet sich in einem
Abschnitt, den Lachmann eingeklammert. Ich bin seiner Autorität gefolgt
iii habe ihn ebenfalls in Klammer geihan.
t6 Zur Gaasnn «or« t^iroif tgoxaZor im LateiiiiBchen. Y<m J. Waiaer.
SUins sagt
VI, 460 abnuit, antiqniiniqae | lod aBpernatoa honorem est.
Dass Bährens aber auch seinen Statins nicht kennt, ersieht
man aus:
Tbeb. III, 422 Taenarinrnqne cacnmen | ApoUineasqne Therapnas;
femer
Theb. IV, 712 (aret Lema nocens, aret Lyrcius et inffens)
Inachus, advolvensque | natantia saza Charadme.
Und jetzt erlaube ich mir unter solchen Anspielen — des Prin-
cips und des Factums — den Vers des Horaz
dignam mente domoque | legentis honesta Neronis,
femer den des Ovid
illum Gnosiadesque | Cydoneaeque luvencae,
femer die zwei des Properz
cum te iussit habere | puellam comua luno
non me moribus illa, | sed herbis improba vicit»
eyentnell auch
et graTiora rependit | iniquis pensa quasilUs
mit aller Entschiedenheit zu reclamieren, und komme im Anschluss
daran auf die Conjecturen von Bährens zu sprechen. Diese leiden
im Allgemeinen an einem argen Uebel und sind auch im Be-
sonderen wenig stichhaltig. Ihr Dasein verdanken sie in erster Linie
einem Vorurtheil und einer Unkenntnis in Sachen der Caesnr
überhaupt und vor Allem der Caesura xctra tqItov tqoxcuov im
Lateinischen und — da es hier keine Unterbrechung der Tradition
gibt — auch im Griechischen. Im Besonderen aber befriedigen jene
Conjecturen gleichfalls wenig.
*illum Gnosiadeeque Cydoneaeque iuvencae*.
Dieses angeblich unrhythmische Unicum bei Ovid wird auf
Grund ^massgebender^ Handschriften und mit Hinweis auf den
Personennamen Cydon bei Vergil und auf den umgekehrten Vorgang
der Kürzung in dem Wort Cyrene bei Catull so umgeändert
illum Gnosiades Cydoneaeque iuvencae.
Zunächst fällt mir auf , dass Bährens sich keine Hilfe aus Statins
geholt hat; denn dieser gebraucht die erste Silbe des Personen-
namens Cydon sogar mittelzeitig. Aber es handelt sich nicht um den
Personennamen y sondern um den Yölkeraamen Cydon und seine
Derivativa, Der Völkername Cydon, sowie Cydoneus und Cydonius,
wird, so weit mir bekannt, einhellig nur mit EQrze in der ersten
Silbe überliefert. Vergil, Horaz, Ovid, Properz, Silins, Statins, Martial,
— alle beharren auf der Kürze. Und so haben wir einstweilen nur die
Wahl zwischen einem vermeintlich unrhythmischen und einem fitst mit
Gewissheit unmetrischen Verse. Und darum bleibe ich vorder Hand ent-
schieden beim Original ; dies freilich auch noch aus einem andern
Grunde. Der Vers ist nämlich nicht nur nicht unrhythmisch, sondern
er ist in jeder Beziehung correct. Und wenn wir schon gesehen haben,
dass sich Ovid vollkommen klar war über die Echtheit der troch. Caesnr
Zv Cattaim mra tQitaw t^ox"^^ ün LftteinischeD. Von /. Walser, ft
und selbe xwsr nicht oft, aber gl&nzend in Anwendung gebracht hat,
so kommt nnn noch der besondere umstand hinzn, dass sich Verse bei
0fidiliid6n,die trotz der heil an f igen TQi^fiifi€^schon deutlich
SB die extreme Spielart innerhalb des troch. y^yog anklingen; ja ich
kenne einen Vers im 0?id, der nicht bloss in seiner rhythmischen
Verfiuwnng, sondern auch rn einem speoifischen Pnncte mit dem
obigen Verse sich beinahe deckt; dieser Vers aber (Met. VST, 22)
hurtet:
armaque eqnosque habitasque Cydoneaeqne pbaretras
Obwol dieser Vers TQi&tifiifiB^^g besitzt, so ist der Complex der
enten Versh&lfte doch geradezu ein Continuum ; dann folgt troch.
Gaesur nach ,,que*^ und hierauf Oydoneas
ffiemit wäre der ei-ste Fall so ziemlich erledigt.
'cum te iussit habere puellam comaa lano*.
Auf Orund einer angeblich besseren handschriftlichen Basis
wird dieser Vers von Bährens geändert in :
cum iussit te habere puellam cornua Juno.
Da es mit der semiternaria als all e i n ausreichender Gaesur nichts ist
und die Echtheit der Caesura post tertium trochaeum con-
statiert ist, so entfallen die Bemühungen Bährens, und ich und wol
loch L. Müller in seiner Properzausgabe yemchten auf diesen Ori-
ginalvers mit „legitimem Hiatus "". Hätte Bäbrens doch lieber gleich
geschrieben:
cum iuBfiit luno | te cornua habere puellam . —
'dignum meute domoque legentis honesta Neronis/
Vor allem hat der „caesurlose*^ Vers des Horaz gute troch«
Haoptcaesur. Das „optantis" statt „legentis^ ist aber von Bährens
erfanden worden mit Hinweis auf die vage Möglichkeit, dass das ge-
Mine, vielleicht als Glosse überschriebene „legentis** jenen andern
Anadiuck in seiner gewählteren Bedeutung verdrängt habe. Ob ^le-
geatis*^ ebenso gemein, als „optantis^ edel, darüber liesse sich wol
streiten; doch es ist dies ja überflüssig.
*et graviora rependit iniquis pensa quasillis'.
Weniger ein angeblich handschriftlich empfohlenes „fundit**,
das gegen ein „pendit^ nicht sehr in*s Gewicht fällt, als eventuelle
Schwierigkeiten der Interpretation bezüglich des ,, rependit'' lassen
allenfalls Zweifel aufkommen. Weiss sich „rependit^ in der Inter-
pretation fest zu behaupten, so ist kein triftiger Grund vorhanden,
selbes an ändern. Ich lasse demnach die Sache in der Schwebe. Auf
jeden Fall aber bleibt troch. Hauptcaesur, d. h. jener ursprüngliche
Aalass für Bährens, mittelst Conjectnren den Vers abzuändern •
*non me moribus lila, sed herbis improba vicit*.
An der Heiluug dieses angeblich caesurlosen Verses, der in
Wahrheit vortrefifliche troch. Hauptcaesur besitzt, verzweifelt Bährens
einelweilen. Der Vers ist aber vollkommen gesund. Sonst hätte ich
im Geiste Bfthrens'scher Emendationsweise folgende zwei Vorschläge
kt:
SS Zar Caesora nmd r^/roy r^/a2^oy im Lateinischen. Von J. Woher.
non me moribns illa, | ast herbSe improba vicit
non me moribae illa, | iUa herbis improba vidt
Da hätte gesagt werden können, dass an Stelle des eigenthflm*
lieben „ast^ ein gemeines y,sed^ sich eingeschlichen habe, ähnlich
wie bei jenem „optantis^ das „legentis^ ; dabei hätte man auf
eine gräcisierende Tendenz des Properz einen Seitenblick werfen und
das griech. dila herbeiziehen kOnnen.
Was die zweite Emendation betrifft, so liegt ein treff-
licher Chiasmus Tor, und nur ein Pedant hat es yerschuldet, wenn
sich ein erläuterndes ^sed^ vor dem zweiten „illa^ eingeschlichen
und, wie das Gemeine in der Welt zu thuu pflegt, das „illa^ nach
und nach verdrängt hat.
Nach allem, was wir bisher gesehen und erkannt haben, findet
die Frage von der Caesura naza tqIzov tqoxcuov in der lateinischen
Dichtung von GatuU ab bis zum Ende der Epoche der Flavier, wo-
durch eine lange und entscheidende Zeitperiode bezeichnet wird, im
Wesentlichen folgende Lösung:
Es zieht sich in Ansehung unserer troch. Oaesur ein langer Strom
lebendiger Ueberlieferung, der seine Quelle in Homer hat und
nicht eine Fiction der Grammatiker ist, durch das Griechenthum bis
auf die Bömer herab.
Diese lebendige Tradition haben die Bömer nicht bloss heilig
gehalten, sie haben ihr auch in ihrer Dichtung unzweideutigen Aus-
druck gegeben. Und gerade die Besten, die sich um Lucrez und
CatuU am Abend der Bepublik, uud um Yergil unter Augustus ge-
schaart haben, sind es, die in manchem glänzenden Beispiel und in
den verschiedensten Variationen die innere Wahrheit dieser leben-
digen Tradition bezeugt und erhärtet haben.
Allein trotz dieser unanfechtbaren Continuität der lebendigen
Tradition besteht doch ein bedeutender Unterschied zwischen dem
Griechen und dem Bömer, wie etwa zwischen dem genialen, Tielsei-
tigen Meister uud seinem empfangenden, hauptsächlich eine Seite
cultivierenden beschränkteren Jünger; ein Unterschied, der für beide
Brudervölker etwas Charakteristisches hat. Während nämlich der
Grieche, wie bekannt, mit weiser Abwechslung die troch. Haupt-
caesur in allen ihren besonderen Lagen nicht minder gehegt und
gepflegt hat, als die beiden andern primären Caesuren und so das
Pathetische durch das Naive anmuthig gedämpft und das Naive am
Pathetischen wirksam gehoben hat: so raumtder starre und weniger
kunstsinnige Bömer seinem einseitigen Geschmack entsprechend der
pathetischen 7C€^ri(iifi€Qrjg und kqyd-r^f^ifiefrjg solche Vorrechte und
ein solches Uebergewicht ein, dass die naive Form, so wahr und echt
sie sich beim Bömer repräsentieren mag, in den Hintergrund ge-
drängt wird.
Und hier muss ich eine kleine Bemerkung machen hinsicht-
lich der relativen Seltenheit der troch. Caesur im Lateinischen, trotz-
dem dass sich, wie man gesehen hat, eine g^nz artige Zahl treff-
licher Beispiele aus diesem verhältnismässig spärlichen Vorrath er-
Zur GMfiii» xccra r^/rov r^/iuoy im LateinischeD. Von /. Walser. 20
g«beD hat. Wenn ich sage, dass man die Verse aller in dieser Ab-
handlung eitierten lat. Dichter auf ungefähr 100000 veranschlagen
fainn; wenn ich femer sage, dass die Zahl der aasgezeichneten, Yor-
iQglichen und guten, überhaupt der Hexameter mit unzweideutiger
troch. Hauptcaesur etwa vierhundert oder höchstens fünfhundert be-
trägt, so kommt auf 200 Verse mit nevd-rifiifiBQrjg oder egyS^r^fii-
futrig erst ein Vers mit troch. Caesur; während wieder jene von Bäh-
rens seit Gatull verpönten Hexameter innerhalb ihrer eigenen Gattung
numerisch sich so verhalten, dass auf 200 Verse mit troch. Caesur
je 16 der extremen Spielart entfallen.
Doch weg mit diesen statistischen Zahlenkünsten ; ich sage, wenn
uns aus der Augusteischen Zeit nur der mit Asterisk bezeich-
nete Vers des Vergilius
domuB a Ita sab Ida
* Lymesi domus aJta, ||8olo Laurente sepalcrom
und der horazische Vers
hunc neque dira venena, || nee hosticas auferet ensis,
ans der spätem Kaiserzeit aber nur der mit Asterisk bezeich-
nete Vers des Silius
huic cadit infelix niveis Varenus, in armis,
* Mevanas Varenas, ||arat cui divitis aber
campi Falginia. . . .
femer der Vers des Statius
Taenariamque cacumen || Apollineasqae Therapnas,
ich sage, wenn uns bloss diese vier Verse überliefert wären, sie würden
die redendstenDocumentesein, dass der Römer die vollwerthige Cae-
sura Tuna tQtxov tqoxcuov im Anschluss an die Griechen gekannt,
gewürdigt und in den mit Sternchen versehenen Hexametern sogar
in einer Weise zum Ausdmck gebracht hat, dass sie in Rücksicht auf
das bedeutungschwere Wort des unmittelbar vorausgehenden Verses
vernehmlich den Ort bezeichnen, wo die Pause im Vortrage erfolgen
solL So wenig hängt Echtheit und innere Vollwerthigkeit von der
grösseren oder geringeren Anzahl der Repräsentanten ab !
Bährens hat aber nicht bloss die lebendige äussere Tradition
bei Seite geschoben, er hat auch das Princip aller primären Caesur
indirect bedroht, indem er einen unablösbaren Theil des Princips,
die troch. Caesur, ins Nichts verwies. Die Folgen davon haben
nch gezeigt sowol im Allgemeinen, als auch namentlich in jener
wichtigen und schwierigen Frage über die Trithemimeres, wo der
Bihrens*8cheSatz dadurch, dass er mndweg mit dem Anscheine eines
Dogmas auftritt, den , der nicht schärfer zusieht, leicht bestechen
und in Irrthum führen kann.
Wien. Jakob Walser.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
T. Maoci Plaati Comoediae. BecenBoit Fridericas BitscheliuB,
Bociis operae adsumptis GostaTO Loewe, Georgio Goetz, Friderioo
Schoell. Tomi I. fasciculuB lY. Asinaria recensaerunt Geor|iii8
Goetz et Gustavas Loewe. Lipsiae in aedibus B. G. Teubneri I08I,
gr. 8«, XXVIII u. 110 SS. ; 8 M. 60 Pf.
Es wird wenig Bücher geben , die schon bei der Ankündigung
ihres bevorstehenden Erscheinens mit so ungetheiltem Beifalle be-
grüsst wurden, wie die vorliegende Aasgabe der Asinaria. Dass
durch dieselbe wieder ein tüchtiger Schritt in unserer Wissenschaft
vorwärts gethan werde , musste Jedermann empfinden, der sich ver-
gegenwärtigte, dass im Jahre 1880, nach mehr als vierzigjährigem
Mühen und Streben , von den zwanzig plautinischen Komödien , dem
einzigen uns erhaltenenenLitteraturdenkmale vorennianischerPeriode,
erst vier Stücke mit vollständigem kritischen Apparate versehen
vorlagen, während bei neun anderen die Kritik auf nur theilweise
sicherem Boden sich bewegte, für sieben aber jede verl&ssliche
Grundlage fehlte. Nunmehr aber ist uns durch den Eifer , mit dem
die Herausgeber ihre Aufgabe fOrdern, eine Bürgschaft dafür
gegeben , dass von jetzt an sich in rascher und stetiger Folge Glied
um Glied an die Kette reihen und dass diese sich in nicht gar zu
ferner Zeit endlich zum Binge schliessen wird , zur lange ersehnten
vollständigen kritischen Ausgabe des Plautus.
Zweierlei wird man von dem Veranstalter einer solchen Aas-
gabe verlangen müssen: dass das urkundliche Material in
möglichster Vollständigkeit herbeigeschafft, und dass auf diesem
Grunde eine gediegene Becension des Textes aufgebaut werde. Die
erste dieser Bedingungen ist, wie nicht anders zu erwarten war, von
den Herausgebern in glänzender Weise gelöst worden ; wir dürfen
die handschriftliche Forschung für die Asinaria mit der vorliegenden
Ausgabe als abgeschlossen betrachten. Dass übrigens diese Aufgabe
keine allznleichte war, zeigt die mustergiltige Praefatio, die Cut
durchwegs von zwei- oder dreifachen Vergleichungen der mass-
gebenden Handschriften za erzählen weiss; Ussing^s ungerechi-
feriigies Vertrauen auf die Unfehlbarkeit seiner Gollation des Vetas,
AmU et Lotwe^ PUuii ArinsrU, ang#z. von M- Schenkl.
U
um loiD offdoeii Widerspruche gegen Loewe's AngabeB trieli,
li Aibei etoeo wolb#reohtigteii Seiteulüeb« Ausser der Be*
der Haoäschriften, den Angaben ober Glossen-, Oitaten*
Oonjeotnremnaterial , sowie der Besprechung der Yerschiedenen
¥0» Verderbnissen, die sich in der bekannten Weise bewegt,
inlliilt die Vorrede noch manches WerthvoUe, was hier besondere
Innhiiung verdient Zunächst eine phototypische Nachbildung
nrder Seiten aas dem Ambrosianns K, durch deren Mittheilung die
HnMageber ihre Datierung der Handschrift (saec. XIII) ver-
WtMmim Zweifeln gegenüber rechtfertigen wollen. Es i^t mir
cht bekannt, ob diese Zweifel das Alter des Codex hinauf oder
ib itt rOcken bestrebt sind, auch bin ich weit entfernt davon, auf die
Photographie hin gegenüber der Autopsie der Herausgeber
befümmtes Urtheil abgeben zu wollen; doch möchte ich be»
mrkifip dsas n»ch meiner Ansicht nichts im Wege steht , die Hand>
saMft noch dem Ende des zwölften Jahrhunderts zuzuweisen. Sie
tligl gooan dieselben SchriftzQge, wie sie z. B, die Hauptmasse der
iaiirpolierten OTidhaodschrlften, die ja um diese Zeit entstand , auf-
9iiit Ungleich bedeuteoder ist ein weiterer Beitrag zur Geschichte
lir plautinischen Stacke , welcher gleichfalls aus dieser werth-
I Handschrift entnommen ist, nämlich sehr umfangreiche lieber-
il^sel der alten Bezeichnung von C&nticum und Diverbiujn , von
die Herausgeber bei der Ankündigung nicht zu viel sagten,
; nie ihnen für die fabulae priores sogar den Vorrang vor denen
I Yiii0 anerkannt wissen wollen. Der hohe Werth unserer Haud-
; gibt sich jedoch noch in einem andereu Umstände kund, näm-
Ikb in den beiden Buchstaben P und F, die sich zu zwei Soenen
to As|fthltruo, II, 1 (Amphitruo und Sosia] und III, 4(Mercurius),
Uimgetfchneben finden. Die Herausgeber befleissigen sich da, wo
Uüi diese Buchstaben zu sprechen kommen, in lobenswerther
1 dar an noaciendi, halten es jedoch f&r das Wahrscheinlichste,
^ Ziieben aus den Personeubezeichuungen vermittelst grie-
Bnclistaben und zwar aus B und /' entstellt seien* Mir
•a Tiel wahrscheinHchor, dass wir es hier mit den letzten
einer ausführlicheren Bezifferung zu thun haben» als
m uns bis jetzt aus BCD bekannt war, und dass der Mailänder
Oiin waere ans jenen Handschriften gewonnene Einsicht in die
taaUAlo der plautinischen Stücke nicht nur bestätigt, sondern
imdttii anf eine höhere Stufe erhebt. Denn warum sollten wir jenes
Paicht als den Ueberrest (oder vielleicht als die volle Bezifferung)
lir [fdkiis] p[arilm$] ansehen dürfen')^ *) An dem vereinzelten Vor-
k«Mii dieser Kote Anstoss zu nehmen verbietet uns die trummer»
kafte ITeber lieferung der zwischen Canticnm und Diverbium unter-
saWdvidfn Noten — einer Beieichnung, die gleichwol noch ein
BMambliloritchas Interesse hatte, während die speciell musika-
*> Denn ^ den pvihauUi bei Diomedea I i^, 12 fL wird m^n nicht
dokaa dOrftt.
SS Goetg ei Loewe, Plaatd AsiDaria, angez. von H, Sd^eM.
lisoben, auf die scenische Aaffahruog sich beziehenden Zeichen , die
gewiss vorhanden gewesen sind, bald jede praktische Bedentimg
einbfissten und schon in früher Zeit verloren gegangen sein mOgui.
Auf die zweite Frage , welche Grundsätze die Heraasgeber bei
der Herstellung des Textes befolgt haben, glaube* ich die beste
Antwort zu geben, indem ich sage, dass sie aus der üeberlieferung
des paiatinischen Zweiges der Handschriften, die uns für die Asinaria
allein zu Gebote stehen, die ambrosianische Becension herzustellen
bestrebt wai-en. Denn so und nicht anders kann man es nennei^y
wenn die Herausgeber unter Beiseiteschiebung fast aller Resultate,
die durch die neuere Plautusforschung erreicht worden waren» die
alten Wege einschlagen und die Verderbnisse durch Einschiebung
von allerlei Flickwörtern, durch Umstellungen u. dgl. zu beseitigen
versuchen. Auslautendes d lassen sie nur bei med und ted gelten;
darum wird , statt v. 263 mit Bitschi auguriod zu schreiben , lieber
hoc eingeschoben, statt eines interead (v. 379) erhalten wir eine
Umstellung, statt «ed (v. 583) sese^ statt der übereinstimmenden
Lesart aller Handschriften in v. 663 quod sogar eine Ussing'sche
Conjectur quo. Ganz im Einklänge damit steht es , dass die Terse
20, 98, 103, 728 durch ähnliche Mittel hergestellt werden, statt
durch Einführung eines hocedie^ dass die Herausgeber Formen wie
cubi und cumde , die Pluralnominative der ^-Declination auf -os,
die Declination homo , homönis , die von H. A. Koch hergestellten
Formen , wie uoxor u. a. m. durchgehends auf das strengste ver-
meiden. Von allen dem, was wir an Eri-ungenschaften der letzten
Jahrzehnte für Plautus gesichert wähnten, ist nicht viel mehr übrig
geblieben, als langes ä im Nom. Sing, der ^.-Declination *).
Hier hätten wir also ein Princip der Teztesgestaltung und
zwar ein mit voller Consequenz durchgeführtes. Ob es auch ein be-
rechtigtes genannt werden darf, ist eine Frage, der ich am liebsten
ganz aus dem Wege gehen würde — da sich solche principielle
Differenzen nicht in wenigen Seiten erledigen lassen — , über die jedoch
meine Ansicht auszusprechen ich mich den Lesern dieser Zeitschrift
gegenüber verpflichtet fühle. Ueber die von den Herausgebern in
Anwendung gebrachten Grundsätze wäre kein Wort zu verlieren,
wenn sie durch ihr Verfahren die Hand des Dichters selbst her-
gestellt zu haben glaubten — dann wären sie eben wieder auf dem
Standpunkte der ersten Ritschrschen Ausgabe angelangt; aber dies
anzunehmen verbieten uns die Grundsätze, die Goetz für seine
Methode der Teztesbehandlung im Epidicus ausgesprochen hat , eine
Behandlung, die mit der in unserem Stücke angewendeten so voll-
konunen identisch ist , dass wir ohne weiteres jene Grundsätze auch
auf die Asinaria anwenden zu dürfen glauben. In der Vorrede jenea
Stückes aber heisst es S. XXI f.: ^Epidicum non qualem Plautum
edidisse, sed qualem retractatorem septimi saeculi a. u. c.nobis reli-
^ Also das gerade Gegentheil einer *recenaio Bitscheliana*, welche
die Herausgeber für ihren Plaatus noch immer in Anspruch ndimen.
Q^tls ef Loeme, Plauti Asitiaria, angez. ron B, Schenkt. SS
littet pttlatdriffi .... Acc^it quod in hac fabuJa vetasii ablttiivj in
1 «xemtis tarminatio fere Qosquam corrtipteke medelam »ese praabtiit
fiicUem quam aliis in ^bolis. Quod cum auimadvei-tissem et
m% perspeiissem non Dullanim comoediarom condicioneTQf
'Stmllem pa^sae essent retractationem , antjqois illis formis iu
Tio abstinui/ Stehen diese Worte im Einklänge mit
u der Herausgeber in der Asinaria? Der zweite Satz,
ddier zwischen der retractaüo und den stärkeren oder geh wacheren
^^Q^Q das ablativischen d (welches hier wol nur als Vertreter aller
iiekitscben Formen steht) einen Zusammenbang aufstellen will , ist
^lirtb die Asinaria bereits hinfällig geworden. Denn dieses Stück
bekanntlich nach den Menaechmen die meisten Fälle des aus-
d zugleich mit den st&rkaten Spuren jener retractatio.
Ild wms wollen wir mit Poenulus und Miles anfangen *i Ebensowenig
le ich mich und wird sich jeder, für den Ritsehr» Beweisführung
f dfB 'Neuen plautinischen Eicursen' überzeugend ist , flberreden
•a, da.»» der *retractator saecnli septimi' die Plauti nischen Verse
•olcber Gestalt gelesen habe, wie sie uns in den QoeU'schen Aus-
Torliegen. Alles läuft hier auf die Kra^re hinaus, ob der
ßtAtur tei^tk ritische Thätigkeit ^eübt hat oder nicht. Hat (^r sich
D)benenthä]ton(wa8 die bei weitem uatürlic-here und bi^jiätf.t durch
kila widerlegte Annahme ist), so liegt kein Grund vor, warum wir
kicht denselben Text, den er besessen, auch für PJautus selbst an-
iUfto wollten ; dann muss man sich aber offen zu der Ansicht bekeuoen,
iiee Test der p&iatinischen Handschriften dnrch Auslassimgeit
tTna^ellungen , wie sie sioh sonst bei keinem Schriftsteller
dtr linden, rerderbt worden ist und daf;s es auf reinem Zufalle
tit, wenn an den meisten dieser Stellen duich Eins^etzung einer ar-
[chaischen Form das Metrum wieder hergestellt wird. Wollte man
laher gar annehmen, dass jener Redactor eine Diortbose des Textes
licrgeni^mmeUf also etwa die archaischen Formen im Plautustexte be-
willigt und durch dergleichen Umstellungen und Flickwörter zu er-
titien ir<*?fncht habe, s^^ müsste mau an noch viel wunderbarere Vor*
ilsv' rung der palatinischen Handschriften glaoben,
i^Q^ ]»'n ist es wenigstens für mich klar, dass sich
dtr Ton Uooti a. a. U» aufgestellte Sata nicht festhalten lasst, ohne
kti «einer Durchführung entweder eine Inconsequenx zu begehen
e4ir daa ünm^liche für möglieb zu halten; es bleiben also nur die
Mdea Mi ' ' und Principien der Teitesgestaltung übrig, welche
dii brirj' iiTischen Ausgaben charakterisieren. Von diesen
Ulst aicli duidi die ersten?, indem man dem Ambrosiauus als Führer
iiii!^v1ir]i?t folgt, allerdiuKH ein glatterer Text gewinnen, wenn auch
»fi gowaltsami' Mittel ; wer die zweite festhält, der erschwert
i bloa seine Aufgabe durch die Annahme einer doppelten
; rnng» sondern er wird sioh auch hüußg fereagen müssen
(Ti }C<NultatiD ZQ gelangen, wird sich nicht aelten mit
IT ' i M s-tij' Ukmten begnügen mössen.
t\ C 4. telMT. Qfmm, im. I« n«ii. 3
S4 €h>etM et Loewe, Plaati Asinaru, aagez. fon H. ScheM,
Dagegen wird man gerne zagestehen, dass die Herausgeber
ihre Aufgabe innerhalb der engen Grenzen , die sie sich selbst ge-
steckt, in ganz trefflicher Weise gelöst haben. Aus dem tiemiich
reichen Yorrathe yon Yerbesserungsvorschlägen sind mit glück-
lichem Griffe die besten ausgewählt und nicht wenige neue Emen-
dationen der Herausgeber — darunter yiele höchst beachtenswerthe
— begegnen uns theils im Texte theils in der adnotatio. So ist im
Ganzen ein recht brauchbarer und lesbarer Text geschaffen , der zur
Grundlage weiterer Studien ganz geeignet ist, ja durch die Ein-
seitigkeit und Exclusivität seiner Gestaltung am ersten dazu bei-
tragen wird, die Verkehrtheit der von den Herausgebern einge*
schlagenen Richtung zu beleuchten. Zwar sind dieselben sichtlich
bemüht gewesen , sich von mechanischem Zurechtstutzen der Ueber-
lieferung(etwa ä la Herwerden im Thukydides) möglichst entfernt zu
halten ; aber hie und da haben sie sich durch den — wenigstens
äusserlichen — Anscbluss an die Hermann-Eitschrschen Principien
dennoch verleiten lassen auch die alten Methoden der Verbesserung durch
Einschaltung von beliebigen Wörtern an beliebiger Stelle oder durdi
die erste beste sich darbietende Umstellung wieder aufzunehmen.
Oefters sind die Herausgeber allerdings durch die dira necessitas
und ihren eigenen Grundsatz kein Ereuz im Texte zu dulden ent-
schuldigt ; aber an vielen anderen Stellen hätten sich durch genauere
Beobachtung wahrscheinlichere Lösungen finden lassen.
Ein Beispiel bieten die Verse 365 f. — den ersten nehme ich
nur mit, weil er zum Verständnisse des zweiten erforderlich ist, —
die in den Handschriften so lauten :
lussit uel nos cUriensem uel nos uxorem suam
Defraudare : dixü sese operam promiscam darCj
Mit Becht haben die Herausgeber ^2A promiscam des Palmerius
aufgenommen ; weniger kaun man mit der Billigung der von Came-
rarius versuchten Umstellung operam sese einverstanden sein, wenn
sie auch besser ist als SchölPs eumpse, das mit Recht in die adnotatio
verwiesen ist. Von RitschPs sesed hier keinen Gebrauch zu machen
bestimmen mich verschiedene Umstände , vor allem die Möglichkeit
einer anderen, ungemein leichten Verbesserung, die sich aus der
Anlage des Stückes ergibt. Denn der Vers 366 will nichts anderes
besagen, als dass Demaenetus hieundda, wo es möglich, gerne
einen kleinen Vorschub leisten wolle; mehr zu thun ist ihm durch
die Wachsamkeit seiner Frau und des Saurea unmöglich gemacht.
Wer sich erinnert, mit welcher Vorliebe die komische Sprache Demi-
nutiva anwendet, wird sich schwerlich dagegen sträuben den Vers
in folgende Gestalt zu bringen :
Defraudare : dixü sese opillam promiscam dare
V. 313 lautet in den Handschriften
Tantum facinus modo inuem 9go iU nos dicamur duo.
Ein modod existiert natürlich für die Herausgeber nicht, und
wird, da Bitschi in seinen ^Excursen' die Stelle übersehen hat (vgl.
Ootit €t Loeto€, PUaii Astnam, waget, von H SchenJä. 85
S, 84), auch oicht einmal als möglich in den Anmerkungen erwähnt;
imier^« hodie steht statt seiner im Texte. Mir scheint der Zusammen*
d«n Begriff 'eo eben' dringend zn erfordern; warum haben die
Herausgeber nicht mox oder dudum eingesetzt ?
Bei anderen Versen sind wir in der günstigeren Lage , nicht
blos nach dem Sinne, sondern auf den plantiniscben Sprachgebrauch
nnser ürtheil fällen zu kOnnen. So z. B, bei r, 532, der in der
Ittigabe BO lautet :
Nunc adfo nisi mi hüc arg^nii d^fert uiffinU minas.
Die Anmerknog sagt, dass die fiandschriften adfert and afferi
und fahrt fort *defert GL frequenti apud Plautum usum
ii,' Dää »fit nur zum Tbeile richtig; denn defcrre^ das allerdings
bei Plmutus sehr häutig sich findet, wird nur ron den Geschenken.
Ü» dn Liebhaber seiner Geliebten ans eigenem Antriebe macht,
ehraneht; was dem leno oder der lena an Geld (und zwar sind es
elft f<fst bestimmte Summen) gezahlt wird, gehört unter das Capitel
oder adferre. Das? der von Ballio im Pseudülos (?. 190) an-
idete Aufl druck :
Face sk sii delatum hüc mihi frumintum , .
ch inf ganz ausserordentliche Geschenke , nicht aaf die Tertrags-
ätsjg itüpulierten Summen bezieht, ist klai' und ausserdem ist es
sehr fraglich ♦ ob diese Geschenke der 'summi Tiri' direct an
allio. oder vielmehr an die Adresse der ^amicae' und durch deren
Mg dem Kuppler zugestellt werden. Dieselbe Unterscheidung
ti einen Anhaltspunkt zum richtigen Verständnisse des
Nn^i 260 im Pseudnlus, in welchem Caüdorus es bitter beklagt^
%ti fiowol das an den Leno gezahlte Geld (quad dedi), als auch die
schenke an Phoenicium (quod detuli) ffir ihn verloren gegangen
eten. Von der richtigen Emendation dieser Stelle wird auch die
n^h*^ Hor?it#)lufig der zweiten Hfilflo des Canticums (v. 256 bis
SV «rem Verse lat aber adfert nicht anzutasten,
lad? - ii:
JTiffie odeo nisi ($(} mi huc argenti ddfert uiginti minas,
fernngoeetit , dast man den strengen metrischen Grundsätzen der
ffirta^ber gem&as deo Hiatus in der Caeaur des trochaeischen
SiflMiAfi nicht dulden will.
6«|feii den Sprachgobranch ist aaeh die von den Herausgebern
in ▼. 9M forgenommene Ergänzung:
Di3ti$i% in me, sine {re)ueniaB modo domum, fax6 »das.
i'r.Ti rrfvfurr wird — abgesehen von deiyenigen Stellen, an denen
N iif5i lut sttiiit und einfach 'wiederkommen bedeutet— nur im
."^inr? i« s Zurnckkebreuä an einen Ort, von dem man lange abwesend
^l^uv»^^n i^i^ gebraocht; eine Bedeutung, deren Hervorhebung in
««rr^iij Ver&e widersinnig w&re. Ich ziehe es Tor zu schreiben Mne^
^(w#) rrpuas .
3^
so Chetg et Loewe, Plaati Asinaria, anges. Ton H, Schenki,
Der Vers 275 iat yon den Heraasgebern durch Conjectar in
folgende Form gebracht worden :
Mia quidem hercle operd liber(fu8y nümquam fies ödus,
während die Hss. Über haben. Warum das recht unverfängliche her"
c(uyie verschmäht worden ist, weiss ich nicht : vielleicht dem Bhythmos
zu Liebe ; aber dass Itbertus hier unmöglich ist, steht für mich fest.
Denn es nimmt sich in dem obigen Verse nicht anders aus, als ob
wir liberatus fies sagen wollten, oder als ob wir Capt. v. 948
Grätiis a me, üt sit liber düdto , . .
und Gas. II, 5, 8
Vnä libella liber possum fieri
libertus statt liber einsetzen wollten. Mit anderen Worten, libertus
wird eben nicht unmittelbar mit Verben verbunden , da es selbst
noch die Bedeutung einer Verbalform hat, ausgenommen unter gleich-
zeitigem Hinzutreten eines Possessivpronomens, wie in ^aUqtiem
libertum meum facto. ^
Nachdem ich gezeigt habe , dass auch ohne Anwendung ar-
chaischer Formen sich manche Verse in befriedigenderer Weise her-
stellen lassen, als dies von den Herausgebern geschehen ist, wird es
mir gestattet sein auf einen oder den anderen Vers auftnerksam zu
machen, wo metrische Anstösse durch ältere Formen oder Silben-
messungen in überraschender Weise gehoben werden. So namentlich
v.*582, der in den Handschriften lautet:
Nimis aegre risum continui tibi hospitem inclatnauit
Die Herausgeber haben Hermann's Vorschlag risu me aufgenommen,
ohne gerade dadurch einen mustergiltigen Septenar erhalten zu
haben ; schreiben wir nach Anleitung von Charisius (I 248, 1 E.)
conieniui, so föllt jeder Anstoss weg. Noch auffallender ist bei den
strengen rhythmischen Grundsätzen der Hgg. die Aufnahme einer Con-
jectur von Bothe, durch welche die Verse 585 und 586 so getrennt
werden: estnehaecquae intus exitätque \\ Ynaldrgyrippus. Nehmen
wir die prosodische Freiheit, die wir in PhiUppei und sonst finden,
auch ffirÄrgyrippfis in Anspruch f so ergibt sich als Anfang des zwei-
ten Verses Atque üna Argyrippus?: 'Opprime os a. q, s. Eine Er-
gänzung ffir den ersten Vers Hesse sich schon finden. Endlich
sei noch auf v. 616 aufmerksam gemacht, woselbst ein fehlerhaftes
miser est hämo nicht mit den Herausgebern in misere miser homost
umzuändern, sondern einfach in miserus est hämo zu erweitern
sein wird. Sagte doch noch Cicero prosperu^.
Wenn nun an den bisher besprochenen Stellen der von den
Herausgebern eingeschlagene Weg der Herstellung nicht gebilligt
werden konnte , so war doch stets das Vorhandensein eines Ver-
derbnisses ausser allem Zweifel. In derThat, es kann der neuen
Ausgabe nur zum höchsten Lobe gereichen, dass man von allen
Stellen, an denen die Herausgeber von der Ueberlieferung abgewichen
sind, sagen darf: nie ist eine Aenderung ohne zwingende
£o«t9e, Ftattti AsSnsH», aoges* toü B, ßchmkl fft
1 inen worden. Unt^r dea C^f47 Versen der Asinaria
jegeguet, iu dem die baDdächriftliche Lesärt aiit
jüttrechl — nicht geäDdert, sondern blos verdachüjjt worden ist,
lulich V^rs 306» der — abgesehen von der durchauä uotli*
nendigen Coiäuderang der öberlief^rten Wortfolge negolii est —
Uatet:
ifuid muc e$t nۧM?: : Certum$t cridere.i : AudacUr iicci
JMJ^st es in der Anmerkuiig 'cerlum est Hbri quQd suspedum
mdeiur.' Man braucht sieb nnr an Bacch. v. 1156
Ijuid est quöd pudeat?: : Set amico ho mini tibi^ quöd uolo cre*
dtrt c^rtumsi
IIS ennneTn, nm eintuseheo, dass in dem überlieferten WortIant4>
lüelita oorropt, sondern blos ein Fragezeichen hinznznfUgen ist :
Quid istuc &Bt fiegöti?: : Certumst cridere?: : Auäacter licet.
Dagegen könnte man eher bervorlieben^ dass die Heraus-
Iffbtr bie und da anscheinend unbedoutende Abweichungen der
[fiandhchriften, In donen etue Verbessernug der laudläufigen Le^»*
rersieckt liegt, unbeachtet gelassen haben. So t, B. in den Ver-
wn 856 ff
*Em ergo is argentum hrk remtsit qu4d daretur Sut'treae
iVtf asinis : aduliscenB uenU wUdo, qm id argentum dttulit,
IIB, Ühi is h&mo8t ? e. q* s,
tflni Biiltleren Terse Hndet sich die Anmerkung ^q«id B^i quid
J>Ä*, qni EJFZ^\ Entweder täuscht mich alles oder es ist tu
sdiffibeii:
aduUscens uenit modo LZ2?. Quid? argentum dttulit?
'Vhi i$ homosi? LE lam d^uorandum censes, si consp^xfris?
Blehr Scliwierigkeiteü bietet der folgende Vers (109)
Mqut aüdin etiam ? 1 1 'Ecce, : : Si quid ti uolam,
düKO Ueberlieferang die Heransgeber mit Hecht fflr corrupt an-
aebm. Denn Langen irrt sicherlich , wenn er hier ein audio aas der
Aiitwori d«s Sklaven heraushören will ; eine solche Ellipse ist ganz
mgUnbUch und wird durch die übrigen ron Langen beigebrachten
Bitlptole icblagond Zurückgewiesen f iu denen stets die Handlung,
inf nf^Trhe fcrr hinweist, ausdrücklich angegeben wird. In der vor-
i Angabe ist der Vers un?erbe&s6rt geblieben , da weder
rrrfe^ noch ihr eigenes cloqucrc oder quid uis den Heraus-
L' •IM v^ ii<r<chein]ich genag schien, um iu den Text gesetzt zu
7rrhr, Ansicht ist die einii^^ •> Antwort die
»^r -kia j, 'hier (bin ich)*, der . -he Ausdmck,
mit dem miui aui d^u Namensaufruf oder sonstige Ao^^prache zu
istwortvo pflegt r im Lateinischen ecce m€i es fohlt also in unserem
Ttmt btos das Pronomen, Und da bewährt sich wieder einmal die
Vöniglichkeit des Codex Britanniens, welcher — der einzige unter
titrZeogvn — Eecce ftatt ecr hat, was ich ohne Bedenken auf
88 OoeU et Loewe, Plaut! Asinaria, anges. von H. SeheM.
arsprflngliches (ETIAM)MEECC£ zurQckfahre. Sollte also nicht za
lesen sein :
Atque aüdin ettam? : : M6 ecce. : : Si quid U uolam?
Die Stellang des Pronomens ist allerdings ungewöhnlich, Hesse sich
aber durch Analogien wie mederga yertheidigen. Aber werden nicht
aachdiejenigen,welchediese Ansicht nicht theilen, wenigstens das an-
erkennen, dass hier der Codex Britannicus das ehemalige Vor-
handensein des Pronomens im Verse beweist, und dass man ohne
viel Scrupel Ecce (mey wird ergänzen dürfen ? Wir kommen übrigens
auf die Stelle später noch einmal zu sprechen.
Hier werden auch die Verse 755—760 Erwähnung finden
müssen , welche nach Beseitigung von offenbaren Schreibfehlem in
den Handschriften folgendermassen lauten :
Addone? : : Adde et scribas uide plane et probe.
Alienum hominem intromittat neminem
Quod iUa aut amicum aut patronum nominet
Aut quod illa amicae amatorem praedicet
Fores ocdusae omnibus sint nisi tibi.
Der in allen Ausgaben folgende Vers 760
Jn foribus scrtbat occupatam esse se
steht in den Handschiiften nach v. 739 und ist erst von Pylades an
seine jetzige Stelle versetzt worden. Dass diese Verse alle an mehr
oder weniger fühlbaren Hiaten leiden, kann Niemandem entgehen,
und die Herausgeber haben im Commentare selbst darauf auf-
merksam gemacht ^versus 756 — 760 miro modo hiatibus foedaU
suntj" Jedoch sind sie dabei stehen geblieben und haben sich damit
begnügt die von Pylades, Gulielmns und Müller zu verschiedenen
Zeiten vorgeschlagenen Supplemente in den Text aufzunehmen,
anstatt nachzuforschen , ob diese ausserordentliche Anhäufung von
Hiaten nicht vielmehr auf eine gemeinschaftliche Endursache zurück-
gehe. Zur Vertheidigung derselben lässt sich absolut nichts vor-
bringen (auch die Verlesung einer Urkunde im Kanzlei tone nicht);
also muss man annehmen , dass sie durch irgend einen rein mecha-
nischen Vorgang entstanden seien. Wie, wenn in den fraglichen
Versen — beispielsweise — folgende Lücken zu constatieren und
zugleich auszufüllen wären:
PAB. Addöne? ABÖL. Adde; (atque^ scribas uide plane Ü probe.
PAB. AlOnum homonem intrö^rsum} mittat neminem
In föribus scrtbat occupatam (hodiey isse se.
Quod illa aüt amicum (pliquenC) aüt patronum nöminet^
Vel quöd illa amic(um amic^ae amatorem praidicet.
Ich habe kein Bedenken getragen, den Vers 760 umzustellen,
da ja seine jetzige Stellung in den Ausgaben auf blosser Vermuthnng
beruht. Was Müller*s Behauptung betrifft, dass v. 758 und 761
zusammengehörten, so haben ihr die Herausgeber, wie mir scheint,
mit Recht keine Folge gegeben, unumgänglich nothwendig erscheint
die Aeodenmg des ^t#< (v. 758) in Vel Denu die gewöhn«
thmi Vorw&ode, unter denen sich begiinstigte Nebenbuhler ins
finxns Chi eichen pflegen, sind mit den beiden Ansdräcken
i' tmd 'patronus^ hinlänglich bezeichnet; also kann der be-
effende Vers, da er keine neue Species beibringt» nicht mit atU
:ioneü. £r schildert vielmehr eine von den eifersüchtigen Lieb-
ftnir wie Diabolus, besonders geförchtete Unterart der amici,
Dlich diejenigen , welche von der listigen meretrix als Liebhaber
od einer ihrer Busenfi'enndinen ausgegeben werden, welche dem-
äiss in ganz uneigennütziger Weise, aus rein freundschaftlicher
Socbachtnng für die Freundin ihrer Geliebten, ihre Aufwartang im
S8 machen und aus denselben Gründen von der Herrin desselben
iindHch aufgenommen werden; wenigstens weiss es diese ihrem
btreteneur so darzustellen , dem sie das Glück eines solchen zarten
ferh&ÜnisseB nicht genug anpreisen kann (pracdkct). Diesen und
ilichtn Schlichen will der Parasit durch den fraglichen Vers vor-
Anders als mit den fünf eben besprochenen Versen steht die
Sache mit v. 759, Zwar wÄre der Hiatus durch das von ßitschl vor-
chlagone occiums leicht beseitigt, und diese Herstellungsweise
t an sich der Einschaltung eines eius oder usque entschieden
oraiiEiebeo , wenn der Hiatus der einzige Anstoss in unserem Verse
Aber wie kommt der Parasit dasn^ nachdem er den Kopf der ür«
Qd« Wörtlich vorgpelesen hat, bei der Verlesung der folgenden
eiid den Diabolus anzureden, der doch sicherlich nicht in der
ITrhiUMi« mit iu und Otitis usw. bezeichnet war? Oder soll man an*
daas er ihm blos ein Resume des in dem Vertrage ent-
Dts gibt? Das passte sehr schlecht nicht blos zu den Anfangs-
der Urkunde sondern auch zur ganzen Scene, da der eifer-
litige Diabolus gewiss vor Allem den Wortlaut der Urkunde zu
b^krtn verlangt. Beseitigen wir diesen Anstoss, so fällt zugleich der
Bimtns weg:
Fofi^s occUtsae omnibuB sieni misi Diaholö,
Bs fweiter Vers aus derselben Scene, v. 779,
Talos ne quoiquam fiomini admoueat nisi tibi
■a» gleichfalls den Verdacht rege machon, dass er seine Fehlerhaf-
Uj^mi nur dorn ttbi verdaukt. Zwar Hesse er sich auch durch Ein-
Miauing fon hnmoni herstellen; doch ich ziehe es vor — da die ein-
Umwandluug von tibi in Diabolo in rhythmischer Hinsicht be-
r^iiiktJ^h ist — ZQ schreiben ;
Tnldi^ nf quoiquam admoueat nisi si JHabolo.
W4re CS nun zu gewagt anzunehmen^ dass der ganze Contract
^h f«iner uraprün glichen Verfassung von einer directen Anrede ;in
eins nichts wusste, daas diese erst scenischen Rücksichten ihre
lit«l«bung verdankt? Aus Nouius* Citat zu w 766, wo die dritte
OB aiis<lrücklich gewahrt ist, scheint mir unwiderleglich herror-
|t]i€ii, dass zwei Fassungen der Seene vorhanden waren. Die
40 Ooets et Loewe, PUuti Asinaria, ang«z. Ton JH ScheM.
sp&tere Fassung , mit dem Pronomen in der zweiten Person , müsste
dann aas jener Zeit stammen , in der man gerade so , wie man die
Archaismen ohne Rücksicht auf daraus entstehende Hiate strich,
auch kein Bedenken trug derartige Aenderungen vorsunehmen, ohne
sich viel um die rhythmische Zul&ssigkeit Ton Versen wie
Talös ne quoiquam homini ädmoueat nisi tibi
zu kümmern; also jedesfalls vor der Zeit des ^retractator saeculi
septimi a. u. c,\ der bei der Redaction seines Textes wie gewöhnlich
beide Fassungen nebeneinanderstellte. So fand sie noch Nonius
oder fanden sie vielmehr seine Gewährsmänner in ihren Exemplaren.
Noch eine Stelle sei hier besprochen , air der die Herausgeber
einen Wink der Handschriften unbenutzt gelassen haben. Vers 485
lautet in der Ausgabe:
LE. Quid uirhero? MEB. Ain tu? LE. Füreifer, erum m6 fugi-
tare cinses ?
Die Adnotatio besagt: ^Mereatoris personam add, Bothius^
Daraus Hesse sich schliessen , dass die Handschriften als Personen-
bezeichnung in demselben zweimal hinter einander Leonida geben,
was allerdings so singulär wäre, dass eine genauere Angabe darüber
nicht überflüssig gewesen wäre. Aber Bothe*sVermuthung ist auf keinen
Fall richtig, da der Mercator in dem Verse gar nicht zu Worte
kommen darf; es ist vielmehr zu schreiben :
LEONIDA,
Quid uirhero?
LIBÄNVS,
Ain tu, fürdfer, erum nös fugitare cinsesf
LEONIDA.
I nünciam ad erum quo uocas, iam düdum quo uolibas.
In dem Ei {B) oder li (DE) , das die Handschriften am Anüange
des zweiten Verses erhalten haben, steckt die Personenbezeichnung
LE, nicht wie die Herausgeber meinten, die diphthongische Form
des Imperativs. Dass bei solcher Vertheilung der Personen von den
zwei Lesarten nos und med, welche die Handschriften in ihrem
nosmet (= nosmed) bieten , die erstere zu wählen ist , leuchtet ein.
Die Entwicklung der Scene ist übrigens so klar wie möglich.
Der Mercator hat sich Leonida gegenüber vom Zorne zu der Drohung
hinreissen lassen: ^ Warte nur, bis ich deinen Herrn heute zu Ge-
sichte bekomme^, hat aber damit nur in ein Wespennest gestechten;
denn nunmehr fallen beide Sklaven fast gleichzeitig über ihn her^
voll edler Entrüstung: ^Schuft T, ^Glaubstdu, dass wir uns vor unserem
Herrn zu fürchten brauchen?', 'Gleich gehen wir jetzt aufs Forum*
usw. Indessen zeigt sich der Mercator, der in solchen Affairen wol
eine tüchtige Praxis besitzen mag, gegen dieses Manöver sehr
') Darin liegt zugleich der schlagendste Beweis für die ünechtheit
der Verse 480—483.
O^Mm 0 Laeme, Plaoti AaiMrU, tfifsz. foa IT. 8<^%kl,
41
: auf ilia Beispiele, mit denen Leonlda seine Vei-trau-
ru. ._.„,.! zu belegen versucht, antwortet er nur mit 'acliott
D^ljdi' und höhnischem Achselzucken. So ziehen alle drei schreiend
Bnd i^chciltend zum Forum, bisdas letzte 'haud ne^assim' des Mercator
fin der Ferne verhallt.
I^t diese Auffassung der Seene richtig, so kann man nicht
iwiTLfidn. dass die Bemerkung der Herausgeber *w, 489^503 aui
spoficndi sunt, aut quod probalnUus esif ejc ah rec. repetendi
•<^ aber das Ziel hinausgeschossen haU Denn wpnn Leonida jetzt
m% Vi^rlässlichkeit dem Mercator gegenüber verficht . so geschieht
mcht mehr, um Geld aus ihm herauszulocken, sondern um sich
I Anschein gekränkter Ehrlichkeit zu geben, was für die günstige
'Abwicklung des Handels auf dem Forum nur fiVrderlich sein kann,
Dtimit <^ti)d wir allerdings schon von dem Gebiete der blossen
^ . ,ier höheren übergetreten, wo es sich um Inter-
1 _ I _ LR und — gerade in der Asinaria nicht selten —
am Dittographien handelt. Das letztere Feld ist ja bekanntlich von dem
finen der Heransgeber« G. Goetz, zum ersten Male gründlich und
oiethodrsch durchforscht worden. Auch in unserem Stücke ist dieeee
^Mittel oft tur Erklärung von Widersprüchen und Wiederholungen
ndet worden , und zwar — wie man anerkennen wird — mit
B9er Besonnenheit und Mjlssjgung; der Verlockung, dasselbe als
IC0Ä fÄr alle möglichen Textesschädon zu gebrauchen, haben die
HerauBgeber sich zu erwehren gewnsst. Yielleicht dürfen wir darin
einen heilsamen Einflods der gemeiuschaftlicben Arbeit erkennen.
Mit allen ihren Vorsehligen unbedingten Beifall zu ünden, namentlich
:T des ümfanges der Dittographien^ werden die Herausgeber
uim hoffen; so l&sst sich z, B. durchaus nicht mit Sicherheit
U|ft£i i;b T, 28 blüs der zweiten Parallelbearbeitung (v. 25 -28)
oder nicht vielmehr ebensogut der ei-sten (v. 23 f,) mit angehört.
liicht übereinzustimmen vermag ich ferner mit den Herausgebern in
4«T B^urtheilung der Vei-se 45 — 50, von denen im Commentare
Wmerkt wird \n hunc certe locum eos qimdrare nexfamus et trans-
pomi nhö in loco vir posHunL^ Allerdings ht es höchst auffallend^
da«? lVratt«netus, nachdem in den vorhergehenden Worten von allem
lu Libanu^ al*i der Fragende erschienen ist, nunmehr sagt
'peram mihi'; sonderbar klingt auch der Vers
(^u<>r knc ego ex te quß&em aut quor minil^r tibi,
•^ . -I I ^ vir i' h von einer Frage ü H*irt haben und auf die
> .. .tri LI X hhtens auH den aiu i Fragen des Sklaven
' - rn können. Aber »ollen darum die Verse als interpoliert oder
Ü.Uvcg:4i{ihie gelten? Das nächstliegende ist doch wol anzunehmen,
da» im Anfange der Scene eine Partie ansgefallen ist, in der
EWma/enetTiR den Sklaven unter allerlei dankten Bedensarten und An-
i|»if»luu|ren vom Hauste wegführt und dadurch ndben der Neugier auch
I 4b Fan > m so sehr ' ! den Herrn in der
Sr^ffnni : imnisse ui -i Allem zu wissen
4S Che^g et Loewe, Plaut! isinaria, aogez. Ton H. Sekenfä,
Yerlaog^, ob Demaenetus gegen ihn etwas Böses im Schilde ffihre.
Dass die erste Scene ihren Anfang eingebüsst hat, steht fftr mich
fest; möglicherweise ist auch ein knrzer Monolog des Sklaren oder
des Herrn verloren gegangen.
Dass die Asinaria lückenhaft überliefert ist, hat man schon in
sehr früher Zeit erkannt (vgl. praef. S. XX ff.). Auch die Heraas-
geber sind dieser Ansicht; doch scheinen sie mir den Umfang
des Verlorenen allzngering anzuschlagen. Auszugehen ist von den
Schwierigkeiten, anf welche die Verf. S. XXIV der Praefatio auf-
merksam machen. Zwar der erste Einwarf, dass Demaenetas von
den 20 Minen, die sein Sohn braucht, in der ersten Scene noch
nichts wissen könne , da Argyiippus dies selbst erst in der dritten
erfahre, und dass dieser in derselben Scene schon wieder vergessen habe,
dass er seinen Vater bereits um die betreffende Summe ersucht hat
— dieser Einwarf scheint mir nicht besonders stichhältig. Können
denn diese zwanzig Minen , die im Gespräch zwischen der Kupplerin
und dem Liebhaber folgendermassen erwähnt werden :
. . . quid me aequom c6nses pro illa tibi dare
'Ännum hunc ne sit cum quiquam alio? : : Tüne? uiginti minasi
'Atque ea lege e. q, s.
nicht eine schon längst stipulierte Summe sein, um welche die ganze
Stadt weiss? Ja, sie müssen es sein, unzweifelhaft; sonst würden
sie nicht in dem Contract des Diabolus (v. 752) figurieren. Es ist
klar, dass Argyrippus um die ihm wolbekannte Summe nur fragt, in
der Hoffnung einen billigeren Preis {aequom) zu erzielen , vielleicht
auch um überhaupt nur etwas zu reden und die Lena so am Ab-
brechen des Gespräches zu hindern {mane, mane). Die Verzweiflung
und Angst des Argyrippus hingegen, seine wiederholt ausgesprochene
Befürchtung, er könnte das Geld gerade heute nicht bekommen,
lassen schliessen. dass gerade dieser Tag eine besondere Wichtigkeit
besitzen muss. Ich erkläre mir die Sache so: der Contract, welchen
Argyrippus mit der Cleaereta abgeschlossen hat, wird an eben diesem
Tage hinfallig und jener ist nun bei der stadtkundigen Schönheit
der Philaenium in Gefahr, seine Geliebte an den nächsten besten, der
die zwanzig Minen bringt , zu verlieren. Argyrippus hat dies ohne
Zweifel so gut wie jeder andere vorausgesehen, hat aber in seiner
Vertrauensseligkeit in den Tag hinein gelebt und geliebt, bis ihn der
anbrechende Morgen des Verfallstages aas seinen Träumen weckt;
nunmehr ist sein erster Gang zu seinem Vater, um dessen Beihilfe
zur Erlangung der zwanzig Minen zu bitten, sein zweiter zur Kupplerin,
um, wo möglich, einen Aufschub zu bewirken. Ohne diese Voraus-
setzung ist das ganze Stück unverständlich.
Es bleibt demnach nur der zweite Widerspruch in Kraft be-
stehen: nämlich, dass unbegreiflicher Weise Argyrippus schon zu
Beginn des zweiten Actes im Hause ist (man vergleiche v. 329),
ohne dass ihn jemand hineingehen gesehen hat , dass er im Hause
bleibt, während Cleaereta und ihre Tochter sich zu einem Zwie-
(Tofif €i Ltmoe, PUnti Asinarift, angez. von B* Schenkt. 4S
irikcha herauäbeg^beo, dass Lib&nus von seiner Anweseubeit
H&QAe der lena weiss und dgL mehr. Alle« dies deutet auf deu
^Qfifall etiler Scene, in der Argyrippus sieb in da^s Haas der Cleaereta
bleicht, mit iwiD^ender Nothwendigkeit hin* Um lange Erörte*
en zu sj^ren» will ich lieber gleich das Scenariam der Ursprung*
itfl Asiiiaria, wie es sich mir bei oftmals wiederholter üeberlegtiBg
^tellibat, berseizcn; wenn es sich nicht selbst zu vertheidiigen
, so wird auch kein hinzugefügter Commentar es wahr-
ei&lieher machen können. Die verlorenen Sceneo sind einge-
lert.
I. Act.
1. Scene. Demaenetoa and Libanus. (Siehe oben S. 41)*
3. u Argyrippus (Canticum).
8. g Ar^rippus und Cleaereta.
4^ ^ Cleaereta und Phüaenium = III, 1 (Diese Scene muss
hieher Tersetzt werden).
[K. n Diabolu^ und Cleaereta. Sie besprechen sich über die
Modalitäten , unter denen man sich Philaenium's Besitz
sichern kann. Der Torsichtige Diabolus zieht es vor erst
einen Contract aufzusetzen. Beide gehen fort. Auch an
eine Scene zwischen dem Parasiten und der Kupplerin
lässt sieh denken.]
n. Act.
1. Seen*. LIbanus allein.
y. „ Argyrippus, welcher der Kupplerin auf dem Forum oder sonst
irgendwo begegnet ist, erscheint (Cauticum ?) und schleicht
sich ins Haus ein, wobei er von Libanus belauscht wird.]
Die Qhrigeu Scenen, wie im erhaltenen Exemplare.
m. Act.
II« Scene. Cleaereta allein (Canticum); sie spricht ihre Besorgnis
aus, dass während ihrer Abwesenheit irgend etwas vor-
gefallen sein konnte und geht ins Haus.]
2. ^ Libanus and Leonida.
Der Qbrige Theil des Stückes bedarf keiner weiteren Ver-
Iftdinuig; über die Scene, welche zwischen IV, 1 und IV, 2 ans-
fihUeo ist, kitto man natürlich sehr verschiedener Meinung sein.
Dm dorch die hinzugefügten Scenen die durchschnittliche Verszahl
pUntinischen Stuckes nicht überschritten wird , bedarf keines
Soviel über die grosseren Verluste. Kleinere Lücken , im üm-
bif« mn ein bis drei Versen etwa, haben die Ueransgeber an einigen
StiOcn angenommen , soweit ich sehen kann , mit Recht. Vielleicht
wird ftissolho Mittel noch an anleren Stellen in Anwendung tu
hriji^Q aein, ganz sicher aber nach v. 452, der nicht wie in den
UaMbchriAeu zwischen Mercator und Leouida zu vertheilen, sondern
Imd f rateren ganz zuzuweisen ist :
Sfd #rf domist. Demarnetum uolrbam : ntnat i&sc inius —
44 Goets et Laewe, Plaati Asinaria, angez. von JEL ScheM.
LEO, ••••••••
Verum istuc argentüm e, q, s.
Wir wollen nochmals anf die Dittographien zurückgreifen and
zwar auf diejenige, welche die Heransgeber in dem Schlüsse der
ersten Soene entdeckt zu haben glauben und S. XXII der praeSMao
ausfihrlicher besprechen. Bs handelt sich um die Verse 107 ff., die
in folgender Weise überliefert sind :
107 . . ,LIB. Tum tu igitur aliud cura quid libet.
Ego eo dd forum^ nisi quid uis, DEM, Ei, bene dmMa.
Atque aüdin etiam ? LIB, (Mi) ecce. DEM, Si quid ti uolam,
110 Vbi eris? LIB, Vbiquomque lübUum erit animö meo.
ProfScto nemost quim iam dehinc metuäm mihi,
Ne quid nocere pössit, quom tu mihi tua
Ordtione omnem änimum ostendisti tuom.
Quin ti quoque ipsum fdcio haud magni, si höc patro,
115 Pergdm quo occepi atque ihi consilio exdrdiar,
Äudin tu? apud Jrchibülum ego ero argentdrium,
DEM. Nempe in foro? LIB. Ibi siquid opus fuerit, DEM.
Miminero.
118 Non 6sse seruos e, q. s.
Aus diesem Durcheinander von Versen haben die Herausgeber
— offenbar veranlasst durch die zwei zusammenhängenden Partien
110—115 und 118 ff., von denen beide ihnen nur als Scenenschlüsse
denkbar ei-schienen — folgende zwei Becensionen herausgeschfilt :
107—115 und 107, 108, 116 ff. Aber so sehr ein solcher Schlnse
berechtigt sein mag bei Behandlung anderer Scenen, z. B. der
sechsten im zweiten Acte desMiles, so sehr scheint er hier unzulässig.
Nämlich von jenen zwei angeblichen Becensionen hat nur die zweite
einigen Sinn und Zusammenhang ; die ei^ste enthält eine fortlaufende
Reihe von Ungereimtheiten. Denn es ist unmöglich, dass Libanus fort-
geht, ohne sich darum zu kfimmem, wo er seinen Herrn finden könne,
falls etwas vorfiele — während er dies später sehr wol weiss;
dass Demaenetus ihn trotz der unmittelbar vorhergegangenen Aussage
Ego eo ad forum nochmals fragt, wo er zu finden sei; dass
Demaenetus gar keine Antwort auf diese seine Frage erwartet, da er
auf die freche Rede des Libanus nichts mehr erwidert, also schon
die Bflhne verlassen haben muss; endlich dass Libanus von dem
schon abgegangenen Herrn fortwährend mit tu und tuus reden soll.
Man müsste also annehmen, dass diese Bearbeitung nur in trümmer-
hafter Gestalt überliefert ist — eine Annahme , die an und für sich
nichts Bedenkliches hat, wol aber durch die gleichzeitige Mangel-
haftigkeit auch der zweiten Fassung sehr unwahrscheinlich wird.
Wir müssen vielmehr bei der Herstellung dieser Verse von zwei
Gesichtspunkten ausgehen: erstens, dass Herr und Diener allen
Ernstes sich verstäudigen, wo man sich zutreffen habe, zweitens dass
Libanus die Verse 110 — 115, wenn wir sie überhaupt für plautinisch
halten sollen , seinem Herrn ins Gesicht sagt. Hält man dieselben
9odt ei Lottffe, PUüti ABinarift» angez, ron H* »^ek^nkl.
4S
Cut, $0 ergibt sich fol^ead^ Gestaltong d«8 Gespräches zwischen
eiden als die wahrscheinlichste :
LIJL Tmn tu igitur aliud cura quid luM.
78 Ego €0 ad forum nisi quid uis. DEM. Ei bme äfnbula,
W LIB. Atque Qt$äm ettam? DEM. Mi tcce. JLIB. Si
quid te uolam,
tOjll$ Vhi eria ? DEM* Apud Archibülum ego ero argcntdrium,
117 LLB, Nempe in foro? DEM, Ihi, si quid opus fmrü.
ZIB, Miminero,
IB DEM, Non i4S€ seruo» €. q. s.
EtnachiebcLDg von ?. 110—115 hat ea Terschuidet, dass dio
DneDbüzoichüuiJg der Verse 109— IIH in Verwiming gerathea
l. wag für die drei letzten allgemein anerlcannt, für die ersten nur
»n Cunerarlns behauptet worden iat. Es handelt aich noch darum,
?. 111—115 den richtigen Platz ausfindig i\x machen. Mit
imltch gleicher lierechtigong lassen sie sich entweder nach t, 107
der nach t. 117 einschieben; für die erstere Annahme spr£u±e die
DwillkOrliche Höäichkeitp zu welcher Demaenetus durch die Frechheit
ünefi SklafHn geiwaogen wird, für die letztere der Effect« den jene
j^in^e »af der Bühne hervorbringen, wenn Ubanus sie beim Abgehen
lli Za streicheu sind nur dte Worte Vbiquomque lubitum erü
m€0, die niemals einen vergtändUchen Sinn ergeben werden^
und Äudin tu,
Znin SchUies^e noch xwei Vorschläge , die unter den bisher be-
lienen Verderbnissen keinen Platz finden konnten. Nämlich
657 mtt»« «einen Platz mit v. 661 tauschen» da die eich ent-
ehttiden Ausdrücke cotilocn, .plant und quo iubes, . .eonlacare^
iQur , ,prfssaium und onu» , . .suMinerc noth wendiger
ur ri Auf einander folgen müssen oder ihre ganze
»uibnaseu* Sodann möchte ich v. ^45 aus dem überlieferten
' &mm copia nicht, wie die Herausgeber gethan , omnea omni
htruialesen« sondern den Ver^ so achreiben :
AVIpic ptnr^am ad forum ätque ei-periar 6rdme omms copias,
Bi bedarf wol keine» Beweises dafür, dass die voransteheuden
rkangen weder das Verdienst der Herausgeber schmälern, noch
mf&ssendes Bild ihrer Leistungen für den Text der Asinaria
sollen. Was dieser ihnen verdankt» davon zeugt jede Seite
Auitgaho besser, als ich es vermag. Die abweichenden An-
über einselno Stellen hingegen, der Anregung entsprungen.
idi dorch ihre Ausgabe erhalten , m^gen sie als Zeugnis an-
rfulimnn fTir .^Ja Thüiliiahme , die ich ihrer Arbeit zolle, Dass ihnen
rung und Vollendong daraelhea Kraft und Zeit ver-*
IvDQt f€i, U1US9» der Wunsch jedes Plantiners sein.
Wien. Heinrich SchenkU
46 F. Friederadarfff T. Liyi lib. XXVI, anges. von A, Zingerle.
Titi Livi ab urbe condita Über XXYI. FOr den Scholgebrauch er-
klärt Ton Dr. F. Frieders dorff, Direcior des Oymnaslame «u
Allenstein. Leipzig. Drack und Verlag von B. G. Tenbner. 1880.
116 SS. Pr. 1 M. 20 Pf.
Der Herr Herausgeber, der fflr das genannte Buch des Livins
eine Schulausgabe im eigentlichen Sinne liefern und so zur Verbrei-
tung der Leetüre der zweiten Hälfte der dritten Dekade auf den Gym-
nasien beitragen wollte, musste natürlich in erster Linie bestrebt
sein, die Aninerknngen möglichst consequent diesem Standpunkte
anzupassen und nur das den Anfängerkreisen Angemessene in pas-
sender, verständlicher Form zu bieten, daneben auch den üeberblick
thunliohst zu erleichtem, zu welchem Zwecke hier die kurzen In-
haltsangaben der einzelnen Partien in gesperrter Schrift gedruckt
sind. Im Ganzen und Grossen wird man ihm in dieser Beziehung ge-
wissenhaftes Streben und Takt zuerkennen müssen, wenn auch in
einigen Einzelheiten, wie auf solchem Gebiete fast unvermeidlich, die
Ansichten über das zu viel und zu wenig noch auseinandergehen
können. Nicht uninteressant ist es hiebei unter Anderem auch
zu beobachten, wie der Verf. das selbstverständlich besonders berück-
sichtigte Material des trefflichen Weissenborn'schen Oommentares
für seine nächsten Zwecke zu verarbeiten suchte ; Bemerkungen über
Sprachgebrauch und Phraseologie sind hier, eben jenem Zwecke ent-
sprechend, öfter etwas ausführlicher formuliert und meist consequent
jedesmal bei der ersten Gelegenheit angebracht, während dieWeissen-
born'sche Ausgabe in dieser Beziehung noch immer hie und da an
einer früheren Stelle auf eine erst später bei erneuter Gelegenheit
folgende Erklärung verweist, was bei ihr allei*ding8 weniger ver-
schlägt, aber vielleicht immerhin doch für die eine oder andere leicht
vorzunehmende Umstellung in Erwägung gezogen werden könnte *).
Dass an ein paar Stellen jedoch auch noch die Form der Weissenbom-
sehen Anmerkungen ziemlich deutlich durchblickt, wird bei den g^
gebenen Umständen und dem im Vorwort offen angegebenen Stand-
punkt nicht zum Vorwurf gereichen können (vgl. z. B. die Anm. sa
cap. 18, 2; 21, 3—4; 24, 3). Die nicht seltene Anführung von
Parallelstellen aus Livius selbst halten wir, selbst wenn sie aus von
Schülern weniger gelesenen Büchern entnommen sind, auch in einer
solchen Ausgabe nicht für verfehlt, da der Herausgeber demZahlen-
citate meist auch die Stelle selbst oder wenigstens die Schlagwörter
beif> in den Fällen aber, wo letzteres nicht geschehen, ist bei dem
Zwecke der Ausgabe hier Ergänzung zu wünschen. Manchmal wäre,
wo es sich um die Erklärung eines selteneren Wortes handelt, neben dem
*) Auch in der sehr exnpfehlenswerthen von H. J. Müller be-
sorgten 4. Auflage des 26. Baches der Weissenbom^schen Ausgabe (1880),
die Herr Friedersdorff leider nicht mehr benutien konnte, was er gewiss
selbst mehrfach und speciell für seinen kritischen Anhang bedauern
wird, finden sich noch ein ^r derartige, wenigstens was das Sprachliche
anbelangt, nicht ganz motivierte Verweisungen auf erst folgendes, s. B.
zu cap. 13, 3 auf cap. 33, 6, zu cap. 21, 4 auf die Bern, zu XXIX, 32,
3 und dgl.
F. Fmdmdofff, T, Lifi liK JXTL, angex. toi A. Zhn^erk. 47
kursdo Hinweise auf die Versuche der Altfia doch ein
i kuraor auf neuere etymologische ForschuDgeD auch für Schüler*
< aichi gao£ uuoiitz, s. B. cap« 16, 2 /.um Worte quiritare.
Di« TtxlQsgestaltung, filr welche natürlich auch die Besoltate
der oetteeien (TiiterBuchtingen über die hier tu Betracht kommende
'ekade and nun besoudera die der Ausgabe vonA. Luchs rerwerthet
ird«i^ i^t inj Ganzen ebenfalls eine besonnene m nennen ; auch
sher n*>ch in Zeitschriften Zerstreutes ist öfter sichtlich berück-
^chiigt, wenn auch begreiflicher Weise nicht näher angedeutet;
rgL z. II. die Anm. zu cap. 9, 8 mit H. J. Müller Jahresber. des
phii. Vereins 1877, S. 188, 1878 S. 87 und H. Blass Philolog.
177, S« 36$. Unter den eigenen Verbessemugsvorschiilgen des
9borB können ein paar beachtenswerth genannt werden,
B. ta cap. 25. 8 ad frangendos igitnr spiritus, zu cap. 25, 5
t tun welchen der zweite erst im krit. Anhang angeführt ist.
den Anhang anbetnfft, so enthält er neben der Angabe
Abweichungen von der Ausgabe Weissenborn'^ (Leipzig
fH) auch einige kritische Bemerkungen des Herausgebers selbst
~ m ta^e hier in dieser Beziehung, abgesehen tou ein paar Ver-
imd UnroUstäudigkeiteu, beispielshalber zu folgenden Stellen
tarzes Wort gestattet sein. cap. 21. 10 ist ducenocturno aller*
mn ting^wAhnJicher Ausdruck, ob aber deswegen gerade so
rk ttiuäs doch wohl fraglich erscheinen; abgesehen
\i<: 1.' für nocturnus Liv, lll» 58, 2 (aufweiche Stelle
FfiM«Dbom verweist), die übrigens wohl etwa auf dieZwÖlftafelge-
' tnrückgeht und dann ziemlich stehend geworden zu sein scheint
Cic. p, Mü. 3^ 9), könnten speciell beiLirius doch auch andere,
nifstins einigermassen vergleichbare ungewöhnliche Aus-
wie z, ß. dm semestris XXI, 43, 15 vielleicht jenen Zwei-
.mftssi^ii geeignet sein^). Das hs. verderbte dncere fürduce ist
I päliographisch auch leicht erklärlich; sollte aber vielleicht
diMlare zn lesen sein, welches Wort Livius bekanntlich mehr-
^iach liebt (vgl. z. B. I, 28, 6 ductor itineris buius mit der Aom, v.
M. Müller)? cap. 22, 8 scheint das auch der hs. Ueberlieferung am
»D siebende arserint nun nach der Stellensammlung und derguten
bei Weissenbom — H, J. Müller doch immer noch als
I vate»clieittliehste sieh darzustellen, cap. 23, 3 würde man nach
Anlage wohl wenigstens in diesem Anbang eine Be-
der hier begegnenden Schwierigkeit und der Ansicht BoL
•m*» (de reb, »caen. Rom. Greif swald 1876 S. 13) erwarten.
rcsp. 32, 8 allerdings sehr behutsam angedeutete Vorschlag, statt
^ iti f&r die cormpte Ueberlieferung potens | oc consul nun gewt^hn-
*> Seit der Einsendung dieser Bespre^hun? hat inzwischen auch
M. Milier Jahuftcbe Jahrb. 1881 8. 690 an Vertbeidigung des duz noc-
tvnie gedaebt» tttneneits mit Htnweii anf III, 16, 6.
48 O. Ändresenf Cornelias Tacitas, angez. von lg. Prammer,
lieh aufgenommenen poUicens hoc (Böttcher) an compotes Yoti zu
denken, wird aus mehreren Gründen kaum Anklang finden ; sollte
vielleicht, um bei dem Umstände, dass doch auch pollicens hoc con*
sul wohl mit Recht bezweifelt wird (vgl. ausser F. auch Luchs p. 38),
einen andern Gedanken hier ebenso behutsam anzudeuten, an ein
paläographisch nicht zu feine liegendes potens voti consul mit Be-
zug auf Marcellus zu denken sein ? Betrachtet man die ganze Partie
cap. 29 — 32, welche Weissenbom viel eingehender und doch im
Ganzen auch für Schüler noch klarer erörtert hat, so könnte
Einiges beinahe den Eindruck machen, dass Marcellus die fao-
tische Noth wendigkeit des Provinzentausches einsehend und
deshalb zum factischen Tausche bereit, wie er letzteres ja selbst er-
klärt, sich nur eine Brücke bauen d. h. das Opfer nur unter der Be-
dingung bringen wollte, dass ihm dabei eine formelle Demüthig^ng
sowohl von Seite des Senates als der ihn anklagenden Siculer erspart
werde ^. Ist diese bei dem ganzen breiten Vorgänge sich nahe
legende Auffassung richtig, so hatte Marcellus wirklich schliesslich,
nachdem der Senat durch förmlichen Beschluss sein einstiges
Vorgehen im Princip gebilligt und die Siculer nun in Folge dessen
ihm so förmliche Abbitte geleistet hatten, sein eigentlich ihm unter
diesen Umständen noch vorschwebendes Ziel erreicht; er hatte
den Handel in der denkbar besten Weise beigelegt (vgl. R. E. 1. c.)f
war also in dieser Hinsicht potens voti und konnte eben darum die
ihm früher so feindlichen Siculer jetzt „clementer appellatos dimittere^ .
Die Phrase ^potens voti^ selbst könnte nach einer bekannten Reihe
vergleichbarer Verbindungen und nach sonstigen bekannten Be-
rührungen mit der Dichtersprache auch bei Livius nicht überraschen.
— Dass die besprochene Ausgabe schon jetzt empfehlens-
werth ist, hat sich aus dem Gesammturtheile wohl bereits von selbst
ergeben.
*) Dass das gauze Benehmen dabei zugleich ein nobles war, ist nicht
ausgeschlossen, vgl. darüber und zum ganzen Vorgang auch Br. in
Pauly's R. E. IV, 1518, Mommsen R. G. I, 680.
Innsbruck. Anton Zingerle.
Cornelius Tacitus erklärt von Karl Nipperde V. Zweiter Band. Ab
excessu divi Augusti XI— XVI. Mit der Rede des Claudias über das
ins bononim der Gallier. Vierte verbesserte Auflage, bearbeitet von
Georg Andresen, Oberlehrer am Ascanischen Gymnasium zu Berlin.
Berlin, Weidmännische Buchhandlung, im April 1880. 308 SS. Preis
2 Mark 40 Pf)
Die neue Auflage ist der dritten nach einem Zeiträume von
fast sieben Jahren gefolgt. In derselben ist im Commentar allerwärts
die Orthogi-aphie geändert. Was den Umfang des Buches anbelangt,
so ist im Vergleiche zur früheren Auflage durch Streichungen und
') Vergleiche meine Recension in der philologischen Rundschau
1881, S. 347-351.
O, Andrm€% Cofneliua Ta^tos« maget. ?od Ig, Frommer, 40
^ilUistiaebe Atoderan^oD oioe Verkünang um zirGlf Seiten ernge»
Da die dritte AuÜage von mir in dieser Zeiischnfi 1874
ffi. 7*' " ' " 'ich besprochen worden ist, kann ich mich bei
'der l liHQen Aufl^e qdi so kürzer fassen,
^1,4 injt, ist Andresen zur Ueberlieferung ai causa ...
tnröckgtkehrt und sucht in der Note at zn rechtfertigen , Mir will
wtd«r ai gegenüber dem folgenden verum ^ noch Nipperdey^s Aen-
piüiiog ac causa gefallen. Ein asjndetischer Anschluss wäre für den
lAiMfiiinenbang der Stelle weitaus am besten. — cap. 1(» konnte bei
regiam ausser der Analogie ?on fun^i mit Acc. auch vesci
Dgosogen werden , das bei Tacittis nur Agric. 28 mit dem Acc.
Eideti ist. — cfip. 20 init. werden die Worte Corbulos hccftoB
^quomäam duces Homanos jetzt passend als Accusativ des Ausrufs
nod somit als directe Bede genommen, wie in der 2. Auflage« —
r c»]>. 24 med, hat A. das überlieferte mandaret mit Ritter einfach In
^MOHdare geändert, während Nipperdey in der früheren Auflage die
%Tmg Ton Lipsius mandari recipiert hatte. — cap. 27 med.
tili and interpungiert der neue Herausgeber: aiquc iUam au*
auspicum vrrha, subüse flamm cum. Das letzte Wort ist
liageschobeu. Nippe rdey hatte umgekehrt nach dem Vorschlags
[Walthers audisse als Glossem zu sub4^se eingeklammert und
wcr^ mit s^ubisst verbunden. Die Neugestaltung der comiptea Stella
iti )««lbi>tTer8täudlich zweifelhaft. — cap. 29 init. cot respoudiert
' HO unzweifelhaft mit dem nachfolgenden dein. Zuerst »ind die
[drti kaizi^erHcbon Freigelassenen einig, dann tritt eine Spaltung
lilii, «-> In der Mitte desselben Capltels schreibt A. $et (mit Halm
r ilstl des nbürlitiferten ut oder e() solum id immutans, wo Nipperdej
kftlui und unwahrscheinlich consiUum dlssimulans geschriebeii
Isitft. — cap. 30 lln. ist wie bei Ritter, Halm und Dräger dia
bibliographisch leichte Aenderuug des Acidalius frueretur imma
Ifj* ift (statt des Überlieferten et) aufgenommen. — cap. 32 init,
kbll bvi dor Anlührung der Sielleu für gnarus ^= notus noch immer
^loa. I, 51 qu4>d gnarum duci and cap. 63 in paludem gfiaram
tim^ntibus. Ausserdem kommt gnarus in dieser paeai?ea Bedeutung
tticki bei Tacitus alleio Tor« wie Andreseu nach Nipperdey
nad Freundes Wörterbuch II, S« 760 fälschlich behauptet, son-
'ierü zweimal auch bei Appuleius. Vgl. Georges in seiner Re-
«Bsioi meines Frogrammaufsatzes (Josephstädter Obergymnasium
1678) tu Uursians Jahresbericht 1880 S. 174 Z. 1 und 2 i. u,
liftd la meinem nandw5rterbuche I, S. 2731,
Ijb zwölften Buche ist Text und Commentar nur wenig ge-
toilft. cap. 2 Ün. ist statt des überlieferten ne, um einen zweiten
Sili!Uiۆ anzareibsD , ei ne geschrieben und dies in der neuen Note
kan «rklArt« — cap. 26 med. ist zu bedauern, dass A. nicht
i iissende Aonderung BrUannici fortwm macrore a/fi'
Feit aufgenommen hat* — ibid. fln. ist das QberUeferte
jfcr mii f^irker m puer ge&nderi wie bei Halm und Dr&ger. Die
laicbtc AendiTung ii^t eine zweckmässige. — cap. 32 init. wird das
wmktktin r. d. uum ^^ib». issa, l H«h* 4
so O. Andreaen, GorDelios Tacitna, anges. Ton Ig. Pratmner.
hanctochriftliehetiide cangos in in Ceangoa geändert nach der Form
dieses Yölkernameoa im 0. J. L. VII, 1204-1206. — cap. 46 med.
ist naich Sirkers Vorschlag gestaltet ne äuina tentare . . . mäUet.
— cap. 63 init. ist im Texte der die (üonstmction störende Beistncb
nach conderent zq tilgen, wie bei Halm, Dräger und Bitter. —
ibid. ist bei ChtUeedomi jetzt passend auf Herod. IV, 144 ver-
wieaen. — cap. 69 init. hat A. bei dem überlieferten festis vodbtm
Ern^rsiia bekannte Aendening faustis anfjgenommen. — ibid. fin.
ist in der erweiterten Anmerkung zn patrum consuita dev Sacttr
Tiedialt genauer angegeben als in der früheren Auflag«.
XIII^ 6 init. kehrt A. zur überlieferten Stellung der Worte
tum quoque beüum zurück und sucht sie in der Note zu rechlF-
fertigen. — cap. 10 med. wird inchaando anno nicht mehr ab
breiter und überflüssiger Zusatz rerdächtigt und dem entsprechend
die> Nipperdey'sche Note weggelassen. — cap. 14 fin. fehlt bei den
Gitatenzu ruraiM in der Bedeutung hingegen Agric. 29. ^ ibid.
ist. jetzt passend das Comma nach invocare getilgt und auch et tat
inrita facinora als Oliject von diesem Yerbum abhängig gemacht.
Damit entfällt die leidige Nothwendigkeit, eine Ellipse von fäcere
oder damarc anzunehmen. — cap. 15 init. halte ich dafür, dass
sortienHum nicht von Neroni, sondern wie aequalium von lusu
abhängig und die Stellung eine verschränkte ist statt lusu aequaUum
inter alia ludicra regnum sortientium. — cap. 17 med. sind die
Gitate fQr die transitive Bedeutung von festinare auch in der neuen
Auflage unvollständig.. Es fehlt nach meinen Aufzeichnungen ans
Tacitns Hist. 1 , 90 festinata iam pridem exactione und Agric. 44
festinaiae mortiSf aus Sallust Jag. 64, 6 animo cupienti nihil satü
fesUnatur^). — cap. 19 med. ist A. zur üeberlieferung iVerozurOok^
gekehrt , wo Nipperdey Neronem conjiciert hatte. — cap. 25, Z. IS
ist in der Note zu tarnen aus der früheren Auflage das kleine Yer*
sehen stehen geblieben , dass autem in der Germania cap. 12 vor*>
komme. Es steht cap. 13 init. — Die schwer verdorbene Stelle im
4. Satfi&e von cap. 26 ist mehrfach geändei-t. Am meisten fällt von
den Aendeiningen ins Auge die Annahme einer Lücke nach consH*
tutionis fieret und das vor sententiam gesetzte luterpretationskrenz,
4a8 übrigens das einzige in diesem Bande ist. — cap. 31 fin. ist
jetzt nach Madvigs Vorschlag in provinda, quam ohtineret ge-
schrieben, wie bei Halm. — cap. 34 init. wird mit Becht consule
nicht mehr als interpoliert eingeklammert, cap. 35 med. in der Note
die YermuthuDg Nipperdey's perriguisse statt praeriguisse auf-
gegeben. — cap. 41 med. ist mit Halm poterant nach dem über-
lieferten teneri eingeschoben , das Nipperdey in teneres verwandelt
hatte. — cap. 49 med. wird der oratio obliqua entsprechend nach Halm
cotUineretur statt des überlieferten continentur aufgenommen. —
Zn cap. 50 fin. acri etiam tum populi Romani libertate vergleiche
') Vergleiche übrigens zur voUständigeD Berichtig ung das jQngst er-
schienene .Heft des Lexikon yod Gerber-GreefS. &1.
O^ An^fmm, Comelioi l^tta, BUgßt, tob fy Prammer. SI
37 mti, 0cnQr Germanorum lihnrtm, — cap. 56 mid« ist
|lich der Worte ai^e ita infensis tdrimquc animis diseesmim
dua Bemerkuuit ^ dmer Zeitaolinit 1860» B, 17S 2u vergleichen
XJ V , 3 ßn. ist die Einschiebung tob infemus et ?or invisiis
fgtebcD, cap. 10 lin. da& vor seclus überlieferte qua mit Halm
fSMiat ge4uderU — ctp lö med. sollte zu der Enallage spetfks-
ßuens nicht Germ. 5 terru pecorum femmla, sed plt*
rumque improcera citiert sein » da dort improctn» äcli gar nicht
I Irrmi beiieht. — cap. 2<> ßn. ist nach Madvig mMitiam audmm
fSMkHebeiit wo ich Nipperdey'a angeri vorziehe. Dafegeii ist
td med. die Einachiebnog von t#^«f^ nach divernis ariihus mit
itofgegeben , ebenso cap. 27 fin, die vot» r nach dh'ersis, —
26 lln. ist die Erklürnng von pars J , . . tti^ae *u#f<
Jett and im Texte nach Atfit^niac intti i ■ . — oap. 32 med,
hamia lo quasi mtdia pace ineauU muUitudme barhar&mm
emnurffviifft/ur die dem Sinoe nach gleiche Stelle Hist. II, 12
dMmim sccttritate pacis et heili mah circitnivefiifibantur
mixif ebenso cap, 55 init. zu aoliium qutdem Briiannis
im ducfu bvliare aus Agricala cap. 16 init. neque enim
im uHprriis disoei-nunt (Bntanni), — cap. 37 init hat der
eher statt der von Nippcrdey belassenen üeberlieferong
hoitth mit Lipsins su(f{frc9sis hastibus geschrieben, nm
jU» Suhject tu allen Sülieu tu gewinnen, — cap« 40 med. ist die
eteog fOd erat nach cUtrus aufgegeben, ebenso cap, 43 med.
AiiRAliDt einer LOcke nach nondutn eoneusso. Beides kann nur
ligt werden. — cap. 44 med, wird nach der üeberlieferung
rfrlnderf; ^ inferrf^ patrare geschrieben und nach dem
^«nannten Worte mit Halm zur Berstellang einer paBseuden
Cocii^ritctToti poterai eingeschoben, — cap 47 med. ist mit Recht auf
^Ai lj(tb$r]^-^-^r"poti$simufn siurnckgegangen, ebenso cap 54 fiti.
6m lj' nsum, das Nip|>erder in Buetum gedndeK hatte,
dhit abei mjt iialm 5i#iwm«* vr^r fastigii eingeschoben, üeber-
ipl ninse im Allgemeinen hervorgehoben werden,
Ulf <lür Kiuriiiss der Halm'ächeii Ansgabe aufdieText-
(vstattong dieser neuen Bearbeitung ein grosser ge-
is«Q ist — mp, 55 fin. ist im Text« tuid nach ariihus wol an»
weggebliehen. — An der corrnpten Stelle cap. 58 med,
^tb6^1}eferte otmm in dum and das nach suffuptum folgende
l^tmH geAodert. Damit ist der Satz wonigüt-etis lesbar gemacht.
Drli«bitr der beiden Aendenmgen ist nicht angegeben; ja es
^•Offtr Jede Note zu der vielbesprochenen Stelle. — cap. 60 ftn.
iil Bfteh Pnie&liiiius et vor ex eingeschoben wie bei Halm. — cap. 62.
H iH in d«r Note zu manm aut tele \m dem Citate ans Agric. 36
mmtmme% ae manus m sehreiben. — ibid. hat auch der neue Her*
aufiber bei deo Citalen zu dem unpersönlichen iusium erat
Afrk* 10 quia fMcienus iussum übersehen. Doch dies sind nur
Dlifilfk«iiM. — cap, 64 ßn. ist jetzt nach Dödetlein wie bei
52 G, Ändreseih Cornelias Tacitas, anges. von Ig. Frommer,
Halm, Dräger and Bitter einfacher und richtiger geschrieben: deereta
quem ad finem memorabimus? quicunque etc.
TV, 10 ist in der Note za disperso milüe der Fehler 300 stati
3000 (ygl. oben tria milia delecti peditis) aas der frflheren Aaflage
stehen geblieben. — cap 11 med« lon^inqua et avia seil, peiivere.
Dazu vgl. Agr. 37 longmqua atque avia petiere. — cap. 13 med.
ist wie bei Halm nach exemplis mit Bezzenberger cladis einge-
schoben, wo jedoch Nipperdey den Text eben so lesbar nach dem
Vorschlage 0relli*s gestaltet hatte. — cap. 14 init. ist das nach
simtU überlieferte et wie bei Halm ohne zwingenden Grund in ut
verwandelt. — cap. 17 med. ist im Texte der Beistrich nach pedea
zu tilgen. — An der corrupten Stelle cap. 35 med. ist nach Halm
quin eum inter libertos habere geschrieben, was jedenfalls ein-
facher und leichter verständlich ist, als Nipperdey*s quin ne occuUe^,
höhere. — cap. 36 fin. ist vor populum Ramanum ebenfalls nach
Halm apud se eingeschoben, was fQr den Zusammenhang der Stelle
besser passt als Wurm's von Nipperdey acceptiertes in re puhlica.
— cap. 37 fin. hat der neue Herausgeber es unterlassen, bei uni ex
illo contaminatorum grege auf Hör. carm. I, 37, 9 contaminato
cum grege zu verweisen. Vgl. meinen Programmaufsatz „Taciteische
Miscellen" Wien 1879 S. 29. — cap. 41 med. ist auf die üeber-
lieferung quaesitae zurückgegangen, dagegen nach incorrupta mit
Halm ut eingeschoben, um eine erträgliche Constimction hersu-
stellen. Misslich ist dabei nur das eine, dass das Yerbum des Haupt-
satzes, von dem der Consecutivsatz ut — meminerint abhängen solU
erst aus dem Vorhergehenden ergänzt werden muss. Ich müchte es
daher vorziehen, statt ut etwa et einzuschieben , und meminerint als
Potentialis aufzufassen. Vor et wäre dann natürlich eine stärkere
Interpunction zu setzen. — cap. 45 fin. ist die Ueberlieferung per*
simplid victu mit Halm in per simplicem victum geändert, wodurch
das ana^ aiQtniivov persimplex entfernt wird und zugleich eine
variatio structurae mit dem folgenden Ablativ agrestibus pomis zu
Stande kömmt. Aber nothwendig ist die bestechende Aenderung
gewiss nicht. — cap. 48 fin. ist passend nach Ernesti wie bei
Halm und Dräger das überlieferte lenitati in leviiati verwandelt. —
Im cap. 50 verdienten zwei Verbindungen eine kurze Bemerkung^
nämlich particeps ad omne secretum und cepisse impetum, die
beide bei Tacitus nicht weiter vorkommen. Beide sind auch bei
Dräger leer ausgegangen. — cap. 61 med. hat A. statt des über-
lieferten reditum mit Halm redisse tribunum geschrieben , wodurch
eine recht unebene , ja geradezu harte Construction entfernt wird.
— cap. 62 med. soll es an der zu dem eingeschobenen pretium
citierten Stelle aus Agric. 46 heissen : admiratione te potius et im*
mortalibus laudibus et^ si natura suppeditet, aemulatu (simüiiu»
dine ?) decoremus. So ist auch in Nipperdey's Textausgabe 4. Theil
S. 24 geschrieben und interpungiert.
XVI , 1 fin. ist mit Halm das überlieferte demonstrat in cfe*
monstrabat geändert. — cap. 5 med. diem noctemque sedüibus
r« Fkmt foü Goethe, angei. von H. Werner^
58
pnHnuamt, Y^l. Qerm. 22 dcem nc^cteingMe continuare poi^ndo, —
8 med. m% wie bei Halm nach Ferrettns das überlieferte inducü
i inSmeH ferwandelt, das allerdings besser passt und sieb auf zwei
stellen aus Tacitus statst. — cap. 14 ioit, verdient eiusdem
fjtWtfffi eine BemerkaDg, die aacb bei Dräger fehlt Tacitus
dI üämlicb weder XIV, 48 f. noch hier dio Insel, auf die Antisiius
iiaiiiis Terbannt wurde. — cap« 21 iuit. hat es A. iinterlassen, bei
Worieo Nero virtutem ipsam exandere toncupivü inierfcda
t»ea Pueto et Jiarea Sorano auf VelL Paterc. II, 35 Zix ver-
00« WO Ton dem Jüügeren Cato ähulich gesagt wird: homo virtuti
'Mimus, Die Worte virlutem ipeam^ die sich Übrigens wol uor
nf Tbra^ea Pätns beziehen , sind nichts als eine kräftige Kartung
VeUeianischen Ausdruckes» — cap. 23 med, ist statuas et pic-
r fiaooiit statt des gew^hnllcben Ausdruckes Signa et taMas.
> thU. tu. ist es wol ratlisam , die ungewöhnliche Verbindung aä
rumoribu$ nach dem Vorschlage von AcidaJius durch das
tri «ingeiicbobene versis tu stCitKou. — cap. 32 tin. ist A. zur
tbirlieferang invi>lutos turQckgekehrt und erklärt dies Wort in
' iieoen Note.
lii der angehängten Hede des Kaisers Claudius über das im
der Gallier Termisse ich eine Bemerkung £u I» 9 tradere
and Z. 3d tu iar Eüufung nimw insokntior; eben so 11^ 12
H hodiequc, VgL Germ, 3 med. Äscümrgiumt quaä in ripa
ii sUum hüdieque incolitur,
D'n Druckfehler der früheren Auflagen sind diesmal sorgföltig
«errigieft worden, so daas mir nur wenige Versehen aufgefallen sind,
mS. H 1. Z. 5 V, u, ieuer statt jeuer; S, 23 LZ, 2 v. o. de^idv
iiiior; S, 49 r. Z. 3 v. o. ad^hfidr^v statt adiktpiö^p; S. 64
T«&t« tu 4 Upidatum statt trcpidaium; S. 176 i. d, N, l Z, U
IL Mkreibe als statt al; S. 242 i. d. N. L Z. 7 t. n. schreibe ro;
27$ l d. N. 1, Z, 11 T. u. ist werden nach gebaut einzu-
chieteii; S* 3()Ö i. d* N. 1. Z« 7 V« u. schreibe naloKaya^ictv,
Ein kritischer Anhaug ist dieaem Bande so wenig wie dem
•teo beigegeben, wäre aber zur besseren Orientierung nicht nur
dan Kritiker, sondern auch für den Lehrer wünschenswerth , die
erat den Text und dun commetitarius criticus der Halm'schen
bei jedem einzelnen Capitel zu Rathe ziehen müssen.
Wien, lg. Praminer.
f On Goethe. Mit Einleitaog und fortUufeader Krklimng heraus-
eben von K. J, 8t h roer. Heilhronn, Verlag von Gebr. Eenninger
Sl. LXXXVUl unil 303 äS, 8*,
kiD könnte glauben, dass Über den Zweck eines Faustcom-
Btaras keine Zweifel mehr walten sollten Leider scheint dies nicht
{iir Palt ZQ sein und das Muster der 8 c h u 1 ausgaben von antiken
'Werken hier schädlich zu wirken. Was heisst es z. B. wenn zum
T»i der Zueignung *Jlfrin Leid crt&ni der unbekannten Men (je* eine
^tUDt §m — Heinrich '■ nngen citiert wird, welche Goethe in
liiitt Leben nicht zu bekAm, abgesehen daifon, \^% ^%
64 V. SdtröeTf Faast von Goethe, anges. Ton R» Werner.
Stelle nichts mit der Goetheschen als die Verfinderaag eines Ǥber-
lieferten Uet m Mt gemein hat. DasseU)e gilt toh alles Citalen
a«8 dem Mhd. Sie soUen nicht etwa beweisen, dass Goethe nAd. yer-
stamden habe, sondern nnr dass der <];ommsntator das Lexersche
Wteterbuch nachzuschlagen versteiht. S. 9 lesen wir ^Eaffoui „«m
reißendes würjsiges Gerieht^ Diez 2^ 393 {zu ragaüter = read-
gustare) ist hier in der Bedeutung eines Gerichts^ das aus ver^
echiedenen Bestandtheilen besteht, zu vergehen, und wenige
Zeilen später ^Maxime, G-rumdsatZf Handteerksregel. FranzMseh
la maxime aus IcU, maxima reguta, oberster Qrtmdsate* imd so
den ganzen Faust hindorch Fremdwort auf Fremdwort weitlinftig
erklärt; so n. v. a. t. 2467 ^profan, ungeistlich, weltlich^ kUeinisdi
prefanus, ungetoeihtf ausserhtUb des Tempels, Heüigthums (janum
verwemdt mit Bann). Erklärt wird, dass Definitionen: Definitionen
anszosprechen sei und Erklärungen bedeute; doch auch ftJsch:
T. 2697 Du bist und bleibst ein Lügner, ein Sopkisiie sagt der
Commentator *8ophiste, nach lat. sophista, gr. aotpKnfjg, hier im
ßinne van Rechthaber, der mit Trugsdtlüssen vorgeht,^ Zu
V. 2484 f. Die Kirche hat einen guten Magen usw., weiss der Verf.
nichts zu geben, als eine weitläuftige Auseinandersetzung über
^geesen, femer aber trennbare und untrennbare Zusammensetzung
4es Yerbunsl v. 2504 ^mach: beeile dich* ▼. 2515 ^Stroh fear
ehedem wol Haupibegiandiheil des Lagers , daher die Ausdrücke
Strohwitwe, Strohwitwer etc/ v. 2534 ^Spiegelglas ist eine oH-
Übliche, volksmässige Zusammensetzung, sowie das Volk überhaupt
es liebt, Fremdwörter dunreh Zusammensetzung mit einem deuUchen
Worte sich näher zu bringen. Spiegel ist das lateinische specuUem.
Das deutsche Wort dafür war gothisch shuggva (spr. shungwa).
2u ▼. 2677 stehen 12 Zeilen über Kuppeln und Zigeuner, um den
jedermann verständlichen Vers ^Das ist ein Weib wie auserlesen
zum Kuppler- und Zigeunerwesen unklar zu machen. Ol) sidh
SchrOer «wArklich Leser wünscht, die noch nicht die Volksschule
absolviert haben? Für dumm muss er sie gewis halten, warum
würde er sonst zu Zeile 2543 ^Martlie durchs Vorhänget guckend*
bemerken: ^Dureh das Vorhänget {das Fensterchen in der
Thih'j durch das man sieht was aussen vorgeht, hat innen einen
Vorhang) erblickt Marthe Mephistopheles , d. h. indem si£ da^
Vorhänget ein wenig bei Seite schiebt!! Und dazu hat
nun Goethe seinen Faust gedichtet. Man könnte die Mehrzahl von
Schröers Erklärungen anführen und daran zeigen, wie ein Gommentar,
welcher für Gebildete berechnet ist, nicht eingerichtet sein
soll. Yen den sachlichen Anmerkungen sind viele l^Miaft zu
bestreiten ; es werden geradezu falsche Dinge behauptet, ich verweise
nur auf v. 3179 f. 2508. 2609. 2989 u. v. a. V. 2473 heisst es:
Himmelsmanna Vgl. ^. Buch Mos. 16, So wie Qott die Judzm in
der Wüste mit himmlischem Manna gespeist hat, so wird er dick
mit ähnlicher Himmelsgabe erfreuen. Manna bedetUet arahieiA
Geschenk. — Eigentlich versteJU man darunter gewisse B3mer
J. ^BfArofT, FanBi reu Goethe, an^i. von i?. flFtfnicr. SB
I 9m Bammhare, die in Arabien fff^funden werden ; e^e Art Am^a,
Bior 9$i «Äer &ime tropieche kirchliche Anwendung deg Wortes
gtmmni, wie Hmmelsepeiee für das Wort O-ettcs u, d^l. Vgl.
ütfemb, Joh, 2, 17* In solchen ADmerkt]t]^0a iusstri sich eine
l«ri«, wolcbe tnan durch das ganze Bach verfolj^eti kBün. Nach
^ 'Bktiieiiiiifi Aufsatz im K Bando des Qoethe-Jahrbuchos (vgl. Zeit-
hidirill Itlr die öst^rr* Gymn. 1B81 8. 54) wird jeder Alexandrinei-
Itmielifiet. ?. 263S will Sohröer einen neuen berstellen^ indem er
[iMrlelfi visiH' vorltflrzt, was nicht angeht, da auch 2B41, 2645
fweiiübige Senkung Btehi. Gegen Goethes Gewohnheit (vgl. Martin
Briefii TOD Johann Georg Jacobi Quellen und Ferschnngen il 8, 67)
Verden IniarpuDciiooeu eingefügt, so t. B. ▼. 24S*2 in der Rede
'Meplii^topheles* die Weite des Pfaffen in Anfdhrangszeichen ein*
fFScbloejien. Anderer^it» fohlen Anraerknageo i wo sie erwartet
werden durften; in ^ Nacht räglkhes mtm Vm'tccrt* hat Schröer
selb«! auf ein iokhea Versänmma anfmeiksam gemftebt, um eine
horrible Erk]&ning beiEufQgen ; (Papier mol := Tapeten) V» 2534,
V. 2718 mnsetedienun ungewöhnliche Wortfügung erklärt werden.
Ich wählte meine Beispiele absichtlich aas einer verfa<nismäseig
kleinen Partie des Weikos um zu zeigen^ wie die von mir ansge-
itelUen Fehler nicht etwa zerstreut im Boche, sondern auf jeder Seite
Torkommen. Aus dem Anfange wie vom £nde Hessen sich dieselben
Dinge wjederbolen und würden das Gesammturtheii über das Buch
^tfisentlioli anders gestalten helfen als es von einzelnen Kritikern,
aoter selbst Loeper (Literaturb)att fOr germ. und roman* Philo-
18S1. Nr. 4, Sp, 131 ff.) ausgesprochen wurde. Loeper hat je-
I lea&üla aus zn weit getriebener Liebenswürdigkeit gegen den Con-
Ctmoten alles zu erwihnen vermieden, was im geringsten den
'Bdsiio von Gereiztheit hätte erregen können*
Koch bleiben die 86 Seiten der Einleitung zu beachten, welche
Mihr salopp geschrieben sind. Ich begnQge mich, den Gedankengang
Sehrfk^rs im Allgemeinen zn skizzieren. Schröer versucht Mie £nt-
ftehuDg von Goethes Faust' (S, XX — LUT) darzulegen und zugleich
flamtt den Nachweis zu führen , es sei kein Grund zur Annahme ver-
I fdliedener Pläne vorhanden ; Mephistopheles sei urspr anglich und
'ipiter danelbe. Hauptsächlich stutzt sich SchrOer auf seine Beob-
ichtnng, dass ausser den im Fragmeute von 1790 gedruckten Theilen
der [>iiihtung noch andere vollendet gewesen seien. Aus üeberein-
itimmangen zwischen Stellen des Faust und anderer Jugend werk#
Qoithes geht ihm dies mit Zuversicht hervor. Schröer weist der Zeit
for 1790 alles mit Ausnahme von Zueignung, Vorspiel anf dem
Theater, Prolog im Himmel, Walpurgisnachtstranm, ferner Valentin-
iMit^ wonigvteus ihrer Ausführung nach, und endlich die Wa1purgis>
lÄcfit lu. Die 'grosse Lftcke\ von welcher Goethe im Briefwechsel
Bit Schiller immer spricht, bezieht sich also nicht wie bisher an-
IVBoiinien wurde (vgl, Loeper I S. X), auf die Theile ^O^tergesang»
"Prihlio^feier , 8paztei^ng, Anfnaliroe des Pudels, üebersetzungs-
ftrsiiok, BeechwOrung nebst den ersten Gespr&chen mit U^^^ixaXc^-
50 J, Schr&er, Faust von Goethe, anges. tob B. Werner.
pheles' ferner auf die Valentinscene, Walpurgisnacht and was folgt,
sondern nur auf die oben angegebenen Scenen. Warum Goethe nicht
alles Vollendete drucken liess, diese Frage scheint sich SchrGer nicht
ernstlich vorgelegt zu haben; denn was er S. XLII anführt, könnte
höchstens die Fortlassung der Eerkerscene erklären, sonst nichts;
Schröer sagt: 'Die Scene [die Eerkerscene] war geunss schon ge^
schrieben als das Fragment erschien. Der Dichter Hess sie in
demselben nicht erscheinen, weil er die grosse LUcke, die dadürd^
sichtbar geworden wäre, erst noch auszufüllen ho0e, was dann
1800 bis 1801 durch die Valentinscene {die übrigens auch älter
scheint) und die Walpurgisnacht einigermassen geschah,^ Für die
Scenen aus dem Beginne des Dramas gilt dieser Grund nicht , im
Gegentheile konnte durch die Veröffentlichung der schon ge-
schriebenen oben angegebenen Scenen das Verständnis erleichtert
und eine Lücke aasgefüllt werden. Auf die Verse Fauste:
Wie nur dem Kopf nicht alle Hoffnung schwindet^
Der immerfort an schalem Zeuge klebt,
Mit gieriger Hand nach Schoteen gräbt
Und froh ist^ wenn er Regentoürmer findet
folgt im Fragmente unmittelbar der Vers aus dem Gespräche mit
Mephistopheles
Und was der ganzen Menschheit eugetheilt ist,
Will ich in meinem innern Selbst gemessen,
Mit meinem Geist das Höchst- und Tiefste greifen usw.
Durch Schröers Annahme wird die Frage der Entstehung an-
glaublich vereinfacht. Zuerst (1769 bis 1775) interessierte sich Goethe
nach Schröers Darstellung für den Titanen Faust, dann (1775—1786)
hauptsächlich fCir Gretchen , während Faust für ihn zurücktrat ; in
jener Zeit vollendete er die Faustscenen und zwar schon mit der
Wette, in dieser die Gretchentragödie, welche bereits ihren Abschlass
in der Eerkerscene fand ; alles ist höchst einfach , nur Schade , dass
der Beweis für die Hypothese unterbleibt.
Einzig und allein mit voller Befriedigung erfüllt jener Abschnitt
der Einleitung, welcher vou der ^Verszählung' handelt (S. LIV bb
LXIII). Bekanntlich führte zuerst Loeper in der zweiten Bearbeitung
seines Faustcommentares die Zählung der Verse durch ; bei ihm sind
es 4253, bei Schröer 4259; dabei wird Alles bis zum Monologe
Fausts speciell gezählt. Schröer ist conservativ und zählt daher
Verse wie 853 f.
Was sie nicht verstehn
Dass sie vor dem Guten und Schönen
als zwei , obwol der erste von beiden ein reimloser in einem Reim-
system ist, während Loeper mit Düntzer die beiden Verse in finen
zusammenzieht. Ich billige Schröers Vorschläge, auch was die Zählang
des zweiten Theiles anlangt, vollkommen , nur möchte ich auch was
den Vers 2831 resp. 2828 betrifft, conservativ sein; die Stelle Isatet
— ich sehe von der redenden Person ab — :
F.
(Ire Thibftat, Li romaoz dtc,, %ng* ?on JL Muuafia, d 7
2*
AUtin gewiss ich war recht bös' auf mich^
Drt.f jf ich auf euch nicht höser iecrden kontife.
Süss Liebchen! Lmst einmal! Was §oU das? Einen Strauas?
V , . '' nur ein Spiel Wie? GeU! ihr lacht mich au9,
U I mu.rih'fht du? Er lieht mich — liebt mich nicht.
Du holdes Rimmdsangesicht I
r -i.f ffgich — ^icht — Liebt mich — Nicht —
i^ht mich !
! Kind! Lass dieses Blummwort
rnusspruch sein! Er liebt dich,
was das heisst? Er liebt dich!
So lie^s Goethe drucken, während Dautzer, Loeper und Scbröer die
deo Zeilen o&ch 2830 m einen Vers zusammennehmen. Hier ist
meh^en^n Stellen Mangel des Beimes und der gleichen Verslänge
btonerkeu, so dass ich vorschlagen machte, auch hier bei der
CoeUieschen Anordnung %u bleiben.
Die w^intflren Abschnitte der Einleitung kiinn ich Übergehen:
LXiV f. 'Der Alexandriner* ist nur im Hinblicke auf Bartschens
tsMU geschrieben. S, LXVI— LXXV *F}iuat in Prosa' polemisiert
'"""- ti..i>.M-«fnchtene Hypothese, ohne aber — etwa twei Ba-
li^ 11 — irgend bedeutende Gründe vorzubringen ;
toai;cii ^3, Laavi— XiaXXV *Dio ersten Aufführungen von Goethes
Faust* bfingl mit Berücksichtigung von Adolf Enslins Schrift über
di«tT; f Berlin IBöOI oioige sehr beachtenswerthe und
e Mittheilungen über die Weimarer Aufführung
La Hoche. In dem hübschen Hefte von Wilhelm Creizenaoh ^Oie
«.^^.^«^chichte des Goetheschen Faust (Frankfurt a. M. 1881),
ies ich im Anzeiger für deutsches Alterthnm und deutsche
Hd. VIll Heft 2 ausführlicher berichte, findet sich eine
, ' diffipr Partif^ von Srhrders Buch.
N f I ; ir geworden sein, diiss bei manchen
.-: u das neue Unternehmen im Ganzen
It tu bezeichnen ist. Die Grenze zwischen zu viel und zu
^rde nicht getroffen und die Entstehung des Werkes aü-
ficAr Eintraffunpen in ein durchschossenes Handexemplar
Zwecke ron Vorlesungen (S. Vif blieb ersichtlich einmal in der
•mgitnden Gleich mitssigkeit und dann im Ch^irakter der Anmer*
kvnfSD; ftie scheinen mehr zufällig als nothwendig.
Salzburg, October 1881. H M, Werner*
Meitirs Thihant.
Tfo
Li romans de la Poire, proiLs<'h-fiiiei?orische«
in. Jahrhundert nach 1er
um oriitrn Mäl^? ht*riint>L: i -ich
:' (Hist. litt, de la France
nU 879) Tunlii^nte dur Koman de la Poire vollständige Ter-
AffpQUichuog. Allerdings haudült es sich anch hier um jene äcbilde*
ntiiftn von Litbetqnai und Liebesglück, wie wir ihnen, oft vaSX %idxix
68 F. SteMich, Messire Thibant, Li lomans etc., ang. von Ä. Mussafia.
ähnlichen Ausdrücken, in der Lyrik und in den Liebesromanen des
Mittelalters bis zum Ueberdrusse begegnen; indessen ist es dem
Dichter gelungen , den abgebrauchten Stoff mit einigem Geschicke
zu behandeln. Vor Allem hat er, sowol was den Umfang seines Ge-
dichtes als die Anwendung der Allegorie betrifft, Mass gehalten;
dann hat er durch dramatische Lebendigkeit der Erzählung und
durch eingestreute Lieder, Sprichwörter, Räthsel unser Interesse
rege zu halten gewusst. Die Diction ist im Allgemeinen recht
fliessend; doch an mehreren Stellen mag es dem Dichter schwer ge-
worden sein , seinen allzu spitzfindigen Gedanken klaren Ausdruck
zu geben. Manche Dunkelheit ist indessen gewiss auf Rechnung der
quantitativ und qualitativ wenig befriedigenden BeschaffiBnheit der
Ueberlieferung zu setzen. Es ergibt sich daraus, dass die Herausgabe
dieses Denkmales nicht zu den leichtesten Aufgaben zählte, und dass
wer sie unternommen, für das Verständnis desselben genflgend Sorge
tragen musste. Leider glaubte Dr. Stehlich uur das literarhistorische
Moment eingehend behandeln zu mflesen. Er entsagte dem löblichen
Gebrauche, den nunmehr alle Herausgeber einhalten, und ver-
schmähte es, irgend eine sprachliche Erläuterung seinem Texte bei-
zugeben. Geschah dies, weil ihm, der sich mit dem Denkmale an-
gelegentlich beschäftigte , schliesslich Alles klar wurde , so mflssen
wir bedauern, dass er auf das Bedürfnis weniger geübter Leser nicht
bedacht war. Sollte er aber nichts erklärt haben, weil er nicht Alles
zu erklären vermochte, so ist dies entschieden zu missbilligen. Man
darf fordern, dass Niemand einen Text herausgebe, der ihm allxn
viele Schwierigkeiten bereitet; fühlt er sich aber der Aufgabe ge-
wachsen , hat er alle wünschenswerthen Erläuterungen gegeben , so
braucht er sich nicht zu scheuen, auf die Stellen hinzuweisen, die
ihm nicht ganz klar sind. Der Text, wie er uns nun vorliegt , wird
Manchem mehr Mühe machen als es gerade nöthig wäre ; auch wird
das Verfahren des Herausgebers bezüglich Interpunction, Abtheilung
der Wörter, Accentuierung usw. vielfach auf Widerspruch stossen.
Ich habe das Gedicht mit einiger Aufmerksamkeit gelesen,
und will im Folgenden einige Bemerkungen, vornehmlich zur zweiten
H&lfte (die, wie schon der Herausgeber (S. 26) andeutet, gi'össerer
Nachhilfe bedürftig ist als die erste) mittheilen. Ich gestehe, dass
mir noch mehr als eine Stelle dunkel ist, und erhoffe darüber Auf-
i[lärnng von anderen Besprechungen des Werkes.
Es sei noch bemerkt , dass man bei Vergleichung von Littr^'s
Auszügen aus der Hs. A mit unserem Texte , welcher im Ganzen
derselben Hs. folgt, manchen kleinen Abweichungen begegnet Es
wird sich oft um systematische Verbesserungen der Lautgestaltung
und der Flexionsformen von Seite des Herausgebers handeln;
anderswo wird Littr^ kleine bewusste oder unbewusste Modifioationen
vorgenommen haben ; an ein paar Stellen möchte man doch wissen,
wer die Hs. treuer wiedergibt.
15 tendri und /i<$ — 49 fete oder fef — 59 was bedentet
nveri ai ? Ein Fntumm scheint nnerlässlich. — 68 Ne von A konnte
F. SieHicK, Mettift Tbibatit, LI roiouks «tc. wg, ifoh ä» Mtt$iafia^ M
yftb#B, dftDS otch 67 InterpunetioD. — 71 Die C^ar ist uDrtchttf
JtttlM* — 72 lies au chirfdel tor wie der Binnenreim und dor
forddni; die aaf diesen Vers sich 1>eziGheD<ie Bemerkung aut
» Ji7 üqIb dann weg. Dagegen wäre 104 en statt kons tu setzen j
lieh komnit en schon 103 vor. Wenn man schliesglicb 177 chies,
wie ei kaum anders sein ka^nu, Qud 178 mit besserer DecliDAtion
t^^chies lieet , d&nn sind die ßinnenreime (-rs: *s) befriedfgend.
— 246 ^etmir^ = -e*;iiÄch lorß Komma. — 2^1 fi» nicht Vi, —
13 de li? -—319 e.« istwol 911«* que il cout (= couet) zu tosen. —
76, mit 2641 verglichen, erscheint um eine Silbe zu kurz. Yergleicht
wiW^M' 2496, 80 fragt man sich, ob der Dichter nicht Reime wie
I c€ icommence^ mes (je iplege, a ce :(^race nicht aaf zweierlei
Art behanddt habe. In den iwei ersten Fällen läblen ce, gt mit;
\m dniiett bildet a ce die letzte Silbe des Verges. Vgl Tobler'ti Vers-
bau, S. li^-5. — ;i86 bessere CH nul endreit— 400 ne anquesf^mt
yroo Aist Torzutieheo, — 415 Punct %n tilgen. — 42Ss€mut — 433
WL —460-61 baüUeet /fff7/w?f oder eher nach der Sprache des Dichters
"*if, — 469 dt: Dteu soii btmmU la lantt ergibt neun Silben; lies .«.
k VQHie\ vgl 1665, wo ebenlalls Imte statt Vcnie utkI 1822^ wo
fttt Cesckt (esca) gedruckt wurde. — 489 irtn, — 5^1
I m€n$u£ von A konnte beibehalten werden. — 523 0I
üii s=? Oll. — &40 que ajg Nomin., auf Femin. belogen , wurde
f t qui geändert War dies nöthig ? — 559 en nul fuer von A
10 m n. /*, geändert; 2326 blieb en, — 573 Dicjs ist nn-
cli; liea Biens und vgl, 507. 607, — 579 joic et envi (:«ii-
ilt liea enui. — Punct nach 609 zu tilgen; si nmt (= met)
joit, — 633 m'a. — 633-4 ma pensi^ ta pen^i; lies pcnse,
1&19 druckt der Herausgober pensi (idespendrt) ^ ohne zn
ken, dass durch die von ihm angenommene Betonung Met-
omd Beim zerst^l^rt werden« (S. 29 werden die Ausgänge von
^16-19 ala f^onderbar bezeichnet) — ^648 Die Leaung Ton k
> DttÜvuB ethicus beim Verbum esse war nicht anzutasten ; vgK
*- 659 und 665 lies s'ans 'wenn vorher/ — Die Inter-
ioa i« 674 IT. dflrfte irrig sein. — 676 o« — 712 eher samr,
738 woihl les mores, — 768-9 die Ititerpunction ist wenig be-
liftod. — 776 per m*en ei&sir gestattet die Grammatik nicht;
I {r=z mon), — %%^ gewha eri mit A ; auch im Uebrigen iat bei
Verse dte Lesung von A befriedigender. — 837 trenne mi
' mß (aM ocuii), wie bei Littr^. Es wtrde sich dann um einen neun«
tiftifaa Vers bandeln (S. 2S\ — 843 Der Herausgeber bat, ausser
m Beooe, die Declination geregelt Bine genauere Durcheicht würde
XaadMa nachAutragen oder eiotuwenden fljiden ^). Wir begnQgeu
lai ta firagn: Warum ist hier moU fesoit hien a recetmr U mes-
mfu in It fntiisage ge&ndert worden? Hielt etwa der Herausgeber
4aa Söbeitaiitiv als Accus, von recevoir'i Auch ist der Scblüsspunet
nch rotr vx tUgen ; 'der Bote war guten Empfangee wOrdig, denn
*) Sü wenn Feminina d«r lU, im Komin. Flor, oho« & «rsobeinen ;
L Bl 7® 1347.
00 F. StMicht Messire Thibaut, Li romanx etc., ang. von A. Mu98afia,
f&i'wahr freudebereitend war sein Anblick/ — 879 wird gedruckt
promi (entschieden Femin. und zu Cortoisie reimend) ; ebenso 2594
proU (Femin. laie) ; S. 29 wird dann letzteres Beimpaar ^sonder-
bar' aber ^ais echt verbflrgt' genannt. — 909 ist nicht Ä vers
^durch Verse' zu lesen? — 965 pol könnte umgekehrte Schreibung
statt pou sein ; wol eher poi. — Nach 1020 Komma. — 1060 was
soll der Apostroph bei vo? — 1069 Eher n'en. — 1073 pos. —
1086 de vos. — 1099 sollte der Herausgeber, welcher im saviaus
druckt ^Eines wenigstens' gemeint haben? Es ist doch wol uns aviaus
zu lesen. — 1142 neun Silben; 1. autre. — 1163 hat der Dichter ffe
rot avises verbrochen? — 1180 Komma zu tilgen; 81 de corre ge-
trennt; *kein Vogel hätte es mit ihm, was das Laufen betrifft, auf-
nehmen können.' — 1187 Komma nach rende^!. — 1195 hat nenn
Silben ; B und 0 lesen verschieden , aber beide mit richtigem Met-
rum. — 1207 encloeure dreisilbig gegen 1318, wo es für vier Silben
z&hlt, flösst Bedenken ein. — 1219 que nach 0 oder qu*il nach B. —
1285 Komma zu tilgen. — 1238 faintie: afeti6\ 1. faintii. —
1262 wol la morie, wie im Ital. moria. — 1306 ist der Punct sn
tilgen; das que in 1308 schliesst sich doch an das si von 1806
an. So schon LittrÄ. — 1378 N^en oder Neu = ne/. — 1465 wol
art, — 1500 sor lapeine, — 1512 a bandon, — 1540 osi Perfect.
— 1554 nicht sent, sondern seut (== sequUur); vgl. 1572. —
Bezüglich der Haare meiner Dame (1625) ge vos di e'ors . . .
ne reluist plus , non autretant \ que miroie ci aresiant. Offen-
bar sah der Herausgeber que als von atUr. abhängig an ; wie er
die Stelle dann übersetzt, ist schwer abzusehen; 1. non auire-
tant; que m'iroie ci areskwt? — 1646-7 Komma eher nach
estoäes, wie schon L. interpungiert. — 1727 lautet si ne
rot mie le col flestre. Hier soll (nach S. 29) mie ^auffallend genug,
einsilbig gebraucht' worden sein. — 1731 reconter gibt kaum einen
Sinn ; 1. mit B recovrer (das zugleich einen reicheren Beim gibt) ;
1733 mit C autel col ne autele gorge. Nach 30 Komma ; Semicolon
nach 32 zu tilgen; nach 33 und 34 Semicolon. 1736 eher
trolle als trobU. Sinn des Ganzen : *Sie hatte einen Hals, wie ihn die
Natur schaffen konnte. Aber selbst sie, die Alles hervorbringt,
würde nicht vermögen einen solchen Hals wieder zu erschaffen , und
sollte sie sich noch so sehr anstrengen. Denn fürwahr Kristall würde im
Vergleiche zu ihrem Halse trüb erscheinen'. — 1794 ff. Die Dame
heisst Agnes ; das Acrostichon ergibt Annes ; es müssen aber sechs
Buchstaben sein ; einen verschweigt der Dichter, um, wie er sagt, das
Erratben zu erschweren. Der Herausgeber meint, es handle sich am
g. da die Schreibung ngn = ü bekannt ist. Er hat aber übersehen,
dass der Dichter im Hinblick auf den unterdrückten Buchstaben
sagt quantge sopirfen i met unequi n^estptisau monde commune.
Offenbart. Mit Bücksichtauf 1817-8 soptrsme/e^eJiVe: Han\ — Nes
möchte man dem h den Anlaut zuweisen ; dies geht aber nicht an,
weil Amors und der Name der Geliebten mit gleichem Buchstaben be-
ginnen und enden ; also wol Annhes mit südlicher Schreibung von A«
F Si€kikh, Ke«sire TbiUnt, Li romanx etc.i ang. ?0D A, Muuafia, 8t
— 1^7 f ist nicht passend und dürfte eu tilgen sein; es ist wo!
(^ 0$ai) 2u betonen; also die Lesung von C. — 190S amort \tk
tieiD Worte = admordeL — 1917 li sei von A ist hiiltbar. —
|MS Doü muss jj^ewisfe zu doi gebessert werden. — 1940 zählt
nr «ieben Silben» und die Steile ist unverständlich« Es ist jedenfalls
\a stutt^fi zu lesün. Dann dürfte or i a raison zum Vorangehenden
iij^ren: 'leb muss den Tod anflehen; es ist Grund dazn vorhanden/
anf folgt: Sc dement qu'aucuns dcmande usif. Oder sollte 5«
noch lu or i a r. zu ziehen sein ('es ist recht, wenn es geschieht'),
im welchen Falle mit 6 S*aucuns zu lesen wäre? Dies scheint mir
weniger ansprechend. — 1972 Lies qut {^= if); que zu ainjs zu
xiahon. — 1980 was bedeutet noisse? Die Lesung von B gibt einen
Uaren Sinn. — 1983 doch cncrmes statt -es. — 1996 51 mc cuche,
t9iM aomt. Wie mag der Herausgeber das letzte Wort verstehen ?
0 i>fn€ (— ad ordintm), die bekannte adverbielle Locution, uud
das Komma. — 2rK)7 Schwerlich wird sich der Dichter
Bftim itüiebe lc& granz chalor gestattet haben. — 2013 was
hier i? Lies farix ebenso 2260. — Nach 2021 und 2024 wol
•aeichen. — 2083 parii ist doch unmöglich ; lies piti^ (C) oder
(B), — 2098—2104 schlecht interpnngiert Nach 98 Punct;
eil 2100 Semicoton; 2101 nach onques Komma; nach 2103
emma: 2104 lies mcsamcr, Sinn: 'W^enn die Liebe mich bedrängt,
rllticht thut es ihr leid. Förwahr nie gefiel es ihr, dass ich so
aodelt werde ; und wäre ich noch so ih^richt und verwegen gewesen,
wollte sie mich hassen/ — Nach 2162 Fragezeichen. — Nach
UO Komma. — 2171 en iR an) ist mir niclii sehr klar. — 2183
n*t^iuei 'ich muss sein , bleiben' bedeuten ? Der Dichter liebt
irdinga abgekttrzte Constractionen bei Modalverben (z, B. me
un messtiffier ; h convendroit sage Nch muss einen Boten
'der mfisste geschickt sein*); läsat sich Ah^v m'estuet eom
§§t mue in der Bedeutung 'ich mnss da stehen usw * annehmen?
'A m*e$itoii ; ptwa för -of«. — 2197 vielleicht qu'i (= U) ; *ob ii*geud
ein «hrhcher Buh.^ da aeiT — 2202 verstehe ich nicht; sollte enmi
l^pen nein'/ 'beinahe schicke ich einen/ — 2205 tieut mieU;
^= raki geht wol nicht an; lies vient m. — 2211 besser de$
meilt^t, — 2219 Si ert fez sa«s eonseu d*autrui\ Der Mangel des
stichiina macht sich hier fühlbar. Man denkt an consilium
t «9teimi über auslaut. •at statt -eil. Es ist aber cam^u gemeint;
/it c&nsapuia. Littre hat blos sPu. — 2224 atele — itde? Eher
; Lttir^ ne la sent pas n telc^ da nnser Ti«it a vor prädicativer
ng aum Accus, gerne g:ebraucht; daher auch im folgenden
1 0 H. Ebenso 2571 <i paies, — 2244 f. sind mir nicht recht
ikli. — 2250 *Ich wäre gar froh, w^un sie mir ihre Neigung
zht; Por c€ mal i gttaii Vardurc que ge, , ,endure,
Ur Tftrsieht das? Lies m^aUgcraii (=r -qU, wie anderswo); 'würde
mir erleichtern.' — Nach 2262 Fragezeichen zu tilgen; V ist
4«ck Dalif , nicht Aocusativ. — Mit 2276 achliesst die Eede der
Fraa; daher GanseföBscben ; 76 lies a m%\ ?or 77 Oänsenissclieiu
42 F. 8t€klichi Mefsira Thibant, Li fom*nz etc., ang. tob ä. JftMM/io.
^ich nehme dich zum Freande an. — Da erwachte ich und lagte su
mir: Glücklieh bist du, farwahr.' — 2285-6 pe vo$ prang com le
mien; Schlusspunct nach prang zu tilgea:. — 2312 Statt n*e^iat
doch mit B k'ele anzusetzen; Mich ort Eomma^). — 2315 mcht be-
«onders klar; doch dirfte (wenn man mit B Oar liest, oder que in
der Bedeutung ^denn' auffasst) der Sinn sein: *bald wird sie der
Liebe kundig werden, meine ich, denn ich sehe sie nachdenkin (u
dramatischer Darstellung: ^dean weisst du, dass ich sie denken
sehe?' oder etwa noch besser: ^que se£ tu?' fragt der so oft ein*
tretende anonyme Interlocutor. Der Dichter antwortet: ^que penser
la v(h), — 2817 zählt nur sieben Silben, ausser man nimmt Hiatus
swiscben seule und en an. Dies ist mCglieh, wenn starke- Int«r»
punction dazwischen liegt. Ich möchte Punct nach seule setzen, und
dann: Endementiers que Amors voit que elepense, hien voit etc.
^Sie glaubt sich allein; Amors, der sie nachdenklich sieht, erkennt,
dass wenn er sie jetzt angreift, sie sich kaum vertheidigen wird.'
Man könnte auch nach seule Komms^^) und nach p«n«e Semicolon
setzen ; die Uebersotzung würde dann etwas verschieden lauten, aber
im Ganzen mit der eben angegebenen übereinstimmen. — 2331 Ick
gestehe die Lesuug von B nicht zu verstehen ; de tele eulv]re ven A
ist mir klar. — 2339 qui ist wol qui (•= il), — 2345 Car beginnt
die Bede der Dame. — 2379 eine Erklärung wäre willkommen. -^
2388 nicht ^wer ihn liebt' sondern 'dass sie ihn liebt' fordert der
Zusammenhang; also que (qu'el?) Vaime, — 2391 Der Dichter hat
gewiss nicht soiilement geschrieben ; entweder •ive- wie 2345 oder
sotilm. {sotim.) wie 2435 und dann Que el. — 2400 Ist Vi eomant
richtig? vos c. schiene angemessener. — 24 19 Die Bede von Pensee be-
ginnt mit Molt me merveil. — Simplece singt (2240 — 41) und
spricht (42 — 43) , sie schweigt darauf nicht, sondern fahrt fort mit
der Bede; 2445 mes ne se tot mie a tant; ains me dist usw. Dem
y. 45 fehlt eine Silbe, die leicht durch ein Flickwort zu ersetzea.
Was macht nun daraus der Herausgeber? Mes [je] ne si (d. h. sai)
tot mie atant. Aine me dist usw. Auch hier fragt man sich erstaunt:
wie mag er die Stelle aufgefasst haben? — 2469 Hat die Hs. aUneet
— 2495—2535 Die Antwort von Mesui*e, die Vertheilung der Beden
zwischen Mesure und Leautez sind mir nicht ganz klar ; da ich nun
die ganze Stelle nicht vollständig erklären kann, verzichte ich darauf,
kleine Emendationen vorzuschlagen. — 2541 doch besser mit B le
(sc. mot) het. — 2554—60 bedürften einer Erläuterung. Ich glaube,
der Sinn sei : ^dio vernünftige Dame gewährt ihre Liebe dem Manne,
den sie als treuen Liebenden erkannt, schneller als die einfältige.
Sie thut gut daran ; denn durch den Aufschub wird die Liebe von
den Neidern erkannt, und sie leidet Schaden. Ja der Aufschub ver-
leitet die Einfaltigen und richtet die Liebe zu gründe.' Meine Deutung
') Auch bemerke man, dasa 2311, da art Femininum ist, um eine
Silbe zu viel zählt. Man kann nach 1465 bessern.
*) In diesem Falle würde es sich empfehlen, nach seule ein Flick-
wort, etwa et, zu ergänzen.
Itibttnt, LI rinntttiz ete., ing; Ton A, Mumufkt. U
mg nidit richtig sein; jedenfalla ist die Ititerpuuctton von 2bbl
ivftntiQdlicb : qur^ » das im Texte von plm tost abhiiigigf scheint,
ki&ti nur Helätivutu und Subject zu s'apcrgoiutU sein (tlaher besser
fiii). — Komma nach 2572 zu tilgen, — 2629 gehört zur Rede
der ConitfDance , oicht zu jener des Dichters, — 2650 — 58 nicht
ide deutlich; besoodors 52 ist nacii der Fassung von A sehr be-
_ Mich. — 2685 fttcvibrf in der Bedeutung von *daran denken* ist
'■aiallend ; da nun in fulgendem Verse A und B das Yerbum beer
IBÜ DaUvus ethicus gebrauchen, so wird nuiu m'en b€ vorziehen*
In 2686 ist die Stellung von A mes we aitu be uokaltbur und
me bc gibt eine Silbe zu vieL Also entweder mes oder
m streicheu; eher ersteres* Mes aine mu bc a perce-
^tr f Ott B &(chieiie noch einfacher ; das Fraefix a- ist aber woi
fticht SQ entbehren. — 2735 ff. Das Bäthsel, dessen Lösung der
Käme def i^^t, wurde vom Herausgeber (nach Michelant)
nsr sam 1 standen. Er meint unsere Stelle beziehe sich auf
die tweite btlbe des Namens Tibaut , die nmgekehit gelesen das
kl« tma enth&h. Hören ^ir den Dichter, welcher die Dome sagen
Utfl; jEUir rttrogtütion \ del non celui a qui ^e be, | fors tant qu^
w&i iarmeig im be^ \ W quc ce desoi $oU desore, \ adotiques ene en
ktU ore \ mc momire Amors ei li otrah | en laiin quc ge icue
i0ir. Man le^o also d«o ganzen Kamen von hinten nach vorne; nur
liEr« amn die GÄsialt des cursiveu & so um, dass der untere runde
Stmb am vertiealen Striche oben angesetzt werde , wodurch eich /
trgibt^ und man erhült tua sit; mit dem Imperativ, welchen das
Uotroie que gt äöi> fordert — ^llbcndiii in einem Worte. — 2780
ist gani unvei-ständlich; ferne ist offenbar fei mei reisan , wenn
ödiiigt soll liuisons gedruckt werden 'sagt mir die Vernunft/ Die
W«V Imtttrs kOuuteu auch als Antwort dos Dichters auf-
— Dor Dichter bittet das Herz der Dame , es möge
I «iHi ihr Nachricht geben. Das Herz sagt, dass wie es von ihr
Amors ihr ein Bad bereitet hatte usw. 2830 Prai vos |>oi'
; €€ qucH saves | | gi*c me dUes — par iati ( Le veill
' — com ge parti, \ Biaus dou£ sire , cc sadties vos : | Amors
^i usw. Die Lesung im 9. Verse verdankt der Ueraosgeber der
B; A hat mr ge parti und der Herausgeber bemerkt dazu: *Der
iher von A i^cheint beim Abschreiben seiner Vorlage aus
28^2 in \\ 2833 geratheii zu sein/ Was das ungeheuerliche
Mi bedeute und wie die ganze Stelle zu verstehen sei, bleibt
Leeer wieder ein R4ihseL Indessi^n ist mit A zu leeen: Frai
. . ee quem laiN^r, , ,que me diics ; cor ge pi^r ti le veü saroir,
§e parii, k i. e.t et Bochieä c>os, Amors usw. Tu und vos
"vidieela beständig mit einander ab; rührende Eeime liebt der
Dichler, -^ 3837 besser a* que mit B. — 2849 cm prtigne in zwei
WorieiL — 2850 ni. — Nach 2865 würd<» ich Fragezeichen setzen.
^Ihe Dia«e bat keine Hube , ausser wenn sie das Lied Ami$ usw.
lüfU DiiiA hat sie Habe. Das ist doch zu wenig ; warum hat sie da
At)»r Bube ale sonst? — Ich will euch sagen warum sie da ihren
64 F, Finger, Anweisung in der Heiinatskunde, ang. t. F. GroM&mer.
Kummer gemildert fühlt'. — 2884 wegen des folgenden vos würde
li der Grammatik besser entsprechen. — Die Bede des Dichters ist
nicht mit 2890 sondern mit 93 zu Ende. Mit 94 beginnt die Bede
des Herzens. V. 2895 ist fei ee li cuers zu lesen , nicht fet celi c.
Der Dichter: ^Ich bedaure ihren Kummer; er kommt aber doch dem
meinen nicht gleich. Das sollst du wissen, o Herz, mein Kummer ist
bei weitem grösser\ — ^Jedes alte Weib klagt über das eigene Leid
— erwidert das Herz — du kannst, lieber Freund, nicht solchen
Schmerz erleiden wie usw.' — 2897 Warum ist das dem altfranz. Stile
angemessenere com ele est von A nicht beibehalten worden? — 2899
der Vers Corte tenue d'im vilain natre zählt neun Silben. Der Her-
ausgeber (S. 28—29) fragt, ob nicht ue in tenue eben so einsilbige
ausgesprochen wurde wie in uevre, uef. Wie ist das zu verstehen?
Was hat denn ue = ^ mit u-e = u[t]a gemein? Litträ liest (nach
der Hs. oder durch Emendation ?) cort, mit wolbekannter Erstarrung
des prädicativen Adjectivs. Was bedeutet v. ncUre? Doch vilainatre
mit unterdrücktem s, wie oft in unserem Texte. Littre liest nastre. —
Mit 2905 endigt die Bede des Herzens ; der Dichter spricht die W.
2906-9. ^Ach' sagt das Herz 'möge meine Dame die eheliche Treue
brechen, jedoch nur mit dir; einem Andern würde ich es nicht gönnen,^
— 'Dank sei dir; ich möchte es auch. Ihr Kummer betrübt mich aber
sehr; mein eigener wird dadurch herber.' — 'Da bastduBecht, denn
usw'. — 2954 Streng genommen , sollte hier, wo auf den Anlaut und
Auslaut von Amors hingewiesen wird, eben ^mors und nicht iimor ge-
druckt werden. Bei dieser Gelegenheit die Bemerkung, dass in der Ein-
leitung auf den umstand hätte hingewiesen werden sollen , dass die
Dame den ersten Buchstaben Yon Amors, der Dichter den zweiten,
die Dame den dritten, der Dichter den vierten ausspricht; bis endlich
die Dame , wie sie die Bede begonnen , so dieselbe beschliesst. —
2954 der Dichter wird nicht find mit commenci gereimt haben;
lies le commencS. — 2978 ctter kann allenfalls gehalten werden ;
indessen lässt sich fragen, ob nicht etwa conte gemeint sei. — 3020
A soll te lesen; der Herausgeber nach 0 le^ besser mit L ce, sei
es , dass er in der Hs. ce gelesen oder eine Emendation vorge-
nommen hat.
A. Mussafia.
Finger, F. A., Anweisung zum unterrichte in der Heimate-
kunde. Mit 13 in den Tazt eingedruckten Holzschnitten. 5. ver-
besserte Auflage. Berlin, Weidmann, 1880. 8*. 168 SS.
Der Verf. zeigt an einem Beispiele aus der Gegend von
Weinheim wie der Unterricht in der Heimatskunde stufenweise bei
den Kindern vorzunehmen sei. Seit dem Jahre 1844, in welchem die
erste Auflage dieses Büchleins erschien, hat der Verf. viele Er-
fahrungen gesammelt, welche in der vorliegenden Auflage verwerthet
worden sind. Die Leetüre dieses Buches kann jedem jungen Lehrer
bestens empfohlen werden.
leljrbQeh d* el«in. Mathematik, uig* v. J, WoXitnJtin, 6S
ChsT&DDe. J-, Afrika im Lichte unsörer Tage. Bodengestalt
und geologischer Bau, Wien, flartleben 1881. ar 184 8S. Mi^
thntt bjpgom. Karte von Afrika im Masa&tabe von I:8(.MOÖ00tX
Im Verlaufe der letzten Jahrzelmte ist fflr die Erforschung
AfriW« iiTid inöhesöndere Mittel-Afrikas mehr geleistet worden , ala
ife aller vorangegangenen Jjibrhanderte. Die Resultate der
1 tJ^sreiseu sind in den verschiedensten Zeitschriften und
M 11 u^ ipbien xerstreut, zum Theile gar nicht gedruckt. Die {»hysiach«^
jft'ogicii» bischen Darstellungen von AMka, wie sie in den geogra-
(»liiBcfaeu Oompendien enthalten sind , dnd fast durchweg reraltet
und müssen gründlich erneuert werden. Cbavanne , ein vorzüglicher
Kentier der neuen Afrika^-Literatur, hat sich der Mühe unterzogen^
aim dam zerstreuten Queilenmateriale in der vorliegenden BrocbQrd
^D neues Bild der physikalischen Geographie und insbesondere der
gMlogischen uud orographischen Verh^Ituisse Afrikas zu entwerfen,
wk es dem gegenwärtigen Stande der Durchforschung dieses Welt-
Üieiles entspricht. Die Capitel Qber das Atlassystem die Sahara und
dif Plaieauzone des Süd(^n sind möglichst kurz gefasst, dagegen sind
die Abechnitte über das Central- und das suda&ikanische Hochland
«»er eingehenderen Schilderung unterzogen. Dem Werke ist ein
ditttrnder Platz in der geographischen Literatur gesichert.
Wünscbenswerth ist es, dass der Verf. in einer künftigen Auf-
lage auch die Quellen, auf welche sich seine Darstellung stützt,
lafQbre.
Wien. Dr. F, Grassauer.
Ulirliuch der elementaren Mathematik, Von Victor Seblegel Obor-
Itbrrr %m Gymnasinm in Waren. Zweiter Tbeil Geoiai^trie^ 1879, —
Dritter ThoiL Triijononietrie* (Mit einer vierat^Uieen LogÄrithmün-
tdTel) 188f^. ^'--"tör TheiU Stereometrie und «pTiärfsche Trij^ouo«
mttrie. Mi; en in HoUschnitt und 4 lithographierten Tafeln,
1^0. Wöl: ...^ Druck und Verkg von Julius Zwissler.
Dir Vorf., bereits rühmlich bekannt durch sein ^System der
KiumUhre'^, das als eine Frucht des Studiums der Grass-
Dinn^schen Ausdehnungslebre bezeichnet werden kann, be-*
tal Dti vollstem Eechte« da^ss das Hesnltat des Unterrichtes in der
Utneniarmathematik nicht nur „mathematisches Wissen, bestehend
ia mtr Summe von Einzelnerkenntnissen, und mathematisches
IteMi», beeiehond in der Fähigkeit, eine Anzahl von Methodea
iif n&tlienialiflehe Aufgaben anzuwenden, sondern mathemaüscb«
BlUmif, bestehend in klarer Erkenntnis des Zusammenhanges und
4fr fMeulung der mathematischen Wahrheiten, eine üebersicht
Iter dai Gaai«! und Einsicht in die einzelnen Tbeile sein soU.*^
Doreli diese Worte ist das dem vorliegenden Lehrbuche zu Grunds
kiftods Princip am besten gekenns^eichnet; es ist durch dieselben
Uifsdr^kt, daxs der Verf. nach einem Systeme vorging, das von
im d«r Eucltdischen Geometrie wesentlich abweicht; in der
Tbat kann di* " ' < he Geometrie nimmermehr das bieten, was
, r. a
jsaa I B^iu
66 V. SMegel, Lehrbach d. elem. Mathematik, ang. t. J. WaMmiHi^.
oben als Resultat eines fruchtbaren Unterrichtes in der Elementar-
mathematik bezeichnet wurde. Wir stimmen dem Verf. in dieser Be-
ziehung Tollständig bei, auch darin, dass die Euclidische (Geometrie
das Verständnis des Zusammenhanges der geometrischen Gebilde
geradezu erschwere und müssen es als treffend bezeichnen, dass er
die gewichtigen Worte einer mathematischen Autorit&t, wie es
Hankel war, welche letzterer in seiner Schrift: „die Ent-
wicklung der Mathematik in den letzten Jahrhunderten^
aussprach, citiert.
Um die Verwandtschaft geometrischer Grundgebilde zu be-
gründen, muss das Princip der BewegungnCingefÜhrt werden,
es muss die Geometrie auf mechanische Principien aufgebaut werden,
kurz es muss die Schranke fallen , welche leider — eine Folge des
conservativen Sinnes in der Mathematik, der noch an vielen Orten
die Oberhand hat — zwischen den Schwesterwissenschaften, der
Mechanik und der Geometrie, besteht, fallen. Von vielen
Seiten — auch von unberufenen und incompetenten — wird die
Starrheit der Gebilde als Vorzug gepriesen und dem Verfahren der
Bewegung Mangel an Anschaulichkeit vorgeworfen. Es Ifisst sich
aber an der Hand der Thatsachen selbst nachweisen , was auch der
Verf. ganz richtig bemerkt, dass ^der Vortheil, welchen die ältere
Methode erweist, nur ein scheinbarer ist, dass er der Bequemlichkeit
zu Gute kommt und dem Verständnisse schadet." Scheinerfolge sind
überall, am meisten aber in der Schule, in welcher eine wahrhafte
Bildung erzielt werden soll, verpönt. Wir stimmen dem Verf. auch
darin vollständig bei, wenn er behauptet, dass „zur einfachen und
naturgemässen Ableitung aller ein einzelnes Gebilde betreffenden
Sätze^ auch das Princip der Bewegung noch nicht ausreicht, sondern
dass die von Grassmann in seiner „Ausdehnungslehre" auf-
gestellten geometrischen Operationen Platz greifen müssen ; wir sind
aber auch darin mit dem Verf. einig, dass eine derartige Reformation
der Geometrie langsam und dann gewiss mit um so sicherem Erfolge
vorschreiten müsse. Diesem letzteren umstände ist es wol zuzu-
schreiben, dass der Verf. des vorliegenden Lehrbuches bei der Ab-
fassung des letzteren auf vieles von Grassmann Gebotene ver-
zichtet hat.
Die hier gegebenen Darstellungen erscheinen durchwegs
originell oder wenigstens in origineller Form und Verbindung.
Nachdem in der Einleitung eine Ableitung der geometrischen
Grundgebilde aus der Erfahrung mittelst des Begriffes der Grenze
einerseits , durch üeberlegung mittelst des Begriffes der Bewegung
andererseits gegeben wurde, femer die Eigenschaften der geome-
trischen Grundgebilde und der geometrischen Gebiete besprochen
wurden, geht der Verf. zur „reinen Geometrie" über, welche er
in die Geometrie der bewegten Gebilde (Geometrie der
Gei^aden und der Ebene) und jene der ruhenden Gebilde
(Aehnlichkeit und Collineation) eintheilt. Daran reiht sich
ein Excurs über rechnende Geometrie, ein Anhang über die
V» &U^j Lebrba«h d. eiern, liftthematik, mg. v. J. Wallentm* 6T
CürtfQ zweiter OrdDODg und eine beträchtliche Ansahl von
U«buDg88it£eii und Aufgaben. BesOglich der Kegelschnitte
Bef. Folgendes gegen den Verf. bemerken: Es ist richtig
Ewid der Natnr der Sache entsprechend, wenn die Lehre ?on den
pK^f elprhniiten ^ deren wesentlichste Eigenschaften sich einzig and
fielst der elementaren Geometrie deducieren lassen, im An-
I neg Lehrbuches der elementaren Geometrie auf synthetischem
Wige durchgeführt wird; es ist aber mindegtens Qbertrieben
IQ beteichuen, wenn der Verf. die analytisch© Geometrie als
einen schwerfllligen , antiquierten Apparat bezeichnet ^ wenn er die
anftljtt«Rche Geometrie ^ weder dem Gymnasinm noch der Bealschule*'
Itapfehlen will. Wir stellen ans in d iese r Beziehung auf Seite des
berOhmten Berliner Physiologen, der bekanntlich ?on dieser
Angtlegenheit ganz andere denkt als der Verf. Wir gestehen
an, dasB in der analytischen Geometrie weniger Bildangselemente
liegen« als in der Byntbetischen , müssen aber hei?orheben, dass
dem Studierenden gerade in der aualytiachen Geometrie und durch
eibe Gelegenheit geboten wird, auch schwierige Probleme der
lietjschen Geometrie anf Torgezeichneten, nicht leicht zu ver-
D Wegen zq I6een; man wird sich auch anderej^eita nicht
; sieht verschliessen können, dass gerade die analytische
«ieometrie es ist, deren Qrunds^t2e in den angewandten mathe-
matiAchun Wisse d Schäften, so namentlich in der mechanischen und
pliyaikaJischen Oisciplin sich Bahn gebrochen haben. Anch die
Ansicht des Verf/s, dase die ^^analytische Geometrie^ wenn man
niclit in den ertöten Anfängen stecken bleiben ^^ot] , untrennbar von
der Differentialrechnung*' ist. können wir nicht theilen,
sprechen ja doch gerade gegen diese Ansicht die Erfahrungen,
«elelM man in Lündem machte, wo die analytische Geometrie ein
miefrlerendef Theil des mathematischen Dnterrichtsatoffea an der
UlliUebale ist
Bemerk«nswerth ist die in diesem Buche gegebene Ableitung
dir Eigeoaehaften der Kegelschnittslinien, die mittelst dee soge-
BiDiiten Leitkreises sich zu einer sehr eleganten gestaltet. Diese
ÜiTiteUang findet sich übrigens schon in dem vom Verf. 1872 her«
ittfgvg^beiieu ^Systeme der Raumlehre.*
In dem Lehrbuche der Trigonometrie stellt der Verf.
dk Betrachtungen Aber den Cosinus an die Spitze, weil bei der Aus-
«wlhanf doHHelben die Schenkel dea Winkels allein in Rücksicht
fMDOge«! werden und weil bei der Erweiterung des Functionsbegrifes
taf «tnmpfe Winket beim Cosinus die Zeichen bestimm ung sehr
ftftfach erfolgt.
Zti billigen ist es, dass in diesem Lehrbnche die Winkel-
huctiimen auch tu Reihen form betrachtet werden, da der Schüler
daa Zaitammenhang zwischen algebraischen und goniometrischen
FoBcliooen nt*' ^ - n Weise am allerbesten kennen lernt- — Vom
latercsae er m Bef. das algebnusche Verfahren, die Grund*
ferailQ der Trigonometrie schiefwinlcligeT Dreiecke
68 F. Schlegel, Lehrbuch d. dem. Mathematik, ang. ▼. J. WaüenÜn.
abzaleiten» welches — wie der Verf. angibt — von Dickmannin
Essen herrührt. In 62 — 68 wird die trigonometrische Anflösiuig
quadratischer and kubischer Gleichungen — allerdings
auf etwas umständlichem Wege — vollzogen. — Für den erstea
Gebrauch des Schülers recht angemessen muss es bezeichnet werden»
dass der Verf. (S. 64 — 71) eine gelungene Uebersicht der Formeln
und Regeln aus der Goniometrie (nicht, wie der Verf. sagt, „reinen
Trigonometrie^) und der eigentlichen Trigonometrie g^ibt. In
einem Anhange werden eine Beihe von gut gewählten Uebungss&tzen
und Aufgaben dem Schüler zur Lösung vorgelegt. Für den prak-
tischen Gebrauch äusserst nützlich ist die Tafel rechtwinkliger
rationaler Dreiecke und eine zweite Tafel, numerische Auf-
gaben über schiefwinklige Dreiecke enthaltend.
Um das Buch recht brauchbar zu gestalten, hat der Verf. dem-
selben eine vierstellige Logarithmentafel angehängt.
Im dritten Theile der Geometrie behandelt der Verf.
die Grundsätze der Stereometrie und der sphärischen Trigo-
nometrie. Auch dieser Theil unterscheidet sich bezüglich der Dar-
stellung sehr von anderen Lehrbüchern, in welchen derselbe Stoff
vorgetrag^ wird und wir halten es für unerlässlich auf diese Un-
terschiede aufmerksam zu machen.
Der Verf. war bestrebt „die mannigfachen Beziehungen zwischen
ebenen und räumlichen Gebilden möglichst deutlich hervortreten zu
lassen und namentlich zu zeigen , wie die in der ebenen Geometrie
enthaltenen Keime in der Stereometrie zur Entfaltung und Aus-
bildung gelangen, und wie andererseits die Gebilde und Beziehungen
in der Ebene als specielle Fälle solcher im Baume erscheinen.''
Analog der Bearbeitung der Planimetrie hat der Verf. auch hier das
Princip der Bewegung als Grundlage der stereometrischen
Untersuchungen gewählt. Die Stereometrie der starren oder ruhenden
Gebilde, also die Theorie der stereometrischen Verwandt-
schaften musste aus didaktischen Gründen wegbleiben. — Die
Ecke wird (S. 37) als Analogen zum Winkel, (S. 41) hingegen als
Analogen zum Dreieck betrachtet; Bef. kann eine solche Zwei-
theilung nur gutheissen, weil die Theorie der Ecke sich in der Weise
entschieden wissenschaftlicher und übersichtlicher deducieren läset.
Ebenso kann es nur gebilligt werden, dass die Lehre vom Te t rae der
extensiver gegeben wurde, als es in anderen Lehrbüchern der Fall
ist. — Musterhaft ausgearbeitet ist der Abschnitt über die Figur
und ihre Bewegungen im Baume, wobei eine einmalige und
mehrmalige Bewegung der Figur wol unterschieden wird.
In der rechnenden Stereometrie findet Bef. be-
sonders beachtenswerth den Abschnitt über die regelmässigen
Polyeder und die Berechnung der Oberfläche und des Kubik-
inhaltes von Botationskörpern. — Becht klar sind die
Hauptformeln der sphärischen Trigonometrie entwickelt und
zwar ganz analog dem Verfahren in der ebenen Geometrie, einerseits
anf geometrischem andererseits auf algebraischem Wege.
Jl Wmrand, Ueber Ziel oDd Metboden etc., mg. y. F. WaUerUiu. 99
In einem Anhange wird die Entetehnngs weide der
Fliehen tweiter Ordnung im Allgemeinen und Speciellen be-
«^roehen.
Als sehr willkommen müssen die nun folgenden üebnngssätne uüd
Aafgaben aus der reinen Stereometi^e und der rechnenden lUumlehre
b<ft<)ichnet werden; ebenso ist die Zusammenstellung der
Tafel rechtwinkliger und schiefwinkliger Kngeldrei-
ecke $owte einiger Eiempel aui^ der sphärischen Geometrie recht
gelungen; nar scheinen dem KeL die vielfachen Anwendungen der
letzteren mathematieohen Dieciplin in der mathematischen Geo-
graphie and sphärischen Astronomie in diesem Buche viel
an wenig gewürdigt zu sein.
Die dem Buche angehängten vier lithographierten Tafeln be-
liehen »ich auf die stereoskopische Abbildung der regelmässigen
concaven Polyeder und der regelmässigen Sternpolyeder nach Dr, Th.
Hugel, welche wo! im Htttelschalunterrichte kaum in Betracht
gesogen werden können.
Wir können das vorliegende dreibändige Werk, uuäere Er-
fkhnmgen bei der Darchsicht desselben zusammenfossend ^ als ein
tolches beMJcbnen, welches streng wissenschaftlich verfasst den
LubmUiff der elemeutaren Geometrie vollständig nud übersichtlich
»Gearbeitet entbält und das gerade wegen seine» reformatorischen
Charakters die Beachtung der Pachgenoaeeu im hohen Grade verdient.
Wien. Dr. J, G. Wallentin.
Dehr- '^-"> nnd Methoden des chemischen Unterrichtes von Dr
1 Willbrand. Ein Beitrag zur Mctho<iik. Uride«heim, 1^1,
i/ruc» u..i Verlud voo Auguü Lai Pr* 1 M. 20 Pf.
Die vorlitigendeu Aufsätze »nd daa Product langen Studiums
lud grwaer (lädagoglscher Erfahrung; sie sind zuerst im „ Pädago-
fMion Archiv *" Band XX und XXIX erschienen und« da sie mitBecht
«IM tabr gute Aufnahme fanden, 80 aah sich der Verfasser veran^
laasl« sie mit kleinen Aendernngen in Buchform herauszugeben.
Der erste Gegenstand der Aufsätze ist das Ziel des chemischen
tJüterrichtes au den Mittelschulen. Der Unterricht in der Chemie
•eil dem Schüler nicht nur einen an sich werthvoUen Stoff nbermitteln,
ifiidani er ^oll auch wesentlich zur formalen Ausbildung des Gei-
fle« beitragen. Da die Induction und Deduction zusammen erst den
gimen Umfang nnd die volle Kraft de8 geschulten Denkens umfas-
MQ, BO i»t die Chemie, ^dte auf dem Wege der Induction ihre Kesul-
Me gewinnt und bei Mittheilung derselben den Weg der Induction
liacliraten kann'', wie kaum ein anderer Gegenstand von grosser
Balevtang für die Schule. Sie kann und soll den Lernenden mit
fcn MMhoden, Regeln und Hilfsmitteln der Induction» mit dem
Ofite der Sicherheit inductiver Schlösse und mit den Grundsätzen,
uch welchen sie zu bewahrheiten sind, bekannt machen nnd ihn
tereli üebnng befähigen, sich dieser Regeln, Methoden und Hilf^^-
mute] mit Geschick, umsteht nnd Sicherheit tu bedienen.
70 F. WiObrßnd, Ueber Ziel und Methoden etc., ang. v. F. WäOmHn.
Beyor der Verfasser an die Besprechung der Forderungen geht,
welche an den Unterricht, der dieses Ziel im Auge hat, zu stdlen
sind, zeigt er, welcher Weg im allgemeinen einzuschlagen ist und
welche Resultate auf demselben erwartet werden können. Als erstes
Beispiel ist die Untersuchung der Luft gew&hlt. Diese führt zur
Entdeckung von Sauerstoff und Stickstoff, zur Feststellung der
chemischen Grundbegriffe: Element und Verbindung und endlich
zur Bestimmung der Aufgabe der Chemie. Dabei sind auch gelegent^
lieh die verschiedenen Methoden, welche in der Chemie zur An-
Wendung kommen, besprochen. Das zweite Beispiel ist der
angewandten Chemie entnommen und lautet: Welches sind rationelle
Methoden zur Conservation der Nahrungsmittel ? Mit Hilfe der bei-
den in wahrhaft mustergiltiger Weise durchgeführten Beispiele zeigt
der Verf., wie die Chemie nicht allein eine Beihe nützlicher Kennt-
nisse vermitteln und den Geist mit einer Fülle von neuen Anschau-
ungen bereichern könne, sondern auch wie sie sich als formalefi
Bildungsmittel in einer Weise verwerthen lasse, wie sie eigenartiger
kaum durch einen anderen Lehrgegenstaud ersetzt werden könne.
„Kaum ein Zweig der Naturwissenschaften lässt so unverhüUt die
strenge Gesetzmässigkeit hervortreten, die in der Natur herrscht,
kaum ein Lehrfach kann so leicht und augenfällig die Schwierig-
keiten zur Erkenntnis bringen, die der Ermittelung der Wahrheit
entgegenstehen. Hat der jugendliche Geist, wenn auch nur in diesem
einen Fache, in den strengen Begeln der aus der Erfahrung schöp-
fenden Wissenschaft denken gelernt, hat er den Anspruch erkannt,
welchen Erklärungen machen, den Wert und Unwert von Hypothesen,
die in den äusseren Verhältnissen, wie die im eigenen Innern lie-
genden Tendenzen zum Irrthum führen, dann wird er umsichtiger
werden bei Beobachtungen, zurückhaltender im Urtheilen, behut-
samer im Aufstellen von Ansichten, vorsichtiger im Annehmen der-
selben, — strenger im Denken, bescheidener im Urtheilen. Es wird
auch der Unterricht in der Chemie jene allgemeine geistige und
sittliche Bildung entwickeln, pflegen und fördern, die das höchste
Ziel alles Unterrichtens und Erziehens ist".
Im folgenden zeigt nun der Verf., dass die übliche Weise
des chemischen Unterrichtes, bei welcher die einzelneu Elemente
irgendwie gruppiert nebst ihren Verbindungen nach Vorkommen,
Bildungsweisen und Eigenschafken besprochen werden, den obigen
Anforderungen nicht entspricht ; dass sie wohl gestattet in kurzer
Zeit eine grosse Masse von Stoff vorzunehmen, dass sie aber die
Schüler nicht befähigt, mit ihren Kenntnissen zu arbeiten und dass
darin auch das Misstrauen ihren Grund hat, mit welchem der che-
mische Unterricht betrachtet wird, insbesondere von jenen Schul-
männern, deren Fächer durch die gesammelten Erfahrungen von
Jahrhunderten in voller Wahrheit zu geistbildenden Disciplinen ge-
worden sind.
Der Unterricht muss mit den einfachsten Beactionen beginnen,
gleichgiltig welche Elemente sich daran betheiligen, und aus ihneii
F. H^tiar. Chemie fQr die rierte Klasse, &ng. ▼. K Waüeniin, 71
fliQ«« der SchCJer erfahren , was überhaupt eine chemische Reactionp
wa6 eioe Verbmdong und Zersetzung ist. Vou den einfachsteo Vor-
gflagen moss man ausstehen and zu den verwickelten aufsteigen, da-
bei imxner an bekannte Dinge anknüpfen^ und den Schüler schritt-
irsi86 äo weiterführen, dass er durch eigene Thätigkeit das, was er
finden soll, gewissermasseo selbst entdeckt* Dabei idt auch darauf
m achten, dass schon bei den ersten Untersuchungen hervortritt»
worin das Charakteristische der chemischen Vorgänge liegt, welche
Aufgabe der Chemie anter den Naturwissenschaften zufllllt, und welche
Natnrkräfte hauptsächlich die chenuBchen Veränderungen in der Ma-
terie veranlassen. Dies und die anderen Forderungen, welche an
einen rationellen Vorgang zu stellen sind, entwickelt der Verf,
in jener lichtvollen Weise, welche überall den pflichteifiigen» er-
fahrenen Lehrer verräth.
Schliesslich sei noch bemerkt^ dass sich dieses Heftchen in
recht guter Weise an die Instruction zum Normallehrplan für ßeal-
schulen aDschliesst nud dieselbe gleichsam in einigen Punkten recht
gelungen weiter ausfahrt,
Chemie für die vierte Classe der Gymnasien and Realgymnasien
TOö Dr F. Hejil arund N. Hofmatiiu Nach methodischen Gm nd-
«itten bearbeitet. Mit 30 in den Text gedruckten Holzschnitten.
Pr*g imh Verlag von F. Te«jp»ky. Preis 36 kr.
Die Verfasser geben in diesem kleinem Heftehen (67 Seiten)
die Element« der anorganischen und organischen Chemie in einer
meist rationellen Behandlung, An 47 leicht darzustellenden instrnc-
tfren Experimenten findet der Lehrstoff der anorganischen und an
SO ESTperimenten der Lehrstoff der organischen Chemie genetisch
ieine Entwickelung. Der Ünterrichtsgang bildet nach Form und
Inhalt oin znaammenhängendes Ganze und beknndet dabei im all*
gemeinen einen stetigen Fortschritt vom Einfachen, leichter Fass-
lichen lum Zusammengesetzten, schwerer Verständlichen. Die theo-
Tfttsrhon Entwickeluneen halten meistens Schritt mit der gewon-
EeDen chemischen Anschauung nnd ergeben sich mehr oder weni-
gvr leicht aus den vorausgegangenen Beobachtungen. Durch eine
Beih» von Fragen, die sich unmittelbar an den durchgenommenen
Lehrstoff anschliessen, soll die Selbstthätigkeit dai Schaler in zweck-
inispreehender Weise gefordert werden.
Mit Encksicht auf das beschränkt« Zeitansmass, das dem Un*
terrichte in der Chemie in den nnteren Classen der Gymnafiien zu*
gewiesen ist, hätte der Lehrstoff noch eine merkliche Eestriction
vertrageUt namentlich in jenen Partien, welche wenig oder nichts
4«tu beitragen, den Schnlern klare Vorstellnngen von den wich-
Itgsten chemischen Vorgingen, den sie bewirkenden Kr&flen und
dsn in den chemischen Vorg&ngen herrschenden Gosatzen zu ver*
mittein. In dieser Hinsicht sei nur beispielsweise anf %, 32 .Einige
btnAre Verbindungen und Hydroxyde der MetAlle'', |. 35 ^.Einige
Mu** verwiesf^n, Schliesslich sei noeh erwihnt^ dass die Bebaiid*
7t Jl Wiemer, Elemente der Anatomie etc^ ang. Ton A. BwrfenUin.
luag der anorganischen Chemie besser gelungen ist als die der or-
ganischen Chemie.
Wien. Dr. Franz Wallentin.
Elemente der Anatomie und Physiologie der Pflanzen. Von Dr.
Jol. Wiesner^ o. ö. Prof. der Anatomie und Physiologie der Pflan-
zen an der k. k. Wiener UniTersitat. usw. Wien, 1881. Alfred
Holder. 8». 276 SS.. Pr. 8 fl. 60 kr.
Das vorliegende Lehrbuch soll den Leser in die wissen«
schaftliche Anatomie und Physiologie der Pflanzen einfahren.
Es bildet den ersten Band eines Werkes, dessen zweiter Band die
Organographie,. Systematik und Biologie der Pflanzen umfassen wird.
Der erste Theil des Buches, welcher der Anatomie gewidmet ist-»
zerfällt in drei Abschnitte, n&mlich a) Anatomie der Zelle, b) Ana-
tomie der Gewebe, c) Anatomie der Yegetationsorgane. Der zweite
Theil enthält die Physiologie. — Obwohl gegenwärtig an Lehr-
büchern der Botanik gerade kein Mangel herrscht, so existiert doch
eigentlich keines, welches nach Umfang und Inhalt obigem Zwecke
entsprechen würde. Die hervorragende wissenschaftliche Autorität
des Verfassers, verbunden mit dessen fast zwanzigjähriger Wirk-
samkeit als Docent der anatomisch-physiologischen Botanik lassen
wohl schon im Voraus eine gelungene Lösung der schwierigen Auf-
gabOy ein gutes Lehrbuch zu verfassen, erwarten. In der That muss
die Auswahl und Bearbeitung des Stoffes als eine sehr glückliche
bezeichnet werden. Es ist ein häufiger Fehler anderer grösserer Lehr«
bücher, dass jene Fragen, mit deren Untersuchung der Verf. sich
epeciell eingehender beschäftigt hat, auf Kosten anderer, vielleicht
wichtigerer Capitel zu ausführlich behandelt werden, und dass in
solchen Punkten, welche unter den Fachmännern noch einen Gegen*
stand der Controverse bilden, nur des Autors eigene Ansicht anf-
genommen wird. Wiesner hat jedoch aus dem umfangreichen Ge-
biete der anatomisch-physiologischen Botanik nur dasjenige au%e*
nommen, was von fundamentaler Bedeutung ist. In jenen Punkten,
tber welche einzelne abweichende Ansichten existieren, hat er sich
jener angeschlossen, welche unter der Majorität der Forscher die
herrschende ist. Zur Wahrung seiner Ueberzeugung jedoch hat der
Verf. eine grössere Anzahl von ^Noten*^ als ein selbständiges (letztes)
Capitel dem Buche beigegeben. Diese Noten, von denen viele für den
Fachmann ein besonderes Interesse haben werden, enthalten gleich-
seitig die nothwendigen literarischen Nachweise zum Texte, und
bilden eine reichhaltige, werthvolle Zusammenstellung der wichti*
geren einschlägigen Literatur. Es ist femer dem Verfasser gelungen,
den Stoff in einer übersichtlichen leicht fasslichen Weise zu bear-
beiten. Als ein besonderer Vorzug muss hervorgehoben werden, dass
mehrere wichtige und in den Lehrbüchern oft ziemlich unklar dar-
^gestellte Begriffe der Anatomie (Mitteliamelle, Intercellularsub*
stanz, Tracheide, Stranggewebe usw.) in einer sehr klaren, für den
und Orda, d* Thkrreichs« ang. ?. 0. Sckmidt 78
üg^f leiclit fttfisbareo Weise präcUtert sind* — Aas der Phy*
ologte dUiften hitir einige Worte über den Begriff AssimOation am
Platze ^t)tn. Diu alten Physiologeu verstaDdeu darunter die Umwand*
lang ddr NahniDgäätolTo in die chemischen Individuen des Orgauis-
&in^ iih^l in deoji^elben Sinne wird das Wort noch beute von den
Ti >lageu genommen. JuL Sachs beschränkte jedoch den Be-
giiij aui «iit» Lmwandlung der Kohlensäure und des Wassers in or-
lanitiche Subätauz; diese Deßuition wurde von allen Botanikern
ucaitimi und fand in den Li^hrbücberxi Eingang. Wiesner vertritt
rmu, und zwar wie wir glaobon mit vollem Bechte, die ältere Auffassung.
Ftlr den Sächsischen Begriff Asaimilation fuhrt er die Bezeichnung
Kohlensäure-Assimilation ein. Es Bei hier noch bemerkt, dass ein
ijuierer hervorragender Forscher Prof. Pfeffer in seiner gleichzeitig
Bit dem Wieäner'schen Buche erschienenen Pfianzenphjsiologie die
AtfstniiUtiivn in gleicher Weise deüniert. — Dem Texte sind 101
Abbildungen in Holzä>chnitt beigegeben, welche zu den besten ge-
kj^ren, die wir je in einem Lehrbuche gesehen haben. Die Ausstattung
vtm Seit« d^ Verlegers lässt nichts zu wönscheu übrig. Ans alie*-
dem g«bt hervor, dass das Wiesner*sche Buch namentlich
den KitteUchunehrern sowie den Stadierenden an
H^^cbttchnlen auf das wärmste empfohlen werden muss.
HtfiffeoUich wird der zweite Band recht bald erscheinen.
Wien,
Di'. A. Burgerstein*
Er» HO, Klassen und Ordnungen des Thierreichs. Fortge»et&t
f OH (X K Ro ff mann. VI. L^^nd, IIL Abthetlung, I^titien. 22.,
'iS. md 24. Li^feruDg^ Lnipzig und Heidelberg. IbHt, Winter.
Es ist an der Zeit, wieder einmal des Fortganges des groj^sen
rDUmelmens zu gedenken, welches seit Bronn *g Tode eine Au-
nU bedeutender Zoologen beschäftigt und eine ganze zoologische
Bniliollieli zu ersetzen bestimmt ist, Am ileissigsten ist in den
btetfn Jahren der Bearbeiter der Amphibien und Reptilien. Prof.
Beffoiaiin in Leiden gewesen, der zugleich die grösste PQlle von
OngiBAlbeöbachtnngen in Wort und Bild vorlegt. Auch Bü tächli*8
Frolonetii» als zweite Aulliige des betreffenden Abschnittes von
Brenn, schreiten vorwÄrts. Dagegen sind die übrigen Abtheüungen
h elu m^hr oder minder grhieppendee Tempo, einige sogar in vOl-
i|»n Stitbtand goratben. Sei enka und Hub rech t scheinen^ der
eine die V6gel, der andere die Fische ganz aufgt^geben zu haben.
^fretAcker» nachdem er den ersten Theil der Crustaceen zu Aller
Btfriedtgung vollendet, geht mit der Fortsetzung leider recht lang-
n« vor, und durch Giebels Tod sind die Säugethiere ganz ver-
nkk MAehle m ih^ VArlafsbadüiandliing gelingen recht bald Er-
mu in finden !
Straf^ebttrif. Oscar Schmidt.
Vierte Abtheiluiig.
Miseellen.
LiterarischeMiscellen.
Ciceros erste UDd zweite philippische Bede. Ffir den Schnlgebniieh
herausgegeben von Hermann Adolf Koch. Zweite Anflws neu be-
arbeitet von Alfred Eberhard. Leipzig, Drack und Verlag TOn
B. G. Teubner, 1879. 108 SS.; Preis 90Tfennige.
Die Einleitung enthält in gedrängter Kürze (S. 5—12) das nmi
Verständnis der beiden Reden Nothwendigc.
Text und Commentar umfassen SS. 13—104. I, % 6 fehlt
eine Note zu a cervicibtis. Bekanntlich steht von diesem Worte, wenn es
in übertragener Bedeutung gebraucht wird, regelmässig der PluraL —
cap. 9, 21 wird der ganze Satz quis est enim hodie cuius intersü %st€m
legem manere als eingeschoben betrachtet. Halm begnügt sich damit
bloss zu manere ein Kreuz beizusetzen. — II, 14, 86 ist zu
subtimes bemerkt: nscheinti nur hier vorzukommen.* Georges
führt aber auch in der 7. Auflage seines lateiHisch-deutschen Hand-
wörterbuches 8. V. nur diese Stelle an. Es wird also das einmalige Vor-
kommen des Wortes mehr als blosser Schein sein. — cap. 26, 65 ist bei
cuius virtute terribüior erat popuius Romanus exteris gentiims, nuHHa
earior vergessen worden, die beiden Gomparative in angemessener Weise
zu erklären. — <»kp. 27, 66 ist in dem Taciteisohen Gitate zu abumdamUB
das sinnstörende Versehen j^rojTfior in proptor zu corrigieren. — cap. 30, 75
ergänzt sich Eberhard zu noUem aus dem Vorausgebenden adfiMset. Der
Gonstruction von noUe entspräche es mehr, cum aäfuisse tn ergknwn. -^
ibid. begegnet S. 79 im Texte Z. 6 v. o. der Verstoss inquisiimis für
miquissimis. Andere Fehler habe ich vielleicht übersehen').
Der kritische An bang reicht von S. 105-108. Derselbe ist somit
bedeutend umfassender als oei Halm. Dagegen enthält diese Ausgabe sn
keiner Stelle einen Excurs. Ein Kreuz im Texte habe ich nirgends
gefunden, dagegen ziemlich viele Klammem, wodurch wiederholt guiss
ätze als unecht ausgeschieden werden. Halm verfahrt mit dem Texte
jedenfalls vorsiahtiger.
') Bei der Gorrectur trage ich folgende Bemerkungen nach : S. 46^
Z. 14 steht im Texte taels statt toles; 8. 65 schreibe i. d.N. 1. Z. 8 ▼.
u. deutlicher ,|VgL §. 73 med.*" — S. 76 ist i. d. N. r. Z. 12 ▼. iL
äusserst vor selten zu streichen, um die Hyperbel zu beseitigen;
cap. 42, 107 (S. 97) wurde unnöthig das überlieferte fuerunt mit Er-
nesti in fuerant geändert.
Wien. Ig. Prammer.
MisoellMi.
T6
Poeiie und Prosa od« 37ö Gedichte als AufaaUöbongen füi Volks-
tehnleti ^r ~-^PTtn uoii mittleren ClaMeo der Gjrmn&sien, der Real*,
BüTK^r , Fortbildungs- und höheren Töchterschulen * für
Pri])ftrj.i.^..^. .. ..iid Seminarien bearbeitet van Ensebiue Stephan,
Lehrer ao der fürstlichen Lateioftchule in Wailersteiü. Breslau,
Oowücb, 188U. gr. 81 XIV and 511 SS. 4 Mark.
Pef Verf. f orlieg'enden Hilfsbuches Hess sieh bei Herausgabe des»
Itlbeii von der Ueberieogang leiten, da»» die Schöler der Vdksschale,
i0Wl« ^er tint^ren und mittleren Classen einer Hittelschule in ihren Aaf-
Alscii TiQT reprod^ctiv sein kennen, und dass Gedichte neben ihrem
froiteT " " - auf die Ausbildung s]krachlicher Darätellaiig ergiebige
«od t; .ndifraben von Anfsatx&toffen sind. Er hat durch die Ver-
uiT ' ^' 'S den Lehrern des Deutseben, die seinen Weg
* ieni die Müh© ersparen wollen, ohne die sie nie
«liKu cii.^v.x Uli L.iirj,^ aufweisen werden^ die Mühe, den Aufsatz selbst
tascuafbeiten.
Die Auswahl der Gedichte ist eine fast durchwegs glückliche. Auch
die protalsehen Bearbeitungen derselben, die entweder auf Stephen selbst
aof Bone, Grimm, ^be), Kellner. Meissner, Schmid u. ti. zarnck-
ist im Grossen und Ganzen eine entsprechende» nur macht eich in
_ aielTien Pn^saerelhlnn^en Stephans eine oft recht unangenehme Breite
mä H tar (B. Ä. B, S. 135, 471, 475j und liast auch
fuWtiil i\^ in sjntactischer und stilistischer Uinsicht
ttmehc^ t\i wuhactj^n nbng. Im Allgemeinen erscheint ier in den Ge-
^if^^»* niedergelegte Stoff bald in erweiterter, bald in verkürzter Gestalt
(egvben, bald in p- »Tf -— . bald als Gesprach behandelt Geo-
lebe« weit- oder nu htlicho Bemerkungen dienten, wofero
Ifw Sa^rhe gehörten odt. ...... Unseres Verständnis vermitteln sollten,
Efüleitiing,
Metrik und Poetik. Zum Gebrauch für Lehrer und Schüler an h5hi>reii
Uftteiriühtaanstaltett und zum Selbstndium bearbeitet von C. Werner.
Lekiaig 1880, Augrust Nenmanns Vorlag, gr. 8«. XVI und 272 88.
WMerholtes Vorkommen unrichtiger Angaben und ungenauer
dtionait. schülerhifte Darstellung und eine nicht immer befriedigende
hl roa Musterstücken (s. S. 17 ff.) lasseit die Arbeit Werners aU
wtuig empfehlen dp erscheinen.
Um Boeb s«rfllllt, wie schon der Titel andeutet, in swci Theile;
l_d behandeln die Metrik, S. 10-272 die Poetik. Wie oberftächlich
r dtf V«rf. bei Anfertigung seines Buches^ and der Metrik insb^tsondere,
:iog, Ithrt schon eine flüchtige Durchsicht desselben. So sagt Werner
t «Prosa drückt das aus, was man gedacht; Poesie, was man
ipfonden — das durch Einbildungskraft Brteugte»; — S, 2: „die
|«1ni4isige Wiederkehr langer und kurzer Silben in einem
' hl iieiast Metrum" (soll heissen Rhythmus); — S 3: „In swei-
^ ^IB fOtUDmengesetsten Hauptwörtern ist dasBeatimmungiwort
i»i* (i^U beliscn hocbbetont), ,da8 Grund wort kurz** fsoU heissen
Mm Montk a. B. Stuhlbein, Haasfhm (!); derselbe Irrthum begegntt
Bt Zeilt tiefer, wenn hier behauptet wird, dass bei dem Zusammen^
Mnailbigcn Haupt- und eines einsilbigen Zeitwortes das
i meist «lang"» das Zeitwort „kurz** werde, also zu lesen sei:
I ffiliiit« Hans Hüft — S. 6 wird der Pentameter noch für einen
Piorliüuitor gnhalteti und ab «unrein er*" Reim Meer: mehr auf-
ll. Dasii F4 iianr rnitt< Ihochdeuta^he Dichter nicht leicht mer und
nsnUm, Uss aber im N' lachen ein solcher
ab ungri ren sei. ht ab- -r und mehr ent-
haltt* Jt aia hsugv« •, das nur orthographisch m d^m einen Falle aU ee«
76 Misoellen.
in dem anderen als eh wiedergegeben wird; nicht was das Auge sieht|
sondern was das Ohr liört^ kommt hier in Betracht — S. 9 wird nnier
den Beispielen zur Alliteration auch das banale ^ Wir Wiener Weiber usw.' (I)
angeführt Der Abschnitt wird mit folgenden drei DefinitioneH ge«
Bchiossen: «Vers nennt man die Zeilen, welche sich mit einander
reimen (!). DieStrophe besteht aus zwei oder mehreren Versen. Das
Ganze (Qedicbt) ans einer oder mehreren Strophen.*^
Nur wenig besser ist der zweite Theil oes Wemer*sclien Bnches.
Auf S. 11 findet sich eine „Uebersichtstabelle*', bei der es sofort anffallen
mnss, dass die Eintheilnng Inhalt und Form oft gänzHch unberücksichtigt
lässt und die Dichtuns^sarten bunt durcheinander würfelt Die Tabelle fasst
die einzelnen poetischen Werke in fünf Gruppen zusammen : I. Lyriacbe
Poesie, II. Didaktische Poesie, III Epische Po^'sie, IV. Dramatische Poesie,
V. Gemischte Poesie (!). Zu letzteren rechnet Werner das beschreibende
Gedicht, den Monolog, Dialog, Prolog und Epilog (t), die Parodie und
Travestie, die Vision, das Akrostichon, die Endreime (I;, (unter denen der
Vert jene Gedichte versteht, deren Beime dem Dichter von vornherein
gegeben waren , also jene Dichtungen , die oft nicht einen Schatten von
Poesie anzuweisen haben nnd deren Beimgeklingel den Leser nnr
ernüchtert), endlich das Bäthsel mit seinen Spielarten. — Ungenanigkeiten
in der Darstellung sind ferner zu rügen S. 46. 48. 49. 178. 183, wo
ganz unvollkommene Definitionen der Terzine, des Bitornells, der Kaosone,
der Ballade nnd Romanze gegeben werden. Auch die „Literaturangaben*
zeugen von der grossen Schlenderhaftigkeit des Herrn Verf.^s; 8« bes.
178 und 183.
Endlich kann es Bef. nicht unerwähnt lassen, dass auch die
stilistische Seite des Buches manchen Tadel verdient So heisst es S. 5
vom Alexandriner: „Der sechsfüssige, in zwei Hälften getheilte jambische
Vers heisst Alexandriner; wird aber wegen seiner Eintönigkeit jetst
selten geuraucht** S. 53 vom Bondeau: „Auch Blngel^edicht oder
Bundgesang; Ton und Inhalt ist leicht und witzig; die Form
derart, dass in jeder der zwei bis vier Strophen, aus denen du
Gedicht besteht, die erste Zeile nach der dritten, und die erste
nnd zweite Zeile am Schlass der Strophe, welche meist ans acht
Zeilen besteht, sich wiederholen.*' S. 29: eigentliche Dithyramben
besitzen wir daher in unserer Literatur nur sehr wenige; sie be-
singen meist den Wein, werden jedoch auch bisweilen auf andere
Stoffe (!) angewandt.**
Wien. Dr. Karl Stejskal.
Englische Schulbücher.
Die Zahl der Grammatiken, üebungsbücher und Commentare,
welche dem zunehmenden Studium des Englischen besonders auf deutschen
Mittelschulen zu dienen suchen, ist in den letzten Jahren so rasch jre*
stiegen, dass sie Bedenken erregen muss, zumal da jede dieser Pabli-
cationen einer andern Methode folgt Doch muss man gestehen, dass
auch fast jede in ihrer Art verdienstlich ist und obwohl selten direct der
Wissenschaft, wenigstens immer dem Wissen des Verf.*s genützt hat Den
ersten Platz unter den englischen Schulbüchern, welche mir eben inr
Besprechung vorliegen, verdient die
Englische Scbulgrammatik in kürzerer Fassung von Dr. Emannel
Schmidt Berlin, Haude und Spener, 1876. ^7 SS. 1 M. 80 Pf .
In der englischen Sprachlehre trug man ähnlich wie in der dentachen
lange Bedenken, die Besultate der sprachhistorischen Wissenschaft für
die Schule zu verwerthen ; was man anstrebte , war Boutine. Dasselbe thnt
£. Schmidt, bahnt aber zugleich ein tieferes Verständnis der engliiohea
Flexion und Sjntax auf geschichtlichem nnd grammatischem Wege an.
77
0it Bftcb tfl gvwlw fin« vortreffliche Leistatiff, Die R^^eln »iod präcis
md sieber ipefftsit. mit tTäktiächen Beispielen belebt and kUr geordnet; die
HfHitiK T' Redetbeile h% heigeftigt, m dasB der Lehrer bftld
dlfudtnkcr heil der Repetition euglkch XU h&tten, Eioe Ft ile«
fiyrt 0»lKnrftilk Teiii^r Auäiiabm^T]» lexilr&H^^cher and synonjniiaelier Be-
•bacbtmi^en bieUn die Aniucrkun^en , and doch haben sie in der Tor>
tltfeiidco Aoegtbe ifoffendber der «GramiD«tik tür obere Cl&Been höherer
LibraniUlUD" eine bedeutende Verkürsung erfahren. Auch eatbebrt
4kmm AttWBig der Capttel Über Autsiiniche und Wortbildung, weil er
Äi «EltliieDtargramniatik'^ desselben Verf. 's Yorau^setzt. Die Regeln aber
dbd tiTt*-*--«^-'t |?eblieben. Ein blo9»ei Versehen ist es, wenn §. 84 der
S* Pnii M handln n^ der Namen der Wissen sc haften aaf -ic» als
SuifuUi -.-.,.iund, ausfiel; d«nn der 3. Punct fäigt unniittelbai dem
tnum. Üiner Berichtigung bedarf §. 42, wo no = ne aje geieUt wird:
g«aa« MiBoinnien ist uo bekanntlich = a^^. ne ä> während ^ve Ton dem
u. iOr »«rvtammt. — £ine Beigabe zur Grammatik bilden die
ütbangslieispiele zur Einübung der englischen Svntai Ton Dr.
Kt«.-— • ^.-hniidt, Berlin 1878. 244 So. 1 M. 60 W.
1 i<5le Htnd tiac'h den Parairraphen der k&rzeren ßowol ata
4ir Vti. T- • ' »^ik geordnet -v^- wählt xnm ücl^ersetjen und
ÜglKlci h. Die Ali M enthalten uino werth?olle
^Ma^i«.. iii'lt^cher ::.... . eii^ntiört dazu, «jehr aorg-
9Mg g«&rt' t mir in den ersten 12 Paragraphen keine
liiiDfnfW?^T^ ri üebungsbeispieleu aufgefallen. Dank der
rt' iiaftigkeit der Verlage bnchbandlting mag sich aber
}t>i i als Lehrer legitimieren kann, die Möhe ereparenj
tim «ci Wullvuj uud seibat Lehrer bezahlen ihr Privilegium mit 3 M»
llltareiische und praktische englische Conversattoos-Grammatik
fiO« Fr.iii^nrk firvi»n Knrinfin. Wiou 1878. 2^ S8.
1 len Privat-Spraeh-Inetitutesi in
WlMi, ^ riehen lehren Mit Lese-, üeber-
UtiinHi ttnd i^nir^rHtkiiuueiibuugeu füllt er den weitauH grösseren Theil
im BodlM; da« Wichtigste der Grammatik ist daiwischen vertht^ilt.
4ie Auaaura^he orientiert er nicht diiroh Regeln, nur durch BA*
Dm Bqcd Ir> kein gelehrtes Air, scheint aber zor ConTera^tion
ftiitarcsgen, aJao seinen Zweok in erfüllen.
lischt Orammattk und üebungsbuch für höhere Schulen fon
'Dt. H Rlanm. Stns?^ht)fi:r 1878. 18« SS.
Der *^ möglichst rasch lesen lehren. Die Be*
mkAmmmm,'. i^tmit Ausnahme beiläufiger Auspielongen
a&f 4m rim2iiQ»i»ch« und Lateinische nicht auf den Inhalt» eonJern nur
a«f dm UiBftaTid tn beziehen, dasa in den niederen CU&sen der Mittel-
idMit däm V mei»«t noch nicht betrieben wird. Der grammatische
tMl «1^1 d einen praktischen Zog; Wörterverzeichnis und
Mmnlmieti sind ucigeg^ben, Aus dem letzteren will ich die LeaestDcko
HWlfUkninndShakeepcare hervorheben: über den Dichter des Paradia«
iMt «tfthffi der 8chQier nur^ does er 16Ü8 74 lebte, dasä er haupt-
^tflllfr^ nur in der Periude vom Herbst-^ zum Frfihling^f^uinoctitim
Ifi all# B«de[i> i
im forif« Jahii
kOül]
Ah<*r wol znwril^n 40 Verse auf einmal, nm aie
halbe i^ahl zu reducieren, dass er blind war Qiid
::inifcnehiue Frau besaas. Bei Shakt^^Dearf ist
Dr. Johnson habe in England i *t«
lie Antmerksamkeit auf seine unv- en
obwol längst widerlegt, wiederholt. Auch getrdutQ
78 BfiBcellen.
ich mich nicht, Shakespeares üebersiedlung von Stratford nach London
bestimmt in das Jahr 1587 zu verlegen ; sein neuester deutscher Bio^prapli
Elze entscheidet sich vielmehr für 1586. Wissenschaftliche Genanigksit
ist auch dem Anfänger gegenüber Pflicht
Die Lesebücher lassen sich in drei Classen sondern: theils sind
es Chrestomathien aus allem möglichen, theils Litteraturübersiohten, theils
Ausgaben bedeutender Schriftsteller. Zur ersten Kategorie gehört
Englisches Lesebuch für Töchterschulen von Dr. Otto Ritter.
2. Aufl. Berlin 1877. 235 SS.
Die erste Abtheilung enth< Anekdoten, die zweite En&hlnngen,
4ie dritte Charakteristiken aus der englischen Staats- und Littenreur*
gescbichte, die vierte kurze Proben aus ne. Dichtem von Shakespeare an.
Eigenthum des Verf.'s scheint lediglich die Auswahl zu sein, und diese
fiel so aus, dass sich die Stücke durch viele moralische und wirthscliaftliohe
Winke sowie durch etwas Sentimentalität fdr deutsche Töchter recht gut
empfehlen.
Englische Bibliothek. Herausgegeben von Dr. A. Wiemann^ vier
Bändchen: Biographien berühmter Männer. Gotha 1879.
116 SS.
Der Verf. setzte sich die Auffi;abe, angehenden englischen Stilisten
eine I^ectüre vorzulegen, „die sich ourch Einfachheit oder vielmehr Indi*
vidualitätslosigkeit ihrer Sprache auszeichnet.* Das ist ihm auch redlich
gelungen. Aus der Penny Cyclopaedia entnahm er die kurzen Biographien
von Miltiades, Themistokles, Hannibal, T. und C. Gracchus, Attua, I^arl
dem Grossen, Columbus, Wallenstein. Eine Zusammenstellung der wich-
-tigsten Redensarten folgt nach, Websters Bezeichnung der Aussprache
geht voran: einen weiteren Commentar hätte dieser Cornelius Nepos
für Anglisten auch nicht ertragen.
Select Specimens of English Literature chronologically amnged
by Dl. Rudolph Degenhardt. Bremen 1879. 666 SS.
Die reichhaltige Sammlung zeichnet sich durch besondere Rttckdcht
Auf die schottische Dichtung, Shakespeare und die Prosa des IS. und
.19. Jahrhunderts aus. Dass Chauccrs Canterbury Tales den Anfang machen,
istwol zu rechtfertigen; aber ein besserer Text wäre zu wünschen gewesen,
wenigstens die älteste Handschrift Harley 7334, welche Morris edierte.
Von jedem darin vertretenen Autor ist das Geburts- und Todesiahr , eowie
die meisten seiner Hauptwerke angeführt, vielleicht in etwas allzu knapper
Weise.
Wien. A. Brandl.
Pütz W., Leitfaden bei dem Unterrichte in der vergleichenden
Erdbeschreibung für die unteren und mittleren Classen höherer
Lehranstalten. Achtzehnte verbesserte Auflage, bearbeitet von F. Behr.
Preiburg L B. Herder, 1881. 8. 208 SS.
Die Anlage dieses vortrefflichen Schulbuches, welches sich in der
Auswahl des Stoffes auf das Unentbehrlichste beschränkt, alles für die
unteren Classen der Mittelschulen unnötbige Detail vermeidet und in
einer vergleichenden Behandlungsweise blos das wirklich Bedeutungsvolle
hervorhebt, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Sie ist nach dem Tode
des Verf.'s von dem Herausgeber der vorliegenden Auflage als bewährt
beibehalten worden und es erstrecken sich die geringen Abweichungen
•der achtzehnten Ausgabe blos auf eine etwas ausführlichere Behandlung
der mathematischen Geographie und auf die im Detail noth wendig ge-
wordenen zeitgemässen Erneuerungen.
Wien. Dr. F. Grassauer.
XUeeQtii.
7»
Programm enschau.
^1, KuDz hdoard^ Prof. Dr*, Kurzer Üeberblick der philo-
sophiscben Aasichien über das Wesen der Seele. (Jahresb^ricbt
de» k. k. UbergjninaMiutaü zu Saliburg, 1680).
Diese AbhaiidlaDg verfolgt den Zweck, die das GTinnastam ver-
iMMod« studierende Jaj<etid, für die sie znmeibt bestimmt* ist, von einem
ttöbedaclitgamen Urtht^U iu der Seelen frage abzubalten. Oüwol die ge
IM i t Beleuchtung solcher Fragen und überhaupt das eingebende
&'-' r Geschiebte der Philosophie voo so manchem TerläÄsUchen
veuiger für den Anfang pnilosophischer Studien, wo die Ver-
t der Ansichten leicht verwirri^nd wirken kann« als vietmebr
ucu ^ urläufigen Abschlusfi, wo bereits orientierende Gesichtspuncte
Auffatfiung erleichtern, geeignet erkanut w<irden ist, bo muss doch
n w.r-teu, dasB der Verf. dem aufgestellten Zwecke des (34 SS,
iBlift^. ufsatxes durch Zusannuenstellung der bedeutendsten An*
i^fcM wird, welche in der griechischen Philosoühie, bei Descarte«
ü i£» dann den SeDSoaJisteo und fransösiscDen Materialisteu,
tri Kant und den Ton ihm ausgegangenen Richtungen des Denkens
t; u naturwissensobaftlichen Materialismus unserer Tage ihren
i nd ihr** Ausbildung gefunden haben. Scbliesälich werden die
if ' ' ri niicb Volkmanns Vorgang in die vier Grnppen
li c^piritUAlismus und Materialisinns sussmmea-
! lesen Qruudanffichfcen ebenso dii? zu ihr hin-
I m Moti?e wie auch die ihr eigentbiimlichen
ujiiiicf i^;« .-
o^en.
^2. Nits che Adolf, Prof. Dr., Ueber Psyohophjsik im allge-
meiueu uod einige besondere Leistuogea derselben (Jahres-
beruht dos k k. Obcrgymn&siums lu Innsbruck, 187^)»
Nac'h einer Einleitang ^ber die principielle Scheidung und den
cm bestehenden innigen Zusammennang der reinen Psfchologte und
fcbophjsik und nach eini^jeu Andeutungen über die Aufgatän, die
nitti-l uod die Gliederung der letzteren geht der Verf. sofort lu
i n beschreibenden Tb eil der Psjchophysik bezüglichen Be-
ci I fS. ^-11) über. Diese gelten der Frage, oh man einfachen
Q»yj4*< i' ^ unctinnen beilegen dGrfe , dann den verschiedenen
Mtlirq«^^ ' \ft^. der Function der Gronshirnrtnde und jener der
Balbcir riothea. Hierauf folgen bis zum Schlüsse
(& II ren und Ausführlicheren Beiträge zur Ge-
HÜebte un^i r.>rx[»iniung «ni7.flner Partien der erkliureiiden Psjchophjsik,
lateoüd^re alter ntit dem Weber'tchen Geeetse im ZusAmroen hange
^Itktmdm Ftm^on, ferner der Lehre Yon den Contnsteoipfindun^en und
im BMunllieone* Kftraere Notiien betreffen die peripherischen Endignogen
tnd die sofrL^nannU* >rjixifibrhc Energie der Sinnesnerfen, die Gefühle,
dl» atflnli' , die verschiedenen Ansdracksbewegungen
1. A in« N mg und die Bedeutung des yerarl^iteten
■nlcfinla, suodt^rti aurh die vom Verf. «besonders gegenüber manchen
tscttnf^fi v^n pHrf^bö^hysikern) bethätigte Selbständigkeit und Unbe-
bUfrr verleihen dem Aufa^atse entschiedenen wissen-
|Cii4ft gerechten Anspruch auf Berücksichügong tqü
i^Kii.^Ki^r Josef, Prof, Herbart und die Psychologie an
i^ben GytDCiaiäien. (Jahresbericht des bischöaichen
lami» der Di5cese ßnien, 18^).
i'l •• 1 lifl (»«jfchologiscben Werke ßerbarts zu einer ßeihe ron
r enctersn DarfttUungen der Psjobologie Anrfgung gegeben und.
80 Miflcellen.
was viel sagen will, ebenso sehr dem Materialismus entgegengewirkt,
als einer besonnenen Yerwertung eesicberter physiologischer Erffebnisse
die Wege geebnet haben, obwol ihre Solidität und Frachtbarkeit auch m den
Leistnn^n der heutigen wiasensohaftlichen Pädagogik nnyerkennbar zu
Tage tritt, so glaubt der Verf. doch die Ansicht vertreten zu müssen,
dass alle in Oesterreich für den Gymnasialunterricht zugelassenen und
Herbarts Leistungen mit verwertenden Lehrbücher durch ein erst noch
abzufassendes ersetzt werden sollen. Obwol weit entfernt, die Möglichkeit
von wissenschaftlichen und didaktischen Verbesserungen bestreiten zu
wollen, hielte es Ref. doch nicht für geraten, bewährte Grundlagen eani
aufzugeben, so lange die Notwendigkeit oder der für die Wissenschaft
zu erzielende Gewinn nicht erwiesen ist Und dies scheint dem Verf.
trotz vieler beigebrachten Citate nicht gelungen zu sein, einmal weil er
sehr viele wichtige psychologische Werke Herbart*scher und verwandter
Sichtung, z. B. die von Volkmann, Drobisch, Waitz, Nahlowsky, ja selbst
die von Zimmermann und Drbal nicht mit berücksichtigt und von den
auszuschliessenden Lehrbüchern nur das von Lindner bespricht; zweitens,
weil er Bedenken gegen manche Seiten der Herbart^scnen Metaphysik
ohne weiters auf die österreichischen Lehrbücher der Psychologie Überträgt,
obwol diese den empirischen Charakter der Psychologie betonen und
metaphysische Fragen entweder ^ar nicht oder nur so berfihren, dass
der Lehrer dieselben leicht übergeben kann; drittens, weil es nicht angeht,
die aufgetauchten auf einzelne Puncte bezüglichen Verbesserungsversuche
(dergleichen in allen, auch den älteren Wissenschaften immer vorkommen)
als Argumente gegen das ganze Lehrgebäude und gegen alle Lehrbücher
derjenigen zu deuten, die von Herbart, aber auch von Anderen gelernt
una sich überdies auch selbständig um die Erkenntnis der Wahrheit
bemüht haben. Hie und da thut der Verf. Herbart entschieden unrecht,
z. B. da, wo er ihn der Vermengung der Wissenschaften beschuldigt, des-
gleichen dort, wo er seine Lehre als zur Charakterbildung wenig ge-
eignet erklärt.
Landskron. Ignaz Pokorny.
4. §nklje. Zur Geschichte der Septemberereignisse des Jahres
1792 (1. Theil). Progr. des k. k. Obergymn. zu Wiener-Neustadt
1880.
Auch die zweite Hälfte dieses Aufsatzes, welche das Programm des
nächsten Jahres zu bringen verspricht, ist in äeparatabdrücken bereits
ausgegeben. Die mit vieler Umsicht abgefasste Studie liefert das (von
SvbcVs Darstellung [I. 469] abweichende) Ergebnis, dass allerdings einige
Führer der Pariser Demokratie das Project der Septembermorde entwarfen,
dass aber die Verwirklichung dieses Planes nur durch die sträfliche
Connivenz der Behörden und die theils moralische, theils materielle Mit-
wirkung der Menge gelingen konnte.
5. Burg hau s er , Dr. J., Geschichte des Basler Friedens (1795).
Progr. der vereinigten Communal-Mittelschulen zu Komotau 1879.
Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, eine Geschichte des Basler
Friedens zu schreiben und erörtert in dem vorliegenden, gut geschriebenea
Aufsatz das preussisch- österreichische Bündnis und Zerwüruiis. Dass der
Verf. ein Gegner der SybePschen Richtung ist, hat schon seine frühere
Studie gezeigt; in der vorliegenden ist jedoch die Art der Polemik eine
ffemässigtere , was der Arbeit selbst zu Gute gekommen ist Was den
Inhalt anbelangt, so hoffen wir denselben nach Vollendung des ganzen
Werkes einer eingehenderen Besprechung zu unterziehen.
Csernowitz. j. Loserth.
Erste Abtheilung.
Abhandinngen.
Zur Methodik des deutschen Unterrichtes in der
ersten Glasse.
Wem die Aufgabe zuf&llt den deutschen Unterricht in Ver-
bindoDg mit Latein in der ersten Classe zu ertheilen, findet fftr seine
Thatigkeit ein weites Feld, welches eine reiche Frucht zu liefern yer-
tpriehty aber auch die ganze Aufmerksamkeit und Mühe desjenigen
in Anspruch nimmt, dem es zur Pflege anvertraut worden ist. Denn
es gleicht nicht dem zur unmittelbaren Aussaat hergerichteten Acker,
wdcher, frei von zudringlichem Unkraut, die 8ch((n gezogenen
Furchen dem niederfallenden Saatkome (öffnet, nein, es ist yielmehr
rin weiter Complex, dessen Boden man es ansieht, dass er ertrag-
fihig sei, der aber bisher rationeller, auf gleichmäßige Ausnützung
aMelender Pflege, Eintheilung und sorglicher Abwehr jeglicher
Oberwucherung entbehrte.
Solch einem ungleichmäßig vorbereiteten und stellenweise
femachlässigten Felde sieht sich der Lehrer gegenüber, wenn er
den Unterricht in der ersten Classe zu beginnen hat. Zahlreiche
Schüler harren seiner und ihr jugendfrischer Blick scheint Wissbe-
gierde zn verrathen und schöne Hoffnungen zu wecken ; sie träumen
gar schon Znkunftspläne, ohne zu ahnen, dass ihnen die eigene
Xottersprache die ersten Schwierigkeiten bereiten werde. Die ersten
Antworten, die der Lehrer aus der deutschen Sprachlehre zu hören
bd^ommt, zeigen ihm schon, wie tief seine Schüler unter jenem
Hhean stehen, das Yor drei Decennien als die normale Grund-
lage erachtet wurde, auf welcher allein ein gedeihlicher Unterricht
in der lateinischen Sprache ertheilt werden könne. Wenn dies auch
rieht Ton allen Anfängern gesagt werden kann, so ist es doch eine
dgemeine Erfahrung, dass es von der Mehrzahl derselben gilt.
Da liest man imOrg.-Entw.S. 174 als Pensum fQrdie deutsche
i^iathe, wo sie als Muttersprache in Betracht kommt: „Lehre vom
miamengeeetzten Satze, in Verbindung mit der Interpnnctm«-
liMRkrifl L 4. tot«rr. O/auu 188», IL B«tL 6
8t Zar Methodik des deutschen Unterrichtes etc. Von A. Baron,
lehre, Flexion der Verben mit der hieyon abhängigen Wortbildang^
und als Begründung wird angefahrt S. 24 : „Es soll der grammatische
Unterricht über die Muttersprache dem über die lateinische Sprache
in der Begel wenigstens um ein Semester Yoran sein ; deshalb wird
vorausgesetzt, dass die in die unterste Classe eintretenden Schüler
schon aus der Volksschule die Kenntnis des einfachen bekleideten
Satzes mitbringen, so dass sie in den Unterrichtsstunden über die
Muttersprache zur Kenntnis des zusammengesetzten Satzes fort-
schreiten**.
So war es einstens und sollte auch heute noch sein, aber leider
entspricht did Wirklichkeit dem Wunsche nicht. Das ist nun keine
vereinzelte Klage, die vielleicht nur hier und da, etwa in der kleinen
Provinzstadt mehr als in der Großstadt Berechtigung hätte, es ist
eine allgemeine Klage, dass die Jugend beim Übertritt in die Mittel-
schule nicht jenes im Org.-Entw. vorgezeichnete Maß der Kenntnis
der Muttersprache besitze ; vgl. Bappold 'Unser Gymnasium^ S. 44«
Es klingt unglaublich, ist aber leider häufig wahr, dass die
Schüler Subject und Verbum finitum nur mit Nachhilfe herauszuheben
wissen, Accus, sing. masc. vom Dativ plur. (den Schüler und den
Schülern) nicht unterscheiden, Feminina im Sing., z. B. die Bube,
für den Plur. ansehen, und umgekehrt das Pron. „diejenigen** für
das Fem. sing, halten, nach einzelnen Casus unrichtig fragen, z. B.
ich lobe wem? ich gehorche wen?, das Verb: er empfiehlt für das
Imperfect, er wird gehorcht haben für das Fut. pass., in dem Satze :
'wer erwartet?' das Verb für ein Imperfect oder für das Part. pass.
ansehen. Das sind keine erfundenen, sondern wahre Sticfiproben ans
einer reichen Sammlung von während des Unterrichtes wahrgenom-
menen Fehlern. Insbesondere sind es die Pronomina, die das meiste
zu wünschen übrig lassen ; die Verwechslung von „ihm** und „ihn^
ist berüchtigtundsotief eingewui-zelt, dass im ganzen ersten Semester
und selbst später noch Fehler in dieser Beziehung gemacht werden,
besonders in schriftlichen Hausarbeiten, wo sich die Schüler häufig
der gewohnten nachlässigen Sprech- und Schreibweise überlassen.
Die grammatische Unkenntnis der Mehrzahl der Schüler ist eine so
eclatante, dass man mit Recht fragen muss, wie sich ein solcher
Bückschritt erklären lasse. Hiefür ist nun nicht der einzige, aber
doch ein Haupterklärungsgrund, dass inzwischen die Volksschole
eine Änderung erfahren hat, welche in ihren Folgen sich nicht zu
Gunsten der Mittelschule gestaltete.
Da das Volksschulgesetz neben der sittlich-religiösen Eniehong
als Aufgabe der Volksschule normiert „die Kinder mit den zur wei«
teren Ausbildung für das Leben erforderlichen Kenntnissen und Fer-
tigkeiten auszustatten**, so ergab sich als natürliche Folge, dass nun
der Nachdruck auf die Heranbildung „für das Leben** gelegt wurde,
der Schwerpunkt von dem formalen Unterrichtszweck, der bis dahin
der maßgebende war, auf den realen übergieng, und daher diejenigen
«Gegenstände, welche den letzteren verfolgen, als da sind: Erdkunde,
^OM)hiehte, Naturkunde, geometrische Formenlehre, obwohl sie nach
Zur Methodik des deutochen Unterrichtes etc. Von X Baran. 8S
dar Intention des GesetEos erst mit den höheren Clausen selbständig
erscheinen haben, eine gesteigerte Pflege erfuhren und die Anf-
rksatnkeit ?on der sprachlichen Aosbildang ablenkten.
Aas dieser realen Bichtiing bildete sich noch eine andere,
^dem sprachlichen Unterrichte nicht minder gefährliche Erscheinung
' eräug. Indem der jogendliche Geist auf Gebiete geführt wurde« wo
«ioer lebhaften Wissbegierde eine Fülle neuer Eindrücke und Vor^
enongen entgegenkam, nahm er dieselben hastig auf, ohne im
Eide zu setUf die mannigfaltigen, rasch wechselnden und oft nn-
iren Be^rrfTe, welche sich ihm anßer der Familie und dem Leben
ch hule boten, einigermaßen zu verarbeiten und zum gei*
tum zu machen. Die Aneignung halb oder ganz unver-
itQ^r Begriffe führt aber zu dem Wahne eiu wirklich reelles
fiflsas cu besitzen, und erzeugt so eine OberÜäcblichkeit, die sich,
rtnn einmal eine ernste und nicht auf bloßer Anschauung beni-
ad« Behandlung eines Gegenstandes gefordert werden muss, bitter
gamg rieht. Der im Denken ungeübte G^ist verliert jeden Augen-
blick den Faden des Gedankenzusammenhanges und verfallt in eine
Zirstr^atheit« die sich sehr schwer heilen lässt. Es kommt oft von
disi «in Schüler, direct angesprochen und in klarer^ verstandlicher
guttat um eine Antwort gefragt, nicht zur Sache gehörige Dinge
Drlirifigt oder überhaupt nicht weiß , um was er gefragt worden ist.
MQpar wenn sich einer zur Antwort aof eine an die Classe ge-
iWH« Frage meldet, so zeigt es sich, dass er ganz verkehrt es vor-
teilst« oft nur in der Absicht, sich bemerkbar zu machen und ohne
_lan&f Wert zu legen» dass das von ihm Vorgebrachte auch richtig
Dt<^ Gewohnheit des gedankenlosen Anhdrens und der Zer-
libeit hat UDglaubliche Dimensionen angenommen ntid ist einer
hauptsächlichsten Gründe, warum die Anfimger sich so schwer*
oetttQ Lernweise anbequemen.
Dam kommt noch, dass auch die Zucht der eintretenden
manches zu wünschen übrig läßt, da sie ja bis dahin den
^W9Ddigen Ernst wenig kennen gelernt haben. Wie staunen oft
Yn^u d«m Verhalten solcher Schüler in Kenntnis gesetzt, ober
Mchen Nachrichten, da ihnen von dem tadelnswerten Verhalten
irtialh des Hauses nichts bekannt geworden war.
£0 itt dah«r ein hartes, aber das verdiensüichste Stück Arbeit
im Ordiaaiius der ersten Classe diese Übelst&nde möglichst bald zu
hiawtig<D, die anruhigen und zerstreuten Elemente an die besseren
la aislflitUeren und der ganzen Classe überhaupt den BegrilT beizu-
tragen, dm sie nun regelmäßig, ernstlich und zielbewosst studieren
Da also joner wünschenswerte, im Org.-Entw. bestimmte Grad
dar Vorbildung nicht erreicht ist, muss das Gymnasium darauf be-
darht i^in , aich selbst zu helfen. Ein Kittel steht ihm allerdings zu
flib^U. die Aufnahmsprüfung, und wenn davou überall em aus*
piUftr 0#braucb gemacht werden könnte, d* h. wenn jeder Knabe.
in d«n Dormiertdn Grad deutscher Sprachkenntnis nicht WlUl«
6*
84 Zvr Methodik des deutschen Unterrichtes etc. Von Ä, Baron.
anch wirklich zurückgewiesen würde , so könnte man allerdings mit
den übrig gebliebenen Schülern sofort an die Behandlang des zu-
sammengesetzten Satzes schreiten. Allein dieses strenge Vorgehen
wird zumeist nicht eingehalten und ist auch in vielen Fällen nicht
anzuempfehlen. Wenn beiläufig 70 bis 80 angemeldete Schüler aus
drei Gegenständen an einem oder in zwei Tagen durchgeprüft werden
sollen, so leuchtet ein, dass diese Prüfung mit dem einzelnen Schüler
nicht lange dauern, dass der Prüfende nur gewisse Hauptdinge ab-
fragen kann, dass er, was die Entscheidung anbetrifft, vielfach
schwanken wird. Zu einer sicheren Entscheidung, welche auf ge-
nauerem Eingehen ins Detail an der Hand eines Lehrbuches be-
ruhen müßte, ist eben weit mehr Zeit erforderlich, als dermalen ver-
wendet werden kann. Nach einer in dieser Weise vorgenommenen
Prüfung wird sich kaum ein Lehrer entschließen, Schüler mit thefl-
weise unsicheren grammatischen Begriffen zurückzuweisen , da die
Erfahrung oft genug gelehrt hat, dass bei der Pi*üfung befangene
und schüchterne Knaben, welche verworrene und mangelhafte Ant-
worten geben, im Laufe des Schuljahres sich als recht gut ver-
wendbar erwiesen, andererseits anscheinend geweckte und mit dem
Scheine der Sicherheit auftretende Schüler, sobald die ernste, regel-
mäßige Arbeit begann, weder Ausdauer noch die in ihnen vermuthete
Geistesanlage besaßen. Welcher Lehrer wird nach Verlauf der ersten
14 Tage nicht schon bereut haben, den oder jenen Schüler zu grünstig
beurtheilt zu haben? Und das Schlimmste ist, dass während des
ganzen Jahres keine Aussicht vorhanden ist , die Classe von solchen
Elementen zu befreien.
Die Prüfung ist und kann ferner auch aus einem praktischen
Grunde nicht überall streng sein; denn, was bei 70 bis 80 ange-
' meldeten Schülern möglich ist, das ist bei einer bedeutend geringeren
Anzahl nicht mehr möglich oder doch wenigstens nicht wahr-
scheinlich. Keine Anstalt, bei der sich etwa 30—40 Schüler zur
Aufnahme melden , wird , wenn sie ihre Existenzberechtigung nicht
einbüßen will, denselben Procentsatz zurückweisen, wie ihn eine
andere zeigt, wo sich 80 — 100 Schüler meldeten. Die statistische
Monatsschrift 1881 S. 52 macht auf diesen Unterschied in den
Resultaten der Aufnahmspi-üfungen der Mittelschulen in Haupt-
städten und Landstädten aufmerksam und beziffert die Zurück-
weisungen an den ersteren mit 20, an den letzteren mit 13^, eine
Erscheinung, die dort mit der Nachsicht beim Examen begründet
wird und daher einen Vorwurf gegen den prüfenden Lehrer in sich
schließt, welche aber thatsächlich in einem anderen Umstände ihre
Erklärung findet. In den Hauptstädten kann und muss die Prüfung
bei dem großen Schülerandrange streng sein , in den kleineren Land-
städten und Marktflecken würde eine ebenso strenge Prüfung der
ersten Classe nur ein geringes Schülermateriale zuführen und die
Präge der Existenzberechtigung der Anstalt aufwerfen. Die Anstalt
ist aber einmal da und muss Schüler und daher auch eine naclh-
sichtige Prüfung haben.
Ztu Methodik des deutschen UiiierrkhUd etc. Vou Ä* Baran, 811
Ee wQrd« sich als zweckmäßig erweisen Schaler , bei denen
Vorbildung nicht ausrelcheod oder nicht sicher genug zu sein
11, bloß bedingungsweise aufzunehmen, d. h. die Entscheidung»
betrefT^ude Srhüler anfzunehmen sei, auf 14, ja selbst nur
^Jii Ml. In dieser Zwischenzeit wäre der Lehrer in
»fters auf den Zahn zu fühlen und ihn auch
BicbUich der besprochenen Unterrichtshemmnisse zu beobachten*
wQrde sieb dieses Verfahren insbesondere Schülern gegenüber,
wolcbe von Eltern ans Geschäftskreisen aus dem Grunde ius Gym-
iom geschickt werden , um der SchulpÜicht zu genügen , nützlich
d«r Intention des h. Min.-Erl. betreff^and den Zudrang zu den
iiteUcbulen, vom 20. Ang. 1880 Z. 12050 entsprechend erweisen,
nd nutncbem Schaler würde ^ wenn er auf diese Weise in eine Fach*
|idhiile gedrängt wäre, nur geholfen sein.
Die gegen den besprocheneu Vorgang vorgebrachten Bedenken
»G Eueine Überzeugung von der im Interesse der Eltern ^ Schüler
'nnd Schule gelegenen Zweckmäßigkeit nicht erschüttern können.
Auch ein positives Mittel, die Vorkenntnisse der eintretenden
li(Uer auf Jen im Org.-Entw. geforderten Grad zu bringen» ist
choQ rielfach versucht worden , ich meine die Errichtung von Vor*
bereitungsclassen , und es läSbt sich nicht leugnen, dass hiedurch
ilai Ziel auch (»rreicht worden ist. Allein diese Einrichtnng ist doch
ht im Stande dem gerügten Übelstande allseitig zu begegnen , da
be Aufnahme an die Zurücklegung der Vorbereitungsciasse nicht
bnndiin ist und es immer noch Schüler geben wird » die auf Grund
[itr A [Prüfung in die erste Classe eintreten. Die Ungleichheit
d^ leitung wird also nicht beseitigt und ein Theil der
ier wtrii dem anderen stets voraus sein. Es wird daher abermals
, Zeit verwendet werden müssen , um die Gleichförmigkeit zu er-
»n. Auch Gründe ökonomischer Art werden beigetragen haben,
I diiSf 8 Institut nicht allgemein angenommen wurde.
Dli Aufgabe des Lehrers des Deutschen gestaltet sich also,
aan bedenkt» daas er neben Sprachlehre das Dictando-
atbiii. Lesen« Sprechen» Vortragen und den deutschen Aufsatz be-
i «oll, tu t^iner recht coniplicierten und unter den geschilderten
Q4«n .schwierigen. Da muss, bevor noch der Unterriebt be-
Dil eine reifliche Überlegung vorausgehen und ein daraus sich er*
Plan entworfen werden , dessen einzelne Theile in ihrer
derten Aufeinanderfolge geeignet sind, die den Schüiem
11 Mängel zu beseitigen ^ und es muäs nach jeder Uuter-
sde Plan und Erreichtes verglichen und controliert werden,
' Erfolg im richtigen Verhältnisse zu den angewendeten Mitteln
•bt. Dfton die Abhilfe kann sich nach dem früher Gesagten nicht
aa äoi^rUche Mittet klammem » sondern muas noth wendig auf dem
bivle gMucbt werden, welches der Wirksamkeit des Gymnasiums
ist, und, da die Ursachen der sprachlichen Mängel bei
liiiilr-' nd, muss und wird es aucU t5%*
er /esteiiee Aol^be zu \>eiiMti8»%iu
86 Zur Methodik des deutschen Unterrichtes etc. Von A. Bwcm,
Es wird folgerichtig jene Anfgahe, die sonst die Vorhereitnngsclasse
zu lösen hätte, in das Gehiet der ersten Classe selbst &llen nnd
dadurch eine zeitweise Abänderung des im Org.-Entw. gesteliten
Pensums der ersten Classe herbeiführen. Man wird dies fibrigemi
nicht einmal eine Abänderung nennen dürfen , wenn das, was der
Org.-Entw. f&r den Beginn fordert, nämlich „eine flbersichtUclie
Wiederholung der Lehre Tom einfachen Satze^ als ein weeentlioher
Bestandtheil in den Vordergrund gestellt und mit allem Nachdruck
betrieben wird.
Ich war wiederholt in der Lage, den deutschen Unterricht in
der ersten Classe zu ertheilen und habe die Wahrnehmung gemacht,
dass sich bei einer zweckmäßigen Eintheilung der Materie und bei
Beobachtung strenger Conseqnenz das Versäumte nachholen lasse.
Unsicheres Herumtappen und ein bloß gelegentliches Zurflckgreifsn
auf elementare Dinge , so oft nämlich Verstöße dagegen gemacht
werden, ist selbstverständlich ausgeschlossen. Von der Überzeugung
ausgehend, dass die Anfönger gegen die gewöhnlichsten sprachlichen
Elemente verstoßen , muss der Lehrer ab ovo anfangen und Schritt
für Schritt vorwärts schreiten mit möglichst häufigen Bückblicken
auf den zurückgelegten Weg.
Da das „Wie** des deutschen Unterrichtes in den unteren
Classen die Hauptsache und es gewiss wünschenswert ist, dass die
Erfahrungen in dieser Beziehung unter Berufsgenossen ausgetauscht
werden , lege ich hier die von mir beobachtete Eintheilung und den
eingeh^tenen Vorgang dar. Früher möchte ich aber noch eine allge-
meine Bemerkung über den grammatischen Unterricht in den zwei
untersten Classen vorausschicken. Der Org.-Entw. bestimmt für den
grammatischen Unterricht wöchentlich eine abgesonderte Stunde;
erst von der dritten Classe an sollen die erworbenen grammatischen
Kenntnisse gelegentlich in Erinnerung gebracht werden. Auch
Tomaschek legte in der bekannten vortrefflichen Abhandlung über
deutsche Grammatik im Untergymnasium (Jahrgang 1866 8. 342)
sein gewichtiges Wort fQr diese Anordnung ein. In neuerer Zeit
jedoch pflegt man den grammatischen Unterricht an der Hand eines
Lesestückes vorzunehmen und so den Satzformen auch einen zu-
sammenhängenden Inhalt zu geben. Die Absicht ist gut; der Unter-
richt soll sich nicht bloß auf Abstrahierung von Formen beschränken
und der Org.-Entw. fordert daher auch „dass alles durch reichlich«
Beispiele verdeutlicht werde. ^ An der Hand des Lesestückes aber
wird Sicherheit in der Bestimmung grammatischer Formen nur sehr
langsam und nicht mit dem gewünschten Ei-folge gewonnen. Denn
der Inhalt des Lesestückes zieht die Aufmerksamkeit des Schülers
von den Wort- und Satzformen, deren Behandlung ihm den Genuas
des Inhaltes beeinträchtig^, ab, und die Intensität in der Abstra-
hierung der Formen leidet unter der gleichzeitigen Einwirkung des
Inhaltes. Auch ist nicht zu übersehen , dass die gewonnenen gram-
matischen Besnltate durch die nachfolgende Erzählung und Be-
handlüBg anderer R»men wieder theilweise verdrängt und verwischt
2nr Methodik des detttseben üoterricbte« etc Von A^ Baron, 87
k, SO dass bei gleichartigeo Satzformen in einem inhaHlich
liMdeiieii Zofiammen bange die Erklämng abermals von ?om
l^nen mass. Bei separatem grammatischen Unterricbte jedoch
DCtotriert sieh die Aufmerksamkeit anf einen Satt^ einen Ge-
laskifi. ond die ruhige Erwägnng der grammatischen Beziehungen
leidet dnrch keine anderen Einflüsse. Ist dann die richtige gram-
laatiBche Erkenntnis gewonnen, so wird sie sofort gekräftigt an
analogen Beispielen, die jede Grammatik bietet, und das Resultat
ifl eine sichere Kenntnis, die der Schnler dann, weil er sich der
Sicherheit bewusst ist, auch gerne bei der Lectnre anwendet and
dadnrch immer mehr zu seinem bleibenden ßigenthnm macht.
Wenn ferner die Aufgabe der Vorbereitungsclasse nan in der
dasse selbst getobt werden muas , so leuchtet ein , dass die
"Vier «)5obentlichen Stunden eine Zeit lang , etwa ein Semester hin-
tafdi anders, als es jetzt geschieht, zu vertheilen sind : zwei Stunden
Grammatik, eine Stunde orthographische Übungen, eine Stunde
Lieebach mit den daran sich knüpfenden Exercitien. Der deutsche
Antets ist bis znr Absol?iening des einfach bekleideten und bis
engten Verständnis des zusammengesetzten Satzes zu Ter-
0« die Grammatikstnnden offenbar die schwierigeren sind, so
iltts eie nach dem Grundsatz , dass das Schwierigere vorausgehen
beispielsweise folgendermaßen eingetheilt sein: Montag Gram-
i, Dienstag Lesebuch, wobei das in der Grammatikstunde Ge-
ne XU verwerten sein wird , Donnerstag Grammatik . Freitag
phische Übungen, welche den wöchentlichen Fortschritt und
iruui aus der Behandlung der Grammatik und Leetüre wider-
In werden.
Um seine Schüler kennen zu lernen ist das Lesebuch das ge-
Mittel und , da dem Lehrer daran gelegen sein mnss , in
kurzer Zeit einen Überblick über den Stand der gramma-
Kenntnisse seiner Classe zu gewinnen . so empfiehlt es sich
I erfttn Stunden ganz dem Lesebuche zu widmen , um zu erfahren,
' gut und wer schlecht liest« wer leidlich den Inhalt des Gelesenen
••gtinessener Satzform wiedergeben, wer über Satzbestandtheile
I flire Formen guten Aufschluss geben kann. Das sind ofTenbar
drei wichtigsten Tbeile des deutschen Unterrichtes und kein
Irer soll es daher unterlassen die in dieser Beziehung gemachten
Filiniehinungen bei jedem Schüler sich im Handkataloge zn notieren,
OMOf liehst oft auf die den betrefTenden Schülern anhaftenden
turückzukommen und sie so zu zwingen die Lücken auszu-
n trifft man, ich will nicht sagen, Gewandtheit,
:>ung in allen drei Bichtungen und, wenn man die
htet, so Asdet man , dass sie eich in den Dingen xnr
n . welche sie am besten verstehen. Wollte man nun
I t u aufrufen, so würde man in ihnen stett^ nur eine
'• / —1 vif^rn oder Erzählen ausbilden, während
t blieben. Es gibt Schüler, 4\^ v^t\X
88 Zur Methodik des deutschen Unterrichtes etc. Von A, Baron,
gut zergliedern und lesen, aber im Nacherzählen es nicht yorwftrte
bringen. Es muss daher Grandsatz sein, bei jedem Schüler den Stand
seiner Kenntnis zu notieren.
Das gewählte Lesestück lasse man also die Schüler nnr lesen,
jeden etwa 20 Zeilen; schon diese werden genügen, um sich ein
Urtheil über die Leseweise zu bilden. Ist das Lesestück zu Ende ge-
lesen, so wähle man den ersten Abschiütt desselben zur gramma-
tischen Zergliederong. Dieselbe darf nicht an einem compiicierten
Satzgefüge yorgenommen werden ^ sondern an einfachen erweiterten
Sätzen. Leider muss die Klage, dass es an solchen für den Anfang
berechneten Übungsstücken in unseren Lesebüchern fehle , als be-
rechtigt anerkannt werden. Der Lehrer muss daher , bevor er die
Classe betritt, ein diesem Zwecke entsprechendes Lesestück aus-
gewählt haben. Es ist übrigens von keiner Bedeutung, wenn in
dieser Zergliederung nicht etwa der erste, sondern ein anderer mehr
entsprechender Abschnitt des Lesestückes gewählt wird.
Bei dieser Arbeit ist vor allem auf die sichere Bestimmung des
Subjectes und des Pi-ädicates die ganze Aufmerksamkeit zu richten
und für die Beurtheilung des Schülers wii*d sich die Behandlung des
Yerbums als der beste Gradmesser seiner grammatischen Kenntnisse
erweisen. Werden von den Schülern unrichtige Angaben gemacht,
so verzichte man, falls dies nicht schnell genug geschehen kann,
vorläufig auf die Belehrung des Schülers und begnüge sich den
Fehler durch andere sich meldende Schüler oder auch selbst kurz
richtig zu stellen. Man rufe möglichst viele Schüler und notiere sich,
welchen Grad grammatischer Kenntnisse sie besitzen. Hat man nun
alle Schüler in dieser Hinsicht vorgenommen, so lasse man dieselben
auch den Inhalt nacherzählen und notiere sich ebenso ihre Art zu
erzählen.
Die Erfahrung, die man bei dieser Becognoscierungsarbeit
gemacht hat, wird im gi'oßen und ganzen mit der Aufnahmsprüfong
übereinstimmen und keine erfreuliche sein, insbesondere was die
letzten zwei Punkte betrifft. Das schlechte Lesen muss in der hiezn
bestimmten wöchentlichen Stunde bekämpft werden, und müssen
dabei besonders solche Schüler aufgerufen werden, die sich recht
ungeübt zeigten. Wie dabei zu verfahren sei , ist in diesen Blättern
(Jahrg. 1879 S. 465; 1880 S. 868) schon besprochen worden, und
wenn die Anleitung hiezu unermüdet fortgesetzt wird, so ist an einer
gründlichen Besserung nicht zu zweifeln. Schlimmer steht es mit den
beiden letzten Punkten. Ein gutes Nacherzählen, wiewohl hiebei
auch die natürliche Anlage in Betracht kommt, stellt sich jedoch
erst mit dem Eintritt des Bewusstseins grammatischer Formen ein
und, so lange dieses durch die Fortschritte in den Grammatikstunden
nicht geweckt worden ist , kann es der Lehrer billigerweise auch
nicht zu sehr betonen und, selbst wenn er den Schülern mit Schlag*
Wörtern, wie sie auch Bappold S. 44 erwähnt, zu Hilfe kommt, so
ist das noch immer ein zeitraubendes Mittel und doch nur ein
SarrogBt, welches den Schüler so recht dazu führt, sich stets auf
%Df Eethodilc des deataclien tfnterrichteB otc, Too X Baran. SB
dio Lehrir oder sonst jemaud, der ihm ousholfen soll, m verlassen.
I& ist daher Dicht zu empfehlea diese Übuug vor der AbsolTierung
[der Lehre Tom lUBammen gesetzten Satze allzu sehr za hetreiben.
[Die Schüler mdgeo eiustweilen ihre Gedanken in einfachen Sätzen
wioderifehen. Dagegen kann es nicht genug betont werden, dass jetzt
idas i* wicht auf die grammatische Seite des Uoterrjchtes zu
llegf^ii ti hierin werden mir wähl auch die Herren CollegeUi
! welche das Deutsche als Fach vertreten, beistimmen. Denn dass
Ikainiä Seite des Sprachunterrichtes so sehr im Argen ist als gerade
l diese» lehren die Anfnahmsprüfungeu und die Erfahrung jedes in der
1 Prima beschäftigten Lehrers. Dass mau aber bei dieser Elementar-
] tah^ii sogar von der Lehre von Vocalen uud Silben auszugehen
T gewünscht wird (vgl. Jahrg, 1881 S. 312), kann
rten, weil mir dies viel zu weit zu gehen und nicht
durch t ährbar zu sein scheint.
Wo es aber vor allem fehlt, das ist das Verbum und seine Con-
JQgation. Zu dieser Erkenntnis kommt man nothweudig, wenn man an
der Hand des Lesebuches die ersten drei Stunden der Bekanntschaft
mit den Schülern gewidmet hat. Auch die Durchsicht der Dictate
wird dies bestätigen und beitragen, sich über die einzelnen Schüler
ein erstes ürtheil zu bilden. Von da an beginnt die systematische
ArbtiU Sie wird^ wie gesagt, beim Verbum und zwar beim Eilfs-
verham zu beginnen haben. Der Lehrer schreibe daher die lateinischen
Namen der Zeiten auf die Tafel und nehme zunächst ^haben'^ durch»
' ' ^ i!d in geschlosseuer Reihenfolge der Zeiten, bald sprung-
li^t viele Schaler und stelle es ihnen als Anfgabe^ sich
•:'n Namen sowie die Conjugation möglichst eiozuprägen.
M widme man eine halbe Stunde, die zweite Hiilfte gelte
der Betrachtung des Satzes au der Hand eines Lehrbuches. Die Wahl
desselben ist von keiner besonderen Bedeutung; jedes der an unseren
Gjttna«ieii Qblichen ist in seiner Art gut und doch bedarf ein jedes
iiate Wegwoisei-s, um das für die betrelTende Untorrtchtsstufe un-
heditigt Nothwendige auszuwählen uud dem Bedürfnisse der Schüler
für die folgende Betrachtang das Hermawn'sche
HC durch den Org.-Entw. geforderte Behaudlung
4(fs i''s diti euUsprechende Beihenfolge der Abschnitte einh<
und c....^ ^iü Eeichhaltigkeit der Lehrsätze am meisten nahe legt
des idr die «rste nnterrichtsstufe Nothwendige von dem zu sondern,
iiae einem folgenden Jalirgange vorbehalten bleibt.
£> empfehlt sich zuerst ein Beispiel lesen « Subject und Prä-
iBcat bestimmen und nach den anderen Satzthcileu fragen zu lassen.
8|ekei1kh i«(t schon viel gewounen, wenn mau die Schäler zu der
.Erkenntnis gebracht hat, dass das sogenannte Fragen ein nner-
lieeliches Mittel der Satzbehandlung sei ; denn die meisten leben in
d«m Glauben , dass die vom Lehrer gestellten Fragen durch sie nur
ftula öerathewohl zu beantworten seien; sie rathen statt nachzu-
denken Die Denkfaulheit pflegt aber in dem Grade abzunehmen als
die Krkenntnii von der Nothwendigkeit des Befrafen« zunimmt.
00 Zvr Methodik des dentechen Unterrichtes etc. Ton A* Baran,
Wenn ein Schtiler sich in seiner Verlegenheit nicht zn helfen
weüS, so wird er sich bald orientieren, wenn ihn der Lehrer beispiels-
weise firagt, was er denn thun mOchte, felis er die Wohnnng des
Directors nicht wfisste nnd doch dorthin zn gehen beanftragt wfire.
Da löst sich ihm sofort die Zange , nnd wie er die Nothwendigkeit
des Fragens nach der Wohnnng einsieht, so sieht er anch den Nutzen
das Fragens nach den Satztheilen ein und er wird zn diesem Mittel
greifen, so oft er in augenblickliche Verlegenheit ger&th.
Man hört freilich die Schüler die absonderlichsten Fragen
stellen und stößt bei ihnen auf sonderbare Verirrungen. Eine der
häufigsten Verwechslungen ist die von „wem" und „wen." Es geht
den Knaben förmlich jedes GefQhl f&r den Unterschied der beiden Fragen
ab, und man kann nicht genug darauf hinarbeiten dasselbe zu wecken.
Aus dem Leben gegriffene Beispiele müssen hier fortwährend zu
Hilfe genommen werden, und es wird die Schüler in ihrem Bemühen
nach richtiger Fragestellung sehr unterstützen, wenn ihnen bei-
gebracht wird , dass sie den Maßstab , ob eine Frage richtig gesteUt
sei oder nicht, in sich selbst, in ihrem eigenen Verstände suchen
müssen. Bei consequentem Hinarbeiten auf ein verständiges Fragen
wird es bald gelingen; die Schüler auf die rechte Spur zu bringen.
Glücklicherweise ist man bei diesem Bemühen nicht auf die
Muttersprache allein angewiesen. Es ist ausgemacht, dass die Er-
kenntnis der Sprachformen in der Muttersprache am schwierigsten
und langsamsten von statten geht und erst dann mit Sicherheit er-
reicht wird, wenn eine zweite Sprache hinzutritt^). Dieser Vortheil
zeiget sich in erhöhtem Grade in der Verbindung des Deutschen mit
dem Latein. Sowie einerseits der deutsche grammatische Unterricht
dem lateinischen um ein gutes Stück voran sein muss , so erhält er
andererseits die wahre Festigung im Einzelnen durch den nach-
folgenden lateinischen Unterricht und in der richtigen Aufeinander-
folge und Verbindung der gegenseitigen Beziehungen der beiden
einander wechselseitig verstärkenden Sprachen liegt schon die
Bürgschaft eines günstigen Erfolges').
Während also im Lateinischen die ersten Stunden mit den
Elementen, mit den allgemeinen Genusregeln, mit dem Einüben der
lateinischen Casusbezeichnungen nnd der ersten Declination sich
beschäftigen , hat der deutsche Unterricht eine doppelte Aufgabe zu
erfüllen, ersüich die Lücken auszufüllen, zweitens einen Vorspmng
in der syntaktischen Behandlung der Sätze zu gewinnen. Daher die
Forderung die Grammatikstunden anfänglich auf zwei zu erhöhen,
dann jede Grammatikstunde in zwei Hälften zu theilen, die erste ge-
widmet der Nachholung des Versäumten, die zweite der Erweiterung
und Befestigung des Satzverständnisses. Wenn also an einigen Bei-
spielen des Lehrbuches Subjecte und Prädicate bestimmt und dabei
') Man vergleiche das, was Heinrich ;in der Vorrede zu seiner
Grammatik bemerkt
') Vgl. Tomaschek, Jahrg. 1866, S. 343.
Zur Methodik des deatsclken Ünterrlchtaa etc. Von Ä, Barem. Mi
tleich hervorgehoben ist, ausweichen Bedetheilon dieselben be-
QD k(ynnen . so lasse man nnn die darauf folgenden L«hrsät2e
lesen und Qberzeiige sich darch Fragen , ob dieselben verstanden
aeien, nalftrhch nicht alle Lehrsätze, sondern nur die ersteren, un-
bediti^t 7 u m VerständniB noth wendigen, in Hermanns Buche also z. B. die
erst. ; nd vom Prädicate I, II» III, V; alles andere ist für die
g«f»;f r ^^^ Stufe Ballast und lenkt tod der Hauptsache ab. Ins-
bfgondere würde ich für den Augenblick nicht empfehlen, die Satz-
thetle tu Nebensätzen zu erweitern, weil dies jetzt zu viel Zeit in
Anspruch nimmt^ später aber im Zusammenbange und mit mehr Ver»
«tin^nis geschehen wird.
Als Aufgabe für die nächste Grammatikstunde sind die dnrch-
gvnommenen Lehrsätze zu lernen sowie auch ans der reichen Anzahl
d«r in Jedem Lehrbucbe enthaltenen Beispiele nach eigener Wahl
einige dem Gedächtnisse einzuprägen, z. R eines mit einem Verb,
einea mit einem Substantiv oder Adjectiv , eines mit einem Parttcip
ds Prädicat; ich sage: 'nach eigener Wahl des 9cbfilers\ aus zwei-
fliehem Grunde : erstens fßhlt sich dadurch der Schüler angeregt zu
Hanse alle Beispiele zu lesen und die ihm passend erscheineDden zu
fttchtn, zweitens wählt der Schüler nur solche Beispiele, deren Sinn
Quil klar ist. Unsere Beispielsammlungen enthalten aber vielfach
Beispiele ^ die einer Erklärung durch den Lehrer bedürfen. Das
Dorchlesen aller und die Erklärung mehrerer Beispiele verträgt sich
aber nicht mit dem ZeitaasmaC^e. Wenn aber die Schüler zu Hause
fo B^ifpiele lesen , so haben sie Gelegenheit ihre Umgebung um
AnlUErnng zu fragen, oder sie wählen, wenn dies nicht der Fall ist,
nur ihnen verständliche Beispiele. Es wird dadurch dem mechanischen
gtdinlienlosen Memorieren entgegengearbeitet und eine gewisse
Selbstindigkeit in der Wahl gefördert. Den Brauch einiger Lehr-
Meher, der aufgestellten Kegel gleich ein Beispiel folgen zu lassen,
machte ich , weU er eben zum mechanischen Lernen f^hrt, nicht b^
fftrworten.
Die nächste Grammatikstunde zerfällt wieder in zwei Hälften,
in dtr ersten wird „haben** mit Angabe der lateinischen Tempns-
btteklmnngen tüchtig geübt nnd dazu noch „sein*" genommen, beide
ancli neben einander hergesagt, z, £.: ich habe gehabt, ich bin
fftw^aetit nm den Unterschied gehOng vor Augen zu stellen. In
dir iwaiten Hälfte kommt zunächst das Examen des aufgegebenen
piftiaiimi}. Auf eiuo bestimmte Frage mnss der aufgerufene Schüler
da» von Ihm gewählte Beispiel recitieren. Selbstverständlich darf
Igelit geduldet werden, dass die Lehrbücher offen auf der Batik liegen.
B§ werden in rascher Aufeinanderfolge mehrere Schükr in der Bank
aaffenifen. wolrhe ähnliche Beispiele zu bringen haben. Die Mannig-
faltigkeit der Beispiele bildet eine angenehme Abwechslnng für
Schüler nnd Lehrer, der sieb den Vortheil nicht entgehen lassen
wirdp Schüler, die besonders passende und gedankenreiche Beispiele
bitegoa, tu beloben, Dieise Art Examen geht rasch vor äch und lässt
imk Zeit übrig, wieder einen kleinen Schritt vorwärts zu geben.
92 Zar Methodik des deatechen Unterrichtes etc. Von Ä. JBaran.
Denn es soll ebenfalls Grandsatis sein in jeder Stande dem wissbe-
gierigen Geiste etwas Neaes za bieten. Daher rasch zam Attribut,
für jede Art desselben aus dem Lehrbache je ein charakteristisches
Beispiel lesen lassen und hierauf abermals nur die Lehrsätze I, ü, m
Yomehmen und die Aufgabe ähnlich wie früher fOr die nächste
Grammatikstunde bestimmen. Die nächsten zwei Stunden werden
abermals getheilt, in der ersten Hälfte wird die Conjugation Ton
„haben, sein" geübt und ^ werden "^ angeschlossen, in der zweiten
Hälfte Examen des aufgegebenen Pensums (Subject, Prädicat,
Attribut) und Übergang zum Objecto. Auch bei den Objecten sind
die Lehrsätze auf das AUernothwendigste zu beschränken (I, JI, m,
lY, V), dafür aber das Wesentliche möglichst zu betonen, so der
Unterschied zwischen direct- und indirecttransitiven Verben. Auf je
ein Object (Gen. Dat. Accus, und Präpositionalobject) ist eine Hälfte
der Stunde zu verwenden , die yorangehende halbe Stunde ist noch
immer der Conjugation zu widmen und zwar, wenn die drei Hilfs-
verba gehörig eingeübt sind, der Conjugation des regelmäßigen
Verbs. Hier wird man die Erfahrung machen, dass die passive Con-
jugation eine bedeutende Schwierigkeit bildet, insbesondere der
Unterschied des Fut. act. und Praes. pass., und der Überwindung,
derselben wird daher alle Mühe zuzuwenden sein. Sobald im syntak-
tischen Theil das Accusativobject durchgenommen ist, wird man
nicht unterlassen dürfen das Übertragen activer Sätze ins Passivom
und umgekehrt gut zu üben ; denn auch hierin zeigen sich die Schüler
recht ungeübt. Es wird eine wesentliche Förderung dieser Aufgabe
sein , wenn dieses Ziel auch in schriftlichen Schulaufgaben verfolgt
wird. Wenn beim Dictandoschreiben für die Übertragung passende
Sätze gewählt werden , so werden die Schüler in der letzten Viertel-
stunde aufgefordert , dieselben ins Activum oder Passivum zu über-
tragen. Heinrichs Lehrbuch bietet vielfach hiefür passende Auf-
gaben.
Nach Abschluss der Objecto hat ein Bückblick auf das Ge-
wonnene in einer, nöthigenfalls auch zwei Stundenhälften einzutreten
und sind hiebei die etwa noch zu Tage tretenden Mängel zu be-
seitigen. Selbstverständlich sind die Conjugationsübungen nicht mehr
auf bloße Verbalformen zu beschränken , sondern mehr in Satzform
vorzunehmen , damit daran auch die Stellung des Hilfsverbums be-*
obachtet und die Zusammengehörigkeit der einzelnen Theile kennen
gelernt werde. Bei allen diesen Übungen sind gleich anfanglich ge-
wisse Termini festzuhalten und die Schüler zur Angewöhnung an den
Gebrauch derselben zu verhalten, weil dadurch die Fragestellung
vereinfacht und viel Zeit erspart wird. Das sind die Unterschiede
von Bedetheil und Satztheil, Form und Inhalt. Insbesondere ist die
Abstrahierung des Begriffes „Form^ sehr wichtig und grundlegend,
und , wenn auch die Schüler anfänglich mühsam zu der Gewinnung
dieses Begriffes gelangen , so ist die darauf verwendete Mühe durch
die später eingetretene Sicherheit in der Handhabung desselben
reichlich belohnt. Zweckmäßig und leicht lässt sich dies beim latei-
Z^ Vet^odik 4«i dentscIieD ITiitemolilas etc. Ton A. Baron. W
fdiehen unterrichte demoDstrieren. S<t lange nämlich dem ScbQler die
Bedeutung eines Ausdruckes, z. B. lacrima, unbekannt ist, nehmen
aar die Casussilben seine Aufmerksamkeit in Anspruch und er nennt
}• nach der Präge bald den Accusativ oder dgl. Wenn ihm aber nun
gesagt wird , dase die drei Angaben ^ die er bei jedem Sabstaniiv zu
machen habe» nämlich Ca&us, Genus, Kumerug, zusammengeuommen
die Form desselben ausmachen, welche erst mit einem Inhalte, der
Bedeutung, ausgefnllt werden müsse ^ so begreift auch ein sonst
schwerfälliger G^eist bald, dass Form und Inhalt zwei selbständige
Begriffe seien. Daran muss aber sofort auch die weitere Bemerkung
angeschlossen werden, dass auch das Verb seine Formen habe."
Unter Form verstanden aber die Schüler bisher bloß, ob das Verb
BCÜr oder passiv sei. Es t!^t daher nothwendig auch hier ilinen aus*
•iDaoder xu setzen and begreiflich zu machen, dass die Angaben von
Perion , Zahl , Zeit , Modus usw. die Form des Verbum ausmachen«
und es ist darauf hinzuwirken , dass die Schüler sich angewobneu
auch beim Verb ein Genus zu unterscheiden und es activ oder passiv
zn nennen.
Die Übungen im Conjugieren sind , um dauernden Erfolg zu
^neichen, so hlultg ab möglich vorzunehmen. Ich lasse daher mit
Att^T^^hmp der orthographischen Übungeu auch zu Beginn der Lese-
rgend ein geeignetes Verb rasch durchconjugieren. Die
.^,„„; . Ladeten 8 — 10 Minuten werden einerseits durch die er-
reichte Sicherheit und Gewandtheit reichlich eingebracht, anderer-
•litd braucht man von nun an nicht mehr eine volle Hälfte von den
Onsunatikstunden den Verbalfoi-men zu widmen.
Du nun die adverbialen Bestimmungen an die Beihe kommen
and auf die durchgenommenen Partien möglichst häuOg zurück-
inkommen ist, so ist klar^ dass die der Conjugation abgesparte Zeit
der Sftixiehre sehr zu statten kommt. Auf die sechs Arten der ad-
rerbiellen Bestimmungen, welche nach denselben Gesichtspunkten
wie die fWlheren Satzbestandtheile zu behandeln sind, werden im
Otozan ebenso viele Grammatikstunden entfallen und auC&erdem der
Wiederholung y.wei Stunden zu widmen ^ein,
An der bisherigen Arbeit, die sich ja auch in den Lateiii-
etmideD fortsetzt und hier noch mehr gefördert wird , lernen die
SchOli^r (Mn«n gleichmäßigen Vorgang in der Behaudlung des ein-
fiel - kennen und sind nun nach circa zehn Wochen so weit
verbric^ii^i und anf den gleichen Standpunkt gebracht, dass mit
iliii«ii an die eigentliche Aufgabe der ersten Classe, an die Lehre
votD zuj^amroengesetzten Satze geschritten werden kann.
Wenu man erwägt, dass die Lehre vom zusammengesetzten
9itxe erst dann als eine Stütze des Lateinischen praktische An-
wen^uog Hndet, wenn im Latein die Pronomina vorgenommen
«Yfdon, da.Hsä ferner dieser Zeitpunkt zumeist vor das Ende des ersten
^meeters fällt, also beiläufig Ende Januar, so ergibt sich, dass flür
4J4» Dantellußg der beiden ersten Arten des Satzgefiiges (Substantiv-
Qikd Adjectivsatz) die Zeit von Anfang December bis Ende Januar
94 Zar Methodik des deatsohen Unterrichtes etc. Von A. Baram.
auBzanutzen sein wird» ein Zeitraum, der immerhin gestattet, den im
Org.-Entw. geforderten Vorsprang des Deutschen vor dem Latei-
nischen einzuhalten, insbesondere dann, wenn bis Weihnachten noch
wöchentlich awei Grammatikstunden gehalten werden; von di^ an
wird sich die grammatische Arbeit auf eine Stunde beschränken
ktenen. Die nun frei gewordene Stunde soll der Leetüre zu&Ilen,
welche apf Grund der bisher gewonnenen syntaktischen Begriffe sieh
fruchtbarer gestalten und beim Nacherzählen zur Nachahmung der
bisheirgen Satzformen herausfordern wird.
Das richtige Verständnis des zusammengesetzten Satzes hängt
» aber von der richtigen Auffassung seines Werdens ab. Darum scheint
mir im Gegensatz zu den meisten Lehrbüchern , welche als erstes
Dogma hinstellen, was ein zusammengesetzter Satz sei, die Frage viel
wichtiger: wie entsteht ein zusammengesetzter Satz, oder: wie
entsteht ein Nebensatz? Die Lösung dieser Frage ist fdr den Schüler
der Schlüssel für das Verständnis eines jeden folgenden Neben-
satzes, und da der Schüler beim selbständigen Denken stets an die
Befragung seines eigenen Verstandes angewiesen ist, so sollte in der
Definition auch die Fragestellung aufgenommen sein. Die Antwort
auf die oben gestellte Frage soll also lauten: Ein Nebensatz entsteht,
wenn ein Glied des einfachen Satzes selbst zu einem ganzen Satze
erweitert wird, und hinsichtlich der Nebensätze haben also dieselben
Fragen zu gelten, wie hinsichtlich derjenigen Satzglieder, aus deren
Erweiterung die Nebensätze entstanden sind.
Den zusammengesetzten Satz in der Form der Satzverbindung
früher zu behandeln als das Satzgefüge halte ich für uuzweckmä(lig,
erstens weil die Auffassung des Verhältnisses der Coordination dem
Anfänger viel schwieriger erscheint als die der Subordination,
zweitens weil die bisherige Entwicklung des Satzbaues auf der Sub-
ordination beruhte, es daher nur natürlich sein kann, auf demselben
Principe den zusammengesetzten Satz weiter aufzubauen.
Was die Fragestellung betrifft, so ist den Schülern einzuprägen,
dass die Fragen jedesmal vom Hauptsatze aus gestellt werden müssen.
Die Namen der Nebensätze sollten folgerichtig die Namen der
betreffenden Satzglieder tragen. Wenn übrigens auch Bezeichnungen
wie : Subject- und Objectsatz oder Subjectiv- und Objctivsatz ge-
läufig sind, so ist doch kein Grund vorhanden , Subject- und Object-
satz zu trennen, da sie ja als ganz gleichartige Sätze unter den
allgemeineren Begriff des Nomons, des Substantivs, fallen. Einfacher
und übersichtlicher gestaltet sich die Eintheilung , wenn die Namen
der Bedetheile, welche, als Satzglieder gebraucht, am häufigsten in
Nebensätze erweitert werden, auch als Bezeichnungen der Nebensätze
belassen werden. Solche Bedetheile sind nun: das Substantiv, Ad-
jectiv und das Adverbium. Wie viel und was für Arten von Neben-
sätzen wird es daher geben? Jeder aufmerksame Schüler beantwortet
diese Frage mit Leichtigkeit und ebenso die weitere Frage , was ein
Substantiv-, Adjectiv-, Adverbialsatz sei, wenn er sich den Lehrsata
über die Entstehung des Nebensatzes gegenwärtig hält. Daneben ist
En ii^odflr um
Intfriieltles ete« ?on Ä» B(mm, M
ia Erinnerung m bringen, das8 das eltisug^ Mittel ^ einen
Sebnuiftki richtig zu bezeichnen» das Fragen seL Bei dieser G«-
Il|itth#it sind alle Fragen, welche im einfachen Satze beim Sub*
itifttiY usw, in Betracht kamen ^ zu recapitulieren und die Schüler
m waniea« sieh aufs Batben zu ferlegen oder nach irgend welchen
■(oataUnen Eindrücken za nrtbeilen. Denn die Schüler neigen gar
lihf ui dieaer üblen Gewohnheit nnd haachen f5rmlicb nach irgend
Mer Ort- oder ZAitbeatiinmang oder Irgend einer Conjanction, am
sich daran zu klammem, und zu antworten, das sei ein Dasasatx,
•b Z^itsatz nsw. Gegen diese mecbanisclie , gedankenlose Be-
kajidlimgsftrt gibt es nur eine Abhilfe: ein sjBtematischea , conse-
fOHites Abfragen.
Wenn auf die geschilderte Art und Weise ein Einblick in das
Werden nnd ein Überblick über die möglichen Arten der Nebensätze
fawiMiiien ist, läast sich nun an die Detailbetrachtang schreiten.
Diaat wird unter FesthaJtuug der gewonnenen Gesichtspunkte in kein
planloses Herumtappen ausarten, sondern in der Beleuchtung der
aafgBslellten Grundsätze sich zu einer den Schüler interessierenden»
ontibringenden Arbeit gestalten.
Beim Substantivsatz al.so lasse man vorerst aus dem Lehrbuche
ein Beispiel lesen, den Hauptsatz bestimmen und von da aus die
Fkvg« nach dem Nebensätze stellen und den Schüler sich vergegen-
«irtagen, mittelst welches Wortes der Nebeusatz an den Hauptsatz
ffttaKÜpfit sei. Da wird es sich nun zeigen^ dass die einen Substantiv-
iüie mit dem RelatiTpronomeu beginnen, andere wiederum mit der
(kH^unction M^^^^t üd dritten mit Interrogativadrerbien , die
vierten in gekürzter Form mit dem Infinitiv vorkommen, endlich,
diss die directen Worte einer redenden Person in abhängiger Snb-
ilantivsatzform mitgetheilt werden können. Trotz der äußerlichen
Venduedeaheit wird der denkende Schüler sie doch alle mittelst des
FrigVDS als Substantivsatze erkennen und sich bewusst werden, dass
diie our verschiedene Formen für eine und dieselbe Art von Neben-
aftlaeii sind. Die fünf Foimen des Substantivsatzes sind gut einzu*
pcftgen und häußg zu wiederholen. Zahlreiche Beispiele werden die
gewonnene Einsicht bestärken und allmählich eine Sicherheit in der
Beurthöilung herbeiführen^ die sich als bleibendes Gut dee Schülers
leicht erkennen lässt.
Sowie bei den Objecten die Übertragung aus dem Activum ins
Pliaifiin von besonderer Wichtigkeit war, so ei-scheint hier die
nDÜe Form des Substantivaatzes, der sogenannte anführende Sub-
•luiiivsatz, einer besonderen Beachtung wert; denn die Gewandtheit
iai übertragen der directen in die indirecte Bede und umgekehrt
bildet eines der Fundamente, auf welchen sich weiterbin die Stilistik
eoiwickeln muss, und auch hier fand ich es sehr vortheilhaft,
kitrauf bezügliche schriftliche Schul- und Hausaufgaben zu geben,
smichst in der Weise, dass in der Schule eine Erzählung, z. B. der
Bid des Wolfes, in die indirecte Rede übertragen, von einigen
Sckilem wiederholt nnd dann als schriftliche Hausaufgabe gestellt
96 Zar Methodik des deatschen Unterrichtee etc. Von Ä. Ba/ran.
würde. Allmählich lässt man die Schalpräparation fallen and den
Schüler anf eigenen Füßen stehen.
Mit der Absolrierang des Sabstantivsatzes ist ein wichtiges
Capitel der Syntax durchgenommen , und hier scheint mir der g^-
eignete Zeitpankt za sein mit kleinen schriftlichen Erzählangen za
beginnen und die Schüler dabei anzuleiten and anzuhalten , ihre Ge-
danken bald in directer , bald in indirecter Bedeweise auszudrücken,
eine Übung, die zur vollständigen Beherrschung des Gedanken- und
Satzbaues sehr viel beiträgt. Die noch übrigen Partien vom A^ectiv-
und Adverbialsatz schließen sich daran ohne besondere Schwierig-
keiten an, wenn sie von denselben Gesichtspunkten, wie das Bis-
herige, betrachtet und behandelt werden.
Es erscheint mir daher überflüssig auf dieselben speciell ein-
zugehen, da es nicht in meiner Absicht lag, den vollständigen
Lehrgang zu entwickeln , sondern nur die Grandzüge der Methode
und die Ursachen , welche einen bestimmt vorgezeichneten Weg zu
fordern scheinen, auseinanderzusetzen und so einen Beitrag zu liefern,
wie der deutsche Unterricht auf der untersten Stufe einzurichten
wäre , um auf grundliche und praktische Weise jene Grundlage zu
schaffen, auf welcher er sich in den mittleren Stufen erfolgrreich und
fortschreitend bewegen soll. Ist der Unterricht im Deutschen über-
haupt eine der schwierigsten Aufgaben , so ist er es gerade auf der
unteren Stufe in erhöhtem Grade , weil hier zu den Schwierigkeiten
des Beginnes auch noch eine andere hinzukommt , die ihren Grund
in dem Mangel an methodischen Winken und der Einrichtung der
Lehr- und Lesebücher hat. Während der Lehrer des Lateinischen
genau weiß, was und wie viel er durchzunehmen habe, und aus
methodischen Schriften auch wissen kann , wie er es vorzunehmen
habe , sieht er sich als Lehrer des Deatschen zumeist auf sich an-
gewiesen und es hängt hauptsächlich von seiner natürlichen Gabe
ab, wie er ans Werk geht, und wie sich in seiner Hand der deutsche
Unterricht gestaltet. Über den deutschen Unterricht in den oberen
Classen, über den Aufsatz liegen zahlreiche wertvolle Erfahrungen
vor, über den Unterricht auf der unteren Stufe jedoch fließen die
Quellen spärlicher, obwohl die Sache nicht unterschätzt werden
sollte. Hier können , glaube ich, nur Erfahrungen , die in der Schule
selbst gesammelt wurden , zusammenwirken, um einen bestimmten
erprobten Weg zu zeigen und einzuhalten. Aus dieser Überzeugung
sind die voranstehenden Bemerkungen über diesen Gegenstand her-
vorgegangen und mögen auch so aufgenommen werden I
Krems. A. Baran.
zweite Abtheilun^.
Literarische AiizeigeiL
B&bni fabalae rucensuit Michael Gitlbaaer. VindoboDae, sumptibus
#1 ^U Caroli Gerold tilii MDCCCLXOU.
Di»9e Ausgabe Rcheint im wesentlicben den Zweck zu haben,
dt« darch den Hef. neu hinzugekommeneD Fabeln und Fabolfrag*
meDte mit den schon früher bekannten babiianischen Fabeln za
f <irdiDig^«n. Der Heraasgeber sagt in der Einleitung p. III, dass die
Eile, mit der er an die Herstellung der Ausgabe gehen musste, da-
mit die Theilnehmer des von ihm geleiteten Prosemtnars wenigstens
dh» «rsteo Bogen dei'selben noch gebrauchen könnten, es unraöglicli
nacht habe, den ersten Fabeln die Nummern der Paraphrasen bei
orais and Furia beizufügen. Es kommt mir nicht zu, die Stich*
Jtjgkeit dieses Grundes für die Beschleunigung der Ausgabe za
Attrstichen; doch glaube ich, dass niemand ihm und seiner Aus*
gäbe dies als besonderen Fehler anrechnen wird; haben ja die meisten
biafaerigeo Ausgaben diese Paraphrasen gänzlich bei Seite gelassen.
Im Oügvntbeil. ich glaube, der Herausgeber hätte sich manche nn-
afkls« Clt4te ersparen kOnnen, wenn er es unterlassen hätte, Para-
n|ifTi«An »q eitleren, aas denen für die Herstellung des Teites der
|t fien Fabeln gar nichts gewonnen werden kann. Viel un-
ti^t^niMinier aber macht sich diese Eilo in anderen Punkten fühlbar;
Dd zwar beschränkt sich dies nicht etwa auf die ersten Bogen, son-
es erstreckt ^^ich auf die ganze Ausgabe. Was soll man z. B.
wenn der Herausgeber in der Übereile der Ausgabe sichConjec*
»n btilegt, die andere längst vor ihm gemacht haben? und wenn
nur CoQJecturen beträfe, die, in „dem Dunkel der Zeitschriften**
Mirf^n, dem Herausgeber leicht entgehen konnten, so wäre dies
Iticlil noch verzeihlich, obwohl man von einem Herausgeber doch
inraise Tsrlancren kann, dasserdie den Autor, den er herausgibt,
iodenA^' »tue. So i-st es auffällig, dass er 89,idteEraen-
üv toi * in Anspruch nimmt, während sie doch schon
ttugil vor dem Erscheinen seiner Ausgabe von Nauck in den M<S1,
p,-rnm TV n, 194 gemacht wordeu ist; und wenn er fiie schon Nauck
cht M»n konnte, da er dessen scharfsinnige Bemerkungen zu
fi^iB aicni kannte, warum hat er sie nicht Eberhard zuerkannt^
98 3f. Oitlbauer^ Babrii fabalae, angez. von P. Knöü.
der sie in den Analecta Babr. p. 20 gleichfalls für sich in Anspruch
nimmt, ohne zu wissen, dass sie von Nauck schon gemacht sei. Und
die Analecta Babr. kannte Herausgeber doch, da er sie vom Bef.
entlehnt hatte. Unbegreiflich aber ist es, wenn er Conjecturen, wie Fabel
2 e^im,: wv ovx eiat öea 7t ozaiy oder 12, 18 aocpa Xalovoa
f^r^vvarjg, oder 30, 9 elev für sich in Anspruch nimmt; und doch
hätte er wissen sollen, dass die beiden ersten bereits 30 Jahre vor
ihm Schneidewin, die letzte zum mindesten ebenso alte Bergk
gemacht hat. Oder kannte Herausgeber zu Beginn seiner Ausgabe
die gewöhnliche Teubnersche Textausgabe von Schneidewin, kannte
er die Anthologia lyrica yon Bergk nicht ? Ebenso unrichtig ist es,
wenn er 59, 7 in der Aduotatio sagt: wg n€q>vx€y navrag ixd'QCti-
v(ov A;distinxitG; schon die Ausgabe von Fix und ebenso die
von Schneidewin haben genau dieselbe InterpuDction. Und doch
kannte er beide Ausgaben bereits; denn zu Fab. 55, 4 citiert er eine
Conjectur von Fix, die Eberhard nicht citiert; und ebenso citiert er
die Yermuthung Schneidewins zu dieser Stelle : c^g ti. navvag ix'
&Qaiv€iy, die dieser bloß in der Adnotatio angibt, ohne sie in den
Text aufzunehmen; oder stammt auch dieses Citat bloß aus Eberhard 2
Auch 59, 16 ist nicht von ihm allein und zuerst reconstruiert wor-
den, sondern er benützte Lachmanns und Hartungs Wiederherstel-
lungsversuche ; von letzterem entlehnte er ev/naQwg, Ebenso be-
nützte er Fab. 39 die Beconstruction Hartungs : an beiden Stellen
nennt er die Vermuthungen seiner Vorgänger nicht, die er doch nur
in Nebensachen abändert. Sollen wir da annehmen, der Herausgeber
habe, dem allerdings nicht nachahmungswerton Beispiele der
großen dänischen und holländischen Philologen folgend, die Arbeiten
seiner Vorgänger vornehm ignoriert, oder vielmehr nach dem Bei-
spiele der Krähe der 72. Fabel sich mit fremden Federn geschmückt?
Dass er es übrigens mit der Priorität anderer nicht so genau nimmt,
zeigt die Anmerkung zu 131, 15 xcAtdov* av ö(itlbauer) Sauppe, ob-
wohl Sauppes Conjectur zwei Jahre vor dem Erscheinen seiner Aus-
gabe veröffentlicht wurde.
Unangenehm berührt es ferner, wenn er selbst Hilfsmittel, die
ihm leicht erreichbar waren, in der Übereile des Herausgeberfiebers
nicht selbst nachsclilägt, sondern es vorzieht, sie aus der Adnotatio
bei Eberhard einfach abzuschreiben. Ich meine hier die babrianischen
Citate bei Suidas und Julianus. Ein derartiges Verfahren aber kann
sehr leicht fatal werden ; man moss es sich eben gefallen lassen,
wenn einem dabei kleine Unannehmlichkeiten passieren. Eine solche
ist es, wenn er zu Fabel 38, 2 anmerkt : 2 S(uidas) (h'acprjxav) [sie l] ;
vorerst hält man dieses für einen Druckfehler; doch ist es keiner:
denn in derselben Zeile citiert es Herausgeber nochmals, u. z. wieder
als monströses Paroxytonon. Wie kommt das Wort zu diesem Accent,
da es doch bei Suidas den richtigen hat? Einfach deshalb, weil
Gitlbauer die Eberhardsche Ausgabe, in die sich dieser Druckfehler
eingeschlichen hat, zu ängstlich abschrieb. Ähnlich ist es, wenn G.
22, 4 genau nach Eberhard citiert yuof40vg Minas] xw/nag A. Hätte
M. Giilhuuer, Babrü fttbotne, angez. von P. SnölL
m
isg^ber. WU1 wr doch Üian tna^ste, die iliin tu Gebote stehenden
der Überlieferung selbst nachgeschlagen und sieb nicht aaf
d verlassen^ so hätte er gefunden, dass y^iofioig nicht erst
' imtni, sondern dass es bei Suidas so Qberliefert ist in
Jafi, weiJ es nicht unter des Babrios Namen im Index
fT' > itüg^fübrt ist, auch Eberhard entging. Suidas s. v. x<3-
i cnd'ig ' og (iW A) alg ^^larag iaxoXal^E xai xw^oi>g*
Cttat fehlt» Hie gesagt, bei Eberhard; daher auch bei 0. Dass
dte OiiAio bei Suidas nur aus Eberhard kennt, zeigt auch das
,iiaUs&eQ der fülgenden bei Eberhard Obergangenen Stelle: Suidas
rg * fUQi(f€QOvg heisst es : imi di lifivtjg iyyvg ^JLS^v
L^Ichcr V. offenbar der 25. Fab. entnommen ist; im A lau-
ri irr; inü di liftyr^g iyyvg r^auv €VQ£lf]g. Hätte Herausgeber
f Eberhard auch «mdere Arbeiten, die den Babrios betreffen, be-
ksichtigt, so hätte er diese beiden Citate beiNauck finden k5nnen^
f »I«», Allerdings indem „Dunkel'' der Melanges gri^c-rom,, anführt.
In der Anmerkung lu Fab. 32 citiert Herausgeber getreo nach Eber-
»fd, dass sich der erste Vers der Fabel auch bei Julian Ep« 58. 5
idiit* Die Ausgab*?, nach der Heransgeber citiert, fügt er nicht aus
rhard bei; und doch war dies i^elir wichtig: denn Eberhard ci-
nach der doch nicht gewöhnlichen^ jetzt veralteten Hejlerschen
ittgnb^; in der nach der Eberhardschen Babriosausgabe erscbie-
ttO gcwöhülicl»en Tenbnerschen Textausgabe von Herttein aber
iffet sich das Citat zufällig nicht in dem 58., ftonderu wegen des
h»w! einer durch Henning :i "■ ^ löueu Epistel im 59, Briefe,
;t#i nrjrh nicht mit feinem so l -u SrhniUer yalf: — f^Cf-
nSui yaXi^ 7ifJt avd^tg iiJtQ6/tovg igaa^el^a,
.:«? der Eile, mit der die Aufgabe hergestellt
Ot ^t die ungenaue Angabe der Auteren von Conjectoren. Bis*
gmiC ald Regel, dass mau zu einer Conjectur^ die mehrere uuab-
gia von einander gemacht hatten« zur Vereinfachung des kri«
+ ' dpn Namen desjenigen setze , dessen Priorität
mu dann, ^mu dies nicht nachzuweisen, nennt
iit«^ri*fe Niiuien. Eberhard hat in ^oiner Ausgabe des Guten
bar zu viel getban, indem er beinahe bei jeder Conjectur eine
leTi* Zahl von N:imen citiert. G. ist in löblicher Wci^e bestrebt»
IWucieruüg diese« Wustes von Namen den kritischeu Apparat
fartinfacheu ; doch zeigt die Art. wie er dies thut, dass er sich
Hihi nicht genommen, t^ ' fTi^nden Schriften nacbzuschlngen
di« JÄhn»azahlen zu \ u sondern das» er ganx will-
oinen Namen aus Ki^fhaid:;! Apparate beransgiiff. Seine
M l!«l oft auf dun Cnrcchtrn, dor die Conjpctur um Jahre spÄter
all «in aiidiirt^r gemacht hatte. Irh hebe von den zahlreichen Fällen
r.i r ..,, i ... »...raus. So war 9, 12 ^a^iov Ahreus {pccrasi et aphae-
itt Halm (1852) zu eitleren; 36« 7 tig <I!v statt Seid-
I* r, > .-^'. V Miiiiiliuntrtin wir erst durch Eberhards Ausgabe kennen,
ftll>d•r^^ hri I i' \!n; fiO. 11) /« CFi/Wg A h rens htatt Seidltir;101, 5
wird di« Kuif^datioa ^f^ietf^^vtn^e/r^denanonymiapud Bois^^onadum
1*
100 M. GiObemer, Babrii ^bolae, angei. Ton P. KnäU.
zuerkannt, obwohl sie bereits 44 Jahre MherCorais in seiner Aus-
gabe gemacht hat, wie Eberhard richtig angibt: und?on der Richtig-
keit der Eberhardschen Angabe hätte er sich aus Corais überzeugen
können. Fälschlich wird 60, 4 die Emendation TQvqnjg Lachmaiin
zuerkannt; sie gehört Boissonade an. Ebenso irrthümlich heilU es
98, 18 TS Bergk, statt di Bergk; %e hat Athens.
Wünschenswert wäre es auch gewesen, wenn er^u jeder mcht
von ihm stammenden Ck)njectur, die er in den Text aufhahm, den
Namen des Autors in der Adnotatio beigefügt hätte; denn so mnst
es auf den mit dem Schriftsteller weniger Vertrauten den Eindmflk
maohen, als stammten alle diese anonymen Verbesserungen vom Her-
ausgeber.
Dem Herausgeber standen also für seine Ausgabe keine neuen
OoUationen von Hss. zu Gebote, sondern er benützte den kritischen
Apparat Eberhards und Dindorfs sowie meine Ergänzungen aus drai
Vaticanus und Bodleianus zur Herstellung der Edition. Auch die
Vorarbeiten anderer auf diesem (Gebiete sind ihm fast nur insoweit
bekannt, als sie der kritische Apparat bei Eberhard berück-
sichtigt. Obwohl nun vielleicht dieses Vorgehen manchem nicht durch-
aus correct erscheinen wird, so würde man dem Herausgeber daraus
keinen allzu schweren Vorwurf machen, wenn nur seine Coigecturen
zum Text die Herstellung der neuen Ausgabe rechtfertigten. Und
die Bechtfertigung derselben sollen sie denn auch bilden.
Herausgeber sagt in der Einleitung, dass er die Edition veranstaltet
habe, weil er seine Oonjecturen nicht der unverdienten Vergessen-
heit in dem Dunkel einer Zeitschrift anheimfallen lassen wollte. Die
i^hl derselben ist denn auch enorm, und käme es bloß auf die ZbU
derselben an, so wäre die Ausgabe gewiss glänzend gerechtfertigt.
In dem Bereiche der alten, im Athens überlieferten 122 Fabeln be-
trägt die Zahl der Oonjecturen, durch die der Herausgeber den Text ge-
bessert zu haben glaubt, nicht weniger als 157, wenn ich richtig
gezählt habe. Dass der Text des Dichters noch an vielfachen Schä-
den der Ueberlieferung kranke, war dem Vertrauten nicht unbe-
kannt; dass er aber selbst, nachdem so hervorragende Gräcisten wie
G.Hermann, Lachmann, Bergk u. A. ihn emendiert haben, noch so hei-
lungsbedürftig sei, das hat man sich wohl kaum vorgestellt. Sieht
man die Stellen genauer an, so findet man allerdings die Erklärung.
Der Herausgeber hat nicht bloß corrupte Stellen der Überlieferung
zu bessern gesucht, sondern er hat ganz gesunde durch nnnütie
Besserungsversuche entstellt. Betrachten wir einige derselben näher;
denn alle 157 hier zu prüfen,würde den für diese Anzeige bestimmten
Baum weit überschreiten.
Unverständlich sind mir gleich im 1. pr. w. 15 — 19 :
iv rvv ixaOTov dpTid-elg l/ij f^^f^V
fieJuarayäs ^ olvtfi ro xriqiov ^aoi,
nutqth ia/ißmv axltf^ xcSl* dlrj'd^Bvattt,
M. Oiilhau^t Bibrii fabnl&e, aagM. von P, KndlL
101
Waa heilet V. IhditrreQr^fWvor) '), V, 16 am&d^ifif^ fivrjfxt) und
PolgDtide? Heraaa^eber fügt koic Wort der Erkläning bti.
'örtlich übersetzt wärden sie etwa lauten : „von denen jede (näm.
'ab^l) ontgegensteUend (erwägend?) in meinem GedÄchtnisse ich
T die Wabe von Wein honigträufend macheo werde» so dass (damit?)
btrUn Füße der bitteren Jamben die Wahrheit sprechen^. Wie
Ab#r IQ verstehen sei» ist mir schlechterdings unerklärlich, —
n die Grammatik ist die Stellung des Adjectivs 4, 2 voripat^
VX€ froixilovrrlTjQtjgi bei Babrios findet sich hiefür kein
WfM#l. — 6, 2 wird der passende V. lenri^ je xakafiw zov ykv-
fT^^^w»» gani überflüssig emendiert in lemoKaXa^iov
, ß. a.; was für ein Leben ein dünn halm ige $ sei, weiß
;li mir nicht xn deuten. — ^ 9, 11 ovk ietiv anowjg avS^ aftovra
»iVcfy verstehe ich ebensowenig wie 9, 12 mav tafiwv ii
* fXfjg ün€Q ßwlEt. — 11,8 schreibt Herausgeber o 6" ijxo-
f fhr Ttolir ^oqov ydjauav; m^g heißt Sättigung,
berdruss, Ekel; ganz vereinzelt ein aus Übersättigung
Iviehender Überm uth, wie vfigig xüqop zixtei ; aber selbst
letzte Bedeutung passt für unsere Stelle nicht. — Nicht nur
ilMbrittiii8ch« sondern ungriechisch ist 12, 8 7tq(Stov ßXinio üb
'^Mfop ßi T^ dx^QaKtoig „ich sehe dich und mich heute zum
itotunale ungestört^; denn man kann nicht sagen: ßiJma ai ^i
; &3^enctog (statt dr '^crATog) kommt übrigens bloß ein einziges-
~ io tftr ganzen griechischen Literatur in einem Fragmente des So*
lUcB tor Sü wurde an die Stelle des durch die mythologische An-
reiz vollen Verses ein ganz ungriechischer eingesetzt —
12 schreibt Heransgeber: av^xäg Tt zQixtiv dnoanwaat;
ircb d¥€ndg == ano (Pindar, Aristoph.) wird der Sinn unpassend :
,ti« majchten ihn zum Kahlkopf, indem eine jede etwas von den
in die H5he ausraufte^. — 29, 4 gefällt ihm die leichte
4 tf^ffptidi^ Kmendation Meinekes idl(fttivüi) nicht; er schreibt
> dXqfi%evoyvQ€viü; dieses Wort ist der gan-
i^ ' 1; heißt es „ich drebe mich in der Gerstengranpen-
lühli^ oder ^ich drehe die Gerstengraupenmühle** ? Wie kommt es
xa^intf^gag otovg? — 32, 4 schreibt er; xaXijg yi^vatnAg^
xixcir r^Qa; wer würde sie nicht lieben, nachdem er sie
' '^ — 32, 9 Netzt er au die Stelle des treffenden xat
:*'1^fK dnf^X3£, wohl deshalb, weil Schneidewin on-
nahm, yatiiakog /t\ E. et, ; xctixaXog soll
(w hl HS Ttai o atKalog durch Doppelcrasis, die, im
iiOQ Überhaupt selten, bei Babrios sich gar nicht findet;
I '>dfr, wii" es nach Schmidt lautet, atyiaXog ist eine Glosse bei
- und b<ideutot , Schmeichler**, Aber auch die Stellung ist
niiiiiO^jj ü, — 34. 2 f.aht} nXcttilav oh'aQOtg imar^oAit, n^div
t^;t^ta^' dx^ ^W mdotg oh'ov ist mir durch die lulerpuuction
■) Mtr vcfdaokt ^ivtig^ feine Entstehung der Stelle 2, pr. 16:
liif^t/^oi* «ot ii^di fiifULüv titiduff
102 M. Oülbauer, Babrii fabolae, aDgei. toh P. KnöU.
unverständlich geworden: „ein Haufe Dorfvolk hatte eine Tenne
mit Weiulaub bestreut, die Tische des Fleisches ; er hatte auoh
Weinfässer". Denkt sich Herausgeber tcqswv zqaTti^ag als ApjKH
sition zu aXto nXaTÜav oder als 2. Object? Im letzteren Falle ist
das Asyndeton anstößig, im ersteren der ganze Gedanke. — 37, 11
sagt der alte Ochs zu dem naseweisen jungen Farren. der zum Tode
geführt wird: 6 veog nagaivelg tov yiqovxa xevd^iveig: un-
griechisch ist es zu Ttaqcuvlo) einen Acc. der Person beizufügen. —
39, 5 ff. sind vom Herausgeber aus einer Paraphrase neu gebildet,
da die Fabel offenbar eine decurtata ist; doch er vergisst anzugeben,
dass nicht er allein diese Verse hinzugefügt habe, sondern dass vor
ihm Härtung dies gethau, dessen Wiederherstellungsversuch er auch
benützte. Anstößig bleibt in der Beconstruction G.s 1) flg, wobei
deA(jpiVa;v nicht zu entbehren ist; 2) der Accent von dialMUTOv;
dieses Wort hat Härtung mit dem richtigen Accent öiaXkaixxov^
da man aber nach Härtung erst entdeckt hat, dass alle Versschlfisse
bei Babrios die paenultima betonen, dialXanTov also nicht mehr
zu brauchen war, so ändert Herausgeber, um ein Auskunftsmittel
nicht verlegen, einfach die Kleinigkeit von Accent und macht das
Wort zum Paroxytonon. Dabei beruft er sich auf die fehlerhafte Be-
tonung des Wortes bei Schneider Saxo. Wie originell übrigens die
Wiederherstellung der Fabel ist, kann man daraus ersehen, dass die
Nutzanwendung nicht, wie gewöhnlich, am Schlüsse, auch nicht wie
im Bodl. am Anfange steht, sondern in der Mitte und so die Fabel
in zwei Theile spaltet: gewiss das einzige Beispiel ihrer Art. — 42,
8 ist av^a nicht babrianisch. — 43, 18 ^^ tcIv dnoyvi^g ist mir
die Entstehung des ^tj zav (sie!) unerklärlich; ist es aus fAtj toi ar
entstanden, dann musste ja der Accent von fArj ein anderer sein ; wie
kommt überdies av zu dem Conjunctiv? — 45, 3 (alTtoXog) dg
avTQov elarjlavveVf wg ivoiTcrjacov, zag alyag o|x^* x*on levK-
avd^i^oiaag; abgesehen von cog ivoLxi^awv, das ganz unnöthig an
die Stelle des richtigen rcSv doiTcrjTcov gesetzt ist, weiß ich axn^
nicht zu erklären ; oder fasst es vielleicht Herausgeber in der Be-
deutung, wie sie bei Papel, p. 420 angegeben ist: axQc zuäußerst
(Sy^og) an der Oberfläche? Doch das ist wohl kaum möglich, da
dies ein vereinzelter homerischer Gebrauch ist; II. 17, 599 ygatpey
öi Ol oaxiov axqigAlxfir^ xa'h.eii}. — 52, 1 schreibt Herausgeber
Elg aatv TBTQmvxXov ^QSfuelg zavQOL xrA.; doch ist das Ad-
jectiv YiQBfAÜg im Positiv nicht nachzuweisen. — 52, 3 ist ^ = Eqnq
nicht babrianisch; übrigens ist die Verwandlung des überlieferten
z'Q in t] schon deshalb unwahrscheinlich, weil dann Y. 4 ausgeworfen
werden muss. — 54,3 verwandelt Herausgeber das überlieferte atV,
das man in tovt gebessert hat, in das unbegreifliche oiv\ und doch
prophezeit der Opferschauer auch bei ihm aus dem dyvov rjnaq^ und
von einem Schafe ist in dem vorhergehenden nicht die Bede; oder
hatte Herausgeber die Ahrenssche Conjectur aqvog rjTiag, die er
übrigens nicht in den Text aufnimmt, in dem Sinn? — 57, 11 oi^
dqf^xay eig SiJdovg €ti TiQoeX&eiv 'Aa/neXovvTag dv&QWTCOvg;
Jf. Oatbauer, Btkbtli fabul&e, ao^z. ron P. Jtndn.
108
p Herausgeber mit ^a^uloh^ag ausdrücken will, ist mir nicht
irliclu — Üüpasseod ist ferner der Sinn 63, 12 nQog tavta
ififnf avtog, old\ anavrijauq ^dem Unglücke wirst du hinfort
'h weiß G8^ bei^egnen**. — 65, 1 sucbt er io folgender Weise
\*i\\i*'HQLZh yiqavog Bv(pvu rofcp, Tfijr^ij a^iovtt x<l^'^&^
vyag: „es stritt ein Kranich nait einem höbschen Pfau, die
le mit einem^ der goldene FlOgel schüttelte": es hätte doch noth«
wendij^er Weise heißen müssen: die Asche mit dem Golde. — 65,
4 schreibt er: aaiQtttv avrtyyvg inTa/nai rs xaxQi^ft); xcfx^/tw
ist wohl entstanden aas xal aK^iXtn', der Yens lautet aLso öbersetzt:
- ' -'- -'öbifiindic Nähe der Sterne und besteige BerggipfeT;
s dnqtXo} hier in der anderen Bedeutung, in der es noch
it, („ichgeh« auf den Fußspitzen**) stehe, ist wohl nichtan-
fu — 66, 3 ix 3i löv dim nr^^ag xQ€fiaaat cpiqovra
näüi tidv iv dv&Qiü/cotg i^axtov y€t(ovaa(:: „ihm habe er brin-
p. ri.l ffir alle zwei Ranzen voll von den Übeln unter den Menschen
^t*" ist mir unverständlich; was soll naat und woher hängt
lys :iJ» r Soll es heißen ^bringend für alle Menschen", oder zieht er
r»R pit tu yEfimaagf — 67, 2 verwandelt er das ganz passende ovog
ssung, bloß auf eine nichts beweisende Stelle der bodl,
lin in ovayQogf das übrigens auch in der Messung ron
ilom ovctygog des 1» V. abweicht Überhaupt räumt Herausgeber
rj^u Paraphrasen eine viel zu hohe Bedentnng ein; gegen das Zeug-
nU der Athosbs. k5nueu doch nur diejenigen Stellen in Betracht ge-
flogen werden, die in A corrupt überliefert sind, während sie der
[partphnt^t ziemlich unreraudert seiner Vorlage entnahm. Hier aber
st effen ba r d i e 7e r w a ti d 1 j o g d es o vag i u /> yayQog a u f d ie Rec h n un g de a
^Paraphrastfn zu setzon. — ^ÖS^llas man bisher nach V: Qidig*An6X'
h\>v i7,vyt itaxQa roSiuoy; ^i^^ gefiel dem Herausgeber nicht, ob-
in>hl es ütTenbar auf Äpollon passt, der ja lutißnhig ist; was Heraus-
geber schreibt: Qioigli, l\ fiaxQa do^atwVn verstehe ich nicht;
MÜ m etwa heißen ,^großprahlend" ? — 71, h setzt er nach f^ra-
^m(f0trr&; di^r bodlaianischen Paraphrase iJUdvrag in den Text; doch
MOS fremd* — Da« unglanblichste imCon-
M Kpimjrthiwm der Fab. 71, V. 11 geleistet:
OTi TfoijA }f^T;ara /rQdyfAa9* m xaxnrt (fvaai tqi.'jovatv ug %o
Z'ä^fopi bind es schlechte Blasebälge oder schlechte Winde^ die
fite HAodInngen ins Schlechte kehren? — 73» 21 schreibt er: x^
---'-v: r^ :' T } n g oQvltüv VQt]^{ „Und der nach kleinen Vögeln
ht^: wie Heraasgeber ditf*filng erklärt, weiß ich
lui ]i ,ia^ <].,iit.rl(.^ J'l itdilrstig*? Warum heißt es
Lri r- .if'T iiai'h k-K'nini. \'>>l^.;[u hungrige Habicht?' —
T4,i^ fti^iaariig avt<li nov itwv a^ * vn^tCtov ist dieStellung von
oif' anmöglich. — Anstößig ist 76, 10 die Verwandlung des cor-
mpten hi.iiiüiv in tjtnivttivi adyrp^ ts yiitoig ^(p£QiP oxxix i -t-
rrat '«'•*: „einen Sattel trug es auf dem Rfickon, nicht mehr rei-
tend*; denn i/rrr^iVn wird j:; gewöhnlich vom Reiter, und nur ganae
mttexdt (Xen, de re eq«, 1, 6. 10, 3) vom Pferde gesagt, — Dia
104 M. Qülhauier, Babrii fabulae, angex« von F. KnefL
ohnehin schon verkflrzt flberlieferte Fabel 83 mnss sich auf das
unrichtig gedeutete Zeugnis der Paraphrase hin eine weitere Ver-
kürzung gefoUen lassen. — 87, 3 heißt es vom Hunde, der einen
Hasen verfolgte and ihn bald leckte, bald biss: aX/iaTi %(ia(pelg
8' loaiv&f WS (plXov xpavwvi „nachdem er sich an seinem Blute
genährt hatte, liebkoste er ihn als Freund*; wie lange wohl der
arme Hase die Geschichte ausgehalten haben mag? — 95, 41 ist
OJvovSf^ duayfwv ganz unpassend ; denn der Löwe verfolgte ja den
Hirsch nicht, sondern fiel ihn aus dem Hinterhalte an. — 106, 3
verändert er das corrupt überlieferte OQizQoqxav in d(iiq>Q6v(ap: oawr
aqiaTrjy aqiqiqovüiv qwijv i'yvo)] worunter den „sehr verst&n-
digen*^ gemeint sei, Menschen oder Thiere, ersieht man aus dem
Satze nicht. Das Wort ist überdies bloß bei Suidas überliefert. —
107, 6 schreibt Herausgeber: fdvog 3i dünvov ovd* aßdäg l^i-
ifjataac xeiAcSv a/nizQCJv; abgesehen von den maßlosen Lippen
kann ich mir aßqiog nicht erklären. — Ebenso undeutbar ist mir die
CoDJectur des Herausgebers zu 110. 3 f . ^ de xfQxov oidaif/v
oQaaa q>rjOi j^avt l'xw, av d^a^Ti^vfig^; wie fasst Heraus-
geber x^^xo^ ovQUtj'i als^Bergesscbwanz'^, oder ovQUtp^ als prolep-
tischesPrädicat: den Schwanz zum Berge, i. e. empor, hebend? Weist
überdies das Obj. zu a^vv££^, ohne das eskaum stehen kann? — 111^
12 f. xal nakifjißoXwg ti^iag yaqovq dvio%t) noixpog Sg %i
xe^di^aag; was beißt nahpLßohag'i vielleicht , um werfend*'? Und
wasversteht Herausgeber für Brühen von gesalzenen Fischen
iyciqovg)^ die das schlaue Eselein schmelzen macht? braucht man
überhaupt einen yaqog erst schmelzen zu machen ?
Doch genug an diesen; denn alle zu besprechen, wüi*de zu weit
führen. Wen nach mehr verlangt, der möge das Buch selbst aufschlagen ;
fast auf jeder Seite wird er ihrer vier bis fünf finden, alle von der-
selben Güte wie die angeführten ; die meisten derselben leiden an
Dunkelheit undUnverständlichkeit, einem Fehler, der von vorn herein
gegen sie einnimmt. Der Herausgeber hätte gewiss viel zu ihrem
Verständnis beitragen können, wenn er in Kürze in der Adnotatio
gesagt hätte, wie er dieselben verstanden wissen wolle; denn die
meisten derselben hätten doch eioer Erklärung weit eher bedurft, als
z. B. av, das er 6, 17 für erklärenswert hält, obwohl es jeder Quar-
taner verstehen muss.
Gegen diese Kühnheit im Conjicieren, die ihn veranlasst, sel-
tene und ganz vereinzelte Wörter und Wortformen, ja sogar eigene
Neubildungen in den Text, der oft gar keiner Heilung bedarf, au&a-
nehmen, sticht in eigenthümlicher Weise der Conservatismus ab, mit
dem er viele Stellen der Überlieferung, die metrisch und dem Sinne
nach offenbar verderbt sind, ohne Bedenken in den Text aufnimmt.
So galt es seit Lachmann als ausgemacht, dass der im Versbau sehr
sorgfältige und ängstliche Dichter an allen Versstellen mit Ausnahme
des ersten Fußes den Anapäst gemieden habe. Die Stellen nun, an denen
Cod. A den Anapäst überlieferte, sind meist alle in leichter Weise
längst gebessert worden. Der Herausgeber aber scheint an solchen
abrü fftbala^t ingez. von P. KnS&.
löT
(Jer Überlieferang keinen Anstoß zu nehmen, sei es weil er
9«8et£ niciit ki'nnt, sei es dass er es für ungiltii^ halt. So
Bibt er 51^ 3 ixuQ^v atix^^^f wo die Heilung ixet^^ azixvu^
Uigst gefunden ist. 57« 6 läßt er t^f zu}pldQaßiov; 59« 9 iwp o^*
fitufv tct lUQata, wo darch Umstellung gebessert wurde. 69, 2
t^y iilui/Ltv\ 88, 8 xa/ nt; xn^idöAiot ; 111, 8 €i^ ttiv fieco-
iO¥, Doch der Herausgeber ist sich nicht constant ; denn wenn er
k4M Anapäst an diesen Yersstellen keinen Anstoß nahm, dann
Hrjk«ftltGb kein Grund, 18, 14 das überliefert« atcigav in aiQiJjv
I Indern, dessen erste Länge er durch Ableitung von einem suppo-
aitrieD Worte avg, das ^Last*^ bedeuten soll, zu erweisen sacht. Sein
p^thsilten an der Überlieferung geht sogar so weit, dass er mon-
und ganz unmögliche Verse im Teit läset, ohne Anstoß zq
an : 9, 5 Itiü di (ptaüip imfive xai fiatrjv t^vlei : ^ - ^
^ ^ ^ - ^ - - ^ \ 7b,2 nayvwyXeyovTOJv ^if}Sidi&i,
%a^i^ -w----^v.^--'-;84, 1 x(av(aip ijii-
tnäg tu^ati xa^i/riicf^ tavQOvi - -^--w.-w~w —
- - « Und wenn er diese Stellen für corrnpt hielt, warum merkte
•r nicht in der Adnotatio kurz an, die Verse seien verderbt, wemi
dies schon im Texte aus allzu grosser Scheu vor kritischen Ereu-
in undSterncheu (p.IV derEinl,) nicht thun wollte? Ebenso musste
b{)^ 6 o (J ov n^odiiaetp wftw ij d* a7r€iiQV(p9rj Metrum und
HUtus veranlassen, zu der leichten Emendation Lachmauns w/nvv zu
jpuhü. Auch dass die letzte Silbe des Versen fast regelmäßig eine
läMkg9 fiti and nur in gewissen Fällen eine Kurze sein könne, scheint
ditu Heransgeber noch nicht erwiesen; denn er lässt l, 5 anevdi und
luldfit in den neuen Fabeln zahlreiche Verse nach diesem Muster.
Ebensowenig nimmt er an folgenden bisher allgemein für ?er-
rbi gehaltenen Stellen der Überlieferung Anstoß, ftlgt ihnen aber
keine Silbe der Erklärung bei: 11, 5 zoi ßaXnvcogi 27, 1
nrayviff^ das zwar in A t^ bei liefert ist, aber sonst sich nicht be*
Ilfen iäi$8t : 44, 8 /«ax^ hftofitBiy; 72, 20 ist doch die Über-
ll^eniiig des A ovr Ta<foii; 7iait,it}v „die Schopflerche, die in Gra-
|iani tpielt**, zum mindesten sehr anfällig und bedurfte der Er-
Nicht zu halten ist ferner das 77» 10 in A überlieferte;
9r n irofi ' ~aa; denn ein so freier Gebrauch des Artikels für
Dftl&oi 111 kommt bei Babrios nicht vor. Ebenso lässt er
8 4a8 angeblich in A überlieferte sinnlose aXltp^ im Text, ohne
Wort derErkl&rnug beizufügen. lOG, 10 iJUst er aw^uitu un-
st&odei im Text; auch da würde man sich eine Belehrung gerne
Jl^n laeaeu, wen denn der Lowe und der Fuchs so freundschaft*
ch laaammen suchten. 107, 17 schreibt er mit A : ^vvootait^;
ah i,'e5innte Menschen besser als verstundige
' iiio£<»i iHUi sollen, d;is8 zuweilen sogar einMäustein einem
nöiziich sein könne, ist nicht zu begreifen. Das erstaun-
a'^i r /in Conservatiamus in der Üuberlioferung (oder Ünver-
ten wir 18, 4: ßo^irj*; öi ffvaat; jtQirnov olog ix
\b p^l »'o/<f^4v xth Wie erklärt Herausgeber tpvcag? Eskann
100 M, OUlbaueTy Babrii fabulae, angez. von P. KnStt.
doch bloß von gwo) abgeleitet werden ; dies aber gibt, mag man die
Worte noch so mannigfach drehen und deuten, keinen Sinn. Oder
nahm es Herausgeber als Aor. von apyadw? Der aber lautet doch
nicht cpiaagy sondern qwarjoaq. Übrigens wird er sogar von A,
dessen angeblicher Überlieferung er hier folgt, im Stiche ge-
lassen; denn derselbe hat nicht da qyvaag, sondern, wieG. Hermann
längst richtig hergestellt hatte, d" icpiaa.
Über den kritischen Apparat der Ausgabe ist beiläofig fol-
gendes zu bemerken. Es war wohl nicht in der Absicht des Herans-
gebers, eine vollständige Adnotatio critica zu geben, die den Stand
der hs. Überlieferung sowie die Yermuthungen der Gelehrten ent-
hielt; auch war Herausgeber auch nicht in der Lage die hs.
Lesarten alle anzugeben, da er auf das von andern gebotene Mate-
rial angewiesen war. Hätt« nun Herausgeber wobl darauf beschränkt,
in der Adnotatio bloß das wichtige anzugeben, und dies überall ge-
nau eingehalten, dann wäre dieses Verfahren gewiss nicht zu tadeln.
Doch es geht durch die ganze Adnotatio eine Ungleichheit, indem
mit nicht richtigem Urtheile wichtiges ausgelassen, nicht wichtiges
dagegen aufgenommen wurde. So haben die Lesarten des Athens
doch unstreitig eine bedeutend größere Wichtigkeit als die oft sinn-
nnd gedankenlosen Erfindungen der Paraphrasten. Daher würde man
in einer kritischen Ausgabe des Dichters vor allem die Lesai^ten der
Hauptqnelle der Überlieferung, und erst in zweiter Linie die der
Paraphrasten suchen. Der Herausgeber aber lässt nicht allein viele
Lesarten der sogenannten manus recens weg, sondern er übergeht
auch eine ganze Reihe von Lesarten der ersten Hand des A. Ich
führe beispielsweise nur folgende an: 12, 4 tVriov, das die ursprüng-
liche Lesart des A ist; 13, 6 ist nicht erwähnt, wie orifxalvBi neben
dem überlieferten deiyLvvei in den Text kam; 91, 5 war doch viel
eher zu erwähnen, dass A i^(o&(j5 überliefert, als das für unsere
Stelle gleichgiltige q>oßovf,iat der Paraphrase zu erwähnen. Yon
wichtigeren Leparten der Hauptquellen der Überlieferung (Athens,
Yaticanus, Suidas) fehlen überhaupt sehr viele, während sonst sehr
viel nebensäcbliches und gleichgiltiges aufgenommen ist.
Aber auch unrichtige und falsche Angaben haben sich theils
direct aus Eberhard, theils durch das Missverstehen und willkürliche
Abändern der Eberhardschen Anmerkungen in G.s Ausgabe einge-
schlichen. In der Note zu 3, 2. 3. 4 hat Herausgober Eberhards
Anmerkung falsch abgeschrieben; bei diesem heißt es: uu, 2. 3, 4.
w, alia ascripsit ßay; daraus wird hei G.: ßay supra scripHt m,
2. ; nur in Eberhards Fassung ist die Anmerkung richtig. 12, 1 ist
i^STtoTTjd^rj k unrichtig; es soll heißen: i^eTTOTrjd^rj a 1 Gud. — 20,
10 soll es heißen: d^vwv V, nicht -S-tw V. — 27, 1 ist drjOag P] TtvU
yiovAY falsch; V, nicht F, hat dtjoag, — 27, 6 ist nach G. die Lesart
des V ave(pyagy obwohl er in meiner Schrift ^Neue Fabeln des Ba-
brios^ p. 17 die richtige Lesart des Y hätte finden können. Ebenso
unrichtig ist 33, 12 iJwV cfv P] fjvUa AY; Y, nicht Puria, hat
lyv/x' ffV; ebenso 33, 24 de AY] (T igya P; (f %a hat V,
Jf. Giilhau0r, Btibrti fftbaUe^ angez. von P. RnöU.
107
fuchl Fnria. Alles dieses hätte er aus meinen Bemerkungen über V
vtiitDiilmieii kennen, wenn er sie \\U\s zu beuOtzen verstanden; denn
glaubte das« was Furia richtig mitgetheilt hatte, nicht wieder
Imen tn Diüssen.'} 45^ 3 hat A nicht axgr^, woraus er axQt ge*
tnTi, 50T)deniax^, — 49, 4 hat derselbe nicht xaJr/cr, sondern alHa;
iii^hatA62, 1 1 cJ^m^oy, sondern cavfov, —88» epim. fehlt
„j, .. lag, (sie) nicht in V. — 108, 13 ist aarpalct^i nicht die nr-
prnngliche, und aocf^aXay^t die corrigierte Form, sondern es ist gerade
'rt, wie Eberhard richtig bemerkt Anderes der Art übergehe
h wülkürlich«8 Abändern und Umformen einer vorliegenden
Ul 1 Hht sich eben keine der Wirklichkeit entsprechende neue
erit* I-» II . -oiche Dinge verlangen genau abgeschrieben zu werden,
Lbirr auch richtig abschreiben ist eine Kunst, die nicht so leicht ist.
Die Nummern 142 — 215 der Ausgabe enthalten recoustruierte
abiäche Fabeln, meist solche, die im Bodleianus überliefert
Diese hier vollständig zu besprechen und zu pnUetf, in wie
votC die Recouatructionen des Herausgebers allenfalls auf babria-
BiBdieo 1^ b machen kf^nnten, muss ich mir wegen
Maageh u Betont mus^ jedoch werden, dass sie
BÜich unter den Titel liabrii fabulae nicht gehören,
Reconstructionen von Fabeln haben immer etwas misslrches;
, «rfordert genaue Kenntnis des Autors und ebenso genaue des Ver-
labros» dnes Paraph rasten, und ^olbs^t dann bleiben solche Reeon-
glniGtioneu immer äußerst problematisch. Ich verweise nur auf die
iMi#l Tarn schwelgerischen .iringling und der Schwalbe. Lach mann
Eberhard (142) reconstruiortcn nach Paraphnise und Tetra-
iaiichim vollkommen metrisch corroct: fsioq r<v aaioiog xaraffctyiüv
: n{if^M:ti die voUstilndigeFiibeK wie ich sie aus V veröffentlichte,
. davon ganzverschicdcm: Nioi; fv mßoimv ovair^v avaXdüag,
LiJaser Erkenntnis .sollten die Herausgeber der Fabeln, ntatt sich
[dla liemlich nutzlose Spieleroi der Nachdichtung oder vielmehr
i Chöliamhenmachens zu verlegen nnd unmögliche Verse aus den
rhrapbrasen zusamuHmzuscbmloden. sich darauf beschränken, die
Ttmo und V'ersHpuren, die in so genauen Paraphrasen, wie der Bod-
liiaims ist, noch zu finden sind, aufzudecken und als Fragmente in
dit Atm^aben dos Dichters aufzunehmen. Bei dem Verfahren der
Ptampbraaten and der Neigung der griechischen Sprache zu iam-
Rhythmus wird auch dann noch des Unechten ziemlich viel
«oiorlinfen.
lH«r Heraoagiber ist anderer Meinung; er hat alle Fabeln der
bodleianischf^n Paraphrase in Verse gebracht, bald in chofi ambische,
Wt^iff *
' hi C6 Bondcrbar, da«8 ' ^r Fnria för gleich -
K V, di^sscn Ungeschick reiber or doch nur
a A] um. VF ; ebenso 1 IT, lU. Wenn HerauRgober in
l'Auni «II s|mron ao virtlr Losnrton diu A und
' ' ' rteu überseht, m wundert man »ich. wie
1 ft*ro> ;5b, 4 tttjfiimoor fl* o. Ä-, Raum
108 M. OiUhaiker^ Babrii iabalae, anges. toü P. RnSU
bald, wo ihm dies nicht recht gelingen wollte, in iambische ; letzterts
in den Fabeln 88, 99, 100, 103, 107, 130 der bodl. Sammlung.
Dieses aber ist um so sonderbarer, als man bisher allgemein der Ton
mir aasgesprochenen Ansicht war, die im Bodl. enthaltenen Fabeln
seien alle babrianischen Ursprungs ; ein unmotiviertes Abgehen Ton
derselben aber ist unconsequent und bedeutet einen Bäckschritt in
der Forschung. Denn es ist doch nicht wahrscheinlich, dass in einer
Sammlung von 148 Fabeln, von denen 142, wie selbst Herausgeber
zugesteht, auf Babrios zurückzuführen sind, 6 ohne triftigen Gmnd
ihm abgesprochen werden können, lediglich deshalb, weil Heransgeber
aus denselben keine Choliamben machen kann. Oder ist Herausgeber der
Ansicht, Babrios habe auch iambische Fabeln gedichtet ? Die Cho-
liamben, die Herausgeber dichtet, sehen denn auch zuweilen ganz
eigenthümlich aus. Abgesehen davon, dass die letzte Silbe sehr häufig
eine Kürze ist (vgl. 143, 3. 145, 6. IL 12. 146, 2 und sehr oft)
kommen auch solche Verse vor: 145, 8 t/W ^ la^qov ieoTciwtjg
ßorj&^oai ; 154, 4 a^aoa zovd* ineigäT ifißaleiv ßiaatf (sict)
163, 2 o (f f xeri^g ^IWov^ Heye „jU£ ^cciav; ebenso 183, 8.
197, 1. u. ä. Ja es kommen sogar so monströse ' Fehlge-
burten zum Vorschein, dass zu einer choliambischen Fabel
ein Distichon als Epimythium gemacht wird, wie Fab. 149;
der Hexameter gehört übrigens zu den abschreckendsten seiner
Art: rag i'Qidag q>iXovBiiiBiag tb xaXov dtahvaiv. Zu anderen
(146 und 169) wurden iambische Epimythien gemacht. Die Choli-
amben sind mit Aufgebot von seltenen und ganz vereinzelten Wör-
tern gebildet; aXyr} statt oS!^ (145) r^vx^riaae (150, 1) und andere;
byzantinische Wörter und Construetionen werden ohne Bedenken aas
der Paraphrase herübergenommen: 146, 8 t^ de nqoüainev; 171,
4 xovQauM (vgl. „Die babr. Fabeln des Cod. Bodl. 2906'' p. 9); ho-
merische und epische Wöi-ter und Formen werden entlehnt: 171, 2
vofiivag; 153, 4 Z^va; 177, 3 xevd'inwvag; 177, 5 Uqtjiov u. a.
Ja sogar neue Wörter werden gebildet: 151, 2 Xißavuno&vaeiv ;
aiTodauivrfiovceg (182, 5) ßionoqiüd^eiüa (195, 3). Doppel-
crasen sind ihm unaustößig: 153, 4 xavd^qmnog, Passt ein
Wort nicht mit dem gewöhnlichen Accent in den Vers, so trägt Her-
ausgeber kein Bedenken, ihn nach seinem Belieben auf eine andere
Silbe zu setzen ; nach dem Muster von diakXa%%ov (39) wird ans
ßvaa(^ (154, 4), da es am Versschlusse nicht verwendbar ist, ein-
fach ßvöoiff. Ja er zerstört sogar die Reste choliambischer Verse,
die sich im Bodl. erhalten haben, und setzt dafür seine Gebilde:
151 ist nach Bodl. vomBef. hergestellt: TQO(pfi neQiaafj adifia r<m-
fiov evqfQaivw; er bildet daraus: TQOcpy negiaof^ fxot avvoida av-
tw cu ^(sic !). Und trotz aller dieser Freiheiten kann man von den recon-
struierten Fabeln nicht behaupten, dass sie auch nur im entferntesten
für babrianisch gelten könnten, oder dass sie etwa ein Nichtkenner
für solche halten könnte. Im Gegentheil ; die Fabeln sind durch
diese metrische Zwangsjacke, die ihnen der Herausgeber angelegt
ÜImt tiiiige nettere OfidUna, Miget. Ton A, Zin^erle* iM*
^ lUifef&Undüch und ungriechi&ch geworden. Ich setse nur eine
I twar Hiebt die schlechteste) zar YeraDschatilichung deeaen hieher :
149v B^oat^ Ir e5(>3f, xavu* 5r«v <^^p5 St\^itt
2yUQttv at'T''- ----- ifnvor{T6v) aikfiXatp*
7 (/low ^ndg^itv ^ ßo^av ('tot'JJ c^y/^wrj*
«C lniMivQvvö¥ nnoiv «yofa* r/JLo^].
Olaobeja uiemand, getäoscbt durch die eckigen KlammerDi
Bermusgeber habe den Text unveriindert aus Bodl. herQberge*
aommeD und nor die eingeklammerteii Wörter binxagefagtl
Schade, das» der Herausgeber des Minas Sjüoge altera nicht
kaiiiite oder nicht benutzt hat; wir hätten dann gewiss eine er-
Iklerkliche Aniahl von choliambischen Fabeln mehr erhalten; und die
blochtesten wären diese gewiss nicht gewesen; denn gegen diese
icaie sind des Minas Truggebilde wahre Muster von Eleganx in
^CpflcKe und Gedanken.
Die Austattong de« Buches durch den Verleger ist eine
»Qirterbafle.
Wien. PinsKnöU.
Über einige neuere Ovidiana.
P. OfidiaS NasO. Becensoit Otto Korn. Tomos LI. Metämorphoseon
übriXV. Berolini, apad Weidmannos MDCCCLXXX, XII u. 3S2 SS.
P. Ofidii Nasonls Metamorphoses. AoBwahl für Schulen mit er-
liiiteniden Anmerkangeo von Dr Job. Siebeiis. Erstes Heft, Elfte
Avflafft. Besorgt fon Dr. Fr. Polle. Leipiig, B. G. Teubner 1880.
XxTl88 SS
P, Oridü Na:^ -■ ^*^^ - -'^hoses, Auswahl für den Schulgebrauch
miiKAcbl jterodeti Antnerkuf] gen Ton J. Heuser.
Zweite Ter-«-.-- 1 1- ^uu, i i.- rborn, F. Schüiiingh 1880, X a. 215 SS.
Kritischer Commeutar zu Ovids Heroiden von H. St Sedlroayer.
m^ „ iv^, VerUg ¥«m C. Knnegen. 78 öS,
Die r^age. Einu bistoriach'TergltnchcnJö UnU'fBuchung sur Bo-
det Quellen Ton 0?id, Met Wlh 270 - &46, InauguraJ-
'H Ton Alfr Snrber. Zürich, Druck ron Zürcher und
...... ;öiÄ). 1Ä7 SS,
In Korns Ausgabe tritt tu dem bekannteu^ seit Merkel für
\. zu Gninde gelegten Handschriftenmateriale noch ein
^mfnoiittel, nimlich Fragmente einer HS. im brit. Museum zu
saee. X. — XI. « die auf denselben Archetypus znrQckweisen,
|«it d«r berflbmte» nun die Hauptgrandlage bildende Marcianus,
mbor nieht «o ausgedehnt oder auf solche Stellen bezüglich
nd, daas sie fdr die Testesgestaltnng etwa von henrorragender
bUgkeil bAtten werden kdnnen. Die bedeutendsten Stellen, in
B (so boieichnet Hr. K« dieses Fragmentum Londinense) ent-
110 über einige neuere Ovidiana, angei. von A, ZingerU.
weder darch seinerseits sichtlich richtiger erhaltene Überliefernnir
oder durch bestätigende Übereinstimmung mit einzelnen bisher
noch hie und da angezweifelten Lesearten des Cod. M. nun auf den
T^xt bei Korn einwirkte, dürften folgende sein: Met« VI, 58. lY,
403. V, 662. IV, 388. IV, 336. IV, 346. HI, 381; 382. K, 867.
in, 136; 162. VI, 184. Etwas aufifallend ist es aber, dass das von
Riese herangezogene Berner Fragment (vgl. Bios. II praef. VIII)
hier nicht einmal in den Prolegom. bei Berührung der Textes-
geschichte und Handschriftenverhältnisse einer Beurtheilung unter-
zogen wird.
Von den Conjecturen des Hm. Verf.s , die sich zum grölSeren
Theile auf die zweite Hälfte der Metam. beziehen und theilweise
bereits früher in dem von ihm besorgten 2. Theile der Haupt*schen
Ausgabe veröffentlicht waren, sind mehrere recht beachten^wei-t,
einige andere aber leiden an dem Fehler ^ dass sie von den Schrift-
zeichen der besseren Überlieferung sich zu sehr entfernen
oder gewiss bezeichnende Parallelstelleu, deren mehrfache Wichtigkeit
gerade bei einem Ovid von der neueren Kritik immer mehr anerkannt
werden muss und von denen auch Hr. K. sonst manche in seinem
Apparat nach gegebenen Andeutungen verwertet hat, doch
wieder zu wenig berücksichtigen. Indem Ref. in dieser Beziehung
auf seine näheren Nachweise in der phil. Rundschau I, 10 p. 312 ff.
zu verweisen sich erlaubt, will er hier beispielshalber nur zwei Verse
noch etwas näher berühren, wo gerade Parallelstellen nicht zu ver-
achtende Anhaltspunkte zu liefern scheinen. VIII , 557 , wo Hr. K.
Corpora turbinea iuvenum vertigine mersit bietet, dürfte das hs»
iuvenalia doch ziemlich gesichert sein durch Parallelstellen wie IV,
50; nimmt man dann an vertice Anstoß, das ja auch M. nicht hat»
der dafür culmine gibt, so wird man mit Rücksicht auf die bessere
Überlieferung auch hier noch eher als an vertigine etwa an flumine
(wie Riese II p. XIX) oder vielleicht , weil fiumen dann gleich im
nächsten Verse folgt ') , an gurgite denken können (vgl. Verg. Aen*
X, 559 aut gurgite mersum) also: corpora turbineo iuvenalia gurgite
mersit. An der vielbesprochenen Stelle XIV , 846 ff. (vgl. zuletzt
C. Hellmuth, Emendationsversuche zu Ov. Met. Kaiserslautern 1880
S. 34 ff.) bemerkt Hr. K. „corruptela nondum sanata.** Allerdings
hatten alle bisherigen Herstellungsversuche wenig Wahrscheinlichkeit
für sich; bedenkt man aber, wie gerne Ovid gerade in der zweiten
Hälfte der Metam. die Verbindung aeriae aurae gebraucht und zwar
immer an derselben Versstelle (vgl. IX, 220. X, 178. XIV, 127)
und bedenkt man weiter, wie leicht in Uncial- oder auch selbst noch
in Minuskelschrift durch Verwechslung des e mit c zunächst ein
Verderbnis des aerias in acrias und feiner an der in Rede stehenden
Stelle in bekannter Weise zur Wiederherstellung des nun sinnlosen
*) Dass solche Wiederholungen sonst auch mehrfach bei Ovid sich
finden, soll natürlich nicht geleugnet werden, hier aber wäre sie etwa»
eigener Art.
er cintfe aeaere Ovidiana« &iig«2. von S. Zin^erU.
111
rias ein Hersiliae criüis eotstehun konnte * so scheint
f^Jie VermnUinng nicht ferne liegend « es sei zu lesen: a cuius
ioe flagrans Hersilia aerias cum sidere cessit in aurae *).
Die wenigen DruckTerseheo , die sich außer den vom Hm.
Henumgnber jK XI selbst notierten noch finden, beziehen öich nur
b£L "aar Eigennamen und Zablenverwechslungen im Apparate,
die Ausgabe auch in dieser Beziehung im Ganzen als eine
cht sorg/Sütige zu bezeichnen ist. Dass dieselbe für Alle, die sich
ii der Kritik der oyid, Dichtungen beschäftigen, nun auch unent-
ebrlicli ist» ergibt sich von selbst.
Hr. PoUe arbeitet an der Verbesserang der Siebelis'schen
Insi^abe rastlos fort und seit der 7. Aufiage, die Ref. in dieser
tir* 1877 S. 512 ff* besprochen hat, ist wieder so Manches ge-
Bfdert worden« Man wundert sich oft fast über die Geuu uigkeit, mit
rdchtr der fleiGige Herausgeber die Fasf^ung seiner Anmerkungen
amtr von neoem wieder öberlegt und sich auch scheinbar kleine
adernngen. wenn sie der PräcisioD und Klarheit nur etwa irgendwie
können, nicht verdriessen Jässt. So sind, um nur ein paar
M^ auch diestT Art hier wieder vorzuführen, S, 1 Z. 9 die
(th senden allerdings Obernassigen Worte „Im Interesse
fl^e / Ks** jet/,t weggelassen; S. 13 zu 3, 27 (L 1^^) ist nun
n« für den Schüler recht passende Anmerkung über labi eingefügt,
r^ 9^ /u -ij 30 (1, 777) iüt die Bemerkung zu concipit monto kürzer
Her, desgleicben S. 63 zu 8 , 27 (IV, 54), S. 69 zu 9, 4
\i\ , ^i'J) nun ebenfallf; für den Schüler passender und klarer die
FtirnDi? ^^or qut«m ergänze eius^ statt der früheren: f,qu6m pron,
rf*Ut VYOü. indefin." u. dgL üni andererseits infolge von
fBrwt u und Zugaben den Bauen des Buche» nicht wesentlich
ihntn zu mäs$;en (wie denn die Seitenzahl auch hier trotz allem
r^»i*-tUr .tieselbe geblieben ist, wie in der 10. x\ufl,), wird von Ab»
u immer größerer Gebrauch gemacht ^ derartige in dieser
- ' '" tende aber, wie Ggstd. (S. 12), Hptsätzen
r solchen Ausgabe doch fast störend.
H:€ üLkä da Mild sich in diesen Anmerkuugen freilich auch in
IfckuJifl nuch einiges in der einen oder andenm Biclitung zu er-
I lifni«r t^berlegüng empfohlen ; so schien z. ß, dem Ref. die Fassung
fii'f T^*\n. zu 1, 1, offen gesagt, m der 10, Aufl. im ganzen ent-
ler als die jetzige I die Anm. zu 1, 4 könnte vielleicht ge*
t«^«'T und mit Benutzung einer noch näher Liegenden Parallelstelle
u g»^ben werdi*!)! ..dedruite, u^eleitet^ führet herab, wie der Dichter
fnQ sicli !^ell> ■-'■ auf die Metam. sagt Trist.
II, 559 f*'- 1 K'inomundi, In tua deduxl
Un^ra, Caesar, opus." j<. 47 zu 6, o ist es doch sehr fraglich, ob
OfU gerade die angefahrte Stelle Ciceros im Auge hatte, daher
«ttU „TielJeicht nachOicw* wohl eher y^vgl. Cic.^ S. 54 zu 7, 29 mit
IR
*) TgL auch meine Anfteinandervetinng in der pbil* Rondflch. K
Fi74
112 Über einige neaere Ofidiana, angez. von A. ZingerU,
Bücksicht auf das yorhergehende terrnerit doch besser „vincant
überwältigen'' statt „mit sich fortreißen'' n. dgl.
Was der Ausgabe Polles (wir dürfen sie nun wohl so nenneii)
mehrfach auch über die Kreise der Schale hinaus Beachtung erwirbt,
ist, wie schon früher einmal angedeutet wurde, der Umstand, dass der
Herausgeber, der bekanntlich auch ein verdienter selbständiger
Forscher auf dem Gebiete der Kritik und Erklärung der ovid. Dich-
tungen ist, wenn er auch für die Schulausgabe aus naheliegenden
Gründen im ganzen den Merkel'schen Text zu Grunde legt, doch
am passenden Orte auch eigene Erklärungsversuche und Beiträge
zur Texteskritik zu verwerten in der Lage ist. Wir wollen hier
wieder in letzterer Beziehung noch ein paar Bemerkungen anreihen.
Von den Yermuthungen , welche in dem die Abweichungen von
Merkels Text verzeichnenden und nun passend auf die zwei Hefte
vertheilten Begister schließlich S. 187 als noch unsicher angedeutet
werden, scheint dem Bef. 8, 123 (lY, 151) Prosequar der Aufnahme
in den Text würdig, da neben allem anderen und der bereits von P.
verglichenen Stelle ans den Metam. auch die ziemlich bezeichnende
Her. 11, 119 geltend gemacht werden könnte; ebenso ist zu 7, 181
(III, 691) accessi Bacchis sehr beachtenswert; Bappold schlug
jüngst acc. Baccho vor, vgl. diese Zeitschr. 1881 S. 405. Gut gedacht ■
ist auch 18, 76 (YII, 791) das jetzt neu aufgenommene captare,
obwohl hier das überlieferte latrare putares mit Bücksicht darauf,
dass jenes oben erwähnte Schnappen, jenes „Bisse in die Luft thun"
(v. 71) nun, nach der Yerwandlung, im Steinbilde den Act ver-
folgenden Anbellens auszudrücken scheinen konnte , vielleicht doch
noch haltbar wäre. 11, 17 (lY, 631) scheint die neu aufge-
nommene Änderung Hie dominus, nachdem die Überlieferung
hominum nun auch durch Cod. B. gestützt wird (vgl. Eom p.
89), etwas bedenklich. An der vielbesprochenen Stelle 11, 49
(lY, 663) hat P. nun Bentleys aerato aufgenommen, was
allerdings unter den bisherigen Conjecturen noch als die annehmbarste
erscheint (vgl. des Bef. Bern, in dieser Zeitschr. 1874 S. 593); nur
zögernd möge hier der Zahl der Yermuthungen noch eine bescheidene
Andeutung beigegeben werden. Wenn der Wohnsitz des Aeolus von
Mehreren im Yerlaufe auch in die tyrrhenischen Gewässer verlegt
wurde (vgl. darüber z. B. Preller-Plew gr. Myth.^ I, 520), so könnte
man im überlieferten aeterno wohl am Ende noch ein Yerderbnis aus
tyrrheno vermuthen, dessen Entstehung sich etwa durch Ausfall
und fehlerhaftes Überschreiben des rhe und weiter daran sich
schließende Yerwechslungen nicht zu schwer erklären ließe (tyr-
rheno, rhetyrno, retirno, aeterno). 17, 65 (YII, 555) möchte ich
aber wieder mit etwas mehr Zuversicht darauf aufmerksam machen,
ob nicht ductus anhelitus Ingen s statt des auch vonP. angezweifelten
igni zu lesen sei? Ygl. Met. Y, 616 et ingens. .anhelitus oris; die
innere Hitze ist an unserer Stelle schon im Yorhergehenden sattsam
bezeichnet, ein äußeres Anzeichen davon ist dann eben ruber et
ductus anhelitus ingens; dass Planud. nach dem so mehrfach ver-
Ül>eT einige neuere Ondmnft, angez» Ton A* ZingerU. 118
btigen ig^ni öberaetzte, kann natürlich kein sicherer Beweis für
elbe sein.
16, 168 (YII, 186)w&re wemgsiens eine bessere Interpanotion
tu wtnachen (vgl Biese 11 p. 110, Korn p. 142), S, 12 Mitte zu 3,
14 fliidei sich das Dmckversehen fasst statt fast,
Vdge die fleißige Arbeit auch in dieser nenen Aoflage wieder
weite Verbreitung finden 1
Hin. Meuser glanben wir im Interesse seines gutgemeinten
Iniernehmens nur einen Dienst za erweisen ^ wenn wir von vorne'
ein oflTen unsere Ansicht aussprechen , dass diese neue Auflage
iner noch gründlicheren Revision bedurft hätte, um die Ausgabe
em vorgesteckten Ziele näher za bringen. So ist z. B. von einer
awirkuog der wohlgemeinten Winke, welche A, Biese in seiner Be-
ug der ersten Auflage dem Hm. Verf. gegeben hat (vgl. Bursians
fthnsber 1873 S, 141 E.), doch zu wenig la entdecken, wie denn
A. oieht eiumal di»} Fassung der Anm« zo I, 156 geändert ist,
bwohl die dabei Hrn. M. einst sichtlieh vorschwebende Stelle der
iMis'schen Ausgabe indes von dem fleißigen PoUe bereite in der
|0, AuHag« verbessert wurde (vgl, darüber auch Magnus im Jahresber,
I phiL Vereins zu Berlin 1879 S. 299). Wir wollen dem Hrn. Verf.
noch ein paar andere Einzelheiten zu Gebote stellen . die nur
wtiUre, ans mehreren ausgewählte Beispiele zeigen sollen, dass
geäußerte Wunsch nach einer etwas gründlicheren Revision der
Arbeit kein unberechtigter und nur aus dem Bestreben, dem
locsbe lu nützen entsprungen ist.
In der Bern, zu I, 177 (S. 18) ^recessus der Empfangs —
eniliQiigssäal im Gegensatz za atria^ ist jedenfalls „Empfangs*
on, da eben die Voraosielhing dieses hier ganz überflQssigen
Foflee den Schüler verwirre u kclnute, der doch gewiss von der Ent-
lidclimf des gegenübergestelltori atrium zum Empfangssaale bereits
nhr^ri }ifii* richtiger ein fach: „rec. zunlckge/.ogener. abgeschlossener
im Inneren des Palastes: Berathungssaal." Zu I, 189
I itud immer wieder (z. B, zu 11, 46 S. 34) findet sich „der
ils mascul , was mit BQckBicht auf die Mythol. richtig zu
i wftre. Zu II, 3 (S^ 32) soll es stritt „caius, abh, von fastigia'
lauten: „verb. cuius fastigia.** Ob so naheliegeode Ober-
wie III, 534 (S. 58) „bellicus ensis, das Schlachtschwert*
VT, 226 (S. 90) „quadrupedis cursus. der Lauf des Bosses**
(ftichdrm der diesbezfigliche Gebrauch von quadrupes schon früher
ft]t€ '^-'^ berührt worden) u. dgU dem angegebenen Zwecke einer
d] Lüsgabe sehr entsprechen, mag ancb bezweifelt werden.
lifludige Anführung von Parallelstollen aus Ovid selbst oder
i aiideren den Schülern naheliegenden Clasaikern zur Beleuchtung
Spmcbgebrauches ist an sich auch in einer solchen Ausgabe,
dl nrliÜLffnii Verständnis angewendet^ gewiss von Nutzen und wir
i, dass wir auf diesem Gebiete manche der besten
\ivr Tii) £>uche getroffen haben, besonders da, wo Ovid aus Ovid
ilbii erkiTlrt odf»r eine Phrase dos römischen Diehtev« mi^ m%t
114 Über eiiiige neuere ÜTidiana, angez. von A, Zingerle.
entsprechenden aus den, dieser Schülerstufe bereits bekannten,
homerischen Dichtungen verglichen wird. Wo , wie es zu wtinBoihen
ist, der latein. und griech. Unterricht unter der Leitung desselben
Lehrers steht , können gerade auch Anmerkungen der letzteren Art
recht anregend wirken ; ob aber in dieser Beziehung das hie und da
auch sich findende Hinausgreifen auf den Schülern noch unbekannte
Schriftstellerkreise ebenso angemessen ist, kann mehrfach wieder
zweifelhaft sein, zweifellos aber muss Consequenz in der Art des
Cütierens erwartet werden und bei jenen Stellen , wo im Gegensätze
zu anderen die näheren Angaben fehlen, ist deren Ergänzung gewiss
zu empfehlen (z. 6. S. 60, 76, 181 u. dgl.).
Angemessen ist es, dass bei weggelassenen Partien die Schüler
doch mit dem Gang der Erzählung kurz bekannt gemacht werden,
wie es hier in meist passender Weise geschehen ist. Wir zweifeln
nicht, dass bei eingehenderer Berücksichtigung der oben durch ein
paar Beispiele angedeuteten Gesichtspunkte die Ausgabe iu der dritten
Auflage noch brauchbarer werden wird.
Hr. Sedlmayer bietet uns in dem oben genannten kritischen
Commentar eine Fortsetzung zu den 1878 erschienenen, vom Ref. in
dieser Zeitschr. 1879 S. 256 f. besprochenen und allseitig so
freundlich aufgenommenen Prolegomena critica ad Heroides Ovidiuias,
worin nun auf Grund der dort festgestellten allgemeinen Grundsätze
eine Einzelbehandlung der wichtigeren Stellen , an welchen der Text
kritischen Bedenken unterliegt, versucht wird. Die Arbeit zeugt
wieder von großem Fleiße und ist, wenn man hier auch nicht alles
als in gleicher Weise gelungen bezeichnen wird, jedesfalls für eine
Reihe von Stellen entschieden fordernd, für die weitere Erörterung
anderer wenigstens mehrfach anregend. Die umsichtige Beachtung
und Benutzung von Parallelstellen ist hier öfter besonders anzu-
erkennen. Der Hr. Verf. hat sicher der von ihm angekündigten
kritischen Ausgabe der Heroid. dadurch nur genützt, dass er be-
scheiden vor der Veröffentlichung derselben noch diese Proben mit*
theilte und dadurch hie und da eine erneute Discussion anregte , um
dann in der Ausgabe auch noch dieses weitere Material beachten
und um so sicherer zu Werke gehen zu können.
Mehreres haben indessen bereits Vahlen (Über die Anfänge
der Herolden des Ovid. Abb. d. k. Akad. der Wissensch. zu Berlin
1881 z. B. S. 38, 39), Riese (Lit. Centralbl. 1881 N. 15 S. 535),
Leo (d. Literaturztg. 1881 N. 3 S. 81) dem Hrn. Verf. zur Berück-
sichtigung mitgetheilt, wir wollen hier noch ein paar weite^-e kleine
Bemerkungen , die sich gerade zu bieten schienen und da oder dort
vielleicht doch anregend oder vervollständigend wirken könnten,
kurz anreihen. Zu der von S. als unterschoben betrachteten Stelle
I, 85 — 86 möchte ich nur, die doch nicht ganz nichtssagende An-
merkung von Loers durch ein Citat vervollständigend , darauf auf-
merksam machen, dass die Worte v. 86 et vires temperat ipse suas
eine aus bekannten Gründen nicht ganz uninteressante Parallelstelle
gerade wieder in den späteren Dichtungen Ovids haben: ex P. HI,
über cisig«^ neuere OvidiJina, anges. von A ZmgtrU. 115
0. 24 Tir«5 temperat iJJe siias. II . 7 kAante zu dem von Merkel and
lue^e nach G. gebotenott tjyae iio.s Quinernmus atnautes, welchem
Kr. S, die Leseart jüxigerar Hss, hone qo^ie ti. a. vorzieht, etwa
i^emerkt werden » daas das n o s der besseren Überlieferung durch
'L, in den steh die treu Uebende zu dem Untreuen
: (vgL t, B. T. 17 scolerate, \\ 24 nee nostro motus
«re rediö) , doch als nicht so ungerechtfertigt und gewöhnlich er-
heinen dürfte: ^wir» die noch lieben." III, 132 ließen sich den
ai schon von Uelns. für admonuisse sui beigebrachten ovid. Stellen
, Xf 41, Hai 2\ vgl, auch Loers I, 63) noch weitere ahnliche
BOy z. B. Trist. I, 7, 26 admoneantque mei, ex P. III, 5, 38
aearemei; Trist. V, 3, 51 admonitusque mei, ziemlich auf>
tUIitnd wieder lauter Stellen aus den Her. und späteren Dichtungen;
leicht kannten nuu .solche BeobachtungeD in solcher Zahl bei
Uaifm Ovid dc^ch zu bedenken geben» oh nicht auch an unserer Stelle
dM hier anch wohl erklärliche, von Riese aufgenommene 8ui dem suis,
dfti in dem von derartigeu Versehen doch auch nicht ganz freien
Cod. P. (vgl. Prolog, er. p* 39) infolge der vielen s in der Zeile
ü»' ' «' uml am Eande auch da noch durch sui
[rt liiese I p. XIII), vorzuziehen sei? VII, 111
ichejni 4iä vuii Uju. S. wieder empfohlene Herceaa des Heins ius
loch ?ou dort Schrift^zeichen der Überlieferung etwas zu sehr ab-
w#ich((iid und um so bedenklicher, da wir wissen, dass das Wort
j^hei 0?id nicht nachweisbar i««t. VII, 177 mochten wir trotz
i»^n de« forhergohenden Verderbnisses) wohl nicht t\k schwer
'^i8ur und de» von m, 2 Qbergeschriebeuen usum in P
nur für wahrscheiulich, sondern auch für das richtige
im wird sich kaum ein anderes Wort auflitideu
• 1 ist bereits bei Loer$ auf die Stelle B* A. 503
afiaerksai» gemacht X, 31 ii^t die Andeutung des Hrn. Verf. be-
'«^•^ri» da^ die Heilung vielleicht nach der Stelle XVII. 32
-iMi mm noijtra videre putat (vgl. W, Zing- zur Echtheits-
V : mx; äciem in diesem Sinne findet sich auch
I dl an das Ovid unleugbar mehrfach anklingt
pj. lii^K s, V. I, 50 f.)* V. 126 Äc tum praeruptos
XsVtm c«<: nies Uude actem in pe)agi vastos proienderet
womit ßonsl in unserer Heroide zu vergleichen v. 25 ff,
f*'* :i«3condo, .atquo ita late aequora proepectu motior alta
i ihtung der Schnftzoiciien des Cod. P. für die aufangb
xu\^ ^xviiid, die un8 nun Hr, S. sehr genau nüttheilt, könnte
la vi»Ueit'ht mm »IJmilhlich« Kntstehung dersellien aus einem
]iram vidiä^e putarem nicht für
ii in den bisher sinnlogen Ver»
Jer liabe ich s wiikiich gesehen oder als ob ich es
i-'-^n., durch den fern reich endeu Blick gi'sehen,
laubtt'), aber als mir doch ntcbt ganz entf^pretüxend
ii*'r r<ng als etwaiger Fingerzeig mitgetheÜt ' olU
wie Nvir glauben, Hr. .S. mit pres^it das \ ^^*
8*
116 Ober einige nenere Ovidiana, angei. von A. 2SingerU,
troflPen hat , ließen sich daAr außer der angeführten Stelle noch
vergleichen Fast, m, 598 corpore pressit hnmom, Y, 710 volnere
pressit hnmum Trist. Y, 14, 40 vir pede pressit humom. X, 126
scheint doch die Erklärung in anre „in der Hörweite** etwas be-
denklich. — In der Bemerkung zu JLIV , 91 w&re zu berichtigen,
dass Met. I, 637 die beste Überlieferung et conata queri bietet (ygL
meine Bern, in dieser Zeitschr. 1874 S. 595 Eom. Met. p. 20).
XYI, 17 ist lasi aus P gewiss richtig hergestellt und erklärt; man
könnte zum Theil auch an dieselbe Phrase Fast. lY, 9 sine crimine
lusimus erinnern. S. 32 zu YIII, 69 ist die Schreibweise „Ellision'
aüfiFallend. Möge der Hr. Yerf. die versprochene Ausgabe bald nach-
folgen lassen.
Die Dissertation des Hrn. Surber bewegt sich als Erstlings-
arbeit auf einem ziemlich schwierigen Gebiete. Die Frage , welche
Quellen Ovid in stofflicher Beziehung bei seiner Erzählung der
Yer?randlungssagen in den Metam. zugrunde gelegt habe, ist nicht
nur darum eine so heikle, weil uns von den hier in Betracht
kommenden Werken der griechischen und zum Theil auch der
römischen Literatur gerade in dieser Beziehung recht wichtige
Grundlagen entweder gar nicht , oder nur fragmentarisch erhalten
oder endlich nur durch Wahrscheinlichkeitsschlüsse auf Benutzung
in noch erhaltenen Schriften Anderer einigermassen wieder her-
stellbar sind, 80 dass die leicht ins Subjective sich verlierende Becon-
struction manchmal eine bedeutende Bolle spielen muss» sondern
auch deshalb , weil wir es hier nicht mit einer historischen Quellen^
forschung zu tbun haben, sondern mit fließenden Mythen und deren
Behandlung durch einen Dichter und zwar durch einen Dichter wie
Ovid, welcher gewiss in der Behandlung des Stoffes nicht anders
geartet war, als in der Behandlung der Form, wo er das ihm
Passende von allen Seiten her zu sammeln, nach seiner Manier zu
verwerten, resp. umzugestalten und so trotz aller Anklänge und
Nachahmungen eine ganz eigene Originalität sich zu erwerben
wusste. (Vgl. meine Schrift Ovid u. s. Y. I, 9 ff.). Kein Wunder
darum, dass auf diesem Gebiete und über die hier zu gewinnenden
Resultate die Ansichten bis in die neueste Zeit so auseinandergiengen
und dass ein so hochverdienter Gelehrter wie M. Haupt , wenn ihm
auch Benutzung des Nikandros und des Euripides durch Ovid be-
sonders wahrscheinlich war , hier doch von einer näheren Detail-
forschung nicht gerade Vieles von wirklicher Sicherheit zu erwarten
schien. Vgl. z. B. Einl. zu s. Ausg. S. 11: „überhaupt der umfang
und die Art der Studien, auf die der Dichter sein Werk gründete,
lässt sich aus den Trümmern der griechischen und römischen Lite-
ratur nicht erkennen.^
Wir hätten es nicht ungeme gesehen, wenn dieses Wort des
berühmten Forschers in der übrigens guten und übei*sichtlichen Ein-
leitung Surbers mitgetheilt worden wäre, da es einerseits erklären
kann, warum gerade erfahrene Ovidkenner bisher mit solchen
VeröffenWchüDgen zögerten und da sie andererseits doch immerhin
ffnSg« Denen Oridf&ita, anges. TO» A. BinffiHe. flT
I ftwiseermaden auch den Aos^Dgapunkt bildet zq der richtig er-
[ireiltrieD, tod Hro. S. vollständig abgednickten ÄuJ^erung vod
fagnas in den Jahregbericbten des phil. Vereins zu Berlin 1879
'8. 307 (so sollte das Citat 8. 13 richtig lauten, da die Seitenzahl
natürlich aof Bd. XXXIll der Zeitschr. C. GW. nicht paast), welcher
jn sieb gewiss mit Hecht anschließt nnd damit von der falschen
Laffassnng einer immer bestimmt nachzuweisenden Uauptquelle
Ftich ferne b<. Was sonst in dieser Einleitung etwa noch ergänzt
^worden könnte, wäre die Bemerkung, dass zu den Anhängern der aus-
ladtbntdn Benutzung des Nikandros in neuerer Zeit auch R. Förster
b6ri (vgl. den Baub nnd die Buckkehr der Persephone, Stuttgart
1874 S. 84). Was nun die nähere Ausführung der hier als Probe
etheilten Partie anbelangt, so zeigt schon der bereits ange-
lte Standpunkt, dass wir es hier mit keiner solchen Arbeit zu
'fiiQn haben, wie mit den 1877 erschienenen Quaestiones Ovid. von
W. Petersen, der leichthin auf durchgängige Benutzung des Par*
b«Qioa schloss. Es wird hier in einer Einzelfrage das ganze Material
dan ersten erhaltenen Anfangen an durchforscht, jeder neue
DwachB der Sage wenigstens nach der uns bestimmbaren Zeit in
ersten Auftreten registriert. Hauptsächliches vergleicheud in
[Tabii]en zusammengestellt iS. 26 ff., 64 ff.), um auf der Basis dieser
Fergieichongen dem besonnenen Grandplane gemäß nur zu einem
aoAbfmden ßesultat bezQglich der Quellen Ovids in dieser Sage
gaUng^n, das schließlich dahin lautet, dass Ovid in dieser Partie
iwar im allgemeinen die homerische Schilderung vor Augen hatte,
im ganzen aber mehr auf Euripides ruhte und auf Nikandros hier
nur in einem Punkte weist (S. 124).
Interessant ist hiebet wieder die Hervorhebung des Euripides,
obwohl bei diesem Stoffe, da von des Eur. Meleagros nur einige Frag-
mente nebst Notizen erhalten sind (vgl, über denselben Nauck III, 140
[llb 46, Dindorf 329—30), mehrfach nur Reconstruction mitwirken
Dimte. Noch interessanter wäre es vielleicht gerade mit RQcksJcht
auf diesen besonders wichtigen Punkt gewesen, wenn der
Br, Verf. aus dem großen, wie es scheint, ihm bereits vorliegenden
I Maieruü eben für diese erste Probe eine Partie gewählt hätte, wofür
lue YerffleichuDg eines noch vollständig erhaltenen euripid. Stückes
riie Art der B^aiutzung dieses Dichters durch Ovid noch
feiwi« sicherer und hie und da auch noch bis zum verstärkenden
Zeuipiisse der Phraseologie herab hätte andeuten können« doch
iigeti wir vom allgemeinen Standpunkte zum Theil die Gründe,
i^darcli welche Hr S, die Behandlung der Meleagersage auch noch
Eekut^^s Monographie S, 8 zu rechtfertigen sucht. Freilich
damit auch zusammen, dass auf solchem Gebiete ganz
den die Arbort, hie und da wenigstens, fast mehj^den Eindruck
tOfOgfichst vuUständigen Entwicklungsgeschichte des in Rede
Mjthos vom allgemein mythologischen Standpunkt, auf
a Felde sich der Hr. Verf. mit der neueren Literatur im
IB tncb gut vertraut zeigt, als den einer Detailschrift nber
118 J. GantteUe, Ciceronis in M. AntoD., angez. von Ig. Prammer,
Ovid machen dürfte. Damit ist natürlich kein Tadel ansgesprocheii,
wir wollen nur andeuten , dasa wir aaf die Fortsetzung dieser Ver-
öffentlichungen und auf die Besultate anderer Partien für den
speciellen Zweck, wenn wir dabei auch alle im Eingange erw&hnte
Vorsicht im Auge haben , doch fast noch etwas gespannter warton.
In den aach fleißig zusammengestellten Berührungen der in Bede
stehenden Sage bei nachovidischen Dichtem S. 74 ff. wäre , wenn
noch selbst die kurze Andeutung bei Butil. Nam. (S. 82} aufge-
nommen ist, doch wohl auch die Stelle des Juvenal V, 115 zu nexinen
gewesen. S. 95 Anm. hätte vielleicht beigefügt werden können,
dass auch Peiper-Bichter in der adn. er. zu Senec. Med. 647 sich,
nach Cod. E für fratrem erklärten.
Innsbruck. Anton Ziugerle.
M. Tullii Giceronis in M. Antoniam oratio Philippica secunda.
Texte latin publik avec nne introduction historique, des notes en
fran^is, an appendice critique et des gravnres d*apr6s l'antiqae par
Joseph Gantrelle, professeor ^märite a Tuni versitz de Gand. Paris,
librairie Hachette et compagnie, 1881. 105 SS. in Duodez; Preis
1 fr. ÖO Cent. *
Die Einleitung, die praktischer Weise in 16 Abschnitte getheilt
ist , umfasst 20 Seiten. Sie gibt die noth wendigen Details über das
Leben des M. Antonius und schildert zugleich die wichtigsten Zeit-
ereignisse , soweit dies zum Verständnisse der zweiten philippischen
Bede erforderlich ist. Als Geburtsjahr des anrüchigen Haupthelden
wird wie bei Koch- Eberhard 83 angegeben, währeud in der Ein-
leitung von Halm darüber — zufallig oder absichtlich — jede An-
gabe fehlt. Diese treffliche Einleitung ist übrigens von Gantrelle
mit andern Quellen selbstverständlich für seinen Zweck wohl ver-
wertet worden. Auch im Gommentare hat der greise Herausgeber die
vorhandenen deutschen Arbeiten eingehend zu Bathe gezogen. Vor
dem Titelblatte findet sich das Bildnis Ciceros (nach der Statue im
St. Marcusmuseum in Venedig angefertigt) , S. 3 das Brustbild des
M. Antonius nach einer Vaticanbüste , S. 9 das des Julius Gäsar
nach dem Museum in Neapel und S. 11 dessen Gemahlin Galpurnia
auf einem Sockel sitzend (pierre grav^e) dargestellt. Auch im latei-
nischen Texte finden sich mehrere Brustbilder, das der Fulvia S. 29,
des Pompeius S. 37 und des M. Brutus S. 39. Mit Ausnahme des
einzigen G. Cassius sind somit alle Hauptpersonen des düstem
Trauerspieles vertreten. Durch diese sieben plastischen Beigaben
gewinnt die handliche und billige Schulausgabe ohne Zweifel nicht
wenig an Interesse für Schüler und Lehrer.
In der mit unverkennbarer Sorgfalt gearbeiteten Einleitung ist
mir demzufolge nur weniges aufgefallen , das einer Berichtigung in
der nächsten Auflage des Werkchens bedarf. S. 5 gebraucht G. den
ungenauen Ausdruck tribuns du peuple (statt de la pUbe) und
handelt so seiner eigenen Anmerkung zu S. 2 entgegen. — S. 13
/. GmfinUe, aceroofs Iq ST, Anton.» Auges. f<m /^. l¥af»»iMf. 119
gesagt , dftßs das Volk bei der Leicheofeier Cäsars zur Cürit
j iiioBtfiiTte und FeuerbrÄude hiuein warf. Diese Kachricht konnte ich
' Wedtr to der Einleitung Halms noch bei Peter tinden, noch auch
Sueicu Caes. 84 uod Plut. Ant. 14. — S. 14, Z, 6 v. u. ist uach
statt de6 Kommas uoth wendig ein Punkt tu setzen.
Im Commentare, der ?on S. 21 — 100 unter dem Texte ab-
[gedruckt iBt, 6nde ich ebenfalls nur 7.a wenigen Bemerkungen Anlass.
[So h&Ue ich cap. 2. 3 den ersten Theil der längeren Note zu
LQ^Fftdii, das Gantrelie (wie Halm und Koch-Eberhard) mit
i'Becht als an^ht einklammert, lieber im kritischen Anhange 8* IQS
fgeaeheo« — ibid. g. 4 ist Z. 4 v. u. un vor meme canäidai wob] ein
f T«rKi»b^ «tatt h , hervorgerufen durch das gleiche un candtdat der
I iweitvorlierirehtniden Zeile, — cap. 4, 8 ist die kurze Kote zu qui
unnöthij^' sowie § 9 die zu crimen, — ibid. §. 9 ii^t im Texte und
\ Commentttre querndttm geschrieben , was neben der Schreibung tan*
I ^mam^ quanquam, unquam einigermsüen anfallt ^)* — * cap, 5, 11
wird durch einen unliebsamea Druckfehler in der Note lU C Curioni
gesagt, das» dieser i. .T. 40 (statt 49) im Kampfe gegen Juba fiel. —
cip, 8, 19 konnte bei Xtyraeis bemerkt werden, dass darunter die
|k«uligeD Dru rstehen sind. Eben so war cap. 10, 24 der
Ptfona^amus i ego muHo ante providcram hervorzuheben,
was fretlich ttuch i>ei Halm und Koch-Eberhard nicht geschehen
List — cAp. 14, 35 ist in der aus Koch-Eberhar J entleknten
[Kol9 zu der Ellipse ad Opis richtiger propter statt des seltenen
Ijwiie zu schreiben und zu den Präpositionen in undi>ra als dritte im
rBimde de zu gesellen. — cap. 15, 39 halte ich eine kurze Note zum
lichtigQtl Vpi ^e von me tndisse plus für er ' ^' «k —
fifw IB, 44 e^^< uach Cohet in qualinonkchn ul bus,
)IH(MI0 Ellipsf^ i^L *üh) problematisch. — ibid. §. Ab hi im Texte
^iH€» f€«chhebeu, w&hrend Halm dorn» hat. Im appcndice crttique
fchll S. 104 diese kkine Abweichung, Daselbst ist auch die Seitenzabl
I iBSjgtf<en. — cap. 19, 48' wird in der Note zu in ultiwam Galliam
\ feo^ das9 Cdsar, als ihn Antonius aufsuchte« gerade seinen zweiten
FWteif g^gon den EburonenfQrsten Ambiorix gemacht hatte. Dies
. wivvdas Kriegsjahr 53. Nun kam ab«r A^ntonins, wie auch Oantretle
[in der Bialeitung §. 2 richtig angibt, schon i. J. 54 zu Cäsar nach
ftallita nnd kehrte im folgenden Jahre nach Rom zurück. — cap. 2t),
19 btiift meam firatiam wogen des vorausgehenden wiederholten
fm^Hisu mro ohne Zweifel meinen Einfluss» aber nicht j^com-
\ fümisaner pour ww." — cap. 24, 60 ist fac nicht mit dem bloßen
lofiiiiliv, sondern mit dem Acc. c. inün. id tc dedisac mihi con*
I flrai#rt. - cap. 28, 68 heißt tua wohl nicht deine T baten,
mieni dein Eigenthum. — ibid. g. 69 hätte Q. die alte Äodening
meüims statt des Überlieferten sedihus in den Text aufuehmeu sollen,
wit et bei Kocb-Ebefhard geschehen ist*). ^ cap. 29, 71 ist
!5?o itebt cap. 82, IH eumdemf wtt auch cap. 38, 99.
u cap. 40, 104 war mit Playgers aedUma zu schreiben.
ISO J. OantreUe, Cioeronis in M. Anton., anges. von lg. Prammer,
gdschrieben quibfis rebtM tantiSf talihus gestis, quid fuü causae,
wo die doppelte Interpunction leicht missverstanden werden kann.
Das auffallende Asyndeton tantis talibus dürfte sich am einfachsten
durch die Schreibung tantis tcUtbusque beseitigen lassen. — Treffend
ist ibid. fin. die Bemerkung zu pro aectione^ die in den Ausgaben
von Halm und Eoch-£berhard bis nun fehlt. — Auch die Ein-
schiebung des WOrtchens is vor qui auctionaretur in §. 78 kann
ich nur billigen. Sie h&tte aber als Abweichung Ton Halm im
appendice critique S. 104 angeführt werden sollen. — cap. 30, 75
hat G. die verfehlte Note zu nollem (supplöez affuisset) von Koch-
Eberhard entlehnt. noUe wird nämlich nicht mit dem Conjunctiv
construiert. — cap. 82 , 80 steht qt^em negant regem qui faceret
unmöglich für ülum negant regem qui etc. Gkintrelle hat vor allem
übersehen, dass qui causal oder eigentlich concessiv ist. — ibid.
g. 81 ist nach Gebet non camitiis (ohne habitis) geschrieben « was
allerdings besser für den Zusammenhang der Stelle passt. Aber die
Wiederholung des comitiis ist lästig. — Ingleichen kann ich es nur
billigen, dass G. cap. 34, 84 modo ne faciat, quod etc. (ohne
nauseet vor fadat) geschrieben hat. Denn der Leser stolpert fast
über diese ungeschickte Interpolation. — ibid. §. 85 wird meditatum
et cogitatum scelus als Apposition zu dem vorausgehenden Satze
attiUeras domo gefasst und eine längere Anmerkung dazu gegeben.
Schade nur, dass der Herausgeber diese neue Erklärung nicht mit
einer Stelle aus Cicero belegen kann. — cap. 37 , 93 ist bei qua-
dringenties sestertium auf die Einleitung §.11 verwiesen. Daselbst
ist aber, wie ich nachträglich sehe, durch ein Versehen S. 14, Z. 9
T. u. quatre (statt quarante) millions de sesterces geschrieben« —
cap. 37, 94 lässt G. ebenfalls aus Versehen in der Note zu Jfassf-
liensibus den Cäsar gegen die Söhne des Pompeius nach Spanien
marschieren statt gegen dessen Legaten, verwechselt also die
Jahre 49 und 45. — cap. 38, 97 hat er wie Halm im Texte in
Caesaris decreto geschiieben , wo in ein Druckfehler statt an zu
sein scheint. Siehe die Ausgabe von Koch-Eberhard S. 108. Es
passt auch die Präposition an der Stelle nach dem ganzen Zusammen-
hange nicht, während die Fragepartikel sehr gut an ihrem Platze
ist. — ibid. §. 98 ist das falsche Citat App. bell. civ. I (statt H),
107 im guten Glauben aus der Ausgabe Halms entlehnt — cap.
39, 101 verstehe ich in der Note zu qui cum das an der Spitze der-
selben stehende encore nicht völlig. — cap. 40 , 103 wird quo ore
mit Cobet als Glossem eingeklammert. Man vermisst die Worte freilich
nicht y aber sie lassen sich als Steigerung von quo iure zur Noth
halten. — cap. 42, 107 enthält die Note 9 den fatalen Druckfehler
claeum statt caelum. ibid. hebt die Note 7 passend den Umstand
hervor, dass Cicero den Dolabella als seinen Schwiegersohn mit
sichtlicher Schonung behandelt und darum seine schmachvolle Be-
stechlichkeit verschweigt. — cap. 48, 110 halte ich mit Eberhard
dafür, dass das zweite contaminari als unechter Zusatz zu streichen
u. fh
be CnneB« uig« von
[sei. E« it^t nicht nur ui^Dötbig, soodern auch stdirend. G. bat mit
[Bälm die Dittograpbie bebalten.
Aas dem appendke critique erfabren wir« dass Gantrelle für
lie TextesgeBtalttiiig eeiiier Ausgabe drei HandBcbriften in Brüseel
Dd 13 in Paris verglichen bat, auf deren Collation Halm yer-
dchten 20 können glaubte. Aus dem Brüsseler codex italicas wurden
rei Lesearten aufgenommen. Der Schulausgabe ist der Teit von
lalm tu Qmnde gelegt. Die 29 Abweichungen davon , die Gantrelle
äcb aogemerkt bat, sind S. 103—105 verzeichnet. Einzelne sind
edoch übersehen worden , wie im Vorhergehenden gelegentlieb
»merkt wurde. Bei den meisten Discrepanzen scblielit sich der
[Berausgeber an Cobet an (13mal).
Der Druck des lateinischen Textes ist mit groiler Sorgfalt
Ikbtrwucbt wordeo. Im Commentare und kritischen Aubaöge jedoch
loden sich einige Druckfehler, ein unbedeutender {propriäis) auch
fi& der Einleitung S. 15, Z. 8 v. o. S. 28 1. Z. 3 v. o. steht getieml,
[B, 36 r. Z. 4 T, u. adjedi statt a4iedif, S. 37 fehlen zwei Funkte;
39 r. Z. l V. u. steht der Fehler comptai für compiait , S. 58 1.
5 f. 0. 7 statt h, S. 60 r. Z. 5 v. n. 6 statt 5, S* 63 im Texte
W f. 0, rf für M<» S, 68 r. Z, 1 v. o. paycmtni und S. 69 r.
, J ?. ü, indicaii statt indkatif\ S, 76 1. Z. 6 v. o. Anleine für
finif S. 84 t, Z. 1 v. o. mimoirc^ und S. 92 1. Z» 5 v. u. au'^
III ohne Apostroph, S. 95 r. Z. 7 v. o. ist respondc bis für
bis geschrieben, S, 96 r. Z. 2 v, o. troisittmOy S. 103, Z. 4
. ö. Kc€k statt Kovh, S. 104 heredidates, welche Schreibuug K ach-
Ettrhard und Cobet zugemuthet wird, und S, 105 r. Z. 5 v. u.
[Uscfipij^. öfter fehlen Punkte und AbtheOungszeicheu , so S. 71 im
pTtxt« , S. 72 zweimal in der Note , S. 89 und S. 98 je einmal im
CoDUDent&re, im kritischen Anhange S. 103, Z. 9 v. o.
Die iui&ere Ausstattung dieser bandlichen und niedUcben
litil»tiiigabe Von Seite der Verlagshandlung ist eine recht an-
iige, der Preis angemessen. Dem entsprechend wird das Büchlein
Zweifel auch in Österreich und Deutschland sich einen Leser-
IhwM gewinnen^).
•) Vergleiche die Re<;«i)8ion in der philologischen WocheDschrill
lllBl, a 365 f. fOD W. Studeround.
Wien, Ig. Prammer.
Beitrug zum römiflchen
Wien 1879. Verlag von
ricisehe und plebeische Curien. Ein
Slftitar^bte ?on Emanoel Hoffmann.
Ctfl Koneg«D. 80 SS,
Ütn gegenwärtigen Stand der Untersuchungen über die älteren
Terfltsntigsverhltltnisse Roms findet man aaseinandergesetzt in dem
ifiilgTfticben Buche von W. So 1 tan. Heb er Entstehung und
^Zntimmensetzung der altrdmiscben Volks versamm-
lligea. (Vgl. dieBtcensionvonKubitschek in dieser Zeitsch. 1881,
5. 747 ffi Seitdem Mommsen im ersten Bande der , Römischen For-
12t F. JSintner, GriechiBche Schulgrammatik, angez. von F. StoU.
schungen'' über das Verhältnis der Plebeier zu den Gorien überhaupt
und namentlich über die Theilnahme der Plebeier an den Guriatcomitieü
ganz neue Ansichten aufgestellt hat, steht sich diesbezüglich eine »Nie-
buhr-Schwegler'sche'' und eine „Bubino-Mommsen'sche^ Bichtnng
gegenüber. E. Hoffmann neigt sich zur ersteren und polemisiert gegen
letztere. Seine Schrift enthält Ausführungen über die lex curiata
de imperio, über den Ursprung des Auspicienrechtes (ygl. den Ex-
curs S. 76 — 80), über die Vertheilung der Plebs in die Curien, über
die Wahl der Yolkstribunen durch Curiatcomitien und andere ein-
schlägige Fragen ; S. 44 ff. ist eingehend über die angebliche Er*
hOhung der Curienzahl von 30 auf 35 gehandelt. (YgL
Lange B. A. I^ 281). Soltau hingegen hält die Mommsen'schen Re-
sultate der Forschung für durchaus richtig und wendet sich gele-
gentlich auch gegen Hoffmann und seine Hypothesen. So S. 106,
Anm. 2 gegen den „ erneuten Versuch zu beweisen, dass stets —
selbst nach dem Eintritt der Plebeier in einige (5 !) Cuiien — pa-
tricische Curienvei-sammlungen existiert haben müssen". Ebenso
S. 191, A. 3, wo übereinstimmend mit Mommsens Staatsrecht der
Gegensatz von auspicia prirata und auspicia publica hervorgehoben
wird. . ^£m. Hoffmann confundJei*t wiederum beide Arten und leitet
das Recht der Altbürgerschaft die auspicia publica von neuem zu
verleihen, aus dem Rechte jedes Angehörigen dieser Altgemeinde
„für sich und die Seinen in jeder bedeutsamen Lage um ein Zeichen
der Götter zu bitten" her (79)'.
Man ersieht aus dem Gesagten den Stand der Dinge. Diese
Controversen über die ältere römische Verfassungsgeschichte drehen
sich JmCirkel, da neues Material nicht zuwächst, infolge dessen das
alte immer von neuem combiniert und permutiert wird^ vielfach
nach subjectivem Ermessen. Ein wirklicher Fortschritt in der Er-
kenntnis der Dinge ist allein doii; möglich, wo neue Quellen sich er-
schließen und dies ist auch für das Alterthum der Fall nur auf dem
Gebiete der monumentalen Forschung.
Prag. Jul. Jung*
Dr. Valentin Hintner, Griechische Schulgrammatik. Wien, A.
Holder. 1882. 234 SS.
Eine neue griechische Schulgrammatik wird jedesfalls nicht
verfehlen, das Interesse aller Schulmänner zu erwecken, da sich
sofort die Frage aufwerfen wird, welche praktischen Vortheile die-
selbe im Vergleich mit früheren Arbeiten aufzuweisen habe. Unsere
vorliegende Grammatik ist auf Grundlage der vergleichenden Sprach-
forschung aufgebaut, der in mancher Hinsicht weitergehende Con-
cessionen eingeräumt werden, als in früheren Grammatiken ge-
schehen ist. Ihr Verhältnis also zu diesen, vornehmlich zu denen von
Curtius und Koch, muss man bei ihrer Beurtheilung im Auge haben.
Hiebei muss nun vor allem auf die Thatsache hingewiesen werden,
F! HtiKfitr, Ontcliifctje Scliulgrammatll, &ng[ez. ron F. Stets. TM
Idlislolitlich des äut^eron Umfanges die Hintnerficbe Grammatik
lodber den beiden andereu genannten eine erbebliche lierab-
otoderung erfahron bat» womit einem nicbt unberechtigten Herzens-
j^ 1 unserer Schalmänner Rechnung getragen ist, und gewiss
rt Umstand oicht verfehlen, von vorneherein eine günstige
Bumuuimg für dieselbe zu erwecken. Uro so dringender nothwendig
rseheint es , des Hrn. Yerf.B Neuerungen in der Methode und seine
ku^wabl des Stoffe» einer gewissenhaften , uoparteiischen Beai*«*
eUung zu unterziehen.
Es scheint mir durchaus passend ^ vor allem jenen Punkt
zugreifen, in welchem sich die Behandlung am weitesten von
''In den g:angbaren Grammatiken üblichen entfernt (s, S, 232),
^K" des Verbums. Wahrend, wie bekannt, die älteren
seil Curtius den kürzesten Stamm als Grundlage fftr
|i»'l annehmen, geht ondereGrammatik von dem vollen
|eii . . ,.,. :.t'n Stamme aus, z, B, also von ^i/r-. Die w issen-
Ichaft liehe Berechtigung dieser Methode kann ala sicher stehend
tmehtet werden, ob aber anch die praktische?
Leichter macht sich die Suche bei Verben, welche dem Schiller
aerst in starker Stammform vor Augen treten , wie ItLria , q>avy(a
a,, obwohl auch hier der umstand Bedenken erregt, daas dem
Her für die Verkürzung (man verzeihe diesen Ausdruck) gar kein
lAd beigebracht werden kann *), während der in der älteren Schule
bliche Bebelf ,,orgaDische Dehnung** eine für die Schule einiger-
ausreichende Erklärung versuchte. Wenigstens halte ich
Mittel doch ffir etwajä besser, als der Hr. Verf. S, 232 anzu-
II6D genel '»Ibstverstfindlich für die Zwecke des Schul*
chtes. Ml wir uns aber jene Fälle ^ in denen das
FtrtMUD inerat m t<chwachor Form dem Schüler bekannt wird^ z. B.
ß* f^rbii vocalia ohne Ausnahme. Die ältere Richtung geht hiebei
Form aus, die dem Schüler zuerst entgegentritt, also t. B.
•i. ')/*-, dovXo'. Jetzt hat er ttuä-^ non}*, äovlu}- sich als
|jir> (1 zu merken und vermag nicht einzugehen, warum
^ - Ttftmo, ftoiiifi, doikoio lautet. Das neue Ver-
iiiif hinaus, dass sich der Schüler zwei Stämme zu
rkon hat , über deren gegenseitiges Verhältnis er eine genügende
LuflLlruTiL' TiirLt Im kuinmt, Weiler hat er zu lernen: Vom starken
''. usw., der schwache Stamm erscheint usw. Ist
t^lr^ IUI Ulf Schule eiu wesentlicher Vortheil gegenüber
II Verfahren? Vorbalstamm JLirr, Prasensstamm i*r/r,
ötnc't'u rinnpcrra und zwar der starke aclive Aorist vom Verbal*
um« Act. und med. Futurum, schwacher Passivaorist vom ver-
»n Stamme, dessen £ im Terfect zu o ablautet. Ich muss offen
Mt*Ti<iri. ihL<ii der U«wtnn für den Unterricht, den das neue in
rviin wir.^ ti^-^ ^ doukc Ich , hüton, den wirklichen Grund
Hct des Acccnt«, Schülern namhaft und be-
124 F. HHitner, Griechische Sohnlgrammatik, angez. von JP. Steh.
unserer Grammatik befolgte Verfahren bieten soll , mir nicht eben
wesentlich erscheint und mehr, wie ich glaube, auf einer Fiction
beruht. Oder sollte es für den Schüler schwieriger sein zn lernen :
,,Der kurze Verbalauslaut der Yerba yocalia wird im Futurum usw.
gedehnt^, als der starke Stamm wird bei der Bildung der Tempora
verwendet, der schwache erscheint im Prftsens? Und die sogenannten
Ausnahmen? Sie lassen sich nach dem neuen Verfahren viel schwie-
riger unterbringen als nach dem alten. Dies zeigt am besten das
noch später zu erwähnende TeXiw , für welches der Schüler ir«)Ua-
als Stamm lernen muss. Ich bemerke außerdem, dass ein Schaden
für die Wissenschaft durch das frühere Verfahren nicht erwuchs ;
Grund genug bei demselben zu bleiben, da es eine wohlthuende
Einheit in die ganze Lehre vom Verbum zu bringen sucht und für
den Schüler leichter fasslich und folgerichtiger ist. Die Einführung
der Termini «starker^ und «schwacher*' Stamm für „gedehnter' und
„reiner^ Verbalstamm wird sich kaum als ein pädagogischer VortheO
beim unterrichte herausstellen, wie denn überhaupt nicht alle
Resultate der wissenschaftlichen Forschung geeignet sind, in den
Schulunterricht eingefahrt zu werden ').
Im Anschlüsse an das eben bemerkte füge ich noch eine Be-
richtigung zu §. 153 hinzu, wo eben von den Stamm Veränderungen
gesprochen wird. Wenn dort unter 1) Ablaut griech. € : ä : o (<p9el^,
itp&oQfpff eq>d'OQa) mit deutschem stehle, stahl, gestohlen
verglichen wird, so wird der Schüler dadurch zu dem falschen
Glauben verleitet, das deutsche „stahP stehe hinsichtlich seines
Vocalismns auf derselben Stufe , wie gr. sqhd'aQtpf. Und doch ist es
bekannt, dass diesem a des germ. Prätei^tams gr. o entspricht, z« B.
goth. man, griech. fiefiova, während das a des iq>d^aQfpf durchaus
nicht einem Ablaute seine Entstehung verdankt , sondern aus der
Liquida entwickelt ist, i<pd 'qrpf aus * i-w^t-rp^ ("P^l" schwacher
Stamm zu (pd^ßQ-). Diesem griech. aQ, aA, av entspricht goth« aür
(ru), germ. or, ro, ul, un (Vgl. u. a. Fick im Bezzenb. Beitr. IV,
190 f. oder Elnge, Beiträge z. Gesch. d. german. Conjugation 18).
Die EinfQhrung der Bezeichnung „starker und schwacher
Stamm" hat auch einige Abänderungen in der seit Curtius üblichen
Classeneintheilung der Verba mit sich gebracht , einige andere hat
*) Wem würde es wohl einfallen, das Princip der Stamroabstufnnff
bei der Declination der Nomina in den Schulunterricht einzuführen?
Und doch hätten wir hier, wenigstens zum Theile noch die causa agent,
den Accentwecbsel. Nach wie vor wird man sagen, nargög sei aus nmriQog
{l 501) durch Sjnkope entstanden. Zu narriQ berichtige ich eine irr-
thümliche Bemerkung, die §. 71 steht: „Im dat. plnr. tritt Metathesis
ein, wobei die ursprüngliche Form des Suffixes (nämlich -rag) zum Vorschein
kommt.** Die ursprüngliche Gestalt des Suffixes im Griech. ist -re^,
idgerm. tar, trotz elisch naraoa und lokrisch narAq^ in welchen beiden a
nicht ursprünglich sein kann (G. Me^er §. 21). Da man den eigenüichen
Sachverhalt qa == i den Schülern nicht vorbringen kann, so wird man
noch am besten mit Curtius §. 153 sich fassen: „die Silbe req springt
durch Metathesis in -r^ um.**
F, nintner, GrvB
K Siolg, Itb
dtr Hr. Verf. aasserdem noch vorgenommen. Cl, I (Hl) = Cl, 1
uod 2 (C); CK 2 (Hi) = Cl. 3 und 4 (C) ; Cl. 3 (Hi.) = 6 (C);
a 4 (Hi.) = 7 (C); a. 5 (Hi.) = 5 (C); C\. & (Hi.) Miachclasī;
Q. 7 (Hi.) =r 8 (C). Hier scheint mir Tor allem bedenklich , dasB
M^ Vtrba der T-ClasBe mit denen der i-Classe zusammengeworfen
lind. Die Entstehung des -ttt- aus labialis 4- j i^t doch zu sehr
bestritten , um in die Schnlgrammatik eingeführt zn werden. Ich
Ite mit G. Meyer Griech. Gramm« §. 498 an der anderen Anf-
Bg fest; -To "TC haben ihre Analogen an -vo ^vb, Muss übrigens
Schaler, wenn er einigermaßen denkt, sich nicht wundem»
er §. 156 liest riWce) sei ans rex-}*<+^ entstanden, nn-
lultfllbju' daranf aber auch qnXaaaia ans (fvlax'\'t'\-(a? rUtiü ist
oU ans *Tf-rx-w entstanden (?gL Osthoff in PauKBraanes Beitr.
II, 304 ff., der zuletzt über dieses Verbum gehandelt hat). Ich
lill mich nicht weiter über die Zweckmäßigkeit der neuen Classen-
eilung der Verba verbreiten, nur bemerke ich^ dass die neuge-
baffene Mischclasse, die diesen Namen wirklich mit Recht ?erdient,
OMh dem Principe zusammengewürfelt ist, alles unterzubringen,
wmü wegen irgend welcher Unregelmäßigkeit anderwärts nicht
not«rg«bracht werden konnte: so figurieren neben einander z. B.
ffyno9ai. iv^iayMV, y.a^v€iv, zi^vBiv^ ^taxsa&ai, ^nead^ai usw.
Mit« *.« nicht doch im allgemeinen praktischer sein, die frühere
tig dioior Verba, die wenigstens nach einem charakte*
ri*u*i:iii'u Momente vorgenommen war, beizubehalten? So viel in
tflrw Öb«r diese hervorstechendste Änderung unseres Buches.
^^nden will ich mich zunächst etwas ausführlicher Über
I. ir des gesammten Stoffes zunächst in der Formenlehre
ipr^oben. Der Hr« Verf. hat sich im wesentlichen an Koch an-
Jossen, mit dem er passend die vocaliscben und diphthongischen
StifliBie der cons. DecL hinter alle cons« Stamme gestellt hat, mit
9Wf abgesehen von der Einreibung der unregelmäßigen Verba
-toi vor diy Verba auf -//* , auch die Zei-stückelung und Zer-
des Lürnstoffoß gemein hat, gegen die ich mich schon
rholt ausgesprochen habe. Dieses Be:siduum d^r älteren Gram-
verdient nach mciuf^r Ansicht nicht gehegt zu werden. Dass
iltfn Stoff künen und doch die Gliederung nach den einzelnen
beibehalten kann^ wodurch die Übersichtlichkeit ohne
IM wesentlich verbessert wird , ersieht man am besten aus der
Korix und Fresendürff herausgegebenen Grammatik.
Im einz^ u^rke ich Folgendes, ohne etwa die Absicht
_«i haben, allv u, die mir aufgestoßen sind, wiederzugeben.
Ist dar in der labolle der Consonanten §. 9, die nach Müller-
in*) gegeben ist, angewandte Ausdruck ^Lautbarkeit^
kh passend und leicht verständlich für den Schüler , der un-
il*lbiar daneben den Ausdruck „Lautstufe'' findet? Wird er den
*) Kach dersolb^n Grammiitik g, 62 &ind in pas4eoder Weise di<»
fiftastikiingfn 9* 1^1 gegeben.
126 Fl Hininer, Griechische Schulgrammatik, angez. von F, 8tols,
Unterschied beider ohne Schwierigkeit erfstösen? Ist es üBrner
passend, wie schon früher angedeutet worden, in die Schul-
grammatik die Stammform teXeo- ftbr das Yerbnm fsXiw eiazu«
fCLhren, wie es §. 33, 2, 199 geschieht? Als Erläuterungen zu den
§. 39 » 42 , sind unter dem Texte Schemata der Casusendungen ge-
geben , die zum Theil von unrichtigen Voraussetzungen ausgehen.
Der nom. acc. yoc. dualis ist aus -cea, -oa erklärt; man könnte doch
höchstens an Contraction aus vorgriechischem a, a 4~ ä denkeiif
niemals aber daran ^ dass die Casusendung auf griech. Boden noch a
gewesen sei. Ebenso erscheint es unrichtig die Dativendung auB
a + aiy o -^ at erwachsen zu lassen , die Contraction ist vor-
griechisch (Osthoff Morph. Unters. I 227, G. Meyer Gramm. §. 348).
Bedenklich ist es auch mit Bücksicht auf die homerischen Genetive
auf '010 für den Genetiv der o-Declination -o als Casnsendung zu
fixieren. §. 57 ist auch dqtg zu nennen, das bei Xenophon vorkommt.
§. 60 finden wir wieder die veraltete Erklärung von i'Qtv aus * ifiiv.
Soll in einer Schulgi-ammatik wirklich erwähnt werden , dass nSg
aus *ncuFeyT-g entstanden sei, wie Erl. z. §. 63 geschieht? §. 64
fehlt eine Bemerkung wegen der Bildung des nom. sing, neutr.
Xelvxog. Ebendort steht: „vocativus sing, aller part. ist = dem
nom.^, und als erstes Paradigma steht ayiwv Yoc. oxo^^. §. 91 wiitl
als Stamm von jJQcog rjQwJ^' eingeführt; heißt es nicht, das Ge-
dächtnis des Knaben überflüssig belasten , wenn er sich ein Stamm-
gebilde merken soll, das in der ganzen Sprache nicht mehr zu finden
ist? Die Fassung des §. 95: „Metaplasmus nennt man diejenige
Spracherscheinung, wenn Casus vorkommen usw.^ ist nicht gut ge-
wählt. Die Erklärung von ^öi(o (§. 96 u. Erl.) ist für die Schule
schwerlich brauchbar , weil sie zu compliciert ist ; man wird daher
die frühere Erklärung vorziehen. §. 98, 3 und 17 konnten die
Nominative OQrjv und vltg genannt Werden. §. 112 ist gleich §. 64;
überhaupt möchte ich fragen, wozu diese nochmalige Aufzählung
bei der sonstigen Kürze? Ähnlich sind §. 132 airvog und 6 airag
vollständig durchflectiert, letzteres hätte wohl genügt. §.115, Anm. 2
fehlt nalaiog, axoXaiog (daneben regelmäßig), 3 Yaog ^vxoQ
(daneben regelmäßig), nQwiog oxptog, TtaQanlrjaiog j 4 Xalog,
§. 120 ist nQOV(>yuxir€Qog hinzuzufügen, 121, Anm. 1 of/ia, fiaXa^
135 Toaoadßy Totoaäe, rrjXiy^oade. Zur Erklärung der Bestandtheile
der Tempusbildungen ist ein unpraktisches Raumersparungssystem
gewählt mittels der Buchstaben St, V, v, E, e usw., die jedesmal
wieder erklärt werden (S. 59. 68, 70, 71, 79, 80, 82). Zu §. 184
Anm. 2 sind hinzuzufügen ßcin%(a und ^a/rrco; 187, 2 dianuo. Die
in der Erl. zu §. 195 gegebene Etymologie von ^iaio =j€faio =
iubeo für iuveo'* wird schwerlich allgemeinen Beifall finden. Auf-
fallend ist es, dass zu den Paradigmen der ersten Ciasso der Verba.
auf -/4i (§. 217), die nebenbei bemerkt nahezu vollständig denen
der Koch'schen Grammatik nachgebildet sind , sich kein Wort der
Erklärung über ihre Tempusbildung findet mit Ausnahme einer
F. iimtmer. Griechische ScbulgTÄinmatik, anges. foa F» StoU* \tl
ifirf^t^f^n BemerkuDg Über den Aorist auf -xa (|. ^21). §. 227 ist
II iui. zu lesen : d für ^aar', r'*- ffir r;cr-i' ; beide Erklärungen,
b sie auch auBsehen mögen ^ siod nicht richtig und dürfen
ber auch nicht in einer Schalgrammatik stehen. Nach §. 236 fehlt
Yerxeichnis der Deponentia, welche neben dem medialen Aorist
ctiver Bedeutung auch einen passiven Aorist mit passiver Be-
log 1 L Kürtz-Fresendorff §. 174).
All' nenlebre, in welcher, wie wir sahen, der Hr Yerf*
eselien von seiner haaptsucbticbstea Xenerung in der Bebaoidlung
Verbnms, sieh mehr au Kochs Grammatik angeschlossen hat,
blgt eine Übersicht der Wortbildungslehre §. 238 243 , hier
^tirtius g, 339 — MO nachahmend- Entschieden xu dörftig ist die
dinen^ettiuig behandelt (§,244); statt dieser mageren Notizen
"wftrde ich lieber das Capitel einfach ausgelassen sehen.
Ich komme zur Syntax. Sie zeichnet sich fast durchaus durch.
Toße Einfachheit, wobei Joch wichtigere Punkte nicht übergangen
ad , durch Kürze um! Präcision aus. Döch kommt hier das Haupt-
erili«nif)t nicht dem Hrn. Verf. zu, sondern Holzweiüig, dessen
cl ' - ^'yntai in kurzer» übersichtlicher Passung (zweite Aufl.
ousere Grammatik nicht nur in dem größten Theile
H^ Anlage, sondern auch nicht wenige Faragraphe
mmini hat. So ist Hi, 264 Anf. = Ho. 64, 2, fli. 2*<3,
Aain. ^^ Ho. 9, 1 (bei Hi, ist dazu gesetzt ^zum mindesten der
rükel**); Hi. 287, Anm, 1 = Ho. 18 (Zusatz) ; Hi. 301 , Anm. ^
0* |. 32 a Bemerkung (nur steht bei lii. ^in wie langer S^eit^ für
binneti welcher Zeit^ Hol; Hi. 359 = Ho, 71 ; Hi, 367 = Ho, 73;
L 368 = Ho. 74 (mit Aa^n. v, Aum.); Hi. 383 Anm. = Ho*
V ' 427 2 HL Anm. stimmen zum Tbeil wörtlich mit den
iBtv Ho. 104- Außerdem stimmt die Behandlung der Prä-
liooeu (g. 331 - 350) mit Ausn;ibine der von unserem Hm. Verf.
f-rrfilirtinh n fniTpiteudon Bemorkungou , und einer unwesentlichen
* fast wörtlich mit der Darstellang HolzweiBigB
1^, 1" *>nt. Aufzählung der Conjunctionen (Hl 455— 463|
10* 112) Ici li nicht damit abgeben, durch weitere Auf-
Ton die Les^r zu «m mOfleu , ich be-
ius Holz weiß ig heröbiTgenommenen
'amgraphe und Abschnitte dem Buche zum Schaden gereichen, doch,
in»»m»» jrh, h&tt« bei 5io fieißigor Benützung eines brauchbaren Vor-
r Urheber desselben nicht nur auf die stille^ Bonderu auf
lii» juute Anerkennung aller Anspruch, die sich dasselbe nutzbar
machen. Ein dankenswertes Verdienst des Hrn» Verf.s ist die reiche,
$%mü\ I ?*de, dte dem ganzen syntak-
'iiKii«tt 1 joben ist. Im einzelnen will
folfCfnde Bemerkungen binzutugen. Der Vergleich des horazischen
Ififiltim fini «AfvAl idem fftcit orcidenti (Ep. II r 3, 467) mit o avi/n;
um.) ist an und für sich richtig, erweckt aber in
jrni ^ticauiiu «iio ubcbe Meinung, diese Constrnction ron idem sei
ttifce rtiii jAteinlscbe« wihrend sie doch dcher ein ttrac\&m\i3\%^»V^^\.
128 F. Hintner, Griechische Schulgrammatik, angez. von F. 8tolg.
Znmpt Gramm. §. 704, Dr&ger Histor. Syntax I S. 412). §. 321
fehlen die Adverbien ofiov, afxa. War es wirklich nothwendig einen
eigenen dat. limitationis oder respectivns aofEustellen (§. 328)?
Femer vermisse ich einige zusammenhängende Bemerkongen fiber
die oratio obliqna, die etwa nach §. 418 ihren Platz finden könnten.
Bei den Negationen (§. 451) wäre es besser am Platze, einfach die
Satzkategorien aufzuzählen , in denen /xrj gesetzt werden muss , bei
den negativen Bedewendnngen ovx Oftcag — diX* ovdi und anderen,
die §. 459 unter aXki stehen, wie bei Holzweißig, dOrfte eine Er-
klärung , unbeschadet aller Kürze , die eine Schulgrammatik haben
soll, nicht übel angebracht sein. Wenn ich mit diesen kurzen Be-
merkungen von der Syntax scheide, stehe ich nicht an , nochmals zu
betonen , dass es dem Hm. Yerf. durch einsichtsvollen Anschluss an
die besten und neuesten Bearbeitungen dieses Theiles der Grammatik
und durch eigene schätzenswerte Zuthaten (man vgl. z. B. nur die
recht guten einleitenden Bemerkungen zum Gapitel über die Präpo-
sitionen , wie ich bereits oben angedeutet habe) gelungen ist , eine
den Zwecken der Schule entsprechende und für dieselben auch aus-
reichende Darlegung zu geben. Nur einzelne Abschnitte der Casus-
lehre, nämlich jene, in welchen der Genetiv und Dativ behandelt
werden, sind ihrer Gliederung nach etwas compliciert geworden.
Im Anhange wird zunächst eine Übersicht des homerischen
Dialects gegeben, die sich im wesentlichen an die Behandlung dieses
Gegenstandes bei Koch und Knrtz-Fresendorff anschließt. Wie bei
ersterer fehlt §. 465 Anm. 1 unter den mit af anlautenden Wörtern
Ixv^og, Hi. §. 465, 2, a— d stimmt fast wörtlich mit Koch (§. 7),
1—4*). Hi. 464, 2, Anm. 1 und 2, 479, 3, 482, 484 sind fast
wörtlich gleich Kurtz-Pres. 335, 1 und 8, 348 c, 353, 358. Die
Übersicht über den homerischen Dialect, wie sie in nnserem'Buche ge-
geben ist, bietet nur das AUeraothwendigste. So müssten §. 476 die
Comparative dgeicov, vTtoXi^wv, x^^^"^ hinzugefügt werden, ebenso
die Superlative (piqraTog und q>€QiaTog; §. 486, 2 vermisst man
eine genauere Aufzählung der Formen nach dem Muster von (xifiaa^
489 ist %Xvd'i, nicht angeführt, 490 ist die Aufzählung der Formen
von dfii und olda nicht vollständig. Hom. y.bv^ ^cr, die §.18 unter
den Encliticä nicht aufgeführt sind, sucht man auch in der Übersicht
des homerischen Dialectes vergeblich.
*) Überhaupt ist auch in der Formenlehre Koch öfter ganz oder
ziemlich getreu wiedergegeben. Man vergl. Hi. 21 mit K. 9, 4; 27 mit
K 9, 6; Ui. 34 K. 17; Hi. 36, 2 Anm. 2 K. 18, 2 Schluss; Hi. 159
K. 42, 3; Hi. 173 K. 46. 7-9; Hi. 196 K. 61, 1, Anm. 3; Hi. 211 K. 52, 1;
HL 212 bes. B, 2 K. 52, 4 bes. b; Hi. 218-220 K. 53, 1-4; Hi. 227
Anm. 1. 2 K. 56. 4 Anm. 1, 2 (mit Ausnahme der Beispiele; Anm. 2, 3
E. ist bei Hi. vervollständigt); Hi. 234 E. 67, 1 mit Auslassung von
(z. B. gehen, essen — lernen). — In diesen, wie in den früher erwännten
Fällen habe ich, um diese Anzeige nicht übermäßig aussudehnen, die
Gteffenüberstellung der betreffenden Paragraphe noterlassen. Ich hatte
auch keinen anderen Grund, den Sachverhalt darzulegen, wie er ist, als
die Pflicht eines gewissenhaften Becensenten (vgl. die Bemerkungen des
Hrn. Verf.8 S. 234).
K, BAmki. Onechisehes Eleinentarboeh, ang, ron Jg. Prammtr. IM
Was Ober d^n herodotisohen Dialect bemerkt wird (g. 492
^ Ißt doch gar zu dürftig; es lieschränkt sich auf mulge nicht
_ lige Notken über den Voealvrecbsel und auf die Fälle der
0»&soo»]it6nrertauschQDg.
Dankenbwert endltcb tst die kurze, QbersichtUcha Dar^^tellQiig
d« homerischen Vei^ses und des jambischen Trimeters. Übrigens
auch hier §. 498, 2—4 ;in Kurtz-Fresendorff 371, 3, a— d,
Dmck und Ausstattung des Buches sind in jeder Hinsicht
rert. An Druckfehlern bemerkte ich nur S, 31, Z. 19 ?. o.
fme b statt generis, S. 84, 2. 2 v, u. irva-fna statt äv^a-fiaif
S. 124, Z. 20 ?. 0. patronimica statt patronymica.
Die Torstehenden Zeilen werden, hoffe ich» ausreichen » um die
er dieier Zeitschrift sowohl über die methodische AnJage unserer
natik als auch Qber ihr Verhältnis in ihren Vorgängerinnen
' ilitsem Gebiete tu belehren.
Innsbruck,
Fr, StoU.
ricclusch^"- FU-^T^entarbuch nach den Grammatiken von Curtius und
KUhO' t von Or. Karl Sehen kl Eilfte verbesflerte Auflage.
Prag Iro*. ,..iag vun F. Tempsky. IV und 238 88.; Frei« 1 *L')
Der äufiere Anlass zu der yorliegenden Recension ist der
nd, dass ich im Schuljahre 1880, Griechisch in der
drÜUD und vierten Gymnasialciasse in lehren hatte , und mir somit
41* enrflnschte Gelegenheit geboten war, da«; obgenannte wegen
mannigfachen Vorzüge mit Hecht weitverbreitete Übungsbuch»
tn sich damals die 10. Auflage in den Händen der Schaler
Ifaod f in allen seinen Abschnitten nach längerer Zeit wieder auf-
durch KU gehen. Obwohl nun der Verf. das Buch in den rasch
rräftiid^ \ uflagen wiederholt einer genauen und grfind-
Ee\ ^«?n hat, fielen mir doch beim fortwährenden
inclie iü liiei Schule einige Kleinigkeiten auf, bei denen ich
|Ufh im Intrrosse der Schüler, die mich selbst auf einige Mangel
' sam machten, <nne angemessene Änderung in der nächsten
fhr iiflüschen^^wert hielt Mittlerweile erschien die 11. Anf*
I, in welcher ich eine Ani^hl der von mir und den Schülern be-
im Vurntöße l>ereils berichtigt fand und diesftlben demzufolge
der angelegten Liste ^*»strichen habe. Andere Versehen ^ind
JatoeiMehengobi leben. n ich mich in der folgenden kurzen
BW|WiiilttOg nah»r besct ^vill.
IIS. 31 und 2 8. 2 enthalten ganz denselben Gedanken; ebenso
nn S. 5 und 8 S. 3. An beiden Stellen ist nichts als die Variation
m Qetiun Verbi vorirt^nommen. — 7 8. 7 hdißt es: 0 Gott» du
^ ^, 7 und 77 8. 3. Nun kommt aber nach Cnrt.
[i Auflagen) von &i6^ kein Vocativ Singularis
i^h» die kar»o Eteoen^ion in dieser Zvitachrifl 1^1 » 8. 5S^
[j ^lou in ionfbruek.
IM K* Seh&M^ GrieohiseheB Elementtfboch, äug. ?on Ig. Prmmner.
▼or. ^ 61 Note 18 ist das Citat zu hielten Ü. 20 S. 5 dnroh einen
Druckfehler nQTerst&ndlich , da im betreffenden Abschnitte nur Tier
Sitze Torkommen. Es soll heifien: Ü. 20 8. 3 (oder noch besser
N. 7). — Noch beim Lehrstoffe der Tertia ist LXII 8. 6 ra dne-
%f^¥9zo ftii na^v Caes. de hello gall. Uly 5, 8 citiert, wo die citierte
Stelle ganz anszaschreiben w&re. — LXm S. 10 ergänze oSroi tor
ftijoaioim als OorrelatiTnm zn dem yoraosgehenden wg. — 64 Note 8
ist ^e<m statt ^eativ zn schreiben. — 66 Z. 4 v. o* ist die Stellung
in dem Satze du kannst nicht widerstreben etc. zu ftnden.
In demselben Abschnitte ist in zwei S&tzen vom Besitze der €to«
nügsamkeit die Bede und daher im zweiten etwa Selbst!) e-
herrschung und Besonnenheit au setsem — LXTII Z. 3
muss qxilay^ im Q^ensatze zu den xfMXoi und iftmug als Sehlaeht-
reihe der Hopliten bezeichnet werden. — « 67 ist die Wiederholung
desselben Gedankens im drittletzten und letzten Satze ermtdend. —
Desgleichen- erscheint LXVIII und 68 derselbe Satz von den Menschen
mit zweifach redender Zunge. — Ingleichen ist 68 Z. 3 die An-
merkung zu vortrefflichsten, „durch den Superlativ von
ayad-og^ geeignet, die Schüler zu verwirren, da sie mehrere Super-
lative zu aya&oq kennen. — In LXXXVII Z. 8 ist die Yoranstellung
von vvv bemerkenswert. — XCIU Z. 2 verdient das Activ afiof'
Tfjasig wegen der Grammatik eine Note oder es muss das Medium
hergestellt werden. — XGYII N. 4 ist es wegen der völligen Ober-
einstimmung mit dem angenommenen Satze besser, d yof fu^
TtovrjQov i]v etc. und ovx avTtov^ idei^d-t) vo^ov zu setzen. — 8* 94,
6 N. 1 schreibe C. 538 statt 538 ; ibid. 8 Z. 6 erfordert wxl vwr
ifiag avTog eine Erklämug: außer dem übrigen Besitze des Henrn«
— S. 97 sind bei der Quellenangabe der kleineren Erz&hlungen usw.
einige Versehen in den Zahlangaben mit unterlaufen. Z. 1 schreibe
1—5 statt l-<6 ; Z. 5 IV statt HI und Z. 8 statt 5 richtiger 6. —
S. 100 Z. 2 V. 0. benöthigt Tovg afxovrcis eine kurze sachliche Note
und Verweisung auf Nep. Phoc. 4, 2. — S. 105, 47 Z. 2 ist im
Texte ovtw statt cvvwg zu setzen ; ibid. Z. 3 v. u. merke den ab-
soluten Genetiv avrov avyycvofjiivov wi dai^anog, obwohl %hip
avÖQa . . . Tov Toaovtop vorausgegangen war, womit das Parttoip
congruieren konnte. — 8. 110 Z. 9 ist zu eig tag twv a%tqrfiav%wiif
ein Substantiv wie x^^^ ^^ ergänzen; ibid. 4 bei der Quellenangabe
des Abschnittes 9 statt 10 zu schreiben. — S. 111 Z. 1 v. u. ist zu
i(jißah)v nothwendig ein Dativ wie t^ Tafiiai^ oder tdig aeaioig xu
ergänzen. Derselbe fehlt in unangenehmer Weise an der Xenophon«
tischen Stelle. — S. 113 Z. 9 v. u. ist der Plural xiydvvwv als
Gegensatz zu eißavUag dem Singular roXfirfi gleichzustellen und
darnach zu übersetzen. — ibid. Z. 4 v. u. ist eine Note zu %Q6n^
erforderlich, welches daselbst Gegensatz zn dem vorausgehenden oxtifA"
fiaatv ist. Fehlt hier eine passende Anleitung, so wird sich der
Schüler mit TQOTtif unnöthig abquälen. — S. 115 Z. 7 v. u. verdient
xaiTCSQ . . . Ix6c$, das wohl wegen des Zwischensatzes fftr das ge-
wöhnliche Ttalnen Ixcny steht, eine Bemerkung und Verweisung auf
dekenki, GHecbisches ElemeoUrbuch, Ang. von J§, Prmmner, ISl
C, 587> 5; ^tnso m der folg«odeD Zeile di« vom Deuiscken ab-
wiietiHrf^ Vcrbiiidunjs' l'x^tg fiiXatvav trjv TQi%a, die wie im Frau-
lOriscbeii ist. (Vgl. LXVIII Z. 2 ta<; aanidag iKitinaXv^ifihag: und
XV 2- 2 Ta :n[^nßcna tag ovqa^ ix^i, wo ebenfalls der Artikel und
dl« |»r&dicati?e Verbindung eine Not« erfordert.) ^ ibid, Z. I v, u,
steht das Femininom dftlovg, das eigentlich den Baum beteicbnet,
dw NeutruniB ama. — S. 119 ist 9, 1 zq Tifiox^itng das
Hiclie Imperfectum r^v und za aafia das PräseDs ^arii' zu er*
OiD; 8. 122 Z. 2 v. u* ?x*i> rfiW/iii'O^ xal K^aväip at,fj^Hti}g
wh Hyst^ron proteron zn notieren. — S. 123« 2 Z. 1 und 9 ist
(Mflrrror Prolt^psis und dazu C. 519, 5 Anm. 2 zu citieren. -* S. 125
Zw d t, 0. »chreibü xorZ/ia; ibid. 3 Z. 3 merke die Stellung ron
IcnriaC' tijf ümav und Z. 13 ravta f&r rad«, — 8. 126, 5 Z. 10
Mrk» das poetische Hii^org statt If piivoig, — S, 129 Z. 4 findet
tidi hrivaie. Daa Verbum ist im Wörterverzeichnis weggelassen. —
S. 131 sollte am Schlüsse der Fabel ein Fragezeichen statt des
PtfSkt6B gesetzt sein. — S* 139, 13 Z. 5 v. u. streiche Anderen^
S. l&d im W^rtürverztiichuis möchte ich bei ayr/^azog den Ausdruck
onaltarnd mit nicht alternd vertaoscht sehen. ~- S, 194 stimmt
die Angal>e zu fiidt^img — 52*53 Liter (in früheren Auflagen stiiiid
* "' f-r Metieii) nicht zu der im griechisch - deutschen Schul-
a , das von domseihen Verf. erschienen ist. Daselbst wird
i. - timraend mit andern Lexicis etwa 15 V« Wiener
^^ _ ith) angegeben. — S. 196 begegnet der Druck-
irp;: S* 204 18t bei mxvg die Bedeutung Fichtenlaub
.j*?sn. — Im deutsch-griechischen Wörterverzeichnis fehlen
Hht Worte, so dass die Sch&ler bei der Übersetzung in Ver-
eiili«it kommen. So S* 224 die Angabe för Burg (crx^o/roilic)»
& 935 fÄr einige {inöi)^ S. 232 für Regierung (cf^X'/) und
8. 237 fftr weil (vn tmd dwxi). An der letzten Stelle ist außerdem
tu wie blo6 e^^ angegeben. Hier ist der Zusatz in Fragesätzen
nmg ujtomg&nglich nothwendjg, weil sonst sämmtliche Schaler der
.ßftwa, wie ich mich selbst wiederholt zu überzeugen Gelegenheit
\^ auch da» fragende wie mit mg übersetzen und sich dann hei
Irrllnime auf das WGrterbnch berufen.
Bdiäglich der Ökonomie dieses Lesebuches fand ich die Bei-
^iftle der gg. XX und XXI (20 und 21) in der neuen Auflage theil-
•is» angestellt, um eine bessere Übereinstimmung mit der Gram*
ilik tu «nielen ; ebenso die drei Übungsstucke über iidm^u vor
ftb«r totrjfii gost^llt. Diese Umstdlongen kOnnen natOrljch nnr
ibiUi^ werden. Weiters hegte ich den bescheidenen Wunsch , dasa
dni Paragraphen 50« 65 und 89 , welche in ihrer jetzigen
Bsf doch zu wenig Übungsmateriale enthalten , in der nächsten
mit elnigea Sätzen bereichert werden möchten ^ und zwar
BvoU ta griechischen als im deutschen Abschnitte. lugleichen
lU ich e« für praktisch die Sätze in den einzelnen Paragraphen
^la OBneriereu.
Itt Fr. StrMke, Gdthes Briefe, angez. von A. Sauer,
Ich schließe meine Becension mit der Yersicherang , daes^ea
mich sehr freuen wird,. wenn ich n^it diesen unmaßgeblichen Be-
merkungen auch, nur ^ein geringes Scberflein zur Verbesserung der
nächsten Auflage dieses so brauchbaren Elementarbuches beige-
tragen haben sollte. Einzelnen Lehrern wird vielleicht die eine oder
die andere Bemerkung zu kleinlich und zu genngfQgig vorkommen,
so dass sie das Schweigen darüber vorgezogen hfttten. Diesen gegen-
über muss ich die Wahrheit des aufgestellten Satzes hervorhebeiif
dass es. bei einem Schulbuche eigentlich nichts geringfügiges gibt,
sondern dass darin auch die Correctur des geringsten Versehens von
unleugbarer Wichtigkeit ist. Außerdem wird jedem Verf. sicherlich
daran gelegen sein, dass seine Arbeit auch von kleineren Mängeln,
ja selbst von harmlosen Druckfehlem möglichst befreit und so.zn
immer größerer Vollkommenheit gebracht werde. Möge mir dies im
vorstehenden Falle wenigstens einigermaßen gelungen seinl^
>) Bei der Correctur trage ich nach: S. 95, 10 Z 1 fehlt bei dv
&Q(onos der Accent; S. 222 gehört anregen vor Ansicht; S. 229 fehlt
eine Angabe für keiner von beiden, das S. 149 vorkommt. Ebenso
ist 2d5 zu üben auch auch daxito (dgetriv) anzugeben wegen 8. 161,
Z. 10 V. 0.
Wien. Ig. Prammer.
Goethes Briefe. Verzeichnis derselben unter Angabe von Quelle, Ort,
Datum und Anfangsworten. Übersichtlich nach den Empf&ngern ge-
ordnet, mit einer kurzen Darstellung des Verhältnisses Goethes zu
diesen und unter Mittheilung vieler bisher ungedruckter Briefe
Goethes. Bearbeitet von Fr. Strehlke. Berlin, 1881. Verlag von
Gustav HempeL (Bernstein u. Frank.) Lief. 1—5.
Von den drei großen Aufgaben, welche die Goethe- Wissenschaft
in den nächsten Jahren zu lösen haben wird: eine historisch-
kritische Ausgabe von Goethes Werken , eine Sammlung sämmt-
licher von ihm und an ihn geschriebenen Briefe und eine des
Dichters würdige Biographie , ist die zweite durch das vorliegende
Werk ihrer Vollendung näher gerückt. Friedrich Strehlke, den wir
als sorgsamen und gewissenhaften Herausgeber aus der Hempelschen
Sammlung kennen, bietet uns hier nach langjährigen Vorarbeiten
ein vollständiges Verzeichnis der Briefe Goethes dar. Es sind freilich
nur Vorarbeiten zu dem eigentlichen Werke : aber die Wichtigkeit
und der umfang des letzteren rechtfertigt es, auch diese Vorarbeiten
einstweilen zu publicieren. Durch die dankenswerte Mittheilung
bisher ungedruckter oder schwer zugänglicher Briefe hat Strehlke
den Wert dieses Verzeichnisses ungemein erhöht, obwohl die Über-
sichtlichkeit darunter leidet. Indem ich mir ein ausführlicheres
Urtheil bis nach Vollendung des ganzen Werkes vorbehalte, möchte
ich für jetzt nur das Princip der Anordnung in Betracht ziehen, weil
mir dasselbe verfehlt scheint. Für ein großes Corpus Goethescher
Briefe scheint mir die einzig richtige Anordnung diejenige, welche
Bedlich in seiner meisterhaften Ausgabe des Lessingschen Brief-
K. Kin§ii, Der Jankern d. trene Hidonch, »ng. Ton K F. Kmm^f, 118
chsels angewendet hat : die streng chronologische. Strehlke sagt
'loem Prospect: ^Eiü chronologisch geordnetes Verzeichnis,
i auch hütte gegeben werden können , würde zwar alles
•Ige übersehen lassen, aber des Vörtbeils ent-
xns demselben mit Leichtigkeit über das Ver-
biltnts Gt>ethes zu irgend elDem seiner Zeitgenossen unterrichten
mid all^ hieiiiQf Bezügliche zasammenfinden kann/ Sti-ehlke gibt
steh da in Betreff des Hauptzweckes seiner SammluBg einer Täuschung
hm. Es kommt eben darauf an, ^das zeitlich Zusarameii gehörige über-
sehen zu lassen/ Wie nützlich und ergiebig solche chronologische
lammmeufitellungen sind , auch wenn aie nur eine einzelne Periode
nmteseo« hat die an Hirzels Jungen Goethe sich anschließende
Detail forsch üng zur Genüge ergeben. Um sich aber über das Vei^
i_Ulti)ia Goethea zu den einzelnen seiner Zeitgenossen zu unterrichten,
nd für die wichtigeren Beziehungen zunächst die Einzelausgaben
4er Briefwechsel vorhanden , die auch, wenn das Corpus vorliegen
wird, ihren Wert nicht verlieren werden; im Übrigen müssen
fiorgfiUltge Register und eine Brieftafel — nach Muster der Redlich-
^idieii — die Orientierung in dem roraussicbtlich vielbändigen
»elwerke erleichtern. Zu einer Ausarbeitung des gegenwärtigen
UBB Würden wir daher nicht rathen. Auch hoffen wir» dass
SCnlilke diesem ersten Verzeichnis ein zweites über die Briefe an
G^tUit nachfolgen lasse, da der Forscher die Antworten auf Goethes
Briflb unmöglich entbehren kann. Durch von Zeit zu Zeit erschei-
aende Nachträge^ welche Strehlke jetzt schon in Aussicht stellt, seil
da« ftrÜge Werk immer ergänzt und erweitert werden,
Lemberg. Dr^ August Sauer.
Ju&ker und der treue Heinrich, Em Ritt^rmärohen. Mit Ein-
Wlng mid AnmerkQQk'en berauägegeben Ton Karl Kinkel. Berlin,
180OL Verlag rm W. Weber. lOR SS.
Dit bimte Sammlung von Erzählungen des Mittelalters^ weiche
f. d, Hagen L J. 1850 u. d. T. Gesammtabenteuer (3 Bde,^
a) liefauQgegeben hat, enthält Stücke sehr verschiedenen
fftrioa, fom Beginne des XIII. Jahrh, bis zum XV, herab, die
l^hrzahl äua der Zeit, da über die einheitliche Dichtersprache des
\\ rh« die Dialecte sich erhoben. So verdienstlich v. d. Hagens
>iuir>i^uU]^eD und Quellennachweise sind, so wenig genügt seine Aus-
d^in Benutzer der einzelnen Stücke in sprachlicher Hinsicht »>
I, d. Ha^< * rnit wenig Kücksicht auf die in den Reimen auch
d)^ seiner Sammelbandschriften durchschlagenden
fvfcaula der um] ti Kiedenschrift, die Mehrzahl der Stücke
\4mm atrtnge BCh! »n-aetzt Wie sehr durch ein solches Ver-
bbrm da« ursprüngliche Gepräge der Stücke verwischt wird, zeigt
.*.. ...i;^,,.... j.. i...r..i,^». ^jQ beruhtauf einer Heidelberger Rs. dea
ad eines md, Schreibers, dessen Heimat sich
ycüigtjrjjiu D^hiimmtü läset. Durch genaue iroteiiuchung der Reime,
M4 K.Ein$el, Per Junker o. d. treue Heinrich, ang. y. K. F. Kutm/m».
hinter deren dem Abschreiber z«r Last fallenden Ungleichheitaa die
nrsprfliigliohen Fonnen durohblicken, fthrt der Hr. Hg. den Nach-
weis, dass das Gedieht, welches eine Frau zur Verf. hat, ins nittel-
frftnkische Gebiet gehöre und noch ans dem UV. Jahrh, stemme.
Bei der großen Zahl der mundartlichen Beime und der 4t»m
Hrn. Hg. »us seinen Arbeiten Aber Lambrechts Alexander und ms
anderen Werken geläufigen Kenntnis des HittelfrAnkischen wftre eiae
Herstellung des ursprflnglichen Textes in der Art, wie sie Haupt im
Erek oder Engelhard so glänzend geboten hat, des Versnohes wohl
würdig gewesen. Der Hr. Hg. hat darauf Yerzichtet und sich be-
gütigt, d^ Text der Ha. wörtb'ch abzudrucken, nur offenbare Fehler
zu Terbessern und eine Anzahl von Besserungen in den ABa#r*
huQgen oder in der Einleitung anzuführen. Das ist kein Tortheil fir
die Ausgabe. Denn gesetet, dass nach Herstellung der vair. Beime
und der aus ihnen sich ergebenden Formen im Versinneren ein^
Anzahl von Worten bliebe , deren mfr. Lautstand sich nicht mit Be-
stimmtheit angeben ließe und so neben sicher mtr, Fonnen und
Lauten auch md. des XV. Jahrh. stehen blieben, wodorch Uogleich-
mäßjgkeit entstftnde: so ist diesem Gebrechen durch die Erhaltung
der rein zufälligen Gestalt unserer Erzählung in der Niederschrift
des md. Schreibers doch nicht abgeholfen, da dieser an nicht wenigea
Stellen alte mfr. Formen hat stehen lassen. Ich verweise in dieser
Beziehung auf den so häufigen Beim rede idede, wo die Ha. haid
deU (135. 955, 1093, 1838), bald det (177, 1502) und dete (749)
hat; nun beweisen aber Schreibungen wie 359 Udenxridm^ 873
gnaden : beraden^ 379 beiden : scheiden u. a., dass das Hfr. das
alte d erhalten hat, und es wäre somit nicht gewagt gewesen sowohl
jene Form dede im Beime als im Innenyera (Ei'nl. S. 22) herzu-
stellen, sowie auch 277 frideibide, 755 gebedeirede, 1569
reden : gebeden, 283 £iden : »iden zu schreiben. — Ähnlich veriiätt
es sich mit dem Beime have : lave (Binl. S. 21), wo die Hs. neben
lobe mehrmals loff, loffe, lof, Uwe (110, 138, 189, 420, 1601,
1778, 2149), also die alte Spirans bietet; demgemäfi wäre auch
897 gefen : nefen , 140 bedrüven : prüfen herzustellen. — In den
Reimen Ton g : eh (Einl. S. 22) weisen die Schreibungen gmüeh
239, flöch 759, pflaeh 876, 1589, 1851 und besonders gnuffh,
iagh, lagh^ ftSgh auf Erhaltung der alten Spirans hin, die sich,
nach dem Beim 1378 aldä : gä (Hs. gägh Einl. S. 23) u. ä. sa
schließen, zuweilen ganz verflüchtigt hat ; hier war fiberull iaeh : braeih,
lach : brach, pflaeh : gemach, fideh : iföch, üch : gejpüoh, gnüeh:
t^h usw. zu schreiben. Ähnlich bei den Vocalen: der Beim wisi:
hunerniat 1038, 1174, 1809 fordert uns auf, Überali, wo das so oft
verwendete Wort nest auf ein stammhaftos • reimt, letzteren Laut in
nest herzustellen (Einl. S. 18) oder, mit Berücksichtigung der zahl-
reichen Beime von i:e, überall nest zu schreiben und den unreinen
Reim festzustellen. Für die Wegschaffung der unreinen Beime von
0 : u (Einl. S. 19) geben Fingerzeige Schreibungen wie 1551 ämtk^
wandet^ \19i gebort. Mit Benutzung dieser und ähnlicher Winke
£ JTtiu«!, Ikr J udSnTtL treue Hemiich , «ng. Ton iC F* J^titumer 1 SS
vtrd dtr La0#F Doch maDcbeD ungeaaueD Boim tilgen oder doch auf
oin bereit« belegtes Schema ziLrückfÜhreo ijeen: ^escheen ^\ geen
81, verseen 625, Afftder^een 1696, t^er5ecn2056. saßidaß
13 (EiüL S. 24). schrSinummi 161. ^«;u^'nn€ : sinne 276.
•craU« 429. iJl (EioU S. 26), schiede : beHede 441 (EinL
19 1). ftcsöurfcr : iTöfwier 644, 997. ar»*;t?arii 797 (Eiol.
8. 25). 879 mrden : 6c^Äriie(BiuI. S. 24), gäbe : Äoie 941 (994
g&bel), frte : sfe 1063. was : genas 1191. ra» dan : man 1201.
müzpflti 1229. liebe i schiede 1256 (Einl S. 19 f.). (r<?«/crm:
ro«i Ä in 1267. nigromanden : i^crrle« 1312. ndi da 1664 (nai
1690,2168). teste : beste 1Q70. koning i ding 20^0 usv, Eio-
tdne dieser Bes&enmgen schlägt der Hr. Hg. seihst in der Ein-
lailDDg Tor.
Folgefide Stellen scheinen der Verbessorung oder Borichtigung
MUrftig: In der Anm. z. V. 394 war zur Bequemlichkeit des Lesers
die Beziehung zwischen Mark and Galden ei-sichtlich zu machen^
mch dem Wortlaute der Anmerkung gelangt der Leser erst durch
Bechnung dahin , dass dos Boss 146 Mark wert war. — V. 445 ff.
erfänzt K. : und fragt nach einem wirt rieh, . . , der die heren
{w$^JU odBt icoli) bereiden, wie mir dünkt, unnöthig; bereiden
ist m. P. Sg.Conj. mit angehftngtem n, wie 501 Gott woU, das es
^uck «cö/I fromen (: kamen) wo das zweite wall mir als Adverb
fÜt, nnd 1140 si »pracht das dt r tieb gescheen {: gesecn)\ für
daa od. Gebiet beweisen diese Endung das Augsburger Fassionsspiel
to XV. Jahrh. (A. Hartman d , das Oberammergauer Passionsspiel
b seiner ältesten Gestalt, Leipzig 1880, S. 99) und zwei Stellen
iDttaer Erlauer-Spiele, Wien 1882: II, 108 t das ei nicht
mag anders dcrgan, dann wie es gcschriben st an, HI, 128 f.
«fid süUen erfragen der maer, ob erstanden sein der schepher.
— 1133 f. den ersten , . . er in den tnist ranet. Für reneen^
ramtn scheint die im od. Sprachgebiete vorherrschende Bedeatung
'strecken' (Schmeller-Frommann II, 127, Leier, Kämt. Wb. 204,
Hermnd t. Wildonio P, E. IV, 5) aniasetzen. — V. 1273 ff. liegt
eine Gedankenlosigkeit der Dichterin vor: V, 1257—1213 ladet der
Kliilg den Sieger, also den Ritter mit dem Hnhuernest, zu Tische,
fliter schlägt es aus zum Zorn des Königs und fiiegt dann zur
Iiiiig3(|achter , die ihn für den Ritter mit dem goldenen Kranze hält
(T. 1258 — 1262), ihm aber gleich darauf erzählt, dass ihr Vater
IIlB i:ftrne wegen des abgelehnten Mahles.
Au Druckfehlern ist mir aufgefallen: S. 23 innigkeii war
•■Stv zu drucken, S. 63, V. 910 L vers^tian.
Durch die literarhistorische Einleitung S. 1 — 17, welche die
lldeniof des Geschmackes bei Dichtern und Lesern in der Ver*
Mlff^ilt nachweist and aus der Erzäblnngsliteratur reich belegt, hat
r Hr. Verf^ den Dank aller Freunde der mittelalterlichen
g erworben.
1S6 B. Asrendi, Teehnik d. Experimentalchemie, ang. ▼ob F. WüJUntm*
Schulausgaben Deutscher Olassiker mit AnmerkungeiL Aleiante
von Hamboldt. Auswahl aus seinen ^Werken. Schalansgabe mit An-
merkungen von Prof. 6. Veesenmever, M. D., in Ulm. Statteart.
Verlag der J. G. Gottaschen Bachbandlang. 1880. XVIII and 182 88.
Es ist ein glücklicher Gedanke der Jagend Geschmack an^
Hamboldts Werken znn&chst darch eine Schulausgabe beizabringen.
Schalausgabe heißt hier natürlich Ausgabe für Sohulbibliotheken ;
denn im Schulunterrichte selbst ist für eine so ausgedehnte Leetüre
aus Humboldts Schriften nicht Baum.
Ob die Auswahl eine richtige sei, müssen die Fachmftnner
entscheiden, die sämmtliche Schriften Hamboldts kennen; wenn ich
die erste Probe aus der Reise in die Äquinoctialgegenden
wenig interessant finde und dieselbe durch eine reichlichere Auswahl
aus den Ansichten der Natur oder aus dem Kosmos gerne ersetzt
sähe, so möge man mir dies subjectiye Urtheil zu gute halten. Ich
denke, dass seitenlanges geographisches Detail die größere Zahl der
Leser ermüden wird. Auch hat der Herausgeber keine Eai-te des
Gebietes, auf welchem sich die Schilderungen der ersten zwei Capitel
bewegen, beigegeben, und die gewöhnlichen Hilfsmittel reichen nicht
aus des großen Gelehrten amerikanische Heise zu verfolgen. Volles
Lob verdient das dritte Capitel, die Auswahl aus dem Kosmos.
Dem Texte geht eine geographische Skizze voraus , die leider
nicht frei von stilistischen Härten ist, dann folgt das Itinerar der
amerikanischen und der asiatischen Reise; das letztere ist jedesfialls
überflüssig, da dieser Reise in der Auswahl keine Erwähnung geschieht.
Auf den Text folgen Anmerkungen (S. 154— 182), die vieles, aber
bei weitem nicht alles fQr die Durchschnittsbildung 16— ISjähriger
Mittelschüler einer Erklärung Bedürftige erläutern.
Es ist schade, dass die berühmte Verlagsbuchhandlung auf
ihre Schulausgaben nicht jene Sorgfalt vorwendet, die ihre sonstigen
Veröffentlichungen auszeichnet Wie so manches dieser Bändchen ist
auch das vorliegende nicht frei von Druckfehlern; mehrere auf An-
merkungen verweisende Zahlen sind ausgefallen oder falsch gesetzt.
Hoffentlich werden bei einem Neudrucke diese Mängel beseitigt.
Würde es sich nicht auch empfehlen, die erklärenden Anmerkungen
unter den Text zu setzen? Die wenigen Noten Humboldts könnten ja
immerhin noch durch beigesetzte H. gekennzeichnet werden.
Wien. Dr. Karl F. Kummer.
Technik der Experimentalchemie von Dr. Rudolf Arendt. Anleitung
zur Ausführung chemischer Experimente beim Unterrichte an niederen
und höheren Schulen. Für Lehrer und Studierende. Mit zahlreichen
in den Text eingedruckten Holzschnitten. Leipzig. Verlag von Leopold
Voss 1881. Erster Band» dritte Lieferung; zweitei* Band, erste und
zweite Lieferung.
In derselben vorzüglichen Weise, wie in den beiden ersten Lie*
ferungen (vgl. diese Zeitschr. 1881, S. 672—73) werden auch in diesen
Lieferungen eine große Beihe von instructiven Experimenten vorge*
mfi
erinmtilöucrätering. iNm .
mttin. m
fiklift,' dftbei ist sorgfältigdamnfge^ahen« dass durch „eio pianmäaige«
Ex|»«rj[QeDtieren mit bekannteii Ki^rpern and eine logische Ver-
iDapfuog der dabei wahrgenommenen Erscheinungen die verbargenen
Sigeoschafien derselben immer mehr zur Anschauung gelangen und
daas aicli dadurch immer neue Gesichtspunkte eröffnen, welche
wiederum zn neuen Erfahrungen führen.^
Die dritte Lieferung des LB. enthält eine Einleitung fon 103
K^ welcher die Principien besprochen werden, die beider Aus-
.j: der Lehrbücher des Verfs maßgebend gewesen sind.
Ditsä« Frincipien sind an uod für sich für jeden Lehrer der Natur-
wissenschaften von großem Interesse und gewinnen an Bedeutung,
4a tie von einem so hervorragenden Lehrer aufgestellt und befolgt
turden. Um die Bildungselemeate, welche die Katurwissenschaften
der Schule für die intellectuelle und sittliche Erziehung darzubieten
SU fixieren und die Stellung, welche diese den Geistes-
haft^n gegenüber beim unterrichte einzunehmen haben, zur
fHJC ' zu bringen, wird in geistvoller Weise der Eiufluss
ief > H^baflen und speciell der Phjsik und Chemie auf
üe CuUur des Anschauungs- und Beohacbtungs Vermögens sowie der
Bdgriifsbildung dargelegt. Im weitei-en wird gezeigt, wie die Ver-
Erbortung des gesammelten Vorstellungsmateriales sich damit be-
[jM§t, das Ähnliche zu ordnen, zusammenzufassen und allgemeine
iff^ 'Ifiraii« tu Hilden (Association, Gesetz); wie die hiduction in
i«D " haften zur Anwendung gelangt und wie sich diese
Indii r in den GeisteswiösenschafUMi unterscheidet; wie
[dir natnrwissenHchaftliche Unterrieht seine besondere Stärke hat in
dorn selbsibewussten Aufsuchen der Ursachen von Erscheinungen
tod in der Ausdehnung bebenderer für einzelne Fälle geltender Ge-
auf eine grt'^ßere Anzahl analoger Fälle an der Hand der In-
n jy\f* Auffindung der Ursachen befriedigt unser CaosaUtftts*
t^ißt, welcher sich seiner eigenen Denkfähigkeit
Vertrauen zur eigenen Kraft, Dass diese aber
laicht tn i ausarte und in den Wahn verfalle, mit der
in, v.,...^.,. ... Air kleinen Kraft an die Lösung schwieriger
heranzutreten oder jeder beliebigen Lösung Glauben zu
V ^ ' ' * ö^^onnene Handhabung der Induction und
ri ihiivh diA Erfahrung."
ug wird gezeigt, dass der
Tiichtes auf die Gemuths-
bildmig mn großer ist, ,,4!iss er namontlicli filr diejenigen Gefühle,
Vflebt Ihre uümiltelbare Wurzel in der Intelligenz haben, anregend,
orftnand nnd discjplinierend wirkt, und vor altem geeignet ist
Barfaeit in da«; Gefühlsleben tn bringen, dasselbe mit der Intelligenz
b Kinklang zu ^Hzen und auszugleichen. Insofern die Geistes-
wiMtni^ebaflen gerade diese Hicbtung des Gemüthslebens weniger
mbanen in der Lage sind, vielmehr auf die Cultur der höheren
eil Gefahle wie Theilnahme und Mitgofflhl, Liebe, Ver-
ig, B^ebteriLog 09W. hlagewieseii sind, treten erstere auch hier
It8 (k BurtoA, PhysikaHflche Anf^ben, angei. Ton F. WaXhnIm.
wiedarnm fflr letzte? e ergftnaencl auf und keifen somit den etsieh-
liehen Beruf der Schule fSrdem.^
Zum Sdilnsse wird dann noch besprochen, wie der natar*
wissenschaftliche Unterricht in den Lehrplan der Schule eingefi|^
und wie er ertheilt werden müsste, damit die vorerwähnten Bildungs-
elemente zur yollen Geltung gelangen kOnnen.
Das Werk hat sonach nicht nur gegründeten Anspruch auf die
Beachtung von Seite der Lehrer und Studierenden der Chemie von
allen , welche sich fQr den naturwissenschaftlichen Unterricht an
den Mittelschulen überhaupt interessieren.
Physikalische Aufgaben zur elementar -mathematlBchen Behandlung
für den Sehulgebrauch bearbeitet von 0. Burbach, Seminar-Ober«
lehrer lu Gotha. Vierte Auflage. Gotha. Verkg von E. F. ThieoemaMi
1880.
Diese Auflage unterscheidet sich von der dritten nur duek
die Einführung der neueren Schreibweisen für die Bezeichnung der
Maße und der chemischen Formeln.
Die Sammlung ist reichhaltig angelegt und bezieht sieh wd
das Gebiet der Physik in jener Ausdehnung, wie es an Mittelschnlen,
auch mit geringen mathematischen Kenntnissen leicht bewUtigt
werden kann. Die Aufgaben sind methodisch geordnet und Uetoii
eine groAe Abwechslung in der Fassung. In erster Linie schliefen
sie sich an den Lehrvorgang an, welchen Koppes bekannter Grundrias
der Physik gibt, ohne aber dadurch die Verwendbarkeit neben einea
andern Lehrbuche besonders zu beeinträchtigen.
In der letzteren Zeit hat sich immer mehr die Nothwendigkeit
herausgestellt, die Gesetze der Physik und ihren Ausdruck — die
mathematisch-physikalischen Formeln — durch passende Obnngs«
beispiele den Schülern recht eigen zu machen und gleichzeitig da-
durch die Selbstthätigkeit der Schüler in der Physik anzuregen nnd
zu fordern. Für diese Zwecke bietet die vorliegende Sammlung ihrer
Beichhaltigkeit und der geringen mathematischen Anfordemngisa
wegen ein auch in den unteren Glassen recht brauchbares Material.
Schließlich sei noch erwähnt, dass die Lösungen den Aiif*
gaben nicht beigegeben sind, dass sie aber von der Verlagshandlnng
für 40 Pfennige bezogen werden können.
Wien. Dr. Franz Wallentin.
Dritte Abtheilung^
Zur Didaktik und P»dagog:ik.
Glossen zu Eggers Lesebüchern fdr die L — III.
Classe des Dntergymnastnms.
Der Erf^bniDgssats, dase im deutscheo ünteirichte weniger die
ils die Pr&ils bedeute, das« das SprachgefShl und die Dar-
Dg sieh imitatiT and iDtuitiv entwickle, dürfte so ziemlich die
GtltUDg eines Axiome babeo. Vod diesem Satze aus wird aber an
du deotacbe Lesebuch namentUcb da, wo die ersten Grundsüge g»-
f9b«ii werden sollen, die UDabwelsbare ForderuDg gestellt werden mOsaeSi
dm es wirklich nor mustergiltiges aufnehme, das« es ein ScbatskftBtlein
asl, in dem die BchÖnsten xnu^lia des Sprachschatzes sneammen
ffirtlpea werden^ damit es auch künftig ein bleibender Beaita des
Sdillcrs, ein «rij^a tig titC sei. Wo nun Deutsche in gedrängter Masse
lÜscsi und reine Spracbtradition sich von den Vätern auf die Söhne
forterbl, da wird ea minder noth wendig sein, auf absointe grammatische
Miihtit tn dringen, weil das lebendige Sprach bewnsstsein hier etwaige
bfiorreethelten leicht bessern hilft; wo aber — wie bei uns in Öster-
rtich fast Qberall — ein mehr oder weniger abweichender Dialect .mit
to 8cbriftiprache kAmpft, mnss das Lesebuch alles fern su halten
ivelien, was die Sehriflsprache schädigen, die Schale in ihrem Bestreben
Ispniiiii nnd die Arbeit des Lehrers illneoriscb machen kann. Ist einmal —
Im Obergimnasinm — die Sprachgewandtheit hinlänglich Torhsnden, dann
Dag ein historischer and landschaftlicher Beisatz die ausgewählten
Sticke pikanter und fesselnder machen ; für das Untergjmnasium jedoch
«ifd man bei besonnener Betrachtung ein ähnliches Experiment ge-
Urlich finilcn.
In dieser üinsioht geben nun die hier su besprechenden Bücher
ra Tielerlel Bedenken Aiüass.
Schon auf dem Titelblatte *} beseichnen sich diese Bücher als spe-
ckll ftr österreichische Verhältnisse berechnet. Man wird es nun
idlflnnfcindllch finden und sicherlich im Principe billigenp dase vor
*) Ein Recensent dieser Bücher schreibt am Tüt^iMie.
140 Glossen zu Eggen Lesebüchern nsw. Von J, M. SUnoasser.
allen Österreichische Schriftsteller in Betracht gezogen werden; aber da
unser Schrifttham noch ein in junges ist, xxm auf allen Gebieten der
Darstellung wirklich musterhaftes in reicher Fülle aufzuweisen, so wird
die Aufgabe des Bedactors eine ungemein schwierige, zumal, wenn er
(wie Herr Egger thut) den Begriff des österreichischen fast ledig-
lich auf die Alpenländer beschrankt. Aus der reichen Literatur Böh-
mens, Mährens, Schlesiens findet man in diesen Büchern fast niobta;
Stifter, Ebert allein ausgenommen. Aber in dieser Beschränkung auf
das innerösterreichische liegt zugleich noch ein anderer Tadel, der
hier nicht rerschwiegen werden darf, ich meine die etwas einseitige
confessiouelle Richtung, die den. Gebrauch def Buches. an solchen An-
stalten erschwert, wekhe eine gi^tore Zahl'akMholiseker Schüler haben.
Die frommen Legenden des ersten Bandes z. B. sind mit einer
Classe, in der fast die Hälfte Israeliten sind'), eigentlich gar nicht su
lesen und Gedichte, wie Nr. 41 des ersten Bandes, ganz dazu angethan,
einen gewissen Kampf, der außerhalb der Schulmanem .tobt, in die
Schule hineinzuziehen. Bedenkt man, wie feinfühlig in allen diesen Dingen
z. B. Mozarts — leider beseitigte — Lesebücher redigiert waren,
wie M. mit sicherem Takte diese gefahrlichen Klippen zu umschiffiap
wusste, dann muss ein Yergleich der Bücher sehr zu Gunsten der älteren
ausfallen.
Es wird nach dem gesagten nicht verwundern, dass nur wenig
wahrhaft mustergiltige Stücke aufgenommen sind und dass namentlich
häufig Autoren zweiten, ja noch tieferen Banges (Vto ^^^ Beiträge t(Sr
den ersten Band sind Ausschnitte aus einer Jugendzeitschrift!) da
vor die Lücke treten, wo es eben an großen und bedeutenden Mustern
mangelt. In den Producten dieser Schriftsteller begegnen nun lieben
einer ungemeinen Gleichgiltigkeit gegen das, was man im gemeinen
Leben Grammatik nennt, auch sachliche Unrichtigkeiten genug, die je-
denfalls schädlich wirken müssen.
So finden wir in einer teleologischen Diatribe — an solchen sind
die Bücher leider reich — die Bemerkung (I, 72), das Ohr befinde sich
hoch oben am Haupte, weü der SchaU nach den Gesetzen der NaJtwr
in die Höhe geht, oder I, 54 warm spannte sich der blaue Hori-
eont über uns aus, Dinge, die zum Nachdenken ebenso anregen, wie
die Behauptung, die ein sicherer G. Scherer (I, 75) in seinem poetischen
Unvermögen wagt, dass die Spinne ihren Raub frisst, — III, 1 ist
Grimm das Malheur passiert, dass er den Kolkraben vermuthlich mit
der Krähe verwechselte; denn ersteren fängt man nicht mit Gersten'
futter, zweitens meidet er die hohen Bäume, obwohl unser lateinläohes
Lesebuch dociert: corvus in populo procerd habitat, was jahraus, jahr-
ein mit der Babe nistet usw. übersetzt wird.
II, 145 erfahren wir, dass die sagenhafte Perle der Cleopatra aus
Ceylon stammte, und dass daselbstPer2mu<^erp«/'t5c^^ wird. Schlimmer
ist, was wir 11, 89 lesen, dass die Schlacht bei Marathon das Vaterland
von der Knechtschaft befreite. Und welcher Philologe wird folgenden
») Ein in Wien gewöhnliches Verhältnis.
QIodsvQ SQ KggüT« Leflobttchern aiw. Von ^. If. ^oi47a««tff. 141
^«h g^ttÜieißeD : 11, l^ daher heißt porta da» Thor von pOfiaTe^tra-
f€n> Pmlielü nahm man einen Zuaammetihang (keine DeriJTation)
twucben beiden W5rtem an; wie aber ein Blick in Vanideks treffliches
hevk&ü leagt — mit unrecht. Aneh was darauf fol^t: Pomoerium (d^
»\ poetmoerium) ist trot£ der Aatoritgt des alten Varro bestreitbar, wenn
mifl BchoD davon absieht, dan ein Schüler der zweiten Classe die Form
niv^rii» nicht kenneu darf, die ganse Etjmolog'te für ihn aUo unnüti^
tft Kbenda U, 26 steht ein Satz: Ikta Wort ^Fetisch*" kommt von
dem pcrtuffieiiachen Feiii^ *} (englisch ^Fetiseh* ausgesproehen)
d«r 1» 4l«Mr Paatting sicher absnrd ist. Abgesehen daton« dass e« ab-
gWf> ' , ein j^ortngiesiBcheB Wort mit deutschen Lettern und großem
AnfA; Uiben zu dmeken, dass ferner die Anführungszeichen an
zwidter btelle fehlen, ist die Erwähnung einer angeblich englischen An«-
»pnclie (??) hier unsinnig. Es ist wie J. Zacher an zwei Stellen des zwölften
Baadfl» aeiner Zeitachrift nachgewieseQ hat, die im Deutschen so hüufige
ftr^rcftlaring eines $ in 9ch, für die wir anch ans den vorliegenden
iliwn Beispiele zu erbringen in der günstigen Lage sind.
leb meine III, I9&* wo das Kloster Birmu Hirsdiau ht^i&t und
nt, 182, Wir der <e KUneor wn ün^arland den Nami^n Khmcfwr
fÄft. —
DmoÜ wireti wir bei den Eigennamen angelangt, deren Schreibung
M Kgger ganz merkwürdige Singularitäten zeigt. Gleich an der letz tge-
UMBten Stelle widorspricbt die Schreibung Eeimar der Ztoeter Eggern
■dbü, der Lb. f. 0. G* II, 1, 70 Ueinmar von Zwcter liest. Aber be-
umifcni die Transscription griechischer Eigennamen lisst alles zu wün-
adltn Qbfig. Bald begegnet (II, 88) Äfch^« (bibhd» ferner mit rundem
» nt aehrriben vtiv AMt HI. 51) dann SUhUws fftr SUsileo» (ibid.),
oftd daa jdAgulärste von allen Mmnetioe = 'Ati^rrimo'i (Herod, IX,
6i)» O^r Diphtong u ihi also in seine B^standtheile gespalten, A-\-t
r Jud i wird Angehängt'). Hieht^r g«h5rt auch die Etymologie dea
WoriM Sia]rpbo»i Sem Name bedeutet Schiaukopf, So unerwiesene Dinge
«II nnni dim Kindern nicht beibringen, ich weiß sehr wohl, daaa man
2/^t^fOi &ls red nptici«rtes (fi'tf><ii=:(fo<f>vi erklilrt, weifV aber anch, daas
dia Liiigt des f widerstreitet und dass man lange schon anders erkl&rt
Ist Ich meinerseits glaube mit Vossius in Staiifoi (und £.{niXos)f^t'
iw^ifoc {^to^t^lo^^ erkennen zu dürfen. Darnach rergloicht sich ^(^av(f<f^
mit dam kunweite des ahd. Philologisch sonderbar ist auch der Titel
n, Iftü Die Auswemderwn^ des Ptebs. obwohl im Texte Z, 56 die
JMf steht.
An das Gebiet der Kt^mologie streift auch die Stelle I, 57. In
dtr ganstn Natur ist kein Lehrplati^ lauter Meisterstücke, Was
hiil^i daa? Eine ErUuteinng in den Noten suchen wir vergebens! Es
•aU iMilkn LehfpleiM, liin Wort, das bei Sander« Wb. II, &62 v.
iit In Min^ Zeitlich, XII, S« 81 aoh reibt feiti^ao (Alao
fcttii.
«j lie>tfrtmm IH, 76 fuhrt zu falscher Etymologie, C7«>fdeft Ul,
€L sn fabcher Ansipracbe cf, Wkkfned III, lO).
IM Glossen zu Eg^^rf LeMbliolieni oiw. Von J. M, StowoMier.
Plati fehlt und auch in nnserem Lesebnobe fehlen sollte. Ee bedeutet
zusammengeflicktes Zevg, wie es Lehijungen machen. L^arpka$ ^iie^p
das auf Eggers Gonieotnr beruht, ist ganz etwas anderes.
Dass figgers Lesebücher noch immer von der normalen Ortho-
graphie abweichen, ist mehr als bedaaerlich; denn durch denbestbi-
digen Widerspruch iwischen Grammatik und Lesebuch wird die Thfttig-
keit des Lehrers zu einer wahxen Sisyphusarbeit Oder kann man es dem
Schüler rerdenken, wenn er bei der Correctur einer orthographiaqheii
Übung gegen den JEU)th8tift des Lehrei^ durch Hinweis auf da» Leea«
buch remonstriert? Aber wenn diese Lesebflcher nur in sich einheitUoh
durchgearbeitet wären und in orthographischen Dingen sonst unan-
fechtbar, dann wäre die Sache noch leicht zu müdem; aber die ortbo-
graphichen Inconsequensen spielen auch hier wiederum eine groAe Bolle ')•
freilich mehr noch die sprachlidien. — Ich stelle tabellarisch einige
Nachweise zusammen.
I, Hütt, III, Hut; (nom. prop.) in, 110 Aragoniem, UU 381 Ana-
gonien; II, 94 einen Daumen breü^ l, 35 jede handbreü; II, 223 JMe,
U, 81 Knüe; III, 81 knieet (zweisilbig). III, 106 knien (swdidlbig);
n, 19 äUewege, H, 80 allerwege i I, 108 kretfte, m, 17 tosU; If, 9$
wächst, I, 17 wach/t; III, 151 Saracen, m, 109 saraeenisch; m, 108
aufs neue, III, 218 auf das (sie) Neue; III, 106 Muhammedaner, n,
40 muhamedaniseh, UI, 225 Mohammed; III, 142 Malage, II, 40 Jfo-
laien; HI, 216 auf einige Tausend Jahre, TU, 108 hunderte von But-
tern; III, 97 etwas Ähtdiches, UL, 215 etwas wahres j 1, 190 Heide^
I, 41 Haide; I, 204 ßuihdle, l, 201 mu Berge; I, 85 SMeußen, I, 86
Schleusen; I, 33 eegn' es, I, 35 gesegn es; III, 143 Argau, I, 288 Arn
(Fluss); I, 87 ergetsen, II, 58 ergöUsen; I, 126 anitn (I!) n, 46 #«>; I,
15 das Wenige, l, 202 das gleiche; II, 9 dein Lehenlang, UL, 196 meim
Leben lang; UI, 126 Baus haUen, UI, 105 stand haUen; II, 200 Oe-
berden, n, 79 Gebärden; I, 35 Hafer und Haber promiseae in dem-
selben Stücke usw.
Es sind das weder alle Fälle noch die bezeichnendsten Beispiele,
sondern wie sie der Zufall aus meinen Gollectaneen zusammengestellt,
hat, laufen sie durcheinander. Daneben finden sich noch eine Meoge
einzelner problematischer Schreibungen, wie Samftag U 208 ; sckwind-
lieh I, 77; Weiffagung II, 241; singein I, 109 (von Flammen, obwohl
schon I, 64 von den schimmernden Zungen des Feuers die Rede war)
u. a. m., was alles mit einer stattlichen Anzahl sinnstör eo der
Druckfehler') verbunden den Gebrauch des Buches zu einer recht un-
angenehmen Arbeit macht Keule I, 179 (SMägd, welche auf die Keule
^) Zwei verschiedene Auflagen sind absolut nicht nebeneinander
zu gebrauchen!!! Jede Auflage hat andere Orthographie!
<) n, 114 Sandbeet (beU); I, 130 EarnUi (LapiUi); I, 2 flried-
III« 177 bösf£endem fen); l] 116 von Feme
155 Sd^eide (Schneide) usw.
GloMea fQ Efgin LateUkchem usw. Von /.
IM
fßHm, um «ti... .if^d^en) scbelnt kein DruckfehUr*, denti aach I,
1 40 («gl Jopiter die Ihmterkeule bei Seite, und dieselbe ScIumbMt
kehrt iq E^gers eigener AnmerkiiDg wiedor, L, 2a&.
Sixiat der «ebeiiibar kleinlichatea, in W&brheit aber weitestrei-
fflModeD JMdok^Q »t das, was ich gegen ELs Methode is der Anwen-
|iQOg des Apoitropbft forbriogeii möchte; denn nichts hi so kleinlich,
et LQ einem Scbnlbuche nicht schädlich wirken könnte. — 6e-
kannilkh hält Herr E. den Apostroph ^berliaapt für unnötbig und sucht
_ Ibft auf die allernothwandig^ten F&lle zu beschränken ; aber ohne die
priichende CJoiüequen«; I, Nr. 18, Str. 3 Oraun, schaun, Str, 12
f^ran'Ä, 3ehau'n; in, 144 Gaun, UI, 21 Örou'n, I, 62 Ä>r. Ol, 30
\Fm9rrqf{\)) l, M 8€^\ l 36 gesegn; l 90 i«ii«ir\ lU» 152 $tacM;
1 1« 96 MU^eHcfU, II, U aufgerichtet, h 98 icA J^iMe*; ab«r in der nach-
[iiiD Ötropbe te^ bracht; III, 144 scharenioeig, I, 126 i>ergleichiVfeif' ;
[% Ihß UMt9i% II 154 9ch*efit9; h 130 SchaimeCn, I« 96 «telln obw.").
mttia bei der Lect&re der Lehrer Terbeaaem* und das ist immer
Hefa; aber ach Umm er steht m um eine Beibe van FälleOf in denen der
rApOfltropb untdracbeidandes Merkmal fUr Conjugationaformen ist, wo
^j«dsf praktiaebe Sobulmann ihn ungern vermiaaen wird, ao bei der 3.
praet ind. act. achwacher Yerba. E. selbst fUhlte die Nothwendig*
ill eiser Beielchnung ; denn an Ttelen Stellen ateht hier der Apoatroph
hl* B& Ufärmt\ hait% h 164 dfikM\ rüeki\ I, 98 lacht, I, 61 wm et
XhM' %md lebte u. a. m«), aber aablreicher sind die Stellen, wo auch
^ liier 4er Apostroph getilgt erscheint, aelbat in Fälleu wie tarnt und
1, 'i5. Daraus ergeben sich in der Schule iwci Übelstände
Toa akbi su unterschätzender ßedeutungp Erateos nämlich werden da«
dsrob die Sehüler, die — wie ja hinlänglich bekannt ist -- so eehr an
XuMrlkbkeiteD haogen, tu falscher Analyse Terf&hrt. So, 1, 111
2>eiii scAenJIct er Mine Sehätse
und theiU mit ihm da» Land,
«e die Knaben offenbar den ooni. praet. als praea. ind. anfiaesen, oder
tn. m
Zu Limburg auf der Feste
da wohnt ein edler Graf^
wo Bte beetenfalU an ein historisches Präsens denken werden, welohee
deeki dem ganaeo Tenor der Erzählung nach hier unpassend wäre«
Scliliinmer wird die Sache» wenn die Formen noch weiter ?erun-
llallet werden, wie in dem letz tange führten Gedichte:
Wo^d hat (U)iU hott") er Knecht und Mannen
rnd hat (Uhl. hatV) ein $kM%eh Bo$$;
Qieng doch eu Fuß pon dannen
Und hefi daheim den Troee*
Aua aolchen zuteilen erwächst «in sweiter Übelatand von noeb
pefterer Isaportanii denn da der Menacb, mit Schiller su reden, ein
VfllMkBiiDdee Qeaohöpf ist, so wird durch eine derartige Schreibung die
^ um die Intirpnnction ftteht es ebenao ; Beispiele antuf Obren
ViAiiid«^ der Raum.
144 Glossen m E^gers Lesebttchern usw. Von J. M, Siowasser.
Unart unserer Schüler nur Bestlriraiig finden^ nnterschiedslos und un-
vermittelt Prisens und Präteritum in der firsählimg nebeneinander sn
gebrauchen; denn obwohl es auch hier wieder an Oonseqnenz mangelt
{hatt' I, 95 0. a. bl), so prägt sich doch bekanntlich das falsche und
fehlerhafte leichter und energischer ein, als das richtige. Und damit ^
wäre ich bei dem angelangt, was am meisten an Eggers Lesebftchem
tadelnswert erscheint, ich meine nämlich die sprachlichen Sonderbar-
keiten in Bezug auf Formenlehre und Sjntäz, an denen die Bücher —
leider! — so überreich sind. Billigeiweise darf man Ton dem Be-
dactor eines Lesebuches roraussetsen, dass er ein scharfes Auge für
grammatische and stilistische Schnitzer besitzt und alles, was fehler-
haft ist, entweder unbarmherzig ausscheidet oder mit dem Rothstift füt
Sohulzwecke ummodelt; soll ja doch sein Buch einer großen Zahl Ton
wissenschaftlich gebildeten Lehrern die Directive für den Unterricht auf
Unge Jahre hinaus geben und einer ganzen Schülergeneration die Bahn
für ihre sprachliche Bildung eröffhen. In dieser Hinsicht aber muss man
staunen, welche Sprachschnitzer in dem engen Rahmen dieser Bücher
gefunden werden. Freilich hat Egger selbst die Nothwendigkeit des
hier vorgebrachten indirect anerkannt; indem er z. B. I, 24 bei J. N.
Vogl die Unform frä0 beseitigt, oder bei Goethe (wdld. Gl.) ü, 58 kmft
durch läuft ersetzt. Aber er scheint hier Heines Recept befolgt tu
haben : „Beleidige lebendige Dichter nicht* ; denn wenn auch Goethe oder
Yogi corrigiert werden, bei anderen ist alles grammatische und stili-
stische Unkraut ungejätet geblieben. Ich gebe den Beweis — da es
mir an Zeit mangelt eine vollständige Sammlung anzulegen — durch
Anführung einer Reihe erlesener — wie soll ich sagen? — Eigenheiten.
Vor allem muss ich an dieser Stelle mein herzlichstes Bedauern
darüber ausdrücken, dass Herr E. dem Dialecte in einem für das
Untergjmnasium bestimmten Buche einen Platz gegönnt hat. — Wie,
nachdem Prof. Tomaschek einst (Z. f. 5. G. 1866, S. 356) das Ziel des
Unterrichtes auf dieser Stufe als „FeMerlosigkeit und Sicherheü im
Sprechen und Schreiben'' definierte, unsere Lesebücher heute von Pro-
vincialismen strotzen können, das gehört zu den Unbegreiflich-
keiten; denn diese Provincialismen können einem Lehrer das Leben
sauer machen. Dass aber jenes „Salontirolerische" Roseg^ers, in dem
Dialect und Schriftsprache in lieblichem Kunterbunt sich mischen^ jenes
Idiom, das nicht Fisch noch Fleisch, nicht deutsch noch steirisch ist,
auch schon der Jugend vorgelegt wird, das ist meiner Ansicht nach ein-
fach ein Fehler.
Den poetischen und sittenschildemden Wert der von Rosegger
stammenden Aufsätze unterschätze ich dabei keineswegs, wenn ich die
Sprache derselben als für die Schüler geföhrlich bezeichne. Dass sie es
wirklich ist, ergibt äin Blick auf die Stücke, in denen eine Menge
Dinge vorkommen, die der Grammatik widersprechen, dafür aber im
landläufigen Jargon einen nicht zu unterschätzenden Genossen finden.
So sind die Formen er lauft (III, 12), er fdüt (III, 13) die unter-
schiedslos mit den richtigen gebraucht werden, jedenfalls eben so - you
Glooen n Eggmt L«tebuehern naw. Yod J, M. Siowmur. 14&
^ 0^1 wie di<7 JVojirertfi (1, 105), die Schaf (III, 11). nuamm (ibiii), ffinen
^w/JpiW (ibi4), it^Fiiie Ä4,ij> (ibid.), Ä^ÄdW Ul 13. 3fA« lU, 30,
Ti ciicÄ 1, 105, Schauts UU lö ü. a. m., woboi TOn dem «»igontlich
kiitiebeü g&ne ttb^^sehen ist
Aber nocb scbliiDniertig ÜBdot sich dftselbst. So UI, 11 schnappen
flieh tinandtr die fettestefi Blatter weg, lll, 13 verstaucht inch die
ianä t» dem fexten Boden, DI, 16 swr späten Stunde (1. su später),
U, \b auf den Hals werfen, IM, U die Tautologie freüicft^ woht^
«itroffen 1, 31 von Alpenbarg: nur dann erst), I, 103 am Fir$ie
er «m ptk&z Zeilen weiter acbon auf dem Firste Z. i3) usw. Kher
Dcb Aodcniwo findet sich äaßerst bcdeaklicbos, das ich ohne besander«
^ritntuig xusammtftiateLle.
I« 5 dem Bär neb«» Bären\ I, 6 kam gerenni (wie in Wien)}
^ da» Ant^uierle Qtid im Wiener Dialekt gebräucblich» die Mafi;
,^ am Untertberg für auf dem, wie die ;iweitd Stropbe bt-weist; l,
Spats. U 47 der LatiniBinas aU es nun an dem war; U, 27
klh anderer um tu t^erhindern, dans sich der böse Geist nicht auf ikreti
yMirrm Fiale schleicheiH).
Ip 53 dftH Anakoluth : die gläubige Mtn^t .*, sucht .... mm
IFMttiifa/y; I, 61 der Organist obeftam C/ior» vgL UJ, 69 ai» Hm^ne;
rl', I, 63 darauf denken (ebenda figariert das Eisen unter
.- ^^ ,.ndu¥igen der Men&cben); U 64 mUien, 13 Zeilen weiter nälfei» ;
rr hien^ es auf, ibid. aÜerlci Unkruut^ was am We^e «tond.
1, 78 begegnet die Geachicbte eines Waßsertropfenfi, in spracblicber
hX ein — Löwe \ Der Anthropomorpbismus — abgesehen von dem Ca*
nboarg mit 'leni da« Stuck beginnt und der sich fortwährend in widotrÜcher
iTabe nufdraugt — wiLre recht Hcbou, wenn er nur mit giöl^rem künstleri-
[idiafi Vernii^geQ durcbgefilhrt wäre ; da werden uns aber Untnöglicbkeiteti
»ter Art xugcntuthet, wie die, daäs man aus WoLkenböhen den Reiter
auf dem Rotve und drm pflogen den Land mann deutlich unterscheiden« oder
fwn oben her»ib Jm dichtMaidßten Watde allerlei bunte Vögd jeAffN** kann.
^ Fr»iHrh wtrd eine Art von Qberuutarlichcr blrktäruog aiigehingt^ aber lu
kt die Abnicht, — Man würde jedoch vielleicht nooh einen
wie dicken ' „es schwang sich ein Adler £u der unsichtbaren
iTr^pfrnfamdie hinauf ^ aU wollte er dte begrüßen'^; aber die Hprach*
^ifiliai^r daneben!!
IL 10 u hieng sich an die Flossen^ Z. U des WiäiÜtm, Z. d»
"^ ä§f Erden un Prosa). Z. 128 ein Teich* worin der Bach m^^ndet
Wissen« iet worin t^rtnimw in tjuo, der tenuiuns in <|QeiB ist
l| ftbfr anch 11. 5 ^ ^hkh^ worin Brod gebrockt war),
iflft liat mnander fbi tiorlci Dinge mehr,
L l<>i hat etngetuiüien {\U; I. l»ü ein brennendes nduurlachrothe»
|7WA {litt brennendhi l. 201 Als der Knabe*, schoss^ so war »eine
ffreude utw. gan^c wie unsere Priinaaer schreiben ; 11 202 das Zwickau*
"I 13 kömmt j Formen, die «u don bedenk-
- können*); 1, 211 geredt wie im VVicner
»eiehnipt sich aueh iinrch merkwürdige — ngfn
,. - \\...u.uUung ftu«, vgl Z. 136, 188, 192 u, a. m.
f. 4* «>%»rr. Ufmh 18S». IL Otn, 10
t46 GloBsen m iiggen Letebftcheni usw. Yon J. Jf. Stawasser.
Idiom. Ans einem Feaületon der Fian A. t. Enderes notiere ich z. B.
I, 214 hieng sieh an dm JSiaJm, 215 eine aenkreM gegrabene Bßkre
am (lies im) Wiesengrunde; 218 es kam einer oder der andere bramne
Frosch (!); II, 82 ist Naehtsseü bedenklich gegen n, 114 NaMgeü;
n, 88 nnteiBohiedslos wandten nnd wendeten in demselben Stficke,
iras denn doch nicht angehen kann, n, 69 steht das in Wien gebrftnchliehe
verBMen; II, 87 unter dem Vorgange (lies nach). — Charakteristiaeh
Ab- die laxe Schreibweise ist der Pronominalfehler II , 107. Er hatte
kaum die glänsenden Wogen berührt, so (lies da) hob stdi der breite
BUdcen eines dankbaren De^hins unter ihm hervor (empor? oder ans
dem Meere?) und er (!) schwamm schneü mit dem erstaunten Sänger
davon. Nach kurzer Zeit hatte es (!!!) umt ihm die Küste erreieht
oder der Satz II, 131 dass man schon im Alterthume die Taube äts
Postanstalt benutete, ist gescMchtUch bekannt, oder folgende Stilprobe :
die Nase von feinster Nervosität; die ganze Physiognomie trägt
den Charakter einer gewissen psychischen Aristokratie, Ist das
noch deutsch!?
So lesen wir auch durstet I, 195 neben dürstet, I, 83 sehoU nnd
sehaiUe, II, 88 bis auf die Hüften neben I, IHbis an die Hüften, oder
die intransitive Form gebleicht (I, 35). Von Plnralen wie Spreehräkre
Jödker, Oräter, Ton den starken Formen des Wortes Bauer, Ton dem
Superlativ malerischen (Hl, 185) kann man getrost absehen; aber be-
denklicher ist es, dass Rosegger m, 15 ff. von Kohlstatt (gegen die
Etymologie!) den Plnral Kohlenstätten bildet, der an die schöne, in
unseren lateinischen Grammatiken übliche Form ^iConstruction der
Städtenamen*^ erinnert.
Auch Gnstay Freitag hat bekanntermaßen seine Sprachunebenheiton,
die bei E. natürlich zu voller Geltang kommen, so fragt TL, 28, nieder-
sitzen ibid., flrug HI, 60, Formen, die keineswegs den Schülern vor Augen
geführt werden sollen, zumal da sie Freitag selbst nicht consequent
anwendet.
in^ 42 begegnet ein Satz, den Stettenheim geschrieben haben
könnte: Sieben kleine Seen, von keiner Erle oder Weide^ auch von keiner
Sumpfblume eingefasst; in demselben Stücke [nnterscheidet der Autor
Z. 66 ff. nicht zwischen würde und toerdeW Die letzte Zeile von Eopisch's
Gedicht III, 63 widerspricht der gegenwartig in den Grammatiken ver-
tretenen Lehre vom Reflexivpronomen:
die auch den letzten Kaiser in ihr gekrönet JyU.
W. Wagner (HI, 82) unterscheidet vernehmen und verstehen nicht von
einander, wenn man schon von den antiquierten Wendungen absehen inll,
die seinen Stil verunzieren.
Auch III, 87 begegnet nach temporalem Vordersätze ein mit so
eingeleiteter Nachsatz oder III, 90 der crasse Austriacismus : da mich
der Pfarrer ansichtig wurde, III, 147 das nicht nachzuahmende idk
wurde bedeutet, wiederum in, 217 eine Art Anakoluth: dass in jedem
AfEkerkmd kleine Mengen von Phosphor u. dgh stecke, — Und noch
oiamal III, 224 der alte dsterreichische Erbfehler:
Glotitii tu Eggen LeBebÜcbem ubw, Yoq J, M, 8Unoau&r. Ifl7
Zm Wien am dUphamfreühof, da steht das V(Ah m Emf\
Kaum H%mmt der T*xUenan^er die wirre Menge auf.
Che Um sftüs ostf werden die Leser rufen. Auch qiib vergebt ichda
iJle htuki im dem und&nkbarea üod TOTaussichtlich erfolglosen
ÜitäUHs, obirohl wir leider noch mit Grixie ias uneadliche /oct b«-
■togwltt kdimi«». Wir ftgen »b«r aach keine wetteren Bemerkung«ii
bin», alt die ^ine: Wer die 8cbwierigkeiteD kennt, mit welchen man tu
kisplen bul, wenn man ge^n ProTinciaUsmen zu Felde sieht, wer die
n^gkiit »in^wnrselter Sprachfehler durch Erfabmng jemals kennen
fllatat hat, der wird es bedanem müßseu, daes durch die yorliegenden
SBdiiir Aime Inoen^equensen und Naehläasigkeiten des landachaft Hohen
Sprscbgebrauches gewi&sermaßen sanctioDiert werden^ und dasa damit die
Irbeit dee Lehrer« ?ermehrt| ja vielleicht iUaaorisch gemacht wird. Noch
tlÄmx heute die gelehrten Kreife Österreichs in dem Hufe, ein gates
Dmtieli %n sprechen ^ ein Verdienst, du» die Mittelaehüle mit vollem
Btfchf« »ich Tindicieren darf — es wäre traurig, wenn ea anders käme!
Darum musi ee ernstliches Bestre^eu aller betiteiligten Factoren
HSn, ihntichen ÜbeUtanden, wie die hier bor&hrteo sind, abzuhelfen.
Vor allen aber mfttste dtrr Herausgeber dieser Bücher schonungslos
iäu Eotbiitift walten lassen uud allei, was in ihnen gegen Grammatik
ind Sprachgebrauch verstoßt, ohne jede Eücksicht ausmerzen ; denn
ia i*r gegenwärtig Torliegonden Gestalt können sie fast mehr Schaden
ib Nnixen stiften.
Nun wird mir rielleicbt H. E, entgegenhalten, für die Fehler der
JluA benötzteu Autoren sei er in p<?rsona nicht verantwortlich lu
i; es »el seiues Amtes nicht, diesem oder jenem die Stil- und Sprach-
u bosaern. Dem werde ich sein Verfahren an clas&iachen Stücken
iteilen* -* £s gibt fast kein einiiges Gedicht yon Schiller, Goethe,
tflilMid hl diesen Büchern, an dem nicht auffallende Veränderungen ¥or*
gmoiBincii worden wären, die thcils ohne Ber^phtigutig sind, theile Text
: Awadmok geradezu verderhen. Nur der geringste Theil der Ände-
war noth wendig. So i»t bei UbUnd lU^ 1^ aus dem »Mägdlein
"!m Bade" nicht mit Unrecht*) ein „Jündlein" geworden, so sind im
ftsfetfeal II , 90 ein paar Strophen unt^drüekt , wie in Vogts Donao-
fiilcbiü 1, 180; aber derlei Fälle sind selten. Meist ist das, waa ge-
rird, unnötUig augetast^t Ich führe nur einiges an : III, 126
l J^Üf ar mirgtHd äUU, Uhland hatte nirgends. iSollte eine Kakophonie
4tift wtrden, dann hätte auch in der Proeaatelle lU» 143 fernen
wmendiort werden müssen. Das einemal^t bei U bland (111« liO,
VH} wird conaequent in ^maimai» go&ndartt der EUtiT
I Berg f«rwaudelt sich III, 195 in iUüen B^, — In der schwäb.
kül, VM f. 61 hatte ÜhUnd er »praeh. Das Lesebuch und nprach,
KotL Fäkrden (III, 194) sind Fähren (sk!) geworden, obgleich
fMf Ztikn weiter geflihrden itahU — ^ Daas au» den Herrn w»m
•> Aber I » 6 steht wr^krUche Kinder , 1 , 14 eme üppige Frau
Lft.n.
10"
148 Gl<»686]i tu "Sggers Lesebücheiii nsw. Von J. Jf. SiowasBer.
Schlegel (Ult 19&) Herrn von SMegelmetAen, ist s^on riimstSrend und
dabei l&cherlich, ebenso wie die Verwandlung des schwäbischen Klosters
Hirstm (1. 1.) in Hirschau.
Die letzte Strophe der Einkehr (I, 176) begann ühland mii mm,
£. yerbösert ohne Sinn und. In demselben Liedchen gab ühland UiM-
beachwingty E. leidU beschwingt, während I, 218 (Ton Schiller) ans scMi
gebognem umgekehrt edOngebognem oder I, 221 tkü^ kryslaUen/rem hy-
stauen rein wird, Wogegen freilich III , 9 an Schillers Schreibung tei-
gehalten ist — Was es ferner ftlr ein Bewandtnis damit hat, daas IH,
194 f. aas umnn in Str. 1 and 5 wenn gemacht wird, soll ein anderer
errathen. Dass es keine Drackfehler, sondern absichtliche Änderungen sind,
zeigt I^ 9, wo aus Uhlands Versen:
Und wann die Äbendgloeke haUt,
da rede ith mit dir
Und wenn, . . .so. . . . gemacht wird. Also ist die in Rede stehende Periode
hypothetisch?? Ich halte sie für eine temporale gerade so, wie die Ton
Salis I, 7. — Unsere Secundaner würden cum übersetzen, nicht sL —
(Vgl. dagegen I, 111 Strophe 5.)
Eine Verballhomung des Textes haben wir auch schw. Kunde
in, IM V. 45. Dort schrieb ühland 'ne Christenschaar, Egger meinte
yerbessem zu sollen eine, aber III, 195 ließ er Str. 9 u. 16 ^ne stehen,
ja II, 69 vorl. Z. finden wir gar 'n = einen und auf der nächsten Seite
zweimal 'nen.
So sind auch im Taucher III, 118 ff. die Änderungen: „tn der
höehstenj schreckliehsten Noth'^ {schrecklichen bei Seh.) und gesdhmMti
mit dem IcösÜichen Edelqestein (köstlicTtsten Seh.) unn5thig, ja letitere
schon sprachwidrig. — Die Einfügung der Goniunction in dem Verse: TFb's
von Salamandern [und] Molchen %tnd Drachen war auch gänilich übw-
flüssig. Schlimmer wird der Vers:
und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß
zu einem dreimal gehobenen zusammengestrichen, obschon sich kein
Grund absehen lässt, warum es heissen müsse:
Und es rudert mit emsigem Fleiß,
Aber H. K. corrigiert auch in grammatischer Hinsicht die Autoren. —
Schiller schrieb (III, 10) unser sechs y Egger unsrer (sie!) III beschritte
(irreal), E. beschreite, ühland (in, 135) und kostefs ihn y E, ihm (TgL
dagegen Sanders dt Wb. I, 1002). Hebel I, 56 getraut er suh, woraus £.
getrautst (sie) du dir macht, trotzdem z. B. bei Sanders Wb. U, 1865
ausdrücklich vor dem Dativ gewarnt wird. Schiller schrieb im Kampf
m. d. Dr. (HI, 149 ff.) rasch auf den Drachen spreng* idh's los, und,
wie ich hier nicht darzuthun brauche, mit vollem Bewusstsein, da das
Oausativum sprengen transitiv gebraucht wird und werden soll. Mit
welchem Rechte wagt H. E. hier, Schillern spreng' ich in die Sdiuhe la
schieben? Freilich heißt es in einem Aufsatze von E. Schwab I, 191
aus der Herde sprengt sein Lieblingspferd vor, nach gemeinem Sprach-
gebrauche (wenn es nicht ein Druckfehler für springt ist), aber das be-
rechtigt keinen Menschen, auch bei Schillern derlei einzuführen. — Anderes
GImwii tu Eggers Lesebüchern luw. Von /. M* ^om<m$f. IW
AH tit t. B. im Erlkönig, wo in der 2. Str* Goethee EfUnkönig
gtgea Erik^iq Tert&uscht wird, tu don späteren Strophen ab^r steht in*
lueot BrUnHnig, — Str* 6 ist G^thefi dm^tm in ci^^tfren er*
obwohl t. B. I, 49 in Prosa aebon düBtr^ itand. Eines der be§ten
U i&t in; 3S. DoTt liest Egger:
Ai 9ah am Grund er eimn Drachme
Aufyähnen mit ge^errteni Bachm.
01« T<rw0ch»lang liegt nahe: Rückert h»tte eHttperrt geschrieben;
Jibet in, ft4 «t«UI in einem PrOBaaal'satze entwdirt (armis priffttus) **),
hl Eekarl \meü wir (abgestlieii foo dem Druckfehler dem Kinddein)
ia »te. bs
E, <kr a(ff, tftirem, der Et^sßH;
(G. d<T olftf Getreue, der Eeka^i)
.4oeh j^draftdU einen Ton Goethe« Gedanken ganz verschiedenen Sinn
mid crammatijeh sich angreifen lääst
Oaa Uochieitdiied hat (neben dem entset^Uohen Druckfehler; dtig
90 ßorm al$ Sekm vergeht) die merkwürdige Lesart tum Fuß des
Grafen geg«n Goethes einzig richtiges eu Fuß.
lo dar wandelnden Glocke (II, 53) wird einmal Goethen die Wort-
fvifi gebeaatrt (?) (G. so ist dir^s; E. isVs dir)^ ferner aber durch eigene
iMnMinction die vierte Strophe verschlimmert. Goethe bat:
Do^ weJch ein Schrecken hmterher!
E- DiKh welch ein Schrecken ! hinterher ». i. L
wie weuig Goethe derlei Hiu&berzerrungen geliebt hat,
El g^nan prüft, so matis man gegen E.s Interpunction
fhmt macbeti.
ühlaiidB ^Zimmer^prudi'* wird (U, 11) ^ Giebelrede* (skl) geUult
lad an awei St«ll«n vcrnnsUltet.^ v. 4 hatte U bland von oben und überaus
E. niit Unrecht vtm oben überall machte; denn Uhlaud meinte
ff tue PensterdfiTDuugen, die von allen Seiten dem Begen und
ila freien Zugang bieten. V. 16 sclirieb Uhland da$$ nichU Un-
W$ Bomm* herein, weil er sich meinen S|irechcr im Innern des Hause»
atc H. £., dem der i^prechcr nach BoseggerK Schilderung (l, lÜS) auf
Giebel des Banses steht, mus&te hinein schreiben.
Ptr die Legende ton Goethe sind neben auf Erd^n statt auf
ier Sri», GruUirmh statt Geii^teg Muh' besonders v. 14 Tempel für
lÜÜlplm CO ^^^ ^* ^^ bemerkenswert. Goisthe:
Wer genüge Ding* wenig acM'i
sich iMv» geringere Hühe madU^
E. mch am geringern Jf . wi. —
In drr Vogliohen Romanxe vom Untersberge l, 22 stellt £. die Un-
4mth ScMüfUn her, V. Schlufien. ferner Str, 4 Beim Tage statt
Tiaftf, wodorcb er einfach den Dichter eine Plattheit sagen l&ssti
waan soll die Sonne in die Bergschlucht hinanterschaucn als am
' " tilgt £. auch bei Hebel I, dS sweimal den Ausdruck In
i,in%4, der aber bei einem gewissen Karl MüUer 1, 232 stehen
IM 61oi06ii sü %ger8 Legebt&cheiu usw. Von J. M. 8Unoa99er.
Tftg«? Bio naMwmflorie Gruft ebenda ist aas Irnft bei Yogi entstnideD;
aber dae gfüeeliehate ist die Stelle:
Sie trugen Wamse (siel) aller Art
vom bunten Fmtgemiech,
An diesem monströsen Yerspaar ist Yogi nnseboldlg^
Sie trugen Wämser alter Art
van buntem Farbgemiiseh. —
Am seblimmsten kommt aber von allen Autoren J. P. Hebel weg«
Abgesehen ron ortbograpbiseben Diaerepanzen nnd der Interpnnction sind
im Kannitverstan 12 Änderungen, in der Betrachtung Aber die Erde I, 98
achtundvierzigll Wenn man aber genauer zusiebt, erkennt man leiebit
dass sie fast alle unnOtbig, einige geradezu falsch sind. •> Man erlaube
mir den Beweis wenigstens fOr einige.
Z« 9 Kshreibt Bgger den Mond, lässt also das Wort Ton bringt
abhängen, wodurch ein Nonsens entsteht. Hebel hat der Mimi und alt
Prftdi«at ist gM auf aus Z. 6 zu erg&nzen. — Z. 5 cm «ie gefügt, Hebel
an sie angefügt und so lesen wir ebenda Z,bl an die Erde angegageni
also war die Tilgung auch Z. 5 unnötbig. — Z. 86 m seinem £0601»
jBweimal verdirbt das wirkungsrolle in iinem L^}en noeimol Hebels. —
Z. 48 heisst bei Hebel : „man muss nicht glauben, dass auf diese Art ein
Hieü der Geschöpfe mit dem Kopfe abwärts hänge und in Oefuht^
stehe* usw. Die Coniunc^rförm ?Uhige mit dem Umlaute schien Hm. S.
nicht zu rechtfertigen. Nun wird man gewiss glauben, er habe der
grammatisohen Reinheit Beohnung tragend hange gedrudd Ifaa leae
und erstaune über sein hienge. — • Er hat also einfach Hebeln eiMB
grammatischen Fehler in die Schuhe geschoben; denn der Coniuneti? dea
Praeter, kann doch unmöglich dem des Praes. coordiniert werden. (Gerade
so steht es um Z. 57. Bei Hebel: f,Aber der geneigte Leser wiird mM
wenig erstaunen, wenn er's tum erstenmal l^ären soUte, wie fnA
diese Kugel sei* — ist alles in Ordnung; erstaunen ist IncohatiTum und
hat demnach hier seine rolle Berechtigung; denn wer die grosse Zahl smn
erstenmal hört, stupescit, non stupet. Nicbtsdestoweniger bietet H. E. den
Leser staunen; aber das ist doch wenigstens noch nicht unsinnig, wie
eine andere der hiesigen parallele Stelle aus Yogis Erkennen.
Dort lesen wir bei Egger II, 181.
Der ZoUner, der war ihm ein lieber Freund;
Oft hatte der Becher die beiden vereint.
Doch si^ — Freund ZdUmann kennet ihn nidU,
Zu sehr hast die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht.
Dass ihn der alte Freund und Zechbruder nicht ibenn^, das ist unwahr,
er erkennt ihn nicht und so steht auch bei Yogi deutlich su lesen.
Ich mag die Oeduld der Leser nicht länger ermüden. Soviel
wird aus dem beigebrachten ohnehin klar geworden sein, dass H. £. sieb
an den Classikem eine nicht zu rechtfertigende und meist höchst un«
glückliche kritische Thätigkeit ") gestattet hat^ ja dass er sogar bis inr
Correctur des classischen Sprachgebrauches gehen zu dürfen meinte.
"> Man Terffleiche seine eigenen Verse HI, 144 Str. 9 mit
nnrergleicblichen Seime dünkt^ 9pnnqt^ den ei wagte, um das Wort Hemd
Olnül tt KffW» LoMböcbetni obw. Van J. ML mowamr. Mi
Wir «Ue. die vir aita dem r«icheD Quell unserer clawischeo Litoritef
isBf und Belehmng In follem M&D« in acböpfen gewöhnt sind, iliiaieii
fMB visMSiefaAltUcbeD Standponkie gegen ein derarügei YoigelieD pro*
leilUren ; aber auch die Schule kun ee nicht hingehen liuen, dMs die
iskreB und einiigen Muster des Sprachgebrancbee nach dam Willen und
d«ff WDUctr einer Person amgemodeU werden. Didurch wird uns ja
der einiige feste Halt, den wir für die Benrtheüang der Sprech- und
Schr«tbwe»e unserer Schfiler habea, aus den Händen gewunden und
hiaterdretn droht daa Chaos und die Willkür.
Man wende nicht ein» ich sehe tu schwarz, derlei gehe unM^ädiich
fOrtb^ Qiui sei im ganxen nnd großen so bedoutend nicht. — Aach ich
inde, dass es eigentlich Kleinigkeiten sind, die ich hier vorbringe , sie
lind aber nicht Quell des Obels, sondern lediglieh 8jmptome einer immer
m«hr um sich greifenden Krankheit des Volkes, der die Schule nach ihren
Kciflen Heilung zu schaffen hat. Das Volk, dem seine thenersten Sohätie
anfertigt angetastet werden dürCen, ist eines solchen Hortes nicht wert.
Doch ich schweife ab.
Auch in anderer Hinsicht erscheint der TheU des Lesebuches,
welcher Stücke in gebundener Eede enthält, nachlässig redigiert; ich
BMiiie die mannigfachen Fehler gegen die Metrik ^ die mit unterlaufen.
W. Seherer hat seinerieit mit ßecbt Über die Verbummelung unserer
Bkodiroan Poesie geklagt, die sich namentlich in der immer laier ge-
handhabten Form xeigt. Dieser Verlotterung kann nur ron Seite der
Sdiikla mit Erfolg entgegengearbeitet werden, indem diese durch wahrhaft
maititrgiltiige Beispiele das Gefühl für formale Vollendung in den Schülern
«achinrnfen sich bemüht, sumal auf jener Stufe, von der wir hier sprechen,
anf welcher das Ohr der Schüler erst für rhythmischen Klang emp5mgUcb
fsoiacht werden soll Darum weg mit den form- und sinnlosen, seichten
Baimereieti , die namentlich den ersten Band verunsierstt; aus solchen
|0eU«clt i-uppen kann weder für das Formgefühl nocU für die
geistige I itig im allgemeinen etwas dauerndes gewonnen werden*
Ferner abur muss das Metrum auch von Seite des fiedaeloia tlmigt
gowahrt und nicht durch willkürliche Elision a. dgl. oft an der «nt«
Kbeidendsteu Ste<llo unterbrochen werden.
Irii stelle hier einige lilxempel (weitaus nicht alle) su beliebiger
Vergleich ang ber.
I ÜT. L V. 1 (wiü chariiktt'riiktiach!) lies ßUfftM; Nr. 4 f. 5 Be-
mm£rung, Nr. ie> v. 2 heü'ge, Nr. 71 f. 8 SpätäHeins (vgl v. 2), Nr. 7S
f* 96 :>$€tpfM u. a. m.
Im dritten Bande wird Nr. 11 die sweite Strophe (gegen Eicbeu*
dMT) mit stumpfem Keime rersehen; Nr. 19 v. IH, 25 v* S. fiS v. Id,
§9 f. VJ, 71 V. 12 btfben Aleiandriner für Nibeluugenrerse (l) und iwar
mdMi infolge von Abwerfung des dativischeo e, welches io Proeastellsn
1» E bei flitbf l I. 98 sorgfaltig allerorten nacligctragcn wohIr ; Nr. id
?«8S «oU knieeU dreisilbig gelesen werden^ 79 v. 44 lehlt tnnc Senkung
n kiwitfMil Waritin nicht klm^t^ Und IJl, 11 sehen wir den Halter-
llWo AoSa auch im Hemde.
15t Glossen su ßggtn LeBebfteliem usw. Von J. M» Stowasser.
und von dem dreimalgehobenen Vene ans Schillers Tsneher Nr. 45 t. 76
wnrde oben schon gesprochen.
Derlei gereicht den Büchern jedenfalls znr Unzier, wenn man schoii
von dem misslichen umstände absehen will, dass hier der Lehrer in der
Schule nnter jeder Bedingung corrigieren muss, weil der gestörte Rhythmus
dem Ohre der Schüler auffftllt. Inwieweit hier freiUch Setzer und Gorrector
Schuld tragen, kann und will ich nicht eruieren.
Zum Schlüsse sei mir noch ein Wort über die Anmerkungen ge-
stattet, die zur Belehrung der Schüler den einzelnen Bänden angehängt
sind. Dass sie nicht frei von Sprachfehlem sind (I, 234 fUr aUea töüidi,
das er traft HI^ ^BO nwr um su erfahren^ wo Siegfried verumndbar
sei, wwdm fälsche Boten nach Worms gesendet u. a. m.), ist be-
dauerlich, dass fernerhin bekannte Dinge erklärt werden, unbekannte un-
erlAutert bleiben , ist in Büchern solchen Schlages gewöhnlich **). ~ So
wird z. B. NachtwäMer I, 234 durch eine lange Note erklärt, aber Oadem
I, 15, Ludan I, 195 mit keinem Worte erwähnt, oder Friedet (vriedel)
Ili, 74, welches Wort — wie ich erfahrungsgemäß constiCtieren muss —
die Knaben als Koseform zu Siegfried (!) auffassen. Geographische Quis-
quilien wie Etbe, Moldau^ BrasiUen, Berlin^ Sahara finden breitspurige
Erörterung, das räthselhafte Cananea (I, 20) und hunderterlei anderes
bleibt unberührt.
Aber auch Schnitzer finden sich in Hülle und Fülle. Was eine
Note besagen soll, wie diese: (I, 228) Raute beeeichnet verschiedene
Pflangen, das weiss ich nicht; aber die Erklärung des Begriffes Sudeten:
derGehirgseug, der Böhmen von preusaisch-Schlesien trennt ist mindestens
schon ungenau. — Falsch wird I, 238 die bekannte Stelle aas einem
Turandoträthsel auf Joseph II. gedeutet, da sie auf den chinesischen
Kaiser Bezug hat. — I, 235 finden wir: Jupiter bei den Griechen (sie!)
und'^Bömem der oberste Gott, — Gleich darauf: Olymp bedeutet so vid
als Götterhimmeh Meines Wissens bedeutet *'Olvfi nog etwas ganz anderes«
Ebenso tritt II, 239 eine Göttin Proserpine (schon II, 241. . ,ina) aul —
II, 239: Phlius ist eine Stadt in Thessalien, Diese Verwechslung (mit
Phthia ?) ist um so komischer, wenn man bedenkt, dass das Stück, zu
dem die Note gehört, über Sisyphos, Korinth u. dgl. handelt II, 240
steht: Kentauren nannte sich (?) ein Volksstamm (?) in Thessalien; ihre
Körper waren (?!) Juüb Pferd, halb Mensch (!!). — Für das römische
Kalenderwesen ist II, 243 bezeichnend : Iden beeeichnet den 15, Tag jeden
ih jedes?) Monats, Wenn man fernerhin glauben wollte, Dyonis in der
Bürgschaft II, 228 beruhe auf einem Druckfehler, so irrt man; es ist
constante Schreibung, wie die Note ergibt: 11^ 244 Dyonis war Tyrann
von Syrakus, Welcher von beiden Dionysios der in Bede stehende war,
in welche Zeit wir uns die Geschichte zu verlegen habeo, davon steht in
der Anmerkung nichts, obwohl eine Angabe der Zeit des älteren D. nicht
geschadet hätte.
'') ünbegreifiich ist mir, warum II, S. 92 zur fünften Strophe
keinerlei Erwähnung geschieht, dass sie aus Teukros* Munde gedacht
werden muss. Wenn Düntzer, der ein gebildetes Publicum vor Augen hat,
einer langen Anmerkung nicht entratnen konnte, wie viel mehr erst ein
Scbulbucb, zumsl die Ge&hr vorhanden ist, dass die Schüler den Tela*
monier für einen Bmder des Atriden baVteii V^imen.
6ti«rr. Mittekcltalen uaw. 15 t
t SSS humn wir: MHawiren heisst den Leih mit Punkten und
l^igmttm hematen, ebeosü ttii richtig wie II, 241 NeMor, dfr preist Fürst
\wm MU$ (ht& Pylotu 11, 241 stobt Gutiurre (h\iT. GUarr\ Weou
' geuticr tosietat. wird tama bemerken, daas get%ie »n der Stelle,
f «eicke eich dk Note bezieht, dfts Wort dreUilbif in legen ist. II, 240
\m OHindien die SMoUn Iteet/^ dk einheimischen
B)i. II» 244 Züitbd [amcfi Cfffnbtd) ein Klmffspiel ton »liMmmeti*
\ O^odbekeni Zunbel und Cjmbal aind erstens gani ver^chieddue
Ivttteres aber hier in Wien durch die ungarischen Musikmnten
bl fenaf » um der Verwechälutig zu entgeben. I, 239 «teht der
dog. der Gauchos (!!) während III, 232 ausdrücklich Gaucha (ipr,
»; feleien wird nnd obwohl der Red&ctor HI, 2S2 richtig Prameen
(lleyve, Frwb.*» 735) gab er doch im Texte Pratrter, ein fran-
Ploral, der sa Termeiden ist. Aber aach luconsequenzen finden
wi« I. 23^ Mt^hammed, It 240 Muhamed n. a. m.
Nan ab«r &ei ein Kndt gemacht: denn schon habe ich den Hahmen
^derartigti AusfUhniugen wtit &ber»ohritten und die Geduld de» Le^er«
B&^ g4«paiint Das FacJt aus dem gesagten zu ziehen^ Überlasse ich
l4tm l ' > warneud darf ich auf die ernsten Folgen hinwei»eu, die
||idi . i l;i*»en; denn
l eat imbuta r^oeu«, «ervftbit odorem
Wien.
J. Bi. Stowasser.
[l^asBOQbacber, äebemattsmus der österreicbiächen Mittel-
^ehal«» imd dt*r Fucbschuloü gleichen Ranges. 14. Jahrg«
JH8! .S2. Kf'Ut SutUfl Jos k k. ITutcrrichts-MiuisUuiums, der Öster»
I
' fklirk^-^'
rigs-Anst
i^Oiuo-cll. 1 fl») Wien, ». ft.
ter
Ueu
büttelskn
m»lichiiU^ .,.
■- i '»^"^
ii die vom Li
1 AtiKwciin^ ein
■js eriieleti i :^>'. . i m^ ^'U^■
i'.T ÄUr Otiiiit.i'-i iJ U^ riij
uucU für alle jene brauchbar,
icbem Verk**hre stehen*).
...-keit
-^stattete
teil ober-
1 i in ist dadurch
||#hrr'r»taiidt5 in
luiiiwondi^r Be-
welohe mit dem
•l Darch einen unliebsamen Zufall ist heuer bei der UerauiM?abe des
Jalirir. ' -".!■ ,r,,:T^^v;-:-. ^ - ^•..^-.-|. r*^,,v.-„ ^-^ffttel-
Imi i»en,
I>e: ■■- .-- aet.
uidhm k k. Mii ter-
bl fit*" • '"'■^' ii> «it'i ;, ^. i.>-.*itigü
7nU^ <, gani beton*
itzi^ Lehranstalten,
|f - Wt cit will i gor Wtf'iÄe
\Jk ^u die H^'dnirtion gc*
vii lar.l 4iii: Jjittr ^^ /^'H, d^m
VVoLjHüilcij zu bt
^> ic^n stflj Aniäii. V*erJeger und Ucdacteut.
Vierte Abtheilung.
MiBcellen.
Literarische Misoellen.
Pökel W., Philologisches SchriftstellerlexikOD. Leipzig, A.Krfiger
1881. 1. und 2. Lieferung. 8. S. 1—128 (Aagsrd-Hutten). i 1 IL
Gegenttber dem allbekannten Nomenciator philologomm von F. A.
Eckstein hat das vorliegende Bach das Toraas, dass es einmal bis in die
neueste Zeit, also um zehn Jahre weiter gefahrt ist und dass es neben
den Angaben über Namen, Leben, Stellung, die bei Pökel aUerdin^ viel
kürzer gegeben sind als bei Eckstein, auch ein kurzes Yerzeichnis der
Schriften der betreffenden Gelehrten bietet. Dieser letztere Vorzug sichert
schon dem Buche eine weite Verbreitung. Aber es ist auch eine sorgfältige
und gründliche Arbeit, welche sich durch sich selbst empfiehlt, wenn aiieht
wie dies bei der Natur der Arbeit wohl begreiflich ist, sich gar manche
Versehen und Fehler eingeschlichen haben. Es werden daher ziemlich yiele
Nachträge und Berichtigungen am Schlüsse des Werkes erforderlich sein.
Vergleicht man das Buch mit Eckstein, so sieht man, dass der Verf. den
Begriff eines Philologen etwas enser gefasst hat; sonst würden z. B.
un&r B, um nur eines oder das andere Beispiel anzuführen, nicht Bach-
ofen, Bahrdt, Banier usw. fehlen. Wir denken, dass Mirthologen, Hbtoriker
usw. ebenso auf den Titel eines Philologen ein Anrecht haben, wie Gram-
matiker, Kritiker u. dgl. Der Verf. scheint anders zu denken; sonst hfttte
er z. B. doch einen Drumann nicht übergehen dürfen. Wenn daher der
Verf., der sich über die ihn leitenden Grundsätze bisher nicht ans^
sprochen hat, in den folgenden Lieferungen nicht anders Terf&brt, so wird
er seinem Buche nicht unwesentlich schaden. Auf Einzelnes weiter eis-
zugehen gestattet der beschränkte Raum nicht.
Programmenschau.
1. B. Perusek, De scholiorum Bernensium origine et aucto-
ribus, argumento et indole. Jahresbericht des k. k. Realgym-
nasiums in Sarajevo am Schlüsse des zweiten Schuljahres 1880 — 81.
Der Verf. hat sich die Aufsähe gestellt, die bisher zerstreute
Literatur zu den Bemer VergilschoTien übersichtlich zusammenzufksseii
und zu beurtheilen, vor allem also das, was in den Untersuchungen ron
G. Thilo und Th. Mommsen , in den Proleg. crit Ribbecks und in der
Ausgabe dieser Schollen von H. Hagen geleistet ist. Darin liegt anch
das Verdienstliche der vorliegenden Arbeit.
Mistel len.
155
I)QiDg«mi6 spricht «r saerst von den Haudschnft^n, welche dies«
SeholU« enthalten, dann Ton den GraromatikeTD , welche die Quelle fär
deoieniffen bildeten, der die Bemer Sehe lienm aase lasammenätellte, wobei
er die Eekannte HtibscHpiia tu EeL X. behandelt und steh an die Pa^enn^
Baftn« anschli^'ßt. Was er weiter über T. GuUtte sagt, darin glaube ich
dem Verf, nur iiiioweit beiettminen lu kennen, als erder Ansicbt Habens
widenfpricht Pest gt«ht das eine« daes die Seholien det T> OaDus nnd
dst Am Serviua vielfach so beecbaffen sind^ da«» man annehmen mnea,
te elaa habe den anderen benfitzt; ob Sernna den Gallus od^r dieser
dts 8«rTin»f ist iweifelhaft Hagen behauptet das erste, Peruiek das
i««lle. Zur Begrömlong dieser entgegen gesettten Behauptungen wird von
beMto auOer anderen Seholien das ixx G. I. 3 herangezogen. So gern ich
ntrn einerseits einrlnme, dass man sich bei der geschraubten Ärgn-
nenution Hagens nicht beruhigen kann^ so billige ich e^ doch andererseits
sidit, wenn F. auf die bhte Thatsacbe hin, dass das Scholion dee Servins
Martr und treffender ab das des Gallus abgefasst ist, behauptet, Gallus
habe sein Scholion dem Servins entlehnt; denn man muss doch die
Md^Uchkeit zuj^'eben, dass der Zueammensteller oder ein Abschreiber die
)ltDgt Faiisung Tcrscbuldet bat, dass dagegen Gallus selbst sich klar
and treffend ausdrückte und gani wohl von Senriui^ benfitit werden konnte.
IH^aei Miestraueu wird man bereehtist finden, wenn man bedenkt, wie
mit aolchen Schollen umgegangen wurde. Man betrachtete dieselben mehr
od«r wrnitrtT ah ein herrenlose« Gut und schente sich nicht» sie nach
P' andern. Dies beweist das Verhältnis der oben beschriebenen
Ha fr'Ti; (hfftr (sprechen weiter die scbolia Vaticana des Philar-
gVfiuA, welche il ri dcBselben Grammatikers in den Bern«r Hand*
scnHft<>fi öfter v. i won, öfter mit den schoiia adeapota oder mit
B*^ r-Mustimmtü, obgleich dieser bekapntermalVen mit Philargyrius
ni in hat Endlich bat es mit der ÜberlieferoD^ des Servius ein
atuiiKnf^ Üewandtnis. Sollte das betreffende Scholion tu seiner gegen-
wAttjgta Gestalt wirklich dem Gallus angehören, so müssten wir uns
noter ihm feinen Mann vorstellen, der nicht einmal im Stande war, die
Erkläruujic des 8erviu.< fehlerlos abzuschreiben^ auch wäre es unbegreiflich,
wie ein solcher Mann den Ruf einea Vergilerklarers erlangen und von
ferttändigcn Männern lur Interpretation herangezogen weiden konnte.
Uid das m(lsien doch jene gewesen sein, welche nach der Annahme
Thilos im 7. Jahrb. unserer Zeitrechnung die Tollsiändigen Commentare
det Gallus, Gaudentiu^ und Philarg^jrius aus Italien nach Britannien
brachten« — In ähnlicher Weise vermag ich auch nicht hinsichtlich des
Qattdentius, des an zweiter Stelle bebandelten Vergilerklarers, dem Verf.
IQ folgen. Zwar verwerfe ich mit ihm die nicht erwiesene Behanptang
Harens, Gandentins sei von Servina benutzt worden» aber ich kann ihm
Hiebt beistimmen^ wenn er die betreffenden Schollen wegen ihres ge-
fmmitereD Stiles dem Serrius als Eigenthuin vindiciert Denn wir wissen
niebt^ ob wir es mit den urspr&u^lichen Worten des Gaudentius oder
mit d«ii TerstUmmelnngen der Abschreiber zu tbnn haben, nnd an posi-
tiven Zfeurntssen Über Gaudentius fehlt es ebenso wie bei Gallus. Ich
balle «8 daher för gerathen auch diese Präge als eine offefi« zu be-
ti»obt«n Der Umstand, dass Gallus, Gaudentius und Philargjrius von
jßmm britischen Gelehrten bei der Interpretation Vergils verwendet
ttrdan, macht es doch bis zu einem gewissen Qrade wahrscheinlich,
itm «0 a^V Grammatiker waren. Dann ist es denkbar, das«
S«rvitu dl«' vei neben vielen anderen Commentat(»ren zur Ab-
fMraii^ lontart benfitzt nnd uns ihre Erklärungnr, ohne die
Kuiiet} einem besseren Zustande erhalten hat als die ßerner
Haftdic«jiu j*m hier einzelne Scbolitiu ihnen direct beigelegt
«irdvn. — 'ird der dritte Vorgilerklärer, der für di« Berner
8ebo1i*>i< l> . ..ide, Junilimi FWrius oder richtiger Junius Philar-
fSrHui Q und nach Fb. Wagner nnd G, Tbild dia ^vUXUi
150 Miscellen«
dieses Mannes n&her bestimmt. Man wird die Ergebnisse der Untersncbong
als richtig bezeichnen müssen, wenn man aach hie und da^ namentlich
über den Wert der einzelnen Beweisgründe verschiedener Meinang sein
kann. Daran schließt sich eine Erörterung über jene Schollen, welcne in
den Bemer Handschriften zugleich auf Janilius und Gaudentius zurüdcn
geführt werden, und über die scholia adespota. Man wird hier nur weniges
einwenden können. So scheint es gewagt zu sein , bis auf einzelne Worte
angeben zu wollen, was Eigenthum des Gaudentius (resp. des Servius) ist
und was dem Philargvrius angehört, da sich manches gewiss sowohl bei dem
einen wie auch bei dem anderen vorfand und somit beiden gemeinsam ist.
Der folgende Abschnitt enthält ein Verzeichnis der Grammatiker, welche in
den Berner Schollen angezogen werden; darauf folgt eine Beortheilung
des Gallus , Gaudentius und J. Flagrius. Dass der letzte von ihnen der
bedeutendste ist, hat der Verf. gewiss mit Recht behauptet und durch
Gruppierung seiner Schollen nach dem Inhalte recht gut veranschaulicht
Zum Schlüsse wird auch des Zusammenstellers, freilich in einer wenic[
rühmlichen Weise, gedacht; doch wird man nicht sagen können, er sei
zu streng oder ungerecht beurtheilt worden.
Der Stil der Abhandlung ist fließend. Abffesehen von mehreren
Druckfehlern, die den Sinn nicht stören und mit Kücksicht auf den Ort,
wo der Druck besorgt wurde, leicht eine Entschuldigung finden, ist uns^
weniges aufgestossen ; S. 13 soll es st. G. III. 51 heissen: G. IV. 51;
S. 19 8t. G. IV. 31: G. IV. 131; S. 9 wäre st unus altero die Wendung
idter altero, S. 32 st band longo absim quin die unpersönliche Constructioii
vorzuziehen ; S. 14 steht der Germanismus petivisse potuerit, S. 32 ist das
flpf. oogitaverant nicht am Platze.
An diese Arbeit reihen sich phytophaenologische Beobachtungen,
welche Director J. Zoch in den Jahren 1880—81 angestellt hat, und die
Schulnachrichten. Letztere gewähren einen Einblick in die dortigen Schal-
verhältnisse und können gewiss auf mehr Interesse und auf einen größeren
Leserkreis reebnen, als es bei den Schulnachrichten mancher anderer
Anstalten der Fall ist
St Polten. Franz Süss.
2. Garbari V., Prof., La divina Commedia di Dante ei su-
perbi nel Purgatorio. Programma deir i. r. Ginnasio Superiore di
Trento. 23 SS. gr. 8.
Nach einem weitläufigen Citat aus Thomas Carlyle über Dante,
aus dem der Verf. das Becht ableitet zu behaupten [S. 6]: „Non oon-
frontiamo dunque coir Alighieri nissuno, anche dei piu grandi poeü, che
il paragone non re^ge", denn Dante sei im Epos und in der Lyrik in
der tragischen wie in der satirischen Poesie über alle erhaben — wird
die Arbeit in drei Theile gegliedert. Wir sehen an der Ber&'wand die
drei Dante^schen Gemälde der Demuth : die heilige Maria, den Fsalmisten
David und den Kaiser Traian; sodann auf dem Boden die großartigen
Darstellungen der Hofiiart: Lucifer, ßriareus mit den anderen Giganten,
Nimrod, Saul, Arachne, Roboam, Eriphile und Alkmäon, Sanherib, Kjros,
Holofemes und endlich den Unterfi^ang von Troia, ein Bild, das, nach
des Verf.s Ausspruch, schon seit dreißig Jahrhunderten die Herzen mit
Theilnahme erfüllt Im zweiten Theil schildert uns Garbari den Zustand
der büßenden Seelen im Beinigungsorte, welche bald das erhebende und
tröstende Bild der Demuth, bald die furchteinflößenden Gemälde des
Hochmuths betrachten. Zu dieser moralischen Pein gesellen sich sinnliche
Leiden, die uns erkennen lassen,
che noi siam vermi
Nati a formar V angelica farfslla.
UlMellei
157
tMe ifti vtiMiiietlaneii Bnebdniuigsformtiit d bildeo <lai ISIoff
te ifteUn Abtduiilte«. In dem dUnkeLh^ftfiiD >. liaeD«! Ktoatlir
IMvisi dt A^t>bio Irmeo wir dk Folgen der »elUuöehtifeo Ü btr^
Htltilf k^oen; die malVlo«e Herrachbegierde stellt ticb ans in
g^iwcan^ 8ihr»iii« dem for knne Zeit UlmAcbtiffMi Timmen von Simm,
AiT} te almeiistolie Ombeito AldobraDdeedit, cmtmil» Graf ton Ssn*
Mon^ iit d^ ftbaebreekeade Typus der A n m t (^ n n ^. » Die Abbaadlang,
«ilJklw loiiieh tine gtordaeie Anftljse des X^ XI. ood XII. G«Muira d«
oria giH« bt in gehobener Sprache ge«chn«bcfi» und iie«l aieb tmibü
[on&laii.
Dr. Ambras Afavr.
3v Wactalciw^ki, Prof* Dr. A* Über das Badiomeiej. rrogr. dee
k. k. Obcri^yiirnftsitims in tVroowits (Hr du 8<biiljabr 18^.
In a^iAer amfabseend' ifitiebeod geechnebencti Abhandluag
Wkuidelt dn> ?«rf. die << te dee Radiometer!», beschreibt
SüMfUeh die VersQche üLrt uie b^wegnoge«, w. ! ' ' ' -- i »-^^^
Iwmwgainidtl wtfden and gibt eine gelODgene Sk^ ug
dar ftmometcrpliftiiomene Mfgestellien Theorien. E«. ..-i .1. tt
— ' n»d du mtiiseii wir hoch ftnschUgen — die auggedehct. ar
jgamM iiig»gebeo, so dttss dem Leser derselben ein Eingehen au! lU, . . „ lal*
^bkafidlungen bedeutend erltächtert wird.
Im ersten Theile werden unter anderem die Versnebe Ton Hart-
• oeker, Homberg, Mlchen,Thoinft8 Young,Mnncke, Presnel,
Watt and Pf »ff angegeben, welche die experimentellen Arbeiten von
Cr 00k ei vorbereiteten. Letzterer Forscher kam bekanDtUch sn dem
Bnattmte, dast ein von Licht- oder Warmestrahlen getroffenes Radiometer
m fotsert, al* oh ^ioe Abätor>ang der »chwarren Flächen stattfände. Ans
4« Versuchen Ton Finkener. welche im zweiten Theile der Abhandlung
liKiirieben werd- "-^ , » l. .. ^^^^ ^| gewöhnlichem Luftdrücke
imd bei einer V< iesseita des neutrale» Punkte« liegt,
df* TTnrtk, 1 von ... . , Varmeqaelle angeiogen» jenseita des
n^ mktcfl jedoch abgestoiWn werden; dass ferner diese Abstoßnng
Cr: ' .^ünnutig bii» £u einem Maximum zunimmt« bei weiterer Ver-
d^nnnng wii^der abnimmt, bis sie schlieülich Null wird. — Im NacU-
fotffenden wird der Versuche ton Schuster, Crooke» und Puluj
ftdacht. welche entweder bei fester Mnhle und drehbarer H&lle oder aber
bei drehbarer MaUh nnd U^at*^T Hrtll*» ftnpr*»#t*Ut wurden. Ans di«seii
«vg^bt sich < i i«3 die radiometriaehe
Btwvgnog r; ' uQd Wärmestrahleu
Mlotft netde. . r^ *rn
dtm OTfbbtren i m
FriaeipdcrA« n
tb«or«ttscbeD Ber io
citbilt unter sni _^ i ien
Abbaadkne^weiche aut d :adiometers unter dem Kin*
tiMMi Tt)n würmrstTJihlen
Wirm-
Irr
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b#w-*gTinzrM
- I^MS dir
Fouti
»•wg
der Ti'j
ten folgt, diM strahlende
uunet«rn poiitire Rotation,
fiiUseuder ju^^ütivü uder gar keine bewirkt, wird
. Wie lisch dienet Auffassung die Radio meter-
' '^- 29 lichtvoll Äusamraengefosst,
der Flftgelseitt-n einos Rsdio-
- i.ur... . " • •■* werden kann, haben
l Crook. U-3*iK
werden ri*. die littftstrfi-
Hankel • anig^scbieden ;
^ nnr aut elektrisoheii
158 Miscellen.
Theorie vonMancke, Delsatilz und Fonvielle, auf die Yon Tait
und Dewar aufgestellte kiiietiBche Gastheorie sor ErkUniBg der
RadiometerbewegiLD^ii, auf die EvaporatioDstheorie Ton Osbotae
Bejrnolds, Govi and Zöllner. Jedenfalls hat die kinetische Ga«-
theorie in der Erklärung der radiometrischen Beweffoncen bisbar das
ffrößte Geschick eehabt; mit Recht bemerkt der Verf., dius durch den
Ifachweisi dam Crookes' strahlende Materie Elektrodenmaterie sei, das
gegenwartige Obergewicht der kinetischen Gastheorie entschieden eiae
Eiabaße erleiden würde.
Die der Abhandlaug beigegebenen Figuren sind der Prognumn-
schriftMuthreichs: ^Zusammenstellung der radiometrischen
Betrachtun gen und der zu ihrer Erklärung gegebenen Theo-
rien** (Friedrich-Wilhelms-Bealschule I. Ordnung in Grün-
berg in Schlesien 1876) entnommen.
Zu bedauern ist, dass in der Yorliegenden Abhandlung eine schwere
Menge, wenn auch nicht sinnstörender Druckfehler, stehen geblieben ist ;
doch wollen wir hierfür nicht den Verf. derselben verantwortlich machen.
Diejenigen, weldie sich für die heutsutage so vielfach ventilierte
Badiometerfraffe intereyieren, werden sich über den gegenwftrtigen Stand
derselben durch (Ue Leetüre dieser gelungenen Programmarbeit ein klares
Bild verschaffen können.
Wien. Dr. J. G. Wallentin.
4. Vogel Hilarius, Das phonetisch-etymologische Element in
der deutschen Sprache. Ein Beitrag cur Genesis der Sprache
(23 SS. S«*). Jahresbericht der k. k. OB. im lU. Bez. in Wien, 1881.
Nach einer wenig klaren Einleitung (S. 3 — 5), in welcher Genesis
der Sprache und der vergleichenden Spraohwissenschsft, Aussprüche und
Ansichten Grimms), Beckers, Schellings, Herders und Hamanns bunt
durcheinander geworfen werden, fol^ (S. 5^9) »ein historischer
Bückblick auf die Versuche, die Sprache in Bezug auf ihre
Uranfänge zu beobachten.*
Dieser „historische Bückblick** ist ebenso unkritisch wie die
Einleitung; von den vielen neueren Forschungen hat z. B. der Verf. ^
der seine Arbeit selbstgenügsam wiederholt einen Versuch nennt und
zugibt, dass seine Anschauungen etwas subiectiv sein mögen — gar keine
Notiz genommen. Ais eigentliches Arbeitsthema wird endlich (S. 9) an-
gegeben, es solle an einer Auswahl von Beispielen gezei&^t werden, dass
die Anfänge der Sprache zuerst in einer bloß „laut-nach ahmenden*,
dann immer mehr „vergeistigten Thätigkeit" des Menschen be-
ruhten. Wie man diesen Satz aus dem Deutschen allein — oder doch fast
allein — beweisen will, ist schwer einzusehen. Falsche Auffassungen
laufen da selbstverständlich bei den Beispielen mit, man vgl. z. B. dU
Erklärungen von fuhs und fijands.
5. Wein gart n er Leopold, Die von L. Book anfgestellten Kate-
gorien des ConjunctiTS im Mittelhochdeutschen, untersucht an
Hartmann von Aue (44 SS. 8*). Progr. des k. k. OG. in Troppau, 1881.
Bocks Arbeit über den Conjunctiv im Deutschen ist zweifelsohne
eine sehr verdienstliche Leistung, wenn gleich manches in seinen An-
sichten subjectiv ist. Behaghel hat dies schon nachgewiesen, und der Verf.
kommt, obwohl er im großen Ganzen findet, dass Bocks Begeln sich auch
bei SDecialuntersuchungen an einem einzelnen Dichter bewähren, besflglioh
einzelner Sätze zu eben derselben Anschauung. Da der Verf. bei seiner
lobwürdigen Untersuchung sich an Bocks Disposition eng anschließt, so
ist seine Schrift ein bequem benutzbares Supplement zu derselben.'
.& Wall, Dr. MidbMdt Oftrel von dem blüenden tal. (5$ SS. 8^k
Jakf«iWnc)tt des k k. ak»d. 06. in Wieo, 1881.
Ikr Ver^ i mit dieser DichtnDg^ des Fleier sebon seil Tielen
beicbÄn ^ it ein« kritische Ansg&be derselben in Aiusieht..
«iscr ielb«t genommeiieii Abeehriit der Linser Hfti]ptb& benatit«
■Bell 4mm w. JLinjftiitchf MaleriAl und du von GoldbAcber edierte
K»Mr Fragment; wu Zingerle in ieinen FiDdliageD (Sittung^ber. der
. Akad« der ITiss, Bd. 50^ S. i49 ff.) von derselben Memner H&ndschnft
i bat, Ist ibm 0eltimm«r Weise nnbekAQnt eeblieben. S. 3 wird die
I Liiermtnr infeeMirt, doch würde ein Hinweis auf Kobenteins
. h 174 f., 119, 139 nnd Wackeroftgels Litg. l\ 274 nicht scbiden.
S--Ö spricht der Hemusreber über die Handdchrift, hierauf S. 6—9
te«B Schreiber in sachkundiger Weise. Die S. 9—56 enthalten den
dm Gedichtes und (im EiuDlick auf eine beabsichtitrte Ausgabe)
!n reichliche Proben des reconstruterten Textes. Die Mittbeil ungen,
Hr. W. in seinem Aufsätze t^ber den Lantbestand der Hs. bringt,
I wcaentlicb ds2a dienen, die teitkritiaoheo Anmerkungen der be-
idlUigteD Aoitfabe sn entlasten.
}. Pet6l6Di£, Dr. K* J., Konrads von Wflnsbnrg Leben and Be-
dentcog, Stadinm. Jahresbericht des poln. k. k. OG. xu St Hyacinth
m Krikau, 18ÄI. 33 SS. 8*.
Die Arh : r wenie Neues, und auch dies wenige ist nicht
iBalangt wu i h wUTk^rliobe» wenn auch nicht gerade unwahr-
liebe I>s' k.r.,..,.;^ Geburtsjahr, oder der V --^ ■ ^ dea-
mst den pik und Ljrik, der etwa nticb
^ , II dies*'!' RirVjrnng sich Büi.„., ^.- über
Wa Qfoet Hftc - oder Ürkonu I verfügen, ein Arbeits-
H^t XU ersciii i mögen , auf w o xu selbständigen und
^ rTfolleu R<:äultat<:u geiangen können. Auch die Analysen von Konrads
I* ! tTingcn <die wir Übrigens ^r nicht benMhigen) sind mager genug.
hat sich gani entschieden redlich bemäht Konrads Leben und
iisu kennen xu lernen, warum er aber seine« wenngleich fleiDige
e doch nur für seinen eigenen Frivaigebrauch Wert hat, ver-
, ist nicht recht einzusehen. Als Uarioaoni spukt übiigens
' b, ij iwcfi die Manessische Hs.
8. Kbnll, Dr* Ferdtnund» Die Stadtgeset^e von Gger ans den
Jahren 1352—1460. Jahrpsberiobt des k, k. n* OG. in Grai,
^Sepiaratabdruck, Gmi 1881, bei L^/uschner umi Lubeosky,) 44 SS. 8*.
Die nun xum ersteniiialM vüllhtiiiidig edierten ältesten Egcrer i^tadt-
^ die gleichseitig von t>m und historischem Werte sind.
msammen mit sechä i xienilich gleichen Datums ver-
likhi. Dieses Material bietet nun ein wertvolles Substrat für die
ITirlsmicbung der Krage nach dem Ursprünge der Egerländer Mundart
Bmusgeb- t lu iUm sicheren Resultate, d&8s dieselbe die
■ I Verwano it jener Nürnbergs habe* Der Anhang (S. 40— 44j
n/t riHUe Nachträge xu Lezers Wörterbuche.
9. Zukal J., Au^ der TroppauerMuseumsbibliothek. Jahresbericht
irr V. t. Oi: i!i Tr. iij^:iu. 36 .^Ö. «♦.
r bnngt in diesem Heftchen die Fort^etrung
•tiiii: 1 MUtheilangen ausder TroppauerMuseums-
ibUoiliik, i; iiic Vertreter der deutschen Philologie einiges
7«<^^i« «otl iiter ein Vocabuhuium latino-germanicum , Ms.
aec. XV taaiuTi a 1418).
160 Erwiddrang.
10. Oroß Heinrich, Dentscblands Schriftstelleriniien und Dich»
terinnen, eine literarhistoritche Skisze. L Theil, 1880 (71 SS. 8«),
IL TheU, 1881 (94 SS. 8«). Jahresbericht des k. k. d. OG. in Triest
Der Verf. hat sich mit dieser Arbeit viel Mühe gegeben; gleichwohl
können wir ihm für dieselbe kaum danken. Abgesehen von einielnen
Irrthümem ist bibliographische Vollständigkeit, das einzige, was dieser
trockenen, nicht übersichtlich geordneten Ao^Kablnng von Namen and
Büchertiteln Wert verleihen kannte, nicht erreicht. Der Verf. hätte, nm
sein aufgesammeltes Material (soweit es der Mühe lohnte) an den Mann
zu bringen, am besten gethan, nun da Goedekes Grundriss zu einem go-
wissen Abschlüsse gediehen ist, in Form einer Recendion das noch etw»
Wünschenswerte nachzutragen. Seine Ansichten über den ästhetischen
und anderweitigen Wert der meisten Frauenromane und Poeme werden
wohl wenig echte Kritiker theilen.
11. Zeehe A.,ADastasiu8 Grüns Schutt. Jahresbericht des k. k. GG.
in Laibach, 1881. 46 SS. 8'.
Der Verf. stellt zunächst (S. 3-8) die bekanntesten neueren Be-
urtheilungen der Grünschen Dichtung zusammen, während erst auf S. 39
bis 42 einiges über die erste Aufnahme des Schutt angeführt wird.
Unter den Mteraturnotizen der ersten Kategorie, von denen einige minder
wichtige durch bloße Citate angedeutet werden konnten, vermisst man
die eingehende Würdigung A. Grüns von Prof. A. Schöobach in der
Wiener Abendpost 10. IV. 1876. Hierauf folgt eine ausführliche Darlegung
des Gedankenganges und der Idee der Dichtung (S. 9—28), an die sich
Erürterungen über die Gesammtcomposition schließen (S. 28-31). S. 31
bis 39 werden Bemerkungen über die Grüntjche Darstellung mitgetheilt,
von denen einige wohl nicht ganz gerechtfertigt sind, zum Beispiel jene
über den Gebrauch des Conjunctivs. Verdienstlich sind die (S. 42 --46)
beigebrachten textkritischen Bemerkungen, die um so dankenswerter sind,
als bisher eine (freilich in Aussicht gestellte) kritische Ausgabe Ton
Grüns Werken noch fehlt. Der Verf hat sich seiner Arbeit mit hin-
gebendem Eifer unterzogen, obgleich mehr Knappheit erwünscht ge-
wesen wäre.
Weidenau. Fr. Presch.
12. Eämmerling, Die Geschichte der Stadt Freiberg. 2. Jahres-
bericht des Staats-Unter^mn. in Mährisch-Freiberg iSo.
Eine gut geschriebene Stadtgeschichte, für welche zunächst die in
Freiberg selbst befindlichen Quellen verwertet worden sind. In Bezug
auf die Gründung der Stadt halten wir freilich dafür, dass dieselbe mit
den Colon isationen des Kuhländchens und der umliegenden Gegenden im
engsten Zusammenhang steht, daher die angebliche, üoerdies erst in einer
Handschrift des 17. Jahrhunderts befindliche Ziffer 1178 als Jahr der Grün-
dung auf historische Glaubwürdigkeit keinen Anspruch machen kann. Zu
billigen ist, dass sich die Darstellung streng innerhalb der Grenzen hält,
die sich der Verf. gesteckt hat.
Czernowitz. J. Loserth.
Diesem Hefte ist eine 'Entgegnung' des Herrn Schulrathes A.
Krichenbauer gegen die Recension seines Buches beigefügt. Herr Dr. A.
Bzach hat uns mit Bücksicht auf dieselbe folgende Erwiderung ein-
gesandt :*DiePhilippica des Herrn Schulrathes Krichenbauer gegen meine
m dieser Zeitschrift Jahrg. 1881 S. 603 ff. veröffentlichte Anzeige seines
Buches ,,Theogonie und Astronomie** empfehle ich den Lesern der Gjmnasial-
zeitschrift zur nützlichen Leetüre. Ein Wort hinzufQgen hieße nur die
drastische Wirkung der neuerdings darin vorgetragenen Expectorationeo
beeinträchtigen. Der bescheidene Hinweis auf Galilei gibt dem Ganzen
einen ergötzlichen Abschluss*.
Erste Abtheilung.
Abhandlangen.
Zq griechischen Inschriften, besonders klein-
asiatischer Herkunft.
I.
'Yiog ^6l€0}g, drj/iov xrX.
Was im griechischen Alterthum auf dem Gebiete des Privat-
rechtes die Adoption, das bedeutet auf staatlichem die Verleihung
dee Bürgerrechtes. Es muss daher zunächst überraschen, in grie-
chischen Inschriften und auf Münzen hie und da Ausdrücken zu be-
gegnen, welche auf eine öffentliche Adoption gehen, die nicht
mit der noXixüa identisch ist. Ich meine die Ausdrücke v\oq i:^q
nolujg^ viog zov dnf40v. Boeckh bemerkt zu G. J. 2083 : populuni
adoptasse filios et nlias satis constat .... exempla in titulis fre-
queniia componet index. Der Index hat leider auch das nicht ge-
halten. Wer indessen daran zweifeln wollte, dass hier in der That
eine der privaten Adoption durchaus gleichartige vorliege, den ver-
weise ich auf Wendungen wie d^fiov vlog, (pvaet di tov deivog (s.
nnien d. 6)^ oder auf den umstand, dass einmal ein Adoptivvater
und der dr^fiog coordiniert dem wirklichen Vater entgegengesetzt
werden (s. unten n. 7).
Auf eine Adoption beziehen sich dann auch die Bezeichnungen
tiog ßovlrjgf y€(fovoiagt viwv ^) welche, wie auch die ersteren meist,
onmitielbar dem Patronymikon zu folgen pflegen.
Allein was ist der Sinn einer solchen Adoption ? was führte
n derselben ? hatte sie überhaupt eine praktische Bedeutung ? Dies
hat Waddington in seinem Commentar zu Lebas HI, der so reich ist
an ausgezeichneten Bemerkungen, angenommen zu Nr. 53: er schickt
*) yt^öifcia und f^o» bezeichnen da die unpolitischen Vereini-
ßgen reifer and junger Bürger; über die etsteren s. Waddington zn
M tu, 68, über die v^oi hat M. (}ollignon gehandelt in den An-
flika de U Faeult^ dee Lettres de Bordeaux 18»), 8. ld&— 151; doch
habe kli den Anfsats nicht gesehen.
l#lNkrlft L 4. tetorr. OjmB. 18SI. BL H«A. 11
16S Zu griechischen Inschriften nsw. Von G. HitBchfM.
Yoraos „on ne satt rien de positif sur la noiture de ces (Adoptians^^
fährt aber dann fort : „on peut les comparer anx bourses entretenues
par les Colleges par nos d^partements et nos commanes et elles AYai-
ent Sans donte ponr bat d'^lever anx frais de TEtat ou d*an corps
public des enfants de citoyens paavres. Les inscriptions proayent
qne ces fils adoptifs arrivaient sonvent ä d*assez hautes fonctions
municipales''. Ich will dagegen nicht geltend machen, dass we-
nigstens in einem Falle neben dem di^iAoq noch ein AdoptiT?ater
genannt wird, denn es sind ja Verhältnisse denkbar, in welchen Je-
mand — nach einander — zwei Adoptivräter haben konnte. YgL
z. 6. Lebas III, n. 408.
Waddingtons Erklärung scheint mir aber überhaupt unhalt-
bar; gegen dieselbe ist einiges schon von Perrot (m^moires d*ar-
chtelogie S. 176 ff.) richtig bemerkt worden; aber seine eigene
Wendung (un pur titred'honneur) kann ich nur als eine ausweichende
Beantwortung ansehen, und der daran geknQpfte Yersach einer Her-
leitung der Formel geht auf Zeiten zurück, aus welchen uns Öffent-
liche Adoptionen irgendwelcher Art nicht bekannt sind.
Wirklich müssten jene nach Waddington auf öffentliche Kosten
erzogenen armen Sjiaben, nach dem Inhalt der betreffenden
Inschriften zu schließen, bisweilen ein ganz außerordentliches Glück
im Leben gehabt haben. Das wäre ja auch sehr wohl möglich; und
den Yortheil hat W.s Erklärung jedenfalls, dass sie auch für die
relative Seltenheit der Bezeichnung v\og nolecDg xtI. ausreichend
ist. Aber die Inschriften zeigen auch zum Theil noch, dass die also
Adoptierten zu bedeutenden und alten Familien gehörten ; ja ein
solcher hat sogar schon h Ttatil die Gymnasiarchie geführt (s.
unten n. 2), ein Amt, — wenn man es in späterer Zeit in Elein-
asien noch so nennen kann, das bisweilen enorme Kosten Temr-
sachte, und niemals billig sein konnte, auch dann nicht, wenn es,
wie gewiss hier schon der Fall, wesentlich in der Lieferung des für
das Gymnasien nöthigen Öles bestand'). Statt weiterer Ausfüh-
rungen will ich hier das Material einfach vorlegen. Die sechszehn
Inschriften vertheilen sich auf ein weites Gebiet Kleinasiens und der
Inseln (doch s. auch Anm. 4) ; die Hälfte derselben gehört sicherlich
der Kaiserzeit an und zwar den zwei ersten Jahrhunderten, die üb-
rigen acht wohl auch.
') Daraas erklären sich Ausdr&cke wie yvfiveta$aQx^^y ilMWtrm
iXa{a(C. J. 2719, 21 Leb. III, 517), d^xroh (8. Waddington m Le-
bas ni, 1602, gegen dessen Erklärnng indessen C. J. 2782 zu sprechen
scheint; es sind wohl bestimmte Portionen gemeint); so erklärt sich auch auf
einer Olympischen Inschrift fArch. Z. 1878, n. 145) yvuvaauiQxil^ng
olxiiotg %al itvaSip ßaatXtn^, ein Ausdruck, der Dittenberger nnver-
ständlioh blieb. Ja sogar von einer Torttbergehenden ÖUeistnsg
kann es dann heißen yvuifacta^fiigag nditag Trjg io^r^g ^ui^ag Hptog
rov Üaiov tHfAfig ^M (Lagina; ballet de V6eo\e Fr. Y 185 und sonst
ähnlich). Und endlich kann es dahin kommen, dass yvfjivfiataifj^^p nur
noch allgemein die. Bedeutung ein w mit Leistungen verbnndanenXieitajiff
hat, wie gewiss C. J. 4275 (in, p. 1124) » Leb. lU, 1259 (Xan^osT:
yvjtiißaawQx^^fK "^i iftfAVOtaTfig ya^vtfiag.
Zu prfe&hlacheQ Ifitcbriften qbw^ To& Q. Eindiftld. Ifli
l^AphrodisiaSr Lebas lU, n. 1 592 : %^oxXrjg *£^f4a-
0Vt ofXiB^hg %ai ifJB4pai^rjip6^og, vlog nolimg und g^ln
r«b b&beD aus eigenen Mitteia ein Bad mit alldja Zobehör erbanl.
2. Siratonikeia Lebas III, 535: £s handelt sich am ein
viot tt^g nolEüf^, Oymnasiarch twt^ vimy iv natöi, dann
PHtstor« dann als Gesandter in Born — natürlicii anf seine Kosten,
. «. Mm tc Xoirtä ftayra uaqaaxoftivov tTj ncn^äi.
3. Stratooikeia C. J. ü, 2719: fhov 0Xaßi€m Movwo^
} Kv^¥tf ^iv^iov ffiloqtü^iatoi, q^tloasßaaTov, q^tXofiatqtdog^
fuS^tJS noXeotg, jiQwß^vaaviog jtqo^^ toxm; ^ßamovg u. 8«
m folgt eine Reibe von Leistungen ^ Prie&terAmter, Zweikilmpfef
i, Bewirtungen, Gjmnasiarcbie, Gesandtschaften — , wie sie
bei bedealendem Vennögen nnd zugleich angeaehener Stellung
llicb sind.
4. Aezani. Lebas lU, n. 881 (0. J. 3831 a S) Eath und
Mk ihren Miy^idia Mn^^A^oig vier trjg noX^wg tc^am«»
~ in iig %ov ^iog xai noXXa (piloöo^i^aayTa tj /ror^idi.
^. In Phrygien zwischen üschak nnd Karahissar : xcu ^
tnövrtig ^Pojfialoi hei^tjixar T. Klcd^ioy S^fiiatctyo^v
~'^]or]4ii>' €]t€^yt}xcfza xrpf te noXiv Kai tov i^jitov; demnach wohl
«isehnlicher HerknnA.
6. AssDS C. J, 3570r An einem Epistylion ix %f^g nQoao*
*&¥ OYfjw u)v anihmv ug imexsir/p t^g noXeo^g KXeo-
ww^atcg viog ^6X$o}g, (pvau 6i l^/r€XAi^iiiyTog iTr^enccraa^)/.
Folgende vier bieten vlog toi d^^o t%
7. TeosC. J* 3082: Die Dionysischen Techniten und deren
fwai ehren Tißiqiov KXavSiov Mvaoi^axov v\6v nal
^öv i^fiov, ifia^i d€ 'Eofio^iawüVy Kt^ivt^ 0iXiai^ia wegen
~^lMi»der Austattnng der aytÜfig xtX, — Vor die Adoption daroh
\&^fiog scheint C% J, 3081 211 fallen.
7 a, Taos C. J. 3083. Wie es scheint, ist es die Stadt,
^Viick« denselben ehrt ivcsßij, tpiXoaißaatGv xai q^ilMncti^tv,
fiop yi^uaytu (A galt als Einer der GrDnder der Stadt) 'i^okkk
j M» ^9)faXa %m xa^* tva xoi xo/*7; rfj na%f^di nuf^tffx^^^^^*
liim^frij woifA/§ov^ $laau eavz^ re xai rfi nat^dt avö^ag
f9n*ü9tn, (Wird ihm hier vielleicht der Titel verliehen?)
8. Smrrna C* J. 3173 : Datierung .... nQarsvovTog (des
iBakchos) dta yiyovg l\ 'lovXiov 0aßh Mi&Q€ag tov dt} 1^0 v
itSof, tfiXöatßaCTOv , . , , (im Jahre 80 n, Chr.}*
0. Kos, annaaire de rassociation ponr rencouragement des
^iMts grtfqaes en France, annee 1875, S. 271 : ^€ötg nctr^i^ig
"' ^ iyuag iatov 2r€^T*riot% ^HgoTÜUljov tiov Sb'CHjpü/vf-o^.
I yiZoxaiaa^og, ffiXocfißacwov, (piXoid.Qvdiov^ ddfiov viov q^Xo-
Imitfidt^g^ Mvüißovg^ «re^'^a rag nai^idog. Ihm, dem Arzte da«
lliiirr ClmadtQs verviankteCos die immunitas nachTacitus ann* XII.
11*
104 Za griediischen InscbTiften qbw. Von CF. Hiridhfeld,
61. Ton ihtt ala einem do/u[ot; i;io^ ist wohl auch die Rede im bol-
letinde Tdcole Fr. V, S. 474, wo auch auf ihn eineBronBemfinze der
Ineel bezogen wii'd.
10. Ko 8 bull, de T^cole Fr. Y, S. 229, d-eolg nct%^QfffOtg inif
Tag ... iXQav&üdajiiov viov {<p]iloft<iT^ld}ogf tifCDOit [€]vif^
yha Si läg nolljiog irfozfjQiag^
Diesen Inschriften schließt sich zunächst an
11. eine in Amastris gefundene, welche Perrot, mdmoires d*
archdologie S. 168 yeröffentlicht hat: Bath und Volk ehren ^[v-
Xov] KttiTfuhov Fatov tiov KXovüTOv/iei^if nQaxXov top ilov-
Tagx^ xat ^^aßa^xtjv^ xai vlov rtjg uiiößov ftQtav^ioi^ä
Twv hiao%eu!iv naaijg a^^ 7^^^-
Iloiig und ysQovaia vei-einigt
12. Eos bulletin de r^oole Fr. V, 8. 229 : ^€oig] noTQtfOi^.
Xeog yial yeQovaiag vlov evcQyiva zag fvavQidog.
F&r viogysQovaiag führe ich zwei Beispiele an :
13. Thasos 0. J. II, add. n. 2163 d, besser bei Conze»
Beise auf den thrak. Inseln 8. 18 cf. Taf. IX, 2, an einem grelkn
Marmorsarkophage in späten Zfigen: TloXladrjg StoaUopolgli vog
tTjg yegova-lag luxi d(ixi€0evg xcu^e. . •;
14. Erythrae Lebas III, n. 53: fj ysQOvaia hdpttffHv iK
TWV ldi(üv nqocaduiv 0eq tov vlov Ttjg yaoovdag
äyoQavofirjaavTa xtX. . . .aQezrjg ^venaxaievvolagT^geigmwriv^
Eia vlbg ßovXijg erscheint
15. in Tralles, Leb. III, o. 1652 ein der Datierung;«^
XUQarevovTogiiaidyfavaS'eT&vvTog hc]ijf [die Abschrift PH)jr. ^lovu
0ili7t7tov vov ßovXijg d^x^^^ Aaiac, xai ayotvod^erov dm ßiov
Endlich 16,ehreu zu AphrodisiasnachLebasIII, n. 1602
c : Ol veot ToigwxJüUcTaignai fieylcTaig xal jc^unaig ^ TetfjUugUld^
^OTov N^ixoTeifWv t(A ^AQTBfiidd^v tov Zrjvuivog "^lef^xmg
vlov vi(0Vf avdqcL fiiyav (piXoTtOTQiv xai (füüOTtokelTriv xctt «v-
efyhtjv xai yLTiotriv yeyovoTa dia jtQoyoviov tov öt^fiov^ folgt eine
Beihe gioßer Leistungen, an deren Schluss kuxi did Trpf rtqog Tovg
viovg q)iXayadx)v öidd'eaiv; dann Ttjv di dvad^eaiv tov dydXfiarog
naftoirjad'ac TOvg viovg hi twv idiwv.
Ich bezweifle nicht, dass diese Beispiele sich yermehren las*
sen oder doch vermehren werden^); zur Feststellung des Ursprung*
liehen Sinnes der Formel aber reichen sie aus.
*) Die TtQmat x^kf^aC (auch C. J. 4266, Sidjma) werden erklärt als
iixo)v ^nCxqvoog nai dv9oiavxog uvaaraatg Leb. III, 1221 (Balbdra),
ebenda u. 1222 kommen aivTfgttt ruiAtti vor;
^ Schon jetzt bemerke ich, dass ich Ankjra GaL übersehen
habe, wo vlog ipvXrig C. J. 4018 f. cf. 4026 S-vvotiiq fAtirgondr^
litos C, J, 4030 vgl. auch Perrot, Exploration 8. 235 n. 124. Die^rie«,
Sterin in Sparta ^Earta nolctog ist zweimal zugleich d'vydrrjgnd-^
litös C. J. 1253, 1442. vlSg noletog in Sparta 1242, 1247, 1255. Wtör
7r6X€o>g xttX nartiQ ßovX^f in Megara C. 1058. Diese Beispiele hostih
tigen in erwünschtester Weise die oben gegebene Deutung. ,i
•iechischen Inscbriften utw. Von Q, Hirschfdd.
\m
Ueigt sich in den meisten Fällen ^n&clistnocb deutlich, dasf»
'nit aDgeseheoen and begüterten Männern zn UiQn haben:
liabeQ Ämier deuten auch da auf Herkunft aus bedeutenden Fa-
lien. wo das nidit ausdrückljch hervorgehoben wird, wie In 5
Am wichtigsten aber ist die auf der Hand hegende Boob*
l^edtiniig, dass die mal genannten gerade am d i e Körperschaft sieb
rerdtenste erworben haben, welche sie ihre Sdhne nennt
Das ist ja auch bei den MQnzen der Fall. ( liag t^^ noismq^
\!Aq^odiiJuijj¥^ KoTtaiüiv Mionnet, Phryg, n. 442 und 445,
p^ Carie n. 131, Phryg. u. 19G): denn diejenigen, welche dort
"^ia yat4Urstadt ihre SOhue neunt, sind es eben, die dnroh ihre Mittel
ihr %u der so überaus erwünschten TorQbergehenden Ausprägung
verhelfen haben. Der Gedankengang war also offenbar dieser : im
iPri vatieben findet Adoption statt« damit der Adoptierte seiner Zeit
in die Rechte des Vaters eintrete; Städte und Genossenschaften
adoptieren, weil der Betreffende — gewiss fast immer ein Einhei-
ber — sc! isam Sohnespflichten gegen sie erfüllt hat
gbd swei spußkie für dasselbe Verhältnis. Von den
^ r*m solcher , Söhne** xar* i^a^i^v lebten lum großen Theil
«U« c^^siis KJoinasiens in der Kaiserzoit ^).
Ob null die letztere Adoption in einem wirklichen Acte be>
oder oh dieselbe in der That nur als Ehrentitel durch gemein-
Beschlusa einfach verliehen wurde, was mir im allgemeinen
chelnlicher ist, ündert nichts ander Sache. Auch ist klar» dass
I im griechischen Alter th um nichts gibt^ was unserem ^^Ehren-
(bürgir** und „Ehrenmitgliede" mehr analog wäre^ als die eben
tiandelten Ausdrücke. Und merkwürdig wäre es, wenn die auch in
liefen Dingen so erfinderischen Griechen sich das hätten entgehen
»n; es ist da nur auffaltend, dass die behandelten Ausdrücke
rb<oiaiDäßig so selten vorkommen.
IL
A im griechischen Osten.
Die Künstler Timocharis und l^ylhokritoe.
Der Olympionike Glankou von Athen.
AthaDOdoros Agesauders Sohn von Rhodos.
Fir die r ^ h\ von Olympia bei Paasanias kommt mir Alles
af an, niu u, dass seine sachlichen Angaben, welche be-
fudtn das V. und IV., weniger schon das III* Jahrhundert be-
fto, Tor der Mitte des n. Jahrhunderts vor Christus
^eo; und iwar durchaus versiegen bis auf wenige Aus-
iaksMi, welche der Zeit des Schriftstellers selber nahe stehen und
^\ Mehr fint* Specnlation, eine captatio benevolentiae fand statt,
SlfHllanj? d*'r SobDeipflichten wurde «r wartet In dem so vielfrü-
«a fialle der kari^chtn Fürvtin Ada, welche Alexander den Groü^n
IftAeptiifte Arrian 1, 23. Das stand aber wohl kaum vereinielt da.
166 Zu gnaobischeii Insdirifteo niw. Yön C^ HimehfdL
welche als eine besondere Kategorie leicht zu charakterisieren sein
werdea. Die letsten, jüngsten Künstler einer Siegerstätae unter
denen, welche überhaupt jetzt zeitlich bestimmt Werden können,
sind die Sahne des Polyklee (YI» 12^ 8), welche indessen nach dim
neuesten Funden auf Delos von Homolle zwischen 190 und 167
vor Chr. fixiert sind (bulletin de r<cole Fr. Y, 890 ff.). Brunn
(Künstlergesch. I» 520 f.) hatte aus einer ungefähr gleichen Be«*
obachtung ableiten wollen, < dass der Gebrauch, Siegerstatuen aufto-
stellen auf eine bestimmte Periode beschränkt geblieben sei ; dieser
Schluss war scharfsinnig und damals verführerisch. Jetzt lehren
die inschriftlichen Funde zu Olympia uns etwas ganz anderes,
nämlich dass es um jene Zeit nur mit der Weisheit des Pau-
sanias ein Ende hat; ich werde das an einem anderen Orte, in
der Arcfaäöl. Zeitung ausführlich zu erweisen suchen. 0m mir' 4a
eine längere Auseinandersetzung zu sparen, will ich hier eine Um-
schrift besonders behandeln, welche den festgeschlossenen Bing an*
scheinend sprengen könnte, und die auch an sich zu einer BrOr»
terung herausfordert. Es ist die Inschrift des Bhodischen Künstlers
Pythokiitos^ von welchem wir schon zwei Inschriften besitzen yön
Lindos und Bhodos (Meine tituli 73 und 73^), und dessen Yater Ti*
mocharis von Eleuthemae aus einer ganzen Beihe von Inschriften
bekanntgeworden ist. Die Inschrift ist in Olympia gefunden, süd-
lich vom Zenstempel der sechsten Säule (von Westen gerechnet) ge-
genüber, nur 11 Sehritte von der Altismauer (Arch. Ztg. 1879 n.
229), sie lautet:^ ^
o dmtog 6 ^E^&galtov \\-*En:i^iQor^v MrjVQodio^ov \\ nx^
aavraavö^g nvyfiijv || ^OXiuTtia dtg xat Tf}P neQiodov ]\ nv9o^
XQCTog TifioxßQiog "^Podiog inotfl^
und bezieht sich aiif die Siegerstatue, welche Pausanias YI, 15, 6
erwähnt, ohne den Künstler anzugeben.
Leider ist es immer noch nicht gelungen, in den Kreis rho^
discher Künstler aus Inschriften (tituli n. 65 ff.) eine feste Ordnung
zu bringen, großentheils wegen der Publication in den elenden con-
ventionellen Typen, die ich anfange für gemeinschädlich zu halten.
Da man sich doch nie entschließen wird 90dl soll, jede Inschrift zu
facsimilieren, so ist das, was noth thut, eine reiche Mustersamm-
lung in genauesten Facsimilien, auf welche man sich stets beziehen
kann; damit wäre außerdem viele vergebene Mühe und Papier ge-
spart. Die Typen, die häufig doch nichts Bechtes geben, verführen
geradezu zur Ungenauigkeit ; wie wenig Yerlass gerade auch auf ^6
Publication hieher gehöriger Inschriften ist;'fjrill ich nur an eltlfam
Beispiel zeigen, welches Foucart mit mehreren Inschriften desTltho-
charis zugleich herausgegeben hat. Auf der Künstlerinschrift des
0vl^g (tituli n. 70) kommen nach der revue atch^l. XI,'298 Voi^':
n,.z, A, o, N ; die Abschrift von Foucart wird wohl mit dem Stein über-
einstimmen, den ich selber im April 1874 in Bhodos abgesbhriebeo,
und der in festetf schönen Züg;en bietet pc»n und ein Sigma 'iw*
Zu friediifeben luecbriften nvm. Von G, Hind^feU. H7
schiedener Form, auch bisweilen mit kleinen Äpicee, aber durch*
gehend» mit mehr oder minder divergierenden Schenkeln.
Unter solchen Umstanden würde die Beschäftigung mit diesem
Kreise im Augenblick ziemlich hoffnungslos anesehen, wenn ich nicht
inßülig im Besitse einiger Mittel wäre, welche die Sache fördern
kennen.
Der Herausgeber in der Arch. Ztg. a. a. 0. glaubt bei den In*
eehrütsn des Timocharis und Pythokritoa noch ausdrücklich herTor-
hfbwi zu müssen, dass dieiselbea erheblich älter seien^ als die Kaiser-
Mit; pWeit über die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts
wird allerdings die Inschrift (des Pythokritos) keinenfalls hinaufge-
setzt werden dürfen^. Nach der a.O. gegebenen PublLcation, die eint
wahre Musterkarte verschiedener Alphabete ist, würde man sie sogar
lÄr erheblich später halten. — Beiläufig bemerkt ist es recht lu be-
dauern« dass man nicht Mühe und Kosten daran gewendet hat, die
Olympischen Inschriften einmal atle genau nach^^ubilden ; die Gdle«
gAiheit war günstig. — Die Inschrift des Pythokritos sieht aber
nach einem Abklatsch, den ich mir im August 1880 in Olympia ge*
Dommen, ganz anders aus, wie in der Arch. Ztg.; zunächst ist in
allen Zeilen ein analoges Alphabet gebraucht, nur sind auch hier die
Buchstaben der KQnstlerinschrift kleiner als die übrigen (c 0,022
gegen c 0,031); der Ductus ist sicher, der Eindruck keineswegs
kleinlich, die Hasten sind stark, und die meisten derselben haben
an den Enden nicht kleine Querstiiche, sondern sie rerbreitern
sich da nur, wie das schon an der Weiheinschrift Alexanders d. Qr.
lu Pritne ein mir vorliegender Abklatsch xeigt ; das Sigma variiert
fon fa«t parallelen, nur leise geschwungenen äußeren Schenkeln (in
»Sh^^c und <^7c) bis zu divergierenden (in irrorjaE)', dasselbe findet
' ''', dessen mittlerer Querstrich überdem kun ist;
rikel des My divergieren durchgehends, Kappa hat
> fwi^i kurze Qaerschenke), kurz die Inschrift sieht ganz anders aus^).
Zierlich geschwungene Formen finden sich nach einer guten Beob-
[arbtnng Purgolds (Arch. Ztg. 1881 zu n. 390) auch an den Auf-
ifl^n far Ptolemaios (II) und Arsinoe, sowie beim Athener Glaukon,
da gibt sie die Publication nicht und sie sind doch, wie
FtMi bald feigen wird, recht wichtig. Ich spreche absichtlich luletzt
(tbtr Alnh;i utul Pi; richtig ist der gebrochene Querstrich im a und
lU» n, Jessen oberer Querbalken nur in ^VXxfinia'^
(to4 ^i^ r.c^.t^i^t. j ein wenig Ober diesenkrechteuHastae hinausgeht.
Itit diifiin Zeichen haben wir uns vor allem abzufinden; ich theile
i*ar v<»llkonimen die Ansicht ü. Köhlers (in der praefat. zu C. J.
Att 11, 1) Über das Precäre, was der Gebrauch solcher Einzelheiten
^fllr f tnane tcitliche Fixierung hat nnd halte im allgemeinen auch
r^0#8iimmthattung einer Inschrift für das Wichtigste; aber a und
^ Ith will dat nicht den Ab»chreib«ra in Olympia sar Lftit legeo;
auch die«e würden die Abschriften ihrer Vorgänger nicht so häufig
' ^fividlcri** h&beti» weuit nie deren Originale und nicht blo5 dt« Publi«
cation«o «iugcsehen hittto.
Itf8 Zq griecUschea Inscbriften usw. Von G. HirsebfM.
n scheinen hier mit gehöriger Rücksicht auf die übrigen Zeichen d^r
Inschrift eine gewisse grobe Bestimmnng zuzulassen.
Dittenberger hat in der Arch. Ztg. 1876, S. 139 ans der
Athenischen Inschrift 0. J. Att. III, 2 n. 446, — die auch ich
früher aus anderen G|*finden in die Mitte des zweiten Jahrhunderts
vor Chr. gesetzt hatte, Arch. Ztg. 1872, S. 26 £ — für Grieche nr
land gefolgeH, dass etwa um 150 y. Chr. der Gebrauch von a be-
ginne. Man kann aber dabei die Vorfrage nicht umgehen, ob auch
noch in späteren Jahrhunderten die griechischen Inschriften einer'-
8eit6 einen localen und andererseits einen davon getrennten indivi-:
-duellen Charakter bewahrt haben, wie das letztere z. B. für die In*
echrift des Joniers Mikon in Griechenland, in der Altis Fr&nkel be«
merkt hat, (Arch. Ztg. 1876, n. 33) und Kirchhoff für die des Ab-
deriten Python im Piraeus (Studien^). Ich glaube die gestellte Torfrage
sowohl für den vorliegenden Fall nach der Gesammthaltung der^^-
«chrift, wie auch im allgemeinen und auch für eine noch viel sp&t^re
Zeit bejahen zu müssen und begnüge mich auf das Beeret der
Achaeer für Hadrian hinzuweisen, dessen Olympisches Exemplar (Arch.
Ztg. 1879, S. 52n. 227, 1880, S. 62) Ä€zec<|>w bietet, während das
atheniche Exemplar (C. J. Att. III, 1, n. 18) die Formen JAxenez^a
zeigt. Dadurch mag man sich warnen lassen. Jedenfalls wird man mit
mir in dem Veto einverstanden sein, welches ich dagegen einlege, daas
man aus Localen, die zufällig reich an Inschriften sind, ohne weit
teres allgemeiner gültige Regeln ableite; auf der andern Seite wird
nichts dagegen einzuwenden sein, wenn ich für die Inschrift des Py«
thokritos voraüglich diejenigen seines Vaters Timocharis. und aus der
Altis lediglich solche heranziehe, welche ebenfalls von Männern aus
dem griechischen Osten herrühren, wo auch noch in späterer Zeit
die Entwickelnng der Schrift dem Mutterlande immer etwas voraus
gewesen ist. Die beiden anderen Inschriften des Pythokritos, den
übrigens Plinius bekanntlich in seinen Aufzählungen erwähnt,
welche auch nicht über die Mitte des zweiten Jahrhunderts
V. Chr. herabzugehen scheinen, — die beiden anderen Inschrifteilt
sage ich, sind leider zu ungenügend wiedergegeben (Rhein. Mna«
IV 170, n. 4 und L. Ross, Hellenika S. 109, danach Asn; dagegen
Archaeol. Aufss. II, S. 594 n und p). Dasselbe gilt von den fol*
genden vier Inschriften seines Vaters tituli 72 und 72 c (Lindes)
72a (Astypalaea) 72b (Rhodos); Nr. 5 (72 d) aus dem noch östli*
cheren Sidon ist neuercUngs nach einer Abschrift Waddingtons pub«
liciert worden (Lebas inscr. III, n. 1866a): sie hat Azn (die frühere
Abschrift n) ; dazu kommt jetzt als Nr. 6 eine kurze Inschrift von
Karpathos (buUetin de l'^cole Fr. IV, 261), deren anscheinend ge-
naue Publication Anc bietet, wo kein Anlass vorlieget, mit dem He«
rausgeber in . .oxafL. . nur den Vaternamen des Künstlers zu sehen.
Endlich hat sich bei näherer Untersuchung im brit. Mus. herausge*
stellt, dass auch die knidische Inschrift bei Newton, discoveriee p.
752 tab XCI (tituli n. 93) ein Werk des Timocharis trug; diese -^
Nr. 7 — , von welcher ich ebenfalls einen Abklatsch besitze, t- xeigi
Zu f rleclklscliefi In^cliriftea ntwk Ton O. J^B^td^lL
[pj i4&n Sigma mit fast paraDelen äußeren Schenkeln, neben a itb^r
\ikün dieübergaogsform a mit gebogenem Qaereirich, die uns aucli
l#oQät als Mittelglied zwisebeti a und a bekannt ist. Die Inschriften
I4es Timocharis nach der jetzt so beliebten angeblich wissenschaft-
hiclien Methode chronologisch ordnen zn wollen, fallt mir natürlich
luicht ejii; nnr lege ich Gewicht auf die Übergangsform des Alpha
ytnd auf das zweimal gesicherte p.
Es ist mir bisher nicht gelnngeo (flr den Timocharis einen
in Zeitpunkt zu gewinnen ; Waddingtou a. a. Q. nimmt für ihn
rotx des n, welches er gibt, das IlL Jabih, v. Chr. an, Wäi-e, wie
Hrrmann Termotbet hat, der in tiiuli ?!^b Geehrte und von Ti-
bocharis in Erz gebildete identisch )ml dem Xeuophautos bei Poly-
IV, 50, 60 wQrden wir etwa das Jahr 220 v, Chr. gewinnen;
er beweisen lä»^t sich das nicht, und wir dürfen nur constatieren,
Timocharis und Pythokritos unmittelbar vor und nach dem
mg der Form des Alpha zu a gelebt haben, weil Nr. 7 des Ti-
loehmris auf dieselbe vorbereitet, Fjthokritos sie schon gebraucht.
ITiDji tritt nun a in diesen Gegenden auf? In den Inschriften von
iMotr deren groüe Zahl einen Schluss gestattet, und deren Heran-
a^hu»g hier durch die Nähe gerechtfertigt wird, beginnt a etwa
Jjrem Jahre 170 vor Chr. (Waddington zu Lebas III n. 251). Hie-
! koiDBit, dass das scharfkantige n de& Pythokritos auf dem Boden
' Alliif um die Mitte des II, Jahrb. nachzuweisen ist '), für den
lecUscben Osten also unbedenklich noch etwas früher angesetzt
kann: man kann demnach nicht bloß, sondern man muss
loaebrllt des Pythokritos in die erste Üälfte des zweiten
rorcbr istlichen Ja h rhu nderts setzen^ während diejenigen
D68 Vaters zum großen Theil oder ganz noch in das dritte ge*
J% die Inschriften könnteu eher noch etwas hinaufgeritokt
itfd^ nach Maßgabe einer anderen aus dem griecb. Oateu, aus
9» die auch in der Altis gefanJeu ist, und die ich hier an-
eliUtA«!, einmal weil sie a neben a und n bietet, und chronologisch
ilieh eng zu umschreiben i^t, besonders aber auch weil dadurch
' tiütn tateressaoten hii^torischen Punkt endgüttg Aufklärnog
Tef&doiffi wird. Der ei-ste Herausgebor hat sich das entgehen lassen*
b
*) Ich wähle nutürlich tiur sicher datierbare loBchriften: soArch,
. UJ79, Ö* 127 n 258, fttr Q, CAeciliaa Metellaa Maced. vom Jahre
?. Chr ti«ben a! An^h. Ztg. 1B78, 8. 13L n. 86 n und n (neben a)
ttarr Mtinituiusiutschnft. — VVm Urkunden aaderer Art, die man
iatner ohne wüit<^rei mit IChrt*n- und Weibeinschriften vergleichen
. bat Aroh, Zttf. 1879, S. 12» icf. 1881, 8 191» twiidien 167—146
Civ* n oiid p iitfWn A. Die Knuiüiiischhft der Mesaenier von c. 140,
Chtfmkter die FubUcation Arch. Zt^. 1876^ 8. 128 nicht wieder-
qb4 10 welchi-r tn.MTt XiL. iiirTi." ft. 0» S. 230 leider gänzlich
lOln i*i» hat Uen h). Nur die Liste der Cultu*-
Mi Arch. Ztg i<i von OL 190^20 for Chr. hat
n und a wifdt^r ein n^ nWi ^tieae Listen tcheiDeB auch aiu an*
Grftndeii e'mc be^gridere liourtheüung lu f erlangen.
170 Za grieehkoben Ingcltriften ntw. Yon O. HinekfM.
Es ist die olympische Inschrift n. 231, welche in der Arch. Ztg;
1879, S. 55, so wiedergegeben wird*):
KAEOYZ
AIO^BAX
^ZIAlZZ^IiS
-NAET
ZE/NEKI\N
3^l»OXTONl^ATEPA
///AAfeA^F^N
TONA HM^N
Dittenberger a. 0. I&sst anentschieden, welcher Ptoleiiuieer
gemeint sei, nur setzt er hinzu, dass die Schriftformen nicht ge-<
statteten, über das zweite Jahrhundert vor Chr. zurflckzngehen. Hier
hat sich die zu geringe BQcksicht auf locale Unterschiede ger&cht.
Aus der Umschrift a. 0. ist nur hervorzuheben, dass der Bnch-
Stabe am Anfang der dritten Zeile als w bezeichnet wird. (. . ,(ava
'EteoxXiovg).
Den Sohn eines Et eo kies kennen wir recht gut: erhdflt
Olaukon, ist Athener und Ol jmpionike, avi^o(£t^ ^TTt SQfietvog
teleiov dQOfutp (Paus. VI, 16, 9) und sein Siegesdenkmal, ein klei-^
ner Wagen, stand WS W vom Zeustempel, gewiss nicht weit von der
Stelle, wo die Fragmente der Inschrift — auch sie auf grauem Kalk-
stein— wieder aufgefunden sind, Arch. Ztg. 1881, n. 390: Jii
Y)[Ai;/umV riavJKwv || ^Er€oxU[ovgyA97ivaiog. Ein Athener Olau-
kon, Ober welchen Droysen Hellenism. III, 1 S. 226 f. schön spridit^
war aber auch Tyrann im Piraeus gewesen und dann zuPtolemaiosPhi-
ladelphos geflohen; er ist es, den Teles meint bei Stob. flor. II, p. 72,
da er über den Verlust der Heimat tröstend redet und Aber das
Glfick Flflchtiger oder Verbannter seiner Zeit: „Ohremonides und
Glaukon die Athener, sind sie nicht des Königs (Ptolemaios in.)
Bathgeber und an seiner Seite ?^ Und Chremonides, nach welchem der
Krieg der Jahre 266 — ^263 benannt ist? — auch er ist desEteoUes
*) Der dort gegebene Fnndberieht lautet: „Drei Fragmente von
weissem Kalkstein, Höhe (zusammen) 0,77, Breite 0^ Dicke des oberen
Stückes noch 0^7, der anderen 0,10; alle Stttoke sind hinten abgeschlagen.
Oben — am linken Fragment — noch eine Klammerspar zar Sefestigong
einer Statuenbasis. Unten ist das Postament (nach einem freien Suun
▼on 0,31 unterhalb der letzten Schriftzeile) durch Profilierung abge«
schlössen, die auch rechts heramULuft; links ist dasselbe, befor esi fai
Stftoken Termauert wurde, sorgfiUtig in gerader Linie abgeaohlaffen*
Bachstabenhöhe 0,02. Gefunden Anfang Deoember 1878, verbaatinr
späteren Mauer innerhalb des Prytaneion.
fo9efaHII«Q U4V. tTon O. Mindkfeld.
m
, m Ä&Mnm {^t»aliifj$ a J. Alt H, I n. 352). OUnteod
. ddt io DrojsSDs Geduike (a. a, 0.), dass Olaiikoii uod
m Bude Brldv seien und zugleich ist dieser Qlaulcön
identisch mit dem Oijmptoniken. Die laachiift,
ward, hat als;o etwa so a^agesebeo:
Baeilii-^ flroleujatog ßacltkitüg
ntaUfiaiov Kai ßajaUactjg
!4^tw6f^? /Tlaux]f«»*'cr *Er€oxA/öt'$
Kai ivvoiag tf^g ] 7t ^6g rov nari^a
Kai faviov't xai tr^v ] adüixpr^v
߀Q€yiyr'9 Kai ] tor Sf^fior.
Ptolemaios IlL Eoergetes ehrt deo Glaukon, den Eathgeber
Vaters; auch den seinigen? Chremonides lehte jedenfalls noch
dcan dritten Ptolemalos (Drojraen III, 1, 8, 407), und wegen
Annahme» dass des Telea Schrift nach 339 (Ol 135, 2)
tiritben sei, habe ich oben allerdings zweifelnd iaitov einge-
iseUt; aber eigentlich müsste das dann wohl an erster Stelle ge-
[ Standen haben, UDd ich verhehle nicht, dass mir wahrscheinlichec
kommt, Glaukou habe nicht mehr dem Euergetes gedient; dann
^»Üs«te allerdings entweder bei Teles eine ÜngenanigVeit im Aus-
angenommen werden, oder die Schrift müsste doch vor Ol.
^135, 2 (Droysen) geschrieben sein, and vor 134, 4» wie das auch
Tkebuhr wollte. Doch überla&se ich die Frage Anderen ; mir genügt,
kiass die Inschrift nicht ins iwcite Jahrhundert gesetzt werden
riarf, sondern mit Bestimmtheit zwischen 246 — 221 f&llt. Also schon
.damals konnte, wenigstens in Ägypten a vorkommen. Was Olan*
LlöQ für die EönigsfhmUie gethan hat, wer kann das jetzt sagen ? nur
lllanbe ich aus mehreren GrQnden, dass Z. 6 entschieden Berenike
Ifemeint ist und nicht etwa yi^ctvoijv ^eav 0iX]adil(pfj¥ wie C. J.
ISr. 4836 b, add. gelesen worden darf. Aber der d^fiog? Folgte im
fBBginn einer achten Zeile die Angabe desselben oder gieng er statt
JixA^y^t'i^iy xcri in Z, 7 vorher und halte Ptolemaios tuiv liSijvaUov
>y genannt, etwa wie er oder sein Nachfolger einen „take-
iiuui'uji.chen* König in Olympia geweiht hatt (Arch.Z,1878,S. 175
^t. 195 r wo die Zeichen von 19G, die ich selber abgeschrieben habe,
auch wieder zu jung gerat hen sind}.
Nun gewiunt auch die Beobachtung Purgotds Bedeutung (Arch,
Ztg. 18^1 zu n, 390), dass die Buchataben derGlaukoniiiHchrifb mit
[den iierlichen geschwungenen Formen an die der Aufschrifton der
l8lii]endesrto]emaio3(n)undder Arsinoe erinnerten (Arch.Z. 1879 S.
1143). Ist es da zu kflhn anzunehmen, dass Glaukon erst von Ägypten
aof seinen Wagensieg gewonnen und verewigt habeV Unsicherer
scheint, ob etwa erst die Mittel, die er vom neuen Herrn empßng,
kfhm auch die Theilnahme an einem so Ujeueren aywv gestatteten.
ItToaicher besonders deshalb« weil aus einer Bhodischen Inschrift
» (itTut areh^ol* 1866,1111, S, 355), deren Nachweis ich Droysen
ITt Zu g^echiflchen Inschriften usw. Yoifc G. HinehfM,
verdanke, hervcarzngelien scheint, dJE^sGlaubtii schon ins^ner Athe*
niachjea Zeit nioht unbemittelt war : sie lautet Fkcwxwv 'EvsoMavg
II ^A'^tjvalog '/iQo^erag \\ 'AnoUMvi Jlv&mi. Ausgeschlossen ist
aus manehen Gründen dabei freilich nicht, dass auch diese Inschrift
erst aus der ÄgypUachen Periode herrührt. Dies diem docebU.
Da ich einmal bei Zeitbestimmungen aus epigraphiachen Zeichen
bin, so will ich hier doch auch/noch die Inschrift des Bhodiers Atha-
nodoros, Agesanders Soiin hinzufügen, welche in Porte d' Anzo ge-
funden jetzt in der Villa Albani aufbewahrt wird (piano terreno,
gabinetto secondo n. 185), und die auch inderPublicSiiionStephanis
noch nicht ganz genau isL Die Basis von marmo bigip*) ist von so
mäßiger Größe (0, 53 br. 0, 57 lg. 0,10 h.), dass sie. ^ehr wohl mit
dem einst dazu gehörigen Kunstwerke hätte importiert werden
können. Die Inschrift heißt
A^ANOAn/Z/jZ ArHZA///////OY
POAIOZ SrOlHZE
Die Buchstaben sind 0,015 — 0,018 hoch und haben sämmt-
Qch Apices, die hier nicht gegeben werden konnten. Da es lange
her ist, dass ich mir dieselbe copiert habe, so weiß ich nidit,
wie weit die leise Abweichung von der Parallelität in den
äußern Schenkeln einiger Sigma und des einen Epsilon begründet
ist; aber das Alpha, das PI und die Apices sind sicher. !#•
Stephani (bulletin de V Acad. de St. Petersbourg 1849, VI, 1 ff.)
nimmt an, dass die Apices erst im ersten Jahrh. nach Chr. auftreten;
C. Keil (im Rhein. Mus. 1865, XX, S. 562) führt die ersten Spuren
derselben ins erste Jahrhundert vor Chr. zurück. Dem gegenüber ist
mit Waddington (zu Lebas III, n. 251) zu constatieren,dass inJasos
zuerst im Jahre 188 vor Chr. die Apices bemerkt werden, während sie
allerdings gewöhnlich erst im I. Jahrh. vor Chr. sich zeigen. Beiück«
sichtigt man das Pi der obigen Inschrift, wie ihre GesammthaUung»
so wird man nicht gut umhin können, auch sie noch ins zweite Ji^hi-
hundert vor Chr. und zwar wahrscheinlich ziemlich weit hinaufzurücken;
wenn man nicht zuderhöchst unwahrscheinlichen Annahme greift, die
Inschrift archaisiere absichtlich. Eine bestimmte und absichtliche
Auswahl von Buchstabenformen in Ehren-, Weihe- und Künstlerin-
Schriften — in den feierlichen im Gegensatz zu den mehr geschäft-
lichen — wird sich mit der Zeit allerdings constatieren lassen; man
wählte für die Fälle im allgemeinen die Formen, die in der betraf-
fenden Zeit gerade für die elegantesten oder schönsten galten. Auob
von diesem Gesichtspunkte aus ist Athanodorus, Agesanders Sohn»
kenntlich als ein Mann des zweiten Jahrhunderts und von dieser
Äußerung wird die reine Epigraphie — ganz unbeirrt durch andere
*) Einige sagen afökanisch: ist es aber am Ende der «blaue Mar-
mor, der in Rhodos Tielfach zu Fußgestellen üblich ist? das Ter-
dieot untersucht zu werden.
Zof M«Uiodo d. geometriBoheü UnUrrnchlet, Von «T. Oditrcil. 17S'
TngfD — Dicbts ablassen dflrfeo^ wenn sie anch das unerlässliche
eiügihfiiideStadiam gerade authentischer rhodischer Inschriften noch
ik ein Dfl&id«rat bezeichnen muss*
Königsberg i. Fr. Gugtav Hirschfeld.
lZüt Methode des geometrischen Unterrichtes im
Gymnasium.
In seiner Geschichte der Pädagogik betont v* Räumer den
Bdsaiz, dass der Lehrei* einer Wissenschaft den Entwickelungs«
gMif derselben wohl beachten und beim Lehren mehr oder weniger
bftibt^D mfifise. Jeder Schüler mQsse diesen Gang noch einmal ge-
hen» nar so, dass die ersten Finder nud Erßnder meist erst nach
manchem langem Ij-ren den rechten Weg gefunden , welchen der
Sch(i)6i- unter Leitnng des Lehrers in kürzerer Zeit und sicher finden
kj^niia. Wenn man nun in dieser Hinsicht die ]£ntwickelung der Geo*
Dtlrie mit dem Gange des mathematischen Unterrichts tm Gymnä'-
äiiim fergleicht, so findet man eine vollständige Übereiuiitimmung.
In der EntwickeiuQg der Geometrie können wir vier Stufen
uatericheiden : 1. Die Epoche der roheu Empirie bei deu Ägyptern
nd der Anschauung oder Intuition bei den alten Indern, 2, die
senschaftlicbe Geometrie der Griechen» S. die Verknüpfung der
Igebm mit der Geometrie durch Des Cartes' Coordinatenmethode^
die modeine Geometrie. Diesen vier Stufen entsprechen drei Stu-
im geometrischen GjmnasialQnterricht, nimlich 1. die geome^
riiche Anschauung«- oder Formenlehre^ 2. die wij^senschaftliohe
e^meirie in der V. und VL Classe, 3. die analytische Geometrie in
ir VlI. Classe; die moderne Geometrie ist bisher in dm Gymnasial*
rplan nicht aufgenommen und der Hochschule vorbehalten.
Im folgendeo will ich nur von der Geometrie, wie sie in der
Qod VI. Ciasse behandelt wird, mit Ausschluss der Trigonometrie
prechen. Der Inhalt dieses geometrischen Unterrichtes ist zum
Thell der Geometrie der Griechen von Pythsigoraä bis auf
ippitf onioemmen, ebenso ist die Methode der DarsWilung in den
rbftchera dieselbe, wie sie Euklid in seinen berühmten Elemen*
, anifewendet hat und wie sie seither geblieben ist» man nennt sie
0 oder die synthetische. Mit Unrecht bezeichnet sie
^1Io6du nui^wt^g als die mathematische^).
Diese euklidische Methode betrachtet die geometrischen
all gegeben in fester unabänderlicher Form« sie fasst sie
clie Detinition in klai^ und bestimmte Beg^riffe und lehrt ihre
4er im Vergleiche mit andern geometrischen
indem
vrm von hypothetischen Urtheilen ausspricht,
*) Gtometrio ItllU, y, 2, §. i. Es ist m verwundern, das« in man-
I ^o i. D. b*^i Mocnik) der Name Eiiklidn nicht ein-
wiewohl ihm viele ^%te und ihre Beweise tntuom-
Md anU diu Methode aus ihm ganz und gar entlohnt ist^
174 Zur Methode d. geometriBcben Unterridtlei. Von J. OdtMU*
dass, ironn einem geometrischen Gebilde gewisse Eigenschaften sn*
koBimeo, ihm dann anch andere zukommen müssen* Der Znsammen*
hang zwischen der Voraussetzung und Behauptung wird dorck deh
streng gegliederten, feierlichen Beweis hergestellt, in dem man sich
auf eine eng begrenzte Anzahl von anerkannten Wahrheiten and auf
frühere Sätze beruft«
Durch die Pr&cision der Begriffe, durch die Consequenz in der
Verbindung derselben, durch die Einfachheit und strenge Aufein-
anderfolge in der Darstellung hat sie Von jeher die allgemeine Be-
wnndemng erregt. Man betrachtete sie deshalb als das beste Mittel
zur strengen Schulung des Denkens. In dieser Beziehung mag Plato
das berühmte Wort geschrieben haben : Mrfidq ayeiafiiTffiPog d-
öitw fiov rijv a%iyjf{¥. Und diese Autorität mx es, wdche selbst
die einseitigsten Humanisten beweg, die Geometrie in den Lehrplan
der gelehrten Schulen anzunehmen.
Unter anderen war Eeppler ein großer Bewunderer der Geo*
metrie der Alten; Newton und Gauss reröffetitlichten ihre unsterb*
Hohen Werke in der synthetischen Form, die, wie ich glaube, ndt
Recht die classische genannt werden sollte. ^Wir selbst', sagt Han-
keP), Son früher Jugend an gewöhnt an die strenge griechische
Form der Geometrie, mit Ehrfurcht* erfBlit Tor der classischen Xii»
teratur des griechischen Volkes, sind aufgewachsein in der Meinung,
jene Form sei die absolut noth wendige und einzig wisstoschafäidie,
und bemerken kaum, dass nicht allein die Form, sondlBm auch der
Geist unserer Arithmetik und Algebra, ja der gesammten neneroi
Mathematik ein ?on der Form und dem Geiste antiker Geometriisi
durchaus yerschiedener i8t^ '
Um dies zu begreifen ist nothwendig, dass man auf 4ie ge-
scbichtliohe Entwickelung der Mathematik ein wenig eingeht. Bin
charakteristisches Merkmal des griechischen Geistes war sein ent«'
wickelter räumlicher Formensinn und sein reiner mathematischer
Schönheitssinn, wie dies die griechische Plastik und Architektur und
auch die besondere Vorliebe der griechischen Philosophen für die
abgeschlossene Pentas der fünf regulären Körper beweist; die Be-
trachtung derselben und der Kugel ist ja, wenn nicht das Ziel» so
doch der Schlussstein des von Euklid errichteten Lehrgebäudes, wie
schon Psellus bemerkt:
Jlvd'ayoqug aoipog il^tf UXdtWf ^u^lit^V kilduUv
EvxUCSfii inl toia$ xXiog Tftg&xallhg Hsv^ir
Aber es muss zugestanden werden, dass auch der grieohisehe
Geist einseitig war; es ist den Griechen nicht gelungfen den Begriff
der stetigen Größe und der discreten Zahl zu vereinigen. Bekannt
sind die berühmten Beweise des Eleaten Zeno gegen die Vielheit nnd
die Bewegung. Selbst der größte Dialektiker der Griechen, Aristo-
teles, war nicht im Stande, alle dem Begriffe des Unendlichen an«
*) Zur Geschichte der Mathematik S. 219.
Zur Methode d. geometriicfaeD Uiit«riichtefi, Von J* OdätHü. ITft
I IsAiDdiii DaokelHeitea t\i beeei^en, ja er yerwickelte sich selbst
XioxA iine eig«nthämliche nationale Beschränktheit in neue Schwie^
ififMIeB, und so ist es begreiflich, dass die griechischen Mathema-
ltik«r, nachdem darcb die Paradoiien der Eleaten dies Feld einmal
[ier Dialektik anheimj^efalleD war, bei dem angebomen Widerwillen
tti tUei ¥age und unbestimmte allen diesen Schwierigkeitei] aus
Wege gtengen, indem sie ein für allemal den Begriff der Veräu-
1 derong und Bewegung aus der Wissenschaft yerbannten, ebenso den
\im Unendlieheni anch des potentiell Unendlichen, also des unend*
llich Wachsenden oder unendlich Abnehmenden, den sie durch den
beliebig Grollen und Kleinen ersetzten. Wir sehen nun zwar mit
dauern, wie der glänzende mit mathematischem Talente hochbe-
grieehiaefae Geist (Ende des Y, Jahrb. nach Christi) erlosch
iHDd erstarb; aber jene streng logische, räumlich construierende Sjn«
rtfaeeis hatte in ihrer selbstgew&hlten Beschränkung für die Erfor-
[idiiiDg der Raumgr^ßen geleistet, was sie zu leisten fiihig war. Nicht
übernahm nach dem Untergänge der griechischen Produc-
kifitity das ebenso hoch, aber in anderer Richtung begabte Volk der
laris«1ieo Inder die Fuhrerschaft auf dem Gebiete der Mathematik.
[Bei den Indem tritt uns statt der reflectierenden Thätigkeit des
IGeutea, die gegebene Vorstellungen zergliedert und zu Begriffen
[bildet, und durch deren logisch-systematische Verbindung zur Er-
rkenntnifi der Wahrheit zu kommen sucht, die unmittelbare Intuition
[und Kiimige Anschauung entgegen neben der stark ausgebildeten
für die abstractesten Theile der Mathematik. Diese Anlage
; inb engste mit dem diesem Volke seit alters eigenen Zahlen*
liBD verbunden, der sich schon in ihren kosmologischen Träume-
loAert und der in der Erfindung des decimalen Ziffemsysiems
it Position Früchte getragen hat, die der ganzen Welt zu Gute ge-
'^kommen sind. *Da8 Volk der Inder', sagt Hankel, 'hatte für unsere,
alle nationalen Besonderheiten zwar ansuützende, aber endlich auf-
ade kosmopolitische Wissenschaft ä\^ weltgeschichtliche Mission,
aftl nach rürkwärtsjene besondere Form hinwegzuräumen, welche
[ifii mathematischen AI terthum unter den besonderen Bedingungen des
|f eistigen Lebens eine Burg der Wahrheit, für andere frisch in den
[Eilt Wickel ungsprooess tretende naive Völker aber eine fast unüber-
^iletglicbe Schranke war — nnd dann nach vorwärts gewandt die
Z&bl in der Wissenschaft zur Herrschaft zu bringen'.
Hitmit beginnt das Mittelalter der Mathematik, in dem jene
Barrschaft sich nicht allein äußerlich dadurch offenbart, dass Arith-
setik ond Algebra die erste und bedeutendste Stelle unter den mä-
hen Disciplinen erhielten und sich kräftig weiter ent-
kiltoii, während die Geometrie kaum ein kiLmmerüchea Dasein
trondern auch innerlich durch die Anwendung algebraischer
Igen auf geometrische Beziehungen. Der Widerspruch aber,
l'velebir in dieser discreten Vergleichung reiner Zahlen und stetiger
IfirOtei liegt, blieb dem Mittelalter auch verborgen.
170 Zur Methode d. geometrischen Unteniehtei^ Von /. OeMrM.
Da trat' der Mann auf, der diese dem modernen Geilte glneh«
sam angeborne Richtung auf die Algebra aoch fftr die Seometrie er-
folgreich tu Torwenden, AUertiiam und Mittelalter in eine Einkait auf«
ztüösen wusäte. Es ist dies Des Gartes^ In der glAnzehden Sch^Aing
des Begründers der neueren Mathematik, der analytisdien GeometrijS
erscheint der Begriff der geometrischen Größe, dieses wesentlicbea
Elements der griechischen Geometrie yereinigt mit der disereten
Zahl, indem ersterer im letzteren aufgenommen wird; als ein Un*
stetiges aber kann die Zahl jenes Continuirliche nicht umfassen^ wenn
nicht ihr Begriff zu dem der stetigen und damit ver&nderlkhen
Zahlgröße erweitert wird. . Die Griechen hatten alles yerftnderlicho
streng von ihrer Wissenschaft ausgeschlossen, die neueren aber eiil^
deckten gerade in der Variabilität der Zahlgrößen das finohtbante
Princip der Mathematik. Die sich gleichzeitig entwickelnde Mechaiik
trug nicht wenig dazu bei, die in dem Begriffe der Yerftndemng un*
lengbar liegenden Paradoxien zu beseitigen und den Boden m «bnän.
for die Methoden d«s unendlich kleinen, für Newtons Fiiudona und
Fluents, fürLeibnitzens Differential- und Integral-Rechnung, die bald
die Mathematik gänzlich umgestalteten. So entstand eine n^oe Wist
senschaft, die man mehr zuföllig als treffend Analjsis genannt hak
Ein Jahrhundert lang beschäftigten sich die ausgezeichnetsten
Mathematiker Eui'opas fast ausschließlich mit den Problemen der
Analjsis und ihren Anwendungen. Nur wenige (Desargnes, Pascal)
befassten sich mit der reinen Geometrie ohne Anwendung der Rech-
nung und legten von Archimedes' Schriften über die Kegelscknitto
ausgehend, durch allgemeinere Auffassung geometrischer Sätze den
Keim zu der neuen Geometrie, die durch Monges darstellende Geo-
metrie, Carnots Geometrie de Position, Ponoelets Traite des Pro-
pri6t^ projectives und durch Steiners Arbeiten begründet und weiter:
entwickelt wurde. / = ' .
Durch diese neue Geometrie, die die Veränderlichkeit der geo-
metrischen Gestalten und den Begriff des Unendlichen in sich auf-
genommen hat derart, dass es z. B. von Steiner heißt ^Vor allem be-
währte sich sein Bestreben, die geometrischen Figrureu fortwährend
zu bewegen, um ihre Eigenschaften belauschen zu können — nie
lässt er sie kalt erstarren, immer werden sie im warmen Flusse er-
halten^ — traten die der euklidischen Geometrie aahaftenden
Mängel au das Tageslicht namentlich: 1. der Fortschritt vom Ein-
zelnen zum Einzelnen und infolge davon keine Spur über den Zu-'
sammenhang geometrischer Gestalten, 2. das Fehlen jeder wissen^
achaftlichen Anordnung des Stoffes, so wie allgemeiner Principien
und Methoden, die früher nicht bemerkt wurden.
Man wird begreifen, dass auf die synthetische Methode viele
Angriffe gemacht wurden. Schon aus dem Alterthum ist uns die
schüchterne Anfrage des Königs Ptolomäus I. an Euklid, den er hoohr
J. Oez^
hardt, S. 30 f. "
t, S.
Zur Methode 4. gtometrbcheD Unterricht««. Von /. OäiMiL ITT
htttiB «ad wert hl^It« überliefert, ob es nicMeudbeqoeaiece Lehr-
I der Qeometrie g&be, worauf Raklid geantwortet li»bea soll :
:e /^ai Aixf/i' dtQafiop TtQo^ y۟}fi^w(day* Qeg^u dieselbe
lehrten aicb auch die PbilosopheD* Herbert in seineoi AßC der An*
idkiOUDg^) sagt: ^as das Verhältnis der Mathematik aatn Ver-
steade betrüft, bü mag die groiSe WiaeeDechalt es ihi'em Verehrer
ilheA, wenn er sie noch nicht so ToUkommeii lOjidet« wie sie «ur
lang des Geisten — ihrem edelsten Berufe — in der That werdea
MBSL Kicht an Umfang^ noch an Gewigsheit und Bündigkeit fehJt
ai ^r dä2U, — aber au philosophischer Durch^chtigkeit und ma-
Üüinattscher Eleganz. Jeder Mangel hierin macht sich beim pädago-
paahen Gebrauch aufs unangenehmste foklbar, aufs Qachtheüigste
widilig, da es für diesen Gebrauch auf das Denken selbst und dessen
■llltf haften Gang ankommt. Das strenge epeculative Denken leidet
kite Willkürlichkeiten. Nicht mehr, noch weniger soll es euthaltan.
als ins gerade nothig ist, um die innere Kothwendigkeit des voHie-
frenifcn Lehrsatzes gani und unmittelbar ^u. darcbschauen. Ditse
> ^"t aber nicht in wilLkärlichen Hüfslimexi — -r- -^
Ulli. z,ui'.i,^u \f xiihiiflichkeiten wird das mathematische Studium sohwer
gemacht und die Freude daran verbittert. Der Geist, der m die Sache
«ich vertiefen und versenken sollte» wird von ihnen ätäitwärts
am^ogt« durch eine Menge krummer Nebenwege uiubergejagt;
I goht die reine, heitere, speculative Fassung verloren* und kommt
lans Ziel, was ist gewonnen? Glauben freilich muss man dem
Btnaliti denn Schritt für Schritt betrachtet, war er ohne logischen
Mdttr; aber da man das Ganze nicht durchschaut, da vielmehr jeder
•flimlii« Schritt einen Absatat im Denken macht, so hatte man bei*
Mke ebenso gerne der Geschicklichkeit des Lehrers auts blo0e Wort
PflMibl, als einem solchen Beweise*. Schopenhauer, der Phi-
hiflpi^ der sich an der Metaphysik deraltenBralunanen am stärksten
»n gef&hlt bat, sagt: 'Um die Methode der Mathematik
n^ wird vortüglich erfordert, dass man das Vorurtheil
wägßkt, die bewiesene Wahrheit habe irgend einen Vorzug vor d^r
iMBkaalich erkannten, oder die logische auf dem Satz vom Wider**
tproch beruhende vor der metaplr ' :^ welche unmittelbar evi-
diit ist'. T r « D d e 1 e n b u r g ^) : it^r Lehrsatz fii und fertig
veraogtschickt und der Beweis hiuieuuüch gesandt wird, so sieht
im Ottnza wia eine Beihe starkor Behauptungen aus, die Fuß fassen
imd sich sodann verschanzen. So erscheinen Euklids Elemente und
nakbe Scbrillen bvt^^* ^^'^ wohlbefeatigtea Weg desEuklidea einge-
•ektigta. ^— Die f^ i Sfttie aind nur aus dem Äußern Zu-
Dge t: lUtiist KUtUhUiger Auaichten bewiesen, aber
nA der .s' der im Begriffe der Sache noth wendig ge-
Elemetite. Aiivnthalben ist eine kinetliche Verkettung, abfvr
Worden and WacJisen*.
•} Log. 0nt«rs. 2. Bd.. S. 294.
mfcflfl t A. Saimrr, üfwwu SSSf, HI, Befi,
12
[TS Zur Methode d. geometrlBohea Unterrichtes. Von /. OdtM ü.
Kehl Eioftiolitsvoller wird diesen Ansetellnngen einige Be-
reohtigang versagen. Von einem gröberen Caliber sind aber ^e €k-
sdioBse der P&dagogeii; so Iftsstsioh Mager in seiner pftdßgogiscbaB
Be^me^) folgendennassen ans:
^Das nun ist die synthetische Methode der Mathematiker (naeh
Euklid), ein Ding, das an! allen vier Beinen lahm ist, nnd höchateoi
als Ptivatplaisir für denjenigen Wert hat, der dieSaohe schon kennt.
Diese Methode ist es, welche eine ideenlose Zeit in die Sehale ein-
gefthrt hat, die der Lehrer philosophische und didaktische Bohkeit
und pädagogische Faulheit dort conserviert, die der Beschrftnkäieit
ungebildeter Pachmenschen als ein Ideal von Wissenschaft erscheiity
die der Haufe der Nichtmathematiker auf die Yersicherung und Joi«
torit&t der Faohmenschen in guten Treuen als ein nur auserlesenen
Geistern zugängliches Wunderwerk von Logik anstaunt und aw ge-
messener Feme verehrt, und die endlich unsere armen Buben schon
in der Schule alle Sauden abbülSen lässt, die sie je in der Zukunft
begehen können. Ich habe talentvoUe und letnlustige Knaben ge-
kannt, die gern einen Contract eingegangen wären, fELr die Dispen-
sation von den vier mathematischen Stunden wöchentlich viermal
eine Anaahl Peitschenhiebe auszuhalten'.
Ich hätte die Leser mit diesem Gitate verschont, wenn es nicht
fort und fort in den pädagogischen Schriften angefahrt wurde. Diese
groben VorwOrfe könnte man leicht wettmachen durch den Vorwurf
der wissenschaftlichen Impotenz der alles besser wissen wollenden
Pädagogen, und in der That seit 40 Jahren, wo das vorangehmde
geschrieben ist, ist noch von keinem Pädagogen ein Buch der Ele-
mente verfasst, das einen neuen Weg eingeschlagen und dnrch-
gefährt hätte.
Fragen wir nun, wie ist ein Fortschritt in den Elementen mög-
lich, so ergibt sich die Antwort aus dem Vorhergehenden von selbst.
Das Princip, durch dessen Aufnahme die moderne Mathematik im
allgemeinen und die (Geometrie im besonderen in der neuen Zeit eine
so großartige, fraher nicht geahnte Eutwickelung erreicht hat, es
mnss auch in den Elementen der Geometrie zur Geltung kommen;
es ist dies das Princip der Variabilität und der Bewegung.
Dieses Princip zuerst in die Wissenschaft eingefahrt zu haben, ge-
bart Boberval (1625).
Chasles (Apercu Historique^) äußert sich daraber folgender-
maßen:
'Son principe, en efPet, crfoit une nouvelle mani^re de consi-
d^rer les grandeurs, et d*en d^uvrir les rflations. Dans, la 0<o-
mötrie^ jusque lä^ on avait suppos^ les grandeurs döjä formte, pour
les comparer entre elles ou avec leurs parties. Boberval, remoatant
ä la grinriratiott des quantit^s introduisait dans la Qt6om6ide les puis-
sances qui les engendrent; et, des rapports entre ces puissanoes, il
*) Methode der Mathematik. Magers pädagogische Bevue 1S4S.
») S. 59.
Zof Methode dL goometrtscben Unt«mcht«e. Von J. Otktriü. 119
d^duifait ceoi (lai ODi lieu dütre les i^aaDtit^ elles mdmee. La poi»-
f»lic« 4 Uquelle il attribuait, U formation das grandeurs est k moa*
lamdiit'.
Dio Methode« die Beiiehuugen geometrischer Gröfteo aus die-
PriDcip abzuleiten, wird die genetische genau at uod wird
Bit eiuigea Jahrzehnten in methodischen Schriften gerühmt. Leider
rhailteo diese Rufe wirkangslos. Die Schuld daran liegt nicht an
Lelirenden, die an vorgeschriebene Lehrbücher gebunden sind,
ero an denen, die Lehrbücher schreiben; denn die Verfasser
Jroo solchen ziehen es meist vor den wohlgeptlasterten und breitge*
itreteuen Weg der synthetischen Methode m wandeln^ als neue, ori-
neille Wege, auf denen das Vorwärtskommen viel zu schwierig und
tranbend ist, zn suchen. In der That sind die meisten und weit*
^trbreitetsten Lehrbücher im euklidischen Geiste geschrieben, wobei
jiugs zugestanden werden muss, dass sie den Stoff besser ge-
rdnet enthalten; die wenigen^) aber, die sich fOr genetisch aufl-
eben, oder als solche gerahmt werden» behandeln auf solche Art
ParalleUheörem und die Erzeugung des Winkels und verfallen
DQ sofort in die alte Weise.
Aq dieser Unfruchtbarkeit der Literatur (an genetischen Lehr-
kOotaani) ist aber auch zum Theil die Verwirnittg schuld, die in me-
äicchen Schriften über die genetische Methode herrscht^). Es
■6gt mir daher gestattet sein, auf ihr Wesen naher einzugehen. Uie
ririHü^ttn^rharUirlion Wahrheiten im allgemeijien und die mathema-
' le müssen von dem SchlUer begriffen werden.
U^a uud i>MKit.niui) ist^ kann ich nicht in stricter Definition sag^n,
so viel ist sicher« dass es eine Änderung des Zustandes unseres
Dem oder unserer Vorstellungen ist. Das Ziel, das der Lehrer vor*
'folgt, ist, bei seinen Schülern diese Zustandsänderung zu bewirken.
In das Innere des Schülers können wir aber nur eingreifen, indem
wir« Aufmerksamkeit von eeiner Seite vorausgesetzt« in ihm durch
[imsar« Worte, unser sonstiges Thun, neue Vorstellungen erzeugen.
*) Lehrbach der Geometrie nach streng genetischem Verfahren
Weiler, Lehrbuch der Geometrie von Soell, ein gutes methodi»chds
lifdiTbii^ aber nieht f^enetitch, Kin interessantes, nach den modernen
'IPtÜKipieii v^rfasstes Lehrbacb ist die Geometrie des Progjmnasiums
von W. Bunkofer, freilich geht der Verf. darin mitunter zu weit
'} WeDD Schmier (Eriiehunffä- and Unterrichtslehre 3. 529) die
I leorbtische mr tt»ehan Methode combiniert wissen will und nur die
llsotrTiche Vev les Beweises mit der mathematischen Wahrheit
it, ikh ah«r UU^r dsa Wesen der genetischen Methode nicht auA-
10 w«i& matt nicht reohi» was er damit meint, Aach die lostrac-
nu den Unterricht an Realschulen (Verorduang^sbUtt 1^79« S.
laaaen. so richtig auch und sch^n diis dort Gesüßt«! iät^ das Wesen
geiietisehen Methode gani in Dunkelheit Die dortigen Ausfahrungen
!••, v«tin ich die Worte richtig ?erst4^he, der Meinung Raum, dass
ywtrtiaclie Methode in irgend einer Art von Combinstion der Be*
^jniealt8>aata btetebe, wie denn ausdräcklich in der Anmerkung be-
wird« dass die synthetische Methode für das Lehrbuch die an-
•ei.
12*
180 2Si^r Stthode d. geomekUehen Outnvkhtes. Von J, Od^riU.
Nun witd niemand «weifein» 4$B» jene KaBiandaOiideningr in denTw«
stellnngen des Sohfilers als ein natdilicher VofgHng stetig iet/dM»
also die Lficke zwischen dem Anfangs- und Endzustand* ttts^
geftllt wei^den moeg. Man ti'achtet gewOliBiich diese Lücke
durch Deflnitioaeii, Aiiome, andere Sätze oder kurz dettih 'den
Beweis «iseofUlen, man wird aber zugeben, dass die ge«»
nannten Mittel doch nur einzelne Stationen in der Lücke sind;
zwischen denen noch imuet Lücken klaffen. Daher kann *eB yor^
koaimeh» dass wir ?on der Richtigkeit eines Beweises übet^ugtefnd
und doch das, was bewiesen wurde, nicht begreifen. Die Orsa<Aie
dayon ist, dass das Ziel sprungweise und nicht in gerader liinie tfr^
teicht worden ist. Derart sind viele synthetische Beweise; oft jgfetit
man nickt von der Hypothesis (dem Anfangsaustande), sondern ¥(m
einem Lehrsatz oder Axiom aus, dann wird die Hypothesis oft in
isebensftchlichen Dingen eingeflochten, und so die Thesis (der Bkid^
zustand) erreicht. Das Ideal einer Methode ist aber deijenige QwaU,
welcher diese Zustandsünderung lückenlos und in gerader Bichttni|f
erzielt. Dazu bedarf es eines stetigen Processes von Seite des Iieli^
rers. Es ist nicht lange her, dass die deductive Methode in der
Physik und im physiki^ischen Unterrichte die herrschende war;
isie weicht aber immer mehr und mehr. Man schickt nicht 'die i)efi<*
nition oder das Gesetz sammt seinem Beweise voraus, sondern teAn
zeigt durch den Versuch, wie die Definition wird, wie das Oeaeto
entdeckt worden ist, oder wie es h&tte entdeckt werden kGniren.
Dabei ist also nicht in erster Linie der experimentelle Beweis der
Richtigkeit des Gesetzes der Zweck, was mit den Mitteln des Schuld
experiments gar nicht m(yglich ist, es mass vielmehr die Aufgabe
sein, den Geist des Schülers in die richtige Bahn zu bringen, avif der
fortschreitend er das richtige Verständnis gewinnt.
Das was die inductive Methode für die Physik ist, soll die ge-
netische für die Geometrie werden. Es dürfen die Definitionen nicht
an die Spitze gestiellt, sondern es müssen die geometrischen Gebilde
erzeugt, und aus der Art ihrer Erzeugung abgeleitet werden. Auch
die geometrischen Wahrheiten sind zuerst entdeckt und nachträglich
bewiesen worden. Diese Reihenfolge ist auch beim Unterrichte feat*-
zuhalten: erst Genesis, dann Synthesis. Zwar wissen wir nicht, snf
welche Art viele Lehrsätze entdeckt worden sind, da uns vom Altet-
thume nichts darüber überliefert ist und es fost den Anschein hat,
dass die Entdecker selbst die Spuren ihres Suchens verwischt haben ;
aber selbst wenn wir es wüssten, könnten wir kaum denselben Weig
beim Unterrichte einschlagen, wir müssen ohne Um- und Irrwege
das Ziel erreichen. Dies muss durch einen stetigen anschaulichen
Process (nicht durch Combinierung von Begrififen), welcher das Ex-
periment der Physik ersetzt, geschehen. Dieser Process besteht in
der Bewegung der Baumgebilde, durch welche die Figuren in neue
Lagen gebracht, allmählich in andere Figuren übergeführt und iMfOB
Raumgebilde erzeugt werden. Verfolgt man hiebei, was aus den'jßd"
zelnen /Stöcken wird, so erkennt man leicht den Grund und die AIh
Zur Httfaode d. g^roelrisclieii Uaterrtebtas« Von «T. Odäiröü. ]9f
lil«gi|fk«U dieser Verftnderiingeii. HaU man dann au eiuem bedOtt-
darea Pankte ione und betrachUt die bjenrargegangene Figur als
lill# Hür sich besteheade, so kacD man die daran stcb ergebenden
Hlptllielki^eD in der Form Ton Lehrsätzen aa88i>rechen '^). Aas der
BttiriGkieUiDig wird sich dann leicht der sjnthetische bündige Beweis
eifebeti*
Ein Satz kann also (At sich losgelöst von anderen Sätzen nicht
n nur mit großem Aufwand von Zeit und Mühe genetisch ent-
wickelt werden; daher muas dem genetischen unterrichte ein Lehr-
_ ach zu Grunde gelegt werden« welches die organische Entwickelung
daa ganzen Systems d»r Elemente enthält '').
Zor Ulastration des Vorhergehenden will ich noch die Entwickelung
let pyiliagoreischen Lehrsatzes zeigen. Bekannt ist der Beweis des-
ieiben, der bei MoCnik Torkommi und der schon von Buklid in »einen
El«manten angewendet wird. Die Quadrate werden nach aussen con-
■ieitt dann vom Scheitel des rechten Winkels eine Senkrechte auf
I fi[jpoifnuse und ausserdem noch andere Hilfslinien gezogen,
deran Zweck und Berechtigung von vornherein nicht klar ist. Ich
babo mich bemüht, im Sinne der Instructionen aus den Elementea
dlüaiBewaise« genetisch den Lehrsatz abzuleiten, ich muss gestehen^
ich eine solche Entwickelung nicht finden konnte; ebenso ist es
mji den anderen Beweisen, wie sie in den Lehrbüchern vorzu-
nen pflegen, gegangen. So sah ich mich gezwungen von den Be-
in ganz abzusehen und unabhängig von ihnen den Satz zu or-
Wi/d das Dreieck ABC längs der Katheta A B verachoben, an
besehreibt die Kathete A C ein
Beohteck, wahrend die Hype-
Unnse ein Parallelogramm er-
zeugt. Die beiden so ent-
standenen Flächen sind ein*
I^::::^ ander gleich, da, was anf der
/ einen Seite gewonnen auf der
/ anderen verloren wird. Wird
das Dreieck nm die ganze
Kathete A C verschoben und
in die Lage^, B, C, gebracht,
80 beschreibt die Kathete A C
ihr Quadrat und die Hypo-
^ tenuse das Parallelogramm
A ^CBfC, die einander gleich
ind. Terrfickt man dann das Dreieck vi, B,C, längs der Kathete
^n^Slahe Erlers Artikel in Schniidi Encyklopldie Bd. 2, S. 732,
ol ifti dort geg«b«ie Beispiel weder gnt gewählt noch gut durch*
'lAlvl itl, femtr Diesterwegs Wegweiser 2. Theil, 2. Abtheilang, S. 29^.
'■) Kach solchen Principien sind verfisat System der Raanilehre
vMi Vklor Sohlsgel nnd sein Lehrbach der elementaren Mathematik.
1 TML Geometrie.
18S Zar Methode d. geometriMben üntonrkiitee. Von J. Odkrüi^
C,Ä, umdiewdere Kathete Ji,.fi, sobeeehreiht A,B, sein QiMdmti
die Hypötennse das Parallelogram&t ^/(?,J9,,C,,, b(^ dasB ake die
beide&'Qnadrate über den Sja^
theten gleich der Smntne dte
beiden Parallelogramme sind!
Diebeiden Verschiebimgetider
Hypotenuse naol 6,S, und
^ann iiaoh(?,;j9,/k9nneti aber
durch eine einzige 'Yerschie«»'
bung tott CB UMkCB,; Iä
gerader Linie ersetst werden^'
wobei ein einziges Parallelo-
gramm beschrieben wird, dair
ein Ofdadratiet»
Bei dieser Entwibkeltiiigf
A n -^f *®* ^^° einer nübertchW^teii
-A^ B Construotion Ton Hilfadinial
keine Bede. Der Schfiler Wird in den Besitz eines nrinoipes
gesetzt, durch dessen Anwendung er eine andere Form die^r
Bntwiokelung-und- dem daraus sich ergebenden Beweis gebto'
kann:; so kann er z. B.' die erste Yersobiebung nach rechts;
die zweite nach obeh Tomelimen, er gewinnt ieäne ändete Pigtir^ die
zuiaBeweiee des pjrthagoreiiBchen Lehrsatzes in manchen Lehrbfichetn
▼erwendet wird^ aber ohne eine Spur genetischer Entwick^lting:
Ich habe im Vorhergehenden versucht, dieNothweudigkeitM''
genetischen Methode aus der historischen ISntwickeluiig der viCathe-
matik^ im allgemeinen und der Oeometrie insbesondere, wie aus der
Hi^tur des Unterrichtes nachzuweisen, woraus sich ffir Praxis fol-
gende Thesen' erg'eben dürften: 1. Es ist danach zu streben, dass
im geometrischen Unterrichte im Ojmnasium die genetische Methode
Eingang finde, 2. um dies zu ermöglichen, sollen die Lehrbücher die
organische- Entwickelung des Systems der Elemente enthalten.
Teschen. Dr. J. OdströiL
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Zweite Abtheilung.
Literarische AjizeigeiL
[^0 Odysiee und der epische Cyklns. Eid Verfnch sar Umnng
der fiomeriscben Frage von Dr. Ludwik' Adam, OberkUr«r ftm k^
Gdahrt^n-GjinD&siQm zu Wiesbaden. Wiesbaden 1880, juJ, Piedno^«
Vn and 126 SS. S\ ' ;" '
Der far die Poesie des griecliiscben Epos begeisterte Verf., i
Ifin Anhänger der auflösenden Kritik^ versucht seit mehr als zeba
[Jabr^Q die homeriscbe Freige selbständig zu beantworten. Er Ter-|
0f«ciUicbt bereits die fünfte Scbrift über die Odyssee, welche ei^'
tO0dr(lcÜicb ab den Scbluse seiner UntersnchungeD be^eicbuet;
ljfeQo<»ch werden noch einig« fQr spätere Zeit angedeutet [S. 30 A.f
1125 A.). Zunächst wird die Bearbeitung der Ilias nach derselbea
^ ' ■ Aussicht gestellt (S. VU, 125). Hoffentlich erfolgt die-j ,
t in Einern Bande. Gegen die bisherigen Angriffe frti-
erer Iw< 0 sich der Verf. mit Worten Kants zn
llrOften; <^; ^iert sie als Gegner der auüGsenden Homer-
ik (S. 1). Ohne Zweifel wird er jedoch auch an diejenigen denken
ftlUsen, welche §ich niciit zu dieser Gattung zählen und nicht so wollt
eiAttr kritischen Grund ansieht diametral gegen Qberstehen, als sei-
Beweis und der Methode seiner Durcbführung. Da Herr Adam <
Siiie Kräfte hinlängliches Vertrauen setzt, so bekennt er AJne
rhöil, welche durch alle homerischen Forscbuagea 1'
Kaieht an» Tageii^li cht gekommen sei, entdeckt zn baben (s. S. ^
r)09« Ul) und erklärt S. 124 r *Mit dem gegebenen Nachweise über
fa^« Veränderungen der homerischen Gedichte infolge der Schöpfung.
18 ist die homeriache Frage im Principe entschteden\ Den-
^;^h:ii ifei er zum Stiefvater an ihr geworden durch seine eigenthüm-
UcheGrundanBchauung vom Wesen des Epos. Er vertauscht geradezu^
[fim Begriff des Epischen mit dem des Cyklischeo, d. h. er setzt
IbenUl ein System voraus und macht alle epischen Gedichte abhängig
Ifen einer ^Idee""^ welche an die älteste Naturphilosophie derOriechen
moero soll« uämlich vom Motiv der zürnenden Mutter Erde, welche
|lDk Befreiung von der Last gottloser Menschen bittet (S ^9, 103).
"^^^ flUung Lhroy Wunsches benutzte Zeus c üzo Beihe>^
, . . izelner Götter and Göttinaeu'' (S, 102). ^ , , schließt
184 Xr. Adam, Die Odyssee a. d. epische Cyklus, aDg. von O. Himrichs,
Herr Adam, gab es für alle f^i^visg andere Fassungen, nicht nur der
Sage, sondern auch Parallelgedichte, welche verarbeitet worden.
Die Geschichte könnte also durch den Verf. nur gewinnen, wenn
diese neue Wolke von Gedichten den Himmel der griechischen
Literatur nicht ausschließlich in seiner Phantasie umzöge. Ohne den
Abschnitt vom Wesen des Cyklus (S. 96 — 107) würde man ihn je-
doch nicht recht verstehen und beurtheilen. Von jener philoso-
phischen Idee^ welcl^f keioeni Uabefangen^n aas dek homerischen
Gedichten entgegentritt und die ganz an eine schiefe moderne Poetik
erinnert, wird sich niemand außer ihm überzeugen.
Entschieden eitis^^Ügi Hiafi^Adfliitt eiben künstlerisch-Ästhe-
tischen Maßstab an (S. VI); durch sein Gesetz von der Einheit
der „Motive" sind gewisse Verdunkelungen in unbedeutenderen
Theilen der Sage selbst von vom herein ausgeschlossen. Die me-
thodiseh-kritisehe und die gnu]iaiatisoh*«prachliohe Seite der Unter-
sQchnng treten hinter jenem Gesichtspunkt zurück. Die Schrift,
welche der Verf. seinem Lehrer W. Christ zugeeignet hat, ist kein
erquickliches Buch. Die Beweisführung windet sich ohne Abschnitte,
Überschriften und jede in die Augen springende Gliederung durch
einen Citatenbrei mit häufigen Wiederholungen hindurch. Dabei ver-
läuft sie übrigens gänzlich unbekümmert um die grandlegenden
Forschungen anderer ; Klrchhoff8„Ck)mposition^ wird einmal (S. 38)
nach der ersten Auflage cltiert. Der Verf. hat es also Terschmäbil
seine Theorie an anderen zu messen. Alles ist so aufeindergebaui,
dass eins mit dem anderen fällt. Er hebt in der Widmung (S. TI)
hervor, dass er „nochmals mit aller Schärfe seine Ansicht von
der Entstehung der verschiedenen Motive in der Odyssee, von der Zn-
sammepsetznng derselben aus mehreren Epen, nicht Liedern^ za-
sammengefasst habe. Diese Analyse bildet den ersten der beiden
TieÜe ^. 2—47).
„Die Schicksale des unglücklichen Odysseus sind bald von
einem zweifachen Zorne Poseidons, bald von der f^^vig des Helios,
bald von dem Grolle Athenes abhängig" (S. 4). Wenn i 38 im Nostoe
noch 2eus als Urheber der Irrfahrten bezeichnet wird, so trägt Herr
Adain im Interesse der einheitlichen Motive kein Bedenken, sie auf
den Groll der Meeresgottheit zu beziehen (S. 5).
Ans diesem Labyrinthe der Motive (S. 3—8) bietet die Be^
trachtung der „Attribute'' einen Ausweg dar. Zwischen dem ersten
Gedidht, welches auf dem echten^ durch die Ermordung des Pala-
medes bedingten Poseidonzorne, „dem rotben Faden der ganzen
Odyssee**, beruht (S. 13 — 20), und dem zweiten, welches das „zweite
Motiv'' von dem durch Polyphems Blendung hervorgerufenen Groll
Poseidons durchfühii; (3. 8—13), ergeben sich Widersprüche: fai
dem habsüchtigen oder edleren Charakter der schOnen oder verstän-
digen P^elope und des Odysseus (S, 9, 16, 39 f.), in den Angiaben
über .^ie Heimat und Zahl prassender oder Geschenke bietcfndef
Fr^ieV^ in der Annahme von Odysseus* Tode, specieU in der TetkOii'»
dünlf dbsselhen dtfrch Käuplios, den Y^r des Pälamedee, (iNli^&tf-
[HUT Adam ao^ den Sehol. tu X 302 kfibn m den Zusammenhaag
|ltig«rer Odyssee hin#iniiiten>retiert, S. 14), in der Enählung des
Jeiii oder mit Beihilfe voa OdjHseu» vollxogpnen Freiermordes, in
lix^r Zahl und dem V^erhulien der Bi%de, in der Nennang^ der Die-
|Ä«rLu Eoryklflia oder Euryuome und endlich (S, 44—47) in der
illfing der Athene« Das dritte Oedicht« die xeltlioh spätere (S. 25)
|Tttoinachte mit dem MottrMes Atbenezorns, in welches Stücke der
fosten eingefdgi sind (8. 95), kennt Odj86eik«i' Tod und wenige
ade Freier aua Ithaka wie I ; es enthält anßerdem Beise und
in d«9 Telemacb, die Eache durch Vater nnd Sohn und den Mas-
Bkafiipf (20 — 25, :^1). Zar Termittlang dieser drei Epen dienen
^ErkeTTTTtiTfcrscene'* (S. 25—29, Dualismus im Freiermord und
tmsenkn in III, das Gebahren der Freier und Mägde wie in
I» und „1 üis** (S. 29—31» Uhakesierkampf wie in III. Eu-
|fjkli;ia and Eurjnome wie In I und II). Daij Tierte Epos, die Phae«
Itii mit der fir^rig Poeeidons, kennt nur eineu „kleinen"* Xosto»
8. 32 — M\, welcher durch neue Abenteuer, wie die CyklopenfaM
j|»oin *' "^ , lue, 8. S. 47 A)» erweitert worden ist. Es
Ifalgi . Übersicht. In die selbst schon uberar*
»te ^täUe^te Uvjys^ee^, welche den f^grof^en", um die ft^Ptg des
ItUof erweiterten Nosios (S. ^2) umfasste, wurden die gleiehfalU
erarbeitete Telemachie und ein Stück des auf dem zweiten MotiT
nhetiden Gedichts Termitteldt Zusätze vom Dichter ei ngesehobun;
^ ptfjPig de« Helios hatte das ui-sprüngliche Motir vom echten Po-
'iMonsorn beseitigt (S. 35 — 38). Mit dem neumoti vierten ^be*
liüekte „der Dichter" den EinscUuh der (vom Einföger der Tele-
BldhieV Tgl, S. 33^ 47 A.) erweiterten Phneakia, der Erkennungs-
und des Schlusses** (S* .^9— 43), ^Die Versetzung des IL
SQcl]«a an seine jetzige Stelle ist ebendemselben Redactor zntu-
rMben^ (S* 39). , Demselben Redactor** gehört die i^chonbei den
ItM aU iDter|K)tiert ?ei-dltchtigte Stelle iy 45—81, wo Marathon
die *i^ " - ' erwÄhut wird \S, 4lL Daraus folgtft
Ad^. iiub jener drei l^tviten Stöcke gleichzeitig
Athen gt^schah, und xwar durch P s, welcher ^durch die
il freilich anders motivierte fir^vti; i i:^ das alte« echte Mo*
tiT wieder tur Geltung brachte" 11 (S. 41, 3, 115),
Also ist ,,deraelbe Kedactor"^ Pisistratos „der DioMer ^ f Der
«RtnfUg^r derTelemoehie*' hatte ihm al^o frenndlicher Weise durch
arting der Phaeakls in gewieser Art yorgearbeitet? Übrigens
dir Verf. tu r; dO doch aus der zweiten Auflage iron Kirchhofs
IjHMe (1879) ä. 205 noch rechtzeitig bemerken kOnnen, wie ea
der L^'^ifraiiifiiiiM Annahme jener [»isistrateischeo Interpolation,
ch iges chronologisches Moment Terwertet wird«
kikn^ii h^^uf., AiiLnuoff hat sie ausdrücklich widerrufen. Das Spiel
Moit?en ti^t fQr Fisistratus freilich sehr hübsch* ^Eioieln«
i Jadoeli winden niemals aufj&reklärt werden **« dieses Gestand nii^
ndi der Vert am Schluiig meiner Analyse (S. 43) sich
trffNtren. Die Ktln«tlichkeit dieser Decompositioa, di« Uo-
190 lu Adam, Die Odjasee n. d. epische CytloB, Mng. t. Q, Mmtiehf,
au88€h&lbarkeit der Theile, die Menge der .TerzahnaiigeQ*' (8. 98)
schwächen schon an sich die Überzeognngskraft seiner Theorie. Ober
die willkürlichen Operationsmittel, deren sich Herr Adam .bei der
Teztbehandlungfür seine MotiTOpen bedient, als Zusammenziehnngea
zweier Veräe, Auslassungen, Festhalten anerkannter Interpolationen»
Teztesänderongen, unterschiedslose Auswahl von Varianteo, welche
Anspielungen auf nachhomerische Sagen gewäiirefi,(vgl. dae angeb*
lieh ^handschriftlich mehr b^laubigte*' xfjdm X.202 8. 13 t^
einPridicat, das eher auf das von Düntzer gebilligte nAviiw.Yoiu»
X 196 passte, doch s. Ameis im Anhang), falsche, dujroh 4ie GhTond""
ansieht beeinträchtigte Interpretationen, begaQge ich mich aof <},
Langes Jahresbericht Aber Homer ia.der Berliner Zeitschrifk flür.
das Gjmnasialwesen 1880, S. 115 — 132 zu yerweisen«. Hier fSr
letsstere nur ein Beispiel aus einem späteren Theil des Buches: «Aob
dem Worte avynQOv^ai (seil. JIq top teQrjßaüunf naUpLonn wu
%ov ^IhaTiov, Scbol. 8u.£ur. Cr. 1641) ^zusammenscbmieden, ansam«
menschafifen' geht aufs Deutlichste heryor, dass in den Cyprien d.Mr
thebanische und der Uxjanische Krieg zusammen ?on Staainns
besungen wurden^ (S. 76)1 Bas Gesperrte steht so im Text. CIuh
rakteristisch ist ferner, daas Herr Adam 8. .57 dasselbe Schol. Laar«.
zu Soph. Oed. Gol. 1875 mit Tridinius* Gonjectur so citiert: o i^pi
xvxlmijv &r]ßatda noirfiag (s. fragm. 3 Kinkel), hingegieB 8.
98» weil die Veranlassung zu Oedipus* Fluch der Angabe 4es Atbe*
naeus gegenüber (dort Übersendung der Lenden statt, des Schulter*
st&cks, hier Versetzung der yäterlicfaen Becher) rariiert ist, dioTer'^
derbte Ueberliefemng: o vijv f^iXQrjv (!) .Qijßatda .^tottjaog
verbraucht und die Stelle außer Beziehung zur kyklischen Thebaia
setzt: ^Beide Gedichte werden, genau geschieden, sie sind .einander
völlig fremd\ .. [
, Den gänzlichen Mangel an philologischer Metho(le verrätb 4ier
vermeintliche Beweis im Haupttheile Ober das Verhältnis der Illas
und der Odyssee zum epischen Cyklus (S. 48'^125), welcher „die
subjecti ve Kritik mit der objectivea zu lebensvoller Einheit zu verbindeai
und die LOsnng der Aufgabe zu ermöglichen geeignet ist^ (8. 48).
Man darf darnach den Wert obiger Beconstructionen bemessea .
Wenn Proklus u. a., wie Herr Adam «us den te/dix^ ^Ofn^QOv
folgert (S. 65), auch Aeschylus, den epischen Cyklus dem Homer zu-
schreiben, 80 weist er ee als i^nicht wahrscheinlich '^ ab, „dass Homei;
nochmals seine eigenen Gedichte sollte überarbeitet- haben, um wegea
der axoXov&ia väv nQoyftmünf, die im Cyklus Hauptzweck war»
alle oder wenigstens die hervorragendsten episcben Gedickte der U-
testen Zeit in einem einzigen Corpus zu vereinigen^ (8. 59). Wel*-
ckers Hypothese gegenüber, dass Zenodot den epischen Cyklus fe-
schaifen habe (8. 48), statuiert er, dass unter oe n(f<xyfta%ev<rafimf0$
TW imKOP nxntXoy nicht die alexandrinischen Cykliker, w«lqhe ereti
„die Qiaazum Mittelpunkte ihree Cyklus machten*' (8.60), 80Q4mi
^solch^ im 6. Jahrhundert vor Chr. '^ zu verstehen seien, „wetob^kei
der'Ab&ssnng des epiaehen Cyklua fremdes. Material, iua AuAm
£»' ^IAma« T)k Oiynm u. d. epische Cjklos^ ang» t. G. Minriehe. 187
i6iialb«D verwertoteu ; es gab also twei Periodda von Cyklilcern
I in ^er griechlscben Literaturgeschichte*^ (S. 63). ^Die Cjkliker**»
Isnch pidie Eedsctoren des Cyklos"^ (S. 117) oder ^die cyklischeii
iBiQhiftr^ (S. 120) genannt, welche iror Sophokles nnd Euripides
tlebleiii flo behauptet Herr Adam weiter, müssen von den Ver*
I fiittra ier einzelnen in den epischen Oykhis aufgenommenen Ge-
lobte wohl getrennt werden (S. 62). ^^Die arsteren erfanden am der
Qwahctv^ia ttjp n^ttyftarwv willen neue Fabeln, machten Interpola«
tionen, Terkürtten und verlängerten die Gedichte, erdlohleten neue
Motive, bedienten sich häufig wiederkehrender Yerse am nnrechtea
[.Pklse und sahen nicht genau auf die passenden Epitheta" (S. 96).
^WtDO der Verf. es aufänglick als ^auffallende bezeichnet hat, daas
die für die Kenntnis der ältesten epischen Dichter m&l^ebendeit
Bchriftstellar des Alterthum&, Uerodot, Pattsania», Athenaeus n* a.,
iie die Gedichte nach dem Cyklus, sondern nach ihrer Ursprünge
liehen Gestalt eitleren (S. 57, 77)^ so legt er ihnen hernach öo viel
Kritik bei, daes sie es wegen jener Verinderungen nicht gethan
sollau (S, 96). Der natürlichere und einfachere Schluss, wel-
die methodische Forschung allein erlaubt, w&re aber der, daes
li« J^ne cykli^schen Formen der Gedichte nicht gekannt haben werden.
Der Verf. versteht unter der bei den Soholiasten üblichen Pluralform oi
fi^^Kxygtg uew^f welche von mehreren Verfassern eines und des^
idben Goiiichtes spricht und aus dem erwähnten Grunde von jenen
guten Bchriftsteüern vermieden worden sein feoll (S .^7)« ,,die Cy«
^kUher und die eigentlichen Verfasser der Gedichte^ (3. 96). Für die
, XiiiieDi der ersteren glaubt Herr Adam in vier Stollen des Athe-
naeus, CUmeos Aleiandriuus, Aristoteles (Rhet, 111, 16 über den
Kyklofi dm Phavlloe, von dem wir g&r nichts wissen)« des Samiers
Dionyviu« und den Soholiennotizeu über die xvxhxoi voUgültlge
_ k m Händen zu haben (S, 65^ — 69). Es erscheint uns bei
lli^'itfVii Katürltches, daes er auch die zweimal erwähnte kv^
nAi^ tKiofJig der Odyssee nicht als die vulgatai sondern gegea
Edtiftiano und Lebrs als »^^^ '^^^'^ ^P'^^^^'^ Cyklus einvorltsibteOdys-
tjüaiiigffibe'* in »einen Nutzen zieht (S. 71/72). Aber anf Stich*
[liltigkeit haben alle diese addierten Argumente keinen Anspruch.
I, Entscheidend für die Wahrheit dieser Debaaptnug* nennt Herr
S. 60 das iß mehr als einer ßezichung interessante
fT 326. Er leerrupft es in einzelne Fetzen und verschmäht
ü« WQS dieaen Schlueestein seines Gebändes ganz binxustellen und
ter Q»t«reß Angen kritisch zu untersuchen. Aus der Gegenüber-
litilhm^ der unten gesperrt gedruckten Anfange- und Scbluss*
IviCKrte fewbnt er folgendes Beenltat : ^Bor Schotiast erktirt die Cy-
[kllker selbetaU ver^chioden von dem Verf. der kleinen llijis** (8. 61).
ctauiidt ftM IM Sagen von Achilles anf Skvros. Da es für die
Inng erforderlich ist, muss ich die ganze Schollen-
liUlle hier nach der liekkerschen Ausgabe ausschreibeni welche Herr
fl^am anr^ut GlQck ausßchließlich benuzt hat:
8S Im Adam, Die OdTsiee n. d. epische Cylrlas, aag^. t. &, Himßfidm.
Skvqw* (1) Tiitig fiiv hc&i ixre^^yac cevrov Vfzo S^
Tidog* 2)-o di z^w* ui%q^w ^IXiada (noi'qoag^f) <rvo^^«t^-
^^^?t Ixet' ^Jlijlditjv f A%i%ßffi ftwi JExSm$^6 9tMU«r
(i^* <>ylq afyalioy Uptiv fxnro wxto^ iiulvrß^ Satt di nj^
3) lern ^€^ 01$ Tiv^s, ^ ItpiyBvelag* q^mi yaq JovQigfJhi xl»*
asiaa dg JSkvqov i^eriS^rj vre ortVm;. (pw r\(suv di cmo xijg ao^
ntij^^Ekhnjg ^wg ir^ akticstüg n ^rq' ovx ar ya^ &p uMfim
Aw yafiff&rjvcu: Iltpfelaftn xoi TrjMfjiCPXo^ ^v av X* h£v ^^1^%
vf^og 0W9 Tcovar ev niiog <wt- elyo^aotv (i 818) xai ^iitd öv^
aw.%B^nin0i9a aydff oatuiAl^eta^m {rt 71).) fjii itiqa
lüvoifla diettf)€vd€Tai* oQa^ie, niSg ano yevixijg^dg ciria^
u%f]v ^ fietißacig yiyovsr, odi^ejcu di tij/r Ufiav atvxlaw tSg
$a(og ttvtov xat vcof; crrep^cFOuvoer.. 4. [i| di hifa icTOQia Sx^ o^
tfog. lik^otvSfov^EUmjv aqnaomtTog Aya^ifitwv xal MeviJUxog
T&vg"EUifivag xawa twp Tqwov iaiqavoXoytfiav, Ilfjlsvg ii
TVfoyfVMJiaoVt ort fioigidiov i^v h Tgoitf d-avuv ^AxilXia^ fta*
foy&fOfi&fog dg Sxvoop ngog Atmo^ijdriv rbv ßaaiXia ftofi^
^ero zov 'AxtiXia. o di yv^aimdav iadijfza afi(£uiaag atwn
tag Toiqny avizQtfps fierce tüv S-vvcrrioa^y. X^rfafiov di do&irmg
utj ahioBaSfH rijv ^IXmp Tijtaqvg lAxilXiiog inifKpd'ijaav im*
BiX^wif TTQogllrfJiiecjOdvGüdßg 0oivi§ aal Niaztoo. zov di Ibj^
Xiü^ aQrovftivov Trop* av zfp zov nuida ui] zvyxctvsiv, nofev^
^ivzag elg Zxv^v xod iTTmfortfavzsg fieza zdhf Ttafd'ivwv top
j4pXlia zfiqfsa&ai^ zaig X)övaakt)g vno&maig OTtXa xeri top*
Xot0)vg ^it^ aiiP lazoDQyiKolg i^yaXdoig e/iiTrQoa'^ev zovffof^
d^pwpog. ai ftiv ovp xooai ini zovg zaXaQOt}g taq^rflap xci za
Xoifta, 6 dl* AxMsvg aveXofi^Pog za onXu xazaqKogog yeyoPi
xai avvsazQcezevaazo. ft^sQöP di zalg ftccgd'ivoig avpdiazoi'»
ß4api'(f>S>€ife Jrjida^uap zipf AvKOfirjdovg, rj zig ^aizov J)^-
pnae tti^p zcv vozsqov N&mzoXBfAOp xhfQ-ivza^ oazig zoig
^'tiXffft viog wp avptazqazevmno fieza diivazov zoC Ttctzfog.]
B.. 1} lozoqia ^afä- zolg %v%Xixalg. D.
Zonftchst verschweigt Herr Adam, welcher 8^ 61 die letaton
fünf Zeilen Ton n^^^v an abdruckt» TollstAndig, dasa bei Bekker
hinter zov natqog^iVL B» hinter xvxiUxoi^ ein D steht, das» alio
die Schlaseworte darchana nicht dem Scholiastea von B gehOren»
sondern ans den sogenannten scholia minora oder Didymnssebo*
lien ergänzt sind. Bs kann al^o schon Jetzt davon nicht die Bede
eein, dass der Scholiast, d. i. der Schreiber der historisch nnznver«
lässigen Schollen des Cod. Ven. 453 (B), in seinen Worten einea
Oegensats zwischen dem Verf. der kleinen Dias und den C^klikaim ^)
*) S. 63 redet Herr Adam von einem Gegensatz zwischen der Dar-
stellung Homers und der des Dichtiars der kleinen Illas. Wo fladet tkll
aber bei Homer eioe Darstellung von Achills Beziehungen zu Skjros?
L. Aäam, Die OdytiM o. d. flpisoba Üykrui, ang* v. G. H4nn<M. 189
iDtt [lewusstdeiD betont habe. Das ist ein embenter Irrthum. Ferner,
iai rQekwärts zu g^ehen, weiJ^ der Verf. nicbti dass die oben in g^*
Inde Kkmineru «in^eschlossene Erzählong der nachhomerischeii
Sftge TOm Aobitl in Weiberkleidern (Nr. 4) in unseren Homer-
iicbolien des Cod. Ven. 45^ (B) von zweiter Hand n&chge-
I träges ist. Denn es ist das üaglau bliebe geschoben, dasB Herr
[t^dam die in den Jahren 1875—1877 erschieneuG Ausgabe der
, fliasschoHen von W. Dmdorf zu seiner Stelle nicht einmal
j<ilii(t0S6beii bat! Es i^taiso, wie der Augenschein lehrt, anch nicht
l%ahr, was wir S. 61 lesen: ^Eingeleitet wird die Brzählung Tom
\ Schol lasten mit den Worten : tj di rW^cr iatagia c^ftxf^i'm (viel*-
^^i., A-r^''{^evm)-^ Diese soll derselbe für unecht erklärt haben*
rmnt die Eraäblnng Nr. 4, bei Herrn Adam die zweite,
ttrst t^ei aen Worten des «weiten Schreibers: ^ äi hi^a iaxö^^
l^it omtog, Let7.terer wollte ofFenbanlioQeschichte anführen, welche
* trtle Scholiast de«; Codex ß verwarfen habe. Dabei mtisa es nun
^sUardinigB &oßerat zweifelhaft bleiben, ob er diesen richtig verstanden
I bat. Hätte es steh nun aber ursprünglich fGr den ersten Schreiber
gar nicht um die angn^chlos%?ene Erzählung vom Achill in Weiber-
illeidern, sondern ntir «m das Scbolion vivi<; hiE ar€Qfj(JOvaa¥ (Nr,
ll — 3) gebandelt, so wären, voran&gesetztdaiss dasj^elbe eiti einheit-
Niches wftre, die Verdamnmngswxjrte entweder zu beziehen auf die
ISn&hloog, 1) da38 Achilles in Skjros von Thetis ausgesetzt öder
^\ nach der Schlacht gegen Telephos dorthin verschlagen sei, oder
Sage, dass Ipbigenie die Mutter des Neoptolemog sei. Es
als das einzig Plausible, dass die Worte: '^diese andere Kr-
hlnng aber ijrt falsch* an f die letzte gehen sollen; daför spric^ht
Qoh die Stelle, worin die zehn Jahre der sogenannten cr^apo*
f-'JUiyffr in Adüf« in Abrede gestellt werden. Wenn nun Herr Adam
" \^g der Sage, wornach Keoptolemos ein Sohn
19^ welche auf Skyros ausgesetzt wurde, anbe-
[tentien aus dem '^ugammenbang reifit und ztiletzt anführt mit den
tiWoittn; «dieselbe ist aber für unsere Untersnchung von keiner Be^
Qlatig'^, 80 ist das ein neuer grober YerstoH. Vielmehr \hi zu ent-
[len, das* für Herrn Adams - ^ " ten der Achill in Weiber-
|fcltMArn gir nicht in Frage kom ite, er m&sste denn in den
f$l gaot verschwiegenen Wi>rtt?u; ixre'^tjvai aiiov int Bhl*
enthalten sein. Oder es h^tte wenigst4?ns der Beweis versucht
[%»r4en mftisen, dass die Erzählung Nr. 4 wirklich mit der verwer^
in -"- r-Vf des eisten Scholiast^n identisch sei. Aber damit sind
0 kritischen Bedenken bei der historischen Ausnutzung
r tkJt^iieastelie gehoben. Dena der in einen Gegensatz zu den xt-
atts D gerfl^kfe Verfasser der kleinen Ilias findet sich gar
hiiielil in Dind rxhe^ also nicht im Cod. V^n. B. Der Anfang
U&Qiet vielmeli . {(Jiv llxtXUct dno trjg rgoi; iS^kefpov ava-
Itiifwirra fiä^r^: Tf^ooQfaaSrpat fnu* es folgt dort nur ein
rene (l»r kleioön fliaa, mithin ist die Angabe bei Kinkel ep. Or.
ft 40 ungeuan. Alles, was oben in eckigen Klamin^Tiv %Vft\i%,
I ^ 4. u % " i j I k
«100 L. Aimn,, Die Odyssee u. d. «piache Cjykkia, ang« li^. ümricM.
iehlt in dem Codex B. Bekker oder Yilloison hat das SotiolioQ B m
Anfang. ohne Angabe der Sigle ans dem Yictorianus interpoliert.
Herr Prof. Dr. Hermann Sehrader in Hamburg hatte die OMOf mir
anf meine Anfrage über das Yerhftltoie dieser Stelle aas dem Codex,
weLßh^gerada zur Benutzung in seinen H&Qden war, dieerwflnachte
Auskunft zu geben und eine höchst sorgföltige Abschrift des An-
fangs»! übersenden, wofür ich ihm hier meinen besten Dank ans-
apseohe. Die SteUe hei6t im Yiot FoL 870*: ff (^^eo/rroiUi^) «^
rrr- u og aHvQii^ fAOi hl TQiq>^ai) tavig bis d7taU§a0dm, (Yor nnd
ia dem ersten Yers aus der kleinen Iliaa ist am äußeren Bandiscfli'
T^fjUidrjv zugesetzt und <jx{^y Ab corrigiert worden ?on jingerer
Eand^ welche das SchoUon nach einer besseren Handsohrift revi^rt
bitt; in avzoS ist ausgelassen). Die Worte 17 de hdQa .bis yifom^
fehlen im Yrctor., doch yermuttiet H. Schrader aus der doroh daa a
und ß^ bezeichneten Umstellung, dass dem Schreiber etwas Ähn-
liches vorgelegen habe. ^ Thatsache ist also, dass obige SchoUen-
stelle so, wie sie gedruckt ist, in keinem Codex steht, sondern aus meh-
reren zusammengeschrieben ist. Es ist mitbin fdr Herrn Adam,
der das SchoUon änem Scholiasten zuschreibi, der Umstand verderb-
lich, dass die drei im Druck gesperrten, von ihm allein botonten
Stellen drei verschiedenen Handschriften entstammen. Sind ihm
alle diese urkundlichen Bedenken nicht aulgestiegen, so bricht sein
Mangel au Methode den Stab über seine Leistungen; hat er aber die
Sacblage gekannt, so ist der Beweis erst recht verwerflich. Der Y^ert
desScholions ist so unsicher, dass so folgenschwere Consequenzen wie
4ie vorliegenden nicht gezogen werden können. Hätte der SchoUaat
eine Gegenüberstellung der Cykliker und des Yerf. der kleinen Uias
beabsichtigt, so hätte er sie gewiss direct ausgesprochen und nicht
bloß silentio angedeutet. Wobleibt nun aber das Datum für die chro-
nologische Fixierung der Cykliker ins 6. Jahrhundert? Wollen wir
das den Didymusscholien glauben, dass die von ApoUodor berichtete
nachhomerische Sage vom Achill in Weiberkleidern sich ijcQiQa wdk
xvxXimlg fand, obwohl die kleine Ilias und die Cyprien ihn erat ans
iCysien nach Skyros gelangen ließen, so verdient dieser Punkt tieftr
gehende Untersuchung, die wir bei Herrn Adam nicht finden. Muse
jene Sage von den „Cyklikern des 6. Jahrhunderts*^ erdichtet nnd
allein besungen worden sein, weil Sophokles und Euripides und Po-
lygnot diese Oeschichte auf die Bühne und die Leinwand gebracht
haben? Ist das ein zwingender Schluss?
Aber im Zusammenhang damit ist noch ein zweiter Beweis vor-
{[ebracht worden. Si 765 f. sagt Helena in ihrer Traqerklage um
Hektor:
fiSfi^ya^ VW uoi x6^ hvfMtt^ hog kaxiv,
Ü ov Mitd^iV ißr^v xaX ifi^s dneXiiXv&a naiQtig'
Das steht im Widerspruch mit der homerischen Chroooiegie,
welche keine zehigährige Yorberutungszeit zum Kriege kennt. &»rr
Adam entfernt den Anstoß durph die Beziehung auf die Chron(dogie
Jirn^ IHe OdffBde ti. d. «piscSie Cjklas, aa^* v. G, Biwricha. 101
; episehen Cjklas, d. h. auf das kriegsf&hige A^lter des Neopto*
i'leinoe, nnd bebauptet kurz (S. 64) : ^Die Stelle ist Kigentham der
ICyklilrer*^. E&nfite er neben den Sagenmotiven Oberhaupt einen
jiiprach liehen Beweis, so hätte er wohl einmal die loci repetitt in Be-
tracht ^ezogeu und bei der Vergleicbung gesehen, dass Verse, die
irgendwie indiTiduell sind« nur an einer Stelle original f^ein werden.
I^Ihri Wiederhölong erzengte oft mancherlei Anstoß. Im Munde des
fOdjBgeus r 222, 223 sind die Worte
^*<f^ yng ol htxoffxov Iroi iortVy
tioh ttnd dem Zusammen hang nach durcbauB natürlich und pas-
ßs nnterliegt gar keinem Zweifel, dass der „Dichter^ von Si
[die beiden Verse mit Umänderung der dritten Person in die erste
'hl nicht gescbickter Weise aas der Odyssee entlehnt bat; dabei ist
die Möglichkeit nicht ausgeschloBsen, dass er die aachliche Schwie-
rigkeit unbeeehens mit in den Kauf genommen hat. Also der ^Cj-
kliker'', auch wenn Herr Adam mit seinem Motiv Recht h&tte, wäre
' dodi ^der Dichter^ selbst gewesen. Und den Tragikern und den Malern
9ont« Achill in Weiberkleidern nicht durch einen Dichter vei-mitteU
1?
Wie stehts nach allem nun mit jener beliebten Trennung?
^Olui0 bessere Zeugnisse ^), als dieser Rattenkönig ist, bleiben
Ut» illttitigen Cykliker des sechsten Jahrhunderts v. Chr. leere
Bdiiillti} und Herrn Adams Ansicht ein Luftschloss. Diesem ist noch
kein sicherer Grund und Boden untergebaut, wenn außerdem ans der
Inhaltsübersicht der Gedichte des epischen Cyklus: Cjprien, Aetbi*
^opis, kleine nias, Eiupersis, Nosten (S. 74—92) und dem Excurs
kber das Wesen des Cyklus (S. 96—117) der Wabrscheinlicbkeits-
!ioUfi89 gBiogen wird; ^Dieselben Gedichte sind andere im Cyklus,
sndtre im ursprünglichen Zustande"^ „sie müssen verlängert, verkürzt
.worden sein, auch interpoliert" (S. 74, 72): also auch Ilias und
f Odyssee. — Es erballt aus der Besprechung der Parallelgedichte,
welchen Wert die eruierten Parallelcyklen haben werden. Den
i^lfroßen allgemeinen Cyklus^, welcher vor Pisistratus' Thätigkeit
chim 560 und 530 entstanden sein muss (S. 117), schuf mit an-
in Homeriden — denn als solche, welche Pindar Sänger anein-
stidergereihter epischer Gedichte nennt« entpuppen sieb
plötzlich die Cykliker des 6. Jahrhunderts — Cynaethus von Chioe
(S. 117 — ^120, 93, 107). Außerdem^ gab es einen ,, trojanischen Cy*
klüs** (S. 97). Einen „kleinen trojanischen Cyklus** stellte Pisistra-
tQs wahrscbeinlicb nach Anleitung des Cynaethus her (S. 107 — 115»
D* Herr Adam hat „die fast an Gewissheit streifende Vermuthung^i
,1 in den vier Stellen über die Mitglieder der Pisi^tratuscommissioQ
[ttr buw&Y^vXoq vielmehr A 7/)^ Kvrcu&og tu lesen sei In der Stelle
"7 ^^cb das 8. 69 eiÜerte Scbolion zq V^ 346, wo „Homer den
' Cyyikvni and Jftngerii eotgegen gestallt wird*, fehlt in Dindorfs Tene*
IM CL Q^9rge9t^^(' lai-deutsches Hft&dw&rUrb^ ang. ?. Dr. 44mf«rv
auB den Aoecd. Parä. mackt er aus U^ijyoiV ^ '^ ^^ ^^^
x^iUtf unter Nichiberöduicbt^oiig.des ^sten xo/s ^^f^a/ijf» xw
XiV £t^ai%^y„ und die Saadglossen sn diesen. Worten, welAn
Ease ^&i^»H>d(iif(f iftixlrpf KoQ^Ufovt Im, verbessert er in: lls
wd Tov iniKOv xüAov wQdioa^ff <S. 122—123). Dies als Probe
der Conjecturtlkritik. Natürlich fehlen auch ^ib P^raUelan^gaben
nicht: homerische« cykUsGheu9dpisi8tratischeO<iiyBsee(S. 117, 119)*
Sollen wir etwas anerkennen, so ist es deri^QßeSi^iß, mit wol*
chem der Verf. seine onfriichtbare Hypothese gepflegt hat. Wir
müssen uns bei der Ansicht beruhigen, daas die Uteren epischen
Gedichte ffir praktisdie Bedürfnisse za einem Cjklus znaanMnaWftr
stellt worden sind. Es scheint mir nicht unwichtig, hier jQoch 4*nui
zu erinnern, wie W. Christ sich kürzlich über Herrn Adams Meinnug,
dass Ilias und Odyssee durch Einfügung in den epischen Cyklos Iih-
terpolationen erlitten hätten, in Fleckeisens Jahrbüchern 1881, S.
436 A. ge&ul)ert.hat: .Dass in der That. einmal Ilias und Odyssee
in den Cjklus eingegliedert ?nirden, ist nicht zu leugnen un4 eben-
sowenig» dass für diesen Zweck der Eingang und der Schlosa dar
Hias umgemodelt wurden. Aber das geschah sicher nicht in alter
Zeit, noch ist etwas Yon jenen Umgestaltungen in den Homertext
des Pisistratus oder der alexandrinischen Grammatiker gekommen".
Der Philologe Adam kennt einen Einfluee der Ilias auf Btr
m&yana etc (S. 116/7), aber der Hipparchos gilt ihm als echt platonisch
(S. 121), und den Namen Bitschi beliebt er in zweisilbiger Form x«
schreiben (S. 117, 123).
Berlin, GustaTHinrichs. '
Anaführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, ausgearbeitet
Ton Carl Ernst Georges, zweiter Band Ton J— Z., eiepente fwt
gänzlich umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage.' Leipzig 1880^
Hafanscbe Bnchbandlnng.
Idoneus. S. 11, Z. 25 y. u. geben die Worte sittts regioms
maxime idoneus ad mtmiendum locum credidit esse praeter anh-
nem Aoum kein richtiges Satzgefüge statt si^um regionis maxime
idon^m etc. fe. Zip. 32, 5, 10. Ignarus. Für die Verbindung
mit dem Acc, et Inf. lassen sich noch zählreiche weitere Belege an-
führen: ignarus temporihus Appii. . , libertinos didos non ipsos
qui. . Suet, Claud. 24. Vejente^ignari, se jam ah suis vatibus pro^
dHos. ZttV. 5, 21, 5 und 8, 36, 2. Aestumpaulo post mare rela'-
turum ignari, Curt, 9, 9 (36) 22 und PI n. h. 11, 103. So auch
in negativen Sätzen: haud ignariparentiseamlococoU^ Cuft^
5, 3 (11) 12 und 6, 6 (21) 11. Non ignarus dites etimbeUes (eo's)
esse, Tac. An. 11, 18 1?. miY. und .6, 1 fin. und 6, 32, Eist, i, 23
g. JB. und 4, 84 g. E. Haud ignaruS erat circumitam ahl^oniänis
eam legatis, lAv. 21^.22, 1 und 9, 8, 3. Ebendaselbst muss S. 14,
Z. 13 T. u. I}r. quae mox usui forel natürlich, fyrent gesohrletaea»
werden (s. Soll. lug. 91, 1). Ignorare. Auch nach dieeeit Vev^
'ü: <ta#^, Xtur Ut,-d6titsditffe H&tidWßrteTU, m^, T. A». Att^^et, VÜt
buiii ist die Cor ri niit dem Acc, et Inf. viel häufiger, als daa
Htiidwörterbuc: i ^, i : pistorh tertium esse quis ignoratf Mar-
tiat, 6, 39. 10. Neve quis iffnoret, sjpeciem cruds esae cotendam.
$§Smt. 5. 18« Oft in nachclassischer Prosa: nee ignöro
meplmn aliquante erogmisse^ PUn, epp. 7, 18. 4 und 8, 16, 3 und
9^ 15, 6* Flet attquis facHim, quod ^ 'm, SefL
tpp, Bf. «, de ir(t. S. 9. 9 nntl andcr\^ ignorö^
trüdi 21. öfter ^üch hei Curt.i Fhüip-
p^m j ^i.- j ''^»les^^J ^Mos. . 4» 1 (2) 12 Qudt,
8 (34) 14 ttiid soost, Non ignorabU plus posse quaUtalem coeti
frifid^- '^'-'nm. 3^ I,e, Tac. An. 11, 2^,p, init, tmd 3, 54. Q\iia
jfn^ vie X»i5 iettipöHbus CiceronemP Vdlef. 2, 36, 2 and
I, 9, 6. J^ciiue ignoro intei^ hat -7s. 1» S, p,
B. Auch b«i Lir, und iVrp.: femferre, 1,
^4, 3 und 1, 28, 5 und 31, 7, 2. Non ignorahat ea vere scripta
(fitif), ^V<?p. !><«<• 5, 5. Endlich auch bei Varrö: quia ignorat, septa
emaetriis Ua esse oportere, n*.. r. r, 3. 12, 3. Ignoscert.Z. 6
T, 0. ist ora«, t</ ^^«W ignosctret öin ungenaues Citat, denn bei tae*.
ft. O, 7, 12, 3 steht 1 cum legaH ad cum tcnisscnt oräium ut sibt
scerft, Illap»us. Statt SiL 3, 3G3 setze man 3, 463. lUi-
jare. Auch hier muss unter ß üUgahitur statt ilUgabatur ut
poesH geschrieben werden, S, Lft\ 33, 12 fin. Imminerc, S, 40,
Z ?n V u M nach hnntatcm zur vollständigen Klarheit desSmnesi
ü zu ergänzen und stMunquam wird durch den Gedanken
rj:j!ii.»i?t4ndlich nunquam erfordert, s. Cic, Tusc. 1, 9t. Immo-
füre. Im Handwörterbuch ist fOr ^arcf« Dianae^ vitulutn Musis
il^hmf Ctr als Auetor angeführt, allein die ers^ " "
sich bei Tj*\ 1, -15, 7 itnd «tatt vitulum
W^ de, fi, ff mc»?a?r, hingegen hat Cfc. twi'.
^rkti. 2, y5 nr re. /mwo^ws, S. 57, Z. 15 v.
lind die Worte immota manvt fatü Lüvinia tonjux auf dio
ebnoDg von /Jr. geschrieben, während dieselben dem Vcrg, Äen.
i, 314 Änßi3ht5ren. Imptrate, In dem Satze ego possum mihi m-
rtir ' ■ t 7or pcssum (S. 70, Z. 34 v. u.) das wegen
f <^ntliche non nachzutragen, s. Sulp. Scv. epp.
ad AurtL Uiftd. 7 (H). Imprriiare ^ befehlen, beherr-
if?i**ri 'jiit dem i>a^ hat auch Verg^i imperitare pecori^ Acn. 12,
: cnpido imperitat. TihuU. 2, 3, 34 (L. M.)* Por
^jr^'fffifgaium, Sil 1. 295. Mrr^r-^- -ni gcnttbus ü^i^.rr..»
tfAl, tucrri, 3, 1026 (L) Thaldii bus inier Caucasum
^ ' 5 (l'j) Hb. JwprrituB. In dem
consiat \^i nai h 7^^^/^: die r*räpos.
^nz<?n, s4. rVc, Xfir*/, §. 1^5 f m ]) crtcrritus, Dioso;^
I *9i7. auch noch IL 207: «mv/>- nupcrterräa und inH'rr-
frirg0,}*rHdrnt Ps%fch. 47. impftra6i/fs, Z. 3 v.
^ — — -*- htnonis voium facere ifnpetrahV /..
i($) 1, : fite. Man erg&nze die im Ha^ ach
^ ^ Ut\ wie implorare leges, flohentncn den
IJm C. Gearges, Aaaf. lat-deatsches Handwarterb., aag. ▼. Dr. AUgayer.
Schutz der Gesetze anrufen, 3, 56, 12 ; auch steht bei Lh.
der Dativ der Person, für welche man um etwas fleht: omH*'
lium prope e^vtrsae urhi impiorcmtes, 4, 9, 1 und ebenso aoch impL
äliquid ab äliquo: fiäem qwin^ implorasaent ab Eomanis ^pM
praestarent, 6, 10, 2. NachzutragMi ist lAv. auch fOr fidem aU«
ct^us implärare, wie: fidem praetaris, papuli Bomanif homin^m
impl^B. darüber 37, 26,9 und 39, 42, 12 und 40, 9, 6 und 42, 8, 6.
Auch Curt. hat fidem AUzandrif müitwinf opem aUc%^us implo^
rare, s. 5, 13 (37) 16 und 8, 1 (5) 47 und 9, 10 (40) 16. Bes-
gleichenjtfatfn. : auxilium deorum, opem dei implorare, 20, 2, 13
und 24, 8, 5. Klassisch auch bei Caea.: fidem suorum un-
plorare ooepit^ h, G, 6, 7, 8 und fidem Pompeji impl. ebd. b. c.
3, 82 flu. und atmtiMm aiicuius implorare h. c. 1, 1, 4. Endlich
ist in den Worten Cäsars 5, Q, 1, 51 fin. ne se in servitutem Jto-
fiMnU (nicht Bomanam des HandwCrterbuohes) zu schreiben. Jm-*
jponer«. S. 82, Z. 31 Y. u. muss in den Worten consul est impo-
Situs m nobis fCLr «n nobis nothwendig is nobis gesetzt werden. S.
OicVAti 1, 18, 3. Impubes. Bei Yerg. Aen. (9, 751) steht nicht
impubes genae, wofür das Metrum impübes malae erfordert,
wie unter mala riclitig angegeben ist. Imputare. Z. 8 ▼. u« sind
die Taciteischen Worte qtUs mihi plurimum imputet über-
setzt durch: wer sich mir am meisten verpflichte, {Bist. 1,
38, 3). Wir haben aber schon in der 5. Aufl. des Antibarb. nachge-
wieseui dass gerade umgekehrt gesagt werden will: wer von euch
Soldaten (durch euere hingebende Treue) mich, den
Kaiser, am meisten (zur Belohnung euerer Verdienste
um mich) verpflichte, oder, wie Heraus dem Sinne nach voll-
kommen richtig sagt: wer bei mir am meisten zu gute haben
will. In. S. 95 ist unter 2) ß m den Worten fundum emere in
diem solvendttm das Part, solvendum einfach zu streichen, s. N^,
AUic 9, 5. Inaestuare. Das Handwörterbuch citiert quod si
meis inaestuat praecordiis libera bilis, allein bei Hör, epod. 11, 15
steht im Texte der Coig. inaestuet. In eider e. Die S. 116, Z. 8 v.
0. unter incidere angegebenen Worte: quoües cassidi tuae ictus
mcuiere^ gehören nicht dem Tacitus, sondern dem jüngeren
Plin. an, s. Paneg. 13, 1. Incompositus. S. 131, Z. 11 v. u.
ist das Gitat incompositi adversits equestrem proceUam subitam
ungenau, denn bei Liv. 10, 5, 7 heißt es: incomposiüs adnerms
equestrem procellam siMtum pavorem offundit ; ebendaselbst ist
Z. 4 V. 0» statt incomposito pede tncurrere versus Lucili zu schrei-
ben ctirrere v. L., s. Hör. 8at. 1, 10, 1. Increpare. Für den
Acc, c. Inf. bietet das Handwörterbuch nur eine Stelle und zwar
ausXrtt;., allein es flndet sich bei demselben und bei Cwrt. und dem
älteren Plin. noch je ein weiterer Beleg: cor^sut victos timeri
increpans hostes, 3, 3, 5. Increp(ibant saginati corporis {Dump^
pum) sequi inutüem beUuam, Gurt. 9, 7 (29) 16. Cn. Domül/ua
gravtter increpuit, tanti censorem htMtare^ El. n. h. 17, 3. /n-
dicare^ Die Gonstruction mit dem Äec et Inf. findet sich scdioii
C ß^Of^s^ Atisf. tat. -deutsches H«ndw5rterK, ang, t. Dr, AU^^er, IM
M Fiami,: cat^ quoiquam indicassis aurum meum esse isHe,
^AultU, 4, 2, 1 und Öfter bei Liv.: quae {aeri$ alieni m^mma) in-
\iicai}$ra siY, demersam partem a parte civHatis, 6; 27, 6 und 2S^
,12, 16 und ebd. c. 27, 7. Ebenso bei Ot\: lapidis color indictxt,
tth$m non jam essr ?wiHim» 3fff. 11, 405 ff. uod Potif. 4, 14, 48
und F<i4^f . 5, 603 ff, Id CBse verum parra hnec fabella indicat,
Pkaedr, 1, 15, 3. Aas der nachclasslflchen Prosa aber ygl.
(jn&n* puhematores agnozcere ipsos auram maris indicant regt,
vCwri, 9, » (:U) 3 und 4, 3 (15) 21 UBd3, 8 (21) 24. Mater indkai
ti ajpparere nubem^ Plin. cpp, 6, 16. 4 and 7, 11, 5 und sonst
[Mer. Nisi C, Severus spartum cum dtcere 'casset, Quin-^
\ ür, 8, 2, 2 und 5, 8, 4. Aeihiöpiam f€rvetu.,^^,...K es$c indicat
[k^minum color adustuSf Sen, n. q, 4, 2, 18 und epp, 35, 4 und
I ionsl* Indi^nari, Auch bei diesem Verbam könnte die Verbin-
dnnflr mit dem Ate, und Inf. retcblicber belegt werden, denn die-
' n bei LucreL vor: indignatur se mortalem cjt^e
K L. Anch bei claesischen Dichtern: quod
Vmus Nymphar i Ucere accessit, Yerg, Aen^ 12, 786 und
7, 770. Indignor ^ .._, im reprendi, Hon epp, 2, 1, 76, Se no-
vam subito I/attis accedere silvis indignatuB flrem, Or. Met, 14,
390 ff. Ebenso in nachcl assisch er Prosa: indignabaiur Cet"
(•tti» drtorqu€ri ah Hlo Miens. ,8enteniia$ suas, Sen. OonirüiK 9,
t6, 12. Cum indignnretur iUum toto die reeitasse, Sen, epp. 122,
1 1 iiiid sonst oft* Noli nimium indignart quemquam esse, gut , .
\Su€i. Aug. 51 fin, und Oaes. 78. IRo indignante ludificari eum,
CWl 6, 11 (42) 19 und 10, 5 (15) 10. Neque indigneiur sibi
^ Uerodotus aequari Titum lAmum, Quintil. 10,1, 101. Inexo'
\fahil%s. Zu den AuctoritÄten unseres Handwörterbuches kann hin-
iittfefüi^ werden: inexorabile fatum, Verg. G, 2, 491. InexorahilU
' '" ), Hör. a,p. 121. Jnexorabilis Auster, 8iJ. 16, 97. In*
pensum, 8tat* Thfb, 6, 48. Öfter auch beim j Ungern
|8oti. :fjv > fatorum necessiias^ epp, 101, 7. sinnt {fata}
dura ei r //«», cons, ad Folyb, 4, l^ de dem. 1, 5, 6 und
ipp. 16, 5. Anch inexorabilis alicui findet sich bei beiden Sen.:
wt dicerei divitem inf^xorabilem Uberis esse^ Sen» Conirov, 2, 9, 32.
rtäniia peccatis et erroribus numina, Sen. de dem. 1, 7, !•
llm^emincere. Die Verbindung mit ad hat schon Liv.: ad con-
\$pe€iiim regis ingrmuerat, 44, 45, 11 und Scn.: si ad tactum vi-
9im^m vestrorum ingemiscatis, epp. 52, 10. Den Dat. bietet wie-
ler 8«ii. : f%€C huic publico malo impudens vulgus ingemuit^ de
\hret. r. 1, L Der unter C mit folgendem Relativsatz zuerst ange-
tfthrtft Satt: quandö aliquid etc. gehört nicht dem (h. an, sondern
[ilAlit M Ci>. Fam. 7. 33, 1 ; endlich ist Z. 22 v. n. exiiiis ein alter
|Dr«e1cf«^^ " " * 8. Ov. Pont. 2, 5, 8. Inopinans. Unter
[ito Au^ U Zit\, hei dem es Öfter ror kommt; 5mi>
\tnop4nanttbuä m dexterum hostium latus incurrit, 27, 48, 14 und
Sl, ^5, 2 und 34, 13, 3 und ebd. o, 39, 5 und Nep. Datam. 3, 4
vad JusHn, 1, 10, 15 nnd 2, 4, 19. Auch unter tiecofKnan^ t^\vU
IM a OMi^es, Ansf. iai-dtttteoh^B fiwdwMwbn Jimg. t. Dr. Jflg9ym
die AuctorUU von Liv. staUones duß$ t^eeqpiiumUs oj^s^aa^
41, 7| 9 und 40, 57, 1 und 44, 35, 11 und 3S 14, 9 uid 3^ 37,
4. Jn^erer^ S. 257, Z. 13 y, Uvist ii» denn Cätait rqtione» 'ora^
Ifi^i9i&u9 ein doppelier Jfekler, dei^i for ra^tone^ ist marfoUf
ones zvL ^rbeseenfi i^nd fittitt Tac.zn setseo Quinidl, 6, 3, 42. .Xn^
aitnulars. Ffir dea Aßcm^ 4er Person uid. den irem^. dee Be«
zllchtee kann iWt?^ sechgetragen werden: Cannensmm qui^guam
es^cUum fuga^ nut pav(ms in$mulare.poUat? 25w 6, lA und $0^
Mimulare M^uem moMiae^ Ter. Phortn. 2, 3, 12. Der 4^. •f^ <&i/'.
ixKiet sich schon bei Flatü. und später bei Idv, : m$i etißm h(yc
falsa did imitnülaiturtts ^, AmphUr^ 3, 2^ 21. uiil sceleris ulH*
inam spem confugme me msimulal^ Jüiv. 40, 12^ 19. Interci*
pere» S». 305^ Z. 7 y. a. sind die Worte cowphure$ ikosHum Mer*
ciper^ flem G&ear beigelegt, dieselben gehören aber dem fcnjptor
b^i Äfi^^M (4* ^01*^ <^' 19 init.).nnd das Ciiat tont^ ToUr
st&Qdig: iniercepti hostün^ jcompli4res equües pedUe8que^'Int4r^
ire. Gleich zu Anfang lesen wir im Handwörterbucji: i^iima^
stilla interü magnüt^dme marts, Cic. [de Fin, 3, 45] ^Ueiir für mmi«
m€ bieten die ältesten und unverfi^chien Handschriften meUisi
wa6 heut zu Tage allgemein angenommene Lesart ist. Auch bemerkt
Madvig zu der Stelle noch weiter, dass vor mßgnitudin^ die FififOB.
in von Halm mit Recht beigesetzt sei. Interplicars. Unter U
ist das Dehnungszeichen ober (Mä und infulä zu tilgen, denA
beide WOrter sind Nominat.: albaqu^ puniceas interpUcat imfuU
cristas, SM, Theb, 4, 218. Interponere. S. 323, Z. 19 v. o.
sind die Worte sing%Uia interpositis hqris übersetzt durch: immer
nach Yerfluss einiger Stunde^n, wofür selbstverstAndUch je
einer zu verbessern ist* Interpretariy etwas auslegen,
deutfin im allgemeinen ist mit Accus, et Inf. auch von Curi. ver-
bunden: protinue Chaldaeos interpretatos, imperium Fer9arum
ad eos transiiurum, qttorum. « ;3, 3 (6) 6. Im tropischen Sinn:
etwas für das und daj» ansehen, sonnd so aufnehmen ist
der Acc, et Inf. auch bei Liv, nicht selten: erant qui fama id ma*
jus bellum quam difiicuUate rei fuisse uüerpretaren^ur^ 37, 58»
7 nnd außerdem 6,. 16, 7 und S, 22, 3 und 26, 16, 4 und 34, 54
5. Q^i interpretarentur, significari rerum mutationemy JBlin^ Po*
neg. 33, 4. Auch beim älteren Plin.:nßc defuere qui interpre*
tareniur, significare epistolam. . . 2, 248 und 18, 224 und §. 296
und 19, 25. l»texere* S. 338, Z. 9 v. o. ist in dem Satze: vestes
intexto Fhrygiae auro fQr Verg. zu substituieren Ov. (Met. 6, 166)
Intra. S. 842, Z. 16 v. u. steht noch in^a quatuordecim annas
statt inter q. a. wie es unter iftter im Ha^dwürterbnch richtig an»
gegeben ist, Caes.p. G, 1, 36, 7. Invenire, In dem Sinn ?on
entdecken, erfahren kommt es mitif. Accus, et Inf. schoBbei
Plaut, yor : si bt^us rei me mendacem esse inveneris^ Asin. 5, 2»
5 und Auhd. 4, 10, 28. Ebenso bei 7kr„: si qmoquam invenmi$
me mentU^um, Andr. $, 2-, 22 und Hecyr. 5, 2,; U* Dftzp kmmt
auch JAv.: quändo in/ventum sit, suis ipsam viribus ^mmM,; 8»
41, 2 ood Biirt, bei Cäsar 6. Ö. 8, 7, S : Hif^em>&a# Btllomm» owi-
ne» iii iiiitfm lücum canvtnhse. Ebenso oachclikssifieii : si distm^
p§trt volmrimue tauBüs mttm nostri im^enienm$ aliaä e$9e,<iHa9
0ideri, 8&n, epp, 30» 17. Si quis korum familiam reirö agat, ^h*
tmiai CM^'i ^ii$ oriffmi^m eocpisse, Plin, n, k, ^6* 11. Aue^
in itf Bedeuttin^ Ton bei einem Schriftsteller in einet
Sehrift ftberitefertf berichtet f laden siebi es eo beim tt)*
ttren Plm. : apud Theophraatum im>€mo, Ümbrm hfir^nämis et-
merem dtoöqmere, 31, 83 und 13, 89 und 2S, 76 und mmft. In*
ficius mit contra atiqi^id hat auch Äusan. : invidn enntra &ffmm
aimhia mens, fpkem. Grat. 31 und mit aärersum bei Salt.: «<!-
versMiH divitias inmcim ammus, luff, 43, 5 und bei Curt, 7, 6,
(3T> 23 trnd 9, 2 (9) 23. Ganz fehlt die Verbindung mit
ar^: fiäe H^^a regem ad uUimum tnncta, üuri. 5, 8 (24) 3 und
mit pro; inmistme pro libetiaie Camillus, MariiaL 11, 6, 7. In^i-
dtrt^ S. 363, Z, 14 v. o. steht fttudiis effrum commodnndis fa-
fefnr Aiblerhaft fär studiie eontm e(mim<»(l<tfifl^ s. €ie. de ömi. 2,
MOf\ ebenso wird dort Z. 27 r. n. fQr irnndere aUcni alicujua rei
md B0r. Sat, 2, 6, 84 rerwiesen. Der Dat. $Ui röhrt aber dort nach
Btbtiey ledi^Ticit von Lambiu her, welchem die folgenden HerauS'
geber des i/^r. lange zu gl&iibig folgten, beut 2ru Tage aber wii*d a. a, 0.
«llgemein iUe gelesen« so daes dieGiltigkeit dieser Phrase wohl g&ni
bhiwegflLlIt. Den Acetts. ei Inf, endlich hat aoch Ov,: w» quos hora
mavissima juni^t componi tumulo noH invideaiis eadem, MM. 4,
IMW^lnifiolaiMS, Dieses Adj. gobrBucht schon Sali,: confim
imMaios sese fort, lug, 26, mif. und 33, 8 nnd 43, 1 ; ebenso
Jkp,i ui imiölatus in nai&ern esetneltret, Epam, 4, 5; nnd tnvi^
lato moles. ßde$, hbertas hmCurt. 5, 1 (5) 34 und 6, 4 (U) 9 and
9, 7 (28) 18. Effigies imnolaJki, Tac.Ann, 4,64 und Gtrm. 18 ßn.
ttnd Hhi, 2, 49> Auch bei Hor,i visam Sc^thicum im^&latU9 am»
«M», CtfriH. 3, 4, 35 ff. InrioiatHS aq^a agger, lAican, 9, 342«
Kl der Prftpos. a bei Tac. i oeu^m m contadu döminati(mi$ in^4^
bA99 kübehßmus, AgricA 3(3, S. Jacfre. S. 40^, 4) stehen iMk
A» Worte terrae JaeentcB ad Hesperum, Plin,, wihrend unter
Betpefut am Ende mit Reebt bemerkt igt* daes bei K#n. 18, 215
jilai mit den besten Handschriften cr4 respermn jäetiUes terrae lu
lelirei^eQ sei. Jaeetani, Falsch ist Hispania ulteHür statt die-
wi&r, Latu», a, um. S. 516, Z. 16 v. o. wird latiseiroae soUtudineiß
n, illeiD Uni zu Tage wird dort (Ofi. Ä. G. 6, 28, 1)
I geltessfi lathifime §Miu4ine$ dremm $e habere* Legere,
Wir ngm bei, dass für legm^c aliquem := Ubrum (m) aUeufus leg.
(81 Ü7t Z. 16 f. u.) auch die Aucioritat Ton (h, angerufen werden
timnt Nnm tegendus erai tum, quum> ,,RefHed, a, 71 und: are
hfar - - 't, 'Met. 15, 878, femer: legiinr TibmUnä ei plecet,
JVx i und fMean: vemmi me ieque tefen^^ 9, 985 ntid
JbrUai -Kjnm tt So$il ' ?;, 4, 33, 4. Dieser Oe*
Inwoi 11 ^«^t bei l^>. : ^ ^ kgnntur a Gr4»eei^*
Jlli, 1 §• 6 und ganz ebd.: /^^tfi«4^ Diagenem . . . /^Hue^wi« üt
IM C. Georgelt Außf. M^-dentMhfls Haidwörteb^ anges. ▼. J)r..AMgßy^,
PUUonem «, . . le^utUomnes, : Tt^sc, -2, §. 8, Ct^ius . morti M^ckp^.
wart soleOf J?laUmem legens^ nat. dear, 3, §• 82* Levamsn» Auf
eine Person bezogen steht levamen nidni nur bei Verg^, sondern
anch bei Ov.: quia mihi desertae mite levamen erü? Heraid..Ap
62 und 12, 77 nnd h^i Propertr. tu L^^ et tu FauHe meum
post fata levamen^ 4, 11, 63 (Hzb.) und bei Mariial.: kiatibieuT
rarum gocius blandumque levamen. .erat^ 6, 68, 6 and bei Ben.
poet. ; fessi unicum patris tevamen gnata^ Oedip^ fr^ 1, 1« 9 (P et
B.) Libellio.JnAemQiia,t 8tat. aüv. 4, 6, 21 mnssit,^,^^. ge-
schrieben werd^. Limen* Für die Bedeutung von Anfang fOge
man noob^ folgende weitere Dichterstellen bei: lucia in ipso Umime,
Prtid.Cath. 12, l2Q..Primo alinune vitae^ Claudian. m^o^.
Honorii 10 und cons. StiUck. 2, 63, Mortie in limine^ Sü. 6,423
und 1.4, 444. Änni stantes in limine wtae^ Stat. &'{cv 2, 1, 38.viA
der Bedeutung Ton Haus, Wohnung auch beim jün^geren Plii^y;
quia me recene tidhucluctm limine contineret^ epp. 9^.13, 4 und
aHiena Umina cum aUquo circumire, Ben. Coniroe, 1, 1, 10^ , J^t-
num. 8. 592 ist Z. 1 v. u. ilamineam celantes ulyam noch in ider
neuesteii Aufl. irrig fQr fli^mineam ulv. Liqueo. Für den Accue^
et /n/. nach dem impereonalen liquet fugen wir nooh ff. Belege bei;
Uquet hoc nobis tempue etgi sine me non nisi triste ttbi^ Ov. Trist,
3, 3, 27 ff. JEt liquet esse deam (te) Met. 14, 842. lAquet. nOis
deoB. esse^. Ben. Contrav. 1, 1, 11 und nunquam satis liquebit n9*
biSf ibipacem essepopulo Homana^ ubi Mannibal erit^ JUv, 37,
45, 16. Longaevus, Bas Handwörterbuch führt, für k>ngae9§
manus die Auctorit. tou Ov. sm. Dieses Citat bezieht sich bestinunt
auf Ov. Met. 10, 462. Sieht man aber die Stelle näher an, so stebea
die Worte ail^rdings neben einander, aber sie gebören.i^icfat
so zn einander, dass ^on^aef»» Attribut von manus w&xe,
im Cregentheil ./(W^a€^ ist der Subjectsnominat.!: ounctantem
iQngaeva (nutrix) manu deducit. Lupus. Jm Handw<^rterbnch
mangelt noch das sprich würtliche; hoc urget lupus, hac eanis aiw/ü^
Her. Sat.2, 2« 64 und ebd. ist SL 646, Z. 1 v. o. für oe^l^eoTile lu*
po zu schreiben credere o. 1. Maerere. Als Transitivum steht
es nicht nur bei de. sondern auch bei Hör. : fugam Cinarae nw^
rere, epp. 1, 7, 28 und bei Fropert. 2, 31, 10 (Hzb.) und Sü. 16^
1 und 2. Unter den Accus, et Jnßn. aber kann man noch weiter auf
folgende Auetoritaten verweisen : vidi juvenem inaerenten^ stuÜM
praeteriisse dies, TibulL 1, .4, 38 ff^ Perisse Q^ermanicum ,nuü§
jactantius maerent, quam* . Tac. Ann. 2, 77. Quo illum, pervf^
nisse maeremus^ Sen. epp. 63, 16. Maer^bant eaede eine uUa
beUa gerh Sil. .8, 18 ff. und Pruil. Apoth. 444. Magnanimus.
Altlateinisch erscheint ' e^ .schon bei Jducret : magnanimum Pha^^
thonta deturbavit, A, iOO L. Bei den.claasischen Dichtexa
ist es noch seltener, wie bei Verg^ Aen. 1, 260 und 9, 2Q4 upd bfi
Ov. ilfe^. 14, lia und Pont. 1, 3, 63 und Catulk 66» 26« Mkc
h&ufig abw bei den na^chaugusteischen Dichtern, a^.BwJ^
can.: magnammus JBrukiS, 2, 234 nnd 4, 611 nnd sons^ Ms^
C Gwrge^f An$t iat*deiit»cbes Uandw5rterb.| iag. v. Br, ÄU^er. UM
nanimtis puer^ Fers, 6, 22. Sehr oft bei Val. Flacc. : maffnanimi
viri, 3, 243 md ebd. V, 646 und 701 und sonst. Ebenso bei Stat
iwnä 8Ö.; nmpnammum sanguis avörum, Stat. Tkeb, B, 349 nnd
14, 113 ijT ^värts, Ma^animis rcffnata viris^ 8iL l, 293 und
[mMrfnanf 4, 420 und sonst. Magnanimai Eercnles, Sen,
rBeremi, Für, 314 und 651, P. et R. u* s, w. Magnanimus dftciar,
' ffud, e. Sifmmach. 1, 510 und CUtudian. in Ruff, 1, 259 und
Au9on. epigr, 24« 6. Selten dagegen als Attribut reu
Tbieren: mngnanimi dnces apum, Verg, 0. 4, 4 und
nanimtlm generator equorunif ebd. Aen. 3^ 704 und Ot\ ä> a,
1 <i ebenso selten von menschlichen Affecten öde?
1 t helft en! magnanimf48 aräor, 8tat, Theb, 12, 72 und
ifna./ l 15, 387. Magnus. S. 683, 2} Z. 4 t. o.
hat ii- 11 ach major reprehtnsU, wofflr bei itor Knf,
1, 10» 55 rfpreftsis, steht. Dieser Ahlat. aber ist auf den y
pliir- Mascul. repr&iui zurückzuführen und statt Q b e r d e jj i a u l> 1
f erhaben ist zu sagen fiber die Getadelten — die dort genannten
I Dicbterr — orbuben. Manare, Z. 23 v. u. ist manare per aurrs
irrig för inauare p. auras, s. Lucrtt. 6, 927 L. Mangonisare.
Diese Form (m-ifo) ist noch im Handwöi*terbuch S, 104, Z. 5 v. u.
[.«Offfeben. Allein an beiden Stellen des älteren Plin. wird jetzt man-
if^mi€ar€ als Inf, Praes, act. angenommen und dämm an ersterer
I (Ä 9, 168) m^ngonieatas tHllas, an letzterer t?^--- -^ - - -m jo 135^
( |fib<iteii. 8, dort die Ausgaben von Jan» Jan- f^en,
\Man4f€stus, Z. 16 v. 0. ist ab crotdiö iing Uw tth
\€XOfif4^ m., ^. PNn. w. h, 2, (y^. HeHi^r den ' -■■f\ kftnn ni^n
ittcli
' ptrtf , ■ ' . , - ■ . K . ::;A.
xmdtquoTHtn nihil fieri man^festitm est, Lucret. 2, 707 und r,
189. ManiUus. Die (eges Afaniliantte sind nicht genehtli^hd
kfermeln darüber, was heim 8 claven verkauf, sondern Pormelü
ptirUber, was bei Kaufverträgen überhaupt gesetzlich
l|o benhftchten if^t, ^. Sorof zn Cir, Hf oraf, 1, 246. Mrtturare',
Die ^ hauch schon bei Ter,: iä
ut 9n I 1 sehr h&uflg bei Li v. und
loderen; quid dnnde iUnd non suemrrii» ticfrt nds, ^uüi
maiurarwmu.^ proßrisci^ 2, 38, 5 und 3, 43, 7 und 9, 43. 10 etid
[lO 15, 7 und 29, 12, 2 und 34, 46, 5 und 44, 36. 4. Pe-
m^' ' rf'nirt, Plan« " *' 10. 21j
^IP^A tm rcrnm ^f^*] t. 4, 34;
^ <far4t st(;
u 1. 70 p, n
{£rw&hnuug thun h>it wich Vng q uarum ff r po-
'*" '" 3, 90 und Pitudifttt. Apoth, 302 und Suij^. i^tnc:
H). Mit blofiem In! auch bei Liv. in der 1^ an
«"»ji* ^lenken, aufetwa^ hedachtseln: p4^d Ho-
WmtfHii $H Bf^rundis rehtis ^npere H c6n€uhrf mrmih 42,
lli eiid 94, 21» 4. Der Infin, nach meMento auch bei F^^. : me-
fiiAffto mrrare, A«i. %, i54d.u. 0. 2, 2&i^;ff. Ueber d«a 4oc. #f /i«/'.
Proßs, ^114 P^f' ftlgdJl wix noab bei : Prißcufn ßasdem acpi^sßtüme^
exßrou^e memi^rcwf, Tac, Büt 2, W uad 8, 63/1». f4mm
fQtun(ts rixfi^em^Q bibßre fe j^tkffum^m tmnue, Fl. nrK H, 59.
3,. li \M. Caß9,. h. c, 3, 47, 6. <)um AtiQli ifix mmir
m$Be viderentuTj se in agro hosfi^m ßss^, JUv, 31, 41«
jQ und ^9^ 28, 8. Hit ui bei Hor.i ^i horridis utrumgtue vßrbert»
lai^s f/iuster n^emenio fluctibus, epod. iO, 3 and 4. Jiit dem 4c9.
et Inf . »Ddlicb ifird auch memqr construiert: memares Awmltk-
jpitm quogmß ex Ghraecia quondam arcessüum (eaae) Liv. 29« 11,
X. Memorare. För 4en Acc. et Inf. (Mi im HaadwOrterbacfc
noch fji^. : HercuLem in ea loc^. . ^pes abeffisse, . memoran^ i,
7, 4 m4 25« 17, 6 and ebd. c. 30, 1 UAd 37, 9, 9* Ebeo^o OurL :
IJOrm tprtium\lwe.genUum oß ipsos petvenisse memomnte$t 8,
10 (34) 1 und 9, 1 (3) 16. Aucb Tac.; avem inmiUUa specie apud
Begium L^tidum. .consedisse incolae memorant^ HisL 2, 50 g,
E. und 5, 2, init, und Germ. 3, inü. Memoria. 3. 771, Z. H
V. u. sind m Qa^dwOrterbaoh dio Worte cdiquid ex men^ria exp&*
«€re, überaetat durch sich etwas aus dem Sinne scbLageo.
Dies ist doch wohl Yerwechselnng mit aUqmd ex memoria deponiere,
Cic SM. 18, während a. ex m. exponere bei Cfa. CMi^. 3, 13 heißt»
/Qtwas aus dem Kopfe hersagen, wie auch in der 6. Auflage
dey^ Gtandwörterbuches selbst übersetzt ist. Mentiri. Dar A/)c. et
Inf. findet sich auch bei C^t?: Jupiter $ terra genitam mentiktf^
juk. 1, 615 und Au80n.: Creien$em se esse meniitur, Per. XIX
0^ss> Auch bei Pliu, dem älteren: Nee defuere qui eturis ar*
h^e Mtrumqm nasei mentirentur^ 12, 67; ferner ebenso bei 8en^
rhet.: se ducem non ^sse mentäus est^ exe Controv, 8, 4, 4; end-
lich auch beim jüngeren Sen.: ne post mortem meam mentiariß
te t^iosse, de tranguiU. a. 14, 7 und de benef. 7, 23, 3. Metiri.
8. 803, Z. 6 y. o. sind die Worte exercUui frumentum metiri dem
Cic. richtig zugeschrieben, (s. Verr. II, 5, 73), während
frumenitwn metiri müüibus^ exercUui und frumentum paree
metiri an dreien im Handwörterbuch nicht veneichneten
ßtellen.C&sars, nämlich b. Q. 1, 16, 5 und ebd. c 23, 1 und 7,
71, 7 i\x finden ist Minari. Den Ace. et Inf. hat auch SueL;
cum IfomitifAS palam nänaretur, oonsulem se effecturum^ quoi
praetor nequisset, Caes. 24 imt. und Q-alba 18 p. medd. Ebenso
Curt.w^Liv.: nUnabatur omnes turmaa cum elepha/nOs induo*
tufum se in recusantes, Curt. 10, 9 (29) 16. Yeienies jam Bomam
ipsam se oppugnaturasminabanturfLiv. 2, 43, 8 und 4,2, 13 und
6, 17, 6 und 9,. 41, 16 und 42, 63, 7, endlich auch bei Cic«: 4$
dolor fortitudinem, .se debiUtaturum mmahur, Cic. Tmc. 5, 76 and
de c2ifm..l, 48. So auch bei minitarii vinctos se Junium MaiMz
umgue mi^nitom Boinam missuruM^ 41, 10, 8. Ministeri^w^
S, 824, Z. 8 V. 0. ist der Sats carneU jumentorum mimsteriis fmir
gufUur Aam hiv. «igeschrieben, währe^d er dam ält^rBa ?lm
jittfahöf i» s» ^« 67. Jfirus. Mirum est sUbt bei Uiv, mek nk
l ^öc. d Inf. : ^fMo mfn«$ minim esset, uno tsodernq^u hto MäiHsa
I habere, aegmm Bimulabüi^ 2^, 8^ 12 und mirum mt ut =z mi%
Vs ^mm^ ha,i auch Toc. .- mm§U€ mmtm diäu ut $0 (>mmis Sarmc^
immmmiHmf:eira ipsas, msi. \, 7^, Mi$erati0, Sw 837, 8. 1
t*o.1m(#ciwit r;f)s cepii, Liv, Wenn dies«
CSUi, vie wu lüf Liv. 9, H, U beiieht, M
KU eriiUMrD, dase dort niclit misfro^to .si4i sondera m. t^in stuhl
da»» LiT. niebi c^i^ SQodHrn tficesmY geschrieben hat und daae
' ammc$ roo Madvig und Hertx omm^^ von Welsseuboro uod AI.
kiafski A^MMmfli geka^ii wird« ifö^ea. Das Handwörterbuch cl^
noch aquam moUs cminekUt Üuri. 4« 2 (II) 21. Wir bemer-
tea, da»« jetzt dgrt wohl allgemein der Ablat. aqwl geloson wird.
Mumus, 8. 939. Z* 4 v. o. gibt noch die alte Lesart audionem
MMmum^ Tac. Agric. 19, wofür von Grell i (1, A.) Halm, /lii>
^4fta«D uüd Puter jetzt exodfon^m aafgeaomisen ist. Munir^,
ira aliguid mun. findet hioh auch beim älteren Plin.: onmimm
fruäna munitur voUq arktarum contra av^^ 16, 53. Mit
Fti^pvs. n auch b«i Hor.i munirf aliq%^em n^durni» ak ßdml*
ri$, Carm. 3, li>, 3 fS. und bei IJv.: errore eüam S0m o^ imidiii
t, 32, 1« 3; endlich auch mit advcrsus: kis copm adi^enm
uita beilQ munieruni Romanum imp^rium^ Liv* 24, 44, B^ Kar»
fmre. Um Coustructiaa mit Äix, et Infm^ ist auch boi €h, nicht
tu t Aüc fKOgiM tm^fi^miam vcn^isse J^phoi^ narrat, Md. 5, 3^5
4, 770 ff. und 2, 599 tuid Hf^oid. 6, 32 und Md. 13, 842 ff.
2, 1, 25 if. Ten protnncki narrat easc beüam, CatuU. 43, 6.
Varrai Il^cnnnestre maifnum (maas esse sörorcs, Propcrt. 4, 7,
|7 {li.b. VgU auaerdm noch SM. Theb, 7, 420 und Sil, 12, 130 (T.
ftio in iiachola.saischer Prosa : qui se a divo Aitgustä CQhffiarium
v^il^^i' narrobanl, Tac. di€U, 17 g. E. und bei PUm. 9pp. 9, 23,
>i, epp. 30, 9 uod 43, 1. Tac, Gtrm, S3 inii. ond endlich
.11 uvi lÄv.; nurraiU Umium jam praedae hosUs trahere, y|. ..
[10, 20, 3 und 39. 24, 9. Ne. S. 990. C oben vermibMn wir för
klie Verbindung mit dem bnpenttiv die AuctoritJit von Fluni., bei
|f>«tJcii«Bi di«j»e Fügung heutig ii»t: nf Urne, inlerptila, AmphUr, 2, 2^
Qad cbendaaelbst V. 171 ; hg fl*i Cfipt. 1, 2, 36 ; vi^ila^ nesomno
f.Mil. sh 2, 2, 60 und »onst ; e^o dabo ne quoere aUumde, Pseuä.
, 4. 44 ; Htf CT^a, Bacch. 4, 7, 3f». £benao fehlt OtK : at (n ne du-
•, 1, 7 63 ; faUad nimium ne crsde lua^mae ebd. a. a. l,
i2,hAdinefug€me, Md. 1, 597. ebd. 6, 30 und soaat.
bei Catnll.: ptr^, n^ rtmarart, 61, ldl> (L. M.) und 62,
[M und b^ TÜMÜ.: tu immes ne laede mem, 1, 1, 67 and sonst
lUdi auch bei iVüf»er<. 3, 7, 49. Niiens, Unter diesom Worte
lll/eMMMi mimtwr, Or. Doch bei Ov. Md. 10, 211 ff. heiM et:
}3|fw mtmäi^r ftcf^ oritur, Niti iat mit dem Mfm, verbunden aaai
'M J- '^rudii^m Labeonem capere a%d tjctttrbatre mütuiF, IM,
4, 7 und ebd, fi. 20 /Iml and Ann. U M* ^fftM(^iiMft-
|Mm0> mut intfismm smiUbat nmxime fwod. B, Bru^wm prümnäa..
MC O. C?«Of^0f^ AnsLlAt* deatsehoB HandivMmrb., ängi t; Dr. \dUgaye^.
expdlere anms niieretur, Swt. Aug, 10, medä. fi^rooektfur t^Mim
oapere Fomi nituMw^ Liv. 25; 16, 28 und 44, 11, 8, endliiok' anÄ
bei Caes. b. &. 6, 37, fin,,ifo abel" j^i^rraiiipere trfiätt iromtn'p^i^tttl
schreiben ist. Notitia. Im HandwOcfeerbtich steht Z. 10 r. v. Adioe
inter nos-nufpera admodum ncMia est, ein alter nnd doppelter ^^»«^
nigstens Ton der 4. Aufl. des Handwörterbaches an fortlamfetide
Fehler^ denn dieser Satz gehOrt nicht dem PlatU, sondern, wie nüiei'
nuper gleichfalls von der 4. A. an richtig citiert ist^ dem Ter: an,
bei welchem es aber heÜSt : haec inier no8 nuper nötUia tidmoäum^esi.
Hautontim. 1, 1, 11 Nudare. üeber nudare rs entblößettVHT^r
Kleider berauben, tgl. 9Jich Corpora nudare, Enn. hei(Xe:TU9e.
4, 70. So anch se nudare = sich k'örperlich entblGflen, CH&.
Mü. 66 and Vdl, Max, 2j 1, 7. Murum defensoribua nudare hni
auch l^u;. 21, 11, 8 and 26, 44, 4 and das trop. nudare emeOia
hat Cure. 7, 4 (19) 39 wohl von Lw. 40, 24, 2 entnommdn;' Im
militätischen Sinn ist es auch mit ad verbanden: nenMarertt
corpus ad iduB, Liv, 38, 26, 7. In der Bedeotnng von plftüdetil
beraaben (eigentlich) kommt bei i>n7. nicht nar da» im HanMIwöi^
terbnch citierte tedum nudaium{se,tegut%8)'90Vi sondern aaeb ieir^
lumpaene omni teäo nudahtm, 27, 4, 11, and übtr. 2) im weitet^
Sinn =z entblößen, berauben: res publica nudata taU 6kx^
€ic, Farn. 10, 17, 2. Chwxhus jam nudaHiS praesidio, Liv. 25,''t6;
23 ; nudätus opibus Perseus, Liv, 42^ 50, 8. Und so auch nüihM
(S. 1075, B) im übertragenen Sinn: ne nuda tmxüiis Romanis JB^
spania esset, Liv. 21, 32, 3 ; ager inermis ac nudus praesidiis, e%d.
29, 4, 7. Nutrire. Z. 6 v. a. ist statt* Ov. richtig zu eitleren FöÄ
Max. 5, 2, ext. 4. Obambulare. Absolut iSndet es sichaxtok
bei Liv.: qui prima luee obambula/üerant, 27, 42, 12. Mit dem'Dö^:
anch bei 7erg.: grtgibus öbamb^utahat lupus, G. 3, 538. Der AotmA
auch bei Brudent : siccum litus obambulare, c. S^mmaeh. 2, Praef:
20. Der ^ccud. mit pr^re^ endlich steht anch bei Plaut.: prtüeter
OS obambulare, Poenul. Prot. 19 und mit inter bei Prudent.: imp»'
vidus lupus inter oves tristis obanibulat, Cath. 3, 158 ff. ObjSO'
tare ^= aussetzen, preisgeben hat auch Tac.: princ^em öh^
jectare perieuUs, Eist. 2, 33 und dolo simul et easibus öfiifedare,
ebdi Ann. 2, 5 und caput olffectare procellae, teUs Sil. 3, 121 nkä
15, 39, ebenso bei Olaudian. rapt. Proserp. 3, 364. Aach in dMf
Sinne von vorwerfen bei Tac. : perfidiam, seditienem aui tladetk
äUcm obj.^ s. Eist. S,Sl fin. nnd 4, 72 fin. Und mit dem'jlctf^.^lst
J^ifin. bei demselben Auetot: quin et iUa öbafectabai, principe aürii
vOare Thraseam scUemne jus jurandum, Ann. 16, 22 and Bist. 4}
42 j9. init. Dasselbe gilt auch von objicere: a FlamnHö niiei^'M^
objedtum Prusiae erat, hominem omnium infestissimum popülö ^to^
mana-apud eum esse, lAv. 39, 51, 2. Cujus (patineu!) veneno Aspre^
nati reoC. Severus objieiebat interisse eonvims OXXX,PHn.ny^
35, 164. Servaeus^ Veranius et ViteOius K^eeereodio GerikmM
. . iPisonmn^okdg^'nnlitwm eo usque' ^orrupisse, ut. V Tat. 'Ami.
3, 13 iudv4, 4d ig/fi. ^2» j^f^ff^dtV Mit dem bloßen Inf in. stiM
C. C<9r^ef,Äasf. l&t.-deutscbei Hft&dwSr^rk, mg, t. JDf.^C^flytf.
dieeu VorbtuD auch Öfter bei Haut, : iucermam ohlitm fueram ex*
iim^umt, Mosieä. 2, 2, 55 ; est quod domi diccre pame fui Mitus^
Afiki. 1» 2, 38 und paene oUüus $um, religuumdkere, Poen, Ptol,
118. Mit d«iD Accus, ä In/in. ebenfalls bei Plaut.: satin ut 6h*
tarn fui tibi mt narrannssey Mtrcai. 2, 4, 13. Anak)ffiai^ funda-
matUum f '^ ^scuniurmUuram et usnm, Varr, L L ^, 39» 63
(IL) NoH <ic tm^^aiis mmtincro, ui me cünmlem esse üö^
Umcmr, i/ir. 10, 37, 8. Hoc qui dircrii oblmscetnr, iddommis pa-
mm t^OH esa€, quod deo gaiis mt, Sen. epp, 47, 18 und : d^t^i«^ es
fmninmm te comolari ebd. com, ad Marc. 16, 1 und Plin. n. h. 6,
j 11 Ui. ..y^.f^^^ unter Z. 13 v. u. ist observarc voc4iit(mem eia
ler des HandwOrterbncbes för vafydioneni obs-t ». Ja%\
: Ubver»ari ^ sicL horu wtreiben ist auch bei Xiv,
i dem AbJat* Terbunden: in foro abvcrsari, 38^ 1, 8. Im
trwpiecheü Sinne = unserem vor Augren, vor der Seele
ächwebea mit dem Do/, ßiidet es sich auch beim jüngeren
PI in«; obversantur ocuUb ccmi labüre&^ ^p. 8« 23, 6 und ohversaiur
f^ ^ -''-vir, qui. .ebd. 4, 17, 4, Oculus. S, 1166 will uns die
I ii^ der Lirianiscliun Wurte anferrt observanttbus eiiam
' 16, IS) uicht gallig befriedigen. Da der Sinn ümswei*
ihrmügeiaufsieAcbtgebenwieibr wolle tf
HordvA sie euch deuuocb hinter' 8 Licht führen, so
ien wir lieber mit K Uiber sagen: desti» mehr fürchte ich»
ihr habet denent die eucb auf die Finger eahen, Aucb
di« Augen wegge^aobert. Odisse, unter Z. 11 v. o. ist in
den Worten mimicm smnper osa sunt obtuerier ein starkes Veraehen
{ntmasum, 8. Fiaui, ÄmpMr. 3. 2, 19. Omen. Per Geniti? des
ObjeotOd Tishlt im HanijwiVierlmeh : quod in prodigium ei dmm
mmmetUmm dadtutn vertd . Btd. 1, 86 fin, und magnae
H pnmptme rci Ofticfi, ebd. i Omen vidariae^ VaL Mojc. 3,
2, 3, BbeMQ Suä Äuff. 94 g. E. und Curt. 4, 4 (17) ö, Be^hrum
amätmm &men, ebd. lu, 9 (29) 20 und ma^i otnina planäus, Lu"
emk. 7^ 22, Omittcr€, JMit dem Inf. auch bei Ter. und undoren:
§mMi0 pr9i0qui, Pharm, b, 6, 21. Quibusnectsfiitudmibu^^ U mihi
lmmi$f^ft parem, mnitto ad pra^tm referre, Tac, Ann, 4» 40 g, £.
SbeDie^nn. 2, 15 inii. mid 4, 68 mit, und 15, 57» fin- Omitme
Stfßumii aique Hiberi mentiomem facere, lAv. 21» 18, 12. Ofniii«.
& lldT^ 3^ 21 V. u. werden die Worte quaedam ^aUimat omnia ^e^
... ...w*..>«/ :pi.n. w. K 10, 150) von der 4. Aufl. des Hand-
tzt darch: einige Hühner legen al le-
laliwci hier, iues will aber Hm^ keineswegs sagen, sondern;
intge Iiahner legen immer Do|>pol- oder ZwiUings-
ier« d* h. solche, welche unter einer gemeinsamen
lehale swei, durch eine Scheidewand voneinander
gelrennte Dotter enthalten, Onus^. Z. 12 v; o. bie-
M daa Hjuidif(^rterbuch noch die alte Lea&it iaif^i onerU iurHm
• Mtiii^ coihcare (bei C^ies, b, (k. 2. 50 (m). Bieeelbe darf aber
at «obl ^a aitiquirt betrachtet werden, wie denn söhen Schneider
IM Gi 09orge^i Anf^kii-deiitochM HftnduMlerb.,- tMg^, ▼. Dr.JBtgmfer.
usd Bttch ihm Nlpp«rdey (spra^ifeb richtig, aber MdhHch mk»
zaiiBogy in mmo colhoa/iw Uetea, denn ^ie kettntett* dfe
Admatiteer bei alke^ Unke^ntnisr ^e^nken, al-'s oB dfb
R^ODer den Tbarm aof die KOhe cler Maue^if sn
8#tMli be#bM»iohtigften? Man hnM daher die offenbar verdorbene
SteUe durch Conjeotbren tu beilen* v^rsudit. Anr aneprechefideten
dllrfbe sein, was Krämer und ihm beüBtimmend^B oberen 4 Mf*
geeommen' haben: quibtfstmm manfäimt^. ,t(nnti oneHe tuMm mö^
iurrm sese cfmßckreni. Opera &. 1^903^ %. 9^ ▼. ir. BkeM Pe e»periH
ei Opera etc. stett expedire^ was Fiau^, Capi. 9', ^, M^^ taCl
&pi^(pri. Mr den Ten optnart regierten ^co. e. Ikjin. Metfet- dab
Handwörterbuch nnr eine Stelle nad zwarCieeros mit ff.Btf. Fk$l
E8^veI«teili sich aber von selbst, daes je nachdem das Objeol der
02>lma sich auf Gegenwärtiges, oder im«er Fleibendes^
Feststehendes, oder auf Vergangenes oderZukünftIges
bezieht, danach sich auch das tempue des von opinari abh&fr-
g'igen Infin. richtet. Daher für den Infin, Fat nwA Weitere
Stollen sich yeraeichnen lassen v n&n iutam fore generi euosHrpem
9pinatwr, mst fefeüerü^ FUn. n* hi 10, 26i Q^em exercU^nm terra
venturum opinabaiur, Liv. 37, 9, 6. Ebenso f üf d^en iHf .' i^aee; :
qiiidam epinem^r^ emnibuB hia ad hiemem decidere actifoo«', iPR
fh h, 11, 74 und 10, 148 und ebd. §. 185. Dees non ewraire
opinar^ quid agat humanum genuSt Bnn, bei de. dedivin, 2, UM.
Sublatio afdmi sine raHone opinantiSj se magno bono fmif CVtr.
I%fk 2, 13. Deo»^ esse natwra opinamur ebd. Tuac: 1, 36 und ebdi
§. 111. Über den Inf. Perf, aber yergl. mam: carnäe eiifüium
armorwn alias fuisse opinantury Buet Caes, 30 init, Und' TiHm*.
23^ fin. und VitelL 1 inü. und 14 p, medd. M ÜUxem qaidem opi^
mMtur. . .adisee Q^rnumiae ierraSy Tae. Q^rm» 3^. Suopie in^genio
tempettatum aninrnm vwUMms fiUsse opinor nupgis, quamidvi 1,
l^y 4. Si id (nunjus malufn) ailn accidisse opinetwr, de. jAiee; 3^
28^ und Lad, §. 45. Opinio. S. 1210 des SandwOrterbnetM
Z. 32 V. 0. steht der Satz non possum quidem in' iU(mn äUam^ tnDi-
dere opinionem nisiineam, inqua etc. Cic, Statt non poisevm* (laMfem
aber steht im Texte ne poasnm qnidem und sixLttiUam ist üRmn nnd
fftr in qua bloß*$ua und statt Cie, ist zu substituieren BoUb. bei <!)tt0L
Farn, 9, 9, 1. Orbare. Fttr die Yerbindnng mit dbm JSbüU. kOiMMii
noch ff» weitere Ancterit&ttn angefahrt werden :ni»^9ii rem jH^lttoili
tmolumem esse orbatam publieö consiliö, IAß9\ 23, 2, 4. O^rbairi ^rira^
rwn fortissimorum anxilio, Tac, Biet, 2, 28 medd, Respublioa eom^
SfMms orbata, Suet. Aug. 11. Lumimbm orbaius, Vtd. Mo». 8, 131
5: Funde tuo lacrimw orbata Bononia Bufo, Martial. 6, 85^ &.
Anoh für die engere Bedeutung: der Bitern oder Kinder be*
rauben bringen wir noch folgende Stillen bei: orbatus- ßio, Quin-
ta, 5, 12, l^-ündduobm^/aiis orbatus^ €mi. ß, 9 (35) 97 und Sy
10 (40) 31. Faire aciriro orbata, Buit. Borna: 22 ond'VtmTkiereii:
maUrorbada {mhdo)t Luerei.2, 355^ L. Orbis. Si 12^*, ^. M t>
u; steht Greten qaae mens est oitte^ wofür m seilreiben iet: ^
(k (horgUt Aiisf« Ut-dcaWcbM Handwörtorb., mg. r. Dr^ JMg^er, MS
wmä €0t orbi&, i. Oi\ Met. 8. 99 ff« Orditl Der ^e^. c^ Zf»^>*.
Aii4et sieb scJioq bei PJa«i<. : höc mfmm^um orditur loqui, Trin.
Ii:i6, Fl. und b<»i nachBU^uateiachen Dichtern! /on Ais mc^iims or*
^ms, Lucon, 2, 241, Citins ntaria ire per aUa ardimur. Sil. Ib,
IM ff« So aacli inder silbernen Proea; txercäum ducere in
i Of^üiff ed, VeU. 2, 109 fm. Jmte^uam diwre aini scri^
ferdinmmr^ i^mfUiL 8, 9, 8. J^rimms omnHim Ifhertimmim sori*
rt MM<Hrmn orsus^ Suei. de cl rM. 3. Ante qua€ proeliü t^pwi
üof^funda sunt oräiar dicere, Gurt, ^t 1« 2 und außer der im
laml^iörterbacb genauuteo Steife auclt oocb 6, 5 (19) 17 trud 10,
7 KÜ2) 4. Osiendtre, Der Acc. et Inf. ist yorelass. auch b«i
timtt. uDd anderen: osicndü sc mihi mfidekm mm^uaim sc mt^a
fmr, f?/n<l, Trm* 2^ 4, 85 ß, Mt non p€ecaa$e pkme ^gimdmm^ iAü.
17 H. Odmtdam eorpuscnla materiai m imfinUa stummam rmmm
itmer$, Jjucr€t, 2, 529, Später aocb in Prosa: haeecsimduiiU
( amal0ffiannotics&€,sed. , Varro l L 9, 79 (47) M. Qium unmn
€S ^mmilfus profu4;isae mpra öiimdimu^ Snll Juff. 69, 4. Non
f-^ ■ Jg 6C ud ohsides quogtte dare p^mtum esse ostendßM^
l j« 7 und 36« 1, 3« Umbra ubieunqme att, H>i tSM et^rpua^ <m^
Im^d, i^HiiL 5« 10, 80. Vi cdido osUmdenty esse sibi not an (am»
jmaihmi) SueL Caes. 75 ßü, I'andere, S, 1294, Z. 13 v. u«
sttbl b) bildlieb a im Allg. eptdacula p(mderey daa Scbauspiol
er4ffiiOii* Hör* Dort wird aber etira« giuii Spedellea (^meint, denn
ipeä^acuia pamierc Ut Sat. 2, 2, 26 von Pfau g^ngt und ein ver-
kftnt«? AuBdnick für c^u^^iin pandem spectacula praebct daduTeh,
dasa or om Rad ecbllgt und mit den prächtigen Auf«ii
dtrStoilSfeddru d^n Betracbtendcnsoh^^rrlicheGlani-
fankt« (spcdaatla) darbietet, oder, wie Wieland sich ans«
4r<^cki, mit dcnsel ben Parade mncbt* Par. S. 1S02, Z. 8 v.
IL aUkbifn dii» y(i)rUi pares inproeiium ineunt, Verff, Dtoselben kön-
ÜB aicb entweder auf G, 4, B14 oder At( Aph, 5^ 114 belieben, sind
j<d«nfalls ein sehr freies Citat, denn die erstgenannte Stelle
llittl:/)f>ma ^v<? intunt $i quamdo prr^^fin Pftrtkf, in Aen. 5, 114
ateh^ mre$ incunt grarif - Parcerc.
iiimaJpi /sörwrc auch von / dl. und Pro-
TtrbundeD : parvr jmraius nimiuni mrerc, Ihr, Varnr, B, 8, 26,
a, 2. 58 und Üarm. 1, 28, 23 ff. I\*rcitt quam ctistadit Anwr
nre pucUam, Tibuü. 1, 6. 51 und 3, 5. ß. Nihil promitiere
C " ^ * tö. OUitüs parte ;y ^ ^ *s. Propmi, 1, 15
m, . Eb^oao bei den n;: lischeii Dichtem,
Stelit^fi \sa Km 46 halber nur mit ZilVeiu riiifiihren: MnrtiaK
68. i und 14, 105, 2 und 14, 118. L^tcan. 10, ai*5 und 7, 659,
j Sm, pcrc/.) (Mfir. 276 und 992 fp. et U.) Fo?. Flaec,
, .s^^tf. 17ie6. 7. 218 und Sil 17, 27. Perngcre S. 1389,
E* 9 f. UL iil fabulam ttiae perai^ere ein kleinea Vergeh »>n fär fabu-
aeimiis J>tragere, ß ' m. 1>^. 64. ^ Pewdo-
HfüB, aig. a) hat .. *a; r/t^tH et iöm%mue
2, I, 78 and iAt^.,- >#r(if>ffiafiiad ^«tinocei animös ^^6€, 37| 49,
SM C. O^orgesi Ansf. lat.«d«atooh«e HiiidwMerb., tatg. ¥. Dr. AUgayer,
5. b) = ganze Länder, VOlker gänzlich bezwing enöfter
aach hBi Curt.: quorwn aUa duäu meo, alia imperU) m$^
^cioque percUmm, 6, d (7) 2 und 7, 6 (26) 18 nnd 10, 1 (3) 17
und 10, 5 (IS) ae. Ebenso bei 2bc. : perdomita Brikünma, Bist,!,
2 nnd Agric. 10 p. init. Asm. 3, 47 nnd 4, 5. Auch bei Suditpۧr^
9W>er(mtia€ grande pretkm tulü Mo lUyrko perdcmUoi Tib^lß ftk.
nnd TU. 6 und bei Flor,: Äugusttis DeMatas perdanHmdoB VU4ö
mcmdai, 2, 25, 11 (H.) endlich «nch bei Jitetin,: Jsia perdomita
2, 3^ 15 und 11, 1, 5 und sonst. Auch bei nachclassisohen Dich-
tern: Jäoec loca perdamitis gevUibus Hh tenet, MarMl: 7, 64, 4
(Sehn.) und 9, 43, 8. Toiourbes agUabis in arbe perd&mUc», iMean.
2, 643. Perdamüis gefUümSy 8m. Herc. /Wr. 960, P. et B. und
pttdomare Alpes, 8ü. 8, 211. Perfugium ist im HandwOrterbneh
nur aas Tac., CMi., Etmen. pan, nnd Oie. nachgewiesen. Dasselbe
findet sich aber schon bei FUnU. : pedil>U8 perfugium peperUf CK«
sieH, 1, 3, 13; nescio unde perfugii mihi copiam camparem, Oas. 8,
5, 2 nnd bei Lucret.: perfugium sibi hdbebant, 5, 1186, L. Bimnal
auch bei (hes, : quo superiore anno perfugio fuerant usi, b: &. 4,
38, 2 nnd bei SM:: in äUero miseris perfugium, Catü. 54, 8. A^ch
bei Liv. : nee uQam in partem tutum perfugium est, 9, 48 1 6 nnd
perfugium habere in pcUris misericordia et justitia, ebd. 40, 10, 2
nnd 22, 22, 11 und 24, 2, 11. Perfugium ostendere, VeU. 2,
72 fin. und desdscentibus a nobis ertxt apud eum perfugium,
ebd. 2, 109, 2. Permittere. Es kann nachgetragen werden,
dass die Phrase se permittere aiicui für potestati, ditioni
alicujus se permittere nicht nur bei Too. nnd Curt.i primus se
cum conjuge et liberis victori permisit, Tac. Ann. 4, 50 init.
und: ad praestOutam diem permisere se regi,Curt, 3, 1, 8, sondera
auch schon einmal bei Liv, yorkommt: partim consilio partim pre*
dbus evidt, ut permitterent se Eomanis^ 38, 9, 7. Pemox. Luna
pemocte {Ov. Met. 7, 268) heißt im Handwörterbuch (nach dem
alten Scheller) bei nächtlichem Mondschein. Pemox be-
deutet aber ja doch durchnächtig d. h. die ganze Nacht
hindurch dauernd, vorhaltend, s. z. B. Liv. 5, 28, 10 oder
Plin. n. h. 2, 42. Demnach bedeutet lunapernox den Vollmond,
dennnurdann steht der Mond die ganze Nacht hindurch
am Himmel, wie PoUe zu der obengenannten Stelle des Ov. richtig
bemerkt. Perosus. Im Handwörterbuch ist peronus mit dem
Gen it. quietis verbunden aus Prudent. citiert, wie schon Scheller
gethan hat, aber offenbar mit Unrecht. Die ganze Stelle lautet
{Perist. 3, 41) üla perosa quietis opem degeneri tolerare mora
nocte fares sine teste movet saeptaque daustra fugax operii.
Hienach steht perosa absolut = mit ganzer Seele sich
sträubend und ist wie impatiens mit einem Infinitivsatz ver-
bunden. Der Gegenstand dieses Widerstrebens aber ist eben quietis
opem degeneri tolerare mora. Perseverare erscheint mit dem
Inf in. auch bei 8uet. : hospitio pairis ejus . . uH perseveravit, Cäes.
78 /tu., Claud. 84, Tit. 9 fin. Ebenso bei Nep.: timens ne heUare
C. G€^ge$t Amt Ut.^d^aUcbes HaEiciwdrtefb., mg. f. Dr. Mgayer. 207
p' . 5, 1 und bei Tac. : abnuere persevetHivitj Hi$t,
3, ^. . ..; .;, ^ ;„ .j.iia mancre perseverarü, Tmj. bei P/<i». epp. 10,
65, 2 D. £iidllch auch bei Liv* : quod p€r»&?eraren( diSBimiUs esse
' ■ 'Ttim, S, 64, 8j ^f i>er5eferarcfii ur^ere hello Carihd'
Lit\ 24, 48, 3 und 37, 53, 1. Perverse, W«nn es im
]\ ^^rbucJi heißt: Asffifptn suis litUris penrerse utuntur
s hq von der biuken nach der Eechten , so musB es
Qiogekebrt beißen: tob docRechten nacb derLinkea*
Pl0cere, S, 1535, Z. 31, ?. a. steht: majari tarnen parti morari
ptßcmi^ ein auffallend freies Gitat, denn bei Caes, b, O. d,
3 , 4 i^t gescbrieben : mt^ori tarnen parti phcuit hoe resmrvato ad
txtremum consUto interim ewntum rei experiri ei castra defendefe,
Pluudfrt- Das Handwörterbuch gibt an, da8sp2ati5aco/^ equorum
bei Verg, und Ot\ yorkomme. Bei dem erstgenannten Dichter aber
stellt nur plausa pcctora (equorum) and plausae sanUum cervieis
mmarr %._ AcH. 12, 86 uud G, 3, 186; hingegen findet eich j^fausa
Irupedum (nicht equorum) bei Ov, a* a. 1 . 630. Polli'
'Ctr ', € iir die Verbindung mit dem Acc. et Infm. fehlt im Hand*-
wOrterbach Nepos i se ejus rei obsidem fore poUkiius esi^ Phac, 2^
^ 2» 4. Anch bei Liv. außer der im Hand w^rterbu che
t:i (44, 7, 5) noch zweimal: si mihi pollicemini vos
fgrtücr %n aede operam navaturos esse 7, 16, 4 und murum sc
eiratmdaiurum urbi poUicilus est ^ 41, 20, 6, Ebeneo bei jSo/I. :
Coj^ii^ $tm€t eo hrevi reniurum poüieUus est , Caiü. 44 , 2 und :
praeterea polUcetur in tempore semet cum exerdtu adfore , Jug.
56, 2 and Tac. Hi< 3, 77. Partus. B, 1600, Z, 1 v. u. lesen wir
noch wie in der 6. Anfl. in p raw dare, wofür ee opera« dare
heißen muss, wie im Eaud>v ii selbst unter Optra, S. 12QS,
Z* % T» u. angegeben i^t, S« darüber auch Forcellini unter opera.
Püscere. Der doppelte Accus, steht öfter schon h^i Plaui^i
quantum lubet ms poscitöle aurum, Bacch, 703 » B^, eb^so Per».
425 and Curcui. 63. Auch bei Yerß.i meliora deos sedet amina
po^cens^ (h 3, 456 und Aen. 4. 50. Bei Ov, kommt es nicht nur in
iiegatif en 8&tzeu, sondern auch im Activ vor: donec eum
cm^fuz fatale paposccrit aurum, Met, 9, 411 und Am^ 1 1 iO, 27,
So mach bei Dacbiugueteischen Dichtem : licuit Faunü* poscere vina
J4irrm, Martial 8, 50, 4, ebd. 12, 5G, 3 und 10, 75, 1. Cur me
in deeursu lampada posds? Pers. 6, 61. Smperos quid prodest
P'^—- *^nem? Lucan, 1. 669. Poscunt jam me swi tempora Qrai^
l r:. 1, 543. Kndiich auch Stat, Silv. 4, 3, 152 (M) Theb, 1,
5iu und ö, 22. Sil 4, 766 und 9, 307. Praeceps. Murus in
solum pracceps heißt im Handwurterbueb nacb der See zu
Jih sich erhebend. Wörtlich ifit dies nicht, denn praeceps
bedeutet auf Uoealitaten bezogen, jäh nach einer
Btchtung bin abfallend, daher die genannten Worte voq
Slebetis beaaer fibersetzt sind: die jäh ins Meer abfallende
Maat r. Ebtad* ist S, 1627, Z, 15 t. o. noch immer der alte Fehler
ab amids praeceps agor statt ab inimicis pr. a., s. 8alL
MB K. JlcH^ OjvuB und Herodot^ angw. Ton J. XMU.
OuUl. 31 fin. Truedt^srt. Der Aoe. «nd InAn. findet skh sehMi
bei Plaut.: mando üii me meamre praediöani, Mm. 5, 2^ t8 tmd
Poentrf. 5 , 1 , 24 a. a. Sbenso bei Nep. i praedkabfU mi^oH hegiß-'
Ag€sih 4, 8 und XuiMn. 13, 3. Aueh bei Liv.i tum proddioans
parüäpem pr.oödae fore exer&Ut^m, cum. .4^' 53^ 10 und 24, n, 7
und: gui omnän^ prmdicabU a filio euo se be9^eßcii8 fiiotum, fiteW.
benef. 3, 38, 3 and Folub. 7, 4. Praedieabat, mattem suam M ^
ceiio . . procreatcm, Suet. CaUg. 23 init. Epidiu$ örtum se M
Epidio Nuneione praedkab(d, ebd. de d. rhek 4. Praediscete.'
Praediecere coeli motum ist im HandwOrterbueh irrig atigeg^beii
für pr. eoeli m^em, s. Ver§. ff. 1, 51. Praeferte. Z. 20 t. o.
siebt im Handwörterbuch ut se uirique priöreB di$öe$9i^9e es^Mi^
marent. Dieses Citat besieht sich aaf Caes. b.c. 1,47^, 1, wdnhdh
priores mit superiares zu TertaosGhen ist, wie denn unseres WiSitetil '
priorem diseedere -=: ans einem Kampfe als Siegiu-, sieitt-
reich hervorgehen (im militärischen Sinne) lateinisoh gar uMM
gesagt wurde. Mit dem Inf in. iut praeferre anoh von O0. TttS
banden: omtdbua Ulis praehUü imbutam Nesseo sangmne vestdm*
mittere, MeL 9, 152 ff. and mit ä<h!U8. et Infin.: hostem me d
esse prius etiam, guasu Äeäius exerdtum in Oraeciam M^ficetet^
praetulij Uv. 39, 28, 7. Praegelidus = sehr kalt Ist im
Handwörterbuch auf Alpes als Attribut bezogen. Siiffat man aber
lAv. 21, 54, 7 näher sn, so ist klar, dass pn»e§eUdis nicht aof'
AJpes, seildern auf loca zu beziehen ist, und mit iHl^N
jecbU parallel steht, da Liv. sagen will: nicht nur die Jahresttft
und der Schneefall, sondern auch die örtliche Lage der Qegend*
zwischen Alpen und Apennin und die durch die Kähe von FIfissM
und BQmpfen herrorgerufene ohnehin sehr empfindliche Eftlte der
Gegend hätte die Römer ton militärischen Operationen abfaalbn
sollen.
Kocherthurn. Dr. AUgayer.
(Schluss folgt).
Cyrus und Herodot nach den nen ao^fandenen £eiIiBschriften von
Dr. Victor Floigl. Leipzig 1881, W. Friedrich. VI und 198 BS. 6».
Im Terflossenen Jahre sind zwei babylonische Inschriften be-
kannt geworden, welche fQr die medisch-persische Geschichte, spe-
ciell for die Kämpfe zwischen Eyros and dem letzten König Von Ba-
bylon Nabonit Ton Wichtigkeit sind^ Die vorliegende 8chiift kündiget'
üch selbst als ein Versuch an, die neuaufjgefundenen Seilinschriflen
— „fflr deren Übersetzong Sir Henry Rawlinson und;
Theophil Pinched einstehe n** — auszunutzen und die „Chnn
nologie der Meder und Lyder, der zoroastrischen Beform und de^
Skythenznges festzustellen, Herodot und Ptolemäüs zu erproben'^.' ' ;
Dem Charakter dieser Zeitschrift entsprechend werden wir di^'
Erörterungen Aber assyrisdie und jädische Chronographie hicUtlW'
rühren and uns nur mit den principidlen Fragen, zu deren B^ptii^'
F. Fhigit Cyru« imd Herodot, angex. ? an J» Ktaü, MH
hüng die Torliegende Arbeit Anl&sg gibt^ und den Ausföhrungen,
auch für die ErklÄrang der classischen AutereD von Wich-
Hgkiit 8iDd»beacbäftigei], Wir gestehen, wir hätten es lieber gesehen,
1MM der Herr Verf. statt die Übersetzuog der beiden englisdieii
Augniologen wie ein Do^a 2Q acceptieren durch philologische
Pitftmg der zweifelbaflen Stellen, an denen es in beiden Inschriften
mdit f«hlt, unsere Eenntnis der Texte, mit denen er operiert, er-
weitert und uns so die Überzeugung beigebracht hätte^ dase auch
m für die gegebene Übersetzung einstehen könne. Hau möge nii»
flSoM torhaHen, dass die Inschriften nach ihrer historischen nicht
ntilk ihrer philologlijchen Seite, von einem Historiker nicht yon einem
PWlologiO geprt^ft werden sollen. Niemand wird behaupten wollen^
d«r Historiker k(^nne einer yollständigen Beherrscbung der Sprache
des Volkes entratheD, dessen Geschichte er zu untersuchen sich an-
schickt. Ein derartiges Vorgeben ist zumal auf dem Gebiete altorien-
taKscher Gescbicbte unzulässig. Jeder der sich mit ägyptischen oder
WOfiscben Inschriften enistlich beBchäftigt« weiß, wie schwankend
ßrs^tzungen sind — und wie könnte dies anders sein — , dass
f lu den am häufigsten interpretierten Texten nur einzelne Sätze
Übersetzung über allen Zweifel erhaben sind, dass wir im
Miien wobl den Gang der Handlung aus den Inschriften ersehen
können, beim Detail aber fortwährend Irrthümem ausgesetzt sind.
Brtt in der letzten Zeit sind auf beiden Gebieten Ansätze zu einer
wi»teDsehaftIichcn Behandlung der Grammatik gemacht worden.
/ t ein großer Theil der erhaltenen Inschriften noch gar
r, r nur in ganz veralteten Übersetzungen vorhanden. Bei
dieser Sachlage werden wir es begreiflich finden, dase die ältere Oe-*
oeratiun derjenigen Historiker, welche das Gebiet ajtorien talischer
Geschichte streiften, vielfach abgestoßen durch zahlreiche Auswüchse,
welche sich beim Ausbaue von neuen Wissenschaften, an denen eich
oft wifiaiATischaftlich ungeschulte Männer betheiligen, einstellen, den
ter Ägyptologen und Assyriologen gegenüber sich ablehnend
hnr. Heutzutage, wo die altorientalische Geschichte zu
ii '.\ Zweige der alten Geschichte entwickelt hat, ist
1 ,..,iten nicht mehr möglich. Aber man wird nach den
tfibrungen es begreiflich flnden, dass nach den jetzigen
<ler Wissenschaft Cntersuchongen über assyrische oder
schichte nor von einem Forschor mit Erfolg unter-
(jideii können, der das philotogkehe Gebiet vollständig be-
iass wir nur der Führung eiaee solchen uns anvertrauen
6nnen und wollen.
T^-r Herr Verf. der vorliegendta Schrift könnte uns bis tu
|f iasen Grade Tergessen lassen, dass er nicht «die anfgefun-
- 'hriften*, sondern die von EawliQSon und Finches an-
rsetznngen derselben — was bei weitem nicht ein und
iA^d4iL4» i*i -- „ausnützt'', wenn er dies mit Anwendung derjenigen
l^dpleo, welche die historische Forschung den Überresten des alt-
nialiscbeQ Altertbumt gegenüber einzuhalten hat, thäte. Wie he\
4MU€^in r. .] ux.
**«. UL M^n.
14
210 7. Fhi^ Cynu aod Herodot, aogei. toq /. KfüU,
keinem anderen Zweige historischer 'Forschung, haben wir es hier
fast nur mit Inschriften zu thon, die selbst wieder großentheils
offtcielle Actenstttcke sind. Dies ist auch bei unseren Inschriften der
Fall: sie sind beide nach der Besiegung Nabonits unter dem Segi-
mente seiner Sieger verfasst. Und nun denke man sich in die Lage
der babylonischen Priester, welche den Bericht der £&mpfe zwischen
Eyros, ihrem nunmehrigen Herrn, und Nabonit» dem letzten einhei-
mischen König, zu ver&ssen hatten. Die Situation war gleich der, in
welche die ägyptischen Priester etwas über ein Jahrzehnt sp&ter nach
der Niederlage Psammetik IIL dem neuen Herrn Kambyses gegenüber
geriethen. Die Verehrer der einheimischen Gk^tter waren fremden Dy-
nasten erlegen, welche anderen Gottheiten huldigten. Warum hatten
nicht hier Amon, Bä, Horos, dort Bei, Merodach, Nebo eingegriffen;
oder war ihre Macht geringer, als die der Götter der Sieger?
Ein Ausweg aus diesem Dilemma musste von den babylonischen und
ägyptischen Priestern gefunden werden. Man &ud denselben in dar
Annahme, die letzten nationalen Dynasten hätten einheimische Cnlte
vernachlässigt — und wie leicht war es bei der reichen Aasbildung
der ägyptischen und babyloniscben Mythologie hiefflr Belege zu finden
— , die fremden Eroberer dieselben dagegen mit allem Eifer gepflegt
Über die Vernachlässigung empört wenden sich die Götter den fremden
Fürsten zu (so wenden auf der Stele von Neapel die ägyptischen Götter
Ägypten den Bücken zu und begünstigen die Perser) und verhelfen
ihnen zum Siege. Über den Veriust der nationalen Selbständigkeit
tröstete man sich mit der Erwägung, dass es doch die einheimischen
Götter waren, die den fremden Fürsten ins Land geführt hatten. So
tritt in den Culten der Priester kein Unterschied ein, der neue fremde
König tritt an die Stelle des alten einheimischen, er wird in Ägypten
zum yy Sohne der Sonne^, er wird als Verehrer des Apis dargestellt,
in Babylon dient er dem Bei, dem Nebo und den übrigen Göttern
allen. Wer diesen Dingen im einzelnen nachgehen will, den verweisen
wir auf die ägyptischen Inschriften der Ptolemäer und römischen
Kaiser; er wird sich leicht überzeugen, dass die ägyptischen Priester
zwischen Ptolemäos Soter, Augustus und dem alten Bamses IL kei-
nen Unterschied gemacht haben.
Zu welchen verhängnisvollen Irrtbümem die Verkennnng
dieser einfachen Thatsacben führt, zeigt uns die vorliegende Schrift
9 Ist es nicht eine der wichtigsten Lehren unserer Inschrift, dass
Kyros und sein Sohn keine Zoroastrier! dass sie fromme
Verehrer des Merodach, Nebo und der anderen Götter von Babel, die
deren Tempel restaurieren, deren Priester begaben und erhöhen,
deren Prozessionen durch Theilnahme verherrlichen! Offnet uns
Kyros, wo er in feierlicher Weise seine Ergebenheit gegen den Götter-
könig Merodach betheuert und Kambyses seiner Gunst empfiehlt,
nicht endlich die Augen ? Hätten es nicht schon längst die ägyp-
tischen Monumente sollen, die uns Kambyses' Devotion gegen die
Neith, seine Sorgfiilt für die Bestattung des Apis. . . . gezeigt ?** Man
sieht, der Hr. Verl will aus dem Umstände, dass ägyptische nnd
F. Flaifi^ Cpxii QDd Herodol» an^es. yod /. KraiL tll
bäbjlonische Priester den Perserkönlgen die Attribute übertragen^
I welche nach ihrer Ad nähme ihren Königeo zukammen , ernstlich deu
Juis ziehen, die beiden ersten Perserkdnige seien keine Zoroastrier
an. Ganz abgesehen davon, dass nach den obigen Erwfigangeii
den Formeln der ägyptischen and babylonischen Priester für
lenGlaubeii, den die Pei^erköoige wirklich hatten, absolat nichts
folgt r Übersieht der Hr, Verf., das» seine Argumentation nicht
riogent ist; denn wenn ein König in Ägypten an die ägyptischen, in
[Babylon an die babylonischen Götter glaubt , so kann er anderswo
Qz gut einen dritten Glauben, den des Zoroaster, haben^ Ebenso
Q sich stets vor Augen halten, dass die Inschrift unter dem
leote der Perj^er, wohl unter dem Sieger Kyros selbst verfasst
t, um den Bericht über die Einnahme Babylons würdigen zu kennen.
Ifiass die Babylonier von ihrem Widerstände gegen den nunmehr
jftgitrenden Herrn nicht gerne sprachen, ist wohl leicht einzusehen.
16. Tammuz (IV. Monat) kommt Gobryas mit der Armee dea
l&yros ?or Babylon — dass er in die Stadt selbst eingerückt sei, folgt
[itts der Ini^chrift nicht nnbedingt, denn auch Dareios sagt: (II, 2)
^TAtJk adam Bäbirauv Aham , da war ich zu Babylon"" zu einer Zeit,
ro er vor der Stadt lag — noch vom 5. Elul (VI. Monat) sind uns
KTifelchen des Nabonit erhalten, erst am 3. Marcheswan (YIII. Monat)
iVÜckt Kyros in die Stadt ein. Was war in der Zeit vom 16. Tammnz
[Ua zctiQ 3. Marcheswan, also in fast vier Monaten geschehen?
Es wire unnütz, wenn wir die wahllosen Hypothesen^ die der
rSr. Verf. in einer athemlosen, überladenen M Darstellung ^ wo ein
[Scheinbeweis den anderen jagt^, als UDumstöGliche Wahrheit, der
•) Wer sich von derselben einen Begriff machen will, lese den Pane-
auf Kyro« S. 61-07, desseo Riesengeatalt gllniend im Strahlen-
encheint (S. 61 >, der, wenn er groß ist, ^roß war, weil er mit
Mitteln UDerliortea erreicht (S. 6ä), der groß auch war. wenn
iflt, fäf gutes Recht zu kämpfen, seibat ae fallen, der sieh
flhabenPte, üdh t erblich et e Grftße erkauft bat (8» 66). Da hören wir
,alldurcb*lriiigenden Strahleu der yonneninschrift'' (S. 61), von einem
.iicben Piemont** (S. 104), ^mediichen Granden*^ (S. 64|, ron einem
iUu Lydien (S, «54), Ton einer BequemUcbkeit oder Manie Herodota
^ 181), von Waffen, die früher gesohwongen wurden und die der Hr*
ferf. nun fallen läsat (S. 451, von chronologischen Turnkunstätücken*
Vrrn fr nicht mehr bedarf {S. 175)» Da werden Opperts Hypothesen »in
♦s itirückjsrescbk'udert* (S. H9, natürlich mit fetten Lettern ^e-
. ebenso schnell als sicher abeeachlachtet* {& 106): dort wird
ti'iGctiLö p' uielf* (S. 74), er, der mit Oppert in eine Falle ge*
Ifingen, ^ ein Dmckerkobold'^ g<^l^gt (S. 76). Immerhin kommt
' Vanaer wvg ais uer ^' ' '^ ^teg^r Meyer, der nach einer früheren Bcbrift
Ji HfB. Verts „Zii wert» war (Chronologie der Bibel, S. 142).
^fti kl eine ganx aä>,, .....i.. üebandlnng der Gegner!
') Ala Probe: »Gibt ee nun zwischen jenen in Jahrtausenden achwel-
ftij'!*Mi GruHhtn und ihren Zeugen eine Wahl? lit et nicht eine der
' tinserer Inschrift ► Offnet una Kyro» — — nicht
( hätten es nicht schon längst die ägyptischen Monu-
taitiiit - — nicht schQU von Anfang an des aach hier Terkmnnten
iBar^ bt , Sagt nicht Darius seibat in Bisitun —
Ofen hart er nicht endlich au der Spitze der mediachen Inschrift
14^
sie K Fhigfi Cjtw xmd Herodol, «nge». t«iv J. JEM2.
gegenüber nicht einmal der leiseBte Zweifel safkenmiei dirfe,
trftgt, im Einzelnen prftfen wollieD. Es wird gendgen an wenigen
Beispielen die Art seiner Forschung zn beleuchten, nmsomehr als j»
zn erwarten steht, dasa der Hr. Verf. bei nächster (Telegenheit eine«
großen Theil der hier Torgebrachten Hypothesen ebeneo in „ihr
Nichts znrückschlendem wird^, als er es in der vorliegenden Schrift
(S. 176) mit den in einer fraheren aufgestellten thut.
Zu den beliebten Ausknnftsmitteln des Hm. Yerf.s gehört es,
historische Fragen in arithmetische Probleme zu verwandeln. „Dass
es so war, wie es so gekommen, sagt aber beredter als Alles einer
Zahl : Achaemenes steht vier Generationen vor Cyrus 4 X ^^ Jahre,
gestorben also um 680 , ein Zeitgenosse Assurbanipals und der Ver-
nichtung des elamitischen Reiches. Diese Übereinstimmung geoigt,.
um festzustellen, dass Achaemenes mit dem streitbarsten Theil der
Perser ausgezogen, um seinem Volke eine neue Heimat , for sich eine
Krone und auch dem eigenen Volke gegenüber gesteigerte Bechte
zu erwerben (S. 13)/ Aber auch damit sind die Beconstructionen der
altpersischen Geschichte noch nicht zu Ende. Der Hr. Verl bringt
heraus, dass der Großvater des Eyros, von dem man bisher nnr den.
Namen kannte , verstorben sei, bevor er die Regierung übemefamei»
konnte. Aber nicht genug , er weiß auch , dass nun ein Beprfteen-«
tationsstreit gegeben war: ^soll der erstgebome Enkel oder der
älteste Sohn des Teispes Thronerbe sein^, dass die arische Dynastie
der Achaemeniden den richtigen Ausweg aus demselben fand durch
Theilung unter den Gleichberechtigten (8. 22). So füllt sich dasi
bisher leere Blatt der persischen Geschichte vor Kyros mit uner-
warteten Thatsachen. Wie der Hr. Verf. zu denselben kommt, wollen
wir kurz untersuchen. Der Leitstern fdr diese Zeit sind die Angaben
des Dareios in derBehistan Inschrift, aber auch hier ist man bisher
zu abschließenden Feststellungen nicht gelangt. Dareios sagt, es hätten
acht Könige vor ihm regiert, er sei der neunte, es handelt sich darum
die acht Könige herauszubringen. Die Beihe, die Herodot gibt (Vn,
11) entspricht dieser Anforderung , sie gibt in der That acht Vor-
gänger des Dareios. Ob sie aber authentisch ist oder nicht, das ist natflr*
lieh eine andere Frage. Nach dem Hrn. Verf. gibt die Stelle Herodots
nicht, wie die Erklärer bisher angenommen haben, den Stammbaum
des Xerxes, sondern sie lässt ihn bei seinen königlichen Ahnen
schwören! Aber auch wenn man diesen ungeheuerlichen Erklärungs-
versuch gelten lassen wollte, so wäre nichts gewonnen. Der Hr. Verf.
übersieht nämlich zweierlei, einmal dass dann ein königlicher Ahn,
Kambyses , der Eroberer Ägyptens , in der Beihe fehlen würde und
zweitens, dass es nicht richtig ist, dass desKyros, des Eroberers von
Babylon, gleichnamiger Großvater nicht König gewesen sei. Der Hr.
Verf. vergisst einfach S. 21 auf die Stelle, die er S. 3 nach Bawlinson
Sehen wir nicht klar Ja wir erkennen Ja wir dürfen ahnen
Eines ist uns damit erwiesen, die Unmöglichkeit, Hystaspes aua-
der Beihe der 8 Könige auBzuschließen.* Und das alles auf nur swel.
Seiten (S. 19 und 20).
71 Jtd^r, opus Qod Herodcfi, tilget, t«n /. JTr^.
ibrilt hat, iD d^r Kpos selbst Vaier, GrofiTster (Kyros) und
&Tiit«r gleichmaAtg ^^oße KOaige, Könige yoq Ansan^ neiuit,
Jod auf diesem FaDdamente baat der Hr. Yerf* seine Schlösse über
4it Yorgeechichte der AdtaemenideD auf 1
Man darf bei FarschnDgen auf dem Gebiete altoriantalLselier
biiebte nie Tergesseo, daas wir bei der Natur der Quellen iu den
steil Fragen über ein gewisses Haaß von Sicherheit nicht hiuausge*
können, da&s unserem Erkennen Grenzen und meist sehr
I Grenzen gesteckt sind. Dqt Hr. Verf. ist sich dessen nicht be*
er will die Schranken auf den Flögela seiner Phantasie dui^ch*
und mag biebei bie und da das richtige trefiEen. spätere
ade wei*^n es vieUeicfat bestätigen. Das ist aber keine historische
Forschung mehr« Von Menschen^ deren Existenz allein uns bezeugt
bringt der Hr. Verf, die VerwandtscbaftsTerhältniase heraus , ja
' kann sogar ihr Geburtsjahr angeben ; wer sich hievon einen Begriff
ben will, der sehe sich die Stammtafel der Nachfolger Kaman-
nir&r III auf S. 29 an. Der Hr. Yerf* überschätzt den Wert der auf-
I 4«fundenen üisühriften , wenn er in seiner emphatischen Weise von
Nabonitinschrift sagt: „Dies ist die gleicheDlose Inschrift ^ — die
le aller Eeilinschhften — die Sonne ist aufgegangen — aber
iBoBoe des Orients — vernichtend wie belebend ! Ein schreckliches
^itcht ist es, das sie auf die Tradition der Alten wirft. "^ Die Inechnft
-gibt nichts als die Relation der babylonischen Priester , sie theilt
mit ihnlicben Actenstücken alle Vorzüge und Kachtheile. Überhaupt
gibt sie uns viel mehr Probleme auf, als sie deren wirklich löst.
Wird in derselben nach Jahren Nabonits oder des Kyros datiert (nur
at das letztere wahrscheinlicher zu sein), in welches Jahr Wli
[die Einnahme Babylons — die Inschrift gibt uns das Jahr nicht;
setzt das 17. ein und der Hr. Verf. schließt sich ihm an — ?
tfunm wird mit dem Nisan kein Abschnitt in III, 24 gemacht, kein
Trennungsstrich gezogen, wie kommt es, dass K3rro8 seine Ahnen
aar „Könige ven Ansan"^ und sich gelbst erst nach Bewältigung des
JUfyttges ^König ?on Parsu** nennt? Wir hoffen, dass Oppert, der
iii der Erklärnitg von Keilinscbriften historischen Inhalts,
bald auf diese und andere Fragen unserer Inschriften
Ihrlich zurückkommen wird.
Der Angelpunkt der Untersuchungen, welche der Hr. Yerf, in
klstiten Abschnitten (IV. Medien, V. Lydieu, \1. Klmmerier und
q) aztstelit, und die nur lose Beziehungen zu den aufgefundenen
■sehriltea haben, wii*d Ton der Frage nach der berühmten
stemis des Tha&ts gebildet Die Möglichkeiten, an die man
i inkeD hat, werden vom Hm. Yerf. recht gut formuliert : .,1. 585
» iM Jahr der Finsternis dos Thalee (PÜDiUB» Cicero» Solin, Elise b)
dt« Halystinstemis, 2. sie fallen, beide eins, in 610. 3. in
SS gehört die ThaJeaänsteniis, aber nicht auch die HalyefinstemiB."
er Lösung^ die er gefunden, können wir uns jedoch nicht anschliaOen,
iwail die neuen Berechnungen der Astronomen gegen eiitte in
i siehlbart totale Sonnen Düsternis fom 80. September 610
214 F. FMgl, Cyrns and Herodot, »nget. yon J. Kratt.
sprechen. Das Ende des Kampfes zwischen Lydien nnd Medien gekOrt
nach der durch moderne Berechnungen bestätigten authentischen
Angabe des Plinius in das Jahr 585 v. Ohr. Von diesem astronomisch
gesicherten Punkte aus wird man die Daten der Ijdisch-medisch-
babylonischen Geschichte zu fixieren haben. Zu dem Jahr 610 v. Chr.
ist man durch die hohen Zahlen Herodots verleitet worden. Die An-
gaben der Monumente, welche von anderen Autoren des Alterthums
gestützt werden, zwingen uns die Ansätze Herodots aufzugeben. Wie
er zu denselben kam, hat fOr die ausschlaggebende Liste, die der
Lyderkönige schon A. Schöne (Hermes IX) gezeigt. Die Beweisart
des Hm. Verf.s ist uns bekannt. Die Summe des Eusebius ist
,, wirklich unweigerlich vorzuziehen^ der Herodots; dennoch werden
nicht die Posten des Eusebius, sondern die Herodots beibehalten. Da
dieselben jedoch mit den Monumenten absolut nicht harmonieren, so
werden dem König Ardys 30 Jahre abgezogen , d. h. so viel Jahre
als die Differenz der Summen des Eusebius und Herodot beträgt! Ich
denke das ist ein ganz gewaltiges „chronologisches Tnmkunststflck*
(S. 175). Weil Deiokes „die Last von 53 Jahren doch nicht allein
tragen^ kann (S. 110), so bleibt nichts tkbrig „als ihm dazu einen
Genossen zu geben und wen anders — als Xathrites?^, dessen
Existenz , wie wir nebenbei bemerken wollen , sehr schlecht bezeugt
ist. Phraortes, der kein Schatten mehr ist (S. 105), den zu beleben
eine Zahl genügt, muss sich eine „umtaufe^ (S. 106) gefallen lassen :
Als Aatyages I. stirbt er den Heldentod vor Ninive (625 v. Ohr.)..
Auch hier wird von der Leichtigkeit, einmal „Sohn^ ids „Enkel^ zu
lesen (S. 197) Gebrauch gemacht, und es feiert die historische
Überlieferung und ihre Kritik einen glänzenden Triumph, „einen
Sieg ohne Besiegten^: alle haben ja Recht! (S. 121).
Der Schrift ist ein Anhang beigegeben (S. 159—167), in dem
die „Chronologie der Inschrift von Besitun^ behandelt wird. Schon
auf S. 78 — 83 gibt der Hr. Verf. eine Untersuchung über die per-
sischen Monate, die er zum Theile anders bestimmen zu können
glaubt als Oppert — wohl mit Unrecht. Denn der Monat Garmapada
kann als ^Hitzemonat^ — der Hr. Verf. scheint die Etymologie dea
Namens nicht zu kennen — nicht der Februar-März sein , sondern
muss mit Oppert dem Ab , dem Juli-August gleichgesetzt werden.
Damit fWt die Hauptstütze des Floiglschen Systems. Wie wenig
verlässlich die übrigen AusfQhrnngen sind , sei noch au einem Bei-
spiele gezeigt. Der Hr. Verf. sagt S. 82: „So macht es die Distanz
einfach zweifellos, dass Bardes mindestens 20 Tage nach seinem
Tode in Babel noch als König galt** und führt in der Note hiefttr ala
Beleg an, dass der Botenritt von Sardes nach Susa 90 Tage er-
forderte (Herod. V, 53). Der Hr. Verf. verwechselt, was er bei
einiger Aufmerksamkeit hätte vermeiden können, zwei ganz ver-
schiedene Dinge. Nicht die Gouriere des Perserkönigs brauchen von
Sardes nach Susa 90 Tage, sondern der Beisende. Auf jeden der
90 Tage entfallen nach Herodot V, 53 150 Stadien, also 5 Pan-
sangen oder 3% Meilen. Also in 24 Stunden hätten die Boten, von
#; AWMJIWft Jji^ pOfiL
USW., mg, T* HL
düiiio Hercydot VIII , 98 sagt ravttop 6i twv ayyihov iari oi6iw
S ti Siaaov na^^ivirai ^vtfiov iov ^ welche oi^« vtifttoq, orx
iftß^OQf ov nutifta ov vi4 i'^€i d^/4 Heilen zurQckgeleg't! Mit Hecht
sagt daher DciDcker IV*, 548, dass die Fostreiter von Susa nach
Bardcs nicht mehr als fünf his sechs Tage und Nächte gebraucht
haben werden. Die Nachricht von dem Tode des Bardes wird nicht
mehr als drei Tage gebraucht haben, um nach Babel zu gelangen.
Der holländische Bitter Lycklama A* Nijeholt (Voyai^e en ßussie au
CsncMe et en Ferse ecc. IIL Band) ist von Baknba nach Hamad&nt
wa dae alte Ekbatana gesucht wird, in 15 und ?on hier nach Teher&n
(Bighae) in weiteren 6 ganz bequemen Tagfabrten gelangt.
In dem Waste tou falschen Aufstellungen finden sich spärliche
richtige Gedanken, zu denen wir in erster Linie die einleitenden
Aasführungen über den Kanon des Ftolemaeus Ton S. 67^77 zahlen.
Nicht nur diese Beobachtungen, sondern selbst die vielen übereilten
Hypothesen, von denen das Buch wimmeltt zeigen, dass der Hr. Verf*
Aber einen nicht gewöhnlichen Scharfsinn und groGe Zablencom-
bmatiou verfügt. Der orientalischen Geschichte werden diese Vor*
snge aber erst dann zugute kommen, wenn es ihm gelingt, die
freuen M&ngel zu beseitigen, welche alle seine bisherigen Arbeiten
veranstalteten. Denn vorläufig fehlt es dem Herrn Verf. — dies
ilflrfte ans den voranstehenden teilen klargeworden sein — an einer
hinreichenden philologischen Vorbildung, an historischer Methode,
i& lUU&igang in Beartbeilung der Leistungen Anderer« an Huhe und
Wftrde der Darstellung und vor allem an der selbst eigenen Combi-
aaÜeoen gegenaber anumgänglicben Skepsis.
Wien. J, Kr all
Die poetischen Erz&hlungen des Herrand von Wildonie und die
kleinen innerdsterreioliischen Minnesinger b^rausgegeben von
Dr. Karl Ferd. Kn tu tu er. Wiun 1880. Alfred Holder.
Die poetischen Erzählungen Herrands von Wildonie liegen
iwar schon seit 1841 in einer Gesammtausgabe von J. Bergmann vor,
ei&ielne sind seitdem von von der Hagen und mir neuerdings her*
aasgit^ben worden; gleichwohl war eine neue Ausgabe nicht Qber-
iiaatg, am so mehr als die BorgmannH jetzt vielleicht für manchen
nicht mehr leicht erreichbar sein mag. Ich selbst hatte darum schon,
als ;ch Herrands zweite Erzählung 'Der betrogene Ehemann' für
meine *ErzAhlangen und Schwinke' bearbeitete, an eine neue Aus-
irabe gedacht und manches dafür vorbereitet , kam aber nicht dszn .
Nun hat Kummt^r diesen Gedanken ausgeführt und zwar noch in
iiDeBi etwas weitorn Umfang, indem er den Liedern des Wildooiers
Üe dreier anderer innerösterreichischer Minnee&nger anreihte: des
YOM finneck, Scharfenberg und Stadeck. Als eine Vorarbeit dazu
lilcr sehen 1679 seine historische Untersnchung aber das Ministe-
rlaliomchlecht von Wildonie im Archiv für österreichische Ge-
ttUekle (LIX, 1 177—322, auch im Separatahdrock) veröfifentlicht.
et6 -K. F. Kimmm, iBk poe*. ■FirriLhlnngiMi osir«, ai^. ▼. & iMmbd,
]}erBanakfU|gel>«r>hat)aa >aeftii0 Au^a^ yialLiabe aoA
k«nn0D6W^iten J%iA gie«;endet; 'eisige UagleiptafAßmifkBttfiü^ onA
'den iUangJBl der JetEten J'eile^ flberbaiqyt ^achiiUi^t cbraeito ifu
]f QztWQirt tmter Hinmeiiaag «af VBPh<oisse, ^e deijeiuge , (der me
aus ei^peaer wMig beneidesawerter ErfalüruBg kennt , igewiss als jede
.iriflaensobafüiche B^hati^eit aAfterordeiitlifili erachwerend beieiohnen
mnea. fie handelt eioh (dabei zanächst lun meihr oder weniger AoAmtc
Uches: so stimmen nicht selten die iCitaite in der eingebenden dem
Texte- fYorangeschiokten Einleitung mit diesem nioht genau Oherein^
offeabiu: bat ider Text noch eine latste Naohbesserong erfahren^ aof
welche in der Einleitung nicht mehr dorchgehends tBücksieht ge-
nommen werden konnte. Auch die Belege sind öfter in einer mehr
sofiUig äußerlichen Anordnung vorgefahrt, die das uisamman-
gehürige .nicht immer klar übersichtlich darsteBt, und wedker in
diesem Tiheile der Arbeit noch im Teste fehlt es an mehr !oder
weniger störenden Dmekfehilem* in allesi diesen F&llen abor findet
sich der Leser wenn auch niit einiger Unbequemlichkeit dooh immer
bald sarecht. Einige weitere Bemerkungen stelle ich ohne alles er-
schöpfen zu wollen im Folgenden ausammen, der Anordnung des fle"
ransgehers möglichst folgend: zunächst mit Bezug auf den Wüde-
nier , dann auf die drei übrigen Liederdichter.
Die Einleitung enthält S. & — 20 eine ausführliche metrisclie
Analyse. An die Spitae derselben ist ein Verzeichnis der unge*
nanenBeime gestellt; hier fehlt unter *A. Yocalisch ungenau' der
Beim qemaeht: gedäkt IV 135, der nur unter 'B. Ck>nsonantisoh un-
genau angeführt ist. Auch sonst sind die Belege durchaus nicht
immer vollständig gesammelt; ich werde sie im weiteren Verlaufe
meiner Becension aber nur dort nachtragen, wo es thatsächlich von
Interesse sein kann, den Gebrauch des Dichters vollständig zu über-
sehen. Ob der Beim taUk : enluMn IV 78 wirklich mit dem Herausr
geber als stumpf darzustellen und nicht vielmehr wie II 315 dagen:
mägen als Quantitätsverletzung im klingenden Beim zu fassen ist,
darf mindestens als zweifelhaft bezeichnet werd^i; dieHs. wemgstens
scJureibt taleu: mUwalen^ und dass die Verse vier Hebungen haben,
kann hier so wenig wie dort gegen klingenden Ausgang entscheideui
den Herrand auch sonst bei vier Hebungen mdxrfach anwendet (8. 7).
Wenn der Herausgeber aber in der Anm. zu II 45 mit diesen Frei*
heiten die Wolfram'schen Beime hosen {hangen D): mäsen, aasen t
ffoUvMsn Parz. 427 , 29. 809 , 21 gleichstellt, so schlägt er doch
die Verschiedenheit der Consonanten gar zu gering an, und wenn er
in derselben Anm. behauptet, diese ^Freiheiten stumpfen das Gefühl
für den Unterschied der Quantität der Stammsilben ab\ so kehrt
diese Auffassung offrabar das thatsächliche Verhältnis von Uraadie
und Wirkung geradezu um. — Der Beim st : bt III, 659 ist wohl «u
streichen: der Herausgeber sdureibt im Text si und das wird richtig
sein; in den Beispielen untei-hissener Synaerese schreibt der Herasa^
geber (8. 16 oben) wohl auch mit Becht «I i^: im Text IV 191 aber
8i i$t; von den S. 14 angeführten Beispielen aber wo si mit foIgandMi
JC F* Jr«iiMier, Die poot Enthlnigtii usw.^ av^. t.
Vocgl rerechmalEda soll, i|t sü-eogr genommen nicht öismal I (aich^
2 wie ifedrackt steht) 268 durch die triuwe die si ir (düer Hs.)
man uod 11 63 wan h im gie über ein sin bein unb^din^t sieber;
^•na man konnte iriwe und übt achreiben , wa« der Herausgeber
aa ü«r zweiten Stelle im Teit nnd S. 14 auch wirklich tbiit; ich
.iweifie doch ob mit EiMiht; d^nn dass dergleichen dadurch ver«
lan wird, macht die an erster Stelle auch durch die Überlte-
' f«nnig nahe gelegte Aussprache sir, $im eban wahrscheinlich. —
Daüts in heimlich: mich I 113 wirklich Qaantjtäta?erletzang
Torli^t . konnte man bezweifeln und darum hatte auf die
AnfOhrang von Eeioien, die es wahrselieinlicb machen, nicht ver-
fichtst werden tiollen ; solche liegen vor in der mehrfachen Bindung
mit rieh: l 57. 105. 153. 269. m 371. IV 84. 93.
Wa» die Kürzungen im Keime (S. 6) betrifft, so war ea
nicht wohlgethan, diese ?oo der Karzung im Verse durch audere fast
sechs Seiten füllende Capitel zu trennen, um so mehr ab man
loehrere Belege, die dorthin gehört hätten, hier (S. 12 f.) suchen
miifia. Vollständig iat da.s Verzeichnis gleichwohl nicht; es ist nach-
sntragen ^ern : wem I 133; zorn (Dat.): verlorn IX 325, außerdom
noch folgende gekünte Dative: jsephant: hant II 110. capclän:
peiän HI 56. schrin : atn III 468; rieh (N. PI.): bimch 1 105; die
i rieh : bilUch I 270: gelkh lll 371 : herlich IV 94 klein:
i 45; nein III 180, vcil : ttil 111 160 getriu (ungetriu) ; in
111 5^^. IV^ 240. 258. (nicht beweisend sind die Reime reim klein
Ul 89 f. und kein : unrein III 58ö) ; die Adverbia auf -lieh La dem
frtther angefahrten Falle 1 113 und III 453 sicherlich : gelich (nicht
hewtUeud sind I 57. 153. IV 84); endlich die synkopierten Part,
Piael. verirt : wirt II 158 gemacht : gedäht IV 135. Auch die Belege
lir Apokope und Synkope im Versinnern (S, 12 ft.) liesseu sich ver«
mehren: ich begnüge mich nachzutragen die gokünsten Praeterita
habt hie in 155. sänt nach III 607 ; bcsiffclt stiUe 11 67; Synkope
aaf der Hebung btBsr uniriuwcn II 176 (zu andern ist schwerlich), in
dar Senkung: miij^^ ir III 289. Mehrere Belege dagegen, die der
Heimnag, für KQrzung aufQhrt, sind zu streichen: III, 257 gar:
widcrvar (3. Sg. Conj.}, auch III 601 t kann man ja schreiben he»
U: {an der) $tetc {hat:stai Hs.) IV 95 f. £c irüle : [in solhtr) lüie
[tra&t : laiU Hi^ ); auch IV 37 {euo der) gewali : geialt liegt nicht
lowobl Apokope als die bekannte Fleiionslosigkeit der i- Stämme
Tor; ebenso wenig gek^nst ist diu gcschiht (: niht) U 356; mir (S.
IZ B, auch im Reim III 435 neben überwiegendem m^:^ IQ
6J1. IV 32. 198 : crgt' III 79 : ic^ I 90, III 79. IV 67: mire
kommt im Reim gar nicht vor; das flexionslose Adj, ein arm mensch
m 73 und dgl. ; auch die schon ahd. (GrafT II 404) belegbare Ad-
vtrbjalform reht lll 354 rauss nicht Kürzung sein. Bei der Synkope
irifi wohl strenger zu sondern gewesen zwischen stummem und ton-
loMm e, vociüischem oder consonantischem Anlaut des folgenden
Wortes. Für was tetir 11 298 (auch 287 wartet ir was unter den
Bil«g«fi fehlt) schrieb ich in den EuSch. tätet, denn die Hs.
tl8 K. F. Kummer, Die poet En&hlungen usw., ang. ▼. H. Lmmbd.
gibt hier so wenig als für keUen (zn in 188) eine Gewähr, dass die
Form dem Dichter gehört.
Ganz unerwähnt hat der Heransg. bei Besprechung der Beim-
kunst Herrands gelassen die mehrfach begegnenden rührenden
Beime: wunderltch : minnedtch in 7; geUchi herlieh m 171
: sicherUch IH 953 : WUch lU 407 : grimmeclieh IV 185 und die
Ausdehnung desselben Reimes über zwei Yerspaare:
I 65 — 68 (das zweite Yerspaar beginnt einen neuen Abschnitt)
17 85—88 (guot : muot : muot : guot) und yielleicht auch III 88
bis 91 {eine : reine : reine : kleine), wo der Herausg. freilich mit der
Hs. und übereinstimmend mit den früher angemerkten Reimen I 45.
in 180 rein : klein schreibt und das zweite Yerspaar vier, das erste
drei Hebungen hat ; entscheidend ist aber weder das eine noch das
andere, die Analogie mit lY 85 ff. kaum zu verkennen und III 513
steht die volle Form kleine (: eine) im Reim überliefert.
Die Beobachtung , dass HeiTand die Senkungen mit Yorliebe
ausfüllt, ohne aber doch den Zusammenstoss zweier Hebungen ganz
zu meiden , hat mich schon bei meiner Bearbeitung der zweiten Er^
Zählung in EuSchw. geleitet, zu eingehenderer Darlegung dieses
metrischen Princips hatte ich in jener Publication freilich keine Ge-
legenheit; E. handelt nun darüber ausführlich S. 7 — 12, er nimmt
aber mehrfach recht bedenkliche Betonungen an. So ist mir die
Betonung her üolrfch auch jetzt noch nicht glaublich; denn
gerade in Eigennamen pflegen die Senkungen auch sonst von
noch entschiedener silbenzählenden Dichtem unterdrückt zu werden
(Germ. XX 71) und Herrand thut es regelmäßig bei seinem eigenen
Namen (I 276. II 364. III 667. lY 301). Und so bleibe ich vorläufig
auch bei meiner Betonung ise Frt'ü'l (II 21); auch Betonungen
wie din lantUuten, an sich bei H. gewiss nicht unerlaubt (vgl. ün
unhübscher 11 5 und zahlreich sind sonst, ohne dass der Artikel in
Frage kommt, Betonungen wie volk<hnen I 35. II 13, unwissent
n 76 ; unldnge I 158 durchliuhtic 1 26 u. dgl.) wird man an den
angeführten Stellen nicht mit Sicherheit annehmen können; sie
hätten vielmehr belegt werden müssen durch Yerse wie in 479 an
mtner stat nach dir urteile^ 193 gevärn an die herMrge sin^ oder
474 ich wolt in die kemnäten min (vgl. S. 12), wornach auch 490
mit im euo dir kemnäten {eer kemenäten Kummer) in und n 242
toider euo dir (so hat nach einer mir vorliegenden vertrauenswürdigen
Coliation die Hs.; E. eer ohne Yar. aber vgl. S. 29 Auftakt) kemnäten
in kein Grund ist , die Überlieferung zu ändern. — Einsetzung der
Tocalischen Senkung gegen die Hs. (vom Herausg. selbst im Text
mit Recht meist unterlassen) ist namentlich bei Worten wie imBt^
liehen 1 174. eörrdin II 189 entbehrlich, wo ebenso wie n 151
dirn niesel Svarabhakti (Joh. Schmidt zur Gesch. des indog. Yocal.
n 1. 373. 379. 382) jede Schwierigkeit hebt.
Zur Enklisis (S. 14) ist doch wohl auch in nachzutragen
n 118 und lät }>ii, sd sU ir dar an (schuldig), wo der Herausg. an-
K» F* 'Kwfmmer, Die poet. Enciblniigon usw.^ ang. t. fil Lamhd, fl9
aOliiifer Weise and zum Nachtbeil der lo^iscben BetoBuug dar
rtmcbeo will ; Enklisis der Vei-balform ist an daß ProDomen (dcrst)
Dtmnit der Herausg, S. 18 in der letzten Senkung (III 341) und
(II 364) im Anftakt nnbedenklich an; so wird mirst im Auftakt
ebenso zu ertragen sein: dadurch entfallt aber die Nothwendigkeit
der Kraeis lY 114 wirst Hep dar ich (Kummer mir ist und deich)
lUcÄ ie gesack, die auch II 172 $i sprach: nu seht dojf ich (so die
Ha. ; K. sehet deich) hie hän weder Überliefert noch vom Vers ge-
fordert iBt j an der dritten Stelle (II 200) swes si do pflägen des ist
imn&t wird durch sie alJerdinga eine harte Synkope erspart; die
Lesart der Hs, mag auf misverst&ndl icher Ergänzung eines ui*8prang-
lichen des beruhen.
In meinem Teite habe ich mehrfach im Auftakt Sy naerese
TOD da er, do er angenommen. Nicht mit Unrecht macht der Herausg.
dagegen geltend, dass Herrand dergleichen Synaeresen zu unter*
lassen pfiegt; da hier auf Vollständigkeit der Beobachtung etwas
ankommt, so füge ich die S. 15 f* fehlenden Belege an: <fer
Wirt trwat^t^; dö er vünt II 202, diu aunne spracht sä ich üf
gäm IV 43, der mrt sprach: sd ir sU ein man IV 98, er dähte
wä er funde ein wtp^ und im Yersanfang: do crschrac er unde
fprach U 169, nu i9t da£ min meistcg leit I 18; IV 55 229 *t
kaier fuor. da er an sach wurde man bei einem genaueren Dichter
lieber schreiben do er ane $., bei Herrand ist aber gekürztes an in
d«r letzten Senkung bezeugt , die er überhaupt nicht allzu feinfühlig
behandelt, so dass auch ein Vers wie III 4 ein tiutscJie erönicä da
€M an (oder wenn man lieber will dä^e an) kein Bedenken hätte ; ob
ta demnach nothwendig war hier zu ändern, darf man dahingestellt
sein lassen ; constatieren will ich nur, dass in den Liedern, die auch
der Herausg. dem Dichter der Erzählungen zuschreibt, sich solche
Synaeresen linden (vgl S, 92).
Schwebende Betonung zweisilbiger Wörter wie herre
III 121 . allen HI 613 (S* 17, im Teit ist an letzterer Stelle ge-
lodert, um EO unn6thiger als die schwebende Betonung in den Vers-
mULXtg fÄlh; ich setze nach 611 (:) , nach 612 {,), 614 fasse ich
parenthetisch) nird Tielleicbt noch 6fter anzunehmen sein. III 279
ist wenigstens öberliefert dem het er vil Ueb'e^ griAm der Herausg.
ichreibt liebes vii , aber die gleiche Wortstellung ist auch in den
correepondierenden Versen 296. 331 überliefert, wo sie allerdings
in schwebender Betonung nicht zwtogt. I 107 ist Qberliefert pawen
vnd alle die lant^ was abgesehen Ton dem fehlerhaften i^airrn nach
dir sonstigen Lautgebung der Hs. auf alliu diu lant (Kummer
fernen unde al diu l) fahrt,
Zn dem Abschnitte über die letzte Senkung (S. 17 -19)
habe ich abgesehen von einigen fehlenden Belegen und der unüber-
siehUiehen Anordtiung noch zu bemerken, dass gekürztes unt vor
oousonantisch anlautender letzter Hebung zwar an den beiden u I b«)
angeführten Stellen sich im Texte mit Recht nicht findet, wohJ aber
•W X, F. Kmnmer, Die peet. Enählwigen usw., ang. ▼. H» LambA
Ul M2^ dasB die Baitivenduig auf «^ vor m allerdings erschMot,
wie das Yon dem Heraneg. seibet su%efflhrte Beispie] n 235 »igt,
nnd dass unter den n. b) n. f) aofgaführten KflrzBngen mtr, vol^
desteTt der toärheü und diu tngent, s. Th. aacfa dar besaer weg«*
geblieben ir&ren. Unter 2. führt der Heransg. die Ersoheinnngen for
Tooalisch anlaaieader Hebnng anf. Da wird nnn viel za wenig ge*
schieden zwischen gaoc gewöhi^liehen und allgemein gebilligten Yet»-
«chlnssen und freierem G^ranoh , so dass di« Eigenthümlichkeit des
Dichters nicht hervortreten kann; auch ist einiges, was unter 2. a)
und b) gdiiört h&tte, nnter 1. c) gerathen, so der Ysrsschlsss wm iek
IV 63.
Zweisilbiger Auftakt (S. 19) ist selten und fast immer
Terschleifbar: für oder II 3. III 371 wird man, wie der Heransg. im
Innern des Verses thut, doch auch hier od schreiben <, wider Ist an
•den beiden augefahrten Stellen nach Kummers eigenem Text nifiht
Auftakt, sondern erste Hebung, I 20 ^SMd iemän sin vrOmde nmme
ist ein Vers von vier Hebungen (1191. danne dae mir mht geusme)^
I 69 sines li'hes schreibt E. selbst im Text aim, III 386 der dem
ioäUet ist dan auch sonst verdachtig und vom Hei-auag. im Text mit
fischt, wie ich glaube, gestrichen, IV 292 er gedinket setzt E. selbst
[P^-]; so bleiben nur noch wenige unsichere Beispiele : in 349 in der
Micken liegt es nahe in ser h. zu verbessern III 466 4Ü9d
müoste kann man als schreiben, IV 217 dae man änderswA ihi
ruoehe min dürfte man an aUwA denken und in dem vom Heransg.
tibersehenen Verse III 816 und an äUer der gebäre wird man nach
Lachmanns Beobaehtungzu Nib. 312, 3 das zum zweitenmale wieder^
holte an (voraus geht an l(be und an häre) nach und streichen
dürfen.
Dass der Eterausg. auch die unter dem Namen Der vom
Wild 0 nie von der Pariser Hs. überlieferten Lieder dem Dichter
der Erzählungen zuschreibt, wurde bereits erwähnt und zugleich auf
eine metrische Differenz hingewiesen, die wenigstens bei der Ansicht
des Heransg. über die Synaerese zwischen den Erzählungen und
Liedern bestünde. Einige Übereinstimmungen stellt der Heransg.
8. 20 zusammMi, darunter den Gebrauch von sunne als schw. Fem.
Str. 8, 1 {sunnen : wunne) u. Erz. IV 27. 64 (beide Male im Vers«-
innem): man sieht, dass dies nicht sehr sicher ist, und wenigstens
rV 64 ist die starke Form (ßua der Sunne) überliefert.
Der Chronologie der Erzählungen widmet E. S. 21—34 eine
recht fleißige Untersuchung. Dass die Ergebnisse gleichwohl geringt
namentlich die versuchte Anknüpfung der dritten nnd vierten Er-
zählung an Zeitereignisse sehr unsicher ist, verhehlt sich der Heransg.
selbst nicht und es bleibt denn die Beihenfblge der Erzählungen vor-
läufig noch zweifelhaft. Die Technik derselben hat K nicht für diese
Präge herangezogen ; sie würde auch , so viel ich erkennen kann,
kaum erhebliches zur Lösung derselben darbieten.
Eingehend bespricht der Heransg. auch 'Wildons Verhältnis
zu seinen Vorgängern' (S. 34—43): er nimmt an, dass die ältere
Mm'F* S^mm/tft Die po«i ErziblaDgen ntw», Aog. v, ^. ixiifi&0l* ttt
liHiMiiiloK» Enihkiig ^Das Aoge\ die aogeblkfa Stnekersche vom
'^Uiitg tm Ba<fo' QDd wohl ^uch Strickern Kater Frisier 'j Uerrand
bekannt gevresen und von ihm nachgeahmt worden seien. Zu irgend
^welcher Sicherheit gelangen wir freilich auch hier nicht, die
M^i^lichkeit soll nieht bestritten werden. Wohl aber glaube loh
I *8trickeni Einfloss auf Wildon' in Bezug auf die Technik ernstlich
bealmil^n «u dOrfen. Was K. S. 44 — 47 von wirklichen Überem-
Lgtiiiuiiungen namhaft machen kann, ist viel zu wenig charakteristiselL
fimd reicht nicht hinan an die erbeblichen Yerschiedenheiten ; auch
I Isft K., was den Stricker betriifi. viel zu sehr abhängig von Bartech.
|]cib habe mich sdion vor Jahren aus Änlass meiner Bearbeitung dea
Bis and des Bloch fibei-zengt., dasa dieser dem Dichter doch noch su
Itiel Preihetien zutraute und ich hoffe dies demaichst etnmat dann-
legen. Übrigens sagt auch Bartsch vom Stricker nicht, daaa er klijigeiid#
Verfle mit vier Hebungen * sparsam*, sondern im Gegentheüe, dase er
s<i 'nicht selten' verwende und ich darf behaupten » dasa dies noch
fiel Öfter der Fall ist ale Bartach annahm. Nicht einmal mit den^
^£Acug im Bade*, der von Bartsch gewiss mit Recht dem Stricker
|;ibfe8procheii wurde« hat K. wirklich charakteristische Ähnlichkeiten
mtlriaeJker Beziehung beigebracht und von dieser Seite ßndet
Annahme, Horrand habe die^e Bearbeitung gekannt, keine
Mite. Am Tage hegt dageg^ die formelle Übereinstimmung mit
rieh von Lichteostein (S. 47 fL)% hier mag wirklich Einfluss des
(iliem Dichtere auf den jängern vorliegen^ obwohl auch da vielleicht
, eine andere Auffassung zulässig w&re. K. sacht ihn auch aus
Wortsehatze zu erweisen (S. 51 ff.); ixeilich ist das angeführte
er grdfitentheils viel zu wenig charakteristisch und tindet sich
estaftdener Ma&en auch anderwärts. Auch die Anklänge an den
[Jwein und namentlich an Parzivai, wodnrch die an mch ja nicht an*
scheintiche Bekanntschaft mit diesen Dichtungen nachgewieaea
Kol], sind weder zahlreich noch sehr erheblich.
Der üeraudg. bat seiner Ausgabe des Wildoniers anch die drei
andern ^inner^sterreichiitrhen Minnesinger' von Sun eck, Seh&rfenbersr
Stildeck ^ i widmet ihnen und dem Wildonier ala
irdichler i ung eine sehr sorgsame und eingebende
ichtang. die durch etne dankenswerte Übersicht über den
in öaterreich eingeleitet wird« Nur hat die Neigung
DflOsie nnd Abhängigkeit zwischen verachiedeneu Dichtern anzn-
Eien^ oft auf fiel lu wenig individuelle und charakteristische An-
Dge hin« die der Herau^ir. zum Theil selbst in seinen Anmerkungen
|;ilt furmelhnl' irut der poetischen Sprache der Ljrriker
Lftaohwdiat« dit Untersuchung in ihrer Sicher]) ei t wieder
beeinträchtigt. Zwar für die chronologische Fixierung des
irt ist ei von geringem Belang, ob sich seine Abhingigkoit
*> Zn & 2 trag« ich tmch, da«s die Venouthung J. Grimm« Itber
orientalittchi^ Hoiiiykt dieser Fabel bereite durch ii. Kuüior Germ. 11
ihre Ee«tliigiing gefunden hat: a* Paot^hatantra III 12 und dazu
292 K. F. Kummer, Die poet Enfthlnngen usw., ang. v. H. Lamhei.
von Lichtenstein und sein Einflass auf den Wildonier erweisen lassen
oder nicht, da uns auch die Urkunden ungefähr auf die Mitte des
Jahrhunderts (1248—1261) führen, an einen andern aber als
Rudolf n. nicht wohl zu denken ist (Weinhold Sitznngsber. XXXV
159—162). Von entscheidender Bedeutung dagegen ist es, obSuneck,
dessen innerösterreichische Heimat freilich auch noch nicht gegen
alle Zweifel gesichert ist, wirklich von den 'schweizerischen Dichtem,
welche wir 1276 mit K. Budolf vor Wien finden', n&mlich Walther
y« Klingen und Steinmar, ^Anregung empüetngen hat' (S. 125) oder
nicht. Denn diese würde ihn 'in das letzte Viertel des Jahrhunderts'
weisen und wir dürften ihn 'kaum vor das Jahr 1280 setzen', so
dass nicht nur der bisher flür den Dichter gehaltene Eonrad I (urk.
seit 1220 r t z^< 12^^ u« 1255), sondern auch von dessen Söhnen,
unter welchen K. den Dichter sucht, Eonrad II. (t vor 1. IX. 1262)
ausgeschlossen wäre. Aber was S. 106 f. angeführt wird, reicht doch
schwerlich aus, um Abhängigkeit zu erweisen, zumal einige der her-
vorgehobenen Anklänge von E. selbst S. 215 (zu Wild. 9, 2) und
216 f. (zu Sun. 8, 2) als formelhaft erwiesen werden, aber auch
alles übrige viel zu wenig charakteristisch ist. Die Technik des
Verses aber, wie sie S. 94 f. dargestellt wird, föhrt uns keineswegs
in so späte Zeit. Von den hier angeführten Beispielen der Apokope
sind zwei (tugent 3 , 3 Nom. S., werlt 7 , 4 Dat. S.) zu streichen,
auch b, 6 H lät mich verscMnen in ir aht (: hrdM) müsste nicht
Eürzung sein, wenn nicht vielmehr ähi zu schreiben ist, wie Haupt
auch Winsbecke 53, 4 (in kreflecltcher äht : mäht : hrdht : gedäkl)
wohl richtig und dem Sinne angemessen (vgl. allerdings 31,8 intugewt^
ttcher aht : geslaM) geschrieben hat'). Als einziger Halt für spätere
Datierung bleibt daher die Zimmersche Chronik, wo der von
Sonneh allerdings unter Dichtem aus dem letzten Viertel des
13. Jahrb. erwähnt wird (S. 79). Aber selbst wenn man die Identität
nicht leugnen will, was K. selbst für zulässig erklärt, so zeigt die
ganze Stelle, dass es dem Verf. mehr auf Anordnung nach dem
Stande als genaue chronologische Folge ankam, für die er doch
überhaupt kein maßgebender Zeuge sein könnte. Auch 'die Anregung,
welche von Wildonie und vielleicht auch von Stadeck auf einige
Dichter des westlichen Deutschlands ausgegangen' sein soll(S. 126)
ist durch das S. 101 £f. und 111 angeführte viel zu wenig sicher-
gestellt, um darauf eine so bedeutsame Vermuthung zu stützen, wie
es die einer 'Rflckströmung des literarischen Einflusses von Osten
nach Westen' seit 1276 wäre. Ich muss es mir leider des Baumes
halber versagen , auf diesen und einige andere Punkte näher einzu-
gehen, nur möchte ich noch fragen, warum Hartwig von Baute, über
dessen Geschlecht S. 65 Ergänzungen zu MF. S. 276 f. geboten
werden, nur 'ziemlich hoch in das 13. Jahrb.' und nicht, wozu doch
«) Im mhd. Wb. steht dieselbe Stelle 53, 4 sowohl unter ahU
il 16% 12) als unter Me (1 18% 20), das erstemal mit dem Citat aus
JBodmers Ms.
iL J*. Kwmmmr, Die poet, Erzählungen usw., ang, ?. H, LamM. 2SS
I Mine Technik stimmt, ins 12. Jahrh. soll bioaufgeruckt werdea
iMenf (S. 66.)
Als ich die zweite Erzählung des WildoQters für meine EuSchw.
, teirbeitet«, notierte ich mir auch fclr die übrigen eine Reihe von
|T«rb6t8eniDgeiL Wie ich erwarten mnsste, trifft K. in einer Anzahl
elben mit mir zusammen; auch von meinen gedruckten Ver-
eruogen zur zweiten Erzählung fand ich einige stillschweigend
l'tim YOD mir nnabhäiigig aufgenommen, da ja die Besserungen an*
I der«r sonst stets mit Namen aufgeführt werden. Es sind aber noch
1 einige andere Stellen übrig, wo der Herausg., wie mir seheint, das
litige noch nicht gefunden hat, und zu diesen will ich, so weit ich
nicht schon Torhiii besprach, meinen Beitrag nicht zurückhalten.
} 112 ff. Nu weist du wol das er daz nie Gegen dir kein zii
$ ehr ach, Swas er ermtUchtn iprack. Für gebrach ^ das in der
[hier geforderten Bedeutung nicht geläufig scheint, darf man vielleicht
roch vermutben. — Nachdem die Frau von dem Boten vernommen,
ihr Mann ein Auge verloren und deshalb nicht mehr zu ihr
fsnrQckkehreu will, geht sie hin und sticht sich auch ein Auge aus:
idano heilet es 192 ff, Alsü bluotic gie si dan Für den boten ^ der
I4ar kam. Mit beiden handen er sich namZe häre und schrei : ^we im'
^ach* usw. Statt des müssigen der dar kam ist wohl zu lesen der
riam (oder dcrA;am wie derwischetll 84): vor (ifr wäre dann stärker
|iii interpungieren. — 11 39 f. Nu er gedienet het so ml, Das diu
frouwe im gap (gab im Hb.) ein zil. Wie si im lönen walte: Der
gerne dolie Ditte {dise Hs.) mtx^e , wan er nie So rehte
fUOtes (gute Hs.) m€ere enphie. Die Umstellung im gap rührt von
her, dem anch ich in meiner Ausgabe folgte. VieHeicht
tüagt aber der Fehler in daje^ welches leicht vom Schreiber wegen des
Itoraasgehenden sd vil zugefügt sein könnte. Statt ditse und guotee
chrieb ich disiu nnd guotiu und darauf führt die handschriftliche
[fiberlttferung, die flexivisches -iu regelmäßig durch *e wiedergibt^
Lwi6 der Heransg. selbst zu III 12S bemerkt. — 59 Er rant die
Iffmor und tingerltn: die Hs. hat uml das ving. und darnach achrieb
[BtngDUum und ich unde t.. wogegen K. in der Anm. gegründete Be*
MXk geltend macht; er hätte al>er nur getrost bei dem sich be-
^mlugan sollen , worauf die von ihm selbst cttierten Beobachtungen
rlftchmanns und Haupts führen : er vani snuor %md doM vingerlin^
wit «»T den Vers selbst S, 53 dtiert. £s ist eitel Einbildung , dass
das waa er ohne alle Analogie in den Teit setzt Venigor hart' sei.
Bb«ii80 ist 286, wenn man die zirar nicht schlechthin unmögliche^
.ibtr doch unwahrscheinliche Betonung hi dem hdr und den ören stn
[Temeidtn will, zu schreiben bi häre u, d, 6, s. und nicht wie K. will
F dem häre und d. s, — 70 f. Die selben snuor er alle ff (alles
FHt.) ias Uns an ein ende al {als Hs.) in sin hant. Ich habe, indem
ich aUes schrieb^die Warnung des mhd. Wh, I 20% 16 ff. nicht Über-
^ieh^o, aber aüeg schien mir nicht recht in den Zusammenhang zn
\\ ah in der folg. Z. strich ich mit Bergmann und ich kann
mich noch nicht überzeugen, dass es mehr als ein müßiger und lästiger
fUt Jt F, KiMmäff Me poet Enihlangei nsw^ tag. ▼. JB. LambeL
Sekreiberzusttiz sei. -- Der Ehemann hat den Geliebtra seinesWelbevflr-
griffen and mft; die Frau kommt und er will wissen , wer 6ax Er-
tappte sei. Da rftth sie ihm Licht zn holen nnd ihr den Mann zn
übergeben. £r that es, indem er überlegt (111 ff.), 14m iehH gän
Da hin dd mir dan gehen man lAgent unde BÜndeni lieM^ Ich
w€m mir schaden dd geschiht Danne von dem einen hie. Br hat
die Wahl, ob er selbst um Licht gehen, odeir seine Frsa darom
schicken will nnd nur auf diese kann sich das lieht aOnden beneheiiy
nicht auf die mir dan nehen man. Daher schrieb ich eünden nnd
w^te utkch ligent (,); ich kann anch jetzt noch nicht einsehen,
wie man dieser leichten Ändemngentrathen kOnnte. -^ 186 Er JtUtte
si: „got stgene dich!"^ Die Hs. hat h&sset nnd got der: an d^n
letztem halte ich anch jetzt noch fest: vgl. 1 170 min reise diu ist
gar ein wiht, in 434 mtner hösheit der ist vil, 538 gate» enget duh
bin ich. Die Efirzung kttst ist aber bei unserem Dichter nichts
wiBniger als befremdend. — 272 Er sprach: wae ist daB vingerUt^:
hier wird man schwerlich ohne die Änderung wd ist auskommen, die
ich deshalb in den Text aufnahm. — 804 lese man nur ruhig nadi
der Us. 5d mag es iu wol getroumet sin: es zu streichen ist nicht
nöthig. — Ebensowenig ist 304 ff. Er sprach: ^nu seiget tuwef
hdtf „War umbe?^ ^dd hdn iche iu gar Abe gesniten an der
Überlieferung zu ändern und das hdn ich zu schreiben; vgl. Benecke
zum Jwein 490.— 311 [Er sprach:] ^ir Ideet ee ungeme sehend'
Allerdings ist er (si) sprach, wie der Herausg. S. 196 (zu II 59)
bemerkt, ein hänfiger Schreiberzusatz; hier ist aber dem Vers durch
ir Idts, wie ich geschrieben , umso leichter zu helfen, als »V Idi
(: stat) II 122 im Reime steht nnd Enklisis von es bei Herrand ge-
wöhnlich ist (S. 14); man braucht also er sprach, dem parallel^
sprach zu Anfang des folgenden Verses gegenübersteht, nicht zti
streichen. — 347 f. Nu suochet solher wtbe muot {solhe weyb
gen&g Hs.) Diu solhe schimphe hdn verguot. Das trifft schwerlich
das richtige : dass gen&g aus gemuot verderbt ist, sah schon Berg»
mann, aber auch solhe ist schwerlich was anders als irrende Anti*
cipation aus dem folgenden Vers. Darum war meine Vermuthuüg
JV. s. iu wtp sd gemuot vielleicht doch nicht zu kühn, wenn sie anch
gern sich bescheidet ein Nothbehelf zu sein , bis etwas besseres ge-
funden ist.
m 81 wird man mit Wilmanns (Literaturbl. 1881 N. 9) die Über-
lieferung halten dürfen, auch BT t Dd von ist er al eine Der reine
ob allen reine ist kein(xrunda/2^n in allem zu ändern. — 134 (2M)
das lantvolc alles kam: hier ist jedenfalls alles zu lesen und dUes
wahrscheinlich nur einer der nicht seltenen Druckfehler. — 200 Da
Xac des riehen sarjant: diese Bezeichnung tdr den im Baä»
zurückgebliebenen Kaiser, in dessen Gestalt und Kleidern der Engri
eben mit dem Gefolge weggeritten, ist jedenfalls auffallend und wird
dadurch nicht unantastbar, dass ihn der eintretende Badeknecht 'in
der That als vermeintlichen Kriegsknecht' behandelt (Anm. S. 204);
denn hier kommt es nicht darauf an, was dieser glahbt, sondenr 'täti
mlfA
f^'IHe podt £nihlQi|g«i osir., sag. t, M, LamheL tfS
4ir Dicbiar sdbsi aeiiieo Helddo in dieser Situation bezdicbfieu
ohne anvei^tändlich zu werden ; mit de$ r$che$ s, Vld Um-
reiboBg fftr den Kaiser' wäre kanm etwas gewonnen; auch daß
Folg^Bide will nicht mehr als ein Verbuch sein der Stelle beizn-
kommen, i91 sagt der Dichter ?on dem Kaiser, der in Knechtes-
Ideidern dem Gerichte seines Doppelgangers zneiebt, der smi&he
knabe : hat er sich hier vielleicht der Hohe sarjant gestattet, am
diunit den Gegemsatz aeiner wahren Würde un^ seiner angenbliok*-
lifiheii IssB aoszudf üeken ? -— 242 f. Dar Kaiser fangt an Boini»
_Lage m begreifen. £r dähi: 'vil richer 0oi, was Ist dasf hin ieh
c$§n mk$ Mtif ^t man tntnen mamm ^t Einem amderu usw,
das ist ohne Zweifel ein auf MiagverBtand benähender Sohraibarw
unaljc; denn nicht daza fordert ihn seine Lage auf, sich zu fragen»
ob er wirklieb gewet^on ist, das bestreitet ihm niemand, sondern was
er bisher gewesen, cachdem man einem andern seinen kaiserlichen
Namen gegeben ; der Vers ?erlaugt dann mtne i. Wenn aber d«r
Qtrausg., der in der Anm. selbst diese Streichung freilich nur fifl^eod
Tdj'8cbi%t, meint mit Botbehaltnng der Überlieferung hier wie in
swai audarü Stallen (st. 2 , 335 1. UI 8$6) und bei Helbl. X 77
^inttreaaaiite Belege tör die mundai-tliohe Ausqirache gewen lu
habiii^ so gibt er sich einer Täuschung hin, und bei Helbl« reimt
nidil etwSf wie er ims glauben machen will »en : en : ^emen^ sotideni
»enitn; getvemn i gencsenX — 292 und hiiiei in ^tto mirffänt
hiät sthreibi man wohl besser undts hiiet in sua m, g., nm die Stn^
kllQgeilMtsZttfQllen. — 3^9 L Des morgens er den mber (£Über K.)
oCM^Ddlre und kuchim Walsers vol : in der He, steht j^e kellere
Ire kuchen maniffenw^w. Ich sehe nicht, wie derUeransg. inffia*
^t*ii einen Zu natz, sondern eher in se kellere vnd^ denn von letztarem
ist nirgend sonst die Bede, nur ?on der Küche (3^). leb Bchreibe
iWmiiach ä, m. er der euher Iriioc ee kucken mamegen w, r.; vgL
Clr. Wh. 128* (Lexer lU 1163) daz ich (als KQchejilm^eM) til der
smber Utuoc — 369 f. lu mac noch inwer fülikmt Briuwen
mmmit hm^enhU : briuwen ist eine ganz öberflAssige Änderung
S. Roths tm das überlief erte hrüefen^ die der Eerausg. meht hRttf^
aufnehmen sollen. Sowohl das mbd. Wb. 11 1, 537^^ 1 ff, als Ltx^r
II 302 f. bieten ganz analoge Belege. — 420 Diu uniäi tm min
reut (: ifrfreui) i reut ist eine Emendation Heinzeis für das
rlieferte tnät-, alJein eu fl3r tu ist bei Herrand sonst so wenig zu
Mifoi ala 61 ftlr f , ou f^ ü und gerade diese dialektische Eigen-
tjjinMilifcite foheint im Beime gsmieden zu werden (Weinh. bair.
Gr. S. 88); damit verliert die Vermutbung jeden festen Halt. Ich
leti di€ (so liat natüflich di« Hü.) u. nu m, K deut 'bü4t' (Leiei
1466) — 491 nä'ch im tr dae gddem stta slös: so liest die Hs.
ittifd üa ÄftdamDg tmid^ flßssig, -- 511 f. Du vMkidesi^ dir
kä 9€§eh€n Dh$ ere diu leben: die Ha. hat die dir^ also
walü ' g. usw. ^ u4u ff. iä dut füfhae we^m kü Mk&
dng d^' ,jci aw Und awax dir pcteti kmlde nam. Die Ha. lUt
fiMwminem und darnach ist der Conj. peMemememt^ i^r fvn%
tlfl f « 4* «vlMr. tf/SM. /aML tu liäit, \h
SM £ F. Kummer, Die poei Bnfthlangen usw., ang. ▼. EL Lambd.
passend ist, zu bewahren. Aach IV 39 ich wil ein ivtp muo der
gewaU Sich hän (¥L hänt) deheiniu dinc geeaU wird der über-
lieferte Conjonctiv mit Unrecht geändert. — 603 f. Er teiUe oM
flift vareni gtMt Dcuf alle» das was wol gemuat: a, d. w. be-
zeichnet der Herausg. als rerderbt und sicher hat die folgende Zeile
von im allee daß volc was den Schreiber irre gefdhrt; aber
schwerlich ist das Verderbnis unheilbar, es dürfte za schreiben sein
Da» allee da was w. g. — 658 f. Der Dichter betet zu Gott: tuo
dag durch den willen ^n (des Heiligen), Ze vordrist lieber durch
et (Maria) : lieber ist hier doch unerträglich, 1. aber.
lY 53 f. Der freiende Kater ist bei der Sonne. Diese hat ihn
an den Nebel gewiesen. Der Kater empfiehlt sich mit den Worten
vor ich fürbae Dae suU ir Ideen äne hae. Darauf erwiedert sie
nach der Hs.: bey Thier schone maniguaU soU Ir wol han ge»
waU. Das ist wie Heinzel dazu bemerkt ^geiriss verderbt', und Berg-
manns bi tiere ist sinnlos. Nach Heinzeis Vorschlag schreibt K.
beide ir scheine manicvtUt .... suU ir hän gewtUt. Die ange-
nommene Lücke will Heinzel ausfallen: 'und ere (oder und gwaUes^
denn sdteene und gewaU stehen später immer beisammen).' Aber
dieser Vorschlag hält vor ernster Prüfung kaum Stand ; ans beide ir
wäre schwerlich bey Thier geworden und die Annahme einer Lücke
ist sehr problematisch. Ich lese mich möglichst der Hs. anschließend *
bi Hure scheine manicvalt süU ir wol h. g. — ^ 130 f. Diu müre
sprach: ^dae ich hie stän Dae ist von mim gewalte niht^i mim ist
eine Ergänzung des Herausg., die ich für entbehrlich halte. —
187 f. Der kater sprach: 'wer mac diu sin Diu mit mir hob ge*
liehen schin : mit, eine Ergänzung Heinzels, ist entbehrlich: YgL die
im mhd. Wb. I 972* aus Parz. 474, 21 (auch in der Wortstellung
yergleichbar). 773, 29 und Mai 196, 10 beigebrachten Beispiele;
dazu Wilh. t. Wenden 15 diu im glicher jdre was, Strickers Karl
825 9 als der Jdmel . . . allenthalben bare geliehen schin der sunnen^
wo der sunnen schwerlich Genetiv ist.
Auch die Interpunction bedarf noch hie und da der Besserung.
1 119 stünde besser (.) st. (:), dagegen umgekehrt nach 120 (:) st. (.)
— 135 f. bessert Wilmanns ansprechend htwen min\d%n^ aber auch
die Interpunction ist schwerlich richtig: und (134) ist wohl con-
ditional zu fassen wie 257. IV 214. — Nach 11 358 ist wohl (,)
st, (;) das richtige: es liegt ein Fall der oben zu II 136 nach-
gewiesenen Construction vor. — III 608 verlangt der Sinn nach
wären (:). — Nach IV 117 ist vielleicht (,) mit (.) und nach 119 (.)
mit (?) zu vertauschen.
Die handschriftliche Schreibung hat freilich, mag auch manches
echte erhalten sein (S. 2 ff.), in sprachlichen und metrischen Dingen
geringe Geirähr. öfter aber hätte sie doch beibehalten werden können,
wo sie dem bezeugten Brauch des Dichters entspricht. So ist
mehrfach unnöthig überliefertes gegen in gen geändert: II 31. 38.
m 182. euo mit folgendem Ar^nl oder Pronom konnte öfter ge-
jBchont werden: 11 47. IV 65. 171, auch III 191 wäre das übep*
JC iN. Kmnmtr, Die poet. EriAhltin^n niw.^ ang*, v. H. LambeL 2f 7
lieferte der lief iuc dir badstüben in bei Herrand, der kenmäien
betont (oben S. 224) nicht ohne Analogie. III 498 ir Ht 4jir und Hts
<^uch wert gibt die Überlieferung bessere Betonung als unde, wie K,
sehreibt. III 519 und aller reinikeit urspring ist ganz der Betonung
HerrandB gem^ und trotz der Anmerkung reinkeit unnöthig.
Ob IV 233 die rechte frawe (acc. Sg.) mit Recht in die rehten
frouitfen geändert wurde, ist fraglich ; vgl t\x Wolfd, D 36 , 4 ; die
AndtruQg keime für {er tyert hin) äpi»i, IV 295 ist aber ein Fehler.
Der Herausg. ist dabei nicht immer conseqaent Während er II 228
den ir valschlleh habt verl4n ohne Noth vahchUci^e achreibt , lasst
er ni 410 dem der herlich kan leben unangetastet, wo doch durch
hirlichen die Senkungen gefüllt würden; die Betonung wäre wie
in 51 nach phingesten (Hs. Phingsten) der kaiser gic: ebenso
würde 111 69 der sal ouch dort wol rieh sin darch rkhe dem Vers
geboUen und so öfter. Manchmal hat man die Wahl zwischen ver*
fichiedenen Änderungen; so I 233 und ddht- Wr saget war der
man: dähi schreibt K, allerdings nach der Hs., aber diese hat auch
sagt und wahrscheinlich schrieb der Dichter und dähte: 'mir seit
v^dr der man^ ; denn er liebt die contrahierten Formen (vgl. II 1 .
1 14. 68. n 10. I 66. III 72. 549, 262. 421. Der Heraosg. setzt
in 429 gekleit in den Text, wo die Hs. geclaget hat), aber auch
mgt in der Senkung wäre bei ihm möglich. II 47 f. ist doch besser
hage{= Hs.): fa^^ (facHs.) zu schreiben als haeiiac^ wieder Herausg,
Ihnt. Die Hs. ist für die Ausgabe neu verglichen worden, gerade in
•olcben sprachlichen Dingen sind aber ihre Lesarten nicht immer
angeführt. Die Angabe zu II 10 widerspricht der zu I 23^ nach
meiner Collation schreibt die Hs. nicht ritter.
Zu den Liedern nur noch wenige Bemerkungen. Wild. 9, 2 ist
Bartschens Besserung in für mtn trotz der Anm. zu III 155 i^vgl.
8« 92) kaum zu umgehen ; ist der Dichter mit dem der Erzählungen
identisch , so ist auch angenauer Beim in : sin : vogeUin denkbaj*.
Ob die fehlende Zeile dieser Strophe durch das S. 93 f. gesagte ent»
hrlicb wird , lasse ich dahingestellt, — Wüdon II zeigt eine be-
tenswerte Eesponsion zunächst zwischen der 2. u. 3. Str., deren
reite Stellen parallel sind; die 3. Str. klingt aber außerdem zu
i^ng und am Schluss an den Schlues der I. an. Dies trage Ich zn
8, 88 f. nach , wo auch das erste Beispiel der rhetorischen Fragt zu
streichen , dagegen die Bevocatio in 2 , 5 hervorzuheben wäie. Zu
bemerken wäre auch, dae^ alle 3 Lieder aus je S Strophen bestehen.
— Ob Suneck Str. 4. 5 zusammengehören, bleibt doch fraglich. Über-
einstimmung im Reim wäre herzustellen, wenn man 4, 1, igeswanii
grwant schreiben dflrft«. Sind die beiden Str. nachträglich in das
Liederbüchlein (ein Doppelblatt) eingelegt? — Kach 3, 5 ist besser
(?) 8t, {,) zu setzen. — 4, 10 Die S. 21G in der Anm, ausgesprochene
Aüffaaanng ist keineswegs wahrscheinlicher als die 8. 108 gegebene;
abfr der Tezt ist unsicher; vielleicht ist fit> zu streichen nnd zu
tesoa mich tntwlh^wmi bluomen noch der kle, — 6, 1 wird man
tXS £ BimM, Di<i ktente WimMi der Bftmpf«, ang. ton J. ITaaefUm.
dook mit Bairtsch Minne sefareiben und sd streiohen müssen; ebenso
7, 1 wä saeh für gesäch. •— Scharfenberg 7, nach 3 ist eine in der
Hs. überlie&rte Zeile ausgefallen es ist nu zc späte, die noch xn der
Antwort der Tochter gehört.
Ich möchte nicht, dass durch die Yorstehenden Bemerkungen,
in denen ich mehrfach eine ?on der des Heraosg. abweicheade An*
sieht Yorbrisige, der Schein erweckt wQrde, als sollten sie dioeiogangs
ausgesprochene Anerkmnuiig wieder abschwächen. Vielmehr möge
der Heraosg. sie als einen Beweis des Interesses aufnehmen, wemit
ich an seine fleißige und dankenswerte Arbeit herantrat
Prag. H. Lambel.
Über die latidute Wftrme d^r Dämpfe, fiiti^ theoretiBcbe Beti«ehttuig
der Dampf* dud Gftifortti der Körper mit bloßer Foraussstzmig der
ÄquiTsleiia tob Warm6 und Aibeit Toil Karl Pasc hl» Oapitolar des
Benedictinerstiftes Seitenstetten. Wien 1879. Alfred Halder, k. k. üof-
und Universitatsbuchbändler.
In §. 1 leitet der bekannte Autor auf Grundlage der An-
schauung, dass im allgemeinen die thermische Ausdehoüngskraft
nebst dem äußeren Drucke noch einer aus gewissen innereii Eräfteut
welche stereotische genannt werden, resultierenden SiUdammen-
ziehungskraftdas Gleichgewicht halte, einen allgemein giltigen Satz ab,
welcher die Beziehung des partiellen Differentialquotienten der
stereotischen Resultante nach der Temperatur und jenes der speci-
fischen Wärme nach dem Volumen darstellt. — Für gesättigte
Dämpfe wirddi6Hypoth6se(§.2)aufgest6lIt,dass die dem Körper
innewohnende Wärme und ihre ausdehnende Kraft der
absoluten Temperatur proportional sei. — In §. 3 und
§. 4 wird der Ausdruck der Wärmemenge eines gesättigten
Dampfes und der latenten Yerdampfungswärme gegeben.
Von großem Interesse erscheint dem Eef. der im Folgenden abge-
leitete Satz, dass die stereotische Besultante in einem Dampfe oder
coerciblen Gase unter wachsendem Drucke bei constant bleibender
Temperatur bei der Sättigungsdichte ein Minimum wird. — In
§. 6 untersucht der Verf. das Verhalten eines gesättigten Dampfes
zu den Gesetzen von Mariotte und Gay-Lussac und findet, dass
weder dem einen noch dem anderen Gesetze genüge geschieht; doch
muss es eine Temperatur geben, bei welcher das Mariottesche Gesetz
gilt und ebenso muss nach den leicht zu entwickelnden Schlüssen
ein gesättigt bleibender Dampf dem Gay-Lussacschen Gesetze im
absoluten Nullpunkte entsprechen, — In §. 8 werden die beiden
inneren Resultanten eingehender betrachtet ; die hier gezogenen Con-
clusionen stimmen mit der von dem Verl schon an anderer Stelle
ausgesprochenen Ansicht, dass die ausdehnende Kraft der
Wärme aus gegenseitig anziehenden und die andere
nebst der Wärme das Volumen der Körper bestimmende
innere Kraft aus repulsiven Kräften ihrer Atome
Jt FitkfU, Die latente Wirm© der Ditnpfe, wj. ton J. WaiUenHn, ttf
r^soltiert, wobei jene thermischen A^usdehnnngskräfte
durch transversale, die stereotiachen Abstoßangs*
kr&fte jedoch durch longitudinale Äthervibration en
rermittelt werden* — In §. 9 wird die 8 peci fische Wärme
eines Dampfes bei bleibender Sättigung berechnet; in der ftUr die-
aelbe entwickelten Formel geht noch ein Glied ein, welches von q, der
Stereo tischen Sesnitante, «bfa&ngt.
Anf die hier angegebenen Conseqnenzen bezüglich der Natur
der stereotischin Kt^fte, mf im Zusajomefihflig dieeer Dednctionen
mit dem Verbalten der Dämpfe einerseits , mit dem Resultate der
Edlandschen Versuche Über die Temporaturveränderung von
Melalldrähten durch mechanische Dehnang andererseits sei der Leser
aufmerksajs gemacht. — Bezüglich des Verhaltens der Dämpfe bei
Entfernung von der Sättigung kommt der Verf, zu dem schon von
Hendelejeff experimentell für sehr verdnnnte atmespbärische
Luft abgeleiteten Resultate, da«s bei den schwächsten Spannungen
i»s Dämpfe und Gaae jedesjnals das Product p . v mit fortgesetzter
Yardfionang immer kleiner wird*
Von großem Intereage ist die nun folgende Untersuchung de^
Ktiiflimaiy welchen eine Steigerung der Temperatur eines chemisch
btsfeändigen Dampfes bei conslantem Volumen auf den Gang der
Spannung p und auf den Quotienten ^ aui€M. — Es kann nach der
^jpothese des Verf, , wie auch immer die Dampftemperatur sein
mag, der Dampf durch bloße Verdünnung in einen Zustand gebracht
werden , in welchem eine Erwärmung eine Contraction « eine Er-
kaltung eine Dilatation zur Folge hat. — In einem Anhange zei^
der Verf., dass es für jedes elementare Gas eine untere und eine
obere Grenze seiner Stabilität geben müsse; an der einen wird
es durch Kälte, an der andern durch Hitze flüssig.
Die rein theoretische Natur der vorliegenden interessanten Ab-
handlung lädst eine ganz detaillierte Inhaltsangabe der selben nicht
tu; eines ist gewiss, dass die Einführung des Begrififes f,8tereo-
liiohe Besultante" zur Erklärung mancher hierher gehörigen
Fbänomene sich als sehr nützlich erweist. Wir wünschen dieser
Arbeit, welche einen schätzenswerten Beitrag zur dynamischen
Theorie der Wärme und Gastheorie bildet, recht viele Leser.
, Wien. Dn J. G, WalleniiiL
Dritte Abtheilungt
Zur Didaktik und P»dagogik.
über die Frage, welches Lebensjahr als Minimal-
alter für die Aufnahme ins Gymnasium festzu-
stellen ist.
Nach Zeitungsnachrichten ist bei den Conferenzen der Landesschal-
inspectoren im Ministerium für Cultus und Unterricht auch der Antrag
gestellt worden als Minimalalter flür die Aufhahme ins Gymnasium das
▼ollendete 10. Lebensjahr festzusetsen. Da ein Beechluss in dieser Richtung
Ton großer Wichtigkeit ist, so werden einige Worte über diese Sacho
wohl koiqeswegs überflüssig erscheinen«
Die Frage wegen Festsetzung des niedrigsten Alters der Schüler
zur Aufinahme in die erste Gymnasialclasse war zu Terschiedenen Zeiten
Gegenstand der Erw&gung. Dass kein Schüler vor dem yollendeten
10. Lebensjahre zu dem Gjmnitöium zugelassen werden sollte, war eine
alte Verordnung, die noch in der ^ Sammlung der Verordnungen und
Vorschriften über die Verfassung und Einrichtung der Gymnasien^ yom
Jahre 1829 (S. 4) zu genauer Darnachachtung eingeschärft erscheint; aber
unmittelbar darauf folgt die Stelle: „Auch das angetretene 10. Lebensjahr
reicht zum Eintritte in das Gjmnasium hin" (Hofdecret v. 19. Oct 1807).
Im KoYember 1826 wurde auch ein Maximum des Alters festgesetzt und
▼erordnet : dass kein Schüler in die erste Gjmnasialclasse aufzunehmen
sei, der das 14. Lebensjahr überschritten hätte. Von dieser Verordnung
mussten sehr h&ufig Ausnahmen gemacht werden, weil sie für die zahl»
reichen Fälle nicht passte, in denen Schüler, selbst vorzügliche, die Vor-
bildung für das Gymnasium nicht vor dem 14. Lebensjahre erlangen
konnten. Wenn daher das 14. Lebensjahr überschritten war, so wurde
Altersdispens ertheilt, und zwar vom Gymnasialdirectorate ^) für drei»
▼om Gubemium für sechs, von der Studienhofcommission für mehr als
sechs Monate , bis endlich die Verordnung wieder aufgehoben wurde.
Der Organisationsentwurf hat in betreff des niedrigsten Alters die
Verordnung yom 19. October 1807 beibehalten, indem er zur Aufnahme
in das Gymnasium das YoUendete neunte Lebensjahr fordert Und das ist
die allein richtige Beschränkung.
*) Das Directorat war die unterste Aufsichtsbehörde des Gym*
nasiums, der unmittelbare Vorgesetzte und Leiter war der Präfect
über di* Fr«^. welches Lebensjahr qsw. Vod A. B. v. WOheim. t%l
Im September 1870 wurde toq einer CoiuiniBsioti för die GymnaaUl-
teferm id Wien der Beschluss gefaset: „KeiD Schüler kann in die erste
daiet eines Gyitmasianig aufj^etiomiDeD werden» welcher nicht spätestens
iB leisten December desselben Jahres das 10. Älterajahr zorftckgelegt.
Wbtam laan die Aufnahme in die 2«, 3., 4 Classe naw. nur dann stati-
Ibiaii, Wttin in gleicher Weise das IL, 12., IB. nsw. Lebensjahr zurück-
fialegi erscheint Die Zulassung der Privatstadierenden zur Matnritäts-
frflfn&g hängt davon ab, dass sie das 18. Lebensjahr yoUendet haben.**
Diesdr Beechluss kam, was die Aufnahme anbetrift, nicht eut Aaaflihruiig.
Ist denn aber, m5chte man fragen» die Zahl der Schftler unter
sehn Jahren, welche in das Gymnasium eintreten, eine so große, und ist
es «osjgeniaflht, dass diese Schüler nicht fortkommen, demnach unreif für
4ii GjBuiaiiam sind, da man immer wieder darauf surückkommt, daa
foUndete 10, Leben^ahr sei su fordern V Das durchschnittliche Alter, in
wolcbea sich die Schüler beim Eintritte in die erste GymBasialdasae
btiiidAii, ist das Älter Tom (vollständig oder nahezu) voUendeien 10. bis
14. Leben^ahre. Die meisten sind tu dieser Zeit in der Regel 12 Jahre
alt, dann folgen in geringerer Anzahl die von 11 and 18, darauf die von
10 und U Jahren* Schüler über 14, sowie Schüler unter 10 Jahren sind
Ananahmeii«
Für die Altersbeschriiikang k&nn man nur den änen Grund an*
Mmm, dies nicht unreife Schüler in das Gjmnasiam aufgenommen
mtai« und «8 kommt allerdings viel darauf an ^ ob ein Knabe um ein
Jahr f^her oder später in daa Gymnasium gelangt Der Eintritt um ein
Jahr XU frfih kann hemmende Folgen für die ganie künftige Aosbildong
dis Schülers haben ; and gewiss ist bei vielen Jünglingen, welche einen
Mhlechten Fortgang haben , die Ursache keine andere , als dass sie au
flrüh in das Gymnasium eingetreten sind. So gewiss aber dieses ist, sa
würde mau doch sebr irre gehen, wenn man die Aufnahme unreifer
Schüler durch Festsetzung eines bestimmten Lebensjahres für die Auf-
nahme hintan halten su können glaubte.
Das Zu früh besieht sich nicht auf ein bestimmtas Lebensalter^
•Ottdorn auf die geistige Entwicklung^ die bei dem einen Knaben früher,
bei dem andern später vor sich geht. Ah merkwürdiges Beispiel kann
€in ICnabe angeführt werden, der in seinem zwölften Lebensjahre alle
ittm Eintritte in das Gymnasium erforderlichen Kenntnisse und Fertig*
Uten erworben hatte und dennoch, weil die Aneignuag der Kenntnisse
mm Mtf meifft gedieh inismaßigera Wege bewirkt worden war, für das
OyimttiiDm nicht reif war, der aber durch bcfiondere VerhaltniKe ge-
nAthtgt, ein Jahr im Lernen gänslich auszusetsen, nach Ablauf dieses
Jahr«« ohne alle weitere Vorbereitung in die erste Gymnasiaielasse eintrat
Qad ein vorxQglicher Schüler wurde. Währtnd de^ Jahres^ da er aus-
üMe, war m in seinem Kopfe licht gewordt^n und die AuffajäsungB'^
tttiMt sunt Durchbruche gelangt. Und wer hätte nicht erfahren, dass
nMiobar Schüler, der die erste Gjmnasialclasse wegen achlecbten Fort-
fiDgii wioderholte, in derselben und dann weiter enteprechendo Fort*
■abritte maehtt? Dnterricbt und Erziehung, häusliche Verhältnisse und
iSniSsM ftdmiev'die gviflttge Shitiiriok!ti«g( 15^^^ «oi bMlbMnigen,
alMr Bichti gegen di«' Nstnff bewirken imd enwhif^en; die güiifttigHto
YethältniBsd mxii6get> mlehU^^ wemi'ee stobt: tm^ JCopfe» li«kt wlnl. ütid^
fllx dities> LictailtMvteii/läMt Mh kein beetfnmt^ LebMsjWhr iMMtzm^
alle läset eich= aa<dr nids^ etn' beetiittmtto LebeMjahr fBr diei Helfe 4^
Sdbfller zum Eintritte in diiB G^maasium fMMrtelleni Setvt nom dab«»
wi aolobee für deniBintritt^ fbet, cto mooi dae niöbtibit allii» eng^r d«i>
greniwig' der Zeit für die tnd|^liebe Bntwioklnifg der GeSetetfretfo' geu
sehefaeiü} eoust beladet, mm gioh «flglelctaiiD der Saekgaaee^. an» der am«
doteb Bftbkaiig beraaesiiftottmeit M Be dfirfteiB. B. naob dem> B^eeblusse
der OeanBieeien tohi Sefteubey 1870 eim SbhtH^^ der aw'31. i>eeeiabep
1871' geboren ist^ fQr dftesee Sobttljate: anfgeüomnieD, aber eia 8obtlleri
der am 1. Msmt 1873 geboren iet, mOester zurückgewiesen werden, aae
keinem todeni Grande, als weil er um einen Tag jttnger Jstl Uddü wenn
ehi' Sebtler nach* (eben oder mibesra)' vollendetem 9. Lebenejahre reif
ftm Binbrftle I* dae Gymnaeinm; wftrei, mttsste man ibn blofr deewiegnsy
well leiiie geistige Entwiebiaag la Mb erfolgt wftre^ turaelEWviae]^ ndd
ibnr in seinem gnetigen Stfeben and Fertscbreiten am eim gauea Jabv
smrftckbaltetir
Für den Eintritt in das Gymnaeiom bedarf es, genau angeeebeol^
keiner AiltiBrBbesebränkluig, die mUAirlicbe Besehrtakang liegt in^> Talent
«nd Verbftltuisse»; setzt man aber denaodi ein bestimmtea^ üter feat,
so kann dies natargen&6 noj das (volktAndig oder nabesu) vollendete
d. Lebensjahr sein , weil erfiabrnngamfiflig die Reife der Sehiller ftr das
Gymnasium vor cHeser Zeit nidrt einztttreten> pflegt Däss aber diM4
nicht selten schon mit oder nach dem Tollendeten 9. Lebensjahre eintritt^
dafür sind thatsacblicbe Beweise genug vorhanden. Unter den Gymnanai^
abiturienten meines Inspectionsbezirkes be&nden sich von 1851 bis 1870
jedes Jahr einielnev welche zur Zeit der MaturitfttsprOfung das 17. Lebealv«
jabr vor mehr oder wenigen Monatm oder auch noch nicht ganz volK
endet hatten, und diese gehörten stets in den vorzikglicben oder wenigstens
CO de« besseieOi Man könnte sich davon überzeugen, wie viele siebzehn-
jibtige reife Abiturienten es gibt, wenn man eine genaue Angabe des
Alters und der Lastungen deijenigen Abiturienten, welche zur Zeit der
Ifjsturitfttsprflfung das 18< Lebensjahr noch nicht zarflckgelegt hatten«
von allen Gymnasien abverlangte.
Mit der Ablehnung der Beschränkung des Einteittea in dt» ersti
Q<fmnaBialolasse auf das voUendete 10. Lebensjahriftllt auch) die weitere
Besdurlnkung ft&r die ftbiigen Glassen, die noch weit weniger gebilligt
werdbn kdnnte. Nach> der Ministerialverordnung vom 18. Oetober 1860^
Zh 9134, ist das Contrahieren mehrerer Classen, das ibr externe Privatisten
keiner Beschränkung unterliegt, öffentlichen ScblUem und eingeschriebenen
Privatisten in so weit gestattet, dass sie aus dem Gymnasium aus- und
in die Zahl der keinem Gymnasium angehftngen (externen) Privatisteo
ülMrtreten, dann nach Ablauf von zwei Jahren in Folge einer Aufnabms*
prOfung in eine höhere Classe versetit werden können, als in welche sm
nach dem ordnungsmäßigen Stndieiüaafe gekommen wären* Das ist «itis
ganz gerechte Berücksichtigung der Talente und der Verhältnisse. Was
Jber die Frtge» wekhÄg Lebensjahr iww. Von Ä. E> t. WUheXm, fSt
mit gan&en Clas&en 2u erreichen nicht maglicli ist« fOr den Schul-
anterricbt daher nicht gestüttet werden durf, kann g&r wobl — und an
Beifpielon, freilich sehr seltenen, fohlt es nicht — oinEelnen talentvollen
und strebenden Schülern unter besonders günstigen Verbältnissen er-
r«icbbar sein. Geistiges Streben soll nicht gehemmt oder zum Stillstande
g^iniogen, sondern beg6nstigt und gefordert werden. — Wenn also ein
Soihlljer, der mit 10 Jahren in die erste Qymnasialolasse eingetreten war,
nach der vierten Clasae in das freie Privatstadium übertritt» so kann er
nach zwei Jahren durch eine AufnahmsprCLfung die Aufnahme in die
achte Classe erlangen , und es ist eben so, als w&re er mit neun Jahren
in die erste Classe aufgenommen worden.
Die SSnlassnng externer PrJTatiateD zur Maturitatdprüfung machte
•ebon die oben enrihnte Miniaterialf erordnung vom 18« October 1650 Ton
d«r Vollendung des 18. Lebensjahres abhängig, in einzelnen Fillen wurde
jedoch Altersdispens ertheilt. Nach eben dieser Verordnung aber kann
s. B. cio Ctnftebnjabriger Schüler, wenn er nach der f&nften Classe aus ^
dorn Urmnasiom austritt^ als externer Priratist die drei obersten Classen
Iti twei Jahren durchmachen, daher nach diesen zwei Jahren sich der
Maturitätsprüfung unterziehen, obwolil er erat 17 Jabre alt ist und als
Frivatiflt nicht Tor dem foUendeten 18^ Lebensjahre lur Matuhtätsprüfung
loftlaaften werden sollte. Isis ist überhaupt ein seltsamer Widerspruch,
den externen Priratfsten das Contrahieren ohne Beschränkung« also die
Vollendung der Gjmnasialstudien in beliebig kürzerer Zeit ata in acht
Jthren , demnach auch in 9inem jfiogerdD aJa dem Alter von 18 Jahren
M gaftatUOp ibra Zulassung zur Maturititsprüfung aber vor d«m voll*
ittAelMii 16. Lebensjahre zu verbieten!
Sollte man besorgen, dass manche Knaben entweder von selbst
oder auf Betrieb ihrer Eltern ohne die erforderHche Vorbildung in das
Gymnastom einzutreten streben wOrden, wenn nicht dk Altersgrense auf
dia 10» Lebensjahr festgesetzt wftrde — eine Besorgnis, tu welcher biaher^
vk «i scheint, kein Anlass gewesen Ist — so hat man dagegen ein ganz
tkbtna Mittel; umstindlicbe und streng eingebende Prüfung solcher
Schüler vor deren Aufnahme. Die Aofnahmtprüfuugen fUr highere Cluaeii
aber müssen volUtftndig abgehalten, und es muss demnach eine Aufoahmi-
prMuug z. B. für die vierte Classe auch auf die lu den unteren Clasae n
MMad^lie Naturgeschichte ausgedehnt» ab<ff nicht, wie es in der That
■dboB vorgekommen ist — einem Schüler, der aus einer Privatlehraiistalt
gekommen ist, in welcher die Naturgeschichte nicht gelehrt wurde ^ ge-
fIMM werden, die Aufnahmsprüfang ans derselben nach Verlauf eines
iMMflerB nachiutragcn. Durch eine aolche Umgebung der geaetiliehen
TefioliTiftea würdigt man die eigene Lehranstalt herab, und man leistet
ittfleich dergleichen Instituten Vorschub zum Schaden für die Jugend;
imn et heifst dann, wenn die Aufnahme uugeachtet der mangelhaften
KtRütBiiae ft»ltfiiidet, «man lerne in diesen Instituten dasselbe wie an
d«^ öffentlichen Qjmnaiien." Gegen sukhe und andere ungebürliehe Na«h-
iSeht, im sie vorkommen sollte, würde keine AltersbescMnkung helfen.
Andreas Ritter von Wilhelm.
Grax.
Vierte Abtheilung.
Miseellen.
[Stiftungen]. Der in Wien yerstorbene k. rnss. Stabsofflner
fftr Wasser- and Land-Commnnicationen Constantin von Zahorskihat
letztwillig einen Theii seines Vermögens znr Gründang einer Studenten-
Stipendienstiftune bestimmt. Die Stiftung, deren Erträgnisse zu einem
Stipendium von 350 fl. für einen Zögling der Kunstschule in Krakau,
BU zwei Stipendien k 900 fl. für je einen Schftier der Landwirtschaft
und einen dem Studium der chemischen oder mechanischen Technologie
sich widmenden Schftler, endlich zu einem Stipendium Ton 200 fl. für
einen Schüler der Gewerbeschiüe bestimmt sind, ist mit einem Capitale
Ton 8750 fl. in Noten und von 24700 fl. in Silberrente activiert worden.
Zum Genüsse dieser Stipendien sind in Österreich wohnende österr.
Staatsangehörige poln. Nationalität und röm.-kath. Religion berufen
(Stiftbrief vom 15. November 1881. Min -Act 18536 ex 188i;. — Sig-
mund Taus, Arzt und Bürger der k. Stadt Üngarisch-Hradisch, hat
zum bleibenden Gedächtnis der Vermählung Seiner k. und k. Hoheit des
durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Kronprinzen Rudolf mit einem Ca-
pitale von 500 fl. eine Studenten-Stipendienstiftung gegründet, deren
Erträgnis für einen würdigen und dürftigen Schüler des Staats-Real-
und Obergymnasiums in Im^arisch-Hradisch ohne Rücksicht auf Glau-
bensbekenntnis und Heimat bestimmt ist. Diese Stiftung ist mit Be-
ginn des Studienjahres 1881/fö ins Leben getreten (Stiftorief vom 31.
December 1881. Min.-Act 184 ex 1882). — Der am 10. Jänner 1881 in
Wien verstorbene Doctor der ^esammten Heilkunde Vincenz Effen-
b erger hat letztwiliig ein Capital von 16.000 fl. zur Gründung einer
Stiftung gewidmet, deren Ertrag zu Stipendien für besonders begabte,
fleiftige und sittliche Studenten der Medicin, der Rechte oder der Technik
ans des Stifters Verwandtschaft und in deren Ermangelung aus der
Pfarre Tattenitz in Mähren bestimmt ist (Stiftbrief vom 29. December
1881. Min. -Act 892 ex 1882). — Der Wiener Großhändler Gustav Fig-
dor, Generalrath und Director der österr.-ung. Bank, bat mittelst Te-
«tamentes vom 20. September 1871 ein Capital von d0.000 fl. in Grund-
entlfltotungsobligationen zur Gründung einer Stipendienstiftong ge^dmet,
deren Interessen alljährlich in gleich groiVen Beträgen für einen Hörer
der Medicin, einen Hörer der Rechte und einen Studierenden der Na-
turwissenschaften bestimmt sind, und zwar dergestalt, dass alljährlich
ein Studierender mosaischer, ein Studierender evangelischer und ein
Studierender katholischer Religion mit dem Stipendium betheilt werde.
Die Verwfütung der Stiftung steht dem Bürgermeister und dem Ge-
meinderathe von Wien zu (Stiftbrief vom 7. Jänner 1882. Min.-Act
Z. 2291). — Der im Jahre 1865 verstorbene Caspar Bielecki hat
letztwillig ein Capital von 5200 fl. in Baarem zur (Gründung einer Stu-
Miscellen,' '
m
d«iiteii-8tjpendteti«tiftiing gewidmet, deren Ertrag lur BetheHung von
iwei oder diei Hörern der Krakauer üniTereitat durch die k k. Aka-
demie der Wissenschaften in Erakan bestimmt ist. Die Stiftang ist
bereits ins Leben getreten. (Stiftbrief vom 1. Mai 1881, Min. -Act Z.
1S05 tix 1882). ^ Der im Janre 1869 zu Inniehen yerstorbene Canonicns
Joief Suiten bacb er hat letztwilUg ein Capital von 1000 fl. znr GrAn-
doD g einer ätndenten-Stipendienslifkting ffir die Gemeinde Sexten In
Tirol gewidmet und «war in gleicher Weise, wie dies bei seiner Stiftang
für Innichen nnd lonichsberg der Fall ist {Stiftbrief vom 14. März 1881 ,
Z. 1754. Min.-Act Z, 1824 ei 1882). — Der im Jahre 1876 verstorbene
r5in,-kath. Pfarrer in B%csal Paul Eretowidz hat letztwillig ein Ca-
pital von 1190 fl. zur Gründang einer Btndenten-Stipendiumstiftnng
fewidtnet, deren Ertrag fftr studierende 8öhne der Grundwirte von S^kor»
^eiirk Gorlioe) pohitscher Nationatitat und röm.-kath. Religion mit B^
vomgnng der Namenstrager des Stifters oder seiner Verwandten be-
stimmt ist (Stiftbrief vom 16. Juli 16BL Min.-Act Z. 2051 ei 1883).
Programmenschau,
13b Neue merkwürdige Punkte des Dreieckes. Von Johann DöttL
Progr. des fürsterzbischöfl. PrivatgymnaDiums Collegium Eorromanm
in Sahburg. Für das Schuljahr 1879/80.
£s werden in der vorliegenden Abhandlung ansschließUch cwei
Droiocke betrachtet, von denen das iweite die Mittelpunkte der den
Seitsn des ersteren Dreieckes an beschriebenen Kreise tu Eckpunkten hat.
Der Verf. fUbrt die Hochnmiff mittelst trimstrischer Coordi naten
durch and gel^|gt sn einer lleihe interessanter neuer Ergebnisse der
Dreiecksiehre. Wege» des rein mathematischen Inhaltes ist eine Skis-
lierang des reichen Inhaltes wohl nicht möglich. Die Abhandlun|f ver-
dient wegen der ihr eigenen Originalität gelesen zu werden» sie ist als
ein gelungener Beitrag zur ebenen Geometrie xu betrachten. Die ana-
Ijtische Geometrie der Kegelschnitte von Salmon George
wurde bei der Ausarbeitung dieser Schrift benutzt
Wien. Dr. J. G. Wallen t in»
Lehrbücher und Lehrmittel.
(Fortsetiung v. Jahrgang 1Ö8L Heft XII, S. 952).
A. Für Mittelschulen.
Deutach.
Beben kl, Dr. Karl, Obunfsbuch tum Übersetzen ans dem
Aetliebeu und Lateinischen ins Üriaohidcbe. b. Aufl. Frag 1882. F.
Xuipakir. Pr. ^eb. 1 tL l4> kr. Diese neueste AuÜ. des vor benannten
OhUgabnchee wird wie die 4. Aufl. sum Unterrieht«gebrauche in den
ObercTassen der Gjmnasien allgemein zugelassen (Min.-ErL vom 4. Ja-
nuar 1882, Z. 19813 ex 1881).
Beichel, Dr. Karl, Mittelhochdeutsches Lesebuch mit Glosaar
fir GTmnasien, 4. Aufl. besorgt von Rudolf Bei c hei. Wien 1881. Karl
Geroida Sohn. Pr. hrosch. 1 n. 50 kr. Diese neueste Aufl. des vorbe-
naROten Lteebnehes wird wie die 3. Auflage tum (Jnterrichtsgebrauche
aa Gjmnasien mit deutscher Unterrichtssprache allgemein zugelassen
(llln.*£rL vom 8. Januar 1882, Z. 19303 ex 1881).
Trampler K, Atlas der Asteir.-ung. Monarchie fQr Mittel- und
ftrwandte Schulen. Ausg. in 51 Bl&ttcrn. Pr. brosch. 1 fl. 60 kr., flach
gebunden 1 fl. 70 kr., in Buchform 1 fl. 80 kr.
JBM Miscdlen.
Txamplev B.r Fb jBikaUaoh-pQlitMohar A^tkui der tetwr.-img. Mo-
Qiirabift fCür Mitt«l^ imd ¥«rw4B)dtB S«h«lei|i Aisg. in 19 Blättam. Pr.
80 JoL, flach Mb. l fl., in B«fihfonii 1 fl. 10 kv,
'. OF^-bjdnignQ^biaoher Atiai der aBti-ong. Hpnarßhio fiOr
HiiM*. und ▼enrandU Sohiilaii« Anif. in U BUlUeni. Fr. 00 kr. Wim
18S^ Drnok viia Verltf d«r 1i« k. Hof- luid StasMxvekerei. S&maitlkbe
drei Aosgabeo des vorbenamien Atlaaae« verdeo wm tJnterrichtuM-«
hrawAie an Mittalaohnlaa allgaiMin. sagalaMen (Hin»-£rl. yom 4. aa-
.war 1882, Z. 19901 n 1881).
Wal dt ich, Dr. Johann U, Leitladen dar Zoologie fir den ha-
aren 8ohnlnntericbt 4. gekiBxate Anfl, Mit 585 in den Tait gednuoktoA,
itemter 11 faibigen Abbildangea. Wien im. A. Holde r. Fr. 1 & 45 kx.
Sia Iftr die dritte Anfl. dee TorbenanateiL Lehrbuobes aoageip^rodieiif
2ttlft9sagkait ama Uaterriebti^ebmacbe in den OberclaBeen der Mittef-
■aohnlan. nit denteeher Uatarriohteq^raobe wird hienit auf die 4. A«&.
demlben ausgedehnt (yin«-£r}. ¥om 8, Februar 1882, 2. 432).
Lesebuch zum kurzgefassten Lehrbuch (Freisschrift) der Gabeis-
bergerschen Stenographie. Nach den Beschlflssen der stenogr. Commission
XU l)resden herausgegeben rem k. sächs. stenogr. Institute. Durchgesehen
und umgearb. durcn Frof. Dr. Hejde und Dr. Bätzsch, 51. Aufl.
Dresden 1882. G. Dietze. Fr. 2 Aark. Die f&r die 50. Aufl. des vor-
benannten Lesebnchee autgesproehena Zulfissigkeit zum Unterrfehtsga-
Imniohe an österr, IfittelBennlea wird hiemit auf die 51. Aufl» ausge-
dehnt (Min.-£rl. vom 15. Jawiar 1882, Z. 20099 ex 1881).
&um&niaoh.
Manualfi de AritmetieS peTntru gimnasü inferiore de Drul.
Francisco caTaUeiltt de MoSnik tndustt din _genn&ne§ce de Samnfitti
V. Isopescul. Partoa &ntXfo. CernSntt 1881. Bditura SotietStÜ pe*ntra
eultnra pi literatura rornftuS In Bueovina. Tiposrafla lul B. ISekhardt
Dieses Lehrbuch wird sram ünterrichtsgebrauciie in den Unterelassen
der Mittelschulen mit mm&visoher ünterriehtesprache allgemein cuge»
lasaen (Min.-Erl. vom 8. Februar 1882, Z. 788).
B, Fftr Lehrer^ und Lehrerinnenbilduugsanstalten,
Deutsch.
Czerny Josef, Terzette für zwei Violinen und Viola. 1. und 2.
Heft Braunschweig. Litolffs Verlag. Dieses Werk wird im Sinne der
Verordnung vom 2. Juli 1880, Z. 65z Funkt 4 zum Lehrgebranche in
Lehrerbildungsanstalten als geeignet erfelSri (Min.*ISrl. rom 16. Ja-
nuar 1882, Z. 65).
Cechisch.
Lindner, Dr., G. A., Vieobeond vyudoTatelstvi. 2. rerb. Aufl.
Wien 1882. A. Fiohlers W. u. 8. Fr. brosch. 60 kr. Dieses Lehrbuch
dar allgemeinen Unlenidhtsldira wivd in der 2. Anfl« zum Lehrgebranche
an Ldirer- und Lehrerinnen-ttldfrogsautalten mit Sedhischer Uvtet-
ffiehtMiprache in gl^eher Weise als snUssig erkl&rt, wie dies bsiüfl" *
dar 1. Aufl. der Fidl war (Min..BrL vom 12. Januar 1888, Z. '^
-es 1881).
Fünfte Abtheilung.
Verordnungen» Erlässe. Personalstatistik-
Verordnungen und Erllase,
GasetB vom It^. Mai IdSl, betrefl^end die PenaioQBbehaodlang
der Profesgoren an der theolog. Facultät der üni?, in Krakau, wornaoh
dio BesUinmaDg des §. l des Gesetzefl vom 9, April 1870 auch auf dia
FntL der (beolog. Fa^caltat in Krakau Anwenduag zu Buden hat.
Yerordouiig de» Gesatntntministeriums vom IL Januar 1862,
betreffend eine Änderuug ia dorn 8cheaii für die Bemea^uag dt^r Äcti-
TititssQlagen der Staatsbeamtön, a. VerorduuJig«bl. Jahrg. 1882, Stück Y,
Personal- und Schulnotizen.
Erneniinngen (December 1881 — Marx 1882).
Dem Minist* rialsecretär im Min. für C. und U^ Dt, Karl Lind,
wmde in Anerkennoiig leiner varsagUchen Dienstlciatang der Titel und
Obmkter eines Sedionaratbäs T«rUeheri (ti. h. Ent«chK v. 1. Januar K J»),
l>er Privatdoceot 0r. AJbin BrAf cum a. o. Prot, der politischen
Ökonomie, der Priratdctceut Dr. Joseph Stupeck^ zum a. o. Prof. doä
M«rr. Civil- und Bergrechtes uud der Privatdocent Dr. Leopold Hejr-
roTsk^ zQca a. o. Prof. des r6m. Reehtd*, jammtliche mit bühiniiKh«r
Vbrtrflg^pracbi> an der Univ. in Prag (a. h. Eatsohl. vom 4. Januar
1. J.); der ord. Prof. an der Umv. in Graz, Dr. Hans Kund rat, tum
ord. Prof. der pathologiscKen Aoatoniij) uod Vor!»tande des paib.-anat*
iDttitutas an der Univ. in Wien (a. h. EotschL vom 2G. Januar l. J.);
d«r mit dem Titel eines o, o. Universitatsprof. ausgezeichnete Privat-
docent Dr Krnst Borner zum unbesoldeten a. o. Prof. der Geburts-
hilfe «ad Gynäkologie an der Univ. in Gra^ (a* h. BntschK vom 18. Ja-
miar L J.); der Privatdooent Dr. Marian Sokolowski zum a. o. Prof.
d«r Knnatgeachichte an der Unir. in Krakau (a, h. Kntschl. v. 7. Fe-
hnmr l J.).
Dir Prof. der t«cbii. Hoeiiscbule in BrÜnn Hegierungsratb Fried-
ri- ' ^ !ii ord. Prof. (Ler mechauisehen Technologii^ an der
^v Uuiti (Ib. h. Enttfchl vom 2. J;*nunr l S.l Dem
Dfcffv*;« ^^ " "'*ut»-Bealschulo und Honorardocent^jn der
disisc] n Prag Karl von Ott wurd«.* der Titel
lad C v.r»..,K.„, /a. Ik KntschU v, 2iK Dec 1881).
r techn. Hochschub' in Wien
Pnun 1 r Anstalt (a. h. EntocbL vom
39, Januar L J.^
Die Zulassung des Dr. Felix Ritter von Losehan als Privat-
doecnt für physische Ethtvoeraphio an der medicin. Facult&t der Unit*
in Wien und des Angust Wit'Wire^tt als Privaldocent der Physik an
techn. Hochscbnle in Lemberg wurde bestätigt, desgleichen dÜAT^v
2S8 Personal- und Schnluotizen.
lassonff des Assistenten Dr. Moriz Löwit als Privatdocent f&r experi-
menteue Pathologie an der medicin. Facnlt&t der Uni?, in Prag and
des Dr. Lothar Ritter von Dargnn als Priratdocent für deutsche Keichs-
und Bechtsgeschichte und deutsches PriTatrecht an der jur. Facnlt&t
der üniy. in Erakau, des Dr. Moriz Fieric h als Privatdocent f&r den röm.
und Österr. Civilprocess an der jur. Facultat der üniv. in Krakau und
die Ausdehnung der venia legendi des Privatdocenten f&r Chemie der
Pflanzenstoffe an der techn. Uochschuie in Wien Zd^oko H. Skraup
auf das gesammte Qebkt :der allgemeintn Chemie,
Zum Mitgliede der staatswissenschaftl. Staatsprüfun^scommission
in Wien der B^ierungsrath der Direction für administrative Statistik
Gustav Schimmer.
Zum Co6zaminator heim 2. medicin. Bigorosum an der Univ. in
Prag der Privatdocent Dr. Theodor Petfina und zu dessen Stellver-
treter der Privatdocent Dr. Friedrich Ganghofner.
Zum Präses der 2. Staatsprüfungscommission für das Hochbau-
fach an der deutschen technischen Hocnschule in Prag der ord. Prof.
dieser Anstalt, Joseph Zitek.
Zu Mitgliedern des La^desschulrathes in Dalmatien für die dritte
sechsjährige Functionsneriode : der Domdechant Gregor Bai6eviö, der
Erzpriester Georg Nilolajeviö, der Director des Staats-Gymn. in
Zi^ Josef Peri£i6 und der Prof. an dieser Anstalt Jakob Bogliö (a.
h. Entschl. vom 6. Januar 1. J.).
Der Gymnasialdirector Dr. Anton Tille zum Landesschulinspector
für Böhmen (a. h. Entschl. vom 2. Februar 1. J.).
Zum Lehrer am Gymn. in Bovereto der Privatdocent an der Wie-
ner Univ. Dr. Anton Jve, zum Lehrer am Bealgymn. in Wittin^au der
Hilfslehrer an der Staatemittelschule zu Tabor Anton Setelik, zum
Lehrer am siav. Gvmn. in Brunn der Supplent am slav. Gvmn. in Ol-
mutz Franz Bät^k, zum Lehrer am Gymn. zu Sambor der Supplent
daselbst Franz Nowosielski.
Der Gymnasialprof. Comel Kossak zu Sambor wurde in gleicher
Eigenschaft nach Tamow, ebenso der Lehrer Josef Baron von Sambor
an das Gymn. in Jasto, der Prof. Ludwig Berezowski (im Posten -
tausche mit letzterem) von Jaslo an das Gymn. in Sambor aus Dienstes-
rücksichten versetzt und der Prof. am Gymn. in Sambor Leon Erö-
kowHki dem Gymn. in Bzeszow zur Dienstleistung zugewiesen.
Zum Director der Handeis- und nautischen Akademie in Triest
der Yicedirector der Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus
Ferdinand Osnaghi, mit Belassung des ihm zukommenden Titels und
Charakters eines LandesschulinspecEdrs (a. h. Entschl. vom 15. Ja-
nuar 1. J.).
Von der k. k. wies. Gymnasialprüfungscommission in Krakau im
Studienjahre 1880/81 approbierte Lehramtscandidaten : Latein OG. (Er-
gänzungsprüfung): Franz Szyndler (poln, und deutsch), class. Phil. ÜG.:
Ladislaus Eoczydski (deutsch), deutsche Sprache OG., class. Phil.
UG. : Sigisround Eunstmann (poln. und deutsch^; deutsche Sprache
OG., Geographie und Geschichte UG. : Mathias Eolczv kie wie z (poln.
und deutsch); deutsche Sprache OG. (Ergänzungsprüfung) : Paul Do-
brzanski, Felix Urbadski (deutsch); poln. Sprache OG., deutsche
Sprache und Geopraphie und Geschichte UGF.: Paul Bryla (poln.), philos.
Propädeutik (Erweiterungsprüfung): Sigismund Uranowicz (poln.);
Matnematik und Phvsik OG.: Stanislaus Zabawski (poln.); Physik
OG. (ErgänzungsprüruDg) : Joseph Balon (poln. und deutsch); Natur-
geschichte OG., Mathematik und Phvsik tlG.: Franz Bieniasz, Jo*
seph Przybylski (poln.), Easimir Bobek, Joseph Erupa (poln. und
deutsch).
Nekrologie.
280
Zvm Director der LehrerbildungsanBt&tt in Leitmeritz der Prot
«1 der deotachen L«hrerbtldangsatistalt ia Pr^* Franz Wiedemaoa,
Zar wirkl. Übangsschnlunterlehrerin aa der Lehrerinnenbildungs-
lastalt in Grai die pwv. ÜbuD^scbulmiterlehrdriii dasei bet. Am. Haas*
Zum wirkl* Lehrer f^ die mechanis^ib-techiiiscbeQ F&cber au der
Staalsgewerbei^cbule iti Reichenberg der Maacbineniogejiiear Tbeobald
Dtmuth in Wien.
AuszeichnungeD erhielten:
Der ord, Prof. der deutechea Sprache and Literatur an der ünir.
in Krakau Begier un^^rath Dr. Tbooiad Bratranek aus AnlasB eeiner
anf aein Ansucben erfolgteo Veraeücang in den bleibenden Ruhestand
ia neuerlicher Anerkenuang soiDer viüljahrigeu vorzüglichen lehramt*
lieben and wissenschikftlichen Thätigkeit den Orden der etaernen Krone
IIL a. (a. b. Ent.«chL vom 27. Dec. 1881).
0er ord. Prof, an der Wiener tecbn. Hocbecbnle Or. Andrea«
Koruhu ber in Anerkennung aeiuer vielfachen nm die Wiasenscbaft
und ihre Lehre erworbenen Verdieuste den Orden der eisernen Krone
111. OL and der a, o. Univ.-Prof. in Wien Dr. Mar Leidesdorf in
Anerkennaoe seiner vieljährigen ersprieDlicben Wirksamkeit das Ritter*
kreni des Fran* Josepb-Ordena (a, h. Entschl. v, 10. Januar l J ).
Der Director der StaatsoberrrealsGhale auf dem Scbottenfelde in
Wien Joseph Karl Streinz io Anerkennung seines vieljäbrigea Ter-
dieniftliohen Wirkens im Lehramte den Xitel and Cbarakter eines Be-
gierungsrathes (a. h. Entschl. vom 6. Januar l J.)-
Der Ltndesscbulinspector in Böhmen P. Leopold Hradil an-
Itelich der von ihm erbeteneu Übernahme in den bleibenden Ruhestand
in Anerkennong seiner vieliährigen, treuen Dienstleistung das Ritter«
kreua des Frans Joseph-Ord[ens (a. h. EntscbL vom 9. Februar 1. J,)-
Der pens. Eauptlebrer an der Lehrerbildungsanstalt in Ohnütf
Frans Schmied das goldene Verdienstkreui mit der Krone (a. h.
fiatMhL vom 16. Februar l J.)*
Der Canonicui des Goliegiatcapitels bei Allerheiligen ob dem
Pnger Schlosse und Prof. am Nenstadter Gjmn. in Prag, Laurent
Hafen richte r, 2um Dechaut des genannten Capitels (a. h* EnUchl.
fem 11 Februar l J.).
Seine k. und k. ap. Majestät haben mit a. h. Entschl, rom 2. Ja-
noar L J. die Publication des Sectionsrathes im Min. ftir C. und Ü.
Afttuid FFotherm Ton Dnmreicher: „Ober die Aafgabeu der Unter-
richtspoliUk im ladastriestaate Osterreich*' der a, g. Aunahme zu wür-
digen und dem Aator die goldene Medaille fUr Kunst and Wissenschaft
*» g. tu verleihen geruht.
Nekrolog! e.
(Deoember 1881 bis Mars 1882 )
Am 30. I>ecember v. J. in Berlin der Prof. an der k. Akademie
der Künste in Berlin, Ka.rl Domschke, 70 J. alt
Am 31. December t. J. in Hamborff der sweite Capellmeister am
dorUgen Stadttbeikter, August Can thal» als populärer Componist bekannt,
TbJ, «iL
Am 2. Januar L J. in Paris der frans* Maler Alfred Dehodenca,
dir tich dnrth seiae lebensvollen Daratellangen aus Spanien und Nord*
ftfrika einen großen Bnf erwarb, 59 J. alt, und in Petersburg der Ge-
heimfitb Basil Gregorien, früher Ptof. an der Univ. in Petersburg,
67 J. alt.
Am B, JanoiT l J. in Beigate der bekannte Komanschriftsteller
mUftm Harbon Alatworlh, 7f J. alt, in E9ln der Pinof, am dortigen
HO Nekrologie.
GooMTYStorinvi, Karl Seh neide r, 59 J. alt^ und in Paris der BiMhaner
Michel PascAl, 68 J. alt.
Am 4. Januar L J. in Wien der berfkhmte Ebebhahnteehniker
WUhetm Heliwag, 54 J. alt, and in Nenyork der Prof. der Natu*
witeenscbaflen und Cäieaie &. Draper, doreh leine Hietorj of the in-
tiUeetnal developeaant of Sarope berühmt, 70 J. alt
Am 6. Januar 1. J. in Florenz der englische Arohfieloge ond fiiv
forscher der Rainen von Karthago, N. Daris.
Am 10. Janaar 1. J. in Florenz der namhafte ital. Bildhaaer,
GioTanni Dapr^, 64 J. alt.
Am 11. Jannar 1. J. in Köln der Prof, an der Unit, in Lüttich,
Dr. Theodor Schwann, ein berühmter Physiologe, 71 J. alt.
Am 12. Jannar 1. J. in InnslmK^ der rühmlich hekannie Q^sChiehts-
forscher Dr. Karl Friedrieh fitamnf- Brentano, Prc^. «n der dortigen
Uid?., 52 J. alt, als Gelehrter ona treffticher Charakter bochgeecbütst
Am 13. Januar 1. J. in Paris der Prof. an der Ecole pratiqae
des haates Stades und an der Facult^ des lettres, dann zweiter Biblio-
thekar an der Bibliothek der UniYersitftt, Dr. Charles Granx, als Schrift-
steiler auf dem Geliiete der eiaes. Philologie und als Mitredactewr der
Reyne de Philologie and der Beyue critiqae Thistoire et de fittMtiue
hochrerdient, '29 1. alt.
Am 14. Jainiar 1. J. der Prof. der Zoologie an der üniT. zu Lemberg,
Dr. Simon yon Sjrski, als Ich^yologe yon Ruf, 52 J. alt
Am 17. Januar 1. J. der Prof. der Kunsl^eschichte und Ästhetik
am College de France, Qiarles Blanc, als frachtbarer Schriftsteller auf
diesem Gebiete bekannt, 68 J. alt, und in Paris der bekannte Philologe,
Prol Fran9oi6 Tharot, 58 J. alt
Am 19. Janaar 1. J. in München der berühmte Naturforscher ond
Reisende, Hermann von Schlaginweit-Sakülünski, 55 J. alt.
Am 22. Januar 1. J. im adeligen Stifte Keppel die begabte Dichterin
Katharina Diez, 72 J. alt.
Am 28. Januar 1. J. in Dreeden der k. s&cbs. Kamm«rherr <«id
Obersthofmarschall a. D., Hermann Freiherr yon Frieseln, durch seine
SlUikespeare-Studien bekannt, 79 J. alt, and in..Badapest der Schriftsteller
Kaui Kertböny, eig. Benkert, durch seine Übersetzungen yon Werken
der mat^arischen Literatur yerdient 1824 zu ¥Flen ^boren.
Am 25. Januar 1. J. in Salzburg der Franziskanermünch , Peter
Singer, der Erbauer des yon ihm gespielten, kunstreichen Pansym-
phomkons.
Am 26. Januar 1. J. in Edinburgh der berühmte Arzt Sir Robert
Christison, durch seine toxikdogiBchen Forschungen berühmt.
Am 29. Januar 1. J. in Dijon der Decan der Xfniy. zu Dijon, Felii
Billet, als physikalischer Schnftsteller genannt, 74 J. alt.
Am 1. Februar 1. J« in Wien der Yicepräsident der Akademie der
Wissenschaften, Adam Freiherr vpn Burg, auf dem Gebiete der höheren
Mathematik und Maschinentechnik yon europäischem Rufe, 84 J. alt,
and in London der ital. Opemcomponist Fabio Campani, 67 J. alt.
Am 3. Februar 1. J. in X^andeck der treffliche Geschichts- und
Genremaler, Eduard Stein brück, 79 J. alt
Am 4. Februar 1. J. in Marseille Antoine Bnssy, .Mitglied der
frans. Akademie der Wissenschaften, durch seine ^otdeckungen auf dem
Gebiete der Physik und Chemie yerdient, 88 J. alt, und m Wien der
heryorragende Emaillear, Joseph Chadt
Am 7. Februar 1. j. in Brüssel der Historienmaler Edouard de
Biefye, 73 J. alt
Am 8. Februar 1. J. in Cannes der berühmte Romanschriftstellex^
Berthold Auerbach, 70 J. alt . ,.,
Am IL Februar 1. J* in Darmstadt der HofcapeUmeister . .Gustay
Schmidt, Compenist mehrerer .0|>em^ -65 J. alt, in Jffaitend der .V^
Entgegnoog.
Ml
ER der dörti^eD RaühUcbule, Franz Haves, ein hervorragender Hiatorion-
malefi ^1 J. &U, und in Aohah in Westfalen did begabte No?ellbitiii,
Uarie Landen, t>7 J. alt.
Arn 14. Ftibraar ]. J. in Niz^a iUi groDe, sittlich ernste Satiriker»
Eturi Angnste Barbier^ 76 J« alt.
Am 17. F<^brua^ IJ. in Basel der berühmte Kupferstecher, Friedrich
Wober. 68 J, alt.
Aui 28. Februar l J, iu Nix%a der ber&hmte schweizerische Natur-
forscher, Prüf, der Geologie in Keaenburg, Eduard Desor^ 1811 zu
Friedrichadorf bei Homburg a. d, U^ gt^boreu, und in Pariü der Historien-
maler Louis Felix Leu liier.
Am 2'2, Februar L J. in Altooa der berühmte Astronom, J. J.
äi<;verä, 77 J. alt.
Am 24, Februar L J, in Frankfurt a. M. der Maler Morijt Oppen-
heim, durch seine charakteristische Wiedergabe des jüdischen FaxnÜien-
lebend hervorragend, bO J. alt.
Am 27. Februar L J. in Drenden der Prof. der Kupferatecherei an
der k. Kunstakadetnie und Director der k. iSammluDgen der Kupferstiche
und Haudzeicbuungen^ Wilhelm Grüner, bl J. alt, und in Paris der
bekannte Klairiervirtuose und Componist, Alfred Jaell^ 50 J. alt*
Am 2ti. Februar 1. J. iu Harn barg der iu weiteren Krdaen bekannte
OrienUlist, Dr. Gustav Morii Kedslob, 78 J. alt
Im Februar L J. in Koni Patii^tiale Adinolfi, einer der größten
KsAuer der Geschichte des mittelalterlichen Rom, in Leiden der bekannte
UinririDaler A. H. Bakker-Korf, in Wiesbaden der ebemaligf Prof. der
A:^t»"!'"-i ' an der Univ. zu Amsterdam» J)r. C. J. Matthes, ein hervor-
tü Athematiker, und in München der Genre- und Historienmaler,
EiL_- 1 - Lilich*
Am L Mär2 l, J, in Berlin der Director der neuen Akademie der
Tonkunst daaelbst, Dr. Theodor Kullak, G3 J. alt, und in Weimar der
Uath Dr, Philipp Sondershausen, der Letzte von Altweimar, durch
»aine Arbeiten über jene Periode bekannt, 92 J. alt.
Am 2, Marx L J. in Wieu der ord. Prof. an der Uni?, und VorsUnd
der medictn, Klinik, Hofratb Dr. Adalbert Dncbek, als Mann der
Wisaenscbaft Schriftsteller und Lehrer antgexeichnet, 57 J. alt, und in
BreaUn der Prof. an der dortigen modicin. Facuitat, Dr. Oscar Simon»
eine Autorität in Htiutkrankheiten, 37 J. alt
An£ing8 Mari io Paris der satirische Schriftst^Uer Ludwig Ka 1 isc b,
itin Vetflcin der deutschen Colouie in Paris, lbl4 xu Point sch-Lisia ge-
boten.
Ent^egnang meinen Faustcominentar betreffend
s. 1. Heft L J, dieser Ztschr. S. 53 — 57.
AU meise Fiastausgabe erschien, sah ich mannigfachen Bedenken
«nUreücn. die dagegen auftauchen würdi^n, wie dies auch im Vorwort des
f>> li^ atsgr'i^prochen ist. Dennoch hatte ich das Glück freundliche
Ar I .^^ und wärmste Zustimmung genug zu Ünden und zwar von
Fieuiden, darunter Namen bohen R^nK'es, und swar in Deutschland,
Irland, Fninkreicb und Belgien. In Österreich freilich nur in den poli-
tischen < VVabreiid im Auülaude Berichte und „eingehende Kritiken
wiiMtn^ u Cbarakters erschient»n, war in Österreich in dieser
Hinaiclu .iih*- aiilL Es fehlt un.^ an geeigneten Organen, — Nun, die
Zfliiichrift fftr die österr. Gymnasien haben wir docb; eine
tf^i* ^''* Yon grof^n Verdiensten und auch von großem Gewicht. In
dl hrift erscheint denn auch in der That endlich*; eine Bu*
*\ Ich erhielt die Nummer 25. Febr. ISffiL
v&
sprecbiiDff meines Faustcommentars, d. h. des ersten Theiles , der schon
vor IV« Jähren erschienen; der ebenfalls bereits längst erschienene zweite
Theil bleibt unberührt! — Dies ist nun eine Besprechung, die, als einsige
yersp&tete Stimme in Österreich nothwendig einen traurigen Eindruck
machen muss, in Hinblick auf das viele Treffliche, das im Auslande über
denselben Gegenstand gesagt ist! Sie. .ist schwach genug. Ich gehe gar
nicht ein auf den Punkt, dass einem Österreicher, der im Auslande ge-
ehrt wird, in der Heimat eine solche, ebenso nichtssagende als feind-
selige Aufnahme widerföhrt : dass ein junger Mann, der sich erst zu er-
proben hat, es für passend nndet, einem älteren Manne, der lange Jahre
hindurch doch vielleicht nicht ganz erfolglos gelebt und gestrebt, so
g[egenüberzutreten ! — Mit der Miene ungeheurer Überlegenheit erlaubt
sidb dieser Herr, im Widerspruch mit alier Welt, geradezu zu erklären,
dass meine Arbeit ein ganz verfehltes Unternehmen sei! Ja, wer
ist denn dieser gewaltige Geist, der auf hochstehende Männer, die das
Gegen theil behaupteten*), mit solcher Überlegenheit herabsieht? — Ist
68 Gott Apollon selbst oder ist es etwa nur Zoilo-Thersites ? S. Faust
2, 845 f. — Nun, es ist Herr M. Werner in Grätz! — Wenn den ge-
neigten Lesern bei diesem Namen nichts besonders Merkwürdiges ein-
fallen sollte, so hat sich Herr W. hier bemerkbar gemacht, m einer
Weise, dass sie ihn kennen lernen können. £)r erscheint als ein Mensch,
der gewaltig Lust und Muth hat an seinen Nebenmenschen, von dem es
heißt er habe etwas Löbliches vollbracht, heranzutreten, um ihm, wo
möglich, einen Dolchstoß zu versetzen. Zum Glück ist seine Waffe stumpf
und gieng auch der Stoß daneben. — Schon vor einem Jahre hörte man,
Herr W. habe den Plan gehabt das Werk zu besprechen, habe ihn aber
aufgegeben, da ihn dies zu weit geführt hätte. £s muss ihm viel Kopf-
zerbrechen gemacht haben. Da nun das Opus denn doch an den Tag
getreten, dachte ich nicht anders, als Herr W. habe eine höhere Ein-
gebung von irgend Jemand erhalten. Als ich es eelesen, sah ich freilich
meinen Irrthum ein. Nein, das hat Herr W. Alles, ganz alleine, selbst
gemacht! Es ist ein Naturselbstdruck seines, nicht eben reich ausge-
statteten Geistes! — Er wirft sich vor allem auf das ergiebige Thema,
dass ich unnöthige Erklärungen und Citate gegeben hätte. Darüber lässt
sich natürlich in infinitum discutieren s. meinen 2. Th. S. XV. Zum
Beweis belustigt sich denn Herr W. z. B. über mein mhd. Citat zu der
Lesart: Mein Leid ertönt der unbekannten Men^e. Als ob Groethe
den Morungen gelesen hätte! — meint er. — Herr v. Loeper sagt zu
diesem Citat: es wird damit äußerst glücklich die richtige Lesart
unterstützt. — Herrn Werner zu erklären, was er hier nicht versterbt,
das lohnt wohl nicht. Ich hätte, meint er, mein Publicum für dumm ge-
halten! — Es thut mir leid, dass ich mir nach diesem ürtheil denn auch
mit meinem 2. TheQ nicht seine Zustimmung erwerben werde. Ich macAite
es nämlich im % Theil gerade so wie im ersten und zwar, bestärkt durch
die Zuschrift eines hochstehenden Mannes, dem ich schon eine höhere
Urtheilsberechtigung zusprechen muss, als Herrn W., der mir über den
1. Theil schrieb : „In der fortlaufenden Erklärung erfüllen Sie das Ideal,
indem Sie Alles erklären was dazu auffordert, andererseits auch nichts
Fremdartiges heranziehen. " Wenn Herr W. nur die deutschen, englischen,
fruiiösiachen Kritiken, die ich am Schluss nennen will, lesen wollte,
würde er einsehen lernen, was ich anstrebte und was vom Philologen hier
BU fordern ist!
^) Ich nenne von Philosophen Fr. Th. Vis eher in Altes und
Neues 2, S. VI— VIII; von Philologen : den Goetheforscher von Loeper
LiteraturbL für german. u. rom. Philologie 1881, Nr. 4. Ztschr. £ d.
Alterthum u. Lit XXV, S. 452 1 — Bartsch Gegenwart 186L 8. Jänner.
Dr. Gustav Balke, Allg. literar. Correspondenz 188L 1. März. Jüngst
Wold. Freiherr v. Bied^rmanii WiuanichfItL Beilage d. Xnz. Ztg.
iÄE 17. 18.
Herr W. isehi über woiter, er findet: von meinen Aiimerkuugren
wiren «Fiele lobhaft zu bestreiten!'* Man begreift nicht warum Herr W,
idn«r Lebbaftigl: ' ^ '■'.' auferlegt und es Dicht thut? Wir hätten ihn
g»r itu gern ,1 ^;ehen! Er geht noch weiter, er flüstert: es
wrr^'^" vr.,, .,!/,, ^^.. .^ Dinge behauptet!** Dazu werden einige Vera»
i t, aber es wird nicht eingegangen auf diese geradezu
Vd ^ Welche Gelegenheit hätte sich da geboten für Herrn W.
xn »Igen, dass er Philologe ißt, was wir in der That noch nicht wissen*
Wenn man so die Miene des Meist^rB annimmt, da möchte die Welt
doch anch Bcwciae gehen I Freilich muss ich hier nor gleich erklären:
MI freundlicho Anerkennung dieser Thoil meiner Arbeit auch gefunden
(**. t. B. in Zarnckes Centralblatt 3. Febr. 1881), den Schwerpunkt lege
tdi wahrhaftig nicht in diese Kleinigkeiten. Ich lege ihn in die Dar*
leganff der EDtst«hnng nnd der Idee der Dichtung, von wo das Licht
amgioen mass auf alles Kinielne. Damit meine ich den Theü meiner
Amit, von * -n Hi^rr v. Loeper aikgt: ^Können diese Resultate auch
nicht als ; ^'d angesehen werden, &o behalten diesü Unter^
fiichunt''>»' ihren Wert, Wer sich mit diesen Fragen beachMUgt,
darf üi umgehen und ist genöthigt an dem neuen Lichte
»eine •langen neu lu prüfen.** — Aber auf dies Gebiet
ni eo, das luuthe ich Herrn W. doch nicht zu; es wäre grausam!
I*.i ^ ihm wohl der Athem aus, — Er bleibt hübsch in der unteren
Ii«igiujj Uüd glaubt mich zu treffen mit Ausateiluugen von der geist-
reichen Art wie die erwäimten! Und alles das wird so kaltblütig und
«olbttipefälUg hingeschrieben, so ohne alles Verständnis fUr den Gegeuatand,
om den es sich hier handelt, sowie von der Aufgabe, die ich mir gestellt
Uli* ■ M in manchen Funkten doch vielleicht für gelöst halten darf!
l' durfte nun Herr W.» wenn er was davon verstand, nicht
ftUi-iiicii. Er musste es erwähnen, ja anerkennen, wie dies andere gethan
oder iir musste es widerlegen, wenn er einen nicht mit seinen) durch
und durch kleinlichen Tadel geradem herausfordern wollte an gewisse
Veno SU ohnnern, von dem &opf, der immerfort an schalem Zeuge klebt,
mit gieriger Hand nach Sehätzen gräbt und froh ist, wenn er Bogen-
vflrmer nndet! ^ Nur ^n öiner Stelle macht er einen positiven Gegen*
rorachUg, nämlich lu meiner Erklärung der Stelle (Vers 49—52) vom
1.0 Och er häuf den bis ans hohe Gewöib hinauf ein angeraucht
Pnpitr^r nm steckt.** Ich erkläre S. LXXXVI: „Der Dichter meint die
B; ' Ganien, an denen Alles was daran Papier ist, Papier das
h. . da» wischen steckt, angeraucht ist," Diese Erklärung erlaubt
neu iicrr \\\ ein« ^hornble** zu nennen und setzt kurz und büudtg hinzu;
^Aplfr wohl = Tapeten}!'* — Nun wissen wirs! Fausts Zimmer
wif aI>" t .i...i^. !>(! WtDD man sagen will: ein Zimmer, in dem eine
&iVlit>t .sei mit Tapeten bekleidet , so läast sich das poetisch
aa«dr&> die Bücher sind mit „Papier umstecktl*^ — Dieae
l'!robf N^ i wir von Herrn W.s höherer Philologie in seiner
KHUk nen. Es ist wenig, aber: ex ungae leonem!
Bei ^ t lu tadeln, ja su verletzen ist eine solche Sterilität
dia G«tfltc» M*nd; sie hat geradezu etwas GreiaenhAftes. Datn
Hirr W, bei ;LÜ€düm noch sehr jung ist, weiss ich wohl! — Der Witz,
dtn CT sich erlaubt, ich hätte das oben erwähnte mhd. Citat nur gebraucht
om IQ leigen, da«s ich chis Lexcitcbe Wörterbuch nachsuBchhi^n Ter-
ilflif« ist ao^r knabenhaft, I«h will hier nicht sagoa. welohe Art
liAiidgrtlfhchcr Zurechtweisung jüngere M&noer für die einiig
fkblife Beantwortung eines sulcheu Angriffes halten — Das Lexeradie
W&rtfrVocb -" > —- <> "!■ i ^ ..., l,.„..i, y^^d Herr W. war wohl
noch gmr m istst^ckc zum Beweise für
mtiri. Kunr - ii^en wohl »chon ontrathen
k> I W. ganz allein iiberlasscn sich derselben zu
b< L ^ogtu empfehlen sich auf grammatikaliach-
Wiikithfcch^iii Gebiet einmal lU forvachon.
16*
244 Erwideran^.
Es wäre offenbar seinem Wesen angemessen. Dies sehe ich aus
dem, was er an meiner Arbeit sieht und ans dem, was er nicht sieht!
Für die Verszählnng zeigt er großes Verständnis 1 Schade, dass seine
Anerkennung, die er mir hierin gönnt, von so problematischem Wert ist !
Zum Glück Dedarf ich ihrer nicht; sie ist mir schon von bedeutenderen
Männern zu Theil geworden. — Was er nicht sieht, das sind die Ideen-
massen, um die es sich hier eigentlich handelt, die in ihrer Gänze freilich
erst mit dem Abschluss des 2. Theiles zu überschauen sind. — Nein
Goethes Faust ist nichts für Herrn W.
Ernstere Zurückweisung verlangt nur noch 4\n Ponkt, der eine Jede
gerade Natur mit Unwillen erfüllen muss. Die Anerkennung meines
Werkes durch Herrn v. Loepcr geniert Herrn W. — Er sucht nun die
Bedeutung dieses ürtheils mit folgender Unterstellung aus der Welt zu
schaffen: „Loeper hat jedenfalls aus zu weit getriebener Liebenswürdigkeit
l^gen den Concurrenten (!) alles zu erwähnen vermieden (!), was
im Geringsten den Schein der Gereiztheit hätte erregen können.** Wer
nun Loepers Kritik meiner Arbeit kennt und daneben obige Insinuation
liest, der kennt dann auch Herrn W. von der Seite des Charakters und
sieht ihn leibhaftig vor sich. Er wird kein Wohlgefallen an dem Anblick
haben!
Aus Loepers Kritik wird Jedermann den Eindruck empfangen, dass
hier mit edelstem unbefangenstem Freimuth, in ganz positiven Sätzen
ebenso volle Anerkennung ausgesprochen, wie auch rückhaltslos eine ab-
weichende Meinung im Einzelnen dargelegt wird. Ich stelle in der An-
merkung*) eine Auswahl von Belegstellen für das Gesagte zusammen.
') Loeper im Literaturbl. a. a. 0. : ^Ihr Vorzug (der in Rede stehenden
Faustausgabe) liegt — einmal in den tiefeindringenden Unter-
suchungen über die Entstehungszelt der Dichtung und
zweitens in der zum Princip erhobenen Vollständigkeit der sachlichen,
metrischen und Worterklärungen. Jene Untersuchungen schließen sich an
die Schererschen modificierend an, benutzen mit großem Scharfsinn das
vorhandene Material und gelangen aus Gründen, welche wesentlich, dem
Sprachgebrauch, der allgemeinen Entwicklung und gelegentlichen Äuße-
rungen des Dichters entnommen sind, zu ganz neuen Schlüssen." — „Ein
anregender frischer Ton geht durch das Ganze, wie er jedem Herausg.
und Ausleger Goethescher Schriften zu wünschen wäre." — „Durch Sehr,
sind zu dem Grundstock sicherer Erklärungen jetzt eine Menge neuer
hinzugetreten." Beispiele werden angeführt. — Eben so positiv, wie sich
hier Loeper ausspricht, so zählt er auf der nächsten Seite auch eine Reihe
von Fällen auf, wo er mich corrigiert oder anderer Ansicht ist Aus
beiden Bestandtheilen seiner Kritik ergibt sich, dass weder dort noch hier
das Gesagte deshalb so gesagt sein kann: um nicht Gereiztheit
eines Concurrenten zu verrathen! So ordinär drückt sich doch
Herr W. aus. Und so hätte denn von Loeper wohl nicht aus diesem
Grunde auch noch eine zweite, für mich nicht weniger erfreuliche Be-
sprechung geschrieben in der Ztschr. für d. Altert, u. Literatur. — Loeper
nennt da das Werk eine „gereifte Frucht vieler Jahre", das sich selbst-
st&ndig neben andere (Kommentare hinstellt „vor ihnen durch den Reich -
thum neuer treffender Erklärungen sich auszeichnend." — Das Alles wäre
gesagt um die Gereiztheit des „Concurrenten" (!) zu verbergen?
Eine der schönsten, geistvollsten Besprechungen erschien im
Athenäum beige Septembre 1881 S. ^1 f. Eine zweite in Revue critique
d'histoire et literat. Paris 6. Juni 1881 S. 455. — Die Engländer äußern
sich kurz aber günstig. The Saturday review January 15. 1881 S. 91
The Athenäum London March 19. 1881 S. 393. Das jüngste Urtheil ist
das des Goetheforschers Woldemar Freih. von Biedermann a. a. 0. : „Eine
Lenchte ist für die Fausttragödie ein guter Commentar; glänzendes
Licht verbreitet der von Schröer und wer uin benutzt, wird sidi von Dank
Erkläiung«
245
>tic ich mich unter normalen Verhältnissen wohl nie herbei-
[y mich auch mit Herrn W. nie uto auäfQhrlich bofasstf aber bei
einem solchen Änwurf, wie die Kritik W*s, die in Östeireich so
isoliert dasteht« bleibt mir nichts übrig ala eise solche Gegenüber-
ttetlonsr«
Herrn W. möchte ich ratben. ai schreibe doch selber einmal etwas
von finigcm Belang* — Dann wollen wir vergessen wnd des widerwärtigen
Eindruckes nicht gedenken, den er diesmal — nicht nnr anf mich allein
— he nr orgebrach t Er wird davon noch zu hören haben.
fSgen den Licbtspender durchdrungen fehlen''. Herr W. froilich ßndet,
|if aei ein ganz verfehltem Unternehmen! Es ist nur gut, da&d
tieb neitiQ Herren Verleger das — nicht finden! —
Wien. Schröer.
Erwiderung des BeceDse Uten.
Mit einem leidenschaftlich Erregten sich in sachlicliu Ausriii:in<iHr-
üotsnngen *) ciniula^sen, ist unklug, mnial wenn or fint-n Ton anschlagt,
wfilch*?r nicht nur in dieser Zdtschrift nnerh/Vrt ist; stellt mir doch
Herr Prof. Dr, K. J. Schroer sogar Handgreirtidikritfii in Aussicht Damit be-
gnügt er sich iedoch nicht einmal, sondern gibt seinen Lesern deutlich
lu rurstehen, ilass die Haltung meiner Recension dorch Hangel an Pa-
triotismus ^wmnllutlst wäre und verstärkt seine Insinuation am Schlüsse
jtcines Aufsat w« durch eine nicht lu verkennende Drohung- Dies abiu-
wohren hatt<! ich für meine Pdicbt, und zwar nicht bloß in meinem eige-
nen Interosaei denn wohin käme et, wenn ein Beurtheilcr sich im Be-
ginn seiner Arbeit jedes Mal um die Heimat des Autors erkundigen und
datlurch seine Ansicht bestimirten lassen müssto. Es wird schwerlich Je-
mand im Ernste behaupten« dass unser Vaterland fQr die VonQgo oder
Fthl ' ' ' literarischen Leistung verantwortlich sei, welche von einem
ttet n Staatsbürger ausgeht Herr Prof. Schröer» welcher Öhor-
1^^ 4«> ^. - iiliche Moment hervorkührt, betont dann noch den Unterschied
'^ * ß aeinem Alter und meiner Jug»?nd, verschmäht es auch nicht»
Charakter an»ugruifen; ich hoffe, wer meine Recension liest, wird
darüber nicht im Zweif*»! sein, daas sie sich mit dem Werke, nicht mit
dem Verfasser beschäftige. Demnach gab es keine Gelegenheit auf die
frülieren Leistungen des Herrn Prof. Schröer einsogehen ; dies hätte am
Ende persönlich genannt werden krmnen, ich brauche bloG an Emil Kuh
IQ trlniiero.
»I Den ersten Theil des V imentare« crliielt ich Anfangi
J&nner 1881 von der Hcdactinn i kte meine Recension Anfangs
Ociober 18^1 ab« d. h. vor dem Lim ikuuju dos iweiten Theiles, welchen
ich mit Zastimmang der Redaction nächstens ausfilhtlich besprechen
werde.
Gf4i Am 8. Man 1882. R. M. Werner.
Erklärung,
Hi^TT Max Ni^mey^r in Hr^inn hat in der siebenten Nummer des
) Jahrganges der ^«hcn Wochenschrift* meine Plau-
I Studien einer i^ ig nnterzoeen, deren Endergebnis
acbweriich abfälliger gedacht wrrdtin Icllnnte. i^geeehon davon, dass er
tDWne Arbtsit 'unreif, m der Darstellung weitschweifig, im Druck wenig
cerreeV nennt spHobt et mir jede Methode in der Handhabung der Teit-
•46 Erklinmg.
kritik, jedes ernste Stadiam des Plantns ab, wirft mir vor, Conjectaren
leichtfertig auf den Markt gebracht zn haben und stellt zaletzt meine
Stadien mit den Arbeiten eines Greppert, Weise und Lindemann auf dino
Stnfe. Ein solches ürtheil erforderte Begründung und zwar mit Bücksicht
auf die Seite, von der es kam, sehr eingehende Begründung; denn dass
Herrn Kiemeyers wissenschaftliehe Leistungen auf dem Gebiete der
Plautuskritik ihn berech ti^n, POlt dergleichen verwerfende Urtheile bei
säromtlichen Plautinem blmden Glauben zu verlangen, das wird er wohl
selbst nicht voraussetzen. Und doch hat es ganz den Anschein, als ob er
seinen bloßen Meinungsäußerungen eine solche Kraft beimessen wollte;
oder wie soll man anders verstehen, wenn der Recensent kurz und bündig
bemerkt *der Beweis, dass ecillam die erste Silbe stets kurz habe, ist
missglückt', ohne ein Wort weiter darüber zu Terlieren; wenn er über
den wesentlichsten Theil meiner Arbeit mit folgenden Worten hinweggeht :
*nach diesen Proben wird man auf seine Bearbeitung der Cantica der
Mostellaria, betreff deren selbst ein Mann wie Ritschi so wenig geleistet
hat, nicht begierig sein, zumal er nach einer Bemerkung auf S. 39 von
dem Beginn der durch Conradts Buch inaugurierten neuen Epoche der
Kritik auf diesem Gebiet keine Ahnung zu haben scheint.' Der letzte
Ausdruck gibt gleichzeitig ein gutes Pröbchen von des Recensenten Logik ;
also weil ich bei der versuchsweisen Bearbeitung der Cantica ^ines plau-
tinischen Stückes einer auf Terenz bezüglichen Arbeit keine Er-
wähnung gethan habe, muss ich sie nicht kennen ? Und darum ist meine
(von einem gänzlich verschiedenen Standpunkte aus gemachte) Arbeit
verwerflich, weil ich mich nicht des Landen und Breiten über alle Ver-
suche zur Herstellung der Cantica bei aen römischen Scenikem ans-
gelassen habe? Es nimmt mich Wunder, dass Herr Niemeyer vergessen
hat mir das letzte Canticum des Pseudulus und G. Hermanns Yermuthung
darüber vorzurücken, sowie dass er zur Bekräftigung des mir gemachten
Vorwurfes nicht vielmehr S. 56 citiert hat, wo ich ausdrücklich die Noth-
wendigkeit einer Neubearbeitung der terenzischen Cantica erwähne. Aus
Schonung für mich ist es sicherlich nicht geschehen ; eher wird man den
Grund dafür in dem Umstände suchen dürfen, dass diese Worte am Ende
des in Rede stehenden Abschnittes sich befinden. Wenn doch Herr Nie-
meyer meine Schrift nur halb so aufmerksam gelesen hätte, als ich MüUers
'berühmtes Buch* durchgearbeitet habe, das ich nach seiner Meinung *ent-
weder nicht studiert, oder nicht verstanden' haben soll ! Übrigens hätte
er eben so gut von Kitschis Prolegomenen sprechen können, da sich die
betreffenden Fragen schon dort in demselben Sinne besprochen finden.
Indessen kann ich solche einfache Negationen, sowie alle hämischen
Epitheta, in denen der Recensent sich gefällt, ruhig bei Seite lassen, da
sie für die Sache selbst nichts beweisen. Viel schlimmer hingegen — und
zwar schlimmer für Herrn Niomeyer — ist es^ dass er es vorgezogen hat
bei vielen Stellen, die er zur Begründung seines UrtheUes anführt, die
Leser der 'philologischen Wochenschrift' durch absichtliche Entstellung
und Fälschung meiner Worte hinter das Licht zu führen. Ist es denn
etwas anderes als Entstellung, wenn unter der Rubrik 'Ungeheuerlichkeiten
auf dem Gebiete der Prosodie und Metrik' folgendes angeführt wird:
'Auch werden wir mit einer neuen Urform, einem holden fospes und /os-
piHwn beschenkt, z. B. Poen. 120 Is iüi Poeno huiüspatruo fospes fuitT
Offenbar will der Recensent dadurch den Glauben erwecken, ich hätte diesen
Vers als plautinisch und als Beweismittel für fospes bei Plautus vorgebracht;
ich schneb 'darnach ist vielleicht auch der Prologvers usw. zu be-
urtheilen.' Oder wer sollte nicht, wenn er folgendes liest 'da Poen. V,
2, 98 in den Pall. durch das passende tibi der Hiat vermieden wird, klagt
er sie der Interpolation an* meinen, dass ich die Lesart des Ambrosianas
des Hiatus halber vorgezogen habe? Ich hatte meinerseils nur zu leigan
versucht, dass die Schrei&rt des Palin^westes auch ohne Annahme eines
Hiatus sich halten lasse (sei es durch er^ oder f09i^äimii)\ worin dabei
^klintig.
M7
di« 'Uof ehettatiichkeit' liegen soll, sehe ich nicht »in. Ubrigeni trifft der
mir r ' ^ Vorwurf auch Ritschl, der (S. 49 der *Neui?n plaat Eic.*)
mit tindt-ncn MojjfUchkeit eines crgod dieaelb« 'Änilaj^e' erhoben
hai, -iiiM -^Mi, iiifol^'t? deren H- « ^-^--r .r, iix-.i ,^f..,\.tfti UäU'U'ii zer-
dMfi wir^l Ulli ^- 1 1 lorsclirtLi '^chweigt, dass
Mi B 17 1 lichanfd^ _ : ..: i_- ... -, L,ji und äbnlichen
Varo «j Kr fälscht aber ineioe Warte noch mehr. Z. B.
bem^ mitte, in dem er nacbweiseii will, daas 'die ganze
Art der 'l'^j^tetiiritik jude Methcnie verniiflsen lasae', gleich la £tngang
dlaaei: 'Zu Epid. 535 loacht der Verf. eine haltlose (^njectar, um bald
darauf 2u bomerkoii, daai sie ddisi Sinne nicht entspreche, der In den
V\'r<e zu siielien B«i/ Mum nicht jedermann ^lanben, dasi ich jenen
Vori«rbJäg allen EIrnstes in der Abäicht gemacht habe, die Hand de«
Dichter» wiederherzusteUen? LTnd wird nicht jt-der ersrtaant letti, wenn
er trotz der Warnung des Reotn^enteu mein Buch zur Hand nimmt nnd
findet^ dasa ich bloß «ine Langen'sche Vermuthung als zu gewaltsam be-
ftdicbtiet und, um dieses Urtheil zu rec bt fertige n, gezeigt habe,
daiM »ich der von L. gefordert*! Gedanke dnrch eine leichtere Änderung
in den Von» bringen hisae ; dabs aber gerade dieser Gedanke nicht in den
jilu&anuiienhang passe? Hat denn Herr ^fiemeyer im Hermes (XiV, 447)
«ttwaif anderes gethan, als er Asin. 1Ü6 sein tum einacbaltote, am 'gleicü
darauf zu bemerken', data 'dies noch nicht das Wahre' sei? 'Mil. 134
K^dili<«f>t üifh der Verf. ein8tweil<pin an Rrix an, um auf derselben Seite
■te in für die ur he Lesart Eu halten.' Entweder
:tfr wieder eine ^ \i; meiner Worte vorgenoraraen
iH^tT <r I aieigi^ über eine i ja iTuaabbandlnng geschrieben, ohne
eine PIfti; .' jtuT Hand zu nehnien ; sonst würde er wohl biimerkt
^ ■' ' - hlich ßrii'schc Lef»art uicht8 ist als — die band-
i;,', die ich dort, wo es sich um die svntaktiflche
-rb iitisirbf'r"n V#^r«.».rt handelte, Vorläufig bei-
•'j.- im f!l'^i^^^ i--ri An-.-Mi i>se an Brix. 'Bei der
' '\u-A .iu; :. r \ I i;nbitTiingen eine Lücke
\Athenis — Athenie AtÜci»} be&teben';
i«h, daas die LQcke eben zwischen die
£u hUbt^n komint und m der 'Hauntanatoß* beseitigt
^^r<»!cht es d#«m R«f«ii9eiiten xur thre, dass er über
~! uia nichts sagt, sondern sich mit
I Conradts Hnch nicht gelesen
1 um ii^iut gvui}^Knitlich den Glauben erwecken,
1^, welohe das Vorhandensein von reipondierenden
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eraiiidit. lJn achärfeten Gegenaatie tn ^rr- ->!:«?
i<h doch hftuptaichlich auch anf die i i
> Acrf HieOlCrjer hak mir in sphicth Tnt<*rp^i.*-
«Itf «r die Leser seiner Amdge aimbrd' ^
M lueaeo. Auch dies eebört tu den K >
er Argumente, die ien selbst angeführt und bekamptt hatte, in einer
WHi»e Tr^rbrin^t. nh ob er sie zum craienmale gelteiid machte. 8o «, B,
MHig von Mil. 51)8 t 'Hat nich nicht der alte Herr
lind )?*'if»*n d"*n nriglticklichcn Hfiter Terschworen?
' > Mi*Miieäem urn fio stichhaltiger
r Äußerung glaubten, dass ich
ixn ''in • riu<'t n»be, uui danr.uthnn^ daas eben
dimü» V i(} gans und trar untuläaeig eei^ daea
^' -"^''^^ * iiuugo «einer Stellung tu dem Nachbar-
Hirr Nienseyer konnte £eäo Boweialübrung
hi>i* OT durfte die Sadie nicht sr> dar-
tbeiaehen hatte. Und da nennt
t, das« ich rielmchr an vielen
Stallen nud» auaiuhrikher hAtto »Pin eoLlen, am mich gegen aokb«) Kiit^
248 Erklarnng.
Btellangen von vornefaerein sicherzustellen. Auf sein Kunststück, so viele
Unwahrheiten auf dein engen Räume von kaum zwei Spalten zusammen-
zudrängen, darf der Becensent allerdings stolz sein.
Es lässt sich nicht verkennen, dass eine gewisse Gereiztheit und
Voreingenommenheit gegen meine Arbeit durch die ganze Anzeige geht,
die indessen derselben gerade nicht zum Vortheile gereicht. Denn ab-
gesehen davon, dass sie Herrn Niemejer zu solchem unqualificierbaren
Vorgehen trieb, ist es ihm auch in dem Bestreben allem und jedem, was
ich vorgebracht, zu widersprechen begegnet, dass er in arj^e Fehler ver-
fallen ist. So sagt er unter anderem Ters. 440—443 streicht der Verf.;
warum dann Toxilus den Dordalus nach dem Markt weist, ist unbegreiflich.'
Nun, den Grund erzählt Dordalus selbst V, 487, bis wohin Herr Niemeyer
eben nicht gelesen hat ; um so lächerlicher nimmt sich der Vorwurf aus,
den er mir unmittelbar vorher gemacht hatte, nämlich dass ich bei Be-
sprechung von Mil. 508 f. (siehe oben) die vorhergehenden Verse nicht
gelesen haben soll. Etwas noch viel ärgeres ist ihm bei der Behandlung
von Pseud. 542 ff. begegnet^ welche seinen eigenen Worten zufolge *recht
schlecht behandelt' sind; 'doch vielleicht ist dem Verf. mehr mit einer
positiven Kritik gedient.' Darauf die Herstellung der Verse nach des
Becensenten Vorschlägen und eine kurze Begründung; zum Schlüsse heißt
es 'Hiermit vergleiche man nun die vier Seiten, welche Schenkl zusammen-
schreibt, um zu folgendem Resultat zu kommen usw.* Ja freilich, wenn
ich meine 'positiven Resultate' aus drei Vorschlägen anderer zusammen-
setze, von denen ich bloß ^inen auf seinen Urheber zurückführe, während
ich den zweiten {conscribuntur) von eben demselben, dessen Vorschuß
ich als 'recht schlecht* bezeichne, stillschweigend zu entlehnen
mich nicht entblöde, den dritten aber ohne Nennung des Namens aus
einer allgemein bekannten Schrift über Flautus herübemehme — dann
brauche ich freilich nicht vier Seiten 'zusammenzuschreiben*, um 'positive'
Resultate in Hülle und Fülle zu fabricieren. Und da will mir Herr Nie-
mejer Unkenntnis der Literatur vorwerfen, weil ich bei Besprechung von
Pseud. 26 von der naturgemäßesten Beseitigung des Hiatus gesprochen
habe, ohne die übrigen zu dem Verse gemachten Conjecturen anzuführen ;
während er selbst die Versgestaltung von Pseud. 543 b mit einer kleinen
Änderung (conuenat statt conuenU) aus Spengels 'Plautus* S. 40 — welche
Seite ich ausdrücklich angegeben hatte — entnimmt, ohne über die Quelle,
aus der er schöpft, auch nur öin Wort zu verlieren!
Mit welcher Frivolität die ganze Kritik geschrieben ist, erhellt
aus dem Voranstehenden zur Genüge ; nur ein Beispiel will ich noch an-
führen. Unter den Beweisen für die Methodelosigkeit meiner Texteskritik
liest man auch folgendes: 'Pseud. 493 wird Müllers Erum ut (mos)
seruos verschmäht und Erum ne seruos conjidert' Das ist gendesu
empörend ! Also dass ich fünf andere Conjecturen von Pjlades, Gamerarius,
Pareus, Bentlejr, Ritschi — darunter eine, welche der MüUer'schen auf
ein Haar ähnlich sieht — verworfen habe, darin hat Recensent nichts
Tadelnswertes gefunden; dass ich aber Müllers Vermuthung — nicht
ohne Gründe vorzubringen — - eine andere palaeographisch gleichwertige
gegenübergestellt habe, das verräth Mangel an Methode?
Weiter mich in dieser Angelegenheit zu äußern, sehe ich keinen
Grund. Allen unparteiischen Lesern wird es hoffentlich klar sein, dass
nicht der Arger über Herrn Niemeyers abfälliges Urtheil diese Zeilen
dictiert hat, sondern die Entrüstung über die eines Gelehrten ganz un-
würdige Weise, in der er meiner Schrift durch absichtliche Entstellung
meiner Worte Fehler anzudichten gesucht hat, die sie nicht hat. Und
ein solches Verfahren, dessen wahren Namen zu finden ich den Lesern
dieser Erklärung getrost anheimstellen kann, brauche ich nicht ffedoldig
zu ertragen, mag nun meine Arbeit selbst im übrigen beschaffen sein,
wie sie wilL
Wien. Heinrich SchenkL
Erste Abtheilung.
Abhandlnngen.
Qno tempore oratio negl xtjv Ttqog läXi^uvdqov
avy&rjAwv habita esse videatnr et quid de auctore
buius orationis sit statuendum.
Pars prior.
Quo tempore oratio Ttsgl tuiv ttqoq like^avÖQov avv
&rj7cwv babita esse videatar.
Cum omnes fere oratioues Demostbonicae et quae volgo De-
mostbeni attribuuntur ifj€vdo€7iiyQaq)Ot — in primis autem contiones
dico— agrammaticisiterumiterumque tractatae sintcommentariisque
instructae: baec nna, de qua in eis quae secuntur nobis agendum
erit oratio» si A. Scbaeferi tenues adnotationes ') et quae nuper at-
tulit F. Blassius ^ exceperis, ad bunc diem mansit intractata. Hi
autem grammatici et partes tantum modo tractant quaestionis et,
quippe quorum disputatio angustioribus circumscripta sit finibus, ne
bas quidem satis adcurate. Itaque in primis in illa disputationis
parte, qua demonstrare conatus sum orationis neQi tuiv nQog ^AX,
avy&r^div auctorem nuUo pacto Demosthenem esse potuisse, ex eis
quae illi grammatici bac de re monuerunt, nullum omnino fructum
percipere potui.
In eo sane plurlmi grammaticorum consentiunt, quod a De- '
mostbene consent orationem illam esse abiudicandam ; tamen unus-
quisque contendisse id satis babuit neque sententiam suam claris
apertisque argumeutis ürmare operae pretium esse putavit. Sed yi-
dendum est, ne temere de re gravissima feramns iudicium. Beete
OD im iam Reiskius monuit in versione orationum Demostbenicarum
▼ol. I, p. 137. ^Allezeit sebe icb es für etwas sebr Scblüpfriges an,
von einer Scbrift mit Ernst und Entscbeidung urtbeilen zu wollen,
*) Demotthenes und seine Zeit. Vol. III, pp. 186 sqq.
«) Attische Beredtsamkeit. Part III, toI. II, pp. 121—126.
UitockriA f. d. tet«rr. O/mn. 189», lY, H«ft. 17
250 De oratione negl r. n. lAU^avSgov aw&rjxm' scr. Komüzer.
wessen sie sei oder wessen sie nicht sei, noch sein könne ; denn da
kommen sehr viele Umstände zusammen, welche den Aussprach
aufhalten und bei ihrer noch so scheinbaren Gestalt dennoch trügen
können\ —
Antequam ad quaestionem ipsam adgrediamur explanandam,
snmmam totius orationis breviter perstringere iuvabit.
Bespondet orator eis, qui semper, ne foedus^) rumpant, mo-
nent Athenienses; se quoque id agere declarat, ut serventur pacis
condiciones, sed ut serventur ab utraque parte, non ita, ut solis Ma-
cedonibus concedatur inpunitas quaedam foederis violente rumpendi,
non item Atheniensibus. Fraudes autem iniuriasque Macedonum iam
non mediocres esse ; sie Philiadis filios reductos ab Alexandre ty-
rannidem nunc Messenae exercere, nee posse id ab oratoribus Ma-
cedonum partium studiosis ita excusari, ut dicant, iam ante pactum
conventum eosdem Messenae tyrannos fuisse. Yanas esse has tergi-
versationes ; eodem enim iure etiam Antissae et Eresi tyrannos pul-
sos ab Alexandre restitui licere; hoc vero neminem adfirmaturum.
Simili modo etiam Pellensibus, oppressa libera re publica, Ohaero-
nem tyrannum esse inpositum ; nee minus graviter eo foedus vio-
latum esse, quod iussu Alexandri permulti exules ope earum civi-
tatum, quae Macedonibus faveant, in suam quisque urbem invitis
civibus sint reducti. Verum ne Atheniensium quidem civitatis ra-
tione habita naves Atheniensium redeuntes ex Ponte a Macedonibus
interceptas Tenedumque esse deductas ; nee futurum fuisse, ut red-
derentur, nisi Macedones minis Atheniensium ad naves suas recupe-
randas validam iam classem parantium essent eonterriti. Ex quibus
etsi graviter ruptas esse pacis eondiciones unus quisque intellegat,
tarnen evanescere haec omnia prae illa iniuria, quam nuper conmit-
tere ausi sint Macedones. In Piraeeum enim ipsum inveetam esse
navem Macedonicam; cuius praefeetum eo audaeiae esse progressum,
ultro ut rogaret Athenienses, permitterent Macedonibus, ut naves in
ipso portu aedifiearent, eo seilieet consilio, ut, si veniam illam in-
petrasset, aliquando Macedones obrepentes Atheniensium socordiae
totnm portum navibus suis occuparent. Cum igitur Macedones, non
Athenienses, totiens foedus commune violarint, Atheniensium iam
esse vi atque armishas iniurias ulcisci, praesertim cum prospera ultro
oblata Sit occasio.
Quibus expositis iam ad priorem quaestionis partem, quo tem-
pore habita esse oratio putanda sit, accedamus !
Antiquissimum ea de re iudicium legitur in scholüs ad hanc
orationem, ubi haud solita alias scholiastis diligentia nonnullae res,
quae ad nostram quaestionem spectant, tractantur ; dielt enim g^ram-
maticus (ed. Dindorf, p. 256.) haec : 6 Ttegi arsipdvov loyog TtoXv
fi€TayeviiiT€^ iau Tavrrjg tfjg drjiiriyoQiag - 6 (jlbv yaq eiQtp^ai
') Hai US foederis, de quo loquitur orator, eondiciones rectiasime
me monait magister optimus Hartelias ioscriptas inveniri in lapide sane
filde lacero cf. CIA II, 160, p. 65, et Koehleri adn. ad h. 1.
De ointioue ntQt r. tt. *Al{inviQov avv^fjitmv scr. KomUser, S51
i^^^XS ^'i^ rjEtt" Aki^avdQow xataardaivig, 6 de ntql toi ütB'
tperrot! loyog !/iU^dydQöt aPiag h 'lydoli; r} h lldgaatg, Quibas
fcurbts liAud aoibi^e iaitiam regni Älexaodri Magat» aonuB fere 3Sö
& Chr. iodicatur. Qaod scbuliastae Judicium placuit Eeiskio vers.
?oL 1. p- 353 öt Boehiieckiö, tiui in libro, quem iuscripait *For-
scbungdo auf dem Gebiete der attiscben Eednfir' p. 62d haec dielt:
'Orationem babitam esse aDte Alexandri in Astam expeditiouem et
ante Tbebas dlrutas inde seqaitar, quad in oratione ipsa nulla ba-
rum rerum mentio iniecta est^ immo Alexander adhuc in Europa
adessQ cogitatur. Domde Tbebis dirutis et Aleiandro in Asia bellu
gerente Athf nienses quieti erant neque amplius res no?as malie-
bantur; eos tunc talibus orationlbas aares praebaißse, omnino ?ero
diiiäjoiile est Plurima, propter quae orator Macedones accusat, exe-
ooto hieme et ineunte vere Ol. CXI, 1 facta esse videntur et oratio
ipaa babita, dum Alexander ad versus finitimas Macedontae gentes
barbaras bella gerebat*; similiter Rabius in progi* gym. Oels.
CDI^CCCLII p. B: Quorum alter [sc. Demosthenes aut Hy-
peridpä] cum Alexander bellis com tinitioiis populis inplicatus esset»
lumc oratii^nem habuit'. Id eandem sententiam ex recentioribas
grmmiDaticis etiam Leonh. Spengelius et Henr. Weilius abiere, qno-
mm ille in *Actis Äcad. Monac. vol. IX, anni CIODCCCLX p. 186
liaec auimadvertit: *Nur im Anfange der Begierung Alexanders lässt
mh die Möglichkeit eines solchen Freimutbes denken. Nach der
Bütrafung Thebens eine solche Sprache zu führen, wäre sinnlos
gewea^n'« Weilius in ed. p. 465 dicit *le sileoce de Toratenr semble
xai|»ltquer que ce discours est anterieur h la destrnction de Th^bes
6lp U>ot bien considere, le plus sage est de §'en tenir au t^moi-
gimge da ficholiaste et a Ja date de 335. Idem Blassio probatur 1, c.
Contra aliis omtio posteriori tempori magia convenire visa
ffli, qoamquam ne ii quidem inter se conseutiunt. Nam cum St.
Ctdii^) de anno 334 cogitet, alü veluti Droysenuis^] aunos circiter
333 — ^30 multo magis aptos ease contendunt; Droysenum inprimis
tQCntitiB 6st A. Schaeferus 1. c. p. 192. A quibus quautum distat A.
0. Beckerus, qui extremis fere Alexandri temporibus, anno circiter
3^3 a. Ckr. hanc orationem babitam esse existimat^)!
Jam quid ipse de tempore huius orationis sentiam. exponen*
dim est.
Si quaeritur, quomodo factum sit, ut tarn discrepantta inter
m % viris doctia bac de re prolata sint iudicia, causa ex ipsius ora-
*i *exame& oritiqat des historieafl d^Alexandre le Grand' p. 306:
B fianli, que e« dieeour« fut prononotS neu avant le li^ge d'H^licar«
iHHv ptii«qu'il j iei quefliioQ de T^oädoi comme 6t&nt au pouvoir
*) 'Alexander' p. 528 Die Rede kann nur der Zeit iwiscben 333
bif 330 angehören und ist offenbar gebalten, um Athen zur Theilnahme
an dem Kriege, der mit des König Agis* Heldentod enden »ollte« zu
bewtf«!»*
*^ *Demoethenes als Staatäminn und Redner* p. 264.
25t De oraüone tz^qI r. n. HU^d^ov aw^fixav 8cr. Komiteer.
tionis natura reqnirrada est, qnae omnibus ex partibus incerta est
atque obscura. Sed nihilo minus ex nonnullis rebus, quae ab oratore
conmemorantnr, ad cognoscendum tempus orationis, licet adcurate
illud Don possit definiri, tarnen aliquid videtur reduudare.
Gravissimum temporis indicium ea res est, in qua tota fere
vertitur oratio, ipsum dico foedus, quod totiens ruptum esse a Mace*
donibus orator declarat ; saepissime conmemoratur xoivrj ouoloyia
p. 212, §. 4, 213, §. 8, 215, §. 14, 216, §. 17 vel tcoivtj elgrjvri
p. 212, §. 4, p. 216, §. 17 vel xoiva doy/Äora p. 219, §. 26, vel
xoiva 6^ioloyri»evxa p. 219, §. 28, p. 220, §. 29. Intellegendum
autem est illud foedus, quod Alexander priore in Graeciam expedi-
tione convocatis Corinthum Graecarum civitatum legatis cum uni-
versis Graecis praeter Lacedaemonios iniit vel redintegravit potius
iam a patre Philippe initum cf. Arriani Anab. 1, 1. Diod. Sic. XVII,
4. Plut. Phocion. c. 16. Justin. XI, 2, 5. Prior autem expeditio
illa Alexandri facta est exeunte anno 336 a. Chr. Ol. CXI 1, archonte
Pythodelo. Necessario igitur oratio post pacem in expeditione illa
(ib Alexandre Graecis concessam i. e. post annum 336 habita est.
Verum hoc solum fere certum temporis est indicium, quod ex ipsa
oratio ne possis elicere ; reliqua non nitnntur nisi coniecturis opini-
onibusque. Nam ipsam occasionem orationis adeo in ambiguo relin-
quit orator, ut ex industria operuisse eam et quasi velo obduxisse
videatur. In hac tarn incerta quaestionis condicione videndum est.
ne Ulla re, cuius mentio magis excidit oratori quam clare ab eo pro-
fertur, ad definiendam orationis occasionem uti omittamus. Fuerunt,
ut supra vidimus, qui vel ex iis, quae non conmemorata sunt in ora-
tione, certi aliquid conligi posse sibi persuaderent. Quam rationem
secuti sunt ii, qui cum nulla in hac contione Thebarum excidii fiat
mentio, ante Thebas dirutas, aestate auni 335, eam habitam esse
contendunt, veluti Reiskius, Boehneckius, Weilius 11. cc. Sed, si quid
Video, eg regio falluntur grammatici illi. Nil ad tempus orationis
accuratius circumscribendum ex silentio ipso oratoris potest conligi,
ut Schaeferus recte animadvertit p. 191. Nam sunt res gi-avissimae,
quas ut infra exponam conmemorari et exponi ab oratore quam ma-
xime intererat ; tarnen mentionem earum frusti-a quaesiveris. Quam«
quam hac sola de causa vix adducerer, ut inprobarem Boehneckii ali-
orumque sententiam, ni aliae mihi accedere viderentur et quidem
gravissimae. Sienim cum illis grammaticis ante Thebarum excidinm,
cum Alexander distraheretur bellis adversus finitimas barbaras gen-
tes gerendis, facimus orationem habitam esse, iam iniuriae illae
Alexandri, veluti tyrannorum restitutiones, oppressae liberae civi-
tates, exules invitis civitatibus inmissi eo tempore accidisse pu-
tandae essent, quod intercidit inter foedus cum Graecis renovatum
et aspera illa bella, quae adversus Taulantios, Illjrios, Triballos
gessit Alexander; quod minime potest credi. Alexandram enim, cum
aegre, non tarn vi, quam dementia, pacavisset Graecorum animos et
cum Macedoniam ipsam undique circumsederent infestissimae bar*
bari»rum gcutes, tarn inconsnlte egtsse, ui statim tniU> foedere con-
dioioiiös a se ipso nraocis oblaUis gravi ter riolarct novumqae sibi u
tirgo excitaret hostem, ecquis qoäeNO seiio sibi [leisuadebit? Niiilo
pacU igilur oratioüem n^Qt lon* ;iQog ^AX. aivÜryjLdfi* ante Tbebaß
4el€Ui^ liabitam esse, crod^re iM^ssumus. Quod sLUiam nuUa iu bac
ocatiune Tbebarum Üi mentiu, adeo nou cum Schacfero somnoleDtiac
afatoris tribuo, ni in bac quidem le prudenter eum eghse noti ab-
DQ^rim* Nam cui quaeso booo faieset, crudelem urbis infelicis inter-
ÜQm coomemorare et taujquam ante ocalos ponero Alben ieD$ibu5?
Quod 51 Weiiius animadvertit p. 465 *ä cette epoqiie [ßcil. aprös la
destruction de Tböbes] uo orateur, qui faisait valoir ]e8 griefs de la
Örtce conti-e la Macodoine, n'eQt eu gai'de d'oubiier Ja de^tructioo do
TWbf«, Tacte, qiii avait eouleve le plus de baine contre Alexandre*
•(|ttidetii ei minime adstipulandum e^se censuerim. Quid enim adse-
cntiia esset oratori bi revora Tbebanorum conmouefecisset Atbeui-
ensMt Cerie non id^ ut odio ultionlsqae cupidioe incondf^reutur
AllieAien&iuni animip imnio ut celeritatis memores, qua rebellautes
Tliebaiioe oppresserat Alexander quamvis foiiissime pugnaiites» et
ipii coDtdrriti atque perculni nil iam auderent. Abolere igitur debe-
hat orator rei triatiä^imae memoriatn, m suonim ipsius cousiUoruiu,
ift etmiTacitü loquar, auctor idem ac subversor exiatere voluit^j*
Quae cum ita @int» posieriori tempori orationem attrtbuamu]^
nwpss«? est. Aliquid ad rem facere videtnr, quod g. 2n Icgitur: elg
Tof i<> ya^ i.uQoipta^ r^Xdov, uitn' ng Tirtdov cinavra to ix
lifv llovrav nlöta yMTrj)'aym\ Ex bis ©nim verbis eatis adparet.
Tenedum insulain eo tempore, quo babita est oratio^ Macedonum di-
cionig fuisse, tJude conlegit St. Croix K c. annum 334. quam ma-
: 311 coßvenire; est teropus» quod proxiu7e antecedit
j^nationem. Gerte id concedendum est, proxinii anni
iiici«>üem iam prorsus alieuam esse a uostra oratione, quippe
: -aram e)assis Pharnaba?.o Aotopbradateque ducibus insulam
illam recupeiaTent^. Sed recte Schaeferuß p. 192 auimadvertit,
üKjQaqQam illud tempui« intellcgt neci^sso esse, nam paullo post, a.
339. Pertis denuo erepta est insula a Ifacedombos, nee quidquam
iopedit. quominuH eo demum anno interceptas e»9© naves Athenien-
sinm introiuimque in Piraeam temptatum esse extsiimemn«!.
'( ' ^-'lä dubio in Blassium r^ih* ■ ■ 1 c, ]k t^-. »deo ne-
gat ^rat < eirciter S3i) babttam nulla Pvrstd belli
glofioai^-^ i....iiUö Aleiandri pogiiarum al... .. .;t mentio,
*) Arrian. Anab, FI« 2. «k ^) ^f^tw iy^voyio [^a^^tifia^o^ xat
Ah'-. *' ' rtftfülr f^aror fjf\ Tiffoov fnltveav* ntnttnüfn^
254 De oratione negl r. n, jiXi^avSQov aw&rjxtuv scr. Karnüzer.
De Tenedo insula iternm a Macedonibus expugnata cf. Arrian.
Anab. III, 2, 3^. Huic tempori, annum dico fere 332. etiam alia
res coDvenit, quam attingit orator; leguntur enim p. 217 §. 22 haec:
TToig (J* ovx ciiia xal nagevo/iow^ ixeivoi xal avalad^rjToi rjaav^
0% y€ TTjXixovTOv TtaQißrjoav twv oqniav, o naq ilaxiozov irtol^
rjoev avTOvg aq>aiQ€&rjvaL dixaiayg zfjv nard d^aXaTTav fffefio^
viav. nnde intellegitur, summam eo tempore, quo habita est oratio,
obtinuisse Macedones imperii maritimi. Qnod si respexeris, iam
concedes annum 334. ad condicionem huius orationis minime quad-
rare. Eo enim anno (334) tantum aberat, ut Macedones maris obti-
nerent principatum, ut Alexander, cum validiorem esse Persarum
classem cognovisset, quam cui resistere possent Macedones navibus,
fere omnibus dimissis totum Persarum ducibus traderet mantimum
Imperium '^. Jam si posteriorum temporum condiciones circumspi-
cimus, revera nuUum tempus orationi aptius esse videtur, quam an-
nus circa 331. quo Agis Lacedaemoniorum rex bellum adversus Ma^
cedones moliebatur. Tum enim Persarum naves captae partim, par-
tim deletae erant [cf. Arr. Anab. III, 2,Curtii 1. IV, c. 5, Diod. Sic.
XVII, 27] et una iam dominabatur Macedonum classis, tum revera
nactus erat Alexander illam fffe^ovlotv xotra &ahxTTOLVy ad quam
adludit orator; tum denique fieri poterat, ut Macedones nimia qua-
dam licentia abrepti iniuriis illis supra conmemoratis Athenienses
inritare et lacessere auderent. — Altera ex parte, si quaeritur, qui-
Dam sit ille i^aiQog, quem plus semel attingit orator — qua inquae-
stione viri docti quam maxime haerent, una extare mihi videtur ex-
pediendi ratio — et quidem illa Droyseni, quae cumcausissupraad-
latis maxime probabilis esse videtur, tum eo, quod, aliter si statu-
eris, quam omnino occasionem spectaverit orator, yix perspicias. —
Nam quod A. G.Beckero placuit, orationem anno 323 demum babi-
lam esse, non probaverim. Nata est Becker! sententia haud dubio
inde, quod nimis nisusesteis, quae leguntur p. 216 §.16 auaeque in-
öupor prave ille intellexit IVi d* ^tbqov dei^o) ro X^küMg
Tag avvdTjxag • iari yag yeyQa/Ä/nhov ix twv tvoIbcjv tcuv xocvta-
voycwv Tfjg dgivijg /nij i^eivai g)vyddag oQ/ntjoavTag onV ifti-
q>€Q€iv ijtl TtokifjKü Eni /Äjjdeuiav jtoXip twv fievBxovawv xrjg
u^vrfi' el de (irj, ixojtovdov uvai rrjv nohv, l^i;g av dof^traioai.
OvTW Toivvv ^adiwg ijtrjveyxe tcc onXa 6 Maxedwv, war ovdi
xccriS'eTO nwnoTe^ äiX evi xal vvv extov nequqx^^^ ^^f^' ooov
divatai xai xoaovviff vvv ^aXkov rj TtQOTSQOP, oa(i) ix Ttgoaray^
•) 'Ev Tovrqi &k xal "Hy^Xoxog xariitUvaiv üg MyvTtxov x«l
dnayyiXlH uHs^dv&Qtff Tevs^iovg anoaravTag UiQaijv aqtiai nQoa&ia^ai,
"®) Arrian. Anab. 1,20 HX^^av^oag^i xitTakvaaillyvtu tovatrrtTeov
X^fl/jtttTtov Tj Iv Tip JoTf anoqttf xal txfia ovx d^iöjuttxov ogmv t6 avTov
vaurixov ry UeQüixp, ovxovv id-Atitv ovSk fi4qu rivl rrjg argaruig xfy-
iwwiv. ^ cf. Schaef. et Droys. 11. cc. Diod. Sic. XVII, 22. xarilvaE
t6 vavTixov nXffv dUymv vetür <ug ixQ^i''^ ^9^^ ^V^ 7iagaxo^$S^ tw
TToXMQxr^Tixtav ÖQydvtov,
piatog alkovg ^* hi^tof^i xai xhv nmäm^ißrjv ac SiKiwya 3ca-
Quae Beckerns referenda esse arbitrabatur ad edlctum illod
Alexandn, qood Oljmpiae a Nicanore coram Graecarum civitatam
leg atts pronontiatum est de exalibus in singulas arbes reducendis ^^)
AQDO 324. Sed fako baud dubie. Nam ai revera spectaseet orator
flcerbissimom illüd iniqiiidäimuiDqTie Alcxandri edictiim, quo Athe-
Dienses, si qüidem ei obtemperavissent, qaam graYissime essent ad-
QJeti, — Samum euim insulam, quao sola snpererat de totcoloniis, iussu
Alexandri amisissent Athenienses cf. Droysen p. 526, Schaefer. voL
I, p, 87 : tum dicö, noii in uniyersiun bac de re, ut re vera fit, nee
d« alioram potios, quam de AthenieDsinm ipsorum calamitate omtur
pt)tQit loqui. Nam occasionem quidem orationis quacunqae causa
adductua tegere studet; aed iniurias Atheniensibns ipsis inlatas adeo
non celat, ut eas in maios augeat atque eiaggeret cf. §§. 19 — 29.
Haec igitur causa obstare mihi videtur Beckeri senteutiae.
Quae cum ita sint, equidem pcrpensia omnibus virorum doc-
torarn sententiig maxime dos iu bac tarn iocerta re ad 7eri similitu-
ilioem accessuros putaverim, si orationem anno circiterSSl. babitam
esse nobis persuaserimus.
Pars altera.
Quid de auctore orationis ait statuendum.
Etiam bac de re inde ab antiquissimis temporibus dit;sident
^ter se gnimmatici. Dionjs. Halic. */r€^t trjg kaxTiK^g Jrjioa^ivov^
duvatfjtog c* 57 hanc orationem simpliciter a Demostbene abiudicat
tfm'imnty^ffop eam adpellans* LTberius agitar de ea re in sebo*
liis [ed. Dind. p. 254 sqq^ et quidem ita, ut, etiam si nonnullae
res coiiniemorantur, quae in oratione illa dispUceant neceese eat^
tarnen Demi>stbeni eam e^se tribuetidam ecboliasta studeat demon-
atrare. Contra Libanius iu hypothesi orationem ad Hjperidis dicendl
gtnus decedere contendit haec dicens'o 3i 1.6yog tfßivdoemygaifog
flwti doxfi, Ol yaQ hOi%t Kaca tijv Idiav tolg dlkoig ralg tov
Jr^^iOCxß^tHng, aXlit ny Y>iighU)o\ iag<:iyf.tiiqi ^laXkav nQoa%j^-
ffi, ra 14 ctkka /.ai le^itg tnug tru xai* iKÜvov fiä)J,ov Üq>^'
fiiwug i; TOI' Jfi^toai^tvt^r, olnv noTtkottoi yxu ßdikigelüiTai, —
Aili ^Fammatiri. qnorum in gK*holiis mentio fit» ad Hpepsiiunim auc-
*•) Di*»'L '^ir. XVII, lOU: Toi\ ffiyitöti^; .ncritti tu; la^ /lai^iicfaf
amfvti* ftl^tV ttÜv t^^aavlnn' xtsl t^m^un'. Curt X, 2, 4 eiules praeter
#^4 ""' ''«y^'i' -»' '"'^ .*.t...,.i ..^..r.^ r^K-ipi ab otnnibaü Graecorura civi-
ti! :, Xin, 5: re?eraüs ab India Ale-
iftf ii : j t-iat, qüibuä omnium civiutium eiu-
Ici, ffwuj caedes damnati revtituebaxitiir.
2M De oratione mgl x. n. jlki^avSqov aw^tixtav scr. Korniteer,
torem oratioDem referendam esse ceosuerunt^'). Ex Libanii denique
adnotatione fluxit, quod Photius habet bibl. p. 491.
Becentiores grammatici omnes fere hanc contionem spuriam
esse sibi persuaserunt velati Clintonius, Schaeferus, Spengelius, Beb-
dantzius, Weilias. Nonnullis tarnen aliter visum est veluti Beisklo,
qui orationem mavolt a Demosthene non abiudicari: dicit euim p. 353.
Es kommt allerdings die Bede mir selbst viel steifer und spröder und
zugleich matter vor, als ich es vom Demosthenes gewohnt bin; doch
ist ein Bedner sich nicht allemal gleich. Man ist auch nicht zu allen
Zeiten gleich aufgeräumt, noch gleich munter und aufgelegt zum
Sprechen'. Vides quam haec argumenta sint ridicula; nam ita si
quis ratiocinatur, facile quodcunque poterit demonstrari. Herrn.
Sauppius ed. oratt. Att. Turici MDCCOL in praefatione ad schol. p.
13 pro certo prope habet, orationem tvsqI twv tiq. L4k, avvd; re-
vera a Demosthene esse habitam haec animadvei-tens : ^Contionem
TteQi Tcjv TTQ, ji. G. cum Bockorus suppositam esse censuisset, nos
Demostheni non eripiendam esse existimavimus^ et postea p. 277,
dicit ^quid de auctore huius orationis sit statuendum, alio loco accu-
rate explicabo\ Verum usque ad hunc diem Sauppius, sive gra-
vioribus avocatus quaestionibus, sive, quod desperavit omnino sen-
tentiam suam argumentis posse firmari ^^), huic promisso non stetit ;
neque alius quisquam hanc quaestionem adhuc tractavit.
lam igitur nostrum est, accurate inquirere, num claris argu-
mentis evincj possit, hanc orationem Demostheni non esse tribuendam.
Et primum quidem videndum est, quid ex totius orationis habitu at-
que indole, deinde quid ex singulis quibusdam rebus conligi liceat.
Conparanti hanc contionem cum eis, qnae revera sunt Demo-
sthenicae, primum gravi erit offensioni ipse habitus orationis et ma-
teriae dispositio. Nam cum in unaquaque oratione Demosthenica
omnes partes miiiim quantum inter se concinant, ita ut iam unum
et tamquam Individuum efficiatur opus sententiarumque ordo ita
progrediatur, ut convenit rerum naturae, cum ubique logicus qui di-
citur singniarum sententiarum nexus clare perspiciatur et sequentia
ex eis, quae antecedunt, cum neccssitate quadam ubique concludan-
tur ita ut gravitate argumentorum, quae tanta cum vi proferuntur,
non possint auditores non graviter conmoveri : in hac oratione adeo
frustra quaesiveris logicum quoddam vinculum, ut tota facile discin-
datur in singulas partes quam minime inter se cohaerentes. Nil fere
enim sentit, qui hanc orationem perlegit, nisi admodum aridam et
*^) legitur in schol. §. 1: ovx fariv adijlov roig if^kofjia&^otv,
oTi vod-fviTttt. 6 vnkn Ttov nQog ^^X^^ocvSqov awd-rjxtav xal revo/uiaTai
€7v€u Tov Jtjuoad-ivovg dkXötQtog diantQ xal 6 h'ßSofÄog rcÜv 4>ili7ini'
Tnüv, 8v vTikQ *Akm*vriaoh rivhg i7rtyQa(fovatv. afKpoT^QOvg yaQ tov Tovg
ttvatp^Qovair etg *HyYiai7t7tov tov KQtoßvlov iTttxlrjd^^vTtt,
") Fortasse tamen grammaticum postea seDtentiam suam mutassa
conli^ licet ex verbis, auae legantar com mentat. de duab. inscriptionib.
Lesbiacis" (GottiDgae 1870>) pag. 7, nbi oratio, de q^aa agimas, nunc in
raodam conmemoratar: anctor orationis, quae est inter Demosthe-
nicas.
De oratione niQl r. n. 'AU^ar^Qov awB'fixtip ser. KomUger, S57
ieionam Alexandri iniariarum enumerationem. Quae res cum per se
iam satis molesta sit, eo etiam augetur, quod admodam langiüde
singnlai-nm Macedonum iniuriarum mentio inducitur, id quod bene
iam scholiasta uotavit dicens: oi elaccycDyal xüv 7^q>ahxio}v vnTiai
xai iaTOQixaL Et profecto hac in re similior est oratio lentae He-
rodoti narrandi rationi, quam vigori Demostbenico. Sic legimus p.
213. § 6: xal yaq eri nQoayiyQanrai h Talg aw&tjxaig ftoJJ'
ftiov elvai tov iyieiva aneQ !A)i€^vÖQog Ttoiovvva,
% 8 : ^TTBtTa xai iTtiTartei fj avvd^rjKr] iXevSiQovg elvai
xal avTOvofnovg tovg^'EXXrjvag.
p. 214. § 10: ^tt' aiXo äi öUaiov Eqxo^cii rtov xcrrcr rag
ow^xag ' eoTi yag ysyqcxfi^ivov mv riveg xtL
p. 215. § 15. z6 di xaTayslaaTOTaTov ' eari yag h
Toig aty-d-fjuaig xrh
p. 216. § 16 i'vi d* Uregov dei^coTo lelvi^og rag avvdTpiiag'
€Oti yaQ yEyqa^ixevov xrA.
p. 217. § 19. eaxt yaq di^Ttov iv tdig avvd'rjxaig Trjv ^-
XoTzav jiXeiv rovg ixexeyovrac xrA.
p. 218. § 26. ro /ifV ovv neql ra TtXola Ttqog %oig alXoig
%öig TTQoeigrj^uvoig Tr^lty.ovrov nagißr]' to de vßqiatimnatov
xal ineQOTtTiyuoraTOv ro TTgqrjv yeyevr^fxivov iari ; quam senten-
tiam quis non potius ex Herodoto, quam ex oratore sumptam esse
crediderit?
denique p. 220, § 30: xa^ yaq eri TtqoayiyQaTrrai %aig
avv9rj7taig' iav ßovliif4€&a xtX,
Quam lauguida baec sint, nemo non videt ; exempla ipsa lo-
cuntur. Et nescio an bac ipsa perinepta materiae dlspositione fac-
tum Bit, ut orator, cum non intestino, ut ita dicam, yinculo —
id est logico — singulas partes inter se posset coniungere, ad ex-
trinsecus petitum confugerit ; dico eas loquendi formulas, veluti xor-
9a7tiQ agri Unov — quibus auctor singulas orationis partes ali-
quo modo — sed dici non potest, quam inepte — inter se studet
conectere ; sie legitur.
p. 214. 8. eiTceq, . . rot dixaia 7toii\ao^uVf if a vfiäg Tta^
qonMxijovoiv, xad^dneq aqri €}7tov.
p. 215. § 14. Tielevio ä* tyioy€y xa-d^OTtsq iv aqx^ nqO'
ilnov xtA.
p. 216. § 17. €iÖ€i Ttel^ea&ai talg xoivalg o^oloylaigf
xa^aneq ovrol (paaiv y.tL
et in eadem § paullo infra: Treiad^ttfiev avvoig, . xarxa^cf-
^€^x£il€t££ o fiqxogj ixaTiovdovg airovg not rjaavveg xrX.
p. 219. § 26: otx icpqovrtaav twv xoivtiv dayfiariov^ xa-
^aneq ovde tiov nqouqrifiiviov.
p. 220. § 30 cäg [sc. o^aljoylaig'] iycj diaxehvo^ai 7r«i-
^$a9ai, nux&ajteq idlöa^a,
et exeunte § 30. iav ovv xelevrjvef yqaipu}, Y,a&iireq a\ avv^
i TuXivovai y.Tk.
258 De oratione mgl r. ji. lili^avSqov avvd^fjxoiv scr. Rornüzer»
Quam ^avi haec, praesertim in tarn brevi oratione, debeant
offensioni esse, satis adparet.
Similiter etiam aliae res iterum itemmque in hac oratione re-
cnrrunt et ad fastidium eaedem prope sententiae repetuntar. Sane
solet etiam Demosthenes rei alicuius, quae gravioris momenti vi-
detur, saepius innectere mentionem eo consilio, ut penitus illa res
audientium animis mandetur, sed quantum illa summi oratoris vari-
andi ars, qua, cum idem agat, aliud dicere videtur, quantum, in-
quam, distat illa ab ineptis earundem rerum repetitionibus, qui-
bus in hac oratione fatigantur legentes ! Ad quam rem inlnstrandam
nonnulla proferam exempla:
p. 213. § 6: oixovVf eav noiui^uv rä avy^d^eya, noleiiiq)
XQf]o6ii£&a T(p 'MLxayayovTi.
§ 7 ov'AOvv avayY.ai6v iariVf iiTtaq %6ig oquoig ifn^evoviaev,
OTQaTBvea&ai iiti tovg naqcißeßrjKotaq.
p.216. § 17: ovy^ovvy ei öel ndS'ead^aL talg noivaig o^olo-
yiaig. . . xrL
In quod bene mihi quadrare videntur, quae Behdantzius ad-
notat ad Hegesippi orationem de Halonneso §. 25. ^Es ist dies we-
niger Armuth an Worten und Wendungen, wiewohl an solcher auch
sonst unsere Bede leidet, als die Manier erbitterter Mittelmäßigkeit,
welche unfähig den Ausdruck ihres Zornes treffend zu condensieren,
an significanten Wörtern und Wendungen, wie Hunde an Knochen,
zaust und zerrt^
Et sie tota fere oratio constat ex enuntiatis eundem in modum
conformatis, veluti mirum quantum adamavit orator constructionem
\oaovTOv, oaov\ vel ^eig tovto, äatSy quam et ubi apta, et ubi
aliena est, vix credibili neglegentia usurpat.
cf. p. 212. § 3: %al toaov %fff f,iaXlov^ oat^ tov oixhrjv
ovSetg av hitav anoxzdveu xri.
p. 214. § 12, dg TOv&^ vßqewg ijxovoiVf wate. .. 1^-
/liveip diaxelevovrai.
p. 215. § 15: ol de tooovto v diovai tovtwv %i xwXiuv,
uiaT€ Aal avyxaraaxeva^ovaiv,
in eadem § ol TtjXixavTag av^q>oqag nagaaneval^ovai
... ag fifj naQioqäv ircira^av,
et paullo infra § 16: ovtw xoiwv ^(fdl(ag ta OTtXa iTcrj-
veyne, . . waz^ ovöe xccrid^evo 7t(07ioTe.
et proxinie sequitur in eadem § dH' ezi xat vvv l'^wv tvbql'
iqX€%ai xad- oaov övvaTac roaot;r<^ xai vvv fi&XXov »J n^ote-
Qov^ oay. . . xcerrjyayiv.
paullo infra § 20 p. 217: eigzovTO yaQ vneqoxpiag r}X9ov,
wOTi, . , xatrjyayov.
et § 22: olye Trjlixovzov jiaqißrfiav twvoquiov o rcag*
ilaxiOTOv tltL
Nee minus rhetorica illa interrogandi figura, qua, siquidem
suo loco illa usufpatur, certe cum Ti effertur sententia, ab hoc ora-
trir0 adfo ilccautatur« at, praesertim cum eadöm plerumque ocearrat
mtdrrogationts fgriua^ qtiatti maiime laogueat. Sic legitnus
p. 213, § 7: iio ncti ftiäg ovx vneQctrajtop ^/el-
a9ai ]wii' xrA.:
p. 215. § 15: otiQ itüig av sr(^GfjXH mtohi}Uvat ;
p. 217. § 21. TTVJi; otT ovA ävonov^ y,tX.
§ 22 : mog d" oix otfia tb na^ivo^iotv xrA.
p. 219. § 27 j nwi; ov y,ara(pavig iwtii, oti xzL **).
Tarn ex tis^ qua« modo oiposuimus, adparet, quantopere ab
•dmirjinda Demosthonis diceodi vi luiec oratio abhorreat.
Alterum argumeDtnu], quo evincrtur hanc oratio nom non essd
Demosthenicam, est mim illa obscuritas tH quasi calig'ö. qua vera
oratoris cousilia ob»! acta sunt. Apte de ea re animadvertit scholl*
astji g. 7 oXov cU roeldogtovloynv ü/idor vrzo rMkrft^tan KÜvm
jtokv tfjg /JfjftnaxHvoi'g na^^tfiiag aTroSiov.
Inm Bupm monitum est, tacore omtiiDO oratorem de ipsa con-
tioDis o(;ca8ione ; AatQog quidem coomemoratur hie illic ut p. 214,
; 9, p, 220. § HO; sed nil ampltus. Ne verbo quidem signitlcatur,
|Qi «it illo xatQog, ita, ut res gravissima omnino ia ambigüo sit re-
licta. Verum tameo« cum id ageret orator, ut incitaret Athenieoses
ad bellum adversos in^enictu AiexaDdri poteutiam moliendum, nou
operad pretiitm aolum^ sed omnino necessarium erat clare exponere^
quibusDam augustils premerentur hostes, quibug auiiliis Athen tenses
frftli bonum prosperumque periculosissimi belli sperare possent eri-
^t Lia rem Demosthenes adeo putabat maximi momenti esse^
,'jue in ea totae fero vertaotur contiones. Sic e. g. in tribus
Oi^uiliiAciä res iia studet exponer e atque describere, ut bostium for-
taoam male se habere, praecJare omoia ce&sui-a AthenieDsibus vel
anxiis animispersuadeat. cf. OLl, §§2 — 11 et imprimis §§ 21 — 25,
U). n. §§ 5—11, 14—22. OK Ilh §§ 6-10; sed quid plura?
Id übiqno agit Demostlienes. quod OL 1. g 24 praeclare ©xprimit
rr ifiäg, iü avÖQig \4(>^vatoi^ tir^v aKaiqiar tj;r «x£iVot'
ittiQov vo^iutv. Haue verograrissimam rem ineptus huius
||rttUuiii5 ^uctor ne levlter quidep atti^it; idque Athenieusibus eo
ripavion haud dubie dcbebat ofTensioni esse, cum ne causam quidem
belli «^atis instam proferret orator. An revera tarn graves orant iniu-
nm illae Macedonum, ut Atbenienslbus, tamquam de satute 8ua sei*
licitis, ad extremum iam remediam, a^i arma, esset confugiendnm?
'0 Qua« cum ita dtnt, quo pscto recte «e hatieat Blas«! senteiatia
adfirmanlis (1. c. p. 125) earoDd&m locutinnum UnguidAm repetitionem
ab MCtore boiiis orationis eTitari. noii expato Itnmo is nou eolom pa-
rüin laborat, ut »cntentiarum formsis variet^ «?d vorbomm etiam ipso-
ram miril in niodutn premitur inopia. Sic purtical&e copulativae iiiua^
jfiti legontur §5j 4» 9 ihw\ 18. 22, 21. 28. 3») (bi»); ßMC^ff^m Icgimos
LH 3. 5. 12. 23. juiftaßaiyuv |§. 2, 8, 12, 19. 21, 22 (bis), dih SinMe-
l^tt-^rtm «f 1 fi. VJ, 24. 30. fo d*x€iiov 1$ 1. bis. 2, 4, 6, H, 9 bi§. 10,
24, 30 df? rerb<> j^yfjtr^ni totienB ab hoc orator« »««r-
1 ij ido. t. c, p. 125. ^ed ha«c sufficiant, plora plget
MO De oratione nsgl r. tt. l4l(^avdQov aw&tixtav scr. Kcmüzer»
Minime. Nam ex quinque Ulis iniuriis^ quas adfert orator, tres piio-
res ne pertinent quidem ad Athenienses ; quae vero pertinebant ad
Athenienses — navium detentio, introitus inPiraeum, — haec, etiamsi
ab oratore tanto opere exaggerantur, tarnen temptata tantum erant a
Macedonibus, neqae erat, cur ideo Athenienses in tanti discrimeu
belli se praecipitarent. Accedit igitur ad inscitiam huius oratoris
summa etiam levitas et petulantia quaedam, qua 111 e plane diversus a
Demosthenis consilio atque gravitate, proprio tantum Macedonum
odio indulgens nil nisi^merum bellum loquitur' neque adeo clare animo
sibi Tidetur effinxisse, quonam modo illud bellum esset gerendum.
Demosthenem semper videmus belli gerendi rationem dilucide expla-
nare ; enumerat copias, quas a civibus, quas a sociis praestari volt,
ostendit pecuniarum fontes, non nunquam etiam terrae hostilis re-
gionem designat, quam incursionibus putat aptissimam esse, temere
autem de re tarn gravi verba facientes acriter perstringit cf. Phil.
I, §. 14 ov yccQ oi ^raxv xat ^xr^^iBqov sirtowsg fiahav" elg deov
Xiyovaiv, oM og av dei^r], xig /toQia&eiaa uaQaaxevi} xai Ttoat]
'Aal nod'tv diafnelvai dwi^aeraiy eiog av In öiakvawfied'a jtsia-
^ivug zov nolef-iov jj nBQiyevatfjied'a Tc3fv ixd^^v.
Quarum rerum num unam hie orator dignaüi habuit, quam
exponeret? Non legimus nisi talia: p. 212, §. 2: iV* avByyiUiTwg
ftqog artavtag xqtio&b t^ av^tq>iQOVTv quibus verbis, sat ineptis
certe ambagibus, bellum significatur. vel p. 213, §. 6 : iav not-
fD/iiev xa avyAsi^ievay Ttolefniq) XQV^o^uÖ'a jqß naToyayovzi^ p.
214, §. 8 avayyMiop lavivrifMv. . Xaßovai ra onXa argatevia-d^ai
hii Tovg naQaßeßrjKOTag (.lexa rwv ßovXo^ivcov.
Profecto haec ridicule hariolantis sunt, non cum consilio lo-
qüentis.
üt a perspicuitate, ita etiam ab ardore Demosthenis haec ora-
tio quam maxime aliena est. Enumeratio enim illa iniuriarum taedii
plena interrumpitur tantum modo saevis exsecrationibus atque dete-
stationibus Macedonum, quibus adeo orator abripitur, ut praetermit-
tat res multo graviores. cf. §§. 11, 12, 15, 23, 29. Ceterum lente
atque languide decurrunt sententiae. Nusquam ardens iile patriae
amor cognoscitur, qui ex Demosthenis contionibus ubique clare elu-
cet, nusquam illa inflammatio animi, qua Demosthenes audientium
animos nunc erigit atque accendit, nunc concutit atque percellit ; et
plane omni adfectu careret haec oratio, nisi hie illic saevum in Ma-
cedonum factionem erumperet odium.
Cum hac, quam modo exposuimus, totius orationis natura arcte
cohaeret altera res, quae, etsi pusilla videtur, tarnen, si quid video,
clare arguit, orationem esse spuriam. Quo enim Demosthenes utitur
conmotiore atque concitatiore dicendi genere, persaepe ad obsecra-
üones descendit deorumque inplorationes ita, ut ea res, quae certe
ad Tividiorem reddendam orationem haudparum valet, plane proprie-
tatem efficiat sermonis Demosthenici, quae exploditar ab Aeschine
De onüone jt#^1 r* n, l4Xl^i*dQ<n' ow^i^h^ sex. KornU£cr, SSAl
ilL §. 149 sq. ^); 8UDi formnla« illae^ (juales: vii Ma fAa Jia^
Cr» *F-oi, quas usitatissimaü ess€ Demostlieöi nemo nescit; ta-
inr Hig id exemplisosteDdam. Legiiiiai< formutas illas:
FhiL L §§. 10, 17, 25, 49 et paallo infra id eadem g.
Ol, I, §§. 15» 19, 23
OL III, §§. 17, 32
Pliil. II. gS. 13, 14, 23, 81, 37
PhiK III, §S. 15, :U, 43. 54, 65, 68, 10, 76
Chei-s. g§. 7, 16, 17 (bis), 19^ 28» 34, 49, 50
MegaL §§, 6, 13, 32
de cor. §§, 1, 8, 119» 141. 158. 199, 201, 208, 261, 294,
307 324
' faJs. leg, §8. 15, 19, 45, 67, 78, 133, 141, 147* 212, 262,
308, 311,
de exemi)Iis in reliquia oraitouibtis obvüa et FrQhbergeram in ano.
phü. auiiJ MDCCCLXI p. 176 et Rehdaützjum in indice s, v. 'Schwur-
formeIn\ Verum ne buius quidem roi ullaiu in Uae oratione repe-
ntar Testigiom.
Kon niJäl ad qaaostioneDi propositam id quoque mihi facere
Tidetur, qood pdroratto, plane aliter cojiparata eet atque ubique in
Diti09(faonis contionibus iavenitur. Soiet euim Demosthenes in line
OfiMoBls denao omnia argumenta saa atqoe consilia breviter et cum
vi eoDprehendere ot in ipaa couclusione, ut decet patriae aman-
t«iii, aut spes exprimitury omoia prospere iam cesstira, aut Totum,
Qi ifiiodcnnque popnlo placuerit, id reipublicae sit saluti, veluti OK
I, fjQtfita 6* fiV; (sc. ira aqiv/iiai:(t) navTng Fy£xa. Ol, IL xav
f «irrer froi^r«, ot* riii' ^inopta ^ot'oy ^ta^a^Qr-ua inatviahoi^e^,
cfJUo md Vfiäg criTOt;^ liiXtmv rmv ohov n^cty^idtun' lulv fx^v-
idBPr, Ol II L !*/*€'? ^ llni(j!h ort x«i ti; jioX^t yai an^tot ot rat'
ait PliLl, IL ravt ow, lo^ ^4tv r trt vvv l^mtZg
n5 Ümi» PbiL L vtytt/tTj 6' du näün* ifinv ftüJUi myolauv, Phil.
lU. oTi d* vfiiv dfj^Uj TOtV, cii nm'tig ^uUf oinviyKOil
Chtrs. Äy oviw %oig jrgdyfiaai x^ö%>e utat /iöt^i;a^€ ah*
/üfpf*/ ' '< rfiiy, Yaoi^ «V, laioc xai vvv i'n ßÜLtUß ynntio, si
nimm ^/^«, . f^vy iiOtTt tjnyov ooflQ aviV f^ol .TOiÜV V^iüg
a ut, de cot, fiij dfj\ lo ndy
t4>, ^ttip.. r<fuv of ii)if ta/iattw
d$mAkayfjif riör ijn]gf}^uivwp (fößtov äote xofi motr^i^iav aOipaXr^.
— Qoae quantam in audicntitun aniuios habuerint vim, neminem
pQlo laM» At hoiua oratorin inaptiii^ ipsa etiam peroratio bene rospon*
4«i, In ertreoui enim oratione duo ]• ' ta, st licet eo nomine
qC qnibns iooalariim vis quidquam ai. Primum quis ri-
wam |pot<»stt letiera, si ea It^^it, ^^^^ ä* ^^ eitant: ita^i^at*
^ : 119 sq. hift verbis D<»rao8the-
208 De oratione neQ) r. n, ^AU^kvSqov aw^rjxm'^ scr. KorniUer.
waaifiTjv av, wgjovd'' rikimiag €X(ov,afiaxal r<p dixaiqß fifxag dvey-
xXrjTijg ytai roig KatQoig daqwtXiavaTa xqriaea^aL TÖig knl t6
avfiq)eQöv yMTeneiyovaiv^ nimirum experientiae et grandi aetati ora-
toris tantam confidere debebant Athenienses, ut, quod ipse nallo fir-
mavit argumento, scilicet revera nunc oblatam esse prosperam ruendi
in bellum occasionem, sola eins adseveratione adducti temere cre-
derent!
Alterum argumentum aeque ineptum his verbis proponit ^xat
yäg €Tc jcQoayiyQanvai xcug avv^rjxaig, iav ßovldfied'a Trjg noi-
v^g elQTjvrjg fx€T€X€iy' t6 <J' „iav ßovlcifie&a^ iattv S/na xai tov-
vavtiov xtL
En vides stolidum illum oratorem, cum de summa patriae Sa-
lute agatur^ in vafris tantum modo versah captiunculis. Nee minus
ridicula est ea sententia, quae ipsam orationem claudit ^sav ovv xc-
Xevtjre, w avÖQsg ^Ad'tivcuoi^ ygaipcj^ na&ajteQ ai aw^tjxat x€-
Xevovaif Ttole^elv rolg naqaßeßrpioaiv. Nonne igitm* cum iam ne-
cesse esset exutis ambagibus serio de belle decernendo ad populum
ferret rogationem, anxius animi id videtur reformidasse ? An aliter
accipienda sunt verba illa ^kav ow neXevrjre, yQaiptj ; quae bene
irridet Weilius pp. 463 et 480 dicens ^en terminant Torateur ne se
d^clare prdt ä faire une motion que s'il y est enconrag^ par le peuple,
mais comment Tassembl^e du peuple peut- eile tämoigner son assen-
timent, si Torateur ne lui ofifre pas l'occasion de voter eur une mo-
tion? Par des applaudissements, des acclamations?* Huc scholiastae
quoque verba mihi pertinere videntur ^^TtaQaxalä itqog noJu^ov
xat diSome xov Tceql tovtov loyov xal^iaov q>6ßov xoi d'Ctqaovg
waneq Ttjv yhSaaav i^TreqfQoy^ivog (ed. Dind. p. 255).
Iam ad singulas, quae in hac oratione, occurrunt, dicendi ge-
neris proprietates accedamus I
Et primum quidem sententiarum conformatio tantum abest,
ut grata possit adpellari atquerotonda, ut incredibile sit dictu^quan-
tum legenti adferat taedii ; referunt enim langnidae illae et quasi
fractae sententiae totius orationis imaginem. Non male in scholiis
huius orationis dicendi genus dad^eveg xat avoyov xal dvelig ad-
pellatur. Quanto opere offendantur legentes eisdem sententiarum
formis ad satietatem itemtis, iam supra expositum est. Sed mitta-
mus hoc ! Periodi ipsae perpaucis exceptis aut adeo lentae sunt, ut
prae verborum sonitu ipsa prope evanescat sententia velati §. 14.
xsXevü) d" ¥y(ay€, xad'ineQ ev dgxS ^QoehcoVf nei&ead'OLi Touvoig
Toig gxia'KOvai deiv iv taig }u>ivdig ofioloyiaig ififiivsiVt ei ^i;
ixeivo vouiCovaiv, oxav Xiywci lug iu^evaviov zöig OQxoig , ov
Xiyuv avTovg z6 (nrjdiv döiYMO^ai^ ovdha d* oXovvat cda&^as''
adai TVQawidiOpdvfldriidOi€QaTiwv Tca&iatafievütv Tcai %(av /roiU-
reicc/v xaraXvofdivwVf aut cumulatis, ut fere fit apud mdes oratores,
antithesibus admodum molestae fiunt periodi veluti §. 4. TtaQa Toig
ofKOvg zoivvv xal rag avyd'tjiiag rag iv tj xoivn eiQmyj yeyQafi-
fAha^liU^avd^ dg Msaarjvpv xarayaywv TOt^0iMadav noS,-
dag, dyrag TVQavvovg, dq iq>q6vuOB tov dixalov dl£ ovx ixqfi"
tf€itO Zip €wrov i&ii t([} rvQavvixi^if ß^cixv (p^ovriaag v^twp xai
%7JQ jtatvfjg fhioloytag; Quao senteotia certe magao opere diaplicet.
Etöuim €Qm iam iucepisset orator Imnc in modutn '71:0^ rorc oq-
xort: Toivvv — — y,arayayitjv non debebat pergere ^ag* iipporTtae
TOv dtxaiov; naque io fine seDtentiae it€niiii repetere ^ßqaxv q^ou-
tloag trjg ytoivijg o^inXoytag. Sioe dubio eoim qai na^ct vovg o^*
xof^ facit, idem eo ipso ßgoxv q>gortiLei rov ÖtyMtov xat rtjg xoi-
vfjg ottoXoyiag, Incptissima igitur hie verbis, nisi fallor, et vix h^
renda inest tautologia, quae eo gravias seotitar, quo magis fiingala
»eolentiae membra offeruotur interrogatioois ftgura. Nulla vero m
in bac qaidem oratione sententia tarn insulse conposita eat^ quam 11 la
qaaÄ legitur §, 27, to yag rov t&i€ im n"^ puog danJuvaavra
ahilü^Jat yavTtfjyrjaaO^ai liix^a nlöia h loig rjft^iaotg hfdat
fitag ov xarafpctiig noul, Ott dvrl tat ilanliiv ro €v^i:g i'vdoy
ävm ffn^x^vftivro; Quam sententiam languidissimam et a Graeci
Sfinitonis elegantia quam maxime remotam esse, nemo est quin videat.
Et quodcumque omnino ut molestum et ineptum bonis orato*
ribos evitatam est, id io bac oratione iterum iternmque reeurrit, Sic
plits semel gravissima deprehenditnr naxocftotia voluti § 14. oioi-
T a i ala^.am »'^ a *. §. 1 Ö . ovöiitoie nocv aaa^at oiriüüv Tai*
§. 26. to Tol^ifjaai €1*; nliiaai. g. 27. ro yaQ tov täte do"
nlxvC€t¥tu €Ut€la^ai vavTrtjyilaaa^at, vel cumulatis. offendi-
mnr geneiivi terminationibtts §. i^,TVQavvidtt}v avri Ötj^wn^awuiv
xOi^iGFrti/f/i' ('j I* xcti r lo v fioXttu tu p iK.avaXi'O^iv «ü v , foediasima
r^ro et prorsan inaudita est illa sententia, qaae legitur §. 25. alXu}g
rt itai nBncn'fiirtov vnh ti^g tvx^fi ^^^ dogvwogov^iiviov i>jta
f Äi y n^i^f X üiv (J tgaznrti S (o v Hai t(3y ^tv itp^aqfUv cu i' ,
tߥ Si i^iXr^tey^ivwp ovösvog a^tuv bytiav terminatione utv
duodecies iterata.
Qood ad hiatum attinet, quan^via illum Demostbenes 1100 ea,
qua Isocrates, erltet anxietate. cum in unaquaque fere oratione unus
altdnre grayior hiatne deprehendatur "^), is tarnen est in hac oratione
graviasimarum nomems vocaliom concnrsionum, nt etiam hoc nomine
Bemosthene indignissima band dubie videatur. Excripsi autem haec
exempta: §. 2. t; h^ovrtCj, , voi avixTja^^, §. 3. . .yoi avii,, . Q&m
^., 8 4,-, xoii^ij Äqtyi], tu* avtov i&€i^ §,6, Jxnva an^q, , ta
£n€tat. §. 7. .ad^at-tfv^ayynvy, oi^ni Sri,, tet-tj^ ^vv^Ktj ev&vg^
d^h fX — §, 8. S iftag, %. 10. . M(it'id., §. 13. .. ,xö tjo., §. U.
/fi; IX,. . ,Töi oicr^., |. 15. . .xei dir,, %. 16, fiij i^. — onXa in.
(bis)* o<fi/j hi, §. 17. . . ,doi ^juiy, du in., , .ei o, g. 18, ri ^jm.,
^.if^at oiia.^ §. 19, . «y^ o^., fiövf^i ^|., fiix^ in*, dtjnov iv^
8* M. . . .fatata iwf., avta <h> §. 21. . .^liva It., fitj ix., g. 22.
. *tm rfluv,, §. 23. r^^ r/*, tf} ox^i, €f o\, . .Qot Sn*., g. 26. . .aof*
«i^^. - |, 27- fi/*!«! Sti, , . ,aSat rjfi^, eÖBi ev^vg, , . .yat alt, —
r^HU QU dyü rat üanXeJy^ . .yai ifi^ xoi 4J. ftix^ iVt., §. 28.
*^ ^,. Beikaelen Ubellum Me btatu io D«m. orationibua', Heb*
441^ adnot, in indice I, a. ▼. Htatus, Blaisittin l. c.
294 De oratione m^l r. n, l4li^avSQov avvd^uxwv scr. Komitzer.
dij ioTi, . . .ro a^ia, . . .o^ai iv . .a^cri fi/r/, §. 29. aoI ovrt,
§. 30. x^^^«^ ^, . . .(p-rjfiäg.^ . . .a^ai alax-
lam antequam ad locutioues quasdam vocabulaque mlDus usi-
tata, quae in hac oratione inveniuntur, adgrediamur enumeranda,
paucis monendum erit de proprietate quadam sermonis Demosthenici,
quam iam veteres obserTaverunt grammatici ^^). Etenim Demo-
sthenem saepissime, ubi unum snfficere videtur, doo ponere vocabola
quomm par aut similis est significatio, qui aliquam habent sermonis
Demosthenici cognitionem , probe sciunt. Iam antiquis temporibus
eom usom a grammaticis observatum esse atque adeo extitisse, qui
hanc ob causam — satis temere profecto atque inconsulte — summum
oratorem vituperarent, docemur Dion. Halicam. libri ^negl Tijg le-
yLTixfjg ^rjfi. deivozrfpog c. 58 : ubi haec leguntur ^oaoi iv af^aQ-
TVfiOTog avTo [sc. zo nXeova^eiv iv zöig ovofiaac] fioiQtjc q>€QOvoif
zag ai Tiagoixi^rjvaiWTBgt di ag eid&aL nXeoval^eiv iv töig ovofia*
aiVy ov öeovTwg avzov xarrjyoQavai. Dionysius ipse in eis quae pro-
xime secuntur rectissime usus illius vim explanat bis verbis : xai
Ttjg Gaq)r]veiag däi OTOxi^^od-ac xov ^rjTOQa xal . . . tov Tta&tj^
Tt7tr}v T€ Ttai ijO^Lxrjv xai ivaytoviov noiäiv ttiV JU^iv. — tovtcjv
de Twv dQerwv exccazi^v ovx w ßqctxvXoyia xQaTUJTa äivatai tcoi-
eivj aHa nai 6 fcXeovaOfiog eviojv ovofiaziav, ^ aal 6 Jr^fi. xi-
XQfjftcti. Quid igitur sibi velit illa duorum vocabulorum idem fere
significantium coniunctio, in promptu est. Nonnunquam hac amplifi-
catione clarior fit sensus atque diiucidior; maxime vero illa eo valet
ut vis grayitasque augeantur orationis. Huius sermonis proprietaüs
quaevis pagina orationum Demosthenicarum uberrima est exemplis,
veluti in XVII pai-agrapbis orationis Philippicae III (inde a §. I
— XVII.) haec exempla inveni.
§. 1. dg Toid"^ vnrfffiivfx ytal 7rqoei(xeva^ ibid. Xiyuv %cd
X^iQOTOveiv, §• 2. BvdoMfxovat 'xal dvvavtai^ ibid. alzicifievoi i^ai
diaßakkovregy ibid. Xiyetv xai TiQaTTeiv. §. 4. TQvq>av xai xoXa-
iMvead-aiy ibid. iv toig TtQay/naai xai zoig yiyvofievoig, ibid. (pai-
ictfg — i'x^i ^oil ^oila TtQodxai. §. 5. Ti\g ^o^vfAiag xai aixeXaiag
§. 6. noXeiduv xai ttjv d^ip^rp^ naQaßaiveiVf ibid. XiyeLv xai avfi-
ßavkevsiv, ih\dMüq)a)iaaTaTa xai iaoza^ ibid. TtoXug xataXa^ßa-
vovTog xai Tioila TcSy v/nerdQwv exovzog, ibid. qwlivTsad^aL xai
öiofdvvo^ai. §. 7. ygaihag xai avfißovlevaag. ibid. liyw xai dio-
qOQo^at, §. 8. e^eoTi xai i(p ri^üv ioTi, ibid. yQaq)€iv xai Ttgaz-
%uv^ ibid. onht ex^v xai dvvapiiv noXkriv, §. 10. iiti %riv Avci-
xT^v ßadiC,u xai zov IleiQaia. §. 12. fpiXog xai aif,t^axog^ ibid.
voaovai xai azatnd^ovuc, ibid. avfd^dxttiv xai q)ikwv, §. 14. egiv
xai cpiloveixiav, §. 16. evaeßig xai öixaiov, ibid. o^ohyyd xai
iftiOTeHaL, §.17. Xveiv Jtjv elQi^vijv xai uoks^eiv^ ibid. nqavcmv
xai xaraaxev d^ofjievog, ibid. ßaXXj] xai zq^evr],
'^ Ex recentioribus grammaticis hac de re exposuernnt Blassius
K c III, I, p. 93, Kehdantzius et paasim in adnott. et in indice X, s. ▼•
Erweiterung, ante hos iam Doberenziue in progr. gym. Hildburghusens.
a. ISU excnrs. I— III.
De orsfttiofio mQl u n* jiliiuväi^v Qvvlkti^mv acr. Korniix^, MS
lam buk Bemosthenis proprietati quomodo hate quata tracta-
TlÄs congiuit oratio? Si tritissima illavolfaratissimaque ainplificationie
illius eieiupla, qualia suut ]'önv y.ai Öt^cttov^ §. 1., oQKOt ^ai ari^-
^r^^itai ibid., aizoyofitn; %ai ikli^^t^og §. 8*. qüae apud quem vis
MfatoreiD *^) freqiieDtiädima sunt^ exceperis, uod leguatur id tota ora-
tione ni^i hi loci: §r 17, d&oitottmig ^ai daelywg^ §, 21. loaavva
Kai ti^XiKmza. §. 26. wo vßQiaityctifzatoy xa« iTt^^öitttxiutatoK
§• 27. /ia^JL0<^^ xcii i&tGfiag, §. 29. Ixii^^fi: xai ^lakaKia. Ver-
borum igitor seiitit^ndi etdicendi ampUficationid, qaae frequenUäsima
ast apnd Demu8iheDt)in, io hac oratioo6 eiemplum legitur üollum;
OBUiiiio vero liaec quiiique eieQipla in XXX paragrapbia obvia con-
ptraU ctim trigiDta illis^ quae etipra ex XYII paragraphis orationiä
D^inostheuicae aitiüi, iam panca tamque eiigua videantur necesse
est, vere ut adfirmari püssit, etiaui amplitkatboem illam vacabulo-
nun, quae quam maxime piopria est Demo&theiiis, ab hmna oratioui»
auctore saiis esse alieiiam.
Praeterea vero et locationea et vocabula noti pauca inveniun-
Itu in hac oratioDe, quae aut omnino Nuiora sant aat a Derno^
slheDi3 diceodi geaere recedunti
. 6ic §. 0, neglegeotior paullo deprehenditur constructio, quam
qua« Demo^theui possit tribui : nqoüyiyqunTai iv taig aw^ty^mg
.joijfuop ihai zov ixit i^a am^L^Xi^ai^dQog noiovyia, Poscitur
enim 8* ^aecae legibus casus qui dicitar
adjtimD] . leidewinutu iu ed. or. Hyperideae
t7j ic.irirjp. XX>tV., Lobecki adu. ad Phryjiichi eclagas
p, * iL'geri gram. t»2, 4, :i *^.
g. 7. lögimus: hvQavvovv M^nctiVr^v. Sic eniia cadicis ^
auctoritatem socatas niete eine dubio restituit Voemelius^). Est
•itttem «a roustructio rarissima et quae in posteriore de in um Grae-
ata urrat, vcluti Diooys. Hatic. Antiqu. J. V, c. 34
ft^ loXiv. Luctam Dial. Meretr. 111» tvi^awöv %o
tiVfintiOiQy,
Vocabalorum etiam baud exigaus numerus extat in hac ora-
tioQe a Domoätheujtf dicendi geuere alieuorum; quae iaui adpouam:.
ddirytjtog {%. 29) apud Demofithenem ßoii inveuitut; etiam
apiymkriiog, quod in hac oratioue ter repetitur (§§« 2, 22, 30)«»
r- ^ Vuj^tra qoaeeiveris. Idem valet lu dnonaqa-i
' '^iJ (§• ^), — ßäilvQeiaatai (§, ll) iam Liba-»
ttiüa lecte < uod e«^se DemostheuicuiD. — diafiißaioiad'ai
§. S0| di€iyt . .'ff, quod saepios usurpatur iu hac oratioDe:<
^•^ Sic exempli irratia Terba uvt6t^ouog mal M#i>*(j^c conimicta
tt etlaai in > oratione -hq* l4loi>v^(iov §§. 30 et 32, qaai&%
p ampliflc^i' i|uain mmim^j c4ir^re iure optrmo eontenda^
ittiuH 10 adu. a.d. ur. n. liX, d. 52. iM IV./
**) ubi ei Deuioflthene liu« ciutar exomplum (XIV, 39«
' *; f erat /ritJftrrütr A/iaö^f/iuis qu*c quin ei li*
299 De oratione ntgl r. n, 'AU^avdQov aw^rixtiy scr. Kamitger.
§§. 1, 5, 12, 24, 30, dvaxiQeia §. Ij^icfiog §.27,exXvaig §. 29,
non magis firmantur allolocoDemosthenico. — iyaTrox^cJyrai §. 23
plane inauditom est Yocabolum'^).
Item i^eraaziTuSg §. 13 et iftivLQvnvead'ai §.17 apud De-
mosthenem non leguntnr.
xarayelaarog §. 7, nttTctyeXaatOTOTOv §. 15. *Hoc vocabulo\
dicitSchneidewinus, [adHyperid. 0TB.i.^T7tiQ Et^evlnnav coh TTK,]
^qnod sciam, abstinetDemosthenes'. Quodetsi non plane verum est —
invenitur enim illad Yocabnlumunoloco inDemosthenis contionibns:
de Chers. §. 67. vfieig rtj wv jtQoa^xe Ttafaauev^ xaray^laaToi, —
tarnen vocem xaToyelaarog abhorrere paullnlum a g^avitate severi-
tateque sermonis Demosthenici acute grammaticus perapexisse mihi
▼idetur. — xatan€(pQ0vfjii6Ttit}g §. 29 a Demosthene alienum; item
veonkovTogf licet non inepte fictum sit vocabulum cf. Libani adn.
et schol. ad. h. 1. — nagdSvaig §. 27. — ngoßolrj eo quidem
sensu, quo §. 25. huius orationis, ut sit idem, quod ^munimentum,
propugnaculum' in Demosthenis orationibus nusquam invenitur. cf.
Harpocrat. adn. s. v. **^
Idem denique dicendum est de vocabulis: avrvofKog §. 2,
avrcgix^iv §. 9, rvqcnfv^ovteg §. 7, VTtegononov §. 8, vneQO^
nTfKWTttTov §. 26, vnBQOxpla §. 20.
lam puto haec omnia quae attuli argumenta si nobiscum repu-
taverimus, tantum non oculis videbimus orationem na^i ttav ftQog
jiXi^avÖQOv cwd'riimv a Demosthene esse abiudicandam.
Cum autem extiterint, qui haue orationem Hyperidi autHege-
sippo attribuerent; de herum etiam sententia paucis exponamus ne-
cesse est. — De Hyperide Libanius cogitat in hypothesi, quem se-
cutus est A. G. Beckerus 1. c, sed parum recte illi quidem. Nam licet
deflexerit paullnlum Hyperides ab Attici sermonis elegantia et band
ita diligens fuerit in eligendis vocabulis — sed,id quod praetermittendom
non yjdetur, nuUum eomm vocabulorum, quae supra attuli, in ora-
tionibus Hyperidis, quae quidem ad nos pervenerunt, occnrrit'*) —
tamen ea causa sola nihil valere videtur. Etenim quod omnes uno
ore in Hyperidis orationibus iure optimo laudant Graeci Latinique
rhetores*'), miram illam suavitatemdicendi atqueurbanitatem, acu-
men eins atque facetias [cf. Schneidew. 1. c] , earum remm ne ve-
stigium quidem in hac oratione reperitur. Quae cum ita sint, equidem
hanc insulsam orationem Hyperidi obtrudere prope nefas putaverim.
AlüHegesippoeam tribuere voluerunt, veluti ülpianns in scho-
lüs §. 2. Quem inpugnat Boehneckius 1. c. haec dicens ^ülpianns eam
") Schaefemt scribere voluit €v dnoxQÜviM^ quod ironice esset
accipiendum; sed iniuria ille hoc loco codicum sprevit nnanimitatem,
quae eo plnris facienda est, quo magis vocabulum illud insolitum li-
brariis incoeDitum erat.
'*) OL Westermanni indicem Graedtatis Hyperideae.
^') cf Longinum n^Qi vtpovg 34 p. 284 (ed. Spengel): wparot
ntql avT^v itaiv dari&auoit fjivxTfJQ noUrixtirtnos — r^ mtra reig tigm-
vtütg ivTraXaiOT^ov, axmfifiara ovx Sfiovaa, SmovQfiog rt (TnSiiiOf xal
TgoXv To xmuutov %a\ ^ fieret Tuu^täg tifnoxov xirTqot, dfitfitfuifw Sk
siTreir ro iv näa^ tovto&s liro^^o^iTOir.
adflcrihi dicit He^emppM — sed Uegesippum boc tempore* — cogritat
AUteinBoelineckiuä de anno 335— ^iammortuum fa'iAs^, maxime pra-
babüe eet". At respicias quaeso Boeckbi libram 'Seeurkuaden' XIV c.
69, — cODtinet ioBcriptio illa rationariuiu pecuuidrum, quai solve-
runt cooplurefi Atheoieased, qai vadiDiooium sasceperant navmm
quaruGdam a Cbalddicis praestandarum — ibi legitur:
Vi\iii>g\ . . . summa evatmii.
lain hac Hegesippi mentiaiie facile e?iacitur, eum illo tempore.
quo exarata est mscriptio» aiiuo 325 a. Chr. n* Ol. CXIII, 4, ar-
chooi0 ADticle [cf. iJoekhium pp, 18 sqq. et p. 482 L c] sine dubio
iuter vivos otiamtum faisbe. 11k igitur Bodbuecki dubitatio fu-
tUisdiDa ©ßt [cf, Scbaeferi adn. 'Dem, u, s. Z.* vol. II, p, 312, o. 4]
•i qua re nisus illo eatn tooverit, non iotellegitur.
Contra possunt tonad&o noouullae res adferri, quae et baue
oratioiiem et illam alleram, quae /r^^i 'Aknvvraov inscribitur. ad
DQttm eundernque auctoreui referendas esse argoere videatufp veluti
siinilis in utraque argumenti dispositio. Eteuim etiam oratio de Ha-
loDneso in öingnlas facile diäcinditar partes non admodum inter se
cohaerentes, cum respondeat Hege«ippQ& ad singula capita epistulae
a Philippo miseae. Eadem insuper inTenitur et siogolorum vocabu*
bruai et seutentiarum languida repetitio [cf. Rebdantzi adnott, ad
or. de H&K]. Tarnen nom inde certi quidquam couligi liceat^ magno
op«re dubitaverim. Concedamus orationemHegesippi habere quod dis-
pliceat: nuin adeo illa seatet omni geuere ineptiarum ut haec oratio?
Adde quod Hegeaippua quae dicere ¥olt ubique aperte declarat et certis
aigumentis, quam vis argntioribus hie illic, consilia sua fulcire atque
firmare «tudet, Prorsus igitur adsentior Schaefero, qui 1. c. p. 192 de
anetore orationis ni(^i fcüv /r^og^il. ow^.^ ut nunc res est, nihil
omiuno certi statui posse arbitratur; sine dubio vero auctorem illum
Gas in praestantiorum oratorum numero fuis^se. Intercedere quidem
similitadiiiem quandam inter hanc ci^tionem et iilam, quam Hege-
sjppus babaerit, tarnen ab ingenio atque diceudi vi Hegesippi orati-
ooem n€i^ r. /r. ^JL ovy&, adeo recedere, ut, nisi forte Hegesippum
proraos consenuisse eiusqae diceodi ?im plane iam fractam esse pu-
temoa, ei hanc orationem adscribere nequeamus.
liaec babebam, quae de anctore orationia n^f^ viHv n^g yik.
üvr^t^wjiv e&pouerem,
Findobonae mense Octobri MDCCCLXXXI,
Additamentnm.
Dltputatione mea iam confecta Hartelioque tradita [mense Oct
1881] forte conperi eodem tempore eadem de re exposuisse Jo,
WtDdtUum : Bissert. inaug. Gottingae 1881^ [cf. Acta litt, ßerol.
1881 , Oct. faac. IM, p. 1450]. Cuius libelli. qui et summa diligen-
tia et acnmine haud mediocri cotispicuus est, quod, dum ip«e verlor
in luic qn^estione tractaoda, copia mihi faeta non egt, valde doleo.
Wiodelioi pp. 21 — ^28 adcuratiäsima disputation^ d^mc^n^lT^X «iL
mtnüon^ ijFTunoorum AntissA Eresoqua pulsorum (%. 1") HL^^^ctt^,
268 De oratione ncgt r. tt. HUfavSftov aw^tix&v ßcr. RomitBer.
orationem non ante a. 334 habitam esse ; occasionem autem illam,
de qua orator loquitur, etiam W. videt ad nullam aliam rem referri
posse nisi ad Agidis rebellionem (p. 33). Qaodsi idem miratur (p.
34) Thebarum excidiam ab oratoie non conmemorari, conferantnr
▼eiim qnae hac de re exposoi p. 253. Gravior yero de aactore orati-
onis inter nos dissensio est, cum W. habitam esse orationem neget
eamque rhetori adsignandam esse censeat pp. 36 — 40. Petit autem
argumenta ex Verborum paone puerili inopia^ ex dispositione a va^
riandi arte valde aliena' pp. 13 sq., porro inde, quod hie illio auctor
operam dait, 'ne argumentatio ex ullis dialecticae artis praeceptis
in controversiam vocari possit' (p. 36), ex obscuritate denique ora-
tiouis, cum occasio illa belli movendi nnsqaam clare explanetur ; bis
Omnibus inritam rhetoris diligentiam indicari. Tamen vereor, ut
recte statuerit W. de auctore orationis. Etenim eandem verborum
structurarumque vix ferendam inopiam etiam in Hegesippi oratione
Tct^ lAXovv, invenimns [ef. Rehd. perpetuas adnott. ad h. or.], eas-
dem argutias atque captiunculas ex dialecticae regulis petitas [cf.
§ 24 sq. 44 et Rehd. ad hb. 11.1; quae bene respondent et locis
illis a W. ex oratione TCBqi t. n. A. a. adlatis (p. 36) et captiosae
illi sententiae, quae est clausula orationis : Tt^ayeyQaTrrai Toig
aw&rjKaig ^iav ßovha^e&a^ . . . ro (J* „lory ßovXiu^ed'a^ ia%iv
afia xoi rovvavTioy xtX. Eadem denique apud Hegesippum defa-
tiganrtur legentes ^dispositionis similitudine^ languidissimisque in
liigerenda materia repetitionibus. Singnlae enim orationis partes hoc
modo incipiunt: § 2: Oikinnog a^evai Ttegt 1/ilovvriiJOv Äi-
ywv, § 9. evi ftegl av^ßohav^ § 14. neqi de twv XrflTciv, § 18«
TTfipi de rrjg inavoQd^faaeuKy § 30 fiBQi de tov eregov inavogS'iO'
fiatogf § 33. negl de xwv v7toö%ioewvy § 86 Tte^l d^ wv iv TJj fii-
Qrjvfj eYlrjcpe x<oQi(ov^ § 89. negi de Xe^^m^aov,
PoBsunt alia etiam exempla ex oratione neQl *AJioyv. adferri,
qoibus Hegesippum anxie se ad scholae regulas adplicasse intelle-
gitnr, veluti in primis §8. 2 sq. cf. Hermog. r. ^ijr. in, p. 110. ed.
Walz., Rehd. ad. or. n. Alovw. § 3. Quod autem ibi Rehd. de He-
gesippo dicit ^Man sieht, unser Altathener besaß die schnlm&ßige
Bildung zur Beredtsamkeit', hoc etiam in auctorem orationis ne^
T. n. *A, (7. valere manifestum est. Quae cum ita sint illis huius
orationiB vitiis adduci non possum, ut falsario eam tribuendam esse
censeam. Quae enim W. rhetoris propria esse arbitratur, ea oratori
etiam tribui possunt ingenii permediocris, quem nee yerborum nee
structurarum copia abundare et quanto minus dicendi vi atque ardore
conmovere possit animos, tanto magis anxie scholae praecepta sequi
captionibusque dialecticis persuadere velle andientibus, meo quidem
iudioio minime mirum. — Nee magis cum W. facere possum in eia
disputationis parte qua demonstrare ille sibi proposuit, auctorem ora-
tionifl plerosque locos Demosthenicos imitatione expressisse [pp. 38
sqj« • Goncedatnr sane necesse est, W. etiam hac in re eadem, qua
totn^ lib^llns insignis est, versari diligentia; tarnen nimio quo*-
dam studio similitudines investigandi adeo abripitur, ut Bobrio iudioio
Joecß iUo8 conparantibus yix persuadeat. Sk, ut nonnulla adferam
Di oratloTie ftägl t- m UXiimßoor uw^nntm scr. Kormiget, 2W>
ex^Diplii, § «oüae vorha; vvvi di — aviilaßda^at W, conposita esse
poUt ad similitudiiieni boruiu Demosthenis locorum; 1. § 9: i^'w de
xaiQog — /jcimtrr*, ibid. § 20. fwQ iati — nqay^uiiäv, IIX, IG
xhu yäq %qovov — S^clf^c. At iieqae in verbis nitois ma^na 8i-
mil^tudo 6At et in primb inad, quml gravissimum est ugravioyto
dinrnnv afta Hai o vaigog Kai to av^icpiQov avyÖ€d^iufjX€ apud
DeiDostbenem üod legittir. Omiiino vero eiusmodi seDteotia: quando
A^tis, Bi hanc occäsionem omiseritisV eo^ satipiasime uti, qui insti-
g^&turi HVLWi ad rem aliquaui perticiendam, ^atis uotum est. — DdJtnio
W, etiam in his §* 13 verbiß 'totg yciQ n€7t^Ci%6m¥ imtavg il^
mvayua ttng tfj rravQidi oxifiKpiQovot imitatio inesse videtur ora-
iioiiis ftBQi l^Xovv, § 117, ubi ]dgtuius tn ov-a aiaxvvoytat UUUn-
nt^ ' yai ov li^ iavidi' n atrial xai zag na^' iyim^ov dui-
Qki^ ivoyrig oiovzai olxadfi Xa/itßaviiv ta oi'Kot niü)Mvirii^^
De »eüüucf igitor solius, quamvis ne is quidein plane coiigi uat, sinu-
litodioe quadaxD sermo esse potest: ea varo h. K nihil omtimo effi*
ciiiir. Talia entni, seil, pecunia eos corrupto8 esse a Macedonum
re^, in proditores tllos volgo osti^e dictitata a patriae vere aman*
tibus, mihi quidem persuasisaimum t^t^*). — Prorsus idem ¥alet in
vocabulum yfi()nXovTfH;, quod quamvis apud Demostbenem uullo loco
le^ator, tarnen conponenduin e^so putat W, cum locis quibusdam
Demostheniciis ; niuürum äonsuuu qui est in hoc vocabulo« nonnullts
loci» etiarji a Deraostheiie expriiüi^ veluti III^ 29. oi fxiv ^x nrnyitüv
nhiV4JiOi yiyvovxm cf. VllI, 66, XXIV, 124, At hoc proditoribus
illb — res quippe erat mauilesta — nou a Demos thene solo, sed ab
Omnibus, qui a bonorum ci vi um partibus stabant, obiectum esse atque
exprobtatum» pro certo adfirmari licet. — Etiam inter § 18 bnius
ontioais et DeinoBtbenis XV, §. 25, qoos locos süniLUmos ease dicit
W., v(^rborum quidem tiutla, sed aliqua sententiae intercedtt ßimiti-
tyda, quae iude haud dubie expHcatur, quod etiam auctori orationt«»
n^i t. H.ji,a, — id quod ex totaoratione adparet — oidem illi bo-
mißea, Macedouum sateljiteg, inpa^^andi erant, qui usque mooebant
Atheaienses, ne foederis lege» violareut, eo consilio, ut quae tface-
doQtim rationibus cooducerent leges, eae tantum valereat^ neu quae
Atheniensium. — Quid vero dicamus, si W. p. 3ft etiam haec verba [§
23]: oi iiir äiJjoi^'EU^tjVig xai ßaQßoQOi trv n^fg iftäg i'xS^^av
tfofiolvtai prope accedare conteaditadDemotithejüj:^ locitm, VIII.
il, ä^ip €idai^My xai fiiyag nai ipoߣ^6g jiäat "ElXt^ai xai
^»^ßa(^Hg^ Quasi voro uullus alius scriptor vocabula ^'EXXr^$^€g xnri
ßa^et^t ita coniuncta usurpaverit ! — Etiam haec prooemii vorbu ;
n^o^lo^urot ^^^ - noir^caa^m %6 dUmop dicta es^e
vi4»T»tf}r W. ad nosth. XIX prooem. : ^tyi^ avä^a nm*
ii -/ nlitoyth: i; tn dtjcaiov. At hercle tritissimam illam
lo- tiQi njuiaiot .ttutioi^ai ti uon ex Demosthene auctor
tll< t nece^se «^rat. — Nee magis de bis epilogi verbis; akXa
**) l.iiiijGr« aUt^r r9s conjiarati ««t in orationii sappositiciae PliiL
nr. S. IS a 1 Qnmn \ocnm ipec oof releffat W. tbt cnim catn verbg ilU
orr ^ 17 ftiiupliciter deecripta tegantur^ rhetor l&cv-
tu« hditur.
870 De oratione negl t. n. HH^Sqov awS-fjxtov scr. Kornüzer,
fifjd* dva/uvrjG&fjvai ^rße^iag (piloTtfilag twv i^ aqx^^oxatov
xai jiXeiatwv xai ^aXiara nivriDv oiv^qdnmv fnuv
vnaqx^^'^^'^ con probare possum W. iudiciam, qni locum fluxisse
putat ex Demosth. XIX, 811, ubi haec leg^ntnr: og exeiva a die^'
ijld-ov iv aqxfi dBdri^rffoqtjimg xov Maqüid^üva, rrv Zakofulva,
tag fiaxagt rä XQonaia , i^aifpvrfi, dg iTtißrj Maxiooviag, nivxa
tavartia Tovvotg, firj nQoyoviov /tiefnvfja'd'ai xtX, cl. IX, 74.
Sed 8cimu8,oratores Atheniensium^sane alium alio consilio, saepissime
admonere solitos esse populnm praeclararum malornm virtutum re-
rumque ab illis gloriose gesiaram, cuius rei testem Demosthenem
adferam ipsiim cf. negt avfi^og. §. 1. init. ol fxiv inaivovv'
regfWavÖQeg Hd'rpfoioi, tovg nqoyovovg vfiwv loyoy
dnäv fioi öoxovaiTtQoaiQeiad'aiiiexciQiafiivov xrA.cf. Ol. III, 21.
De düobos tantum locis magis adridet W. iudiciam : § 13 extr., qni
locus recte conparatur cum Demosth. V, 25. XIX 88, et §. 3 verba
dovXeveiv avpi Ttiv dQyvQumjtwv sane simillima sunt loco Isocratis
XIV, 18. — Cum igitur similitudines illae, si quae modo exposui recte
se habent, prope nullae sint, oratio uuUo pacto rhetori tribui potest.
Bbetor enim, qui oratiuncalam snam elucubratam in numemm conti-
onum Demosthenicarum inrepere voluisset, ante omnia sine dubio
operam dedisset, aliquo modo ut snum dicendi genus ad sermonis
Demosthenici similitudinem accederet. Cuius rei orationes supposi-
ticiae Tiara OiUnnov IV. et ÜQog ttjv ifciaxoXrjv rrjv OiX.
luculenta extant documenta. Harum enim auctores, quos rhetores
fuisse patet, cum colorem Demosthenicum efficere vellent, orationes
conposuisse videmus misere conglutinatas ex locis Demosthenis ver-
botonus descriptis; cf. Schaefer. ^Dem. u. s. Z/ III, 2 pp. 108 sqq.
ibid. pp. 95. sqq. Westermanni Quaestt. Demosthen. III, 149. At
hanc de qua agimus orationem a Demosthenis dicendi genere omni
ex parte vidimus remotissimam esse. Bectius igitur putabimus, eam
re Vera habitam'^) esse il)o tempore, quod definire conati sumus, viti-
aquo illa plurimaparyolae tantnm modo indoli oratoris esse tribuenda,
cuius vires non suffecisse adparet ad ea, quae utilia atque necessaria
ipse cognovisset, civibus etiam probanda. Perverse enim ille suasi-
onis genere usus non id maxime agit, ut insperata illa occasione,
quam oblatam esse Atheniensibus saepius adfirmat, adcurate expla»
nanda ad bellum movendum audientes incitet atque incendat, sed
totus in eo haeret, ut to dUaiov tantum, id quod rectissime Blas-
sius monet 1. c. p. 123, non to avfiqtiqov respiciens, arma contra
Alexandrum capere ex singulis foederis ipsius legibus licere Atheni-
ensibus, callide concludat. Quo fit, ut causidici ille versuti, quam
oratoris de patriae salute dicentis videatur esse similior. Verum illi in
primis loci, quibus invehitur orator in Macedonum factionem, mihi
qnidem non fucatnmrhetoris, sed genuinnm adfectum redolere videntur.
'^) lurepsisse autem putanda est in locnm orationis Demosthenicae
illis iDsis temporibns habitae; cf. Plat. Demosth. 24., Aesch. xora JiTrija.
§• 166. Wiodel. p. 40. Plane enim etiam in haiic orationem cadere puto,
qnae Libanius de oratione m^l HL didt ihypoth. extr.)
Aloisius Eornitzer.
Zweite Abtheilung,
Literarische Anzeigeü.
EioleitUDg in die homerischen Gediohte mtn Schal g«Wucb. Voa
Dr. Ä. GemolL Leipiig. Teubner, lH8h 3ü 8S. 8V
Der Hemusgeber hat in der vorliegenden Schrift in recht
2W«e]cjD4ßiger Weise das Wi^seuswQrdigste über Wesen and Inhalt
der homerische&Gsdichtezuin Gebrauche der Hrhtilo %u»;ammengQfi teilt.
ZuüUhsi handelt er ¥od dem Dichter uud den Gedichten selbsti
iadem er einerseits die fierichte und Vorstellungen des Alterthums
aber die Persönlichkeit Homers bündig zusammeufasst, anderseits
ftof die loannigfachen Kriterien hinweist^ welche auf verschiedene
Urheber der Gedichte schließen lassen. Namentlich wird den Wider-
sprüchen in der Handlung uud Coniposition der Ilias und Odyssee
die gebührende Beachtung zugewendet und auch die Unterschiede
dir Dichtungsweise in den beiden Epen berührt. In kurzen aber
iWMiient&prechenden Umrissen zeichnet Verf. den historischen
Billtillgrund und zieht hieraus sowohl wie auä der epischen Sprache
ScMOsae auf die Heimat der Dichtungen, die durchaus den jetzt
aUgemein herrschenden Ansichten entsprechen. An diese Erörte*
mögen schließt Verf*, wie billig, eine Oberlicht über die kyklischen
Speti, ind«m er durch Vorführung ihres Inhaltes ihre Stellung gegen*
über der Ilias und Odjssee charakterisiert. Den Nachrichten der
Alten über die peisisiratische Redaction bringt Verf. nicht daä» wie
ich meine, nothwendige Vertrauen entgegen, weniger Skepsis w&re
da wohl am Platte gewesen. Eine kurze Betrachtung Über das Wesen
^ Rhapsoden und Aöden nebst einer Bemerkung Über die Wert^
ich&tiQng Homers dnrch die Griechen schließt diesen ersten nnd
wiciitigtfteit Abschni^ ' ~ f S. 17 vorgetragenen Ansicht,
dito U. 2 16b £Wt. ebtfnes Diptyclion bezeichnet,
wird Verf. nicht sehr i:\ ^umung finden
lo den nächsten zw.. i :n führt der Herausgeber den
fidumplatz d«r Handlung m den beiden Epen vor. Die Beschreibung
der Gegend von Troia fußt auf deti besten Quellen nnd ist anch in
g«l vmÜDdJicher Weise gegeben ; als wahrscheinliche St&tte Ilions
•rfceiiDt Verf. nach Schlieouinn Hi^ü^arlik an , doch maclit er auch
iefort auX die aus dem Epos selb^t zu schöpfenden ditTeriereuden An-
272 A. Gemoüt Einleitung in die hom. Gedichte, ang. von A. Bzach.
gaben aufmerksam. Ebenso werden die geographischen Verhältnisse
Ithakas veranschaulicht und dessen gegenwärtige Gestalt mit den
in der Odyssee enthaltenen Schilderungen verglichen. Den Schlnss
des Büchleins bildet die hergebrachte Berechnung der 50 Tage , in
denen sich die Ilias, und der 40 Tage, während welcher sich die
Odyssee abspielt ; das Missliche einzelner Annahmen bleibt hiebei
dem Schüler, wie billig nnd recht, nicht verschwiegen. Zwei Kärtchen
(Ithaka aus Schliemanns Bach ^Ithaka Peloponnes und Troia' und
eine Darstellung des troischen Gebietes nach Autenrieths Wörterbuch)
werden dem Anfanger recht zweckdienlich sein.
Im Wesentlichen entspricht das Büchlein vollständig seiner
Bestimmung; für eine folgende Auflage möchte ich auf einzelne Un-
ebenheiten aufmerksam machen , so z. B. auf die Wortfügung S. 6
die Entschuldigung von dem zeitweiligen Schlafen, oder S. 24 die
Stadt ist umlaufbar; auch sind etliche Druckfehler zu beseitigen
wie lioio) Xeifidv Note 18 auf S. 5, Polyoneikes S. 12, namentlich
aber Chrysosthomus S. 21. Endlich wäre wohl auch eine gleich-
mäßigere Art der griechischen Namensformen festzuhalten ; warum
Hephästus S. 9 Note 27 , wenn doch S. 14 Tenedos gesagt wird ?
Den Namen Epeus S. 14 wird der Schüler, wenn er nicht schon Yergil
gelesen hat, kaum richtig auf die griechische Grundform zurück-
führen.
Die Eigennamen bei Homer. Praktisches Handbuch zur Präparation
der Ilias and Odyssee von Dr. Aug. Hagemann. Berlin 1880. VI
und 98 SS. 8*.
Zweck dieser Schrift, deren Herausgabe der Verf. nicht mehr
erlebte, ist, dem Schüler bei der Vorbereitung zur Homerlectüre die
nöthigen Behelfe in Bezug auf die in den homerischen Gedichten
voricommenden Eigennamen zu bieten. Unseres Erachtens ist dies
zwar Sache der Homerlexika und es heißt viel von den Schülern ver-
langen, wenn sie auch noch ein eigenes Onomastiken zu Homer
heranziehen sollen. Indes mag man dem Büchlein eine gewisse
Existenzberechtigung nicht absprechen, wenn es anders gut und ver-
lässlich wäre. Dies kann man jedoch leider von der vorliegenden
Schrift nicht sagen. Vor allem ist sie höchst unvollständig: an
vielen Stellen wird sich daher der Schüler im Stiche gelassen sehen.
Beispielshalber heben wir die in einzelnen Buchstaben fehlenden
Artikel hervor. Unter B vermisst man Badv^ikri^ BaXiog Bfiaoa
Borj^otdrig Boißr] {B 712) Bovöblov (Jl 572), ja sogar Boworog !
Am Schlüsse von 2 z. B. fehlen unter anderem 2'omov \^v (y 278)
STQaTirj {B 606) IgnjXog (O 338) 2cSxo?; im Buchstaben T fehlen
gar Eigennamen von solcher Wichtigkeit wie Tal&vßiog Tei^eaiag
Tmyerog T/ttüiXog TQiToyiveia TgoßUog Tväevi,^ außerdem Talcu-
fievfig Talaiovidijg Texrovidr^g TevS-Qtjdciv Teqniadrig Tev&qag
Tevrafxidfjg Tr]Xsq)ldtig u. a. ; unter Y vermisst man gerade so viel
Artikel als vorhanden sind ; gleich am Anfange von <Z> suchen wir
0ai9mf 0aidifiog OaidQrj u. a. vergeblich ; ebenso ist ii höchst
B, Kbricim, Die E\6g, d. Alb. Tibnlltts osw., &ng. v. A. ZinriefU^ 17$
DOiagelhaft bearbeitet » da %. B. ^fhtaiJij 'Qnialng ^Qkeviti nltq^i
^Qls^^ 1ß^iW und ^ÜQog gänzlich feblen.
Auch in anderer Beziehung begeguen manche Mängel, die es
flicht rftthlich erscheinen lassen^ Schölem das Büch in die Hand 2«
geben. Dahin gehören verschiedene üngenauigkeiten in den einzelnen
Artikeln (roatichmiil auch verzwickte Satzföguügen wie z, B, im Art.
Ei'rp>og oder ^Hlvütov 7i€dtov) , besonders aber die zahlreichen
Druckfehler. Von der ersten Partie der Arbeit, welche der Heraus-
geber «ergänzte, der selbst nicht Fachniann zu sein erklärt, wollen
irrr absehen, aber gleich der erste Artikel in B heißt Bareia statt
BaiUta, S* 26 liest man Zerinthos und Samotrace^ S, 30 ^E^ftiovij,
>?. 32 EvQifrai9i<;, S. 36 ai^tQivamv, v^Hqtyog, S. 37 im Eli»
»ei»:chen Gefilde, auf derselben Seite Enrjphässa, das S. 40 wieder-
kehrt; S. 41 wird Hesiöd Ahg. und Ah, statt Th. citiert; S. 45 steht
lantf^, S. 55 KUoiq für KtKOp^g^ S, 56 Kn^€n<^ für Ko^axog
fihgf;, S. 68 Dvoninos, 8, 69 NtXex'g, S. 71 zweimal Eurikaste fQr
Epikaste, neld^iv för fr€laL€«y auf S. 75, S. 78 Molampns, S. 79
Harpven » S. HO nyvoalyaifK: ^ 8. 81 /7^ ' ^ -olvog sUiit TlQüt^t-
rnnS. S. 82 "Pdda^ittP&fK] 8. 93 'Y:i . statt 'YTio&rßm.
8. v öa n. a. Auch an Accentfehleru mangelt es nicht. Aus
(leiii -^n geht, wie ich glaube, genuge^am hervor, dass der
HenoBgeber wohl daran gethan hätte« lias BUchlein^ bevor er es in
Druck legte, einem ordentlichen Fachmanne zur Umarbeitung und
BrgftDZung zu übergeben. Denn so wie es wi^ ist es unbrauchbar
Frag* Alois Hzach.
Di« Elegien des Albius TibuIIus und einiger Zeitgenossen erkürt
Ton B. Fabricius. Berlin, Nicolaiscbe Verlagsbuch handlang. 1861.
11 und 149 SS. ^\
£e tbut uns recht leid, dass wir in dieser neuen Ausgabe, die
^ftx asg^hende Philologen, für die PrivaUectnre der obei^n Gym-
nmiialclaaaoD und endlich auch für Freunde des classischen Alter-
thums bdaiimmt ist' (S. X), bei näherer Piüfung nicht das zu
fll^efi Te^rmochten, was wir nach den, gerade nicht an allzugroHer
Be^ "it leidenden, Ankündigungen des Hrn, Herausgebers in
der 1. [lg S. IX ff. erwarten zu dürfen glaubten, ja dass wir
Ittider sogar fast zur Überzeugung kommen mussten« es wftre für
ftlie oben genannten weiten KriMse am Ende kein gar zu großer
Terluat gewesen, wenn sich der Hr. Herauageber durch die Hoffnung
auf neue ^i\ ^ «^uentdeckungeD noch ein paar weitere Jahre
von der Vet. mag seiner Arbeit hätte abhalten lassen (Tg),
die Bern. ä. JXk wodurch sie vielleicht infolge nochmaliger Durcb-
aiobt wenigstens Ton einigen üngenauigkeiten und unnützen Wieder*
ludtt&gen befreit worden wÄre. Wir wollen nun in möglichster Kürze,
olmohl der Stoff in unserer Notizensammlung sehr reich wäre, durch
ein paar Beispiele zu jedem Hauptgebiete einen Einblick in die
Hiihode ixmux Arbeit zu vermitteln suchen.
274 B. Fäbrioiua, Die Eleg. d. Alb. Tibullos usw.^ ang. y. A. ZingerU,
Was die Texteskritik anbelangt, schließt sich Hr. F. besonders
gerne an die Ausgabe von Bährens an, die er auch in der Einleitung
als die vorzüglichste erkläii;; dagegen soll hier nichts bemerkt
werden nnd Ref., der die Bährenssche TibuUausgabe selbst seinerzeit
eingehend und anbefangen würdigte (vgl. diese Zeitschr. 1879
S. 345 ff.) , kann in dieser Beziehung hier kurz auf seine dortigen
Auseinandersetzungen zurückweisen. Wenn aber der Hr. Herausgeber
dabei auch noch ziemlich unsichere oder gewagte Yermuthungen,
die Bährens selbst vorsichtig nur im kritischen Apparat anzu-
deuten gewagt hatte, geradezu in den Text setzt (z. B. S. 25, 27, 34),
wenn er dabei seinerseits so genaue und geistreiche kritische Noten
beifügt wie z. B. S. 13 y,Statt des besser beglaubigten multa haben
andere magna. An und für sich kann beides stehen^, wenn es ihm
passiert, dass er eine im Texte mit Bährens bevorzugte Leseart unten
in der Anmerkung ganz vergisst und dafür dort eine .andere als die
bessere erklärt (S. 25) , wenn er andererseits doch wieder in der
verurtheilenden kritischen Anmerkung zu einer auch selbst von
Bährens nicht gerügten Überlieferung in die herrliche Phrase aus-
bricht Je grüßer der Blödsinn , desto mehr findet er glaubensselige
Erklärer"* (S. 32) u. dgl, so dürfte Hr. Bährens wohl unwillkürlich
au ein bekanntes Sprichwort denken, das auf unberufene Freunde
sich bezieht. Am selbständigsten zeigt sich der Hr. Herausgeber
auf diesem Gebiete nur in der entschlossensten Athetese einer Beihe
bisher theils unangefochtener, theils meist nur transponieiier Yei-se,
die durch einen kurzen Machtspruch verdammt und hier mit einer
eigenen, sonst in der Arbeit nicht immer durchblickenden Consequenz
in stets fast wörtlich wiederholter, stereotyper Phrase als Randglosse
eines gelehrten Lesers (z. B. S. 14, 38), oder Grammatikers (S. 15,
105 u. dgl.) gebrandmarkt werden. Hätte aber Hr. F. nach genauer
Durchsicht bisheriger Erklärungen eine nur etwas nähere Begründung
der Mühe wert gefunden , hätte er sich nur ein bischen mehr um
Parallelstellen gekümmert, die z. B. einmal die Echtheit entschieden
schützen, oder hätte er die auch jüngst erschienenen Auseinander-
setzungen F. Leos (in phil. Untersuch, herausg. v. Kiessling u. v.
Wilamowitz-Moellendorff 2. Heft) gerade über ein paar solcher Stellen
(z. B. S. 29, 31) noch gelesen, so hätte er es vielleicht doch auch
hier noch für besser gehalten, sich mit dem Bährensschen Texte
wenigstens so gewaltsamer Streichung zu enthalten.
Gewisse Lieblingswendungen werden überhaupt , auch im er-
klärenden Theile, nicht ungerne wiederholt und wenn der Hr. Heraus-
geber bei der Bemerkung in der Einleitung S. XI, dass manche Er-
klärungen manchem vielleicht überflüssig erscheinen könnten , der-
ai-tiges im Auge hatte, so thut er allerdings gut daran, sich zu recht-
fertigen, nur ist leider die Bechtfertigung nicht ganz zutreffend.
Denn Anmerkungen wie S. 14 „Unter agricola deus ist aber collec-
tivisch jede ländliche Gottheit gemeint, nicht etwa nur Silvanus^
und S. 31 „Unter dem deus agricola, der ländlichen Gottheit, sind
natürlich alle Schutzgottheiten des Landbaues zu verstehen, kein
R FaMcim, Die Bieg, d* Alb. Tibullus usw., ang. v. Ä. ZmgerU. 275
eimelner • . deüs isi eben collectivisch zu fassen**, oder S, 17 „Der
Perf^ctiDfiüiiiv drückt dad Momeutane . Zeitweilige aus^ und S. 19
flDer Peifectinfiuili? bezeichnet auch hier das Momentane" u. dgL
hatten «ebl einmal genügt und itire Wie^ierholiini^ durfte kaum
durch die Schwierigkeit <ler Stellen oder durch die allzugroi^ea
MiagDl der bisherigeo Comineutare und Ülersetzungen zu motivieren
telii. Ob forner Erkläningen wie 8. 18 ^Die Thränen sind tristes,
von dem heftigen Schmerze» der tiefen Trauer erzeugt*^, oder S. 22
^er fand im Augurium einen Grund zum Zögern, oder auch darin,
das» der Tag des Satnrnos • , . . durch eiue schreckliche, grausige
Vorbedeutung mich „tenuisse" lo rückgeh alten habe** (vgl. übrigens
iti die*:» Stelle meine Bern, in dieti. Zeitscbr. 1879 S. 349)» oderS. 33
^Vlolenta bezieht man am besten zu canere*^ noch dazu nach der am
Anfange der Anm. stehenden Übersetzang ^von den Orichern siugo
die gew<thätige Ohreule'* (gewiss ist nach der Beschreibung in der
ciUtrtea ovid. Stelle Fast. VI. 131 fi. und nacb allen anderen, die
E«f. gesammelt, violenta eher mit strix zu verbinden) u. dgU ent-
weder durch neu eröffnete geistreiche Gegichtspunkte, oder durch
muiierhafle Faf^^unier gegenüber früheren Commeutaren einen grollen
Fort«chntt r- , dürfte woIjI auch bezweifelt werden können.
£ieiiiiich \xu^\ -\^ erscheint dann öfter auch das Verfahren bei
Hermnziebnng der schon oben einmal gelegentlich beriihrton Parallel-
Hellen; während manchmal zu ganz gewöhnlichen Dingen, wie z. B.
zum Aasdruck efiusis comis (S. 21), ein ganzes Stellenregister aus
verscliiedeineü Dichtern angefügt ist, wird andererseits bei recht
InterüMHitem des Ausdruckes im engsten Zusammenhange aach mit
dt*r Versification gerade das für das Verhältnis der augusteischen
Ihcht«r unter sich bezeichnendste übersehen z. B. S. 47 (vgl. mein
Bach Ovid u. s« V. I* 94; der Hr. Herausgeber begnügte sich eben
nur mit der Stelle, die sich auch bereits in der von ihm wohl
doch viel zu scharf b«nrtheilten Ausgabe Dissens [s. EiuL S. Xj
aoag^chriebeu tindetV
Um dip *»in8chlägige neuere Einzelliteratur scheint sich Hr. F,
' fibtrhiiuf' c dem Maße gekümmert zu haben, als man es nach
i dta vielv enden Aukiiudigungen der Einleitung und nach der
sonst jetxi üblichen gewissenhaften Methode aller irgendwie auf
wisseDschaftlichen Wert Anspruch erhebenden Arbeiten erwarten
I »eUte. Abg(!sehen von zerstreuten Beiträgen zur Erklärung, bei
I weicher der Hr. Uerausgeber auch einen wirklicheu Einfluss der
I Bchtoen nun vnri Vahlen gezeigten Methode vermissen tä^st, sind ihm
icli ^«kg. 3. u, 4. Buch des Tib. bezüglichen neueren
|JWti ten nur die Arbeiten von Kleemann nnd Lierse
|übf>r Lygdamus bekannt (s. Über die erstere, in einschlllgigen
Puakteti anerkennend an des Eef. Forschungen zu rom- Dicht, sich
auKhl »tuende Arbeit dies. Zeitschr. 1877 S. 515), Über die Literatur
'' iogjrikus, „über den man wahrscheinlich nie zu einem festen
kommen wird** (S. Vlll), hat er k*in Woit, ebenso keines
iftUr die zu den Sulpicia-Elegien, die trotz der wiederholten warmen
276 B, Fabricius, Die Eieg. d. Alb. Tibullns usw., ang. v. A. Zingerle.
Anerkennang aach von Seite des Hrn. Herausgebers (S. VIII ; 101)
im Yerhältnis zum „ziemlich formschwachen'' Panegyrikns (S. VIII),
bei dem wenigstens die Fortdauer des Streites noch anerkannt wird,
Tiel schlimmer wegkommen und geradezu als nun allgemein an-
erkannt untibullisch bezeichnet werden (S. VII), während doch gerade
hier nach den neueren und neuesten Untersuchungen die Frage be-
kanntlich für eine Partie noch in der lebendigsten Verhandlung steht
und ein großer Theil gewiegter Forscher mehr und mehr zur Echtheit
jener Partie sich neigt (dem in der jüngst (1880) erschienenen,
wieder auf dieses Thema bezüglichen fleißigen Erstlingsarbeit von
Knappe [de Tib. libri IV. elegiis], die jedoch am Schlüsse leider zu
weit geht , gegebenen diesbezüglichen Gelehrtenyerzeichnisse w&ren
nun auch noch Wölfflin [Acta sem. Erlang. 1878 S. 100] und Leo
[phil. Unters. 1. c] beizufügen). Aber nicht einmal die wichtigste
Einzelheit der Frage deutet der Hr. Herausgeber dem weiten Kreise
seiner Leser an ; ebenso wenig scheint er Wölfflins (Act. 1. c.) und
des Bef. (phil. Abh. I, 29) Bemerkungen zu IV, 7 gelesen zu haben,
was ihm freilich bei seinem auch hier strengen Anschluss an eine
Auctorität yielleicht ganz überflüssig vorkommen mochte.
Doch — hier hat ja der Hr. Herausgeber, wenn auch nicht in
strengem Zusammenhange, irgendwo wenigstens auch eine eigene
Bemerkung. Ovid (so wird S. V auseinandergesetzt) erwähnt Am.
III , 9 nur die Mutter und Schwester des Tibull , dann die beiden
Mädchen Delia und Nemesis, aber „kein Wort von dem Vater des
Tibullns, kein Wort von Su 1 p ic i a und Cerinthns . . ** Das wäre nicht
denkbar, wenn Tibull die Sulpicia in Gedichten verherrlicht hätte. —
Wir wollen bei dem Ernste der Sache uns jeden Witz versagen , der
^st unwillkürlich aus dieser schönen Stelle sich ergeben könnte,
wollen auch nicht anderes auseinandersetzen, was hier ein Kenner
des Ovid zu bemerken hätte, sondern einfach kurz darauf aufmerksam
machen , dass Hr. F., wenn er die ganze Fi*age nur einigermaßen
beherrscht hätte, gewiss zwischen den wirklichen Geliebten
Tibulls, die eben Ovid bei der von ihm dargestellten Situation
einzig und allein nur vorfahren konnte, und zwischen der von
Tibull nur gelegentlich verherrlichten Geliebten eines Anderen hätte
nnterscheiden und von der Unhaltbarkeit eines solchen Beweises
gerade gegen die Snlpicia-Eiegien sich bald hätte überzeugen müssen.
Von nicht zu großer Consequenz , wo sie wirklich am Platze
wäre , zeugen auch andere , äußerlich oft mehr zufällig scheinende
Dinge, wie z. B. der Umstand, dass die eben genannte Elegie Ovids
Am. III, 9 vollständig in der deutschen Übersetzung von Lindemann
(S. III f.) , gleich darauf aber eine längere Stelle aus Ov. Trist. IV,
10 im lateinischen Texte geboten wird. Der S. IX erwähnte Cod.
Vatican. stammt erst aus dem 15. Jahrb. vgl. meine phil. Abh. I,
26 ff. dies. Zeitschr. 1879 S. 345.
Von Druckfehlera ist die Arbeit nicht frei, z. B. S. V necet,
S. X Golefb^ry, S. 20 woh, S. 107 vdoßQ u. dgl.I
Innsbruck. Anton Zingerle.
C. OtorgeSt Ausf. lat-denUchcs Handwdrterb., ang. ?. Dr. AUgayer. 277
Aosfabrliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch, ans^earbeitet
Ton Carl Enist Georges, zweiter Band von J — Z., siebente fast
sansUch umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage. Leipzig 1880,
Hahnscbe Buchhandlung.
(Schluss).
Fraeludere. Unter diesem Worte lesen wir S. 1658 oben
den Satz, Cilices maria hello qiMsi tentpestate praeluserant^ ein
starkes schon in der 6. Anli. des Hand Wörterbuches sich vorfin-
dendes Versehen ffir praecluserantf s. Flor, 3, 6, 1 (1, 41, 1 H.).
Praetorius. S. 1696, Z. 5 v. o. steht scortatorum praetoria
cohors^ allein bei Cic. Catil, 2, 24 wird heut zu Tage allgemein scot^
torum pr. c. gelesen. Praevertere. S. 1699, Z. 1 v. u. bietet das
Handwörterbuch : nee i^osse hello praevertisse quidquam {Liv, 2t
24, 5). Diese allerdings handschriftliche Lesart ist wohl verdorben,
daher Madvig, Hertz und M. Müllerschreiben: nec'hello posse
praeverii quidquam, wobei praeverti als Passiv erscheint. Eine an-
dere Conjectur ist praeverti se quidquam. Diese Auffassung nimmt
praeverM Sk\8 Deponens := früher etwas vornehmen als
etwas anderes und hat jedenfalls das für sich, dass sie dem
handschriftlichen praevertisse am nächsten steht. Praemonere,'
Unter Z. 20 v. o. heißt es im Handwörterbuch auch : praemoneo
nunquam scripta quod isla legat^ Ov. Trist. 5, 1, 16. Allein i^rae-
monere quod mit der Negation = deiii prohibitiven ne darf wohl als
ein, Iceineswegs von Ov, herrührender Solöcismus bezeichnet werden,
daher die einen Heransgeber so, die anderen anders lesen. Vgl«
darüber besonders, was Merkel und Biese ex conjectura in den
Text aufgenommen haben. Mit dem Acc, et Inf. wird praemonere
= zum voraus an etwas erinnern auch von Liv, verbunden:
cum haruspices ad imperatorem id pertinere prodigium praemo*
nuissent, 25, 16, 4 und: Aihenienses . . praemonente Thcmistocle,
vidoriam iUam non finem, sed causam mqjoris helli fore CC naves
fabricaverunt, Justin. 2, 12, 12. Vox Christi docentis praemonet^
adesse jam lucem prope, Prudent, Cath. 1, 30 ff. Praeponere,
Für die Bedeutung vorziehen kann man zu den Auctoritäten des
Handwörterbuches noch folgende Belege hinzufügen: Agesilaus opur
lentissimo regno praeposuit bonam existimationemy Nep, Agesil,
4, 3. Urbem quoque {V^os) urhi Romae pfneponehant, Liv. 5, 24
6 und ebd. 45, 26, 6. Me Mazaeo generum praeponit, Curt. 4,
11 (44) 20 und 9, 6 (25) 17 und 7, 1 (5) 39. Tum necessaria
gloriosis praeposita, Vellej. 2, 110, 3 und Val, Max. 2, 1, 4 und
Justin. 31, 7, 5. Probare = beweisen (S. 1728, b) des Hand-
wörterbuches mit dem Acc. et Inf, hat auch Liv,: quem ipsum
parentemve ejus apud se censum esse probassent socii, 39, 3, 5.
Ebenso bei Plin. dem jüngeren; cum inter initia principatus
tmprobaveris,m€ adpeculiarem tuam indulgentiam pertinere , epp.
10^ 2, 2. Magnum esse solem philosophus probabit, Sen. epp. 88,
37, ebd. 94, 52 und n. q. 2, 21, 4 und deprovid, 1, 1. Quomodo
tnäiis magis probem vobis^ illum mori noluisse, Sen. Conirov. 7,
878 C, Georges^ Aus f. lat.- deutsches Handwörterb., ang. v. Dr. Allgayer,
18, 5 und 2, 9, 35. Troclamare, Der Acciks, et Infin, steht auch
noch bei folgenden weiteren Anctoren : cum proclamassetf neque
Votum sihi neque animum deesse confodiendi eum, Suet. Aug.
51. Ad quod exarsit adeo, ut proclamaret, se quoque laturum sen-
tentiam, Tac. Ann. 1, 74, ebd. 13, 13 fin, und 16, 32 und Eist.
44, 55 g. E. Tanti meriti etiam memoriam invisam esse, procla-
matj Curt. 8, 1 (5) 41. Prodama ingenuam esse te^ Sen. Controv.
1, 2, 10. Prodicus. lieber den Hercules Prodicius des Hand-
wörterbuches machen wir darauf aufmerksam, dass jetzt von Bai-
ter (in opp. Cic. ed. Orelli, 2. A.) und Baiter-Kayser, Johan-
nes von Grub er und Otto Heine übereinstimmend gelesen wird:
quod Herculem Prodicus dicit u. s. w. Prodigere. Für pullos
in solem prodigere heißt es bei Varro in pdbulum prodigere (r. r.
2, 7, 11). Profiteri := offen bekennen, erklären mi t ff.
Accus, et Inf. hat auch Suet.: comperi saepe profiteri (Titum),
se maximum fälsarium esse potuisse, Tit. 3 fin. ebd. c. 8 und
Caes. 34 g. E. und Aug. 27 und ITero 10 init. Auch beynj ün-
g e r e n Plin. : nie praecipuam se voluptatem ex amicitia lüa ca-
pere profitetur, epp. 7, 7, 2 und 7, 26, 4 und 10, 3, 2 D. Me in
alia esse sententia profiteor, Sen. epp. 113, 1 und §. 6 und de he-
nef. 3, 23, 2 und de vita b, 8, 6. Profiteor in eodem honore fu-
turos omnes eos, in quo fuerunt, Curt. 8, 8 (28) 18. Fructü>us
e^us levari posse centesimae vectigal professus . . . Tac. Ann. 2,
42 g. E. Professus est, Aihenienses deos pttblicos muris saepsisse^
Nep. Them. 7, 4. Ble habüurum se comitia professus, Liv. 3, 35,
8. Der Accus, et Inf. steht bei Liv. auch in dem Sinne von sich
zu etwas erbieten, anheischig machen: ancilla quaedam
indicaturam se causam publicae pestis professa est, si, . . 8, 18,
4 und 4, 16, 6 und 9, 36, 2. Prope. Für prope örtlich = zu-
nächst wird im Handwörterbuch S. 1787, Z. 10 v. o. proxime
<rans Pddum übersetzt durch: zunächst dem Po {Caes. b. G.
S, 24, 4). kWein prope ist an unserer Stelle keineswegs räumlich
sondern vielmehr temporal zu fassen, oder: nach unam legionem
sind die Worte quam proxime tr. P. c. beigefügt, nicht um den
Werbebezirk dieser Legion anzugeben, sondern um dieselbe
als eine noch ganz junge Truppe darzustellen, der es
noch sehr an kriegerischer Tüchtigkeit und Bewäh-
rung mangelte. Dasthater aber in so ausführlicher
und belebter Darstellung, um zum voraus ein Streif-
licht der Erklärung oder richtigeren Beurtheilungauf
die Katastrophe fallen zu lassen, von welcher die un-
glückliche Legion mitdenihrb ei gegebenen 5 Cohorten
bald nach der Ankunft in das ihr angewiesene Winter-
quartierin derWeise betroffen wurde, dass unver-
ständige oder feindselige Leute leicht einen Theil der
Schuld auf den Conto des Höchstkommandierenden
d. h. Cäsars selbst hätten schreiben können. Protegere.
Für die Verbindung mit ab aliquo^ ab aliqua re protegere zeugt
C GiOr^Bf Ätidt Iftt-deutschcs Handwörterk, &Dgez, r. Dr* ÄUgayer. 270
schein CkH^r: pHra eaa (naves) a quihusäam protegit vetUis, h.
^ 3, 4'i, 1 und Livius: protegente sempcr altera inopem ab al-
rius h^urin, 42, 30, 6 and 40» 10, 9. Auch bei Flin. \ alas a
Türe protegere, n. h. 11, 19 und 19» 148 und 17, 112. lA'd advers t^
istprot. bei Tac. vorbuuden: qui (reges) nuignitudine nostra pra-
i0^ntur adiwrsus externa impcria, Ann, 4, 5 medd, und Hist.
t, 60 fln. Bei Hegen weiter, zur Regtnzeit schQtzeti wird
durch t>i: (in imbre) ausgedrückt. Plin. n. Ä. 17, &1, Derselbe
Lactor bat auch die Verbindung proteg, aliq, contra aUquid:
m solem caput proicgere 31» 131. Endlich auch uiit
linus im abhängigen Satze nach dem negativen non protego:
dignitas nopi aetas protegebat^ quo minus stupra cuedibus mi'
rentur, Tac, ilist, 3, 33. Public us. 8. 1843 ist unter puhli-
Z, 5 V. u, geschrieben: taMaia ramorum stistinenda provide
iigere. Das ist al)or ein mehr als freies Citat, denn PL n, h, 10»
1^7 lautet: tabufata ramorum su^tinendo nido proHde eligere.
Wuaertrc. S. 1897» Z. 19 v. u. ist ludos miilndos eu vertauacheu,
IXm 9, 19. 10. Quam obrem. Im Handwörterbuch beißt es: u^-
\9um iliud e$t^ quam ob rem haee commemorarim {Cic, Vert, 4»
135). Dagegen ist zu bemerken» dass dafür jetzt allgemein (Zu m pt.
'^HalaD»Baiter-Kay8er*Klotx»C.F. W. Müller commemo*
ftm gelesen wird, Quantuluscunque, Den im Handwörterbuch
iftihrteD Auctoritäten ftig^ man noch bet: quantulacunquc e$H»
(HM^ffiiVi Sulnionis) ros rgo magtia voeo^ Ov, am, 3. 15, 14 u. n,
3, 264, Pont, 4, 15» 14» Fast, 3, 572» Terra est iUi quaniula,
\mi9^qu€ gravis, Martial. 11, 14, 2. Pars veniet meeum quaniula-
[tunque gravis, Äuson. epigt\ 105, ^, QuantuBvis, Bei Cacs,
*Ä. G, 5, 28, 4 bietet das Handwörterbuch S. 1911, Z. 9 t. u. noch
die alte Lesart quantasvis magnas copias. Allein wenn es schon an
und für sich unwahrscheinlich ist, dass ein so feiner Sprachkeaner
wie Cäsar diese gani ungewöhnliche Häufung sich habe zu Schulden
I kommen lassen, so ist noch weiter zu beachten, dass magnas in
jTielen Handschriften fehlt. Es dürfte daher ursprünglich wohl ge-
lliliflen haben quant(istHs copias ^iam Qermanorum susHneri
p^Bse und wie Schneider nicht ohne Grund rermnthet^ magnas ron
einem, welcher den Sinn von quantasvis nicht verstand, bei*
^feeetzt und etiam seinem Deiiehungswort entrückt und su magnas
en worden sein. Es ist darum die noch von Nipperdey beibe-
llene Lesart: quania$vi$ magnas etiam copias Germafwrum
%eri posBt schon von Schneider und nach ihm von Kraner
[nnd Doberenz aufgegeben und das dem Gedanken allein ange-
jsiesaeDe quantamis copias etiam Germanorum aufgenom-
worden: man könne in dem befestigten Lager gegen
(edeDocb so große Streitmacht» selbst der gefürchtet en
^Ofrnianen sieb behaupten, b. Eraner im kritischen Anhang,
1. B90 der IL Ausgabe. Queri, 8. 1921, Z. 25 t. o. sind unter
1% ß lUr den Acc. ei Infin, nur Q, MeteU, Num, fr, und Cic, ange-
Diese Fdguug ist aber auch bei IJv. und anderen te^x
S8Q C. G«0f^e8, AuBtlat-deutBohesHandwdrterb., ang. t. Dr. AUgayer.
gewöhnlich: adsentiebantur miUti, puhatos $e querenies, 3, 11
IZ; ut mille pro uno Caesones extitisse plebes quereretur^ ebd.
0« 14, 4; ejus injuria queri suos honore dejectos, 4, 44, 5; ebenso
8, 32, 9 und 9, 20, 10 und 10, 45, 4, und 30, 26, 2 und 34, 11,
2 und 38, 44, 5 und 42, 23, 2 n. a. Quum Lacedaemanii quere-
reniur opus nihüo minus fieri, Nep. Them. 7, 2. Gum vidisset fo*
dientem et altius rastrum adlevantem lassum se fieri questus ve-
tuU iUum opus in conspectu suo facerey Sen. de ira^ 2, 25, 2;
tarde horas ire querentur^ ebd, de brev. v, 16, 3; posiert nostri
queruntur regnare nequiiiam^ de benef, 1, 10, 1 und sonst Flen^
tes querebaniur regem non in acte sed ahluenUm aqua corpus
erepium esse, Gurt. 3, 5 (12) 5 und §. 8 und 4, 10 (39) 3 und 7,
6 (25) 8, und 6, 7 (27) 28 und sonst. Quos intttUsse sibi bellum
qußr^antur, Hiri. bei Caes, b. G. 8, 4, 2. Ä quü>u8 deductum ac
depramtum Fompejum queritur, Caes. &. c. 1, 7, 1; queriiur in
cqndone sese projectum ac prodiium a Fornpejo^ e&d. 1, 30, 5.
Quum Varus suam fidem ab eo laedi querereiur^ ebd. 2, 44, 2 und
8, 96, 4. Qui. S. 1925, 2) Z. 14 v. o. folgt das Handwörterbuch
der Lesart qui utiliiaiem a natura sejunxisset, wogegen wir be^
merken, dass bei Gic. de legg, 1, 12, 33 von Klotz, Vahlen und
Halm {opp. Cic. Grell. 2 A.) mit Davies a jure statt a natura
gelesen wird. Reficere. Sich von etwas erholen, einem
Erholung von etwas gewähren heißt gewöhnlich allerdings
reficere sCy animum, milOes etc. ex aliqua re, wie im Handwörter-
buch aus Liv. 30, 29, 1 und andern Belegen {Gaesar, Seneca und
Tac.) nachgewiesen ist und noch durch weitere Stellen bestätigt
werden kann : ex magnis caloribus se reficere^ Gic. Q. fr. III, 1
init« ; reficere animum ex forensi strepitu, Gic. Arch. 6, 12« Ex
quo (morbo) tum primum reficiebatur, Liv. 39, 49, 4. Hingegen
bei Liv. 21, 26, 5 wird ohne Variante ab jactatione maritima mili-
lites reficere gelesen, wie auch Flin. sagt: ab imbecilUtate se refi-
cere, n. h. 26, 109. Regnator. Zur Vervollständigung der Aue-
toritäten fugen wir noch bei : Beüm regnator , Att. tr. 32, R. Auch
bei Plaut, noch an einer weiteren Stelle, Amphitr. Prol. 45 und
regnator omnium deus, Tac. Germ. 39. Magne regnator Deüm,
Sen. Fhaedr. 679 und 953 (P. et R). Oft bei Sü.: aeternae reg-
nator noctis, 7, 688 und 8, 444 und 10, 219 und sonst. Ebenso
bei Stat. auch noch an weiteren Stellen : juvenis regnator Olympia
Achül. 1, 588 und 2, 249, Theb. 8, 41 und 9, 421 und 11, 410.
Regnator astris imperans, Frud. Gath. 12, 84 und regnator coeli,
ebd. c. Symm. 2, 170 und V. 758. Reluctari. Für die alte Les-
art lunae reluctatae bei Ov. Met. 12, 264 wird jetzt von Haupt,
Merkel und Riese 1. reluctanti gelesen. Reminisci. Den Acc.
et Inf. hat auch Nep. : reminiscefis ejus se opera Gyrum frairem
superasse, Gon. 3, 1 und : quadrantem in balneis dari solere rc"
miniscimur, Ambros. in Lue. 7, 158. Renarrare. Im Hand-
wörterbuch finden wir a facto propiora, Oi;. was mangelhaft ist, denn
3IW< 6, 316 heißt es vielmehr: a facto propiore priora renarrani.
G0Of$u, kn&f. Iii-dentsebes H^dworterb., ang* t. Bf. AUgayrr,
tst
leperire =^ historisch berichtet fladen kommt mit dem
iöcus, et Inf, auch bei Tac. ?or: rtperio in commcntariis senaius
yCeriulem pro ^enientia dixisse.Änn. 15, 74 und so aach (ohm Än-
ib« der Quelle) : jum triumpho Pompeji reperimus tralatam Phar-
eis argenieam statuum, PL n, h. 33^ 151 uud 34, 15 uud 35,
168. In der Bedeutang darcb Nachdenken , Er wägeUf Nach-
truhen i du e werden, erfahre n^ entdecken, ermittelo,
»ht der Acc, et Inf. schon bei 7W,: per pol quam paucon repe^
Trias mereirkibus evefiire fideles amatorcs ? Hcofr, 58 und claas.
b^i Caes,: cognita Caesar mu^a reiterit, ab Sucvis auxilia mhsa
lf9H, b. G, 6, 9 8 und 1, 40, 8 und 7, 40, 3 and 1, 18, 10. qmd si
mea causa considerahis reperies me fintmsimum pracsidium
"kabuisse aequUaiem, Cic. Farn, 15, 4 14 und de le^e agr, 11, §- 8
tt. /Vn, 4, 17 uud TWc. 3, 52. Beperiet esse comniMtata (verba)
Forr. l L 5, 1» 6, liepetere. S. 2077, Z. 15 ?. o. sind die
Worte mti/^um ante repctito ih s, w. übersetzt durch: uachdeui
«r vorh er oft weitläufig erörtert etc. Diese an Roth und
|Strodtbeck sich anlehnende Obertrai^ang ist aber ofifenbar nicht
ichtig and Orelli erklilrt vollkommen »inugemaß: lango proocmio
antequam stntentiam ipsam diceret und ebenso Nipperdey;
(lidem er vorher weit ausgeholt. Ileputare. Mit dem
ici\ et Inf, wird reputare auch von TJv, verbunden : unusquisque
animo reputet, nostras nunc intueri inm^us seneUum, 21, 41,
16; si rcpiitaperitis nulla ignominiae nota Icviare i'os drsiffnari
poiuiise, 24, 16, 18. Meputans et se privatum nön sine periculo
fort ft, . « Suet. Äug, 28 iuit. und: rcputansnon tarn hoBtetn suum
Darmmfuisse^ q%iam.,. Juiftin, 12, 5, IL Resciscere. Dieses
VtrbotD findet sich auch bei Caes, b. G, 1, 28, init., Liv, 41, 22,
1 ttod Or. Met, 2, 424. Der im Handw«3rterbuch nur aus Naet\
nachfewiesene Accus, et Inf. kommt altlateiuisch auch bei Plaut, und
Ter. vori eam me advextsse nolo resciscat pater^ Plaut. Mete. ProL
107, «nd Cistell. 1, 1. 105, Capt. 5, 1, 25, Pmrum nc resciscat
Ml es&e ex iUa^ Ter. Ifautontim. 4, 2» 3 und 4, 3, 19 und Hecgr.
^, 1, 11 und 3, 1, 5. >^ '«'' rarmhia trstieris nos fingere^
Hör, €pp. 2, 1, 226. i' ■■n coUegam (tase) rescissc absens
mpm poiuerat, Suci. Caiig. 11 . Ne cot^urati proditos se esse re*
tekeereni, Curt. 6, 7. (20) IG. licspuerc. S. 1204, Z, 3 v. o. ist
aodi iri« in der 6. Auflage ein ziemlich starkes Verseheu in den
Worlio respaet invisam juxta cadaver humus filr justa cadarer
kioma, 8. (h?. Ib. 16ü. licstare. Der Acc. et Inf. nach dem im*
ar. rtUat «lebt auch bei //ar. : restat irtt t/imen, qua, , . epp. 1^
27 und Sil. 16, 345. Im Handwörterbuch istt ferner noch aas
Lit\ citiert: qua minima vi ref*tatur (34, 15, 6) allein dort wird
jattt Too Her t2. Madvig und Weissenborn mit Recht resi-
itelvr fttiMn. Rigor. S. 2139, Z, 10 v. u. sind in ed. $ und 7
) praeposteri durch Nachtfröste Übersetzt; in der 5. Aufl.
il ikli aber noch das richtige; NachfrOste [SpätfrOstej
ib* aalche, die im Gegeosats zu praepraperi (== verfrUht) au
288 C. Georges^ Ausf. lat-d^utaches Handwörterb., ang. y. JDr. AUgayer,
spät eintreten, s.PZ. n. ä. 18, 208. Bogare. Unter B ist S. 2149
fOr rogare aliquem aliquid = einem um etwas bitten nur die
Auetoritat von Cic. angegeben, während alle Dichter fehlen. Vgl.
darüber: roga meviginti minas^ Plaut Fseud. 1, 1, 114 und 1, 3,
60. Ottum divos rogat in patenti prensus Aegaeo, Ilor, Carm.
2, 16, 1 und 2. Hos {Naiades) rogat auxüium, Ov. Met. 14, 787.
Ovem rogäbat cervus modium tritici^Fhaedr, 1, 16, 3. Hunc mag-
nas rogat alter opes, Martiah 9, 64, 7 und 10, 24, 11. Prospera
bella Deos rog, Lucan. 4, 388 und: quidrogas telum deos? incert.
auct. Herc. Oet, 859 und Sen. Phoen. frgm. 123 und 155 (P. et
E) und prosaisch mortem aliquem rogare, Sen. epp. 11 j . 18. 8 a-
nahilis» Die Stelle aus Sen. : q\xi ad phüosophorum scholas aut
sanior redeat aut sanabilicr ist ziemlich irrig citiert. Die-
selbe lautet richtig : qui ad philo$ophum venit . . . aut sanior do-
mum redeat aut sanabüior, s. epp. 108, 4. Secundus alicui,
alicui reif einem, einer Sache nach Werth, Gehalt An-
sehen etc. nachstehen, findet sich nicht nur bei Xit^.und Verg,
sondern auch bei Ov.: nulli ttm forma secunda est, am. 1, 8, 25
und 1, 13 (42) 44 und Pont. 2, 2, 90 (88) und in nachclass.
Prosa: t?»V nulli secundus j Vellej. 2, 76, 1 und: regio armis vi"
risque nulli earum gentium secunda, Gurt. 5, 10(28) 3 und poet.:
ego sum nulli nugarum laude secundus, Martial. 9, Proem, 5.
Vidü Magnum mihi Borna secundum. Lucan, 5, 662. Nulli
quisqu,am virtute secundus, Sil, 7, 55 und 16, 448 ff. Semisom»
nu8. Die Nebenform semisomnis ist nicht bei Sen, de vita beata,
sondern de brevit. vitae 14, 4, zu suchen. Sensim.lm Handwörter-
buch steht noch amict^/o^senstmdli^^ttere, allein am betreffenden Orte
(de. Off. 1, 120) wird jetzt allgemein sensim diluere gelesen. Si^
gnificare. Der Äcc. et Inf. ist auch in der neuesten Auflage des
Handwörterbuches einzig und allein aus Cic. bezeugt, obgleich er
sehr häufig vorkommt: hujus ortus significat, circiter esse extrC'
mam noctem^ Varro l. l. 7, 76 M. Hac re significari magnum nu^
merum civitatum suam vim sustinere non posse, Caes. b. G. 4,
8, 1 und 2. 13, 2. Janus apertus uti in armis esse civitatem sig-
nificaret, Liv, 1, 19, 2 und ebd. c. 21, 4; Bomam se ire magno
damore significabant^ ebd. 5, 37, 5 und 32, 12, 1. Signißcans se
loqui velle, Curt. 9, 3 (12) 3 und 7, 7 (31) 22 und 8, 1 (4) 29.
Haec significat fabula dominum plurimum videre in rebus suis
Phaedr. 2, 8 (7) 27 ff. und 4, 10, 16. Quum aliquos nunquam
soltUuros esse significare vult, Suet. Aug. 87 init. Fumus modicus
qui hospites venisse signißcet, Sen. epp. 64, 1 und ebd. mors Claud. 5,
4 und n. q. 2, 39, 1. Fadem epistola et non studere te et studere ai^
gnificat, Plin. epp. 7, 13, 1 und 8, 3, 1 und 9, 19,1. Quibus (rer-
his) in Piraeeum se descendisse significat, Quintil. 8, 6, 64. Ti"
tuius aeriis lüteris Etruscis religione arborem jam tum dignam
fmsse significat, Plin. n. h. 16, 237. Sine. Non sine ullo vut*
nere = nicht ohne allen Verlust ist im Handwörterbuch dem
Cäsar zugeschrieben, kommt aber weder bei ihm noch sonst irgendwo
(X Oeargcitf Amt Ut,*deuuch«6 Uaadwörttirb., mg, v, JJr, AUguyer, 2Si
Tofi ^^^^ dft sine negativ, nun shie &hQT positiv ist» so kann der po-
fiitive Satz sie sind nicht ubiid alle Ü Öffnung b leb er ge»
tloinmeu, lat. »ur heißeu: non ssnc aiiqua j^j/e huc vmeruni^ s.
: 'it. Gramm. §. 109; ebenäo bei Cic. IVtilipp. 3. 28. Audi
1 . Sätzen ist «ewro, nihil etc, sine aiiqua rc das Gewöhn-
jche: nee tarnen id ßeri potuU sine aiiqua cohortium jactura^Cic.
^ FamiL 10, 30, 5. Nihil unquam ftcit sine aliquo quaestu, €ic,
Vtir. 5, 5, II, Cum ad animoi^ descendefG $inc aliquo commaUa
iiliiratuli non posseif Lit\ X, 19. 5. Malum millum est sin^ flft-
iuü bönu, PL n, h, 27, 9. Ilespondcrunt po$sc mc tuto /«rari, fton
imcn sine aiiqua suspicionc PUn, epp, 7, 1, 5. Vgl, auch Cic.
l-iki^ d. 2, lr^7, fh divin, 2, 07, Ttuc, 4, 43. Docli findet sich iu
ftiegiUiveü Sätzen auch (aber selten) uUm^ da beide Ausdrucks-
flvci^n hier dem Sinne nach zusammenfallen , non potta cum situ
%tJta iHtuiwrationc accusarc, Cic. divin, in CaeciL 18, 60 und Off,
2, 40, Siehe darüber a. a. 0, J. vqu Gruber, Spoliarc = be-
I r a Q he u , plündern, btoht oft auch bei Li%\ : sodos^ Ikiphoif sjh}-
hare, 43, 2. 2 und 38, 48, 2 und 39, 28, 11, öbenso tcmpla o^-
I jwrfrt, mivüs spoliare, 39, 4, 11 und ebd. c. 25, 7 und 44, 29, 4*
Fana spoL, Nep. Ageü. 4, 8. Ebenso b«i Ckies.i spoUatia eorum do~
,mibu8^ b. €, 3, 42 fin. Vgl auch Suct, und TaL\:iconstat) Vononem
l feiern iipQUaiupi, Suct^ Tih. 49 /iw, JVrro 40» g. f. Ncc eo segnius
[ . . flrattfs trucidatos spoliatit^ Tac Ilistf 3, 25 fin. und ebd, 2, 88
[iu)d 1, i^O,ther spoliarc mit Ahlat. s, aucbCae'A-, : uUroilta omni
Hitate spoliarctuf% b. G. 5, G, b und ubu
thf^un iri^ thd, 7, 66, b. Vt aiiqua pari*
1 dies, h. G. 8, 52, 3, Ebenso Liv. i ttc pn^rincta reicre
spoUarctur^ 40» 35, 10 und 39, 11, 7, endlich auch Curt,
und Suci.i spoUatus lantijs viribus, Curt, G, 11 (48) 82 und 10»
6 (19) 7. Spoliavit Lepidum exercitu, Suet, Auff, 1»> /i«. Stri-
Jlflil^. Im Handwürterbuch sind clau^tra atridula fatach far
_ §mträ ^rr. 8. (h\ Trist. 3. 12, 30, Sub. S. 2548» 2) gehören
fdie W^rte si«5 c>cri/ijf domini suum probare oj>eram nicht dem
IXtr, aondern dem Cae^s,^ s. k c. 1, 57 /iw. Subjiccr€\ Im Hund*
kir5rtert>uch steht noch S« 2559, Z. 5 v. u. scntcntiam subroce s^-
Ificert^ allein heut zu Tage wird dort allgemeio sub rocem gelesen^
«. Madvig zu Cic^ Fin, 2, 48, Subduccrc, Wir bemerken, dass
8. 2556. Z. 4 V. o. für »ubducerc se custodibuä von Halm jetzt dort
l, 4i a ctistodibas sc subiiuccre gelesen wird. Suffi'
»IJ, Z, 31 V. u. ist für das vom Handwörterbuch geboten
fifc f Trcjj cHiquam aulficcre jetzt cujusquam allgemeine Lesart S.
CüC9. Ik (.1. 7, 20, 11. Suf fifjcre. JJntea antcunac sumniae «w/fi-
jrrr«* givh^rt nicht, wieda« Hand wöjter buch sagt, dem LucrH*, sondern
4ituXuoiin (9,, 328) an. Su^picari, S, 2674, Z. II v.u. i&tt^ntoa
tJB b6aer Fehler statt vefUuros^ s, Ot\ Heroid, 10, 83- Tempera-
lti> "- hnibe Z, Gx. u.temperanti^^iiimus h\T tempcradssimus,
a. ( ^ 17,38* Te$tati, Den Accus, et JfifUmdi t($tari dcoa
s- 4i« üöiter XU Zeugen annehmon,anrufen. bat auch Lm),
1^*
284 C. Cfeargea, Ausf. lat-dentsches Handwörterb., ang. v. Dr. ÄUgof^.
und andere : vos (deos) ego testor, popülum illum if\justum esse.
Liv. 1, 32, 10 und 9, 31, 10. Sen. Controv. 7, 18, 3. Tac. Ann.
3, 16. Sen, Troad. 653 (P et R). Sehr gewöhnlich aber ist bei
Liv. testari deos atque homines, mit folgendem Accus, et Inf.
S. darüber folgende Stellen: Appius testari deos atque homineSf
rem publicam prodi ac deseri, 2, 57, 4 und 3, 72, 1 und 4, 53, 5
und 22, 44, 6 und 28, 8, 2 und bei Sali. Catil. 33, 1. In der Bedeu-
tung beweisen, darthun, zeigen hat den Accus, et Inf. auch
Nep.\ dispersos testabatur perituros, Them. 4, 2 und im nach-
klass. Prosa: testati edictis Itbenter se in exsilio victuros, VeU
lej. 2, 62, 3. Relinquamus cdiquid quo nos vixisse testemur, Flin.
epp. 3, 7, 14. Quae consensu vera esse testatnur, Sen. epp. 108,
8. Caesaris se hgatum testabatur provincia arceri, Tac. Ann. 2,
80. Tolerare. Unter diesem A. ist für die Worte paulo etiam
longius tolerare posse parcendo auf Caes. b. G. 7, 41, 7 verwiesen,
allein statt 7, 41, 7 ist zu verbessern 7, 71 4 und statt tolerare
wird heut zu Tage wohl allgemein das absolut genommene tolerari
gelesen. Trans fugium. Unter diesem Wort ist transfugium sa^
crarii ein nicht unbedeutender Druckfehler für qui transfugio
meruere sacrari, s. Prudent. c. Symm. 2, 505 (Obb.) Usus. S.
2986 oben ist usui esse^ magno, majori maximo nur aus Cic. Sali.
und Sen. rh. bezeugt. Es findet sich al)er auch bei Liv. und beson-
ders oft bei dem gleichfalls im Handwörterbuch nicht genannten
Caesar^ und zwar entweder ganz absolut: maximo usui fuU Amy^
nander, Liv. 31, 42, 8; quinqueremes quae possent usui esse r6-
^cerCt ebd. 42, 27, 1. Nasidienae naves nullo usui fuerunt, CaeS.
b. c. 2, 7, 1 und b, G. 3, 14, 5 ; inventum est magno esse usui
posse. . . ebd. b. c. 2, 8, 3. Sodann auch mit dem Dat der Per-
son oder Sache, für dieetwas von praktischem Y orthelle
ist: oppidum ne cui usui esset Eomanis^ Caes. b. G. 7, 55, 7 und
equitibus laborantibus usui esse, ebd. &. c. 1, 45, 4 und b. G. 4,
20, 2 und ebd. c. 25, 1 ; operi quaecunquc sunt %isui sine periculo
supportat, ebd. b. c. 2, 15, 3. Majori se usui rei publicae fore
urbano gesto magistratu, Liv. lOy 9, 11. Zur Angabe des
Zweckes dient in der Regel die Präposition ad: peritos legum
peregrinarum ad condenda jura usui fore credebant, Liv. 3, 33,
5 und usui esse ad vescendum, ebd. 31, 45, 13. Quae ad eas res
erantusui, Caes. b. G. 4, 31, 2; ad haec {omnis generis tela)
magno usuifuissetormenta, ebd. 7,41,3; res quae ad bellum usui
erant, ebd. 1, 38, 3 und quae usui sunt ad defendendum
oppidum ebd. b. c. 1, 19, 1. Endlich auch mit Bezeichnung
der Person und zugleich des Zweckes zu dem etwas
ei-foi*derlich ist: quae (jpecuniä) nobis maximo usui ad concüian"
dos barbarorum animos erit, Liv. 26, 43 medd. Qui magno nobis
usui ad bellum gerendum erant^ Caes. b. G. 2, 9, 5,
Vergere. Im Handwörterbuch werden anni vergentes in senium
dem Tac. beigelegt, allein Ann. 12, 44 heißt es bloß vergentibus
Jam annis suis metuens^ hingegen steht der ganze dem Tacitus
C, Geoff€$t Aasf. Ut-detittiches HftDdwörterb., ang. t. Dr. AUga^er,
ittgeschriebeue SaU bei Lucan. 1, 129 und 130 und m 5£i«£TJtt^Oj#
annts vcr^mtibus hat fi^e«. detnttU. 1, 10, 4 und vergimur in
Senium, S(aL Silv, 4, 4, 70 uud rcx in Senium vcrgcns, Stat. Theb,
1, 390. Vetare. 8, 3105, 2, 7 v. o. bietet das Hand wörtei buch dia
Worta mlfö UgatoB Caesar äiscedere vetuerat, ein nicht ganz
geuaiieß Citat, den« die Stelle lautet bei Cäsar (b. G. 2, 20, 3):
ab optre aingulisque legionibas et q. s* Vociferaru Vociferari
füriitcr^ Z. 4 v. u. ist falsch für ferociter, s. Lh\ 24, 21 ♦ 2. Für
die VerbinduDg mit dem Accus, ei Inf. ist im Handwörterbuch
lediglich Cit\ als Äuctoritiit genannt. Derselbe findet ^ich aber oft
auch bei Liv.i circumfusi duci vocifcrantur , sc antr signa itufos,
2, 65, 3; Claudio rociferatite de pairihus non de hostibna consnlrs
Mumphare vellc, 3, 63, 8; cum Otaciliu^s ferocüer cum c^ntinuair
vclh comulatum vodfentreUtr, 24, 29, 1 und 40, 3B, 4 und sonst
.oft. Ebenso fehlt Curt.: vociftrantes adcsse supremam horam, 3.
12 (30) H. Nachzutragen sind auch Velhj. Tac. Suct, und Val
Moje* i vodferabaniur cruendam dclendaiuque urbem ,2,27,2.
Auäorem sibi esse rodferabantur, Tac, Ann, 15, 88. Suct. Calig.
36 iait. FiUum pairiis p^natibus e^ulit mcifcrando tion illum
sed sc I>ion€ esse pfocrcatum^ Val, Max. 9,15, 5. üxore Xan-
thippe inter fletuw ei lamentaUonem vocifcranie innoccfitem cum
(Socratcm) periiurumy ebd. 7, 2, ert. 1. Der Ort, von welchem ans
liiitea Geschrei ertönt, wird von Blin, durch ex bezeichnet: rana
ex ea (urhore) roäferanSj, n. h. 82, 92. Votum, Am Endo dieees
Artikels ist nives diumas ederc noch ein sehr unliebsames Ver-
üben füi". voia arborum frugumque ammuma snnt, nives diu-
tinas stdere, Koch benutzen wir die Gelegenheit, uns mit dem ver-
ehrten Herrn Dr. Georges über einige wenige, die Recension dos
ersten Tbeiles seines lateintäch-dentscben Handwörterbuches be-
treffende Punkte auseinanderzusetteu. Unsere über den Gebrauch von
ai^rare gemachte Bemerkung kann sich, wenn mau den Zasanuneu-
hang unserer Worte beachtet, nur auf die poetische Sprache
beziehen und war und ist in dieser Beschränkung volliiommen
jiichtig und unser Versehen besteht lediglich darin, dass wir ver-
gessen haben, das Wort *einen^ durch Unterstreichen als Zahlwort
tu markieren. Die Yersichernng • dass die von uns fQr casus navi-
§andi =^ Schiffs gelegen heil angeführte Stelle ja schon im
HandwC^rterbuch angeführt sei, ist voltkommen richtig. Damit ist
^»er nicht viel gewonnen. Der Brief , in welchem der casus nari-
k Sandi steht (Cic. Attic. 6 , 1 , 9) ist Laodiceao VI Cal Martias a. u.
704 datiert. Seine Abfassungszeit tSllt also in den Winter, Wie
geflüirlich es aber bei dem damaligen Stando der Kautik werden
kennte, in dieser Jahreszeit aus Vorderasien eine Seefahrt tlber dab
Mltlelmeer nach Italien zu unternehmen, dafür gibt das 27. cap. der
I Apostelgeschichte den schlagendsten Beweis. Nimmt man dazu noch
die weitere Mittheilung Ciceros, dass er seine Staatsdepeschen per
lenOür tabeltnrics propter casum (Wesenb. casus) navigaudi nach Born
beßrilerihabe, so gewinnt die Sache ein ganz anderes Gesicht, Der
286 C OeorgeSt Ansf. Iat.-dentscbe8 HandwSrterb., wag. y. Dr. AUgayer,
casus navigandi, welcher die hinos tabellarios nothwendig zn machen
schien, ist doch wohl anch in diesem Falle die Unsicherheit, um
nicht zn sagen die Gefährlichkeit einer Winterfahrt über d^js
mare internnm. So haben wir bei nochmaliger reiflicher Erwägunjg
die Stelle auffassen zu müssen geglaubt und zu unserer Genugthuung
gefunden, dass schon Wieland und nach ihm Metzger übersetzen:
über diese Begebenheiten habe ich auch meinen Be-
richt an den Senat durch zwei Boten der Zufälle halber,
denen man zur See ausgesetzt ist, abgehen lassen.
Circumlustrare. Die Auffassung , dass circumlustare nicht bloß den
Sinn Ton umsprengen , sondern wesentlich auch (wegen der un-
mittelbar folgenden Worte mensusque paventia teda) den von
ringsum betrachten usw. habe, glaubt Becensent auch noch
jetzt festhalten zu müssen , um so mehr als auch F. H. Bothe über-
trägt: auf keuchendem Boss alles Gemäuer rings um-
spähen. Cofiimittere, Unsere Behauptung, dass die Verbindung yon
comtnittere mit dem Part. Fut. Pass. im Handwörterbuch vermisst
werde, war wohl für die 6. Aufl. des Handwörterbuches richtig, es
ist aber das Fehlende in der neuen Bearbeitung nachgetragen. Indem
wir dieses Übersehen bedauern, fügen wir für den fraglichen Ge-
brauch noch zwei weitere Stellen an : dfix honus huic centum com^
misU vite regendos Ov, a. (X. 3 , 527 und Claudian. VI constü.
Hon.bS2 und 583. Gaptare. Haben wir behauptet, dass captare
mit folgendem Jn/*. nicht heiPhaedr, 4, 8, 6, sondern 5, S, 2
stehe, so kam dies daher, dass unsere Aufzeichnungen ans
Phaedr. nach der sehr geschätzten Ausgabe von P. Burmann, Leidae
ap. Sam. Lnchtmans 1727, 4 gemacht waren. In derselben aber und
noch in der Ausgabe von Siebe lis ist unter PÄa^rfr. 4, 8, 6 für
captare mit fl. Inf. niclits zu finden. Also schlössen wir allerdings
irrig, dass für den fraglichen Gebrauch nur Phaedr. 5, 3, 2 zu-
treffend sei. Bei weiterem Nachschlagen aber fanden wir, dass dafür
in der genannten Ausgabe auch noch Phaedr. 4, 7, 6 d. h. dieselbe
Stelle verzeichnet ist, welche von Nauck undKaschig unter Phaedr.
4, 8, 6 citiert wird. Zum Schluss noch einige nachträgliche Bemer^
kungen zu unserer Recension des zweiten Theiles. Unter men^m steckt
5. 783, Z. 2 V. 0. in den Worten Orionem in pelago incidentem ein
schon in Aufl. 6 enthaltener Fehler statt in pelago incedentem.
Unter intermittere ist S. 318 , Z. 5 v. u. das Citat hostes subeuni^
non intermittunt etwas ungenau; bei Caes. b. G. 2, 25, 1 steht:
Caesar übt. .vidit, hostes neque a fronte ex inferiore loco su6^-
tmtes intermittere, neque. . S. 773 Z. 8 v. u. ist mero mendacio
irrig f^vlibero mend. = keck, frischweg lügen, Liv. 35, 12,
17. Unter Stipendium sind Z. 15 v. o. die Worte cUicujus opera
stipendio liberari dem Liv. zugeschrieben, gehören aber dem Caes.
b. G. (5, 27, 2). Auf S. 2597, Z. 21 v. o. gehören die Worte in
patemas opes succedere nicht dem Cic. sondern dem Liv. 21 , 3,2
an. Tristitia. Unter nubilus citiert G. S. 1072 Z. 13 v, u. (Quintil.
11, 3, 75) oculi tristitia qüoddam nubilum ducunt^ wofür Zumpt
a JNft^Ädt, Friedrich Wilbelni Ritechl, augez, von A. MarawiU. tS7
nud Halm trisiitiae quoddam nuhilum d. lesen. Vorare. S, IMdl,
rZb 3 V* ü, ist ritulum rorarc bei Plaut, Jlad, 2, 6, 61 (545) ein
Jter Dmckfebler fttr vi<lu!am vornre.
Koch^irthörn* Dn All^ajer*
Fnednch Wilhelm Ritschl. Ein Beitrag xor Geschichte der Philo-
logie TOn Otto Ribbeck, 11. Band. Mit einem Bildnisse Ritachla.
Ldprigr. Teabner 188L 591 SS.
So ist denn iler zweite Band des wertvollen Werkes raech dem
fff«teii g^fol^, an Sorgfalt, Gröndlidikeit und Vertiefung in den
nd dem fnlberen nicht nachstehend^ an Wärme nnd Schwung
lellang ihn weit übertreffend . Dies ist auch ganz natürlich,
dtnn von selbst finden sich für den Biographen hellere Farben und
der passende Ton, wenn er eine Epoche im Leben seines Helden
lltscbreibt, in der er diesem selbst nahestand. Das Gefühl schönster
IPfatlt spricht denn auch das Wort aus, mit dem K. sein Werk er-
\%fhi^. Nicht ohne Wehmuth j^chreibt er, gebe ich hiemit den zweiten
^ Icher das vor zwei Jahren 7:iir Hälfte geftSrderte Lebensbild
L t, ans den Händen. Nnn ich den Griffel niederlege nnd den
80 lange auf die geliebte Gestalt gehefteten Blick von ihr ablenke,
scheint mir der Unersetzliche zum z weitenmale entrissen zu werden.
Mit dieser freudigen Hingabe an seine Aufgabe verband R.
ach hier wieder reichliche QuellenbenOtzung, besonders Correspon-
ifüfen konnte er viele eiosehen ; die Art, wie er diese verwendete —
- wohl das einzige Bedenken gegen das sonst so treffliche
werte Bnch — ist aber doch etwas zu prOde; Briefe soll
^man vollständig mittheilen, ob es Jetztlebende ärgert oder nichts ob
l^a^rch der Held der Biographie gewinnt oder nicht, darauf kommt
1^9 durchaus tiicht an, die historische Trene verlangt die Mittheilimg
auch des Cnwesentlichen, ja auch des Unschönen, denn was erreicht
wisrd^n «öll , ist ja die Djirlcgung des Wirklichen , das Ziel jeder
Üntprsuchang aber st-et*^ die Wahrheit! Ein Werk der
j ja der Verf. selbst, braucht kein PanegvTicus zu sein,
einer Persönlichkeit von Ritschis Grrtße und Genialität gegenüber
kann nur das simple Philisterthum an einzelnen Übertreibungen und
derben Aussprüchen Anstoß nf»bmen, — Doch genug davon, gewiss
hat der Biograph trotz aller strengen Ausscheidung alles Persönlichen
Hfl ifer Rit«rhlsrhpn rorrespoiideuz , was sich för die Biographie
n ließi entnommen und ein Bild seines
u'bensvoU und tu Überzeugender Wahrheit
TOf nns fteht. Man hat das Gefühl bei der Leetüre des bedeutenden
n%-i— ^ifx^ ich ften Vorzug vor allen anderen mir bekannteo Philo*
raphien gebe: ja so muss der Mann gewesen sein, der
iiijtid^i'' ' ' '" :<'l geworden, so mnss diese geniale
f?i»l^brt*- I und Begeisterung, für das gtinte
' in Zahllosen erweckt haben, so muss
ri, um die sich treue Freunde, pflicht*
btimsste Schüler sammelten, der Andere wieder in entschiedenem
f88 0. Bibheek, Friedrich Wilhelm Bitschl, angez. ton A. HarawitM,
Gegensatze sich widersetzten. Man hat Bitschi von vielen Seiten
angefeindet ; noch jetzt kann man ans dem Munde von Männern^
von denen man es nicht erwarten möchte, abfällige Bemerkungen
über ihn hören. Wer Bibbecks Buch gelesen, wird einerseits be-
greifen, wie es dahin kommen konnte, dass bedeutende Fachgenossen
sich — häufig gegen ihre Überzeugung — so aussprechen konnten,
andererseits aber durch die LectQre den Eindruck einer überaus
mächtigen Natur erhalten, die Liebe, hohe Achtung und Be-
wunderung bei allen Vorurtheilsfreien erwecken und die gerechte
Würdigung finden mnss bei allen, die nicht auf den Zinnen der
Partei stehen. Und dieser Eindruck des Buches hat bei mir das ernste,
wohlüberdachte Wort eines langjährigen Collegen Bitschis an der
Bonner Universität, den ich über Bibbecks Charakteristik des großen
Philologen sprach, bestätigt und noch verstärkt, das Wort: Bitschi
war nicht bloß ein großer Gelehrter, er war ein echter Ehrenmann 1
— Doch genug hievon ; mag eine kurze Skizze des Inhaltes folgen I
Das Werk Bibbecks führt im Eingange zur ersten Bonner Periode,
also zu den Jahren 1839 — 1848 und schildert die Bedingungen,
unter denen B. an der rheinischen Universität als Näkes Nachfolger
und Welckers College ^) sein Lehramt begann. Beiühmte Collegen
fand er daselbst, den alten, obwohl ewig jugendlichen E. M. Arndt,
den nur zu sehen schon eine wahre Herzstärkung war, A. W. v.
Schlegel, der gei*ade Decan war und bei dem man nie zu Wort kam,
den pikanten Böcking, Löbell u. a. Die Lehrwirksamkeit B.s ge-
staltete sich gleich vom Anfange recht befriedigend , es ward ihm
auf dem Katheder recht herrscherlich zu Muthe. Im ersten Jahrzehnt
trieb er Homer, Äschylus, Aristophanes, Plautus, Metrik, lateinische
Grammatik, Encyklopädie oder Kritik und Hermeneutik, Es war
naturlich, dass die originelle Weise, die in seinen Vorträgen zur
Erscheinung kam, Aufsehen erregte. Mit einigen drei- und vier-
eckigen Zettelchen und Papierstreifen ausgerüstet, welche kreuz und
quer mit Notizen flüchtig beschrieben waren , kam er ohne viel Vor-
bereitung auf das Katheder. Es mag gleich hier erwähnt werden,
dass auch er zunächst eine wörtlich treue Übersetzung mit Ver-
renkung der deutschen Sprache, um die antiken Denkformen ein-
zuprägen, dann erst den Versuch einer geschmackvollen Übersetzung
verlangte; damit anzufangen, verführe zur Oberflächlichkeit! Am
meisten interessierte ihn damals die homerische ITrage (cf. 27 f.),
der Ort aber an dem er am meisten zu wirken hoffte und auch ge-
wirkt hat, war sein Seminar. Lassen wir Bibbeck den Eindruck
schildern, den er von B. als Lehrer erhielt. „Wenn der hochgewachsene
schlanke Mann mit dem scharfgeschnittenen Profil und der pracht-
vollen Stirn , über der das braune Haar in welligen weichen Flocken
aufquoll , mit den unter der Brille leuchtenden Augen und dem un-
beschreiblich lebendigen Munde sich mit elastischem Schwung auf
das Katheder hob und stehend mit lebhaften Gesticulationen in
«) cf. Kekul^'8 G. Welcker. Teubner 1880.
(3L SMeck Frieciricli Wllbelni Bitecht, angez, von Ä. KorawiU. BSt
I froier KeprodoctioD sprach, wie es ihm aus der Seele qaoU, 80 wurde
moh der Stompfere zur Aufmerksaiukeit gezwun^D und fasste für
den Augenblick wenigstens ein Interesse an der LösQDg wisäeto*
ftlicher Fragen." Im Seminar sah er weder eine Fortsetzung des
_ aa^ialunternclites — denn als unerlässliche Bedingung der Be-
'^heiligung galt ihm mit vollem Eechte, dass die Leute sattelfest in
f 40r Grammatik beider Sprachen zur Universit&t kämen — noch eine
eitung zum praktischen Lebren, sondern eine Obting der wissen-
^icihiftli(*hen Fertigkeit, auf bewnsstem methodischen Wege nach
strengen Gesetzen und Grundsätzen einer sowohl sprachlichen als
i»achlichen Erklärung das richtige Verständnis der classischen Schrift-
Btell<»r 5RU bewirken, Respect vor den hohen Anforderungen wahrer
chaft, Eespect vor strenger Methode sollte Gemeingut seines
^ werden. In diesem Sinne leitete E. seine Philologen« denen
er mii der größteu Liberalität seine Bibliothek, ja Localitäten in
Beinern Ilause einräumte zu echt wissenschaftlicher Thätigkeit.
Welche gewaltigen Erfolge dieses immer berühmter werdende
^StfUiBai eriielte, zeigt von anderem abgesehen die dankenswerte
Auftihlnng der Mitglieder desselben (S, 560 flF.). Welche Namen
l'^Mgi- ^ hier! Georg Curtius, Heinrich Braun, Heinrich Keil,
I Aog' iCher, Jacob Bernays, Georg Bunsen, Josef Rein kens,
^Oüo Kibbeck, Johann Vahlen, Emü UQbner, Ajiton Klette, Franz
• Büchnler, August Eeifferscheid , Adolf Kiessling, Hermann Vsener,
iCurt Wachsmuth» Otto Benndorf, Karl Dilthey, Heinrich Hirzel,
' Karl Dziatzko.HugoSohuchardt, Heinrich Eückert, Otto Gildemeister,
Johann 0 verbeck, Wilbelm Lübke, Friedrich Schirrmacher, Ernst
1er, Alfr. v. Gutschmid, E* M. Wohlrab, W^ilhelra Kamp-Schulte,
T. Karajan, Job, Honegger» Karl Zangemeister, Joh. Kvi<^ala,
Wilh. Maurenbrecher, Alfred Holder, Otto Keller, Gustav Schliemanu,
Otto Hirschfeld, Gerhai-d ten Brink, Octavius Claaon, Friedrich
' KieU^che, Hugo ßlümuer u. v« a. Die Namen auch schon der hier
[ 6«0AQDt6n des Exercitus Eitschelianus zeigen, was Wissenschaft und
SchniU dem Bonner Seminar danken, ab«r auch welche Vieläeitigkeit
I in dtn Schülern Ritschis zum Ausdrucke kam. Wie viele Historiker
und Kunsthistoriker sind doch aus jenem Seminar hervorgegangen
jvnd wie gut hat ihnen die philologische Schulung angeschlagen.
I7retlic1i gar hart war mitunter im Seminar der Kampf. „Die scharf
I irticulierende Stimme R.s , welche im Lateinischen noch schneidiger
I kUng« schonte keine Halbheit und Bequemlichkeit .... eine solche
Stunden bat Hancbem gar bitteren Nachgeschmack gebracht, aber
liucli konninis seiner Mängel und des rechten We^e^,^
1 Wah li sorgte R. für diejenigen aber, die ernsten W^iUen
[vnd bipxchetditues Streben sieigten, auch für Angelegenheiten persün-
t-Vcbiter und vertraulichster Natui' fanden sie in der |, Beichtstunde"
I Ohr und Herz des Meisters offen^ willig und vertrauensvoll über-
! "" p sich denn auch seiner Fflhrung. Nur ein ^bananai scher
opf beschwerte sich einmal darüber, dass im Seminar zu
gikhiU» Dinge getrieben worden * von denen ein künftiger Schul-
290 0, Ribbeck, Friedrich Wilhelm Ritschi, angez. von A. Horawüß,
meister keinen Gebrauch machen kOnne , den ließ B. mit gelindem
Hohn laufen*^. In jenen Tagen gewaltigster Arbeit erfüllte B. die Idee,
er werde nicht alt werden und seine ganze Sorge drängte sich in dem
Wunsche zusammen, wenigstens den Plautus „fertig zu machen."
Aber mitten in diese Strebungen fällt das gewaltige Project seines
Codex palaeographicus, zu dem ihn die Überzeugung führte, dass die
materielle Grundlage der Philologie, die Zuverlässigkeit der hand-
schriftlichen Überlieferung nicht veniachlässigt werden dürfe. Schon
auf der Gothaer Philologenversammlung (1840) machte R. Mit-
theilungen über die Anwendbarkeit einer lithographischen Erfindung
für wichtige philologische Zwecke und über die Hersteilung des Codex
palaeographicus als Hilfsmittel zum Studium griechischer und latei-
nischer Paläographie. Wir, die wir heutzutage mit Sickel's, Watten-
bach*s u. a. Werken in dieser Hinsicht vortrefflich bedacht sind, künnen
uns kaum mehr die Bedeutung eines solchen Vorschlages, die emi-
nente Tragweite des Ausgeführten vorstellen, aber auch nicht die
großen Schwierigkeiten, die sich der Sache entgegensetzten. Und
doch wurde in den Proben (1844) eine Klarheit und Treue ge-
wonnen, „die selbst von photographischen Nachbildungen keineswegs
erreicht wird." — Mit diesen Plänen und Arbeiten wechselten die
Thätigkeit auf der Bonner Philologenversammlung (1841), die
Gründung eines ^Heim^ in Bonn, die holländische Beise (1842),
welche die Erinnerung an Grotius, Hemsterhuis, Buhnken u. a«
wachrief, der Besuch Paris', in dem er trotz der freundlichen Auf-
nahme durch Dübner, Egger und Hase doch Heimweh empfand (an
Paris habe ich für dieses Leben genug, schrieb er). Wie wohl fühlte
er sich dann wieder in den zweiten Bonner Periode 1848 — 1865 in
dem Kränzchen bei Dahlmann, Boissere^, Brandis u. A. Abei' freilich
die Stunden der Erholung wurden immer karger, denn zu all den
Sorgen und Mühen war auch die Bedaction des Bheinischen Museums
für Philologie gekommen (72 ff.). „Es wäre Alles gut**, schreibt er
da wohl in großer Bedrängnis, „wenn man nur Zeit kaufen könnte
und Geld genug dazu hätte!" Nie ging es ihm mit diesem ,, Artikel^
so schlecht wie damals. Die lateinischen Proömien für die Lections-
verzeichnisse waren zu schreiben, B. hat im ganzen 58 verfasstt
(cf. 83 ff.) Dazu kam die Belastung mit dem Dionysius (cf. Band I
233 f. und II 90 f.), den er Didot zu liefern hatte, eine ganze
Leidensgeschichte, die er endlich durch Kießlings Stellvertretung
(1860) von seinen Schultern abwälzte. Er musste suchen frei zu
werden für die große Aufgabe seines Lebens, die seinen Namen stets
erhalten wird , für die Arbeiten am Plautus , durch die er, gewisser-
maßen der „Entdecker dieser Provinz' über die Geschichte des
römischen Dramas und der Bühne „ungeahntes Licht^ verbreitet und;
„der Forschung über römische Literaturgeschichte der republika-
nischen Zeit überhaupt die Wege gewiesen und angebahnt (VgU
99 ff.) Zeit seines Lebens ist B. immer wieder auf seinen Plautus,
zurückgekommen, in seinem KOnigsprogramm 1842 erregte er Be-
wunderung durch seine siegreiche Kritik, „womit der Irrthum aus
0. BihbBtk, Friedrich Wilhelm Ritgchl, mget, von A, Htyrawits, ÄH
allen seinen Schlnpfwinkeln aufgesucht und ans ihnen vertrieben
[Wird.** Und wiederum die erst 1845 erschienene Abhandlung über die
abulae Varronianae bildet die ^,wichtigste Vorarbeit für eine noch
erwartende kritische Sammlung der Plautinischen Fragmente."
^e sicherer sich R. durch eine Reiho hier nicht 7X\ besprechender
Untersuchungen auf Bcinem Gebiete fühlen musste, um so ent-
Chledener war seine Verachtung jedes Pfuschers, der sich unge-
stet in sein Adyton wagte. Dies mugste der Berliner Geppert
jiren. an dem B. wohl seine vernichtende Kritik geflbt (cf. 121».
PWahl züra correspondierenden Älitglied der Berliner Akademie
Wissenschaften (1845), zu der hauptsächlich R-s Parerga Ver-
Dlassung gegeben hatten, beantwortete er durch seine Abhandlung
ber Varros Disciplinarum libri (127 IT.). Die Vertiefung in die
llerspeciellsten Untersuchungen entzog R. aber nicht das Verständnis
ler politischen Vorgänge, er war zweifellos liberal gesinnt und als
unter Eichhorn eine theologische Strömung auhub, antwortete er in
ler Königsrede auf W. v. Humboldt und stellt darin die frommen
BkelmÄnner (tenebriones) als die allerschlimmsten Widersacher
elastischen Studien bin. Er war es auch, der als Decan aufs
lifrigöte die Berufung Dahlniauns betrieb, der die Freiheit der üni-
rersitäten in scharfen Gutachten vertheidigte, n, A, den lächerlichen
Ingriff auf die Ferien der Professoren^ den einige neidische Bureau-
chon gemacht hatten, bekämpfte. Es sind die reinen Praktiker,
dbt er da, die deu üniversitätsprofessor nnr nach dem engen
nd falschen Mal^stabe ihrer eigenen Verhältnisse zu messen wissen,
reiche Vorlesungen för Ablesungen halten, aus deren
[reis solche Verkümmerung immer wieder angeregt wird. Es ist ein
Togldck, wenn ein Unterrichtsministerium keinen Ratb in seinem
V.ho0e z&hlt, der als gewesener üniversitütsprofessor die liberaleren
lingnngen des akademischen Lebens , Lehrens und Wirkens aus
euer Krfahrmig kennt. Neben diesen Tendenzen kamen auch
1844 (!) — man sieht, es gibt nichts Neues unter der Snnne und
rird an Nicolais Ausspruch erinnert — Pläne auf, das Examinieren
[(?) an den Universitäten einzuführen und das y,Princip der Real-
chulen auf die Universitäten zu verpflanzen.'' R. trat gegen alle diese
ftutnxDgen zu Felde; mit Entschiedöuheit verthcidigt er als Rector
'f**^'" H« akadcmisr.he Freiheit (Opusc, V 663 ff.) und das Ver-
vveson. — Es kam das Bewegungsjahr, mit ihm Unruhe und
bV Stellung zu nehmen. R* war darüber klar, dass der
länger za halten gei, sein Wunsch richtete sich
irlich nach einimi einigen Deutschland, am meisten fürchtete er
echt die ültramontanen, verlangte die Annexion Schleswig-
bIds, des ^ganzen nichtsnutzigen Rattenkönigs von kleinen
taatenPeutschlands." Trotz all der leidenschaftlichen Erregung
nneren «chloß eben gerade damals R. mit einem Verleger einen
Mon seiner Pin ibe. Er war aber
sbeuter und „> uohter'^, einen ge-
b^'witfen Benihard Koenig gei-athen , der für einen dpottpreis den arg^
S02 0. Bibheck, Friedrich Wilhelm Ritschi, aDgez. von A. HorawUz.
losen Gelehrten an sich fesselte. Doch R. arbeitete freudig und frisch
darauf los, war ihm ja die Arbeit selbst Lohn genug, und er diesmal
so recht zufrieden mit sich , seine Prolegomena nannte er subjectiv
und objectiy das Beste, was er je gemacht und machen werde. Den
Text könne jetzt jeder machen , meinte er. — Für 6. Hermann vor
allem waren die prächtigen Prolegomena geschrieben, doch er sollte
sie nicht mehr lesen, in tiefster Erschütterung vernahm R., dessen
kindliche Pietät und bescheidene Unterordnung gegen Hermann für
unser Geschlecht ein Muster sein sollte, die Kunde, dass der ge-
waltige Meister geschieden sei (Cf. S. 173 f.). Die glänzenden
Leistungen Ritschis für Plautus, die römische Poesie und Sprache
sind von Ribbeck in eingehendster Weise mit der gründlichsten
Sachkenntnis behandelt (S. 173—197). Fast gleichzeitig mit der
PlautusauQgabe wurde von R. ein Plan in Angriff genommen, der
Plan eines Thesaurus latinitatis antiquae, eines ürkundenbuches,
„welches allen grammatischen und lexikalischen Untersuchungen
zur Grundlage dienen könnte.' Alle alten Inschriften sollten in
chronologischer Folge zusammengestellt werden; aber welchen
. Schwierigkeiten musste der Plan begegnen. Erstlich lag die latei-
nische Epigraphik damals noch sehr im Argen , dann galt es einen
Mitarbeiter zu gewinnen, der sich in erwünschtester Weise in
Mommsen fand, hierauf kamen endlose Verhandlungen mit der
Berliner Akademie der Wissenschaften , endlich erfolgten Einigung
und Materialsammlung (197 — 223), zum Schlüsse aber stand man
noch vor dem furchtbaren Kostenpunkt. Endlich war alles über-
wunden und wie Lehrs sagte , ein monumentum aere perennius ge-
schaffen (223 ff.). Nach einer Reihe überaus wertvoller antiqua-
rischer Beiträge, u. a. die Monumenta epigraphica tria, die Ab-
handlung über die römischen Gladiatorenmarken, wurde R. durch
Hortense Cornu, die Freundin Napoleon III. auf des letztern Wunsch
in Beziehung ?u dem Beherrscher Frankreichs gebracht , der gerade
an seiner Geschichte Cäsars arbeitete. Ribbeck weist an dieser Stelle
seines Werkes , gegenüber tendenziösen Entstellungen französischer
Journalisten nach, dass nicht R. den £[aiser gesucht, sondern dieser
den Gelehrten, eine Thatsache, die durch von Sybels Darstellung der
vornehmen Art Napoleons in dieser Hinsicht, völlig bestätigt wird.
(Cf. 244—250.)
Für jeden Bibliothekar von dem größten Interesse und gewiss
auch sehr reich an beachtenswerten Winken ist die Geschichte von
Eitschls Verwaltung der Bonner Universitätsbibliothek, die dieser
als Nachfolger Welckers übernahm. Des vielseitigen Mannes große
Anlage als Organisator und Yerwaltungsmann zeigt dieser Abschnitt
(S. 250 — 266) ebenso, wie seinen idealen liebenswürdigen und zarten
Sinn (265). Gleichzeitig mit dieser Thätigkeit nahm aber R.s An-
sehen an der Universität immer mehr zu , ein wahrer Philologenzug
nach Bonn begann, am stärksten besucht waren die Vorlesungen über
lateinische Grammatik; er selbst wunderte sich über die ,,magische^
Gewalt, die er über seine Hörer ausübte. Diese Gewalt aber lag nicht
C. Mibbeck, Fdedricb Wilhelm KiUthl, angex. von Ä. BofawUz, tttS
bloß in der q, a. ron Schlegel bewamlerteu enormeD Golobrsamkeit,
^tcht bloß in der genialen Weise des Vortrages , sondern vor allem
dem umstände, daiis jeder fühlen rnnsste, R, sei es beiliger Ernst
"alt der Wissenschaft. Ja^ wenn je einer den glänzendsten Nachweis
lieferte, dass die Alterthumsstndien eine nnverw^s^tliche An-ziehungs-
krafl besitzen ^trotz alles Geschreies des Sichuberlebtbabens", so
j^Hrur es K. Gegen die „unfruchtbare Dressur pädagogischer Semi-
irien** war er aber stets eingenommen. Der gute Lehrer mnss auch
Dm Lehren mehr hahen und wissen in sich, als er braucht zum un-
Bittelbaren Vonsichgeben . . . Auch zu seiner eigenen Befriedigung
'innss der Lehrer einen wissenschaftlichen Besitz haben» der über
den nacbsten Berufszweck hinausgeht, damit er nicht durch das
Einerlei des Amtes matt und stumpf werde. Das Bewusstsein an
seinem Tbeil selbständig mitzuarbeiten am Dombau der Wissenechaft
hält ihn oben und durch nichts ist die Lust des geistigen Schadens
zu ersetzen. Sie theilt sich mit und belebt und regt an wanderbar,
Man schaue sich um an den Gymnasien« wenn nur ein idealer
Lehrer dian ist. .er Qberträgi zehn Unschöpferische oder wisaenalos
Enthusiastische und die Schüler hängen an ihm und er gibt der
ganien Schule Ton und Halt. Lesen, viel lesen, sehr viel lesen»
möglichst viel lesen ist das Kecept, das er dem Philologen gibt Und
in tr^fTender Zusammenfassung schildert H. dajs Geheimnis seiner
Kunst: Keine Klugheit'), und selbst keine Weisheit
ersielt, was allein ein warmes Menschenherz zu Stande
bringt: ein Herz für dieSacbe, die zu lehren ist und
itr die Henschen, denen sie gelehrt werden soll!
Wahrlieh ein goldener Satz , der In jedem deutschen Lehrerzimmer
snksen «ein sollte!
Wissenschaftliche Anregungen fQr seine Schüler fehlen nicht,
abtr anch sonst gebar der rastlos Thätige stets neue Pläne, auf
seine Inspiration ist a. a, auch der Beschluss der Wiener Akademie
OckiuHlhren, die lateinischen Kirch enschriftsteller nach streng
lologischer Methode herauszugeben. Mit Halm zusammen entwarf
^fiodann den Plan eines lateinischen Lexicons in großartigstem
Itp ein Unternehmen, das aber eben so wie das biographisch-
blbtiographische Lexicon ti. a. leider keine Realisierung im Kreise
hgimossen und Studierenden fand. — Welche Bedeutung R.
Kreise der Fächgenossen und Studierenden gewonnen hatte,
aufs neue sein Doctorjubiläum (1854), seine Wahl zum
Priees des rhein. Atterthumsvereines, dem er wissenschaftliche Ver-
üeftmg gab, und so manche Ehrenbezeigungen, Auszeichnungen und
Bftntf^gen (bei Eibbeck 309 fif.)< Arg aber t^uälten ihn Zeitzei^-
iplUterung und Kr&okheit, jenes unheilbare Leiden, an dem die
*) Dimit ifcdht auch ««in Aassprach tn Job. Schultz^ (1B50 S* 537)
uaSai^iiiiziet' ''*''■' ' '^-<»?i<<*4 i»t, da»» auch die gewiasetihaf teste Trockenheit
M^ ntr d«r< deä GeiDÜthg entschldigen kann and blasse«
icballunha . ^•fUnsenartige unpersönlich k ei t nicht
lilfodlg macht und befruchtet.
294 0. Ribheck, Friedrich Wilhelm Bitscbl, angez. von A. Harawitz,
Kunst der Ärzte und aller Curorte Macht ßcheiterten. Und gerade
in die Zeit dieser physischen und dadurch auch psychischen Schmerzen
fiel der oft besprochene übelberufene Conflict mit dem neuen haupt-
sächlich auf !b.s Betrieb angestellten CoUegen Otto Jahn. Die Dar-
stellung ist ausführlich (332 — 381) und möglichst objectiv gehalten,.
mit Recht will Bibbeck dem Leser alles kleinliche Detail ersparen und
würde am liebsten diesen Conflict übergehen. Dennoch fühlt er gerade
hier die Pflicht des ehrlichen Biographen und ist ihr auch — so weit
ich es beurtheilen kann und von Männern , die in den Streit ver-
wickelt waren, erfahren, — gerecht geworden. Nur scheint mir per-
sönlich ein gewisser Hiatus ersichtlich, man fragt sich doch : was war
es denn, das solchen Conflict^ wie er ja häufig vorkommt, gar so
sehr verschärfte? Es scheint denn doch noch etwas ganz Per-
sönliches nicht bei*ührt worden zu sein. Oder stehen wir hier vor
Verhältnissen, die sich besser vorstellen als schildern lassen?
Jahns Briefwechsel, den Michaelis jetzt vorbereitet, wird gewiss
gute Ergänzungen liefern, die eine Thatsache aber dürfte auch
er nicht umstoßen, dass das Bonner Curatorium, wie die preußische
TJnterrichtsverwaltung sich zum mindesten nicht besonders ge-
schickt benahmen und für R. aber schließlich nichts übrig blieb
als den unhold gewordenen Verhältnissen den Rücken zu kehren.
Ein Augebot nach Paris zu gehen, wies er als guter Deutscher
ohne einen Augenblick zu schwanken zurück. Und doch brachte das
Aufgeben seiner Stellung, die Trennung von der Stätte seiner
glänzendsten Thätigkeit, von lieben Genossen und schöner Gegend,
noch schwere innere Kämpfe , in denen er wohl an die Errichtung
einer Pensionsanstalt oder die literarische Geschäftsführung einer
großen Buchhandlung gedacht bat. Ungern ließ der König von
Preußen den berühmten Gelehrten ziehen, es bedurfte der Inter-
vention des Fürsten Bismark, am das Entlassungsgesuch zu erhalten.
Doch schon hatte ihn die Leipziger Universität gewonnen , und so
trat R. an neuem Orte und unter fremden Verhältnissen in die letzte
Epoche seines Lebens und Wirkens (1865 — 1876) ein, in der er,
obwohl physisch überaus leidend, aufs neue die bezaubernde und
schöpferische Kraft seines Genius erwies. Untei* ihm entstand auch
hier eine neue Philologenschule, welche dieselben Vorzuge besaß,
wie die Bonner und bewies, „dass die Kraft und Kunst des alten
Helden noch ungebrochen sei." Die Zahlen der Hörer zeigen den
Aufschwang, den die Philologie in Leipzig nahm. Vornehmlich die
Metrik war es, der er seine Thätigkeit zuwendete, eine philologische
Gesellschaft ward begründet, deren „Acta'' bald als geschätzte Bei-
träge von den Fachgenossen begehrt wurden. Eine eigenartige
Schöpfung war die Gründung des russischen Seminars, in dem er für
Bußland Philologen schulte and wissenschaftlich anregte. Inmitten
dieser reichen lehramtlichen Mühen, die oft genug durch ai-ge
physische Qualen zu Mai-tyrien gemacht wurden , ließ er doch nicht
ab, die Sammlang seiner kleinen Schriften zu besorgen, an seinen
Plautusforschungen zu arbeiten und für eine Geschichte der latei-
Priedrioh Wilhelm Eitschl, ftiigez, tob A. Bortmits. MS
^liischeD Sprache Material zu sucheu (409 fT.). Über dio kleiuerou
BD dieser Epoche, die in den Opuscula wie im Ebeiu, Museum
lentiicht wurden , orientiert ans Eihbeck in aDziebender Welse,
Iweite Ausgabe des Trinuramus (1871) aber bezeicUnöt er als
ile reifste Frucht seiner Plautuskritik. Dabei fehlte es auch jetzt
I Dicht an neuen Entvrürfen und Fläneu, u. a, war es die Qberaus axi*
jliiutheDde Persönlichkeit des großen Freundes Melanchtbons des
I Philologen Joachim CamerariuSf dessen Biographie Hltschl geschriebeu
[Wiissen wollte*). liie glänzenden Leistungen Studemunds lenkten ß,s
iJlick wieder auf den Mailänder Palimpsest auf Italien; seine
Ipchdler wenigstens, da sein Körper die Reise nicht mehr vertrug,
tollten den Palimpsest revidieren, LOwe's Berichte machten noch dem
[Krauken große Freude. Denn krank, todtkrank war der Mann^ der
trotz alledem sich ho gut es nur gieug ins Colleg tragen ließ und you
«int" nslust erfüllt war, wie selten ein Jüngling sie aufweist.
— s i ! nur tu. richtig und aucli beschämend sind Kibbecks
Worte (.441): Warum gab und gibt es in Deutschland kein AJexajj-
drinisches Museum, der liberalen Cultur der Wissenschaft aus-
ifichließlich gewidmet? Warum musste eine geniale Kraft, wie sie
kaum alle hundert Jahre wiederkehrt, im ermüdenden Joch der
Tagesarbeit fast bis zum letzten Athemzuge eingespannt bleiben und
I auf die Vollendung dauernder Werke vemchten? — Noch zuletzt
i war übrigens IC. so geistesfrisch und kampfesfreudig , dass er es au
Zurechtweisung und Polemik nicht fehlen ließ. Dies musste u. a.
Uadvigs Übermuth empfilnden. Die Abführung des Dänen war so ge-
lungen» wie man sie nicht besser wünschen konnte, ^ein letztes
Mtmifest wahrhaft wissenschaftlicher Denkungsart und Lessingscher
Schneide.*^ — Aber am 31. October lö76 musste E. mit tiefster Be-
i'em Minister anzeigen, dass er sich genöthigt sehe, seine
igen für das Wintersemester ganz aufzugeben, am 4. No-
vember erhielt er einen halbjährigen Urlaub , aber schon in der
Kacht vom 8. auf den 9. wurde seinem herrlichen wirknugsreichen
Leben sein Ziel gesetzt.
Eier am Schlüsse der biographischen Darstellung, der wir für
die letzten Tage allerdings eine grj^ßere Ausführlichkeit gewünscht
hitt* Ribbeck eine eingehende Charakteristik (453—468)
d«>s ^ Meisters. Für den bezeichnendsten Cbarakterzug seiner
Natur erklart er es, dass R. alles, was er einmal anfasste^ mit voller
Willens- und Thatkraft ergriff und stets das Ganze im Auge
haltend, ganze Arbeit verrichtete. Wie F. A. Wolf hat auch er
gestrebt, das Alterthum in allen seinen culturhistorischen Momenteu
verstehen zu lernen; nach gater Humanistenart aber fand auch er
die Hl Ute philologischer Meisterschaft in der Kunst die Dichter zu
»rklaren und ihren Text zu verbesgern. Seine Vielseitigkeit suwie
die teile Beherrschong aller philologischen Disciplineu kamen ihm
•> S<;jt Jahren %;r
Philoiogca. doch
ckh eio« ftvlcho nicht Abä^UUaücu«
hnete für eine Biographie de»
ithalt in München und Dresden
C98 0. Bibbeck, Friedrich Wilhelm Ritschi, angez. von A, HorawUe.
dabei wie Wenigen zustatten. Ein Conjectarenjäger war er aber
nicht, „mit Conjectnren^, sagteer, ^muss man es halten wie mit
Kindern , gegen die muss man am strengsten sein , welche man am
liebsten hat/ Was ihn am meisten anzog, war weniger der bequeme
Besitz des Allen zugänglichen Wissens als das Erkennen und Er-
forschen verborgener Thatsachen nnd Zusammenhänge. Ribbeck
findet zwischen R. und Lessing Vergleichspunkte , und in der That
ist es mit Lessings Weise vergleichbar wie R. „das Kleinste , so
lange es Problem war^ dem Größten gleich galt, dass er aber das
Kleine nie kleinlich , das Einzelne nie ohne den freiesten Blick auf
seinen Zusammenhang mit dem Ganzen, auch das Trockenste nie
mechanisch und seelenlos behandelte, sondern in alles, was von Ihm
ausging, den frischen Hauch seiner lebensprühenden von künst-
lerischer Anmuth gehobenen Persönlichkeit übergehen ließ.^ Groß-
artig und bezeichnend ist die Anregung, die von ihm ausgeht, mit
Recht nennt ihn sein Biograph den größten philologischen Arbeit-
geber und Arbeitf5rderer, den Deutschland — in unseren Tagen
wohl — gesehen hat, mit Recht bedauert man, dass ihm nicht die
Leitung einer Akademie der Wissenschaften zufiel. Aber der geniale
Gelehrte, der strenge, gegen Willkür und Dilettantismus uner-
lässlich strenge Lehrer und Kritiker gehörte — es ist fieilich bei-
nahe überflüssig dies zn erwähnen — nicht zu den gelehrten Pedanten,
denen ihre Welt die Welt überhaupt bedeutet; bei aller Begeisterung
für das Alterthum war er eine gan2 moderne „romantisch ange-
haachte''Natur, die allerdings einen Zug der Alten und der Humanisten
nie bezwingen konnte: die Sehnsucht nach Unsterblichkeit durch
den Ruhm seines Namens nnd seiner Werke.
Yortrefnich scheint mir die psychologische Darlegung Ribbecks
von Ritschis eigenthümlichem Wesen, in dem eine Ader vom noXv-
firpuig ^Odvaaevg allerdings nicht fehlte, das, obwohl sein Herz stets
dem Kopfe entgegen stand und immer die erste Stimme im Rath
sprach, gar oft als intriguant geschildert ward. Allerdings fehlen da
einige schwächere Züge nicht, allzugroßes Vertrauen, dann wieder
unmotiviertes Misstrauen, Antipathien gegen gewisse Leute — vor
allem waren ihm reservierte Naturen widerlich — doch wer würde
bei großen Männern keine Schwächen finden? Bezaubernd ist da-
gegen sein warmes liebevolles Herz; wie oft hat er es seinen
Schülern gegenüber bewiesen, wie reizend ist das Familienidyll , das
R, von Ritschis inniger Liebe zu seinem Enkel Walter Wachsmuth
entwirft. „Der schöne und liebliche, leider schon mit 10 Jahren
verstorbene Knabe versprach aber auch bedeutend zu werden.^ Wenn
R. den Knaben ansah, der so stolz seinen Weg ging , unberührt vom
Kleinen und Niedrigen im Leben, vertieft in seine Gedanken und
Phantasien, dazwischen überspringend in kraftvollste Lebens-
äußerung voll strahlender Heiterkeit, wie er zuletzt schon Gespräche
mit ihm führen konnte über geistige Fragen wie politische Zustände
des Alterthums, verglichen mit vaterländischen Zuständen — wenn
dann, sowie eine neue Erkenntnis dem Kinde aufgieng, leidenschafU
E, KMing, Elia tagft o\ BoeamtiDdii, u»^n. nm SeinMtl.
che Freude in seinen Augeu leuchtete, dann fand der GroGyater oft
cht Worte ^ um seines Herzeus Zärtlichkeit und aei&e fast be-
ändernde Euhrung auszudrückeo.
Oft misBbraucht ^ verletzt und endlich argwöhnisch geworden
j^mühte sich K. in seiuen letzten Jahren rohur et aes triplex circa
pctos i\x legen. ^Coutre coeur'' sagte er selbst und wirklich so ?iel
auch Tüu Menschenverachtuug sprechen mochte, ^so schlug doch
Flatame der Meuschenliebe hei jedem Anlasa aus der dünnen
pche empor,"
SehnsQchiig verlaugte R, nach dem Kühme — dieser Wunsch
ihm £chon bei meinem Leben in Erfüllung gegangen , wir Spätere
pwahren jetzt schon ^ dass aeinem Namen die Unsterblichkeit ge*
Drdon — aber nicht minder nnvergeäslich als der große Gelehrte
ag in unserer Erinnerung der gute Mensch festgehalten werden,
is^en Liebevolles Herz unverkennbar überall hindurchbricht. ^Die
aebe in der That, die Liebe zur Wahrheit, deren Lehre und Er-
»rschung, zu den Menschen, deren Förderung und Bildung sein
eruf und geine Freude war, sie hat seinem Leben Segen und den
Dhn verliehen, den er suchte.'"
Mit diesen Worten schließt Eibbeck sein treffliches Werk ^),
im ich die allergrößte Verbreitung in Gymnasialbibliotheken und
ii alleu Pliilologen wQnsche. Wahrhaftig diese Biographie sollte
er auch eine Hanspostille sein für jedeu, der wissenschaftliche
rbeit und den Beruf des Lehrers ab sein Theil erwählte» In der
itrachtung eines solchen Lebens wird sich das Herz erweitern und
eudig mag dauu jeder erkennen, dass auch er zu jenem Heere
dem unverdrossene hingebende Arbeit für die höchsten Güter
leuschheit Wärme und Kampfesmuth , untadeliges Bewusst^ein
tetü Schatfenslust gewährt. K. zu erröichen wem wÄre dies
ut¥ ihm aber nachzustreben ist nicht bloß möglich, sondern
licht eines jeden, der den bei uns allerdings schon aig misa-
iuchten und vom Volke oft gar nicht mehr verstandenen Ehren-
itel eines Lehrers mit Becht führen will.
In r^ln'^m Anhange folgen sebr beachtt'nswi'rte Böilagon: Briefe
hl Drürk»chfiru*fi und cndliäi Grundittgc der Plaatiniscben Pro^nJik
K 1 0 s t e r n e Q b u r g. Adalbert H o r a w i t /..
£&ga ck Rosamundu, mit Einleitimg, deutscher CberBetiung und
Aiiiiierkuugvu zum cmennml UcrftUBgegeb«Q von Eugen Kölbiug.
Httlbnoun. Vurlag von G»^brüdvr Henninger 188L
Der eifrige Herausgeber» welcher» obwohl in erster Linie An-
St^iÄich nm die Krforiichung der norwegischen und isländischen
rs grüße V*mlienste erworben und seit den
i i ,J S. 523 ff. besprochenen Riddarasögnr seine
tifmerksamkeit hauptsächlich den ans südlichen Quellen scliöpfenden
zugewendet hat, bietet uns hier eine Editio princeps der EUs-
t*rt*«lirtn r. *t Mtrr. nyma. IbSi. IV. t\*f\ 20
C98 T. Ingehbieek, Über d. Einfl. d. Reimes usw., ang. t. J, Seemüüer,
saga, d. i. einer prosaischen Bearbeitung der französischen Chanson
de geste von Elie de St. Gille, ed. Raynaud 1879 *), von demselben
norwegischen Geistlichen Robert, der im Jahre 1226 ein französisches
Tristangedicht übersetzt hatte, ed. Eölbing 1878. Kölbing hatte
schon in seinen Beiträgen zur vergleichenden Geschichte der roman-
tischen Poesie und Prosa des Mittelalters 1876 S. 92 fL das fran-
zösische Gedicht eingehend mit der norwegischen Saga verglichen.
In der Einleitung zur Ausgabe wird nun diese Untersuchung als
vorzüglichstes Mittel zur Bestimmung des Handschriftenverhältnisses
nochmals aufgenommen *), und es ergibt sich, dass keine der vor-
handenen altnordischen Hss. dem französischen Originale , von dem
wir allerdings nur eine Es. besitzen, so genau folgte, dass nicht an
einzelnen Stellen eine andere näheren Anschluss zeigte. Aber es wäre
nicht möglich durch Auswahl dieser durch Übereinstimmung mit dem
französischen Gedicht gesicherten Stellen und der übereinstimmenden
Lesarten der verschiedenen Familien einen Text -zu geben , der dem
Archetypus unserer Tradition gleich oder auch nur nahe käme , da
die Familien zugleich sehr von einander abweichende Recensionen
bilden. Der Herausgeber hat demnach sehr recht gethan , die zwei
am meisten auseinander gehenden Hss. A und D wörtlich und buch-
stäblich abzudrucken und die Lesarten der übrigen anzugeben. Und
es scheint, dass dies mit großer Genauigkeit geschehen ist. — Die
Übersetzung ist einerseits zu wörtlich, und beobachtet andererseits
die feineren Unterscheidungen der deutschen Synonymik zu wenig, um
gut deutsch genannt werden zu können. — In den Anmerkungen finden
sich wertvolle Beiträge zur Kenntnis der nordischen Sprach- und
Stilformen , aber da wir hier in der glücklichen Lage sind noch ein
Werk desselben Verf.s zu kennen, so hätte es sich wohl empfohlen,
das für Robert charakteristische aus der Tristan- und Elissaga zu-
sammenzustellen, — und dann zu untersuchen, ob sich ähnliches in
der Iventssaga und in den Strengleikar finde. Denn da der norwegische
Iwein und die Bearbeitung der Lais von Marie de France auch auf
Veranlassung des norwegischen Königs Hakon Hakonarson, 1217
bis 1263, entstanden sind wie Tristan und Elis, so wäre es wohl
möglich, dass sie auch von unserem Robert herrührten. Schon Keyser
und Unger haben diese Frage aufgeworfen, Strengleikar S. XII.
*) Die Ausgabe Försters ist unvollendet.
') Über die SchwierigkeiteD uni Zweifel, welche bei Kölbings
Stammbaum übri^ bleiben, habe ich mich in meiner ausführlicheren
Recension des Buches im Anzeiger für deutsches Alterthum ausf^esprochen.
Wien. Heinzel.
Über den Einfluss des Reimes auf die Sprache Ofcfrids besonders
in Bezug auf Laut- und Formenlehre von Theodor In^enbleek.
Mit einem Reimlexikon zu Otfrid. Straßbur^, Trübner 1880. [Quel-
len und Forschungen zur Sprach- und Giuturffeschichte der ger-
manischen Völker herausgegeben von Bernhard ten Brink, Ernst
Martin, Wühelm Scherer. äCXYU.] % SS. 8«. M. 2.
Das vorliegende, empfehlenswerte Schriftchen behandelt ein
Them»f das nicht nur für die ahd. Grammatik, sondern auch f&r
T. IngenbJeth Über d. Einfl. d. B^imes nsw«, aog. r. X Seemtäler. 999
di« Literatur^efichichte voü Wichtigkeit und Interesse ist: ein
Schriftsteller, dessen Werk sich weniger durch poetischen Wert ab
dojch die Kühnheit seines Unterfangetis auszeichnet, erlanbt sich,
bei großer GehaDdeoheit des sprachiichen Ausdrucks im allgemeine Q|
dennoch im Dienste des Metrums und Hermes Formen, die den be-
I Juuanten und in seinem Gedichte selbst sonst gebrauchten direct
' widersprecheo. Mannigfache Fragen stehen im Gefolge dieses The-
mas: War jene Freiheit in der Bildsamkeit der Sprache selbst völ-
lig begründet, oder ist sie geradezu auf eine unbeschrankte WillkClr
[dos Schriftstellers zurückzufahren? Waren dann die ©ntbtebenden
Abnormitäten dem literarischen Charakter des Zeitalters angemessen
und dadurch, dass der Leser in vorbinein sie ertaubte, auch dem
[ Dichter unbedenklich gestattetV Die peinliche Mühe, mit der das
[Werk ausgearbeitet wurde und die wir erst heute vollkommener zu
. gelernt haben, auf der einen Seite, die große Zahl der Fälle,
I in denen wir malSgebenden Einfuss der formellen technischen Ge-
[Btaltnng anzunehmen gezwungen sind, auf der anderen — lasst uns
ai«kjien, dassOtfrld zu jenen auffallenden Sprach formen wenigstens
ahtigt zu sein und dem Leser nichts allzu St(^reudes zuzumuthen
Iglanbte, uns erübrigte dann fQr die Beurtheilnng solcher Varietäten,
Idi« auf dem Boden der historischeu Grammatik nur schwer oder gar
Illicht erklart werden können^ nur die Aufstellung literarhistorischer
Geaichtapunkte.
Ich hätte sehr gewünscht« dass der Verf. jene Fragen sich
Litlbil gestellt und auf die Anordnung des Materials hätte einwirken
llBflien ; die Tragweite seines Baches wäre dadurch eine viel groliere
»worden. £r hat sich jedoch strenge auf die Sammlung dea Mate-
rials beschränkt und die EintheUung nach rein formalen, gramma*
loschen Kategorien getroffeu. Dabei stellt er, wie natürlich war, zu-
y die Einflüsse des Heimes auf die grammatische Wortform im en-
Sinne, dann die durch ihn hervorgerufenen Besonderheiten
fntaktischer Art dar. J. selbst legt wohl das Hauptgewicht auf
Dt Sammlungen für jene erste Gruppe ; in der Natur der Sache
In der Art der Vorarbeiten ist es begründet, dass dort die Voll*
ndigkeit weit leichter zu erreichen war als auf dem syntaktischen
•biete« Wenn aber auch in dieser Bücksicht die Abschnitte der
^iweiten Gruppe denen der ersten nachstehen, so zeugen sie doch von
erfreulicher Beobachtungsgabe und enthalten wichtiges Material.
lier Theil der in eben diesen Abschnitten nachgewie-
DCii se des Heimes wird aus dem feineren, damals noch le*
|en Uetnhl für die Bedeutung der Modi, und der dadurch be-
Üngleii Leichtigkeit und Variabilität der Hypotaxe erklä^rt worden
Onnen. Einzelnes ist auch rein stilistischer Art^ so die in g. 26, 2)
fipesihlten Umschreibungen des Verbum finitum durch Hilfsverba
Infinitiv: ich stelle diesen Gebrauch mit der im Heliand so hau-
en und Zwecken des Metrums eintretenden Verwendung
modal .erba zusammen.
SO*
IBOO T, Ingenbleek, Über d. Einfl. d. Reimes usw., ang. v. J. SeemÜUer,
Schwieriger ist die Benrtheilang der in den §§ 1—16 (u. 20)
angeführten Fälle. In grammatischer Hinsicht kann man im Weg-
fall des 8 der 2. p. sg. praes. nichts anderes als einen ^Fehler^ er-
blicken, der nm des Reimes willen b egangen wurde, wohl auch in
der Abwerfang des « der 1. und 3. pl. praes. und praet. (§. 1). Wie
leicht begieng jedoch der Schriftsteller diesen Fehler: S. 13 schrieb
er ni thae mino dohti giuuerhon thae io mohti^ zerstört also die for-
melle Übereinstimmung zwischen Subject und Prädicat, da doch der
Sg. minu äohti für Metrum und Sinn gleich geeignet gewesen wäre
(ähnlich IV, 2, 28). Zunächst sind die in den §§. 6, 9, 10, 12, 13
namhaft gemachten Erscheinungen unregelmäßiger Declinations-
und Flexionssilben anzureihen. Für die meisten dieser Fälle wird
eine grammatische Erklärung kaum möglich ' sein. In den Vorder-
grund tritt diese für die §§. 4, 5, 7, 8, welche größtentheils meta-
plastische Formen im Reime zum Gegenstand haben. Ingenbleek
hat beim Verbum wie beim Nomen 'ganz oder theilweise berechtigte'
Formen (§. 5 und 8) von ^ungewöhnlicher Conjugation* oder ^Wech-
sel des Genus oder des Stammes beim Substantivum' (§. 4 und 7)
scheiden, in den letzteren Paragraphen also 'unberechtigte Formen'
aufzählen wollen: jene metaplastischen Bildungen, die auch außer-
halb des Reimes, oder wenn dies nicht der Fall war, in sonstigen
ahd. Denkmälern vorkamen, scheint er zu den 'berechtigten' gezählt
zu haben. Nun kann es aber 1) in jedem Falle zufällig sein, dass
ein Metaplasmus im Reime nicht auch außerhalb desselben vorkommt,
und 2) ist auch die sonstige Belegbarkeit einer solchen Form im
Ahd. zufällig und für unsere Frage irrelevant, da auch manche , nur
im Innern des Verses erscheinende analoge Bildungen in den übrigen
Denkmälern nicht gefunden werden. Jenes Kriterium darf also hier
nicht angewendet werden, die Frage ist in allererster Linie auf Grund
der Otfridischen Sprache selbst zu beantworten ; die §§. 4 und 5
einerseits, 7 und 8 andererseits hätten daher nicht geschieden wer-
den sollen. Oder sollte der Umstand, dass der einmal verwendete
ja-Stamm gidrakten (§. 4) sonst ahd. nicht erscheint, wohl aber der
gleichfalls bei 0. vereinzelte c-Stamm uuern^f allein zur strengen
Unterscheidung veranlassen dürfen, dass 0. zwar diese, nicht aber
jene Form zu gebrauchen berechtigt war? Im allgemeinen wird in
dieser Frage der Metaplasmen der Grundsatz gelten müssen, nur in
den zwingendsten Fällen Einfluss des Reimes zu Gunsten einer feh-
lerhaften Foim anzunehmen ; im vorhinein hätte man daher immer
die Wahrscheinlichkeit der Existenz grammatisch berechtigter Dop-
pelformön zuzugeben. Für diese Wahrscheinlichkeit ließen sich fol-
gende Grade aufstellen: 1) Die verschiedenen Formen kommen in-
und außerhalb des Reimes vor, wie z. B. eeinen und jgein&n^ uuunna
und uuunni; 2) eine singulare Bildung ist nur außerhalb des Rei-
mesbelegt, z.B. einmal hlagetun neben sonstigem ö-Stamme (ebenso
uuarnet'uny uuisüut u. a.); so gebraucht V v, 23, 40 sußöt und
gleich darauf Z. 45 suftent^ beidemale im Innern des Verses ; 3) ti'otz
einem die regelmäßige Form begünstigenden Reimworte steht die un-
r. JngeMeek^ Über d. £infl« d. ReimeB usw., aog. t. /. SeemüUer. $01
gewObnlicii^i so I, 13, 7^ wo gahönti auf ilenii reimt, sonst meUt
gaht^ verwendet wird (ähnlich P I, 9, 31 lobcnU i mach6nii trotz
Khiufigom /o6ö«) ; 4) die singulare Form erscheint nur im Beiine;
n ist die geringste Sicherheit vorhanden: die genannt^^n §§. 4,
?p 8 zahlen die betreffenden Fülle auf. (In den %%. 4, 5 vermii^$o
die Formen : /a^^^a im Reime auf hhenia IV^ 26, 36^ neben
1 gewichtiger belegten ö-Stamme [hogtii:fag6ti U ^, if2J ; choreti ;
habeti I, 15, 7 neben sonstigem hänfigem chorön. Fraglich ist das
Verhältnis «wischen riumn und riuuön, vgl. Kelle II» 68j. Otfrid
schwankte mehrfach in der Wahl der Stammformen: IV, 4, 36 stand
ui V ursprünglich gifrcuuHinigisireuuHin, das zweite t des zwei-
ten Beimwortes wurde dann in i corrigiert, die entsprechende Cor-
rectur de$ gifrcuuttin wahrscheinlich jedoch übersehen (denn auch
Form ist dem weit überwiegenden ja-Stamme gegenüber stti-
und überhaupt nur noch einmal belegt). Ähnlich© Cor-
ioren in V z, B. noch III, 5, 15; V, 23, 237. — Auch das Me-
ala solches bewirkte Metaplasmen : so wurde im Innern des
enea das regelmäßige gihilidoia in gibilidta corrigicrt ; dasselbe
:liab aoch IV, 16, 30, diesmal im Reime uuf faröta^ Iteimbe-
rfnts musste hier dem motriechen weichen. Dann aber wurde noch
I vor di in o verwandelt, und so ein gibilodia geschaffen: hie-
bei nun irrte entweder der Corrector, indem er »war beabsichtigt
hätte« das rtgelrechte und besser reimende '*Ma herzufitelleup das
0 jedoch an unrechter Stelle einfügte^ oder er wollte irgendwie aus
r; • einen genaueren Reim zu fardta zustande brin-
ge ^m Falle böte diese Correctur einen directen Belog
g4n«lich wiilkürlicber Formenbildung am des Reimes willen.
Auch die Scheidung zwischen g. 9 'Abschwiichung auslau-
l«lider Vocale* und §. 10 ^Vertanj^chung auslautender Vocalo* wurde»
Baehdem sie einmal schon statuiert war, nicht strenge durchgeführt: in
9* 9 (1) Ügnriert u für a im g, gg. der a-Stämme, in g. 10 (2) die
iOalog« nnd eng mit dieser Erscheinung zusammenhängende Er^
»iPtTOirg rle*? n irn d. sg. derselben Stamme durch a. Gerade für diese
►^ der oben abgelehnte Titel 'ganz oder theil weise
rmen' gepasst, ja der Verf. hätte sie sogar in
n §. H hinübernehm«n sollen, wenn er die singu-
nii für gewöhnlich f'nfe ebenfalls dort (als Nr. 12)
einreihte. L selbst scheint die Unzulänglichkeit seiner Kategorien
g^Ahli zu hufx *> er die Veränderungen consonantisch aus-
lautender End^ hi mehr, wie er ja syst«;mati3cb (in Analogie
ta den vocaltschen) hätte thun sollen^ in 'Abschw&chungcn' und
^Vertaaschuugen' trennt, sondern einfach unter dem Titel 'Änderung
d«s Vocals in Bodtilben' (§. 12) vereinigt. (In demselben §. ist das
t aus F gerton im Reime für gertun nicht am Platze, da F allein
Otfridi Sprache nichts beweist).
1" in §. 14 erörterten Verwendungen der Form uuorlo
Vfi Jen wie mit iro selben tiuorto, fan driagera uuoriö
konnte nur nach zwei Seiten hin entschieden werden : entweder stellt
8iin«n so
SOS TT. Victor, Zeitachrift für Orthographie, angez. von /. Seemüller.
uuorto ffir uuorton, mit auch sonst nachgewiesenem Abfall des n
im Reime ; dies würden wir daraufhin annehmen, dass sonst fietst
nnr solche Sabstantiva, die dnrch kein Attribut näher bestimmt
sind, im Instr. gebraucht werden, oder man sieht jene Form als
Instr. an, dessen Constructiou um des Reimes willen gegen die regel-
mäßige verstoße. Für das letztere möchte ich mich darum entscheiden,
weil 0. gerade bei diesem Worte auch in die entgegengesetzte Un-
regelmäßigkeit verfällt, nämlich mit uuorte im Reime zu gebrauchen,
wofür man mit uuorto erwartete. Das Reimbedürfnis hätte dann zu
syntaktischer Abnoimität geführt.
Schließlich mache ich den Verf. noch auf den Widerspruch
aufmerksam, die Form uuirkendo (fand sie drurenta . . . uuerk
uuirJcendoiduacho) in den §. 10 Tertauschung auslautender Vo-
cale\ drurento hingegen (»V iuerero uuorto get sus drurento) und
üonto {er fuar ilonto : liuto) unter die Fälle der Ersetzung eines
Adj. durch ein Adv. (§. 19) gestellt zu haben.
Das Reimregister ist geschickt angeordnet, und soweit ein-
zelne Stichproben ein ürtheil erlauben, vollständig.
Hernais. Joseph Seemüller.
Zeitschrift für Orthographie. ÜDparteiisches Centralorgan für die ortho-
graphische Bewegung im In- und Ausland. Unter Mitwirkuag nam-
hafter Fachmänner herausgegeben von Dr. Wilhelm Vietor. Erster
Jahrgang 1880/81. Rostock, Werther. 6 M.
Wir wünschen, dass durch diese Zeitschrift die orthographische
Bewegung in der That in Fluss erhalten werde. Es kommt vorderhand
nicht so sehr auf 'praktische' Vorschläge als auf vielseitige wissen-
schaftliche Erörterung der Frage an. Die Kritik des Gewordenen
und Bestehenden ist lange noch nicht so weit gediehen, dass aus ihr
die Art und der Umfang einer bestimmten systematischen Reform
unmittelbar sich ergäbe. Daher denn auch die Buntheit der bis-
herigen 'Reformvorschläge.' So lange das Verhältnis der normalen
Schriftsprache zu der gesprochenen Rede nicht festgestellt ist, fehlt
die feste Grundlage. Der Hei*au8geber hat wohl wahrgenommen,
dass der erste Band seiner Zs. zu viel solcher unmethodischer Vor-
schläge enthält, dass der rein wissenschaftlichen Erörterung mehr
Platz gegönnt werden müsse; denn er bestimmt sie vom zweiten
Jahrgang an nicht bloß der Orthographie, sondern auch der 'Orthoepie
und Sprachphysiologie.' Damit rückt er dem Zwecke seines Unter-
nehmens bedeutend näher, und es ist sehr zu wünschen, dass die
Theilnahme der Leser sowohl als der mitarbeitenden Fachmänner die
Bestimmung der Zs., ein Centralorgan zu sein , leicht und vollauf
ermögliche.
Hernais. Joseph Seemüller.
D. Sanders^ Abriss der d. Silbenmeesuog iisw*» »og. v. Fr. Ftoach, SM
Abriss der deutBchen Silbenniessung und Vei^kimst von Prof. Dr.
Dftiiiel Sanders UöO 8Ö. gr. 8». Preis 2 M. 50 Pf,). Berlin 1881.
Las gen seil eidtficha Verlagsbaclibftudlung.
Diesea in vier Hauptstücke (SUbenmessung , von der Form der
gebuudenen Bede im altgemeiiieQ , vom Gleichklang, you den Vers-
füßen und Versmaßen) zerfalleode Buch ist mindestens als höchst
überflGs&ig za bezeichDon. Es kaon nur dazu dieaen, unklare Vor-
stellungen vollends zu verwirren — oder von den Germanisten als
Coriosum durchgeblättert zu werden. Was im Jahre.s berichte
Ober die firscheinnugen auf dem Gebiete der germa*
niachen Philologie^ 1879 8.2 von Sanders Ergänznngs-
wOrterbuche der deutschen Sprache gesagt wurde, — dass
es n&mlich als ernsthafte wissenschaftiicheArbeit nicht
gellen könne — ist wörtlich auch auf diesea neueste Product
teailbeii Verf.s zu beüehen.
Es w&re eud- und im Grunde auch zwecklos, alle IC&ngel
diesifi Buches berichtigeD zu woUen : nur einiges charakteristische
mOge als Probe hervorgehoben werden. Im ersten Abschnitte der
Silben me^sung. einem Capitel^ welches Qbrigens auf der
zweiten Auflage von Sanders deutschen Sprachbriefen und
indirect auf der deutschen Verskunst von Minckwitz
beruht, werden die Silben bar, sal, sam, at, heit, keit, lein^ tum« ut
il0 Endungen bezeichnet. (Vgl. Minckwitz g. 24.) — Die.se höchst
onwiaaenschaftiiche Benennung könnte man sich allenfalls in einem
popularisierenden Buche gefallen lassen; dann ist es aber sehr in-
couBequent, wenn sechzehn Zeilen später von Fleiionssilben die Rede
Mit ohne dass dieser Begriff von dem früheren unterschieden wird.
Was fbr ein Publicum mag der Verf. überhaupt vor Augen haben,
wenn er g. 63 sagt: ^Als bekannt setzen wir voraus, dass
die Laute der Sprache in Selbstlaute oder Vocale und
in Mitlaute odor Consonanten eingetheilt werden!"^
Offenbar hat hier Herr S, bereits vergessen , das« er im §. 2 es für
nOthig fand, Vocal mit Selbstlaut zu erklüreu. Dmsomehr be-
fremdet ea dagegen im §. 178 lesen zu müssen, dass der Verf. von
den Lesern des Abschnittes IV (von den Versfüßeu und Versmaßen)
bereits vieles in dieses Gebiet einschl&gige als bekannt voraussetzt.
— Der Grundfehler des ganzen Werkohens ateckt schon in dem
ersten Paragraphen , wo tonlose oder unbetonte (!) Silben^
(die ep&ter wieder von einander unterschieden werden) mit Kürzen
identiftciert sind. Mit dieser Eintheilung, die u. a. auch schou Grein
in Vjlmars allbekannter Verslehre S. X verurtheüt hat, und die
man nicht einmal dem Allvater Opitz imputieren däirfte (Prosodia Ger-
BiftnicACap. Vll ^Ni cht zwar, dass wir anfArt der Griechen
QHd Lateiner eine gewisse Griiße der Silben können in
Acht nehmen, sondern dass wir ausdenAccenten und
dem Tone erkennen, welche Silbe hoch und welche
niedrig gesetzt soll werden"), kommt Herr Sanders sogleich
im G^dritnge, indem er gen^thigt ist zn sagen , dass eine zwischen
804 2>. SanderB, Abriss der d. Silbenmessniig usw., ang. v. Fr. Proseh.
Tonlosigkeit und Betonung schwebende Silbe zugleich auch zwischen
Küne uud Länge schwebt oder mittelzeitig ist (^ - je nachdem die
Silbe mehr zur Länge oder zur Kürze neigt). Ja, er treibt diesen
Unfug so weit, sogar die Hebungen des Altdeutschen §.181 Längen
zu nennen. Nun findet aber im Deutschen gegenwärtig nur höchst
selten ein Schwanken in der Quantität statt und wo ein solches statt-
findet, liegt der Fall so, dass in einigen Theilen Deutschlands das
betreffende Wort langen, in anderen jedoch kurzen Vocal hat, z. B.
Wüste und Wüste (wodurch jedoch die Quantität der Silbe selbst
nicht veiTückt wird). Anders liegt der Fall bezüglich der Betonung.
Für das Neuhochdeutsche setzt man gegenwärtig gewöhnlich eine
Dreistufigkeit des Tones an , die man als Hochton, Tiefton und Ton-
losigkeit bezeichnet; s. Wilmanns D. Gr. §. 111. Bei der rhyth-
mischen Verwendung mehrerer aufeinanderfolgender Silben kommt
es nun bloß darauf an, dass der eine Takttheil die Hebung stärker
betont ist oder wie Westphal (Theorie der neuhochdeutschen
Metrik) sagt: „ dass von je zwei benach-
barten Silben der Ton der einen weniger stark
oder weniger schwach als der der andern ist, es
braucht deshalb noch keineswegs derTonder einen von
beiden immer ein solcher zu sein, dass wir ihn als
einen absolut starken bezeichnen können.^ Nun will
Sanders allerdings, um allen Fatalitäten, welche ihm die Vertreter
des Accentuierungsprincips bereiten könnten, zu entgehen, einen
Unterschied zwischenSilbenkürzeoder-Länge undSchärfung
oder Dehnung des Vocales statuieren. Er sagt: Nicht selten
freilich werden die gedehnten Vocale als lange, die
geschärften als kurze bezeichnet (dies ist wohl stets der
Fall). Man sieht also, wie confus bereits das Grundprincip der
Sandersschen Prosodik ist. Der Verf. scheint das Unklare in seinen
Segeln selbst zu fühlen; denn damit seine Leser es wohl behalten,
dass seine betonten Silben lang oder auch entschieden lang, seine
mittelzeitigen zwischen Länge und Kürze schwebend , seine tonlosen
kürz oder auch ganz kurz sind, wiederholt er dies bei jeder Ge-
legenheit. Wie reich der Verf. überhaupt an Nomenclaturen ist
(n. z. keineswegs im Interesse der Deutlichkeit) , mögen folgende
Beispiele zeigen, bei denen es nicht einmal auf Vollständigkeit ab-
gesehen ist: tonlos, entschieden tonlos, ganz tonlos,
schwachtonig oder tonlos, unbetont, schwachtonig,
sehr schwachtonig, betont, hochtonig — kurz, ganz
kurz, entschieden kurz, mittelzeitig, schwer mittel-
zeitig; schwerwiegend mittelzeitig, lang, entschieden
lang — ferner Verbindungen wie entschieden kurz und
tonlos usw.
Unter solchen Umständen ist es nicht möglich , einzelne Ver-
sehen, wie z. B. die ganz falsche Theorie Ton der Nibelungenstrophe
zu berichtigen. Es mag überhaupt nur bemerkt werden , dass dem
J. BUtiHf Englische Philologe, aogez. tou /. Schipper, SOft
Buche eine durchdachte Disposition f^hlt und die Eintheüangen
d«« Vertä rein äußorlicLie siud, während wir doch in der heutis^ea
Metrik ütets den historiacben Staudpunkt wahren oiü&seo. Auch kann
bei dieser Gelegenheit bemerkt werdeu, dass nicht einmal der Titel
^Abriss der deatscheu SilbeomesBung uud VerskuuÄt" richtig ist,
indem in dem Buche doch nur von der neuhochdeutschen Metrik
gahandelt wird.
Ebenso ist an den Beispielen manches auszusetzen* So ist bei-
hpieläwoise huchs^t geöcbmacklos :
Nua packet uns die Kldder
Recht hübsch in ein Packet.
Wir wird femer Worte wie UnebeumaJl, Macher, Sager,
Bremenaerin, Simmel- Sammel suriuiu, Kakistokratie,
ptflamieren usw. als Belege metrischer liegeiu gebrauchen
u-f Auch stilistisch Verwerfliches findet &ich , 2, ß. §. 66:
., ^ : 1 c h t man von dem G 1 cm c h k 1 ü ri g e der Laute, ä 0 f as g t
man dabei zunächst hauptsachlich nur den Laut der
betonten Silbe ins Auge oder vielmehr ins Oh r.^ l^ %*
hl nud fl\ wird Eurythmie mit Wohlbeweguug und Ar*
rjibmie mit Mini^beweguiig nicht gerade aufs schönste ver*
deoiecbt.
Weidenan. Fi\ Prosch-
EngllJ^ch^ Philologie. Anleitung zum wissenschiftUchen Studium der
ti\ -Sprache von Johann Storni, ord. Prof, der roiiiÄrnachen
HL iiHTi Phiioloierie an df*r nnir«^r>iut ChnatijiniA. Vom Verl.
für iiiu» ci«^iJt^cli6 Publtcutn I. Die lebende Sprache.
H<ttlbioiiu, Verlag von Gebr. U 1861, gr. 6* (Pr 9 Mark).
Seit ten Brinks vortrefflicher üeachichte der englischen Lite-
ratur, wovon wir hoffentlich bald den zweiten Band £U begruüeu
haben werden, hX auf dem Gebiete der englischen Philologie kein
Buch erschienen, welchem von dem Wachätbum und der £rä»tarkiing
diteer Wissonschaft ein erfreulicberes Zeugnis ablegt, sd& d&a vor-
liegende, /ungleich stellt 08 sirh jtniem Werke würdig an die Seite als
eine snsamuenf aasen de Arbeit, wie sie einer so jungen Wissenschaft,
wfi auf ergiebigem« aber wenig culttviertem Boden dae Unkraut neben
dem Weizen oft gleich üppig wuchert, um so mehr zustatten kommt»
wenn derjenige, welcher sie unternimmt, nicht nnr auf der Höhe der
Wiisenichaft steht, sondern auch von dort aus klaren und ruhigen
Blbkes ümßcbiku m halteu vermag und nicht genothigt ii^t, um
eleher »las Auge auf einen Gegt^nstand, seine
via^ij itebhaberei, richten zu mu^isen. Ais einen
•eMl*^ 11 Gelehrten gibt bich Prof* Storm in seiner
^EnL^i ^ ', einer für das deutsche Publicum vom Verf,
^' ti, erweiterten Bearbeitung seiner zn Christiania 1879
i!-KUivu*fin:u Engelsk Tilologie 2U erkennen. Fast jeder Satz der
^r» flielicnd und gedankenreich — wie Jas ganze Buch — ge-
"iehrlebtOAB Vorrede und Einleitung liefert den Beweis von dem
806 <r. Storm, Englische Philologie, angez. Ton J. Schipper,
streng wissenschaftlichen, gleichwohl aber praktischen, aufgeklärten,
Yornrtheilsfreien Standpunkt des Yerf.s. Es ist nicht rathsam, ein-
zelne Sätze probeweise herauszureißen, da dieselben sich in streng
logischer Folge aneinander reihen; doch ein zusammenhängender
Passus ziemlich zum Schluss der Einleitung (S. 9) , wo die Resultate
der bisherigen Auseinandersetzung kurz resümiert werden, ist zu
citieren, da derselbe Zweck und Ziel des Buches klar und präcis
hinstellt und zugleich charakteristisch ist fQr den Stil des ganzen
Werkes. Es heißt dort : „Der Philologe soll sich wissenschaftliche
Einsicht in die Sprache und deren Geschichte erwerben , nicht nur
weil dieses Studium mehr wissenschaftlich ist , sondern auch und
besondei-s weil es im höheren Sinne praktischer ist, indem es das
Verständnis und die Aneignung des Stoffes erleichtert und eine höhere
Anschauung der Phänomene und ihrer Ursachen mit sich bringt.
Erst hierdurch erlangt der Lehrer das rechte Vermögen den Schfiler
anzuleiten ; erst von diesem Standpunkt aus wird er wissen, was und
wie erklärt werden soll. Aber hier liegt auch die Beschränkung der
Aufgabe. Unser Ziel ist nicht nur rein wissenschaftliche Forscher,
sondern auch Lehrer auf wissenschaftlicher Grundlage auszubilden.
Wir wünschen den Lehrern nicht eine unpraktische, zu keinem Ziele
führende Wissenschaft aufzudringen, sondern sie zu einem solchen
Stadium der Sprachwissenschaft anzuregen, welches das Verständnis
und die Aneignung der Phänomene der gegenwärtigen Sprache er-
leichtern kann.**
Das erste Capitel des Buches, zugleich eines der wichtigsten,
beschäftigt sich dann mit der allgemeinen Phonetik. Der Verf., selbst
ein hervoiTagender Phonetiker, hat nicht nur die Entwickelungs-
geschichte dieser Wissenschaft, welche in neuester Zeit för das ge-
sammte Sprachstudium eine außerordentliche Bedeutung erlangt hat,
in den Arbeiten von Merkel, Brücke, Rumpelt, Sievers u. A. in
Deutschland , von Bell , Ellis , Sweet in England , von Lundell in
Schweden in übersichtlicher Darstellung klar und fasslich vorgeführt,
sondern auch die Resultate der Arbeiten jener Gelehrten durch wert-
volle Beiträge, welche er theils eigener Forschung und Kiitik, theils
einem lebhaften brieflichen Verkehr mit andern hervorragenden Mit-
forschern, namentlich Sievers und Sweet, verdankt, öfters berichtigt,
ergänzt und weiter geführt.
Auf dies erste Capitel, welches seinen Zweck, den Studierenden
in die Wissenschaft der Phonetik einzufahren und ihn über die her-
vorragenderen Leistungen auf diesem Gebiete zu orientieren, vor-
trefflich erfQllt , folgt ein nicht minder wichtiges über die englische
Aussprache. Die von dem Verf. eingeführten Bezeichnungen der
englischen Laute sind einfach und leicht fasslich. Er bespricht sodann
die bekannteren Anleitungen zur englischen Aussprache , die Werke
von B. Schmitz, Mätzner, Walker, Smart, Nuttall, Cooley, Cull,
Stormonth-Phelp in eingehender Weise und zeigt sich auch hier als
einen durch wissenschaftliche Einsicht und genaue, praktische
Kenntnis der lebenden Sprache gleich sehr berufenen Richter. Dies
J. Biormt Eoi^liscbe Philologie, angf«x, tod J. Sditpper. IIIT
ipitel wird den Lehrern der eoglischen Sprache von ganz besoaderem
Notzan sein kOnnen.
Die englischen Wörterbücher, denen das dritte Oapitel ge-
widmet ist, sind, was wohl stärker hätte betont werden k6tinen» im
allgemeinen sehr nnzureichend und nicht entfernt mit dem anf dem
QtgprecheDden Gebiete fQr das französische geleisteten zu ver-
llficben. SU>rm bespricht mit Recht nur die gröi^eren Werke der
Lrt, doch auch diese nicht alle; so gut wie Flügel hätte z, B. auch
ieb genannt werden können. Za dem geschätzten engliach*
eotscben Sopplement-Lexikon von Hoppe liefert er eine beträchtliche
^zM wertvoller Ergäozangen. Unter den englischen Dtdionaries
iJlt er mit ßecht das amerikanische von Webster am höchsten,
nter «Jeu etymologischen Wörterbüchern diejenigen von Müller
1$. Aufl.) und Skeat Überall wird aoch auf die im Entstehen be-
ilFenen Umarbeitungen älterer Werke und auf neue Untern ehmongen
verwandter Art» so auf das von der Philologkai SocieUj vorbereitete,
große historisch - etymologische Wörterbuch» welches Dr. Murray
aosgabeü wird, aufmerksam gemacht. Bei der Besprechung der
Elf Slang und Cani bezQgiichen Wörterbücher liefert der Verf. aus
einer umfassenden Leetüre wieder eine Reihe interessanter Beiträge.
Ifon seiner für einen Ausländer ungewöhnlich großen Vertrautheit
mit der englischen Sprache gibt der Vert» nachdem er in Cap. 4 die
Werke aas dem Gebiete der Synonymik , Phraseologie und die prak-
tischen Hilfsmittef ausführlich besprochen» die nach der mechanischen
khn-OIIendorfschen Methode verfassten Elementarböcher nach Ge-
Qr als verwerflich bezeichnet und seine eigenen Ideen zur Reform
de« ©Dglischen Sprachunterrichtes entwickelt hat, einen weiteren
eelatanten Beleg in dem fünften Capitel über »jLectüre*" und ^Lite-
nitarstudium.''
Dasselbe enthält nämlich, dem Titel nicht ganz entsprechend,
drei umfangreiche Abhandlungen über „Umgangssprache", „Vulgär-
pmche^ (wobei auch die vulgäre Aussprache eingehend berück-
Ichtigt wird) und „Amerikanismen", — Aufsätze, die auf um-
ftieeender Leetüre moderner Romane, wie derjenigen von W« Scott,
Bitlirer, Thackeray» Dickens, George Eliot, moderner Dramen , ame-
rikanischer Schriftsteller, sowie auf dem kritischen Studinm der jene
Gebiete behandelnden Werke beruhen. Für die Ökonomie des Buches
sind indes diese Abhandlungen, so wertvoll sie sind, zu umfangreich
geralhen. Die eingehendere Behandlung der auf das Literaturstudium
bfiügltchen Angaben hat darunter gelitten; nur die Shakspere-
Literatur her mitgetheilt uud für Jeden, der nicht
specieUer . rscher ist, in ausreichender Weise.
Cap, 6 und 7 , jedes nur einige Seiten umfassend , sind den
,w*^*'*''*"" , vom Verf. för den zweiteu Band reservierten Gebieten
ri<eschichte^ und ^Grammatik*^ gewidmet und bringen zu
her Aushilfe eine ktirze Aufzählung, resp. Besprechung
gsteu. hierher geh<>ngeu Werke, von denen die meisten
i#iu bekannt sind. Ziemlich zahlreicbe Nachträge, die steh
808 M. K, Körner^ Einleitung in das Stadium usw., angec. von J. Schipper.
Bmn größeren Theil auf phonetische Einzelheiten beziehen, sowie ein
Autoren- und Buchregister nebst einem Woii;- und Sachregister
bilden den Sehluss des hervorragenden Werkes. Die unzureichende
Encyklopädie des philologischen Studiums der neueren Sprachen von
dem unlängst verstorbenen Greifswalder Professor Dr. 6. SchmitZi
den Storm (S. 11) sehr mit unrecht als „den Lehrer der ganzen
gegenwärtigen Generation modemer Philologen in Deutschland^ be-
zeichnet, während doch nur Diez und Delius in erster Linie als
solche zu nennen sind, ist dadurch, soweit das Englische in Betracht
kommt, verdrängt und zugleich in würdigster, dem gegenwärtigen
Stande der Wissenschaft entsprechender Weise ersetzt worden.
Storms „Englische Philologie^ wird in Zukunft als ein auch
durch gute Ausstattung und mäßige Preisstellung empfehlens-
wertes Werk in der Hand jedes Lernenden und Lehrenden sein
müssen, dem es mit der Wissenschaft, deren Namen es trägt,
Ernst ist.
Karl Körner, Einleitung in das Studium des Angelsächsischen.
Erster Theil: Angelsächsische Formenlehre. Zweiter Theil: Text-
Übersetzung, Anmerkungen, Qlossar. Heilbronn, Verlag von Gebr.
Henning^r. 1880. VI und 404 SS. gr. 8» (Pr. 11 Mark).
Das vorliegende Werk hat hauptsächlich den Zweck, die
Grundlage der englischen Philologie, specieUer des historischen
Studiums der englischen Sprache auch denjenigen Vertretern dieses
Faches leichter zugänglich zu machen, welche keine Gelegenheit
gehabt oder gesucht haben , sich während der Universitätszeit damit
bekannt zu machen. Das Buch ist also vorzugsweise für das Privat-
studium berechnet und verfolgt dabei weniger streng wissenschaft-
liche, als vielmehr praktische Ziele. Diesen letzteren dient der schon
1878 erschienene erste, die angelsächsische Formenlehre enthaltende
Theil , welcher mit Ausschluss der Lautlehre eine zum Verständnis
der angelsächsischen Texte nothwendige Darstellung der gramma-
tischen Formen der Sprache in möglichst vollständiger Behandlung
und doch in gedrängter Kurze lieferte, in zweckmäßiger Weise. Der
nämliche Plan wurde auch bei der Ausarbeitung des zweiten Theiles
des Buches vom Verf. consequent im Auge behalten und daraus
erklärt sich die von sonstigen angelsächsischen Lese- und Übungs-
büchern abweichende Einrichtung des Werkes. Dieselbe besteht
zunächst namentlich darin, dass die Texte durchweg mit neben-
stehenden Übersetzungen und zwar wörtlichen Übersetzungen (nicht
etwa metrischen bei den aus den ags. Dichtungen aufgenommenen
Stücken) versehen sind , die , soweit Bef. dieselben geprüft hat , als
zuverlässig und genau bezeichnet werden müssen. Zum Selbst-
unterricht werden dieselben Vielen willkommen sein , wenn auch die
wenigsten Universitätslehrer bei ihren Schülern eine solche Methode
des Unterrichtes anwenden oder wünschen dürften. Indes kann
jeder sich ohne Störung von der Übersetzung, welche nicht mit dem
Text auf derselben , sondern auf der nebenstehenden Seite sich be«*
P. Wy^ckßr, AHeogllBebes LeBebach, angei, von /. St^tpptr, SM
findet, emancipieren und sich auf eigene Hand mit Hilfe des nmfang-
reichen^ mehrere der iü dem Buche nur id Proben vertreteoen Denk*
mäler. wie Be6wulf, Elene, Orosios , vollständig berQcksich-
tigendeu Glossars, in wetcbeni die Bedentungen \n knapper Weise,
jedoch ohne Stellenan gaben verzeichnet Bind, an der Übertragung
der Texte versuchen und mag dann die Übersetzung des Heraus-
gebers nur lur Controle oder im Notbfalle consuUieren. Dieses Vor-
fahren scheint E. mit Oberseizung und Glossar im Ange gehabt tu
haben, andemfalis würde dies letztere entbehrlich gewesen sein.
Die Auswahl der Texte itt eine recht zweckmäßige. Die
> Prosaiexte bilden als die leichterenden Anfang, die 14 poetischen
Schlnss, Anch innerhalb dieser beiden Gruppen iM die An-
'SO getroffen . dass der Leser vom Leichteren ztim
eitet. Von allen wichtigeren Stil- und Dicbtungs-
ans der Übersetzung der Evangelien and des alten Testa*
»Dtei, ans Alfreds hiätorischea , geographischen und religi^ea
chriften , aus den aagelüächsischen Gesetzen und aus der Sachsen*
\)nik Bind Proben mitgetbeilt, dsgl. aus den hervorrsgendslieii
«Hdaktischen , epischen und lyrischen Dichtungen; so enth< dBfl
Buch n. a* aus dem BetWulf, aus den Cädmon zugeschriehonen,
femer aus den von Cyncwulf berrübrend*)n Dichtungeu längere
Proben. Im Anschhiss an die Texte ist den erkUrenden Anmer«
kungen ein breiter Raum gestattet worden, 112 Seiten, worin öfters
neben vielen wertvollen und erwt^nschten Erläuterungen auch ferner
liegttide Notiseu nud Betrachtungen beigebracht worden sind. Hier
vHlre «Ine gr6(Sere Bescbrüukung und eine zweckmäßigere, mit
^ iienangabe versehene Anordnung selbst den in reiferem
A n Lesern, welche K, wohl auch hier namentlich im
Aogt halte, gewiss t^rwänscht gewesen. Indes gerade solchem Lesern
wird diese ÜherfOlle am wenigsten bimierlich sein und ihnen
namentlich kann das Werk als ein nach einem einheitlichen Plan
cons«qu6ot und verständig ausgearbeitetes Hilfsmittel zur Einführung
10 das Studium des Angels&chaischen bestens empfohlen werden.
AJtenglisches Lesebnch. Zum Gebrauche bei Vorlesungfen und zum
SeTbstuoierTicht herimsg^geben von Richard Paul Wülcker. 2. Theil,
die Zeit ton läöO^lfMK) mnriss. ml. 1. Abtheiluogi Texte und An-
markiingen. 2. Abthcj ^ Max Niemcyer. 1B71».
17 und 823 SS., 2. l'r. 8 M.. mit Theil 1:
12 M. 60 Pf.).
Dieses Lesebuch, dessen erster TheO schon 1874 erschien und
von J. Zopitza im Jahrgang 1875 dieser Zeitschrift S. IIB ff. ein-
•htnd recensiert wurde, kann, was den darin enthaltenen Stoff
Blangt, als eine Fortsetzung des vorher besprochenen Werkes an-
eli" ' Ti^ um so mehr, als es auch mit zum Selbstunterricht
i: i reilich wurde auf diese Weise, da die spälesUMi angel-
tf»chen Texte» welche KOrner bringt, von dem Abte Alfric her-
und 'lt*i t*fstM TbtMl von Wülckers altenglisrlipm Lesebuch
SlO P. Wülcker, Altenglisches Lesebach, angez. Ton J. Schipper,
erst mit 1250 beginnt, die ganze dazwischen liegende, fQr die Sprach*
geschichte ungemein wichtige, durch Werke wie das Ormulumf
Layamons Brut, Älfi*edB Praverbs usw. vertretene Epoche von
c. 150 Jahren unbeiücksichtigt bleiben.
Von 1250 an wird indes durch W.s Lesebuch die altenglische
Sprache im Zusammenhange durch Proben aus den verschiedenartigen
Denkmälern ihrer Literatur bis 1500 dem Leser vorgeführt: der
erste Band umfasst den Zeitraum von 1250—1350, der zweite Band
denjenigen von 1350—1500.
Der Herausgeber hat bei der Bearbeitung des zweiten Theiles,
was die Anordnung des Stoffes anlangt , das Hauptgewicht wie beim
ersten (es fehlen dort nur die Überschriften der einzelnen Gapitel)
auf die Literaturgeschichte gelegt, indem er seine Textproben in
zwei Hauptgruppen, Poesie und Prosa ^ diese aber wieder nach dem
Inhalte in verschiedene ünterabtheilungen eintheilt, nämlich I in
Dichtungen geistlichen und legendarischen, II didaktischen and
allegorischen, III geschichtlichen^ IV romantischen, Y lyrischen,
VI dramatischen Inhalts und in VII geistliche, VIII didaktische,
IX geschichtliche und geographische, X romantische Prosa behandelt.
Während aber für den im ersten Theil behandelten Zeitraum diese
Gruppierung so ziemlich auch der Zeitfolge entspricht, wird fQr die rei-
chere Literatur der in dem zweiten Theile behandelten Epoche die Gonti-
nnität in der Entwicklung sowohl der Sprache, als auch der Literatur
dadurch zerrissen. Occleve kommt vor Chaucer zu stehen, und von
diesem bedeutendsten Dichter der ganzen Epoche, von dessen Werken
in vier verschiedenen Gruppen Proben gegeben sind , gewinnt der
Leser kein einigermaßen deutliches oder auch nur charakteristisches
Bild. Bei dem umfange des Buches wäre dies wohl zu erreichen ge-
wesen, freilich nicht mittelst der vom Herausgeber ausgewählten
Stücke dieses Dichters , unter denen Proben seiner humoristischen
Ganterbury-Geschichten , welche doch für ihn und seine Stellung in
der alteuglischen Literatur vor allem bezeichnend sind, gänzlich
fehlen. Im übrigen ist die Auswahl der Lesestücke für den vorge-
führten Zeitraum , den wir freilich so weit ausgedehnt gewünscht
hätten, um noch Erscheinungen wie Dunbar, Douglas, Skelton mit
einbegreifen zu können, eine sehr zweckmäßige.
In der Wiedergabe der Texte ist W. seinem für ein Lesebuch
gewiss berechtigten Princip, dieselben nach den besten Quellen
möglichst unverändert abzudrucken , treu geblieben. Wo ihm keine
zuverlässigen Texte vorlagen , bringt er seine Proben nach neuen,
größtentheils von ihm selbst besorgten Abschriften , rospective Ver-
gleichungen der Handschriften. Die erklärenden Anmerkungen sind
sehr eingehend und dürften , zumal unter Zuhilfenahme des separat
als „2. Abtheilung^ erschienenen ausfuhrlichen, mit ge-
nauen Stellenangaben versehenen, auch zur Leetüre anderer alt-
englischer Texte im Ganzen ausreichenden, vortrefflichen Glossars
dem Leser , falls er mit der Grammatik einigermaßen bekannt ist,
kaum irgend welche Schwierigkeiten übrig lassen. Übrigens sagt W.
P. Wülcker, Alt^Dgliscbes Letebocb, angds. von J. Sc^pper. 311
in der mit dem Glossar veröffentlichten Vorrede zu dem Werke:
,Eine iabeilarische Übersicht der alteogÜBchen Literatur nebsi einem
Abrisse der Laut- und Wortbiegunplehre de8 Altenglischen soll
sich gelegentlich noch daran anschließen, um dem Anfönger die Er-
lomnng der Grammatik zu ermöglichen.'* Zu ermöglichen y Und
erst dann? — Das Verfahren Körners, die Grammatik voranzu-
»chickeu, «der dasjenige der Engländer Morris und Skeat, einen
Abriis der Grammatik zugleich mit den Texten zu veröffentlichen ^
ist gewiss praktischer. Auch der von diesen beobachtete Brauch,
^en einzelnen Denkmälern oder Dichtern die nöthigen literarhisto*
rischen Notizen voranzustellen, ist zweckmäßiger, als, wie W, es
macht, dieselben för eine „gelegentlich^ zu veröffentlichend© tabel*
larische Übersicht der altenglischen Literatur aufzu^spareut zumal
wenn unter den Autoren Namen vertreten sind, wie Richard de
Cikirtre und Bokeuam, worüber es schwer fallen dOrfte« aus den bisher
veröffentlichten Literaturgeschichten xu erfahren» was von ihnen
bekannt ist, resp. ob man weiter etwas von ihnen weiß, als ilirc
Kamen. Die Interpunction hat W. zur Erleichterung des Ver-
ständnisses nach deutschem Branche geregelt, was für »Itenglische
Texte, wie er m, E. mit Recht im Vorwort zum ersten Theil be-
merkte, ebenso berechtigt ist^ als sie nach neuengli&chen Gesetzen
einzurichten» Als verwirrend aber muss es bezeichnet werden, wenn
KU speciclle Benennungen mittelhochdeutscher Metrik wie „Küren-
bergers Weise** auf altenglische Strophen, resp. Veraarten an-
gewandt werden. Das von ihm so bezeichnete Gedicht (4) wie auch
die beiden andern, von Wissmann (Literaturblatt 1880, Nr, 11,
8, 415) damit zusammengestellten (5 und 3S) sind in paarweise
reimenden und zugleich alliterierenden Langzeiien geschrieben , wie
sie von mir in Cap. 11 des dritten Abschnittes der ^ Altenglischen
Metrik^ beschrieben wurden. Der klingende Ausgang der ersten
Versh&lfte ist für dieselbe keineswegs obligatorisch, wie auch v. 5
im fOnAen Liedes beweist, und die ?on Wissmann aus dieser Vor-
iHoelzung abgeleitete Unechtheit der vier letzten Verse des Ge-
dkbtes Nr. 33 ist demnach hinfallig. Mit Recht hob dagegen schon
dieser Bec. des Buches hervor, dass die strophisch abgefassten Stucke
S, S7, 38 durch den Druck als solche hätten kenntlich gemacht
«irden sollen. Doch das sind unwesentliche Ausstellungen, welche
dem Wert des höchst verdienstlichen Werkes keinen Abbruch thun
kdiinen und sollen. Dasselbe kann allen denen angelegentlichst em-
^ohlen werden« welche sich mit der interessantesten Epoche der
ilteoglischen Literatur an der Hand sorgfältig gedruckter, im
wesentlichen zweckmäßig ausgewählter und gut commeutierter Teit-
probeo der wichtigsten Denkmäler und Dichter eingehender bekannt
macbea wollen.
812 E. KÖQnng, Englische Studien, angez. Ton «71 Schipper.
Englische Studien. Organ ftr englische Philologie nnter Mitbertck*
sichtignng des englischen Unterrichtes anf höheren Schulen. Herftas»
gegeben Ton Dr. Eugen Kölbing, Docenten an der Univenütät
Breslau. IIL Band. Heilbronn. Verlag von Gebr. Henninger. 1879.
Eölbings ^Englische Stadien'^ haben sich bereits eine so ge-»
festigte Stellung errungen, dass dieses jetzt regelmäßig im September,
Januar und Mai erscheinende Organ für englische Philologie der be-
sonderen Empfehlung nicht bedarf. Wohl aber mag es nicht über-
flüssig sein , darauf aufmerksam zu machen , dass dasselbe mit dem
uns vorli^enden dritten Bande noch entschiedener, als mit den
heiden vorhergehenden in eine Bahn einlenkt, welche ihm das Inter-
esse der Vertreter des Englischen an den Mittelschulen in erhöhtem
Maße sichern muss , indem es nicht nm* , wie es bisher schon der
Fall war, auch der neuenglischen Sprache und Literatur neben der
altenglischen die ihr gebflhrende Berücksichtigung zu Theii werden
Iftsst, sondern nun auch der pädagogischen Seite dieses Faches, der
Verwendung und Behandlung des Englischen als Unterrichte«
gegenständ in Schulen die gleiche Aufmerksamkeit widmet. Zwei
umfangreiche Aufsätze gediegenen Inhalts, welche dieser Band
bereits enthält, der eine ^ Die wissenschaftliche Grammatik und der
englische Unterricht" von W. Vietor, der andere „Über die Wahl
des Lesestoffes im englischen Unterricht auf der Bealschule erster
Ordnung^ von Hugo Ottmann nebst eingehenden, von demselben
Verf. herrührenden Becensionen neuer Lehr- und Übungsbücher
geben davon ein vollgiltiges Zeugnis. Bef. erinnert sich, dass er
seiner Zeit mit einigem Misstraueu an die Leetüre jener Abhand-
lungen gieng. Die Titel erinnern an pädagogische Aufsätze , wie sie
von Schulamtscandidaten als Examensarbeiten, selten auf Grund
eigener pädagogischer Erfahrungen, sondern nur ^der Noth ge-
horchend, nicht dem eigenen Trieb" ausgearbeitet zu werden pflegen.
Indes schon nach dem Lesen der ersten Seiten sah er sich auf das
angenehmste enttäuscht. Die Vlgtorsche Abhandlung ist eine höchst
anregende und beachtenswerte Arbeit, in welcher der Verf. für die
Beform des englischen Unterrichtes nach lautphysiologischen und
historisch -grammatischen Principien eintritt, wie dies vor ihm schon
Trautmann (vgl. Anglia I, 588 ff.) gethan hatte. Auch der Ott-
mannsche Aufsatz verdient alle Beachtung. Er macht auf den Übel-
stand aufmerksam , dass die Wahl der zur Schullectüie verwendeten
Schriftsteller zu sehr dem Belieben des einzelnen Lehrers überlassen
sei , dass infolge dessen keine Übereinstimmuug unter den Schulen
herrsche und namentlich oft höchst mittelmäßige und unbedeutende
Schriften statt gediegener Werke gelesen wüi'den. Ottmann knüpft
seine Ausführungen an die Schrift „Bemerkungen über die fran-
zösische und englische Leetüre in den oberen Bealclassen von Dr.
Münch, Buhrort 1879^ an, die er weiter ausführt und bespricht. Es
würde zu weit führen ^ den Gedankengang der inhaltreichen Ab-
handlung darzulegen. Die auf Grund der gegenwärtigen Zustände an
jene Schrift angeknüpften Ausführungen beruhen auf selbstgemachten
JSi KMing^ Eogliscbe Studien, angez. von /. Schipper, SIS
Erfahrungen und sorgfäUigen Beobachtungen, und auch die im An-
sckÜQfis daran entwickelten Ideen und Vorgehläge sind m. £. darchaus
geeignet , einer fruchtbaren Disco^sion über diese Frage zur Grand-
lage SU dienen.
Was die übrigen AnMtxe dieses diltten Bandes der ^Englischen
Studien*' anlangt, so heben wir eine umfangreiche und gediegene
Abhandlung von Bobertag „Zu Popes Essai/ on Crüicism'^ und
femer xwei Aufsätze vou Felii Liebrecht: „Die Fololore Societjf in
London'' und „Zur altenglischen Balladenpoesie'' besonders hervor.
Textkritische Beiträge vom Herausgeber sowie auch von Stratmann
in ferschiedenen alteoglischen Dichtern und von Tiessen zu Shak-
ere,eine von Horstmann mitgetheilte altenglische Legende (Thomas
cket von Laur. Wade) und eine längere Abhandlung von Hambeau
Iber Chauoers Jlouse of Farne in seinem Verhältnis zu Dantes
Dirtna Commedia, in welcher die bereits von Kissner und ten Brink
eonstatierte genaue Bekanntschaft Chaucers mit dem großen italie-
nischen Dichter im einzelnen, öfters wohl zu sehr im einzelnen nach-
gewiesen wird, bitden im wesentlichen den Inhalt dieses Bandes,
oweit die eigentlichen Abhandlangen in Beti-acht kommen. Nicht
linder reichhaltig ist der Literaturbericht: 22 eingehende Hecen-
^fionen über neue Publicationeu aus dem Gebiete des Alt- und Neu-
engliscben, abgesehen von der schon erwähnten Besprechung von
Schul- und ChungsbÜchern und einer Programmonpchau. Literarische
Notizen, ein Vorlesungsverzeichnis, Persünalnachrichten , eine Zeit-
cbrifi4*iischaU| die namentlich auch den Inhalt der y,Anfflia*^ angibt,
riialten ilje Leser orientiert über alles Wissenswerte, was auf dem
Gebiete der englischen Philologie vorgeht.
Wie wir es bei der Besprechung des ersten Heftes des ersten
Sandes der Englischen Studien in der Gennania vorausgesagt
&ben, bestehen nicht nur beide Zeitachriften, wenn auch mit Auf»
itetong aller (öfters auch untergeordneter Kräfte) nun schon mehrere
Iftbre hindurch neben einander , sondern sie haben sich auch jede
Ir sich ihr eigenes Gebiet erobert, während sie freilich den grOßten
Tbeil des von der neuen Wissenschaft occupierten Territoriums ge-
meinsam bebauen müssen* Dass dies leicht allerlei Hader und Zwie-
racht zur Folge hat und oft tu unerquicklichen Auseinander-
zwischen den Heraosgebern fahrt, ist zwar erklärlich,
lil aber sehr bedau*^rlich. Die Leser würden gern auf der-
firtige Zugaben in lliron Zeitschriften Verzicht leisten. Bei dem
Stande der Dinge ist wohl kanm zu hofTen^ dass die beiden Organe
zu einem einzigen verschmolzen werden könnten. Oleich wohl
dieg dfts Wtlnschenswerteste. Beide Herausgeber hätten ver«
liniMeQtendo Artikel ohne Schaden für ihr Unternehmen
lle Wiieenschaf^ entbehren können. Die Rivalität der Zeit-
en mag in mancher Hinsicht-heilsam und förderlich sein; sie
aber anch dazu, dass %\i leicht und zu viel gedruckt wird»
u Recensionen^ wozu die überhand nehmende Anzahl ver-
wandter wissenschaftlicher Org&ne nöthigt, sind glek\iM\% ^^m
814 Geschichtliche Lehrbftcher, anges. von F, Kranes,
Übel. Die steten Referate einer Zeitschrift Aber die andere, die
Wiederholungen derselben Literatarangaben, Notizen usw. raaben
Zeit und verursachen unnöthige Kosten, was vermieden werden
könnte.
Theilung der verschiedenen Gebiete unter die Herausgeber,
größere Strenge bei Au&ahme der Beiträge, zweckmäßige, d. h. den
Leser orientierende, nur in den Hauptsachen die Resultate der Arbeit
berichtigende Recensionen , vierteljährliches Erscheinen des Organs,
das wäre der Plan, nach welchem wir uns eine Verschmelzung der
beiden Zeitschriften für englische Philologie zu einem einzigen , alle
Interessen, pädagogisch-praktische wie rein wissenschaftliche, in
gleicher Weise berücksichtigenden Unternehmen denken würden.
Welch ein Zeitgewinn würde das sein für die Herausgeber und Leser I
Welch ein Gewinn auch für die Verbreitung und die Rentabilität
des Organs! Welch ein Gewinn aber vor allen Dingen für den Gehalt
der Zeitschrift und die Förderung der Wissenschaft!
Wien. J. Schipper.
1. Grundriss der Geschichte in pragmatischer Darstellung. Von
Dr. Jul. Brock. Für die oberen Classen höherer Lehranstalten. LTheil.
Das Alterthum. Berlin 1879, 8*. Verlag von Rud. Gärtner (IV und
161 SS.). U. Theil. Das Mittelalter (123 SS.).
2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte. Von Prof. Dr. 0. Lange.
Für höhere Bildungsanttalten bearb. von — . Dritte Unterrichtsstufe.
der allgemeine Geechichtsunterricht Achte Auflage, durchges. nna
verbessert von Prof. Dr. R. Foss. Berlin 1880. Verlag von Rud.
Gärtner (III und 160 SS.) .8^ Ladenpreis 1 fl. 20 kr.
3. Weltgeschichte in Biographien herausg. von Oberiehrern der kön.
Realschale zu Annaberg, in drei concentrisch sich erweiternden
Cnrsen; herausg. von Schulrath Dr. Moriz Spieß und Prof. Bruno
Beriet. Erster Gursus für den Unterricht in Unterclassen berechnet
Elfte verb. and bis auf die Gegenwart fortgeführte Auflage (mit einer
Übersichtskarte zur alten Geschichte, sowie einer Karte von Alt-
Griechenland and von Alt-Italien. Hild barghausen. Kesselringsche
Bachhandlang. 1879, 8* (X und 256 SS.).
1. Brooks Grundriß des Alterthums und des Mittelalters,
dem bald der der Neuzeit folgen möge, macht in der Flut der gleich-
artigen Literatur als neue Erscheinung einen günstigen Eindruck.
Der Verf. hat das Motto : „Res non verba^ gewählt und bleibt dem-
selben auch treu. Dem Schüler der Oberclassen wird ein reicher aber
gut durchdachter nach gemeingiltigen wissenschaftlichen Grund-
sätzen geordneter Lehr- und Lernstoff geboten. Das Ausmaß in der
Geschichte des Alterthums ist reiflich erwogen und der inneren
Geschichte des Völkerlebens neben der politischen eine zweckent-
sprechende Stellung eingeräumt. Ebenso günstig ist der Eindruck,
n^elchen die Behandlung des Mittelalters erweckt, nicht bloß durch
die knappe und doch klare , nichts wesentliches übersehende Dar-
stellungsweise, sondern auch durch das maßvolle, unbefangene Urtheil
und das Gleichgewicht zwischen dem politisch-historischen und
GesebichtUche Lebrbücb«r, ange^. von F. Kronis*
Sl^
cullttigescluchtlicheii Gehalte der Zeiten. Die Sprache Ist bündig
und aach^mäß in Too und Farbe. Der compresee, scharfe Druck
loacht beide Büchlein atoffreich genug.
2. Langes Leitfaden liegt in achter von Foli besorgter
Aaflage Tor; diese Thateache spricht von vornherein füt seine
Brauehbarkeit. Der Verf. hatte besonders mit der Ausbildung von
Lehrerinnen m thun, und es eignet sich auch das Buch als „dritte
Unterrichtsstufe^ des sogenannten concentrischen Lehrcjclus für
Lehrerbildnngaanstalten. Die Erz&hlung hehilft sich , um möglichst
Tiel auf eugem Baume zusammenzudrängen , mit Schlagworteu. Des
Gemeinplatzes „die kaiserliche Schlafmütze*^ (S. 75) als Charakte-
ristiken K. Friedrichä IIL hätte das Büchlein entrathen können. Ein
und das andere starke Versehen sollte sieb in einer achten Auflage
Biehi finden. So wird S. 75 2itka, der doch schon 1424 starb, aU
8ieger bei Aul^ig, Mies und Tauß (142d — 1431) genannt^ was doch
zu den Thaten Prokops d. Gr. gehört. Dann heiJ&t es gleich weiter
unten (S. 74): die Taboriten hätten sich 1433 den Basier Com-
pactaten fQgen müssen , und doch sollte das Gegentheit , ihre Un*
fOgsamkelt und Yernichtende Niederlage i. J. 1434, als allgemein
bekanntes Factum, verzeichnet werden. Weshalb Butler und Genossen
Wallensteins „gedungene Mörder^ (S. 100) genannt werden, ist doch
nicht recht einzusehen. Jedenfalls zählt dieser Ausdruck zu den allzu
ligen und summarischen Verdicten, welche, wie z. B. auch die
ablonenhafte Charakteristik des Jesuitenordens (S. 92) dem
^Biich« sicherlich weder zum Nutzen noch zur Zierde gereichen.
3. Spieß und Berlets gemeinsame Arbeit, bei welcher der
Löwenantheil dem erstgenannten zukömmt, bereits in der eilfteu
Auflage vorliegend, ist entschieden ein gutgemachtes, seit 1854 er-
probtes Buch , das den Tou der Erzählung fQr die Jugeud und das
Bedürfnis der Schule richtig wählt, die Zeitgeschichte mit der Bio-
graphie gut verwebt und den erzählenden Text mit fortlaufenden
Anmerkungen erläutert. Die beigegebenen Kärtchen (Übersichts-
karti zur alten Geschichte, Alt-Griechenland und Alt-ltalien von
0* Wolff) thun Ihre Schuldigkeit. Die chronologi^ichen Übersichten
tum Schlüsse beschränkten sich auf die wichtigsten Zahlen, ihnen
rtlhen sich die Regen tentafeln an und den Schluss bildet die Angabe
dw Aussprache vorkommender Fremdwörter. Dass das Buch der
historischen Kritik sagenhafter Überlieferung zur Schonung des
jugendlichen Interesses ausweicht, ist koin Fehler, nur darf keine
falsche Pragmatik auf Kosten der ihatsrtchlichen Geschichte Platz
greifen . wie dies z. B in dem 35. Abschnitte S. 140 f der Fall ist,
Was soll die Überschrift ^Wilhelm Toll 1307^^; die Randglosse
«Rfltlibund 1307^? Wer darf die bloße Sage chronologisch ein-
ordnen wollen y Auch kennt die Geschichte nur die Brnnner Einung
vt»m Di»comber 1315 und keine vom 9. Jjlnner 1308. Eine Berück*
I iichtigung dfs Österreichischen Geschichtsinteresses wird man von
dem Buche nicht verlangen können^ aber ein Ignorieren Bfaria
Thenssiaa und Josepha IL in ihrer Bedeutung fällt doch auf, und
21*
816 Geschichtliche Lehrbücher» angez. von F. Kranes,
was da nnd dort Ton österreichischem Geschichtsstoffe gesagt wird^
ist stark schablonenhaft.
1. Lfehrbuch der Geschichte von Bad. Di et seh, des I. Bdes. 2. Abth.
Geschichte der Bomer, nea bearbeitet von Dr. M. Hoffmann, Ober-
lehrer am Gymnasiam za Guben. 1879. Leipzig, Teubner. gr. 8', VI
und 386 SS.
2. Orundriss der alten Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung
der Griechen nnd Römer. Znm Gebrauche au höheren Lehraustolten
bearbeitet von Dr. Herm. G. S. Preiss. Mit syooptiscben Tabellen
der griech.-röm, G^chicbte und ausführlichem Register. Berlin 1880.
Verkg von Gustav Hempel (als L Tbl. d. allg. Weltgesch.) kL 8^
VI und 247 SS.
3. Lembuch für den Geschichtsunterricht in den oberen Classen
höherer Lehranstalten von Ernst D ahn, Lehrer an der städt. Real*
schule zu Braunschweig. 2. Abth. Geschichte des Mittelalters. Braun-
schweig. Verlag von Herald Bruhn. 8^ 202 SS.
1. Dietsch, Lehrbuch der Geschieh te, dessen L Bd. ,, Gesch.
des Orients und Griechenlands", in 3. Aufl. 1869 erschien, rückte
leider nur^ zufolge des Todes seines Yerf.s, bis zur 2. Abth. des
n. Bandes : Die Zeit von Karl d. Gr. bis zu den Ereuzzügen (2. A«.
1866) vor. Das Werk gehört zu den gediegensten, gehaltvollstea
Arbeiten dieser Richtung. Die vorliegende „Geschichte der Römer^
erschien 1861 in zweiter Beai'beitung. Der „Grundriss der Welt-
geschichte'' des Yerf.s in drei Theilen erlebte bis 1878 in der Be-
arbeitung von Gustav Richter die 8. Aufl. — Jetzt liegt die dritte
Bearbeitung der Geschichte der Römer von Hoff mann vor uns»
Dietsch verfügte als classischer Philologe über das richtige Capital
der Quellenkenntnis und nahm mit selbständigem Urtheile die Er-
gebnisse der Forschung seit Niebuhr in sich auf. Das Werk, ein
treflfliches Lern- und Hilfsbuch des angehenden und praktisch thätigea
Lehrers, gliedert sich in eine literargeschichtliche , geographisch-
ethnographische Einleitung, welche mit der Vorzeit Latiums und
Roms Gründung schließt. Die erste Hauptperiode behandelt Rom
unter den Königen, die zweite Rom als Republik, die dritte Rom
unter den Kaisern bis zum Sturze des weströmischen Reiches. Hand
in Hand mit der politischen geht die Yerfassungsgeschichte, dea
Schluss der Zeitabschnitte machen die „Culturzustande.^ Fort-
laufende Anmerkungen enthalten die Quellenbelege. Die Darstellung
ist bündig, aber durchaus nicht trocken, wo der Gegenstand mehr
Leben und Wärme des Ausdruckes fordert.
2. Das Büchlein von Preiss ist gutgemeint, fleißig gearbeitet >
im ganzen nichts anderes als eine halb erzählende chronologische,
zum Theil synchronistische Tabellenverbindung. Bis S. 206 läuft das
chronologische Nacheinander der Begebenheiten , dem sich S. 208 f.
das synchronistische Nebeneinander, die Combination der griechisch-
römischen Geschichte anfügt ; es ist also ein Recapitulationsbuch mit
gutem Index. Das Vorwort stimmt etwas wunderlich mit dem Inhalt des
liclitltcbe Lehrbücher, angez. von F> Krone».
Sil
Preiss hat viel Wort«, um das Geniö tbbildende der
eschichte als ihreu Hauptzweck der Jugend gegeDöber zu betonen,
yei-wahrt sich dagegen , der Jugend, „welche die facttsche Seite
felibegebenheiten zu ergreifen Mühe hat, die feineren Fäden
I Gewebes von Ursachen und Wirkungen", die Fassungskraft für
pden Zosammenhang eines historischen^ geschweige denn ^ eines
pnlturhistorischen EDtwicklungsprocesses^* zuztimuthen, ja er spricht
Ogar die für den Historiker etwas beunruhigende Meinung ans, dass
^ie eigentliche Geschichte als Mittel der Bildung der Intelligenz
ar einen höchst bedingten Wert" habe, da ja „die Behandlung des
storisch gegebenen StoflFes eine streng wissenschaftliche Form nicht
se*', usw. und doch stopft er seine tabellarische Erzählung mit
liier Masse Stoffes von sehr problematischem Werte für die Jugend
oll« Denn alle seine rechtfertigenden Worte rechtfertigen da«t
lironologisch-sachliche Detail der Jndengeschichte (S. 14 — ^29)
enaowenig als die 14 Seiten umfassende Skizzierung der Diadochen*
Periode (96 — 110), Das frommt der Gemüthbildung der Jugend
irzlich wenig, das ist eine Überladung. Die „synoptischen Tabellen**
|nd nichts hervorragendes, aber gut gearbeitet.
3. Dahns „Lernbuch'* in seiner ersten Abtheilong: Alterthum
iben wir bereits in diesem Blatte angezeigt. Schon dort wunle des
roßen Fleißes gedacht, der in dem Buche steckt. Noch mehr Arbeit
einahe ließ sichs der Verf, hier kosten. Nicht leicht wird man ein
loment der mittelalterlichen Geschichte von einiger Bedeutung darin
sen. Auch für Literaturnachweise ist in den Noten gesorgt.
für das „Lernen** gibts da genug. S, 191 werden für die
otition „Zahlenreihen'^, nach ^äußerer** und „innerer** Ver-
indtscbaft geboten, Regenten nach der Ziffer der Namenreihe zn-
Mminengeetellt, Herrschernamen ^ Länder- und Ortsnamen oombiniert ;
&mer eine Menge technischer oder typischer Sachnamen der mittel-
pterlichen Geschichte als Fragestoff behandelt (193—194). Sodann
(S. 194 f ) IV A) Vergleiche, B) .Nenne das tertium com-
ttonis zwischen:**..,. V. Verschiedene Fragen und Aufgaben;
Vortr&ge und Aufsätze. Die bedenkliche Seite der müheTollen
Dd vielseitig pädagogisch verwertbaren Leistung Dahns liegt auch
jrier in dem ^Zuviel^ des Oombinierens und Parallelisierens, was
gebt selten über die Grenze des Prakticierbaren hinausgeht, ja da und
brt an das Abstmse ^enzt. Es lässt sich, wenn man will sehr vieles
irgleichen, aber nicht alles davon mit Nutzen, mit einleuchtendem
iwinne. Der Vergleich ^K. Friedrichs IL und Friedrichs d. Gr von
en*^ bietet weit mehr ludifferenz- als Berühmngsponkte oder
•te. Was soll der SchQler mit einem ^Gaugraf und Landrath**
95 Nr. 23) anfangen? Darf ihm (Nr. 25) ein Vergleich des
''inaniwesens unter Karl d. Gr. mit dem jetzigen^ ernstlich
Igemuthet werden? Wo steckt denn das greifbare tertinm com-
itionif zwischen „Narses und Torstensohn**, zwischen
idwig d. Bayer und Maximilian L, zwischen Heinrich IV.
T«B Deutschland undMariaStuart? Man kann doch wohl hier nicht
818 Droysen, (beschichte Alexanders d. Gr., angez. von F. Kranes,
mit schlechter Erziehung in der Jugend und mit dem Ahbflßen der-
selben Staat machen wollen. Auch mit den „Cardinälen und Dom- ,
herren** wird wenig aufgesteckt. Fragen, wie die (S. 197 Nr. 84)
„Welcher Kaiser hat fQnf, welcher sieben Kronen getragen, nenne die
Kronen?^ (1B9), „Mit welchem Rechte kann man dem Hering welt-
geschichtliche Bedeutung zuschreiben?'' sind wenig erbaulich und
eine Aufgabe oder ein Vortrag wie der S. 201 Nr. 48 mit „Die
Slaven^ kurz apostrophierte, erscheint stofflich zu vag. Immerhin
treten diese Mängel gegenüber den guten Seiten des Werkes zurück»
Gesehichte Alexanders des Großen von Joh. Gust Droysen. Dritte
Auflage. Mit 5 Karten von Kiepert. Gotha. Friedr. Andr. Perthes
1880. IV and 404 SS. 8».
Es sind 47 Jahre, nahezu ein halbes Säculum , dass die bahn-
brechende Erstlingsarbeit Droysens den damals fünfundzwanzig-
jährigen Historiker in den Kreis der berufenen Geschichtsforscher
und Geschichtsschreiber mit Ehren einführte. Was dem jungen Mann
zu einem bedeutenden Namen yerhalf, legt nunmehr der greise
Meister in dritter Auflage vor. Es ist ein reichhaltiges Buch, das
dem Fachmanne und Lehrer so gut wie dem reiferen Schüler und
dem gebildeten Geschichtsfreunde compress gedruckt, gut ausge-
stattet und doch in billiger Ausgabe entgegengebracht wird.
Droysens historische Leistungen umspannen einen weiten Kreis»
Sie begannen mit dem hellenischen Geschichtsleben und lenkten dann
ein in das großangelegte Werk : y,Geschichte der brandenburgisch-
preaßischen Politik.^ Dazwischen und inmitten liegt eine Fülle der
Arbeiten , welche vorzugsweise der neueren Geschichte angehören.
In diesem weiten Kreise berührt sich Droysen vorzugsweise mit
seinem Alters- und Fachgenossen Bänke. Wollte man sich in nahe-
liegenden Vergleichen ergehen , so könnte man den Gegensatz beider
vielleicht in dem epischen Grundzuge Bankes , in dem dramatischen
Droysens, in der Farbenstärke der Darstellung des ersteren gleichwie
in der scharfen Zeichnung des letzteren finden. Aber lassen wir alle
hinkenden Vergleiche um der besseren Sache, der Anzeige des
Werkes willen.
Im ersten Buche (S. 3 — 85) charakterisiert Droysen den
Wendepunkt der Weltgeschichte, von Alexanders Namen getragen.
Dann erschließt sich uns das ganze der hellenischen Volksentwicklung
in wahrhaft plastischen Umrissen bis zu dem Eingreifen der Politik
des makedonischen Philipp. Und dieser hellenischen Welt von un-
alterndem Beize stellt Droysen das Perserreich des Achämeniden
Dareios Kodomannos gegenüber, indem er die Phasen seines
Werdens und die gewaltigen Verhältnisse seines Großmachtbestandes,
aber auch schon die bedenklichen Zeichen verhängnisvoller Er-
schütterungen an seiner Peripherie und die Schäden des Inneren
enthülli So ist der G^ensatz der beiden geschichtlichen Welten ge-
zeichnety der Schauplatz des Dramas liegt offen, und das zweite
JJftOfign^ Güchichte Alei&nden d Gr,, aTig«z. toh F Kronen, tt9
OapHel läset Tor unserem Auge Makedoniens Volk und KönigthuiD,
den genialen „Halbbarbaren^ Philipp II., die Jagend Alexanders
und das blotige Ende des Siegers bei Chaironea erscheinen, während
das dritte die Erfolge Alexanders in der NeubegrQndung der make-
dODificbeo Hegemonie vorführt.
Im zweiten Buche (85— 217J begegnen uns die Vor-
bereitungen zu dem großen Zuge über den Hellespont. Von be-
sonderer Wichtigkeit ist der Abschnitt, der das Heer Alexanders
cbarakteriäicil. Bald stehen wir am Granikos und begleiten den Sohn
Philipps durch Eleinaäien auf das zweite Schlachtfeld bei Is^os, von
oTyroB und Gaiai bis Ägypten, allwo bald Alexandreia, die Weltstadt
^ie bleibende Culturbedeutung des hellenische a Kreuzzuges gegen
[äie persischen Barbaren verewigen sollte. Dann aber gilt es den
etzten groC^en Waffengang anf der mesopotamischen Ebene von Gau*
gamela ; wir befinden uns in der Hauptstadt des Grol^könlgs, in Susa,
wir sehen die Flammen von Persepolis, die den Fall des altpersiscben
^ eicbes beleuchten sollten. Vor Persepolis beginnt die rastlose Jagd
am Fange des letzten Achämenidenf der das schützende Ekbatana»
lie Hederstadt verlassen , um bald dem Tode durch Mörderhand zu
Fliegen. Tief nach Vorderasieu, nach Parthien and Hyrkanien streift
esander. Seine Lage ist schwieriger als vor der Ermordung des
Bareios. Daheim, in Hellas war dem Wetterleuchten der Erhebung
wider die makedonische Herrschaft das Gewitter selbst, die Er-
b^bting Thrakiens , der Waffengang des Spartiatenk^nigs Agis , ge-
folgt; aber die Gefahr wird rechtzeitig beschworen.
Im dritten Buche (217—322) treffen wir mit dem Helden
der Erzählung auf der Verfolgung des Bessos zusammen; weitej*
geht es im unabweislichen Eroberer dränge bis an den Südabbang
dee indischen Kaukasus. Der Gedankengang Alexanders überholt
weit die tiefgedaehte Theorie Aristoteles von dem unvereinbaren
Gegensätze der hellenischen und asiatischen VGlkerwelt. Die neue
Heeresorganjsation ist eine der Thaten jenes Gedankenganges , der
den Orient und Occident verschmolzen will Während das zweite
Capitel uns in die Urheimat des Zend Volkes und an die Grenze der
turanischen Stämme führt, behandeln das dritte und vierte Capitel
die große indische Unternehmung.
Das Drama, denn als solches baut sich die Geschichte des un-
vergleichlichen Makedoniers anf und so behandelt sie Droysena
iriffelf — naht dem Ausgange, den das vierte und letzte Bach
%i*2 — SHB) vorfahrt. Alle Gefahren und Gegensätze, die seit dem
Ddischen Zuge wechselnd auftauchen, beschwort die Hand des «Zeus-
ohnes^ Alexander» aber sie weichen nur zurück, sie harren anf
|«fn frühen Tod dos gricchisch-asiatiBchen Weltfaerrscbers , der das
Eintn6gliche möglich zu machen schien. Sein Tod besiegelt den
tuiammenbnich des großartigen Btaat&werkes ^ aber die Cnltur-
pfuDgen daueni nach, und auch das alte Asien kommt nicht
ir zu Athem.
820 WeüeTt Leitf. der math. Geogr., angez. von /. G. Wdlleniin.
Es ist ein meisterhaft geschriebenes Bach , so recht getragen
Ton der Fülle sicheren Wissens und der Herrschaft über den Stoff,
wie über die Sprache.
Graz. F. Krones.
Leitfaden der mathematischen Geographie far den Unterricht an
Mittelschalen and zam Selbststadiam von Dr. A. Weiler, Privat-
docent and Lehrer der Mathematik in Zürich. Leipzig, Drack and
Verlag von B. G. Teabner. 1881.
Man findet in dem vorliegenden Bncbe das zusammengestellt,
was ein Schüler bei seinem Abgange von einer Mittelschule aus den
Elementen der mathematischen Geographie und Astro-
nomie wissen soll und was von ihm bei der Reifeprüfung mit vollem
Bechte verlangt werden kann. Die zehn Abschnitte der vorstehenden
Schrift enthalten die Betrachtungen über Gestalt, Größe und Botation
der Erde, über den Fixsternhimmel und seine tägliche Bewegung von
Ost nach West, die Angabe der zur astronomischen Beobachtung
dienlichen Instrumente und Darstellung ihrer Anwendung, die Ab-
leitung der mittelst der Grundformeln der sphärischen Trigonometrie
sich leicht ergebenden Gleichungen, welche sich auf das Dreieck
Pol-Zenith-Stern beziehen, die Theorie der scheinbaren Be-
wegung der Sonne , das Wesentlichste über die Sonne und die Erd-
revolntion, über den Mond, die Planeten und die übrigen Körper des
Sonnensystems, endlich ganz allgemeine Erörterungen über das Welt-
gebäude.
Als große Vorzüge dieses Buches vor anderen sind zu be-
trachten die große Klarheit, deren sich der Verf. im ganzen Ver-
laufe seines Werkes beflissen hat, die präcise und bündige Sprache,
die hier zur Geltung gelangt ist, die Auswahl instructiver und sehr
gut ausgeführter Figuren, durch welche die genaue geometrische Vor-
stellung erlangt werden kann , die natürlich noch durch gute Ver-
anschaulichnngsmittel, wie Tellurium, Planetarium, Globus
u. s. f. zu unterstützen ist. Überall hat der Verf. auf die Besultate
der neueren Forschung Bücksicht genommen und auch die besten
Beobachtungszahlen in Anwendung gebracht, was ebenfalls aner-
kennend hervorgehoben werden soll.
Im einzelnen ist dem Bef. Nachstehendes aufgefallen : Zeichnung
Fig. 2 und der dazu gehörige Text geben mit seltener Klarheit die
Begriffe der MittagsHuie , der Verticalen und des Horizontes an. —
Zweckmäßig war es auch bei den wenigen im Buche vorkommenden
Bechnungen statt complicierter , schwer sich zu merkenden Formeln
der sphärischen Trigonometrie auf den Gebrauch des Hilfs-
winkels hinzuweisen. — 8. 16 ist das sonst wenig genannte
Weltsystem von Tycho Brahe erwähnt. — Das (S. 18) über
den Foucault'schen Pendel versuch gesagte wird den Leser
schwerlich befriedigen , die Theorie dieses ungemein wichtigen Ver-
suches ist ja doch nicht so schwer, dass man sie umgehen muss. —
GoUing^ die Fanct Cos. n. Sinus, angez. von /. O. Waüen^. 821
8. 21, Z. 12 V. u. soll es statt ^östlichen Horizont^ ...
„westlichen Horizont" heißen. — S. 29, Z. 16 y. u. ist statt
„der Kolur** „dem Kolnr" zu setzen. — Hecht gelangen muss die
Beschreibung des Meridianinstrumentes, des Theodolithen
und desÄquatoreals bezeichnet werden. Ebenso ist das Kaie n-
derwesenin§. 37 sehr klar geschildert. — Durch die instructive
Fig. 40 wird die complicierte Bewegung des Mondes yerdeutlicht. —
Wünschenswert wäre eine genauere und detailliertere Verbreitung
Aber die Phänomene von Ebbe und Flut gewesen. Die in §. 51
gegebene Tabelle, welche die Daner der siderischen Bevolution, den
mittleren Sonnenabstand, die Excentricität, die Neigung der Bahn
zur Ekliptik, den wirkliche Dorchmesser, die Masse, die Dichte, die
Botationsdauer, die Zahl der Trabanten und das sjnodische Jahr der
einzelnen Planeten angibt, ist eine schätzenswerte Beigabe. — Dass
in der durch den Apex bezeichneten Richtung die Sterne ausein-
ander-, in der entgegengesetzten aber zusammengehen, wird durch
Fig. 51 erwiesen.
Den meisten Abschnitten und Paragraphen des vorliegenden
Buches sind Fragen angereiht. Wir hätten gewünscht, dass dieselben
Yon dem anderen Texte durch kleinen Druck unterschieden worden
wftren ; es würde dadurch vorzüglich bei Bepetitionen der Übersicht
wesentlich genützt worden sein.
Bef. kann diesen „Leitfaden der mathematischen
Geographie**, der bei vollkommener Wahrung der wissenschaft-
lichen Strenge compendiös abgefasst ist, sowohl fQr den Unterricht
an Mittelschulen als auch zum Selbststudium aufs beste empfehlen.
Die Functionen Cosinus und Sinus beliebiger Argumente in
elementarer Darstellung, von R. Göttin g, Professor amOvmn.
zn Torgau. Berlin 1861. J. A. Wohlgemuth'sche Verlagsbuchhandlung.
Im ersten Abschnitte (die goniometrischen Zahlen im
allgemeinen) stellt der Verfasser zwei Reihen von Gleichungen auf,
aus welchen die Sinusfunction und die Cosinnsfunction auch fcLr
imaginäre Argumente deduciert werden.
Im zweiten Abschnitte macht der Verfasser von den
früher erhaltenen Resultaten insoferne Gebrauch, als er dieselben
auf die regelmäßigen Vielecke im allgemeinen und auf eine Anzahl
specieller regelmäßiger Vielecke anwendet. Der dritte Abschnitt
bringt die Entwicklung der Formeln für die Sinus und Cosinus
ganzer Vielfachen beliebiger Argumente, der letzte Abschnitt
jene der fdr jedes Argument geltenden Reihen.
Diese Schrift, welche in mancher Beziehung zu dem von dem-
selben Verfasser vor kurzer Zeit herausgegebenen Lehrbuche der
algebraischen Analyse (Einleitung in die Analjsis) steht, ist reich
an originellen Entwicklungen und erscheint lesenswert.
Wien. J. ö. Wallentin.
Dritte Abtheilung.
Zur Didaktik und Pffidagogik.
BemerkungeD zu unseren Schnlbüchern.
I.
Gewiss hatte ein jeder Schalmann den Wirrwarr, der in
Schalen bezüglich der deutschen Orthographie früher geherrscht hatte»
bitter beklagt und daher die ministerielle Verordnung vom 22. No-
vember 1879, betre£fend die Regelung des orthographischen Unterriehtaa
an Mittelschulen schon deswegen freudig begrüßt, weil auf diese Art
und auf diesem Wege allein der unerträglichen Zerfahrenheit ein Ziel
gesetzt werden sollte. In jener Verordnung nun wurde bekanntlich fest-
gesetzt, dass sich sammtÜche, an dem Unterrichte in der deutschen
Sprache betheiligten Lehrer einer Mittelschule in einer unter dem Vor-
sitze des Directors abzuhaltenden Conferenz über die von den Schülern
aller Classen der betreffenden Anstalt consequent zu fordernde Ortho-
graphie einigen sollen, welche sich aber der in der Schrift „Regeln und
Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung** festgesetzten Schreib-
weise entweder vollkommen anschließt oder doch von derselben nur in
unwesentlichen Punkten abweicht.
Darauf hin hatte der h. mähr. Landesschulrath in einem Erlasse
vom 16. Februar 1880 angeordnet, dass die in dem eben genannten
Büchlein durchgeführte Orthographie für die sämmtlichen mährischen
Mittelschulen als Vorschrift zu gelten hat, welche praktisch beim
Unterrichte durchzuführen ist, ^nachdem die von den Lehrkörpern der
hierländigen Mittelschulen in ihren Outachten vorgeschlagenen Ände-
rungen in vielen und wesentlichen Punkten nicht bloß von der Ortho-
graphie der erwähnten Schrift, sondern auch von einander abweichen **•
In Folge dieses Erlasses halten sich daher die mährischen Mittel-
schulen strenge an die in der obgenannten Schrift festgesetzten Regeln
und so wäre in unserem Eronlande ein wichtiges Hemmnis des Unter-
richtes behoben.
Anders freilich sieht es leider mit den Lehrbüchern aus, die an
unseren Anstalten im Gebrauche sind und die zumeist von Schulmännern
aus anderen Kronländem verfasst sind.
Bemerkangen sn unseren ScbulbucherQ. Von F» Now)in^. StS
Die oben citierte ministerielle Verordnung normiert wohl, da5
«fQr die Approbation der an den Hitiebchnlen zur Einfuhrnng gelangten
Lehr-t Sprach* und Lesebücher für den deatechen Spracbttnterricbt, wie
ib nenere Auflagen der bereits zugelastenen BQchtr dieser Kategorie
onerlissiiche Bedingung zu gelten bat, das» die in denselben con*
teqiient angewendete Orthographie von der vorbeseicbneten Schreibang
Hiebt in auffälliger Weise abweiche**. Die etwas ungenauen Worte
«Lehr-, Sprach- und Lesebücher für den deutschen Sprachunterricht'
sind wohl nur so zu verstehen, dass darunter , Lehrbücher Oberhaupt*',
ferner „Sprach- und Leseb&cher für den deutschen Unterricht^ und 90*
ni&t alle in deutscher Sprache au Mittelschulen im Gebranehe ste^
henden Lehrmittel gemeint sind, da ja sonst jene Verordnung, die doch
nur Einheit fordern koU, ganz tiberflüssig wftre. Ist dem aber so^ dann
sind wir von dem angestrebten Ziele leider noch ziemlich weit entfernt
and dies um so mehr, als die Worte jener Verordnung , nicht in auf-
fälliger Weise** liemlich dehnbar sind und diese Dehnbarkeit in der
Praiis thalsicblich auch antg^nätst wiH, Wahrend man sich namtich
I, ß. in Mahren in dieser Beziehung nach dem oft oiiierten Büchlein
^^■trenge halten und die Schüler zum Gebrauch« nur der darin normierten
^HBrltlographie anhalten muss, bekommen wir Lehrbücher, die von diesen
^^brm^a nicht etwa bloß „in nicht auffallender Wei^", sondern recht
aoiEkllend abweichen, was die SchQler nicht wenig beirrt und dem
Lakrer die Arbeit bedeutend erschwert.
Dso Beweis hief^ zu liefern dürfte nicht schwer halten. Wir
fifiPM^en in dieser Beziehung nur auf die lateinischen Übungsbücher
wmt Vialhaber-Schmidt und die deutschen Leseböcher f^r Untergjm-
•ftden von Alois Kgger, die dem Ueferenten genauer bekannt sind. Diene
Bielier nun kennen das h ab Dehnungsieichen vor den Liquidis und
B^ch t nicht und so findet man bei Vielhaber- Schmidt: Wol, Hut, Not,
lUt, raten, willen^ teuer Heiligtum usw., während unsere Schüler
nach ^. 1 des oft genannten olficieUen Büchleins lernen müssen, dass vor
I, ni, ff, r und nach t die Dehnung des Vocals durch h bezeichnet wird
cnd man daher schreiben soll: Wohl, filutb^ Notb» Eatb^ tbeilen usw.
Üb nun auch solche Abweichungen unter jene gehören» die jener
ntaisUriolle Ertasa als „nicht auflUlige^ bezeichnen wollte, steht gar
ühr in Frage. Thatsache it>t es, dass hiedurch Lehrer ond Schftler
htert werden und die Intention der ministeriellen Verordnung ver-
Arft worden ist,
Ei ist somit im Interesse daranzustrebenden Einheit
in der dcutichen Orthographie dringend geboten« dass
lieh die Verfasser deutscher Ldhrbftoher nntcr Verleng-
mng individueüer Ansichten ganz und gar an jene offi-
eialto Reehtschreibung halten, wenn ihnen Überhaupt daran liegt,
diM ilire Bieher anch an den mährischen Mittelschulen in Verwendung
iL
Eiiio waiire Plage für den Lehrer an unseren JfittelschuloQ sind
Ale venehicdenen Auflagen desselben Lehrbuches, wenn sie, wie dies so
814 Bemerkangen sa anseren Schulbüchern. Von F. Novatny.
oft geschieht, als «Termehrte und yerbesserte** Auflage erscheinen. Denn
da es praktisch gar nicht durchführbar ist, dass alle Schüler einer
Classe eine und dieselbe Auflage in den Händen haben und der Lehnr
doch das Schulbuch zur Grundlage des Unterrichtes nehmen und je
nach Beschaffenheit des Gegenstandes manche Stellen und Partien von
den Schülern möglichst wörtlich verlangen oder doch dieselben Bei*
spiele zur Übung durchnehmen muss, so hat er seine liebe Noth da-
mit, aus den oft sehr abweichenden Ausdrucks weisen, Beispielen, Belegen
usw. das in allen Auflagen vorkommende auszusuchen oder das Pas-
sendste zu wählen und so Einheit in diese Zerfahrenheit, Ordnung in
dieses Chaos zu bringen. Noch schlimmer steht es aber dann, wenn, wie
es in neuerer Zeit so auffallend oft vorkommt, eine neue Auflage ap-
probiert wird mit dem Zusätze: „Unter Ausschluss der gleichzeitigen
Verwendung früherer Auflagen desselben Werkes" (z. B. die 5. Auf-
lage der Schmidt*schen Lat Schulgrammatik u. a.) denn dann ist das
Chaos erst recht fertig. Weil es nämlich nicht zu vermeiden ist, dass ein-
zelne Schüler derselben Classe das für mehrere Jahre bestimmte Buch
vor der Zeit abnützen oder verlieren, und daher ein anderes und zwar
die neue umgearbeitete Auflage kaufen müssen, so können sie es neben
den übrigen ältereren gar nicht brauchen. Dieser Übelstand ist aber
auch in einer anderen Beziehung sehr störend : es befinden sich nämlich
an den meisten Lehranstalten ünterstützungsbibliotheken für arme
Schüler, aus denen sie die nöthigen Schulbücher ausgeliehen erhalten
und die nur aus wohlthätigen Beiträgen errichtet und erhalten werden ;
durch die wirklich oft unnöthigen Änderungen der einzelnen Auflagst,
die mitunter einer bloßen Speculation sehr ähnlich sind, wird nun eine
Menge solcher Bücher unbrauchbar, die sonst noch viele Jahre hindurch
den Mittellosen hätten zur Verfügung stehen können. Alles dies stdit
gewiss in directem Widerspruche mit den Intentionen der Unterrichts-
Verwaltung, die so oft betont hatte, dass die Lehrmittel nicht über-
flüssig vertheuert und den Eltern der Schüler nicht unnöthige Auslagen
gemacht werden sollen. — In den früheren Jahren, wo unser neue Lehrr
plan sich noch nicht eingelebt hatte und man daher gezwungen war,
noch zu allerlei oft misslungenen Versuchen in der Lehrmittelliteratur
die Zuflucht zu nehmen, war dieser Übelstand noch zu entschuldigen;
heute aber ist er es nicht mehr und es ist wohl nur gerechtfertigt, wenn
wir an die hohe Unterrichtsverwaltung die Bitte stellen, bei Appro-
bation neuer Lehrbücher und neuer Auflagen älterer Schulbücher viel
rigoroser vorzugehen als dies bisher leider der Fall war und ist.
Man lasse doch ein neu erschienenes, zur Approbation vorgelegtes
Schulbuch, ohne sich durch den Namen des Verfassers beeinflussen su
lassen, von mehreren Fachmännern an mehreren Lehranstalten und
in mehreren Eronländern prüfen, warte aber auch die öffentliche
EJntik in den Fachorganen ab, da ja jetzt eine Approbierung keine Eile
hat und die bloß amtliche, geheime Begutachtung von Seite der Col-
legen des Verfassers bekanntlich nicht immer verlässlich ist und erst
auf Grundlage des so gewonnenen Materials spreche man die Appro-
Sttmme^ert Betracbtungen ttber uiiBer ckss. SchulweBen. $K
btüon CMJer die NiclitiuläBsigkeit aas. Auf dies« Weise werden nur solche
Bacher in die Schule kommeD, die sich dorch Gründlichkeit und
Zweekm&JSigkeit, durch Methode und Fassung völlig eignen , nicht aber
omeife Versuche toq Anföngern oder hingeworfene Arbeiten sonst an-
erkannter Verfa^fer, die man dann alle nach kurzem probe weitem Go-
bnnche wieder bei Seite legen mues. Ebenso ist es angezeigt, t>ei neuen
Auflagen schon approbierter Lebrteite nur wirklich Noth wendige« und
in dinei solchen Form zu ändern, das« das iltere Buch neben dem neuen
noch brauchbar bleibe und im Publicum nicht die Ansicht gen&hrt
werde, es handle sich bei den oft unnotbigen Änderungen nur um eine
unlautere Speculation.
Mihr.-Neustadt. Fr. Ot. NoTotn J.
Betmchtongen über unser classisches Schulwesen. Eine Ent-
g€|gnang ?on Dr. Steinmejrer, Gymnasial-Director in Kreuzburg.
Kreuiburg Os. 1882, E. Thielmann. 8, Vü n. 58 SS.
Die Schrift ist, wie schon der Titel besagt, eine Entgegnung und
zwar gegen die Vorschläge gerichtet, welche in der bei Abel in Leipzig
ftüoojni erfchieoenen Broschüre 'Betrachtungen Über unser classisches
Mmlweitn' gemacht werden und darauf ausgehen dem Unterrichte in
d«r deutschen Sprache und der Geschiebte eine große Ausdehnung su
geben, daf&r aber den Unterricht in den claasischen Sprachen ganz ab-
inaebaSen und an seine Stelle die Lect&re guter Obersetzungen der
Clattiker zu setzen, wodurch dem Sch&ler ein Einblick iu das Leben
det AUerthnrns ferich&fft werden soll (vg). diese Zeitt^chrift 1881, S. 460 £).
Dvreh diese Reform soll zugleich die ersehnte Einheitsschule herggfitellt
werden. Der Verf* weist nun in seiner mai^vollen Entgegnung nach, dass
dvENt «m solche Leetüre nicht jenes eingehende und wahrhaft bildende
VefwtindnJB dee Alterthums erreicht werden kann, welches für die ideale
BUdmif erfordert wird. Er zeigt aber auch, wie die alten Sprachen am
OlHUitteiam betrieben werden müssen, um eine möglichst hohe ideale Bildung
n «melen. Man wird nicht erwarten, dass in dieser Darstellung etwas
wtMOilich Neues geboten wird. Unstreitig ist aber diese Erörterung
rteht leMniwert. Was der Verf. über den Vorgang bei der Leetüre,
dai richtige Maß, die Pripaiation, den Wert einer guten Übersetzung
und die Art und Weise, wie dieselbe entstehen soll, über den Nutzen
der Übungen Im lateini^ben Stile, die Extemporalien, den freien Auf-
Mit bemerkt, verdient alle Beachtung. Wenn er S, 54 die Aufstellung
#nea bindenden Kanons hinsichtlich der zu losenden Schriftsteller fordert,
tP ist er in Yolleni Eechte. Der Ju^^end soll eben nur du Beste geboten
Verden und in diesem Falle ist weine Beschränkung besser aU ein freierer
S^Mimom, auf welchem oft persönliche Neigung und Liebhaberei dea
Jebrert oder Directors entscheidet. Für Österreich besteht ein solcher
nnd m iit nur zu wünschen, dase derselbe nicht etwa verschoben
itnnMiig erweitert werde.
Vierte Abtheilung.
Misceilen.
Literarische Miscellen.
Born in Wort und Bild. Eine Schilderang der ewigen Stadt und der
Campagna von Dr. pbil. Kad. Kleinpaul. Mit 368 lUnstrationen.
Leipzig, Heinrich Schmidt and Karl Günther. Lieferang 1—12.
Darch eine reiche Fülle von Illastrationen wird das vorliegende
Bach auch jenen Kreisen , welche die ewige Stadt and ihre Monomente
nicht aas eigener Anschaaang kennen, den Genass and die Anregang
einer Wanderan^ über jenen weltgeschichtlichen Schaaplatz bereiten.
IMe Bilder, fast darchwegs glücklich gewählt, befriedigen das historische
Interesse und vermitteln nicht selten zagleich den malerischen Beiz der
Landschaft Sie sind bis auf weniges einem in neuer Auflage 1872 er-
schienenen Werke von Francis Wej ßome, desoriptions et Souvenirs, Paris,
fiachette, entnommen. Von einer Beihe trefflicher Künstler Yiollet-Le-
Dnc, Clerget, Baudry a. a. entworfen, zum Theil aber auch nach photo-
graphischen Aufnahmen, wurden sie von Theron in Holz geschnitten.
£s war gewiss dankenswert sie dem deutschen Leserkreise nfther lu
bringen ; wir verstehen aber nicht, warum das Verhältnis der Publicatioieo
demselben vorenthalten blieb.
Der deutsche Herausgeber hat die rein topographische Anordnung
des franzdsischen Werkes verlassen und von historischem Standpankte
aas seinen Stoff in fünf Abschnitte gegliedert, deren erster — die
Wanderung durch das antike Bom — fast vollständig vorliegt. Der zweite
wird uns durch das altchristliche, der dritte durch das Bom der P&pste,
der vierte durch das moderne Uom, der fünfte endlich in die Campa^
führen. Man wird dem Herausgeber, der Bom aus vieljährigem Aufenthalte
kennt, weder Sachkenntnis noch Vertrautheit mit den Denkwürdigkeiten
absprechen können. In lebendigem, für unser Gefühl freilich zuweilen
zu emphatischem Tone spielt er zwischen den Monumenten mit Geschick
die Bolle eines belehrenden Cicerones.
Das Werk wird in 36 Lieferungen mit Ende dieses Jahres voll-
ständig vorliegen und wir werden uns freuen auf dasselbe noch einmal lu-
rückkommen zu können. Es empfiehlt sich, auch des relativ gerin|^en
Preises wegen (1 M. ä Lief.) den Schülerbibliotheken unserer Gymnasien.
Wien. A. v. Domaszewski.
Programmenschau.
14. Die Verbalflexion in den Quatre Livres des Bois. Von Prof.
Dr. Karl M er wart Fünfter Jahresbericht der k. k. Unterrealschale
in der Leopoldstadt in Wien 1880.
Wie dies bei Programmarbeiten öfters geschieht, so ist es auch
hier der Fall, dass n&rolich zwei räumlich and zeitlich von einander ge-
trennte Publicationen eng zu einander gehören and gleichsam nur ein
m
Gftoies bilden. So hat der Verf des vorliegenden ProKiammartikelB beraita
sw«i Jftbre früher in dem Jahresberichte der k. k. OberreAlachale zu Mar-
burg ein nahezu Tollständiges Eepertorium aller in dem für die Kenntnia
des AltfhkOKösischen eo wichtigen Denkmal, wie es die Q, L. D. E. sind*
entbalteuen Yerbalformen geliefert. Dm w nicht überHüssig sei, der-
artige ZaBiimmenstellungeu auch der Öffentlichkeit su über^^ben« ^eht
außer anderen Gründen auch daran ä hervar^ daisa auch andere, wie lJlei»t«r
nir den Oiforder« Fichte für den Cambridger Psalter dasselbe getban
haben. Andererseits ist nicht in verkennen, dass es auf die Vollstänaigkeit
und Genauigkeit der anzuführenden Formen sehr viel an kommt) da nur
auf Grund eines sorgräitigbt gesammelten Materials sichere Resultate zu
gewinnen sind.
Dieses bereits for zwei Jahren ^sammelte Material wird nun in
der Torliegenden Arbeit vom Vert K^^chtet und zusammengefasst. Dies
geccbiebt in der Weise, dass sunäcnst die Personalendungen (S. 3— 4>,
dann der Stamm (S. 4—8), endlich die einzelnen Tempora „und Modi
(S. 8^19) besprochen werden. Dabei ist zu bemerken, dass die Überschrift
des Cap. U etwas zu weitgehend ist« da in demselben mit einigen un-
weseotlicben Ausnahmen (8, h) nicht das Verhalten des Yerbalstammcs
im ■'' * * r'inen, also auch der Stammcunsonanten, sondern beinahe aus-
bi das Verhalten des Etammbaften Vocals besprochen wirü^
n^^^..,^.... Jie Behandlung der stammhafteu Consonanten und mitunter
auch der Vo<ade in ganz passender Wei^e erst bei den einzelnen TemfK)ra
und Modi Erwähnung findet. Dass mitunter einiges wiederholt wird,
ergibt sich aus der Natur der Saohe, so wenn beispielsweise; !S. 3 und 13
TOD der Yerschmelzung der anlautenden stammhafteu Dentalis mit dem
s der 2. i*ing. Praes. Ind. gesprochen wird.
Obgleich sich der Verf. in strittigen Fragen in der Regel aicbt
anspricht, sondern sich zumeist mit der Cttierung der einschlagigen
Literatur begnüfi^t. so kann ihm dies unmöglich zum Yorwurf gemacht
w -' ' Dei derartigen Arbeiten auf die Anordnung des Stoflfes
%* nicht aber auf die Erklärung der einzelnen ErscbeinungeD,
"^■^^1 cr»t als Endresultat der Zusammenfassungen einer
r S|jecialarbeiten ergeben kann. Die beigebrachten
lies i^ugnis von der Belesenbeit und dem Fleiß des
soeben angeführten Grunde geht es hervor, dass sie
bilden und dass es daher tu entschuldigen ist^
iie Angab:^ der Literatur Über den oder jenen
nur ein Beispiel anzuführen, beim Femin. der
Part Per f. der L Cuujugation mit dem Ausgang«* k.
An Druckfehlern sind mir nur folgende aufgefallen, wobei ich
jedoch bemerke, dass ich mich Ton der Richtii^keit und genauen Wieder-
rbe der citierton Formen bloß durch Ötirbproben Überzeugen konnte:
tJ Z. 2(>, ein '), wozu unten keine entsprechende Anmerkung und tu
auch S. Vi *L 6 ein '), — S. 17 Z, 25 st. 1 1. e und Z. 34 st. f L •*
8. IB Anm. 1 st. tiuc 1. tiuc.
Von diesen Kleinigkeiten abgesehen, macht die Arbeit einen in
jeder Hinsicht gfln^tigen Eindruck und bildet einen wertToUen Beitrag
zur Kenntnis der altfranzosisohen Grammatik. Mögen nur recht uete sich
der gewiss nicht leichten und angenehmen , aber verdienstlichen Arbeit
unterziehen, derartige Specialfragen der französischen Grammatik mit
ein«t »olrben Gewissenhaftigkeit und mit solchem Geschick zu bearbeiten,
li t auf Grund solcher Arbeiten einmal m&glich sein wird, ein
V '*» Bild der altfr^nz. Laut- und Flexiont^lehre zu entwerfen.
V^ leo. Dr. Job. Urb. Jarnik.
Knzen Eci
lege sin I
Yerf 3, abf j
nicht die i\
wenn man tiio
Ponkt vermisiit
Entgegnung.
Eine strenge sachliche Kritik ist gewiss jedem Schriftateller er-
bt; das mt%\xi Erfordernis derselben iät aber volle Unbefangenheit
gtcade diese vermiast der Unterzeichnete in dex ^^v^^^^^^%
888 Entgegnung.
seiner literarhistorischen Skizze „Deutschlands Dichterinnen und Schrift-
stellerinnen** Ton Prof. Frosch in Weidenan in dieser Zeitschrift (1882.
2. Heft pa|^. extr.); denn die Worte „soweit es der Mühe lohnte* nna
„seine Ansichten über den ästhetischen und anderweitigen Wert der
meisten Franenromane und Poeme werden wohl wenige echte Kritiker
theilen** yerrathen offenhar einen Otogner des Fraaenschriftthnms. Dar-
über will ich nun mit Herrn Prosch nicht rechten. Aber aofWend ist
es» dass der geehrte 28iährige „echte Kritiker* in seinem Urtheile ?on
seinen — wahrscheinlich unechten — Fachgenossen so bedeutend ab-
weicht, dass er behauptet: „eleichwohl können wir ihm (dem Verfasser)
für seine Arbeit kaum danken**, während der Recensent der „Augsb.
AUg. Zeitung" (Beilage Nr. 284 vom IL October 1881) meine Skusie
«einen sehr dankenswerten literarhistorischen Beiti^*' nennt und
einen Separatabdruck wünscht, der „sicherlich viele Freunde und Freun-
dinnen miden würde**, und der Becensent von „Über Land und Meer"
g4. Jahrgang, Nr. 3, S.54) meine Arbeit als »höchst dankenswert"
»zeichnet, von den schmeichelhaften Ürtheilen in der Berliner „Illustr.
Frauenzeitung" vom 27. Februar 1882, in der Wiener „Hausfrau" vom
10. December 1881, S. 2, in der „Dresdner Hausfrauenzeitung" vom
27. Februar 1882 und in anderen Frauenblättern will ich schweigen,
da dieselben für Herrn Prosch nicht maßgebend sein dürften. Innigen
Dank aber weiß ich Herrn Prosch dafür, dass er von den „einseliien
Lrrthümern" in meiner Skizze „absieht", wohl im Hinblicke darauf, dass
auch Männer wie H. Kurz und B. Gottschall nicht unfehlbar sina und
dass meine Arbeit der erste Versuch auf einem bisher unbebauten Felde ist.
„Trocken" ist meine Skizze eben als Skizze, das gebe ich gerne su,
schon deshalb, weil mit Bücksicht auf den eng bemessenen Baum — >
ich überschritt in beiden Prommmen die vorc^eschriebene Bogenzahl
um ein bedeutendes — jedes Floskelwerk wegfallen musste. Aus dem-
selben und aus anderen Gründen, die ich in den Schlussworten meiner
Arbeit angegeben habe, konnte auch die gewünschte Vollständigkeit nicht
erreicht werden, obschon der Becensent von „Über Land und Meer" ge-
rade „die ^roße Vollständigkeit" rühmend hervorhebt. Ob meine Zu-
sammenstellung wirklich nicht übersichtlich ist trotz der chronologischen
Anordnung und trotz der Eintheilung der Schriftstellerinnen in drama-
tische, lyrische und epische Dichterinnen und Prosaschriftstellerinnen,
überlasse ich dem ürtneile der Leser. Meine „Ansichten" über den Wert
der Frauenschriften, die sich zumeist an jene H. Kurz's, B. Gottschalls,
Dr. Beyers, K. v. Thalers u. s. w. anschließen, bezeichnet der Becensent
von «Über Land und Meer" als „charakteristisch und unparteiisch".
Dass ich mich übrififens redlich bemüht habe, die LrrthÜmer und die
Lücken in meiner Skizze möglichst zu beseitigen, wird die nächstens
bei G. Gerolds Sohn in Wien erscheinende Buchausgabe derselben, der
ein Begister beigegeben wird, zur Genüge darthun. Der letzteren
wünsche ich aber einen Beurtheiler von größerer Erfahrung und min.
derer Befangenheit, als sie Herr Prof. Prosch bekundet
Triest. Heinrich Groß.
Erwiderung.
Herr Groß hat mir die Competenz abgesprochen, über literarische
Fragen mitzureden. Hauptsächlich deshalb, weil meine Kritik von den
Beurtheilungen seiner übrigen Becensenten stark absticht; denn meine
28 Jahre — von denen er durch Dassenbachers Schematismus Kunde
erhielt — wird er doch nicht für ein ernstliches Hindernis halten, sein
*opus* kritisieren zu können. Übrigens stelle ich es dem Urtheile der Leser
dieser Zeitschrift anheim, zu entscheiden, ob nicht manches, das im Munde
der „Wiener Hausfrau" als anmuthiger Panegyricus ertönt, vor dem Fo-
rum der Wissenschaft für leeren Schall erkannt wird.
Weidenau. Fr. Prosch.
Erste Abtheilung.
Abhandinngen.
Wieland im Faust.
Die Stelle im ersten T heile des Faust V. 89 ff. spottete
lange Zeit der Erklärung:
Jetzt erst erkenn' ich^ was der Weise spricht:
„Die OeisterweU ist nicht verschlossen;
jDein Sinn ist gu, dein Herz ist todt!
Auf, haäCy Schüler^ unverdrossen
Die irdische Brust tm Morgenrot!'*
L6per sah in dem Weisen nur eine unbestimmte Bezeichnung und
geübte, die Anführungszeichen sollten kein eigentliches Allegat
henrorheben (2. Aufl. S. 24 f.); ebensowenig vermochte Dflntzer
etwas damit anzufangen ; die neuen Commentatoren Oswald Marbach
(8. 45) und Hermann Schreyer (S. 20 f.) wissen die Schwierigkeit
g^eechickt zu umgehen. Scherer hat jedoch schon in seinen yielbe-
strittenen Untersuchungen über den Fanst (Aus Goethes Frühzeit
S. 71 ff.) eine Deutung TOrgetragen, welche von SchrGer S. 82 ge-
treulich verbucht und als treffend bezeichnet wird. Auch Daniel
Jacoby hat Goethe-Jahrbuch I 200 zugestimmt.
Scherer verweist auf Herders 'Älteste Urkunde des Menschen-
geschlechtes' und meint darin Parallelstellen zu finden; aber es
gelingt ihm nicht ^das Cüat aufzuschlagen , wie er gewünscht
hätte, um klar zu sehen. Schröer greift aus Scherers Darstellung den
Satz heraus: ^Die urälteste ^ herrlichste Offenbarung Gottes er-
scheint dir jeden Morgen als Tfiatsache* ; er hätte auch noch den
Satz aus der Anm. S. 72 anführen müssen : ^Auch meinen elenden
Erdcommentar tritt gu Füßen ^ und schwimme selbst in den
Wolkenschleier voll Morgenröthe, wo Feld beginnet und Eden
schwindet,^
Scherers Hypothese bedeutet einen Fortschritt in der Erklärung,
hat aber chronologische Schwierigkeiten , welche nicht ausser Acht
gelassen werden dürfen. Auch ist die Ähnlichkeit mehr eine allge-
meine, 80 dass sie deshalb wohl bei Haym keine Erwähnung findet.
ZchMkrifi f. d. b9Un. Gymn. 18». V. H«fi. 22
880 Richard M. Werner, Wieland im Faust.
Goethe hat wirklich einen bestimmten Weisen citiert, aber
nicht Herder, sondern — Wieland. Wir wissen, welchen großartigen
Eindruck Wielands Musarion auf Goethe machte, er hat es selbst in
^Dichtung und Wahrheit* erzählt. Es war die neue Lebensphilosophie,
in diesen Blättern mit liebenswürdiger Grazie vorgetragen, welche
Goethe so sehr behagte ; er stellt ihre Erwähnung als epochemachend
an die Spitze jenes Buches in seinem Lebensromane , welches dem
Straß burger Aufenthalte gewidmet isti Und er gesteht, dass er jedes
Blatt des Musarion 'auswendig lernte'.
Wielands 'Musarion, oder die Philosophie der Grazien' fahrt
uns Phanias vor , welcher aus unglücklicher Liebe in Trübsinn ver-
fällt, die Welt verlässt, um in einer Wildnis mit zwei Philosophen,
dem Stoiker Cleanth und dem Pythagoräer Theophron y ein beschau-
liches Dasein zu führen ; das Erscheinen der Musarion , welche von
Phanias geliebt worden war , und ihre graziöse Weise bringen einen
Umschwung in Phanias hervor. Bei einem Gelage vertheidigt jeder
der beiden Philosophen sein System theoretisch sehr wacker , aber
praktisch mislingt es : Cleanth erliegt dem Weine , Theophron der
Sinnlichkeit. Musarion zeigt dann ihrem Liebhaber Phanias, dass
in der Mitte holdes Bescheiden liege.
Das Gedicht wird eröffnet durch "^Betrachtungen des Phanias;
er, *dcr kürzlich noch von Grazien und Scherzen Umflattert war,
hat sich nun verwandelt, "^mit langem Bart und ungeschmücktem
Haar, Mit finstrer Stirn^ in cynischem Gewand erscheint er. Wie
Herkules ^setet er sich auf den Scheidweg hin und siniü der
schweren Reise des Lebens nachj* Welche Philosophie ist vorzu-
ziehen ? Er kommt nicht zur Klarheit ; er ^ sieht die schöne Unge-
treue ^ Die Wollust — schön, er fühlts — doch nicht mehr schön
für ihn,' Soll er 'der Helden Zahl mehren? der Dichter sang 'Süß
ist's, und ehrenvoll, für's Vaterland zu sterben ;' oder soll er Buhm
in der Weisheit suchen ? Hier folgt nun die Stelle , welche Goethe
citiert (Ausgabe von 1768 S. 8. 1769 S. 10. Gruber 12, 8):
^Boch, auch die Weisheit kann Unsterblichkeit erwerben.
Wie prächtig kUfwt\ den fesselfreyen Geist
Im reinen *) Quell des Lichts von seinen Flecken waschen,
Die Wahrheit, die sich sonst nie ohne Schleyer weißt,
[Nie, oder ^) Göttern nur) entkleidet überraschen;
Der Schöpfung Grundriß übersehn,
Der Sphären mystischen verworrnen Tanz verstehn,
VermtUhungen auf stolze Schlüsse thürmen, ^)
Und Titans Söhnen gleich die Götterwelt erstürmen *) —
Wie glorreich! welche Lust! — *
Die Übereinstimmungen sind in die Augen springend. Wir
müssen aber noch die ganze Stelle aus dem Faust zum Vergleiche
*) Bei Gruber (G): reinsten.
*) Der bei G, ist Druckfehler.
') häufen G.
*) Und bis in*8 Beich der reinen Geister streifen ; G.
Biohard M. Werner, WieUnd im Faust. Stl
liirbeizieheD. Fau8t ^schlägt das Buch auf und erblickt das Zeichen
des Makrokosmos/
Ha! welche Wonne fließt in diesem Blidc
Auf einmal mir durch alle meine Sinnen!
Ich fühle jünger^ heiVgee Lehensalück
Neuglühend mir durch Nerv' una Adern rinnen.
War es ein Gott, der diese Zeichen sehrieb.
Die mir das inn're Toben stiUen,
Das arme Herz mit Freude fütten^
Und mit geheimnißvdllem Trieb
Die Kräfte der Natur rings um mich her enthÜUen?
Bin ich ein Gott ? Mir wird so lidht!
Ich schau^ in dieser^ reinen Zügen
Die wirkende Natur vor meiner Seele liegen.
Hierauf fol^ die Stelle, welche oben citiert ist, dann ^beschaut er
das Zeichen und kann der SchOpfung Qrnndriss flbersehn:
Wie alles sich gum Ganzen webtl
Eim in dem Andern wirkt und lebt!* etc.
Noch deutlicher wird die Übereinstimmung, wenn man die Lesart in
Gmbers Ausgabe beachtet, von der ich aber nicht weiß , auf welche
Quelle sie zurückgeht. Die Anmerkungen zu unserem Gedichte
bringen keinen Beleg , aus dem man schließen könnte , dass auch
Wieland nur citierte, was aus den WoTi^n^ Wie prächtig kling fs' ent-
nommen werden könnte, freilich aber nicht entnommen werden muss.
Wir finden im Faust, wie in der Musarion eine ähnliche
Wandlung angedeutet ; die sphärische Welt, die Geisterwelt einerseits,
andererseits die Erdenwelt, dort durch den Erdgeist, hier durch die
Wollust repräsentiert, und endlich das wahre Menschliche, hier im
Verhältnisse von Phanias zu Musarion, dort von Faust zu Gretchen.
Mir kam es darauf an, die voreilige Annahme von Scherers
Deutung zu verhindern. Die angeführte Parallele verdient doch
wenigstens Beachtung.
Wielands Dichtkunst nach seiner seraphischen Periode bleibt
bekanntlich in dem Nachweise befangen, dass die Schwärmerei gegen
die Sinnlichkeit machtlos sei; in einer Beihe von größeren und
kleineren Werken hat er dieser selbsterlebten Erkenntnis zum Theile
glänzenden Ausdruck geliehen. Natürlich war dadurch in jedem
Werke Gelegenheit zur Darstellung ähnlicher Ansichten gegeben,
wie sie im Citate aus der Musarion ausgesprochen sind. Und Goethe
kai\nte Wielands Werke ganz genau.
Goethes Verhältnis zu Wieland hat drei Perioden durchlaufen.
In der ersten bis zur Straßburger Zeit reichenden erfährt er den
mächtigen Einfluss der neuen Wielandischen Lebensphilosophie: in
der zweiten, der Zeit, da er sich zu fahlen beginnt und deutsch wird,
steht er Wielanden feindlich gegenüber, befehdet er ihn heftig wegen
dee didactischen, belehrenden Tones ; ^Götter, Helden und Wieland'
sind der stärkste Ausdruck seiner Verachtung und seines Hasses.
Wieland bleibt ruhig und macht gute Miene zum bösen Spiele ; das
imponiert Goethe, es vollzieht sich in der dritten Periode seit 1774
«ine Wandlung, über die wir nunmehr durch den köstlichen Bericht
22*
882 Richard M. Werner, Wieland im Faiut.
der Tante Fahimer genau unterrichtet sind ; Goethe wird Wielanden
wieder freundlich, die Beunruhigung ihres Verhältnisses durch das
Erscheinen von Wagners ^Prometheus, Denkalion und seine Becen-
senten^ geht ohne Folgen vorüber, und Goethes Eintritt in Weimar
1775 entscheidet ihre Freundschaft. Bührend spricht sich Wielands
Begeisterung f&r den schönen ^Zauberer in dem Gedichte ^ÄnFsycke^
(Teutscher Merkur 1776 1 12 ff.) aus und noch oft fand er Gelegen-
heit , seine Freundschaft zu bewähren ; selbst die argen Neckereien
auf ^die zierliche Jungfrau in Weimar y mit denen Schiller die
Xenien ausstattete, vermochten sie nicht nachhaltend zu trüben.
Schönen Ausdruck erhielt Goethes Empfinden in der Bede ^Zu brüder-
lichem Andenken Wielands 1813', nicht einmal der Tod hat ihrem
Verhältnisse ein Ende gemacht.
Im Jahre 1773 erschien Wielands Agathen in einer neuen
Bearbeitung; im ^Yereeichniß aller y welche auf diese neue Ausgabe
des Jgathon überzeichnet und vorausbezahlt haben am Schlüsse
des vierten Bandes wird axxch 'Herr Doctor Göthe, in Frankfurt
am Mayn angeführt ; und wir wissen auch aus brieflichen Äuße-
rungen, dass Goethe diese Ausgabe las. In diesem Werke nun, dessen
ersten Band ich leider nicht in der Originalausgabe benutzen kann,
finden sich mehrmals Anklänge an die Stelle der Musarion. In der
großen Bede des Hippias , in welcher er sein materialistisches System
entwickelt, speciell in dem Theile derselben, welcher 'Geisterlehre
eines ächten Materialisten überschrieben ist (Gruber 1824, Bd. 9,
S. 114 ff.) heißt es bei der Ausführung der platonischen Philosophie:
die Seele sei eine Freundin und Gespielen der Götter, der thierische
Leib nur ein Kerker für sie, ihre eigentliche Glückseligkeit, die sie
in keinem irdischen Gute finde, obwohl der nie gestillte Durst
darnach von ihrem vormaligen Zustand übrig geblieben , könne sie
nicht erlangen, 'ehe sie sich nicht wieder in ihren ursprünglichen
Stand, in das reine Element der Geister^ empor geschwungen
habe/ 'Sie isf, fährt Wieland-Hippias fort, 'also vor dem Tode
keiner andern Glückseligkeit fähig, als derjenigen, deren sie durch
eine freiwillige Absonderung von allen irdischen Dingen, durch
Ertödtung aller sinnlichen Vergnügen, fähig gemacht wird. Nur
durch diese Entkörperung wird sie der Beschauung der
wesentlichen und göttlichen Dinge fähig, worin die Geister ihre
einzige Nahrung und diese vollkommne Wonne finden, von welcher
die sinnlichen Menschen sich keinen Begriff machen können.
Solchergestalt kann sie nur, nachdem sie, durch verschiedene
Grade der Reinigung, von allem, was thierisch und körperlich
ist, gesäubert worden, sich wieder zu der überirdischen
Sphäre erheben, mit den Göttern leben, und im unverwandten
Anschauen des wesentlichen und ewigen Schönen, wovon alles
Sichtbare bloß der Schatten ist, Ewigkeiten durchleben, die ebenso
grenzenlos sind, als die Wonne, von der sie überströmet worden*
Was hatte Faust gehofft im Nostradamus zu finden ?
Rkhard M. Werner, WieUnd itn Faast.
ass
^kennest dann der Sterne Lauf,
Und wenn Natur dich unterweist^
Dann geht die Seetenkfaft dir auf^
Wie spricht ein Geißt lum andern Qeiät,
Der Sprach des Weieeti betfit dann, wir kOnnon zu den Geistern, nar
unser Sinn verschlosseD « unser Herz todt ; aber wenn wir das
tie überwinden, die Brust baden im Oberirdischen, im Morgen-
dann kommen wir in die Geisterwelt. Man sieht, wie äbulich
nds und Goetlies Ansfuhmngen sind.
Es kann jedoch noch eine andere Stelle des Agathon angeführt
erden, welche sich in dem ersten philosophischen Gespr&che
fischen Hippias und Kallias-Agathon findet (Gruber a. a. 0. 75 ff,).
iitboQ hatte sich im Mondenscheioe gauz seiner Schwärmerei hin*
lieben und war von seinem Herrn belauscht worden. Eine Art von
ckung hatte dem Jüngling einen andern Schauplatz von un*
Qten Schönheiten aufgetban; dies brachte ihn ^auf die Ge-
Inken, wie (glücklich der Zustand der Geister $ey,
ie den groben thicrischcn Leih abgelegt haben^ und
Anschauen des wesentliehen Schönen, des Unver*
Infflichen Ewigen und Gl^ttlichen, Jahrtausende
irchlcben, die ihnen nicht länger scheinen , als mir
ieser Jupenblick.* Agathen sagtauch (S. 81): *lch brauche
)tr die Au^en su Öffnen^ nur mich selbst zu emp finde n^
in der ganzen Natur ^ um in dem Innersten meines eigenen
Yesens den Urheber derselben, diesen höchsten woMthätigen Oeist,
erblicken. Ich erkenne sein Dasetfn nicht bloß durch Vemunß»
hlüsse; ich fühle es, wie ich fühle dass eine Sonne ist, me
^klc dass ich selbst hin' Was sagt Wieland hier anderaei
die Geisterwelt nicht verschlossen sei, nur der Sinn xu, er
bt bloß die Augen zu Offnen, und nur das Her2 todt, er braucht
aß £U empfinden. Durch diese Parallelen wird der Sinn von Goethes
Porten ganz klar* Auch hier wieder bringen die Anmerkungen
Wielands keinerlei Beleg aus den antiken Schriften bei, so dass
üt ffir ihn und Goethe eine gemeinsame Quelle existiert , sondern
Heland die Quelle Goethes ist. Kein Gewicht will ich darauf legen,
aucli für Agathen die Morgenröthe von großer Bedeutung ist,
•r doch auf die Stelle verweisen (Grober a. a. 0. S. 31).
Im sechsten Buche (1773. U 65 ff. Gruber 10, 10 ff.) erzählt
Agathon seiner Danae die Geschichte seiner Jugend ; es wird
bt Zufall sein, dass diese Scene Goethen im Wilhelm Meister vor-
3 weben scheint^ denn es ist bekannt, wie wichtig Wielaud gerade
_iit seinem Agathen für die Geschichte des deutschen Eomanes ge-
worden i^t, BeiderDarstollnng d<T orphischen Philosophie nun finden
sich abermals Parallelen 3tu dem Satie im Faust. Agathon wird von Theo*
fiion in das System eingeweiht , SVi welchem die Schöpfung so Mfi-
vermefilich ist als ihr Urheber^ welches uns in der anscheinenden
Verwirrung der Natur eine maje$iäU$che S^nmetrie, in der
ikfienmg der mortiUeehm Welt einen unt^randerlichen Plan ,
SS4 EuMrd M, Werner, WieUnd im Faut
seigt^ Er fangt an zu grübeln und geräth nun auf die Frage : *o6
es nicht möglich sey, schon in diesem Leben mit den höhern
Geistern in Gemeinschaft eu kommen f Eine Antwort findet er
nicht sogleich, aber die Betrachtung der Göttergunst] inge gibt ihm
Hoffnung hiezu : 'Dtc Schönheit und Reinigkeit der Seele , die Ab-
gezogenheit von den Gegenständen der Sinne , die Liebe £u den
unsterblichen und ewigen Dingen schien mir dasjenige eu seyn,
was diese Personen den Göttern angenehm und eu ihrem Umgang
geschickt gemacht hatte* Endlich weiht er seinen Lehrer in seine
Zweifel ein ; ^er ließ mich merken , dass dieses Geheimnisse segen,
welche er Bedenken trage meiner Jugend aneuvertrauen. Doch
setete er hineu , dass die Möglichkeit der Sache keinem Zweifel
unterworfen seg/ Lange sucht Agathon vergebens die Mittel zur
Erlangung einer solchen Auszeichnung zu erfahren. Endlich hört er
es: ^üneählige religiöse Waschungen, und eine Menge von
Gebeten^ Bäucherungen und andre geheime Anstalten mussten
vorhergehen, einen noch in irdische Glieder gefesselten Geist eum
Anschauen der himmlischen Naturen voreubereiten.* Verschiedene
Bilder braucht Wieland um das Problem der Entkörperung, sowie
den Zustand der Seele klar zu machen ; einmal nennt er den eigent-
lichen Schauplatz der Seele vor ihrer Verkörperung ^den Ocean
eines reinen ursprünglichen Lichts, der die Oberhimmlischen
Bäume erfiUlet" (1772 S. 228 f. Gruber 10, 130). Wieland citiert
zu diesem Ausspruch, aber ohne genauere Quellenangabe 'Fretmd
Plato"
Noch erwähne ich einige Stellen aus dem ^Idris*, welche einen
Anklang enthalten , mehr um zu zeigen , wie diese Ansichten cur
Familie von Wielands Begriffen gehören, als um meine Deutung des
^Weisen noch weiter zu erhärten. Im Idris I. Gesang Str. 70 f.
(Ausgabe von 1768 S. 53 f.) heißt es:
* Wenn vor Auroren her die leichten Träume fliegen.
Besuchte mich im Schlaf ein Oberirdisch BUdt
Worinn ein Cfottj sich selber eu vergnügen.
Was jenseits unsrer Welt die AUmacht kann, enÜtüOt.
Die ganee Schöpfung schien, von ihrem Glane vergüidt,
Wie ein Elgsium, rtngs um mich her zu liegen ....
'Schwing dich zu einem Grad von Beizungen empor.
Wovon die Seden sich von ihren Leü>ern trennen,
Und äUes, was wir sMn und groß und göttlich nennen.
Das straT aus jedem Zug, aus jedem Blick hervor;
So hast du doch von der, die meine Brust beseelet,
Den ümriss nur, dem Färb und Ausdruck fehlet*
Im dritten Gesänge (Str. 14, S. 133), wo der Einfluss der freien
Natur auf Zerbin geschildert wird, finden sich die Verse :
*Die Buhe der Natur
Schien die woUüstige Melancholie zu säugen,
Worinn mein Geist so gern sieh mit sieh seWst besprach;
Der äußere Sinn entschlief, das Berg aüein Hieb wach. • <
Riehmrd M. Werner, Wkland im Fansi 815
AMist sagt y. 70 ff.:
Und wenn Natur dith unterweietj
Dann geht die Seelenkraß dir auf.
Wie spricht ein Oeiet Mum andern CMei
und weiter vgl. V. 91.
Zu der Verzweiflung, welche sich in Faosts Versen 101 — 106
ausspricht, vergleiche man Str. 18 (6. 135):
Bin ich's allein, für den kein Wesen meiner Art,
Kein Gegenstand der unstillbaren Triebe,
Die ich tn mir empfinS, erschaffen ward ?
In Luft und Fluth sah ich den Geist der Liebe,
Der aües, was sich fühlet, paart;
Vergaß mich die Natur, nur miih allein? Wo bUebe
Ihr mütterlicher Sinn? Nein, nein! Mein Herz sagt nein!
Auch noch für eine andere Stelle im Faust l&sst sich eine
Parallele im Idris nachweisen, man mnss die Verse 711 — 772 in
unserem Zusammenhange betrachten, ich greife erstens nnr die Verse
737 f. heraus :
Ach! zu des Geistes Flügeln wird so leicht
Kein körperlicher Flügel sieh geseUen,
welche mit dem oben angefahrten stimmen ; zweitens die Verse 759 ff. :
Zwei Seelen ux^nen, ach! in meiner Brust. . . .
wozu sich der Vers des Idris (L Ges. 39 Str. S. 38) anfuhren lässt:
Er (Idria) wird, wie einst Arasp, mvjo Seelen in sich innen^),
Bey deren innerlichem*) Zwist
Die schöne Feindinn fast des Wegs versichert ist*).
Wir sind durch dieAnspielung aufWielands Jugendroman 'Araspes
und Panthea' gewiesen, in welchem der Schluss lautet (Ausgabe
der Prosaischen Schriften, Zürich 1772, Bd. LI, S. 347 f. Gruber
4, 323 f.): ^Ach! in diesem Augenblick erfahre ich die Wahrheit,
dassichewoo ganz verschiedne Seelenin mir habe. Denn
es ist unmöglich tu glauben , dass wenn ich nur eine Seele hätte,
sie £u gleicher Zeit gut und schlimm, zugleich für so wider-
sprechende Dinge als Tugend und Laster eingenommen sei^n
könnte. Nein! es müssen nothwendig ewoo seyn ; wenn die gute die
Oberhand hat, dann handeln icir edel; wenn die böse, nieder-
trächtig und schändlich Ach! vor kurzem war die böse
Seele gänslich Meister. Jetzt schwingt sich .... die gute wieder
empor, und kämpft mit ihrer Feindin in meiner Brust!^ Der
Boman gab den Commentar zu dieser Stelle; Araspes fühlte sich so
sieher, seine Seele war so gehoben, dass er nicht glauben wollte,
eine Frau könne Einfluss über den Mann erlangen ; aber die Sinn-
lichkeit 'hat auch ihn überwunden und in derbe Liebeslust ver-
wickelt.* In demselben Werke findet sich (S. 182 ff. Gruber 160 ff.)
eine Parallele zur ersten Stelle aus Fausts Monolog.
') Bei Gmber 8, 26 Str. 38 *Wie Xenophone Ärtsp wird er wm^
8eeleB innen*.
*) *ODgelegnem\ Grober (G.)
^ *Die schöne Feindin siegt, und er Terra^
SSO Herma/nn Bömeh, Ober infimua and infimior.
Schließlich sei noch erwähnt, dass zum Ausspruche des Mephi-
stopheles in der Hexenküche (V. 2250 t):
'Du siehst mit diesem Trank im Leibe
B(M Helenen in jedem Weibe*
eine Parallelstelle im Agathen steht (Grnber 9, 165), wo Danae sa
Hippias sagt: ^Ich nooUte wetten, die häßlichste meiner Kammer-'
mächen würde dir in diesem Äugenblicke eine Qraeie scheinen.* ^)
*) [Man vgl. jetzt Senfferts Einleitung zu seinem Neudrucke des
Faustfragmentes s. III^X, welche sich zum Theile mit dem obigen
Aufsatze deckt. Graz, 5. Mai 1882].
Graz, 4. November 1881. Bichard M. Werner.
Über infimus und infimior.
Der im J. 1830 nach Frankreich gekommene Pisaer Professor
Libri, ebenso berühmt als gelehrter Bücherkenner und Bücher-
sammler wie nachmals berüchtigt als Biblioklept , hatte die ihm an-
vertraute hohe Beamtung als Oberaufseher der sämmtlichen Staats-
bibliotheken Frankreichs aufs schmählichste dazu gemissbraucht,
aus diesen eine Menge wertvollster Bücher und Handschriften zu
entwenden , weshalb er später zu zehnjähriger Gefängnissti-afe ver-
urtheilt wurde , der er sich aber durch seine Flucht nach London
entzog. Zu den damals abhanden gekommenen Manuscripten gehOrte
auch, wie sich erst neuerdings herausgestellt hat, ein beträchtliches,
79 Folioblätter umfassendes Bruchstück einer — der Bibliothek in
Lyon zugehörigen — vorhierony mischen lateinischen Über-
setzung der fünf (oder — Bef. ist darüber nicht genau informiert —
der acht) ersten Bücher des Alten Testamentes , die auf das fünfte
oder sechste Jahrhundert n. Chr. zurückgehen mag. Dieses das
dritte (unter Wegfall des Passus von Cap. 18, 20 — 25, 16) und
das vierte Buch Mosis enthaltende Stück, welches inLibri*s
Katalog also verzeichnet war: „T. Leviticus et Numeri. Ms. sur
v61in, en lettres onciales, ä trois colonnes, in-folio carr^, du V* si^cle*",
hatte der Gewissenlose mit geübter Hand aus des Folianten Mitte zu
lösen gewusst und späterhin, jedenfalls gegen eine bedeutende Summe
Geldes, als sein Eigenthum an den Grafen von Ashburnham in
London , der von dem verbrecherischen Treiben des Mannes keine
Ahnung hatte, verkauft, um aber diese hochwichtige Itala-Ürkunde
der gelehrten Forschung zugänglich zu machen, ließ sie der Besitzer
im J. 1868 drucken unter dem Titel : 'Librorom Levitici et Nume-
rorum versio antiqua Itala e cod. perantiquo in bibliotheca
Ashburnhamiensi conservato nunc primum typis edita', in
120 Exemplaren, welche nicht in den Buchhandel gekommen sind,
sondern an öffentliche Bibliotheken und an einzelne Gelehrte ver-
schenkt wurden. Da nach den neuesten Nachrichten die Handschrift
von dem Sohne des seitdem verstorbenen Earl of Ashburnham der
Hermann BöMch^ Über infimm und infimior.
HS7
betreffendeu Bibliothek in Lyon als ein freiwiUigea Geschoük über»
geben worden i&t und ein dortiger Gelehrter die Absicht, sie nebst
ftilen übrigen Blilttern zu yerOffeutlichen, kundgegeben hat, so kann
man hoffen« das bisher nur fragmentarisch bekannte kostbare Denkmal
d#r lütleätaiueotlichen Itala bald nach seinem ganzen Umfange
kennen zu lernen.
Kach diesen Vorbemerkungen ^ die man — wie wir annehmen
— in Anbetracht der Wichtigkeit des Bruchstückes und wegen
j^eiuer so ganz eigenthümlichen Schicksale nicht für überflQsi^ig halten
wird^ kommen wir nun zar Sache selbst. Im cod. Ashburnha-
miensis und zwar im 3. Mosesbuche oder Leviticus, tioden sich
einige Zeugnisse theils für iufimus als Positiv theils für den
seltenen Comparativ iufimior. Der Abschnitt, dem sie insgesammt
zugehören, handelt von den Kennzeichen des Aufsatzes, besonders
an den Menschen, Da heißt es c. 13, 25: et viderit eum eaoerdud
[ao der Nom. meistens in diesem Cod.Jt ^t ecce mieit capillnm can-
didum aut lucidnm, et facies eins iufimaa corio [Se|»tuag*: »coi
tj o\lft$ avtov ta/r^ivi^ ano lov öiQ^ajogl^ lepra est , , . 26 ; si
autem viderit sacerdus^ et ecce non est in lucido capillus eandidus.
et infimum non erit a corio [CXX: xai TanuvQy /ur; r^ dno
%ot äiQfiaio^]^ ipsum autem dubium . . . ibid. v* 3: et viderit
erdus tactus in corio corporis eitis et capillos in taetu mutavit
ndidum, et facies tactus iufima [im cod. falschlich in firm a]
& corio corporis [CXX: xai ^ 6«//ii; €fjg atpf^g zaruivi^ dna tov
iigfiatog jov xQiütoi^] , tactus lepraö est * . - 4 : si autem splen-
did um candid um ent in corio corporis« et infima [so Im für in-
firma] non erit facii^s eius a corio [LXX; xcri Tcr/r£*»^ /jt; r; 17
o^g ctitf^g Q/io lov de^^ajog] ... ibid. v. 21: si autem viderit
sieerdas ... et infimum [cad,: infirmum] non erit a corio
fLXXt xat tan&tvov fit} t^ ano tov äi^fiatog » ,] et ipsa fuerit
dubia
An diesen ftlnf Stellen erscheint in f i mus zwar der Bedeutung
nach als Comparativ, aber der Form nach als Positiv, nämlich als
tiBtibltche Wiedergabe des griechischen lannyog, das wieder
nerseits in Verbindung mit der Präp. dyio ebenso buchstäblich
die regelmikOige Bezeichnung des hebräischen Coniparativs (dui-ch
das unTerändei-te Adjectiv mit nachfolgendem von) nachahmt: vgl.
ueioe Itala und Vulgata S. 453. Jene Italastellen sind demnach
»pr^chende Zeugnisse dafür, dass iüfimus im volksthümlichen
Laiaia seiner ursprüuglichen Würde als Superlativ ganz entkleidet
und zum Dienste eines einfachen Positivs degradiert worden war» in
Welcher Eigenschaft man es lieber , als das schriftlateinische infor
oder inferuSf deshalb gebrauchte, weil es eine vollere und nadi-
drflcklichere Form besaii. Diesem Schicksale verfielen im Munde des
Volkes die Superlative überhaupt, nur mit dem Unterschiede, dass
•i b#i manchen infolge der ihnen anhaftenden Prädisposition dazu
riicber und entschiedener geschah. Belege hiei-zu s. a. 0. S. 415 bis
417 und mit Krliuterungen bei WOlftlin Lat. und roman. Compar.
S88 Hermann Bönsch, tJhwinfiimus and infimior.
S. 64 - 63. Wie tief aber die auch in unseren fünf Citaten ans der
Itala ersichtliche Anwendung der Form infimus im Sinne eines
Oomparativs in die Volkssprache eingedrungen war, beweist die
Amplonianische (orlosse S. 842, 64 Gehl.: infimus, inferior.
Aber auch der Ton dem Superlativ-Positiv infimus gebildete
Comparativ infimior kommt im Leviticus des cod. Ashbum-
hamiensis vor, nämlich c. 13, 20: et viderit sacerdus, et ecce facies
infimior [so lies anst. infirmior] corporis [LXX: xae idov ^
otpig tanuvoxiqa rov digiAatog] , et capillos eins mutavit in can-
didum. . .14, 87: et videbit sacerdus tactum in parietibus domus,
depraessionis [= -ones] pallidas aut mbicundas, et facies eorum in-
fimior [infirmior falschlich im cod.] parietum = LXX: %al
fj oxfjig aizwv Tafteivoriga tc5v zoixiav. — Hierzu verzeichnen
wir noch folgende Belege, im cod. Veronens. der Itala evang. Joann.
2, 10: omnis homo inprimis bonum vinum ponit. .tunc infimiorem
[tot€ vov iXaaaw], — August, de Civit. Dei III 19: hino strages
turbae ceterae tanto utique numerosioris, quanto infimioris [so
Dombart mit Parr. K* v; infirmioris AK'F], Salvian. adv.
avarit. II. 9: mulierculis ipsa faece infimioribus [die Vulg&r*
lesart infirmioribus ist zu verwerfen]. Interpr. Irenaei adv.
haeres.IL 12, 7: quasi sintistiinfimiores [01arom.,infirmiore8
Arund. Voss.] illorum. Sed infimi quidem.., zu welcher Stelle
HarvejI. S. 279 irrthümlich bemerkt hat: Double comparatives
and superlatives occur, e. g. ioxcerdtara ^ ft^wtiaroL, but a com-
parative is never grafted on a Superlative.
Lobenstein. Hermann Rönsch.
Zweite Abtheilung.
Literarische Aaizeigeu,
Meische Forschungen. Von H. Maller Strabing. Wien
1^*5^1. Kooegen, 276 SS.
Der Verf. hatte in den ^polemischen Beitiä^en zur Kritik des
bukydidestextes** S, 40 verspiocbea, ^deö dunkelsten Biuttlöckeo
der OeschJchte des athoniHchen Staates zu tilgea"^. Der wich-
?ste Tbeil des Torliegenden Baches (S. 149—205 und 218—243)
filt nun der EinlösuDg diö^8 Versprechens. M, Str vorsucht näm^
lieh den Nachweis zu liefern ' *, was wir Th, III, 50 von der
HinrichiQQg der 1000 Mytil i Ciefaugenea lesen, eine FW-
schuDg ist. Diege Untergnchunit,^ i.st für die griechische Geschichte
und für die Überlieferung des Thukydidostextes so wichtig, daas der
Leser uns verleihen wird, wenn wir auf diesen späteren Theil des
W^rkee zuerst und aneffthrlicbör eingehen, uns dagegen bezüglich
di8 Voraugehendeu auf Hervorhebung des Wichtigsten beschr&nken.
Um sich den Weg zu ebnen, spricht M. Str» S. 137 ff, von
Isiidenziusen Interpolationen, die ^den Zweck verfolgen, den athen.
Demos in Qblen Leumund zu bringen^. Die erste findet er I, 113
in den l&ngst als Glossem erkannten Worten : xal ccrdgciTTodiaam^,
Zwei weitere will er in den Stellen III, 68 und V, 32 nachweisen*
68 wird erzählt, dieLakedämonier hätten die inPlataeae gefan*
enen Miinner get6dtet, die Weiber zd Sklaven gemacht. Nun wb-
Bn aber die Weiber und Kinder nach Athen geschafft worden (II»
IH) nnd die zurückgebliebenen 110 mionowl hält M. Str. mit
Dt* ganz richtig für SklavioDeu. Daher seien die Worte yvraluLag
fl^qano6t0ay ein Glossem. Daas^be müs»e man aber auch V, 32
annehmen, wo es von den Skionäern beißt: ani%x€ty(xv toxq fjfltih"-
^^a^^aldiiq n xm YtrfaJxai^ rjydQaitodtaav, während IV, 123 be-
^^^B|t wird, Brasidas habe die Weiber und Kinder nach Olynth
^^HiiehU Bei den Platäern scheint mir die Sache richtig, bei deo
HpUoiiftem nicht, weil man dann auch das rßiJjvtag streichen maMta
^^imd weil bei der Obereingtimmnng mit Diod» XII, 76and dem Umstände.
I.Dion. Hai, die Stelle geradeso citiert, eine so freche Interpo»
ach wer anzunehmen ist. £s ist ja leicht mdgUch, dase, wie
aagtf die Wegschaffung keine vollständige war, wenn auch
840 H, MüUer StrÜbing, Thakydideische Forsch., ang. v. Dr. W. Jerusalem.
die zurückgebliebeneD keine so rührenden Scenen hatten, wie sie
M. Str. spottweise ausmalt (S. 145). DieThatsache der Interpolation,
wie wir ja an zweien von den drei citierten Stellen zageben können,
berechtigt dazu , noch keineswegs übrigens dieselben als tendenziös
gegen Athen gerichtet zu bezeichnen, zumal da bei der Plat&erstelle
Lakedaemonier und Thebaner die Beschuldigten sind. —
S. 149 ff. geht der Verf. nun an seine Hauptaufgabe. Nach-
dem er die Geschichte des Abfalles in allen Einzelheiten nach Thu-
kydides erzählt, betont er ganz richtig, welch' ungeheueren Eindruck
die Hinrichtung von mehr als tausend der vornehmsten Mjtilen&er
auf die hellenische Welt h&tte machen müssen, und bemerkt, dass
man diese Grausamkeit überall erwähnt finden müsste, wo dem athe-
nischen Volke ein Vorwurf gemacht werde. Statt dessen aber: ,,kein
alter Schiiftsteller, weder ein Grieche, noch ein Bömer thut dieser
Blntthat Erwähnung 1 nirgends auch nur die leiseste Anspielung
auf sie^. — (S. 161). M. Str. citiert nun eine Beihe von Stellen, an
denen, seiner Meinung nach, die Hinrichtung gar nicht hätte uner-
wähnt bleiben können. Dass bei Xen. Hell. II, 2 und 9, wo der Ein-
druck der Schlacht von Aegospotamoi in Athen geschildert und ge-
sagt wird, die Athener hätten gefürchtet, sie müssten jetzt selbst
erdulden, was sie den Meliem, Skionäern, Toronäern, Histiäem und
Aigineten gethan hatten, dass da, sage ich, die Mytilenäer nicht er-
wähnt werden, finde ich gar nicht auffallend. Die Athener fürchteten
Zerstörung ihrer Stadt und Auflösung ihres Gemeinwesens, erinnerten
sich also mit Schrecken an alle Gemeinwesen, deren Auflösung sie
herbeigeführt hatten. Dabei konnten ihnen aber die hingerichteten
Mytilenäer (selbst wenn es wirklich 1000 gewesen wären), nicht in
den Sinn kommen, denn deren Gemeinwesen war ja bestehen ge-
blieben. Viel wichtiger ist, dass der einzige Geschichtschreiber,
dessen Bericht wir außer Thukydides über diese Zeit besitzen, dass
Diodor die Hinrichtung nicht erwähnt. Es ist zwar nicht richtig,
dass „die Erzählung Diodors XII, 55 mit der des Thukydides dmxh-
wegs übereinstimmt^ (S. 163); Diodor erwähnt wohl die Expedition
des Alkidas mit 45 (Thuk. 42) Schiffen, sagt aber kein Wort über
ihre Schicksale. Was aber viel wichtiger ist, er erwähnt nicht, dass
Faches die Hauptschuldigen nach Tenedos gebracht und dann nach
Athen geschickt habe. M. Str. meint zwar, Diodor konnte die Über^
führung der Gefangenen übergehen, weil er wusste, dass dieselben
in der Amnestie des zweiten Tages mit eingeschlossen waren (164).
Mit mindestens ebensoviel Wahrscheinlichkeit kann man jedoch auc^
annehmen, Diodor oder dessen Vorlage hielt weder die Überführung
noch die Hinrichtung für erwähnenswert, denn die Hinrichtung der
Hauptschuldigen war ja gewiss berechtigt (nur 1000 dürfen es nicht
gewesen sein). Das Schweigen des Diodor macht also nicht sowohl
das Factum der Hinncbtuqg, als die Zahl der Hingerichteten zwei*
felhafi. Es ist eben in diesem Falle einzig und allein die Zahl, die
Aufsehen erregen konnte. Dass diese nicht richtig überliefert ist,
wird dorch die anderen von M. Str. angeführten Stellen auslsokrates^
MüHer Strahing, Th uk^dideUche Forsch., an^. v. Dr. W. Jtrumltm. S41
Sirabo Aeliao, Aelius Aristide» wahrscheinlich gemacht, wo unter
den Vorwürfen, die den Athenern gemacht werden, die Hinricbtojig
der Mjtilenäer nicht ßguriert. S. 178 ff. zeigt M. Str. ganz richtig,
duss auch die frühere Darstellung des Thuk. gar nicht den Eindruck
iDMhe« als ob die Anzahl der Hauptschuldigen gar groß gewesen
wlre; erst ganz zum Schlüsse heißt m : rfiavii üXiyif^ nXuovg twp
XtUutV' Auch darin hat M. Str, Recht, wenn er sagt, die Athener
mOesten spater Qber eine solche Gewaltthätigkelt Beoe empfunden
haben und es den Kleon haben entgelten lassen.
Soweit stimmt Ref. vollütäudig mit M. Str. überein, indem er
die Zahl der Hingeriebteten ouglaublich findet. Wenn man nun nach
des Verf. eigenem Vorschlage, den er jedoch selbst nicht acceptiert,
in dem Satze r^aay di oliyqt jiliiovg woiv x^^^^^ statt v# (des
Zeichens für 1000) ^ (»0} liest, so dass die Zahl der 6et6dteteu
von 1000 üuf etliche 30 herabsänke, dann braucht uns das Schweigen
es gesammteo Alterthums nicht im mindesten zu wundern. Ist es
ch nur uatQrlicfa, wenn die Athener den HauptschnJdigen , die
ihnen eine große, nchune Ensel abspenstig machen, dieselbe ihren
[odfeinden zuwenden wollten, kurzen Process machten. Wir brauchen
Inn keine blutdürstigen Grammatiker zu bemühen» sind aber dem
ftrt unendlich dankbar, dass er die Athener von diesem Vorwurfe
einer tfassenhinrichtung befreit hat. Die Bedenken , die M. Str.
gegen oHytif nUiovg %wv tgtaxor^a {^i) hat» (er erwartet eine
•0 kleine Zahl genau angegeben zu finden) sind durch Schütz
(Zeitscbr. f. d. G3*mn -Wesen, 1381» S. 455). mit dem ich in diesem
Punkte Yotlkommen übereinstimme, durch Anführung von Thuk. III,
13, V, ^S und 74 beseitigt.
M. Str. selbst begnügt sich jedoch nicht mit diesem Resultate,
»oodern sucht nachzuweisen, dass die Müuuer Überhaupt nicht oder
wenigstens nicht KJUtDvOi^yvtüfirj getödtet wurden und dass auch
das, was Thuk. weiter über das Schicksal der Insel berichtet^ nicht
wahr sein könne. —
G«g6n die Hinrichtung der Gefangenen bringt er vor, dasa
Diodotoa ja den Antrag gestellt, die&e Mftuner m Hube zu richten
oX^Hv« xa&* f^mxtav'^ (c. 48); ^ein Antrag wurde angenommen
\ii4^trflA¥ i] Jioöotovji wie komme es nun, da^s sie getAdtet wor-
den tteleu? Dieses Argument scheint schlagend. Kef« wird sich daher
im Widerlegung desselben erluuben. anzugeben» wie er sich den
GtDg d^r Verband tungen denkt. Als die von Faches geschickten
Odfangeoen ankamen, wurde der Spartaner Sa laithos gleich getödtet.
Ahnlich wie dies dem Aristeus au« Koriuth und den ^spartanischen
'-*- 'ndten bei Sitalkes ergieng (Thuk. II, 67). Dann kam vs in der
.»^rsammlung zu Debatten über daa Schicksal der Ge-
<:ji^n, nicht der Mytilemler überhaupt, wie M. Str sagt
f^f r fo%^ ard^o*i> ;/i'fl/mv ifioinivro), Kleon erweitert
tu er
br
tu alle b
nicht nur die
non
Mytilene
IQ iMlen» Dieser Erweiterung wird Kleon wnhj scheinlich dba
948 H, Müller Strubing, ThakydideiBche Forsch., ang. v. Dr. TT. Jerusalem,
Form eines besondei*en Antrages gegeben haben. Derselbe warde
angenommen, darauf folgte die Beue nnd die zweite Verhandlung.
In dieser wird es sich wohl hauptsächlich um den Zusatzantrag
Kleons gehandelt haben, der die Tödtung aller Erwachsenen in
Mytilene betraf. Das Schicksal der Gefangenen stand wohl a^ifter
Frage. — Eleon erwähnt auch in seiner Bede die Hauptschuldigeii
kaum, sondern warnt nur davor, das Volk nicht als gleich schuldig
zu betrachten (39, 6). Ebenso spricht Diodotos nur von dem Volke dar
Mytilenäer. Auch er scheint das Schicksal der von Faches Geschickten
als ausgemacht zu betrachten. Erst zum Schlüsse meint er, auch in
Betreff dieser solle kein voreiliger Beschluss gefasst werden ; man
solle sie daher in Buhe richten. Nun kommt es zur Abstimmung. Von
Diodotos Antrag kam wohl zunächst nur derjenige Theil zur Ab-
stimmung, der das Schicksal des mytilenischen Volkes betraf. Dieser
wurde mit geringer Majorität angenommen. In Betreff der von Fa-
ches Geschickten blieb es dann bei dem früher gefassten Beschlüsse.
Daher sagt Thuk, richtig, die Hinrichtung der Gefangenen erfolgte
auf Kleons Antrag (Klecovog yvwf^irj), worunter nicht etwa ein neuer,
sondern der bereits am früheren Tage angenommene Antrag zu ver-
stehen ist.
Ist der Vorgang hier richtig dargestellt, dann entfällt die
von M. Str. aufgeworfene Frage, ob Thuk. über das Schicksal der
Gefangenen überhaupt etwas berichtet habe. M. Str. geht nämlich
in seiner Athetese viel weiter, indem er nicht nur an dem Factum
der Hinrichtung, sondern auch an der Bichtigkeit dessen zweifelt,
was wir bei Thuk. über das weitere Schicksal der Insel Lesbos lesen.
Dort wird bekanntlich berichtet, die Athener hätten den Lesbiem
keinen Tribut auferlegt, sondern ihr Land mit Ausnahme des Ge-
bietes von Methymma in 3000 Lose eingetheilt, wovon 300 den
Göttern geweiht, die übrigen an athenische Kleruchen vertheilt
wurden. Diese hätten sich dann später dahin abgefunden, dass sie
den ursprünglichen Besitzern die Bearbeitung und Nutznießung des
Landes gegen einen jährlichen Zins von zwei Minen überließen. Das
mache nun, meint M. Str., den Eindruck, dass „mit Ausnahme des
zu Methymma gehörigen Gebietes, der Grund und Boden der ganzen
Insel auf diese Weise aufgetheilt und an athenische Bürger verlost
worden sei** (S. 219). Gewiss! und hat auch auf die Quelle Diodors
<ien Eindruck gemacht, da wir bei Diodot XII, 55 ausdrücklich
lesen: ttjv u^eaßov oXrjv TtXrjv ttj^ Mr^d-v/dvaUov //o^ag xot«-
xXrjQOvxrjaav, M. Str. meint jedoch, es sei unmöglich, dass der ge-
sammte Grund und Boden von Lesbos in diesen 3000 Losen inbe-
griffen sei. Zu diesem Resultate gelangt er auf Grund einer Berech-
nung, die wohl recht interessant, aber nicht überzeugend ist. Von
dem Grundsatze ausgehend, dass die Kleruchen wohl nicht besser
gestellt waren, als ein leidlich wohlhabender Bauer in Attika, be-
ruft er sich auf Büchsenschütz „Besitz und Erwerb im griechischen
Alterthum" (S. 55), wo der Grundbesitz eines Zeugiten auf 40— 60
Morgen berechnet wird. In Lesbos, wo der Boden fruchtbarer war
R MÜÜer Strübing, Thakydideische Forsch., ang. v. Dr. W. JeruBolem. 84S
aii4 meist Wein- und Oelban betrieben wurde, w&re 40 Morgen als
dorchsclinittlicUe Ausdehnung eines Loses noch zu hoch gegriffen
(222). Dann betrage der Flächernnhalt der 3000 Lose 120000
(nicht 140000» wie M. Str. ausrechnet) Morgen — also etwas über
5 Qaadratmeilen. Da nun Lesbos ohne das Gebiet von Methjmna
gewiss 20 Qnadratmeilen hatte, könne das nicht der gesammte Grund
and Boden der Insel sein. M. Str. belegt alle geographischen An-
gaben mit Citaten aus Plehn ,,liber Lesbiacorum", Conze, nBeise in
Le8bo6(< n. a. Zu demselben Resultate gelangt er duich Berechnung
des Gapitalwertes des vertheilten Landes. Da die Lesbier 2 Minen für
das Los, also, die 300 den GOttern geweihten Lose eingerechnet,
6000 Minen Pachtzins zahlten und der Pachtzins von Buchsenschütz
S. 94 (übrigens auch Boeckh I, S. 156) nach einer Stelle des Isaeos
(11, 42) auf acht vom Hundert berechnet wird, ergeben die 6000
Minen oder 100 Talente jährlichen Pachtzinses einen Capitalwerth
von 1250 Talenten (224). Die Abgeschmacktheit dieses Besultates
werde erst recht anschaulich, wenn mau bedenke, dass Boeckh (I,
162) den Capital wert des attischen Bodens mit Ausschluss der Berg-
werke auf 20000 Talente schätzt und dass Lesbos mehr als halb
so groß war, wie Attika. —
Gegen diese Berechnung lässt sich zunächst einwenden, dass
die Annahme, die Kleruchen seien sich nicht besser gestanden, als
ein leidlich wohlhabender attischer Bauer, nicht ohne weiters zuge-
geben werden kann. Wer auswandert, will seine Lage verbessern,
und confiscierten Boden pflegt man nicht gerade knapp zuzumessen.
Weiter ist zu bedenken, dass sich die Losbier zur Zahlung von zwei
Minen selbst bereit erklärten (ia^af^€vot)f woraus gewiss folgt, dass
das kein hoher Pachtzins war. Zieht man ferner in Betracht, wie
unsicher alle derartigen ziffermäßigen Berechnungen für antike Ver-
hältnisse sind, so verliert die Berechnung M. Str. gar sehr an Be-
weiskraft. Er selbst ist jedoch von der Bichtigkeit derselben so fest
überzeugt, dass er annimmt, die 3000 Lose seien aus dem confis-
cierten Grundbesitz der verurtheilten Hauptschuldigen gebildet wor-
den. Die Fälschung gehe also viel weiter und nach den Worten:
„So nahe kam Mytilene an dem Verderben vorbei^ hätte nach M.
Str. Thuk. etwa geschrieben: „Die Männer aber, welche Paches als
an dem Abfall und an dem Bündnis mit den Lakedämoniern haupt-
sächlich schuldig nach Athen geschickt hatte, stellten die Athener
dem Antrag des Diodotos gemäß vor Gericht und verurtheilten die
überführten Hauptschuldigen [vielleicht zum Tode, vielleicht zur
Verbannung, gewiss aber] zur Confiscation ihres Grundbesitzes ; es
waren ihrer aber so und so viel [vielleicht 30 — 40]; die nicht der
Urheberschaft des Abfalles Überwiesenen ließen sie frei und im Be-
sitz ihres Grundvermögens. Auch rissen sie die Festungswerke der
Mjtilenäer nieder und nahmen die Schiffe an sich. Später aber leg-
ten sie den Lesbiern zwar keinen Tribut auf [Lesbos hatte auch
früher keinen Tribut gezahlt] wohl aber andere Abgaben, außer den
Meihymnäern. Den confiscierten Grundbesitz aber der Verurtheilten
844 H.Miaier8trübing,Thjikjd\de\iteheFonch.,Mg,y.I)r^ W.JeruMlem,
theilten sie in 3000 Lose usw.*'. Dass nicht alle Ternrtheilt wnrden,
schließt M. Str. einmal darans, weil er in dem Vater dessen, fflr den
Antiphon die Bede nsgi tov TIqwöov (povov geschrieben hat, einen
der Freigesprochenen zu erkennen glanbt. Der Angeklagte erz&hlt
nämlich, dass sein Vater nur gezwungen an dem Abfalle der Mytii-
lenäer theilgenommen und sagt dann : ind de viaHq Tovg ahlacg
ixoXdaoTBf iv olg ova iwalvero äv 6 i^og TtarijQ. M« Str.
meint nun, der Ausdruck eqxxiveto lasse auf eine Torangegangene
Untersuchung schließen: „es stellte sich heraus** (S. 233). Ebenso
wahrscheinlich ist es jedoch, dass unser Mann sich bei der Einnahme
der Stadt nicht auf einen Altar setzte, was doch, wie M. Str. ganz
richtig sagt, das einzige Indiz war, das Faches für die Schuldigen
haben konnte (S. 229). Der Sohn kann dann leicht sagen, sein Va-
ter sei offenbar nicht unter den Schuldigen gewesen, da ihn Fache?
nicht nach Athen geschickt hatte. Einen zweiten Beweis sieht M. Str.
darin, dass Thuk. IV, 53 und 75 von oi qn/yaöeg MvriXrp^auav
spricht, was eine frühere Erwähnung voraussetzt. Doch lässt es sich
auch leicht denken, dass Faches nicht alle Schuldigen nach Athen
geschickt hat. Die ihm entgangenen fürchteten gewiss die Bache
ihrer Mitbürger und wanderten ans.
Dass die Athener den Lesbiern andere Abgaben auferlegten,
schließt M. Str. gleichfalls aus der Bede Antiphons. Der Angeklagte
sagt nämlich (gleich nach den oben citierten Worten), sein Vater
habe sich seit dem Abfalle nichts zu Schulden kommen lassen, habe
sich bei keiner Liturgie, die in Mytilene oder in Athen zu leisten
war, fem gehalten, leiste Choregien und zahle Steuern {ovo* tjg
rivog IciTOvgyiag^ rj noXig ivdei^g yeyivrjrav ovre i; v^ereoa ovre
ij MvtiXrpfaiiov, aXka xai XOQrjfylagxoQrjfyü nai zelrj xaTorid'rjaiv).
Damit meint jedoch der Angeklagte nur, dass sein Vater sich an den
Leistungen betheiligte, zu denen die Mytilenäer als Bundesgenossen
der Athener verpflichtet waren, etwa an der Ausrüstung einer Triere,
die die Lesbier den Athenern schickten, wie z. B. im Frühjahr 416,
wo die Lesbier zur Expedition nach Argos zwei Schiffe stellten (V,
84). Das sind aber keine Abgaben. M. Str. ist indes zu der An-
nahme, die Athener hätten den Lesbiern Abgaben auferlegt, geradezu
gezwungen. Zu seiner Ansicht, die 3000 Lose seien aus dem Grund-
besitz der verurtbeilten Hauptschuldigen gebildet worden, wollen
nämlich die Worte tpogov jtiev ov% BTa%av uieaßioig nicht passen.
Streichen aber kann man dieselben nicht, weil ihre Bichtigkeit durch
das Fehlen der Mytilenäer auf den Tributlisten bestätigt wird. Es
muss also ein Gegensatz zu q>6qov /liv ovyi era^av gefunden werden.
Tribut legten sie ihnen nicht auf, also — andere Abgaben. Dies
kann aber mit ein wenig gutem Willen in die Stelle bei Antiphon
hineininterpretiert werden. Da darf man also nicht viel frageOi ob
auch eine andere Auffassung möglich ist. Das ist eben das beste
Kennzeichen für eine unwahrscheinliche Hypothese, dass sie ge-
wöhnlich mehrere andere noch unwahrscheinlichere nach sich zieht
iMüUerStmbing.Thnkjdlddsthe Forsch., Mg. v. Dr. W, Jertaalem StS
dar V^ert uoch weiter über die mytilenäische Angelegen-
wobei er auch die iDtere§8ante loscbrift C. J. A, IV, n.
9S heranzieht, ist nicht yon Bedeutung. So kennen wir denn OBKer
■llhoil über M. Str. Unters ach ungen dahin zusammenfassen, dass
ßein Versprechen gehalten and die Athener wirklich von dem Vor-
wurfe einer MaHseohinrichtuQg befreit hat. Auch die ÄndemDg toq
A iü -/i ist höchst wahrscheinlich Daför wird die Wissenschaft
dem Verf. immer dankbar sein müssen. In den wetteren Ansführungen
aber bat er eich einer einmal gebildeten Ansicht zu Liebe za sehr
gewagten keineswegs genOgend begründeten Annahmen fortreissen
la^Ji^en und sich dabei viel zn weit von der Überlieferung and von
einer gesunden Kritik entfernt. Was wir bei Thuk, lesen, ist nach
Voroabme der genannten palaeographisch kaum nennenswerten Än-
ißpmg vollkommen verständlich, stinmit mit den anderen Nach-
E Bebten vuUkommen überein and erhält, wie Bef. an einem anderen
Drt« zu zeigen gedenkt, durch die erwähnte Inschrift erst die volle
Beitt&Ugung und Ergänzung. Die Existenz tendenziöser Fälschungen
itft also durchaus nicht erwiesen, was die Kritik dem Verf. gegen-
Iber betonen miws, da jede auf diese Annahme aufgebaute Hypo-
tliese der soliden Grundlage entbehrt.
Mitten in der Untersncbang Ober die Mytilenäer wird episo-
disch dtiB ächicksal der in Thjrea gefangenen Aegineten besprochen
(S. 205 — 218J. M. Str. will nämlich in dem Berichte daröber (Thnk.
IV, 64) ein Beispiel dafQr erblicken , dass Thuk. dnrch sein Schwei-
^^»n zu unwahren Annahmen verleite. Die Athener hatten nämlich
^^■t Sommer 424 Thyrea, welches den vertriebenen Aegineten von
^H||Q Spartanern ah Zufluchtsstätte eingeräumt worden war, einge-
^B^mmen und niedergobranut, die Aegineten, die nicht im Kampfe
gefttllen waren, nebst ihrem spartanischen Anfßhrer Tantalos nach
Athen gebracht, wo sie den Beschluss f&ssten, dieselben sämmtlich
zu t6dien. Ob aber der Besehlnss aasgefCihrt wurde, erfahren wir
nicht Der Verfasser meint nun, die Erzählung mache zunächst den
Eindruck, als seien die Aegineten wirklich getödtet worden. Wenn
aber, wie er selbst anführt, Diodor und Plutarch fiber das Schick-
aal derselben im Zweifel sind, indem beide nur berichten, die Aegi-
neun i^eien lebend nach Atben gebracht wurden (Diod. XII, 65,
?lot, Nik. 6), Äo beweist dies, dass dieser Eindruck keineswegs bei
}ed*m hervorgerufen wird. Um nun zu beweisen, die Aegineten seien
nicht getödtet word*»n» beruft sich M, Str, an f Aristoteles rhet. II, 22,
wo es h(^ißt. man mache den Athenern unter anderem den Vorwarf,
*i: ■ ' (hoav Aiytyfffag xcri IlnteÖatatag. Da indessen
^ auf die Potidäer nicht pa^^^t, da dieselben nach
iliuk. il, lU iroien Abzug erhi*»lten, will M. Str. xal dviatr^cav
flnii(\nttttag lesen, und dann erst aus der Stelle folgern, dass die
zti Sklaven verkauft, also nicht getOdtet wurden. Da sich
H jw< u juer der ganze Beweis auf eine zum mindesten unsichere
< onjectnr stQtzt, wird daniuf nicht viel za geben sein. Dann
beruft 4jr stich anf die von Cic. de off. III, 11 und Val. Max.
346 H-ilfu^l^iSItrö&ifi^^Thakydideische Forsch^ Ang.y.Z>r. W.Jerusalem.
IX, 2f 8 erzählte Anekdote, die Athener hätten den Aegineten
den Daamen der rechten Hand abgeschnitten. Er stimmt zwar mit
Ö. Müller (Aeginet. lib. pap. 80) darin flberein, dass die
Anekdote erfanden ist, meint aber, der Erfinder könnte sich
die Geschichte, die auf keine andere Zeit passt, als nach der
Einnahme von Thyrea, nur dann ersonnen haben, wenn er wnsste,
dass die Aegineten nicht getödtet wurden. Da geht das Combinieren
denn doch zu weit. Auszuklügeln, was ein antiker Anekdotenerfinder
im Stande oder nicht im Stande war, wird auch Herrn M. Str. nicht
gelingen. Viel einfacher ist es ja, die Sache zu nehmen, wie sie
liegt. Thuk. sagt nicht, ob der Beschluss ausgeführt wurde, Diodor
und Plutarch wissen es auch nicht, daher bleibt nichts übrig, als
die Sache unentschieden zu lassen. Nur ein flüchtiger Leser wird
glauben, der Beschluss sei ausgeführt; ein aufmerksamer — und auf
solche rechnet Thukydides — wird das Fehlen der Nachricht da-
rüber sofort bemerken. Das Schweigen des Thukydides läßt sich
übrigens vielleicht dadurch erklären, dass in dasselbe Jahr 424 seine
Strategie in Amphipolis fallt. Er mag noch in Athen von dem Be-
schlüsse über die Aegineten Kenntnis erhalten haben und dann nach
Thrakien abgegangen sein. Die dortigen Vorgänge, die ihm per-
sönlich so nahe giengen, können seine (xeistesthätigkeit so sehr in
Anspruch genommen haben, dass er einfach vergessen hat, sich zo
erkundigen, was mit den Aegineten geschehen sei. Bei der Bedaction
des Werkes konnte er vielleicht nichts authentisches mehr erfahren,
oder die Sache schien ihm nicht wichtig genug, um darüber zeitrau-
bende Nachforschungen anzustellen. —
Aus dem früheren Theile des Buches sind zunächst die Be-
merkungen zu der Expedition des Alkidas hervorzuheben (S. 101 —
137). Ganz richtig scheint mir lU, 26 in den Worten ontog ci
'Adr/vaioi afxq)OT£Q€i)d'€v d'OQvßovfievoi rjaaov Tdig vavalv ig vijv
MvTiXrjvrpf xazanXeoiaatg iTtLßorjdrjaovaiv ein Glossem erkannt
zu sein. Diese Worte sollen nämlich den Zweck des Einfalles der
Lakedämonier in Attika angeben. Mit Hecht betont jedoch M. Str.,
dass dieser jährlich wiederholte Einfall einer Begründung nicht be-
darf und dass die Lakedämonier nach ihren bisherigen Erfahrungen
nicht glauben konnten, die Athener dadurch von der Expedition
^egen Mytilene abzuhalten. Dazu kommen sprachliche Bedenken
afÄqxyueQiod-ev d-OQvßov/ievoi und inißorjdiijaovaiv, das hier eine
so ungewöhnliche Bedeutung hätte, dass der Scholiast dieselbe ge-
wiss erklärt hätte. Nicht übereinstimmen kann Bef. jedoch mit den
Änderungen, die M. Str. in c. 39 vornehmen will, wo er axohüoL in
onovddioiy Ji^hf in Mrjlip ändern will. Bef. gedenkt diese Stelle
anderswo ausführlicher zu besprechen. — Auch die Bedenken, die
M. Str. dagegen äußert, dass Alkidas in Ephesos vor Anker gehen
konnte, wie c. 32, 1 und 33, 1 überliefert ist, sind für den Bef. nicht
so überzeugend, dass er den Vorschlag M. Str., fili^'Eq>eaov Koigrfiw
zu lesen far nothwendig hielte.
H. MMer Strübing, Thukydideische Forsch., ang. r. Dr. W. JmuaUm. 84T
Die ersten 99 Seiten dee Bnches besprechen einzelne Stellen
des Thuk., aas denen ich folgendes hervorhebe.
S. 6—10 wird Badhams sehr glücklicher Vorschlag (VI, 91),
ifyaazriQlwv für dixaaTrjQUov zu lesen, näher begründet.
Minder glücklich bekämpft M. Str. S. 14 — 19 die auch dem
Bef. schlagend ei-scheinende Emendation Willamowitz* zu Vin, 67,
a^i^fiiov dftBiv; sein eigener Vorschlag ayrod-ev dvTeaq>iQ€LV hat
wenig für sich.
S. 86—40 wird die schwierige Stelle V, 36 j^aXiOTa di oX
jtcnudaipiovtoi^ ig a i/ie/dvi^Of ivTovvifi Ttp xaiQ^p i^enlopjoav,
dia ß^axelag ya^ fieiXi^aeiDg ij naQaaxevrj axrcolg fyiyvero durch
•ine sehr glückliche Umstellung geheilt. Das Erschrecken der La-
kedftmonier, welches die Ausleger sich nicht zu erklären vermögen,
sei ganz begreiflich, da sie die Argiver schon vom Hügel herab-
gestiegen und schon in Schlachtordnung aufgestellt finden,
wUirend sie erwarteten, dieselben während des Herabsteigens
uid Aufstellenszu überraschen. Unmöglich aber könne dieser
Schrecken durch den Satz dia ßQaxeiag yaq fieXXr^aewg x. r. X, be-
grflndet werden. Diese Schwierigkeit wird aber behoben, wenn ge-
losen wird : /Actkiaza di oi ^aueöaiitiovioi i^enXayeaav xai €v-
&vg fxeva anovdrjg — dia ßqaxBiag yaq ^eXkrjO^iog t} naQaaxevr)
avrdlg iyiyvcro — xad^iavayro ig xoa/dov. Die Parenthese mit yciQ
begründet dann den Ausdruck fueta anovdrjg^ wodurch dann auch
nach meinem Gefühl ^die Schnelligkeit, die Präcision des ganzen
Vorganges auch sprachlich sehr schön veranschaulicht ist*'.
S. 42—57 beschäftigt sich M. Str. mit der Frage der Ab-
tassang des Thukydideischen Geschichtswerkes. Er bekämpft Glas-
sens Ansicht und bringt ein bis jetzt nicht berücksichtigtes Moment
beL Thuk. erzählt III, 104 bei Gelegenheit der Reinigung von Do-
los, um die geringe Entfernung zwischen Delos und Rhenea an-
schaulich zu machen, Polykrates habe beide Inseln mit Ketten ver-
banden. Nun hatte aber Nikias bei Gelegenheit einer Theorie, die
M. Str. sehr wahrscheinlich in das Jahr 421 setzt, etwas veran-
staltet, was die Geringfügigkeit der Entfernung mit weit schlagen-
derer Anschaulichkeit beweise. Er hatte nämlich die beiden Inseln
in einer Nacht durch eine Brücke verbunden. Hätte nun Thuk. da-
von beim Niederschreiben von III, 104 gewusst, würde er wahr-
scheinlich dieses Factum gewählt haben, um die Nähe zu veran-
schaulichen, daher sei III, 104 vor 421 geschrieben. M. Str. ge-
steht übrigens selbst, dass dieses Argument an und für sich keine
beweisende Kraft habe (S. 50). Weiter bemerkt er, der Umstand,
dass Thuk. V, 20 sein chronologisches Verfahren (die Zählung nach
Sommern und Wintern), das er schon II, 1 angegeben, noch einmal
mittheile, sei nur dadurch erklärlich^ dass man diese Abweichung
vom gewöhnlichen Wege tadelte, wogegen sich Thuk. vortheidigt.
Ähnlich verhalte es sich mit dem doppelten Bericht über die Pisi-
stratiden.
Sehr glücklich finde ich die Vermuthung V, 82 ^vvtjdeaay di
348 H. Müller Strubimg, Thakydideische Forsch., ang. y. Dr. W.Jeru9aUm.
TOP %u%ia^v xai twv iv naXoTtowrjatfi tivig jtokBütP für das
unverständliche ^vvrjdaaav zu lesen ^vvetikeaav ö' ig roy tU"
XiOfiov „sie steuerten zu dem Baue Geld bei^ (S. 63).
Diese ganze Stelle soll nach M. Str. wieder ein Beweis dafür
sein, dass Thuk. oft absichtlich wichtige Dinge verschweige. 0. 83
heißt es nämlich: %ov d' ercLyiyvofihov xu(xwvog ^OKedcufnovioi,
cig ffl^ovro TUXi^ovriov, iaxqaxevaav. Demnach hätten die La-
kedämon ier erst im Winter von dem Mauerbau in Arges, an dem
bereits im Sommer gearbeitet wurde, erfahren. Dies sei nicht mög-
lich. Das ist wohl richtig; auch das, was Thuk. der Vollständigkeit
halber hätte erzählen können und meinetwegen erzählen solleui hat
M. Str. ganz richtig angegeben. Wenn aber ein Schriftsteller über
eine Sache kürzer berichtet, als über die andere, ohne Angabe aller
Nebenumstäade, dann darf man ihn deswegen noch nicht einer snp-
pressio veri beschuldigen. Auch das Moment, dass die Darstellung*
politischer Parteikämpfe die Einheit des Kunstwerkes stören würde
(S. 66), darf nach dem jetzigen Stande der Forschung noch nicht
als maßgebend beti*achtet werd49n. Auch die Annahme, nach der
Schlacht bei Mantineia hätte Thuk« das Interesse an den Ereignissen
verloren, wird wenig wahrscheinlich, wenn man sich an das fast zu
ausführlich wiedergegebene Gespräch zwischen den Athenern und
Meliem erinnert.
S. 73 — 76 stellt M.Str. die schon vonA. Ludwig (Fl eckeisen s
Jahrbücher 1867, S. 152) ausgesprochene Behauptung auf, Thuk.
habe sein Werk vollendet, da er V, 26 sagt: yiyQaipe di yuxi vavra
6 avTog @ovxvdidrjg. Der verlorene Rest, meint M. Str., sei ihm
entrissen worden, ja man habe ihn ermordet, um es ihm zuentreissen,
indem die Helfershelfer der 30 ein großes Interesse daran haben
mussten, eine Darstellung der letzten Jahre des Krieges zu ver-
hindern (S. 75).
Da der Verf. selbst eine weitere und tiefere Begründung seiner
Hypothese vei-spricht, wäre es verfrüht, darauf einzugehen, denn
ohne eine solche Begründung muss sie als höchst unwahrscheinlich
bezeichnet werden. Dies will ich jedoch bemerken, dass yeyQaq>B
recht wohl heißen kann „hat aufgezeichnet^^ also vom Sammeln des
Materials gelten kann, besonders, da das zum Schlüsse des Oap.
stehende i^rjytjOo^ai im Gegensatze dazu zu bedeuten scheint: ich
werde erzählen, darstellen.
S. 76 — 80 behandelt die chronologische Angabe V, 26, 3, die
Ref. in den „Wiener Studien" III. Band 1, Heft 287—290 ins
Klare gebracht zu haben glaubt.
Der Anhang (S. 243—275) enthält Excurse, die theils pole-
mischer Natur sind, theils einzelne Punkte der Untersuchung weiter
ausführen, auf die jedoch einzugehen Ref. keinen Anlass findet. —
Die Ausstattung des Buches ist sauber, der Druck lässt an
Correctheit viel zu wünschen übrig.
Nikolsburg. Dr. Wilhelm Jerusalem.
, OiUbamer, Q, HorAtii FIrcci cuminii selecta, ang. t. J. M, Sttmasser, S4!l
Q. Horatii Fl&cci carrnina selecta. Poat C. L Gryaarii curara denno (?)
receniittit M. tiitlbiku^r» 7indobonae 1881. Sumptibos et tjpis
Ctroli Qdiold miL iXSlUII und 179 2)S. 6\)
Das vorliegende Buch soll in einer zeitgemäßen Bedaction die
iregeD Incorrectbeit unbnmchbar gewordene Ausgabe erJesener Dich*
tungeii de& Haraz rortret^n, welche seinerz.eit Grysar besorgte, und
ia der That^ wenu Eian es oiit seinem unmittelbaren Vorg&nger
(ed. IV) vergteicbt, so wird mao mit VergnQgen constatieren dürfen,
das» eg in &o mancher Hinsicht einen erfreulichen nnd bemerkens-
werten Fortschritt zum bessei-en zeigt: aber offen mösseo wir gleich
an der Schwelle unserer Besprechung erklären, dass sich auch gar
mancherlei Bedenken nicht unterdrücken lassen, nnd dass das Ürtheil
im ganzen gothoilt i^enug ausfallen dürfte. Wir wollen gerne zu-
g^aftehen , dass es kaum ein spinöseres nnd dabei unilank bareres
Geschäft geben kann« als einen Classiker — und gar einen Horaz —
den Bedürfnissen der Schule zu accommodieren, zninal für einen Ge-
lehrten, der nicht zugleich als praktischer Schulmann im Lehramte
an der Mittelschule thätig ist. Da aber das Buch nach den ausdrück-
licbeD W(/rten des Verf.s (S. IIIL) der studierenden Jugend zu-
gedacht ist. muss es uns erlaubt sein von dem Standpunkte ans, der
für ein Schulbuch der einzig richtige ist , vom Stand pnnkte der
8chole an die Beantwortung der Frage zn gehen, wie weit das Buch
den Bedürfnissen entspreche, wie weit die Änderungen berechtigt
tMieUf die Hr. G, in so reichem MaÜe an dem alten Bekannten
unserer Gymnasiasten jähre vorgenommen hat.
Was zunächst die Ansah! der vorgelegten Gedichte betrifft, so
tet die Sammlung etwas reichhaltiger geworden. Sieben neue Stücke
(c. IlL 18: 28; s. I. 3; 5; 11. 1 ; ep. L 9; 13) sind an den be-
trelfen<fen Stellen eingefügt worden. Zwar hat gegen die Mehrzahl
diesor Uedjchte ein so besonnener Schulmann wie Prof. J, Steiner
(Über Ziel. Auswahl und Einrichtung der Horazlektüre. Wien,
UiMder. 1881) sich nicht ohne Grand ausgesprochen; aber da in den
SiihkHu sfdbst uichts ist, was vom pädagogischen Standpunkte
dinget lUr ihre Ausschließung spräche, so mj^gen sie immerhin ihren
Platz behaupten, da ein Buch, welches die erste Bekanntschaft mit
dem Uitliter vermittelt, nicht reich genng gedacht werden kann.
Die vorgelegten Gedichte sind, wie sich mit Freuden bemerken
liset, in einem gut lesbaren Texte gegeben. Während Gr. sich etwas
etneeitig an die Überlieferungen des cod. Bl. vet. hielt, gieng G,
offenbar von dein richtigen Gesichtspunkte aus, für die Schule sei
ein leicht verständlicher Text das erste Erfordernis. Einen solchen
suchte er durch eklektische Kritik zu gewinnen, wobei wir freilich
etwas mehr Cottscrvativismos gewünscht hätten. An einer ganzen
von Stellen werden handschriftliche Lesarten (namentlich von
zweiten Hanges) aufgenommen, zumal wenn sie durch Por-
\ BeBt&tigung zu finden scheinen. Daran reihen sich anerkannte
idumgen von BenUey, M. Haupt, T. Faber. N. Ueinsiue n. a.,
ohne durch cursive Schrift kenntlich gemacht zu werden einfvßb.
850 M. Giilbauer, Q. Horatii Flacci carmina selecta, ang. v. /. Af . Stowasser,
in den Text treten . So zeigt also die neue Ausgabe — abgesehes
Yon orthographischen Discrepanzen an 120 Stellen Abweichungen,
die zum größeren Theile nicht unbegründet sind. Insoweit lässt sich
nun keinerlei Bedenken erheben, dagegen aber wird man sich aus-
sprechen dürfen, daas Hr. G. keinen Anstand nahm, beliebige ^m-
venta^ in eine Schulausgabe einzuführen. Nach des Bef. Ansicht
hätten einfach die Stellen der Erörterung in der Schule überlassen
werden sollen, statt dass ohne ein Wort der Begründung Ver*-
muthungen hingestellt werden, welche der Lehrer den Schülern
gegenüber — um des Buches willen — halten und erklären soll,
wenn er auch vom wissenschaftlichen Standpunkte aus sich gegen
dieselben wenden wollte, ja bisweilen müsste. So lesen wir c. l, 2.
11 6u5 erecto p. n. ae. d., eine Yermuthung, deren Unhaltbarkeit
auf der Hand liegt , da erectum aequor eine contradictio in adiecto
enthält und natare sub ebenso naturhistorisch unmöglich als —
meines Wissens — unbeleglich ist. Ebensowenig befriedigt die
Schreibung quod sie valuere panto (c. I. 12, 31)^ wo das Perfectam
dem geforderten Gedanken entschieden widerspricht. — Ob c. IT.
20, 13 die Lesart laetior auf Herrn G. zurückgeht, konnte
ich dermalen nicht eruieren, dagegen möchte ich der — an sich
möglichen — Stellung des Fragezeichens hinter insania audire
c. III, 4. 6. kaum beistimmen, s. II. 6, 64 ist mir die Intention
des unda fabis gegen das satis der Vulgata, wie s. I. 3, 63 latenH^
unverständlich und wenn auch das ocius (c. III. 5, 37), welches
gleichfalls dem Herausg. anzugehören scheint, nicht übel ist, so
hätte diese Lesart doch nach des Kef. Meinung zuerst dem urtheils-
fähigen philologischen Publicum nahe gebracht werden müssen, ehe
sie in eine Schulausgabe aufgenommen werden durfte.
Die sonstigen Änderungen sind äußerlich — nichtsdestoweniger
aber sehr weitreichend. Die Druckfehler der älteren Ausgaben sind
zum größten Theile beseitigt*). Vor allem föllt das Buch dadurch
auf, dass weitverbreitetem Gebrauche der Gelehrten weit gemäß
durchaus kleine Buchstaben ^ — selbst für den Satzanfang — in
Verwendung kommen. So sehr dies seine sachliche Bichtigkeit hat,
muss Bef. doch bemerken, dass es für den Gebrauch der Schule
vorderhand wünschenswert erscheint, an dem überkommenen Kanon
nicht zu rütteln ; denn die großen Lettern erleichtern dem Schüler
die Übersicht umsomehr, da er sie von sonstigen Büchern durchaus
gewöhnt ist. Darum kann auch Bef. dem Vorgange des Herausg.
nicht beistimmen , dass in den hexametrischen Dichtungen nirgends
eingezogene Verszeilen gebraucht wurden, die für den Lehrer ebenso
') Sinnstöreude Druckfehler im Texte der Gedichte: c. I. 12 ma-
iernar apidos; c. II. 12 nova (lies novo) s. I. 3, 138 ex (fex); s. II,
6, 39 experior (. . .ar); c. HL 28 celeres (. . .«); s. 1. 1, "So strui (struü)
*) Schlecht stimmt dazu, dass personiflcierte Abstracta und ähnliche
Wörter ffroß gedruckt werden , wobei freilich einige Inconsequens mit
unterläuft, z. B. pede poena daudo, oder cuipam poena premit comes
u. a, m.
. Giiibau€r,Q. Horiitii Flacci cftraiinasekcta^au^. t, J. M. Stotcu^aer. S5i
Hh wendig «^ind wie fnr den SchGler. Jenem erleichtern sie eine
ireckmäßige und yernünttige Bestimmnng: der Lection, diesem geben
für die Disposition des Ganzen einen ungern tn vermi^sonden
tngers&eig.
I In Bezug aof Orthographie hat sich 6. durchaus dem neueren
^■pbrauche angeschlossen (bis auf exsi , , , und fir^p,..) und
^Hie antiquierten Schreibungen seiner Vorlage mit ziemlicher Con-
^Hequenz beseitigt^). Nur in Einern Punkte möchte Ref. sich Bedenken
^Kdanben. In Bezug nämlich auf die Assimilation der Präpositiouen
^^■jgibt sich das merlrwürdige Factum« dass Hr. G. zwar an den meisten
^Ttellen im Texte die nicht angefthnlichte Form bietet, aber in den
Anmerkungen die assimiliei-te , so dass beide Formen — fQr den
ehfiler verwirrend — nebeneinander laufen. So liest z. B. das Ar-
tient c, IV, 12 impulaus^ der Tert inpellunt; epod* 7 immert^niis,
iis ; die Note zu I. ^ complures , aber s. 1. 10, 87 c(mplure^ ;
Qda jene incomposHos, der Text inccnposUos ; die Noten durchaus
iffus und vuUus, die Gredichte voltus and volgus; s. IL 2 das
iiment immumiitic neben tnmundus im Texte. Schlimmer ist
inprimis (ep. IL 1) in prtmis (s. IL 2, 71); quinetiam (m a. p.),
\tiiam (ep. IL 2,9); dann ep. I, 16 im Titel und Argument
ius, aber v. 1, Quinh\ geradeso wie c. UL 8, wo das Argument
iffM^iV, der Text Calendis hat.
Aber auch in sich sind weder die Noten noch der Text hin-
iehend ortbographisch ausgeglichen. Aus jenen führe ich an: 8. 15
iatum, S. 76 Inlata, S, 86 li/alurt; S. 32 adcommodatam, S. 150
cofnodaium (1), S. 166 adcamüdatum (!); S. 166 exsUngucretur^
I. lliO exlin(ftiant\ S, 182 conrobarari , S, 130 cörrtpi j S. 51 col-
%udat, S. 67 conlocent, S. 12 apptUare, S* X adpetlanlur, S. 101
iidianOf S« 151 cottidiaria u. a. m.
Dieselbe Inconseqnonz lindet sich auch im Texte der 6e*
tito*): c, L 1 colleffisut' , ep. L 1, 53 conlecta, ep. I. 20, HB eaU
I, ep. n. 1, 119 conliffe, s« L 4^ 31 callectua^ ep, 1* 10» 47 eofi-
e. L 6, 4 impcriiarrnt^ c. I. 16 imperiiare; c. U. 16 sub*
i, s. L 9| 48 summosses; s. L 9, 4 arrepta, s. II. 1 , 69 adri-
: a. IL 2, 27 attineat, cL p. III adfinei, s. 11. 8, 63 eonpßseere,
L 24 compuUrii; 8,1. 1 , 78 compilcnt aber ebenda 121 eonpt-
l( s. L 9, 43 accendif c. IV. 12 adcubfU usw.
Einen eigenthümlichen Standpunkt nimmt der Herausg. in
icht der Interpunction eiu : (p, llll.) ^Hcstat ut fatrar distino
H$ms signa^ quae sni mulia cdiUonibwf schclarum u»m de^tinaHs
fett inntrunttir, ad iustum {?) modum me reckixisse; diseipul^B
') KiDselnes ist freilich zq erwähnen: a. p. 371 MnMÜae , s. L
6. 41 Mfunalai c. III* 2 v%dgar€$ unmittilhar nown tsjUgarit; c. IV. 14
~ .. UL 4 ApuU\ ». L 16 atoUm, mb«r c. IlL 4 ctmlsü\ %. I.
I d«r nivi^fiiiiutQ^^ ftpfthfff%d<i» aber (?p. IL 1, 76 an denelheii
KertKuiits reprendi, t». t. 10, 24 cowmixia a. IL 8, 45 mittum u. ^ ni.
*| W&hresd ionst in dtm gamten Boche kein acc plor, aof a sich
lei, hat liohtin solcher pL XXII in dem Worte metiä^f^ eing^schUchen.
852 M. QiÜbauer^ (^ Horatii Flacci carminaselecta, ang. v. J. M. 8U>tMm€T.
enim ^) qui Horatiania carminibus legendis operatn dant (Müa'
mentis istü supervcicaneis nan tarn indigere putaverim {^).*^ Bef.
lernte aus seiner Erfahrung das Gegentheil und kann es nur be-
dauern, dass die Schulausgabe weniger Interpunctionen hat, als
Keller-Holder *s Edition, die wissenschaftlichen Zwecken dient, oder
Meinecke's Text, der akademischen Vorlesungen zu Grunde liegen
sollte. Man lese — oder lasse von einem Schüler laut lesen:
c. in. 2 , Str. 6 — 8 , c II. 9 u. a., um zu ersehen , dass hier eine
reichere Interpunction volle Nothwendigkeit sei. Oder wird nicht
c. I. 12, 21 die Mehrzahl der Schüler das proeliis audax nach des
Herausg. Interpunction auf den Uoraz beziehen ?
Aber auch Inconsequenzen finden sich in reicher Zahl. Vor
finalem ut steht Interpunction S. 2 , 12 , 49 , sie fehlt S. 4 , 6 ; ror
dem Belatiyum steht der Beistrich S. 4, 9, 16, 17, 20, er fehlt 8. 6,
11, 32; der Oonsecutivsatz wird abgesondert S. 9, 24, kein Beistrich
steht S. 16, und während 8. 12 vor dem Temporalsatze interpung^ert
wird, mangelt das Zeichen 8. 15; der abhängige Heischesatz wird
abgetrennt 8. 20, nicht 8. 19, 24. Sonst steht zwar vor dem acc. e.
inf. richtig kein Zeichen, aber S. 41, 101 finden wir es doch.
Der Heraußg. hätte bedenken sollen, dass an unseren Schulen
ein bestimmter Kanon der Interpunction eingeführt ist , der für das
Lateinische wie das Deutsche in gleicher Weise maßgebend wirkt,
an diesen hätte er sich anschließen sollen , damit nicht durch un-
nOthige Neuerungen den Schülern die ihnen zugemuthete , ohnehin
schwere Aufgabe noch mehr erschwert werde.
Was die Argumente betrifft, so sind sie als Fingerzeige für den
Schüler aufgenommen worden und im ganzen — wie billig — unrer-
ändert geblieben ; nur die Einleitung zum c. sec. ist um 30 Zeilen
mit Becht gebüßt worden, da die den Schülern nutzlosen, ja unrer-
ständlichen Hinweise auf Censorinus und Valerius Antias, wie die
problematischen Erörterungen über den Vortrag des Liedes weg*
gelassen wurden. Hie und da ist auch sonst eine sachliche Än-
derung oder Erweiterung eingetreten, deren Berechtigung auf der
Hand liegt. Wie bekannt ist aber die Latinität dieser Argumente
in ziemlich schlechtem Einvernehmen mit unserer Schulgrammatik^
es kann daher nur gebilligt werden, dass 6. mit aller Pietät gegen
den verewigten Verf. da und dort bessernd eingrifi" — aber leider zu
wenig und auch nicht ganz consequent.
Wir erwähnen beispielsweise z. c. I. 1 priores für primoSt
((L in. 1 ebenso) c I. 31 Octavianus statt des leicht missverständ-
lifihen Caesar c. ni. 24 partes canminis für p. in hoc carmine,
c. III. 25 prooemium maioris poBmatis statt ad maius aliquod
c. IV. 2 und häufig pn'ore parte statt in p. p„ epod. 2 Älfius redisse
refertur für refertur Alfium rediisse. Auch epist. I. 2 ist in morho
curando empfehlenswerter als in m. medendo und auch sonst sind
^) Man bemerke gleieh hier die Inconseqaenz, vor qnae steht der
Beistrieh, er fehlt vt>r qui*
JT, GiÜbtmtTt Q. Honitii FUcci carmina selecta. aog. v. J. M. Stowaaser, MS
tielfaeh — uamdntUch tempora und modi — anstößige Stelten dem
Vei-st&udiijsse und Gebrauche der Scliüler angepasst worden. Aher
warum blieb zu c. IL 7 rcsUtuitur, wo der Scbüler mit Recht den
com. «rwartöt und wenn zn ep, IJ. 1 /?m, ut e^rcoiatur aus excole^
^f€iur gebee^ert wü d , warum ist nicht auch der Satz zu epod. 7 g:e-
^B^dert: haf%c videri poenam, qua Remi nex esset expianda » oder
P^|tIlQ 2U c. 96C« aus ampUfiöala fuerä ein geläufigrerea sU dargestellt
[ wird, warum blieb »u c. III. 8 consematua f)i€rit ?
I Zn c, sea wird sonstigem Gebrauche gemäß aas priori pricre
I gemacht, aber s. I, 6 ließ der Herausg. das im Buche ganz singul&re
'ori unangetastet. Warum ist zu ep. L 2 der Satz quae ex
j^ague exoriuniur nicht geändert worden, der in zweifacher
Mineicbt unserer Grammatik widerspricht , welche quae ex quaq%^
^örtftfUur verlangt? u. a. m. Man muss überlegen, dasfi derlei
gramniatische Unebenheiten in den Köpfen der Schöler arges Unheil
anrichten können; denn exempla trahunt; man wird also die
Erwartung aus.sprechen dürfen, dass in der indxdoatg auf die
' liUche Purificierung der Argumente etwa? mehr (rewicht gelegt
V. Für eine solche empfehlen wir auch die Correctur von cius-
mt^äo (ZU », L 4), rure (lies ruri} a. II. 2; s. IL 8 usculo(m$nth).
Zu c. IV. 14 »oll es 739 beißen nicht 719, um welche Zeit Tiberius
und Drasus Kn&blein waren. Zu a. p. 4^ ep. 11 1 wird adcomodare
imd accomodare gebessert werden uaüsseo, zu a. p. bonitato in
• . .ti^ von geringeren Irruugen abgesehen.
Auch hätte meines Erachtens der Herausg. gut gethan tu
fl. I. 10. die Stelle zu ändern: quod [Lucilius) satiris suis Gvaecm
rersus immiscuerit. Das wiilersprichi den Worten des Uoraz, der
gegen die mit gnecliischen WOrtlein verbrämte Dtction loszieht,
widerspricht aber auch dem Tbatbestande, da die Fragmente zwar
eo griechischen Vers aber viele gheehibche Wörter zeigen. Es
8oUU also heißen : Graeca vtrba.
Es erübrigen noch einige Worte Über die prolegamena mtirioa^
4ie Ur. 6. an Stelle der vier Abhandlungen Grysars gefitdlt bat.
1. bedautjrt auch hier nicht in voller Übereinstimmung mit dem
iraasg, zu eetn. Vor allem hätte wohl die fita Horatii in gekürzter
aod verbesserter Form aufgenommen werden können; sie ist für ddu
SobOlerein guter Lernbohelf, und der Grund« den Herr G. 3. IV an-
fahrt*) durchaus nicht stichhaltig. Ja man könnte von demselben
aujt sogar zu der Ansiebt gelangen auch de^ Herausg. metrische
PrM<»goTn»»na seien zu entfernen, da wohl kein praktischer Lehrer die
L n Metra dnrch das Medium einer fremden Sprache den
5v :- beibringen wird.
Aber Aach abgesehen von diesem Standpunkte ist die Be*
liHgong der ptolh fraglich; denn die von 0. vorgetragenen
) Mgtä wioguiHi > . Mngua ^»itnaetäa ... ßuhmmuftrarc ditteip^iM,
t^ tmi nec999aihum äh* utQe arbürenhtti
magitiHg aui^f» ubtriorei fcmU%* ... ftuttB n«m est, fU^ moMom.
S54 M, GüJhavM', Q. HoratüFlaccicarminaselecta^ang. v. /. M. Sknoasaer.
metrischen Grundsätze sind durchaus dem griechischen Gebrauche
entlehnt und die griechische Terminologie überall durchgeführt.
Zwar erweist sich Horaz auf jedem Blatte als ein Nachahmer der
Griechen , aber daraus lässt sich das Verfahren des Herausg. nicht
rechtfertigen. Die Nachahmung der griechischen Metra von Seite des
Horaz war eine äußerliche, keine innerliche; er schrieb für die
Lectüro, nicht fOr den Gesang und die Gesetze der griechischen
Bhythmik tangieren ihn nicht. Ja , wenn wir selbst davon absehen
wollten, 80 ist noch ein — und das wichtigste — Bedenken zu lösen,
ich meine die Bestimmung des Organisationsentwurfes (§. 84, 3) :
In der Metrik müssen dem Abiturienten die elegischen und die
von Horae gehrauchten lyrischen Versmaße bekannt sein.
Der 0. £. also spricht nur von einer praktischen Kenntnis der
Metra, aber durchaus von keiner systematischen Vertiefung. Wie
4iese praktische Kenntnis zu gewinnen ist , wird dem Eingeweihten
klar sein, dass sie jedenfalls nicht auf dem Wege einer theoretischen
Erläuterung griechischer Bhythmik gesucht werden darf, ergibt sich
aus der beschränkten Stundenzahl, die fQr die Horazlectüre bestimmt
ist. Wo käme man mit der Leetüre hin , wollte man diese 24 Seiten
durcharbeiten. In ähnlichem Sinne hat auch ein so besonnener
Schulmann wie Prof. J. Steiner (a. a. 0.) erst kürzlich folgendes
ausgeführt : „7n» besonderen gehört eine streng wissenschaftliche
Behandlung der Metrik auf die Hochschule. Unserem Zwecke
genügt es , wenn der Lehrer jedes zum erstenmal erscheinende
Metron auf der SchuUafel aufzeichnet ^ fiach seinen Bestandtheüen
erJdärty benennt und endlich das betreffende Gedicht selbst vor^
liest.^ Im weiteren Verlaufe empfiehlt Prof. Steiner Lucian Müller's')
bekanntes Büchlein für den häuslichen Fleiß der Schüler. Wir können
seine Ausführungen nur unterschreiben und demgemäß auch in den
hierzu besprechenden prall, nur einen Lehrbehelf, aber keinen
Lehrte xt sehen und wir wünschten , dass Hr. G. diesen Standpunkt
deutlich und klar in der praefatio präcisiert hätte.
Und nun möge uns verstattet sein die prolL im Detail genauer
zu prüfen. Auch hier werden wir nicht überall beistimmen können.
Gleich S. V begegnet eine äußerst schwerfällige Definition des
Begriffes Rhythmus (vier Zeilen). Warum Hr. G. nicht die classische
Definition G. Hermann*s aufnahm : rhythmus est ordinata succesaio
^ Nicht genug wandern kann sich Bef. über den Grand, den G.
S. IlII angibt : praesertim cum ah iis, quae JJ. Schüler atque L, MueUer. . .
conscripserunt. . ,dissentiam. Darauf bemerkt Bef. dass Privatanscbaaungen
in kein Schulbach gehören; nur wissenschaftlich feststehendes ist für
den Gymnasiasten wissenswert Wie man in Deutschland über diese
Frage denkt, zeigt A. Lehnerdt (Prog. d. Gymn. zu Thorn 1876), der
über H. Schillers Büchlein artheilt: „Das Schriftchen ist kurz;
erfordert aber doch ein tieferes Eingehen in die Wissen-
schaft der Metrik und mehr Zeit, als diesem Gegen-
stande in der Schale gewidmet werden kann. Der alte Weg
führt schneller zum Ziele««.
M> GüUntuer^ Q. Üoratii FUc<ri carmina^eiecU, an^. f. J, M. SiüwoMer, SM
Umporum^ Das Recht muss der Schule zugestanden werden, tUle»
SU prQfen uüd das Beste zu behalten, wo sie es finden mag.
Auf derselben Seite begegnen die Ausdrücke a^a/g und ^img.
werden durch das ganze opusculam im Sinne der Antike ge-
f'liraQeht, Daran* ergibt sich der übelstand , dass der Octavaaer ge-
nöthigt wird, als fals^ch zu erklären, was er als Quartaner gelernt
tiat, lind wozu? — um auf der Universität die Ausdröcke wieder im
Sinnen Bentley's und ö, Hermann's gebraucht zu finden, wie Ref. aus
Minen Univcrsitatsjahren sich wohl erinnert.
S. VI ist der Satz cola minima moras dem Schüler so
lange unverständlich^ als er die drei yivrj nicht kennt, erst dann
laben diese Bemerkungen ihren Platz. Ebenda soll es irB^iodoi nicht
ni^indoi; heißen* S. VII wird beim yivog ^fitoXim* keinerlei An-
deutung gegeben, wie der Schuler die drei Moren der Arsis zu denken
hat, was leicht durch einen Bogen sich bezeichnen ließ. S. VIII
wird über die Metra des yiyog dtnhaatov gelehrt : quorum pedts
ßimplices ctim nimis e;sti^uae maffnitudinis sint^ aniiqui non
pedibus ginQuUs sed dipodiis haf*c cola mHichmüur\ was in dieser
Fassang gewiss nicht gunz richtig ist; meines Wissens wurde auch
der Aiiapftst meistentheils so gemessen , der von gleicher magnifudo
ist mit dem Daktylus. Für den wahren Grund kann man nur den
teterem acremqut komm meirorum atrsum (S. XII) halten.
, 8. Villi, Die Umschreibung d<s8 kyklischen Fnües (V^ V3^ =
f'^/.) die daselbst ganz apodiktisch vorgeführt wird, setzt erstens
musikalisch gebildete SchtÜer voraus, die den Begriff der Triole inne-
haben — oder soll ihn der Lehrer erklären? Zweitens haben wir
sicher ein irrationales Verhältnis vor uns, sodass ein giiosi,
hoc ferc modo das Zweifelhafte der Sache hätte andeuten können. —
Drittens hätte durch einen übergesetzten Bogen dem Schüler ange-
deutet werden sollen, dass in diesem Fuße das Maren Verhältnis des
yirog diJiluato^' obwaltet, wie ja manche Metriker bogar - ^ ^
dnicken Ta^<6en.
Auf derselben Seite erscheint der Ausdruck ti^iatjfiog ohne
das8 voraufgegangen wäre» dass ar^futov = XÜ^^^^ ;rf arroi; = niora
ist (S. V),
Ebenda wird der BegrifT der Cäsur erläutert: #, e. desmenie
voce ahqua in mcdio pedc, Fflr den Begriff der Diärese findet G.
kein Wort, aber inconsequent genug lesen wir S, XI: praeterca
n&tanda ffft caesura, qunm vocani buccHca^ quae tum oan-
iingii (?) *i (ff) quintus pcs a novo verho incipiL In dexs^lben
Weise wird S. XV beim Archilochins mator und S. XVItll beim
Asc]e|üadeus maior von Cäsuren gesprochen.
Ebenfalls S, Villi findet sich eine Schreibung ItifiU (gegen
küfdfidjt fQr deren Vorkommen erst der Beweirs erbracht werden muss,
8. X. In dem Schema des Pentameters ist die auslautende Silb«
des «rsten Hemistlchium TeTQaai^fiog^ Bef. kann dem nicht bei-
fitimmen* Zwar hat noch CatuU die Di&reae durch Elision überdeckt,
«bir »eil Ovid kam Ja doch der Usus auf, diese Silbe ancepa tu
SM M. Gitlbauer^ Q. Horatii Flacei cannina Mleeta, ang. v. J. M. Stoweaur,
messen, eine Freiheit, die sp&ter Gesetz wurde. Damm
mindestens: — 7\^.
Ebenfalls S. X wird mit Gewissheit aasgesprochen , dass der
Hexameter aus zwei Tripodien entstanden sei. An und für sich ist
die Frage über die Entstehung des Meti-um fQr den Schüler ohne
Belang, fernerhin aber ist die Sache noch viel zu wenig bewiesen,
um in einem Schulbuche Erwähnung zu verdienen. Jedenfalls ver-
dient die von Westphal , Bartsch , Frederik Allen , Theodor Bergk
vertretene entgegengesetzte Anschauung alle Beachtung.
S. X ist die Cäsurfrage des Hexameters nicht vollständig be-
handelt. 8. Xn wird der i^^aJUUxog zweimal unbedenklich
tripodia trochaica genannt, obwohl einige Seiten später derselbe Vers
richtiger als katalektische Tetrapodie gefasst wird. Ebenda ein
Druckfehler: 3%, wo es sy^ heißen soll. S. XIII hat der kat.
jamb. Trim. im Schema keine Cäsur, obwohl alle Verse des ange-
zogenen Gedichtes ^ie Ttevd-rjfÄifieQ^g zeigen. Dasselbe gilt von dem
Senar S. Xlllf. S. XYII wird der Schluss der alkäischen Strophe
nicht unrichtig als Pontapodie gefasst, aber der Grund, den Hr. 0.
anfahrt, ist hinfällig: cum tres pentapodiae antecedatU. Der
wahre Grund liegt offenbar darin, dass die weibliche Cadenz der
Strophe keinen musikalischen Abschluss gäbe, den wir doch unbe-
dingt voraussetzen müssen ^).
S. XVII. Warum ist der Grund der Namengebung für den
Pherecrateus prior und alter oder (S. XVni) für den Glyconeus
secundus und tertius nicht ausgeführt? Zum unmittelbaren
Verständnis gelangt der Schüler nicht durch sich selbst.
S. XIX steht ein falsches Gitat; statt B. 2. a lies III. A. 3. a.
S. XXI sind im Schema des Sapphicns maior die — durchaus
angewandten — irrationalen Längen im zweiten Fuße nicht an-
gegeben! Ein metrisches Schema soll ohne Fehler sein.
S. XXII. Die letzte Silbe des dritten Veraes der alkäischen
Strophe ist anceps (cf. III. 4, 75; lU. 5. 19). Daselbst möchte ich
auch die Textierung geändert wissen; denn: str. A, constat versibtis
Äleaids hendecasyllabo et enneasylldbo et decasylläbo sieht aus,
als hätte die Strophe drei Verse, ebenso wie S. XI hexametro daC'
iiflico Horatius usus est in pluribus odis et epodis von einem
Schüler leicht dahin missverstanden Werden kann, als hätte Horaz
hexametrische Oden geschrieben. An der ersteren Stelle soll es
weiterhin offenbar heißen de duohus versihus posterioribus pro
pentapodiis (nicht tetrapodiis) habendis supra egimus. Die Tex-
tierung ist freilich auch sonst fär Schüler zu wenig präcis. Ebenda
fehlt in der str. Hipponactea die Cäsur des kat. Trim., außerdem
begegnet der Ausdruck versus Hipponacteus , der S. XIII nicht er-
wähnt wurde.
S. XXIII ist bei der ersten archilochischen Strophe nicht an-
') Gilt dasselbe nicht auch vom versus Adonius^
F. ÜLfOfiir, C JqLü CfieMiris eommentarii asw., ang. ?. /j^. PrammcK 957
geddntet, da&s die Scljlti&ssilbe auceps ist- bei der dritten ardii-
iochiscben Stropbe kanD die ScblusssUbe deg daktylischen Kolon ab-
solut üicbt bloß vierzeitig sein, dnsieanceps ist und Hiatus zulässt*)*
Mad vergl. epod. 11. v. 4 Inachia furert'; v, 10 Ar^uit H lattr^;
T. 14. 24. 26. Ebenso Ist der kurze Auftakt des ersten Verses uicbt
angcgebeo; cf. n 3 Umore^ ▼. 13 Btmul, 19 ti^ 37 s<?e}.
In der Str. pyth. pr. sollte ebenda die AnflÖsnn^ asi t-gö (epod.
31V, 24), S. XXIV in der 8tr, pyth. alt die Cäsur des Senars an*
gedeutet sein.
Auf dei^elben Seite fehlen m der jambischen Strophe die Auf-
U^Dgen fCLr den Dimeter cf. epod. II. 62 ; UL 8 ; V. 48.
Das wären ungefähr die Bedenken, die uns bei der Lectöre des
Bnches aufgestoßen sind. So mancbed von dem hier vorgebrachten
kann in dar Schule störend wirken und darum gewinnt es Bedeutung,
wenn mau bemerkt, dass der Ilerausg. den fQr die Beetimmung dea
Bntbes charakteristischen Beisatz in usum scholarum weggelassen
hat. Sollte das Buch die Grandlage für akademische Vorlesungen
bilden, warum wurde dann nicht der volle Text ediert; die p4da*
gogiftchen Bücksiebten können ja nur für die Mittelschule gelten*
■) Wie Hr. Q. a XBIl selbst ausführt.
Wien* J* M, Stowasser,
I.
^^f rieh Kran er« Zwölfte Terb^jsnerte Aullage von W, Ditteobergdr.
Mit einer Karte von Gallien von H. Kiepert Berlin 18**! (April),
Weidmännische Buchhandlung, 397 Seiten.
Der eilften Auflage, von der ich in dieser Zeitschrift 1880,
8. 388 f. eine kurze literarische Notiz gegeben habe, ist nach gerade
iwei Jahren bereits die zwölfte Auflage gefolgt, deren kritischer
A^lmg um eine 8eite mehr entbiet, als in der frfihereu. Sonst ist
äußere Veränderung zu bemerken. Die von mir a. a. 0. vor-
^^ : n Einwendungen und Ergänzungen sind von dem gewissen-
li 1 raupgeber fast sömmtlich in der neuen Ausgabe beröck-
^\ Umstand besttmait mich dermalen eine ein-
^' issen, um sowohl die Einleitung als auch den
Text iientar der n&cbBten Auflage von zahlreichen Versehen
nnd i ...... zu befreien und dadurch dat^ recht brauchbare Bnch
Doch schttlgerechtor zu machen, ab es bereits ist
In *' ' itung b^tjognei S, 5, Z. 16 v, n* der neue Verstoll
MmrciQ ~ I rjuf^; S. 10, %. 1 1 v, o. ist ihn zu streichen;
II, Z. lo V. u. DrittteiU zu schreiben oder Drittels statt
ritteila. S. 14^ Z, 2 schreibe Proprätor statt PrAt^^r, denn
Iftiürer Eigenschaft konnte ClFar nicht in die Proviuz Spanien
; S, 21, Z. G v, u. wäre Motive bezeichnender ala Grdnde.
858 F. Kraner, C. Jalii Caesaris commentarii asw., ang. v. Ig. Prammer^
S. 24 in der Kote sehe ich nicht ein, waram der Herausgeber nicht
auch den Schlusssatz von Suet. Caes. cap. 70 ac sie quoque etc.
hergesetzt hat, da auch dieser die dämonische Gewalt C&sars über
seine Soldaten zeigt. S. 29, Z. 3 v. u. steht das Versehen iurere
statt inurere^ das leider sinnstörend ist. — S. 45, Z. 14 v. u.
sollte vollständiger B. G. YIII, 39, 4 oder wenigstens YIII, 39 citiert
sein. Der Fehler ist wie andere aus früheren Auflagen stehen ge-
blieben. — S. 48, Z. 2 Y. 0. streiche den störenden Punkt nach
trihunis und Z. 9 schreibe pilus statt dtlus; S, 49 sind in
dem Abschnitte über die evocati einzelne Änderungen nach
Schmidt*s betreffender Abhandlung im Heimes vorgenommen
worden; ibid. Z. 2 v. u. finde ich es bezeichnender, eigenes statt
einziges zu schreiben.
Was nun den Text und Commentar anbelangt, so habe ich
darin nebst mannigfachen Änderungen folgende Einzelheiten bemerkt,
die einer Verbesserung bedürftig erscheinen. I, 4, 1 wird unter den
Beispielen der Strafe des Feuertodes bei den Galliern auch cap. 53, 7
angeführt, wo jedoch von den Germanen Ariovists die Rede ist. —
cap. 6, 3 ist vor der Note zu coacturos 4 statt 3 geschrieben;
cap. 7, 6 im letzten Citate 18 statt 19; cap. 8, 4 unliebsam Flüße n
statt Flößen. — cap. 10,2 vermisse ich die Bemerkung, dass
provinciae (von periculo abhängig) futurum, ut , . . haberet eine
unangenehme Breite ist statt des einfachen provinciam habituram;
ibid. § 5 ist der chorographische Genetiv uUerioris provinciae
abermals ohne Note geblieben. Es war mindestens eine Verweisung,
auf die Grammatik erforderlich. — cap. 12, 1 schreibe in der Note
Vn, 19, 1; ibid. § 3 Hiözutretens. — cap. 16, 5 ist die un-
richtige Behauptung stehen geblieben, dass oportet nie den bloßen
Infinitiv bei sich hat. metiri ist daher nicht passivisch zu fassen.
Vgl. über oportet die Stellen im Eiche raschen Speciallexikon
S. 163 und Kraner-Hofmann zu Caes. b. c. I, 44, 4. — cap.
17, 6 ist nach einer schlechteren Handschrift necessaria re =z
necessitate geschrieben und mit einer Stelle aus den Verrinen belegt. Die
Stelle b.c.I, 40, 5 necessaria re coactus ist mit Unrecht übergangen.
In der früheren Auflage stand necessariam rem. Ich halte die Än-
derung für passend. — cap. 24, 3 ist im Texte compleri geschrieben,
in der Note aber die Leseart complevit vorausgesezt ; cap. 25, 5 ist
nach Dinters Vorschlag hxniAX passuum das in den Handschriften
fehlende spatio zugesetzt und die frühere Note, die mons sttberat
circtter mille passuum erklären sollte, weggelassen; ibid. § 6 steht
i. T. der Fehler agressi, während ich in der Note zu ex itinere statt
in den lieber zum schreiben möchte. — cap. 26, 5 dürfte es nicht
überflüssig sein anzugeben, welche Endung und Zahl eaque ist; cap.
28, 1 verdient reductos in hostium numero habuit eine kurze
erklärende Note ; ibid. § 5 ist egregia virtute Abi. causae, nicht
Abi. qualitatis. — cap. 34, 3 kann ich die Abtheilung praete-rea
nicht billigen ; cap. 38, 4 ist in der Note zu ad ducendum belium
F. Efcmer, C. Julii Caesuris oommentarii usw., ang. v. Ig. Prmmner, 859
37 statt 33 zu schreiben, denn cap. 37, 3 und 4 ist von Sueven-
Bcharen die Bede, die zur Verstärkung Ariovist's heranziehen, cap.
33, 3 und 4 aber kann hier zunächst nicht in Betracht gezogen
werden. — cap. 40, 6 corrigiere i. d. N. zu inermoa untergeord-
neten in ungeordneten; ibid. § 15 erfordert das störende
prqeierea eine angemessene Erklärung; cap. 43, 1 ist nicht einzu-
sehen, wie mens saxeus ein Gegensatz zu tumiUus terrenus sein
soll. — cap. 45, 2 ist wie Yll, 77, 16 in protdnciam redigere
statt der vollständigen Formel in provinciae formam redigere ge-
braucht, was wohl eine kurze Bemerkung verdient; ibid. % 3 schreibe
in der Note vor statt von. — cap. 46, 2 ist aus Versehen im Texte
fecU statt facit geschrieben, in der Note aber richtig facU voraus-
gesetzt. Der unliebsame Widerspruch verwirrt natürlidi die Schüler.
— cap, 49, 1 schreibe i. d. N. c. 48, 1 und 2; ibid. § 3 fehlt eine
Note zu hominum = peditum. Auch bei Eichert S. 110 ist unsere
Stelle übergangen. — cap. 50, 4 schreibe in der Note temere ac
fortuito, denn so heißt es Tac. Germ. 10. — cap. 53, 1 steht in der
Mitte der Note in fehlerhaft statt im; ibid. S. 115 fehlt im Texte
die Paragraphenzahl 7 nach diminuerat — Nachträglich ersehe
ich, dass zu cap. 42, 6 non irridicule behauptet wird, ineaUidtM
stehe nur bei Tac. Ann. III, 8 ohne Litotes. Allein Georges II,
107 citiert für incalUdus ohne voraufgehende Negation noch eine
Stelle aus Sabinus iudex incallidus formae. Ob aber der Dichter
oder der Jurist Sabinus gemeint ist, wird dort nicht gesagt. Da
aber beide vor Tacitus lebten, so ist auch Drägers Behauptung
zur oben erwähnten Stelle des Tacitus, dass incallidus vor ihm
^nnr^ bei Cicero vorkomme, falsch.
In II, 3, 2 enthält der Text zwei Druckfehler civitates statt
civiiaiis und posiestatcm, cap. 4, 3 sumerert für sunterent ; cap.
10, 5 streiche in der zweiten Note ein in. Übrigens gehört diese
ganze Anmerkung bereits unter cap. 11, 1 oder es muss im Texte
die Zahl 11 um eine Zeile später angesetzt werden. — cap. 15, 4
ist in dem Oitate aus Tac. Germ.28 circa statt citra zu schreiben ;
cap. 17, 5 ist mit den besten Handschriften ^t'^t vor consiUum fort-
gelassen; cap, 20, 1 schreibe am Schlüsse der Note Geschäfte
und cap. 21, 5 (ebenfalls i. d. N.) der Gleichmäßigkeit halber deicere.
Vgl. die Anm. zu I, 26, 8. — cap. 23, 1 i. d. N. schreibe den
Atre baten; cap. 30, 4 ist die längere Note zu moturos sese con-
fiderent nichts als eine Paraphrase des ohnehin im Texte gesagten.
Selbst die gänzliche Streichung derselben wird nicht schaden. —
cap. 33, 2 kann vitninibus intexiis auch von dem vorhergehenden
tx abhängen, und bezeichnet dann den Stoff; ibid. begegnet im
Texte der Druckfehler ardnus,
III, 7, 2 ist jetzt hiemabat statt des früheren hiemarat auf-
genommen. Vgl. den kritischen Anhang S. 388. — cap. 9, 3 ist
l d. N. zu ad omnes nationes Liv. VI statt IV zu eitleren, cap. 13,
S60 F. Kraner, C. Jolii Caeaaris comnientarii usw., ang. ▼. Ig. Frommer.
1 in dem Citate aus Tacitos carinis statt earinis zu schreiben ; cap.
14, 7 fehlt wie früher im Texte neeessario vor concidebant — cap.
15, 1 ist mit Paul deieetis statt des überlieferten disiectis ge^
schrieben. deiecHs ist ohne Zweifel passender als disiectia, da es
dem aniemnae concidebant in cap. 14, 7 entspricht. — cap. 18
fehlt im Texte die P^agraphenzahl 8; cap. 21, 1 schreibe i. d. N. c.
statt e. — cap. 22, 1 hält Dittenberger soldurii jetzt für ein
keltisches oder iberisches Wort, und stützt sich dabei auf Diefen-
bach^s origines Europaeae. — cap. 23 sollte in acht Paragraphen
eingetheilt sein, wie bei Dinter, der wie Nipperdey das Capüel
passend mit constituit schließt. — cap. 27, 1 steht in der Note der
Druckfehler nnmero.
lY, 3, 2 läset es sich wohl nicht decretieren, dass ctgri Nom.
plur. ist, da es eben so gut auch Gen. sing, sein kann; ibid. § 4 war
in dem neuen Citate Liv. II, 35, 8 der Wortlaut multis saepe beUis
herzuschreiben. — cap. 4, 1 setze in der Note einen Beistrich statt
des Punktes nach diximus ; cap. 10, 1 fehlt i. T. das Komma nach
Lingonum; ibid. § 4 sollte in der Note a^? geführt sein, dass die
Mediomatrioes nach den Triboci gehören und dass vor den Tre«
virern die Nent^esnnd Fan^i<me8 übergangen sind. Es ist also eine
rügenswerte Nachlässigkeit des Schriftstellers zu constatieren. —
cap. 11, 6 bezeichnet exerdtus im Gegensatze zur Reiterei das Fuß-
volk; cap. 12, 2 schiebe in der letzten Note das Wörtchen nicht
vor vielmehr ein; cap. 13, 1 eitlere c. 11 statt 15; ibid. § 5
schreibe Bezeichnung; cap. 14, 3 corrigiere i. T. noatris in
noatri; cap. 16, 1 schreibe i. d. N. 20 statt 21 und cap. 17, 6 i. T.
haec statt hac; ibid. in der Note als Paragraphenzahl 10 statt l^i
das ein altes Versehen ist. — cap. 18, 3 schreibe L d. N. 1 statt 4
und cap. 19, 2 i. T. auxilium; cap. 21, 1 corrigiere i. d. N. prch
fectua in praefectt^; cap. 22, 2 streiche den störenden Beistrich
nach aufge ben; ibid, § 4 und V, 13, 2; VII, 16, 1 schreibe i. T.
paaauum für paaaum ; ebenso setze cap. 24, 2 einen Beistrich nach
mantbua und schreibe § 4 omnino statt omnio; cap. 28, 2 setze
i. d. N. nsich partem einen Doppelpunkt. — cap, 32, 1 steht i. T.
wie früher der sinnstörende Druckfehler legte statt legione, der die
ganze Construction verwirrt. — cap. 33, 1 ist in dem Citate aus
Livius intervalla für intervallo zu schreiben ; ibid. § 2 dürfte die
Bemerkung nicht überflüssig sein, dass unter üli die zu Fuß fech-
tenden Wagenkämpfer gemeint sind. — cap. 36, 2 schreibe i. T.
propinqtia.
V, 1, 2 corrigiere i. d. N. den neuen Druckfehler na^ und
cap. 2, 3 i. T. o/ in ad ; cap. 3, 5 schreibe in dem Citate aus Livius
nullo statt nulU, cap. 5, 4 setze i. T. nach quod ein Komma. '—
cap. 9, 1 durfte D. in der Note zu veritus navibus nicht metuere
mit dem Dativ anführen, da dieses Verbum bei Cäsar gar nicht vor-
kommt. Vergleiche Sichert S. 145. An den zwei citierten Stellen
steht timere. — cap. 20, 3 setze i. d. N. nach Gewalt ein
Komma; cap. 21, 1 steht i. T. der Fehler iniura und § 5 eiecernnt;
F. Kraner, C. Jalii Caagaris commentarii usw.» ang. v. Ig, Prammer. S61
oap. 23, 6 ist das Participinm Perfecti eines Deponens bei dem
absoluten Ablativ summa tranquillitate consecuta jedenfalls be-
merkenswert wie VII, 53, 4 inseetUis hQstüms. — oap. 24, 5 steht
praeesse iussit lediglich zur Abwechslung ftiv prtufedt; cap. 34, 2
halte ich die längere Paraphrase des ohnehin im Texte stehenden
ffir onnöthig. — cap 37, 7 ist in dem Citate aus Sueton Tituriana
and dempserit zu schreibeu, wie auch die Ausgabe von Both hat.
— cap. 39, 3 begegnet i. T. der Fehler incipinnt; cap. 44, 12 ist
statt des überlieferten deiectus nach dem Vorschlage Pauls das
ohne Zweifel passendere delatus aufgenommen und die frühere Note,
die deiectus erklären sollte, weggelassen. — cap. 45, 3 tilge i. T.
den störenden Beistrich nach litt er as ; cap. 46, 1 steht im Texte
MB Verseben XXXV statt XXV ; cap. 50, 3 corrigiere i. d. N. den
Fehler exiret in transiret, denn so heißt es im Texte; ibid. schreibe
in dem Citate aus Plutarch i'xowa ; cap. 52, 6 erfordert die singulär
dastehende Form laetatio statt des gewöhnlichen laetitia eine kurze
Bemerkung. — cap. 56, 2 gebraucht D. in der Note cuiusmodi im rela-
tiven Sinne. Ich finde das Wort aber nur fragend gebraucht, so z. B.
bell. Africae 31 fin. referre arhürdbatur , cuiusmodi victoria
esset futura,
VI, 1,2 ist mit Ciacconius das überlieferte consulis in consüt
umgeändert ; ibid. schreibe i. d. N. r. Z. 3 y. o. der Deutlichkeit
halber Pomp ejus statt er. — Im cap. 3 sind leider zwei sinn-
störende Druckfehler aus früheren Auflagen im Texte stehen ge-
blieben, nämlich im § 4 consilium statt concilium und § 5 coniun»
xerat für coniumxerant. Außerdem ist die Paragraphenzahl 5 um
eine Zeile früher anzuzetzen, ebenso im folgenden Capitel die Zahl 2.
— cap, 8, 6 ist in dem Citate adspectum geschrieben. An der
citierten Stelle steht aber aspectum. — cap. 11, 3 perhorresciere
ich am Schlüsse der Note die Abtheilung nsQiiQx^O'd'ai; cap. 12,
5 ist Divitiacus falschlich Gastfreund und Lobredner des Cicero ge-
nannt (statt seines Bruders Quintus) ; cap. 15, 2 schreibe in der
mehrfach geänderten Note dicant statt dicunt; S. 250 ist die Capitei-
zahl 22 um eine Zeile zu früh angesetzt — ebenso S. 251 die Zahl
23; cap. 23, 9 steht i. T. der Fehler hisqne; ibid. kann ich mich
mit der wiederum aufgenommenen Leseart quaque de causa nicht be-
freunden, und ziehe quacunque de causa, das Nipperdey und
Dinter haben, weitaus vor, weil es kräftiger und bezeichnender
ist. — cap. 24, 3 findet sich der schlimme (neue) Druckfehler aedi&us
für sedibus im Texte; cap. 29, 1 ist nunmehr mit Paul homines
statt des sinnwidrigen omnes geschrieben, das Viel habe r streichen
wollte; ebenso cap. 30, 2 nach Fr i gell hominibus statt omnibus.
An der zweiten Stelle finde ich die Änderung unnöthig, da omnibus
ebenfalls ganz gut passt. — ibid. § 3 nehme ich hoc einfacher als
Nominativ und quod in der Bedeutung weiL Wie dann quoque
keinen Sinn haben soll, kann ich nicht verstehen. — ibid. § 4 halte
ich die beigesetzte Note für überflüssig. — cap. 34, 7 schreibe am
Schlüsse der Note adverbialische; cap. 39, 4 ist mit Paul
Ziitidinft f. d. ftiUrr. Qjmn. 1882. V. Hefl. 24
MS F. Kraner, 0. Jnlii Caeiaris eoimnentarii usw., ang. v. lg. Frommer.
äispeeta statt der Überlieferung despecta geschrieben ^) ; cap. 40, 8
corrigiere i. d. N. den Beclienfdhler drei in zwei nach cap 44, 1
duarum cohortium damno. Derselbe stammt ans früheren Auflagen.
Vn, 1, 1 ftBdet sich i. d. N. quietiorum statt quietiorem; cap<
8, 4 ist ne ab ho^us diripiatUur geschrieben. Ob aber mit dieser
vorgenommenen Ändemng jeder Anstoß wegfällt, wie im kritischen
Anhang S. 393 behauptet wird, kann bezweifelt werden. Es steht
eben der ganze Satz wie eine Glosse zu dem Torausgehenden td suis
fortunis consuUU aus. — cap. 12, 6 ist es wohl fraglich, ob omnes
ineolumes Nominativ und nicht vielmehr als Accusativ mit suos zu
verbinden ist. — cap. 14, 5 ist zu salutis wegen des folgenden Gcfgen'-
Satzes rei familiaris nothwendig communis zu verstehen, das man
übrigens unangenehm im Texte vermisst. — cap. 18, 1 schreibe
i. T. ap^^ofinquassent'; cap. 20, 8 ist nach Paul se ipse sine
munUione statt der Überlieferung se ipsum munitione aufgenommen,
um die Stelle lesbar zu machen; cap, 21, 3 schreibe i. d. N. multum^
statt muUam ; cap. 29, 4 ist die seltene Form ohsequentia ohne
Note geblieben. — cap. 33, 1 streiche i. d. N. zu descendere das zweite
und und schreibe zur Gewalt. — cap. 35, 6 ist i. T. das nöthige
Komma nach cognita ausgefallen; cap. 39, 8 steht sinnstörend eben*
falls i. T. faisinrum statt futurum^ wodurch den Schülern die Über-
setzung der Stelle unmöglich gemacht wird; cap. 42, 5 ist in der
Note zu Ckihillonwn wie im geographischen Begister S. 373 richtig
zu schreiben Chalans sur Sctöne, cap. 47, 7 i. T. manipulares statt
des Versehens manipularas, ebenso cap. 48, 4 susHnebani für
Sfäinebant (ibid. begegnet i. d. N. zu § 3 hattten). — cap. 50, 1
findet sich in der Note der Druckfehler conminus. Bedauerlich ist
überhaupt für eine Schulausgabe das Überwuchern der Druckfehler,
wie es in der neuen Auflage zu Tage tritt. Ich hoffe und wünsche
eine gründliche Abhilfe von der nächsten Edition. — cap. 56, 2
haben sich zwei Versehen in den Text eingeschlichen, pronvindam
(neu) und quos nach legionibus. — cap. 62, 6 vermisse ich die
Bemerkung, dass victoriae gewissermaßen proleptisch statt des
erwarteten pugnae oder proelii steht. — cap. 63, 7 ist der Text
durch den neuen Druckfehler abesset für abessent entstellt; ibid.
§ 9 steht i. T. adulescentes, i. d. N. hingegen bei einem Oitate aus
Cicero adolescentem ; cap. 67, 1 schreibe i. T. duobus statt duahus ;
cap. 70, 3 steht an der citierten Stelle aus Ciceros Verrinen
indignissimo in loco; cap. 73, 1 schreibe i. T. munitiones für
muniiionis und cap. 74, 2 convecium statt des alten Druckfehlers
confectum. Das Verbum conficere ist wenigstens daselbst nicht am
Platze. — cap. 76, 5 steht i. T. sinnstörend plena für pleni^ noch
schlimmer freilich cap. 77, 8 interfecto für interfedis; ibid. ist
nach cogentur statt des Kolons ein Fragezeichen zu setzen, wie es
richtig bei Dinter und Nipperdey steht. — cap. 81, 2 corrigiere
*) ebenso VII 36, 2 dispici statt despici. Beide Änderangen sind
ohne Zweifel passend.
I Kraner, C. Julil CAes&rifl oommentarii usw., »ng. y. l§. Prammer, 9498
u T. a<lt»fttlc7 in advcniu^ cap. 83, 2 Tennag ich oicht emzuseben,
WS« das Perfect fecerunt nach dem voraoggehenden potuerant fnr
did selbständige Faseung des Satzes angemessener sein soll, als das
erwartete Plusquauiperfectum. Es würde schwerlich Jemand etwas
an fecerant ansxuäetzen haben^ wenn es überliefert wäre. — cap.
88, 3 sollte in dem Citate aus Saliust das allerdings var infßstis
Bi^is flberUeforte cum wenigstens eingeklammert sein» da es gegen
den Sprachgebranch ist. Vgl die Anm. yon Jacobs zn der Stelle.
VIII^ 3, 2 halte ich es schon wegen des voraufgehendan iäud
f&i rathsam, quod vor incendiis als Eelati?prouoment und nicht
als Coojunction zn fassen* Die Erkläraüg, welche D. in der Note
gibt ist jedenfalls gekünstelt. — cap. 11, 1 schreibe t. T, quae
statt qua\ cap. 15, 5 verdient die ungewöhnliche Stellung von per
manus JGdeufalls eine kurze Bemerkung , ebenso cap. 16, 2 die
Verbindung von timere r= teeren mit dem Infinitiv. — cap, 1&, 6
" i '^nhlt es sieb, nach quaerunt einen Punkt zu setzen und nequi-
als verkürzten Satz zu fassen (seil, id faciunt). Dies thun
Piüter und Nipperdej, und setzen n^ch nequiquam passend
•inen Doppelpunkt. — cap. 2S, 4 fehlt in dem Citate nach ne ein
Beistrich ; cap* 33, 1 geh Ort cffutfcrc . . . possent noth wendig in
den Bereich des Relativsatzes (schon wegen des Conjunctivsi^assefiid
— es können also die oppidani nicht Subject zu effugere sein. Das
Belativum quae ist wie häufig als Object an den vorangestellten
Nebensatz attruhiert. — cap. 36, 3 i^t et vor Gennanas eqaitesque
gescltrieben^ wo andere Aosgaben passender at haben. Es scheint
soaut et ein Versehen zu sein, — ibid. § 4 begegnet sinnstöi-end
abducU für adducii; cap* 46, 6 schreibe im Anfange der Note
lue statt et\
Die äuDere Ausstattung und der Pma des Buches ist unver-
ndert geblieben. ^)
') B«i der Correctur trage ich folgend« BemerkungeD nach: I, 8,
8 «ebreibe t d. N. vor Mi 3 statt 2; can. -26, 1 steht i, T. ancipti für
aneipiti, ibid, 5 i. d. N. vom BibracUi H, 1, 3 schreibe am Schlnsso
der Note per/erre; cap. 3. 2 fehlt i. T. iwi&cben n^que und ciM» dai
B«fieiiv nt, ixip 5, h steht ed für od, cap. 22, 1 ainnstorend ma^nia
ntMlt magiRi lll, 22, 1 ist in dem Cit&td aus Yält^r. Max det^overant
fSr devonifutent zu »rhreiben ; V, 60, 3 »etjte nach coMenderet einen
^' t; VI, 16, 5 schreibe i. T. defeü<t für deficit und cap. 27. 5
r; i.ben8o Vll. T4. 1 XIV statt XIII; Vlll. 41, 5 fehlt eino
huA arquaret, ebenso otp. 46, 6 eine solche i\x hibernat.
mmt hei Cäsar nur noch cap. 48, l vor (oder eigt'ntlich
> 3f>4. Z. 25 V. u. lAt vergessent dsis toboii Vielhaber d^itpiei
Tor»chlag, 8. 395, Z, 33 v. o. tobfeiha &m9tihkü und Z, %\
utu mumtiimum, denn Hoff mann streicht nur «ucf, —
Z. 9 f. 0. «chreibe TU f&r IIL und Z. 11 t. a. ein GlaBsem
n Ottern.
Wien.
lg. Prammer.
364 Themata für deatsohe Aufsätze, angez. von. Dr. K, F. Kummer.
Deutsche Aufsätze (Abhandlungen) in ausführlichem Entwürfe für
die oberste Bildungsstufe der Gymnasien und zur belehrenden Lectftre
für Bildunesbeflissene ver&sst von G. Friedrich. München 1881,
G. Friedricnsche Buchhandlung. 140 Seiten. (1)
Hundert Themata für deutsche Aufsätze. Ein Hilfsbuch für den
deutschen Unterricht auf der Sekundanerstufe von H. Zurborg.
Leipzig 1881, Teubner. 64 Seiten. (2)
Der deutsche Aufsatz in Lehre und Beispiel für die oberen Klassen
höherer Lehranstalten von F. Linnig. Vierte, verbesserte Auflage.
Paderborn 1882, Schöningh. XVI und 308 Seiten. (3)
Der Verfasser der ^Deutschen Aufsätze (1)", welcher schon
früher eine „Anleitung zur Bearbeitung des Inhaltes deutscher Ab-
handlungen" sowie „Dispoisitionen und Materialien ... für die oberste
Bildungsstufe" veröffentlicht hat, bewegt sich ausschließlich
auf dem ethischen Gebiete. Die Wahl der Themen ist glück-
lich, die Durchführung geschickt, die Zahl der Belegstellen und
Beispiele, infolge der ausgebreiteten Belesenheit des Verfassers, groß.
Die meisten Pädagogen rathen, ethische Themen nur sparsam
zu geben, stimmen aber darin doch fast allgemein überein, dass ge-
wisse sittliche Begriffe und Fragen in der Schule selbständig durch-
gearbeitet werden sollen, sowie dass das allgemeine Thema zur Ein-
übung der rhetorisch-stilistischen Gesetze nicht zu entbehren sei.
Ohne mich auf Gründe und Gegengründe für diese Anschauung ein-
zulassen verweise ich auf Klaucke, Deutsche Aufs, und Dispos.
S. 5 — 10, wo darüber sehr verständig gehandelt ist. Thatsächlich
werden derlei Aufgaben, namentlich fQr die Maturitätsprüfung,
immer noch gerne gewählt, und für diese Prüfung eignet sich
mancher der von Fr. bearbeiteten Aufsätze. Aber auch sonst enthält
das Buch viel passendes, so z. B. wird nach der Leetüre von Cicero's
De senectute Thema Nr. 13 Credebant hoc grande malum et morte
piandum, Si iuvenis vetnlo non assurrexerat olim sicherlich mit
gutem Erfolge bearbeitet werden; man vgl. noch Nr. 4, 5, 10, 11,
12, 16 und in Dispos. und Mater. Nr. 4, 6, 10, 12, 13, 15, 20.
Dass einzelne Themen zu hoch gegriffen (Nr. 14, 17, Dispos.
u. Mater. Nr. 19), andere wegen mangelnder Erfahrung von der
Jugend nicht zu verlangen sind (Nr. 15, 20, Dispos. u. Mater. 9, 14),
— wer macht diese Erfahrung an Aufsatzsammlungen nicht; und
wer hat, wenn er um eine Aufgabe in Verlegenheit war, nicht ein
halbes Dutzend Sammlungen erfolglos durchgeblättert?
Jeder, der ein allgemeines Thema geben will, findet unter den
vierzig von Fr. bearbeiteten — beide Büchlein enthalten je 20 Auf-
gaben — gewiss mehrere seinen Zwecken passende ; und auch wenn
Fr.*s Aufsätze zu weitläufig angelegt und zu breit ausgef&hrt
scheinen, wird man sich durch die Leetüre einer Fr.'schen Abhandlung
doch wenigstens angeregt finden zur Stellung einer ähnlichen, wenn
auch enger begrenzten Aufgabe.
Dass die Sammlung nur für den Lehrer gehört, geht ans
dem Gesagten hervor.
Für beide, Lehrer und Schüler, sind Zurborgs
tfLT dentsche Aofefttse, ^nget, Ton. Dr. K, F. Kummer. S9S
Dodert Themata (2) bestimmt, eine sehr brauchbare Sammlung.
Verf. fußt auf guten Örundsätsen , die er in der Einleitung
14 Seiten) auseinandersetzt; dass er keine Theorie des Aufsatzes
iQBgesckickt hat and eine systematische Aufsatzlehre für die
Schule abiehot^ dürfte allgemeine Zustiuimutig" linden.
Dem aufiiE:e§prochenen Zwecke gemäß enthält das Buch nur
enig ausführliche Ditfipositlouen, oft nur Andeutungen^ mehr Ab-
»ge verbauend als den rechten Weg weisend. Das Hauptgewicht
igt auf den Aufgaben ans der deutschen Lecture, mit
Q&schlusä der Literaturgeschichte und der ästhetischen Kritik,
)aza kommen einige Themen aus der alten Literatur; der
¥#r£. verkennt die Fruchtbarkeit dieses Gebietes nicht, „allein der
ehe Unterricht in Secunda pflegt doch zu selten in denselben
wie der lateinische and griechi.sche zu sein und ohnediese
Vereiniguugistes schwer für den Lehrer des Deutschen,
die richtige Auswahl der Themata zu treffen und das
den Fähigkeiten und Kenntnissen der Schüler entsprechende Ma(^
in »einen Besprechungen des Themas einzuhalten." Den Schlnss
machen einige allgemeine Themata über deren Zulässigkeit
Vorw. S. 9 f, handelt
FQr die literarischen Themen werden vorausgesetzt : Nibelungen,
Taither, Freidank (Auswahl), Minna von Bamhelm, Emilia Oalotti,
i, Hermann und Dorothea^ Egmont, Iphigenie, Wallenstein« Braut
MesBina, Teil, Shakespeare^s C&sar. Hiemit ist allerdings das
ibiet unserer mit Secunda sich deckenden fünften und sechsten
flberschhtten, denn Hermann und Dorothea oder Waileostein
werden bei ons mit Recht wohl erat in der siebenten ^ am besten in
ar achten Classe gelesen.
Die Wahl der Aufgaben ist in den meisten Fällen gut, nur
i einige habe ich Bedenken: Nr. 7, 50; 57» 61, 62, 6i; die
Sien vier sind geschichtliche Parallelen; ich furchte, dass die
ChAler nicht den n(»thigen Umfang der Kenntnisse und die er«
forderliche Reife des Ürtheils besitzen, um Aufgaben wie 57 (Was
Uterscbeidet die Perserkrtege von den beiden großen deutschen
Hegen 1613/15 and 1870/1?) oder 64 (Rom und Karthago) mit
^fölg durchzuführen ; auch verleiten derlei Themen leicht zu einer
tu großen Breite.
Diu letzte der o. e. Anfsatzbticher (3) liegt bereits in 4. Auflage
Wert beruht auf der Reichhaltigkeit an Aufgaben (%334
1 . Darunter ist bekanntlich eine große Zahl Aufschriften
ine jede weitere And eutung. Solche Themen siud freilich
von geringem Werte, namentlich wenn die Natur der Aufgabe
Qe eingehende Basprechung von Seite des Lehrers bedingt; man
, Nr, 221 bis 2S1, sämmtlich auf Hermann und Dorothea beruhend,
Wozu dienen die Musterbeispiele? Sollen sie vom Lehrer
▼orgoles«Q wenUn, so missen sie Olassikern entlehnt <»der doch durch
die Art der Darstellung hervorragend sein; um aber an ihnen die
Technik der Aufzatzgattung zu lehren» dazu mössten sie nach einer
S66 Dr. B. Sehmlz, Deutsches Lesebuch, ang. ▼. Dr. Kari SUjtHuü.
besonders strengen übersichtlichen Disposition gearbeitet sein.
Übrigens erreicht man dasselbe Ziel eher durch die Besprechung einer
bereits ansgeführten Aufgabe.
Von den zahlreichen Anfsatzgattungen werden Scenenand
Gemälde, Begriffsentwickelnngen, Partition und
Division, Gespräch wohl nur selten in Anwendung kommen.
Derlei Aufgaben entspringen der Vorliebe des Yerf. fflr die Theor ie
derStilistik,diein27 Paragraphen mit ziemlicher AusfQhrlich-
keit erörtert wird ; Aufgaben wie Nr. 244 Disposition von Horaz' Carm.
I, 11 nach den Gesichtspunkten der Partition und Division, müssen
als Verirrung bezeichnet werden. Auch ästhetischeThemata
haben ihre Bedenken, z. B. 84, 85, 94, 100, 108, 120, 199, 209,
230; zu schwierig oder doch nicht genügend zu beantworten
sind Nr. 81, 114, 132, 191, 202, 204, 221, 285. — Vor manchen
Ohrien und Entwickelungen wird der Schüler rathlos stehn;
er wird gar so wenig aus sich selbst schöpfen können, Belegstellen
und Beispiele wird ihm der Lehrer liefern müssen, und des ersteren
Thätigkeit beschränkt sich dann auf eine mehr minder unvollständige
Wiedergabe des vom Lehrer Gehörten. Der Nachhilfe des letzteren
wird freilich auch das aus der Leetüre entlehnte Thema nicht ent-
behren können, aber was der Schüler da an der Hand des die Be-
sprechungen leitenden, neue Gesichtspunkte andeutenden Lehrers
findet, hält er mit Becht für sein eigen, führt es selbständig aus
auf Grund des Thatsächlichen, seiner Vorlage, und bildet so seinen
Geschmack, erweitert sein Wissen, gewinnt Sicherheit des Urtheils.
Scheidet man aber auch manches Thema aus, so bleibt doch
noch des Guten und Brauchbaren so viel, dass Linnig immer eine
willkommene Bereicherung der Lehrerbibliothek bildet. Daher die
Verbreitung des Buches, die durch die zahlreichen Verbesserungen
der neuen Auflage sich wahrscheinlich noch steigern wird.
Wien. Dr. Karl P. Kummer.
Deutsches Lesebuch mr höhere Lehranstalten. Erster Teil. Für diB
untern und mittlem Klassen. Von Dr. Bernhard Schulz, Begie-
rangs- and Schulrat. Fünfte Auflage. Paderborn 1880, Druck und
Verlag von Ferdinand Schöningh. gr. 8». XVI und 513 SS.
An bunter Mannigfaltigkeit des Inhaltes düi*fte vorliegendes
Lesebuch wohl durch kein ähnliches Werk übertroffen werden. Fabeln,
Märchen, Erzählungen, Parabeln, Beschreibungen, Schilderungen,
Scenen, Bilder, Mythen und Sagen, geschichtliche Aufsätze, Cha-
rakterbilder, Stücke didactischen Inhaltes, Beden, Allegorien, Le*
genden, Lieder, Balladen und Bomanzen, Lehrgedichte, Satiren,
Bäthsel, Sentenzen, Sprache, Epigramme und beschreibende (Ge-
dichte — alles musste herbei, um das angestrebte Ziel,
möglichst viel und vielerlei zu bringen, erreichen zu helfen.
Als „Anhang'' werden überdies noch „einige künstliche Dicht-
forman'* wie das Sonett, Ghasel, Madrigal, Triolett, die Caa-
Dr. B^ Schuh, DeutdcbeB Leaebuch, aog. r. Dr, K. B^$kal. MT
tone, dis Ritoniell, die Terzine durch Abdruck eines oder mehrerer
Dsterbeispiele veranßchaulicht, worauf als allerletzter „ZnsaU**
Grüns ^Letzter Dichter"* die Reibe der Lesestücke schließt.
Wenn sich nun auch im allgemeinen gegen die Answahl der>
selben kein erheblicher Einwand geltend machen lässt, so fordert doch
der Abdruck der Stücke zum Tadel heraus. Schon Wilmaana hat bei
Besprechung der 2, Auflage des Buches \,6, Zeitschrift für das
Ifmnasialwe^en XXIV, S. 853 ff.,) auf die eigen thümliche Art,
le Schulz bei seiner Arbeit yerfuhr, um namentlich die pro-
saischen Stücke „wirklich ronstergiltig nnd in correctester Form**
xnateUeni anfjoierksam gemacht und dieselbe durch Gegenüber-
elloiig des ÜrtexteB und der Schulziischen Umarbeitung von Grimms
rchen „Der Wolf und der Fuchs"* illustriert; allein, wie das forlie-
endeBach zeigt, leider ohne groC^en Erfolg. Um nun auch die geehrten
eser der Gymnasialzeitscbrift einigermaßen mit der Art der „Ver-
esserungen" des Herrn Heransgebers bekannt zq machen, setze Ich
en Schluss der bekannten Lessing^schen Fabel i^Der Rabe und der
Dchs'* in beiden Fassungen nebeneinander.
Lesaing: Schulz (8* 0 t)i
Per Rabe ersiftunte tind freute Der Habe erstaunte und freute
eh ionigi für einen Adler gehalten sieb innig , für einen Adler ge-
i werden, loh rnnei, dachte er. den
ba aus diesem Irrthume nicht
Ingen. — Großtuöthtg dammlieÖ
Ihm alBO seinen Raab herab-
bllen und flo^ stoli daTon.
Der Fachs fing das Flei^h
liobeod auf und fraü es mit boa*
hader Freude. Doch bald rerkehrte
«ich die Freud« in ein lohmerv-
haftee Gefühl; das Gift üng an lu
«irivn, und er verreckte.
Möchtet Ihr Euch nie etwu
dcre» als Gift erleben» ver-
^damrote Schmeichler!
halten tu werden. «.Ich maß**^
dachte er, „den Fuchs bei »einem
Irrtum kus^eti". Großmütig dumm
UeQ er ihm also seinen Raab her-
abfallen und fleg stols davon. Der
Fochs fing das Fleisch lachend auf
und verxeMU es mit boshafter
Freude. Doch bald verkehrte sich
die Freude in SdunerM ; das Gift
fing an 8U wirken, und der Fudiii
i^erendeU.
Machtet ihr euch nie etwas
anderes als Gift erloben, ehrloee
Schmeichler!
Wenn man auch die letzte Änderung ais im Intereese der
Schfile geschehen erklären kann« so l&sst sich dies doch keineswegs
ancfa von den Übrigen sagen, ebensowenig als es zu billigen ist, wenn
{.B, 8.8 der „neugeborene^ Schnee zq einem ^frischgefalleoen^ wird,
S. 55 es statt „Du und der Geii werden es nie", heißt „Da und der
Geil, ihr werdet es nie**, und wenn ganie Sätze und Wörter aus-
bleiben, wie dies u, a, S, 6 in der Fabel ^Der Wolf auf dem Toten-
bette** zweimal der Fall ist ^ denn hier fehlt nach „Einstmals"' : ^er*
innere ich mich", nach . Freund Fachs'' : «der ihn zum Tode be-
llten bair**
Ton Druckfehlern und Versehen ist mir aufgefallen, dass im
Fnhalt8?eneichnis S. UV unter 362 Goethes „Hochzeitslied^ ang^
868 Br. B. Kohts, Deutsches Lesebuch, ang. v. Dr. Karl Stijskal.
kündet wird, dafür aber (und zwar nicht auf S. 399, sondern anf
S. 400) „Die alte Waschfrau" von Ohamisso steht und S. XV es
richtig heißt „392 Fehrbelliu (J. Minding). . . 427'', während im
Texte das Gedicht irrthümlich mit „Frohen^ überschrieben erscheint.
Deutsches Lesebuch für höhere Lehranstalten, herausgegeben von Dr.
Robert Kohts, Qjmnasial- Lehrer am Lyceum IL, Dr. Karl Waldemar
Meyer, Dirigenten der Leibniz -Realschule L 0., und Dr. Albert
Schuster^ Direktor der L Realschule L 0. zu Hannover. Vierter
Teil. (Teräa.) Hannover 1880. Helwing'sche Verlagsbuchhandlung,
gr. S\ XVI und 392 S.
„Wenn es erforderlich wäre, dem vorliegenden Teile des
deutschen Lesebuches eine besondere Benennung zu verleihen, um
ihn nach seinem wesentlichen Inhalte zu kennzeichnen, so würde
diese keine andere sein können als: das Vaterlandsbnch^. Mit
diesen Worten bezeichnen die Verfasser den Standpunkt, der sie bei
Herausgabe dieses Theiles ihres Lesebuches leitete. Sie sind ihrer
gestellten Aufgabe vollauf gerecht geworden ; denn der weitaus
größte Theil der Lesestücke, mögen diese nun geschichtlichen, geo-
graphischen oder naturwissenschaftlichen Inhaltes sein, nimmt auf
das ^deutsche Vaterland^ d. i. das deutsche Reich innigsten Bezug.
Die Auswahl der Lesestücke istmitRücksichtnahmeauf den oben
angedeuteten Zweck eine durchaus gediegene. Besonders verdient
die I. Abtheilung (S. 1—203), welche durch chronologisch geord-
nete geschichtliche Darstellungen in Prosa und Poesie, durch Vor-
führung lebensvoller und charakteristischer Züge aus dem Leben der
bedeutendsten deutschen Kaiser sowie durch Einzelndarsteiinngen
aus dem Ritter- und Städteleben Liebe für vaterländische Geschichte
erwecken soll, alles Lob. In der ü. Abtheilung, „Darstel-
lungen aus der Geogi-aphie^ (S. 204—304), finden sich dagegen
einige Stücke, die man nicht leicht unter dem angeführten Gesammt-
titel suchen möchte, so Nr. 134 (Morgengebet, 142 (der Taucher),
144 (Abschiedsworte eines Vaters an seinen Sohn), 171 (Abendlied
eines Bauersmannes), 177 (Die Heuernte) usw. ; sie hätten weit eher
in der III. Abtheilung, „Darstellungen aus der Natur" (S. 305—353),
ihren Platz finden können. Der IV. Abschnitt (S. 354—387) enthält
„Darstellungen im Anschluss an die Leetüre der altklassischen
Schriftsteller^, worauf als Schluss des Buches der Abdruck von
Schillers „Lied von der Glocke (S. 387—392) folgt.
Bemerken will ich noch, dass den durch Inhalt und Form be-
sonders bedeutenden Lesestückeu Nr. 1, 71, 79, 85^ 90, 159,
177, 179, 209 und 258 verwendbai-e Dispositionen beigft-
geben sind.
Wien. Dr. Karl Stejskal.
B. SeuftH, Fati&ts Lebtü tom Mftl<T Möller, ang, v. i^r. JVosc/* fft
Fausts Leben vom Maler Müller (3. Heft der , deutschen LiUrati»-
denkniale de» 18, Jahrhunderts in Neudruckön heraus|,'e|jf«b«n Ton
Bernhard Seuffert.») Heilbronn, Henniuger 1881. XX Vi u, llö 88.
Der Herausgeber des yaiüegeüden Heftes besorgte den Neu-
drnck des autheiitiscben Textes vom Jahre 1778, seine bessernde
Hand hat dabei nur offenbai^o Dnickfehler und Inconsequenzeu in
der Interpunction berichtigt. Die Publjcation ist um so dankens-
werter, da die Originalausgabe gegenwärtig sehr selten itit, und der
Text im IL Bande der Gesammtatisgabe 1811« 1825 zahlrAicbe
ÄDderungen von Tiecks Hand enthält, der bei der Edition von Lenx'
und Haler Müllers Schriften') bekanntlich als Künstler tind nicht
als Historiker verfuhr. «Fausts Leben" ist ein Abdruck der ^Situa-
tion aus Fauäts lieben** beigegeben. Die Situation, eigentlich ein
Fragment aus dem projectierten zweiten Theile dei> Faust, wird nach
der älteren Aasgabe (von 1776) mitgetheilt. Die wenigen uube»
deutenden Abweichungen der Edition von 1777 anzufnbren, schien
dem Herausg. überflössig; für eine beiläufige Orientierung kann
bfigens auf die von Vilmarin seinem Scbriftchen „die Gemeperiode"
^K 37 — 4ü mitgetheilten Proben verwiesen werden.
^|r Ober den künstlerischen Wert von Müllers Faust stimmt die
^^bitgenOssische Kritik mit den modernen Beurtheitungen so ziemlich
r überein; so geriug derselbe ist, &q interessant ist Möllers Faust»
I dicbtnng in der Kette der Bearbeitungen der Faustsage. Der
I Herausg hat in der Einleitung seiner Neuausgabe diesen Zusammen-
H^ling nachgewiesen, besonders fordern die Bearbeitungen des Fauet-
^|n#ma8 in der Epoche des Sturmes und Dranges ^) zu Yergleichungen
^^ti vurt ist, dass in Müllers Faust die von Eouüseau
ij 16 gegen die Arzte (man vgl. Übrigens schon
Goilivera Keisen IV, 6, s. meine Schrift über Kliugers philosophische
Bomane S. 9 Anm, 2 und S. 8) soweit geht« dass sogar Lucifer einen
quacksiUbernden Leibarzt zugewiesen erhält« Dn 8. zeigt, dass
Klinger. trotzdem er sieb dagegen verwahrt, etwas von dem, was
bisher über Faust gedichtet und geschrieben worden, für seine Be-
arbeitung genutzt zu haben, dennoh einigemale sich der Eeminiscenzen
an Maler Müllers Diehtung nicht erwehren konnte. Zu den erwähnten
Zügen habe ich nur noch nachzutragen » dass bei Klinger die Stelle
(erste Ausg, des Faust 1791, S. 231): „Ach wenn ein gemeiner
Mensch so eine Stirue« so eine Nase, so einen Mund, ja nur solch
') Man vgl, die Collation des Faust in SeufTerts Maler MQIler
<ewte Aw,) 8. 3CK) f.
') Fauft, Promi»theii« , 8!maoa ond Horaklea tind die Lieblinp-
beUen der Kr&ftgeniei, ja dm gauii«n Zeitttltera« 8. Seulfert« Maier
r S^ 177, seine Einleitung in Goethe» Fauttfragment, Rieger
-'^T in der Sturm- und Draögpi»riode' S. 129 ff. u. 284. Schiller
münnliche Kraft des Herakle« noch im Jahn» 1795- Oieeon
I Heiden »ehli«5sn sieh die ClMtnlt^n M^dwa «nd XioW an,
eben erschien: pFauät/Eiti * Ute
* Leipzig, /bej Georg Joachim mg
8W 12. Euken, Über Bilder u. Gleichnisse i. d. Pbilos., a. y. B.Zimmermann,
ein Haar haben kann ... ^ an Maler Müller (pag. 59) erinnert , bei
ihm heist es : „ . . . Diese den Wolken zufliegende Stirne, . . . dieser
Mnnd, der über seine Erniedrigung selbst höhnt ; der stolze Auf-
schwung dieser Nase; — kein kleiner Mann kann so was haben. ^
Bei Elinger haben die Physiognomen gleich ihre Taschenbücher bei
der Hand, um den nächsten besten zu copieren, bei Maler Müller
führt der incognito reisende Physiognom eine Schreibtafel zum
Zeichnen npt sich. Elinger hat sich also an Maler Müllers Faust
mehr angelehnt^ als er selbst zugestehen wollte; dai» er in seiner
Faustbearbeitung Voltaires Romane und Erz&hlungen, besondere
^Zadig' und 'Gandide^ benützte, zeigte ich bereits an einem
andern Orte.
Weidenau. Fr. Presch.
Über Bilder und Gleichnisse in der Philosophie. Eine Festschrift
von Prof. Rudolf Euken. Leipzig 1880.
Der Verf. dieser anziehenden Schrift hat sich das Verdienst
erworben, in der Philosophie wieder einmal den Worten statt den
Begriffen Aufmerksamkeit zuzuwenden, und zwar nicht bloß den
Worten, inwiefern durch dieselben Ideen bezeichnet, sondern auch,
inwiefern dergleichen durch dieselben ersetzt werden sollen. In
ersterer Hinsicht hat er nicht nur den Plan einer allgemeinen Ge-
schichte der wissenschaftlichen Kunstausdrücke, an dessen Aus-
führung Gelehrte der verschiedensten Zweige, womöglich die Mit-
glieder einer Akademie der Wissenschafton , in welcher dieselben
mOgUchst vollzählig vertreten sind, sich zu betheiligen h&tten, an-
geregt, sondern er hat selbst in seinem Versuch einer Geschichte der
philosophischen Terminologie ein Beispiel einer solchen geliefert. In
letzterer Hinsicht hat er in gegenwärtiger Schrift, deren Abfassung
einer festlichen Veranlassung ihren Ursprung verdankt, den Versuch
gemacht, den Einfluss zu schildern, den der Gebrauch von Bildern
und Gleichnissen in der Philosophie sowohl dort, wo sie Begriffe
veranschaulichen, wie dort, wo sie die Stelle derselben vertreten
sollen, auf diese gehabt hat. Dieselben sind durch Wahl und Be-
schaffenheit nicht bloß für die Beurtheilung der Denker von ihrer
„menschlichen Seite her*' von Wert, sondern sie bringen, gut ge-
wählt, für die subjective Überzeugung unter Umständen größeren
Eindruck hervor , als wissenschaftliche Gründe. Dagegen haben sie
durch ,,das Hinkende*', das jedem Gleichnis anhängt, und durch die
Gefahr, dass das Bild für die Sache genommen werde, viel Ver-
wirrung namentlich in die neuere, und in dieser vornehmlich in die
speculative, mehr mit der Phantasie und intellectualen Anschauung
als mit dem trockenen abstracten Verstände arbeitende, Philosophie
gebracht. Der vom Verf. durchgeführte Satz: „dass es gefährlich
sei, Bilder in die Gedankenarbeit selber einzuführen, und verderblich,
sie an die Stelle begrifflicher Erörterung zu setzen** ist eine neue
wissenschaftliche Bestätigung des alten Mephistofelischeu Dictaois.
p*. Eiselen, Goethes P&dagogik, ang. ?, B^ Ztmtnerfnaim, S7t
jik. Eio Vortrag Ton Dr. Eiselen. Prankf. a/M. 1881.
P hat sich die Aufgabe gesetzt, Goethes Verhältnis
mr Pädagogik darzulegen. Zu diesem Ende knüpft er an dessen be-
^^ot«» Begegnung mit Basedow auf der Hheinreise tm Sommer 1774
^K ufli daraus die Bekanntschaft des Dichters mit dem Erziehungs-
reformwwlf seiner Zeit abzuleiten. Durch Rousseau war das Er-
^C^ungsproblem in die Literatur eingeführt worden und die direeta
iHb* Indjrecte Erziehung durch offen zur Schau getragene oder
KRlitUch verborgene EicHüsse von außen wurde ein beliebtes Romau-
ttatma. In letzterem Sinne kann auch Goethes Meister als ein Er-
tiehung^roman betrachtet werden, indem nicht nur der Held selbst
Ibeil weise jäich selbst erzieht, zum giöüereu Theile durch geheime
^Blende Mächte erzogen wird, sondern in den Wandeijahreu ein
^^^Wliges Erziebuugssystem , das sich in Einzelheiten mit Platons
Jdealstaat berOhrti bis in zum Theil wunderliches Detail ausgefQhri
gjM. Goethe hat aber, wie der Verf. fortfährt, nicht bloß Erziehungs*
^^^ftbilder geliefert, sondern selbst erzogen, nicht nur an seiner
mgeuen Person, sondern an andern, dem Sohne seiner Freundin Stein
und jenem unglücklichen Plesstng, dessen Berührung mit dem Dichter
wir die Harzrei^e im Winter verdanken. Als Grundanschauung ^eiuer
^bziehungslehre bezeichnet er es, dass die Erziehung wesentlich
Bllwicklung dessen sei, was in der menschlichen Natur gelegen sei,
^nid dass eine gesunde Erziehung sowohl zu Gunsten des Zc^glings
selbst als zum Besten der menschlichen Gesellschaft nichts anderes
IdD kduue, als dieses. Dabei mache sich aber eine doppelte
itung geltend, deren eine dem Manne, deren andere dem Ü reise
Goethe angehört, und deren erste dahin geht, den Irrenden nicht vor
Irrihum zu bewahren, sondern ihn denselben anskoi^ten d, i. durch
Erfahrung klag werden «o lassen , deren andere dagegen auf einer
»war unmerklichen, aber directen Leitung zum Richtigen besteht.
ze pragmatische Geschichte der Philot^ophie. Von Cbristfried
AWml Thilo. 2, Aufl. Cuthon. 8chultze, 1881. 2 Bde.
Die Bezeichnung 2. Aufl. ist dadurch gerechtfertigt, dass der
|rf. seiner im Jahre 1874 erschienene Geschichte der neueren
kilo^ophie, die mit Descartes begann und mit Herbart schhjß, einen
eiten Band zugefügt oder vielmehr vorausgeschickt hat, der die
I dieser Wissenschaft von Thaies bis zum Beginn der neueren
_ Ji V^ Bach hat dadurch Jen« Vollständigkeit erhatten,
welche dasselbe dem Ernst und dem Zwock seiner Dai-stellung nach
dt und die vou den freunden demselben und des Verf.s ungern
|t worden ist. Die Schule Herbai-ts ist nicht reich an liteni-
Poblieationen geschichtlichen Inhalt«. Die Weise ihres Be*
Oders, die Bearbeitnng der Begriffe und Ate Darstellung von That-
scharf auseiuaudeauhaiten, statt, wie es die specolattve
Igethan, beide in emander aufgeben zu lassen, hat sich anf
^Ängar und Nachfolger verpHanzt. Aus der er^teren ist eine Art
872 Alfred wm Wurzhachy Goldene Bibel, ang. von J. WcuÜer,
der Geschichtsschreibuiig der Philosophie entstanden , bei welcher
die Behandlung der philosophischen Probleme die Hauptsache aus-
macht, und die geschichtlichen Thatsachen gleichsam nur als illu-
strierende Beispiele aus der Geschichte dienen, deren bewusster
Zweck daher weniger auf ein erschöpfendes Bild der Lebens- und
Zeitumstände der Philosophen als auf eine wissenschaftliche Ein-
leitung in die Philosophie selbst durch eine analytische Bearbeitung
der in der Geschichte aufgetretenen Lösungsversuche der philo-
sophischen Aufgaben gerichtet ist. In diesem Sinne hat Sti'ümpell
seine yerdienstvoUe Geschichte der theoretischen sowie der prak-
tischen Philosophie bei den Griechen geschrieben. In demselben Geist
hat auch der Verf. der vorliegenden pragmatischen Geschichte die
Geschichte der neueren Philosophie abgefasst und ist demselben auch
in der gegenwärtigen die Gesammtgeschichte der Philosophie um-
fassenden Bearbeitung treu geblieben. Nach wie vor besteht ihm der
eigentliche und letzte Zweck einer solchen Geschichte weder in bio-
graphischen Mittheilungen über die Philosophen, noch in litera-
rischen Notizen über ihre und ihrer Schüler Werke , noch in cultur-
historischen Excuisen über den Einfluss , welchen die philo-
sophischen Systeme auf die allgemeine Bildung der verschiedenen
Zeiten ausgeübt und über die Bückwirkungen, welche sie von dieser
empfangen haben, sondern vielmehr „in der Kenntnis und dem Ver-
ständnis des Gedankeninhalts der verschiedenen Philosophien und
ihres Zusammenhanges unter einander. ** Dasssein Werk dadurch weder,
wie das bekannte von Lewes, zu einer unterhaltenden ^Philosophie
in Biographien", noch wie das Überweges, zu einem erschöpfenden
literarhistorischen Nachschlagebuch, noch, wie die Darstellung
Kuno Fischer's zu einer brillanten Culturgeschichte werden konnte,
war vorauszusehen. Dagegen hat es sich um so geeigneter erwiesen,
Anfänger in eine exacte und gründliche Behandlung philosophischer
Probleme und damit in das Studium der Philosophie selbst einzu-
führen , eine Eigenschaft , durch welche das Studium der Geschichte
der Philosophie für das der Philosophie selbst allein wirklichen
Wert erlangt.
Wien. Robert Zimmermann.
Goldene Bibel. Die heilige Schrift illustriert von den gröiSten Meistern
der Kunstepochen. Herausgegeben von Alfred von Wurabach. Stuttga^rt
Paul Neff.
Es ist ein glücklicher Gedanke, die Scenen des alten und
neuen Testamentes in einer Reihe von Darstellungen zu pnblicieren,
welche an Format und Ausstattung gleich , aber nach Werken der
berühmtesten Meister der italienischen, französischen, deutschen and
niederländischen Kunst reproduciert sind. Ein solches Unternehmen
wäre noch vor einem Jahrzehent eine Unmöglichkeit gewesen , aber
durch den hier gewählten Lichtdruck ist es möglich, die verschie-
densten Kunstwerke auf ein Format zu reducieren und dabei doch
jeden Strich, jede Nuance des Stiches zu conservieren. Das Werk ist
W. Ammann, Geachichte des Mittelalters aaw«, &Bg. ?od Kroms. 978
dfimnacb bemfeD^ in kiinstlerisciier Bedehung jede frühere ähnliche
Publication iDsofeme zd übertreffeoi als es nur Werke ersten Ranges
sowohl in Bezug auf Maler als auf Kupferetecfaeri bietet.
Bis jetzt sind je eine Lieferung des alten und neuen Tesi»-
mentee erechienen. Die erstere enthält „Salomons ürtheil'' nach
NicolauB Pouäsin, gestochen von Alexander Morel, „Kain und Abel**
nach Dietrich, gestochi^n von J. Daulle. Die zweite Lieferung enthält
die ^Taufe Christi^ nach Guido Keni, gestochen von Gledttsch und
die ^TransüguratioD'' nnch ßafael » gestochen von K. Morghen. Das
ganze Werk ist auf 50 Lieferuugeu berechnet. Zu jedem Bild (groß
Folio) ist eiu Blatt Text beigegeben^ welches eutweder in katho*
liscber (Allioli) oder protestantischer (Luther) Übersetzung die be-
treffende B - enthält.
Die . ke sind musterhaft ausgefahrt, der Preis von
90 kr. 6, W. pur Lieferung eiu so geiinger. daes selbet der Unbe-
mittelte sich in den Besitz vou classischen Werken setzen kann. Wir
können daher das prächtige, allen ktjnstleriachen Anforderungen in
jeder Beziehung entsprechende Werk aufs Wärmste empfehlen.
Graz. J. Wastler.
Carl Neumaun. Geschichte Roms während des Verfalles der
liepublik. Vom Zeitalter des Scipio Aemilianus bis »u Sulla's
TCKle. AuD seinem Niichlasse herausg^g^i^beo vou E. Gothein«
Btüihk^ 18BL Verlag von W. Koebuer. ti23 S.
Dieser stattliche Band enthält die hinterlassenen Cotlegien«
hefte eines beliebten Universitätslehrors, welche die Pietät der
S«^ n Kreisen zugänglich zu machen wnni^cht. Der Stoff'
i^> ilurchgearbf'itet und das Buch unter den Geschichta-
Wirken, weiche neben Mommson hergehen, als ein schätzbares zu
be&eickneiL Sachlich neues lies sich nicht wohl geben und ist daher
hier auch nicht zu ünden ; gelegtentlich wird eine politische Situation
unter ei neu glücklichen Gesichtspunkt ^bracht. Die geographischen
Excuii*e, die eingestreut sind, verdienen Beachtung, da der Verf.
hiel>ci tief* ide Studien verwertet; so 8. 284 — 292 über die
Sitze der ('■■ . 365 f. Über die Zöge der Cimbern und Teutonen.
Auch die ^: : i; Ikischen Aoaeinandersetzungen , die den Jngur-
ihinittchen Ki;ug Utreff^an, sind ausführlicher gehalten.
Prag. Jnlins Jung.
OtSChlchto des Mitti»!altpri; von 375—149^, atur Förderung des
Q le und Lehrur der Cieschichte, sowie
»11 ip. Von W, Assmanti. Zweite uro-
gt.ui.. ;\ 1 ij- 11 1' I h als iwifiter Theil XU
A>^:'i.n !'' li^ih^ii'^.i'ii ii< i .. .iT>o. Zweite AbthoilttUtf.
V r da KrriuiUk-c. Er^u^ Ujr, 1879, zweite Lfg 1880.
l^ :>f, Druck «tid Verlag von rr. Vieweg u. Ö, iub. X n.
^Sie wissenschaftliche und didaktische Bedeutung und NQtz-
Bdikiit iu Aitsniaan'schen Handhueliea in seiner neuen, zeitg«-
S74 TT. Assnumn^ Geschichte des Mittelalters usw., ang. von Krem».
m&ßeo und zielgerechten Bearbeitung durch E. Meyer wurde bereits
beim Erscheinen des ersten Bandes dieses Geschichtawerkes Ton
maßgebenden Seiten anerkannt. Die vorliegende, zweite Abtheilong
rechtfertigt den begründeten , guten Ruf des Buches. Der Stoff nm-
fasst im großen und ganzen die Zeit von 1095—1291, nur in der
Geschichte Skandinaviens, Polens, Ungarns und der Mongolen findet
sich aus inneren Gründen das Jahrausmaß um etwas überschritten.
Die „Kreuzzüge, deren Ursache und Folgen^ (S. 1 — 80) er^ffiien die
Darstellung. Die begleitenden Anmerkungen , in genügender Fülle
vorhanden, fassen einerseits die periodischen Quellen und die .ein-
schlägige Literatur übersichtlich zusammen und belegen andererseits
die ttnzelnen Momente der historischen Darstellung. Die Geschichte
der einzelnen Staaten fugt sich an. Deutschland eröffnet den Beigen
(80—222), dann folgt Frankreich (222—258), England (258-- 3 12),
das Papstthum im Höhepunkte seiner Macht (318—323), die pyre-*
näische Halbinsel (324—387), die skandinavische Trias (337—361),
Bußland (361 — 869), Polen, Preußen und das Ostseegebiet (369 bis
396), Ungarn (396—399) , das griechische Beich (399—410), das
arabische Ehalifat und das Mongolenreich (410^ — 419). Selbst-
verstandlich fallt der Löwenantheil der Quellen- und Literaturbelege
der deutschen Geschichte zu ; die größere Kargheit in den bezüglichen
Nachweisen bei der Geschichte der andern Nationen und Beiche
entsprach dem Plane der Arbeit, welche den Grundton dorthin legte.
Wir wollen diesfalls eine Beihe von Bemerkungen anbringen, welche
nur von dem Interesse Zeugnis geben sollen , welches wir dem sorg-
föltig durchgearbeiteten Werke entgegenbrachten. S. 2 n. 1 w&re
dort , wo der armenischen Quellen zur Geschichte der Erenzzüge ge-
dacht wird, Petermann Beiträge zur Geschichte der Kreuzzüge
aus armen. Quellen (Berl. Ak. d. W. 1860) zu erwähnen. Ein sehr
wichtiges Werk für die Chronologie der christlichen Dynastien im
Oriente und der Kämpfe mit den Sarazenen besonders seit Saladin :
Schlumberger, Numismatique de TOrient latin (Paris 18781,
könnte auch seinen Platz finden. S. 19, n. 10 fehlt unter den Haupt*
quellen zur Geschichte des 3. Kreuzzuges Ansbert 's Bericht de
expedit. Fried. I., der nur zum Schlüsse mit dem Tageno*s zu-
sammenfallt. S. 23 n. 12 klingt etwas zu viel Skepsis gegen die
Geschichte von der Beleidigung Hzg. Leopold*s Y. v. 0. durch Bichard
Löwenherz hervor, welche trotz aller Ausschmückungen einen festen
Kern zeigt, den Lohmeyer und Wallnöfer, beziehungsweise
Toeche mit Becht festhielten. Dass der Babenberger zunächst für
seine Bechnung und erst in zweiter Linie als Helfershelfer König
Heinrichs VI. bei der Gefangennehmung des englischen Königs
handelte , zeigt sich am besten in seiner weiteren Haltung gegen
den Staufen. Bei Philipp von Schwaben, dem Gatten der byzanti-
nischen Irene, hätte dessen Parteigängerschaft, namentlich die
weltliche, in ihrem Bestände und Wechsel und sein Verhalten zur
griechischen Frage i. J. 1205 angedeutet werden können. In der
Skizze des Herrscherwaltens Friedrichs II. hätte das Verhältnis zu
^ittolübachern Ladwjg und Otto, die Thattgkdit Alberts Beliam
'Kager uod die Bildung der p&pstlich^u Partei etwas mehr Be-
DDUng verdient. Bei Friedrich dem Streitbaren von ö. und Stm,
ritt mehr das Streben nach einer Politik der freien Hand als die
reue Vorktopferschaft (3. 158) zu Gunsten des Kaigers henror, wie
iee die Ablehnung des Projectes K, Friedrich» U., sich mit der
Hebte des Herzogs zu Termähleu , andeutet Die Trennung des Erz-
►isthums Sahburg (8. 184) von dem Herzogihum Baiern war nicht
rst bei der Erhebung der Wittelsbacber eingetreten, sie wurzelte in
.er TeicbsunrnittelbAren, immunen Stellung des Erzbisthoms ober-
pt. Die BeMtüungen des HauseslAudecbä kamen nicht zunächst an
lörzer, sondern, was ihre tirrdi sehen Güter betrifft, an die Grafen
I Tirol und von diesen an die Göner.
Bei der Berufung des deutschen Ordens ins Prenßenland
174) hätte bemerkt werden können , dass er unmittelbar vorher
feiebenbürgischen Burzenlande seine colonisatorische Thätigkeit
ertet hatte und 13 Jahre daselbst weilte. Einiger Berichtigungen
der Abschnitt über ungarische Geschichte (396 f.),
rafikr Spittler und Majlath nicht als maßgebende Gew&hrs*
B&Qner angeisehen werden köunen. Stefan IL, von dessen Kriege mit
Tierreich die Quellen nichts wissen, suchte weder in Constantinopel
lilfe, noch veranlasste er dadurch die erste Einmischung der grie-
faiachen Kaiser in die Thronfolge Ungarns« sondern stand vielmehr
[ggen Byzanz in Waffen. Die Bezeichnung „kroatischer^ Almos ist
dcht gerechtfertigt, B^la IL wurde als Knabe geblendet und theilto
las Loa seines nach dem vierten Aufstände gegeu Koloman be-
triiften Vaters, Die goldi?ne Bulle des J, 1222 war von der Reform-
l^ti gegen die Magnaten erzwungen zu Gunsten des bedrückten
H^f»ren Adels, der Reichsedelleute, und die «servientee regia" sind
Ki Magnaten» sondern der dienstpflichtige Adel auf dem k(^n.
Tomiiat^grande und der donatorische Adel Oberhaupt. Von einer
Anlage des weit älteren Ofen (Buda und Pest) kann unter Be1a IV,
; in bedingter Weise gesprochen werden.
Oraz. F. Krones*
lar Geschichte der sächsisch-böhmischen BeziehungeQ
den Jahren 1464— 1471. Von Habort Krmiseh. Mit ur-
[kundUcben Beilagen. Dresden 1881. Wilhelm BaeDSch. 144 HS. 8*.
E» iäit nicht ohne Bedeutung uud innern Grund, weun eine
I Reihe von Historikern, so z. B. G. Voigt, K» Menr**1, A. Kluck-
I* nach tflchtigen Leistungen sich von der Gesc)i il>ung
mittle ron und endenden XV. J<ihrhuuderts weg^ ' hat,
renn sie die Gelege«ibeit, aus neuem HateriaJe Neues zu bieten^
laaD die Eigenart der Perei^nlichkeiten und Vielgestaltig keit der
liftrhähnisse zar Beschäftigung mit jener Epoche brachte, so kann na-
ch abgesehen von peradniicben Gründen, andererseits wieder die
876 H, Ermisch, Studien zur Geschichte usw., smg von Ad, Bcu^man A.
Schwierigkeit, sich das vorhandene ungedruckte Materiale bei seiner
Yerstreutheit zu verschaffen, und die geringere Befriedigung, welche
die Beschäftigung mit bis auf wenige Ausnahmen minder begabten
und entschiedenen Fürsten, mit einer entwurfreichen, aber auf
reichsgeschichtlichem Gebiete resultatarmen Zeit gewährt, kaum
2U längerem Verweilen einladen. Wenn daher in Dr. Ermisch ein
neuer Forscher auf diesem Gebiete gewonnen ist, so kann man ihn
nur mit großer Freude begrüßen, und dies um so mehr, als die „Stu-
dien^ den Erwartungen, mit denen man der Leistung eines so be-
gabten und sorgsamen Arbeiters entgegentritt, entsprechen. Mit Um-
sicht und Sachkenntnis behandelt der Verf. die Beziehungen zwischen
Böhmen und Sachsen von 1464 — 1471; indem er das k. sächsische
Hauptstaatsarchiv in dieser Richtung wie es scheint erschöpfend
ausbeutet, gewinnt man für die böhmisch-sächsischen Verhältnisse
in jener Zeit wenn auch nicht neue Gesichtspunkte und die Kenntnis
neuer großer Actionen, so doch manches interessante und besonders
ob seiner Genauigkeit erwünschte Detail. Referent steht darum
nicht an, die Arbeit Dr. Ermisch's als eine sehr erwünschte Vorarbeit
für sein eigenes in Bälde erscheinendes Werk über das Zeitalter
Max I. noch besonders willkommen zu heißen.
Selbstverständlich wird es bei einer Erstlingsarbeit für jene
Periode nicht auffallen, wenn der Verfasser dort, wo er die allge-
meinen Verhältnisse berührt, nicht jene Sicherheit und Correctheit be-
anspruchen darf, die sonst seine Darstellung auszeichnet. So ist die
(S. 4) vorgetragene Ansicht, die auch Droysen und Jordan bringen,
dass nämlich König Georg von Böhmen ,,eine Mittelstellung zwischen
der Curie (und wir können hinzufügen, dem katholischen Europa)
und seinem eigenen utraquistischen Lande einnehmen zu können^
„glaubte^, doch entschieden unrichtig, wie Ref. an verschiedenen
Orten („Ein Jahr böhmischer Geschichte" S. 75 a. a. 0., „Böhmen
und seine Nachbarländer 1458—1461" S. 280 a. a. 0.) ausgeführt
hat. Oder wenn man beobachtet, wie der König in allem und jedem
der recht- und ordnungsmäßige Nachfolger seiner Vorgänger, der
Könige von Böhmen, sein, nur in alter Weise die Krone empfangen
will, wenn er sich bestrebt, sofort in die Fürstenhierarchie des Reiches
einzutreten und ebenso Rom gegenüberzustehen „more aliorum re-
gum christianorum", wenn er endlich gelobt auch den Kelch aufzu-
geben, wie dies vor ihm die Rosenberge, Hasenburge u. s. w. gethan
haben, kurz wenn er bemüht ist, in allem Ansprüche, Rechte und
Pflichten der früheren Könige auf sich zunehmen, wo bleibt da „die
Basis", „auf der das moderne böhmische Königthum ruhte"? (S.
6 d. Stud.). Ähnlich verhält es sich mit dem „Bruche zwischen Georg
und dem Papste, dessen innere Nothwendigkeit sich niemand ver-
hehlen konnte". Wenn der König der Curie hielt, was er eidlich ge-
lobt hatte und was die Kirche seit langem (s. 1448, 1454) anstrebte,
wenn er als Katholik offen herantrat, wie jene anderen böhmischen
Herren, woran ihn am wenigsten seine religiöse Überzeugung hin-
derte („Ein Jahr böhm. Gesch.** 8. 90—97), warum sollte ihn Rom
^Karten lur tnnthem. a. phjdk, Geogr., a. ¥. Äl Üielfer. 177
lebt später ebenso f5rden), wie es dies thatdäcbjich froher gethan
itV Der Ck>Qflict liegt ebeD wo anders: in der gleichzeitigen
[f^rpflichtuDg dee E(^Digs gegen die Utraqui^teD, die ihn in erster
eibe erhoben hatten und naebträglich etntzten, der Zusage ibren
lauben zu sdiötzen, und der Mission, die er von Eom nbernommen,
Jen ütraquismus „totoposse^ zn beseitigen. Der König bat jahrelang
(bis Mai 1461) gehofft, die der Kirche gemachten Zusagen halten zu
können^ und darum bei seiner Bewerbung um die deutsche Krone
(.459 — 1461) unbedenklich dahin gehende Zusagen gegeben (^ Böhm.
li. Nachbarländer** S. 240, S. 266, S. 292 ff.), dann im Frühjahre
161 wirklich einen ünionsversnch gemacht (ebd. S.3CK) — 304), end-
th im Ma i 1461 sich für de nUtraqaismns erklärt und erklären müssen»
"was dann der Hoffcag im August 1462 auch Pins II. klar machte,
^ts dabin von einem ^laugst nur scheinbar bestehenden Frieden "" zu
tlen, ist daher schwerlich richtig; der Laurentiuelandtag von 1462
%r daher weniger ^denkwürdige als verhängnisvoll für den König.
Noch weniger wird man zustimmen, wenn der Verf. (S. 4) meint,
die „Compactaten dem innersten Weesen der römischen Curie**
rid er sprachen**, „die sie denn in der Thal niemals formell anerkannt
^t**. Hob denn nicht stets der Nachsatz der vier Artikel auf, was
»r Vordersatz Neues zugestand, deu Laienkelch allein ausgenom'
men? Und hat nicht gerade letzteren der römische Stuhl noch nach
em tndentiner Concil zugestanden?
Noch einige andere Bemerkungen von ähnlich allgemeiner Be-
hatte ßef zu machen: aber auch sie wären nicht der Art
roüe Verdienst in schmälern, das sich der Verf. mit seiner
Bit zweifellos erworben hat. Dasselbe wird noch erhöht durch den
druck der (19) Beitagen, der mit großer Genauigkeit gemacht zu
i fcbeint und uns^n* gedrucktes Quell onmateriale für jene Zeit um
Dige weBentUche Stücke vermehrt.
Prag.
Ad. Bachmann.
zur Qiatbematischen und physikalischen Geographie.
Von A. Steinhausor. Wien 1880. ArtÄria und Comp.
Im Vorlage von Artaria und Connp. in Wien ist vor kurzem
^rtographisches Sammelwerk erschienen, auf das wir sowohl
»ner als auch die Directionen der Mittelschulen besonders
Bfmerksam machen* Schon der Name des rühmlichst bekannten
Bti>rSt Ri^gientn^sriithes A. Steinhauser, bürgt für möglichste Cor-
theit und Reichhaltigkeit des Werkes^ dem man, wenn überhaupt
nen Vorwurf, nur deu einzigen machen kann, dasa der Stoff fast
, reich und mann»gf dir ig auf dem engen Baum von XIV Blättern
tü9»mmerigi^dr:iiig't ist.
Blatt I, Die Himmelsgloben. Enthält nebst den Karten d«a
Urdlichen und südlichen Sternhimmels noch ein Verzeichnis dir
rorragendsteu Sterne nach der Lichtstärke geordnet.
liitodirifl r. d, §«ton. Ojan. ins T, Htfi. 2^
878 Ä, SteifihauBer, Karten zur mathem. n. physik. Geog., a. ?. R, ZeJbr.
Blatt II. Äquatoriale Zone der Himmelskugel. In diese ist der
Lauf der Hauptplaneten unseres Sonnensystems eingetragen mit den
charakteristischen Krümmungen und Schleifenbildungen der schein-
baren Bewegung. Außerdem sind einige kleine Kärtchen beige-
geben, welche die hervorragendsten Sterngruppen, Sternhaufen und
Nebel nach den besten vorhandenen Zeichnungen darstellen. (Prae-
sepe, Pleiaden, Hyaden, Orionnebel usw.)
Blatt III. Planetensystem. Ein besonderer Yortheil dieser
Karte besteht darin, dass der Verf. es vermieden hat alles zu gedr&ng^
auf den Baum einer Kreisscheibe zu projicieren. Die äußeren und
inneren Planeten sind getrennt neben einander gestellt» wobei zum
Vergleiche als Maßstab die Jupiterentfernang von der Sonne gilt.
Außerdem ist neben vielen schätzbaren Notizen noch die Bahnlage
vieler Kometen angegeben, was in den meisten ähnlichen Karten ver-
miest wird und doch einige Bedeutung hat, da gerade bei diesen
Himmelskörpern die Neigung der Bahn gegen die Ekliptik oft gegen
90® beträgt.
Blatt IV. Sonne und Mond. Außer einem tjrpographisch ge-
lungenen Mondbilde enthält dieses Blatt alle auf den Mond und sein
Verhältnis zur Sonne bezuglichen Erscheinungen wie Darstellung
von Mondphasen, Sonnen- und Mondesfinsternissen usw.
Blatt V. Erde und Mond. Die Stellungen der Erde gegen die
Sonne in den verschiedenen Jahreszeiten und fast eine Überfülle von
Tabellen und gi-aphischen Angaben bilden den Inhalt dieses Blattes.
Blatt VI. Kai-tenprojectionen. Ein vollständiges Verzeichnis
aller Arten der Kaiiienprojection. Bezüglich weiterer Erläuterung
mag auf Steinhausers Werk „Grundzüge der mathematischen Geo-
graphie und Kartenprojection", sowie auf Dr. H. Gretschel „Lehr-
buch der Kartenprojection^ verwiesen werden. Die nun folgenden
Karten sind eine Verwertung neuester meteorologischer, geologischer
und oceanographischer Beobachtungen. Es mag eine kurze Inhalts-
angabe der Karten genügen.
Blatt VII. Wärmeverbreitung. Monats isothermen für die
nördliche Halbkugel, Jahresisothermen für die ganze Erde.
Blatt VUI. Oceanographie. Meeresströmungen, Ebbe und
Flut, Meerestemperatur und Tiefe.
Blatt IX. Karte der Isoklinen, Isogonen und Isodynamen.
Blatt X. Geologische Kai-te der Erde nach Mercators Projection
nebst vier Spezialkärtchen (Nordamerika, Europa, Hindostan und
Südafrika).
Blatt XI. Hypsometrische Karte der Erde mit Höhendiagram-
men und zwei Übersichtskarten der vulkanischen Eruptionen uud Ve-
getation.
Blatt XII. Wind und Regen. Enthält die Isobaren und herr-
schenden Winde im Januar und Juli; überdies in zwei weiteren
Karten die mittleren Begenmengen und gleichzeitigen Maxima der
Niederschläge.
Blatt Xm. Isobaren und Dunstdruckcurven.
D.B. Weigand, 6eikie,Kune8Lehrb.iisw.,tDg.T. Dr.F.Orastaiter, 170
Blatt XIY. AbDahme der Schwerkraft yon den Polen zum
Äquator nebst den bis jetzt bestimmten Laengen des Secunden-
pende]s.
Die typographische Ausführung ist bei möglichster Correct-
heit tadellos zu nennen.
Wien. KarlZelbr.
Oeikie, Kurzes Lehrbuch der physikalischen Geographie.
Autorisierte deutsche Ausgabe tod Dr. B. Weigand. Mit 79 nolz-
Mhnitten und 10 Karten. Strassburg 1881. 8*. 856 88.
Die Lehrgegenstände, welche der Unterricht an den Mittel-
schulen umfasst, sollen nicht bloß ein materielles, sondern auch ein
formale? Bildungsmittel sein und es soll daher auch der Unterricht
in der Oeog^phie in der Weise vorgenommen werden , dass die
Schfller nicht bloß das fdr gebildete Menschen erforderliche geogra-
phische Wissen sich aneignen, sondern dass auch durch die Lehr-
und Lemmethode selbst die Denkkraft geübt und geschärft wird.
Dieser Anforderung, welche an einen ersprießlichen Unterricht in
der Geographie gestellt werden muss, entspricht das vorliegende
Buch in musterhafter Weise. Der Verf. gieng bei der Anlage die-
ses Werkes von dem Principe aus, dass beim physikalisch-geogi*a-
phischen Unterrichte von dem allgemeinen Wissen, von der Erfahrung
der Schüler auszugehen und diese an den allt&glichen Erscheinungen
in der Beobachtungskunst, in der wissenschaftHchen Denkweise und
in der Untersuchungsmethode zu üben sei. Er will dadurch anstreben,
dass die physikalische Geographie nicht ¥ne eine gewAhnliche Schul-
aufgabe gelernt, sondern als ein angenehmer und interessanter Lehr-
gegenstand betrieben werde, welcher zugleich das Beobachtungs-
yermögen übt, die Indnction ausbildet und die Phantasie best&ndig
rege erhalt
Wenn nun dieses Buch allerdings bloß die großen Grundfragen
der physikalischen Geographie umfasst, so ist der Umfang desselben
doch schon ein derartiger, dass es als Lehrtext für den physikalisch-
geographischen Unterricht an den österreichischen Mittelschulen
zu weitläufig ist. Für den reiferen wissbegierigen Schüler wird es
aber eine eben so interessante als lehrreiche wissenschaftliche Lec-
iüre bilden und dem Lehrer wird es ein höchst nützliches Handbuch
für einen guten methodischen Unterricht in diesem Lehrgegenstande
sein. Es kann daher für die Mittelschul-Bibliotheken bestens em-
pfohlen werden.
Wien. Dr. F. Orassauer.
%^
SSO N. FüUkowski^ Karzgefasste prakt. Geometrie, ang. ▼. J. O. WaOenim,
Kurzgefasste praktische Geometrie. Leichtfaseliche Auleitang zum
Vermessen, Höhenmessen and Nivellieren für Ackerbanschnlen und
andere niedere Lehranstalten. Yerfasst im Auftrage des h. k. k.
Acker bau-Ministeriams von N. Fialkowski, Architekt und Prof.
der Geometrie nnd des geometrischen Zeichnens an der Wiener
Commanal- Realschule una an der gewerbl. Fortbildungsschule im
VI. Bezirke usw. Mit 180 Holzschnitten im Text. Wien 188a Verlag
von A. Pichlers Witwe und Sohn.
Elemente des Situationszeichnens nebst Anleitung zum Colorieren.
Verfasst im Auftrage des h. k. k. Ackerbau-Ministeriums ron dem-
selben. Wien 1880, ebendaselbst.
Die zeichnende Geometrie oder Anleitung zum Zirkelzeichnen
für Ackerbauschulen. Verfasst im Auftrage des h. k. k. Ackerbau-
Ministeriums von demselben. Mit 20 Tafeln im Text Wien 1879,
ebendaselbst.
Das erste dieser drei vorliegenden Bücher, welche im Auftrage
des k. k. Ackerbauministeriums mit specieller BQcksicht auf die Be-
dürfnisse der landwirtschaftlichen und Ackerbauschulen bearbeitet
und vor der Herausgabe von Fachmännern begutachtet wurden,
enthält die Grundzüge der praktischen Geometrie insoweit, dass vor-
zugsweise der elementaren Technik des Feldmessens Rechnung ge-
tragen wurde. Infolge der Bestimmung der „praktischen Geo-
metrie'' konnten in dem vorliegenden Lehrbuche nur die einfachsten
Instrumente und Messbehelfe, d. h. solche aufgenommen werden,
deren Verständnis durch die Fundamentalsätze der ebenen Geometrie
ermöglicht wird; Apparate complicierterer Einrichtung, sowie Mess-
behelfe, welche ein größeres Quantum mathematischer Kenntnisse
voraussetzen, als sie in den Ackerbanschulen erworben werden
können, blieben aus dem Verbände des Buches entfernt; es ist daher
begreiflich, dass in dem Buche weder von dem Messtische noch
von dem Theodolithendie Rede sein konnte. Die Darstellung des
vorgetragenen Lehrstoffes ist eine durchweg klare und correcte und
ermöglicht auch reiferen Schülern der letzten Classe der Bürger-
schulen, welche den Zeichenunterricht genossen haben, sich mit den
für einen Landwirt wichtigsten Vermessungsarbeiten auf leichte
Weise bekannt zu machen.
Bei Abfassung dieses Buches haben dem Verf. die anerkannt
besten Lehrbücher der praktischen Geometrie, wie jene
von Bauer, v. Bauernfeind, Hartner, von Largiader,
Thieme, Schlesinger usw. wesentliche Dienste geleistet.
In dem ersten der beiden Abschnitte, in welche das „Lehr-
buch der praktischen Geometrie^ getheilt ist, wird die Be-
schreibung, Prüfung und Berichtigung der Messbehelfe vorgenommen,
sowie das Horizontalmessen gelehrt. Die hier erörterten Instrumente
sind so einfach und wohlfeil, dass mittelst derselben alle im landwirt-
schaftlichen Leben gewöhnlich vorkommenden einfacheren Ver-
messungen mit hinreichender Genauigkeit ausgeführt werden können.
— Im zweiten Abschnitte findet man eine sachgemäße Dar*
Stellung des Höhenmessens und Nivellierens, immer durch
Elameilte des SitnatLoQSEeicbiidns usw., sn^. r. J. G. WaOentin, S81
zweckmftüige» Beispiele uadAufgabeo anterstotzt. Von den Nivellier-
instrum enteil werden jene erwähnt^ bei welchen sich die horizontale
Ebene von selbst bildet, ferner die Nivellierwagen (Setzwage
und Wasser wage), die Pendelinstrumente (von Böse und
der Gef&n3tock)t endlich die Li bellen Instrumente (das
Nivellierdiopter, die Ni vellie rlatteo). Den Schluss des
iwöiten Abschnittes bildet der Preß 1er sehe Messknecht. —
Den einzelnen Tht^llen des Baches sind viele Figuren heigegeben und
68 wird durch diese das Stadium des letzteren zweifelsohne sehr ge-
ordert.
Die ^Elemente des Situationszeichnens", also das
Zeichnen von Hortzontalplänen, sind in dem zweiten Hefte enthalten
und in neun Tafeln das Wichtigste ans dem Situationszeichnen dar-
gestellt.
Die in der dritten Abhandlung gegebenen geometrischen
CoQstrnctionen sollen die Grundlage fDr das gedämmte geo-
metrische Zeichnen bilden ; der hier gegebene Stoff soll au Ackerbau-
chulen, welche aus zwei Jahrgängen bestehen, in einem Semester
Erarbeitet werden, im zweiten Semester wäre dann die P r o j e c t i o n s-
lehre vorzunehmen. In I wird von den Zeiehnnngsmaterialien und
en Instrumenten des Zeichnens gesprochen , wodurch der zweite
h^ü (,die zeichnende Greometrie nebst Anwendungen**) eingeleitet
rd* Im letzteren finden wir das Zeichnen der Punkte, Linien»
Hnkel und Parallelen, die Tbeilung der Geraden sammt mannig-
.liigen Anwendungen, iu gleicher Weise die Theilong der Winkel,
das Zeichnen der Dreiecke, der Vierecke, der regelmäßigen Kreis»
vielvcke^ der regelmäüigen Vielecke über einer Geraden, das Zeichnen
der Kdrpemetze , die Verkleinerung und Vergrößerung der Figuren
nach bestimmtem Maße, die Einzeicbnung der Figuren in andere
Figuren sammt Anwendungen , die wichtigsten Kreisaufgaben mit
mehreren Anwendungen auf die praktische Mechanik, das Zeichnen
der Ovallinio und der Ellipse, die Verwandlung der Figuren, die
Theilung derselben, das Zeichnen von krummen Linien usw. Auch
Schriftchen ist mit großer Sorgfalt gearheitet und wird sich
ftifelhaft als recht nützlich beim ersten Unterrichte im geo-
ietrischen Zeichnen erweisen,
Kef. meint, dass durch die drei vorliegenden Schriften ^ 1ns-
e»onderH durch die an erster Stelle besprochene, die „kurzgefasste
Ische Geometrie*^, eine bisher fühlbare Lücke ausgefüllt wird.
^Ant(stattung ist in alleo drei Büchern eine treffliche zu nennen,
fiotlichkeit der Figoren la ; zu wünschen übrig. Die
im Lehrbuche der praktisi : metrie in ziemlicher Anzahl
orbandenen Druckfehler sind durch ein am Schlüsse des Buches
Ingitrachtes Fehlerverzeichnis unschädlich gemacht. Somit seien diese
Bücher nicht nur zum Gebrauche an Ackerbanschulen, sondern auch
denen empfohlen, die auf leichte und wenig umständliche Weise in die
YOigotragenen technischen Wissenszweige eingeführt werden wollen*
S8S JL BaÜMrf, Die Grundlefaren der Physik n8W.,a.T.j; O. WaüetUm.
Die Grundlehren der Physik in elementarer Darstellung. Für dm
Selbststadium bearbeitet von Ludwig Ballauf, Conrector an der
Realschule zu Varel. Dritter Band. Langensalza , Druck und Verlag
von Herrn. Beyer et Söhne.
Wir hatten schon früher Gelegenheit die beiden ersten Theile
der vorliegenden ^Grnndlehren der Physik^' zn besprechen
und auf die VorzQge derselben vor anderen Lehrbüchern hinzuweisen.
Durch die Herausgabe des dritten Bandes , welcher die Grundzüge
derLehre vomHagnetismus und derElektricität enth<,
ist das schöne und anerkennenswerte Unternehmen zum Abschlüsse
gelangt. Die Aii; der Darstellung auch dieser physikalischen Theile
bestätigt das Urtheil, welches der Bef. in Bezug auf Anlage und
Durchführung der beiden ersten Theile geeilt hat.
Der Verf. hält die richtige Mitte zwischen rein experimenteller
Darstellung und theoretischer Begründung ^ was gewiss gebilligt
werden wird ; allerdings ist er — was mathematische Begründung
gewisser physikalischer Erscheinungen anbelangt — öfters weiter
gegangen, als viele, ja die meisten Autoren verwandter Lehrbücher;
so ist in dem vorliegenden dritten Theile der streng mathe-
matische Begriff der Potentialfunction aufgenommen und
von demselben öfters Gebrauch gemacht worden ; doch ist der Verf.
bei seinen Deductionen immer im Gebiete der elementaren Mathematik
geblieben, so dass ihn auch in der Beziehung keinerlei Vorwurf
treffen kann. Es muss im Gegentheile als ein Fortschritt bezeichnet
werden , wenn der Autor eines elementaren Lehrbuches die Sprache
sowohl als auch den Gedankengang , den die Forscher auf diesem
Gebiete gemacht haben, adoptiert. So erscheint es viel angemessener,
den noch üblichen Ausdruck «elektrische Differenz^ durch „Potential*'
differenz^ zu ersetzen, naqhdem früher dem Schüler der Begriff einer
solchen als eines „Gefälles^ klar gemacht und an Beispielen der
verschiedensten Art demonstriert wurde.
Im dritten Theile beginnt der Verf. mit der Lehre vom
Magnetismus, abweichend von einigen neueren Autoren, wie unter
anderen auch von Jochmann, welche diese Lehre der von der Elek-
tricität subsumieren. Für die Schule dürfte der hier gegebene Weg
der vortheilhaftere sein, da im anderen Falle nur zu leicht die magne-
tischen Grunderscheinungen eine weniger eingehende Behandlung er-
fahren können und da andererseits es bei Voraussetzung gewisser
Kenntnisse aus der Lehre vom Magnetismus schwer möglich ist, eine
organische Darstellung der Elektricitätslehre zu stören.
Die Web er sehe Ansicht über das Wesen des Magnetismus
hätte als solche bezeichnet werden sollen. — Die Ableitung der
Schwingungsdauerformel einer Magnetnadel hätte einfacher and
eleganter gestaltet werden können. — Bucht hübsch ist die Lehre
vom Erdmagnetismus dargestellt; es wurde unter Zuhilfenahme des
Fotentialbegriffes die Theorie des ^Erdmagnetismus, wie sie von
Oauss gegeben wurde, in ihren ]b\indamenten klar gelegt.
Von den Apparaten zur Erzeugung größerer Elektricit&ts-
X. Baihuf, DU GnuidlehreQ d^r Ffajilk oaw., a. v. J. O^ WaUetUin^ SSS
meagen erfahrt der Elektrophor, die Armstrong gehe, WioUr'scbe
nod HoHz^sche lj]0u8nziuaschine eine detailliertere Beschreibung. —
Ofil^eDtlieb der Betrachtung der elektrisch en Entladung und ihrer
Wirkungen wird das Potential eines Conductors auf sich selbst ein-
geführt. — Verhältniömäßig zu weitläufig hat sich der Verf. Qber
die Erscheinung der oscillierenden Entladung verbreitet ; der Ver*
gleich der oscillierendeD Entladung mit dem Auf- und Nteder-
dch wanken einer FlQBsigkeit, welche in zwei commuuicierenden
^fidhreo bis zu verschiedener Höhe sich befindet, ist gelungen, —
^■ku;s man die seltenen Kugelblitze nicht nachahmen konnte, ist un-
^^Hehtig: ea isi diee G. Planta im Jahre 187B mit elektriachen
Hpir^meo von sehr hoher Spannung (ungefähr 1200 Bunsenache
^^Ili'^aiente) gelungen und er erklart auf Grundlage dieser Versuche
die Kuk^e] blitze durch das Auftreten eines überreichen Stromes von
ektricität im dynamischen Zustande^ der sich gleichzeitig in hoher
lannung befindet.
Mit großer Klarheit und OberstchtUchkeit hat der Verf. die
dlehren des galvanischen Stromes und seiner Wirkungen dar-
teilt, üiezu hätte im einzelnen der Ref. nur folgendes zu be*
rken: Dass der in einer Batterie zwischen zwei Elektromotoren
iter Art befindliche tiässige Leiter nicht nur durch seine eigene
imotorische Beziehung zu den Metallen, sondern wegen der
InderuDg der Zwischenpaare zur Hebung der Potentialdifferenz
itr>, hätte besonders betont, wohl auch durch ein Schema dar*
ttellt werden sollen. — Auf die € 1 a u s i u s' sehe Ansicht über das
fesen der Elektrolyse, welche übrigens schon von Williamson
rochen wurde, wäre ebenfalls einzugehen. — Dass bei der
ihnng der Contact- und chemischen Theorie des GalTanismua
die neueren Versuche Ton Franz Einer wenigstens verwiesen
orde, ist hilligenswert. Die Bemerkungen, welche der Verf* be-
glich der Anwendung des Gesetzes der Erhaltung der Bewegungs-
«nergie in der reinen Contacttheorie macht, sind schätzenswert. —
Die ohne weitläufige Rechnung ans den Versuchen von Biot und
Savart erschlossene Wirkungsweise eines Stromelementes auf einen
Kaguetpol bespricht der Verf. S. 139; die hier gegebene Dar*
igs weise verdient Nachahmung. — Bei der Angabe der
s*8chen Wtderstandseinheit hätte doch wohl auch die Tem-
ratur des Queck^ilbers genannt werden sollen l — In einem An-
ge zum fünften Abschnitte finden wir eine strenge Her-
ijtung des Joule'schen G^setze^ der W&rmeerzengung durch einen
lachen Str^m. — Die Lehre vom Elektromagnetismus und den
tonsierscheinungen ist recht klar gegeben; die Versuche von
nokes über strahlende Materie wnrden zweckentsprechend zu
,engestellt* Bei der Erörtening der Einwendungen gegen die
lösche Ansicht h&tte auch der Arbeiten von PnluJ aber
blande Eiektrodenmaterie gedacht werden sollen.
In den ^Andeutungen über die technische Verwendung der
Bikiricttät" ist das wichtigste über Galvanoplastik gesagt, über
884 E. Jochmawn^ Grundriss der Experimentalphysik, a. ▼. /. G. WaUenUn.
die Einrichtung der elektrischen Telegraphie , fiber das Telephon,
das Mikrophon, das Photophon die Bede. Auch die neueren For-»
schungen in der Technik der elektrischen Lichterzeugang, der Erf-
zengung mechanischer Arbeit auf elektrischem Wege (Construction
der elektrischen Eisenbahnen) sind wenigstens skizziert worden, so
dass man sagen kann , der Verf. habe den zu behandelnden Stoff von
den neueren Gesichtspunkten der Forschung aus bearbeitet. Eine
lesenswerte Schlussbetrachtung ist dem Ganzen angereiht.
So mögen diese „Grundlehren der Physik^, welcher be-
scheidene Titel allerdings dem Inhalte des Buches nicht durchwegs
entspricht, eine freundliche Aufnahme erfahren. Die deutsche physi-
kalische Literatur ist durch dieselben um ein Buch reicher geworden,
welches den Anforderungen , die man heutzutage an ein Werk dieser
Art stellen muss, vollkommen entspricht.
Grundriss der Experimentalphysik. Zum Gebrauche beim Unterricht
auf höheren LehranstalteD und zum Selbstudium von E. Joch mann.
Vermehrt um die Elemente der Astronomie und mathematischen
Geographie von 0. Hermes. Mit 353 Holzschnitten und 4 Tafeln.
Siebente verbesserte Auflage. Berlin 1881. Verlag von Winckelmann
et Söhne.
Wenn man aus der raschen Aufeinanderfolge der Auflagen
eines Buches — wenigstens einigermaßen — einen Schluss auf die
Nützlichkeit und Brauchbarkeit desselben ziehen kann , so gilt dies
gewiss von dem Grundrisse der Experimentalphysik von E. Joch-
mann, der uns in siebenter verbesserter Auflage vorliegt. Wir
haben bei Gelegenheit der Besprechung einer früheren Auflage auf
die Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit in der Anlage und Durch-
führung des Buches hingewiesen und können — entsprechend dem
ürtheile bedeutender Fachmänner über das Jochmann'sche Lehr-
buch >- wohl behaupten, dass es unter den Lehrbüchern der Physik
für den Unterricht an höheren Lehranstalten eine der hervor-
ragendsten Stellen einnimmt. Es kann auch behauptet werden,
dass das Buch nach dem leider nur zu früh erfolgten Tode Joch-
manns in treffliche H&nde gekommen ist; denn Prof. Hermes
besitzt die ausgezeichnete Gabe in dem Texte die Loidividualit&t
Jocbmanns in keinerlei Weise zu stören und dennoch den physika-
lischen Lehrstoff entsprechend den neuesten Errungenschaften der
Wissenschaft zu modificieren. Es muss dem Herausgeber Dank ge-
zollt werden, dass er das Lehrbuch (schon seit der vierten Auflage,
welche im Jahre 1876 erschien) um die Elemente der kos-
mischen Physik, welche man nur ungerne im naturwissenschaft-
lichen Unterrichte an unseren höheren Schulen missen dürfte , be-
reichert hat.
Da der Bef. bereits eine eingehende Kritik verfasst hat« so
will er im nachfolgenden nur hervorheben, inwieferne die vorliegende
Auflage sich von den vorhergehenden unterscheidet; ferner soll
das hervorgehoben werden, was einer Änderung wert erscheint.
E>Joehmann^Gmsiäm»dtf Eip«rementjilphjsik»a. t . J. G, WaUtutin. 989
« Gut wäre es geweseo » wesn das statifiche und dynamische Mai5
einer Kraft in Einklang gebracht worden und zu diesem Zwecke der
Begriff der Masseneinbeit umgestaltet worden wäre. — Die
BMiehnngen zwiacbeti dem absoluten Gewichte, dem Volumen und
dam speci tischen Gewichte eioea Körpers gibt der Herausgeber in
mathematischen Formeln an; es ist nnr zu bemerken, dass diese
Formeln an und für sieb keinen Sinn haben , da leider noch immer
daa specifische Gewicht als das Verhältnis zwischen dem absoluten
Gewichte eines Körpers und dem Gewichte eines gleichen Volumens
Wasser angesehen, somit als reine Verhittnisiahl betrachtet wird.
Unier solchen Fällen würde die Formol p = V. B aut-
eagen« dass ein Gewicht identisch mit einem Volumen
ist, was doch gewiss Jedermann absurd erscheinen
wird. — Neu ist der §. 32*, in widchem von der Darstellung und
dam MaG der Kräfte gesprochen und gezeigt wird, wie man
ffliilelst der A t w o o d sehen FaUmascbine die Beschleunigung
der Schwere bestimmen kann; hierzu genügen zwei Versuche. —
Fig. 59 ist nunmehr durch eine zweckmäßigere ersetzt woi-den. —
Der zum Nachweise des hydrostatischen Paradoxons dienliche
Apparat von Pascal wurde jetzt beschrieben und durch eine
deutliche Zeichnung dem Schüler vor Augen geführt. — Die Be-
merkung* welche der Herausgeber am Schlüsse des über barometrische
^Ohenm essungen Gesagten macht, dass nicht alleMeere gleich
^^ IC h s i n d und dass man alle unternommenen NiYellemeuts deshalb
Qf einen besonders fundierten Normalhöhepnnkt beliehen mÜBse^
ist von anHerordentlicher Wichtigkeit, Undet sich aber noch in
wenigen Lehrbüchern.
In der Wellenlehre hat der Herausgeber den Wasserwellen
nunmehr eine groüere Aufmerksamkeit geschenkt als bisher.
In der Lehre von der Li chtbrech ung gibt der Verf. der
vorliegenden Auflage die Constmction des gebrochenen Strahles
mittelst zweier coucentrischer Halbkreise an. — Der Eisenlohr^sche
Beweis über das Minimum der Deviation in einem Prisma wird bei-
bahalv ]| wird durch Fig. 147 dargothau, wie man den Gang
der 1.. udn in einem Prisma construieren könne. — Neu hin-
zugekommeQ jst die Abbildiing eines Spectroskopes. — Die Be-
rücksichtigung der anomalen Dispersion verdient Billigung.
Ea wird auf die diesbezüglichen Versuche von Christiansen
und Kundt ferwiosen. — Der Beweis, dass die dnrch das Brecijnngs-
ge»etz lit^atimmte Strecke in kürzerer Zeit vom Liebte zurückgelegt
wirii aln jede andere Strecke, wird verallgemeinert und in einfacherer
Form dargestellt. — In der theoretischen Optik wurden keine
Änderungen vorgenommen.
In der W&rme lehre wird von der großen Entdeckung der
Verdichtung der bisher als permanent angenommeneu Gase Kenntnis
genommen. — Das neu eingeschaltete Capitel Über die kritische Tem-
peratur ist von Belang. — Nicht unwesentliche Änderungen erfuhr
der Abschnitt, in welchem die Lehre von der Dampfmaschine
S80 E* Joehmanny Grandsiss der Experimentalphysik, a. v. J. O. WaUentin»
abgehandelt wird. — Das bisher io dem Jochmann^schen Lehrbuche
vermissteEiscalorimeter vonBonsen wird in der yorlieg«nden
Auflage berücksichtigt. — Die im Jahre 1877 angestellten Vei-suche
Yon Bosetti über die Temperatui-en von Flammen erwähnt der
Verf. 8. 239.
Der Anhang zur Wärmelehre , in welcher die calorischen Vor*
gänge in der Atmosphäre unserer Erde, also die Grundbegriffe der
Meteorologie, ihren Platz finden, wurde im Einklänge mit den
neuesten Forschungen auf diesem Gebiete mehrfEtch modificiert; eine
wertvolle Beigabe bilden die drei Tafeln, durch welche die Jahres-
isothermen, die Isothermen des Januar und des Juli dar-
gestellt werden. — Die nunmehr erfolgte Berflcksichtigung der
Isobaren, Gradienten und des Verlaufes eines baro-
metrischen Minimums ist zu billigen. — Es wäre keinen
weiteren SchMrierigkeiten unterlegen, wenn der Hei*ausgeber das jetzt
sehr häufig in An Wendung kommende Thomson 'sehe Quadranten-
elektrometer beschrieben hätte; das Princip desselben ist nicht
schwer zu fassen und man kann mit dem Instramente eine Reihe von
Schulexperimenten mit großer Einfachheit und Eleganz ausführen. —
Dass die Lehre vom Magnetismus noch immer an dieser Stelle (un-
mittelbar nach der Lehre von der statischen Elektricität) geblieben
ist, hat keine Berechtigung; es ist nicht gut einzusehen, warum ge-
rade dort diese Lehre eingekeilt wird. Entweder ist sie für sich zo
behandeln oder im Anschlüsse an die elektrodynamischen Er-^
scheinuDgen, bei welcher Gelegenheit gleichzeitig dem Schuler die
Ampere'sche Theorie des Magnetismus klargelegt werden
kann. — Wenige Änderungen finden wir in der Lehre ron den
galvanischen Strömen und deren Wirkungen. — Dass das Telephon,
das Miki'ophou und der Phonograph beschrieben werden, sei neben-
bei erwähnt. — Etwas detaillierter hätten die elektrischen
Beleuchtungsmethoden dargestellt werden können.
In der Astronomie und mathematischen Geographie
wurden nur unwesentliche Änderungen angebracht. In dieser Be-
ziehung sind dem Bef. vorzflglich aufgefallen : Eine Anmerkung zur
Astronomie des Satuiiis, das Verschwinden des Satumringes be-
treffend, sowie die auf Grundlage neuerer Beobachtungen ei-folgte
Rectification mehrerer numerischer Data.
Ref. glaubt mit gutem Gewissen auch diese neue, im Texte und
in den Figuren mehrfach geänderte Auflage der Jochmannschea
Physik der Schule auf das wärmste empfehlen zu können. Bd
Kürzung einzelner Partien — da sich in der Mittelschule der ganze
in dem Buche vorhandene Lehrstoff kaum absolvieren lassen dürfte
— wird es möglich sein, den „Grundriß der Experimental-
physik^ als nützliches Lehrbuch im unterrichte zu verwertben.
Die hübsche Ausstattung des vorliegenden Buches gereicht der
umsichtigen und rührigen Verlagsbuchhandlung zur Ehre.
£ Arendt, GrntidHss dar anoiganlscb^Q Chemie. ä.v. /. O, WaUentin, S87
Grunciriss der anorgailischeri i*. Mit EinÄchaltung «blreicbör
KepetitJonsaiifgübcD und et tiöcher Aufjfabeo für mittlere und
lidoere Schulen nnd Lehreröeiuiiiare. Von Dr Rudolf A r** iidt, Prof,
nnrl tebrer der Chemie an der Handelslehransfealt in L«ipiig. Zweito
T^r Anffag«. Mit 62 in den Text eingedruckten Hohschnitten,
Lu 1, Verlag von Lijopold Voe», PreiB 4 Mk.
Itu ^ftiten oder methodischen T heile des vorliegenden
Jjehrbuubos geht der Verf. Ton den bekanntesten Metallen aus und
_ iiUdert deren Verhalten beim Erhitzea an der Lult; darauf (gründet
«r die Einthellang: der Metalle in nnedle nnd edle nnd kommt im
wtitereit Verlaufe anf die Ursache der Verminderung di*r nnodien
Metalle beim Erhitzen an der Luft £q sprechen. Der Vor f. folgt
hiebe! Tolbtändig der inductiven Lehrmethode und sucht die Be-
dingufigeo, unter welchen eine Erscheinung entsteht« in m^gliehat
foUsÜDdiger Weise auf dem Wege des Experimentes zu erforschen. —
Weiterfi betrachtet der Verf. einige nichtmetalUsche und metallische
brennbare Ki5rper und geht auf die Besprechung der Natur der Oxyde
ein; ab weitere Erscheinungen bieten sich ihm die langsame und
ukToUkommene Verbrennung dar- Es ist somit — wie ersichtlich —
der erste Abschnitt der Verbindung der Körper mit Sauerstoff ge-
widmet; im zweiten Abschnitte werden die Sulfide und Chloride
einer Erörterung unterworfen und gelehrt, wie man Oijde, SulJide
nsd Chloride reducieren könne ; ala eines wichtigen EeductionsmltteU
wird auch der Elektiicit&t gedacht. Die Ergebnisse dieses Capitels
fuhren den Verf. zu einem Theile der theoretischen Chemie (oon-
staute VerhJÜtnisso, Atom — MolecüL Atomgewicht und Molecular-
gewicht). Mit großer Genauigkeit wird au der Hand der Erfahrung
dir Sitz erwieeen, dass die Molecüle aller Gase und Dämpfe gleich
gttA sind und dass die Buchstabensymbole, die zu ihrer Bezeichnung
dienen, zwei Volumina repräsentieren» Daran schließen sich mehrere
»ehr wichtige Aufgaben und eine ziemlich ms Detail gehende Be-
sprechung des Miiriotte ' Gaylussac*sclien Gesetzes. Von weitereu
tli" ' ' iitjen, die dem Abschnitte eiuTerleibt
Sil ing: die Stöc- % die Lehre von der
Vabii leri Zusammenhang mit der Hjrpotheee von der
Elemei ritution.
Au die Verbindungen zweiter Ordnung reiht der Verf* die
Verbindungen höherer Ordnung, also solcber» welche mehr als zwei
Elemente enthalten (Chemie der Salze). Auch hier fehlt es nicht an
tbt 'len Seitenblicken: so werden S. 155 die älteren Ansichten
ii uiie eingehend besprochen ; ein eigenes Capitel ist auch
der Darstellung der Gewinnung der wichtigsten Salze, Oxyde und
Sluren gewidmet; hier wie im ganzen Verlaufe des Buches hat der
Verf. da« historische Moment in Büeksicht gezogen^ was anerkennend
benrorgehoben werden «olL
Im nächsten Abschnitte zeigt der Verf. an einer Reihe tqq
Beispielen, dass sich im allgemeinen niedere Oxyde. Sulfide, Chloride
auch in höhere und umgekehrt transformieren las!«en; wie die par-
tieUen Oxydationen und Beductionen zur Maßanalyse zu Tsrwenden
S88 TT. SMemÜllert Der Zasammenhang usw., ang. t. J. O. Waüentm,
seien, wird S. 209 gelehrt. Im folgenden ist ein eigener Abschnitt
den Wasserstoffverbindungen gewidmet.
Im zweiten oder systematischen Theile wird das
System der Chemie, wie es sich aus den im methodischen Theile ge-
wonnenen Erriingensohaften ergibt, dargestellt. Von gewissen Eigen-
schaften der Metalloide und Metalle ausgehend gruppiert Prof.
Arendt diese Stoffe und verweist bezüglich des Details auf den
methodischen TheiL Zu den wertvollsten Partien des Buches gehört
unstreitig der zweite Abschnitt des systematischen Theiles (theore-
tische Schlussbetrachtungen). Die Lehrmethode des Yerf.8 , die eine
vortreffliche ist, springt hier deutlich in die Augen und es ist dem
Verf. recht gelungen , den Schüler vor Confundierungen der Hypo-
thesen und der Thatsachen zu wahren. Die Structurtheorie der
Chemie ist es, welche der Yerf. in klarer Weise zur Anschauung
bringt und welche in dem angezeigten Umfange recht gut auch in
den Mittelschulen gelehrt werden kann.
Durch einen Anhang wird der Leser mit den Principien der
Spectralanalyse vertraut gemacht: es hätte sich empfohlen von d^i
Resultaten der Spectroscopie mehr zn bieten, als es hier geschehen ist
Einer trefflichen Seite des vorliegenden Buches muss zom
Schlüsse noch Erwähnung geschehen: die stöchiometrischen Auf-
gaben, welche in der zweiten Auflage den einzelnen Capiteln
beigeÄgt sind und von denen die schwierigeren von den ieichtereii
schon durch den Druck unterschieden sind, bilden für den Leser
eine willkommene Beilage und es ermöglicht ihre große Zahl dem
Lehrer eine passende Auswahl zu treffen.
Es sei hiermit das Lehrbuch , welches sich füi* mittlere und
höhere Lehranstalten vortrefflich eignen dürfte, zum Gebrauche
bestens empfohlen. Druck und sonstige Ausstattung lassen nichts
zu wünschen übrig.
Der Zusammenhang zwischen Höhenunterschied, Temperatur
und Druck in einer ruhenden, nicht bestrahlten Atmosph&re
sowie die Höhe der Atmosphäre. Bearbeitet auf Grund der dyna-
mischen Gastheorie von Wilhelm SchlemüUer, k. k. Hauptmann.
Prag 1880, Verlag von H. Dominikas.
Ausgehend von den Grundansichten der neueren Gastheorie,
welche von Eroenig und Clans ins ausgesprochen wurden, leitet
der Verf. den Satz ab, dass die mittlere senkrecht gegen eine Grenz-
wand wirkende Geschwindigkeitscomponente gleich der halben
Moleculargeschwindigkeit des Gases ist und entwickelt die Formel
für die letztere Größe als Function der Temperatur. Im weiteren Ver-
laufe flndet der Verf. auf theoretischem Wege, dass die Temperatur-
differenz dem Höhenunterschiede direct proportional, von der Be-
schleunigung der Schwere, der Menge der die Atmosphäre bildenden
Materie, der geographischen Breite unabhängig, jedoch von, der
Natur der Materie abhängjg ist. Erfindet, dass in trockener Iiuft
die Temperatur für 175 'eil"" Höhe um l^C. abnehme, was mit den
J. Hoehh€ifn,Aü(güb^niim der analjt. Geometrie usw,, a, v. J, OdMtHü^ 989
BeobflurhiuDgen (Ballonfahrten von GUishor) recht (fut ubcr-
einstimmt Im zweiten Abschnitte führen den Verf. die ausgeführten
Rechnungen zu dem intereßsanten Resnltat , dass trockene Luft his
etwa 50 Km., nasae Luft bis etwa 80 Km. reichen wii'd. Auch dies
stimmt mit anderen Ergebnissen gut überein. ~ Der nächste Ab-
schnitt enthält die Rechnungen, welche der Verf. behufe Eruiemng
des Znaammanhanged zwischen Höhenunterschied und DruckdifTereoi
anstellte. — Daraus ergibt sich der vom Verf. im vierten Ab-
schnitte aufgestellte Satz, dass die Drucke in zwei verj^chieden
hohen Punkten einer Atmosphäre sich wie die sechsten Potenzen der
absoluten Temperaturen verhalten.
Die vorliegende Schrift verdient jedenfalls Beachtung; es ist
eine Hypothese, die den Ausgangspunkt der hier gegebenen Ent-
iricklungen bildet, nämlich die^ dass die Molecüle bei einem be-
slimmtett Wännezustande des Gases eine bestimmte, höchstens
poerhalb enger Grenzen variierende Geschwindigkeit besitzen; he-
lltet man die aus dieser Hypothese gezogenen Schlüsse^ welche
mit der Erfahrung im großen Einklänge sind, so wird man sie nicht
— etwa zu Gunsten der Maxweirschen Theorie — schlechtweg fibor
Bord werfen.
Wien.
Dr. J. G, Wallentin.
Aüfgaheu aus der analytischen Geometrie der Ebene, Von Dp.
Ädoir Hoch heim, Professor. Heft 1. Die gerade Linie, der Ponkt,
der Kreift, A. Anfgaben. B. Aufll^iingen. Leiucig 1682, Teubner.
Pr. Ä 1 M. 60 Pr
Dass der mathematische Lehrstoff an zahlreichen Beispielen
praktisch eingeübt werden müsse, wenn derselbe zum geistigen
Bigenthum der Schüler werden soll, gilt namentlich von der analy-
tischen Geometrie. An Aufgabensammlungen aus dem Gebiet dieses
Zw«ig#0 der Mathematik ist nicht Cberfluss und das Erscheinen
dieaer Sammlung kommt einem wirklichen Bedürfnis entgegen. Das
vorliegende erste Heft enthalt Aufgaben» die etwa den «Vorlesungen
aOB der analytischen Geometrie der geraden Linie, des Punktes und
dea Kreises von Dr. Otto Hesse '^ entsprechen. Die Aufgaben (558 au
der Zahl) berücksichtigen nicht nur die längst bekannten Theorien,
gondern bringen auch die Kesultate der wissenschaftlichen Arbeit
der jüngbten Jahrzehnte in leicht fosslichen Problemen zur An*
Wendung, so die Aufgaben über das Doppol / i$ von vier
Strahlen, harmonisches und involutori-^ches ^"^^ schel, über
0inogene Punktcoordinaten, J. Iinatea, da^ Doppelver-
itnis der vier Punkte, involc Punktreihon, homogene
Liniencoordinaten ; über Pol und Polare, Kadicalachse und Kadtcal<"
centrum, über Kreisbüschel, Ähnüchkeitspunkte und das Factions-
pr<jhh^m. Wie man sieht, ist das Buch für Studierende der Uoch-
tiolen bestimmt Aber auch strebsamen Schülern des QymnasiYuns
der liealschale kann ct. wt^gnn der lalilreicbeD Aufgaben über
erial der analytischen Geometrie , welches in der Mittel*
Mo L. Graf Ff eü, Matliem. it pbysikal. Entdeck., ang. y.F. WniXUntm,
schule gewöhnlich durchgenommen wird, «mpfohlen werden, sowi«
dem Lehrer der Mittelschule, dem es rei^(iche Auswahl von
passenden und interessanten Aufgaben (so namentlreh über die geo-
metrischen öi*ter, Gerade und Kreis) iiur häuslichen Übuag der
Schüler bietet.
Das Heft B i^nthält die vollständigen Auflösungen der in A
gestellten Aufgaben, bei denen auch die Methoden der modernen
Algebra benutzt werden, was nur zu billigen ist.
Teschen. I>r. J. Odströil.
Mathematische und physikalische Eutdeckungen von L. Graf Pfeil.
Mit sechs lithographierten Tafeln. Berlin, ijUÄta? Hempel 1^.
Preis 6 Mark.
Die hier gesammelten 14 Aufsätze sind zum Theil bereits in
Grunert^s Archir fbr Mathematik und Physik und in der Zeitschrift
„Gäa*' ei-schienen, daher den Lesern dieser Zeitschriften in guter
Erinnerung.
Der erste Aufsatz: „Allgemeine Theilung des Kreises und
Kreisbogens" entwickelt ein einfaches Verfahren ein beliebiges Stück
eines Kreises durch Halbtheilungen abzuschneiden und bietet dadurch
auch ein leichtes Mittel den Kreis in eine beliebige Anzahl gleicher
Theile zu theilen. Der Berichtigung des möglicherweise entstehenden
Fehlers ist die gebührende Beachtung geschenkt und das Verfahren
durch eine Reihe von Beispielen anschaulich erläutert.
Der zweite Aufsatz führt den Titel „Zur bequemen Auffindung
der Functionen kleiner Winkel aus Tafeln von fünf Decimalstellen**
und zeigt in eingehender und leicht verständlicher Weise, wie die
Formeln
arc X — sin a? == I (tang x — arc x) = \ (tang x — sin x)
und
log. arc X — log. sin a? = ^ (^^?- **"fi> ^ "" ^^- ^^^ ^)
= \ (log. tang X — log. sin x) = J log: sec. x
welche für sehr kleine Winkel gelten (Maskelynesche Regeln), ver-
wendet werden können , die Functionen sehr kleiner Winkel au be-
stimmen ; 22 Beispiele dienen zur Erläuterung des Verfahrens.
Der dritte Aufsatz y,Zur Theorie der geraden Linie" beschäftigt
sich mit dem Nachweise , dass der Begriff der geraden Linie kein
einfacher sei und dass unter Berücksichtigung dieses IJmstandes die
verschiedenen Sätze über die gerade Linie und auch der Parallelsatz
keine Schwierigkeit bereiten. Der folgende Aufsatz führt den Titel
„Unter welchen Verhältnissen ist es für die Staatscasse vortheilhaft
ein deprimiertes Papiergeld oder Banknoten gegen Verzinsung ein-
zuziehen^ und bezieht sich gelegentlich auch auf die österreichischen
Verhältnisse. Der fünfte Ansatz behandelt die „Messung auf der
kurzen Basis**, worunter der Verf. Jene Art von Messung versteht,
wo die gegebene Seite des Dreieckes, dieBasis^ so klein und reepective
die zu messende Entfernung so groß ist , dass die Bedeutung der
Winkel an der Basis als Einzelwinkel verschwindet und der Winkel
'Df* J. WorpiUky, Elemente der Mathematik, anpr- v. F, WaUeniin. SBI
an der Spitze, die Parallachse, in Betracht kammt.^ Dieser Aufsati
eatb&U dabei eine kurze TheoTie der Distanziaeßser. Mehrere Bei-
spiel« erläutern das Ganze and bieten dem Yerf. Gelegenheit die
Braocbbarkeit für BetailaufnahmeD zu militärischeti , namentlich
artilleristischen Zwecken ber?orziiheben . da die Berechnung nach
dieser Methode nicht Qber die KenntnU eines Soldaten binauf^gebt,
welcher die Dorfschulo besucht hat.
In dem Auisatze ^Wa^^serbuden, Duftanhaug und Hagel^ er*
klärt der Verf. auf Gnmd inelirernr Fälle, die hier naber beBchrtebeo
iiod, die Wasserhosen als Hegenj3:ü0e, welche ron Wirbelwinden er-
laaai werden , und in recht einfacher Weise die Bildung des Dufl-
ubanges — Bildung der Ei8nadeln um die erkalteten Zweige der
B&ume — und des Hagels. Der siebente Aufsatz bespriciit die
Methode , den Me&stisch atif drei Punkte einzurichten und der achte
gibt die Entwicklung der Fuucüoneu für die Summe und Differenz
xweier Winkel, ferner die Entwicklung für log {a + ^) i^oil log
(ü — ö) ans log a und log b in recht kui^er Weise, Der neunte
Anfsa! " ii^e Wünsche, die Planimetrie betreffend^ besieht sidl
haup! Ulf den ersten und dritten Aufsatz und rerlangt eioi
entspt ISerücksicbtigung dieser Partien beim üntorichte in
der IV i\ Die folgenden Aufsatze: Der Zirknitzer See — Zur
Bildutjg des Tones - Zur Wiederbelebung Scheintodter» in)$be*
Bondere Ertrankeuer und Erstickter — Zu Flugmascbinen und
endlich Kometische Strömungen auf der Erdoberfläche (eine Gegen*
loiiik) behandeln interessante Gegenstände in jener populüren
Weise, welche alle Aufsätze des Yerf.s auszeichnet.
Klemeut« der Mathematik far gekhrte Sohaien und zum 8elb«t-
«Ittdium. Von Dr J. Worpitsky, Prof. »n der kr»nigK Krie^^s-
Akademie und am FriedricWWerderschen Gymnasium xa Berlin.
Zweite umgearbeitete Auflage, Erste» H*^Ü: die Arithrtirtik, Mit
6 In den Text einredruckten Holwchnittcn. Berlin, 18H1. W*id-
mannaohc Buchhandlung. Preis 2 Mark 40 Pf.
Mit Rocksirlit auf da^ Ziel des unterrichten In der Mathematik
an den Mi' it: die Abiturienten als reif für wijisenscbaft liehe
Forschung ^sen und mit Bücksiebt darauf, dass dieee Reife
«ine andere »st n\s diejenige, welche eine Summe von handwerks-
nt&l&igen Fertigki'iten für Ziele abseits der Wissenschaft verlangt,
muas der „ tlnterricht von Yorneherein — auch wo die F&higkeiten
d- " ' ' rg noch mebr im Gedächtnis als im Intollect liegen — so
ci rdeti. AvLBB die Klarheit über das System der Begriffe und
u ^ dieses Systems aus den in einer Definition
1)1' ^ ulaten al» seiner allein möglichen Voraussetzung
und nothwendigen Bedingung bei der spiteren Bepetition nicht
4iircb die GowObnung an schiefe Auffassung gehindert wird/
Yen diesem Grundsätze lieil sich auch der Verf. bei der Aas-
Anordnung und Behandlung des Lehrstoffes leiten. Auf die
_^ Brfii£8üng detx Zahlen- und allgemeinen GrößenbegrifTes iat
«in gtofita Qemcbt gelegt, die matbematiscben Grundbegriffe sind
892 J. Buhsam, Praktisches Bechenbnoh, angez. Ton jP. WäüenUw.
eingehend erörtert, die Definitionen knrz und treffend gegeben nnd
das Lehrgebäude der Arithmetik in einer recht klaren und über-
sichtlichen Weise aufgerichtet worden.
Im besonderen ist folgendes hervorzuheben: die Behandlung
der directen und* indirecten Operationen ist gleichzeitig erfolgt und
zwar ist die eine der andern gegenübergestellt, dann sind beide zu-
sammen betrachtet, so das Addieren und Subtrahieren, das Multi-
plicieren und Dividieren, das Potenzieren, Badicieren und Logarith-
mieren. Die Erweiterung des Größen- und des Zahlenbegrriffea ist
bezüglich der algebraischen Größen und Zahlen an die Subtraction,
bezüglich der gebrochenen und irrationalen Zahlen an die Division
und bezüglich der complexen Größen an das Badicieren angereiht.
Im Anschlüsse an das Multiplicieren und Dividieren sind in Kürze
die Proportionen und im Anschlüsse an das Potenzieren sind die
wichtigsten Sätze über den Binomialcoefficienten oder über die
Tieffunction, der binomische Lehrsatz für ganze positive Exponenten,
die einfachsten Sätze über die Convergenz der Beihen, die geome-
trische Beihe , die binomische Beihe, der binomische Lehrsatz für
beliebige Exponenten , die Bestimmung von e, das Logarithmieren
einer Summe behandelt. Eingehend sind die complexen Zahlen er-
örtert, es haben hier auch die Beihen für sin x und cos x, der
Lehrsatz von Moivre und die Bestimmung der Constanten n (Leib-
nitz'sche Beihe) Aufnahme gefunden. Den Abschluss bilden zwei An-
hänge ; der eine behandelt die Yeranschaulichung der Zahleuformen
durch geometrische Gebilde und der andere bringt einige wichtige
Beihen, die Zins-, Zinseszins- und Bentenrechnung , die Gesetze des
Zahlensystems und die numerische Bechnung.
Das Buch setzt bereits gereifte und im Denken gut geschulte
Leser voraus und solchen kann es bestens empfohlen werden. Sie
werden aus dem Buche, dessen Anlage und Durchführung musterhaft
genannt werden kann , ein klares und gründliches Wissen schöpfen.
Da dieses Heft nicht den ganzen Lehrstoff bringt, so sei
schließlich noch bemerkt, dass laut Anzeige im zweiten Hefte:
Algebra , Eettenbrüche , Combinationsoperationen , Wahrscheinlich-
keitsrechnung, Kreisfunctiouen nebst Trigonometrie , im dritten und
vierten Hefte : Planimetrie und im fünften Hefte : Stereometrie be-
handelt werden und zwar, wie zu erwarten ist, in gleich ausge-
zeichneter Weise wie die Arithmetik.
Praktisches Rechenbuch für landwirtschaftliche Schulen. Von Julius
Buhsam, Oberlehrer an der königlichen Bealschule erster OrdnMff
in Annaberg. Erster TheiK für die Unterclasse. Hildbnrghausen 1880.
Eesselring'sche Hofbuchhandlung.
Dieses Lehrbuch zerfällt in zwei Theile , deren erster für die
Unterclasse berechnet ist und die Aufgabe hat, den Schülera eine
klare Einsicht in die verschiedenen Bechnungsarten und eine prak-
tische Bechenfertigkeit zu vermitteln. Es beginnt mit einer kurzen
historischen Einleitung über die Zahlzeichen und behandelt dann die
Murgerntein, Leitfaden der Botunik, ang. v. B, W. Beichardt. SftS
fier Species mit unbenaaDten und einfach beoaunteD Zahlen, die
Bozen, Maße und Gewichte , das RecbDeD mit Declmaleu, mit
ächeö, mit mehrfach beuaonten Zahlen und die Procentrechnung ;
Abscblüss bilden der Kettensatz, sowie einige Rechnungen» die
auf das Bierbrauen und Branntweinbrennen und andere land*
rtschaftliche KebenheschäftigongeD bestehen*
Der Verf., bereits bekannt durch seine nBechenschule'' und
^Praktische Aufgaben** fiSr Volksschulen, war in diesem TheUe he-
ebi eiu recht branchbares Buch zu liefern. Die Theorie wurde so
in und einfach als möglich gegeben und dae Schwergewicht auf
die Aufgaben gelegt, wobei mit Recht die Pra]tis hauptsächlich be-
rOcksichtigt und dem Kopfrecbnen die gebm'eDde Beachtung ge-
ttchenkt wurde.
In der untersten Classe einer landwirtschaftlichen Schule
dürfte das vorliegende Werkchen in recht guter Weise verwendet
werden können.
Wien.
F. Wallentin.
eitfaden der Botanik far die oberen Classen dm Mittelschulen« Von
Df, Alfred Bnrgerstein, Prof. am I,eopoldBtidter Communal-
BeiK und Obergjmnasinm iu Wien. Mit 1i67 in den Teit einge-
druckten AbbUduogen. Wien 1B82. Verlag von Alfred H&ider. 8*.
168 SS.
Der Verf, war bestrebt, den feststehenden ßesnltaten der
Queren Forschungen so viel als möglich Rechnung zu tragen und
bei den Umfang seines Lehrbuches auf ein solches Maß einzu-
brünken, dass es selbst bei einem wöchentlichen zweistündigen
unterrichte möglich werde, den größten Theil dea Stoffes tu be*
BD. Im ganzen und großen erreicht Prof. Burgerstein das an-
ebto ZieL Der Lehrstoff ist zweckmäßig vertheUt, der mit Sach*
inntnis geschriebene Text hebt das wesentliche gut hervor, die Ab-
Idungcn können, wenige aui>genomnien . als gelungen bezeichnet
erden. Namentlich die Abschnitte Qber Anatomie und Physiologie
Pflanzen machen sich Tortbeilhaft durch Correctheit und inniges
Dschmiegen an den gegenwärtigen Stand der Wissenschaft be-
erkbar; man sieht, das<« der Verf. in diesen Disciplinen selb-
Indig und mit gutem £i folge arbeitete« Bei einer neuen Auflage
[^rde es sich vielleicht empfehlen , in der Systematik Eichlers
fUabus 2u folgen und den Abschnitt nber Pflanzengeographio unter
irQcksichttgung der neuesten Publicationen von Engler umzu-
^btiten. Der vorliegende Leitfaden ist in jeder Beziehung ein gutes
rhuch und kann iu den obtvren Classen unserer Mittelschulen bei
rrichte aus der ßotauik mit Vortheil verwendet werden«
:i sei noch hervorgehoben, dass der Druck ein correcter,
' äußere Ausstattung eine gefällige ist*
^tifl f. a. h*%9n, Qjm», 1IH9I. Y, Bmi%
Z%
S94 J. Gattnersdorfer, Beitrag z. EenntD. usw., ang. v. JET. W. BHehardt.
Die Alpenpflanzen nach der Natur gemalt Ton Jos. Seboth. Mit
Text von F. Graf und einer Anleitung Eur Cultur der Alpen-
pflanzen in der Ebene von Job. Petrascb, k. k. Hofgartner im
botanischen Garten in Graz. III. Band. Prae 1881. Verlag von
F. Tempfikj 16, lY und 63 SS. 100 Tafeln in Farbendnick.
Über die beiden ersten Bände dieses Bilderwerkes wurde
wiederholt in der Zeitschrift för österreichische Gymnasien berichtet.
Der dritte Band , dessen Schlnssheft vor kurzem erschien , bekundet
einen entschiedenen Fortschritt in der technischen Ausführung der
Abbildungen; ja mehrere Tafeln desselben können als vorzüglich
gelungen bezeichnet werden. Beispielsweise sei auf Cirsiam spinosis-
simum (Taf. 81) und Hypochoeris uniflora (Taf. 90) hingewiesen.
Dass trotzdem einiges noch besser sein könnte , soll nicht geleugnet
werden. So fielen die Farbentöne blauer und violetter Blüten häufig
zu blass aus, was namentlich bei mehreren Gentianen, bei Eritrichium
nanum (Taf. 18), bei Viola calcarata (Taf. 6) u. m. a. sich geltend
macht. Ferner wurden die Blätter bei so manchen Arten zu steif und
scheinbar zu dick wiedergegeben; dies gilt namentlich von Famen
mit fein zerschnittenen Wedeln, wie Cystopteris alpina (Taf. 45),
Allosorus crispus (Taf. 85) usw. Endlich beinträchtigt das gewählte
kleine Format die Darstellung großer Pflanzen leider öfter, doch
geschah das möglichste, um diesen Übelstand weniger fühlbar zu
machen. Diese verhältnismäßig geringen Mängel thun dem Werte
von Seboth's Alpenpflanzen keinen wesentlichen Eintrag ; ähnliche
Übelstände treten bei anderen Bilderwerken viel greller und in
höherem Maße auf. Eine zweckmäßige Beigabe zum Texte ist ein
alphabetisches Verzeichnis sämmtlicher in den drei erschienenen
Bänden abgebildeter Arten. Ein vierter Band soll das Werk ab-
schließen. Er dürfte, da die Hauptmasse der in unseren Alpen all-
gemein verbreiteten Species schon abgebildet wurde, Seltenheiten
in größerer Zahl bringen und von besonderem Interesse sein.
Beiträge zur Kenntnis der Eigenschaften und Entstehung des
Kernholzes. Von Johann Gau nersdorf er, Prof. ander landwirt-
schaftlichen Lehranstalt „ Francisco- Josephinam*" in Mödling. Separat-
abzug aus dem LXXXV. Bande der Sitzber. der k. Akad. der Wissensch.
1. Abtb. Wien. 1882. S\ 33 SS.
Der Verf. untersucht die Entstehung , den Bau , die chemische
Zusammensetzung und die Function des Kernholzes von Syringa
vulgaris, Aesculus Hippocastanum, Prunus avium, Cytisus Labumum
und Diospyros viiginiana. Seine Arbeit ist mit Fleiß ausgeführt, er-
weitert unsere Kenntnisse über das Kernholz in einzelnen Punkten
nicht unwesentlich und liefert den Beweis, dass Gaunersdorfer mit
der Phytotomie und Phytochemie wohl vertraut ist , so dass er mit
gutem Erfolge selbständige Untersuchungen auszuführen veimag.
Wien. H. W. Keichardt.
Dritte Abtheilung.
Zar Didaktik und Psedagogik.
Zur Überbürdungsfrage.
J. Bappold bat in seiner vor kurzem erschienenen Schrift „Unser
Gymnasium. Erwägungen und Vorschläge xu Methode und Lehrplan''.
(8. 11 bis 14) sich aber die Überbürdungsfrage in einer Weise geäußert,
der man nicht nachrühmen kann, dass sie sich durch Folgerichtigkeit
auszeichnet.
ä. 12, Z. 26 T. 0. der genannten Schrift erklärt der Verfasser»
dass er „nur ziemlich ungläubig an das ron so yielen Seiten gepredigte
Dogma der Überbürdung herantreten könne". Auf derselben Seite Z. 8
r. u. gebt er noch weiter, indem er versichert, er habe die Überzeugung
gewonnen, dass von Überbürdung der Obergymnasiasten keine Bede
sein könne". Aber scheu S. 13, Z. 1 v. u. lesen wir: „Freilich ist die
l/berbürdung vorhanden, wenn der Stoff gründlich gelernt werden soll.
Nun aber kann von der Forderung eines gründlichen Lernens auf
keinen Fall abgesehen werden, wir müssen diese Forderung zu erfüllen
streben. Dazu ist es aber unumgänglich nothwendig, den Lehrstoff be*
deutend zu vermindern". S. 14 heißt es noch ausdrücklich: ^lu diesem
Sinne also (um mit dem Überbürdungsthema abzuschließen), wenn auch
Qründlicbkeit des Lernens verlangt wird, müssen wir die Klagen über
Üherbürdung als begründet anerkennen".
Nun frage ich, ob es folgerichtig ist, 8. 13 zusagen: «von Üher-
bürdung könne gar nicht die Rede sein" und S. 14 mit den Worten zu
schließen: «wenn auch Gründlichkeit des Lernens verlangt wird, müssen
wir die Klagen über Überbürdung als begründet anerkennen". Es dürften
nämlich jene GyiiiDai>ialkhrer, die von der Forderung eines gründlichen
Lernens tbatsächlich absehen, wohl au den Fingern zu zählen sein; mit-
hin muss aus dem, was Eappold selbst S. 14 abschließend zugesteht,
gefolgert werden, dass die Gymnasiasten tbatsächlich überbürdet sind
— was er S. 13 rundweg geleugnet hat
Ferner behauptet Rappold S. 12, Z. 13 v. u., dass der Verfasser
der Schrift: „Zur Gymnasialfrage in Österreich" „diese ganze Frage (die
Überbürdungsfrage) in sehr besonnener Weise bespricht*'. Man sollte
also glauben, dass Happold wenigstens in der Hauptsache in dieser Frage
396 Br. Ed. Brand, Zur Überbürdon^sfrage.
mit jenem Verfasser eines Sinnes ist. Aber es findet das gerade Gegentheil
statt. Denn der von Rappold citierte Verfasser sagt S. 50, Z. 9 v. u.
ausdrücklich: „Zunächst muss entschieden geleugnet werden, dass eine
solche (nämlich die Überbürdung) schon in der Organisation unserer
Gymnasien begründet sei". Und was sagt Rappold S. 14? „Es ist unum-
gänglich noth wendig, den Lehrstoflf bedeutend zu yermindern". Das heißt
denn doch in der Sprache des von Bappold citierten Verfassers, „dass
die Überbürdung schon in der Organisation unserer Gymnasien be-
gründet sei**:
Endlich scheint J. Rappold das von mir auf der Philologen -Ver-
sammlung zu Trier angegebene Mittel, wie die Existenz der Überbürdung
erwiesen werden könnte, „un?ollkommen und schwer durchführbar. Es
gebe jedenfalls einfachere Mittel,' die sicherer zum Ziele führen. Ein solches
gebe der Verfasser der schon öfters citierten Schrift: »Zur Gymnasial-
frage in Österreich** S. 52.
Vor allem muss ich gestehen, dass Äußerungen von Abiturienten,
die gelegentlich der Verabschiedung vom Lehrer gemacht werden, so
ohne weiteres und ohne Auswähl mir in dieser so wichtigen Frage nicht
maßgebend zu sein scheinen. Auch ich') lege auf das Ürtheil der Abi-
turienten großes Gewicht, aber nur innerhalb der durch die Natur der
Frage gebotenen Grenzen. Meine Abiturienten — um mich kurz auszu-
drücken — müssen erstens zu den besseren Schülern gehören, zweitens
dürfen ihre Urtheile nicht improTisierte, sondern durch Erinnern und
Erwägen vorbereitete sein, endlich muss die Vorliebe des einen für den
philologisch-historischen, die des anderen für den mathematisch-natur-
wissenschaftlichen Lehrstoff in Rechnung gezogen, beziehungsweise in
Abzug gebracht werden.
Um zu beweisen, dass der Vorwurf des Überbürdens nicht be-
gründet sei, bedient sich Rappold einer der Mechanik entlehnten
Rechnung. Diese ist aber falsch, weil die S. 13, Z. 6 v. u. gemachte
Voraussetzung, „dass die Arbeit von unseren Schülern sehr ober-
flächlich geliefert wird", in dieser Allgemeinheit gewiss nicht richtig
ist. Um nun das von mir vorgeschlagene Mittel ihm plausibel zu machen,
werde ich mich ebenfalls an die Mechanik wenden, hoffentlich mit mehr
Glück. Bd. I S. 57 des „Lehrbuches der Physik* von Müller, bearbeitet
von Dr. Leopold Pfaundler, heißt es im Buche von der Mechanik: „Das Ver-
hältnis zwischen der an der Maschine angreifenden Kraft und der Last^
welche man mit der Maschine heben kann, wird häufig mit dem Namen
der Übersetzung bezeichnet. .. Um eine stärkere Übersetzung zu er-
halten, als man mit dem einfachen Haspel erreichen kann, werden zu-
sammengesetzte Räderwerke angewendet".
Das von mir vorgeschlagene Mittel mag nun auf den ersten An-
blick als „zusammengesetztes Räderwerk* erscheinen. Nichts desto we-
niger sind die Sätze, auf denen es beruht, einfach und lässt sich das von
') Siehe S. 3, Z. 12 v. u. meines Schriftchens: „Die Überbürdungs-
frage auf der 34. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner
zu Trier«. Bielitz 1880.
Dr. Ed* Brand, Zur Überbfirdtingsfrage.
897
_mir To^eichlAgen« Mttt«! luiter Featbaltan^ der aufgestellten Satz«
|lf eine einfiachd mid leicht durchführbare Form, auf eine Qrundfomi
den einfachen Haspel — zurückführen.
Das ^on mir TOrgreficlilagene Mittel, tn beweisen, ob und wodurch
Gymnaflialschöler öberbördet »eien, beruht auf folgenden Sitten:
1. Zur Beantwortung der Frage, ob und wodurch eine ÜberbOr-
"dung statt finde, dürfen nur Berufene herangestogen werden. Anf daa
Gepolter irgend eines Anonymus in irgend einer ^itung ist nicht
SQ bereit.
2, In erster Linie sind berufen, die genannte Frage »u beant-
worten! jene Gymnasiallehrer^ die anf Grund des tur Zeit bestehenden
Organ isationsentwnrf es selbst ihre Gymnaaialbildung erhalten haben.
9. Audiatur et altera pars* Es darf nicht einseitig der Philologe,
es darf nicht einseitig der Mathematiker gehört werden : uMan soll sie
billig hören Beede^
i. Da sich innerhalb der Zeit, in der aus dem Gymnasial seh Q 1er
#in Gymnasiallehrer geworden ist, denn doch manches geändert hat, so
dürften irar Berichtigung dieser Urtheile der Gymnasiallehrer die (Tr-
tbeile von Abitnrienten herangezogen werden. Nur dürfen es nicht be-
liebige Abiturienten äein und dürfen sie nicht ans dem Stegreif beim
Verabschieden xur Beantwortung verhalten werden. Sie müssen ersteas»
wie gesagt, zn den besseren Schülern geh5rt haben; zweitens müssen
sie über das, um was es sich eigentlich handelt, nachgedacht haben;
sie müssen anf den unterschied zwiachea «.gebürender Belastong" und
pübcrbördung** aufmerksam gemacht worden »ein; sie müssen auf ihre
ante gymnasiale Vergangenheit zurückgeblickt haben. Endlich muas
Vorliebe der Abiturienten für das philologisch-historische oder das
mathematisch-naturwisäenschaftlicbe Fach berücksichtigt werden.
Auf diesen vier blitzen beruht da« von mir vorgeschlagene Mitt«l»
Und wie gestaltet es sich nun in seiner einfachsten Form (ver-
|ticbbar dem einfachen Haspel)?
Zwei Gymnasiallehrer, die nach dem zur Zeit bestehenden Orgi«
ationa- Entwurf ihre Gymnasialbildung erhalten haben und ron denea
eltie der philologisch -historischen^ der andere der mathematisch*
^tnrwlsaensc haftlichen Gruppe an geh ort, ferner zwei bessere Abiturienten,
denen der eine Neigung zur Philologie und Geschichte, der andere
•igang zur Mathematik und den Naturwissenschaften hat, werden von
Der nnptarteiischen Stelle berufen, Bekenntnisse über die Frage abzu-
•o, ob und worin sie sich während ihrer Gymnasialstudien überbürdet
"giefUhlt. Diejenigen Punkte nun^ worin die vier Zeugen übereinstimmen,
bilden thaüiachliche OberbQrdung.
Je mehr Zeugen nun in dieser Sache Ternommen werden — und
fOD mir wirklich rorgeschlagene Mittel verlangt freilich das M5g-
— (je ^ Zusammengesetz ter* das „Baderwerk* wird): desto mehr
»rigkeiten macht freilich ihre Vernehmung: aber um so größere!
anen gewinnen und verdienen die öbereinstimmeoden Anasagen (deato
gi^er itl die «Übersetzung").
908 A, i^ies^ Schul* nud GelageDheits-Beden.
Da ich die Wahrheit iq dieser Frage nm jeden PriBis ermittelt
wissen wollte, so erschien das Mittel in der Form, in welcher ich et
vorgeschlagen, als schwer durchführhar.
Allein ich glaube gezeigt zn haben, daes das von mir vorge-
schlagene Mittel auch wd eine einfache Form gebracht — anf vier
Zeugenaussagen reduciert werden kann, ohne dass man die Satze, auf
denen es beruht, aufzugeben gezwungen ist.
Zum mindesten ist es des Versuches wert Wenigstens muss ich be-
kennen, dass ich ein besseres noch immer nicht weiß. Auch das von mehreren
Seiten vorgeschlagene: die Gymnaaialstudien der Schüler durch Lehrer
häuslich zu ttberwachen, ist kein besseres. Wie viele könnte man denn
überhaupt in dieser Weise überwachen ? Qnd sind es denn die fleißigsten^
die thatsächlich überwacht werden ?i6.ewi0s nicht.
Ich bleibe dah4^ bei meineim Mittel.
Man mag es auf die oben angegebene einfachste Form reduciert
• in Anwendung bringen. Man könnte es aber auch in der Erwägung, dass
sich die Auflfassungsföhigkeit der Jugend innerhalb gröOorer Zeiträume
. durch äußere Einflüsse ändern könne, in geeignet scheinenden Intervallen
.als Sicherheitsventil verwenden, ->- vorausgesetzt, dass bis dahin ein
wirklich besseres Mittel nicht gefunden wird.
Bielitz. Dr. Eduard Brand.
Schul- und Gelegenheits-Eeden von August Spiess, Gymnasial-
director und Professor. Wiesbaden 1880. Chr. Limbarth. gr. 8, IV
u. 139 SS. Pr. 2 M. 70 Pf.
Das hübsch ausgestattete Buch enthält die Reden, welche der
Verf. als Director des Gymnasiums in Dillenburg bei verschiedenen Ge-
legenheiten gehalten hat. unsere Leser werden darunter am meisten die
eigentlichen Schulreden am Schlüsse des Schuljahres und bei der Ent-
lassung der Abiturienten interessieren. Namentlich gilt dies von der
Bede S. 103 ff., welche bei der Secularfeier der genannten Anstalt ge-
halten wurde und uns einen Überblick über die Geschichte und Ent-
wicklung dieser Schule gibt. Die Beden sind sämmtlich von dem Geiste
wahrer Sittlichkeit getragen und von jener Wärme durchdrungen, welche
ein Ausflusä der vollen Hingebung an die übertragene Pflicht ist. Da-
bei sind sie in gewählter, nicht überladener Sprache geschrieben. Man
wird sie daher mit Interesse und nicht ohne Nutzen lesen.
^. Vierte Abtheilung.
Miscellen.
Literarische MiscelleD.
Bilder-Atlas zur Weltgeschichte nach Kunstwerken alter und
neuer Zeit Von Prof. Ludwig WeUer, 146 Tafeln mit 5000 Dar-
stdluDgen. Mit erllutemdem Teit von Dr. Heinrich Merz. Zwöitö
verbeB»erte Auflage. Stuttgart 1B8L Verlag toxi Paul N^ff. 1. und
2, LieferuDg.
Gewisa ist e« ein ansprecheoder Gedanke die geschieh tliche Dar-
ellniig durch Denkmale der bildenden Knnst £n beleben. Die unmittel-
are AnsehauaDg der Loealit-ätt wie sie durch charakteristisch gewählto
'slorisehe Landsobaften Termittelt wird, 6:^ Costüm der Zeiten, wie
Bicfa in der äaller«<n Erscheinung der Städte ebenso kund gibt wie
in der Tracht und Kleidnng, eine kritische Ikonographie historischer
Pendnlichkeiten, die Darstellung der Ereignisse in gleichxeitigen Mo-
ttamenten und schlieCVlich bis xu einem gewissen (irade die Denkmal^
in welchen die Nachwelt ihre Auffassung von Sago und Geschichte ver-
körpert bat — alles das ist ein reicher, vielleicbt für die KrfLfte eines
einielnen allzu reicher Stoff. Km Werk, das diesen Fordeningen im wis-
laenscbaft Liehen Sinne zu genügen vermöchte « ixiÜ8«te eine Geltung
Iwcit über den Kreis der Schule hinaus beanspruchen. Freilich dürfen
tir diese hohen Anforderungen gerechter Weise nicht an ein Buch
itellen, das auf 146 Tafeln in kl. FoVu} das Gebiet der Weltgcbchichte
kirch schreiten und um einen so mäßigen Preis (25 M.) so vieles zu
beabsichtigt, Inde« glauben wir, dass auch innerhalb dieser durch
Verhältnisse bedingten Schlanken vorliegerder Bilderatlas den Be-
ugen wisse Dschaftl ich »^r Beb andlungs weise in höherem MaOe bitte
ata&rechen kÖnn«»n. Vor uüem geben Ah? Koproductionen in vielen Fäl-
Kein treues Bild dt-r Denkmäler; denn es Würde durchwegs aus ver-
■Iteten i^aelkn geschöpft, (wie das Buch seit seinem letzten hrscheiaen,
ftcit wir die uns vorliegenden iwei Lieferungen vergleichen konnton,
inrchRu? nirht verändert wurde), die einzelnen Monumente sind ohne
1 I auf natürliche Größe aneinandergereiht, so dass Kolossal-
senige Linien gro&e Gemmen in der gleichen Größe cr-
6in^iK Aucii über die Auswahl ließe sich oftmals rechten, da nebst
•hmllkem Falschen o<ler Hjpothetiaehen. in vielen Fällen völlig uube-
^ittldade« aofffenommen wurde. Auch den rooderucD Kunstwerken» in
denen sich doch Vors teil ungs weise und Empfiudungen anderer Cultnrkreise
kund^rrh^n l*t ein größerer Raum gewährt, als der objective Standpunkt
alllft? heu Atlas uns zu erlauben scheint Diese Andentungen
I ,: ti, da un« nur ein so kleiner BruchtheU des Workea vor-
and eine vüllständige Würdigung nur dem abgeachloasenen xu
werden kantu
Wien. Dr* Domasaewski.
400 MiBcellen.
Hilfsbach für die deatsche Literaturgeschichte zum Gebraache
der obersten Classen der Gymnasien nnd Realschulen. Von Wil-
helm Herbst, II. Theil: Die neuhochdeotsche Literatur. Zweite
yerbesserte Auflage. Gotha 1881. Friedrich Andreas Perthes. IV und
61 SS. 8».
Der ausgezeichnete Pädagoge und heryorragende Literarhistoriker
hat die Grundi&tze, nach denen das vorliegende m zweiter Auflage er-
scheinende Hilfsbuch gearbeitet ist, in seiner Broschüre 'Die neuhoch-
deutsche Literatur auf der obersten Stufe der Gymnasial- und Real-
sohulbildung' (Gotha, 1879) ausffthrlich dargelegt Von dem Satze aus-
gehend, 'Literaturgeschichte gehöre nicht in die höheren Schulen, auch
nicht auf deren oberste Stufe*, verlangt er eine an die Leetüre sich an-
schließende quantitativ und qualitativ beschränkte Übersicht über die
Haupterscheinnngen unserer classischen Dichter. Eine fragmentarische
Auswahl, wie er es selbst nennt Von allen Dichtern des vorigen Jahr-
hunderts führt er nur Klopstock und Lessing, Schiller und Göthe dem
Sefaüler Tor. 'Nicht einmal Wieland und Herder, von denen der erstere
nicht der Jugend gehört, der andere nicht eigentlich Dichter ist*. Hier
gbiube ich, geht Herbst in der weisen Enthaltsamkeit zu weit. Es muss
dem Schüler ein wesentlicher Zug in dem Bilde unserer geistigen Blüte-
periode fehlen, wenn Herder mit den wenigen Worten S. 26 als Epi-
sodenfigur in Göthes Strassburgerauf enthalt abgethan wird. Mit Recht
ist die 'romantische Dichterschule' nur flüchtig erwähnt, den Dichtem
der Befreiungskriege Arndt, Körner, Schenkendorf und Rückert ein brei-
terer Baum gegönnt, ühland endlich, als der nach Schiller vorzüg-
lichste 'Dichter der Jugend* wieder ausführlich behandelt Ein kurzer
Abschnitt über Göthes Alter mit einer gedrängten Würdigung des 'Faust'
und einem Hinweis auf die lange, schwer übersehbare Reihe hervorra-
Smder Namen* der Dichter und Schriftsteller seit 1830 beschließt das
eftchen, das aich bereits in einer Anzahl von Lehranstalten einge-
bürgert hat
Lemberg. Dr. August Sauer.
Born und römisches Leben im Alterthum geschildert von Herrn.
Bender, Professor am Gymnasium zu Tübingen. Mit zahlreichen
Abbildungen etc. Tübingen 1879/1880. Verlag der H. Lauppschen
Buchhandlung. 599 SS. 8*.
Das vorliegende sorgsam und mit Sachkenntnis gearbeitete und
schön ausgestattete Werk, welches den Bibliotheken unserer Gymnasien
zum Ankauf bestens empfohlen werden kann, will nicht für Gelehrte ge-
schrieben sein und erhebt nicht den Anspruch, gelehrte Forschungen
und Untersuchungen anzustellen; es ist vielmehr auf solche Leser oe-
rechnet, welche, ohne auf gelehrte Untersuchungen sich einlassen zu
können, über das altrömische Leben unterrichtet sein wollen, also vor
allen für die oberen Classen unserer Mittelschulen, nicht ein systema-
tisches Lehrbuch, sondern ein Lesebuch, dessen einzelne Capitel genü-
gende Selbständigkeit erlangt haben, so dass sie auch für sich gelesen
und verstanden werden können. Es sind deren zwölf: 1. das römische
Volk, 2. die Stadt Born, deren geographische und klimatische Verhält-
nisse, deren allmähliche Entwickelung und Topographie, sowie äußeres Leben
dargelegt werden, 3. sociale Verhältnisse (Unterschied der Stände, Kaiser
und Hof, dienten, Sklaverei, Freigelassene), 4. Privatleben (ökonomische
Verhältnisse, das Haus, Villen, Essen und Trinken), ö. die Familie, (Er-
ziehung und Unterricht, Ehe, Trauer und Bestattung), 6. öffentliches
Leben (das Bad), 7. Spiele, 8. Gewerbe, Industrie, Kunst, Handel, Land-
wirtschaft, 9. Religion und sittliche Verhältnisse, 10. Literatur, 11. Po-
litik, 12. Militärwesen, welche in loser Composition über wichtige Seiten
Mittcelkn.
Ml
ken Lebens orientieren. Über diese iuswabl wird man streiten
So möebte man das G&pitd Über Literator, das in solcher Darf*
tigkeii weder indaa Veratindois der Litc-ratur einführen noch wiebtigere
Erscbeinangen derselben zu lebeniii^erer Vorsiellting bringen kann, Heber
mlnen, indem die für das soeiale Leben charakteristischen Seiten der-
selben an anderer Stelle nachdrücklicher her?orgehoben werden kannten;
dem Capitel aber Pülitik mücbto man froher eine Stelle wönschen, in-
dem m die ferschiedenen Perioden der Geschichte charakteriaiert
und ihre Unterschiede in den KinzeldarateDungen klarer ausein-
andergehalten werden könnten. Di>ch mag wohl der verj^tandi^e Ver-
faftser fUi sein Verf;ihren besondere Gründe gehabt haben Wa» die Dar-
stellung im einzelnen betrifft, so entliebt sich durch den Zweck und
die Beachaffcnheit des Buches daa Meritoriäche der Discuaaion. Daa Lob
AQig0breitetcr Sachkenntnia und verständiges Urtheil .wird man ihm
p^,*.- -"-r> stehen. Lob verdient auch die «orgsaine stilistische Dar-
fr- iMo zahlreichen Abbildungen, die Aufnahme fanden, dienen
./ -u der VeranschauUchang in genügender Wciie,
Wien, h.
neue Testament griechisch nach Tischendorfs letzter Beeenston
und deutsch nach dem revidierten Jaitherteit mit Angaben ab-
weichender Lesarten beider IVfte und ausgewählten Parallel stellen
heranegegehen von Oscar ton Ge b ha rdt, StereotTpausgabe, Verlag
von Bernhard Tanchnitx, Leipzig 188L 8«, XVIL 'bl 45#>. 57 Bogen
Xouum testameotum graece recent<ionisTiscbendor6anae altimae textum
<,,»,.. TV, , .11. .^o,^,^ Qi Westcottio-Üortiano contulit et breoi adnota-
ti tiiqne locts panUkdi^; itlustrauit Odcar de Gebh ard t,
E: i. . - .-.iia, ex officiua li/rnhardi Tauchnitx, Lipaiae 1H61,
XIL h. 4H2
Beide Werke haben die Gestaltang des griechischen Texten nnd
der iint<iT diesem Texte istehenden Küt^n ToUkomnien gleich. Über Text
und Nuten geben diQ iCinlcttungen genügenden, ja mehr als genügenden
iilus». l*arnach haben wir e« mit keiner neuein Recension des grio-
iirn Textes xu thun, sondern es ist der Text der 1873 im Tanch-
ftiUschcn Virlag crschi-'ncnen dritten 8tereotypansgabe des Tischen-
^orfftehen inMien Tpstament^s , welcher im wesentlichen mit der editio
Ol r (Tol I 186i*, H 1873) stimmt, mit wenigen Ver-
^ di*» EinHuniL' gewissenhaft Terxeichnet. herüber-
^DoiJ ^ ' ' Text sind die Abweichungen der beiden
llfUfr» "'n d^ neuen Testamentes, der von
Tr— . ' -M* Jcr von Westcoit und Uort i Cambridge
I. Igt und ans letzterem ancb die etwas compli-
i iio im Text nnd am Rande die aufgenommenen
. fr rj 1 h dem Werte ihrer Zeugen charakterisiert
n n i ' kann fraglich erscheinen, ob damit vielen
: it wird; denn wer diese V&nAoten Terwerten und sclbsUlndig
_ü^.,: I ^vil], mutt» doch eine vollständige adnotatio critica nnd die
en Ansigaben cinaehen Ihre eigentliche Stelle haben
critica, lUe adnotatio critica ist als Anhang dem
n, indem xu den Evangelien die Varianten der
:-i KvAngeliom Matthaei die von Z und 2:i, xu
' - "^^ ' : NBAOD. XU den katholischen Kpißfceln
i'n au« NBACDG, zur A|K)kiilypAe aus
It Um wie viel hätte din nur fraß^r
rer Stücke ergab, ' iye-
^l,iiT liiui .^1* führte Arbeit an i ii^eit
Wert gewonnen, wenn der Vwf, dl« adnotatio critica unlef den
mUin \\
Ischr, ^
i'
', ^,vj den
iisi:-.
1 ■ .])■■
40£ Miscellen.
ffriecbischen Text gestellt hätte. Freilich h&tten daon die Stereotjptafeln
des griechischen Textes nicht für heide Werke benützt werden kdniien.
So dankenswert die Zusammenstellung des Apparates ist, so bleibt seine
Benützung eine sehr mühsame.
In dem ersten Werke, der Diglotte, ist dem mechischen Texte
die deutsche Übersetzung Luthers nach der unter den Auspicien der
Eisenacher erangelischen Kirchenconferenz revidierten CaQstein'sohen
Becension gegenübergestellt. Über die daran vorgenommenen Anderun^^en
und die Auswahl der unter den deutschen Text gestellten Varianten »bt
die Einleitung S. 11 vollen Aufschluss. Auch dieser Tbeil der Arbeit
zeichnet sich durch große Sorgfalt aus.
E. F. Hermanns Lehrbuch der griecb. Antiquitäten unter Mit-
wirkung von H. Droysen, Prof. Dr. A. Hug, Dlrector Dr. A. Müller
und Dr. Tb. Thalheim neu herausgegeben von Prof. Dr. H. Blümner
und Prof. Dr. Dittenberger in 4 Bänden. — Lehrbuch der griech.
Privatalterthümer 1. Hälfte. Dritte vermehrte und verbesserte Auflan^e
nach der zweiten von K. B. Stark besorgten Auflage umgearbeitet und
herausgegeben von Hugo Blümner. Freibur^i: im B. und Tübingen
1882. Akadom. Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).
Mit dieser ersten Hälfte der griechischen Privatalterthümer wird
eine gründlich umgearbeitete Ausgabe der Hermann'schen Alterthümer
von der rührigen Verlagshandlung, deren philologischer Verlag in jüngster
Zeit einen großen Aufschwung nimmt, bei dem philologischen Publikum
eingeführt. Als Grundsätze, nach denen das alte Werk seine Metamorphose
vollziehen soll« sind folgende aufgestellt worden, die wohl auf allgemeine
Zustimmung zählen dürfen:
Zunächst ergab sich als ein unabweisbares Bedürfnis eine Änderung
der Druckeinrichtung, da dieselbe in ihrer bisherigen Gestalt die Brauch-
barkeit des Buches in hohem Grade beeinträchtigte. Es werden daher in
der neuen Auflage die Anmerkungen unter den Text gesetzt und für jede
Seite besonders numeriert, auch die Vertheilung des Stoßes zwischen
Text und Noten soweit möglich im Interesse größerer Übersichtlichkeit
geändert werden. Auch die Indices sollen eine zweckmäßigere Gestalt
erhalten.
Sodann war die kritisch-exegetische Grundlage der Darstellung
einer gründlichen Revision dringend bedürftig. Die erste Abfassung des
Lehrbuches fiel in eine Zeit, wo es für die Mehrzahl der Quellenschrift-
steller noch keine auf Grund der genau erforschton handschriftiichen
Überlieferune methodisch constituierten Texte gab; und dem daraus
hervorgehenden unvermeidlichen Mangel nachträglich bei den neuen
Auflagen abzuhelfen, ist weder von Hermann noch von den späteren Be-
arbeitern mit der nöthigen Planmäßigkeit und Gonsequenz unternommen
worden. Die Revision der benutzten Quellenstellen nach dem heutigen
Stande der Textkritik (wobei zugleich eine Berichtigung der vielfach
durch Druckfehler in den Zahlen entstellten Citate stattfinden soll) wird
dann natürlich oft auch sachliche Änderungen in der Darstellung zur
Folge haben.
Endlich versteht es sich von selbst, dass die seit den letzten Auf-
lagen der einzelnen Theile erschienene wissenschaftliche Literatur ge-
wissenhafte Verwertung finden wird ; namentlich soll das überaus reiche
epigraphische Material, welches durch die Ausgrabungen der letzten
Jahrzehnte zu Tage gekommen ist, nach jeder Richtung für die Neu-
gestaltung des Lehrbuches ausgenutzt werden.
Die erste H&lfte der griechischen Privatalterthümer lässt über die
praktische Durchführung dieser Grundsätze ein Urtheil zu, und man darf,
-wenn die weiteren Bände dem erst erschienenen gleichen, woran bei der
Wahl der Mitarbeiter kein Zweifel sein kann, sagen, dass die Veijüngung
MisceUen.
MB
alten Bucbes allen berechtigten Ansprüchen gen^^n und ein dem
.^euwKrtigen Stande der Forsclmng euUprechendee Lehrbuch der Anti-
ait&trn liefern werde. Bei aller Schonung des HermaQo'ächeti Werke»,
is al8 Grundlage dienen &ollt« und konnte, i&t in Berichtigungen und
rweiterongen im Text und besondere in den Anmerkungen der Fort-
liritt, den das Werk bezeichnet * zn erkenoen. Sie ziehen eich durch
ganze Buch hindurch und sind hie und da sehr einschneidend und
ofangreich, durchaus sorgftani und von großer Sachkenntnis zou^eni
Kne fruchtbare Ausbeutung der arriiaologiüchen und auch ioschnfthchen
bndc, die allerdings für den verÖffentlicht«^n Thcil weniger in Betracht
tmnien« war von dem kundigen Verf. der 'Technolog'ic und Terminologie
^ Gewerbe und Künste', der die Bearbeitung der Pnvatalterthümer über-
bmmen hat, zu erwarten. Zu wünschen wäre nur eine grdßert Entlactung
fer Anmerkungen von Verweisen auf Werke, die heute als veraltet
pUe» können und oft zu Hermanns Zeit kaum ci tieft zu werden ver dienten.
Idem wir auf das Werk nach seiner Vollendung eingebender zu sprechen
ktnmeti werden, sei zum Schlüsse noch bemerkt, daasdie Verlagshandlang
pcht bloß eine neue Bearbeitung der vorhandenen Theile des Uermaouschen
ehrbuches zq bieten gedenkt, sondern das« auch die in ihm fehlenden
1fr flüchtig berührten Partien der Antiquitäten ihre selbständige Be-
febeitung ftoden »ollen, wofür tüchtige Kräfte, wie für die ßechtaalter-
liQnver Th- Thalheim, für die Kriegsalterthüroer ü. Drojsen, für die
pn. Altcrthümer A. Müller gewonnen sind*
Programmenscbau.
ä* S teiner Wilbelm. Zur Geschichte der Ablautfrage in der
deutschen Grammatik. Progn der gr.-or. OR in Czernowitz 1»81.
»Die vcrichicdcneu Ansichten, welche zur Erklärung des Ablant«»
ad »einer Kntstrliung aufgestellt wurden, im Zusammenhange darzd*
SlilL n Ut .u r Zweck der vorliegenden Abhandlung" so sagt der Verf»
iä stellt dann die den Fachleuten hinreichend bekannten
ras, Bom>8 (bis S. 21t Jacobis und Lexers (bis S. 31)»
mnu^» Greins, Jon. Schmidts (bis S. 4£>), Scherers, Panh (bis S, 70)
adlich Klages inm Theile mit eigenen Worten und dabei in ziem-
fJer Breite» großentheils aber nnter genauer Anföhrung dt?r Worte iener
(lehrten dar. Eine eigene Meinung spricht er nicht aus, und dttshafb ist
^ Dildf warum er diese ~ wenn auch fleißige — Zusaji ' Hang
UeA, kaum zu finden. Auch der Umstand, dass Ja de,
ferf. meint, unter der öisiterr - ^ ' ^i Lehrerwi-ii. k« Mmdera
nger iKhltt rechtfertigt die l< l: nicht; jeder, der aloh
Stand der nAblaotfrage** ganauL. ...>..ü;ieren will» wird in deti
bchcm greifeui aus denen der Verf. sein Material entnommon bat.
Fietz Albert» Gedicht vom heil. Kreuz von Heinrich V- Frei-
b^rg. Frogr. des üfmnasinms in Cilli 188K
0a der Verf. eingehende Untersuchungen Über Sprache, Metrlkr
werden.
..^.n beiaor
wnre.
n 'A\\s Itf'disteinB
die
den
-0 tnuc iicuiiich üUulluhsige
T Text, dessen B?hanJ!uiig
__ _. n\ uunsrihii M! Vor allem ft;hH die ZiUilong
Verse — ein f beJstmJ, v tn Verf. selbst wohl am Ttv^&Vs^Kik
krtti&chi^n
Miscellen.
f&blbar werden dürfte; man muss daher trotz dieser Ausgabe nach
Pfeiffers Abdruck citieren. In der Darchf&hrnn^ des Lautstandes und der
Orthographie folgt der Heraas^eber ganz Bechstein, setzt also die hd.
Formen in diejenigen, welche im Tristan vorkommen, nm; znm groCen
Schaden für die Arbeit folgt er jedoch Bechstein nicht in der Art der Inter-
pungiemng nnd schädigt an mehreren Stellen (z. B. 82 ff. 100 ff.) dnrch falsche
Interpnnction den Sinn. An andern Stellen wird der Sinn dnrch anglückliche
Smendationen (z. B. 480. 485 die gertd hüttens an den mtmtl n. a.)
serstört, während sinnlos überlieferte Verse (z. B. 85 f. 531 ff. 708 ff.) nnd
sogar falsche Formen (du spricht 21, betrüebten 114) stehen bleiben.
Dagegen findet sich eine Reihe zum Theile falscher zum Theile nnnüthiger
Änderungen des Überlieferten, und eine große Inconsequenz in der Her-
stellung der vollen Formen aus den anocopierten der Us., so dass dem
Herausgeber dringend abzurathen ist, aie Metrik des Dichters auf Grund
ilieses n gereinigten" Textes zu untersuchen. Zu tadeln ist auch das
Schwanken in der Bezeichnung gewisser Laute, es finden sich neben
«inander vreuwen, vreude und vröuwen, vrötidet du und nu neben du
nnd nu, ä und a in latein. Endungen, wölde und solde neben wolte und
soUe u. 8. f.
17. Benedict AntOD. Über eine mhd. Übersetzung dermedi-
tationes des heil. Angustinus. Progr. der deutschen StaaUreal-
schule in Karolinenthal 1881.
Der Verf. weist überzeugend nach, dass die bisher dem Bischof
Johann VIII. von Olmütz zugeschriebene Übersetzung der sogenannten
Augustinischen meditationes nicht von ihm herrührt. Erstens ist die
Sprache jenes von der des Übersetzers ganz verschieden, zweitens ist die
Übersetzung so elend und ohne jeden Sinn für den deutschen Sprachgeist
verfertigt, dass dieser Umstand allein verbietet, Johann VIII. ata Urheber
derselben zu betrachten, drittens muss das Übergehen schwieriger Stellen
in der Übersetzung großen Verdacht erregen. Diesen Qründen gegenüber
fällt der Umstand, dass die Übersetzung sich in der Es. neben echten
Werken Johanns befindet, was man bisher als Beweis für die Urhebeischaft
Johanns anführte, gar nicht ins Gewicht. Der Gang der Untersuchung
Benedicts und die Darstellung ist alles Lobes wert.
Graz. Ferdinand Khnll.
18. May r, Dr. Ambros, Die Häupter des schwäbischen Dichter-
bundes. I. Ludwig Uhland. Progr. des Comm. OG. cu Komotan,
1881. 35 SS. 8«.
In diesem stilvollen Essai hebt sich Uhlands mit wenig kräftigen
Strichen anschaulich charakterisierte Persönlichkeit glücklich ab von dem
farbenreichen Hintergrunde einer lebendigen Schilderung des schönen
Schwabenlandes. Der Verf. nimmt mit Recht darauf Rücksicht, dass Uhland
der Dichter aus Uhland dem Menschen, dem Gelehrten, dem Schwaben
zu erklären ist. Mit gewissenhafter Benützung der gelehrten Fachliteratur
versucht es der Verf., des Dichters Werke einer ästhetischen Kritik zu
unterziehen; er zeigt dabei volles Verständnis für die Sache nnd feines
Gefühl, so dass man sich über einige subjective Anschauungen gerne
hinwegsetzt. Bezüglich der Anmerkungen scheint des Guten zu viel ge-
schehen zu sein ; man könnte, da die Arbeit für weitere Kreise berechnet
ist, so manche füglich missen.
19. P a w e 1 Jaro, Neue Beiträge zu Elopstocks Messias. (Apostroph,
Hiatus, Alliteration.) Jahresbericht der öflfentl. OR. und des Privat-
UG. in der Josefstadt in Wien, 1881. 31 SS. 8^
Auch für diesen im ganzen brauchbaren Aufsatz hätte sich das
Material am besten in Form einer ausführlichen Reoension zu Hamdi
texttrltiacben Arbeiten über Klopstock gruppieren lassen, da fast durch*
Mtfl43ollen,
405
bends Er£&OEiiiigen oder Bericbti^ngeji za denselben beigebracht
, Eülipngen ist dem Verf., di^a Klopstock den Apostroph gerne
lls€>ttzeichen biHTicbt und in den späteren Ausgaben die Piiusen
\, durch Apostroph und IntorpuDction, bezeichnet Die Belegstellen
meist nur ans den zehn ersten Gesängen der Measiade genommen ;
Üea ältesten Auägftben hat der Verf. nicht Terglichen, führt auch
Grund für diese Nichtbeachtung an; er Liegt freilich nahe» Dass
stock vor der Bekanntaehaft nüt der Cdda zur Alliteration hinneigte^
zwar nachgewiesen» ohne jedoch darauf einzugeben, ob sich seit
jeuer Zeit das numerische Verhältnis der Alliteration änderte,
Weiden au. F. Pros oh.
20. Baczakiewicz, Felix : Herders pädagogische OruDdsätze.
(Jahresbericht des k. k, Obergymnasiums in Ja^lo, 1879.)
Der Aufsatz gibt zuerst (S. 1—9) einen kurzen Abriss von dem Leben
Herders unter Her?orhebuDg seiner praktischen Beziehungen zur Schule
nod seiner pädagogischen Schriften. Hierauf werden (S. 10 — 26) Herders
pädagogische Grundsätze Über die Bildung des Verstandes, sodann bis
zum Schlosse (8. 27—38) seine Ansichten über die Bildung des Qemüthes
dargelegt Der Verfasser thut dies auf Grund vieler nach ihrem vollen
Wortlaut angeführten Stellen, welche die eigentlichen Träger des Inte-
reneB bilden und von dem eine aus den Ideen zu einer Philosophie der
Qeeehichte der Menschheit, eine aus Adrastea, die übrigen aus den
Sebnlreden hervorgehoben sind. Die eigenen Ausführungen aes Verfassers
liMen in syntaktischer Beziehung so manches zu wünschen übrig, z,
R beiÖgUch der Wortfolge, des Artikels, des Plnsquami^erfectum, ein-
zelner Conjunctionen und Redensarten. Als Druckfehler sind wohl anzn-
^ben: pVertretten", „Kethorik*, »Fradigt", .Prädiger**» hygiftniscb*,
•, »intellectuelen*, „td 6 ss vergnügt*.
l. Maoh, Prof. Franz: Über den Zweckbegriff. 2. Tbeil. (Jahres-
bericht des k, k. Obergjmnasiums zu Saaz, 1879.)
In dieser Fortw^tzung des Saazer Gjrmnasialprojjrramtna v. J. 187S
belenchtet der Verfasser unter Anführung und Besprechung zahlreicher
Belegstellen die Versuche den Zweckbe^il!' aus gewissen Gebieten der
Wissenschaft zu Terbannen. Während die Angaben bezüglich des Alter-
thums (8. 1 — 8) and der Anfänge der Neuzeil (S, 9— lü) etwas gedrängt
gebalten sind, wird der Darsteuung und Kritik der Lehre Spinoza*» S.
'1 — 16 größere Aufmerksamkeit geschenkt und, da Kantus Beziehungen
Teleologie bereits im ersten Theile der Abhandlung erörtert wurden^
Ihrige Theü der Abhandlung (S, 16-28) einer Prüfung der Prin-
pien, der Durchführung und der Consequemen jener Bestrebungen ge-
idniet, welche vom Standpunkt der modernen Naturwissenschaften aus-
lohend den ZweckbegrifT aus der Auffii^ung der Natur zu eliminierea
liteu* Aus der R^i4^hhHlti<;keit der angefahrten Literatur und dem
an auf K^ unentlich auf mehrere Einwendungen gegen
kmaßi^ ilur) int deutlich zu entnehmen, dass der
»er sich die vcnii»'i>ligung des Zweckbeghffes angelegen sein Heß,
wenn auch Ober das Gewicht einzelner Bewessgrftnde noch geetrilten
iW^-* * ^— ^r Dahin zählt Ref. besonders die vom Verf, tom Bebufo
lg behauptete Abhängigkeit der Ethik von motaphjsl-
.„'ungen, während doch dem Sitten^esetze eine über alle
oreti^chen Streitfragen erhabene Evidenz und Heiligkeit innewohnt.
Hann. Dr. F. Q, : Über Fichte*» Kritik aller OBenbarung.
(Jahresbericht des k, k. Ober gymnasi ums in Villach, 18TD.)
Der Verf. zeigt zuerst, wie Fichte, im wosentticheti mit Kant
relnsVimmend, den Glauben an Gott ethisch auffasst und die Ver-
ndlichkeit gegen Gott als den moralischen Gesetzgeber, die natürlicbia
400 Miscellen.
Religion, für ein nothwendiges Erfordernis zar moralischen Entwicke-
inng der Menschheit erklärt. Andererseits ergibt die Vergleichune von
Kant*s und Fichte*s Religionsphilosophie, dass Fichte die that^&ebliche
Nothwendigkeit der natttriicben Religion für eine gewisse Stufe der mo-
faliscben Entwickelang selbständig nachgewiesen und die nochmals
mehrseitig weiter entwickelte anthropolonsche Auffassung angeregt hat.
Welche principiellen Schwierigkeiten sich aus letzterer und der Auto-
nomie der praktischen Vernunft gegenüber Fichte*s religiöser Qrundan-
sicht ergeben, hat der Verf. (S. 11, 14—22) in einer nicht mehr bloß
l)erichterstattenden Weise erörtert. Nun folgt die Beantwortung der
Frage, wie nach Fichte aus der natürlichen Religion der Offenbarungs-
glaube hervorgeht, es werden die einschläeigen Ansichten Lessing*s,
Sant*8, Schleiermacher's, Feuerbach^s Tcrglichen und schließlieh das Ton
Strauß im „alten und neuen Glauben** formulierte Princip besprochen.
Man würde dem Verf. unrecht thun, wenn man sein wissenschaft-
liches Streben oder seinen sittlichen Ernst verkennen wollte; doch ist Ret
4er Überzeugung, dass eine Abhandlung wie die vorliegende mit Rück-
sicht auf den Leserkreis eines Programmaufsatzes nicht in dem Jahres-
bericht einer Mittelschule veröffentlicht werden sollte.
23. Höfler A.: Über die formelle BehandluDg der Lehre von
den Folgerungen. (Jahresbericht des Mariahilfer Commanal-Real-
und Obergjmnasiums 1879.)
Die vorliegende Schrift empfiehlt aus wissenschaftlichen and di-
•daktischen Grünaen, dass bei der Behandlung jeder einzelnen Art der
Folgerungen der Stoff nach denselben Gesichtspunkten (Definitign, Auf-
gabe, Auflösung, Beweis, Zusätze) gegliedert, das Wesen der Aquipol-
lenzschlüsse genauer bestimmt und alle auf die Lehre von den Folge«
fungen bezüglichen Sätze in eine strengere systematische Ordnung ge-
bracht werden, welche der Verfasser in Tabellenform entwirft. Die Fraee
nach der absoluten Vollständigkeit der gewöhnlich angeföhrten Reil^
von Folgerungen vermeint der Verfasser zwar, führt jedoch aus, in
ivelchem Sinne man sich obne Schaden für die Wissenschaftlichkeit der
Darstellung mit einer relativen VollstäiidiKkeit begnügen dürfe. Ref.
kann die mit gewissenhafter Erwägung jedes Schrittes unternommenen
l^euerungen des Verf. nur gutheißen, zumal er selbst mehrere, auch die
vom Verf. constatierteu UnvoUkommenheiten der gebräuchlichen Dar-
stellung durch eine neue Fassung der bezüglichen Lehren zu beheben
bemüht war.
Landskron. Dr. J. Pokorny. .
24. „Das häusliche Leben in Athen zu den Zeiten des Aristo-
phanes auf Grund der in den Komödien des Dichters gegebenen
Andeutungen." IL Abtheilung von Dr. Georg Lukas. Progr. des
k. k. Gymn. zu Weidenau. 1881. gr. 8». 43 SS.
Der Verf. verbreitet sich in dieser zweiten Abthtilung seiner Ab-
handlung über BoJeucultur und Viehzucht, vegetabilische und animalische
Nahrung, Getränke, Mahlzeiten und Symposien, Kleidung und Körper-
pflege bei Mäuneru und Frauen, indem unter diesen Hauptrubnken auch
inanche andere Notizen, die zur lebhafteren Veranschaulichuug des athe-
nischen Lebens erforderlich sind, in den Anmerkungen eingeschaltet
erscheinen. Die Behandlungsweise des reichen Stoffes ist analog der
gelegentlich der Besprechung der ersten Abtheiluug von uns bereits
skizzierten Darstellung. Auch diesmal weiß der Verf. jene Punkte, die
bei einer ausschließlichen Verwertung des Aristophanes für diese Arbeit
vermisst werden müssten und doch zur Abrundung des Ganzen noth-
wendig sind, durch eine maßvolle Heranziehung anderweitiger Quellen
zu vervollständigen und auf diese Weise ein auch für den Laien an-
ziehendes Gesammtbild zu gewinnen.
Tfien. K. Holzinger.
liiBoellen.
407
25. Havel ka« Jan, 0 psanych zprdvich historickych, na nichi
hlavn^ zaklädajf se dejiny naseho mocoifstvi az do kooce
vfiku XV, Drabft Met 12. Pro^r. c. k. vysk. gjmii, »lov, v Olo-
moacl 1881« (Von den [geächnebenenj Geschicbtsqa^Hen unserer
Monarchie bis ta Ende d«s XV, Jahrhunderts, 2. Theil) 32 SS. S\
D^r zweites Theil bespricbt die Chroniken. Die Arbeit enthält eine
groß« Menge Fehler und veralteter Angaben , von denen ich nur einige
wenige anführe: die neueren Studien über üosinas 7on Prag, Matthias
von Neuenbnrg, Johann von Victriog usw. sind dem Verf. ganz unbekannt
geblieben. Eine sehlechte Redaction des proa. Dalimil wird f6r ein »elbet*
ständiges Werk gebalten, der gteiriscbe Keimchronist noch Ottokar TOn
Hornek genannt; von den Ausgaben werden in der Begel die veralteten und
oabraucbbaren citierl. Yiele Quellen, die bieber geboren, aind überdies
gikut ausgelassen worden.
26. Rieger^ Dr. K., Die ImmumUtsprivilegien der Kaiser aug
dem dächaischeD Hause für italiänische BisthOmer. Bine kri-
UBcbe Vorstudie. 7. Jabresbencht de» k, k. Franz- Josephsgynin. in
Wien 1B81.
Der Verf., doi die Leser dieser Blatter bereits als tflobtigen
Forsch ' ' m Gebiete der Djplonmtik kennen, liefert in meiner vor-
liegen' eine kritische Übersicht ober die Immun itätspri vi letjieu
der sii> Kaiser für italieniscbe Bistbftmer. Die Arbeit, auf welche
hier ii ht des dem Kef, 2ur Verfilmung stehenden (Uumed nicht
näher l...^.^^.^^vü werden kann, eröffnet eine Reihe interessanter Geaichts-
ptmkte und verdient die sorgsamste Beacbtung Seitens anserer Historio^
grapbcD,
27. Hano, Dr. Franz Qustar» Über Amalrich von Bena und
David von Dinaat. 12. Jabresschrift des Staatsgyamasiums in
VilUdi imt
Die verdienätUche Abhandlung, welche sich in zwei Abschnitten
über das Leben und die L^.diren Anialrichs von Bena und Davids Vön
j;>.......t „ ,v. :, . litifert einen ' ■ ' ' nswerten Beitfag /n- ^' '-:hte
<i ngen in t im Anfange des 13. J rts.
L'^. 1.-, . . . iiiehrfach w.™ .....inde Dmckfebler veru.,„.^,., ..,
28. Stroh 1, Dr. X, DieStfiflte Krems und Stein im Mittelalter.
F Lf zur (jtv- 'rr beiden StÄdte, mit Beilagen ron
i im dem K vdtarcbive, Ib, Jabresbericht der n. ö.
t ' .1-- in Kh'iiic. ISML
Ige» auf Grundlagt^ eines reichen kritisch gesichteten
IJ-*'^^ ...AI.. . . j .,:. " ißer Sachkenntnis abfefaatle
Städte bis zum Jahre I386v
-.«.... w.!i und ürkundenflM^'i'.'" von
irkunde des Herzogs K fOt
1 Juni 13(>5 entbalt^.'n. Di i uon
jenen Grundsätzen veranstaltet, die Toina^cbek
; der Stadt Wien angewendet bat. Der Fort-
s ! he die Geschichte der Stadt Krems bis an
.ilL rä führen sollen, sehen wir roit Interesse
iß Ür
entgegen.
Cx^rno witx
li:
J, Loscrtb.
29. über Wärmeleituiig und die Methoden, das W&rmeleiiungg-
vermögen der Kör|»er zu bestimmen. Von Dr. J. Rosner.
Frogr. der n. ö. Landeg-Überrealschult^ tu Wteüer*Neastadt. Für das
Schuljahr 1880,
Nach Ableitung der partiellen DifferentialgteicUtinis C^i dvi&^vxm«^
408 Miscellen.
beweguDg and der Oberflächenbedingnng spedalisiert der Verf. die er-
haltenen Gleichungen für den Fall einer leitenden Kngel und eines
leitenden Cylinders nnd geht im Nachfolgenden sur Answertnng der
Integrale über. Hierbei werden Yorzüglich ein Stab mit einem gegenüber
seiner Länge kleinem Querschnitte, ein Würfel, ein Prisma von end-
lichen Dimensionen, eine Kugel und ein Gylinder ins Auee ffefasst. —
Nach diesen rein analytischen Erörterungen werden die Methoden zur
Bestimmung des WärmeleitungsyermÖgens der Körper besprochen ; es
finden hier Erwähnung die Arbeiten von Biot, yon Fourier und
Feclet, Despretz. Langberg, Wiedemann und Franz, Ang-
ström (Methode der Temperatnrschwankungen). Mit yollem
Rechte hebt der Verf. der Programmabhandlung die Vorzüge der Arm-
strongschen Methode hervor und sagt yon ihr, dass sie bahnbrechend
und anregend für die weiteren Versuche über Wärmeleitung gewesen sei.
Es werden im Folgenden die Methoden von Forbes und Neu-
mann erwähnt, bei welcn letzterer der stationäre Zustand nicht abge-
wartet zu werden braucht, welche aber nach Weber nur eine yer-
besserte Modification der Armstrongschen Methode sein soll. Bezüglich
der Bestimmungen des WärmeleitungsyermÖgens in schlechten Leitern
und organischen Körpern wird der Methoden von Senarmont, de la
Riye und Decandolle, yon Greiss und Lang (Bestimmung der
Wärmeleitunesfähiekeit in Krystallen) gedacht. Zu sicheren Resultaten
führten die Yersucme von Hopkins und Less, zu den besten Methoden
ist jene yon Stefan zu rechnen, weil sie nicht allein genaue Resultate
liefert, sondern ebensogut auf schlechte als auf gute Wärmeleiter an-
gewendet werden kann. Die von Stefan in den Sitzungsberichten
aer Wiener Akademie (Bd. 74) augegebenen analytischen Erörte-
rungen reproduciert der Verf. auf S. 37—47.
Im zweiten Theile der Abhandlung betrachtet der Wert
die Bestimmungen des WärmeleitungsyermÖgens flüssiger Körper und
yerbreitet sich eingehender über die nach der Stefanschen Methode an-
gestellten Versuche von Winkelmann, der für die Maßeinheiten 1^
und 1^ für mehrere Flüssigkeiten die Wärmeleitungsföhigkeiten be-
stimmte.
Bei der Bestimmung der Leitungsfähigkeit gasfömiger
Körper, einer Größe, die in der dynamischen Theorie der Gase von
außerordentlicher Wichtigkeit ist, werden die Arbeiten von Narr und
Stefan, die zu den hervorragendsten auf diesem Gebiete zählen, ge-
würdigt.
Im Anhange zu dieser Programmabhandlung stellt der Verf. eine
Tabelle für einige wichtige in der Theorie der Warmeleitung vorkom-
mende Integrale zusammen.
Wir können die vorliegende Arbeit als eine äußerst sorgfältig
ausgeführte bezeichnen; sie ist sehr gründlich und wissenschaftlich
correct; wie oben erwähnt, sind auch neuere Arbeiten genügend berück-
sichtigt ; der Yert beherrscht — wie aus den Quellenangaben zu er-
sehen ist — vollkommen die einschlägige Literatur.
Wien. Dr. J. G. Wallentin.
Erwiderang. 400
Erwiderung aaf Heinrich Seh enkl's Erklärung.
Heinrich Schenkl wirft mir in seiner Erklärung, die er gegen
meine in der Philologischen Wochenschrift erschienene Recension seiner
Plantinischen Stadien in dem dritten Heft dieser Zeitschrift abgegeben
hat, S. 246 absichtliche Entstellung und Fälschung seiner
Worte vor, sucht aber im Folgenden nirgends zu beweisen, dass ich
seine Worte etwa durch falsches Citieren entstellt oder gefälscht hätte.
Wenn ich einen Schenkrscben Gedanken falsch wiedergegeben haben
sollte — was ich in allen Funkten bestreite — so w&re ein intellec-
tneller Mangel meinerseits ebensogut möglich wie ein moralischer.
Ich habe es mir nicht erspart eine eingehende Entgegnung auf alle
einzelnen Punkte der Schenkrschen Erklärung abzufassen, mag aber die
Leser dieser Zeitschrift mit derselben nicht behelligen. Heinrich Schenk!
hat ja in seinen Arbeiten eine gewisse Emsigkeit und Findigkeit gezeigt,
er muss aber weniger schreiben und mehr denken lernen. Traurig,
dass er zu Insulten übergeht! Er sollte dieselben in schlichter Weise
zurücknehmen, nicht, um sich mit mir zu benehmen, sondern zur Ehre
der Gelebrtenrepublik, der anzugehören auch er die Ehre hat.
Berlin. Max Niemeyer.
Das Urtheil, welches Herr Niemejer über meine Arbeiten auf dem
Gebiete der classischen Philologie überhaupt fällt, will ich hier nicht
weiter erörtern , obwohl einige derselben von bewährten Forschern als
sorgfältig und gründlich bezeichnet worden sind. Nur das sei erwähnt,
dass der wichtigste Tlieil der in Rede stehenden'Schrift, die Reoonstruction
der vier Mosteliariacantica, eine scharfsinnige und berücksichtigens werte
Leistung genannt worden ist und das von einer Seite, gegen welche Herr
Niemeyer keines der Prädicate in Anwendung bringen wird, die er meiner
Arbeit in 'reichster Fülle* angcdeihen lässt. Und gerade für diese Partie
hat der Recensent, abgesehen von einer ironischen Bemerkung im Ein-
gange, bloß die Worte: *Nach diesen Proben wird man auf seine Be-
arbeitung der Cantica der Mostellaria nicht begierig sein, zumal
er nach einer Bemerkunjr auf S. 39 von dem Beginn der durch Conradts
Buch inaugurierten, neuen Epoche der Kritik auf diesem Gebiet keine
Ahnung zu haben scheint.' .Teder, der nach diesen Worten urtheilt, muss
sich von meiner Arbeit eine falsche Vorstellung machen; denn jenes
*zuniar kann doch nicht anders als dahin aufgefasst werden, dass die
Nichtbekanntschaft mit Conradts Untersuchung nach des Recensenten
ürtheile meiner Arbeit zum Nachtheile gereicht hat, dass demnach ein
principicller (Gegensatz zwischen mir und Conradt besteht. Ebensowenig
bestand aber für mich eine Verpflichtung jenes Buch bei Gelegenheit
meiner Erörterung zu nennen. So ürtheile nicht bloß ich, der erst 'denken
lernen' soll, sondern auch Männer, denen dies sicherlich niemand empfehlen
wird. Und doch wirft er mir vor Conradts Werk nicht gekannt zu haben^
was aus der Bemerkung auf S. 39 nach der Ansicht derselben Männer
keineswegs geschlossen werden darf. Freilich fügt Herr Niemeyer ein
'scheint* hinzu ; aber der unmittelbar Torher gebranehte Anadmck 'l<^vtA
410 Aufruf.
Ahnung zu haben' kann wohl niemand in Zweifel lassen, wie der ganze
Passus aufzufassen sei Ist es nun nicht berechtigt, wenn ich behaupte,
dass die Leser jener Anzeige, soferne sie Herrn Niemeyers Worten
Glauben schenken , sich über diesen Theil meiner Arbeit eine ganz un-
richtige Ansicht bilden müssen? Dieses Beispiel mag hier statt aller
anderen stehen. Ich habe in meiner Erkl&rung nirgends Herrn Niemeyer
beschuldigt, meine Worte durch 'falsches Citieren* entstellt zu haben,
wohl aber durch eigenmächtige und unrichtige Interpretation.
Den Worten, welche Herr Niemeyer am Schlüsse seiner Erwiderung
ausspricht, verschließe ich mich keineswegs und bin gerne bereit den
Vorwurf der absichtlichen Entstellung gemäß seiner ausdrücklichen
Erklärung zurückzunehmen; dass dieser Vorwurf jemals gemacht wurde,
daran trägt freilich die apodiktische Gewissheit Schuld, mit welcher
Herr Niemeyer an den betreffenden Stellen meine Worte gerade in dieser
und keiner anderen Weise gedeutet hat, ohne mit sich über die Trag-
weite seiner Äußerungen im Klaren zu sein. — Wenn ich übrigens zu
Anfange von meinen Arbeiten gesprochen habe, so wird man, ich hoffe,
darin keine ünbescheidenheit sehen. Wie klein sie sind, weiss niemand
besser als ich.
Wien. Heinrich Sehen kl.
Aufruf!
In Landsberg a/W. hat sich ein Comitä gebildet, welches dem
hochgeachteten Philologen und Literarhistoriker
Gottfried Bernhardy
eine Gedenktafel zu stiften beabsichtigt. Dieselbe ^oll an seinem
Gebnrtshause Wollstraße 9 angebracht werden. — Wir sind überzeugt,
dass diese Idee bei all den zahlreichen Freunden Bernhardy*8, dessen
grosse Verdienste um die classische Philologie, sowie um die griechische
und römische Literaturgeschichte allgemein anerkannt sind, freudigen An-
klang finden wird. Beiträge bitten wir an unseren Schatzmeister, Herrn
Buchhändler Hermann Schönrock in Landsberg a/W., gelangen zu lassen.
Landsberg a/W. 1882. Am Todestage Bernhardy's.
Das Bernhardy-Comit^.
Erste Abtheiluiig.
Abhaiidlutigen.
teitrUge zur Kritik und Erklärung vod Tacitus*
Historien üb, I and II. *)
Seit längerer Zeit mit einer Sehdansgabe der obgeuannten
liden Bücher der Historien des Tacitas beschäftigt, fiude ich es
gemest^en, ror deren Erscheinen die darin aafgenomni(^nen wich-
tigeren Teitesänderungen , ferner die abweichenden Erkiärimgin
und die mannigfachen Zusätze in einer besonderen Abhandlung ans*
föLhrlicher zu beleuchten, als dies natnrgemäll in einer Schnlausgabe
geschehen kann» die nur die Resultate der gepflogenen Üntersnchiiag
mit möglichst knapper Begründung enthalten soll. Bezüglich dis
Texten ist die dritte Ausgabe von Halm (Leipzig 1875) zn Grunde
gelegt, während ich mich bei der Erklärung vor allem auf die dritte
Anflage der Schufausgabe iron Heraus iljeipzig 1877) und in
zweiter Linie auf die französische tod OantreUe (Paris 1880)
stütze, Was die äußere Eiutheilung des Aufsatzes anbelangt, so will
ich im ersten Abschnitte (A) die textkritischen Änderungen, diesjch
zumeist auf das erste Bach beschränken — im zweiten (B) die
iTergierenden Erklärungen besprechen and im dritt<3n (C) allerlei
ixe, Parallelstellen etc. beibringen, um so auch die Locken der
Mannten Schoiaui^gabeu nach meinen geringen Kräften aut^zufüUen.
Übergangen »lud dabei selbstTerstäudlich alle diejenigen Bemerkungen,
die ich bereits anderwärts (insbesondere in meinen Programmauf-
sitzen von 1878 und 1879) ober die angezogenen Bücher ver-
^ffißtlicht hab«.
A) Kritik.
i, 20 ist tlberllefert ubiqut haifia H sector et inquieia urbs
aciionibus. Nimmt man hier actionibus in seiner gewöhnlichen Bo-
'enlung Gerichtsverhandlungen^ Termine^ «o ist der
usdmck, nachdem das kr&ftlgo hasta et sector vorausgegangen,
"*" ~ hm matt- Darum bat Bbenanusdas Wort in das bezeich«
^) Dazu kommon geUgentlich zwei Stellen aas dem AgrlcoUu
Z«ttM)inn f. U. A«tut. GjmM. 1M2. VI. Uafl. ^11
BiiTer
■iusii
412 Tacitus' Historien lib. I und II. Von lg, Prammer,
nendere auctionihus geändert. Von anderer Seite wm*de exactioni'
hus entsprechend dem voraasgehenden ezactioni triginta equites
Romani praepositi vorgescb lagen. In beiden Fällen ist die
Wiederholung desselben Begriffes, auf den ohnehin die significanten
Worte hasta et sector hinweisen, jedenfalls lästig und unangenehm.
Der Satz wird unzweifelhaft einfacher und kräftiger, wenn man
actionibuSy das auch durch seine Stellung stört (denn wozu steht es
am Ende des Satzes, da es doch gar nicht hervorgehoben wird?),
als eine ungeschickte Glosse, die aus exactioni entlehnt wurde, herz-
haft streicht.
cap. 55 fin. non tarnen quisquam in modum contionis aut
suggestu locutus. Dass es hier nicht angeht, den Ablativ suggestu
zu belassen, ohne ihn durch eine passende Präposition zu stützen,
ist von den Erklärern anerkannt; ebenso, dass es eine recht harte
Construction wäre, wenn man das bei modum im modalen Sinne ge-
brauchte in im localen Sinne vor suggestu ergänzen wollte, wie es
wirklich vorgeschlagen wurde. Man hat darum in den verschiedenen
Ausgaben de oder e eingeschoben, wobei man sich auf einzelne
Stellen aus Tacitus stützt. Dagegen hat freilich Halm die Über-
lieferung im Texte unangefochten gelassen und begnügt sich, im
commentarius criticns S. VII die beiden oben angeführten Änder-
ungen, deren erste von ihm selber herrührt, kurz zu erwähnen.
Heraus hingegen schiebt in seiner Ausgabe pro vor suggestu ein
und beruft sich dabei auf eine Steile aus Cäsars bellum gallicnm
und auf eine andere aus dem bellum Africanum, wo wirklich pro
suggestu sich findet. Allein näher liegt es sicherlich, auf eine Stelle
ans Tacitus selbst sich zu stützen, zumal wenn dieselbe zugleich von
der Art ist, dass dadurch sich das Ausfallender Präposition vor su^r
gestu leicht erklären lässt. Ich meine Ann. I, 44 reus in suggestu
per tribtmum ostendebatur, wo auch eine Häufung des Ausdruckes
stattfindet, indem pro contione *) = in modrnn contionis unmittel-
bar vorhergeht. Ingleichen findet sich dort kurz vorher ebenfalls
modal in hunc modum. Mein Vorschlag geht demnach dahin, an
obiger Stelle aus den Historien non tarnen quisquam in modum
contionis atU in suggestu locutus zu schreiben, wo das zweite tn,
wie wohl niemand leugnen wird, vom Abschreiber leicht ausgelassen
werden konnte. Aus dieser Auslassung entstand dann die fatale
crux Interpret um, die ich mit der vorstehenden Einschiebung be-
seitigt zu haben glaube.
cap. 57 wird geschildert, wie die für Vitellius in ganz unbe-
greiflicher Weise begeisterten Soldaten Geld und Geldeswert zu-
sammen trugen, um ihm nur die nöthigen Mittel zum Kriege zu
verschaffen: manipuli quoque et gregarius miles viatica su^ ei
halteos phalerasque^ insignia armorum argento decora, loco
pecimiae tradehant instinctu et impetu vel avaritia (wo vel eine
') Wenn diese wegen ihrer singulären Bedeutung höchst auf-
fällige Wendung daselbst nicht besser zu streichen ist^ wie ich wieder-
holt rorgeschl&gen habe.
IMIiu»' Historien lit. I und IL. Von lg, Frammer.
An
sprechende ÄndernDg vod Wßlfflia statt dos überlieferten ei
D« Bitter hat hier bekanntlich die Schrulle gehabt, die harm-
ven Worte insigma armontm ar^enia dccora als unechten Zusatz
DzukhiuiDiern, und Nipperdey erwähnt diüseri missruthenen Vor-
^hlag wohl nur honoris causa. Ich mache nun im Gegentheile, auf
de bedeotsa nie Stelle aus Suoton gestützt, den Vorschlag , atiro
urgento einzuschieben. Die Stelle aus Sucton ist Caes, cap. 67
pc milites eos pro conHone sed blandiore nomine commilitoned
mUahai (Caesar), habebaique tarn cuKos ut ar^enlo et auro
iitU armis ornarei^ simui et ad speciem et quo tcnaciores
in prof'tio es^iertt metu damni. Aus diesen Worten geht
leterlei ioitF>id6nx hervor: l.)d^ss diese mit Gold und Silber aus*
jllegten WatVen ein Gei^chenk den Fejdherrn an die Soldaten fUr
Iwiesene Bravour waren und dass also auch nur solche auage-
lichuete Individuen diese Ehren w äffen {insiffnia armorum) tragen
rften, 2.) wird der durchsichtigo Grand angegeben, warum Cäsar
inen Soldaten solche immerhin kostspielige Geschenke machte.
war eiui^ fein berechnete Et^comptierung der Zukunft, damit sie
so williger auch fernerhin für seine ehrgeizigeu Zwecke ihre
lut 7.U Markte trügen, Ersterer Punkt muss Rur Erklärung der
frischen Stelle unbedingt herangezogen werden, weil sonat jeder
^glauben mOsste, dass die römischen Soldaten auch sogenannte
ffirirawatlen auf eigene Kosten sich anschaffen und des Schmuckes
falber tragen durften. P'erner konnte auro vor argcnio wegen des
tinHchen Anlautes unschwer ausfallen , also das weitaas wichtigere
l^r dem minder wichtigen Worte. Denn die mit Silber beschlagenen
Faffen konnten doch nnr durch ihre Masse irgend einen Ausschlag
bben. nicht aber durch ihren inneren Wert wie die mit Geld ein-
|legti»n. Endlich leigt sich so die frappierende Opferwilligkeit der
oldaten gewiss im schönsten Lichte , wenn sie sogar ihre Ehren«
-Pttffen auf den Altar deä Vaterlandes legen , um damit der bedenk-
Kbbe in der üasse ihres neugebackenen und solcher Soldat^
Indig unwürdigen Imperators abzuhelfen.
cap. 85 ist die Rede von der in Eom und besonders im Senate
ircii den Druck der ebenso tristen als schwankenden Verhältnisse
beodeu Heuchelei und Verstellung: coacto rero in curiam
3MUliu arduus rcrmn omnium mod'^ itumnx silentium, ne
ta liberUiüt (gciL eadfet oder r : et prü^ato Othoni
' atque eadem dtcenti Hota adulatw. Nach der ganzen ener*
In und lebendigen Schilderung, die vorausgeht» ist dict^nti
Ikne Zweifel ein zu matter und farbloser Ausdruck, der auch auf
harmlosesten Zustände passen würde. Der Leser muss von dem
|li wachen Worte, das wie ein Meteor in die kräftige und spannende
irKttltung hereingeworfen wird, auf das unangenehmate Überrascht
erden. Es kann daher nicht wundernehmen, dass an dem so
Bpossenden Worte bereits wiederholt gerüttelt wurde. Classeu's
ikaiiüU Änderung des dicenti in timmii, die Halm in den Text
aufgenommen hat, wird von Heraus für unn^ythit^ etUitt. ^ik^
414 Tacitas* Historien lib. I and IL Von Ig. Prammer.
wirklich ist auch timenti, nachdem das weit stärkere plurimum
trepidationis in publico vorangegangen ist, ein schwacher Ausdruck,
welcher der ganzen trüben und peinlichen Situation nicht entspricht.
Man erwartet nämlich ein Wort, das die aljseitig aus feiger Angst
getriebene Heuchelei und Falschheit scharf und bestimmt kenn-
zeichnet. Zu diesem Behufe dachte ich ehemals an dissimulanti.
Diese Conjectnr wurde jedoch, da sie der Überlieferung zu ferne liegt,
von Andresen(in den Jahresberichten der Zeitschrift f. d. Gym-
nasialwesen 1878, S.320) mitRecht als ^unwahrscheinlich" bezeich-
net und zurückgewiesen. Ich hoffe aber nun die Billigung dieses Kii-
tikerszu erhalten, wenn ich statt des überlieferten unhaltbaren dicenU
vorschlage, fingenti zuschreiben. Ich begnüge mich, dazu zwei Paral-
lelstellen ausTacitus selbst zu eitleren, um des Guten nicht zu viel zu
thun. cap. 21 ist nämlich von demselben Otho gesagt fmgehat et
metum, quo magis concupisceret und Germ. 22 heißt es von den
Germanen, nachdem deteda et nuda amnium mens yoraufgegangen :
deliberant, dum fingere nesciunt. Weitere Stellen für diese über-
tragene Bedeutung von fingere = simtUare siehe in dem lexicon
Taciteum von Gerber-GreefS. 466 f. An der vorliegenden Stelle
aus den Historien passt fingenti namentlich gut zu den Worten
animum vultumque canversis^nediffidere dubiis acparum gaudere
prosperis viderentur. Sie heuchelten also Vertrauen und Freude.
Eine ähnliche Heuchelei wird duich arduus rerum omnium modus
bezeichnet. Eben so heuchelt in den nach nota adulatio folgenden
Sätzen der gesinnungslose Senat, dem es nur um die eigene Haut zu
thun ist^ tödtlichen Haß gegen den Usurpator Vitellius. Durch alles
dies wird fingenti mehr als zur Genüge gedeckt und aus dem Zn-
sammenhange der Stelle erklärt,
llj 80 wird Yespasian von einigen wenigen Soldaten zum
Kaiser ausgerufen, tum eeteri adcurrere, Caesar em et Äugustum
et omnia principatus vocahula cumulare, mens (natürlich eorum)
a metu ad fortunam transierat. Hier ist es auffallig, dass fortunam
kein Gegensatz zu metu ist, weder ein conträrer noch ein contra-
dictorischer. Einen solchen erwartet man aber offenbar, zumal bei
einem Schriftsteller wie Tacitus, der die Gruppierung von Gegen-
sätzen so liebt. Die Erklärer suchen sich damit zu helfen , dass sie
bei fortunam eine Prägnanz der Wortbedeutung annehmen. So auch
Heraus, der aber schon mit dem ersten Citate dafür recht unglück-
lich ist. Denn cap. 74 fin. prout velint, plus minusve sumi ex
fortuna ist es auf den ersten Blick klar, dass fortuna hier in seiner
gewöhnlichen Bedeutung Glück steht. Eben so verfehlt ist die
Verweisung auf Ann. I, 31 mente amhigua fortunam seditionis
alienae speculabantur , denn daselbst hat fortunam die Bedeutung
von exitum oder eventum. An den übrigen Stellen, die Heraus
citiert, erscheint fortuna allerdings in prägnanter Bedeutung, indem
es die Erhebung auf den Eaiserthron bezeichnet. Man setze aber nur
das Wort in diesem Sinne oben ein, und man wird sofort erkennen,
dass es daselbst durchaus nicht passt, indem es keinen Affect wie
Tftcitas* Historien Hb. I und IL Von I§, Prammer.
4t»
bezeichnet, Gau tr eile merkt ebenfalls mit richtigem Ge-
fotiunam einer angemesseDeii Erklärung im hoben Grade
b» ei . und gibt darum zu dem ganzen Satze wen« a metu
ad (v! rafiitie^rat folgende Anmerkung: f^les ^entimeuts de
ses pai L. . L .vaient passe de la craiut© ä la fortune — ä la confiance
eo Itt fortune''* Er fasst also fortunam in der Bedeutung von spern
oder fiduciam fortunae. Leider war er nicht in der Lage, für diese
|»r&gDant6 Bedeutung auch nur eine einzige Parallelstelle anzuführen.
Daa Schlimmgte aber ist, das& bei dieser Annahme das Bectum
foriunae ganz nebensächlich ist und leicht aus dem Zusammenhange
vorstanden werden kann , wahrend das dazu gedachte Kegens spem
der ßduciam als Bezeichnung des Affectes erst den rechten Gegen-
k XU meiu, aUo die eigentliche Pointe des Ge<lankens bilden
ftrde. In dem leiicou Taciteum von Gerber-Greef habe ich
mich in dem Artikel s. t. fortuna S. 480 vergebens nm eine Stelle
omgesehen, die der unserigon auch nur entfernt ähnlich wäre. Die-
selbe ist daselbst freilich noch nicht mit aufgefühH, da der betreffende
Artikel leider in der Mitte abbricht. Meine Überaeugung ist nun,
daas fortunam an der obigen Stelle auch durch eine gewaltsame und
willkürliche Erklärung nicht gehalten werden kann, sondern dass es
in fiduciam geändert werden muss. Dann bat man zwei Affecte, die
passend zu einander im conträren Gegensatze stehen.
Nebenbei erwähne ich, dass mir zum Agricola cap. 8 ün, von
dem Herrn Kector Voß in Aalesund (Norwegen) eine Conjectur
mitgetheilt wurde, die ich weiterer Verbreitung för wert halte. Dort
ist nämlich von dem römischen Feldherrn gesagt: ita vitiulc in
oh9cqucndo, verecundia in praedicandc extra inmdiam nee exira
ploriam erat Hier scheint obsequendo ans pcritus obsequt, das
wonige Zeileu vorher erscheint und von demselben Agricola gesagt
jfirdj entstanden zu sein. Dort steht aber der gouanntD Legat unter
lern Befehle des j^chlaffen Vettius Bulanus und musste trachten,
seinen unfähigon Chef nicht allzusehr durch seine Thateu iu Schatten
tu stellen. Für diese beengenden Verhältnisse passt penius obscqui
ganx gut. Unter dem thatkräftigen PotiUus Cerialts aber habuerunt
iirtuUis »patium ejrcmplorum^ »rd primo Ccrialis lahorts mado
ei discriMtnaf mox et ^loriam communicabai etc. Agricola hatte
also unter ihm freien Spielraum für seine Thatcn und durfte die
leidige Kiforsucbt des Commandauten öicht mehr fürcbteu. Für
diuse gfcänderteu Verhältnisse passt aber virtute in exsequcndo
nThatkraft in doT Ausführung«. Thatkraft oder Tüchtigkeit
im Gehorchen hingegen ist an dieser Stelle nicht angemessen,
zumal da diese Verbindung schon an sich widerspruchsvoll und
wunderlich erscheint. Denn viftu9 stimmt nicht zu in obseqnendo.
Zudem ist ohne Zweifel cxsrquendo der richtige Gegensatz zu prae-
äiC4»ndo, aber keineswegs das in nnsem jungen Handschriften über*
}mhri^ obsequendo. Ich glaube daher, dass die angefahrte Änderung
rvitlea fär sich hat und die Beachtung künftiger Herausgeber wohl
verdient.
416 Tacitus' Historien lib. I und II, Von Ig. Prammer.
B) Erklärung.
I, 1 ist bei den allbekannten Worten neque amore quisquam
et sine odio (seil, unusquisque) dicendus est der modale Ablativ
amore ohne beigesetztes cum aull^llig, da man dieses Wörtchen
wegen des nachfolgenden Gegensatzes sine um so bestimmter er-
wartete. Diese Art von markiger Küi7.e ist daher wohl eine über-
triebene. Sie ist auch durch das Streben nachvariatio hervorgerufen,
da man statt et sine ein zweites neque erwartete, wobei das bloße
amore weniger auffiele, indem es dann auf odio gestützt wäre. Zum
ganzen Gedanken vergleiche den ebenso concinnen als überladenen
Ausdruck bei Cicero pro Marcello IX, 29 — wo vom ürtheile der
Nachwelt über Cäsars Thaten die Rede ist: et sine amore et sine
cupiditate et rursus sine odio et sine invidia {de te) iudicahunt.
Es ist immerhin möglich, dass Tacitus diese Stelle Ciceros vor Augen
hatte und durch seine kernige Kürze gfegen ihren rhetorischen
Schwulst energisch demonsti-ieren wollte. Dabei ist er freilich in
den entgegengesetzten Fehler verfallen. Als gemeinsames Band
schlingt sich übrigens in diesem Falle um beide Schriftsteller das
der — Künstelei, wobei die Entscheidung schwierig ist, wem von
beiden die Palme gebührt.
cap. 5 fin. accessit Galbae vox pro re publica honesta^ ipsi
ancepSf legi a se miUtemy non emi, ^) Hier haben Gantrelle und
Heraus vergessen, eine Stelle ausPlutarch anzuführen, die treffend
den Grund dafür angibt, warum diese wahrscheinlich öfter wieder-
holte Äußerung des greisen Kaisers den durch Neros Gebaren ver-
wöhnten Soldaten so sehr missfiel, dass sie seinen nahen Tod nicht
abwarten wollten. Die habsüchtigen Krieger fürchteten nämlich die
schlimme Wirkung des Präcedenzfalles. Die angezogene Stelle ist
Galba cap. 18 med. kdoi^Bi yaq ovk ovrog anoaTBQUv /novog (seil.
TTiv dwoedv)^ aXhi vo^o-^eveiv xal didaaneiv rovg iued^ arrov
ovToycQaTOQag. Dem gegenüber sollte durch die Ermordung Qalbas
ein abschreckendes Beispiel statuiert werden, damit in Zukunft kein
Imperator es wage, den Soldaten ihr Donatlvum vorzuenthalten.
cap. 13, Z. 3 nee minor gratia Icelo Galbae liberto, quem
anulis donatum equestri nomine Marcianum vocitabant. Zu dem
Plural anulis gibt Heraus nach Wölfflins Beobachtung die
Note, dass Tacitus ihn nur vom aureus anulus als Abzeichen der
Eitterwürde gebrauche. Außer den zwei anderen Stellen aus Tacitus,
wo anuli in diesem speciellen Sinne vorkommt ^), wird noch Dio
Oassius 48, 45, 7 citiert, wo ebenfalls von einem Freigelassenen,
dem Verräther Menas, die Bede ist, welchem Octavian zur Belohnung
för seine Dienste die Bitterwürde verleiht. In dem darauf folgenden
Paragraphen 8 steht noch zweimal der Plural daxzvXiot zur Be-
•) Bei Sücton Galba 16 stehen dieselben Schlagworte iocfartf,
legere se müitem^ non emere consuesse.-
*) Sie sind rafallig idle ans den Historien. VergL das leiteon
Taciteum von Gerber-Greef S. 87.
TÄcittiÄ* Hjstorieij lib, I und. U. Von Jtj» Prammer. 417
jehiino^ dea insigne equUum, Naher lag en wohl^ Soet. Galba
|p. 14 tu ciiieren. wo von demselben Iceln» gesagt wird: liherinB
mus. paulo ante anulh aureis et Marciani corf nomine ornntus.
j^^riechi siehe Parallelstolle v*»r4lientH vor der ans DioCassinf:
|)i liaft den Vorzog, indem daselbst abermals von Icelus be-
Bbtet un<i 7,ügl*jicb <ier besondere Änlass wngeg<?ben wird, bei
llchom Galba i^einom Froigelassenen die Ritterwiirde verlieh. Dör-
^Ibe verkflndigte ihm nämlich, nachdem er kaum von einer eiligen
&ise aus Italien zurückgekehrt war, zuerst (zwei Tage vor Tito?^
finias) Neros Tod und sefno eigene Ernennung zum Kaiser» durch
»nat (und Volk?). Vgl. Plut, Galba 7 T(p d' arrElevS^fgtf} dayLTvkl-
te jr^iöoi'C i'diü^i il^d^ßag) xcet Magyjarog o ''[^iIoq rßtj
thnv^uvog u*/ß rr^y /rQifjrr^v fv rolg aniliv^tQotc: ötvauiv. Bei
esen beiden Stellen kann freilich Heraus mit gutem Grunde
^en, da8s der Gebrauch des Plurals daselbst aus Tacitui> entlehnt
und er darum unterlassen babe^ diese Nachahmung anzuf (Ihren,
^llern Vorgftnger des Tacitus in tiiesem n^^brauche ist bereits
livius XXVI J, 28, 4 — wo zweimal nach einander anuli von dem
Inge des gefallenen Marcellns gebraucht wird anuhfi MarceUt
nul CUftt corpfirr Hnnnibnt poiiius erat und oedsutn colte^am
tB0 annlhque etus hmtem poiitum. Allerdings ist dort der
^egelring des Schwertes der Römer gemeint, aber der Plural
derselbe, nnd darf nicht, wie es Weißenbarn dort thut, mit
Plurale tantum Uheri zusammen gestellt werden» aus dem ein-
krhen Grunde» wi nürnlar flr*?^wi« häufig verkorarat. Gan-
relle führt zu oi- ^ aus Tacitus der KOrze halber keine
^rallelstellen an. Georges citiert in seinem Handwr»rterbuche
8. 450 nur iw anulorum aus Sueton ohne weitere Bemerkung
ber den Plural. Es empfiehlt sich daselbst fOr die nächste Auflage
dn entsprechender Zusatz mit Citaten.
cap. 21 fin» sagt sich Otho mit wilder Knt^ichlossenheit;
Aftern nmnibus f*or. natura nequalem (tbUrione apud posteron rel
ria distinpHtf ac ,*f noctntem innocefitemqur idem eTÜun
inrat, nrrioris ^nri rsse merito prrire. Hier unt^irlassen es
irfiuH und Gant relle» auf den unterschied zwischen dem all-
Den morttm «nd dem speciellen meriio perire aufmerksam tn
Vth^üt auf dem doch die Point« des ganzen Gedankens beruht. Der
G^genaatz in der Hedontnng wird noch durch die Slellunif gehoben,
Ddem mo^ men Satz anfängt und n rire ihn
Dergiach m bezeichnet den n«tli ^ Natur-
roceß, der jiMim Sterblichen seriüs ocius erwartet — nirrito perire
Ingegfni das Fallen im Kampfe oder den Selbstmord» wenn der ge-
lante Aufstand miitslingen eollte* Vergleiche Verg. Aen. IV, 696
m der Dido nam quia nee fato merita nee ntnrie perihett, wo
lilich d«r SeÜwtmord im folgenden Verse sed misrrn ante dient
OAv ü^ena als dritter l-'aU bezeichnet ist, so
äPö ^ 'den i^waltsamen» durch eigenes Ver-
l^htilden berbeigefübrten Tod, also Ermordung oder Hin-
418 Tacitus* Historien lib. I und II. Von Ig, Prammer.
richtung bedeuten soll, wie Hom. Od. I, 46 von Aigisthos xal
XLrpf ycsivoQ y€ iomon neiTat oXi^qi^ gesagt wird. Den Aasdruck
scheint Tacitus jedoch nicht ans Yergil, sondern ans Livias XXIX,
15, 13 nihil se, quare perire merito deherent^ admiaisse entiehnt
zu haben. Dort ist allerdings perire merito (merke die abweichende
Stellung!) nui* eine rhetorische Hyperbel statt des einfachen: ^sie
hätten den Buin ihrer Staaten nicht verschuldet". Unverkennbar
ist auch die innige Beziehung zwischen dem obigen acrioris wri
esse merito perire und II, 46 opperiebatur Otho nuntium pugnae
nequaquam trepidus et consilii certus. Letztere Stelle ist gleidi*
sam das Belief zur ersteren , die blutige AusfQhiung des gefassten
Entschlusses. Wäre der Kaiser bei Bedriacum zugegen gewesen, m^
hätte er zweifelsohne nach dem Beispiele Catilinas den Tod in der
Schlacht gesucht und gefunden. Mit diesem Catilina hat Otho^
überhaupt mannigfache Charakterähnlichkeit.
cap. 26 infecit ea tabes legionum quoque et at^xiliorum
motas iam mentes etc. tabes bezeichnet hier die Gährung unter den
Prätorianern in Bom , die von Otho künstlich mit allen Mitteln ge-
fördert wird. Tacitus hat hiebei einen wichtigen Umstand nicht mit-
getheilt, dass nämlich Galba, der offenbar an die Möglichkeit einer
Schilderhebung in Bom selbst gar nicht dachte, den schweren Fehler
begieng, die ihm treu ergebene legio septima Galbiana, die er selbst
aus spanischen Provincialen gebildet hatte , nach Pannonien zu ver-
legen. Dort stand sie nach II , 86 unter dem Commando des schnei-
digen Legaten Antonius Primus, der hernach durch seine kühne
Entschlossenheit dem Vespasian so wesentliche Dienste leistete.
Dagegen ließ der kurzsichtige Kaiser die ihm feindlich gesinnte
legio prima classica , die von ihm so grausam decimiert worden war,
ruhig in Bom, statt sie schleunigst aufzulösen oder doch aus der
Stadt (etwa nach Pannonien) zu entfernen. Durch diese beiden ge-
radezu unbegreiflichen Missgriffe machte Galba den Putsch Othos
eigentlich erst möglich. Tacitus übergeht, was als schlimmes Ver-
säumnis gerügt werden muss , das erste Moment ganz und hebt das
zweite zu wenig hervor. Das wichtige Thema war nach meiner
Meinung in einem längeren Excurse zu behandeln und dabei auch die
arge Verblendung der Günstlinge Galbas scharf zu betonen, die dem
Kaiser von diesen thörichten Maßregeln nicht abriethen. Nachdem
aber einmal der Schriftsteller selbst den erwähnten doppelten Fehler
begieng, war es umsomehr Aufgabe der beiden neuesten Herausgeber
der Historien des Tacitus, Heraus und Gantrelle, in einer aus-
führlicheren Note die bedenkliche Lücke auszufüllen und dem Leeer
klai' zu machen , dass Galba selber der eifrigste Mitarbeiter für die
selbstsüchtigen Zwecke Othos war und mit rührender Ahnung^-
losigkeit sich selbst sein Grab grub.
cap. 48 med. ist von den zwei Schandthaten die Bede, mit
denen T. Vinius sein Leben besudelt, igitur iussu €hi Caesaris
oneratus catenis , mox mutatione temporwn dimissus^ car^u
honarum inoffenso legioni post praeturam praepositus proba^
T^itoft* HUtoriaa lib. I and IL Von ^. Prammer,
419
tusque. Hier gibt Uoräiis zu cursu hom^rum inoffenso die Note:
^£r hatte dio Amtslaafbahu, ohne Anstoß zu gebeu^ durchgemacht.*^
Kr meiut also» dase T. Yioius sich keinen weitereu Scaudal zu
Bchtilclen kommen üeH. Alleia dies passt weder zu der Bedeutung
fon inoffcnsus noch zu dem vorausgebenden mox mutatione tcm-
porum dinmsus , womit doch gesagt wird , dass ihm der gemachte
St/andal nicht schädigte, wie man füglich hätte erwarten soüen. Hier
i^ freilich Plutarch Galba cap. 12 deutlicher und ausfuhr] icher als
Tacittts« indem er sagt: kyidvov (Vawv Kaiaagog) Si ano&avowog
€lJn'X<V X^'/^ö/f«>'og d/itkvd^ti. Das richtige scheint Gantrelle zn
meinen, drückt steh aber nicht mit der uöthigen Schärfe und ße-
atimmtbt^it auw: ^cursti — ifioff'enso, il parcourut sans encombre la
carri^re des honnenrs.^ Es war vor allem die Bedeutung von »n-
affensus ^ ungehindert, ununterbrochen festzustellen (vgl.
Ann* I« 56 ifwffensum iter) und der Umstand zu betonen, dass der
aiierwartete Tod Caligulas dem Deliuquenten sehr gelegen kam. Ein
Umlicbea Geschick erfährt nach II, 86 Antonius Primus, bei dem
gelegontlieh des Thronwechsels von 68 sogar ein gerichtliches Urtheii
rnckgäugig gemacht wurde : is legibus nocens et tempore Nn-ania
faUn dumnatus inUr alia bdli mala scnatortum ordmem rccipe-
ravtriU. Hier ist dt^r Ausdruck inter alia belli mala für die Situation
dsü Mannes charakteristisch , deu Galba, ohne ^ich um seine Yer-
gangenheit zu irfimmern, zum Legaten der siebenten Legion machte :
prQ€po$iius a Galha Bejdimae U^ioni etc.
Zu den Capiteln 48 und 49, welche die Nekrologe des Piso,
deaT. Vinius und des Galba eothalten (von dem Prafecten Cornelios
Laco ist au ffalliger weise keiner gegeben), war die Bemerkung nicht
ftbertiüssig, dass solche ausführlichere Charakterschilderungen von
bedeutenden Personen, wenn sie infolge eines natürlichen oder ge-
WAltsamen Todes von dem Schau platze ihres Wirkens abgetreten
«iild, zuerst von Xenopbou in die Literatur etugeführt wurden^). Sie
aiiid eine Frucht der sokratischen Philosophie, die auf die tiefere Er-
kümlDia der Menschen and Dinge gerichtet ist. So gibt Xenophon
Ajiab* I, l* eine eingehende Charakteristik des jüngeren Kyros, II, 6,
1—15 eine solche von dem verbauuten Lakedämonier Kiearchos.
Dar Sehriftsteller benützt naturgemäß die Gelegenheit, beim Scheiden
«ioer hervorragenden PersönJichkeit dem Leser von derselben ein
abachließendesGesammtbild im gehen, das zugleich eineu Kuliepunkt
ia der fortHChreitöiiden ' ten soll, indem es den Leser
dtireh den Rücktdick auf ; i o Vei-gangenbeit zur Sammlung
dee Gemüthes einlädt und ihn eine Art von Todteugericht abhalten
liaet* Diese Charakteristiken wurden dann auch auf berühmte Städte
«ttig^ohnt. die im Kriege ihren Untergang fanden« So gibt Livius
V, 3S . 8 einen kürzeren Nekrolog von Veji, Tacitus Hist. IK, 34
«iBMi längeren und im wohmüthigen Tone gehaltenen von dem un-
•) Vergleiche übrigen« die Würdigung de» Ferikles und seiner Nach-
r liei Tbnkjd. II, €5 — deren ersten Tbeil ro&n ebenfmUs aU Nekrolog
hten kanii.
420 Tacitns* Historien üb. I and II. Von Ig. Prämmer,
glücklichen Cremona, das das Schicksal Magdeburgs theilte, und
V, 2 — 13 einen gewissermaßen proleptischen Nekrolog von der
fatnosa urbs Jerusalem oder eigentlich gar von einem ganzen Volke,
von den Juden.
cap. 81 abire propere omnes e convivio iussit (Otho). Tacitus
lässt hier als selbstverständlich weg , was Plutarch Otho 3 eigens
anführt: a/aa de Tovg TLeyckrj/nevovg avdqag avaazrjaag xaS"' ece^g
d'VQag dqnjxs. Ferner ist wahrscheinlich convirnum an dieser Stelle
wegen abire und der Präposition e in der Bedeutung Speisesaal
zn nehmen. Sicher ist dies jedoch am Anfange des folgenden Capitels,
wo es heißt: fnilitfAm impetus ne foribus quidetn PaUUii coerdtuSf
quo minus convivium irrumperent. Vergleiche bei Plutarch a. a. 0.
Toiv (uiad^ofpoQwv (jjQovgjiivwv elg rov avÖQWva , wo mit liiad-O"
qiOQOt die eindringenden Prätorianer bezeichnet sind und convivium
durch avÖQciv gegeben wird. Ebenso wie Tacitus sagt Dio Cassius
64, 9, 2 von demselben Krawalle elg avzo t6 avunoaiov iaenff^
drjaav. Sueton gebraucht Otho cap. 8 davon die Wendung perru^
perunt in iriclinium usque, wo triclinium = avdQoiv ist. Ich halte
es für angezeigt, an beiden Stellen des Tacitus den besagten meto-
nymischen Gebrauch von convivium anzunehmen. Auch bei Ann.
XV, 37 struere convivia und wenige Zeilen später cui superpositum
convivium navium aliarum tractu moveretur dürfte nichts anderes
übrig bleiben. Bei Gerber-Greef S. 225 ist dieser unterschied
allerdings nicht gemacht worden.
cap. 87 fin. bonos et modesios anteibat. In der Note dazu, die
übrigens schon zu cap. 45 anteire proximos hätte gegeben sein
sollen, behauptet Heraus. nach Dräger, dass das Activum anteire
bei Cicero und Cäsar nur absolut oder mit dem Dativ , n i e aber als
Transitivnm mit dem Accusativ vorkomme , wie nach dem Vorgange
der älteren Dichter bei Tacitus. Diese Bemerkung bedarf in mehreren
Punkten einer Berichtigung. Cäsar selbst hat freilich anteire mit
Acc. der Person nicht (er hat es auch mit dem ^regelmäßigen^ Dativ
nicht); aber im bellum Alexandrinum cap. 38, 4 steht muUum
numero anteibat nostrum equitatum. Bei Sallust ündet sich Ing.
6, 1 cum omnis glaria anteiret und in der orat. Philippi §.13 honi
malos facile anteibant. Georges citiert femer in seinem Hand-
wörterbuche s. V. noch eine dritte Stelle aus Sallust (aus einem
Fragmente) aetaie et consilio ceteros anteire und aus Nepos Thrasyb.
1, 3 cum cum nemo anteiret virtuHbus. Nicht minder begegnet
anteire mit Acc. bei Livius XXXVIII, 51, 11 semper vos aetatem
meam honoribus vestris anteistis. Wenn man diese Stellen im Auge
hat, mnss es jedenfalls als gewagt erscheinen, wenn Heraus den
persönlichen Gebrauch des Passivs bei Cic. pro Sulla 8 , 23 (wozu
übrigens Halm keine Note gibt) nee se aequales tuipropter istam
causam abs te anteiri putant kurzweg fOr einen Gräcismus erklärt.
Citiert doch Georges I, 431 für das Activum aus Cicero Acad. I,
35 anteire aliquem aetate, femer ans demselben Schriftsteller a.
omnes intelligentia und quanto omnes anteiret animantes^ also
T&citus' Historien üb. I nnd II. Von I^. Prammer.
4SI
II Stellen I Tacitos hat atao aU Vorgr»»ger in d«r Coostructioo
pidrc aJiqucm nicht blo£^ , ältere Dichter'^p s^^ndoin :iuch ctJicho
|fj08ailf**r, dflnurter mit miadesteos vi^r Steilem deu Cicero. Bei
it übrigens anit'ire mit Aco, nicht einmal häufig vor-
3M 1 Vergil z, B. ist es ana^ uqriftivov km. XII» H4
iii' (fi^fiij rnndore nires anteirent, curmbus auras. Von ihia also
Srd Tacitros schwerlich diese Constructioo , die nr so oft hat, ent^
uit haben, ftoridern eher aus Cicero uud Sallust. Vgl. noch Hol*,
IltD* I, 35, 17 te scmper anteii saeva ttecessUas. Xi ' v nun
hesprocheoe Kote des Heraus 2ü obiger Stelle au am
tinchtigkeiten leidet and den Leser nur irre Rh reu kuuu. hatten
Berber- Greef in ihrem lexicou Taciteum S. 85 got daran
tharit nicht darauf r.ö verweisen, zumal da auch djo daselbst
febeue Stellensaramlnng aus Tacitus nein unvollständig ist und
ch bescheidenen Ansprüchen nicht genügt. Eine gänzlicbe Um*
^beitung der^<
11. 41 .
wtdias an pt
ink Die Am
w«goD der Ai
iMvissenl erwawv.
Auflage driiij
t rt'l aitquoii honest um cott,sti
los H e r ä u » xu coeytatitriHi , >
it von incertum fuü der Regel
^LN ist zu meinem gi-oßen Bedauern mich
der dritten AaÜage voll wunderlicher Verwirrung und daher wohl
Beignet, ein «allgemeioe!^ Schütteln des Kopfes'' hervorzurufen,
»erst schreibt er aus Versehen ful^asscnl statt corptassent , dann
tagt er. Tacitus habe das Tempus des fiolativsatzes vom Acc. c^
Infln. unabhängig gedacht und als ein absolutes aufgefajist. Bin
Eelativsatz ist aber an unserer Stelle gar nicht vorhanden , Boudern
ine indirecte dreitheilige Doppelfrage. £in Acc. c. Infiu. steht
[lerdings im vorhergehenden praedpäes exploratores adesse
icm nuniiaterc. Will Hera ua etwa von diesetn ■ kostcm
fatalen Pra^enatK abhängen lassen V Er hat w lich die
|eo'^ iiit I, 7 postqtiam r\ ^u>lche
ierrv rt, in schUmmer v hmf .t*iht
QÜch wirklich der angeführte Zeitsatz mit postqwim mitten in
nem Acc, c, lußn, a hffatis bellum suadenMus Climen ac dtflum
ro compositum. Bei Drag er „Sjntax und Stil des Tacitus**
27, d ist freilich ' " ^* Fehler begangen und die Ahhüngigkeit
g^n mt^rtum fuU . rsehen. Dies ist eben wieder ein aitgou-
weis dafür, dass man dieDr&geri^chen Aufstellungen
Hl mit grol&er Vorsicht benutzen soll Es ist an obiger
eUe bei^Qgtich der Zeitenfolge vielmehr derselbe Fall, wie Öfter in
tu mit m(, nämlich die Verkehrung des Standpunktes. Im Hanpt-
«aUe mctrium fuit steht der Schriftsteller, wie es correct und
natürT ' uinemStanJi ' "'■' ' ' lach
dan ' .3 Thatsftcho c^n-
üXMi et Mch mit einemioüU auf d^i tikt des
nir den da« Breignia gegenwfirtig ist » nni c^^rt den
Fragwata «o, als ob mcertum est rorangegangen wäre, GantrtlU
42S Tacitns* Histotien lib. 1 und II. Von Ig, Prammer.
gibt zu der behandelten Stelle bloß die Note: ^le plusqueparfait
coeptassent serait conforme ä la r^le classiqne.^ Dabei vermeidet
er allerdings glücklich die von Heraus gemachten Fehler, aber über
die ratio klärt er den Leser so wenig auf, wie cap. 46 bei nuniiabant,
ut nemo dubitet — wozu er noch lakonischer gar nichts bemerkt.
Beispiele ans Tacitns siehe bei Kipp er dey zu Ann. I, 61, 8.
cap. 43 fin. ita victores latus hostium invecti. Hier unter-
lassen es Heraus und Gantrelle zu invehi, das im feindlichen
Sinne wie tnvadere oder irrumpere mit dem bloßen Accusati? (statt
mit in) construiert ist, eine entsprechende Note zu geben. Die frag-
liche Constraction wird freilich auch bei D rage r in seiner Übersicht
des Taciteischen Sprachgebrauches §. 25, c und in seiner Broschüre
über Syntax und Stil des Tacitus §.40, c mit Stillschweigen über-
gangen. Sie findet sich so zweimal bei Yergil Aen. YII , 436 dtissis
invectas Thyhridis undam und VIII, 714 triplici inveetus JRomana
triumpho moenia; bei Ovid Met. XI, 54 iamque mare invectae
(seil, lyra et lingua Orphet) flumen populäre relinquunt. Aus
Livius habe ich mir drei Stellen notiert , die mit einander das ge-
meinschafbliche haben, dass sie sämmtlich mit dem Accusativ urbem
verbunden sind und von einem Triumphzuge handeln (wie auch die
zweite Stelle aus Vergil von einem Triumphzuge des Augustus
handelt): II, 31, 3 dictator triumphans urbem invehitur; V, 23, 5
von Camillus curru equis albis iuncto urbem inveetus und XXX,
45 , 2 von dem älteren Scipio triumpho omnium clarissimo urbem
est inveetus ®). Bei Cäsar und Sallust findet sich invehi überhaupt
nicht. Alle die aus Yergil, Ovid und Livius angeftibrten Stellen
haben das gemeinsame , dass überall invehi im friedlichen localen
Sinne gebraucht ist, so dass der militärische Ausdruck latus hostium
invehi bei Tacitus singulär dasteht. Durch das hier gesagte wird
Georges II, 356 zum Theile ergänzt und es wird mich sehr freuen,
wenn ich mit meinen Bemerkungen auch andere zur weiteren Yer-
vollständigung des betreffenden Artikels anregen sollte. Denn ich
kann nicht glauben , dass oben sämmtliche Stellen für invehi mit
bloßem Accusativ angeführt sind. Ich bemerke noch, dass Tac. Ann.
II , 40 Ostiam invectum wegen des Städtenamens anderer Art ist.
cap. 49 init. wird von Otho gesagt vesperascente die sitim
haustu gelidae aquae sedavii. Die Yerbindung vesperascente die
statt des einfachen Ablativus temporis vespere oder vesperi, die hier
beim Selbstmorde Othos gebraucht wird, findet sich auch Ann. I, 65
vom schweren Kampfe des Oäcina gegen den verfolgenden Arminias
enisaeque legiones vesperascente die in aperta et solida und XVI,
34 mit iam verstärkt beim Selbstmorde des Thrasea Pätus. Georges
begnügt sich II, 3097 die letzte Stelle aus den Annalen zu citieren,
während Heraus, Gantrelle und Dräger die Verbindung ohne
jede Note belassen. Nep. Pelop. 2 , 5 steht ut vesperascente caeh
•) Dagegen st«ht XXXIV, 52, 10 ipse deinde QwinoUus (Flamimm)
in wrbm ek jm/wiitm beim Triumphe über Peneua.
Tacitus* HUtorldQ Üb. I and JI. Vou I§. Prtimmm',
\U
ktha$ ponsent petvenire von dem Anschiago der Torbatmten Tbe-
iner auf ibre Vater»tudt. An allen vier Stellen ist also der absolate
ativ voD wichtigeu und blntigeo Actionen gebraucbt uud gibt
»Qzeu Satze etwas feierliches und spamieüdes» Das Wort res-
€0 ist auiSerdoui selteu uod verdient auch von die&^em Gesicht«-
akie aus eine Bemerkung. Am meisten ähoelt vou deu übrigen
feAduDgeu, die Tacitus für diese Zeitbestimmung gobrüuclit, Ann.
16 fkxQ in vespaam dic^ wo von dem Aufrühre der drei Legionen
Panuonieu die Rede ist«
cap, 58 inde CUtyio Bufo metus, ei decumam kühnem pro*
•ri ut transmissurt4S iussit, Die Note» welche Heraus
L^ibt, ist im hoben Grade geeignet, den Leser zu ver-
rren. Kr aagt nämlich; ^Der Dativ steht, als ob appmptnquare
ilgte; siehe zu III, 82, 9," Nun si^hi SLhet propinqunra ohnehin
üttelbar voran, und es ist nur das Simplei statt des Compositume
pinquare gesetzt. Die Note, welche er lu 111, 82 pmiae pro-
%bat bringt, ist weitaus zu enge, da sie sich darauf beschränkt,
btge Stellen ausTacitUi» zu eitleren, Umfassender ist die Bemerkung
^ragers zu Ann. XII, 13. Darnach hat Tacitus dieses Verbnm
Uem Anscheine nach aus Vergil. die Constnictioa mit dem Accnsativ
er aus Sallust entlehnt. Der tram$iti%*e Gebrauch des Verbums ist
geh bei Dräger nicht erwähnt, da er nur bei Dichtern vorkommt,
^eusowenig der bemerkenswerte Umstand, dass das Wort bei Tacitus
Hr im localüu (uicht im temporalen) Sinne gebraucht wird und nur
den beiden gr6lioren Werken sich ziemlich oft findet, während
regeimfil^ige Compositum nach Gerber-Greef S. 42 im ganzen
aimal vorkommt (je einmal im Agricola, m den ütstorien und
nn&len)» daronter zweimal im localen Sinne. Nebenbei bemerke ich
ch* dass auch die Note des Heraus %u. 11, 71 quantoqut. ma^s
^^fpinquabät ..seil, ad urbem^ wie aus €x urbe m entnehmen ist^
%^ kleine Unrichtigkeit enthält, denn daselbst ist aus dem voraus-
|eu cw urbc zu propinquabai ohne Zweifel der Dati? urbi m
leu, wie Gantrelle richtig bemerket.
cap, 61 ist bei Halm, Nipperdey und Ritter in terpungiert
in eo proelio Mariccu» €te mox feHs obiedus quia man
iur, »tolidum tmigus ifmolabUem crrdebai, donee 9pect€U»U
dus fM. Das TOraDgestellte und mit zwei Participien
gect Mariccus steht offenbar statt eines selbständigen
8atft68 ca}du8 i» eo proelio ac mox feri$ obiectus est: et quia H<m
iamiahaiur usw» Infolge der torgenoinmenen YerkCtnung und Zu-
sammend rängung der Gedanken in einen Satz sollte man nun einen
flberwifigeiiileD Kinflnss des activen Hauptsatzes der Periode stolidum
vuigus mvioiabilefn credehat voraussetzen und als Object von cre^
debat abhängig or\^ ^fum in eo proelio Mariccum ac Mtar
feriit obiteium, AU > uranstellung des passiven Oansalsatsta
ftiM mm la^tiabatur bewirkte, dass Mariccus mit seineu beiden
Fartiäpien (wie dies bekanntlich häufig bei Relativsätzen der Fall
tit) abi Subjeet in dieeen Nebensatz gezogen wurde und die^ um ^^
424 Tacitas* Historien lib. I and II. Von Ig. Prammer.
mehr, als auch der nachfolgende Temporalsatz donec spectante
yüellio interfectus est passiv ist und dasselbe Subject benöthigt. So
ist der in der Mitte stehende Hauptsatz von den beiden ihn ein-
schließenden Nebensätzen bezfigllch des maßgebenden Einflusses,
den man von ihm auf den besagten verkürzten Satz erwarten sollte,
vollständig lahm gelegt worden. Unpassend ist daher die von Heran s
vorgenommene Interpunction nach obiectus^ wenn es auch nur ein
Komma ist, da dadurch der Cansalsatz äußerlich von seinem Subjecte
abgetrennt wird. Wesentlich anders verfährt Gant r eile, der durch
Einsetzung eines Strichpunktes nach Mariccus einen zweiten Haupt-
satz schafft, so dass die nachfolgende Periode weniger mit Participien
überladen ist und leichter verständlich wird. Da dadurch zugleich
der eine Hauptumstand (die Gefangennehmung des ,,Befreiers^ und
„Gottes"*) als überraschendes Moment mehr hervorgehoben wird, so
möchte man sich versucht fühlen , dieser Interpunction den Vorzug
zu geben. Aber dagegen spricht vor allem die bekannte Eigen-
thümlichkeit des Taciteischen Satzbaues, zwei verschiedene Gedanken-
momente äußerlich in einen Satz zusammenzudrängen. Vergleiche
darüber Müller in seinen Beiträgen zur Kritik und Erklärung des
Cornelius Tacitus 1, S. 17 f. und II, S. 38 ff. Unsere Stelle wird
daselbst allerdings nicht mit behandelt, vielleicht weil sie einfacherer
Natur ist. Es muss darnach als ein zu bequemes Auskunftsmittel er-
scheinen , durch Theilung in zwei Sätze der logischen Schwierigkeit
auszuweichen oder sie doch zu verringern. Weiters kann gegen
Oantrelles' stärkere Interpunction das Bedenken erhoben werden,
dass an den drei anderen Stellen des Tacitus, wo die Verbindung ac
•mox vorkommt (sämmtlich in den Annalen) damit nirgends ein
eigener Satz eingeleitet wird. Dasselbe gilt auch von den drei Stellen
mit dem gleichbedeutenden ac deinde und von der einen mit ac
deinceps. Die Abtrennung eines eigenen Satzes mit ac mox würde
daher bei Tacitus ganz singulär dastehen und zwar infolge einer
allerdings fein gedachten und scharfsinnigen, aber doch im ganzen
willkürlichen Interpunction.
cap. 84 ipso Vespasiano inter initia imperii ad obtinendas
iniquitaies haud perinde obstinante^ donec indulgentia fortunae
et pravis magistris didicit atisusque est. Heraus bemerkt hier zu
hamd perinde , dass das ursprünglich dazu gedachte Vergleichungs-
glied ausgefallen sei, ohne jedoch zu sagen, wie dieses ungefähr ge-
lautet haben mochte. „Mehr^ ist auch bei Nipperdey zu Ann. II, 88
(worauf Heraus verweist) nicht gesagt, eher weniger. Gantrelle
hingegen gibt mit bestimmten Worten, was nicht genug zu loben ist,
das nach seiner Meinung ausgefallene Vergleichungsglied an, indem
«r in der Note sagt : j^haud perinde seil, ac crederes , pas autant
qu'on pourrait le croire = pas beaucoup, peu."" Allein näher liegt es
wohl, aus dem von Tacitus selbst an obiger Stelle gesagten den ver-
kürzten Vergleichungssatz zu entnehmen. Aus den Worten inter
initia imperii ist nämlich zu ?iaud perinde leicht der Gegensatz ac
postea (obstinabat) zu ergänzen. Dieser konnte aber an unserer
Tacituft* Hiatoridn üb. I und II. Vau lg. Ptammet.
425
Siiffla um so UicUt^r wegjk^t^lassea werden oder ma$»td vielmehr,
UV ier 8ch][min8teü Xri tu vermoideUf enttallea, da
Ell u ilor gleichbo^ieuteodo Temporalsatz donec in-
dtUf^entia JoHunat et pratus maßtstris didiat Hujunsquc est kommt.
Di<'s«r iät also aicbta &h eio« auf Ob^rratichung Uüs Li*i»ors bo*
rechQ&ie Variatio fQr das m&nuigüch erwartete Vei-gteichuagsgUed
ac postea. Aus allem dtim ergibt sich «ugleicli» dass die von öan-
trelle vorgenomm^no Etgäu-^ung doiu ganzen Satze einen 8«.*hiefen
Sinn gibt, weil i^ie eben von aulSen her K^enommea und wil st.
cap. *J4 ist voü den Soldaten de.s Vitelliiis gesagt > ^ ^«c
mriilinm sumpsere: quamvis indifftiut^^ ai Ha maluerat, urix^mae
mihime adacribebatur^ Heräua verweist hier wegen urbafuu
miittiae auf h 4, 7 urbanum milUem, wo er sagt: „hier wie ciip, 5, 1
tsi das Knegsvolk in der Hauptstadt, nicht bloß die Polizeitruppe
(^CohorUs urbunuf;) ^'emeint.^ Es liegt hier eine momentane Ver-
w ' vor zwi8cbeü den vier coharUs urbanat ^ welche im
V^ iit, den prätorischeu Cohorten (9, später 10) die Garnisan
KoiDS biideten, und den sieben coliorte^ vjgilum, die den nacht-
lieben Polizeidienst in der Stadt zu verBebeu hatten. lu einer dritten
Aufläge ^llte eine solche Verwechslung allerdings nicht mehr ror-
kommen. Durch dieses bedauerliche Missver>)tändnis iiit aber auch
G a n t r e [ 1 e irre geft^hrt worden, indem er 2ur obigeu Stelle (cap. 94)
bemerkt: ^urbafia mUitia, Ics cohortts de la viUe ^ char^ie» de la
police.** Dies i^t hier um so i^chUmmer und verwirrender, da nach
dem vorausgehenden Oapitel Vitelliu» sechzehn pratorischt^ und vier
StadtC4)borten zu je 1000 Mann bildet, die alle zut^iämmen mit dem
Äusdracke urbana milUin im Gegentiatze zur miiUia le^ionaria be»
zeichnet werden. Von ein«r Polizeitroppe kann hier absolut nicht
dl*» R*»d** üeio. Vi*rglHche die instructive Stelle Ann. IV, 5 am Ende,
V lum nicht mit erwähnt sind, da sie gar nicht als
i r betrachtet, sondern vielmehr von den bevor^
7j Ltonscben und Stad tcoborten aa:$ Hochmuth ober die Achsel
iLi^^.^^.:^ii wurden. Dieser vorurtheilsvollen Anschauung schließt sich
der aristokratisch gesinnte Schriftsteller offenbar an » da in die
cohortes ?igilum auch peregrini nod Freigelassene aufgenommen
wurden.
O ZusätEe.
I, 29 ignarus inierim Galba et sacris intentus fatigabat
aiieni tarn mperii deos* Dazu citiert Berüus verschiedene Stellen,
ftl mit dem Objecto deo^t. Am meisten passt nuch das Citat
, wo wt^nigstens von der G6tiin Vesta die Rede ist, Ver-
gleiche aber vor allem Liv. XXVIl. 50, 5 von den rOniischen Frauen
Tür .! r Sihlacbt am Metaurus matronat per omnia dtlubra vagat-
voti$que fatigare ä€08. Diese Stelle scheint auch dem
li^ciuin Mirg^schwebt tu haben.
cap. 52 VitfUw trcs patris consuhtus^ censuram^ coUegium
Cüciarif et imponerr iam pridem imperatcris dignatianem et
426 T&citns* Historien lib. I nnd II. Von Ig, Prammer.
auferre privati securitatem. Ganz derselbe Gedanke, aber viel
drastischer ausgedrückt findet sich bei Plat. Galba cap. 10 twv
XiJUoQXfov Tig zwv iv rg Gxrp^ anaaccfievog t6 ^i(foq hiiXeve
TOP Oieqyiviov dixea^ai rrjv rjyefiovlav ?J tov aidriQOv, wem
aas dem Zusammenhange der Finalsatz zu ergänzen ist iW cevrog
avrov anoTtvsivoi. Die Situation ist daselbst ganz gleich ; nnr die
handelnden Personen sind andere.
cap. 74 crebrae interim et mtdiebribus blandimentis infectae
(ib Othone ad Vitellium epistiUae offerebant pecuniam et gratiam,
et quemctmque quietis locum prodigae vitae legisset. Es fehlt die
allerdings selbstverständliche Bedingung zu offerebant: si arma
posuisset. Heraus und G an trelle haben es hier weiter unter-
lassen, auf III, 63 zu verweisen, wo es ganz ähnlich und zum Theile
mit denselben Worten heißt non omisere per eos dies (Antonius)
Primus ac Varus crebris nuntiis salvJtem et pecuniam et secreta
Campaniae offerre Vitellio und die Bedingung beigefügt ist: si
positis armis seque ac liberos suos Vespasiano permisisset. Der
Antrag wird daselbst noch von Mucian urgiert: in eundem modum
et Mucianus composuit episiulas. Die zweite Stelle enthält mit
secreta Campaniae zugleich eine speciellere Bestimmung des qtUetus
locus prodigae vitae.
cap. 84 sagt Otho zu seinen Soldaten, nachdem er die
Wichtigkeit des Senates betont hat: quid? vos pulcherrimam hane
urbem domibus et tectis et congestu lapidum stare crediiis? Dazu
sind die Worte des Augustus bei Dio Cassius LYI, 5, 3 zu ver-
gleichen avd'QtOTtot yaq jtov Ttohg iaziVf dll^ ovy, olniai ovdi
azoal oi'd* ayoQal avd^v xevaL
cap. 87 vigorem Celsi etc. änteibat. Zu der Form vigorssvis
citiert Heraus in der Note mehrere Stellen aus Tacitus. Beim
Agricola übersieht er, dass sie in dieser Schrift auch cap. 41 vor-
kommt. Von andern Autoren führt er nur den Velleius Paterculus
an. Das Wort findet sich aber in der Prosa bereits im bellum
Africanum 10, 3 in ipsius imperatoris vultUy vigore usw. und
wiederholt bei Livius. Darnach ist auch meine Note zu Tac. Agric. 41
zu berichtigen. Einer solchen Umarbeitung oder besser gesagt Er-
gänzung bedarf auch der Artikel vt^or im Hand Wörter buche von
Georges II, S. 3130 f. Denn daselbst ist weder die Stelle aus dem
bellum Africanum citiert, noch sind Belege aus Ovid, Horaz, Velleius
Paterculus und Tacitus angeführt , obwohl das Wort bei Ovid und
Tacitus oft vorkommt.
II, 12 pleni agri, apertae domus; occursantes domini iuxta
coniuges et liberos securitate pacis et belli malo circumveniebantur.
Dazu sind (von cap. 56 abgesehen) zwei Stellen zur Vergleichung an-
zuführen, die sich wegen ihrer frappanten Ähnlichkeit dem kundigen
Leser gleichsam von selbst aufdrängen. Die eine ist aus Tacitus
selber, nämlich Ann. XIV, 32, wo von der römischen Besatzung in
Camulodunum gesagt wird quasi media pace incauti miUtitudine
barbarorum circumveniuntur. Die andere ist Sali. fr. III , 74 Kr.
TocitaB' Uist^^riea Hb. I und II. Von fy Prammer.
*n
aperim portae, repleia anj& cuUoribus, aas der eich aoschwer
iweterlüi ergibt. Wir ersahen nämlich daraas zuergt, wag für ein
Geoetiv an der TadteisciieQ Stelle ^u pleni ergäozt werdeo mms,
flci). cuUorum, Zweitens zeigt sich^ dass der Anfang obiger Stelle
eine Heminiäcenz, wenn nicht geradezu eine bewusste Nachahmung
atiii SaUu;»t ist, wobei wenig Diehr als die Stellang geändert wurde.
cap. 27, \i ut ouiusqm legianis tentoria accessiasent. Hier
hat Heraus mit Gantrelle yergessen, eine Note zu dem blo0eii
AccusatiT bei accedere zu geben. Dagegen sagt orsterer zu III , 24
ut quosque accesseraii ^decedere mit dem AccuKati? nach dem Vor-
gänge von Nepos, Varro und Salliist hat TacituB noch Ann* II, 58;
XII » 31, 33," Darnach würde also accederfi aliqucm bei Tacitus
Dur viermal vorkommen. Richtiger ist die Note Nippordey-
Atidresens zu Ann, XII, 31 quin societakm mmtram volerUes
acces8$fani, wo die zwei von Heraus öbersehenen Stellen Eist, II,
27 nnd Ann. XIV, 35 mit angeführt sind. Vergleiche das leiicon
Taciteüm von Gerber-Gre ef S 15« Baraus ergibt sieh zugleich
die Thsitsache, dass die fragliche Constructiou bei Tacitus erst in
den beiden größeren Werken sich findet und auch da nicht häafig
(zweimal in den Historien, viermal in den Annaleu).
cap. 33 , 8 inieressc pugnae imp^fdtofem an seponi tnelim
forti^ dubiiavere. dubilare steht hier iu der Bedeutung von con'
%re oder deliberare, wie cap. 39, 9 iöi de praelia dubitatum,
Ur&ae hat zn keiner von beiden Steiien eine Kote gegeben, Gao*
trello gibt eine kurze wenigstens znr zweiten: ,,dubitatum seil.
eii^ on dtilibüra.* Aber auch an der ersteren Stelle ist von einer
regelrechten Berathung die Rede, wie das vorausgehende und das
folgende zeigt, vor allem die Worte idem tili deteriorü consiUi
auciores perpulere ui UrUellum cOHcederH (Otho) etc. Diesiii
Ottistand hab^n freilich auch Ge r b er *6r^ef überstehen , indem sla
in ihrem iexicon Taciteüm S. 319 s. v. 2. 20 und 21 durch den in*
directen Fragesatz verleitet dubiiar^ in seiner gevOhn lieben Be*
deutung z we ifel n nehmen. Es hi die SttJle vielmehr am Schlüsse
Von Ä einzureihen, wo drei Taciteische Beispiele für dubUare ==r de-
liberare gebracht werden, davon zwei mit de und eins mit dem In-
ftnitiv. In dem lateinischen Hand H^rtei buche von Georges I,
& 2147 t fehU bis nun die Rubrik dubtta delib^ro und kaDn
nicht unter seh wanken miteinbezogen werden.
cap» 44 init. ist es ein« bio6o Vormuthung, diiss mit den
Fitrten ei media acie perrupta die Frätorianer gemeint sind. Auf-
iiger Weise i^t von diesen annpruch 8 vollen Friedensaoldmten , die
ch cap. 4Bprop9iu8 Othonis miY^geoanot werden, bei der ganzen
Schilderung der Schlacht von Uremona (cap. 41^43) nirgends dl#
Eede. Dies ist ^ne ^hlimmo NaohJiaBigkeit von Seiten des Schrift-
ilellers und die von diasem gelasstns LOeke h4tte daher von den
Herausgebern durch eine sachliche Anmerkung ausgefallt werden
sollen* Dies wird wohl in der nächsten Anßage geschehen Dass ein
Tbeil der Prätorisner wirklich an der Entscheidungsschlacht be-
488 Tacitus' Historien lib. 1 und IL Von Ig, Prammer,
theiligt war, ersieht man deutlich aas Z. 15 ceteris (legionariü)
fractus animus .* praetorianus miles non virtute se, sed procUtione
victum fremebat etc. Auch war ihr unfähiger Oberst Licinius Pro-
cains Obercommandant in der anglücklichen Schlacht nnd ergriff
anter den ersten die Flacht. Es ist natfirlich nicht anzunehmen,
dass er ohne eine starke Begleitung von Prätorianern die Schlacht
leitete. Vielleicht waren auch ihre Reiter mit unter den pauciores
Othoniani, welche im Beginne des Kampfes mit großer Bravonr die
Übermacht der Vitellianischen Reiterei warfen nnd an den Wall des
eigenen Lagers ankeilten. Es scheint nach allem , was Tacitus von
der unverwüstlichen Begeisterung der prätorischen Cohorten fflr
Otho und von ihrem ungebeugten Trotze nach der erlittenen Nieder-
lage erzählt, dass sie sich im Kampfe verhältnismäßig gut hielten
nnd dass die äußerst abfällige Schilderung, welche Plutarch Otho
cap. 12 fin. ataxuTTcr öe rjywviaavto ndvtwv oi azQOTtjyixol /ntjdi
oaov iv x^(^i ysvicS'ai tovg ivavtiovg vnofteivavreg , aXXa xou
Tovg arjTtfjTOvg ¥vi q)6ßov nai raQaxrjg dvenifinXaaav q^evyovreg
dt avviiv von ihrem Gebaren gibt, stark übertrieben ist.
cap. 58 Lficceius Albinus . . . haud spernendis viribus agebat.
Heraus citiert hier zwar die gleichen Worte in cap. 81 SoJuiemus
haud spernendis viribus, yergisst aber hinzuzufügen, dass das
Gerundivum spernendus bei Tacitus völlig zum Adjectiv -= parvus
oder exiguus geworden ist. Vergleiche darüber meine Bemerkung in
der philologischen Rundschau 1881, S. 351. Ann. XIV, 40 steht
das Wort gar mit dem Genetivus relationis: neque morum sper-
nendus habebatur. Hist. III, 75 wird es ebenfalls von einer Person
gebraucht hie exitus viri haud sane spernendi. Vergleiche auch
11, 86 ') von Antonius Primus bello non spernendus und Ann. XII, 39
von Ostorius ducem haud spernendum. Alle diese Stellen haben das
gemeinsame, dass in ihnen spernendus nur in der Figur der Litotes
(statt des positiven satis magnus) vorkommt und zwar zumeist mit
haud verbunden erscheint.
cap. 63 sed Vüellius adventu fratris et inrepentibus domi^
nationis magistris. dominationis magistris verdient hier eine
passende Übersetzung, etwa Lehrmeister der Tyrannei, wie
bei Gantrelle „les maltres de tyrannie.^ Vergleiche außerdem bei
Plut. Galba cap. 17 das ausfahrlichere tov didatTKokov xat Ttaida^
yioyov Ttjg (Nsgiovog) rvqawidog TiyelXlvov.
cap. 68, Z. 5 leitet Eerkris pervigiliis , das Gantrelle passend
mit „orgies de nuit" übersetzt, aus Versehen von pervigiliae ab.
Diese Form findet sich aber nur einmal, häufiger pervigilium.
Siehe Georges II, S. 1479 und Tac. Ann. XV, 44 sellistemia ae
pervigüia celebravere feminae quibtts mariti erant.
Am Schlüsse desselben Gapitels ist gesagt nee quemquam
saepius quam Verginium omnis seditio infestavit. Zu infesiavU
gibt Heraus eine kurze sachliche Note. Es ist aber auch eine gpram-
') Und cap. 1 1 haud spemenda manus von den prätorischen Cohorten.
Zq Julins Yalerins. Von G, Landgraf.
«ttf
matische Bemerkung xa der Verbalform erforderlich , die bei Gan-
trelle ebenfalls fehlt, infestare Qodet sieb nämlich statt des regel-
m&Oigen vexarc (oder pe(ere) iu der Prosa zuerst bell. Alex. 3, 1
nostras munüiones inftstaitani als Gegensatz zn dem nachfolgenden
deftndebant, sonst im silberneü Latein, Von den Dichtern hat es
Vergil nicht, wohl aber Orid Met XIII, 731 laet^m (seil. laH$$)
mfestani, Vergleiche Georges 11, S. 195 f.
cap. 77 nperiet et redudet contecta et tufnescentia victricium
partium mthirra bellum ipsum. Heraus und Gantrelle geben hier
eine minder nothwendige Note über die Häufung der Synonyma. Bei
weitem wiclitiger ist ein anderes Moment. Der von Mucian aus-
gesprochene Erfahrung»»atz erinnert nämlich durch Ausdrark und
Inhalt ßowie durch die Wortstellung lebhaft an Dem. IV, 44 exQf^au
fit cad'^ Ttov fAuvoi ((DiXiTtTiov) Tt^€tyfiar(t)v cmog a jtoHftoq^
80 dass der Satz des Tacitns sich geradezn als eine Beminiscenz aus
Demoüthenes erweiet. Vergleiche anßerdem Liv. XXVIII, 44 med. in
der Hede Scipios muUa , quae nunc ex intervallo non apparentf
beihim aperiet.
cap. 78 üUc sacrißcanii Vespasiano , cum »pes occuUas ver*
saret animo^ Basilides sacerdos inspectis identidem extis: quid-
qmd est, inquH, Vespasiane etc. Hier ist die Bemerkung am Platze»
dass schon der Name des Priesters filr den nach der Krone greifenden
V^spasian ein gutes Omen war. Vergleiche IV, 82 von demselben
VMpaaian tunv dirinam spcdtm et rim responsi ex nomifte Bast-
lidU inierpreiatus ent.
Schließlich möge noch ein kleiner Zusatz zu Tac. Agric. 2 ex-
pulsis insuper ttapkntine profes&öribus (= philosophiae praecep'
ribus oder einfach philosophh) hier sein Plätzchen finden, üiem
ferbindnng findet sich nämlich in dorselbeu i>tellung wiederholt bei
Celftus de medicina, su im prooemium des ersten Buches S. 2 (ed.
Daremberg), 3, 5 und 8. Es scheint nach allem ein terminus tech-
nicuB des silbernen Latein« gewesen zu sein,
Wien. Ig- P r a m m e r.
Zu Jalius Valerius.
ll*<lr die Bestimmung der Lebenszeit des Julius Valerius^
lern uns die älteste lateinische Übersetzung des Bomans v^n
Fseudo^Callisthenes Ober Alexauder den Großen erhalten ist , hatte
man zwar bis jetzt einen Anhalt?^punkt nach oben durch das Itine-
rarium Alexjiüdri, welches in den Jahren 340—345 abgefasst bereits
den Julius Valerius benutzt'., allein für die Absteckung des Zeit-
raumes nach unten fehlte its bis jetzt an eineui solchen. Diesen ^fest-
zu.Ktellen hat mir die treffliche Monographie von Chr. Schoener *Qber
^' Titulaturen der römischen Kaiser* (acta Erlangeusia II, p. 449
•) Vgl. darfiber dk gute Dissertation Ton Kluge de ttinorario
AlexMdri MAgni. BrcsUu IWi.
480 Zu Julius Valerias. Von Q. Landgraf,
bis 499) möglich gemacht. In der Bede nämlich, die dem sterbenden
Darius II, 20 Paris, (11, 36 Francof.) in den Mund gelegt wird,
spricht dieser den Alexander mit den Worten an 'Licet mihi iam,
Alexander victoriosissiine . . liberatius aliquid quam qnae victi sunt
loqui.* Die Titulatur victoriosissimits kam aber mit Aurelian(270
bis 275) auf, et Schoener p. 455 'Mit A u r e 1 i a n tritt eine Steigerung
ein: er ist nicht nur fortissimus imp., sondern auch mctorio^
sisaimits und eine Inschrift bei Wilm. y. 1042 verherrlicht ihn als
perpetuus victoriosissimus indulgentissimtts imp.^ Was ferner Seh.
p. 478 sagt 'Aurelian war der erste, der auf Münzen dominus ge-
nannt wurde, freilich nur im Dativ Deo et domino nato Aureliano
Aug., woraus sich ergibt, dass er sich diese Benennung mehr ge-
fallen ließ als selbst sich beilegte . . . Carus folgte dem Aurelian
mit der Aufschrift deo et domino Caro Äug, und Diocletian war
es , der die Ani^ede dominus als officielle einführte , vgl. Aur. Vict.
Caes. 39 primus omnium Galigulam post Domitianumque dominum
palam dici passus et adorari se appellarique ut deum^ damit stimmt
auffallend was Darius in derselben Bede von sich ausruft 'en tibi ille
Darius , nosti quippe qui fuerim dominus et Beus scilicet huiusce *)
mundi existimatus/ Sonach können wir unbedenklich als die Zeit»
in der Julius Valerius lebte und diese Übersetzung anfertigte , die
Wende des dritten Jahrhunderts bezeichnen.
Was die Heimat unseres Übersetzers anlangt, so habe ich
aus einer eingehenden Untersuchung seiner Sprache, welche den
ausgeprägten Charakter der Africitas an sich trägt, das Besultat
gewonnen, dass dieselbe Afrika gewesen sei. Ich habe diese Be-
merkung schon bei Gelegenheit der Anzeige der Wölfflinschen Schrift
'über die Latinität des Cassius Felix' in der Philologischen Bund-
schau I (1880) p. 126 gemacht und ebendaselbst eine Abhandlung
über diesen Gegenstand für die nächste Zeit versprochen , allein der
schlechte Zustand des Textes in den vorhandenen Ausgaben, brachte
mich immer wieder von der Veröffentlichung derselben ab , so dass
ich mich entschloss damit zurückzuhalten bis zum Erscheinen der
schon so lange angekündigten Ausgabe von Wend. Förster.
Einige Proben seiner Diction werden hier genügen, seine Ver-
wandtschaft mit den übrigen Vertretern der Africitas ins hellste
Licht zu setzen. Vorausschicken will ich noch die allgemeine Be-
merkung, dass, wie sich überhaupt Archaisches und Vulgäres
vielfach berühren, so besonders die afrikanische Latinität viele
Wörter, Phrasen und Constructionen erhalten hat, die wir sonst nur
aus den frühesten Sprachdenkmälern der röm. Literatur kennen.
I. Wortbildung: an Stelle der vocabula simplicia treten
längere , besonders auf -dum , -tium (cf. bei Plautus minaciae =
minacj litigium = lis): commilitium 1, 30 Par., famulitium 1, 32
(=: familia), cf. appendidum = appendix Cael. Aur., avitium, bar*
') Ober den constanten Zusatz (im Kirchenlatein) des Pron. hie
zu mundus, wo hie dem griech. Artikel entspricht, vgl. Bönsch Jt. p. 421«
Zq Julias Viüeriu9. 7on &, Landgraf,
i%\
bitium^ capillitium Apul,, Rönscb Ital, p. 30. — tia : lubentia 1, 10.
32 (Plant.), mlmtia 2, 7. 3, 17 (Naev. Titin. Macr. Tert.), invi-
dentia 3, 5 (Apol. Ciieh Aur.). — tudo ipartitudo 1 . 12 (Plaat,).
mtudo 1. 17; 3, 17 (Plaot), maestUudo 2, 17 CAco. Plant.
leL Aiir, Salp. 8©v,), — fto, sio : submcrsio 1, 1 (Aruob. Au^ustin.
ChulcUh), fabulatio 1, 18(Vulg. Firm. Arnob.), corusr.aiio^rz:U\\men
If 12, (»cd, et Rr>n9Ch p. 311), — tor, sor : fmnsor — faator 1, 13
(Apul.), copulator 1, 22 (Angiiatin.), inB€ct*tor 2, 15 (Tert Apul.),
obsectäor 3, 1 (Tert.). — iwrw, m^i^iwi : sputamentum Speichel 1,
18 (Tert. Aug.), incnniamen d/r. €i^. 1*1» cxdiamentum 1, 18
fehlt bei Georges,' — Beliebt siml in der af rik. Lat, die Zusammen*
setinngon mit nfuUns {et Koziol Apul. p. 275): ntuUtfidu$ 1. 14,
mulli0enus 1. 13. 33: 2, 13 ; 3, 27. — interturharf, 1 , 13 (Plant.
Ter. Atßbros,) , inttrerrart* 1 , 31 (Min. Fei.), ffUermin^ri 1, 45;
3, 17; 8, 30 (Plant.), cf, Schmilinshry p. 42. — cüncehbrare =
eelebro 3, 27; commanere spet. afrik. t= commorari, habitare 1. *^ T
(Ylct, Vit., Porphyr. Macrob,), tommirjrare (Phmt. Ter,).
II. Formen lehre: sangucn = sangais 1, 42 «Erin. Acc,
Cato. Petron.), nn maitr 1, 22. 3, 27 (Apul. mi soror): gunpinm
rr: irgeurlwohin 2, 21 (Plaut. Ter.); ehihitus als particip. 2, 15
Epitomo Vftler. (Aiig-ustin, Sidon.) ; accersiri 1, 11 (CaeL Aur,
Ainbroa«), cf. Rönsch p. 284.
III. Syntaxtl. 3 iDtellexit »e rincendum atque capiendum
^ tidum ei captum iVt, cf. Rönsch p. 433, Paucker Bcmtarium
p, 12. — promrare quo = nt 1 , 7. 10, 24; 2, 21 . cf. Pulgent
p, 598 ita tulit quo — paene effecerit, sehr häufig bei Fulg , vgl,
Zink p. 58. — ae si (^ tamqnam) propbeta, 1 » 4 . ac 91 iam mor*
tnum 2, 20. cf. Cypr. ind. Hart. p. 408, Paucker scmt. p. 60 (Tprt.
adT. Hermog. 35 l — sie = tum, k. m. Aufe. in den Jahrb. f.
elaaa. Phil. 1880, S. 416). — fj^ cursu {= cnrncnlo Plaut.) 1. 17,
ef. Wölfflin Cassiuä Felix p. 413 'dieser pleonadtische Gebrauch von
ex nel II) modalen Ablativ ist eine alte Eigenthilnilfchkeit der
afrik \ ; ebensopro (nirau 2, 16. — quam hlamlivs (= blan»
d - , 22, cf. Aug. civ, d. 1 , 11 qtmm citius und 7, 9 quam
IV. Phraseologie: a) Sub^^tantiva cön$orii(4m := contugium
Bpit. 1. 20 (Martian, CapelL p. 13, 11; 42, 4 E; Vict, Vit. p. S,
17 H-); furalrina (Diebstahl) 2, 15 (Apul. Fttig.); infortunitifm,
ieht vulgftr-afrik, (Plaut Apul. Macrob.) 1, 46; mulce4i> 2, 21
(Cyprian. Sidon.); parilitaft 2, 16 (Apnl., Eccles., et Rfiusch p. 54);
pascua, ae (Weido, Futter) spec. afr. 1, 31 (TertuU., August. Caet
Anr. AmoK); merkwOrdig 2. 22 in illo ver$u fortunae, versus in
dieser Bedeutung =: Wendung iüt »onst nicht bekannt, Plautus ge»
braucht v. von der Wendung im Tani:e. — 5)Adiectiva: caenariaiHS
1, 8 (Plaut. Tertull.); eot^iculaius 1, 15 (Aug. Apul Mart. Cap.);
dflfwi^t« 1, 10. 37; 2,18 (Plaut Titin. Apnl,); finvpiViii« (fOr liquidns)
«flr, 1, 1 (Commodian., CaeL Aur.); apipanis 1, 42 (Plaut. Apul.):
lehr häufig findet sich da» poetische Adjectiv Martius » so l , 16
f
43ii Zu Julius Valerius. Von G. Landgraf.
M. desideria, 1, 46 M. pectus, 2, 5M. terror. — c) ProDomina:
quanti = qaot 1,39, cf. Vict. Vit. ind. p. 88H. ; quisque = qui-
cunque 1 , 8. 13, cf. Cjprian. ind. H. p. 448 ; hie tritt für is ein, bes.
in post, inter, praeter haec (cf Cjpr. ind. p. 429) in den Formeln
quO'hoc lürqtW€oSf27; ton<i7/tts3,25(Plaut. Apul.). — d)Verba:
cern%Mre afr. 1, 19; 2, 15 (Varro sat. Fronto, Apul.) ; accipere =
sumere afr. Bibellat. 2, 15 bis, cf.Rönsch p. 347; cluo = clueo 1, 4,
13. 42 (Cypr. A 300, 66 H, Neue II« 426); effigiare 1 , 5; 8, 29
(Apul. Tert. Sidon.) ; fovere = curare, colere 1, 15. 44; 2, 2, cf.Cy-
prian. ind. p. 427); ignire afr. 3, 3. 22 (Cjpr. August. Cael.Aur.);
insinuare 2, 5. 8, 21 = intimare 1, 16. 33; 2, 15, beide afiik., cf.
Wölfflin Cassius Fei. p. 418, Paucker scrut. p. 10; obfirmare eig. =
claudere (portas, Epit. 1 , 46) und übertr. sich gegen etwas yer-
schließen, 1, 35 mit inf. arcere, 1, 43 ne reciperent obfirmavercmt
(Plaut. Ter. Apul. Tertull, cf. Rönsch p. 195); redhibere 3, 20
(Plaut. Jur.) ; subiugare (eccl.) 1, 11. 35 etc. Merkwürdig ist bei
Jul. Valer., dass er als Passiv zu dorn aktivischen video , wahr-
scheinlich um die Collision mit videor =: scheine zu yermeiden,
visi gebraucht, so visitur, visuntur, visebatur, visebantur^ w»e-
retur ; besonders häufig ist das formelhafte viseres, — c) Partikeln
a. Adverbia: iugiter = semper (Wölfflin Cass. Fei. p. 411) 1, 23.
81 ; indidcm = inde häufig, = damit 1, 36 (cf. Koziol Apul. p. 296);
illorsum 1, 24 (arch. Cato) ; itidem 2, 21, sicut-itidem 3, 2 (Plaut.);
omnifariam 3, 17 bis, afr. vulg. Macr. Apul. Cael. Aur. ß, Con-
junctionen: denique zur copnlativen Conjunction herabgesunken
1, 10. 11. 17. 22. 30 etc., cf. Zink p. 58, Koziol p. 298, Becker
stnd. Apul. p. 32 ; vel = et spez. afr., cf. Kluge p. 36 , Wölfflin
Cass. Fei. p. 428, Koffmane Gesch. des Kirchenlat. I p. 134; sed
neque = sed ne-quidem Epit. 3, 4. 22 , cf. Cjpr. p. 439 H. ; unor
una = a^a ^ev — a^a de (Ps. Call.) 1 , 10; 2, 4, sonst nicht
bekannt; prorsus ut (= ganz so als ob) 1 , 21 ; 3 , 21 , cf. Becker
Apul. p. 39. y. Praepositionen : merito mit Gen. (= wegen) —
fehlt bei Georges ' — 2 , 22 virtutum scilicet et sapientiae merito
(Itin. A. 102 eodem merito = eandem ob causam) , Bönsch p. 398,
ind. Vict. Vit. p. 87 H, Paucker scrut. p. 47 , Koffmane p. 142. —
pro zur Bezeichnung des Zweckes, 1, 42 (cf. Epit. 1, 23 qui venerant
pro tributo atque censu), Vict. Vit. II, 41. — penes = apud 3, 6,
Rönsch p. 398 y Paucker scrut. p. 14. — una als Präpos. mit Abi.
1. 41. 42; 2, 5 una legatis, 3, 3 (ähnlich ist simul mit Ablat. z. B.
Hör. sat. 1, 10, 86 simul his — nicht Dativ, wie Fritzsche meint —
8. Nipperdey zu Tac. ann. 3, 64). — prae manu esse 1,21 (Plaut.
Apul.). — Phrasen: Sehr beliebt besonders bei Apuleius (Koziol
p. 318, Becker p. 43) sind Übergangsformeln wie et cum diclo y so
bei Val. 1, 13 , e< cum verbo 1 , 4 ; e^ cum his (hisce) dictis 1 , 24;
2, 26; 3, 23; e^ una cum dictis 1, 21. 45; 3, 22. — auribus
usurpare = aadire 1 , 10 (ohne auribus 1 , 14 ; 3 , 24) , oeuUs
u9U9pare = cemere 1 , 14 , cf. Plaut. Casin. 3 , 5 » 9 unde meae
usurpant aures sonitum? Apul. d. deo S. c. 20 vocem. .auri6iM
Mi
aeriui. V^o
»^öf
Bwi» jbid* üon modo auribus eum verum etiaoi oeuhs
ab sui usurpasse, — sa^ittas destituirc = abschießen
31 , (fesffware ^ mittere 2, 5, 12; 3, 26^ cf. RÖnscb p. 385. —
ir xmi = potest v. 1, 31 , äedit mri 3, 22, cf. Ludwig ind.
Iiodittn cartn. apoL 35 datur scire. — comitari cum aliquo 1,
cf. Vict. Vit. 1 , 4 ; 2 » 30, — ma^o risu dissolutus est l , 2
^ ApuK inet. 7, 3 Milonem riau maximo dissolHtum, — Beispiele
bgeschmackter« Ter^chrobener Aasdrucksweise (s. Zink p. 37 ff.)
ad: po9t amhiium mundani hthoris = m. laboie confecto 1, 11;
tniam ex patcmis auribus impetrare 1, 18; possibiUtate res
iret ==^ fieri non pot^st 1 , 33; altius adukscentuli mm carpehat
[,23; jioculum stringere ^ eihaurire 2. 15; gentem Fct-aidos
iiperdtuissv cuptivitatihus (haeciae z= tijv fliQuida ai^^iaJUt/rdii'
'Xtjviüp ifili^Quat Ps. Call.; annum duodecimum appeUens l,
|4, ib. 17 decimum annam appcUebat (Epit. agebat). — g) Pleo-
las inen, cf. Koziol p. 6 ff, 22 ff., Wöiffliii Cass. Fei. p. 426 ff.
länfting derConjanctiooen: etiam ci, nee non ei (cf, WlffL
l), pariter et {ac) i. B. reges pariter ac puretUcs 1,16 ößbr oft,
1 Lind. Cypr. p. 453; tum etiam (^ et) z. B. 1 p 4 tum promisü
iiam, cf. Böckor Apul. p. 27, auch tum — tum etiam =: et — et
B. 1, 10; at vero ungemein oft (Linas einmal 2, 24, S) Mart.
[Japell.i Arnob. ; quod enim mit ÖberacbüBsigem tnim^ 3, 31 u, Ö.
fr- vülg., cl Koziol p. 147, Koffmane p. 133; sed enim sehr
üofig, Koziol p, 325, Cjpr. tnd. p. 452 — Pleo aas tische
Sendungen: imitabatur navigii simiUiudinem 1, 1, cf. ApaL
icem mutatnt u. ä. bei Koz. 128. — maiestatis magnificentia 1,
fl ; fulgurum cotuscatio = Blitzen 1 » 12. — hanc interpreta-
tönern interpretis 1 , 8, cf. Apul. eius inventi repertor, Koz. p. 29.
huius peritiae docti 1« 4; ati similitudintm congruus 1, 13. —
%rüibu8 cum dils honoribas exaequahai 2, 22. — 9i ex hoste
tdicna adfucrii ^ redierit 1, 4>
Zum Schlüsse noch einige YerbesseruDgen des Textes (der
Pariser Ausgabe) : 1, 41 quippe fugieniibus et iempus ore blandit'
%iur != Ps. Call, ißorj&ai yoQ nai zf^g at^ag, lies för ore horae,
keselbe Verbesserung schlägt vor A. Eberhard in seinen treff-
Ichen Coniedanea in Julium Valerium (Festgabe für Prof. W,
recelius Elberfeld 1881), p. 25. 2, 15 suppedtta eat ... tampas^
ifiS ifuppcditata, 2, 16 merebat et eorum mortea etc., Müller
ehließt in Klammern ein lugebat, lies maerebat, 3« 6 für pro--
tixtio {an, uq.) ist wohl permixtio zu lesen. 8 , 20 neque enim
itimus barbari . . ab infeetione nuptae mtdieris ttmperabit : in-
hdio eig. das F4rben soll hier als aQ der einzigen Stelle in Obertr*
pedeutODg 'Sch&Ddnng' heißen. Viel natürlicher ist es nach dem Ori-
|tlial ^fit} not€ fta^ijv o tvqavi^ag jt^o rfjg f^OiX^fi avai^rjaf}
"r^y toviov ywaiiiia* mi /roiov rj^ilv iau xXfog yUtjg Kav'
Htilov anolioai^wog ti}v yTvmnct zu schreiben interfectione,
Scbweinfurt, Gustav Landgraf*
484 Zu Livins. Von Anton Zingerle.
Zu LlTius.
XXVIII, 23, 1 ist die Überlieferung atque haec tarnen hostium
iratorum ac tarn maxime dimicantium iure belli in armatos repug-
nantisque edebantur (edebatur, edebant); foedior alia in urbe truci-
datio erat usw. im ersten Theile, wie man gleich sieht, so nicht zu
erklären. Weissenborn setzte darum nach dimicantium die Worte
vis et impetus , Madvig vis et faror ein mit folgendem edebant oder
edebaty Luchs hingegen zog jüngst in seiner verdienstlichen Aus-
gabe, auf deren Apparat hier für das nähere kurz verwiesen werden
mag, diesen Vermuthungen das einfache Lückenzeichen vor. Von
weiteren Versuchen zu dieser Stelle, die bei Lachs noch nicht auf-
geführt sind, kommt zu erwähnen der von Harant in Bevue de
phil. 1877 S. 255, wo (ohne Lücke) vermuthet wird. . .dimicantium
jpugnantesque caedebatUur (vgl. darüber H. J. Müller im Jahresber.
des phil. Vereins 1879 S. 160) und der von F. Leo im Rhein. Mus.
1880 S. 240, nach welchem vielleicht zu schreiben wäre: atque
baec tamen hostium iratorum ac tum maxime dimicantium, iure
belli in armatos repngnantisque edita, foedior alia in urbe trucidatio
erat, so dass trucidatio auch im ersten Satzgliede Subject wäre.
Dieser Gedanke ist anregend , sollte aber dann nicht in mehrfacher
Beziehung noch wahrscheinlicher die Stelle so herzustellen sein:
atque haec tamen hostium irat. ac tum m. dimicantium , iure belli
in armatos repngnantisque, caedes edebatur; foedior alia ceL? Der
Ausfall von caedes vor edebatur wäre paläographisch leicht zu er-
Idären, noch dazu, da das Wort in diesen zwei Paragraphen noch
zweimal wiederkehrt, und die Phrase selbst ist bei Livius beliebt
(vgl. z. B. XXVn, 48, 9 atroxque caedes utrimque edebatur, XXXI^
24 fin. cum maiorem in angustiis trepidantium edidisset caedem).
Innsbruck. Anton Zingerle.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Bw&hlte EomödieQ des Aristophanes erklärt von Dr, Tbood*>r
tock, IIL Bändchen, ^Die Frosche^ 3. AuÜ. Berlin IBSl. Wcid-
lnann'Bche Huchbandlung. 8". 224 S8,
Einleitung, Text und Erklärung sind in der dritten Auflage dieser
mit Hecht allgemein geschätzten Ausgab« der Form tind der Ein-
theilung nach anverSndert geblieben. Dem Inhalte nach weist hin-
gegen diese dritte Äuüage gegenüber der zweiten eine ungemein große
Zahl von VcrändertiDgen auf, die, wenn sie auch oft einzeln genom-
men unerheblich scheinen, dennoch in ihrer Gesammtheit namentlich
bei der weiten Verbreitung der Ausgabe in allen Kreisen eine neue
Besprechung wünschenswert machen können.
In der Einleitung hat der Herausgeber liauptsächlich den sti-
üstlBchen Ausdruck einer Bovision unterzogen ; Fremdwörter, epi-
theta ornantia und Tropen wurden in greiser Zahl beseitigt. Von
lusätzen ist die Ergänzung der Notiz aber das Schicksal dt^r 10
Feldherren uach der Schlaclit bei den Arginusen (p. 13) erwähnens-
wert. — Gehen wir zu den Textänderuiigen ober! V, 151 JJ M»^-
oifiov ng ^ijmv iSByga^faio ist (nach Kitschi Rh. Mus, XXllI.
508 ff,) hinter V. 153 gestellt, in ?. 169 ist (ebenfalls nach Rit&chl
a* a. 0* S* 516J Ijuv statt ayeiy eingesetzt, v. 790 xanupog viu-
XWQf^üSh avt^i xov &q6vöv ist (nach Halmi eingeklammert. Im t.
107G jst Ilalms iXavvuv, nXCiv statt des früheren auf Bergks Con*
jeciur beruhenden Textes {tkaiytav nXCt) eingesetzt. Die Punkte,
welche (nach 6. Hermann) in der 2. Auflage nach t* 1373 eine
Lücke anzeigten, sind weggeblieben. (Damit hätte auch die corre-
spondierende Bemerkung im ^kritischen Anhange** der dritten Auiiige
wegfallen sollen). V. 1389 wird nach Halm dem Aeschjlos zuge-
wiesen statt dem Euripides« In t. 1436 ist auttt^iag gesetzt statt
or ' j (nach Wecklein). Außerdem hat Kock v, 204 d&alaT'
1 Ali d&aXajTUitOi; nach FolL 1» 121, w 259 (fOQii statt
ifis^iy^ Dach der La* des Ba?. und Ven,, v. 477 Tu^naotm statt
Tidqaatai geschrieben (nach Inschriften, vgl. Kirchhoff, I. Att.
179, 122) und v, 464 ff. die ParsoDenbezetchnung ^lai/Log in 6«-
^n*tr» nXovTuiPog ?erwandalt.
486 Th, Kode, Ausgew. Eomdd. des Aristophanes, ang. von C. Holzinger,
Von den (43) Stellen des Gommentars, in denen der Heraus-
geber Streichungen vornahm, sind etwa ein Vierttheil von größerem
Interesse. So ist Eock z. B. davon abgekommen, die Verse 414 und
415 zwei Jünglingen aus dem Chore geben zu wollen. — Der Aus-
fall der Rechtfertigung des sonderbaren ineivog in v. 790 steht im
Zusammenhange mit dem Anschlüsse Eocks an die Halmsche Auf-
fassuug. Die Yermuthung, dass v. 844 eine Parodie von Eur. Kykl.
424 sei, hat Eock wahrscheinlich auf Sande-Bakhuyzens Bemerkung
hin fallen gelassen : «assentirer, si Euripides xorq), Aristophanes
noTip scripsisset" (De parodia in com. Aristoph. p. 149). Wegge-
blieben ist ferner die Erklärung der Worte des Aeschylos: cJ KQt]-
TiKog fiiv avlleyiüv fiovipdlag (v. 849) „Die unkünstlerische Ver-
mengung der beiden Eünste erregt den Zorn des Aeschylos''. Den
Ersatz dafür, den man im Commentare jedenfalls vermisst, bringt
hoffentlich die nächste Auflage. Erfreulich ist die Verküi-zung der
misslungenen Noten zu dvdQStoveQOvg (v. 1024) und zu iavoi (?.
1029), worin gewiss keine Anspielung auf einen bei den Persem
üblichen Spitznamen der Athener zn sehen war. Mit Interesse wird
man auch die Note zu (xtco Xrpcv&lov (v. 1200) in beiden Auflagen
vergleichen und dem Herausgeber darin beipflichten müssen, dass
der Tadel des Aeschylos nicht auf eine, wenn auch häufige, Anwen-
dung der caesura penthemimeres in Earipideischen Trimetern hin-
zielen kann.
Aus der Zahl der (153) Zusätze zum früheren Notenbestande
greife ich zunächst diejenigen heraus, welche neue Vermuthungen
bezüglich des Textes enthalten, ohne jedoch einstweilen in diesem
selbst Berücksichtigung gefunden zu haben. Als anempfohlen oder
wenigstens nicht als missbilligt erscheinen Halms Vermuthung zn t.
159 lyw/ ovv statt iycj yovv und v. 371 ttjv, . . TtQejtovaav statt
ai . . . nQinovoLV in Verbindung mit Meinekes Conjectur xotTOt statt
xat. Die Stelle heißt dann :
vfAiTg J' tiviyi(Qir€ fiolnr^v
TLax ^ Ttavwxlöag zag tjfAeriQag rrjv zrde Ttginovoav eoQvfj. (Mit
unwahrscheinlich.) Auch Herwerdens xai}.iai statt ^al^aat v. 1073
ist in den Commentar aufgenommen, während die Conjecturen dyvSy
zu V. 335 statt ayvav (v. Leutsch) nur im kritischen Anhange ver-
zeichnet wird. Abgelehnt wird Halms Conjectur ^aiTrjrai statt '^gi-
üTTfcai der Handschr. v. 376, wo Eock seine eigene Schreibung
riylaTBvtai beibehält. Mit Recht werden schließlich in der schätz-
baren Erweiterung der Anm. zu v. 180 die von Hamaker, Bitschi,
Dindorf (und Roethe) mit den Versen 179 — 184 geplanten Ver-
änderungen als verfehlt bezeichnet. Wenn Dionysos v. 180 sagt:
XOiQcifjiev Ini zo nXdiov, so folgt daraus, wie Eock sehr richtig
meint, durchaus nicht, dass er den Nachen bereits sieht. Es folget
aus den Worten nur, dass ihm die Existenz eines Nachens an diesem
Orte bekannt ist. Eock verweist nun auf die Worte des HeraU^
A. 139
7^. Ködtj ÄQs^ew. Koradd. d^ Ariflioplimiies, ang. von ü, Bdlsinffer. 4S7
vavTTji did^ei dv* oßoKa^ fitai^6v XeLßiuv
i die Quelle der Kenntnis des Dionjraos von der Exiäteuz dieses
jlterweHLicheD Fahrzeuges. Hiebe! fallt aber der eioe ümätaud auf,
Xanthias und Dionysos, jedenfalls aber wenigstens derjenige
^n beiden, dem y. 163 zugetheüt wird:
VTi jfjv noOHdbi, Mci&Tt y o Xd^tav ovfoaC
FAbrmanü gleich als »Charon* erkennt, obwohl ihn Herakles
t^ht aU solchen genannt« sondern nnr als di^r^ff yiqwv bezeichnet
ite. An$to|»haiies läi&t also die beiden Reisenden selbstverständlich
Hit der Kenntnis der Mythen aai*gerustet auftreten, die jedem Zu»
(ichauer geläufig waren. Dann hatte es aber 7.ur Erklärung des Ar-
tikels vor nhnov des Hinweises auf v. 139 gar nicht bedurft. Dass
h%m See auch Au bewusste Nachen des Mythus zu Hnden sein
müsse, konnte jedem Zuschauer als natürlich erschi^ineu in dem
&e, io welchem eben der Mythus im Drama den Schein der Wirk-
annimmt. Die Worte des Herakles (v. 139 (f.) sollen also
lieniandem etwas neues bieten, sondern nur bestätigeu, dass die
Unterwelt (abgesehen von absichtlichen 1 Lächerlichkeiten) nach dem
ikannten Mythenkreis^i auf die OQhne gebracht wird. — int
oiov schUet>lich (v. ISU) ist nicht ,,ganz ihulich wie (v. 69) in^
ilifov und (v. 111) ini thv Ki^ß^QOv^, sondern nur gesagt, wie
137) ini kifivrjv r^^ag,
Keue Vermuthungeu Kocks selbst sind: Die Anordnimg des
tches V, 757—759. ZANQ, 754 — 756 und tig oviog; ovr-
ni 9oQvfifh; xi ß^ \ BEF. u aQuyfia'iiavi, H^^A 0, x*^
fügr^atiog; GEP, yimxvXov xiVQi/iid(n\ ferners nigl statt /la-
in .*öf(Kjr iotcjx^ig dviniiff^r (v. 10G8), trotz der handschriftl.
eichtigkoit der Änderung bei diesen s*> oft mit einander vorwech-
^Iten Präpositionen nicht gauz wahrscheinlich, weil jtiqi Ix9v9
Verb&lform erwartuü läßt, die eiii längereg Verweilen aus-
rOckt. ScbJieBlich wird statt dvatoiuJ (v. 1423} gegenüber Mei-
ekes diütofid vermuthet: diatffk^t.
In der Vermehrung der die Exegese bereichernden Citate aas
ir Literatur dieser KomOdie au.s don letzten 15 Jahren ist der He-
ausgeber sehr Torsichtig gewesen. Um so bedeutender ist der Zu-
den wir ihm selbst verdanken. Allerdings besteht derselbe
orwiegend in Parallelstelleu, die dem Autor selbst und den fragm.
Dm. entnommen sinj. Jedoch fsind auch die exegetischen ßemer-
kangon verschiedener Art zahlreich genug. Mit Recht wird z. B. zu
■^ IH4, der dem Dionj^äsos gegeben wird: X^*Q^^ ^^ -Va^^»^, X^'^« ^
idotay, Xfiifif iif XaQitßv und den Meineke unter Dionysos, Xan-
und den v^x^og vertheiien woIIUp, bemerkt, dass es unwahr-
tolich sei, dass der vB^t^g hier wieder mitrede. Zu der flehent-
ch4Ui Bitte, die Dionysos v. 297 an seinen Priester richtet, bemerkt
eck Tiel wahrscheinlicher als Knger, der den Dionysos inm Prie-
er flachten läßt, dass der Gott sich nur von weitem mit flehender
eberde an ihn wendet Der Zusatz zu v. 911 dber «Ig tig und 4g
488 Th. Kocky Ansgew. Eomöd. des Aristophanes, ang. von C. Holsinger.
ye Tig wendet sich mit Glück gegen eine Conjectur von Dawes nnd
Person zu diesem Verse. Die Worte des Euripides örjinoxQaTixov
yag avx idgiov (v. 952) sind nicht ernsthaft zn nehmen, sondern
enthalten nach Eock offenbar eine komische Übertrampfang der
athenischen Demokratie. Auch bezüglich des Traumes der Spinnerin
ist die Notiz zu v. 1339 ersprießlich, dass die Parodie hier den
frommen Brauch der Abwendung schlimmer Vorbedeutungen bOser
Träume durch Waschungen in fließendem Wasser mit den Vorbe-
reitungen zur Wäsche komisch vermischt. Eine feine sprachliche
Bemerkung findet sich zu v. 1460 &iQiaiie vrj Ji einBQ dvadvaei
nahv. Es heißt nicht ngog JioQy weil in der logischen Inversion
einer hypothetischen Periode der Imperativ nicht sowohl einen Be-
fehl, als eine Behauptung vorstellt: evqetiov iaviv. Sehr lehrreich,
weil im Sinne einer geistreichen conservativen Kritik gesprochen,
sind die zn V. 1469 beigefügten Bemerkungen. Euripides erinnert
den Dionysos an seine Schwüre. Diese kommen jedoch in dem Stücke
nirgends vor. Eock weiß diese Schwierigkeit zu beheben, ohne sich
des beliebten Mittels zu bedienen, „eine Lücke zu statuieren^.
Zweifelhaft hingegen ist die Construction im v. 1059.
dvdyxri | fjieydltov yvtifiw^ xal öuivouav taa xai r« ^ijfiara rCxretv
wo Eock die Genetive von ^y^ucrra abhängig macht. Zweifelhaft ist
auch der Zusatz zur Note 1126, wo Eock zum Aeschyleiscben Verse
nnd dessen verkehrter Interpretation durch Euripides („der du
meines Vaters Überwältigung mit anschautest**) beifügt: .Wäre
dies der wahre Sinn, so hätte Aeschylos iTComsvoag schreiben
müssen**. Hiebei ist ein wichtiger Punkt übersehen worden. Hätte
Aeschylos, um Euripides zu der von ihm beliebten Verdrehung des
Sinnes jener Stelle zu berechtigen, inOTtzevaag schreiben müssen,
so war die Verdrehung durch Euripides grammatisch fehlerhaft und
daher auch für das Publikum unverständlich, weil eben Aeschylos
inonrevwv geschrieben hatte. Noch weniger hätte Euripides den-
selben „Fehler** v. 1143 wiederholen dürfen, wo es ja heißen
müsste : iTcomevaai €q)riy um den Sinn wiederzugeben, den Euri-
pides (nach Eocks Ansicht) im Aeschyleischen Verse finden wollte.
Das TiQWTOv xpevöog liegt eben in Eocks Übersetzung jener Wort-
verdrehung. Das Subst. „Überwältigung" hat für uns aoristische
Bedeutung, während xgctzog für Euripides den allerdings gezwun-
genen Sinn hat, dass die „Vergewaltigung an Agamemnon*' für alle
Zeiten fortdauert, oder wenigstens so lange als der Mord noch nicht
gesühnt ist. Und gezwungen soll ja auch die Euripideische Inter-
pretation nach der Tendenz der Stelle sein ; grammatisch fehlerhaft
aber darf sie nicht sein.
Auch die Note zn v. 1196 halte ich in ihrer neuen Fassung
für bedenklich. Der Ausdruck: „Wenn Oedipus unt^r diesen Um-
ständen noch irgendwie glücklich genannt werden kann, dann
fehlte ihm zum vollen Glücke nichts als dass u. s. w.'' setzt auch
Kock, Aa»gcw. Kom5d. des AmtophAiies, ang. von C. HaUinger. 4t0
ir den Text vomus, düse eich das aidalfitav In v, 1196 zu dem
V. 1182 gewäblteu AdjectiFe verhält, etwa wio ein Süpedativ^ zu
nein Positiv. Im v. 1182 heüit es aber ebenfalls Bchou: ^vOiäi-
vg to jigvnoy ^vÖal ^(oy ayr^Q.
Hier haben wir also nicht nur die gleiche Stufe des Ausdruckes
it V. 1196), soDdern den gleicheo Ausdruck.
Soviel über das Neue, das die dritte Auflage bietet. Bezüglich
unverändert gebliebene neu Hauptstocke« der Erklärung, wollen
r nur, bevor wir von dem verdienten Herausgeber scheiden t einige
Fragen erheben. Lehnt z. B. Dionysos mit dem Ausrufe ananaJ
y. 57) die Zumuthung des Herakles wirklich ^unwillig*^ ab, oder
statigt er sie aicht vielmehr? Abgesehen von der Erklärung der
Stelle bei Sutdas: annan<u, avyxafa^exiKOv imQ^tj^ia u. s. w.,
' ir die Lesart des Venetusscholions xu v. 57 beipfticbtet (Von,
CLsste nach Dueb. haben xara&£ittfPOv lov ^wi^voov xfiL»
hrend das SchoHon im Bav. fehlt) fuhren schon die VVorte des
onysos v, 6ti und 67 auf diesen von alten Et klarem jenem
ridl beigelegten Sinn 'K Dionysos gesteht ja mit v* 66 — 67
_utlich XU, dass sein /rod'og ein noiPog aydqüg ist, ntolich
EvQtjtidoi\ nur in anderem Sinne, als Herakles meint. Ist man
mit diesem Zusammenhange einverstanden, m lö^t sich die
Schwierigkeit, die in dem ^vviyit^ov Tt^t K)\^ia&ivu zu \\%f^xk
heiut, von selbst. Herakles zieht aus dem djianctl des Di-
lysos nicht den Schluss: oideva In avögog no^ov i'x^ty öoKäig,
ov i({i KX^toS-^r^t avvi^yivov (sei nun die Begründung hiefür:
H juakloi' toitoi* fpiktiQ % ovtipaovv oder aber: hvei dt^i*
CTOTOv 7tQayfia iydviro iKsirr^ rj awotvia (vgl, v. 48), sondern
prielmehr: ^iyag ovy xai id vvv tti ae da^ädittet nod'og zov dv-
"* '*,% (^ ovPiytyoL.
Eine zweite Prags drängt sich uns bei der als Eigentham
tbes citierten Erklärung zu v. 228 auf. Sie gehört wohl Bergler
an: Zu V. 463 ff. ist als Parallelstelle Frieden 464 citiert. Gemeint
ist Wühl Fned. 182— 1«3? Auch die Note zu 854 ist zu verbessern,
wo es heiGt : ^Wean übrigens Rav. Borg, wirklich iva fi^ h haben,
^^gPO ist u. s. w.** K&v. hat die Schreibung, welche ihm schon Bekker
^Httd vor diesem Invorutzz in ihren leiten (stillschweigend) zuwiesen:
^Hbtor ^^ ii&palaii{t xtX. Der Fehler geht auf Thier^ch zurück, der
^Hivernizzens Note falsch verstand. (Iva ftr^ x£<palatoi gibt auch
^^vi^Isens gleichzeitig mit der Kockschen erschienene Ausgabe still*
Schweigend als Text des Bnv.). Wenig ehrenvoll für Aristophanes
' ist die Bemerkuüg zu v. 1148
EYP, tt ydp nitfQptpr wo jjf^^yio» */** yi^n^:
,Dfr Vors soll blol^ den plumpen Witx des Dianjsos einleiten* ;
(v, 149. ^fO. ovttxii Ar #rfj TtpVf rr«rt>rtf fvaßtoQpj^oi)
wt© Ettripides die Worte (des Aeschylos) sonst noch deuten
■) So das Rav. icboU 56 bei DUboor. ßbrigem gibt di« Uaad«
idktift dai>«lb«t nnnanoi, niohi dttmtmu
440 L, ilf«9u2«2880^, Appiani historia Romana, ang. ^onB.Bit8chof8ky,
wollte, ist nicht ersichtlich". Euripides wollte den Ausdruck not"
TQipov einer sophistischen Interpretation unterziehen und einen Schluss
aus diesem Worte auf Zeus ziehen, was man an dem Nachdrucke, der
in V. 1148 auf tiotq^v liegt, bemerken kann, etwa; eöei av xal
Tov dia xavTO tovto t6 x^oviov yigag i'xsiv. Darin, dass dem
Zeus selbst dieses ycQag nicht zukam, liegt eben nach Euripides der
Fehler in der Aeschyleischen Ausdrucksweise. Dionysos hält sich
hingegen an den Ausdruck %&6viov yegag, das er komisch genug
sich nur als TVfißoQvx^iv vorstellen kann. Damit erscheint auch
die Einmischung des Dionysos eher als schlagfertig, denn als plump ;
denn die Fortsetzung der Rede des Euripides in dem oben angedeu-
teten Sinne musste jedem Athener unwillkQhrlich vorschweben.
Ist es schließlich wahrscheinlich, dass Dionysos mit den Wor-
ten: ev vrj TOV ^Eqii^, 0 Vi Xayeig d* ov fiav&avto (v. 1169) dem
Euripides „schfichtern" Recht gibt, „indem er ganz naiv eingesteht,
seine Worte nicht begriffen zu haben" ? Schon die nächsten von
Dionysos an Euripides gerichteten Worte (1175) re&vrpioaiv yaq
Bkeyev^ w f,iox^r]Qi ov verrathen weder Naivetät noch Schüchtern-
heit. Es wird also v. 1169 anders zu interpretieren sein. — Dass
ich mit Kocks Commentare zu v. 545 ff., 1028, 1301 nicht einver-
standen bin, geht aus den Erklärungen hervor, die ich zu diesen
Stellen bei anderer Gelegenheit gegeben habe.
Dr. Carl Holzinger.
Appiani historia Bomana. EdiditLudovicns Mendelssohn. Volnmen
alterum. Lipsiae 1881. Tenbner. (V, 565—1227).
Das Volumen prius wurde bereits (bald nach seinem Erscheinen
1879) in dieser Zeitschrift XXX. Jahrg. 916 — 918 angezeigt und
die durch Mendelssohn neu geschaffene kritische Grandlage nach
Qebür hervorgehoben. Das nun vorliegende volumen alterum (mit
fortlaufender Seitenzahl) enthält p. 565—1182 die fünf BQcher der
Bürgerkriege, p. 1183—1189 die fragmenta, darunter das zuerst
von M. Treu in einem Ohlauer Programme vom «Tahre 1880 veröf-
fentlichte längere Bruchstück rtegl 'Pwfiov xal ^Piofivlov, endlich
(eine sehr dankenswerte Zugabe) einen ausführlichen index nominum
p. 1190—1227. In der praefatio berichtigt der Herausgeber einen
Irrthum betreffs des codex Vratisl. (d), den er früher falschlich für
den ersten Theil des Laurent. LXX, 33 (f) gehalten habe, eine An-
nahme, von der er nach eigener Einsichtnahme an Ort und Stelle
abgekommen sei. Ferner werden einige Ergänzungen zur adnotatio
critica gegeben. Den Abfall der Accent- und Spirituszeichen in einer
Anzahl von Wörtern entschuldigt der Herausgeber p. IV, Anm. : fu-
gam illi dum Über in chartam puram transfertur capessiisse credendi
sunt. In der That ist der Druck äußerst correct. Ich ünde im Texte
nur zwei Versehen: 773, 18 f. 1. ivTvyxdpovza^ f. -og; 1110, 22
wtokeXailxixfiivov. In Bezug auf die Gestaltung des Textes hat M.
sich auch in diesem Bande lobenswerter Vorsicht befleißigt und sick
t» Mmdeluohn^ Appiftni bistorla Komana, aBg. von R. Bit^chofskif. 441
gehütet, Conjectnren Torscbnell in den Text tu setzen. Dagegen ent-
bttlt dieailnotatio, in der nach des Herausgebers eigener Versicherung
mehr Rücksicht auf das Sachliche genommen wurde als im ersten
Bande, auf jeder Seite eigene Vennuthungen M/s in Form einer
zweifelhaften Frage oder darch *malim' eingeleitet, die wohl meist
den Sitz einer Verderbnis richtig aufdecken oder wenigstens eine
Auffälligkeit des Ausdruckes mit Recht beanstanden mögen, an
manchen Stellen aber auch ohne triftigen Grund die Sicherheit der
handschriftlichen Überlieferung erschütterru Im Folgenden will ich
eine Anzahl von Stelleu einschließlich des ersten Bandes besprechen
und bei dieser Gelegenheit die Wahrheit der eben auFge«prochünen
Behauptung zu bekräftigen suchen, ani auch ein Scherflem zur Kri-
tik Appiana beizutragen. Ich citiere nach den Seiten und Zeilen der
uen Ausgabe,
5^ 1& ff. Kai tomwv Ttiqi xal iq^^ ixaatov dr^hüam %a d'^
t^ißiarata, otav ig Pxaotoy t^og ^ yaatfr^ "riQtttj. Die Ver-
muthung ra ax^/!?«'cFr£^a (vgl, 848, 6; a%qtßiöcEQOY ist viel
h&utiger: 774, 12. 898. 15. 1152, 5) ist überflüssig, weil der Su-
perlatiT sehr wohl am Platze und durch folgende Stellen gesichert
i«t: 147, 4. 179, 26. 291, 9 f, 692, 11. 937, 4 (an welcher Stelle
Candidus übersetzt diligentius, ohne dass M* den Comparativ*
Torgeechlagen h&tte). 1012, 1. — 120, 16 f. o di xal Xaßot, rolg
d^iorevaaütv idtdov. M. will (dtyedldov sowohl hier als an den
analogen Stellen 233, 12. 489, 16 wohl mit Rücksicht auf 65, 8.
110, 4. 212, 19. 320, 7. 558, 8; allein zu den drei obigen Stollen,
^wo das verbum simpIex Überliefert ist, kommen noch 781, 25, 1070,
1167. 10. Man wird also bei dorn überlieferten fd/dar, das ja voll*
C^mcien genügt, zu bleiben haben. — 121, 12 f. o^Hitg, ola di] h^
jriqax , ^i^&intafiit'ovg diae^ig t}/ovfi€vog elvm xar orXa-
ilv. Zur Sicherung der Überlieferung gegen Stephanus* Cj. ftEd^i-
röirffyoti; konnte vorwiesen werden auf 2BB, 19 f, oWy tt d^ttlovfUM'
* i6oi, l<p i 71 zato (sc. 0a^iag 6 VnnaQX'^^) ^b o^poyovg tag rtg
rog, xai Xifir^rdfuvog dmnr^da. 1005, 12 (f, ovo^ia tov flo^t-
frjtov dva oktjy rr^v 'ißi^^av .... n^^i^ioviog tt xai fteS^i-
tfifvöv und 17 f, o dt xflt roiVf^ei, utovifoti^g itfy, Inttpaivcio
xai dtfintd^itvog rvu}%käi, — 122, 7 f. ocai di xarij'
/üvrn t(tiy yTPatxior, In der adnot. crit» lesen wir: „cJ.Tr'yovro
fei (xafy dnT;ytnTO coni. Steph. an xaiitxovTo'i*' Doch wozu eine
? Ich denke, xaraj'£i>* bedeutet hier ebenso: (0 ©fangen e)
n wjö ^nbon bei Homer Z 58, 0 32, (vgl. Passow s. v.)
latein. dedoco, z, B. Sali, Cat. 55, 2, Tac, Ann.
1 4 . . . > , 0 : xal dtfayrjg iv ixuyfj Xoxo£ i* ^rexfv n ibto,
Imperf. bedeutet: hielt «ich Ter bor gen, so dass ein ijtb'
ixqvntn, wie es M. verlangt, nnnöthrg erscheint. Sehr passend
st «ich vergleichen "2^^^ 18 ff, i nox^^TtroptEvogly ljo%^aig
'ft€Voyidm,I(finiato i^ dfarol^,
1 / rcfro lehrt, dass i%rftx^. wicdenugeben
darch: sieh versteckt haltend. Ähnlich heiGt es 951, 22 f. 952^
442 L, JKfßndelMO^AppianihistoriaRoinana, ang. Yonü. BUschofshy*
1 ^lyotQLOv di Tj yvvri HQvrrrovaa, /niav ig t6 aTtOQQijvop l/nj-
ydysTO haqanaivav^ wo M. abermals ändern will xQvipaoa. Andere
Stellen übersehe ich. — 141, 26. 142, 1 : Ted^rjQifo^oig de %a
ütüfiaza VTCO ki^ot xal loifiov xal no/irjg xal XQOvov. Der letzte
Begriff reiht sich den anderen in etwas auffälliger Weise an. Nip-
perdey yermuthete ^jtov. Zu Gunsten der Oberlieferung ließ sich
anführen 160, 21 ff. xal firj ttjv tvoJUv ixvQvxstv xqovifi re xal
GTQateiaig awexeat xal iatpoQatg xai Xi(x(^ xal aQyiif Ttjg ytjg
ämvfievrß. 606, 3 t xQOV(p di xal Xtfitp TtaQsaTrjaavTO ol Tto*
Xefiioi. — 144, 7 ff. nQioßeig de dniateXkov^ ot %ov Tcolefiop
e^elXovonjidvvaivxo xaTad'rjaea^ai.l^. schlägt vor xaraar^-
aead-ai. Ganz mit unrecht. Jenes ist stehender Ausdruck für: einen
Krieg beilegen. So sagt Thukyd. I, 121: xaTa^rjao^ed'a av-
Tov (sc. noksfiov) iv xaiQcp, Dem. XIX 264: ovro) tov tcoXb'
/iov xaTi&evTO. Aus Appian lässt sich vergleichen 117, 23 f.
voitiiaag iv xal^ ^tjaeC'S'ai rbv noXefiov eni x^^^^ Xa^-
TiQci, 808, 12 f. noXv de ixäXkov iv tolg xotvoig xai xa Xdia
xaza&ia^aL im Gegensatze zum vorangehenden i^egi^eiv. Dem
Ausdruck im ganzen ist analog 261, 22 f. nQeaßeig ovv etioovg
ig ^Pwfitpf enefiTcov avcQXQazoQag, ojvjß dvvaivvo rajtaQoyta
^la&ia&airxnd 265, 5 ff . — 154, 14 f. /jera de tovto ^^yw
sv9vg ijtl zrjv ^ax^p^ avovg ovxag in dyQVTtviag xal xoitov.
Die Cj. : avovg für das in Y überlieferte avvovg rührt von Kercher
her. Da jenes Wort ana^ eiQrjiuevop wäre, scheint mir die Ver-
muthung nicht ganz sicher. Vielleicht darf man an iEK)AYTOYS
denken, welches sich auch durch den Vergleich mit anderen Stellen
empfehlen würde. 50, 16 f. t/ro xa \dQuycog xal aa^fjiazog, onov
Ti dioi xa^iveiv, e^ekvovxo Taxewg. 1137, 6 : tov nvevfiaxog
ixlv^evTog. 82, 15. 513, 13. — 158, 23 ff. oi d" iv TOig aze-
voig vnehxßov^ aneq ri^eXev 6 Idvvißag, q)evyeiv avzov dg h
dnoQÖig. M. will den Singular OTteg. Der Plural ist ganz ohne An-
stoß. Die Literatur dai'über hat zusammengestellt Frohberger-Ge-
bauer zu Ljs. XII, 9. Vgl. auch Bauchenstein z. d. St. — 162, 8 f.
iog elxev, ev zolg OTtkoig ig zo ozQazTjyiov eadgafiiop. Zum
Schutze der von M. angezweifelten Worte iv zoig onloig neben (ig
elxev setze ich die Stelle her 1029, 17 f. cig elxavy avzixa xzX,
Ich kann darum auch nicht glauben, dass 304, 7 f. ißadil^e aza"
diovg eixoaiv dxpoq)i]zi, fiezd oiyrjg ßad^vzdzrjg die letzten
drei Worte unecht seien. Appian gebraucht den Ausdruck mit Vor-
liebe: 210, 25 f. 759, 17. 942, 16; mit gkotttj 762, 24 f. 1029,
2 f. 1141, 22 f. und ähnlich an anderen Stellen. — 176, 20: xai
o fiiv ovzct) TiaQaßoküjg dieaw^ezo d. h. er rettete sich auf
tollkühne Weise, indem er nämlich, wie unmittelbar vorher erzählt
wird, auf der Flucht vor seinem Gegner durch die feindliche Stadt
Oapua hindurchritt und auf der entgegengesetzten Seite dieselbe
wieder verließ, um sich mit den Römern wieder zu vereinigen. Wa-
rum also wird vorgeschlagen nafaXoywQf das, wenn es überliefert
wäre, allerdings nicht beanstandet werden könnte? Zum Überflösse
L» Mfncirl»oftfft| Appiaiii MitoHii Bomviiit, ti)^» Ton H. Bit»ch(tf^j. 14t
Bren parallele Ausdrilcke hier Platz fimlen. 28^, 23 f. 1133, 5.
157, 9: fokfifj naqaßnXi^. 832, ^1: /r^ t« xirdfiS^ofc /ra-
ußnlwtaTtp. 871» 26* 872» 1: atjy ^^aan TvctqaßoXt^, —
f9, 14 1 0ov)Unög 6 ^Pu3^iaia}y (fi^aTifyoQ, M. bemerkt: förba o
4i/i. <nr^. mihi sospecta. lu der Tbat erscheint hier fQr den Laser
Zasati ganz überflösst^, da Fdvius im Voraaggebenden wieder-
hoH genannt war. Und doch müssen die Worte für echt gelten. Es
diese Eigeuthü ml ichlceit bei Appian nicht siu;^tilär; 212» 24 f.
Bißt es liaÖQovßag 6 afQair]y6g o KaQXf^<^^viit}%\ obwohl von
pasdnibal schon 211, 24, 26 die Bede war: Kumenes (van Perga-
m) wird 335, 1 genannt, erhält aber erst 16 den /tisiitz 6 tijg
$qI wo flkQyaftop !/iütag ßcmikevi:. Ähnlich 375, 4. 416, 1:
Ihrend er 394. 23. 395, 7. 401. 25. 404, 25. 416, 20 ohne jede
Ipposition genannt wird. Es wird daher auch sehr fraglich sein,
507, 16 die beiden Kamen Maytop rs xai 0dyvtov mit ßOck-
tht aaf 5 f. für unecht zu gelten haben. — 182. 3 f. oi fuv (p^ov^
mi >i€rTaitlay^ytBg vno rov dfovg iSiq^vyoy ig Ft^yiov, VVeno
er die hervorgehobenen Worte verdächtigt wurden, so hätte 68
lieh gescbebon müssen 772, 9 f. vjth idnvg trig Kalaa^tu; €t-
}ß%iag iriQtnvaiov dr^ Hai ini<p6ßov ton ovin^g i^e nlayr^* nnr
68 sie sich hier wegen des abhäoglgeD Genetives nicht sn leicht auM-
'echeideu lieüon. Anch 897, 24 wird zü den Worten vno dioi\; bt*-
merkt sporia?, 457, 22 sollen die ähnlichen Wort« itto q^ößov ge^
Hgt werden. Daä>. dieselben au beiden Stellen kanm veroiisst wor-
in, ist doch wi)hl noch kein Beweis für ihre ünechtheit. Störend
ad sie gewiss nicht — 252, 22 t akla t€ noUa ctvfoig i^ya
ioX ipL ii)¥ ig dXh]lnvg yiypitm. Bekker woiIt4? %Qya Tioke^ittt p
od M. dnnkt an i^ya noXe^ov, was sich 488, 25 findet. Man h:it
|r hen. dasg der nämliche Ausdruck sich noch zweimal
let: 551, 14 und 624, 6. — 261. 7: dip^dxrotg di
yieqKOV^ig xcri atQoyyvXotg jtoXXotg nnd 309, 5 f. x«p-
pv^ig di xtti ^vonagtaai xoi äXXotg ß^axvfi^otg Tinllmg i^e-
w aoll vor nolXmg eingefOgt werden jiXntotg, was allerdinga
kicht ausfallen konnte* im er.^ten Falle aber als ganz überflQssig
achoint, wenn man znm Vorgleiche herbeizieht 963, 23 f Xi^ßni.
T« at itTQoyyvXa iftrjvta rmc nXiorm. Da sich ähnlich
auch . ^ oder -«»^(347, 21. 456. 10. 464, 9. 532, 2. 549, 18)
und inTJ^tiXOv (11 50, 12, 1154, 23. 1160, 14) nnd dg), findet,
lird auch an der zweiten Stelle nichts anagefaUoti sein. — 273,
ff. olutg ri fim doxal noXig t}^ fiir h rf} &aXda(jf) vavg tig
, fiäXlop tj y^, TtoXvp %o¥ adXop rtiv n^ay^iitiov dxovoa nai
't UBwaßoldg^ »J Si iy Ty ^lECoysiii» xaqjtom^ai to d%ivd\yyöy
wg fiV yij. p: -ktM.: ^uon intellego. possia a c IVt (j^a-
XiOtay,** Die \ nd gesagt mit Bezug auf h ttft ^tanyBiifii
da aje ebeu auf dem Frst lande liegt (im Gegensätze zu einer Staidt
rg %^aXda<rij)^ Auch 3ti8, 10 ff. hoiüi es: ra fiiv Ai] rr^ütüP
tm^ig äyvoid te vnv yiyvn^hiiev Kai ^o^vßQQ ^p tig Iv a^
P^ify wo sogar dasselbe Wort wieder begegnet. — 2ö3, 7 f. afi^to
telteirtn t 4. U%mt,. Gyno. 10». VI DfllV 1%
444 L. Mendelssohn, Appiani historia Bomana, ang. Yon JB. Büschofsky»
d" (ig avoTtXcjv xaTecpQOvow. M.s Vermuthung, es sei tcHv nole*
filwv zu ergäozen, scheint mir nicht nöthig, wenn man in Vergleich
zieht Stellen wie 36, 8 f. xai %d jLtiv ^iavQOV eTtai^ev ü5$ itci
ya'koiifi, 635, 1 ff. inl ze zov &q6vov TtQovndd^mo T17V r^g aj-
X^g iad^za intxeifxevoQ, ^aßdiov xal nalAyLetav (og v na zip ^ä-
QiyLeifÄEViav. 790, 22: ovttag kdedoineaav fiiv wgdeaTCozvv, wo
M. freilich avzov einschieben will. — 286, 15 f. veog ze wv eri
'Aal &Qaavz€Qog ig fiaxag. Warum d^Qaavzazog vermuthet
wird , ist nicht abzusehen. Der hier Torliegende Gebrauch des Com-
parativs ist im Griechischen gerade so geläufig wie im Lateinischen.
Ganz ähnlich ist der Fall 839, 23: xeiqa^QaavzeQiav avdqoiv elxs*
Vgl. außerdem 209,8. 302,4. 376, 25. 478, 4. 875, 7. 13. ^ 294,
6 f. 0 diMaviJUog aldovfievog zrjv dvOTtqa^iav zrjv igL4aSQ0vßttv
avz(p yivo^ivrpf und 969, 10 ff. juc^^xc odtiea&ai zovMeraUjOTß 6
KalaaQf ycaizoi ftoXs^iwzazov avzfp yevofiavov. An beiden Stel-
len hätte M. wohl consequent das Befleiiv hei-stellen sollen. Vgl.
übrigens praef. IV. — 316, 3 f. zov fiiv nvQog ImfpXeyovTog
navza xal xazaq>iQovzog. Dafür wird vorgeschlagen yuxza*
q>&eiqovzog. Da aber xaza(f€Q£iv ^einstürzen machen^ bedeutet, was
die Folge des iniffkeyeiv ist, halte ich an dem Überlieferten fest
Appian gebraucht das Wort in dem angegebenen Sinne wiederholt.
133,-5 f. zßixr] ze fieyaXa (^Koöo/tiei aal Y,aziq)BQev. 348, 10 f.
Kekzöig di 6 ^eog zrjv yfjv eoeiae xai zac, noXug xazi^veyxs,
557 , 18 f. kzaQag noXXaxov xazevex^^^^^SV ß^ß^f^^ivag
diwQ&ovzo, 645, 25 f. zrjv zs yrjv 6 d-eog im fieya eoeioßf xal
vewg zivag iv ^Pdf^fj xazrjveyxe. — 378, 21: f4rj zwv yiyvo-
fiivwv zov i'naivov Avvißag anotpiqoizo. M. verlangt dafür mit
genauerer Rücksichtnahme auf die Zeit yevrjGOfiivwv. Das Particip
bedeutet indes hier: die Ereignisse, Vorgänge, so dass der
Futurbegriff gar nicht vermisst wird. 111, 16 f. heißt es iq)€dQ€V'
ovzari^ yevrjGoiiiiv(p. 590, 4. 902, 24 f. 1147, 14 f. findet sich
icpedgeveiv zolg iao fievoig, daneben iq>€dQ€V£iv zolg yiyvO'
fiivoig 689, 17. 1089, 9. 1107, 8, Ähnlich wird an einer Bei he von
Stellen (111, 13. 155, 9. 784, 9. 849, 25. 959, 14) für yiyvofdi-
vcjv, -a vermuthet yevoitievwvy -a. Wäre die Änderung nothwendig,
so hätte sie noch eine große Anzahl von Stellen betreffen müssen.
Zu 450, 26 fidgzvQag ztjv yiyvofiiviav bemerkt M. selbst: ya-
vofievcDv yiyvBad-ai vertit C. 717, 10 übersetzt Candidus zä yi'
yvofißva mit quae gesta fuerant, und 935, 1 yiyvo(X€V(ov vovzwv mit
bis peractis. Zum mindesten wird hier Consequenz vermisst. — 406, 8
f. aal ovöiv r]v dx^^^ov (ig iv 6liy(i> TtoXXcov awaozdrztav.
Wenn M. den Vorschlag macht, hinter dxQBlov : ßiXog einzuschieben,
hat er folgende Stellen unberücksichtigt gelassen, die den absoluten
Gebrauch des Neutrums verbürgen. 214, 17 f. 71 oXXd xai d&goa
i^ieaav in dlXrjkovg. 473, 18 : nvxva xal d'afiLvd navza a(fv
ivzag. 1042, 21 f. zd ig zovg noXs^iovg d(pi€fi€va. 1130, 4:
zd ßaXXofiBva^ (igd<p^ vxfnjJüOVy ßiaiozaqa (sc. »;v) und etwa
L . Mmädsic^tu kyph^i bidtöria ItomdQA, m^* wm K Bttichöfsk^. 4IS
pch 1031, 2: ra im fti n" rovia Ix wov ntjotg, — 502» 23 ;
i' im TfjV ig^Piü^ii/y ardat%* ijriiyofuvog. ÜaEu bemerkt M,:
^PtifiTj Mu9gr„ probubüitcr. Mit Unrecht, wie ich glaobe. Ganz
hßlich aagt z. B. Isaciü* IX, 1: airoöripfjoag ovv Rietet tußp fit;
vTiXr^vriv aiQCitnüidjp i^ilivtfjai, wozu Schönianu, ohne Be-
^f^ 7n geben, bemerkt (p. 408): de coostroctioae tiüp «Je >/. ar^.
Iino so doceri volot. Ftir ig vermag ich aus Appian selbst zwar kein
Bispiel anzuführen, wohl aber mehrere für i^: 128, 2 f, avapfvif^v
Dri odi rag ix ^Ptof^n^g dnoyL^ioag* 486» 7 t xai td i% ridv a-
'iv avviliyov, 578, 14 f, avvemhi tnig in nov dyQ*Tiv ini ttp^
gtQotnviaVf 644, 24 f. tov Ix T^g ^fralJag (sc. cr^atov) ff^ta-
^ßoviig, 741, 23 f. 6 di Kalaa^ rois; ix Bfertiaiov 7t€Qififyia¥,
T^\. auch 139, 2(>. 140. 1. — 553, 21 f. o fih dij Bhoimg iffi-
xlaaS'iig irrexm^r^ae XQÜ^^^^* ^^? ß(^(ft^^T. Candidus ßber-
etzt! bis ]|E,^itQr p erm o tu s Dilti tus üle il lach ry man sq u e^ wor-
M, schlielit» er habe vor sich gehabt aal i/cixlavoctg. Dem
ftht entgegen 629, 24, wo Imnlaa &4vt€g gleichfalls durcb
llacbrymantes wiedergegeben ist — 677, 2: jt^ng avrovg
tfijtag* M, will den Artikel im^g an Stelle des Pronomens. Die
drangehenden Worte lauten : TTolsum <J* jjxjt/o^oi» mrog r€ « Ä^-
Jov iriQi [ßfj^lar, y^m o Mtd^iddrtw iTE^i n}i' dvatnXrjv, xori
o twv Ai^dTio*' ii^ ohj rtj S^aldoGfj, nai 7fi(ti K^ttrjv {n^og aiTnvg
nC^^roi,'). Während also bei Sertorius, Mithridates und den See-
lubern der Name des Landes in keiner Beziehung f.um Feinde
and, wird auf Kreta der Krieg g^gen die Kretenser selbst, die
^n der Insel den Namen haben, gefQhrt; avrovg wird darum nicht
Biutasten sein, — 745, 5f ytyvoftivvjy Oftot nai fi otni vritßv iv
no^mg. Was M, bewogen haben mag, fflr umorrnav niQU-
\tdyt€i)v (ider 71 ioKp^goyTiov zu vermuthen, ist nicht ahiu-
Bhon. Die Verbindung von noUvi mit ^i hat ihr Analogen z, B. an
Riu demosthenischen Ausdrucke zrv nnhv Iv alax^'^V ^^tily
lU 136. — 754, 24 f. 6vdi d%*uy^dif^i<Jiy dig dkXdt^ia xai
f iv a vto7g lg nrQoa^/.i^v Jt^t/ffr^» txnvta. So M. Üiierliefert
mrrfug. In der adnot. wird ig uQoa^, als Olossem
IfkUrt and für x^?**** Termuthet ^rt/rijv. Der Ausdruck
'Xd>g(xv Ix^yra war nicht antatasten, (Polyb. I. 43, 1 : of
ityiüjftg xi'JQag i'x^yng und Passow, s. r, jffu^a p. 2546 b.) iv
rirntg muss belogen werden auf tdh i^ ^ftahfag dvögiTtv (22)» ao
B68 die ganze Stelle deutsch etwa wiederzugeben ist: Und sie zeich-
en die Bundesgenossen nicht auf als solche, die frnmd sind, und
uniergeordnoten Rang unti»r jenen nur als Zugabe einnehmen.
54. 25: uLai voig jr r iw^tivotg ft^oain^ixtl^ov rcagatvotv--
Mg dduog ioiavai M. möchte lieber rrrtyft/vmg, Ähnlich 976, 4 :
\ifrr\fiiVOt und 1031, 14: f;Vfrrir« für i^tiwfitvotg und fjadfaro. Ich
f drehte nur, da^s nach diedem Grundsätze noch so manche Stelle
|e4ndert werden mOsste: 51, 27. 52. l: i]t%d>fiivat a(fag ai^ovg
ng'/tjg dt6XQ(>JVto /iafix«3y, 106, 19 f. ig ^cix';»* iJvvf}vix99^xal
29*
446 L . Mendelssohn, Appiani bistoiia Bomana, aog. von E, Büschafskyi
iTT(ü^evogeq>vy^v^), 134, 12 f, ^aacDfiivoig ^tiv yciQ itoXvg
o xivdwog, vl-mUgi äi ov ^iya to b^ov, vgl. mit 376, 8 f. xoig rjt*
TfjfxivoiQTOvgxeiiQaTtjxoTag iTtinelBveiv, 439, 14: xori
Y^aowfiBvog eav^ov sktuvbv. Die angeführten Stellen mögen ge*
nügen. — 767, b to de lafiTtQciQ aHßSrjae «wxi^o/iev, cJ ÄoeZr
aaQ, naini TtjfieQOv ^ ^wvra ^ veKQOvdTiod^r^^. Fast die näm*
liehen Worte gebraucht Plut. Pomp. 71 : o de irjv de^iav TtQOtei"
vag av^ßorjoe ^Nixrjaeig lajLtnQCjg^ a) Kcuaaq* ifii de i^
^civra Trjfieifovf^ venQOv ijtaiviaeig „und Caes. 44 : 6 de K^aai*
wog iTiteivag^trjv de^iav xal (leya ßorjaog y^Nixtioofuev" eipri
nlofiTtQüigf u) KaioaQ' i^i äi tßvva Trjf^sfov rj te&vrpicoTa inai^
viasig*^. Mit Bficksicht darauf will M. hxfinf^g nach vi7ii^a6iiieP
atellen, während Oh. Granx in der Bev. de philol. t. IV. (1880) p:
188 den Ansrirf schön mit XcffinQiJug beginnen laeseiiiund aveßorjat
nach Art von eqpij eingeschotlen. wissen wollte, was M. mit Beeht zn«*
rfickweist. Ich glaube, das Heranziehen der beiden Stellen ans Pin«
tarch ist hier der unbefangenen Auffaesung der Worte Appians hin-
derlich geweB€in. Warum muss denn Appian das genannte Wort mit
viKrjaofuev verbunden haben (wie allerdings 775, 1 und) wie Pltfw
tarch ? Die Fassung ist ja auch im Übrigen nicht ganz wörtlich über*
einstimmend. Kurz, wir müssen uns bescheiden zu constatieren, das«
AcKfiTT^^ crv£/?oi/(T€ zusammengehört und zu übersetzen ist: Er rief
laut aus, entsprechend dem fiiya ßorjoag bei Plutarch. (526, h
heilet es auch einfach: ay£/?oi^£ nVinuSfiev^ w avögeg*^. 948, 23:
avQaTtjyiTuig fnala aveßotiaev xvl). Für die verlangte Bedeutung
von h^iTiQcig sprechen folgende Beispiele aus Appian selbst: 829,
21 f. Trjv q>iovr;v ig t6 d'fiiijv^ec ix tov X a f^^jtQO xe^ov ^er«**
noiei, 1028, 21 f. ^^o^g, iog. eixog, XaftruQ&g iid t^ xaq^ ya^
vofiivrjg (Vielleicht darf auch hieher gerechnet werden 395, 26)>
396^ 1: htQOTei naw XapiftQuig inLßodvttav avcjd-ev anb
%ov xeixovg "twv UsQjfOfiififfSv. — 937, 17: ini xataaTaaei %m
TtOLQovxfov. M. will TT^av^uaTCüK Die^ Vermuthung ist gair
nicht zu rechtfertigen. Ich nlhre von vielen Stellen, die dagegen
sprechen, nur einige ap: 91, 5 ff. Maywv de 6 vavai^xog anoyvovg
and Twv TtaQovTCJv ta ev ^IßrjQi(ic nXexfpag ig Ahyvag xai
"KeXroig i^evoXoyeiy 168, 5 f. ig ^eXq>ovg enetAXpe xf^ofievor
fkegl Tviv TtaQovTWv. 210, 14 f. xovtiov yaq ta rvaQowza
iÜTai fiaXiara, 238, 8 und 261, 23: va Ttagorva dta&ea^ai\
631, 5 f. inl xoivcjviif Tuiv naqovTtav und dazu M.'s Bemer«
kung, 945, 21 f. ig evöai^ovKffAa vaiv vvv naqovxtav, 1043^
22. 1044, 1 : ixu de rifÄiv iTvel^ecog wde za naqovva. — 949i
16 : xai nXeiovg 6'i>6^evoi avve&eov rj axqow^evoi, M. bemerkt?
«xspectabas ri fCQOTck axQoixaoitievoi. Die überlieferten Worte dürf-
ten etwa so wiederzugeben sein : Und in größerer Anzahl liefen die
Leute zusammen, welche ihn sehen wollten, als die, welche ihn an*
.— — '}
. ■). 7gl. 650, 7 f.. xonr6fj^Bvot ydg Is UqawiOxov itfiivyof^
anavTi^y von Cand. übersetzt: interfectis qoippe pluriinis reliqai
Praeneste fuga contendere.
Jaingt T. Mac«i FlauÜ Comoetliae« nüges. ?oii B. Schenkl. 447
iidreo ptieg^teD. Zum zweiten Particip tet tmiÜrLich gleichfalls
vvi&€oy XU constrttjeren, jedoch sind beide Woi-te zueammen im
jltiue eioee Plusquamperfectnms zu nebtnen, wie gar nicht ao selten
ii Appi;iQ das Imperfectam zu verstoben ist, vgl. 646, 7 f. ^IxiCc fro*
i'pi}a itjv ftdxr/y ivtKa Mt^QtÖatijv, 890, 7 ff, rjyev Ia lov
^€vt£oiov xal tov akXov azQarnv ig trjv noliv artavia, aivro-
^tüQov iqyt^fuyfn; o/v in €y6€i KaioaQ, IWb, 34.1006, 1 t
P££//€iL; de Kai rf^g xhtlaGom agx^f^ xa%^a rjQtBv ctviov mal 6
Uaif'jQ, ig fiiv vr^v juiXtv ovo tSt; avf^X&Bv und sonst. An unserer
teile mag es um so weniger befremden« als es unmittelbar vorher
^ißt: ^ %€q^aXi} Öi tot KinU^mvng xai »J x«'^ ^ ayo^ toB ßtf^
^zoq ti;teiiQifmi%n iiti iiKeiüxov, fviPa ngore^v 6 KtKiQtav
i t]firiy6Qit. Ähnlich liest man bei Suid* 8. ?, 0olma: IV*, li^iv
Bfr ' aviiji; diffii^yoQdiw tj/.oveto, inüOei' /.ai OQipro. — 953,
2 f. fiixQf yts^^yiütiivrjg f7TixJU/aor<:iw7^f^<J€. Gegen die Ver-
mutliung 'Ä£yAV(ijftivt]v spricht schon der UiDstund, das» es nicht
laublich oificheiiit, die gewöhnliche Construction sei von der selte-
Iren verdrängt worden. Beispiele für diesen Gebrauch des Gen, ab*
iL bat ErOgur 47, 4 A. 2 und 3 gesammelt. Das Pronomen fehlt
Ibet ebenso 69, 13. 86, 8 f. 647, 23. 675, 5. 782, 18. 787, 21.
13, 814, 13. «85, H f. 1063, 16. 1063, 5. 1068. L 1097, 7.
|I76, 14. 1176« 20: ein Umstand, der wohl auch mit tu Gunsten
dT Überlieferung spricht, — 992, 12 f. r^6t)ifnf.tt^v Si drj nov act-
5g, 10 jHfV nqdiiov adiyiTßta ai-^tf^taxio*' cthiov. M. will adiKt^fia
gen. Ich denke, es genilgt, das Komma nach aa(f(jjg tn streichen,
dass ffiiy^üv^r^v döUtjfta tn verbinden ist. — 996, 24 f. m-
Bvae xai top lo tw 1 1 x6 p iacf^i^itp t ov g i€€XTr]^iipötg, Wenn
I.vermuthet ror iduf/nnd, so hat er das oigenthnmlicheAppositions-
ferhältnis jener Worte verkannt und die ganz analoge Stelle 1003,
t iKilu€ xai top idiioiixov fxdarovg iacpt^eip, ober*
hen, wo nach 0 tiop iduüitiifxhi* zw schreiben wire,
Wien. B. Bitschofsky.
» Mtcci Plau ti Comoediae. Becemuit et enarravit Joaonei Lndovicutt
Utiing. VoL tertii pars AHera Emdicam Mostell&riam Menaechmos
cootinena. Uauniae 1880, aumptiDUB librAri&e ÜjldeodaUanae . $*
(IV) 448 SS. (Weigel in Commws.) 11 Mk, 25 Pf.
Es kann nicht der Zweck dieser Anzeige sein, eine eingebende
chong von Ussings Plautusausgabe unter genauer £r<yrterang
lirÄr Einrichtung und der vom Herausgeber befolgten Grundsätze
IQ geben, umsomehr da Ret keinen Anlass findet von dem ürtheile,
dasdie deutsche Kritik nber diese Ausgabe au^gei^prochen hat, in irgend
üner Beziehung abzuweichen. Alle die zahlreichen Bosprocbnngen«
5leh^ im Laufe der letzten Jahre erschienen sind ^), erkeaneii zwar
•) Ref. verweist dio ij^t^ diener Z»jit*chnft Auf dia RocünRioDüO
»n Fr. Schoell» Jeoiwr UtteTatarieitung 1876. 243 und 1Ö78, 513;
' Ooctz. JAhrbticher f. Philöl nnd Pidag CXHl (1876) 8. 351-368;
448 L. üssingt T. Macci Plauti Comoediae, angez. von H, SchenkX.
einstimmig an , dass Ussings Arbeit im einzelnen die plautinische
Kritik theils durch gelungene Emendationen , theils durch engeren
Anschluss an die handschriftliche Lesart unter gleichzeitiger Er-
(^rterung des plantinischen Sprachgebrauches unleugbar gefördert
hat ; ebenso einstimmig erklären sie aber auch die Arbeit im ganzen
und großen als eine verfehlte. Den Grund für diese einstimmige
Verurtheilung, welche üssing sehr mit Unrecht auf bloße Partei-
yerbissenheit zurückführen will, wird man wohl darin zu suchen
haben, dass die vorliegende Ausgabe keiner Forderung, die man an
sie stellt , gerecht wird , so dass man nicht recht weiß , wofür man
sie eigentlich zu halten hat. Eine kritische Ausgabe kann man in
ihr nicht erkennen , da sie das diplomatische Material weder voll-
ständig noch in übersichtlicher Weise zusammengestellt bietet. So
ist man z. B., um über die Urheber der von Ussing recipierten Emen-
dationen etwas zu erfahren, genöthigt im Commentare nachzn*
schlagen, da Ussing unter dem Texte bloß die Varianten derjenigen
Handschriften, die er für maßgebend hält, verzeichnet; vom Codex
Yetus sind jedoch nur die Lesarten erster Hand angegeben , was
gleichfalls ein zeitraubendes Hin- und Herschlagen bedingt. Nicht
minder stürend ist es , dass (im Gegensatze zu der exacten Citier-
methode unserer neueren kritischen Ausgaben) man über den Umfang
der Plantuscitate bei den alten Schriftstellern nichts genaues erfährt.
Für eine wissenschaftlich gehaltene, erklärende Gesammtausgabe ist
die Behandlung der wichtigen metrisch-prosodischen Fragen, sowie
derjenigen aus dem Gebiete der höheren Kritik (z. B. der Prolog-
frage) entschieden zu dürffcig ausgefallen ; und aus demselben Grunde
wird auch derjenige, welcher in das Studium des Plautus eingeführt
zu werden wünscht, nicht viel Natzen aus Ussings Ausgabe ziehen
künnen, ganz abgesehen davon , dass für diesen Zweck eine einzelne
Oomödie, nach dem Muster der Ausgaben von Lorenz und Brix bear-
beitet, entschieden vorzuziehen ist und Ussings Ausgabe sehr hoch
im Preise steht.
Doch es wäre zwecklos alle Vorwürfe, welche der Ussingschen
Bearbeitung bereits gemacht worden sind , hier zu wiederholen ; es
genüge zu bemerken, dass der uns vorliegende zweite Theil des
dritten Bandes') dieselben Mängel und Vorzüge aufweist, wie seine
Vorgänger. Fast will es Ref. bedünken, als ob die Mängel zahl-
0. Seyflfert, Phil. Anzeiger 1877, S. 89 und Zeitschrift für das Gymnasial-
wesen 1879, S. 468; W. Wagner Lit Centralblatt 1876, S. 1168—1170
und P. Langen Philolog. Randschau 1. Jahrg. S. 119.
') Die Bearbeitung der Casina und Cistellaria, welche den ersten
Tbeil dieses Bandes bilden sollen, hat Ussing — wie er in der Vorrede
erzählt — noch nicht veröffentlicht, weil Studeraund ihn ersuchte, erst
seine Ausgabe der Cistellaria 'cuias magna pars in solo nalimpscsto
Ambrosiano ezstat* abzuwarten. Es ist zu beaauem , dass der Heraa»-
geber diese Vorsicht nicht auch bei anderen Stücken beobachtet hat,
sondern sich 2. B. für die Captivi auf Gepperts Angaben beschränkt hat,
da auf diese Weise seine Auseabe durch aie Verönentlichung genauerer
Collationen sehr an Wert verlieren muss.
flr* Uimng, T. Maoci Pkoti Comoediae, Mgei. von H. Schenkl 449
rdicber, die Vorwöge Teteintelter geworden w&ren. Detm wa8 man
m dieseDi Bunde vor alleni sucbeu tuuss, nämlich eing^ebende
jrdöduii^ lier getroffeneii Wahl der I^sarten da ich sachliche oder
hlicbo Erörterungen^ das findet eich nur Sühr selten; weit zahl-
br sind dio Fälle, in denen üssing die VorBchläge anderer mit
nem *teniere', 'licentius' oder *vix opuä* abfertigt- Dagegen treflTen
desto häutiger jene uunntzeu , w»itsch seifigen Paraphrasen und
rklJlruDgen zu Stellen , die einem Leser, der sich an Fkutns wagt,
ach idme solche Hilfe vern^tändlich sein sollten , wie z. D. zu v* 9
er Müstellaria (10 bei Ritschi) 'Pem doleiitis e8t,cf. Asiu. 413' usw.,
er 2ur AsinAiiastelle anzumerken nicht für nCthig gt>funden
Oder was soll man zu der Note zu v, 59 (62) ' Eruom daturin
'$ti^f bubus qu4d feram sagen, die so lautet: 'lüm Grumio id
rofert^ euiua causa venenit. Efuom poscit, quo boves paseat\ wozu
in Citate aus Columella, Diocletians Edict und Vergil beigebracht
lerden? Ebenso überflüssig sind die j«der Scene vorausgeschickten
eihaltääiigahau, da sie bei ihrer Magerkeit zum besseren Verständnis
IrSMckea gar nichts beitragen. Andeierseits fehlt wieder im
imentare die Erläuterung oder wenigstens Hervorhebung so
»ncher Erscheinnng, die bich nicht ohne weiteres von selbst er-
Irt, wie schon eine titüchtige Vergleichnng der Koten üssings zur
IcfStellaria mit den Anmerkungen in Lorenz* Ausgabe erkennen
est. So hätte v. 8 (9) der Wechsel von abl und abl gewiss ein paar
Worte der Erörterung verdient; ü. hat es nicht einmal för nöthig
achtet Fleckeisens und Ritsch Iß Zweifel an der Überlieferung zu
rwäfanen. In der Anmerkung zu v« 21 (22) fehlt die vor allem zn
»rücksichtigende Paulusglosse Ober per^raerari usw. Häadg ent-
Iten auch U$i«iings Noten nur Auszüge aus dem bei Lorenz aufge-
peicherten reicbei^u Materiale, z* B. die zu v. 17 (18), 133 (137),
170(174) u. a. m.
Um nun den I^sem dieser Zeitschrift ein einigermaßen an*
ehaoliches Bild von dem, was üssing für den Plauiusteii geleistet
ftt, und zugleich von seiner Arbeitsmethode zu verschaffen^ will lief«
Itejenigen Stellen aus den ersten Scenen der Mostellaria, an denen
Bsing eigene Verbesserungs vorschlage vorgebracht oder die über-
eferte Lesart im Gegensatze zu unseren neueren Ausgaben wieder
^•stellt hat» verteichnen und kurz besprechen, und gleichzeitig
lar Erg&DZungen zu Us^ings Apparat liefern, wobei jedoch
was lediglich aof die bekannten metrisch prosodischen Au-
des Herauegebers sorackgeht, unberücksichtigt bleiben soll.
er manche Conjecturen wird sich freilich nicht mehr sagen lassen,
Is dass damit nur Möglichkeit gegen Möglichkeit gestellt jst , wie
Jeich ftber den ersten Vorschlag zu v. 5, wo üssing das überlieferte
^nidontupinam in nido, uolturi, nam umÄnd*M'n will, eine Coujectur
-dii nicht öberzeum^end ist. v. W (l\) Quia utuis. So lautet die Anl-
&rt Tranios auf die Frage Gmoiios quor tue ucrbcras^t^ im Codci
Fetus, (C hat uiitus, D tuinis) welche Lesart üdsing folgen dermaßen
vertheidigt :'nam mortaumouiD volebat. Caiiicrarius eumque secnti cett»
450 L. üssing, T. Macci Piauti Comoediae, anget. von H. Sekenkl.
quia tu uis, Yoluerunt, credo, quia ipse tUs ; sed etiam sententia
prava est, nam Grumionem hoc Teile nee ipsius nee Tranionis verba
prorsus contraria significarunt/ Allerdings wül Grumio nicht ge-
ohrfeigt sein, auch glaubt Tranio nicht, dass jener es sein wolle;
aber wenn ich jemand frage ^in welcher Absicht schreist Du vor
dem Hause herum? vielleicht in dieser?' und ihm zugleich einen
Schlag versetze, so kann ich ihm mit Fug und Becht, falls er
sich beklagt, sagen ^Du hast es selbst so gewollt! warum bist
du nicht weggegangen?' Dagegen erscheint jenes uiuis sehr
matt; was U. über den Unterschied zwischen tu uis und ipse
uis bemerkt, ist nicht stichhältig, wie sich jeder beim Durch-
blättern eines plautinischen Stuckes überzeugen kann, vgl.
I. B. Mil. 471, 702, 843 usw. — v. 11 (12) war die Lesart des
Nonius Nemodo doch mit einem Worte zu erwähnen ; desgleichen
zu v. 16 (17), dass nach Bitschi jenes in B übergeschriebene hoc
erst eine Correctur von zweiter Hand aus ä. . ist. — V. 37 (38).
Die Note Ussings liest sich so, als ob er zuerst Ff'ui mit den Hand-
schriften beibehalten und dem Grumio als 'sonus ructantis' gegeben
hätte, während doch nach Bitschis Angabe schon Gulielmus dies
gethan hat. Ob übrigens Ffui als ^sonus ructantis' anzusehen ist,
kann zweifelhaft erscheinen , da in der von üssing citierten Psea-
dulusstelle jede Personenbezeichnung fehlt. — V. 39 (40) hat üs-
sing gänzlich umgestaltet, indem er aus dem überlieferten
Germana inluuies rusticus hircus folgendes herausconji eierte:
G. inL ruris, stercus. Was die textkritische Herstellung des Verses
betrifft, so müssen wir uns gedulden, bis das Material zum Donat-
citate vollständig publiciert ist ; außerdem hätte wohl die von Löwe
(Anal. S. 215) citierte Glosse erwähnt werden können. Abgesehen
von dieser voreiligen Behandlung des Verses ist auch die von Ussing
angeführte Parallelstelle — aus Gas. III, 4, 25 ^) — nicht passend;
denn dort heißt es ^nunc tu mi amicus es in gernianum modum,
was die Lexicographen , wie Freund , viel richtiger unter die Be-
deutung ^brüderlicn rubriciert haben. Noch sei bemerkt, dass Ussing
stercus nur darum schreibt, weil ihm A»rcu9 'enumerationis ordinem
male turbans' erscheint. Zum Schlüsse fügt er hinzu ^malim hara
suum,^ — V. 42 (43) sq. si tu oles neque superior quam erus
accumbere B, was die Herausgeber unter Veränderung des quam
erus in cum ero beibehalten haben, üssing sieht diese beiden Worte,
weiche in CD fehlen, als Interpolation des Schreibers von B an,
und conjiciert im Commentare super tapetia. Um von anderen Be*
') Bef. weiss nicht, aus welcher Ausgabe Ussing den Vers als
V. 591 citiert; bei Geppert trägt er die Zahl 511, bei Bothe' 505. Auch
sonst lassen Ussings Citate hie und da manches zu vrüuschen übrig; so
z. B. 8. 801, wo man neben der Anführung ans einem schwer zugäng-
lichen Bonner Programme auch die Angabe der Stelle in den *0pu8cula*
(III, 343 f.) zu erwarten berechtigt gewesen wäre. — Warum wird nicht
lieber eine der ciceronischen Stellen citiert, z. B. ad Att. IV 5, 3 scio
ffM ^ermamim adnum /tttsM?
L^ Ussmg^ 1\ Macci Pkuti Como4^diae, ang€i, von H. Schenkl. 451
tlesken abzusehen, muss es fraglich erscheinen« ob nicht superior
(oder supcrius) nach der Analogie voa supra accumberc srcb er-
klaren lieöe, — V. 52 (55) schlagt üssing, weil er das Subject des
Accusatlvüs cum Infinitivo vermisst, 0 cdm^ficum cribrüm, quod
aeäo Qe) fore vur, währöod doch Loreni zu v, 633 mehr als ein Bei-
spiel für diesti Eröcheiuuug beigebracht hatte. — V. 54 (57) hatte
Bitdchl nach Anleltang von B, welcher sthnuUis bietet, geschrieben
Stimüleis ^terebriftyjiiic si reucfiidt senex; üseingwillSfimu/^«, «i
huc (so die Hss.) (itaiuOH nöstery rtueniät sen^x. Das letzte Wort
ist damit übei den Vera noch nicht ge.^prochen. — V. 60 (63) Zii
der von Kitschi nach B hergestellten Schreibart: Date, st tton cMü
(&c. eruom) bemerkt üssing 'quae quomodo GrumiO Tranioni dicere
possit , öon Video und schlägt vor , Date at^ , si non est zu lesen.
Aber warum soll Giumio zu dem allesver&chlingendeü Tranio» den
er nach Üssiogs eigener Vermuthung einen uolturim genannt hat,
nicht sagen därfen ^Gebt mir Futter for meine Ochsen, wenn Ihr es
nicht auch schon, wie alles andere, aufgefresseu habt'/ — Y. 62 (65)
zwei neue Conjectareu für das überlieferte aaffinam cediit : $a-
ffinae dediti und sarfina pedite anstatt daa», was vor allem Noth
gethan hätte, auf Sjmmachus l, 7 (caedHndae sa^itute und Aüso-
nius Ephem« 1, 7 ^q. {tcndis sayinam, Toll atedi^) verwiesen wor-
den wjLre. — V« 78 (80) hätte doch erwähnt werden können, daas
vor Uii'ing bereits andere die von Eitschl angenommene Lücke auf-
gegeben haben.
Dags auf die üs&ingsche Recension des äußerst schwierigen
Canticum (I, 2) hier nicht näher eingegangen werden kann, wird
umsk begreifen, wenn mau erfährt , dass der Herausgeber sich damit
begoQgt hatf seiner Bearbeitung einfach die Arbeiten der Vorgänger
zu Grunde zu legen und aus ihnen zu entnehmen ^ was ihm zweck-
dienlich erschieu; während Ref. eine ersprii'Gliche Behandlung des
arg entstellten Stückes nur unter consequentem Festhalten an ge*
wissen GeijicbthpuTikten für m(5glich hält. Der Uerau^gei>er, der es
toust an Inhal L<iaiig<iben nicht fohlen hUst, hat hier nicht einmal
da0 gegeben« was Hef, als eine unerläasliche Vorarbeit erscheint,
n&mlich eine genaue Analyse des Inhaltee. Das gleiche gilt vom
zweiten Canticum (I, 4).
V, 164 (16B) Quin tu te exomas^ moribus lepidis, quem
Icpida tute es. Dazu bemerkt Ussing: ^Immo» inquit^ ancilla non
Teste Icpidam (i. e. pulchram) feminam ornari oportet , sed moribus
lepidis; nam amatores non vestem aniant sed ipsam muUerem et
morey eins. Loeum corrupit Bgthius quid scribeuH' usw. Diese Be-
weisfQhrung ist mir unverständlich ; behauptet denn Scapha irgendwo,
dfli^s die mores ihrer Herrin nicht Upidi seien ? Auch schmückt man
sich nicht im Handumdrehen mit mort$ Upidi , welche vielmehr
eine beneidenswerte Gabe der Natur sind. Außerdem wüsste ich
nicht, dass lepidus jemals bei Plautua von nutarlicher Körper*
MThönhuit bezöge, vielmehr bozeichnet es atotä^ den Beiz des
Anmuthtgen, mag diese Anrouth nun durch grazi(yse Bewegungen
451B j5. Ziemer, Junggrammat Streifzüge U8W., ang. von J. OaUing.
oder Geschmack im Putze hervorgebracht sein. Wir werden
also mit Nothwendigkeit auf Bothes Vorschlag (unter gleichzei-
tiger Setzung des Kommas nach exornas) hingeföhrt. —
V. 180 (185) 'Videtur Plautus scripsisse: Peru istud' (nämlich
quod promiseram tihi; dona perdidisti; die Heransgeber nach den
Codices Periisti; quod pr. t.dono {dona B) |).); sie prolixa et ver-
bosa oratio erit, sed a Plauto non abhorrens/ Aber kommt nicht
durch den Qegensatz der Tempora eine arge Inconcinnität in den
Vers? — V. 182 (187) Istaec tarn stulte für das nonstaitam der
Hss. — V. 183 (188) ist exspectes mit Fug und Recht wieder an
seinen Platz gesetzt worden. — V. 208 (213) lila hanc corrumpet
mulierem malesuada vitilena. Ussing: 'mihi vix dubium, quin
fuerit hac — carUilenaJ* Es ist nicht schwer allerlei Vermuthungen
vorzubringen ; warum sollte z. B. nicht nach Anleitung von v. 275
und sonst vetula lena geschrieben werden ? — V. 280 (288) wird
gestrichen. Von den beiden Versen 304 (311) sq. will Ussing
einen gestrichen wissen: Ref. möchte von den beiden Aus-
drücken eugßf oculus meus und conueniunt manuplares
eccos keinen vermissen. — V. 364 (372) sind die Woi-te Suscita
istum , Delphium von Ussing mit Recht den Handschriften gemäß
an Philolaches zurückgegeben worden. — V. 399 (407) Ussings
Vorschlag Pluma haud interest^ patronus sie cUenii prospicit
versteht Ref. nicht. Sollte hier ein Druckfehler vorliegen ? — V. 401
(410) hat Ussing nicht gestrichen, was man bei der Lückenhaftigkeit
der ganzen Stelle nur billigen kann. — V. 410 (419). Ussings Er-
klärung und Emendation {Sed quid tu egredere sie perianuam?
Öptume , wobei er sehr richtig bemerkt , dass Tranios Frage ihren
Grund in irgend einer Ungeschicklichkeit des puer haben müsse)
verdient allen Beifall ; nur bleibt das Bedenken von Seyffort , dass
der Schlüssel ohne ein Wort zu sagen übergeben wird, bestehen.
Dagegen ist es ein Irrthum, wenn im nächsten Verse demselben Ge-
lehrten die Autorschaft für Paruistis zugeschrieben wird, die viel-
mehr Guyetus gebührt.
Damit glaubt Ref. dem oben erwähnten Zwecke gerecht ge-
worden zu sein. Die schöne Ausstattung der Ausgabe ist bekannt.
Wien. Heinrich Sehen kl.
Junggrammatische StreifzOge im Gebiete der Syntax. Von Dr.
Hermann Ziemer, o. L. an d. kgl. Domgyran. zu Colberg. Colberg
1882. 0. F. Post'sche Büchhandlung. VUl, 156 SS. S\ — M. 2.70.
Wenn die Schule mit wissenschaftlichen Bestrebungen in
Contact bleiben soll, so hat vorliegende Arbeit ganz besondei^en An-
spruch auf Beachtung seitens der Lehrer des sprachlichen Unter-
richtes überhaupt, besonders derer der altclassischen Sprachen, denen
sie vor allen gewidmet ist. Sie betitelt sich 'junggrammatische
Ha Ziemer, Jatigg^rafriirittt. SireifzÜge aew., nng. ?i:»ii J. GoUintj. 49%
StreifzOge' UDtl bat zam Gegcnstando die Betrachtung: onil Ver*
wertuDg eioer Methode, die auf dem Gebiete der Spracii iiaft
sich zwar erst in jüngster Zeit geltend iremacht hat, gh i»er
durch vorsichtige Handlinbung zu einer Exairtlieit gehu wie
m sonst nur in d**ii Naturwisseuscbaftt^n und in der itrk
möglich iBtt' Es handelt sich, um es ktir^ tu sagen, um die Ein*
fdhniD^ des psychologischen Momentes neben dem phjsio-^
logiecben in die Betrachtung sprachlicbor Erscheiaungen näer
um die Durchführung der beiden Grundsätze: ^A Her Laut wandet
follzieht sich nach ausnahmslosen Gesetxen^ und ^alle
iheinbareu Ausnahmeu sind durch psjchischo Vor-
gänge zu erklären.''
Nachdem bereits der Yerf. in seinem Programm (Colberg Id79)
„das psychologische Moment in der Bildung syntaktischer Spi ach-
formon" erörtert hatte, ließ er hier angeregt durch die jluflerst rege
N '^ * nach jen^r Arbeit demselben Gegenstände eine au8-
f Bearbeitung tu theil werden ♦ bei welcher ihm die Bocen-
siuuen jtiucr erj^ten Arbeit in der Je«. Lit. Zeitung 1879 , Kr, 23
und im PhiloL Anz. 1881, S. 217 ff. zugute kamen.
Das Buch zertUllt in zwei Abschnitte: Der erste, betitelt *Znr
Ge&cbichte der junggrammatischen Literatur* (S, 1—27) ist nur zur
Orientierung für diejenigen gef^ch riebet), ^welche mit den neuesten
Fortschritten der Spra* i ohaft nicht in Fühlung geblieben
«ind.** Hi^r wird die : i Gnircmatik und die frühere ver*
£^ ue For>ohung charakterisiert, die Fehler dieser
K ^ nan und die Principien der Junggrammatiker mit
ihren Leistungen, so eines Leekien, O&tholf, Brngmann u. a,, vor
allem aber H. Pai^ls * Principien der Sprachgeschichte' besprochen,
ir^lch letzteres Werk der Verf. vielfach zur Richtschnur ge»
Bommea hat.
Der zweite Abschnitt ^Das psychologische Moment in der
Bildung syntakliischer Sprachformen" enth< die P ng her-
vorragender syntaktischer Erscheinungen nach ju? miti^cher
Methode. Wenn der Verf. nur die Syntax berücksichtigt, so geschieht
dies, weil dio jnnggrammatische Methode bisher fast ausächlieMich
in morphologischen Untersuchungen gehandhabt wurde.
Es wird in dem großen zweiten Abschnitte zuerst das psycho*
logische Moment nach Inhalt und umfang erörtert und das
Wirken des psychologischen Triebes dahin definiert, „dass Sprach-
formoD, im Begriffe gesprochen zu werden, mittels der Ideen-
a&sociation mit ihnen nahe liegenden andern Sprachformen tn an-
ti. ■ Verbindung gebracht uud von diesen letzteren formal
l t und lautlich umgestaltet werden ')." Man vgl. ^utKQartp^
u^hüu ^cü^^atti (formale Ausgleichung), rauh statt rauch
*;»Hieiiof iü6ehteich «achre«! v n^Jtf^Voll > ^jie*
(Wiftkber Andre>i«r)^ und „die deutle i> ^'oo romtr rie'
(worfther 3liiz Malier)
454 H, Ziemer, Jaoggrammat. Streifzüge usw., ang. von J, €hüin§.
(stoffliche Ausgleichung, hervorgerufen durch andere Formen
desselben Stammes). Aber auch für die Syntax ist der Grundsatz der
neueren Psychologie festzuhalten , dass jede sprachliche Schöpfung
das Werk nur eines Individuums ist, dass diese Schöpfung in der
Begel aber absichtslos und unbewusst geschieht, so dass jede zweck-
volle Berechnung der schöpferischen Thätigkeit fernliegt. Im
schroffen Gegensatz hiezu erscheint das logisch - grammatische
Principi welches mit von vornherein feststehenden Schablonen an
die Betj'achtung herangeht und alles, was in diese Zwangsjacke
nicht hineinpasst, als ^Yerirrnng der Sprache^ perhorresciert. Nicht
minder abzuweisen ist das Besti-eben des Puristen, ^der, weil er für
den lebendigen Fluss sprachlicher Entwicklung keinen Sinn hat,
weil er glaubt, die Entwicklungsstufe, auf der er die Sprache fand,
die Vollendung und der Standpunkt , von welchem e r dieselbe an-
schaut, sei der endgiltige und allein maßgebende^, vieles ausmerzen
möchte, was schließlich der u^s tyrannus heiligt. Verf. verweist
auf unsere eigene Sprache , ^die noch immer in flutendem Werden
begriffen ist^, betreffs anderer Sprachen äußert sich Gerber (Sprache
als Kunst I, 413): „Bei den Griechen ließ selbst der reine Atti-
cismus , auch abgesehen von der Dichtersprache , ionische Formen
neben andern zu. Barbarismen, häufig wiederholt , gestalten endlich
die Sprache um ; so bildete sich die koivyj yXvjoaa, später die byzan-
tinische ^cjiaaiXT] yXwaaa, endlich das gänzlich barbarisierte Neo-
Griechisch/ Wie viele Barbarismen und Solöcismen hätten an dem
Bau des Französischen, einer weltbeherrschenden Sprache, gearbeitet!
— So Gerber. — Die Cardinalfrage bei Betrachtung einer syntak-
tischen Erscheinung muss demnach sein: Wie ist sie überhaupt
möglich geworden? Gemäß diesem Grundsatz verfahren wir bei
der Erklärung aller syntaktischen Redeweisen, die richtig verstand^
werden sollen, vorzüglich bei den überall auftauchenden Neu-
bildungen , indem wir nach vorher erfolgter Feststellung , dass eine
Sprachform eine Analogiebildung sein muss, immerfort fragen,
nach welchem Muster oder nach welchen Mustern hat sich die
Associationsbildung vollzogen. Wir werden dann finden, dass in
syntaktischen Verhältnissen nicht bloß einzelne Wörter, sondern
ganze Sätze sich unmittelbar mit dem Gedankeninhalt, der in sie
gelegt ist, dass sich in Form oder Function gleiche Satzformen wie
die verschiedenen Casus, Tempora, Modi unter sich associieren, und
dass dies ebenso bei den verschiedenen Gebiauchsweisen , in denen
man ein Wort, eine Bedensart kennen gelernt hat, der Fall ist, Allf
diese Associationen können ohne Bewusstsein zustande kommen.
Lässt sich mit Zuhilfenahme der Betrachtung der psychischen Vor*
gänge, die einer syntaktischen Erscheinung zugrunde liegen, Klarheit
über dieselbe gewinnen , die etwaige Abweichung 'Entgleisung' ver-
stehen, so haben wir eine psychologische Erklärung.
Unter den psychologischen Gesichtspunkt werden im folgenden
Pleonasmus, Ellipse and verwandtes gestellt und mit der Attraction
und Ausgleichung dieses erste Capitel des zweiten Abschnittes ge-
bil08»eD, M«n folgt «ler gr^«randten Darstellung dirrcliaQS lu-
rnneiid, üar S. 48 machte man bei Erwähnung des Sats(>s» dass
^r Aosdruck nur ein abhreviiertes G^dankenbüd sei, statt Br^al,
cho1<>gen aus Herbarts Schule, etwa Steinthal. (Abriss d. Sprwise.
4i0 und 449), dessen Verdienste am <ite Spruch wissensthnft der
fett, hochhält (eingehender hierüber G. Lindner Progr, Cilli 1862
12 ff.u angeführt finden.
In dem umfangreichen «weiten Capitel 'Die Ausgleichung
^weier Gedanken- oder Redeformen' (die mit der sonst sogenannten
"^^ncbyfliß vielfach EOÄammenfällt) du ' man „ein an-
heioend bunt lus^ammenge wdrfei tes syniii .:. Gebief» da eben
le ^Ansgleichung* ein Gewalthaber ist, f,der in angebonier Lust tu
anectieren seine eroberungssöchtigen Arme bald nach dieser bald
nach jener ßichtung hin ausstreckt und keinen Nachbar unbehelligt
Iftsat,** Die eyntaktische Ausgleichung wird vom Veif, in die fnr*
male, reale nud Combinatione*Auägleichung eingetheilt.
Für den Gang der Arbeit im einzelnen mnds auf das Buch
selbst verwiesen werden, wir wollen uns nur einige Bemerkungen
erlauben.
Griechische Analogien fQr den Gebranch des Voe. an Stelle
dee erwarteten Nom. (S. 71 t. K maefe rttfo Cato R. R. 132» 1;
g^L Hör* Serni, IT, 6, 20) wären: üv t w itnt^ nvna xalUyini
VQiUßv fv}trjQ iiQavviov Eiir. Troad. 1221 ; "Okßie ytovQe yivtuo
"beokr. X VII, 66 und Jazu Fritzsche. — Nicbt bloß griechischor
BbraiJch (S. 105} it!it der Infinitiv uach ovi und cJ^, wie die
rallelen bei Yahlen in dieser Zeitschr* 1872 , 52& zeigen. — Bei
Sprech uug des scheinbaren Gebrauche« dea Superlativs an Stelle
deß Comparativs (S. 131) kommt der y^vt. therlweiso zu demöelben
^ nisse (der Genetiv ist hier meist ein ' jila
ßer Zeitschr. 1858 S, 529, wo das s .dig
kmelt sein dürfte. — Im Gebiete der Combinationsausgicvichnng
wenngleich der Verf. nicht auf Vollständigkeit ausgeht . noch
unche interessante Structur Platz finden können t, B. F&Ue, wie
>i^* Ix wr^g ayoqaq adUuK: dnrjyoi^ Dem. 22 , 52 (s. Behdantz im
idex unter *Attraction*) oder die Prolepsis beim Inßn.» wie Soph.
C. 1211 nnd 1496, wodurch die S. 1Ä7 besprochene Steile Dem,
)1. TI, 4 Licht bekommt. — Für die Analogiebildungen wären aach
schönen Arbeiten von Scheuerlein ""Die syntaktischen Gebrauchs-
eisen dee lat. Verbums' und *Der Coniunctivus iossrvus' (Halle
1864 und 1667) tu berücksichtigen. — Die S, 134 über juin beim
Imper, vorgetragene Ansicht erhält eine Stütte in dem Gebrauch
von n ovv at m auffordernder Frage» worüber KQhner tu Xen. Mem.
nii.io.
Im dritten Cftpitel 'Pfrchnlfv^isch zu erklftrende Pleonasmen'
irird die Negation chtigt, wobei Andrere n« Bnch
^Sprachgebrauch ot. i , . ;. ^ i im Deutschen' Heilbronn 1880
125 f. guto Paranolen geboten hätte, wie Oberhaupt dieses Buch
den pfTfchotogisehen Grammatiker ^ i$it venia verbo — voa
456 H. Düntzery Göthes Dichtungen usw., angei. von Ä, Sauer.
hohem Interesse ist, für den logischen i^ur tische Analogien' und
*Vorirrungen' bietet. — Bei Besprechung der figura etymologica
darf die treffliche Arbeit Landgrafs (s. oben Jahrg. 1880 S. 848 ff.)
nicht übergangen werden '). Wölfflins Abhandlung *über die allitte-
rierenden Verbindnngen in der lat. Sprache' München 1881 konnte
wohl noch nicht benutzt werden.
Schließlich sei nur noch die Bemerkung erlaubt, dass die neue
Methode auch im Gebiete der Syntax so neu gerade nicht ist; ja man
hat sich des psychologischen Moments mitunter bei Erklärung ver-
derbter Stellen missbräuchlich bedient — hat man sich doch nicht
selten zur Erklärung unmöglicher Anakolnthien usw. auf den impetus
animi des Sprechenden berufen — aber als nothwendigen Factor bei
Behandlung der Syntax hingestellt und zur Grundlage der Erklärung
einer ganzen Beihe wichtiger syntaktischer Erscheinungen gemacht
finden wir es hier zum erstenmale.
So möge es denn yorstehender Besprechung gelingen die
CoUegen zur Leetüre des interessanten Buches anzuregen, sie werden
jedenfalls erkennen — um die Worte dos Verf.s zu gebrauchen , —
dass diese Methode psychologischer Sprachbetrachtung geeignet ist,
manches sprachliche Bäthsel zu lösen , selbst ohne Sanskrit und
große Sprachgelehrsamkeit richtige Erklärungen sonst unerklärlicher
und complicierter Redeweisen auch in der Schule zu geben '^).
') Bei dieser Gelegenheit berichtige ich ein Versehen, das sich in
die Überschrift der dortigen Besprechung eingeschlichen hat: statt Er-
langae 1879 lies Erlangae 1881
») Der Verf. hat in der Zeitschr. f. d. G.-W. 1881 S. 385-401
den Nachweis angetreten, dass die neue Methode Ansprach auf Einftthmng
beim Unterrichte habe. Mit Recht wird die Ansicht zurückgewiesen, als
ob dadurch dem Schüler ein Plus des zu Bewältigenden erwüchse, nicht
vielmehr vielfach das Richtige an Stelle des Falschen träte und das Lernen
und Behalten erleichtert würde.
Olmütz. Joseph Golling.
Goethes Dichtung^ und Wahrheit. Erläutert von Heinrich Düntzer.
Leipzig 1881, Ed. Wartigs Verlag (Ernst Hoppe). (Erläuterungen zu
den Deutschen Classikem Bd. 79, 80) I. Band. VlII und 157 SS.;
IL Bund 322 SS. 8».
Heinrich Düutzer hat seit langer Zeit in der Erläuterung der
Goetheschen Werke ein Monopol für sich in Anspruch genommen
und bis vor kurzem wurde ihm dies auch stillschweigend zugestanden,
80 dass er kaum einen Concurrenten zu scheuen brauchte. In der
Commentiemng von Dichtung und Wahrheit ist ihm nun Herr von
Loeper mit einem gediegenen, allseitig anerkannten Werke zuvor-
gekommen, und da es Düntzer nicht möglich war, dasselbe durch
einen dictatorischen Machtspruch vom Erdboden verschwinden zu
machen, so hat er sich begnügt, es durch die fast 500 Seiten seines
Buches mit Gift und Geifer zu bespeien: eine literarische Un-
dankbarkeit und Taktlosigkeit, die er durch das sauersüße Lob im
H Duniter^ Göthes Dichtuflgdntuv^ «Bftti. von
457
Vorworte S. VII keineswegs gesühnt hat. Wilbreni er Loeiiera
K^Kultate 8ti lisch wei^eud herüberuiiiimt, nfirgelter in den kritiscbeo
Amoerkuügeti Zeile für Zeile an Loepers sorgf<ijf bearbeitetem
Texte hetutD , nmtzt ihm selbj^tTerbessert«^ Fehler noch einmal auf
(11» 176) und trägt, wo er durch eigene Forschungen ober Loeper
liirmusküiumt, seine Verbessernngeu und Beriohbigungeu mit scbaden-
frob lächelnder Miene vor, Herr von Loejnn' hat uns vor kurzem be-
wiesen, mit welcher Vornehmheit und Bescheidenheit er einen Mit-
forscher auf seinem eigensteti Gebietü behandelt und receosiert*
Düntzer ver^et^t seiner schon lauge schwankenden Autorität in der
Goethe- Wissenschaft durch ein fiulchea Vorgehen gegen den ersten
und verdientesten Eep rasen tun ten derselben mit eigener Hand den
Todesstoß.
Die vorliegenden Hefte bringen die Erläoterungen tu Goethes
Werken tum Abschlnss, Sie «eigen recht deutlich, das« Döntzere
Methode ein Kunstwerk zu analysieren und zu commentioren eine
verfehlte ist, *Eiue knapp sich au diii Sache haltende, Liig
alle 8chwierigkeiten von Schritt zu Schnit erörternd" »ig
mag tnr Noth für ein Gedirhtchen oder Drama ausreichen , nicht
iber for eine breit angeleimte, sich weit verzweigende Biographie,
te Citate aber, die gesammte Goethe literatur über Bord zu werfen
und nnr manchüial aus 'andern' ungenannten Qut^llen (z. B. 11, 228)
ÜnHthf»*4 Diirtitidlung zu berichtigen, ist i^anr. ungehörig bei der Er-
kl Welkes, das sich auf * Ne von Quellenstudien
ij' 1» afifii?ebaut hat Zu vn ülicber Benützung ist
Düntxers Hucii dadnrch ganz unbrauchbar geworden. Düntzers allbe-
kannte Art, Uoethezn meistern, treffen wir auch hier an; wie wenig
wäbleriscb er dabei in seinen Aosdrficken ist, mag die folgende
Stelle — zugleich <»ine Stil probe — bezeugen 1^ 143 : 'Hiernach hatten
dennTouunrtDarstelhtngallmiiblichden wechselndenVorhältoissen
^M^emäß eich nnders zu ^t*gtalten, sie mussten ein AbbiliJ der Zustände
P^Selbst werden, wiu dem Dichter auch meist gelungen » wenn auch
r die bedrängtim V e r h Ä 1 1 n i s s e. unter denen besonders der dritte Theü
L xu:*tande gekommen , nicht immer die oöthige Freiheit der Stimmung
■kgaben und manche Stellen des vierten schon Sparen des Mangels au
^ geistiger Frische zeigen, besonders ist die demselben vorgesetzte
Vorrede, die Kchon an sich eine widerw&rtige Unterbrechung
bildet, in einer höchst steifen und gezwungeneu Sprache abgefasst,
so das«« zu wflnscben gewesen. Riemer hätte die önteidrückung der-
ielbeu durchgesetzt, wie er es bei der fifthor «um dritten beab-
aichtigten, freilich aus Anderen Grnndeu, bewirkt hatte/ Eckermanns
und Biemem Willkür bei Herausgab« der uachgelassenen Werke
nimmt er anch hier in Schutz I, 80
An n«»UHm Materiale hat Düntzer die von Goethe auagestelHen
r benOtzen können, durch deren Abfolge sich die
h , lussen, die Goethe gelesen oier einge-^ehen hat,
und sich •»mige chrunologische AnhaHspunktu für den Verlauf der
Arbeit iirgeban. Aoüardem stand ihm eine ueae^ sorgfältige Abschrift
456 H. Kluge, Gesch. d. dentschen Nationallit., ang. v. J. Wackerneil.
des Biographischen Schemas zu Gebote, welche einige Berichtigungen
zn Goedekes Abdruck im Gi*nndriss ergab. Leider ist die Verwertung
bei Mntzer eine bloß stückweise ; ein völliger Neudruck des wert-
vollen Schriftstückes wäre erwünscht gewesen.
Am Schlüsse des Vorwortes empfiehlt Düntzer Miese liebevoll
gearbeiteten Erläuterungen dem zahlreichen Kreise der Leser' seiner
eigenen aus allseitiger Forschung und der Erkenntnis der noth-
wendigen Form und künstlerischen Anordnung hervorgegangenen
Darstellung von Goethes Leben , zu welcher sie eine Art Ergänzung
bilden.^ Ich müchte die Besitzer dieser unlösbaren^ aus Namen, Zahlen
und Brie£fragmenten zusammengeschweißten Pseudo - Biographie
Goethes vor dem Ankaufe dieses neuen Werkes Düntzers nach-
drücklichst gewarnt haben.
Lemberg. Dr. August Sauer.
Geschichte der deutschen Nationalliteratur. Zum Gebrauche an
höheren Unterrichtsanstalten und zora Selbststudium bearbeitet von
Dr. Hermann Kluge, Prof. am Gymnasium za Altenburg. Zwölfte
verbesserte Auflage. Altenburg 1881, Oscar Bonde (VIII, 240 SS.).
^Das Buch, welches in einem Decennium elf Auflagen er-
lebte, zeichnet sich durch den Mangel der oft gerügten stereotypen
Fehler, übersichtliche Darstellung und genaue, bis auf die neuesten
Forschungen fortgeführte Literaturnachweise aus." So urtheilte der
germanistische Jahresbericht von 1880 (Nr. 234) über Kluge's
Literaturgeschichte. Das ürtheil trifft: wir haben hier eines jener
wenigen Schulbücher, an welchen die Fortschritte der (xermanistik
nicht spurlos vorübergehen , und es steht zu erwarten , dass es bei
seiner weiten Verbreitung noch viele jener miserablen Literatur-
geschichten verdrängen wird, weldie bisher nur der alte Schlendrian
auf dem Marktplatze hielt, zumal wenn es in den kommenden Auf-
lagen neuerdings einer eingehenden Bevision unterzogen würde. Zu
dem Zwecke will ich einige Besserungsvorschläge machen. — §. 2.
Die Definition der isolierenden Sprachen als derjenigen, „welche
aus unveränderlichen Wurzeln bestehen^, ist zu weit; denn a«ch
andere Sprachen haben „unveränderliche Wurzeln." Es muss heißen:
„welche nur aus einsilbigen unveränderlichen Wurzeln bestehen, die
Träger der Begriffe sind." — §. 3. Bei der Gruppierung der ger-
manischen Sprachen wird die Obereintheilung in West- und Ost-
germanisch (gothisch-nordisch oder gothisch allein) nicht zu
vermeiden sein; vgl. Zimmer, Zs. f. deutsches Alterth. XIX, 393
nnd dazu Bezzenberger, Nachrichten von der k. Gesellschaft der
Wissensch. u. d. Univ. Göttingen 1880, S. 152. — Bei den ober-
deutschen Dialecten muss der schwäbische zum alemannischen, der
bairische zum österreichischen gestellt werden; denn wer mit Kluge
liest ^der bairische, fränkische, schwäbische, österreichische usw.''
wird auf die Meinung konuuen, dass der bairische dem österreichischen
gegenüberstehe wie etwa der fränkische oder schwäbische. In §. 14
H. Kluffi^ Gesch. d. deutschen NiktionftlHt., ong. v, »K Waekernelt 459
ist auch „Mitteldf^utsch^ anricbtig gedeutet. B%i der Eintheilung der
Dialecte wird der (feeignetgte Platz sein, Weinholds Gramoiatiken
anzuführeü , da K\üge die löbliche Absiebt Terfolgt. seioen Lesem
da, wo es 4er Zusammenhang gestattet» auch die wichtigsten Gram-
matiken, Mythologien lu dgl, an die Hand zu geben. — §. 4. Dass
Pfeiffer „die beliebte Ansicht, das Mittelhochdentsche gründe
auf die schwäbische Mundart, widerlegt** habe, wird man nicht
^eii dürfen, und wenn man Pauls Schrift, welche den Bestand
Her mhd, Schriftsprache in Abrede stellt , anfQhrt, so wird es ge-
ratheu sein , auch eine der wichtigsten Gegenschriften m nennen.
IbiigenSf wie Kluge, davon überzeugt ist, dass dem ^Abd. zu-
die fränkische Mundart zu Grunde fiege*^^ wird die mhd.
briftsprache um! den Einfluss des Schwäbischen auf dieselbe kaum
;jn Abrede stellen. — S. 6, Z. 14 ist gothisch dagan in dagans
rigieren. — Die Darstellung der Lautverschiebung ist Qocb
Fnach den älteren Lehrbüchern ausgefallen; allerdings wird es
üwer halten« Ausdrücke wie Affricata u. dgl. zu gebrauchen, aber
lon in der Anordnung hätte sich die Eenntnis der neueren For*
iiungen zeigen lassen: zuerst verwandelte sich dieTenuis, dann
|[e Media usw., jedoch nicht umgekehrt, wie bei Kluge steht. In der
imerkung auf dieser Seite bessere: Schleicher 1879 (uuver*
Iderter Abdruck) und Scherer, deutsche Sprache. — g. 7. Die
emerkungen über die Hss. der gothischen Bibelübersetzung würde
ich kürzer gefasst und den so gewonnenen Raum dazu verwendet
Iben, mit ein paar Sätzen die Leistung Ulfilas* zu charakterisieren;
^rner würde ich in den Anmerkungen die Arbeiten von Schulte
WHI M dtr Literatur über die Runen die Schriften von Kirchhtvff
iftlie Aufl. 1854) und von Wimmer (1874) ergänzt haben. Im
bdrucke den gothischen Vaterunsers steht zweimal ja statt jah.
loch übler ist ebenda qvimai statt qimai: denn das goth. q unter*
^heidet sich bekanntlich auch dadurch vom ahd., dass es kein v,
f nachsetzt. — §. 9. Im Hildebrandsliede kämpfen nicht „väterliche
Irende'^ und ritterliche Khre, sondern steht Leid ge^&Ji Leid»
dwurt skihitt entweder wird Hildebrand vom eigenen Kinde mit
im Schwerte geschlagen oder er muss ihm zum Mfirder werden
ler ehrlos den Kampf meiden. Ein b^ses Vergehen ist es. dass
Dtar herjun tn^m tajt n^wischen zwei Herren^^ übersetzt wird;
ungenau ist ebenda die Anmerkung 2, welche lehrt, dass Wacker-
u^«1 «. a. als einziges Mali der Kurzzeile „zwei betonte Wörter
nerkannt haben. '^ Xacbthellfg ist es femer, daas auf S. 13 die abd.
iTürter aus dem Hildebrand.sliede ohne Längezeichen gedruckt
Dfden : ilenn gerade hier bei der Metrik hat die Länge des Yocals
Hd der Silben große Bedeutung, die Kluge freilich nicht in An-
^lag gebracht hat, als er ohne nähere Bestimmung den Sati hin-
eilte: ^die Senkungen fvhWn jtuweilen ganz." Der Leser wird
idorcb um so sicherer in 'tii> Irfv >t werden, weil auch das
Igende Beispiel; welches diese 1»' ^trterensoIL unric7itig ist;
tnge scandiert w^wtirt (lies w6*würt) skfbit, behandelt alsiv \ie\^
460 B. Plüß, Leitfaden der Naturgeschichte, angez. von 0. Sdumiät.
Wörter gleich , und das ist ganz verkehrt ; denn -hit kann keine
Hebung tragen, und zwar deswegen nicht, weil die vorausgehende
Silbe nicht lang ist; daraus ergibt sich auch, dass der ganae
Halbvers anders abgetheilt werden muss und so zu schreiben ist:
göt, w^ wurt skihit ; ebenso ist Vers 37 falsch behandelt; in Vers 20
corrigiere lante. Warum ist die Anmerkung am Schlüsse dieses
Paragraphes nicht auch in Notenschrift gediuckt wie andere (vgl.
S. 23)? Ähnliche Unebenheiten finden sich öfters, so wenn die
Herausgeber eines Gedichtes im Contexte statt wie sonst unter dem
Striche angeführt werden (vgl. S. 22, 29, 45 usw.), oder wenn von
zwei Ansichten die ältere und unwahrscheinlichere im Contexte, die
bessere in der Anmerkung steht, wie z. B. bei Wernher von Tegernsee
(§. 14), der in sehr gewagter Weise auch als der Dichter des
Tegernseer Liebesliedchens bezeichnet wird. Ein gutes Schulbodi
soll sich auch in solchen Äußerlichkeiten der reinsten Durcharbeitung
erfreuen ; denn es hat nicht bloß stofflich zu wirken, sondern aueh
formell zu bilden, namentlich kann man das von den Lehrbüchern
des deutschen Untemchtciß erwarten. — §. 11. Wanim wird Otfrieds
Evangelienbuch noch immer mit dem von Graff construierten Namen
,£rist^ überschrieben? -^ Beim Ludwigsliede sind die beiden
Arbeiten von Sam habe r (Freistadt 1877 und 1878) anzufahren.
— §. 12. Eckehard dichtete den Waltharius als Schularbeit für
seinen Lehrer , als welchen wir Gerald zu erblicken haben ; bei den
Ausgaben ergänze die von Scheffel und Holder (1874). Bei
Solle ff eis Eckehard ist die fünfte Auflage (1868) genannt; da
Kluge sonst immer die neueste Auflage angibt, so müsste der Leser
auf die Meinung kommen , dass seitdem keine mehr erschienen sei,
gleichwohl brachte das Jahr 1881 die sechsund vierzigste.
Damit habe ich die zwei ersten Perioden (bis zum Jahre 1100)
zui-ückgelegt. Die kommenden Ausgaben werden mir Gelegenheit
bieten, auch zu den folgenden Perioden einige Besserungsvorschläge
zu machen ; nur will ich im voraus darauf verweisen, dass namentlich
in den Literaturangaben mit Zuhilfenahme des germanistischen
Jahresberichtes manches gebessert werden kann. Den Schluss des
Buches bildet ein Begister (S. 235—240). Ich habe darin einige
Stellen nachgeprüft und bedeutende Lücken gefunden, so fehlen
z.B. Closener S. 70, Eilhart von Oberge S. 49, Oswald
von Wolkenstein S. 65, Suso S. 70, Twinger S. 70, Wein-
schwelg S. 68, bei Eulenspiegel der Verweis auf S. 79 u. a.
Innsbruck. J. E. Wackerneil.
Leitfaden der Naturgeschichte. Von Dr. B. Plüß, Lehrer am Beal-
Gyronasium in Basel. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
Preiburg i. ß. 1881, Herder, gr. 8, VI und 258 SS.
Das mit vielen , meist guten Bildern ausgestattete Buch ver-
mag ich nur im zoologischen Theile (S. 83 — 218) zu beurtheilen,
wo es mich anch wieder in der wiederholt ausgesprochenen und an
F, Standfest, Leitf. f. d. miner. Unterricht, ang. v. Ä* Äußerer, 4SI
TorschiodeDeD äbDÜcbeü Werkeu bag^rändeten Ansteht bestärkt, dass
Lbei derartigen, die gesamiote Naturgeschichte umfassenden Schal-
[bOcbern dereine oder andere Theil oderalles zusammen an lucorrect«
Ifceit leidet. Bei der Katze heiBt es gleich auf der erateu Seite : „Die
^ßcblüflselbeiue fohlen**. Sie sind bekanntlich vorhanden, aber ver^
kümmert, obwohl noch mehrere Ctmtr. lang. Auch stammt nicht
die Hauskatze, sondern eine Varietät der Eanskatze ,,hÖchst wahr*
fichciülich aas Afrika**. S. 95 verwechselt der Verf. die Edbenbeine
dflf VCIgel mit den ädilüsselbeinen. Daneben fahrt er die Gabelbeine
an; das sind eben die Schlüsselbeine; dieser Fehler wird 8, 128
L wiederholt, wie überhaupt alle UorichUgkeiton , die bei der
«EinzelbeschreibuDg auf der 1. Unterrichtsstnfe vorgekummeti sind,
im späteren höheren Abschnitt wieder erscheinen. Wenn dem Kinde
tgelehrt wird^dassbeim Regenwurm, der einJiö<}k«l compliciertefi Blat-
IfffjU^system hat, die ^ BluUaufsorgano (RaoliaafMIi) oiaiach Blutroth,
[mit zienihch regelaiüsäigem Lanf^, daä» der Bandwurm ausser Saug-
^Diipfeij Hiikeukrau/ und Eier ^sonat keine deutlichen ÜrgiUie^, dnES
die Infus&orien „keinerlei Orgaoet^, summtiiche VVubelthiere einen
„unbeweglichen Oberkiefer"^ besitzen, da^ä ^eehr wenige Krebst
LuDgeüeackel haben" uaf. o&f , ao aind das positive Fehler,
welche nicht mit pädagogischer Bucksicht entschuldigt werdea
kdnneo, sondern davon herrübren, diiss der VerL, der ja ein
t sein mag ^ wie die mdibten anderen Verf. der
i iiar, sich 2U vid zugetraut hat*
Strassburg. O^ar Schmidt.
Leitfaden f^'^ '^^n mioexalogiscbeo Unterricht »d den oberen aase«
der Jen. Vua Dr> F. Standfost. üni£. Leuächner and
Lubcü ., . :-*. gr. S 104 SS. und 151 HolzÄChnitte. i^reis ÖÜ kr.
Es iüt wahrhaft wohlthuoud, unter der großen Menge natur-
I historischer Schulbücher, welche jOngst erschienen sind, endlich
^wieder einem zu begegnen, welches mit der alten Schablone bricht
, etuen Weg betritt, der von gewiegten Padug')gen schon längst
^der richtige bezeichnet und ge würdiget worden ist.
Standfe^ts Leitfaden lehnt sich »einer Methode nach eng an
das bekannte Lehrbuch der Botanik von Wretschko an, weist
«ber in Bezug auf consequente Durchführung, Auswahl und An*
^Ordnung de.s Stoffes und die klare, der Fassuugsgabo der Schüler
^firong angepu^ste Dar&tellang einen ontschiedeneu Fürlächritt auf*
> Zeile verräth dtm erfahrenen Schulmann und gibt Zeugnis von
if Überlegung und eingehendem Studium.
Au 8U der wichtigsten und «umeist leicht in instructifeu
StQckot) zu be^cchaffendeu Minoralion werden die Hjiuptlehren der
Mineralogie allmälig entwickelt^ ohne jemaU in ermadon oder an
.Q^d&^ti^'ii^ grö0ere Anfurderungeu zu stellen, Naturgem&ll
*' ' die Mineralien in fünf Gruppen: Elemente, Schwefelver-
bindtingmj , Oxyde , Haloidaalze und OijsaUe gebrachte Wihreod
462 F. Standfest j Leitf. f. d. miner. Unterricht, ang. v. Ä, Äußerer,
an den Metallen, welche das System eröffnen, hauptsächlich Farbe,
Strich , Glanz , sowie die Cohärenzerscheinungen und das specifische
Gewicht in Betracht gezogen und erklärt werden , geben die ein-
fachen Erystalle des Schwefels zuerst Gelegenheit den Schüler in die
Erystallographie einzuführen und namentlich das Wesen des rhom-
bischen Systems zu erklären und einige der wichtigsten an dieseiD
Minerale vorkommenden Formen (nach Naumann) abzuleiten und zu
bezeichnen. Der darauf folgende Diamant bringt das Octaeder,
Bhombendodekaeder und Triakisoctaeder , während die übrigen
Formen des regulären Systems am Pyrite, Galenite, der Zinkblende,,
dem Fahlerze und dem Flusspate vorgeführt und abgeleitet werden*
Brauneisenstein und Siderit geben Veranlassung das Wesen
und die Genesis der Pseudomorphosen zu erklären.
Am Calcite wird zuerst die doppelte Strahlenbrechung und die
Polarisation des Lichtes erörtert und beim Tarmaline des weitem
ausgeführt und besonders in ihrer Bedeutung für die Erkennung der
Erystallsysteme gewürdigt.
Ein Anhang behandelt in Kürze (S. 96 — 100) die wichtigsten
und häufigsten Gesteine.
Von Fundorten werden hauptsächlich österreichisch-ungarische
genannt.
Wie schon aus dem wenigen , das hier angedeutet wurde , zu
ersehen ist, geht dieser Leitfaden noch kaum betretene Pfade und so
darf es nicht wundernehmen, wenn, wie mir scheint, nicht immer
der richtige und kui-zeste gewählt wurde und sich manches besser
und fasslicher hätte sagen lassen.
Wenn ich hier gar vieles anführe, was ich der Verbesserung
oder Umarbeitung wert erachte, so thue ich es aus Liebe zur Sache
und von dem Wunsche gedrängt, dass das Buch sich möglichst viele
Freunde erwerbe und dazu beitrage, den mineralogischen Unterricht
so nutzbringend als möglich zu machen.
1. Um bei den Metallen die allerdings kleinen und seltenen
Krystalle nicht ganz übergehen und namentlich bei Wismuth, Arsen
und Antimon die so auffallende rhomboedrische Spaltbarkeit nicht
todtschweigen zu müssen, würde es sich empfehlen, Schwefel,
Diamant und Graphit den Metallen vorauszuschicken.
2. Obwohl im ganzen mit der Behandlung der Erystallographie
einverstanden, möchte ich wünschen, dass am Schlüsse etwa die
Hauptsätze zusammengefasst und namentlich der innige Zusammen-
hang der geometrischen Form mit dem innem Bau, wie er sich
namentlich in seinem Verhalten gegen Licht, Wärme und Cohäreuz
offenbart, betont werde.
3. Scheint mir die Behandlung des monoclinen (S. 60) und
triclinen (S. 64) Systemes insoferne missglückt zu sein, als von
Formen ausgegangen wurde, an denen die Axenlage sich nicht sofort
rechtfertigen, respective erklären lässt. Im monoclinen Systeme
ließe sich an einem einfachen Eisenvitriolkrystalle, mit dem Prisma
aod dam basischen Pinakoide, wie man sich solche leicht und in
K Standfeiif Leitf. t d. miner. Unterriebt, Mg. v. A, Äußerer, Mt
großen StQcken aus Lösungen küD^tlich Ker^t^llen kauii) das Wesen
ies Syfltenies und die wichtigsten F'ormen de$;$elbetL demonstrieteti,
rai» dtinn die Anffassung der Gipskrystalle AoOerordentlidi ei-
leichtere würde.
Scbwii^rigor gestaltet sieb schon die Aufgabe beim triclinen
Bptemo und da eignet sich xur Einführung gewiss nicht der 80 com*
'plicierte und schwierig aufzulösende KmtaJl des Kupfervitriola
(S. 63), sondüin besser ein Axinit, von dem einfache Krystalle nicht
gar 2u schwer zu haben sind, oder ein tricliuer Feldspat,
4. Dio kleinen und schwer zu beschaffenden Zinnober krystalle
{S. 38) scheinen mir auch nicht passend, um daran das Rbomboeder
abzuleiten, da doch am Quarze und Calcite dazu so gute Ge-
legenheit ist.
5. Die trigonale Pyramide und das trigonale Trape^oeder
(S. 45 u, 46) hätten — wenn auch der trapezoedrischen Tetartoedrie
Dicht ausdrücklich Erwähnung geschieht — als zu schwierig abzu-
Biten uud im ganzen doch als zu selten vorkommend, füglich weg-
bleiben kennen.
6. Bei der Vorführung der chemischen Reactionen hat der
Itneralog 7.u häufig Hber den Schulmann die Oberhand gewonnen.
^Die in der Schule vorzunehmenden Reactionen müssen doch in erster
Linie Aufschlnss ertheilen über die im Minerale vorkommenden
^£lemente oder Radikate und erst in zweiter Linie soll damit gezeigt
Verden, wie durch dieselben einander ähnlich sehende Mineralien
leicht und rasch unterschieden und erkannt werden können.
So wird z. B. (S. 21 und 22 1 am Pyrite, an welchem Minerate
zuerst eine chemische Eeaction demonstriert wii-d , durch zwei Ver-
suche der Nachweis fnr die Zusammensetzung desselben aus Eisen
und Schwefel, wie folgt, erbracht: Erstens erweist sich die durch
Ldie Löthrohrflamme aus dem Pyrite geschmolzene Kugel als para-
magnetisch (Eisen), während die bekannte Heparbildung auf Schwefel
letitet. Dass aber die Heparbildung dem Schwefel zuzuschreiben ist,
luss der Schüler glauben^ aber auch die magnetischen Erscheinungen
dor geschmolzenen Kugel halte jch für zu wenig iustructiv.
Hat man frClher — und das sollte^ wie ich glaube^ nicht über*
ingen werden — bei Besprechung des Eiaens dta^en Verhatten
egen Reagentien gezeigt, so ist es am zweckm&Üigsten , eine Pyrit-
^robe in Salpetersäure zu lösen, abzuGItrieren, den auf dem Filter
Bbliebenen dunklen Rückstand (Schwefel) xa trocknen und anzu-
Inden — blaue Flamme, stechender Qenich nach Schwefeldioiyd — ,
tirend einem Theile der sehr verdünnten Lösung Auimaniak, dem
ndero Blntlaugensalz zugegossen wird, wobei die höchst aufTallenden
liederschläge den Schüler sofort von der Anwesenheit dos Eisens
überzeugen* Überdies kann noch durch einfaches Erhitzen der Probe
Ell KOlbchen der Schwefel als gelber Beschlag nachgewiesen werden.
Solche und ähnliehe einfache — analysierende — Versuche
können bei der Mehrzahl der Mineralien mit Ausnahme der Silicate»
deren AufschlieOung viel zu zeitraabend ist, in der Schule zar
464 A. Pokorny, Leitfaden der Botanik, anges. von H, W. SeicharäL
Förderung des Interesses am Gegenstande und zur Unterstützung des
Gedächtnisses gemacht werden, andere aber, welche yon den Minera*
logen zur raschen Orientiemng beliebt werden , sind in der Schule
auf ein Minimum zu reducieren.
Wohl nur aus Versehen haben sich ein paar Unrichtigkeiten
eingeschlichen, die leicht zu corrigieren sind. S. 15, Z. 21 y. o. soll
es statt schwefelige Säure heißen Schwefeldioxyd undS. 65 und ebenso
6. 70 wäre zu sagen : Das Grundrhomboeder kommt beim Calcite ffir
sich allein selten (anstatt nicht) vor.
Die Mängel, die ich hier angeführt habe und deren Beseitigung
leicht durchführbar ist, ohne wesentliche Veränderungen am Leit-
faden vornehmen zu müssen, sind jedoch so wenig wiegend gegenüber
den Vorzügen des Buches, dass ich nach gewissenhafter Prüfung
dasselbe den Herren CoUegen einer wohlwollenden Würdigung bestens
empfehlen kann.
Allerdings kann manches gegen die synthetische Methode in
der Mineralogie am Obergymnasium eingewendet werden, doch bin
ich der festen Überzeugung, dass sich allmählich, wenn man nur
ernstlich den Versuch damit macht und sich die Mühe, welche die-
selbe wenigstens anfangs dem Lehrer unleugbar auferlegt ^) , nicht
▼erdrießen lässt, die Vorurtheile gegen dieselbe verlieren und sie
zur herrschenden werden wird.
Dem Schüler wird dabei jedenfalls die Aufgabe wesentlich er-
leichtert, ohne dass dadurch der Gegenstand nur im geringsten
leidet , was bei den fortgesetzten Klagen wegen Überbürdung der
Berücksichtigung wohl wert ist.
So möge sich denn das sehr schön ausgestattete Büchlein mit
seinen gesunden, entwicklungsfähigen Ideen rasch Bahn brechen,
dem mineralogischen Unterrichte zum Wohle, dem Autor zum Danke I
') Wie ich soeben erfahre, sind Netze für Modelle der im Leit-
faden besprochenen Ery stalle in Vorbereitung, wodurch die Verwendbarkeit
des Buches nur gewinnen kann.
Graz. A. Äußerer.
Leitfaden der Botanik für die oberen Classen der Mittelschulen von
Dr. A. Pokorny, k. k. Regteran^srathe , Director des Leopold*
Städter Commanal • Real- und Obergymnasiams in Wien, und
F. Bosick;^, Professor am k. k. böhmischen Real- und Obergvmn.
in Prag. Prag 1882. Verlag von P. Tempsky. 8<» VI und 209 SS.
mit 262 Abbildungen und einem Kärtchen in Farbendruck.
Die Verf. hatten die Absicht, einen kurzen Leitfaden der
Botanik für die oberen Classen unserer Mittelschulen zu schaffen,
welcher sich einerseits an den Unterricht in den unteren Classen
anschließt, andererseits genau den Forderungen des vorge-
schriebenen Lehrplanes entspricht. Demgemäß wurde der Lehrstoff
auch für die oberen Classen zunächst auf die Phanerogamen be-
schränkt und die vier ersten Abschnitte behandeln dieselben aus-
J, Behrens, Lehrbuch der Botanik, angez. von H, W, JReichardt, 465
schließlich. Der erste enthält die Morphologie, der zweite die Syste-
matik, der dritte die Aoatomie, der vierte endlich die Physiologie
and Biologie der Samenpflanzen. Der fünfte Abschnitt beschäftigt
sich mit den Eryptogamen, beginnt mit den niedersten Formen der
Thallophyten nnd steigt zu den höchst entwickelten Gefäßkrypto-
gamen auf. Im sechsten und siebenten Abschnitte werden endlich
in knappster Form die Elemente der Pflanzengeographie und Paläon-
tologie kurz erörtert. Ein nett ausgeführtes Kärtchen veranschau-
licht die Vegetationsgebiete der Erde nach A. Grisebach.
Die Verf. haben im vorliegenden Leitfaden das angestrebte
Ziel vollkommen erreicht. Die Auswahl des Stoffes ist durchwegs
eine glückliche ; die Darstellung ist klar und dem gegenwärtigen
Stande der Wissenschaft angemessen; die zahlreichen Abbildungen
sind mit kundiger Hand zweckmäßig ausgewählt nnd gelungen aus-
geführt. Es kann somit das vorliegende Lehrbuch als ein in jeder
Beziehung gutes bezeichnet werden und der Ref. ist überzeugt, dass
68 an den oberen Classen unserer Mittelschulen eine eben so allge-
gemeine Verbreitung finden werde, wie sich ihrer Pakorny*8 illustrierte
Naiorgeschichte des Pflanzenreiches bereits an den unteren Classen
erfreut.
Methodisches Lehrbuch der allgemeinen Botanik for höhere
Lehranstalten. Nach dem neuesten Standponkte der Wissenschaft.
Von Dr. Wilhelm Julius Behrens. Zweite durchgearbeitete Aufl.
BrauDSchweig 1882. C. A. Schwotschke und Sohn. 8*. XIV und 348 SS.
Mit Tier analytischen Tabellen und zahlreichen Originalabbildungen
in 408 Figuren vom Verf. nach der Natur auf Holz gezeichnet.
Die erste Auflage dieses Lehrbuches wurde im Jahrgange 1880
dieser Zeitschrift S. 762 ausführlich besprochen. Die vor kurzem
erschienene zweite Auflage hat der Verf. neuerdings sorgfältig
durchgesehen und zahlreiche, wenn auch nicht wesentliche Än-
derungen an ihr vorgenommen. Sie sämmtlich hier namhaft zu
machen, würde viel zu weit führen. Es möge daher die kurze An-
gabe genfigen, dass die an der zweiten Auflage vorgenommenen Än-
derungen zweckmäßig sind nnd die Brauchbarkeit des Lehrbuches
von Behrens erhöhen. Dasselbe wird somit auch in seiner neuen
Gestalt Lehrern und vorgeschritteneren Schülern bei ihren Studien
gute Dienste zu leisten im Stande sein.
Wien. H. W. Reichardt
Dritte Abtheilunp:.
Znr Didaktik und PsBdagogik.
Die neuen Lehrpläne für die höheren Schulen in
Preußen.
Die seit längerer Zeit schwebende Frage über die Revision der
Lebrpläne f&r höhere Schulen in Preoßen hat mit dem Erlasse des
Ministeriams f&r geistliche und Unterrichtsangelegenheiten vom 31. M&rs
d. J. ihre Lösung gefanden. Je wichtiger diese Entscheidung bei der
hohen Stellung, welche das Unterrichtswesen in diesem Lande einnimmt,
und den allgemein anerkannten Leistungen der dortigen Schulen ist und
je mehr sich bei uns, wie dort, sehr verschiedenartige Bestrebungen für
die Revision der Lehrpl&ne geltend gemacht haben, um so mehr ist es
gerechtfertigt unseren Lesern einen Einblick in die festgestellten und
schon zum Theile vollzogenen Reformen zu gewähren.
Vor allem heben wir aus jenem Erlasse den Abschoitt hervor,
welcher sich entschieden gegen die von mehreren Seiten empfohlene
Einheitsschule fär höhere Ausbildung kehrt. 'Die Unterscheidung der
Gymnasien und Realschulen', so heißt es in dem Erlasse, 'ist als sachlich
begründet und durch die Erfahrung bewährt aufrecht zu erhalten. Der
von vereinzelten :Stimmen befürwortete Gedanke, für alle diejenigen
jungen Leute, deren Lebensberuf wissenschaftliche Fachstudien auf einer
Universität oder einer technischen Hochschule erfordert, eine einheitliche,
die Aufgabe des Gymnasiums und der Realschule verschmelzende höhere
Schule herzustellen, ist, wenigstens unter den gegenwärtigen Cultur-
Verhältnissen, mit denen allein gerechnet werden darf, nicht ausführbar,
ohne dass dadurch die geistige Entwicklung der Jugend auf das schwerste
gefährdet würde.' Wir haben diesen inhaltschweren Worten nur das bei-
zufügen, dass sie auch der Ausdruck der im October 1873 im Ministerium
für Unterrichtsangelegenheiten abgehaltenen Gonferenz sind, in welcher
Vertreter der verschiedensten Richtungen vereinigt waren.
Weiter constatiert der Erlass, dass die Realschulen zweiter Ordnung
neben jenen, an welchen Latein gelehrt wird, sich eine steigende An-
erkennung als Schulen allgemeiner Bildung erworben haben, ohne dass
jedoch letztere etwas von ihrem bewährten Rufe einbüßten. Daneben hat
es sich aber auch als zweifelloses Bedürfnis erwiesen, dass für eine höhere
Dk tiiäuen Lvhrpiäne für die bdhereu Scbolen in Prru&nn* Wl
liebe Bildung ächukn erricbt^t werde»}, wdche iu sechsjähriger
aaer — das oeunt«} LebeoBJabr der Scliüler als AuBgangspmikt ge-
» nommen — nutet Auäschlusa des lateinischen Unterriühtea zu eioein be-
jl stimmten, nicht auf die Fortsetzung durch weiteren allgem*?inen Unterricht
hinweisenden Abdchlnsse führen und den als reif entlassenen Schülern
die Erwerbung des Militür^eugniäses reruiitteln, »Uo höhere Bfirger-
^^K So xeigt daa allgemeine Bedüirfnis, du» mau den verBchiedenen
^^Rrderungen hinsichtlich der Erwetbung höherer Bildung durch ver-
I fchiedene^ in ilirom Ziele und Lehrpl&nc streitig abgegrenzte Schulen
^Hpttfprechen müsse.
^^1 Wendtni wir uns nun den Lehrplänen für die eiuselnen Schulen
^^b, so nimmt das Gjrmnastiuro nach ^iner hktoridcheu Stellung und dem
pVntereise, welches es uns einftdßti den «ersten Fiats ein. Di^r neue Ijehrpl&n
für daiielbe zeigt eine entschiedene Annäherung an unseren Organ isatious-
«ntwurf. Dies tritt inabesondere in der Stellung hervor, welche nun den
Naturwissenschaften im Unterrichte sngewieaen ist Wenn auch die Ver-
mehrung der Stundenzahl in diesen Gegenständen keine bedeutende idt
steht doch dii^sor Unterricht jetzt auf sicherem Grunde und kann sich
der festeren, zweckmäßigen Organisation, welche ihm zntbeil ge-
»rden ist» gedeihbcber entwickeln» Das Griechische ist jetzt auf die
hs obersten CUäsou beschrankt, uoi dem französischen Unterrichte,
'eiche? die größte Vermehrung von Stunden aufweist, eine festere Grund-
e SU gehen und die Belastung, welche in Quarta bei der Einführung
ler neuen fremden Sprache in den Unterrieht erwuchs, zumal da in
irselben Classe der mathematische und eigentlich historische Unterricht
nt, zu beseitigen. Der geographische Unterricht hat eine größere
;nildenzahl und eine selbständigere Stellung gewonnen. Der Unter-
,t im Hebräischen ist nun üharall facuitativ geworden, der im
lehnen für die drei untersten Claasen obligatorisch* I>as |,?Ieiche gilt
Q dem Turnunterrichte; 'eti ist darauf Beda^^ht zq nehmen » da^s jeder
ihlller wöchentlich zwei Turnstunden hat*. Obl ist auch f^r
[e beiden nntersten Classen der Unterricht im n und Sinizen
it je wöchentlich zwei Stunden.
Keine Aufnahme hat gefunden der Unterricht im Mitlelhv^u-
ihen. Als Begründung lesen wir, das» es, ohne Beeinträchtigung
[erer unabweisl icher Aufgaben doit deutt»chen Unterrichtes oder ohne
m mit der geaammteu Lehreinrichtun^' unvereinbare Ausdehnung dietet
'ntenichte« in der Regel nicht möglich sei» eine solche Kenntnis der
itt«lhochdeutschen Grammatik und der eigenthümlichen Bedeutung der
inbar mit den jetzt gebräuchlichen gleichen Wörter zu erreichen,
daa Obersetxen ftus dem Mittet hoeh deutschen mehr als ein ungefähre«
lea itti, weichet der Gewöhnung an wi&senücbaftlicher Gewisaen-
t Eintrag tbut. Gute ÜUersetzungen nm utscher Dich-
«oUen einen Eindruck ton der Eigenthn der früheren
hcn Periode unserer Nationallileratur gewahren, wobei voraus-
wird, dase der Lehrer dieee Literatur in der Ursprache kenne und
der mlltelhocbdenttfchen GrammatiV mächtig sei.
468 Die neuen Lebrpläne ffir die höheren Schalen in Preaßen.
Die philosophische Propädeotik ist nicht als obligatorischer Gegen-
stand bezeichnet. Es wird dem Ermessen der einzelnen Directionen und
Provinzialschulcollegien überlassen, ob dieser Unterricht stattfinden soll.
Vorbedingung ist, dass sich ein Lehrer findet, der hiefür die Befähigung
erworben hat und auch sonst sich hiezu als geeignet erweist, um einen
wirklich das Nachdenken der Schüler weckenden, nicht sie verwirrenden,
überspannenden oder ermüdenden Unterricht zu ertheilen. Es ist wünschens-
wert, dass besonders Lehrer des Deutschen die Beföhigung für die)sen
Unterricht erwerben.
Wir fügen nun die in den Lehrplänen gegebene Tabelle bei, in
welcher die Zahl der Lehrstunden in den einzelnen Classen und Unterrichts-
gegenständen und die vorgenommenen Änderungen verzeichnet sind:
vi! V
IV^IITb
I l I
bisher
tuag
5; 2
31 2
9 9
2 2
2' 2^
2 2
2 2
3' 3
U 2
20
m
42
17
25
M
8
6
6
6
- 1
+ 1
- 9
- 2
+ a
+ t
+ 2
-3
Christliche Religionslehre
Deutsch , ,
Latein ,«.*..,..,. .
Griechisch .,**,.,..
Französisch , . .
Geacbichte o. Geographie
Eechoea u, Mathematik.
HaturbeschreibuDg
Physik ,...., .,,
Schreiben
^lehnen ,
Somma. ....
Wie man sieht, hat die grölSte Einbuße an Stunden der lateinische
Unterricht erfahren. Es hängt dies damit zusammen, dass der freie
lateinische Aufsatz wenn anch nicht aufgehoben, so doch beschränkt wurde.
Er soll sich streng an die Leetüre anschließen und sich innerhalb des
durch dieselbe augeführten Gedankenkreises und Wortschatzes bewegen.
Ein Hinausgehen über diese Grenzen sei unzulässig, da ganz abgesehen
von den Zweifeln, die man gegen den Wert dieser Übungen erhoben hat,
mit der reichen Entwicklung der Muttersprache jene Virtuosität in der
Behandlung des lateinischen Stiles selbst bei den Meistern im Fache
nicht mehr Regel ist, und daher bei der großen Zahl von Lehrern nicht
mehr jene Fertigkeit und Technik vorausgesetzt werden kann, welche
doch die unerlässliche Bedingung eines guten Erfolges ist.
Der Erlass und die den Lehrplänen beigegebenen Instructionen
enthalten trefifliche Winke für den Lehrei: der classischen Sprachen, auf
die wir hier nur mit einigen Worten hinweisen können. So die Warnung
vor wissenschaftlichem Specialisieren in der Behandlang der Formenlehre
nnd Sjntax, eine Gefahr, die bei der Entwicklung der sprach vergleichenden
28|ao|äo| m 1 3U |30|30,30[30
Die tteuen Lehrpllkne fUr die höheren Schulen in Freußon. 4IIV'
Slttdivn In unaerer Zeit so n^he liegt, die Betonung dßa richtigen Mnß^s
Wt der BchAndlnog der Leetüre, auf diiBs einerveiti nicht die Gründlichkeit
de« V^rAtlndnisscs leide, andererseits aher nicht die Leetüre in der gram*
n;r 'Irklaruni? aufgebe und dadurch der Genoss de» gelesenen nnd
ch ih bildendf! Einflus» verkömmert werde.
In dem Unterrichte im Griechischen Ist nur ein« kleine Ver-
ringerung der Stundenzahl eingetreten; er ist aber jetst, wiü bei uns
auf sechs Jahre befcichrinkt, freilich bei einom bedeutend gr5ßeren Stunden-
All0in»lie- Die Irt»tructionen warnen rer alhu großem Speciali^ieren in
ÜBT 8jntax und setzen den Scbreibübunieren, deren Wichtigkeit betont wird«
eine festere Gr«?nie, nämlich den Zweck durch Befestigung der Kenntniswi
in der Formenlehre und durch Eingewöhnung in die Grundlehren der
8jDtax ditf i^rammatischs Gründlichkeit der Lectüro xa sichern.
Was das Franjiosiache anbetrifft, so heben wir hier nur bervof,
dasB der neue Lehr^Uan sichtlich bestrebt ist gegenüber den bisherigen»
im ganzen wenig befiiedigenden Resultaten bessere zu erelelen. Das Ziel
ist nicht eben hoch gesteckt. Auf eine Geläufigkeit im freien mündlichen
Gitouch dieser Sprache wird venichtet; es genügt, wenn dem Abitn-
rieftlen die französische Literatur des nachher von ihm erwählten spe-
ciellen Faches leicht ingänglich ist und er eine solche Grundlage deis
Wissens gewonnen hat, dass bei etwa eintretendem Erfordernis durch
eotsprecheude Übung die Fertigkeit im mündlichen Gebrauche der Sprache
ohne besondere Schwierigkeit erreicht werden kann.
Für den Unterricht in Geschichte und Geographie wird wiederum
nai^Tolle Beschränkung empfohlen. Den Stoff wird bei dem erste ren
Gtgentftande hanptsäc blich die Geschichte des clastiscban Alter thums und
die ▼aterIäodisch^ Deutschlands and PreuDens, in bilden haben. Was dif
Geographie anbetrifft, so sind derselben in den drei unteren Ciaseen je
swei wöchentliche Lehrstundtn gewidmet, ohne dass diese Stunden mit den
geschichtlichen in der Hand desselben Lehrers vereinigt sein müssen, in
der IIL CUsse gehört diesem Unterrichte eine Stunde wöchentlich. Der
eigentlich geschichtliche Unterricht beginnt von IV an und wird in awet
Gofsen lY. ttl. und IL I durchgeführt; in den Clasaen 71 nnd V ist eine
Stunde wöchentlich biographischen Excursen gewidmet Wenn in die
Lehranffabe des geographischen Unterrichtes die Qrnndlehren der matbo»
maÜitbeo Geographie aufgenommen sind, so ist damit nur gemeint, dan
der Schüler sich bloß die Kenntnis der zum Verständnis der Karten und
der topiachen Verbittnitise der Erde unentbehrlichen Elemente erwerb«);
weiteres soll der phyiilralische Unterricht auf der obersten Stufe bieten.
Die Vermehrung der für den mathematiBchen Unterricht bestimmten
Stundeniahl betrifft weaentlich die Classe V,, in welcher eine Stunde
wöchentlich dem Zeichnen von Figuren mit Lineal und Zirkel su widmen
kip um durch dicso methodische Ausbildung der Anschauung den geo*
metrischen ' t vorsu bereiten. Dieser hat, während VL V. gans
und iV. hai; li dem Bechenunterrichte gewidmet akad, in Quarta
tu begidotn, der anthmetische in Untertertia. Eine Erhöhung des etwas
niedriger als bei uns gesteckten Lchraielea (Arithmetik bis zur Eni-
Wicklung des binomischen Lehnatact nad Algebra bis au den. ^\^
470 Die nenen Lehrpläne für die höheren Schalen in Preaßen.
chnngen des zweiten Grades einschließlich) soll nicht stattfinden; die An-
sprüche anf Aufnahme der sphärischen Trigonometrie oder der analjrtischen
Geometrie oder garder DifiPerentialrech nun g sind nicht berücksichtigt. Unter
geeigneten Verhältnissen kann von der sphärischen Trigonometrie so Tiel
aafgenommen werden als zum Verständnisse der Grandbegriffe der ma-
thematischen Geographie dient oder es können anch Elemente der Lehre von
den Kegelschnitten analytisch behandelt werden, wobei es selbst möglich
ist, eine Vorstellang von dem Differentialquotienten zn geben, aber es
darf den Schülern nicht einmal Anlass za der Meinnng gegeben werden,
als hätten sie sphärische Trigonometrie oder analytische Geometrie ken-
nen gelernt. — Es wird freilich hier der sorgsamsten Überwachung von
Seiten der Directoren und Schulräthe bedürfen, dass nicht über dieses
Ziel hinausgegangen werde. Die Versuchnng liegt, wie sich dies auch
bei ans in diesem Unterrichte trotz der schärferen Begrenzung zeigt, viel
zu nahe.
Der naturbeschreibende Unterricht erstreckt sich nun in ununter-
brochener Folge durch fünf Classen. Was über den Lehrstoff, dessen Ver-
theilung und die Methode bemerkt wird, scheint uns vortrefflich. Dass
der Unterricht sich in den unteren Classen hauptsächlich auf Zoologie
und Botanik erstrecken , die Mineralogie im allgemeinen sich auf Oryk-
tognosie beschränken soll, ist gewiss richtig. Die Grundzüge der Geognosie
können nur an solchen Orten, wo die Umgebung Beobachtungen über
die Lagerungsverhältnisse der Erdschichten gestattet, aufgenommen
werden.
Der Unterricht in der Physik umfasst jetzt je zwei Stunden in
Secunda und Prima, im ganzen also acht Diejenigen Zweige der Physik,
welche vorzugsweise experimentelle Behandlung gestatten (Elektricität,
Magnetismus, Wärme) fallen der Secunda zu, womit außerdem ein kurzer
chemischer Lehrcursus zu verbinden ist. In der Prima tritt bei der
Mechanik, Optik und mathematischen Geographie die mathematische Be-
gründung der Gesetze hinzu, soweit es die Kenntnisse der Schüler ge-
statten.
Wir haben nun den Lehrplan und das wichtigste aus den In-
structionen kurz verzeichnet. Eine eingehende Besprechung und Ver-
gleichung mit unserem Lehrplane würde viel zu weit führen. Schon das
Princip, auf welchem unser Lehrplan aufgebaut ist, die Doppelstufigkeit
des Gymnasiums, worauf sich die Vertheilung des Lehrstoffes, namentlich
in der Geschichte und Geographie und den Naturwissenschaften gründet,
zu erörtern und zu untersuchen, inwieweit es Berechtigung, Vorzüge oder
Naehtheile habe, würde eine Reihe von Artikeln erfordern. Jedenfalls
bezeichnet der neue Lehrplan eine Accummodation an die durch die
Oulturentwicklung gegebenen Verhältnisse, ohne sich aber von dem
bisher geltenden irgendwie erheblich zu entfernen. Eine Beeinträchtigung
des wesentlichen Momentes der Gymnasialbildung, der classischen Studien,
liegt in demselben keineswegs. Der geringe Verlust an Stunden wiegt
bei dem reichen Zeitausmaße, welches den classischen Sprachen noch
immer verbleibt, gewiss nicht schwer. In dem Unterrichte in den Natof-
wisseDßchaften, des Französischen, der Geographie wird nach dem neuen
Die neaen Lehrpl&ne für die höheren Schalen in Preußen. 471
Lehrplane erheblich mehr geleistet werden können. Freilich ist dies alles
nnr da su erreichen, wo abgesehen Ton dem nennj&hrigen Gymnasialenrens
80 große Anforderungen hinsichtlich der wöchentlichen Stundenzahl gestellt
werden können, ohne dass sich von irgend einer Seite ein Widerspruch erhebt.
Wir geben nun noch zur Vergleichung die Lehrplane der Real-
schulen erster Ordnung oder, wie sie nun heißen, der Realgymnasien,
der Oberrealschulen und der Bürgerschulen, wobei wir uns gemäß dem
Zwecke dieser Zeitschrift jeder weiteren Erörterung enthalten.
Realgymnasien.
VI V
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ULi m IIa th U. H«. bialL«r
Christliche ReligioDälebre
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Latein ,.-,.. w
Franiösisoh *
Englisch .
Geschichte u» Geographie
Rechnen u. Mathematik .
Katurbeschreibang . . . . ,
Physik
Chemie * , ,
Schreiben , * , ,
Zeichnen
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3
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2 2
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2 2
2 2 2
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3 3^ 3
3, 3 3
5
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19
27
54
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12
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18
20
29
44
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47
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1
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- 1
- 2
+10
Summa...... |28 30:30 32
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Oberrealschulen.
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47t Die neuen Lehrplane ffir die höheren Schalen in PreoiSen.
Höhere Bürgerschulen.
ChristUche Eeligioüälehre
Deutsch ...*.,*
Französisch
Englisch * . - .
Ges^düehl« u* G«9griiphie
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Schreiben, .,.,.,
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Summa — . .
'mlmmmdOim
Hinsichtlich der Realgymnasien ist besonders die Vermehrung der
Lateinstunden von 44 auf 54 hervorzuheben, wornach der lateinische
Unterricht freilich bei neunjährigem Cursus um vier Stunden mehr zählt
als an unseren Gymnasien. Die Vermehrung wird damit begründet, dass
es bei der. geringeren Zahl der Stunden, wie sie durch die ünterriehts-
ordnung; von 1859 für die oberen Classen festgestellt war, nicht aus-
reichend gelang die in den unteren und mittleren Classen erworbenen
grammatischen Kenntnisse in sicherem Besitze der Schüler zu erhal-
ten uBd diese zu befriedigender Sicherheit und Gewandtheit im Über-
setzen der Schriftsteller zu führen. Wir dürfen also kaum klagen, wenn
man bei uns vielfach nicht das erreicht, was im Organisationsentwurfe
▼orgeschrieben ist« zumal wenn man bedenJbJu ^ähas düs Ziel des Unter-
richtes in diesem Gegenstande an jenen Schulen im ganzen niedriger
gesteckt ist, als an unseren Gjmnasien. Unstreitig wird der lateinische
Unterricht an diesen Anstalten jetzt besser gedeihen können. Dass aber
dieselben trotz der Errichtung der Realschulen noch immer zahlreichen
Besuch finden, spricht dafür, welchen Wert man der classischen Bildung,
auch wenn sie keine vollständige ist und die Schüler sich nicht der Uni-
versität zuwenden, in weiten Kreisen beilegt.
In dem £rlasse des Ministeriums sind noch einige Puncte von
großem Interesse. Der Minister sieht in dem Umstände, dass die An-
sprüche, welche an die Lehrer der höheren Schulen bezüglich der Höhe
und des Umfanges ihrer wissenschaftlichen Studien gestellt werden
müssen, zu einem Überwiegen des Fachlehrersystems geführt haben,
keinen Nachtheil. Ein Lehrer, welcher seinen Gegenstand in Toller
Sicherheit beherrsche, könne am Beaten das Interesse lür denselben
wecken und gute Erfolge mit den mäßigsten Ansprüchen an die Arbeits-
ktaft dfii Schüler erreichen« Nor die GUfahr aei vorhanden, dasa dieser
Lehrer das Maft anßer Acht lasae und die Grenzen, welche den einzelnen
Ober E. Lechlfiitnera 8onoiii«ter, Von J. G. Wdl^ntin. 4711
GebieUii in dem g&ttseti OrgmaiisaiQa gre^teckt sind, überselirtite. Daher
ilenn die iramer wiederkehrende Mahnung- Maß zu halten. Wenn die
Direktoren und Inspectoren iliro Pfticht erfüllen, wird es gewiss f^nMn*
Verirrungen dieiser Art ferne tu halten.
Weiter wird die Schädigung» welche dem Unterrichte ans der
Cberfitlllutig der Gymnadieo erwäcbal, bea|>rochen. indem oftmliob da*
durch <?8 dem Üirector, wie dein Lehr«r unmöglich gomacht wird jenen
pertiJ>n liehen Einflnss anazuüben, der für die geistige und ^itttichn BiU
duDg der Schaler von so hohem Werte ist, indem ferner durch den
großen Umfang des Lehrercollegiumä das einheitliche Band gelockert
und daa ZuBammenwirken eraobw<?rt wird. Dieiem Obelstande, der aaob
bei uni» sich bemerkiicb macht, lälVt aiob nur durch Strenge bei der Auf-
nahme und Claat^ification der äcbüler und Ausscheidung der antauf-
Uobon Elemente» freilich auch, wo es die Umalinde erheischen, durch
Grttodung neuer Schulen begegnen.
Endlich kommt der Erlasj noch auf einen ÜbeUt&nd zu sprechen,
d«r sich in Preul^en in demaelben Maße wie bei uns geltend gemacht hat^
nämlich den grüßen Bedarf an Lehrkräften^ der durch die Erweiterung der
böstehendeu und die Gründung neuer Lebmnstalteo hervorgerufen wurdt,
was sur Folge hatte, dass in der Regel die Lehramtskandidaten unmit-
telbar nach dem Bestehen der wissen»cbafttichen Prafnng mit der Be-
achiftigung und Verantwortlichkeit einer tollen Lehrkraft betruut wur-
den. Da nun aber in Preußen wie bei uns ein erheblicher Zuwacha ton
Lehrkräften eingetreten bt und die Errichtung «ahlreicher neoer Lehran-
ttalteu nicht in Ausdicbt äteht, so spricht der Erla&s die auch fttr uns gel-
tende Erwartung aus, dass das Probejahr wieder in ordnungegemiLße Ana*
fUhrung treten werde, 'das freilich nur bei der strengsten Einhaltoog dor
dafüber getroffenen Bestimmungen und bei voller Hingebung der betref-
fanden Leiter, I/ehr«r wia Directoren, an die Beobachtung und Anleitung
der Kandidaten soinon Zw«ok erreichen kann*.
Über das ron Herrn Kobert Lecbleitner, Mechaniker
in W ieu, construierte Sonometer.
Bekanntlich reicht die gewöhnliche Tonleiter, weicht aus sieben
Tönen und drei verschiedenen Intervallen bestaht, für musikalische Zwecke
nicht aus, da wenn man einen anderen Ton aJs C oder eine setner oberen
oder unteren Octaven £cm Gruudtone wählt und nach den Gesetzen der
diatonisch enTonleiter vorscbreitet, man tu T5neu gelangt, welche
in der Tonleiter nicht vorhanden sind. Man sah sich aus diesem Grunde
geuAthigtt eine Reihe ?on Tönen ein zuschalten und eine Stufenfolge f on
12 halben Tönen einsuföhren, wtlcbe den Namen chromatische Scala
oder Tonleiter füiirt. Aber auch mit dirser Scalenerweiterung genftgt
man den Zwecken der Mnsik nicht; man sollte bei Benützung der halben
Töne bei der iwölften Quinte gleichzeitig die siebente Octavc treffen^
(3 V*'
^ 1 von 3^ differiert. Mau wendet ana diesem
474 Über R. Lecbleitners Sonometer. Von J. O. Waüentin.
Grunde eine sogenannte temperierte Scala an, in welcher die Octayen
rein erhalten bleiben, was nothwendig ist, da eine Unreinheit in den
Octaven störend auf das Gehörorgan wirkt. Diese temperierte Scala wird
in der Weise hergestellt, dass zwischen dem Grandtone and seiner Octave
zwölf mittlere Ualbtöne eingeschaltet werden, welche am je ein Interyall
Ton 1*059463, den sogenannten halben Ton der gleichschwebenden
Temperatur, von einander differieren.
Gibt eine Saite den Ton C, so lassen sich der Reihe nach durch
ein&che Rechnung jene Längen finden, welche man der Saite (durch
Unterschieben eines Steges) geben muss, damit sie die einzelnen Töne
dieser temperierten Scala schwinge, indem man von dem Grundsatze
ausgeht, dass die Schwingungszahlen der Saite sich umgekehrt wie die
Längen verhalten. Man kann auf diese Weise auf einem Monochorde, wie
es zu Unterrichtszwecken in Verwendung steht, diese temperierte Scala
markieren und allenfalls die Töne dieser Scala mit den entsprechenden
der diatonischen Tonleiter vergleichen.
Dies ist nun von Herrn R.Lechleitner geschehen. Das von ihm
oonstruierte Sonometer, dem wir in Übereinstimmung mit Herrn Prof.
Glöser, der in der „Zeitschrift für das Realschulwesen" ein-
gehend diesen Apparat würdigte, lieber den Namen „Tou stufen messe r**
geben würden, besteht ans einem nicht langen (ungefähr 50 cm.) Resonanz-
k&stchen, über welchem eine Stahliaite gespannt ist, die durch eine
Schraube höher oder tiefer gestimmt werden kann. Auf einer Scala liegt
unter der Saite ein verschiebbarer Steg. Wird der letztere auf einen
Theilnngspunkt der Scala gestellt und die Saite gezupft, so erklingt
der auf der Scala bezeichnete Ton. Die Scala enthält die Angabe der
auf einander folgenden temperierten Töne mit großer Genauigkeit, wie
sich Ref. mehrfach zu überzeugen Gelegenheit hatte. Die Scala der tem-
perierten Töne enthält noch Unterabtheilungen, welche Zehntel des Inter-
yalles des betreffenden ganzen Tones angeben. Außer der erwähnten
Scala ist auf dem Resonanzboden noch eine Scala für die diatonische
Tonleiter angebracht, so dass man leicht mittelst dieses Instrumentes
dem Schüler den Unterschied zwischen dem nicht temperierten und dem
temperierten Tone darstellen kann. — Dass das uns vorliegende Instrument
auch für die Praxis eine große Bedeutung, z. ß. beim Richtigstimmen
eines Clavieres hat, ist ohne weiters leicht zu ersehen.
Erwähnt sei noch die Anschlagevorrichtung der Saite, die als
sinnreich bezeichnet werden muss. An einer unbedeckten Stelle des
Resonanzkastens befindet sich unter der Saite ein kleiner Blasebalg,
welcher auf dem Bedeckungsbrette einen hohlen Aufsatz trägt, der
einerseits mit dem Innenraum des Blasebalges communiciert, und in den
andererseits ein Eautschukschlauch eingeführt werden kann, durch den
man einen kräftigen, nur kurz andauernden Luftstrom hineinbläst; wenn
dies geschieht, wird das Bedeckungsbrett des Blasebalges gehoben und
ein mit dem Brette in Verbindung stehender Holzstift, der mit seiner
Längenaze senkrecht zu jener der Saite steht, gehoben und die Saite
angeschlagen ; eine auf das Bedeokungsbrett des Blasebalges drückende
eläBÜBche Feder Terursacht, dass der Blasebalg die in ihm eingeführte
E. Miefäer, Die Abitniienten der Realscbnlen L 0. und Gywo. usw. 475
Luft anmittelbitr nach Er2«ügUQg de« Luftstromea wieder abgibt und
d«r A n Schlages tift die Saite Terl&sat.
Ein Vorthöil dieser AnschlageTorrichtung ist der, dass bei pr&k-
tiacben Versuchen, wie beim Stimmen der Saiten eines Claviere«, der
Stimmende die Hände frei bat; ein anderer Vortbeil dieser Vorrichtung
ist aUgemein der, dass die Saite gleichmäßig und gleichzeitig kräftiger
angeacblagen wird, als es durch Zupfen erreicht werden kann. — Der
Preis des „Sonometers*" beträgt mit Blasebalg 8 fi,, ohne einen
solchen 3 fl.
Das zweite der uns vorliegenden Instrumente ist ein gewöhn-
lichesMonochord, welches nur In bedeutend kleineren Verbältnissen
als es sonst üblich ist construiert wurde; es ist jedenftiUB handlicher,
leistet aber andererseits nicht so v le], wie das große Monochord,
das meist in Verwendung steht; mit dem letzteren kann man in ganz
beqQem«T Weise die Theüung der Saite in Knoten veranschaulichen, man
kann damit ebenso die Relation zwischen Tonhöbe und Saiten Spannung er-
mitteln, was mit diesem Miniaturmonochord wobl nicht gut möglich ist.
Wir halten dieses Instrument weniger zu Unterrichts zw ecken ge-
eignet während wir das «Sonometer* oder den „Tonstnfenmeiser*
für ein recht brauchbares Instrument erklären.
Wien, Dr. J. Q. Walleutin.
)ie Abiturienten der Kealschulea I. 0. und Gymnasien in
Preuüen ?or dem Forum der Statistik, Von Dr Ern&t Albert
Richter, Direct^r des henogl. Friedrichs-Gymnasiams in Alten-
burg. Zweite Auflage. Mit einem Nachwort zu derselben. Altenbnrg
1881, 0. Bonde. gr. 8*. 44 SS.
Dies Bachlein, welches im Verlaufo eines Jahres die zweite Auf-
lage erlebte, kehrt sich g^en die Behauptung, welche der Realschul-
direcfcor Dr. Steinbart, der eifrige Vorkämpfer für die Gleichstellung
der ReaUchule I. 0. mit den Gymnasien auch hinsichtlich der Zulas-
sung ihrer Abiturienten zu allen Universitätsstudien, namentlich aber
und zunächst zum Studium der Medicin. in zwei Schriften ausgesprochen hat,
daas nimlich die Abi tu rient<?n der Realschulen I. O.im Köuigreichc Treulicn
nicht nur an sich innerhalb de» ihnen seit 1870 gestatteten, beschränkten
Kreises von Univer^itatsstudien ungemein Tüchtiges geleistet« sondern
auch im allgemeinen das exam. pro fac. doeendi besser bestanden haben
als die Gjmnasialabiturienten und dass sie namentlich im Fache dar
modernen Philologie sich ihnen Überlegen gezeigt haben. Der Verfasser
sucht nun nachzuweisen, dass die statistUchen Angaben Steinbarts wohl
nicht fnWh sind, dass aber dabei wesentliche Momente, wie z. B. das
Zri iltüis der Abiturienten nicht in Betracht gezogen sind und
d; ^ua den Daten gezogenen SchlBsie hinfaUig werden* In dem
l*acriwi»ft*' zur zweiten Auflage werden dieae Behauptungen gogenöber
ttiner HepUk Steinbarts aufrecht erhalten.
UllMaiin f. 4. teUrr. Ojbb. IWt. VI. H^fl. 31
Vierte Abtheilung.
Miseeilen.
Stiftungen.
Angelo Grozichy Chorherr in Pirano, hat letztwillig sechfi
Dreißigstä seines Nachlasses zur Gründung einer Stipendienstiftung ge-
widmet, zu deren Genuss zunächst seine Angehörigen, in deren Er-
mangelung aher Studierende aus der Pfarre Draguch, aus dem Bezirke
Pinguente und der Diöoese Triest-Gapodistria berufen sein sollen. Ans
dem theilweise realisierten Nachlasse wurde bereits ein Stipendium
ä 200 fl. activiert. (Min.-Act Z. 4664 ex 1882.) — Vincenz Bitter von
Schilden feld hat eine Studenten-Stipendienstiftung mit dem iährlichen
Betrage von 105 fl. gegründet Zum Genüsse dieser Stiftung sind zunächst
Anyerwandte des Stifters mit dem Namen Schildenfeld, in Ermanglung
solcher, Söhne ^ebomer krainerischer Officiere, und bei Abgttng dieser
jene der UnterofncieTe im krainerischen Regimente, die ebenfalls geborene
Krainer sein müssen, berufen. (Stiftbrief vom 8. März 1882. » Mii.-Act
Z. 4741.) — Der im Jahre 1880 in Lipnik verstorbene Adolf Fränkel
hat letztwillig ein Capital von 1000 fl. in Silberrente zur Gründung eines
Stipendiums für einen aus Bielitz-Biala oder Lipnik gebürtigen, dürftigen
und würdigen Schüler des Staatsgjmnasiums in Bielitz gewidmet Dieae
Stiftung ist mit Beginn des Studienjahres 1881/82 in Wirksamkeit ffe-
treten. (Min.-Erl. Z. 4606 ex 1882.) — Dr. Georg Dobrila hat als Bischof
von Parenzo-Pola eine Studenten-Stipendienstiftung von 20.000 fl. Capital
gegründet, woraus 8 Stipendien und zwar 5 ä 100 fl. 80 kr. und 3 i^ 112 fl.
zu yerabfolgen sind. Zum Genüsse dieser Stipendien sind Jünglinge be-
rufen, welche von slavischen Eltern aus den Pfarrsprengeln der DiÖcese
Parenzo-Pola außerhalb der Städte und Märkte abstammend , eine öster-
reichische oder ungarische Mittelschule mit ordentlichen Lehrkanzeln
für deutsche und sTovenische Sprache besuchen ; in Ermangelung solcher
Bewerber aber auch Schüler der Volksschule jener Pfarrgemeinden von
der 3. Classe an. Der Genuss dauert bis zur Vollendung der Studien
an einer österreichischen Universität, wobei Bewerber, die den geistlichen
Stand wählen, den Vorzug erhalten. (Stiftbrief vom 26. November 1865
mit Nachträfi^en yom 23. Februar 1875 und 6. März 1882 — Min.-Act
Z. 5777 ex 1882.) - Don Antonio Turcich, katholischer Geistlicher
aus Zidarich-Dohasnizza, hat im Jahre 1876 letzt will ig ein Capital von
1000 fl. zur Gründung einer Studenten-Stipendienstiftung gewidmet, deren
Ertrag für einen Studierenden seiner Verwandtschaft, eventuell für einen
dürftigen Studierenden aus der Pfarrgemeinde Dobasnizza auf der Insel
Veglia bestimmt ist. Diese Stiftung ist mit einem C'«pitale von 1750 fl.
in Notenrente activiert worden. (Stiftbrief vom 1. April 1882. — Min.-Act
Z, 5676 ex 1882.) — Der in Graz verstorbene Banquier und Hausbesitzer
Karl Grein itz hat testamentarisch ein Capital von 8000 fl. in Noten-
rente zur Gründung einer Stndenten-Stipendienstiftung gewidmet, deren
MUoellm. 477
tri^iM« vor allem für dürftige nnd würdige Verwandte de« Stiftere
ch ut*r Nähe des V^arwatidUchaft^grades, in Ermaof^elung äokhdr für
*ilge und wünl: '' Une auü Fürstenfeld, und bei Nicht-
mdenseln der uiderij dürftige und würdige Beimats-
htigte 8teierrimin> sind. Diese Stiftung ist mit dem Ge-
dgangsta^e dee \^ ins Leben getreten. (Willbrief vom
Iprii 1882. — Min.'.^„ .i. :U74.>
Programmenschaii.
30. Maade, Dr. Ignaz, Freistadts Haiidelsgeschichte uüd
Handelfileben. Progr. des k. k. St^uitsgymuabiQius zu Freifitadt in
Oberösterreicb 1881. 71 SS. h\
Die Arbeit Wbaodelt auf Grundlage eines ziemlicb reicben Quelku*
msierialet in 8iicb^enk&&er Weise die merkantik ßedeiitiuig Freistadta
Ton der lUesten Zeit bis xur Ertheilung des Stapelrecbies durch Rudolf 1.
und diA Ausbildung des Stapelrechtea nach seinen veracbiedenen Richtungen
p'Ton 1277-155^;. Der ScbluBü der dankenswerten Studie folgt im nlcbaten
Jahre.
31. Donemiller, N., Der Römerzug Ruprechts von der Pfali
Qü«l dessen Verhältais zu Österreich iüsbesoodere zu Herzog
Leopold. Progr. des k. k. Obergxmaaaiums in Rudolf»wert. 18dL
Der Verf. betpricbt luerst die AbsetzuTjg Wcnxels und die Wahl
R«pr<»cbti foo def Pfali, die Bexiohung^i^n i !>^n zu dem ertteren
und d*.Mti Papstthtrme und bflh«r>dfl|t dmin ;; ^i die Ventnlassunj^
stu dem Röroenug und V 1 \ oriiauiJlungtMi Ruprecbte mit
LÖvtttrreicb werden ^ebr en. Im ganzen rfind die eiu-
^hligigen QaeUeo und ait^ hM[>Hciunu«» mit gro6er Genauigkeit tu
itlle gtcogeo worden; nur bitte e» dem Äußeren der Abbandlung niebt
MchMet. wenn der Verf. oine OliederoDg du reichen Stoffe« vorge-
[nommen hätte.
32. Kalousek, Dr. J., 0 historii kalicha v dob4ch predhusl-
tiokych. 14. ZprÄTÄ gymti. rmla. v Praie 1881 (Über die Geschichte
iW.» Kclchei» in der vürbuBitischeu Zeit. H* Jahre<»b. doe ntkdt. R«*l-
UQii Oberi;}nina«tums in Prag).
Die mit einem auäfuUrliobeii gclehrtco Appftrai fenehene Arbeit
rltsgt im we<»entlich(3n die Anhiebt, ak ob «ich die r ^ «ub
|ae in Hö)tiM<^ri h^inni»«^ uiiMfit^»rhni4^b^f) btti auf die Zc iptet
pvptvuv. wo i ' ' ' ' ' Hrifiiten wurde, woiu .luüoubek
h'iQv Biiet« 1 gab. Demnach i>it auch die
I Behauptung lu^uv sLicunanig, aimn .iiw.ti.iiian von Januw ein Anbiiiger
^deraelbc'ti gewosen lei.
j33. Kubista^ Dr* J., Zur Lehre des Magisters Joliaua Rvm.
Progr. ilee k. k. dentBoben Staatogymu&juuina in Badweij» IBöl.
hie Arbeit i^ aas dem ersten Theil© dea ta
iiiH*hlftcber Hprache ^ ^•*»» I'^*»' * di** L*'hr«» *\t^ Mauste»
Johann Hns «ut üiund m\: - ritten
^^Bebit der Yerurthi^ilunpr d ^ i\i
BS. Der Zweck de« Att*Mi;^' c« -^uiKCMru .^^iir.ion« an*
Le#ef cin^'U gedrüngt«tJ ' die RcsulUte tu biel^
ktii Lcnc in itetnera iH:bit<.vuD*^^i;^'M ^uvhe gekommen ift
31^
478 Miscellen.
34. Miltner, Jan Bohuslav, Star^ malby na domech Pracha-
tickych. Roöni zprdva c. k. ?yS§. gjmn. y Hradci Krälo?^ 1881 (Die
alten Gemälde auf den Häusern zu Prachatitz beschrieben von J. B. M.
Jahresbericht des k. k. Obergymnasiums in Eöniggrätz).
Beschreibt die Malereien, die auf den älteren Prachatitzer Häusern
erhalten sind und kommt zu dem Schlüsse, dass man im Zeitalter der
Renaissance die Fa9aden der Häuser in den Städten Böhmens gewöhnlich
mit Malereien ausschmückte.
35. Mannl Oswald, Aus dem Manuale des Pilsner BQrger-
meisteramtes von 1604—1610. Mit Ergänzungen aus Tanners
Chronik von Pilsen. Progr. des k. k. Obergymnasiums zu Pilsen 1881.
Ein schätzenswerter Beitrag zur inneren Geschichte Böhmens und
namentlich Pilsens in den Jahren 1604—1610. Der Verf. hat aus dem
Protokollbuche (Manuale) des Pilsner Bürgermeisteramtes aus den ge-
nannten Jahren eine Reihe von Daten herausgehoben, welche einzelne —
auch sonst bekannte Ereignisse dieser Zeit des Näheren beleuchten.
Andere Einzelnheiten besonders jene localer Natur sind bisher großentheils
unbekannt gewesen. Hoffentlich wird der Verf. auch aus den weiteren
14 Protokollbüchcrn die historisch interessantesten Partien ausheben und
in derselben Weise weiteren Kreisen zugänglich machen.
36. Strnad J.y Begesta listin duchovnfch mesta Plzne se tyka-
jicich. Osma zprava vygfi. real. gymn. ? Plzni 1881 (Regesten geist-
licher Urkunden, die sich auf die Stadt Pilsen beziehen. 8. Jahres-
bericht des Real-Obergymnasiums in Pilsen 1881).
Die Urkunden — 31 Stück — umfassen die Zeit von 1321—1781
und sind ausnahmslos in lateinischer Sprache ausgestellt. Im übrigen
gilt von der Arbeit, was bereits von der früheren Arbeit desselben Verf.s
über die Regesten der Pilsener Königsurkunden im vorigen Jahrgange
(S. 717) bemerkt wurde.
37. Philipp! de Diversis de Quartigianis Lucensis , situs aedi-
ficiomm, politiae et laudabilium consuetudinum inclytae
civitatis R^USii ad ipsius senatum descriptionem ed. Brunelli.
Progr. deir i. r. ginn. sup. in Zara 1881.
In dem vorliegenden Programm publiciert Brunelli einen weiteren
Theil dieser für die Kenntnis der Verhältnisse der Stadt Ragusa im
XV. Jahrhunderte wichtijfen Schrift und zwar den dritten Theil, der
von dem Stadtregimente m Raffusa handelt, und vom vierten Theil, in
welchem über die Sitten und Gebräuche in Ragusa gesprochen wird, drei
Capitel.
Die erläuternden Bemerkungen sind auch hier auf das wesentlichste
beschränkt.
38. Stronner Ferdinand, Verwaltungszustand Österreichs im
December 1621. Progr. des k. k. Real- und Obergymnasiums zu
Ungarisch-Hradisch 1881.
Nachdem der Verf. die Motive berührt hat, um derentwillen er
die genannte Zeit zum Ausgangspunkt seiner Untersuchung genommeq,
behandelt er in vier Abschnitten: 1. die Finanzverwaltung Österreichs,
2. das Heerwesen, 3. die Verwaltung der Rechts- und politischen Sachen
und 4. die kirchlichen Zustände in den österreichischen Ländern um jene
2e]t Der Verf. hat die in Betracht kommende Literatur ziemlich yoU-
Miscdllen. 47(^
ständig benutzt und so ein recht anschauliches Bild über die inneren Zu-
stände Österreichs kars nach der Schlacht am weißen Berge geschaffen. Am
eingehendsten behandelt er den ersten Pankt, der auch der wichtigste ist.
39. Eryst&fek, J. M., 0 välein^ iinnosti rakousk^ho polnfho
mariala Earla Filipa knlzete Schwarzenberga na p&de fran-
COUZ8k6. Sedmi zprava c. k. gymn. y Budöjovicich 1879 (Über die
kriegerische Thätigkeit des österreichischen Feldmarschalls Fürsten
Karl Philipp Schwarzenberg auf französischem Boden. 7. Jahres-
bericht des £ech. Obergjmnasiums in Badweis 1879).
Die Arbeit erhebt keinen Ansprach aaf wissenschaftliche Bedeutong,
wie sie überhaupt nicht auf selbständigen archivalischen Stadien beruht.
33. § imek J., 0 uiebnö stränce bistoriokych parallel. 13. zpraTa
c. k. ^ymn. Litomjöisköho 1881 (Über die pädagogische Bedeutung
historischer Parallelen. 13. Jahresbericht des Obergymnasiums in
Leitomyschl 1881).
Behandelt werden zumeist die gewöhnlichen Parallelen. Einen
Tergleich der Husitenkriege (Deutsche — Cechen) mit dem Perserkriege
(Perser — Griechen) an einem Sechischen Qy mnasiam als Thema für
einen Aufsatz zu wählen (S. 8), zeugt von besonderer Geschmacklosigkeit
und kann recht gut zur Erhöhung der angenehmen nationalen Temperatur-
yerhältnisse in Böhmen beitragen.
Czernowitz. J. Losertb.
Lehrbucher und Lehrmittel.
(Fortsetzung ?. Jahrgang 1882, Heft III, S. 235.)
Ä. Für Mittelschulen.
Deutsch.
Drechsl Alex. Wilh., Biblische Geschichte des alten und neuen
Bundes, für die unteren Classen der Mittelschulen. 3. Aufl. Wien 1882.
H. Kirsch. Pr. 80 kr. Wird für die Mittelschulen der im Bereiche der
Wiener Erzdiöcese gelegenen Mittelschulen allgemein zugelassen. (Min.-
Erl. ▼. 6. April 1882, Z. 5177.)
König, Dr. Arthur, lichrbach für den katholischen Beliffions-
Unterricht in den oberen Classen der Gymnasien und Realschulen.
Zweiter Cursus: Die Greschichte der christlichen Kirche. 2. Terbesserte
Aufl. Freiburg im Breisgau 1881. Herder. Pr. 1 Mark 80 Pf. Wird mit
Ausschluss der ersten Aufl. zum Unterrichtsgebrauche in der 8. Classe
der im Bereiche der Erzdiöcesen Prag und Olmüti und der Diöcese
Brunn gelegenen Gymnasien allgemein zugelassen. (Min.-Erl. y. 13. April
1882, Z. 6077.)
Gesangbuch für die evangelische Kirche in Würtemberg. Stutt*
gart 1881. Verlags-Comptoir des neuen eTangelischen Gesangbuches.
Preise für ungeb Exemplare: Gesangbuch mit Anbang, 80 Pf., Gesang*
buch ohne Anhang, 60 Pf., Anhang allein, 20 Pf. Wird zum Gebrauche
beim evanfl^elische n Religionsunterrichte an österr. Mittelschulen mit
deutscher Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. v. 15. Mai
1882, Z. 6597).
Schmidt Karl, Lateinische Schulgrammatik. 5. verb. Aufl. Dritte
Ausgabe. Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 1. 40 kr. (Min.-Erl. v. 24. Mai
1882, Z. 5516).
480 Misoellen.
Schwarz Anton, LateinischeB Lesebach mit sachlichen Er-
Idarungen und gramraatisoheii Verweisnnffen versehen. 3. Terh. Anfl.
Paderborn 1882. F. Schöningh. Pr. 1 Mark 85 Pf. (Min-Erl. ▼. 4.
März 1882, Z. 2831).
Bauer Friedrich, Grundzüge der neuhochdeutschen Grammatik
ftr höhere Bildnngsanstalten und zur Selbstbelebrun^ für Gebildete.
31. für Österreich bestimmte und mit Rücksicht auf die in Österreich
eingeführte Schulorthographie neu bearbeitete Aufl., herausgeg. y. Dr.
Konrad Duden, Gymnasialdirector zu Hersfeld und August Mofer,
Prof. in Wiener-Neustadt Nördlingen 1881. C. H. Beck. Pr. 1 fl. 10 kr.
Der gleichzeitige Gebrauch der älteren Auflagen dieses Lehrbuches ist
unstatthaft (Min.-Erl. v. 22. Febr. 1882, Z. 1349.)
^gger, Dr. Alois, Deutsches Lehr- und Lesebuch für höhere
Lehranstalten. I. Theil: Einleitung in die Literaturkunde. 7. verb. Aufl.
Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 fl. 50 kr. Der gleichzeitige Gebrauch
dieser und der älteren Auflagen des Buches muss als unthunlich be«
zeichnet werden (Min.-Erl. y. 26. Mai 1882, Z. 6715).
Pölzl Ignaz, Mittelhochdeutsches Lesebuch für Oberrealachulen.
Wien 1882. A. Holder. Pr. brosch. 70 kr. (Min.-Erl. v. 22. Febr. 1882,
Z. 2715.)
— — Deutsches Lesebuch für die oberen Classen Österr. Real-
schulen. IL Band, für die 6. Classe. Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 fl.
25 kr. (Min.-Erl. v. 13. Mai 1882, Z. 6096.)
B achtel A., Französische Grammatik für Mittelschulen. 2. Theil,
für die Mittet- und Ober-Classen. 2. rerb. Aufl. Wien 1882. Julius
Klinkhardt Pr., brosch. 1 fl. 20 kr.
— — t3T)ung8buch zur französischen Grammatik für Mittel-
schulen. Mittelstufe (Classe HI und IV). 2. verb. Aufl. Wien 1882.
J. Klinkhardt Pr., brosch. 40 kr. (Min.-Erl. v. 6. April 1882,
Z. 5183.)
Mussafia A., Italienische Sprachlehre. 16. Aufl. Wien 1882. W.
Braumüller. Pr. geb. 1 fl. 70 kr. (Min.-Erl. vom 2. Juni 1882,
Z. 8665).
Schindl Rudolf, Lehrbuch der Geschichte des Mittelalters für
die unteren Classen österr. Mittelschulen. 2. verb. Aufl. Mit 19 in den
Text gedruckten Holzschnitten. Wien 1882. A. Pich 1er *8 Witwe und
Sohn. Pr. geh. 50 kr. (Min.-Erl. v. 24. März 1882, Z. 3801.)
Herr Gustav, Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung für
die unteren und mittleren Classen der Gymnasien, Realschulen und ver^
wandten Lehranstalten. III. Cursus: Die österreich.-ungar. Monarchie.
Mit einem geschichtlichen Abrisse. 2. verb. Aufl. Wien 1882. K. Graeser.
Pr. geb. 92 kr. (Min.-Erl. ?. 20. März 1882, Z. 3479.)
Seydlitz, Ernst von, Kleine Schul-Geomphie. Separatausgabe
für Österreich- Ungarn , beaii). von Professor Dr. R. P er k mann in
Wien. IHustriert dureh 90 Karten und erläuternde Holzschnitte. 19. Be-
arbeitung, erste für Österreich-Ungarn. Breslau 1882. F. Hirt. Wien
bei Friese und Lang. Pr. 1 fl. 20 kr. (Min.-Erl. vom 26. Mai 1882,
Z. 7630).
Putzger F. W., Historischer Schulatlas zur alten, mittleren und
neuen Geschichte in 27 Haupt- und 48 Nebenkarten. Für die höheren und
mittleren Unterrichtsanstalten Österreich- Ungarns. 3. unveränderte Aufl.
Wien 1882. A. Pichler's Witwe und Sohn. Pr. geh. 1 fl. (Min.-ErL
y. 20. Febr. 1882, Z. 2541.)
Svdow E. V., Sohulatlas in 42 Karten. 34. Aufl. Ausg. für die
Österreicn.-ungar. Monarchie. Gotha und Wien 1882. Justus Perthes.
Pr. 4 Mark 60 Pf. (Min.-Erl. v. 10. Febr. 1882 Z. 997 )
Chavanne Dr. Josef, Physikalische Wandkarte von Afrika.
Maßstab: 1:8,000.000. 4 Blatt in Farbendruck nebst einem Tezthefte.
2. gänzlich umgearb. Aufl. Wien 1882. Ed.HölzeL Pr. unaufgez. 6 fl.,
aüfgei. in Mappe 8 fl., aufgez. mit Stäben 9 fl. (Min.-ErL vom 22. Märi
188^, Z. 3923.).
iliMeUen.
4Bi
Smolik FrftDZ, Elemente der därstellendeD Oeometrie. Ein Lehr-
bliell Ittr Oberrealßcbuleu, im iSitiuö dca mit der Terordiiiin^ ▼. 15, April
!87D, Z. 5007 ausgegebeneu KorraiiUekirpl«iies und der hiexu erocbieneoeB
loslructio» rerfikhii. Mit Mb in den Text gednickten Holistichea. Prag
1882. F. Ti^mpBky. Pr. 1 1 80 kr. (Min.-Er!. v. 8. März 1882, Z. 3313.)
WftssniQth Anton« Lelitboch dor Physik für die outeren CläBsen
der Mittelschulen. 2. verb. Aafl, mit 183 Figuren. Wien 1882. A.Ü51der.
Pr, 1 d. W kr. Mit Ansitclilu^« di3r ersten Aafl. allgemeui mgelassen.
(Miii.-KrL t, 8. Mni 1882, Z. 1864.)
Hftyek Dr. GusUn v., Leitfadmi der Zoologie för die oberen
CliMiien der Gymnanitin, Eealschulen Tind verwandten Anstalten, 2. ?erb,
Aufl. Mit 3^4 Abbildungen. Wien 1682, A, Picbler*« WitvTo u, Sohn,
Pr. brosch, 1 fl, Ä> kr*, in Leinwaüdband 1 Ü. 40 kr. Allgemein suge-
Uftsfh mit AaBacblusa der ersten Aasg. v. J. 188L (Min^-ErL v. 17. M&rz
186% Z, 3910)
Pokoriij, Dr. Alois, Illustrierte N&tnrge^cUiehie des Mineral-
reichijis. IX. ver&nd. AufL mit 148 Abbildungen nnd einer Tafel in
Farbendruck. Prag 1882. F. Tempaky. Pr. geb. 76 kr. Alleremein zu-
gelassen; der gleichzeitige Gebrauch alterer Auflag^en dee liuche^ er-
fordert die von Seite dtg Lehrers den tkbülern biezu in ertbeilende he-
»ondere Anleitung. (Min.-Erl. \. 18. Febr. 1882, Z. IU)6.)
Kotbe, Dr, Karl, Da« Thierreich, Leitfaden für die unteren
Clas^n der Realschulen und Gymnasien. Mit 448 in den Teit gedruckten
Abbildungen. 2. verb. Ausg. Wien 1882. A. Pichler's Witwe a. Sohn.
Pr. brosch. 90 kr.» geU 1 fl. 10 kr. Allgemein sngelassen mit Aua-
scblusüder ersten Ausg. v. J. 188L (Min.-ErLv. 6. M&i 1882, Z. 3480.)
Eätzsch Heinrich, Kurzer Lehrgang der Stenographie (Corre-
spondens nod Dcbattenscbrift) nach F. X. Gabehberger System. Mit
48 «tenograpbiflchen Tafeln und 158 Aufgaben zum Obertragen. 39. Aud.
dorcbges, und bearb. von Dr, Riciiard Hi tisch. Dresden 1882, Guatav
Dietfte, Fr. hrmob. 1 Mark 50 Pf. (Min.-ErL v, & Min 1882, Z. 3028.)
Itnlieniäch.
Gindely Anton. Comp^ndio di etoria universale ner lo chm
infcriori delle «cuolc medie, tr^vdotta dal Todesco da Eoroeo Vielmetti,
Parte «eooDda. 11 Medio Eto. Con 23 Ulustrazioni. Prag 1882;
P. TempBky. Pr. 80 kr. (Min.-ErL v. 3. Febr. 1882, Z. 27L)
ÖechiBoh.
Podstatnf Joe«« P. Vergilia Marona vybr&ne basn«. KlatUu
ltS&2. Bei Max Cermak. Pr. 1 fl. 20 kr. (Min.-ErL f. 22. Mai 1882,
Z. 80ai).
Blaiek Math, nnd Bar toi Frant, Mluvoice jazyka deekilio.
Dil 1: Nauka o slovÄ (TvaroeloTi). Brunn 1882. Karl Winkler. (Min,-
Efl V. 2 Mai 1882> Z 6722.)
Jireöek JoteC Citanka pro treti tüdn niitiho gymnasia. 5. Aufl«
Prag 1882. F* Tetnpsky. Pr. geb. 80 kr. iMin.-Erl, v. ll Febrnar 1882,
Z. 2487.)
Frid^ Dr^ Antonin, PArodoniB tifo6tistTm pro vylii gyranoaialni a
f«alni ikoly. 2. nbgf^knrtte Aufl. Png 1882. Tempakt. Pr. 2 fl. Diese
Aofl. des rorbenanntün I^hrbacbes, im deueu Gebrauch die Lehrer eine
dem Lehrplane nnd der bezQglieb«u Instruction entenrechende Anawahl
de» Lehrstoffes in treffen haben, wird ebenso wie aie erste Aufl. sum
Lehrgebraoche in den oberen Classen der Mitteleohnlen mit dechi^eher
üattirichtasprache allgei&eiD mgelaa&en. iMio.-ErL v. 26. April 1882^
Z. e48a)
Sloveniacb.
Letar Ant, L* — ' ali sveti obr«>di pri vnanji ilutbi bo^ji*
L and 2. TheiL 2. a ^oh 1881. Ig. Kleinmayr nnd Fed.
Bamberg. Pr. 1 fl ^....w ...i, v. e. April 1882, Z. 5415.)
488 Miscellen.
Serbo-Kroatisch.
Belaj. Dr. Ferdinand, Povjest crkve Kristove za srednia u£eliöta.
Agram 1882. Verlag der k. Landesregierung. Pr. geb. 85 kr. Dieses
Lehrbuch wird, die Approbation der bezüglichen kirchlichen Oberbe-
hörden vorausgesetzt, zum Lehrgebrauche an Mittelschulen mit serbo-
croatischer Unterrichtssprache allgemein zugelassen (Min.-Erl. y. 24. Mai
1882, Z. 8147).
Parec Ivan, Latinska SloTnica za gimnazije. Agram 1881. Ver-
lag der k. Landesregierung. Pr. geb. 1 fl. 30 kr. (Min.-Erl. v. 23. Febr.
1882, Z. 2954.)
Curtius, Dr. G., Slovnica jezika grökoga, s njema^koga jezika
preveo Fr. Petraöid 3. Aufl. Agram 1881. Verlag der k. Landesregierung.
Pr. geb. 1 fl. 40 kr. (Min.-Erl. v. 25. Febr. 1882, Z. 3069.)
Smiöiklas Thad., Hrratska öitanka za 1. razred gimnaznski.
3. Aufl. Agram 1881. Verlag der k. Landesregierung. Pr. geb. 45 kr.
(Min.-ErL y. 30. März 1882, Z. 4906.)
Pokorny, Dr. V., Prirodopis i&ivotinjstYa sa slikami. 3. kroat.
Aufl., nach der 15. deutschen Aufl. bearbeitet von Fr. Furliö. Agram
1881. Verlag der k. Landesregierung, Pr. geb. 1 fl. 20 kr. (Min.-Erl.
V. 25. Febr. 1882, Z. 3068 und 24. Mai 1882, Z. 8146).
B. Für Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalten.
Deutsch.
Langer Alois, Lehrbuch der katholischen Religion (Apologetik)
für Lehrerbildungsanstalten. L Theil. Prag. H.Dom in icus. Fr. ^ kr.
Kann beim Unterrichte in den Lehrerbildungsanstalten innerhalb der
Diöcese Leitmeritz gebraucht werden. (Min.-Erl. v. 20. März 1882,
Z. 8476.)
Hanna k, Dr. Emanuel, Lehrbuch der Geschichte des Alterthums
für Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalten. 3. verb. und gekürzte
Aufl. Wien bei Alfred Holder. 70 kr. (Min.-Erl. vom 26. Mai 1882,
Z. 8108).
Weinwurm Rudolf, Gesangbuch für Sopran- und Altstimmen.
8. Heft. Wien bei Alfred Holder. Pr. 1 fl. (Min.-Erl. v. 23. Mai 1882,
Z. 7686).
Italienisch.
Mo6nik, Cav. Franc, L* insegnaniento delP aritmetica nei due
primi anni scolastici delle scuole popolari. Prima versione italiana
autorizzata dair autore dl Vittorio Cav. Gastiglioni. Wien 1882.
K. k. Schulbücher-Verlag. Pr. brosch. 65 kr. (Min.-Erl. v. 24. April
1882, Z. 6108.)
Öechisch.
Vorovka Karel, Öitad kniha pro üstavv uöitelskä. Dilu IIL sesit
2. (pro treti a ötvrtf ro«nik). Prag 1882. K. k. Schulbücher- Verlag.
Pr. brosch. 80 kr. (Min.-Erl. v. 6. März 1882, Z. 3243.)
Vorovka Karel, Öftaci kniha pro üstavy uöitelskd Dilu in. sedit
3. Prag 1882. K. k. Schulbücher- Verlae. Pr. 60 kr. Das Lesebuch im
Ganzen als ^in Theil kostet steif geb. 2 fl (Min.-Erl. v. 30. April
1882, Z. 6869.)
Fünfte Abtheilung,
Verordiiimgeu, Erlässe, Personalstatistik.
Verordnungen und Erlasse.
Erlaß» dos Mio. für C. und ü. vom 9- Mai 1882, Z. 7601, an
die Decanato sämmtlicber rechts- QQddtaatgwisseusdiaftlicben Facalt&ten,
telreffend die Iinmatrikalation toq Studierenden, die Cisleitbanien
angeboren, an einer Universität der im Reicbsr&tbe vertretenen
Königreiche und linder auf Urnnd einn« Abgangiaeu^ntases der Agramer
ÜDiTerntAt, D» in l<>t«t^r 7Mt FäUc vor^ekoraroen and» diss ans Cis-
leitbanien (^ebürtijc« studierende, ungeachtet sie die Maturitatspröfung
au einem Uj'niDawium <ter im Eeicbsratb«.^ vertretenen Königreiche and
r:iriri«'r tili 1]t lip Tj.!ui.'n haben, auf Gmnd eines Abg-angs Zeugnisses der
fürt an einer hierlandisrcn Universität immatii-
^ ich mich veranlasst» das Dekanat aufmerksam
»ü iiufciiirn, ilüÄs studierenden der Hechte» welche österreichische Staats*
»T^gehöri^e sind, die Immatrikalation an einer Universität der im Reichn-
fien Königreiche und LÄndev aof Grund eines Äbgangs-
i Afrramer Universität nur dann zu gestatten ist^ wetin
aif' • iniiniiren Studierenden entweder die Maturitätsprüfung an einem
hierlindtgen Oynmaeium bestandeD oder die auitnahniäweise Anerkennung
ihro« anderwärts erworbenen Maturitätszeugnisses im Sinne dea Mini-
stcrial-Brl. v. 8. Mära 1869, R. G. Bl. Nr. 31 erwirkt Uab^n
Kth... .Ls Min. für C. uud ü. vom 14. Mai 1882. Z, 7926, b«.
txcü ng bei Vorlage der alatistischen JahresattiWGiiüe über
die die au&er dem Yerbftndo einer Hoobscbule steheudtjn
tb*r Facultäten« die tecbniscben Hacbscbulen und die Hocb-
scbui iencultur, 8. Verordnungsblatt XI, S. 88.
Üeseti vom 28. Februar 1882, betreffend die k* k. Karl Ferdi-
nand«-lTni?*^rsitjit in Prag, §, 1, Vom Beginne des Wintersemesters
18B2
k. a
Ferduiai) \]ji- 1
Sprache . an i
richteaprv >
^blieben
adciri
^rag zwei Universii&teu besleben, nämlich die «k.
«and»* Universität'' und die «k. k. böhmische Karl
An der
'heu die
1 h, ■
(»ri'
Unirorsität ist die deutf^chc
• die au8»!ichlieüliche Unt^r-
ii'^n Sprache bleibt jedoch im
MV r-itäten sind raumlich ge-
ujiJ Verwaltung. — S. 2. Ein
v'^nt kann nur <Mnor der beiden Uuiver
lier darf nur an einer der beide^n Uti u
t Bviii; doch kann er auch an der anderen 1 ni; i i: ii, .ils
her Hörer Vorlesimg-en b<*sn*'h*'n, vri»f»n **r ii i l ,r, ;;. ,;»e
M-,' ' .M uiiiirfi «,(hl un |Mf>rr Fni^ ■ '. .■ ' LT immil-
1..; 1 1].' ,i!i 'i'.T uri'T^'fi \']i-.\ '^ '»rlefeuugen
bmu iiiui M> aniur«choen, al» ob er «v nn j^'ocr iniv^Tsiuit frequcn-
484 Personal- und Schulnotizen.
tiert hätte, an welcher er immatrikuliert ist. — §. 3. Das der Prager
Karl Ferdinands-Universität oder einzelnen Facultäten derselben derzeit ge-
hörige Vermögen ist als ein gemeinschaftliches Vermögen der beiden Uni-
versitäten, beziehungsweise der betreffenden Facultäten, anzusehen. Bück-
sichtlich der Stiftungen, deren Verwaltung, Verleihung oder Präsen-
tation dem akademischen Senate, dem Rector oder einzelnen Professoren-
collegien zukommt, sind beide Universitäten gleichberechtigt, insoweit
in den betreffenden Stiftungsurkunden keine einschränkenden Bestim-
mungen enthalten sind. Die näheren Modalitäten der Ausübung der den
beiden Universitäten in Zukunft gemeinschaftlich zustehenden Rechte
in Ansehung der Verwaltung, Verleihung und Präsentation solcher Stif-
tungen werden nuch Einrernehmung beider Universitäten vom Unter-
richtsminister festgesetzt. ~ §. 4. Die an der Karl Ferdinands-Univer-
sität bestehenden wissenschaftlichen Anstalten, Sammlungen und In-
stitute sind jenen Lehrkanzeln zu belassen, mit welchen sie derzeit ver-
bunden sind, wovon der botanische Garten und jene Kliniken ausge-
nommen sind, welche für die deutsche medicinische Facultät nicht noth-
wendig sind, dagegen znr Activierung der medicinischen Facultät der
böhmischen Universität benöthigt werden. Die Beziehungen der klini-
schen und anatomischen Institute zu den Heilanstalten sind nach dem
Grundsatze des gleichen Anspruches beider Universitäten zu regeln. —
§. 5. Die vorstehenden Bestimmungen des Gesetzes sind nach Ma&gab«
der Activierung der Facultäten der böhmischen Universität durchzuführen.
Erlas s des Min. für C und U. vom 22. November 1881, Z. 18101,
betreffend die Behandlung einiger Stipendienfragen an Mittelschulen,
Erlass des Min. für G. und U. vom 18. Januar l8iB2, Z. 941, betreffend
die Behandlung von Stipendien bei Zöglingen der Clerikal-Seminarien,
Erlass des Min. für C. und U. vom 1. Februar 1882, Z. 1797, womit die
Ausfolgung von Stipendienraten bei Stipendien, deren Genuss über die
Studienzeit hinaus zum Zwecke der Erlangung des Doctorgrades oder
des Diplomes an einer Hochschule, beziehentlicti der Lehrbefähigung für
das Lehramt an Mittelschulen zugestanden ist, normiert wird, Erlass
des Min. für 0. und U. vom 17. Februar 1882, Z. 2753, betreffend die
Regelung einiger Stipendien-Stiftungsangelegenheiten, s. Verordnungsblatt
Vni. 61 ff.
Der Min. für C. und U. hat auf Grund der von den Erbaltern
der Landesrealschule in Mährisch-Ostrau abgegebenen Erklärung die mit
Ministerial erlass vom 24. Juli 1877, Z. 11946, für die Landesunterreal-
schule in Mährisch-Ostrau ausgesprochene Anerkennung der Recipro-
cität in Betreff der Dienstesbehanalung der Directoren und Lehrer auch
auf die Oberclassen dieser Anstalt ausgedehnt <Min.-ErI. vom 2. April
1882, Z. 5021).
Personal- und Schnlnotizen.
Ernennungen (März bis Mai 1882).
Die Ministerialvicesecretäre Dr. Franz Freiherr von Werner und
Wilhelm Hanisch zu Ministerialsecretären im Ministerium für C. und
ü. (a. h. Entecbl. vom 26. Februar und 9. Mai 1. J.).
Die Ministerialconcipisten Dr. Franz Bitter von Haymerle, Ju*
lian Holodjnski, Leopold Graf Auersperg zu Ministerialvicesecre-
tären, ferner der Adjunct der Rectoratskanzlei der technischen Hoch-
schule in Wien^ Dr. Johann So n tag und der Ck)ncipist der Statthal-
terei für Böhmen Joseph Paul Schroubek zu Ministerialconcipisten
im Ministerium für C. und U.
Der Ministerialconcipist Dr. Michael Freiherr von Fi doli, iiim
Ministerialrioesecretär und der Concipist der n. 5. Statthalterei Bämnnd
Holenia, sowie der Conceptspraktikant der küstenländischen Statt-
Personnl- und Schulnotizcn.
485
erei Friedrich Freiherr von Sehwe ickhardt zu Min ister ialcon-
pUten im Ministeriam für C. ttii*i C.
Der ord Prof. der b5b mischen teehnitchen Hochschule in Pra^»
Dr. Adalbert Safflf-ik, mm ord. ProL der Chemie mit böhmischer Vor-
tr&gsspmche an der üniv, ia Pm^ (», h. Entschl, vom 25. Februar l.
J,)» Der ft. 0. Prof, an der üniv. in Wien, Dr. Emil Zuckorkandl,
tum ord. Prof. der Anatomie und Vorstand des anatomisclien liiütltutes
an der Univ. in Gras (a. h. Entschl Yom b. Marx I. J.j. Der a o. Prof*
der Kircbengeschichte an der theologischen Facaltät der Univ. in Graz,
Dr. Leopold bchositer, zum ord. Pn»f. dieses Fache» an derselben
Hoeh*chüle (a. h. Entachl, ?om 6. Mär« L J/) Der a, o. Prof. Anton
Waesmuth xum ord Prof. der mathematischen Physik an der Univ.
in Caensowit« (a. h. Entschl. vorn 27. F«'bruar L J.). Der Assiftent ain
pharmakologiachen Institute der Univprsitit in Wien» Dr. ^toseph Lii-
Baraki, «um a o. Prof. der Pharnra: md Pharmakoin><wi<? a« ^fT
ünir. IQ Erakau (a. h, Entschl. von 1. J,). Der ü. o. Prof. Dr.
Aleiander O^onowski zum ord> Pr-'K i- > Metern Cifilrecht«? mit rn-
tbeDitscber Vortra^ssprache an der üniv. in Lcmber^ (a» b* £ntschL vom
37, Min 1. J.). Der a. o. Prot des römischen und öst^rr r?vilrm iifps,
Dr. Ludwig Öchiffner, und der a o. Prof. d«^M detit^« ^r.
AntoD Ritter von V&l de Lifevre, %n ord. Proff, der bei* r
ift der Uuiv. in Innabruck (a^ h. Entuchl. v. 21. April L J.t. Df^r a. o.
Vtof. der pathologischen Anatomie an der Univ. in Krakun, Dr. Thad-
dina Browicz, tum ord. Prof. dieses Fache« an der genannten Univ,
(ä, h. Entschl. vom 2. Mai L J.). Dem a. o. Prof. für semitische Sprachen
und höhere Exegese an der tbeolog". Fac, der Uoiv, in Wien, Dr. Wil-
helm Neu mann, wurde der Titel und Charakter eines ord, Univerti-
bPprofeasörs verliehen (a. h. Entschl. vom 24. ApriU. J.V Dera. o. Prof.
aer Univ. in BreBlau^ Dr. Alwin Schultz, tum ord. Prof. der Kuuftt-
chichte an der Univ. mit deutscher Vortragssprache in Prag^ (a. h.
fichl vom 22. Anril 1. J,)j der Pri?atdocentan der üniv. in Würihurj^,
Vinceni Stroun&l. xum ord. Prof. dt*r Eiperimentrtlphv^ik an der
Univ. mit böhmischer Vortrag^irprachc in Prag (a. h. EntschK vom 21.
April l J.); der Privatdocent an der Univ. in Straßburg« Dr. Sigmund
Wroblewaki, aum ord. Prof. der Physik an der Univ. in Krrtkau ia.
b. Ent»ehL vom 22. April 1. J.).
Der Prof der Staat^i^i^wcrlioschüle in Reicbenbcrg, Maiimilia i
Kraft, unm ord. Prof. dft meohnnischen Ttmhnologie an der k. k. tech-
nischen Hoc)i8chii' " rin fa. h. Entschl* ?om 7, April l J-). DerMi-
nisteriftlmth im ' ui fOr C, und ü., Dr. Emannel Hermann,
mit Bt-bäsung- sei in- incla un l ^^-"-■- - -*^ -i Prof. fUr Nation aluko*
nomie an H<*r tochn Hochacbub' il vom 24. April b JX
Der Önpplcnt an der Helu-i..-,.-.,.,i... .,_...- m Ülmtltx» Dr. Adal-
bert Vyiin, tum Prof. an diaaer Lehranntait (a. b. Bntscbb vom
11. Mirz 1. J.).
Der ord. Prof. des Straßen- und Wassertiaues an der techn. Hoch*
schule in Wien Oberbaurath Anton Beyer zum Sectionsrath im Mini-
tierinm des Innern unter gleichtcitiger Verleihung des Titels und Cha-
mktera eines Ministerialrathes (a. h. EnlachL vom 22. Mir« 1 J.).
Zum Mitgliede der judiciellen StAatsprüfangscominiacion in Prag
d«r k. k. Oberlandesgerichtj^nitb Heinrich Proscbek, in Csernowitx
dfT Lar *--'-** -.rh Julian Trompeteur.
/ ier k. k. ^vigg. Gymnadialpräfungvcommission in
Krakau itaprof. Dr. Alois von Alth.
/ r fftr böhmische Spracht' bei der k. k. wi s. Real-
Kholpr um in Wien der Universitätspror , Hornith Dr*
Pranx l Miklosich.
/ 'lern der Commisston lar Vornähme der strengen PrQ-
fnngcn ^DtptontbprOfungen) aus den GegenstAnden der chemischen Fach-
486 Personal- und Schulnotisen.
schule an der technischen Hochschule in Wien hin auf Weiteres die Proff.
A. Bauer, A. Kornhuber, J. Oser, J. Pohl, J. Radinger, £.
Beitlinger, F. Toula, P. Weselskj, Honorardocent F. Kitter r.
Uöhnel, femer Oberbergrath A. Ezeli und M. Matscheko, vormals
Präsident des n. ö. Gewerberereines.
Zu Mitgliedern der Commission zur Vornahroe der strengen Prü-
fungen behufs Erlangung eines Diplomes aus den Gegenständen der In-
genieurschule an der techn. Hochschule in Brunn die Proff. J. £. Brik,
B. Feigel, £. Hellmer, A. Makowskj, G. Niessl you Mayen-
dorf, G. Peschka, K. Prentner, A. Prokop, J. G. Schön, Tb.
Weiß, G. Wellner und die Fachmänner Hofrath M. Ritter von Pi-
scbof, Oberbaurath J. Ritter von Walter.
Zu Mitgliedern der Commission für die II. Staatsprüfung aus
dem Ingenieuroaufache au der k. k. technischen Hochschule in Wien
Hofrath Eduard Verida und Baudirector Karl Prenninger.
Der bisherige erste Präses der k. Akademie der Wissenschaften
in Krakau, üniversitätsprof. Dr. Joseph Major, zum ersten Präses auf
die weitere Functionsdauer von drei Jahren (a. h. Entscbl. vom 9. März L J.)«
Der Min. für C. und ü. hat aus dem für das Jahr 1881 für
Künstlerunterstützung zar Verfügung gestellten Credite den nachbe-
nannten Künstlern Stipendien zugewendet: dem Maler Wilhelm Ber-
natzik, dem Dichter Svatopluk Öech, dem Maler Anton Chitussi,
dem Schriftsteller Karl Erdmann Edler, dem Maler Wilhelm Grog 1er,
dem Tonkünstler Dr. Franz Marschner, dem Dichter Franz Nissel,
dem Maler Ludwig Obersteiner, dem Dichter Ferdinand von Saar,
dem Dichter Max Singer, dem Maler Georg Teibler, dem Ton-
künstler Felix Weingartner Edler von Münzberg.
Die Zulassung des Oswald Zingerle als Privatdocent für deutsche
Spruche und Literatur, des Dr. Hugo Spitzer als Privatdocent für
Philosophie und des Dr. Franz Streintz als Privatdocent für Physik an
der philosophischen Fac. der üniv. in Graz wurde bestätigt, desgleichen
die des Dr. Max Ungar als Privatdocent für höhere Mathematik an
der philos. Fac. der Univ. in Wien, des Dr. Ottokar Chiari als Pri-
vatdocent für Laryngoskopie und Rhinoskopie an der medicin. Fac der
Univ. in Wien, des Dr. Joseph Wackernell als Privatdocent für
deutsche Sprache und Literatur an der philos. Fac. der Univ. in Inns-
bruck, des Eugen Hultzsch als Privatdocent für orientalische Sprachen
«n der philos. Fac. der üniv. in Wien, des Assistenten am physikalischen
Institute der üniv. in Prag, Dr. Ottokar Tumlirz, als Privatdocent
für Physik au der philos. Fac. der üniv. in Prag, des Dr. Hugo Pr am-
ber ger als Privatdocent für das Gebiet der Brastkrankheiten an der
medicin. Fac. der üniv. in Graz, des Dr. Ernst Hruza als Privatdo-
cent für römisches Recht und österr. Privatrecht an der jurid. Fac der
Univ. in Wien, des Dr. Joseph Blass als Privatdocent für Mineralogie
und Petrographie an der philos. Fac. der üniv. in Innsbruck, des Dr.
Adolf Menzel als Privatdocent für österr. Civilrecht an der jurid. Fac.
der Univ. in Wien, des Dr. Emil Berger als Privatdocent für das
Gebiet der Anomalien, der Refraction und Accommodatiou des Auges an
der medicin. Fac. der Univ. in Graz, des Dr. Michael Pet sehen ig als
Privatdocent für das Gebiet der class. Philologie und des Dr. Emil
Heinricher als Privatdocent für das Gebiet der Botanik an der philos.
Fac. der üniv. in Graz, des Dr. Ladislans Szajnocha als Privatdocent
für Geologie und Paläontologie an der philos. Fac der Üniv. in Krakau.
Die Ertheilung der venia legendi an den Privatdocenten für österr.
Civilprocess Dr. Alexander Janowicz für das Gebiet der deutschen
Reichs- und Rechtsgeschichte an der jurid. Fac. der Univ. in Lemberg
wurde genehmigt
Die Zulassung des wirkl. Lehrers an der Staatsgewerbeschnle in
Bielits, Wilhelm Kai mann, als Privatdocent für die chemische Techno-
Jogie des Wassers an der techn. Hochschule in Wien wurde bestätigt.
Per&onul- und Schnlnotizen.
487
Di« Zal&ssnng des Dr« Theodor Ritter von VVeinzierl als Pn-
Tttdocint für daa gesninmte Gebiet der Botanik an der Hocbsohu!« för
Bodencultur in Wien wurde bestätigt, desgleichen die dm Dr. Gnsta?
Adolf Koch als PriTatdocent für Geologie in Verbindung mit Mtnem-
logi« und Petrograpbie an derselben Uochsehule,
Der Ministerialsecretar im Miniateriurn för C. nnd ü, Dr. Erich
Wolf lum Statthaltereirath und Eeferenten für die administrativen und
Ökonom tdchen .Sohulangelegenbelten für Niederöster reich (a. h. Eutschl.
vom 2G. März l Jo^
Der MinisterialficeftecretÄf im Ministorium für C. und U. Vincenj
Gr:if Ba il]dt*La(our lum Statthalteroirath und adminiätrativt^i Re-
fgrenten bei dorn dalmatinischen Landesscbulrath (a. h^ Entschl, vom
26. WkTi l J.).
Der Domschülasticus Franz Seh ein dl zum Mitgliede des SiOig*
burger Landesscbulratbes auf die restliche Dauer d^^r gegenwartigen
Functioniiperiode (a. h. EnttcbL vom 20. Februar L J.).
Der Titularregierungsrath und prov* Directcrr der theresianischen
Akademie« Dr. Paul Gau t seh von Frankenthurn, lum wirkl Ite-
gierungsrath und Director dieser Anstalt (a. h. Eutschl. v. IL Mär« I. J).
Zum Lehrer ara griechisch-oriental. Obergjmn. in Suczawa der
Supplent daseibat, Dr. Animpodist Dasckiewics.
Der an der ätaataoberrealscbule im n. Bezirke in Wien entbehr-
lich gewordene Prof. Walther Vernaleken wurde in gleicher Eigen-
Schaft an die Staatsrealschule im IIL Bezirke versetzt,
'^um Prof. und Fach vorstände an der Staütsgewerbescbule in Gra*
der Ar^'hitekt Friedrich Koenig in Wien, jum wirkl. I*ehrer fflr kunst-
5 1-' Formenlehre, Frtihand' und kunstgewerbliches Zeichnen an
< -cbule der Architekt Anton Heimesaen in Wien, ^um wirkl,
L( tiri^r ticr Bau Wissenschaften an der St^atsgewerbeschule in Ciemowit^
der 8ui)pl«fnt an d«!r genannten Anstalt Erich Kolbenheyer.
Zum wirkt. Lehrer an der nautischen Schule in Lussiitpiccolo der
ISuppIent an d«r &jt&atsrealschule in Görz Vincent Giaia.
Ziun ühanmchuUebrer an der Lehrerbildungsanstalt in LembiTg
der l 1 Heitrer an derselben Lehranstalt Gregor Zartyckij tu
Obuii^; feriniien ander LebreriuneDbildungsanstalt in Ciernowitt
die i!>um'it;iiuua«n Leontine Strtelbickaf Emma Sooolcan und
Louise liuff.
Aassdicbnungen erhieU#ii:
Der ord. Prof an der üniv, in Prag, Regierangsratb Dr. August
ßroisky^ in ern«>uertcr Anerkennung »einer ansgeseicbneten WirksamkHt
den Titel und Charaktür eines Uofrathes (a. h. EntschL v. 4. M&rx l J.).
Dem ord. Prof. an der Univ. in Prag, Dr. Theodor Klebs^ wurd«
aus Anlnss der von ihm Dai^ n Enthebung vom Lebramte die
A. h. Anerkenn nn^ !M»ine9 vor, i Wirkens im I^ehramt« und der
Hsscnschaft a.; l-^n (a. h. hiiUcbL v. 16. Man K J»).
Dem Act Wiener üniversitÄtBkanxlci, Rieh. Toma sehe k,
vufde in Anerkenn miL' si*iner eifrigen und ersprießlichen Dienstleistung
der Titel einen kaiserlichen RathRä verliehen (a. h, Entschl. t. 16^ Man
1. J.).
S«iQe k. und k. apoet. Maie^täi haben den JL Band des östcrr.
Strafprüc*»ii8ri»chtt»K vom k. k. a. o iJnivLTHitÄisprof, in Wü-n. Dr. Sal«iinon
488 Nekrologie.
Mayer, der a. g. Annahme zu würdigen und dem Verf. in Anerkennnng
seiner wissenscbaftlichen Leistungen auf diesem Gebiete die Medaille fQr
Kunst und Wissenschaft zu verleihen geruht
Dem Begierungsrathe und ord. Prof. der techn. Hochschule in
Wien, Dr. Hermann Blöd ig, wurde anlässlich seiner aufsein Ansuchen
erfolgten Versetzung in den bleibenden Ruhestand der Ausdruck der
a. h. Zufriedenheit oekannt gegeben (a. h. Entschl. v. 19. März 1. J.).
Dem Statthaltereirathe und administr. Ref. bei dem dalmat.
Landesschulrathe, Dr. Franz Bitter Ton Daniio, wurde aus Anlass seiner
Übernahme in den bleibenden Ruhestand die a. h. Zufriedenheit für
seine vieljährige, eifrige und ersprießliche Dienstleistung ausgesprochen
(a. h. Entschl v. 26. März 1. J.).
Dem Director der Staatsgewerbeschule in Brunn, Eduard Wilda,
in Anerkennung seines rerdienstlichen Wirkens auf dem Gebiete des
gewerblichen Bildungswesens der Titel und Charakter eines Begierunga-
rathes (a. h. Entschl. v. 27. März 1. J.).
Dem Prof. am Staatsgymn. im IX. Bezirke von Wien, Joseph
Machold, den Titel eines kaiserlichen Bathes (a. h. Entschl. ▼.
1. April l. J.).
Dem Director desGymn. in Hernais, Anton Fleischraann, das
Bitterkreuz des Franz Josephs-Ordens, dem Director des 1. Staatsejmn.
in Graz, Dr. Franz Pauly, und dem Director des theresianisohen Gymn.
in Wien, Dr. Alois Bitter Egger von MöUwald, den Titel eines BegierangB-
rathes, in Anerkennung vorzüglicher Dienstleistung (a. h. Entschl. t.
9. April 1. J.).
Dem 0. ö. Prof. der Physik an der.üniv. in Erakau, Dr. Stephan
Kuczynski warde aus Anlass seines Übertrittes in den bleibenden
Buhestand die volle a. h. Anerkennung seiner Verdienste um das Lehramt
und die Wissenschaft ausgesprochen (a. h. Entschl. v. 22. April 1. J.).
Dem Director des Gyron. zu Trient, Budolf Pich 1er, und dem
Director des Gymn. in Gtörz, Theodor Pantke, wurde in Anerkennung
ihres sehr verdienstlichen Wirkens der Titel eines Schulrathes verliehen
(a. h. Entschl. v. 26. April 1. J.).
Dem a. o. Universitatsprof. in Pr&gf Dr. Gottfried Bitter von
Bittershain, wurde aus Anlass seiner Versetzung in den dauernden
Buhestand in Anerkennung seiner vieljährigen verdienstlichen Wirk-
samkeit im Lehramte der Ausdruck der a. h. Zufriedenheit bekannt ge-
geben (a. h. Entschl. v. dO. April l. J.).
Dem mit Titel und Charakter eines Ministerialrathes ansre-
zeichneten ord. Prof. des Bibelstndiums des neuen Testamentes an der
Wiener Univ., Dr. Karl Werner, wurde aus Anlass seines Übertrittes
in den bleibenden Buhestand die a. h. Anerkennung für seine vorzüg-
lichen Leistungen im Lehramte und in der Wissenschaft ausgesprochen
(a. h. Entschl. v. 7. Mai 1. J.).
Dem Primararzt am städtischen Erankenhause in Triest, Dr. Karl
Liebmann, wurde der Titel eines Professors verliehen (a. h. Entschl.
V. 15. Mti L J.).
Nekrologie.
Am 3. März 1. J. in Paris der Historienmaler Faustin Besson
60 J. alt, und der Schriftsteller Marc-Bayeux, Verfasser von Bo-
manen und Dramen, 53 J. alt.
Am 7. März 1. J. in Prag der Professor an der ersten deutschen
Oberrealsohule daselbst, Bernhard Schein pflüg, durch seine histo-
rischen Arbeiten und seine HilfsbQcher für den deutschen Unterricht
bekannt, 72 J. alt, in Wiesbaden der Schriftsteller Adolf Bahn, der
viele französische Dramen für die deutsche Bühne bearbeitete, 68 J.
alt, und in Edinburgh der bedeutende Sanskritist, John Muir, 72 J. alt.
Nekrologie. 489
Am 10. März ). J. in Erlan^n der a. o. Prof. der Medicin an
der dortigen Univ., Dr. Max Anton Winterich.
Am 13. März 1. J. in Weimar der ehemalige Prof. am dortigen
Gjmn. Dr. Karl £ Putsche, besonders darch seine lateinische Gram-
matik bekannt, 75 J. alt, und in Elberfeld der Director der dortigen
Realschule, Dr. Ludwig Schacht, ein ausgezeichneter Pädagoge, 56
J. alt.
Am 16. März 1. J. in Wien der Cirilingenieur Bndolf Schiff-
korn, durch zahlreiche Erfindungen auf dem Grebiete der Mechanik
verdient, 65 J. alt.
Am 18. März 1. J. in Wien der Prof. an der Wiedner Comrau-
nalrealschule, Vincenz Kletz7n8ki,ein bedeutender Chemiker, 56 J. alt.
Am 21. März 1. J. der Prof. der Rechtsphilosophie an der Univ.
in Wien. Hofrath Dr. Moriz Hey ssler, als Lehrer und edler Charakter
hochgeschätzt, 67 J. alt
Am Sft. März 1. J. in Wien der Regierungsrath Prof. Dr. Alois
äembera, Lehrer der böhmischen Sprache und Literatur an der Wie-
ner Univ., durch seine Schriften über böhmische Literatur verdient, 75 J.
alt, und in München der berühmte Historienmaler und Radierer, Eugen
Neureuther, 76 J. alt.
Am 24. März 1. J. in New -York der berühmte amerikanische
Dichter Henry Wadsworth Longfellow, 75 J. alt.
Am 26. März 1. J. in Wien der dramatische Dichter Leopold Weid-
mann, 1801 zu München geboren, und in Stans der tirolische Volks-
dichter Hans 0 brist, ein Bauer, 84 J. alt
Am 28. März 1. J. der Bischof in Christiansund, Jörgen Enee-
bretsen Mos, als Dichter und Sammler der norwegischen Volks-
märchen verdient, 69 J. alt
Am 31. März 1. J. in München der Lycealprof. Kaspar L. Eilles
ein geschätzter Mathematiker, 77 J. alt, in Karleruhe der Director der
dortigen Kunstgewerbeschule, Gustav Kachel, 39 J. alt und in Paris
der rühmlich bekannte Maler und Prof. an der Akademie der schönen
Künste daselbst, Heinrich Lehmann, 1814 zu Kiel geboren.
Am 3. April 1. J. in Schwerin der beliebte Liedercomponist Fr.
W. Kücken, 72 J. alt
Am 4. April in Rom der geschickte Medailleur Wittig, ein ge-
borener Österreicher, 36 J. alt.
Am 5. April 1. J. in Paris der gesehätzte Nationalökonom , Se-
nator F. Le Play, 76 J. alt
Am 6. Aprü l J. in Berlin der große Bildhauer Prof. Dr. Fried-
rich Drake, 75 J. aU.
Am 7. April 1. J. in Dublin der irische Volksdichter Denis Flo-
rence M' Carthy, 62 J. alt
Am 9. April 1- J. in Paris der Director der Ecole des Chartes,
Jules Qu ich erat, durch seine zahlreichen Schriften über lateinische
und französische Literatur und Qeschichte hochverdient, 68 J. alt
Am 10. April 1. J. der deutsche Reisende Kleinschmidt, der
im Neubritannien- Archipel für das Museum Qoddefroy in Hamburg sam-
melte, auf der Insel Utawaia von den Eingeborenen ermordet.
Am 13. April 1. J. in Rizdorf bei Berlin Bruno Bauer, der Verf.
der Kritik der evangelischen Geschichte des Johannes und der Kritik
der evangelischen Synoptiker, 74 J. alt.
Am 14 April L J. in Wien der ausgezeichnete Blumenmaler An-
dreas Lach, 66 J. alt
Am 15. April 1. J. in Wien der ehemalige Director der there-
sianischen Akademie daselbst, Hofrath Dr. Alexander Ritter von Paw-
lowski, 51 J. alt, und in Dresden der humoristische Schriftsteller und
Kunstkritiker, Theodor Dro bisch, 71 J. alt
Am 19. April 1. J. in Berlin der a. o. Prof. an der theologischen
FaculUt der Univ. daselbst, Dr. J. K. W. Vatke, 76 J. alt, und in
490 Nekrologie.
Down der große Naturforscher, Prof. Charles Bohert Darwin, am 12.
Fehraar 1809 zu Shrewsbury eeboren.
Am 20. April 1. J. in Leipzig der a. o. Prof. der Philosophie an
der dortigen Univ., Dr. Tuiscon Ziller, als philosophischer una päda-
gogischer Schriftsteller ausgezeichnet, 65 J. alt.
Am 21. April 1. J. in Berlin der geschätzte Bildhauer Carl Hein-
rich Möller, ein Schüler Rauchs, 79 J. alt.
Am 23. April 1. J. in Breslau der ProYinzialschulrath, j^eh. Be-
fierungsrath Dr. Wilhelm Dillenburger, als Interpret des Horaz be-
annt, 72 J. alt.
Am 24. April 1. J. in Greifswald der Prof. an der Univ. daselbst,
Dr. F. L. Hünefeld, 84 J. alt.
Am 25. April 1. J. in Wien der emeritierte Prof. der Geschichte
an der Univ. daselbst, Joseph Ritter von Aschbach, als Fonidier,
Lehrer und edler Charakter eleich aus^zeichnet, am 29. April 1801
zu Höchst a. M. geboren, und in Leipzig der Prof. der Astrophysik an
der dortigen Univ., Dr. Friedrich Zöllner, ein geschätzter Gelehrter
und Fachschriftsteller, 47 J. alt.
Am 28. April 1. J. in München der Historienmaler Thomas Gug-
genberger, 67 J. alt
Am 29. April 1. J. in Wien der geschätzte Landschaftsmaler
Ludwig Halauska und in Dresden der Appellationsrath a. D., Dr. Karl
F. Heydenreich, früher Prof. an der jurid. Fac. der Univ. in Leipzig,
81 J. alt.
Am 30. April 1. J. in Paris der Historienmaler M. L. Detouche,
67 J. alt.
Im April 1. J. in Warschau der namhafte Jurist, Yalenty Dut-
kiewicz, Prof. des Civilrechtes an der dortigen Univ., 85 J. alt.
Am 2. Mai 1. J. in Dresden der Director der k. Porzellan- und
Geiäßsammlung, E. J. E. Claus, ein geschätzter Kunstschriftsteller.
Am 7. Mai 1. J. Franz Guessard, Verf. einer provenealischen
Grammatik und eines Dictionnaire des |)rincipales locutions de Moli^re,
37 J. alt, und in Berlin der Generalmajor a. D., Freiherr von Meer-
heimb, ein bedeutender Militärschriftsteller.
Am 12. Mai 1. J. in Berlin der ord. Prof. der Chirurgie an der
Univ. in Greifswald, Dr. Karl Hüter, 44 J. alt.
Am 17. Mai 1. J. in Wien der k. k. Baurath Karl Junker, Er-
bauer von Miramare und des Kaiser Franz -Joseph-Hochquellenäquaducts
bei Wien, 55 J. alt.
Am 18. Mai 1. J. in Berlin der geh. Regierunesrath und vor-
tragende Rath im Unterrichtsministeriam, Decernent über Universitäts-
angelegenheiten, Dr. Göppert, 45 J. alt.
Am 23. Mai in München Frau Maria Arndts von Arnesberg, geb.
Vespermann, in erster Ehe mit Guido Goerres, in zweiter mit dem 1878
verstorbenen Romanisten Hofrath Arndts, Prof. an der Univ. in Wien,
vermählt, als Componistin und Dichterin bekannt, 59 J. alt, in Cann-
stadtder beliebte Romanschriftsteller, Edmund Hoef er, 63 J. alt, und in
Wien der suppl. Lehrer am theresianischen Gymnasium, Joseph Lad ein,
ein hoffnungsvoller, strebsamer, von seinen Lehrern und Collegen hoch-
geschätzter junger Mann, 27 J. alt.
Am &. Mai 1. J. in Paris der Kupferstecher Narcisse Lecomte,
88 J. alt
Am 26. Mai 1. J. in Weimar der geh. Hofrath und Oberbiblio-
thekar, Dr. Adolf Scholl, durch seine Arbeiten auf dem Gebiete der
Sophokles- und Götheliteratur verdient, am 2. September 1805 in Brunn
geboren, und in Jena der a. o. Prof. an der Univ. daselbst, F. Sie her t,
ein namhafter Psychiatriker, 53 J. alt.
Im Mai 1. J. in Paris der Historienmaler Charles Lefebvre,
77 J. alt.
Erste Abtheilung,
Abhandlungen.
Zu griechischen Inschriften, besonders kleinasia-
tischer Herkunft
ni.
Unechte Olympien.
In der Archäologischen Zeitnng 1879, S. 132 ist unter
Nr. 261 eine Inschrift aus Olympia yeröfifentlicht, welche leider sehr
fragmentiert ist, die aber anscheinend eine Verordnung über Eampf-
spiele enthält und zwar über g}'mnisclie, hippische, musische und
scenische. Der Herausgeber, welchem die richtige Zusammen-
fügung der zwei hauptsächlichen Bruchstücke verdankt wird, hat die
Urkunde ohne weiteres auf die Olympische Feier selber beziehen
zu können geglaubt und bezeichnet als die bedeutendste der da-
durch erwiesenen Thatsachen die Existenz sehr mannigfacher mu-
sischer und scenischer Agone zu Olympia in der Eaiserzeit. Hier
ist zunächst die Inschrift mit ihrem Lemna, und zum Theil mit den
Ergänzungen des ersten Herausgebers.
^«Fragmente einer weißen Marmorplatte, von 0,155 Dicke,
a. 0,28 h. 0,10 br. gefunden am 17. Mai 1878 in der Krypta (wohl
der Stadioneingang), b. 0,34 h., 0,21 br. gefunden 23. April 1879,
verbaut über der Nordhälfte der Stoa Poikilo c. 0,06 h., 0,12
br., gefunden 4. Juni 1879 im Süden des Zeustempels". Wohin c.
geh<)rt, bleibt unbekannt.
vav nytoviC \z^
toivai? inl Toy äydh^tt) a\y^
{|((rea>c orcidiov dviQ{fuv
Z«iisc^ft f. d. AiUrr. Gymn. 1882. Vit Htfl. ^^
492 Zu griechischen Inschriften usw. Von G, Hirschfeld,
a 7i]^VTad-kog «yJpaJv, nctXrj
1 1 7r]i/yfti} ay<f(w3y, 7iavxQaTto[v
ö]7iXLtrig, l7r^lnix]ov äk xÄij?, aw(OQlgt T4&Qi[nnov
ov 7ta\ C^utatß])., inoxr^ rdiv ngog aXkiiXovg
rjg navrj{y)v(](UÖj]g yHviaihtüOav h Nian6X[ii ,., rj fih .. . . 10
, .Tüiv ttyat]v(üv ^ft^Qff no\ßn]^v ayittoanv (ig ro KaiadQ]€iov
x«l ol nXXoi ^io)[l T]fig noXetog xara, ro avvrj&[€g
a]xrivix6v nyo}j[vi]ovfji€voi fxeui Tijg idlag ixa^-
yia\ajHyoif6{f^y^al 6 ^varaQ/fig (n&oi «ywv...
(ü f) TToXtg ^^{a\avT€g äk 2eßaati^ Ktt(atto[i 15
TiO^inrfg iwi/i^r aaXnixT^ ind^Xü) (?) v
t]/) (F* ixofjiivTi [[«] yttjviC^a&toattv x*^«^t(T[r«l . . .
x]vxXi<oVy ixofii\vrj xi&ttQiaral xvxXioi tna^Xov
fy ff/lf iyjo/n^vri ol ttvTol xal xXiJQog x(ü[f>i(oäbiv
...V xXrjnog xw^/JfwJcTeSy Iv nXcia/uari, ^/o^^vj 20
.,.vri TQaytoäo(^ ^na&Xov A / ixofiiv[^. . .
. . .OTM ^Tia&XoJM ^ ^ ^X^l^^ÄV
aTovdian\^,ov lx^fJi[^VTji
.« xiXrjTi 7i{j(oXix(p
SolfAttTl t€Xf/[t([) 25
c
aij N€tt7ro[X
tiy](ov€0-iTai> xai tt
C[fifii'Ova&(o oao . . .
Xa]fAßttvit(MHao
aai 80
Von den Ergänzungen des Herausgebere führe ich noch fol-
gende wenn auch vielleicht nur dem Sinne nach zutreffende an :
Z. 5. Tfjg (div a'9X']r}a€(og
Z. 17 f. xi&aQta[Tttl xal avXriTal nXi^v roh x'lvxXCtov
Z. 12 ff. war wohl die Ordnung der no^ni} vorgeschrieben,
wie das z. B. auch in der Mysterieninschrift von Andania der Fall
ist. Lebas II 326, a §. 6.
Ob die Breite des Steines wirklich „sehr bedeutend*'
war scheint mir aus mehreren Gründen unsicher. Das t adscriptum
fehlt durchgängig; der Schriftcharakter weist die Inschrift mit liem-
licher Bestimmtheit in den Anfang der Eaiserzeit — den dann auch
der Inhalt Z. 15 bestätigt. Für die Beziehung der Inschrift auf
Olympia ist einzig und allein der Fundort geltend zu machen,
gegen diese Beziehung spricht alles Andere: wir kennen weder
einen musischen noch einen scenischen Agon in Olympia, wofür ich
allerdings absichtlich nicht den Pausanias ins Feld führen will, son-
dern erstens die ausdrückliche Angabe bei Sueton, Nero c. 23 : Olym-
piae praeter consuetudinem musicam agona commisit, eine
Angabe, mit der man sich kaum so abfinden darf, wie das Arch. Z.
a. 0. S. 133, 7 geschieht. Femer findet sich unter den zahlreichen
Zu griechischen Inschriften osw. Von G. Hifsd^fM. 498
Siegern auch späterer Zeit, die wir kennen — unter den nur in-
schriftlich bezeugten sind jetzt mehr als 20 aus der Eaiserzeit —
kein einziger, der in einem musischen oder scenischen Wettkampf
gesiegt hätte. Der Herausgeber hat zwar dafür Arch. Zeitg. 1879,
S. 210, n. 331 in Anspruch nehmen wollen :
IleiaaXoi ZneQxeiov d/niiLiovog eivexa fioX/r^g. '0Jl(t;fi7rt-
adi) 253 (= 233 n. Chr.) und die Datieiiing kommt ja bei spä-
teren Olympioniken vielfach vor (Arch. Zeitg. n. 27, 28, 48, 68,
119, 146, 230 — Ol. 190 frühest datierte — 356, 369), ebenso
wie auch bisweilen — freilich selten — die Landsleute den Sieger
weihen (Arch. Zeitg, 229 - Pausan. VI 15, 6 ; und n. 267). Aber
beides trifft auch auf Ehrenstatuen zu : für die Datierung vgl. Arch.
Ztg. n. 13 — Ol. 216 früheste datierte — 24, 44, 102, 274, 330,
353) ; fQr das andere bedarf es keines Beispiels. Das Entscheidende
ist, dass in der Inschrift von keinem Siege die Rede ist : Spercheios
hat untadelig gesungen, wohl auf die ^Pisaeer^ selber, die ihm nun
danken, wie so lange vorher die Athener dem Pindar. Ebenso wenig
gehört hieher das Epigramm Arch. Ztg. 1880 n. 339 aus dem zwei-
ten Jahrhundert n. Chr. :
etägvfuu ßovXrjg V^ij^^ *OXvfinia6og.
Denn wie könnte eine Siegerstatue, ein vTtofivrjfia Tfjg v/xijg,
das dem Sieger frei steht, das er später öfter, früher vereinzelt auch
als Anathem bezeichnet ^) von der Ol. Bule decretiert werden, wie
das bei Ehrenstatuen so gebräuchlich ist?
Ich will kein zu großes Gewicht auf Tthrad'log avd^wv Z. 6
legen, obgleich es doch in Olympia nur einmal ganz vorübergehend
ein niwa^hov von Knaben gegeben zu haben scheint (Paus. Y 9,
1); denn diesen Zusatz könnte man wohl aus Gewohnheit gemacht
haben, freilich scheint auch dagegen das einfache ojtJiiTfjg in Z. 8
zu sprechen. Gravierender ist, dass in Z. 7 der ^tvyfiij avdqwv un-
mittelbar das nav%Qa%iov folgt; denn da das arddtov dvÖQWv Z. 4,
mit welchem die Aufzählung nach den Resten unzweifelhaft be-
gonnen hat, zeigt, dass die etwaigen Knabenkämpfe nach denen
der Männer genannt waren, so ist also von einer Ttvyiurj der Kna-
ben in der Inschrift keine Rede gewesen. Und doch können wir
diese Kampfart nicht blos für Olympia überhaupt, sondern auch ge-
rade noch für das erste christliche Jahrhundert constatieren (Arch.
Zeitg. 1877, n. 50).
Ist 68 femer denkbar, dass in einem Agon wie dem Olympi-
schen, der seinem innersten Wesen nach ein atBq>ayiTrig ist, enad^
la gegeben werden, und vielleicht sogar in einem so alten Wett-
kampf, wie derjenige der adkmyxtai es in Olympia ist, (Ol. 96)?
Und NecLTiolig, wie der Herausgeber wegen Z. 26 mit Recht auch
Z. 10 liest, das Kaisareion Z. 11, die &€oi rfjg Ttolstjg, wie sollten
*) S. A. Furtwängler» Mitth. d. Athen. Instit, V, S. 30, vgl. K.
Porgold, Arch. Zeit 1881, S. 89.
494 Zu griechischen Inschriften usw. Von G. Hirschfeld,
die nach Olympia kommen, die &eol sogar, wie es den Anschein hat,
(Z. 12) in der TTOfiTi^Theil nehmen „nach gewohnter Weise" ? Endlich
die olympische Feier dauerte im ganzen f&nf Tage (Krause § 8) eine
Angabe^ die für die spätere Zeit zu verlassen, gar kein Grund ist.
Die hier vorliegende Feier hat sich unter allen Umständen auf mehr
Tage ausgedehnt Nein, die Inschrift bezieht sich nicht auf die
elischen Olympien; aber worauf bezieht sie sich denn und wie kommt
sie nach Olympia? Sind etwa '0^i;fi7riagemeint, welche nicht auf der
Altis gefeiert wurden? Es gab deren keine geringe Zahl, ebenso wie
nicht wenige Pythien, wofür ich hier nur auf Krause und den Index
des C. J. Gr. zu verweisen brauche. Gehören auch die meisten der-
jenigen, von welchen wir noch wissen, erst der Kaiserzeit an, so
gab es doch auch solche, welche sehr viel früher entstanden sein
m&ssen. Frühe Olympien gab es zu Athen und vielleicht auch zu
Kyrene, Pythien zu Sikyon, wofür ich der Kürze wegen nur auf
&ause verweise ; ^OXviuTCiaxol dywveg werden auf einer Inschrift
von Tegea genannt C. J. 1513, welche wohl ins IV. Jahrh. v. Chr.
gehört. Freilich brauchen diese des Namens wegen gar nicht mit
dem elischen Olympia zusammenzuhängen, wie andererseits denn
auch später Spiele zu Ehren Hadrians lediglich nach dessen Bei-
namen als olympische bezeichnet werden konnten. Doch ist es aus
jenen frühen Beispielen so viel klar, dass es sich nicht immer um
bloße Prunknamen handelte, wie Eckhel (D. N. IV, S. 425) für die
späte Kaiserzeit das gewiss mit Recht behauptet hat. Was hat es
nun mit ernstlichen nicht elischen Olympien, wie man zur Unter-
scheidung von hohlen Namen sagen mag, auf sich ? Meyer in der
Encyclop. III, 3 S. 324 und nach ihm Krause S. 203, 2 begnügen
sich mit der Bemerkung, dass Einrichtung und Anordnung derselben
nicht überall nach den echten Olympien geschah. Dabei darf man
sich indessen nicht bei-uhigen; war etwa der Name vogelfrei ? Konnte
ihn von jeher jeder haben, dem er gefiel ? gewiss nicht! Eine
bestimmtere Antwort darauf geben mehrere neuerdings in Delphi
gefundene Inschriften, welche im V. Band des bulletin de T^cole
Fr. veröffentlicht sind. Die erste derselben (S. 300 ff.) bezieht sich
auf die Einsetzung der Soteria in Delphi nach Besiegung der Ga-
later 279/8 v. Chr. : die Chioten beschließen auf den Antrag aeto-
lischer Gesandter dix^ad'ai t^v inayyeXiav r.al zov dyluiva tüv
2onriQio)v ov] || Ti&saaiv ^ItwXoI vniq re zov Uqov tov IAtvoX'
Xiovog TOV iv z/eAqpoIg [xai rfjg ycoivijg twv ^Ellrjvcov] \\ acoTfjQiag
aT€q)aviTr]v xa&aTtSQ i\priq>iaTaL t6 y.olvov tcHv AltmXwv t6[jx
(iiiv fiovai^ibv iao\\7€]vd'iov y rov de yvjtivixov Y.al in-
Ttixbv iaovefiieov (wobei die Ergänzungen durch Vorheriges und
Nachheriges durchaus sicher sind); Analoges steht, wie sich jetzt her-
ausstellt, im Athenischen Decret C. J. A. II, n. 323, worauf der He-
rausgeber im bulletin, Herr B. HaussouUier hinweist. Ein solcher
Agon bedurfte also zunächst der Anerkennung anderer Staaten, ge-
rade 80, wie z. B. das Asylrecht des Dionysostempels in Teos nach
den zahlreichen Inschriften bei Lebas III, n. 60 — 85. Den laonv-
Za griechischen Inschriften usw. Von O. Hirschfeld. 495
^log konnten sich die Aetoler selber gestatten, aber dass der Agon
laovefi€og wurde, bedürfte jedenfalls noch besonderer Erlaubnis von
Nemea resp. von Argos her. Das scheint die andere delphische In-
schrift zu lehren (bulletin V, S. 372 ff.), nach welcher Eumenes II.
von Pergamon, wohl zwischen 180 und 170 v. Chr. durch Gesandte
die Anerkennung der Aetoler erbittet für seine neu eingerichteten
Ni'AY^OQia, dywvag aT€q>aviTagt zoiti fxkv (tiovaixov iao-
Ttv&ioVf TOP de yv^viTLov xai inTiixov iaoXvitinioy.
Endlich erkennt auf derselben Inschrifttafel (bull. V, 384) die Stadt
Delphi iv dvogai zelalwi av^ \l>dq>oig ralg ewofnoig die Agonea
an, welche o däfnog 6 2aodiavwv auf Geheiß (?) des Eumenes ein-
richten will av€(pavixag laoTiv&iovg xaza 7r[a]v[Ta t[o^ /uey?]
^lovaimv T€ xai yvfivixdv TtozalyoQEvovTsg uid'avlala xa[t Ev-
fxiv[ßi(x xtX,
Wenn nun gerade jene pergamenischen Agones ^) auf Münzen
der Kaiserzeit einfach als Ilv&ia ^Okv^nia bezeichnet werden,
ebenso wie die /ieycrAa i£ga uivyovazeia laonvd-ta von Thya-
tira (C. J. 3498) auf Münzen nur Avyoiazeta Tlvdia genannt
werden (Eckbel, D. N. III, 123), so folgt doch wohl daraus, dass
der vollere und eigentliche Name für nicht-elische Olympien dyuiv
iaoXvfiTCiog ist (außer obiger Inschrift noch C. J. 4472 in Laodikeia
und 5805 in Neapel) ; analog ist der dywv iaoviitieog (s. oben) und
der laonvd^tog (s. oben) und wie mir wahrscheinlich ist, auch auf
Münzen und zwei Inschriften von Ankyra C. 4016 f., wo man immer
noch *Ia&. Tlvd-ta liest ^). Und so haben wir uns die unechten Olym-
pien etc. zunächst zu präcisieren als dywvag laoXvfj.niovg. Ein laanziog
dytov endlich wird in der schon erwähnten Inschrift C. J. 4472 ge-
nannt.
Was hat man sich unter diesen Agones zu denken ? Des Ta-
citus Ausdruck (ann. XV, 23) von einem certamen ad exemplar Ac-
tiacae religionis, ofifenbar ladxTiogy der einmal angestellt ward, als
Poppaea dem Nero eine Tochter geboren, führt uns nicht weiter. Was
aber zunächst wenigstens aus den delphischen Inschriften und für
eine frühere Zeit gefolgert werden muss, ist dies, dass man nur
solche Agones nach den großen Festen benannte, die bei diesen
überhaupt angestellt wurden, oder die doch als das Wesentliche gal-
ten ; a potiori fit denominatio ; auch in Nemea gab es einen musi-
schen Agon, aber die Soterien haben ihn isopythisch, weil die Py-
') Auch in Smyma z. B. dauerten die Olvmpien sehr lange und
sind nicht gleich den xoiva l4a(ttq wie 0. J. 3208 zeigt, in welche sie,
wie frühere Feste überhaupt, an anderen Orten aufj^egangen sein möc^n.
— Dass in den Häufungen von Namen übrigens immer nur ein Fest
stecke, sagt nach anderen richtig auch Eckhel D. N. IV, 424. Es scheint
aber gerathen, wieder einmal daran zu erinnern.
*) Bedenklich gegen meine Lesung könnte mich nur die Münze
des Gallien machen mit ayttv faonv^ia, das durch den ItQog Tlvd^ia auf
einer GallienusmOnze von Perge (Eckhel IV, 451) doch nicht völlig ge-
deckt ist. Das Richtige hat übrigens auch J. Mordtmann gesehen in der
Dissertation Marmora Ancyrana (Berlin 1874) S. 6 f.
406 Zu griechischen Inschriften usw. Von G. Hirschfeld,
thien immer der bedeutendste dieser Art waren ^). So darf man lei-
der auch nicht die Inschrift des Eumenes als Beweis gegen musische
Agone in Olympia benutzen, so wenig wohl wie dafür die doppelten
Namen Tlvd^ia ^OXv^nia, für e i n mus.-gymn.-hipp. Fest auf späten
Münzen von Tabae, Tralles, Thyatira zu verwenden sind. Vielmehr
gibt es auf der andern Seite Beispiele dafür, dass wirklich musische
Kämpfe mit sogenannten Olympien verbunden sein konnten : so
nach C. J. 3208 in Smyma — unter Septimius Serverus — , wo ein
%i&aQ(fidog auftritt ; auch bei den Olympien zu Dium scheinen regel-
mäßig musische Wettkämpfe stattgefunden zu haben (cf. bes. Dio
Chrysost. or. II, p. 73 R.); dann waren die Aktia ohne jeden Zweifel
mit einem musischen Wettkampf verbunden, und doch sagt Strabo
325: dnodiäeticvaL cJ' 6 dywv 'OXv^mog ra^!AxTia, d. h. wohl be-
sonders, er war pentaeterisch^); vom olympischen Agon als
dem berühmtesten der Art mochten die Aktia wohl auch die Anord-
nung des gymnischen und hippischen Wettkampfes entlehnt haben.
Also absolute Deckung mit den echten Olympien war
für die unechten nicht nöthig; nur Berührungspunkte mussten
vorhanden und konnten mannigfaltig sein ; so heißt es in Bezug auf
die Soterien (s. oben) t6^ jdiv ^ovaixov laonid-iov, tov de yv^-
vmdv Ttai laove/Ä60v Tacgre ^Xixlaig^) x[at ralg Ti^alg
di^d6vai]\\d]€ Tial rotg dycjviaaitievotg twv ^oXtTuiv
xal vixrjaaai Tov dywva twv ^wrr^qliov Tcdvra oaa
xai] II T]oIg nid^ia xal Ne^ea vi^rjaaai Iv Tolg v6-
fioi^g yiyQajCTai. Und bei den Nikephoria des Eumenes (bull.
V, 375) heißt es, dass die Ankündiger des Festes dasselbe erhalten
sollen, was diejenigen erhalten, welche die Olympien ansagen, und
von den Siegern: elfiev] d[e t^öig vineovroig tojv AiTwXtSv
%äg Ti/iag xat za Xoi^Ttä Ttdvva tö iv T[ovg veviKi]'
noTag Ilvd-iiav x]ai OXv^TtlwvTa Tcara ycextoQia^eva.
Es sind also die Folgen, die Ehren die gleichen (daher die
Tifiai laoXvfiTtioi im fiova. v. Smyrna IV, S. 132) ; man begreift
wie nöthig da allgemeine Anerkennung war. Sonst ist wenig von
Berührungspunkten der echten mit den unechten Olympien im ein-
zelnen bekannt: nur gab es z. B. nach olympischem Muster auch
*) Umkehren darf man denSata freilich nicht: nicht jeder gymn.
Agon war isolympisch; pythisch war er in Elaisareia und Laodikeia C.
4472 und vielleicht auch in Tralles G. 2935. Pythisch auch in Sardes
bull V, 384 s. oben.
*) Vgl. Eckhel D. N. IV 447 f. der aber damals die Sache noch
nicht guiz richtig formulieren konnte und die sogenannten „Olympien''
zu einseitig als bloß pentaeterisch gefasst hat.
•) Bezieht sieb auf Normierung derselben Altersgrenzen für nat-
Seg und avdgeg. So erklären sich, wie der Herausgeber (bull. S. 311)
richtig bemerkt, Ausdrücke von Siegern über nalSag ^OlvjumxovSt *^<'-
&u&xovSf nv&ixovs axadtov in einer Inschrift von Kos bull. V, 333. Aus
einer neapolitanischen Inschrift C. J. 5804 sind hinzuzufügen lAxruxxol
naldtg. Hiernach ist die Auffassung meines verehrten Collegen L. Fried-
lander Sittengesch. II, S. 434 n. 10 etwas zu modificieren.
Zu griechischen Inschriften usw. Von G, Hirsehfeld. 407
einen Alytarchen in Tral lest (Leb. III, 611 juora. x. ßißX. Smyrna
1876, S. 48) und in Antiochia am Orontes (nach Malalas p. 286 f.
ed. Bonn.), wo dies Amt eine hohe Würde bedeutete, wie später
auch in Olympia (Arch. Zcitg. 1877, S. 41 n. 44), was ich wegen
Krause S. 209 bemerke.
Zweierlei scheint aber auch bei den nicht-elischen, den un-
echten Olympien unerläßlich gewesen zu sein, dass sie pentae-
terisch und dass sie lediglich GTeq)aviTai waren: denn wo
dieselben nur immer in Inschriften vorkommen, in welchen zugleich
dyojveg d^e/^aTmoi oder zakavTiaioi genannt sind, da werden sie
von diesen streng und bestimmt geschieden z. B. 0. 2810, 3676
Kyzikos; 2810, 3209 Ephesos; 3676 Pergamon; 3208 Smyrna;
8676 Ohalkedon; 4472 Augusta Caesarea; 3676 Perinthos; 3208 f.
TraUes cf. 2931 und 1720 Delphi.
Nur ganz vereinzelt kommen Geschenke in aytSveg atstpavl'
tat vor: so erhielt der Sieger in den Heraeen zu Argos außer dem
Myrthenkranze einen Schild, in den Pythieu zu Sikyon außer dem
Kranze silberne Schalen Pind. Nem. IX, 51, X, 43. Diese Pythien
waren allerdings vorwiegend musisch, wie man aus Plut. de musica
c. 3 und 8 folgern darf: Ttiatovtai de tovzo ht Tr^g avayoaq^jg
tijg ip 2LxtwvL anoiULfjLivrfij di Vjg rag re ieQciag zag iv^Agyei
aal Tovg TtoitjTag aal tovg (novaiTioig ovo^al^ei^ und ip de rr^ iv
2iyt,vüivi dvayQa<pfj rfj negl twv noirjtiav ; und für die m u s i s c h e n
Agone scheint allerdings die Bemerkung von Krause (Olympia S. 8
Anm.) richtig zu sein, dass in ihnen besonders Wertpreise gegeben
wurden. Auch später mochte man freilich hie und da erwarten, dass
sie wie früher z. B. die Dreifüße in Athen und in Knidos wieder ge-
weihet wurden '^. Mit einem der vier großen Spiele der Ttaqiodog
und den Aktien, wie sie die olympische Inschrift n. 90 zusammen
nennt, ist aber wohl niemals ein ena&Xov verbunden gewesen, so
weit musische Agones dabei vorkamen. Ob jemals mit Olympien in
anderen Orten ? Unsere Inschrift, zu der wir zurückkehren, Ifisst es
uns annehmen. Denn daran wird man nach der bisherigen Ausein-
andersetzung kaum zweifeln können, dass hier die Anordnung von
unechten Olympien vorliegt, deren Genehmigung oder doch Aner-
kennung von Olympia eingeholt werden mnsste; allerdings hier in
größerer Ausführlichkeit , als in den oben beigebrachten früheren
F&Uen. Genügte eine solche bloße Einholung? Aus DioCassius LXVI
10, 9 (Vespasian) scheint hervorzugehen, dass es zur Einrichtung
eines \e^g aywv auch der kaiserlichen Erlaubnis bedurfte, und end-
lich, wenn wir dem Malalas trauen dürfen, wurde eine solche Er-
laubnis vom ursprünglichen Festorte geradezu erkauft: es habe Kai-
ser Claudius im 92. Jahre der antioch. Aera (44 n. Chr.) ihnen et-
\Knhi dyOQaa ai va 'OlifÄTtia Yon den Pisaeern (p. 248, ed.
^ Dass Sieger auch andere a^la den Göttern weiheten, j^leich-
»am wieder anvertranten, zeiet C. 2034 (Byzanz) lafindg an Hermes
und Herakles und C 2248 (Samos) Inmxol axit^avoi an Apollon Py-
thios. Beide Inschriften guter Zeit Gab es Pythien auf Samos?
498 Zu griecbischen Inschriften usw. Von Q, Hirschfeld,
Bonn. cf. 287). Und es kann in der That die Frage aufgeworfen
werden, ob in der Olympischen Inschrift am Ende der Agon von An-
tiochia gemeint ist, der doch wohl sicher ein olympischer war ®) ;
mancherlei ist dabei verführerisch : die aytoveg sind da ay^rpuyLtiv
xat d^XrjTWV^ d^v/aeXiytwv xal TQayixaiv xal iTCTtincuv und dauerten
30 Tage; die 4 X 15 Talente Goldes (was für welche?) nebst Zin-
sen, die zu dem pentaeterischon Fest zu verwenden waren, (Malalas
p. 248) ermöglichten eine reiche Ausstattung, hohe €7ta&Xa, wenn
auch ^, wie schon der Herausgeber in der Archäol. Zeitg. bemerkt,
hier nicht ddxa TaXavxa bedeuten kann ; i^ veimeqa rfjg vioXewg
fiöiga, ri V ia^ fj ytaivi] hieß der Stadttheil, den Seleukus Eallinikos
und Antiochos IQ angelegt. (0. Müller, ant. Antioch. I, 19) ; ein
Eaisareion hatte Caesar in Antiochia erbaut (Malalas p. 216), und
dass dasselbe in den dortigen Olympien eine Eolle spielte, geht da-
raus hervor, dass während der Festdauer der Alytarch darin näch-
tigte (Malalas p. 287); und Götterbilder nahmen in Antiochia schon
an der Pompe Antiochos' IV. Epiphanes Theil, (Athen. V, p. 195 A).
Was der Beziehung auf Antiochia entgegensteht, ist nun zwar weder
die räumliche Entfernung des Kaisareion von der Neustadt noch das
Fehlen des Artikels NiaTtolei in Z. 10; auch dass die Antiochener
die Olympien für 90 Perioden ayQaq)(p naxTi^ gekauft hätten, will
ich nicht geltend machen, weil es bei Malalas (p. 286) steht, obgleich
seine Information über antioch. Dinge von seiner allgemeinen Un-
wissenheit wohl zu scheiden ist (worauf Müller 11^ 1 nach Gibbon
hinweist). Was mich vor allem irre macht, sind die Opfer an den
noch lebenden Augustus (also lange vor 44 n. Chr.), denn
schwerlich ist noch d^eip dem Kaiaaq[i gefolgt.
Vorläufig suche ich daher den Ursprung der Olympischen In-
schrift an einem ganz anderen Orte: nämlich in den ludi Augus-
tales von Neapolis Campaniae. Es ist wahr: wir wissen nichts
von eineni Caesareum in Neapel, wie wir ein solches für Antiochia
(s. oben) und Aleiandria aus Schriftstellern kennen (Malalas p.
217, Strabo p. 795), für Phanagonia und Smyrna zufällig aus In-
schriften (C. J. 2126, 3276); aber das beweist nichts: Caesareen,
wenn auch zum Theil anderer Art, konnten sich überall finden®).
Und im Übrigen stimmt so vieles: im Jahre 2 n. Chr. ist das be-
deutende quinquennale certamen gymnicum in Neapel zu Ehren des
Augustus eingerichtet worden (s. zu C. J. 5805 cf. Sueton c. 98) ;
bei Strabo p. 246 heißt es: vwi de TuevTeTtjQiyiog legog aywv
awreläivai ftoQ^ avrolg jiovatyccg ze xai yvjLivtTcog ini
nXeiovg '^fiigag ivifiiXlog TÖig iTtifpaveOTOLToig twv xora
Tr]v ^EUdda; und dieser Agon war ein iaolv^Tttog^ Yra-
") Doch will ich nicht unbemerkt lassen, dass derselbe C. J. 5804
Z. 23 wahrscheinlich' nur als Ugog 7i€v\TasTTiQi'x6g und die nat^eg als
ylxTutxoi (s. oben Anm. 6) bezeichnet werden. Die da erwähnten Siege
fallen zwischen 89 und 103 n. Chr.
^ Vgl. 0. Müller Ant. Antioch. II, 2. Marini, atti de' frati Ar-
vali p. 384. Henzen, Acta etc. S. 20, 24, 144.
Zu griechischen Inschriften usw. Von O, Hirschfeld. 499
Aixa ^Piofjiaia SeßaOTa laolvfiTCta, wie der volle Name noch in
C. J. 5805 vom Jahre 170 n. Chr. lautet; sind es also neapolita-
nische Olympien, so bedurften sie denn der Genehmigung Olympias
und deswegen finden wir die Urkunde auf dem Boden Olympias, wo
sie anscheinend nahe dem Stadioneingang aufgestellt war.
Eine Schwierigkeit darf nicht verhehlt werden^®); bei Strabo
heißt der neapolitanische Agon nur musisch und gymnisch (vgl. auch
DioCass. LX, 5, 6); als bloß gymnisch wird er bei Sueton Octav. 98
bezeichnet, aber dass er auch musisch war, geht aus demselben Sue-
ton Claud. 11 hervor. Die Bezeichnung ist also nicht genau zu neh-
men oder ^gymnicum certamen^ galt als das Umfassende. Nun ist
aber auf unserer Inschrift von einem hippischen Agon die Rede.
Sollte er bei der Feier der Seßaara laoXv^ma zu Neapolis ^dem
wichtigsten derartigen Fest bis zur Stiftung des capitolinischen
Agon" wirklich gefehlt haben? Er mag selten angestellt worden
sein — weil er kostspielig war, vielleicht auch das Interesse an ihm
zeitweilig nachgelassen hatte — wie auch unter allen auf den capit.
Agon bezüglichen Inschriften nur eine sich erhalten hat, in der von
Wagen sieg die Rede ist (Orelli n. 2593), und wie ferner zu Olympia
nach langer Unterbrechung angeblich erst wieder durch Tiberius
der hippische Agon erneuert worden ist (Africanus zu Ol. 199 Eu-
seb. Chron. p. 159 cf. aber Arch. Ztg. 1877 n. 34 und 1880 n. 336).
Oder ist yvfÄVimQ bei Strabo auch weiter zu fassen? wofür ich aller-
dings um Beispiele verlegen bin. Doch inixiol Mag hier ein Ande-
rer einsetzen ; wie ich selber überhaupt am dankbarsten dafür sein
würde, wenn bald jemand sowohl an die schwierigen Einzelheiten
der Inschrift gehen als auch meine Zuweisung entweder sicher
widerlegen oder endgültig beweisen würde. [Nachtrag: seitdem sind
mir durch die Güte des Dr. M. Fränkel zwei weitere bedeutende
Fragmente der Inschrift bekannt geworden , die wohl demnächst in
der Archäol. Ztg. werden veröffentlicht werden. Meiner Auffassung
nach bestätigen dieselben die Zuweisung zu Neapolis; in einem der-
selben ist von der Meldung der Athleten und deren Ankunft in Ne-
apolis die Rede ; nur force majeure — v6]aog J; Xrptai entschul-
digt verspätetes Eintreffen. Die beiden Fragmente sind jedenfalls den
vorliegenden vorausgegangen ; das Eine enthält einen Theil des An-
fanges.]
IV.
KgvnTfj l'aodogf xQVTtTog TteQirtaTog. — Inschrift
von Trallcs. — Stiftungen von Agoranomen.
So lange man das wirkliche Aussehen des Stadiums zu Olym-
pia und seines Einganges von der Altis her nicht kannte, durfte man
") Otto Hiröchfeld verweist mich brieflich auf Niessen, pompej.
Studien S. 111, ich bezweifle aber, ob das Verbot von Wagenrennen auch
einfach auf griechische Agones, wie es die Augustalia in Neapel waren,
anwendbar ist
500 Zu griechiscben Inscbiiften qrw. Von G. Hirschfeld,
sich allenfalls erlauben, die ycQvnTrj l'aoSog (bei Pausanias V, 20,
8), durch welche Hellanodiken und Kämpfer eingingen, mit ,, verbor-
gener oder geheimer Eingang" zu übersetzen. Bei Pausanias Y, 22, 1
heißt derselbe freilich ganz unschuldig ^ eYaodog iq dyovarj ig t6
aradiov; aber was will dergleichen bei einem Compilator sagen?
etwas vielleicht, aber etwas, was im Augenblicke nicht hierher ge-
hört. Seit man indessen weiß, dass diese xqvtitt] eaodog nicht nur
der einzige angelegte Zugang zum Stadium war — das anspruchs-
lose antike Publicum kletterte auf Naturwegen hinein — , sondern
dass es ein hochgewölbter 100 ol. Fuß langer, lO' breiter Gang ist,
kann freilich nur noch Jemand in unverwüstlicher Harmlosigkeit
an der alten Übersetzung fest halten, dessen ganze Habe im Grie-
chischen im Besitz einer deutschen Übersetzung des Pausanias be-
steht. Eine merkwürdige »Heimlichkeit'' in der That : nicht bloß
offen und einladend in dieAltis hinein zu münden, nicht bloß durch
die Linie von Zanes und Altären markiert zu werden, sondern noch
obenein durch ein stattliches Propylaeon ausgezeichnet zu sein,
welches auch dem Blödesten zui*uft : hier ist ein Eintritt, ein Zu-
gang. Mit der „ Heimlichkeit '^ ist es also nichts!
Wer griechische Schriftsteller nicht bloß aus Übersetzungen
oder aus abgeleiteten Quellen kennt, dem hätten übrigens schon
vorher Zweifel über die bezügliche Bedeutung von TCQVTtTog aufstei-
gen können. Oder ist z. B. der Tunnel durch den Posilipp, die dfc3-
^t'^ xQvnTTj bei Strabo S. 246 die „crypta Neapolitana" ein heim-
licher ? Ist die yLQvmr) vTtoqqvatg xaqadQwöwv vdartav unter dem
Amphitheater von Nysa (Strabo S. 649 cf. crypta Suburae bei Ju-
ven. V, 106) „heimlich"? Und die xQvrtTol neginaroi bei Athe-
naeus S. 205 a und 206 a, sind sie verborgene oder heimliche Gänge
oder Hallen ?
Wenn wir Herrn 0. Bayet glauben — der freilich die bei
Athenäeus erwähnten nicht einmal zu kennen scheint — , so waren
xqvTiTot TtegiTtaTOi^ nicht bloß „verborgen**, sie waren sogar un-
terirdisch (Milet et le Golfe Latmique I,S.51) ! In Tr alles ist an-
geblich etwa vor zehn Jahren ein Inschriftstein gefunden worden,
der später zerbrochen worden sein soll. Nach vorhergegangenen
Publicationen in zwei griechischen Zeitschriften von Smyma gibt die
Inschrift Äthan. Pappadopulos im bulletindeT Ecole fran9aiseIS. 55
jiQTifx(6b}Qog ^wyh'ovg xal /Ivoy^vrig vtog
dyoQccvofujaavreg ilv^&rjxav xov inl ji^g dyoQag
XQvntov niQlnaxov xal ro dyoQavduiov xal to
TiiQCatvlov /^SIPHON xal td iv avrtp dnoSoxta xal rä
5 (nl Tovjfov rwy ENFUSIN Igyacm^gia ixarov xal rag
in* uvTüiv TtQoaoSovg xad-iir.taaav roTg Zißaqolg
xal Ttfi 6rifi(fi dg to SirjviX^g yoQi^yiov rdiv Svo
XQvnraiv neQUiditov xal eig ra dtaxtiayfiiva
Herr K. hat die Inschrift wiederholt, auch ohne specielle Pund-
notiz wie seine Vorgänger, aber er hat sich gehütet, mit dem Text
ernstlich anzubinden, obgleich das doch aus mehr als einem Grande
zu seiner Aufgabe gehört hätte. Er sagt nur Folgendes : L' Agora
Zu griechischeD Inschriften nsw. Von G, Hirschfeld, 501
semble avoir ^t^ situee ä quelques centaines de m^tres au sud- ouest
du theätre. £u ce point du moius existent des ruines de portiques
Souterrains ; ces portiques paraissent dtre ceux, que mentionne V in-
scription etc. „Portiques Souterrains"!? das ist neu; wir ünge-
weiheten pflegten solche Anlagen wohl bisher Cisternen zu nennen.
Herr R. hat wohl gleich an Krypten gedacht. Als ob die Erklärung
des Ausdruckes bei Athenaeus a. 0. nicht deutlich genug wäre: zwei
TteglTtoToi über einander umziehen da das Schifif des Ptolemaios
Phüadelphos ; i; diddeaig rov /liv yiaTayeiov — des unteren, par-
terre — 7i£Qia%vhi} nagauXi^aiog, tov de V7t€Q(^ov xqvjitj] qfQccy^
fiöig 'Aal dvQiai 7t€QU%0(,iiyjß Ttavzod'ev *^). Es kann also etwas
sogar 0 bergeschoss und doch TCQvmog neqinaxog sein. Der
xqvTtTog n, ist allseitig mit Wänden und Thüren versehen ; „tecta"
hat zu der Stelle schon Casaubonus bemerkt ; „verdeckt" ist die
richtige Übersetzung für dies nqvTtrog, Der negiTtaTog an sich ist
zunächst offen ; dem n^Ttrog n. sieht man nicht gleich an, dass er
trotz seiner Geschlossenheit ein ^Umgang" ist, er ist es dann aber
gleichsam heimlich dennoch, wie das präciser noch das Wort cry-
ptoporticus ausdrückt (Plin. Ep. II, 17, 16). Auf solchem Wege
kommt x^tvTTO^ zu der Bedeutung „verdeckt" und hatte diese sicher-
lich schon im III. Jahrhundert v. Chr., da die Schilderung bei Athe-
naeus von Eallixenos herrührt; aus Pausanias mag man ähnliches
schließen. KQVTtrog ist „verdeckt" in wörtlichem und bildlichem
Sinne beim Tunnel des Posilipp, beim Abflnss in Nysa, beiden Thürmen
von Jerusalem [Joseph, bell. Jud. V, 7, 4] ; vielleicht nur in wört-
lichem beim Eingang in das Stadium zu Olympia, der freilich auch
zum Theil tunnelartig gewesen sein kann.
Im römischen Sprachgebrauch ist dann crypta ebenfalls ein
verdeckter Umgang, das ist allbekannt (s. Nissen Pomp. Stud.
S. 248 f. 291) ; doch vielleicht auch ein unterirdisches Gelass, wie
Vitruv VI, 8, 2, wie denn das „Verdeckte" natürlich auch unter-
irdisch sein kann.
Doch ist es nicht meine Sache, dem Worte hier weiter nach-
zugehen; „Krypte" mag zeigen, dass die Empfindung für die bild-
liche Bedeutung nie ganz aufgehört hat. Die ycQVfrrfj eaodog ist
ein verdeckter Eingang; ein solcher tnnnelartiger von 3,85 Breite
(bei 55 + 35 M. Länge), gewiss zu gleichem Zwecke wie in Olym-
pia, führte ja auch in den oberen Theil des athenischen Stadiums (s.
£. Ziller, das panathen. Stadium 1870. S. 3) und ein solcher sepa-
rater Eingang mag noch bei vielen anderen Stadien existiert haben,
um die Beamten und Kampfcandidaten dem Gedränge des Publicums
zu entziehen. Man achte nur darauf!
Soviel zur ycQvnTt] eaodog] aber die Inschrift von Tralles ver-
langt noch ihre Erklärung, ich will dieselbe versuchen, nicht mehr ;
wobei ich von der Voraussetzung ausgehe, dass der Text vollständig
erhalten ist.
'*) Wie hier so werden auch crypta und porticos geschieden CIL.
11, 3428 s. Nissen, Pomp. Stud. S. 249.
502 Zu griechischen Inschriften usw. Von O. Hirschfeld,
Die Agoranomie figuriert in späterer Zeit so häufig unter den
Leistungen verdienter Bürger, dass wir das Amt als eines jener
zahlreichen Spendeämter bezeichnen dürfen, welche leistungsfähigen
Burgern neben der Befriedigung eines bescheidenen Ehrgeizes eine
Gelegenheit zu Freigebigkeit verschafften. Worauf diese sich dabei
beziehen konnte, zeigen z. B. C. J. 2140 Aegina und 2374 e Faros
(II, p. 1074 f.), 2483 Astapaiaea, wonach Agoranomen während
ihrer Amtsdauer füi- Brod und Getreide sorgten, doch wohl zu billi-
gerem Preise. Wie die Gymnasiarchie (cf. Lebas III, 1213, C. J.
5132), so konnte auch die Agoranomie, wohl ebenfalls durch Ver-
mächtnisse, zu einer altovia werden, wie in Sparta C. J. 1363,
1364 b, 1375, 1379. Dauernde Zeichen ihres Amtes zu stiften,
haben Agoranomen nicht selten sich veranlasst gefQhlt, und schon
in guter Zeit. Es versteht sich wohl von selbst, dass derartige Stif-
tungen immer in irgend einer Beziehung zu ihrem Amte standen,
resp. zu der Gottheit, von welcher sie gleichsam ressoi-tierten, wie
Gymnasiarchen nach ihrer Amtierung dem Hermes und Herakles,
oder dem Hermes allein Geschenke und Opfer brachten (C. J. 2367 c
Julis; 2386 Faros, 2324b Siphnos, 2430 Melos). Und so ist es
durchaus verständlich, wenn ein Agoranom auf Sikinos — in guter
Zeit — dem Hermes etwas weiht (C. 2447 d p. 1084); wenn die
fünf Agoranomen zu Olbia demselben Gott vniQ z^g Ttokecog nat
TTjQ kavTwv vyuiag eine silberne Nike stiften (C. 2078), eine in
Olbia offenbar solenne Weihegabe (C. 2069—2074). In welchem
Zusammenhang Hermes da gedacht ist, ergibt sich zum Überflusse
auch noch aus einer Inschrift von Eiythrae — Lebas lU 1541 —
wo Jemand, in guter Zeit, dyoQavof^rjOag einen Hermes, Wage und
Gewichte dem Volke widmet; und ein Hermes mag wohl auch unter
dem der Stadt gewidmeten d^eog in Troezen zu verstehen sein (Leb.
II, 158). Ta iLihga allein widmet d^eolg ^eßaardig xort ry TtoXei
der Agoranom von Gythion (Leb. II, 241b). Auch bei der in
Hierapolis zdlg ^eßaaxoig xai T(p ärj^Kp geweihten Demeter lässt
sich etwas denken (C. 3906 b). In Samos stiftet Jemand die De-
meter und den Dionysos ins Agoranomion (bull. fr. V, S. 179). Aber
welches Verhältnis hatten die Agoranomen zu Aphrodite und Eros ?
bestanden haben muss ein solches, da in Halikamass neun Agora-
nomen im vierten Jahrhundeii; der Aphrodite etwas stiften (uned.
Brit. Mus.), da in Sardes spät ein Agoranom rovg TtevzB ^'Eqonag
Tf ylvKuraTtj nargidc weiht (Leb. III, 618 = C. 3946 und
p. 1105), und ebenso Einer in Sagalassos einen Eros (Leb. III,
197 = C. 4373 b p. 1166).
Dass die Agoranomen Bauten und zwar gemeinnütziger Art
zum Andenken stiften, ist durchaus in Übereinstimmung mit ihrem
Amt ; spät lässt einer mit seinem Sohne in Erythrae den Begleite-
rinnen der Sybille Nv/iq>aig Naidaiv eine Grotte ausmalen und ei-
nen Quellbau wohl darin anlegen (Leb. III, 58). Dass auch
solche Anlagen sich innerhalb der Sphäre der Agoranomen bewegt
haben werden, ist selbstverständlich, und darnach ist auch eine Er«-
Za griechischen iDschriften usw. Von O, Hirschfeld, 50S
gänzuDg fär die Inschrift aus dem cypr. Salamis (Leb. III, 2758)
zu suchen (airoag?) ; vgl. auch fxovo. r^g €i;ayy. axol, I, S. 126,
n. "krj^ wo Jemand, der unter anderem auch Agoranom gewesen,
zwanzig Säulen zur Agora in Tralles versprach — nach dem so hän-
gen Gebrauch, einzelne oder eine Beihe von Säulen zu stiften.
Doch da sind wir wieder in Tralles. Eine großartigere Leistung
von Agoranomen als diejenige unserer Inschrift ist bisher nicht be-
kannt geworden. Artemidor und sein Sohn Diogenes weihen
1. den verdeckten Gang auf der Agora;
2. das Agoranomion (die Ante, den Thürpfosten tpha eines
solchen nennt die Inschrift aus Astypalaea (C. J. 2483);
3. ein dorisches Peristyl und die darin befindlichen Nieder-
lagen, Magazine ;
4. Hundert Werkstätten inl tovtwv xwv ivyi^wvy was sich
doch wohl auf die dnodoxia bezieht — nicht allgemein als „Grund-
stücke^ zu fassen ist; die anodoxia werden zu ebener Erde gewesen
sein, wie das Peristyl unter dem x^tvrrog Tteginoctag bei Athen. I.
1. als Ttcezayeiog bezeichnet wird. Vielleicht war die Halle zwei-
stöckig wie die Attalosstoa zu Athen. Wie dort wohl , so werden
hier sicherlich Magazine und Werkstätten vermiethet, und das da-
rauf Einkommende ist es, was die beiden Trallianer an fünfter
Stelle To7g Seßaaroig xai t(^ djfKfi weihen. Besorgt um die Er-
haltung ihrer immobilen dva&rjiAaTa bestimmen sie das dauernd
zur Unterhaltung twv ovo xQVTtztop neQiTtarwv xai dg tci rfeor«-
tayfiiva. Woher kommen hier plötzlich die zwei verdeckten Gänge?
die Inschrift wird so aufgestellt gewesen sein, dass man darüber ur-
sprünglich nicht in Zweifel sein konnte. Aber wir sind in einiger
Verlegenheit: War der zweite verdeckte Gang das Peristyl? bei
Athenaeus ist gerade er dem Tc^vTtvog it. entgegengesetzt. Das Ago-
ranomion selbst müsste die Gestalt gehabt haben , xa diaTeray^iva
wäre dann das Peristyl mit seinen Anlagen, deren Erhaltung aller-
dings gewiss besonders dauernde Aufmerksamkeit erforderte.
Der Lakonismus, dessen Artemidor und sein Sohn sich bei Auf-
zählung dieser großartigen Gaben befleißigen, ist überhaupt merk-
würdig. Umsomehr beklagt man, dass über Fundort, Aussehen,
Buchstabenformen der Inschrift Genaues nicht bekannt gemacht ist.
Vielleicht ist das noch möglich, und es lässt sichjemand durch diese
Zeilen zur Nachforschung in der relativ leicht erreichbaren Stadt
anregen.
Berichtigung: Im IL Beitrage oben S. 166 sind in der
letzten Zeile durch ein Missverständnis Omikron und Omega cursiv
gedruckt; es sind natürlich Majuskeln gemeint, welche kleiner sind
als die andern Buchstaben.
Königsberg in Preußen. Gustav Hirschfcld.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Verglls Aeneide. Für den Schulgebrauch erläutert von Karl Kappes,
Zweites Heft: Aen. IV— VI. Drittes Heft: Aen. VII- IX. Zweite
verbesserte Auflage. Leipzig 1878—1880. Druck und Verlag von
B. G. Teubner.
Bef., der die erste Auflage dieser Ausgabe im Jahrgange 1875
dieser Zeitschrift S. 288 ff. einer eingehenderen Besprechung unterzog
und dabei selbst manche Bemerkungen mitzutheilen Gelegenheit
hatte, kann bei dieser Anzeige der zweiten Auflage, die er möglichst
kurz fassen will, vor allem constatieren , dass aus unbefangener
Prüfung verschiedener Partien derselben im ganzen die erfreuliche
Überzeugung sich ergab, dass es dem Herausgeber wirklich um ge-
wissenhafte Verbesserung seiner Arbeit zu thun war , welches Be-
streben theils in fleißiger Benutzung begründeter Bemerkungen aus
Becensionen der ersten Auflage , theils in Heranziehung beachtens-
werter Besultate aus neuesten Einzelschriften zu den vergilischen
Dichtungen mehrfach auffallend sich bemerklich macht. Zu bessern
aber wird es freilich dennoch auch in Zukunft nach verschiedenen
Bichtungen noch manches geben, was bei dem in der ersten Be-
sprechung charakterisierten Grnndplane dieses Buches doppelt leicht
erklärlich ist. In dieser Beziehung hier diesmal für die vorliegenden
Hefte nur ein paar kurze Winke , da Bef. manches zum Theil auch
hier einschlägige schon neulich bei Besprechung von Kvldalas neuen
Beiträgen zur Erklärung der Aen. zu berühren Gelegenheit hatte
(vgl. diese Zeitschr. 1881 S. 341 ff.).
Wenn der Hr. Herausgeber, der sonst auch die anfangs er-
wähnten Bemerkungen in meiner Besprechung der ersten Auflage
sehr aufmerksam benützt hat, doch ausnahmsweise in der Stelle
Aen. IV, 66 noch bei der Verbindung molHs flamma bleibt, so wäre
außer dem bereits früher (dies. Zeitschr. 1875 S. 290) gegen diese
Verbindung an der genannten Stelle vorgebrachten wohl auch noch
zu beherzigen, dass wenigstens doch auch eine sichere Belegstelle
für dieselbe wünschenswert wäre ; die zuerst von Burmann heran-
gezogene Stelle Aen. II, 683 kann als solche kaum gelten, da doi*t
aus naheliegendem Grunde nun von den meisten und auch vom Hrn.
Herausgeber selbst noch in der zweiten Auflage, trotz der Bemerkung
K, Kappetf YergiU Äcneitle, hngu. von A. Zhigerk. 505
im Anhafige zur ersten S. 128, moUis mit comas verbandeo wird,
was asdi soost eioe grat beglaobigte VerbinduDg ist, und ebensowenig
[will alles andere mit unserem Verse ans irgend einer Urdach«^ ver-
jliclieno, dem ich nocli Petron. 121, 106 Buch, (leviorque exurit
lÄamma medtülas) beifügen könnte, gerade für mollis üamma etwas
f beweisen, während die Verbindung molles inedaJlae andererseits
[wieder gut beglaubigt ist *). — Aen. VI, 22 dürfte fftr den Schüler
idoch auch zu stat ductis $ortibus urna eine Andeutung nicht ganz
Iberflüsslg sein, die Qbrigeus auch ganz leicht in die Anmerkung zu
lt. 20 verflochten werden könnte („Zur Strafe mussten die Athener
Ij&hrlich sieben durch dasLo^^s bestimmte Jünglinge nsw, nach
[Kreta gchicken."^) — Aen. IX, 5 sollte es genauer und richtiger
[lauten : Tochter des Thaumas, dei^ Sohnes de« Pontos und der Ge.
[(statt: des Oceanus); vgl. Preller-Plew gr. Myth. I, 468 — die Be-
jmerkung gilt auch für Ladewig-Schaper. — Aeu. IX, 82 wäre die
|£rkl&ning wohl besser so zu fassen: Cybele, die Mutter der Götter,
Igeroe nach Muhen, auf denen sie verehrt wurde ^ benannt, hieß so
Itudi Berecyntia nach einer alten Höhenburg am Sangarios in
iPhrygieD. — Aen. VII, 695 wäre vielleicht doch die Änderung des
lACies in arces zu beachten, vgl. Gobbardi krit. eieg. Stnd. zur Aen.
S. 6 und tum Theil Oossrau^ Anm. S. 376. — Zu Aen. IV, 63 in-
Btauratqud diem donis ist im Anschlüsse an die gewöhnlichste Er»
LU&ruüg die Anmerkung so gofasst: ^sk richtet den Tag festlich her,
I weiht den Tag festlich ein nut Opforgaben** (vgl. Wund, und Forb.
Icelebrem reddit sacrificiis — Wagn. den Tag durch Opfer feiern
In. dgU). In jQngibter Zeit hat Kvicala 1. c. S, 80 sieh fQr die andere,
{bereits von Schirach augedeutete Auffassung, jedoch mit einiger
[KüancJeruDg der Erkhirung im einzelnen, entschieden: „den Tag mit
[Opfern wieder erneuern" d, i, „den neuen Tag wieder mit Opfern
aen.^ Mir scheint die n&here Auseinandersetzung und De-
dUDg wohl beachtenswert, nur könnte dabei etwa noch ein
Funkt, der Jetzt in der Ladei*ig-Schaperschen Ausgabe ziemlich ein-
leuchtend hervorgehoben ist (vgl, auch den Anhang) und der zur ge-
[ nannten Art der Erklärung, wie mir scheint, auch recht gut passen
[würde, zugleich berücksichtigt werden. Aus dem Zusammenhang der
[ganzen Stelle könnte nämlich allerdings hervorgehen, dass Dido,
üe dn ^tige Zeichen bei den Opfern der Zustimmung der
•r v> zu werden gehofft hatte , eben weü dies nicht
txiT Erneuerung schritt. Sie glaubte einen Verstoß an-
bmen und deähalb „den Tag wiederholen oder erneuern* zu
iQsaen (vgl. zum Ausdruck treffend und bCindig Friedländer bei
R. A, VI, 465 und ausführlicher den Excurs von Eitschl
Parerg. ^OG ff.)* So k&mcu wir doch auch mit Beibehaltung einer
erung au die sogenannte sacrale Bedeutung des Wortes , die
Dach jenem Zusammenhange bo nahe lage^ 50 ziemlich auf die*
brück 11
Vtl darüber jetjtt «.ach mtin^ phiL Abhandlanpen IIL flnns-
18 ff.
506 0. Shvik, C. Jalii Caesaris comm. angez. von Ig, Prammer,
selbe, vielleicht auf diese Weise nur noch mehr bekräftigte, Er-
klärung zurück: Sie wiederholt, erneuert den Tag mit Opfergaben,
d. h. sie beginnt den neuen Tag wieder mit Opfern. Ist instaurare
diem ohnehin geläufig , so ist eben durch die Zugabe von donis an-
gedeutet, inwiefeme die Erneuerung, Wiederholung stattfand. Dass
die Verse 54 ff. nicht bloß auf einen einzigen Tag sich beziehen,
hat Evicala gewiss recht gut hervorgehoben.
Möge der Hr. Herausgeber auch in den folgenden Auflagen
fortfahren, gewissenhaft an seiner Arbeit zu bessern.
Innsbruck. Anton Zingerle.
C. Julii Caesaris commentarii de belle gallioo. Scbolamm accommo-
davit usui Y. Ot Sla vik. Pragae 1881, sumptibus et tjpis J. L. Koben.
189 SS. in Octav; Preis 72 kr.*)
Die vorliegende Ausgabe, welche nur die Bücher I— VII vom
gallischen Kriege enthält, hat weder ein Vorwort, noch eine kritische
praefatio. Sie beruht ganz und gar auf der Schulausgabe von
E. Ho ff mann und hat auch mit ihr bei größerem Formate und
schönerem Drucke die gleiche Seitenzahl. Abweichend ist zum Theile
die Orthographie, ferner die Eintheilung der Capitel in Paragraphen
(die bei Hoffmann fehlt) und die Bezeichnung der langen Silben mit
Strichen , womit der Herausgeber die richtige Aussprache des Latein
in den Schulen fördern will. Diese Längenbezeichnungen sind freilich
nicht ohne schlimme Fehler, indem entweder kurze Silben als lang
bezeichnet werden oder lange Silben unbezeichnet geblieben sind,
so dass sie der Schüler für kurz halten muss. So begegnet S. 4 com'
burunt statt combürunt , Latovicis für Latovtcis , ferner hönö statt
hono und endlich möltta (cibaria), also zwei arge Verstöße in einem
Worte. Ich begnüge mich, Auson. Epigr. 71,7 Crispa tarnen molüur
per utramque cavernam zu eitleren. Nach den falschen Angaben
des Editors müssen die Schüler das Participium wohl oder übel von
molior ableiten, das bei Cäsar, nebenbei gesagt, gar nicht vorkommt,
und das Deponens noch obendrein im passiven Sinne nehmen. Ich
knüpfe an diesen schlimmen Schnitzer die Besprechung folgender
Eiozelnheiten: I, 17, 3 behält Slavlk den nach Schneider ge-
stalteten Text Hoffmanns, verdirbt ihn jedoch alsbald durch die
Interpunction, indem er nach conferant einen Beistrich, nach debeai
aber einen Strichpunkt setzt. Weiters belässt er das widersinnige
Gallorum quam Bomanorum imperia praeferre im Texte, wo
*) Vergleiche die (kurzen) anonymen Recensionen in der philo-
logischen Rundschau 1882, S. 439 und in der philologischen Wochenschrift
1882, S. 422. Darin werden dem Herausgeber im ganzen 17 Versehen
und Druckfehler nachgewiesen, unter den ersteren Santönes, Senönes
(wiederholt) und Vangiönes. 8. hat sich also nicht die Mühe genommen,
bezüglich aller Völkernamen in dem geographischen Register der Weid-
mannschen Schulausgabe oder in den Specialwörterbüchern von Eichert
und Ebeling-Dräger oder auch nur in dem verlässlichen Handwörter-
bache von Georges nachzusehen.
(9. Slavik, C Jnlii Caemri» eomm., angei» wn fy Prammer. 507
Hoffmann w«Uaas besser p^i/eir«? hat. Ich roöcfite nicht die Schüler,
sondern die glücklichen Lehrer seilen, die diesen Text yerstehenl
Herr S. ischeint uwt fnaestare mißverslandün zu hahen. — cajK 19,
und sonst ist quottdianis f^e&chriebeti , cap. 16, 1 ahcr tut Ah-
ochslong coti4ic\ S* 14 irt supe-rerat abgetheilt S. 10 Lingonüs
nnd S. 175 Äüohroffäs gesclirieben. Ebenso S. 33 phalangas, das
mit dieser falschen Quantitätshezoichnang Acc, Plur. von phnlanpa
(Wake), aber nicht von phalanx ist. — ß, 22 und überall sonst he-
fegnot die veraltete Scbreibiing fifwfri, vrÄhrend Iloffmann richtig
lörchgehemis Sucht hat Denn Sueromm S. 24 scheint b«^i ihm nur
§in Druckfehler xu sein. Dagegen kann es nur gebilligt wurden, d&as
ans pädagogischen Gründon stets cum statt des Hoffmannschen quum
mi(\ conirtre usw. für comicn'c geschrieben ist. — S. 30 nnd 33
findet sich Hötiiis, Wober weiß Herr Slavik, dass das e lang ist? ßs
war hier am einfachsten , keine Qaantit&tsbezeichnung zn geben. —
S. 32 steht th'T Fehler M i »g, S. 37 Fnrnmfios für Paenifjfws,
S. 51 . 55 und 181 Ctit. fwo as sicher kiirat ist), respective
f /^s, S. h7 Amh§i$al^$ f^T Antbifiäffts, Freilich ninss hier
7 „ !i werden, dass bei manchem Namen die Quantität ter-
scbioden angegeben wird , so dass ein Herausgeber in Verlegenheit
Iferathen muss, — S. 55 steht teniare, S. 63 und sonst aber temp-
iata, UofFmann ist hier wie in andern Fällen consequenter. — S. 75,
Z. 6 V, 0. ist unpassend nach nimmmiornri interpungiert, S. 76 wie
S. 69 unrichtig ZJsipetes statt Vstpcif:^- goschriehcn, S. 84 mFtendü,
wo die erste beste Dichterstelle den Heraiisgober über die Kürze der
ersten Silbe belehren konnte. — S, 91 (V, 8. 5) fehlt das Wörteben
ea vor hcö, das E. Hofifmann mit allen Handschriften und Herans-
gebern hat. — S, 93, Z. 10 V, u. begegnet abii^tcm, was ebenfalls
ein böser Verstoß ist. — V, 14 sind die Schlnssparagraphen 4 und 5»
die von den ehelichen Verlr Munen handeln» weg-
gelassen. Die Lücke ist mit j 'ichnet. Ebenso isft VI,
21 der Schlussparagraph (5) wegen seines sexuellen Inhaltes weg-
gelassen. Aus demselben Grunde hütte aber auch %. 4 entfallen
«ollen. — S. 95 steht unsinnig am oberen Hunde comm. 17 — 31.
cap. V statt des richtigen comra, V. cap. 13—17. — S, 88, 89,
114, 115, 11 r; nnd 117 steht richtig Inäuthmarns , S. 100, Z. 2
r. 0. . In der folgenden Zeile ist der Druckfehler
oprc.^ ;^ HofTmann heröbergenominen, Kbenso ist V^
28, 4 die Interpunction Hoffmanns beibehalten, wo ich einen Doppel-
punkt nach docebant vorziehe; ingleichen cap. 34» 2 das wider-
sinnige rrant ei iHtiule et numero pugnando paren nö$iriiTQt% der
lichtvollen Auseinandersetzung Hei lers und der treffenden Änderung
Vielhabers. — S. 106 ist nach Ce^iironrs ein Punkt statt eines
riches gesetzt ; in der folgt^nden Z«Mhi steht Levncon , wo ich a
\ knrt angcgebmi finde. — S. 109 findet sich wiederholt Vorenus
für Torfnus , wie S. 171 ff. Camulo^cnus statt Cumulogmus. —
V, 50, 2 ist nach ex^peciahani unpa^^send mit einem Kolon inter-
£cilftclinri r d t*Utt. t.rnsti. iJiSi. Vll. H«ft.
«.^
508 0. Slavikf C. Julii Caesaris comm., angez. von Ig. Pratnmer.
pungierty statt mit' einem Semikolon wie bei Hoffmann oder mit
einem Beistriche wie bei Dinter. — S. 114 (V, 53, 6) hat S. wie
Hoffmann Armoricae geschrieben, dagegen aber VII, 75, 4 (S. 181)
von ihm abweichend Äremoricae, was jedenfalls inconsequent ist. —
VI, 1, 1 steht äilectum statt der bei Cäsar üblichen Form delectum,
ebenso S. 118, 141 und 143. Bekanntlich ist die Form düectus bei
Livins und Tacitus üblich. — Wohl der schlimmste Verstoß in dem
ganzen Buche ist der, dass fortwährend Senönes geschrieben wird,
also zwei Fehler in einem Worte die Geduld des Lesers auf eine
harte Probe stellen. Slavik scheint allerdings diesen so häufig
störenden Fehler aus Freunds Wörterbuch IV, S. 347 entnommen
zu haben. Aber welcher Philologe wird sich heutzutage bei Freunds
Angaben beruhigen , die so oft sich als falsch erweisen ? S. durfte
übrigens in diesem Falle nur den Juvenalischen Vers VIII , 234 ut
bracatorum pueri Senonumque minores nachschlagen , um auf das
richtige zu kommen, wenn er schon die Punica des Silius Italiens ')
nicht zur Hand hatte. — VI, 11, 2 (S. 123) wird wie bei Hoffmann
partihusque nach pagis als unecht eingeklammert. Dazu verwendet
man aber nicht runde, sondern eckige Klammern. — VI, 20, 1 hat
S. die Worte quo alio communicet , die bei Hoffmann aus Versehen
weggefallen sind, eingefügt, also seinen Vorgänger berichtigt. —
S. 131 begegnet böuntf wo es angezeigt gewesen wäre, Stellen aus
Ovid oder Vergil nachzusehen oder auch sich an ßowv zu erinnern.
Ich verweise auf Georg. I, 3 cura boum. — VI, 32, 3 hätte S. die
Form tris für tres nicht aus Hoffmann entnehmen sollen, da er sonst
das gewöhnliche tres hat. Dagegen weicht er mit Becht von ihm ab,
wenn er S. 142 Guiruato statt Cotuato und Cenabum für Genabum
schreibt. Woher weiß jedoch Herr Slavik , dass das e von Cenabum
und Cenabensis lang ist, wie er fortwährend angibt? Er vermuthet
es wohl wegen Kr^vaßov, In den Specialwörterbüchern wie bei
Georges ist e kurz angegeben. — S. 143 steht falsch PictöneSy
ebenso S. 181 Pictönibus, dagegen richtig S. 58 Pictonibus; S. 145
und 174 ist Lingönes geschrieben, ebenso S. 140 Lingönibus und
S. 175 Lingönumy S. 16 aber richtig o ohne den Strich. Was sollen
die Schüler zu solchen bedenklichen Inconsequenzen sagen ? — VII,
11 , 3 sind die Worte tä quam primum Her faceret, die Hoffmann
in die vorausgehende Zeile versetzt, weggelassen. Ob absichtlich oder
aus Versehen, vermag ich nicht zu sagen. In den neueren Ausgaben
sind die fraglichen Worte mit der Interpunction von Vahlen be-
halten. Lässtman sie weg, so vermißt man allerdings gar nichts. —
VII, 20, 2 muss die Schreibung fortuitö die Schüler irre führen;
ibid. §. 3 hat Sl. die unglückliche Leseart qui se ipsius munitione
defenderet aus Hoffmann behalten und sich um die neueren Ände-
rungen nicht gekümmert. — cap. 21, 3 stört der Druckfehler censet
statt censent; S. 152 f. ist wiederholt cüniculus geschrieben , also
«) Daselbst steht infandi SenÖties IV, 160 und VI, 555 (nicht 155
wie bei Georges II, S. 2830 aus Versehen angegeben ist).
0. Slavikf C. Julii Caesaris comm., angez. Ton Ig. Pramtner, 500
abermals zwei Fehler in einem Worte, da cuntculus das richtige
wäre. Herr Sl. möge es, wenn ihm diese Zeilen zu Gesichte kommen,
nicht versäumen, Hart. Xni, 60, 1 gaudet in e/fosHs hdbitare cunt-
culus antris nachzuschlagen. — cap. 30, 4 desselben Buches ist die
Überlieferung consternati sammt der gekönstelten Interpunction
Hoffmanns gelassen, die freilich auch beiNipperdey zu finden
ist. — cap. 35, 4 ist carptis quibusdam cohortüms wie bei Hoffmann
aufgenommen und im folgenden Capitel §. 6 non minus firmo d. b.
zwei Lesearten, von denen es zweifelhaft ist, welche schwerer ver-
ständlich ist. Und solche harte Nüsse sollen die armen Schfiler mit
ihren zarten Zähnen knacken! — S. 160 f. darf man wohl zweifeln,
ob Litavicus sich richtig verhält. Sl. konnte einfach Läaviccus
schreiben , wie es in andern Ausgaben geschehen ist. — cap. 43 , 5
findet sich expectare geschrieben, sonst jedoch exspedare; cap. 44, 2
wird unpassend wie bei Hoffmann der Belativsatz quorum ntagnus
, . .numerus confluebat durch einen Strichpunkt von seinem Haupt-
satze abgetrennt. — Ebenso steht cap. 47, 1 wie bei Hoffmann das
unverständliche contionatum statt des überlieferten con^tona^us. Su-
pinum kann es nicht sein , denn zu einer Bede hat Cäsar in diesem
kritischen Gefechtsmomente offenbar keine Zeit. Es muss eine Ände-
rung aufgenommen werden. — ibid. §. 5 steht durch ein Versehen
et\ovmuro, wo Hoffmann richtig de hat ; cap. 56, 4 ist nach equitatu
ein Punkt statt eines Kommas gesetzt; ibid.§. 2 bin ich mit der Gestal-
tung des Textes nicht einverstanden, da es möglich ist, denselben rich-
tiger und lesbarer zu machen. Nur durfte sich S. dabei nicht an Hoff-
mann oder Dinter halten. — cap. 62, 10 ist vor tnd^ ein Strichpunkt
oder Doppelpunkt ausgefallen. — Die Wortform Teutoni wird überall
richtig gemessen bis auf S. 183, wo Teutonum begegnet. — S. 140
sollte in der Inhaltsangabe auxilio properat durch eine andere
Bedensart ersetzt werden , etwa durch auxilio succurrit nach VII,
80, 3.
Bemerkte Druckfehler: S. 13, Z. 10 v. u. accurit statt accurrit ;
S. 20, Z. 2 V. 0. tilge das Komma nach miratus und Z. 14 v. u.
schreibe appellatos für apellatos; S. 71, Z. 17 v. u. steht sinn-
störend quacrantur statt querantur; S. 73, Z. 6 v. o. begegnet
supiuaginta für scptuaginta und Z. 16 v. u. intullissent statt tn-
tulissent, S. 94, Z. 9 v. o. sinnstörend et für est, S. 118, Z. 3 v. u.
biberna statt Ä/^crwa, S. 135, Z. 11 v. u. Lburorum für Eburonum,
S. 141, Z. 2 v. 0. Vercingentorige statt Vercingetorige , S. 148,
Z. 10 V. 0. papulandi für pabulandi, S. 149, Z. 13 v. o. occure-
batur statt occurrebatur \ S. 153 steht am oberen Bande 19 statt 20
und Z 16 V. u. quandraijcnos für quadragenos; S. 168, Z. 3 v. o.
streiche den Punkt nach dem Zahlzeichen XLVI, S. 181 schreibe am
Bande Vn statt VI und S. 187, Z. 12 v. u. propter für proter%
^) Dies Druckfoblerverieichnis macht auf Vollständigkeit keiner-
lei Anspruch.
510 Th. Friedrich, Biographie des Barkiden Mago, aug. v. A, Bauer.
Ref. kann nach dem gesagten der voiiiegeDden Schulausgabe
weder einen wissenschaftlichen noch auch einen besonderen päda-
gogischen Wert susprechen. Es müssten eben vorerst nicht wenige
Lesearten geändert und außerdem zahlreiche Fehler durch eine sorg-
fältige Bevision ausgemerat werden. Das beste an der Ausgabe ist
die äußere Ausstattung yon Seite der Verlagshandlung d. i. das
weiße Papier und der fOr das Auge gefällige Druck. Der Preis ist
angemessen.
Wien. Ig. Prammer.
Biographie des Barkiden Mago von Dr. Thomas Friedrich. Wien
1880. Eonegen. A. u. d. T. UntersachuDgen aus der alten Geschichte
Heft 3.
Es sind die Nachrichten über Hannibals Bruder dieses Namens,
die hier einer neuerlichen Kritik unterzogen werden. Während Livius
denselben im Jahre 203 in einer Schlacht verwundet werden und
dann auf der Fahrt nach Karthago sterben lässt, erwähnt ihn Nepos
noch 193 und derselbe findet auf der Beise zu seinem Bruder an den
Hof des Antiochos den Tod. Bei Livius erscheint an Stelle des Mago
als Insurgent und karthagischer Befehlshaber an der ligurischen
Küste ein Hamilkar, der 197 stirbt. Man ist bisher gewöhnlich der
livianischen Tradition gefolgt, während Friedrich durch Herbei-
ziehung Appians zeigt , dass die des Nepos die richtige sei. Dessen
Angaben beweisen, dass ein Mago 202 und 201 noch in Ligurien
sich befand, und stammen aus der Nepos und Appian gemeinsamen
Quelle Silenos , der über diese Ereignisse besser unterrichtet ist als
die römischen Primärquellen der anderen Berichterstatter. Livius
ist einem IiTthum anheimgefallen , indem er neben Coelius, (durch
den er allerdings Silenos Dai-stellung kannte), noch Valerius Antias
benutzte, der seinerseits falsch berichtete, indem er eine Verdop-
pelung der Schlacht von 197 vornahm.
Die Untersuchung ist mit Geschick und Umsicht geführt und
hat auch, was die Quellenfrage anlangt, eine große Wahrscheinlichkeit
und mehr ist ja meist auf diesem Gebiete nicht zu erreichen. Freilich
ruht die ganze Beweisführung darauf, dass Livius von den Thaten
eines karthagischen Feldherrn spricht, der das gallisch-ligurische
Heer befehligt und ihn Hamilkar nennt , Nepos auch von einem An-
führer derselben Truppen, den er Mago nennt ; zur Erklärung würden
sich bei der Häufigkeit beider Namen noch einige Möglichkeiten dar-
bieten außer der Annahme der Identität beider Personen, die Friedrich
vertritt. Zum Schlüsse gibt der Verf. S. 42 ff. eine Biographie Ma-
gos, wie sie sich nach seinen Forschungen nunmehr gestaltet.
Graz. Adolf Bauer.
Deutsche S^cBqU Q&d Lesäbücher, in^ei. Ton F* iTro^JUi^iY. 81t
Deutsche Schul- uud Lesebücher.
1, Deutsche Elementargrammatik ftir höhere Lehranstalten. Üjm-
tinsion« Ljceen und RoaUchulfin. Von Ch. Friedrich Koch, Siebente
forbewerto Auflaik'e. Nach d«»ai Todo dm Verf.a besorgt von Prof.
Dr. Eugen Wilhwlm, Jen*. 1881. Gustav Fischer. SK Vlll und
74 SS. Preis 80 Pf.
2. Fipren und Tropen, Grundzüge der Metrik und Poetik, ?on
Ch. Friedrich Koch. Vierte verbesserte Auflage. Nach dorn Tode des
Verf.« besorgt ron Prof. Dr. Eugen Wilhelm. Jena, 1680, Gustav
Fiaehcr. 8*. VI und 5*2 SS. Preis 75 Pf.
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Metrik. Zum Gebrauche für Mittelschulen und tum Selhgtunterricht.
Von Dr, Karl Tmnliri, k. k. Gymnaöialprofewor. Prag, 1881. tf.
Dominicug. 8*. VIM and M SS.
4, DHiitsrhea Lesebuch für dio anteren uud miHU^fn Clwii«« höherer
iHm von Dr. J. ß tisch man n. ( um kgL Gyni-
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Auflage. Trier, 18X1. Verlag der Fr, Lintxficheu Buchhandlung. 8'.
XIII und 330 SS. Preis 2 M.
5. und 6, Deutsches Lesebuch für die fünfte CUsse österreichischer
Keals^rhulen. Wien, 188L 8° VT und 346 88» und Mittelhoch-
dontsches Lesebuch fui ' lialen von Ignaz PttUI , Prof.
ander Wiedner Coinmuiial-Ui ' ile. Wien, 1882. Alfred Holder,
Rotbenturmstralie. 8'. VI uud 121 *SÜ,
Kochs Lehrbücher erfteuten sich eines guten Rufeg, sie be-
iten ihn auch über den Tod des Verf.s hinaus, und der jetzige
Herausgeber Prof. Dr. Eugen Wilhelm sorgt dafür, ihn dauernd zu
sicherUi indem er bestrebt ist, bessernd und berichtigend^ wo immer
es gerathen ist» Hand anzulegen. Dies beweist auch v '^
Eleöientargrammatik in ihrer siebeuten Aullage. Nirgends ti
Anhäufung de» Stoffes, weder im Lohrtexto noch in den Beispielen,
^anderniheilB ist nichts wesentliches übersehen, der Ausdruck bei
Oodr&Dgtheit nicht unverständlich. Die Anordnung des Stoffeg
Ui sehr zu loben, besonders geschickt ist die Orthographie (im Ein-
klänge mit ^Begeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Recht*
Schreibung tum Gebrauch in den preui^ischen Schulen^) mit der
Lautlehre verbunden.
An Eißxelheiteu bemerke ich nur folgendes. Auffällig erschiön
mir der Sati (S. 4, §. 3): „Trotz der Schreibweise wird k wie
knrzts • gesprochen in: Schmied, vierzehn, vierzig, Viertel, knegte
(= bekam).* Für das Neuhochdeutsche — und die " -r
Spnichf ♦Uirv,ij!e^**n, setzt sich ja vorliegende Elem« ic
ans ' ^libe — ist diese Behauptung in ^lulchei AHge*
ineii ; wenigstens in Baiern und Österreich spricht
man beim Gebrauche der Schriftsprache diese Wörter ihrer Sehreib-
woiso t^nt^iprochend. Hat Adelung dazu Veranlassung gegeben? Auch
10 Saudera WArtorbuch 11,2 S. 1424 (und öfter) findet sich diese
irrige Behauptuug 1^ *' rtol, vierzehn und vieuig. — Unter
diin AbwcMchnugon \ uungsgesetzo vermisse ich lebendig,
hingegen is^t (S. 10, §. 18) klbeigi^n angeführt, das doch nur dia*
512 Deutsche Schal- and Lesebacher, angez. von F, KratochurU,
lectisch und keineswegs in der Schriftsprache so betont wird. — In
§• 38 (S. 16) hätte leicht angegeben werden können, wie man tran-
sitive Verba, wie schwellen, schmelzen, erschrecken usw. nennt. —
Wenn in §. 93 (S. 38) tum, heit, keit, schaft als Ableitungssilben
erscheinen , dann sollte folgerecht zig in §. 99 (S. 40) auch nicht
anders aufgefasst werden.
Bezugs der Beispiele, welche fast durchgängig unseren
Classikern entnommen sind, würde es sich empfehlen, in der nächsten
Auflage einzelne , welche Schülern der unteren Classen — und für
diese ist ja das Buch berechnet — ihrem Inhalte nach nicht zusagen,
durch andere zu ersetzen; so in §. 124 (S. 49) : „0 weh der feigen
Bitter, die vor dem Brautritt graut" und ebendort: „Es fängt mir
an zu deuchten"; oder in §. 164 (S. 61): „Vor solchen Waffen zittei-t
England nicht" und S. 70; „Die Tragödie, sagt Aristoteles, ist die
Nachahmung einer Handlung, die nicht vermittelst der Erzählung,
sondern vermittelst des Mitleids und der Furcht die Beinigung dieser
und dergleichen Leidenschaften bewirkt." Das Beispiel in §. 175 c
(S. 64): „Edle Metalle, wie Gold und Silber werden nicht überall
gefunden" ist an sich unpassend, wo von Satzverbindung die Bede
ist, weil der Schüler oft nur zu geneigt sein wird, den angefahrten
Satz für eine Satzverbindung zu halten.
Das im allgemeinen über die Elementargrammatik gesagte
gilt auch von dem oben an zweiter Stelle angeführten Büchlein. Doch
besitzt es nicht im gleichen Grade den einheitlichen Charakter der
Darstellung wie die Elementargrammatik. Auch wenn dort nicht in
der Vorrede stünde, sie sei für Schüler der unteren Classen ge-
schrieben, wüsste es doch bald ein aufmerksamer Leser: die Art der
Stoffbehandlung sagt es ihm ; und diese Art ist eine gleichmäßige.
Nicht ganz so hier; das über Figuren und Tropen gebotene, anf
so engen Baum (S. 1 — 14) es zusammengedrängt ist, geht weit über
das hinaus, was wir einem Tertianer und Quartaner zumuthen, ja es
reicht vollends für einen Abiturienten aus ; nicht so leicht wird man
letzteres von der den Schluss des Büchleins (S. 44 — 52) bildenden
Poetik behaupten. Bäumlich zwischen diesen beiden Partien, hält die
Metrik (S. 15 — 44) auch in der Art der Behandlung die richtige
Mitte.
Nur nebenbei erwähne ich, dass in der Lehre vom Beim (§. 42)
des reichen Beimes hätte gedacht werden könuen. — Bei der Stanze
wäre die Beimordnung anzugeben , desgleichen dass außer dem Ge-
brauche männlicher Beime neben weiblichen sich deutsche Dichter,
z. B. Wieland, manche Freiheit gestattet haben. An die Stanze reiht
sich zunächst wohl besser die Siciliane als das Sonett. Es wäre an-
gezeigt , bei letzterem auf das altdeutsche Gesetz der Dreitheiligkeit
zu verweisen. Hingegen wäre die Sestine kurz abzuthun ; diese und
ähnliche Strophenformen sind ja im Deutschen in der Begel nichts
anderes als Spielereien , und was soll eine solche Abgeschmacktheit,
wie die abgedruckte Sestine von Schimper, dem Schüler dienen?
0eatieb« Schul- aoti Lcaebüclicr, nnget. ron F. Kraio^u
m
Eher w&re die TeiiEoue zu erwahueii, von welcher unsere Literatur
ecbOoe und gehaltreiche Beispiele aufweist.
Der Verf. des dritten Lehrbuches hat vor allem die Bedärfuisae
^flteiTeichiscber Mittelschulen, besonders der dritten und vierten
Gymnasiaklasse , im Ange. Hier beherrscht nicht mehr die Onim*
matik das Feld, der Unterricht auf dieser Stufe sull die Schüler auch
in die Hauptpunkte der Stilistik (besondere Tropen und Figuren) uud
der Metrik einführen. Doch ist dabei nach den Instructionen des
Organ istttions-Ent Wurfes S. 1S3 fornxuhalten „jeder Versuch einer
syt^tematischen Behandlung des Gegenstandes, sondern das Lesebach
diient als Anlass und Leitfaden der betreffenden Bemerkungen.**
Diese Bestimmung hiit schon viel Sorge und MQhe verursacht,
L 1Rni&<^0t, wie sehr begreitlich, hei einer großen Zahl jener Lehrkrat^e,
CiralcAift das Deutsche lehren , ohne dasselbe als Fachwissenschaft be-
trieben zu haben, aber auch hei geprüften Go^maui:^ten. Denn so
sehr anch der Ornnd dieser Bestimmnug allerseits gewürdigt werden
wird, mau itt sich doch allerorten klar, dass dadurch der Unterricht
iu diesen Classen, besonders in der dritten, um vieles schwerer ge*
worden : es kommt hier ganz hosouders auf den Lehrer an. Er muss
nicht nur darüber einig ^ein, welche Figuren and Tropen und iu
welcher Eeihenfolge, sondern auch an welchen Stellen des Lese-
buches er sie behandeln wird ; das set^t viel Vorbereitung und eine
förmliche Buchführung voraus, damit nichts übersehen, nichts un*
nothigerweise öfter besprochen werde. Erzielt ein Lehrer aufsolcb©
Weise ein gutes Unterrichtsresultat| so ist das ein sicherer Beweis
seiner praktischen Befähigung, aber nicht minder dafQr, dass er
ebenso fleißige als begabte Schüler gehabt haben muss; denn ohne
ein solches Schulermaterlal ist ein nur einigermaßen gunstiges
Kesnltat bei dieser Methode nnsg«'schlosse». Da sich aber solclies
nicht immer und Überall vorfindet, leidet auch die Methode Ver-
änderungen: L die Schüler machen sich freiwillig Notizen, oder
2, der Lehrer dictiert das, was er an dem Beispiele erklärt, oder
endlich 3. er dictiei t , was er sich , als für den Bedarf der dritten
Classe an Figuren und Tropen nOthig, tusammengestellt hat, vor-
likuflg ohne Rücksicht auf dos Lesebuch^ erklärt es und lässt es lernen
und zeigt dessen Auweudung bei der Leetüre der Lesestücke. Da bei
dem ersten Vorgang am meisten Unsinn geschrieben wird, haadhabt
man gewöhnlich den zweiten oder dritten Vorgang und ist so bei
dem Oegentheü dessen angelangt, was der Organisations Entwurf für
diesen Punkt bestimmt.
Offenbar haben die Verhältnisse dazu geführt, das bezeugt das
so häufige Vorkommen, Mis.slich bleibt aber dieser Vorgang doch,
schon deshalb, weil Dictiereu eine Zeitverschwendung ist, und es
wäre, wenn die Erfahrung so deutlich bestätig, dass die angeregte
Bestimmung des Organisations- Entwurfes sich nur in seltenen Fällen
iiurchfohrfn lässt, gewiss besser, davon abzugehen und, ähnlich wie
im grammatischen Unterrichte, auch für die dritte und vierte Classe
dieser Stufe sorgfältig angepassten Leitfaden zugiMinde zu
514 Deutsche Sclml- and Lesebficher, angez. von F, Kratochwü.
legen. Deshalb müsste dieser Unterricht noch immer nicht bloß
„eine reiche Nomenclatur^ geben oder in ein gedankenloses Aus-
wendiglernen aasarten. Jedenfalls könnte dann eine Übersicht und
ein klares Verständnis selbst auch von einem schwächeren Schüler-
material noch mit Becht verlangt und erwartet werden.
Ein solches zu diesem Unterricht sich eignendes Büchlein hat
Dr. Tumlirz geliefert , einen aus dem Bedürfnis der Schule hervor-
gegangenen Leitfaden y „der das in einen festen Bahmen vereinigt,
was dem Schüler nur lose und vereinzelt geboten wird , und der,
neben dem Unterrichte benützt, die Übersicht und das Verständnis
erleichtert. Diese Worte des Hrn. Verf.s über sein Buch verstehe ich
ganz wohl, aber nicht so sicher die über die Benützung seines Buches
, neben dem Unterrichte.^ Der Verf. hat sich in dem kurzen Vor*
werte darüber nicht umständlicher geäußert — oder nicht äußern
wollen.
Wir stehen meiner Meinung nach hier bei dem oben be-
sprochenen Gegensatze zwischen thatsächlichen Verhältnissen der
Schale und der angeführton Bestimmung des Organisations-Entwurfes :
diesen zu dienen hat der Hr. Verf. sein Buch geschrieben und tritt
damit in Gegensatz zu jener Bestimmung. Um einem solchen aus-
zuweichen, soll also das Buch nicht in, sondern neben dem Unter-
richte benützt werden und zwar, wie natürlich und nothwendig, von
Lehrer und Schülern gleichmäßig, im Einverständnis. Da ist das,
was der Organisations-Entwurf nicht will , in die Schule allerdings
nicht förmlich eingeführt, aber doch — das Wort sei mir gestattet
— gewissermaßen eingeschmuggelt. Und das wird geschehen , weil
das Buch einem thatsächlichen Bedürfnisse wirklich entspricht*
Wäre es da nicht an der Zeit , dass die Unterrichtsbehörde in An-
erkennung dieses Bedürfnisses lieber offen die Zulassung eines branch-
baren Leitfadens ausspricht? Ganz ablohnend dürfte man sich hohen
Orts schwerlich gegen diesen Gedanken verhalten , da ja schon ein
Präcedens in Dr. Willomitzers wohlbekannter deutscher Grammatik
für österreichische Mittelschulen gegeben ist, welche approbiert
wurde, trotzdem sie als Anhang die „Grundzüge der deutschen
Metrik^ (erste Auflage, S. 167 — 179) bringt. Konnte dieses für die
vierte Classe gestattet werden, warum soll nicht für die dritte Classe
bezugs der Tropen und Figuren gleiches geschehen? Geht man aber
einmal soweit , den Schülern die Hauptpunkte der Metrik und die
bedeutendsten Tropen und Figuren , systematisch zusammengestellt,
als Anhang einer Grammatik in die Hand zu geben , dann ist nicht
einzusehen, wai*um dieser Anhang nicht auch als selbständiger Leit-
faden von den Schülern benützt werden soll. Ich bin überzeugt, dass
ein knapper Leitfaden nicht nur zur Gewinnung besserer Unterrichts-
erfolge in der dritten und vierten Classe dienen wird , sondern zur
Entlastung des deutschen Unterrichtes in der fünften Classe bei-
tragen könnte. Bei zweien Stunden wöchentlicher Unterrichtszeit
werden noch immer dort die Hauptpunkte der Metrik , die Tropen
nnd Figuren gelehrt (vgl. Dr. Eggers Lehr- und Lesebuch, 1. Theil,
De^ticliö Sch&U Qod Lescbttchert aitgoz, Ton F. Kratüchwil 515
4. Auflage» S. 1 — 20 und S. 295—297». Wozu, fragt man da un-
willkürlicL, war denn der deutsche ÜDt^rricIit in der dritten und
vSerten Classe ? ^)
Nach dienen Nothweudigkeit und Nuteatt men dorartigea
Leitfadens darlegenden Aiiseinandersetzangea beadiräiike ich mich»
Vim dem dieselhen veranhis^enden Büchlein /.u sagen^ dasH es in zwei
Theile zerfällt; der erste reiclit von S, 1 — 37 und iht Für die diitto
Classe bestimmt, bei dem grollen Drucke und den vielen
Beispielen, die ja keineswegs alle zn leinen sind, gewiss kein
großes Lebrpensum. EinleituDg und Lehra von den Tropen umfasst
die ersten vietaehn Seiten. Die Figuren (S. 15—37) isind geordnet
in solche des Gleichktanges, der Wiederholung, der Häufung and des
Gegensatzes, in s fie und rhetorische Figuren. Von S. 38 — 84
ist die deutsche A handelt; ich hebe daran» hervor die §§, i)
und 7 , welche diu Accentverrückung behandeln. Ich biu der Über-
zeugung, dass dieser Stoff ausreichend ist, ein mehr wilro zu viel.
KrBcheint selbst das gebotene noch zu fiel , so läset sich helfen (so
kaon Anmerkung zu g* 9 in der Tropcnlehre und Annierkang zu g. 17
in der Metrik leicht gestrichen werden). Manchem mag dies oder jenes
Beispiel weniger lu^agen (so das erste S. 10, b, das v >, 20,
§. 35. Nr. 4. das letzte S. 30, §. 54, oder im groCv- n des
8. 4tp, S. 2fl, desgleichen das Beispiel einer niaunUciieii Cäsur in
§. 17, 8. 47) öder anderes zu schwer erscheinen ^wie die Erklärung
des Pentameters, einiges über das elegische Distichon S. 64, |. 33),
das lindert nichts an dem Gesamm turtheil, da«s der Yerf* ein brauch-
bares Lehrbuch geliefert bat.
Dr, Buschmanns Name ist den Lesern dieser Zeitschrift
schon bekannt; bereits 1879, im 30, Jahrgange S. 662 fg. wurde
Buschmanns 1877 in erster Auftage erschienenes deutsches
Lesebuch für die Oberclassen höherer Lehranstalten {drot
Biinde), eino recht gelungene Leistung, von mir einer eingehenden
Bfjtpa^chung unterzogen, desgleichen der für Gewerbeschulen, höhere
Töchterschulen und ähnliche Lehranstalten nmgearbeitete erste Band
des genannten Le:^ehuches entsprechend gewürdigt, DamaLs war des-
selben V'erf.s deuti^ches Lesebuch für die untc^ren und mittleren
Cliaeeo btrints in /.weiter Auflage erschienen, nuumebr liegt der für
8«it» und Quinta (L und 2. Classe österreichischer Gymnasien) be-
rechnete Theil in dritter Aullage vor. Der Unterschied gegen die
iweite Autlage ist kein erheblicher: einige wcuigie Lesestftcke wurden
Aiisgeschiedoo , einige andere neu aufgenommen, die Anlüge blieb
*} Trett Kcnntui« dieser ijachloge im Tono des Vorwurfes auszu-
ÜfiT.
Meiniroit.
ball»; Iclj m\
in !
ri, fiiij»0 )fr
i? Und .
LdtfadtfD apprubiert wird?
'^•** ' C1a9so) 10 schreiben, gkich
\ hat in Osterreich in dem
...L.rnoinm«!!'* (Prof Adalbert
ission. S. 25. — Wicu lt<8L)
L vfiiA ein Lehrbuch schreiben
och so gut sein, für nicht tu-
, das8 selbst jetzt ein solcher
516 Deutsche Schul- und Lesebücher, angez. Fon F, Kratochwil.
nnverändei-t. Den ersten größeren Theil (S. 3 — 214) nehmen Prosa-
stücke ein ; die gleichartigen sind zusammengestellt , voran die
Märchen (meist aus der Grimmschen Sammlung) und Volkssagen,
dann Stücke aus der antiken (S. 47 — 61) und deutschen Heldensage
(S. 61—89), daran reihen sich Fabeln (S. 89—97), Erzählungen
.nnd Geschichten (S. 97—151), Beschreibungen, Schilderungen und
Sprüche (S. 151 — 214). Der zweite Theil gehört ausschließlich der
ungebundenen Bede an ; kurze , dem Knabenalter zusagende lyrische
Gedichte machen den Anfang (S. 217 fg.), doppelt so zahlreich aber
sind die epischen Dichtungen (S. 241 — 310) , gruppiert in Fabeln
(bis S. 249) , Märchen (S. 249—268) , Schwanke und Sagen , Er-
zählungen und Geschichten (S. 269—310). Den Schluss des Buches
macht eine kleine Bäthsel- und Sprichwörtersammlung, letztere nach
der Lehre vom Satze geordnet. — Die Ausstattung ist sehr schön,
der deutsche Druck ist vorherrschend, es sind aber auch nicht wenige
Lesestücke mit lateinischen Lettern gedruckt.
Schließlich sei mir gestattet, auf ein in erster Auflage er-
schienenes deutsches Lesebuch für die oberen Glassen österreichischer
Bealschulen hinzuweisen. — Das Gymnasium leidet in Bezug auf den
Unterricht in der deutschen Sprache noch immer an einer nicht un-
bedeutenden Zahl ungelöster Fragen. Es genügt in dieser Hinsicht^
in den Jahresbericht des Vereines „Mittelschule" in Wien , 1881
(S, 32 — 84) einen Blick zu werfen. Scheinbar eine einfache Sache,
erwies sich die von demselben geplante bessere Vertheilung des am
Obergymnasium zu bewältigenden Stoffes bei tieferem Eindringen
als eine Unmöglichkeit, solange nicht über die Stellung einzelner
Theile dieses Gegenstandes wie Literaturgeschichte, Mittelhoch-
deutsch , schriftliche Arbeiten principiell entschieden worden. Trotz
gewaltigem Anlauf brachte man daher die Neuordnung des Stoffes
kaum in den beiden unteren Classen des Obergymnasiums fertig. So
schwer aber auch die Lösung aller auf Bedeutung und Stellung der
deutschen Sprache bezugnehmenden Probleme ist, abweisen lassen
sich dieselben nicht, eine Lösung muss erfolgen, sie wird erfolgen.
Es tröstet uns hierin das Beispiel der Bealschule.
Des Gymnasiums jüngere Schwester war da nicht nur rasch
sondern auch glücklich. Mit Benützung der seit dem Bestehen des
Organisations-Entwurfes gemachten Erfahrungen gelangte die Beal-
schule unter strenger Beachtung ihres Wesens nnd Zieles schon im
April 1879 zu einem Normallehrplan, in dem das Deutsche eine
wohlgeordnete Stellung einnimmt. Die an diesen Lehrplan sich an-
schließende Instruction (Instructionen für den Unterricht an den
Bealschulen in Österreich im Anschluss an den Normallehrplan,
zweite neu redigierte Auflage, Wien, 1881) für den deutschen
Unterricht (S. 27—47) gehörten mit zu dem besten, was Österreich
auf dem Felde des Unterrichtes geleistet. Das alles wird gewiss nicht
ohne wohlthätige Bück Wirkung auf das Gymnasium bleiben ; zunächst
aber regte es die literarische Thätigkeit an. So entstand Prof.
Pölzls deutsches Lesebuch für die fünfte Classe der
Dtnlselie Scbd- und LodelücUer, ongex. von F, KratochwiZ 517
B^alschulet); ea erhielt im abgelaufencti Sommer die Approbation
und ist in diesem Schiiljabre bereits iu VerwenJimg. Lii^st sich nuch
öbor die Erprobung des Buches iü der Schiilo jetzt noch nicht ar-
, theilen (dies wonlon die Fachlehrer auf Grundlage ihrer gemachte»
Erfahnmgen wobJ später thun), soviel steht fest, das** srrb der Xmi.
•ich wie in l^ein♦^m 1882 erschiene neu m ieatschen
i ijo tYir Oborreal schulen vollatäDdrg an die 1 ii — und
zwar nicht nur an deren Wortlaut — gehnlton hat.
Dem entaprechend bildete fOr den Vert die Aussaht
mustergiUiger Lesestücke die Hanptaufgabc. Den gröüorea
'Tbml des er?iteu ßandes nehmen die poeti ' ' ein (S. 1 bis
'826); dieselben ¥\\\t\ mich folgenden ' ru geordnet:
a) episch© Di' "s S. 186): 1. Sage, Alulun lü^^iMide, Märchen»
2. poetische fj % Idjile, Romanze, Ballade, 'S. Kpos, 4* Roman
und NoveÜB, 6. begehreibende Epik, i}, opi^^che Dichtungen mit lehr-
hafter Tendeijx (Fabel, Parabel, Allegorie); b) lyrische Poesie iS. 18t>
I l»ts 226)! 1. Lied und Liedartigea, 2. Ode und odenarti§re DichtQQgen,
-* ' ' ' \ 4, lyrischn Dichtungen mit lehrhafter Tendenx (Gnome,
i iii, Satire, Epistel), 5. lyrische Kunstfurmon (OhaseU Mad-
rigal. Tiiulctt, Stan/Äs Siciliune, Sonett, Canzone). Im prosaischen
^ThüiJe hat der Verf. die Lesosulcke so i^eordnet, dass Beschreibtingon
und SchiJdofungen aus der Natur- und Erdkunde vorangehen (S. 227
bis 276)» daiauf folgt historische (S. 276— :i06) und rhetorische
IProea ^S. 306-323), den Schluss machen Abhandlungen (S« 324
biB sa7).
Xach dem Lehjplane ündeii sich sowohl im poetischen ala
.prosaischen Theile zahlreiche, sehr passend ausgewählte charak*
t € r i s t i s c h e Abschnitte aus der a 1 1 c I a ^ «^ i s c h e n L i te-
rato r, gatia besonders sind die homerischen Dichtungen (S. 84
bis 118) berücksichtigt; den Schriftstellern aus dem classischea
»Alterthum sind auch biographischoNotJKen beigegeben, da
I liier mehr als in den folgenden Jahrgängen Gelegenheit dazu üich
i bietet.
Im Anschluss nud auf Grund dieser Lectare hat
1011 Seite desLebrer;:; eine elementare Belehrung der
SchQter über die wichtigsten Formen und Arten der
epischen und lyrischen Poesie sowie der vorzQgUchsten
prosaischen Dir&ieUungs formen zu erfolgen (dies wurde
auch f om ¥er»ia «MitieUchole*^ als Lehrziel für die fünfte Classe
^Am GymnAi^tomit angenommen, Tgl. den Jahresbericht a. a. 0*)* I^er
von ^ unter Leitung des Lehrers an der Lectüre ge-
wußf] luis der zahlreichen poetischen Formen und Arten
eine sichere Gtundlage zu geben, zeitraabendem Dictiereu sowie Auf-
leicbnuJig von Notizen buchst zweifelhaften Wertes vorzubeugen, hat
" >r Verf, — und darin zeigt sich der praktische Scholmanu — die
an der Lectdre gewonnenen theoretischen Resultate in ebenso be*
llimmte als schlichte Worte geftsst« die ganze Theorie über
«pitche und ly rische Formoa umfasst kaum IS Seiten.
518 Deutsche Schul- und Lesehücher, angez. Ton F. KrcUochunl,
Gewiss wäre ähnliches auch für die prosaischen Stücke wünschens«
wert, dadurch würde der Umfang des Buches höchstens um zwei
Seiten starker.
Unter den letzteren finden sich auch manche schulmäßig ge-
schriebene Aufsätze , um den Schülern zu dem in Lehrplan und In*
struction gleich stark betonten Disponieren Gelegenheit zu bieten.
Im Anhang (S. 338 — 342) findet der Schüler mehrere Beispiele
von Dispositionen und einer Chrie.
Für das erste Semester der sechsten Classe schreibt der
Normallehrplan der Realschulen vor: „Leetüre einer Auswahl
aus dem Nibelungenliede und aus Walther von der
Vogelweide, womöglich nach dem Grundtexte^ unter
Hervorhebung der unterscheidenden Merkmale der
mhd. und nhd. Sprachformen, anschauliche Darstellung
der Abzweigungen des indo-europäischen Sprach-
stammesund der deutschen Sprache, Eintheilung der
deutschen Literaturgeschichte in Hauptperioden; Be-
sprechung der großen nationalen Sagenkreise im An-
schlüsse an die Leetüre des Nibelungenliedes; Auf-
klärung über die Grundlegung der neuhochdeutschen
Schriftsprache/ Also auch hier, entsprechend dem Haupt-
principe des Planes und der Instruction, steht die Leetüre im
Mittelpunkte , Einführung in die genannten Dichtungen ist Zweck,
aber nicht Einführung in die mhd. Sprache. Bezugs dieser
begnügt sich die Instruction (S. 45) mit einer kurzen Unterweisung
in der Formenlehre (einige Stunden vor Beginn der Leetüre),
ausdrücklich wird gesagt: „Es ist keine mhd. Grammatik zu
geben" (ebendort).
So sehr das Lehrpeusum der fünften Classe in Gymnasial-
kreisen Anklang findet, von den Bestimmungen für die sechste Classe
kann man dies nicht sagen. Vor allem erregt Anstoß , das Mittel-
hochdeutsche nur durch ein Semester zu betreiben, dies ist der
Kernpunkt der Differenz. Außerdem wünscht man eine größere
Auswahl, mindestens Einbeziehung der Eudrun (selbst auch des
höfischen Epos) und grammatische und literarhistorische
Unterweisung (vgl. Jahresbericht des Vereines „Mittelschule"
a. a. 0.). Jedenfalls ist hierin die Kluft zwischen beiden Schwester-
anstalten weit größer y als dies durch die Verschiedenheit dieser
Unterrichtsanstalten ihrer Natur und Aufgabe nach, sowie durch die
Stellung des Deutschen im Organismus derselben nothwendig ist.
Ob sie wohl jemals ausgefüllt wird, das steht in Frage.
Doch sehen wir uns nun das auf obiger Basis beruhende mhd.
Lesebuch für Eealschulen näher an. Dass der Verf. für Normal-
lehrplan und Instruction mit voller Überzeugung und aller Wärme
eintritt, ist nicht befremdlich. Auch für classische Philologen nicht
uninteressant ist, was er im Vorwort (S. IV) sagt: „Es ist falsch su
glauben, nur derjenige könne die Schönheiten unseres Nationalepos
genießen, der über jede sprachliche und metrische Besonderheit
Deutsche Schal- and Lesebücher, angex. Ton F. Kratochwil 510
genau Bescheid wisse. Es gibt taosende von Gebildeten, welche z. B.
„Hermann und Dorothea^ mit Tollem Genüsse und Verständnisse
der dichterischen Schönheiten lesen, die aber in Verlegenheit kämen,
mOssten sie in einem complicierten Satzgefüge die Nebensätze er-
klären oder über irgend eine Cäsur im Hexameter Bechenschaft
geben.^ — Da höre ich schon einige Germanisten rumoren: f,E]n
Semester Unterrichtszeit, ein so umfangreicher Übersetzungsstoff
und ohne Grammatik ! Da lasse man lieber das Mittelhochdeutsche
in der Realschule ganz fallen und begnüge sich mit der Leetüre tob
Übersetzungen." — Doch gemach, nur vorwärts! Es wird heller:
wir finden (S. 1 — 3) recht praktisch angelegte Leseregeln und einige
metrische Anhaltspunkte , ferner das wichtigste aus der Laut- und
Flexionslehre (S, 3—16) mit steter Hervorhebung der unter-
scheidenden Merkmale der mhd. und nhd. Sprachformen. Ich ge-
stehe, dass ich beim Betrieb des Mittelhochdeutschen am Gymnasium
nur wenige Punkte mehr genommen, trotzdem unsere mhd. Lese-
bücher einen ziemlich umfangreichen Abriss der Grammatik zur
Verfügung stellen.
Unsere Besorgnis vermindert sich noch mehr, je weiter wir in
dem Buche blättern. Das bisher angeführte macht nämlich nicht die
ganze grammatische Unterweisung aus, die reiche Auswahl aus dem
Nibelungenliede (S. 17 — 96) sowohl wie aus Walther von der Vogel-
weide (S. 97 — 109) begleiten zahlreiche Fußnoten, die häufig
sachliche Hindernisse, viel Cfter aber sprachliche Schwierigkeiten
beseitigen sollen. So wird z. B. zu dem im Nhd. nicht vorkommenden
Praeteritum „erkrummeu** in der Note der mhd. Infinitiv angegeben
und auf das Wörterbuch (S. 110 — 127) verwiesen. Solche Finger-
zeige gibt der Verf. auch bei mhd. Wörtern , die im Nhd. mit ver-
änderter Bedeutung gebraucht werden, wie kranc, hochgezlt
usw., oder es werden schwierigere Satzcoustructionen erklärt und
dergleichen mehr.
Auf solche Weise lässt sich doch erwai*ten, dass die Real-
schule aus der Leetüre des mhd. Textes immer noch mehr Nutzen
ziehe als aus dem Gebrauche von Übersetzungen. Die Sprache der-
selben ist in der Begel weder nhd. noch mhd., der Laie weiss damit
wenig anzufangen , er gewinnt sicherlich keinen reinen Eindruck.
Ich will Simrocks Verdiensten nicht nahe treten , aber was soll ein
der mhd. Sprache unkundiger mit einer Strophe anfangen, wie
«Er sprach: Ich mfisst Euch danken, viel liebe Schwester mein.
Wenn Euer Graß in Gnade geschehen könnte sein;
Lch weiß Euch aber, Königin, so zornigen Mut,
ass Ihr mir und Hagen solchen Gruß im Spotte thut*
(in Eggers Lehr- und Lesebuch, 11/,, 5. Aufl., S. 31)? Und da habe
ich keineswegs das schlimmste Beispiel gewählt. — Auch würde
beim Gebrauche von Übersetzungen an der Realschule für die vor-
geschriebene Aufklärung über die Grundlegung der nhd.
Sprache sich sehr wenig thun lassen; diesen Punkt uberlässt der
Verf. der mündlichen Belehrung des Schülers durch den Professor,
520 Kohlet, V. Ickelsamers Teutsche Grammat., ang. f. K F. Kummer,
desgleichen die Darstellaug der Abzweigungen des
indo-europäischen Sprachstammes and der deutschen
Sprache, Eintheilung der deutschen Literaturge-
schichte inHauptperi öden und Besprechungdergroßen
nationalen Sagenkreise. Es wäre aus mehreren Gründen
wünschenswert, dass der Verf. der Darstellung dieser Partien in der
nächsten Auflage einige Seiten gönnen möchte. Das wird den
Schülern zum Nutzen gereichen, vielleicht auch manchem Lehrer
nicht unangenehm sein.
Wien. Dr. Franz Kratoch wil.
Valentin Ickelsamers Teutsche Grammatica. Horansgegeben yo»
Dr. Köhler. Dritte durchgesehene Auflage des Neudruckes. Freiburg
i. B. und Tübingen 1881. Akademische Verlagsbuchhandlung von
J. C. B. Moser. XII und 48 SS Preis M. 1, feine Ausgabe M. 1-50^
in ganz Lederband M. 3.
Den Niemeyer-, Hirth- uud Henningerschen Sammlungen von
Neudrucken schließt sich mit dem vorliegenden Bändchen die
Mosersche Verlagshandlung an. Es war ein glücklicher Gedanke die
erste deutsche Gi*ammatik, von der wir alle gehört, die aber sehr
wenige in Händen gehabt haben dürften — man weiß sicheres nur
von zwei Exemplaren in Berlin und München — , zu erneuern und sa
allen denen zu Hilfe zu kommen, welche es lange schmerzlich
empfunden haben über gewisse in der Geschichte der Literatur,
Sprache , Poetik wichtige Werke immer nur lesen zu müssen , was
ein Benutzer, gewöhnlich der erste , ausgezogen, viele andere ihm
nachgeschrieben haben, ohne selbst die Quelle einsehen zu können.
Der Gedanke ist um so glücklicher zu nennen , als weder Rudolf von
Baumers ^) ausführliche Inhaltsangabe, noch H. Bückerts^) ab-
sprechendes Urtheil die Leetüre des wunderlichen Schulmeistei*s er-
setzen können, der in einem Athem nach neuer Methode lesen lehren,
die Oi-thographie reformieren, den Patriotismus wecken und zur
Frömmigkeit mahnen will. Ich meine, dass jeder, dem das schön
ausgestattete und sauber gedruckte Büchlein zur Hand kommt, es
wie ich nicht aus der Hand legt, bis er es zu Ende gelesen, und
sich seine Gedanken darüber machen wird. Ein Beweis für den leb-
haften Antheil ist, dass seit Juli vorigen Jahres der Ickelsamer
bereits in dritter Auflage vorliegt.
Ohne das Interesse des Lesers vorwegnehmen zu wollen, mache
ich auf I.s Eintheilung der Laute in Lautbnchstaben (Vocale) , mit-
lautende (Medien , Spiranten , Nasale usw.) und stumme Buchstaben.
•) Der Unterricht im Deutschen 4 Aufl. Gütersloh 1873, S. 16—20
(Besonderer Abdruck aus Karl von Räumers Geschichte der Pädagogik,
III Theil, Stuttgart 1847).
*) Geschichte der neuhochdeutschen ^Schriftsprache. Leipzig 1875^
IL Band, S. 166-169.
r. St€j»k(il, Dlctiorbach itr d. ortb. tJuierr., an^. r, K, TumUrs. jltl
(MtiUe) sow}« aiit die dem Lautphysialogeo wichtige Darstellung
ihrer Articulation aufmerksam; in die Mjttelreiho hat er 17 auf*
genommeti, seine Bemerkang (p, 16) so die Zuiuj das eüa^^rst des
fmnens bct^uti teie die Gens pfeifen , wenns aincH aftlauffen ru-
lassen beweist» dass er mit diesem Zeichen keinen Explosivlaut^
:milern einen Spiranten, zwischen ch und j' meint, und was er p, 40
ftber Jörg nnd Genus sagt, beetätigt das. Seiuo Hundart ist nach
lückert IL 169 „ziemlich grob frinkisch."
Der Hr. Heransg, hat dem Abdrm^ke eine E i n 1 e i t u n g Toraus-
eschickt, in welcher er bibliographische Daten gibt, Veesenmeyers
Inhaltsangabe abdruckt, die düi-ftigeu Nachrichten über des Verf.s
eben zusammenstellt und das Jahr des Erscheinens der Grammatica
bestimmen sucht.
In der Biographie fehlt die von Raumer a. a, 0. S. 16 aus
tnthers Briefen für das Jahr 1527 nachgewiesene Verf^öhnung Is
Sit seinem bisherigen Gegner; im Verzeichnisse der Schriften l.s
gönnte die von ihm in der Gramnmtica p. 9 erwähnte Schrift Von
fer rcchim wcysn lesen m Icrnrn angefahrt werden.
Köhler wi]] die ohne Ort und Jahr erschienene Grammatica in
Se Zwanziger Jahre des 16 Jahrhunderts setzen; seine Hauptstütze
chejnt eine Mittheilung Baaders au» dem J. 1801 zu sein . der auf
dneni nun vcrscliollenen Exemplare des Antiquars Motxler in Freising
^schrieben fand: Vahntimts . . , dono dcdit nnno 1522, R. von
laumer a. a. 0. S. 17, Anm. 2, dem diose Datierung, wohl aus
loffmanns Deutsche Philologie im Grundriss 139» nicht unbekannt
^ar, Sütxt den Druck bald nach 1531 , gestftttt auf zwei sichere und
mehrere wahrscheinliche Citate Ls aus des Beatus Ehenanus Rerum
irum libri 111 vom J. 1531. Rückert bfilt an dieser Be-
- Räumers frst* Da der Hr. Heransg, des Neudruckes nur
^auiuurs kürzere Bemerkung in der Geschichte der germanischen
Philologie S. 64 anführt, nicht aber die von mir oben erwähnte
chrift» so dOrfto ihm diese unbekannt geblieben seiu; jedesfalJs
ird er Raumers Argument erst xu widerlegen haben, ehe er seine
eitbestimmung aufrecht erhalten kann.
Ich hoffe, ilfws dem Ickels^amer bald noch andere fär die Ge-
lebichtc der Spraclic wichtige Schriften des 16. Jahrhunderts folgen
erden,
Wien. Dr. Karl F. Kammer.
ietierbach fftr den orthographischen Unterricht m Volks- und
Ir - ' -ilen sowie in dVn untersten CUsscn dtT MittelMholcu
Von Dr. Kiirl Stcjskal. Wien, 1882. J. Klinkhardl.
(K.; ^ . , i'i. 60 kr)
Durch die Einführung einer einheitlichen Rechtschreibung au
' n Österreichs haben die Dictando-Übungen eine
tM'laugt. Trotzdem mangelte es bisher an einem
geeigneten Dictierbucbe, welches auf der vorgeschriebenen Ortho*
588 K. Stejskdly Dictierbuch für d. orth. Unterr., ang. v. Ä. TuvüirB.
graphie basierend, dem Lehrer das zur festen Eiupi-äguDg der Regeln
nothwendige Material in systematischer und ausgiebiger Weise ge-
boten hätte. Darum wird Dr. Stejskals Dictierbuch in allen Lehrer-
kreisen Anklang finden , da es sich einerseits durch geschmackrolle
und gehaltreiche Sätze auszeichnet, anderseits durch die geschickte
Anordnung des Dictierstoffes den Lehrer der Mühe überhebt, jedesmal
selbst eine passende Auswahl der betreffenden Beispiele zu treffen.
Zur leichteren Übersicht hat überdies der Verf. den einzelnen Capiteln
die Paragraphe des officiellen Begelbüchleins und der deutschen
Grammatik von Willomitzer beigefügt.
Der Inhalt des Dictiorbuches zerfällt in zwei Theile. Der erste
(S. 1—59) begleitet Schritt für Schritt die ^Regeln" (Regeln und
Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung, 3. Ausg. 1880,
k. k. Schalbücherverlag). So liefert S. 1 — 16 Beispiele über die Be-
zeichnung der Länge und Kürze eines Yocals (R. §. 1 und 2), S. 16
bis 30 für den Gebrauch der Yocale (R. §. 3) und Consonanten
(R. §. 4), S. 38 —42 Sätze zur Einübung des Gebrauches großer and
kleiner Anfangsbuchstaben (R. §. 5 und 6), S. 42 — 46 Beispiele
über die Schreibung der häufigsten Fremdwörter (R. §. 7) und endlich
S. 46 — 59 über die Setzung der Interpnnctionen. S. 30—38 ist eine
sorgfältige und maßhaltende Auswahl vou Beispielen für gleich*
und ähnlichlautende Wörter eingeschaltet.
Sämmtliche Sätze sind gut gewählt, kurz und klar. Es sind
theils Sprichwörter und Sentenzen, tbeils Sätze aus den mannig*
fachsten Zweigen des Wissens, welche die Denkthätigkeit des Schälers
bei der scheinbar mechanischen Arbeit anregen und demselben woU
oft bei der Leetüre zugute kommen werden. Dabei zeugt der all-
mähliche Übergang von leichteren zu schwereren Beispielen von
richtiger Methode , durch die der Schüler nicht nur eine gründliche
Einsicht in die Regeln und Willkürlichkeiten der deutschen Ortho*
graphie erlangt, sondern auch im Sinne des Org.-Entw. (S. 126,
Ausg. 1875) vou selbst successive zu der unmittelbaren Setzung der
Interpnnctionen angeleitet wird.
Der zweite Abschnitt enthält zunächst S. 60—118 gemischte
Dictierübungen, und zwar 200 prosaische (S. 60—84) und 100 poe-
tische Sprüche (S. 84—96) aus den besten Schriftstellern ^ an die
sich 100 Sätze — zum großen Theil kunstvollere Perioden — geo-
graphischen, ethnographischen, naturwissenschaftlichen usw. Inhaltes
reihen, ferner 50 Fabeln und kleinere Erzählungen (S. 119 — 134),
die durchwegs mustergiltig sind. Überall ist die Auswahl eine recht
sorgfältige und bekundet den richtigen Takt und den guten Geschmack
des Verf.s. Der Druck des Büchleins , das jedem dictierenden Lehrer
eehr gute Dienste leisten wird, ist vollkommen correct und die Aus-
stattung eine recht gefällige.
Wien. Dr. Karl Tumlirz.
F, ÄpftUUdi, Loihringischer Fs<er, %t^t, tmi A, Muuafhi, 5fe8
LothrillfiUcher Psalter, aUrraniaeisehe ObcrsetEtrn)? des XIV Jftbr-
löge der Gr < <wt
itiui ersteuii .,..^.. .^, ..^..tnn,
OebT. Ilcniii l : Älttr iiliotbek
herwingegetr i t örster. v 1,1 LXUl
uiid 177 Sa H*.
Von einer lethringi scheu Übersettuöff dos Psalter» tot dam
XIV. Jahrhunderte, welche in einer Hs, der MazariDebibliothek zn
Ptri« auf uns gekommen ist, gab zuerst Nachricht Lo Roux de Lincy
\n der Einleitung zw seiner Ausgabe der Qnatre livres des Rois;
auch theilte er daraus eine ganr. kiirze Probe mit. Der um die Er-
forschung der loihringiechen Mnndart hochverdiente Bonnardot 10g
in beioer Ausgabe der Guerre de Met« (1875) vielfach ^m Psalter
tut Vergleichung herbei, und gab zugleich zu wiederholtenmalen
mne Absicht kund , denselben bald zu veröffentlichen. Dass unter
Blichen Umstanden die Aufnahme dieses Werkes in die altfranzösisehf)
Bibliothek bebchlosüen wurde, darf efnigermal^en befremden. Es gibi
noch so vieles, welches erster • loiholter Veröffentlichung
wCirdig ist, dass es wahriich übern liein&n kann, einem hoch-
begabten , umsichtig arbeitenden litanne die Freude an einem lang
Ytrbereiieten Unternehmeu dadurch zu verderben, dass man ihm
um ein paar Jahre zuvorkommt. Dae Missliche eines solchen Be-
ginnens zeigt sich im vorliegenden Falle am deutlichsten, £s gelangt
hier nur t^ine Hs. /.um Abdrucke; wahrend Bonnardot soeben seine
Auggabo nach drei Hs^. ankündigt. Dass nun letztere« weil auf
reichlicherem Material sich gröndeiid» den Vorzug verdienen wird,
Itifgt auf der Hand. £s ist um so mehr zu bedauern , daaa der Hg.
seine Zeit und Kraft in solcher Art verwendete, als er durch diese
Arbeit seine eminente Begabung auf dat^ deutlichste kundgibt. Selten
bjp^t ein JQnger der Wissenschaft in so tüchtiger Weise begonnen,
-^Jiie der Hg. £s ist mit Recht eine genaue Wiedeiifabe dfir Hs. ge»
n&hlt worden, mit allen Wuuderlichkeiten der nach phonetischer
DarsteLluiig — wohl unbewusst — riugenden Uraphie, Der Schreiber
bat nitnlich die nur graphischen Zeichen für bereita verstummle
Laute nicht selten vernachlässigt; noch häufiger hat. er jedoch solch«
Zeichen geschrieben , und da i^t e« ihm in vielen Fallen begegnet«
daas er ein Zei* ' la, wo keines nutlitg war, oder dass triich
in der Wahl ^l ms» vergriff» So bleibt erwartetes -e (== hi)
t^aa und unber» idet ;^ich ein: da -r Abenso verstummtfl
mh •*, «rsebcu ' auf -et und Parücipien auf -er osw.
Dass ein so beschalteuihi Deiikmul filr Fragen Ober Genus, Cougruens
usw. kaum zu brauchen ist, liegt auf der Hand; aber auch was dio
Laute betrifft, weist vorliegende Qualle — da von eioer Durchfahrung
des phonHischen J't ' ' uidlich nicht im geringsten die
Eedo sein kann — kungen auf. Deshalb hat, wie
efwiti^ iüu Vöiaudoiungon abgesehen, die bet^
M > s unaogetaMtet gelassen bitten, — In
er Einleitung iheilt der Hg. alles beachtenswerte ans dem Be-
Ln^MknH f. 4. tel«iY, Qjmu. IS«9, VIL R«fU 34
5t4 F, Äpfehtedt, Lothriogischer Psalter, ftngez. Ton A. Musaafia.
reiche der Laut- und Formenlehre mit , wohei in gesonderten Zu-
sätzen auch auf andere Denkmäler nicht hloß der lothringischen
sondern auch der angrenzenden Mundarten Bezug genommen wird.
Man wird sich mit dem Verf. fast immer einverstanden erklären ;
und selbst wer bei einzelnen Aufstellungen die hier vorgebrachten
Ansichten nicht vollständig theilen sollte — was bei derartigen
Untersuchungen kaum anders der Fall sein kann — wird dem FleÜSe
und dem Scharfsinne des Hg.s das verdiente Lob gewiss nicht vor-
enthalten. Hier einige geringe Bemerkungen. Zu §. 10: wie es sich
mit zweifelhaften Fällen verhält, verdiente eine Erwähnung, so z. B.
dcsirier, tirier; bei potieir dächte ich lieber an 'icare; vgl. manier.
-^ §. 13 muss bei oceire an abddere gedacht werden? — §.15
gJehdrt rachete (nb. -eite) dazu? oder -^ aus der tonlosen Silbe?
Dass vorangehender Consonant d zu at werden lässt, scheint mir
fraglich ; chaiste und haiste verhalten sich wenigstens auf identische
Weise; in chesque ist e vielleicht ursprünglich; gembes gehört zu
§g. 21 und 36. — §. 20 aimin usw. (man kann afaimeie hinzu-
fügen) gehören eher zu §. 14 und sind analogische Formen, wie
fz. aimer. — Zu §. 23 : envieilU weist ie in tonloser Silbe auf; daher
zu §• 28 gehörig. Ebenso gehörten die letzten Zeilen von §. 49, von
anancerait an, zu §. 50. — §. 28 in assigieg usw. lässt sich i vor
g^ l auch auf einfaches e zurückführen; so auch §.37 ensignieui;
§. 62 betreffs signour, miüatir; vgl. auch im Ital. signore, migliore
mit tonlosem ^ zu i vor Mouillierung; das dritte Beispiel empiriet
ist etwas anders geartet; hier wäre organisch empeiriet (-(?«>-), und
nur durch Einfluss der Formen mit betontem i entsteht empiriet.
§. 38 hoverai mit o statt e nach b; man setze hinzu ^und vor v^;
denn der nachfolgende Consonant übt weit häufiger seinen Einfluss
als der vorangehende. — §. 45 in fuerbours mag man die Com-
Position noch gefühlt haben; daher kein reiner Fall von tonlosem
U6. — §. 50 toelpis stimmt nicht zu der am Schlüsse gemachten
Wahrnehmung. — §. 55 ou = aut erklärt sich durch die proclitische
Natur des Wortes. — §. 66 ist wirklich anzunehmen, dass vulgärlat.
e -|- Grutt. -f- f'sich anders verhalte, je nachdem die classische Form e oder
z gewesen war? Man sollte meinen, für das Bomanische gäbe es eben
nur ein e. Auch durfte nicht ohne weiteres froide zu den anderen
Belegen ÜLVict ect gesetzt werden; der Fall mit seinem igid^ das
selbst bei nicht ausschließlich nothwendiger Annahme vom Abfall
des posttonischen « nur tgd ergäbe , ist ganz sui generis. — Zu 68
am Schlüsse : dass fingis zu fains wird, musste da bemerkt werden ;
einst ist Druckfehler für einet (45, 3 ist ein unrichtiges Citat). —
§. 70 nach ^vortonig' wäre der Zusatz Murch Analogie' nicht müßig;
denn organisch wäre ja oi, — §. 76 am Schlüsse; keinem der drei
Wörter würde ich ü zuweisen; wie käme auch sorig zu süris? —
Zu §. ,78 wäre die Gewohnheit, de», me^te usw. vor Yocalen voll zu
schreiben erwähnenswert. — §. 80 bespricht nur den Abfall von l
vor Cons. nach I, ^, am. Wenn es daher weiter heißt : ^vor dem Ton
F. ApfehUdt, LothringUcher PÄfciter. vagti. ?on Ä*
ist dieser Vorgang sicber' und die Beispield zeigea» dass der Abfall
nach jedem Vocal mdglich bt^ so wanscht man eine kilarere Stili-
sieruug. — §. 84 'l fällt ab: <* := il; aisi ^ aisil; 'uuigekehrt
osteit = -eil; il (ibi),^ Die zwei Fälle sind nicht gleich; unr ü = i
ist der umgekehrte Fall tn i = il; osteit zeigt Dur einen Mißgriff
bei der Wahl des Zeichens für einen verstammten Laot. — §. 92 *zu
r ist n geworden: orpherins usw. Ebenso veltn* Warum nicht 'xu
Z?' In rcfiemouse dürfte kaum n zu »» 'durch Dissimilation' vor-
liegen; es \Bi wohl eher derselbe Fall wie ctain itamtr, wo kein
dissioiiliereuder Trieb vorhanden ist ; der Qmstaud, dass bei einzelnen
W^rtergruppen einem -n (aus m) inlautendes m entspricht (faim
a/famer^ rain rame, ain amer; sain essaimcr) verleitete zu ähn-
licher Behandlung von -n (= n)« — §. 96 das t in meutt , chtuie
stellt doch etwas anderes vor als ein hloßes Verharren von i zwischen
Yocalen; es ist da ein morphologischer Vorgang zu erklären , der in
der Formenlehre erörtert werden sollte. — §. 101 : 'zwischen s und r
wird kein t eingeschoben: croixe,' Da^ Beispiel passt nicht dazn;
denn hier ist ja nach §. 87 kein r vorhanden ; wie sollte sich da i
einschieben? — In der Flexionslehre wird man alles wissenswerte
zusammengestellt finden; über die Scheidong der schwachen und
starken Conjugation auch in Tempora, wo ein derartiger Unterschied
nicht vorhauden — z. B. im Impf. Indic. — und manches anderes
hie^u gehöriges gedenke ich nächstens anderswo mich auszusprechen.
Hier sei nur noch bemerkt, dass die Erklärung der Conjunctiv formen
mir nicht zutreffend erscheint und ich darin eine auf verschiedenen
Gebieten (besonders auf ladinischem und rumänischem) nachweisbare
Stammerweiteruug der stammbetontea Formen (daher oft auch im
Indjcativ) erblicke. Auch ist die Erörterung des Futurums nicht ganz
genau, Zusammeuziehnng liegt wobl iu aorrai^ aber nicht in deli^
rctrm, abur^rrai, ovcrrai vor; denn rer zu rr ergäbe delivrrai usw.,
^nd nichts berechtigt epenthetischcs e zwischen v und r anzunehmen,
^fetathesis ist ein viel einfacherer Vorgang; also nicht -vrer* zu
und dann -i^'rr*, sondern -vrer- zu -rerr-, Abfall des -e- in
trat aonrait musste ebenfalls, da der Vorgang ganz gleich wie
aor(e)rai ist, erwähnt werden.
Der Text macht den Eindruck der größten Sorgfalt sowohl
beim Leihen der Hs. als bei dem Abdrucke; trägt mau den nicht
vielen Berichtiguugen am Schlüsse Rechnung, so begegnet man kaum
^end einer bedenklichen Stelle, die den Wunsch nach Autopsie
machen würde. Den SQnden gegenüber, die noch immer in
lieser Hichtuug begangen werden ^ wirkt das Gefühl . dasss man dem
auen kann, was man gedruckt erhält, wahrhaft wohlthuend. Ein
Kleinigkeiten seien da erwähnt, Ist 44 ^ I oit vouteti richtig
wmcUii^i^ Soll es nicht roui6 heißen, wie in der metrischen von
liobtl herausgegebenen Version? Dann wäre §. 96 das Beispiel zu
itrtkhea« — 56 , 9 quelquc = quacunqut wäre besser zu trennen.
— 57. 9 v/m$7 — 68, 23 $<nt boi4trit et touehitii en sanc, ob
nicht couchieif^ — tiH . 15 statt ne tne notoisse wohl m*€noioi9$€;
34*
526 F. HeUwald, Natargescbichte d. Menschen, ang. v. F. Orassauer.
nimmt man mit dem Hg. noL an (vgl. S. LVII) , dann musste
in der Einleitung bei der Besprechung von e diese Aphäresia
namhaft gemacht werden. — ISS , 10 la ta dextre ist sehr
bedenklich; wahrscheinlich ist zuerst la statt ta geschrieben
worden; dann unterblieb die Tilgung von la, — Den Schluss macht
ein. Glossar, welches alles verzeichnet, was in leiicalischer, oft auch
nur in lautlicher Beziehung irgend eine Schwierigkeit dem Ver-
ständnisse bereiten könnte. Die Hinzufügung der neufranzösischen
Wortform entbindet den Verf. von langen etymologischen Ausein-
andersetzungen. Eine solche fehlt bei reilliers (auch reillieule und
ruillieux) ; die metrische Übersetzung gibt relii rellU = relief;
handelt es sich auch in unserem Texte um dasselbe Wort , so hätte
etwas darüber in der Einleitung oder in den Anmerkungen verlauten
sollen.
Wien, Juli 1881*). Ad. Mussafia.
') Innerhalb der Zeit, welche zwischen der Niederschrift vorstehender
Zeilen und der Yeröffentlichang derselben verstrichen ist, hat der treffliche
Herausgeber das zeitliche gesegnet. Ein ausgezeichneter Fachgenosse, von
dem die romanischen Stadien mit vollem Rechte die besten Leistungen
erwarteten, ist uns entrissen worden. Ein frenndliches Andenken bleibt
dem juneen Manne, welcher seinem Übergroßen Eifer für die Wissenschaft
zum Opfer fiel, stets gesichert
Naturgeschichte des Menschen von F. Hellwald. Stuttgart 1880.
Spemann. 8*.
Der durch seine zahlreichen Arbeiten bereits bestens bekannte
Verf. schildert in der vorliegenden Völkerkunde die aufsteigende
Entwicklung des Menschengeschlechtes von den auf der untersten
Culturstufe stehenden Wilden bis zu den auf der höchsten Stufe
geistiger Entwicklung stehenden Nationen der Gegenwart. Die Di^r-
steilung beginnt mit den Australiern und geht hierauf zu den
Indianern Amerikas und zu den arktischen Eskimos über. In der
alten Welt wird hierauf der Fadep der Schilderung beim Neger
Afrikas wieder aufgenommen und durch die Völker Asiens zu den
Culturnationen Europas fortgeführt. Alles, was die einzelnen Völker-
stämme charakterisiert, Körperbeschaffenheit, Charakter, Geistesan-
lagen, Kleidung, Wohnung und Nahi-ungsweise, Gerathe, Bewaffnung»
Beschäftigung, Trachten, Schmuck und Putz, Insichten über daß.
Eigenthum, Stellung der Frauen und Kinder, religiöse Anschauungea
usw., findet die gehörige Berücksichtigung in entsprechender Aub-^
führlichkeit und fesselnder Schilderung. Am Ende des Werkes solleq
aus den bei den einzelnen Völkern gewonnenen Beobachtungen allge-
mein giltige Lehren entwickelt werden.
Das Werk ist mit zahlreichen vorzüglichen Hlustrationen aus*
gestattet, welche von F. Keller-Leuzinger herrühren, der viele Jahro
unter den Eingebornen Südamerikas gelebt hat und für ethno-
graphische Zeichnungen ganz besondere Eignung besitzt.
B. KoMenn, Leitfadea der Gtfog^rapbie, ^n^ez. roit F. Graasauer. 527
Der Umfang dieser Uterariachen Unteineliinuag ist mit zwei
Binden zu je 35 Heften projectieii.
Dieses Buch dürfte, soweit es sich nach den bisher erachieneaen
Heften beurtbeilon lässt, an den Mittelschulen und yer?irandtei) Lehr*
anstalteD deu leiferou und mit den uOthigen VorkenntDisseu bereits
au8g6Btatteteu Schülern eine spannende und sehr lehrreiche Leetüre
bildoHf welche in hohem Grade geeignet ist, die Liebe für Geographie»
Ethnographie und Anthropologie zu wecken und zu befriedigen.
Leitfaden der Geographie f&r die Mittelscbulen der 6ftterrekhisch-
ungariächen Monarchie. Von B. KozeDn. Siebente TerbesderteÄaliagd
von Dr. Conrad Jan, Wien, 1881/82, 8*. 3 Theilo,
Dieser geographische Leitfaden ist schon längst uud zwar seit
dem Erscheinen der ersten Auflage desselben im Jahre 1858 an den
(österreichischen Mittelschulen als Lehrbuch eingebürgert und bereits
mehrere Male in dieser Zeitschrift besprocbeu worden, so dass toq
einer eingehenden Besprechung der vorliegendeu neuesten Auflage
Umgang genommen werden und die Anzeige derselben auf die An»
gäbe der wesentlichsten Veränderungen beschränkt werden kann.
In dem ernten Tbeile desselben^ weicher die allgemeinen Grund-
zöge für den ersten geographischen Unterricht enthält, wurden die
Abschnitte der astronomischen und physischen Geographie ent-
sprechend umgearbeitet und der ganze Theil so viel als möglich dem
Koxennschen Schulatlas angepasst.
Der zweite Theil, die ^Specielle Geographie"^, erscheint etwas
gekürzt und nach Maßgabe des neuen statistischen Materiales und
der Ergebnisse neuer Forschungen und Entdeckungen erneuert und
verbessert.
Der dritte Theil: „Geographie und Statistik der Österreichisch*
ungarischen Monarchie^, enthält an Stelle der chronologischen Ge~
schichte in der ersten Ausgabe nunmehr einen kurzen Abriss der
Geschichte Osterreich-rngarn» , der bis zum Jahre 1526 reicht und
an den sich eine Übersicht öl " lesveründerungeu bis
auf die Gegenwart und ge: ji ansciilieüen. Der
darauf folgende geographisch- stutisLiuciie Abschnitt ist mit 18 Karten-
skizzen versehen und im allgemeinen kurz und gut bearbeitet. Über
„die Abtrennung dreier Gaue vom Laude ob der Enns** im Jahre 1156
mOge der Verf. die entsprechendo Stelle in Edlbacher 's Landes-
kunde von OberOfit er reich nachlesen* Die Angabe auf S* 13^, dass
IT^ rQz das älteste Cistercienserstift in Österreich sei, tat
iii ig, da Heun bereits sechs Jahre früher gegründet wurde.
Vgl* Janaoschek. Origlnum Cisterciensium tom. I. Auch die Be-
merkung auf S. 140, dass Rudolf L bei Jedenspeugen über Ottokar
im Jahre 127H gesiegt habe, ist zu berichtigen, nachdem 0. Lorenz
in SybeU historischer Zeitschrift , Band 42^ S. ZBO ff. nachgewiesen
hil, dass diese Schlacht bei Dürukrut stattfand. S. 141.
Wiiira und Gmünd hegen nicht an der Thaia, sondern an der Lajn*
528 Neuester Bepetitionsatlas, angez. von F. Chrcusauer.
sitz. S. 142 Windisch-Garsten und Spital am Pyhrn liegen nicht an
der Steier und Vöcklabrnck nicht an der Traun. — Die Angabe des
Tschirgant auf der Ost- und des Muttekopf auf der Westseite von
Imst erscheint auf S. 152 überflQssig; auch die Zahlenangaben Ober
den Flächeninhalt, die MeereshOhe und größte Tiefe der wichtigsten
Seen auf S. 102 und 103 dürften in einem für die ünterclassen der
Mittelschulen bestimmten Lehrbnche entbehrlich sein.
Neuester Eepetitionsatlas. Ein Hilfsmittel beim geographischen Unter-
richte mit besonderer Rücksicht auf Amthor and Ißleibs Volksatlas.
Gera, Druck und Verlag von Ißleib und Bietschel. s. a. 4*. 5 Hefte.
Dieser Atlas ist in fünf Cur se eingetheilt, von welchen der
erste in 24 Blättern zum Einzeichnen der See- und Meeres-
küsten bestimmt ist. Die Karten desselben enthalten deshalb nnr
das Gradnetz mit dem Wasser ohne Küsten. Der zweite Cursos,
welcher ebenfalls aus 24 Blättern besteht, soll das Einzeichnen der
Fluss- und Stromläufe üben, weshalb jede Karte bloü das
Gradnetz, das Meer, die Seen und die Gebirgszüge enthält. Der dritte
Cursus enthält 23 Karten zum Einzeichnen der Gebirge, weshalb
die einzelnen Karten bloü aus dem Gradnetze, den Meeren, den
Strumen und Flüssen bestehen. Im vierten Cursus soll dem Schüler
auf 24 Blättern die Anweisung zum Einzeichnen der einzelnen
Länder und Landestheile mit Odorierung der politischen Grenzen
ertheilt werden. Die einzelnen Karten geben deshalb das ganze
Kartenbild nur in schwarzem Drucke. Der fünfte Cursus endlich,
welcher ebenfalls aus 24 Blättern besteht, hat die Bestimmung der
fertigen Zeichnung der Karte ohne jeden weiteren An-
haltspunkt, weshalb die Karten bloß das Gradnetz für das be-
treffende Kartenbild enthalten.
Dieser Atlas bietet für den geographischen Unterricht ein
Hilfsmittel, welches den Zweck verfolgt, das Verständnis möglichst zu
erleichtern und in dem Schüler Lust und Liebe für dieseuLehrgegenstand
zu erwecken und zu erhalten. Nachdem zugleich bei der systematischen
Anlage dieses Kartenwerkes von dem Grundsatze ausgegangen wurde,
dass der geographische Unterricht nicht in einem mechanischen Ein-
prägen von Namen und Zahlen bestehen, sondern die geistige
Thätigkeit des Schülers erfassen und entwickeln und zur Vertiefung
in den Gegenstand aufmuntern solle, wozu die kartographische Methode
beim geographischen Unterrichte zweifellos viel beiträgt , so kann
dieser Eepetitionsatlas als ein brauchbares Hilfsmittel für den
elementaren geographischen Unterricht bezeichnet werden.
Wien. Dr. F, Grassauer.
Verhaadl. am ersten d. Oeograpbontages, ao^. t. J, Pi^uchnik. 5^9
Yerhäudlangen des ersteu deutschen Geographentages zu Ber^
lin am 7. und 8. Juni 188L Mit einer Kartenskizze und secbi
Tafeln Abbildungen. Berlin 1882. Verlag von Dietnch Reimer. 8^
105 SS.
Der Bericht über den ersten deutächeu Geegraphentag zu Berlin
besteht außer dem Vorworte des Voi'standes der Gesellschaft für
Krdkuniie aus zwei Theilen; der erste enthält Vorträge und zwar
I. eine Ansprache des Versitzenden der Gesellschaft für Erdkunde
In Berlin Dr. Nachtigal, IL Ober die Mittel und Wege tu besserer
Kenntnis vom inneren Zustand der Erde zu gelangen von Dr. K.
ZOppnitz, 0. Professor an der Universität Königsberg» Ul. Die Ber-
mudas'lnseln und ihre Korallenriffe^ nebst einem Nachtrage gegen
die Darwin\sche Senkungstheorie von Prof. Dr, J. J, Rein zu Mar-
burg, IV. Die Ethnologie und deren Aufgabe , von Professor Dr.
Bastian, V. Das deutsche Haus in seinen volksthümlichen Formen
Ton August Meitzen, (Mit einer Kartenskizze und sechs Tafeln Ab-
bildangen.) Der zweite Theil enthält Verhandlungen über scholgeo-
graphiscbe Fragen und zwar zuerst eine Einleitung zu den Verhand-
lungen über Schulgeogrupbie von Professor Dr. A. Kirchhoff in Halle,
dann einen Vortrag Über die zeichnen de Methode beim geographischen
Unterricht von Professor Dr. H. Wagner in G6ttingen. An jeden
dieser beiden Vorträge schlössen sich Discussionen von Theilnehmern
an dem Geographentag an, und fanden in der Aufstellung von be-
stimmten Thesen ihren Abschluss. MitRncksicht anf den beschränkten
Raum, der uns hier za Gebote steht, müssen wir uns versagen, einen
eingehenden Bericht über den reichhaltigen Inhalt dieser Publi-
^•ea|(ion zu erstatten und beschränken uns auf die beiden schulgeo*
gniphischou Fragen.
In seiner Rede au die Versammlung stellt es Kirchhoff als eine
allgemein bekannte Thatsache hin, dass in keinem gerade für die
deutsche Nation wertvollen Wisseniweig die Kenntnisse selbst der
höheren Stände unter den Deutsehen so geringfügige seien als in der
Geographie. Er wolle nicht klagen und beschuldigen, aber er meine,
dass nur jener ernstlich auf Heilmittel denke, der sein Leiden sieb
nicht verhehle. Und in den ganzen Abgrund geographischer Igno-
Tum im deutschen Reich zu blicken hab^ uur derjenige Gelegenheit,
welcher Jahre lang die dem Lehrfach sich widmenden jungen
deutschen Gelehrten darin amtlich zu prüfen hatte, wie weit sie in
der Erdkunde auch bloß ^den allgemeinen Bildungsanforderungen''
genügen. Kicht der Umstand pflege dabei der betrabendste zu sein,
daes es sich herausstelle, wie das Wissen vom All ergewöhn liebsten
unier den an die Dorfschule zu stellenden Forderungen mitunter
noch zurückbleibe, sondern vielmehr der »mdere, dasa man so häufig
der sichtlichsten Gleichgiltigkeit selbst gegen die vornehmsten EnW
deckongsgroßthaten unserer Zeit und unserer Nation« überhaupt
gegen alles, was Geographie heiße^ begegne und sich überzeuge, da.si«
aegar unter denen, welche die geistige Blüte deutscher Nation ver-
treten, ja im Begriff stehen, der aufwachsenden Nation ihre ge}stig|
:&80 VerhandL des ersten d. Geographentages, ang. ▼. /. PUudmUt.
Siohtung zu geben, der Köhlerglaube verbreitet sei, dieWissensohaft
StraboDS und Ritters bestehe in dem topographisch- statistischen
Zahlen- und Namenkram. „Aus tansenderlei einschlägigen Erfah-
rungen^, sagt Eirchhoff, «die ich als Schüler wie als Lehrer und
Blitglied preußischer Prüfungscommissionen gemacht habe, genflge
es nur drei zur Beleuchtung des eben Gesagten anzuführen : ein in
Geschichte recht tüchtiger Gymnasialprofessor pflegte uns in den
bekannten nothgedrungenen Bepetitionsstnnden, welche in Preußen
die Gymnasial-Prima für Geographie allein erübrigt, die geogra-
phischen Breiten und Längen mit ^Fuß" und „ZolP anzugeben '^y
•weil er die betreffenden Zeichen für Minuten und Sekunden so auf*-
fasste; ich selbst bin 12 Jahre mit geographischem Unterricht in
verschiedenen Provinzen Preußens durch alle Olassen betraut ge-
wesen, ohne jemals auf meine Qualification dazu geprüft worden zu
sein; und vereinsamt wird der actenmäßig bezeugte Fall nicht ste-
hen, dass ein anf mehreren preußischen Gymnasien ausgebildeter
Abiturient, über irgend etwas ans der amerikanischen Landeskunde
befragt, das anerkennenswert offene Bekenntnis abgelegt „Von Ame«
rika weiß ich überhaupt nichts^, worauf er ohne die allergeringste
Einschränkang das volle Beifezeugnis erhielt^.
In den verbündeten Staaten z. B. Sachsen, Würtemberg, Braun-
schweig, fährt Kirchhof fort, stehe es mit der Geographie besser,
aber im preußischen Staate sei der traurige Zustand die allgemein
waltende Regel und es gebe nur seltene Ausnahmen, wo entweder
einzelne Lehrer in dem vom Director geringschätzig beurtheilten
geographischen Fach oder ganze Schulen Tüchtiges leisten, letzteres
dann, wenn zufolge der Einsicht des Dlrectors in den hohen päda-
gogischen und didaktischen Wert guter erdkundlicher Unterweisung
ein anderer Geist herrsche. Für den Verfall des geographischen
Unterrichtes zeuge auch das Herabkommen des geographischen
Wandkarten-Materials auf manchen Schulen anf den Nullpunkt —
gebe es doch ein pommeiisches Gymnasium, wo sich dasselbe auf
eine (wesentlich dem Religionsunterrichte dienende) antiquierte Karte
von Palästina und eine kriegsfahnenhaft zerfetzte Karte vom deut-
schen Bund beschränke.
Man müsse allen Ernstes von einem Herunteigekommensein
der Sohulgeographie in Preußen sprechen und dies datiere seit den
Fünfziger Jahren und zwar von dem verhängnisvollen Erlasse, wel-
cher in Preußen die Geographie zu einem nebensächlichen Anhängsel
der Geschichtsstunden herabwürdigte, und es sorglos dem
Gesohichtslehrer anheimgab, in den oberen Classen „alle zwei oder
drei Wechen eine Stunde zu geographischen Repetitionen" zu ver-
wenden. Die Folgen einer solchen unheilvollen Maßregel konnten
nicht ausbleiben. Mit oder ohne Wissen der beaufsichtigenden Be-
hörde gewöhnte man sich mehr und mehr daran in den für Ge-
schichte und Geographie angesetzten Stunden nur Geschichte zu
lehren ; daher der Verfall der Schulgeographie.
Yerhandl. des ersien d. Geographentages, ang. t. J. Ptast^nik, 5S1
So lange man unter Geographie nichts weiter als eine geist-
lose Ortsknnde verstand, mochte man sie gleich dem Lesen, Schrei-
ben und liechnen auf die ABC Stufe der Schulen beschränken; jetzt
aber, wo die Geographie zur universellsten aller Real-
wissenschaften geworden, w&re es unmöglich ihr das Recht
streitig zu machen duixh alle Classen gelehrt zu werden. Und ge-
i-ade in secunda und prima sei ein geographischer Cursus so wün-
schenswert, da hier nicht bloß erst ffir ein umfassenderes geo-
graphisches Verständnis die nöthigen Vorbedingungen gegeben seien,
sondern die Steigerung des Wissens von natflrli eben und
geschichtlichen Dingen bis zu dem Höchsten auf der
Schule zu erreichenden Gipfel dränge auch ihrerseits
natu rnothwendig au fj euer Oberstufe zur Vereinigung,
zur befruchtenden Verschmelzungderinjeneu beiden
Hemisphären menschlicher Wissenschaft aufgesam-
melten Kenntnisse.
Wahr sei es allerdings, dass einen solchen geogra-
phischen Unterricht nicht beliebige Philologen oder
Zeichenlehrer, sondern nur fachmäßig gebildete Geo-
graphie lehrer zu er theilen vermögen, und solche Fach-
lehrer in der Geographie fehlen jetzt fast durchweg.
Damit gelangt Eirchhoff zur Erörterung der Fi*age, wie die
deutschen Staaten für die vielen Hunderte ihrer höheren Lehran-
stalten diese Fachlehrer in der Geographie möglichst bald erwerben
könnten. Hierzu sei dreierlei erforderlich ; erstlich sollten jene Staats-
gebiete des deutschen Reiches, welche darin noch zurückstehen,
Lehrstühle für Erdkunde an ihren Universitäten errichten, dann
sollen geographische Seminarien mit entsprechender Dotation ge-
schaffen werden, nicht aber wie bisher, wo man den bestehenden
alle Geldunterstützungen vorenthalte, während man den historischen
Jahr für Jahr Tausende vei*willige. Drittens müsse die Verord-
nung über die Staatsprüfung der Lehrer geändert werden. Kirchhoff
bringt nnn in Betreff der letzteren mehrere Übelstände zur Sprache.
Es berühre eigenthümlich, bemerkt er, wenn man jetzt in der Zu-
sammensetzung der Prüfnngscommissionen auf einmal zwiespältige
Prüfung in Erdkunde vorgesehen finde, eine nämlich für den Histo-
riker ausgehend vom Fachprofessor der Geschichte, und eine andere
für andere Candidaten, welche sich um die geographische Facultas
bewerben, in welchem Fall dann wohl ein Geograph zum Examinator
bestellt sei. In Preußen sei freilich die Ansicht, ein Historiker von
Fach sei auch in der Regel ein Geograph von Fach, so tief einge-
wurzelt, dass man noch immer hie und da historischen Professoren
sogar die FftchprOfung in der Erdkunde übertrage, wobei es sich
dann mitunter herausstelle, dass ein von einem hochberühmten
Historiker soeben mit Ertheilung der fac. doc. in Erdkunde bis prima
ausgezeichneter Candidat im Doctorexamen vor einem Fkchgeographen
durchfalle, weil er noch nicht einmal die zum Unterricht in der sextit
nöthigen Kenntnisse auszuweisen vermöge.
5S2 Verhandl. des ersten d. Geographentages, ang. v. J. IHaacknik.
Eirchhofif beklagt es femer, dass die y^Natarwissenschaften"
darch das bestehende Examen-Beglement vom geographischen Fach
zurückgedrängt seien, and dadurch manche frische Kräfte fnr erd-
kundliche Forschung und für den geographischen Unterricht verloren
gehen, während die naturwissenschaftlichen Leistungen hiedurch
keineswegs besser geworden seien. „Da könnte man^, sagt Kirch-
hoff, „Wunderdinge aus dem Ezamensaal erzählen, wenn tüchtig
geschulte Botaniker einem nur die Verbreitungsgebiete von Kokos-
oder Dattelpalme nennen sollten, an denen doch das Leben ganzer
Volker hängt, oder von Physikern, die soeben die Grundzflge der
mechanischen Wärmetheone tadellos gedeutet hatten, nun aber in
peinliche Verlegenheit gerathen durch die Sextanerfrage, warum ee
nach der Höhe zu auf Erden kälter werde^.
Kirchhoff beklagt es, dass denjenigen, welche die Erdkunde als
Fachstudium wählen, das Lehrerzeugnis oberen Grades verweigert
werde, falls sie sich nicht während ihres Trienniums noch mit den
ihrem Bei-uf wahrlich doch fern liegenden Studien der Philologie oder
gar der Theologie befasst haben.
Das Fachstudium der Erdkunde, die jetzt die universellste aller
Realwissenschaften geworden sei, verlange ernste Studien auf den
allerverschieden sten Gebieten und müsse als selbständiges Fach an-
erkannt werden; diebisherigeCoalition der Geographie und Geschichte
müsse aufgelöst werden. Kirchhoff verwahrt sich hier feierlich da-
gegen, als ob damit der ganz untrennbare Zusammenhalt des geogra-
phischen Studiums mit demjenigen der Fachhistoriker, diese wohl-
begründete vollends in Preußen seit Alters hergebrachte Verbin-
dung gelöst werden solle, und fugt seiner Erörterung die folgenden
Worte bei : „Eben in unserem Preußen ist zu dieser verhängnisvollen
Zerschneidung des Bandes schon ein mehrseitiger Anfang gemacht
worden. So liegt seitens eines berühmten Geschichtsprofessors dem
preußischen Ministerium die gutachtliche Äußerung vor: die neuere
Geographie ist eine reine Naturwissenschaft geworden, woraus natür-
lich gefolgert wird, man solle die Geschichte Studierenden schleunigst
von dieser sie gar nichts mehr angehenden Wissenschaft entbinden''.
Dem gegenüber sei es dringende Pflicht des deutschen Geo*
graphentages es vernehmlich auszusprechen, dass die deutsche Erd-
kunde unentwegt auf den ihr von Humboldt und Ritter gewiesenen
Bahnen schreite ; einer wahrhaft wissenschaftlichen Erdkunde sei
der Bruch mit der Historie unmöglich, wie einer wirklichen Ge-
schichtswissenschaft der mit der Geographie.
Bezüglich der Änderung des Prüfungsreglements bezeichnet
Kirchhoff es als wünschenswert, dass jeder Historiker, sowie jeder
„Naturwissenschaftler'' verpflichtet werden solle zur Beschäftigung
mit Erdkunde, etwa zur Erzielung der geographischen Facultas für
die mittleren Classen ; wer dagegen in der Geographie die höchste
Facultas erlangen wolle, der müsse gleichzeitig sich die Lehrbefähi-
gung in naturwissenschaftlichen Fächern für mittlere, in Geschichte
für untere Classen erwerben.
^erhftnd
an
jeogpnpheol
ang. T.
Haschmk. $|9
Kirchhoff fasste schließlich den Inhalt seines Vortrages in drei
Thesen zusamnien» die dann Gegenstand einer Discussion bildeten
und in folg:ender Fassung ohne Widerspruch angenommen wurden:
1. Die (ieographie ist anf den höheren Schalen als selbstän-
diges Unterrichtsfach lu behandeln ; denn ihre Verknüpf Qng mit
der Geschichte als deren nebensächliches Anhängsel führt erfah-
mngsgem&O in einer den Schnlnnterricht schädigenden Vernach-
l&tBlgnng.
2. Die Geographie ist in sämmtlichen Clasaen mit eigenen
Leh ratenden zu bedenken» da sie als das einzige Fat^h, welches na*^
turwissenschaftlich-mathematisches mit geschichtlichem Wissen ver-
bindet, ein kräftiges Gegenmittel gegen schädliche Zersplitterung
bildet; auch hat sie gerade darnm eine hohe Bedeutung, weil in ihr
j«ne0 doppelseitige Wissen seinen Gipfel erreicht.
3. Es ist in hohem Grade wünschenswert, dass die Geographie
in der Staat^prl^fung der Lehrer einerseits als selbständiges Fach
anerkannt, anderseits nicht nnr dem historisch-philologischen^ son-
dern auch dem mathematisch-natnrwtssenachaftlichcn Fach als we-
sentlich nnterstötzendes Nebenfach beigeordnet werde.
Was die Discnssion selbst betrilft, so liegt über dieselbe nur
ein knncer zusammenfassender Bericht vor; es gelang nicht^ wie das
Vorwort besagt, dieselbe in der er-wünschten Vollständigkeit zu ver-
fassen, da die stenographischen Protokolle sich als sehr mangelhaft
herausstellten. Es betheiligten sich an der Besprechung Prof. Stein,
Deutsch (Leipzig), Bealschul-Director Schwalbe (Berlin) und Gym-
nasial «Director Volz (Potsdam), dessen Votum am ausführlichsten
wiedergegeben ist. Wir heben aus demselben folgendes hervor,- Volz
aÜmmt den Vorrednern bei, dass der jettige Zustand der Geographie
an den Gymnasien unerträglich sei: der geographische Unterricht
breche in Obertertia ab und habe keinen Abschluss ; zum mindesten
solle in (Intcrsecunda noch ein abschließender Cursus folgen,
Wüs die Lehrer der Geographie betriiTt, so läge die Noth der
höheren Schulen nicht sowohl darin, dass es an solchen fehle, als
vielmehr darin» dass es an solchen fehle, welche darin nnterrichten
wollen. Die jungnn Philologen, welchen dieser Unterricht in den
unteren Clasaen zugewiesen werden müsse, kämen ron der Univer-
sität ohne Kenntnis in der Geographie, was noch nicht schaden
würde, denn die k^nne ein gebildeter Mann von geistiger Regsam-
keit in einiger Zeit auch dorch Privatetudien sich aneignen, allein
sie kämen ohne Interesne für die Geographie und bäten den Dtrector
uro alles, ihnen keine geographischen Stunden zu übertragen. Und
dennoch dränge die Noth nicht selten daiu. da die Stunden doch ge-
geben werden müssen, ihnen solchen Unterricht aufzulegen* Dieser
Noth der höheren Schulen in der (Geographie könne abgeholfen wer*
den durch die Profeeeoren der Erdkunde, an die er %wei Bitten
nebtet: ^Befreien Sie, aagt er, die Geographie von dem Ballast, der
Bie fast erdrückt; sie ist ja heute eine Wissenschaft geworden, die
lÜMHGglicbe in sich aufgenommen hat. Erst heute habe ich in ein*«
944 Yerhandl. des ersten d. Geographentages, ang. v. J, Ptaschnik.
Atlas gesehen, dass gar der Unterschied der überschlächtigen nnd
nnterscblächtigen Mühlenräder der Geographie aufgeladen ist. Lehren
Sie ans scharf, wo die Grenzlinien der Geographie gegen die an-
grenzenden Natur- wie historischen Wissenschaften zu ziehen sind.
Das ist eine brennende Frage, an der sehr wesentlich die Entwick-
lung der Geographie als einer geistbildenden Schul diRciplin hänge:
geben Sie uns eine scharfe Definition der Geographie.
Und das zweite ist : Halten Sie neben den geographischen Vor-
lesnngen auch in regelmäßigem Turnus solche, durch welche Sie
Tropaganda für die Geographie machen, Vorträge, in denen Sie den
großen geistigen Inhalt, der der Erdkunde innewohnt, auch für Stu-
denten darlegen, welche wenig oder keine geographischen Yorkennt-
uisse mitbringen. Von der Art waren die Vorlesungen Karl Bitters
über allgemeine Erdkunde ; wer sie gehört hatte, nahm einen Antrieb
mit durch eigene Studien sich weitei-zubilden ; denn das Interesse
war entzündet".
Während Kirchhoff den geographischen Unterricht in den oberen
Classen der Gymnasien zu reformieren bestrebt ist, richtet Wagner
sein Auge auf die unteren und mittleren Classen der Gymnasien und
behandelt in seinem Vortrage über die zeichnende Methode eine di-
daktische Frage, wobei er das Ziel des geographischen Unterrichtes
auf diesen Stufen und den Weg zur Erreichung desselben, letzteres
in besonderer Ausführlichkeit darlegt.
Auch Wagner ist mit dem Resultat dieses Unterrichtes, wofür
doch besondere Stunden in dem Lehrplane angesetzt sind, nicht zu-
frieden ; er habe, sagt er, jetzt Gelegenheit gehabt, in zwei Provinzen
schon einige Hundert Candidaten im Alter von 22 bis 45 Jahren für
das höhere Schulamt in Geographie zu prüfen. Protokolle über die
unglaubliche Unwissenheit von weitaus der größeren Hälfte liegen
bei den Prüfungsacten und werden ein schätzbares Material abgeben,
um die Oberbehörden von diesen Mängeln zu überzeugen. Er führe
sie nur an, um dieselben auf die Grundfehler der Metho-
dik des Unterrichtes zurückzuführen. Jede Frage nach
dem „wo", nach der Lage setze die meisten Candidaten in Verlegen-
heit ; sie verlegen den Canal von Suez an die Straße von Constan-
tinopel oder lassen ihn im persischen Meerbusen endigen, sie ver-
legen den Brenner in die Schweiz, Oppeln südlich von Liegnitz, in
Ostpreußen wissen viele nicht, ob die Altmark diesseits oder jen-
seits der Elbe läge; in Hannover wäre man über die Lage von
Darmstadt — ob südlich oder nördlich des Main — im Zweifel.
Vielfach würden die Antillen nach Ostasien, die Sundainseln nach
Westindien verlegt. Kurz jegliche Anschauung der Lagen-
verhältnisse fehle. Frage man dagegen nach den preußischen
^Regierungsbezirken, den Namen der großen Antillen und Sunda-
inseln, so würden diese in der Mehrzahl der Fälle wie eine buch-
stäblich auswendig gelernte grammatische Regel aufr
gesagt, weil die Ca ndidateu das Wen ige, was sie wissen^
nur nach dem Lehrbuche gelernt hätten. Daran sei der di-
YerbandL des ersten d. GeographenUges« ang. ?. J. PtmchmL 5J5
dakti»che Vorgang ^^chuld und der Fehler läge darin, da^a e$ deov
Schülern an jeder geographischen Aoschaunng fehlOr Bei diesem
Unterrichte handle es sich vor allem um AuflFassung ?on Formen und
deren räumliche Grujipienn«^: nicht also das Lehrbrich, son-
dern das intensive Studium der Karte solle fortau der Hit*
telpnnkt für allen geographischen Unterricht sein,
der in den unteren and mittleren Classen der höheren
Schulen ganz zweifellos seinen Schwerpunkt in der
Tapik. der Orientierung auf der Erdohevfläche. der Er*
Werbung raumlicher Vorstellungen in Bezug auf dies« Oberflache
lüiben müsae. Und für dieses Kartenstadiam sei d^is einzige, aber
aaoh unentbehrliche Hilfsmittel das freihändige Zeichnen von Leh-
rern und Schülern; denn die Geographie sei auf dieser Stufe eine
AnschAuungslehre, eine Art beschreibender NaturwlErsenschaft, eine
Ansicht, die noch keineswegs durchgedrungen oder in ihrer wahren
fildeutung gewürdigt sei. Jeder Lehrer der Geographie müsse also^
^ifUlin er anders iu fiäherer Zeit oder bisbor diese Application ge^
scheut habe, diesen Kampf mit sich selbst und seiner bisherigen
Gewöhnung durchkämpfen und sich lum Frnicip der möglichsten
VeranBchanlichungen bekennen.
Damit gelangt Wagner zum Hanptthema seines Vortrages, lur
Darlegung der zeichnenden Methode, wie dieselbe bisher versucht
worden ist. Diese Darlegung ist lesenswert; sie leigt uns, worauf
öbrigöns hier wiederholt hingewiesen wurde, welche Ausschreitungen
un 1 ngen diese Methode bereits durchgemacht hat. Wenn
ge^i' »Ichen Erscheinungen in dem Vortrage Waguers die Ne-
gation einen größeren Nachdruck findet als der Ausdruck positiver
VorMCh%e, so ist dies erklärlich; gilt es ja zunächst diese Aus-^
schreitnngen mit aller M^cht zu bekämpfen, um, wie Wagner an
einer Stelle trefi^end bemerkt, „einige Tausend Einderkupfe
ven solchen nutzlosen Quälereien zu befreien''. Was
die positiven Vorschläge betrifTt, so sind sie durch die infolge der
Negation geächafTenen Begrenzungen im allgemeinen angedeetet:
das Zeichnen solle ein Mittel zur Förderung des Anschauungsunter-
richtes sein; 65 solle überall erleichternd auftretou; es solle nicht
eine Belastung^ sondern eine Entlastung der Schüler bei der Arbeit
de« Lernens und ein Hebel zur Selb^tthätigkeit derselben nein.
Wagner fügt schließlich bei, es sei nicht der Zweck des Vor-
trages eine bestimmte Methode als die allein richtige zu empfehlen;
denn auch die beste Methode habe nur einen relativen Wert und
kenne in der Hand eines ungeschickten Lehrers zur Absurdität
werden. Die Persönlichkeit des Lehrers selbst stehe über der Etn-
zelnmethode. Ein jeder müsse noch immer die Freiheit haben sich
die Dingo nach seinen Anlagen zurechtzulegen. Wagner stellte nun
folgende Thesen auf, die nach kurzer Debatte angenommen wurden:
I. Der deutsche Geographentag empfehlt das Zeichnen im
feographischen Unten-icht als ein unerlässliches Mittel zur För*
5SQ Verhandl. des ersten d. Geographentages, ang. v. «7. Ptaschnik,
derang klarer Anschauungen und als einen kräftigen Hebel zur Er-
weckung der Selbstthätigkeit der Schüler.
2. Die Yersammlong erklärt sich auf das Entschiedenste gegen
die noch weit verbreitete Unsitte den Schülern das Zeichnen einer
Landkarte als häusliche Aufgabe aufzuerlegen, ohne dass dieselben
durch eine langsam fortschreitende methodische Anleitung zu solchen
Leistungen befähigt wurden.
3. Sie verwirft die Ersetzung aller Linienelemente der Karte
durch gerade, resp. gebrochene Linien (Lohsesche Methode) ^), da
dies Verfahren nicht geeignet ist, den Formensinn der Schüler zo
entwickeln, vielmehr seinen Geschmack in Bezug auf Kartenbilder
geradezu verderben muss.
4. Sie erklärt sich entschieden gegen die systematische Durch-
führung der sogenannten constmctiven Methode^) im Unterricht, da
dieselbe ein zu künstliches System von Hilfslinien und Stützpunkten
erfordert, deren Kenntnis zumeist an sich gar keinen Weii; für den
Schüler hat, und die daher das Gedächtnis in hohem Maße auf
unfruchtbare Weise belasten.
5. Obgleich die Kenntnis der kartographischen Elemente für
das Verständnis der Karte (Kartenlesen) unerläßlich ist, erklärt sich
die Versammlung dennoch gegen eine systematische Vorschule des
topographischen Zeichnens^), da dieselbe über die Bildungszwecke
der höheren Schulen hinausgeht.
6. Sie empfiehlt die Methode freier Skizzen einzelner Erdräume
zur Wiedergabe typischer Verhältnisse der betreffenden Kartenbilder,
da dieselbe in Umfang und Ausführung dem jedesmaligen Standpunkt
des Auffassungsvermögens und der Handgeschicklichkeit des Schü-
lers am leichtesten angepasst werden kann.
7. Sie erklärt sich gegen die Verbreitung der sogenannten
Faustzeichnungen und ähnlicher derber Skizzen in gedruckter Form^)
innerhalb des Schülerkreises, da dieselben niemals den Ausgangs-
punkt des Unterrichtes bilden dürfen und die Gefahr nahe liegt, dass
sie die Karte verdrängen.
') Diese Methode ist nur insoweit zulässig, als es sich um die kar-
tographischen Elemente handelt, die vielfach so isoliert, beim ersten Be-
trachten der Karte nicht so scharf hervortreten, um dem Knaben klare
Vorstellungen zu erwecken.
') Methode von E. Kapp, Agren, Oppermann, Dronke, theil weise
auch Vogel, Deutsch, Stößner.
') G. Wenz in München.
*) Seydlitz, Lehrbücher der Geographie.
Wien. J. Ptaschnik.
W. Htrhst, Uisiorbclies HUfsbtich, ani^ex. von A, Ztehe. 5S7
Hiatorifiches Hiifsbueb fär die oberen Class^n derGymnaaieu and Ee&l>
icbtilen. L Alte G«achichte. Von Dr. W. Herbit. Ausgabe fär Gym-
iia«ieo* 8. verbeteerie Autlage, Wie^bshden IBtiO.
Historisches Hilfsbuch für die oberen ClagwD der Gymnasien and Real-
dGhuleii. II. Mittelalter. Von Dr. W. Herbst. 6. fielfa^h verbesderte
Auflage. Mainz 1S79.
HistariHches Hilfsbuch mr die ober^o (Jlaasen der Gymnasiaa und Eeal-
schalen. UL Noaere Gesch lebte. 6, vielfacb verbesserte Auflage.
Haiüz 1879.
AuffalleDdeiweiüe sind die in der Überschrift genauateu ^HUfä-
(bSchcr** in keiDem der Jahrgänge dar österr. Gymnasiaheitschrift
.besprocfaeD^ obwohl sie nach der Zahl der Aiiflageu zu urtüeileti, die
Cfie scbuell faoden, in Deutscblaud sehr verbreitet sein mQäsou. Aach
]dass sie wiederholt in der Beiliner Zeitschrift für Gyunaäiou be-
sprochen wurilijn ') und zwar stets anerkennend, wenn auch unter
tnancherl4ei Beuiätigelung im ainzehieu , spricht für den Wert dieser
, LehrbQcher. Über die Motive, welche für den Verf. bei der Auswahl
und Anordnung des Stoffes mal^gebend waren ^ spricht sich derselbe
in iwei Broschüren*) dos weiteren aus.
Vor allem betont Herbat 1 ► rkeit der Beschränkung
ides geschieb tlichen Leb rstotTes 1 u behandelnden Völker^
eine Forderung, der man gewiss nur im Interesse der Sache selbst
» <au& vollem Herzen beistimmen kann. Bei dem uuermesslichen Stoffe
dj^es Wissenszweiges Ist es dringend geboten, wenn anders der
Unterricht in diesem Gegenstande frucbtbringeud sein und die folgen-
achwei-sten Ereignisse und geschichtlich größten Gestalten ihrer Bd-
dentung entsprechend dem SchQler vorgeführt werden sollen , mehr
iils es bisher geschehen ist, eine Beschränkung eintreten zu lassen.
Belehrend and eigentlich interessant kann die Geschichte doch uut
dann sein, wenn es m<lglicb ist, die vorgeführten Ereignisse und
Personen mit einiger Ausführlichkeit zu behandeln , mit ein wenig
Detailzagen auszustatten^); denn sonst veri>chwimmt alles in ein
maitas Grau, das auch für keine Licbtgestalten im Vordergrande
Kaum l^st. Dann aber bleibt für diejenigen Völker, welche au der
Cultar&rbeit der Menschheit wenig oder gar nicht mitgewirkt haben,
•) Die t^\^ Auflnjg:© tob A. Qnimme Zdtacbrift 1870 S. 831—843
und von r \%i\ s. M3— 523, Die fänfte Auflage
van Fett S. IM — 151 und von Etiibacher ebenda
8. a69-;i<L^
*} Zar Fr^e tlber den Ge&cbichtsuntenicht auf höheren Schulen
Mainz 1869 und Die neuere und nene«td Geschiebte auf GymnasieD.
Maictj^ 1877
') Wenn K. Hillcbrand in dem Aufsätze ^Halbbildung and Gyro-
naaUlreform (danUcbe Eundachau, Mirthett 1879, 8. 444) sagt: .Das
Lebrbari in der G«t»chicbte aber aind nur die gro(^en Umrtaae der £r-
«^i^oiai«« da* eintelne muas jedar durch Leetttrt erlernen* so wird »ich
darß>^ ^ ^11 streiten lauen. VgL dagtmi R--V* ^i.-,...,.^, ^,^^ neiiette
Ge« :21; ^«a kommt gerade bei i t« wie bei
keiüt. -««v.i;ti darauf an, den Btidangwt^^:: ....... ;; . i ng und B^
Übung wirklich bildend zu maehen.
5S8 TT. Herbst, Historisches HilfBbacb, angez. von A. Ztehß,
auch keine Zeit übrig» Alle Partien der Geschichte, welche auf
Verstand, Oemüth oder Phantasie des Schülers nicht anregend
wirken, treten einerseits nicht hinlänglich bestimmt ins Bewnsstsein,
haften daher auch im Gedächtnisse nicht und ergeben andererseits
nur eine zwecklose Anhäufung von Facten, mit denen der jugendliche
Geist keine weiteren Operationen voniehmen kann. Um ein Beispiel
schon an dieser Stelle anzuführen, weise ich auf die Hiittel-
alterliche Geschichte des christlichen Spaniens hin. Was kann davon
dem Schüler geboten werden außer einer trockenen , schwer zu mer-
kenden, jedes bildenden Momentes baren Vorführung der Theilungen
und WiederTereinigungen unter verschiedenen Königen ? Gleichwohl
sind für diesen Zweck in dem jetzt in unseren Mittelschulen am
meisten verbreiteten Lehrbuche — dem von Gindely — mehrere
Seiten verwendet; auch Hannak, der doch die Geschichte Skandi-
naviens und BuClands aus dem zweiten Theile seines Lehrbuches
ausgeschlossen hat, konnte sich zu demselben Vorgehen gegenüber
der Geschichte der pyrenäischen Halbinsel nicht entschließen. Und
wenn der Lehrer für diese Partie nur ^ine Stunde verwendet , so ist
um die Zeit schade , da sie eigentlich vergeudet ist. Es genügt voll-
ständig, sobald Spaniens Eintritt in die Weltgeschichte erörtert
wird, d. h. am Beginne der Neuzeit mit ein paar Worten auf die
Entstehung des Königreiches ,, Spanien^ hinzuweisen. Solcher Bei-
spiele ließen sich namentlich ans der Geschichte des Mittelalters
mehrere anführen, wie denn auch Hannak, freilich nach meiner An-
schauung noch zu wenig , in seinem zweiten Bande das Streben nach
falscher Vollständigkeit aufgebend eine Vereinfachung des Stoffes
vorgenommen hat*).
Das also ist der eine Vorzug der Herbstschen Hilfsbücher:
möglichste Restringierung des Stoffes in Bezug auf die Zahl der be-
handelten Völker und Staaten bei gleichzeitiger Vertiefung der Ge-
schichte der wichtigsten Culturvölker. Dieses Princip finden wir in
allen drei Theilen durchgeführt, am wenigsten natürlich, dem
universalhistorischen Charakter der neueren Zeit gemäß, in dem
dritten Theile. Bezüglich dieser Beschränkung kann freilich die
Meinung im einzelnen Falle sehr verschieden sein, und so mag auch
Herbst manches fern gehalten haben, dessen Aufnahme von anderer
Seite betrachtet wieder wünschenswert wäre. Der Theil dürfte auch
hier besser sein als das Ganze und der Verf. der Hilfsbücher Recht
behalten , wenn er meint , es bedürfe hier eines herzhaften Schnittes.
Die Geschichte des Alterthumes beschränkt Herbst auf die
griechische und römische; die ganze orientalische scheidet er aus
unter der Voraussetzung, dass die Geschichte der Israeliten vom
Religionslehrer behandelt werde. Die Schüler könnten wohl gut von
*) Der 0. £. bezeichnet als Ziel des Geschichtsunterrichtes im
Obergjrmnasium : ,,in das Verständnis des pragmatisohen Zusammenhangee,
des inneren Lebens der Völker und Staaten, der Entwicklting der Ver-
fassungen einsuführen." Das kann aber nur dann erreicht werden, wenn
der Unterricht nur wenige Staaten berücksichtigt
TT. Herbst, HIstomchae Hilfsbucb^ anges. ton A, Zeche, 519
den mancherlei l?amen d#r ägyptischen und assyriscbeD K^^nige
dispensiert werden, in deren Lesuog radeiD die iMtrafeDden Gelehrten
llilcbt iiainer übereioatimmeD ; d^ Gewinn , welcher von der orien-
f taliBcberi Geschichte — die jüdische andfCdDummesi ^— fOr die Bildung
Sind Belehrung der Schüler abföiit, ist im Verhältnisse zur auf-
lewendeten Mühe bei Aneignung des s|»r6den Stoffes doch nur gering.
I«rb^t schaltot einiges aus der orieotaUsohei] Oeschichti» als £tn->
sitnng znr Darstellung der Kriege der Griechen gegeo die Perser
in und geht auf die Geschichte des letxteren Volkes näher» für das
dflrfnis der Schule darchaue hinreichend ein. Es ist wahr, durch
Idie er ' 1^ lien Völker sind sehr Terscbie den artige Cnltnrolemente
iin^g^ id in Umlauf gesetzt worden ; aber kann denn auf die-
iMlbeii in einer Weise eingegangen werden , dass sie bestimmt und
ins Bewus&tsein des Schälers treten ? Und ist nicht lu besorgen,
das Abspriogen ?on einem Volke lum anderen, dem auch nur
rtedtr wenige Seiten gewidmet sind , auf den Schüler Eerstreuend
|lknd verwirreod wirke? Ist es nicht ferner eine Thatsacho^ dass es
Schüler sehr schwer wird, das gjncbron istische Moment der
_^ diese bei den verschiedenen Völkern festzuhalten ? Ohoedies
tenichten uosere Lehrbücher hierin an f unbedingte Vollständigkeit}
so wird gewoholich die Geschichte der Chinesen vom Unterrichte
aosgeschloasan, obwohl dieses Volk eine so eigenartige Caltar aee-»
gebiidet hat.
Besonders eioschneidend erweist sich das Herbstscbe Princip
in der Darstellaog der Geschichte des Mittelalters : Uerbet beschränkt
nämlich den Lehrstoff dieses Zeitrainnefi im wesentticbea auf die
I4eutsche Geschichte ^) Wenn ma^ L'enwärtig hält, dass in den
lengliacben Schulen ans der G» des Mittelalters und der
[neueren Zeit nur die Geschichte de« hetmischMi Inselreiches be*
jkaudelt wird, so wird es wohl auch fOr die Österreich iscben Mittel-
[icbulen genügend f^ein , die Darstellung de« Mittelalters aof die Qe«
ichte Deutschland« t ^u welchem ja auch die dsterreichischen
oder gehörten, tu beechranken « da es leider unmAgUch ist, die
chichte unseres Staates zugrunde z\i legea, der ja ale selcher im
Ittelait<^r nicht existierte. Im deut^eheu Reiche sind die staatlichen
rerhältniase de^ Mittelalters am entschiedensten zur Anabildniig
langt« die Vereinigung der Kaiser- mit der deutschen Königskrone
eranla^iate die fortwtkhrenden Bezieh nagen inni Papstthame, dem
Dderea Angelpunkte mittelalterlicbeik Lebens, die deateche Nation
it auf dem Gebiete der Literatur und Kunst Werke geschaffen , die
den herrlichsten ßltit'^n mittelalterlichen Geisteslebens geboren,
[idem woi^t die Genchichte dieses Volkea so hervorragende Otfitalten
uf , daas auch das Interesse für das biographische Moment berück-
^tichtigt werden kann*^)* Spanien, Skandinavien, Polen, Rußland,
*) NatQrtiöh erst von der Zeil an, ieit der es eine Qeschichte des
l^ateohtn Beidiee gibt, d« h. «ett dem lU. Jahib.
*) ÜDier« LehrbQcher dir Getchiohte dea Mittelalters widerspreche o
ntlich d«r Instruction des 0, E, der die Dantcllonir derjeniifen Br-
640 W. Herbst, Historisehes Hilfibach, angei. von A. Zeehe.
Byzanz können ganz flbergangen werden: einen pädagogischen
Nutzen können die dürftigen, trockenen Notizen, welche sich ans der
Qesdiichte dieser L&nder bieten lassen , doch nicht abwerfen. Was
aber nicht bildend nnd belehrend auf den Schüler wirkt , sollte ihm
biliigerweise erspart bleiben, da man doch nicht Ton ihm verlangen
kann, dass ihn die Ereignisse wegen des Gescheheds' an sich ge«
nögend interessieren.' Und nicht riel anders dürfte sich das Bedfirfois
der Schale rflcksichtlich Frankreichs nnd Englands gestalten. Was
für die eigenartige Entwicklung dieser beiden Staaten besonders in
Betracht kommt , kann kurz an jener Stelle erwähnt werden , wo sie
in der Neuzeit zum erstenmale eingehender berücksichtigt werden:
die. g^Miz abweichende Entwicklang der VerfassungsverhAitnisse
Englands eingehender zu behandeln und so zum Verständnisse za
bringen, verbietet schon die karg zugemessene Zeit. Nur als Anhang
gibt Herbst «nf sieben Seilen einiges aus der Geschichte Frankreichs,
Englands^ Italiens und der pyrenäischen Halbinsel, während allein
im letzten Zeiträume der mittelalterlichen Geschichte bei Gindeiy
den außerdeutschen und außerOsterreichischen Ländern 26 Seiten
eingeräumt sind. Freilich wird der Schüler auf diesen Seiten in ganz
Europa und einem Theile von Asien heramgefOhrt und auch diesmal
werden ihm die Mongolen nicht geschenkt , so wenig wie am Ende
des dritten Abschnittes, wo ihnen gar noch die Ohowaresmier voraus-
geschickt sind. Ebenso scheint es mir durchaus gerechtfertigt , dass
Herbst zwar, wie natürlich, die Anfänge und die Entwicklung des
Islam behandelt, dagegen die späteren omijadischen und abbasi-
dischen Chalifen ganz bei Seite lässt^). Warum sollte man denn,
wenn man diese Dynastien berücksichtigt , nicht auch auf die ver-
schiedenen Herrscherfomilien in Afrika und in Iran, warum namentlich
nicht auf das Auftreten der Seidschaken, die Aufrichtung ihres Welt-
reiches und seinen Zerfall näher eingehen , zumal mit Bücksicht auf
die Kreuzzüge? Oder ist es vielleicht fQr diesen Zweck noth wendig,
ein Capitel aus der byzantinischen Geschichte einzuschalten, die
wenigstens fibtnnak vom Ende des Bilderstreites ab ignoriert ?
Wir kommen zum dritten Theile. Bei dem Umstände , dass
seit Beginn der neueren Zeit die Staaten viel lebhafter auf einander
eingewirkt haben, dass wohl vorübergehend ein Staat besonders in
den Vordergrund tritt j im allgemeinen aber sich ein System des
Gleichgewichtes za entwickln begann, dass es, was die frühere Zeit
nicht gekannt hatte, eigentliche europäische Kriege in der Neuzeit
gegeben hat, dass in dieser Periode sich die verschiedenen Völker
Europas mehr als früher an der Ausbildung der Gesammtcultur des
Continentes betheiligt haben, kurz bei dem universalhistorisohen
Chturakter der neueren Geschichte ist die Beschränkung auf einen
eignisse und Institute verlangt, »welche auf die Gestaltang der Völker
im weiteren Umkreise entscheidenden Einflosa übten** usw.
^) Dagegen sollte die schönste Blüte der islamitischen Cultnr, <fie
in Spanien ausgebildet wurde, berücksichtigt sein.
IT. Herbat, HidtürUchi» HUfabucli. ftogez. ton A, Ztehe, $41
mmig^n Staut geradem unmöglich. Hier n\in tritt der iweite Vortug
der Herbstschen HilföbOcher hervor: die einfache, lieh trolle An*
orduQDg, die der Verf. durch die von ihm so benannte „Grappen-
bildwng** erzielt hat*), Herbst gliedert deo Stoff in drei Perioden,
die er Zeitalter der Heformatioti , der absolateu Monarchie und der
Eefolation betitelt. Damit ist für die Qbersichtliche Qliedening trnd
dje Durchsichtigkeit des Stoffes schon mehr gethan als durch die
sonst übliche Bezeichnung der einzelnen Abschnitte: bis zam west-
fillischen Frieden, bis zur fninzOsiscben Revolution oder dergleichen.
D-<iDn springt Herbst innerhalb jedes Zeitniumes nicht so oft
von einem Staate zu einem anderen ober, wie dies anch hier wieder
Gindely nach dem Vorbilde von Pütz thut. Um einzelnes zn er-
habnen: die Hugeuottenkriege nimmt Herbst im ZusammenliaDge
jit einem größeren Stücke der französischen Geschichte, das er in
üutinuo vom Beginne der Neuzeit bis zum Tode Ludwig II V. be«
liondelt; dann werden wir erst beim Ausbrache der Bevolntjun wieder
ftiach Frankreich geführt. Derselbe Stoff findet sich bei Gindely an
|.tier verschiedenen Stellen versptlttert. Einen specielien Abschnitt
\ der Geschichte Skandinaviens am Beginne der Neuzeit (wie jeuer)
iftbt Herbst nicht; das für den Schüler n6thigste ist an der Stelle
Ifingeschaltet , wo uns das Eingreifen des größten Schwedeuköniges
den Gang des 30 jährigen Krieges dargestellt wird. Das dann bei
iindely unmittelbar folgende Bruchstück aus der türkischen Ge-
{icbichte ist ganz entbehrlich, weil das davon wissenswerte schon bei
ier österreichischen Geschichte erwähnt worden ist.
Den zweiten Abschnitt: ^t das Zeitalter der absoluten Monarchie*'
(gliedert Herbst wieder in drei Unterabtheil uogen, die et nach
j Ludwig XIV., Peter dem Großen und Friedrich dem Großen •) he-
[aennt: um diese drei Persönlichkeiten gruppiert er den Stoff der
|E«itgeschicbte , der übrigens gerade in i der
B^ewOhnlichcu Weise eine bedeutende Lr hat.
^Herbst erspart nämlich dem Lehrer und dem Schüier die kleinen
F^ragment»* ^^r^ .?«r wnirnvrhen, portugiesischen, dänischen« schwe-
ll iseheti e durch die ThäUgkeit Karl IIL, des
Marquis vun rMuuKn , .-Mruensee und Gustav UL bezeichnet sind,
Lehrer und Schüler kennen dafür dem Verl nur dankbar seint Für
rdt« dstarreichischen Anstalteu speciell sind wir in der ^^
[Lage, an Maria Theresia und Josef II. hervorragende und
I liebenflwQrdige Vertreter des aufgeklärten Absolutismus dem Schüler
Yorführon zu können, die^ mit einigen Detailzügen ausgestattet, das
Wesen dieser Richtung besser charakterisieren, als wenn der Schüler
m ^iner Stunde nach verschiedenen fernen Ländern geführt wird, in
^ Zur Fn^ über d^n Geschieh tsanti^rricht S* i6.
, *> Ei braacht wohl nicht erst «u^tdrüaklich k«merkt tu werden,
^„ in den 5»l«rratchi»ch<'n AuttUiteu derjooige Stoff, welchen Herbst
[um die F«r»oo Friedrich» II. gruppiert, um Martin Tbervüa und Josef IX.
I^riippien werden mwt».
$4S TT. Herhat^ Historischat Hilfsbnch, aoges. Ton A. Zeehe.
denen er sich niemals heiimisch fühlen kann, da schon wegen der
Ihirzen, hieffir znr Verffignng stehenden Zeit seine Sympathien nicht
genügend erweckt werden können. Wenn im AnschloBse an jene
beiden Lichtgestalten die anderen hieher gehörigen oben genannten
Kamen nnr erw&hnt werden, ao ist damit dem Zweckender Schule
genug gethan.
Der dritte Abschnitt bietet für die Zeit bis 1815 keine be-
deutenderen Abweichungen von der gewöhnlichen Auswahl und An-
ordnung des Stoffes. Natürlich; denn hier wird ja die Geschichte
Europas durch das riBVÖlutionäre Frankreich so übermächtig bedingt,
dass erstere nur zur erweiterten französischen Oeschichte wird. Dar
gegen beschränkt der Verf. die neueste Geschichte wieder wesentlich
auf die Deutschlands, was für die österreichischen Anstalten
nicht angeht, für welche, wenn man nicht lieber auf die Dar-
stellung der Ereignisse dieser Jahre verzichten will, sich eine An-
ordnung des ausgewählten Stoffes in der Art wird finden lassen, wie
sie Herbst für seine beiden ersten Abschnitte getroffen hat.
Herbst hebt hervor^^, dass es namentlich bei der neueren
Geschichte wichtig, sei, auch dem biographischen Momente bei de^
hervorragendsten Persönlichkeiten Bechnung zu tragen, und zwar,
wie mir scheint^ mit Becht. Gerade die verwickelten Beziehungen der
Staaten zu einander in der neueren Zeit und die mancherlei treibenden
Gedanken, welche dieser Periode eigen sind, lassen das Betonen des
Charakters und der inneren Entwicklung der Träger der Geschichte
nothwendig erscheinen , weil dadurch der Fortgang der Ereigsieee
klarer gemacht werden kann. Ich wüsste wenigstens nicht , wie man
die Beformation erörtern kann, ohne auf die Persönlichkeit und
innere Entwicklung Luthers in etwas einzugehen. Aber das bior
graphische Moment muss wohl anders behandelt werden , als es im
Hilfsbuche geschieht, wo fast nur Geburtsdaten, Zeit und Ort des
Studiums, Wechsel des Aufenthaltes u. dgl. angegebein werden,
Dinge, die das Gedächtnis sehr bedeutend belasten, ohne dass sie
dem Schüler die betreffende Persönlichkeit menschlich näher bringen.
Gerade je individualisierter die Menschen der neueren Zeit sind, je
mehr Einzelzüge sie an sich tragen im Gegensatze zu jenen des
Alterthumes und des Mittelalters, um so wichtiger ist es, dass dem
Schüler auch darüber bestimmte Anhaltspunkte im Lehrbuche ge-
geben werden, denn die Ge&hr ist groß, dass er Bücher, von ver-
schiedenem Standpunkte aus geschrieben, in die Hand bekommt und
so rathlos wird, wie er die Wahrheit erkennen solle. Freilich ist 4iQ
Neuzeit überhaupt wegen der religiösen und nationalen Tendenzen,
2 Zur Frage usw. S. 30. Die Wichtigkeit der Pflege des Bio-
en ist aucn in dem jüngst ausgegebenen „Entwiirf eines Kataloges
i^'die Schülerbibliotheken österreichischer Gymnasien" zu wenig be-
achtet. Statt mancher gani ungeeigneter Bücher z. B. Hettner, Schnaase
wäre aamentlieh „der Seue Plutarch'' herausgegeben von B. Gotiechtll
tti Sehülerbibliotiieken passend, wenigstens einzelne Bände davon.
W. SerM, Ridtorisches Hilfibach, angef. toq A. Zeehe, 54S
welche sie diirchtkhen , ein ftr die Schüler schwer lu behandi^lnder
Gegenständ.
Dann vermisse ich bei Herbst wie in anderen Schnlbüchern
ungern stricte Definitionen derjenigen technieichen Ausdrücke und
historischen Acte« von denen wiederholt gesprochen werden mnss.
Was man unter Stadtreoht^ Renaissance» Hntnanismus, Eestitutlons-
edict n. dgL versteht , »oUte mdglichst präcis im Buche angegeben
sein. Warum sollte das, was z. B. in der Mathematik oder in der
Geographie der Lehrtext in dieser Beziehung leistet, nicht auch das
Schulbuch der Qeschichte leisten? Man wende nicht ein, dass dies
Aufgabe des Lehj-ers sei. Wie es das Lehrbuch der Geometrie nicht
nnterlässt, eine Definition des Kreises zu geben, ebensowenig sollten
geoavie begriffliche Bestimmungen im Lehrbuche der Geschichte
fehlen. Ich wärde es für durchaus forderlich halten, dass der Schüler
derartige Begriffsbestimmungen wörtlich auswendig lerne. Es lieHe
scich dann Tiel genauer und sicherer mit den betreffenden Ausdrücken
operieren; denn es ist jedem Lehrer bekannt^ wie schwer sich der
~ ~ch1lUr eine gote Definition zu eigen macht und wie namentlich bei
er W^iederholung größerer Partien dieser Übelstand zu Tage tritt.
Und gerade bei dem Unterrichte in der Geschichte sind derartige
begriffliche Wegweiser besonders wichtig, um den Schüler, der leicht
in Versuchung kommt, etwas zu sagen^ ron dessen Wahrheit er nicht
llberseugt ist, innerhalb fester und sicherer Grenzen des Denkens zu
liilt«n. Ein solches genaues, selbst die wörtliche Aneignung nicht
ausschließendes Einprägen einzelner Theile des Lehrstoffes wird aber
von wohlthätigem Einflnsäe auf das genauere Einlernen des ganzen
Inhaltes sein,
Gindely liebt es unter der sehr dehnbaren Überschrift ^Cnltur**
in Anhange Zusammeohängendes über staatliehe, sociale, geistige
[^YerhUtnlsse zu geben. Herbst tliut dies nicht, sondern behandelt
Q Stoff in ähnlicher Weise wie Hannak, in einzelnen Abtheilungen
im unmittelbaren Anschlüsse an die politische Qeschichte, Auch das
kann meines Erachtens nur gebilligt werden. Denn der Geschichts-
nnterricht hat nicht die Anfgabe, eine Geschichte des Rechtes, der
Literatur , der Kunst usw. zn geben , sondern aus diesen weiten Ge*
bieten nur einzelnes herauszuheben und so weit zu benützen , als es
Ar das Verständnis einer Zeit oder eines Volkes wichtig ist '^): dann
nnm et aber an jener Stelle der politischen Geschichte geschehen,
TU deren Ohnrakierisiernng es dienen soll. Nur bei der römischen
Ge^^cbichte macht das Uilfsbuch eine Ausnahme; mag sein, dass
iaraof der Umstand entscheidend eingewirkt hat, daas dieeer Theil
ron Dr* Rckortz bearbeitet ist; Tielieicht war auch der Grund nia(k<-
ebend, das« auf dem Gebiete der Literatur und Kunst in Rom keine
organische Weiterentwicklung der ursprünglich gegebenen Elemente
Bttgefunden hat, sondern der breite Strom der alezandrinischen Cul*
nr nach Rom herübergeleftet wurde. Kann doch nicht eigentlich toii
■■) Wie auch dt« lostmctioa im O. £. Toiechreibl
544 W. HerM, Historisches Hilfsbnch, angez. Ton A. Zeehe.
einer Geschichte der römiechen Kunst, sondern nur der Kunst bei
den Körnern gesprochen werden ! Gleichwohl lässt es sich nicht recht«-
fertigen , dass bei Augustus nicht der damaligen literarischen
Thätigkeit in der Hauptstadt der Welt gedacht ist.
Der Lehrsto£Fy den die drei Herbstschen Hilfsbücher enthalien,
ist bedeutend weniger umfangreich als jener, welchen die Schfiler an
den Oberclassen der österreichischen Gymnasien sich aneignen
müssen. Denn abgesehen davon, dass nach dem Gesagten bei Herbst
vieles ausgeschieden ist, was unsere Lehrbücher aufgenommen haben»
fallt auch deijenige Stoff hinweg, der unseren Schülern in der Vater«
landskunde geboten wird, und damit, scheint mir, ist ein wunder
Punkt in unserem Geschichtsunterrichte berührt. Was unter diesem
Titel aus dem historischen Stoffe in der 8. Classe durchgenommen
wird, ist zu wenig und zu viel: zu wenig, weil es eine österreichische
Geschichte nur im engsten Anschlnsse an die deutsche geben knnii;
zu viel, iireil in dem verbreit^tsten Lehrbuche, dem von Hannak, so
viel Detail enthalten ist^ das der Aneignung seitens der Schüler
große Schwierigkeiten bereitet, des anregenden Momentes zum Theile
entbehrt und doch neue Gesichtspunkte, die nicht schon beim
Unterrichte iu der allgemeinen Geschichte betont worden wären, nur
in spärlichem Maße eröffnet '^. Der Hauptzweck dieses Theiles des
Geschichtsunterrichtes muss doch die Förderung des vaterländisch-
patriotischen Sinnes der Schuler sein; dieses Ziel aber, glaube ich,
wird nicht d^urch am sichersten erreicht, dass man von dem Schüler
das Einprägen zahlreicher , untergeordneter, schwer zu merkender
Ereignisse verlangt, für welche sich das jugendliche Gemüth nicht
erwärmt/*).
Dafdr thut aber dem Gymnasium eines dringend Noth: nämlich
dass in der S^.Classie ein Theil der antiken Geschichte unter Be-
nützung aller der Anstalt zu Gebote stehenden Hilfsmittel gelehrt
werde ^^). Der Unterricht in der griechischen und römischen Ge-
schichte wird jetzt abgeschlossen zu einer Zeit, in der den Schülern
erst wenig aus der Literatur dieser Völker bekannt geworden ist, in
der sie noch nicht zu erfassen im Stande sind, was wir diesen beiden
Völkern verdanken, in der vor allem der Begriff des Idealen ihnen in
der Seele noch kaum aufgegangen ist. Später, in der 7. Classe, erfährt
der Schüler, welch wichtiges Bildungsmittel die antike Literatur für
die europäischen Nationen geworden ist, seit der Kirche die geistige
Führung derselbep entglitten war, und lernt namentlich bei Winckel-
*^ Es ist leider durchaus wahr, was J. Ptaschnik in der Anzeige
der Vaterlandsknnde von Hannak (Osterr. Gymnasialzeitschrift 1869 S. 8yS)
von dem „schwer zu verdauenden Stoffe saft Und seitdem ist der histo-
rische Stoff der Vaterlandskunde noch bedeutend angewachsen.
**) Der 0. E. safft über die österreichische Geschichte in der
8. Classe: „(es) ist als der eigentlich neue Gegenstand des Unterridites
die zasammenhängende innere Entwicklung des österreichischen Staates
SU betrachten.*
**) Wiederholt betont Herbst in den beiden öfter citierten Bro*
schüren die Nothwendigkeit, alte Geschichte in Prima zu repetieren.
1f. Berbit^ Rtitoriscfaes Hilfsbncl), ftugr«!. Ton A, ^€9h$. ^%%
maon^ Leesin^, Goethe, Schiller kennea, was die besteu Männer eines
der gr^i^ten CuHurT6lker dem Studiom der Antike verdanken. Nach*
dem 80 der geistige Blick des Schülers bedent^nd gescb&rft worden
ist, sollte dieser noch einma] an die antike Geschichte herangefäbri
Herden; mit Hilfe seiner dnrch die Lectüre der Glas^iker gewonnenen
Keantnisse, mit Hilfe Ton Abbildungen aus der Kunstgeschichte '*),
violleicht auch mittelst der von Herbst bo sehr bet«>nten Qnellen«
lectöre köonie ihm eine vertiefter« Darstellung der higtorischen Enl-
wieklung dieser Völker geboten werden, auf d^ren geistigem Schaffen
ein gnter Theil unserer modernen Bildung beruht. Und wenn auch
nor ein Theil der antiken Geschichte auf diese Wei&e behaudeli
würde (es könnte hiebei der Vorliebe des Lehrers für dieee oder jene
Partie freier Spielraum gelassen werden), so wäre es vtelleichtdadurch
möglich, etwas zum Verstummen der leider allzu berechtigten Klage
i^tfzutragen» da^s die Schüler, nachdem sich die Hallen des Gym*
aisium^ hinter ihnen geschlossen haben, die antiken Schriftstelter
als unnMhigen Ballast, für immer bei Seite schieben. V^f^^ dann
aber auch eine Kräftigung des Sinnes für die id«>tlen Güter eiutrite,
braucht nicht weiter auseinandergesetzt zw werden.
Da es mir hier nur darum zd than war, die VonÜge dieser
Bächer im allgemeineo hor?onuheben, so will ich auf Bemängelungen
des einzelnen nicht eingehen; mehrere Berichtigungen findet mau
in den erwähoten Hecensionen« da es Herbst unterlassen hat, selbst
in der neuesten Auflage alle gerOgten Versehen zu verbessern. Nur
noeb auf einen Punkt soll in Kürze hingewiesen werden und dieser
betrifft den sprachlichen Ausdruck.
Fast alle Recensionen tadeln die Ausdrucki^weise der Bücher,
die bald gan7e zusammenhängende Satze , bald aber wieder schlag-
wortartige, Terkürzte Wendungen gebrauchen. Ich halte diesen Tad*?l
für berechtigt. Nicht d;iss ich etwa die nicht selten breitspurige
Darstellung bei Gindely für ein Lehrbuch (nicht I/esebuch) passend
hielte; im Gegentheile gerade in der Geschichte, bei der ein mathe-
matisch scharfes und begrenztes Bearbeiten des Stoffes nicht möglich
ist, ist es dringend geboten, dass der Ausdruck möglichst präcis
und knapp sei '^) ; denn sonst haften wohl leicht einzelne Worte
im Gedichtnisse und verlciteD nur den Schüler zu der Meinung,
d«$s er &chüu das ganze inne habe. Was im Buche gedruckt steht,
teil gelernt werden; nberüflssige Worte ßodet der Schüler
*% Übrigens ist damit durchiiuE nicht eint! xQtiAiumetihingeiidd
Dsrist^illarij: d^r Knustirr<w*hirht>' uomcint. «o va-wi^ der Lehrer dos
Pcu' ■ ;i
hl-:
Wtn
'•) So v^rUngt such der ♦
Ütttergymnasiumfi : ^Pridsioti una fviarut'
in dein «hlntwurfo 4}ltit*s
'it»chcr Gymnasien,*
^ für das Lehrbuch de»
646 TT. QaUenkampi Btammlnng trigoo. usw., %ng» r. J. O. WatUfUm.
Iei4er leicht von selbi^t m Menge. Aber ein einheitliches Geprige
soll doch cter Aosdrnck habeki , bei aller Kttrse sollen es nur Toll-^
ständige Sfttse sein, sowie sie PAtz verwendete und wie wir sie bei
Hannak finden.
Man kann übetrde» Wert der Geschichte als ünterrichtsaiftte!
sehr yersohi^ener Meinung sein, wie es denn auch nicht an Stiimea
gefehlt haty welche diesen Wüsaenszweig aus dem Kreise der Gym*
nasiaUehrg|9genfit&nde am liebsten ganz gestrichen hätten ^7); aber
wenn man die Geschichte überhaupt für den Unterricht verwertet,
so sollte es doch in der Weisd sein , dass man den deiricbar gröfiten
Nützen, den dieser Stoff seiner Natnr nach für ünterrichtszweck«
bieten kann , aus demselben zieht. Und gerade, weil die Schüler bei
der Menge der Lehrgegenstände nach verschiedenen Seiten hin im
Anspruch genomnuen werden ulnd dadurch statt der Samndung Zer*
str^nnng des jugendlichen GtoibtiBS hervorgerufen wird^ ist es um so
nOtbiger, dass innerhalb . des einzelnen Gegenstandes allee 2ier>*
etreuende und Verwirrende möglichst, ferne gehalten und die Anf^
merksamkeit des Schülers auf eini beschränkteres, einheitlicheres
Gebiet hingelenkt werde '^. Ein sehr bedeutender Versuch zur Er*
reichnng dieses Zieles scheinen mir die Herbstschen Hilfsbücher, die
daher auch der Aufmerksamkeit der Fachgenossen bestens empfohlen
seien.
") So phiidiert K. Hillebrand in dem citierteu Aufsatze S. 444; für
groüe Einschränkung des Geschichtsunteriichtos und findet zwei Stunden
wöchentlich für diesen Gegenstand hinlreiefaend.
^') Hillebrand S. 451 Note: «Dass dieses Herumtasten am ver-
Bchiedenartiftten die Frische des Interesses an den Dingen zerstört, liezt
auf der Hand( .aber das Halblem^Q auf der Schule raubt diese Frische
für das ganxe Lebfu und man bemüht sich dapn umsonst, durch Ab^
kratzen und Vergessen des Eingel^Brnten wieder zur, angeborenen Un-
mittelbarkeit zu gelangen, welche die directen classischen Studien sie
zerst&rep.** Was hi4r von den viielen Üaterricbts^egenständen gesagt ist^
gilt nopb mehr von dem Vielerlei, wa$ iiinerbalb einzelner Üiscipliaen
geehrt wird,
Laibach. Andreas Zeehe.
SammluDg trigonometrischer Aufgaben. Von W. Gallenkamn^
Director der Friedrich Wer der*tcben Gewerbeschule in Berlin. Zweite
verbesserte Auflage. Berlin 1878. Plabnsche Buchhandlung. (Henri
Sanvage). Französische Straüe.
In dieser Sammlung trig<mometrischer Aufgaben wird kein be*
stimmter Lehrgang vorausgesetzt; „der Stoff ist weder in dem Sinne
methodisch geordnet, dass durchweg ein Fortsclii;itt vom Leichteren
zum Schwereren stattfände, noch in dem Sinne systematisch, dasa
überall der Inhalt der späteren Paragraphen aus dem der früheren
folgte«.
In vier Abschnitten werden Aufgaben zur Einübung der nu-
merischen trigonometrischen Bechnn^gen und ihrer einfachste^
SamiulttQg trigOD. usw., Mg, r, /. G, WaÜeniin, Ml
AnweDduDgen auf Dreiecke and Vierecke gestellt, snsammenfeaeht^
i>rei#okEaafg:!iben trigonoAetriscfa behaDdelt, gontometrische Be*
xiebungen zusammetigestellt und die Fundamentalaüfgabon sowie
venniachte Aufgaben and Satte aus der sphärischen Trig o no-
mine tri e dem diese Sammlung Benatzenden zur Lösung überlassen.
Im Anhange befinden sich Auflösungsresaltate ron in den
ft'flheren Tbeilen gestellten numerfschen Aufgaben, — Recht xweck-
I«t0ig muss Beferent die Darstellung der Lösung einer Aufgabe auf
Itnehrfaehem Wege bezeichnen, wie es verzuglich bei der trigonome-
Itriechen Behandlung zusammengesetzter Aufgaben geschieht; wir
finden dort durchgehend» eine Auflösung durch Construction* durch
I Rechnung und in dritter Linie eine rein analytische Behandlung des
iProblems. Die §. 7 und §. 8 im /.weiten Abschnitte (Dreiecksauf-
{ fabeu* in welchen andere Stücke als Seiten und Winkel gegeben
|«lnd und Darstellung ?on Bestand t heilen eines Dreieckes in ihrer
['Abh&ugigkett vom Radius des umschriebenen Kreises and den Win-
I kehl nebst Folgerungen daraus) enthatten eine Reihe von interea-
i fianten und instniciiTen Problemen. Im §. 12 worden geometrische
I Constructionen auf Grund trigonometrischer Rechnungen durchge-
j führt; gleichzeitig wird gelegentlich der Lösungen dieser Eiempel auf
die FUle Yon größten und kleinsten Werten hingewiesen. —
Irn dritten Abschnitte, welcher von den goniometrischen
Relationen handelt, werden unter anderem eine Reihe von Glei*
I cbungen aufgestellt, welche schon von M ö b i u s gefunden wurden,
^ femer die verschiedenen Ent" n von Sin (2n et) und Cos, (2 n er)
iforgefQhrt, welche sich uji leichter mit Zuhilfenahme von
\ compleien Zahlen ergeben hätten, was aber absichtlich in dieser Auf-
hgabensammluog nicht geschab. — §. 16 enthilt die Auf-
lldsuog goniometrischer Qleichangen, darunter auch ei*
Diger transcendenten. — In ähnlicher Vollständigkeit wie in
M]er ebenen Trigonometrie linden wir Aufgaben aus der sphärische n
[Trigonometrie gestellt. Von Interesse ist die Darstellung einer
l^bh&Dgigbeit zwischen den Flächen winkeln eines Tetrae*
ders, von welcher sich Schlüsse auf die Abhängigkeit zwischen den
sechs Seiten eines vollständigen sphärischen Viereckes und
auf die entsprechende Abhängigkeit zwischen den Winkeln eines
vollständigen sphärischen Vierseites ziehen lassen; so-
4ann die Erörterung der Abhängigkeit zwischen den Kanten eines
lelraeders und den Winkeln, welche zwei gegenOber«tebeade Kan-
tn das Tetraeders mit einauder bilden.
Baterent rechnet diese Sammlung trigonometrischer Aufgaben
tu den besten, welche er kennen lernte. Wohlthuend ist die Ori*
I f iniilitAt» die des Verfaasars Schriften überhaupt auszeichnet uud die
hitr beyondtr^ in die Augen fölH.
fi# K BarHf Obn&gwufg. %n» der ebenen usw., ang. t. /. WeMenHn:
ficienten, an welche sich die Formeln zur Berechnung der Loga-
rithmen von Sinus und Tangens kleiner Winkel und umgekehrt an-
schließen. Die Auflösung eines sphärischen I^eieckes, dessen Seiten
im Verhältnisse zum Halbmesser der Kugel sehr klein sind, also die
Aufteilung des Legend re'schen Lehrsatzes, bildet den Schluss des
Buches.
Wenn wir auch in mehrfacher Beziehung das im Buche ent-
haltene nicht im yollen Einklang mit den gesetzlichen Forderungen
füir den geometrischen Unterricht an unseren Mittelschulen bringen
kthineh, da die in der vorliegenden Schrift vorkommenden Entwick«»
lungen einigermaßen das vorgeschriebene Pensum fiberschreiten, so
sind wir doch der Ansicht, dass in nicht zu femer Zeit der Unter-
richt in der ebenen und räumlichen (Geometrie an den erwähnten
Schulen eine Form annehmen müsse, wie er durch dieses Büchlein
in den Grundzügen vorgezeichnet ist. Jedenfalls schließen sich diese
„Elemente der Geometrie*' würdig den anderen Schriften des
an.
Übungsaufgaben aus der ebenen und sphärischen Trigonometrie
und der analytischen Geometrie der Ebene. Für die oberen
Clafisen der Mittelschalen, insbesondere für Abiturienten und Lehr-
amtscandidaten. Zasammengestellt von Eduard Bartl, Professor
an der ersten deutschen Staatsoberrealschule in Praff. Pnur 1961,
' J. G. Caivesche k. k. Hof- und Universit&ts-Bachhandlang (Ottomivr
Beyer).
Vor kurzer Zeit hat Bef..in diesen Blättern die Aufgaben^
Sammlung desselben YerfasserSy welche Ezempel aus der ebenen
und räumlichen Geometrie enthält, besprochen und das. Be-
dauern ausgesprochen, dass diese Aufgabensammlung an Einseitig-
keit leide, inden^ die trigonometrischen Probleme gänzlich aus deoi
Bereiche des Buches ausgeschlossen seien; er hat auch damids «uf
die geringe Eignung der erwähnten Sammlung beim Unterrichte ia
der. obersten Classe unserer Mittelschulen aus demselben Gr^ind^
hingewiesen»
Vorliegendes Buch nun, welches eine stattliche Anzahl Übunge-
aufgaben aus der ebenen und sphärischen Trigonometrie
und der analytischeuGeometrieder Ebene umfasst, erg&nst
nun die erste lufgabensanunlung in sehr geeigneter und zweckent-
sprecl^ender Wei^e und. macht dieselbe zum Unterrichtsgebrauche
vortlieilhafter. Die zu besprechende Schrift des emsigen yerfiissere
stellt jedenfalls ein organisches Ganze dar und wird vorzQgiicb aas
diesem Grunde einem schon lange und stark gefühlten Unt^richta-
bedürfnisse abhelfen. Die hier gewählten Probleme, welche so an-
einander gereiht sind, dass darin ein Fortschritt vom Leichteren zum
Schwereren ei-sichtlich ist, sind theils den besten Lehrbüchern und
Ai]i^benaamnilungen, theils den Jahresprogrammen der Mittel-
9<^ülen .entlehnt, theils sind sie der mehijährigen Lehrthätigkeit des
YerfaßserS'beim mathematischea Unterrichte entsprungen. GrolLe
E. Bartl, Obungiaufg. aos der «bcnen asw*, mag. ?. /. Q. Walentin, ^^l
Voiiheild dieser Aafgabeiisammltiug sind : die ReiciibaJiigkeii des
Gebotenen, wozu der Yer^sser gmoz tietfend bemerkt, däss ein
^lü Yier in djeßem Falle weniger scbädlich sich erweist als ein
„tu wenig'', da ja der Schüler für die bäußliche Übang eine grö^^r^
Aufiwahl braucht, welche sich Ton selbst durch die auf die Mathe-
matik ?erwendete Zeit und durch die Individualität des Schülera be-
grenzt. Andereraeite kommt der Uhrer angesichts der Fülle der Auf-
gaben (es sind deren mehr als 1800), wie sie uns in vorliegender
Saismlung entgegentritt, auch in einigen Jahren bei der Auswahl der
m stellenden Exempel nicht in Verlegenheit. Ein zweiter nicht zu un-
terschätzender, für das Buch sprechender Umstand ist der, dass die
Resultate der numerischeo Aufgaben meistens gan^zablig und infolge
dessen übersichtlich sind; der Schüler soll ja zunächst zeigen, wie er
eine Aufgabe anffasst, wie er sie zu lögen vermag, er soll aber nicht seine
Fertigkeit im Rechnen mit compticierten ^hleogebilden producieren»
Daaa Aufgaben Über die Ableitung von Curvengleichnngeo aufge-
nommen wurden, welche nicht mehr in das Gebiet der Mittelschnleo
gehören, da sie den zweiten Grad übersteigen, mag nicht mißbilligt
werden ; doch sei hier bemerkt, dass es dem Referenten vortheil-
hafter erscheint, die Eigenschaften der Kegelschnitte
heiüglich der Polare, der Chordale, der Ähnlich keits punkte usw,
aufzunehmen und damit die Theorie der Carveu zweiten Grades ab-
zurunden, alsvoneinerCardioide» Ophiaride, Scyphoide und,
wie dieseOurven beißen mögsn, susprechen. Die analytische Geometrie
dieser Curven^gewii^s eine der intereasantegteo Partien der Mathematik
Überhaupt, gewinnt erst daun das vollste Interesse, wenn man ihnen
mit dem Le ihn itz 'sehen CalcQl an den Leib rücken kann.
— Welter hat es dem Eef. nicht gefallen, dass der Verf. den
Anwendungen der sphärischen Geometrie anf Probleme der
mathematischen Geographie und Astronomie wenig oder gar keine
Anfberksamkeit schenkte. Die einzige Aufgabe dieser Art: ^aua
den geographischen Langen und Breiten zweier Orte
der Erdoberfläche die Entfernung derselben zu be-
roehnen*' wird auf Seite 2(K» theoretisch und praktisch erläutert.
Et wird kaum geleugnet werden können, dass gerade derartige Auf«
gaben einen eigenen Beiz auf den Schüler ansaben, weil er durch
aii eine Fülle von Kenntnissen aus der kosmischen Physik gewinnt^
4ia ihm anderwärts wieder von Nutzen sind; mit vollstem Rechte
haben daher tüchtige Lehrer den Unterricht in der mathematischen
OMgraphie und Astronomie in der obersten Classe unserer Hittel'-
soknlen zum Theil mit dem mathematischen Unterrichte verquickt.
Ten den weiteren Anwendungen der sphärischen Geometrie sind vor-
züglich jene berücksichtigt worden, welche sich auf die Lösung von
stüvomethschen Anfigaben b«iieheii, also Berechnuag der Flächen-
Winkel uaw*
Von büonderem Latoresae erschienen dem Ref, die Aufgaben
über die BmtlUaiig des wahren Wertes unbeatimmter Ausdrücktt
die AnflOaung der goniometriscbtn Oleichnnfea mit einer nnd zwei
ftSS Graphische Lehrbüeher, an^ez. von /• O, WoHlewtin.
Unbekannten; aas der analytischen Geometrie die zahlreichen Oon<^
stmctionsprobleme der Eegelschmtte^ die Construction der CdrTeti
ans ihren Gleichnngen, die Ableitnng von Corvengleiehun^ ans
gegebenen Bedingungen, also die Aufgaben über geometrisch« Orter.
'■■ Ref. kann das Erscheinen dieses Baches nur freudig begpiUSdn;
ein SO' viele Theile der elementaren Geometrie umfassendes, ^bef
organisch geordnetes und Qbersichtlich angelegtes Buch ist zweifels-
ohne ein wertvolles Schulbuch und wird sich auch als solches boimGa-'
brauche bewähren. Nicht überall hat der Verfasser den gestellten
Aufgaben die Lüsungen beigefügt and das ist vom didaktischen
SHandpunkte nur biliigenswert. Somit sei das vorliegende Buch Tor-
2räglich Lehrern und Schülern d^r obersten Mittelschulclasse bestens
empfohlen; denn dort fühlt man das Bedürfnis einer umfassenderen
Aufgabensammlung ganz besonders. Die Ausstattung: ist eilie recht
gelungene, der Druck ein sehr scharfer und ausgeprägter, waisi ^-^
zumal bei einer Exempelsammlung — ganz besonders hervorgehoben
werden soll.
Das graphische Beehnen und die graphische Statik. Yon Karl von
Ott, Dh*ector der 2. deutschen Staatsoberrealschole usw. in Prag.
Vierte gänzlich umgearbeitete Auflage. Mit 129 Holzschnitten und
zwei Tiueln. Erster Tbeil: Das graphische Rechnen. Prag 1Ö79. J.
G. Calve*8che k. k. Hof- und universitäts-Bachhandluög (Ottomar
Die graphische Arithmetik und ihre Anwendungen auf die Geo-
metrie. Ein Lehrbuch von Dr. Julius Wenck, Directot der hert.
Bauge werke- und Gewerbeschule zu Gotha. Mit 13 lithographierten
Tafeln. Berlin 1879, Nicolai'sche Verlagsbuchhandlung (B. Stricker).
. i .Es ist in den letzteren Jahren mehrmals der Versuch
gemacht worden, die Anwendung des graphischen Calculs auf die
reine und angewandte Mathematik, also insbesondere auf Gegen«
stände der Mechanik (Graphostatik und Graphodynamik) in
Lehr- und Handbüchern in geeigneter Weise zusammenzustellen. Jede
derartige Leistung muss gewiss anerkannt werden, da das graphische
Verfidiren neben dem analytischen nicht nur dem Theoretiker ■ viel
des Interessanten bietet, sondern auch den Praktiker vielfach nnter*^
stützt und für diesen geradezu unentbehrlich geworden ist. I}i9 bei*
den vorliegenden Bücher sind nicht bloß für den Techniker geschrie^
ben, sie werden auch mit großem Vortheile von jedem der reinen
Mathematik Beflissenen durchgearbeitet werden. Das graphische
Beehnen ist als Vorstudium der graphischen Statik :aufra-
fassen und dem entsprechend bilden die vorstehenden Schriften die
ersten Theile zweier größerer Werke, welche den graphischen Oalcül
zu ihrem Gegenstande haben«
Bis zu einer gewissen Grenze laufen die beiden Bücher paral^
lel, vorzüglich insoweit, als die graphischen Grundoperationen, die
graphische Planimetrie, die graphische Stereometrie, die Auflösung
der Gleichungen ersten und zweiten Grades auf graphischem Wege,
jene..der' Gleichungen höheren Grades aaf diesem Wege in Betracht'
kotSDit. Im weiteren Verlaufe treteo jedoch in den beiden Bacbem
insofernii erhebliche Differenzen ein, als sich io dem Werke ron Ott
) eine Menge interessanter Anwendungen des graphischen Calcala
Yortindeo, während Wenck den in behandelnden 9toff nur in üei-
neu Grundelementen bearbeitet und jeden Seiteuweg, aucl» den ver-
lockendsten, unbetreten läüt. So finden sich in dem ^graphiachen
Rechnen'^ von Ott umfassende Erörterungen nb#r den loga*
rithmiächen Bechenschieber, dessen Anwendung in Frank-
reich und England eine große ist und dessen Theorie und Gebrauch
rton demaelben Verfasser in einer ld74 erschienenen populären Ab-
I baodhing einem größeren Leserkreise versUindlich gemacht wurde;
farner die graphidche Darstellung der Functionen eines ArgunieutOB,
idio Dai'ateJlung der FunctLoueu zweier Argnmentef welche zu der im
prakttschtfn Reebnen wichtigen Lehre von den Isopletben führt,
AUgenaeüiere Bemerkungen ober unbestimmte Gleichungen, fiber gra-
pbiaobe Summieniug von Reihen, über Interpolation usw. vor.
Ott hat das graphische Rechnen im vorliegenden Buche so aus-
^ filhrlkh bebandelt, dass wenigstens in den allgemeinereu B>agen
i dieier Art man sich in demselben Rath erholen kann und daas der
Weg in die h*>heren Theile des graphischen Caicüts (Anwendung
desselben auf graphische Differentiation und Inte-
|gratiou, auf Graphomechanik) angebahnt ist Dabei ist die
DareteJlnDgaweiae eine durchwegs correcte, die Sprache eine sehr
klare, die gewühlten Beispiele ini$tructiv. Besondert; anziehend ge-
schrieben ist in diesem Buche die Lehro von dem logarithmi sehen
Rechenschieber; die vorgetragene Theorie wird we»entlich
durch eine sehr sorgfältig ausgearbeitete Tafel uud durch jedem be-
sonderen Beispiele beigefügte Tett^uren unters tatst. Wer sich mit
» dem Wesen und dem Gebrauche des logarithmischen Rechenschiebers
in kurzer Zeit in verläßlicher Weise vertraut machen will, wird dies
leicht durch das Studium des betretTendeu Abschnittes des vorlie-
Buches erreichen. V '* geringerem Interesse wird dem
r die hier über^. ^ugebooe DurstelhiDg der Iso-
p leihen» also einer Reihe von HorizoutalcurveUf die in hinreichend
lEleinem Abstände conatruiert, ein deutliches Bild der FlÄche oder
Function 2 := f (x, y) geben, erscheinen. Es wird auch gezeigt, wie
man mittelst dieser Curven graphisch multiplicieren, dividieren, po-
tenzieniti könne und dies an passenden Eiempelu erörtert. Von
nlern sind dem Ref. in dem Ott'schen Werke folgende auf-
S. 77, Z. 1 V. u. 80U es statt 9^ . . Jog 99 heiüeu; S, 142.
\%, I f* u« statt „beschreicht^: „beschreibt*^; S* 19S$, Z. l v. n. statt
Dass der Verf, des xweiton Lehrbuches nicht in dem Mal^e auf
db Anwendungen des graphischen Rechnens eingeht, wie es iron
Ott geschehen ist, rührt wohl daher, dass derselbs diesen Theü
'der Eathsmatik nur iusoweit behandeln wollte, dass das Ge-
botsas «^auch fOr den Unterricht an Reaischulen, höheren Bur-
H4 B. Arm^ Tecknik d. ExperimentilchemM, aag. t. F. WaOenün»
gerschnlen n. 8. f/ geeignet ist. Er hat sich bei der Be«
trbeitong seiner graphiscben Arithmetik auch an den Gang fpe-
halten, der beim unterrichte in der allgemeinen Arithmetik llbUch
ii^, und hat die Operationen in derselben Weise aufeinander folgen
lae»en.
Bef. ist der ICeinung, daasdie Gnmdlehren dee gra^-*
sehen Galcüls anOh an der Mittelschale eine ihrer Wichtigst' ont^
sprechende BoUe finden sollen. Allerdings wird in den Auwei-*
düngen der Algebra anf Gegenstände der Qeometrie» welche %. B. ^an
unseren Gymnasien in der 7. Olaese gelehrt werden, vieles hierher
Gehörige erw&hnt ; doch finden wir hier leider in sonst gaten Lehr-
bflchem dieses Capitel in so ansystematischer Weise bearbeitet, dass
der didaktische Wert desselben nicht in die Augen springt Bin
engeres Anschmiegen an die Constroctionsweisen der graphischen
Arithmetik wtirde in diesen Gegenstand mehr Methode bringen väd
die Gonstructionen würden gesetzmäßiger ausgeführt werden können«
Gerade aus diesem Grande empfohlen wir das Studium der beiden
vorliegenden Schriften MittelschuHehrem aufs wärmste. Graphisohe
Methoden können dem Schüler 'Wesentlich seine Arbeit erleichtem
und ihm, der nicht so sehr an Abstraotheiten gewöhnt ist, manche
Partie deutlich vor Augen führen. Der Lehrer der Physik an Mittel*
schulen wird — wenn er den Unterricht Ifistöslicher machen will — >
ebenfalls graphische Darstellungen nicht immer missen können ;
hierüber hat sich Bef. erst vor kurzem gelegentlich der Ableitong
der Gleichungen für die Schwingungsbewegungen eines Punktes
ausgesprochen und gedenkt demnächst über diese Frage- sich
eingehender zu verbreiten. Die Ausstattung beider vorliegenden
Schriften ist eine sehr gute; das Studium des „graphischen
Bechnens*' von Ott wird jedoch dadurch sehr erleichtert,
dass die Figuren — > wenigstens die meisten — dem Texte beige«-
fügt und nicht wie in dem Wenck'schen Lehrbuche der graphischen
Arithmetik in Tafeln dem Texte beigefügt sind. Mit Spannung sieht
Bef. dem Erscheinen der Fortsetzungen beider Werke, in welchen
die graphische Mechanik Baum finden soll, entgegen.
Wien. J. G. Wallentin.
Technik der ExparimentaJchemie von Dr. Budolf Arendt An-
leitung zur Ausführung chemischer Experimente beim Unterriohts
an niederen und höheren Schulen. Fflr Lehrer und Studierende. Mit
zahlreichen in den Text eingedruckten Holzschnitten. Leipzig, Ter-
Ug von Leopold Yoss. Zweiter Bud, dritte und vierte Lieferung.
Mit diesen zwei Lieferungen hat das trefflich angelegte und
durchgeführte Werk seinen Abschluss gefunden. (Vgl. diese Zeitschr.
1881, S. 672—73; 1882, 8. 136—139). Diese letzten Hefte ent-
halten in gleich gelungener Weise die Tersuche über die Spaltung
der Salze in ^uren und Basen, über die partiellen Oxydationen,
Chlorierungen usw., über Beductioneny Spaltungen und Umsetzungen
ha Badical und die HydiUre.
R. Äremdt, OrundriM dar %oiOTg, Chemc, mng. von F. Wa^kntin,
Mit Bücksiebi daraaf, dass da^i vorliegeode Werk ungemein
reiehhaltig i^l, dass «9 ffir jeden wichtigen Satz eine Reihe toü £i-
|^erlmeDteD bringt« die zum Theil einen weniger, znm Theil einen
mehr auagerasteten Apparat erfordern» oder die znm Theil eine ge-
ringere, znm Theil eine größere Geschicklichkeit des Experimen-
tators voraussetzen, bildet es t^i den Anflnger einen gediegenen
Führer und für den weiter Fortgescbrittenen in zweifelhaften FäU^n
[iinen yerlifislkhen Batbgeber.
Wenn sich auch die „Technik der Eiperimental Chemie^ in
lürster Linie an das ^ Lehrbuch'' und den ^Grundriss'' des Verfassers
IsTischHeiyt und in der Anordnung und Reihenfolge der Experimente
[mit der in jenen Werken übereinstimmt^ so kann sie doch des aua-
Ifßhrlicben alphabetischen Registers wegen mit bestem Erfolge neben
Ijedom anderen Lehrbucbe benutzt und als ganz selbständiges Werk
["gebi-aucht werden.
Abgesehen von den Vorzügen, welche das Werk in sachlicher
|Binsicht hat und welche ihm die Beachtung von Seite der Lehrer
tnsd Studierenden der Chemie sichern , bat es auch seiner vielen be*
[berzigens werten Bemerkungen wegen einen hohen Wert für jeden»
{der sich fQr einen gedeihlichen naturwissenschaftlichen Unterricht
I an den MittelschuloD interessiert.
iGrundriss der anorganischen Chennie mit Einachaltmig »ahlrcicher
K(]><-tiüvmshiigt*n und stocbiometrischer Aufgaben. Von Dr, Rudolf
Arendt. Für mittlere und böhere ächuicn und Lchrereerotnare.
Zweit« verbesserte Anfl»^. Leipiig 1881, Verlng von Leopold Yoe«,
Der Gmndriss der anorgantscbeTi Chemie hat^ wie das ihm zum
' Theil zugrunde gelegte Lehrbuch der anorganischen Chemie, schon
[iß der ersten Auflage eine wohlverdiente Beachtung gefanden. Beide
BQcher haben reformatoriech auf den Unterricht in der Chemie an
Mittelschulen eingewirkt und dadurch auch vielfach die Anordnung
Durchführung der in letzterer Zeit erschienenen Lehrböcher be-
losst. Die Grundsätze, welche Arendt bei der Abfassung dieses
MMen, dürfen »i>mit als bekannt vorausgesetzt werden;
dies in einer geradezu mustergiltigen Weise im ersten
^B»ade stlntr «Technik der Eiperimentalchemie'^ erörtert
Gegenüber der ersten Auflage but der ^»Grnndnss" nur dadurch
eine Änderung erfahren, dm» aus didaktischen Gründen die stöchio*
metrischen Aufgiben den einzelnen Capiteln angehängt sind, wäh*
rend sie in der ersten Auflage am Ende des Buches ihren Piatz hatten.
Erwähnt kann noch werden, dass die Brauchbarkeit des ^Grund-
risses'* durch die gleichzeitig erachieoene „Technik der Kiperimen-
talchemie'^ gewonnen hat, indem in letzterer alle Versuche, welche
im Grundrisse angegeben sind, mitsauimt den dazu nöthigen Appa-
raten eingehend boschrieben werden.
rifl t A, «itert. 07ma.
TD« Eilt
36
556 K .S«Mk,,PIanimetri6clie.Ajifgabe]i, anges. von F. Wäüentin,
Plauimetrische Aufgaben von Prof. Dr. F. Beidt, Oberlehrer am
Gymnasium und der höheren Bürgerschule zu Hamm. Für dm Ge-
brauch im Schul-, Privat- und Selbstunterricht bearbeitet Zwei
Theile. Breslau 1882. Verlag von Eduard Trewendt.
Der als mathematischer Schriftsteller rühmlich bekannte Ver-
fasser sagt in der Vorrede, das Gebiet der planimetrischen Aufgaben
sei bereits von so vielen Seiten mit günstigem Erfolge so umfang-
reich behandelt worden, däss eine neue Sammlung von Aufgaben
ihre Berechtigung nicht in der Beseitigung eines Mangels an für die
Zwecke des Unterrichtes brauchbarem Material finden kann, sondern
nur in der Anordnung und Behandlung des Stoffes. Die meisten
Sammlungen behandeln nämlich die Aufgaben zu sehr als Selbst«
zweck und nicht im engen Anschluss an die einzelnen Partieen des
fortlaufenden Unterrichtes. Eine Folge davon sei, dass selbst die
besten vorhandenen Sammlungen den Lehrer nicht selten im Stiche
lassen oder doch zu längerem Suchen nöthigeu, wenn es gelte, einen
einzelnen Lehrsatz oder eine zusammenhängende Gruppe von Sätzen
sofort durch Anwendungen zu erläutern und einzuüben. Diesem
Übeldtande sucht nun der Verfasser mit seiner Sammlung ab-
zuhelfen. Sie erscheint in zwei Heften ; das erste enthält das Übungs-
material für die einzelnen Sätze und Satzgruppen und ist nach den
Lehrsätzen des Systems geordnet. Neben zu beweisenden Lehrsätzen
und Rechnungsaufgaben enthält es nur solche Constructionsaufgaben,
welche man gewöhnlich als mittelst Analysis durch Lehrsätze lös-
bar bezeichnet.
An der Spitze der einzelnen Paragraphe sind in knapper Fas-
sung die Lehrsätze verzeichnet, auf welche sich das nachstehende
Übungsmateriai bezieht. Zunächst kommen im Anschlüsse an die
vorerwähnten Lehrsätze kurze Fragen, dann Aufgaben methodisch
fortschreitend von leichteren und in kleinen Zahlen zu schwieri-
geren und in größeren Zahlen; zuletzt bringt jeder Paragraph einige
zu beweisende Lehrsätze. Die meisten Fragen und die ersteren Auf-
gaben sind so gehalten, dass sie ein mittelmäßig begabter und
fleißiger Schüler ohne weiters beantworten kann. Bei den schwieri-
geren Aufgaben oder zu beweisenden Lehrsätzen ist entweder auf
entsprechende leichtere Aufgaben oder auf vorausgegangene Lehr-
sätze hingewiesen. Vollständige Lösungen gibt das Hefb nicht.
Die Diction ist kurz und doch so klar, dass im ganzen Hefte
nur zwei kleine Zeichnungen benöthigt wurden. Die Anlage und
Durchführung des Werkes ist derart, dass sie von den meisten Fach-
männern gebilligt werden dürfte.
Bezüglich des ei*sten Paragraphen, der, Vorübungen be-
titelt, hauptsächlich Aufgaben über die Construction von ge-
raden Linien bringt und sich dabei auf den Kreis mit allen
seinen Linien, die Polygone usw. bezieht, will der Unterzeich-
nete den Wunsch aussprechen, der Verfasser möge in der sicher
bald zu erwartenden zweiten Auflage bloß einfache Streckenconstruc-
F» Beidt, PUnimetrische Aufgaben, anges^ ?on iF, WaUetUin, 557
tionen aufnehmen, die übrigen Vorübungen aber iftn betreffenden
Paragraphen vorausechicken.
Da in den verschiedenen Lehrbüchern in der Bezeichnung der
Winkel, welche entstehen, wenn zwei Parallele von einer Geraden
geschnitten werden, keine Übereinstimmung herrscht (der Verfasser
gebraucht den Namen Gegenwinkel, wo Spieker die Bezeichnung
conjugierte Winkel, Boyman Ei-gänzungswinkel, Wittstein Innen-
winkel hat); 80 wäre es wünschenswert, wenn der Verfasser etwa
in einer Anmerkung auf diese Ungleichheit in der Benennung hin-
weisen würde.
Das zweite Heft bringt das Material zur Auflösung von Con-
structionsaufgaben in selbständiger Weise. Die Aufgaben sind ähn-
lich, wie in dem Werke von Petersen „Methoden und Theorien^, nicht
nach ihrem sachlichen Inhalte, sondern nach den Methoden der Auf-
lösung geordnet. An mehreren einfachen und instructiven Beispielen
wird zunächst das Wesen der einzelnen Methoden erläutert und zum
selbständigen Gebrauche derselben angeleitet.
Als erste Methode ist die der geometrischen örter angeführt.
Die Aufgaben sind nach den hauptsächlich zur Anwendung kom-
menden örtern in sieben Gruppen eingetheilt. Die zweite Methode
bildet die der Hilfsfiguren. Hier sind gleichzeitig die in andern
Werken selbständig aufgeführten Methoden „durch Beduction auf
frühere Aufgaben uud durch Data'* mit einbezogen worden. Die
Aufgaben sind wieder in sieben Gruppen eingetheilt und zwar be-
ziehen sich die vier ersten auf das Dreieck und die drei letzten auf
das Viereck. Diese beiden Methoden bilden den ersten leichteren
Cursus und finden ihren Abschluss in einem Capitel, welches ver-
mischte Aufgaben über beide Methoden und Aufgaben ohne Anlei-
tung und ohne Bezugnahme auf eine bestimmte Methode bringt. Die
beiden folgenden Methoden: Methode der ähnlichen Figuren und Me-
thode der algebraischen Analysis bilden den zweiten und schwieri-
geren Cuisus. Ihrer Bedeutung entsprechend ist die vierte Methode
ziemlich umfangreich und an vielen Beispielen erörtert. Die hieher
gehörigen Aufgaben sind, je nachdem sie auf Gleichungen des ersten
Grades, auf rein- oder gemischt quadratische Gleichungen führen,
in mehrere Gruppen eingetheilt, wobei wieder auf einen methodischen
Stufengang vom leichteren zum schwierigeren gesehen ist.
Den Abschluss des Werkes bilden Aufgaben, welche die Me-
thoden der geometrischen Örter und der Hilfsfiguren wiederholen
und erweitern, die Anwendung der Proportionen erfordern, ver-
mischte schwierigere Aufgaben und endlich das Berührungsproblem
d()S Apollonius.
Auch hier im zweiten Hefte fehlen vollständige Lösungen der
Aufgaben gänzlich ; doch sind den schwierigeren Aufgaben einige er-
leichternde Hinweise beigegeben. Da sich das ganze Werk durch Reich-
haltigkeit (es enthält ungefähr 2900 Aufgaben), durch einen streng
methodischen Gang, durch Klarheit und Übersichtlichkeit auszeichnet»
36 ♦
f 5S Ä. Fohomyt lUnstriarte Naturgesch. usw., ang. v. H. Beichardt.
80 wird 60 sichirüeh von Tielen Lehrern der Geometrie gerne und mit
bestem Erfolge in Verwendung genommen werden.
Wien. Dr. Franz Wallentin.
lUustrierte Naturgeschichte des Pflanzenreiches. Fflr die unteren
Okksften der Mittelsdiulen bearbeitet von Dr. Alois Pokornj,
k. k. Begieningsrath u. Director des Leopoldstädter Commnnal-
ßeal- und Obergjmn. in Wien. Zwölfte Anflafi^e. Prag 1881. Verlag
von F. Tempskj. 8*. XII und 239 S. mit 354 Abbildungen und
einem Titel bilde in Farbendruck.
Pokomy^s illustrierte Naturgeschichte der drei Reiche, für
die unteren Glassen der Mittelschulen bearbeitet, zählt in unserer
Monarchie zu den beliebtesten Lehrbüchern und erfreut sich der
weitesten Verbreitung ; auch in Deutschland gewinnt sie immer mehr
Terrain. Dem entsprechend erschienen auch von jedem ihrer drei
Theile mehr als zehn Auflagen. In der That befriedigt die oberw&hnte
Naturgeschichte auch alle Anforderungen, die man an ein gutes
Lehrbuch zu stellen berechtigt ist, in vollstem Maße. Die zu Grunde
gelegte Methode ist dem Fassung^yermOgen 9 — 12 jähriger Knaben
glücklich angepasst, die zweckmäßige Auswahl des Lehrstoffes ver-
räth die sichere Hand des erfahrenen Schulmannes, den leicht ver-
ständlichen, klar geschriebenen Text illustriert endlich eine Fülle
von gut ausgeführten Abbildungen. In der Naturgeschichte des
Pflanzenreiches macht sich ganz besonders auf das vortheilhafleste
bemerkbar, dass der Verfasser ein tüchtiger Botaniker ist, welcher
die wissenschaftliche Literatur mit so manchem gediegenen Werke
bereicherte.
Der Beferent hält es für überflüssig bei einem so allgemein
bekannten Lehrbuche den Inhalt desselben im Detail zu besprechen.
Es sei daher hier nur hervorgehoben, dass sich die neu erschienene
zwölfte Auflage von der eilften namentlich durch eine Verminderung
der ausführlich beschriebenen Pflanzenarten um beiläufig 50 Species
unterscheidet ; dies sowie einige weniger wichtige Veränderungen des
Lehrstoffes machten es möglich, den eigentlichen Lehrtext auf
210 Seiten zu reducieren. Die Verlagsbuchhandlung stattete die
neue Auflage gefällig aus, erneuerte die Abbildungen theilweise und
gab endlich ein gelungen in Farbendruck ausgeführtes Titelbild
bei, welches blühende Alpenpflanzen mit dem Dachsteine im Hinter-
grunde darstellt.
Wien, H. W. Reichardt.
Dritte A b t h e i 1 u u g.
Zar Didaktik und PasdagogiL
Easebiusz Czerkawski : Bozprawy i wnioski komisyi powolanej
w roka 1879 przez galicjiskfi rad^ szkolo^ krajow^ do
zbadania sprawy reform? gimuazyöw. We Lwowie» odbitu
X 'ijriewodnikA Naukowego f Literaclrie^o' 1882, 8», 103 SS. (Eü-
tebiQs Cierkawski, VerhaDdlüngen and Antrige der im Jftbre 18T9
fon ämn g&tinsehen Landedtohalrmtho lur Prüfmigf Wiiebiiog«-
weiBe Eerorm dea GjniiiftsialleUrplaDee berufenea CommiBsian. Lem-
berg 1882).
Im Jabre 1879 wurde in Lemb^rg unier dem Vorsitze S. K. de«
1 Herrn SUttbalters und dea Herrn Vioepr&sideiiteQ der g2Üizt«cheo 8Utt*
] b<eroi eme EjQqaet« abgebalten, deren Aafgftbe es war. dio bestebende
OrganinatioD der GyuiiiMten mit Räcksicht auf die 8cbulon Galizieas
einer PrQfuog lu uoicrzieben, die Leistungen und Erfolge ita Unter-
ricbW «u bdurtbeikn, namentlicb aber über die Tbeilung dea Gjmna-
I aium« in iwei Hälften, Ober- und Üntergjmna&ium, lu berathen, ob
dkaelbe aad der darcb sie bedingte Lebrplan mit den eigen tbömli eben
V«rbJUtEua«ea und Bedarf niiaen Galiziens vereinbar oder ob es wan-
I icbeoiWtfrt Mi die Zweistufigkeit enger zu begrenzen, aucb wobl zu be-
ieitjgen. In die»e Commission wurden au6er den Landaaacbulraihen nocb
; Profeaaoren der UniTertitat und Directoren der Mittelacbulen in Lern*
berg berufen, Herr Prof. Dr. £. Czerkawski wurde mit der Aufgabe be-
traut die Ergebnisse dieser Verbau dl iin gen mit eingebender MotiTierung
Ulr die ÖffentUcbkeit darzulegen.
Das Interesse» wekbes die vorliege^ide S<:hnft acban dorcb den
Kamen ibres Verfasaersi deaaen Verdiet»«!« als Gjmnasialinspector im
Isbbaften, ebrenroUen Andenken stehotv erwecken muss, bat die Be-
dactioD bewogen &icb di« Schrift verdolmetschen zu lassen, um so den
I Xü^m diMer Mtaebrift etue Einsicht in die gemachten Vorachli^ e zu
I gew&breo« Wir werden bteb«i eincrseita s«1betTerst&ndUch ton allen an*
deren Fragen abschitn und uns bloC^ an das didaktiicb-pädogogisebe
llornent halten, andererseits mit Bücksicbt auf das reiche Matiiiat
welchei dar Zeitschrift geg«nwirlig vorliegt, uns blo0 auf ein«n Bericht
btscbrinkea und nur hie und da eine i3omerkung beifügea.
DfD ersten Haupttbeil der Schrift bildet «lA« lesaaswerta über-
sloht Ober die Entwicklnng des Gjrmnaiiialweieoi in Österteicb tod dem
560 Euseb. Czerkawski, Verhandlangen und Anträge nsw.
Jahre 1848 an, wo der Organisationsentwarf ins Leben trat. Derselbe
wird eingehend gewürdigt and mit den Gjmnasiallehrplänen in den an-
deren Staaten Europas, welche, was Cultur und geistige Bildung anbe-
trifft, eine hervorragende Stellung einnehmen, verglichen, unter reicher
Benutzung der einschlägigen Literatur auf dem Gebiete der Philosophie,
Pädagogik und Didaktik werden die Grundsätze, welche für den Unter-
richt überhaupt und insbesondere für jenen an den Gymnasien zu gelten
haben, dargelegt Der Verf. geht iskun auf die Mittelschulen Galiziens,
ihre eigenthfimliche Stellung und Bedürfhisse über und berichtet über
die Genesis der jEnq^eta wid ihre Mitglieder.
Der zweite Th^ enih< die von der Enquete gemacliten Vor-
schläge und den von ihr entworfenen Lehrplan. Die Commission erklarte
sich gegen die im Organisationsentwurfe festgestellte Scheidung in Unter-
nnd pbergjmnasium, womach diese beiden Theile obwohl eng mit ein-
ander verbunden 4och selbständig neben einander bestehen, alle ünter-
richtsgeglenstftnäe üihfasseti und dieselben in entsprechender Weiibe be-
handeln soUen. Diese Zw<^istufigkeit des Unterrichtes erschien der Com-
mission nicht angemessen. Die doppelte Behandlung derselben Lehr-
gegenstände, 80 äuAerte man sidi, nehme viel Zeit in Ansprach, die un-
gleich besser verwertet werden kOnne; auch schade sie inisoferne, als
durch den vorbereitenden Unterricht im Untergjmnasium den Gegen-
ständen, wenn sie wiederam im Obergymnasium an die Reihe kommen,
der Beiz benommen werde, und daher die Schüler nicht mit gleicher
Frische und Lust an dieselben herantreten. Dazukomme noch, dassnoth-
wendig Unterbrechungen im Unterrichte eintreten müssen, so besonders
bei der Naturgeschichte und Physik, dass infolge derselben das Erlernte
aus dem Gedächtnisse schwinde und somit die Erfolge dieses Unter-
richtes sehr fraglich seien.
Diese Vorwürfe gegen die Zweistufigkeit sind wiederholt vorge-
bracht worden und es lässt sich auch nicht leugnen, dass sie bis zu
einem gewissen Grade nicht grundlos sind. Es fragt sich nur, ob nicht
mit der Zweistufigkeit auch entschiedene Vortheile verbunden sind und
zwar solche, welche die wirklichen Nachtheile bedeutend überwiegen ;
wir meinen, die harmonische Ausbildung des Geistes auf allen Lehr-
stufen, den Umstand, dass man dem Schüler auf jeder Lehrstufe du
bietet, was seiner geistigen Entwicklung und ihren Bedürfnissen am
meisten entspricht, dass der Anschauungsunterricht die sichere Grund-
lage für den systematischen Unterricht bildet, endlich dass jene Schei-
dung des Gymnasiums in zwei Hälften auch ihre große Bedeutung fftr
das plraktische Leben hat, indem nämlich das Untergymnasium in diescor
Gestalt eine zweckmäßige Vorbereitung für gewisse Bildungsanstalten
und Berufsarten bildi^
Doch solche Fragen lassen sich, wie sich dies von selbst ver-
steht, nicht mit wenigen Worten erledigen. Wir kehren wieder zu dir
'Commission zurück, welche nach Aufhebung der Zweistufigkeit einen
Lehrphin vors^lägt, der sich im ganzen und großen an jenen der
preußischen Gymnasien anschließt. Dieser Plan ordnet das achtclassige
Gymnasium so, dass die «wei ersten Clässen desselben das Progymnasiom,
Eusdf. Cßerkawiki, VefbandliiDgeii und Antrage usw. Ml
die drei nächsten das Mittel-, die drei obersten das Obergjmnasinm
bilden. Die folgende Tabelle wird denselben im ganzen and seinen ein-
seinen Theüen leicht Terdeutliehen:
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Tnmen nnd Zeichnen sollen nnobligat sein.
Was die einzelnen Lehrgegenstände anbetriflft, so bemerken wir
Folgendes :
1. Das L a t e i n hat gegenflber der gegenwärtig in Galizien geltenden
Stundenzahl eine Vermehrung nm zwei Standen in der dritten Classe er-
fahren. Von den Lehrstanden sind Ton der III. bis zar YIII. Classe wöchent-
lich je zwei der Grammatik and den stilistischen Übnngen zn widmen.
Die Reihenfolge der Antoren ist: in. Classe Cornelias Nepos, IV. Cae-
sar de hello gallico, V. Caesar de hello civili, Oyidios (Met.)f VL Livias,
Oridins (Eleg.), Vergilias (Aen.), VII. Sallastias, Cieeros Reden, Cato
maior, Laelias, Livias (cnrsorisch), Yergilias (Aeneis, Georgica), YIII.
Cieeros dispnt Tusc, de oificiis, Tacitas Annales, Linas (carsorisch),
Horatias. Wir bemerken hier, dass Linas, dessen Schwierigkeit fSr die fünfte
Classe mehrfach betont wurde, der YI. Cksse und den folgenden zugewiesen
wird. Ob aber Caesar de hello civil! einen entsprechenden Ersatz bietet,
scheint uns mehr als zweifelhaft Diese Schrift hat weder die Frische noch
das Interesse, wie die commentarii de hello gallico; auch steht sie, was
Stil und Sprache anbetrifft, weit hinter jenen zurück. Auffallend ist anch
die BoTorsugung der philosophischen Schriften Cicero«, denen wir einen
besonderen Wert für die Schule nicht beimessen können. Um de offleiis
lesen und verstehen zu können, bedarf man einer weit größeren Yor-
bildung, als sie bei den üblichen platonischen Dialogen erfordert wird,
und namentlich einer Kenntnis der griechischen Philosophie, die man
bei den Schülern nicht so leicht erzielen kann. — Ob sich übrigens die von
der Commission ausgesprochene Erwartung, dass es gelingen werde die
Schüler in der obersten Classe bis zu freien Arbeiten in lateinischer
S02 Eu8^, CMmrhamki^ Verbandliingen und Antrage usw.
brache lu führen, bei dieeem ZeitaasiiUOe eich verwirkliehen wir4,
machten wir doch bezweifeln.
2. Das Griechische ist aus der HL Classe entfernt nnd hat dni
Stunden eingebüßt. Die Reihenfolge der Autoren ist : VI. Qlasse Xeno»
phon (Anab. und Cyr.)i Homer, VII. Xenophon (Gomm.), Plutarch (Vitae^,
Homer, VIII. Plato, Plutarch, Homer, Sophokles (mit Ausschluss dar
lyrischen Stellen). Hier f&llt die Wahl des Plutarch auf, dessen Bio-
graphien mit Bücksicht auf Sprache und Stil den Schülern nicht ge-
ringe Schwierigkeiten bereiten und bei der geringen Sorgfalt, mit welcher
dieser Schriftsteller seine Quellen wählte und be nützte, ein treues Bild
nicht zu bieten vermögen. Für diese Schwierigkeiten und Unvollkommen-
heften entschädigt nicht die edle Gesinnung und Wärme des Schriftsteliers.
Demosthenes ist ganz ausgefallen; von Plato wird bei der Vorbildung
der Schüler und der kurz zugemessenen Zeit nur ein oder der andere
kleine Dialog gelesen wwden können; ob endlich der Schüler, wenn die
lyrischen Stellen ausfallen, ein Drama des Sophokles erfassen und ver-
stehen wird, ist doch sehr fraglich. Bieten die lyrischen Stellen so große
Schwierigkeiten, so empfiehlt es sich, dass der Lehrer dieselben zuerst
erkläre und dann diese Interpretation durch die Schüler wiederholen
lasse. Am meisten kann man sieb mit dem Ausfall des Herodot Be-
freunden, vorausgesetzt dass die so gewoniiene Zeit einer eingehenden
Leetüre des Homer zu Gute kommen und durch die Verwertung einiger
i nteressanten Partien des Herodot in treuer Übersetzung für die deutschen
Lesebücher dem Schüler wenigstens einige Bekanntschaft mit dem Be-
gründer der Geschichtschreibung verschafft werde. — Übrigens haben die
Philologen in der Commission gegen die Beschränkung des griechischen
Unterrichtes und namentlich gegen den Vorschlag das Griechische in
die vier oberen Classen zu verlegen und ihm je sechs Stunden wöchent-
lich zuzuweisen, Einsprache erhoben, worauf dann die vorliegende An-
ordnung dieses Unterrichtes auf Grund eines Compromisses angenommen
würde.
3. Die polnische Sprache hat die gleiche Stundenzahl behalten,
nur sind die Stunden gegenüber der bestehenden Anordnung, wornach
je drei Stunden auf jede Classe entfallen, anders vertheilt.
4. Die deutsche l^rache hat um eine Stunde gewonnen; auch sind
die Lehrstunden gegenüber der bestehenden Anordnung (I 6, II 5, m
4, IV 5. V 4, VI 5, VII und VIII je 4) anders vertheilt. Diese An-
Ordnung so wie die beigefügte Instruction zeigt von dem gewiss sehr
anerkennensiferten Bestreben diesen Unterricht zu fördern. Ob damit
das gewünschte Ziel erreicht werden kann, das inüssie erst die Erfah-
rung lehren« Kach unserer natürlich unmaßgeblichen Meinung dürfte
dasselbe nur dann zu erreichen sein, wenn ein oder der andere Gegen-
stand in deutscher Sprache vorgetragen würde.
5. Neu ist die Aufnahme des Französischen als obligaten Lehr-
gegenstandes. Allerdings ist die Zahl von zwei Lehrstunden wöchent-
lich in den vier oberen Classen eine sehr geringe. Erwägt man, das«
dieser Unterricht bei einer bedeutend größeren Stundenzahl und bei
Vertheünng auf mehr Classen in Preußen nur geringe Leistungen er-
Eitäeb. €Mevkaw9ki, YahMaOltmgeak und äMbAg6 ww. 59t
sieht vmd daher ihm bei den jÜBgttoft B^foniai das LahrpUhei an den
dortigen Gymnasien eine nicht aneiheblidie Yemebning Toa Lehr-
stondea nnd eine nene OrganiaatioB latheil wofde, sä kann Man bei
einer eo geringen Zahl w>n Standes oad der Bescbiänkiiii|r ^if Tier
dasBea kaum entepreehend« Erfolge erwartea. W-ftrd» daher dai Frana5^
«sehe in die fieihe der obligatea Lekrflidier aofjienonMien» se miBsta
dies lar onansbleibliehen Folge haben, 41» entweder du QenuHmtmaB
der Standen erhöht, oder wenn man, was f^ranenaehen ist^ hieruf niekt
eingeben woUte, das Latein oder das Qrteebisehe firkflrrf;, daäi letatere
TieUeicht gani aufgeopfert wttrde.
6. Der geographitohe Unterrieht hat in den drei eMtenCiaa-
Ben eine selbständige Stellung. Der geeohiehtlidie Unlienriciit soll sieh,
wie im prenßisehen Lehrplane, in diesen Classen nur auf gelegentliche
Bemerkungen beim geographischen Unterricht und biographische £x-
cnrse beschr&nken. Der eigentliche Unterricht in diesem Fache beginnt
Ton der vierten Classe an und swar in der Folge, dass in IV die pol-
nische, in V die dsterreichische, in VI, VII, VIII die alte, mittlere
und neue Oeechichte behandelt wird.
7. Die Mathematik ist so vertheilt, dass auf Classe I— III
Arithmetik, auf IV und V Algebra entf&llt; in VI werden die Glei-
chungen, in VII die arithmetischen Reihen, der Newtonische Binominal-
satSy die Wahrscheinlichkeitsrechnung behandelt; die VIII. Classe
soll sich mit der Wiederholung des Stoffes und der Lösung von Auf-
gaben befassen. — Dem geometrischen Zeichnen ist in den drei unter-
sten Classen je eine Stunde zugewendet; f&r die IV. und V. Classe ist
elementare Geometrie, und zwar f&r die IV. Planimetrie, fftr die Y.
Stereometrie, fllr die VI. descriptive Geometrie, für die VII. planime-
trische Trigonometrie, für die VIII. analytische Geometrie angesetzt.
8. Die Phjsik ist in den drei obersten Classen so angeordnet,
dass in VI Mechanik, in VII Wärme, Magnetismus, Elektricität (1. Sem.).
Akustik und Optik (2. Sem.), in VIII, 1. Sem. Astronomie, Metereologie,
mathematische und physische Geographie durchgenommen werden sollen,
w&hrend das zweite Semester einem Repetitorium ans Phjsik und Na-
turwissenschaften vorbehalten bleibt
9. Die Naturwissenschaften erscheinen auf ein geringes
Stundenausmaß beschrftnkt und werden theilweiie in Classen absolviert,
wo die Schaler schwerlich die nöthige Reife für einen entsprechenden
Unterricht besitzen, so Zoologie in III, Botanik in IV. In der fünften
Classe ist das erste Semester der Chemie, das zweite der Mineralogie
gewidmet. Um das oben hervorgehobene Missverhältnis, das der Coro*
mission nicht entgehen konnte, einigermaßen auszugleichen , wird in der
VI. Classe eine Stunde wöchentlich der Anatomie, Somatologie und
Hygiene zugewiesen.
10. Die philosophische Propädeutik behält das gleiche
Stnndenausmaß und den gleichen Lehrgang.
Wir haben nun den Lehrplan und die Anordnung des Lehrstoffes,
wie sie in den Vorschlägen der Commission enthalten sind, kurz ver-
aeiehnet nnd dadurch die Leser in den Stand gesetat sich ein selbst*
564 JEuseh. Cße^kawski^ YerhaiidlaDgen und Antrige ntw.
»tandiges Urtheil über diese Anträge sn bilden. Eine erschöpfende WfEt*
digong, die auf einer eingehenden Vergleichung der bestefaendeii Or-
ganisation mit jenen Vorschlägen bernhen niQsste, liegt nicht in nnserer
Absicht» Sicher ist nnr, dass, wenn für die Gymnasien Galiziens ein
eigener, von dem im Bekhe bestehenden so verschiedener Lehrplan fert-
gestellt wird, die FreizQgigkeit nothwendig leiden, ja geradezn aufge-
hoben werden mass. Doch solche Betrachtangen würden zn weit ffthren.
Wir fügen daher nnr noeh bei, dass die Motivierungen, welche don
festgestellten Lehrplane vorangehen, mehrfache beachtenswerte Andeu-
tungen über die Methode und den Gang des Unterrichtes enthalten. Lei-
der werden diese, da das Buch in polnischer Sprache abgefasst ist, nur
einem geringen Kreise zugänglich sein.
lerte Abtheihuifi:,
Miscellen*
* Bas aotike Buchwesen in seinem Verhältnis zur Literatur mit
BeitnLgeu zur Textesgeschicbte desTbeokrit, Catull, Prgpers
und anderer Autoren von Theodor Birt, B«rUn löö2, Verlagr ro»^
Wilhelm Berte. 8». 518 88.
Ein Werk, welche« zwischen DAretellung und üntersarhung dWI
tftte hält und sowohl durch die UnuptreBultate wie durch einzelne Ob« J
*'r*tionen nicht bloß eine Reihe technologischer Fragen mit Sacbkenntnii
^lltwortet, •ondern fftr die gesammte Eutwicklting der Literator nnä |
Ibre Tradition interessante Aufschlösse bietet. Der ^esammte Ötoff ist
I wni npnn Oipitel Terf heilt. Das erste an f eine die eigentliche Aufgabe
] " ' ' und die einschlägige Literatur verzeichnende Einleitunr
t I bandelt über die Buchterminologie^ also über die Begriff j
über, uolnnien^ libellaB, xtjUi^oof, voiTo^oep;« iptflrifitt^]
j UQndi'l, fiüiun^ Monobiblos u. dgl., das zweite über dail
!..>,...;,...., -€in Aulkonimea, seine Verwendung für Aufbewahrung der!
, Frofan literator seit dem 3. Jahrb. n. Chr. und die Verwendung der 1
Mtrnbrane (Codei) neben der Rollo sowie die Textesrecensionen bezengendeii
j ^nbscnptionen im Rollen buch wesen und in Codices; das dritte Über daf I
^nch als Triger der Schriftwerke, über die Länge der Bücher und die]
Msition nach Büchern, das Gleichmaß der ßuchgröOen und ihri
iimalgr^rve : «Iah vierte über die Buchzeile» das Zahlen der Seiten,
-üben, die aticbooietriscben Vermerk© und ihre B9^\
__ _^^ aber die Bnchaeite, die Papjrusstaade, die FÄbrication I
Itr fiJ!yrhiaTTi*r ihre Arten und die Großen Ter bältnisse der daraus be»
[ reiteteo Papjrrollen; das sechste Über die BuchgröOe, die unterschiedenen
[Formate» daa Po**3^! ■'■ '■*^ "nd sein Maximum und das Pro&abuch; daa
siebente übor die Ei rk<? der AuÜAg«»n, Vertneb und Buchhandel;
üat achte über die :: „lu der antiken Bachform durch Obertragung
der Literatur werke aus den Hollen in die Codices: das neunte Über daa
voralezandrinische Buchwesen bis auf die Zeit der Ftolemaeer. Der reiche
Inhalt dea Werke» ist mit dieser inmmarisebeQ Angabe weitaus noch
nicht enebSpri.
Waa w Verbättnis des Bncbwesena zur Literator betrifft, so wird
klar naebgewieaen » wie die cla§sische voraleiandriniscbe Zeit durch daa
I ÖrofiroUtiia^tem* die nachclassiscbef durch die Literatur der Alesmdnner
I «ingelaitet« 3&eit durch das KleioroUensjitem, weiches dureh dm BHiAiMi
AlexalHlrletis, seiner Gelehrtsn und seiner Fabriken «ich fcttaotst und
^ 4arcli Jabrhuodsrt« beitoht, charak tendiert wird, wie der Einflnss dieser
Biicb^'^*^*"'«.*^^'" an sieheren Indiei^tt in Un) ▼erschiedeuen Compotitiona*
forni t>»ratnrwerke und <i M?nng aus der alteren Form
in d] ^ an deutlichen Spun i raditioa erkennbar ist» wobei
9M Miscellen.
^ie in den letzten Jahren Tiel ventilierte Frage über Bedeatnng und
Wert der uns erhaltenen, den Umfang der £ücher bestimmenden sticho-
metrischen Aneaben durch eine zusammenfassende Üntersnchune der-
selben eine definitive Erledigung erfährt. In gleicher Weise wird das be-
deutsamste Ereignis f&r die classischen Autoren, ihre definitive Über-
tragung vom 4. Jahrb. n. Chr. ab aus der Bollenbuchform in den Pergameat-
codex, wodurch Text und Bucheintheilung der Autoren beträchtliche
Störungen erfahren, gewürdigt. Von besonderem Interesse sind jene
Störungen, welche auf die mit solcher Übertragung nicht selten ver-
bundene excerpierende Thitigkeit lurttckgehen, indem man die auf mehrere
Bollenbücher vertheilten Werke eines Autors in den Codex nicht voll-
ständig aufnahm, die ursprünglichen Bacheinthoilungen aber doch fftja
oder zum Theil bestehen ließ. Durch die gewonnene Kenntnis des antiken
Bollenbuches und seines Umfanges ist es auf Grund solcher In^cien
möglich, die ursprüngliche Textgestalt mancher Autoren festzustellen,
was an Theokrit, CatuU und Properz S. 389 ff. versucht wird und an
dem uns erhaltenen Catullbuch in besonderem Maße gelingt, indem die-
selbe,, wie es uns vorliegt, abnorm nach Volumen und Inhalt, als eine
Contraction von vier normalen CatuUbüchern erwiesen wird, nlmltch
1. eines poematum liber ad Nepotnm (Über 788 Verse), 2. einee Epvilion«
Nuptiae Pelei et Thetidis (407 Verse), 3. eines Caminum liber nnt Qe-
dicbten höherer Gattung vergleichbar dem letzten Buche des Properz
(etwa 790 Verse), 4. eines Epigrammatum liber nr. 67. 69—116, von
denen manches fehlt (über 898 Verse).
Es ist kein Tadel, der gegenüber der Gesammtleistung etwas be-
deuten wUl, wenn wir beifügen, dass das Buch manche Ergänzungen und
Berichtigungen erfahren wird. So wünschte man die seit 0. Jahns Zu-
sammenstellung hinzugekommenen Vermerke über Textesreceneionen voll-
ständig verzeionnet ; das Capitel über die Papvri ermangelt umfassenderer,
anf Autopsie beruhender Empirie*); über Autoren, deren handschriftUdbe
Überlieferung noch nicht oder nicht vollständig bekannt ist, war vi»f
sichtiger zu urtheiien, wie denn t, ß. die S. 378 berührte Eintheüang
der Briefe des Ennodius in neun Bücher nicht von Ennodius, aondiem
von Sirmond aus dem Jahre 1611 herrührt'); kühne, oft vorschnell
scheinende Vermuthungen fordern zu vorsichtiger Nachprüfung aufl Aber
gerade dadurch wird das Werk höchst anregend wirken, dem wir in
Hauptpunkten wesentliche Vertiefung und Erweiterung unserer Einaioht
verdanlen. Die Ausstattung des Baches ist eine vorzügliche.
Athen und der Westen vor der sicilischen Expedition von Harn
Droysen, Berlin 1882, Verlag von Wilhelm Hertz (Bessersche Buch-
handlung). S\ 59 SS.
Der Verf. bietet in lesbarer gemeinverständlicher Form eine fir
den Archäologen und Historiker gleich interessante Darstellung der poli-
tischen und Handelsbeziehungen Athens zu dem Westen, d. h. zu Italien,
die man ^erne des breiteren ausgeführt sehen möchte. Von besonderem
Interesse ist das, was 8. 31 ff. über die Aus- und Einfuhrspreducte Athene,
über die kng andauernden Handelsbeziehungen, die zum Theil noch in
das sechste Jahrhundert hinaufreichen, über die auf italischem Böchm
gefundenen attischen Thonwaren des fünften und sechsten Jahrhunderte,
über die Verbreitung des attischen Münz- und Gewich tssTstemes gesagt
wird. Bei den dürftigen Indicien unserer Überlieferung muss selbatTiBr-
*) Vgl. darüber und die wechselseitig
und PapvTUs die treiFliohen Bemerkungen
Stodien IV (1888) 8. dl4 ff.
^ Vp, Hart eis Ausgabe des Ennodius (1882 Wien bei GkkiolA)
praef. XXa.
WI7
slladlich viel fach bbße VermutliQD^ ww helfen. Die Art, wie dw Verf»
dsttelbe ber&Dziehtp i»t keine mmMcbweifeade und «r hält üb«r&11 scharf
auseinander, was »nf Thataachen beruht nnd was conjeeinrelle Hfotn^
gäbe ivt
Kleinere Schriften Yon Wilhelm Grimm heransgegi^ben vou GoBtav
Uinricbs, Berlin 1881. Ferd. Dümmlers VerlagsbucbbandlaJIg
Uarrwiti und Goasmaon. 6^ 1. ßand X 588. 2. Band 1882. IV. m.
Durch diese auf drei BAnde berechnete Ausgabe der kleinen Schriften
W. Grimnis wird ein iangrgeni blies Bedärfnis l^friedigt. Nachdem Prof.
J. Zacher in Halle bereite vor 10 Jahren mit einer Zuiamnienstelluni:
alles Vorhandenen begonnen hatte, ohne die 8ammlang weiter zu führen,
unternahm Dr Uinrichs im März 1879 die Ueraasgmbe und vollendete
in sehr kurter ^it einen Th«il. den grofVcreu und wohl auch schwie-
rigeren der Geeammtaufgabe in den vorliegenden beiden Bünden mit
ein«;r die größte Anerkennung verdienenden Genauigkeit und Sorgfalt.
] I ^ ' das Material beschafft wurde, daröb«r und über Uro fangnnd
\ ier beafttsten Quellen gibt die Einleitung des ersten Bandes
dif notiDge A uskiinft Was die Herausgabe anbelangt, so bat als Grnndsata
gegolten, daas nicht eine Auswahl » soodem eine möglichst vollständige
Itflunlung der kleineren Schriften geboten werde. Ausgeschlossen wurden
TfSlmarbiiten, die Übersetzungen der altdänischen Batladen und einselnc
■yilw nachgetragene Märchen. Die Verlheilung des sich iu Recensictneiu
Abhandlungen, Aufsätzen, Reden osw. bewegenden Stoffes erfolgt« nach
obronologiucheti utid sachlichen Gesichtspunkten, so dass der erke Band
die auf I f^hichte und Märchenkunde bei^glichen Sachen
unter den ; -igen Biographisches S. 1—97, Wi?wcn?rhiiftliche An-
' — - - " Märchen
. uhe« 527
bis 570» ErzäblungeD 571 - 586, der i weite Band alle lieceuaiüiicu. soweit
sie »ich auffinden Heften und nicht etwa schon in den eireten Band auf-
worden sind, mit Ausnahme der A nieige von Hersog Brntt
fQr das l)t<?rari sc he Central blait geechriebeneni sehn bis iw51fan
t.i ^..\.u.. .,^cht zu erlangen waren fs. B. K Vorw. 8), enthilt.
1 1er deuteeben Philologie in einer ihrer wichtlffsten
h, .. ein inhaltsreiches Urkundenburh kfoiT'f^lK^n, das auroh
latur'ulii Fragen allgemeinen Charakters, div u^he kommen,
bt*i»[iOf tH durch das Capitel des ersten Buche«, i l^cbe», Nator-
K»«ie, Zu den M&rchen. Beden u. a.' für weitere kr^iäe Interesee bietet.
r Herausgeber bat durch die gewissenhafte und sorgfältig« Arbeit
Dank und Anerkennung im vollsten MaC^ verdient. Die Ausstattung des
Werkes, auf welche wir nach seiner Vollendung noch zurückkommen,
litst nichts tn wünschen übrig. ^
fange Ä^— 57, Naturnoesie 59-233, Kunstpoe
315-490, Reden 4Ö1-520, Kosmos Ö2i— :
Die Wage de^ i Homer in ö 68 ff. und X 208 ff", und ihr
?ermeintiiL i :^ug auf das Schicksal Eine homerische Studie
von A- Th. Christ. Innsbruck 1880. Wagnersche UniversitAtabneb*
handluog. 8«. 45 S8.
In seiner vor vier Jahren erschienenen Abhandlung über p Schicksal
od Gottheit bei Hom<n*** hatte Christ als Conaequenx seintr ArifTashUfiif
der homerischen Moira, die er mit dem Willen des Zeus iii
Wage des Gottes als das Symbol bezeichnet, durch welch-
nnd Menschen seinen Willen verkünde. Die gewöhnliche AatlaÄ^uüg» tou
der nur Nigelst^h abweicht, erblickt bekanntlich in der HanHhahnni^
der Wag« durch Zeus die Erkundung eines höheren, übi -
vtehttftdnt Schicksalswillens. Der Widerspruch der Kritik U
die Fnf9 nochmals in Erwägung zu ziehen, und die eingf*[i<:niit? r^r*
569 Entgegnang.
örterung der beiden Stellen, welche dabei am meisten ins Gewicht fidlto«
O 68 ff. und X 208 ff. , bilden den Hauptinhalt der hier auzuteigendea
Schrift
Wir können uns in der Kritik des Büchleins, welches sioh, wie
des Verf.s erste Schrift, durch scharfsinniges und selbständiges Urthail
aaszeichnet, kurz fassen. Nach der negativen Seite hin hat Christ un-
streitig ein Resultat erzielt; was schon andere Gelehrte Tor ihm gefühlt M,
scheint dorch Ohrists Untersuchungen erwiesen, dass nämlich die Hand-
habung der Wage durch Zeus in keinem Zusammenhange mit iriner über
dem Gotte waltenden höheren Macht steht, deren Willen er erst erkunden
m&sste, da die Flacht der Aohäer in O und Hektors Tod in X achoa
lange vorher bestimmt sind und Zeus daher schon im Vorhinein weiß.
dass ee so kommen werde. So viel ist also gewiss, dass sich die Fnge
nach der Bedeutang der Wage völlig getrennt von der Auffeuisang mr
Moira behandeln lässt Eine andere Frage ist ee nun allerdinga, welche
Bedeutung der Wage dann zu geben sei , wenn sie mit der Moira nioht
zusammenhängt. Wie erwähnt, deutet Christ das Erheben derselben
durch Zeus als ein Symbol, wodurch dieser Göttern und Menschen aeinen
unabänderlichen Willen kandgebe. Diese Deutung kann aber darum nidit
befriedigen, weil das Abwägen der Lose den Gott wenigstens äofterliok
in den Augen der Zaschauenden als zaerst unentschlossen und zweifelnd
erscheinen lassen muss und somit nicht geeignet erscheint, gende den
unabänderlichen göttlichen Entschluss zu svmbolisieren. Nach der poeitiren
äeite hin bleibt also die Frage auch nach den Untersuchungen Ohritli
noch unerledigt Da es aber dem Verf., wie schon der Titel der Schrift
beweist, mehr um die negative Seite zu thun war, um den Nachweif,
dass die Wage des Zeus in keinem Zusauimeuhange mit der Moira stehe,
und ihm dieser Nachweis gelangen zu sein scheint, so stehen wir nicht
au, die hier besprochene Schrift als eine recht schätzenswerte Bereicherang
der Homerliteratur zu bezeichnen.
*) So Delbrtick, Homeri religionis aaae ad bene beateque vivendam
Homericis temporibus fuerit vis S. 5% und Ludwig Müller, de fato Homeriee
S. 89, welche ähnlich wie Nägelsbach das Experiment mit der Wage fftr
eine Art Orakelspiel erklären, während Lange, Einleitung in das Studinm
der griech. Mjthol. S. 1 16, und Bumke, de fato Homerico S. 6, die That-
Sache des Abwägens gänzlich in Abrede stellen und in dem Worllante
der betreffenden Stellen nichts weiter als eine tropische Ausdrucksweiae
des Dichters zur Bezeichnung eines entscheidenden Momente^ erblicken.
Bumke vergleicht die Phrase ^oniiv ix^tv n^og r».
Wien. Heinrich Stefan Sedlmayer.
Entgegnung.
Herr J. Ptaschnik hat in dieser Zeitschrift unter dem Titel nKirch-
hoffs Sobalgeograpbie und die Vertheilung des geographischen Lehr-
stoffes** auch meinen Aufsatz aber „Ziel und Methode des geographiichen
Unterrichtes** einer Besprechung unterzogen, für..die ich ibm im ^ge-
meinen nur dankbar sein kann. Einigen meiner Äußerungen jedoch ati
er eine Deutung gegeben und aus innen eine Tendenz herauseelesen,
die ihnen nicht innewohnt, oder die ich zum mindesten nicht habe hin-
einleben wollen. Unsere Meinungen über die Vertheilung des geogra-
phischen Unterrichtsstoffes, beziehungsweise die Zutheilung des Unter-
richtsfaches an gewisse Lehrerkategorien würden nach ihm besonden
bei der Frage auseinandergehen: „Ist der Historiker mit dem geogra-
phischen Unterricht zu betrauen oder nicht?' oder allgemeiner ge&aat:
„In wie weit darf der geographische Unterricht mit dem geschichtlichen
verknüpft werden?** In der Ihat aber scheint mir eine große Meinunn-
differenz gar nicht vorhanden zu sein. Wenn ich an andern Orten die
501»
AlMkht durchiufQhreii vertuehi hab«, diu» der Uistonker kleine hervor*
f»^de AtiBprtkche baben Icotme, den g;eo^raph]9oheD Unterricht tu er^
theiko« bloß w«il er ein Eistorikor sei, }% dm m sog^ar för Tortheil-
haltor gelten mö^tsc, ihm demselben nicht za ttbintraf«n, io wtirrn dicBe
und ahnliebe A^- > zQoäehst auf die Zustande an ' ron
Lehrani^tal tt^n ( „ > 1 eri *^ naeb dsterreicbischer Termi ti rd*
döüticl' ' ' iiet. Hier lagen die VcrliiiltüiBde
»o, da lun}^ zwiucben Geschichte and
G«<tgru v>t|git', iiitjr bfrkomTnlicb fiiat zu einem
B«|ffrili II -^f ganz 'öberwief^eüden Mehrrahl von
Fijlen ^,,.ki, wi.. ..«.. , ua^en werdto. f "«ä-*^ '^■-»- ».^k^« lüe^ in
llen '...vi» wi.. ..«.. , ua^en wer^fco. T
faat ebenda ?tel Fällen auf der Universität d
iiü rni ri-
ll, was
! durch naetitnli^ liebe
lies ihnen irneh ihrem
^; jtHiht terii iit^^t, uuti däd ihnen zmykbst nur
■n ,s^it#n zukehrt, Soifh*» HtstorTker haben ticb nun
r» einer Prüfung
1 hei^uiasu Lande
au';'.^.' i'iuni.r!_t^ iii 'i ' r Schab*
lucimdo ^rlmudli: tj Gym-
l£ ift, Wie ri
d*i M auf die
der Camiidat ilivs^u Fratfeu beautw^
in fmijfrtipVne fl^r tiUe Lbkbseu; er
111'
filint; /-(im
»ofort von
bei Tür d*?r
Hand; in i\
da» Uiicr<pi
muii« u
die ni<
dl' .'
... wü«,
li» die
■- iT, wenn
bckuiutui er diu Facultis
aber auch, weuti ür lie
ir rtwA.4 »0 oebeuä<u:LUi:he» wird die Erdkunde an-
Kirrhhoff vernichert HOirur in dt»iii Bericht über
!*2, da^s* Lehrer,
iriicklich ftir un-
I sind, mitunter
werden ! Was d*
^ CTeograpkiielehrer
Unterricht berausi<^;..i..... auiss, liegt auf der
ivirchboffii in dem genannten Bericht kann mttt
1 iber nachlesen. Vor dergleichen Lehrern aber
' Unterricht ge«c)iütjct werden; wir bedürfen folcber,
heinbart\ soudern oiue wirkliche Faeulla» beeitzen.
«ioch Lii^be ich verlanj^rt» daw Lehrer angeetellt werden sollten,
hilf Gl ich G«?^srT'nphen sind; ee wäre das ja schon »up dem
Si, diw« an den Preußischen ino
I Stunden fallen, MO|^<?ri die I lat
wag i<vj wniien; wenn sii? Ueo^riiphie unierr woL
mit dieser imch beschäftigt habon. h: in itnir
den eolche Lehrer nicht immer und ubt!t«kU lu
hieben fein werden, (»u )iabe ich an der betreffeudeu Stelle die Frage
prt^n versucht, wet d#nn niuiK h^fc ein Recht auf diee Fach
cI Mftg pdifBc Au von Rechten* nun »draUi»ch
nicht -^ von li' t ^iii strebend., da^s in i^olchen
fn der Uui«^t rieht dem zufallen in ;in am un parte Htsch^ten
Urde. d.H-* liniCit k». itass er ihn - .^^ten zum bloßen An»
Irfickt, iialiv Kh dem Lehrer der Na-
tu t. Denn liistoriäehe, genauer )ioli-
titciie !_»i'(m; ^ * rwijisen-
MlmllUehe ui»8 ein
wifltlicber UtM^^t ..4i ^u. ,aM.,.Mu-i^n s^in,
ifinom eoichen M n, der da« Schiff nicht oairh
dflff eben ächon ».,.... »... ... n mehr folli>ackt. sondern
Vn Sntgcfgimiig;
Bohon AUS Beruf und Keignng an die AiufUllung 4«8 Andern dealmi
wird. Allerdin^ schneekt es ein weni^ nach dem Gruodsati, won fliMi
Übehi d*8 kleinere m wihleo. Im übrigen berufe icb micb noob auf •dae
Ürtheil Wagners in dem obengenannten Berliner Beriebte, 8. 111, .d*H
der Natnrwuseaecbaftler aich gerade desbalb mehr zam Lehrer der <iea>
graphie eigne, weil sein Formensinn mehr entwickelt ist^ das riamtiidM
YorstellnngSTennögen bei ihm besser ansvebildet ist". Wenn B«n ein
Historiker hloA darum, weil er ein Historiker ist. keinen Ansprach haben
kum, Geogiaphielehrer su werden, so brancht aesbalb das Umgetoe^rte
dorchaos nicht der Fall sn sein, d. h. derselbe braucht nidit von diesem Unter-
richt ausgeschlossen zu werden, weil er nebenbei auch Historiker isl Idi
hatte nm so weniger Veranlassung eine derartige Ansicht aussusprecheB,
als ich selbst Historiker bin, d. h. ganz nebenbei bemerkt, historinlie
und geographische Facultas erworben habe und in beiden Fächern untOT-
richte. jSei mir wie bei vielen andern ist diese Verbindung Sache der
Neigung gewesen; an sich halte ich die Vereinigung beider Fftcher in
einer Person weder für hervorragend nützlich noch sch&dlieh, und
wenn Überhaupt nur die Geographie gebürend zur Geltung kommt, ist
die Frage nach dem, was der Lehrer noch sonst kann, nicht gleichgültig,
aber erst in zweiter Linie zu berücksichtigen.
Eben weil ich der Geschichte somit nicht ganz fern stehe, wird
mir Herr P. ja auch wohl glauben, dass ich doch schon eine Ahnung
davon habe, «dass die zweite Lehrstufe, an der schon der Vater der Ge-
schichte, Herodot, gearbeitet hat, neben dem naturhistorischen auch einen
ffeographisehen Charakter habe*'. Die Folgerung, die er dann daraus wMi,
kann ich ihm aber doch nicht zugestehen. Ebenso wenig vermag ich ihm
ebne weiteres darin Recht zu geben, ^dass eigentlich niemand mehr ge-
eignet sei, die mühsame und langweilige Arbeit des Bepetierens der
f »wohnlichen Elemente vorzunehmen, als der Historiker*. Denn in dieaem
alle war von der Prima die Rede, und wenn die Sache vorher einiger-
maßen lichtig betrieben war, so sollten in dieser Classe ebensowenig die
Siwöhnlichsten geographischen Elemente repetiert werden, wie etwa die
teinische Formlehre. Der Lehrstoff braucht deshalb den Schülern auf
dieser Stufe keineswegs in «wissenschaftlichen** Vortragen zugeführt
werden, wissenschaftlicn aber soll der Unterricht in den obem Classen
dort insofern betrieben werden, als der Schüler nicht mehr bloß lernen,
sondern auch dazu angeleitet werden soll, die Gründe des Gelernten m
erkennen.
Norden. E. Oehlmann.
Ich erlaube mir die Leser auf meine Anzeige der nVerhandlongen
des ersten deutschen Geographentages in Berlin", auf welche Herr Oal^l-
roann hier Bezug nimmt, in diesem Hefte S. 529 ff. zu verweisen«
Wien. J. Ptaschnik.
Entgegaung.
Herrn Dr. J. Pokern js Schlussbemerkung in seiner Anxejge
meiner Abhandlung (V. Heft, S. 405, Nr. 21) kann nicht als richtig sa-
gestanden werden. Die Existenz des Sittengesetzes ist allerdin^ endeat
(obwohl der materialistische Atheismus auch diese leugnet), nicht aber
dessen Inhalt an sich und von vornherein ;dah er die verschiedenen ethi-
schen Lehren der Religionen, der Moralsjsteme, der verschiedene Inhalt
der Gewissen. Herbarts Versuch, die Ethik von metaphysischen Er-
wägungen loszulösen, steht vereinzelt da.
Saaz. Fr. Mach.
Erste Abtheilung.
Abhandlungen*
Die bochaddlige Akademie zu EremsmAnster
(1744_n88).
Es wird noch beute da und dort großer Wert aaf Geburtaadel
''^eleg't In ungleich höherem Grade war dies noch In der ersten Hälfte
des Tori^n Jahrhunderts der Fall« wa man vom dritten Stande noch
nichts wusete imd die Frage, was er bedeute, noch g&r nicht ge-
stellt war«
Da man wähnte^ der Adol sei leiblich aus besserem Stoffe ge-
formt, 90 wollte man ihm geistig auch eine andere, respective bessere
Bildung angedeihen lassen, als sie gewC^hnliche Menschenkinder tu
jeuer Zeit genossen, Bevor noch die Kaiserin Maria Theresia das
Tbereeianum im Jahre 1746 fQr adeiige Jünglinge gründete (im
Jahre 1749 stiftete die Witwe im Uerzoga Emauuel von Savoje»
die Savoy'sche oder Emannelsche ßitterakademie« die später mit dem
Thoreeiannm vereinigt wurde), machte der damalige Abt von Krems-
münster Benedict Franz Fizlmillner , mit dem Klosternamen
Alexander III., der daselbst die Stornwarte erbaute usw.« der
Kaiserin im Jahre 1744 das Project« in Kremsmönster in Ver-
bindung mit dem Gymnasium» das bereite seit zwei Jahrhunderten
blQhte, oine Hitterakademie zu begründen, Dieee Akademie sollte
jedoch nicht ausschließlich fftr den Adel sein und sollten anch ^Ge-
meine^. Nichtadelige, daselbst Unterricht genießen können.
Wir heb«n ana dem weitiauQgen Expoae des genannten Abtea
die wichtigsten Stellen hervor.
Eingangs wird bemerkt , daae die tugendhafte Eriiehuug und
die eorgfSlItige Anweisung lu den Wissenschaften und Künsten« in8>
baeondere der }i \ ' ligen Jugend, die stlrkate und beste Stütze,
ja gleichsam «! :ea Wohlseins des Vaterhindea sei* D%rum be-
stehe iu K^rr i. Jiiibter bereits mehr ale iweibandert Jahre ein
ilffentlichcs <;n inniLsium, in welchem Adelige und ^Gemeine^ studieren,
wo &tets Fatrea lehrten, und zwar mit solchem Nutsen, dass die
Schüler, die daselbst den Grund ihrer Wissenschaft und ihres Sitten-
Z*ilMbrtn f, 4, A«|«rr. GfntB. Ittt. VUI. und IX. BftA. 37
572 Die hochadelige Akademie zu Kremsmünster usw. Von G. Wolf,
wandeis fanden, bei niedern und hohen Dicasterien, ja sogar bei außer-
ordentlichen Ämtern verwendet werden. Es wird daher die Bitte
gestellt, das Gymnasium in eine Akademie umzuwandeln , respective
zu erhöhen , und sollten auch Nichtadelige an derselben studieren
können.
Es wird hierauf das Programm näher entwickelt. Das Ober-
haupt der Anstalt, dem die Oberleitung zusteht, sei der jeweilige
Prälat des Klosters. Ihm zur Seite stehe ein Bector , der nicht nur
die Jurisdiction über die Anstalt haben^ sondeoi sie auch sorg-
föltig überwachen soll. Er bilde dfe erste Instanz für die Akademiker,
für die Exercitienmeister und Bedienten und bezüglich der Studien
seien ihm auch die ProtfiDSBOren (jede: ClAsse sollte einen Professor
haben) unterworfen. Wie nämlich zur Erläuterung hinzugefügt
werden muss , genossen damals die geistlichen Stifte das Recht der
Jurisdiction.
Dem Bector sollen zwei Directoren oder Präfecten zur Seite
stehen, die mit ihm und den Professoren die Akademiker in und
außer der Kirche, öffentlich und privat, bei der Tafel und im Wohn-
zimmer, bei Tag und bei Nacht zu überwachen haben, damit sie vor
ungeziemenden Misshandhmgeü bewahrt, hingegen in wahrer
Gottesfarcht und dhristeaTaliertnäßigen Sitten wie in den Studien
und adeligen fixerdtien und in der Aneignung feiner Manieren der
galanten Welt, zum geistlichen Stande, zum Kiiegswesen usw., ohne
eitlen anderen Hofmeister nöthig zu haben, erzogen werden. Die
Akademiker 8oll«i^ überdies die Pflicht httlxen , im Beisein der
Professoren mit den Schülern des Gymnasiums zu correpetieren.
Selbstv^retäufdlich sollte das religiöse Moitient besonders ge-
pfleirt werden» da ^der Anfang der Weisheit, Gottesfurcht und deren
Zunder die Andacht ist/ SämmlAiche Schüler sollen daher den
Motgengottesdienst um 7 Uhr bestichen, vor jeder Unterrichtsstunde
dem veni sancte etc., vor und nach Tische dem üblichen Tisch-
gebete beiwohnen. Um 8 Uhr Abends (des Winters um ^^S) wird
der Bosenkratiz gebetet und das Abendgebet verrichtet. Täglich
finden „GewifisensprSfÜngen^ -statt, worauf der lateinische Gesang
angestimmt wird. Sehr nmfaugrleiöh sind in dieser Beziehung die
Beslammangeii für die Faeft^ mid Festtags.
Folgende wisseftschaftliche DIsciplinen sollen gelehrt werden :
Geschichte, Geographie, Ohi^odölogie , Heraldik, Genealogie, die
mathematischen Wissenscha^n und die „ganze^ Philosophie. In
kurzer Zeit sollen dann Theologie und Bechts^ssenschafb hinzu-
konmen. Zu Bnde eines jeden Schuljahres finden Prüfongen statt,
bei welcher Gelegenheit die Schüler des Gymnasiums Prämien be-
kommen und die Akademiker Disputationen halten. Bei dieser
SchuKbier sollen auch Theatervorstellungen, die zu jener Zeit
speciell in geietlichen Stiften gepflegt wurden, stattfinden. Der ge-
nasinte Abt Alexander wendete dem Theater besondere Aufmerk-
samkeit zu. Er ließ dasselbe 1737 erweitem und neu decorieren.
Untprünglich wurden die Stücke in lateinischer Sprache gegeben. Im
Die hochadetige Akaddmie su Kremtmiünster usw* Von G, Wolf, 373
Jahr« 1765 gelangte jcdodi wie Hagn In seinem Werkchen; „das
Wirken der Benedict; Kremsmuneter*' usw. berichtet, die
deutsche Sprache zur 1 ift und worden mehrere Stöcke sogar
im Volksdialekte anfgeführt. Vom Jahre 1770 an wurden auch
italienische Opern gegeben. Kaiser Josef II, verbot int Jahre 1786
die Mitwirkung der Studierenden bei theatralischen Vorstellungen^
und machte dieser Erlass seiueiteit großes Aufseheo,
Außer in den genannten Lehrgegenständen soll© auch Unter
rieht in der französischen und wälUschen (italienischen) Sprache
eriheilt werden — im Laufe der Zeit solle nach eine andere fremde
Sprache hinzukommen — ; ferner in der Rechenkunst, Militär- und
Civil baukunst, Tanzen, Fechten und Musik. Es solle übrigens dafür
Sorge getragen werden» die Lehrstunden in der Weise tu vertbeileo,
dass die Schtller nicht ermüden, sondern vielmehr infolge der Ab*
wdChshmg Lust and Eifer zu denselben erhalten. Zu diesem Zwecke
solle 68 ihnen auch gestattet sein, nach der Mittags- und Abend*
mahlzeit täglich eine und an Feiertagen drei Stunden mit aller Bo-
5ch«idenheit spaziereu 20 gehen, Ball, Kegel und wenn es regnet
Bilhird und Schach um geringes Geld zu spielen (Karten- und
Würfelspiel sollen unter allen Umstunden verboten sein)» Je nach
der Jahreszeit sollten die älteren Cavaliere jagen, hetzen, spazieren
reiten und fahren, Schlittenfahren und sonstige derartige „Diver-
tissements" treiben, jedoch stets unter Aufsicht.
In der That fehlte es den jungen Herren nicht an Comfort und
Vergnügungen und wurde im Laufe der Zeit auch ein Zimmer für
Karten- und Billardspiel eingerichtet. Es wurde ihnen erspart» sich
ürelbst die BQcher in die nahen Collegien zu tragen. Zahlreiche Diener
trugen sie hin und holten sie ab.
Die Tageseintheilung war wie fblgt : Des Morgens 5 Uhr wurde
geweckt, nur die jüni^eren und zarterei%Scböler durften länger
Kchlafen , dann wurde bis halb 7 Ulir studiert. Um 7 Ulir war die
Messe, hierauf folgte das Fröhstfick, bestehend aus Kaffe« oder The^
oder einer Schale guter Sappe. Dann begannen sofort die Studien,
die bis niQn oder halb zehn ühr dauerten. Bis zur Tafel — um halb
elf Uhr — hatten die Adeligen Enercitien und die Humunitftts*
scbfiler Kepetition ; dann war Erholung bis halb ein Uhr uud von da
bis iialb zwei Uhr wurd^^ uuterrichte^t, von drei bis halb sechs Uhr
waren Hepotrtionen und Eiercitittu. Von ^echs bis sieben Uhr war
TafM , dann Recreation. Um acht Uhr das Nachtgebet und dann ^in
aUK Stille Ruhe.*'
An Recr^ationstagen wurden die Schwer erst um dreiviertel
ti0h#[l T' I kt An diesen Tagen lernten ^ie kunstreiche Ortho-
grtphie il>ere'* Bachstaben schreiben; der Tanzmoister zeigte
ihnen ttn« ^saubore** Stellung und R«^Toreiiz vor, und wurde die Cun-
ftriaüon bei diesen Übungen in franzf^sischer und wälli&cber Spraclte
{•führt. Damit die Schüler sich geläutig im Lateinischen ausdrucken
iootitii, war diese Sprache, mit Ausnahme au Eecreationstagen die
Umgangfitprache.
574 Die hochadelige Akademie za KremsmtUister usw. Von G. Wolf.
Abt Alexander vergaß auch nicht in seinem Programm für das
leibliche Wohl zn sorgen. Fflr die Hochadeligen gab es Zimmer, in
welchen zwei oder drei zusammenwohnten , respective in besonderen
Betten schliefen. Die Nichtadeligen hatten gemeinschaftliche Säle,
jedoch sollte jeder nebst dem Bette auch einen Stuhl haben. Es
wurden Personen bestellt, welche den jungen Leuten die Köpfe
säuberten; hingegen sollten die armen Studierenden den Hochadeligen
als Famuli beigesellt werden, die ihnen die Stiefel und Kleider putzen
und die Obsorge für BQcher und Wäsche zu ti-agen hatten.
Bezüglich der Kost wurden drei Tafeln vorgeschlagen, und ist
das Programm in dieser Beziehung minutiös.
Bei der ersten Tafel für die Gemeinen: an jedem Wochentage
mittags, früh und nachts vier gute Speisen, und zwar soll eine Ab-
wechslung stattfinden, um jeden Widerwillen gegen die Speisen zu
benehmen. Mittags: Suppe, Rindfleisch, Grünes mit Fleisch belegt,
Zugemüse und Gerste ; abends : Geräte, Grünes, eingemachtes Fleisch
und Zugemüse. An Feiertagen: mittags und abends Braten ; Kälbernes,
Lämmernes , Wildbret oder Geflügel. An Fasttagen : mittags Suppe,
Stockfisch usw. Grünes, zweierlei Fische, oder statt des zweiten
Fisches Obst und Eier oder „süße Speise*', Mehlspeise; abends
Suppe, Grünes, Mehlspeise und Karpfen.
Zu jeder Mahlzeit erhält jeder Hörer ein Seidel gut abgelegenes
Bier und an Festtagen auch ein Seidel Wein.
Im Oarneval und an akademischen Festen sollen sie mit be-
sonders guten Speisen und einem Extratrunk Wein bewirtet werden.
Das Service bei dieser wie bei der nächstfolgenden zweiten
Tafel soll aus zinnernen Schüsseln , Tellern , Löffeln , Trinkbechern
und aus einem schwarzbeinemen Essbesteck bestehen.
Bei der zweiten Tafel hat man mittags und abends um zwei
Speisen mehr, und zwar Braten und „Gebackenes^, oder eine süße
oder andere gute Zuspeise. Auf Verlangen der Eitern konnte an
dieser Tafel jeder bei der Mahlzeit ein Seidel Wein bekommen.
Bei der dritten Tafel, bei welcher stets der Pater Regens oder
der Director ist, wird immer cavalierement zubereitet. Bei jeder
Mahlzeit werden nicht nur drei bis vier Speisen mehr als in der
ersten gereicht, sondern es werden auch die Speisen mit allerhand
Fischen, Gefiügel, großem* und kleinem Wildbret, süßen Speisen und
Gebackenem usw. gemischt, so dass jeder Cavalier seinem Geschmacke
Rechnung tragen kann. Auf Verlangen der Eltern kann bei jeder
Mahlzeit ein Seidel oder mehr gut abgelegener Wein gereicht werden.
Löffel, Messer, Gabel und Trinkbecher sind bei dieser Tafel
aus Silber; Schüssel, Teller und Salzfass aus Zinn; auch erhält jeder
eine Serviette, selbst wenn er sie nicht vom Hause mitgebracht hat.
Überdies wird jeder hochadelige Cavalier öfter zur Tafel des
Herrn Prälaten eingeladen (das Menü ist hier nicht angegeben^ und
bleibt es der Phantasie der Leser überlassen , zu denken , was da
alles an Speisen und Getränken geboten wurde) und standesgemäß
hei derselben „beehrt."
Dfe höeliftd«Iige AHdernie in Kremamflniter hbv. Yon G. WcHf^ 575
Wie DIU» sieht wurde vorausgesetzt , dass speciell faochadeli^e
Ctvaliere einen guten Magen haben und iriel vertragen kennen,
£s folgen bieranf die Bestimmungen, was jeder Zögling an
Kleidungsstücken, Wäsche (damit zur ehrbaren Sauberkeit genügende
Abwechslung sei) usw. mitzubringen habe.
Das Schuljahr dauerte von Allerheiligen, 2, November , bis
Maria Geburt, 8, September. Schüler, die an der ersten Tafel speisen,
zahlen jährlich 60 fl. ; diejenigen, die Sprachen und Ingenieurkunst
dabei betreiben, 85 fl.; die an der zweiten Tafel speisen, 120 tl,,
sammt obigen Exercitien 156 fl.; und die an der dritten Tafel
speisen, 150 fl. « sammt obigen Exercitien 200 fl.
Wenn ein Schüler einen Diener mitbringt, so ist fUr die Ver-
pflegung desselben, die bei der ersten Tafel stattfindet (er erhilt
überdies bei jeder Mahlzeit eine ^Halbe** Bier) jährlich 75 fl. zu be-
fahlen.
Für Ärzte, Apotheker, Schuster, Schneider usw. wird besonders
gezahlt. Das Becreationsgeld, welches die Eltern für ihre Kinder be-
stimmen, erhält der Pater Präfect, der es ihnen gibt, damit sie bei
Zeiten wirtschaften lernen. Der Pr&ceptor und der Famulus erhalten
monatlich 3 fl., die Wäscherin nach Belieben.
Wenn es die Eltern wäuschen, könnten die Schüler auch
während der Ferien, vom 8. September bis 2. November, in der
Anstalt bleiben. Da dürften sich die Schüler im Schlosse Kremsegg
unterhalten , spazieren fahren ^ reiten , jagen , Vögel fangen , hetzen^
schießen usw. , doch sollte täglich eine oder zwei Stunden studiert
werden, auch sollten sie die Messe besuchen. Für die Ferienzeit
waren 25 fl. besonders zu entrichten*
Die Kaiserin fand dieses Project angemessen, da sie meinte,
dtsidte jungen Leute ,,zwischen den Klostermauern zu einem tugend-
samen Lebenswandel desto leichter und gewisser eingeführt* würden,
und weil sie es nicht gerne sab (wie das auch bei ihren Nachfolgern der
Fall war), wenn Eltern ihre Kinder ins Ausland schickten, damit sie
daselbst studierten. Sie ertbellte daher am 17, September 1744 der
bochadeligen Akademie zu Kremsmnnster das gewünschte Privilegium
und nahm sie anter ihre Protection und Schirm.
Die neueröffneten Lehrsäle der hochadeligen Bitterakademie
ini KremsmQnster begannen sich zu füllen, und der Abt Alexander
strebte danach, dass die Akademie allen Anforderungen entspreche.
Im Jahre 1745 wurde ein theologischer Lehrcurs eröffnet, und
wurden die angehenden Cleriker nicht mehr ausschließlich nach
Salzburg, das damals bekanntlich nicht zu Österreich gehörte, ge-
ichfckt. Die vernachlässigten mathematischen und naturwifisen-
^chaftlichen Studien wurden mit Eifer betrieben, und die Philosophie
wurde nach Wolf, wenn auch in verdünntem tfaße^ respective nach
Thymigius gelehrt, WMhalb die Akademie von Zeloten vielfach an*
gegriffen und als ketzerisch verschrien ward. Geschichte wurde in
deutscher Sprache vorgetragen. Es muss dies hervorgehoben werden,
da man au Jener Zeit ans missTerstandenem Hasse gegen die Sprache,
576 Die hochadelige Akademie zu Kremsmünster usw. Von Q, Wolf.
welche der Häresie des 16. Jahrhunderts als Yornefamstes Werkzeug
gedient hatte, die gelehrte Erziehung der deutschen Katholiken vor-
sätzlich auf die Verlernung ihrer Muttersprache richtete. Als im
Jahre 1752 die neike Studienordnung, erschien , musste sich auch diA
Akademie zu Kremsmünster nach derselben richten und sie verlor
von da ab die AutonoHiie» Die allgemeinen Erlässe der obersten Un-
terrichtsbefaörde wurden auch für sie mai^gebend.
Der Abt war ferner bemüht die ^standesgemäße^ Erziehung
der adeiigen jungen Herren zu fördern. Zu diesem Zwecke wurde im
Jahre 1749 ein Bereiter und ein Stallmeister angestellt, welcher den
Akademikern Unterricht im Beiten zu ertheilen hatte.
Bald erhielt auch die Akademie einen constanten Zufluss von
aufieiD. Am 14. November 1750 wurde nämlich den oberOsterreichischen
Ständen aut ihr Verlangen gestattet mit dem Prälaten in Krems*
münster zu verhandeln, damit daselbst acht adelige und acht üb*
adelige Alamnen, die bis dahin in der nordischen Stiftung in Linz
als Stipendisten waren» aufgenommen würden, und zwar in Ver-
pflegung und Unterricht in Stndien, Sprachfertigkeiten und Exer«
eitlen. Für jeden Adeligen wurden jährlich 318 fl. 45 ki*. und töx
einen Nichtadeligen 190 fl. gezahlt. Überdies erhielten die Eitern
oder Verwandten dieser Stipendisten jährlich 75 fl., respective 50 fl.,
um sie zu kleiden.
Der Vertrag wurde abgeschlossen, die Stände hatten das
PräsentatioQsrecht und die Kaiserin die endgiltige Entscheidung.
Am 26. December 1750 verfügte die Kaiserin in einem Rescripte, da
mehrere der Eltern von den in Vorschlag gebrachten Stipendisten
sich in guten Verhältnissen befanden, so sollten in Zukunft die
ärmeren und speoiell Landeskinder mehr berücksichtigt werden.
Zugleich befahl sie^ dass für jeden erledigten Platz zwei Gandidaten
in Vorschlag gebracht werden sollten.
Im Jahr« 1777 beschwerten sich jedoch die Stände, dass
Landeskinder bei der Präsentation keine Berücksichtigung fänden.
Es wurde hierauf denselben bedeutet, die Kaiserin wolle keinen auf-
fälligen Unterschied ihier Unterthanen und ebenso wie viele Kinder
aus Oberösterreich in anderen Kronländern versorgt werden, so
wolle sich auch hier die Kaiserin die Hamide nicht binden lassen,
wenn es sich darum handle , die Kinder landesfürstlicher Beamten
oder sonst verdienstlicher Männer unterzubringen.
Wir sprachen oben von der nordischen Stiftung in Linz und
wollen hier das Nähere über dieselbe mittheilen«
Im Jahre 1562 wurde von den verschiedenen evangelischen
Ständen in Oberösterreich zur Errichtung einer Landesschule eine
bedeutende Summe zusammengebracht. Aus diesen Mittein wurde
im Jahre 1567 im Kloster zu Enns eine Landesschule Augsburger-
Confession errichtet. Bei der Landtagsversammlung im Jahre 1600
wurde beschlossen, dass diese Schule jährlich auf Kosten der Stände
zwOlf Stipendisten aufnehmen solle. Qiese Stipendiencasse wuchs im
Laufe der Zeit derart an , dass von den zwei oberen politischen , der
Von O. Wolf, 577
latberischeD Religion ergi»beneD StAuden die Ht > im
erkauft und deren Emkünftö zur Erweiterung^ de. lil-
tind Stipendieuwesetis ver wendet and im Lftndhause lu Lmi um lu-
tlieriscliö Schule errichtet wurde.
Kaiser Ferdinand II*, d^r den Pr«ii(;3taatisaiad mit Stumpf
tmd dtiel auszurotten E^mcbt«^ befahl 1625, sänimtUche Stipendlatd-
caasen der kaiserlichen Disposition vorzubehalten, und im Jahre 16^,
als die BmigratioD zu Stande gebracht war, wurde die Herrschaft
Oüinsheiiii den naob Lins versetzten Patres der Geseltschaft Jesu
überlassen.
Einzel weise erweiterten die Jesuiten die Anstalt, lehrten Philo-
sophie, liatbematik, Ethik und das canonische Keobt. Die damaügfen
katholischen Stände bewilligten weitere 1800 fi. jährlich zu obigen
Zwecken.
Am Ende dea siebzehnten Jahrhunderts bemerkte man , dass
faet überall die Katholiken zum Wohle der Kirche Erziehungshäuser
gründeten und in Eom CoUegien hätten , um tttcbtige Priester fOr die
verBcbiedenen Nationen auszubilden, die die katholische Religion
weiter verbreiten sollten, Nnr der Norden Europas habe keine der-
urtigen Anstalten und keinen Ort , wo man wenigstens die katho«-
Ltsehenf im Norden gebomen oder verwaisten Oonvei'titenkindei'
Ulirbringen, sie standesgemäß ergehen und durch sie die katholische
WKkfßm im Norden fördern könne.
Johann von Galdenblatt suchte diese Lücke auszufüllen. Der-^
selbe war Page der Königin Christine von Schweden. Nach dereo
Tod trat er in den Jesuitenorden und suchte die Sache zo Ayrdern.
Papst Imiocenz XL unterstützte ihn. Es handelte sich nun darum»
sine derartige Pfianzschule in einem der deutschen katholischen
Länder zu errichten.
Zu jener Zeit war Graf Starhemberg östeiTeichiscber Gesandter
in Schweden, Als Legationscaplan fangierte P, Marti nus Gottseer
TOB der Gesellschaft Jesu. Dieser brachte 1698 sechs Kinder aus
Schweden in das Seminar der Jesuiten nach Linz. Durch milde Gaben
wurden ' ilten und dann nach Rom geschickt.
I' itt nahm nau mjchmals die Sache in die Hand-
Clemens XI. und Kaiser Josef L unterstützten ihn. Er reiste herum
und sammelte Beiträge zum nordischen Erziehungshause, das in Linz
unter dein Namen ^^der Nation der hell igen drei Könige^ gegründet
wurde. Mit Genehmigung des Kaisers Josef L bewilligteu 1711 die
oberAsterreichiscben Stünde dem nordischen Stifte jrihrlich t>00 ü.,
wenn daselbst - i Patres und darunter ein Missionär zum
Unterricht« der m lulischen Jugend herangebildet wurden, und
sollte ihnen das Recht zustehen« einen Candidaten vorzuschlagen.
Dieses nordische Stift (collegium tv^'''i!''iin^> zu Linz, das
ausscblieülich die Bestimmung hatte, ka' Missionäre für
Sr,n- ' t-n heranzubilden, war daher evu ineii der dortigen
Jt lule, welche uriftpruoglich zu protestautischen Zwecken
578 Die hoohadelige Akademie la Kramsmanater usw. Yon O. Wolf.
gegründet worden war und za welcher auch Protestanten die Mittel
herbeigeschafft hatten«
Es bestanden 32 Stiftpl&tze oder CaTalierstiftnngen, da sie
zumeist Adeligen zufielen«
Im Jahre 1785 wurden alle derartigen SUftungsh&user zur Er-
ziehung der Jugend aufgehoben und die Zinsen des Vermögens in
Stipendien verwandelt.
Von diesen Stiftungen I respective Stipendien, bestehen jetzt
noch vier, zwei kurp&lzisohe, ein bischöflich würzburgisches und ein
bischöflich eichst&dtisches, deren Erträgnis im Laufe der Zeit,
spedell durch die Finanzkatastrophe im Jahre 1811 , geschmälert
wurde. Über sie verfügt das Ministerium der auswärtigen Angelegen-
heiten in Wien.
Wir kehren nun zu unserem Gegenstande zurück.
Der um die Benedictinerabtei Kremsmünster vielverdiente Abt
Alexander III. (Fixlmillner) starb am 21. Jänner 1759. Sein in-
directer Nachfolger Erenbert IIL, Mayer, erweiterte den Wirkungs-
kreis der Anstalt. Die Wiener Zeitung vom 18. März 1772 meldete:
Der Abt Erenbert lässt jetzt Staatspolitik und Kriminalwissenschaft
nach Sonnenfels von Pater Georg Paserwitz vortragen. Die „Göttinger
gelehrten Anzeigen** begrüßten freudig diese Nachricht im März-
hefte desselben Jahres. Anders fasste diese Mittheilung der Verf.
des „gelehrten Österreich'' Ignaz de Lucca, damals k. k. ordentlicher
öffentlicher Lehrer der Polizeihandlung und Finanzwirtschaft am
Lyceum zu Linz auf. Er wendete sich brieflich an Sonuenfels und
wies darauf hin, dass der neue Lehrstuhl an der hochadeligen
Akademie ohne Vorwissen des Landeshauptmannes in Österreich ob
der Enns errichtet wurde; es sei daher dieser Voigang als ein Ein-
griff in die Rechte des Souveräns zu betrachten, da dieser allein das
Becht habe Lehrer zu ernennen. Allerdings sei es gestattet, da wo
Philosophie gelehrt wird auch die Polizei „mitzunehmen"; doch
müssten Lehrer bestellt werden, die aus diesem Fache eine Prüfung
mit günstigem Erfolge abgelegt haben. In dem gegebenen Falle sei
dies jedoch nicht geschehen. Falls der Vorgang gebilligt würde,
müssten sich die andern Lehrer, die verpflichtet seien sich einer
Prüfung zu unterziehen, gedemüthigt fühlen. Überdies fügte er hinzu:
„Ich will hier nicht erwähnen, dass ein Geistlicher nach seiner
Standesgesinnung nie über die Staatswissenschaft nach dem vor-
geschriebenen Lehrbuche vortragen kann, da er seinen Obern ent-
gegenspräche , wenn er die Sätze von der Einschränkung des geist-
lichen Standes, ihres Vermögens usw. behaupten würde.*'
Sonnenfels sendete das Schreiben an die Studienhofcommission
mit der Bemerkung, dass allerdings ein Ordensmanu dieses Studium
schwer in der Weise, wie es der Staat wünschen müsse, lehren könne;
da es sich jedoch nur um eine Privatanstalt handle, so könnte ge-
fordert werden, dass der Lehrer in Wien gepi-üfb werde, und erst,
wenn er die gesetzmäßigen Beweise seiner Fähigkeit und rechten
Grundsätze gegeben habe, solle er zu lehren berechtigt sein.
Die lioch»deNi;e Akademie zti KremsmQnstdr nsw. Von G, W6tf, 879
Di« Stndienhofcominlssion entscbied jedoch d. Mai 1772, man
I ^lle dieses Studium in KrdmsoiflDster nicht hiadem, „da das Zeugnis
8 solch en Lehrers ohnehin nicht geUend nnd gleichwohl nttzlich
sei, dass die dortigen Akadeinisten wenigstens einiges Licht ?oq
dieser Wissenschaft haben."
Dia Opposition gegen die Akademie nahm jedoch immer größere
Dimensionen an, und mnss es besonders hervorgehoben werden, dass
man speeiell gtgen die geistlichen Lehrtr kämpfte, was unter der
frommen Kaiserin Maria Theresia viel sagen wilL Wie das zu jener
Zeit oft vorkam , unterbreitete ein Anonjmns der Kaiserin im Jahre
1773 einen Vorschlag des Inhaltes, die Akademie zu Kremsrounster
in das nordisciie Stift nach Lins ku verlegen* In diesem Vorschlage
heißt es: ^Männer, deren Beruf es ist, sich ganz dem einsamen
^ Leben zu widmen, die nach ihrem Stande mit weltlichen Absichten
nicht bekannt sein können , die sich von allen dem entfernt halten
müssen, was zu sehr ins weltliche einschlägt, können der Jugend nie
diejenige Bildung geben, die erfordert wird, den Jfingling einstens
nützlich und für den Umgang brauchbar zu machen. Es gibt Gegen-
stände bei der Erziehung, wo es ganz nicht schicklich ist, dass der
Ordensmann sich mit solchen abgibt. Allerdings stehen die zwei
adeligen Akademien in Wien unter der Leitung der Clerisei, und es
I geben ans derselben gute und brsncbhare Jünglinge her?or» Es sei
^ Jedoch zu beachten, dass diese Akademien in der Residenzstadt unter
den Augen des Hofes stehen, zudem haben sie weltliche Ober-
directoren. Um wie viel mehr wäre dies bei einer Akademie zu
wünschen, die von der Hauptstadt ganz entfernt und Ordensmännem
allein anvertraut ist, die sich nie mit Einziehung beschäftigt haben.^
Der Vor^^cMa^ wurde den Behörden zur amtlichen Behandlaug
übergeben. AV n hier aus dem Outachten des Grafen Sigismund
Hohenwart, di- :^en8 der nordischen Stiftung, dann Lehrer des
nachmaligen Kaisers Franz, schließlich Bischof von Wien einiges
anfahren zu solien. In manchen Punkten sind die geäußerten An-
sichten noch heut von Wei-t; in manchen wieder zeigen sie, wie
man zu jener Zeit über Unterricht nnd Erziehung dacht«. Graf
Hohenwart schrieb;
»»Insgemein zu reden halte ich von zahlreichen Erziehungs-
hHusern nicht viel , so dass ich alle Erziehungshäuser, in welchen
mehr als 50 Knaben erzogen werden, nur mit der Nothwendigkeit
tntf' ' * * fi. niemals aber, die Wahrheit zu gestehen , in Absehen
des L wahren Wirkens» ertragen wOrde, Bemerkungen, Über-
legung, Erfahrung und f mmung geübter Männer binden
mich ganz unbeweglich an Meinung. Die große Anzahl der
Eleven bürdet die Nothwendigkeit aof, selbe fast maschinenmäßig
tu tmiehen, und ans einem großen Erztehnngshanse eine Caserne
I to machen . . . Wie soll es dem Director bei seiner sonstigen Be*
ItcMfifgnng möglieh sein, bei 80, 90 oder 100 Kindern jedes auch
«or einmal im Munat zu sprechen, nnd wann wird er wohl Muße
680 Die hochadelige Akademie bu KremsmünBier asw. Von G, Wdf.
haben eines jeden Charakter, Genie, Fälligkeit zn nntersucben, zu
leiten, fre andscbaftlieh zu reden, zu rathen nnd zu bilden/
Er schlag daher vor, falls das Saremsmünster Stift nach Linz
verlegt würde, zwei Erziehnngshänserzn grUiiden. Mehrere Erziehung«*
hänser erwecken den gegenseitigen Wetteifer, weshalb auch in Wien,
Born , Paris , Berlin i Göttingen nsw. conforme derai*tige Häuser be-
stehen.
Das neue dieser Häuser solle die adelige Akademie heiOen.
Sie solle die Pflanzschnle ffir Minister, Gesandte und Verordnete
der Landstände sein. Der Direotor soll einer der angesehensten rer»
ehelichten Gavaliere des Landes sein und 4000 fl. Gehalt beziehen,
damit er sich ganz den Eleven widmen könne. Unter diesem Direetor
sollen drei oder vier jongere geprüfte artige ledige vernüuflbige
Gavaliere als Sous-Dii-ecteurs sein mit je 1000 fl. jährlich Gehalt.
Die Meister sollen reichlich besoldet werden , damit man treffliche
Männer zusammen bringe, und ertheilen sie den Unterricht in
Gegenwart der Sou^-Dliecteurs. Die Künste werden auf Sprachen,
tanzen, reiten und fechten, die Wissenschaften aber auf einige
allgemeine Begriffe von der Poesie , Schreibart, Physik, von
den Rechten, von der Politik und von der politischen Erdbeschreibung
hinauslaufen, die man leicht in drei Jahren begreifen kann, wenn
man täglich nur zwei oder drei Stunden dazu verwenden will.
In der Akademie muss auch ein Priester im Bange eines
Akademiepfarrers wohnen, der aus dem ersten Adel sein soll. Er
soll täglich das kurze Morgen- und Abendgebet mit der Akademie
verrichten , die Messe lesen , wöchentlich einmal die Glaubenslehre
fasslich , kurz und rein vortragen. Die Moral wird man den Eleven
durch Umgang, durch ausgearbeitete Schauspiele, zu welchen man
sie regelmäßig dreimal der Woche führen wird, durch gewählte
Bücher angenehm beibringen. Um freie Art nnd Welt durch Beispiel
und Übung zu bekommen^ wird dreimal der Woche für den ganzen
Adel Spiel und Gesellschs^t bei dem Herrn Direetor sein, bei welchem
alle Eleven erscheinen werden. Sie werden mit dem Direetor speisen
nnd alle freien Stunden in seinem Umgang zubringen, wie dies anch
in Wien der Fall ist.
Das zweite Erziehungshaus , bestehend aus der zweiten Glasse
der Nordischen Stiftknaben und der zweiten Classe der Krems«
münsterschen Stiftung könnte im jetzigen nordischen Stiftgebäude
sein. Dieses soll subalterne landschaftliche Beamte , Advocaten,
Ärzte, Secretäre, Agenten, Hofrichter, Pfleger, Architekten , In-
genieure usw., Professeren für alle inländischen Schulen, Theologie
ausgenommen, heranbilden. Die Knaben sollen Liebe zur Arbeit und
zur Spai*samkeit haben. Sie sollen gründlich Religion, Sprachen,
Rechenkunst, zierliche Schreibknnst, logische, physische, meta-
physische und mathematische Wissenschaften, Architektur, Land-
wirtschaft, Handlungswissenschaft, Moral, anständige Aitigk^it,
Musik und Zeichenkunst erlernen ; -— fechten und reiten aber soll weg-
bleiben. Diese Exercitien nehmen viel Zeit weg und machen in den
Die hochaddige Alradrai!« za Rreomottniter usw. Von £?. Wcifi S8f
jüDgeu MenicheD Leidenscimftoii rege, deuon sie in Zukunft vei^
tiQftfti^' nicht werden iolgeo können, HiDgegeti soUeo sia tatiien
lernen, da es nothweodig ist mit AiistAnd %vk geben» skb za weiid#a
and SU verbeugen. Zur Unterhaliang, Bewegung ^ WaclistbuuK »oU
muH ilinen wilhrond der Herbst- und Fröbliugsmon^te Militär-
extrcitien beibringen lassen. Die Bestimmung der Eleven lisst weder
Otld* noch Zeitverlust äq. — DJo Dirpction dieser An^italt kmn
oiaem I^iidmtb von der gelehr« ^t werden*
SüUte einer von den Noru ji lieruf Kutn geist-
lichen Stande fühlen» so soll man ibui dazu verhelfen, da der Zweck
der Stiftung war, eine Pflanzßchule für Missionäie und Katechateii
fnr den ganzen Norden %u haben.
Wir wollen keine Glossen zfx diesem Vorschlage macbeu. E$
s«t uns jedoch geFtattet in bemerken , dass^ wie es scheint, auch in
• Zeit noch die Ansicht maßgebend war, dass die Summe der
'hafton, die angehende Minister und Gesandte in Österreich
besitzen sollen, auf einige allgemeine Begriffe, von der Poesie,
Schreibart, Erdboschreibung hinaus liefen, und dass ein t4glicher
Unterricht von "2 — 3 Stunden während dreier Jahre für Personen»
die 8[»üter Österreich leiten oder vertreten sollten, genQg«.
Die Landeshauptmannschaft in LlnzwQrdigto in ihrem Berichte
vom 8. November 1776 den Nutzen, den dioso Stadt haben k^nnte^
falls die Akademie nach Linx zurückverlegt wftrde. Sie hielt jedoch
die vorhandenen Mittel 211.278 H, 48 kr. 3 d. nicht für ausreichend,
um der Anstalt eine selbständige Existenz zu sichern. £& mQssie
iiberdieader im Jahre 1751 abgeschlossene Contract, infolge dessen
das Kremsmünstor Stift Auslagen hatte, ordnungsgemäl> ^^elOscht
werden. Schließlich meinte sie, die geistliche Discjplin köunk* auUer
dem Stil' fon.
In iei waren getheilte Meinungen. Die Majorität
war dafür ilie Akailemie in Kremsmönster zu belassen, jedoch sollten
die juridischen und die anderen Lehrer sich der erforderlichea
«^scharfen Prüfung** unterziehen und wnrde dieser Vorschlag von der
Kaiserin am 11. Jänner 1777 gebilligt.
Die Sache war aber damit nicht abgtthan« Im folgenden
Jahre erhoben die Lehrer im Ljceum in Linz Klage wegen der
Räumlichkeiten, in welohen die Schule untergebracht war. Die Schul-
Zimmer seien klein, finster und ungesund, weder geräumig noch
bequem. Infolge des Läutens bei jeder Leiche und des Wettor-
läutens Im Sommer in der gegenäbor Ht^nden Kirche werdo der
Unterricht ge^t^^rt. Das Getöse der in der nächsten Nähe wohnenden
Handwerker, Wagner, Binder usw. erleichtere nichi den Unterricht
uew. De Lucea erklärte, dass bei regnerischem Wetter sein Schul-
f «iauner dermaßen .dampfe"*, d&ss das Wasser hertblaufe.
Der Referent der Landoshaoptmannschaft in Linz äußerte sich :
^n ^trhnf es ist, dass die Jagend in Wissenschaft und Sitten zugleich
werde, so ist es auch gevrias und wurde durch eine aller*
nniiMr Kesolution bekräftigt, dass Wissenschaft ohne Sitten nieht
58f Die hochadelige Akademie tu Kremsmünster qsw. Von O. Weif.
die wahre Einziehung der Jagend sei. Diese beiden Zwecke sind aber
nimmermehr, besonders in den höheren Claasen zn erreichen, wenn
die Schüler in ihren Sitten nur durch Mönche beobachtet werden
können, welche die klösterliche Zucht in ihren geheiligten B&umen
g^eschlossen hält, und ihnen die außer denselben von der Jugend
treibenden Ungeberden zu wissen unmöglich macht. Die Enthebung
von dieser Last dürfte den Benedictinermönchen desto angenehmer
sein , da es sich mit ihrer klösterlichen Zucht nicht wohl füget, dass
ihre jungen Geistlichen durch Umgang und Bekanntschaft mit ihren
weltlichen Schülern in ihrer klösterlichen Einsamkeit und in ihrem
Fleiß gestört werden sollen. Nach den canonischen Gesetzen sei
überdies den Geistlichen verboten das Oivilrecht zu hören. Wie sollen
dann in Eremsmfinster Vorlesungen über das Civilrecht gehalten
werden.^ Es sollen daher die höheren Studien in Kremsmünster
gänzlich aufhören.
Die Studienhofcommission lehnte jedoch diesen Antrag ab,
36. November 1778, und zwar deshalb, da die Localitäten in Linz
so schlecht seien. De Lucca, der wohl die ganze Angelegenheit an-
gezettelt hatte , war in seiner eigenen Schlinge gefangen ; hingegen
wurde nochmals auf die Entscheidung vom 11. Jänner 1777 hin-
gewiesen, nach welcher die Lehrer in Eremsmünster sich einer
schai-fen Prüfung in Wien unterziehen sollen.
Abt Erenbert wendete sich hierauf mit einer Immediateingabe
an die Kaiserin. Er klagte, dass man die Akademie „über den Haufen'
werfen wolle. Man fordere von Lehrern, die seit 20 bis 30 Jahren im
Amte stehen und wissenschaftliche Werke veröffentlicht haben, dass
sie sich einer Prüfung unterziehen sollen usw.
Die Hofkanzlei erstattete 13. August 1879 über diese Eingabe
einen Vortrag, in welchem es heißt: „In der That würde die schon
lange mit Ruhm bestehende Akademie einen großen Stoß bekommen,
wenn die Alumni entzogen würden. '^ Hingegen sollen die neu an-
zustellenden Lehrer sich einer Prafung unterziehen , den im Dienste
bereits ergrauten und durch gelehrte Werke ausgezeichneten Lehrern
sei jedoch diese Prüfung nachzusehen.
Die Kaiserin rescribierte hierauf eigenhändig: „Bin recht
wohl zufrieden mit deren mäßigen einrathen seit einer Zeit der
Canzley was schon so lange besteht nicht zu irren wohl aber zu ver-
bessern nicht aber alles über ein Haulfen zu werffen , man braucht
keine Accademie noch üniversitätt in Lintz, was aber wegen der
prüffung deren profeßoren ist es eine essentielle sach das nicht
änderst als hier zu Wien geschehen soll, auch wegen jener die schon
so lang angstellt sind bin zufrieden mit den christlichen oder nach
der mode menschenfreindlichen voto.^
Diese Akademie wurde von Josef II. 28. September 1782 anf-
gehoben. Josef war ein „Schätzer der Menschheit", und stimmten
diese „hochadeligen^ Akademien nicht mit seinen Ansichten überein,
aus welchem Grunde er auch die theresianische Akademie in Wien
aufhob.
Ober den Verfasser der Schrift m^l m^Ojnoi'. Voa H. Becker, Mt
Da obige Ee^lutioa missdeutet wurde, und manche die Ansieht
hatten, dass die g'anze Schale in Kremsmänster aufzuboren habe,
reschbierte der Kaiser am 30. Jänner 1768: ^die Schulen io Kreme-
mänster sind beizubehalten , die sogenannte Akademie aber hat auf*
gehoben zu verbleiben'*.
G. Wolf.
Üline neue Aasieht aber dea Verfasser der Schrift
Im letzten Hefte des Eheio. Mus. (N. F. XXXVU, 1) hat F.
heler aus Th. Bergks Nachlais einige kurze ihm durch Prof.
efer Qbermittelte Notizen über den Verf. der pseudearistot. Schrift
n€^ noaftov veröffentlicht. Wenngleich das ganze nur skizzenhaft
gehalten ist (es füllt S. 50—53), so bekommt man doch ein klares
BQd davon, in welcher Weise Bergk die Untersuchung anstellen und
. aeine Ansicht begründen wollte. B. beginnt mit dem Namen der
Schrift, welche bei Stobäus ab ImOToh] iiqog, ^AXi^aväiiov n^Qt
tov Ttaytog (ecl. pbys. I, 34, 2) bezeichnet wird, und führt seine
Untersuchung etwa in folgender Weise. Die Schrift na^l wofwv
I gehört einer späteren Zeit als Aristoteles an und ist von einem Jun-
^ gen Peripatetiker verfasst^ der die Lehren des Aristoteles und der
Stoiker vereinigt. Nahe Berührung hat der Verf. mit Cbrysipp und
Poöidonius. An Chrysijip als Verfasser darf man nicht denken,
iber auch Posidonius ist die Schrift nicht zuzuschreiben ; denn er hätte
, sonst au manchen Stellen offen gegen seine eigene Schule polemisiert,
^ Ganz verkehrt ist es, die Schrift dem zweiten Jahr hunderte V. Chr. zuza-
» weisen, demApuleius, sie ist nach Posidonius verfasst. nt^l xocfiov
List ferner keine literarische Fälschung, sondern an einen Alesander, der
[meinem fürstlichen Hause augehört (rj^fioyuv a^taso^) gerichtet; die
Vorrode ist nicht als späterer Zusatz anzusehen« — Die Schrift
1^«^ >i6üfÄ0v ist aber auch nicht viel jünger als Posidonius, In die-
leer Zeit kann der Name Alexander, dem sie gewidmet ist, zwei uns
jidurch Josephus (ant. XIV, 7, 4; 2, XVI, 1) bekannte Fürsten be-
zeichnen : den von den Pompeiauern in Autiochia ermordeten Sohn des
lAristobulosII. und den riltestenSobn desHorodes^ welcher ^ich eiue
iZeit lang in Born bei Asinius PulUo aufhielt. Der letzte ist der
I richtige, und der \ert der Schrift rr«^ hloc^ov ist der Vortraute
Lseines Vaters, Nikolaos von Damaskoe. Dies wird bestätigt durch
LSimplikios p,4G9A, der eine Schrift des Nikolaos citiert /rc^i/rai^roy,
Lfti der er nBQi /tavttov twr iv nif KOCfti^ xar* diog notenai top
" 'yov» Das passt vollkommen, Simplikios kannte noch den Verfasser.
Soweit Bergk: BOcheler nennt diesen Beitrag zur griechischen
Ijiteratnr einen durchnusi hi'itrfdensfrr.rtcn Versuch dif alte Streit'
frag€ m löitn^ eu neiter tum Ziele hin, icenn das
^ Ziel selbst nicht g ,, ncheinlich hlitte Bergk bei einer
Aasführung seines Kntwur^ auch die stilistische Verschiedenheit
584 Über den Verfasser der Sobrift ntQl xotfjuov. Von H, Becker.
der Schrift neqi %6aiiov von den Besten des Nikolaos erkl&rt, ein
Argument, das am meisten gpegen seine Ansicht sprechen könne. 6ü-
ofaeler macht darauf noch selbst aus Plut. Ant. 54 den Sohn des An-
tonius und derKieopatra (den ßamlsvg ßüeaiXi(av) namhaft, welcher
bei der von Bergk angeregten Frage in Betracht kommen könne.
Sehen wir nun zu, ob die Begründung Bergks für seine Ansicht,
dass Nikolaos von Damaskos der Verfasser der pseudaristotelischen
Schrift Tteqi Tcoofiov ist, irgendwie stichhaltig ist, und prüfen wir,
ob durch diese hinterlassenen Notizen wirklich die alte Streitfrage
nach dem richtigen Verfasser derselben gelöst ist. Vorher sei nur
kurz bemerkt, dass B. die lateinische Schrift auch noch dem Apu-
leius zuweist, der als seinen Gewährsmann Aristoteles und Theo^
phrast nennt. Aus diesem Zusätze, dem weiter nichts beigefügt ist,
und dem Ausdrucke Bearbeitung durch Äpuleius möchte ich schlie-
ßen, dass ihm Goldbachers und meine Untersuchung über das thät-
sächliche Verhältnis jener beiden Schilften unbekannt geblieben ist.
Selbstverständlich ist die Erwähnung des Phidias und der Parthenos
im c. 6, wie B. ausdrücklich bemerkt, nicht zur Zeitbestimmung xa
verwerten. Es ist das übrigens die bekannte Stelle, an welcher die
Welt mit der Coustruction eines Schwibbogens verglichen ist, der ta-
sammenfällt, wenn man den Hd'og 6fiq)äX6g herausnimmt, äo
hätte auch Phidias sein eigenes Portrait in den Schild der Athene
eingefügt, dass es daraus nicht entfernt werden konnte, ohne dass
das ganze Kunstwerk vernichtet wurde. Dieses Beispiel wird an den
vorhergehenden Vergleich mit äg q>aai angeknüpft ; der lateinische
Übersetzer, welcher den ganzen Passus verstümmelt hat, schreibt
dafür Phidian illum . . vide ipse, in clipeo Minervae . . öHs smi-
litudinem conligasse etc. (p. 130, 4 G.), wo für ipse vielleicht tp-
3um öder-üach F. ipso zu schreiben ist. Thöricht war die Vermn-
thung i)idi des Colvius, der eben die Lesart des Originals
nicht kannte. Vor allem darf man aber nicht noch aus dieser falschen
Lesart folgern wollen (vgl. Friedländer SittengeschichteBoms
II, 169; 6), dassApuIeius, der ja übrigens wahrscheinlich nichts Utit
der Übersetzung der Schrift 7t£(ii xoa/ioi; zu thun hat, selbst in Athen
jenes Kunstwerk betrachtet habe und hier plötzlich in die Darstellung
der wunderbaren Zusammensetzung der Welt ein Reiseerlebnis ein-
mische.
Dass das Buch n£ql TLOOfxov Anschauungen enthält, welche
der Lehre des Chrjsipp und Posidonius nicht entgegen sind, ist all-
gemein bekannt. Man wird aber Bergk wohl beistimmen, dass trotz-
dem als Verfasser desselben nicht Chrysipp angenommen werden
dürfe, dem es von Osann zugeschrieben wurde, und auch nicht
Posidonius als solcher angesehen werden dürfe, dem es Ideler bei-
legte. Das ist ja auch wiederholt besprochen. Dass die An-
sicht Stahrs, es sei das griechische Buch erst aus dem Äpuleius ab-
geleitet, falsch ist, wurde längst nachgewiesen : und die Hypothese
Adams, dass Äpuleius der Verf. beider Schriften sei, ist wohl überhaupt
üie TOB jemandem für möglich anerkannt worden. Auch dass die
pber den Vorf&Kser dar Schrift nt^ nda^ot/. Von H. Becker*
Schrift kein« UteiarUclte Fäl^chtini^ ist, wird, glanb^ ich, jetzt allge«
meio angeQomm^n. Wenn u I maf40tn^h
PoäidQtiiusverftiSätist, soi^t . i-iaudeo, Bieals
wohl mchi tmljümgcf als Fosidonms zu bezeictmeu. Wirhabeu nicht
«ine Notiz iario, welche auch ourfärdie nächsten Jahrhunderte nach
isfcoteleä eintdu bestimmten Grenzpunkt gäbe. Iftan vergegenwärtige
tich nur die Ansichten der verschiedenen Gelehrten Qher die Zeit
ihrer Entstehung: Kose setzt sie ins dritte Jahrhundert v. Chr.^ Bar*
y St. Hilaire und Stahr angetUhr ins dritte n, Cbr, Zeller
§\% zwischen dem ersten vor und dem ers?ten n. Ohr. entstanden
^Ulten wir dies fest, m ist überhaupt alle«, was Bergk weiter
d(tti Verfasser folgert, nichts als ganz nnwahrscheiBliche Hy-
•these. In der Widmung wird ein Äierander genannt, der zum
ntth dorselbon Tjye^nmoy a^iaxog heißt. Gewöhnlich hat man
' im Alexander von Macedonieu gedacht. Borgk sucht nun zu*
V Ttachf welche Alexander in der Zeit gleich nach Posidonius
^ ; ::on. Er gibt »ieaber nicht einmal vollatändig an; den aus
Plutarob bekannten Sohn des Antonius und der KJeopatra tragt z.
>3« noch Bücheier nach. Einer der damals lebenden Alexander i«t der
)Bohn eine^ Fürsten (Herodes)^ dessen Vertrauter ein bekannter
F^ ' " Nller war. Für ihn entscheidet er sich, damit jener bekannte
> Her, Nikolaos von Damaakos, als Verfasser der Schrift
llt werden kann. Soweit scheint mir dies ge-
^ _ h bodenloije Hypothese genannt werden in
müssen« Die Abta^gnugäzeit ist durchaus fraglich, und wir eind kei*
eswegs im sUoide den in der Widmung genannten Fürsten Alexan-
,er uih^r m basttmmou. Natürlich hat der verstorbene Ge-
!• ' ^ M h ein anderes Moment, durch welches er die Autorschaft
ii \j^^% fester stützen au können meint. Simptikios p* 469 A
aag^, d<töß Nikolaoä euies meiner Bücher, in dem er über alles in der
Vi'elt exii^tierende handelte, 7tt^ Tcai^oc betitelt babe. Damit
bat man oflfenbar (Borgk spricht das nicht selbst aus) die Bezeich-
nung der Schrift b^iStobaeus als imatoXi] fi^ot; yHki^ayät^f niqi
\%oi jtavinii zu vergleichen« Was folgt nun aber daraus? Weil Sto»
"b&us die pseudaristütelische Schrift r ' ' '.' be-
titelt, undNikolttosvon namaskoMein l von
dem wir aus dem - lundert duroii biUii tch-
jfigbt empfangen, > der Verfasser di- .lung
xocr/ior üoin'if Üie Angabe, dass in dem Buche 7ih^ /tavtog
'ikolaotf über alles in der Welt vorhandene gehandelt sh»i, passt,
schließt Biu'gk, votlkommen auf die Schrift /tf^i xo(7/ii>t\ die alsQ
' ' * ' f dem ricktigepi Namen ' ^^ 'daos kannte*
iJis^n, und **ntcr dnn TiUl\ denn
Tiur d:is kl^ir h«^rvi;r, dass die
tavtoi; führte. Apuloiu*, d. h.
pät«r als jener lebende tbersetzer des griechischen
oordtu-cohortatio ad Graea»« (welche ja dem Justinus
1-
von Adam und andoi*en mit Hecht abgesprochen iat^^ ?Uvl<:^
886 Über den Verfatser der Schrift TtiQl xoafAov. Von H, Becker.
ponos, Proklos, welche allein die Schrift n;eQi %6c^v eitleren, wis-
sen nur, dass dieselbe Aristoteles zugeschrieben wird: und Simpli*
kios in der Zeit des Jnstinian soll der einzige sein, der den richügen
Ver&sser gekannt hat! Ja f erfolgen wir die Oonsequenzen noch
weiter. Fseudapoleias, der, sagen wir, tun das Jahr 200 oder 2S0
die Schrift /re^ xoa/^ov in schülerhafter Weise abersetzte, (ylel
besser als er hat sogar der syrische Übersetzer der Schrift ftegi
ycocfiov ans der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts seine Aufgabe
gelost; vgl darüber Victor Bjssel über den textkrüischen Wert
der syrischen Ueherset/mngen griechischer Kkissiker^ Programme
des Nicolaigymnasioms in Leipzig 1880/1881, welcher freilich die
einschlagige Literatur über Apuleius und die Schrift ftSQt xoc/iov
nicht zur Genflge kennt) kannte nur tcsqI noofdov als Titel des grie-
chischenTractats, den er durch (26 mwiM^o übersetzte: Joannes aus Stobi
und der vielleicht gleichzeitige, wahrscheinlich jüngere Schüler des
Ammonios (Simplikios starb im Jahre 549) kannten allein 300 Jahre
später den richtigen Titel, der letztere zugleich den wirklichen Ver-
fasser der Schrift! Das scheint mir geradezu unglaublich zu sein.
Dass aber der Verfasser der lateinischen Übersetzung etwa den Na-
men des Aristoteles wie den des Theophrast selbständig hinzugefügt
haben könne, wird niemand einwenden, da die Schrift ja allgemein
im Alterthum dem Stagiriten zugeschrieben wurde, und erst Proklos
seinem Zweifel an dessen Autorschaft Ausdruck gab.
Wie bemerkt, erklärt Bücheier in seiner Einleitung die stili-
stischen Verschiedenheiten beider als das wichtigste und zugleich
ei-ste Argument, das sich Zweiflern darbietet. Mir scheint dies nur
ganz geringen Wert zu haben, da Bergks ganze Beweisfflhmng auch
sonst ohne Fundament ist. Deshalb verzichte ich darauf auf die Ver-
schiedenheiten des Stils, welchetrotz des geringen Umfangs der Schrift
TtsQi xoa^ov und des fragmentarischen Nachlasses des Nikolaos
nachgewiesen werden können, näher einzugehen.
Die Ansicht Bergks, der Bücheier beipflichtet, ist also nichts
als eine nnbegründete Hypothese : sie ist aber auch nicht einmal neu.
Schon Petrus Victorius hat in seinen var. lect. lib. 25, 13 darauf
hingewiesen, dass Nikolaos von Damaskos der Verfasser der Schrift
TteQL noofjtov sein könne, indem er eben dieselbe Stelle aus dem
Commentar des Simplikios anführt, welche Bergk herangezogen hat.
Und seiner Ansicht, welche Muretus (var. lect. 11/ 8) zu widerlegen
versucht, haben sich unter anderen Nie. Loensis, Simon Portius und
zuletzt der anonyme Recensent der Kapp'schen Ausgabe des Buches
Tteql -Müfxov in den Gföttingischen Anzeigen für gelehrte Sachen des
Jahres 1792 (p. 1286) angeschlossen. Alle diese Gitate waren mit
Leichtigkeit im dritten Bande der Bibl. Graec. des Fabricius (p. 232
f. Harles.) zu finden, wenn man nur nachschlagen wollte. Das ein-
zige neue, das Bergk beigebracht hat, besteht darin, dass er auf einen
Fürsten Alexander hingewiesen hat, an den Nikolaos wohl etwa eine
Schrift ähnlichen Inhalts hätte richten können. Im übrigen ist die An-
Die Ata Stamm*? d, -iV erweiterteo lat. Verba. Voo H. RänMcK 587
sieht, dass Nikolaoa von Damaskos der Verfasser von n^i ^aptov
sei, ebenso alt wie bisher anbegründet.
Nach trag, ßflclieler hat, wie ich soeben sehe, bereits im
iweiten Hefte des Rheiufschen Museams (S. 294) infolge einer Mit-
iheUnng von Dielg seine Annahme, dass Ber^^^k zuerst dem Nikolaos
fon DamaskoR die Schrift n^qi xocr/iöt? zugeschrieben hat, berichtigt.
Tnlitis Ashach sacht im Anschlüss an diese Mitthcilung den Adressaten
LlexäxidroB anders alsßerg-k zu bestimmen, indem auch er dessen Vermu-
bnng unbewiegen nennt. Dagegen kiiQpft er an ßüchelers Andeutung^
wohl der Sohn des Antonius nnd der Kleopatra gemeint sein
kf^nne, an, indem er auf eine Stelle des Sophronios verweist, an welcher
7ikohiog geradezu naidtov yivrtßyiov xai KXBOJtatqagdiidaxalog
genannt wird. Das ist in der That ein neckischer Zufall, wie Bdcheler
sich ausdrückt ; aber was kann diesCitat ans dem 7. Jahrhundert be-
wei^^en, das noch dazu ganz verworren ist (Nikolaos wird zugleich
'H^ioäoi /zaidsvir^g genannt) ! Denn den Grund, den B. in der
Anmt/rkung dafür anführt, dass Sophronios über Nikolaos besser Un-
it ' sein konnte als alle andern, dürfte man sicher nicht für
I erachten. Selbst wenn wir bestimmt wüssten, dass das
Juch fiBQl x^na^iov in die Zeit des Nikolaos tu setzen sei, so bliebe
jene Hypothese, welche aus den betreffenden Stellen bei Stobaeus,
Simplikios nnd Sophronios abgeleitet tst^ doch ganz unsicher. Die
Erklärung Asbachs endlich, dass die wenig motivierto Schilderang
in cap. G (d() mundo cap. 26) Hand und Fuß gewinnt^ wenn man sie
so liuffaBst, dass der Lehrer den prädestinierten Erben der persischen
Krone (uach Dio 4S, 41) über das CertmonicH und die llofhaU
tunt^ de.» Grüßkänigs unterrichten wolle, scheint mir Im hohen Orade
gekünstelt lu sein. Nicht die geringste Andeutung lilsi^t einen solchen
Gedanken aufkommen. In ähnlicher Weise werden im Fluche Jttfi
vioüfiov ja mehrfach Beispiele herangezogen.
Königsberg in Preußen. Heinrich Becker.
Me am Stamme durch -fn- erweiterten lateinischeii
Verba,
V<yr einigen Jahren ist diese dasse von Zeitwörtern onter der
berschrift: 'Ober »autinarr^ roquinarc und analoge Vorbai-
ildungen* in Hilzenfelds Zeitschrift für wissenschaftliche Theo-
ie 1875, S. 427—431, von uns besprochen worden. Da nan aber,
bge»^eh«o von der wohl nur bei wenigen Philologen anzunehmendeti
Iheren Bekanntschaft mit jenor Zeitschrift, seitdem nicht blaß die
Losichten über hierher gehj^riges sich geklärt haben, sondern auch
ie Zahl der von uns als Wortgebilde dieser Kategorie erkannten
'V«rba ^ine gn"ißere geworden ist, so dürfte fts nicht üborflössig sein,
jetzt dieselben aufs neue zu QberschaQen,
Nur vorübergehend erwAhnen wir die archaischen Präsene-
(orinen ddnunt, cxplrnunt, Haiinutit (= solent]« ferJnuntf nhinunt^
prcdinunt, redinunt , nequlnuni mit eingeschobenetn n nach d^^
590 Die am Stamme d. -trt- erweiterten lat. Verba. Von H, B(in8ch.
erklärt, aber unrichtig etymologisiert hat, insofern nicht aginare
Ton dem Subst. agina, sondern umgekehrt dieses letztere von jenem
abzuleiten ist; a^'na wurdo das Loch im Wagebalken deshalb ge-
nannt , weil sich um dasselbe der Balken als um seinen Mittelpunkt
bewegt. Demnach gehört aginare nicht zu den Verbalderivaten von
Substantiven, denen es in meiner Itala und V ulgata S. 160 bei*
gezählt worden ist.
2. alip-^in-are , auf alip-es ^^ nreQonovg zurückgehend , er-
gibt sich aus Gloss. 'Cjrilli' p. 599, 35 Vulcan.: TtteQw, alipimo
[alipinno Sangerm.], wo höchst wahrscheinlich alipino zu lesen ist.
— Die unmittelbar vorhergehende Glosse lautet: TctsQvaaerai,
frontinet. Vielleicht enthält auch sie ein Verbalgebilde dieser Olasse,
wir wissen es aber nicht zu erklären.
3. ap-tn-dW findet sich, wie Georges im Wörterbnche an-
gibt, aus Charisius bezeugt bei Dosith. p. 58, 17 K.: ^apinor,
eluaioXoyiS,^ Mit diesem Worte scheint es ähnlich zu stehen , wie
mit aginare. Man pflegt es vom Subst. apinae, Possen, herzu-
leiten, während wir dagegen annehmen, es sei das Etymon des
letzteren. In Anbetracht seiner Bedeutung :gleicheinem Possen-
reißer Ungereimtes vorbringen, ins Gelage hinein
schwatzen, könnte man apinari wohl auf denselben Stamm u4n
zurückfuhren, aus dem ccTtarrj hervorgegangen ist, das bisweilen
auch im Sinne von delectatio, ohlectatio gebraucht wurde ; cf. Moeris :
anaxrj di ^ xeqxpiq naq^ ^Ellrjvixoig,
4. hov'ln-are , bov-m-ari , nach G. Löwe Coniectan. Plantin.
p. 209 von bov-erc [— boöre, boare] abzuleiten, was ohne Zweifel
richtiger ist, als die Zuräckführung auf das Adj. hovJnus. Ein um-
fangreiches Material zur Entscheidung der Frage, wie isich die
Grundbedeutung dieses Wortes weiter entwickelt hat, bietet derselbe
Gelehrte in seinem Prodromus p. 317 — 320 dar, woraus wir hier
nur weniges entnehmen. Gloss. Placidi p. 14, 5 Deuerl. : bovinari,
conviciari , clamare. 13, 6: bovinator, tricosus et inconstans. (Jell.
11, 7, 9: non enim Lucilium, inquit, legistis, qui tergiversatorem
bovinatorem dicit? Paulus ex Fest. p. 30, 12: bovinatur, conviciatur.
Gloss. 'Philoi.^ p. 31, 20: bovinatores, d-oQvßonoiol ^ O-Qvlkoy
noioxvreg rj TaQaxrjv.
5. bubAn-are kommt bei Paulus ex Fest. p. 32 , 1 und in
vielen Glossen , als Compositum inbübinare auch bei Lucilius vor;
die glossographischen Erläuterungen des Wortes, die man bei Löwe
Prodrom, p. 313 sq. sämmtlich aufgeführt findet, laufen der Haupt-
sache nach auf: ^sanguine inquinare mulieris menstruae* hinaus.
Dasselbe ist , wie wir unsererseits vermuthen , aus dem griechischen
ßovß-, dem Stamme von ßovßtuv, inguen, gebildet. Wäre es erlaubt,
das bekannte inquinare für identisch mit * inguinare, dessen Media
sich zur Tennis verhärtet habe, zu halten, so würde dieses *m-
guinare sich als ein Abbild des halbgriechischen bubinare dar-
stellen.
DU 610 Summe d, -in- erweiterten Ut, Verba, Voft H. Mönnh. 5Ät
0* car-in-arc ^ aus car-^rß = krempeln «otstandon, jedoch
a^^dilielSlich uietapborbch von duichhechelnden, spöttischen Eeden
gegen Andere gebraucht Gloss, Mai. VL p. 530: mrinantes, iw
ludentes^ inndeot^s. Paul ox Fest. p. 47, 8: carinantcs, prohra
obiectantes; angefügt ist dio fulsdie Etymologie: a catina dicti,
(^uiic e^t iuiimu pars aavis» sie illi sortis iujimae (cf. Löwe Prodr.
p. 14, 122)
7. cogu-iH-aret coc-hi-arc, anmittelbar aus coqu-^rc gebildet,
öichi vom Sübst. coquina abgeleitet, wie irrthümlicb in Itala uud
Valg. S. 160 aogenommeD wurde. Zu den dort angeführten Be-
legen Plaut. Aul. 3,1,3, Prud. B, 2/64. 85. Kon. Marcel), p. 85
Merc, gesellt sich noch ein biblischer aut; Jerem. Threu. 2, 21 in
einem alten Würzburger Palimpsest: in gladio occidisti, in die irae
tiiae cocinasti [im cud. tu concinnasti verechrieben, Septuag.: Ij^a-
yiiQ^iaag], uou pepercisti: cf Ern. Ranke Par Palimpsestorum
Wirci*burgensiunj. Viudob. 1871, p. ^8. 319. — Wahrscheinlich
iät schon das Subst. coquina oder cocina (auch cudna = ^ayuqeiov
GIoss. 'Cjrill.* p. 532, 21) fQr eine Ableitung von diesem Yerbum
zu halten , unzweifelhaft aber stammen davon die von Georges au-
gefÜhrtiHi Bildungen i^oq '>ts und coqmnntonum (^SubBt.) ; in-
gleichpn das daselbst üi uo Subst. coquinator , welches {cf*
L loct. Plaut, p. 210j zweifach bezeugt ist, Gloss, Deycksian, ;
cv^ r, coquus, Gloas. Amplon. p. 29.1, 144: coquinatut, coquus.
8. cont-ln-aii, vom Subst, cottttts ^ xowoßoXay, conto per*
entere kommt sonst nirgends vor als im cod, Ambrosian. des Itinerar,
Alexandri c. 6. p. 4, 6 Volkm,: nimius tormento iaculandi, cüntinari
I' ' ' vel conlineare coni, Mai.] quem destiuasset peritus, —
S> Htt das Adj, continosti» in der uns unverständlichen » im
Interpret;! ment wahrscheinlich verderbten Glosse des 'Philoienus'
p. 23, 40 r continosus ^ ftrjvogr^nto^ [aiWi^xrog coni. Vulcan.]
irgendwie zn&ammenhängeuV
9. corac'in-are , von corax ebenso gebildet wie unser gleich-
bedeutendes krächzen von Krähe, bei Isidorus 12, 7, 43: corvus
§i?e corax uomen a sono gutturis habet, quod voce coracinti,
10 dc-ii-ln-are, 11. üh-stAn-are^ 12, jura/'-sMn-are,
Composita, deren er*iter Bestandtheil eine der Präpo-
'^' ob prae ist; der zweite aber, sMw*o, ist aus e^-o genau
80 entsta&den wie im Griechischen <jr-r-w oder ur-fiA-u aus dem
Stamme ara oder wie im Deutschen ste ll-en aus ste^h-en.
Mithin UIU5S es ans als eine ganz buchstäbliche W^iedergabe er-
FC' " '^tii' dur' ■ Mtat ist, wie z, B.
b . in der h> irift des Origeneb
■;t ly. Wo 1. 5, 1 von dc^ ird, der Aj>ostel
1. ^Uftbr, 1, 14) minisieri,: ,_ ., naios [anoonl-
h}f4hotg] propter eos. Fflr diese Bedeutung des Zeitwortes drsUnare
:= absenden, fortschicken gibt e^ '*■ - !'^n in Itala und
Vulg, S. 885 beigebrachten noch eine v sse von Belegen
aQ5 den Eecht^bücbern, KircheDschriftfitellern und Glossen« die wir
592 Die am Stamme doroh -tn- erweiterten lat. Verba. Von H, Sänaeh.
hier übergehen, ebenso wie die für das bekanntere obstinare (s.
Georges' Wörterb.). Das Yvlg&TYfovt praestinare = erhandeln
(vgl. praesto, zur Hand) findet sich nur bei Plautus und Apoleios.
13. farC'ln-aref eine Weiterbildung von farc-ire, bedeatet
ganz voll stopfen und kommt außer bei Martian. Cap. 9, 998
und Gassiod. H. E. 9 , 3 auch in der Latinisierung der Antiquitäten
des Josephus vor, welche dem ebengenannten Bufinus zugeschrieben
wird , XX. 2 : Izatem . . multis muneribus farcinaium in castrum
Pasini misit; desgleichen in Maj's Glossar VIIL p. 242: farcire»
supplere, farcinare, replere. Zur Bezeugung dienen femer die beiden
Composita offarcinare bei TertuIIian adv. Marcion. 4, 24 in. nnd
suffarcinare bei Plautus, Apuleius und Cassiodor (s. Georges).
14. lac-m-are wird . auf gleichen Stamm mit layi-lg , Zac-er
zurückzuführen sein, weshalb im Pariser Glossar, ed. Hildebrand
(Goett. 1854) p. 188, 13 richtig steht: lacerat, laniat, lacinai^
womit Papias übereinstimmt: lacifmre [so nämlich ist mit Hilde*
brand für licinare zu lesen], lacerare^ frequenter laniare. Für
identisch mit lacinare halte ich das viel häufigere lanc-tn^are,
welches aus jenem durch die — vor Sibilanten ja nicht selten auf-
tretende — Einfügung eines n gebildet wurde und auch dieselbe
Bedeutung hatte, vgl. Gloss. P]acidi p. 64, 1: lancino est lanio
frequenter (falsch aber in der nächsten Zeile : lancinare, per lanoes
[gemeint war wohl lanceas] dividere). Nimmt man lan-iare als
Etymon an, so wäre man genöthigt , den Einschub von -ein- voraus-
zusetzen , der jedoch nach dem Consonanten n nicht vorzukommen
scheint.
15. levig^^m-are =: g sLnz und gar glatt machen, yöllig
kahl und haarlos machen^ diese Erweiterung von Zet^t^-are,
hat Salmasius bei Capitolinus Pertin. 8,5: vasa Samnitica calfac-
tandae resinae ac pici devellendis hominibus ac libiginandis [/aert-
gandis vulg.] aus dem nicht ganz correct überlieferten Worte gewiss
mit Recht eruiert.
16. luc-m-are würde von luc-ere herzuleiten sein, ist aber
freilich nur wenig bezeugt, Gloss. Mai. YIII. p. 567: lucinanies,
surgentes [so liest Hildebrand für suadentes], Gloss. Hildebr. p. 199,
181 : lucino [im cod. steht lucewi] y surgo. Die Richtigkeit dieser
Emendationeo vorausgesetzt, wäre lucinare für ein Syuonjmum von
manicare = oQd'Qi^ßiv (s. Itala nnd Vulg. S. 174) zu halten*
17. wu^-ln-ari, wohl von mug-ire, wird von Paulus ex Fest,
p. 147, 1 durch ^nugari et quasi tarde conari^ erklärt, muginaiur
aber in Gloss. Mai. VI. p. 534 durch ^nugatnr aut cunctatur sinS'
effectu\ in Gloss. Isidori p. 686, 34 durch 'causatur', cf. Löwe
Prodr. p. 370. Außerdem erscheint es bei Atta und Lucilius (Non.
Mareen, p. 139 = murmurare), bei Cic. ad Att. 16, 12 in. und
Gell. 5 , 16 , 5 ; allem Anscheine nach ist auch bei Ammian 28 , 1
51 muginatus zu lesen.
im
nme
en l»t. Yer^ik V©»
18, mus-in-ari, von PUnius NH, praef. 18 aus Vairo eifiSh»
bat gleiche BedeatuDg 60#ohl mit dem vorige d als auch mit seinem
Etymon mus-are = mussare.
19. nat-ln-arif auch nai-'m^are, ist nach Aossagi^ der Glossen
= negatiari, -rc, s« Löwe Prodr. p. 5. Bei Festus, der seinerseits
die Derivata natinatio und naiinator gobraucbt, findet sich das
Citat aasCäto: Etrqnam, Samnites, Lacanos inter se nntinari atque
factioues es»e. Co rasen Aussprache. .P. S. 433 leitet u von na-
/ar€ ab und gibt ihm die Bedeutung: hin und her fluten^ auf
und nieder wogen, Aufwiegelei treiben.
"20, patag-in-are , aus patagium, Bordüre, Tresse, ^e-
• bildet, kommt in des Pelafonins Veterinaria c. 25 {^. Georges)
mit der Bedeutung vor: einen brandigen Rand bekommen,
21. I MÄ/J-f «-ar^ , eine Weiterbildung von rusp-nri, ist ntir in
dem Glossar des 'Philojtenus* überliefert, wo man p. 189, 30 Vuk»
liest; ruspinat, x^t^or^/^ei.
22. scarp-tn-are ist auf ein sonst nnbekauntes Zoitwort
'^ßcarpere zurnckiuf Öhren. 'Addo (sagt Löwe Coniect. Plaut p. 209)
praeter $calpurrire — dummodo saDum sit — gallos, qui nngui-
culis terram radant, Latine dici Kcarpinare, glossa Latino-Anglo-
saxonica codicis Amploniani * p. 375 a 98 teste : ^scarpimü^ scripit
haen**. cuius formam mere Latinam nondum ropperi/
23. scrut-in are, das in der Form verstärkte scnä-ari , stellt
sich als eines der am be&ten bezeugten Verba dieser Chisse dar,
welches aber Überraschenderweise nur auf dem Gebiete der biblischen
nnd kirchlichen Latinitiit Spuren seiiies eigenen DuBoins hinterlassen
hat, während allerdings drei auch anderwärts hervortretende Ab-
kömmlinge diifnr xeugen; denn das daraus entsprossene Snbst.
gcrutin^mm kommt auch bei A pal eins Itfet. 9 , 41 uud bei Ammiari
29, 2. 3 vor, ferner das andere Subst. $crutin-atio in dm nach
Cyrtllus benannten Glossen p. 474, 19: B^evva, scmtirtano , inda*
Kaeio, und das Adj. sctutimibunduH in dos Chaicidius Übeisottung
des PUtonigichen Timaeus, cf. Iwani tf Oller Qoaestt. crit* Erlang.
1875—77, L p. 16. HI. p. 8. Das Verbum scrutinare selbst (fehlt
bei Georges nebst scrutinaita und scrutinabundus) tritt in dem
Anhange zur römisch- katholischen Vulgata viermal auf, 4 Esdr. 13,
52: sicut non potent lioc scnäinan vel scire quis, cod. Sangermau.
16, 63: qui fecit ouinia <?t smi/in*i/ abs^^onsa omnia, cod. Diesd ,
Vulg. [omn, abscj. Sangerm. lomnia om.]. 16, 65: dominus acrw-
tinaHdo »cruiinabit [*naiit Vulg. , -f^t DresdJ omnia opera, San-
germ. Dresd. Vulg. — ^ !:k)dann im evang, hmnn. 7» 52: seruiina
[^^£t^^'ao»']etvidegcriptura^,Cant.; desgleichen zweimal im alten Tn-
- .Ji>eL 1,7: Fcrutins T^cnitin-avit [Septnag, : i*£ ■ y\ et
i 1*.H. -Augustin, Spm'ul.j Sophon. \, 12: scn^tih uag. :
i i^^i^rtTTjOui] Jerusalem cum luc«'rna, Lucift^r Oalarit, Atliana;^. L
[p. 72. — Hei Pancker Subindend, p. 441 ist noch angeführt
lo&QQ. Diac. ad Sonar. 2: requiro a vobis. .simnl etiam seruUmum
'%M «H tut quare tertio ante paicha serutinentHr infantej«, aut
504 Die am Stamme d. -tn- erweiterten lat Vcrba. Von H» Eönaeh,
quid sibi haec districtio . . vindicet. Auch steht es als Deponens in
der bereits erwähnten Stelle 4 Esdr. 16, 6^: et scrutinatur absconsa
omnia, cod. Ambianens. (ap. Benslj).
24. tam-in-are , aus tag, dem Stamme von tang», herror-
gegangen, findet sich als Simplex bei Festus p. 393, 13 bezeugt :
taminare^ violare. Von seinen Gompositis erwähnen wir bloß das
seltene intaminare bei Hegesippus de bell. Judaico II. c. 10, 4: ne
templum intaminarent, und in Gloss. ^Philox.' ap. Labb. I. p. 98 :
intaminatay fiiavd^ivta,
25. wr-m-ari, bei Varro LL. V. 126 auch ur-tn^are^ unter
dasWassertauchen, erklärt sich, die Kürze des t vorausgesetzt,
seiner Form und Bedeutung nach, wenn man annimmt, es sei,
ebenso wie die ursprünglich einem Wassergefäß zukommende Be-
zeichnung ur-na, aus der gemeinsamen Wurzel von idq^ia und
VYQ-OQ hei-vorgegangen. In Vanicek^s Etym. Wörterb. d. lat.
Sprache' (1881) ist der Stamm var (sanskr. vär Wasser) zugrunde
gelegt (S. 272), für uma dagegen ms (S. 277 f.). Was übrigens
die hierbei angenommene Kürze der Paenultima in urinor anlangt,
so kann unseres Wissens keine Stelle bei einem alten Dichter da-
gegen geltend gemacht werden, und außerdem findet sie eine Art
von Bestätigung in der synkopierten Form urnator, welche Firmicus
Math. 3, 11, 3 für urinator gebraucht hat.
Wir sind jetzt bei denjenigen sechs Verben mit der Stammes-
erweiterung durch -m- angelangt, die nicht geradezu überliefert
sind , sondern nur aus abgeleiteten Wortbildungen als einstmals vor-
handene erkannt werden können. Dazu gehören:
26. sarc-tn-arCy eine Weiterbildung des schriftlateinischen
sarC'irc = flicken, ausbessern, die sich aus dem Compositum
consarcinare bei Gellius und Ammianus erschließen lässt, nicht
minder aus den beiden Derivaten sarcinator und sarcinatriz (die
Belege s. bei Georges), über deren Bedeutung man Gewissheit
erlangt durch Gloss, 'Cyrill.' p. 602, 6: ^aiixvfi, sarcinator; 371,
32: a'^iazQia rj xalkionioTQia, sarcinairix. Gloss. ^Philoi.^ p. 192,
4: sarcinatriXf tjntjVQia, sowie durch Lucil. ap. Non. p. 175 ex.:
sarcinatorum esse summum , suere centonem optume. — Auch das
Subst. sarcina, eigentlich s. v. a. zusammengeschnürtes
Packet, etwas Zusammengemachtes und Hergerichtetes,
wird für ein Derivatum von sarcinare zu haiton sein.
27. vag-m-ari^ das verstärkte vag-ari, liegt dem Subst. eva-
ginatio = evagatio zugrunde, welches bei Arnobius handschriftlich
bezeugt ist I. c. 50, p. 34, 20 Beififersch.: illi haud aliter contu-
maciam Cancer is saevi ad subeundam cicatricem circumscriptis eva-
ginationihus compulerunt.
Auf zwei weitere Verbalgebilde dieser Art: 28. lent-m-are
und 29. long-tn-are^ wird man durch eine Glosse des PseudocyriUus
hingewiesen. Diese lautet bei Yulcanius p. 623 , 43 : avvexfJQ ini^
d-eaig, adlonginaciOy continuacio; hierzu aber hat Ducange iu
seinen bei Labbaeus abgedruckten ^Emendationes et castigationes'
Die Jtm Stftmme il. «i«^ erweitert«» lai. Vorba. Von H. Mansch* 595
I, p, 208 aDgemeikl, in den codd. SiingertQ. und Regius stehe (als
erstes liiterpretami^nt) delentinatio. Es waren demnach die Verba
leniifiare aud iongmare nicht bloß ganz analoge Dilduogen ans den
Adjeciiven lentus und longus, sondern auch Synonjrma mit der Be-
deutung verzögern, aufschieben,
30, Das Verbum rcgnare pflegt als öiuo Abltsituug von rtgnum
und dje^es hinwiederum ala eine solche Ton rex, reg-ia hlDgestelH lu
werden. Allein woher kommt bei der letzteren Annahme der Con-
soDMt n nach dorn Stammesauslaut g't Wir meinen, die Genesis
dieses n lasse sieb am einfachsten so erklaren , dass man annimmt,
aus dem Verbum regiere sei zunächst durch Eiuschüb von *<?»•
eltt aucb sumgesteigertes reg-in-are, dann aber aus diesem durch
Aiisetoßung des i das gewöhnliche reg-n are geworden, auf welches
das Sahst, rcg-n-um zurückgeht» Diese Formenentwicklung ist nicht
nur an sich wahrscheinlich, sondern sie wird es niH:h mehr durch die
Tbatsache. dass ein Überbleibsel jene^ uralten reginare bis auf uns
vererbt worden ist« nämlich das Snbst. reginaiio im Glossar des
*Philoxenas* p. 18H» 50, wo wir die Angabe finden: regimUio^ ßaai-
Jteiov. Salmasiuä ad I'ün. p. 475 wollte zwar regia mansio dafür
schreiben, jedoch dies ist augenscheinlich nur ein Nothbehelf ge-
wesen.
31. lurv'Jn'üri, (aus lurc-ari gebildet) wird das Etymon jenes
AdJ. lurcinahundus oder luTchinQbundus gelautet haben, über
welches Quintilian I. 6, 42 das Urtheil fällt: nf?que eoim tubur-
Chinabund um et hirchinahundum iaro in nobis qui^aam ferat, licet
Cato (fragm. 49] sit auctor. Dasselbe war also ein obsoletes Wort.
Endlich sind noch sechs Verbalgebilde anzuführen » deren
Stamm mittelst der Silbe -ein- erweitert worden ist, Vt*D diesen sind
3^, latrO'Cin-ari, 33, htta-öfi^ari, 84. patro-cln-ari zur 6e-
i^Aüge bekannt, weshalb hier blo0 auf ihre Zusammenfügung hinge-
leutet zu werden braucht. Ingletchen
35. nermo-em-ari, über dessen Gebrauch und Herkunft sich
Jelliüs 17 , 2, 17 so geäußert hat: sermonari rnsticius videtur» sod
ectius est; scrmodnari crebrius est, sed corruptius.
36. atu-an-nri fuhrt derselbe Gellius 16, 12, 3 auf das griech.
öÄveti'ZUi'ück: Item aludnari factum scripsit (Cloatius Verus) ex eo,
quod dieitur Graece aXvuv, unde clucum quoque esse dictum putat. .,
Urditatem quandam animi et stuporem, qui alucinafUibtiS plerumque
usu Yenii. Eine weitere Erklärung findet äich bei Nonius p. 121 :
hdludnari ^ aberrare et non cx)n8istere atque dissolvi et obstupefieri
atque tardari, — und bei Planciades Fulgontius p. 566 Merc, : alu-
cinare dieitur vana somaiare, tractum ab alncitis , quos nos conopas
dicimn».
37. tubur^^n-ari ^ bei Apulelns auch tuber-cin-ari ^ bedeutet
seiner — uns wahrscbeinÜch dünkenden — Herkunft von
iuber s. T* a. knollm wciae ?e räch Un gen, gleich in ganzen
Stücken gierig Terschlucken, also — rapHm mandumre, wie
Nouiui p. 179 «einen Citaten ausTitinius, Plautua und Turpilius
596 Zu Horaz Carm. III 4, 46. Von J. Huemer
erläuternd hinzufügt. Außerdem l&sst sich sowohl der archaische als
auch der Tolksthümliche Charakter dieses Wortes aus dem Adj.
tuburcinabundus (tuburch.) erkennen (s. oben unter lurcinari)^
sowie aus Apul. Met. 6, 25: prandioque raptim tiUtercinato [so
Hildebrand] me . . producunt in yiam.
Noch sei erwähnt , dass man aus der Substantivbildung /os-
ctna (bei Cato BR. 37 , 5) vielleicht schließen könnte , neben /os-
cinare = ßaaxaiveiv habe es noch ein anderes, aus fascis, Siüfxrj^
entstandenes fascinare gegeben , — und dass man , falls die oben
versuchte ürsprungserklärung von regnare richtig ist, fragen
könnte, ob es nicht nahe liege, in analoger Weise auch pugnare
auf pug-in-are und stagnare auf stag-tn-are [= sistere] zurück-
zuführen.
Lobenstein. Hermann Bönsch.
Zu Horaz Carm. III 4, 46.
qui terram inertem, qui mare temperat
ventosam et urbes regnaque tristia
divos(]ae mortalesqne turbas
impeno regit unus aequo.
Bentlej bemerkt : lam die, obsecro, quid sibi velit ^ urbes ei
mortales turbas' Enimvero hoc ineptum est et tautologia mera. Er
emendierte also: umbras regnaque tristia. Ähnlich spricht sich
auch Hofman Peerlkamp aus : Alii aliis modis tautologiam tollere
conati sunt. Gonieci : mare ventosum et undas. Diese Gonjectnr ent-
fernt sich einerseits zu sehr von der Überlieferung, andererseits
behebt sie ebensowenig als der Vorschlag Beutleys die Tautologie.
Ohne auf eine Widerlegung der gekünstelten Erklärungsversuche
der Horazinterpreten einzugehen, schlage ich für das corrupte urbes :
imbres in Erinnerung an den Zevg ofxßqiog vor , so dass in ein-
fachster Weise eine doppelte Dreitheilung sich ergibt: Erde, Meer,
Äther ; Unterwelt, Oberwelt, Olymp. Ähnlich sagt Horaz von Jnppiter
C. I 12, 13 f. qui res hominum ac deorum | qui mare ac terras
variisque mundum \ temperat horis.
Wien. J. Huemer.
Zweite Abtheilung.
Literarische Antigen.
Aasgewählte Tragödien des Sophokles r^nm öctmlgebraacbe mit er-
klärenden Anmerkungen Ten^ehen vou N, Weckl^iQ. 4. Däatlcbeii:
Aiai^ MüDcheo ISBO, Liodauer.
Wer wollte leugnen, dass aoch nach den verdienstlichen Ar-
beiten von Seh neide win-Nanck und Wol ff- Bell ermann der Versuch
eine brauchbare commentjerte Schulausgabe des Sophokles zu liefern
ein keineswegs überflossiger ist? Sind ja doch die genannten Aus-
gaben mehr für den Lehrer und für angehende Philologen als für
Qymnasialechä 1er berechnet nod wird namentlich die Ausgabe Naucks
durch ihre mit jeder Auflage weiter um sich greifenden — ilbrigens
auch vom wissenschaftlichen Standpunkte sehr oft anfechtbaren —
skeptischen Bemerkungen den Bedurfnissen der Schule immer ferner
gerückt. Man kann daher das Unternehmen der Ltndaoerschen Ver*
Iftgshimdlung nur mit Genu^^thuung begrüßen^ um so mehr, als es
in die bewährte Uand Weckleins gelegt ht. Die jedem Kundigen
wohlbekannten Schwierigkeiten der Abfassung eines wirklich guten
Schulcommentars zumal des Sophokles scheinen uns in dem nunmehr
vorliegenden vierten Bandeben (Aias) mit GlQck Überwunden » und
wenn wir im Folgenden gegenüber gar mancher Einzelheit unserem
Dissensus Ausdruck geben müssen, so geschieht dies unter ausdrück-
licher Anerkennung des Wertes der Arbeit im ganzen, deren An-
hige^ Einrichtung und Methode alles Lob verdient.
Auf dem verhältnlsmäl&ig engen Kaume von 94 Seiten (149 S.
bti Nanck, 142 bei WolfT) findet man Einlettong, griechische Hjpo-
tbesifi (nach WolSs nachahmenswertem Vorgange mit kurzen Anmer-
kungen versehen), Text (einscbliei^lich der metrischen Schemata, die
in billigenswerter Abweichung von dem bisherigen Gebrauche gleich
unterhalb der Teilesworte der lyrischen Partien verzeichnet stehen)
und Commeutar erledigt; es folgt (p. 95 — 97) ein Verieichnis der
Abweichungen von der handsehriftlichen Überlieferung und (p. 97,
98) eine ebroDologische Tabelle sur Geschichte der TragMie, offen-
bar beaümmt» dem Lehrter als Grondlage für nähere, dieses Gerippe
beJebeodt Ausführungen su dienen. Die Einleitung gibt in müg*
598 N. Wecklein, Ausgew. Tragöd. d. Sophokles, ang. v. F. Schubert»
liebster Kürze nebst einer in ecbarfen umrissen gehaltenen Charak-
teristik des Helden das Nöthige über die vorausliegende Sage und
deren Behandlung in der epischen und dramatischen Literatur der
Griechen. Sehr zu loben sind die im Commentar gewissen Haupt-
theilen des Stückes vorausgeschickten, deren poetische und drama-
turgische Bedeutung in leicht verstäidlicher und präciser Weise
würdigenden Bemerkungen (wie die z^m Prolog p. 12, zur Parodos
p. 20, zum zweiten Epeisodion 646—692), die Angaben über die
Gliederung der Epeisodia vermittelst Zusammenstellung der einzelnen
Auftritte, in welche dieselben zerfallen, die Inhaltsübersichten der
Chorlieder. Eine treffliche Neuerung ist es, bei längeren Beden die
zusammengehörigen, öedankenreihen durch Absätze im Drucke des
Textes zu markieren, was zur Übersichtlichkeit gewiss mehr beiträgt,
als die oft gekünstelten Zahlenschemata, die Wolfif in seinem Com-
mentar aufzustellen liebt. Inwieweit die Resultate der in neuerer
Zeit so eifrig betriebenen Untersuchungen über die scenische Dai*«
Stellung der Chorpartien auch für die Schule nutzbar zu machen sind,
darüber kann man verschiedener Ansicht sein. Wecklein geht diesen
Dingen nicht priucipiell aus dem Wege, wie seine Bemerkungen zur
Parodos 134 ff. und zum dritten Kommos 880 ff. beweisen; aber er
übt unseres Erachtens zu viel Zurückhaltung, wenn er betreffs der
Epiparodos 866 ff. auf Herstellung der strophischen Gliederung ver-
zichtet ; denn die Erkenntnis dieser Gliederung und des damit im
Zusammenhange stehenden Einzelvortrages der Epiparodos (vgl.
Muff chorische Technik p. 73 f.) gehört zu den gesicherte:! Ergeb-
nissen der Forschung. Wecklein verhält sich offenbar ablehnend da-
gegen, wie er denn auch p. 8 den Chor des Aias noch immer aus 15
Personen bestehen lasst. Ebenso wäre wohl auch in einer Schulaus-
gabe die Bemerkung am Platze gewesen, dass der (melodramatische)
Vortrag der anapästischen Hjpermetra (134 — 171) der Parodos dem
xo^t;9)cr7o^ zuzuweisen ist.
Was die Gestaltung des Textes betrifft, so legt sich Wecklein
in Aufnahme von Conjecturen ungleich größere Reserve auf, als
Nauck; dennoch dürfte von den pag. 95—97 verzeichneten Ab-
weichungen von der Überlieferung (mögen diese auch zum Theil recht
scharfsinnig sein [wie v. 1141 rovd-' iV statt rorrov] oder das Ver-
ständnis erleichtern, wodurch ihre Aufnahme in eine Schulausgabe ge-
wissermaßen gerechtfertigt wird) bloß etwa die Hälfte auf ungetheilten
Beifall rechnen (da die übrigen Änderungen entweder überflüssig
oder in anderer Weise vorzunehmen sind) d. h. von 137 Änderungen
etwa 60^), unter die ich nebst den mehr oder minder allgemein reci-
pierten Emendationen auch v. 771 diavji&avav statt diag l4&a-
») Zu vv. 108, 149, 169, 178. 205, 211, 232, 269, 297, (301), 327,
380, 356, 358, 360, 373, 390, 397, 412, 428, 450, 456, 531, 571, 573, 608,
610, 616, 624, 631, 633, 636, 645, 656, 714, 715, 737, 743, 747, 756, 771,
776, 863, 879, 884, 891, 896, 947 f., 966, 957, 966-968, 988, 1008. 1022,
1056, 1071, 1117, 1191, 1211, 1225, 1230, 1274, 1281, 1285,1329, 1373,
1377, 1379, 1396, 1417.
iR W^lein, Ätt«geir. Tragöd. d. Sophokles inf . v. F Schth^rt. 590
v€ig (Mehlhom), 988 a^hovai statt ä^avovai (M, Seyffert\ 1211
aliv vvxiov sUtt ivvvxtov (G. Wolff), 12Ö1 aw <J/x* Ifißrjvai statt
oiJde tjiftßTfVm (WeckleiD) zähle. Von deo nicht aufgenomineiieu,
aber im CommeDtar empfohlenen VermothuDgei), die meist von Weck-
lein selbst herrühren (xu 35, 40, 374. 407, 488. 502, 086, 715,
802. 836, 938, 1054, 1201, 1392), erscheint uns kiMue als noth-
wendij?, bis auf v. 407, wo ttilctg^ allerdings unhaltbar, jedoch nn-
gieich wahrscheinlicher mit J. U. Schmidt und Nauck in liXioQ, ale
mit Wecklein in (ioxoig zu rerbessern ißt.
Gegen den Commentar, der im übrigen reich ist an feinen und
treffenden Bemerkungen*), wäre etwa Folgendes zu erinnern.
Ä, S i n n € s e r k I ä r u n g e n. V. 5 1 *^7i ' 6/[4^iaat .weil sich der irre
Sinn in den ofiftara didar^otpa offenbart'; der Ausdruck ist auf die
den Augen desAias durch Athene vorgezauberten Wahnbilder zu be-
liehen (nicht auf den Eindruck, den etwa das im Wahnsinn rollende
Auge des Helden auf Andere machen konnte). — 142 ^xar^ym*^*
askgeben un^ von allen Seiten': vielmehr 'halten uns nieder, drucken
uns nieder', entsprechend dem fiiyay oxi^oy i'x^^ xai n€<p6fit^um, -
149 iig i*na (figei kann wohl nicht auf die Aufforderung der Athene
67 bezogen werden, da von den ^ogv/im r^rrv qy^tfudvrig i't'x roc
die Hede ist. — 194 Wecklein h&tte die von ihm noch dazu in ziemlich
unverständlicher Weise wiedergegeben© gekänstelte Erklärung Nnncks
?on äyuipuit (Jxol^ nicht adoptieren sollen. - 2H1 H€kairo7t; ist
offenbar ganz eiufach als opitheton ornans zu ^ifpemv mit HQcksicht
auf die natürliche Farbe des SUihles zn fassen (nicht 'mit dank-
lern Blute gefÄrbt'). ~ 2SB rnv iiey geht gewis.«i nicht auf Nestor,
sondern auf Agamemnon, — 246 ^^iiltafuvnv, um nicht gesehen
eu werden (1)': es mQsste mindestens beißen ^um nicht erkannt
zu werden*; auch dio fibrigen Erklarer sind sich Ober das Moti? der
Hanptumhallung nicht klar: es ist wohl kein anderes, als dass die
Fliehenden durch den Anblick etwaiger Verf«>1ger nicht gehemmt
oder gel&hmt sein wollen: vgl. Plaut. Mostetf. 11,2, 89 cave respexis,
fnge et operi caput — 251 ^Die sclirecklichen Drohungen' sich wie
ein 'Schiir zu denken, das durfte der Dichter selbst einem Matrosen-
cbor nicht zumuthen, wenn er sich nicht einer geschmacklosen Me-
tapher schuldig machen wollte; es sind vielmehr derartige mit
iifiaain ' ' ' 'te Wendungen (Antig. 158 fiijfiu kQ^aotav) als in-
tertftsa: <* dafür zn betrachten, dass die uri^pröngliche allge-
meine Bedeutung des Verbs ^treiben, bewegen* (Curt. Ornndz, Nr,
492) dem Sprachgefühle der Griechen noch nicht gans entschwun-
*) Irh mtiv-he aiifm*irks:im anf die Notan zu 108, I?il, 191 {Pa-
.7
limnt reges
äivtfeefeiil*
0 f übrigens
lüöö i m^
EiKlrvime), \mi, 109H. 11S1 .nach Hermann), 1319, 1345 (ftber iri^cV
315 i,uACh
000 N. Wecklein, Aasgew. Tragöd. d. Sophokles, ang. v. F. SehUberi.
den war. — 256 heißt es die Worte über Gebür pressen, wenn man
ala^ anXaTog mit Bücksicht darauf erklärt, dass 'man dem Wahn-
sinnigen nicht beikommen kann'. — 261 in fraQaTtQa^awog liegt
nicht der Sinn Verkehrten Handelns', sondern der des 'Mitthnns,
Mitwirkens\ — 312 die richtige Erklärung des Artikels tck
daiv . . . €7tr) gibt Nauck. — 350 OQd^t^ vofiq) bezeichnet den
'aufrechten, nicht geänderten Brauen (vgl. z. B. Herod. I,
90 i^aTtCLzav xovg ev nouvwag vofnog iatl ol) d. h. das
ungeänderte freundschaftliche Verhältnis, steht also nicht im
Sinne yon OQ^otrjg 'Aufrichtigkeit, Wahrhaftigkeit, Treue'.
— 359 dg Inißag eUaatav nlitav 'der du (das Schiff) bestiegen
hattest (und somit dich auf demselben befandest) als Buderer =:
iiloawv nklnav HVecklein erklärt : der du 'her [nach Troia] ge-
langt bist'). — 383 da der Ton offenbar auf ^vv toi &€(p ruht, so
ist die Absicht der Äußerung des Chorführers nicht darin zu
suchen, den Helden durch Hinweis auf die Wandolbarkeit mensch-
lichen Geschickes zu trösten, wie Wecklein mit Hermann annimmt,
sondern darin, ihn einerseits zur Besignation zu mahnen (da ja gegen
den Willen der Gk)ttheit nicht anzukämpfen ist) und andererseits in
ihm das Gefühl derDemüthigung zu lindern (insofern diese ein Werk
der Gottheit, nicht ein Werk der Feinde sei). — 307 wegen nqoa^
xei^ed^a ist es das einzig natürliche und naheliegende ayqaig in
concretem Sinne 'die gemachte Beute' zu verstehen. — 408 Die
Analogie von TQiTtaXra nrjfiava Aesch. Sept. 985, diTealva ^Uffj
£ur. J. T. 323, dlftalrow nvq Tro. 1103 macht es unzweifelhaft,
dass auch an dieser Sophoklesstelle in dem zweiten Bestandtheil des
Compositums das Verbaladiectiy von nalXtü, nicht das Substant.
TtaXrSv zu erblicken ist, mag man nun das Wort mit Nauck in pas-
sivem oder mit Wolff in activem Sinne nehmen. — 597 'Das unbe-
stimmte Ttov hat etwas traaliches' ; bestimmter lässt sich wohl sagen
Ttov sei gesetzt, weil der Chor die Heimatinsel nicht mit leiblichem
Auge schauen, sondem sich nur in der Phantasie dahin versetzen
kann. — 678 ircicrafiai yao aQtitag hat nicht den Sinn : 'denn ans
frischerErfahrung weiß ich — welche 'Erfahrung' sollte Aias auch
meinen? — sondern: 'denn eben habe ich (durch Erwägung) die
Erkenntnis (gewonnen)'. Im Übrigen lässt sich auch ohne Änderung
von ^cicJ' (678) zuJUywrf' auskommen bei folgender Erklärung: 'Wie
sollten aber wir (nach all den angeführten Beispielen) uns nicht
zur Besonnenheit entschließen ? Vielmehr will ich (das Pronomen
wird wiederholt, obwohl nicht die Subjecte im Gegensatze stehen,
sondern die Prädicate, vgl. Soph. El. 448, Aesch. Ag. 1060) —
denn eben bin ich zu der Einsicht gelangt, dass man den Feind nicht
immer hassen und den Freund nicht unabänderlich unterstützen soll
— dieser beiderseitigen Erkenntnis Bechnung tragen'.
Nun erscheint aber statt eines Gedankens der letzteren Art,
den der Dichter unterdrückt, da derselbe zwar einen formellen Ab-
schluss, aber materiell nichts Neues darböte, das Glied eg ts tov
gnXov . . . fitPüvwa als anakoluthische Fortsetzung von fyw d" zar
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602 N, WeekUm, Ansgew. Tragöd. d. Sophokles, aDg. y. F. Sdmbert.
des Gegensatzes aHa d^eia av voaog moi wird der Gedanke als
Orund zu ovnore eßag avTog gegeben . Das würde auf den Nonsens
führen: Veil (jetzt) eine gottverhängte Krankheit über dich gekom-
men sein dürfte, so hast da (früher) nie aus eigenem Antriebe dich
so weit vergangen. . /. Wenn irgendwo, documentiert sich an dieser
Stelle yoQ deutlich in seiner ursprünglichen Bedeutung als eine un-
mittelbaren Anschluss bezeichnende und zugleich coufirmative Par-
tikel (yap = ye + oqo): Jährlich also dürfte gottverhängte
Krankheit über dich gekommen sein (vorausgesetzt, dass das Gerücht
nicht auf böswilliger Erfindung beruht)'. Auch Naucks, gleichfalls
von der Bedeutung ^denn' ausgehende Erklärung ist unrichtig, ent-
hält aber wenigstens keine logische Unmöglichkeit. — 288 über
7i£Qiq)ttVTog d'ayeirai vgl vielmehr Nauck und Wolff. — 254 hier
sowie an mancher anderen Stelle, wie v. 511, ist von der natürlichen
Wortverbindung abgewichen, indem hd^olevatov^Aqri statt zu |w-
aXyäv zu Tvnelg und 511 aov statt zu fnovog zu viag TQoqnjg con-
struiert wird. — 321 es ist nicht abzusehen, wie das in höchst ein-
facher und planer Weise auf (Wftor (318) zurückgehende aJiX zu
dem aXla von v. 291 eine Parallele bieten soll. — 408 die An-
nahme, als sei der Satz Trag di aTQorog . . . (foy^ioi nicht mehr
abhängig von d (406), ist vollkommen unberechtigt ; der Optativ
mit Qv kann in dem £i-Satze stehen, weil dieses et =r ifCBi ist, vgl.
Xen. Gomm. I, 5, 3. — 418 die Übersetzung von rovco xig g>QO-
vwvlaTw durch ^. . . erfahre und wisse es^ ist unstatthaft, erstlich
weil (pQOveiv nicht ^erfahren' heißt (Wecklein scheint an das ho-
merische yiyvciaxw, (pQOviw Od. 16, 136 — 17, 193 gedacht zu ha-
ben, wo aber (f^ovita 'ich verstehe, begreife^ bedeutet) und sodann
weil es statt cpQOvdiv heißen müsste (pQOvt]aag. Das richtige s. bei
Nauck und Wolff. — 466 aiXa nach nateqa (460) ist nicht un-
mittelbarer Vertreter von »7, sondern es schwebt ein Gedanke vor
wie JJ d 1X1} Tovcoy aXXa d^v. . Mit der von Wecklein vergliche-
nen Stelle EL 537 steht es insofern etwas anders, als dort in dem
Satze mit dUd nicht das zweite Glied der disjunctiven Frage ent-
halten, sondern unter stillschweigender Voraussetzung dieses zwei-
ten Gliedes sofort eine Widerlegung desselben gegeben ist^ eine
Widerlegung, wie sie an unserer Stelle erst durch das in v. 469 fol-
gende dUd eingeleitet wird. '*— 507 Tr^o^Uman^ nach aiäeaai (statt
des zunächst erwarteten, aber keineswegs mit Nauck und Wolff her-
zustellenden Tcgolelneiv) war möglich, weil das Präsens ein Präsens
de conatu ist: ^scheue dich, den Vater verlassen zu wollen\ Auch
hier weicht Wecklein wieder von der natürlichen Wortconstrnction
ab, indem er nccciqa von aiäeoai und nicht von ngoleincov ab-
hängen lässt (er glaubt hierin ein Mittel zur Erklärung des Parti-
cips nqoXeiitiav zu finden). Der Concinnität wegen hat man Ttqo*
Xelncüv auch zu aideaat di firjriQa . . zu denken. — 614 mit dem
Ausdrucke ^Geneti v der R e 1 a t i 0 n (qp g ß v 6 g oioßwzag) ist wenig er-
klärt ; der Genetiv- ist ein objectiver. — 624 es dürfte sich em-
pklblen^ die Annahme ^proleptischer' Aasdrucksweise, von der Weck-
N. W^klein, Anif e«* Tfft«5d, d. Sophokles, %Jig. f. F« BekuberL f(OS
lein oft Gebriiitcli m&cht (so oebst dieser SteJk^ aifila , . . IWcae
bei ivvoiatatov 822, effii'o»' 1124. rroilig 1402) au/ anj^firprä-
[dicHtivp Adiectiva in b^i?obrü-nken, alfwi auffalle wio Tracb, 100
LtfiSi'a^f/i' a cJ et x^rrffiv ßl€<pdQ(fjy nn^ov aud dgl. — 633 sehr im
[ klar i^t die Fassaug der Kote zn den Worten */ai n^Xiäi^ a^ tyf.ui
^.j[ahag. Zu a^ttf^'tta, welrhcs in geinauester Oberoinstimmmig mit der
g9w6hnlichen Function des Suffixes ^lar coucret Mie ausgoraufte
, Flocke, Locke' bedeutet, ergänzt sich sehr natörlicb am '(Eaovvtm
der SingüL maÜTat. - 659 d^i^a«; absolut tu fassen *eiüe Grube
I naacbend' ergibt eine sprachliche Härte. — 712 Weckleiua Erklä-
rung von i^i]W(t£ oißmv ist sprachlich unmöglich; es mösste notb-
wendig iSrrivi aißiiv beißen, wenn der Sinn sein sollte 'schließ-
lich es dahin gebmcht hat zu verehren* (vgl. Aesch. Per». 721
Ttiipg de KGfi otQatog toüoais n^^og ^vicev n €Qav;). Der Chor
I iogt : 'Aias ist ^recbt geworden den hochheiligeii Sattun^en der
Götter, indem er sie (diese Satinngeii) in größter (sti'engster) Oe-
^tctzHchkett ehrte\ da er das 654 angekündigte SQhnopfer in7.wi8chcft
rollendet denkt. — 730 wenn Weckleiti in dt€7r€Qmiü&ij die Be-
I siehung den ^Beiderseitigen^ findet^ so unterscheidet er nicht scharf
zwischtn Beiderseitigkeit uud Wec h ^eleeitigkeit:
Stnn nur letztere (die sieb auf natörltcbem Wege ans dem Begriffe
. des ^durch' eutnickelt) wird mitunter durch Composita mit 6ia (wie
itaKiyia&ai, Siaq^iXotifiäla&aif öicxiäixaC^ii&ai) be^^ichuet. Tn
dtentQauo^r^ ^iipt] liegt weiter nichts als die Beziehung auf das
Hindu rcbiieben der Schwerter darch die ganae Länge dar ätbeidcn,
— 761 *Mit dem Satzn oaiig . . fdij Kai avd^Qtonov f^o*'iJ wird
schon diedirecloKndß i^ingeleitet*. Dass diese Erklärung ungenau ist,
ergibt sich daraus, dass oaitg \ay] <püOvTi statt *6Gtig q>^oroir^ mit
der dem Griechen eigenen Lebhaftigkeit gesetzt werden könnte, auch
wenn die Fortsetzung in iudirecter Rede stattfinde. — 853 jeder-
mann fohlt die außerordentliche Mattigkeit der Verbindung von
TiH mit tdx^i- — ^17 oidalg av oang küI q:lXog xXalri ßXln^tv
,.. kann wohl nur bedeuten: 'Niemand, zumal ein Freund, ver-
möchte 2Q schauen«/. Der gowöhnlichen auch von Wecklein adop-
tierten ErkUtnmg ^sogar Freunde können m nicht ansehtn' wider-
spricht ebensosehr der Sinn wie die SteUung des umi. Sehr richtig
Campbell: *no one wbo is n friend'. The Atridac mii^bt indeed rejoic«
in «üfh a sight, but lo any one who loves htm it is intolerablc. The
wordt^are alimitation of ovdiig — 924 wiederum eine
durchaus nngerechtfi'rtigte Abweichung von der natürlichen Worb-
fbindang. Wem kann es auch beikommen tig nach olog ujp f&üg
\ig anders als eiclamaiiv un<i tvxdt^ anders als abhängig von a-
'{lOi* itu fiw^iMi! -^ 1 186 L Erkirirung und Paraphrase der schwierigen
Worte tig a(fa , . . d^t^ttig litt nicht suti-efTend. Fostzu^^tellou war
!• das« äifi^^iog hier nicht 'Zahl\ als ßeihe gedacht, sondern die
ei meine Zahl als Endpunkt der Eeihe bezeichnet und 2. dass
ii^fei, wofflr nach vtaro^ ein einfache* hnat genügt h&tte, oheuso
ein volU'rer Ausdruck ist, wie in dem Satxe 0tlirrnftg fttyctg t^i*
604 L, Kra%U8f De vitaram imp. Othonis fide, ang. von Ig, Frommer*
^rjd^t}dsL8 Verb riv^&7] ein vollerer Ausdruck fttr lyiveto. * Welche
Zalil der unioiliYolleii Jahre wird wann als die letzte eintreten ?^ —
1191 nichts hindert dtaTOvoy oW()o^ "EXKavmv als Apposition bloß
zu TquStav zu fassen.
Endlich wären an manchen Stellen Bemerkungen nberhanpt
oder doch genauere Erklärungen wünschenswert gewesen : so 399
über a^iog, das dort nicht moralische Würdigkeit, sondern das ^im
Stande sein^ bezeichnet (Grundbedeutung : 'auf wiegend' Curt. Gnindz.
Nr. 117), 473 über die eigentliche Geltung des Artikels tov ^a-
x^ov ßiov^ die trotz der (nicht einmal durchaus passenden) Parallel-
stellen nicht klar hervortritt ('das lange Leben, nach dem sich
die Menschen zu sehnen pflegen'), 565 über den Nominativ
in Apposition zum Yocativ, 716 den Plural i^ delrcTwv, 718 die
syntaktische Geltung desGenetivs d^vfituv und den an den Sprach-
gebrauch Herodots anklingenden passiven Aorist von ^erava-
yi>yviüa7uo, 740 über die syntaktische Geltung des Genetivs xqdag^
877 über die Prägnanz des Aasdruckes atf ^Liov ßolwv (s. Wolff
und vgl. jued-'j^l/e^y 'nach Tagesanbruch;, 945 über oloc v(pp
i(psazaaiv(jx07tol,d»s wohl nicht exclamativ zu fassen, sondern nach
Herod. I 31 ifxaxaQi^ov .... Trjv ^rjviQa avrciv, oimv Texvtar
eycvQrjae zu beurtheilen ist — usw.
Die Ausstattung des Buches ist eine sehr sorgfältige ; Druck-
fehler (übrigens auch vom Schüler leicht zu verbessernde) habe ich
folgende bemerkt: 40 ^ev statt fi^ev, zu 485 'Hektor' statt 'Aia6\
zu 518 Hom. II. 61 statt 6, 880 OX statt XO, zu 970 Curt. §. 4,
34 statt 484.
Prag. Friedrich Schubert.
De vitarum imperatoris Othonis fide quaestiones. Programm der
k. Studienanstalt Zweibrücken zum Schlosse des Studienjahres 1879/80,
verfasst von Ludwig Eraass, k. Studien lehrer. Zweibrücken, Buch-
druckerei von August Eransbühler; 1880. 62 SS. in Octav ohne
Schalnachrichten ').
Dieser im fließenden und fast durchgehends fehlerfreien Latein
geschriebene Aufsatz behandelt in eingehender Weise die Berichte
des Tacitus, Plutarch, Sueton und Dio Cassius über die „Herrschaft
der 100 Tage** in dem denkwürdigen „Vierkaiserjahre** und die
heikle Frage von dem Verhältnisse der genannten Schriftsteller zu
einander. Bezüglich der beiden zuerst erwähnten kommt er mit
Clason (und Nippe rdey) zu dem freilich fragwüi'digen Besnltate
dass Plutarch in seiner Biographie Othos den Tacitus stark benützt
habe. Am kürzesten und schwächsten ist die Partie über Dio Cassius
(Xiphilinus und Zonaras) ausgefallen , die nur wenig mehr als fünf
Seiten enthält (29— -34). In der sonst genauen und ausführlichen
') Vergleiche die Becension in der philologischen Rundschau 1881,
S. 258-260 von H. Haupt in Wttrzburg.
h. Kraus9, De t itaram irop« Othonis fide, »ng. tou I^. Prammer, 005
Erörterung der QaetleoTerhiliDisse sind mir folgende Kinzelbeiten
als aßrichtig oder mindestens zweifelhaft aufgefallen: S. 5, Z. 5 v. o.
und S. 8, Z. 16 v. o. wird Bedrlacum urbs genannt, S, 8, Z. 10 v. o.
richtiger oppidum, S. 14» Z. 13 t. q. aber mit Tac. Hist« II » 23
dbereinstimmend vicu^\ vgl. Mommsen im Hermes V, 8. 164
Afmi. 3. Kraass i&t hierin jedenfalls ungenauer als der von
ihm vielfach getadelte PIntarch» der Otho 8 sagt: San de itO'
XiX^'fj nXrfliov Kofiptuvr^ ta BrjfrQtaxov und cap. 13 ebendavon
^»^ zfj nolei. Auch ist dieser Wechsel in der Benennung für den
Leser, der die Sache Überhaupt merkt» keinesfalls angenehm, Der
Verf. konnte sich übrigens auch wie Sueton mit dem bloßen Namen
begnügen. — S. 8 wird bei der Inhaltsangabe von Plutarcha Otho
^uxor Caecinac ah eleciis ^quitibus comäata^ tu cap. 7 statt
bereits zu (\ gezogen, — S. 10 begegnet in dem Satse verisimiU
est, Pluinrchum librum (TacUi) celcrius percurrentem et Pisonis
defensorcm ei Vinii tmlnus Sempranio hnpertiisse ein doppelter
V6i*stoß. Erstlich steht dvfmsorem statt defensitmem, dann Pisoni$
statt Galbac (denn diesen verthetdigt ja Sempronius Densus nach
Plutarchs Galba 26), — Ebenda versucht K. ^\^ Erzählung Flutarchs
Über den Tod des Laco (cap, 27) um jeden Preis mit der des Tacitus
I, 46^) iD Einklang zu bringen. Ich halte dies für eine vergebliche
Mühe ; denn wer die Worte Plutarchs unbefangen liest, kann sie nur
«0 verstehen, dass Laco zugleich mit T. Vinius auf dem Forum er*
Bchlägen ward und die Mörder die Kö^ife beider zu Otho brachten«
Es scheint mir aber auch die von Plutarch gebrachte Nachricht ein*
facher und natürlicher tn sein. Denn warum sollte Otho nach dem
rückaiebtslosen Vorgehen Lacos gegen ihn, wie es I, 13 geschildert
wird, mit diesem erklärten Gegner so viel Umstände machen, um
nur den Schein tu wahren ? Derselbe Otho rühi-t doch keinen Finger,
um seinen Freund und Gönner T. Vinius tu retten I Und wie konnte
die scheinbare Internierung des in seinem Verstecke aufgefundenen
Laco, die Voraussendung eines bestellten MArders und die Ermordung
des Präfecten noch an demselben Tage (15. Januar) geschehen ^ wie
K. annimmt? Vergleiche 3. 41 idcm haud dtMe dies f»idit Laeonis
catdtm et Ictli supplicium u$w. Das sind schlimme Unwahrscheinlich*
keiten, die uns zugemuthet werden, — Mit Recht wird S, 11 der ver-
worrene Beriebt Plutarcht^ (Otho 3)überdennäehtlicheu Aufruhr der
Prätorianer getadelt and S. 19 die ErzAhlung Buetons (Otho 8) über
denselben Gegenstand am^gua genannt. Aber auch die Darstellung
des Tacitus Uisl. I, 80 kann keinesfalls als Muster von Klarheit und
Bestimmtheit gelten. Denn man muss geraume Zeit glauben » dass
nur die Soldaten der 17. Cohorte revoltierten, bis man aaf den Plural
tr&mnoB stößt und dann wieder durch den Singular iribunnm ver*
wirrt wird, bei dem der Name Ori$pinum fehlt. Plutarch nennt
diesen und sagt statt BeverissimoB ceniurionum bestimmtei und
wahrjiicheinlich auch richtiger %oig iyiQT€t^i4yoi>g ixatovrdifx^
*) K. nchreibt atin Verteheo I, 26.
%%*
606 L. Krau8s, De yiUram imp. Othonia fide, ftDfr. Ton Ig. Pratmiur,
ovo. — S. 12 findet sich insuetus mit dem'Dativ Idboribus^ ; S. 14,
Z. 21 V. a. quae statt quod, da nur von einer Sache die Bede ist;
S. 15, 2. 15 y. 0. Be.praestitisae mit dem tadelnden Prädicate
%gnaf)Os\ S. 18, Z..2 y. o. Qnlbam statt Oihonem; ihid. Z. 5 y. o.
und S. 19, Z. 7 y. e. sind falache Git&te aas Sueton and Taettns;
S. 23 sind die Citate aus Plutarch nicht wortgetreu; 6. 24, 39 und
48 erscheint je einmal die Form qut*m, sonst cu/m ; 8. 24, Z. 6 y. u.
begegnet das Versehen A^ippiM statt Agrippinae; B. 2l5, Z..14
y. u. hätte E. die Ellipse Messalinam Neronis (tixorem) nicht ans
Suet. Otho 10 entnehmen sollen; 8. 30, Z. 16 y. n. ist das Aoiir
mutuare gebraucht, 8. 33, Z. 7 y. u. aber das gewöhnlichere
Deponens mitttutri; 8. 31, Z. 15 y. o. ist falsch Hist. II, 89 statt
II, 8 — 9 citiert; ibid. Z. 9 y. u. erscheint das Reltene super-
iecUane statt desigebr&uchlicheren hyperbole; S. 8ii, Z. 6 y. o. war
donec ille. . . .affirmo/rei >2a yermeiden. — S. 34 vermag ich den
8atz Tacitue in primo M aUero hhtoriarum libro Othonis std^
Honem et impßriun^ beUuimque cum Vüellio gestum tarn diligenier
tamque aperte eivposuii, %U vel amissis eeterorum libris iamen m
uniu8 TacUi opere et imperii et ingenü Othonis tamquam solidam
et expressam hahwemm effigiem wegen seiner Überschwftnglichkeit
nicht txx unterschreiben. Bs ist jedenfiUls sehr ersprießlich , dass
uns auch die libri der andern Historiker geblieben sind. — 8. 86,
Z. 17 y. u. fehlt nach aquUifer ein 8fttzchen wie eptUanti Vitellio
aeditionem legionum nuntiat; 8. 36, Z. 24 v. u. frappiert den Leser
procul mit dem Accnsatiy Cremonam und vier Zeilen später das
Hissverständnis Fabius Valens nu^ium dadis Caednae ad Tidnum
flumen aecipit. Denn mit dien Worten des Tacitns Hist. II, 30 apud
Ticinum ist offenbar die Stadt Pavia gemeint, wie cap. 27 iam
enim Ticinum venerat und cap. 17 inter Flacentiam Ttdnfumqut.
— ebend. Z. 4 v. n. begegnet der Verstoß uUioni statt uUione bei
opus est; 8. 37, Z. 8 y. o. steht libri aus Veraehen statt lod und
8. 41 , Z. 10 y. u. conUäit fftr contexit. — 8. 44, Z. 14 y. o. ist
Hist. II , 55 zu sehreiben. Die in demselben Gapitel vorkominenden
Worte at Somae niMl trepidatianie hat E. ebenfalls missyerata&dei.
Denn der Schriftsteller geißelt damit sowie mit den folgenden Sfttsea
die unglaubliche Indelenz und ersckreckUcbe Gesinnungslosigkeit
des römischen Volkes. — 8. 46, Z. 14 y. o ist yor ceteris oopOs
wohl una cum ein^nscbieben.— 8. 47 wird das Hist. II, 40 her-
zoglich seiner Auslegung streitige inde niekt auf das nachfolgende
distantes, zu dem es zweifelles gehört, sondern gewaltsam und
kunstlich zu dem vorausgehenden prafecti bezogen und soll damit
der Ort bezeichnet werden, wohin da« Heer auf d«m Marsche bereita
gekommen war, als dieBerothung über den weiter einzuschlagendMi
Weg erfolgte. — 8. 50, .Z. 7 v. u. ist d^ schlimme Verstoß consili»
') Dagegen 8. 54, 2. äO v. o. mit dem regelmäßigen Genetiv
labcrum.
K Moffiiann, 0. JulU Cmb^Hh cümm. «t€., m^, v. J|r. Frommer. 997
, Jntere$S€ leider stehen (^ibüeben , ebetifto B. &4, Z. 20 v. o.
liiam^Mam. , esset.
Dor Druck ist bdnabe dnn^baas correct, AuAer den bereits
'angefühlten Versehen merke öur «och S. 12, Z. 15 v. n. »eara-
(idyt£g »tatt x^fra/l^cftrag. Nachträglich erwähne ich «och, dass K.
die gewiss treffende Bemerkung Plntarchs 0. 18 Ober Verginius
Bnfus t) ii r^> tjyefioviay rjTTUiiteyuv na^aXaß^Tv vivmr^Tiowmv
n^^ü^op jiii} &€k)]üag ^tavmbv ryalcn Qaw. bei der Wertschätz uai<
dieses SchriftHtellers mit Unrecht öHergingen hat. Dagegen ist
allerdings wieder Ta<3itu^ bist. II, 51 mit seinem per anersam domus
partem fartim digressm etc, gen&ner und bestimmter als Plutarch
mit seiner Angabe ika^e ät^ iti^toy dv^ioy hcTwdu^v TTOitjOag
Vorstehende Betnängelongen ron Einzelheiten sollen selbst*
Terständlich den Wert des ganzen nicht li^einträchtigen. Ich be*
ktsnue im Gegentheile aus der varliegendeii Abhandlnug manche
Belehrung geacböpfi und daraus aach einiges fär eine Scbulaus-
gabB der Historien, mit der icb gerade beschäftigt bin, ent-
l^thüt zu haben*),
*) Vgl den eiogebeiiden Programmaufiats von Job. Oersteft-
ecker (Miinchcn i8ii2) der Kri«g de« Othu und VitclUu^ In
Italien i. J. (J9 <8) Seiten) — auf den ich hicmit aufmerksam mache
Wien. lg. Prammer.
C. Julii Caesaris commentarii de hello civili, «rkl&rt tou Friedrich
K ' ' ^ Auflage von Dr* Friedrieb Hofrnann; Director «ie«
Uli grauen Kloiter in Berlin. Mit zwei Karten von
it. r^ .L p -i I Lit*rliu, Weidmannsche Buchhandlung, 1881 {im A|>Hl)i
26Ü ^ in üctav.
In dem Vorworte zur neuen Auflage wird 8. 6 betlanert, dass
lie itwM breit4^ und wenig bestimmte Fassung der Anmerkungen
"auch jetzt n^'^ ' abemll beseitigt ist. Ich erwähne einzelne
FilUe von her Ästiger Breite weiter unten , und hoffe eine
passende Abhilfe Ton der nächsten Auflage. Die neun Seiten lange
ßtnleitnug, di^ ihrem Zwecke ?oIlkommen entspricht, ist mit Recht
gänzlich unverändert geblieben Nur das Verseheu orgine statt cri-
ßimt bat sich darin S. 11 , Z. 2 ¥. u, erhaHen. Ich schreite nun zur
Behpröchung der einzelnen BQcber, dereu Text und Commeutar von
S« 19 - 239 abgedruckt i^t. Im Vergleiche zur Seitenzahl der 7. Auf-
lage erscAimt die neue Ausgabe um iwei Seiten verkQrzt, was nicht
viel ist, da nach dor Meinung des lieferenten eine bei weitem be*
tr&cbtUcbere EeducUnn Platz greifeu könnte.
I, 2, 7 konnte von der früheren Note zu advcrsu^ retnpu»
blkam factun4m wenigstens die Bemerkung beibehalten werden, da&a
In diei#r Formel ^tatl advirsus gewöhnlicher contra «agt, —
608 F. Hofmann, C. JqIü Caesaris comm. etc., ang. y. ^. Prammer.
cap. 3, 1 ist in der Note zu vesperum Phil. II, 31 (statt 33), 77 zn
schreiben ; cap. 5 , 4 streiche in dem Citate aus der zweiten philip-
pischen Rede den Strich nach comulihus , da die Stelle vollständig
ausgeschrieben ist. — cap. 6 , 6 hält der Herausgeber die Worte
quod superioribi^s annis acciderat nicht mehr mit Nipp er dey ffir
eine Interpolation, sondern belässt sie gleich Dinter unangefochten
im Texte, was Bef. nur billigen knnu. — ebend. §. 7 steht i. T. acddü^
in der Note aber aus Versehen acciderat ; cap. 7 , 6 war die frühere
kurze Note zu omnem Oalliam Germaniamque keineswegs über-
flüssig. — ibid. §. 5 scheint mir cacdibus für den ganzen ZLsammen*
hang der Stelle weitaus bezeichnender zu sein , als das überlieferte
(aber etwas matte) casibus. Ich werde auf die vorgeschlagene Än-
derung namentlich durch expiata geführt. — cap. 9 , 3 ist omnes
von zweien (Cäsar und Pompeius) , also im Sinne von tUerqtie ge-
braucht, was denn doch eine Bemerkung verdient. Dieselbe fehlt
freilich auch im Specialwörterbuche von Eichert S. 162*). —
cap. 1 5, 1 schreibe in der Note zu praefecturae statt italienischen
richtiger italischen; cap. 21, 6 schreibe bei dem Citate aus LiTios
genauer 21, 48, 8 ; cap. 22, 3 ist nach exponit statt des Semikolons
besser ein Komma zu setzen, wie bei Dinter, ebend. §. 5 corrigiere
im Texte liberatem in Ubertatem, — cap. 26, 4 fehlt zu atic-
tore atque agente die Bemerkung, dass man statt agente das
Substantiv actore erwartete, das aber bei Cäsar nicht vorkommt.
Weiters hat Hof mann übersehen, dass Nep. Attic. 3, 2 in umge-
kehrter Wortfolge actorem auctoremque steht. — cap. 30 , 2 ist
Curionem pro praetore ohne Note geblieben; cap. 37, 1 schreibe
am Schlüsse der Note hiemandi statt hibernandi , zumal da Cäsar
das Yerbum Mbernare gar nicht gebraucht. Vergleiche Eiohert
S. 109. Nebenbei bemerke ich, dass Dittenberger b. g. VIII,
46, 6 hibernatque Nemetocennae die zu hibernare nöthige Be-
merkung vergessen bat. — cap. 43 , 5 ist bei aliis summissis sub-
sidiis weder im Texte von Cäsar, noch in einer Note vom Herausgeber
angegeben, wem denn eigentlich die Hilfe geschickt wird. Wahr-
scheinlich wohl den Afranianern. Die Schüler dürften aber jedenfalls
mit der Übersetzung der Stelle in Verlegenheit gerathen. — cap. 44,
2 konnte bei der Schilderung der Kampf weise der Lusitaner, die von
den Afranianern nachgeahmt wurde {ut pedem referre et loco ex*
cedere non turpe existimarent) , auf Tac. Germ. 6 verwiesen sein
cedere loco dummodo r}M'8U8 imtes consilii quam formidinis arbp-
M Gelegentlich erwähne ich einige andere Verstöße in diesem Lexikon
(7. Auflage 1880): S. 55 enthalt der Artikel über constituo drei Druck-
fehler {legienem, constitua und controversis), S. 68 steht defentibua, S, 89
evite; S. 91 hat exceüo das Perfect exceUui; i$. 110 ist zu homo=spede8
1, 49« 3 hinzuzufügen, S. 186 bei mraeterea 1, 40, 15 (wo das Wort pro-
le|)tisch gebraucht ist); S. 191 fehlt die Angabe, d&ssprohibeo mit acc.
c. inf. auch im bellum Afric. cap. 46, 3 vorkommt dominium prohibet
addtuii usw. Ebenso kommt tribemare bei Hirtius nicht einmal, son-
dern zweimal vor. Diesen Fehler, wie den mit exceüui hat auch das
Wörterbuch von Ebeling-Dräger.
F, Hofmann, C. Jolii Cftesaris comm. etc., äDf* v. lg, Ptammtr, OOB
irantar and m §, 4 auf Liv, XHV, 37 lin. ptaestdio decedere apud
Jiomanos capital esse, — cap. 48 , 7 t^ind in dem Citate aus Liviug
zwei itoliebsame Fehler aus früheren Aatfa^eo sieben geblieben,
nämlich supposHis statt supt^rpositis und tranftnavere statt trana-
rere. Sonst sind jedoch Tifter Citatfehler ?ou dem sorj^saßien Heraus-
geber verbessert worden« — cap. 54» 1 ist im Texte zwischoti im-
perat und Caesar aus Ver^^ehon milüibus ausgefallen; r^p, 56, 2
wird ipsa multitudine allzu pleonastisch übersetzt schon durch
die bloße Menge, — cap. 58, 4 vergleiche i\i cum homintbus
attoig avd^ai sammt der Mannschaft; ibid, entferne aus der
Amuerkang den schlimmen Latinismus die gefangenen (SchifTe),
— cap. Blf 3 corrigiere in der Note Pronomen in Pränomen;
cap* 64, 4 ist zu timfihai obiccre keine Anmerkung gegeben. Dieselbe
fehlt auch 7.U III, 73, 6 qui ante dimtcare timuissent, — cap. 66,
1 ist adaquari Btatt des gewöhnlichen Simplex gesetzt, welches
Dinter auch durch Einklammernng von ad herxnsiell^n versucht.
Jedenfalls verdient das anra^ Bigfjfiivov (bei Cäsar) eine kurze Kote.
— cap. 68, 2 milites inermL Die Forni inermus findet sich auch
bell. Alex. 76» 2. Vergleiche Kichert S. 120, — cap. 79, 1 achreibo
in der Note Z. 2 au f statt in.
II, 8, 2 ist bei se refcrebani eine Verweisung anf I, 72, 5 er-
forderlich. — cap. 12.4 möchte ich die Schüler sehen, die aus der
langaUimtgen Anmerkung zu magna cum misrricordia klug werden.
In derselben ist anßerdera S. 113 der Pohler ille in illa zu corri-
giereu. Der allzu breiten und unbestimmten Note thut eine gründ-
liche Abkürzung sehrnoth. — cap. 13, 3 ist das unpassende Ci tat B.
G. 28, 2 aus früheren Auflagen ruhig stehen geblieben. Es soll
beißen IV« 28, 2. Ebenso ist cap. 14^ 1 B. 6. 2. 11 , 5 statt 2, 21,
5 citiert. — cap. 15, 1 ist nach perdaiuerunt statt des Doppel-
punktes ein Beistrich zu setzen ; ibid. §. 3 verdient das seltene Sub-
stantiv ahieciui^ daa bei Cäsar nur hier vorkommt, eine knrxe Be-
merkung. Vgl. meine Note zu Tac, Germ. 8, — cap. 16, 2 ist au»
Versehen im Texte wöyd-o hinter «xemiw ausgefallen; cap. 17, 2
gehört vor ti' ^>ifm ein Strichpunkt; cap. 18, 2 schreibe zur
besseren Om _ der Schüler: der Insel Erytheiiu — cap.
19, 2 war zu pruttjnditur =r pragrrditur 3 , 77, S praegre»$os zu
ctUeren; cap, 22, 2 findet sich im Text« das kleine Versehen Massi»
lemtium ; cap. 23 , 1 ist im Texte und zweimal im Commentare An-
quiliaria geschrieben, im geographischen Registor aber S, 241
Aquilana , also mit zwei Abweichungen. Sicherlich wird dadurch
dem Schöjer das Kachschlagen nicht erleichtert. — cap. 2*^, 3 und
36, 3 erfordt^rt die Ötijllung rcx lul^x pine kurze Note, Vergleiche
noch 1, 6, 5 de rege Juba und aber rex I)€iot4irtis in dieser
Zeitschrift 1876, S. 5U f. — cap. 30, 1 ist jetzt nach der
Oberliefi^rung consilia %y»caio statt de« früheren gewöhnlichen
Aoedruckes comnlio convoeato geschrieben, aber dazu keine
Not« gegeben. — Zu cap. 32 « 8 r^tie vero L. Bomitium^ an
VOB Domüius dtieruii war dem Sinne nach zu verf^tioben Tar,
610 F. Hofmann, C. Julii Caesaris comin. etc., ang. t. Ig. Premwter.
Eist. I, 30 e^ Nero quoqtte vos destituit^ non vosNeronem, — cap.
39, 0 ist im Texte hoc vor omne ausgefalleD. Man würde freilich die
beiden Worte hoc omne gar nicht vermissen , da sie nach quidqmd
intercederet temporis nur in anangenehmer Weise st6ren. Aber
omne ohne hoc geht gar nicht an, und muss den Schüler in Ver-
legenheit bringen. — ebend. §. 6 ist der zweite Tbeil der Anmerkang
zu confecti nicht am Platze und daher zu streichen. — cap. 40, 4
möchte man statt des Simplex ducit lieber das Compositum deducii
erwarten , weil es bezeichnender ist. — cap. 41 , 8 ist in der Note
dem Texte entsprechend plena erant omnia zu schreiben ; cap. 42, 1
kann ich die Anmerkung zu dem verkürzten Vergleichungssatze ut
in miseris rebus trotz ihrer Länge nicht für erschöpfend halten , da
gerade die Hauptsache fehlt. Vgl. Wölfflin zu Liv. XXI, 7, 7 and
12, 4. Die Note ist darnach kürzer und besser zu gestalten.
III, 4, 4 und in späteren Capiteln hat Hof mann im Texte
wie im Commentare nach Fleckeisen und nach den Handschriften
fortwährend die Form Ptolomaeus statt der jetzt üblicher Ftolemaeus.
Ebenso schreibt er cap. 105, 3 (4) Ptolomaide, im geographieeben
Register aber S. 246 zur Abwechslung Ptolemais, Diese leidige In-
consequenz habe ich bereits bei Besprechung der 6. Auflage (in dieser
Zeitschrift 1877, S. 271) hervorgehoben, ohne dass jedoch der ge-
schätzte Herausgeber sich herbeiließ , die von mir gewüuschte An-
deiung vorzunehmen. — ebend. 4, 5 findet sich im Texte der Druck-
fehler hippotaxatae ; cap. 9 , 1 fehlt abermals eine Anmerkung in
libumarum , welche Form bei Cäsar nur hier vorkommt. Vergleiche
meine Note zu Tac. Germ. 9,5. — cap. 11, 1 kann ich mich mit
der aufgenommenen Änderung desLipsius omnihus oppidis statt
der handschriftlichen Leseart omnibus copiis nicht befreunden. Wie
übrigens die Schüler sich omnibtis oppidis ohne Note zurechtlegen
sollen, ist mir räthselhaft. Es wird am einfachsten sein, die über-
lieferten Worte Omnibus copiis mit Nipperdey und E r a n e r zu
streichen oder mit Dinter wenigstens einzuklammern. — cap. 12,
2 ist passend eine neue Note zu contra atque hinzugekommen ; cap.
16, 5 ist im Texte der Druckfehler copias in copiis zu corrigieren,
cap. 19, 5 die Stellung loqui de pace in de pace loqui zu ändern,
cap. 25, 5 der Druckfehler quom statt qiu>d zu entfernen. — ebend«
§. 4 ist nicht abzusehen , welchen Nutzen die übermäßig lange An-
merkung zu sive ad litora usw. für die Schüler haben soll. Ich
bezweifle selbst den Nutzen derselben für die Lehrer. — cap. 26 , 5
ist wieder per vor biduum ausgefallen. Da solche Fälle sich wieder-
holen, so hätte eine sorgfaltigere Bevision des gedruckten Textes er-
folgen sollen. — ebend. §. 4 konnte zu letnus (das wohl Adverbium
ist) aestimaverunt die Taciteische Phrase in levi habere citiert sein,
die sich Hist. II, 21 und Ann. III, 54 findet. — cap. 30, 7 sollte
eine Note zu dem chorographischen Genetiv Byrrhachinorum ge-
geben sein ; cap. 35 , 1 steht im Texte der neue Druckfehler NaU"
paucto\ cap. 39, 1 sehe ich nicht ein, warum das Pränomen Manius
nicht gleich andern Yoruamen mit Abbreviatur geschrieben wurde.
F. Mofmanvif C. Julü Caeearis coibid. etc., mg. v. /^, Prammer. QU
— cap^ 40^ 3 ist passeud eine Note zu simui ex terra hintagofQgt
worden« Dieselbe gehört aber noch unter g. 2, nicht erst unter 3,
wie aus Versehen geschrieben steht, — Ebenso i^t cap. 42 , b die
Nute ZQ qttod esset tt^menti irrtbdmlicb nie früher unter %, 4 an*
gesetzt. In der^elben ist ferner 1, 36» 6 in 1^ 36, 8 2u corrigieren,
ro wieder nns^ere Stelle mcht eitler t ist^ die doch den Voritug ?or
denen au« dem belJum gallicam verdiente. — cap. 43 , 1 halte ich
die Beue Note zu ex loci natura für äberüüssig , da damit nur die
W ; ^ Tojttes uniBchriebcn werden, — cap. 47, 7 ist das Citat
iiu . ^ AJinalen mit XIV ^ 24 (statt 1 4) richtig zu stellen. Daselbst
itesiAiidre^en vers&timt, die instructiven Stdlen aus Cäsar über
Ke Wert&cbÄtznng dee Getreides und Fleisches bei den Uöuiern an*
zafOhren. — cap. 53, 6 ist in dem Citate aus Tacitus fnemamt statt
meruerai zu schreiben. Cs mag zweifelhaft «ein« ob wir hier eiu Ver-
sehen oder eine wilLkürljche Änderung Tor uns haben. — cap, 5d, h
ist hordeum gt- ' u, 11, 2*2, 1 und HI, 47, 7 hiögogen ordmm,
Die^e kleine Ij. üz sollte in der nächsten Auflage .beseitigt
werden. — cap, tiO, 2 ist die Erklärung vun domc&tko iudicio ge-
ändert und wird darunter das eigene Urtheil der 8chatdigen
verstanden. Da aber dieses ohnehin durch das unmittelbar folgende
animi conscieniia %Mx Q^JA^^^ beiceichnet erscheint, so mOchte ich
trotz der beiden Parallelstellen aus Cicero unter dem domatticum
iMdicium die Meiunng der Umgebung rerstehen — wie noch in der
7. Auflage erklärt wird. — Zu cap, 63, 2 ist eudlich *) uuchzutragen,
dass vallus cullectiv fQr vallum auch §. 8 inter duas vallos ge-
braucht ist. Vielleicht ist auch I» 28, 5 boi rallum mcnum das Mas-
cuJinum anzunehmen^ wie Eiche rt S. 248 wilL — ebeud. §. 6 steht
larmentis tdisque. Vgl. m cap. 51, 8, wo ich mich jedoch mit der
Behauptung, das^ die Erwähnung von tormenium hinter telum un-
n^ ' :-\ nicht befreunden kann. Denn es ist doch zwischen beiden
■A 'li ein nicht unwesentlicher Unterschied. — cap. 70, 2
hchreibe io der Note zu proprium einen ihm ^statt dei^ itou
Fehlers ihnen) bereits gehörenden Sieg, Denn ^ 1er
Singular Caesariä unmittelbar darauf, — cap. 71, 1 hat es Uof-
in a n n versäumt , bei dem Citate aus Livius am Schlüsse traduntur
Bzufögen, se dass der längere Satz ohne Hauptverbum bteht. Das
Ist sicherlich eine schlechte Küne. -^ cap. 80, 6 ist oppiAßnart
a§gres8U8 uhne Kote geblieben, aggrcdi mit dem Infinitiv = im»
ciperc kommt bei Cäsar nur hier vor Vergleiche E i c h e r t S. 13. —
cap. 81, 3 steht nja Schlüsse der Note ferre statt mnferre, cap. 82,
6 im Texte das Versehen auiiccdcr^^ das freilich nicht st^rt, —
cap. 88, 5 hat Hofman n jetzt sinistro cot^u ohne d;is früher boi«
gesellte in^ wie Dinter und Nipperde y. Im kritischen Anhange
ist darOber nichts gesagt. Die Präposition kann allerdings aach
fehlen, wie man ans dem folgenden Capitel §, 2 ersieht, ^ cap. 94 »
*) Vergleiche lo dieser ZeiUchrift 1877, & 270: inlef dum valh»
doch xweifelloü fflr inter duo vaUa.
612 F. Hofmann, C. Jalii Caesaris comm. etc., ang. v. Ig. Prammer,
3 fehlt eine Bemerkang zu dem Pleonasmus initium oriretur ; cap.
97, 3 schreibe i. d. N. Z. 4 er statt Cäsar. — cap. 100, 4 ist die
Verbindung ante proelium cognitum statt des Zeitsatzes aniequam
proelium cognovit jedenfalls bemerkenswert, wenn auch Eichert
sie S. 19 seines Specialwörterbuches ebenfalls einfach zu übergehen
ffir gut befindet. — cap. 101, 6 hat Hofmann nunmehr depresscte
statt des fi-uheren deprensae geschrieben, wie Dinter und Nip-
perdey. Vgl. in dieser Zeitschrift 1877, S. 271. Damit ist endlich
ein Versehen beseitigt, das sich bereits durch mehrere Auflagen hin-
durchgeschleppt hat. — cap. 103, 1 schiebe i. d. N. 1. Z. 4 y. o. e«
nach constabat ein, und zwar aus dem Grunde , weil bei Cäsar con^-
Stare in der Bedeutung aus etwas bestehen nicht mit dem
bloßen Ablativ vorkommt. Siehe Eichert S. 56. — cap. 104 ^ 3
steht der schlimme (neue) Verstoß, dass Pompeius am Tage vor
seinem 48. Geburtstage ermordet wurde. Denn da derselbe am
29. September 106 geboren war, so ist sein 58. (nach Peter sein
59.) Gel^urtstag gemeint. Sonst könnte ihn wohl auch M o m m s e n
nicht ni, S. 422 ein bejahrtes, unföhiges und vernutztes Haupt
nennen. — cap. 110, 4 ist zu dem Conjunctiv der Wiederholung st
quis prehenderetur II, 41, 4 (nicht 1) zu citieren; cap. 112, 10
steht quisqus wegen des vorausgehenden sibi statt uterque '). Dies
konnte in einer Note kurz erwähnt werden; freilich ist es auch bei
Eichert S. 201 nicht geschehen. — Auch cap. 19, 3 fehlt, wie
ich nachträglich sehe, eine Note zu altera die — wo dies offenbar
den natürlichen Tag bezeichnet. Es scheint die einzige Stelle bei
Cäsar zu sein.
Im kritischen Anhange, der von S. 247 — 260 abgedruckt ist
und nach meiner Meinung auf die Hälfte reduciert werden könnte,
citiert H o f m a n n wie auch sonst ungebürlich oft seine Abhandlung
de origine belli civilis Caesariani, S. 260 ist die Bemerkung wegen
der Form Ptolomaeus erst zu III , 103 , 2 gegeben , nicht bereits zu
cap. 4, 4 apttd regem Ptolomaeum. Schlimmer ist, dass S. 259, Z.
17 V. 0. segni statt sequi sieihi. Denn so conjiciert Madvig advers.
critica II, S. 277.
Von Druckfehlern ist diese Schulausgabe leider nicht frei.
Außer den bereits angeführten habe ich noch folgende wahrgenommen :
S. 22 r. Z. 4 V. u. orgine statt origine, S. 26 r. Z. 2 v. u. möglichst
für möglichst, S. 83 r. Z. 2 v. o. Kriegsmaschienen, S. 85
1. Z. 3 V. u. 1 statt 2 ; S. 97 r. Z. 3 v. o. fehlt ein Beistrich nach
sind; S. 114 r. Z. 5 V. 0. begegnet nach statt nacti, S. 117 1. Z. 1
v. u. die Capitelzahl 8 statt 18, S. 118 r. Z. 8 v. u. der gramma-
tische Fehler welchem für welchen, S. 122 1. Z. 12 v. o. Tri-
nundium statt Trinundinum, S. 124 r. Z. 9 v. o. 7 statt 3;
S. 138 1. Z. 3 V. 0. setze nach nicht ein Komma; S. 142 1. Z. 6 v. o.
ist bei BfjLnOQOi der Accent abgesprungen ; S. 143 fehlt in der letzten
') Vcnrleiche dagegen cap. 10, 7 desselben Baches dum sibi uterque
confideretj wo also das Keflexiv auf das nachfolgende Pronomen nicht einwint.
P. Thomas^ M. Tolüi Ciceronis pro Arcbia» ang«i. von Ig. Prammer. ^It
TexUeile am Räude die Paragraphenzabl 3, Sp 147 1. 2, 13 ?, o.
inacL homa ein Beistrich; S. 153 siebt L Z. 7 v. u. berühren
[statt berrQhreD; S. 191 1. Z, 9 v. o. ist tap-fere abgetbeilt,
[Z. 19 ist der Beietrich DHch musarum z\i tilgen ; 8. 199 [. Z. 8 ?• u.
Steht AoffUssnug statt Äui^Ussung, S* 203 1. Z. 4 v, a,
Itundiim statt cundem, S. 252, Z. 14 v. o. 4 statt 5 and S. 254,
}%, 16 V, 0. Niperdey. Glöcklicherweige sind die wenigsten von
I diesen Versehen störend* Ein angehängtes Druckfehlerverzeichnis
wäre jedoch wünschenswert gewesen, namentlich wegen der im Texte
ausgelassenen Worte* An Raum dazu hätte es S. 260 nicht ge-
mangelt.
Die äußere Ausstattung sowie der Preis der vorliegenden
Schulausgabe ist unverändert geblieben.
M. Tullii Ciceronis pro Ä. Licinio Archia poeta oratio ad iudices-
Tcite revu et ftnriati^ T*ar Paul Thomas» profeasear k rüniveriite
dö Gand (en V*- Iods^ Hector Maneeaui, iroprinienr ^ — 4diteur
1882. XII Mud in Dttodi^z.
Das Büchlein gebiert der belgj^^clien „collection nationale de
claBsiqnes ä Tusage de Tenseignetneut moyen piihljee par Hector
Manceaux^ an. Im avant-propos sagt der Verf.» dass er für den
Cotnmeutar der kleinen Hede die deotschen BchuUusgaben von Halm
und ß i c h t e r * E b e I h a r d , so^^ ie die französischen seines Lands*
Boes Rörsch und des naturalisierten Dübner benutzt habe.
'Büfiglich der grammatischen Erklärnng verweist er der Kürze halber
häufig auf die 11, Auflage der Grammatik von Gantrelle. Die in-
trodnction gibt S. VII— X das tum Verständnis der Rede Notb-
wenJige in einfacher und fassHcher Sprache. S. VlII, Z. 9 v, o. steht
ins les ßoixante jours. Hier wird der belgische Gerichtsausdruck
2ns t den man in französischen Wörterbuchern gar nicht findet,
rlieh manch ön Ujser verblnfTen. S. 15 dagegen findet sich das
Bige d<ins les trente jours. — Der appendice critique S. XI
enthält «in Verzeichnis der aufgenommenen Conjecturen, Von
deutschen Gelehrten begegnen in dieser Liste am häufigsten die
Namen von Halm. Mommsen und Schütz, öfter noch der Däne
Madvig,
Text und Coaimentar ist von S. 1 — 35 abgedruckt. Die Xoten
sind knn und bdndig, wag fQr eine Schulaufgabe nicht genug gelobt
werden kann. Demzufolge habe ich auch nur wenige und unbe-
deutende Ausstellungen zu machen. B. 4 steht im Texte richtig
l^uadam, in der Anmerkung aber qu^dam. — cap. 4, 6 ist bei der
[irurschiedenen Construction von ad$cribi nicht auf %, 1 verwiesen
' rfitatihus aditeripti), Vergleiche Über noch zwei andere
' a dieses Wortes in der vorliegenden Rede die An-
mürkuiii: von Schultz zur letztgena unten Stellt. — ibid. §. 8 wird
ta adscnptum Jhradiensem wohl das voransgehende IhracUae
614 P. Thotnas, M. Tallii Gieeronis pro Archia, angez. von Ig. Prammer»
adscriptum citiert, uns aber nicht gesagt, ob Heracliae Locativ oder
DatiT ist. Man ersieht daraus, dass der Herausgeber die Schulausgabe
von Schultz (Paderborn 1879) hier nicht mit zur Benützung her-
angezogen hat. An andern Stellen ist dies aber unleugbar geschehen.
-^ cap. 5, 10 konnte zu Jjoerenses bemerkt sein, dass dieselben bei
der Aufzählung in §. 5 nicht mitgenannt sind, unrichtig ist weiter
BnUium statt BruUtutn geschrieben. Außerdem gehört die Anm. zn
dem ironischen credo vor die zu Loerensea. — ibid. §.11 hat
Thomas sowohl ita als huch pro cive im Texte belassen. Dies wäre
nur dann erträglich, wenn auf ita ein Consecutivsatz folgte. Da dies
aber nicht der Fall ist, so muss entweder ita oder pro cive gestrichen
oder doch als unechter Zusatz eingeklammert werden. -- cap. 7, 16
erscheint mir das Gitat zu C Laelium „V. le de amicitia^ doch gar
zu lakonisch. Es ist mindestens dialogue nach le einzuschieben. —
ebend. halte ich es bei den Worten secundas res ornant, adversis per-
fugium ac solacium praebent nicht für überflüssig zu bemerkeiiy
dass sie lediglich Übersetzung eines Ausspruches von Aristoteles
sind. Gicero hat nur den Trost hinzugegeben. — cap. 8, 17 hätte
ich statt der überflüssigen Bemerkung zu tantum amorem lieber
eine solche zu dem vorausgehenden tarn animo agresti ac duro be-
züglich des Hyperbatons von tarn gewünscht. — cap. 10 , 23 ver-
diente die Form incUamentum statt der gewöhnlichen incUatio
jedenfalls eine kurze Note. — ebend. §. 24 begegnet im Texte die
Silbenabtheilung ads-titisset und im Gommentare Callis-thäne, Eben-
daselbst ist Z. 5 V. u. noaier hie statt hie noater zu schreiben. —
In der 2. Note zu cap, 11, 27 lässt Th. den tragischen Dichter L.
Attius „ vers 104 avant J^us Ghrist^ 8terben,während andere als Todes-
jahr 63 annehmen. — cap. 12, 30 bezeichnet virtutum im Gegen-
satze zu consiliarum und nach dem ganzen Zusammenhange wohl
Äußerungen der virtus^ also rühmliche Thaten. Vergleiche Gern.
Nep. Hann. 12, 5 memor pris^narum virtutum und Tac. Germ. 18
extra virtutum cogitationes.
Der Druck des Textes ist sorgfaltig überwacht worden und ich
habe darin nur den oben erwähnten Abtheilungsfehler ada-titisset zu
bemängeln gefunden. Im Gommentare hingegen begegnen einige Ver-
sehen des Setzers. So ist S. 13, Z. 4 v. u. bei diffdre der grave an**
deutlich gedruckt; S. 19, Z. 1 v. o. fehlt der Punkt nach der Abbre-
viatur rem(arqae) und Z. 4 v. u. steht Heu statt Ueu, eine recht un-
liebsame Metathesis. S. 20 und 21 begegnet asyndeton ohne den
üblichen accent aigu; S. 21 , Z 4 v. n. schreibe bas und S. 22 , Z. 4
V. u 0n^recrot^emen<zusammen;S. 26, Z. 2 v. u. i^i regionibuanAiA
terrae weggefallen nndS. 32, Z. 1 v. o. schreibe /im6t«5. Wie man ans
der kleinen Liste leicht ersieht, sind es mit einer einzigen Ausnahme
lauter unbedeutende Fehler, die den Leser nicht zu stören vermögen.
Die äußere Ausstattung des Werkchens ist eine anständige.
Wien. Ig. Prammer.
UL Bobert, reDtateuohi yqtüo htina etc, Mgex. ron /. Hu€mtr. ffU
PeDtuteuchi versio latina antlquissima e codice Lugduiif'nsi*
VerÄJon latine da p* re a. s. Jm'ine " ' * s
li> ms, de Lyoo avt' ^ obserratiora \
pbilologtopes et luLcriurr:^ Mir iuiji;me ©t la Y&leur iif ir tciu' jiar
ü»y«»e Robert, Paria 1881. FiTinin-Didot, (CXLII, 881) p. .
Zie^Ier ^) hat im Jahre 1879 de« Bestaud der yorhieronymischeu
Bibel ÜbersetiEUngen öbereichtlfch geordnet und beschrieben. Unter
diesen finden wir bereits als ^erfreulichste Berelch^rting'' den Ab-
druck aus einer der Bibliothek des Grafen Aäbburoham in London
einverleibten Handschrift enthaltend die Bächer Leviticns und Numeri
(Libromm Levitici et Kumerumm versio antiqua Itala e codice per>-
antiquo in bibiiotheca Äsbaruhainiensi conservato nunc pnmam t|pis
edita* Londjni 1868), Diese Handschrift wur durch den Biblioklepten
Ltbrl nacli England grekommen , der sie aus der Bibliothek zu Lyon
entwendet hatte. Der Umsicht des gelehrten Delisle ist es gelungen
die Geschichte des Diebstahles aufEuliellen und das kostbare Denkmal
durch die Munitioenz des jöngeren Grafen v. Asburnham dem Heimat^-
lande und dem Stammcodei , aus dem jener Theil genommen war.
wieder znzuftihren« Durch Delisle wurde U, Robert veranlasst das
ganze Fragment des Pentateuchs, jüowie es ehedem in dem Codex
Lugduneasis 54 vereinigt war, zu verOfFentlichen.
Mit dieser Publicatiou ist die Italafoi-schung in ein neues
Stadmtii getreten. Bald, so wollen wir hoffen, wird ein Gelehrter sich
finden, der die zerstreuten, uuä ofi sehwer zuganglichen Bruchstücke
der vorhieronymischen Übersetzungen grammelu und für die Wissen-
schaft allgemein verwendbar machen wird.
Die Geschichte dieser Handscbiift. die das *habent sua fata
libelli' in neuer Weii^e beleuchtet, ist von Robort in der Praefatio
0ing«hend ertJrtert ; f i Rönsch bereits in dieser Zeitschrift
(S. 336) berichtet, imi jedoch auf sichere Daten stQtzen zu
können.
Der voreinigte Cod. Lug. entbält folgende Fn^mente: Gen.
XVI 9 - XVII \\i, XIX 5—29, XXVI 3S — XXXm 15, XXXVIl 7
— XXXVIII 22, XLII 36 — L 26; Eiod. I 1 — VII 19, XXI
ti— 36, XXV 25 — XXVI 13, XXVII 6 — XL 86 (32); Levit. I
1 — XXVIl 34: Num. 1 1 - XXXVI 13; Deut, I i — XI 4.
Nach einer sehr detaillierten Beschreibung der Hs., welche
nach Delisle auB dem VI. Jahrh. stammt, sowie der verschiedenen
TbeiJe, folgt der besonders beachtenswerte Abschnitt ^Eiameo ortho-
graphiqne ei grammatical mit demSchlusse p. XLV: £n resum^ Pin-
t^^r^t du Codex Lugdunensis consist« peut-^tre moins dans la nou-
▼eaute det f^its qae dans la quantite d'eiemples qu*il fournit: ce qni
lui donnera surtout de la valeur aupr^ des phiioloques, ce sont les
mots rares ou tout k fait inconuus que Ton y roocontre en assez
grmnd nonrbre. 11s formcrront nne division speciale ä la suite de la
grammaire et de la traduction.
'^ Die laioiQiacbeti BibelflWrt^^tiunjt^ti vtjr Hi»ronymus und die
l||Ua de» AaguaiiDUfi S, 102 (T.
616 ül* Bobert, Pentateachi venio latinaetc., angez. von /. Huemer.
In der jetzt allgemein üblichen Form werden die ortho-
graphischen und grammatischen Eigenthümlichkeiten besprochen.
Manche neue oder seltene Formen werden durch die Version überliefert
und bestätigt, so z. B, die von dem Grammatiker Virg. Maro bezeugten
Formen (vgl. meine Schrift : Die Epitomae des Grammatikers Virgilius
Maio usw. Wien 1882) laci, laco, lacorum, lacos; das von Probas
gerügte Wort mascel statt masculus wiid 210, 6 (omnis mascel
manducabunt) gelesen. Übrigens dürfte die Zahl der neuen oder
seltenen Wörter p. CXXIII bei einer ßevision verringert werden , da
Bobert nur nach Forcellini, Freund, Quicherat und Bönsch seine
Proben anstellte, ohne die maßgeblichen, aber leider sehr zerstreuten
lexikographischen Arbeiten Pauckers benützt zu haben. Im ortho-
graphischen Theile begegnen wir einigen auffallenden Bemerkungen,
wie E = I darunter intellegere ; AE = OE : caelum, haedi ; F =: FF
afluens; G äpenthötique: didragchimi (vgl. das hdschr. didragma);
N = M: quendam; MP = N: temptatione, temptasti; TT = T:
rettulisti und U = AV: clusit; üü = U: bouum u. a. Viel ge-
lungener ist der Abschnitt: Hell^nismes: influence du texte grec sor
la traduction latine p. LXXIX, in welchem Bobert den Beweis
lieferte, dassder größte Theil der grammatischen Eigenthümlichkeiten
auf Bechnung des griechischen Originals komme, dem der Obersetzer
sich sclavisch anschloss. Aus dem Umstände, dass die Version
einige seltene Wörter und Formen mit afrikanischen Schriftstellern
TertuUian, Arnobius, Gyprian u. a. gemeinsam hat, wlUB. (ein sehr
trügerisches Verfahren) schließen, dass die Übersetzung in Afrika
entstanden sei oder von einem Afrikaner herrühre. Aus einigen Ab-
weichungen der Version von Gyprianischen Citaten uud aus dem Um*
Stande, dass Lucifer de Oagiiari, der um 356 schrieb, dieselbe kannte,
folgert B., dass die Übersetzung, auf welche der Cod. Lugd. zurück*
geht, um das dritte Jahrhundert entstanden sei. Der Herausgeber
stellt folgendes Gesammtresultat an d6n Schluss der Einleitung
p. CXLI : Le codex Lugdunensis a 6i6 de bonne heure, vers le VII * si^cie,
l'objet de r^visions et de corrections , qui ont eu pour bat de le
ramener ä la Vulgate. La traduction est ä peu pr^s sürement d*ori-
gine africaine et semble remonter ä la derniöre moiti^ du III* siöcle
et dtre antörieure ä la fin du IV * ; eile a etait ^t^ faite sur une
Version grecque qui diff^re assez du Codex Vaticanus et du Codex
Alexandrinus, Elle n'est pas la version nomm^e pas saint Au-
gustin Itala, eile a du dtre connue, de quelques-uns des premiers
P^res et de plusieurs ecrivains chretiens; malgr^ les nombreuses
fautes qu'elle präsente, eile n*en a pas moins un grand intöröt, parce
qu'elle comble une importante lacune dans la s^rie des livres saints
de rj^glise primitive.
Die Handschrift ist wörtlich abgedruckt und dabei der latText
dem griechischen Texte gegenübergestellt, so dass die Be-
nutzung eine sehr bequeme und einfache ist. Die luxuriöse Aus-
stattung erhöhte den Preis dieses wichtigen Werkes auf 50 fr. Es
reibt sieb also dieses Buch würdig den früheren Publicationen ahn-
Venantios Fortünatua ^d. F. Leo, ing. v. M. PeUchenid. Ö17
licfaon Inhaltes und Zweckes an, ?oq ddnen Hartel (Prol. Gjpr.
p, XXIV) trefflich bemerkt: qui has reliqaias ediderant, plerique
gplendidissima Tolamina inhnmaDo pretio exposita denegari ma^is
quam communicari doctig hominibus voluisse videntur,
Wien, Job, Huemer,
Tenaoti Honori Clementiani Fortunati presbyteri Italici opera
poetioa recensQit H eiDendavit Fiidericas Leo (M-^miraentÄ Ger-
maniae historica. Auctorum antiqpifiHtnionim tomi IV parä prior)*
ßoroUni apud Weidmanoos MDCCCLXXXL - XXViÜ uüd 427 ÖS.
Vom ästbetiBcben Gesichtspuukte aus betrachtet sind Fortu*
'nats Oicbtuugeo eine wenig anmuthende Lectflre. Schon die von
ihm behandelten Stoffe sind selten der Art, dass sie allgemein Au-
ziebendes und Interessantes bieten. Sieht man von dem Epos nbei*
den heiligen Martin ab« in welchem er sich der Erzählung des Sa 1-
piciuß Seyerud sclaviscb getreu anschließt u nd die Begebenheiten
kunstlos aneinander reiht, so bleiben fast nur Gelegenheitsgedichte
übrig, poetische Briefe und BiUets au seine weltlichen und geist*
liehen Gönner und Freunde, Epitaphien, Verherrlich ungeu von Hei-
ligen, meist bei Gelegenheit der Einweihung einer neuen oder re-
staurierten Kirche, also lauter Erzeugnisse des Augenblickes und
eben so flüchtig wie dieser, Yon den Zeitgenossen vielleicht sehr be*
achtet« von der Nachwelt aber bald vergesseu. Nach dem eilften
{ahrbundert scheint man seine Gedichte nirgends mehr vollstAndig
^eacbiieben zu haben. Es liegt im Wesen einer solchen Gelegen-
""heitspoesie* dass sie an Reicht bum, Umfang und Tiefe der Gedanken
nur eine sehr niedere Stufe einnimmt. Was in dieser Hinsicht man-
gelt, muss durch die Phrase ersetzt werden. Daher bewegen sich
ticb Fortunats poetische Erzeugnisse in einem recht engen Ideen*
reise und ermüden durcb die unablässige Wiederkehr der nämlichen
}edanken, die zum Theil in allen möglichen Tonarten variiert
werden« zum Theil aber auch in dasselbe sprachliche Gewand ge*
kleidet immer und immer wieder erscheinen. Selbstverständlich ist
die ganze Lebensanscfaanung des frommen Presbvtors eine durchaus
chnatliche und kirchliche. Die Antike dient nur noch als Aufpatz,
wie im Epithalamium auf Sigibert und Brunhild (VI, 1)« und das Prun-
ken mit ^m\ Namen berühmter Griechen und B^Jmer, wie der Hin-
weis auf metrische Studien (IX, 7) will wenig bedeuten. Studiert
bat Fortunat die Alten, auch seinen Flaccus Pindaricua, nur in sehr
tiränkteni Maße. Dies beweist abgesehen von allem andern die
prachliche Darstellung. Diese entfernt sich nicht nur von der clas-
oheo Latinitat, sondeni auch von der späteren YLotyri ^^ Form und
atzban so sehr, dass maa deutlich merkt, wie in jener Zeit sich der
vollständige Bruch mit dar Antike vollzieht und die Morgenrötbe
iiner neuen Sprache, des Romanischen, anbricht Noch mehr als f&r
" Ite Form trifft dies für die Sjntat zu; die Art und Weise, die Ge-
danken äoszudrQcken, die Logik der Sprache ist schon eine ganz an-
1^18 Venantias FortanatQS ed. F. Leo, ang. ▼. M. Petsehemg,
dere geworden. Bei Fortunat, der doch die grammatisch-rhetorische
Schulung durchmachte und in Italien geboren war, muss diee um
80 mehr auffallen, wenn wir ihn mit Gorippus vergleichen. Beide
sind Zeitgenossen^ beide besingen Justin den Jüngeren und seine
Gemahlin Sophia. Aber die Sprache des afrikanischen Grammatikers,
der den größeren Theil seiner Lebenszeit in einer kleinen Stadt
seiner Provinz zubrachte, ist auffallend reiner als das Latein For-
tunats, welches jedenfalls durch dessen langjährigen Aufenthalt unter
den Franken nicht unbeeinflnsst geblieben sein wird.
Man würde aber dem Dichter und seinem unzweifelhaflien Ta-
lente unrecht thun, wollte man allen seinen Erzeugnissen nur einen
geringen ästhetischen Wert beimessen. Einzelne sind wahrhaft
schön, wie die Schildemngen der Mosel- und Bheinlandschaften III,
12. 13. X, 9. Tief empfunden und ergreifend geschrieben ist das
Gedicht de excidio Thoringiae, von köstlichem Humor die Schilderung
des eigensinnigen Flusses I, 21, trefflich die Beschreibung des Früh-
lingsanfanges III, 9.
Ganz anders aber stellt sich Fortunats Bedeutung dar, wenn
wir seine Dichtungen vom Standpunkte des Geschichtsforschers aus
betrachten, Sie sind ein wichtiges Denkmal fttr die Geschichte, vor
allem aber för die Culturverhftltnisse der Merowingerzeit. Wir ler-
nen aus ihnen die Namen hervorragender geistlicher und weltlicher
Würdenträger, ihre Stellung und Bedeutung im Staate wie im Volke,
manche Einzelheiten aus dem Leben des Hofes, zu dem der Autor in
naher Beziehung stand, kennen ; wir erhalten wichtige Aufschlüsse über
Bauten und Culturanlagen, Andeutungen über Gartenpflege, Obst-
baumzucht, Nahrungs Verhältnisse, über die Arten zu reisen, so wie
über vieles andere, was dem CuHurhistoriker für den Entwurf eines
Gesammtbildes sehr zustatten kommt. Bei dem regen Eifer, welcher
jetzt auf dem Gebiete der ältesten deutschen Geschichte herrscht,
musste daher eine neue kritische Ausgabe sehr willkommen sein, be-
sonders da der zuletzt erschienene Text, von dem Benediktiner von
Monte-Casino Angelo Luchil786 besorgt, im ganzen auf der Ausgabe
des Jesuiten Brower (1603) beruht, dessen Verfahren ein ziemlich
willkürliches war.
Der uns vorliegende Band enthält den gesammten dichterischen
Nachläse Fortunats, soweit er erhalten ist. Derselbe besteht 1. aus
einer Gedichtsammlung von eflf Büchern mit eingestreuten prosai-
schen Stücken, meist Vorreden im Briefstil, neben einer Erläuterung
des Vaterunser und des Symbolum; 2. aus einem Anhang von 31
Gedichten und zwei Fragmenten, welche ein Pariser Codex erhalten
hat ; dazu kommt ein von Brower aus einer Handschrift von Trier
gezogenes Gedicht ; 3. aus dem Epos Vita sancti Martini in vier
Büchern — Anhangsweise folgen elf unechte Gedichte.
Die von Leo benützten Handschriften, von denen nur wenige
die Gedichtsammlung und die Vita Martini zugleich enthalten und keine
einzige den vollständigen Nachlass bietet, sind sämmtlich im 8. bis
10. Jahr hundert geschrieben. Alle Handschriften der Carmina gehen,
VenantiuB Fortunatus ed. F. Leo, ang. v. M. Pet8chenig. 619
wie Leo überzeagend nachweist, auf zwei Archetypa zurück. Das eine
ist repräsentiert durch den Parisinus 13048 saec. VIII — IX, welcher
den bestou Text bietet, aber leider nur eine Auswahl von 57 Ge-
dichten enthält. Alle anderen Handschriften stammen aus einem etwa
um die Mitte des 8. Jahrhunderts geschriebenen und bereits ver-
derbten Exemplare. Sie zerfallen je nach dem Grade der Verderbnis
nnd Interpolation in mehrere Classen ; die beste ist ein Parisinus
saec. X. Mit der Überlieferung sieht es also nicht zum besten aus.
Jener codex, dem die Blumenlese im Paris. 13048 entnommen ist
und der die meisten anderen Handschriften entbehrlich gemacht
haben würde, ist leider verloren; die Abschriften des anderen Ar-
chetypons aber sind an nicht wenigen Stellen unheilbar verderbt.
Nicht selten fehlen einzelne Wörter in der Mitte oder am Ende des
Verses, wie VIII, 3, 347 ; IX, 9, 4; X, 17, 31, oder einganzer Vers,
wie X, 19, 26; sehr häufig ist die Überlieferung bis zur Unkennt-
lichkeit entstellt, wie VII, 12, 14, wo die besten Handschriften re-
solvis, die übrigen solvis oder solitis anstatt refluis lesen. Dazu wim-
meln diese Codices von den allerärgsten Schreibfehlern, wie sie nur
die äußerste Nachlässigkeit oder die verdorbenste Aussprache der
Mönche im 8.— 10. Jahrhundei-t verschulden konnte; denn dass sie
das Latein und ihren Autor halbwegs versta nden, beweisen ihre In-
terpolationen. So sind beispielweise die casus obliqui von urbs und
orbis vielleicht hundertmal, selbst in den besten Handschriften, ver-
wechselt. Nimmt man dazu noch die schlechte Latinität des Autors
selbst, so wird man es begreiflich finden, dass die Kritik dieser Ge-
dichte sehr schwierig ist. Der Herausgeber hat nun den unter solchen
Umständen allein richtigen Weg eingeschlagen, dass er nur evidente
oder doch wahrscheinliche Emendationen aufnahm, dagegen die plan-
losen Vermuthungen seiner Vorgänger nicht einmal erwähnte. Mit
Recht weist er darauf hin, dass man ohne die genaueste Kenntnis
des Sprachgebrauches es nicht wagen könne, einen Dichter von sol-
cher Eigenart zu emendieren. Dass ungeachtet der Bemühungen Leos
und Mommsens, welcher reiche Beiträge lieferte, noch eine große
Anzahl von Stellen nicht verbessert ist, liegt in der Natur der Sache.
Der Coniecturalkritik ist hier noch ein weites Feld eröffnet, welches
sich aber nur dann als fruchtbringend erweisen wird, wenn sich mit
der kritischen Divination die stete Rücksicht auf den Sprachgebrauch
und ein möglichst eingehendes Studium desselben verbindet.
Das Lob, welches Leo für die Gestaltung des Textes gezollt
werden muss, kann auf die Orthographie nicht ausgedehnt werden.
Ich verkenne die Schwierigkeiten nicht, welche das beständige
Schwanken der Handschriften mit sich bringt; auch lag dem Her-
ausgeber nicht das gesammte handschriftliche Material vor, welches
hier in Betracht kommt, da, nach einer Bemerkung im Vorworte zu
schließen, die prosaischen Schriften Fortunats von einem anderen
Gelehrten bearbeitet werden. Wo aber so alte Handschriften, die zu-
dem von der ürhandschrift nur um 2 — 4 Jahrhunderte abliegen,
völlig oder doch großen Theils übereinstimmen, lässt sich doch eine
ZaiUckrift f. 4. AsUrr. Gyinn. I8fti. VIII. und IX H«n. . 40
620 Venantius Fortunatus ed. F. Leo, ang. v. M, Petschenig,
Entscheidung treffen. Ich will dies an einigen Beispielen zeigen.
I, 9, 17 steht incolomis, wie alle Handschriften bis auf eine lesen,
im Text, sonst überall incolamis. Aber fast an allen Stellen istincolomis
einstimmig überliefert; vgl. VI, 5, 260. 270. 318. Vm, 9, 15. X, 4,
1. 7, 56. 11, 25. App. 4, 10. V M I, 396. II, 54. III, 94. 118. 294.
360. IV, 269. 507. Eine solche Obereinstimmung kann doch nicht von
den Abschreibern herrühren. II, 4, 17 wird bracchiaim Carmen qaa-
dratum durch die Buchstabenzahl gefordert ; so schreibt Leo ferner VI,
5, 31 mit einer, V M III, 172 mit zwei Handschriften. Da aber an 15
weiteren Stellen die bessere Überlieferung wiederum für brachia ist,
mnss dieses überall hergestellt und das einmalige bracchia auf Bech-
nang des Verszwanges gesetzt werden, der den Dichter noch zu ganz
anderen Dingen trieb. VM IV, 52 steht nach schlechteren Hand-
schriften coniunx im Texte, ebenso I, 15, 94. IV, 20, 5. 25, 9. App.
2, 91 bietet 2^ coniux, Leo aber schreibt coniunx. Dagegen lesen
wir IV, 26, 69 und VI, 1', 29 das richtige coniux. Was soll dem-
nach die Bemerkung im Index : 'coniux\ non ^coniunx^ optimi fere ?
Ebenso wechseln cerimonia (I, 11, 23) und ceremonia (VM III, 53.
IV, 308), parvolus (IX, 1, 3. 139) und parvulus (X, 8, 28), Macha-
beorum (IX, 2, 103) und Machabaea (X, 15, 1). — VII, 20, 7 und
VM IV, 300 ist nach den besten Handschriften cohercet, X, 1, 13
Arriano, X, 1, 53 oportunitates hei-zustellen. Ganz dasselbe Schwan-
ken herrscht in der Schreibung der Eigennamen. VI, 3 steht in der
Überschrift Theudechilde, dagegen im Vers 8 Theodechilde, obwohl
die beste Überlieferung dagegen ist. Im Index heißt es : *Toroni To-
rouensis', non *Tnr.' fere. Dennoch lesen wir V, 8, 5. 9, 2 Toronis
gegen alle, V, 10, 2 gegen die besten Handschriften. In griechischen
Wörtern folgt der Herausgeber durchaus der gebräuchlichen Schreib-
weise. Es muss jedoch hervorgehoben werden, dass die Handschriften
in der Weglassung der Aspiration (z. B. caracter, clamis, conca, corda,
crisma) auffallend übereinstimmen. Diese Erscheinung sowie die ge-
sammte Orthographie der Handschriften Fortunats verdient das Sub-
strat einer eingehenden Untersuchung zu werden ; eine solche würde
für die vulgäre Latinität des sechsten Jahrhunderts interessante Re-
sultate ergeben.
Die handschriftliche Überlieferung ist vom Herausgeber an
sehr vielen Stellen wieder in ihr Becht eingesetzt, manchmal aber
auch ohne Noth geändert oder angezweifelt worden. Im Titel zu I,
5 bieten die codd. in cellula S. Martini ; Leo schreibt mit der Vul-
gata in cellnlam. Ebenso steht I, 7 tit. in den meisten codd. in honore
basilicae, und II, 2. 6. III, 7 schreibt Leo selbst mit der Überlieferung
in honore, III, 8 in laude. — I, 8 tit. ist ultra Garonna von den besten
codd. überliefert. Eigennamen sind auch sonst von Fortunat als Inde-
clinabilia in der Ablativform behandelt; vgl. 1,9,9 nomine Vernemetis
voluit vocitare, I, 19 tit. De Vereginis villa und Vers 2 Veregiuis ager,
V, 8, 5 rediit Turonis, V, 9, 2 Turonis pascis greges, V, 10, 2 caput
Turonis, VM III, 153 Carnutis dum veniret; auch VM III, 415
dürfte mit allen codd. Nemaaso zu lesen sein. Fortunat hat sehr oft
YenaDtius Fortunatas ed. F, Leo, ang. ▼. M, Peischenig. 081
Ablative auf -e statt -i; demnach durften die überlieferten Formen
Burdigalense (in den tituli zu I, 18. 19. 20), Artanuense (X, 5 und
10 tit.), natale (XI, 5 tit.) nicht angetastet werden; letzteres steht ^
auch X, 7 tit. in guten Handschriften. — V, 2, 72 und VIII, 6, 11 '
war das überlieferte haec (nom. plur. fem.) beizubehalten. — Zu I,
10, 10 quo neque tunc poterat plebs veneranda capi vermuthet Leo
venerando. Weder dieses noch die im Index unter 'gerundivum' ge-
gebene Erklärung venerandus =? venerans ist richtig, veneranda
plebs ist vielmehr das Volk, insoferne es rechtgläubig ist, der Chri-
sticola populus (I; 11, 6). Vgl. II, 9, 50 construit angelicos turba
verenda choros ; ebenso ist auch II, 13, 2 veneranda fides aufzu-
fassen. — I, 19, 3 f. wird die Lage einer Villa beschrieben:
hie brevis ascensns leni snbit aggere clivam,
carpit et obliqua moUe viator iter.
Die zwei besten Handschriften haben mole, was sich vielleicht doch
halten lässt; der Sinn ist obliqua mole viatori iter cai-pendum 'der
Wanderer muss schräg ansteigen\ Damit entfallt das angenommene
Adverbium obliqua.
Zu III, 11, 15 f. tristibns inpoiiis curas purgando ^uerellas,
et sanat cunctos una medolla viroi
vermuthet Leo iupendis, Mommsen tristes componis. Aber curas ist
wohl in dem Sinne von curationos, ia/mra zu nehmen.
III, 13, 37 f. horrea praemittis melius quam condita servans:
quas sie diffaudis dat paradisus opes.
Auch das überlieferte tua (statt quam) gibt einen guten Sinn : ^Dq
schickst die Vorräthe zum Himmel voraus uud bewahrst sie (tua con-
dita =: tuas opes) so sicherer auf*.
IV, 27, 9 f. caruis iniqaa domans, de te tibi, sancta, triumphans,
ad patriae sedes civis opima redis.
Das überlieferte facta (Leo: facta triumphus) ist ganz richtig, trium-
phans vertritt das Substantiv triumphatrix.
IX, 2, 30 morti sab domino iadice nemo fugit.
Hier ist mit den besten codd. mortis zu schreiben und zu construieren :
8ub domino iudice mortis ; damit entfällt auch die im Index ange-
nommene, nur auf diese Stelle gegründete Dativ-Rection von fugere.
IX, 2, 97 f. talis erit populus qaalero te viderit omnis,
deque tua facie plebs sua vota metet.
Ein zwingender Grund, das besser überlieferte metit zu ändern, liegt
nicht vor; vgl. 132 ff.:
vobis atque dabit lob quoi amore dedit,
rcstituens numerum natoruro p^ermine digno,
progeniemque refert nobilitante fide.
Überhaupt ist mir eine beträchtliche Anzahl von Stellen aufgefallen,
an denen die Handschriften das Präsens bieten, während wir das
Futurum erwarten, welches Leo auch zumeist hergestellt hat. Dieser
Punkt verdient eine genaue Untersuchung.
X, ly 1 ne, si non docuisset quemadmodum deberemus iustas
Yoti preces offcrre, ossemus aut certe temerarii aut erroris nube
40*
688 Venantius Fortunatus ed. F, LeOy ang. v. M. Petschenig.
confusi et nesciendo quae petere magis admitteremus peccatum^
potius cum pargare deberemus admissum. Es dürfte nicht nöthig^
sein das einstimmig überlieferte quam mit Mommsen in cam
zu ändern. Man interpungiere : et nesciendo quae petere magi&
admitteremus peccatum potius^ quam purgare deberemus admis-
sum. magis potius steht pleonastisch wie amplius magis bei
Victor Vitensis III, 12 und purgare deberemus für einfaches
pnrgaremus. X, 1, 55 ist das überlieferte quia cum ipse, vita
nostra, sit nutrimento nostro dem Sinne nach nicht wesentlich
verschieden von Mommsens Conjectur quia .... nutrimentum no-
strum. X, 2, 3 sind in prole transfudit und in rivo defluxit gewiss
richtig ; vgl. den Index unter in, wo diese Stellen mit dem Ablativ
citiert sind; ebenso waren die Ablative bei in VM I, 478 und II,
174 zu belassen.
X, 6, 33 f. leprosi maculas pretiosa per oscnla purgans,
cai quod ab ore dedit pax mediana fuit.
Leo vermuthete mox. Man vgl. aber die Erzählung von der Heilung
des Aussätzigen V M I, 487 ff., wo es V. 502 heißt pacis ab officio
perierunt proelia morbi. An beiden Stellen hat pax die Bedeutung
Friedenskuss\
X, 8, 3 f. qualiter hie populus dominorum pendet amoro
et vestris ocnlis lamina fixa tenet.
Alle Handschriften lesen tenent. Ich möchte dies nicht antasten, da
der Plural nach dem Collectivnm populus doch möglich ist; vgl.
Wiener Stadien 1881, S. 308.
X, 19, 15 f. de tirone ducis venit, et de milite princeps,
nt reliquos taceam, lustinianus erat.
ducis fasst Leo als Nominativ. Aber diese Form steht nur in einer
Handschrift, alle übrigen lesen duces. Browerus und Mommsen wollten
den Plural halten, indem ersterer veniunt, letzterer venient für ve-
n it et vermuthete. Ich bin gleichfalls der Ansicht, dass duces rich-
tig ist, und interpungiere:
de tirone duces, venit et de milite princeps:
Schon der Glossator im Sangallensis hatte die Figura dno xoivov
erkannt.
XI, 1, 4 lesen die besten codd. in der Bibelstelle Esai. 7, 9
intellegitis ; ebenso Rufinus, wie Leo selbst angibt, ferner Victor
Vitensis II, 76 und die besten Handschriften bei Cassianus Collat.
XIII, 8. Auch im §. 8 ist mit der besten Überlieferung zu lesen: ge-
nerationem eius quis enarravit. So eitleren dieselbe Stelle Victor
Vitensis II, 68 und Fulgentius von Ruspe.
XI, 1, 12 vermuthet Leo in den Worten cuius figuram lesus
Navae gerens populum de deserto in terram repromissionis certum
est induxisse unbegreiflicherweise lucernam. figuram gerens vertritt
hier das bei Kirchenvätern unzähligemale vorkommende praefigu-
rans. Die Schreibung Navae ist schwerlich richtig ; alle Handschriften
lesen Nave, die Septuaginta hat die Form Nairj,
Venantiva Fortunatas ed. F. Leo^ ang. v. M, Petachenig. 028
XI, I, 42 triumphato Tartaro cum patre et sancto spiritu glo-
riosam principatum intrans. Alle Handschriften bieten richtig glo-
riose principatu ; vgl. den Index unter ^abl. directioni8\
y M I, 262 ist mit den codd.za lesen credentes ramis trans-
figere viscera iusti. Zu transfigere ist arborem aus VV. 258 — 260
als Subiect zu ergänzen.
V. M. U, 132 ff. daemonicas etiam species falsasque figuras
quaslibct in formas si verteret infitiator,
Serspicuas habuit penetralis acumine visus
[artinique oculos neqne falsa fefellit imago.
FOr si lesen alle Handschriften se, und dieses würde Leo gewiss be-
lassen haben, wenn ihm ein relativlscher Gebrauch von quilibet be-
kannt gewesen wäre. Derselbe ist gesichert durch Cassian. CoUat.
XXIIII, 19 vos autem si dominum pleno Spiritus fervore sectamini,
ad quaelibet loca inaccessibilia fageritis, necesse est ea ab homi*
nibus frequentari ; contra Nestorium VI, 10 : dignus nimirum auc-
ior qui, in quamlibet partem te contuleris, ecclesias post te trahas.
y M ly, 202 ff. scheinen mir nicht richtig aufgefasst. yy.
205 — 6 sind nicht dem Martinus in den Mund zu legen, sondern ge-
hören zur Ei-zählung und bilden den yordersatz zu y. 207. Es war
demnach zu schreiben:
quem pater egregius responso affatar amico:
'haec tibi uod facimns probrosi sorte reatus,
sed, male quae incubuit cervici, flavimus ambrae*.
mox tarnen illa fagit subsellia lar?a satelles
et cervice sedens invasa sedilia liqait,
libertate nova surguut coUa Avitiani.
mox ist Coninnction ; vgl. den Index. — So aufgefasst, stimmt die
Stelle genau mit der Erzählung desSulpicins Severus dial. III, 8, 2 f.
ä berein.
Wie schon erwähnt wurde, liegt der Text unseres Dichters
sehr im Argen und fordert überall zur Conjecturalkritik auf. Einige
Beiträge dazu liefern die nachfolgenden Bemerkungen. I, 2, 28 cuius
vita suo proficit ista deo. Die transitive Bedeutung von proficere
steht auch bei Fortunat ganz singulär da; es ist wohl p er f icit zu
schreiben.
I, 5, 21 f. möchte ich interpungieren :
tu qooque qui caelis habitas, Martine, precator
pro Fortuiiato fer pia verba deo.
I, 10, 7 f. haec tibi templa saccr devota Leontius ofiert
inaioremque suam hinc cupit esse domuro.
yielleicht: tu am hie. Dass Leontius für die yergrößerung der
Kirche des heil. Nazarius gleich einen Lohn wünscht, scheint nicht
II, 16, 15 f. Acre refectus ager suaves tibi fandit odores,
balsama, tura replent quae paradisus habet.
Gemeint ist der himmlische ager, welcher dem heil. Medardus
Wohlgerüche spendet. Für diesen ist die Bezeichnung flore refectus
etwas seltsam; man erwartet, dem folgenden replent entsprechend,
yielmefar refe'rtus.
624 Venantius Fortunatas ed. F, Leo, ang. v. M. Petschenig.
III, 4, 1. Oscitantem me prope finitima pelagi, blandimento
naturalis torporis inlectum et litorali diutius in margine decubantem
subito per undifragos vestri fluctus eloquii quasi scopulis incurren-
tibus elisa salis spargine me contigit inrorari. An dieser Stelle ist
der durch die Mehrzahl der Handschriften überlieferte absol. AbK
oscitante me . . . inlecto et . . . decubante entschieden Yorzuziehen,
da so das doppelte me begreiflich ^ird.
III, 6, 29 f. en spectata diu, data nunc memoranda per aevurn,
votis plena piis fulget in urbe dies.
Offenbar ist in orbe zu schreiben. Hinsichtlich der Verwechslung von
urbs und orbis vgl. man IV, 7, 7. 9, 34. 10, 15. 11, 8. 13, 7 und
12. 18, 22.
III, 9, 50 verbum subsistens et penetrare potens. Wie man
hier penetrare dogmatisch erklären kann, weiß ich nicht ; jedenfalls
ist der Ausdruck dunkel und gesucht. Deutlicher und verständlicher
wäre penetrale; Christus ist Gottes penetrale potens und verbum
subsistens, manans de corde parentis (V. 49).
III, 21, 11 f. muneribus vestris Agnes » aut Radegnndis
multiplici orantes fomite vocis agunt.
Die anscheinend unheilbar corrupte Stelle lässt sich doch ziemlich
sicher emendieren. Vom ursprünglichen Agneffavet et schwanden
f nach f und et nach favet; auet wurde zu aut. Über favere = gau-
dere gibt der Index Aufschluss; dort ist noch VII, 7, 37 nachzu-
tragen.
IV, 6, 1 f. Quamvis pontificem premeret tremebunda senectus,
attamen haec voluit plebs superesse patrem.
Im 2. Vers scheint haec aus hunc verderbt zu sein. Bei plebs fällt
das Demonstrativ auf, während hunc, auf pontificem bezogen, V. 6
und 17 wiederkehrt; vgl. IV, 23, 8.
IV, 25, 15 f. occultans sua dona suis neu forte vetarent;
sed quae clausa dedit, iudice teste docet.
Für docet vermuthete Leo dedit. Ich möchte jedoch eherein placet
hinter dem corrupten Worte suchen ; natürlich ist dann zu quae
clausa zu denken : Theodechilde. Vgl. IV, 23, 12 amplius inde pl a-
cet quod sine teste dedit; V, 5, 129 si patriarcha placet, quo-
niam natum obtulit unum. VIII, 1, 34. 3, 388. IX, 1, 120.
VI, 1, 114 perque truces populos vecta est duce rege sereno.
Wegen carpis V. 116 ist jedenfalls es zu schreiben.
VI, 1% 11 f. Saxone Thoringo resonat, sua damna moventes,
nnius ad laudem tot cecidisse vires.
Leo vermuthet Saxo et Thoringus oder Saxo Thoringo. Ich möcht e
schreiben :
Saxone, Thoringo resonat sua damna movente,
unius etc.
y. 12 ist Subiect zu resonat.
Ebendort V. 17 f. plus tarnen at placeas, cum sit victoria iactans,
tu magis unde subis, mitior inde manes.
Venantias Fortanatas ed. F. Leo, ang. y. M, Petschenig, 685
subis ist wohl nicht za erklären; zudem lesen die meisten nnd besten
Handschriften subes. Dieses dürfte ans faves (fabes) entstanden sein,
welches in der Bedeutung gaudes einen guten Sinn gäbe.
VII, 10, 15 sollicitudo tua reliquis fertdona salutis. Für die
YerläDgemng eines kurzen Yocals in derArsis ist im Index reimetri-
cae anßer dieser Stelle nur ein noch dazu sehr zweifelhaftes Beispiel
angeführt. Sollte demnach nicht tui zu schreiben sein ?a und i können
in Minuskelschrift sehr leicht vertauscht werden. Vgl, VII, 18, 14
cortice dicta legi fit mihi dulce tui, wo dicta tui für dicta tua steht.
VII, 25, 1 S, Saepius optaram fieri me reinige uauta,
cursibuB ondifragis ut ratis iret aquis
flatibas aut rapidis per dorsa Garonnica ferrer,
Bnrdigalenso petens ut celer actus iter,
velaquc fluctivagum traherent Aqailone secundo.
Für das corrupte celer im V. 4 empfiehlt sich am meisten die außer-
ordentlich leichte Änderung celes (xilrjg). Das Komma hinter iter
ist zu tilgen und zu construieren ut celes actus Burdigalense iter
petens et vela fluctivagum (me) traherent Aquilone secundo. Die
Verkürzung der Endsilbe spricht durchaus nicht gegen die Richtig-
keit von celes, wie man sich durch einen Blick auf den Index rei
metricae leicht überzeugen kann.
VIII, 15, 4 qui inlustrans populos spargeris ore pharus. Für
ore muss natürlich orbe geschrieben werden ; vgl. 16, 3 toto ve-
nerabilis orbe; X, 7, 7 qui velut alta pharus lumen pertendit adlndos.
VIII, 19, 1 Tramite munifico celebravit pagina cursum. Lies
celeravit,
IX, 14, 14 quantum parva prius, postea caesa fuit. Fortunat
berührt die auch von Gregor von Tours erzählte Wundergeschichte,
dass beim Baue einer Kirche die anfangs etwas zu kurzen Balken so
in die Länge wuchsen, dass man sie abschneiden musste. Auf Gre-
gors Worten trabs crevit in tanto spatio longitudinis, ut necesse
esset partem magnam incidi fußend vermuthet Leo quae tam : allein
dann erwartet man nicht caesa, sondern caedenda. Ich behalte quan-
tum bei und schreibe celsa; bezüglich der Auslassung von tantum
vgl. den Index s. v.
X, 1, 32 qui iustitiam coluit, dolum in ore non habuit, miseri-
cordiam praebuit, culpas indulgenti laxavit. Der Sinn verlangt in-
digenti oder indulgentor.
X, 6, 15 f. in Senium vergens, melius revirescere di8cen>',
dirota, post casum firmius acta situ.
Lies aucta: vgl. V. 24 nee cecidisse dolet quae magis aucta favet.
App. 1, 55 f. vix erat in spatium, quo te minus hora referret;
saecula nunc fugiunt, nee tua verba fero.
Ich möchte schreiben : vix erat, e n , spatinm.
App. 8, 9 f. sunt tarnen ingeuti solacia magna dolori,
quod quod in orbe venit non sine morte uianet.
Vielleicht schrieb Fortunat
sunt tarnen in^enti solacia magna dolori:
qnidquid m orbe venit, non sine morte manet.
62Ö Venantius Fortunatus ed. F. Leo, ang. v. M. Petschenig.
V M II, 412 f. tardus edax, velox vigilans sopor, esca sab icta,
uec faceret nisi quod sine bis caro vivere nescit.
Für ictu ist actu zu lesen. Vgl. V M IV, 576 Christum meditarier
actu (während der Arbeit); IV, 12, 7 venerandus Hilarius actu; IV,
5, 9. 26, 43.
V M III, 101 f. exposuit puerum ante pedes Euantius almi,
omnia confisus Martinum posse mereri.
Ich vermuthe mederi, welches Verbum Fortunat auch sonst mit
dem Accusativ verbindet; mereri könnte nur in dem Sinne von
impetrare (a deo) verstanden werden.
V M IV, 47 irnplicito sonitu rauca novitare cicuta.
Der Vers ist zu emendieren: implicitos sonitus rauca movet ore
cicuta. Auf movet ora war auch Leo verfallen.
V M IV, 404 f. denique cum quidam Tyrrenum curreret aequor,
fert iter ad Romam quod velificante volalu.
Die Beziehung von quod iter auf aequor ist immerhin misslich. Liest
man quo mit Beziehung auf aequor, so verschwindet das Schiefe des
Ausdruckes.
V M IV, 430 ff. cunctaque tabifluus penetrasset acumine morbus,
quo miserabilium faraulorum sive clientum
una strages erat divisa, per ulcera langucns.
Ich schreibe diffusa.
V M IV, 440 et grassata diu quid agant contagia perdunt.
Fortunat schrieb quod agunt; denn contagia diu grassata perdunt,
quod agitant. Zu agere := agitare vergleiche man die im Index an-
geführten Stellen.
Alles in sprachlicher und metrischer Hinsicht Bemerkens-
werte ist in den zwei beigegebenen In die es zusammengestellt,
welche die vollste Anerkennung verdienen. Namentlich der In-
dex grammaticae et elocutionis ist eine sehr wertvolle und will-
kommene Arbeit. Er erleichtert nicht bloß dem Leser der Gedichte
Fortunats das Verständnis vieler Stellen, sondern ist auch für jeden,
der sich mitdem Studium der späten Latinität beschäftigt, von großer
Wichtigkeit. Besonders zu loben ist, dass Leo durchgehends auch
die Orthographie der Handschriften berücksichtigt hat. Welchen
Nutzen die romanische Philologie aus der mühercichen Arbeit ziehen
kann, dies zu beurtheilen bleibe Fachmännern überlassen. Nach mei-
ner unmaßgeblichen Meinung kaun das Studium der Latinität des
Dichters, dessen Text jetzt auf sicherer Basis ruht, den Vertretern
dieser Wissenschaft nicht genug empfohlen werden. Um dem Leser
wenigstens eine schwache Vorstellung von der Reichhaltigkeit des
Index grammaticae zu verschaffen, will ich einige der auffallendsten
Spracherscheinungen in Kürze berühren. Was zunächst die Form
betrifft, so stoßen wir sowohl in Hinsicht auf die bloße Wortge-
stalt, wie auch in Declination und Coniugation vielfach auf
überraschend merkwürdige Neuerungen. Wir finden Formen wie an-
testis, butur, buturum, bistula (~ bestiola), neben aethera, ae auch
arva, ae und zahlreiche andere Heteroclita, die Nominativformen cal-
Venantius Fortanatus ed. F, Leo, ang. ▼. M. Petsehenig. 627
eis, cotis, fruges, heredis^ orbs, senes und senis, cleros nach der 4.
Declination flectiert, zahlreiche Ablative auf -e statt auf -i, die Mas-
culinform für die neutrale, den Comparativ egregius, seltsame Con-
iugationsformen wie construiturus, häufige Vertauschung des Acti>
Yums mit dem Deponens und umgekehrt. In den Bereich des Lexi-
kons gehören die vielen Veränderungen der Wortbedeu-
tung, wie adesse ^= esse, consulere = consolari und folgerichtig
auch consultnm = consolatio, deniqne in mehrfacher Verwendung,
dum = cum, enim = autem, huc = hie, ipse = idem, nam = sed,
quando = quoniam, salus = salutatio, spectare = expectare (völ-
lig gesichert), ve = que, vel =r et. Auch die Syntax weist erheb-
liehe Neuerungen auf. Man vergleiche die Nachweise unter abl. di-
reetionis, ano xoivov, comparativus (der Comp, erscheint oft mit dem
Dativ verbunden), coniunctivus, cousecutio, gerundium (der Abi. ge-
rundii steht auch für Infinitiv und Supinum), infinitivus, modorum
variatio, partieipium, relativum (statt dos Demonstrativs), temporum
variatio. Singular ist der Gebrauch von boui = aliquid boni und die
Verbindung von capax und memor mit dem Accusativ.
Zum Schlüsse gebe ich einige Nachträge. Unter a-ab fehlt a =
abl. instrum. V M 1, 151 : ergo venenatum helleborum mox sumpsit
ab ore. — cremare = cruciare; II, 16, 12 cremans carnem, V M
IV, 110 membra cremari. — erepare = dirumpi; II, 16,90cum cre-
puere ferae (catenae). — Unter ^declinatio' ist dies V M IV, 100
unrichtig als Geuetiv verzeichnet. Der Vers lautet et trahithora dies
vestigia tarda moventem; dies ist Nominativ und den unter *copu-
latio' mitgetheilten Fällen anzureihen. — Unter enim == autem fehlt
VII, 16, 19, unter minus die Bedeutung non; vgl. IX, 12, 4, App.
1, 55. — minuti (Münzsorte, Xajvzd) VIII, 3, 297. — molis (Nominativ)
V M I, 320 alle codd. - Unter nam = autem fehlt VI, 1, 121. —
namque ist an der citierten Stelle VM III, 454 adversativ gebraucht.
— per steht an zwei Stelleu für ad: Hl, 2 6 (nicht 5) domno meo
Felici episcopo, si per vos venit, me benigno auimo commendari
posco;V MIV, 218
tarn sacer antistes adsueta per arma recurrens,
pervigil insistens nocturnis excubat horis.
Die Stelle ist Sulpic. Sever. Dial. III, 8, 7 nachgebildet: tum Mar-
tinuB recurrens ad notasubsidia uocte tota in oratione per-
nigilat, und die Bedeutung von per somit ganz evident; vgl. auch
V M IV, 238, wo Fortunat wieder ad setzt: rursus ad oi-andi victri-
cia Signa cueurrit. — quoque = autem III, 26, 4. — Zu erwähnen
war auch die Schreibung robor IX, 1, 110; vgl. Neue, Formenlehre,
I*, S. 173 f. Brambach verwirft diese Form für die classische
Latinität wohl mit Recht ; aber für das späte Latein ist sie durch
die Zeugnisse der Grammatiker und durch gute Handschriften ge«
sichert. — Zu spectare = expectare war hinzuzufügen spectatio =
expectatio V M II, 243.
Graz. Michael Petschenig.
628 Griechische Schulbücher, angez. von F. Stolz.
Griechische Schulbücher.
I.
1. Dr. Adolf Matthias, Griechische Wortkunde im Anschlüsse
an Xenophons Anabasis. Berlin 1881, J. Springer. VIII u. 86 SS.
2. Ferd. Vollbrecht, Wörterbuch zu Xenophons Anabasis.
4. verb. und verm. Auflage. Leipzig 1880, Teubner. Vn und 248 SS.
3. Dr. Friedr. Holzweißig, Griechische Syntax in kurier,
übersichtlicher Fassung auf Grund der Ergebnisse der vergleichenden
Sprachforschung. Zweite Auflage. Leipzig 1881, Teubner. Vi u. 67 SS.
4. Dr. C. Franke, Griechische Formenlehre. Bearbeitet von
Dr. A. von Bamberg. 14. durchgesehene Aufl. Berlin 1881,
J. Springer. XII und 143 SS.
5. Dr. E. Weißenborn, Aufgabensammlung zum Übersetzen
ins Griechische im Anschlüsse an die Leetüre von Xenophons Ana-
basis. Leipzig 1880, Teubner. VIII und 216 SS.
6. Dr. 0. Betzlaff, Griechische Exercitien für die oberen Gym-
nasialclassen nebst einem griechisch-lateinischen Vocabularium.
Berlin 1881. Th. Chr. Fr. Enslin. XV und 283 SS.
7. Dr. M. Seyffert, Übungsbuch zum Übersetzen aus dem
Deutschen ins Griechische. Durchgesehen und erweitert von Dr.
A. von Bamberg. Zwei Theile. 7. Auflage. Berlin 1881, J. Springer.
1. Theil; Beispiele zur attischen Formenlehre. 96 SS. 2. Theil: Bei-
spiele zur Syntax und zusammenhängende Übungsstücke. VIII und
199 SS.
8. Dr. M. Wetze 1, Griechisches Übungsbuch für Anfönger.
Freiburg im Breisgau 1881, Herdersche Verlagshandlung. VIII und
151 SS.
9. A. Fr. Gottschick, Griechisches Lesebuch für untere und
mittlere Gymnasialclassen. 9. Auflage besorgt von Fr. Gott schick.
Berlin 1881, Rud. Gärtner. 277 SS.
1. Der Verfasser verfolgt mit diesem Büchlein, in welchem in
fünfzehn Gruppen mannigfache Kreise verwandter und zusammen-
gehöriger Erscheinungen der Natur, ans dem physischen und gei-
stigen Leben des Menschen, sowie aus der politischen Ökonomie des
Staates znsammengeordnet sind , einen dreifachen Zweck : es soll
a) als Vorschule zur ersten Lectöre der Anabasis, b) als Repeti-
torium für Schüler und c) als Hilfsmittel bei der Präparation dienen.
Mir scheint die in die Augen springende Absicht, durch Zusammen-
fassung verwandten Materials dem Schüler das Erlernen zu erleich-
tern und eine copia verborum zu vermitteln eine recht löbliche, und
auch die Wahl und Anordnung des Stoffes im ganzen glücklich ge-
troffen. Manchmal mag man einzelnes vermissen ; so ist mir z. 6.
aufgefallen, dass unter Gruppe XIII, h „Recht (Unrecht), Rechts-
verfahren (Beschuldigung)** yQaq>rj und yQacpea&ai. nicht aufgeführt
sind. Ferner sollte unter Berücksichtigung des Ableitungsverh<-
nisses ein denominatives Verbum immer erst hinter dem Nomen ste-
hen, von dem es abgeleitet ist, während in unserem Büchlein häufig
der umgekehrte Fall aufstößt, z. B. p. 74, nro. 16 steht fAia&adO'
tbIv vor faiod^odoTTig, p. 77 nro. 76 ax€uo(poQ€iv vor axevoipoQag.
GrJecbische ScbTilbüchor, angoat. von F. ÄStw/j
fSSÜ
Der deutsche Atisdiuck ^ibt durchwegs mit Geuaaigkeit den ^ie-
cljUchcn wieder und hei den einzelnen Verben sind faet ' ' «iich
die Bedeutungsiinterschiede der einzelnen Temponi b« ; igt,
Druckfehler habe ich folgende bemerkt: p. 2, uro. 17 rj stutt jj; p,
26, uro. 31 :tQoa'OJ7r'Ct statt TtQoa-utrt'd; p. 32, nro* 159 äpayi*
I yi'CjJcrneiv statt m'aytypojüAitv \ p. 64 ist bei tdiwi^fjg (uro. 32)
I kirchlich auf XI, 101 vftrwiesen, wo *fa Ar^qiop Honigwabe' steht,
I es muss heiOeu X, 101,
^^^ 2. VüUbrechts W/^rterbuch zur Anabasis ^ welches unn-
^^^ebr in vierter, im Verglich zur ersten um rwanzig Seiten ver*
isehrter Auflage vorliegt, ist ohne Zweifel im ganzen ein brauch-
bares Hilfsmittel bei der Lecture Xenophons, wie dies wohl allge-
mein zugestanden ist *). Ei hebli'che Mangel hat das Buch nur ia
einer lliuaicht^ uümlich in der Etymologie. Der Verfasser, welcher
mit Vorliebe, "K^wn auch ohne die wünschenswerte Conse«iaenz auch
1 i«i Wörter zum Vergleiche, beziehungsweise zur Erklärung
L t, liüt e« nur zu oft unterlassen, die streng-wi&senschaft-
liehen i'orschungen der neueren Zeit, die ja In der Hauptsache durch
Curtius* GiundzQgo» Ficka Wörterbuch der indogerraanischeu J?pracben,
Vani^^eks bekanntos Wörterbuch allgemein und leicht zagänglich
6Jud» für sein Wörterbuch zu verwerten und wandelt nicht selten
raltete oder eitrenartige Bahnen.
Di*' '' 4and möchte ich durch einen kurzen Hinweis auf
die haupf ou IrrtliQmer abheltVu, wenn etwa der Verfasser
bei eiuer ail tu tilgen fünften AuÜage des Buches geneigt sein sollte,
darauf Kdcksicht za nehmen. Falsch ist die etymologische Eiklirung
bei folgenden Wörtern; die richtige Deutung kann, wenn weitere
Angaben nicht bergefilgt sind, den Qrundzügen dor Etymologie v^n
lurtiüs entnommen werden: av^^v^ntK (fintt und i-np), daivtn {ßa
waten), ßia{sis),fi6 ^^oo^((od\o), ß'* ' ■ Uo),
iV (tardu>)*) y^iiZ-f^j (schrape), dd/ soll
ab^kürzt au« i^^j^ und zugleich atammsiibe m (h]ln<; seiu ; rich-
tig stellt Fick die Partikel zum Pronüminalatamm da (Vgl W. T'
ijOO). Verfehlt sind ferner: iiQyoi (eij^entlich J^^^yw co-orceo)» iYqo^
iiur mit j€Q' xusammonhängeud, nicht mit suro^ sernio. Wie kann
man i'fiQiK fQr verwandt mit ceteru^ ausgeben, von «x'^/yfs. ?. i^to)
sagen, es sn 'verwandt* mit eigen? Ich fahre in der Aufziihlung fort;
fitjg (aif^al), i'juaii; von fuao^ (sie!), ^i(o (tus)» ^r;^ (Thier» nie-
') VerKl- die Anzeige der ersten Autkgo durch Prof. Schonkl im
> '. dir*8er Zmtachr. il8ß^) S 452-453; auÖcrdem ein« eiuKvhfiide
i 1,*, f<it» fonif'bmli^h d^'n Vergleich mit B. 8uhl*^*» und T. C.
I res ncn bt*ftrb<«jtct rem H, Strack) im
S, i>fj7 ff,
'» Ähnlieb '•^
Kiotni soiiMti^^eri n
Wdrter damit bcsteicnii
I dm philulogischua Vereins ia Berlin,
tLiciUige acr 7mUehf. t d, Gymnasialweten),
: (piropioai). Ü*r Verf. kann
nur lio Identität der b-idrn
680 Griecbische Schulbücher, angez. von F. Stolz.
dcrdeutsch dat Der) ^), xaQnaia (wahrscheinlich von xaQTtog (car-
pere = herbist) = Frucht, also Fruchttanz), ycoiloi; (coelum)*),
fisTaifiaoog), olo(aoli {dfiOfAai opmor?), oled-gog (olim), OQ&og
(arduus), ovv (vom Particip oJv), oxlog (foxi^og vulgus), Jtaxvg
{nriyvv^i)^ jteQiTtaTog {fraveo) spatiari), noQd^io) {neq^fü perdo),
Gy.i'iiinovg (Schemel scamnum), te (enklitische Partikel, ursprüag-
lich vielleicht aus einem Casus des Pronomens zog x6 entstanden !),
vozEQ^og {vfto lat. superior). Dass ziiAioQeo)^ beziehungsweise Tifion
Qog von Tif.irj und aeigco mgo) herstamme, ist eine neue, aber sicher
ganz unrichtige Entdeckung. TQirjQtjg hat mit igeaacj nichts ra
thun, sondern der zweite Bestandtheil des Wortes gehört zq a^. —
So und nicht agco ist zu schreiben bei noörjQrjg, Gleich diesem nie-
mals gebi'auchten aQw liest man wiederholt die Form otttw (vgL
ofiilAa, o(p&aX^6g^ vnoTtTiio)), einmal auch ßdw (vgl. ßarog), wo-
durch der Schüler nur zu der Ansicht verleitet werden kann, es habe
wirklich solche Verba gegeben. Auch die landläufige, wenngleich
unrichtige Zusammenstellung von x^^f^^v und^^'w troffen wir wieder.
Nicht recht verständlich ist mir idQOco {afidqwg ; sieden). Ungenaa
steht ioTTjfAi (Stamm aza = sta-re, vefw. sisto) ; ist denn nicht
iarr]/iu = sisto, abgesehen davon, dass letzteres in die thematische
Flexion übergegangen ist ?
ÄaraA^yav 'niederlegen' uud xaiaUysiv aufzählen^ sind zwei
ganz verschiedene Wörter. Bei lr/it(o steht richtig Xeia von Xafio
(besser /a/-), aber falsch ist es, dieses lafco zu Xaßio werden zu
lassen,' wie der Verfasser thut. ixioog steht nicht für fiidjog, son-
dern ist aus iii€&jog hervorgegangen. Höchst sonderbar klingt die
Erklärung von Ttivofiai: sich durch Arbeit (novog) sein Brot ver-
dienen, arm sein. Bei ^lyog hat sich durch einen Druckfehler vigor
statt rigor eingeschlichen ; doch ist der Zusammenhang der beiden
Wörter überhaupt sehr fraglich. Unter azadiov ist aitddiov^ das
unrichtiger Weise dem lateinischen spatium unmittelbar gleich ge-
stellt ist, fälschlich als äolisch bezeichnet; es ist dorisch, vgl. Ahi'ens
I, 109. Freilich stammt hier der Fehler aus dem Passow'schen Le-
xikon (s. V. anadiov), aaf.iavog steht nicht ^statt' rjaulvog, sondern
ist die regelrechte Bildung (6. Meyer Gramm. §. 525), hingegen ist
es nichts weniger als wahrscheinlich, dass unov = J^efenov sei.
ä-diog heiter wird von bv und Jiog hergeleitet.
Außer den eben angeführten Ausstellungen füge ich noch ein
paar gelegentliche Bemerkungen an. Unter !AßQ0x6jiiag finde ich
den Ausdruck ^xaQavog der persischen Truppen^; das Wort wird
im ganzen Buche nicht erklärt, s. v. dd^Qoog ist &oq€iv zu lesen
Btait d^oQßiv, Unter dnaiziio steht die ungebräuchliche Construction
postulare aliquem aliquid (Zumpt 593, Madvig228 b. Anm., Dräger
') Der zufällige Gleichklang hat den Verf. offenbar auch ver-
anlasst ttioxQos mit plattdeutschem 'aisch* zusammenzustellen.
^ Dass überhaupt caelum die richtige Schreibung sei, ist in
Brambachs Hilfshüchlein p. 28 zu finden.
QrwchisdKi Schufbaoher. migot, ?on F. Sti>U.
MI
Hist, Syiitai *l, 346), Statt ^fiseog soll wuhl. richtiger betont, {ilxog
geschriubeu werden: statt /aar^ya/a und -yiia (p. IM) ist ^aan-
yma zu losen. Statt dia-nogua inuss es S- 59 di-ctno^Ho heiOen,
nQ6%h'uog beileutet iiicbt „einur dessen Äluth vorwärts will*, es jst
ein p<>8f*es*iivefi Cämpoj^itum und bedeutet, wie :r^'i(f^vjif «einer der
einen mn hat**. Die Fijfur und Eikiärunj^ bei xv-
߀Qi'ff ^ --iger Weise liei /fi^<)f]fJlioi' Wieder, Di» Illu-
stration p, 16t» (bei rtdlr;] ist zu klein und undeutlich. Meine vor-
stehenden Bemerkongeu haben keinen anderen Zweck, als durch
Namhaftmachung eines wirklichen Übelstandes den Verfasser zn b»-
weg^*n, dass er in Znkniift demselbea abhelfen and dadurch die
lirauchbaikeit seines schätzbaren Specialloiikons erhaben möge,
3, UolÄwei üigs Griechische Syntax in kurzer übersicht-
licher Fassung lie;^t jetzt in zweiter Auflage ror; die erste Anflage
des Büchleins ist im XXX. Jahrgang dieser Zeitschrift (1879) S. 354
t von A. Goldbacher besprochen worden. Dass dasselbe ein recht
branchhares Hilfsmitt*») 7nr Krlernung der griechischen Syntax
ist, unterliegt nach i^ t^fel ; auch entspricht
es im ganzen deuAi »aft, soweit sich über-
haupt die Rcsnltato der vergleichenden Syntax für den Schulunter-
richt verwerten lassen. Einige Punkte, an denen nach meiner An-
sicht Verbesserungen anzubringen wären, will ich im Folgenden
namhaft machen. Beim Accusativ (§. 8 ff.) dürfte sich Del*
brücks Eintheilung in den nothwendigen und freien auch für die
ßhule empfehlen ; sehr viel Beachtenswert^js bietet auch ein Auf-
atx H. G, Müllers in der Zeitschr. für V»Mkerpsychologie Bd. XIII,
1 ff. Auffallend ist § 9 ß der Ausdruck „Genetiv-Attribute im Ac-
cusÄtiv"*. Der Genet, pretii ist §. IH unter den ablativischen Genetiv
(so mOcht« ich lieber sagen als ^Stellvertreter des Woher-Casus*)
eingereiht; richtiger erkl&rt das Wesen dieser Construction DelbrOck
in den Grutnlli^hrPT» d<*r griechischen Syntax 41 f. Beim Genetiv
vormisse 1 - ung der Constractiouen JUAor/i/vog 'ilxfcf-
rfftn und ä; idungen. §. 51 ist ^terd, wie es auch sonst
oft geschieht, mtt ft^aoc y-asammengestellt, mit dem es nichts zu
Jiion bat, vgl Curt. Grdx. * 209, Fick vgl, W.^ II, 195, Vaniöek
r2, — Die Präposition wg ist nicht aufgeführt. Die Bemerkung
Hrm'ülfmf. als Reflexiva der dritten Person (§. 59) toilte ge-
ittipigilhilltein. wie man n\^^ KnV:rer !, 51, 2. Anm. 3 und 4 er*
eben kann. Dass §. 7<' -ubjectiven und cau-
itiven Mediums (nach • ^ rirt sind, ist störend.
Diaghichen bin ich nicht einverstanden damit, dass §, 7t vom Ao-
rfirt gf»8agt wird, er bezeichne *die Handlung an sich**, §. 100
konnte auch eine knrzo Bemerkung Qber den unabbängigen Op-
tativ in indir^« ' " ' ' ' werden, vgl. Bernbardy, Wissensch,
Syntut 4f>9, K \, Einigemale sind Accente ab-
: / , i> 7f€9«fj^ü^% |. 88 Otay, §. 107, A. 2
688 Griechische Schalbücher, angez. von F, Stolz.
4. Die 13. Auflage v. Dr. C. Frankens Griechischer Formen-
lehre habe ich im XXXI. Jahrg. dieser Zeitschrift (1880), S. 617
bis 619 besprochen. Die vorliegende 14. Anflage des Buches, das
sich offenbar einer großen Verbreitung erfreut, ist in keinem
wesentlichen Punkte von der früheren verschieden. Nur in den §. 22
(Geschlecht der dritten Decl.) und 37, 1 (Regelmäßige Comparation)
sind einige kleine Änderungen vorgenommen in dem Sinne, in wel-
chem ich mich am angeführten Orte über die frühere unpassende Fas-
sungausgesprochenhabe. Auchist §.88 der veraltete Terminus „Syn-
kopierter Aorist" dem neueren „BindevocalloserA." gewichen. Meine
übrigen Ausstellungen hat der Verfasser, wohl ohne Zweifel, um
nicht principiell abändernd in den Plan des Buches einzugreifen,
nicht berücksichtigt. Selbstverstäudlich halte ich mein früher
abgegebenes ürtheil über Frankens gewiss in vieler Hinsicht recht
gute Grammatik auch jetzt noch aufrecht.
5. Die Weissenbornsche Aufgabensammlung ist dem Stre-
ben entsprungen, die schriftlichen Arbeiten der Schüler überhaupt,
sowohl Schul- als Hausarbeiten, an den Stoff der Lectöre anzuschließen.
Es^sollte nach meiner Meinung kein Zweifel unter Schulmännern ob-
walten^ dass dieses Verfahren auf einer gewissen Stufe des Unter-
richtes in den classischen Sprachen das einzig richtige ist; ja hin-
sichtlich des Griechischen wird es in Anbetracht der karg bemes-
senen Zeit für den Unterricht an unseren Gymnasien als das einzig
mögliche bezeichnet werden müssen. Daneben dürfen und sollen auch
Versuche von Übersetzungen freier, nicht der Leetüre entnommener
Stücke gemacht werden, jedoch stets mit sorgfältiger Rücksichts-
nahme auf die den Schülern bekannte copia verborum, um ein meist
wonig fruchtbares zeitraubendes Herumoperieren mit einem Lexikon
zu vermeiden. Unsere Sammlung umfasst zunächst 141 Stücke, deren
Stoffe der Eeihe nach den sieben Büchern der Anabasis entnommen
sind. Ihnen schließen sich 75 weitere Stücke an, welche speciell der
Einübung der Casuslehre dienen sollen. Auch für sie musste Xeno-
phons Anabasis die Grundlage abgeben, wobei allerdings kaum zu
vermeiden war, dass nicht wenige Stücke große Ähnlichkeit mit
solchen aus dem ersten Theil annahmen (vgl. z. B. 147 und 148
mit 52 und 53). Für die letzten 80 Stücke sind die Stoffe aus Nepos
entnommen und zwar ausschließlich den vitae griechischer Feldherm.
Die Anlage des ganzen Buches entspricht demnach unserer oben auf-
gestellten Forderung. Die Anmerkungen sind nicht unter dem Texte
angefügt, sondern ähnlich wie in Hauler's lateinischem Übungsbache
für die 5. und 6. Classe in einem eigenen Abschnitte beigegeben,
ohne Zweifel mit Fug und Becht. Sie enthalten außer der Angabe
unbekannter (machmal wohl auch bekannter Wörter) Winke für die
Übersetzung, auch kurzgefasste Regeln über die vorkommenden syn-
taktischen Eigenthümlichkeiten. Die Regeln lassen an Deutlichkeit
und Präcision selten etwas zu wünschen übrig; etwas genauer durfte
die Regel bezüglich der Modi in der indirecten Frage gefaast sein
(p. 120 zu St. 11), da vom Conjunctiv gar nicht gesprochen wird.
GTieehlscIie Sclinlbücber, angei. von J\ 8ioU.
9SS
Auch scheint es mir, dass doch allzuoft nicht zu schwierige Diucre
wiederholt werderu Als überflüe&ig betrachto ich das beigefügte
WörterverzelchziJa, Dem Schüler wird ja onr Bekauntes geboten« das
wenige üabekannte wird noch in den Anmerlcungon mitgethoilt; wozu
üIbo noch ein W«'>rtcrverzeichnis? Dadurch wird er wohl gar vtir-
leitet, sich am da.s griochigche Muster wenig zo kümmern and den
einfacheren „Fauleazer". das Wr»rterverzeichnis, zu gebrauchen.
Leicht könnte so, was auf der einen Seite gewonnen wird, auf der
andern wieder verloren gehen, — Der deutsche Ausdruck ist nicUt
immer sorgfältig und correct genug, Hievon einige Beispiele: St. 2<>
heiiltes: ^Denn womit soll ich anfangen, indem ich euch —
schildere**. Warum nicht „zu — schildern'*? St. 27: Und die
Kriechen und Ariaios kamen damals überein als Bandcsgenosseu ge-
meinschaftlich den Marsch zu machen , aber niemals den andern
zu Torrathen**. St. 33: Es marschierte auch mit ihnen Orontas mit
linem Heere und die Tochter des Königs usw. St. 100: Am foU
mden Tage kamen in 300 aus einem Stück Holz gefert-
igten Kfthnen. ^Die Führer der Ärkadier machten eine Ver-
sammlung'*, wie St. 117 zu lesen ist, ist wohl unnöthiger tiracismug.
,J>eün als er nämlich hineinfuhr** (St 216), gefällt mir eben80-
wenig, als St* 2oi „(Die Heilöten), weiche, indem ihrer viele sind,
den Spartiati^n das Land bebauen''. In dem ersterwähnten Stacke
216 steht auch unrichtig: ^so wollte er doch licbor umkommen als
die Waffen wegwerfen und das Schiff zu verlassen^. Auch in den
A: ■ ' nche Absonderlichkeiten, So zum Beispiel
bi ich von undeutschen participiakMi Won-
dungeii, vkiti ^ i*' (S. 128» St. 46), „erobert habend*"
(S. 132, 8t. r ^ ou habend- (S. 133, St. 78), „ange-
kommen seiend** (». 12H, St, 4^)). ^marschiert seiend^ (S, 133,
8t 76) tt. a. Dadurch wird der Schaler nur zu sehr verleitet, anch
in seinen Übersetzungen aus dem Griechischen gleichartige Wen-
dungen! " 1ion* die nach meiner Ansicht böchstens ein pro-
blemii. 2ur Erklärung abgeben können. Wenn man den
üler vüihdit iür die griechische participiale Wendung durch ei-
nes Xachdonken die entsprechende deutsche Fügung (Satt, Prä-
positionalauädruck usw.) zu finden« wird der Gewinn auch umge*
kehrt für die Version au8 dem Deutschen ins Grif^chische ein viel
roicherer sein als durch vermeintlich engen AnschlusA ans griechidche
OhginaU Nicht gut ist es, wenn ea S, 119, Z. 2 v. u, heißt aor. von
^Tr,flrnen*\ 8. 120, Z. 19 v. f\, pari. aor. von weinen, S. 131 (Krkl.
rXi ' DOrfer^ und anderes, da^ ich. um
Hi gehe. Schließlich notiere ich noch
ein paar Uruckii^hh^r. die mir aufgefallen sind, S. 13t>, Z, 11 v. o,
80Ü stehen ld:*f-' - -V. atatt Xa^^qa uvng, S. 80 (St. 153, Z. 1)
Korylas ^att l . S. 153 (St. 214) ärßiooiq statt di^iitnoia*
6. Retätiaii sMiriochisöii' "' * ' pra-
xi» hervorgegangen, enthalten 1 ..e)^
2, Aufgaben für die Abiturienteupiuiung (liti bt.)i «^^ liiJ^tempo-
69 4 Griechische Schulbücher, angez. von F, Stolz,
ralion zur Einübung der Hauptregeln der Syntax (81 St.). Der erste
Abschnitt bietet im allgemeinen freie Aufgaben, jedoch sind ein-
zelne Stücke der Einübung bestimmter Partien der Grammatik ge-
widmet, so 52 den Kelativsätzen, 53 dem Imperativ and Conjunctiv,
55 den Casusregeln, ähnlich 71, 73, 80, 85. Im dritten Abschnitt
herrscht nicht systematische Anordnung; jedoch sind sämmtliche
Partien der Grammatik behandelt und an der Spitze eines jeden
Stückes ist ersichtlich gemacht, welche Partien in demselben ein-
geübt werden. Was die Wahl der Stoffe anlangt, so sind dieselben
durchwegs alten Schriftstellern entnommen: Lukian, Isokrates, Plato,
Diodor, Xenophon, dessen Anabasis leider gar nicht herangezogen
ist, Dio Chrys., Aischines, Lykurg, Timaios, Dion. Halic, Thuky-
dides, Arrian, Pausanias, Lysias, Josephus, Plutarch, Herodian,An-
dokides, Herodot. Die Stücke sind in ziemlich engem Anschluss ans
griechische Original geschrieben, wie der Verfasser selbst in der
Vorrede angibt und wie ich durch die Vergleichung einzelner mit dem
griechischen Texte bestätigt gefunden habe. Wenn unser Übungsbuch
mit Erfolg benützt werden soll, muss jedenfalls vorausgesetzt wer-
den, dass der Übersetzung ins Griechische viel mehr Zeit gegönnt
ist, als dies nach unserem Lehrplan der Fall ist. Am besten zeigt
dies wohl eine Musterung der zu Vorübungen für das griechische
Scriptum beim Abiturientenexamen bestimmten Stücke, die eine er-
hebliche Gewandtheit im Gebrauche der griechischen Sprache voi^-
aussetzen. Besonders lobenswert erscheint mir an den vorliegenden
Exercitien das deutlich ersichtliche Streben des Verfassers, dem
deutschen Ausdruck ohne Rücksicht auf den Zweck des Buches ge-
recht zu werden. Eine Frage ist es, ob das in älteren Büchern übliche
Verfahren, das auch der Verfasser unseres Buches befolgt, jedem
Stücke die als unbekannt vorauszusetzenden Vocabeln anzufügen,
unsere Billigung verdient. Ich meinerseits würde ein alphabetisch
geordnetes, sämmtliche in den Übungsstücken vorkommende Vocabeln
enthaltendes Verzeichnis entschieden vorziehen und betrachte das
vom Verfasser beigegebene, nach den Rubriken : Krieg, Staat, Recht,
Religion geordnete griechisch-lateinische Vocabularium nur als ein
unzureichendes Surrogat. Den Abschluss bildet ein „Verzeichnis
zusammengesetzter Verba mit eigenthümlicher Bedeutung". Dan-
kenswert ist es, dass ein besonders gedrucktes Verzeichnis der grie-
chischen Originalstellen durch die Verlagshandlung zu beziehen ist
Stichproben, die ich anstellte, ergaben mir, dass in demselben größere
Genauigkeit herrschen könnte; Abtheilung III, 5, 1 und 4, III, 21,
1 sind die Citate Dem. pro cor. p. 327, 308, 296 unrichtig. — Es
unterliegt keinem Zweifel, dass das sorgfältig ausgearbeitete, von
der Verlagshandlung hübsch ausgestattete Buch sämmtlichen Schul-
männern aufs beste empfohlen zu werden verdient^).
7. Das von Seyffert zuerst 1864 herausgegebene, nunmehr in
veränderter Gestalt in 7. Auflage vorliegende Übungsbuch, dessen
') Vgl. Phil. Rundschau I, p. 871 S.
Orieebidche ScholbQcber, angez« von F. Stolz
095
terausgabe seit 0er 5. AviÜuge A. vqü Biiraberg besorgt, scb ließt
leb eng an itie Franke'schö Grammatik au. Zumal die CbiingsstQcko
des ersten Theiles seken die Kenntniü der Vocabeln, «reiche tu den
Decliriatiorit?!! nnd nonjugationen io «ier oben orw&bnteu Grammatik
angofOlirt werden, unbedingt voraos. Die Übungsbeispiele sind in
großer Zahl nnd im ganzen mit anerkennenswerter Rücksichtnahme
auf ihre inbaltlirbe Seite gegeben. Freilich st^'ißt man gerade io den
ersten sechs Stücken mitunter auch auf gedankenarme Sätze, ein
Übelstand, der sieh übrigens leicht daraus erklärt, dass in diesen
Stücken, welche zasammen 610 Sätze umfassen , ilvm das ein-
zige Verb ist, das an Stelle dea Prädicats» beziehungsweise als Co-
pola fungiert. Zur Erreichung größerer Mannigfaltigkeit würde es
mh sehr empfehlen, das Pi-asens der Verba auf -w (mit AusBcbloss
der Contracta) gleich zu Anfang lernen zu lassen und sofort prak-
ttscli zu verwerten, zumal auch die Einübung einzelner Casus bie-
durch wesentlich erleichtert wird. Für unpassend halte ich die Wie-
derholung nahezu gleicher Sätze, wie z. B. Via, 1 ^Der Weg der
Schmach ist breiter, als der der Ehre" und ib- 29 ^der Weg zum
Hades ist breiter als der zum Himmel", Ylb, 24 ^Pindar sagt, das
Wasser sei das beste*^, und 25 ^, Viele Schfller sagen, das Frühstück
sei das beste", und Vlllb, 35 „Einem Durstenden ist auch warmes
Wasser angenehm" nnd 36 ^Etnem Durstenden ist Wasser das an-
»jmahmste^. So erseheint Xh, ^6 — 38 in drei Sätzen lantereinander
^4H!^Terbnm „processieren**, nachdem bereits im gleichen Stücke
Üir 14, Satz gelautet: „Eilet nicht zu proc^ssieren". Ähnliche Häu-
fung von Sätzen mit dem gleichen Verbum noch Xllb. 7—9, XVIIT
4^ — 10. Auch dürften ümkehrungen Yorangehender activer Satze, wie
VIII c, 6 ,,Die Seele des Menschen wird durch Knnst befreit* besser
dem Lehrer überlassen bleiben. Ähnliche unbedeutende Äjiderailgeü
sind auch IX, 16 und 17, XI, 20 und 21. Auch durfte ea sich em-
pfehlen, fehlerhafte Satzverbindungen unter allen UmiStftaden zu
vermiMden. Den Satz „Regulus, von den Karthagern nach Rom ge-
schickt, um die Gefangenen loszukaufen, da er die Freiheit erlangen
konnte, wenn er dies dnrclisetzte, wollte nicht* (XXVI, 43) würde
ich unter keinmi Umstanden stehen lassen. Schüler können nicht so
scharf unterscheiden, was richtig, was fehlerhaft ist, und so begeg-
net mao ähnlichen ungeheuerlichen Sätzen dann gelegentlich auch in
deutseben Aufsätzen, wohin sie sicher nicht gehören. Doch um nicht
in weitläniig zu werden, breche ich ab, und gebe zum zweiten The 11
-(ber, d(!r in 8echs Abschnitten tMnzelne Beispiele zur Einübung der
Qyatax, 51 gi^ßere zusammenhängende Stücke und endlich 22 Mfi-
lAplirasen aus den vier ersten Biichern von Xenophons AnabtL^is ent-
hält Die Beispiele zur Einübung der Sjntax bieten dem Lehrer eine
mannigfache Auswahl, zumal danach den einzelnen Abschnitten noch
Verweisungen auf die anderen Stücke stoihen, in denen gleichartige
Uze vorkommen. Die zahlraichen Wiederholungen aus dem ersten
leil scheinen mir kaum ni»thwendig. Ich lasse mich nicht weiter
aaf Bemerkungen Ober den Inhalt nnd die sprachliche Form mancher
030 Griechische Schulbücher, angez von F. Stolz.
Sätze ein, obwohl mitunter Gelegenheit geboten wäre. Was denkt
sich z. B. der Schüler bei dem Satze: „Diejenigen, welche wenig G^
setze gebrauchen, brauchen nicht viele Gesetze" (II. Thl. IV b, 167
= I. Thl. XVII, 15) ? Wohl nui- eine Concession für die Übertragung
ins Griechische ist II. Thl. IV c, 25 = I. Thl. XUa, 23: „Das Gute
ist nicht dasselbe mit dem Angenehmen noch das Böse mit dem Un-
angenehmen^. Fügungen, wie Vc, 180: „Man nennt undankbar dieje-
nigen, welcho Wohlthaten empfangen haben, wenn sie, obwohl sie Dank
abstatten konnteu, nicht abgestattet haben^ müssen ebenso ver-
mieden werden wie Ve, 149; „Philipp nach der Schlacht bei Cha-
ronea befahl seinen Dienern usw''. — Die zusammenhängenden
Stücke sind zum großen Theile der griechischen Geschichte ent-
nommen, mehrere auch der römischen. Anknüpfungspunkte an die in
unseren Gymnasien gelesenen Classiker ergeben sich hiebei selten,
wenn man von den zahlreichen Verweisungen auf XenophonsAnabasiB
absieht, die sämmtliche Stücke in großer Zahl begleiten. —
Im ganzen ist dies Übungsbuch sicher wert, zum Gebrauche
bestens empfohlen zu werden. Zum Schlüsse bemerke ich noch, daee
Oberlehrer Dr. Matthias in Bochum zum zweiten Theile unsereB
Übungsbuches fortlaufende Verweisungen auf Kochs Grammatik zu-
sammengestellt hat, welche die Verlagshandlung auf Verlangen
gratis zur Verfügung zu stellen bereit ist.
8. Wetzel s Übungsbuch soll den Schüler auf die Leetüre dei'
Anabasis vorbereiten. Dabei hat der Verfasser, der sich hierüber
in der Vorrede näher ausspricht, zunächst den Grundsatz befolgt,
seltene Erscheinungen der griechischen Formenlehre (z. B. die
sogenannten Contraeta, die attische Declination, unregelmäßige Com-
parative und Superlative, sämmtliche Dualformen) nicht zu berück-
sichtigen und so den Lernstoff auf das geringste Maß zu reduderen.
An und für sich ist dieser Grundsatz löblich ; der Verfasser
scheint mir aber in der Ausführung desselben fast zu weit gegangen zu
sein. Er schränkt selbstverständlich auch die Zahl der Vocabeln so
viel als möglich ein, kommt aber dadurch in die Lage, durch An-
wendung desselben Vorbums ziemliche Eintönigkeit in den Beispielen
zu bewirken. Man vgl. z. B. St. 34, 35, 36, 39, 54, 56, 57, 69, wo
der Eeihe nach die Verba "^naidevio, noQevofiai, jcaiofÄai^ q>iXi€a,
TVßid'Wf antworten, fliehen, Gesetze geben* die angedeutete BoUe
spielen. Allerdings mag dieser Übelstand dem Bestreben entspringen,
ein häufig gebrauchtes Wort dem Schüler oft vorzuführen ; ich denke
aber, man kann es der Einsicht eines verständigen Lehrers über-
lassen, für die Einprägung zu sorgen, ohne ein Übungsstück mit
den Formen dieses oder jenes Verbums beinahe anzufüllen. Denn
man darf doch nicht außeracht lassen, dass dem Schüler auch in-
haltlich das möglichste geboten werden muss, uud dies wird gewiss
zum Theil auch durch Abwechslung in der Wahl der Beispiele er-
zielt. Das Streben, möglichst einfache Beispiele zu wählen hat den
Verfasser leider nicht selten auch nichtssagende Beispiele auswählen
lassen; besonders scheint es mir nicht gut, um dies gleich im all-
Scbalbach«r, anfasr fOQ
hoD zu b^merkeiir dafis ^o ungetnoiu häufig die pt^rgotiUchen
_ d auch andere Prouomina das Babject reprä^öDÜerea. So »teheu
Sl 26 üDinittelbar hinter eiüander: Ich bin euch wohlgesinnt. Du
bi&t UDB wohlgesiont. Ihr i^etd mir wohlgesinnt. Ich liebe Dich, Du
Hiebst aaich, wir sind Freunde, Wenn auch das Stück dio Proao*
mina bt^handelt, hätten sich doch vielleicht etwa«) wenigrer eiAfOi'*
mige Übuugssatze finden lassen. Ähnlicbe Sätze finden s»icü fast in
ji»dem Stücke. Inhaltlich unbedeutende Sätze sind ziemltcti häu-
fig. Man vgh z. B. folgijudo: Das Mahl der 8oldat«in ist in dem Dorte
{%, 8), d«r Flusä ist breit, die Wege des Waldes sind breit (§. 18),
Itni Wasser sind Fißch«), die Wachtfeuer siud auf den ßergen (§. 20),
mit i^fitjtqa onka ßcLQtitqa kau luiv tfteri^y {%, 26), Eine Reihe
Lieber Stoe sltht in §. 27, 43. Ich führe noch beispielsweiie au:
Sie Feldherrn führten die Soldaten EUBammen (§. 38), die Feinde
sollen sich gewendet haben (§. 58), dio Beiter werden gegen den
Hügel leiten (§, 63) usw. In dieser Hinsicht erscheint uns nach
dem Geäagten das vorliegende Übungsbuch nicht entsprechend und
inüj^ätcu bei einer allfälligen neuen Auflage erhebliche Verbesserun-
geu augebracht werden. Dem Texte des Übungsbuches ist ein Va>
cabel Verzeichnis, geordnet nach den einzelnen Wortoiassen und ge-
sondert fdr jedes einzelne Stück, beigegeben. Dies ist im rrioc/p
zu billigen, in der Praxis aber doch wohl ein alphabetisches
Verzeichnis vorzuziehen. Bei der größten Strenge de.s Lehrers und
rßewissenhaftigkeit des Schülers wird es doch manchmal, vielleicht
iogar nicht selten vorkommen, dass der Seh ö 1er ein Wort vergessen
hat, das er bei der Anordnung der VocabeJn, wie Hie in unserem
ÜbuDgsbuche besteht, nur mit ziemlichem Zeitaufwande wird finden
I können. — Die nothweudtgen syntaktischen Bemerkungen sind in
Form eines Aühanges von Stück zu Stock gegeben, Sie sind zwecks
*>ntöprechi*!td. Tiur manchmal zu weitlAufig. Dnss dio Paradigmen von
I i'xoj und ' i^«3n worden (§. l und 26) ist doch übei-fiössig j
ebenso flu i - hüler das über die Encirticä Bemerkte u, a. in
I der Grammatik ebenso deutlich. So voitheilhaft für den Unterricht
es ist, dem Schäler wo möglich nur den Text zur Übertragung vor-
zulegen, wie es im wesentlichen in unserem Obungsbuche geschieht
(abgesehen von einzelnen Hinweisen, die jedem Stücke unmittelbar
angefftgt sind), ebenso wünschenswert ist es und unerlässlich, dass
der SchÜli?r immer wieder auf die bereits gelernte Eege! verwiesen
erde. Ich wünschte daher häufiger Noten unter dem Text, in denen
f die grammatischen Bemerkungen des Anhanges hingewiesen
rde. Passend wäre eine Anmerkung tu üqfaJUJ (§. 56). Zu cor-
ieren ist fi, 51, Satz 17 Xerxes statt Cyrus, g. 65, S. 9 *Bernhml
das Arr he' für 'Berühmt ist das Pythagor&ische*, §. 75,
22 :i{fij M)fc statt Tt^Oyh^fiatotg.
t*. 1 i \r jv i>^ Gott8chick*schen Lesebuches
esolbt'ii IM 1, I -fiuge ich mich hinsichtlich der Ein-
lehtci.i- i. Haches auf Jahrgang IX (1858), S. 284— «6 dieser
chikü ^u verweisen^ wo die dritte Auflage nnsei^es Buches von
41*
6S8 Griechische Schulbücher, angez. von jP. Stoh.
Prof. Schenkl eine im ganzen anerkennende Kritik erfahren hat Di»
seit der dritten Auflage vorgenommenen Verändernngen beziehen
sich vornehmlich anf die Hinzufügung einzelner zusammenhängender
Lesestücke und die Entfernung von einigen einzelne Sätzen. Der
siebenten Auflage sind zum erstenmale am Anfang noch fünf Ab*
schnitte beigegeben worden.
Dabei hätte II, 12 und Y, 23 nicht übersehen werden sollen,
dass der Gebrauch des Optativs mit av, der hier dem Schüler zuerst
entgegen tritt, einer Erklärung bedarf, die — nach der früheren
Einrichtung vollkommen entsprechend — erst S. 12, Anm. 3 ge-
geben wird. Allzu ähnliche Sätze, wie I, 19 und IV, 6 [^H %üv Aa^
xaivüv Ttaidda aulr/Qa ^v und ^H twv Aax£Öai/novuov dtaita
aycXwa ^v] und III, 1 und IV, 1 ['0 Xoyog itöwXov Iqyov iativ
und 0 Xoyog SQyov OKia iaviv] sollten wohl nicht vorkommen.
n.
1. C. Schmelzer, Entwürfe zu griechischen Exercitien. Leipxig
1881, Teubner. 60 SS.
2. C. Schmelzer^ Oriechisohe Syntax für die oberen Gymnasial-
classen. Leipzig 1881. Teobner. 39 SS.
3. E. Kurz, Aufgaben zum Übersetzen ins Griechische für die
oberen Gymnasialclassen. München 1882, J. Lindanersche Bach-
haodlang. 90 SS.
4. Dr. B. Schnee, Griechischer Lernstoff für Quarta. Hamburg
1881, G. £. Nolte. 54 SS.
5. Dr. li. Schnee, Griechisches Übungsbuch für Quarta. Hamburg
1882, G. E. Nolte. 89 SS.
6. Dr. G. Dzialas Griechisches Übungsbuch zum Übersetzen
a. d. Griech. ins Deutsche und umgekehrt für die untereD
Stafen. Zweite verbesserte Auflage. Berlin 1881. L. Simion. I. ThL
VII und 113 SS. IL Thl. IV und 138 SS.
1 . Den Inhalt derSchmelzerschen Exercitien bilden Fabeln
(1 bis 4, 30—39), Abschnitte aus Dunckers Geschichte (7 — 14, 77
bifj 80), aus G. Weber (15—29), aus E. Curtius' griechischer Ge-
schichte (41—76); Stück 5 bietet einen Abschnitt aus Göthe „Das
Märchen^. Durchaus zu billigen ist das Streben des Verfassers, dem
Schüler zur Übersetzung nur solche Stücke vorzulegen, welche in
formgewandtem deutschem Ausdrucke abgefasst sind ; doch will es
mir scheinen, dass trotz der den einzelnen Stücken angefügten
Anmerkungen dem Schüler viel zugemuthet wird. Für unsere Schüler
wäre das Büchlein zum Theile nicht zu verwenden, zumal da ihnen
nur für jene Pai^tien, die an Herodots oder Xenophons Erz&hlnng
sich anschließen, griechische Originale zur Verfügung stehen;
die Leetüre des Thukydides, die für die Übertragung der aus B.
Curtius* Geschichte entlehnten Abschnitte von dem größten Vortheil
sein würde, kann keinem unserer Gymnasiasten zugemuthet
werden. Die zum Theil großen Schwierigkeiten haben denn auch
nicht selten die Übertragung ganzer Sätze oder größerer Abschnitte
G riech iscbe Schulb^eber. au^^o^. von F, Stolz,
tisg
4iothwendr^ gemacht, so beispielsweise St 47» 3; 50. .H; 53, 4: 55,
6; 57, 5; 58 (hier ist göradetu die Hälfte des Stückes übertriigen) ;
62, 1* 4; 69« 4« Wenn man hievon absieht, köuneu sowohl die Wahl
des Stoffes als auch die beigegebenen AumerkuTigen voUkommeti ge-
billigt word**n. St. 27» 12 ist dnoXkiio (sie gaben den Gedanken
«iner Landung aunUrnckfehler für mtokrjyo*, 8, 20, Z, 2 v. u. Vor-
«taades für Verstandes. Einigemal sind Accente abgesprungen,
m S. 28, Z. 21 V. o. ß(i^t^\ ^- '^4, Z. 12 w o, fialtava.
2. Wenn es in der Vorrede des au zweiter Stelle genannten
Büchleins heißt, der Verfasser habe es versucht^ das Deutsche zum
Vergleiche mit dem Griechischen heranzuziehen, so mass man ent-
«cäieden auf das „versucht" ein Hauptgewicht legen j denn abge-
sehen von einigen i^oetischeu Beispielen, die vornehmlich auf den
ersten Seiten figurieren, habe ich nicht viel von dem eben erwähnten
Streben des Verfassers merken können. Dagegen mnss ich es von
Turne herein als einen erheblichen Mangel eines zum Gebrauche für
Schüler, wenn auch der Oberclassen, bestimmten Lehrbuches be-
ceiebneD, dass den griechischen Worten die doutscbe Bedeutung m
sehr vielen Fallen nicht beigefugt ist. Wer mit dem Factor „Ver-
geeslichkeit'^ rechnet, wird es mit mir als dringend noth wendig be-
zeichnen, dass dieselbe überall beigegeben werde. Ein Abriss der
Syntax, wie der vorliegende, muss ferner vor allem sehr übersichtlich
angeorduot und möglichst nach streng geschiedenen Kategorien ge*
ordnet sein: io dem vorliegenden vcrmisst man dies am meisten bei
der Lehre vom Inßiutiv uud Farticip. Ich muss ferner hervorheben,
dsss in der Casualehre leider die localistische Theorie dominiert, ob-
■chon geradtt hier sehr brauchbare Vorarbeiten vorlagen, die eine an-
d^' ilung des Gegi^nstandes dringend geboten. Ich glaube,
S'^ i wir in der lilrkeuntuis nachgerade gekommen^ dass wir
nicht mehr aus der augebltcheu raumlichen Grundbedeutung <lie Ge*
brauchäweisen des üeneiivs, Dativs und Accusativs ableiten, wi« es
IQ unserer Santax geschieht. Dass hingegen auch eine für Schüler
berochnett) Syntai die neueren Forschungen verwerten kann und in-
«rieferue hiebei di^r Gebrauch der einzelnen Casus viel treffendere
und natürlichere Erklärung tiudet, darüber gibt am besten Holz-
wei0igs griechische Syutai Auf^chluss. Auch im einzelnen müsste
bei der Casustehr«^ mauchos nachgetrageu werden. So vermisst man
beim Genetiv die Verba des Erinnern» und Vergessens. Sorgens nnd
Vernachlässigens. Genießen», Hinderns, Anfangens, Aufhörens. Der
b^t. ethtcus ist zusamm^^: ' lioni^, der dop-
^^■Itf AccQjtativ wird gur
^^B In der Tempuslehre wird dt*r ' od von Zeitart und
PHUistnfe, der für da»« Verstindnisgevad« taiich t^t (vgl nnter
anderea Delbrück Gnindl. d. griech. Syntax S. HO fj, nicht hervor-
gebobtfti. Fast m^chti« mein glauben, Imperfect nnd Aorist seien
gleichbedentend, wenn man %. 37 liest: ,,V^on vielen Verben, welche
eine dauerndo K * ' r i«tnen daiuTuden Zustand bezeichnen,
^braucht der ^^ las Imperfect als den AotUt/ \^^«sä
640 Griechische Schalbücher, angez. von F. Stolz,
der Grieche es liebe, die Negationen zu hänfen, wird zwar §. 74 er-
wähnt, dabei aber eine genauer stilisierte, keineswegs überflüssige
Kegel über den Gebrauch mehrerer verbundener Negationen vermisst.
Wenn es in der Anmerkung zu §. 61, 3 heißt, in Beispielen
wie Tov 7toT€ Ol KivvQrfi dwxs ^etvrjtov eivat (-// 20) o^erovdi vtg
iöTiv ccQfjv xat loiyov afivvac {V 489) seien die Infinitive von top
sc. x^ioQTpca und rig abhängig, vermisst man die richtige Grandan-
schauung von der Bedeutung des Infinitivs. Doch ich breche ab, um
nicht zu weitläufig zu werden. Nach den gegebenen Proben wird das
Urtheil gerechtfertigt erscheinen, dass die vorliegende Syntax gegen»
über anderen schon früher vorhandenen Arbeiten dieser Art keines-
wegs etwas voraus hat und darum auch schwerlich auf großen Bei-
fall wird rechnen dürfen.
3. Das an dritter Stelle namhaft gemachte Buch von Kurz
enthält 54 Stücke fast ausschließlich historischen Inhalts. In der
Auswahl hat sich der Verfasser nicht auf die griechische Geschichte
beschränkt, sondern seine Stoffe der allgemeinen Geschichte über-
haupt entnommen. Bei dem nach unserem Lehrplane dem griechi-
schen Unterricht gewidmeten Zeitausmaße kann freilich die freie
Übersetzung aus dem Deutschen ins Griechische nicht so betrieben
werden, als es für die richtige Erlernung der Sprache nothwendig
wäre, und Übertragungen ins Griechische lassen sich bei diesen Ver-
hältnissen in der Kegel nur im engen Anschluss an die Leetüre vor-
nehmen. Was unser Buch anbelangt, so ist die Wahl der Stoffe und
die Diction fast durchaus entsprechend, der Ausdruck nirgends
zu schwierig. Die sonst in ähnlichen Büchern üblichen Anmerkungen
unter dem Texte finden sich in unserer Sammlung nicht; ein
alphabetisch angelegtes Wörterbuch gibt die nöthigen Aufschlüsse
und zwar häufig in der Art, dass der Schüler durch die Fassung
der Bemerkungen in die Nothwendigkeit versetzt wird, durch
eigenes Nachdenken die richtige Construction und Fügung aas-
findig zu machen. Man vgl. z. B. Möglichkeit yiyvofiai 26, allein
lAOvoofAai Perfect 36 (die Nummern verweisen auf das betreffende
Stück). Zahlreiche Stichproben ließen das Glossar ziemlich voll-
standig erscheinen, doch vermisste ich folgende, allerdings zumTheil
als bekannt vorauszusetzende Worte: Prinz, Waffenstillstand, Frans,
Verlegenheit (in — sein), Gefährte, Geselle, Doctor (Arzt), dünke,
Gelegenheit, widerfahren, Ochs, Trunkenheit, abfallen ^).
4. Schnee*s Büchlein gibt im Anschlüsse an Bambergs ,|Grie-
chische Formenlehre" den Lernstoff für Quarta, in rein gedächinis-
mäßiger Weise angeordnet. Es braucht wohl kaum angedeutet in
werden, dass derartige mechanische Behandlungsweise unseren Bei-
fall nicht finden kann. Aber abgesehen hievon scheint mir auch der
Ausdruck nicht immer glücklich gewählt. Dafür ein paar Beispiele.
S. 26 (§. 19) heißt es: „Von Adjectiven auf og haben iW, -caTog
mit Ausstoßung von ^ alaxqoq"' usw. S. 38 liest man: „Das
") Vgl. Phil. Rundschau I, 196.
Griecbisebe Schnlböcher, angez. von F, Stoh.
Ul
[ftugmentutii syllabjcam ht im Perfectum und Plusquamperfectum
atur. ill.) verscbiedeu von dem der aadoren Tompura und bellet
ßedüplicatiüii'*, und S. 39: „Das augn», &yll. der übrigen bistori-
sehen Tempora'^) ist i, das im PlDsquainpeifect vor die Redupllcation
tritt.* S. 52 (§. 35) stebt: Nur wenige Verbii *) babeii schon im
Prtoeus das j ohne Spur verloren, i. B. v^ituo, /tuvoj, ötQW* Zu ta-
deln ist ferner, dass §. 3 und auch soust nirgends von di5n £uclittcü
gesprochen wird^ während S. 2d da6 uubohtimmte Pronomen ttg tt
als enklitisch erwAbnt wird. Das Beispiel ßißXi(f'a (S. 47, §. 82)
ist nicht glücklich gewählt« Zum Scblnsso Yer7.e)cl]ue ich einige
Druckfehler: S. 21, Z. 5v. u. tajttJ-i'C «tatt «(7Xü-^*t;(i"i Paradigma!),
S, 22. Z. 13 V. 0. fdiK statt fiUg, S, 39, Z. 7 v, o. d^ciiVo j^tatt
x^^vw (nebpn rt^^ai'^Ka), S. 53, Z. 3 v. o. ffttava statt httai^a,
5. Das Seh riPö 'sehe Übungsbuch ffir dt© unterste Stuf »» des
Unterrichtes in der griechischen Sprache schließt sich eng an des^selben
Verlaesera „Griechischer Lernytoff für Quarta" an, und dfjtO^, wenn
auch in der Vorrede betont wird, es aei, da ein griecbiscb-dout^beg
wiedemtach-griechischesWörterverzeichnis beigegeben sei, neben allen
Graromaiiken zu gebrauchen, t^ich trotzdem nur unter der Voraiia-
setxnng dgnen, dass bdide Bücher zusammen in Gebrauch genom-
men werden. Unter allen Umständen müsste die in Verwondnng ste-
hende Grammatik eine solche alten Schlages sein, da in dem Lern-
stoff dio Metliodo der Alteren Grammatiken befolgt ist«
In der Anordnung des Stoffes weicht uuser Übungftboch von
den übrigen darin ah, dass dio O-Declinution die erute Stelle ein-
nimmt, dieser dio A-Declination folgt ; was fiir ein praktischer Wort
darin liegen soll, ist mir» offen gestanden, nicht recht klar; viel-
leicht ist eF! dc«ähalh geschehen, weil die Adjective und deren Oom-
paration uoniittel bar nach den Substantiven durchgenommen werden.
Neben der 0-Declinatian wird das Präüens der Verba auf -iü, neben
der A-Üec)tnatioii da,s PassiTum. neben der consonan tischen da<i Im-
pftrfect dieser Verba eingeübt Es folgen sodann die Subatantiva der
dritten Declination (darunter auch nach den VocalstÄmmen die Cod-
tracta der ersten und zweiten Declination), die Adjectlva, endlich
die anomalen Substantiv» und Adjecttva dieser Declination nnd di«
Zahlwftrtcr. Da« Verbum igt wesentlich nach Art der Öbungsböchor
alteren Schlages angeordnet: nämmtliche Tempora der verba pura
(ActiTt Passiv, Medium), verba contracU, muta, tempora secunda,
yerba liquida. Ich kann mich nicht enthalten, das After vorge-
brachte Btnlenkon neuerdings xu betonen, da^s auf di^^etn Wege das
ZmuLmmengehörige serrissen und hieilurch die T ' gcst^Vt
wird: denn daea durch die £u8anunenhängende ßi^ ; flammt-
lieber Temponi der verba pura usw,^ etwa die Ühersichi gefördert
werde, ist nur Schein, Da die Tempusbilduug im wesentlichen die-
iiflbe i»t, ob daa Verbum purum, rnntum usw. ist, hat dns Tempus
^) Aläu Lttt auch daa Perfect oin historisches Tempus«
042 Griechische Schulbücher, angez. ?on jP. Stolz.
die Einheit zu schaffen, nicht der zufällig verschiedene Stammes-
auslaut. Doch genug hieven. Was die Auswahl der Beispiele in un-
serem Übungsbuche anbelangt, so sind nicht wenige in dem ersten
Theil nichtssagender und gehaltloser, als sie es bei dem allerdings
beschräukteu Stoffe sein müssten. Man vergleiche: Oigca t^ ^ivffi
TO zo^ov (I), die Pferde waren in der Ebene (I), oi Xtitiol Tjaav
iv T(^ dyQf^ Tov adei/pov (II), Wir sehen die Augen des Adlers (II),
Wir vertrauen dem Vertrage des Feldherrn (V), Die Weinstöcke der
ganzen Insel werden von den Feinden im Zorn zerstört (VII B),
XIV A I. Die Strafe der beiden Diebe ist hart usw.
In den späteren Stücken tritt dieser Obelstand nicht mehr zu
Tage ; vielmehr sind die größtentheils dem historischen Gebiete ent-
nommenen Sätze, sowie auch einige zusammenhängende Stücke im
ganzen recht passend. Es schiene mir wünschenswert, dass mit ge-
legentlichen grammatischen Bemerkungen nicht so gekargt würde,
wie es in unserem Büchlein geschehen ist; hievon einige Beispiele.
XVII A wäre zu dem Gebrauche des Artikels in Vo ylavxag Lk&rj'
vag q>iqeiv eine Bemerkung nicht überflüssig ; desgleichen XXVIII
zum gen. temporis xfig vvxrog; XL VI zu ^ixxalei zovg iv aXaei rix-
TtJiAivovg Xiywv avrovg Xvtqovv scheint eine Bemerkung noth-
wendig betreffs der griechischen Eigenthümlichkeit der Setzung des
bloßen Infinitivs. Vielleicht mag auch früher schon ein ähnliches
Beispiel stehen, aber eine Bemerkung hierüber habe ich nicht gesehen.
Ungenau ist die Anmerkung 2 auf S. 33: „Der negative Im-
perativ Aoristi wird durch den Conjunctiv umschrieben".
Der Wortindex dürfte ohne Zweifel in der Angabe griechischer
vom Deutschon abweichender Constructionen von Verben genauer
sein ; so fehlt z. B. bei naiw, xQivü) jede Angabe, obwohl beide
Verba wiederholt vorkommen.
Ein schlimmer Druckfehler (abgesehen von abgesprungenen
Accenten) ist xarexo/rijeroiv für xarexo/ri^av S. 53, St. L, 1.
6. Die erste Auflage dos an letzter Stelle namhaft gemachten
Übungsbuches ist bereits im Jahrgang XXVIII dieser Zeitschrift
(1877), S. 440—442 von A. Goldbacher einer sorgfältigen Kritik
unterzogen worden, welche mit Recht hervorhebt, dass das Buch
„sowohl durch seine äußere Ausstattung als anch durch seinen In-
halt den besten Eindruck"* mache. Ich schließe mich im ganzen gern
dem eben vorgebrachten Urtheil an ; doch scheint mir der Umfang
unseres Übungsbuches fast ein zu bedeutender zu sein. Im übrigen
verweise ich die Leser dieser Zeitschrift auf die früher erwähnte
Becension der ersten Auflage und kann dies mit Fug and Rocht thun,
da außer geringen, gleich namhaft zu machenden Abänderungen die
Einrichtung des Buches gleich geblieben ist. Diese Änderungen be-
ziehen sich darauf, dass die von A. Goldbacher gemachten Ausstel-
lungen und Berichtigungen hinsichtlich unpassender Sätze, schlechter
Satzfügung, des Gebrauches seltener oder später Formen fast über-
all gebärend berücksichtigt sind. Desgleichen wurde das Lexikon
2um ersten Theile in der Weise abgeändert, dass zuerst die am
GnechiEch«» Scbalbttchcr, angex. toq F, Stdi,
U^
hltifig»teu vorkommeadea Worte ab Stoff zum Aaswendiglernen zu
jedem einzelnen Paragraphoü unddanD ehi toll V sindiges griochischee,
und deutscheg Wörterverzeichois, wie esßoldbiicsher gewünscht hatis
gegeben ist. Vervollständigt wurde auch das Wörterverzeichnis zum
zweiten Theile, neu hinzugekommen sind in demselbea die Stücke
28 a und 29 a, Beispiele zaiEinöbung der Verba der Inchoativ- un d
e*Clad8e enthaltend.
I nnsbruck. P, Stolz.
P. Michael Zirwik, Studieü fib^^r griechische Wortbildung,
Allgemeiner Theil. Würabur^ und Wicu 18ÖL
Herr Z. hat «iie Welt schon mit mehreren gelehrten Werken
t^eschenkt, zuerst mit Studien über die in den Epen des Homer vor-
kommenden Nominaigtämme auf -i und *r (Programm d. f. e. Borr.
Jd Salzburg 1875), dann mit dem Opus ^Gnindi&ge einer wissen-
tiaftlichen Grammatik der griechischen Sprache* (Programm der-
■«elben Anstalt vom Jahro 1878): endlich mit der an der Spitze die-
ser Begprochung aufgefühilen Arbeit, von der inzwischen auch der
„SpocieUe Theil" erschienen ist Herr Z, ist unstreitig ein sehr thä-
tiger Mann und verdient von diesem Gc^äichtspunkte aus unsere volle
Anerkennung; wenn er aber darauf Anspruch erhebt, dass seinen
Arbeiten wißBenBchaftliche Bedeutung ankomme, wenn er sich zum
groiyen Gelehrten und Kritiker aufspielt, dann mus^ man ihm im In-
terease wirklicher Wissenschaft entgegentreten, um ein richtiges
Bild seiner , wissenschaftlichen'* Theorie auch jenen zu enthüllen,
welche die abßolut sicher scheinende, die Sprache ex cathedra lie-
bende Bfanier*) des Herrn Z. vielleicht blenden könnte. Das» ich
hiebei nicht von speciellen Fachgelehrten spreche, versteht sich Ton
albet» ich meine nur solche, denen eine hinreichende sprachwisscD-
DhaftUche Ausbildung fohlt, um Herrn Z.'ti Arbeiten richtig beur-
theilen zu kennen ^). Es fehlte noch gerade« dass seine absonder*
liehen Schrolleu etwa gar beim Schulunterrichte Eingang fänden;
versichert er ja doch in der Vorrede zn seinen „Grundzügen**, daas
er seine neue Theorie mit Vortheil auch schon beim Unterrichte
verwertet habe. Also, wir sind bei der neuen Theorie des Herrn Z*
Qgelangt. Da mit ihr sein gesaramtew wissenschaftliches Gobilnde
eht und füllt, mnsfien wir sie zuerst vornehmen. Herr Z. weiß uns
"im §, 2 serner „Grundzöge *^ das 1 iiische Alphabet»
welches nach seiner im vorausgcii ^ ,on Versicherung
^Dtur Laute hatte, wenigsten» noch 2ur Zeit, als es sich
S So heißte» einmal: 'Ich habe ja in ra*in<^n „Grooditt^en'* bewie-
uo' tiew. (fanin5chle man hiozuäetzeo, s. Curtius, d«r auch Grundtüge
^ ., fMobri^heti hat), and Ahnliche selbütgeaUiif«» Redensarten liest man ge-
> «^irdhiilieh.
*) So linde ich r, B. in- ^i - 10,
Anm« 1, dasA Herrn Z.*s
werdfü.
»Urii
ileti
644 Griechische Schulbücher, angez. von t\ Stolz.
vom Sanskrit noch nicht getrennt hatte**, folgendermaßen
zu reconsti'uieren : a, a, ßa^ yct^ <5cr, da^ xa, hx, f^a^ va^ na^ Qa,
aa, ra, q>a, %OLy ja^ fa. Schade, dass Kirchhoff hievon noch nichts
wusste, als er seine Studien zur Geschichte des griechischen Alpha-
betes schrieb ! Es versteht sich von selbst, dass es mit Hilfe dieses
Lautalphabetes ein Leichtes ist, sämmtli«he sogenannten consonan-
tischen Stämme und hiemit den Unterschied zwischen vocalischer
und consonantischer Declination (letztere ist die „verstümmelte")
aus der Welt zu schaffen und so auch dasselbe beim Verbum zu
thun mit der sogenannten unthematischen Conjugation, die nichts
istals die ^verstümmelte'^ vocalische. Fast possierlich klingt es daher,
wenn der Verf. in seinem neuesten Werke §.13 noch nachweist:
^ Jeder griechische Wortstamm endet auf kurzes a** und §. 44 :
„Kurzes a ist auch der Endvocal jedes Nominalstammes^. Und im
Ernst, er findet es im Acc. nod-a, das ihm die Stammform zu sein
scheint. Sonderbar ist in dieser Hinsicht die Deduction S. 15 seines
letzten Werkes. Ich setze einige Stollen hieher, weil sie besser als
alles andere den wissenschaftlichen Standpunkt des Herrn Z. be-
kunden.
^Wenn aber der bloße Nasal Casusendung ist, so bleibt für
das Griechische noda-v , das als Accusativ angesetzt werden muss,
ja noöa als Stamm, nicht aber nod. Im Nom. Ttoig aus 7tod*g ist
also das a abgefallen, und noÖ" ist verstümmelte Stammform. Im
Gen. TCodO'Q ist a zu o geworden, und nur g ist Endung. Im Dativ
Ttodi ist das a mit i durch Assimilation gleich gemacht worden und
langes t zunächst entstanden*^ usw. Auf derselben Seite heißt es
noch ^nodeg für node-gg hat £ statt a". Der Vocalismus der Stamm-
silben macht Herrn Z. ebensowenig Schwierigkeiten, als der der suf-
fixalen. „So stehen nun im Griechischen, sagt er S. 49, neben der
Urform Tra^a {enad-ov) noch die Varianten ne^a, ni&a^ nv&a,
nu&a, noi&a, nevS-a, nev^a^ nov^a^ nvvd^a z. B. eni&ov^ tio-
&ogj int'^ofirjVj iW^i^ov^ rt€7toi&a^ TTev^ofimy jtivd'og, neTtov&a
Tivv^avoiiai^ . Aus diesen und zahlreichen anderen Stelleu geht mit
Sicherheit hervor, dass Herrn Z. die Untersuchungen über den indo-
germanischen Vocalismus, von denen er einiges kennt, unverständ-
lich geblieben sind, ihm, der aus dem Ur-a alles hervorzaubert.
Doch wozu viele Woi-te machen? Was in Herrn Z.'s Arbeiten Brauch-
bares ist, haben wir längst alle gewusst ; was er Neues beizubringen
glaubt, muss man als gänzlich verfehlt zui-ückweisen. Trotzdem will
ich , ehe ich die letzte Arbeit verlasse, zu Nutz und Frommen der
Leser eine Blumenlese Zirwik^scher sprachlicher Analysen bringen,
um ihnen darzuthun,da^s mein absprechendes Urtheil ein vollständig
gerechtfertigtes ist.
S. 9 TeTi^rjKa, Ti^rjvcg ^ Tevi/aajaxay tifAUJaTog. S. 11
werden unter Verweis auf die „Grundzüge" §. 55 böot. leyig^ ?x*
als Repräsentanten einer ursprünglichen i-Conjugation aufgeführt,
desgleichen la^v^ai als solcher einer ursprünglichen r-Conjugation,
von anderen Ungereimtheiten^ die in §. 10 der Stud. über Griecb.
Lutcint&che Lehr- m\ä ÜbunpbQcber, nngez, von B. Kothh 045
Wortb. stehen zu geschweigen. 8, 13 u. 6, wird lüö L&tige des Vo-
cals in iütrju, qr^iiii al^ Ersatz för auivgofulle«^? j ei klärt 8.
17 heißt ©8: „In «ler Noiüinalftexion babon wir a (naiürlicb i\m üt-
a) nur im Nentr. Pliir. hona^ generd» carmina. Deno das Nentr.
Plur ist bloUer Stamm**. Hom. ijAt^Cf S. 18 ist ebenso neu,
wie L'mbrisches Elxndr. (S. 20). Das db«r rrnd 8, 21 (Ende)
Gesagte siebt in directem Widerspriicbe mit dem bierOber auf der
nächsten Seite dargelegtei». S. 2^ ist ä6§a = do^-da nicht übel.
— 8. 31 ersehen wir aus den Bemerkungen über got Apaastaulns,
dftss unser Herr Verf. über die doppolte Geltung des uu im Gotischen
sich nicht klar ist. Die urgriechi^che Conj, y^a*f^-/m, y^mfct'
üS^ot. ygafpa-ia {S, 34) leigt zum no und so Tieltenmale mit Bvi-
deoi, dass dem Herrn Z. der Unterschied Jtwischen Urgriech jscb
und ürsprachlich gänzlich unklar ist
Der Nom, plur. yQit(foi soll för yoaff^nic, and diesem f4r fi^
tpogg, YQacfo-aaaa sieben» oy^afffh; (/- titisch sein mit I-
yQOtfi nnd anderes ün^'oreimte, Wüs ; - im §. 23 steht. —
S, 50 erfahren wir, didoaai ae\ gleich dtdojavrt. Das -t des Abla-
ibs im Sanskrit soll nach S, 60 aus tas-ts-tt hervorgegangen sein.
Der Dativ q^^oQift soll aus qoQo-ai entstanden sein. Eine Stelle in
Brngman's und Osthoffs Morph, rntersuchungen I, 227 Anm. bitte
Herrn Z. den richtigen Sachverhalt gelehrt. — equis (S, 63} scheint
nach Herrn Z. auf eijui-ssi zu führen.
ßtßkf^atai und ß^ßkr^yrat finden nach S. 66 ihre Erklärung
ans ß^ßiajavtm. Doch wozu soll ich fortfahren in der Aufzählung
von Abf^onderlichkeiten und Unrichtigkeiten, die sich auf jeder Seite
finden! Genug, ich hebe noch einmal anerkennend Herrn Z.'s offen-
baren Eifer hervor, aber um wirklich die wissenschaftliche Erkeuut-
ni« zu fördern, mnss er vor allem seine a-, a-, ^cr-Theori**, mit der
er alles erklärt, aufgeben, und den offenbar richtigen Erf
resnltaten anderer Gelehrter etwas mehr Bereitwilligkeit \^ u-
bringen, als er bis jetzt gethan hat.
So viel sei xor Abwehr gesagt, auf dass nicht etwa falsche
Gelehrsamkeit an Stelle wirklich methodischer Sprachforschung »ich
anch fürderbtn breit xu machen snche.
Innsbruck.
Fr. Stolt.
Lateinische Lehr- und Übangs buchen
Repetitorium der lateiulscheu Sjntai und Sti-
listik für die oberiite Gymnasial^ufe und uameutlich lum Selbst-
aluitittm biMirbeitet von Dr. H. Monge, Oberlehrer am Gymnasinm
zu Sangerhausen. Vierte, vollständig: umgearbeitete Auflage. Wol-
fenbßiteL Druck und Verlag von Julius Zwissler (L. Hotle^s Nach-
folger) 18hi — Dass das Buch ein^ mmen
ist, xeigt die viert« Auflage in «id lief,
weist diesbezAf lieh auch auf das hin, was er lö75 S. ^56 ff, dieser
646 Lateiniscbe Lehr- und Übangsbüoher, angez. von H, Koziol.
Zeitschrift bei Besprechung der zweiten Auflage gesagt hat. Ob dio
Umgestaltung desselben in der vorliegenden Art nöthig war, lässt Ref.
dahingestellt sein und constatiert nur, dass die Brauchbarkeit des
Buches dadurch nichts verloren hat. Die Formenlehre als besonderer
Theil ist nämlich weggelassen und das wichtigste derselben in der
Syntax an passenden Orten berührt, wie z. B. die archaistischen
Tempusformen 333 S 206 bei der Syntax des Vorbum u. dgl. Die
syntaktischen Begeln haben eine eingehende Revision und vielfach
eine treffende Umgestaltung erfahren. Besonders hervorzuheben ist
die Behandlung der Zeiten, der hypothetischen Sätze,
der Conjunctionen uud der Partien über Wortstellung nnd
Satz bau. Dass auch hier noch mancherlei zu bessern ist, darf bei
dem Umfange und der Neuartigkeit der Arbeit nicht auffallen und
thut der Brauchbarkeit des Buches keinen wesentlichen Eintrag. So
muss z. B. bei den hypothetischen Sätzen auch der Fall mit dem In-
dicativ im Folgesatze irrealer hypothetischer Sätze der Vergangenheit
und der Indicativ der Conjugatio periphrast. statt des hypoth. Plus-
quampf. im Conjunctiv (vgl. Liv. I 7 si-compulisset, vestigia-de-
ductura erant u. a. m.) besonders hervorgehoben werden , da diese
Eigenthümiichkeiten den Gebrauch der Zeiten in den abhängigen
Bedingungssätzen klarer nnd verständlicher machen. Deutlicher
sollte auch der Fall, wo posse im Indicativ stehen muss, behandelt
sein ; denn aus den Regeln in der gegebenen Fassung (403 S. 260
und 350 S. 221 ff.) wird der Schüler nicht klug. Die Erklärung des
histor. Infinitiv (346) ist bis auf das auch hier noch beibehaltene
Gleichstellen desselben mit dem Imperfectum zu billigen. Das Register
ist vervollständigt und sorgfältig revidiert. Der Druck ist correct.
Ref. kann auch diesmal das Buch aufs wärmste empfehlen.
Als Hilfsbücher neben einer Grammatik zu benutzen sind :
Lateinische Syntax in Musterbeispielen. Bearbeitet von
Dr. Wilh. Votsch, ord. Lehrer an der Realschule I. 0. zu Gera.
Preis 25 Pf. Essen, Druck und Verlag von G. D. Baedeker 1881.
(IV und 24 SS.) und Frage buch lein zur lateinischen Syntax
im Anschlüsse an K. Schmidts lat. Schulgrammatik. Als Lehrbehelf
bearbeitet von E. Fei ch tinger, Prof. am k. k. Staatsgymnasium
zu Salzburg. I. Theil. Casuslehre. Für die 3. Classe. Preis 20 kr.
Salzburg 1882; 31 SS. Im Selbstverlage des Verfassers *).
Jenes lehnt sich an die Grammatik von Ellendt-Seyffert , dieses an
die Grammatik von C. Schmidt an. Das Ziel beider ist die erlernten
grammatischen Regeln zu befestigen und auf diese Weise den Klagen
über Unsicherheit in der Grammatik bei den Schülern abzuhelfen.
Jenes bezweckt dies durch eine Reihe von lateinischen Beispielen,
dieses dadurch , dass es deutsche Sätze nnd Phrasen (meistens Über-
tragungen der Musterbeispiele aus der Schmidtschen Grammatik)
zum Obersetzen vorlegt und den Schüler auf die betreffende Regel in
') Das Büchlein ist nur vom Verf. selbst zu beziehen and wird
gegen Einsendung des Betrages (mittelst Postanweisung) portofrei zu-
gesendet.
Lateinitche Lehr- uni ÜbaTigsbftotitr* Atigez. Toa H, KcTial. 947
k^er Grainrnatik verweist» an der er die i ir. der Pberyetzung
211 coiitrolieren hat^ oder dadurch, dasB v it^itutig eiuer Hegel
aus einem gegebeiten Beispiele fordert. Wird die Frage aufgeworfen,
. 4urch welche der beiden Methoden das gesteckte Ziel besser erreicht
lwerde,9orau8sKef.bichuubediQgtfiai'di6y, weit eerklfiren, hei welcher
d«r Verf. das eben besprochene Bach von Menge als Vorbild gehabt
hat Die Eiuprfigung bo vieler ganz, heterogener lat. Sätze, wie hie
fVotschgibt, hat ihre - -fi; dagegen kann bei gewissen-
I liafter Benützung von 1 ituchleni der Schüler ohne viele
Gedachtnisüberbürdung eine gewisöe Sicherheit der gramm. Regeln
l^iTeicheu. Missiich ist es allerdings, dass einzelne l^urtien allein an
[4ie IV* Auüage von Schmidts Grammatik sich anlehnen, da bei der
jffrschiedonheit der Anordnung der Regeln in der V. Anüage den
kdlern, die nur diese haben, die Benützung erschwert oder theil-
^^eise sogar unmöglich gemacht wird. Bei den Casus sind freilich die
^Paragraphe der V. Auflage iu Klammern hinzugefügt. Eine Um-
eitung wäre indessen wäuschenswert; denn das Büchleiu kann zur
Ftid^rholung der Grammatik den Schülern anempfohlen werden*
Das Streben ^ das grammatische Wissen zom festen und blei-
benden Eigeutbume der Schüler zu machen, muss dahin führe u, dem
Lernstoffe die größtmöglichste Kürze und Klarheit zu geben* In der
Formenlehre hat Herrn. Perthes diesen Weg zuerst eingeechlagen
mit seiner latein. Formen 1 ehre zum wörtlichen Auswendiglernen,
•wovon bereits die 2. Auflage Berlin 1877 erschienen ist. Ihm ist
Dr. F. Schaper bezüglich der Syntax in einer Programmarbeit des
(Sjrmnasium in Cöslin 1878 nachgefolgt. Noch mehr gekürzt liegt
diese Arbeit nun in dem selbständigen Werkchen vor: ^Haopt-
regeln der lateinischen Syntax nebst Musterbeispielen dazu
zum wörtlichen Auswendiglernen« Im Anschluse an die Grammatik
von Elleudt-Seyffert ausgearbeitet von Dr. F. Schaper, ord. Lehrer
um königl. Gymnasium in Cöslm. Berlin 1881. Gebrüder Boru-
träger (Ed. Eggers) ** ; 47 SS. — R«f, gesteht, daas der Versuch
ein recht glücklicher ist, wenn auch noch hie und da, vielleicht eben
infolge dos Strebens die Regeln rocht kurz und gedrängt zu geben»
Uugenauigkeiten oder Uurichtigkeiton vorkommen, wie z. B* S* 25
„In lebhafter Schilderung friteht statt des Imperfectum auch der
iii9toris<}he InÜnitiv'/I" S, 29 ^Für die 2* Per«;* singui. ist bei cinooi
Verbote der Conjunct. perf. üblich* — immer?; S. 36 Anm. 1 war
anzugeben, wann im Folgesätze einer hypoth. Periode die Verba des
Könnens, Sollens und Müssens im ludicativ stehen müsseni and
Anm, 2. wann von posse im abhängigen hypoth. Satze das Perf.
Conjunct. statt des Plusqpf. steht. Schwach ist §. 61 über cum, wo
gerade die Benützung der E. Hoffmannschen Untersuchungen fir
eine gedrängte Fassung ganz zweck tn&ßig gewesen wäre, Indessen
verdient der Versuch Anerkennung und allgi«meine Beachtung.
Von einem andortt Gosichtspunkto ist Otto Josupeit, Ober-
lehrer am königl. Gymnasium lu Insterburg in seinem Werkchen
„Syntax der lateinischen Sprache dargeetelU als Lehre von
648 Lateinische Lehr- und ÜbuQgshacher, angez. yoc H, Koziol.
den Satztheilen und dem Satze für Bes^lschulen und die mittleren
Classen der Gymnasien'^ (Berlin 1882. R. Gärtners Verlagsboch-
handlnog) 24 SS. — ausgegangen. Er behandelt zunächst die
Satztheile §. 1 — 47, dann den Sat% §. 48 — 75 nach Haupt- nad
Nebensätzen und in drei Anhängen die Participialconstruction , die
oratio obliqua und den Gebrauch der Zeitformen — und dies alles
auf 24 Seiten. Dass er bei so gedrängter Darstellung sich nur auf
die Hauptsache beschränkt und dabei manches noth wendige nicht
berührt oder nur ungenau bringt, ist selbstverständlich. Was die
Anordnung des Stoffes anbelangt, so ist die Einreihung der Er-
gänzung der Adjectiva in §. 40, 41, 42 unter die attributiven 6e*
Stimmungen auffallend. Ungenau ist die Fassung der Begel über den
Ablativus und Genetivus qualitatis §. 43; ferner §.47, 4, wobei
dem Schüler die Wendungen aliquid memorabile ac novum und ali-
quid novi ac memorabilis als falsch erscheinen müssen; §. 59, 3, da
auch der acc. c. inf. nach concedere erscheint, und 6, wo anzuführen
war, wann unbedingt ne non zu setzen ist; §. 61 da prohibere ge-
wöhnlich den Infinitiv oder acc. c. inf. bei sich hat; §. 67 „Nach
antequam und priusquam braucht man den Conjunctiv^ — den In-
dicativ nicht? §. 70 „Statt ut non sagt man nach vorhergehender
Negation gewöhnlich quin** — aber unter welcher Bedingung? §. 76
das participium fut. act. erscheint schon bei Livius im ablat. absol.
vgl. 36, 41. Sonderbar klingt die Fassung von §. 80 „das Perfectum
drückt also die vollendete Handlung in der Gegenwart aus (perfectum
praesens). Dann verliert es aber den Begriff der Gegenwart und
bezeichnet nur , dass etwas einmal vollendet, geschehen ist (per-
fectum historicum).^ Also ist das perf. praes. und histor. identisch.
Es musste wohl heißen „häufig oder in der Begel." Bef. zweifelt
sehr, dass ein gründliches grammatisches Wissen bei Benützung
dieses Buches sich erzielen lasse.
Von lateinischen Übungsbüchern liegen dem Bef. vor:
Anfangsgründe des Lateinischen von Joseph Schmaderer,
k. Studienlehrer an der Lateinschule Bosenheim. Bosenheim 1881«
E* Huber. Pr. 1 * 20 M. Der Lehrgang ist fast derselbe , wie in dem
umgearbeiteten Yielhaberschen Büchlein, nur erscheint die Com-
paration der Adjectiva erst hinter den Pronominibus personalibus
und possessivis , während wieder die übrigen Pronomina am Ende
hinter den Yerbis der ersten Oonjugation erscheinen; ferner sind für
die erste Declination keine Adjectiva verwendet, und das Präsens
Indicativi der 1. Oonjugation kommt gleich am Anfange zur Ein-
übung, dagegen ist die 2., 3. und 4. Oonjugation ganz ausgeschlossen.
Dies hindert die Einführung an unseren Anstalten. Dass übngens
das Werkchen mit Fleiß und Sorgfalt gearbeitet ist, muss anerkannt
werden. Aber die einzelnen Verbal- und Oasusformen konnten der
mündlichen Einübung überlassen bleiben und dafür die Zahl der Sätze
besonders bei der 1. Declination vermehrt werden. Ein zweites Übel
sind die in den Text gedruckten Vocabeln. Dadurch wii*d ein ge-
wissenhaftes und festes Einprägen derselben verhindert. Sie ge-
Lfttöinisdie L«Tjr- und tJlran gsfettcher» BXiget, von B. JToriof. 1HÄ
iMren nach Abgchaitten geordnet ans End© «I ^ — La toi-
|jii8che Exercitien. Im Anschlußs an i ;i ilam g'nlticnm
I — VII und EUendt-Sejfferts lateinische SchnJgrammatik § 234 Ins
}42. Von Dr. Karl Venediger» Oberlehrer am Gymnasiuiu in
Spandau, Pr. 60 Pfg. Bremen. Verlag von M, Heinsias 1881:
)1 SS. — Zur Einübung der Tempus- nml Modnslehre sind diese
Sxercltien betitiromt. Sie lehnen sich ziomüch genau an die be-
litrefTendeD Abschnitte aus den 7 Bachern des gallischen Krieges von
ifüsar an Indessen hat bei dem Streben , den Inhalt mit grumma-
lischen Regeln zu durchtränken , Aus Form vielfach gelitten. Viele
ütze sind gar zu einfach* Einige Abschnitte dagegen sind dem Verf.
rieder recht gut gelungen. Wenn derselbe das Werkchcn in dieser
lli cht umgestalten und etwas höhere Anforderungen in stilijttischer
ebung an diese Stufe stellen wollte, dürfte das Buch ganz troff-
iche Dienste leisten. — Im Gegensätze zu dem ebengenannten
I^Buche bringt das ^Übungsbuch zum übersetzen ans dem
~^ e u 1 8 c h e n i n s L a t e i n i s c h e für die Quarta eines Gymnasiums
and die Untertertia einer Eeali^chule 1. Ordnung im Aaschlns.s an
[die Lectüro des? Nepos von Dr. M. Schaunsland, Gymnasiallehrer
Bielefeld. Leipzig 1881. G. B. Teubnor; IV und 54 SS. ^ in
Beinern Stoffe nicht in den einzelnen Abschnitten bestimmte Partien
3er Grammatik zur Einübung. Der Verf. meint, dass die selb*
If tindige Denkthatigkeit der Schüler in hohem Grade beeinträchtigt
»erde, wenn er die betreffenden Regeln bloß mechanisch an-
tuende. Er hat Recht für den Fall , als in vielen Beispielen hinter*
Leinaoder oder in einem längeren zusammenhängenden Stücke stets
■.dieselbe Regel zur Anw*^ndung kommt. Wenn aber eine Reihe von
jfiegeh) in bestiuimten Abschnitten eingeübt wird, dürfte dies wohl
[inicht der Fall sein; andererseits hat dieser Vorgang das Gute, dass
1(9 Grammatik dadurch gruppenweise zur Wiederholung gelangt.
Bach setzt nun die genaue Kenntnis der Casuslehre und der
fiehtigsten Partien der Tempus- und Moduslehre voraus. Ist dies
IJqt Fall dann ist dasselbe trefflich geeignet, das im Nepos gelesene
rwieder ins Gedächtnis zurückzurufen und zu bt^festigen. Der Verf.
jlat nämlich alle Stücke do^^elben mit AUHuahme von de regibns
|,recht nett stu obigem Zwecke verarbeitet. Die Form der Perioden ist
Bser als ind^rfrnh*^r erwähnten Schrift; aber trotzdem i^t das Borh
i der Meinung de^ Ref för unsere Tertia nicht gut verwendbar, da,
oben erwikhut wurde, die genaue Kenntnis der ganzen Caäuslehro
^voraufigesetzt ist. und diese doch erst nach Ablauf de« •Talires er-
wird* Im nüchsten Jahrn aber wird es wohl gerathener sein,
•Moduslohn» erst partienweise eintuuben. Daher kannte dasselbe
fiigentlich erst in der Qainta verwendet w^erden und fÖr diese Stufe
|st es wieder zu leicht. — Der Stoff zu den „Aufgaben zum
1 her setzen in das hat ein iäc he für obere Classcn der Gym-
Bien mit Hinweisnngen auf die Ellendt-Seyffertuche Grammatik
^▼on Professor Dr. Braut, Pror4»ctor am kMoigl* Ojrmna^ium zn
X^itlin. 1 TheiU Berlin \m\. W#idmannsche Bnchfaandtung. Preii
650 Lateinische Lehr- and Übungsbücher, angez. von H, Kogiol.
2'40 M. ; IV und 248 SS.^ — lehnt sich theils an die aassenlectüre
an (Bede für ßoscias aus Ameria, für den Gesetzesvorschlag des
Manilius, Livins 1., 21. und 24. Buch, aus Sallusts catilinai'ischer
Verschwörung, Ciceros Divinatio, Reden gegen Verres 4. und
5. Buch) , theils weicht er von derselben ab , bewegt sich aber auch
dann auf dem Gebiete der Antike. Die Wahl ist durchwegs eine
glückliche ; der deutsche Ausdruck ist ziemlich gewandt und ohne
bedeutende Schwierigkeiten. Selbst zur Stegreiflectüre ist das Bach
trefQich zu verwenden , da der vorhandene Vocabelschatz im allge-
meinen ausreicht und durch die Benützung des Buches befestigt
werden kann. Auch zu schriftlichen Arbeitez? eignet es sich gut Die
nicht eben zahlreichen Anmerkungen sind entweder bloße Wort-
angaben oder Hinweisungen auf die Ellendt-Seyffertsche Grammatik
oder ganz kurze Andeutungen über die Stellung der einzelnen Sätze
in der Periode. Bei einer neuen Auflage werden die vereinzelten Ver-
stöße hinsichtlich der Form, die zum Theil Latinismen sind, wie S. 95
Z. 25 welche Severus, theils auf Flüchtigkeit beruhen, wie S. 96
Z. 9 um statt und u. dgl., sowie zerstreut vorkommende Druckfehler
S. 93 Z. 27 lies, S. 102 Z. 16 die statt den gewiss verschwinden.
Voraussichtlich wird dies bald der Fall sein, da das Buch recht
brauchbar ist und zur Benützung für die 5. — 7. Classe empfohlen
werden kann. — Das Buch „Lateinische Übungsstoffe für
Secunda von B. Dombart, Gymnasialprofessor. Erlangen 1880.
Andreas Deichert" Pr. 1-20; 107 SS, — und das Heftchen „An-
hang zu den lateinisch 6ii Übungsstoffen für Secunda von
dems." ebendas. 1881; 42 S^. — enthalten jenes 142, dieses 43
frei bearbeitete Abschnitte modernen und antiken Inhalts zum Über-
setzen für die 5. und 6. Classe. Die nöthigen Vocabeln stehen hinter
jedem Abschnitte. Ungefähr die Hälfte der Stücke, 76 dort und 18
hier , sind derartig gearbeitet , dass Phrasen und Vocabeln aus an-
gedeuteten Abschnitten von Caesar, Cicero (Lael.), Livius und Sallust
auch bei Stücken modernen Inhalts zur Verwendung kommen. Wenn
auch zugestanden werden muss, dass der Verf. im ganzen den An-
forderungen, die man auf dieser Stufe stellen kann, gerecht geworden
ist und bei dem meist historischen Inhalte der Stücke größere for-
melle Schwierigkeiten vermieden hat und auch einen gefälligen
deutschen Ausdruck bringt, kann Ref. doch nicht mit allen Ab-
schnitten einverstanden sein. Viele passen mit ihren ganz modernen
Wörtern für eine Zeit, in der das Lateinschreibeu noch Selbstzweck
war. Am besten sind jene gelungen , die bei antikem Inhalte sich in
phraseologischer Hinsicht au die antike Leetüre anlehnen. Diese
lassen sich zu mündlichen und schriftlichen Übersetzungen trefflich
verwenden.
Von L. E n g 1 m an n, dem bekannten und um die Schule mehrfach
yerdienten Verf. von vielen Lehr- und Lesebüchern , ist nun auch
eine Ausgabe des Cornelius Nepos mit Anmerkungen für
Schüler (München 1882. Verlag von Hans Englmann) erschienen.
Bei diesem Autor ist es schwer dem Wunsche Aller gerecht zu
Lateinische Lehr- und Obuogsbücher, angez. von H, Kosiol, 051
werden. Daher wird aach diese Bearbeitung nur eine getheilte Auf-
nahme finden. Die einen wollen den unveränderten Text, die andern
einen den Bedürfnissen der betreffenden Stufe gemäß geänderten.
Bef. steht auf Seite der letzteren. Vieljährige Erfahrungen haben
seine Ansicht gefestigt. Form und Inhalt des Autors auf dieser Stufe
gegen einander abzuwägen und in gewissen Eigenthümlichkeiten
jener eine charakteristische Färbung dieses zu suchen und zu finden,
ist nnmöglich. Dazu gehört schon ein vorgerückteres Verständnis
und vollkommene Beherrschung der Grammatik. Hier absorbiert die
2^rgliederung des Satzes und das Heraussuchen des Inhalts des-
selben die Geistesthätigkeit des Schülers fast ausschließlich. Was
nicht mit den gelernten grammatischen Regeln harmoniert, erscheint
ihm als Fehler und hindert das leichte Erfassen des Inhalts. Daher
darf keine außergewöhnliche Construction vorkommen. Alles was
der Knabe auf dieser Stufe liest , muss seine Grammatik bestätigen
and aas dieser erklärbar sein. Der Autor, dessen Inhalt einfach and
leicht fasslich sein muss, wird auf dieser Stufe, mau mag sich da*
gegen sträuben wie man will , zum großen Theile wohl noch der Be-
festigung des grammatischen Wissens dienen, und dieses ist daher
aach bei der Erklärung in den Vordergrund zu stellen. Bef. kann
sich daher mit der Beibehaltung der sogenannten Eigenthüm-
lichkeiten des Autors nicht einverstanden erklären. Im
Interesse des leichteren Verständnisses und der Befestigung der
classischen Ausdrucksweise müssen daher Wendungen , die von den
allgemein üblichen abweichen, geändert werden. Die Beibehaltung
von rex Perses statt Persarum , parserat (Thras. 1,4), Acherunte
(Iphic. 10 , 2) , Piraeus , potiri mit dem Genetiv (classis Lys. 1,4;
Syracasarum Tim. 2 , 1 u. a.) , magno und maximo natu (Timoth. 3,
1; Paus. 5,3; Dat. 7,1), utrique von zwei Personen (cf. Dat. 11,
2 ; Hann. 4,2), postulaie mit acc. c. inf. (cf. Eum. 8 , 2) und so
auch stets dubitare, circumveheus in deponentialem Sinne, causam
interserere statt interponere u. a. m. ist nicht zu billigen. Dass der
Verf. anstößige Stellen beseitigt hat, damit stimmt Bef.
vollständig überein ; nur wäre die Vorrede besser gaaz weggeblieben,
da sie in ihrer Gedrängtheit ohne weitläufige Erklärung den Schülern
kaum zu vollem Verständnis gebracht werden kann, andererseits
sehr heterogene Dinge zusammenstellt, die das Interesse des Knaben
kaum fesseln können. Nicht billigen kann es Bef., dass anerkannte
und auffallende historische Unrichtigkeiten, mögen sie nun
auf schlechter Informierung oder missvei-standener Quelle beruhen,
vom Herausgeber beibehalten worden sind. Diese Stellen sind be-
kannt , bedürfen daher keiner Erwähnung. Die Gründe sind gleich-
falls anderweitig zur Genüge vorgeführt worden. Die Wabl des
Halm sehen Textes ist zu billigen, ebenso die Mehrzahl der wenigen
Stellen , an denen der Heraasgeber von jenem abgewichen ist ; über
einige nicht geänderte Stellen ist Bef. anderer Meinung, wie z. B.
Dat. 7, 1; Eum. 11, 5 u. a. Die Anmerkungen sind knapp und
darauf berechnet die angewöhnlichen Ausdrücke and anderweitigen
Z«iUekrifl f. d. tetorr. OjmB. \9»i. VIII. und IX H«n. ^
652 Lateinische Lehr- und Übungsbücher, angez. von H, Kozici.
Unregelmäßigkeiten zu erklären, den entsprechenden deutschen
Ausdruck ßnden zu lassen und endlich sachliche Schwierigkeiten
aufzuhellen. Trotz ihrer Gedrängtheit sind sie klar und geben äußerst
selten zu einem Missverständnis Veranlassung, wie p. 9 col. 2 not. 3
in eo est ut er ist in der Lage usw., wodurch der Schüler leicht zar
Anwendung der persöulichen Construction bei in eo est verleitet
werden kann; p. 14 col. 1 n. 6, 1 über Piraeus u. a. Den Abschluss
bildet ein Register für Geographie und Quantität der Eigennamen.
Das Werkchen ist mit der dem Verf. eigenen Sorgfalt gearbeitet
Dem Ref. ist nur p. 16 not. 7 die Reede statt Rhede aufgefallen.
Wer demnach bezüglich der oben angedeuteten Grundsätze anderer
Meinung als der Ref. ist, wird das Buch benützen; Ref. kann von
seinem Standpunkte aus, den übrigens eine sehr große Anzahl von
Collegen einnimmt, es nicht empfehlen.
In der Teubnerschen Bibliotheca scriptorum Graecorum et
Romanorum ist ein Bändchen von VIII und 146 S. unter dem Titel
„Eclogae poetarum latinorum. In usum gymnasiornm com-
posuit Samuel Brandt. Lipsiae MDCCCLXXXr* erschienen. Es
enthält Bruchstücke aus Ennius, Lucilius, Lucretius, Catnllus, Ti-
bullus, Propertius, Ovidius, Martialis und Juvenalis nebst kurzer
biographischer Skizze der bezeichneten Dichter. Beigegeben ist ferner
eine Erklärung der vorkommenden Metren und ein alphabetisches
Verzeichnis der in den aufgenommenen Stücken enthaltenen unge-
wöhnlichen Wörter, die in kleineren Wörterbüchern nicht erscheinen.
Den Schluss bildet ein kritisches Verzeichnis der Stellen, an denen
der Autor von den besten Ausgaben abgewichen ist. Diese Ab-
weichungen betreffen zumeist den Lucretius , der auch den größeren
Theil des Bändchens ausfüllt (p. 7—60). Das Verdienst des Autors,
den Schülern einen verständlichen Text geboten zu haben , muss an*
erkannt werden. Das passende zu wählen ist bei dem geringen Um-
fange des gebotenen gegenüber dem vollständigen Originale schwer
und auch bei unserem Bändchen ließe sich in dieser Beziehung über
manches streiten. Vielleicht hätte Ovid als bekannt ganz wegbleiben
können. Anzuerkennen ist, dass der Herausgeber den Überblick nnd
Zusammenhang und somit auch das Verständnis der aus Lucretius
gewählten Stellen dadurch erleichtert hat, dass er die hervor-
stechendsten Gedanken und jene Worte , welche den Fortgang der
Darstellung bezeichnen , mit gesperrten Lettern drucken ließ. Eine
andere Frage aber ist es , ob durch das Erscheinen des Bändchens
einem wesentlichen Bedürfnisse der Schule abgeholfen ist, und die
Frage muss Ref. entschieden verneinen. Die Kenntnis dieses Ge-
bietes der römischen Literatur muss im Interesse der Verarbeitung
der im Gymnasium üblichen Autoren für die Universität vorbehalten
bleiben; aber hier wird wohl nicht zu einer Auswahl gegriffen werden.
Ferner sind viele Stellen aus Lucretius ohne Commentar selbst dem
Fachmanne geschweige dem Schüler schwer verständlich. In unseren
Gymnasien mit ihrer beschränkten Stundenzahl im Latein ist das
Buch absolut nicht verwendbar, ja Ref. kann sich nicht einmal ent-
Lateinische Lehr- und ObaogsbUcber, angez. von H, Koziol. 653
schließen, es fQr die Privatlectüre za empfehlen , da er die eventuell
daraaf zu verwendende Zeit lieber den Schnlautoren zugewendet sieht.
In 4. verbesserter Auflage , bearbeitet von dem durch seine
grammatischen Arbeiten rühmlich bekannten Director des königl.
Gymnasiums zu Aurich, Dr, A. Draeger, ist erschienen „La-
teinisch-deutsches Schulwörterbuch zu den Prosaikern
Cicero, Caesar, Sallust, Nepos, Livius, Curtius, Plinius d. J. (Briefe),
Quintilian (10. Buch), Tacitus, Sueton, Justin, Aurelius Victor,
Entrop und zu den Dichtern Plautus, Tereuz, Catull, Vergil, Horaz,
Tibull, Properz, Ovid und Phaedrus von Friedrich Adolph Hei-
nichen, Dr. der Phil, und Lic. der Theologie, Gymnasialprorector
a, D. und Professor. Leipzig 1881. B. G. Teubnor. S. X und 957.** —
Dass das Werk durch Draegers Bearbeitung gewonnen hat, lässt sich
nicht leugnen. Die Änderungen betreffen zahllose Kleinigkeiten. So
ist die Angabe der citierten Stellen vielfach weggelassen , ebenso
manches unnöthige Synonymum unter den deutschen Bedeutungen
der lat. Wörter, wie z. B. „Besitz ergreifen** neben „besitzen" (cf.
apprehendo) u. a. Auch sind Citate, die keine neue Gebrauchsweise
belegen, beseitigt worden, ferner unnütze Zusätze bei der Gliederung
der Bedeutungen , z. B. ^in der Hauswii-tschaft** vor der Bedeutung
„Vogelhaus** bei aviarium u. dgl. Hie und da ist unrichtiges aus-
geschieden, wie z. B. bei benignus die Verbindung numeri, wobei
indessen der Herausgeber numen an die Stelle hätte setzen sollen,
da jenes offenbar nur ein Druckfehler für dieses war. Vielfach sind
seltene oder vereinzelte Verbindungen ausgeschieden worden (vgl.
z. B unter adeo die Weglassung der Verbindungen illo, quo, Gades,
aliquo, von Barkon propius). Wenn nun auch dafür wiederum , wo es
noth wendig war , Zusätze erscheinen , so überwiegt doch die Menge
des weggelassenen, worunter sich auch ganze Artikel befinden, die
mit dem Zwecke des Buches nicht im Einklänge waren , die der Zu-
sätze, so dass die Seitenzahl stark reduciert erscheint. Außerdem
sind vielfache Berichtigungen vorgenommen worden und hie und da
Änderungen in der Gruppierung der einzelnen Artikel. Durchgreifende
den Charakter des Buches altenerende Änderungen kommen nicht
vor. Bezüglich der Aufnahme der Eigennamen weist auch diese Be-
arbeitung viele Inconsequenzen auf. Ref. kann bezüglich dieses
Punktes auf das hinweisen, was er hierüber in dieser Zeitschrift 1876
X. Heft p. 749 f. gesagt hat. Auch die Anordnung der Bedeutungen
bei einzelnen Artikeln lässt manches zu wünschen übrig. Manche
Unrichtigkeiten und Ungenauigkeiten , die Kef. schon a. a. 0. er-
wähnt hat, finden sich auch noch in dieser Ausgabe. Gewissenhafte
Durchsicht bei der nächsten Auflage wird noch manches zu ändern
finden. Indessen ist das Werk auch so schon ein schätzenswertes
Hilfsbuch für die Schule, da der Schüler das nothwendige nicht erst
aus einem Wust von unnöthigem herauszusuchen hat. Ref. kann es
nur empfehlen. — Ein recht brauchbares Hilfsmittel für jeden , der
sich mit Justinus beschäftigt, hat Dr. Otto Ei eher t in seinem
Bttcbe — „Vollständiges Wörterbuch zur Philippischen
42*
054 Lateinische Lehr- und Ohnngsbücher, angez. von H. Koeiol,
Geschichte des Jiistinus." Hannover 1882. Hahnsche Buch-
handlung. Preis 2 • 10 M. S. 200, geliefert. Die treffliche und über-
sichtliche Anordnung der Bedeutungen der Wörter in den einzelnen
Artikeln , die erschöpfende Ausbeutung des Sprachschatzes des
Justinus, sowie die Vollständigkeit in der Vorführung seiner Eigen-
thümlichkeiten verleihen dem Werkchen jedoch eine höhere Stellung
als die eines Hilfsbuches für die Schule. Auch der Fachmann wird
vielfach Belehrung daraus schöpfen können. Dass schwierige Stellen
in knapper Form erklärt erscheinen, wird besonders Anfangern sehr
erwünscht sein. Zugrunde gelegt ist die Textrecension von Jeep
(1876) , doch sind auch die wichtigsten Abweichungen der früheren
Ausgaben von Dübner (1831) und Frotscher (1827) berücksichtigt
xvorden. Ref. kann das Buch , das mit Umsicht und Fleiß gearbeitet
ist, bestens zur Benützung empfehlen.
Die etymologische Anordnung der Vocabeln, wie sie das
„Vocabularium zum Caesar, zum Nachschlagen und zum Aus-
wendiglernen von Dr. Ernst Schlee, Director der Bealschule zu
Altena. Altena 1881. Verlag von J. Härder. — S. 55 — * bietet, hat
unzweifelhaft das Gute, dass sie durch stete Hinleitung der Schüler zu
dem Grundworte und den übrigen davon abgeleiteten Wörtern ihnen
beim Nachschlagen eines Wortes stets eine ganze Gruppe von Wörtern
ins Gedächtnis zurückruft und befestigt. Aber eben diese Zurück-
führung auf das Stammwort, wovon die Auffindung des gesuchten
abgeleiteten Wortes abhängt , wird häufig der Schüler selbst nicht
vornehmen können. Vgl. repugnare unter pungere, velum unter
vehere u. a. Daher ist bei Benützung dieses Büchleins eine ge-
wissenhafte Vorpräparation mit den Schülern in dieser Hinsicht von
Seiten des Lehrers unbedingt erforderlich. Die Vocabeln aber der
Reihe nach auswendig lernen zu lassen , wie der Verf. es zu wollen
scheint, dürfte wohl kaum ein Pädagoge billigen. Das wäre eine
Marter für den Schüler und kein Bildungsmittel für seinen Geist. Die
Vocabeln hat der Schüler sich im und am Satze allein zu merken.
— Ein sehr kurzgefasstes Repetitor ium der Syntax in lateinischen
Beispielen nebst Aufzählung der Conjunctionen und satzverbindenden
Adverbien bildet den Schluss. Der Verf. hätte sich auch hier nur
Caesar vor Augen halten und die Beispiele nur aus ihm entlehnen
sollen.
Der Verf. der Syntaxis priscorum scriptorum latinorum (II vol.
Leipzig 1861 und 1862) Fr. Gull. Holtze bietet in seiner Phra-
seologia Ciceroniana, quam addita appendice locos quosdam
syntacticos contineute scholarum maxime in usum composuit (Num-
burgi ad Salam. J. Domrich 1880. p. 166), eine namentlich für An-
fanger recht dankenswerte alphabetisch geordnete Aufzählung der
hauptsächlichsten Substantiva(152), Verba (243) und Adiec-
tiva (22) unter Anführung aller Verbindungen, in denen sie bei
Cicero erscheinen. Im Anschlüsse daran (p. 126 — 164) werden einige
stilistische und grammatische Punkte behandelt , wie der Gebranch
abstracter Substantiva von Menschen bei Cicero, der Plural der
Lateinische Lehr- und Übungsbücher, angez. yon H, Koziöl, 655
Eigennamen, der Qualitätsablativ , der Accusativ der Beziehung , der
doppelte Accusativ , die Präpositionen , Pronomina , der Infinitiv nnd
einzelne Yerbindungspartikeln. Dem Schüler wird das Buch, das
allerdings weder neue wissenschaftliche Gesichtspunkte eröffnet noch
neue Besultate der Forschung beibringt, sowohl bei den Über-
setzungen aus dem Deutschen ins Lateinische, in denen das bunte
Mosaik der Phrasen aus verschiedenen Zeiten und Schriftstellern
durch Benützung desselben einigermaßen beseitigt werden wird , als
auch zum Verständnis der Leetüre recht förderlich sein. Es verdient
darum empfohlen zu werden.
In dem Werkchen ^Was ergibt sich aus dem Sprach-
gebrauch Caesars im bellum Gallicum für die Be-
handlung der lateinischen Syntax in der Schule? von
Dr. Max Heynacher, Oberlehrer am königl. Ulrichsgymnasium zu
Norden. Berlin 1881. Weidmannsche Buchhandlung. Preis 1*60 M.
— S. 87 — " werden statistisch die bei Caesar zur Anwendung
kommenden grammatischen Kegeln mit Ausnahme der Präpositionen,
des Participium coujnnctum , der beiordnenden Conjunctionen , und
der Eigenthümlichkeiten im Gebrauche der Nomina nachgewiesen.
Der Zweck, den der Verf. dabei verfolgte , war, wie er selbst aus-
führlichdarlegt, der, nachzuweisen, dass auf der unteren Stufe der Gym-
nasien zu viel Zeit auf die Einübung solcher Regeln verwendet wird,
die selten oder gar nicht in der Leetüre vorkommen , worunter die
sichere Einprägung der nothwendigen Regeln leidet. Und in der That
sind seine tabellarischen Zusammenstellungen ganz geeignet, das
Augenmerk aller Pädagogen auf sich zu ziehen und eine Änderung
in der Behandlung der Syntax herbeizuführen. Ref. kann daher die
Abhandlung nur aufs wärmste allen betheiligten Kreisen empfehlen.
Mit einem Blicke wird der Leser hier die Hauptsachen, und unter
diesen steht die Syntax über den Ablativ voran , die der Verf. in
wissenschaftlicher, aber doch für die betreffende Stufe nicht unfass-
licher und lichtvoller Weise behandelt hat, erkennen und auf die
Einübung dieser seine Hauptthätigkeit richten. Auf diese Weise wird
auch bei den langsamer denkenden und fassenden Schülern mehr zu
erreichen sein, da ihre Geistesthätigkcit nicht durch minder wichtiges
abgezogen intensiver wirken kann. Es wäre zu wünschen, dass das
Schriftchen die weiteste Verbreitung und Beachtung fände, da durch
die vorgeschlagene Behandlung der Grammatik den vielen Klagen
über unbefriedigendes grammatisches Wissen leichter als durch alle
Repetitorien abgeholfen werden kann.
Aus demselben Gedankenkreise hervorgegangen ist das Schrift-
chen: Zur Methodik des lateinischen Unterrichtes in
Sexta von Dr. Ludwig Zippel, Oberlehrer am städtischen Gym-
nasium zu Greiz. Greiz 1881. Verlag von Christian Teichs Buch-
handlung (Erich Schlemm). — S. 32. — Der Verf. geht von dem
Grundsatze aus, dass schon auf der untersten Stufe des Lateinunter-
richtes dai*auf zu sehen ist, dass der Schuler durch eine gewisse
selbständige Behandlung des Stoffes zu unablässiger Selbstthäti^k^vt
656 X. ScUomon, Gescb. d. deutschen Nationallit, aug. v. A, iSauer.
genöthigt, und dass durch beständige Übung und Stärkung der gei-
stigen Kräfte in ihm die Freude an der Arbeit geweckt und genährt
werde. Dabei muss er zu voller Sicherheit in der Formenlehre ge-
führt werden. Diese lässt sich nach der Ansicht des Verf.s nur auf
dem Wege der mechanischen Einübung erreichen. Nothwendig ist die
Ausschließung alles unregelmäßigen, da das Kind durch die Mannig-
faltigkeit des Stoffes nur verwirrt wird. Die Übersetzung der latei-
nischen und deutschen Sätze, für die der Gesichtspunkt festzuhalten
ist, den Knaben zu selbständigem Denken anzuleiten, muss stets
an der Hand der Analyse vorgenommen werden, wobei vom ein-
fachsten Satze auszugehen ist. Hier stellt der Verf. alles zusammen,
was jeder einsichtsvolle und erfahrene Lehrer ohnedies thut. Natürlich
versteht sich dabei von selbst, dass der Vorgang nicht in der ganzen
Breite und Ausführlichkeit einzuhalten ist und auch nicht einge-
halten wird. Der geschulte Lehrer wird sich vergegenwärtigen, dass
auch hier, wie beim Sprechen die logischen Operationen nicht in
regelmäßiger und genauer Reihenfolge wie die Logik sie vorführt
eingehalten , sondern von selbst verständliche Zwischenglieder aus-
gelassen werden, bei vorgerückter Schulung viele Zwischenstufen
wegbleiben können und müssen, da die Kücksicht auf die Zeit
es erfordert. Obwohl nach dem gesagten wesentlich neues nicht
geboten ist, wird doch insbesondere der angehende Lehrer das
Schriftcheu mit Nutzen lesen.
Wien. Heinrich Koziol.
Geschichte der deutschen Nationalliteratur des neunzehnten
Jahrhunderts von Ludwig Salomon. Mit 24 Porträts. Stuttgart
1881. Verlag von Levy & Müller. Lieferung 3—10.
Der letzten Lieferung dieses Werkes, auf dessen Erscheinen
wir schon früher in diesen Blättern hingewiesen haben, ist ein kuraes
Vorwort beigegeben, dem wir die folgenden bezeichnenden Sätze ent-
nehmen: ^Das neunzehnte Jahrhundert ist vorwiegend ein politisches;
auf die Gründung eines neuen deutschen Einheitsstaates und die
Herausbildung eines freien bürgerlichen Staatslebeus concentrieren
sich die Hauptgedanken des Säculums und darum sind auch die
deutschen Dichtungen des neunzehnten Jahrhunderts vorwiegend
politische: sie sind die Spiegelbilder der politischen Stimmungen in
den verschiedenen Entwickelungsperioden, die Herzensäußerungen bei
unseren nationalen Bestrebungen, die Heroldsrufe zu neuen poli-
tischen Thaten , und die Dichter mithin die vornehmsten Erwecker
und Pfleger des nationalen Gedankens. Infolge dessen unternahm es
der Verf., die einzelnen Literaturperiode n immer aus dem Geiste der
Zeit heraus zu erklären ; es war ihm nicht in erster Linie darum zu
thun, zu Gericht zu sitzen und nach den Gesetzen der Poetik und
Ästhetik das Gute zu loben und das Schlechte zu tadeln, sondern das
Wesen der Poesie jeder einzelnen Periode darzulegen, nachzuweisen,
wie hier, anter schwerem Druck, nur die flachen, und dort, in Zeiten
L. Saiomon, Gesch. d. deutschen Natiooallit., ang. y. A. Sauer, 657
anruhvoller Bewegung, nur jene brausenden und sprühenden Dich-
tungen entstehen und Beifall finden konnten , wie aber sämmtlicho
bedeutendere Dichtungen die Hauptaufgabe hatten , die Tendenz des
Jahrhunderts zu fördern.' Wir haben — wie der Verf. selbst hier
offen eingesteht — ein politisches Tendenzwerk vor uns. Vom Stand-
punkte des neu geeinigten deutschen Reiches construiert Saiomon
die poetischen Bestrebungen des neunzehnten Jahrhunderts nach
dem einzigen Maßstabe , ob sie diesem Reiche vorgearbeitet haben
oder nicht, dem Einheitsgedanken sich günstig gegenübergestellt
haben oder nicht. Und wehe dem Dichter , der es etwa gewagt , sich
vom politischen Getriebe fernzuhalten oder seinen Antheil an den
Vorgäogen der Gegenwart nicht mit gellenden Posaunenstüßen be-
kundet hat! Er wird, wo des Verf.s Capiteleintheilung gerade Raum
gibt, oft am unpassendsten Orte untergesteckt, zur Strafe, dass er
nicht in der Uausvogtei gesessen, oder er wird anhangsweise dem
Nachtrab eines berühmten „Sturmvogels'^ zugesellt, auch wenn er
von dessen charakteristischen Eigenschaften keine einzige an sich
gehabt. Die Österreichischen Dichter kommen von vornherein schlecht
weg dabei: es hätte ihnen wenigstens aus Mitleid ein kurzes
Capitelchen gegönnt werden sollen. Ich werde daher im folgenden
gerade bei den österreichischen Dichtern etwas langer verweilen.
Bis zum VIII. Capitei , welches die schwäbische Dichterschule
behandelt, macht sich diese politische Tendenz noch nicht bis zur
Störung geltend. Die Darstellung dieser rein aus dem Gemüthe
quellenden Dichtung hat darunter bereits zu leiden. Justin us Kerner
und Eduard Moerike kommen nicht zur Geltung. Das IX. Capitei ist
das *Ende der romantischen Schule' überschrieben und behandelt
Heine, Platen und Immermann, die drei kecken Herolde — nach
dem beliebtesten Bilde Salomons — die der neuen Herrscherin, der
neuen Zeit, den Weg bahnen und das Haus zu ihrem Hofhalt her-
richten. Heine ist ziemlich kühl behandelt, was ich mit großer Freude
hervorhebe. Zu einem ganz absprechenden Urtheile hat Saiomon aber
doch nicht Muth genug; dass Muth dazu gehört, hat uns Goedeke
im Vorwort zum 3. Bande seines Grundrisses durch interessante An-
gaben bewiesen. Platen wird gegen den Vorwurf der 'Marmorglätte'
in Schutz genommen , was doch in einer Literaturgeschichte nicht
nothwendig wäre. Immermanns Einfluss als Prosaist ist schön dar-
gestellt. Erst als der Verf. zum 'jungen Deutschland* kommt, fühlt
er sich wohl im politischen Element. Die Einleitungen der einzelnen
Capitei werden jetzt immer läugeie politische Excurse. Unter dem
Scblagworte 'Das junge Deutschland' ist aber auch vieles ungehörige
vereinigt. Was haben Adalbert Stifter , der tief im Schatten stehen
muss, was haben die beiden Dichterinnen Annette von Droste-
Hülshoff und Luise Hensel mit den Gutzkows und Laubes zu thun,
unter deren Chiffre sie hier dem Publicum vorgeführt werden?
Bauernfeld wird nebenbei abgefertigt als ein Dichter, der 'all das
äußerliche Drum und Dran' des Lustspieles den Franzosen abgelernt
bat, dem aber die Fähigkeit abgeht, das allgemein Lächerliche der
658 L. Salomon, Gesch. d. deatschen NatioDallit., ang. t. ä^ Sauer.
Zeit zu erfassen und dem Spotte preiszugeben, gerade diejenige
Eigenschaft, welche erst den Lustspieldichter von dauernder Be-
deutung macht', bei dem es sich ^im großen und ganzen um kleinen
Salonkrimskrams (!) , der nur ganz leicht, ganz oben hin, mit der
Farbe der Zeit angehaucht ist', handelt (S. 300 f ). — Das XII. Capitel
bespricht Hoflfmann v. Fallersleben, Herwegh, Dingelstedt, Prutz,
Mosen, v. Sallet, Freiligrath als die ^Sturmvögel der Revolution/ Für
Anastasius Grün , der daran angereiht wird , kann man sich diesen
eflfecthaschenden Namen allenfalls noch gefallen lassen. Wie aber
kommt Lenau, wie kommt Karl Beck dazu? Überhaupt möchte ich
Protest dagegen erheben, Lenau und Anastasius Grün immer in einem
Athem zu nennen, wie mau ihnen soi^ar ein gemeinsames Dioscuren-
denkmal setzcu will. Sie sind ganz ungleiche Dichter in Inhalt und
Form, in Begabung und Wirkung. So hoch Graf Auerspcrg als Mensch
und Charakter steht, für einen großen Dichter kann ich Auastasins
Grün nicht erklären. Salomons ürtheil ist noch viol zu hoch ge-
griffen , wenn er sagt : 'Grün ist kein Talent von intensiver Leucht-
kraft, er ist kein Dichter, der fortreißt durch die Gewalt seiner
Leidenschaft, der blendet durch den Glanz einer schwungvollen
Sprache ; er ist nicht einmal geistreich , hie und da sogar ermüdend
durch zu üppige Bilderfülle und zu große Länge seiner Gedichte, ja
bisweilen selbst geschmacklos' (S. 336). Grüns Dichtung steht und
fällt mit den Ideen , die sie hervorgebracht. Grün ist kein Dichter
von Gottes Gnaden, sondern nur ein Kind seiner kurzen Epoche.
Grüns Zeit ist jetzt schon vorüber. Seine 'Gesammelten Werke ,
welche — was Salomon S. 338 übersehen — Berlin 1877 von Frankl
herausgegeben wurden, sind spurlos an der Gegenwart vorüber-
gegangen. Dagegen ist Lenau nicht nur *eine weit bedeutendere Dich-
ternatur als Grün;' nicht nur ist er 'ursprünglicher, phantasiereicher,
lebhafter, von frischer[er ?] Naivetät, tieferer Leidenschaftlichkeit
und verfügt über einen größeren zum Theil mit ganz neuen Lichtern
ausgestatteten Farbenreichthum ;* nicht nur 'sind seine Verse flüssiger
und melodischer' S. 341 f., sondern auch das, was Salomon seinen
Gedichten absprechen will , mangelt ihnen keineswegs : weder 'die
höhere Weltanschauung', noch 'die tiefere Idee.' In Lenau hat sich
die österreichische Dichterschule — ich glaube man wird von einer
solchen reden müssen — mit der schwäbischen vermählt und eine
unvergleichlich schöne, goldglänzende, thaufrische Blüte hervor-
gezaubert, die leider so früh und so traurig von den finsteren Mächten
des Inneren geknickt wurde. — Den drei Österreichern , von denen
also nur der erste hieher gehört, reiht Salomou drei andere auch nur
mit halber Berechtigung an: Hermann RoUett, Moriz Hartmann und
Alfred Meissner. Unter den Namen, mit deren Aufzählung S. 353 er
das Kevolutionscapitel schließt, zähle ich noch 13 andere öster-
reichische Dichter, darunter den hochbedeutenden Ernst Freiherr von
Feuchtersieben , so dass ich mit Recht eine selbständige Gruppe für
dieselben verlangen zu dürfen glaube.
JL Sdhmon, Gesch. d. deatschen Nationallit., an^. t. A, Sauer, 650
Cap. XIII 'Die Reaction' zeigt ein wenig mehr Einheit. Gustav
zu Putlitz , Otto Boquette und Wolfgang Müller von Königswinter
werden mit Recht zusammengestellt. Bodenberg ist stark überschätzt.
Storms ganz entgegengesetzte Stellung hätte doch stärker hervor-
gehoben werden müssen. Ich hätte ihn breiter behandelt und in den
Mittelpunkt dieses Capitels gestellt , wenn nicht gar erst dem fol-
genden zugewiesen. Als reactionäre Dichter werden Christian Friedrich
Scherenberg, Georg Hesekiel und Theodor Fontane auf protestan-
tischer Seite dem katholischen Oscar von Bedwitz gegenübergestellt,
dessen 'Amaranth' als unbedeutendes Product charakterisiert wird,
dessen 'Odilo' aber ganz unverdiente Berücksichtigung erfahren hat.
Es folgen Boderich Benedix, Charlotte Birch-Pfeiffer, Luise Mühlbach
und trefflich charakterisiert — vielleicht die einzig lebendig ge-
schilderte Gestalt des Buches — Karl von Holtei.
Das nächste, XIV. Capitel ^Langsames Erwachen neuen Lebens'
ist das geeignetste , um Salomons Gruppenbildung ad absurdum zu
führen. Es umfasst die Dichtungen 'die von etwa 1853 bis gegen
1859 erschienen^ aus denen das Bestreben hervorleuchten soll, *den
politischen praktischen Sinn zu heben, das Volk ^bei seiner Arbeit^
aufzusuchen und die Wichtigkeit derselben, sowie den Segen des
Wohlstaudes , überzeugend vor Augen zu führen/ Der Verf. sieht
aber selbst, dass es unmöglich ist, der bunten Beihe von Dichtern
dieses Abschnittes, diese gemeinsame Devise zu geben, darum fügt
er, seine eigene Eintheilung selbst zerstörend, hinzu, 'von einer
Gleichmäßigkeit im Auftreten' könne keine Bede sein: 'Der eine der
Dichter wandte sich früher, der andere später, der eine lebhafter,
der andere zaghafter den neuen Anschauungen zu ; dieser trat ganz
unmittelbar au die neuen Verhältnisse hinan , jener suchte durch
Beispiele aus der Geschichte zu wirken. Es fehlt dieser Culturperiode
mithin der einheitliche Charakter.' So werden denn Gustav Freytag
und Max Waldau, Gottfried Keller und Willibald Alexis, Edmund
Höfer und Franz Trautmann, Scheffel und Gottschall, Mosenthal und
Brachvogel , Hermann Lingg und Wilhelm Jordan , Klaus Groth und
Fritz Beuter, Paul Heyse und Levin Schücking, Otto Müller und
Bobert Waldmuller, Hackländer und Gerstäcker frischweg alle an
einem Stricke zusammengekoppelt. Daher häufen sich hier die Über-
gänge , die schon früher nicht unbeliebt waren ^Ebenso unbekannt
wie** S. 405, „Weit glücklicher als** S. 406, „Weit origineller als"
S. 407; „Auf. . . .lassen wir. . . .folgen** usw., welche wenigstens
eine scheinbare Veiknüpfung herstellen sollen.
Das XV. Capitel „Die Zeit des Conflictes und des Norddeutschen
Bundes" beginnt mit Ernst Scherenberg und Emil Bittei-shaus , von
denen der erste zum 'Herold des neuen deutschen Beiches' empor-
geschraubt wird; im Mittelpunkte steht Spielhagen, am Schlüsse
Julius Grosse und Bobert Hamerliug; der letzte hat unter Salomons
Abneigung gegen österreichische Dichter ebenfalls zu leiden : ^Trotz
seines reichen Talentes, — heißt es S. 457 — seiner feinen Bildung,
seines ernstesten Strebens, hat der Dichter albO noch keinen einzigea
660 X. ScUomon, Gesch. d. deutschen Nationallit , ang. v. A. Sauer.
wirklichen , echten Erfolg erzielt. Der Grund hievon ist offenbar in
dem Umstand zu suchen, dass Hamerling das deutsche nationale
Leben nie recht aus eigener Anschauung kennen lernte, da er in der
wichtigsten Periode seines Lebens im Auslande weilte. Hätte er im
Herzen Deutschlands gelebt, so würde er auch ganz anders dem
deutschen Volke zum Herzen haben sprechen können/
Das XVL Capitel bringt endlich den Höhepunkt der Literatur
des 19. Jahrhunderts, auf den die ganze Darstellung zugespitzt ist:
'Die Kriegslyrik von 1870/71", d. h. zuerst S. 459—60 eine Auf-
zählung der Dichter , von denen die bekannteren schon früher ab-
gehandelt wurden, S. 461 ein Verzeichnis der Sammluugen aus
denen die S. 461 — 469 aufgeführten 15 Musterstücke entnommen
sind: auBer Freiligraths markigem Schlachtruf 'Hurrah Germania!"
und Geibels erhabener Siegeshymne 'Am dritten September 1870*
lauter mittelmäßige Producte. Die Kriegslyrik des Jahres 1870 ist
überhaupt nicht bedeutend und man sollte sich jetzt, nachdem der
Siegesrausch längst verflogeu ist, doch nicht mehr einer solchen
groben Täuschung hingeben , als ob Wort und Weise der deutschen
Dichter mit den Waffen der deutschen Heere Schritt gehalten hätte.
Und so hat auch hier wieder Salomon das leise Gefühl, dass seine ver-
himmelnde Darstellung verfehlt ist, wenn er S. 461 sagt: 'So tönte
die Kriegslyrik voll und harmonisch aus. Wie es nicht anders sein
konnte, brachte sie gar manches Lied, das nur den Tag überlebte,
für den es geschaffen war , aber sie bot auch gar manchen kraft-
vollen, hochpoetischen Sang, der für alle Zeiten einen Ehrenplatz in
unserer Literatur einnehmen wird. Bis zu der hehren Begeisterung
der Säuger der Befreiungskriege schwang sie sich zwar nicht empor,
dafür war sie aber formschöner und geistreicher (!) und gab außerdem
dem nationalen Gedanken einen weit kräftigeren, weit bestimmteren
Ausdruck, als dies die Körner, Arndt und Schenkendorf hatten thun
können."
Mit der Kriegslyrik hätte der Verf. sein Werk naturgemäß
schließen müssen ; er hängt aber noch ein Capitel 'Im neuen Reich"
und ein zweites 'Die wissenschaftliche Literatur seit 1830" an, wie
er früher schon dio wiss.Lit. bis 1830 besprochen hat; alle drei Capitel
sind fast nichts als eine trockene Aufzählung von Namen, die keinen
anderen Zweck haben, als das Register übermäßig anzuschwellen.
Überhaupt enthält das Buch der Namen und Zahlen allzuviele. Vou
manchem Verf. werden auch die unbedeutendsten Producte angeführt
und S. 444 spricht der Verf. wirklich von Vollständigkeit der biblio-
graphischen Angaben, die doch in einer Geschichte der deutschen
Nationalliteratur von niemandem begehrt und gesucht wird. Im ein-
zelnen ist Salomon, so viel ich nachprüfen kann, genau, er beschränkt
die eigentliche Charakteristik der Dichter auf Kosten der Biographie
und der mitgetheilten Proben. Die letzteren sind sorgfältig aus-
gewählt, 60 weit sie Gedichte betreffen; mit dem Abdruck einzelner
Scenen von Dramen kann ich mich aber keineswegs einvei-standen
erklären, J)erjenige, der den Producten fremd gegenüber steht, wird
Orimm, Deutsches Wörterbuch, an gez. von K. Burdctch. 661
sich aus solchen Fragmenten ein Bild derselben nicht bilden können ;
der mit den Werken des Dichters vertraute wird sie überschlagen,
während man sich ein auch wohlbekanntes Gedicht gerne wieder ins
Gedächtnis zurückruft. Soll ich ein Gesammturtheil über das Buch
fällen , so muss ich gestehen , dass der Verf. die Befähigung eine
Literaturgeschichte zu schreiben durchaus nicht besitzt: solche
wichtige , zusammenfassende Werke sollten nur yon hervorragenden
Männern der Wissenschaft unternommen werden.
Lemberg. Dr. August Sauer.
Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm.
Fortgesetzt von Dr. Moiiz Heyne, Dr. Rudolf Hildebrand, Dr.
Karl Weigand und Dr. Matthias Lexer. Vierten Bandes Erste
Abtheilung, IL Hälfte Dritte Lieferung. Gehorsam — Geist. Bear-
beitet von Dr. R. Hilde br and. — Sechsten Bandes Siebente Lie-
ferung. Los — Lustig. Bearbeitet von Dr. M. Hevne. Achte Lie-
ferung. Lustigen — Mandelkäse. Bearbeitet von Dr. M. Heyne.
Siebenten Bandes Erste Lieferung. N — Nachtigallstimme. Gear-
beitet von Dr. M. Leier. Leipzig 1881. Verlag von S. Hirzel.
Von dem deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm sind wäh-
rend des vorigen Jahres vier Hefte erschienen: der Buchstabe L ist zu
Ende geführt und M begonnen, ein neuer rüstiger Mitarbeiter ist einge-
treten und hat uns vom N ein ansehnliches Stuck vorgelegt. Bei so
beschleunigtem Fortschreiten des großen Werkes wächst natürlich
die allgemeine Theilnahme auch in den weiteren Kreisen der Nicht-
germanisten, in gelehrten wie ungelehrteu. Verheißen doch die
rascher hervortretenden Lieferungen einen ununterbrochnen Fort-
gang und endlichen Abschluss.
So legt der gegenwärtige Augenblick nahe, auf die letzten Fort-
setzungen des Werkes zuiückzublicken und dabei sich anschaulich
zu machen, wie das Unternehmen der Brüder Grimm seit ihrem Tode
auf dem Grunde der mächtig erstarkten Wissenschaft weiter geführt
ist und welches Aussehen es unter den Händen der Nachfolger ge-
wonnen hat.
Das deutsche Wörterbuch steht am Ende von Jacob Grimms
wissenschaftlicher Laufbahn : es ist seine letzte große That. Äußer-
lich erscheint es lange nicht so glänzend als dio Mythologie, die
Rechtsaltert hümer, die Geschichte der deutschen Sprache oder die
Grammatik, da sich in ihm Jacob Grimm viel weniger schöpferisch
zeigt. Und doch verdient es neben seine höchste Leistung, neben die
Grammatik, gestellt zu werden, und zwar mehr durch das Ziel, das
es steckte, als durch das, was es wirklich schon erreichte.
J. Grimms deutsche Grammatik ist, auch abgesehen von der
unvollendeten Syntax, ein Fragment. Die mittelhochdeutsche Lite-
ratur war nur in den Erzeugnissen ihrer Blüte ausgebeutet, die Über-
gangszeit vom Althochdeutscheu zum Mittelhochdeutschen nur un-
genügend, die spät mittelhochdeatsche und die gesammte neuhoch-
Ö6S Grimma Deutsches Wörterbuch, angez. von K, Burdach,
deutsche Zeit ganz mangelhaft, nach Zufall ohne zusammenhängende
Forschung berücksichtigt. Vor allem zwischen der Darstellung des
Mittelhochdeutschen und Neuhochdeutschen empfindet man eine
Lücke, die J. Grimm auch selbst von vornherein zugestand. Hier
tritt nun das deutsche Wörterbuch ergänzend ein.
Das Programm, welches Wilhelm Grimm auf der Germanisten-
versammlung zu Frankfurt a. M. im Jahre 1847 aufstellte, wonach
mit Luther begonnen und mit Goethe geschlossen werden sollte (s.
jetzt Kleinere Schrift. 1, 508), erweiterte Jacob Grimm in der Vor-
rede zum ersten Bande des Wörterbuchs (p. XVIII) dahin, dass der
nhd. Zeitraum schon mit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
anzuheben sei. Freilich lassen sich gleichwohl die ersten Bände des
Wörterbuchs auf die Übergangszeit, das 15. Jahrhundert noch ziem-
lich wenig ein. Erst seitdem man anfieng auch diese Epoche ein-
dringender zu erforschen und in zahlreicheren Abdrücken oder Aus-
gaben ihrer literarischen Erzeugnisse der Wissenschaft zugänglich
zu machen, mehrten sich im Wörterbuch die Belege aus der frühnen-
hochdeutschen Literatur. Auf der andern Seite dehnte man die Dar-
stellung bis auf die Sprache der unmittelbaren Gegenwart aus. In
beiden Beziehungen sind besonders reichhaltig die von Hildebrand
gearbeiteten Theile.
Man könnte fragen, ob denn in der That das deutsche Wörter-
buch der geeignete Platz sei, die Lücke in der Geschichte der deut-
schen Sprache zu ergänzen, die von der Grammatik gelassen war.
Mag die alphabetische Ordnung auch das Sprachgut am leichtesten
ausschöpfen und 'durch festgehaltenen Schritt und regelmäßigen
Gang die abgelegensten Stellen erreichen, an denen jede andere
Form der Darstellung eher vorübergehen könnte*, sie ist doch immer
unwissenschaftlich und eröffnet niemals einen unmittelbaren Ein-
blick in den Organismus der Sprache. Das kann nur eine geschicht-
liche Grammatik, auf deren Anordnung freilich auch noch viel an-
kommt.
Es sind auch Versuche gemacht worden eine Geschichte von
der Entstehung uuserer neuhochdeutschen Sprache zu schreiben.
Kehreins Grammatik der deutschen Sprache des 15. — 17. Jahrhun-
derts bietet in drei umfangreichen Bänden einen unkritisch, sinnlos
zusammengehäuften Wust nach so äußerlichen Gesichtspunkten, dass
man dem mühevollen Werk kaum irgend einen Wert beilegen kann.
Rückerts Geschichte der deutschen Schriftsprache fehlt vor allem
die unentbehrliche Grundlage, eine reiche empirische Enzelforschung.
Die Betrachtung, welche immer über den Dingen schwebt und das
Leben der Sprache nach philosophischen Dogmen anschaut, kann
dafür trotz aller Verdienste, die man dem Buche lassen mag, keinen
Ersatz bieten. Der früh verstorbene Oscar Jänicke hatte vor, eine
Geschichte der deutschen Sprache von 1250 bis zum Übergang ins
Neuhochdeutsche zu schreiben. Hätte er seinen Plan ausführen kön-
nen, er würde der deutschen Sprachwissenschaft einen unschätzbaren
Dienst geleistet haben. Es bleibt aber immer wunderlich, dass ob-
Orimmy Deatsches Wörterbuch, angez. von K. Burdach. MS
wohl Müllenhoff in der Einleitung zu den Denkmälern den richtigen
Weg entdeckt und gewiesen hatte, die Ausbildung der neuhoch-
deutschen Schriftsprache noch immer keinen Darsteller gefunden
hat. Einen Versuch, der nur leider etwas kahl und farblos ausge-
fallen ist, machte in dieser Richtung Ernst Wülcker, indem er in der
Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Alterthums-
künde (Neue Folge Bd. 1 (9) S. 349 fif.) über *die Entstehung der
kursächsischen Kanzleisprache' handelte.
Es bleibt also vorläufig und Yoraussichtlich noch für längere
Zeit das deutsche Wörterbuch die einzige geschichtliche Darstellung
der neuhochdeutschen Sprache.
und damit ist eigentlich schon geantwortet auf die Frage, was
denn die Aufgabe eines deutschen Wörterbuchs sei.
Zwei Principien sind möglich: das historische und das ge-
setzgebende. In der Grammatik verließ J. Grimm zuerst mit Ent-
schiedenheit, darin ein echter Schüler Hamanns und Herders , den
Standpunkt, welchen alle früheren Grammatiker, nicht nur die
Deutschen, inne gehabt hatteu. Die Sprache wollte er nicht mehr re-
geln nach vorgefassten Begriffen von ihrem Wesen und Zweck ; er
wollte auch nicht die Spi*ache einer Gegend oder eines Standes als
Normalsprache bevorzugen : das lebendige natürliche Wachsen und
Werden der Sprache des gesammten Volkes sollte geschichtlich dar-
gestellt werden. Die Rede des gemeinen Mannes war dabei ebenso
wichtig als die der Gebildeten. Alles was rein und unentstellt den
alten Sprachkörper, den ^Organismus' der Sprache bewahrt hatte,
musste, wenn es sich auch in der verachteten Rede des Volkes barg,
ans Licht gebracht werden. Alle Vorgänger J. Grimms, Adelung,
Gottsched usw., standen der lebendigen Sprache des Volkes und der
Dichter gegenüber wie der Lehrer, welcher in den lateinischen Exer-
citien seiner Schüler nach Schnitzern sucht. Die Spiachbetrachtung von
diesem beschränkten Schulstandpuukt fort und aus der dumpfen
Schulluft hinaus in die freie frische Luft des warmen Lebens gefuhrt
zu haben, wo alle Sprache als natürlich gewachsen, nicht als erlernt
und erzwungen erscheint, wo der Grammatiker nur beobachtet und
lernt, nicht meistert und zurechtschneidet, — darin liegt der unge-
heure wissenschaftliche Fortschritt Jacob Grimms, und er ist, wie
jeder wahre wissenschaftliche Fortschritt, zugleich ein sittlicher.
Wie aufgeblasen und selbstgerecht, wie unfehlbar und unduld-
sam erscheint nicht die gesammte rationalistische Grammatik auch
in ihren tüchtigsten Vertretern gegen die religiöse Hingabe und Treue^
mit der J. Grimm den Wandlungen der Sprache folgt.
Man würde indessen irren, wollte mau inJ. Grimms grammati-
scher Betrachtung jeden gesetzgebenden Zug leugnen. Ihm ist die
Grundlage aller Sprache das Organische. Wo dieses verlassen ist^
wo von jüngeren Sprachperioden alte reiche Gliederungen verwischt,
mannigfaltige und feingeschiedene Ausdrucksmitiel verloren sind,
da regt sich auch in ihm etwas vom alten Grammatikerzorn, ja er
664 Orimnif Deutsches Wörterbuch, ang^ez. Yon K, Burdach*
schreckt nicht zurück, selbst seit Jahrhunderten untergegangenes
Sprachgut wieder hei'stellen zu wollen.
Die jüngste Sprachforschung ist völlig vom Standpunkte des
Gesetzgebers abgekommen und weit noch über J. Grimm hinausge-
gangen. Früher nannte man die Formübertragung noch 'falsche
Analogie^, im Anschluss an Grimmsche Yorstellungeu, weil sie eben
unorganisch war. Jetzt heißt sie allgemein bloß ^Analogie^. Der
Ausdruck falsch' mochte unzutreffend sein, aber man hätte, statt
ihn einfach zu beseitigen, einen anderen suchen sollen, der was ge«
meint war besser bezeichnete. Gemeint ist aber offenbar, dass die
Analogie eine Störung der organischen Sprachentwicklung ist.
Berechtigt ist der jetzt allgemein gültige Satz : für den Sprachforscher
gibt es in der Sprache nichts Falsches. Aber bedenklich ist es doch,
dass eine ganze Richtung unter den neuesten Sprachforschern sich
stillschweigend auch zu dem Satze bekennt: für den Sprachforscher
gibt es in der Sprache nichts Schönes. Wenigstens wer scholastische
Bildungen wagt und wiederholt gebraucht wie 'Veranalogisieren',
der ist ein wenn auch unbewusster Bekenner dieses Satzes.
In Wahrheit gibt es in der Sprache wie im menschlichen Le-
ben zwar nur Gesetzmäßiges, aber Schönes und Unschönes, Gesun-
des und Krankes.
Kein aufmerksamer Beobachter kann sich dagegen verschließen,
dass gewisse Sprachperioden von einem ausgebildeteren ästhetischen
Sinn beherrscht werden als andere. Das Neuhochdeutsche erreicht
mit seiner ärmlichen Flexion freilich dieselben Zwecke gerade so
gut wie das Althochdeutsche, aber doch unzweifelhaft mit ästhetisch
unvollkommneren Mitteln. Der Norddeutsche, dessen Stimme sich
beim Reden in bedeutend engeren Grenzen auf und nieder bewegt,
steht dadurch zurück hinter der gesangvolleren Sprache des Süd-
oder Mitteldeutschen, dessen Stimmumfang ein weiterer ist. Die mit-
telhochdeutschen Präterita und Participia schwacher Verben, deren
Stamm auf t schließt, befriedigen mit ihrer Zusammenziehung von
Endung und Stammauslaut fraglos das ästhetische Gefühl mehr als
die grammatisch deutlicheren im Neuhochdeutschen: er leite ist
sicher wohlklingender als ^er leitete\ Noch im 18. Jahrhundert war
beim Gebrauch dieser Fonnen der Schönheitssinn lebendiger und
stärker als das Streben nach Verständlichkeit : noch Herder schrieb
und ließ dinicken 'gearbeit' und ähnl., mehr noch nehmen sich
diese Freiheit Süd- und Westdeutsche heraus, z. B. Goethe.
Der höhere oder geringere Grad der ästhetischen Beanlagung
ist gewiss auch von Einfluss auf die Entwicklung der Sprache. Am
deutlichsten und sichersten ist das an der Wortbildung und Syntax
zu erkennen. Welche Entartung zeigt die Syntax irgend eines Ge-
dichtes des 15. Jahrhunderts verglichen mit dem schwächsten kunst«
losesten des dreizehnten. Und welch ungesundes Wuchern des for-
mellen Elements drückt in der Sprache der Gebildetendes 17. Jahr-
hunderts alle natürliche Bewegung und Schönheit nieder. Die ins
inaBloBe anschwellenden Compositionen, die gehäuften Conjunctioneo
Orimm, Deutsches Wörterbach, angez. von K. Burdach, 665
und Partikeln, die zerhackte und auseinandergo reckte Wortfolge und
Satzstellung, deren Beweglichkeit fast geschwunden ist, das alles ist
dafui' charakteristisch. Unsere gegenwärtige Schriftsprache zeigt
eine unerfreuliche Altersschwäche, insofern sie an nominalem Aus-
druck überreich ist, hingegen den verbalen immer mehr verkümmert.
Man schlage ein beliebiges wissenschaftliches Buch auf, ein philoso-
phisches, juristisches, medicinisches oder philologisches, man nehme
die erste beste ofificielle Kundgebung einer Behörde, eine beliebige
Gesetzsammlung zur Hand oder lese den Leitartikel irgend eines
Tagesblatts — überall dieselbe Häufung von substantivischen und
adjectivischen Ausdrücken, überall derselbe Mangel an Verben, die
fast ausschließlich von Hilfsverben vertreten werden. Diese Gewohn-
heit hat ihre Vortheile : sie befördert Kürze und Gedrungenheit der
Rede, ganze Sätze werden zu einem Wort zusammengezogen, freilich
oft zu einem wenig schönen, wie Inangriffnahme, Uücksichtnahme,
Inscenesetzung, Nichtzustandekommen und ähnliche, aber die Nach-
theile überwiegen doch entschieden. Alle Sprache ist im Grande
Poesie, wenn auch in verschiedenem Grade, und für diese gilt das
Grundgesetz, welches Lessing im Laokoon entwickelte, dass sie
Handlung darstelle. Wo aber der verbale Ausdruck schwindet, da er-
starrt auch alle Bewegung, alle Handlung zum unlebendig Zuständ-
lichen. Die lateinische Sprache ist, weil sie durch und durch sub-
stantivisch ist, für die poetische Darstellung immer spröde und un-
gelenk geblieben, während das Griechische durch die reiche Ausbil-
dung des verbalen Elements von Hause aus beweglicher und
in eminentem Sinne poetisch war.
Was 80 an der Wortbildung und Syntax sich erweisen lässt,
darfauch für die Laut- und Flexionslehre vorausgesetzt werden. Denn
dieselben Mächte, welche einen Theil der Sprache beherrschen und
ausbilden, müssen auch ihre gesammte Entwicklung bestimmen.
Die Kunstfi^eschichte, indem sie seit langem sich der Begriffe
'naturalistisch^ manieristisch' und 'stilvoir bedient, urtheilt, die Ge-
schichte der Sitten und Trachten wendet ähnliche Unterscheidungen
an. Die Sprachwissenschaft soll allein ihren Gegenstand nur an sich
begreifen, die einzelneu Erscheinungen nur losgelöst von allem übri-
gen menschlichen Leben und aller übrigen menschlichen Entwicklung
als eine Welt für sich erklären ? Sie soll überall nur Veränderung,
aber weder Blüte noch Welken, weder Stärke noch Verfall, weder
Gesundheit noch Krankheit, weder Entartung noch Regeneration er-
blicken ? Weil alle Erscheinungen der Sprache gleich gesetzmäßig
stattfinden, sind sie doch keineswegs alle gleich lebenskräftig,
wie ja auch in allem organischen Leben Krankheit und Heilung mit
einander wechseln. Wollte man die Sprache auch wirklich als ein
rein physikalisches Product aufTassen, mit der Berufung auf die mo-
derne Naturwissenschaft kann man eine Betrachtungsweise, wie die
von mir angefochtene, nimmermehr rechtfertigen. Die Naturwis-
senschaft kann ohne den Zweckbegriff, man nehme ihn so objectiv
wie möglich, nicht aaskommen. Schon in dem fundamentalen Grund-
66f$ Grimm, Deutsches Wörterbuch, an gez. von K. Burdadi.
Satz von der Begreiflichkeit der Welt liegt ein Stück Teleologie. Die
moderae Entwicklungslehre operiert aber auch fortwährend mit
dem Begriff der Zweckmäßigkeit: unter einer Fülle von Bildungen,
von Variationen erhalten sich nur die, welche durch Anpassung und
Vererbung neue Gestaltungen hervorrufen, mit andern Worten es
erhält sich immer nur das Zweckmäßige, und immer ist die Verän-
derung einzelner Theile der Organismen begründet durch die An-
sprüche der Functionen, die stets das Frühere sind. Auch in der
Sprache gibt es Zwecke, und die Sprachforschung, indem sie zu unter-
suchen hat, wie diese Zwecke erfüllt werden, muss über die bloße
Darstellung und Erklärung von Thatsachen hinausgehen und ur-
theilen.
Das deutsche Wörterbuch, welches als Heiligthum und Schatz-
kammer die gesammte deutsche Sprache mit ihrem edeln Gestein und
ihren Schlacken beherbergen soll, darf kein Nachschlagebuch sein
im Sinn der Geograph ielexica oder Fremdwörterbücher. Es gibt auch
Antwort auf praktische Fragen, aber nicht scbulmäßig, mit einem
*das muss so sein', sondern indem es erzählt, wie es geworden ist,
gut oder schlecht, unabänderlich oder noch wandelbar. Es leitet
jeden Benutzer, der willig ist und aufmerkt, an, die deutsche Sprache
aus eigener Kraft zu verstehen und zu beherrschen, frei und mit ge-
reinigtem, geschärftem Sprachgefühl, nicht unselbständig, wie man
fremde Sprachen lernt. In diesem Sinne und nur in diesem kann das
deutsche Wörterbuch als ^Familienbuch' bezeichnet werden. Wer
bloß Auskunft über eine einzelne Thatsache sucht, mag andere küi*-
zere deutsche Wörterbücher aufschlagen, z. B. das von Weigand.
Wer aber den wahren Zweck des deutschen Wörterbuchs der
Brüder Grimm erkennt, wird selbst das langsame Foi-tschreiten ge-
duldig ei-tragen. Denn vor die Wahl gestellt, ob man lieber das
Wörterbuch in zehn Jahren fertig in Händen haben wolle, sei es
auch dass es statt einer wissenschaftlichen Entwicklung der Wort-
bedeutungen nur eine fabrikmäßig hergestellte Compilation aus frü-
heren Wörterbüchern, Idiotiken usw., eine flüchtig erraffte und un-
geordnete Stoffmasse böte, oder ob man wünsche, dass das Werk im
bisherigen Sinne fortgeführt werde zum wirklichen und dauernden
Segen der Wissenschaft und der Nation, wenn man auch selbst die
Vollendung nicht mehr erleben sollte, da wird, denke ich. Jeder das
zweite vorziehen. Eine dritte Möglichkeit wäre allerdings die beste,
dass um die Vollendung zu beschleunigen, die Zahl der Mitarbeiter
und Mitsammler beträchtlich erhöht würde.
Ich kann und will hier nicht eine förmliche Kritik der letzten
Bände geben. Auch die Arbeitsweise der einzelnen Mitarbeiter ge-
nauer zu charakterisieren muss ich mir versagen.
Jacob Grimm begann das Wörterbuch ohne auf allen Ge-
bieten der Literatur gleich ausreichend gerüstet zu sein. Der erste
Band ist daher im Verhältnis zu den folgenden noch etwas dürftig
zu nennen. Auch kann neben den glänzenden Vorzügen von J. Grimms
Leistung nicht verschwiegen werden, dass er oft, namentlich bei sei-
Ormm, Deutsches Wörterbuch, angez. von K, Burdach, 667
nen Etjmol ogien, seiner unbegrenzten Phantasie allzu willig nach-
gab. Wilhelm Grimms Arbeit, die den Buchstaben D umfasst,
enthält reichen Stoff, wohl gegliedert und geistig durchdrungen, in
knapper, sauberer und doch gedankeuYoUer Darstellung. Was der
fleißige We ig and bot, war öberall sorgsam und besonnen. Ru-
dolf Hildebrand war seit dem Druck der ersten Bogen thätiger
Mitarbeiter: er hatte sich anfangs der Correctur der Druckbogen
unterzogen, und schon in der Vorrede zum ersten Bande vom Jahre
1854 rahmte J. Grimm ^seine ungemeine Sachkenntnis und Neigung
zur deutschen Sprache'. Hildebrand, der seit mehr als dreißig Jah-
ren dem Wörterbuch seine Kräfte geliehen, hat durch seine Fort-
setzung, die den Buchstaben K und G bis Geist umfasst, das Werk,
welches schon vorher weder in Deutschland noch sonst seines Glei-
chen hatte, auf eine bis dahin kaum geahnte H(nie gehoben. Stau-
nenswerte Belesenheit und ein unvergleichlich tiefer und feiner
Sprachsinn machen ihn zu dem Meister der Lexicogi-aphie. Überall
schaut er, als ein echter Schüler J. Grimms, die Sprache im Zusam-
menhang mit dem Leben des Volks in Glauben, Sitte und Recht. Er
gibt eine wirkliche Lebensgeschichte der Worte, deren innerste Seele
er mit bewundernswerter Feinheit herausfählt und auch dem Leser
zur Empfindung zu bringen versteht, und damit gibt er zugleich
ein Stück der Geschichte unserer Nation. Und mehr noch ! Indem er
mit eindringendem Scharfsinn und liebevoller Vertiefung die ver-
borgensten Fäden der Bedeutungs Wandlungen hervorzieht und das
stille Weben und Wirken der Volksseele belauscht, arbeitet er einer
Geschichte des deutschen Sprachbewusstseins vor, ja des Sprachbe-
wusstseins überhaupt. Eine Anleitung gleichsam, wie die von Hil-
debrand geübte Sprachbetrachtung auch für das Leben, insbesondere
für die Schule fruchtbar gemacht werden kann, ist sein schönes Buch
*Vom deutschen Sprachunterricht^ (2. Auflage. Leipzig, Verlag von
J. Klinkhardt 1879), das in den Händen nicht nur jedes Germanisten,
sondern überhaupt jedes Lehrers sein sollte. Neben Hildebrand ist
seit geraumer Zeit Moriz Heyne Mitarbeiter, der mit erfreulicher
Umsicht und Ausdauer, wenn auch nicht immer gleichmäßig in die
Tiefe gehend, die ihm zugefallenen Theile fördert.
Ich möchte nun im Folgenden den Lesern dieser Zeitschrift,
soweit sie noch dem deutschen Wörterbuch fremd gegenüber stehen,
die Lust erwecken zu eigenem fruchtbarem Studium des unei*schöpf-
lichen Werkes.
Wenn es einen Einigungspunkt gibt, wo sich die Neigungen
der Gelehrten verschiedener Fächer und der Gebildeten überhaupt
begegnen, so ist das unsere classische Literatur des vorigen und
dieses Jahrhunderts. Und seit längerer Zeit steht diesen Interessen
Goethe obenan. Mögen gegenwärtig auch in der Literaturgeschichte
des achtzehnten Jahrhunderts die deutschen Philologen die Führer-
rolle übernommen haben und zwar mit Recht, da ihnen allein die un-
bedingt nöthige wissenschaftliche Kenntnis der deatschen Sprache
und der älteren Literatur zu Gebote steht, mögen auch die nur aus
Zeitodurifl f. d. ftittrr. Qjmn. 18S2. VUI. und IX. Htfl. ^%
668 Grimm, Deutsches Wörterbach, angez. von K. Burdach.
Liebhaberei unternommenea Arbeiten in den Hintergrund treten :
die allgemeine Theilnahme an der Erforschung dieser Zeit ist denke
ich unvermindert.
Das deutsche Wörterbuch nun kommt der Literaturgeschichte
des vorigen Jahrhunderts unmittelbar zugute. Auf die Frage z* B.
wie hängt Goethe ab von der vor ihm geschaffenen Sprache und von
der seiner Zeitgenossen ? gibt es vielfältige Antwort, allerdings nur
stückweise und nur Einzelheiten erklärend. Aber wer mit Goethe
begreift, dass ein Fall oft tausende wert ist und sie alle in sich
schließen kann, wird auch daraus schon lernen und wenn er einen
einzelnen Fall, der vorbildlich ist, erkennt, sich zu weitergehender
eigener Betrachtung und zusammenhangender Untersuchung an-
regen lassen.
So will auch ich versuchen, einige hiehergehörige Thatsachen,
die das Wörterbuch verstreut und vereinzelt bringt, unter einem ge-
meinsamen Gesichtspunkt zu sammeln und durch eigene Beobach-
tungen zu ergänzen.
Es ist ein altes Vorurtheil, die wissenschaftliche Behandlung
des Deutschen sei zur allgemeinen Bildung entbehrlich, weil ja jeder
Deutsche es von Hause aus verstehe. Aber kläglich zuschanden
wird dieses Vorurtheil — von allem andern abgesehen — , wenn man
einmal an die Sprache unserer Classiker des vorigen Jahrhunderts
herantritt mit dem Vorsatz, hinauszukommen über das ungefähre
Verständnis, das an der Obei*fläche hingleitet und sich mit dem dun-
kel geahnten Sinn der Worte zufrieden gibt. Da zeigt sich bald, wie
die Sprache Lessings, Goethes, Wielands, Schillers, die doch die
Blüte unserer gegenwäi-tigen Schriftsprache sein soll, keineswegs
mehr ohne weiteres Studium verständlich ist. Unsere heutige ge-
bildete Sprache ist eben nicht mehr dieselbe, welche die Classiker
schrieben. Ich greife einige Beispiele, die das bezeugen, aus hun-
derten heraus.
Wer mittelhochdeutsch zu lernen angefangen hat weiß, dass
mute 'freigebig' bedeutet und in den Nibelungen z. B. diu küne-
ginne milt nicht zu übersetzen ist ^die milde Eönigin\ Wenige aber
nur werden wissen, dass diese Bedeutung dem Worte noch bis ins
achtzehnte Jahrhundert eigen blieb. Ich wenigstens war überrascht
sie bei Goethe zu finden in dem merkwürdigen Gedicht 'Sprache', das
1774 im Göttinger Musenalmanach erschien (Der junge Goethe 2,
16. Hempel 2, 249) und so bezeichnend ist für das zur Spitze ge-
triebene Streben nach lakonisch-gedrungenem Ausdruck, welches
die Geniezeit durchzog (Dichtung und Wahrheit. Siebentes Buch.
Hempel 21, 53). Der Dichter fahrt auf von langathmigen Erörte-
rungen über die Natur der dichterischen Sprache ; er hat über ihren
Beichthum und ihre Armuth, ihre Stärke und Schwäche reden hören,
und verdrossen ruft er aus : * Was reich und arm ! Was stark und
schwach! Ist reich vergr ahner Urne Bauch? Ist stark das Schwert
im Arsenal? Greif milde drein^ und freundlich Glück Fließt
Gottheit von dir aus! Faß an eum Siege, Macht , das Schwert,
Grimm, Deutsches Wörterbuch, aogez. Ton K. Burdach. W9
und über Nachbarn Ruhm!* Goethe steht aber mit diesem Gebrauch
des Worts ^milde' keineswegs allein, schließt sich nicht etwa alter-
thümelnd an Luthers Sprache an ; auch andere wenig ältere Dichter
des Jahrhunderts brauchen es ebenso, und Adelung führt noch in
der letzten Ausgabe seines Wörterbuchs diese Bedeutung ohne wei-
tere Bemerkung als gebräuchlich an.
Lessing schreibt im zweiten Kapitel des Laokoon 'Der Ena'
eweck der Künste hingegen ist Vergnügen (Hempel 6, 26). Man
würde ihn gänzlich mißverstehen, wollte man 'Vergnügen* im heu-
tigen Sinne fassen. Der Satz würde dann etwa der Kunstauffassung
moderner Tagesschriftsteller und Theaterdirectoren entsprechen, die
bei ihren Kunstleistungen allerdings das ^Amüsement' als den End-
zweck der Kunst ansehen und leider ja auch dabei die große Masse
der Gebildeten richtig beurtheilen, aber Lessings Meinung hätte
man darin nicht. An dieser Stelle reicht aber, sie recht zu verstehen,
nicht aus, den Zusammenhang genau und mit Einsicht zu erwägen:
man muss einfach wissen, dass 'Vergnügen' im ganzen achtzehnten
Jahrhundert noch eine edlere Bedeutung hatte, die seiner ursprüng-
lichen näher stand, vergnüegen oder vernüegen hieß mhd. das Zu-
friedenstellen, das Genügen. Auf das innere Leben übertragen er-
langte es später die Bedeutung 'Befriedigung der Seele, freudige
Zufriedenheit'. Diese Bedeutung hat das Wort in Brooksens Irdi-
schem Vergnügen in Gott, das heißt 'innerliches Glückgefühl des
Menschen in der Vereinigung mit Gott\ wobei nach Art der Mystiker
die fromme Betrachtung als ein 'in Gott sein gedacht ist. Brockes
hat auch einen 'Schwanengesang in einer Anleitung zum vergnüg-
ten und gelassenen Sterben' verfasst. Das Sterben würde heute
wohl Niemand je ein 'vergnügtes' nennen können. Haller in der drit-
ten Auflage seiner Gedichte (S. 19): welch Weiser lebt vergnüget^
Er kennt den Bau der Welt und stirbt sich unbekannt. Noch
Goethe brauchte das Wort so: Claudine von Villa Bella: Kannst du
mir sagen, Sagen tvarum Zärtliche (empfindungsvolle) Seelen Ein-
sam und stumm Immer sich quälen ? Selbst sich betrügen Und ihr
Vergnügen Immer nur ahnden Da wo sie nicht sind (der junge
Goethe 3, 579) = 'Zufriedenheit*. Fast komisch wirkt auf uns das
Particip vergnügt im Sinne von ^zufrieden* in der Laune des Ver-
liebten : Sollt es wohl in meinen Kräften stehn Den Eridon ver-
gnügt, und mich beglückt eu sehn (der junge Goethe, 1, 130). Das
Verbum finitum ist uns fast verloren gegangen : Goethe hat es noch
oft und im gleichen Sinne. So schreibt er an Salzmann von seinem
Götz: Wenn^s fertig ist sollen Sie's haben, und ich hoff Sie nicht
wenig eu vergnügen, da ich Ihnen einen edeln Vorfahr . . . iw*
Leben darstelle (der junge Goethe 1, 301). Hier ist es ganz unmög-
lich, unser 'amüsieren' dafür einzusetzen. Doch fieng das Verbum
an in dieser Bedeutung schon in Goethes Jugend zu veralten : in sei-
ner Straßburger Ossianübersetzung heißt es noch Der Gesang
kommt mit seiner Musick, die Seele zu schmelzen und zu vergnü-
gen (jung. Goethe 1, 282), dagegen schon in der ersten Ausgabe
43^
670 Grimm, Deutsches Wörterbuch, angez. Ton K, BtMrdach,
des Werther Klingt nicht Lied und Gesang, die Seele eu schmeU
gen und eu ergöteen (ebd. 3, 360).
Wie Vergnügen hat sich Belustigung entwickelt. Auch
dies hatte noch im Anfang des 18. Jahrhunderts eine edlere Bedeu-
tung als heute. Der Anhänger Gottscheds Schwabe gab in den vier-
ziger Jahren die Zeitschrift 'Belustigungen des Verstandes und
Witzes' heraus. Als die talentvolleren Mitarbeiter sich von ihm lossagten,
weil sie nicht länger Gottscheds Fahne folgen wollten und eine eigene
Zeitschrift gründeten, wählten sie den Titel 'Neue Beiträge zum
Vergnügen des Verstandes und Witzes\ was doch nichts anderes
besagen sollte, als der alte Titel. 'Belustigung' war eben schon auf
dem Wege zur jetzigen, niedrigen Bedeutung; deshalb vertauschte
man es mit dem noch unabgebrauchten höheren 'Vergnügen', was
heute bereits ebenso heruntergekommen ist. Im deutschen Wörter-
buch ist unter 'Belustigung' leider auf diese klar vorliegende Bedea-
tungsentwicklung gar nicht Rücksicht genommen.
Lustbarkeit hieß früher 'Anmuth, Lieblichkeit' und Fröh-
lichkeit (D. Wb. 6, 1327), erst seit dem vorigen Jahrhundert be-
kommt es die heute allein übliche Bedeutung 'Belustigung\ Aber
noch Goethe gebrauchte es in Erwin und Elmire nach älterer Art:
Elmire, Ich hin ja lustig (sie lächelt und wischt sich die Äugen).
Olimpia. Das ist eine aparte Art von Lustbarkeit (d. junge Goethe
3, 505).
Ein Wort, dessen Gebrauch im 18. Jahrhundert noch nicht be-
festigtist und das daher leicht, wenn man dem heutigen Sprachbewusst-
sein folgt, missverstanden werden kp-nn, ist 'Leidenschaft'. Es
ist erst im 17. Jahrhundert, zuerst nur in den Wörterbüchern, auf-
gekommen, um das französische passion zu übersetzen, bezeichnete
also zunächst nur den Zustand des Leidens. Christian Wolff brauchte
es als Gegensatz zum Begriff der 'Thätigkeit'. Zugleich aber bedeu-
tete es überhaupt einen Affect, eine Gemüthsbewegung, Empfindung,
wie passion, so z. B. noch in Frischens Wörterbuch. Die gegenwär-
tige Bedeutung 'heftige Begierde', welche Heyne schon aus Geliert
und Kant belegt, ist im 18. Jahrhundert noch keineswegs durchge-
drungen. Heyne hätte also die Beispiele, die er unter Nr. 3 anführt,
für den Gebrauch des Worts 'auch im edleren Sinne, von einer heftig
verlangenden (richtiger: heftigen) Seelenregung, aber ohne Betonung
einer sinnlichen Begierde* (D. Wb. 6, 67 Ij, vor die Beispiele von
Nr. 2 stellen sollen; denn dieser angeblich 'edlere Sinn' ist eben
dem Worte ursprünglich eigen, da ja die Bedeutung einer Begierde
erst später hineingekommen ist. Breitingers kritische Dichtkunst,
die 1740 erschien, erörtert in dem Capitel 'Fow der hert^; rührenden
Schreibart ausführlich den neuen Begriff der "^ Sprache der L e i-
denschaft\ der bald durch Klopstock und Goethe für die Poesie
auch wirklich fruchtbar wurde. Er braucht für Leidenschaft da auch
^ Gemüthes- Leidenschaft, Gemüthes-Bewegung , Affect\ Das Wort
übersetzt nur das griechische ndd'og des Aristoteles, aus dessen
Poetik ^reiti^^r eine Stelle des achtzehnten Capitels deutsch an-
Orimnif Deatsches Würterbucb, angez. von K. Burdach, 671
führt (Theil 2, S. 357). Noch Goethe und Schiller verbinden mit
^Leidenschaft' den alten Sinn.
Wir verstehen unter 'Laster' in der jetzigen Schriftsprache
nur 'die zur Gewohnheit gewordene Sünde , die alte Bedeutung
'Fehler, Vergehen' ist verloren. Doch begegnet es in dieser bei Goethe
im Götz und zwar sowohl in der 'Geschichte' als im 'Schauspiel*.
Georg erzählt wie er Weisungen in Bamberg getroffen : ich sagte leise
zu ihm : ein paar Worte von euerm Berlichingen. Er ward be-
stürzt; ich sah das Geständniß seines Lasters in seinem Gesicht
(d. jung. G. 2, 105). Die Stelle fehlt bei Heyne (D. Wb. 6, 254).
Uns bezeichnet Leichtsinn eine üble Eigenschaft. Aber wie
'leichtsinnig' (s. Heyne D. Wb. 6, 650, 1) hatte auch das Substan-
tivum ursprünglich keine schlimme Bedeutung. Es ist zwar von
Heyne im D. Wb. nur die spätere Bedeutung 'nicht überlegender,
nicht erwägender Sinn' belegt, aber er hätte unschwer Beispiele auch
für die ältere finden können, Beispiele aus dem 18. Jahrhundert, z. B.
aus Goethes Laune der Verliebten : Vor Unbeständigkeit muss uns
der Leichtsinn hüten (d. jung. Goethe, 1, 114). Sehr lehrreich ist
eine Wertherstelle : in der ersten Ausgabe steht noch und dennoch
verlässt sie (Lotte) nie ihre Munterkeit (auch ein im 18. Jahrhun-
dert anders als heute verstandenes Wort), all ihr Leichtsinn (ebd.
3, 282). Als Goethe den Roman für die Gesammtausgabe seiner
Werke im Jahre 1786 sprachlich bearbeitete, nahm er daran Anstoß
und setzte das auch uns verständlichere ihr leichter Sinn ein, das
er auch sonst (s. Heyne D. Wb. 6, 634) braucht.
'Annehmlich' und 'Annehmlichkeit' hatten im vorigen
Jahrhundert keinen andern Sinn als anmuthi^, Anmuth (s. D. Wb.).
'Witz' bedeutete bekanntlich 'Geist, Esprit'. Das Mensch' konnte
von Frauenzimmern noch im edlen Sinne gebraucht werden : Hage-
dorn im Verliebten Bauer (Poetische Werke 8", Hamburg 1757 Bd.
3, 98) *Das Mensch gefällt, auch ungeputzt ; Ich sag es ohne
Scheu, freilich ineinem Gedicht, das volksthümlichen Ton und Ausdruck
hat; auch bei Lessing noch. Wollust hatte im vorigen Jahrhundert
keinen tadelnden Sinn: Hagedorn ' TFas edle Seelen Wollust nen-
nen Vermischt mit schnöden Lüsten nicht^ (3, 141) ; Bodmer in den
kritischen Briefen von dem Eindruck, den Miltons Verlorenes Pa-
i-adies auf Klopstock (?) hervorbrachte: Ich sah dann die Wollust
darauf (auf seinem Gesichte) J^rvor gehen .... ich erblickte die
Seligkeit der Himmlischen wiederscheinend in seinen Gesichts-
zügen, so auch noch bei Klopstock und Anderen. Zärtlich hieß
der Empfindung zugänglich, nicht auf die Liebesbezeugung oder
Liebkosung beschränkt, daher die 'zärtlichen Lieder' d. h. ana-
kreontische.
Ich breche ab. Die genannten Beispiele reichen aus, was ich
oben sagte, zu beweisen. Unsere Sprache scheidet in der That be-
reits eine sichtbare und fühlbare Kluft von der des 18. Jahrhunderts,
selbst wenn man sich, wie ich mich hier, auf die Wortbedeutungen
besdir&nkt. Wie einst Georg Friedrich Benecke durch seine ein.-
678 Grimnif Döutsches Wörterbucli, angez. von K Burdach.
dringenden Beobachtungen über den mittelhochdentschea Sprachge-
brauch der gesammten deutschen Philologie mächtigen Vorschab that,
so wäre heute überaus willkommen^ wer feinsinnig abwägend die
Geltung der Worte in der Literatur des vergangenen Jahrhunderts
bestimmte und sie sorgsam und genau von der heutigen sonderte.
Als unsere Classiker auftraten, fanden sie keine fertige, völ-
lig einheitliche Schriftsprache vor, das ist vor allem zu betonen und
für Viele noch neu und kaum vorstellbar.
Damals gab es noch wissenschaftliche und praktische Arbeit,
ja noch erbitterten Kampf um Wesen und Geltung der Schriftsprache.
Zwischen Hochdeutsch und den Mundarten standen noch keine festen
unantastbaren und allgemein anerkannten Grenzen. Damals erst er-
warben sich mühsam unter oftmaliger Anfechtung viele uns geläu-
fige Wörter ihr Bürgerrecht in der Schriftsprache. Das deutsche
Wörterbuch belehrt darüber.
Das jetzt so gangbare empfindsam rührt bekanntlich von
Lessing her, der es Bode zur Übersetzung des englischen senti-
mental vorschlug (D. Wb. 3, 431), das uns geläufige entsprechen
(D. Wb. 8, 628) brachte erst Wieland in allgemeine Aufnahme,
und Lessing lobte in den Literaturbriefen dies Schweizerische
(richtiger oberdeutsche) Wort als glückliche Bereicherung unserer
Sprache. Lustwandeln ist von Zesen gebildet (D. Wb. 6, 1352),
es wurde noch von Grimmelsbausen im Teutschen Michel verspottet,
jetzt ist es in edler Sprache gewöhnlich. Erst in diesem Jahrhundert
ist aufgekommen geeignet im Sinne von dienlich, passend und
zwar durch Campe, den vielgesohmähten (s. D. Wb. IV, 1 * 2056).
Thatsache war zu Lessings Zeit noch jung und eben erst in Auf-
nahme gelangt (Werke Hempel 12, 743). Diesen Neubildungen und
Provinzialismen stehen alterthümliche Worte zur Seite, die aus der
Literatur früherer Zeiten wieder hervorgezogen und neu in Gang ge-
bracht wurden : z. B. Minne.
Wie alt ist aber die jetzige hohe Bedeutung von ^Dichten*
und *Dichter^? Das deutsche Wörterbuch gibt leider darauf keine
Antwort. Es fallt auf, dass überhaupt dies Wort je zu dieser Bedeu-
tung gekommen ist. Es ist ein Fremdwort, lat. dictare, bedeutet
also zunächst wie dieses ^schriftlich abfassen'. Daher mhd. einen
brief tihten, welche Redensart bis auf den heutigen Tag in Dia-
lekten lebt. Dann hieß es ein Buch, ein Gedicht, das für schrift-
liche Aufzeichnung bestimmt ist, abfassen, endlich überhaupt er-
finden, ins Werk setzen, anordnen, auch sinnen, erlügen.
Untersucht müsste werden, wann das Wort in der Bedeutung,
die jetzt herrscht und auch im mhd. schon vorkommt, aus der hö-
heren Schriftsprache verschwindet. Der des 17. Jahrhunderts ist es
nicht geläufig : sie hatte kein deutsches Woi-t, um den Dichter zu
bezeichnen^ es gab ja auch keinen deutschen Dichter. Man sagte
dafür *Poet . Das ist lehrreich genug und bestätigt den Satz, den
alle Sprachwissenschaft immer im Auge behalten sollte, dass die
Sprache sich nur in und xtAi d^m Leben entwickelt. Wann aber ka)n
Grimm f Deatsohes Wörterbach, angez. Ton K. Burdaeh, 67 S
Dichter' wieder auf für poeta und ?erdrängte das lateinische Wort ?
Hildebrand weist es zuerst nach aus Günthers Lied ^Als Leonore sich
endlich zum lieben bewegen ließ^ (Ausgabe von 1735, S. 294). Er
war auch in gewissem Sinne der erste deutsche Dichter wieder seit
langer Zeit, der nicht bloß in seinen ^Nebenstunden' dichten, wie
doch noch Hagedorn, sondern ?oll und ganz nichts als Dichter sein
wollte.
Um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts schien trotz Bod-
mers Schriften und den an Schweizerischen Idiotismen so reichen
Gedichten Hallers der Sieg der ^obersächsischen Sprache^ d. h. der
Sprache Gellei-ts, Babeners, durch die energischen und wohl orga-
nisierten Bemühungen Gottscheds gesichert. Alles aber stellte wieder
in Frage das Auftreten Klopstocks und die durch Hamann und Her-
der heraufgeführte Geniezeit.
Gegen Elopstock, der mit der That zuerst den seit Opitz herr-
schenden Aberglauben umstieß, daß die Sprache von den Gelehrten
gemacht sei und weitergebildet werden müsse, erhob sich denn auch
der Tross Gottscheds in Becensionen, Schmähschriften und Parodien
aller Art. Und ebenso leistete zwei Jahrzehnte später der andrin-
genden Genieflut der wackere aber engherzige Adelung erbitterten
Widerstand. Wie er die Sprache des jungen Goethe bekämpfte, führe
ich nicht aus. Ich werde das in einer umfassenden Darstellung, die
ich von Goethes Sprache während seiner ersten Epoche (bis 1776)
in nicht zu ferner Zeit zu geben hoffe, eingehend erörtern. Die
erste Gesammtausgabe der Schriften Goethes vom Jahre 1787 — 1790
bezeugt, dass er sein Frankfui-tisches Deutsch zu Gunsten der von
Adelung vertreteneu Gemeinsprache, die wesentlich auf mehr ost-
mitteldeutscher Grundlage ruht, umbildete. Davon wurde der Wort-
gebrauch allerdings am wenigsten betrofi'en.
Weit über die Grenzen der germanistischen Fachwissenschaft
hinaus dai-f wohl derartige geschichtliche Betrachtung der Sprache
des vorigen Jahrhunderts auf tieferes Interesse rechnen. Und so ist
auch das deutsche Wörterbuch, das sie vermittelt oder dazu anregt,
nicht bloß für den Germanisten da, nicht bloß für den Bechtshisto-
riker oder deutschen Geschichtsforscher: es dient allen Gebildeten
und Gelehrten, besonders aber auch dem classischen Philologen.
Die alte Philologie hat sich auf dem Gebiete der geschicht-
lichen Sprachbetrachtung von der jüngeren Schwester, der deutschen
Philologie, überflügeln lassen, und wie diese Jahrzehnte lang bei
jener in die Schule gegangen ist, um die sichere Methode für die
philologische Behandlung literarischer Denkmäler sich anzueignen,
so wäre es jetzt wohl zu empfehlen, wenn sich das Verhältnis um-
drehte und die classischen Philologen sich unterrichteten, wie viel
aus der geschichtlichen Erforschung der deutschen Sprache während
ihres übersehbaren Lebens von mehr als tausend Jahren zu gewin-
nen ist für das Verständnis der Geschichte der alten Sprachen und
des Wesens aller Sprachentwicklung überhaupt. Die Bedeutungs-
lehre ist seitens der classischen Philologen fast noch gar nicht an-
674 Ofimm, Deutsches Wörterbuch, angez. von K, Burdaeh.
gebaut, und gerade für sie sind durch das deutsche Wörterbuch die
allgemein gültigen Wege und Ziele gewiesen. Natürlich würde, wenn
in einer der classischen Sprachen auch nur annähernd ähnlich die
Geschichte der Wortbedeutungen dargestellt würde, das auch wieder
befruchtend zurückwirken auf die deutsche Sprachgeschichte. Und
dann erst könnte jenes Verhältnis zwischen beiden Wissenschaften
eintreten, das ihre Freunde herbeiwünschen müssen : das Verhältnis
der gegenseitigen Erhellung.
Die alte Lexikographie nimmt für jedes Wort einen sogenannten
Grundbegriff an : möglichst weit, möglichst allgemein. Daraus soll
sich dann eine Anzahl engerer, individueller Bedeutungen entwickeln:
die ^speciellen Bedeutungen', die alle gleichsam Species sind des zu-
grunde liegenden Genus, des Grundbegriffs. Für das hier ange-
nommene Verhältnis der Wortbedeutungen dient als Bild ein Kreis,
der die Grundbedeutung darstellt; innerhalb dieses befinden sich ver-
schiedene concentrische Kreise mit kleinerem Badius, welche die so-
genannten engeren Bedeutungen darstellen.
Die historische Lexikographie muss an die Stolle dieses Bildes
ein anderes setzen: ihr wachsen die Wortbedeutungen wie Pflan-
zen oder wie Menschen. Ein Keim liegt zugrunde, etwas Individu-
elles, Sinnliches : aus ihm entstehen nun Bildungen, verschieden von
ihm und doch ähnlich, wie verschieden geartete Kiudor einer Mutter
doch in gewissen Zügen des Gesichts, in gewissen Bewegungen des
Körpers den gemeinsamen Ursprung erkennen lassen. Die geschicht-
liche Lexikographie kann mit den alten äußerlichen Unterscheidungen
zwischen eigentlicher und bildlicher Bedeutung nichts anfangen, da
sie das Wort nicht als etwas fertiges betrachtet, sondern als etwas
wanderndes, das seine Schicksale hat, wobei dann gerade die soge-
nannte 'uneigentliche' Bedeutung sich als die älteste ausweist.
Die alte Lexikographie war wesentlich logisch, die neue ge-
schichtliche muss psychologisch sein: d. h. sie stellt das Verhältnis
der Redenden zu den Worten dar. Und hier zeigt sich, inwiefern der
obige Vergleich der Wortbedeutungen mit Pflanzen oder Menschen,
die von selbst wachsen, nicht zutrifft.
Es bleibt mir noch übrig, mit wenig Worten die Arbeit des
neu eingetretenen Fortsetzers des Wörterbuchs, Lexers, zu charak-
terisieren.
Bei Wörterbüchern der deutschen Sprache ist es eine alte Er-
fahrung, dass die ersten Hefte an Sicherheit und Tiefe der Arbeit
weit zurückstehen hinter den späteren. Deshalb ist es billig, auch
Lexers erste Lieferung milder zu beurtheileu. Von vornherein sah
ich also davon ab, dass dieselbe sich an Beichhaltigkeit der Belege
nicht entfernt mit den von Heyne und den späteren der von J. Grimm
bearbeiteten Theile messen kann, von Hildebrands Darstellung ganz
zu geschweigen.
Gegen dieAnordnungund Bestimmung der Bedeutungen!
welche Lexer gibt, lässt sich Erhebliches einwenden.
Grimm, Deutsches Wörterbuch, anges. tod K. Burdach, 675
Er verfährt zu wenig mit geschichtlichem und gegenständ-
lichem Denken. Er wendet noch vielfach die alte Schablone der frü-
heren logischen Lexikographie an. In seinem mhd. Handwörterbuch
konnte eine äußerliche Ordnung der Bedeutungen geduldet werden,
da dies kein selbständiges Werk, sondern nur eine Ergänzung und
ein alphabetischer Index zu dem etymologisch geordneten Wörter-
buch von Benecke-Maller-Zamcke sein wollte. Aber entschiedener
Protest müsste erhoben werden, wenn Lexer etwa wirklich beabsich-
tigte, dieselbe fabrikmäßige Herstellungsweise auf das deutsche
Wörterbuch zu übertragen.
Für Verba pflegt Lexer sich folgenden Schemas bei seiner Dar-
stellung zu bedienen : 1. absolut, ohne Casus, 2. intransitiv, a.mitDativ
der Person b. mit Dativ der Sache^ 3. transitiv, a. mit Accusativ der
Person, b. mit Accusativ der Sache. Unter Umständen dann noch
eine Unterabtheilung : neben dem Accus, der Sache eine präpositionale
Wendung oder Accusativ der Sache und Dativ der Person und ähn-
liches. Das ist die traditionelle Ai-t der alten Wörterbücher der
classischen Sprachen, die aber in vielen Fällen ganz verkehrt ist,
weil sie von einem fertigen geometrischen System ausgeht, statt die
Natur und die Entwicklung des Wortes zu berücksichtigen.
Der Artikel 'nachahmen' leidet an dieser äußerlichen Ein-
theilungsweise. Die verschiedenartigsten Beispiele, die zeitlich ganz
getrennt sind, werden unter eine Kategorie gepresst. In die Abthei-
lung 2 b ("intransitiv mit Dativ der Sache') Sp. 18 passen nur die
Beispiele aus Luther, das aus Fischart ist doppelsinnig. 'Ehe^ kann
auch Accusativ sein, ja allenfalls auch Nominativ. Die übrigen Bei-
spiele aber gehören nicht unter die Überschrift 'Dativ der Sache':
in Wendungen wie 'der Natur, schlechten oder erhabenen Mustern
nachahmen liegt ebensogut ein Dativ der Person vor. Lehrreich
ist das Beispiel aus Stollberg, das L. ohne Bemerkung ebenfalls hier
anreiht: der schwachen^ lahmere Hand (Handbewegung beim
Schreiben) des Greises nachzuahmen^ glUcht ihm. So können auch
wir sagen, nicht aber 'der Handschrift nachzuahmen'. Der Hand
nachahmen heißt nämlich 'der schreibenden Hand in der Bewegung
des Schreibens nachahmen'.
Und hier liegt der wichtige Punkt, von dem Lexer bei der
Darstellung der Construction des Verbums ausgehen musste, den er
aber seltsamerweise gar nicht hervorhebt. Es kommt darauf an, ob
man das Werk, einen fertigen Gegenstand, eine ganze Person nach-
ahmt oder ob man einer Handlung und was gleich bedeutend ist einer
Person in einer Handlung, die nicht besonders ausgedrückt zu sein
braucht, nachahmt. Das Vorbild steht heute immer im Accusativ,
wenn der erste Fall, es steht meist im Dativ, wenn der zweite Fall
stattfindet. In beiden Fällen macht es keinen Unterschied, ob das
Vorbild Person oder Sache ist : man säet sowohl 'ich ahme dich nach
als 'ich ahme eine Säule in Thon nach , sowohl 'ich ahme dir nach'
und 'ich ahme einer guten Ehe, einer edlen Freundschaft nach'. Die
ohne Bemerkung von L. beigebrachte Stelle ans Herder gibt den
676 Grimm, Deatsches Wörterbach, angez. von K. BurcUich,
Unterschied von ^Einen nachahmen' und ^Einern nachahmen' nicht
ganz richtig an (S. 18) : Einen nachahmen kann auch heißen ^das
Wesen Eines nachahmen, ihn gleichsam schauspielerisch copier6n\
Wir können heute nicht mehr den Dativ der Sache setzen, wenn
diese nicht eine Handlung ist: ^dem Leuchter nachahmen', wie
Luther sagt, wenn es soviel heißen soll, wie ihn nachbilden, ist für
uns befremdlich. Der Gebrauch des Accusativs hat überhaupt seit
dem 18. Jahrhundert sich weiter ausgedehnt, was Lexer hätte zeigen
müssen.
Schlecht gesondert sind auch die Bedeutungen von ^Nachbar
(S. 22). Wer kann sich bei den Begriffsbestimmungen unter Nr. 1
und 3 etwas klares denken ? Lexer wollte scheiden zwischen Nach-
bar in der Bedeutung 'in der Nähe wohnend' und *in der Nähe an-
gebaut d. h. mit seinem Grundstück oder Gut angrenzend'. Aber die
Yertheilung der Beispiele auf diese beiden Abtheilungen ist ganz
willkürlich. Warum z. B. der Vers aus dem Teil und die Stelle aus
Gargantua unter 1. und nicht unter 3. angeführt sind, lässt sich
schwer einsehen. Überdies müsste gerade Nr. 3 voranstehen ; denn
sie bewahrt noch die alte Bedeutung des zweiten Theils des Wortes
(nachbar = näch-bür) : *Der sich in der Nähe angebaut, ange-
siedelt ('bauen' nicht = aedificare) hat'. Befremdend ist vollends der
Zusatz zu Nr. 1 'oft geradezu der Nächste'. Das ist ja die völlig ab-
geschwächte, die allerspäteste Bedeutung, die sich erst herausbilden
konnte, nachdem der zweite Theil des Compositums völlig verdunkelt
war, sie durfte also nicht mitten unter Beispielen für die ursprüng-
liche belegt werden.
Seltsam ist die lakonische Bemerkung unter Nr. 1 : 'der starke
Genetiv und Dativ auch mit ausgelassenem Artikel'. Auch? Also in
allen Fällen kann der Artikel neben dem starken Genetiv und Dativ
ausgelassen, werden ? Und nur beim Genetiv und Dativ ? Und warum
nur beim starken ? Ebensogut wie Nachbars Lotte und mit Nach-
bars HanSf was L. belegt, musste ihm sein Sprachgefühl einen No-
minativ oder Accusativ ohne Artikel nahe legen. Der Grund füi* das
Fehlen des Artikels war aber anzugeben. Bei dem ersten Beispiel
ist der Genetiv 'Nachbars' geradezu zum Eigennamen geworden. In
den andern Fällen, wo Nachbar neben einem Eigennamen steht, wird
es zu einem Theil desselben und verwächst mit ihm wie ein Titel.
Verwunderlich ist auch der Satz 'der Genetiv kann in solcher Ver-
bindung auch flexionslos sein'. Wann? War am? fragt der Benutzer
des Wörterbuchs. Die Antwort ergibt sich aus dem eben Gesagten.
Die Scheidung, welche L. durchführt, ist überhaupt unzulässig.
Nicht darauf kommt es an, ob der Nachbar mit Haus und Wohnung
angrenzt oder mit Grundstück und Gut. Unglücklich ist auch die
Bddeutungsbestimmung von 4. Es musste ganz anders geordnet
werden.
Es war zu zeigen : wie wurde dieses Compositum allmählich
dem Sprachbewnsstsein zu einem einfachen Wort, wie schwand der
zweite Tbeil zu einer bedeutungslosen Ableitungssilbe? Die Ab-
Grimm, Deutsches Wörterbuch, angez. Ton K. Burdach. 677
stompfung aus nächbür zu nachher^) geht offenbar Hand in
Hand mit der Verdunklung der Bedeutung des zweiten Theils.
Die ursprungliche Bedeutung war sicher dieselbe wie die von
gebür. Das nach war nur eine Verstärkung des allmählich ver-
blassenden ge-, daher auch nächgehür. nächbür oder gehür heüSt
'der, welcher mit andern zusammen angesiedelt ist, zusammenwohnt',
das Gemeindemitglied ; die nächbüren oder gebüre sind 'die, welche
zusammen sich niedergelassen haben', die Bauerschaft eines Ortes.
Dies Sachverhältnis hatte schon Homeyer im Glossar zum Sachsen-
spiegel und Richtsteig Landrechts (unter näkebür und bür) richtig
erkannt und Hildebrand im D. Wb. (unter Gebauer 3 a a. 36) schärfer
bestimmt; vgl. auch Schmeller Bayerisch. Wörterb. ■ I, 187. Ich will
hier noch Einiges zur Ergänzung geben.
Im Sachsensp. III, 37, 3 steht sfnes gebüres in der Bedeutung
'seines Gemeindegenossen, seines Miteinwohners' und andere Hss.
haben dafQr stnes näbüres, genäbüres, näkebüres. In der mehr als
ICK) Jahre jüngeren Blume des Sachsenspiegels lautet derselbe
Rechtssatz : Treibet ein man seinis näkebatvers vhy in mit deme
seinen usw., ebenso in den Regeln der Blume des Magdeburger
Rechts (Homeyers Richtsteig Landrechts Berlin 1857, S. 381). In
der Bescheidenheit des Freidank heißt es (Ausg. von W. Grimm *,
122, 5): Swd brinnet mtnes gebüres want, dd vürhte ich mtner sä
ze hanty und andere jüngere Handschriften des 14. Jahrhunderts
haben dafür mtnes ndchgebüres. Auch der Plural stne gebüre
wechselt so mit ndchgebüre: 121, 16 Vit manec laster in vergdt
der stne gebüre willec hat, wo wieder eine Reihe von Hss. sin nach-
gebüren haben (vgl. auch 121, 19. 20).
Es ist also ersichtlich, wie das deutlichere nächbür das abge-
blasste gebür verdrängte. Genau wie 'die Gebauerschaft', gebür^
Schaft (s. D. Wb. daselbst) einem alten 'die gebüre' gleichbedeutend
zur Seite steht, so deckt sich mit 'die Nachbarn' ein 'die Nachbar-
schaft'. Besonders klar zeigt das die auch von Lexer (S. 27) ange-
führte Stelle aus den Monumenta Boica (aus Schmeller Bayer. Wb.
I«, 187).
Diese Bedeutung also war als die älteste voranzustellen. Sie
konnte nur, solange der zweite Theil des Worts dem Sprachgefühl
verständlich blieb, wirklich lebendig bleiben. Doch dauerte sie
in einzelnen Spuren auch später noch fort: Lessing 10, 59
(der Lachmannschen Ausgabe) und dialektisch 'die Nachbaiii' für
die Gemeinde (Lexer 23, Nr. 2) vgl. 'Nachbarpflicht', 'Nachbarweg'.
Neben dieser Bedeutung erscheint früh die eines in der Nähe
Wohnenden. Schon mhd. in reicher Anwendung, was Lexer wenig-
') Nebenbei sei bemerkt, dass die Entstehung des a (Nachbar)
sieh lautlich nicht erklären lässt Die Form nachber ist übrigens auch
durchaus alter bezeugt. Hildebrand (D. Wb. IV, 1 '. 1604) erklärt dies
a wie in 'weiland' ans tnlent, wünt, Monat aus monet, mönt usw. als
eine Folge solcher Wiederherstellang. Die Form naehprn ist aus öster-
rtiehischen Weisthümem xu belegen (Lexer S. 28).
§78 Orimm, Deutsches Wörterbuch, augez. von K, Burdach.
stens durch einige charakteristische Beispiele hätte belegen köonen.
Es kann nicht erwartet werden, dass jeder Benutzer des deutschen
Wörterbuchs in der Lage ist, über den älteren Sprachgebrauch sich
aus den mittelhochdeutschen Wörterbüchern zu unterrichten. Die
Form nächbür oder Nachbaur hielt sich auch in dieser Bedeutang
noch lange, wenigstens in der Schrift, möglicherweise nur als künst-
lich conservierte Alterthümlichkeit.
Die Beispiele waren nun zu sondern, je nachdem noch die Be-
deutung des Wohnens durchscheint. Diese verflüchtigt sich allmäh-
lich. Damit erhält denn *^Nachbar* bloß die Bedeutung ^in der Nähe
befindlich' : so der Nachbar bei Tisch, der zunächst Sitzende, einfach
zur Baumbezeichnung.
Eine ganz andere Seite des Begriffes kehrt aber das Wort
hervor im Anschluss an die Bedeutung vicinus : eine ethische. Wer
Nachbar ist, hat auch die Pflicht eines Freundes ; Verwandte und
Nachbarn, weil sie in ähnlichen Lebensverhältnissen stehen, pflegen
ähnlich geartet zu sein. Dies belegen außer dem Gebrauch des Ad-
jectivs nachbarlich (s. daselbst 2) zwei Stellen bei Lexer auf S. 24 :
aus Lehmanns exilium melancholiae und Schillers Bäubern. Sie hät-
ten nicht geti-ennt werden sollen.
Auch mit der Ordnung der Bedeutungen von nachdenken
bin ich nicht einverstanden.
Zunächst ist unglücklich die Bedeutungsbestimmung von Nr.
2 : Murch Denken einem Gegenstande näher treten, die Gedanken
auf ihn richten, ihm denkend nachhängen' (S. 36). Der Gegenstand
ist als eine Linie gedacht, an der man mit seinen Gedanken entlang
geht, um ihn nachzumessen, nachzuprüfen ; die Gedanken sind als
eine Bewegung gefühlt. Sehr klar wird das durch das letzte Bei-
spiel, das besser voran gestanden hätte, aus J. v. Braunschweig (S.
36). Die Nummer 2 b (nachdenken in Verbindung mit der Präpo-
sition *übcr') war viel später einzuordnen. Auch die Beispiele von
d hätten später folgen müssen. Dagegen war unmittelbar hinter 2 a
und c Nr. 3 zu stellen (noch ganz sinnlich: 'den Gedanken eines Vor-
gängers folgen' d. h. ^fremden Gedanken im Geiste nachgehen'). Dar-
auf müssten dann als Nr. 4 die Beispiele folgen, welche L. als Nr.
2 d zusammenfasste, und zuletzt als die am meisten abgeblassten die
mit 'über' (2 b).
Nachdruck. Ich hätte wieder anders geordnet. Das Wort
stammt aus der Sprache der Weinbauer und bezeichnet ursprünglich
das nochmalige Pressen der Weintrauben nach dem ersten Druck
und den so gewonnenen Nachdruckwein. Mit Becht hat denn auch L.
diese Bedeutung als die älteste an die Spitze gestellt. Aber gleich
darauf musste Nr. 3 und 4 folgen (S. 41, Andrang vieler zum An-
griff, Gesammtheit der Nachdrückenden) : der Andrang kämpfender
Massen wurde von der Sprache aufgefasst als der Druck einer Wein-
presse, wie ja 80 oft Vorgänge aus dem friedlichen Geschäftsleben
des Tages zum Bilde für den Kampf gebraucht werden. Die Sprache
verfährt hier wie die Dichter, und wer den Bildern dieser nachgeht
Grimm, Deutsches Wörterbuch, anges. von K. Burdach. 670
und in ihr gegenständliches Denken eindringt, der wird immer am
ehesten anch das Werden der Sprache begreifen. Ich erinnere, um
das deutlich zu machen, an eine Stelle in Wolframs Willehalm. Es
wird ein Kampf geschildert (391, 13); da nam von Poydwtees
druc (hier das Simplex !) al dae her so großen ruc, dae die kristen und
die heiden gar gedigen alle meiner schar .... als obs in einer
presse (Weinpresse) eesamne waern getwungen. Anderswo ver-
gleicht Wolfram die Schläge im Kampfe mit dem Droschen der
Bauern (Parz. 385, 16), mit den Schlägen der Schmiede (Parz. 112»
28; 537, 27; Wh. 77, 12), mit den Hieben der Zimmerleute (Wh.
396, 17) oder dem Walken der Hutmacher (Wh. 397, 2).
Nachfahren (S. 47). Wieder kann ich die Ordnung der Be-
deutungen nicht billigen, varn hieß doch ursprünglich jede Fortbe-
wegung, ei-st später ist es auf das Fahren mit einem Wagen einge-
schränkt. Deshalb durfte nicht als 1 a voranstehen ^fahrend nach-
folgen, sequi alicui vehiculo. Stieler 409\ Den Quintanerschnitzer
^alicui^ der einem so monumentalen Werke, wie das deutsche Wör-
terbuch, nicht gerade zum Schmuck gereicht, darf man übrigens
nicht dem ehrlichen Stieler zur Last legen : bei diesem steht richtig
aliquem. Lexer musste *b succedere' zuerst anführen. Namentlich
by (als rechtlicher Kunstausdruck) ist ein sehr alter Gebranch.
Denselben Fehler begeht L., wenn er bei Nachfahrt (S. 48)
die spätere Bedeutung Mas Nachfahren mittelst Fuhrwerks' an die
Spitze stellt.
Der Artikel Nachhalten fällt wieder auf durch ungeschickte
Anordnung. Die zuerst aufgeführte Bedeutung ^anhalten, nachhaltig
sein oder wirken' ist keineswegs die älteste und steht wohl nur voran,
weil Lexer es einmal gewohnt ist, den sogenannten absoluten Ge-
brauch zuerst zu erledigen. L. hätte sich einfach nach Heynes Ar-
tikel ^halten' richten und demnach ordnen sollen.
Belege für ein und dieselbe Bedeutung eines Wortes aus ver-
schiedenen Schriftstellern müssen unbedingt chronologisch geordnet
werden. L. verstößt dagegen wiederholt.
unfruchtbar fUr die Darstellung der Bedeutungen, auf die es
im Wörterbuch doch allein ankommt, scheint mir eine Schei-
dung, die L. bei Verben wiederholt vornimmt, zwischen dem
Gebrauch 'mit persönlichem Subject* und *mit sächlichem Subject*,
z. B. unter nachahmen S. 18 b, nachfahren 47 b, nachfolgen
51, 1 (a und b). Der Sinn des Verb ums wird doch gar
nicht geändert, mag nun der Träger der Handlung eine Per-
son oder eine Sache sein. Dass ein sächliches Substantivum als
Subject mit einem Verbum verbunden wird, dessen Thätigkeit ver-
standesmäßig betrachtet, nur Personen zukommt — übrigens eine
aller Sprache gewöhnliche Erscheinung — ,kann nur für den Gebrauch
dieses Substantivums charakteristisch sein und mag unter Um-
ständen da erwähnt werden, wo seine Bedeutung untersucht wird.
In der Bestimmung der Bedeutungen wird man Lexer
öfters nicht folgen können.
680 Grimm, Deutsches Wörterbuch, anges. von K, BurdacK
Der Artikel *n ach* erweckt in dieser Beziehung meine Be-
denken. Was ist die Grundbedeutung? Kaum die des Naheseins, wie
L. meint. Falsch scheinen mir Sätze wie 'aus dem Begriffe Nähe
entwickelt sich nun für das schon ahd. als Präposition gebrauchte
nach der einer Annäherung, einer Folge und Bichtung nach räum*
liehen, zeitlichen oder modalen Verhältnissen (S. 10) und ^aus dem
Begriff des Naheseins . . . entwickelt sich auch bei der Präposition
wie beim Adverb der des Nachfolgens, des Dahinter-, Späterseins*
<S. 12). Zu dieser Auffassung bat L. wohl eine Bemerkung J.
Grimms in der Grammat. 2, 762 verleitet. Ich glaube aber, der
Gang der Entwicklung war umgekehrt. Wenn got. nehva mit Recht
zur Wurzel nak lat. nactus, nanciscor gestellt wird (Curtius Grund-
züge'^ 308), woran nicht zu zweifeln ist, so muss die Grundbedeutung
nicht einen ruhenden Zustand, sondern eine Bewegung bezeichnet
haben. Und wer die von Lexer gebotenen Belege für den Gebrauch
des Worts prüft, wird finden, dass in der That der Grundzug des-
selben 'eine sich nähernde , das Ziel nicht ganz erreichende Be-
wegung' ist. Je nachdem mehr die zustrebende Bewegung oder das
Zurückbleiben hinter dem Ziel oder die Nähe am Ziel betont wird^
entwickeln sich die Bedeutungen 'auf ein Ziel zu' (Lexer S. 10. 11)
und modal gemäß' (S. 14), 'hinter von Raum und Zeit' (12. 13),
*in der Nähe' (9). Dass die letzte Bedeutung (prope) schon ahd. aus-
gebildet ist, kann nichts gegen meine Auffassung beweisen. Unter-
stützt wird diese aber dadurch, dass im got. nehv einmal (Luc. 15,
25) mit dem Accusativ verbunden ist, also noch die Bewegung, die
Annäherung, nicht die Nähe ausdi'ückt.
Für nachgeben (S. 57) vermisse ich ein Wort über die ur-
sprüngliche Bedeutung. L. hätte beachten sollen, was Hildebrand
im D. Wb. IV, 1*, S. 1717 darüber vermuthete. Er vergleicht nach-
geben mit vor geben oder bevor geben (s. D. Wb. I, 1758) und will
es wie dies aus dem Spiel oder Kampf herleiten, vor geben heißt
^Einern einen Vorsprung lassen', zunächst ganz sinnlich, wie 'Vor-
theil geben', was auch ein Spielausdruck ist, z. B. Ingold Goldnes
Spiel : Zu dem andern mal sollen wir mit im (mit Christus) spi-
len^ wann er gilt (zahlt) jsümal geren(geTn) was er schuldig bleibt
.... So geyt er uns auch das groß vortayl au ff dem bret^ ob dem
tisch, auff der Scheiben (Ausg. von Edward Schröder, Straßburg,
1882, S. 57, 21 ff.), nachgeben wird heißen 'einen Theil des Spiel-
oder Kampffeldes nachträglich geben, d. h. ihn dem Gewinnenden
einräumen'. Denkbar wäre auch, dass es hieße 'nachträglich nach
Beendigung des Spiels noch etwas geben, nachdem der Einsatz be-
reits verspielt ist und nicht zur Deckung des Verlustes ausgereicht
hat'. Dafür ließe sich anführen Nachgeld 'das bei einem Tausche
nachzuzahlende Geld' und nachgelten 'residuum solvere' (D. Wb. 62).
Manchmal sind Lexers Bedeutungsbestimmungen unklar und
zerfließend. So für nachgehen (S. 61) bei Nr. 5. Wie passt dazu
gleich a 'suchend und forschend nachfolgen' z. B. einem Wilde nach-
gehen. Es kommt überhaupt gar nicht darauf an, allgemeine Begriffe
Orimm, Deutsches Wörterbuch, angez. Yon K. Burdach, 681
aufzustellen, die sich in speciellere spalten. Der Übergang von der
sinnlichen zur unsinnlichen Bedeutung ist vielmehr stufenweise zu
zeigen.
nacher. Schmeller Bayer. Wb. « 1, 1714: 'Halbgebildete
gehen nacher München' usw. Weigand D. Wb. 'Nicht in edler
Sprache, weil oberdeutsch und auch da eigentlich von Halbgebil-
deten gebraucht'. Lexer S. 45 'von Halbgebildeten auch jetzt
noch statt der Präposition 'nach' gebraucht . Seltsam wie derartige
grundlose Abgrenzungen aus einem Wörterbuch ins andere über-
gehen I Natürlich kommt das Wort ebenso auch in der Sprache des
Volkes vor, das aller 'Halbbildung' fern steht, s. Grimm Or. 3,
205 Anm., der ein 'heutiges' nacher der rheinischen Volkssprache an-
führt. Lexer nimmt an , nacher sei aus nachher nach Verlust des
Tons von her gekürzt. Ich zweifle daran : nacher ist durchaus älter
bezeugt als nachher, wie L. S. 72 selbst bemerkt; vor allem kommt
aber nacher in völlig anderer Bedeutung vor als nachher. Letzteres
wird nie präpositional, immer nur als temporales Adverb gebraucht ;
nacher dürfte also wohl nach Analogie von after, ausser, inner, über,
unter, nieder gebildet sein. Wie üje und üserf in und inner neben
einander standen, so stellte sich neben die Präposition nach ein
nacher.
Öfters hat Lexer es unterlassen, den Antheil der einzelnen
Worte an dem geistigen Leben des Volkes, ihren Zusammenhang
mit den literarischen und allgemeinen Culturerscheinungen darzu-
legen. Gerade darüber hat das deutsche Wörterbuch nach Kräften
Auskunft zu geben. So vermisst man im Artikel nachahmen eine
Andeutung über die Wichtigkeit des Worts für die ästhetische Kunst-
arbeit des vorigen Jahrhunderts. Der alte aristotelische Satz, dass
die Poesie die Natur nachahme, wurde durch die Schweizer vertieft,
indem sie dem Dichter ^eine Art Schöpfung* zuschrieben und beton-
ten, dass die Poesie 'die Materie ihrer Nachahmung allezeit lieber
aus der möglichen als aus der gegenwärtigen Welt nimmt' (Bodmei-s
krit. Abhandl. von dem Wunderbaren in der Poesie 1740, S. 32) vgl.
ebd. S. 165: Der Poet dessen Werk isi^ die Kräfte der Natur in
der Überbringung des Möglichen in den Stand (Zustand) der
Würcklichkeit nachzuahmen ; Betrachtungen über die poetischen
Gemäblde der Dichter 1741, S. 67 : Esgiebt demnach zwo Arten der
Nachahmung, eine da der Poet die Natur in ihren hervorgebrach-
ten Wercken nachahmet, und eine andere, da er ihr in ihren Rissen
folget. In Breitingers kritischer Dichtkunst handelt der dritte aus-
führliche Abschnitt des ersten Buches 'von der Nachahmung der
Natur'. Klopstock übernahm diesen Begriff: ihm war der Dichter
gleichfalls ein Schöpfer, ein Nachahmer Gottes. Wie Goethe von
dieser Vorstellung erfüllt war, ist bekannt genug und hätte von Le-
xer durch ein paar bezeichnende Stellen belegt werden sollen. Ge-
radezu an die Untersuchungen der Schweizer erinnert der Titel des
Gesprächs 'Über Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke',
worin das vollkommene Kunstwerk als Natnrwerk bezeichnet wird
082 Grimm, Deutsches Wörterbuch, augez. von K Burdach,
(Ausg. von Hempel 28, 101 f.), wie Goethe in der italienischen
Reise die Kunst 'eine zweite Natur' nennt (Hempel 24, 382). Spe-
ciell gegen den veralteten, durch Batteux aufs neue vertretenen Be-
griff der Nachahmung spricht er sich aus in Nr. 713, 714 der
Sprüche in Prosa (Hemp. 19, 153); vgl. den Aufsatz ^Einfache
Nachahmung der Natur, Manier, Stil (Hemp. 24, 525), über den
Nachahmer in der Eunstnovelle 'der Sammler und die Seinigen' .(z.
B. Hemp. 28, 151).
Unter Nachahmung fehlen Belege fCir die specielle Be-
deutung 'nachdichtende freie Übersetzung'. Das war ein Schulbe-
griff des vorigen Jahrhunderts, im französischen hieß es imitation.
Nicht viel anders übersetzte noch Hagedorn und auch Wieland.
Goethe nannte diese Art der Nachbildung im West-Östlichen Divan
'im reinsten Wortverstand die parodistische*. Drollinger gibt einigen
seiner Übersetzungen (einer Fabel nach la Motte und zweier Strophen
der XYI. Epode des Horaz, S. 157, 179 der Ausgabe seiner Gedichte
von Spreng, Basel 1743), die besonders frei sind, den Titel *Nach-
ahmung' und in einem Briefe an Gottsched rechtfertigt er seine
Übersetzung von Popes 'Versuch von den Eigenschaften eines Kunst-
richters^ damit, dass er nur 'eine so genannte Imitation davon in
französischer Sprache* kenne (S. 327).
Etwas dürftig ist der Artikel 'Nachtigall' (S. 188 ff.): von
der Rolle, die sie in der deutschen Poesie gespielt hat und die in
alter und neuer (antikisierender) Zeit verschieden genug war, gibt
er kein Bild. Mindestens Uhlands schöner Aufsatz ^Der Rath der
Nachtigall' (Germania 3, 139 ff.) hätte ausgebeutet oder genannt
werden müssen.
Nicht ausreichende Aufmerksamkeit scheint mir Lexer der
Rechtssprache zugewendet zu haben. Das Wörterbuch soll doch auch
dem Juristen, der ältere Rechtsquellen studiert, zu Hilfe kommen.
Für N oder NN als Vertretung eines Namens, den man nicht
weiß, werden S. 3 Belege erst aus dem 16. Jahrhundert gegeben.
Der Gebrauch ist aber viel älter, er geht zurück auf die lateinischen
Formelbücher, die für die Abfassung von Urkunden angelegt wurden.
In der deutschen Rechtssprache hielt man dann daran fest. Im Richt-
steig Landrechts, der nachHomeyer um 1335 abgefasst ist, begegnet
diese Formel oft. Der Richter soll die Dingpflichtigen fragen: N ic
vrdge in enes rechtes, we (werj hir tu rechte tu me dinge sin Sca-
len (1, §. 3), vgl. §. 4; 2, §. 1 ; 3, §. 1 usw., besonders oft natür-
lich in Gerichtsformeln, z. B. in der Sammlung, die Homejer aus
einer Hs. des Joachimtbalschen Gymnasium zu Berlin herausgegeben
hat : iJc bidde eynes mannes dy myn wort spreke. Ik bidde eyns
N, Her richter hir steit N unde het gebeden eyns N usw. auf jeder
Seite. Überhaupt ließen sich aus der gesammten Rechtsliteratur, so-
weit sie Anleitungen über das gerichtliche Verfahren gibt, massen-
hafte Beispiele beibringen.
Im Artikel nachdem (34) fehlen Beispiele für 'nachdem dass',
den gewöhnlichen Eingang der Urtheilsfrage. Ich will mich auf ganz
Grimm, Deutsches Wörterbach, angez. von K. Burdach, 688
bekannte und zugängliche Quellen beschranken, die für das Wörter-
buch unbedingt ausgebeutet werden müssten: Sachsenspieg. II, 16,
6 Jewelk vinger unde tin (Zähne) hevet sine sunderltken bdte nä
deme dat eine an deme weregelde geboret ; III, 45, 2 Jewelk ma-
get unde ungemannet wtf het halve büte^ nd deme dat sie geboren
is ; Richtst. Landrechts 9 Turne ersten vrdge^ nä deme dat de sab--
tveldiche (die Partei im Gegensatze zum Bürgen) jegenxcardich si . .
Tum drudden male, nd deme dat usw. Diese Wendung ist äußeist
verbreitet, auch in hochdeutschen Bechtsquellen, und hat lauge ge-
dauert. Sie wird sich yeimuthiich auch noch im 18. Jahrhundert aus
dem Kanzleistil nachweisen lassen. Gleichbedeutend ist nä dem mal
das^ das sich (z, B. in der Weichbildsglosse zum Bichtsteig bei
Homeyer S. 401) wiederholt findet. Es entspricht dem von Lexer
belegten nachdemmalen.
Für nachfolgen im juristischen Sinn von ^gerichtlich ver-
folgen' fahrt Lexer (S. 52) nur die Carolina an. Altere Beispiele
waren doch aus den bekanntesten Quellen leicht zu beschaffen, z. B.
Schwabenspiegel Gap. 208 Und ist aber ob ieman dem roubc nach
gevolget hat une an die burc^ der sol ... bereden, daz im alsd si,
seihe dritte. Hier steht es noch ganz eigentlich, vom Verfolgen des
Beraubten mit dem ^Gerüchte'. Von diesem Vorgang wird es entlehnt
zur Bezeichnung der Klage vor Gericht, wie diese ja überhaupt im
alten Becht eine symbolische Wiederholung war der wirklichen Ver-
folgung des Verbrechers und des Zeterschreiens, gleich als wäre das
Verbrechen erst im Augenblick der gerichtlichen Klage bemerkt.
Unter Nachkömmling (S. 82) fehlt ein deutliches Beispiel
für die Bedeutung ^Nachfolger im Amt' : z. B. Sachsenspiegel III,
25, 1 stirft en richtere, svat so binnen stnen tiden geschin is, den
sal sin näkomeling anmegerichte getüchwesen, im Deutschenspiegel
236 sin nächchome, im Schwabenspiegel ^ein ander richte/.
Ich verzeichne zum Schluss noch einige Flüchtigkeiten Lexers,
um ihn zu veranlassen, in Zukunft mit derjenigen Sorgfalt und Ge-
wissenhaftigkeit zu arbeiten, welche die Größe seiner Aufgabe er-
fordert und der Würde des von den Gründern unserer Wissenschaft
begonnenen Werkes entspricht.
S. 20: *N achahm ung, f. imitatio, die Handlung desNach-
ahmens und das nachgeahmte Vorbild*. Lexer meinte ^und
das Product der Nachahmung'. S. 25 *N ach barg 1 eiche, f. nach-
barliche Gleichheit, An den Wurzeln heiliger Eiche Schwillt ein
Lebensquell hervor Vnd so ohne Nachbargleiche Wuchs die edle
still empor (Goethe 47, 184; Ausg. von Hempel 3, 172)'. 'Nach-
bargleiche' ist natürlich kein Substantivum, sondern Adjectivum,
wobei zu ergänzen ist 'Eiche'; das Wort heißt ^nachbarlich gleich',
'gleich wie ein Nachbar".
S. 51 Nachfolge 4. 'Das zu befolgende Vorbild und Bei-
spiel'. Das kann es natürlich nie bedeuten. In dem Beispiel aus
Goethe ('die eine oder die andere Meinung zur Nachfolge wählen') be-
xeichnet es einfach die Handlung des Nachfolgens, 'um ihr nachzu-
Z«itiicbrift f. d. Hirn. Gymn. 188S. VUL und IX. H«fU 44
684 C. Horstmannt Altenglische Legeaden, angez. von Ä. BrandU.
folgen\ Die Verse aus dem Simplicissimus (Keller 1, S. 154): *die
also gar unchrisilich leben . . . und so gar schlechte nachfolg
geben erklären sich ohne den von L. angenommenen sprachwidrigen
Gebrauch des Worts; geben hat hier die Bedeutung ^erzeugen, hervor-
bringen', die Hildebrand im D. Wb. so anschaulich entwickelt und
völlig ausreichend belegt hat (Bd. IV, 1*, 1702 oben).
Ich hoffe, dass das nächste Heft, welches Lexer vorlegen wird,
in jeder Hinsicht besonnener gearbeitet und nutzbringender sein
wird. Vor allem wünschte ich reichere Belege, welche die verschie-
denen Zeiten gleichmäßiger berücksichtigen, eine wissenschaftlichere
d. h. geschichtliche Ordnung und Sonderung der Bedeutungen,
etwas mehr Sinn für den Zusammenhang der Bedeutungswandlungen
mit den Bewegungen im Leben des Volkes, in Sitte, Recht und Li-
teratur, und größere Sorgfalt bei der Interpretation einzelner Stellen.
Dem deutschen Wörterbuche selbst aber wünsche ich immer
nachhaltigere Theilnahme in immer weiteren Kreisen der Nation,
auf dass es in Wahrheit seine große Aufgabe erfüllen könne.
Hildebrand äußei-te in seiner Antrittsvorlesung (Leipzig 1869)
im Hinblick auf das Wörterbuch : *Wenn eine Zeit, wenn ein Volk
krank ist, so ist die Erkenntnis der Heilung in seiner Geschichte zu
holen, nicht bloß in der politischen, auch, ja mehr noch in der ei-
gentlichen Volksgeschichte, wie sie in Literatur und Sprache sich am
klarsten spiegelt'. Möge er Recht behalten und möge das deutsche
Wörterbuch, soviel an ihm ist, mithelfen, dieses hohe Ziel zu er-
reichen !
Berlin. Konrad Burdach.
Altenglische Legenden. Neue Folge. Mit Einleitung und Anmer-
kungen herausgegeben von C. Horstmanu. Heilbronn 1881.
Außer einer trefflichen Einleitung von CXXX VIII Seiten: „Über
Bedeutung und Stellung der Legende" und „Die altenglischen Le-
gendensammlungen" bringt der stattliche Band das Legendär der
nordenglischen Legenden- und Homiliensammlung aus dem 14. Jahr-
hundert nach den beiden Hss. Harley 4196 und Tiberius E VII
(S. 1 — 173) und eine Anzahl meist noch ungedruckter Einzellegendeu
(S. 174 — 526). Der Text ist nach Horstmanns Gewohnheit überall
ein genauer, verlässlicher Abdruck der Hs.; viele Versehen der
Schreiber sind in den Anmerkungen richtig emendiert. Die Legenden
selbst sind öfters durch den Inhalt interessant, insofern sie einer
ergreifenden Idee begeisterten Ausdruck geben, z. B. St. Alexius,
welcher Heimat und Frau in der Brautnacht verlässt, um nur der
christlichen Ascese zu leben, und St. Cristofer, welcher nur dem
höchsten Herrn dienen will und so durch den Teufel selbst auf Gott
gelenkt wird. Freilich darf man dabei nicht vergessen, dass das
Hauptverdienst den Dichtern der lateinischen Vorlagen, nicht der
mittelengl. Nachbildungen gebürt. Besonders reich aber ist das Ma-
C Horstmann, Alten gliscbe Legen dcD, angez. von A. BranlL 685
terial für die Dialectforschung. Horstmann selbst hat mehrere
Stücke zu datieren versucht uud zwar meist mit Glück. Inwiefern ich
hie and da anderer Meinung sein muss, habe ich im Litbi. f. germ.
und rom. Phil, gezeigt. Im Folgenden will ich über einige dialec-
tische und textkritische Fragen handeln, deren Beantwortung sich
Horstmann nicht als Aufgabe gestellt hat, welche aber gleichwohl
dem, der das Buch für sprachgeschichtliche Zwecke ausbeuten will^
Schritt für Schritt in den Weg treten.
Alexius S. (174 — 188) fügt zu den von Schipper in seinen
*Engl. Alexiuslegenden' S. 1 — 3 aufgezählten fünf mittelengl. Bear-
beitungen dieses Stoffes eine sechste hinzu. Die Quelle scheint mir,
wie bei der ersten, zweiten und vierten (Barbourschen) Version, die
Legenda aurea zu sein. Die Yergleichung dieser Vorlage bestätigt,
dass von den beiden hier vorgelegten Hss. Ashm. 42 bei weitem
den Vorzug verdient, wie bereits Horstmann behauptet hat. Cbr. Gg.
V, 31 bietet einen stark gekürzten Text. Das Gedicht ist im Norden
vor Ende des 14. Jahrhundorts entstanden ; Beweis dafür die ä- Keime
bathe:scathe 31, thravergave 51, ])are:fare 70, 241, 303, 609,
:care 560, hame:dame 187, mare:care 219, :fare 297, sarercare
331, latheiscathe 370, wrathe : scathe 378, hare: care 567, neben
welchen erst ein einziges 55 durch den Beim belegt ist (})Ore : before
604); ferner dass u zu i, y umlautet^ z B. k/nde: finde 65, thrtste:
wiste 126, kasse:misse 195, :Alexis228; dass der Plur. Prs. Ind.
auf 8 conjugiert (tharnes : barnes 22, lathis : clathis 156), außer
wenn das Subject ein Pers. Pron. ist (we finde :kinde 66, we mete:
swete 105, we crieimercie 450, we se:)>e 454); dass die 3. Sgl.
Prs. Ind. auf s endigt (duse-.rose 100, saise:palaise 472, stande^"^ :
bandes 613) und dasPtcp. Prs. anfand (sperand : land 145, comand:
land 310, liggande : fände 518). Auch im Versinnern ist der
Dialect intakt; altengl. ä ist zwar namentlich in C öfter, als es die
Beime erwarten lassen, zu 55 geworden, z. B. anes A ones C. 1, home
AG 64, 80, wote A wate C 108, numan A noman oder non C 125,
135, hame A home C 144; aber das erklärt sich wohl einfach da-
raus, dass A um ein paar Decennieu jünger als das Original, C noch
jünger als A ist. Auch sonst hat C im Vergleiche mit A manche
spätere nördliche Form, z. B. ]>am statt ]>aim 43, 173, 258 (aber
noch ]>aim 165), ]>i8 statt ]>ir 145 (aber noch ]>ire 183), far statt
ferre 118 (aber noch fer 185); wayte statt wate 292 (aber noch
wate 108); der Reim plente:privelc(stattgolde:folde 11 1) weist sogar
schon auf den Anfang des 15. Jahrhunderts, um welche Zeit be-
kanntlich solche Bindungen von e mit älterem unbetontem i, y im
Auslaut häufig werden. Andere, wahrscheinlich locale Eigenthüm-
lichkeiten von C sind die Erniedrigung von betontem i in zweisil-
bigen Wörtern zu e, z. B. mekyll 52, 69, 92 gegenüber mikil in A
(aber mykell C 492), wreten 66, breny 131, 155, reven 155; die
Neigung zum rel. Pron. at statt ])at 392 und der stete Gebrauch von
tOl als Local- und Dativpräposition gegenüber to in A, ein Gebrauch,
welcher durch den offenbar falschen Beim And ane oper tyme scho
44*
G86 C. Horstmanfiy Altenglische Legenden, angez. von A. BrandL
apered tban In the kyrk tyl an old man (A liest einfach und richtig
ijioper tyme aperid scho In pe kirk a man unto 247) entschieden dem
Schreiber C und nicht dem Dichter zugeschrieben wird. Ein kri-
tischer Herausgeber mfisste also für Wortlaut und DialectA zugrunde
legen und nur jene älteren Formen, welche C ausnahmsweise besser
orhalten hat, hineincorrigieren.
Seynt Mergrete wird S. 225—35 aus Ms. Ashm. 61 und
S. 489—98 nach demAbruck eines verlorenen Cambr. Ms. inHickes*
Thesaurus mitgetheilt. Die Abweichungen des Textes sind so groß,
dass wir eher von zwei verschiedenen Versionen als Hss. zu sprechen
haben. Das Original scheint mittelländisch gewesen zu sein ; denn
der u-ümlaut ist i, und obwohl das Denkmal in das 13. Jahrhundert
zurücki-eicht, begegnet schon ein sicherer öö-Reim (mone Mond:
none A 82, C 87). Die Version C weicht von dem Dialekte des Ori-
ginals weiter ab als A ; namentlich hat sie südwestliche Formen
eingefügt (vgl. z. B. wwnne:inne:cwnne:swnne 21—24, inne:
sunne:cwnue:winne 225 — 28). Eine jüngere, „schlechte" Nach-
bildung der Legende, welche Horstmann S. 236 — 41 aus Ms. Ashm.
61 (circa 1450) folgen lässt, ist jedenfalls mittelländisch; der u-üm-
laut erscheint als i, y (inisyne 434, fullfylle : wyll 569), altengl. ä
stets als öö, der Plur, Prf. Ind. — allerdings nach pers. und rel.
Pron., — ohne Flexionsconsonant (1, 220, 541) und starke Verba im
Ptcp. Pft. manchmal ohne n (itorerpere statt pore 235, do:tho
469. Beime von wenigstens facultativ unbetontem auslautendem i
oder y auf e (curtassye : be 101, be:mersyo 560), sowie der unorga-
nische Abfall des y in ey (dede ileyde 202, sente: queynte 470) und
vielleicht auch in oy (was für wos : croysse ? 320) setzen das Denkmal
an den Anfang des 15. Jahrhunderts, also kurze Zeit vor die wahr-
scheinliche Entstehungszeit des Ms. Alle diese Reime sind um so
verlässlicher, als die Metrik des Dichters nicht so schlecht war, wie
sie auf den ersten Blick scheinen mag; man braucht nur außer den
von uns bereits vorgeschlagenen die folgenden nicht minder evidenten
Emendierungen anzunehmen: bore (Pft. Ind., lies bare):care 31,
spendynge : ;enge (lies ;y uge) 40, age : knawelege (lies knawelage:
48, wold: schuld (lies schold) 109, seyed (altengl. scede, lies sed(e
dede 148, purpull paule (lies palle) : schalle 180, gyve:beleve (lies
belyve) 221, pere (lies J>ore):sore 230, care:were (lies wäre) 241,
lye (altengl. licgan) : dystreye (lies dystrye) 268, grounde : stonde
(lies stounde) 309, 515, slewe (lies slowe) : I-nowe 352,togeder (lies
togader) : fader 357, fle (altengl. fleogan, lies fly oder fley): dystroye
(lies dystrye oder dystreye) 368, plou^e:to-drew^e (lies to-drow?e)
377, feld (liss fild):chyld 396, berst (lies brast):fast 476, than
(lies then):bryn (lies bren) 492, stoundigrond (lies ground) 503,
brou?t (lies borne): lerne 532, boundrfond (Ptcp., lies fonnd) 540,
Bocure : honore (lies honure) 551, hend:wynd (lies wend) 614. Die
Unreinheiten, welche nach Einsetzung dieser gang und gäben Nebea-
formen noch übrig bleiben, sind ausschließlich consonan tischer Natur,
C Horstmann, Altenglische Legenden, angez. von A, Brandl 087
wie sie selbst die hervorragendsten mittelengl. Dichter sich häufig
erlaubten, nämlich hondrstronge 270, und gone:come 599.
Seynt Eaterine (S. 242—59) liegt in zwei Mss. des 14.
Jahrhunderts vor (Auchinl. und Cajus Coli. 175), von welchen letz-
teres in jeder Hinsicht den Vorzug verdient. A hat sich sogar be-
müht, die achtzeiligen Strophen des Originals regelmäßig einer Reim-
reihe zu entkleiden; während sich nämlich der Dichter an das Schema
ababcbcb band, sind in A nur die b-Beime erhalten, die anderen
aber mit wenigen Ausnahmen beseitigt, und zwar manchmal wahr-
scheinlich deshalb, weil der Gleichklang durch dialectische Abwei*
cliungen des Schreibers getrübt worden wäre, gewöhnlich aber ohne
jeden ersichtlichen Grund. Wer daher die ursprüngliche Gestalt der
Legende erschließen will, muss sich vor allem auf 0 stützen.
Dass der Dialect des Dichters zunächst mittelländisch war,
geht in lautlicher Hinsicht daraus hervor, dass der u-Umlaut stets
auf i, und älteres ä öfter auf o als auf a reimt (auf o 109, 193, 229,
249, 291, 319, 403, 482, 575, 601, 679; auf a 31, 172, 404,
434 f., 475, 539, 668; nicht eingerechnet sind sone anon:done C
329, weil anone fälschlich hinzugefügt ist, und per-too:800 G 628
als interpoliert). Damit harmoniert die Flexion des Flur. Prs. Ind.
(men levetgreve 516, alle pat here:dere 786) und des Ptcp. Prs.
(hotand:laud 15, offerand : hande 34). Von diesem Reimbestando
differiert C nur insoweit, als es 174 })ore:wore statt ])are:ware auf
:^e : bare reimt und innerhalb des Verses den Plur. Prs. Ind. 8ail>
]>e bookes 140 und das Ptcp. Prs. rennyng (errand A) überliefert.
Stärker neigt A nach Süden ; lawe (:sawe 31) erscheint als lowe.
sare (:^are 434) als sore, als Plur. Prs. Ind. lesen wir men leve])
on 516, das Ptcp. Prs. hotaud 15 ist umschrieben, offerande 34
durch offrinde ersetzt, der Reim prede:(side 398) deutet möglicher-
weise sogar auf einen Schreiber in der Nähe von Kent. Bezeichnend
ist es auch, dass A die nördlichen Formen mekyl (: fykil) 47 und
tan (:pan) 237 in die südlicheren miche und take verwandelte.
Auf die weitere Frage, ob das Gedicht im Osten oder Westen
des Mittellandes entstand, antworten die Reime })ou has:was 549,
he has:was 107, Purphurye hasiallas 599, ]>ou may:ay 413, ))0U
kan : began 663. Während das Original also entschieden westmit-
tellandisch war, weist bereits C innerhalb des Verses mehrere ost-
mittelländische Formen auf, indem die 2. Sgl. Prs. Ind. meist auf st,
die 3. gelegentlich auf ]> ausgeht. Consequenter mischt A ostmittel-
ländische Formen ein : die 2. Sgl. Prs. lud. endigt regelmäßig auf
st (V. 549 ist umschrieben), die 3. meist auf)) oder t, selbst has
599 ist trotz des Reimes in ha}> geändert (V. 107 ist umschrieben):
die obigen Prätpräs. im Reime lauten in A ]>oa mi;t 413, ])0u canst
659. Daraus ergeben sich die Vorschriften fQr eine kritische Aus-
gabe oder Benutzung des Denkmals von selbst.
Mehrere Legenden, welche Horstmann im Folgenden beibringt,
o)ine sich über den Dialect zu äußern, sind ebenfalls mittelländisch.
8o lonftchst eimB andere Version von S. Kateryne aus Ms. Cbr.
688 C. Harstmanfiy Altenglische Legeuden, angez. von Ä. Brandt
Ff. II 38 (S. 260—64), denn der u-Umlaut reimt auf i, y (sarasyne :
s^nne 230), älteres ä stets auf o außer in thare (:bare 122), und
(las starke Ptcp. Pft. entbehrt oft das n (105, 227, 251, 270, 347,
364). Dagegen spricht nur der nördliche Plur. Prs. Ind. lettys
(rmawmentys 296), und diese Stelle ist, wie auch die Unreinheit des
Reimes andeutet, wahrscheinlich verderbt. What pej doone:anone
418 beweist nichts, da doone Conj. sein kann.
Ebenso die Marienlegende vom guten Ritter und
seinem eifersüchtigen Weibe aus Ms. Ashm. 61 (S. 329 bis
33) : umgelautetes u ist mit i, y gebunden z. B. besyde : pnde 20,
gyneisynne 102, kyne:gynne 130; altengl. ä meist mit o (58, 140,
173, 223), seltener mit a (carersore, lies sare 210, there, lies thare:
fare 249). Ob ostmittelländisch oder westmittelländisch lässt sich
bei dem Mangel der entscheidenden Flexionen im Reime und bei
ihrer Mischung im Innern der Verse schwer sagen ; ob die Reime von
betontem i auf e (ende : kynde 21, chererfyre 387) eher ffir den
Osten sprechen, ist sehr fraglich.
Desgleichen ist mittelländisch A tale ofan incestuons
doughter (Ms. Chr. Ff. V 48 und Ashm. 61, bei Horstmann 8.
334 — 38), Tgl. die Reime fynde: kynde 41, blynnetsi^nne 44; woo:
too 61, ychontdon 94, before : sore 210, there (lies thare) :care 256;
clerkys fynde: kynde 40, we rederdede 45.
Eingehendere Aufmerksamkeit verdient das populär-theolo-
gische Gedicht Ipotis, erhalten in acht Hss., von welchen Horst-
mann fünf abdruckt, nämlich Vernon, Arundel 144, Ashm. 61 (B),
Gott. Cal. A II, Gott. Tib. A XXVI ; ausständig sind noch Ashm.
750 und Douce 323. Ms. Addit. 22283 ist als eine wörtliche Copie
von V wertlos. Quelle ist wahrscheinlich der lateinische Dialog Ad-
rian et Epictus bei Kemble, Salomon and Saturnus S. 212 — 216;
vgl. A. f. d. A. VIII 122. Es handelt sich zunächst um die Pest-
stellung der Handschriftengenealogie, welche allerdings infolge der
starken Abweichungen von der Quelle und der schwankenden Über-
lieferung weder leicht, noch völlig sicher durchzuführen ist.
Vor allem stimmen G, A, B, T gemeinsam gegen V, wie bereits
Horstmann bemerkt hat. Sie theilen die offenbar fehlerhaften Les-
arten Byfore [Wherefor ABT] )>at [f. AB] god[he B] bekam manne
[oure Kyng name A, lost hys Kyngdame B] statt (Hou feie sunnes
dude Adam) ])at god on him so wreche nam 240 wie in V; und When
they come [When ])on comyst B, There thow shall come T, Alle pat
dwellith Aj ynto myduller])e statt ])en schal per come into middel-
ert (a virgyne) 312 wie inV. Auch die Auslassung von modyr 8, das
nur in A und auch da erst nachträglich hineincotrigiert wurde, er-
weist sich durch die Vergleichung mit der Quelle als falsch. Ferner
theilen sie die Interpolationen 157 — 64, 361 — 62, 377 — 84, von
welchen sich die erste durch ihre frivole Räthselhaftigkeit, die
zweite durch die abrupte Mahnung zur Beichte, die dritte durch
ihren commentierenden Ton, sämmtliche durch die Unterbrechung
des Zusammenhanges als unecht verrathen. — Nur unerheblich
C M^mtmannt ÄlUoglisebd Legenden» angez. von Ä. Bratid!.
spricht dagegen, daas V die onpassende Fassung (god made Adame)
And after bis schap lie j^af bim name 1S8 mit T tbeilt, wäbrend C
richtig schreibt Aftur hys shappe and ?af hjm narae (A t»n«l B
weichen noch stärker ab) ; denn der ganze Fehler von C T besteht
in der naheliegenden Veräetzung von and aus der Mitte des Verses
an den Anfang. Natürlich hat aach V allein manche Fehler« mit de*
ren Aufzählang ich mich aber nicht aufhalten will.
Innerhalb der Gruppe GABT bilden ABT eine engere ün-
terabtbeilung. Alle drei haben 247 (Citat oach C) das fälschlich vor-
gesetzte In, welches in A noch zu einer weiteren Veränderung Anlass
gab, und 200 werde» statt moche, das doch nur aus dem vorhergehenden
Verse herabgerathen ist« Hieher gehört auch ein Verderbnis, welches
nur in zweien dieser Hss, erhalten ist und in eine Lücke der dritten
tnUtf wahrscheinlich aber bei der engen Verwandtschaft von B nnd
T auch der letzteren ursprünglich vorlag: A B schreiben wone statt
kome 48 (T f.). Nur zur Bekräftigung mochte ich die wiederholte
Gemeinsamkeit von Lücken (127—28, 337—48) anführen» weil
Auslassungen keine positiven Fehler sind und daher auch zwei un-
abhängigen Schreibern einfallen konnten, — Einen Gegenbeweis
kannte man in dem Umstände suchen, dass C B den Ausdruck tysed
290 aus 286 wiederholen; aber Wiederholungen dieser und stär-
kerer Art sind bei mittelengl Schreibern zu häufig, um sichere
Zeugen für die Handschriften Verwandtschaft abzugeben. Auch ver-
einzelte Auslastungen eines scheinbar überflüssigen Verspaares, wie
m C B hinter 153, in CT hinter 550 konnten leicht zuföllig zusam-
mentreffen* Endlich ist es nicht zu verwundern* dass, da nur in V.
133 die richtige Lesart fale erhalten, in CA BT aber verloren ist
(am nächsten kommt noch vales in Tj, CA und B auf denaelbeii
landläufigen Flickreim gret and smalle geriethen; im Grunde liegt
darin nnr eine nachträgliche Bestätigung der Beweise für die Zn-
»ammeugehörigkeit von GABT.
Die Gruppe ABT zerfällt wieder in zwei Classen: die eine
ist durch A, die andere durch BT vertreten. Für die enge Zusam-
oietjgehörigkeit der !)eiiien letzteren Hsa. spricht, dass sie 243 (ich
fahre fort, mit Horstmauu nach C zu eitleren) das unverständliche
8bjs(?) statt thys überliefern; daassie 267 das Heimwort more in das
Innere des Verses und to have an das Ende stellten« was wahischein-
lieh auch A gethan hatte; aber während sich A durch Weglassang
von to huve half, fagten B T dem Endwort des folgenden Ver^
ses (fore\ ein Binnloaes to crave hinzu. Femer bieten BT 507
1 teile pe (vgl. A 500) anstatt |jou muy me leve und än-
derten daher den folgetidou Vors Üp<>u a Fryday Adam and Ev© (C)
in dad ganz ungerechtfertigte Of a rybbeEvemodehe. Eodlichtheilen
B T eine grOfiere lnter))olation zwischen 386 und 387, welche aus
wiederholten und versetzton ä tollen und wirren Zuthaten besteht,
und die Locken 139-40. 401—2. 5^9—32.
So evidentes diese Gründe mjachen« dass BT auf eine Vorlage
xnrQekgfebeni scheint doch anch hier manches dagegen zu sprechen ;
690 C. Horstmann, Altenglische Legenden, angez. von Ä. Brandl,
vor allem, dass 502 in A T XV statt XIII (resons) steht und dem-
entsprechend hinter 565 eine große Einschaltung von zwei wei-
teren resons folgt. Aber vielleicht war diese Einschaltung schon in
der Vorlage von A B T als Glosse verzeichnet und daraus in die
Vorlage von B T übergegangen, so dass B die Wahl hatte, sie in den
Text aufzunehmen oder ganz zu verwerfen. Für diese Vermuthung
spricht auch, dass die Einschaltung in B und T nicht an derselben
Stelle beginnt: in A nach 565, in T nach 568. Nach dem oben ge-
sagten erledigen sich auch die vereinzelten Übereinstimmungen in
der Auslassung der Verse 327 — 36 in A T, umsomehr als die eng
dazu gehörigen zwölf nächsten Verse bereits in der Vorlage von A
B T fehlten, und der Verse 413—26 in A B, welche übrigens nur
in B ganz fehlen, in A aber hinter 586 verstellt sind.
Die Yefwandtschaftsverhältnisse der Hss. gestalten sich dem-
nach wahrscheinlich so :
Darnach wird es leicht sein, die zwei noch ungedruckten Hss.
bei ihrem Bekanntwerden in die genealogische Tafel einzureihen.
Bei der Frage nach dem Dialecte des Originals halte ich mich
zunächst an die Erscheinungen der Lautlehre. Die Beime zeigen,
dass u zu i, y umlautete: 26 (von jetzt ancitiere ich wieder nach V),
106, 157, 232, 393, 449, 505, 579; auch bei monkynde: wende
132 und mynde:fende 255 haben wir bei dem handschriftlich über-
lieferten y zu bleiben und nicht kentisches e einzuführen, weil auch
unzweifelhaftes betontes i an einer anderen Stelle auf e reimt (fynde :
ende 455). Altengl. ä erscheint als öö 89, 167, 172, 259; als a mit
Sicherheit nur 806 (care:mare). Altengl. ä vor m und n ist in be-
weisenden Reimen nie zu o verdnmpft, vgl. 9, 138, 163, 308.
Flexion. Das Ptcp. Prs. auf yng ist 379 belegt, der Inf, stets
ohne n außer in ben 103, 558, das st. Ptcp. Prf. ohne n (forbode:
goode 264, I-falle:alle 276, I- bounde : grounde 396, unbounde:
grounde 585). Der Plur. Pra. Ind. zeigt keine Endung 56 (wone:
sone) und 58 (Clerkes rede:godhede), die Endung n 90 (ben:a^en)
und 590 (bene:clene) und einmal auch die Endung }> (be)>:bre)>
178). Wir haben es daher mit einem Denkmal ans der Südgrenze
des Mittellandes zu thun.
C. Horstmann, Altenglische Legenden, angez. von A, Brandl. 091
Von deu Schreibern hat zunächst V öfters u oder uy für das
Umlaut-y gesetzt, z. B. pruyde:tyde 282, kunne:winne 505, und
verräth dadurch eine entschiedene Neigung zum s&dwestlichen Dia-
lect; vgl. auch Adam.-mon 298. Andererseits hat T das Ptcp. hon-
gyoge 379 in hongand verwandelt, ist also nördlicher als das Ori-
ginal ; dazu stimmt, dass T dem Inf. ben 558 das n abstreifte und
das st. Ptcp. Pft. forbode 264 für den Ind. hielt. Ähnlich wurde
in C der Inf. ben 103 zu be und forbode als Ind. Pft. gefasst. Noch
mehr gegen Norden zu muss B angesetzt werden ; denn der süd-
liche Plur. be]). 178 ist nicht geduldet, sondern durch is beste er-
setzt, und 81 begegnet sogar der nördliche Plur. Prs. Ind.
syngys. B und T weichen daher, wie sie in der Handschriftentafel
die letzten sind, auch von dem Dialecte des Originals am weitesten
ab. Keine Abweichung ist nur in A zu erweisen.
So viel besagen die Reime. Über eine Hauptfrage, die Flexion
der 3. Sgl. Prs. Ind., lassen sie uns allerdings im Ungewissen, doch
stehen wir bereits den Lesarten der verschiedenen Hss. im Innern
des Verses nicht mehr kritiklos gegenüber. Dass V immer th und B
meist 8 überliefert, bringen wir gar nicht in Rechnung, da die er-
stere Hss. halb sudwestlich, die letztere halb nördlich ist, obwohl
auch hier schon die Consequenz von V bedeutsam der Inconsequenz
von B gegenübersteht. Entscheidend aber ist, dass die verlässlich-
sten Hss. A und G regelmäßig th bieten; einige Fälle von s in T
kommen daneben nicht in Betracht. Das Denkmal stammt also aus
dem Süden des östlichen Mittellandes. Im Falle einer kritischen
Aasgabe wäre in diabetischer Hinsicht natürlich A zugrunde zu
legen, und erst, wo eine Ergänzung nöthig ist, C heranzuziehen.
Wenn wir daher z. B., wie es öfter vorkommt, im Plur. Prs. Ind. th
in A V, n oder keine Endung in B C T finden, oder als Fron. Pers.
ich in A V, y in B C T , wird die Entscheidung nicht schwer sein.
The Stacyons 0^ Jerusalem, S. 355— 66 aus dem einzigen
Ms. Ashm. 61 abgedruckt, ist wieder ein mittelländisches Gedicht:
umgelautetes u ist zu i, y geworden, älteres ä oft erhalten (96, 176.
256, 369, 436, 512, 778) und ebenso oft zu 55 verdumpft (352,
452, 529, 575, 701, 737, 787, 800, 821), der Plur. Prs. Ind. mehr-
fach ohne Endung belegt (218, 243, 499, 611, 772). Die Sprache
der Hss. ist mit nördlichen und südlichen Elementen versetzt, na-
mentlich ist ä in beweisenden Reimen nur zweimal (256, 512) er-
halten. „Das Alter des Gedichtes", bemerkt Horstmann, ^ist schwer
zu bestimmen"^ ; ich denke, die Reime von unbetontem auslautendem
y und i auf e wie se:Candy 40, tre:sykyrlye 522, allmy?tye:be 835
sprechen für das Ende des 14. oder für das 15. Jahrhundert; des-
gleichen die Reime come (lies came):treyne 105 und mountayne:
Abrahame 805, bei welchen man allerdings wegen der zurückblei-
benden vocalischen Unreinheit an der Echtheit der Überlieferung
sweifeln kann. Sonst möchte ich in textkritischer Hinsicht zu Horst-
manns Emendationen namentlich nachtragen, dass V. 23 — 24 vor
V. 19 einzufttgen sind, damit nicht Nycholas anf cros (lies crois)
G92 L. Botht GriechiBche Geschichte, angez. von Ä. Batter,
und voys auf was zu reimen haben; ferner ist V. 841 f. croisse:
Yoice statt Crosse :grace (vgl. V. 846) zu schreiben. Endlich benutze
ich diese Gelegenheit, um einen Irrthum in meiner Ausgabe des Tho-
mas of Erceldoune zu berichtigen. In diesem ungefähr gleichzeitigen
nördlichen Denkmal überliefern nämlich mehrere Hss. beider Fami-
lien gon 313 als 2. Sgl. Prs. Conj. im Reime auf none; die zwei
übrigen Hss. haben offenbar geändert (gose T, can S.). Mit Bezog
darauf sagte ichS. 70: „durch eine leichte Verderbnis von ursprüng-
lichem gonge dürfte sich auch der Conj. Prf. Sgl. auf n (gon) 313,
welcher bei unserem nnd anderen nördlichen Dichtern dieser spä-
tereren Zeit vereinzelt dastünde, am einfachsten erklären^, und
setzte daher gong in meinen Text. Nun finde ich aber in dieser
Version der Stacjons of Jerusalem V. 352 einen weiteren solchen
Sgl. Prs. Conj. gon (or ]>atIgone:j>ardone), und ein zweiter begegnet
in der mittelländischen Allegorie De Principio creationis Mundi von
Grosthed, bei Horstmann S. 353 V. 312 (bot I gone:none). An der
citierten Stelle des Thomas of Erceldoune ist daher gon zu belassen.
Sollte ich eine Erklärung dieser auffallenden Form geben, so würde
ich lieber annehmen, dass sich die Leute einen Stamm gon (neben
go) einbildeten, welcher durch den häufigen Inf. gon(e) nahegelegt
wurde und für das eben aussterbende gong eintrat, als eine unor-
ganische Bildung des Sgl. Conj. mit n, für welche in dieser späten
Zeit nicht einmal mehr die Analogie des Plur. anzuführen wäre.
Eine Bekräftigung dieser Vermuthung mag man darin sehen, dass
mehrere mittelländische und nördliche Denkmäler aus diesen Jahren
eine Vorliebe för den Inf. gon(e) verrathen, obwohl sie sonst den
Inf. ohne n zu bilden pflegen ; so gerade die citierten Stacyous (vgl.
V. 529, 737) und Thomas (vgl. S. 69). Oder liegt vielleicht ein
verspäteter Fall von nunnation vor ?
Mehrere Gedichte wären noch dialectisch zu bestimmen, viele
textkritische Verbesserungen, welche aus den Reimen evident sind,
hervorzuheben. Ich will mich aber begnügen, dissertationsiustige
Anfänger darauf verwiesen und gezeigt zu haben, welch reiches Ma-
terial für derartige Untersuchungen wir Horstmann verdanken.
Wien. A. Brandl.
Dr. K. L. Both, Griechische Geschichte nach den Quellen
erzählt. Dritte Auflage von Dr. A. Wester may er. Nördlingen 188^.
Becksche Bachhandlang. 1. Bd. 531 SS.
Dies vortreffliche, schon lange empfohlene Buch erscheint nun
durch den neuen Herausgeber vielfach vermehrt in dritter Auflage,
wesentlich als ein Lesebuch für das Alter von 12 — 17 Jahren, da
des verewigten Verf.s in dem Vorworte der früheren Ausgaben aus-
einandergesetzten Ansichten über die Verwendung seiner Arbeit als
Schulbuch fClr einen ersten Cursus in der beabsichtigten Weise nn-
durcbfQhrbar sind, so viel richtiges sie auch sonst enthalten. Man
empfindet das nm so intensiver, je mehr sich die Compendien im
/. Jilg, Tita L. Aeli Seiani Tiberio etc., ang. von Ä, Bau^. 6tfS
Telegrammstile häufen, eine magere und unverdauliche Kost, die ab-
schreckt und entmuthigt bei einem Gegenstand, der wie kein anderer
geeignet wäre, neben den Species und Classen der Thiere und
Pflanzen, den unerquicklichen Manipulationen der Eettenrechnung
und abgekürzten Multiplication mit Decimalen , und dem in seinen
A.nfangen auch nicht gerade begeisternden Sprachunterricht dem
Gemüthe, der Phantasie und dem Verstände Nahrung zu geben, kurz
die humane Seite der Bil^iung in ihren Anfängen zu repräsentieren.
Freilich in dem Umfange, in dem Roths Buch gerathen war,
konnte es niemals darauf rechnen, die wohlfeilen und handlichen
Oompendien aus der Schule zu verdrängen , aber es wäre in seinem
Sinne noch immer dem Geschichtsunterricht zu Hilfe zu kommen,
damit er nicht eine Naturgeschichte des Menschen werde, und allen-
falls, wenn auch noch das Griechische abgeschafft werden soll, das
bischen lateinische Lectöre und deutsche Literaturgeschichte dem
Znkunftsgymnasiasten als einziger Rest humaner Studien übrig
bleibe ; damit der vernünftige Geschichtslehrer von dem Lehrbuch
der Geschichte nicht immer mehr hei seinen Bestrebungen im Stiche
gelassen werde.
Es sei also ein Buch, wie das vorliegende, dringend empfohlen,
als ergänzende Leetüre neben dem Unterricht in der Geschichte;, es
soll in keiner Schülerbibliothek und unter den Jugendschiiften keines
bemittelteren Gymnasiasten oder Realschülers fehlen.
Die neue Auflage ist um ein einleitendes Capitel vermehrt, das
die Geographie Griechenlands und die älteste Geschichte bis auf Solon
und Lykurgos behandelt. S. 864 ff. ist ein Capitel eingeschoben, in
dem gleichfalls in kurzem, aber entsprechendem Abriss die Literatur
and Kunst der Griechen behandelt ist ; man wird dem Herausgeber
für diese Bereicherung nur danken können. Änderungen in Einzel-
heiten wurden auch vorgenommen, dieselben fallen fQr das Gesammt-
urtheil nicht ins Gewicht, sind aber ein Zeugnis von der überall nach-
bessernden Hand des Herausgebers. Eine vortreffliche Beigabe sind
die zahlreichen Abbildungen , die durchweg gut gewählt und vor-
trefflich ausgeführt sind. Dass statt der sonst beliebten Idealrecon-
structionen oder nichts sagenden Schlachten- und anderen Bildern
fast nur Originale gegeben werden , abgerechnet die Bühlmannsche
Reconstruction des Peiraieus , der Ansicht Athens vom Museion und
des Tempels in Olympia , ist nur zu billigen. Das Titelbild gibt eine
Ecke des Parthenon in Farbendruck nach Thiersch.
So wünscht Ref. schließlich dem Buche in seinem neuen Kleide
den Erfolg, den es um seines Inhaltes und der trefflichen Ausstat-
tung willen verdient
J. Jülg, vitaL. Aeli Seiani Tiberio iniperante praefecti prae-
torio. Innsbruck 1880. Wagner. 88 SS.
Der Verf. ist vermuthlich durch die Programmarbeit Pistners,
die denselben Gegenstand behandelt, Tsranlasst worden, die dort vor-
694 J* Jülg, Tita L. Aeli Seiani Tiberio etc., angez. von A, Bauer,
getragenen Irrthümer durch eine zusammenhängende, aus den Quellen
geschöpfte Darstellung zu widerlegen, und bei dieser Gelegenheit
seine in Einzelheiten von der anderer abweichende Auffassung Seians
darzulegen. Die Literatur, auch soweit sie die Quellenfrage betrifft,
ist vollständig benutzt, ohne dass der Verf. jedoch im einzelneu
seine Stellung näher zu erkennen gibt, abgesehen davon, dass er
sich gleichfalls für eine Benutzung der Aufzeichnungen der Agrippina
ausspricht (S. 16). Ob in einer solchen biographischen Arbeit die
annalistische Form , die noch an Collectaneen erinnert, passend war,
wird man bezweifeln dürfen; für den Anfang von Seians Thätigkeit
war sie ganz unzulässig; so wurde der Verf. bei dem Mangel an
sonstigen Nachrichten genöthigt, auf nicht ganz zwei Seiten Text
(^4» ^f ^) sechsmal zu sagen, Seian sei bei Tiberius immer mehr in
. der Gunst gestiegen.
Jülg ist geneigt, das Verhältnis des Seian zu Tiberius in einem
für den letzteren günstigeren Lichte aufzufassen als Sueton und sieht
insbesonders in der Verfolgung der Familie des Germanicus nicht so
fast die Hand des Princeps selbst als die des praefectus praetorio
thätig. Dafür wird S. 14 die Autorität des Tacitus ins Treffen ge-
führt, der Ann. IV 10 und 11 in ziemlich leidenschaftlicher und
energischer Weise die Zeugnisse der Schriftsteller, deren keiner dem
Tiberius die Ermordung des Drusus vorgeworfen habe, gegen die
Gerüchte und das Gerede in Rom in Schutz nimmt. Es scheint dem
Eef. schwer eine Entscheidung bei der Beschaffenheit des Materiales
zu treffen, wie es schon Tacitus, Sueton und Cassius Dio vorlag; man
wird weder Sueton noch Tacitus vorwerfen können, dass sie sich
nicht redliche Mühe gaben, aus den Schriftstellern und dem vor-
handenen Acteumaterial das richtige darzustellen , beide haben auch
Familienaufzeichnungen benutzt (für Suet. verweise ich auf Tib.
c. 61 fin. und die Erwähnung der Selbstbiographie des Princeps c. 61
in«) ; es ist nur fraglich, ob noch die Wahrheit aus dem Vorhandenen
zu eruieren war, das aus einer Zeit stammte, in der so viel und unter
so eigen thümlichen Verhältnissen geschrieben, das wichtigste
aber sicherlich mündlich aufgetragen und ausgeführt und höchstens
durch Gerüchte bekannt wurde, da es ebensoviele Leute gab, die ge-
hörtes und gehässiges aufschrieben , als Mittel und Wege solches zu
confiscieren und die unliebsamen Beden verstummen zu machen, da
nach dem Tode des Princeps, nach dem Sturz eines Günstlings
ebensoviele geschäftig waren dieselben mit den bösesten Nachreden
zu verfolgen, allem verhaltenen Groll Ausdruck zu geben , als vorher
Jiobredner und Schmeichler gutes gesagt hatten. So sind die prin-
cipes meist anfänglich gut gesinnt und werden später schlecht, nicht
am wenigsten infolge dieser eigenartigen Tradition.
Will man aber schon in einem Falle wie dem vorliegenden
eine Entscheidung treffen, dann muss man es billigen, dass der
größere der beiden Geister bevorzugt werde, schon deshalb, weil ihm
die Anekdote und der Klatsch nichts bedeuten , für die Sueton doch
seine Schwäche hat. Für die römische Kaisergeschichte des ersten
H. Hüeinger, Leben und Wirken usw., angez. von F. Krones. 695
Jahrhunderts bleibt der Intuition eines Gesammtdarstellers noch
immer das meiste und fruchtbarste zu thun. Wie oft aber auch Tacitus
nach ungenügendem Material seine Entscheidungen getroffen hat,
wissen wir nicht, sollen uns aber erinnern, dass große Schriftsteller
eher geneigt sind, eine bestimmte Ansicht vorzutragen, als zweifelnd
lind gewissenhaft auch in ihrer Darstellung abzuwägen, wie das
Sneton so häufig thnt; ist doch auch Tacitus ebenso oft (Clason,
Tacitus und Sueton S. 59 ff.) nnr in der Lage die verschiedenen An-
sichten nebeneinander zu stellen, ohne für eine derselben die Be-
weise der Bichtigkeit erbringen zu können.
Graz. Adolf Bauer.
Dr. Hans B. y. Hitzinger, k. k. O.-L.-G.-Bath , „Leben und
Wirken und Stipendienstiftung des Joachim Gfn. v. u. z.
Windhag mit Benützung amtlicher Quellen verfastt und heraus-
gegeben.** Wien 1882. Konegen. IV und 79 SS. 8».
Wir können das zunächst ans Gründen der Pietät für einen
der stiftnngsfreundlichsten Männer des alten Österreich verfasste,
aber auch mit sorgfältigster Verarbeitung des actenmäßigen Stoffes
geschriebene Büchlein als einen gut gemeinten Beitrag zur Ge-
schlechterkunde und humanitären Specialgeschichte Österreichs
willkommen heißen. Wir werden darin mit dem ganzen Lebensgange
des Gfn. Joachim v. Windhag, geb. in Schwaben, zu Babenhausen
21. Febr. 1600, gest. zu Windhag i. O.-Pr. 21. Mai 1678 und be-
stattet in der Pfarrkirche zu Münzbach, — bekannt, lernen seine
loyale Thätigkeit im Bauernkriege OberösteiTeichs 1626 und in
dessen Nachwehen 1627 — 32 wenigstens andeutungsweise kennen,
und erfahren Näheres über seine Holle als Amtsträger der katho-
lischen Gegenreformation , in der Eigenschaft eines der k. Befor<^
mationscommissäre (s. 1652) und schließlich eines „Generalcom-
missärs für ganz Niederösterreich ^ (1657). Die Regierung kannte
ihn als einen ^strenggesinnten^ Mann. Sehr eingehend sind seine
GKlter- nnd Familienverhältnisse erörtert, worauf dann die Ge-
schichte seiner testamentarischen Stiftungen nnd die für ihre Zeit
bedeutende Bibliothek des Stifters zur Sprache kommt. Don Anhang
bilden: das gräfliche Testament v. 1670 mit den drei Codicillen v.
1672, 1676 und 1678 nnd der landesfürstliche Stipendienstiftbrief
für das Windhagsche Alumnat in Wien v. 1774, 1. Aug. Das pietät-
voll geschriebene Büchlein Hitzingers, der selbst ein Windhagsches
Stipendium genoss und aus Müuzbach, dem Begräbnisorte des
Stifters, stammt, erscheint im 200. Jahre der Eröffnung des Wiener
Alumnates (Bäckerstraße Nr. 9) (1682). Die Stipendien selbst be-
laufen sich gegenwärtig auf 102 im ansehnlichen Einzclbetrage von
315 Gulden.
696 K. Faidmann, Illustrierte Culturgeschicbte, ang. von F, Kranes,
ObentrautS Jugendbibliothek für Knaben und Mädchen Nr. 56—60.
Wien, Manzsche Hof-, Verlags- und üniversitätsbuchhandlung, 12*.
5 Bändeben.
Diese bekannte , populären und insbesondere jugendbildenden
Zwecken gewidmete Sammlung bietet Nr. 56 und 60 zwei geschieht»
liehe Lebensbilder aus der österreichischen Geschichte: ^ Josef II.,
der Volkskaiser** und „Maximilian, der letzte Ritter;" Nr. 58
beschäftigt sich mit Ferdinand Cortez; Nr. 57 enthält Touristisch-
historisches u. d. T. „Bilder aus der Steiermark"; Nr. 59 das
dankbarste aus der deutschen Thiersage: ^Reineke Fuchs." Die
Erzählung ist dem Stoffe und Zwecke angemessen.
Karl Faulmann, Illustrierte Culturgeschichte für Leser aller
Stände, nüt 14 Tafeln in Farbendruck, raehreren Facsimilienbeilag^n
und ca. 300 in den Text gedruckten Illustrationen. A. Hartlebeos
Verlag, Wien, Pest, Leipzig. I. Lief. 32 SS. gr. 8".
Der Verf. der „Stenographischen Unterrichtsbriefe" und der
illustrierten Geschichte der Schrift" gibt nun auch eine illustrierte
Culturgeschichte heraus, welche „in genau 20 halbmonatlichen
Lieferungen, jede Lieferung in der Stärke von zwei Bogen, zum
Preise von 60 Pf. = 30 kr." erscheinen soll. Er will „mit der Fackel
der Wissenschaft das Zwielicht durchleuchten, welches auf der
ältesten Geschichte der Menschheit liegt , und welches in den bis-
herigen Culturgeschichten meist übergangen wurde." So findet es
sich im Prospect gedruckt. Im Texte (S. 3) allerdings äußert sich
der Verf. angesichts seiner schwierigen Aufgabe etwas bescheidener.
Die „Einleitung" (S. 1—8) beschäftigt sich mit dem Begriffe,
Ursprung und mit den Quellen der Culturgeschichte; dann erörtert
er das Wesen der Erfindung, das „Hieroglyphische" der Götterbilder,
das „Bäthselhafte^ der Mythen und die Eintheilung, welche er
seinem Werke geben will. Der I. Theil werde die Entwicklung der
Cultur im allgemeinen, der II. die Specialgeschichte
derselben zum Gegenstande haben. Der erste Abschnitt „im Garten
Edem" überschrieben, beschäftigt sich mit der „Nacktheit der
Menschen" und der der Götter, wobei der Verf. sich als ziemlich
resoluter Wort- und Sagen vergleicher herausstellt. Adam und Eva,
Poseidon und Athene, Abraxas = Erechtheus, Aren werden „ge-
deutet/* An die Geschichte der „Feuerberoitung und Gewinnung**,
schließt sich die Geschichte des Ursprungs der Sprache, der Namen,
Mythen und Bilder. Der zweite Abschnitt „im Urwalde" bricht mit
der Geschichte der Jagd ab.
Dem Hefte sind 18 dem Texte eingedruckte und zwei größere
Illustrationen im Tondrucke beigegeben; a) Vogeljagd und Fischfang
der alten Ägypter (Wandgemälde aus den Gräbern der XII. Dynastie)
und das Facsimile eines ägyptischen Papyrus (die Lehren des
Schreibers Ali). Der Stil ist gewandt, die Ausstattung des Werkes
sehr gut. Die „weiteren Kreise^ erhalten viel für billiges Geld.
Th. Sevin, Ges chichtsleaebach, angez. von F. Krones, 697
Dr. Th. Hermann Sevin, Geschichtslesebuch ans den Original-
berichten zusammengestellt. Vierter Theil, das Mittelalter. Mit
einer Karte. Mannheim 1881. Verlag von J. Bensheimer. XIX unU
640 SS. 8».
Es ist ein ernstgemeintes, fleißig nnd mit Verständnis durch-
geführtes Werk, der vierte selbständige Theil eines größeren Ganzen,
das hier vorliegt. Dem Herausgeber dieser historischen Chre-
stomathie, wie sich das Buch nennen läset, schwebte als „er-
habenes Ziel^ vor: ^ein handliches wohlfeiles Buch^ zu schaffen,
aus dem an der Hand eines verständigen Lehrers in unseren Mittel-
schulen nicht nur die Knaben , sondern auch die Mädchen noch viel
mehr als von Cäsar und Livius und Tacitus von unseren deutschen
Schriftstellern , von einem Einhard , einem Nithard , einem Lambert,
einem Ekkehard usw. (deutsch) hören und selber lesen sollen.'' —
Er beruft sich hiebei auf seine langjährigen, praktischen Erfahrungen
und lässt es sich nicht verdrießen, eine warme Apologie des
Mittelalters und seiner Geschichtsquellen dem Buche mit auf
den Weg zu geben, über deren Seitenhiebe und Schlussbetrachtuug
wir mit dem Verf. nicht rechten wollen. Würdigen wir das gebotene,
dann ergibt sich das Urtheil von selbst. Im ganzen finden sich 74
nach der Zeitfolge geordnete Lesestücke beisammen. Darunter trifft
man Einschiebsel, kleine Bruchstücke, so eine Probe aus
ülfilas' Bibelübersetzung (S. 4), das „Taufgelübde'' aus dem 9. Jahrb.
ein Stück des „Bolandsliedes'^ vom Pfaffen Konrad, das „Ludwigslied^
aus dem 9. Jahrb., den doppelsprachigen ^Leich auf die Versöhnung
K. Ottos L mit seinem Bruder Heinrich", das Aufgebot zur Heer-
fahrt nach Italien v. J. 981 , zwei Bi-uchstücke des Gedichtes vom
Herzog Einst, ein Stück des Hannoliedes, einen Absatz aus der
Kaiserchronik über die Wahl K. Lothars von Sachsen (1125), ein
Lied Konradins des Stanfen , den Leich auf die Krönung Budolfs I.
und einen solchen auf K. Ottokars II. Tod, aus der Kolmarer Chronik,
ein paar Zeilen aus Ottokars Beimchronik z. J. 1308 und aus
Böhmens Fontes I., die Prosadarstellung der Mühldorfer Schlacht
von 1322 , den Bericht über den Hoftag zu Koblenz und die Ver-
kündigung der Reichsgesetze von 1338, Auszüge kürzesten Umfanges
aus den Nürnberger Jahr- und Rechnungsbüchern, einen Brief
Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz anlässlich seines Sieges bei
Seckenheim(1462) und eine sich auf diesen Sieg beziehende Kreuz-
inschrift in deutschen Versen.
Obschon nun diese nebenläufigen Stücke chronologisch und in
der Regel auch pragmatisch gut eingepasst sind , so will uns denn
doch bedünken, dass der eine und andere „Brocken^ besser ganz
weggeblieben wäre. Was sollen z. B. die sechs Zeilen aus Ottokars
Beimchronik (S. 553) an ihrem Platze? Ließ sich aus den 30.000
Doppelversen dieser so charakteristischen Geschichtsquelle nicht
mehr und nichts bedeutsameres herausfinden ?
Gehen wir nun an den Überblick der größeren, maßgebenden
Stücke. 14 Geschichtsquellen, einschließlich die «Clausula Pippini^
098 Th. Sevin, Geschichtslesebuch, augez. von J^. Krones.
(S. 175) vertreten die älteste, vorkaroliugische Epoche (S. 1 — 180);
dazu gehören inhaltlich noch vier kleinere Nummern altdeutscher
Sprachdenkmale (S. 185—6 und 203 — 204). Die Karolingerzeit ist
durch neun Autoren (S. 180—184, 202—203, 205—245) ver-
treten. Die Blütezeit des deutschen Mittelalters vom Hause der
Sachsen bis zum Ausgange der Staufen nimmt mit Hecht den Löven-
autheil in Anspruch: 17 Quellen, abgesehen von vier kleineren
Stücken (S. 230— 54'4). Die Epoche von 1250—1493 muss sich
großentheils mit „Abschnitzeln" — man verzeihe den Ausdruck —
begnügen , denn nur aus dem Königsbuche Eikes von Repgow und
aus Twingers von Königshofen Chronik finden sich bedeutendere
Auszüge vor (S. 544—556 und 557—568; 568—586), auf die
übrigen 20 Stücke entfallen nicht viel über 30 SS. Die ganze Epoche,
die denn doch auch „lehrreiches" und „anregendes" enthält, muss
sich mit dem neunten Theile des ganzen Buches begnügen. Ließ sich
denn nichts aus dem Mathias Neoburgensis und Alb. Argentinensis,
Joh. Vitoduranus, aus dem Henricus de Hervordia, aus Pritsche
Closener, Eberhard Windeck, Werner ßolevinck, nichts aus den
Werken eines Historikers ersten Banges, aus Aeneas Sylvius, aas
der köstlichen Nürnberger Chronik des Alt (Hartmann Schedel) her-
anziehen ? Von der bedauerlichen Vernachlässigung der Beimchronik
Ottokars (den man nicht mehr „von Horneck" schreiben sollte), war
bereits die Bede; das Chronicon aulae regiae, der Johannes Victoriensis,
ünrests österreichische Chronik hätten auch politisch oder cultur-
geschichtliche Auszüge gemeindeutschen Interesses zur Auswahl ge-
boten. Baum hätte sich dafür gefunden, ohne das Buch viel dicker
machen zu müssen, wenn der Verf. darauf verzichtet hätte, die
ganzen Heiligenleben Severins, Columbans, Gallus, Willehads und
Anskars (77—168, 91 SS.), nur mit geringen Woglassungen, nach-
einander vorzuführen. Einhards akademische, antikisierende vita
Karoli Magni ließ sich kürzen und mit dem originellen Monachus
Sangallensis combinieren. Das aus Lambertus Hersfeldensis gebotene
hätte auch verhältnismäßig eingeschränkt und nebenbei auch Baum
für einen passenden Auszug aus der trefflichen Vita Heinrici IV. ge-
wonnen werden können. Schmerzlich vermisst man, nebenbei gesagt,
einen Herimannus Augiensis, einen Otto Frisingensis. Der fort-
laufenden Kaiserchronik waren charakteristische Ge-
schichtsbilder vorzuziehen. Das Buch bleibt denn doch zuletzt
Chrestomathie, Stückwerk; kann doch keine complete Geschichte des
deutschen Mittelalters aus ^inem Gußo und von einer Farbe werden.
Der Herausgeber bediente sich für die Hauptmasse der Erzählung
der Übersetzungen in der maßgebenden Sammlung „Geschicht-
schreiber der deutschen Vorzeit" ; bei dem umfangreichen Stück ans
Jordanis half Prof. Seidner in Mannheim aus. Möge das bei all den
angedeuteten Mängeln in der Stofifvertheilung und Abwägung des
einzelnen verdienstliche Buch bald in neuer Bearbeitung — ge-
sättigter und fesselnder — vorliegen. Denn nur so lässt sich der
6^e5c2iichtschi*eibung des Mittelalters jener — ohnehin immer be-
F. Zimmermann, Übei HeittUif « f. ürl^nd.« tiigf. v. B. Eeissenberger. 690
dingte — Beb verleiheu, für welchen der Herausgeber dieses g^*
schieb tlicben Lesebuches so begeistert die Lanze einlegt. So verkannt
ißt denn doch das Mittelalter nicht, als er vermeint Das beigegeben©
Ortchen: ^Deutschlands kirchliche nnd sprachliche Grenzen vor
dem XIL Jahrhundert'* ist in den wesentlichen Angaben richtig,
Druck und Papier auf billige Herstellnng berechnet.
Graz. F. Xronas,
über die Herausgabe von Urkunden Ton Franz Zimmermann
flermiuinstadt 1878. 21 SS.
Das Brooser Urkundenbuch. Eine Kritik von Frans Zimmermann.
Hermannstadt 1880. 22 SS.
Beide Schriftchen mQssen zusammen behandelt werden; denn
stehen in einem inneren Zusammenhange. In dem erster en der-
rtbon entwickelt der Verf., Archivar an dem Archive der Stadt
Hermannstadt nnd der sächsischen Nation, klar und bestimmt jene
Forderungen, welche heute die Wissenschaft an die Herausgeber
von Urkunden stellt, indem er sich hiebei von der be.sonderen Absicht
Iri t, auch die ürkundenherausgeber seiner Heimat zu der
i; i'tigung jener Principien anzuregen. Zimmermann hat
jedoch weniger die Edition einzelner Urkunden, als vielmehr die
eines ganzen Urkuudenbuches vor Augen und es scheint, als ob ihm
tion das „Brooser Urkundenbuch*, welches damals offenbar zur Ver-
dffentlichung vorbereitet wurde , vorgeschwebt^ habe. Zur lUuBtration
der von ihm vorgetragenen Editionsgrundsätze bringt Zimmermann acht
siebe nbörgischen Archiven angehörige Urkunden zum Abdrucke. —
Leider blieben die von ihm vertretenen Grundsätze schon in der nächsten
ürkundenpublication Beiner Heimat, in dem von dem Vereine für
slebenbOrgiscbe Landeskunde in dessen ^ Archiv^' (N. S. XV Band)
veröffentlichten „Brooser Urkundenbuch** von Dr. A. Amlacher un-
beachtet. .«Jedoch nicht nur die von Gelehrten, wie G, Waitz und
Th. Sickel, empfohlenen Editionsgrund*;ät2e wurden außer Acht ge-
]a8ft6D, sondern es wurde nicht einmal der Hauptanforderung an eine
wisaenscbaftlicbe historische Arbelt, nämlich der Verlässlichkeil
entsprochen.'' So wurde denn Zimmermann — und gewiss war er das
auch si^iuer Stellung schuldig — zu einer Öffentlichen Kritik jenes
Urkundenbucbes herausgefordert. Die Kritik ist scharf, aber streng
schlich und wird von allen, die das Brooser Urkundenbuch benutzen
wollen, nothwendig berücksichtigt werden müssen. Indem wir somit
das Schriftchen bestens empfehlen, geben wir zugleich der Hoffnung
Ausdruck, das» ein so tOchtiger und berufener Fachmann, wie Fr.^
Zimniermano, um so sicherer auf die weiteren Urkundenpubliaitioneu
des Vereines für siebenbdrgische Landeskunde wesentlichen £influ9s
nehmen wird, als er, so viel wir wissen, kurz nach der Veröffent-
lichung seiner Kritik in den Ausschuas jenes Vereines gewählt
wurde.
Graz. K. Reissen berg er.
Ui^teknti t A.
, ÖTMA.
TIO. ud IX« Q«IV
4^
700 J. Waüentin, Lehrbach der Physik, angez. von Ä, Wachlowshi.
Lehrbuch der Physik für die oberen Classen der Mittelschalen osw.
Von Dr. Ignaz G. Wallentin. Dritte verbesserte Aaflagc. Wien
1882. Verlag von A. Pichlers Witwe and öohn.
Unsere Zustände auf dem Gebiete der Schalliteratur scheinen
sich immer mehr zu consolidieren. Die alte Klage über die geringe
Verwendbarkeit, sowie über die — von Anstalt zu Anstalt — za
große Verschiedenheit der Lehrbücher verstummt, so weit sie sich
auf den physikalischen Unterricht bezog. Den besten Beweis dafür
liefert das Erscheinen des oben citierten Buches, dessen zweite
Auflage erst vor zwei Jahren als Schulbuch approbiert wurde, während
gegenwärtig bereits eine dritte Auflage nothwendig geworden ist.
Es beweist dies zugleich , dass die Lehrer der Physik so ziemlich
einerlei Ansicht sind über Form , Inhalt und Umfang des physi-
kalischen Unterrichtes an den Mittelschulen Österreichs.
Da die Vorzüge des Buches schon aus der früheren Auflage
hinreichend bekannt sind, so wollen wir im nachfolgenden nur die-
jenigen Vemnderungen hervorheben, welche die neue Auflage er-
fahren hat. — In Bezug auf die Form ist zu bemerken, dass die
Figuren sämmtlich weiß auf dunklem Grunde dargestellt wurden,
wodurch die Anschaulichkeit jedenfalls gefördert wurde. Auch zeigt
die vorliegende Auflage eine größere Anzahl neuer Figuren, wie z. B.
S. 30, 49, 59, 75, 103 und m. a. Einige Zeichnungen wurden ge-
ändert, so S. 126, Fig. 124, wo die Longitudinalschwingungen der
Punkte nicht auf der Ordinatenaxe — was die Schüler zu einer
falschen Auffassung derselben verleiten konnte — , sondern auf der
Abscissenaxe dargestellt werden. S. 61 fehlt im Texte die Angabe
der Figurenzahl , auf welche sich der Text bezieht. Unter formelle
Änderungen rechnen wir auch die Bezeichnung derjenigen Paragraphe
mit einem Sternchen , welche ohne das Verständnis zu stören über-
gangen werden können. Es sind das hauptsächlich Paragraphe, in
welchen einige schwierigere und für den physikalischen Mittelschal-
unterricht entbehrliche Lehren vorgetragen werden, die aber bei
gutem Schülermaterial und bei geringer Schülerzahl ohne Schwie-
rigkeit vorgenommen werden können, so z. B. die Sätze über das
Kräftepaar, die Begründung des Dulong Petitschen Gesetzes, die
Wirkung eines Kreisstromes auf einen Magnetpol u. m. a. Femer
wurden in der vorliegenden Auflage die aus Versuchen oder aus
theoretischen Discussionen sich ergebenden Gesetze durchwegs mit
gesperrten Lettern gedruckt.
Ip der Anordnung unterscheidet sich die vorliegende Auflage
von der zweiten dadurch, dass die Chemie ans Ende des Buches
gesetzt und einzelne kürzere Absätze umgestellt wurden. So werden
z. B. die Begriffe isomer, metamer und polymer nicht mehr bei
„Stärke", sondern im allgemeinen Theile der Chemie auf S. 327 er-
klärt. An einigen anderen Stellen fanden solche Verschiebungen
innerhalb desselben Paragraphen statt.
Innere Änderungen bestehen theils in einzelnen Bemerkungen,
welche an manchen Stellen zur deutlicheren Erläuterung gemacht
J WaUentin, Lehrbuch der Physik . an^ez. von A. WacMawskL 7ftl
worden t thefla in einer bes^seren Stilisierung, theils in genauerer
Aüg'abe der Daten , welche nach den neuesten Forschungen betanut
geworden sind, theils in der Anführung der neuesten wichtigen Er-
rtmgenschÄften auf dem Gebiete der Physik. Im nachfolgenden
sollen die wichtigsten dieser Änderungen ohne weitere Scheidung
und in der Paginalordnmig namhaft gemacht werden:
S. 2 wird der Pariser Vertrag in Be?ug auf das Meter als
internationales Maß angeführt. S. 3 wird der nachtragende Nonius
und der WoUastonsche Draht erwähnt. Die Formel P ^
fIfWI.
wird
S. 6 durch P = E ^ ersetzt, §. 7, S. 6 und 7 wurde durch Hin-
zufügung erklärender Bemerkungen . durch Angabo des metrischen
Gewichtos und durch bessere Tboiluug der einzelnen Absäty-e über-
sichtlicher gemacht. S. 13 wurde §, 2 der zweiten Auflage sehr
zweckmiLßig in zwei Paragraphe getheilt und durch einzelne Bemer-
kungen erläutert. S« 15 bat der V'crf* eine Vergleich uiig des sta-
tischen und dynamischen KrlLftemal^eB hinzugefügt und die Begriffe
Arbeit und Energie S. 18 schärfer und deutlicher in einem besonderen
Pfirtigraphe auseinandergesetzt. Femer wurde S. 28 der Begrilf
Arbeit erweitert und S, 24 kam ein Paragraph über relative ßuhe
hinzu.
DiB wesentlichste Änderung in der vorliegenden Auflage findet
stell iu dem Capitel über die drehende Bewegung, da hier der Vert
idi "" eist^llt hat, statt sie nur nebenbei beim
j)l liftm nur »u diesem Zwecke vorzunehmen*
Hier wurdtt 4iuch g. 32 hiuzugefQgt, in welchem die Zerlegung niid
Zusammenaeizu ug der drehenden Bewegung behandelt wird.
Die Formel für g winde S. 59 genauer dargeatellt, der Versuch
des Cavendish austilhrlicher erklärt« Beim Foucault'&chou Pendel-
versuch wurden die Gesetze der drehenden Bewegung aagewendet
i-i ' ' '-<'weis dalier küry.er gegeben. S. 69 wurde der Satz von der
1' der BeweguugsgrOßen bewiesen, wodurch dessen An-
Wüiidiiüg in der Stuülehre seinen Dens ex machina-Cbarakter verliert.
S. 78 wird das archimediBche Princip streng mathematisch bewiesen
und S. 84 die Dichteubestimmung mit dem Pyknometer aufgenommen.
Hier sei auch bemerkt, dass der Verf. iu der neuen Auflage überall
statt »specitlsclies Gewicht^ «Dichte^ gesetzt hat. S. 95 hat der
V' ' ' in der neueren Meteorologie so wichtiji" '' !T ^Gradienf*
v^ iien und erklärt und S. 114 eine lar^ orkung, die
sich aut' die Flüssigkeitswellen bezieht, und eiuü uibere Erklärung
der Longitudinalschwingangen eingeschaltet. Diu .\bleitung der
Fortpöaniung8ge«chwiDdigkeit der Saiten wurde kürzer dargestellt.
3. 177 wurde das Verhältnis zwischen der Absorption des Lichtes
und der Dicke des Kdrper<!s und die anomale Dispersion angegeben.
S "'' ' irde das Maximum i' -Ler von Negretti und Zambra
u und S. 209 daa -^ 1 5 uys- Bai loV sehe Gesetz aufge-
nomm«u und dessen Bedeutung iiervorgiehoben. Die Angabe jedoch^
4^^
798 J. WaXlmtm^ Lehrbach der Phjsik, angez. von A. WacKUnmki.
dass die Minima dem Golfstrome ihren ürsprnng verdanken, wftre
wohl nur als Hypothese anzuführen. S. 219 ist die Bestimmung des
Feuchtigkeitsgrades mit Hilfe des Danieirschen Hygrometers and
223 die Leistung der Dampfmaschinen durch je ein Beispiel er-
läutert Eine wichtige Bemerkung — warum nämlich Elektridt&t
kein Stoff sein könne — wird S. 255 gemacht, an welche sich dann
S. 266 eine weitere Bemerkung über den Umsatz der Elektricität in
Arbeit anschließt. S. 256 wird die Fortpflanzung der Elektricität
erklärt und durch eine Zeichnung ersichtlich gemacht. S. 266 wird
die oscillierende Entladung erklärt und S. 270 ein wichtiger Absatz
über das Verhalten der Elektromotoren 1. und 2. Classe hinzugefügt,
und zugleich durch die Angabe der Eohlrausch*schen Yergleichungs-
zahlen für die einzelnen Elemente verdeutlicht. Hieran schließt sich
auch die Erklärung der Polantätsänderung zweier Elektromotoren
1. Art durch Hinzunahme eines flüssigen Leiters an. S. 274 wird
das Gesetz von Joule angeführt und S. 281 das absolute Maß der
Stromstärke erklärt. S. 815 werden einige Folgerungen aus der
Botation und Revolution der Erde namhaft gemacht und S. 355 die
Leuchtgasbestandtheile genauer angegeben.
Das Bestreben die neuesten Daten und Errungenschaften von
bleibendem oder doch principiellem Wert in das Buch aufzunehmen,
ersieht man aus der Anführung der magnetischen Constanten von
Wien für 1880, der JablochkofTschen Kerze, welche ausführlich
beschrieben wird, der Ohmad, welche von der British Association als
Widerstandseinheit eingeführt wurde , des Mikrophons von Hughes ,
der Siemens'schen elektrodynamischen Maschine — welche gleichfalls
kurz beschrieben wird — , der Bestimmung der Sonnenentfemung
durch Yenusdurchgänge, der neueren Ergebnisse über Gleichheit der
Geschwindigkeit des Lichtes und der Elektricität u. m. a.
Wer die zweite Auflage des Buches kennt , der ersieht aus den
vorstehenden Bemerkungen , dass die dritte Auflage sowohl in päda-
gogischer als auch wissenschaftlicher Hinsicht nur gewonnen hat
und daher als Lehrbuch um so brauchbarer geworden ist. Denjenigen
Herren CoUegen aber , welche noch keine Gelegenheit hatten , das
Buch genauer kennen zu lernen, müchten wir es bestens empfehlen«
Eine zweijährige Erfahrung hat uns den Beweis geliefert, dass wir
uns in der Erwartung über die Verwendbarkeit des Buches in der
Schule nicht getäuscht haben, und dass damit selbst bei verhältnis-
mäßig sehr mittelmäßigem Schülermaterial sich ganz genügende Er-
folge erzielen lassen.
Czernowitz. Dr. A. Wachlowski.
8* Oünther, Parüboliiche LogArithmen, angdf. roD /, Friichauf* 708
Parabolische Logarithmen und parabolische Trigonometrie* Ein*»
Teigleich ende Untersuchung von Dr. Öiegmund Günther, Prof, am
Gjrmn&siam zu AnBbacb in Baiem. Leipzig 1882, Druck tmd Yerlag
fon B. G. Teobner, 100 SS, ö.
Die Bedeutung der Hyperbelfnsctienen als Hilfsmittel auaiy-
tigcber üntersuchnngen wird umsomehr erkannt, je mehr Gebiete
nachgewiesen werden , wo ihre Anwendung nicht nur die Entwick-
langen bedeutend vereinfacht sondern wo zugleich auch die Be-
siehongen mit analogen Problemen, in welchen die Kj-eisfanctionen
nuftreten, ersichtlich werden. Trotz der zahlreichen Anwendungen,
irelehe sich in den trefflichen Werken von Laisant und Günther
Torfinden , sind wir noch lange nicht am Ende der Erkenntnis der
wichtigsten Beziehuogen der Hyperbel fnnctionen« Erst wenn in der
mathematischen Physik die Bewegungsprobleme fOr alle Arten
KegelächnittsJinien gleichförmig darchgeführt sind, werden jene
Claasen von Aufgaben behandelt erscheinen, die bis jetzt kaum in
den Anfäugen versucht wurden ^}. In der vorliegenden Schrift zeigt
der Verf, die Anwendung der Hyperbelfunctionen auf ein Gebiet, wo
.man deren Verwendbarkeit am wenigsten vermathet hätte. £s möge
gestattet sein die grundlegenden Ideen in Käi-^e darzustellen. Bereits
^die griecliischen Mathematiker beschäftigten sich mit metrischen
Verwandtschaften elementarer Gebilde« Die Untersuchongen dber
Parabel und Spirale, welche Archimedes in zwei selbständigen
Monographien behandelte, wurden der Ausgang einer Eeihe von
Arbeiten« von welchen besonders die von Gregorius a St. Vicentio,
Pa&cal, Boberval und Brendel erwähnt zu werden verdienen. In
neuerer Zeit wurden diese Curvenanalogien allgemeiner aufgefasst,
die hietorische Entwicklung der hiehergehOrigeu Theorien bildet den
Gegenstand des L Capitels dieser Schrift; die Anführung der beiden
Arbeiten von James Booth , welcher die parabolischen Logarithmen
in die Wissenschaft einfQhiie, bildet den Schluss dieses Capitels.
Das II. Capitel ist vorbereitender Natur. Es enthält eine knappe^
tibersichtliche Darstellung der ^Hyperbelfunctionen und ihre An-
wendung zur Parameterdarstellung der Curven.'* Wiewohl der Hr,
Verf. in seinem ausführlichen Werke über Hyperbelfunctionen*)
diesen Gegenstand als bekannt voraussetzen konnte, so durfte ein Auszug
des wissenswertesten aus diesen Theorien auch den Freunden des
ersteren Werkes willkommen sein. Die geometrische Seite der
Hyperbelfunctionen wird besonders hervorgehoben und ihr Zo-
aammenhang mit reellen Kreisfunctionen vermittelst des ^gemein-
samen*^ und „transcendenten*' Winkels sehr anschaulich nach-
,^gewi•sen• Das Ul* Gapitel ist ebenfalls vorbereitender Natur. Es wird
die soginaiinte „Logocyklische Curve*, welche hier als die LOdung
*) So \u8Gu lieh t. B' die schönen Untersuchungen de^ 1
dnti«n Absehmit» von Gauß* ^theoria motns"» welche fUr
dofch^fttbri find, durch die bekannten Befiebungen iwisobon kreis- und
Hyp«»rb«lffiDctiatien volbtlxidig auf dio Hyperbel abertcagon*
*) lob habe es in dieser ZelUehrift IS81, 394 iflgetoigt
704 H. (?eflac?i, Lehrbuch der Mathematik, aogez. von F. TToSen^tfi.
der Aufgabe: »Es ist ein System homofokaler Kegelschnitte gegeben;
man soll den Ort für die Berührungspunkte der aus einem festen
Punkt an die einzelnen Kegelschnitte gelegten Tangenten bestimmen**,
erscheint. Es werden die wichtigsten Eigenschaften dieser Cur?e
durch Anwendung der Hyperbelfunctionen erhalten. Das lY. Capitel
betitelt „Booths parabolische Trigonometrie und deren Zurück-
fohrung auf ihren wahren Charakter^ bildet den Haupttheil dieses
Buches. Den Ausgang bildet eine bekannte Beziehung dreier ellip-
tischer Integrale erster Legendreschen Normalform desselben Modul
und ihrer oberen Grenzen. För den speciellen Wert des Modul k = 1
erhält man eine Gleichung, auf deren darin vorkommendes Integral
sowohl die Rectification der logocyklischen Curve als auch der
Parabel fflhrt. Damit ist aber einerseits die Berechtigung der Ein-
führung einer neueren Disciplin durch Booth nachgewiesen, anderer-
seits auch die Möglichkeit geboten, durch Einführung der Hyperbel-
functionen nach der Art wie sie der Verf. im vorigen Capitel auf
die logocyklische Curve anwendet, die parabolische Trigonometrie
durch die hyperbolische zu ersetzen.
Der fünfte Abschnitt „Graphische Darstellung der Logarithmen-
systeme durch homofokale Parabeln" schließt dieses Buch« Auch
dieses Capitel liefert den Beweis der Wichtigkeit der Hyperbel-
functionen für die Untersuchung der Eigenschaften der Parabel.
So möge die vorliegende Schrift Günthers , welche eine Fülle
neuer, interessanter Sätze enthält, nicht nur wegen dieser Errungen-
schaften allein sondern auch wegen des tieferen Einblickes, welchen
sie in das Wesen der Methoden geometrischer Forschung bietet^
jedem Freunde der Mathematik bestens empfohlen sein.
Graz. J. Frischauf.
Lehrbuch der Mathematik f&r den Schul- und Selbstunterricht. Von
Dr. Hermann Gerlach, Oberlehrer am Friedrich Frans-Gymnasiam
EU Parchim. Dritter Theil. Ebene Trigonometrie, Stereometrie und
sphärische Trigonometrie. Dritte vermehrte und verbesserte Auflage.
Mit 72 Fi^ren in Holzschnitt und zahlreichen Übungssätzen und
Aufgaben. Dessau 1879. Verlag von Albert Reissner.
Der Verf. definiert zunächst Sinus und Cosinus als Seiten-
verhältnisse des rechtwinkligen Dreieckes und entwickelt für den
Fall, dass a^ ßy {a -^ ß)^ (a — ß) positive spitze Winkel sind, die
Formeln für den Sinns und Cosinus der Summe und der Differenz
zweier Winkel und leitet daraus die Foimeln fQr den Sinus und Cosinus
des doppelten Winkels und für die Summe und Differenz zweier Sinus
und Cosinus ab. Daran schließt sich die Definition dieser beiden
Functionen als Coordinaten und der Nachweis der AUgemeingiltigkeit
der Formeln für den Sinus und Cosinus der Summe und der Differenz
zweier Winkel, die Ableitung von taug, cotang, sec, cosec mit Hilfe
von Sinus und Cosinus und die Darstellung jeder der sechs Functionen
durch die anderen. Auf die geometrische Yeranschaulichung der
sechs Functionen und die Entwicklung der Formeln der Tangente
M. Otfiach, Lcbibtich der MathontatUL, angei. van F. WaRenlin. 705
und CotÄngente der Summe und der Differonz zweier Winkel folgt
noch die Ableitung einiger bei der Berechnung der Dreiecke oft ge*
brauchter Ausdrücke.
Bei dieser Partie ist, wie Oberhaupt im ganzen Bucbe, ein
Überm&G tou Formeln sorgfiiltig vermieden ; die Darstellung ist eine
präcise ^ die Beweise sind entweder audfuhrlicb gegeben oder es sind
solche Bemerkungen gemacht, dass sich der Schüler leicht zurecht
finden kann. Zu diesem Abschnitte sind S. 39—41 25 Übnngasätze
und 48 einfache goniometrische Gleichungen bestimmt , deren Vor-
nahme natürlich parallel mit dem LehrBtoffe zu geschehen hat^ um
einerseits den Schülern Gelegenheit zu geben , sich eine Herrschaft
über die Formeln und andererseits eine Vertrautheit mit den lag.
Tafeln tu erwerben.
Anfgefallen ist mir, dass in der ganzen Goniometrie der Loga-
rithmentafeln nur in einer ganz kurzen Anmerkung des g. 6 Er-
wähnung gethan wird.
Die S. 22 — 29 sind der Berechnung des Dreieckes gewidmet
nnd zwar erscheinen hier der Reihe nach der Sinus-, Cosinus- und
Taugentensatz, die Mollweideschen Gleichungen und der Carnoteche
Lehrsatz. Dann folgen einige Aufgaben, welche eine kurze Anleitung
zum Gebrauche des Hilfs winkeis geben, und Aufgaben» welche den
Gebrauch der obigen Sätze erläutern sollen. Dabei ist zu bemerken,
dass der Verf. bezüglich der Carnotschen Formel die Umwandlung
in Formeln, welche für die Gauss'schen Logarithmen brauchbar sind,
^fOirgenommen, nicht aber auch ein» für gewöhnliche Logarithmen
iuchbare Formel gegeben hat; es ist dies nicht recht verständlich,
da an den Mittelschulen die Gauss'schen Logarithmen doch nur eine
minder wichtige Bedeutung haben. Ferner ist zu bemerken, dass der
Verf., wenn schon mit Rücksicht auf die ei-ste Definition von Sinns
und Cosinus hier eine Vornahme der Haoptsätze des rechtwinkligen
Dreieckes nicht für nothwendig gehalten wurde, die wichtige An-
wendung dieser Sätze auf das gleichschenklige Dreieck und das
regelmäßige Polygon an mehr Beispielen hfitte dartbun sollen.
S. 32 — 39 folgen einige zusammengesetzte Aufgaben, welche
auch Gelegenheit bieten, das wichtigste dber die Berechnung des
Viereckes anzuführen.
Für diese Partie sind (S. 41 — 49) 197 gut gewählte Aufgaben
tuaammengestellt, denen auf S, 50—56 die mit siebenstelligen
Logarithmon berechneten Resultate folgen. Diese kleine Aufgaben*
stmmlung enthält vielfach Anwendungen der Trigonometrie auf
Physik, Gtiodüsie nnd Astronomie und macht eine weitere Aufgaben-
sammlung in den Händen der Schüler überHüssig.
Der zweite Theil des Buches ist der Stereometrie und sphä-
rischen Trigonometrie gewidmet. Zunächst werden die Lage der Ge-
i'Tideu und Ebenen gegen einander, die körperliche Ecke, die geo-
Vnislriflcbea Körper mit Bezug auf die Entstehung, auf die Sehnitt-
'Spirea and auf d&e Verbalten der Flächen und Kanten behandelt.
Data ist folgendes au bemerken: die Begriffe der Geraden and
706 H' GerlacK Lehrbuch der Mathematik, anges. von F. WMtntim.
der Ebene müssea als gegeben vorausgesetzt werden. Die Defini-
tionen, welche bis jetzt von der Geraden und der Ebene ge-
geben wurden, sind nicht erschöpfend, indem dieselben entweder
idem per idem definieren oder nur ein einzelnes Merkmal angeben.
Letzteres ist auch bei der in diesem Buche an die Spitze der Stereometrie
gestellten Erklärung der Ebene der Fall. Es sollte daher in einem
Lehrbuche auch auf diesen Punkt auftnerksam gemacht werden.
Dadurch » dass der Verf. die Projection einer Geraden erst nach den
geometrischen Körpern einführt , begibt er sich mancher Vortheile,
80 namentlich beim Neigungswinkel einer Geraden mit einer Ebene und
den daraus folgenden Sätzen. Die Bezeichnung ^Neigungswinkel des
Flächenwinkels^ S. 63 statt Neigungswinkel zweier Ebenen ist nicht
zu empfehlen.
Die beiden ersten Capitel der Stei'eometrie : über die Lage der
Geraden und Ebenen und über die körperliche Ecke sind sehr knn
gehalten; dies sei, sagt der Verf., mit Rücksicht darauf geschehen,
dass „die Schwierigkeiten , welche die Betrachtung dreier Dimen-
sionen mit sich bringt, viel leichter durch Modelle als durch eine
breite Beschreibung gehoben werden können.'' Letzteres ist ohne
Zweifel richtig und, da kein wesentlicher Punkt übergangen wurde,
80 ist diese prägnante Kürze einer der Vorzüge dieses Buches.
Die beiden folgenden Capitel von den geometrischen Körpern
und deren Ausmessung sind ziemlich ausführlich und in einer recht
klaren Weise behandelt. Dabei ist zu bemerken, dass jene Probleme,
welche mehr oder weniger über den Mittelschulunterricht hinaus-
gehen, kurz in Anmerkungen gegeben sind, so z. B. die Sternpol jeder,
die Guldinsche und die Simpsonsche Regel. Als Anhang zu den geo-
metrischen Körpem sind die Hauptsätze der Projection von Geraden
und Ebenen an Beispielen erläutert und die Anwendung der Projections-
lehre in der darstellenden Geometrie kurz und verständlich ange-
deutet. Zu erwähnen ist noch , dass mit Ausnahme von wenigen Bei-
spielen von der Trigonometrie keine Anwendung gemacht wii*d, so
dass die Stereometrie auch ganz gut vor der ebenen Trigonometrie ge-
nommen werden kann«
Den Abschluss dieser Partie bilden 35 Übungssätze und
72 Aufgaben, von denen 30 die Anwendung der ebenen Trigono-
metrie erfordern. Diesen Aufgaben folgen S. 123 — 125 die Resultate.
Bezüglich der sphärischen Trigonometrie hat sich der Verf.
auf das wesentlichste und im Schulunterrichte erreichbare beschränkt.
Es erscheinen hier der Reihe nach die Grundformeln für das rechtwink-
lige Dreieck, die Fundamentalgleichungen für das schiefwinklige Drei-
eck, die Gauss'schen und Napier'schen Gleichungen. Den Schluss bilden
acht Aufgaben in allgemeinen Zahlen. Es wäre gut, wenn der Verf.
in einer neuen Auflage die beiden mnemonischen Napier*schen Regeln
bezüglich des rechtwinkligen Dreieckes aufnehmen und auch der
sphärischen Trigonometrie eine kurze Aufgabensammlung beifügen
wollte.
M. Siodmayer, Ac^. 1 den Beebenimt, äuget, t. JP. IFollcfift'fi. 707
Wegen der konen und doch Uaren und abersichilichen Dar-
stellung des Lehrstoffes, der fast immer auf das im Schalonterrichte
erreichbare beschränkt ist, sowie wegen des reichhaltigen Obnngs-
ttdfes eignet sich das Bnch recht gnt für den Schnlgebranch.
Aufgaben für den Bechenunterricht in den mittleren CUssen der
Gymnasien, der Realschulen und verwandter Lehranstalten. Von
Hermann Stockroayer, Prof. am Gymnasium in Heilbronn. Zweite,
umgearbeitete und stark vermehrte Auflage. Zweites B&ndchen.
HeUbronn 1879. Albert Scheurlens Verlag.
Das Bnch gibt auf 99 SS. eine bedeutende Anzahl von Bei-
spielen und Aufgaben über die Verhaltnisrechnung, oder wie sie im
Buche genannt wird : Schlussrechnung (dritte Stufe), über die bürger-
lichen Rechnungsarten und zwar Zinsenrechnung, Discont-, Gtowinn-
nnd Verlustrechnung, über die Termin-, Theilungs- und Mischungs-
rechnung. Dann kommen Aufgaben zur Bepetition und zur weiteren
Übung mit besonderer Berücksichtigung der Bruchrechnung und der
bürgerlichen Rechnungsarten. Den Schluss bilden Aufgaben für den
Reeeischen Satz und die Kettenregel.
Die Darstellung ist im allgemeinen präcise und der Altersstufe
der Schüler angemessen. Die Beispiele und Aufgaben sind methodisch
geordnet, sie sind nach dem Grundsatze vom leichteren zum schwie-
rigeren in Gruppen eingetheilt, so z. B. die Beispiele und Aufgaben
über die Verhältnisrechnung in zehn, die über die Mischuugsrechnuug
in sechs, und die zur Bepetition in zehn. Dabei ist auf das münd-
liche Rechnen vielfach Bedacht genommen. Bei jeder neuen Rech-
nungsart kommen zuerst Beispiele, welche mündlich auszurechnen
sind , und welche dem Schüler Gelegenheit bieten , sich eine volle
Einsicht in diese Rechnungsart zu erwerben.
Einzelnen schwierigeren Aufgaben, die nach mehreien Methoden
gelöst werden können, sind auch die Lösungen nach den verschiedenen
Methoden beigefügt, entweder ausführlich oder mit solchen kurzen
Bemerkungen, dass sie dem Schüler über die bedeutenderen Schwie-
rigkeiten hinweghelfen. Dabei ist auch darauf Rücksicht genommen,
dass sich der Schüler eine bequeme und übersichtliche Darstellungs-
form angewöhne.
Im besonderen ist nachfolgendes zu erwähnen :
Unklar stilisiert sind die Aufgaben r, s—e S. 1 und a, b — h
S. 58. S. 2 soll es heiüen: zwei Brüche, welche gleiche Zähler
haben, verhalten sich verkehrt wie ihre Nenner. Uniichtig ist die
Definition des specifischen Gewichtes eines Körpers S. 14 als „die-
jenige Zahl, welche angibt, das Wievielfache das Gewicht irgend eines
Volumens dieses Körpers vom Gewicht des gleichen Volumens Wasser
ist^, da dies die Definition der relativen Dichte ist.
An mehreren Stellen folgen zu viele gleichartige Aufgaben
nacheinander z. B. S. 3, a—f, g—m, n—t, t-e, S. 22 a— «, S. 23
q — M. Aufgaben wie x und # S. 23, in denen der Zins für 4*62,
9* 17 Jahre von einem bestimmten Capitale zu berechnen sind, wären
706 TT. Bunkofer, Die Geometrie des Progjmn., ang. r. J. WaOrnUkL
zn vermeiden, da eine derartige Zeitbestimmung im praktischen
Leben nicht vorkommt.
Da das Bach sonstige Mängel nicht hat and sich, wie ans obiger
Inhaltsangabe ersichtlich ist, genau dem Lehrstoffe der zweiten Classe
der österreichischen Mittelschulen anschließt, so kann es den Herren
Fachcollegen bestens empfohlen werden.
Wien. Dr. Franz Wallentin.
Die Geometrie des Progymnasiums vonWilhelmBunkofer,Prof.
am Progjmnasiam in Bruchsal. I. Theil: Geometrie der Tertia. Mit
11 lithoj^raphierten Figurentafeln. II. Theil: Geometrie der Secnnda.
Mit 5 lithographierten Farbentafeln. Frei bürg im Breisgau, 1879
Herdersche Yerlagshandlung.
Der erste Theil dieses Lehrbuches enthält eine klare und
erschöpfende Bestimmung der Begriffe: Winkel, Convergenz und
Divergenz, Parallelismus der Linien, die Einführung und Anwendung
des Vectors, die Lehre von den Dreiecken, soweit hierzu die Con-
gruenzsätze hinreichen, die Beziehungen zwischen Punkten unter
einander, zwischen Punkten und Geraden, endlich zwischen Punkten,
Geraden und Kreisen, die Fundamental! ehrsätze vom Kreise, die
constructiven Aufgaben über Verwandlung und Theilung von
Figuren, die Anwendung des Pythagoräi sehen Satzes auf 8cfai^<*
winklige Dreiecke und auf Kreisfiguren.
Die Sprache in diesem sowie in dem zweiten Theile ist
klar, die Bezeichnungs weise präcis und bündig, die Darstellnng eine
durchaus originelle, indem sie jedenfalls den Schüler auf mechanische
und physikalische Probleme vorbereitet.
Der zweite Theil könnte als derjenige bezeichnet werden,
in welchem die Construction mehr der Rechnung Platz macht; hier
finden wir nämlich die Proportionalitätssätze, die Ähnlichkeit der
Dreiecke, die Ausmessung geradliniger Flächen, den algebraischen
Zusammenhang der Stücke einzelner geometrischer Gebilde, die
algebraische Rectification und Quadratur der regelmäßigen Polygone
und des Kreises abgehandelt; auch die Construction algebraischer
Ausdrücke wird in diesem Theile durch die mannigfiältigsten Bei-
spiele erläutert. Die Geometrie der Lage findet insofeme einige Be-
rücksichtigung, als die Theorie der Potenzen und Chordalen, die
harmonische Punktreihe und das harmonische Strahlenbüschel, die
Lehre vom Pole und der Polare in den Kreis der Untersuchungen
einbezogen wird.
Das Gapitel 35 insbesonders, sowie die nachfolgenden 36 und
37, enthalten mehrfache Anklänge an mechanische Probleme und
es kann gewiss aus ihnen manch nützliches geschöpft werden. Schließ-
lich gibt der Verf. den genannten Partien ein Gapitel zu, in welchem
die Fundamente des Differential- und Integralcalcüls,
der Begriff des Maximums und Minimums einer Function nebst
einigen An Wendungen gegeben werden. Unzweifelhaft hat der Verf. hier
R, Mi^ller, Löitfftden der eb. G^tnatrie, »ng* ton J, WaUetUin. 700
reiD praktische Zwecke vor Augen gehabt; denn auf Wissenechaftlichkeii
kann dieses Schlasscapital keioeswegs Anspruch macheu. In manchen
Punkten^ so vormigiweise in dem gerade genannten Capitel, scheint
*ir Verf. zu weit gegangen zusein; wenigstens stellt sich Ref. dieGeo-
trie eines Progymnasiums, also eines unvollständigen GymnasiumB,
iem die oberste Classe fehlt, vom pädagogisch-didaktischen Qesicbts-
iinkte in mancherlei Beziehung anders vor !
Die typogi-aphische Ausstattung ist musterhaft
Liöitfaden der ebenen Geometrie, mit Benutzung neuerer Anitchauun^u
für die Schule bearbeitet von Dr. Hubert Müller, Öberlehrpr am
kv^ — -'^ '- "i ' vf-eum in Metz, früher außerordentlicher Prof, der
I Faoultat der Univeraität Frei bürg im B, Erster Theil.
hi~: - -i, ... - ; J genkdliiiigen Figuren und der Kreis, MitÜbungen.^ —
Eruier Tiieii. Zweites Heft. Anhang: Erweiterungen zu Theil I und
Kinleituntj in die neue Geometrie. Mit Übungen. Zweite umgearbeitete
Auflage. Leipzig 1Ö78, Druck und Verlag von B. Ü. Tenbner,
Die vorliegende zweite Auflage des Leitfadens der ebenen Geo-
(inetrie unterscheidet sich sowohl in formeller als auch inhaltlicher
üehung wesentlich von der ersten Auflage. Manche losere Ver-
Iting von Altem und Neuem wurde zur Einheit durchgebildet;
ianche Modification trat bei der Beweisführung ein, indem der
iTerf. es sich zum Principe gemacht hat, nicht so sehr auf Er-
ireiterung des 7.u lehrenden Stoffes als vielmehr auf gründliche und
Ibersichtliche Darstellung und Vertiefung desselben sein Augenmerk
richten. Bedeutend vermehrt sind die Übungen zu dem 1» Theile
[und dem Anhange und ihnen auch mehrfach Andeutungen bei-
jebm», die wir in der früheren Auflage vermissten.
Im ersten Abschnitte, welcher von den Grnndgebilden
handelt, stellt der Verf. recht vortheilhaft die SiUze nber ax ia 1 e und
Seat ri sehe Symmetrie in den Vordergrund. Der IL Abschnitt
nthAlt die Lehre von der Entstehung der Figuren und von den
llgemeinen Eigenschaften derselben, also die Deduction der Funda-
QentalsÜtze vom Dreieck, Viereck und Kreis?. Der schon äußerlich
ekennzeichuete Parallelismus zwischen Dreieck und Dreiseit,
scheu Viereck und Yierseit wird hier entsprechend durchgeführt.
Die Aufnahme der sehr einfachen Behandlung der Peripherie-
linkel (nach Kober) verdient anerkennend hervorgehol)en zu werden;
ler Begriff eines geometrischen Ortes wird schon in diesem Ab-
ichnitto gegeben und an mehreren der Kreislehre angehörenden ßei-
Bpielen erläutert.
Der dritte Abschnitt handelt von den besonderen Ttel*
Ein, also vom gleichseitigen Dreiecke, vom Deltoide, von dem
' llelogramme und seinen Abarten; vom Sehnen- und Tangenton-
iereck, von den regelmäßigen Vielecken; die Behandlung dieses
Abschnittes bietet zu keinerlei Bemerkungen Anlass. Bei der Be*
©chnung von Flachen (Abschnitt IV) wird von dem Flächeninhalte
^iinea Rechteckes zum Flächeninhalte des rechtwinkligen und
710 JET. Müüer, lioitüftdeii der eb. Geometrie, ang. Ton J. WaSUnUn.
•
schiefwinkligen Dreieckes and des schiefwinkligen ParaHelogrammes
übergegangen.
Im Abschnitte y werden die ähnlichen Panktreihen in einer
den Anschannngen der neneren Geometrie entsprechenden Weise be-
handelt. Dasselbe gilt bezüglich des nächstfolgenden Abschnittes
(Ähnlichkeit der Figuren).
Die Definition, dass zwei Figuren ähnlich heißen, wenn num
sie 80 in einen Strahlenbüschel legen kann, dass je zwei ent-
sprechende Punkte auf demselben Strahle liegen (perspectivische
Lage) und die Abstände solcher Punkte vom Scheitel in einem con-
stanten Verhältnisse stehen, entspricht jedenfalls besser den An-
forderungen, die man an einen wissenschaftlichen Unterricht in der
Geometrie stellen muss, als die noch so vielfach eingebürgerte Defi-
nition, in welcher die Winkelgleichheit und die Seitenproportionalität
genannt wird. Die ganze Ähnlichkeitslehre kann, wie die Bearbeitung
des vorliegenden Abschnittes zur Genüge beweist, viel einheitlicher
dargestellt werden.
Den zweiten Theil des VI. Abschnittes bildet die An-
wendung der Ähnlichkeitslehre auf das rechtwinklige Dreieck und
den Kieis. — Der VII. Abschnitt enthält in sehr gedrängter
Weise die Fundamentalaufgaben der Gjclometrie, der Vm. Ab-
schnitt handelt von einigen Hilfssätzen aus der Arithmetik , die
schon früher zur Anwendung gekommen sind. (Messen der Größen,
Verhältnis gleichartiger Größen, Proportionen, Ersetzung der Pro-
portionen durch Gleichungen, welche einen Proportionalitätsfactor
enthalten, Beweis des Proportionalitätssatzes.)
Bezüglich der nachfolgenden Übungen, denen großentheils
Andeutungen und für die Lösung wesentliche Winke beigegeben sind,
kann Bef. sich dahin aussprechen , dass sie , mit vielem Eifer und
Geschicke zusammengestellt, einen wichtigen Behelf beim Geometrie-
unterrichte abgeben werden; eine Anzahl von sorgfältig ausgeführten
Figuren auf zwei lithographierten Tafeln rückt diese Übungen dem
Verständnisse des Schülers näher.
Der Anhang soll eine Vorbereitung auf die Elemente der
neueren Geometrie bilden , enthält daher manche im ersten Hefte
bloß angedeutete Partien etwas ausgeführter. So ist den harmonischen
Strahlen, dem vollständigen Vierecke und Vierseite der erste Ab-
schnitt gewidmet; die Lehre von den Potenzlinien, sowie dem
Potenzpunkte dreier Kreise , ferner die Betrachtung der involuto-
rischen Punktreihe und dem involutorischen Strahlenbüschel enthält
der II. Abschnitt. Die schönen und in der Praxis sich so nützlich
erweisenden Sätze vom Pole und der Polare bezüglich eines Elreises
sind dem III. A b s c h n i 1 1 e einverleibt. Was man unter Ähnlichkeits-
punkten, inversen Punkten, Ähnlichkeitsachsen bezüglich zweier Kreise
zn verstehen habe, wird im IV. Abschnitt gelehrt. Von diesem
nun gewonnenen Standpunkte aus wird im V. Abschnitte die Defi-
nition der Ellipse , Hyperbel und Parabel gegeben und die wich-
tigsten Eigenschaften dieser Kegelschnittslinien dargestellt. Bef. mass
X Oandtner^ Eiern, der &iialjt Geometrie, ang. v. J. TFoII^nttH. 711
gößtehen, das» ihm diese kurze (S. 24 — 36) Erörtemug des in der
ehre tod den Curven zweiten Grades WesentUcben sehr gefallen lut,
Qd macht »eine Fachgenossen auf dieselbe aufmerksam.
Dom Bache ist ein ebenso großer Abschnitt, Obung^j&afgabea
[intbältend , beigegeben ; sind dieselben etwas schwieriger « dann hat
der Verf. auch an ausführlichen Andeutungen nicht fehlen lassen.
Ilianche der Übungen zu Abschnitt V (Ellipse, Hyperbel
itiiid Parabel) dürften zur Bearbeitung in der Mittelacbule wegen
ihrer größeren Compliciertheit sich nicht ganz gut eignen.
Der zweite Theil des Leitfadens der ebenen Geo-
letrie, welcher, im Jahre 1875 erschienen, die Kegelschnitte und
Idie Elemente der neueren Geometrie enthält, wird derzeit nicht um-
[gearbeitet; wie schon der Titel anzeigt, euthält derselbe vielfach
liolchen Stoff (insbesonders bezüglich der Kegelschnitte) , der jetzt
[dem Anhange des ersten Theiles beigefügt warde, dann aber auch
[die Lehre von den Qmndgebilden der neueren Geometrie , von den
[{rojecti vischen Figuren und Kegelschnitten, von deren Eigeaschaften,
|floweit sie mit den Lehren der neuereu Geometrie zusammenhängen.
Kein Fachmann wird diese drei Heftchen ^ die einen ent-
Itprechenden Abriss der Geometrie bilden, nach eingehender LectÜre
Iweglegen, ohne ans ihnen vielfachen Nutzen gezogen zu haben.
^ JUemeute der analytischen Geometrie mr den Schuluaterricht be-
arbeitet von Dr. J. 0. Gftndtner Fünfte Auflage. Herausgegeben
von E. Grahl, Director der Realschule 1, Ordnung zu Barmen.
Mit 49 in den Text eingedruckten Hobschnitt^n. Berlin 1881, Weid-
männische Bochhandlung.
Die vorliegende fünfte Auflage der Elemente der analy-
ftischen Geometrie von Gandtner unterscheidet sich von den
[früheren nur insofeme, als den früheren Aufgaben neue angereiht
I wurden, welche in einem besonderen Abschnitte zusammengestellt
Itind. Die gegebenen Exempel sind durchwegs sehr instructiv und
iDehmen Bezog auf alle Theile der analytischen Geometrie der Ebene,
Iwelehe in der Mittelschule gelehrt zu werden pflegen. Sehr zu billigen
[Jfit es, dass zusammengehörige Probleme in diesem Buche gesammelt
lerscheinen, so dass der Lehrer es leicht hat^ eine passende Auswahl
aus denselben zu veranstalten« Ref. hätte gewünscht , dass die Ab-
ileitung der Normalgleichung der geraden Linie und ihrer
lAnwendung nicht in dem mit ^Üb ung saufgaben'' Qberschriebenen
I Abschnitte, sondern bei der Theorie der Geraden selbst gegeben
rorden w&re; es ist ja die Normalgleichung der Geraden von großer
^Wichtigkeit und verdient deren Ableitung und Discussion eine mehr
die Augen springende Stelle. — Das Problem im g. 27 (8. 29),
aen die Tangente der Parabel im Punkte x^ y, den einen
lerb 01 den Winkel, welche in^, ^j von dem zugehörigen
')arohmesser und der Brennltnie gebildet werden.
719 <2r. Prantlf Lehrbuch der Botanik, angez. von iL Beidtardt.
halbiert, ist verfrüht, nachdem erst im folgenden Paragraphe der
Charakter eiDOB Durchmessers ins klare Licht gesetzt wird. „Brenn-
Ijnie^ ist ein unpassend gewählter Ausdruck; „Brenn strahl^
oder ^Brennpunktsvector" ist yiel bezeichnender. — Die
Quadratur der Parabel wii*d allgemeiuer, als es sonst sn ge-
schehen pflegt, mit Bücksicht auf ein schiefwinkliges Coordinaten-
system (bestehend aus der in einem Punkte der Parabel gezogenen
Tangente und dem durch den Berührungspunkt gelegten Diameter)
vollzogen. — In der analytischen Geometrie der Ellipse und
Hyperbel wurde — was recht vortheilhaft und für manche Con-
struction nützlich ist — der sogenannte Hauptkreis, d. i. ein
Ereis, welcher aus dem Mittelpunkte der Ellipse oder Hyperbel mit
dem Radius a beschrieben wird, berücksichtigt. — Während in der
ersten Auflage der vorliegenden „Elemente der analytischen Geo-
metrie" die Ableitung der Curven aus der allgemeinen Gleichung
zweiten Grades fehlte, ist dieses wichtige, auch in der Mittelschule
nicht zu entbehrende Problem in den späteren Auflagen berück-
sichtigt und zwar in einfacher recht übersichtlicher Weise behandelt.
Wir können den vorliegenden Leitfaden als einen solchen be-
zeichnen, der dem Mittelschulunterrichte vollkommen angepasst ist,
insoferne in demselben die einzelnen Pai*tien der analytischen Geo-
metrie der Ebene eine der Fassungskraft der Schüler entsprechende
Behandlung erfahren haben. Es sei daher dieses Büchlein der Be-
rücksichtigung der Fachgenossen bestens empfohlen.
Wien. Dr. J. G. Wallentin.
Lehrbuch der Botanik für mittlere und höhere Lehranstalten. Von
Dr. K. Prantl, Professor der Botanik an der k. b. Forstlehran-
stalt in Aschaffenburg. Bearbeitet unter Zugrundelegung des Lehr-
buches der Botanik von Jul. Sachs. Vierte vermehrte und verbesserte
Auflage. Leipzig 1881. Verlag von Wilhelm Eugelraann. 8«. 226 So.
mit 295 Figuren in Holzschnitt.
Das classische Lehrbuch der Botauik von Julius Sachs, dessen
erste Auflage im Jahre 1868 erschien, wirkte auf das Studium der
Botanik wahrhaft reformierend ein. Kaum fand ein zweites für die
Bedürfnisse der Hochschulen berechnetes Lehrbuch eine so schnelle
und weite Verbreitung ; es verdient auch dieselbe in vollstem Maße*
Bald stellte es sich als wünschenswert heraus, dass auch für Mittel-
schulen ein Lehrbuch der Botanik erscheine, welches die wichtigeren
Ergebnisse ungefahi* in dem Sinne, wie es von Sachs geschah, dar-
böte. Dieser Gedanke war bei der Abfassung des vorliegenden Lehr-
buches der leitende. Prantl löste seine Aufgabe mit großem Ge-
schicke. Demgemäß fasste sein Lehrbuch schnell festen Boden
und wurde bald in immer weiteren Kreisen beliebt. 1874 erschien
die erste Auflage, 1876 folgte die zweite, 1878 die dritte und vor
kurzem die vierte. Jede dieser Auflagen bezeichnet einen wesent-
lichen Fortschritt. Prantl ist nicht nur ein tüchtiger Forscher, dessen
Arbeiten über Morphologie der Gefäßkiyptogamen sich allgemeiner
M. KrasB, Das Pflanxenreich usw., anges. ron JET. Beidiardt, 71 S
Anerkennung erfreuen, sondern er stadiert auch die neuen bota-
nischen Publicationen gründlich, weiß aus ihnen das wichtige mit
Sachkenntnis auszuwählen und in seinem Lehrbuche zweckmäßig zu
yerwerten. Dem entsprechend gibt dasselbe den jeweiligen Stand der
botanischen Kenntnisse möglichst treu wieder.
Die Darstellung ist in Prantl's Lehrbuch durchwegs correct,
femer klar und Obersichtlich ; beinahe 300 gut ausgeführte Holz-
schnitte (zum Theile dem Lehrbuche von Sachs entlehnt) veran-
schaulichen die wichtigeren Verhältnisse. Dem Referenten ist kein
anderes, für Mittelschulen berechnetes Lehrbuch der Botanik be-
kannt, welches bei gleich mäßigem UmfEmg eine gleiche Fülle von
wohl yerarbeitetem Material enthielte. Er kann daher nur dem Aus-
spruche De Bary*s beistimmen, welcher in der botanischen Zeitung
(1881, p. 546) das vorliegende Werk Jedenfalls von den kurzen
Lehrbüchern der Botanik unbestreitbar das beste jetzt existierende^
nennt. Schließlich sei noch hervorgehoben, dass die gediegene typo-
graphische Ausstattung der Verlagsbuchhandlung alle Ehre macht.
Prantl's Lehrbuch der Botanik kann somit den Professoren der Na-
turgeschichte an unseren Gymnasien angelegentlichst empfohlen
werden.
Das Pflanzenreich in Wort und Bild für den Schulanterricht in
der Naturgeschichte dargestellt von Dr. M. Kr aas, kön. Seminar-
Director in Münater und Dr. H. Landois, Professor der Zoologie
an der kön. Akademie in Münster. Mit 156 in den Text (redruckten
Abbildungen. Freiburg im Breisgau 1881. Herdorsche Verlagshand-
lung. XI und 188 SS.
Das vorliegende Lehrbuch behandelt in zweckmäßiger Aus-
wahl und nach dem natürlichen Systeme geordnet die wichtigsten
Bepr&sentanten der einheimischen Pilanzen. Die Verfasser beginnen
mit den vollkommensten Gewächsen und steigen allmählich zu den
niedersten Formen hinab ; sie geben nicht trockene Beschreibungen
der einzelnen Ai-ten, sondern schildern dieselben sehr lebendig und
in gefälliger Form« Am Schlüsse der speciellen Betrachtungen über
die Vei*treter einer Ordnung werden kurze Charakteristiken der be-
treffenden Familien gegeben ; ihnen reihen sich an passenden Stellen
gelegentliche Erörterungen der nöthigsten Grundbegriffe aus der
Morphologie, Anatomie und Physiologie der Pflanzen an« Zahlreiche
gut ausgeführte Holzschnitte erläutern den Text. Diese Form ist für
den ersten Unterricht aus der Botanik sehr geeignet, reg^ das Be-
obachtnngsvermögen der Schüler an und erweckt ihr Interesse. Bei
einer neuen Auflage wären einzelne Unrichtigkeiten, namentlich in
Bezug auf die Eryptogamen zu corrigieren. So halten z. B. die Ver-
fasser den Getreidebrand und den Getreiderost nicht genügend aus-
einander und geben auf S. 172 an, dass Aecidium Berberidis zu Us-
tilago segetum gehöre. Ein einziger derartiger Fehler vermag den
Wert eines sonst guten Lehrbuches wesentlich zu beeinträchti gen.
Wien* H. W. Beichardt.
Vierte Abtheilung.
Miscellen.
Reise in der Troas im Mai 1881. Von Dr. Heinrich Schliem ann.
Mit einer Karte. Leipzig 1881. T. A. Brockhaas. 8«. 78 8S.
Wer an die Leetüre der Yorliegenden Schrift des herflhmten Aos-
grahers mit der Erwartung gienge, in ihr unterhaltende Beiseabenteaer,
S lastische Schilderungen der Landschaft und ihrer Bewohner zu finden,
ürfte dieselbe bald enttäuscht bei Seite legen. Das ist nicht Zweck das
Buches; dafür entfällt das eine und andere nebenbeL Dasselbe enth&tt
vielmehr — und darin liegt kein geringes Verdienst — einen Katalog
der Ruinenstätten jener erinnerungsreichen Gegend, aufeenommen ge-
legentlieh einer Yon der Dardanellenstadt aus über HissarlQc an der Küste
und den Golf ron Adramytteion entlang um das Idagebirg herum unter-
nommenen Reise, auf welcher, was von alten Resten rechts und links des
Weges lag, kurz beschrieben wurde. Auch die Spitzen des Idagebirges
besuchte und schildert der Verf. Mag immerhin an den flüchtigen
Identificierungen der gefundenen Stadtreste mit aus dem Alterthum uns
überlieferten Städtenamen manches recht zweifelhaft und die be-
kannte Benützung der homerischen Gedichte als einer reinen historiseh-
topographischen Quelle methodisch bedenklich erscheinen: bei der un-
genügenden Kenntnis der Gegend ist jeder Beitrag wichtig. Die Hinin-
lügung einer Karte ist recht dankenswert
1. Wilhelm Gesenias' hebräische Grammatik. Nach E. Rddiger
völlig umgearbeitet und herausgegeben von Dr. E. Kautzsch, Fxot
der Theologie an der Universität zu Tübingen. 23. Aufl. Leipzig 1881,
F. C. W. Vogel. Xn, 377 SS.
2. Übungsbuch zu Gesenius-Eautzsch' hebräischer Grammatik.
Herausgegeben von £. Kaut z seh. Leipzig 1881, Vogel. VI, 180 SS.
3. Kurze Anleitung zum Erlernen der hebräischen Sprache tda
Gymnasien und für das Selbststudium von Dr. C. H. Vosen. Neu
bearbeitet und herausgegeben von Dr. Fr. Kaulen, Prof. der Theo-
logie lu Bonn. Freiburg i. Br. 1881, Herder. 128 SS.
4. Eurzgefasste hebräische Grammatik für Gynmasien. Von G.
Stier, Director des herzogL Francisceums in Zerbst. Leipzig 1881.
Teubner. X, 122 SS.
Bei Büchern, deren nachhaltiger wissenschaftlicher Wert sich in
einer langen Reihe von Auflagen erprobt hat, wie Gesenius* hebräische
Grammatik, genü^ es, das llrscheinen einer neuen Auflage bekannt
zu geben, um das ihnen allgemein zugewendete Interesse neuerdings n
beleben und wo möglich zu steigern. Die Grundsätze, an welche sich der
neaeete Bearbeiter dieses Werkes hielt, sind bei der Anzeige der vor-
MLseeUfltt.
715
U^iM^^^^^^^^^H^ in dieser Zeitschrift koiK angedeutet worden;
dem T^^^^^HBRtetbalteD ad dem urspränglicben Charakter des
Buches allen neoen Er^ebniaaen auf dem Gebiete der bebrftischen Spraeh-
for^rhiin^ die tbanUeh&te BertIckeichtigaDg angedeihen zu lass^jn, iit
K uicb in der neuesten Auflage treu geblieben, worüber an ver*
b Stelleu des Baches die entsprechenden Nach Weisungen an-
genr{ic[ji btud. Eine^^Zogobe zur neuesten Auflage ist das you Eautzsch
zuBammengestellte Übungdbnch, welches in erster Aaflage erscheinend
darchwegb der neuesten Gestaltang der Grammatik des Gesenius au-
gepasst ist und bai den einseinen Übungsstücken auf die Paragraphe der-
selben ferweist.
Von Vi>9ena hebräischer Elementargrammatik, welche gegenwartig
in der vierzehnten AuEage rorliegt, war aus Aulass einer früheren Aaflage
derselben in diesen Blättern schon einmal die Rede. Ein Eleraentarwerk
will auch die in erster Aofli^e erschienene Qrammatik Stiers sein, von
dessen im Vorjahre erschienenem hebräischen Übongsbuche wir seiner Zeit
Nachricht gaben; dieselbe geht Indes sowohl in Besag auf den Umfang
des Buches (bei Vosen mQssen wir die durch die Übungsstücke und das
Wortregister ausgeföllten Seiten in Abrechnung bringen), als auch hin-
üichtlich der mehr genetischen Art der Behandlung über Vosen-Kaulan
hinaus t welches letztere Buch den Charakter einer elementaren Unter-
weisung im strictesten Sinne festhält und einen auf die geringste Zahl
von Unterrichtsstunden beschränkten Lehrgang voraussetit.
Tumlirz» Dn Karl» Tropen und Figuren nebst einer ktirz-
gefassten deutschen Metrik. Prag 1881» Dominicas, kl. 8. 84 SS.
Esr kann sich bei der Besprechang dieses B&chleius auf die einige
Punkte in der Poetik berichtigende Recension von Dr. A. Majr in der
Zs. L d. Kealschw. Vll, 236 f. beziehen. Wenn Hr. Dr. M. a. a. 0, sagt,
'da»i e$ bisher an einem fttr den Zweck des Unterrichtes an Mi tt«;t schulen
b«Ntimmton und dazu verwendbaren l^hrbuch der Tropen und Figuren
lii ' fhU hat\ so übersieht er dabei Striemchas einschlägige«
^^ Do8 letzteren Metrik habe ich seiner Zeit in dieser Zs. streng
beuiMHia, ließ aber der Poetik verdientermaßen Gerechtigkeit wider-
fahren. Da» Buch von Tamlirz weist nun in metrischen Dingen einen be-
deutenden Fortachritt anf. Die Unterschetdnng der Tonstufen ist richtig.
wie überhaupt fast allea in dem Abschnitte Prosodio behandelte. Nur
$. 8» Abaati l ht die Definition nicht klar; §.4*1 ist 8cberers Kegel
vom «weiten Hochtone nicht beachtet. Statt Accentverrückung (§. 6 f.)
sollten die technischen Ausdrücke schwebende und versetzte Betonung
eingeführt werden; er&t«re mochte ich im Nhd. häufiger annehmen als
letztere, die immer ein schwerer Fall ist loh möchte daher manche der
dort besproebeneo Beispiele anders denten: z, B* nach'd rängt statt
nachdrangt Seinem Standpunkte sum Trotze bezeichnet der VerC
Hebung mit oder ' , Senkung mit ^ oder -. Auch sein Vermittlunga-
aikt?a^ d^f lang^ und kurze Senkung einführt, scheint, wenn auch nicht
•iurch West phals Theorie von vornt-'herein über-
leb kann ich der speciellen Mtjtrik spenden»
Theil auf gründlichen Studien, aber der Verf.
von der altcl assischen Metrik nicht entau-
•j- 11 UM ersten Theile aufgestellten Prindplan un«
äuftcht er gerechte Erwartunc^en. Manoho leiiiorKr-
foriHiii w*ii Hf ili.rt \om Alterthumo ausg«]&t, wo
nachte, daaa wr* T. bei
i kürste; mtnehea davon
g9li9rt in Schulgramuiaük. Kt wttrd* auf diese Weise
gewift9 di(- iü4e soinos Buche« nur vermehren« Austustallen
h- ■ daM §. 2H der iltaste deuUebe Vers eine epiacho Langieik
. e. 4. A«torr. Qf^n, Ittä TBL tB<l DL H«f\. ^L^
716 Misoellen.
von acht Hebungen genannt wird. Otfrieds Gedicht hat vierhebige Zeilen.
In Keiles Ausgabe sind immer zwei vierhebige Zeilen in eins gedrnckt,
dies veranlasste wahrscheinlich des Verf.s Fehler auf S. 58. Auch sollte
man die Bezeichnung *Krist' für Otfrieds Werk endlich ausmerzen, da
sie historisch nicht hegründet ist. — Der alte und neue Nibelungenvere
sind schärfer zu sondern. — Einige Beobachtungen Über den Gebrauch
neuerer Dichter sind nicht interesselos; docii ist das Eigenthum einzelner
vom häuhg Üblichen nicht scharf genug gesondert. — Die verschiedenen Arten
des Keimes sind hier auffälligerweise nicht erwähnt*). — Die altdeutschen
Metra sind den altclassischen gegenüber stiefmütterlich behandelt. Auf
Klopätocks lyrische Maße kann man in der Schule nicht eingehen ; schon
darum nicht, weil die ihnen zugrunde liegenden antiken Formen erst bei
der Lectöre des Sophokles und Horaz in der 7. und 8. Classe berührt
werden. Klopstock lernt der Schüler aber in den letzten Monaten der
Sexta oder dem ersten der Septima kennen. Dagegen halte ich es für
durchaus nöthig, dass die nothwendigen Senkungen im Schema der Nibe-
luugeustrophe angegeben werden; auch vom Auftakte ist zu sprechen.
Ich musste den metrischen Theil ausführlicher behandeln; kürzer
kann ich mich über den Abschnitt „Tropen und Figuren** äußern.
Man sucht in neuester Zeit auf diesem (jebiete zu reformieren« Zwei
Wege sind möglich: der eine führt zu historischer Darstellung, der andere
betritt die Bahnen abstracter und daher auch subjectiver Auffassung.
Ersteren hat Wackernagel in seiner Poetik eingeschlagen, letzteren suchte
Egger in der neuesten Ausgabe seines Lesebuches für die 5. Gymnasial-
classe auf, indem er der Darstellung von Werner Hahns deutscher
Poetik folgte. Dem Schulmanne wird selbstverständlich jene Eintheilung
die bequemste sein, die sich durch Kinfachheit, Klarheit und möglichst
wenige Divisionsglieder auszeichnet. Vun diesem Standpunkte aus erscheint
mir Hahns Gliederung der Tropen nicht zweckmäßig, zudem stellt sie
unsere bisherigen Ansichten theil weise auf den Kopf ; dagegen lasse ich
gerne den Standpunkt gelten, den er in der Figurenlehre einnimmt, da wir
hier wirklich mehr Klarheit finden. Tumlirz' Arbeit ist theilweise
reicher an gesonderten Gliedern als Strzemchas kleine Poetik, die wie
die vorgenannte Wackernagels Staudpunkt festhält. Das reiche Material, das
jener bietet und durch klare Darstellung vermittelt, in der Schule Tölliff
durchzuarbeiten, wird niemanden beifallen; aber der Lehrer kann sich
mit Nutzen nach den Anleitungen des Büchleins präparieren und die
Leetüre desselben der Privatthätigkeit der Schüler anempfehlen.
Weidenau. Fr. Frosch.
*) Man findet sie seltsamerweise im ersten Theile §§. 27—29.
Zur Laut- und Flexionslehre des Altiranzösisoheu hauptsächlich
aus pikardischen Urkunden von Vermandois von Dr. Fritz Neu mann.
Heilbronn 1878, Verlag von Gebr. Heuninger. 122 SS.
Die nachfolgenden Zeilen sollen keine Becension, sondern eine An-
zeige des uns vorliegenden Werkes sein. Zu einer solchen sah sich der
Ref. durch den Wunsch veranlasst, dass sich diejenigen Leser« welche
sich nicht speciell mit Dialectstudien befassen, durch deu Titel des
Werkes von dessen Leetüre nicht abhalten lassen mögen, da der Verf.
durchaus mehr und auderes biet^et, als die Darstellung einer pikardischen
Mundart zu einer bestimmten Zeit. Der Zweck dieser Zeilen wird als
vollständig erreicht angesehen werden können, wenn sich durch dieselben
recht Viele zu einem eingehenden Studium dieses belehrenden und an-
regenden Werkes bewegen lassen.
In der Einleitung wird der gegenwärtige Stand der Kenntnisse der
altfranzösischen Dialecte besprochen und die dafür vorhandenen Quellen
gewürdigt. Es wird bemerkt, dass viele Züge, die man unlängst noch als
Miscelleti.
717
»wbden Dialecten eigeo aogesdben, eine weitere AusdehouTi^ tmben.
ih der Grund dieser scliwankondcö Resultat« werdao die biAcr ver-
^ eudeten Quellen aus dem Geliiete der Literatur an^e^eb«n. Diesc1bc?n
iind mis in der Regel nicht in einer aus der Zeit d*'r .Mhi^iMnii.- <l©f
Gedicht« selbst herrührenden Handischrift zugekomroeii vmi
ipT , das« 8olche einer spateren Zeit entstammenden h im*
nicht den Origmaldiiilect dea Verf.» bieten, da die Schreiber die ihnen
unbekannten Formeu und Wörter durch andere ihnen gelänß^e crdetiten.
Es louäs daher die Oft sehr schwierige Ausscheidung dessen, was dem
Copi^ten and was dem Dicliter jrebört, vorgenommen werden, wofür die
wenigen wirklich beweisenden Reime der am sorgiültigsten r^^iraenden
dichter der besten altfrauzöäiHcheii Perlode das einzige sichere Kriterium
j!etcn. Und auch bei den günstio^sten umstünden ist es nicht immer
leicht die Zeit und den Ort der Abfassung des Gedichtet gpnau tn be-
stimmen. Die ein bestimmt datiertes und iocalisiertes Material bietenden
Urkunden sind jedoch von diesen Mängeln frei und eignen sich , wie
schon Fnllot erkanrt Vi;
lecten einpr h^stimi
in der Öchreihtinj:
gemein. Die in
18 Jfjhrhanti«^!'
r ■
in\->. ihr j'jiiU'itntijr, w
letzten acut Seiten xind d»T 1
auf din L.v :*' '-^ ■*
inicli darai
denen der \ . ,
»chilUbare Ueiti
Hier hi /
*aticus> a, um (;?. 12 — 14) zu verwcison, wo sich der Veri, tur die Auä-
sprache des g als ^ ausspricht. F<'rner die Lehre Ober da» e (geBchlosii. e)
und desB<m Vertretung durch ei (8 16— IH;, welch letztere aU aich über
den ß-nnii^n 05t**!> er«tr^ek*»Md nF4chgewics««n wird. Öehr interesi>ant ist
ti ' ierungen von Vocalen . dio dnrch eiti
ii deutlichen Umlaut vergleichbar, her-
\ >. :fo-4ii. .Nachdem auf pine di» ' ' tn^ Arbeit
'\ wordnn ii^t, wird dessen HM'orir rwcitcrt,
air. ..j. ;i • ■■♦ •'" - — n dem letzti*rn -.uiii rinen Con-
durcli eine Epenthosis, sonl^m
lieh XU Gntersuchunt'^^ Ti v*>ii Dia- ,
i unterlaufenden Ji /en
n mit den Literat ,i iern
Icr Arbeit biiden die in der eret-en Hüllte des
benen von F. Le Prouj veröffentlichten : chatte«
; aber auch andere Sammlungen aind vom Verf.
f«g herangeKoer^ip worden,
hrj 8eiten^ umfasit. Die
et. dftM Übrige entfiiUt
■ '■"■'■' - ' --^1 ich
I. In
..ä end,
n liefert
BnduQg
gonatitnn .
durch die
lodeu) IM
und eil b' ' ;
uibchen -artus, a, um Hei <i
rA^
\r
tl!lS^
tkt fluid et.
ail
..itei-
^'enheit wird, »o wi»? auch ^onst,
i»- nnd f*<*hn- oder Fremdwörtern
u*i buidcii wird näher beleuchtet und der Betriff
weitort iHufh ein*» f<trt>ng.* Scheidung der beideü
rklÄren.
>>r den Diphthong ie, wo
- ' ■'■^- ■■- -'tcht.
ije-
„.^ ^.. ..:.., . lon 1
der
; de«
iter ti — Vöc
Iben Sub^tTtit^s
der W.i
k'Mjnte, Der
H^ U)*Jl*t
718 Miseellen.
jedoch selbst, dass sich einige Ausnahmen nachweisen lassen, f&r welche es
ihm noch nicht gelangen ist, eine beledigende [Erklärung zn finden. Um
diese Regel zu begründen, werden ähnliche Vorgänge nicht nur in andern
romanisoien Sprachen und Dialecten, sondern auch auf dem Qebiete der
germanischen ursnrache nachgewiesen. Schließlich sei noch auf die Er»
Örterungen über die Ausspraone eines s yor Gonsonanten (S. 106—110)
Terwiesen. — Dies über die größeren Excurse, wobei jedoch bemerkt
werden soll, dass diese nicht allein das Buch zu einem lesenswerten
machen, sondern dass auch die kleineren Details des Belehrenden in Hülle
und Eülle bieten.
Französische Sprachschale. Auf Grundlage der Aussprache und Gram-
matik nach dem Princip der Anschauung mit Benützung von *Wilke*8
Bildertafeln* bearbeitet von E. Böhm. Braunschweis^ 1878, Verlag
von Friedrich Wreden. I. Heft Ausgabe für Lehrer, XXVI u. 137 SS.
Ausgabe für Schüler 85 SS.
BcTor man das yorliegende Buch benützt oder sich überhaupt
entschließt, dasselbe zu benützen, ist es gut, die demselben Torangfe-
schickte Einleitung des Verf.s, welche er einmal öffentlich vorgetragen
hat, aufmerksam aurchzulesen, um sich mit den Ideen des Verf.s, wie er
sich das l^rincip der Erlernung einer fremden Sprache auf Grundlage der
Anschauung denkt, vertraut zu machen. Das Un|rewohnte einer solchen
Methode bewirkt, dass wir ein derartiges Buch , eine auf solcher Grund-
lage basierende Methode mit einem gewissen Misstrauen aufnehmen. Man
fürchtet etwas ganz Absonderliches, eine iener zahllosen ungeheuerlichen
Methoden zu finden, welche sich besonders auf dem Gebiete der fran-
zösischen Grammatik so oft breit machen, und es wird vielleicht nicht
ganz unerwünscht sein und der Sache, welcher das Buch gewidmet ist,
zugute kommen, wenn die Ideen des Verf.s in kurz gedrängter Übersicht
hier gegeben werden. Das Werk selbst scheint, soweit dies bei einem
derartig angelegten Buche, ohne dass man es praktisch erprobt hat, zu
erkennen möglich ist, die in der Einleitung dargelegte Methode con-
sequent durchzuführen und es kann getrost &mit ein Versuch gemacht
werden, um zu sehen, inwiefern es sich im praktischen Unterricht bewährt
Da der Mensch in den meisten Fällen zum Wortbegriff durch die
Anschauung gelangt und sich erst auf Grundlage derselben sowohl bei
Kindern als auch bei Erwachsenen wahre und richtige Vorstellungen
bilden können, so folgt daraus, dass auch für die Erlernung einer fremden
Sprache der directe Weg die Anschauung wäre. Dies soll jedoch durchaus
nicht sagen, dass der fremdsprachliche Unterricht ein Anschauungs-
unterricht ist ; denn der Unterschiede (welche hier nicht näher angeführt
werden sollen) gibt es viele, wie der Verf. selbst anführt
Der Hauptzweck ist, dass das durch die Verhältnisse beschränkte
Material der Ausdrücke des gewöhnlichen Lebens bei jeder sich dar-
bietenden Gelegenheit, namentlich im Anfangsunterrichte praktisch ver-
wertet werde und zwar so lange als möglich , um den Lernenden zu ge-
wöhnen, wenn später zum Mittel der Übersetzung gegriffen werden muas«
alsdann mit dem Worte sofort den Begriff desselben zu verbinden« Hier
sollen nun die Bilder, indem sie das Material der durch das gewöhnliche Le-
ben gebotenen Begriffe vermehren, helfend eingreifen. Bei Segriffen, welche
sich durch die Anschauung nicht ergeben oder durch kurze und bündige
Erklärungen nicht klar gemacht werden können, zieht auch der Verf.
die einfache Übersetzung des Wortes ins Deutsche einem bloßen Nach-
sprechen desselben vor, da ja in dieser Beziehung zwischen dem Erlernen
der Muttersprache und einer Fremdsprache ein großer Unterschied besteht
Besonderes Gewicht wird auf die Sprechübungen gelegt: die Ver-
mittlung der Begriffe soll vorzugsweise durch das Gehör stattflinden,
währencT das Auge mehr in den Dienst der Befestigung des Erlemtea
dnreb daa Wortbud tritt Dabei wird jedoch dem Übersetzen nicht jeder
Ailaeelleii,
719
aUgegßrocheiif ii wbM «b€f gloiebzeitig' damit eine g^eistige An*
Dgan?, die Bildsnf dü De&kverm5geaa Terbnnden werden, während
das gewöan liebe Oboraetzen nur das Gedächtnis Übt. Als Unterstützung
der Sprechübungen dienen Leaeübnngen nnd Aufgaben. — Das Buch,
welches dem Schüler in die Hand geg^eb^n wird, soll nur das Material
enthiLlteiit und ea ist Iraglich« ob auch Hegeln xulAasig sind; nur am
Ende g^r^ " M chnitte mögen Übersichten des bis jetit Erleniten in
Form T< und Antworten angebracht werden. Schließlich wird
noch aut un iM^Uen hingawiesen, den die Erlernung einer fremden
Sprache für div Ki'untuis der Muttf^Tsprache selbst hat.
Die typographische Aoastattung der Bücher und die Correctheit
des Druckes ist geradeza als musterhaft zu bezeichnen. Gans praktisch
i»t die Einrieb tung, dass die tum erstenmale vorkommenden Wörter
mittels fetten Druckes herYorgehoben worden* Sehr brauchbare Zugaben
biiüen die §§. 126 — 130 angebrachten Fragen, in denen in systematischer
Weiae der ^anxe in der Granunatik enthaltene grammatiache Stoff
wiederhalt wird, sowie auch mehrere Dach Gattungen geordnete Wörtep-
verz^ichnissc. Erwähnenswert sind auch swolf Seiten Anmerkungen, in
denen der Verf. des (wie er sagt) aus der Praxis entstandenen und
Erak tisch versuchten Buches dem Lehrer möglichst an die Hand geht.
■er soeben crwiLhnie Ausspruch des Verf.s kann als eine weitere Bürgschaft
für die praktische Brauchbarkeit des Werkes angesehen werden.
Wien. Dr. Joh, ürb. Jarnik.
41
Programmenschau,
De Horatii poesi lyrica II. Von Professor M. Petscbar. Pro-
gramm des k. k. {Tereinigteoi Staatsgymnasiums in Taschen fßrdas
Schuljahr 188(VHI. Veröffentlicht durch die Direction. Teschen 1881.
Dit^em Programme vermag ich nicht beizustimmen. Wenn der
Yerfaaaer wenigs^eiis deutsch geschrieben hätte, so wären doch die nn-
angenehm störenden Fehler im Latein isanen und Griechischen wegge-
fatlfo. Da stoßen wir z. B. auf Formen wie Äeolorum (vom Nominativ
Aeoles oder Aeolii) S. 19, Goetbw Judicium, Danfw ignes (S. 12 1, quis»
que videt statt unusquii^ue v. (8. 12), Jf^anias opes und frabum do-
rn os statt Mygdonias und Arabum und in dem gleichen Horazcltat Ly-
ctmniae statt Licjmniae (S. 11); moliebant statt molliebant (S. 9) ; S. 2 wird
Pontif<^x mit großem Anf>^''-i""*^^tabcn geschriöben ; S. 1 gleich in den ersten
Zeilen b«}gegiiet die fn* -ibung ülyiis statt üliiis usw. Die ein-
gestreuten griechischen . .igen fast in jeder Zeile einen Druck-
(pfjhr Schreibfehler. Wenn schon der Inhalt keine Förderung der Wit^sen-
MiAft bedeutet, so sollten doch äußerlich die gebotenen W, respectire
\9 Seiten sieh ohne formelle Venrtöße präsentieren. Das wenige Neue
und Brauchbare, was der Verfasser bringt, bitte auf ein paar Seiten In
gutem deutschem oder lateinischem Stile geboten werden sollen, und
wenn eine Direction ein Programm veröffentlicht, so ist sie meines
lirBchtens wenigstens dafür venLutwortlicfa, daas nicht auf jeder Seite
ifphc Druckfehler sich befinden. Wenn die humanistischen Anstalten
Miif Akribie mehr pflegen» so hören sie überhaupt auf richtig au wirken,
42. Sprachliche Studien m den Satiren des floraz von Prof. E
Barta, Jahreshericbt dea k. k Staatsgymnasiums zn Linz 187$
iLnd 1881.
Auch diese beiden Programme enthalten meines Eraohtens keine
, Iwr rderung der Wissenschaft Ich bin meines Theils schon lu-
fid*^i nur durch Aniegang origineller Gedanken ein Ferment
fi'boiiia wird. Waa gewinnen wir aber, wenn i B. als Wörter, die
720 Miscellen.
Horaz dem sermo cotidianus entnommen zu haben scheine, perna and
catillns aufgeführt werden? Wenn die Begriffe Schinken and Schüssel
als etwas aufgeführt werden, was Horaz in merkwttrdifi^er Weise der
Sprache des täglichen Lebens entnahm, wäre es da nicht viel merk-
würdiger, wenn Horaz für solche tägliche Begriffe selbständig an-
dere Wörter erfunden hätte? Und warum soll z. B. II, S. 16 sea Jane
libentius audis der Sacralsprache entnommen sein? Überhaupt hätte es
auch diesen beiden Abhandlungen genützt, wenn sie erheblich zusam-
mengezogen worden wären. Man kann doch Yoraussetzen, dass die Leser
dieser Programme auch Fritzsches Sermonenausgabe zur Hand haben.
Wozu also die häafigen Wiederholungen der Fritzsche'schen Witze? z. B.
I, S. 15: „Fritzsche vergleicht „(iott grüß' dich, Bruder Straubiuger.*** S. 16
»mein Busselchen, Fritzsche"; ebendas. : nDas schöne Profitchen, Fritzsche".
II, S. 9: nFritzsche: Jetzt würden wir sagen: „Er hat mir meinen Pfei-
fenkopf zerbrochen, aus welchem Karl der Große noch 2 Tage vor seinem
Tode geraucht hat^ u. t. a. Ich denke, wenn man nichts selber derart
erfinden kann oder mag, so braucht man es auch nicht noch einmal
drucken zu lassen. Ich will noch einige Hauptsachen anführen, wo ich
mit dem Verfasser nicht harmoniere, ohne damit zuzugeben, dass ich
mit dem nicht ausdrücklich Heryorgehobenen durchweg einverstanden
sei. I, S. 8 heißt es, plostrum lesen wir nur noch im bell Afr. 9, 1,
21—2, 75. Ich habe aber in den Epilog, zu Horaz außer dieser Stelle
bereits die lex Julia municipalis eben&Us für plostrum angeführt. I,
S. 9: „Sowie die Volkssprache die bewundernde Steigerung durch
die vorgesetzte Silbe hu ausdrückte, so gebrauchte sie auch ein vorgje-
setztes ve, um das Entgegengesetzte, Verkümmerte, fehlerhafte Zuviel
oder Zuwenig zu bezeichnen". Diese vorgesetzte Silbe hü, welche keines-
wegs eine richtige Analogie ist — denn sie ist eigentlich griechisch,
(nicht vulgärlateinisch), ist der Stamm von ßovg. Nach dem Programm
sieht es aus, als ob beides, bu und ve, gleichartig seien, während bü nur
in Fremdwörtern vorkommt. I, S. 10 f. wird 18 Zeilen lang über ri-
valis gesprochen und verkündigt, dass es ursprünglich „Kanalnachbar*^
bedeute. Da aber der Überean^ der Bedeutung entwickelt werden soll,
und aus dem Begriff des „Nadibars" nichts erhellt, so hätte vielmehr
fesagt werden sollen: qui eodem rivo utitur. «~ Verkehrt ist II, S. 27
ie Aufzählung der Phrase inepte est s. I, 10, 2 als Beleg für esse mit
dem Adverbium; inepte gehört zu fautor est {^s favet), nicht zu est
allein. II, 29 wird die nicht dem Horazarchetjp angehörige Form fide
(Genetiv) ohne Bemerkung als echt horazisch angenommen und bespro-
chen, wie überhaupt der Verfasser trotz der Landsmannschaft unseren
kritischen Apparat gar nicht zu kennen scheint (s. I, S. 7), sehr im
Gegensatz zu der ziemlich ähnlichen, aber durchwegs besseren Abhand-
lung des Franzosen Ad. Waltz, des variations de la langue et de la
m^trique d*Horace, Paris 1881. Die Epilegomena sind Hrn. Barta na-
türlicn vollends unbekannt geblieben. Wie gleichgültig er sich kritischen
Fragen gegenüber verhält, erhellt außer vielen anderen Stellen daraus,
dass er s. I. 2, 37 das einemal (II, S. 14) mit der Lesart moechis, ein
andermal (II, S. 6) mit moechos citiert. Ebenso bespricht er noch im
Jahre 1881 die falsche Lesart diffindere, indem er wörtlich die von
Fritzsche hiefür beigebrachten Parallelen wieder beibringt, während ich
schon a. 1880 in den Eoileg. S. 518 die richtige Lesart difflugere her-
vorgehoben und vertheidigt habe. Mit Einern Worte: die beiden weit-
schweifigen Abhandlungen sind schon aus dem einfachen Grunde fast
ohne Wert, weil die nothwendigste Benützung der Vorarbeiten und ins-
besondere die Einsichtnahme in die handschriftliche Basis des Behan-
delten fehlt
Hisc^lleth
72!
4R. De Q. Horatti Flacci epistiila I» 18 quaestiuocnla critica.
Voi» J* Fiaron. Programra des k. k» GTiniiHsiuma zu Sambor IH8L
Weit erfreulicher als die vorbes prochen en Horaxprogrumme ©r weist
sich di'*5e dem lateinischen Stܻi und dem Inhalte nach j^leich lobens-
werte Arhcit^ W\fT i*>»gr, sich ori;^'iMelt*^s Denken nod Weiterbauen auf
solider Dnsis, Herr Baron nimmt haupt&Üchlich anf ßihbecks und de»
Rt>f<»renten kritische Arb*>itif*n Breiig, und wenn ich auch nicht sagen
kann, dnrrhwegs von der Hirhtigk<nt seiner Argumente und Resultate
Ober« engt zu sein, so kann ich sie doch mit gutem Gewissen der Beachtung
aller Miifnffich'Tempfehlcnt Epist. 1, 18, 14 f. verwirft der Verf. riiator,
weil dns handwerkämaßigt^ lUufen und Streiten in den Zu^vnniini^nhang
nicht pansH. Wa« »»r gf^gen Withofs von mir empfohlene Emcndation pro
pugno vorbringt, man könne nicht wohl sagen ^statt mit der Faust mit
Püflsen bewaffnet**, weil man auch nicht sagen könne pugno armatoin eB*ie,
diesen Üinwanil m&chte ich umsoweniger gelten lassen, als es sich bei pro
pugnu nur um eine Vergleichung handelt, und Vergleichungen, vollends
bei Dichtern, nicht an ilie pedantischeüite Logik gebunden sind. Auch wenn
es unlateinisch sein sollt»* zu sagi^n pugno armatnm e^se, ist dies noch
keineswegs ein Vüllwiclitiger Beweis gegen dio Wendung pro put^no nn-
gis armatum esae. Baron selber schl> fibrigens pro pngna vor und erkUris
er andere streitest um des Kai>er^ Bart, bewallnet dem Kampf «5 gemäß, d.
h. wie es ein solcher Streit um nichts mit sich bringt, mit nichtigen
Vertheidigungsgrttndcn, Ribbecks Änderung animatus wird S. 4 luröck-
gewiesen. \\Vit<i»r nimmt Baron V. 23 und 24 g*?gen die Auswerf« ng
Ton Seiten Ribheck« in Schut«. V. 43 verwirft er Horlcels Emondation
probatur statt putatnr und sucht der ganzen Stelle durch folgende In*
terjinnction aufzuhciron:
Gratia i^ic fratrum gemluorum, Amphionis atque
Jielhi, dissiluit. Do nee sus;iecta »evero
Omticuit lyra» fraternis oessisse patatnr
Moribus Amphion: tu cede poteutia amici
LenibuK impeTÜsH.
Bis gan?. der Leier Ton verstummte, derftrt habe Amphion» glaubt
man, dem Sirnie seines Bruders nachgegeben,
V. 55— m werden den Anfechtungen von Lehr» sregentth^r ver-
theidigt; ebenso wird Lehm in ßeiiehung auf V- 72 — 75 bekämpft. Ba-
ron leibst glaubt, rlas^ diese Verse nach V, tJ? einzuschalten seien, welche«
Rasultat mit dem Kibbecks zufällig msammen trifft (8. 13).
V. 81} — 8R w»*rden ge^en di» TranspositiAn Dftderleins in Schot»
ftnommen. ebenso V. 21 K8 gegen Ribtjecks Versuch» sie dem 17. Briefe
xuiuwet»en: S. 16^ 2().
Der sehr Rchleirht ttherlieferte Vera 91 Fotorta Wbnll madla de
aocte Falerni WH ' "^ ' 'uüten, meiner Oberteu gang nach mit Unrecht: V.
99 war an sich kindlich; Oderunt porreeta negantr*m pinula,
«0 lang« man nin •, .,.»-, ^MWuitstHoin der to^hnisch^n B<*detitung von por-
rigere = vertrinken, jyporf/r^ii' hatte, vgl C, F» Hermann tu Lucian,
quomndn lit^fnri t rnr.rrif.i otw.ftcat 2G 8 ICtH 1.; »'rst «pÄter glanhte
Ui n, al« sich das aus porrect» sn »*ntneh-
xii^ ' Vortrinkenden d. i, die Instigen Z«r her,
die ium Trinkrn autg»'if'gt*in Genoss^^n** nicht mehr von selbst dem Leser
eriK'ttb. Auch ist die FOntstehnng der Interpolation aus d'im andern Vera«
apist. I, 14, 34: yueui bibuluni liquidi media de luco Falerni sehr ein-
leuchtend. Ich hliitlw r1s*o hAi der in den Epileg, weitliutig liegrÖndet<*n
i^terlieferten Verses,
n von DOderlein, Kock» Lehn fUr
Verwerfung de«
S 22 wer
die Verse 89-t+o
V. 96 f, vv.:,l
Khleobtcn» von Bcut.u .
statt num bekämpft.
Rlbh«^ck als echt vertheidigt und dt#
K«Kk bevonugtcn L^ssarton ne und non
7t2 Miscellen.
V. 104 f. werden gegen Bibbeck in Schutz genommen.
y. 107 wird Yon den oeiden Lesarten et and nt ersteres rorgezogen .
Die Herausgeber werden wohl immer auseinandergehen.
y. 111 wird die Lesart Sed satis est orare Jovem quae donat et
aufert anc^egiiffen. Ich glaube wiederum, dass man nicht allzu pedan-
tisch zergiiedern darf. Allerdings wäre es ein Unsinn zu sagen: Des,
Juppiter, mihi quae aufers. Aber so sagt auch Horaz nicht, sondern :
Es genügt Juppiter um das zu bitten, was von seiner Willkür ab-
hängig ist, was er gibt und nimmt geben und nehmen kann. Qoae
ist für den SchreibersUndpunkt lectio difficilior, gerade wie vorher ut gegen-
Über von et; siehe die Belegstellen in den £pilegomena. Hinsichtlich der
yerwerfung von ponit statt donat theilt der yerf. meinen Standpunkt.
Die von Bibbeck ausgeworfenen Verse 104—112 werden geschützt
und deren Einfügung in epist. 16 missbilligt. Schließlich wird der Ge-
dankengang des ganzen so viel und unnöthig angefochtenen, in der
That das si sehen Briefes dargelegt.
Zu bedauern bleiben die vielen Druckfehler, welche den Genuss
des an sich guten lateinischen Stils des yerf. beeinträchtigen.
44. Über die achtundzwanzigste Ode im I. Buche des Horaz,
von Dr. F. Adam, Director. Programm des Gymnasiums zu Patsch-
kau, 1881. 17 S. 4.
Zu den vielen Erklärungen der Archytasode erhalten wir hier
eine neue. Sie »ist weder ein Dialog, noch ein Monoloe, sondern Horaz
selbst spricht vom Anfange bis zum Ende allein und ohne sich als
Todten zu fingieren. Er verfolgt hier, wie auch sonst oft die Tendenz,
sein heimatliches Apulierland zu verherrlichen. Einen bequemen An-
lass hiezu bot ihm die Localsage, nach welcher der als Staatsmann
Tarents und pythagoreischer Phüosoph hochberühmte Archytas am ma-
tinischen Gestade umgekommen und nicht einmal einer Bestattung theil-
haftig geworden war. Den Wunsch, diesen Ort hochzuhalten, kleidet er
in Form der Aufforderung: „Erweist dem dort [seit 330 Jahren] unbe-
gxabenen Archjtas die letzte Ehre'*!*' Man kann zunächst die sprach-
liche Möglichkeit der ei|;enthümlichen Auffassung von munera te cohi-
bent zugeben, wonach die Worte bedeuten, Archytas sei unbegraben —
ebensogut und wahrscheinlicher wird aber dadurch die Kleinheit des
Grabes oder der Urne im y ergleich zu den himmelumfassenden Ideen
des yerstorbenen bezeichnet: aUein was sollen denn die Worte besagen
Me quoque... lUyricis Notus obruit undis? Der yerf. sagt, wiederum
im Widerspruch mit der sonst geläufigen Auslegung, sie bedeuten, Ho-
raz sei beinahe im Schiffbruch umgekommen. Aber wozu denn über-
haupt dieser Gedanke? Er scheint ja bloß störend und überflüssig. Wenn
sichs von Anfang bis zu Ende um Bestattung des unbegrabenen — ich
wiederhole seit 330 Jahren unbegrabenen — Archytas handelt, wozu
mitten drin, an der auffallendsten Stelle diese wertlose Notiz, dass auch
Horaz beinahe im Schiffbruch umgekommen sei? Ja die Stelle wird
vollends unbegreiflich, wenn, wie der yerf. annimmt, Archytas selbst
nicht einmal im Schiffbruch umgekommen, sondern vielmehr in einer
Schlacht geeen die Japygier gefallen und aus Barbarei von denselben
unbestattet liegen gelassen worden war. Mir kommt die ganze neue Auf-
fassung als ein aronov vor: wie kann man sich vorstellen, dass Horaz
am matinischen Ufer, wenige Stunden vor yenusia, zu seiner Zeit die
seit mehr als 300 Jahre bleichenden, unbegrabenen Gebeine eines der
pößten Männer Unteritaliens liegend denkt, offenbar an einem bestimmten
Platze, auf den er vorüberfahrende Schiffer aufmerksam macht? Warum
ist er nicht selbst an Ort und Stelle gegangen, um dem hochberühmten,
wirklich edlen Manne diese einfachste Nächstenpflicht zu erweisen und
drei Hände voll Erde auf seine Gebeine zu werfen, damit der unselige
BCuoeUeo.
7M
Qmi des barbarisch Behandelten eodlich Buhe finde? Und ipi. ]i||p
darin für eine Verhtjrrlicbuug seiner Heimat» wenn die Laut« als so
roh und inhuman vorausgeaetit werden mnssten! Oder will man etwa
aniiohnion, Jass den Leuten die dann aDgeDommene Tradition betreib
der unbcja^rabencn <iebeine nicht bekannt gewesen sei? Auch die neu
aufgestellte, aber nicht durch Parailelstellen erhärtete Bedeutung von
cohibcre bleibt denn doch bedenklich *j j ebenso wenig billige ich die
neue Auffassung von obrait, sofern der Ausdruck ja belHoraz als Ana-
logie und unmittelbare Fortsetzung von entschiedenen wirklichen Sterbe-
J3Ulen, keineswegs fon glücklich flberstandenen Todesgefahren, aufge-
stellt ist. Nachdem ich alles noch einmal reiflich erwogen hal»e, bleibe ich
bei der in den Epilegomena I, S. 95 t. ausgefOlirten DeutiiDj^i; und auch
bei dem dort ausgeaprochenen Wunsche, dass sich die verehrten Herren
Mitforscber doch lieber andere Themen für ihre Programme auswikblen
BiJ^hten, als gerade diese schon hundertmal besprodiene Arcbytasode«
Um Übrigens nicht unbillig zu seiu, muss ich anfögen, das» die
Überhaupt mit rieter und grOndhcher Gelehrsamkeit verfasitc Abbattd-
lung menrere sehr dankenswerte Beiträge snr Erki&rung di^r Ode bringt:
m 8. 3 übermunera ^ letzter Liebcsdienat; ferner S. 12 f. überdaü Leben
des Archjta*; 8. 13 f. über die pjthagoreiichen ßegrifle und
AuAdrOcke in unserer Ode* Zu non aurdidus auctor wijd T^yrglicheo
Herod, IV, 95 ebenfalls ron Pythagora» der Ausdruck oiJjf ö no**^tv^atii-
roi tso^.tiTtf}i und Verg. Aen. XI, 339: non futiim auctor. 2u V. 15
wird durch Belegstellen geieigt, dass man „nati- ■= -que** nicht mit
Ph)'sik und Ethik interpretieren darf. S:?ehr Ix^a r ersch'^int uns
die Erklärung von V, 20; nullum »aeva caput 1..^ , ^-iia tugit = re-
fugit, mit Bt^iriehung von Lncan. Phars. II, 75: Mors ipsa refugit 4a»?pe
virum; uomit wäre nicht Hjpallage, «andern die viel gewöhnlichere En-
allago vorliegend.
Zur Stütie der von mir in den Epileg. adoptierten Auffassung,
wornach der Geist de« Uoraz soansagen neben seinem unbestrtttet^n
Leichnam redend gedacht wird, will ich darauf hinweisen, dass i^erade
im Pytbagoriiimus eine Tendern tum Ge«pen»terglauben tag. wie be-
aonderü ein Blick auf den Neupythagonsmus und auf die rSagon von
Pythagora» und En ' ' ' ' rt ; und wenn mir auch aus der Zeit de»
Augustus Bpecielt rgeschichte bekannt ist, so finden wir
ciui« ^ I Imj lö^h t>. , i M.,.i ..^...rj Yor des Horai Zeit lallt ohne
Zw» ifindung e, welche den Buplagua, einen
in it W\ 1 ^^ . ^ . .. jjn Reitergeneral des Königs
-^on mirabiL c. 3 aus dem Peripatetiker An-
_M 1 i räch gleichfalls nach seinem Tod*^ 7n df*n
Wiö <?s hier von Horaz gegenüber dem vorbe-
t'ht: nur dass jenes mit der PfÄtention eine« hi
harmloee poetische Fiction sich darstellt. Auch tiüdon
wir Äum J, 659 der Stadt »-ine Uep^x^nstergeschichte aus
ViBti lie offenbar in Roü " ' Mianhcn fand: man
Ml eine onj^eheure M i mit bleichen <-ie-
•'^^' 't'^ ' MtiwaitM. m, .^iiniifli ist die Erzählung
I Menscbengest<en in weifien Kleidern
,..„.„....:.., .... .; ..„; iicn. Die Geistererscheioang aus der Ge-
fchichte des Brutus ist bekannt
') Um ein« bisher nicht beigetogene Parallele 2u erwähnen, er-
innere ich an das vierte Sdpionenepttaphiam C. J» L* i, 34:
MiirnA(Qi) 8a{nenUa(m) multasque virtutes
AeUt« qQom parva posidet hoc saisum
d« h. umseblieOt Avtatt Stein.
784 Miscellen.
45. Josef Steiner, Über Ziel, Auswahl und Einrichtung der Ho-
razlectüre. Programm des Mariahilf er Communal- und Obergym-
nasiams. Wien 1881. 22 SS. 4.
Dieses Programm gehört zwar eigentlich in den Ressort des pä-
dagogischen Referenten, ich will aber hier kurz bemerken, dass mir der
yoreeschlagene Plan ffir die Horazlectüre anf dem Gymnasium sehr ein-
leuchtet. Es wird nämlich vorgeschlagen, die Carmina in folgender Ord-
nung zu lesen:
1. solche, welche sich auf den Preis des Dichterglücks beziehen,
2. ». „ „ « „ „ der Natur
3. „ „ „ „ „ „ des Frühlings ,
4. „ « „ „ , „ des Au|fenblicks „
5. „ n „ „ n n des Gleichmuths, des gleich-
bleibenden maßvollen Sinnes,
6. „ n n „ „ „ der Freundschaft,
7. „ „ „ „ „ „ der Liebe,
(hiefür bloß c. III, 9); darauf kämen moralische, dann religiöse, end-
lich politische Lieder.
An die in solcher Einrichtung abgeschlossene Leetüre der ausge-
wählten Lieder würde sich die aus den Satiren und Episteln getroffene
Auswahl reihen und zwar serm. 1,1, 6, 9; II, 2, 6; epist. I, 1, 2, 6, 7,
10, 11, 16; n, 2, 3. Einzelne Satiren und Episteln werden sich übrigens
sehr passend auch nach gewissen Liedern einschieben lassen, z. ß.
serm. i, 1 nach c. II, 16; serm. II, 2 nach c. I, 31, epist. I, 10 etwa
nach c. II, 2 und epist. I, 11 nach c. I, 7. Wenn sich die Leetüre da-
gegen der übei lieferten Reihenfolge anschließt, so stoßt der Schüler
schon beim zweiten Gedichte auf ein politisches Lied, was gewiss un-
pädagogisch genannt werden muss.
Prag. 0. Keller,
46. Eindelmann Thomas, Der philosophische Gehalt des My-
thus in Piatons Phaedrus, dargelegt mit Bücksicht auf
seine Seelenlehre. Programm des k. k. Staatsgymnasiums in
Kremsier. 1881. 33 SS. 8».
Die Mythen bei Plato sind schon oft in Zeit- und Gelegenheits-
schriften behandelt worden. In neuester Zeit veröfTentlichte u. A. Ziwaa
in diesen Blättern einen Autsatz über deu ägyptischen Mythus in Pia-
tons Phaedrus und seine Consequenzen (Jahrg. 1878, Bd. 29, S. 241
— 52, recensiert von Schanz in Bursians Jahresbericht von 1879, S. 233) und
in einem Gymnasialprogramm von Nürnberg (1877) erörterte Westermayer
den Mythus in Piatons Protagoras (ebenfalls von Schanz in demselben
Jahresberichte recensiert). Einen weiteren Beitrag liefert nun das vorliegende
Programm. Nach einer kurzen Einleitung, die sich in allgemeinen
Sätzen über die Mytüen in einzelnen Piaton. Dialogen ergeht, schreitet
der Verf. zur Übersetzung der cc. 25—29 jpcl. im Phaedrus, welche
die gedachte Allegorie enthalten. Bei der Übersetzung der erwähnten
Capitel hat Verf. Prantls deutschen Phaedrus stark benutzt, wovon er
sonderbarer Weise keine Erwähnung macht. Die Arbeit zerfällt in zwei
Hauptabschnitte. Und zwar wird zuvörderst das Wesen der Seele darge-
legt, sodann das Verhältnis der Seele zu den Objecten der Aussenwelt
entwickelt. Im ersten Theil beschäftigt sich der Verf. mit nachstehenden
Fraeen und Sätzen: I. Was ist die Seele bei Plato? II. Ist die Seele
in dem Mythus im Phaedrus einfach oder zusammengesetzt? III. Wie
sind die drei Seelen (nämlich: vovs, S^v/^iog und ini&v/tiia) beschafifen?
IV. Sind diese drei verschiedenen Seelen principe in unserem Mythus ala
drei verschiedene Thätiekeiten einer Seele aufzufassen oder als drei von
einander ganz verschiedene wirkliche Wesenheiten (darunter sind etdti.
MiflceUen.
7t8
yivti uiiJ u{gtj tu ver&teh«u)? V, Wo ht d<*r Sitz Oieaer <ln>i Seele u
nach dem Scelenbilde im Pbaedrus? VL Ob unter solchen Umstän>1en
(sio 9iml fon einander getreiiut) eine Einheit des Seelealebeiia mögJtch
•ei? VIJ, Unsterblichkeit der Seele. VUI. Freiheit der Seele, IX. Vom
Chanikter der Seelen. X. Zahl der Seelen,
Was den zweiten Tbeil dt>r Arbeit anlanj^t: Die D&reteUnag dm
VefhÄltnisseÄ der Seele 2U den übjectcn der Außenwelt, so sucht der Verf.
suerst die Frage zu beantwurtiMi, wie sich die Seelen zu den Ideen ver-
balten; weiter bespricht er die Ideenlebre bei Flato, gebt dann inr Er-
örteruu|^ der Brziehun<^en der Seelen zu den Dingten der Sinnen weit tt her,
imhti er die SionendiDi^e nach Plaio definiert, und behandelt ansführüch
ia$ Tbci*e: ^Wa«; ut von der Vermnigung der Seele mit dem Leibe zu
'«iDerp innli-^Ji vr r Ttniti^ui' lenkenden C^ov zu hiilten und wie ist in dem
Iffii >ng zwischen dem Leib and der Seele zü er*
klar' 4 dieser Partien diücntiert fiLindelm&nn noch
die Fmgirn, wie die Setit^tum Winsen von den Ideon getankt, wie wahres
WisB«n das irdische tugend- und uutugendhafte Leben deroeele bedingt,
ßpricbt hierauf noch Ton der Wiedtrrrergeltuog nach dem Tad*i und be-
Ächlicßt mit der J^eelenwanderung, dem Thier- und Pflanzenlebeii seinen
Aufeiatz. Kesultat: Im Mythus des Fla ton. Phaedrus ist die giiuze Psy-
chologie des Philosophen gleichsam \n nnce enthalten.
lieierent hat aus der Leetüre \orhegender Arbeit die Obenen-
gnng gewonnen» das^ der Verf. in wohldurchdachter Weise »»ein Thema an-
\.uri.. nn.3 « n r, K f .,, )( fte j d'w Abhandlupg repräsentiert eine lusammen-
ri log. Ge<Janken, wo ein Kin^ in den andern besten«
^ . i: I stoweniger habe ich es unterlassen, di«5 Beantwortung
einzelner Fragen nach des Verf. Auseinandersetzungen xu skizzieren,
well ich den Lebern diest^r Blatt^jr damit nichts Neues gebot*- n hütte.
Der Phaedrus und die anderen echt Piaton. Schriftm wie: Symposion,
FrotügorasT Timaeus, die Republik« Phaedoo geben uns ebenso Auf*
i^ielLlnss Über die Toni Verf, berührten Fragen, wie der Verf. selbst, der ja
BMlketitheiU — allerdings in geordneter Weise — nur eine Übersetzung
aer bezflglicb<fn Piaton. Stellen in seinen Erörterungen liefert. Anderer*
seits ist der Gegenstand» den der Verf. behandelt, wie schon ob^w be*
merkt, kein neuer, und wer nicht gerade den Plato selbst zuziehen
will, der findet seine Rechnung auch in den philosuphischen Werken
der deutschen Gelehrten, wie Zellers, Rittern, Brandts u. A., von denen
der Verf. biispieUweise Zetlers auch nicht mit einem Worte erwähnte.
Eger Heinrich Li^wner.
47. J, Tfesohlavy: 0 skuteCüych i doiBjielycü üeshodäcb v
prvnim /.pevu Vergiliovy Aeüeidy (Ober wirklicUo and vermeint-
liche Widersprüche im ersten Gesänge von Vergils Aeneis)- Programm
des k* k. aksüi Gymnasiums in Prag IS8L
Der Verfasser bespricht besonders in Anschliiss an die trefflichen
Bemerkungen Weiduers und Kvidalas alle die Stellen des ersten G<'san|?es
der Aencis, an welchen die Intorpreten Widersprüche mit anderen Stellen
oder der ganzen Anlage der Dichtuntr wabnunehnien glaubten. Die An-
sichten der alten and neueren Kr" ideu kurz augefUhrt und in
klarer and Qberzeugender Wciso r. Neue, noch nicht bemerkte
WidenprQciie« bat der Vert zwar m^ni, cnideckt; doch brin^^^t die Ab-
handlung abgei»cbcQ davMOi das^ das ailte, zer:)treutt* Material in ihr ge-
lammelt ist, wenigstens so viel Neues, doüs bei Besprecbtii ^ "in/elner
SUUen neue Belege aus der Dichtung selbst für die an;: Mei-
nung ansreföhrt werden. So hat z. B* der Verf. bei ls< . '■■^ der
zweotlos an Dldo richtig auf V. 450 Ü. ver wiese« ;
atü diesi L herfor, dasa auch die am Tempel der Juno
attgebracbten iiüdi^i: vou der freundlichen Gesinnung Didos und der
7C6 Mi8C«llen.
T^er zu den Trojanern zengten, wenn Aeneas aus dem Anblick dieser
Büder Hoffnung auf eine r&nsti^e Aufnahme schöpfen konnte. Wie an-
statthaft Aeneas noch im V. 872 die als eine tyrische Jungfrau verklei*
dete Venus anredet, dafür wird richtig auch V. 375 angeführt (nos
Troia antiqua, si vestras forte per auris Troiae nomen iit; vestras as
tuas et ceterorum Tyriorum), welcher beweist, dass Aeneas an dieser
JStelle Venus nicht für eine Göttin, sondern ihrer Behauptung gemaA
für ein tyrisches M&dchen hält. Mit richtigem Gefühl werden auch dis
V. 450—493 beschriebenen Bilder am Tempel der Juno, wegen ihres Ton
Sympathie für die Feinde der Juno, die Troianer, zeugenden Be-
schaffenheit entgegen den . entschuldigenden Bemerkungen Ladewigs nnd
Weidners für gans unstatthaft erklärt Statt deyenere im V. 365 (in
der Erzählung der Venus über die Einwanderung der Tyrier) möchte
man, meint der Verf., doch lieber devenimus wünschen und es scheint
wirklich, dass bei diesen Worten Venus aus ihrer Rolle fällt und yer*
gisst, dass sie sich dem Aeneas gegenüber für ein tyrisches, also auch
eingewandertes Mädchen ausgibt; und in der That binn man bei diesem
devenere nicht den für conveniunt (V. 361), corripiunt onerantque (V.
363} angeführten Entschuldigungsgrund gelten lassen. Bei den in den
Versen 361 und 363 geschilderten Vorgängen konnte sich ein tyrisches
Mädchen nicht betheiligen ; im V. 365 dagegen spricht sie so, aJs ob sie
nicht einmal an der Einwanderung der Tyrier theilgenommen hätte.
Für die sonst sehr klar, verständig und anziehend geschriebene
Abhandlung möchte man nur eine bessere Anordnung der biraprochenen
Stellen wünschen; denn die angewandte Anordnung ist eine derartige,
dass man umsonst ein Princip sucht, welches dabei befolgt wurde.
48. A. Viravsky: 0 metafofe u Homera a ApoUonia Bhod-
skäho. (über die Metapher bei Homer und ApoUonios von Rhodos).
Programm des Obergymnasiums in Taus. 1879. 1880.
Die Abhandlung enthält eine sorgfältige und reichhaltige Satnm-
hing der bei Homer und ApoUonios von Rhodos vorkommenden Meta-
phern und Person ificationen. Die aufgezählten Beispiele sind nach Ka-
tegorien geordnet und, wo eine Erklärung der tropischen Ausdrucksweise
nöthig war, auch richtie erklärt. Der Verf. hätte sich jedoch nicht mit
einer bloßen systeroatiscnen Aufzählung und Erklärung der betreffenden
Stellen begnügen sollen ; ein kurzes Resum^ am Schlüsse der Abhandlung,
aus welchem aer Leser entnehmen könnte, in wie weit ApoUonios sein Vor-
bild auch in dieser Hinsicht nachgeahmt oder einen anderen Weg ein-
feschlagen hat, hätte nicht nur der Abhandlung das Gepräge einer
loßen Sammlung von Gitaten benommen, sondern auch zu interessanten
Resultaten geführt. Der Verf. hat wohl eine solche Parallele bei
einigen Absätzen der Abhandlung aufgestellt; doch werden solche Be-
merkungen nicht selten vermisst und auch die gegebenen lassen, da sie eben
hie und da zerstreut sind, eine klare Gesammtvorstellung von den Eigen-
thümlichkeiten beider Dichter bezüglich ihrer bildlichen Sprache b<Bim
Leser nicht aufkommen.
Hie und da kommen kleinere Druckfehler, besonders im griechi-
schen Texte, vor.
49. E. Cumpfe: Srovoänf Euripidova dramatu „Iphigenie v
Aulide*' s dramatem Baciuovym »Iphigänie en Aulide''.
(Vereleichung der Euripideischen Iphigenie in Aulis mit dem
gleicnnamigen Drama Racines). Programm des Communal-Real-
gymnasiums in Neu-Bydiov. 1880.
Der Verf. zieht in gedrängter Kürze eine Parallele zwischen den
beiden genannten Tragödien, indem er sowohl die Anlage der Dramoi»
7«7
. auch di« CbArAicteristik der auftretenden Personen beurtheilt. Der
h% der Meinxmg -> und ReferüDt pflichtet ihm daLrio bei — , dass
die von Racine vorgenommenen Änderungen, besonders die Aufonbm«
der Person der Eriphyle und die dadnrch bedingte Abäaderiing des
Seblu8866 nicht sa Unnsteii des fnuuösifl^ben Dichters sprechen^ Über*
baupt wird da« Enripideiscbe Drama böber gestellt und in ae^tbatiscber
Hinsiebt gerecht beurtbeiit; dagegen sind die Mängel der Ipbig^nie Ton
Eacine eingebender dargelegt worden, aU es i, B, in Patins Wkanntem
Werke geschieht. Doch eoheint der Verf. dieeeSf so wie Philipp Majers
ähnliohet Werk ziicbt gekannt m haben; der Vollständigkeit wegen
sollten jedoch neben der älteren Literatur auch die neueren Forschun-
gen auf diesem Gebiete berücksichtigt werben.
Die in der Abhandlung zerstreuten Obersetzungsproben lassen in
metriacher Hinsicht manches zu wünschen übrig.
öO. E. Cumpfe: Aristofanes jaka kritik Euripidüv v 2ab&cb.
(Ariitophanes als Kritiker des Eurinides in den Fröschen). Progr.
des Communal-I&^algjmnasianis in Neu-Bydio?. 1881.
Der Verf. bespricht Aristophanea' Ansichten über die dramatische
Kunst des Euripides. Neues konnte der Verf. bei diesem oft bebandel-
ten Thema nicht beibringen; doch bat er bei Beurtheilung d^r drama-
tischen Fehler des Enripides, $owie der Kritik des Aristophanes das
richtige Maß eingehalten. Auffaltend ist es, dass sich der Verfasser bei
Besprechung dieser Frage nur auf die , Frösche'* beschränkte tind die
in anderen Komödien zcjstreuten Äußerungen des Aristophanes Über
Euripides nicht berücksichtigte. Dadurch üätte die Abhandlung aif
Vollständigkeit gewonnen. Abgesehen davon ist jedoch die Darstellung
erschöpfend und correct.
51. Ladislaus Brtnicky: Z lyriky reckö. Ze Sofakleova Filo-
kleta. (Aus der griechischen Lyrik, Aus Sophokles* Philoktetes v.
1—^90). Programm des Ober-Real gymnasioms in Pilsen. 1881,
Das Programm enthält OberseUungsproben aoügewiblter Frag-
mente des Alkaios und des Anfanges des Bonhokleischen Philokletes.
Nach dem im Böhmischen herrschenden Braucne werden lyrische Verse
nach der Silben quanti tat, die .iambischen Trimeter dagegen nach dem
Wortaccent gemessen. Die Übersetzung ist metrisch und sprachlich
correct, die der Fragmente des Alkaios tbeilweise aoch elegant^ So-
phokles* Verse sind jäoch meist zu wörtlich übersettti wodufch die tjbcr-
Setzung an vielen Stellen schwerfullig und ungelenk wurde. Der tlber-
setzer^ dessen große Begabung nicht zu leugnen ist, wird sich bei kümf-
tigifu Versuchen mehr einer Meieren, aber angetwungenen Übei««ttiui^,
wenn auch auf Kosten der wörtlichen Wiedergabe des Origioala, be«
Beißen müssen. Der Übersetgun|| der Fragmente dts Alkaios geht eine
kurte Lebenabeacbreibuug des Dichtera und Beuxtbeilung seiner Dich-
tungsart voran.
52. Fr. Visnik: ükizka pfekladu Sofokleova Oidipa na Ko-
lonu (1 — 509). (Übersetiungsprobe aus Soplioklaa' Oedipus auf
Kolonos V. 1—509). Programm dea k* k. b^hm. Obergymnasiuroa in
ßrüDQ. 1B60,
Josef KoDdittskV: Pfeklad Edipa na Kolonu t. 1—509. (Ülwr-
aetsaag dal Uidipus auf Kolonos t. l—öfB). Programm des k« k.
Obergymnadoms in Königgr&tz.
Die Dltersetiung Vilnaks hat sowohl binsicbtlicli der Orrect-
beil, all auch der metrischen Gestaltung der Vene einige Fekler; anß^r
728 Miscelleiu
(l«m ließ sich der Übersetzer zu sehr darch den Wortlaut des Originals
beeinflussen. Besonders wird öfters in dieser Übersetzung in den Tri-
metern gegen den richtigen Wortaccent gesündigt; in den lyrischeii
Partien Kommen auch einige Verstöße geeen die Richtigkeit des Metrums
vor. Von diesen Mängeln hält sich die Übersetzung KonöinsH's frei und
zeichnet sich überdies durch Anmuth und Leichtigkeit aus. Es ist jedoch
befremdend, dass ihr der Text Schneidewins vom Jahre 1854 zugrunde
liegt; die Berücksichtigung neuerer kritischer und exegetischer For-
schungen wäre für die Übersetzung gewiss förderlich gewesen.
Prag. J. Kral.
53. La soci^tö fraQ9ai8e au dix-septieme siecle d' apr^s les
comödies de Meliere par Placid Genelin. Progr. der Staat«-
oberrealschule in Triest. 51 SS. gr. 8".
In klarer und lebendiger, zum großen Theile glänzender Dar-
steUung führt der Verfasser nach Molieres Comödien ein Culturbild
vor, ebenso vollständig als wahr, ebenso farbenprächtig als anziehend.
Nach Molieres eigenem Geständnisse war es des Dichters Absicht, durch
den Geist seiner Lustspiele die Menschen zu bessern, zu bessern durch
die scenische Darstellung ihrer Fehler und Gebrechen. Er traf das so
gut, dass man von jeher annahm, Moli^re habe für seine hervorragendsten
Charaktere und für seine ständigen Lustspieltypen die Vorbilder aus
dem Leben der Wirklichkeit entnommen. Aber nicht Meliere allein ist
als Quelle für die vorliegende, gründliche und in all ihren Theilen reich
i^it Belegen ausgestattete Arbeit benützt worden: der Verf. schöpfte
auch aus zeitgenössischen Tagebüchern und Sittenromanen und vor-
zugsweise aus den Historiettes von Tallemant des Röaux, aus dem Grand
Cyrus der Mademoiselle de Scuddry und den einschlägigen Theilen der
Memoiren St.-Simons. Er schildert zuerst den König Ludwig den Vier-
zehnten, diesen Abgott feiger Höflinge und wohlfeiler Frauen, in seinen
flänzenden Eigenschaften und in der Verderbtheit seiner Seele. Dieser
uppiter des Moli^rc, dessen Aufstehen und dessen Schlafengehen als
^roße, festlich zu begehende Ereignisse bei Hofe galten, war scheinbar
der übermächtige Herr des Dichters, der ihm eine Reihe komischer Bal-
lete schrieb, und doch erreichte auch ihn die Zuchtruthe der Molidre-
schen Satire. An des Königs Seite bewegt sich ein glänzender leicht-
lebiger, vergnügungssüchtiger Adel, der einzig bestrebt ist, es dahin
zu bringen, dass die strahlende Sonne des Leu vre ihn mild be-
leuchte. Das Ansehen der Aristokratie schwindet mit ihrer Macht und
iltrem Reichthum dahin, alles muss erlöschen, damit der eine Stern
desto flammender aufgehe. Die Großen des Landes sind klein geworden:
man bcgnägt sich mit einschmeichelnden Umgangsformen, mit den eitlen
Künsten der Galanterie und der Höflichkeit, man hat vollauf zu thun,
um nicht lächerlich zu werden, und, ist man es geworden, so täuscht man
sich fröhlich hinweg über die Tiefe des Falles. On aime mieux 6tre ca-
ricatur^ que de ne pas 6tre remarqu^. Das Urbild dieser armseligen
Höflinge ist der Marquis Moliäre's ; sein abschreckendster Typus ist Don
Juan, der feine Mann ohne sittlichen Halt, ohne die Fähigkeit, edle
menschliche Gefühle zu hegen, der Manu ohne Herz und ohne Gott. Die
höheren Kreise der Bürgerschaft schließen sicli mit Eifer der Hofsphäre
an, nur nicht mit der Feinheit der Bildung, die dort herrscht una dem
Tact und Geschmack, welchen man dort huldigt. Denn bei Hofe steht
die schöne Literatur in hoher Achtung und die Kritik ihrer Erzeugnisse
auf keiner niedrigen Stufe. Von dorther kommen die literarischen Im-
pulse, dort ist jedermann mehr oder weniger Poet, Literat, Schöngeist.
Aber alles ohne Ernst, ohne Tiefe: mau tanzt dabei, macht Musik, be-
sucht das Theater, glänzt im Salon, fährt und reitet aus, schwärmt für
das Landleben, ladet sich zu Gaste, hält Pferde und Hunde und sieht
Miscellen. 720
den Sport für eine Wissenschaft an und das Duell für ein ehrendes Ver-
gnügen. Dabei ein Aufwand, der alle Mittel verschlingt, fürstlicher Haas-
rath und eine Kleiderpracht, die zugleich bedauert und belacht werden
darf. Die niedrige Bürgerschaft und das Volk leitet Ton diesen Vorbil-
dern in den hohen Regionen die schrankenlose Berechtigung zur Be-
friedigung der Genusssucht ab und versinkt in Entsittlichung und Zu-
gellosigkeit. Alles wird verkäuflich : Ehre, Gewissen, Tugend und Becht
Wahre Frömmigkeit und reine Sitte ist selten; Heuchelei und Bigotterie
beherrschen die späten Jahre der Lebewelt Don Juan vrird in vorj^e-
rückterem Alter zum Tartüffe. Auf die Sünde folgt die ohnmächtige
9eue, die Verschwendungssucht verkehrt sich in Geiz und Habgier.
Einen großen Einfluss auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ^winnen
die Frauen: voll sprühenden Geistes, voll lebendiger Phantasie leiten
sie die Conversation der feinen Welt und wirken mächtig auf die Lite-
ratur ihrer Zeit. Die Emancipation greift um sich, das Familienleben
zersetzt sich; das Mädchen hat keinen Geliebten, die Frau keinen Mann,
aber alle haben „Freunde". Die achtbaren precieuses der ersten Zeit wer-
den bald zu Zerrbildern; es tauchen allwärts die femmes savantes auf
mit ihrer Anmaßung und Hohlheit, mit tausend Füttern und Thor-
heiten, affectiert in Sprache und Empfindung, widerwärtig in ihrer Er-
scheinung und ihren Gesten. Die Sorgen des Hauswesens sind für diese
Blaustrümpfe zu niedrig, die stillen Freuden der Familie dünken sie ge-
mein; lächerliche Versereien und stümperhafte Stilübungen füllen ihre
Zeit aus, — So schildert uns Dr. Genelin in sehr anschaulicher Weise
die socialen Zustände in Paris zur Zeit des „großen" Königs. Es ist ein
Sittenbild voll dramatischen Lebens und innerer Wahrheit und eine
wissenschaftliche Leistung, der aufrichtiges Lob gebürt.
Komotau. Dr. Ambros Mayr.
54. Zweck und Methode des altsprachlichen Unterrichtes am
Gymnasium. Von Dr. Franz Süss. (Im Jahresberichte des n.-ö.
Landes- Real- und Obergymnasiunis und der Oberrealschule in St.
Polten. 1Ö81). 44 SS. 8».
Im ersten Theile (S. 3—18) versucht der Verfasser zunächst die
Bildung überhaupt und die allgemeine Bildung im besondem zu defi-
nieren (wir sagen „versucht**; denn dass diese Definition gelungen sei,
können wir nicht behaupten); sodann beantwortet er die Frage nach
der Nothwendigkeit und Nützlichkeit des Studiums der altclasoischen
Sprachen in einer Weise, die dem Ref. nicht eanz die richtige zu sein
scheint; denn mag auch der vom Verf. angegeoene Zweck des altsprach-
lichen Unterrichtes theoretisch richtig sein, praktisch profitiert unsere
studierende Jugend gerade in dieser Beziehung am wenigsten, sondern
die Hauptvortheile liegen nach den anderen Richtungen hin, gegen welch«
eben der Verf. sich ausspricht. — Von seiner Auffassung der allge-
meinen Bildung aus ergibt sich dem Verf. auch die Beantwortung der
Frage, inwieweit Latein und Griechisch am Gymnasium zu lehren sei.
Damit das Studium nicht bloß Wissen gebe, sondern auch Handeln be-
wirke, welches auf Wissen beruhe und duraus hervorgehe, müsse vor
allem Verständnis angestrebt werden, Verständnis aber hänge von den
Vocabeln und der Grammatik ab. Das Gymnasium müsse also auf diese
Punkte hinarbeiten und könne denjenigen Schüler als reif, d. h. seiner
Führung nicht mehr bedürftig erklären, welchem «He sprachliche Seite
der Autoren keine Schwierigkeiten von Belang bereite. Letztere Auffas-
sung scheint uns doch etwas einseitig.
Während dieser erste Theil den Ref. sowohl, wie schon angedeutet,
in sachlicher als auch, besonders wegen öfters mangelnder Knappheit,
Klarheit und Präcision, in formeller Beziehung weniger ansprach,
hat der folgende zweite Theil, in welchem über die Methodik des alt-
780 Miscellen.
sprachlichen Unterichtes gehandelt wird (S. 19 — 44), dessen Interesse in
hohem Grade erregt In diesem Theile wird zonächst der Vorgang ffa
den Beginn des lateinischen Unterrichtes dargelegt, nachdem auch »a-
dere Methoden, wie die Interlinear- nrid Lateralversion, besonders am-
führlich die Methode von Perthes besprochen sind. Der vom Verf. dar-
gelegte Vorgang verdient alle Beachtimg, besonders die Punkte ftber
die aasdrückliche Anleitung der Schüler zur Vocabeleinprägung, über
die Zosammenstellung der vocabeln nach Gruppen bei Wiederholungen,
tkber Art und Grad der häuslichen Vorbereitung der Schüler, über das
Schreiben auf der Tafel usw. Gegen manche Punkte freilich lassen äeh
Einwendungen erheben. So ziehen dem dreisilbigen Paradigma salnto
'S. 26) die Schulgrammatiken mit Recht ein zweisilbiges vor; so wer-
len die Leseübungen, welche der Verf. als nutzlos bezeichnet (S. 25),
von andern, z. B. Franz Baoer (Praktische Anleitung zur Verbindung
des lateinischen und deutschen grammatischen Elementarunterrichtes)
aJs sehr ersprießlich, ja geradezu nothwendig bezeichnet (unsere Erfah-
rung zwingt uns, letzterem mit Entschiedenheit beizustimmen) ; so kön-
nen wir dem ungemein ausgedehnten Nachschreiben in der Schule und
Aufschreiben zu Hause (S. 32 f.) durchaus nicht beistimmen, nicht blo5
aus dem äußerlichen Grunde, weil so die Schüler mit Schreibaufgaben
überbürdet werden, sondern noch mehr aus dem innerlichen Grunde, weil
so, wenigstens nach unserer Erfahrung, das Resultat schlechter ist, als
wenn in der Schule mündlich unter möglichst gesteigerter Mitbeschäf-
tigung der Schüler alles gründlich durcngenommen wird, wobei dann
freilich „zuweilen** (0. E. §. 24, 1) das Aufschreiben dieser Übersetzung
als Hausarbeit verlangt werden kann. — Hierauf bricht der Verf. eine
Lanze für das Lateinsprechen. nOhne Lateinsprechen kein Lateinscbrei-
ben, ohne Lateinschreiben kein Lateinlesen" heißt seine Devise. Auf der
ersten Stufe sollen die lateinischen Sätze behufs Übertragung ins Deutsche
umgebildet werden ; auf der zweiten Stufe sollen lateinische Stellen aus-
wendig gelernt und vorgetragen werden; drittens solle der Lehrer
langsam m guter Betonung und scharfer Markierung, anfangs in ganz
einnchem Satzbau, ein zusammenhängendes Stück vorenählen; dann
erst solle bei der Leetüre ans wirkliche Lateinsprecheu herangetreten
werden, indem man den Inhalt des Gelesenen lateinisch erzählen lasse.
Mit dem letzten Punkte können wir uns in unserer dem Lateinsprechen
völlig feindlich gesinnten und schon dem Lateinschreiben abgeneigten
Zeit nicht befreunden, wohl aber mit den drei Vorstufen. — Hiernaeh
werden Mittel angegeben, wie die Leetüre der Classiker beschleunigt
werden könne. Das erste Mittel sei die Goncentration des Unterrichte^
speeiell dass die schriftlichen Arbeiten sich an die Leetüre anschließen.
Zweitens sei alles fernzuhalten, was weder für das Verständnis der ge-
rade behandelten Stelle unumgänglich noth wendig sei noch für die Zu-
kunft das Lesen fördere und beschleunige (hiebei gute Bemerkungen
über cursorische, statarische und Privatlectüre). Drittens müsse alles,
was übersetzt werde, treu und geschmackvoll übersetzt werden ; aber man
lasse nicht alles übersetzen, was gelesen werde. — So im lateüiisohent
so im allgemeinen auch im griechischen Unterrichte, nur dass bei leti-
terem in den untern (blassen insofern Änderungen eintreten, als die
Schüler bereits eine verwandte Sprache kennen gelernt und größere Gei-
stesreife erlangt haben.
Villach. J. Rappold.
Erste AbtheiluDg.
Abhandlungen-
Zu VergilAem 1,393 ff,
Aspiee bis senos Jaetantis a^ine cjcdos,
At*tberia qiioa lapsa plaga lovU ales apetto
turbabat caelo; nunc terras ordine longfo
aut cüpere aut captas iam despectare videntttr:
ut r«duceft illi Ixidont Htrtdentibns aÜB
*?t coetu ciiixi^re polum cantasqae dMere,
liaud aliter puiipesque tuae puue^que tuorum
aut portütn tenet aut pleno subit ostia velo.
^Sich, ein Vogelzeichen, das ich dir deaten wilL Zwölf Schwäne
scheuchte vorhin , während wir spracbeo « unter dem weiten Himmel
ein Adler dnrch- und auseinander , genau wie die zw6lf SchifiTe, die
du noch vermissest, der Sturm in Unordnung über die MeeresflÄche
dahinriss. Der Adler hat von der Verfolgung der Schwäne abge-
lassen , — der Sturm hat sich gelegt. Schwilne wie Schiffe suchen
sich zu vereinigen und streben nach einem Sammelpunkte hin. Froh-
gestimmt «ach überstandener Gefahr fliegen die Insassen der Schiffe
dem Lande, die Vrigel der Erde zu, nicht in einem dichten Klumpen,
sondern in der langen, unregelmaGigen Zickzacklinie, in welche die
Gefahr f»ie aufgelöst hat (ordine longo 8115 ^ agmine 393), Beide,
Schiffe wie Schwäne, gewinnen dr.her den Sammelplatz nicht alle
auf einmal. Die Schwan») — du kannst es sehen — nehmeu theils
soeben Platz {terras capere mdentur), tlieils sind sie noch im Fluge
begriffen und beAngetn von oben herab die von ihren Ge-
ftfarteu eingenommenen Platze, sie sich mr Richtung nehmend
{captüs dc^pcctare ridffitur). Die schon unten sind, schlagen mit
ihren Flngeln, dass es nur schwirrt {ludunt stridentibus aÜB): die
später kommenden und daher noch oben befindlichen — sie fliegen
von allen Seiten dem Sammelplätze zu und erscheinen daher nahezu
wie ein Kreis am flimmel (eoeiu einxere polum 'sie haben im
Zusammenftuge den Himmel umringt^) — antworten mit
Jaheltönr^n {mntu$ dederf\, Gorade ao hat ein Theil deiner Schiffe
den Hafen schon gewonnen, der Rest nähert »ich mit voll- ''u,
von der hoben See ans die schon im Hafen liegenden Fahr h
zum Zic^lpunkte nehmend. Signale werden getauscht, und um bO
flreadigereij Jauchzen gibt dem Jubel Ausdruck, je geringer die
Zwischenräume twischen den noch In See befindlichen d^mBAl^\i
732 Zu Aen. II, 442 ff. Von E. Eidder,
coDcentrisch zueilenden Schiffen werden , und je mehr sich diese im
Herankommen zu einem Bogen zusammenschließen.^
Diese Erklärung, die es weder nöthig hat, ein vozeQOv tt^o-
TßQOv ZU statuieren , noch irgend einen Buchstaben der Vulgata zu
ändern, hätte Kappes, der mit Becht an dem meistbeglaubig^n
Texte festhält, ohne Zweifel auch gefunden, hätte er weniger außer-
acht gelassen, dass es sich in dem Vergleiche um kein normales
Niedersteigen von Schwänen handelt. — Zu der gegebenen Para-
phiase , die hoffentlick nach keiner Seite hin die Stelle unerschöpft
lässt, sei nur noch die Bemerkung gefügt, dass V. 398 aut coetu
cinxere polum allerdings deutlicher gewesen wäre , als e ^ cinxere^
dass aber hier, wo der relative Theil des Vergleiches im Begriffe ist,
dem demonstrativen als eine in sich geschlossene Einheit gegenüber-
zutreten , die Zusammenfassung der beiden Parteien der Schwäne zu
einer Summe wesentlicher war als ihre Auseinanderhaltung durch
eine Disjunctivpai'tikel , wie etwa im V. 396. Die Schwäne sind
reduces^ „geborgen", als ganzes, darauf kommt es an, reduces wie
die Gesammtheit der socii 390, wenn auch von diesen noch welche
außer dem Hafen sich befinden. Der Eemgedauke des schönen Ver-
gleiches lässt sich so geben: Ut reduces sunt cycni illi, et qui ludunt
alis, et qui polum cinxere, ita et socii tui reduces sunt (390); aut
portum tenent aut subeunt ostia.
ZuAen. II, 442ff.
Haereut parietibus Bcalae, postisque sub ipsos
Ditontur gradibus clipeosque ad tela sinistris
protecti obiciunt, prensant fastigia dextris.
^Sie klettern auf den Leitersprossen empor bis hai*t unter die
— Thürpfeiler?' Das kann es wohl uicht heißen, obwohl man
dies am ehesten unter der Vocabel postes sucht. Oder wenn es dies
ist, dann können füglich mit den gradus nicht die Sprossen der an
die Wände angelegten Leitern , sondern müssen wohl die Stufen der
Haustreppe verstanden werden. Dann aber ist die Schilderung des
Sturmes auf das Dach unkünstlerisch und unangenehm unterbrochen
durch die Abschweifung zu dem Kampfe um die Hausthür , der doch
erst 469 ff. detailliert ist. Das ist wohl nicht zu glauben , sondern
jene Worte sind das zweite von den vier Gliedern , in welche die
Schilderung der Bemühung der Danaer, des Königspalastes von oben
Herr zu werden , zerlegt ist. 'Leitern sind angelegt an die Wände,
diese hinan klimmt griechisches Kriegsvolk; sie halten mit der Linken
den Schild vor und suchen mit der Rechten das Dach zu erfassen.*
Dass diese vier Gedanken als Momente einer und derselben Handlang
zusammengehören, hat Kappes ganz wohl gefühlt; aber die Art,
wie er das unbequeme poateß zu erklären sucht, ist etwas sonderbar,
ich will nicht sagen sprachwidrig. ^Fostis sub ipsos^^ merkt er an,
^von unten hinauf an den Thürpfosten.' Und dabei gradibus ? Schwer
vorstellbar , in der That. Alle die Leitern , deren doch recht viele vx
dfinken sind , sollen also gerade an die Thürpfosten angelegt sein?
J5tt Aen. II, 479 «f. Voö E. EkhUr.
7$S
Die würdet) ju — abgesehen von allem undereu — die Beieuner der
Thflr (441, 469 ff.) gewaltig hindern. Neio, das Wort po st es muss
an der vorliegenden Stelle eine ganz gingul&re Bedeutung haben.
*Bis hart unter die Dachpfosten klimmen die Bedränger^, diesen
Sinn fordert die Stelle unabweisbar. Diese Dachbalkoo werden ru
denken sein als ein wenig nber die Wand hervorstehend und an den
Enden , Boweit sie von unten sichtbar Bind , vergoldet \ es sind da?
eben die auratae trabes 448, die „hochsch webende Zier der Ahnen *",
die, sowie das Hausdacb sueceesive eingerissen wird (Darilanidae
ioia domorum culmina convcUunt 445 f.), auf die Be&tdrmei' herab-
gewäkt werden (449).
ZttAen. II, 479ff.
lp»e inter ijrinios correpta dara hipenni
limina perrtirnpit postisqae a cardiiie velUt
aeralos; iaroque excisa trab« firma caravit
robora et ingentem lato dedit ore feaeatnua.
Um in das genaue Verständnis der einzelnen Momente dieser
Scene einzudringen, in der es sich darum handelt, ein wohlver-
rammdltea und wohlbewachtes Thor mit möglichst wenig Zeitaufwand
einzustoßen , wird es nicht übertldssig sein , sich die Bauart eines
solchen Thoi-es xu vergegenwärtigen, — Wenn auch angenommen
werden kann, dass das Thor des Priamuspalastes von Yergil zwei-
flägelig gedacht wurde, so genügte es schon, einen Flügel einzu-
rennen, nui sich Eintritt zu verschaffen. Jeder der beiden Flügel
drehte sicJ» auf Zapfen, die in die Ober- und Unterschwelle einge*
lassen waren ^ eine Construction i wie man sie jetzt noch an Thoren
von Scheunen, Höfen usw. sieht. Wenn nun, wie als gewiss ange-
nommen werden darf, die ThorÜQgel sich nach innen öffneten , so
waren rechts und links die Randbalkeu des Thores, die die Zapfen
in sich trugen, durch die Thflrpfostt^n gedeckt, und die Thurwaud
•Hi^k ich, wenn das Haus geschlossen war. glatt an die Schwelle«
Dt'i _ it»s Unternehmeuij nun, einen der ThorflOgel seines unteren
Zajffens zu berauben, hing natürlich davon ab, dass es gelang, die
Tbürfüllung oder den Thöipfusten derart zu beschldigen, dass die
untere Partie des den Zapfen in sich schließenden Balkens bloß-
gelegt wurde. Zu diesem Zwecke miujste zunichst der ThOrpfosten
aus dem Schwelibalkenf in den er eiugelasseu war, gleichsam heruus-
g<M nien, damit er seinen unteren Halt verliere. Sodann war
tb iig, ein Stück des Thürpfostens durch Beilhiebe, die iu
einer gewissen H5he Ober dem Boden und |»arallel tu diesem gefQhrt
wurden, abzutrennen, worauf es herausgenommen worden konnte.
Doch damit war es noch nicht genug; denn gesetsi solbst« dass man
nun ichon den Zapfen in der Fuge zwischen Thttr und Schwelle
blinken sah, so ging es doch nichl an, ein so starkes Metalbtück
mit schräggefQhrten Aithieben entzwei zu hauen. Ein ganzes Stück
der Thor, die untere Ecke, der Sitz dos Zapfen.^, ujusste noch ai;»
dem Zna&nimenhange mit dem Ganzen gelöst werden» um dem Thof -
7S4 Znr Exegese Ton Soph. Philokt. y. 144 ff. Von H. Löwner.
flügel den Halt in der Schwelle zu rauben und ihn durch Schl&ge,
die nach innen gerichtet waren, nach vorwärts fallen zu machen (49S).
Die hier gekennzeichneten Phasen einer ThorbestQrmnDg
lassen sich nun ohne Schwierigkeit in den Versen Vergils nach-
weisen. 1. Limina perrumpit ^ er durchbricht die Schwelle am FoAe
des ThQrpfostens bis auf den Grund , 2. er sucht die erzbeschlagene
ThflrfQllung von der Gegend der Angel wegzureissen (480) dadurch,
dass er trabem excidü (481); als ihm dies gelungen {excisa trabe),
gelangt er endlich 3. an das firmum robur der Thür und macht eine
ingens fenestra lato ore hinein (482).
Diese, wie mir scheint, allein richtige Erklärung ist an die
Hand gegeben durch Vergil selbst , der Aen. VI, 552 ff. dem Thore
des Tartarus columnae (d. h. Säulen , welche die Stelle von Pfosten
vertreten) aus blankem Stahle gibt, ^vis ut nuUa virümy non ipsi
exdndere ferro caelicolae valeant.^
Wien. Edmund Eichler.
Zur Exegese von Soph. Philokt. v. 144 t.
NED. vvv ^/r, fatos ydg ronov iaxttriäg
nQoatiiiv i&^Xtig ovriva xetrcu,
6(qxov S^agatov ' onorav 6i M^Xtf
S^vog o^Cxrii^ xtavd* ix fiildd-qtav
TtQog ifiriv afel X^^9^ Tipo/w^oJv
neiQcS To nagov d-egansveiv.
So lese ich die angefahrte Stelle mit Schneidewin-Nauck (VU.
Aufl.). Gegenüber der früheren mangelhaften Interpunction in diesem
anapaest. Hypermetron, wo wir bloß nach d-agacSv einem Kolon begeg-
neten— ich verweise beispielhalber u. a. auf ältere Auflagen der Aus-
gabe von Sehn. N. — ist es nicht zu verwundern, dass Übersetzung
und Erklärung obiger Verse manchen gerechten Wunsch aufkommen
ließen. Durch die beiden Kommata nach vvv (tiiv einerseits ^) und
odizrjg andererseits, scheint nicht nur jede Schwierigkeit bei der
Interpretation des Systems überwunden: es ist auch ein woblthuender
Parallelismus erzielt, den ich durch nachstehendes Schema zu ver-
anschaulichen mir erlaube :
A. vvv jLtkv diqxov &aQam'
A|. onÖTttV ^k (Ji6kij Setvog odirrig
B. fatog yaQ ronov iaxtniag ngoaiSilv i&^Uig ovtiva xiirai
Bf. rmfd* ix ficld&Qtov nqog ifJi7\v a/el/ct^a TiQoxtaq^ t6 tiuqov S-€ga7riv€iv
Es fragt sich nun, wem Neoptolemos die in diesem Hyper-
metron enthaltene Ordre ertheilt. Unmöglich können wir mit Muff
(S. 236 ff. „Die Ghorische Technik des Sophokles^) hier an den
ganzen aus 12 Mann bestehenden Chor denken, der das Innei*e der
gewiss räumlich beschränkten Behausung des Philoktetes betreten
hätte. Diesfalls wäre der Begriff ngoaiäeiv nicht klar genug gefasst.
Wie sollten wir uns dann das rasche Entweichen aus der
Höhle — denn darauf lassen sonder Zweifel die Worte: twvö* Ix fie-
') Wodurch sich natM\c\i vich das Interpunctionszeichen nach
ßrfirat erklärt.
Zur £xege9« 7on 8opb. Pbilokt y. 144 f. ?oo H, Lömter. 1$!^
Itx^^oy ^^(^aftevEiv schließen — m erklären habtn? Be?or
wir diese Frage endgiltig löseii, halte ich es für angezeigt. Einiges
an die MufTsche Theorie an^nknöpfeD. Es ist das Verdienst dieses
Gelehrten durch seine oben citierte ^Technik* nicht unwesentlich
zum Verständnis des antikea Chores speciell bei Sophokles beige*
tragen su haben« Ganz richtig hat er auch für die kommatische Pa-
rodos im Pbilokt. (135 — 218) die Theorie der Hemichorienverthei-
lung durchgeführt, so zwar, dass wir mit Muff ohne welches Bedenken
Str. a 135 — 143*) dem Koryphaios zuweisen, w&hreud Antistr. a
150 — 158 der Farastat erhält. Die Consequenzen aber, die M. aus
seiner Theorie in diesem Falle zieht, stehen im Widersprach zu
seinen diesbezüglichen Behauptungen» Wenn er 135— 144 dem Kor.
zutheijt, so gebärt diesem auch die Weisung, die das System ent-
hält, folglich hat der Koryph, die Höhle zu betreten und nicht, wie
Muff p. 240 a. a. 0. zu 159—161 meint der ganze Chor, und wenn
wir des weitern noch den Umstand geltend machen, dass die Hdhle
einen doppelten Ausgang hatte und die Angst verratheuden Worte
des Parastaten (Antistr. a : viv Si fioi Xiy\ aiKag notag Bvaä^og
vaUi mt Xiomv tiv iV«!. to yotQ iLtni ^ax^dv ovx aftoxaiQtm^ u rj
TtQoan tatüv ^i^ Xai> i] no&iv ..,.,die dieser nach dem Re-
citativ T. 144 f. an Neoptol. richtet, würdigen, so liegt die Vermu-
thung nahe, dass auch der Parast. Tielleicht die H6hle betreten
haben mochte. Das (noth wendige) V^erlassen der Höhle für eine oder
fftr zwei Personen ist doch gewiss rascher bewerkstelligt, als weuu
swdlf Personen diese Aufgabe zugefallen w&re. Zadom geb«n wir zu
bedenken, ob denn die ärmliche Wohnst&tte des Poiassohnes, die
wir uns doch schwerlich geräumig denken können, soviel Mannen
fassen konnte. Nur unter dieser Voraussetzung lAsst sich das
vorliegende Problem in befriedigender Weise lösen* Die Anhalts*
ponkte für das Erbringen des Beweises unserer Behauptung gibt
uns das Eypermetrou salbst an die Hand. Das Verb n^mduv ist
in diesem Falle einem uajßaivuv oder ilaiq%io*Jm gleich zu siellon»
Sagt ja schon der Scholiast zu dieser Stelle : viy fdv ua^Xxhov qqu
raf TO/to^, während die Worte: ra^rd'ix fiika^qw¥ n^og i^tjy
aUl x^i^^ aichts anderes besagen, als , rasch dann aus der
Höhle heraus", um erforderlichenfalls ira Verein mit den Übrigen
Chorpersonen dem ro tra^av ifiQUHivup gerecht zu worden.
Ich behaupte demnach, dass die obige Weisung dem Kory-
phaios gebart, der entweder allein oder mit dem Parastaten gleich*
aettig die Höhle betritt, während inzwischen der äbrige Chor ge-
wis9ermafien als Wachposten in der unmittelbarsten Nähe der Be-
haunong des unglücklichen Helden Stellung nimmt, um, sobald es
die Umatände erheischea, dem Koryphaios eventuell auch dem Pa-
rast, ein Zeichen zum Verlassen der Höhle zu geben, damit diese
sodann gemeinschaftlich mit den zehn übrigen Chorpersonen ihrer
Pflicht nachkämen.
Eger. Heinrich Löwner.
'} Unser Hypermetfoo Ist iwischen diese beiden Strophea eltL^\A^.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Sophoclis tragoediae rec. et ezpl. Wunder, Yol. I sect II continens
Oedipam Regem, editio v, cur. N. Weckleiu, Lipsiae 1880,
Teubner.
Wecklein hat die alte Wundersche Ausgabe, ohne deren Ein-
richtung im großen und ganzen zu ändern, einer sorgfältigen and
bis auf kleines und kleinstes Detail eingehenden Revision unterzogen,
die, auf Einleitung, Text und Gommentar sich erstreckend, das We-
sentlichste von dem, was seit Wunder för Kritik und Erklärung des
Sophokles geleistet ist, in geschickter Weise verwertet — allerdings
mit Einer nicht unerheblichen Ausnahme, insofern die anerkannt treff-
lichen ^Beiträge zur Erkl. u. Kritik des Soph.' von Kviöala (Bd. lY,
Wien 1869), deren Benfitzung der ersten Hälfte der Tragödie bis
634 ff. (=: 655 ff.) sehr zustatten gekommen wäre, unbeachtet ge*
blieben sind. Desselben Verfassers ^Studien zu Euripides mit einem
Anhang Sophokleischer Analekta* (Wien 1879) werden zu v. 618,
stillschweigend zu 990 und 1103 berücksichtigt.
Eine vollständige Umarbeitung hat mit Recht die Einleitnng
Wunders erfahren, indem au Stelle der ^fabula Oedipi, qualis ab So-
phocle ad scenam composita est' die viel nutzlichere Erörterung über
die Gestaltungen der Oedipussage in der griechischen Literatur ge-
treten ist. Mit manchem freilich, was dort als sicher oder wahr-
scheinlich hingestellt wird (vgL t, B. p. 7 Id autem perspicitor, ab
Homero ignorari liberos ex maire Oe(^ipo prognatos, ibid. Verum
recte oculos excaecatos Welckerus Thebaidis Oedipo tribuisse videtur
— und die Behandlung der Stelle des Athenaeus XIII, p. 603 A)
können wir uns nicht einverstanden erklären. Mehr äußerliche Än-
derungen, die Wecklein vorgenommen hat, betreffen die bei ihrer
Mühsamkeit um so dankenswertere Vertauschung der Citate aus Mat-
thiae und Rost mit den entsprechenden aus Krögers Grammatik und
die Verarbeitung der Excurse und der bei Wunder von dem eigfent-
lichen Gommentartexte getrennten kritischen Bemerkungen in den
Commentar selbst.
^V. Wecklein, Sopboclig tragoediae, angez. tod K SdntberL 7IT*'
An mehr denn 50 Stellen weicht W^cklein von Wunders Text
ab, an beiläufig: ebensoviekn theilt er (oft eigene) Vermuthungen
mit, obne dieselben in den Text zu setzen. In der Mehrzahl der F&lle
ist die Abweichung von Wunder zugleich Abweichundf fon der iTber* .
liefemn^, während etwa 16 mal die ?an dem älteren Herau8)^eber
verl&H»ene Lesart des Laur. restituiert wird und zwar überall m it
Recht ') bis auf 350, wo Bruneies Änderung xori yrot- statt xai ttöI,
wie das nt<p€iya des folgenden Verses zeigt, das einzig richtige —
471 (in niTQaloQ 6 rar^o^ erncheint die di recte Bezeichnung des
flüchtigen Mörders durch u tavQOt; zumal noch 468 rov adr^Xoy ür*
ÖQa und wegen der Worte ^uX^oq ii^A/^a . . . djr(yvooq>i\^vit' ^iar*
ztla unstatthaft) — 644 (das unmetrische xm iüt zn streichen) —
670 (es ist wohl zu achreiben tavi-y f evno^nog il yi%*öio\
Die von Wunder beibehaltene Überlieferung des Lanr- ändert
Weckl. mit Hecht an folgenden Stellen: 1^7 idvruK^M st avti-
atit*y), 1^5 {tav vor niqqioqiov eingesetzt), 506 {TolnOi; st. tov
7t^(;), 522 {n'kox-iov nt. inXri^ov^), 715 {^dXcL^ %i. ^liyag)^ 865 f.
i^^piov fit. dv^ttj» und iv^Etai st. ^Q^Biai), 1070 f. {natqoQ nt~
laa&äia at. n^ojcilaadtio u 14H2 {rtv lig st. oättg) und wohl
auch 260 (yrav st. 7rav€\ Laur. pr* : fravr*)» 669 {eakivoiüay st,
dXioi'aciy). — ^Mitünrecht dagegen an folgenden : 18 (U^^tS^ st.
Ug^Q, Laur. UQsig)^ 209 (rrcix/r^r | d(idi st. n€V^^ 'tri n\ui dera-
k'emaß in der Strophe fo vor Zsv ^^ettlgt; liinter ayXaüiTri ist ein
Wort wie vin^ii^t} oder dgl ausgefallen), 378 (üv^x st, nvvB%\
•^iehe Kvicala a, a, 0. p. 120), 52Ö (I; ovjt st, %ov% Kvicala p. 132),
849 {'/da' dvaßäa st, tlam^aßaa), 869 (^loeracely st, x"^^"^'»*)»
901 (yMi* st, yivoitX 1041 {^x^öm- st ^aiQ^iv), 1167 und 117,^
(tK^atrflB st, fy^drrjaag und dvtaca st. uvtatac)^ 1208 {u6Qpi&*
«t, t^deu£v, Laur. y^d€tiaiv\ 1256 (xoza st. xaxcr), 1296 (^^4iv
9t. ijpfji^^ii')* 1306 (Beseitigung der zweimaligen AnadiplosisV
Unter den von Wecklein empfoh Ionen, aber nicht in den Text
^tzt^n Conjecturen erscheint auf den er8t»»n Anblick sehr be-
ehend die zu 825 f. geäußerte: tdv ys Aatov ipaviJ \ XQ^J'
ü^iip divLctUag ogd'ov (ähnlich, aber viel gewaltsamer Nauck: tov
y€ ^oSiov (fayii | x Q f; ^ f^ ^ v dtKaUog 6(^6v, oc yB ytdiov
diilni, .) stillt inv yB y/atov (fovov \ q>av€l Öiv^nuni; oq&ov, .
bin ich überzeugt, dass durch Ändoruug eines einzigen Buch-
• der Stelle aufzuhelfen ist, nämlich du ich die Änd<^ning von
(fftfOP tu (foßov, TgL 694 f, ovie ^aiof to rfeirriv, «tqpa-
(i€lto. Allerdings wäre Jokastes Trost fttr Oedipus erst dann ein
vollgültiger, wenn dieselbe darthun könnte, dass auch in dem Falte
wenn der Hirte bei seiner früheren Aussage von den mehreren
Bftobern nicht vttrblivbe, Oedipus keineswegs der M5rder sein k^nne:
'j V, 8 von Wtt. »theUcrt^ von We. wieder einge«eUt, 48 ngoS^k^
;i/iiv% Ä>^ - 'f. 216 «tiJ. 217 tiaroq, 321 f. wkMl»r d r »v * . .^^
mgetbi»il VVu.: tnv fym)^ 907 fttx*U MOl ytiti 7
^'^^yotrfit, .„ ^, ,,..,ir.*itat ^vder vielmehr jf^fitTiii)^ von Wu. •: ... i,
1447 »c.
7f8 N. Weekiein, Sophoclis tragoediae, angez. Ton F. Sdnubert,
aber mit großer psychologischer Wahrheit und tief tragischer
Wirkung lässt der Dichter sie, die den inzwischen neu hin-
zugekommenen, detn Oedipus so yerd&chtigen Umstand der TQi'
nXal äfjux^iToi (v. 702) nicht weiter beachtet, in genau den-
selben Gedankengang Terfallea, wie 680 ff. — Zu den wirklich
billigenswerten von Wecklein aufgeftthi*ten Conjecturen dflrften
jedoch zu zählen sein: ▼. 180 Naucks axäv naQaßcjiuov st. amäv
TtaQcc ßcifxioVj 692 Musgraves aßazov eig st. dg aßecrov (Porson
praef. Hecub. XIX), 781 Döderleins oxovg st. oxov, 1076 Wilamovitz'
kXiTUomdiav st. EJUxwvidwv (Laur. ehxwviddwv), 1100 Beiskes
fivfjfifjQ CLTto st. f^vi^fxrjg vno, 13dOM«inekes OfioXexrjg st. Ofnoyevrjgf
1367 erc (in untergeordneten Hss.) st. ort, 1377 f. Burges' gegen-
seitige YertauschungYonxcrilvi//orr' undexQlipttT^ 1494 Naucks x^^cay
i&ifiig) oder Stanleys edei st. Iddv. Vielleicht sind endlich auch die
Verse 1390 — 1394 mit Meineke hinter 1381 zu versetzen (nicht
mit Enger nach 1378 [wohin sie dem Gedankenzusammenhange nach
allerdings sehr wohl passen würden], da offenbar gerade das drei-
malige aH* in 1382, 1390, 1394 die Verwirrung kann veranlasst
haben und durch Engers Transposition das unschöne Homoioteleuton
— iad'^ STL in zwei unmittelbar aufeinderfolgenden Versen entstünde)
— und ist na(;h 1411 der Ausfall eines oder mehrerer Verse anzu-
nehmen.
Heilungsbedärftig, ohne dass jedoch die Vorschläge bei Weckl.
besondere Wahrscheinlichkeit hätten, sind die Stellen : v. 193 re-
Xei yaQ ein vv^clq>f], tovt in tjfxaQ eQX^^i- (Arndt: aei st. t6-
Xei; zu erwähnen war Kviöalas die Conjectur Bergks TsXei yaq' si
Ti etc. wesentlich verbessender Vorschlag reXel yaQ, d, to (d. i. o)
vi^ Q(py^ tom In fj^iag i'Qxerai. Aber sollte nicht ßelei st. vilsi
genügen ? 'Wenn die Nacht etwas mit ihrem Geschoss ver8chont\
d. h. dadurch, dass sie das Geschoss gar nicht, oder doch wirkungs-
los entsendet. Zu vergleichen wäre mit dem Ausdrucke ßilei ci(pi]
Ai. 373 og X€^i (div (tisd-ijxa Tovg dlaazogag. Auch wenn hier
mit Nauck x^Qolv [Laur. X£^( fiev] geleseu wird, dürfte x^Q^^^
nicht als Genet. gefasst werden, da die Gegner des Aias ihm nicht
ex manu, sondern bloß manum effugerant. Zu dem Schema, wodurch,
wie man sich auszudrücken pflegt, res pro rei defectu gesetzt wird,
vgl. Ai. 674 deivtSy x avifia TtvBVfiaxuv ixoifiiae aTevovra
novtovy znßilog im Sinne von^Krankheitsgeschoss' — denn das wäre
jenes '(tödtliohe) Geschoss der Nacht' — II. 11, 269 tog d' oV ar
wdlvovaav i'xi] ß^log 6§v ywaiKa, Theocrit. 27, 28 x^^^^o^ ß^'
Xog ElJUi&virjg), 355 (Brunck: rj \neiQ^ loywvy vgl. KvKfala S.
119), 621 f. (Wockl.: ÖQaaai diTcaioi, d'ovaroy kxxQivag ifxoi, der
Sinn verlangt statt v. 622 etwa fnij y^g anüaai (x iAX dnoTtrU"
yai Xaßiiv)t 642 (Dindorfs^^£va$ scheint wahre Emendation;, 1195
(Weckl: lalifxiov; probabler ist ohne Zweifel Burges* lav x^^^ st.
iaxd(oy Laur.), 1286 (Weckl. xeXadei st. dianhaxai^ es ist aber
vielleicht einfach nhavai zu schreiben; 1443 schlägt Eviö. Stud. zu
Earip» 1 101 vor : yvovg ttiv naqog orjv veQipiVy i] a elxsv ndkat.
N, Wicklein, Sophoclig trigoediAa, wge%, ron F. Sdmbtrt» IM
ÄQ Ttelen Sielleti bringt WeckK eigene oder fremde Con-
jectnren bei» wo Bjrh gegen die Überlieferung gegrQodeto Be-
denken uicbt orhebori: 159 (das echt griechische Auakoluth ist nicht
durch aviofi* st. a^ißQot* 2U rerd rängen ; die Wiederholung von au*
(i^ot nach dem a^tfiQOze des vorhergehenden Verses ist om so we-
niger anstößig, weil Strophenabschnitt dazwischen tiegt)^ 212 (am
Gedanken ist nicht zu m&keln und der Ausdrnck rf^ vficii* &' vnt^-
Qiidy Wühl ebenso gut möglich wie vocmg in^txoiQt^acti Xen. Mem,
1, 4, 13, t(ii htitti emxavQovvTai: ßesp, Lao. 2, 7; vgl. auch Fallo
ans dem Lat. wie die von Naegelftbach Stil S, 334 erwähnten), 415
(We. ftiX<ß9 6t> ki^tr^y)^ 417 (Weckl o^itov or st, ov dfmmci, 489
(Wei ^iififpofiiyiov nv^i, M^l^*^ ^*')' I>4H(S€brTeidew. : akl* i'axofnv
8t Tra^a^fo/iev, vgl. jedoch Kvii^&la S. 134), 5ß4 lieimsöth r mg i'x'^
I cig iyw, siebe KviOala S 135), 683 (Heims, d^p toö* dv rXahjv,
to die Cberl. ist richtig; zu «y zXaim ist wohl nicht mit Erfurdt
tiDd Wunder atis (imifvvi}*; in erguüz«?D oqtiv, sondf»rn i^aarijg TtjOtSe
rfjg yviüut^g (pvvm aus dem vot'hi?rgehe«den Verse), 653 (We: no-
^eiofiai st, jioQiiüoiiat], t><i3 (Härtung: jfa^mg Kai y.aiaftßXv'
v£tg st. fffjt^tiig xai Kataitiiki'vwvj^ 6^6 (Härtung: u a ivoaq't-
Co^ay), 682 (We: fiavnxrjg bx^v fiiQog st, ftavwintrjg ixoy liX'
r^gSf ^^^ genet. ist entweder als partitiver zu fassen — ohne dass
* Bwegen die von WeckK beibehaltene mechanische ErklArang
' WnnderSt das« das Simplex geradezu statt des Compositams /tte-
rix^^y stehe, zu bilHgen wJire — oder aus substantivischer Gel-
tang des Particips, somit als objectiver, zu erklären, vgU o r^xcuy
aimov und Lobeck zu Ai. 360). 714 (We: eVwi' k'ßr^ st, ijßr^g
e/cuy), 737 (We; oV dt^ij^ /r<aro^ st. oV av^ dnv^Mg; der Sinn
ist 'soweit eben bei einem Sciaven von Würdigkeit oder Ver-
dienst die Redü sein kann* vgl, 1087 niatog wq vo^avg dvr^q),
753 (Heimsötli: naquimtiv st staq tnvt^r, iy diinwtng und
naq omfi können recht w<»hl neben einander stehen, da jenes
der allgemeinere, dieses di' !^?, einen Thoil des dalrrvov, dan
avpnoaioy, heTAnc\\ni*ni\e .. , ist), 767 (Nauck: HKua^ov-
fUrog st ixfneiQoviuyog; vgl. Naucks ebensowenig berechtigte Con-
i^cinr %€Hfta^tjUvop St. nai ^ietgoi^avop Ai, 5)^ 813 (Blandes:
ayog st nd&og), 832 (We, scharfsinnig aber ftberflOssig tov Qy^d-
l4^ st Tfjv f^öVi;!'), 1002 (We: Iw Ötom st, ir Kaxmg ut. vgL
Bellermann z, d. St Anhang; w&ro eine Conjectur noth wendig,
!50 würde sich oj / ! Laur. iv v^at^lg] um besten cmpfetileu,
worin ich, wie ich .,'lich sehe, mit Kock [dymkmg /i«] zu-
sammengetroffen bin). lU6ü ( We: rj^t st aifQtnv). 1075 { Vöfcker:
üä ^tfipa st ivfffjfta; dieses geht txut €v^axiiv oder ^v^frma^at
in der Hedeutmtg ^atch erwerben, Terschaffen' zurück; vielleicht liegt
gar «in verstecktes \Vort5spiel — vgl, {r^r;uci mit f-gnmov — tu
Bezug auf o Kvkkdvag dtdaaiür = 'E^f*fig vor)» Uli fWe: i^^-
mog Bt. viog), lY Hl (Wb: yi't^ st liitrv), 1252 (AVe: fjQaGa
ift^ßütt^y (!) ßliq^af^a 5tt, inmQutv)^ 1291 (We: dfttr^Sa/^^fafor st,
ät^ovgiaiäv; aber es kann kein Zweifel sein, dass das Wort ^nicht
740 N. WecMein, Sophoclis tragoediae, angez. von F. ScMbert,
wieder gut zu machen' eigenth ^nicht [schwer] wieder unter gün-
stigen Wind zu bringen' bedeutet), 1343 IVt st. nonB, Atheteso ▼.
1363, 1366 (We: o^aipiov al^i ac st. a'ixov^ov al/Aa), 1410 (We:
^€ci;>' oder ^x d-euiv st. ovrcug, das aber gerade dem 'nexos senten-
tiarum* YortreiTlich dient, indem es nicht ohne Bitterkeit aof das
ovTCjg von 1408 zurückweist: ^unter so bewandten Umständen also'
— d. h. trotzdem dass die Antwort des Qottes so lautete. .), 1429
(Arndt: aiXrj st. mirj; die Stelle verliert alles Befremdliche, sobald
man ^m e i n Tisch im Sinne von ^der ihnen v o n m i r gebotene Tisch'
fasst und wegen der Zusammenstellung von x^Q^ ^^^ ^^^^ zovd*
avdgog sich an Stellen erinnert, wie 0. B. 57 vavg egrjitiog ay-
dgciv fit) ^vvoixovvvijv eacci), 1449 (M. Schmidt: nQOvaiXrjOonf st.
TtQOv^ivr^aaVf worin die höchst treffliche bittere Ironie nicht hätte
verkannt werden sollen, die an die ^eivia des Ares Archil. fr. 7,
Soph. El. 96 vgl. Ant. 139 und das ^eivrjiov des Polyphem Od. 9,
370 erinnert), 1460 (WeiTOiaw' oveidrj Xafxßaywv drlkri^ovS)^
1488 (Weckl.: xomu) 'g)ilj] ftov). Auch 1103 f., wo We Conjec-
turen vorbringt, macht man sich wohl nicht einer Erklärung ä tont
prix schuldig, wenn man tov Kii^atQwvog t67COv (allerdings nicht
mit Wunder als Accus, des Zieles, wohl aber) nach Ai. 30 nrfiuhfta
Tiedia^ 845 tov alnvp ovqavov dcfpQrjXaTuiVy 878 als Accus, des
Raumes, über den hin die Bewegung sich erstreckt, innerhalb dessen
sie stattfindet, auffasst. In den folgenden Worten (wofür der ein*
fache prosaische Ausdruck rjiLiog . . aUfjloig STilrjatai^oiiUv, 6 fiir
dijrXoiai noif^moig, iyio d kvi oder r^/nog . . 6 fiiv dinloiai noi-^
/tivioig ifiiol [inXrjaia^ev], iyu) d^ evt EnXrflidC^ov avrtp [rt^de
tavögi] zu lauten hätte), scheint mir keinerlei Schwierigkeit zu
liegen. —
Die Stellen, an denen Wecklein Wunders Text ohne wei-
teres oder mit eingehenderer Begründung beibehält, trotzdem
dass Änderung geboten waren, zerfallen naturgemäß in zwei
Hauptkategorien, je nachdem a) die von Wunder ohne Noth verlas-
sene Überlieferung nicht wieder in ihre Rechte eingesetzt oder um-
gekehrt b) wahre Emendationen, die seit Wunder gefunden sind,
nicht aufgenommen werden. Zu jener ersteren Olasse rechne ich v.
107 Tiva st. Tivag (siehe Kvi6ala p. 84), 225 das sprachlich unmög-
liche aiXrjg x^Q^^ s^* ^'JUi^ x^ovo^ (bloß i^ ist mit Hermann in ^
'I zu verbessern), 289 deifxaTogTQ£(pu st. dei/narogy* (Laurr*) l';jf€t
(das Hyperbaton des logisch zu jiiigog gehörigen / wird durch die
enge Zusammengehörigkeit der beiden Begriffe entschuldigt, indem
dei/noTog /nigog gewissermaßen Umschreibung des nicht vorhan-
denen Deminutivs von dec^iia ist), 578 alxalkovai st. ixxalovai,
787 Adtov st Aatiii — zur letzteren folgende Besserungen, denen
wohl jeder Heransgeber unbedenklich Aufnahme in den Text ge-
währen darf: 256 M. Schmidts xat v^v tcc naiöwv st. noivtav
TB TtaidioVt 303 Kvi^alas av oder Meiuekes rj st. et;, 481 Kvi-
dalas 7ti}6g o tov dr) ßaaavi^ xfV^^f^^^^S ^^' ^^og orov dt^
ßaaavifi (Xf^ofievog hatte schon Brunck aus den Schollen aaf-
^V. WtdUein, Sopboclls tragoeiLine, an^es. von F. SokmherL 741
g«Doininen\ 518 zh* st, tni^', 519 Schäfera ij it. fj, ^Ob f.
Haages Umsiellusg der Verso 605 und 606, so dass 606 iig
ovx imii^iffw cet. dorn Kreon^ 6U5 wg qp (denn so ist mit K\i^alä
8t. atav zu schreibe d) 7rQnöd^f}fi cet. dem Oedipus zuiu weisen ist,
635 f. Kyf^alas (im wegentlichen an Bf, SchmidU Vorschläge sich
anschließende) Lf^ung top hayij ipiXop ^tfiinot ahiif | d' iv
aif<xvü 'kaymv attpi i-^ßakiiv, (Dagegen habe ich mich nicht über-
zeugen können von der Noth wendigkeit der von K?i^^ Euripid.
Btud. I S. 98 vorgeschlagenen und scharfsinnig begründeten
Versumstellung 987 (1016), 990 (1019), 991 (1020), 98g
(1017), 989 (1018), 992 (1021) — unter gleichzeitiger Änderung
von T^ ftTidevi 990 (1019) zu ri^ firj iv yivii — eine Umstellung,
die allerdings einen trelTlichen Gedankenfortschritt ergibt und auf
jeden Fall von Wecklein zu ei wähnen war. Es scheint mir nämlich
auch hier große psychologische Wahrheit darin zu liegen, wenn ti'otz
der nicht misszuver&töhenden und, wie 988 >iü/^* i\na^ cet zeigt,
auch wirklich nicht missverstandenen Äußerung des Boten in v, 987
oikovvtTA Tjvaoi cot. Oedipus dem Gedanken, mit dem er sich sein ganzes
Leben hindurch getragen, nicht sofort und anf den er^^teu Austoß
entsagt; sondern, an das zweideutige d}X l'aop 989 sich kUimmerud,
mit 6 (fvüu<i 990 zu demselben zunickkehrt. Auch käme wohl nach
K?f&ilas Umstellung der Ausdruck der Überraschung 7fiug ilnag
cet förOedipuazu spät und die directe EnthiHluDg des wahren
Sachverhaltes akX* ov ü iyiivar' c«t, 991 für die weitschweifige
tind absichtlich hinhaltende Weise des Boten zu früh. VüUünils
spricht die natürlich auch von KvLfiala nicht verkannte, aber gerade
zu Gunsten seiner Annahme verwerteto Beziehung, die zwii^cheu dem
i§ iifov von V* 990 und dem taov von v. 989 besteht, für die über-
lieferte Versfolge. Der Ausdruck ttp ftt^£n endlich, der im Munde
des Oedipus den Beigeschmack einer gewissen unter den gegebenen
Umst&oden dem Boten gegenüber gewiss natOrlichen Verächtlich keit
hat, beruht sprachlich auf demselben Principe, wie das Ut. uuUue
dubito und dgl., worüber Nägelsbach Stilist. 225). — Wunders In*
terpunction war zu ändern: 55 {^vp dvd^aan'» ein erkürender Zu-
satz zu tüCTi^Q x^ateig, gehört noch zu Protasis), 87 (xai ra Öv-
canQ* ist Subjectsuominativ zu d tixot^ nicht Subjectsaccusativ xu
ivt^iXdp* weshalb das Komma nach iJyta ya^ zu setzen)^ 490 (die
von Wunder* WeckL missverstandeno Coflstruction ist: ovuof syußy*
av. , , KCttaijfair^v^ [zo nov] ftitufnftfitttv i'rtog n^^oy ilvat, daher
Komma nach löot^i' ; vgl. bezüglich der Wahl eines spoctellen, den
Inhalt der AusKage im voraus andeutenden verbum dicendi z, B. Ai,
741 ditt^vöa , . pifj iSto /ra^i^xeii' und Nauck zu At. 392. Siehe
Kffcala p, 129, 79, 78).
Aus der FöUe der Bemerkungen, zu denen die in znlil reichen
Änderungen, Hinzufügungen und Wegtas^ungen sich bekundende
Revision des Cummentars Veranlassutig ll-WU kiun hier nur
Eiuiges herausgegriffen werden. Richtig sind geändert Wunders
Nottu zu f. 4ft, 113, 183, 188 (rctiricrai nicht = lerga vertere iu-
748 N, Weeüeinf Sophoclis tragoediae, angei. von F. Sdnitbert,
bere, wie Wander zn 185 8qe[. sagt,, sondern z= tergum yertere),
3ä0 (sehr richtig Wecklein: 'imo quod sapplendnm cogitatione, id
actione declaratur. Incipit enim vates abire'), 657 {layiJP nicht mit
Wander abhängig za denken von ayvcig^ sondern mit Wecklein zu
doTCTjOig als gen. explicat. za ziehen), 697, 743 {iv aoi wohl richtig
nach Weckl. Hn animo tuo', nicht nach Hermann-Wunder ^te iadice'),
901, 990 (Erklärung von r^ f^rjdevi), 1048 (doch befriedigt die an
Stelle von Neue- Wunders Auffassung von ßovXi]O0^ai [angeblich
TS ßovXofihii) fioi canxt] gesetzte Erklärung noch nicht ; das Bich*
tjge gibt Nauck), 1055.
Abzulehnen sind dagegen die Änderungen Weckleins zu ▼. 16
und 17 (bezflglich der Plnrale ßtofidiai tdig aoig und ci de avv
yriQff ßaQsig), 157, 216 (/iiij ovx ex(ov tl ovfißolov kann nur be-
deuten ^quin aliquid indicii haberem*, wie Wunder ganz richtig er-
klärt, unmöglich ^nisi aliquod indicium acciperem*), 823 f. (alles
Conjicieren ist vom Übel und richtig ist die Erklärung des von Wun-
der angeführten Scholions; vgl. Kvldala p. 114), 332 f. (wäre oq-
yf]v TTjy i/nr]v seiner Bedeutung nach in directe Beziehung zu
o^avsiag v. 330 zu setzen, dann könnte es nur mit Wunder im
Sinne von OQyTjv, sig rjv iyco aXlovg xivvi verstanden werden d. h.
es wäre das factitive Moment des Erzflruens im Pronomen zu
suchen — vgl. Phil. 1251 ^vv t<^ dtxai(p xov abv ov vagßiS q>6'
ßov — und unzulässig ist Weckleins Annahme, dass ogyr^v schon
an sich hier so viel sei wie to oqyaivaiVi ogyi^siv ^das Erzürnen'
aber ogyrjy bedeutet an vorliegender Stelle vielmehr allgemein ^Sin-
nesart', wider die Oedipus in den Worten u) liayudv -myuüTB und
ccid' aTeyxTog xarsXevffjTog (pavel einen Tadel ausgesprochen hat,
wobei naturlich nicht geleugnet werden kann, dass auf die Wahl
gerade dieser Bezeichnung für den Begriff 'Gesinnung, Sinnesart*
jenes ogydveiag Einfluss genommen. Dass oQyrjy in der That die
angegebene allgemeine Bedeutung hat, lehrt das unmittelbar fol-
gende TTJv ai^v d^ ofAOv vaiovaav *die Dir beiwohnende Gesinnung
d. h. deine Verblendung. An der schon von Eustath erkannten Am-
phibolie des letzteren Ausdruckes hätte Weckl. nicht zweifeln sollen:
denn wie wäre wohl der Dichter dazu gekommen, die gespreizte und
gesuchte Wendung zu brauchen, wenn er die Nebenbeziehung auf
Jokaste nicht beabsichtigt hätte?*), zu 374 (gegenüber Weckleins
höchst wunderlicher Erklärung des de siehe Matthiae §. 616, 2, wo-
rauf Wunder hinweist und besonders Evfdala S. 120), 753 (die Er-
klärung der Worte fi . . nuilei . . nXaaxog dg eirpf Ttavqi bei Wun-
der ist richtig, die Weckleins sprachlich unmöglich), 984 (av^fu^
TQoi'iievog kann nicht, wie Wecklein will, 'commensus' oder ^emen-
sus' bedeuten, sondern ist nach Wunder s. v. a. congruens; es ist
') Überhaupt geht Weckl. in Vermeidung des der Schaeidewin-
Bchen Sophoklesinterpretation nicht mit unrecht zum Vorwurfe ge-
machten Extremes zu weit, indem er sich gegen Annahme von Amphi-
boHen und dgl. skeptisch verhält, auch wo solche anleugbar sind, vgL
seinen Znsatz zn der Bemerkung von Husgrave-Wunder zu 899.
N, WeeMein, ßopboclis tnigoediae, angei. von F, Schuberts 74S
dieselbe Ausdruckswelse wie dtKcuog €ipi tomo jimily and dgL:
denn ovjiipeiQovftEvog (= aififur^ng) ri/> jr/orx^f^j X^^'W *?^*^<' =
üift^tatQOv ijvtiii fia^ipxofmiicnriopqfäiod^m), 1197 »avfTrveiHTa
und Har&KOf^irjüa tovfwv ofifta sind trotz v. 50 gewiss oicht QegeD-
Sätze — TAvixi und exspiravi — vgl. vielmehr Wolff t. d. St.), 1448
-{tüd* o^v Dicht nach Weckl. =^ ot . , talee videatis» wofür es un-
weigerlich xoiovxoig, o^v heißen mQsste, sondern, wie Wunder er-
kl&rtf s. Y. a. ui iia viderent i. e. non viderent).
Unter den zahlreichen, von Wecklein hinzugefügten
Bemerkungen finden sich sehr viele treffliche und dankenswerte^,
doch auch einige unrichtige, so zu 08 {avi}y(,۟xov tqiqisiv ist nicht
proleptisch zu fassen)» 105 (über oXmto siehe vieiraehr Kvi^ala p. 82),
1 28 (xaxo»* To nolov wQrde der Sprachgebrauch empfehlen, aber
auch dann nicht 'verlangen', wenn anch 127 ^i' xoxr^ und nicht i»
xantoig dastQnde), 750 (voiadB wird nicht durch die eine beiläufige
Bemerkung enthaltenden Worte davpaaai fiiv d^ia cet. erkUrt,
sondern bereitet die folgende Erzählung vor), 1210 (die Worte o
fiiy taxiOTog twf Xoytüv cet. erkl&rt Weckl. nach Analogie von to
kiyoiii^'ov und dgl.: sie bilden vielmehr die Antwort auf TtQog 6'
ixiiyfnatv jt q^ijg; also: o pkv %axtCTag %iü¥ Xoywv [Prädiatt trotz
des Artikels] sciL iativ ovtog, op (pr^pt Mas schnellste aller Worte
ists, was ich noch zu sagen habe'), 1414 {t^käig hat die gewöhnliche
Bedeutung perlicere), 1440 {i%ynvoiv ist partitiver Genetiv).
Weggelassen sind etliche triviale oder unrichtige oder sonst
ungehörige Noten doBWunder^schen Commeutars: zu 77 (dass diyjloi
CoDJnnctiv), 139 (Wunders Bemerkung über das doppelte av)^ 760
(über die Construction d'avjudaai d^ia), 752 (über yd^\ 784 (über
vntiog) — 782 (die anrichtige Bemerkung über ätnlotg xiviQOiüt)^
1061 (über natQuotav) — 142 (die hier ganz ungehörige Anmer-
knog des Triklinios), 167 (das nnnütze Citat aus Plutarch beiOg-
lich des angeblichen Tionot = daifiong der Dryoper). Zu lld f.
sind die überflüssigen Zweifel Wanders beseitigt; nar war hinter
*) ft) Paralleltitüllen, b) »pracbLichc Bemerkungen (zu
72 ErklaruDg des OptatWg Arffftt^ijr, 327 über die Elision am Versende,
dio 8, g, irrtGi'Vidoiff / ' »raach von thiuaCnv, 360 /rnr^p' =r ftfclso
[Qbrigena w»r die Anij u bemerken], 'MJS Pbraae ntti^ovrit yvm*
ritt. 492 Hiatus it[i dn , ihh öedeutung von t/Jlöf. 513 über looovii
^6luf^i ngoataitov, 545 a'jttene Form iurijn(fur^t\ 553 Artikel rn% ffin^, . .
WgL auch Kvi^ila S 134], fi31 */Jl*w #/it<t.'>tü; 650 jstam c, jjenüt.^
«40 Conatructiün, 752 c'.T#(>7r>li;rjdfU- ^^**^V- ^^1 ^"'''» ^^ ^ — atioqüi,
9 8 tir zu r4../,* uinl -.n ^//ii-»!. niis r*#;>. tV uv^ iV»- xtj «utnolimen, 1053
über atrytt U24 ivarfjVQi st. 4^
SytS, Uli Ar i\x fryivH^ u. dgl);
e) auf rheturuche Muniütite udr^r ästhetische Würdi|irQl)g
des Gedankens be^fi^Uche Bemörkungcn, ein*^ Seite der luter-
pretation. rli ^ vor nach Itoigt ist: 34(6 nonnmalig« Wieder-
boloTie d<^ r , 420 BigmatitTOQt, WH Versrhjtbmui -j-
tu '' " "^ ' > aptiiaitnuf ,
5J( n Ökonomie
drt r^iuTKeNi, <->», nt'i; — -ivio i>f'7,ug;ii;iiMiit." aut ai« iRfguriv der Athener
475 'nf(ii/rorar<fi, ut ftsilui {ol^rt^of)*» .*,
744 N. Weekleinj Sophoclis tragoediae, angez. von F. 8(^bert.
a>7e>lo$ Tt$ nicht mit einem Fragezeichen zu interpung^eren, Tgl.
Kviöalä p. 84.
In einer Reibe voo Stellen sind an richtige oder
ungenaue oder flberflflssige Erklärungen Wanders
stehen geblieben (bei deren Anf&hrung ich solche, die mit schon
früher gelegentlich erwähnten unrichtigen Lesearten oder Interpnnc-
tionen im Zusammenhange stehen, übergehe: wie zu 55, 107,
225, 256, 289, 481, 490, 603—606, 635 f.): zu 7 (naQ' ayyihav
a 2 Jlcoi" war richtiger zu erklären, Kvlöala S. 67), 19 Ibutov ist
nicht auch zu to S* alXo qivXov zu ergänzen, 21 (en 'la^rjvov
^avT€i(f OTzodfp, richtig Nauck), 27 {nvqffoqog nicht s. v. a. tw-
QeroipOQog Schol.), 73 rjfiOQ ist nicht dies, quo abiit, sondern ^der
heutige Tag', 87 der Sinn von xat ta dvoifoq u tvxoi %on oq&bv
ii^k^owa ist vergriffen, 90 t^ ys vvv Xoytfi war richtiger als
abl. causae, denn als abl. instrum. zu erklären, 99 (hinzuzufügen
war, dass T^g ^vf.iq>o^g = tov ^laa^iaxogym^ der Schluss der An-
merkung ^Schneiderus . . interpretatur ayersionem quasi rqoTfqv war
zu streichen), 161 (über %vY.X6ev%* ayoqäg 9q6vov vgl. Evidala
S. 86 f.), 174 (über xQuaaov ä^iai(.ta%hov nvqog KviCala S. 90),
222 (xee fiev qioßdxtUy rovmxktj^* ine^eXiov cet. ist missverstan-
den, Kvi^ala S. 103) 259 konnte die ausführliche Bemerkung über
den so gewöhnlichen Sprachgebrauch rad* VTteQfiaxov/iiai ganz weg-
bleiben, 271 hätte bestimmt erklärt werden sollen, dass waneQ nicht
zu ela߀gt sondern zu dem aus eQüi zu ergänzenden leyeiv gehört,
ein Verhältnis, das aus der lat. Parc^hi-ase nicht mit voller Klarheit
hervorgeht, 308 in ^aat de näv /niaafia ist jr&y itdaa/aa nicht
'alles Verunreinigte^, eine Auffassung, die auf Missverständnis des
letzten Imperativs ^t;aai beruht: Evi6ala S. 111, 477 {doxovvza als
neutr. plur. zn fassen ist wegen a7ro()r)a(rxovira sprachlich unzulässig;
wenn Bellermann gegen die Auffassung von doxovvra als acc. masc.
einwendet, dass doxav nur 'meinen', nicht 'glaubhaft finden' bedeute,
so ist dies ganz nchtig: aber hier ergibt sich dieser letztere Sinn
ganz ungezwungen aus dem Gegensatze), 540 hätte bemerkt werden
sollen, dass diese Unterbrechung hier offenbar nur den äußerlichen
Zweck hat, die Stichomythie aufrecht zu erhalten, 567 aiQearov er-
dovi' ist nicht metaphorisch zu fassen, Kvlcala S. 136, 577 ttäai
ist nicht masc, sondern neutr., Kvldala S. 139 f., 650 {ßa^g heißt
nichts weiter als 'gedrückt, niedergeschlagen', natürlich infolge der
Reue oder Unzufriedenheit mit sich selbst. Wunder- Weckleins Zwei-
fel an der passiven Bedeutung 'gravatus' ist nicht berechtigt: vgl.
ijvp yr;Qif j^a^g und, auf das geistige Gebiet übergetragen, ßaQewg
tXBiv ngog Tl. Sollte die von Wunder gebilligte, dem Sinne nach
ganz gute Erklärung Bruncks *te ipsum oderis' d. h. tu tibi ipse mo-
lestus eris |also ßoQitg in activer Bedeutung] auch grammatisch mög-
lick sein, dann dürfte bei ßaQvg [sc. wvdrjlog kasi] ein aavttf nicht
fehlen), 675 (die richtige Erklärung vielmehr bei Nauck), 717 (mit
der Paraphrase Ibixa ngoßakBiv ifiavToy oix alödg ist die Stelle
grammatisch nicht erklärt; eidivai ist gleichsam inf.lmperf.: eoixsp
i. Jm߀Hy Thocjdidea, aoget. Yoti Th, Qumptn,
149
mi ovn vdii^)f 758 {ta ^livneivoiy niclit einfach 8* v.a. parentibu»»
Hondern über die Auskunft der Eltern')» 759 infdQns yag nnXv
nicht "s^ animum sobierat, sondern Uief nistete es sich in mir ein*,
7ßl Jfv r/Mur^v war grammatisch genauer tu ^^rklären^ 888 wii> in
tiiX San Tov liyoviogr d fpoßoig Xeynt ein Floonaemuts enthalten
sein soll, ist schwer lu entdecken, 1025 (die Vermuthunjf Wunders,
daȊ ein Vers ansg^efallen, ist unrichtig; der Sinn ist vielmehr: 'ent-
Binnst du dich noch dessen [hast dtt noch die Züge dessen im Ge-
dächtmal, den wir eben hieher entboten und dessen, von dem dieser
bpricht?), 1118 die lange Bemerkung ist überflüssig, 1178 f. zti
Tii; aratg . . . frvo/xo<r nicht ftaXXov, sondern et ^ir, ovrag zn eut-
Tiehmen, 1189 rexvoi^ra xm jixvmpkvov ist mit at %\x verbinden,
yi^ov aya^inv inneres Object wie *OAv^jtiö nxcrr, 1231 (die rich-
tige Erklärung von noqüv \ yvpcu^a r* ovvwmif^a cet. bei Wolff
undNauck), 1238 (das Bekenntnis Wunders qoid xoiAo signilicet. ,
ignoro* hätte Weckl. nicht zu wiederholen gebraucht; ealivi xotla
Klfjx^Qa (= rag ^VQug) s. v. a. i'xXtyep wa$B xölXa yivia^at),
1353 (Wunder und Wecklein missverstehen die Metapher, wenn sie
unter der dy,ovovaa nrffri einen fons ex corpore manans verstehen;
«li* vnwv ist mit ntjyrig zu verbinden [tr>g di itittav Eta^ovct^ xrij-
j'^^l und i:n diesem einheitlichen Begriffe tritt aviüi'Oi^rjg hinxu, in
welchem letzteren Worte ein« ^physiologisch interessante Pei-sonfi-
ciernng der Gebörempßndang liegt, als ob tliese, indem sie zum Be*
wuHstf^ein des Subjectes gelangt, selbst das hörende wäre, vgl. pal-
lida mors^j caeca nox), 1H93 ^trji steht nicht wegen eines angeblich
latenten sensus conditionalis» gondern weil der Gedanke abwehrenden
Sinn hat.
Schließlich sei erwähnt, dass nichts gewonnen wird durch die
von Wecklein vorgenommene Athetose der Verse 341 — 246 in der
vielbesprochenen Rede desOedipas, in der auch die überlieferte Vers»
folge nicht zu ändern, vielmehr der Godankenzusamroenhnng richtig
zn erklären ist
Im ganzen lässt sich constatieren» dass durch die Bearbeitung
Weckleins, mag auch diese im Einzelnen nicht selten zn begründetem
Widorspmche herausfordern , die Brauchbarkeit des Wunderschen
Buches erhöbt worden ist.
Druck und Ausstattung sind vorzüglich: Druckfehler habe ich
nnr einen bemerkt: 1091 f^ortf».
Frag. Fr, SehuberU
TfaucvdidoB trauttUtcd into Engliah, witb tntrüductiou. marginal ana-
lym, nol«f and inditc» by B. JowetL 3 Bde. OKford 1881.
Der Name Jowett hat längst den besten Klang, Das Erscheinen
der f^Ksm» and Reviews"" (jenes theologischen Sammelwerkes, durch
weiehoa di« Methoden deutscher Ueligionsforächung anf britit»ch«im
Boden eingebürgert wurden und dessen leitender Geist Hr, Juwett
war) bezeichnet einen Wendepunkt in der religiösen Bntwicklang
746 B. Jowett, Thacydides, auges. von Th. Oompere.
des eDglischen Volkes ; wenn das Oxford unserer Tage nicht mehr
jener Hochburg des starrsten, reformfeindlichsten Gonservatismus
gleicht , welche einst Sir JEU)bert Inglis in das Parlament entsandte,
so hat vielleicht kein anderer an dieser segensreichen Wandlung
größeren Antheil als eben der Master of Balliol College; wenn
endlich Plato in der klaren und kräftigen Sprache der Mill und der
Macaulay zu den Engländern der Gegenwart spricht, so ist dies
Hrn. Jowetts eigenstes und unmittelbarstes Verdienst. Beiläufig
bemerkt, Jowetts meisterhafte Piatoübersetzung hat in deutschen
Landen erstaunlich wenig Beachtung gefunden; und doch bieten
seine wohl .durchdachten, aus tiefster Sachkenntnis geflosseaen Ein-
leitungen zu den einzelnen Dialogen gar manche beherzigenswerte
Winke, insbesondere über den Zusammenhang und:die Zeitfolge der
Gespräche, welche nicht ohne Schaden für die Piatoforschung ver-
nachlässigt werden können ; stimmen dieselben doch mehrfach mit
den auf dem Wege sprachlicher Beobachtung , durch Dittenbergers
wundervolle Untersuchungen gewonnenen Ergebnissen in über-
raschendster Weise überein.
Dass die vorliegende Übersetzung des Thukydides ein Werk
langer Jahre und reifster Überlegung ist, kann als selbstverständlich
gelten; sie scheint uns sehr wohl gelungen und allen billigen
Anforderungen im reichen Maße zu genügen. Eine eingehende Be-
urtheilung der englischen Übersetzung eines griechischen Glassikers
wird man jedoch in einem deutschen Fachblatte schwerlich erwarten.
Was den Standpunkt des Übersetzers in Fragen der Textkritik be-
trifft, so ist derselbe ein ungemein conservativer; auch bei Stellen,
die neuere Kritiker einmuthig als verderbt erkennen , so verschieden
sie auch über Ait und Maß der Verderbnis urtheüen mögen (wie VII
64 fin.) glaubt Hr. Jowett an die Unversehrtheit der Überlieferung.
Er weist Poppe den ersten Platz unter den Herausgebern des
Historikers an, legt desselben erste kleinere Ausgabe ("welche der
Autorität der Hss. strenger folgt') seiner Übertragung zugrunde,
erkennt Classens Verdienste (der aber ^an Gesundheit des Urtheils
sehr weit' hinter Poppo zurückstehe) , sowie diejenigen Böhmes und
Krügers rühmend an, wobei jedoch des letztgenannten Grammatikers
meisterliche Leistung unseres Erachtens nicht nach Gebür gewürdigt
wird. Die Frage nach der chronologischen Abfolge der einzelnen
Bücher scheint Hr. Jowett (trotz Ulrichs , Owikliüskis und anderer
Arbeiten) nicht nur bisher ungelöst, sondern unlösbar; desgleichen
hält er es (trotz Wölfflins Ausführungen) für unerweislich , dass das
Geschichtswerk des Antiochos von Syrakus dem Thukydides vorlag
und von ihm benützt ward.
Der zweite Band enthält außer der reichhaltigen Erörterung
allei sachlichen, sprachlichen und textkritischen Schwierigkeiten
(II, 1 — 535) eine Notiz über die Thukydideshss. der Bodleiana,
femer zwei kui-ze Aufsätze über 'die Geographie des Thukydides und
über die ^dixai ano avfißohov und aviaßolaiaif endlich eine ans-
fübrüche Studie über die 'Inschriften aus dem Zeitalter des Thuky-
F. Floigl Geschichte des «emit. Alterthums^ ang. von X KrcUl 747
Jides.* Pär eine weitere Reihe von Essays ober hieher gehörige
^Gegenstände konnte kein Ranm gefunden werden« Der Übersetzer
fbofft dieselben in Bälde dem Hauptwerk nachsenden zu können. Das
IWerk, dessen Ausstattung eine so prächtige ist, wie wir sie von der
|Oxforder üniversit&tsdruckerei gewohnt sind, ist Hm, Robert Lowe
[gewidmet (den wir jetzt Lord Sherbrooke nennen müssen), einem
~f anne, von dessen tiefer Kenntnis und ^echter Liebe zu der classischen
lliteratur des Alterthums* auch der Unterzeichnete gerne Zeugnis
^•blegt. War es ihm doch vergönnt , auch 'die Güte seines Herzens
and den Reiz seiner ünterha]tung' in längst verklungenen schönen
"igen, die sie gemeinsam im gastlichen Hause des Meisters der
riechischen Geschichtschreibung, des nie genug zu bewundernden
Jeorge Grote verlebten, in reichem Maße zu genießen.
Wien, Th, öomperz.
}eschicht6 des aemitischen Alterthums in Tabellen von Victor
Floißl. Loipxig 1882, W. Friedrieb, I and 97 SS. S*.
In Hinblick auf unsere in dieser Zeitschrift abgedruckte An-
fieige des „Cyrus und Herodot** können wir uns bei der ^Geschichte
des semitischen Alterthumd'^ kurz fassen. Alle Mängel, die wir an
jener Schrift des Hrn. Verf.s tadeln mussten, tinden wir in dieser hie
und da sogar in höherem Maße wieder von Sie unterscheidet sich
überhaupt im Wesen von den vorhergebenden nur dadurch , dass der
Hr. Verf. durch Lectüre von Arbeiten, die ihm bei der Abfassnng
der oi-steren unbekannt waren (jetzt vor allem von Wellbausens Ge-
schichte IsraelH) sieb genöthigt sieht, den größeren Theil seiner
fffiberen Aufstellungen zurückzunehmen, beziehungsweise zu modU
iicicrea, ohne sich freilich gestehen zu wollen, dass nicht an dem
größeren oder geringeren Material, über das er verfügt, der Haupt*
fehler liegt, sotidern au den falschen Methoden und an der Un2U*
tän^lichkeit seiner sprach lieh- historischen Vorbildong. Die bösen Er*
fahiangen, welche der Hr. Verf. mit einor Reihe von früheren mit
ebeuM» großer Zuversicht vorgebrachten Anhichten gemacht hat,
hindern ihn natürlich nicht, sein neue-stea chronographisches System
als das ^aUein mögliche*' hinzustellen.
.> Wi« #8 mit diesem f,al]ein möglichen*' Systeme steht, möge
[^fin Beispiel zeigen. Wir wählen gerade dieso!^, weil der Hr. Verf,
Bit Zähigkeit an ihm festhritt, ja festhatten mnss» da sonst sein
gansoa angeblich auf eine Concordanz der manethonischen und aaia^
tiachen Qndlan gebautes System tusammenbricht und dann . weil ee
gegen den Spruch des mathemaÜHch-astronomischen Calcüls keine
Widerrede und keine Aui»f1ucht gibt.
Da« Bitbente .Siegel- dos „astronomisch erwei.»<baren** Ägyp-
^scben Canons lautet S. 48 1 ^Im 15. der 23 Jahre des Königs oder
5« der 13 Jahro des Oborkönigs Takelut IL war eine Mundesünsternis
tm ^h. Mesori (Br* 670) die einiige im 9. Jahrhundert dieser
Z««t»«kntt f. 4. »tltrr. Ürmu. ISS». X. H«fi. 4^ *
748 F. Flaigl, Geschichte des semit. Alterthams, ang. von /. KraU.
Bedingung am 17. März 870 im 5. der 13 Jahre Takeluts II. bei M.
(= Manetho)".
Das Datam der Mondfinsternis hat der Hr. Verf. aus Pingr6*8
bekannter Berechnung der Mond- und Sonnenfinsternisse des ersten
Jahrtausends vor unserer Zeitrechnung entnommen. Hiebei hat er
jedoch auf einen wichtigen Umstand, nämlich die Zeit der Opposition
nicht acht gegeben, sonst hätte er sofort auch aus Pingrä erkennen
müssen, dass die Finsternis vom 17, März 870 unmöglich in
Betracht kommen könne ^ da sie eben fOr Ägypten unsichtbar war.
Pingr^ gibt als Zeit der Opposition 1% Uhr Nachmittags Pariser
Zeit; eine für den Zweck ganz hinreichende annähernde Berechnung
nach den dem jetzigen Stande der astronomischen Wissenschaft ent-
sprechenden „Syzygientafeln für den Mond'' von Prof. Th. y. Oppolzer,
Leipzig 1881 , gibt als Zeit der Opposition 14 Minuten nach Mittag
Greenwicher Zeit. Es war also in Ägypten noch heller Tag, während
die Finsternis etwa in Japan sichtbar war; erst als die Finsternis
vorüber war , ging der Vollmond in Ägypten auf. Ist aber , so
müssen wir nach den Praemissen des Hrn. Yerf.s weiter argu-
mentieren, die Mondfinsternis Tom 17. März 870 die einzige des
neunten Jahrhunderts y. Chr. (und in der That hat für den ange-
gebenen Zeitraum keine andere am 25. Mesori stattgefunden), die
den verlangten Bedingungen entspricht , nun dann folgt mit mathe-
matischer Sicherheit gerade das G^gentheil von dem , was der Hr.
Verf. gefolgert hat : Takelut II. kann unmöglich im neunten Jahr-
hundert V. Chr. regiert haben. Ja wir wollen dem Hrn. Verf. yer-
rathen , dass er weder im zehnten noch im achten Jahrhundert eine
passende Finsternis wird auffinden können, dass sonach die mit
fetten Lettern S. 46 angekündigte astronomische Erweisung im
Gegentheile zu einer vollständigen Negation der vom Hrn. Verf. ge-
wonnenen Daten sich umkehrt. So weit die Astronomie.
Wiewohl wir der Ansicht sind , dass sich mit unseren jetzigen
Mitteln die Regierungszeit unseres Takelut II. nicht einmal auf das
Jahrzehnt genau fixieren lässt, so glauben wir mit Bestimmtheit be-
haupten zu können, dass sie zwischen 950 und 700 v. Chr. fallen
müsse. So stünde doch die Inschrift mit der Mondfinsternis vom
25. Mesori in unlösbarem Widerspruche mit den Berechnungen der
Astronomen, welche gegen eine in Ägypten bemerkliche Mond-
finsternis irgend eines 25. Mesori während des angegebenen Zeit-
raumes sprechen. Wir kommen so auf das philologisch-historische
Gebiet. Die Frage, die sich der Hr. Verf. vor allem vorlegen mosste,
war die, ob in dem Texte überhaupt von einer Mondfinsternis die Bede
ist. Da hätte er bald gefunden , dass die Sache sehr zweifelhaft , die
betreffende Stelle des Textes nicht sicher überliefert ist, die Copien
Abweichungen aufweisen — sogar im Datum — dass vor allem die
sprachliche Interpretation der Stelle wie sie von Brugsch gegeben
wird, weit davon entfernt ist nur als wahrscheinlich zn gelten. Die oben
angeführten astronomischen Thatsachen sind schwerwiegende Argu-
mente dagegen. Wir können nur wiederholen was wir in unserer
V. Floifi, Q«acbiehte des «^lait Alterthütns, ang, von /. Krall 740
letzten Reoeusion betont habea , wer Qber das &gyptiflcbe Altert bum
etwas mitreden will^ muss das aegyptische aucb pbilologtscb be-
[lierrgcbeD. Wobin man aonst ^erätb zeigt S. 27: ^Oder darf man
i4afOr bliud sein , dasg nur die Stele des Oberpriesters jenen Apis
iTom 2< Jahre Pimais im 28. Jabre Schescbonqs Hl. gebären lässt
l*— die minder offiziöse eines Priesters aber im 5. ebendesselben
[Königs d. i. dass ^28/ = n^"?** T>d.zM wird Brugscb, Geschichte
Igyptens 673 III citiert. Schlagen wir bei Brngsch nach, so finden
(wir in der Übersetzung des Gedenksteines eines memphitischen
Priesters die fragliche Stelle r „..unter der Regiemng des Königs
Ificbaschanq. . . , [im Jahre] 5 [4- x]* wach dem er gezeigt hatte
1 usw." Sieht man sich nun die Photographie des Originals boi Mariette,
iSempenm, p1. 27 an, so bemerkt man, dass bei ßrugsch eine Un-
fgenanlgkeit sich eingeschlichen hat Brugsch gibt die Striche an,
[4ie öberhaapt von der Zahl erbalten sind; dass Ziffern verloren ge-
ffen sind, deutet er durch das [4- x] hinreichend an, was der
Verf. merkwürdigerweise Gbersehen oder missverstanden hat,
V lohe sind deutlich zu erkennen, dann zwei etwas längere
t hat einen Oberseben), die bei näherem Zusehen als Über-
j feste des Zeichens für 10 sich erweisen. Wir haben sicher die Ziffer 14,
iVnter diesen erkennbaren Zahlzeichen stand eine gleichlange
ISeifae d, b. es stand auf dieser Stelle ebenfalls wie in den anderen 28.
IDiesos Beispiel dürfte dem Hm. Verf. zur Genüge beweisen, wie
Inoth wendig es ist, das Original vor Augen zn haben. Hätte er das
ibei der Takelotstele gethan, so würde er erkannt haben, dass
I unter Anwendung gesunder historischer Principien dieselbe als StQtze
(«Ines Canons nicht zu verwenden sei.
Es wäre nicht schwer zu jedem der „sieben Siegel des allein
Imöglichen^ chronologischen Canons einen Commentar nach Art des
Itoranstehenden zu liefern.
Und nun höre man, wie sich der Hr, Verf. Ober seine „sieben
Siegel*' äußert S. 48: „Bas ist der siebenfache Erweis, dass nicht erst
[wie ein modernes Dogma will, die Schule von Äloxandria die Chrono-
riegle erfand, dass sie vielmehr eine Zeitreihe für zwei Jahrtausende
äutheoitsch Torfaud, wie sie der Priester von On (sonst ^Hoch-
prieflter von Heliopolis^ genannt, darunter ist Manetho gemeint)
opierte und die so „verderbte" Überlieferung seines Werkes ohne
[irgend eines Monumentes auf das reinlichste wiedererscheinen lässt!
iDaa ist der große, unbezwei fei bare Sieg dieser so verlästerten .Tia*
liiion^ — — und in ihr aller ihrer Scbwesteml"
Wien- J. Krall
48^
750 Cfiurtius u. Kaupertf Kftrten von Attika, angez. Ton ff. Swoboda,
Karten von Attika. Auf Veranlassang des kaiserlich deutschen areh&o*
lopschen Institutes und mit Unterstützung des k. preußischen
Ministeriums der geistlichen, Unterrichts- und Medicinaiangelegen-
heiten aufgenommen durch Offtciere und Beamte des k. preußischen
eroßen Generalstahes mit erläuterndem Text herausgegeben to»
£. Curtius und J. A.Kaupert HeftI: Athen und Peiraieus (von
£. Curtius, G. Ton Alten und A. Milchhöfer). Berlin 1881, Dietrich
Reimer. 4 Karten und Textheft (71 SS.).
Mit dem Torliegenden Werke, das als Foi-tsetzung des von
Ernst Curtius und J. A. Eaupert im Jahre 1878 herausgegehenen
'Atlas von Athen' gelten kann , ist der Anfang zu einem neuen und
vielverheißenden Unternehmen deutscher Wissenschaft gemacht,
welches in mehr als einer Hinsicht fruchtbringend und fSrdernd
wirken wird. Wer je diesen Dingen näher getreten ist, weiß, dass wir
trotz der französischen Generalstabskarte, deren Fortschritt gegen
Früheres ich am wenigsten bestreiten will, die aber in ihren einzelnen
Theilen doch von recht ungleichem Werte ist , für viele Gegenden
Griechenlands noch der zuverlässigen Aufnahme des Bodens er-
mangeln; und 80 ist die vorliegende PulMication schon vom rein
geographischen Standpunkt mit Freude zu begrüßen. Am willkom*
mensten freilich wird sie dem sein , an welchen sie sich zunächst
wendet, dem Alterthumsforscher; hier zum erstenmal ist für einen
bestimmten Theil des classischen Bodens der Versuch einer, wenn ich
so sagen darf, philologischen Aufnahme und Darstellung gemacht^
mit philologischer Treue und Gewissenhaftigkeit jeder antike Über-
rest und jede, auch die geringste Spur eines solchen verzeichnet und
so, wie Curtius im Vorwort sich ausdrückt, Mem Studium der alten
Geschichte und ihrer Denkmäler die unentbehrliche Grundlage ge-
geben.' Nehmen wir dazu, dass die Karten Athens und des Peiraieua
nur den Beginn zur Aufnahme von ganz Attika machen und dieses
Unternehmen in ununterbrochenem, auch in dem verflossenen Winter
gefordertem Fortgang sich befindet — zur Ergänzung des in der
Vorrede Gesagten sei mitgetheilt, dass in diesem Zeitraum von Herra
Hauptmann Steinmetz die Section Spata und von Herrn Premier-
Lieutenant V. Hülsen die Section Vari aufgenommen wurde , — dass
daneben vor kurzem eine neue und abschließende Aufnahme von
Olympia infolge der deutschen Ausgrabungen erschienen ist und sich
im Auftrage der Berliner Akademie der Wissenschaften der königlich,
preußische Hauptmann Steffen ebenfalls durch diesen Winter 1881/2.
mit der Aufnahme von Mykenae und Umgebung beschäftigt hat , so
werden wir binnen wenigen Jahren in der glücklichen Lage sein,,
uns für drei der wichtigsten und besonders in den letzten Jahren in
den Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses getretenen Theile
von Hellas der zuverlässigsten und genauesten Grundlage wissen-
schaftlicher Erforschung erfreuen zu können. Alle Fachgenossen
müssen dafür dem Altmeister der modernen topographischen
Forschung für Griechenland , welchem die Initiative zu diesem be-
deutenden Fortschritt entstammt, Ernst Curtius, den herzlichsten
Dank wissen.
Cwrtius 0. Kaupert, Karten von Attika, ang«2. von It Sifföbodä. 73 1
Bie beiden ersten Karten 'Athen und Umgebung* (I oad I a)
sind eine Wiederbolong der Blätter I und II des *Atlas toq Athen'^
beide gezeicbnet von J. A. Kaupert; sie bedeuten gegenüber der
ersten HeratiEigabe einen, wenn aacb. wie es iu der Natur der Sache
liegt, nicbt erheblichen Fortschritt, indem Nachträge bis 1877 auf-
genommen sind (die erste Aufnahme fällt in das Jabr 1875). Die
dritte Karte (Blatt II) bringt die Aufnahme und Zeichnung dea
jetzigen Piräus durch den Premier- Lieutenant G. y. Alten, «robei
nach derselben Weise, wie im Atlas von Athen, die antiken Ober-
reste roth eingetragen sind; die vierte Karte (Blatt U a) die Milch-
böfer'sche, von Kaupert gezeichnete Reconstruetion der antiken
Hafenstadt Peiraieus, auch hier in der Art (wie Blatt I a), dass die
Terrainzeichnung und die modernen Anlagen durch blassen Ton
-zurücktreten, die antiken Gebäude und Wege dagegen in kräftiger,
rother und hellbrauner Farbe gehalten sind.
Der große Wert dieser Karten beruht nicht bloß auf der, wie
'^chon bemerkt f eiacteu Ausführung derselben, nicht minder auch
auf der Wichtigkeit des dargestellten Gegenstandes selbst, welche
an diejenige von Athen heranreicht ^ mit dem ja der Peiraieus seit
seiner Gründung immer in unzertrennlicher Verblödung eine Doppel-
stadt bildete. Wir haben hier das vollkommonäte und am besten be*
kannte Beispiel eines durch die Natur geschaffenen und durch
Wnschliche Kunst vervollkommneten antiken Hafens , wir erhalten
den Einblick sowohl in die Anstalten zur Forderung und Regelung
:d0fl Handels, als auch — zur Erläuterung der Seeurkunden — in die
Organisation der attischen Kriegsflotte; die Art der Gründung und
geometrischen Anlage durch Hippodamos von Milet fordert das Ver-
"stilndnis der vielgestaltigen geistigen Strömung jener Zeit und endlich
sind uns vielleicht nirgends, Messene ausgenommen, die antiken
Festungswerke, Mauern und Thürme. so vollständig and gut erhalten^
als im Peiraieus, der noch dazu als Seefestung und Kriegshafen eine
Besonderheit darstellt. Aus letzterem Umstände ist es aber auch er-
'sichtlich, dass für die Aufnahme des Peiraieus keine glücklicbere
'Wahl getroffen werden konnte, als die des Premier*Lleutenantd
Herrn von Alten ; wer die vortreffliche Abhandlung desselben über
das Dipvlon (Mittheilungen des deutschen archäologischen Institutes
TU Athen ^ III. Band) kannte, musste mit den besten Erwartungen
der neuen Arbeit dieses vor allen berufenen Fachmannes entgegen-
sehen. Cnd dieselben sind auch nicht getäuscht worden; ich wQsste
lu dem Blatt II der Karten nichts hinzuzufügen» als dass in jüngster
Zeit auf der Halbinsel Akte vom Malo am Eingang des Hafens bis
tut Bucht östlich vom Leuchtthurm eine Quermauer gezogen wurde
^ TiDd der von derselben bis zum Meere sich erstreckende Theil in den
Besitz des gegenwärtigen Königs Mm Griecheuland übergegangen
ist, welrher auf dem bisher felsigen Terrain (bei v. Alten noch als
'Seil i* und 'Steinbrüche* bezeichnet) Gartenanlagen und
Bau ._ „ngen anbringen lässt.
758 Owrims n. Kaupert, Karten von Attika, aages. Ton 3, Swoboda.
Die Rinleitang des Texthefte9 bildet auf S. 3-^9 eine Er-
läuternng der Bl&tter I and I a (Athen und Umgebung) von E. Gortias,
im wesentlichen zusammenfallend, oft wörtlich übereinstimmend mit
S. 11—16 der Vorbemerkungen zum * Atlas von Athen/ S. 10 — 22
enthält eine ausführliche Darlegung von G. v. Alten üb^r 'die Be-
festigungen der Hafenstadt Athens ; mit großer SorgCalt und teck-
nischer Kenntnis, auch unter steter Rücksichtnahme auf das Material
der Bauten verfolgt er die Land- und Seefortificationen jedes einzelaen
Theilea der Halbinsel und erläutert dieselben durch zahlreiche , dem
Texte beigefügte Zeichnungen. Von neuen und sicheren Ergebnissen
hebe ich her vor , dass (S. 16) gegen Gustav Hirschfeld (Berichte der
Sachs. Gesellschaft der Wiss. 1878) nachgewiesen wird, dass im
Norden die Befestignngsmaner nicht das nördlichste, jetzt ganz ver-
sumpfte Becken des Hafens umfasste, sondern querüber (als Dia-
zeugma) den Hafen durchsetzte im Ansohluss an die zur Höhe der
Halbinsel Eetioneia in ostwestlicher Richtung hinansteigende Mauer ;
besonders aber, dass der bis jetzt unrichtig angesetzte Anschluss der
südlichen langen Mauer an den Ring des Peiraieus zuverlässig fest-
gestellt wird (S. 18). ungenau ist dagegen die Zeichnung 14 (S. 20);
nicht der Thurm 0 , sondern der Tburm N ist zurückgezogen und
daher erscheint mir auch die Reconstruction v. Altens , welche den
vorliegenden Graben durch einen Damm unterbrochen sein lässt,
zweifelhaft^ vielmehr ist die Frage angebracht, ob der Graben nicht
vor der Front ohne Unterbrechung fortgelaufen sei.
Den Haupttheil des Textes bildet die historische und topo-
graphische Zusammenfassung Arthur Milchhöfers 'Der Peiraieus^
S. 22 — 71. Der Verf. selbst charakterisiert seine Arbeit in den ersten
Zeilen dahin , dass sie nicht das Ziel habe , als Abschluss der bis-
herigen Forschungen zu gelten, sondern vielmehr Men topographischen
Befund darzulegen*, also dasselbe, was wir oben als Zweck des ganzen
Unternehmens bezeichnet haben ; durch längere Autopsie und genaue
Erkundung an Ort und Stelle wurde dies dem Verf. erleichtei-t. Dem
gegenüber muss es als Fehler bezeichnet werden , an dem die Milch-
höt'er'sche Abhandlung an wiederholten Stellen krankt, dass er sich
dieses Zweckes nicht immer bewusst blieb, sondern allzuoft, auch da,
wo es bei dem jetzigen Material noch nicht angeht, abschließendes
bieten will. Es liegt in der Natur der topographischen Forschung,
die oft mit viel unsichereren und subjectiveren Mitteln zu arbeiten
gezwungen ist , als andere Zweige der Alterthumswissenschaft , dass
wir unsere Differenz mit Milchhöfers Reconstruction nicht immer
auf durchschlagende Gründe stützen können; ich verzichte daher
auch auf eine eingehende Kritik aller seiner Aufstellungen und will
im Folgenden nur einige Punkte betonen , in welchen ich von ihm
abweichen muss.
Der eigentlichen topographischen Erörterung ist auf S. 25—35
eine kurze Geschichte der Stadt bis in die jüngste Zeit vorauÜge-
sendet. Beachtung verdient der Versuch (S. 27), für die ältesten
Zeiten böotisch-thrakische Einflüsse auf den Peiraieus aus den Galten^
CwrÜm Q. Kauptft, K&rten Ton AttU», angez. von JB. Swchoda, 7SS
fORÜglich den Cuitus der Artemis Mtinichia als auE Bö^ttien stammeDd
nachzQweiBen ; man wird diesem Nachweis im wesentlicbeo bei-
stimmen, doch ist gerade an dieser Stelle die Darstellong gar zn
knapp gehalten und gefällt sich mehr in hingeworfenen Andeutungen,
wo die Ifickenhafte und verwickelte Überlieferung eine eingehendere
Ausführung verlangt hütte. Dagegen kann ich die Annahme phöni-
kiächer Einwirkungen wegen des der Insel Salamis gegenüber ge-
legenen Herakleions nicht theilen ; abgesehen davon , dass die ganze
Ai'gumentation hier an einem recht dännen Faden h&ngt, ist es
principiell nicht richtig, wie es eine Zeit lang Mode war und wie es
z. B. auch £. Cortius im Teit zu seinen 'Sieben Karten' thut«, vom
Cuitus des Herakles immer auf orientalischen Ursprung zu schließen,
es wäre au der 2^itf auch hier zu sondern und die Frage über Ur-
sprang, Bedeutung und Entwicklung des Heraklescultus einmal einer
eingehenden und vorurtheilsfreien Untersuchung zu unterziehen (vgU
die richtigen Bemerkungen von v. Wilamowitz, Philologische Uuter-
suchungen 1, 149 ff).
Vom topographischen Theil mache ich besonders aufmerksam
auf die durch die monauieutalen Zeugnisse wohl ganz gesicherte
neue Anaetzung des Philonischen Arsenals auf der Hohe zwischen
den Häfen Kantharos und Zea (S* 47). Nicht überzeugend ist die
von Milchböfer versuchte Localisiemng des sogenannten Grabes des
Themistokles (S. 54); ich konnte bei wiederholtem Besuch der Stelle
uur die ein Qi^rat bildenden Bettungen eines Baues erblicken, an
dessen äußeren Band zur Linken (Osten) die Reste eines Sarko-
phages sich lehnen, die jetzt mit Was^^er gefüllt sind. Dagegen ist
wohl die Frage erlaubt, ob wir hier nicht einfach die Spuren eines
zur Festungsmauer gehörigen Thurmes zu erblicken haben; die Größe
würde stimmen und die f&r den ersten Anblick sonderbare, von
sonstigen antiken Gewohnheiten aber nicht so abweichende Er-
scheinung, dass sich Grabmaler unmittelbar an die Mauer lehnen,
wiederholt sich im Peiraieus noch einmal (auf der Eetioneia S. 21»
22). Ebenso kann ich die S. 60. 61 versuchte Fixierung der Oulte
^djpB Zeus Meüicbios und Asklepios in dem ^, g. Serangeion nicht aU
^iHHriesen aoaeben; wir haben es an dieser Stelle fast ausschließlich
mit den Resten antiker Steinbrüche zu thun und ganz sicher als
Votimsche ist nur die im AUas von Athen (Blatt XU) gut ab-
gebildete Aushöhlung zu erkennen, bei den übrigen erscheint ea
mindestens als zweifelhaft. Ob bei so geringfügigem Thatbestand
noch ein weiterer Schluss gezogen werden darf» lasse ich dahin-
gtstejlt sein.
Endlich kann ich mich dem Widerspruch, der von einem com-
peienien Benrt heiler (LoUing in der Deutschen Literaturzeitung von
1882* Nr. 3 , Sp, 104} gegen die Ansetiung de.s TheseionA und die
Verlegung der Phreattjs geäußert worden ist, uur anschließen. Was
letztere betntTl, so habe auch ich an mehreren Stellen der Kiste
solche Felstöpfe btjmerkt und möchte glauben, daaa raAOobe d«rselbea
^nfacb durch die aushöhlende Kraft des Meerwassera * Ar deMM
754 B, SanderSf Ergänzangswörterbach osw^ angez. von K. Ku\
Wirkungen man an den Gestaden des Peiraieus gerade yielfache
Zeugnisse hat, entstanden sind.
Athen. Dr. H. Swoboda.
Ergänzungswörterbuch der deutschen Sprache. Eine Vervoiutftn-
dignng und Erweiterung^ aller bisher erBchieoenen deutsch-sprach-
licnen Wörterbücher reioschlieiSiich des Grimmschen). Mit Belegen
von Lather bis auf aie neueste Gegenwart. Von Prof. Dr. Daniel
Sanders. 1. — 4. Lieferung. Stuttgart. Abenheimsche Verlagsbuch-
handlung, 64 SS. 4«.
D. Sanders steht bei der Abfassung seiner Wörterbücher im
Principe auf dem von J. Grimm Vorr. z. Wb. I. p. IX ausge-
sprochenen Standpunkte: Wörterbuch ist die alphabetische Ver^
seichnung der Wörter einer Sprache; doch in der Ausführung geht
er weiter als die beiden großen Brüder und ihre Fortsetzer. Be-
kanntlich haben jene das Hauptgewicht auf eine streng historische
Behandlung des Sprachschatzes gelegt, jede Wortform durch die
einzelnen Gruppen der germanischen Sprachfamilie von Anfang bis
heute verfolgt, die Etymologie gegeben, das Wort in der nhd. Periode
vom ersten Auftreten bis zu ihrer Zeit (c. 1850) nach Gestalt , Be-
tonung, Bedeutung begleitet, zahlreiche Belege geboten; in der
Aufnahme der Fremdwörter waren sie sparsam ; die Grenzen des Gle-
bietes, aus dem sie geschöpft, bezeichnen Luther (eigentlich die
Mitte des XY. Jh.) und Goethe (W. Grimm in der Germanistenvers,
zu Frankfurt i. J. 1847) ; sie haben nicht bloß verzeichnen, sondern
auch regeln wollen (Vorr. z. Wb. p. XLI f. LVII). Dabei ist ihnen
begegnet, dass sie die praktischen Bedürfnisse zu wenig berück-
sichtigten (Scherer, J. Grimm Berlin 1865, S. 162) , die erstrebte
Vollständigkeit nicht erreichten , manche Schriftsteller in den Be-
legen bevorzugten, andere ganz beiseite liegen ließen.
Unter der großen Zahl derjenigen , deren hochgespannte Er-
wartungen durch die ersten Hefte des Grimmschen Wörterbuches
nicht erfüllt worden sind, hat D. Sanders seine Stimme am lautesten
erhoben. In seiner Schrift Bas deutsche Wörterbuch von J, Grimm
und W. Grimm kritisch beleuchtet, Hamburg 1852/3 hat er eine
Beihe von Bedenken in immer sch&rferer Weise geltend gemacht;
außer den oben erwähnten Mängeln rügt er, dass veraltetes und
gangbares zu wenig geschieden, dass die Behandlung der Ableitungen
und Zusammensetzungen unpraktisch und ungenügend sei , er ver-
misst unter den Fremdwörtern besonders die technischen Ausdrücke
für Xunst und Wissenschaft, die Bedeutungen sind ihm nicht logisch
richtig entwickelt. Nach einer langen Reihe von Berichtigungen und
Ergänzungen zu den ersten Heften gelangt er zu einem ganz ver-
werfenden Urtheile, das wohl niemand, Sanders selbst vielleicht
heute nicht mehr aufrecht halten wird und das ihn in mehrfache
Polemik verwickelt hat. Schon 1854 hat 8. seine Kritik dann im
Programmeines neuen deutschen Wörterbuches, Leipjng, fortgesetzt
B. Sanders, Er^uiuDgsw&rterbacli udw., angez. roo K, Kt^mmer, 75$
aod ?er tieft and die Grandsätze eines ueoen Unternehmeus , das er
an die Stelle des Grlmmächen oder besser neben dasselbe setzeu
wollte , entwickelt; er bescbränkt deo ADlang seiner Summluug auf
ditö XV^L Jh., er erweitert den Raiuu derselben , indem er den ffe-
sammtcn allgemein geltenden Schrift- und Sprachgebrauch ver-
zeicbueu will, er weicht in der Atiordiiuug von der Grimms ab^ indem
Ableitung, Zusammensetzung, Weiterbildnng unter dem Stammworte
angeführt werden und so die Wortfamilie immer gleich zusammen*
gefasst werden soll ; er berücksichtigt das Fremdwort umfänglich,
namentlich auf den Gebieten der Kannte . Wissenschaften und Ge-
werbet
Kach den eben angeführten Grundsätzen ist Sanders' Wörter-
buch der deutschen Sprache mit Belegen von Luther bin auf die
Gegenwart, 2 Bdc Ldpiig 1859—65 angelegt und ausgeföhrt.
Der Hauptunterschied zwischen diesem und dem nur langsam
vorrückenden GrimuLächen Werke liegt meiner Ansicht nach darin,
dass S* die Grenzen des zu durchforschenden Gebietes weiter gezogen
Und überhaupt den Sprachschatz unbekümmert um Wert oder Unwert
der Ncubildaugetip Abloituugen, Zusammensetzungen, Entlehnuugen
mit gröl^tmoglicher Vollstäadigkeit zu sammeln versucht hat. Indem
er auf Etymologie, Geschichte des Wortes und seiner Bedeutungen,
Reichhaltigkeit der Belege verzichtet hat, konnte er in Verhältnis-
mäßig kurzer Zeit ein den allgemeinen BedQrfhisseu genügendes
Werk herstellen.
Doch während der Lexikograph sein Werk verfasst , bewegt
sich der Boden unter seinen Füßen . verhallen viele Wörter und
andere werden neu geboren , vingeschlossen die leider nicht immer
ephemeren Missgeburten (Diefenbach und Wülcker, Vorbericht zu
ihrem Hoch- und niederdeutschen Wtirterbuc}* der mittleren und
neueren Zeil, Frankfurt 1874 ff.)- Schon während der Abfassung
seines großen WOiierbuches sammelte S. für ein Ergänzungsheft;
seine Übrigen der deutschen Sprache gewidmeten Schriften m{^gea
ihm auch fortwährend ueuen Stoff geliefert haben und indem er die
Verändern u gen des deutschen Wortschatzes innerhalb der letzten
17 Jahre (1862—1879 und was an neagemünzten Worten, an Be-
dentungswaudel, sprachlicher Neugestaltung ihm aufstieß, sorgfältig
verzeichnete , sein eigenes Wörterbuch immerfort berichtigte , er-
gänzte, erweiterte, entstand der Plan zu dem Ergauzungs-
würterbuche, dessen vier erste Lieferungen dem Berichterstatter
Torliegen.
Üaa Erginzungswörterbuch knüpft an das große Wörterbnch
der deutschen Sprache an, nimmt anf dessen Kategorieu Bezug, be«
ricbtigt Druckfehler desselben , füllt Lücken desselben aus. Der
Kreis der Beobachtnngen ist noch weiter gezogen als dort: dte
Schriftsteller des XVL und XVIL Jh. haben in demselben Maße,
als sie zugänglicher geworden sind , Nachträge geliefert; auch die
Dialecte, die nach der Vorr, z. \Vb. d, d. Spr. ausgeschlossen waren,
aind ji^tzt herangeiogen und nicht bloß in den Formen « die zuf&lUg
756 D. Sanders, Ergänzungswörterbach usw., angez. fon K. Kummer.
im Texte nbd. Schriftsteller aufstoßen , anch die Zs. f. d. d. Mund-
arten ist umfänglich benutzt; stark vermehrt ist namentlich das
Gebiet der Zusammensetzungen , Ableitungen und Weiterbildungen,
in denen unsere Zeit und ihre Journalistik so vieles neue hervor-
gebracht haben ; ungemein groß ist die Zahl der benutzten Schrift-
steller, ich fQhre beispielsweise an Auerbach, Bismark, Brehm,
Eckardt, Freytag, Qutzkow, Hackländer, Hartmann, Hillern, Holte!,
Jensen, Kinkel, Mühlbach, Ko§, Stahr, Wilbi-andt; von Öster-
reichern seien hervorgehoben Anzengruber , Franzos , Hügel , Eörn-
berger, Maximilian von Mejico, Silberstein; bei dem großen Gewichte,
das S. auf die sprachlichen Neugestaltungen legt, musste er die
Hauptfundstätten derselben, die Zeitungen , reichlich ausbeuten ; das
hat er denn auch gethan : wir finden nicht bloß alle Wochenschriften,
Monatblätter, Revuen herangezogen , auch eine sehr große Zahl von
Tagesblättem, Witzblättern , Fachblättern , die drei letzten Gruppen
freilich, so viel ich gesehen habe, mit Ausschluss der österreichischen
Tagespresse ; auch amtliche Blätter sind angeführt, so das Amtsblatt
der Reichspostverwaltung, das so gut wie der Vorstand des Reichs-
postamtes Stephan für die Bereicherung der deutschen Sprache so
rührig ist; selbst Statuten von Assecuranzgesellschaften u. dgl. fehlen
nicht in den Quellen.
Diese umfangreiche Heranziehung der Ephemeriden mag
manchen befremden und schließt die Gefahr in sich , dass das Er-
gänzungswörterbuch , kaum vollendet , für alle , welche die neuesten
Ausmünsungen des Sprachgeistes in demselben suchen wollen, un-
vollständig und auch schon wieder veraltet sein wird. Indes kann ich
S. nicht Unrecht geben , dass er in der Aufnahme solcher Neuge-
staltungen so weit gegangen ist, als ein einzelner Mensch nach Maß-
gabe seiner Kräfte und der ihm erreichbaren Quellen nur gehen
konnte ; denn das Wörterbuch hat nicht zu entscheiden, was gut und
schlecht, was nachahmenswert sei oder nicht ; durch Nichtbeachtung
sprachlicher Neugebilde hat noch keine den Sprachschatz hebende
Gesellscliaft- solche aus der Welt geschafft ; dagegen von Zeit zu Zeit
angelegte Sammlungen geben durch ihre Belege am besten die Be-
weise dafür, was an Neubildungen gut ist und in Gebrauch bleibt,
und was als Schöpfung des Augenblickes mit diesem wieder ver-
schwindet.
Die große Zahl der mit Abkürzungen angeführten Belege macht
die Veröffentlichung eines Quellen Verzeichnisses vor Vollendung des
Druckes sehr wünschenswert; S. wird die Billigkeit solcher Unter-
stützung des Benutzers um so weniger leugnen, als er selbst im
Progr. e. n. d. Wörterb.s S. 31 den Mangel eines Quellen- und Aus-
gabenverzeichnisües den ersten. Heften der Bruder Grimm zum Vor-
wurfe gemacht hat.
Die vier Hefte reichen bis Becken. Der Druck ist, wie wir das
bei Sanders Büchern gewohnt sind , sehr correct ; ich habe im Bach-
staben A, den ich durchgesehen, nur drei Druckfehler bemerkt: S, 2*,
Dentscli« Lebr- und ffbungabttclier, angei. von JT* F. Kummer. 757
2, 2 V. u. L Abenteur, — S. 6** o. l I i-f/irim. — 11' Anäer Z. 5 1.
Ich habe nie fÄr ein Wörterbuch der nhd. Sprache Aufzeicb-
nmigen gemacht oder Sammbugen angelegt und kann daher auch
nicht beurtheilen, ob S. die erstrebte Yollstftndigkeit annähernd er-
reicht hat. Aufgefallen ist mir folgendes: S. 2** Abern 3) ifitr, reft,
gehört wohl eher zu 1 Aber offen sichtbar, namentUch durch Weg-
thauen des Schnees als zu /// Aber coftj.^ wo ein refl. sich abern
nicht denkbar ist, — 3** /// Achter a, seejnänn. Sollte nicht auch
ein Subst. der Achter^ Hinteriheii des Schiffes^ sich nachweiben
t'^lpBsen? Ich habe auf dem adriatischen Meere auf Llojdschilfen
f^wes Wort allgemein so gebrauchen hören. — 5^ Aft adt\ heißt
nicht bloß in Tirol hernach^ sondern wob] im ganzen Qebiete der
baierisch-Osterretcbischen Mundai*t.
Nach der roratifgehenden Auseinandersetzung ist das El'-
gänzungswöfterbuch für jeden Besitzer des Wörterbuches der
deutschen Sprache nothweudig: wir empfehlen dasselbe besonders
den Gymnasialbihliotheken , welche das große Wörterbuch ziemlich
hänfig besfilzen. Eine Vervollständigung und Encciterung aller
Ifisher erschienenen deutschsprachlichen Wörterbücher einschließ-
lich des Grimmschen kann dasselbe nur dann bieten , wenn , unter
Berücksichtigung des abweichenden Planes der Brfider Grimm,
Weigands, Diefonbachs usw., nebeo dem Ergän^ungstcMerbuche
auch das große IkYörterbuch Sanders herangezogen werde.
1 . Deutsche Elementargrammatik mr höhere Lebranstaiten , üvm-
üÄsien, Lyceen und Realschulen. Von Cli, Friedrich Koch. Secfisto
umg^arbeitettr Autlage. Kach dem Tode dei Verf^i besorgt ?üii Prof.
Dr. Bogen Wilhelm. Jena 1879, Gustav Fischer, VIII und 74 SS. (l)
2. D«utsche Schulgrammatik. Für LehrerbildDngsanBtalton und mm
Sclbitnuternchie. Von Joaef Lehmann. Dritte verbesserte Aaflage.
Prag 1879. Verlag von fl, Dominicu». 12, 312 und 56 US. <2)
3. Lehrbuch der deutschen Sprache. Ein Uitfaden forden Unterricht
an den unteren Ülas^cn der Gymnaaicn und der verwandten An-
äiatttjn von £. Hermann, Siebente abgek&rzte und verbesserte Auf-
Uge. Wien im). Alfred Holder. 258 SS. (3)
4. Gruödzöge der Neuhochdeutschen Gr:i' för höhere BH-
Jungsaustalten und lur MbsfbeU^brrtPC ti t.* von Friedrich
gauer. 21. för Öftefr*M mit Rücksicht »uf Jie in
üsterrdeh eingeführte u le neu bearbeitete Auflage
b^rausge^bsn von Dr. Kunraa uinuMi und Aujjfust Hof er. Nord-
lingeu lall. VerJair der C. H. Beck^^cben BuchhantUune. XVIU und
247 88. ti)
1 und i ^illd liebe aUo Bekannte, die sich Jahrzohnto bewährt
somit verdient b h dem Tode ihrer Yetff. erhalten tu
libeii und erneuert u.
Beide Bacher sind bekanntlirh systeuiaiitidi auicelegt» be-
ginnen also mit der Lautlehre, an welche sich Flexionslehre, Wort-
768 Deutsche Lehr- uod OhoBgebücher, anges. Ton K. F. Kummer.
bildung und Syntax schließen. Innerhalb dieses Bahmens geht dann
wieder jedes seinen eigenen Weg.
Kochs Elementargrammatik (1) ist eine sehr hübsche
Einleitung vorangeschickt, die gedrängt eine Geschichte der deutschen
Sprache enthält ; die bekannte Äußerung Luthers , dass er nach der
sächsischen Kanzlei schreibe , „welcher nachfolgen alle FQrsten
und Könige in Deutschland", bleibt ohne Erklärung und könnte daher
zu Irrthümern über den Ursprung der nhd. Schriftsprache Anlass
geben; vgl. über den Antheil der kaiserlichen Kanzlei in
Wien Müllenhoff und Scherer, Denkmäler^ 2. Aufl. S. XXIX f. und
H. Bückert, Geschichte der nhd. Schriftsprache I. Bd., S. 180.
Das ganze Buch ist auf wissenschaftlichen Grundsätzen auf-
gebaut. Die Darstellung ist, ohne gelehrt zu sein oder mehr, als das
Kind von der Volksschule mitbringt, vorauszusetzen, bei aller
Knappheit mit einer Fülle von Thatsachen ausgestattet, die eine
jspätere Vertiefung des deutschen Sprachunterrichtes vorbereiten und
erleichtern. Hieher rechne ich die Behandlung der Verbalflexion vor
der Nominalflexion, die 7 Classen der starken Verba, die drei Beihen
der Personalendungen , die Paradigmen der starken Nominalflexion.
Wer seinen kleinen Koch inne hat, braucht, wenn er einmal ältere
deutsche Sprachformen etwa an der Hand der gebräuchlichen Para-
digmen (Müllenhoff^ Schade , Sievers) studieren will , nichts zu ver-
gessen , sondern ksmn gleich anknüpfen an alle die Fäden , die die
Elementargrammatik angeschlagen hat. Nach dem Vorworte ist der
Herausgeber für wei-tvolle Bemerkungen dem Hrn. Prof. Sievers in
Jena verpflichtet; wenn wir nicht irren, so haben wir das Verdienst
dieses Gelehrten um Kochs Grammatik in der Herstellung der Har-
monie zwischen Wissenschaft und Elementarunterricht zu erblicken.
Die Syntax ist auf die Lehre von den Bedetheilen aufgebaut ;
das hat unleugbare Vortheile ; freilich auch Nachtheile , so kommt
das Verhältnisobject zweimal, beim Verbum (§. 124 — 126) und bei
der Präposition (§. 164, Anm.) zur Behandlung; der adverbielle
Genetiv (des Ortes, der Zeit, der Weise) ist ganz unberücksichtigt
geblieben ; übrigens kommt in der tabellarischen „Entwicklung des
Satzes*' S. 71 alles dies am gehörigen Orte zur Geltung.
Das Verzeichnis ähnlich klingender Wörter S. 72 ist ein will-
kommener Anhang zu orthographischen Übungen ; hier ist der Ort,
darauf aufmerksam zu machen, dass Kochs Orthographie in einigen
Punkten von der bei uns amtlich festgestellten abweicht; man vgl.
fial>,^l>,-niß,Jfaa/, baar^Staar, Waare,Miethevi,3,. m.
Indem ich das Büchlein der Aufmerksamkeit der Collegen auf
das wärmste empfehle, bitte ich den Hrn. Herausgeber, bei der ge-
wiss bald zu gewärtigenden Neuauflage die wenigen noch stehen ge-
bliebenen Satzfehler zu entfernen und der Klarheit in der Begel-
gebung noch mehr Sorgfalt zu widmen. Außerdem empfehle ich
seiner Erwägung noch folgende Punkte :
S. 4 und 86 wird Name und nehmen etymologisch gleich-
gestellt, was doch nicht angeht, s. Lexer, tfhd. Wörterbuch II, 30
DeDtsefae Lehr» und Dbongsbücber, ftiigez. von K F, Kummer, 759
und 52, — S, 26 , %, 59 , Abs. 3 fü^e hinzu ; ümgrekehrt wird für
den verlornen Singular die PI oral form angewandt bei 0$Urnt
Ffingstcn, Weihnachtm, Trimmer (Belege fi, — S, 35 gleisen,
windeln gind durch die üblichen Foriuen gleißen, winseln tn er-
seUen. — S. 40, g, 102 gehört eigentlich hinter S* 91 , damit die
I/ehre von der Bildung des Verbs beisammen sei. — S. 46, §. 119.
Hier waren die scheinbaren Infinitive wie Ich habe dich kommen
hören ^ lachen machen, gehen lehren üsw. zu behandeln (s.
dieser Zeitschrift Jahrgang 1879, S. 838. 1880, S. 641.) — S. 70,
AHnea g)Die aristotelische Definition der Tragödie in der Leesingscben
Übersetzung schtnnt mir Ober den Faasungski'^is zwölfjähriger
Knaben zu gehen, fQr die die Elementargrammatik ja bestimnat ist.
Der Verf. des zweiten der o. e. Lehrbücher hat sich einen
goten Naroen erworben durch seine Sprachbncher fürVolks-
und Bürgerschulen (4 Theile Wien 1878, 2 Theile Wien 1879,
k. k. Schulbücherverlag) , in denen er eine wohldurchdachte metho-
dische Anordnung des für die Schnle passend gewählten Stoffes mit
klarer Darstellung und (jeschick in der Auswahl der Beispiele und
Stellung der Aufgaben veibindet.
Einige dieser Eigenschaften bat die SchulgranimaUk mit den
erw. Sprachböchem gemein: gute Aufgaben, stete Berücksichtigung
des Dialectes, Kampf gegen A\(i Feliler der Umgangssprache , nütz-
liche Cbungen (S. 13 Unterscheidung der ähnlichen Vocale , S. 20^
der ähnlichen Consonanten, S. 261, 264, 275 Verkürzung der Neben»'
^it^e"! , willkommene Beilagen (S. 70 Erklärung der deutschen Vor-
hnen, S. 73 schwer verstandlicher Wörter, 8. 82 Porismus und
Fremd Wörter. 8. 86 Synonymik, Mehrdeutigkeit, Onomatik) u. ä.
Ein Fehler des Buches ist sein großer Umfang und die den-
selben bedingende Weitschweifigkeit. Doch der Verf, will nicht bloß
ein Schulbuch für Lehrerbildungsanstalten, sondeni auch ein Hilfs-
mittel für die Fortbildung des jungen Lehrers geben^
und dass diese Absicht und ihre Ausföhrong gebilligt worden, be-
weist, dass nicht nur innerhalb vier Jahren drei Auflagen des Baches
erni > Jnd^ sondern dass dasselbe auch zum Unterrichte all-
gt^Dii lassen und» wie der Verf. in der Vorrede erwähnt, „in
den meisten Bildungsansialten eingeführt ^^ worden ist.
Der Verf. geht aber weiter: er greift zur Erklärung der jetatigen
liftut- nnd Sprachformen auf den früheren Sprachstand zurück. In'
den ersten Capiteln wimmelt es von abd, nnd mhd. Formen Ich habe
mich , im Hinblicke auf die erwähnten Approbationen . vergebens
bemüht, aus dem Lebrplane der Bildungsanstalten die Forderung
ejnes historischen Sprachunterrichtes herauszulesen, ja die Auf-
stellung des Hauptzieles in der Unterrichtssprache ^Kenntnis der
Grammatik, soweit dieselbezum richtigen Ausdrucke
in Wort nnd Schrift erforderlich ist** (Min.-Verordn. Bl. v.
J. 1874, S. 133), spricht g^%^ti ein solches Verfahren; auch die
Lehrvtcffvertbeilnng für den zweiten Jahrgang ^Laut* nnd Wort-
bildung in genetischer Entwicklung** kann über dieses allgemeine
IAO Deutsche Lehr- und Übuogshücher, angez. von K, F. Kummer.
Ziel nicht hinausgehen und etwa Laut- und Formenlehre auf histo-
rischer Grundlage fordern, schon aus dem Grunde, weil die Ans-
fühmngsbestimmungen die Zielforderang nicht überschreiten dürfen,
und dann, weil den Candidaten der Volksschule die Voraussetzungen
fehlen , weil ; der vierstündige Sprachunterricht nicht Zeit lässt eine
äjtere Sprachform, etwa Mhd. oder gar Ahd. im Zusammenhange zn
bebitndeln, weil es unmöglich Absicht des Gesetzgebers sein kann,
den Lehramtscandidaten mit einigen zusammenhanglo^n halbver-
stapdenen Sprachformen die Küpfe zu verwirren.
Ich denke mir vielmehr, die erwähnte Forderung würde durch
eine Behandlung nach der Art von Wilmanns Grammatik befriedigt
und stimme mit diesem Gelehrten überein, wenn er sagt, ,,dass es,
um eine Anschauung von den großen sprachgestaltenden Vorgängen
zu geben , nicht langer schwer verständlicher Auseinandersetzungen
bedarf, auch nicht des Aufwandes von Gelehrsamkeit' (Vorr. z.
Gramm. S. 7); ich denke mir dieses Verfahren noch leichter in einem
für Österreich bestimmten Buche, dessen Volksdialect, bei der
Continuität der Entwicklung zwischen Baierisch-Österreichisch des
Mittelalters und Nhd., eine Fülle von Belegen bietet, die im Be-
wusstsein der Mehrzahl der Bewohner leben.
Doch ich sehe hier von der Principienfrage ganz ab, stelle
dagegen die Forderung auf: Wer „die I(esultate der neueren ger-
manischen Sprachforschungen'' (I) anderen ei-schließen will, muss
die älteren Sprachformen selbst kennen und überall aus guten Quellen
schöpfen. Selbst dann können npch Zweifel an der Richtigkeit der
Verwertung des sprachwissenschaftlichen Stoffes erhoben werden.
Wo aber jene Grundforderung nicht erfüllt ist, entfällt jede weitere
Erörterung.
Um dem Leser die Beantwortung der Grundfr^e zu ermög-
lichen f hebe ich einiges aus : S. 3 wiid neben der schwäbischen die
baierisch-österreichische (!) Mundart als Sprache der Dichter und des
höfischen Umganges im mhd. Zeiträume angeführt ; nach S. 4 hat
K. Maximilian I. „die aus oberdeutschen vorwiegend aber aus ober-
sächsischen Dialectformen*' bestehende Sprache der sächsischen Hof •
kanzlei in die Reichskanzlei sowie |iuf dem deutschen Reichstage usw.
eingeführt; S. 8 Runenlesen. S. 9 finden sich folgende ahd. Formen :
hanthus, mannus^ berga^ kapirki^ habuchf S 10 lautet die
1. P. PI. Pr. Ind. ahd. neman; S. 11 ahd. furista; ebenda soll der
Umlaut in Engel durch das daneben gestellte angelus klar gemacht
worden, da doch die ahd. Formen angil^ engil den Weg, den das
Lehnwort genommen, deutlich machen; ebenso war für die Wandlung
von f in ü bei schwul nicht auf ahd. sn^lan zurückzugehen , viel-
mehr gleich auf mhd. stoilich zu verweisen ; mindestens gewagt ist
es Tenne mit Tann^ zusammenzustellen, da ersteres gewiss zu ^«i-
vsiv gehört (Schade, Ahd. Wörterbuch, 2. Aufl. 925), der Ursprung
von Tanne aber ganz dunkel (Lexer, Mhd« Wörterbuch 2, 1401),
der Vei*sucb Schmellers (Baier. Wörterbuch , 2. Ausg. 1, 607) beide
Wörter zu vereinigen, kaum haltbar ist. S. 18 soll Schleife mit mhd.
Deatoche Lehr- und Übang^bücber« anget. von K. F, Kummer. 7Al
«20«/*ZQsaaimeDhän^eii, wogegen sicU schon J»eQicke> Über d« niedd.
Elemente in unserer Schriftssprache (Berlin 1869) S. 2B erkl&rt hat
mit dem Hinweise auf mhd. sltfeti ; ebenda ^das ai ist im Nhd< uui
noch (l) in wenigen Wrutern erhalten/* S. 15 sr.erning ist nicht mhd.
sondern ahd, S. 16 kiUhe ist nicht allgemeiu mUd., nur alemann.
Form: ebenda ein abd. karawatif gemeint ffarawjant gerben. S. 17
werden als mhd. Formen angeführt vcUs, hersen^ da doch vah nur
vereinzelt, hersen im guten Mhd. gar nicht vorkommt. S. 18 soll in
Wörtern wie potach , lihle , sieht u. ä. ch an Stelle des /* getreten
sein, es wird also die alte aspirierte Aussprache des auslauteiiden
und vor t siebenden h gar nicht berGcksicbtigt, S. 19 Beweis für
Metathesis: Ampel, Lampe (!); ampulla , Xa^indg existieren wohl
nicht? Ebenda wird Ober Lautverschiebung nur das Grimmsche
Gesetz mit dem bekannten Zirkel angeführt, weiter nichts (!). S. 58
folgende Etymologien : ^hanen = rufen^ davon Hahn, hinihan =
greifen^ davon Hand , Bund, Floh := der Fliehende, JJirfie ^ die
Dienende, Hemd und Himmel (von himan -^ bedecken). Sprache
(von sprah, brah, b reellen) = das Herrorbrechen des Innern. S. 60
ahd. haltd, S. 62 ^mhd. soren von eerren, S. 64 Sperllnff von
spar r=r klein, S. 66 Sperber {sperh-aar) =^ kleiner Aar. S. 135
die Aoordnung der sieben Classen der starken Verba ist willkürlich,
in ordnen ist I, II, III. VI, IV, V, Vn. S, 144 die drei Stämme von
$^ sind völlig verkannt, da bin bist von got. tiw, is abgeleitet
' S. 158 hirti gehört zur »-Declination (1),
Arme Volksschullebrer, welche durch diesen Canal in die Tiefen
der deutschen Sprachgeschichte eindringen sollen!
Auch nach Entfernung des sprachwissenschaftlichen Aufputzes
erecheint mir manches der Verbesserung bedürftig: Eine große Zalü
Wörter in den Übungen bleibt der Mehrzahl der Schüler olme Er^
kl&rang unverständlich, z. B< kibbeln^ Höke^ Gest^ Kieke, Eks^
Quall, Q^iehle etc. Die Aufgabe zu §. 56, S. 61 verstehe ich nicht
S. 92 Was heißt Schliff hh Object zu backen ? — S. 107. Wie kommt
in der Aufzählung der Bedetheile der Artikel in eine Eubrik mit dem
Substantiv? — S. 112. Nennform ist ein schlechter Terminus statt
der üblichen Nominalförm für Inf. and Particip. — S. 113. Die Er-
klärung des Part. Fut. ist falsch^ s. Wilmanns Deutsche Grammatik*
g. 124, Anm, — Ebenda wird für den Ausdruck Verbum seeundärer
Bildung auf §. 66 verwiesen , wo derselbe ebensowenig erklärt ist
als hier. — 8. 118. Ist der tli&tige Urheber in einem passiven Satze
wirklich VerhiUtnisobject ? ») — S. 122, Für stehen fehlt die Ver-
bindung mit haben (s* Engelien, Grammatik* S. 188). — S. 126
und ISO. Aus der Darstellung des Conditionalis wird niemand klug.
— S, 181 fehlen Beispiele für den Genetiv mein, Vergissmeinnicht,
Gedenke mein, usw. — S, 192. Die alten Formen von ^eei sind
ncharf zn trennen. — S. 219. Einfacher als nubjective und ohjeetire
M Dienelbo unrichtige Aufflsvaung begegnet luch b<*i Bauer (4
$, 1U>, Anm. 1.
762 Deutsche Lehr- und Übungshücher, angez. von £ F, Kummer.
Fragen wäre Sat^f- und Wortfrage, — S. 232. Formelhafte Ver-
bindungen wie Herr sein^ Enoähnung thun haben ihr Object im
Genetiv bei sich gerade so wie Im Stiche lassen. Ins Werk setzen
das ihre im Accnsati? (S. 231). Durch die Zosammenfassang der
Rection der Yerba, Adjectiva und Sabstanti?a werden die syntak-
tischen Kategorien von Object nnd Attribut zasammengeworfen, und
später mass dann das Attribut nochmals behandelt werden (S. 243).
Dann ist wieder die Behandlung der Präpositionen auseinander-
gerissen, S. 202 Bedeutung und Gebrauch, S. 240 Sinnverwandtschaft.
— S. 284. Die mathematischen Formeln zur Darstellung der Satz-
gefüge, noch mehr die der Periode (8. 292) sind viel zu compliciert,
um ernst genommen zu werden.
Als Druckfehler sehe ich an 8. 5 Kobel für Eobell, 18 lihie
fQr Ithte, 32 lagen für legen, 163 Friede sei ihr er^ G^läta* für
Geläute.
Es ist ein gutes Zeugnis für ein Schulbuch, wenn es trotz An-
griffen und äußeren Hindernissen immer wieder aufgelegt wird und
den einmal gewonnenen Yerbreitungskreis behauptet. Die Vorzüge des
Hermannschen Lehrbuches (3) sind zur Genüge bekannt: die
Begründung der gesammten Grammatik auf die Satzlehre , die Be-
tonung des Beispieles, das den Schüler zwingt, die Hegel zu finden,
die ausgebreitete Beobachtung des Verf.s, dem nicht leicht eine
sprachliche Erscheinung entgeht, die enge und dabei doch unge-
zwungene Anschmiegung der deutschen Syntax an das System der
classischen Sprachen, zunächst der lateinischen. Das mit einem
seltenen Fleiß und einer bewunderungswürdigen Sorgfalt gear)[>eitete
Buch hätte sicher einen noch weit größeren Ausbreituugskreis, wenn
der Hr. Verf. die ihm wiederholt vorgeworfene Neigung, die Sprache
zu meistern, mehr bekämpft und sich durch seine Forderungen nicht
so oft in Widerspruch mit dem Sprachgebrauche, selbst mit der Ge-
pflogenheit guter Schriftsteller gesetzt hätte ; ferner , wenn er nicht
allzu tief einschneidende Neuerungen in der Orthographie durch-
gefahi*t und trotz der fast einstimmigen Abweisung seitens der Kritik
festgehalten hätte.
Nach beiden Seiten ist in der vorliegenden 7. Auflage eine
Wendung zum Besseren eingetreten: die seltenen Würter, die be-
fremdlichen Constructionen und Ausdrücke sind nahezu vollständig
getilgt; schwerer ist es dem Verf. bei der Orthographie geworden»
und während alle Lehrbücher nach der amtlichen Rechtschreibung
geregelt sind, hat Hermann sich die ausdrückliche Bewilligung er-
wirkt, in der Tilgung des h nach t und in der Schreibung ein-
zelner Wörter seinen eigenen Weg zu gehen. Man kann darüber
streiten, ob es, um der Einheit willen, nicht besser gewesen wäre
auch hierin sich dem festgestellten Gebrauche zu fügen ; jedesfalls
aber weicht der neue Hermann nunmehr nur so wenig vom allgemein
Üblichen ab, dass man daraus fürder keinen Grund gegen seine Ein-
führung an einer Anstalt wird holen dürfen.
Deutsche lAhr- und Obnogsblicher, aogez, von JT. F, Kummer. 76S
Aüch in der tabellarischen Darstellung der Formen- and Wort-
biMoDgülehre sind mehrfache aogprechende Neuerungen ?orgeooDimen
worden ; gewiss wüUcommene Zusätze »ind die Tafeln XXZ (Neben-
einanderstellnng der Bildung der Subetantiva, Ädjectiva and Verba)^
sowie XXXIX (Übersicht der Präpositionen).
Rathen mochte ich dem Hrn. Verf., bei einer künftigen Aaliage
in den ConcesBionen an den allgemeinen Gebrauch noch weiter zu
gehen ; die Forderung , dass alle starken Verba im Imp. (lexionsloB
seien , steht mit dem Spracbgebranche in Widersprach , und wenn
HeiTnann auch stets schreibt Unterscheid, so werden doch alle
anderen Leute sprechen und schreiben ünterBcheidel Ferner warnm
heißt die Conjunction dass S. 52 Satzartikel? u. dgL m. Zu Über-
legen wäre auch noch , ob die den syntaktischen Lehrsätzen ange-
hängten Beobachtungen nicht auch noch in ein System gebracht.
beziehungsweise statt an eben Torkommende Beispiele angehängt zu
werden unter gemeinsame Gesichtspunkte gefasst werden könnten?
So ließe sich z. B. was S. 23 über Negationen gesagt ist, unter den
AdTerbi allen der Weise abhandeln u. ä. dgL
Durch mancherlei Beschränkungen ist der Umfang der 300 SS.
lenden 6, Auflage auf 258 SS. vermindert worden; schade, dass
: Streben nach abgekürzter Fassung auch die Wahl der Lettern
beeinllusst batl Namentlich m den Tabellen ist gegeuQber dem
ßcbCnen deutlichen Satze der früheren Auflagen hte und da zo ein^r
nahezu äugen verderbenden Perlschrift gegriffen worden.
Meine Ausstellungen betreffen nichts wesentliches. Ich kann
deshalb meinen Bericht zusammenfassen in den Ausdruck der Freude^
dass di« 7. Auflage uns den alten, wohtbewährten Hermann gebracht
hat ohne seine früheren Gebrechen, und in den Wunsch, dass recht
zahlreiche Verwendung eine baldige Erneuerung des trefflichen
Buches herbeifubron möge, die auch die letzten Mängel tilgen wird.
Die Bauersclie Grammatik ist in der 21. Aoflags in ihrer
; Gestalt und in ihrem Inhalte wesentlich verändert worden:
ohlich ist es, diiss sie die Antiqualetteni aufgegeben und den
deutschen Druck gewählt hat; zur Bearbeitung der neuen Auüage
haben sich ein Landsmann des ?ei^wigten Verf.s, Director Dr. Duden
von Hei-sfeld, und ein Österreicher. Prof. Hofer ?on Wiener-Neustadt,
j^aioinigt; das Buch hat, obzwar in »einem Capitol- und Para-
phenstande nicht geändert, mannigfache Zusätze, Beschränkungen
deruHLj iren, die der weitaus größeren Mehrzahl nach
Ftrbev^' :;ei(&on dürfen; es hat endlich die für Österreich
vorgeschriebe ue OriUMgraphie durchgeführt und dieselbe in dem
völlig umgearbeiteten Capitel 'Kechtach reiblehre' auch begründet.
Mögt «s in 6ein«r neuen Gestalt so viel gntes wirken, als es bisher
geth&n. und dieselbe freundlicho Aufnahme finden! Die folgernden
Bemerkungen stammen von einem aufrichtigen Verehrer des Buche«,
der aus demselben gelernt and sputer wiederholt darnach gelehrt hat;
aie sollen «inen Theil des Dankes abtragen« welchen er demselben
IdeL
764 Deaische Lehr- und Übungsbaoher, angez. von K. F. Kummer,
Trotz den zahlreichen Zusätzen und Verbesserungen haben sich,
meiner Ansicht nach, die Hr. Herausgeber dem Bestände des Buches
gegenüber etwas zu conservatiy verhalten. Die Pietät, welche man
bei £meueruj)g streng wissenschaftlicher Werke dem Worte und
Geiste berühmter Schriftsteller schuldig ist, scheint mir bei Er-
neuerung eines Schulbuches nicht am Platze zu sein: was in der
Wissenschaft nicht mehr aufrecht erhalten wird, darf
auch im Lehrbuche nicht stehen bleiben. Nach diesem
Grundsätze müsste die Tabelle der indogermamache Spraichstamm,
namentlich die Gliederung des germanischen Zweiges überarbeitet
und in der Einleitung manches geändert werden; S. 2 die Namens-
form ütfilüf S. 5 Ursprung und Heimat der mhd. Literatur in Öster-
reich, der Bischof Pilgrim yon Passau, Meister Konrad und das
Nibelungenlied, die Zeit des Eürnbergers, S. 7 der spanische Ur*
Sprung der Gralsage, Bruder David als Herausgeber und Ordner des
Schwabenspiegels u. dgl. Ich bin wohl nicht der erste, dem der
Widerspruch zwischen den Ergebnissen der literaturgeschichtlichen
Forschung und den Behauptungen in den angeführten Stellen auf-
gefallen ist; nur hat man auf diese Einleitung, die in der Schule
wohl kaum durchgenommen wird, wenig Gewicht gelegt; sollen denn
aber veraltete und unrichtige Behauptungen , zu denen der Schüler
vielleicht doch einmal greift, immer wieder abgedruckt werden? —
Eine Yergleichung mit den Ergebnissen der neueren Sprachforschung
wird auch für die Anhänge 1 (Brechung) , 3 (starke Declination der
Substantiva) und 8 (Lautverschiebung) eine gründliche Umarbeitung
nöthig erscheinen lassen.
Die Bearbeiter drucken auch Bauers „Vorschlag zu einem
Lehrplan" unverändert ab; und doch hätte dieser in den für
Österreich bestimmten Ausgaben schon lange einer Überarbeitung
bedurft : Bauer selbst hatte sein Buch für vier Jahrgänge berechnet,
der neueste Herausgeber will eine Anzahl Paragraphen auch noch
für ein fünftes Jahr aufgespart wissen. Wie verhalten sich Lehrbuch
und Vorschlag zu den Bestimmungen unseres Organisationsent-
wurfes ?
Dass eine deutsche Grammatik mehr enthalte, als für die zwei
ersten Gymnasialclassen vorgeschrieben ist, auf welche sich nach
dem Org.-Entw. der besondere grammatische Unterricht beschränkt,
ist bekanntlich kein Hindernis, ein solches Buch zum Gebrauche zu-
zulassen; denn erstens hebt der Org.-Entw. (Octavausgabe v. J. 1871,
S. 174) im Lehrplane nur diejenigen Oapitel hervor, welche im Zu-
sammenhange behandelt werden sollen ; und zweitens ist ja mit dem
Aufhören besonderer grammatischer Stunden von Tertia angefangen
nicht jedwede grammatische Unterweisung verpönt, im Gegentheile
wird die gelegentliche Behandlung derselben ausdrücklich empfohlen
(Lehrplan S. 175, Instructionen S. 183); endlich drittens spricht die
Zulassung von Büchern wie Bauer und Wilmanns thatsftoblich
für die Richtigkeit meiner Auffassung.
jL SefUesaing, Deat&cber WortsotiftU usw., aujC. too ^^ Kraiochwil, 7(1!}
Aber mau kann gewiss verlanget! tXL üören, wie sich der VerL
(«1066 Buches im Hinblicke auf die Porderuugen de« Drg.-Entw. die
ll^ertheiluTig des Lehretoffeä auf aosere Claaaen denkt; uameotlich
K^legenÜich der Neubearbeitung, an der ein Österreicher betbeiligt
scheint die Frage hier nicht uugerechtfertigt. Die Übertragung
les Bauerschen Vorecblageä ist ja an aich nicht schwer , weno anch
Qehr nOthig iet^ als etwa für Bauera SeiU und Quinta unsere
[ClflSüenbexeKhnungeu Prima und Secunda einzusetzen ; aber es wäre
jwiohtig za aeheiip was die Bearbeiter als über den fiabmen unserem
ilehrplanea hiuaasreichend auszuscheiden sich entgeh Idsseu , be-
Isiehungsweise der Frivatlectdre deä Schülers überließen. Denn das«
[nicht die ganze Grammatik an unüierein Gymnasium durchgeiiommen
LirerdeiL kOnne und dürfe, ergibt sich sofort ans einer VerglHchuug
Mereelben mit on^rem Lehrplane und deu In^structionen, Ich mache
ikier nur auf awei, atlerdiage we&eatliche Punkte aufmerksam : unsere
[Instruction (8. 184) warnt ausdrücklich vor einet' zu weit gthcnden
ySpahung im Unterordnen^ die Bauersche Grammatik geht be-
V ' tebüDg sehr weit» man vgl. die Capitel Ad-
I, Advorbiabätie; unsere Instruction (S. IHS)
[verbietet auisdröcklich Historisches über die älteren Formen der
\ gt^rfuhf' i*intumt8chtn, der Vorschlag Baaere (IL fc>tufe, A, 3) stellt
J i ng in^ tiefere Verständnis der Sprache hie $md da Zu-
Vriufvuii^ung auf das Mhd, und Ahd.y wo es zum VerständniBse
ft^hig ist auf, und das ganze Capitel Worthildun^ ist in diesem
Sinne gearbeitet.
Ich glaube, die Anführung dieser beiden Widersprüche genügt,
um die BerechUguug der oben ausgesprochenen fbrderujig lu er-
«eisen.
Yen den Zusätzen der Herausgeber acheiaen mir verbesserungs-
ittrftig: $.21, wo harte und lonlose, weiche und töoende Muten
[•inander gleich gestellt werden, für uns Süddeutsche, deren Medien
skanntjich nicht tOneu, ofTenb&r unrichtig; vgl. Sievers Grundzüge
ler Lautphysiologie S. 64. — §. 3H, Anmerkung, Die Gleichung lif
{in eintif j xwelif ^=^ 10 ist wohl nicht mehr haltbar, vgl. Scherer,
lur Geschichte der deutschen Sprache S. 451.
Wien. Dr. Karl F, Kummer.
[Deutscher Wortschatz oder der passende Ausdruck. Praktiscbe:'
Htlf5< und NachichU^ebuch in allen Verlegenheiten der schrift-
lichen - ' ndlieben D&r«teUung. Für Gebildete aller Stände und
AuvUi n« oinor cerrecteu Wiedergabe ihrer Gedanken in
deutB4:Lv. ^|r..uhti aich betleiüigeu. Mit einem den Gebranch unge-
mein erieichtorndeij Hilf» Wörterbuch. Bearbeitet von A.Schlessing,
Verf&aser mehrerer fipnkcb wissen iichaft liehen Werke* Stattgari 1881.
Vorlag von Paul Neff, 8«. XXIV und 433 88.
Angeregt dnrch Dr. P* M. Rogets Thesaurus ef Englfsh Words
od Pbrases, welches Werk seit 1852 nahetu viersig Auflagen er-
'feHe, Qnlernilim es der Verfasser, nach dem englischen Vorbilde
49*
768 K. SUö^^ BöeheUn d. h. Margaröta, augez. von F, KraUKhwü.
ein deutsches Hilfs- und Handwörterbuch zum Auffinden des rP^s*
senden Ausdruckes'' auszuarbeiten und zwar nicht nur für Aus-
länder, die bereits einige Kenntnisse in unserer Sprache besitzen,
sondern in erster Linie zum Gebrauche für diejenigen Deutschen,
welche, vielleicht trotz großer Geübtheit in Rede und Schriftsprache,
gerade um einen richtigen Ausdruck verlegen sind.
Um nun ein rasches Auffinden desselben zu ermöglichen, ist
das Buch in zwei Theile derart getheilt, dass zunächst im ersten
(von S. 1 — 242) der Wortvorrath der deutschen Sprache nach lo-
gischen Gesichtspunkten in tausend Nummern und ebenso-
vielen Begriffsfamilien geordnet ist. Demnach zerfällt der Sprach-
schatz in sechs Classen; in die erste (S. 1 — 85) z. B. gehören 179
Begriffsfamilien mit Wörtern, welche abstracto Verhältnisse
bezeichnen. Sie sind wieder nach den Gesichtspunkten der Existenz,
Beziehung, Quantität, Ordnung, Zahl, Zeit, Veränderung, Ursache
und Wirkung so aneinander gereiht, dass den Hauptwörtern die
Verben, diesen die Adjective und Adverbien folgen, z. B. Existenz
(Dasein, Wesen, Bestand, Wirklichkeit . . . leben, vorkommen . . .
vorhanden, gangbar . . . wirklich, positiv, materiell) und in der
nebenanstehenden Colonne der Gegensatz hiezu :Iuexistenz (Nicht-
dasein,Wesenlosigkeit, Leere, Lücke . . . nicht sein, nidit existieren
. . . nicht vorhanden, nicht wirklich . . . negativ, imaginär, ideal).
Den vollständigen „Plan der Eintheilung** und die ^Über-
sichtstafel der Begriffsfächer"* hat der Verf. dem ersten
Theile seines Buches vorangeschickt (VIII — XXIV) ; um nun daraus
den gewünschten Ausdruck rasch zu finden, dient der zweite Theil,
welcher von S. 243 — 433 ein alphabetisch geordnetes Re-
gister enthält. Neben jedem Woi*te geben Nummern jene Gruppen
der Begriffsfamilien an, in welchen das Wort eingereiht und im ersten
Theile nachzuschlagen ist. -^ Die im Deutschen gangbaren Fremd-
wörter sind vollauf berücksichtigt. Die Ausstattung des Buches von
Seite der Verlagshandlung ist geradezu prächtig.
BücheUn der heiligen MargarSta. Beitrag zur Geschichte der geist-
lichen Literatur des XIV. Jahrhunderts. Herausgegeben von Dr. Karl
Stejskal. Wien 1880. Alfred Holder. 33 SS.
So einen breiten Raum in der Literatur des Mittelalters die
Heiligenlegenden einnehmen, vom ästhetischen Standpunkte be-
trachtet ist ihr Wert, abgesehen von nicht sehr zahlreichen Aus-
nahmen, gering. Doch verdienen sie sorgsame Beachtung, nicht nur
der Sprache sondern auch der culturhistorischen Bedeutung wegen.
In ihnen suchte der religiöse Sinn sowohl wie der unbegrenzte
Wunderglaube des Mittelalters seine Befriedigung. Je mehr des
Wunderbaren eine Legende anhäuft ^ desto beliebter wurde sie.
Dieser Umstand allein würde die außerordentliche Verbreitung der
Margaretenlegende (sogar über Frankreich und England) erklären:
der Teufel selbst erscheint durch geraume Zeit auf dem Schauplats
S, Si^fakak Buchelln d. b. Margardta, angez. ron F. Kraiaekwü 7tt7
und spielt eine sehr unrühmliche Rolle (V. 288 — 51 ß). Dazu kommt»
dasg Hargareta als Schutzheilige der Gebärenden galt; von ihr
bofftazi sie eine glückliche Kiederkunft. Man war der Überzeugung^
dftssj wo immer in einem Hause sich ihre Leidensgeschichte Torfinde,
dort kein Kind kmmm oder blind geboren werde und der Teufel
keine Gewalt über die Kinder habe (V. 639-^646). Daher die un-
gewöhnliche Beliebtheit dieser Legende, welche zahlreiche Hss. und
Drucke vom 12. — 16. Jahrhunderte bezengetu
Bei der großen Verbreitung nimmt es uns nicht Wunder» dass
die Margaretenlegende in dem laugen Zeiträume gar mannigfache
Geiitaltnngen erfahr; dieselben wurden von Fr» Vogt in Paul-Braunes
Beiträgen I (1874), 263 f, eingehend besprochen. Schon vier Jahr«
spater erhielt die Literatur der Margaretenlegende eine Bereicherang
durch Veröffentlichung einer niederdeutschen Fassung nach einem
Magdeburger Drucke vom Jahre 1500 durch Dr. J, Wegener im
Programme des Pädagogiums vom Kloster Unserer Lieben Frauen in
Magdeburg, worauf durch Bartsch im 24. Jahrgange (1879) der
•■ in (S. 294 f.) der Abdruck des Anfanges einer deutschen
tenlegende aus dem 12. Jahrhunderte, durch K. Hasenjäger
im 12. Bande der Zs. f, deutsche Philologie (S. 468 — 479) der eines
Bruchstückes (325 V.) einer mitteldeutschen Margaretenlegeode
folgte. Hasenjägers Annahme, das Bruchstück sei die Recension
eines mitteldeutschen Originals aus dem 14 Jahrhunderte, findet die
kräftigste Ünterstüttung durch Dn Stejskals Publication der be*
lidbtesten, nach Thüringen weisenden Fassung der
Margaretenlegende aus dem 14. Jahrhunderte: sie
liegt nun zum erstenmal vollständig gedruckt vor.
Der Text (776 V,) von S. 7—33 liest sich im ganzen ziemlich
anstandslos; über einige bedenkliche Stellen ohne Einsichtnahme in
das dem Hrn. Herausgeber vorgelegene handschriftUche Material
mit Sicherheit zu urtheilen ist nicht räthlich. Über letzteres spricht
der Herausgeber in den dem Texte vorangeschickten Bemerkungen
(S. 1 — 6); demnach hat er vier Ess. (darunter den Cod. 3007 der
Wiener k. k. Hofbibliothek und den Cod. 188 des Metropolitancapitel-
Archivs in Olmütz) und den Leipziger Druck vom Jahre 1517 ver*
glichen. Leider erwähnt der Hr. Herausgeber mit keinem Worte des
jeder Vorlage eigenthömlichen Wertea und des Verhältnisses zwischen
denselben , ebensowenig macht er uns mit den Gesichtspunkten be*
kannt , nach denen er bei Herstellung des Tex^s vorgieng. Ich ver-
rnnthe — die Arbeit wurde nämlich zuerst im Programme des k. k.
Gjmnasiums zu Znaim veröffentlicht — dass diese Unterlassung
sowie die Gedrängtheit, mit der auf anderthalb Seiten über die
Sprache des Denkmals, dessen unbekannten Verf. und seine Quelle
gehandelt wird , wahrscheinlich eine Folge des beschränkten Raumes
war» welcher gewöhnlich derartigen Arbeiten in den Jahrespro-
grammtn unserer Mittelschulen zugewiesen wird. Bedauerlich bleibt
auch, das8 bei Veranstaltung des so gefläUigen Separatabdruckes da«
Versäumte nicht nachgeholt wurde* — Vielleicht regt Docens (AI
788 E. üfhuest Das Wesen des Denkens, angez. von T. Wüäauer.
deutsche W&lder III, 156) apodictisch hingestellte, aber bis jetct
dnrch nichts erwiesene Behauptung, der unbekannte Verf. der
Margaretenlegende sei auch der Verf. der Legenden der heiligen
Katharina, Dorothea und Barbara, den Hrn. Herausgeber zu einer
sprachlich - stilistischen Yergleiehung der Maiigaretenlegende mit
jenen dreien genannten an. Bei dieser neuerlichen Aufnahme deg
Gegenstandes lieAe sich auch manches nachtragen.
Wien. Dr. Franz Kratochwil.
Das Wesen des Denkens. Nach Platon. Von Dr; Karl Uphues, Piof.
am Qymoasium zu Aaraa. Landsberg a/W. 1881, Hermann Scbönxocks
Verlag. (8 S. 139.)
Der Titel des Buches deckt seinen Inhalt nicht. Die Unter-
suchung geht nämlich wohl vom Wesen des Denkens aus und knüpft
dabei vorabergehend auch an Piaton an, aber sie entwickelt aJl-
mählich die GrundzQge einer umfassenden Weltanschauung. Der
Verf. enthüllt uns im Vorschreiten der Arbeit seine grundlegenden
Gedanken von der Natur, der Geisterwelt und dem über dem Gegen-
satz beider stehenden „dreieinigen'' Gott, untersucht und berichtigt
in seiner Weise eine Reihe ontologischer Begriffe : Wesen und Er-
scheinung, Identität, Veränderung und Entwicklung.
Das Buch ist eine seltsame Verschmelzuug von Aufklärung und
mystischem Tiefsinn ; es erinnert durch seine Bestandtheile an die
Träger verschiedener Weltanschauungen: an Piaton (doch weniger
als der Titel vermuthen ließe) und die Scholastiker , an Descartes
und Leibnitz, an Kant, Herbart und Hegels Logik. Auf eine Inhalts-
übersicht des Buches muss ich daher verzichten , glaube aber das-
selbe sicher zu kennzeichnen, wenn ich eine Beihe seiner Auf-
stellungen über das Wesen des Denkens vorführe.
Vor allem schärft uns der Verf. die seit zweitausend Jahren
nicht mehr neue Wahrheit ein, dass Denken nicht mit Vorstellen zu
verwechseln sei, denn „das Denken ist die gesetzmäßige Ver-
bindung von Vorstellungen zu Urtheilen." S. 25. 9. Aber
diese Definition ist bloß eine „vorläufige'' ; „denn das Denken ist ja,
wie schon Piaton gelehrt, ein inneres Sprechen, das Sprechen aber
geschieht in Sätzen d. h. in Verbindungen von Wörtern, welche die
Vorstellungen bezeichnen^ ; die obige „vorläufige^ Definition wird
daher dem Wesen des Denkens näher gebracht durch Umsetzung in
folgende Form: Denken ist „die Verbindung der die Vorstellung be-
zeichnenden Wörter zu Sätzen.^ S. 27. 29. Die Satzbildung wird
aber nur ermöglicht durch die Verbindung von Substantiv und Verb,
es wird daher das Wesen des Denkens tiefer erfasst durch die Er-
klärung, „das Denken bestehe in der Verbindung von Substantiv
und Verb.'' S. 38. Erst jetzt ist der Verf. in der Lage das hehre
Wesen des Denkens vollends zu enthüllen und zu beleuchten. Das
Verbum ist nämlich im Satze „Ausdruck der Person^» des hewussten
Ich, des Geistes; das Substantiv dagegen „charakterisiert sieh als
M, WMfah^ Tier gtmeinTerst Vortr. ubw,, an^r* v. T, Wüäamef, 789
Sachenwort^, igt Ausdruck der Natur, der unpere^Dtkhen Sache.
Der Satz ist daher eine VerbinduDg yon Personen- und Sacfaenwort,
verlcDÜpfi somit die beiden Begrifte FeTBon und Sache, ^diese hi'^chsteQ
Gattungsbegrilte uti&eres Denkens " : „ihre Vereinigung ist der Aas-
druck für die höchste uns denkbare Realität, also fdr Oott.** Dem
■Verf. ergibt sich hieraus, dass der Sat2 (ganz abgeseheu von 8oin*?r
||K>ncreteti Anssage) „rein als Yerbiudong tod Substantiv und Verbum
Ifenommen den denkbar höchsten Inhalt bat^, nämlich Natur« Oeist^
Ott Freilich ist dieser Inhalt ^unbewusst."
Wir wollen gerne glauben, dass hier ein tie^inniger Gedanke
ege, dessen Weiter ffihrung wir S. 62 — d2 wiederfinden, aber
Bifölhaft ißtp dass es an scharfer Fiiierung der Begriffe» an
Klarheit und formeller Exactheit der Durchführung fohlt. Das ist
Oberhaupt der Maugel, an dem die Arbeit krankt. Einige Beispiele
mögen uns das deutlich machen. Nach S. 8 beißt ^denken** soviel
als ^Gedanken miteioander rerbinden."' Nach S. 9 ist jedes Vor-
^Btellem bedingt durch das Denken , nach S. 25 erscheint umgokehit
Denken bedingt durch vorhandene Vorstellungen. Der Verf. hat
rie es scheint den Cirkel geahnt (S. 113), ihn aber nicht gelöst.
Inf 8. 8 und 9 wird das „BewusstseiD" und zwar der einzelne Be-
russtseinsact ohneweiters mit einem bleibenden Trager des psj-
tehischen Lebens verwechselt, als ob es nie einen Kant gegeben hätte.
IBesonders grell zeigt sich der Mangel formeller Genauigkeit in der
jBonst mehrfach interessanten Abhandlung über die Wahrheit des
[Denkens (S. 62—92), in welcher der Verf. den Schritt in die Wirk-
lichkeit zu vollziehen sucht. Da werden die „Formal begriffe**, welche
[tiach seinem eigenen Zugeständnisse ^nichts Wirkliches bedeuten*^,
fd*>ch wieder als wie verlässliche Data genommen, um aus ihnen
iWirkljches und seine Eigenschaften abzuleiten. Mit dieser logischen
[Mangelhaftigkeit der Arbeit verbindet sich da und dort ein eigen-
[thömlicher Muth der Consequenz. Wie er (S. 107) infolge seiner
lAufstellungen die Thiere zu bloßen Maschinen macht, ^bei denen
[frin Empfindung und selbstth^tiger Bewegung keine Hede sein kann^^
^it er den Völkern der isolierenden und agglutinierenden
ul'e das Denken f j^^&b eigentliche Denken^ ab (S. .^8. 39.
J45.). Das „eigentliche Denken" ist nor jenes, welches der Verf. be-
handelt, d. h. wenn wir dem Titel des Buches glauben, das Denken
ilm Sinne Piatons , wenn wir hingegen der Erklärung auf S. 38
[glauben, nur jenes Denken, „wie wir es bei uns Deutschen des
[neunzehnten Jahrhunderts finden.^ Freuen wir uns, dass das Denken
Ider Deutschon etwas correcter ist, als es Herr üphues bei ihnen
^ ^gefandeo** hat
Vier g^meinvArcK>Twi liehe Vorträge über Piatons Lehrer und
Lehren, \ s Wohlmb, R<*ctar de§ konigL Gyranasiamf su
Chemnitz. ii*:iY7.y^ ih79, Teubncr. 8* Ö. 81,
In den Vorträgen sind behandelt: 1, Sokrates^ 2, die Li^be^
8. die Unsterblichkeit, 4, der Herrscher, Wie schon der Titel av
77o 0, aitte. Die Initialen der Benaissanoe, angez. Ton L. Blume.
deutet, ist die Darstellung populär gehalten. Dadurch mag ee sich
vielleicht entschuldigen, dass der Fachmann in dem Bflchlein keine
Spur einer Förderung seines Wissens findet; wir haben aber auch
keinen Anlass den gebildeten Laienkreisen die Leetüre desselben
besonders zu empfehlen.
Auf eine Hervorhebung einzelner Stellen, gegen weiche wir
Einsprache erheben müssten , gehen wir nicht ein. Selbst fftr Laien
zu stark ist es, wenn der Glaube an Gott und Unsterblichkeit,
welcher die Lücken des Wissens ausf£Qle, auf eine Linie gestellt
wird mit dem Satze der Mathematiker, ^dass einmal eins eins ist.''
Dass die Eigennamen bald in griechischer bald in lateinischer
Form geschrieben werden, mag im allgemeinen ohne Büge hingehen,
da der Yei-f. selbst in der Vorrede auf diese Ungenauigkeit auf-
merksam gemacht hat ; aber unerträglich wird es, wenn dieser Wechsel
in einem und demselben Satze auftritt, z« B. S. 120 zuerst Phaidros,
dann Phädrus, S. 126 PheXdon und Phatdon. Auffallend in der Schrift
eines Philologen sind Versehen wie ^Mysanthropen^ S. 69 und „Myso-
logen** S. 70.
Innsbruck. T. Wildauer.
Die Initialen der Benaissance nach don Construetionpn von Albrecht
Dürer, herausgegeben von Camillo Sitte unter Mitwirkung von
Josef Salb. Wien 1882. Druck und Verlag der k. k. Hof- und Staats-
druckerei.
Mit dieser Publication hat sich das österreichische Museum,
dessen Initiative das vorliegende Werk seinen Ursprung verdankt,
neuerdings ein Verdienst um Kunst und Wissenschaft erworben. Die
schon vielfältig in einzelnen Theilen behandelte Frage über Ent-
stehung und Ausbildung dieser sinnreichen Constructionen hat hier
eine umfassende Behandlung erfahren und kann nun als erledigt be-
trachtet werden. Die älteren Detailuntersuchungen von B. Schöne in
Ephemeris epigraphica 1872, Sotzmann in Naumanns Archiv 1856
II, Harzen im Archiv für zeichnende Künste II , 231 — 244 und
andere werden hier zum erstenmale zu einem Gesammtbild vereinigt,
ergänzt, und erhalten gerade hiedurch erst ihre volle Bedeutung
und Sicherheit. Die vier Autoren , um deren Arbeiten es sich hier
handelt, sind Feiice Feliciano, dessen Werk sich in der Vaticanischen
Bibliothek befindet (Man. Nr. 6852), Paccioli, zu dessen y,Divina
proportione^ Leonardo da Vinci die einschlägigen Zeichnungen
lieferte, Albrecht Durer, welcher die gründlichste Bearbeitung dieser
Buchstabenconstructionen in seiner ^ünderweysung der Messung
mit dem Zirkel und Bichtscheyt^ gab, und J. Neudörfer (1497 bis
1563), dessen Manuscript gegenwärtig der Bibliothek des österr.
Museums angehört.
In der vorliegenden Publication sind die Arbeiten dieser vier
Autoren nun in beständiger Parallele besprochen, indem die Ab-
weichungen von einander bei jeder Construction wie die Textvariantea
H* Berghaus, G«o^aphiscbe Lehrmittel« ioge«, ?ön F, Oruaauer. 771
bei HtndsehrifteD-Kditionen zusammengestellt und erläutert er-
scbeioen. Hauptsächlich htedarch wird dei ZasammenbaDg dieser Con-
JBtructioDen nutereinaDder vollkornmon klar und zeigt sich deutlich:
[vie Neudörfer nur die Arbeit Ddrers ergänzen wollte; dass DOrer
! die Arbeit Pacciolis nicht nur gekannt, sondern fortlaufend benützt
[hat, während er die Arbelt Felicianos nicht mehr kannte; dass
Endlich Leonardo und Paccioli wieder Feliciano reichlich benutzten,
ir&hrend dieser unmittelbar nach antiken Lettern
arbeitete, wie er sie in Rom und anderwärts vorfand. In Bezug
[ auf diese seine Leistung heißt es Einleitung 8. 3 : ^Betrachtet man
, die Buchstaben auf römischen Monumenten und Schriftplatten ^ so
[findet mau immer in Zeitabschnitten iron etwa 50 — 100 Jahren einen
einheitlichen Charakter und sichere Schönheit in der Bildung im all-
^ gemeinen, aber im Detail eine so große Meüge kleiner Variauten-
gruppen als Buchstaben vorliegen. Würde man sich nun die Aufgabe
stelteni aus Jen Buchstaben bester Art, beiläufig des
I ersten Jahrhunderts, ein gemeinsames Schema zu entwickeln,
! man konnte es kaum besser, kaum anders machen als Feliciano,'^
So geht die Form der edlen Lettern Durers mittelbar aus d^n
scharf gezeichneten, weithin deutlichen Lettern der römischen
|]ionumente hervor, Lettern ^ in welchen in der That der Scharfsinn
I und das Schönheitsgefüh! von Jahrhunderten aufgesammelt erscheint.
Die vorliegeude neue Pablication derselben in groß Folio mit
86 Tafeln, hervorgegangen aus der Staatsdruckerei, muss als würdige
Prachtausgabe bezeichuet werden und ist zunächst geeignet, zur
Veredlung unseres Schriftwesens in der Praxis beizutragen. Aber
nach dem oben Gesagten verdient sie auch als historische Arbeit und
als Beitrag zur Ästhetik volle Beachtung, denn sie fahrt an dem
einfachen Beispiel der Linienführung dieser classischen Lettern in
die Gesetze der architektonischen Formengebung ein, wie sie in den
Werken der Alten verkörpert vorliegen. So erscheint ihre Anzeige
an dieser Stelle und der Wunsch gerechtfertigt, dass sie von den
Kreisen, welch«} sich überhaupt mit dem Studium der Antike be-
^MlllAlseD, nicht übersehen werden möge.
~ Wien. Ludwig Blume.
Berghaus Hrm,, Physikalische Wandkarte der Erde in Mer*
cators ProjectiOQ. Gotha 1874. J. Perthca. Fol. S Bl Aufgexogeo
aaf LeiDwand und in Mappe 8 fl* 40 kr.
Berg haus Hrm., Wandkarte vod Europa. l:4.0()0,ooo. Goüu
(1875) J. Perthös. FoL 9 BL Ä ufge «oge n aaf Lein wund and in Mappe
11 M&rk.
Borghaus Hnn, Wandkarte ?on Afrika* liS,0oa.Oüa Gotha
(1881), J. Perthda. Fol. H BL Preis a fl. 60 kr.i aofgeiogen auf
Leinwand and in Mappe 6 ti.
Von diesen Karten wurden die ersten zwei vom k. k. Uini*
aterium für CuUus und Unterricht in Wien in dessen Verordon
in H. Berghau8, Geog^phische Lehrmittel, angez. Ton F. Cfrastauerm
blatte Jhg. 1878, St. XII, 8. 92, und die letzte mit Erlass vom 14.
März 1881, Z. 3153 znm Unterrichtsgebrauche an Mittelsoholen
allgemein zugelassen.
Die Vorzüge, welche diese geographischen Lehrmittel vor ähn-
lichen älteren auszeichnen und der Umstand, dass demnächst auch
Asien und Amerika in ähnlicher Bearbeitung erscheinen werden,
wodurch eine neue kartographische Darstellung der Erde und ihrer
Gontinente von Perthes* musterhaftem Institute zum Abschlüsse ge-
langen wird, lassen es nicht ungerechtfertigt erscheinen, auf die
Besprechung der ersteren zwei, obwohl sie bereits vor einigen Jahren
erschienen sind, zurtkckzngehen, um auf die ZnsammengehOrigkeit
und einheitliche Anlage dieser Kartenwerke aufmerksam zu machen.
Gemeinschaftlich ist allen drei Karten eine correcte und
eine mit Bücksicht auf die Maßstäbe und den Charakter der Karten
m(yglichst genaue Darstellung der Unebenheiten in Land
und Se e. Die Übersicht von Hoch und Tief gewährt ein durch Iso-
hjpsenlinien dargestelltes System von Stufen, die nach dem Grund-
satze „Je höher desto dunkler**, aus helleren Farben nach und nach
zu dunkleren übergehend, Niederungen, Hügelländer, Mittelgebirge,
Hochgebirge und höchste Erhebungen auf den ersten Blick erkennen
lassen. Bekanntlich tritt Berghaus der Gewohnheit entgegen, nied-
rige Gegenden als Tiefland zu bezeichnen, indem er diese Niede-
rungen nennt und die Benennung .,Tiefland" bloß auf Depressionen
d. i. solche Gegenden beschränkt, die tiefer als die Meeresfläche
liegen. Auf seinen Karten erscheint daher die Niederung als die
erste Stafe der Landeserhebung über dem Meere in den hellsten
Farben und das Tiefland in der üblichen grünen Farbe. Da eine
gleichmäßige Anwendung der die Höhen und Senkungen za Lande
ausdrückenden Horizontallinien auf die Seetiefen nach dem gegen-
wärtigen Stande der Tiefenmessungen noch nicht ausfuhrbar ist, so
sind hierüber auf den vorliegenden Karten nur die allgemeinsten An-
deutungen derart gegeben, dass zum Unterschiede von der Tiefsee,
welche in Dunkelblau erscheint, die Flachseen, die sich meist als
Fortsetzungen von Landniederungen zu unterseeischen Plateaux oder
als von den Sinkstoffen großer Ströme verseichtete Golfe und Meeres-
strecken ausdehnen, durch Hellbau angedeutet werden. Die Be-
namung der Karte ist eine zweckmäßige, indem sie sich einerseits
auf das Nothwendigste beschränkt und andererseits außer den Namen
der Völker, Länder und Inseln, Städte, Seen und Flüsse auch die Be-
zeichnung der wichtigsten Küstenstellen, der äußersten Vorgebirge
usw. in charakteristischer Schriftart enthält.
Im Besonderen präsentieren sich diese Karten folgender-
weise :
Auf der Erdkarte in Mercators Projection ist der
Gradein theilung der Meridian des Green wicher Observatoriums zu-
grunde gelegt, da sich gegenwäiiiig bei weitem die meisten Längen-
und Zeitbestimmungen auf diesen beziehen. Über die Tiefe der
Meere und über die Vertheilung der Seesonden geben eingedruckte
H* Btr^mf Geo^ftphi&che Lehrmittel, ang. Ton F. QroMOuer, 77S
I froße Ziffern die Doibw^ndigsten Audeutungdti. In besonders geluu*
' gener Weise iat die Oberflächenbewegungr des Meeres zur
Anschauung gebracht Durch dunklere Farbenstriche wird die größere
. Bcbnelligkett und Stetigkeit der Strömungen ond der sogeaamilia
Triften dargeeteHt« Der jah.re82eitliche Wecbsel der Stramnohtongsi
innerhalb derMuäsongebiete ist besonders angedMitet. Die Palarstr5^
mungen sind zum anfTallendeu Unterschiede von den tropischen Dre*
hungsstiömungen, den Gegenströmen und Ausgleichströmen in grünen
Farbenstricben veranschaulichi Auch die nothwendigen Andeatungen
Über die Grenzen des Polar^isea fehlen nicht. Die Karte enthält
I achlieüiich noch eine Windrose , ferner an den.unteren Ecken Dar-
stellungen der nördlichen und südlichen» der wegtlichen imd öst-
lichen Halbkugehi und in der Mitte des unteren Randes einige
auldie Weltstellung der Erde bezügliche Figoren, w&lche die Son-
nen* nnd Mondesfinsternisse. die £rd- und Mondesbe^
wegung an veranschaulichen, ferner eine HöhenQbersicht, an
welcher das alVmählicho Niedersteigen derScbneelinie und der
PflanEonregion gegen die Erdpolo versinnlicht wird.
Die physikalische Wandkarte von Europa weicht itt-
iofeme von der eben besprochenen Erdkarfe ab, als es der größere
Maßstab auf derselben ermöglicht, hinsichtlich der Darstellnngen der
rnebenbeiien mit den farbigen Abstufungen die Qebirgsteicb*
nungin Schraffenmanier zu vereinigen, wodnrcb einerseiis di«
Übergänge zwischen der ersteren nnd anderseits der unterschied
Bwigchtn HocbflAchen und Gebirgsgnippeii besser 7.um Ausdnicke
gelangt. Die Grenzen einzelner GewÄcbseu. zw. der Banane,
Palme. Orange, des Ölbaumes, Weiobaues, Buchen-, Eichen- und
Kadelholzes, des Getreides und der Baumgrenze sind durch Linien
ersichtlich gemacht, welche auf die deutEicbo Darstelloug des Fluss^
netze» dieser physikalischen Karte keinen störenden EinflusB nehmen.
S^wei an den oberen Ecken der Wandkarte eingeflgte Nebenk&rtcheu
bringen eine Obersiebt der Wassertheihing nnd der Natio^
nalitatenverhältnisse von Europa zar Anschanung,
Auf der Wandkarte von Afrika erscheint bereits das me-
triecht Ma6 angewandt Für Afrika sind die Schwierigkeiten, mit
welchen die GebirgszeichnuDg einer Karte bei der Mangelhaftigkeit
oder minderen Zuverfassigkeit der Höhenbestlmmnngen und anderer
Daten zu kämpfen bat, aoJierordenilich gn»ß. T^dem auf der vorlie*
genden Karle die Ergebnisse der jö! Erforschung»*-
reisen» nach welchen sich manche alt' lungen z. 6. von
einem llocUnfiika im Süden und einer zo^amniouh&ngendeu NiedO'^
rung im Korden weeentticb modiücieren, gewissenhaft bo rücksichtigt
worden sind» präi<entiert sich die DarBieTInng des Terraini? auf der-
lei l)en wesentlich verschieden von jener der früheren Karten diese«
ErdtheÜGs, um durch die Darstellung der politischen Gliederung
des t len Eindruck der physJKalii^l.cn Karte zu
M\K Staaten Übersicht in einem besonderen
774 B. Kiepert, Schnlwaodkarte usw., angez. Ton F. Orassauer,
dem unteren linken Bande der Karte eingefügten Nebenkärtchen im
Maßstabe Yon 1 : 25,000.000 veranschanlicht.
Indem diese Karten den Anforderungen, welche man auf Schal-
wandkarten stellen kann, vollkommen entsprechen, können sie als
vorzügliche Lehrmittel des geographischen Unterrichtes bezeichnet
und bestens empfohlen werden.
Kiepert B., Schul- Wand- Atlas der Länder Europas. Berlin
1881 ft, foL, Beimer. Lieferung I : Stamme phvsikaliBche Schalwand-
karte von Frankreich. 1:1,000.000. 4 Blatt; Lieferung II: Politische
Schalwandkarte yon Frankreich. 1:1,000.000. 4 Blatt Preis jeder
Lieferung 5 Mark.
Die Verlagshandlung Dietrich Beimer in Berlin beabsichtigt
dem Bedürfnisse der Schüler nach guten auf wissenschaftlicher
Grundlage ruhenden, correcten und einheitlich dargestellten Schal-
wandkarten der Länder Europas dadurch zu entsprechen, dass sie
einen Cyclus von Schulwandkarten herausgibt, welcher die sämmt-
lichen europäischen Länder in je einer physikalischen (stummen) und
einer politischen Ausgabe umfassen wird.
In der physikalischen Ausgabe kommen keine Namen und Be-
zeichnungen vor, dagegen wird auf die detaillierte Darstellung des
Terrains und des Flussnetzes eine besondere Sorgfalt verwendet, da-
mit die Bodengestaltuug des Landes klar zum Ausdrucke kömmt.
Die Situation ist schwarz gedruckt, die Gebirgszüge erscheinen braun
geschummert und die Massen-Erhebungen in leicht erkennbaren
braungelben Farbenstufen.
Die politische Ausgabe enthält die staatliche Eintheilung der
Länder, die Namen der Provinzen, Städte und Flüsse in sorgfältiger
dem Bedürfnisse der Schule entsprechender Auswahl in verschiedenen
charakteristischen Schriftgrößen. Während auch hier wie bei der
physikalischen Ausgabe die Situation schwarz und das Terrain braun
gedruckt eracheint, fehlt, um die Deutlichkeit und Anschaulichkeit
der politischen Gliederung nicht zu beeinträchtigen, die Farbenscala
der Massenerhebungen.
Bisher ist Frankreich in der zweifachen Ausgabe erschienen,
und demnächst sollen nach und nach die Wandkarten der britischen
Inseln, von Spanien und Portugal, Italien, die Balkan-Halbinsel,
Bussland, Scandinavien , Österreich-Ungarn und Deutschland in
möglichst rascher Beihenfolge ausgegeben werden.
Auf der vorliegenden stummen physikalischen Wandkarte von
Frankreich ist das Depressionsgebiet grün, die Bodenerhebung von
0 bis 100" weiß und die weiteren Erhebungen von 100 bis 200",
von 200 bis 400", von 400 bis 800" und von 800" aufwärts sind
nach dem Grundsatze: ^Je höher desto dunkler^ durch braune Far-
bentöne deutlich dargestellt.
Auf der politischen Wandkarte von Frankreich, welche die
Namen der einzelnen Provinzen aber ohne farbige Grenzlinien der
letzteren enthält, hätten wohl, nachdem die Canäle eingezeichnet
Geometriftcbe Lehrbßcber, angez. von J. G. Wallentin. 11h
\ sind, auch die EUdnbahnliDien eingetragen werden können, was dem
ruhigen Eindrucke der Karte keineswegs einen Abbruch gethan hätte;
die politische Einthetlung ist in zweckentsprechender Weise durch
iebr kleine nur bei besonderer Atifmerksamkeit hervortretende
[schwarz punktierte Linien angedeutet.
Die Zeichnung der Karten Oberhaupt ist correct, der Inhalt
I der politischen Karte mit Ausnahme des oben erwähnten Mangels
|der Eisenbahnlinien gut ausgewählt, die technische Ausstattung
derselben gefällig. Der niedrige Preis erleichtert die Anschaffung
derselben den Lehranstalten,
Wien. Dr. F, Grassauer.
Lehrbuch der elementaren Planimetrie von Prot Dr. ß. Feam»
Oberlehrer am Gjmn&slum zu Arnsberg. Sechste rerbeaaerle Auflage,
beaor^ durch A. Luke, Oberlehrer am Gymnasium in Marienburg.
Paderborn 1882, Druck und Verlag von Ferdinand ScbÖningh.
. Lehrbuch der Elementargeometrie von J. Henrici, Prof. am
Gymnasium zu Heidelberg und P. Treutlein, Prof. am Öymnasiam
KU Karlsruhe. I. Theil Pensum der Tertia. Mit 188 Firnren in Ffoli-
eebtiitt. Leipzig 1861, Druck und Verlag Ton B. G« Teubnen
In der sechsten Auflage des Lehrbuches der Planimetrie
[tou Dr. Feaux wurden mehrere zweckniißige Verschiebangeu in
den einzelnen Partien vorgenommen, so dass dadurch den mehrfach
; ausgesprochenen Wünschen Rechnung getragen worde. Es worden
[auch in der vorliegenden Ausgabe der Abrundung der einzelnen Ab-
I schnitte halber mehrere wichtige Lehrsätze und neue Aufgaben auf-
I genommen und durch Aureibung mancbei Zus&tze und Anmerkungen
I das vorher Erwiesene dem Schüler näher gebracht.
Die Vorzüge der LehrbQcher von Dr, Feaux sind zur Ge-
I BOge bekannt und es soll im Nachstehenden daher das Augenmerk
[der Fachgenossen nur auf einige Punkte gelenkt werden, — Zweck-
stäSig dörfte es erscheinen den von Thibaut herrührenden Beweis
I des Satxe«, dass die Summe der Winkel eines Dreieckes 180*^ beti'igti
in den planimetrischen Unterricht einzutierhten, da mittelst deeselbMi
^ Erweiterungen möglich sind. Vortheilhaft or^clieiut es dem Ref., daas
I der Verf. sehr bald den Begriff des y^georaetrischen Ortes*^
[einführt and die meisten Aufgaben in einer diesbezüglichen Form
Iftellt.
Unter den „Fundamentalproblemen» welche duroll
jAnwendung der Ähnlichkeitslehre geUst werden*',
finden wir einige hemerkennwerte aus der rechnenden Dreieckalehre«
\ — Die harmonische Theilung und deren Anwendung wurde
jn einem eigenen Abschnitte dargestellt, was xweckents^^rechond be-
I aeichnet werden muss^i da der Lehrer jederzeit nach Ahsolvierung
I der Terhergegangeneo Partien dieaen Abschnitt den Schalem vor*-
I fähren kann, wfthrend in dem Falle der Einflechtung der harmonischeti
\ Theilung in die Lehrsatze von der Proportionalität der Strecken und
der Ähnlichkeit der Figui-en einerseits die OheratchtÜchkeit sehr
779 Geometrißohe Lehrbücher, uigez, von J^ G. WaüwUvL
leidet, a^dererseit8 bei eiaireteiKLem Zeiimangel nur z« leicht der
Unterschied zwisohen Wesentlichem und weniger Wieeeoswertem
fallen gelassen wird.
Im Folgenden werden die Elemente der algebraischen
Geometrie dargestellt and der Cyclometrie ein der Wichtigkeit
des Gegenstandes entsprechender Baum gewidmet ; manche der hier
dm-chgeführten Bechuungea wird der Lehrer freilich erst beim
Unterrichten in der Trigonometrie mit mehr Erfolg als an dieser
Stelle behiMudeln. Der Anhang enthält eine Beihe von instructiveii
Aufgaben über geometrische örter, von denen einige auch gelöst
werden.
Während das eben besprochene Lehrbuch noch strenge auf
dem Standpunkte der Euclidischen Geometrie steht, haben die
Yerf. des zweiten ,,die filnclidische Anordnung und deren Abarten
nach französischen Mustern" aufgegeben, also der modernen Be-
trachtungsweise der Entstehung der Öebilde durch Bewegung und
der Änderung ihrer Lage mehr, ja nahezu ausschließlich — so viel
wir aus dem etsten bis Jetzt erschienenen Tbeile des Lehrbuches er-
sehen — Bechnung getragen. Die Behauptung der Autoren, dass die
erwähnte moderne Betrachtungsweise geometrischer Gebilde, die
nach dieser Methode ei'folgte Deduction von Lehrsätzen weniger An-
forderungen an das Gedächtnis der Schüler stellt, als dei* frühere
Vorgang, dürfte kaum angezweifelt werden; ein Erfolg der neueren
Methode ist jedoch nur dann zu erwarten, wenn der Schüler durch
den Anschauungsunterricht, der vorhergegangen sein mauste, be-
fähigt wurde 9 mit den die Bewegung bestimmenden B^riffen zu
operieren.
Die einzelnen Abschnitte enthalten die Lehre von der Ent-
stehung der geometrischen Gebilde, insbesonders von Strecke und
Winkel, von der Vergleichung von Strecken und Winkeln, Ver-
änderung ihrer Lage, die Lehre von der Kreislinie and deren An-
wendnng zur Übertragung und Vergleichung von Strecken and
Winkeln, die Betrachtung von Strecken, Winkeln und Kreisen ge-
schlossener Figuren und die Vergleichung der letzteren. Im Anhange
wird die Berechnnng der Flächen abgehandelt. Eine große Anzahl
von Übungsproblemen bildet den Schi uss des Buches.
Die Bemerkung, dass die Dreitheilung eines Winkels durch
wiederholte Viertheilung bewerkstelligt werden kann, ist wesentiüjch,
wird aber trotzdem in manchen Lehrbüchern ganz unterdrückt. —
Für den Unterricht recht passend eingerichtet sind unter anderen
die Oapitel , in welchen die besonderen Funkte des Dreieckes » das
Sehnen- und Tangeutendreieck betrachtet werden.
Die Verf. haben das vorliegende Lehrbuch der elementaren
Geometrie so eingerichtet , dass es auch dann mit Erfolg benüibzt
werden kann, wenn die neuei^e Geometrie wegbleiben soll; es kennen
die diesbezüglichen Lehrsätze ohne Schaden für den Lehrvoigang
entfallen. — Die folgenden Theiie des Buches werden, sich miit den
VM'häitnisaete und Berechnungen ^lanimetrischer Grüßen , mit der
■ 0* Schinkt l^hrh, d. Arithmetik, ang von /. G. WaÜentm. 7T7
(»erspectjviscben Abbildung in der Ebene ^ mit der Geoiuetne dee
, Maßes und der Lage vou GebUdeo befassen, die Dicht in einer Ebene
Hegen. Nach dem Erecheiuen dea Yollständigeu Werkes wird sich
IrOelugdtibeU bieten, eingehender auf die BebaDdlungsweise des Lehr*
niaterialeä hinzuweisen; so viel ist jedoch aus dem vorliegenden
ersten TbeiJe ersichtlich, dass im Falle der Darstellung des plani-
metrischen Lehrstoffes , wie sie uns in diesem Bache entgegentritt.
Her Unterricht in diesem Wissenszweige sich übersichtlicher und
reinheitlicber gestaltet, dass durch den hier angedeuteten Vorgang
[die Künstelei der D^uction, wie sie der Euclidiscben Methode eigen-
; thOmlich ist, umgangen wird.
[Xc^hrbucb der Arithmetik fOr Untergymnavien and verwandt« Lehr-
anstalten. VerfiiKat von den k. V. ProC Josef Koirr und Johann
Schenk. Für die IL Gymnaaialclasae, Wien 1882. Alfred Holder.
Entsprechend den Verordnungen haben die Verf. in diesem
YAr die zweite Gymnasialclasse beistimmten Lehrbuche der
rArithmetik das Kechuen mit gemeinen Brüchen, die Verwandlung
[von gemeinen Brüchen in Decimalbrüche und umgekehrt, die Schluss-
echnung, die Lehre von den Verhältnissen und Proportionen und
leren Anwendungen, sowie einen Abschnitt über die Maße, Gewichte,
tüuzen fremder Staaten und deren Reduction aufgenommen.
In den in diei^em Buche gestellten Aufgaben, welche meist
em praktischen Leben entlehnt wurden, tritt eine Wiederholung
rdes Lehrstoff'es der ersten Classe ein, insbesonders gilt diea von jenen
lAufgaben^ in welchen die Gesetze der Tbeilbarkeit der
[Zahlen in Anwendung kommen. Als ein Vorzug der gestellten Auf-
gaben muss der gelten , d&ss die EechnungsresuHate in den aller-
aeisten Fällen sich sehr einfach geetalten; &9, kann nie und nimmer
reinen Sinn haben, dem Schüler Aufgaben zur 1' %' voi-xulegen,
rieren Lösung demselben zu viel Zeit raubt; n he Fertigkeit
[im Rechnen ist wohl wünschenswert, doch keineswegs das Hauptziel
[des mathematischen Unterrichtes. Ans diesem Grunde ist es
hvesenUichy geradezu nnerlässlich^ dass der Antor eines Übungs«
cbes die Aufgaben selbst durchrechne und deren Zweckmässigkeit
In prüfe; mit einem bloßen Zusammenkuppeln von Bxempeln»
fte aufs Oer&tbewohl erfolgt, ist durchaus nicht gedient.
Große Sorgfalt ist in dem vorliegenden Buche der Lehre von
len Brüchen gewidmet, die graphische Darstellung der Operationen
k'mit denselben ist natm-gemäß in den Vordergrund getreten. Dass die
jBeduction Ton Maßen, Münzen und Gewichten eine ein-
*r ' ' I* ' " erführ als es in anderen sehr gebrauchten
I jien pflegt, muss als vortheilhaft bezeichnet
j Wi^j w ii im ferneren Gymnasialunterrichte weniger Gelegenheit
Ltu h^^' • bnungen bietet, als gerade in der zweiten Classe. —
er ist es zo billigen p da^s die Verf. der Schi u Berechnung
roh] der einfachen als auch der zusammengesetzten)
778 /. Mengetj Grnndlehren der Geometrie, ang. tod J. O, WaUen^im.
eine selbständige Bolle gaben nnd nicht diese Rechnung — wie es
zumeist geschieht — mit der Proportionsrechnang verquickten.
Es sei das Lehrbuch der Arithmetik fQr die zweite Gymnasial-
classe den Fachgenossen zur Einsicht und zum ünterrichtsgebrauche
bestens empfohlen.
Orundlehren der Geometrie. Ein Leitfaden für den Unterricht in der
Geometrie und im geometrischen Zeichnen an Realschulen, mit yielen
CoDstructions- und Rechnnngsaufgaben. Von Josef Meng er, k. k.
Prof an der Staatsoberrealschule in Graz. Zweite ^ vermehrte und
▼erbesserte Auflage. Wien 1881. Alfred Holder.
Die ^Grnndlehren der Geometrie^ zum Gebrauche in
den unteren Classen der Realschulen allgemein zugelassen, umfassen
die ebene Geometrie, die Stereometrie und die Lehre yon
den Eegelschnittslinien. — Die zahlreich gegebenen Gon-
structionsaufgaben nehmen Bezug auf den theoretischen Theil des
geometrischen Zeichnens , da der praktische Theil desselben anderen
Disciplinen angehört« Rechnungsaufgaben sind in dem Buche zahl-
reich vertreten, bei manchen auch die Auflösung beigegeben. —
Damit kann sich Ref. einverstanden erklären , dass der Autor des
Buches der allerdings für den Unterrealschüler etwas schwierigen
Partie, welche von der Normalstellung der Geraden zur Ebene
handelt , mehr Aufmerksamkeit zuwendet , als es sonst üblich ist*
Übrigens lassen sich die an dieser Stelle dargelegten Sätze an passend
verfertigten Modellen recht leicht und anschaulich erörtern. — In
den §§. 83— 87 ist von der Projection auf eine und auf zwei Ebenen
die Rede.
In gelungener Weise wurde der neunte Abschnitt, welcher von
den unbestimmten Constructionsaufgaben, den geometrischen örtern
im allgemeinen, den Kegelschnittslinien im besonderen handelt, ver-
fasst ; doch wird nicht unter allen Umständen der Lehrer in der Lage
sein , in dieser Unterrichtsstufe diesen Abschnitt vollständig zu be-
handeln. — Die Definition der Ellipse und Hyperbel wird in der
Weise gegeben: Der geometrische Ort der Mittelpunkte
aller Kreise, welche einen festen Kreis von innen oder
außen berühren und durch einen festen Punkt gehen,
ist im ersten Falle eine Ellipse, im zweiten eine
Hyperbel; geht der feste Kreis in eine feste Gerade
über, so entsteht eine Parabel. — Die Grundsätze der Lehre
von der Affinität ebener Figuren werden in den §§. 133 bis
135 dargestellt; auf diese Sätze gründet im Folgenden der Verf.
einige wichtige Constructionsprobleme.
Die Ausstattung des vorliegenden Buches ist recht gelungen»
die dem Texte beigegebenen Figuren sind Originalholzschnitte und
sind mit Präcision ausgeführt.
Wien. Dr. J. G. Wallentin.
Dritte Abtheilung.
Zur Didaktik uod Psedagogik.
wie
Die neue Ordnung d^i EDtlassungsprüfungen an
den böheren Schiileu in Preußen.
Im AnschlnsBc an die S, 466 ff. besprochenen neueo Lehrpläne für
die böberen Schulen in Preußen ist aucb eine d«uo Vorschrift ober die
EntlassUDg^prüfangen erschienen, Über welche wir hier in gleicher EQne
wie über jene Lebrpläne das Wicbtijcste mittheilen wollen. Und »war
den wir dem Zwecke dieser Zeitschrift gemäi^ die Entlossangsprä-
flgen an Gymoasien etwas ausführticheT behandeln, rücksichtlich jener
an den anderen Schalen aber nur das, was oothwendtg scheint, henror-
heben.
Die neue Einrichtung der Bntlassnngsprflfungen an den Gymnasien
weicht, obwohl sie iselbst verständlich dem neuen Lehrplane angepasst ist,
im ganzen von der früheren nicht bedeutend ab; manche der Torge-
nommenen Änderungen lassen eine Übereinstimmung mit unserem Cr-
ganisationsentwurfc erkennen, wie die Ersetzung des ^rriecbiscben ^rip-
tums durch eine Übersetzung aus dem Griechischen ins Dentache, die
größere Bt-^rücksichtig^ng der Geographie -, in einem Punkte stimmt die
neue Ordnung mit dem Erlasse unseres Ministeriums Tom 22. Janair
Itild, Z« 803, indem die Physik trotz ihrer größeren Berücksichtigung
in dem uoaen Lehrplane nicht Prüfungsgegenstand geworden ist, sondern
nur in dev Verbindung mit der Mathematik zur Geltung kommen kann.
Was die Anordnung des Stoflee and die Passung des Ausdruckes anbe-
langt, übertrifft die neue Verordnung darch ihre Klarheit und Präcision
bei weitf^m die frühere.
Wir bringen nun ans dem Erlaase, dessen Paragraphen folgend,
das Hauptsächliche^ indem wir uns dabei möglichst an den Wortlaut
desselben halten. Nachdem §. 1 als Zweck dieser Prüfungen hingestellt
wird, 'zit ermitteln, ob der Schüler dasjenige Ma^ der Schulbildung er-
Ungt bat, welohcs Ziel des Gymnasiums ist , wird in §* 3 der Maßstab
IT Ertheilung des ^ugnisses der Reife bezeichnet: *Um das Zeugnis
Eeife zu erwerben, muss der Scbtller in den einzelnen Gegenständen
nachntebenden Forderungen entsprechen ; dieselben bilden den Maß-
b ftkr die ßeurtheilung der schriftlichen und mündlichen Letftung-
/•iUkiitr^rt f. 4. ilaurr. Oyain. lMt2, X, n«f\.
W
780 Die neue Ordnung der Entlassangsprüfungen usw.
1. In der christlichen Beligionslehre muss der Schüler von dem
Inhalt und dem Zusammenhang der heiligen Schrift, Ton den Grand-
lehren der christlichen Gonfession, welcher er angehört, und von den
Hauptepochen der Kirchengeschichte eine genügende Kenntnis erlang^
haben. 2. In der deutschen Sprache muss der Schüler ein in seinem
Gedankenreiche liegendes Thema richtig aufzufassen und mit eigenem
ürtheile in logischer Ordnung und fehlerfreier Schreibart zu bearbeiten
im Stande sein. Beim mündlichen Gebrauche der Muttersprache hat der-
selbe Geübtheit in sprachrichtiger, klarer und zusammenhängender Dar-
stellung zu beweisen. Femer muss er mit den wichtigsten Epochen des
Entwicklungsganges der deutschen Literaturgeschichte und mit einigen
classischen Werken der Nationalliteratur bekannt sein. 3. In der latei-
nischen Sprache muss der Schüler die leichteren Beden und philo-
sophischen Schriften Giceros, den Sallustius und Livius, die Äneide Ver-
gils, die Oden und Episteln des Horaz verstehen und ohne erhebliche
Nachhilfe übersetzen, auch über die am häufigsten Torkommenden Vers-
maße sichere Kenntnis besitzen. Seine schriftlichen Prüfungsarbeiten
müssen von Fehlern, welche eine grobe grammatische Unsicherheit zei-
gen, und von Germanismen im wesentlichen frei sein und einen Anfang
stilistischer Gewandtheit erkennen lassen. 4. In der griechischen
Sprache muss der Schüler den Homer^ den Xenophon, die kleineren
Staatsreden des Demosthenes und die leichteren Dialoge Piatons yer-
stehen und ohne erhebliche Nachhilfe zu übersetzen vermögen, femer in
der griechischen Formenlehre und den Hauptpunkten der Sjntax Sicher-
heit beweisen. 5. In der französischenSprache wird grammatikalisch
und lexikalisch sicheres Verständnis und geläufiges Übersetzen prosaischer
und poetischer Schriften von nicht besonderer Schwierigkeit, sowie eine
ausreichende Sicherheit in der Formenlehre und den Gmnd regeln der
Syntax für den schriftlichen Gebrauch der französischen Sprache erfor-
dert. 6. In der Geschichte und Geographie muss der Schüler die
epochemachenden Begebenheiten der Weltgeschichte, namentlich der
griechischen, römischen und deutschen, sowie der preußischen Greschichte
im Zusammenhang ihrer Ursachen und Wirkungen kennen und über Zeit
und Ort der Begebenheiten sicher orientiert sein. Er muss von den
Grandlehren der mathematischen Geographie, von den wichtigsten to-
pischen Verhältnissen und der politischen Eintheilung der Erdoberfläche
unter besonderer Berücksichtigung von Mittel-Europa, genügende Kennt-
nis besitzen. 7. In der Mathematik hat der Schüler nachzuweisen,
dass er in der Arithmetik bis zur Entwicklung des binomischen Lehr-
satzes und in der Algebra bis zu den Gleichungen zweiten Grades ein-
schließlich, femer in der ebenen und körperlichen Geometrie und in der
ebenen Trigonometrie sichere, geordnete und wissenschaftlich begründete
Kenntnisse besitzt, und dass er sich ausreichende Übung in der An-
wendung seiner Kenntnisse zur Lösung von einfachen Aufgaben erworben
hat 8. In der Physik muss der Schüler eine klare Einsicht in die
Hauptlehren|Yon den Gesetzen des Gleichgewichts und der Bewegung
der Körper, von der Wärme, dem Magnetismus und der Elektricität, dem
«Schall und dem Lic\it ge^noTnieii haben. 9. In der hebräischen
Die oeoe Ordnung der finUaftsangaprQfiuigeti ubw.
781
Sf^rftcb0* (eine Pr&fmig findet nar auf Begehren de» £x»nÜD&ndea
«tati) 'wird geläufigem Lesen, Bekauntscbaft mit der Formeulehre und
die Päbigkeit erfordert, leicbtert) Stelleii des alten TestamenteB ohne er-
I hebiicbe NachbiLfe ins Deutsche zu Übersetzen. 10. In der pol ni scheu
Sprache' (eine Prüfung aoa diesem Gegenstande wird nur an solchen
Gymnasien, an welchen die polnische Sprache einen lehiplanmäßigen Theil
dee Unterrichtes bildet, faoultatir vorgenommen) 'muss der Schaler ein
' nicht zu schwieriges deutsches Dictat in correcter uud nicht unge-
wandter Schreibweise ins Polnische zu übersetKen vermögen'.
Wir haben diesen Paragraphen in seiner gansen Ausdehnung imd
seinem Wortlaute mitgetheilt, weil er gegenüber dem früheren Erlasse^)
klarer und bedeutsaujer das, was zur Reife erfordert wird, und den
Maßstab für die Prüfung bezeichnet, wie dies schon auch äußerlich durch
die Stellung, welche dieser Punlit jetzt einnimmt, angedeutet wird.
Was die achriftliche Prüfung anbetrifft, so zeigt der Erlass
gegenüber der früheren Vorschrift'^ nicht nnerhebliehe ÄnderungeUt
So enträllt das griechische Scriptum uud wird durch eine Obersetzung
I aus dem Griechischen ins Deutsche ersetzt, für welche abgesehen von
I der für das Dictieren des Textes erforderlichen Zeit drei Stunden be-
i stimmt werden. Ebenao entfällt die bisher geforderte Übersetzung eines
l^mmatifich nicht zu schwierigen Pensums aus der Muttersprache ins
I Französische, welches aber daflLr bei dem mündlichen Examen als PrQ>
fungsge^enstand auftritt. Was die mathematische Arbeit anbetrifft, so
sollen dabei wie bisher vier Aufgaben, aber nicht mehr zwei geometrische^
f und zwei arithmetische, sondern je eine aus der Planimetrie, Stereometrie,
I Trigonometrie und Algebra gestellt werden; auch wird empfohlen eine
I der mathematischen Aufgaben so zu wählen, dass sie den Schülern Ge-
llegenheit gibt, ihre Bekanntschaft mit physikalischen Gesetzen dar>
SU legen.
Demnach umfasst nun die schriftliche Prüfung: einen deutschen
jund einen lateinischen Aufsatz (Arbeitbseit ]e 5 Stunden '}), eine Über-
j Setzung aus dem Deutschen ins Lateinische (2 Stunden), eine Üher-
» Setzung aus dem Griechischen Ins Deutsche (3 Stunden), eine Arbeit
j aus der Mathematik (5 Stunden). Hiezu treten noch facultativ: die
rdeutseho Ül>ersetzung eines leichten Absehnittes ans dem alten Testa-
Ciente nebst grammatischer Analyse tftr solche Schüler, welche sich der
Prüfung aas dem HebrÜseheu unterziehen wollen, und in den früher be-
leicbneten Grenxen eine Übersetzung aus dem Dt^ut^cheu ins Polnische
I (je 2 Stunden) ($, 5).
Wir zweifeln nicht, dass man in LehrerV reisen den ÄusfaU de*
griechischen Scriptums bedauern wird, obwohl die rorgenommene An*
t) Vgl. L. Wieso, Verordnungen und GeselM fül die hdheren
^Sohulett in Preußen, [' 10B.
») Wiese 191 f*
■) und iwar, wie hinsichtlieh dieser AufÄützi? und der mathoma-
iisehtn Arbeit auadrflcklt^ bemerkt wird, des Vormittsjfe^i auch kann
die Frist bei diesen Aufsitzen nothigenfalls um eine hatoe Stande über-
l^achritten weiden.
782 Die neue Ordnang der EntlasBungsprüfüngen usw.
deruDg gewiss ancb Yertheidiger findet^). Dass dieselbe schon länger
geplant wnrde, ersieht man daraus, dass schon im Jahre 1871 Gutachten
über diesen Gegenstand von den einzelnen Lehrkörpern eingeholt wnrden
(Tgl. Zeiteobr. f. Gymnasial wesen 1871, S. 708)*). Jedenfalls ist damit
nicht gemeint, dass die Übungen im Übersetzen aus dem Deutschen ins
Griechische einen Abbruch erleiden sollen. Es erhellt dies auch aus dem,
was §. 9, 3 bestimmt wird, dass nämlich den an den k. Commissär ein-
zusendenden Prüfungsarbeiten auch die Übersetzungen in das Griechische
und das Französische, welche die Scbfiler behufs ihrer Versetzung nach
Prima geliefert haben, und §. 14, 8 dass in das Prüfungszeugnis das
Prädicat aufzunehmen ist, welches dem behufs der Versetzung nach
Prima gelieferten Extemporale ertheilt wurde.
Wenn sich ein Examinand bei der schriftlichen Prüfung irgend
einen Unterschleif zu Schulden kommen lässt, so wird derselbe mit Aus-
schluss von der weiteren Prüfung und, wenn die Entdeckung erst nach
Vollendung der Prüfung erfolgt, mit Vorenthaltung des Prüfungszeug-
nisses bestraft. Sollte sich ein Examinand auch bei der Wiederholung
der Prüfung in gleicher Weise yergehen, so kann er Yon der Zulassung
zur Reifeprüfung überhaupt ausgeschlossen werden. In diesem Falle ist
aber noch die Entscheidung des Ministers einzuholen (§. 8, 6). Diese
Bestimmung ist jedenfalls milder') als die bisherige, wornach im Falle
eines wiederholten Unterschleifes die Schuldigen nicht nur abermals yon
der Prüfung ausgeschlossen, sondern auch nirgends mehr zu einer Prü-
fung zugelassen werden sollten (Wiese S. 193).
Bei den Gensuren der Arbeiten soll das schließliche Urtheil in
eines der vier Prädicate *sehr gut, gut, genügend, nicht genügend' zu-
sammengefasst werden (§. 9, 1).
Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf die christliche
Religionslehre, die lateinische^ griechische und französische Sprache,
die Geschichte mit Geographie und die Mathematik, facultativ auf
die hebräische Sprache (§. 6, 3). Zur Prüfung im Lateinischen und
Griechischen werden den Schülern zum Übersetzen Abschnitte aus sol-
chen Schriftstellern vorgelegt, welche in der Prima gelesen werden oder
dazu geeignet sein würden. Inwieweit dazu Dichter und Prosaiker be-
nützt werden oder mit beiden gewechselt wird, bleibt der Bestimmung
des k. Commissärs überlassen, welcher auch befugt ist die Auswahl der
vorzulegenden Abschnitte zu treffen. Aus Prosaikern sind nur solche
Abschnitte vorzulegen, welche Ton den Schülern in der Classe nicht ge-
lesen sind, aus den Dichtem in der Begel solche Abschnitte, welche
in der Classenlectüre, aber nicht während des letzten Halbjahres vorge-
*) Vgl. Zeitschr. f. Gymnasialwee. 1882, S. 24 f.
^) Auch in Hessen ist das griechische Scriptum bei der Entlas-
sunffsprüfung beseitigt worden. Ob dies in Würtemberg geschieht, ist
zu bezweifeln.
') Noch viel milder sind die bei uns geltenden Bestimmnnffen
über solche Fälle, b. Hübel 128.
Die utm Or4Qimg der Eotl&s^ungsprfifaDgeQ tuw.
788
kommen sind '), Durch g^fig^neke an dio ÜberseUang anziiscbUeOeDde
Fragen ist den Schülern Gelegenheit zu geben, die Sicherheit ihrer
grammatischen Eonntnis&e und ihre IBekaantächaft mit Hauptpunkten
der Metrik, der Mythologie und der Antiquitäten xu beweisen. Bei der
Überac*tzQng des latamiscli^n Schrift^tt^Llers ist ihnen auch Gelegenheit
SU gehen, eine gewisae Geübtheit im mündlichen Gebrauche der latt^i
uischen Sprache zn zeigen. lu ähnlicher Weise sind an die Übersetzung
äua einem in gleicher Weise zu wählenden französ lachen Schriftsteller
Fragen aus der Grammatik und Sjnonjmik anzuschließen, Die geschicht-
liche Prüfung hat insbesondere die Geschichte Griechenlands, Rom»,
Deutschlands und des preußischen Staates zum Gegenstande. Jedem
Schüler sind« abgesehen von den in der geschichtlichen Prüfung etwa
?orkummendeu Beziehung auf Geographie^ einige geographische Fragen
Torzulegen. Die Prüfungen in der Mathematik darf nicht auf das Lehr-
pensum der Prima beschränkt werden. Die Physik bildet nicht einen
beaonderen Prüfungagegenstand, es wird aber empfohlen, physikalische
Fragen mit den mathematischen zu verbinden (§. 11, 6—9).
Diese Bestimmungen stehen mit den früheren Vorschritten im
Einklänge; nur ist, wie schon bemerkt, das Französische, welches bis-
her nicht Präfungggegenstjiud war, ein Theil des Examens geworden;
ferner ist die Physik jetzt einigermaßen berücksichtigt und hinsichtlich
der Geographie eine etwas anders lautADde Verfügung getroffen; denn
früher hieü es 'Bei der geschichtlichen Prüfung ist stets auch die Geo-
graphie zu berücksichtigen, diese aber nicht als cm für sich heatcheuder
Prüfungsgegenstand zu behundeln'.
Was die Yoraabmo der Prüfung anbelangt, so gibt $* 11, 1 und
2 die Vorsdurift: 'Mehr aU sahn Schüler dürfen in der Regel nicht
an einem Tage geprüft werden. Sind mehr als zehn zu prüfen, so sind
dieselben in zwei oder nach Erfordernia in mehrere Gruppen zu tbeilen*).
Der k. Commlssär bestimmt die Folge der Prüfungsgegenstäude and
die jedem derselben zu widmende Zeit. Er ijt befogt, b^ einzelnen
Schülern die Prüfung in einzelnen Fächern nach Befinden abzukürzen'.
§. 12 *Die FeststelluDg des Urtheiles* enthält unter 3 die Bestimmung,
dasB die Prüfung all bestanden zu erachten ist, wenn das auf die Prü-
fung und die Claasenleistungen gegründete Gesammtartheil in keinem
obligatorischen wissenschaftlichen Lehrgegenstande 'nicht genügend*
') In der früheren Verordnung beißt es (Wiese S. 195): 'Im La-
tetniBohen und Griechischen werden aus Prosaikern solche Stellen Tor-
gelegfti welche noch nicht übersetzt und erkULrt worden sind, aus den
DIchtora dagegen solche, welche früher, jedoch nicht im letzten Semester
in den oberen Classen gelesen und erklärt sind\ Die neue Verordnung
bcetimrat also, dajs bei der Wahl Str»llen aus Prosaikern, die dem
Schüler durc)i ;iuat sind oder doch jenen nahe
stehen, berOcK . ^ixid dies nicht geradezu leichte
Autoren)! bindicUthcli der Diciiter lät aurch den Beisatx 'in der Begel'
der Wahl der Eiaiuinatoren ein größerer Spielraum gewährt
^ In der früheren Verordnung heißt esi *In allen Fallen, wo mehr
mIb 12 Examinanden vorhanden sind, ist die Prüfung in zwei resp. in
BMJbftten aufeinanderfblgenden Terminen abzuhalten (Wiese 195}.
784 Die neue Ordnung der Entlassungsprüfnngen usw.
lantet. Eine Abweicliung hievon in Berflcksicbtignng des Ton dem Schüler
gewählten Bernfes ist nicht zulässig. Dagegen ist zulässig, d&ss nicht
genügende Leistungen in einem Lehrgegenstande durch mindestens gate
Leistungen in einem anderen obligatorischen Gegenstande als ergänzt
erachtet werden können. Die neue Verordnung stimmt hier mit der frü-
heren (Wiese 199) in der Hauptsache überein, ist aber dem Ausdrucke
nach allgemeiner gehalten und gewährt somit der Commission in der
Entscheidung eine größere Freiheit. Unsere Vorschrift kennt die Com-
pensation nicht. Ob die bei uns seit dem Min.-Erl. yom 2. März 1866,
Z. 4634, Punkt 4, AL 4 geltende Verfügung, womach, wenn ein Abi-
turient bei der Maturitätsprüfung aus einem einzigen Gegenstande nicht
genügt hat, ihm unter gewissen Bedingungen die Wiederholung der Prü-
fung aus diesem einen Gegenstande noch Tor Beginn des neuen Schul-
jahres gestattet werden kann, Tor der Gompensation den Verzug hat,
kann in diesem kurzen Berichte nicht untersucht werden. Die Gompen-
sation gewährt allerdings der Commission einen freieren Spielraum und
erspart die Zeit und Mühe, welche solchen Wiederholungsprüfungen ge-
widmet werden müssen ; dagegen begründet das bei uns geltende straffere
Verfahren eine größere Sicherheit und Gleichmäßigkeit in der Pest-
stellung des ürtheiles.
Hinsichtlich des Zeugnisses heben wir noch heryor, dass das aus
dem Urtheil über die Prüfungs- und über die Schulleistungen in jedem
Gegenstande sich ergebende Gesammtartheil schließlich in eines der rier
schon oben genannten Prädicate 'sehr gut, gut, genügend, nicht ge-
nügend*') zusammenzufassen und dies Prädicat durch die Schrift her-
Torzuheben ist. Für Physik ist das auf Grund der Classenleistungen fest-
gestellte Prädicat in das Zeugnis aufzunehmen ; für das Griechische und
Französische ist zu jedem Zeugnisse über die Prüfungsleistungen das
Prädicat aufzunehmen, welches dem behufs der Versetzung nach Prima
gelieferten Extemporale ertheilt worden ist. Wenn die philosophische
Propädeutik an einem Gymnasium gelehrt wird, so ist ein Urtheil über
den Erfolg dieses Unterrichtes dem für die deutsche Sprache bestimmten
Abschnitte des Zeugnisses beizufügen (§. 14, 2 und 3).
Was die Entlassungsprüfungen an Realgymnasien und Ober-
realschulen anbetrifft, so wollen wir, wie schon oben bemerkt wurde,
in unserem Berichte uns auf das noth wendigste beschränken. §. 3 nor-
miert den Maßstab zur Ertheilung des Zeugnisses der Reife für beide
Anstalten in der Religionslehre, der deutschen Sprache und der Ge-
schichte in gleicher Weise wie für die Gymnasien. Hinsichtlich der
französischen Sprache ist für Realgymnasien das Lehrziel dahin ge-
steckt, dass der Schüler Abschnitte aus den prosaischen und poetischen
Werken, welche in Prima gelesen werden oder dazu geeignet sein wür-
den, verstehen und ohne erhebliche Nachhilfe übersetzen soll. Seine
schriftlichen Prüfungsarbeiten sollen von Fehlem, welche eine grobe,
grammatische Unsicherheit zeigen und von Germanismen im wesent-
•) Bisher galten die Prädicate 'vorzüglich, gut, befriedigend, nicht
befriedigend*.
Die neue Ordnung^ der EntiassungsprQfungen usw.
785
liehen frei sein. In der cngliscben Sprache mues der äcbüler Abschnitte
aas deu prosaiBchen und poetischen Werken, welche in Prima gelesen
werden oder dasu geeignet sein wtirdeo, Terstehen und ohne erhebliche
Nachhilfe fiberaetaon. Die acbriftlicbe Pröfungsarbeit muas ton erheb-
liehen Verstößen gegen die Grammatik frei sein. An die Schüler der
Oberroalschulen sdnd entsprechend den im Lehrplane darüber ge-
troffenen Bestimmungen in beiden Gegenständen höhere Anforderungen
m ätellen. In der Mathematik bat der SehÜler nachzuweisen, dass er in
der Arithmetik bis zur Entwicklung der einfacheren unendlichen Reihen
und in der Algebra bis in den Gleichungen des dritten Grades einschließ-
lich, in der ebenen und körperlichen Geometrie, in der ebenen und spha-
riachen Trigonometrie und in den Elementen der analytischen Geometrie
der Ebene bis zu den Kegelschnitten einechließlich sichere, geordnete
und wissenschaftlich begründete Kenntnisse besitzt, und dass er sich
hinreichende Übung in der Lösung ?on Aufgaben aus deu bezeichneten
Gebieten erworben hat. Was die Naturwissenschaften anbetrifft, so muss
der Schüler in der Physik mit den Gesetzen des Gleichgewichts und
der Bewegung der Korper sowie mit der mathematischen Entwicklung
dieser Gcs^txe, mit der Lehre von der Wärme, dem Magnetismus und
der Elektricität. dem Schall und dem Licht hinreichend bekannt sein
nnd die Befähigung besitzen, seine Kenntnisse zur Losung einfacher Auf-
Iben anzuwenden; in der Chemie nnd Mineralogie muss der Schüler
ttitreichende Kenntniss von der Darstellung, den Eigenschaften und den
hauptsächlichsten anorganischen Verbindungen der wichtigeren Elemente,
sowie Tun den st5chiometrischen Grundgesetzen nachweisen und mit den
Krystall formen, den physikalischen Eigenschaften und der chemischen
Znsammensetzung der wichtigsten Hinerulien bekannt sein« An den
Obenealschulen kommt hintn Kenntnis der f^ Technologie und Phy-
siologie besonders wichtigen Verbindungen aus der organischen Chemie.
An Eealgymnasien muss der Schüler hinsichtlich der lateinischen Sprache
noch im Stande sein, Abschnitte au$i den prosaischen und poetischen
Werken , welche in Prima gelesen werden oder dasu geeignet sein wHx-
den» tu verstehen und ohne erhebliche Nachhilfo zu öbersetzen. Er muss
in der Formenlelire und den Hauptregeln der Syntax sichere Kenntnis
beaitxen nnd mit dem wichtigsten aus der Verslehre genügend bekannt sein.
Die schriftliche Prüfung umfasst an dSes^Mi Anstalten: einen
deatachen und französischen Aufsatz, eine Übersetsung aus dem Dentechen
ins Französische und in das Englische, in der Mathematik vier Auf-
gaben« welche aus der Algebra, der ebenen nnd körperlichen Geometrie,
d^^r Trigonometrie und der analytischen Geometrie zu wählen sind, in
der Phys^ik zwei Aufgaben, welche sich an den Lehrstoff der Prima an-
schliüikn. Dazu kommt bei den Realgymnasien eine Übersetzung aus dem
Lateinischen in das Deutsche, hei den Oberrealachulen eine chemische
Aufgabe. Dia mündliche Prüfung erstreckt sich auf di« christliche Re-
Itfiontlehrei di# frtuizdsischei englische, bezüglich auf die lateinische
$pr T auf Qesehkhte und Geographte, Mathematik, Physik nnd
Che:'
786 Die neae Ordnang der EDtlassongsprüfangen usw.
Für die £ntlassungspräfangen an den höheren Bürger-
schalen wird der Maßstab der Beife §. 3 folgendermaßen bezeich-
net: 1. christliche Beligionslebre Hir evangelische Schüler:
genügende Kenntnis des Hauptinhaltes der h. Schrift, besonders des
Neuen Testamentes und der Grundlehren ihrer Confession; Bekannt-
schaft mit der Ordnung des Kirchenjahres, den Hauptereignissen der
Beformationsgeschichte und mit einigen Kirchenliedern und deren
Verfassern; für katholische Schüler: genügende Kenntnis der Ein-
theilung und des wesentlichen Inhaltes der h. Schrift, ferner der Haupt-
punkte der Glaubens- und Sittenlehre ihrer Confession; Bekanntschaft
mit der Ordnung des Kirchenjahres, den epochemachenden Ereignissen
der Kirchengeschichte und einer Anzahl von Kirchenhymnen. 2. Deutsche
Sprache: Fähigkeit ein der Bildungsstufe angemessenes Thema zu dis-
ponieren und in correcter Sprache auszuführen, Geübtheit in sprach-
richtiger und klarer Darstellung beim mündlichen Gebrauch der Mutter-
sprache, Bekanntschaft mit einigen Dichtungen der classischen Literatur,
an welchen dem Schüler das Erforderliche über die Dichtungsarten und
Dichtungsformeu zum Verständnis gebracht ist. 3. Französische und
englische Sprache: richtige Aussprache, Geläufigkeit im Lesen,
Sicherheit in der Formenlehre und in den Hauptregeln der Syntax; Fä-
higkeit leichte historische und beschreibende Prosa mit grammatischem
Verständnis und ohne erhebliche Hilfe zu übersetzen und ein nicht zu
schweres deutsches Dictat ohne gröbere Fehler in die fremde Sprache
zu überselzcn. 4. Geschichte und Geographie: Kenntnis der epoche-
machenden Ereignisse aus der griechischen, römischen und insbesondere
aus der deutschen und preußischen Geschichte und sichere Orientierung
über Zeit und Ort der Begebenheiten; genügende Kenntnis der Grand-
lehren der mathematischen Geographie, der wichtigsten topischen Ver-
hältnisse und der politischen Einiheilung der Erdoberfläche, insbesondere
von Mittel-Europa. 5. Mathematik: sichere und wissenschaftlich be-
gründete Kenntnisse in der allgemeinen Arithmetik bis zur Lehre von
den Logarithmen und Progressionen und in der Algebra bis zu den ein-
fachen Gleichungen des zweiten Grades mit einer unbekannten Größe,
in den Elementen der ebenen und körperlichen Geometrie und den An-
fangsgründen der ebenen Trigonometrie und ausreichende Übung in der
Anwendung jener Kenntnisse zur Lösung von einfachen Aufgaben. 6. Na-
turbeschreibung: eine auf Anschauung begründete Kenntnis ein-
zelner wichtiger Mineralien, sowie der wichtigeren Pflanzen familien und
Ordnungen der Wirbelthiere und Insecten und Bekanntschaft mit dem
Baue des menschlichen Körpers. 7. Naturlehre: eine auf Grund von
Experimenten erworbene Kenntnis von den allgemeinen Eigenschaften
der Körper, von den Grundlehren des Gleichgewichts und der Bewegung
der Körper, des Magnetismus, der Elektricität und der Wärme, ferner
von den wichtigsten chemischen Elementen und ihren Verbindungen.
Die schriftliche Prüfung umfasst: einen deutschen Aufsatz, eine
Übersetzung aus dem Deutschen in das Französische wie in das Englische
und in der Mathematik vier Aufgaben, nämlich zwei aus der Algebra, je
Erwiderang. Von J. Rappold.
797
efnG aus der ebenen Qeometrie und Ti igoDometne* Die m&Ddliche Prü-
fung erstreckt sich auf die chriätUcbe Kc II gioa sichre, die französische
UDd englische Sprache, Geschichte ttiid Gisogrnphie, Mathctnatik und
Natur Irhre,
Erwiderung.
Auf Seite B95 (1882) di^tT Zeltschrift wird moiner Erörteronsr
der Ü herb Qrdungsf rage Folgerichtigkdt abgeeprochon und mir so ein
Liatellectueller Mangel vorgeworfen. Um nicht nach dem Spruche qui
cet etc. beartheilt zu werden, bemerk© ich Folgendes: 1. Wenn ich
Dach Darlegung einiger Paukte ungläubig an das Dogma der Üherbür-
' düng herantrete und hinterher nach Einbeziehung anderer Punkte
in anderem Sinne mich äu5ere, liegt hierin ein Fehler gegen die lo-
g^ische Consequenz? 2. Im weiteren l.iutete meine Schlus&folgerung mi
^) Wenn die Schüler nicht gründlich lernen, so sind sie otcht über-
bordet. ^) Wenn die Schüler gründlich lernen, ao sind sie üb«rbtirdet.
at da der Vorwarf von Inconseqtienz begründet? Die Differenz twiscben
lerm Dr. Brand und mir besteht nur in der Hypothesis. Ich räume
^ern ein, daas jene Gymnasiallehrer, die von der Forderung eines
gründlichen Lernens tbatsächlich absehen, Wohl au den Fingern lu zählen
sein' dürften. Aber es handelt sich hier nicht dar nra, was die Lehrer
verlangen, sondern was die Schüler leisten. Da gehen nun sehr
fiele Klagen dahin, dass die Arbeitsleistung der gegenwärtigen Ober-
fmoasiasten eine keineswegs gründliche ist; nach meinen Erfahrungen
ftnd Beobachtungen musste ich mich dieiten Klag«m anschließen ; s. S. S f.
Deiner Abhandlung. Wenn Herr Dr. Braud diesen Klagen nicht beizn-
amen braucht und wenn dieselben im allgemeinen nnbegründet
lin tollten, so wird das niemand mehr freuen al^ mich. -^ 3, Auch
lias meine Behauptung, der Lehr^ituir sei bedeutend zu vermiDdern, im
Widerspruch stehe mit m»>inem ürthcilo über die Besprechung der Cber-
bürdungtfrage in der Schrift /lur Gymnasialfrage in Österreich**, spe-
liell mit dem Satze: «Zunüchst mttüs entschieden geleugnet werden,
iIam eine solche (nämlich die Überbürdnng) schon in der Organi^
ftation unserer Gymnasien begründet sei** ^ auch dies kann ich nicht
tQg«steheD, Denn meine anf Sichtung und Kürzung des Lehrstoffes ab*
tielende Forderung bezieht sich, wie aus Seite 17 und 52 f. meiner Ab-
undlung hervorgehen dürfte, nicht auf die Organisation, sondern
iuf die Unterrichts m etil od e. Oder gehört es zur Organisation^
irenn beisplolsweiso Wörter wie amayitaiv o^i i; tft^c ftlirrot jt/^o^m«»
%flia»m xtiaxut, welche Curtius in seiner 8chulgramm«ttk bietet,
würden, was eben meine Forderung beiwi.^ekt? »lÜber viele
mäeire 'derartige Wörter $. flochreit^^r in dieser Zoit^ch^. lÜSl, S, H12 ().
Jnd auch abgesehen hievon stimmt ja der Verfasser der gv*naanCen
chrift auf B, 61 selbit jenen Klagen Hber die Immer nm fangreicher ge-
irordonen !">•»■*.*».* bei.
J. ßappold.
Vierte Abtheilung.
Miscellen.
[Stiftungen]. Der im Jahre 1879 verstorbene Hausbesitzer und
Kaufmann in Oberhollabrunn, Ignaz Hölzl, bat letztwillig ein Capital
von 3000 fl. in Barem zur Gründung einer Stipendienstiftnng gewidmet,
deren Ertragnisse för drei dürftige und würdige Schüler des Staata-
Real- und Ooergymnasiums in Oberhollabrunn bis zur Vollendung der
Studien an dieser Lehranstalt bestimmt sind. Diese Stiftung ist mit dem
Genehmigungstage des Stiftbriefes ins Leben getreten. (Stiftbrief yom
12. Jänner 1882. — Min.-Act Z. 8558). — Die am 14. Jänner 1880 in
Graz verstorbene Private, Anna Schnabl, hat testamentarisch ein Ca-
pital von 2000 fl. in Staatsschuld - Verscbreibungen zur Gründung
einer Stipendienstiftung bei der k. k. Akademie der bildenden
Künste in Wien gewidmet, welche Stiftung den Namen des ehemaligen
Professors und akademischen Rathes Karl Gsellhofer zu fähren hat. Der
Ertrag ist fär einen dürftigen Schüler der „Schule der historischen
Zeichnungsgründe**, dermalen der „Allgemeinen Maler- und Bildhauer-
schule^ bestimmt. Diese Stiftung ist mit dem Genchmigungstage des
Stiftbriefes ins Leben getreten. (Stiftbrief vom 22. April 1882. - Min.-
Act Z. 7631). — Der im Jahre 1872 zu Schwaz im Ruhestand verstor-
bene Amtsdiener, Alois Geiger, hat letztwillig ein Capital zur Gründung
einer Stiftung gewidmet, deren Ertrag zu einem jährlich zu verleihenden
Stipendium für dürftige und würdige Studierende oder Handwerkslehr-
linge seiner Verwandtschaft, eventuell für Söhne des jeweiligen Be-
zirksamtsdieners in Schwaz, und in Ermangelung solcher Bewerber für
Söhne aus der Marktgemeinde Schwaz bestimmt ist. Die Stiftung ist
mit einem Barcapitale von 958 fl. 80 kr. activiert worden. (Stiftbrief
vom 6. März 1882. — Min.-Act Z. 87y5). — Die von dem Handeis-
manne Vincenz Feldner letztwillig mit einem Capitale von 8000 fl. ^-
gründete, für Studierende der Rechte bestimmte Stipendienstiftung ist
nach erfolgter Genehmigung des Stiftbriefes seitens der k. k. Landesre-
S'erung für Kärnten ins Leben getreten. (Stiftbrief vom 8. Juni 1882. —
in.-Act Z. 9453 ex 1882). — Die in ülmtitz verstorbene Anna Mayer
hat letztwillig mit einem Capitale von 1000 fl. eine Stipendienstiftung
zu Gunsten eines Olmützer Gymnasialschülers mit Bevorzugung von
Schülern aus der Verwandtschaft der Stifterin gegründet, welche mit
dem Genehmigungstage des Stiftbriefes ins Leben getreten ist. (Stift-
brief vom 17. Juni 1^. — Min.-Act Z. 11683 ex 1882). — Der verstorbene
Nakler Pfarrer, P. Bernhard Fitz, hat letztwillig mit einem Capitale von
7800 fl. eine Studentenstipendienstiftung gegründet, deren Erträgnisse für je
einen würdigen Schüler des deutschen und böhmischen Gymn. in Olmüto
und für je zwei würdige Hörer der höheren, besonderen theologischen
Disciplinen, in beiden Fällen mit dem Vorzugsrechte für Angehörige der
Pfarrbezirke Nakl und Schlok, bestimmt sind. Die Stiftung ist mit dem
Miscelleu.
7BS
OcnehmigQnptage des Stiftbriefes iüb Leben getreten, (StiftbriÄI^JÖll
27. Jani 1882, — Min.-Act Z. 11681). — Mit letitwilliger Anor&Äölf
vom Jabre 1871 hat die nacb Ampexxo zuständige Rosa Mennigo ihr
Vermögcu zor Griindntig eines Stipendiums für ducn nach Ampezzo zu-
ständigen Gymnasial Schüler gewidmet uod wurde diese Stiftung» deren
Kapital dermalen in 1581 11. 28 kr. besteht, stiftungs behördlich geneh-
migt (Stiftbrief vom 6. JqU 18?2. — Min.-Act Z. 11491 ex 1882). —
Dr. Ludwig Gerbet b» kais, Rath und Bergphygiker, hat eine Studen-
ten atipen dienst» f tun g mit einem JahresertrÄge von 51 fl. 25 kr. gegrün-
det und dieselbe für dürftige stadierende IstTtaner mit Bevorzugung der
AuTerwandten und dörftiger Bergmannssöhne bestimmt. Diese Stiftung
int mit dem Genehmigungät&ge des Stiftbnefes ins Leben getreten.
(Stiftbrief vom 13. Juli 18H2. — Miö.-Act Z, 12220 ei 1882).
Progr&inuienschau.
55. Die Poesie der Oedipussage, Erster Tbeil. Vom Ob«>r1ehr«r Dr.
Hüttemann (Lyceum zu Ötraßburg. Programm 1880). i*, (50 SS.
Die Abhandlung setzt sich den doppelten Zweck, einerseits die
verschiedenen Gestaltungen des (U ►ms stu verfolgen, wie sie im
Epos, iu der Lyrik und in der Ä-i n Tragödie hervnrtr»>ti^n, bo-
xichuugsweiae deren einzelne Zfli^e üoit, wo sie in der Über!" '
nicht scharf genug ausgeprägt oder wo sie bestritten sind, diu
Uination fc'^tzuatelk*n und andererseits den poetischen Idecngi n;iu /.u
prüfen, den der Dicht^rgcniuä ciue» Aischylos der Trilogic OtdinüSna
einzubilden verstand. - BezOj^'li"'h dt^r Bohandluug des Mythus iu Er»os
und Lyrik gelangt der Verl. vielfach zu anderen und, wie man meist ihm
wird znifstöhen müssen, sichereren Resultaten als die einschlägigen ArbeitcMi
^ i lewin» Welcker und anderen, da er sich strenger an die Über*
1' uiilt und weniger dem Spiele freier Combination ÜberlÄsst als
di*^b im »einen Vorgängern der Fall ist. Der Haupttheil der Schrift, der
nach Hner einleitungsweise versuchten Würdigung des Aschyleischen
K I ikter^ im allgemetnen sich mit dem aUem erhaltenen Schluss-
t Oedipodoe, den 'Sieben g^en Theben', beschäftigt, ist reich
:\ Den, feinsinnigen B^merKungen , die in edter, stellenweise
ilcr Sprache vorgetragen, die Lectöre deeaelben zu einer ebenso
L "'n wie belehrenden machen. Die durch eine geschmackvolle
I I bcr Setzung der Parodos und de« zweiten Stasi mon illustrierte
a.i ...c Interpretation des Stückes l&sst sich als niustergiltig b^-
xeichnen. Hüttemann legt im wesentlichen den von Westphal gcgeoenen
Text der Farodos zugrunde (Motivierung der Auffassung einzelner Stellen
iro Anhange) und bekennt sieb in Bezug ituf das zweite Stasimon als
AnbÄnjrrr der von demselben Gelehrten ang*Miominenen 'Terpandriscben
'- ?', nimmt dagegen entschieden Stellung gegen die von Dherdick
1 ttj Ansicht WvstphaU (und A. Schölle), divss die Tragödie ur-
. sollte si blussstück der Trilogie geeiguei s<»in, mit
< lös 861— 1 ilossen haben niQ^iie und Mass die ganze
I K..t4... -Iris an erst nach der Auffübrnng der
t^t sei' oder 'dasa unsere Aus;s'abe ein-
K """ ni i»t >]i>- 's\oheü\ sondern die
l] .: I II iv ampfung dioser an
r^^ ii:,';, ^T Würdl^f Ullg dcr
n und politischen i: nbenden
1 'i'-Tut un- diirchai-i? - -h iu den
iiche dtiä .\nfaQgs-
' I und einem roca-
pitiUicxendcn Lhcrhlick über den 1:11 lae^jugibalt der 'Siebim'
790 Miscellen.
schließt die Abhandlung, deren Gedie«[enheit uns einer Fortsetzung der-
selben in einem zweiten Theile (die Oecupussage bei Sophokl. und Euripid.)
mit berechtigtem Interesse entgegensehen lässt.
Prag. F. Schubert.
56. Über Ziel, Auswahl und Einrichtung der Horazlectflre.
Von Josef Steiner. 8*. 22 SS. (Im Jahresbericht des Mariahilfer
Ommunal- Real- und Obergjmnasiams. 1881.)
Der Ijectüre der römischen Prosaiker zeichnet unser O.-E. in Be-
zug auf Auswahl, Umfang und Zweck ganz genau bestimmte Grenzen
vor, innerhalb welcher sie sich zu bewegen habe. Hingegen f&r die Lec-
türe der römischen Dichter unterlässt derselbe eine näiere Bezeichnung
Yon Gebieten, Grenzlinien und Zielpunkten ; aus Horaz z. B. verlangt er
nur im allgemeinen „Oden, Auswahl aus den Epoden, Episteln und Sa-
tiren**. ITör die Horaz-Lecttire füllt nun der Verf. durch seine Programm-
abhandlung diese Lücke unseres O.-E. und, da dieser Paukt wenigstens
für die Zwecke unseres Gymnasiums unseres Wissens noch keine aus-
führliche Darlegung gefunden hat, eine Lücke unserer pädagogischen
. Literatur überhaupt aus und zwar in sehr trefflicher Weise.
Ausgehend von dem Zielpunkte bei der Leetüre der römischen
Dichter überhaupt, welcher in der hervorragenden Förderung der ästhe-
tisch-ethischen Bildung gefunden wird, bespricht der Verf. die schon
durch die verhältnismäßig knappe, für diese Leetüre zur Verfügung ste-
hende Zeit gebotene Auswahl aus den Horazischen Gedichten. Der Jugend
solle nur das WertvoUste, Wichtigste und Reinste geboten werden. Nach
diesen und andern damit zusammenhängeDden Gesichtspunkten bezeich-
net nun der Verf. die auszuscheidenden Gedichte, meist unter kurzer Be-
gründung der Ausscheidung. Daraus ergibt sich dann der Kanon der
Horaz-Lectüre. Gegen den vom Verf. aufgestellten Kanon dürften wohl
nur unbedeutende Einwendungen erhoben werden, umsomehr als so immer-
hin noch eine für unsere Verhältnisse zu große Anzahl von Gedichten
erübrigt, unter denen nun wieder eine „engere Wahr zu treffen ist; am
meisten dürften die Meinungen darüber, schwanken, ob die sogen, ars
poetica zu lesen sei (der Verf. bejaht diese Frage, der Rec aber möchte
sie im allgemeinen weder bejahen noch verneinen, sondern dies von
dem scientinschen Stande der Octava abhängig sein lassen).
In welcher Aufeinanderfolge und Bebandlungsweise sollen nun die
zur Leetüre ausgewählten Gedichte, specielL die Oden gelesen werden?
Zunächst können wir den Wegweiser durch die buDte Mannigfaltigkeit nicht
in den im Inhalt gelegenen Absichten, Beziehungen, Anspielungen usw.
finden, du diese doch nur losere Anknüpfungspunkte sind, für welche dem
jungen Leser das nöthige Verständnis und Interesse fehlt. Die Vornahme
der Lieder in der Ordnung, wie sie dem Metrum nach zusammenge-
hören, wird als ein unrichtiger Weg bezeichnet. Auch nicht in der von
altersher überlieferten Ordnung, um etwa durch die bunte Mannigfaltig-
keit von Gegenständen und Formen, durch die Abwechslung des Beitern
und Ernsten Interesse und Gefallen zu erregen, sind sie zu lesen (auch
nicht neben einem Prosaiker). — Aufgabe der Horaz-Lectüre ist „die
klare, tief eindringende, allseitige Erfassung der geistigen, sittUchen und
künstlerischen Persönlichkeit des Dichters; hiebei sind die Einzelheiten
zu einem geschlossenen Ganzen zu verbinden, demnach «die einzelnen
Lieder in einen innern, aus ihrem Ideengehalt entspringenden Zusammen-
hang** zu bringen, nicht auf chronologisch-genetischem Wege, wie es
etwa bei der Goethe-Lectüre der Fall ist, sondern vom Standpunkte der
in sich fertigen Persönlichkeit aus und zwar nicht bloß aus äußezn,
sondern auch aus innern Gründen, die Lieder nicht in bunter Reihe
neben einander, sondern nach bestimmten Gruppen. Die vom Verf. (nach
Zurückweisung anderer) aufgesteUte Gruppierung wird durch Beruf, Ort»
MfteelleT]*
791
das Yerhältnts zu den MUiiioiiaeheii, mm S^taate, sur E^U^ion nnd Kundt
bestimmt. Aaf Grundlagre dieser Gesichtepankte, welche nicUt unver-
mittelt neben einander stehen, wie die Fon Andern aufgestellten Gruppen,
zeichnet der Verf. zum Schlüsse dfts Bild der dichterischen Persönlich-
keit des Horaz in gedrängter Kürze, woran» zu|;leich ersichtlich wird,
in welcher Ordnung er die an^gewfthJteD Lieder zu dem von ihm bazeioh-
neten Zwecke vor wertet
Möge es kein Lehrer nnterlassea, äiem an Inhalt nnd Form ?ar-
zfigliche Abbandlnng sn leaen, bevor er die Horas-Leciüre in der Oc-
tava beginnt!
57. Zur Frage der Verwertung der Etymalagie in der Schule,
Von Aüg, Fritz, B*. 72 SS. (Im Jahresberichte des n. 5. Landes-
Eeal- und Übergymnasiums zu Uorn. 18dL)
Nach einleitenden Bemerkungen über diese Frage (S. 3—10) bietet
der Verf., anknöpfend au eine Übersetzung von Ovid Fast 11,83—118,
mehrere Bemerknugen über mare tellus aequor usw., welche nach seinem
Dafürhalten in der Schale berückmchtigt werden können; specieU oon*
statiert er die Grundbedeutung und sjn taktische Construetion vieler
V^erba, welchen ein dem sequi verwandter BegrilT innewohnt (8. 22
bis Ende).
„Prüfet alle« und behaltet diks ßeste^: an diesen Spruch machten
wir diejenigen erinnern, welche an die Lectüre dieser ümfangrelclien und
in gutem Ötil geschriebenen Abhandlung gehen (und wir wünschen ihr
recht viele Leser), Denn der Verf. bietet viele für die Schule recht
brauchbare Bemerkungen. Das Wichtigste ist nach unserer Ansicht das,
was 8. 6 über die gegenwärtig in Verwendung stehenden Schulgram-
matiken gesagt ist und mus sich im Auschlusse hieran für die Metho-
dik des altsprachlichen Unterrichtes ergibt : gerade in dem» waa der
Verf^ dortselbs t bezeichnet, kaun die Etymologie oft die besten Dienste
leisten/sie kann gleichsam den organischen Zusammenhang von sprachlichen
Eracbj'inungen aufzeigen, sie kann eine Deutung des VVort*is an die Hand
gehen, welche mne syntaktische Construetion raiterklärt, so dass dann
.<! ^ 8tündlein' für eine Anisahl von Ausnahmen und gewisseii
.1 • der Grammatik geeohlagen hätte, denen gar Viele ebne
j«^nLLit- 1 tauer da» letzte Geleite geben machten* (beispielsweiee er-
w£bnen wir iubere S, bb ff. and uti S. 65). Überdies kann die Etymo-
logie oft d"^ Svri.nm iTiik trnt,^ Wun^ti* ipisjt^n j jii boispiolsweise bei
nietQS und
Unser . ^ iplin** habeo wir
bereits in üit»«r Zeitscbnlt 18?4, 6. Mi^i -506 dargelegt Aus den da-
selbst angegebenen Gründen müssen wir manche Bemerkungen des Verf.
als für die 8c h nie uu brau eh bar bezeichnen. i$o Ue|^t wegen der Ver-
schiedenheit theil» der Tjant^^, t^ieils der B«d»iitnnp dem 5?chöler zu fern
die Verbindung von
S. 13, von terra una
tare und airorftry S. 2i*, ^^»3«
Wir glauben nicht erst
handlang inhaltlich nur vom
haben, eine Beuriheilung der»
den betroffenden Fach U'h rem
Von Einzelheit
_8. d und 10, die 8rl
9, nbonso Vi '
"dir i^hen Woitcru. Überdies hab-Mi w
l' «onder» in den griochischrn Wör
mare fivkrj mors
8. 26, von Spee-
re,
s wir diese Ab-
V .„.. .:v..>..%5 aus besprochen
der 8(4ite der Etymologie hin
vir die unrichtige Schrei bang G^^the
mm z, B. S. 8 n*»ben nffcnthümüch
Veih&ttniÄs, sdbatstaniv ^ neben
nj; qüuni, ferner } (fj\*t nds) in
ier gar viele
2t>, *4itji*i6.6it Havptqualier 8, 38, Belicone ^ r.^ t^rau ri.ticyone) auch
702 Miscellen.
Druckfehler? Eher als bei diesen Schreibang[en möchten wir diese Frage
bei Erinnerung S. 47 (richtig S. 48} und bei Ch&rtagin S. 25 bejahen.
Der Vermählungsta^ des Kronprinzen wurde an den Mittelschulen
festlich gefeiert, wie die diesjährigen Programme theils in kurzen, theils
in langen Berichten melden. Mehrere Programme enthalten Reden, die
bei dieser Gelegenheit jB^ehalten, Gedichte, die declamiert, Lieder, die ge-
sungen wurden ; in einigen finden wir lateinische Gedichte. Wer näheres
hierüber nachlesen will, sehe die Programme der Staatsg^nasien in
Mitterburg, Mies und Capodistria, des deutschen und böhmischen Gym-
nasiums in Pilsen, des II. deutschen Gymnasiums in Brunn, der Gym-
nasien in Beichenau und Königgrätz.
Villach. J. Rappold.
Lehrbücher uud Lehrmittel.
(Portsetzung v. Jahrgang 1882, Heft VI, S, 479).
A, Für Mittelschulen.
Deutsch.
König, Dr. Arthur, Lehrbuch für den katholischen Religions-
unterricht in den oberen (blassen der Gymnasien und Realschulen. I.
Cursus: Allgemeine Glaubenslehre oder die Lehre von der christlichen
Offenbarung. 2. yerb. Aufl. Freiburg im Breisgau 1881. Herder. Pr.
1 Mark 80 Pf., wird wie die 1. Aufl. zum Unterrichtsgebrauche zuge-
lassen. (Min..Eri. v. 9. Juni 1882, Z. 7270).
Hauler, Dr. J., Lateinische Stilübungen für die oberen Classen
der Gymnasien und verwandter Lehranstalten. Abtheilung für die 8.
Classe. Wien 1882. A. Holder. Pr. brosch. 60 kr., wird zum Unter-
richtsgebrauche in der 8. Classe der Gymnasien mit deutscher Unter-
richtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. y. 16. Juni 1882, Z. 8866).
Gehlen Otto und Schmidt Karl, P. Ondii Nasonis carmina
selecta mit erläuternden Anmerkungen zum Schul gebrauche. 3. verb.
Aufl. Wien 1883. B ermann und Altmann. Pr. brosch. 76 kr., in
Leinwandband 90 kr. Die für die 2. Aufl. ausgesprochene Zulässigkeit
wird hiemit auf die 3. Aufl. ausgedehnt. (Min.-Erl. y. 14. August 1882,
Z. 11721).
Egger Alois, Deutsches Lesebuch für die yierte Classe Osten.
Mittelschulen. 2. Aufl. Wien 1882. Holder. Pr. geb. l fl. 5 kr., wird
wie die 1. Aufl. zum Unterrichtsgebrauche an Mittelschulen mit deutscher
Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (liin.-Erl. y. 28. Juli 1882,
Z. 10899).
Filek, Dr. E. Edler yon Wittinghausen, Französische Schul-
grammatik. 3., dem Normal-Lehrplane für Realschulen und der dazu
fehörigen Instruction angepasste Aufl. Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 fl.
kr. Die für die erste und zweite Ausgabe der yorbenannten Grammatik
ausgesprochene Zulässigkeit wird auf die dritte Auflage derselben aus-
gedehnt.
Übungsbuch für die Mittelstufe des französischen Unter-
richtes. 2. gekürzte und yerbesserte Aufl. Wien 1882. A. Holder. Pr.
66 kr., wird wie in der 1. Aufl. allgemein zugelassen. (Min.-ErL y. 13. Juli
1882, Z. 9865),
Bechtel A., Französische Grammatik für Mittelschulen. I. TheiL
4. verb. Aufl. Wien 1882. J. Klinkhardt. Pr. brosch. 1 fl., wird
wie die 3. Aufl. zum Lehrgebrauche an Mittelschulen mit deutscher
Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. t. 30. Mai 1882,
Z. 7749).
Ploetz Gh., Nouvelle grammaire fran^ise bas^e snr le latin.
5. Aufl. Berlin 1882. F. A. Herbig. Pr. 2 Mark 50 Pf., wird wie die
MiBcellen.
701
4. Ati£. zum Unterricbtsgcbrauctko tu den obersten Classcn Holcher Lc^lir*
anffUIten, an welchen Latein aU Oblif^at^egeoätand gelehrt wird, zöge-
lasseD. (Min.^ErL v. 9. Juni 1882. Z, 8164).
Ploetz, Dr. Karl, »Scbql^ammatik der franzöaiachen Sprache« 2^.
Aufl. Berlin 1682. K A. Herbig. Pr, 2 Ätark 50 Pt, wird wio die 27. Aufl.
sunt Lebrecbrauche au österr. Mittolscbulen mit deutscher Unterrichta-
sprache augemoin zugelassen. (Min.-ErL t. 7. August V6^% Z. 12711).
KozeuQ B., Leitfaden der Geographie für die Mittelschulen. II.
Theil: Speciale Geographie. 7. Aufl. Wien 1882. E. Hölz«L Pr, 1 fl.
30 kr., wird wie die 6. Aufl. zugelassen. (Min.-ErL v, 19. Juni 1882,
Z. 9916).
Kozenn B.» Geographiacher SclmlatUs für Gymnasien, Real- and
Handel Bschulen, 27. Aufl., gröütentheib neu bearbeiiet von Tincenz von
Haardt, revidiert von Prof. Dr. Friedricli Umlauft, Wit»ii 1882.
E. HölzeL Ausgabe in S8 Karten, Pr. cart. 2 fl. 80 kr,, Ausgabe in
60 Karten, Pr. geb, 3 fl. 60 kr, wird wie die früheren Auflaifeii zum
Unterricbtogebraucho an Mittelschulen allgemein zugelassen. (Min.>ErL
V. 28. August 1882. Z, 13623).
Stielers Schulatlas, Ausgabe für die OBterreichisch-ungariBOhe
Monarchie. 61. Aufl. Vollständig neu bearbeitet von Dr. Hermann Berg-
hau s. Gotha und Wien 1882. t*r. cart. 6 Mark, geb. 6 Mark, wird zum
üntei ' iiL' an Mittelschulen mit deutscher Unterrichtsipracbe
aJlgei I. (Min.-ErL v. 27. August 1882, Z. liU82).
nriiix ju&ci und Schenk Johann, Lehrbuch der Arithmetik fUr
Untergymnasien und verwandt*' L-^hrAni-talten: 1. Theil, für die 1. Orm-
naaialcliiBse, Wien 1881. A. Holder, Fr. m kr. II. Theil, für diJ 2.
Ojmnasialciaäae. Wien 1882. A. Holder. Pr. 4(i kr., werden zum Lehr-
Mpbrauehe in den bezeichneten Clasaen der Gymnasien mit deuticher
Uoterrichtsspracbe allgemein zugelassen. (Min.*Erl. ?. 14. Juli 1882, Z.
10648).
Moönik, Dr. Fnn von, Lehrbuch der Arithmetik und
Algebra, nebst einer A jtmlung für die oberen Clussen der
Mittelschulen, 19. verb. AuH. Wieu lö82, bei Karl Gerolds Sohn. Pr,
1 fl. 60 kr., wird ebenso wie die 17., bezieh. 18. Aufl. desselben zum
I^brgebraucbe an Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache allge-
mein zugelassen, (Min.-ErL v. 17. August 1882, Z. 13303).
Vilicus Franz, Geometrische B^'orraen lehre in Verbindung mit
Aem Zeichnen omamentaler Gebilde. F&r die L Realclasae. 3. Aufl. Wien
1882. A. Pichlcrs Witwe und Sohn. Pr. 70 kr , wird wie die 2. Aufl.
lllgemein zugelaiseu. (Min.-ErL v. 16. Juli 1882, t. 11574).
Fialkowtiki Nikolaus, I. Cursusi Lehrbach der Geometrie und
des Zeichnens geometrischer OrnameDte. 5. Aufl. W^ten und Leipzig 1882.
J. KUnkhardt, Pr, 8(» kr., II. Cursus: Lehrbuch der Planimetrie für
üntcrrealschulen, L TheiL 5. AoÖ. Wien und L« ^% J. Klink-
hardt Pr. SU kr., 111. Cur»u»: Lehrbuch der 1 ■ fQr Unter-
roilschukn. 11. Theil, W: 1 l^pzig 1882. J. k 1 1 n k I. i r i r Pr.
30 kr*, werden zum Le)r ' in den drei untersten i , m der
Bealschulon mit deutsi ii< r i. suer rieh tasp räche allgemein ^ugciiA^sen.
(Min.*ErL v. 4. Juli 1882, Z. 10<;80).
Menger Josef, *;- ..Tn-tri.cb*' Formenlehie in Veibindung mit
dem Freihandzeichnen f> :i8ae der Bealschalen. W^ien 1892.
A. Km) dl) Pr. 40 kr.. i lirgebrauehe in der ersten ClasM
di^r i: i\ mit deir acrricbtesprache allgemein sugelssaen.
(Min. I Juni IH- 7).
Kribt, Mra für die untereo
CUwen d«tr Mi 12. anverändert»
tAufl. '" -J. >\ 13riimuuilcr. l'r* geb. 1 ü. 70 kr. (31iu.-ErL t.
Ju /. HG66).
iiiuri' u, Dr, Peler, Lehrbuch der Physik. Kit ein^m Anbftajiei
'GrundlehreQ d<^r Chemie und der mathematischen Geographie. Slit
704 Miscellen.
319 in den Text gedrackten Abbildungen und einer Spectraltafel in Für-
bendruck. 7. Aufl. Freibarg im Breisgau. Herder. Fr. 4 Mark, wird
wie die 6. Aufl. zum Lehrgebrauche in den Oberclassen der Mittelschalen
mit deutscher Unterrichtssprache zugelassen. (Min. -Er 1. y. 30. Mai 1882,
Z. 5990).
Wall entin, Dr. Ignaz G., Lehrbuch der Physik für die oberen
Classen der Mittelschulen und verwandter Lehranstalten. 3. verb. Aufl.
A. Ausgabe für Gymnasien, Pr. geh. 1 fl. 80 kr., Leinenband 2 fl., B.
Ausgabe für Realschulen, Pr. geh. 1 fl. 65 kr., Leinenband 1 fl. 85 kr.,
mit 235 in den Text gedruckten Holzschnitten und einer Spectraltafel in
Farbendruck. Wien 1882. A. Pichlers Witwe und Sohn. Wird wie dde
zweite Auflage zum Lehrgebrauche in den Oberclassen der Mittelschulen
mit deutscher Unterrichtssprache zugelassen. (Min.-Erl. v. 30. Mai 1882,
Z. 5484).
Bürgerst ein, Dr. Alfred, Leitfaden der Botanik für die oberen
Classen der Mittelschulen. Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 fl. 10 kr., wird
zum Lehrgebrauche in den oberen Classen an Mittelschulen mit deutscher
Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. y. 23. Juli 1882, Z.
11144).
Standfest, Dr. Franz, Leitfaden für den mineralogischen Un-
terricht an den oberen Classen der Mittelschulen. Graz 1882 bei Leus eb-
ner und Lubensky. Pr. 80 kr, wird zum Lehrgebrauche in den be-
zeichneten Classen der Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache
allgemein zugelassen. (Min.Erl. v. 19. Juni 1882, Z. 9635).
Flögel Gregor, Leitfaden für den ersten Unterricht in der
Chemie. Wien 1882. Toeplitz und Deuticke. Pr. geb. 1 fl., wird zum
Lehrgebrauche in der 4. Classe der Realschulen mit deutscher Unter-
richtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. v. 24. Juli 1882, Z. 11029).
Drbal, Dr. Math., Lehrbuch der empirischen Psychologie zum
Unterrichte für höhere Lehranstalten. 3. unveränderte Aufl. Wien 1882.
Wilh. Braumüller. Pr. 2 fl. (Min.-Erl. v. 2. Juni 1882, Z. 8666).
Scheller Franz, Lehr- und Lesebuch der Gabelsbergerschen
Stenographie. Wien 1881 bei V. Zwierzina. Pr. 1 fl. 80 kr., wird zum
Lehrgebrauche beim stenogr. Unterrichte an den Mittelschulen mit
deutscher Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. y. 25. Juni
1882, Z. 9937).
Italienisch.
Casaerande Alb., Raccolta di esercizi greci per 1 ginnasi e
licei in correlazione alle grammatiche di G. Curtius e V. Inama.
Parte L Morfologia. Torino 1881. G. B. Paravia et Comp. Pr. Lire 3,
wird zum Unterrichtsgebrauche in der III. und IV. Classe der österr.
Gymnasien mit ital. Unterrichtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl.
V. 14. Juli 1882, Z. 9776).
Demattio Fortunato, Libro di lettura ad uso della prima classe
di tutte le scuole secondarie austro-italiane. Innsbruck 1882. Wagner.
Pr. brosch. 60 kr., wird zum Gebrauche in der untersten Classe der Mit-
telschulen mit italienischer Unterrichtssprache allgemein zugelassen.
(Min.-Erl. v. 28. Juli 1882, Z. 10869).
Demattio, Dr. Fortun., Grammatioa storica della lingua italiana
ad uso dei ^nnasii e dei candidati allo insegnamento. Parte terza. Sin-
tassi della hngua italiana con riguardo alle principali attinenze della
sintassi latina e greca. Seconda eäizione, diligentemente riyeduta dall*
autore e migliorata. Innsbruck 1882, Wagner. Pr. 80 kr., wird zum ünter-
richtsgebrauche an österreichischen Gymnasien mit italienischer Unter-
richtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. y. 5. Juni 1882, Z. 6602).
Lindner, Dr. Gustayo Adolf o, Compendio di logica formale per
istituti superiori. Quinta edizione. Prima yersione dal tedesco per cara
di TuUio Erber. Zara 1882. Woditzka. Pr. 1 fl. 40 kr., wird snro
en«
795
Gebrauche an den Gvmnasien mit italienischer UntemchtsspriicbQ &U*
gemelii zugelaäscn, (Min.-Erl. v. BL Jali 1B82, Z. 11861).
Cecbisch.
Doncba Karl, Sbirka ptikladä? a üloh ke C7tdb§ Te aldadbS la-
tinsk^. n. Theil. FQr die 4. Gyranasialclaase. Prag 1882. K. Bell mann,
Pr. 60 kr., wird zum Lehrgebraucbe in der bezeichneten Clasae der Gym-
nasien mit Sccbiscber Unterrichts spräche allgemein zogelasaen. (Min.-
Erl. V. 24. Jali 1882, Z 11453).
Bar tos Franz^ Skladka jazjka deskebo pro dkolj stfedni a ostar?
^ueiteUk^. 3. Auflag©. Brunn 1882. K. Winikor Pf. 1 H 20 kr., wird,
f jedoch unter Aaaacblnss des gleichzeitigen Gebrauches der beiden frö-
[ bereD Auflagen, in denselben Glasten zum Lohrg^braucbe an Mittel-
I schulen mit öechischer Unterrichtisprachia allgcmeio zugelassen. (Min.-
I Erl. V. 10. Juni 1882, Z. 9091).
StarJ Wenzel, Anthmetika pro prvni, drnbon a tfeti thda Skel
^fch. 1 AuB, Prag 1882. F, Terapsky. Pr. 1 tt. 30 kr., wird, je-
I unter Ausscbloss dea t?leichzeitigen Gebrauches der 3. Auflage, zum
bfgebrauche in den bi / ' ' a Classen der Realschulen mit öechiscber
üntelTiehtssprache allg- i 1 JÄion. (Min.-Erl. v. Juni 1882, Z. 8978^.
8lk 0 la Josef, ZakLiu » ^ itbmettky obecne pro tteti tridu sti-ednich
4koL Tabor 1881. Verkg dos Verfassers. Pr, fiO kr.
Anthmetika pro dtvrtou tfidu gyranasii a realn^cb gym-
.nasii. Tabor 1882. Pr. 48 Ttr. Diew zwei Lehrbücher werden xnm Lehr-
febranche in den bezeichneten Claaeen der Ojmnasien mit fechisoher
rriterriehtgsprache allgemein zagelitsea, (Mia.-£rL Vt 2. August 1882,
|£, 12401).
ProchÄzka Prokop, Chemie, nöebnä kniba pro dtyrtou tridu
rikol realnych, zaloiena na pokusecb. Prag 1882 bei 81a vi k und Bo
\lovf. Fr. 64 kr., zum Lehrgobraucbö in der 4. Claude der Eealachulen
, mit ^ecbiÄclier ünt^?r^icht4ispracho allgemein sugel&ssen. (Min.-£rL vom
[8. Juli 1882, Z. llHiSl).
Tille, Dr^ Anten, U6ebnioe zemepisu obecnebo i nikouako-abef>
J^iho uro Äkolv t*tredni etc, Svazek L / »» • .^^ obecny. 6. Auü> Prag
rjB|8. KotMT* Pr. 1 tl. 30 kr., wird obr lie 5. Aufl. zum Lehr-
?fpEn»icbe in den ünterclu^seD der Miu \\ mit öechiscber Unter-
BefateBprache allgemein zugelassen. (Mic^Erl. v. 24. Joni 1882, Z. 10062).
Slowenisch,
iSket, Dt, Jakob, SloveDisches Sprach- und Übungsbuch nebst
Cbrestomatble und einem dloveniscb-deutsebeu und deutech-nlovenischen
[WOrtOTtrzeicbnlB. 2. Auf] Kkgonfurt 1882. Verlag der St Hermagoras-
^Qehdrtiökerei. Pr. 1 fl. 30 kr., wie di»» 1. Anfl. allgemein zugebissen
[piin.-ErL r. 27. September 1882. Z. I<;i66),
I Josenko Johann, Obi^na zgodovina. IX. Tboil: Mittelalter. Lai-
^bach 1878. National- Druckehii. Pr. 50 kr., HL Theili Neue Zeit. Laibaoh
11860, National- Druckerei. Pr. 80 kr., WBnlrtu zum I^brgebrauche in der
1^ und 4. Claane jener H
; iitliche Unter-
glicht unter Gebrauch (i
ertheilt wird.
Aita<>°*^*^ii *0K(}^^^- (^^^t>'"
1 :iil i.-^O^. ■ L
KT Josenko Johann, Z« i
prvi raz) n ^L Laibacb
pBb. Narodnfi *-l— . - iv
»i- ■■ L_ .,.^. jener Mittel-
^ebulen. an d»
1 brauch des Sloveniscben
lla Unterrichts^
'Utr^^labäeii f.Min.-ErL v.
ilL geptember 1882, Z. lö2Uj.
Ä Für Lehivsr- und Lchrcnan'JU-BiM iun*
Deutaeb.
Jsndanrek Anton, Katholi»ch«r Katechifiiiiuä zum Gebrauche
f fOr Schule und Hau». Prag. VerUg der f. e. Bucbdrucki'ruL Pr. geb.
706 Miscellen.
58 kr., wird die Approbation der bezüglichen kirchlichen Oberbehörde vor-
ausgesetzt beim unterrichte in den Lehrer- und Lehrerinnen-Bildunffsan-
stalten allgemein ^gelassen (Min.-ErL v. 11. September 1882, Z. 24762).
Niedergesaß R., Leitfaden der Geschichte der Pädagogik. 2.
durchg. Aufl. Wien A. Fichlers Witwe und Sohn. Pr. 1 fl., wird zum
Ünterrichtsgebrauche in Lehrer- und Lehrerinnen- Bildungsanstalten für
zulässig erklärt. (Min.-£rl. t. 26. Juli 1882, Z. 12619).
Bauer Friedrich, Grundzüge der neuhochdeutschen Grammatik.
21. für Österreich bestimmte Aufl., herausgegeben von Dr. Eonrad Du-
den und August Hof er. Nördlingen, Beck'sche Verlagsbuchhandlung.
Pr. 1 fl. 10 Er., wird zum ünterrichtsgebrauche in Lehrer- und Leh-
rerinnen-Bildungsanstalten für zulässig erklärt. (Min.-Erl. y. 21. Juli
1882, Z. 11462).
Schirm er Wilhelm, Heimatkunde des Herzogthumes Schlesien.
2. verb. u, verm. Aufl. Bielitz, Verlag von W. Fröhlich. Pr. 50 kr., wird
zum Ünterrichtsgebrauche in Lehrer- und Lehrerinnen-Bildungsanstalten
in Schlesien für zulässig erklärt. (Min.-£rl. v. 25. Juli 1882, Z. 122^.
Mich, Dr. Josef, Allgemeine Unterrichtslehre mit besonderer
Eückiicht auf Volksschulunterricht. Troppau. Verlag von Buchholi
und Diebel Pr. 60 kr., wird zum ünterrichtsgebrauche in Lehrer- und
Lehrerinnen-Bildungsanstalten für zulässig erklärt. (Min.-Erl. v. 18. Juni
1882, Z. 8963).
Öechisch.
Tille Anton, USebnice zemöpisu obecn^ho i rakousko-uhersk^ho
pro Skolj stfednl a üstavj uöitelsk^ I. Theil : Allgemeine Qeo*
graphie. 6. Aufl. Prag 1882. Eober. Pr. 1 fl. 30 kr. Dieser Theil dei
Lehrbuches wird in der 6. Aufl. in gleicher Weise zum Lehrgebrauche
an Lehrerbildungsanstalten mit öechischer Unterrichtssprache als sii-
lässig erklärt, wie dies bezüglich der 5. Aufl. geschehen ist. (Min.-ErL
V. 25. Juli 1882, Z. 10082).
Blaiek M. a Bartog Fr., Mluvnice jazyka Sesk^ho. L Theil:
Formenlehre. 3. unveränderte Aufl. Brunn 1882. K. Winkler. Pr. 1 fl..
wird in der gegenwärtigen 3. Aufl. zum Lehrgebrauche an Lehrer- und
Lehrerinnen-Bildungsanstalten mit Sechischer Unterrichtssprache in der-
selben Weise als zulässig erklärt, wie dies bezüglich der 1. Aufl. mit
Min.-Erl. v. 9. August 1879, Z. 10719 ausgesprochen worden ist. (Min.-
Erl. V. 17. Juni 1882, Z. 9960).
Slovenisch.
Lavtar L., Geometrija za uj^itelji§öa. Laibach 1882. Matiea-
Verein. Pr. 1 fl. 20 kr.
Erjavec Fr., Somatologija ali nauk o dlovegkem telesu. Spisal
Dr. J. N. Woldrich. Laibach 1881. Matica- Verein. Pr. 75 kr. Diese
zwei Lehrbücher werden zum Gebrauche an Lehrer- und Lehrerinnen-
Bildungsanstalten beim Unterrichte mit slovenischer Sprache als zulässig
erklärt. (Min.-Erl. v. 19. Juni 1882, Z. 9128).
Die Directionen der k. k. Mittelschulen werden auf das Erscheinen
der „Mittheilungen des Listituts für österreichische Geschichtsforschung**,
herausgegeben von den Universitätsproff. Dr. Sickel, Zeissberg,
Thausing, Mühlbacher (Verlag der Wagnerischen Univcrsitäts-
buchhandlung in lunsbrucL Pr. 6 fl. 50 kr)., behufs Beachtung bei vor-
kommenden Anschaffungen aufmerksam gemacht. (Min.-ErL v. 13. Juli
1882, Z. 10991).
Fünfte Abtheilung.
Verordnungen. Erlässe, Personalstatistik,
VerordnnngeD und Erlässe.
Er 1 aas des Min. für C. und U. ?oin 3. Juni 1882, Z. 6867, be*
treffend di« Verwendung: eines eleicbartigen Zeugnispapierea tnm Drucke
der tSclmheu^nisformulare, b. Vcrordnon^sbUtt St XlTI 8. liI9.
ErlasB des Min. für G. and IL vom 13. Juni 18ö2, Z. 7155, aa
das Rectorat der k, k. Hochschale für Bodefocaltar , betreffend die den
Abiturienten des laufenden Studienjahre« und früheren Studierenden der
Hochschule hinsichtlich der ersten Staatsprüfung zugestandenen Er-
leichterungen, 8. Verordnungsblatt St XIII S. 139»
Verordnung des Min. för C. und U. vom 20, Juni 1882, Z. 10153,
womit die zulässige Verwendungsdauer der Assistenten »n den gewerb-
liehen Lehranstalten auf lanijstens vier Semester festgeat^Ut wird, e, Ver-
ordnungsblatt St. XIV S, 176.
Er 1 aas des k. k. Finanzrainisteriunift vom 23. Juni 1882, Z. 17211,
an die It, k. Finanz Landosdirection in BrÜnn, betreffend die Stempel-
behandlung der Maturiliiteprüfungsieugnisae, a. Verordnungsblatt St. iV
ß. 168.
ErlasB des Min< fQr C. nnd ü, Tom 29. Juni 1882, Z. 758, an
den Statthalter in B5hmen und das Priaidium der theoretischen Staato-
pr&fuugsoommission in Prag, betreffend die aus Anl&ss der Activiemng
aer Universität mit böhmischer Vortrag»sp räche in Prag erforderlichen
Bestimmungen über Ablegung der theoretischen Staataprlifungen in
deutHcher und bölimischer Sprache. — In Gemäßheit der a, h. EntscbL vom
11. April 1881, betreffend die Activierung der üniveraität mit bdhmischer
Vortragssprache ist die Sprache der Staatsprfifungen in Prag in der Weise
tu r^-geln , dass bei den Pr&fungsc&ndidatea die vollkommene Kenntnis
^n s. r-n^^e xmd die Fähigkeit» sich ihrer xu bedienen, sicher-
finde hiernach auf Grund a. h. Ermächtigung vom
r Richtung nachstehendes an2aordnen: 1. Die Staats-
timission in Prag hat auch nach Activierung der Universität mit
Vortra ^spräche als eine einheitliche in allen ihren Abthei-
n. Die nach den iMJstehenden Vorschriften dem Decane,
Pr<>f^si*orencollegium der rechts- und etaatswissen-
Tiden Fun i^cEagUch der Meldung
iUn der r Tischen Staatsprüfung
^ * Mr^jsiirencöV 'r beiden
: angeh5r ntlichen
-t -=-"'" .V i-rüfanga-
l.\sscnen Can-
; .. ^f . - .^. .i : . ^. Ji.;ii Candidateo«
51»
der i.
cult
708 Erl&sse und Verordnungen.
welcher eine Staatsprüfung vor der Prüfungscommission in Prag ablegt,
ohne Unterschied, an welcher Universität er die Vorlesungen frequentiert
hat, steht es frei, dieselbe entweder ausschließlich in deutscher oder in
deutscher und böhmischer Sprache abzulegen. 3. Im Falle die Prüfong
in deutscher und böhmischer Sprache abgelegt wird, muss dieselbe
mindestens aus einem Prüfungsfache in deutscher Sprache abgelegt
werden. Die Wahl der Prüfungsfächer, beziehungsweise des Prüfunffs-
faches bleibt in allen Fällen dem Candidaten freigestellt. Bei der judi-
ciellen Staatsprüfung sind die in der juristischen Studienordnung vom
2. October 1855 angeführten vier Disciplinen (österreichisches bürger-
liches Recht, Handels- und Wechselrecht, Civilprocess und Verfahren
außer Streitsachen, Strafrecht und Process) als je ein Fach zu betrachten.
4. Wenn ein Candidat bei der Prüfung zwar hinreichende Fachkenntnisse
ausweist, seine Kenntnis der deutschen Sprache aber bei der hierüber
gesondert vorzunehmenden Abstimmung als unzureichend erkannt wird,
so hat derselbe die Prüfung aus dem in deutscher Sprache geprüften
Fache, beziehungsweise, wenn deren mehrere sind, aus einem derselben
in dem von der Commission nach Maßgabe der bestehenden Vorschriften
zu bestimmenden Termine in deutscher Sprache zu wiederholen. Bevor
diese Wiederholungsprüfung mit Erfolg bestanden ist, hat die aWelegte
Staatsprüfung keine rechtliche Wirkung. Die Commission für die Wieder-
holungsprüfung ist in der sonst üblichen Weise zusammenzusetzen. 5. Das
an der Universität mit böhmischer Vortragssprache erlangte Doctorat
der Rechte hat nur dann gleiche Wirkung mit den vollkommen abge-
legten Staatsprüfungen, wenn jedes der Rigorosen mindestens aus einem
Prüfungsfache in deutscher Sprache mit gutem Erfolge abgelegt worden
ist (§. 3). 6. Die vorstehenden Bestimmungen treten mit 1. October 1882
in Kraft; alle mit denselben nicht im Widerspruche stehenden Vor-
schriften über die Staatsprüfungen bleiben auch ferner in Wirksamkeit.
Verordnung des Min. für C. und ü. vom 30. Juni 1882, Z. 10119,
betreffend die Verleihung von Staatsstipendien an Zöglinge der Lehrer-
bildungsanstalten, welche Ausländer sind, s. Verordnungsblatt St. XTV
5. 147.
Erlas 8 des Min. für C. und U. vom 16. Juli 1882, Z. 9642, be-
treffend die Errichtung eines geburtshilflichen Operationsinstitutes an
der medicinischen Facultät der Univ. in Wien, s. Verordnungsblatt St. XVI
S. 157.
Erlass des Min. für C. und U. vom 31. August 1882, Z. 885,
womit aus Anlass der Activierung der Universität mit böhmischer Vor-
tra^ssprache in Prag Bestimmungen zur Ordnung des Übergangszustandes
und zur Regelung einiger die Verhältnisse der beide in Prag bestehende
Universitäten betreffenden Fragen getroffen werden. — Anlässlich der be-
vorstehenden Activierung der Universität mit böhmischer Vortragssprache
in Prag finde ich zur Ordnune des Übergangszustandes, sowie zur Regelung
einiger die Verhältnisse beider Universitäten betreffenden Fragen nach-
stehende Bestimmungen zu treffen, indem ich mir vorbehalte, die diesfalls
noch weiters erforderlichen Verfügungen in einem späteren Zeitpunkte
nach gepflogenem Einvernehmen leider Universitäten zu erlassen: 1. Die
im abgelaufenen Studienjahre an der Prager Universität immatrikulierten
Studierenden, welche ihre Studien an der mit Beginn des Studienjahres
1882/83 zu activierenden Universität mit böhmischer Vortragssprache
fortzusetzen beabsichtigen, bedürfen hiezu keines Abgangszeugnisses und
haben aus diesem Anlasse keine Immatrikulationstaxe zu entrichten,
sondern sind ohneweiteres in die Vorlesungen zu inscribieren und in die
Matrikel der ordentlichen Studierenden der Universität mit böhmischer
Vortraessprache aufzunehmen. 2. Auf die immatrikulierten Studierenden
jeder der beiden Universitäten, welche Vorlesungen an der anderen in
der Eigenschaft von außerordentlichen Studierenden besuchen (§^ 3 des
Gesetzes vom 28. Februar 1882, R.-G.-61. Nr. 24) haben in letzterer Be-
PenoaAl- und Schulnotizen.
IW
liehtmn im allgemeinen die für die au^erordentlieheu Studierenden
li' V * Uenden Vorachriften Anwendung zu finden. Denselben iat
i inft nicht ein bloß für 2 Semester giltiger Meldaogsbo^en
viMHUiiu.il, sondern ein Meldungsbach für 8—10 Semester in dem
tblichen Formate aoasafolgen, auf welchem in entaprechender Weise
t|i< li in machen ist, das8 dasselbe für dietse außerordentlichen
> Jen bestimmt ist Im Studienjahre 1882/83 können aüsnahms-
^ I die für die übrigen außerordentlichen Ötudierenden geltenden
Meidungsbogen im Gebrauche bebalten werden. 3. Die rechtskräftig aus*
feeprochene Verweisung eines ordentlichen Studierenden von der einen
er beiden UniTersitaten (§. 13, 3 und 4 der provieorischen Disciplinar-
llWfdnung für die Universitäten vom 13, October 1849, R.-G.-Bl. 416) gilt
mnch für die andere « und ist daher iedes auf Verweisung lautende Er-
Ikenntnis des akademischen Senats der einen Universität sofort nach
cbtskraft desselben der anderen Universität mitzutbeilen. 4. Jenen
ßtudiorenden, welche vor dem Studienjahre 1882/83 an d^r Prager Uni-
Vr- '♦'* itnt der Ablegung der strengen Prüfungen 2ur Erlangung des
j n oder philosopliischen Doctorgradee btgonnen haben, ist es
Ji .^ it, dieselben auch an der bohmiäch'^n Universität fortxosetien
und imn AbsehluBs zu bringen, in welchem Falle auch seitens dieser
Universität die Promotion und die Ausfertigung des Doctordiploms zu
folgen hat.
Dem Privat-Üntergjmn. des Fraiu M ei in er in Wien (VIII, Bezirk,
„chmiedgas^e 14) wurde vom Schuljahre 1882/83 ab provis, auf 3 Jahre
fias Öffentlichkcitsrccht verliehen. (Min.-Erh vom 13, Juli 1882, Z. 11120).
^ Den Privatunterrealschulen des Prof. Anton We isser und des Bernhard
Jpeneder in Wien wurde das bisher tugestandene Oifentliclikeitsrecht,
K>mit das Recht zur Ausstellnug staatsgiltiger Zeugnisse bis Ende des
ISchuljahres 1884/5 erstreckt fMin ^Erl. vom 26, Juni 1882, Z, 9786).
I Der Min. für C. und U. hat genehmigt, dass das Communal-
rantergymn, tu Hohenmauih vom Jahre 1883/4 angefangen successive tu
Itinem Obergymnasium erweitert werde. (Min.^ErL vom 17. Juni 1882,
9430),
Das Min. für C. und U. hat mit Erl. vom 16. Juli 1882, Z. 10827.
Äem Entwürfe einf^s Statutes und Lehrplanes der vom Handelsgremium
Etil Lim gegründeten und erhaltenen Handelslehranstalt, bcbtehend aus
Feiner Ireielassigen Handelst ittelschule (Handelsakademie) mit Vorbe-
fr rs und einer dreiclassigen kaurmännischcu Fortbildungsschule,
id. . niigung ertheilt. (Min-Erl vom 28, Juli 1882, Z, 11038),
hkiT Min. für C, und ü. hat dem Entwürfe eines Statutes der von
er Stadtgemeinde, der Handels- und Uewerbekamraer und dem Handels-
' gremium m Krakau geendeten und erhaltenen Handelslehranstalt da-
selbst, bestehend aus einer kaufmännischen Fortbildungsschule und einer
hüfheren Handelsschule sammt dem bezüglichen Lehrplane die Genehmigung
ertbeilt, (Min.- Erl. vom 28. Juli 1882, Z. 11962),
Personal- und Schulnotizen.
Ernennungen (Mai bis Augu&t 1882).
Seine k. und k. Apostolische Maiestitt haben mit AllerhSchater
Entschließung vom 30. Juni d. J. die Wiederwahl des wirklichen ge-
heimen Rathcs und Hofrathes Dt. Alfred Ritter von Arneth mm Pr&si*
denten und die Wahl des Hofrathes Dr. Ernst Ritter von Brücke iura
V i . ^ . ' h...n Akademie der Wissenschaften, beider
11 rni Jahren f sowie die Wahl des königlich-
g.w...M.L.i.i.iics^ n .1 !.• .. ..«i.u.ijom Sir Henry Rawlinson und des Hof-
mthiis und Directors des chemischen Laboratoriums in Götüngea Dt*
800 Personal- und Scbulnotizen.
Friedrich Wo hl er zu Ehrenmitgliedern der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften im Auslande a. g. zu genehmigen; ferners zu wirklichen
Mitgliedern der Akademie und zwar für die philosophisch-historisehe
Classe den o. ö. Prof. der Geschichte an der Wiener Universität Dr.
Heinrich Bitter von Zeissberg und den o. 5. Prof. der classischen
Philologie an der Wiener Universität Dr. Theodor Gomnerz; für die
mathematisch-naturwissenschaftliche Classe den o. ö. Prof. aer Astronomie
und höheren Geodäsie an der Wiener Universität, Regierungsrath Dr.
Theodor Bitter von Oppolzer, den o. ö. Prof. der Mathematik an der
Wiener Universität Dr. Emil Weyr und den o. ö. Prof. der Anatomie
und Physiologie der Pflanzen an der Wiener Universität Dr. Julius
Wiesner zu ernennen, endlich die nachfolgenden von der Akademie
vollzogenen Wahlen von correspondierenden Mitgliedern a. g. zu be-
stätigen geruht, und zwar: in der philosophisch -historischen Classe die
Wahlen • des o. ö. Prof. der romanischen Philologie an der Grazer Uni-
yersität Dr. Hugo Schuchardt, des a. ö. Prof. der Geschichte an der
Grazer Universität Dr. Wilhelm Tomaschek, deso. ö. Prof. der deutschen
Reichs- und Bechtsgeschichte an der Grazer Universität Dr. Arnold Bitter
von Luschin-Ebengreuth, des a. ö. Prof. der Geschichte des Orients
an der Wiener Universität Dr. Josef Kar ab acek zu correspondierenden
Mitgliedern im Inlande; in der mathematisch-naturwissenschaftlichen
Classe die Wahlen des o. ö. Prof. der Zoologie und vergleichenden Ana-
tomie an der Grazer Universität Dr. Franz Eilhard Schulze, des o. 5.
Prof. der Histologie und Entwicklungsgeschichte an der Grazer Universität
Dr. Victor Bitter von Ebner, des a. ö. Prof. der Paläontologie an der
Wiener Universität Dr. Melchior Neumayr, des o. ö. Prof. der Mathe-
matik an der Prager Universität Dr. Heinrich Durege, des o. ö. Prof.
der Chemie an der Grazer Universität Dr. Leopold von Pebal zu corre-
spondierenden Mitgliedern im Inlande; die Wahlen des Mitgliedes der
Acaddmie des sciences und der Acad^mie fran9aise in Paris L. Pasteur,
des Prof. der Mathematik in Cambridge G. G. S tokos und des Prof. in
Stockholm Dr. Sven Loven zu correspondierenden Mitgliedern im Aus-
lande.
Seine k. und k. Apostolische Majestät haben mit a. h. EntschL
vom 11. August 1. J. der Wiederwahl des üniversitätsprof., Dr. Ludwig
Teichmann, zum Präsidentenstellvertreter der Akademie der Wissen-
schaften in Erakau auf die weitere Functionsdauer von drei Jahren die
Genehmigung a. g. zu ertheilen geruht
Der ord. Prof. der Kirchengeschichte und des Kirchenrechtes an
der theol. Pac. der Univ. in Krakau, Dr. Josef Pelczar, wurde an Stelle
dieser bisher von ihm vertretenen Fächer mit der Vertretung des Lehr-
faches der Pastoraltheologie betraut und die hiedurch erledigte ord. Lehr-
kanzel der Kirchengeschichte dem Lic. der Theologie Ladislaus Chot-
kowski verliehen (a. h. Entschl. vom 25. Mai 1. J.). — Der Privatdocent
an der Univ. in Wien, Dr. HansChiari, zum a. o. Prof. der patholog.
Anatomie an der Univ. in Prag und der a. o. Prof. an der Univ. in Prag,
Dr. Hans Eppinger, zum ord. Prof. der patholog. Anatomie an der
Univ. in Graz (a. h. Entschl. vom 25. Mai 1. J.); der ord. Prof. an der
Univ. in Czernowitz, Dr. Alois Goldbacher, zum ord. Prof. der class.
Philologie an der Univ. in Graz (a. h. Entschl. vom 17. Mai 1. J.); der
a. 0. Prof., Dr. Wilhelm Löbisch, zum ord. Prof. der angewandten
medicin. Chemie an der Univ. in Innsbruck (a. h. Entschl. vom 27. Mai
l. J.); der Weltpriester Dr. Josef Kopallik zum ord. Prof. der Kirchen-
r schichte an der theolog. Fac. in Olmütz (a. h. Entschl. vom 24. Mai
J.); der Privatdocent an der Univ. in Krakau, Dr. Anton Beb mann,
zum a. 0. Prof. der Geographie an der Univ. in Lemberg (a. h. EntschL
vom 12. Mai L J.); die Privatdocenten Dr. Otto Kahler und Dr. Friedrich
Ganghofner zu a.o. Proff. für spec. medicin. Patholo|;ie und Therapie
an der Univ. in Prag (a. h. Entschl. vom 25. Juni L J.). Der ord.
Personal« und SohulDOÜien.
8<»1
Prof. an der Uni?, in Jena, Dr. Hermann Notbnai^elr zum ord,
Prof. der fipedellen Pathologe, Therapie und der medicinischeo
Klinik an der Wiener üniF. (a. b. Entgchl. vom 11. Juli 1. J.): der mit
dem Titel und Charakter eine« a* o. Prof. bekleidete Privatdocent Dr.
Emil Kitter von 8toff<^lla zum a. o. Prof» der apcc, medicin, Pathologie
und Theiapie an der üniv, in Wien (a. h, Entscnl. vom 26. Juli L J,);
der a* o. Prof. Dr. MatthäuB Talif zum ord, Prof, der Finanxgesetz*
künde und Statistik an der Unir* mit böbmiscber Vortrags^ prache in
Prag (a. h. EntschL vom 12. Juli 1. J.).
S«ine k. und k. a\>fy^t. ivfajMAt hah^n mit a. h. EntschL vom
1$. Aaguat 1. J. die S r zveit«n ord, Lehrkaoawil fftr
olaui. Philoluj^ie an d*
tpracbe in Prag a, g. 7j
rmhts den Direct<jr d
indner zum iml. Ti
des Gymn. in Neuhaus Aloi>
dir. mit böhmischer VurtraKt-
in dieser Facaltät zu ernennen
talt zu Kuttcnbort; Dr. (Juntav
,..„. und Piidago|^ik, deTi '»^ »^.r
zum ord Prof. der ver^
Spracuwiiwenschaft, den Pn\.^.^. ._ . .u und Prof. am böhm. '. il-
Eealgymn. auf der Kleinäeite in Prag Dr. Jonef Kalousek zum a. o.
Prüf, der bobmischen Geschichte, den Privatdocenten an der Univ. in
Wien und Prof. an der ünterreal schule im II. Bezirke Wicnsi Dr. Johann
Urbau Jarnik zum a. o. Prof. der romanischen Philologie, den Privat*
docenten an der Univ. in Wien Dr. Thomas Masaryk zum a, o. Prof*
der Pbiloaopbitt.
Der >!. o« Prof. Dr. Josef RoBtafiiiski zum ord. Prof. der Botanik
an der Univ. in Krakau (a. b. Entischl. v'om 5. August 1. J.); der
ord. Prof. des BibeUtudiams des neuen Bundes an der Univ. in
Graz, Dr. Franz PMzl, zum ord, Prof. desselben Faches an der Univ.
in Wien (a. h. Entschl. vom 23. August l J.); der Privatdocent Dr. Emil
Werunaky zum a. o. Prof. der Geschichte und der historischen Hilfs-
wisaeoscbaften und der Privatdocent Dr. Anton Puchta znm a. o. Prof.
def Mathematik an lier Univ. mit deutscher Vortragsspnkche in Prag
(a. h, Entschl. vom 17. August 1. J.J; der Privatdocent Dr. Ludwig
Gumplowicz zum a. o. Prof. des allg. ötaatsrechtes und der Ver*
waltuugslebre an der jurid. Fac. der Univ. in Graz fa. h. Entschl. vom
21. Juli l, J.); der Privatdocent an der Wiener Univ., Dr. Moriz Ho 11,
zum ord. Prof. der descriptiven Anatomie an der medicin. Fac. der Univ.
in Innsbruck (a. b. Eutdchl. vom 19. August 1. J,).
Zum Adjuncten an der Lehrkanzel für allg. Chemie an der Univ.
mit böhmischer Vortragtwpracho in Prag der Dr. Bohuslav Brauner.
Die StoUc Anc^ Amanuoniii^ an dir Universitätsbibliothek in
Ctornowitz wurdo dem ^ '- ^^tandidaten Adolf Bücher verliehen.
Der ord. Prof. m n. Hochschule in Graz, Dr. Moriz A 11^.
sam ord. Prof. der Mull. .m der deotschen techn. Hochschule in
Prag fa. b. Entschl vom 22, Juni 1. J.); der a. o. Prof. des Hoch- nnd
Ingenieurbaues an der deutschen tccbn. Hochschule in Prag, Franz
8ab1tk, zum ord. Prt)f. [t. h. Entschl. vom IG. Juli 1. J.); der Hegierung^-
raih und ord. Prof, d/*s Waüncr-, Straßrii- nnd Eisenbahn bau es an dei
tkn. H
Hocl, .•',!■. ,
£nt^«iii
8eriptur
Amann»Mr
der Prof,
in Bri^nn. Juli Ii6u, zam ord. Prof. des
nbanefi an d^ i ■ ile in Wien (a. h. EntschL
^t^t 1, J^); der a. o. i'roi. >Kr i tiemie an der b^bm. t43chD.
in Vi^^, Karl PreU, mm ord. Prof. dicfcr Hodiscbnle (a, h.
1 - t .. ... .1 I \
ihek der t^bn. Hoch»cbulö in Wien der
,A\ S *» l 11 T« "ti.i /lim >rrist^ir dCT prOV.
S ovak.
t . " '^ Wien
Dr. L. Plall; zum Vicoprase» d^r judic. bttuttäprüfungs*
cnmmission in Krakau der Prof, Dr. A. von Bojar^ki« zu Mitgliedern
di« Adfocaten Df. L. Mark ie wies nnd Dr F. Wilkoaz und der Privat-
808 Personal- und Schulnotizen.
docent an der Univ. Dr. J. Bosenblatt; zu Mitgliedern der rechts-
histor. Staatsprüfungscommission in Lemberg die Privatdocenten an der
Univ. in Lemberg Dr. A. Janowicz und Dr. St. Szachowski, der
i'udic Staatsprüfungscommission in Lemberg die Privatdocenten an der
Jniv. Dr. £. Till und Dr. A. Janowicz, die Oberlandesgerichtsr&the
J. B. von Zborowski und J. Strumie6ski, der Landesgerichtsrath
y. Bamski und der Landesadvocat Dr. Th. Bajski.
Zu Mitgliedern : der Staats wissenschaftl. Staatsprüfungscommission
in Wien der Privatdocent Dr. Th. Dantscher von KoUesberg, der jadic.
Staatsprüfungscommission in Czemowitz der Privatdocent Dr. K. Hruza;
zum vicepräses der judic. Staatsprüfungscommission in Innsbruck der
Oberstaatsanwalt Dr. £. Bitter von Kindinger; bei der theor. Staats-
Srüfunsfscommission in Prag zum Präses der staatswissenschaftl. Abtheilung
er ord. Univ.-Prof. Dr. ^Bitter Mor von Sannegg und Morberg, zum
Vicepräses dieser Abtheilung der ord. Univ.-Prof. Dr. J. Hanoi, zum
Vicepräses der rechtshistor. Abtheilung der ord. Univ.-Prof. Dr. D.
Ulimann, der judic. Abtheilung der ord. Univ.-Prof. Dr. E. Ott, za
Mitgliedern dieser Commission u. z. bei der rechtshistor. Abtheilun^ die
a. 0. Univ.-Proff. Dr. J. Stupecky und Dr. G. PraSak, bei der judic.
Abtheilung die Oberlandesgerichtsr&the T. Badl und Dr. F. Laube,
bei der staatswissenschaftl. Abtheilung der ord. Univ.-Prof. Dr. J. Hanel,
der Bezirkscommissär Dr. B. Korb und der Secretär des Landescultur-
rathes für Böhmen Dr. J. Bereut; zu Mitgliedern der staatswissenschaftl.
Staatsprüfungscommission in Graz der Advocat Dr. J. Derschatta und
der Bezirkscommissär K. König.
Zu Functionären für die im Studienjahre 1882/83 abzuhaltenden
medicin. Bigorosen wurden folgende Functionäre ernannt : an der Univ. in
Wien 1. als BegierungscommissäreMinisterialrath Dr. F. Schneider, Sec-
tionsrathDr. A. Stainer, Landessanitätsreferent, Statthaltereirath Dr. L.
Bitter von Karajan und Obersanitätsrath und Director des alle. Kranken-
hauses Dr. J. Ho ff mann; 2. als Coexaminator für das 2. medicin. Bigo-
rosum der a. o. Univ.-Prof. Hofrath Dr. H. Widerhofer und als dessen
Stellvertreter der a. o. Univ.-Prof. Dr. I. N e u m a n n ; 3. als Coßxaminator
für das 3. medicin. Bigorosum der a. o. Univ.-Prof. Dr. L. Bitter von
Dittel und als dessen Stellvertreter der a. o. Univ.-Prof. Dr. F. Salz er.
— An der Univ. in Prag 1. als Begierungscommissär der Statthalterei-
rath Dr. W. Pissling; 2. als Coäxaminator für das 2. medicin. Bigo-
rosum der Privatdocent Dr. T. Petfina und als dessen Stellvertreter
der a. o. Prof. Dr. F. Ganghofner; 3. als Coexaminator für das 3.
medicin. Bigorosum der a. o.gProf. Dr. Karl Weil und als dessen Stellver-
treter der a. o. Prof. Dr. £. Zaufal. — An der Univ. in Graz 1. als
Begierungscommissär der Landes-Sanitätsreferent Statthaltereirath Dr. F.
Bitter von Seh er er und als dessen Stellvertreter der landschaftliche
Primararzt Dr. K. Platz 1; 2. als Codxaminator für das 2. medicin. Bigo-
rosum der a. o. Univ.-Prof. und Director des landschaftl. allg. Kranken-
hauses Dr. E. L i pp und als dessen Stellvertreter der praktische Arzt in Graz
Dr. J. Bichter; 3. als CoSxaminator für das 3. medicin. Bigorosum der
Landes-Sanitätsrath Dr. G. Bitter von Koppel und als dessen SteU-
rertreter der Privatdocent an der Univ. in Graz Dr. B. Quass. — An
der Univ. in Innsbruck 1. als Begierungscommissär der Landes-
Sanitätsreferent Statthaltereirath Dr. A. He inisch; 2. als CoSxaminatot
für das 2. medicin. Bigorosum der a. o. Univ.-Prof. Dr. E. Lang; 3. als
Coexaminator für das 3. medicin. Bigorosum der Landes-Sanitätsrath,
Titularprof. Dr. L. Lantschner. — An der Univ. in Krakau 1. als
Begierungscommissär der ord. Univ.-Prof. Dr. M. Madurowicz und als
dessen Stellvertreter der ord. Univ.-Prof. Dr. E. Korczynski; 2. als
Coexaminator für das 2. medicin. Bigorosum der Privatdocent Dr. St.
Paszkowski und als dessen Stellvertreter der a. o. Univ.-Prof. Dr. K»
Jak u bo w 8 ki; 3. als Coexaminator für das 3. medicin. Bigorosam der
PerBonal- and ScholuoUzen»
SOS
ft. 0, UntT.-Prof. Dr. A. Boiiier nnd als desaen Stellvertreter der Regiments-
» Arzt Dr. h\ Dunek.
Zum Examinator rär Mineralogie bei der k. k. wIbb. Gymnasial-
jfftf^i lission in Czemowitz der a^ o. Üniv.-Prof. Dr. F. Becke,
& Philologiti büi jener in Krakaii der Üniv.-Prof. Dr* K.
M o r ii w .^ k 1 .
Zum Mitgliede ilcr Commisäion VXt die IL Staatsprüfung aas dem
Maschinen bau fache an der k. k, techn. Hochschule in Wien der ord, Prof.
der mechan. Technologie Kepler ungarath F. Arzber^er; zum Präses
der Gommb^ion für dt-e IL Staatsprüfung aus dem Maschinen bau fache
an der k. L techn. Hocbacholo in Br&iin der ord. Prof, deü Ma.s<hinen-
baues an der genannten Hocbsebule Br. Th. Weiss und zum Mitgliede
dieser Commiasion der ord, Prof. dieser Hochschule M. Kraft; zum
eztcmcn Mitgliede der II. Staatsprüfungscommission für das Ingenieur*
baufach an der techn. Hochschule in Graz der Oberingcnieur H. Hagen.
Der Beschlttss des Prof essorencoUegi ums der jurid. Fac der UniT.
in Ciernowit», die von dem Privatdocenten Dr. Ernst Hroza au der
jurid» Fftc. in Wien erworhene venia legendi für römisches Recht und
ööterr. Privatrecht auch für die jurid. Fac in Czernowitz als giltijj an-
zuerkennen, wurde bestätigt; desgleichon der Beschluss des Professoren-
CüUegiumti der jurid. Fac. der Univ» in Wien auf Ausdehnung der venia
legendi des Pnvatdocenten für Uocbt«<phi1osophie Dr. Georg Jellinek
auf das Gebiet des allg. Staats- und V'ölkerrechtes.
Die Zulassung des Prof, an der StaatBgewerbeschule in Wien
Johann Haupt fleisch als Privatdocent für Maschinfn mr Bearbeitung
^' ^ an der techn. ' le in Wien wut icheo
mg des dermal tenten bei der i nebe
:ie au der techn. Jlochicöule in Lemberg, l>ro!]i>lau^ l'a " i,
iocent für dieses Fach au der genannten Ausätalt; di i
hvii irun-Gymnasium zu Krakan, Dr. Karl Peteienz. als Priviituuctut
für deutsche Sprache und Literatur an der philos. Fac. der Univ. in
Krakau; des Dr. Mai Gruber als Privatdocent für Hjgiene an der
fnedicin. Fac. der Univ. in Wien, des Assistenten am mineralogiacb'
petrographischen Institute der Wiener Univ.i Dr. Max Schuster» als
Privatdocent für Mineralogie und Petrogrjiphie an der philos. Fac, der
üniv, in Wien» des Adiuncten an der Färberei- Versuchsanstalt in Wien,
Wilhelm Suida. als Privatdocent für Chemie der aromatischen Ver-
bindungen an der techn. Hochschule in Wien, des Assistenten Bodolf
And res seh als Privatdocent für organisch© Chemie an der techn. Hocb-
achule in Gras, des Dr. Heinrich Sehen kl* als Privatdocent für class.
Philologie an der philos. Fac der üniv. in Wien und des Dr. Kasimir
Oleartiki als Priratdocent für Physik an der philos. Fac der üniv. in
Krakau.
Die Ausdehnung der venia legendi des a. o. Prof. nnd Docenten
für Tljiiiiti.lotri., iinit Tlvilrotherapie, Dr. Julius Glai» auf ll^lfi r^oli(*t der
intei niedicin. Fac. der Univ. in Gmi ^^ *tigt,
desgj rung der venia le^ndi des Priv > u v^t
AnnUnaut uud Physiologie der Pllanaen mn der techn. Hochschule tn Wieti^
Dr. Franai Ritter von Höhnfil auf daa Gebiet der Botanik mit Berüek-
■tchtignng der t»chn. Bedürfnisse an der genannten Hochschule.
Zu Mitgliedern dos Landesschulr^thes (tir Oberdstcrreich ftlr die
llilcbste dretJ&Erige Functionspcriode die Domcapitulare xn Linz Joseph
I Anger mal er und Jobann ^^paulaug, der Superintendent und evan*
^».WkAv.^ rM:.rr,.r lu Waller«« ^^' h Ernst Koch» der Eabbiuer der tsraho-
1 i'^gemeiud uihr» Dr. Adolf Kur rein, ferner d«r
J iivmn. in i >b La Roche, nnd der Director der
OberrealiicUule daaelbst^ kari Kieokler (a. h. Kntschl. vom 29. Juli L J.).
804 Personal- und Sohulnotiien.
Zu Mitgliedern des mährischen Landesschnlrathes f är die n&chste
sechsjährige Fanctionsperiode wurden ernannt: die Domcapitnlare Dr. Frans
Zeibert und Johann ß. Raus in Brunn, der Superintendent helTetischer
Confession Johann Ben es in Wanowic, der Vorstand der israelitischen
Cultusgemeinde in BrünUt Julius Ritter von Gomperz, ferner der Director
der slavischen Lehrerinnenbildungsanstalt in Brunn, EarlSmidek, der
Bector und Prof. der techn. Hochschule daselbst Dr. Josenh Habermann
und der Director des dortigen slav. Gjmn., Schulrath Karl Vittek (a. h.
Entschl. vom 6. August 1. J.).
Zu Mitgliedern des Landesschnlrathes für Schlesien wurden f&r die
nächste sechsjährige Functionsperiode ernannt: der deutsche Ordenspriester
und Probst zu Troppau, P. Joseph Schum, der £hrendomherr, fürst-
bischöiiicher Commissar und Erzpriester zu Skotschau, Joseph Michalek,
der evangelische Pfarrer und Senior in Teschen, Dr. Theodor Haase,
der Fabrikant Samuel Noe in Troppau, ferner der Director der dortigen
Lehrerbildungsanstalt, Dr. Joseph Mich, und der Director der Staats-
realschule daselbst, Franz Charwat (a.h. Entschl. vom 25 August L J.).
Der Prof. und prov. Leiter des Gyran. in Rzeszöw, Valentin Koziol,
zum wirkl. Director dieser Anstalt (a. h. Entschl. vom 8. Juli L J.); der
Prof. am Franz Josephs-Gymu. in Lemberg, Eduard Hamersky, zum
Director des IL (deutschen) Gymn. in Lemberg (a. h. Entschl. vom 29. Juli
1. J.), der Prof. und Leiter des 0. (deutschen) Gymn. zu Lemberg, Franz
Adlof, zum Director des Gymn. in Brody (a. h. EntschL vom 12. August
L J.V, der Prof. an der ersten deutschen Realschule zu Prag, Karl
Tiertrunk, zum Director des üntergymn. mit böhmischer Unterrichts-
sprache in Prag (a. h. Entschl. vom 23. Juli L J.).
Der Prof, am Gymn. in Klagenfurt, Vincenz Borstner, wurde
aus Dienstesrücksichten in gleicher Eigenschaft an das Gymn. in Weidenan
versetzt.
Zum wirkl. Religionslehrer am Gymn. in Mitterburg der suppL
Religionslehrer daselbst, Joseph Kriimann; zum wirkl. Lehrer am
grieäi.-oriental. Gymn. in Suczawa der Supplent Constantin Kossowicz.
Zum Religionslehrer am Üntergymn. in Smichow der Bürgerschul-
katechet in Reichenberg, Anton Wohl mann. Zu Lehrern: am Gymn. in
öagenfurt der Supplent Karl Maly, am Gymn. in ßrzezany der Supplent
Franz Jesiorski, am Gymn. in Przemysl der Supplent Karl Gajewski,
am Gymn. in Kolomea der Supplent Joseph Wasilkowski,am4. Gvmn.
in Lemberg der Supplent ^tanislaus Librewski, am akad. (ruthen.)
Gymn. in Lemberg der Supplent Dr. Emil Kalitowski, am Gynom. zu
Sanok der Supplent Paul Dobrzanski, am Gymn. in Kremsier die
Supplenten Hermann Struschka und Dr. Franz Herold, am Unter-
gvmn. in Freudenthal der vormalige Lehrer an der Wiener Handels-
akademie Dr. Alois Steiner und der Supplent Franz Tiesel; am Gymn.
zu Troppau die Supplenten Clemens Die pol d und Dr. Heinrich Ritter
Ton Höpflingen; am Gymn. zu Villach der Supplent Johann Staun ig;
am Gymn. zu Nikolsburg die Supplenten: Dr. Franz Lauczizky, Alfons
Stanta, Alois Machatschek; am deutschen Gymn. in Budweis der
Lehrer am Privatuntergymn. im VIIL Bezirke Wiens, Franz Itzinger;
am Gymn. zu Jungbunzlau die Supplenten: Franz Burian, B'ranz Hrbek,
Thomas Fräna, Johann Plaöek; am Gymn. in Königgrätz der Supplent
Karl Jacubec; am Gymn. zu Jiöin der Supplent Franz Servit; an der
Staatsmittelschule zu Tabor der Supplent Richard Braniovsky; am
Gymn. zu Wallachisch-Meseritsch die Supplenten Johann Nov&k, Jaroslav
Schulz und Johann Kroutil; am Gymn. zu Eger der Supplent Adolf
Süßner; am Gymn. zu Mies der Supplent Felix D ander; am Gymn.
zu Weidenau der Supplent Emil Skomal; am Gymn. zu Innsbruck der
Supplent Heinrich Oiier; am Gymn. zu Landskron der Supplent Johana
Personal' nnd Schubotizen.
805
Steinacher; am Bealgjum. sa Prachatits der Supplent Alexander
Tragli am tJtitergjmn. zu Smkbovr der SupploDt Franz üllsperger«
Weiter wurden Stelkn Terlieben : am IV, Gjrnm» in Lemberg dem
Prof. am Gymn. in StanisUus, Joseph Skupniewicz, und dem Lehrer
am Gjmn. in Zloczow, Julian Dolnicki; am Gjriun, zu Sambor dem
Prof. am Gjmn. in Kolomea, Eduard Berge r; am deutschen Gymn.
aaf der Kleinseiie tu Prag dem Prof. am deutschen Gymn. in Budweis,
Adam Komma; am Gymn. zu Bozen dem Prof. am Gymn. zu Komotau^
Dr. Ambros Mayr; am deutschen Gvran, zu Olraütz dem Prot, am Gymn,
zu Weidenau, Joseph Jahn; am L deutschen Gymn. zu Brunn dem Prof.
am Gym. in NikoUburg, Joseph Wagner; am Gymn. in Klagenfurt dem
Prof. am Gymn, in Nikolsburg, Dr. Franz Hann; am deutschen Gymn.
in der Altstadt zu Prag den Gyranasiiillehrern Wenzel Eymer in Mies
und Joseph Neuwirtli in Krnmau; am Gymn. im IIL Bezirke in Wien
dem Lehrer an der Staatärealschole in Bielitz, Hans Kny; eine Stolle
am Gymn* zu Jungbuniku dem vormaligen Prof. am Communalrealgymn.
zu Rokycan, Wenzel Valasek; um Gymn. zu Kudolfswerth dem Lehrer
am Roalgymn. in Sarajewo, Raimund Peru^ek,
Zu Lehrern am Gymn. in FeldkiTch der Lehramtscandidat Johann
Maurer und der Suppleut an ditüor Anstalt Gebhard Fi scher, am
Gymn. in Ried der Stjpplent Gottfried W5ck!, am Gymu. in Zuaim der
8uppleut Dr. x\|oi8 Kinimerle, am Ovmn. in Freistadt der 8uppleut
Joseph Stowatser, am Gymn. in Weidenau der Supplent Friedrich
Wrzah am Beai- und Obergymn. in Brody die Öopplenteu Franj
Schindler, Wladimir Resl, Wladimir Bankowski und Emil Hey-
thum, am Gymn. in Kadaatz der bupplent Franz Maxa, an der Hittel-
öchule in Kuttenbftr«' der Snpplent Joseph Vaneßek.
Zum L ' I in Prag der Lehrer am Communal-
Obergymn. in vf, am L böhm. Real- und Ober*
gymn. in Pf J.u.-u*v Öobiöka. am Gymn. in König-
ratz derSui I eher, lun Gymn. in Czernowitz der Sapplent
Dr. Jo!ieph F , uju. in Tariiopol der Öupplent Eduard G ha r-
kiewicÄ, am «iymn. in kolomm der Supplent Buaebius Szajdzicki,
am Gymn iti Zioczow dio i^upplenteu Sophron Niedzieldki. Johann
Terladtinski, Dominik Macbnowski, Felix Urbnäski, Julian
Sutovrtcz, Johann Krawczyk. Julian Jaworski. Zum Religionalehrer
am Edal- und ObcrK'ymn. in Brody der lUligionalehrer am bialierigen
Obe^ST™^-* ^^^ Z 511 er.
Der Prof. am deutschen Gymn. in der Neoatadt zu Prag Eduard
Philipp zum Lehrer am Gymn* im 2. Bezirke Wiens; der Prof. am
Qjmn. m Wittingnu Rarl Broi und dtT Gymnasiallehrer in Eöniggratz
Joiflph Grim zu Lehrern am Wdim. Gymn. in der Neustadt in Prag.
Der Gymnasiälprof. in I^eitomiachl Jo^Mjph Noräk wurde io gleicher
Eigenschaft an das Kealgymu. in Wittingau übersetzt Den ProE Konrad
Twrd>^ am Gymn. in Krems und Anton Roisner au der Rcaltchule in
Sicbahauä wurde der nacbf^esachte Tausch ihrer Dionitposten bewilligt.
Dtr Prof. an der »lariachen LehrerinnenbildnngianBtalt in Brunn,
Adolf Knbe^, wurde aus Dienstearückaichten an die Mbm. Eeahiehuie in
Bfünn veriMitzt.
Zu Mt' ]<T griech.-oricntal. Realschule zu Czernowitz die
SuppU'ntcn J u ) 1 u k und Leon 1 1 n i c k t .
Zu Wh * • -IL......I ^,,,1. ,.. si...,t,.|ij|Qg der Prirat-
diocent an d' t Czumpelik,
aa dar Untörr^».»^.. .. »hlraann, an
der bdhm. Realachnle in Prng d £l. an der sla-
vImIi«d B^lachtile in Brann •; - Vyrazil und
Jarmlani Klosidek. an dor Efi^*ctiuk in Giftt d«r öupplent Franz
806 Personal- und Schnlnotizen.
B ab seh; an der Bealschule zu Trautenau der Hilfslehrer an der H.
deutschen Bealschule in Prag, Franz Haluschka; an der deutschen
Staatsrealschule in Brunn der Supplent Moriz Husserl; an der deutschen
Bealschule in Karolinenthal der Hilfslehrer Gustav Lukas; an der IL
deutschen Bealschule in Prag der Supplent Alois Seeger; an der Beal-
schule zu Pilsen der Hilfslehrer an der I. deutschen Bealschule in Prag»
Johann Skola.
Weiter wurden verliehen eine Stelle an der Bealschule im m. Be-
zirke Wiens dem Prof. an der Staatsrealschule in Graz, Karl Wac^ner,
und zwei Stellen an der deutschen Bealschule zu Karolinenthal dem
Lehrer an der Bealschule in Budweis Karl Wihlidal und dem proris.
Prof. an der Marine-Ünterrealschule in Pola, Baimund Halatschka.
Zum Prof. an der Oberrealschule im lU. Bezirke von Wien der
Prof. an der Oberrealschule im II. Bezirke Wiens, Julius Dupuis, zum
Prof. an der slav. Bealschule in Brunn der Prof. an der Landesrealschule
in Teltsch, Wenzel Jefäbek, zum Prof. an der ünterrealschule in
Währing der Prof. an der Bealschule in Jägerndorf, Johann Müller.
Zum wirkl. Beligionslehrer an der ünterrealschule in Währine der
suppl. BeligioD sichrer dieser Anstalt, Joseph Wybiral, an der Ober-
realschule in Strri der Beligionslehrer am bisherigen üntergjmn. in
Z^oczow, Anton Hocheker.
Im Studienjahre 1882/3 approbierte Lehramtscandidaten :
Von der k. k. wiss. BealschulprüfuDgscommission in Graz: darst.
Geometrie OB., Mathematik UB< : Vincenz K o h a u t , Gustav Leinauer
(deutsch); darst. Geometrie und Mathematik ÜB.: Alfred Haussner
(deutsch); Mathematik ÜB. (Erw.): Gustav Fleischer (kroatisch);
Physik OB., Mathematik ÜB.: Albert Vucak (kroatisch); Physik OB.,
Naturgeschichte ÜB.: Wilhelm Bis 6a n (deutsch); Chemie OB., Mathe-
matik ÜB.: Johann Huber; Chemie OB., Naturgeschichte ÜB.: Franx
Koko (icroatisch) ; Joseph Zehen ter (deutsch); Chemie und Physik ÜB.:
Marcus Nani (italienisch); Naturgeschichte OB., Physik ÜB.: Joseph
Kubin (öechisch).
Von der k. k. wiss. Bealschulprüfungscommission in Brunn:
Chemie OB., Naturgeschichte ÜB.: Cyrul Meznik; Naturgeschichte OB.
(Erw.): Arnulf Thor; darst. Geometrie und Mathematik ÜB.: Franz
Neumann (sämmtlich deutsch und dechisch).
Von der k. k. böhm. wiss. Gymnasialprüfungscommission in Prag:
class. Phil. OG.: Ladislaus Brt nickt, Joseph Bure§, Friedrich Fi-
alka, Franz Loukotka, Johann Kighetti, Joseph Sädek, Leo
Scholz, Johann Sulc, Anton Turek, Eduard Volek, Johann Dvo-
iik (Erg.), Alois Grohmann, Jobann Mal^, Franz Pavläsek, Joh.
Pintner, Franz Servit, Ferdinand Zahradka, Thomas Zatloukal
(sammtl. dech.); Griech. OG., Lat. ÜG.: Eduard SarSa, Franz Zik-
mund (cech.), Lat. OG (Erg.): Gustav Zaba, Griech. OG. (Erg.): Jos.
Bartog, Franz Burian, Johann Pra2ik, Johann Slavfk, Joseph
Tfasak, Anton Hobl (Erw.) (öech.) ; class. Phil. ÜG.: Franz Bufval,
Wilhelm Dudek, Joseph Durf ch, Sigismund Havläk, Joseph Je-
llnek, Joseph Kerber, Joseph Pallan, Karl Prochäzka, Heinrich
BoleSek, Anton Bezniöek, Ottokar Saitz, Johann Vobornik
(Sech.); 6ech. Sprache OG., class. Phil. ÜG.: Libor Doleiel (öech.);
6ech. Sprache OG. (Erw.): Franz Häjek, ProkopLang, Joh. Noväk,
Franz St^blo, Johann Stöpänek (dech.); öech. Sprache ÜG. (Erg.):
Johann Pelikan (öech.); deutsche Sprache OG.: Cyrill Kfii (6ech.);
philos. Propäd. (Erw.): Franz Kryätof, Karl Steinhauser (öech.);
Gesch. und Geogr. OG.: Franz Brdlik, Wenzel Jezdinsk]^, Anton
Bousal, Franz Bypadek, Joseph Sloupsky, Dominik devcovie,
Joseph Topka, Franz Kamenliek (Erg.) (£ech.); Gesch. und Qeogr*
UQ.: Wenzel Madin, Franz fiädek, Wenzel Vyhnälek (öech.); Math.
Personal- und Sclialaotizeii^ 807
und Physik OG,i Johunn Kolouiek (c^ch.); Mutb. and Physik üiX:
Joli&nn U an am an, Joseph KWafla C^i^cb.); Naturgesch. OG., Math.
und Physik VG.i Joseph Yelenovakt; Natnrgescb* OG. (Erg.): Karl
Tarinok (Äecb,).
Der ord. Prof. der mechan, Technologie an der böbmisclien teclm.
Hochschule in Prag, Johann Tille, zum Director dar Staatbge werbe-
schule in Prag (a. n. EnUchl. Tom 5. Juni 1. J,).
Zum Prof. an der Staatagewer beschule in Prag der Prof, der
tnecban.-tecbn. Fächer an der Staatsgewerbeschule in ßrünn, Karl Eiche,
cum Prof. der Staatsgewerbeächule in ßi^litz der Prof. der Physik, Chemie
und chein. Technologie an der ötaatsgewer beschule in Brunn , Theodor
Morawski, unter gleichzeitiger Verlciihung des Titeh eines Faohvor-
Standes der chemisch-techn, Abiheilung. Zum Lehrer fär die mechan.-
iechn. Fächer an der Staatagewerbeschale ia Rtir' - ' ' :■ der Mascbinen-
ingenicur und Privatdocent an der deutschen t^ i-chule in Prag»
Emil füT^ . 'MFf* f,»^hrer für Pbytik und 31 ..,..i.« jlu, der Ötaate-
fei^ t« der Maacbineningcnicur biduard Cerny. lum
•ehr Sprache und die cominerciollen Fächer an der
Staatsg;!' h^ in Bielits der Inhaber der eoncessienierten Handels*
schule iii I Ernst Kuprecht
Eine an der deotschen Lehrerbildungsanstalt in Prag erledigte
Haaptlehrcrstelle wurde dem Prof. an der Lebrerbildangsanstalt in Komotau
Anton Hönl verliehen.
Zu wirkl. ÜbnngsschuUehrern an der Lehrerbildungsanstalt in
Laibach der Tittilarlehrer Franz Gerkmann^ an jener in Stanislau der
provia. ObuDgsfichuUehrer daselbst Karl Kratocbwilaf 2U tibungs»
achullehrern an der Lehrerbildunp^uni^talt in ^aliburg der Obungstichul-
unterlehrer Karl Wagner, an joner in Tarnow der Supplent .an der
Lehrerbildungsanstalt in R^esiow Theophil DztersyiiBki« xur Übung»-
Bchnlnnterlehrerin an der LehreriDnenbildungsanstalt im CiriUMadcheo*
peusionate in Wien die Volksächulunterlehrerin in Teschen Karoline
Hiller; zum Übungeschulanterlehrer an der Lehrerblldunjfsanstalt in
Troppau der tJntoflehrer an der KnabenbürgerAcbnle daselbst i Julian
iSitn^
Aasieichnungen wurden verliehen:
S^ne k. and k. apost. Majc^sUlt haben mit a. h. Handschreibea
T. 26. Juni 1. J, dem Minister für Cultus und Unterricht Sigmund
Freiherm Ton Conrad -Eybosfeld den Orden der eisernen Krone I.
Claase a. g* zu verleihen geruht.
Dem Director der tähmischen Staatarealschule in Prag, Schul-
rathe Johann Stlstny in Anerkennung seiner hervorrageoden Berufs-
thitigkeit das Eittorkreus des Franz Joseph-Ordens (a. \ Entschl. ?.
2. Joui l J.).
Den ordcntl Proff, an der Wiener Univ.» B»?gieruiigsrath Dr. Karl
ßchenkl und Dr, Adolf Mussaffia jedem der Titel und Charakter
eines Hofrathe« und dem Prof. derselben Univ., Dr. Wilhehn U artet,
der i>ri!f»rt der eisernen Krono III. Cl. in Anerkennung ihroa ausge«
^ * ' rkens im akademischen Lehramte und in der Wisaenscbaft
V. f>. Juni 1. J),
I troDolitancapitel in SaUl umtea
iina Apologetik an der Inna*
i\ n - e II 1 11 .1 i er , und dem Pfarrer an ul r '^uiiL'giat-
:,in. Dr. Joseph Krukowski» ord. Prof. der Pasto-
vi iheolog. Facultftt der Univ. in Krakau wurde aus
•*ll «JVt
808 Personal- und Schulnotizeu.
Anlass ihrer Enthebong vom akad. Lebramte die a. h. AnerkeDDong füi
ihr eifriges und verdienstlicbes lehramtliches Wirken ausgesprocben (a.
h. Entschl. v. 17. und 25. Mai 1. J.).
Dem ord. Prof. der Geschichte an der Uni?, in Prag, HoCrath
Dr. Constantin Kitter von Höfler, wurde anlässlicb seines bevorste-
henden Übertrittes in den bleibenden Buhestand die a. h. Anerkennung
Beiner hervorragenden Verdienste um die Wissenschaft und das Lehramt
ausgesprochen (a. h. Entschl. v. 13. Ijai 1. J.).
Der Prof. der Theologie an der Univ. in Prag, Dr. Franz ßauer,
wurde zum Bischof von Brunn ernannt (a. h. Entschl. v. 30. April L
J.); der Beligionslehrer an der böhmischen Oberrealscbule in Pra^ Jo-
8^h Lani^eckv zum Canonicus des Collegiatcapitels zu Allerheiligen
in Pra^ (a. h Entschl. v. 27. Mai 1. J.).
Der Beligionsprof. am Obergymn. in Laibach und Director dM
fürstbisch. Seminars, Dr. Johann Gogala^ wurde zum Domherrn des
Kathedralcapitels in Laibach ernannt (a. h. Entschl. v. 2. Juni 1. J.).
Dem Prof. der Handels- und nautischen Akademie in Triest Dr.
Clemens Lunardelli in Anerkennung seiner vieljährigen, eifrigen und
ersprießlichen Thätigkeit im Lehnfache das Bitterkreuz des Franz Jo>
sepnsordens (a. h. EntschL v. 5. Juni 1. J.).
Den ord. Pro£f. an der techn. Hochschule in Graz Adolf von Ga-
briel y und Jacob Poeschi in Anerkennung ihrer viel jährigen und er-
folgreichen Thätigkeit der Titel von Begierungsräthen (a. h. Entschl. t.
12. Juni 1. J.
Dem zum Besidentialcanoniker am Metropolitancapitel zu Olmüti
ernannten ord. Prof. der Dogmatik an der theol. Fao. m Olmüta Dr.
Anton Klug wurde aus Anlass seiner Enthebung vom Lehramte die
a. h. Anerkennung für die in demselben |^eleisteten vorzüglichen Dienste
ausgesprochen (a. h. Entschl. v. 19. Juni 1. J.).
Dem Director der Lehrerinnen-Bildungsanstalt bei St. Anna in
Wien Dr. Franz Joseph Eretschmever und dem Director des n. ö.
Landes-Lehrerseminars in St. Polten Franz Wimmerer in Anerkennung
ihres vorzüglichen Wirkens der Titel von Schulräthen (a. h. EntschL
T. 23. Juni 1. J.).
Dem Privatdocenten für spec. medicin. Pathologie und Therapie
an der Univ. in Prag Dr. Adolf Ott in Anerkennung seines vieljährigen
ersprießlichen Wirkens im akad. Lehramte der Titel eines a. o. Uni-
versitätsprofessors (a. h. Entschl. v. 25. Juni 1. J.).
Dem ord. Prof. der techn. Hochschule in Wien Johann Badin-
ger in Anerkennung seiner ersprießlichen Thätigkeit in der Lehre und
Praxis auf technischem Gebiete den Titel und Charakter eines Begie-
lungsrathes (a. h. Entschl. v. 27. Juni 1. J.).
Den ord. Proff. an der Univ. in Prag ßegierungsrath Dr. Fried-
rich Bitter von Stein und Dr. Anton Banda in Anerkennung ihrer
vorzüglichen lehramtlichen und wissenschaftlichen Thätigkeit der Titel
und Charakter von Hofräthen (a. h. Entschl. v. 5. Juli 1. J.).
Dem Prof. der Eupf erstecherei an der k. k. Akademie der bil-
denden Eünste in Wien, Louis Jacob y, wurde anlässlich seines Schei-
dens von dieser Anstalt für seine ausgezeichnete lehramtliche und künst-
lerische Thätigkeit die a. h. Anerkennung ausgesprochen (a. h. EntschL
V. 10. Juli 1. J.).
Dem Prof. der Geburtshilfe und Director der Landes-Wohlthätig-
keitsanstalten in Laibach Dr. Alois Yalenta in Anerkennung seines
vieliährigen verdienstlichen Wirkens der Titel eines Begierungsrathes
(a. h. Entschl. v. 11. JuU 1. J.).
Dem Vicerector am polnischen Collegium im CoUegium romanum
Dr. theol. et phil. Zacharias Pawlicki, anlässlich seiner Bestellung
zum Docenten der Philosophie an der theologischen Facultät der
Univ. Erakau der Titel eines Universitätsprofessors (a. h. Entsdü.
y. 14. Juli L J.).
ErkMrmig.
800
Dem lAndesB« : 'or Adolf Lang anläeslicb seiner über mn
hen erfolgten '\ r^ in dei> (linj*»nideii Ruhestand in Aner-
Ikennatig »einer vieljaJin^^ii iiusg-'^v ^ 31 Dienstleistung^ der Titel
und Charaktör eines Hofrathes (a. L v. 26, Juli J. J.).
Dem Directur der Staat«realöciiu(t' ui Secliahaus, Dr, Pranx Joseph
Pi»ko. anläsfeiiich seiner auf sein eigenes Ansuchen crfolj^n Verset/UTig
in den bleibenden Kahestand in Anerkenn ang seiner vorzüglichen Dienst*
leistnng der Titel eines Regierungsrathes (a. h. Entschl. v. 29. Juli L J.).
Dem ord. Prof. der Mathematik an der Univ. in Krakau, Dr. Fr.
Mertens, in Anerkennong seiner vorzüglichen Wirksamkeit aer Titel
einea Regierungsrathes (a, h. Eutschi. v. 29. Juli l. J.U
Dem Prof. der Dogmatik an der theologischen Diöcesanlehranstalt
in Trient^ Dominicas Baldessari, eine Domhernistclle am dortigen
Kathedralcapitel (a. h. Entkohl, v. 1. Äagnst l J.).
Dem Prot an der Staatsgewerbe^chule in Graz, Karl Lieber»
in Anerkennung seines verdienstUchen Wirkens in 8chule^ Gewerbe und
Kunst das goldene Verdien stkreux mit der Krone (a. h. Eutachl. vom
1. Auguit L J.)*
Dem ord. Prof. der descriptiven Anatomie an der Univ. in Inns-
bruck, Regier ungsrathe Dr. Karl Ritter Dantscher von KoUesberg,
aus Anlass der über sein Ansuchen erfolgten Versetzung in den
bleibenden Ruheätand in neuerlicher Anerkennung seiner vieljiihngen»
ausgezeichneten Thätigkeit im Lehramtc and in der Wissenschaft der
Titel und Charakter eines Hofrathes (a. b, Entschl. v. 19. August l. J.).
Dein Dire<:tor des L deutschen StÄatsgjran. in Brönn, Sfhulrath
Dt, Karl Schwippe], wurde anlässlich der von demselben erbetenen
T«rsetzung in J < '^nden Ruhestand fär seine vielj&hrige und er>
spHeßliohe Dieii ^' die a. h. Anerkennung ausgesprochen (a. h.
EntsehL v. 24, Aü^u.^ L Jj.
Dem pensionierten Director der Akademie für Handel und In-
fluKtri^ ;r, Graz Dr. Friedrich Alwens in Anerkennung seines vieljihrigen
V n Wirken« an dieser Anstalt das Ritterkreuz des Ftanz Jo>
fa. h. Entschl, v. H. August 1. J,).
Erklärung.
Im Vn, Hefte dieser Zeitechrift, S, 542 Anra., bemerkt Herr Prot
Zeehe bei Besprechnng der historischen Hilfsbücher von Herbst:
«Die Wichtigkeit der Pflege des Biographischen ist auch in dem
jüngst ausgegebenen 'Entwurf eines Kataloges für die Schülerbibliotbe-
ken Österreichischer Gymnasien* zu wenig beachtet. Statt mancher ganz
ungeeigneter Bücher, z. B. Hettner, Schnaase, w&re namentlich 'der
Neue Flutarch' herausgegeben von K. Gottöchall für Schülerbibliotheken
passend, wenigstens einzelne B&ndc davon*.
rii.w,. H.Mn/rt^tingen erfordern eine berichtigende Entgegnung, Der
hier twurf, welcher als Beilage zu dem Jahtiesberiohte
des V ^ iHchule'* f^r 1879/80 an die Vereinsmitglieder und die
deutschen Lehranstalten Österreichs versendet wurde, hatte sich im vor-
hinein nur als eine provisorische, als Man uscript gedruckte Vor-
llge angekündigt und in seinem Vorwort an die Vereinsmitglieder und
an a)k außerhalb des Vereins stehenden Schulfreunde die dringende
F'' uhtet, durch einiusendendo Berichtigungen ^ ' *' Ätze
I li tüirung und den AbBchluss eines venochten Unr s zu
f - ' twurf, der zn^ hlieOUchen u^uiaumc in
<i c*titimmi war II 1 istentbe rech tigung von
ii^ ,,, , M M*. .. u . in laut Vofwurt • ...- iA;beiisdaueT mit dem 16.
DreiTiit^er 1KS() iHillturt^; Mit diea*^m Termine begann die RiHlaction des
Katalügca und Wiir der Entwurf seiner Bestimmung nacb jeder öffcnt-
610 Erkl&ruog.
liehen Besprechung entssogen. Unter sorgfältiger Benützung der wert-
vollen Mittheilungen, welche dem Vereine in der kurzen Frist von ver-
schiedenen Seiten zugiengen, sowie unter eingehender Revision des ge-
sammten Stoffes wurde durch das engere Bedactionscomitd erst der de-
finitive Text festfi^estellt und unter dem Titel: Katalog für die
Schülerbibliotheken österreichischer Gymnasien mit
deutscher Unterrichtssprache, herausgegeben vom Vereine
».Mittelschule^ Wien 18öl, A. Holder, mit dem Datum vom 7.
Februar 1881 der Öffentlichkeit übergeben (vgl. Zeitschrift für die österr.
Gymn. 1881, S. 220). Dieser Katalog nun unterscheidet sich von jenem
Entwürfe in wesentlichen Stücken. £s ist nicht allein durch die An-
ordnung der aufgenommenen Werke in den drei Verzeichnissen (nach
Stufen, Fächern und Verfassern) die Gestaltung eine zweckmäßigere ge-
worden, sondern auch der Inhalt hat durch Aufnahme vieler Zusatie
eine namhafte Bereicherung und durch Ausscheidung ungeeigneter
Schriften eine vortheilhafte Läuterung erfahren. Dabei fand denn
auch gerade das biographische Moment die von Zeehe vermisste stärkere
Betonung, so dass 90 Nummern unter die Rubrik „Biographien** (S. 61
— 65) und über 10 Nummern biographischen Inhalts unter „Alterthum*
(S. 55—58) fallen. Andererseits wurde eine große Zahl von Büchern, die
man, da sie von einer oder der andern rücksichts werten Seite vorge-
schlafen waren, in loyaler Absicht in den Entwurf aufgenom-
men hatte, in dem Kataloge als zu hoch gegriffen ausgeschlossen,
wie Schnaase, Geschichte der bildenden Künste, während andere
Werke ähnlicher Art, wie Hettner, Geschichte der deutschen Literatur
im 18. Jahrhundert, zwar beibehalten, aber als eine nur ausnahmsweise
reifen Schülern zu empfehlende Leetüre mit einem Kreuze bezeichnet
wurden. Dass das Omit^ unter solcher Beserve das Maß nicht über-
schritten hat, kann ein Vergleich mit her?orragenden früheren Leistungen
auf diesem (j^ebiete zeigen. In dem trefflichen Katalog von Ellendtist
die gesammte Literaturgeschichte des 18. Jahrhunderte von Hettner auf-
genommen und in Fricks geist?oller Besprechung der ganzen Frage
(Zeitschr. für das Gymnasialwesen, Berlin 1877, S. 103—121) wird die
Aufnahme von Werken dieser Art (darunter insbesondere Schnaase,
Geschichte der bildenden Künste, I und II, „vor allem auch wegen
der vortrefflichen Einleitung über das Wesen der Kunst und der Künste*,
wie dort..S. 115 die specielle Motivierung lautet) aufs wärmste befür-
wortet. Über das Maß des Aufzunehmenden, sowie besonders über die
Auswahl des Einzelnen werden die Meinungen stets auseinander gehen.
Die Mitglieder des Comit^s wissen am besten, dass ihr Werk nicht
frei von Mängeln ist, und haben selbst im Vorwort an alle Leser die
Bitte gestellt, sie im Hinblick auf die eventuelle Herstellung einer
zweiten Auflage durch gütige Mitwirkung zu unterstützen. Eine
eingehende Besprechung des Kataloges, sei es in seinem ganzen um-
fange, sei es auf einzelnen Gebieten, könnte ihnen nur im höchsten
Grade erwünscht sein. Mit Entschiedenheit aber müssen sie sich dagegen
verwahren, dass jener Entwurf noch jetzt zum Gregenstande öffent-
licher Kritik gemacht und so ihre Arbeit nach einer laut ihrer eigenen
Erklärung unfertigen und nur für ihre eigenen Arbeitszwecke herge-
stellten Vorlage beurtheilt wird.
Wien. Franz Weihrich.
Berichtigungen.
S. 664, Z. 3, 4 V. u. 1. formalen für formellen, S. 674, Z. 20 t.
u. 1. werdendes für wanderndes, S. 675, Z. 19 v. o. 1. grammatischea
för geometrischen.
Erste Abtheilung.
Abhandlnngen.
Die Sage von Gordios.
Die Sage von Gordios ist uns in zwei Varianten erhalten. Nach
der einen (bei Justin XI, 7) geht Gordios zur benachbarten Stadt,
um einen Wahrsager wegen der Vögel zu befragen, die ihn beim
Ackern umflogen hatten. Ein Madchen, das ihm am Thore begegnet,
deutet das Zeichen auf die Erlangung der Königsherrschaft und Gordios
heiratet darauf das Mädchen. Nach einiger Zeit wird den Phrjgiern
von einem Orakel befohlen, sich zur Beilegung innerer Unruhen
einen König zu wählen und zwar sollen sie den wählen, welchen sie
zuerst mit einem Wagen zum Tempel des Zeus ziehen sehen würden.
Das ist nun Gordios und dieser weiht darauf seinen Wagen in den
Tempel des Zeus. Nach Gordios regiert sein Sohn Midas, der Phry-
gien mit Gottesdiensten anfüllt. Die andere Wendung hat Arrian
(II, 3) aus Aristobulos. Bei ihm fliegen nicht verschiedene Vögel
um den ackernden Gordios, sondern ein Adler setzt sich auf sein
^vyog und Gordios will deswegen die Seher in Telmissos befragen.
In einem Dorf der Telmissier trifft er auf die Jungfrau und diese räth
ihm, dem Zeig ßaaiXevg zu opfern. Beide haben dann einen Sohn
Midas uud als dieser herangewachsen ist, erhalten die Phrygier einen
Orakelspruch, dass ihnen ein Wagen ihren König bringen werde.
Während sie darüber noch berathen, kommt Midas mit seinem Vater
und seiner Mutter auf einem Wagen angefahren. Die Phrjger machen
ihn zum König und er stiftet den Wagen seines Vaters in den Tem-
pel des Zeus ßaailevg. Dasselbe scheint Curtius in seiner Quelle ge-
funden zu haben, der die Sage bloß mit den Worten (vehiculum quo
Gordium Midae patrem vectum esse constabat) streift (III, 1, 14), und
ebenso muss Aelian De natura animalium XIII, 1 einen genau mit
Arrian übereinstimmenden Bericht benutzt haben. Die Anfangsworte
aevov dxoiKü / b^i<^> ti;v tov naidbg Midov ßctaiXelav vrcoatj'
ftrjvai enthalten lediglicli einen verständigen Schluss aus dem, was
bei Arrian erzählt wird.
Auch Plutarch denkt bloß an eine Herrschaft des Midas {loQ-
diov nohv, lüxiop Midov tov nakmov yevdoxhxi Xeyofiivrpf Alex,
c. 18), während Strabon beide Berichte gekannt zu haben scheint,
Z«itMknA f. d. tetorr. Oju. 1882. XI. Haft 52
812 Die Sage von Gordios. Von F. RüM.
da er XII, p. 568 von ol%rp;fiQia MiSov tuxi evi tvqotsqov roQÖiov
Tcai aXixov riywv spricht.
Diese Überlieferungen hat Alfred von Gatschmid in der En-
cjklopädie von Ersch und Gruber (Sect. I, Bd. 74, S. 332 iL) ein-
gehend behandelt. Er kommt zu dem Ergebnisse, dass bei Arrian
die authentischere Version der Sage, wenn auch in rationalisierier
und mit griechischen Elementen versetzter Umformung, erhalten sei.
Seine Ausführungen sind so glänzend und verbreiten über so mancher-
lei Licht, dass sie allen Bedingungen des Problems zu genügen
scheinen. Er sieht in der Jungfrau nach dem Vorgänge des Beinec-
cius die Eybele und glaubt, die Verbindung einer Gottheit mit einem
oder einer Sterblichen sei nöthig, um die EGnigsgeschlechter von den
Göttern ableiten zu können. Als ich den Aufsatz von Gntschmid
kennen lernte, glaubte ich meine eigene Lösung der Frage, welche
ich bereits ausgearbeitet hatte — denn wer denkt gleich an Ersch
und Gruber ? — zunächst verwerfen zu sollen. Weitere Beschäftigung
mit dem Gegenstande führte mich indessen zu dem Ergebnis, dass
sie ebensogut die Überlieferung erkläre und vielleicht einige Einzeln-
heiten besser, als die Gutschmids. Es möge daher gestattet sein, sie
hier zur Prüfung vorzulegen.
Man kann nämlich die Sache auch so auffassen, dass hier zwei
phrygische Stammsagen vorliegen, von denen die eine auf Gordios,
die andere auf Midas zurückführte und die später miteinander ver-
bunden wurden, wie in Makedonien die Karanossage mit der Perdikkas-
sage oder wie in Polen die Sage von Leszek und die von den Plasten ').
Bei Trogus ist diese Verbindung in der Weise vollzogen worden, dass
Midas einfach zum Nachfolger des Gordios gemacht wurde, ohne
Bücksicht darauf, dass früher (Justin. VII, 1, 11) die isolierte Midas-
sage erzählt worden war. Bei Arrian sind die Sagen enger, aber ge-
schmackloser mit einander verbunden worden. Es ist höchst auf-
fallend, dass nicht der, welchem das Götterzeichen zutheil geworden,
sondern erst sein Sohn König wird ') und dass gerade Midas zum
Könige gewählt wird ist bei Arrian sehr schlecht motiviert. Wir
sind übrigens hier in der glücklichen Lage, die Quelle des Aristo-
bnlos ausfindig machen zu können. Es ist gewiss unsinnig, dass
Gordios, um sich das Götterzeichen deuten zu lassen, sich auf den
weiten Weg nach Lykien machen will, Justin hat mit seiner Mcina
urbs' gewiss das Ursprüngliche bewahrt. Ein Interesse, Telmissos
hereinzuziehen und seine Wahrsagerkünste zu feiern, hatte unter den
*) Vgl. Böpell, Geschichte Polens, I, S. 73 ff. und was bei Zeiü-
berg, die polnische Geschichtschreibung des Mittelalters S. 61 ff. ange-
fahrt wird.
') Man beachte, dass das Zeichen auch keineswegs irgendwie mit
dem Sohne in Verbindung steht, wie sonst in analogen Fallen, z. B. bei
Servios TuUius. Auch in der Piastensage scheren die wnnderthätigen
Fremden dem künftigen König Semovith das Haar und das ganze Wan-
der findet zur Verherrlichnne eines Festes statt, das sich aosschlieülich
auf ihn bezieht, des Festes der Haarbeschneidun^. V^l. Vinoenüns Kad-
?abek U, c 3 (Bielowski, Monumenta Poloniae histonca II, S. 271 f).
Die Sage von öordios. Von F, Rühl,
8tt
Begleitern Alexanders bloß der Wahrsager Aristandras. Voa diesem
wird daher ArisiobQlos seinen Bencht Ober die Sage erhalten haben
und anf ihn werden wir daher auch manches andere, das Aristo-
bulos aufbewahrt bat. zorückfähren dürfen. Aus den Worten des
.Virian (II, 3, 1) iva xai la ßaalkita rjy za rQ^diov Aai tov nm*
dag ctmov Midov laast sich übrigens vielleicht schließen^ dass auch
Arrtan einen Bericht kannte, welcher mit dem des Justin us nberein-
stitnmte.
Es versteht sich von selbst, das8 diese Bemerkungen Ober Ar-
rian richtig bleiboui auch wenn man die Auffasäung von Gatschmid
annimmt. Gegen GutacUmid muss vor allen Diugen angeführt werden,
dass seine Behandlungsweise die Existenz einer besonderen Gordios*
sage nicht vollkommen erklärt. Wurde Gordios bloß als Vater des
Mldas gebraucht, so war es vollkommen überflüssig, dass er bei der
KrhebQüg seines Sohnes anwesend war, geschweige denn^ wie die Er-
zählung bei Arrian vorausiusetxen scheint, noch als rüstiger Manu ;
es war nicht einmal nöthig, daas er überhaupt noch lebte. Die Ein-
fuhriiDg des Gordios war um so überflüssiger und würde am so uner-
klärlicher sein, wenn es wirklich eine phrygische Sage gegeben hätte,
welche alles, was von Gordios erzählt wird« von Midas berichtete,
diesen zom Gründer der nach Gordios benaunteu Städte machte und
statt vom gordischen Knoten von dem Knoten am Wagen des Midas
enählte'). AUeio es sieht dach eher aus, als ob diese Berichte ent^
standen wären, nachdem die Midas- und die Gordiossage bereits in
der Weise wie etwa bei Arrian miteinander verbunden worden waren.
Wer bloß den Bericht des Arrian vor sich liat, der muss sich aller-
dings versucht fühlen, den gordischen Knoten als solchen zu besei-
tigen und den Midas Städte d:ih tov nctwQig benennen zu lassen,
das letztere um so mehr, als es dafür an Analogien aus der Diadochen-
zeit nicht fohlte*).
Eine phr7gische Sago, wornach Midas der erste König des
Landes war, hat et; unzweifelhaft gegeben. Das zeigen auch abge-
sehen von der Stelle des Arrian die zahlreichen phrygischen Mjrthen,
welche sich auf ihn beziehen. Insbesondere weist auch der bekan?ite
Bericht^), dass dem Kinde Midas Ameisen Weizenkörner in den Mund
getragen hatten» darauf hin, dass diese Sagen auch voa Vorzeichen
zu berichten wnssten, welche dem Midas selbst zutheil geworden
waren. Hier mythische und historische Elemente zu scheiden und die
ren reinlich tu sondern, gehört jedoch nicht zu unserem Thema ;
) aiehe Ouieehmid S SaS B, 3a5 A.
^ Aneh wm Tietze« Chiliad, VI v, 690 ff. erzählt geht offenbar
'ledlglicb auf eine Vorcinfiichang d^r bereite combinierten Soge zurück.
£« beißt dort, dit^ Fhryger bit^n ntnMtoi: xn^tttnvn^ b«Bchlos«en (acr-
i^tviu arri^t]xa^\ lor jt^mtov rf;- i MOitjam ßettstXin, Das lei
Middj g'MVLML'O, der d^ct^firi* tuy r< idy^rfi^y ß6ai la^täv xa\ n^o*
') Aoltan. V. H« Xlf« 45 Clc de div. I. §. 78, II, g. 66 und da-
IUI Val Uaz. I, G est, 2, X
814 Die Sage von Qordios. Von F. Biihl.
wir müBsen diese ebenso schöne als schwierige Aufgabe anderen
nberlassen.
Nor Yor einem glauben wir warnen zu sollen. Lassen behauptet
nämlich im Anschlass an seine nicht» weniger als sichere Erklärang
einer phrygischen Inschrift in der Zeitschrift der deatschen morgen-
ländischen Gesellschaft X, S. 373% dass Midas «als Ahnherr der
phrygischen Könige dem phrygischen Mondgotte gleichgesetzt wer*
den sei* und beruft sich dafür auf Hesychios u. d. W. Miöag ^«>$*.
Auf S. 374 zieht er daraus noch weiter gehende Schlüsse. Lassen
scheint nicht ohne Vorgänger gewesen zu sein^ jedenfalls hat Gat-
schmid S. 335 A auf seine Autorität hin angenommen, dass Midas in
jener Inschrift als der vergötterte erste König erscheine. Die Basis
von Lassens Erörterungen ist jedoch falsch. Der Codex des Hesy-
chios hat als Lemma: /aidax)^eog nnd daraas hat Scaliger Mldag
&€6g gemacht. Allein mit Unrecht, wie der ganze Inhalt des Artikels
zeigt. Er lautet nämlich nach M. Schmidts unzweifelhaft richtiger
Herstellung: Mlda d-eog' oi vivo Mida ßaaikev^evreg lüißowo
aal w^ivvov tiJv Mlda deovy rpf Tiveg (nrjreQa avTOv ixT€Ttfjifj6%^ai
leyovatv. Es ist hier also nicht von einem vergötterten Midas die
Rede^ geschweige denn von einem mit dem Mondgott identificierien,
sondern von der von Midas verehrten Göttin, d. h. der Kybele, die
nach einer Tradition auch für seine Mutter ausgegeben wurde.
Von allen diesen Überlieferungen, welche den Midas jedenfalls
zu einem einheimischen König machen, ist indessen jene andere
streng zu scheiden, welche an Herodot anknüpft ond den Midas aas
Makedonien in Phrygien einwandern lässt. Pur diese Sage, — wenn
sie das wirklich ist — war Gordios allerdings völlig unbrauchbar, er
konnte höchstens als schattenhafter Vater des Midas verwendet
werden ; diese Erzählung kann aber auch unmöglich die Entstehung
des Königthums bei den Phrygern darstellen sollen. Wenn man diese
Sage mit den historischen Reliquien von Gordios in Verbindung
bringen wollte, von denen Herodot nichts weiß, so musste Gordios
vollkommen gestrichen und der Wagen musste aus einem Bauernwagen
in einen Königswagen verwandelt werden. So umgestaltet finden wir
die Midassage in der That bei Marsyas von Philippi. Es ist allerdings
nicht ganz leicht, die verschiedenen Schollen zu Euripides' Hippolyt
671 (1 p. 164 Dind.) auseinander zu wirren, allein Carl Muller zu
Mareyas fr. 1 wird doch wohl Recht haben, auf Marsyas auch fol-
gende Worte zurückzuführen : rdig 0qv^I Xoyog ido&fj iiuivov ßa*
atkevaeiv Trjg l4aiagy og av Tfig drtrjvijg kvaai tov öea^iov öwr^
d^eirj, TTJg xofxiadar^g Midctv eig (Dgvyiav''), Auf alle Fälle ist hier
*) Vgl. darüber auch Mordtmann in den Sitzungsberichten der
Mtinchener Akademie 1862, I, S. 21 f. Bei der Mangelhaftigkeit der Co-
pien, in welchen uns die phrygischen Inschriften vorliegen, wird es selbst
für einen genauen Kenner der verwandten Sprachen stets sehr misslich
sein, sich an ihre Entzifferung zu wagen.
^) Es ist sehr merkwürdig, dass sich in unserem Schollon die-
selben beiden abweichenden Angaben über die Lösung des Knotens fla-
Die Sage fon QordicM, Ton F, Rühl,
815
jcht TOQ dem Wagen die Hede, auf dem der phrygische Ackersmann
fid&s Baii oder stand, als er zum Könige erwählt wurde^ eondem
von dem, welchen der Fremdling Midas einnahm, als er nach Phry-
gien kam. Auf die Qaellö ansoreg Scholions^) aber oder anf dies
ScholioQ selbst gehen, wie die zum Theil wörtliche Übereinstimmung
zeigt« die NottzeD des Zenobios IV, 46 uod des Suidas ?. xad-afifta
Xv^iv zarQck, welche GatsoUmid S. 333 B ebenfalls 2nr Stütze seiner
Anaieht herangezogen hat.
Wirbaben uns jetzt nur noch mit einer möglichen Einwendung
abzufinden. Es ist nirnhch gesagt würden*)» ^daas nicht der sterb-
liche Gemahl der Göttin, sondern der balbgöttliche Sohn der erste
Lande^könig «lein wird : nicht Anchises, sondern sein mit der Göttin
erzeugter Sohn Aeneas ist es, dem in der llias die einstige Herrschaft
über alle Troer verheißen wird^. Das klingt allerdings sehr be-
weiskräftig, allein die Analogie hiokt. Eine jiolitiache Anchisessage
gibt es nicht, Anchises ist eben weiter gar nichts, als der Vater des
Aeneas; über die Dardaner herrseben Aeoeadon^ in Phrygien aber
herrschen Gordier. Die wirkliche Analogie zu der Sage von Gordios
bilden Tielmehr im Alterthum Tarquinius IMscus und TanaqniL Aus
dem Mittolalier aber haben Reineccius, Historia Julia 1, S. 159 und
Gntechmiii S, 331 mit vollem Recht die Sage von Pfemysl und Li-
bnda hieher gezogen nnd es ist nur wunderbar, dass Gntschmid nicht
bemerkt hat, wie gera*le die Libulasage gegen seine Auflfassnng
si»rtcbt. Wenn man freilich die Darstellung bei Palacky, Geschichte
von Böhmen I, S. 84 fT. liost^ so sollte man zanächst glauben, die
böhmische Soge hüttt? mit der unsrigen gar nichts zn schaffen. Von
der Entstehung des Köuigthums ist da gar nicht die Rede, indem
Palacky glaubt, Krok bereits als König über eijiem Theil von Böhmen
Zausen zu sollen und Pfemysl ihm kein Batier, sondern ^^Herr von
Staditz" ist*^). Alleiu einmal sucht er in der Sage doch mehr hi-
iUMriache Elemente, als billig ^*), dann aber wird seine Darstellung
Dreh die Benutzung von Libuäin Saud schwer beeinträchtigt, welches
edicht er allerdings 1836 sich für berechtigt halten konnte, als die
deo^ wie bei Arrian und Plotarch. Wie Geier, Aleiandri M. hi^toriaram
flcriptori*s leUte juppares p. 33 sn der Behauptung kommt: «aatis con-
atat, uno Ariätobulo excento rellquos omnes Älexandri rerum aoctoree
nodam illum Qordinm gladio a rege dtAdsam perhibere* verstehe ich
ebeasoweüig, ivie den Büud«9rbaren Schltna, den er daraus tsehk
•) Wir werden doch wohl nicht irren, wenn wir Didyraos als
»eicht» annehm«»,
*) Gutachrnid S, 335.
_ >■) Wtijjasz. welcher (Opera ed. Pnietdiiecki X, 8, 68) seinen Grac-
^ und prinoops nimmt, nennt doch Prxemisl
11) hominem,
**) Mifcu «H$h«» uttiiieutlich die sonderbaren Bfmerkunfren Aber den
Ursprung der Konntnlsno der Trichter Krok^ 8 Hil\ Not^ Mr. Hain vgl.
wan Guteehtnid im Arcliiv für Kunde * Hrm
XVII, b. 3^2 geffen SafaHk i«agt, Dietvi ^r*
ihüiuer II, S. 42Ü ff.} Nicht«, da« wctcntiico vo» rmutiiv aüvvjLUf.
816 Die Sage yon Gordioe. Von F. BüM.
älteste Quelle zu betrachten. (}ehen wir dagegen aaf die wirklich
älteste Quelle zurück, auf £osmas yon Prag, so finden wir in der Thai
eine Erzählung, welche den Ursprung des Königthums berichten will.
Die Böhmen leben zuerst ganz ohne Gesetz und Becht, dann fangen
sie an, sich in ihren Streitigkeiten an hervorragende Männer zu wen-
den und auch Grocco (oder Croccus) ist nur ein besonders heirorra-
gender unter diesen „Richtern^. Als die Böhmen nach Groccos Tode
sich den ürtheilssprüchen seiner Tochter Lubossa nicht mehr fügen
wollen und einen König y erlangen, erklärt diese, sie wolle den hei-
i-aten, welchen die Böhmen zum Xönig (oder Herzog) wählen wür-
den und lenkt dann die Wahl durch etwas unklare Zauberkünste auf
den Simpeln Ackersmann Premizl ^'). Dieser wird aber selbst König,
gerade wie Gordios bei Justin, nicht erst sein Sohn ^^). Lubossa sagt
selbst Yon ihm (c. 5, S. 36, 44): ,,Viro nomen est Premizl, qui super
colla et capita vestra iura excogitabit plura^ und nachher heißt es
(c. 8, S. 38, 16) „Hie vir. . . hanc efferam gentem legibus frena?it
et indomitum populum imperio domuit et' Servitut! qua nunc premi*
tur subiugavit atque omnia iura quibus haec terra utitur et regitnr
soluscum sola Lubossa dictavit". Zu den auffallendsten Ähnlichkeiten
dieser Sage mit der von Gordios in den Einzelnheiten kann man ein-
mal die Bezeichnung der Libuda als Wahrsagerin^^) rechnen, wodurch
sie unzweifelhaft als ein ursprünglich göttliches Wesen bezeichnet
wird, dann aber insbesondere den Umstand, dassPfemysl seine Bast-
schuhe nach Wyssegrad weiht, wie Gordios seinen Wagen nach Gor-
dion^^). Man könnte fragen, wie weit etwa gelehrte Tradition den
Cosmas bei der Gestaltung der Sage geleitet habe. Allein hinsicht-
lich der Erzählung selbst wird man nichts derartiges entdecken. Es
ist freilich nicht unmöglich, dass die biblischen Berichte von der
Bichterzeit und von der Erhebung Sauls ihm bei der Ausmalung im
Einzelnen vorgeschwebt haben, aber sachlich tritt ein derartiger Ein-
fiuss nicht hervor. Ebensowenig ist die Schilderung der böhmischen
Urzustände dem Boethius nachgeahmt ^^) ; die Art und Weise, wie
Kosmas von dessen Worten abweicht, zeigt vielmehr, dass er für
diesen lediglich ein formelles Vorbild war. Dasselbe lässt sich mit
Bestimmtheit von Justinus behaupten. Ich glaube nämlich in der
That bei Kosmas eine Anzahl von Anklängen an diesen Schriftsteller
zu finden und das macht es mir zweifelhaft, ob die einzige Stelle, wo
sich die Entlehnung auf den ersten Blick verräth (I, 4 S. 34, 10),
'^) Cosmas Pragensis I, c. 3 ff. Monumenta Germaniae SS. IX,
S. 34 ff
*') Die Worte huius proles ppstea hac in omni terra in aetemam
regnabit et ultra I c. 5, S. 37, 1 besagen natürlich bloß, dass die Nach-
kommen des Premizl über gauz Böhmen herrschen sollen.
'*) Cosmas I, 4 S. 35, 10.
«) Cosmas I, 7, S. 37, 36.
'*} Das behaupten äafafik und Palackv, Die ältesten Denkmäler
der böhmischen Sprache S. 181. Peiper gedenkt in seiner Vorrede zu der
Consolatio des Kosmas auffallenderweise gar nicht.
Zur Batrachomjomacbia. Von iL Ludwieh
817
TOD Köpke mit Recht auf Begino zum Jahre 8b9 zurückge führt wor-
den ist*^). Immerhin beweist die Art, wie Kosmas diese Stelle ab-
weichend YOD Eegino umgewandelt hat, dass er auch hier nur Worte,
nicht Sachen entlehnte. Jedenfalls aber hat KosmaB keine DarsteU
lung der Gordiossage ausgebeutet Er hätte mancherlei ZQge daraus
entnehmen, namentlich auch das AoCinden des Pfomysl viel rouiau-
tischer nnd effectToIler TorfUhren können, da^ er jetzt geradezu pro-
saisch erzählt Die Bastschuhe femer befanden sich zu seiner Zeit
ohne Frage schon längst in Wyssegrad und das setzt voraus, dass
die Sage auch in den Einzelnbeiten bereits fertig ausgebildet war.
Wir werden demnach bei Kosmas die alte böhmische Nationaleage
Tor uns baben^ nur so weit verändert, als die Annahme des christ-
lichen Glaubens durch die Böhmen unbedingt erforderlich machte,
hie und da freilich auch von Kosmas rationaUstisch umgestaltet ^^).
Versuchen wir zum Schlubs die Bedeutung der beiden Sagen
von Gordios und Midas festzustellen, so werden wir kaum irre gehen,
wenn wir ein ähnliches Verhältnis voraussetzen, wie zwischen Eo-
mnlus und Numa. Während die Sage von Gordios die Entstehung
der bürgerlichen Ordnung und des KGnigthums wiederspiegelt und
das Hervorgehen des Letzteren aus dem Bauernstände symbolisieren
soll, stellt die von Midas die Einfuhrung des Kybeledienstes dar.
Damit aber werden wir uns vorläufig begnügen müssen ; weitere Uy*
pothesen, wie sie z. B* Mordtmana a. a. 0. 8. 33 und Gosche in
den Verhandlungen der Meissener Philologenversammlung S. 98
fichOchtern aufstellten, werden wir bei dem jetzigen Stande unserer
Kenntnisse besser thnn, zu unterdrücken.
■') Die Gründe, welche Palacky, WärdigUDg der alten bdbrai^chen
GeschicbtAchrelber S. 32 fQr die Selbätäudigkeit des Kosma« vorgebmcht
hat beweiaen freilich gar nichts.
'*> Man wird es z. B. mindestens als m5glich zageben tnQsseo,
InabeBondere wenn man die verwandten Sagen vergleicht (siehe Gtit-
f^bmtd im Archiv usw. 8. 823 t), daaa ursprünglich auch b«^i den Böh-
men von einem Pferdeorakel erzählt wurde. Koioias weiG jedoch davon
iik'hu. Bei ihm sollen die an Piemysl ahgesandtt^n Bot«n dem Pferde
folgen „qaia ab illo non aemel illa via est trita*^; er kennt
h ein Gerede, das der Sache eine für Libuia nicht sehr schmei -
tihelhatte Auslegung gibt (Cosmas I, 6, 8. 37, 3 ff.)
Königsberg.
Franz BühL
Zur Batracbomyamaohia.
Meine in dieser Zeitschrift (1881 S. 170) begonnenen Be*
merkungen zur Batrachomyoroacbiafortzubetzon veriuitasst mich eine
inzwischen von mir gemachte Beobachtung, die in das Labyrinth
heilloser Verderbnisse und sinnverwirrender Tarianten, welche be-
kanntlich *' ^ 'hilderang des Kampfes zwischen den Fröschen und
M&nsen i, einige Klarheit hineinzubringen und der achurmn»
kenden &ntik, welche sich bisher an dieser misslichen Partie ver-
818 Zar Batrachomjomachia. Von A. LudwU^
sacht hat, einen hestimmten Weg vorznzeichnen wohl geeig^net er-
scheint.
Die älteste Handschrift des Gedichts, cod. Laurentianus XXXII
3 (= L), stellt den Verlauf jenes Kampfes, kurz skizziert, folgender-
maßen dar:
I ^Yxpißoag tödtet den ABixrjvtaQ (Vs. 202 ff. Baum.)
n Tq^ryXodivr^ tödtet dennrjXelcüv (206 ff.)
m SevzXalog tödtet den ^EfißaalxwQog (209)
IV \4QTO(fayog tödtet den iloAvqpwj/og (210 f.)
V Aiiivoxaqig tödtet den TQCüyXodvzrjg (212 f.)
VI Kampf des Aeixtjvuiq und KQafißoßaxog (216 ff.)
VII Aifivtjaiog tödtet den Tvgoylvqiog (228)
VIII nT€QVoyXvq)og schlägt den KaXafiivd^fjg in die
Flucht (224 f.)
IX 'YÖQoxoQig tödtet den RrBQvocfiyog (227 ff.)
X Aeixoniva^ tödtet den BoQßoQoxolrrjg (230 f.)
XI ngaaaoq)ayog tödtet den NbtcqO' (232 f.)
Xn WixaQTta^ tödtet den JlrjXovaiog (234 ff.)
Xni nrjXoßdrrjg trifft den WixaQjrai (237 f.)
XIV WixaQTtai verwundet den IltiXoßaTrjg (239 ff.)
XV KQavyaaidrjg tödtet den WixccQTrai (243 ff.)
2iTO(payog flieht (247 ff.)
XVI TQwSaQTrjg verwundet den 0tGiyvad'og (250)
XVn Die agiGTeia des Meqidaqna^ (260 ff.) schließt den Kampf.
Aus dieser Übersicht (die Namen der Frösche sind gesperrt ge-
druckt) wird man auf den ersten Blick den Plan der Kampfesschil-
dernng ersehen : der Autor derselben hat die einzelnen Scenen so
aneinander gereiht, dass immer abwechselnd ein Frosch Aber eine
Maus und dann umgekehrt eine Maus über einen Frosch triumphiert.
Dieser Plan tritt so klar zu Tage, dass er trotz aller Verunstaltungen,
welche die Schilderung im Laufe der Zeit erfahren hat, noch deut-
lich genug erkannt werden kann ; und da ihn uns, wie bemerkt, die
älteste Handschrift des Gedichts bewahrt hat (deren Wert über-
haupt noch immer nicht genug geschätzt ist), so liegt es nahe, ihn
auch für ursprünglich zu halten.
Durch die offenbaren Verderbnisse, welche nicht bloß die ge-
sammte Kampfesschilderung, sondern auch die oben aufgestellte
Liste der Combattanten arg genug entstellen, lasse ich mich in mei-
nem Ei-gebnisse nicht beirren ; denn die überwiegende Mehrzahl der
Namen ist unzweifelhaft heil, desgleichen die Aufeinanderfolge der
meisten Scenen. Verdorben muss der Name Aeixtivcnq sein, ent-
weder Vs. 202 oder Vs. 216: ersteres scheint wahrscheinlicher
wegen des Hiatus AeixrivoQa omaae. Ferner KQaßßoßaxos 218,
wofür in anderen Hss. Kqafjißocpayog steht, was möglichenfalls auch
nicht richtig ist; die ganze dunkle Stelle wartet noch der Aufklärung.
Für KaXaiiivd^r^ 224 empfiehlt sich doch wohl die anderweitig über-
lieferte Form KaXa/Mv&iog. Dass in vexQov iowa 232 sich der
Zur Batrachomjomachia. Von A. iMdwieh. 819
Name einer Maus verbirgt) bedarf meiner Ansicht nach keines Be-
weises; in S fand ich KviacodKonTtp^f und diese Conjectar hat sich
seit der ed. Florentina a. 1488, wo siezuerstauftauchte, in mehreren
Ausgaben behauptet. Sie ist, wenn auch weitab liegend, jedenfalls
nicht ungeschickt und immer noch weit besser als die Fflrsprache,
die der thörichten Überlieferung zutheil geworden ist. Soviel ich sehe,
bedarf unter allen umständen außerdem noch der Name des VixaQfta^
234 einer Änderung ; die Handschrift F, die L nahe steht, bietet hier
von erster Hand XtixaQTta^^ was mioh auf Avxva((7t€^ fahrt (vgl.
Vs. 180).
Auf die sonstigen Schwierigkeiten, die sich hier in Massen auf-
drängen, gehe ich einstweiLan nicht ein ; nur will ich bemerken, dass
auch in L mehrere Verse gewiss nicht an richtiger Stelle stehen,
namentlich, wie mir scheint, in Scene VI, die jetzt völlig unver-
standlich ist, und XV (die Flucht des ]SL%oq>iyoq).
Wohl aber dürfte es am Platze sein, auf einige Verse im Texte
Baumeisters hinzuweisen, welche durch die aufgefundene Disposition
des Schlachtplanes entschieden hinfällig werden, zumal sie aus Hand-
schriften geflossen sind, die weder an Alter noch an Wert dem cod.
L nahe kommen. Nach Scene VIII folgt bei Baumeister :
226 (DiXTQalov J* üq* enaqiVBv afiiiiwv ^fißaaixwQog.
Also eine Maus t5dtet einen Frosch, während wir nach der
obigen Disposition das Gegentheil erwarten müssen. In ähnlicher
Weise stören Vs. 214 f. hinter Scene V den Zusammenhang. Scene
X fügt sich in der älteren Fassung sehr wohl in den vorgeschriebenen
Plan, in der jüngeren nicht, weil hier die Sache gerade umgekehrt
ist {A^xonivana d' e7i£q)V€v dfiifKüv BoQßoQOxoivrjg 230). End-
lich die Verse 251 — 259, die in L fehlen, enthalten so viel An-
stößiges, dass um ihretwillen niemand für die jüngere Überlieferung
eine Lanze einlegen wird.
Königsberg Arthur Lndwich.
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
C. Julii Caesaris commentarii de hello gallioo. Für den Schul-
gebranch erklärt ?on Dr. H. Walt her, Gymnasialoberlehrer za
rrüneberg in Schlesien. 1. Heft; lib. I und II nebst einer Einleitung
nnd drei Karten. Paderborn 1881 (auf dem Umschlage steht 1882^
Drack und Verlag Yon Ferdinand Schöningh ; IV und 99 SS. in Octav.
Die Yorliegende Schulausgabe erhebt nach dem Vorworte nicht
den Anspruch, neue Resultate und Forschungen über Cäsars Sprache
und geschichtliche Darstellung beizubringen , sondern soll nur die
goldene Mittelstraße einhalten zwischen der Eraner-Dittenberger^schen
Ausgabe, die bekanntlich das Moment der sprachlichen Erklärung in
den Vordergrund stellt , und der Bheinhard*schen Edition , die fast
nur realphilologische Anmerkungen bietet und die grammatische Er-
klärung dem subjectiven Ermessen des Lehrers überlässt. Bezüglich
des Textes ist die Nipperdey*scbe ßecension von 1847 zugrunde ge-
legt, die bereits als veraltet gelten kann. Daher wurden vom Herans-
geber in zweiter Linie auch die kritischen Ausgaben von Fr i gell,
Dübner und Dinter berücksichtigt. Die Einleitung behandelt auf
14 Seiten in vier Abschnitten 1. das Leben Cäsars bis zu seinem
Proconsulat in Gallien S. 1—6, 2. die Gallier und ihre Unterwerfung
S. 6 — 11, 3. die Commentare Cäsars (über den gallischen Krieg)
S. 11 — 14 und 4. Aulus Hirtius, den Fortsetzer Cäsars S. 14. Be-
züglich der Einleitung habe ich sachlich und stilistisch Folgendes
zu bemerken. S. 2 derselben wird gesagt, dass Cäsar an den Unruhen
des Lepidus i. J. 78 sich trotz der Aufforderung seines
Schwiegervaters Cinna nicht betheiligte. Allein derselbe war
schon mehrere Jahre vorher bei einer Meuterei in Ancona erschlagen
worden. Es scheint eine Verwechslung mit dem jüngeren Cinna, dem
Schwager Cäsars, vorzuliegen. Derselbe gehörte nämlich zur Partei
des Lepidus. — Einige Zeilen später wird Molo ein „Bhetoriker"
statt Bhetor genannt. — S» 5 begegnet der stilistische Verstoß
„das Volk wünschte, dass Cäsar die Gallier niederwerfen würde "",
femer S. 7 die Phrase Widerstand halten. — ibid. ist der Satz
von dem Gebaren der Allobroger in Rom i. J. 63 wegen seiner
H, Wolihef^ 0. JgIu Caesarii comm. etc., aiig you Ig. Prammer. 821
[Köne im iwoiUn Theile nar fQr den Yorständlich» der von der Sache
ohnebin eines Naheren ujiterrichtet ist. Die SchQler werden damit
sicherlich nichts anzufangen wissen. — Ingleicben bedarf der Satz
S. 9, Z« 21 und 22 v. o. einer passenden Erweiterung und Um-
I Stellung, — S. 10 wird von den Äduern gesagt, dass sie bis auf einen
Fall lib. VII, 89 im Kriege gegen VerciDgetorii zur Sache der Römer
hielten. An der citierten Stelle ist jedoch der Krieg bereits zu Ende.
Es sind daher andere Stellen anzuführen oder der Satz mass mit
I ßtreichung des Citates allgemeiner gefasst werden, etwa so: „der
Staat der Äduer, welcher bis auf den Abfall im Kriege gegen Ver-
cingetorix zur Sa^he der Römer hielt.'* — ibid. Z. 2 \, u, findet sich
der unangenehme Pleouabrnns ^den Gefangenen von IxeUodnnum^
welche sich nach hartnackigem Widerstände hatten ergeben müsaen.^
£a war zu schreiben : den Vertheidigern von Uxeltodunum usw,
'— Unlogisch scheint mir S. 11 die Wendung zu sein ^um sich die
Gunst des Volkes, wenn auch nicht wiederzugewinnen, so doch zn
erhalten.^ Außerdem durften noch manche andere stilistische Un-
ebenheiten in der nächsten Auflage zu beseitigen sein,
im Commentare wird der Inhalt darch kurze Überschriften mit
j gr0i0erem Drucke zweckmilßig hervorgehoben , wie man dies von den
fScböningh'schen Schulausgaben gewohnt ist. Ebenso praktisch wird
die indirecte Rede mit cursiver Schrift fnr das Auge kenntlich ge-
macht. BezDglich des abgedruckten Textes und des im Commentare
zur sachlichen und sprachlichen Erklärung Gesagten finde ich Anlass
zu folgenden Bemerkungen, und zwar im ersten Buche: cap. 3, 2
sieht W. in der Wiederholung von ad eas res canficiendas ^eia
Beispiel von der einfachen und ungekünstelten Schreibweise Casars."
Mit mehr Recht werden diese Worte von Döbner in §. 3 sammt
deligitur^ is gestrichen. Neuestens gibt sich K raff ort die unnütze
Mühe, sie daselbst durch Änderung in ad mm rem conficiendam tu
halten, wobei ihm merkwürdigerweise Dinier beistimmt — ibid.
g. 7 kann die Note zu totius Galliac patiri ^die einzige Stelle im
bellum Gallicum, wo C. potiri mit dem Genetiv verbindet" leicht
dabin verstanden werden, dass ^s so noch im bellum civile vorkomme,
Diea ist aber bekanntlich uiclit der Fall. Vgl. Etchert S. 182. Es
ist daher einfach der Zusatz ^im bellum Gallicum^ zu streichen. Ich
kann hier nicht unerwähnt lassen, daas in dem Schul wörterbuche von
£b eling-D rager S. 81 potior mit dem Gen. gar nicht angeführt
ist, — cap. 6, 4 sowie c^p. 28, 8 und cap. 29, 2 ist die frühere
Bohreibung Laiobritfi beibehalten worden. Schlimm ist dabei nnr^
dasB die Schüler in den Specialw6rterbücheru wohl Latcmd^ aber
nicht die als abgeUian betrachtete Form Latobri^i finden. — ibid.
wird in dar Ngta der Umfang von Noricum nicht allzu geoau an-
gegeben. — cap. 6, 2 ist es unrichtig, dasä die Allobroger sich
immer wieder empörten. Wohl aber war nach Mommsen der
CantOQ der AJIobrogor durch die Erpressungen der Römer in be-
eti&diger G&hrung. — cap. 9, 2 finde ich die Übersetzung von iua
spomie ^mit eigenen Mitteln*' nicht angemessen. — Ingleichcu
8fiE H. Wakther^ C Julii Caesaris comm. etc., ang. von Ig, Prammer.
werden cap. 10, 3 die Schfiler den Ausdruck im yerbundenen
Heere schwerlich yerstehen. — ibid. §. 5 ist zu Segymavoa be-
mertcty dass ihre Hauptstadt Lugdunum war. Es fehlt hier der noth«
wendige Zosatt sp&ter. «-^ cap. 11 ^ 4 ist, um das überlieferte
Aedui zu retten, geschrieben eodem tempore atque Äedui Amharri,
wo atque eingeschoben ist. Ich halte es für einfacher, mit dem
Yindob. 1 Aedui zu sti'eichen. «— cap. 14, 1 ist die zu eo sibi min^M
dubitoHonis dari gegebene Paraphrase stilistisch umzugestalten. —
cap..l6, 1 schreibe in der Note zu frumentum F eld e statt Halme.
— cap. 17, 6 behält W. die handschriftliche Leseart necessariam
remy die bekanntlich vielfachen Anstoß erregt hat, bei und gibt dazu
auch keine erklärende Note. Ein solches Verfahren ist nur allzusehr
geeignet, Schüler und Lehrer in Verlegenheit zu setzen. — cap. 19,
1 wird vnscienHbus ipsis missverstanden. Denn nicht „Cäsar und die
römischen Bürger^ sind unter ipsis zu verstehen, sondern Oäsar und
die Mitbürger des Dumnorix, die Äduer. W. scheint die kurze Er-
klärung bei Dittenberger-Kraner Caesare et civüms unrichtig auf-
gefasst zu haben. — Die schwierige Stelle cap. 24, 2 ist nach
Dinter gestaltet. Nur wurden die Klammern weggelassen. Damit ist
der längere Passus leidlich lesbar gemacht. — ibid. §. 3 ist in der
Note zu sardnae gesagt, dass das Gepäck, welches der Soldat auf
dem Marsche trug, außer denWaffen aus Schanzpfählen usw.
bestand. Es werden also die Waffen mit zum Qepäck gerechnet. —
ibid. g. 4 vergisst W. in der Note zu impedimenta y dass nicht vom
Trosse des römischen , sondern des helvetischen Heeres daselbst die
Bede ist. Die Anm. gehört zu II, 17,2. — cap. 25 , 5 ist mit den
Handschriften geschrieben quod mons suberat circiter mille pas-
suum. Dagegen hat Dinter vor allem eingewendet, dass subesse
nicht wie abesse mit dem Acc. der Entfernung vorkonune. Will man
nun nicht spo^'o nach passuum einschieben, so wird wohl nichts
anderes übrig bleiben, als äberat statt suberat zu schreiben. Wegen
des vorausgehenden mons konnte aus aberat leicht suberat gemacht
werden. Weiters ergibt sich aus dem Zusammenhange zu mille pas^
suum unschwer der Begriff nur, der im Latein so häufig unterdrückt
wird, um Kürze zu erzielen. — cap. 26, 5 wird nullampartem noctis
erklärt „keinen Theil sowohl der Nacht, die dem Schlachttage folgte,
als auch der folgenden drei Nächte.^ Hier muss zunächst die Stili-
sierung geändert werden. Ferner kann wegen eäque tota nocte nur
die Nacht nach der Schlacht gemeint sein, und auf diese folgten bis
zum Aufbruche Cäsars nur zwei (nicht drei) Nächte. W. hat die
quarto missverstanden. Ich halte übrigens die Worte nullam partem
noctis itinere intermisso mit Dübner für eine Glosse zu continenter.
— cap. 28, 1 schreibe i. d. N. zu qitorum Relativsatzes statt
Ablativsatzes. — cap. ä9, 2 behält W. die höchst missliche
Leseart quarum omnium rerum, bezieht aber rerum nicht auf die
vorausgehenden Personen (Waffenfähige, Kinder, Greise und Weiber),
sondern auf das entferntere tabtUarum. Auch diese Erklärung kann
flicht befriedigen. Paul ändert wenig wahrscheinlich rerum in
A Walther^ C* JuUi C»e»aris oomm, eta, ang. von /j^. Frommer. 6^8
ra^#V>ivt<fM , K raffe rt kiDwiederum streicht rerum und versteht
iabularum tv\ quarum omnktm. Da auch diose neuestön Versuche
nicht geoügen, raOchte ich für eine Schtilausgabe* die vor allem
eiöeii lesbaren Text bieten tmd Scbölern imd Lebrom keinen phüo-
logischen Flugsand in die Augen streuen soll (wie es bei den vor-
liegeoden Erklärungsversuchen von rerum leider geschieht), mit
aichung von rerum vorschlagen, quorum ömnium in den Text %{i
Noch angemessener wäre es freilich» die di'ei Worte quantm
^ümntufn rf^rum als unecht einzuklammern. Man vermis^t dieselben
gtir nicht. Sie können 7.udem leicht aus dem Anfange des folgenden
I Satzes summa omniunt entstanden sein* ~ cap. 30 « 2 müht sich
W. wie Kraner- Dittenberger redlich ab, populi liomani nach iniuriis
' als objectivcn Qenetiv den Lesern mundgerecht zu machen^ Sollte es
nicht vielmehr eine Glosse sein, die aus dem popuU Bomani der
I folgenden Zeile entstanden ist? Mit dieser Annabme wurde die ^etwas
härtere, durch das Rtreben nach Kürae veranlagt» Redeweise"» wie
iich dii3 Weidmännische Ausgabe diplomatisch ^msdrOckt, an unserer
rschwinden, — cap. 31, 12 ist mit Düboer und Hinter ad
rigam g(%^en die HandschrifioD anfgenommen. Zugleich hat
\m der Heraui^gober i. d. N. unterlassen , die Quantität des i anzu*-
•^^i^ cap. 33, 4 findet sich i* d. N. die unrichtige Quantit&ts»
kttng TmtönL — cap. 34 1 1 citiert W. f^x placm'c mit acc.
^Mnf.T». c» III, 10, 9. Allein dort hangt sc triduo proxtmo exer-
I titum dimissurum nicht von placere oporterc, Hondorn unzweifelhaft
I von iuraf4i»$€i ab. — ibid. ist es sicherlich bedenklich, wie es W,
I ihutp utriusque nach dem «Sprachgebranche der Dichter mit medium
2tt verbinden, ßi? wird nichts anderes übrig bleiben, als den Genetiv
|v(vn dem unmittelbar folgenden colloquio abhängig zu machen, oder
Mtin mit Kraffert zu »treichen, da in der nächsten Zeile dasselbe
Jium bedarf keiner weiteren Bestimmung.
fidene Erklärung bei Kraner-Ditten-
i4jerg**r, wi» in V€ir>ch<imt^*r Wrise utriusquc als Genetiv der An-
, geborigkeit gefasst wird. Solchen Interpretationen ziehe ich die
'Siroichung des fatalen Wortlos nnbedingt vor. — Gleich darauf findet
{.*ich der schlimme Druckfehler im,<;<j/i statt iußuli. — BexügUch der
iBueven »oll cap. 37, 3 Tac, tierm. 3» (statt 28) citiert ond discreti
1 Statt de» on secreto goschriebeu »ein. — ibid. ist von den»
IbfT! Hl! lel, da«^ sie j&hrlich nof jedem Gau lOWOO (statt
i n, — * cap. 38, 1 begegnet i. d, N. die
Hesan<,*on. — cap. 39, 6 steht im Toite
rrichUg Qnßu^iUis tUncns, in der Annu hingegen a- itintrum. —
|-cup. 40, 15 ist jnraHcrra in den Nebensat?, gezogen. Es steht tu*
f>:leieh proUptisch mit Beziehung auf das folgende cum sola decima
Ikffionc. Außerdem erh< quodai .... scquatur durch das nach-
^If^ICiÄTid^* inmrn dio Hedeutung eines riinc©Bsivöati.«^?s, Alli diose Be-
n für eine St' ■ o nicht
T —cap. 42, b erkt, da> ■
giUliscben Ueitor, deren circa 40üü waren, sieht auaretchien, um die
^824 JET. WaUher, C. Jalii Caesaris oomm. etc., ang. yon Ig. Frommer.
rielgeliebte 10. Legion beritten zn machen. Walther hat hier ver-
gessen, was er selbst zu cap. 7, 2 gerade mit Bezag auf die 10. Legion
beinerkt: «Die Kopfzahl der Legion schwankte damals zwischen
3600 — 5000 Mann/ Es ist daher die ganze obige Note zu streichen.
— ibid. ist im Texte inponerey sonst jedoch impeditnetUa , hn"
pugnare nsw. geschrieben. Dieselbe Inconseqaenz begegnet cap. 43,
3 conloquiumj wo colloqueretUur nnd eolloquium yorhergeht. Nicht
wenige solcher Inconsequenzen finden sich freilich auch bei Dinter.
— cap. 43 , 4 steht im Texte nach der Überlieferang amplisaime^
in der Note jedoch amplisBima , wie man wegen munera erwarten
möchte. — cap. 46 , 3 begreife ich nicht , warum W. zu per fidem
.... circumventos nicht das ganz gleiche i?ulnera per fidem im-
posita YIII, 48, 3 citiert hat. Obrigens bleibt zu erwäjgen, ob nicht
an beiden Stellen die ebenso leise als scharfsinnige Änderung von
Pluygers (wenigstens wird sie diesem von Gebet zugeschrieben)
perfide vor der handschriftlichen Leseart per fidem den Vorzug ver-
dient. — cap. 47 f 1 kann das von W. aufgenommene e stUs legaihs
aliquem schon wegen des in §. 3 folgenden legatum e suis, das eine
offenbare Verweisung auf das Vorhergehende ist, nicht richtig sein.
Es ist an der ersteren Stelle wohl auch legatum zu schreiben. —
Dagegen ist die kurz vorher zu biduo post gegebene Bemerkung als
zutreffend zu bezeichnen und deren Aufnahme auch für die nächste
Auflage der Eraner-Dittenberger*schen Ausgabe zu empfehlen. Es
konnte nur noch hinzugefügt werden, dass biduo post geradezu
einem postero die gleichzusetzen ist. — cap. 49 , 3 ist eine Note zu
honnnum = peditum vergessen worden. — cap. 50, 1 fasst W. in-
stituto suo als Ablativ des Beweggrundes , statt als Ablativus modi.
— cap. 51, 2 wird gesagt, dass Marcomcmi Grenzwehr heil^.
Richtig ist Grenzmänner. — ibid. 3 möchte man nach profieis^
centes im Gegensatze zu dem voraufgehenden mulieres etwa vires
erwarten. Es haben auch nach Dübner einige geringere Handschriften
(darunter V) proficiscentes militeSy wo jedoch milites von den Ger-
manen gesagt weniger passt. — cap. 52 ^ 7 ist von P. Crassus i. d.
N. gesagt, dass er im Kriege gegen die Parther i. J. 54 (statt 53)
den Tod fand. — Nachträglich bemerke ich zu cap. 51 , 2 — dass
mir wohl etwas von einem Völkerbunde der Sueven, aber nicht von
einem solchen der Marcomani bekannt ist.
II , 1 , 1 belässt W. mit Dinter das nach in citeriore Gullia
überlieferte in hibernis , das andere Herausgeber mit gutem Grunde
eingeklammert oder gestrichen haben. — cap. 4, 1 ist in dem Citate
aus Tac. Germ. 28 affectationem für affectionem zu schreiben. —
cap. 6 , 2 ist das überlieferte portas vor suceedunt einfach fortge-
lassen worden, was für eine Schulausgabe nur gebilligt werden
kann. — cap. 12 , 1 ist i. d. N. ex fuga se recipere zu schreiben,
denn fuga se recipere heißt etwas ganz anderes. — cap. 15, 4 hat
W. sehr Unrecht daran gethan, die Worte ad luzuriam pertinentium
mit Dinter aus dem Texte wegzulassen, da damit reliquarum rerum
seine noth wendige Stütze verliert. — cap. 19, 2 wird die „nnge*
U, weither ^ C, Julii Caesariä comni. etc., uig. von lg, Prammer. 8SS
ruhnliche Construction" ad lioaks appropinqwihai ohne Noth bei-
buhalten , da die Präposition ad bloß Einschiebsel in den geringeren
landachrifteiL ist. Es war somit hosti oder hoaiibus in schreiben» —
CHp. 22, 1 entnimmt W. das Snbject zu remterent aus dem weit
BntterntoD GoUectiv begriff ßxercUu und übersieht dabei, dass daa
Subject aliae (legiones) ohnehin im Satze dasteht. Die passende
Inderung von Mad?ig divcrsae Ugione^ für das überlieferte di-
ersis legionibus hat er leider nicht aufgenommen. So erschwert
iber Text nnd Anmerkung den SchOlern in gleicher Weise das Ter-
ndnis der Stelle. — cap. 24, 2 versteht der Herausgeber unter
%lon€8 die Officiersburschen , nicht die Troesknechte. Dem Ref. ist
?on Ofticiersburschen bei den EOmern nichts bekannt. — cap. 25, 1
glaubt W. bei deserto procUo excedi're ohne Einschiebung von loco
nach deserto auskommeu zn kennen , und sagt in der Anmerkung^
dass die (leider singulare 1) Hedont=;ait proelium desererc den Gegen-
usatz zu dem häufig vorkommenden proelium conserere bilde. Von
lern absoluten Gebrauche des excedere, der bei Cäsar sonst nicht
|?orkommt, schweigt er wohlweislich. — cap. 28, 1 scheint mir
[raff ert Recht zu haben , wenn er die Worte hac pugna nuniiata^
[^dio nach hoc prodio facto usw. sehr überflüssig sind nnd nur stören,
streicht, znmal da dieselben in ganz unveränderter Stellung cap. 29,
wiederkehren, wo sie jedoch an ihrem Platze sind. — cap. 33, 3
lialte ich es nicht für nöthig , das que von pugnatumqut im adver-
ativen Sinne zu nehmen , zumal da kein negativer Satz vorausgebt.
I»— cap. 35 , 4 behält W. die Überlieferung dies quindecim suppli'
catio dccreta est nnd behauptet in der Note allen Ernstes, dass der
EA^ccuHativ der Zeitdauer wegen der verbalen Natur des Snbetantivb
yupplicaiio beibehalten sei! Der Accnsatkv ik^nnte gi*ammattsch
aatürüch nur mit dtcreta est verbunden werden, was wegen des
Sinnes nicht angeht. Es bleibt daher nichts übrig, als w vor dies
Hinzuschieben oder letzteres Wort in dierum zu ändern. Ich ziehe
las erstere vor.
Von den drei beigegebenen Karten bringt die erste Abbildungen
5mi$cber Krieger, Waffen und Feldzeichen sowie den Plan eines
^ers; die zweite Pläne von den vier Schlachten, die in den beiden
Ersten Büchern vorkommen: die dritte eine Karte von Gallia trans-
nlpina zar Zeit Cäsars. Auf derselben fehlt z. B. Octodurus, sowie
3orgobina und Noviodunum Biturigum. Auch Koviodnnum Aeduorum
%i weggelassen. Die gleichnamige Stadt der Snessionon ist daselbst
Vomoäonum geftcbrieben. Diese plastischen Beigaben werden nicht
rerfehlon, das Interesse der Schüler zu erregen.
Der Abdruck des Textes ist sorgfältig überwacht worden. Ich
liabe in demselben nur einen Druckfehler (S. 53 ^ Z. 1 v. o.
laacstum für questum) gefunden. Mehr Vorsehen begegnen im
ommentare. Ich notiere aul^er den bereits angeführten noch
folgende : S, 30, 1. Z. 7 v, u. CureosoUtns für Ot$rias&Mas ; S. 4$, r.
1 v. 0. Eleavtr für Eldveri 8. 49, r. Z, 3 f* a. Umparaturas
(u T. richtig temperaturoa); S. 53, 1. Z, 3 v. e. Oeaandschaft
826 B, Dtnier, C. Jnlii Gaesaris comm. etc., ang. yo& Iff, Pmmm&r.
(diese Seite ist überhaupt durch Druckfehler und sonstige Versehaa
am meisten entstellt, da deren nicht weniger als sechs sich finden) ;
S. 56, 1. Z. 7 Y. u. streiche der und r. Z. 10 v. u. schreibe ange*
schlössen statt anschlössen; S. 63 i. T. Z. 2 y. o. begegnet
nunquam statt der gewöhnlichen Schreibung numquam und i. d« N.
r. Z. 5 V. 0. cum für eum; S. 66, r. Z. 1 t. u. ourum für cur$um;
S. 70, r. Z. 5 V. u. Beglücktwünschtwerden; S. 72, 1. Z. 1
V. n. a statt ab; S. 75, r. Z. 4 y. o. streiche und, Z. 7 y. ii. schreibe
arbitrari statt arhritrari. — Z. 5 y. u. fehlt der Punkt beiSubjects-
accus, und S. 96, 1. Z. 9 y. u. steht Marter für Martern. Doch
ist anzuerkennen, dass die wenigsten yon diesen Druckfehlern den
Leser auch nur yorübergehend stOren.
Die äußere Ausstattung yon Seite der Yerlagshandlung ist
eine anständige, der Preis für eine Schulausgabe angemessen.
Wien. Ig. Prammer.
G. Julii Caesans commentarii de belle gallico. in usam scho-
laram recognoyit Bemhardas Dinter. Lipsiae 1882, in aedibua B.
G. Teubneri, VIII und 231 SS.
Das yorliegende Buch ist ein unveränderter Abdruck des ersten
Bandes der editio minor. Bezüglich der Textgestaltung ist es satt>
sam bekannt, dass Dinter zu den conservatiyen Kritikern gehört und
öfter einen allzu großen Bespect yor der Überlieferung hat, so dass
er gar manche Leseart beibehält, die andere nimmer zu billigen yer-
mögen. Diesen Puukt will ich diesmal nicht weiter erörtern, sondern
beschränke mich darauf, etliche auffällige Inconsequenzen in der
Orthographie sowie eine Beihe von Druckfehlern anzuführen, um da-
durch den geschätzten Herausgeber zu veranlassen, die nächste Aus-
gabe sorgfältig zu revidieren und ihi' mindestens ein Druckfehlerver-
zeichnis beizugeben. Deun es wird wohl Niemand in Abrede stellen,
dass derartige Dinge in einer Textausgabe, die allgemein in den
Schulen benützt wird, nicht vorkommen sollen. Nur ausnahmsweise
will ich hie und da auf die Interpunction eingehen. Man kann von
derselben im Allgemeinen sagen, dass sie etwas zu reichlich ausge-
fallen ist. Namentlich könnte nach der Meinung des Boferenten ein
Maßhalten mit den Beistrichen nicht schaden, denn derselben sind
weitaus zu viele.
Was die inconsequente Orthographie anbelangt, so begegnet
S. 2 und 84 septentrio, S. 69 aber septemtrio ; S. 46 u. s. conplu-
ribus, S. VIII, 47 und 111 compluribus; S. 23 findet sich collo-
quium und conloquium neben einander, ebenso S. 55 und 152 tn-
pedire und hiipedimenta^ an letzterer Stelle auch itnpcdiebat ; S. 64
inpetrare und impetrare\ S. 45, 71 und 83 mariiumay S. 73 jedoch
maritimos; S. 85 inpetus und S. 87 impetus; S. 94 steht zuerst
foriissume, dann fortissime; ebenso S. 97 fortissime un^ fortissumi,
S. 104 finitutnus und finiUmus ; S. 85 submitto und S. 104 sum^
müto. Mehrfach wechselt redperare und recuperare, defetigare und
B. Dinier f C« Jalii Civesaris codiid. etc*« »ng, ron /jg. Prammer^ 627
defatigare, subminiatro und »umframis^ro^ nocl^tis und nancttis* S*
10 steht wiederholt die aBsimoUarte Form collocare, S* 59 und son^t
häufig conlocare; S. 14 begegnet sub^licUer, S. 45, 77 und 168
supplicatio sowie S. 125 supplicium; S. 13 und 34 j^^o^tm^, S. 39
j%^och proxume; S. 41 tir^cri und 42 ur^uen. Ferner ist regel-
mäüig traducere geschrieben, S. 111 aber begegnet tran$ducerent
und S. 175 transduxerat. Am misslicbsten ist es wohl, wenn auf
derselben Seite Terschiedene Schreibungen vorkommen» wie S.
157 impedimenia und in der folgenden Zeile inpedimentis.
Druckfehler: S. 2, Z. 18 v. o. schreibe septen*trione$ ; 8. 11,
Z. 2 V. u. setze nach vitct einen Strichpunkt ; S. 31, Z, 7 v. o. schreibe
ftrebaniur; S. 74. Z. 10 v. o, inferendinUii iuferendi\ S. 83, Z. 2
V. 0« magnufH för ma^fiim; S. 64, Z. 8 ?. o. appelluniur statt
a|)pd/uti^ef' ; S. 98, Z. 19 ?. u* nös^rorum für nostrorun; S. 103.
Z. 3 T« Q. eime&aJ statt fme6a^; S, 107, Z. 3 y. o. setze nhch Äeducs
einen Beistrich, ibid. Z, 4 v. u. schreibe caacti für caaeii und In der
folgenden Ii^ih Menapu »tskit MenapH ; S. 108, Z. li> r, u, schreibe
exercitusquc und S, 111» Z. 13 v. u. i/a für <a; S. 114, Z. 15 v. o.
setze einen Beistrich nach possint; S* 115, Z. 19 v. o. schreibe (e-
gimeniis statt legimenlis nndZ. 10 v. u.j/olei»ft^es fürpö^eii^icrea;
S. 116^ Z* 17 V. u. ist loca ausgefallen und in der folgenden Zeile
der Wor trumpf 5(iam, so dass die ganze Stelle unlesbar wird ; S. 125,
Z, 20 V. 0. setze nach est einen Punkt, S. 129, Z. 12 v. u. schreibe
ac statt des sinnstörenden ab; S. 132« Z. 6 t. o. munäüsimunh für
ntunüssimum; 8. 134. Z. 19 t. o. setze etueo Beistrich nach ctm-^
ferri und Z. 15 v. u. schreibe ^Jii(»6tis üM pofUilms ; S. 136, Z,
3 V. 0. setze nach rcdpiat einen Beistrich ; S. 145, Z, 10 v. u.
schreibe hacc für Aacc und Z, 7 v. u, setze nach iemcritas einen Bei*
strich; S. 149, Z. 10 v. o. schreibe m&i statt des unsinnigen elBi\
S. 157, Z. 11 V. \x. conicndcrani für cewfendrrawi ; S. 159, Z. 11
T. 0. setze nach consiUmt einen Doppelpunkt; S. 160, Z. 3 t, o*
fehlt das Qberliofertc ati/ vor admodum\ S. 161, Z. 13 v. o. setze
nach ösUmi einen Beistrich statt des Punktes; S. 162, Z. 3 v, u.
trenne conpuhi ac Ton einander; S. 167, Z, 3 v. u. schreibe mittun-
tur fUr mittuntar und setze Z. 1 y« u. nach dctfi^ur einen Beistrich;
8. 170, Z, 1 7. 0. schreibe dcgantia statt elegentia; S. 172 sind
Z* 7, 6 und 2 v. u. die Worte zn Tereiaigen und Z. 3 e^sent fOi esset
zu schreiben. Der Druck ist iu den genannten Zeilen bedenklich nach-
lässig. 8. 175, Z. 8 V. a. schreibe insequi; S, 180, Z. 12 v. o. ist
die Paragraphonzahl 4 am Rande ausgefallen; S« 185, Z. 8 v. u,
schreib« legioniS,
Bezüglich der Interpunction bemerke ich nur Folgendes: S. 27,
Z. 11 und 10 T. u. zdge ich es vor, so zu schreiben: delegctant. Cum
hii, ,ver$abantur\ ad tos etc.; S. 58, Z. 3 v. u* adduxit. Qui etc.
S. 68, Z. 1 V. 0. machte ich nstch procumherent statt dm Beli^trlchea
einen Strichpunkt setzen, 8. 144, Z. 3 v, a, tducit. Nee : 'wi
etc. schreiben. S. 175, Z. 1 v. o. ist es wohl besser, zu inr reu
Caesar f cum animadrcrteret hosiem etc.
I«(lMfcrlfl L d« OvlMr. (iiwit. 1S8X. 11. U%t\. \ih
8t8 M. Petsehenig, Victoris episcopi Vit etc., ang. ?on A. ZmgerU,
Der Verfasser möge diese wenigen Zeilen nicht als Aasflnss
kleinlicher Nergelei betrachten , sondern als ernstliche Bemühong,
etwas Geringes an der gemeinsamen Sache zn yerbessem*).
') Bei der Corrector tra^e ich folgende Bemerianffen nach: 8. 77
ist bei der Inhaltsangabe des 5. Baches die Aufschrift SetH^nea et 2W-
veri j^acantur sachlieb unrichtig; denü dies geschieht erst VI, 4 and
8. Richtig wäre fnötus Senonwm et Treverorum. — 8. 80» Z. I t. n.
corrigiere de^aerbonMir in deferd>antur; 3. 105 ist es bei der Inhalts-
angabe sub j[II imri^tigyidaes die Sigambrischen Beiter metu Caesmü
a^fentantia i^ ihre J^eimat z^uf ^ckgekehrt seien. Vgl zur Bichtigatellang
dieser.Angabe.TI/ll, 1 Oerniam'desperata ea^fugnoHane eastrcnm.
&köd nastrps iäm ednstiHsße m niünmanibtu wdwant etc. — S. ISb
nilten die Äduer schon VII, 42 und iS von den B5mem ab, wie iUicli-
lich im Argumentum zu lesen ist. In Wirklichkeit aber erfolgt dar Ab-
fall der Äduer erst nach Cäsars Niederlage vor Gergovia can. 55. — 8.
161, Z: 6 T. 0. setze nach Morinis ein Komma statt des Punktes: S. 1^
wird in der Inhaltsangabe Gutruatus zu einem Cadurken gemacht, wih-
rend er ohne Zweifel ein Gamute ist. 8. 211 sagt auch Dinter im In-
dex nomiqum richtig von ihm : prinupe sediHonis CamtUum. — In dw-
selben Inhaltsangabe ist die zweite prae&tio Hirtii nicht am Ende des
1. gröiSeren Abschnittes, sondern ami Beginne des folgenden ansuftthren.
— S. 194 ist unter ileco 44 (nicht 43), 2 zu schreiben; 8. 197 1. Z. 5 T. o.
wird äUerum als Adrerb statt des richtigen Uentm oder dmmo ge-
braucht; 8. 232 steht in der Bubrik addenda Z. 2 ▼. u. cum ^[uüms C
addüis II etc. Schreibe richtiger quibtASCum. Das g[anz unverständliche
C soll wohl Abkürzung statt C sem. Da aber der Mame CaesariB ohne-
hin in derselben Zeile sich findet, so kann C ohne weiteres gestridieB
werden. — Was ferner das an der Spitze der genannten Bubrik siehende
,»Aquileiay.n. 231*^ bedeuten soll, kann ich nicht verstehen. 8.231, r. Z.
5 V. 0. schrei De U8 statt eaiVosges), — Nachträglich sehe ich noch, daas
S. 15 Z. 10 V. 0. nach toUrarent statt eines Beistriches ein Strichpunkt
gesetzt ist, wodurch die Stelle unverständlich wird. Ingleichen kann ich
. 63, Z. 14 V. u. die Silbenabtheilun^ eie-etas nicht billigen. Holder
hat S. 73 seiner kritische Ausgabe richtig eiectoe.
Wien. Ig. Prammer.
Victoris episcopi Vitensis historia persecutionis Africanae pro-
vinciae. Bec. Michael P et sehen ig. Vindobonae MDCCCLXXXI,
Apud C. Geroldi filium. (Corpus scriptorum eccles. latin. editum oon-
siuo et impensis Academiae utter. Caesareae Vindobonensis Vol. Vn.).
Der von der neueren Forschung früher ziemlich vernachl&ssigte
und doch dem Historiker mit Bäcksicht auf die Vandalengeschichte
nicht weniger , als dem Philologen mit Bücksicht auf die nun immer
verständnisvoller fortschreitenden Bestrebungen für eine historische
Grammatik der latein. Sprache bis zu den letzten Ausläufern inter-
essante Victor Vitensis hat gerade erst in den letzten Jahren , hier
nun aber in rascher Folge zwei neue kritische Ausgaben hervor-
gerufen, von denen die eine von dem berühmten Meister E. Halm in
d. Monnm. German. hist. Berlin 1879 , die andere , oben genannte
un,d hier kurz zu besprechende von M, Petschenig in der Kirchen-
väterausgabe der k. Akademie in Wien 1881 veröffentlicht wurde.
Für einen jungen Gelehrten war es wahrlich keine leichte AnfgalM^
f» Pekehtmfft Viciorb epuoopl Vli etc., auf. toq A^ Zm§erk, 819
u^ich der Halm'ßchen Auagal)e £o bald nclion mit einer oetien, jedoch
darcb den Ptaa der UntdruehiDaDg gebotenen, hervoizutreten and
fflan wird darum bei billiger Beurtheilung seiner ungemein fleißigon
und yoQ trefflicher Schnle zeogtnden Arbeit sieb gewiss allerseits
ancb daran erinnern, dass es aich hier nach der im ganzen bahn-
brechenden Vürarbelt eines so gewiegten Kritikers aum Theile auch
nur mehr am Ergänzungen nnd Nachtmge bau dein konnte. Und so
erkennt denn auch Ur. ?. natürlich Halms Vorgang dberhaapt in der
wärmsten Weise an (Fraef. p. XllI) und bemerkt insbesondere, dass
atm auch bereits die Hanptseheidung der Handschriften in 2wei
Hassen richtig forgeuommen (Prael p. IV)*
Das handschrifiHcbe Material ist nnn aber hier nehrfbish er«
eitert, Hr. P. hat, durch die Liberalität der k. Akademie unter-
ätzt, noch weitere sechs Codices fQr seine ausführlichen Unter-
gnchuDgen über die Überlieferung des Victor von Vita herangezogen,
welche zuerst und vollständig in den Sitzungsber* d. kais. Akad. in
ien pbil. bist. OL XCVI S. 637 ft. erschienen und hier in der
praefatio im Auszüge mitgetheilt werden; an einigen Stellen sind
nach der ausdrücklichen Versicherung des Herausgebers auch die
Lesearten der bereits von Halm benutzten wichtigen Handschriften
in dieser Ansgabe nun genauer mitgetheilt (vgl* Praet. p. 2 Anm. 1).
uf GnLnd dieser erweiterten Untersuchungen glaubt nun Hr. P, bei
Vier Textesbehandlnng auch dieses Autors die Zugrundelegung öiner
Handschriftenclasee eonsequenter durchführen zu können , während
Hilm, von dem er anch in der Beurtheitung des Cod. Laudunensis
etolgerma^eu abweicht^ hier die Nothwendigkeit eines hie und dm
ehr eklekti«»chen Verfahrens anged€atet hatte. Manchmal ist es
ohl fraglich, ob jenes Bestreben den Hrn. Herausg. denn doch
nicht etwas zu weit geführt hat, namentlich da, wo es sich einfach
um paläogr&phisch sehr leicht erklärliche Verseheu der nicht ganz
fehlerfreien er<üteu Olasse und zugleich um Dinge handelt, die auch
tnoch einem solchen Autor, so t^hr man seine ungebildete Dar*
Stellung sonst mit Recht betont (praef. p. XI 11 , Halm praof. p. X,
T ' ' " 111), kaum zuxulrauen sind, so lange sie auch bei
ji H*r Art nicht weiter belegt sind. Kann man sich
a. E. auch imt übulichem wie quem I» 2 oder editurae III , 55 eben
mit Rücksicht auf vergleichbare und oft nahe stehende Belege im
Indtz p. IM 8. V. coDstrttctio ad sensum wohl befreunden, so findet
man sich doch schwerer mit Erscheiaangen ab, wie II» 17 uniuersa
tela fnroris in persecutione ecclesiae cath. . .conuertit, wo, abgesehen
von der ausdrücklicben Oberlieferang persecntionem in dem nach P.
(p. IV) freilich ntrljt m überschätzenden Cod, Berol. (L), da^ü in BV
ich Endende ^ *ne in seiner öfter nachweisbaren Entstehung
,s perseculioL ersehen so leicht erklärlich ist» oder mit dem
, 89 eben&llä aus BV aufgenommenen Cartbagine ueniatis statt
des erwarteten und auch von mehreren Handschriften^ die zum Tbeile
in der praef. ancb noch den besseren zugezählt werden^ überlieferten
Carthag inem , wo sich ein Versehen ebenso einfach erklären liel&e
SSO M. Petichenigt Victoris episoopi Vit. eto, ang. too X Zmgerh'
aod die kurze Bemerknng im Ind. p. 144 Aber diesen „Ablauft
Carthagine y,fftr den Accns.^ mit einziger Zugabe der Stelle ans der
sog. Notitia nicht überzeugen dürfte ^) n. dgl.
Einzelne Beispiele letzterer Kategorie sind , wie angedeutet,
wohl ans doppeltem Grunde etwas anderer Art, als jene, wo gut. be-
legte Nachweise aus der fortschreitenden Forschung über spfttere
Latinität überhaupt und über die des Victor insbesondere mit
sichtlich nicht mehr zuf&Uigen und fast aus jeder Handschrift jedmr
Zeit belegbaren Abweichungen , sondern mit bezeichnenderen Yari-
anten zusammentreffen und die Wichtigkeit einer genauen Eenntkiis
der sprachlichen , hier auch manchmal fast überraschenden Eigen-
thümlichkeiten für die Benrtheilung der Überlieferung wieder in
schöner Weise beleuchten. Halm hatte deswegen bereits in richtiger
Erkenntnis dessen , was für diesen Autor noch ganz besondere Aof-
merksamkeit eiforderte, zur Anregung weiterer Studien aucb eine
besondere Sorgfalt auf den Index verborum et locutionum verwendet
und man sieht in der neuen Ausgabe wohl mehrfach auch diese an-
regende Förderung, welche die Vorarbeit ausübte ; Hr. P. hat es dann
aber auch seinerseits an Fleiß nicht fehlen lassen, diese wichtige
Partie noch weiter zn führen und zu Yervollständigen, wobei er eben
auch Gelegenheit fand, manche Lesearten weiter zu begründen. Her-
vorzuheben sind auch die sich mehrenden Hinweise auf andere ins
Gebiet der späteren Latinität einschlagende Werke und Abhandlangen
bis zu Zeitschriftenbeiträgen herab, welche nicht nur den Oberblick
vermitteln , sondern auch die Bedeutung der einen oder anderen Er-
scheinung immer klarer zn legen geeignet sind und von guter
Kenntnis der betreffenden Literatur zeugen. Ein paar kleine Er-
gänzungen werden wohl hier nicht unnütz erscheinen, so z. B. p. 150
zum Absatz pComparatiuo additur magis*' wohl ein Hinweis auf die
streng wissenschaftliche und gut belegte Darstellung bei Wölfflin
^Latein, u. roman. Oomparation^ (Erlangen 1879) S. 46, ebenso
p. 165 für ^passio = morbus" oder p. 145 bei „multo tempore'' aus
demselben Grunde und hier speciell hr die Afrikaner auf desselben
Wölfflin Akademieabhandlung ,.über die Latinität des Afrikaners
Cassius Felix^ (Sitzungsber. d. k. bair. Akad. 1880) S. 391 u. 412,
p. 151 für ein paar s. v. constitutus notierte Stellen auf eine dies-
bezügliche Bemerknng in der freilich sonst noch mannigfacher Ver-
besserung und Ergänzung bedürftigen ,, Geschichte des Kirchen-
lateins*' von Eoffmane (Breslau 1879 ff.) S. 125 u. dgl; F. Neues
Formenlehre der lat. Spr. ist p. 154 auffallend noch nach der ersten
Auflage citiert und sonst in ein paar wenigstens ebenso wichtigen
*) Naheliegend wäre etwa wohl in solchen Fällen selbst bei der
Annahme , dass bereits Victor selbst so geschrieben , die Bemerkung im
iknschlusse an Corssen Ausspr. (I, 111 ff.), Dies usw. etwas anders kn
fassen, obwohl der Einfluss der Volksaussprache hier und gerade nur in
einzelnen Fällen such nicht sehr wahrscheinlich wäre. Eher bei dem
sonst häafigen Vorkommen in Inschriften, Verseichnissen n. dgL im
citierten Bdspiel der Notitia.
0. Wii$€t Die grieeh. Wörter im Latein^ »ngez. von G. Me^«T, S8l
Fallen K. B* gerade auf derselben Seite zu castra, ae (Neue I^ 452)
nicht herangezogen. Die neueste Schrift Wölfflins „Ober die aüitte-
rierenden VerbinduDgen der lat. Sjjrache*" (München 1881), wo
Victor Vit* auch in dieser Beziehung ein paarmal herangezogen
wird, konnte dem Hrn. Herausg. wohl noch nicht zugänglich sein.
Manchmal könnte wohl auch nooh eine etwas genauere
Scheidung f resp« Gruppierung von Einzelbeispielen in dem reichen
Material oder die eine und andere erläuternde Zugabe wünschenswert
erscheiuen. Um nicht zu weitläoßg zu werden, will ich beispielshalber
nur bemerken, dass selbst Halm die Stelle II, 5 meditantibus doli»
einer Erklärung würdig hielt und wohl mit Recht f denn die Be-
deutung im Znsammenhang jener Stelle ist nicht so ohne weiteres
klar Halm gab p, 87 die vorsichtige Erklärung bei: „insidiantiboiS,
imminentibus , nt videtnr**; vielleicht könnte man ebenso vor-
sichtig meinen, ob nicht auch hier an die Bedeutung «praemon*
strantibus^ xu denken (mit welchem Worte meditari Öfter z. B« bei
Hilarins schon von älteren Erkläreru umschrieben werden mosste),
die hier in deu Zusammenhang wohl auch nicht schlecht passen
wärde und Belegstellen für sich hätte?
Dass die sorgfältige Arbeit, die auch, was die Kritik einzelner
Stellen aubetrift, den Text durch gute Emendationen fördert, in
weiten Kreisen die verdiente Beachtung finden wird, ist vorauszu-
sehen.
Innsbruck, Anton Zingerle,
Fr. Oscar Weise, Die griechischen Wörter im Latein.
Gekrönte Preisachria. Leiptig 1882, bei S. Hirsel. VIII. 540 SS.
„Viel Fremdwörter, viel Oolturverkehr ; viel entlehnt, viel
gelernt; eine reiche Geschichte, eine an mannigfachem Gute reiche
Sprache''. Diese Worte des geistvollen Culturhistorikers Victor Hohn
geben mancherlei zu denken. Sie sind so wie sie da stehen, dass
nämlich viele Fremdwörter auf einen reichen Culturverkehr hinweisen,
nur bedingt zu unterschreiben; in ihrer Umkehrung, dass reicher
Culturverkehr viele Fremdwörter bedingt, noch weniger zntreffend«
Die größere oder geringere Widerstandsfähigkeit verschiedener
Sprachen und Völker gegenftber der Einfuhrung und Aucigtiuug von
fremdem Spracbgat ist ein Factor, den Herr Hehn hier auOeracht
gelassen bat, der aber nicht außeracht gelassen werden darf. Keine
oder wenige Fremdwörter zu besitzen, darf nicht für ein Zeichen
einer besonders hohen Cultarstufe gehalten werden, ebensowenig
aber kann man den Besitz zahlreicher Fremdwörter für viel Cultur-
Terkehr^ für eine reiche Geschichte als Beweis geltend machen. Sehen
wir uns als Beispiel diA griechische Sprache im Laufe ihrer langen
Cleechichte an. Es h-' :iran zu zweifeln, dass in den AnfJlngen
der griechischen G«^ tu ungemein reger Verkehr zwischen
Griechenland nnd den Küsten des östlicheu Beckens des Mittelmeerea
88C O. W€i8$, Die griech. Wörter im Latein, anges. von Q-.JiUyef^
stattgefunden hat und dass die griechische Caltnr viel, yiel mel^r ^B.
orientalischer beeinfloast worden ist« als man das jetait noch oMist
zazugeben geneigt ist. Trotzdem ist die Anzahl der Lehnwörter ans
den orientalischen Sprachen im Griechischen eine verh<nism&ftig'
sehr geringe. Herr Angust Muller hat in einer sehr sorgföltlgen Be*
handlnng der semitischen Lehnwörter im älteren Griechisch in Bez-
zenbergecs Beiträgen zur Kunde der indogermanischen Sprachen
Band 1, Seite 273 ff. etwa ein viertel Hundert als solche erklärt,
hei denidn der semitische Ursprung sicher apzunehmen ist; daza
kommen wohl noch einige, die wohl ebenfalls aus semitischem Sprach-
kreise entlehnt, aber 80 sehr zur Ähnlichkeit mit ureigenem Sprach*
gute umgesohmolzen sind, das8 sich schwerlich jemals über ihren Ur-
sprung wird etwas sicheres aasmachen lassen. Ich rechne hieher aum
Beispiel das bekannte Woi-t fflr Ssel, ovoq. Was die ägyptischen Lehn*
Wörter betrifft, so hat Herr Adolf Ermann, der bekannte Verfasser
der neuägyptischen Grammatik, auf eine Anfrage des Herrn Beazen-
berger erklärt, sie fehlten im Griechischen ganz. ^Angebliche wür*
den sich wohl genug finden lassen in ägyptelogischen Arbeiten, aber
so weit mein Gedächtnis reicht, sehe ich auch nicht eines, welches
sicher wäre'. Bezzenbergefs Beiträge Band 7, S. 96. Diese apo-
diktische Behauptung des Herrn Erman scheint doch mannig&cher
Einschränkung zu bedflrfen; ein Wort zum Beispiel wie ß&Qiq will
er nicht als Lehnwort gelten lassen ^als ägyptischen Namen fftr
einen nur ägyptischen Gegenstand*. Aber das mehrfach von grie-
chischen Dichtern gebrauchte Wort ist auch ins Lateinische über-
gegangen (es steht bei Properz allerdings wieder nur im Zusammen-
hang mit ägyptischen Dingen) und hat nach Diez sogar dem
romanischen harca Leben gegeben. Ich stimme daher dem voll-
kommen bei, was Herr Weise kürzlich in Bozzenberg^ers Beiträgen
Band 7, Seite 170 in Bezug auf die oben angeführte Äusserung des
Herrn Erman bemerkt hat. Auch Heinrich Brugsch Pascha hat mir
gegenüber einmal mündlich ausgesprochen, dass er im Stande sei»
eine Anzahl ägyptischer Wörter im Altgriechischen nachzuweisen.
Es kann al^o keinem Zweifel unterliegen, dass wir semitische
und hamitische Wöi'ter im Griechischen anzuerkennen haben. Der
sonst so schätzbare Herr Ludwig Boss hat in seinem wahnschaffenen,
heutzutage wohl ziemlich ganz vergessenen Büchlein .Italiker und
Gi-aeken. Sprachen die Bömer Sanskrit oder Griechisch?^ Halle 1858
auf S. 84 den Wunsch ausgesprochen, man möchte die ^ägyptischen,
phönicischen und vorderasiatischen Wörter im Griechischen und La-
teinischen' nachweisen *al8 Gegengift gegen dasSanskrit\ Der Wunsch
ist seitdem, wie wir sahen, theilweise erfüllt worden, ohne dass da-
durch natürlich das Verhältnis des Griechischen zum Sanskrit irgend-
wie alteriert worden wäre. Aber freilich auch nur theilweise. Aus
den Sprachen der verschiedenen inVorderasien lebenden Volksstämme
mag mancherlei ins Griechische übergegangen sein; aber wer Ter-
möchte das heute noch zu constatieren, wo uns jene Sprachen selbst
nur aus ein paar yerdoTbeuen Glossen und unübersetzten InschrifIeD
t, IHe^ güeA*
er im Lfttois» ütigez. ron
bekannt sind? So glaube ich, das« das VVori liU/ot;, welches sich
aU6D Deuiuiigsversacben aus iodogdrmaoisoheD Mittela gegenabt^r
dprOde xoigt, sin vordenkdiatiscbes Fremdwort ist. Auch die zumh-
tuende Sicherheit und Zuverltoigkeit der KeilsobnfiforscUung dürftt»
Boeh hie und da einen Erndriugling im Griechischen euUar?en. Man
wird geneigt sein, Belebrnngüber alle diese Fremdwörter in dem Ver-
zeichnisse der *Fremd Wörter im Griechischen und Lateinischen' von
Herrn V ^.eipzig 187B) lu suchen; dasselbe ist aber leider
recht uij^ u^, was bei dem soostigen SammelOeil^e des Herrn
Yerfafiser» befremdet; es fehlen zum Beispiel die zweifellos aaiati-
tischen Thieruamen Kafir/log und xf^nog. Was iXitpag betrifft^ so
weise ich dafCir auf das durch Fleili und Gelehrsamkeit aus-
gezeichnete Work ?on Herrn Fritz Hommel 'Die Säugethiere
in den südöemitiechen Sprachen (Leipzig 1879) hin, wo auf S. 325
auf daa altägjptiache ab Elefant aufmerksam gemacht und ein asay-
riscbea al*ap erschlossen wird, das die n&chste Vorstufe des grie-
chischen €JJq}ag wäre* Bei dieser Gelegenheit will ich eine andere
Vermuthung mittheileu, zu der mich das Hommelsche Buch seiner*
zeit angeregt hat Das horaeri«che l^alog Dias 4, 105 (l^alov alyog
ay^v) ist bis jetzt noch nicht befriedigend gedeutet worden ; in
Ebelings Lezicou homeiicum wird S. 506 bemerkt^ 'vidotur vox ipsa
non »diectirum esse, aed afidita ut afc xfi/r^oc, ßovg (QV^og »im.
Das bcheint mir sehr richtig zu i«ejü, das Wort selbst halte ich für
ein Lehnwort auj% arabisch {][;a/Mn Steinbock, das nach Herrn Hommel
a* a. 0. S, 279 im Arabischen ein aramaiäcbes Lehnwort ist.
Also das Altgriechische hat in seinen früheren Periodea eine
ziemlich eng bekreuzte Anzahl von fremden Wörtern aus den Sprachen
des Ostens aufgenommen und meist stark heüenisiert, und sich in
i^päterer Zeit jedenfalls vor einer derartigen Überüuthii^ r^jmd-
w^irtern frei gehalten, wie sie im Lateinischen mit gu n, im
Deutschen mit französischen Wörtern stattgefunden hat. Woran liegt
das ? 'Alle Sprachen, sagt Jakob Grimm in der Einleitung zum deutschen
Wörterbuch S. XKVI, liaben, so lange sie gesund sind, einen Na-
turtrieb, das Fremde von sich abzuhalten und« wo sein Eindringen er«
folgte, CS wieder auszui^toBen, wenigstens mit den heimischen Ele«
mieten auszugleichend Dieser Ausspruch des Altmei^^ters hängt ta
eng mit sinnen i^vmboli zierenden Anaich ten über Sprach entwickluA^
im allgemeinen zusammen, als dass er heute auf allzu viel Beifall
rechnen dürfte. Wann ist eine Sprache krank und wie lange ist sie
gesund? Ich denke, wir lassea diese schwer zu beantwortende Frage
JM Ji|te und fassen lieber mehr die Sprechenden ins Auge, dabei
pilifclito Unterschied zwischeu der vorliterarisichen und der lite«'^
rariichen Pcoi nicht außeracht lassend. Ein wenig
cuJtiTierUs \ i.ihmü von fremden Wörtern wehrlos,
aber auch st eni gegenOber; es nimmt so viel auf, als das
Bedürfnis eil . , it selbst weniger, indem neu in den QesichU-
kreis tretende Begriffe, wie durch den Bandet f ermittelte Naturpro-
duct«, hAniig mit einheimischen Namen von Gegenatänden beKeioboefe
ä84 0. Weise, Die griech. Wörter im Latein, angei. ron G. Mejfer.
werden, die mit jenen nnr eine recht entfernte Ähnliehkett haben.
Das fremde Wort wird dabei den Lautgesetsen der eigenen Sprache
möglichst^nform gemacht, nach ähnlich klingenden Worten derselben
umgewandelt ; es treten die verschiedenen firscheinongsformen der
Volksetymologie ein. In Gegenden wo der Verkehr mit Angehörigen
einer anders redenden Nationalität ein intensirer und continnirlicher
ist, wird natürlich das Contingent an Fremdwörtern auch ein
größeres sein ; man kann das in deutschen Grensdistrictenbeobachten,
die an slavische oder romanische Bevölkerung grenzen. Bildet sich
ja doch in Hafenstädten, wo fortwährend ein Zusammenströmen der
verschiedenartigsten Nationalitäten stattfindet, mit der Zeit eine Art
internationaler Sprache aus, wie die in den Häfen des Mittelmeeres
gesprochene sogenannte lingaafranca,über die wir nächstens näheres
von Herrn Schuchardt zu erfahren hoffen dürfen. Viel anders ge-
staltet sich die Sache, wenn die politischen Verhältnisse dem einen
Volke ein Übergewicht über ein anderes geben. Ist das politiBch
herrschende Volk zugleich das civilisiertere, so wird der Procentsati
der fremden Worte ein sehr bedeutender werden, ja bekanntlich kann
dieser Process mit dem gänzlichen Untergang der Sprache des be-
herrschten Volkes endigen. Wo Literatur vorliegt, da hat der herr-
schende literarische (Geschmack großen Antheil an der Aufnahme
oder Abwehr fremder Wörter. Der bei weitem größere Theil der
griechischen Wörter ist ins Lateinische durch die Literaten einge-
führt, die griechisch zu sprechen für eleganterhielten als die rauhere
Mundart der Väter; ein großer Theil davon wiederum ist auf die
gebildeten oder richtiger gelehrten Kreise beschränkt geblieben.
Deutsche Prosa war eine Zeit lang eine Art Pehlevl, indem franzö-
sische Wörter nur durch deutsche Endungen und Verhältniswörter
mit einander in Verbindung gesetzt wurden ; und die Scribeoten des
griechischen Mittelalters haben ihre Producte sattsam mit italieni-
schem Aufputz zu schmücken geglaubt. Den alten Griechen stand
keine Literatur gegenüber, die für die ihrige hätte tonangebend
werden können ; zudem hat sie seit früher Zeit ihr stark ausgepräg-
tes Nationalgefühl, ja der nationale Übermuth, der den Fremden als
Barbaren verachtete, spröde gemacht gegen die Aufnahme fremden
Sprachgutes. Oberall, wo ein lange Zeit unterdrücktes Nationalge-
fühl wieder erwacht, sehen wir sogenannte sprachreinigende Be-
strebungen auftreten, die gewöhnlich mit Verkennung der histo-
rischen Entwicklung einer Sprache vorgenommen werden und darum
meist über das Ziel hinaus schießen. Nach dem deutsch-französischen
Kriege begann Herr Stephan seinen Feldzug gegen die französischen
Worte im Deutschen; noch jüngst hat ein Prager Professor etwas zu
pathetisch gegen die ^Verwälschung' der deutschen Sprache gedon-
nert. Die Bumänen haben den slavischen Wörtern ihrer Sprache den
Krieg erklärt, denn sie wollen echte Bomulusenkel sein ; der Ceche
und der Slovene übersetzt mühsam und nicht immer sehr ver-
ständlich deutsche Ausdrücke, statt sie wie früher einfach zu ent-
lehnen, als ob dadurch an der geistigen Aneignung etwas geändert
W0ia€, Dl« grlecb. W5rtdr Im Latein^ t^ngei. von G, Meyer. 895
rftrde; und die heati^eu Griechen haben es in kurzer Zeit fertigge-
bracht sieh Ton dem überflüssigen und mai^losen BAllast romanischer
nnd türkischer Wörter ganz tu befreien» was allerdings bei der emi*
nenien Hildnogs- and Ztisuminensetzungsnibigkeit des Griechtscben
leichter war als anderswo. Die Gnecbcn haben dabei anBerdem den
VortheiK dass ein großer Tbetl der in den abendländischen Sprachen
gebrauchten Fremdwörter eben griechischeo Ursprungs ist.
Die vorstehenden Betrachtangen hatten den Zweck darauf hin-
zuweisen, dass die an den Eingang derselben gestellten Worte Victor
Hehns nur mit den nöthigen Einschränkungen zu Recht bestehen*
Das ftndert aber natürlich nichts an dem Umstände, dass eine Unter«
suchung der Fremdwörter einer Sprache fOr die Geschichte nnd CuU
turgeschichte des betreffenden Volkes eine sehr große Wichtigkeit
besitzt. Wie geologische Schichten haben sich im Albanischen fremde
Wörter aus den verschiedenen Sprachen der Völker, die Herrschaft
über die Albanier geübt haben, at^elagert, und aus den Fremdwörteru
der Zigeunermundarten hat Herr Miklusich die Geschichte ihrer Wan«
derupgen zu recoustruieron vermocht. Im Jahre 1870 veröffentlichte
der fleißige, aber stark unkritische Dilettant Herr Augast Boltz eine
Schrift: *Das Fremdwort in seiner Entstehung and cnlturhistorischen
Bedeutung*. Ich habe dieselbe niemals gesehen, erwähnte sie aber
hier, weil derartige dilettantische Zosammenstetlungen mitunter auch
dem Ernsteren etwas Brauchbares bieten. Das ist die eine Seite, welche
der Behandlung der Fremdwörter Interesse verleiht. Die andere ist
die linguistische. Wo zwei nahe verwandle Sprachen Wörter mit
einander ausi^etauscht haben, da ist die Entscheidung darOber» was
altes Kigenthum, was Lehngut ist, häuög eine sehr schwierige, wirft
aber, wenn «le getroffi^n wird, die schärfsten Lichter auf Lautgesetze
und sprachgeschichtliche St^Uun? der entlehnenden Sprache. So hat
man im Armenischen erst die zahlreichen persischen Lehnwörter aus-
zuscheiden, ehe man dem Armenischen seine Stellung im indoger-
manischen Sprachkreise anweisen kann; die Annahme, ob ein Wort
entlehnt oder urverwandt ist, moditlciert oft eio ganzes Lautgesetz.
Mao vergleiche die Untersuchungen von Herrn Hübsch mann im 23.
Bande der Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung und im 35. und
86. Bande der Zeitschrift der deutschen morgenländischen Qeseilschaft.
Ähnliche Verhältnisse liegen im Kurdischen vor: ^Bei der nahen
Verwandtschaft des Kurdischen und Persischen ist oft schwer zu
entscheiden, ob ein Wort echt kurdisch und weiterhin allgemeines
irmnisehes Eigentbum, oder ob es aus dem Neupersiscben herQber«
genommen ist'. F. Justi Kurdische Grammatik (Petersburg 1880)
S. VI. Herr Ebel hat in Kuhns Beiträgen zur vergleichenden Sprach-
forschung Band 2, S. 139 ff, (Nachträge dazu Band 3, S. 277 f.)
durch Mugterang der entlehnten lateinischen Wörter im Altirischen
begonnen die anscheinend zahlreichen Übereinstimmungen im Wort-
schatz zwischen den keltischen und den graecoitaliscben Sprachen
auf ihr richtiges Haß tu roducieren und dadurch die Frage nach der
Stellung des Keltischen in der indogermanischen Spracbgruppe der
8S9 0. Weiae^ Die grieoh. Wörter im Latein, anges. vc« G. Mm^tt*
Entscheidang näher zubringen; neuerdings hat Herr Bruno Oflterbock
in seiner sorgfältigen Doetordissertation Bemerkungen über die la-
teinischen Lehnwörter im Irischen. Erster Theil: Zur Lautlehre',
Leipzig 1882, diese Untersuchungen mit Erfolg weiter gefähtt. Seihet
auf die lautlichen Verhältnisse der Sprache, bei der die Anleihe ge-
macht wird, ist die Betrachtung von Fremdwörtern geeignet, mit-
unter überraschendes Licht zu werfen ; verschiedene Behandlong
desselben Yocals verräth qualitative oder quantitative Verschieden-
heiten (vgl. mehrfach Ascoli in seiner Lettera glottologica Torino
1881), die Erscheinungsform der griechischen Aspiraten im Latein
ist wichtig für die Bestimmung ihres ursprünglichen Lautwertee
(s. meine Griechische Grammatik §. 204 ff).
Auf die griechischen Lehnwörter im Lateinischen ist man nach
dieser zweifachen Sichtung hin schon seit längerer Zeit aufmerksam
gewesen. Herr Georg Curtius hat mit einem Vortrage auf der Ham-
burger Philologenversammlung im Jahre 1855 diese Studien inan-
guriert und auf die für die altitalische Culturgeschichte zu gewin-
nenden Resultate hingewiesen. Von solchen culturhietorischen Ge-
sichtspunkten aus haben die Sache besonders Herr Goerke in seiner
Symbola ad vocabula graeca in linguam latinam reoepta, Königsberg
1868, und Herr Beurmann in der Gratulationsschrift der gramma-
tischen Gesellschaft zu Curtius' Jubiläum f Sprachwissenschaftliche
Abhandlungen' usw. Lpg. 1874, S. 95 ff.) angefasst; des letztem
Arbeit ist eine hübsche Skizze, aber eben nur eine Skizze. Unterdes
hatte Herr Saalfeld in seinem Index graecorum vocabulorum in lin-
guam latinam translatorum, Berlin 1874^ den ersten Versuch einer
alphabetisch geordneten Zusammenstellung sämmtlicher griechischen
Lehnwörter gemacht, der von ihm in seinem Wetzlarer Progi*amm
1877 ergänzt worden ist. Die beideu Schriften von Tuchhändler und
Buge über denselben Gegenstand kenne ich nicht; die erstere hat
Herr Saalfeld als ein Plagiat aus Goerke charakterisiert. Herr Saal-
feld hat ganz neuerdings in einem kleinen Heftchen culturgeschicht-
liche Studien im Anschlnss an die griechischen Lehnwörter veröf*
fentlicht : 'italograeca. Kulturgeschichtliche Studien auf sprachwis-
senschaftlicher Grundlage gewonnen. 1. Heft: Vom ältesten Verkehr
zwischen Hellas und Born bis zur Kaiserzeit\ Hannover 1882. Ich
enthalte mich eines ürtheils über diese Arbeit, bis eine Fortsetzung
davon vorliegt.
Eine erschöpfende Behandlung des Stoffes lag nirgends vor.
Das bewog die Jablonowskische Gesellschaft bei ihrer letzten Preis-
ausschreibung eine vollständige und mit genauen Nachweisen ver-
sehene Sammlung aller griechischen Lehnwörter des Lateins als
Aufgabe zu stellen. Die Arbeit von Herrn Weise, Gymnasiallehrer
zu Eisenberg in Sachsen- Altenburg, hat den Preis gewonnen und ist
auf Kosten der Gesellschaft in einem sehr stattlichen Baude gedruckt
worden. Mit ihr sind diese Untersuchungen wohl zu einem vorläufigen
Abschluss gelangt. Sie muss als eine im Großen und Ganzen recht
lobenswerte Leistung bezeichnet werden. Vor allen Dingen ist rflh-
O. Weist, Die ^erh. Wörter im LAt«hi, asgei. voai Cr. Mej^r, $$1
rnend herrorzuheben der grolle Fleiß de^i Verfassers, fie war kein«
kleine Aufgabe oicbt uar die gaosie römische Literatur 2U dem Zwecke
durchzulesen, sondern auch die einschlägige Literatur 2u beherrschen,
die fär die hier in Betracht kommenden Fragen aus hietori^chem,
cuJturgeschicbtlichem, antiquarii^chem und linguiNtischem Gebiete
entnommen werden musste. Der Herr Verfasser bat sie in anerken-
nenswerter Weise gelöst; wenn manclxe Sinselheit Ihm entgangen
iet, 80 muss man die Schwierigkeit in einer kleinen Gymnasialatadt
sieh die nOthigen Böcher zu beBchaifen in Anschlag bringen. So
habe ich beispielsweise auf S. 250 die Anfühnuig der hfibschen
Abhandlung von Ilerm 0. Schrader Die alttsta Zeittbdilung des in*
degermanischen Volkes« Berlin 1878 (in der Sammlung gemeinver*
stündlicher wissenschaftlicher Vorträge von Virchow und Holt«en-
dorff) veriüisst^ oder auf S. 187, Anm. 3 ('dock kannte man, wie die
Gleichung sk. kiuräs = ^r^*- beweist, bereits in der indogermanischen
Zeitdas Schermesser') die Erwäbnangder intereeeanten Couiroverse von
Benfey and Heibig über die indogermaniscfum Ea^innesaer, s. Benfey
in der Beilage der Augsburger AUgeme: vom 6. April
1875 und Heibig in der Zeitschrift *Im 1875, Auch das
oben genannte Buch vou Uommel, das mehrfach auf alte eiiropJLisohe
Thiernamen Licht wirft, scheint Herrn Weise nicht bekannt geworden
zu sein. Der Ver&sser der S. 5 genannten Oppler Programme de eo
quo Cicero in epin^tolis usus est semiQQe heisst nicht Stimmer, son*
dem Stinner. Nen hinzu gekommen ist (außer dem froher erwähn-
ten Schriftchen Saalfelds) die Doctordissertation von üerm Edmund
Haulorin Wien, 'Terentiana cum specimiiio loxici' Wien, Holder 1882,
wo B, 13 — 21 die von Tereni gebrauchten griecbii^chen Lehnwörter
zusammengestellt nnd darauf hin untersucht werden , ob sie vor Ta«
renz in der Literatur zu belegen sind. i
Bas Werk zerfült nach einer Einleitung (8. 1 — 10) in drei
Theite. Dar erste gibt die linguistische Behandlung der Fremdwörter
(S. 11— 86)* der zweite eine Darstellnng der griechischen Gultor*
Qbertragnngen an ihrer Hand (S. 87 — «325K der dritte üin alpha-
betisch angeordnetes, mit Stellennachweisen verseheuBS Verzeichnis
der Lehnwörter. In dem ersten, dem linguistischen Theile and auch
ad&st, wo sprachwissenschaftliche Diuge tu berfihren sind, ist mir
manches Unaichere^ ja geradezu Unrichtige aufgestoßen; nicht immer
zeigt sich Herr Weise auf der HAhe der jetzigen wissen scbaftU eben
An9chaaunr> /ewisse ünkifirheik oder Mangel an Schürfe macht
sich beiBet^t j lingnistischor Di uge fühlbar. So ist S. 12 durch-
aus unklar, wenn nicht unrichtig^ was über die Aspiration berichtet
wird» Die Neigung römische Laute xu nspinereo {pulcher Ü^t ptUatr)
soll aof griechischen Einfluss xurückgehen, ich weiß nicht ob so, dasa
die Oriechen Freunde der Aspiration gewesen seien (was man ja doch
nur den Attikeni HÄohaagt^) oder dan» die Gewohnheit, Worte wie
iftkoQoqia mit ; i hen später auch anf echt t<I*
mtacho Worte \^i td niemand glauben, bei der
Umtchreibuiig TOD Xf ^i fjP out ch^ th^ph wirkte das gelehrte BedQrfnis
818 O. Weite^ Die griedi. Wörter im Lttein, anges. Ton ff. Jf^yer.
genaaer Lantwiedergabe (gegenüber alten c, t, p) in Yerbindang mit
einer auch sonst schon vorhandenen Neigung des BÖmisohen, die wahr«
scheinlich in einem anderen Znsammenhange zu betrachten ist. Der han-
tige toskanische Dialect hat bekanntlich Neigung zur Aspiration , das
Etruskische hat sie nicht minder besessen -* es liegt nahe an einen
der ethnologischen Znsammenhänge in der Sprachwissenschaft zu
denken, über die jüngst Herr Ascoli in seiner ersten Lettera glotto-
logica (in der Birista di filologia Bd. X, Heft 1) mit gewohnter Qo-
lohrsamkeit und Scharfsinn gehandelt hat. Ohne Besultat in dieser
Hinsicht ist die sonst gute Dissertation von Herrn Brandis De aspi-
ratione latina quaestiones selectae. Bonn 1881. — Auf S. 13 be«
fremdet es mich in der fünften Anmerkung zu lesen, das Wort
Mchüa die Laube sei 'als keltisch an seinem Fortleben im alt-
firanzösischen treUe neufranzösisch treille erkennbar'; es leben
ja doch im Alt- und Neufranzüsischen sehr viele lateinische
Wörter fort, ohne dass dies ihren keltischen ürsprang beweist.
Dass die in der daranf folgenden Anmerkung aufgeführten
Fischnamen sämmtlich wirklich keltisch seien, dürfte wohl sehr schwer
zu beweisen sein. Das 'Iberisch-Keltische' auf S. 35 ist ein sprach-
historischer Beg^riff, der keinerlei Existenzberechtigung be-
sitzen dürfte. S. 21 ist griechisch ^/n; wohl verschrieben für^/rt^.
Bei der angenommenen Herleitung von rosa aus ^dia handelt es
sich nicht um Übergang von d in «, sondern von d und halbvoca-
lischem e oder % (rodta) in den tönenden Zischlaut {e durch de); wir
werden dann annehmen müssen, da dem Lateinischen dieser Lautvor-
gang fremd ist, dass das Wort durch oskische Vermittlung den Rö-
mern zugekommen ist, wo wir in eicolom von dies denselben und in
Bansae aus Bantiae den analogen Vorgang im Gebiete der tonlosen
Laute antreffen. Abfall von anlautendem v vor r oder l ist in keinem
einzigen Falle fürs Lateinische erwiesen, trotz der Behauptung von
Herrn Leo Meyer in seiner sogenannten Lautlehre des Griechischen
und Lateinischen S. 79. Ebenso wird auf S. 27 dem Lateinischen ein
Lautgesetz zugeschrieben, das im Bereiche dieser Sprache unerhört
ist : der Übergang von altem kv in p soll im Lateinischen wenigstens
im Inlaute auch vorliegen. Aber die angeführten Worte vesper sae-
pio lupus sind mit lit. vdkaras griech. aipiog (dessen anlautendes
a- für SV' stehen muss, Griech. Gramm. §. 222) und Xvxog nicht ver-
wandt ; über lupus und Xv)tog habe ich in dieser Zeitschrift 1880,
S. 122 bei Gelegenheit der von Herrn Weise hier angeführten Stelle
aus Jordans Kritischen Beitragen zur Geschichte der lateinischen
Sprache mich ausgelassen. Aufderselben Seite will ich einen am Schluss
nicht angemerkten Druckfehler verbessern : in Zeile 7 von oben muss
es statt ksl. tlyrmk, p^. pimp heißen : ksl. p^fö, kymr. pimp. S. 27
unten steht ein Verzeichnis von Doppelformen mit c und p^ von denen
jene urverwandt, diese entlehnt sind , z. B. hepar und iecur; da-
runter figuriert absis = aipig, ich weiß nicht mit welchem Bechte«
denn daf&r existiert keine andere, echt lateinische Form, zudem kommt
der Wurzel indogermanische Media zu. In der Anmerkung dazu wird
0. ITeii«, Die grieeb. Wdrter im t&taii), afigei. voq <?. Jf eyer. 899
resagty bei oxen: neben spec ai. apa^ nsw. 'siehe das Qriechische mit
[aeni Guttural der Wnrzel ganz isoliert da'; doch wohl nur mit der
[stell ung des Gutturals hinter dem anlautenden ^*. Dass man ^acus
[in acupcdius mit griechisch iixvg ai. dgü vergleichen dürfe (S.
; 28)f bezweifle ich stark, da in dem O^mparativ Öciar das dem gi'ie-
tchischen und indi^hen Worte entsprechende Ad jectiv um mit lat. <9r=
I griechisch at vorliegt und man zweifache Vertretung desselben Lau-
[tes in demselben Worte nicht statuiei-eo darf; zudem ist Aber die
I Quantität des a in jenem Compoettum gar nichts bekannt. Auf der
[nämlichen Seite steht eine andere unmögliche Gleichung : noXvg =
poMs ^ plovis ^ plus ; woher Herr Weise die beiden mittleren
fFormen hat, die ohne Stern auftreten, weiß ich uicht, aber jedenfalla
jift die Gleichsetzung des Comparativs plus- (s-Stamm) mit dem Po-
laiti? noXig (u-Stamm) falsch ; das Richtige siehe in meiaer oben an*
geführten Reeension ?on U. Jordan S. 123 f. Ein sehr ungenauer
nautphjsiologischer Ausdruck findet sich auf S. 2d Mer Übergang
Tdes Beibelantes a zwischen zwei Vocalen in die tonende Spirans und
, dann in r\ Reibelaut ist gleich Spirans; also ^Übergang einer Spi-
jrans in die tönende Spirans'; musste heißen *der tonlosen Spirans 8\
(denn das Schriftzeichen s wird ja bekanntlich im Lateiniscben für
lionlose und tönende dentale Spirans verwendet Dass die Sprache,
iwie in der Anmerkung zu der Erörterung aber den Rhotacismus be*
pauptet wird, ein Lautgesetz 'zur Vermeidung der Verwechslung* ge-
] wisser Wörter mitandern hemmt» dürfte kaum erweislich sein; Herr
rWalter ist in seiuer Dissertation Rhotacism in the oldltalian langua-
Ig^s, Leipzig 1876 gewiss auf richtigerem Wege der Erklärung für
(die Auanahmen. In derselben Anmerkung liest man 'da^ s ist nur
den Nominativen auf 6s Ms länger bewahrt worden*; das gehört
slena gar nicht hieher, wo es sich um intervocallsches » handelt,
[und ist zweitens unrichtig, die Nominative auf -ds sind thatsächlich
[das Normale, denn es gibt kein lateinisches Lautgesetz, uacb wel-
chem auslautendes s zu r wird; die Nominativformen auf-or verdan*
ken das r der Einwirkung der obliquen Casus mit ihrem -dr-^ daa
dort allein lautgesetzlich entstanden ist. S. 32 lies etruskiscli Fer/-
panm statt Valparum, Herr Wastpbal hat nicht das gothische
Anlauts- (S. 39), sondern A n $ lautsgesetz im zweiten Bande der
Kuhnseben Zeitschrift erörtert. Was 8. 43 Anm. 1 fibercaj^ gesagt
wirdf iist eine unnötbige Wiederholung ausS, 17. Dem methodischen
Grundgesetze, dass man nicht doppelte Entwicklung einer Form nnt#r
sonst gioi gleichen Bedingungen annehmen dQrfe» möchte wohl die
Herleitung von ^roma und norma aus einer Grundform ^norma ^
ynof^fitj zuwider laufen (S. ö3, Anm. 5l Uber«l{H]rti«m(3. 69) han*
delt toleUt Herr Jordan in den Vindtciae sermonislatini antiquiasimi
iim Index lectionum von Könipberg, Sommer 1882) p. 19, der den
^b«rgang des i von Hi/HOP in lateinisches o durch Hinweis auf in-
schriftlich bezeugtes sacrihgon CJL. VI, 9659 und soriilo^a CJL.
VUl, 6181 zu stützen sucht — S. 70: 'Da wir nun wis^en^ daaa
die alten indogeroianisclita, aus dem weichen Eiploeivlaute t ^
SM 0. Weise^ Die griech. Wörter im Latein, anges. von Q-. Mejfer.
bestehenden [?] Aspiraten hh nnd s^h, welche f&r die nritaÜBohe
Zeit noch nachweisbar sind (vgl. Whitnej Sanskr. Gramm. S.
14, Nr. 38) zu den eine geringere Articolationskraft erfor*
dernden Fricatirlanten f and h abgeschwächt worden sind* and
in der Anmerkung dazu, ^die dentale Spirans fehlt im Latain'«
Hier hat sich der Herr Verfasser die ganze Frage nicht recht klar
gemacht: erstens ist nicht abzusehen, was das Oitat aus Whitney Ar
ttritalische Aspiraten beweisen soll; zweitens sind für das üritalische
nicht die weichen, sondern die harten Aspiraten anzunehmen, nach
dem bekannten Kachweise des Herrn Ascoli, drittens fehlt im La-
teinischen nicht die dentale Spirans, denn diese ist durch 8 yertreten,
sondern die interdentale (]>), die zu f geworden ist. — S. 72: Aus
Stamm 8vam lässt sich aq)6yyog nicht ohne Schwierigkeit' ableiten;
denn der Übergang von t; in 9 ist ebenso wenig irgendwie erwiesen
als der von v in lateinisch /'(Griech. Grammatik §. 238, Anm. 1),
oqfoyyog (sammt fungus) muss also doch von gothisch 9vamms ge-
ti-ennt werden, das Tielmehr zu cofJiq>6q, schwammig gehört.
Trotz dieser Ausstellungen im einzelnen gibt der erste Theil
sehr brauchbare Übersichten und wohl erwogene Erörterungen Aber
alle sprachlichen Momente, die bei der Betrachtung der griechischen
Fremdwörter in Betracht kommen. Es wird von den Erkennungs-
zeichen der Lehnwörter gehandelt , und zwar zuerst von den Lauten
im allgemeinen, dann ?on den Lauten nach ihrer Stellung im Anlaut
und Inlaut, von den Suffixen (die etwas ungenau unter dem Ausdruck
^Auslaut' begriffen werden), wo sehr dankenswerte Zusammenstellungen
geboten werden, von der graecisierenden Declination, von Prothese
und Epenthese , von der Composition , von der Quantit&t und Klang-
farbe ; dann wird über die volksetymologische ümdeutung gesprochen,
hierauf ein Verzeichnis von Wörtern gegeben, die Herr Weise, h&ufig
im Gegensatz zu andern Forschern, nicht für entlehnt ansieht; endlich
werden einige Anhaltspunkte für die Zeit der Entlehnung besprochen.
Die zweite , umfangreichste Abtheilung gibt eine Darstellong
der culturhistorischen Einflüsse Griechenlands auf Bom in 29 Oapiteln :
1. Thiere, 2. Pflanzen, 3. Mineralien, 4. Nahrung, 5. Kleidung,
6. Wohnung, 7. Gewerbe, 8. Handel und Verkehr, 9. Grammatik,
10. Poetik und Metrik, Schreib- und Bücherwesen, 11. Bhetorik,
12. Philosophie, 13. Astronomie und Astrologie, 14. Mathematik,
15. Physik und Mechanik, 16. Geographie, 17. Jurisprndenx,
18. Medicin, 19. Plastik, 20. Architektur, 21. Malerei, 22. Mnaik,
23. Mimik und Orchestik, 24. Gymnastik, 25. Spiele und Belusti-
gungen, 26. Familie, 27. Staatswesen, 28. Religion, 29. Mjlitär-
wesen. Hier wird mau gern aus dem vollen loben. Das umfangreiche
Material ist vortrefinich verarbeitet, die Untersuchung überall durch
Bezugnahme auf voritalische Culturzustände vertieft und durch Ver-
wertung praehistorischer und arch&ologiseher Forschung belebt Man
wird den Ausführungen des Herrn Verf.B überall mit Interesse
folgen, auch wo man ihnen nicht beistimmt. Dass keine anmathigen
Coitnrbilder geboten werden, liegt an der Masse von zu verarbeitendeii
€, Die gfhüch, Wörter int Lmtelii, $n$«g. vob O, Metfer. 8f t
I EiBzelheiten und zam Tbeil wohl aucb ait dor f^wns «Dgeletiken Dar^
stelloBg des Herrn Verte; dm einzelneo Capit^ln eißes wisseQ-
echaftljchen Werkes Mottos vorzusetzeD ist nicht sehr ^e*
^ »chmackvoll. In Einzelheiten gibt sei batverstÄnd lieh auch diese Ah-
theüuiig' ZQ kritischeu Bemerkungen Anlasa. Dase der Herr Verf.
• drei sich scharf ?on einander absondernde Perioden Toritaiischer
CulturzastJlüde anoimmt, die indogerfflanrsche, europäische und
> graecoitalische , dagegen will ich hier nicht poletnisiereu ; mag man
über diese Frage denken wie man will, jedenfalls reichtnnser Material
nicht aus, um mit Sicherheit die Culturbegrjffe der einen oder der
I linderen Periode zu fixieren. Dass Italia von den ein wandernden
Griechen wegen seines Rißderreiehthums so genannt worden sei
(S. 94 K ist doch wohl noch eine offene Frage; vgl« die Anzeige W.
jDeecke» iu den GOttmger Gelehrten Anseigen 1881 S. 1112 ff. Ober
Heisterberger Über den Namen Italien^ Fretburg i/Bn 1H8L xehiwp
' und hinmdo (S. 107) mOssen .sicher ron oinandiir getrennt werden,
du.s faMtßt sie sind auch nicht als ur?er wandt zu betrachten ; denn
weder die Vocale noch die Oonsonanten stimmen (€ und f, / und un,
A und rt); das iet auch die Ansicht von Herrn Brngman» die er mir
neulich einmal brieflich ausgesprochen hat. Ebensowenig glaube ich,
\ dass aecipiter der Habicht = ai. d^päivan* schnell fliegend ist
(S. 107), und «war aus demselben Qrunde, aus dem ich oben glaubte
\acupedius ?on loxig nud ^li- trennen su mQssen Der Herr Verf«
I nimmt es freilich mit den Vocalen überhaupt nicht so genau, wie duh
! doch gegenwärtig in der Sprachwissenschaft gefordert wird; so trägt
er kein Bedenken S. 209 mare das Meer aus der gleichen Wursel
I wie tnürior ich sterbe hervorgehen lu lassen, obwohl ein Ablautever-
I h<nis twischen a und o im Lateinischen nich tuachge wiesen eracheint.
> Auch das Verhältnis der I^ante in den 8. 111 identifieierten Wörtern
I griechisch ^yx^lvg^ lateinisch anguiUa^ althochdeutsch <U, litauisch
' m^ffur^, altslarisch qgorUtl ist nicht erwogen worden ; sehr richtig
[sagt Herr Kfuge in dem ersten Hefte seines Etymologischen Wdi1»r*
buchesdürdeut8<;hen Sprache (StraJ&bni'g 1882)8, 1 ' ürTerwandtschall
von ^ei^mit dem gleichbedeutenden lateinischen anguilla^ wo«u gr.
I/X^^t^ g^^ogen ^it^i i^^ unmöglich, weil die Laute der germantsclien
[Worte zu sehr davon abweichen.' Auch lat an^uüla lässt sich so ohne
I Weilers nicht mit i'yx^Xvg vermitteln, es hat iweifelsohne Anlehnung
Imn anguis erfahren: und die slaviscb-litaui^cheu Wörter stimmen
[weder da7.u noch nuter steh. Die S. 123 identificterten Namen ftlr
'Wurm Bind in mindestens zwei Gruppen äu scheiden, deren eine
[fti. ^miK, lit. ^Irmt^, alb. Jbimd-t, altir. cruim, die andere got.
'fJöttrms, lat. vermts^ gr. ^fiog angehören; ^*lftig hat wegen seines
I I weder mit der einen noch mit der anderen etwas zu thun, kst*
ffriktl will Ficks Wöiierbuch 1, 49 zu lat» cum«« stellen. Oh papilio
ßchmetierling ein apeciftscb itallschea Woi-t sei (9, 1^2) steht dahin,
vgl. Pictot Les origtnes indoe^j nd 1^ S, 6Ö3.
Man wird im allgemeinen dorn m l vnrf nicht er-
' Bparen können , dass er manche Etj^motogien in sein Werk anf^e*
84C F. 8<mtmbuirg, Grandr. d. Gesch. ubw., ang. v. JL F. Klammer.
Dommen hat, welche yon der neaen Forschaiig Terworfea oder
wenigstens mit Fragezeichen yersehen worden sind. Ein Yersehen ist
das anrichtige Oitat S. 159 Geiger Ursprung osw. I 293 statt I 46S.
malus und Mast (S. 210) hat geradezu identificiert Eloge in Kuhns
Zeitschrift 25 , 313. S. 231 war wohl zu erw&hnen, dass seit
den Untersuchungen Herrn Deeckes der ägyptische Ursprung des
phönicischen Alphabets doch nicht mehr so ganz sicher steht (vgl.
z. B. seine Abhandlung Aber den Ursprung des altsemitischen
Alphabets in der Zeitschrift der deutschen morgenl&ndischen Ge-
sellschaft Bd. 31, S. 102 ff.).
Ich breche damit diese Auswahl aus den Bemerkungen, die ich
mir beim Durchlesen des Weise'schen Buches gemacht habe, ab.
Über den dritten Abschnitt habe ich nichts mehr hinzuzufftgen. Sr
wird kfinftlg den Index des Herrn Saalfeld ersetzen. Die tw-
schiedenen Kategorien yon Fremdwörtern sind durch verschiedenoa
Druck recht übersichtlich auseinander gehalten worden. Fetter Druck
bezeichnet die ganz und unzweifelhaft recipierten Fremdwörter , wo
der Übergang in die romanischen Sprachen häufig ein sicherer Beweis
für ihre Popularität war ; kleine Schrift macht die Ausdrücke kenntlieh|
die sicher nur der Literatur , ja einzelnen graecisierenden Autoren
angehörten ; mit gewöhnlicher Schrift sind diejenigen gedruckt , wo
eine Entscheidung nach der einen oder der anderen Seite schwer zu
treffen war. Belegstellen geben , wo möglich , das erstmalige Vor«
kommen eines Lehnwortes an, inschriftliche Belege sind immer hin-
zugefügt ; Verweise auf die Stellen, wo im ersten und zweiten Theile
das Wort behandelt ist, erhöhen die Brauchbarkeit des Index.
Der Leser wird, so hoffe ich, den Eindruck gewonnen haben,
dass wir es mit einem wichtigen und interessanten Buche zu than
haben , dessen Studium in jeder Sichtung belehrend und fördernd
wirken und das als Nachschlagebuch geradezu nneatbehrlich sein
wird. Der Philolog wie der Sprachforscher wird es mit dem größten
Nutzen gebrauchen und keine Gymnasialbibliothek darf die An-
schaffung dieses wichtigen Hilfsbuches versäumen. Die fürstlich
Jablonowskische Gesellschaft hat sich durch die Publication dieses
Werkes ein wahres Verdienst um die Wissenschaft erworben.
Graz. Gustav Meyer.
örnndriss der Gesehichte der deutschen Literatur. Mit Proben
und Tabellen. Zum Gebrauch in höheren Lehranstalten. Von Ferdinand
Sonnenburg. Braanschweig 1878, Verlag von Harald Bruhn. VIII
und 190 SS.
Der Verl, welcher auch ein ziemlich verbreitetes dreibändiges
literarhistorisches Werk Die Heroen der deutschen Literatur,
Braunschweig IS 72 — 74 geschrieben hat, entwickelt zwar in
seiner Vorrede sehr vernünftige Grundsätze über den Betrieb der
Literaturgeschichte an höheren Lehranstalten, kommt aber denselben
gar wenig nach; er klagt , dass man die liebe jfugend mu tnel Übe,
F, Sonnenfmtgt Grandr. d, Geacb. ubw., aug. y* IT. F* ICumm^.
krUUchc» Mütchen an den herrliehBten Werken mMk^$r
roßten leichter gu kühlen, leistet ab#T selbst erstaonlich viel an
bbertiäcblichen und iibsprecheodeo üriheileo, die wohl nur za g«-
ringem Thöil auf eigönem Boden 'tseo sind (v^l. üb«r Hros-
witha S. U, Wolfram S. 35, Triin : 41» Ä, W. SohJegel S* 179
ü, m< dgl.) ; er emptiehlt als Qrundiape Uterar hiäioriiehen Unter*
richten möglichst eingehende Ledtüre , oenDt abgeriseene Inhalts-
anifoben pädagogischen Unsinn^ bat sich aber^ wie ich f&robte,
selbst die Lectüre einea großen Tbeüea der besprocbenen Werke ge-
acbenkt; ich kann mii* auob nicht denken, dass ein Schüler höherer
Lehranstalten alle die Sohriftäieller der mhd. Zeit, sowie des 16. and
17. Jahfh.s ans eigener Leetüre keimen seile, die in seineai Leit*
fadeu behandelt sind: ron IW Seiten entfallen 42 anf die er«te
claasieche Periode, 1(X> auf das 15. bi^ 17. Jahrb. und weitere 48
auf die Zeit seit Klopstock. Die Proben des ersten T heil es
sind sparsftm und durch Druckfehler entstellt — dass die
mhd. Texte keine Längenzeichen haben» fallt vielleicht nicht dem
Verf. sondern der Druckerei zur Last, aber correcte Texte nach guten
Ausgaben der mhd, Dichtungen darf man wohl fordern *— ; reichlich
sind die Proben aus dem 15. bis 17. Jabrh., über die Weglassnng
Aenelben seit Klopstock rechtfertigt sich der Verf. in der Vorrede.
. Vo» dem Verf. eines UteraturgeschichtUchen Leitfadens kann
man bilUgerweise nicht eigene Forschnng ?erlangen» aber die Quellen
und die besten Schriften über dieselben muss er kennen. Sonnen-
burgs Darstellung der deutschen Literatur bis zum Aus-
gange des 13. Jahrb. 8 wimmelt aber von Irrthümern,
reralteten Ansichten , üngenauigkeiten und Fehlern;
ich kann nicht alles anführen, denn ich bin nicht berufen, das Buch
lu verbessern — an eine Einführung desselben in unsere Schulen
denkt nach der oben gegebenen Skizze der Banmvertheilung ohnehin
wohl niemand. Auf eine sehr oberflächlichiii lückenhafte Darstellung
der Künste (die Baukunst fehlt 8. 1)^ der poetischen Gattungen
{die Megie ein längeres Gedieht desaen Inhatt Trauer und Klage
ist ; die didaktische Poesie wird zur Ljrik gerechnet , also auch die
Fabel S. 2) und der deutschen Metrik (Senkungen im mhd. Vers
S. 3) folgt die eigentliche Geschichte, Wir lesen S. 6 baritus (alt'
fries. barya ^ schreien), vgl. Schweiier-Sidler Germauia* 8, 9
SehildgcAang oder Bartgesang, — S. 8 heilet der Verf. der Schrift
de rebus r oh Jorfiandcs statt Jardanes. — 8, 10 Otfrieda
Bvangeli. I :<^ hmßt Krist — 8. 15 wirft S. dem Verf. des
Annaliedes plumpe Fomäosigktit vor; vgl. dagegen Scherer in
QF TU n ni.. Chronologie der Epen des 12. Jahrb.s
h It. Roland, Rother, Ernst ist nach der er-
w:iiuiu«n ^ciH ' '^ii^en. — 8. 18 Wembers Quelle
war nicht ein ttaie^ sondern der von Schade
hgg. fpifitHt4a Mfuiac Scherer am a. 0. XII> 96. — 8. 27
werdri ;Kt.ori?<rhr» f^estand theile der Nibelungen-
sage unsichere V >n tut merowingischen Geschichte mor
844 F. Mundcetf Gesch. der deutsohen Lit. ubw., ang. Ton A. Semer.
gefohlt , dagegen die geBcbichüichen Berichte tod der Vernichtung
des älteren burgondischen Reiches durch die Hunnen i. J. 437 über-
gangen, vgl. Muth, Einleitg. i. d. Nibel. L. S. 44. — S. 27 fehlt die
St. Galler Hs. B des Nibelungenliedes; ebenda war unter den
Forschem über das Nibel. L. neben Holtzmann und Pfeiffer auch
Bartsch zu nennen. — S. 30 ist unter den volksthflmlichen Epen
der.Laurin nicht erwähnt. — Nach 8. 31 sollen die Bitter des
13. Jahrh. ausländische Stoffe gewählt haben wegen der Vollendung
des Volksepos, der kein einselner Dichter nahe kommen konnte.
— Si 32 Woher weiß 8., dass Wolfram gerade 1230 gestorben
ist? — S. 36 Minne abgeleitet von ahd. meinan gedenken ^ ststt
von Wurzel man^ s. Lexer, Schade u. a. — S. 36 Heinrich von
Veldeke, ein Niederdeutscher — er stammt bekanntlich aus der
Gegend von Maestricht in Belgisch-Limburg , ist also eigentlich
Niederländer — der am Hofe eu Cleve in Thüringen lebte —
Cieve liegt bekanntlich links yom Bhein im Begierungsbezirk Düssel-
dorf! — Gleich darauf S. 87 kommt Beinmar d. Alte an
Leopolds IV. (!) Hof. — Dass Wolfram nicht xuerst Taglieder ge-
sungen (S. 37) hat Scherer in deutsche Studien U, 59 nachgewiesen.
— S. 39 Die Pariser Lieder-Hs., die ihren Namen von Manesae
erhalten hat, — Was S. 41 über Br. David v. Augsburg und
Bx. Berthold (Lech!) gesagt ist, bedarf der Berichtigung nach
Wackernagel, Literaturgesch. ' 414 f. und den dort angef. Quellen.
Nach diesen Proben habe ich es mir versagt, das Buch noch
weiter zu prüfen , weiß also nicht , ob das Folgende besser sei , als
was ich gelesen; doch was mir beim Blättern aufgefallen, erregt
wenig Hofi&iung. So fehlt bei Kling er S. 167 der Otto, S. 183
werden LenansSavonarolaund Albigenser alsdramo^isdb^C!)
Dichtungen angeführt, ebenda kennt S. von A. Grün als Haupt-
werke nur die Spaziergänge und Schutt; Grillparzers Name
suchen wir vergeblich in dem Büchlein, das mit V. Scheffel
schließt.
Ich hoffe, dass man mein oben ausgesprochenes ürtheil auf
Grund des Zusammengestellten nicht für ungerecht hält.
Wien; Dr. Karl F. Kummer.
Geschichte der deutschen Literatur des achtzehnten Jahrhunderts.
In übeTBichtlichen Umrissen und bio^phischen Schilderangen von
Dr. Johann Wilhelm Schaefer. Zweite, vermehrte und vollständig
umgearbeitete Auflage von Frans Muncker. Leipzig 1882. T. 0.
WeigeL XIV und 782 SS. 8«.
Über die Herausgabe von wissenschaftlichen Werken nach dem
Tode des Verfassers kann man verschieden denken. Das pietätvoUsta
ist ohne Zweifel jene streng conservative Art und Weise, wie sie
Martin bei der zweiten Auflage von Wackemagels LiteraturgeBchichte
angewendet hat, obwohl die Fülle der i^den und eckigen Elamaem
auf das Auge nicht wphlthuend wirJkt und die Lesbarkeit des Buchea
F* Muncker, Getch. dar deot«ebeii Lit. tiaw., AOff. von A. SBiuer. ^M
BCbwert Von der gerade entgegengesdizteD Richtung kann dieNeo--
'baarbeitnng einer andereo Literaturgöschichte beredtes Zeugnis ab-
legen : Muncker hat in seiner ÜmarbeitaDg des Schäferschen Werkes
ohoe Zwtiifel die richtige Mitte eingebalten und sich seiner nicht immer
leichten Aufgabe mit vielem Takt nnd großem Geschick entledigt.
'„Einer freundlichen Empfehlung Ooedekes zufolge^ — wie die Vorrede
toeldet — „Yon der Verlagsbuchhandlnng mit der neuen Ausgabe be-
traut^, erkannte Muncker nach genauer Durchsicht, „daes das Werk mit
gewissenhafter Sorgfalt ausgeführt sei and im einzelnen nur wenig
Angaben enthalte; die geradezu einer Verbesserang bedürfen^. DagefjHl
schien es ibm erforderlich, ^in mehreren erg&nienden Zuaät^eo die
fiesultata der neueren Forschung dem Buche einzQTerleiben^. Dafl8
lies nothwendig gewesen sei, wird jeder» der Schäfers Buch in seiner
früheren Gestalt kennt, unbedingt zugeben. Wenn aber M. ferner
benrorhebt, ea sei nothwendig gewesen „einige Berichtigungen des
iaihetisch-biatorischen ürtheüa** forznnehmen und „neben der bio-
graphischen auch die in einem engeren Sinne so zu nennende jiterarhi-
storJBche Seite der Darstellung mehr hervorzukehren^, so kann ich
ihm hierin nicht ganzBecht geben* Die folgenden Sätze der Vorrede for-
dern meinen Widerspruch in mancher Beziehung heraus: „Nur ein
leiner Theil meiner Zusätze betrifft das Leben, weitaus der grdOte
f*Tielmehr die Werke unserer Autoren. Schäfers Kritik derselben ist
Ihetlweise berichtigt, meist ergänzt; oft auch ist die Betrachtuog
ierselben, die Schäfer stillschweigend oder ausdrücklich abgelehnt
hatte, Toll kommen neu hinzugefügt. Zu andern kleineren Einschieb-
L^ein führte mich das Streben, das Wissenswerte möglichst YoUständ ig
geben; ich erwähnte und besprach daher Vorgänge und Schriften,
iie als biographisch anwichtig Ton Schäfer übergangen worden waren,
iie aber in der Geschichte der deutschen Literatur einen mehr oder
ninder hervorragenden Platz Terdienen",
War diese Vollständigkeit im Geiste Schäfers gelegen? mflaeen
rir fragen. Ich glaube: nein. Die ganze Anla^ seines Buches^ die
wie ich mit M. meine — verfehlte Scheidung zwischen innerer
und äußerer Geschichte der Literatur, wobei die erstere zu kurz
fekommen, beweist uns, dass Schäfer bei seinem Publicum eingr(^fieres
^Interesse an dem biographiechen Theile seiner Darstellung vomud-
ßlzte als an dem literarhistorischen. Daher die Wärme und Begei-
iterong, die er überall den rein menschlichen Vorzügen der Dichter
nigtgon bringt; daher die Freude« mit welcher er bei den rührenden,
rgreifenden Momenten im Leben seiner Helden verweilt, dsher z. B.
Iie ausführliche Krankheits- und Todesgesohichte am Ende jeder
Biographie. Ja Seh, hat in der Vorrede zur ersten Aoflage dtrect
kervorgehoben , dass ^die Theilnahxne der Gebildeten an der Ge*
chichte unserer neuen Literatur sich lebhaft der Schilderung des
liebena unserer ausgezeichnetsten Dichter zuwendet^*. Ich mnss nnn
Keatehen, das« jene Biographien, welche M. ganz oder grüütentheil:^
Diiattgetastet gelaaseu hat, z, B. diejenigen ron Hagedorn, Geliert,
(Babener, Gleim, HoUysich meist glatter und leichter lesen, als andere,
&4^
846 J\ Muweker, GescL der deutechen Lit usw., ang. von A» Semmr.
in denen er eine Ffille von Namen nnd Titeln neu an^stappelt hat.
Innerhalb seiner Zufi&tze selbst rndohte ich aber noch einen Unter-
schied machen. Wenn Seh. über die Jngenddichtnngen Wielands im
großen und ganzen rasch, ja flüchtig hinweggleitet, obgleich er aelbat
sagt^ dass ,|ihn nu r die ersten Abschnitte seines Schriftstellerlebens
dnrch den sie begleitenden Beiz psychologischer Entwicklung an-
ziehen*^ (S. 338; 1. Anfl. II, S. 77) : so ist dies wohl hanptsäohlich
dadurch sn erklären, dass es damals an einschlägigen Vorarbeiten
gänzlich fehlte und dass er diese Dichtungen in ihren ersten ur-
sprünglichen Fassungen wohl gar nicht gelesen hatte. Hier smd
M.'s eingefügte feinsinnige Charakteristiken der einzelnen Werke
durchaus nothwendig. Wenn aber Seh. die kleinen Fragmente Johann
Elias Schlegels „Der GärtnerkOnig^, „Die drei Philosophen^ (S.
116), den Entwurf des Trauerspiels „Gothrika*', die begonnene
Übersetzung von Congreves «Braut in Trauer^ (S. 121) unerwähnt
gelassen hat, so muss er das aus ganz bestimmter Absicht gethan
haben. Es lag ihm dieselbe Ausgabe von Schlegels Werken vor, die
wir noch benfitzen und wenn auch einige dieser Fragmente für Sdile-
gels Entwicklungsgeschichte oder für die Geschichte der deutschen
Yerskunst als wichtig seitdem nachgewiesen wurden, so spielen sie
doch im allgemeinen Entwicklungsgange der Literaturgeschichte
keine bedeutende Bolle. Dasselbe gilt von den ungedruckten Lust-
spielen Weißes S. 134, von der Erstlingsschrift Nicolais S. 270; von
den Werken Mendelsohns S. 272, den Namen der englischen Boman-
schriftsteller, weiche Bodo übersetztes. 300 usw. Dieses Streben nach
absoluter Vollständigkeit scheint mir hier nicht am Platze zu sein.
Noch vorsichtiger hätte meiner Meinung nach bei Berichtigung
ästhetischer Urtheile vorgegangen werden sollen. Hier tritt das Indi-
viduelle des ursprünglichen Autors stärker hervor als in biographi-
schen Angaben und dieses muss — wenn es nicht erwiesen unrichtig
ist-— bewahrt werden, auch wenn es des Herausgebers Ansichten wider-
streitet. Scb. sagt von Gellerts Fabeln I, S. 74: „Die Darstelluag
ist oft matt und breit, wie sie denn auch meist in eine nüchterne
moralische Phrase ausläuft'' ; bei M. heißt es: „wie sie denn auch ge-
wöhnlich auf eine bürgerlich nüchterne, nicht immer ganz saubere
Moral hinausläuft*' was ja richtig ist; wenn er aber zwei
Sätze später fortfährt: ^Der reine sittliche Sinn, der die meisten
seiner Fabeln durchdringt^, so finde ich darin einen Widerspruch. —
Seh. sagt von Lessings Faust, y,nur wenige vortreffliche Scenen^
seien uns aufbewahrt worden ; M. hingegen : y,Nur wenige Scenen,
die allerdings nur zum mindesten Theil eine Verwandtschaft ndt
Goethes Tragödie bekunden, haben sich erhalten^. Seh. hat diese
Scenen vortrefflich gefunden und ich weiß nicht, ob nicht viele
Literarhistoriker ihm darin beistimmen werden. „Der erste wahrhaft
moderne Betrachter des Faost^ wird Lessing im zweiten Bande des
Goethejahrbuches genannt. Seh. sagt nicht vortrefflich im Yergleiefa
zu Goethe, er sagt vortrefflich an sich und hier hätte an seiner An-
sicht nicht gerüttelt werden dürfen.
F, Munekcr^ Geaeb. der dentBchen Lit* asir.. ang, ton A, Smter, 84T
„Die Sprache d&8 Dialogs** — sagt Seh. von Emilie Qalotti —
, |,ist knapi» and gedrängt; sie Terschmäht mehr als billig den Schmuck
i der Rede und die poetische Fülle ; aber sie ist kernig and aoe dem
reinsten Born der deatschen Sprache geschöpft^. Warnm iä«st IL
daB ^mehr als billig'^ weg and fögt statt dessen hinzu: »sie ist zo-
[ gleich epigrammatisch ausgebildet und auf die mimetische Kunst
jiles Schauspielers berechnet''«
Am meisten tritt dieser Qegensatz sn Scb.'s Überzeugung
> im Capitel Ober Klopstock zu Tage. Wir kennen M.'a Klopstock-En-
I ihusiasmus und wir finden ihn begreiflich. Der Dichter, mit dem wir
uns Jahre lang beschäftigen, dessen Leben wir Schritt für Schritt, ja
Tag für Tag verfolgen, dessen Werke onszu Lieblingsdichtungen werden,
I mii6 dessen Handschriften nns sein Geist nnd Athem entgegen weht : die-
^ per Dichter^ wenn er n<Kh dazu eine liebenswardige Persönlichkeit ist,
^ wird ans gerade so in seinen Bann ziehen^ wie jene Menschen, die er
\hü seinen Lebzeiten an sich fesselte. In M/s sehuBüchlig erwarteter
Klopstook-Bioj^aphie wollen wir auch gerne diese Begeisterung mit-
- machen nnd wollen auch die Verehrung für Meta mit ihm tbeilen,
fon weicherer schon hier sagt: ^sie ist vielleicht die edelste unter all
I i^n Fraoen, die durch ihr Verhältnis xu Dichtern und Schriftstellern
lEinilusg auf die deutsche Literatur gewannen ""^ Aber im groiien
i literarhistorischen Zusammenhange, £umal bei der Bearbeitung eines
fremden Werkes hätte M. darin etwas zurückhaltender sein sollen.
I Ich will nur einige Stellen vergleichen. Bei Besprechung der
lyrischen Poesie aus der 2. Periode sagt Seh, I, 174: ^,Die
aus den Verhältnisaen des wirklichen Lebens hervorklingenden
vollen Töne der tiefen, echtmenschlichen Empfindung verlieren
sich mehr nnd mehr; der Dichter reißt sich völlig los von
dem Boden des wirklichen Lebens und verweilt bei den Abstrac*
tionen der religiösen Poesie» in der die sublimierte Oefühlseeligkeit
I eich in Exciamationen verliert und der concrete Ausdruck ihm stets
I unter den Händen entschlupft''. Dai^s M. das ^völlig*" in ^meist^
und das „stets" in ^off" mildert, wollen wir ihm gerne als R^cht
zugestebou, wenn aber der mittlere Satz folgendermaßen umgeslellt
wird: ^tn der das Gefühl einer Oberirdischen Seligkeit sich in Ex-
claRmtionen erschöpft'', so sind wohl die beiden Worttheile „tieffthl*^
, „Seligkeit" vorhanden, aber der Begriff, den das Compositum
Iröcki, ist verlotou gegangen. Dasselbe Wort ist S. 19d (vgl. mit
I, 198) au8gomen&t worden. — Klopstocks ästhetische, grammatische
und metrische Forschungen — sagt Scb. l, 18Ö — p^entbalten
blanche feine Bemerkungen neben vielen Seltsamkeiteo^; mit
einer ganz kleinen Umstellung der Worte sagt M. 189: ^v iele feine
Bemerkungen neben manchen Seltsamkeiten*', ^' In seiner allge*
meinen Würdigung Klopstocks sagt Seh* I, S, 199: j^kuf dieser
künstlichen Höbe verklingt zuletzt auch der Ausdruck der
höchsten Verehrung und Biwundornng als ein leerer Schall**.
^M. 301 ändert ^droht ku verklingen'' und ebenso setzt er im
n&chsten Satze dem „Dies gilt^ Sch/s eine anders abschwtcbende
848 F. Mwndker^ Gesch. der dentachen Lit qbw^ ang. Ton A. Sdmer:
Phrase entgegen: „rflckt diese Gefahr oft nahe". — Seh. verheißt
Klopstoeks Gedichten in der Zukunft nicht allzn viele Leser: „Die
Nachwelt wird, anch wenn Klopstocks Werke noch weniger als jetat
gelesen werden, nie vergessen, dass mit den ersten Messiasgesängen
eine nene, vielleicht in gleichem Glänze niemals wiederkehrende Pe<>
riode unserer poetischen Literatur begann". M. schiebt ein xwei*
felndes Wörtchen ein: ^gelesen wei*den sollten". Ähnliche Ein*
schiebsei oder Änderungen dort wo M. auf Lessings Kritik Elop-
stoekscher Werke (S. 288) oder auf die Freundschaft beider Dichter
(S. 302) zu sprechen kommt.
Sonst hätte ich nur wenige sachliche und stilistische Einzel-
heiten zu erwähnen, mit denen ich nicht ganz übereinstimme.' 8. 9 f.
nennt M. Gottfried von Straßburg den „größten Künstler in
deutscher Zunge, der ein zauberisches Bild aller verführenden
Erdenpracht blendend entwarf "'y was ich doch nicht so unbedingt
behaupten möchte. — S. 39 'Nur in den „preußischen Kriegsliedem'^ • .
geht ein lebendiger Hauch patriotischen Gefühls durch seine (Gleims)
Dichtungen und machte sie damals auch dem Volke lieb, obwohl sie
die natürliche Einfachheit und Wahrheit echter Volkslieder nicht
erreichen; M. ändert merkwürdiger Weise: ,, daher gewannen sidi
diese Dichtungen schnell das Herz des gebildeteren Theiles der Na-
tion", wozu dann der beibehaltene Nebensatz nicht passt. — Es
dürfte doch vielleicht eine falsche Vorstellung bei ferner stehenden er-
wecken, wenn S. 45 Zimmermanns Werke „als pikant geschrieben^
bezeichnet werden. — S. 71 sagt Schäfer: „Dieser jugendlichen Un-
bedachtsamkeit schrieb Geliert die Schüchternheit zu, die ihn später
zu jeder Predigt begleitete^, M. schreibt „bei jeder Predig^^ um
das rasch aufeiuanderfolgende „zu^ zu vermeiden, verwischt aber
dadurch eine Nuance, die Seh. beabsichtigte. — S. 83 war f,Bin-
fachheit^ wohl nicht in „Einfalt" zu ändern, da Seh. ohne Zwei-
fel dasselbe Wort gebrauchen wollte, das er vorher in Gellerts The-
orie hervorgehoben hatte. — S. 297 die ineinandergeschobenen Sätze
über Plan und Motivierung in der Minna von Barnhelm sind mir
nicht klar geworden. — S. 301 der Einschub über das „stolz-be-
scheidene Bekenntnis^ Lessings steht im Widerspruch mit Sch.*s
ausführlicherer Dai-stellung derselben Sache, die S. 310 beibehalten
ist. — S. 624 hat Seh. ohne Zweifel Becht, wenn er von Goethes ita-
lienischer Reise sagt: „Nur der Herzog, der ihm bereitwillig den er-
forderlichen Urlaub bewilligt hatte, war im Vertrauen^, wie aus
Schölls glänzender Darstellung mit Evidenz hervorgeht; M« hätte
diesen Satz nicht einschränken sollen. — 8. 636 hat M. Schäfers
moralisierenden Ausfall auf Goethes Verhältnis zu Christiane wohl
mit Becht gestrichen ; warum aber ist die damit correspondierende
Stelle S. 663 unverändert stehen geblieben? — S. 648 Bei Be-
sprechung des Freundschaftsbundes zwischen Schiller und Goethe
scheinen mir die Worte : „Zärtlich gestaltete sich das persönliche
Verhältnis zwischen beiden. Wie zu einem älteren Bruder sah Schiller
zu Goethe hinauf^ nicht recht glücklich ge wählt.— S. 656 f. Der Ein*
H Masius, Deutscbi« Lesebuel), Mget* tQn K, St^jskai* BIS
schnb über die beabsichtigte Fortsetzung des DemetriuB und den Epi-
log zu SehiUers Glocke pasat nicht; deun der erste Satz des Abschnittes
„Goethe blieb Beinem Vorsatze getren, toq Beinern geistigen Dasein
zn retten» was er kdnne^, hat nur Sinn Wenn er aaf die Sammlung
der Schillerschen Werke bezogen wird.
Diese kleinen Mängel im einzelnen können den Wert der Um-
arbeitung nicht boe in trächtigen, bei der M. seine reichen Kenntnisse
und die Gewandtheit seiner Darstellung ebenso wie seinen Fleiß uud
seine große Sorgfalt in jeder Hinsicht bewiesen hat. Das Bach aber —
um über den Herausgeberden Verfasser nicht ganz zu vergessea — das
Buch hat diese Sorgfalt durchaus verdient. Es ist ein ausgezeich-
netes Werkf dem ich in dieser neuen Gestalt und in der glänzenderen
Ansstattungy die ihm der Verleger mit auf den Weg gegeben, die-
selbe Gunst des Publicums wünsche, welche sich die erste Auflage
in 80 reichlichem Maße erworben hat.
Lern her g. A. Sauer.
Deutsches Lesehufh für höhere ünterricht«anitÄlten. Heraasgegoben
?on Dr. I Masin». 3 Th«il*. Halle a. S. 1880, Verlag der
Bachbati Waisenhauses, gr. S'. (1. Theil. U. Aatl. XVUI
und fi38 ä».; ^. iheiJ. 7. Aul XI V uod tU 83*; 3. Theil, 4. Aufl.
XII and 732 m)
Den drei Theilen des vorliegenden Lehrbuchet? ♦ deren erster
bereits in dieser Zeitschrift (s* Band XXIU, S, 573 — 579) vun be-
rufener Hand einer eingehenden Beurtheilnng unterzogen wurde,
läast sich eine gewisse Einheit sowohl formaler als inhaltlicher Natur
nicht absprechen. In dieser Beziehung verweise ich darauf, dass
in allen drei Bünden die Scheidung der prosaischen und poetischen
StQcke durchgeführt iät und erstere wieder gleichmäßig nach dem
Inhalt 1. in Märchen ^ Sagen« Legenden, Parabeln, Erzählungen»
Scenou und Novellen, 2. in Bilder aus Natur und Kunst, Sitte und
Lebeu und 3, in Bruchstücke aus Lebens- und Völkergeschichten
gruppiert werden. Im IIL Bande enthält eine 4. Abtheiluug (S. 392
bis 580) noch Aphorismen, Betrachtungen, Abhandlungen« Beden,
Größerer Spielraum, als dies gewöhnlich in Leseböchern der
Fall ist, wird bei Ha^iiid den biographischen Abschnitten eingeräumt«
Und nicht nur Männer, die äich im politischen und socialen Leben
oder im Kriegswesen ausgezeichnet, auch deutsche literarische Gröf^i^n
werden hier mit Biographien oder der Darstellung einzelner charak-
teristiüriuir 7iu>ft aus ihrem Leben bedacht. Schon im L Bande linden
wir als iiörend die Stücke: 165 Aus M. Arndts Jugend leben,
186 Auti aiin ujunermanns Leben, 187 Aus Karl von HoUeis Lnbeu,
188 Aus Justinns Kerner» Jugend, 189 AuR Goethes Leben; im U.
90 Au?« B. (iolti 1 . 97 Aus J. Kernera Jugend; im IIL
4B Klopstockü 3H- , iio» Elternhause (aus (Goethes Wahrheit
und Dichtung), 47 Schillers Flucht aus Stuttgart (von 0. Schwab). Au
iie schließt sich eine Belhe literar-ä£thetiacher Aufsätise; [11, 75 die
attoordiBchen HeldQulieder Y<>n W. Oiimm, 76 Haiimann von A.U0,
Wolfram von Eschenbach , Gottfried ?on Str&Gburg von W. Wacker-
nageli 77 Hans Sachs nnd das Drama yon Q. IU>qaette, 81 deatsohe
iiiteraturzustände vor Klopstooks Aoftneten von D. F. Stranß ^ 82
Lessing. I. das dentscbe Schauspiel von Lessing von H. Hettner,
II, Lessings Stellung %ur deutschen Nationalliteratnr von G. G.
Gervinus, III. Lessings Stil von Ch. VUfl^ar. i
■ Ein anderer Vorzug des Lesebiches besteht in der aasge-
dehnten Heranziehung neuerer Schrillsteller. Außer den eben an-
geführten haben bei Masitts noch Eingang gefunden: K. Fischer,
Gerst&cker» Goltz, Gregorovius, Hackländer, Heinse, Laube, MOf^,
Buak, Beiuter, Stahr, Storm, Sealsfeald, Fr. Th. Yischer u. a.
Weniger einverstanden dagegen kann sich B^. mit der allza
h&ufigen Einfügung dialectischer Stücke erklären. Denn wenn er auch
durchaus nicht die Wichtigkeit der Mundarten für die geistige Ent-
wicklung eines Volkes verkennt, so scheint ihm doch aus mehreren
Gründen die Aufnahme derartiger mundartlicher Stücke in ein neu-
hochdeutsches Lesebuch unpassend und nutzlos. Der deutschen
Dialectpoesie sind entnommen I. pros. 6, 7, 16, 19, 23, 24, 40, 44,
48, 68. poet. 8, 11, 30, 67, 68, 69, 71, 72, 73, 75, 83 (der Müller-
bursch von Fr. Tschischka, das einzige Stück in oberdsterreichischer
Mundart!); IL pros. 2, 39, 42, 46, 93. poet. 5, 13, 27 (Fragment
aus in, 88), 101, 105, 109; IIL pros. 2, 6, 48, 109. poet. 7, 8, 88.
Wie man sieht, ist die Zabl der dialectischen Nummern, die ohnedies
in den weitaus meisten Fällen ungelesen bleiben , viel zu groß , als
dass man mit Stillschweigen über diese Eigenthümlichkeit des
Buches hinweggehen könnte.
Schließlich erwähne ich, dass in den „Literargeschichtlichen
Notizen", lll. S. 713 — 731, die nach Vorwort S. V mehr zu einer An-
knüpfung für den Lehrer als unmittelbar für den Schüler geeignet sind,
einige Ungenauigkeiten mit unterlaufen sind. So ist z. B. nach S. 724
Theodor Mommsen Professor der Philologie in Berlin; in der Bib-
liographie zu Schiller wird S. 727 angeführt: Schillers wissenschaft-
liche Thätigkeit von Tomaschek 1832 (statt Schiller in seinem Ver-
hältnisse zur Wissenschaft von Karl Tomaschek 1862) ; von Goethe
heißt es S. 717, dass er 1769 (statt 1770) nach Straßburg gieng,
1776 (statt 1779) Qeheimrath in Weimar wurde, 1786 (statt 1788)
aus Italien nach Weimar zurückkehrte, 1790 den Faust veröffent-
lichte (während in diesem Jahre nur „Faust. Ein Fragment" erschien,
nnd erst 1808 „Faust. Der Tragödie erster TheiP folgte) , und am
22. März 1832 als Minister (!) starb usw.
Die Ausstattung des Buches ist wie die aller aus der Verlags-
buchhandlung des Waisenhauses in Halle hervorgehenden eine vor-
zügliche.
Wien. Dr. Karl Stejskal.
Essai lar U valeitr etc., aog« von E, Siümann* SM
khweistbal MarbiOy B&sai sur 1& valeur pbon^tique de
Talphabdi l&tin, pnt]cip:ilement d'apm les g nuDmaimna de r^öpoqu«
iinp^rialö. Paria» krnet*t Lrt?roiii, ^iteur» Luierobourg 1882. Victor
Bück, libraire* 8* XI. 110 ^jg.
Wftlirend die lat. Orthographie sich zu allen Zeiten eines regen
Stodinms tu erfreuen gehabt hat^ sind die Arbeiten aber lat. Ortho-
epie &ui&erst spärlich. Seit Scioppins in seiner Grammatlca philo-
sophica — vielleicht zuerst — 'De orthoepeia seu recta literarum
latinaram pronnnciatione bandelte, sind es kaum ein halbes Dutzend
Männer, die seinem Beispiele gefolgt sind. Müssen wir deshalb
jeglichen Beitrag zu diesem Oapitel » das in engster Beziehung zur
Ui Lautlehre steht» mit Freuden begrüßen, so hatte das Erscheinen
der obigen Schrift für den Unterzeichneten , der selbst mit der Her-
ausgabe eines Werkes über 'Die Aussprache des Latein. Nach phy-
siologisch-historischen Priucipien\ bes<;bäftigt ist '), ein besonderes
Interesse.
Der Verf* behandelt auf dem kleinen Baame von 1 10 Seiten
E4ie laU Aussprache der Voc^lzeichen (§. 1 — 33)^ der Diphthonge
l{S. 33 — 43) und der Consonanteu (S. 44 — 106). Ein Appendix auf
|4eu beiden Schiassseiten enthält einige Verse, in denen er Vocal»
And einzelne Consonanten phonetisch duii:h diakritische Zeichen und
schrägen Druck zu charakterisiereu sncht. Die Darstellung ist eine
klare^ übersichtliche und gefällige. Der Anfänger, der sich nicht in
das dunkle Labyrinth Corssen'scher Forschungen und das Studium
der zwei dickleibigen Bände des Hauptwerkes (iber lat. Aussprache
[wagon mag, findet in populärer Weise die Hauptergebnisse neuerer
%rsohung zusammengestellt. Was den selbständigen Wert des
[Buches, die eigeueu üntcrsuchuiigen und die Methode des Verf^s
] betrifft, so hat er sich allerdings an diue Aufgabe gewagt, der seine
iBtudien nicht günstig waren. Vor allem hat er sein 2iel ziemlich eng
Kesteckt. Wir erfahren nichts vom lat. Acceut^ nnr gelegentlich von
Ider abweichondeu Aussprache der Buchstabon im Auslaut, nichts
Iton den Gesetzen, die in der phonet. Trennung der Silben wirksam
|0ind, selbst nicht einmal etwas von dem Wesen lat. Duppelcon*
onanton. Die Frage, ob und wo wir etwa darin zwei Laute (occlu-
[ftiva -f- exptosiva), eventuell einen Dauerlaut (coutinua) oder ein
I Mittel, die Schftrifung des vorhergehenden Vocals oder gar des con-
j souantischen Elementes selber auszudrücken, oder einfach etymo-
[logisierende Schreibung zu «sehen haben , bleibt ebenso nnbehandelt
[und unbeachtet, wie bei des Vorfs Vorgangern. Und doch setzte
{»«Döntlich der Beweis von der Schärfe des ? auch zwischen Vocalen,
en der Verf. an^s dem Wechsel von « und ss (S, 76) zieht, eine ein*
ebeodi^ Prüfung gerade dieser Frage voraus. Ist es ferner schon
nisslich . analog dem Unterschiede der clasaischen Schriftprodacte
[und der Volksschriflstöcke, wie er sich speciell In Wahl der Worte,
Byntax und Fleiion knndthnt, auch in der lebendigen, im Umgange
') Dii!(tttilbc »-r^clit'int inVhiiti^n^ im Vt*rlAt^ der irfbr. Hcniiiiiiif>'r tti
H(«ilbroi)T>
85t 3f. Sdi^eiithal, EssAi sur. la valear etc., ang. von K SedmmntK
erlernten und geübten Aussprache und Articulation ') von Laoten
merkliche Unterschiede im Monde des Gebildeten und des schlichten
Bürgers anzunehmen (S. YII, YIII), so ist es noch misslicher, über
die wirklichen Verschiedenheiten der Lautarticulation in den ver-
schiedenen Epochen der Sprache hinwegzusehen. So hat der Verf.
die großen Klang- und Accentverschiedenheiten der alten lat. Yocale
(z. B. ei, e, i — au, oi, u) im Verhältnis zn den späteren darchaus
acuten und intensiven Lauten {i, ü), den Umschlag des alten bila-
bialen f in labiodentales und anderes der Art kaum geahnt. Der
Mangel einer historisch-vergleichenden Methode, die Unbekanntschaft
mit den Ergebnissen der roman. Sprachforschung , auf deren wich-
tigen Rückschluss fQr Feststellung lat. Laute Wendelin Foerster')
dringend und erfolgreich hingewiesen hat, sowie eine befremdende
Unkenntnis selbst elementarer lantphysiologischer Verhältnisse nnd
Vorgänge lassen den Verf. nicht das Wesen eines Lautes erkennen.
Zeigen wir an der Behandlung des consonantischen lat. u , der der
Verf. fast sechs Seiten (S. 23 — 28) seines Schriftchens widmet, wie
die historisch-physiologische Methode gehandhabt werden könnte,
wie der Verf. seine Aufgabe anfasst, und welches die beiderseitigen
Resultate sind.
Von keinem der lat. Grammatiker, die uns von dem u schlecht-
hin mehrfach die Bildung beschreiben, wird ein Unterschied der
Articulation zwischen vocalischem u und conson. u auch nur an-
gedeutet : speciell die eventuell labiodentale Natur desselben , die
sie bei dem (jüngein) /'sämmtlich kennzeichnen, würde ihnen bei
dem entsprechenden stimmhaften Laute wohl kaum entgangen sein.
Dagegen heben sie die functio n eile Verschiedenheit beider Laute
in der Silbe hervor: dass das eine u, im Gegensatz zum vocalischen,
nicht siibenbildende Kraft habe und consonantische Function über-
nehme. Dasselbe wird von ihnen identiflciert mit dem aeolischen
Digamma , dessen bilabiale Natur aus der Entwicklung ß^rjfctuQ =
^rjTUQ (Prise. K. II, 18) auch ohne andere Argumente genügend
hervortritt. Auch mit dem alten (bilabialen) /*, z. B. in der Form
af für av der Präposition ab (Prise. K. 1 , 35) wird es zusammen-
gebracht, nie aber mit dem jüngeren lat. f oder dem affricierten (f.
Hinsichtlich der Entwicklungssphäre und der Ausschreitungen des
Lautes wechselt es wohl mit u und den nachweislich bilabialen m
{„Privilegium. ,non primilegium^ Caper K. VII, 111) und 6, nie
aber mit dem jüngeren f. Von den Griechen wird conson. u mit ov
*) Man missverstehe uns nicht Wenn das Volk beispielshalber
Clodius für Claudius sprach, so liegen lüutlicb verschiedene Formen
vor. Würde der Patrizier die Form Clodius wirklich aussprechen, so
würde er sie wesentlich gleich articuUeren. Der Unterschied der Laute
ist also kein physiologischer, sondern ein historischer. Artionlationsver-
schieden sind dagegen z. B. Laote, wo in einem Worte, das ein Eng-
länder ausspricht {Atny Natdl table) und das ein Franzose oder Deutscher
nachzusprechen sucht.
') Bestimmung der lat. Quantität aus dem Romanischen. Rhein.
Mus. N. F. XXXIII, 291 flf. cf. Schuchardt, Vocalism. I, 471.
31, S<^€it!ihait Ksm Bur U vfiletir etc., ftng. ton J?.
oder ß lraDS£cribiert, Was die WeitereDtwicklinig des c^ in den
romati. Sprachen betrifft , so ist es id einem gix>ßen Gebiet des Neu-
provdU2. als l erhalten, Lm Altcastilischen und Altportug. wogt ein
Kampf iwischen v und b, nnd wo nicht ein Laut gesiegt oder einem
Mittellaut gewichen , da kämpft ein spirantisch bilabiales r and 6
noch heute. Die Einwohner von Mlnho (Galizien)^) setzen für lat. v
ein h ein, ebenso die Basken und Eingeborenen der Insel Coba^). 6e-
meinromanisch aber vereinzelt wird sein Ersatz durch g oder gu (durch
Combiuation mit german. bilab. w) constatiert. Sein Fortleben als la^
biodentale Spirans ist einzig in der cuUivierten Musteraussprache des
Ital., Fran:£. und Portug. bekannt. Aus den Zeugnissen der Grammatiker,
aus der lat, Entwicklungssph&re und dem Wechsel mit ausschliel^licU
bilabialen Lauten (w, w, b, altes /), aus der analogen roman, Weiter-
entwicklung und nur beschränktem Auftreten eines labiodentalen t\
in Ansehung femer der griech. Transecription durch ov oder ß, ergibt
sich für das lat. coiison. u« dass es der Ariiculation nach von der
des Vocals u nicht wesentlich, wohl aber seiner Silbeuf unction
nach verschieden war, daas ea mit seltener Ausdauer und in der
ganzen eig. Latinit&t diesem Wesen treu geblieben , wahrscheinlich
ursprünglich mehr rundlippig, später entschieden breitlippig ge-
bildet ward, dass der akustische Charakter dem des u nahe kam.
doch flüchtiger Natur war, kurs, dass wir es mit einem Laute zu
thun haben, der zwischen dem bilabialen spirantischen stimmhaften v
und einem (cf. Sievers, Phonetik 123) untor dem Einflüsse der
Accentlosigkeit zum Halbvocal u mit consonaot. Function lierab-
gesunkonen u schwankt oder in beider Mitte steht. Der nicht seltene
Übergang dieses Halbvocals p in u einerseits, der Übertritt iu
bilabiales v (genn. w-gu^g) b andererseits, ebenso wie der definitive
Ersatz durch labiodentales v ist physiologisch ohne weiteres klar.
Welches ist nun die Methode und das Resultat desVerts? Er forscht
nach den physioL KigenBcliaften , die des Lautes Wiesen begründen
und für den mechan. Lautwandel einzig von Wichtigkeit sind, noch
weder nach dem akustischen Effect und der Tonemplindung, deren In-
ipiration manche Angaben der Grammatiker und sonderbare in*
schrlftllGhe Schreibungen bedingten : er wendet sich direct der Kritik
jener neueren zweifachen Ansicht und These zu, wonach das lat.
cosson. M einerseits dem franz. v (deutsch, i^), andarersoits dem
engl, w gleichgestellt wird: Ansichten, die Corgaen vermittelt, indem
er im Anlaut den engl Laut, im Inlaut das deutsobe u? zu finden
glaubt. Der Verf. führt (S. 23) verschiedene Zeugnisae an, «o lat.
oons. 11 etjfmologiach dem aeoli!»che& Digamma gleichgestellt oder im
alten lat. f wieder erkannt wird. Er bemüht sich sodann die
Corssenache Ansicht von der relativen Doppelgeltung dos cous. u
zurückzuweiBeii und erklärt sich seinerseits für den aueschließlichen
*) Carolina MichnPlis, Prftticn de tre« pastorei S. 38 (unter B)*
*) V. Föntcr» ynan. Gram» 8. 135, auch 8torm, Enifl. Philologie
I, W — Diei, (framtn. I ' 8, 23C, Die Analogie des Wechwls Ton b und
bttabialem u> In mitteldeutichün Muudart<*a ii^t bekannt.
8S4 M. SMiweisihal, Essai aar la valenr etc., ang. tob R
fransOsi sehen Lantwert, als ob der lat. Laut einer der tieiden
anfgestellten Möglichkeiten entsprechen mflsste. Das Austreten
des Lautes in u und b schreibt er griechischem Einfluss zu, wie er
einen solchen verschiedentlich sieht: „. ,üia pour via, graüis ponr
gravis etc., ^tait le fait d*un accent grfeisant. II faut 6galement
attribuer ä Tinfluence des dialectes grecs cette confnsion enire v et
b si fröquente . . " Kurz, das lat. halbvocalische bilabiale u wird dem
labiodentalen franz. v gleichgestellt : Laute, die sowohl durch phjsio-
h)gi8che wie akustische Eigenschaften wie auch durch ihre Bnt-
wickhingssph&re grundverschieden sind und mit einander nichts
zu thun haben, als dase sie auf Grund ungenauer Analyse und man-
gelhaften Bewusstseins der Tonempfindung psychisch zusammen-
geworfen werden und durch Mittelstufen in einander übergehen
kOnnen. Der Verf. gesteht uns mit einer gewissen Genugthunng:
^ Apr^ avoir attentivement parcouru les indications des grammairiens
de r^poqne, apr^s avoir soigneusement compar6 lenrs assertions arec
)e tömoignage des monuments ^pigraphiques, nous restons convaincns
qu*il faut admettre la prononciation conforme k Tusage fran9ais^
(p.23).
Diese immer wiederkehrende Weise , den lat. Laut mit einem
der drei Hauptsprachen (Franz. , Deutsch , Engl.) , von deren Lant-
system der Vei-f. keine wissenschaftliche Kenntnis hat, in Verbindung
zu setzen^ statt direct an die Angaben der Grammatiker und die
lautliche Entwicklung anzuknüpfen , um ihn wissenschaftlich nach
Articulation und Akustik zu bestimmen, harmoniert wenig mit
dem (p. Y) Corssen gemachten Vorwurfe „de retrouver en allemand
r^quivalent de tous les sons latins.*' Der Autor versteht es auch g^r
nicht, in den zuweilen physiologisch und psychologisch feinen An-
gaben der Alten das Richtige und Wesentliche herauszufinden , nnd
wo sie , entsprechend den verschiedenen Sprachepoeben und localer
Entwicklung, differieren und seinen vorgefassten Ansichten ent-
gegentreten, da sucht er nicht den scheinbaren Widerspi-uch auf-
zulösen , er sieht eine ^exag^ration evidente (z. B. p. 54 : Quintilian
Ober/*), eine zu feine Unterscheidung und ^manie de classer et de
cat^goriser' (p. 55 : Plinius über dreifaches l) , oder ein wenig ^ima-
gination po6tique' (p. 19: Terentian über o) in ihren Angaben. Wie
die Natur des lat. «;, so hat der Verf. die ähnliche Beschaffenheit des
Halbvocals t, das Wesen der lat. Nasale im Silben- und Wortauslaut,
den Grund der verschiedenen Behandlung griech. Lehnworte im Latein
verkannt. Das bedauerlichste Versehen ist indessen , dass er infolge
falscher Interpretation den Elangwert des lat. kurzen und langen o
verwechselt und verkehrt angibt.
Gehen wir nach Charakterisierung der Methode und Ab-
schätzung des Werkes und seiner Resultate im allgemeinen zur
Hervorhebung und theilweisen Berichtigung einiger fraglichen Punkte
im besonderen über.
Zu e (p. 8 und 9). Mit Recht wird auf Grund der Grammatiker-
zengnisse Gorssens Ansicht, dass e den d-Laut gehabt habe, surfiek-
M* SchweiBihal, Emü itir U filear eic, &ng. von S. Seelmann, 8M
gewieeea. Wie auch did romanischoTi Sprachen^ id deaeu v und I zu-
samtueafalleDf zeigen, hatte e aJlerdings eioen dem i sehr verwaadten
Laat. Das trifft auch zu tHr sSpea, dessen Nebenform saepes und
Verhältnig zu arp/^6g Coraaen gerade zar An nähme eines i mit be-
stimmt hatte, und das auch dem Verf. etwas Bedenken macht* Es ist
nämlich eine bisher noch nicht näher aufgeklärte Erscheinung , daas
einige lat. Wörter, die zwischen ae und e achwanken, dieselbe roman.
Entwicklung haben, wie geschlossenes ^ (= lat. e^ t), während sonst
dem lat, ae oder i ein offenes d entspricht, Das altfranz. soif aus
sepem weist aof^. Ahnliche Fälle sind faeuum^): foin» saeta oder
tieta: soie, pj-aeda: proie. Es scheint danach, ala ob wir hier eine
alte Entwicklung des Diphthongen ae zu i im Gegensatz zur be-
kannten spätlaieinischen zu ^ abzuscheiden hätten.
Zu f (p» 14). Nachdem auf da« etym. Verhältnis von €», e, i zu
jüngerem 1 aufmerksam gemacht ist , wird dieses dem Klange nach
dem kurzen i gleichgestellt. Das mag für die unbetonten Laute gelten,
für die betonten stimmt es nicht. Die roman. Sprachen » für deren
Entwicklung der Klang, nicht die Dauer maßgebend war, zeigen
dass lat, (jüngeres) I durchaus geschlossen, i dagegen offen war^
das denn auch mit i zusammenfallt« Der altlat lange Laut war
ein geschlossenes e mit wenig acutem Accent, daher seine 7er>
wanJtschaft und der graphische Wechsel mit ei und e. Später ^post«
quam eiilius loqui coeptnm est*' trat ein intensives, acutes i an
die Stelle. Dass dieses 7 nicht nur in der sog. vulgären, sondern
ebenso in der Sprache der Qebildeten sich durch seine iatensive,
acute Natur von dem offenen t unterschied , dafür spricht nicht nur
der Gegensatz der gallischen Aussprache, die einen Mttteüaut
zwischen e und i' dafür einsetzte, sondern das directe Zeugnis des
Consentius „Mihi tameu videtur qttando producta est, plenior vet
acutior esse, quando autem brevem^ medium aonnm exhibere
debet** (K. V, 334).
Züj (p. 17). Der Verf. hat wie seine Vorgänger dio Natur des
lat. conson« t verkannt. Die Physiologie (cf. Sievers, Phonetik p. 125)
macht einen scharfen unterschied zwischen dem 'Halbrocal t und
der 'Spirans' jf. Der letztere mustergiltige deutsche Laut igt ziemlich
energischer Natur, der kein i vor sich entstehen lässt, und hei dessen
Articulation die Organe behufs Engenbildung kr&flig zusammen
streben, daher das starke lieibungsgerüusch. Die Articulation des lat
Halbvocala i ist mit der des reducierten t (in der Ausspmche von
Grazie) gleich. Es ist nicht sübenbildend , functioniert also als Con-
sonant. Bei clem i findet eine so wenig schroffe Verbindung der Vocsle
zweier Silben .Htatt, dass die Silbengrenze im Laute selber liegt, ein
Theil der Articulation zur vorhergehenden, der andere zur folgenden
Silbe gehört Man wird daher verstehen» wenn der graphische Aus-
druck dieser Laotkette durch it (resp. /)» ja sogir durch tii versucht
•) Di^ die mustergiltige Form, wio au« Vamv L. L. VII, m M.
sn tehlleüett Ul. wo faeait&oia und fenlaicia fteht, was durch inBchrift*
Hchei S^ugois («. i. l I, 199, 87) noch mehr gettQUt wird.
8M M, Sehweisthaif Essai sor la valenr ete., ang. von £ Se^mant^.
irird (cf. Yel. Longns K. YII, 54 tu 55). Der Übergang von t m i,
die Entwicklang ans uDbetontem e oder • im Hiat (-ens und -ins :
jns), die im Romanischen Gesetz geworden ist, liegen nahe. Das
deatsc'-e j hat ganz andere Eigenschaften.
Zu 0 (p. 19). Die Yerwechslang der beiden (i-Klänge ist, wie
angedeutet) die Folge einer falschen Interpretation. Die Orammatiker
Torgleichen unwillkürlich die Ganmenhöhle, je nach ihrer wechselnden
Gestalt und den veränderten physikalischen Verhältnissen, mit einem
bauchigen Fasse , dessen Mündungen sich verengen und i n dessen
Hohlraum der Ton dumpf und länger schallt, im Gegensatze za dem
Tone, der uns aus einem breiten flachen Holzgefäß entgegenhallt,
und der gleichsam von dem Bande desselben abprallt. Man wird die
^Imagination po^tique' des Terentian (E. VI, 329) nun gar nicht so
übel finden und das, was die Grammatiker sagen und illostrieren
wollen, nicht missversteben :
Iffitur sonitum reddere cum voles minori [seil. 5],
KetrorsuB adactam modice teneto linguam,
lUctu neqae magno, sat erit patere labra.
At longior alto tragicum sab oris antro
Molita rotundis aeuit sonum labellis.
In Anlehnung daran sagt Sergius (E. lY, 520) : „0 quando longa est
intra palatum pin der Gaumenhöhle'] sonat . . quando brevis est,
primis labris exprimitur.^ Ebenso Servius (E. lY, 421): „0 pro-
ductum quando est ore sublato [d. h ^mit Erweiterung der Mundhöhle'
nicht *de la boucbe grandement ouverte'] vox sonat..., quando
<K)rreptum de labris vox exprimitur'' f wird der Ton von den Lippen
herausgepresst' oder ^entringt sich der Ton den Lippen^]» Könnte
irgend noch ein Zweifel bestehen, so würde ihn das Zeugnis des Mar.
Yictorin. (E. YI, 33), das dem Yerf., wie einige andere wichtigfe,
leider entgangen ist, aufheben: ^igitur qui correptum [seil, o]
enuntiat, nee magno hiatu labra resei-abit et retrorsum actam lingoam
tenebit. longum autem productis labiis, rictu teretri^ lingua antro
oris pendula sonum tragicum dabit..^ Auch ohne Eenntnis aller
dieser directen Zeugnisse hatte die roman. Forachung in dem epoche-
machenden Artikel Wend. Foersters ^Ober die Schicksale des lat. ö
im Französischen' (Boman. Stud. lU, 174 ff.) den Wei*t desselben
= d endgiltig festgestellt. Dass lat. ö ein geschlossenes ö sä, wuyste
man längst.
Zu y (p. 30-— 33). Die Lateiner gaben den giiech. Laut y in
den Lehnwörtern bekanntlich durch u^ y oder % wieder. Es liegt hier
keine Willkür, nicht jener graedsierende Einfluss in der lebendigen
Umgangssprache vor, wie es die Darstellung glauben lassen
könnte. Gewisse Beobachtungen — doch nicht die keltische Aus-
sprache des lat. ü als ü — ergeben, dass das alte Latein ein u hatte,
das eine entfernte Elangverwandtschaft mit ü besass. Die physio-
logischen undsprachhist. Gründe dafür, ebenso wie die genauere Cha-
rakterisierung des Lautes , muss sich der Yerf. vorbehalten. Dieser
alte Laut wich später einem acuten geschlossenen M^LaHte, wie
Easai sar 1a wkimr «tc*, an;, von E* 8€€imanin> 857
> »r d«D rom&D. Spracheo eigen ist Bei der Übernahme griech. Lehn-
worte trat nan ein psychisch wahlbegrQndetes Gesetz in Kraft,
> wonach jeder fremdsprachliche Laut in einer anderen unhewusst
( — nicht durch den ersetzt wird, dem er p.hysiologisch oder auch
im wesentlichen akustisch verwandt ist — sondern durch den«
der eine gleiche oder ähnliche {durch Individualität, Gewohnheit
usw. subjectiv beeiudasste und bedingte) Tonempfindung her-
vorruft* Diese Tonempfindung kann bei verschiedenen Personen nnd
zu verschiedenen Zeiten eine gan? verschiedene sein, nnd es ist
dieser pBjch. Laute r« atz von dem mechan. liautwandel wohl zu
liden. Im Altlatein setzte man demnach an StMle des griech« y
piiJkiirlich den nächsten Laut u ein, und dieser entwickelte sich,
wie andere U*s zum offenen u ^ und solche alte Worte leben mit dem
jüngeren offenen u (roman. ö) im Uomanischen fort icf.bursa:bour86y
gubernatorem : gouvemenr usw.). Als die Bntwicklnng des alten u
das u*£lement hatte fallen lassen, da kam das moderne • zu seinem
Kecht^ und Worte dieser Periode (abissus: ital. abisso usw.) trugen
ihr i in das Bomanische fort. Die Analogie, die wiederholte Ent-
lehnung desselben Wortes , gelehrter Kinllnss, der zu allen Zeiten
dem fremden Laut Bürgerrecht gestattet uud Aussprache und Schrift-
Zeichen zu verbreiten tiUcht, mag Störungen verursacht haben. Von
einem mechan. Cbergange des u zu y oder i\ wie der Verf. (p. 32)
iiteint, ist so selbstverstdodlich keine Eede. Ein Irrthum ist es ferner,
wenn jeuer Lautaustritt des kurzen i in echt lat, Wörtern, wie vyr,
vyrginem, vyrtus (statt vir usw.) als eine 'p^'^^^^^^^tion gr^cisee,
.suanieree, ajaut cours parmi les rh^teurs et les beaux esprits, mais
H*(§tant pas entree daus la beuche du grand nombre' (p. 31) hin-
gestellt wird. Es liegt hier wieder nicht griechischer Einfluss vor,
sondern eine ganz mechanisch erfolgte Trübung des i durch vorauf-
gehende Labialis« geftirdert durch die Stellung in geschlossener SUbe,
aumaJ vor r. Die Aussprache ist auch keineswegs gelehrt affectiert,
»ondern volksthnmlich. Der Appendix Prohi, der sonst nur das Volks-
idiom zu reinigen sucht, bringt Beispiele der Art als fehlerhafte
AttBsprache*
Zu eu (p. 49). Der Verf. folgert ans der Parallelschreibung
•aeus und -eus für griech« ^tvg in Warten wie Orphaens (Orpheus)
eine dem deutschen Diphthonge in ^h&uie 'leuU^ analoge Aussprache
des lat. cu\ Doch was hat der mustergiitige deutsche Laut oi (ge-
luauer 6c) mit dem lat, -^us oder -^us gemein? Das Italieniache
spriehi schon allein gegen eine solche Annahme.
Zupht ch, ih (p, 46—52). Der Verf., der jenes aufg^isteUte
|»ajroli* Gtsets nicht kennt, erklärt die verschiedene Behandlung
dieaer fremdartigen Laute im Latein falsch. Wie man weiss , sind
cp ;i^ ^ im Griechischen nrsprdnglich echte Aspiraten» d. h^ i^ pk
kh Ih, ep&lerhin Spiranten — (bilab.) f^ (deutsch.) ck (spanisch x),
nnd (engl.) ih* Das Latein bat nie eigentliche Aspiraten gehabt, nur
apiier vereinzelte Anklänge (brachium, Gracchus* chorona usw.).
Dem Gesetze gem&ß ward die Aspirata p durch die n&cbst verwandte
866 M. Muoeigthäl^ Essai sar U valenr etc., ang. Ton R Suiwumn.
iDttta j>, die AfEricata oder noch jüngere Spirans (p durok daa Uang-
verwandte /" gegeben usw. Die roman. Entwicklung entspricht dem und
lehrt das Alter eines Lehnwortes bestimmen.
Zu f (p. 53). Das alte f ist bilabialer Natnr, wie das aas seiner
Entwicklnngssphäre (v h h) und Andeutungen der Grammatiker
hervorgeht. Schon Joh. Schmidt, Zur Oesch« des indog. Yocalismas
I, 111 hat darauf hingewiesen.
Die Abschnitte über die Natur des l und der Nasale sind gans
verfehlt. Der Bec. muss sich begnflgen auf seine Arbeit hinmweisen.
Dem Autor ist überdies die berühmte Theorie Joh« Schmidts von
lat. Nasalvocalen , auf die der Unterzeichnete Gelegenheit nehmen
wird zurückzukommen, nicht bekannt. — Wir gehen schließlich noch
auf die Frage über die Beschaffenheit des lat. s zwischen Yocalen
ein (p. 75 ff.).
Corssen und andere haben angenommen, dass das lat. $ zwischen
Yocalen weich und stimmhaft sei, da es in den roman. Sprachen dieee
Eigenschaft habe. Der Yerf. bestreitet dito, und wir selber, bestimmt
durch histor. physiologische Gründe, waren vonjeher gegen eine solche
Annahme. Die Ansicht von der Stimmlosigkeit des s auch zwischen
Yocalen ist übrigens nicht neu, ebensowenig wie der Yersuch des
Autors, sie zu begründen. Schon der alte E. L. Schneider (lat.
Gram. I, 345) hat sie aufgestellt, aber die Gründe beider sind illu-
sorisch. Sie schließen nämlich aus der Schreibung von 88 neben s
(NB. in ganz bestimmten E&Uen !) auf hartes 8, während man darans
doch zunächst nur auf hartes s in diesen Fällen, für andere
Fälle genau das Umgekehrte würde schließen dürfen. Denn gans
abgesehen von der Frage, ob wir nicht im 88 eine geminata
oder continua zu sehen haben, und die naive Yoraussetzung zu-
gegeben , dass die Bomer sich , wie gerade gewisse moderne Yülker,
der Doppelsetzung irgend welcher Zeichen bedient hätten , um den
geschärften Laut auszudrücken , so hätten ja die Bömer gar nicht
nöthig gehabt, einen Laut, den sie immer als scharf in der Empfindung
hatten^ durch zwei Zeichen auszudrücken : es hätte, wie im heutigen
Spanisch, wo das 8 immer stimmlos ist, ein s genügt. Wenn man
außerdem in der mustergiltigen Periode Fälle wie crassus, lassus, tussis,
passus stets mit se, andere wie rasa, casa, vasa überhaupt zu keiner
Periode anders als mit einem a schrieb, in gewissen Fällen dagegen
(bei Lehnworten , seltenen Eigennamen und wo 8 aus Assimilation
entstanden, einem Diphthongen oder doch langem Yocal folgt) tem«'
porelies und locales Schwanken herrscht; nun, dann hat man doch
irgend welchen Unterschied gefühlt, der die Feder leitete: jedenfalls
kann man mit Bücksicht auf Fälle wie rosa aus der Schrei bang
f&r die Stimmlosigkeit des s nichts direct folgern. Der Beweis, den
wir hier andeuten, muss anders geführt werden.
Auf einen Unterschied , wie er zwischen franz. ; und s liegt,
machen die Grammatiker nirgends aufmerksam , obglüch -derselbe
auch für ein stumpfes Ohr sehr ausgeprägt ist. Ohne Grund' werten
wir also kein stiramhafkes s> neben stimmlosem annehmen; Eb «nkl
W, Färker, Lyoner Ytopet, aogez. Ton A, Mussafiä. 859
demnach die von Neaern attf^efiteHten Grflflde zu prfifen und zu
widerlegen. Oorssen, der keine genauere Kenntnis der roman. Sprachen
hatte und ppecicll das statistische Material nicht zur Verfügung haben
konnte, schließt auf weiches s aus dem Romanischen. Storm,
Engl. Philol. I, 28 hat jetzt daraufhingewiesen, dass etwa nur auf
altkeltischem Boden und in Portugal entschieden stimmhaftes s ge-
sprochen, in anderen Theilen (Spanien, Rom und Süditalien}
dagegen stimmloses s gehört werde. Er schließt daher ans dem
Romanischen im Gegentheil auf lat. stimmloses s. Dieser Schluss
ist um so gerechtfertigter , als wohl in allen Dialecten , wo s weich
lautet V die lat. fortis sich gesetzmäßig zur lenis schwächte , es also
auffällig gewesen wäre, wenn die fortis s der allgemeinen Tendenz
nicht gefolgt wäre. Außerdem zeigen lat. Volksschreibarten , wie
Visit (gleich vixit) neben yissit und vist, dass im Volksbe-
wusstsein auch der einfache Laut als scharf gefühlt ward. Ein
psychologisch-graphisches Argument schließt sich dem angeführten
unmittelbar an. Wenn denn wirklich ss den scharfen Laut im Gegen-
satz zu 5 bezeichnet hätte, weshalb findet man denn nie und nirgends
einmal dessuper, dessusum, praessentire geschrieben, zumal da, wo
das Wort infolge lautlicher Veränderung oder Bedeutungswandel gar
nicht mehr eine beim compositum befolgte ratio erwarten ließ? Im
älteren Französisch, als das s wirklich anfing zwischen Vocalen
stimmhaft zu werden , finden wir in analogen Fällen durchaus die
Formen mit ss neben s (desüper : desore und dessore usw.) und ueu-
franz. Schreibungen, wie pressentir, dessus, dessous, ressembler
(trotz sentir, sous, sembler) yerdanken diesem Umstände, einer Lesung
mit weichem s vorzubeugen, ihre Entstehung. Fügen wir hinzu, dass
die Schreibung von lat. ss nicht nur einen anderen Grund, als den an-
genommenen haben kann, sondern gemäß gewissen Zeugnissen und Be-
obachtungen wirklich gehabt hat, so fällt auch die letzte Stütze, die eine
Annahme von stimmhaftem s zwischen Vocalen aufrecht erhalten könnte.
Wir sind auf einzelne wichtigere Punkte des Werkes so willig
eingegangen, weil es im Interesse der Wissenschaft zu liegen schien,
gewisse der ganzen Vorzeit gemeinsame Irrthümer und Ungonauig-
keiten schon jetzt richtigzustellen. Wir wiederholen , der Verf.
verdient unseren Dank , und sein Büchlein wird sicher zur Populari-
sierung des Stoffes beitragen , wenn es auch den wissenschaftlichen
Anforderungen, die wir zu stellen berechtigt sind, in seiner jetzigen
Gestalt nicht genügen kann.
Bonn. Emil Seelmann.
Lyoner Taopet, altfranzösiscbo Übersetjung des XIII. Jahrhunderts In
der Muiiditrt der Franche-Corotd, mit dem kritischen Text des latei-
nischen Originals (sog. Anonym as Neveleti) zum erstenmal beraus-
gegebf'n von Wendelin Förster (auch u. d. T.: Alt französische
Bibliothek herausgegeben von Wendelin Förster. V. Band). Ueilbronn
1882, Gebr. Henninger. XUV, 166 SS. 8«.
Der Text ist nicht ohne literarisches Interesse, da der Über-
setzer sich gegenüber dem Originale große Freiheit gestattet hat.
Z«i«0chrifl f. d. tetorr. Qjmn, 188S. XL Htfl. ^^
860 W, Fänter^ Lyoner Tsopet, anges. von Ä. Mussafia.
Sowohl die Erzählungen als die Moralitäien — letztere in noch
höherem Maße — sind Tielausfohrlicher gehalten ^). Der Stil ist meist
fließend und anmnthig; die Gonstruction erscheint hie und da einiger-
maßen erkünstelt, ohne jedoch irgend wie undeutlich zu werden;
Enjambement ist etwas häufiger als sonst im Altfranzösischen. Bei
weitem mchtiger ist der Text in sprachlicher Beziehung. Er ist durch
und durch dialectisch gefärbt, und zwar liegt hier eine südöstliche
— nach der näheren Bestimmung des Hg.s der ehemaligen Franche»
Comt6 gehörige — Mundart vor. Die Kunde der östlichen , specieU
der südöstlichen Mundarten Frankreichs hat in der letzten Zeit, xn
gutem Theile dank den Bemühungen des Hg.s tmd seiner Schüler,
wesentliche Fortschritte gemacht; als ein bedeutender Beitrag dazu
ist vorliegende Publication anzusehen. Die Einleitung stellt in
knappster Form alles Wesentliche aus dem Gebiete der Laut- und
Formenlehre zusammen. Dass sie vieles des Belehrenden und An-
regenden bietet , braucht kaum gesagt zu werden. Hie und da regt
sich der Wunsch nach lichtvollerer Darstellung; manche Sätze
möchte man etwas verschieden formulieren ; andere ließen eine Dis-
cussion zu. Auf Einzelnheiten einzugehen kann hier um so leichter
unterlassen werden, als eine die zerstreuten — theils schon er-
schienenen, theils in Aussicht gestellten — Monographien zusammen-
fassende Arbeit sich wohl bald als nöthig ergeben wird. Dann wird
es an der Zeit sein, die ganze Lehre zu prüfen.
Der tre£Qich überlieferte Text bedurfte nur sehr selten kleiner
Emendationen ; zahlreiche Anmerkungen sorgen für Aufhellung aller
irgendwie schwierigen Stellen. Das Glossar verzeichnet nicht bloß
wichtige Wörter und bemerkenswerte Wortbedeutungen, sondern
auch alle vom Gemeinfranzösischen abweichende Wortformen; es
dient demnach zu gutem Theile als schnell orientierendes Register
zu Anmerkungen und Einleitung.
221 — 2 tost se consent a fausetey \ kons de mavaise pofh
reteyv&i nicht vollständig klar. Etwa ein Mann, der arm und schlecht
isty d. h. der seine Armuth nicht geduldig zu ertragen vermag und,
derselben zu entgehen, vor keinen schlechten Mitteln scheut ? Dies
scheint sehr gesucht. Es war zu bemerken, dass der Übersetzer das
lat. sepe fidem falso mendicat inopia (so L statt inherda) teste so
gut als möglich wiederzugeben trachtete. — 260 engorsetey (beide-
male in Verbindung mit lecherie) als eine Ableitung von engres
anzusehen, überzeugt nicht vollkommen; die Bedeutung ^Essgier'
ist zu speciell; mau denkt unwillkürlich an ingordo; freilich woher
Ä? — 306 n'est que lo secorre; wenn que hier das Substantivpro-
nomen qui vertritt, so hätte die Einleitung darüber ein Wort sagen
sollen. — 323-4 de soine garde fermetey \ richesce contre povretey
ist nicht deutlich; etwa: ^Der Beiche bewahrt nicht seine Standhaf-
tigkeit, d. h. vermag nicht dem Wunsche Widerstand zu leisten ,
^) Neue Thatsachen bietet die 32. Fabel. Hat der Obersetser aus
Eigenem hinzugef> oder aas anderen Quellen geschöpft?
W, Förster^ Lyoner Tzopet, aa^ei* fon A, Muaafia* 881
den Arm^n zu ooterdrücken' ? Wieder sehr gesucht. Leichtor
gienge an contre rieh, pov, ^die Armnth kann sich gegen den Beichen
nicht behaupten/ Vielleicht aber ist foi zu leseo^ entsprechend
dem lat. fragüi ßdus nesäi esse potens, — 485 ist puisse Praes*
oder Impf/? Wean, wie es scheiat, Impf.« dann sollte die Form
in der Einleitung verzeichnet werden. — Aach 498 ist vieni bIs
Ffct. anasuseben; vgl. zu 359. — 759—60 'im Franz, ist
nicht abzusehen, warum das Fleisch dem Raben, aber nicht
dem Adler nQtzen sollte/ Offenbar hat der Übers« die lat.
Stelle — fers onus; ai fiei utile ^ crede mihi — mit falscher luter-
punction gelesen, als ob gemeint wäre: fiei tUiU^ crede ^ mihi, —
Da 798 Icß oroiUes eine, wenn auch noch so sichere Conjectur ist»
80 sollte die Anm. zu 151 nicht auf diese Stelle, sondern auf 2488
verweisen. — 837 Et si me foni maint vilanie \ cui fai fait sovant
carMsie. Einfacher ala maint ^ mainte ist maint als Nomin. Plur,
anzusehen; "Manche beschimpfen micbi die, , / — 1L56 hydre, . .
c'est atgue en grijsaiche novele. Ist letzteres Wort in der Be-
deutung 'Sprache^ gebräuchlich? ob favele zu bessern? — 1303
am einfachsten schiene es mir en zu et zu ändern. — 1382 ein
Präsens eHparme kann wohl nur auf einen Infin. esparmer (nicht
-mier) zurückführen. — 1399 ff. Der in diesen Versen enthaltene
Gedanke paest nicht in den Zusammenhang. L ist Mer verderbt
(Questa statt ista) , und der Übersetzer sucht sich zu helfen. —
In der Anm. zur Rubrik von XXII ist 1323 ein falsches,
mittels des Glossars zu berichtigendes Citat — 1451 adougoit
ist wohl Impf, zu adoucier ^= it. addolciare; die aus Ad-
jectiven abgeleiteten Verba der I-Conjugation flectieren wohl aus-
nahmslos inchoativ. — 1507 die Stelle, welche der Hg. iu allzu ge-
waltiger Art emendieren möchte, scheint mir klar* wenn mesfait zu
mes fait löst und mes ^ me ansieht; Li premiers me fait cstimer
gti*a[r| Btcont me vuei venimer, Premiers und secont m neutraler
Bedeutung. — 1545 U draue suet les consas noter, | par quai fori
euers se puet doter. Was bedeutet consai? Etwa eon^lNi? (Der
Zusammenhang, in welchem das Wort auf S. XXXVI das Wort ver-
zeichnet, gibt nicht (iowissfaeit darüber.) Das Wort scheint nicht
ganz passend. V. 1554 steht causes, — 1555 würde ich nicht ver-
dächtigen: de samitlant , samblant jmgemant 'über ähnliches [ist]
ihnliches ürtheil [zu fällen]/ — 1590 geht nicht tenit = tenist
an? Mass man nicht etwa hielte'; das Impf. Conj. scheint mir von
der Syntax wohl gestattet. — 181)1*2 Ks war zu bemerken» dass
diese Sentenz keinen rechten Sinn gibt und sich auf die falsche
Lesung von L gründet. Das Lat. hat: Der schwache bedroht den
starken, audendi dum fndet esse locum. L liest falsch non tndet
und der Obervetzdr sucht, so gnt es angeht, dies wiederzugeben: H
foihl^s qui if fort menace \ ne coianait le point ä^ardicace. —
IHll ff- ist wegen ik. ' n nicht klar. Nach 11
gehört ein Punkt; nu> ist zu tilgen: Nature
ie$ moiehes enf^mdirt par corrupc$on. Nun folgt eine Aus^inftnder«-
862 J' Gerster, Geograph. Anschauungslehre, ang. Yon F. Grasaauer.
Setzung über den Unterschied zwischen generacion und corrupcion :
Propremant generacions se fait de mesle et de female etc. — 2003
li moche n'a qui contredie; wohl que, — 2144 li halte ich för
richtig; la ist, wie gewöhnlich, unterdrückt; 'der Löwe berührt ihm
die Hand mit einem sanften Kusse.' — 2774 piaige -r-. pleige als
Femin. wäre zu verzeichnen, — 2847 ein Lapsus; es handelt sich
nicht um enuie = it. noja^ sondern um envie, — 2895 flf. sind mir
nicht ganz klar. — 3050 noe sehe ich für ganz richtig an. Der Affe
hatte gemeint, Reinharts Schwanz sei zu groß, er fege die Erde. Der
Fuchs antwortet ironisch: *Nun, komm' her, mache mir einen Knoten
daran; [dann wird er wohl kleiner werden].' — 3150 voge\ noch
neufr. vouge\ sieh Littr^. — Ist es eine Pedanterie, wenn man bei
Anführung eines reflexiven Verbums in Anmerkungen und Glossaren
statt des tonlosen Pronomens das betonte vorzieht? Ich glaube,
dass Tobler und seine Schüler Recht haben, wenn sie stets sei (soi)
anwenden.
Den Wert seiner Publication zu erhöhen , hat der Hg. einen
kritischen Text des lat. Originals beigegeben, zu dessen Herstellung
er die ältesten Hss. benützte. Über diesen Theil seiner Arbeit zu
berichten, fehlt mir selbstverständlich jede Gompetenz.
Dem unermüdlich thätigen Hg. sei für diese neue Qabe der
Dank gezollt, den jede seiner Arbeiten in so vollem Maße verdient.
Wien. A. Mussafia.
G erst er, J. S.> Geographische Anschauungslehre. Wandkarte
in 6 Blättern, Freibarg i. B. 1880, Herder. Mit dem Textbuche: Ge-
brauchsanleitung zur geographischen Anschauungslcbre durch Wand-
und Handkarte. Vorschule des niederen, mittleren und höheren Un-
terrichtes. Supplement zu des Verfassers Handbuch : Die Geographie
als Wissenschaft und Unterrichtsgegenstand. Freiburg i. B. 1880,
Herder. 8». 125 SS. 3 Tafeln.
Als ein charakteristisches Zeichen für die Hebung des geo-
graphischen Unterrichtes in Deutschland und auch in Österreich kann
das gegenwärtige Erscheinen zahlreicher Anschauungsmittel für
diesen Lehrgegenstand begrüßt werden. Nachdem schon längst der
Elementarunterricht in den Naturwissenschaften hauptsächlich als
Anschauungsunterricht betrieben wird, vergieng eine geraume 2ieit,
bis man auch in der Geographie auf die anschauliche Lehrmethode
ein größeres Gewicht zu legen begann. Wir besitzen von Prof. Si-
mony bereits aus älterer Zeit solche Lehrmittel, die für die geogra-
phischen Landschaftsdarsteliungen mustergiltig sind, weshalb ihnen
auch allseitig die vollste Anerkennung zutheil geworden ist. In der
jüngsten Zeit sind von Letoschek Tableaux der wichtigsten physisch-
geographischen und astronomisch-geographischen Verhältnisse er-
schienen. Gegenwärtig gibt der Karten- und Kunsthändler H6hel
in Wien Bilder heraus, welche durch planmäßige Auswahl und cha-
rakteristische Ausführung ganz besonders zu naturgemäßen Yersinn-
Jichnngsmitteln der wichtigsten geog^raphischen Grandbegrlfife und
A. Trappe, Sohul-Physik, an^ez. von J, G. Waüentin, 86S
ErschoinüngsfoTDien geeignet sind. Vorzügliche Beliefdarstellangen
gewisser geographisch wichtiger und charakteristischer Ohjecte hat
Prof. Heim in Zürich herausgegeben, welchen zur allgemeinen Ein-
bürgerung in den Schulen nur 6in Hindeinis im Wege steht, dass
sie wie alle Heliefdarstelluugen verhältnismäßig zu kostspielig sind.
In der Production derartiger Lehrmittel istaber auch in Deutsch-
land bisher Vorzügliches geleistet worden. Wir heben daraus die ein-
gangserwähnte Anschauungslehre Gersters hervor. Diese chromolitho-
graphierte, sechsblättrige, 1*25™ hohe und 1*55" breite Wandkarte
besteht aus drei Theilen oder Tafeln und zwar 1. aus dem Natur-
bilde, das in einer idealen vom Hochgebirge bis zum Meere sich
erstreckenden Landschaft alle wesentlichen oro-, hydro- und topo-
graphischen Begriffe versinnlicht ; 2. aus der Darstellung dieses
Bildes in der schraffierten Landkartenzeichnung und 3.
aus demselben Bilde in der Cur ven darstell ung.
Das dazu gehörige für den Gebrauch des Lehrers bestimmte
Textbuch erklärt zunächst in ausführlicher Weise das Naturbild und
bringt hierauf eine didaktische Anleitung für den Gebrauch dieser
Wandkarte in sechs Lehrstufen, wobei von der Entwicklung der geo-
graphischen Elementarbegriffe ausgegangen und mit dem Übergange
zur wissenschaftlichen Behandlung der Karte geschlossen wird. In
weiteren Abschnitten werden die Orographie, Hydro- und Topographie
und die Terrainlehre in didaktischer Form behandelt. Dem Büchlein
sind noch drei Tafeln über die verschiedenen Formen der Terrain-
darstellung beigegeben.
Sowie die Wandkarte als ein vorzügliches Lehrmittel für den
Gebrauch der Schüler, so kann auch das Textbuch als ein nicht
minder guter didaktischer Behelf för den Lehrer und als eine gute
Vorschule des niederen, mittleren und höheren geographischen An-
schauungsunterrichtes bezeichnet werden.
Wien. Dr. F. Grassauer.
Scbul-Physik bearbeitet von Albert Trappe. Professor und Prorector
emer. an der Realschule am Zwinger sii Breslau. Achte, vielseitig
verbesserte und vermehrte Auflage. Mit 253 in den Text gedruckten
Abbildungen. Breslau 1879, Ferdinand Hirt, kön. Universitäts- und
Verlagsbuchhandlung.
Vorliegendes Lehrbuch der Physik ist für die oberen Classen der
Mittelschulen bestimmt und wurde in seinen früheren Auflagen mehr-
fach an österreichischen Lehranstalten benützt, wenn man auch von
anderen, leider vielfachen Mängeln und Gebrechen, die das Bach be-
sitzt und die hier zur Sprache kommen müssen, absehend, zu den
übrigen approbierten Lehrbüchern schon aus dem Umstände viel lie-
ber gi'iff, weil in diesem Buche die Elemente der Chemie, der Astro-
nomie und mathematischen Geographie, Partien, die nach den bestehen-
den Gesetzen in den Oberclassen gelehrt werden sollen, total fehlen.
864 A. Trappe, Schal-Physik, angez. von /. O. WaUenHn.
In den nachfolgenden Zeilen möge auf einige dem Referenten
einer Besprechung nothwendig erscheinende Punkte aufmerksam ge-
macht werden. Nebst einer Einleitung finden wir der Reihenfolge
nach fünf Abschnitte, enthaltend die Lehre von der Ruhe und
Bewegung der Körper, die Lehre vom Schall, die vom
Lichte, die Galorik, endlich dieLehre vom Magnetismus
undderElektricität (nach den Worten des Verf. Elektricit&t
und Oalvanismus).
Referent, der die Mühe nicht scheute und das Buch nach allen
Seiten einer genauen, Durchsicht unterzog, hat in demselben so
vieles mangelhaft und unzureichend, so vieles unwissenschaftlich and
unzweckmäßig behandelt gefunden, dass eine erschöpfende Kritik der
vorhandenen Partien die dieser Zeitschrift gesteckten Grenzen weit
überschreiten würde.
S. 2 wird Äther ein luftförmiger Stoff genannt, der alle uns
bekannten Luftai-ten an Feinheit weit übertrifft: als luftförmiger Stoff
müsste der Äther ein Gewicht haben; nun weiß man, dass der Äther
imponderabel ist; der Ausdruck luftförmiger Stoff ist daher nichts-
sagend. — Die Definition von festen Körpern, als solchen, deren Zer-
theilung die Anwendung einer gewissen Kraft erfordert, ist anpas-
send, auch bei flüssigen Körpern muss, um sie zu zerreissen, die Co-
häsion überwunden werden. — Geradezu lächerlich ist es, wenn
der Schüler auf S. 3, wo er noch keine Idee von den Molecnlar-
kräften hat, gefragt wird, wieso es komme, dass diejenige Flüssigkeit»
welche eine Gefäßwand benetzt, am Rande eine concave, hingegen
eine solche, welche die erwähnte Wand nicht benetzt, eine convexe
Gestalt hatl Die Lehre von den Capillarphänomenen hier schon ab-
zufertigen, ist unzweckmäßig! — Das specifische Gewicht schlecht-
weg mit der Dichte zu identificieren ist nicht gestattet (S. 6). —
Was soll ferner in einer Einleitung die Lehre von der Endosmose
thun? Das Verständnis derselben, und um ein solches handelt es sich
doch in erster Linie in der Naturlehre, ist ja erst in der Hydrostatik
möglich. Der Satz, dass „die Größe einer Kraft durch eine Kraft g^
messen wird, welche einem Körper von einer Masseneinheit in einer
Sekunde eine Geschwindigkeit von einer Längeneinheit ertheilt^^
misfällt mehrfach dem Referenten. Er gilt zunächst für eine
Momentankraft, was beigefägt hätte werden sollen; femer
sind schwülstig und unklar die Worte „in einer Secunde eine G^-
schwindigheit von einer Längeneinheit" anstatt „die Geschwindig-
keit 1". — Sachgemäß wäre es gewesen, wenn der Verf. die Lehre
vom Kräftenparallelogramme der des Bewegungsparallelogramms hätte
folgen lassen, wenn er ferner weniger Abschen vor trigonometrischen
Formeln gehabt hätte, was so weit geht, dass er es beim »Kräften-
parallelogramme^ nicht wagt, den Carnot'schen Lehrsatz anzuwenden
und dann in natürlicher Weise eine Discussion der erhaltenen For-
mel vorzunehmen. Der Verf. kümmert sich wenig darum, wie die ein-
zelnen Partien der Mechanik aufeinander folgen sollen; sonst hätte
er uns gerade hier nicht ein solches Chaos vor Augen geführt.
A, Trappe, Bchvd*?hyBik, %ugez. von /. G, WaU&nHn. 8Ö5
Die Lehre vom Stoße (S. 25) ist in einer für die Oberckssen
unserer Mittelschulen anzureichenden Weise behandelt ; eine streng
wiasensehaftlicbe Ableitung der Formeln für den elastischen Stoß
ditrf in einem solchen Lehrbuche nicht fehlen. — Bei der Ableitung
des Gleichgewichts auf der schiefen Ebene hätte es sich empfohlen,
der Kraft zuergt eine allgemeine Richtung zu ertheilen und dann
erst letztere zu specialisieren. — Hebelarme heißt man in der Hegel
jene SenkrechteD, weiche man ?om Drehungspnnkte auf die Richtung
von Kraft und Last fallen kann. — Geradezu unbegreiflich ist es,
dass in dem vorliegenden Lehrbuche der gewöhnlichen Hebel-
wage vier Zeilen gewidmet werden; wir erfahren nichts über
ihre Einrichtung, über die Prüfung ihrer Richtigkeit und Empfind-
lichkeit; sehr traurig ist es» wenn man ein so wichtiges Instrument
in einer solchen Weise äbergeht, wahrend man in langweiliger
Form beweist, dass jeder Körper einen Schwerpunkt be-
sitzt und drei Blätter hindurch Beispiele zur Schwerpunktslehre
gibtl Wahrhaftig, das heißt einer gesunden Pädagogik vor den
Kopf stoßen 1 — Mangelhaft ist der Beweis der Decimalwage; die
Oleicbgewichtsbedingung an der beweglichen Rolle, wenn die Schnüre
nicht parallel sind» darf nicht fehlen. — Bei weiterer Durchsicht
treß'en wir eine Menge fehlerhaftes. S. 4S sagt Verf., dass der Kör-
per im ersten Momente m Meter, im zweiten 2ca, im dritten 3ai. , .
flUU, während es doch heißen soll -^, 3-^. ^^^ " * ^^^ ^^'^® ^^^^
Referent sich nicht einfallen lassen, dass ein Physiklehrer nicht
vollkommen genau weiß, dass die Fallräame in den einzelnen Se-
cunden wie die ungeraden Zahlen sich verhalten I — Warum man
die Fallmascbine anwendet, was das Wesentliche in ihrer Elinrichtnng
ist, das bleibt dem Schüler vollkommen unklar. — Dass unser obiger
Auespruch bezüglich der zweifelhaften Kenntnis der Fallgesetze von
Seite des Herrn Verfassers vollkommen gerechtfertigt ist, lehrt die
Lehre vom horizontalen Wurfe (S. 52), wo gesagt wird, dasa der ge-
worfeue Körper von der Linie am im 1, Momente cu, im 2. Mo-
mente 2cti abstehe, deutlich. Hätte der Verf. die im allgemeinen gut
gezeichnete Fignr angeseheni so hätte er sich zu diesen Unsinnig*
kelteu nicht verleiten lassen. Wir bedauern die Schüler,
welche diese Partien nach dem vorliegenden Lehrbuche
studieren mäasen. — Unwissenschaftlich ist die Lehre vom
Pendel abgehandelt; wie groß die treibende Kraft, wie groß die Qe*
schwindigkeit eines Pendelpunktes ist, hätte durch eine Formel ver-
anschaulicht werden sollen, wenn man schon von der Ableitung der
Formel (
=^v-.
abstrahiert« — Sehr kurz ist das zusammen-
gesetzte Pendel absolviert. „Den Schwingungspunkt eines solchen
Pendels zu heBtiuimen" — meint dor Verf. — „ist eine Aufgabe, die
ons za weit führen würde; nur das sei bemerkt« dasa der Schwin-
gungspunkt nicht der Schwerpunkt ist*'.
868 TT. P«cM(i{, Einl. in die prakt Phjsik, ang. von J, G. WäUemtm.
gleich der Elektrisiermaschine mit einer wasserarmen Qaelle you
hohem Gefalle und der galvanischen Kette mit einer wasserreichen
Qaelle von niederem Gefälle ist recht zutreffend.
Dies alles zusammenfassend müssen wir das Buch wegen der
vielfachen constatierten Mängel in seiner jetzigen Form als unsu-
länglich erklären; an vielen Orten hat der Verf. nicht das rieh-
tige Maß getroffen und Unwesentliches eingehend berflcksicbtigt,
während dem Wesentlichen eine stiefmütterliche Behandlang zuthttl
wurde ; auch auf grobe Fehler, die in einem dem Schüler zu über-
lassenden Lehrbuche unmöglich vorhanden sein dürfen, wurde be-
reits oben aufmerksam gemacht. Die ganze Behandlungsweise der
einzelnen Partien trägt den Stempel der ün wiss enschaftlich-
keit und auch den des nicht correcten Schul verfahrene
an sich.
Ebenso wie der geehrte Herr Becensent dieses Buches in der
Zeitschrift ^Bealschule*' habe ich es auch für unpassend und nicht
taktvoll gefunden, dass in dem Vorworte zu einem Schul buche der
Verf. mit den Beferenten seines Buches polemisiert ; dazu findet sich
doch gewiss ein geeigneterer Platz 1 Die Ausstattung des Buches ist mit
Ausnahme der Figuren, welche nur zu häufig recht primitiv sind
und sich wie Einderzeichnungen ausnehmen, gelungen.
Einleitung in die praktische Physik von W. Pscheidl, k. k. Piof,
am Staatsgymoasium in Taschen. Mit 25 in den Text eingedruckten
Holzschnitten. Braunschweig 1879, Drack und Verlag von Friedrich
Vieweg & Sohn.
Wenn wir auch in unserer deutschen physikalischen Literatur
ein vortreffliches Buch besitzen , welches geeignet ist in die prak-
tische Physik einzuführen , nämlich den „Leitfaden der prak-
tischen Physik mit einem Anhange: Das elektrische
und magnetische absolute Maßsystem von Prof. Dr. F.
Eohlrausch^, so können wir doch das Erscheinen vorliegender
kleiner Schrift mit Freuden begrüßen.
Es ist dieses Buch von der Beschaffenheit , dass es dem noch
den Universitätsstudieu obliegenden Lehramtscan didaten gleichwie
dem jungen Lehrer der Physik bei seinen physikalischen Arbeiten
sich nützlich erweisen wird. In gedrängter Kürze beschreibt der Verf.,
wie bei manchen physikalischen Messexperimenten vorzugehen sei,
um zu Resultaten zu gelangen, die Anspruch auf Bichtigkeit machen
können; dabei wird die Theorie der Vei*suche ziemlich eingehend,
wenigstens soweit erörtert, dass die Messmethoden verstanden werden
können. Auch der Umstand ist anerkennenswert, dass die Mittel der
Elementarmathematik bei Ableitung der theoretischen Sätze allein
zur Anwendung gekommen sind , und er wird gewiss bewirken , dass
diese Schrift in weiteren Kreisen Verbreitung finden wird. Freilich
hätte Ref. zu erwähnen , dass statt mancher längerer Beweise (wie
s. B. der sehr gelungenen elementaren Ableitung der vollständigen
R, Heger ^ Leitfaden fQr den geom. Unter riebt, u)^. too Oditriü^ BM
I Formel fQr die Schwingungsdaner eioes Pendels) lieber noch einige
I Meesversnche hätten ßerücksichtigang finden sollen. So vermisse ich
jeehr ungerne die Graduieruugsmetboden eines Qahanometers, wie
[es bei wissenachaftlichen und quantitativen Unterauchungeo Aber
strahlende Wärme gebraucht wird; auch die Art und Weise ^ ein
I Thermometer zu calibrieren, hätte erwähnt werden sollen. Doch be-
j eiüträchtigt dieser Mangel nicht im geringsten den Wert des Buches;
JYielleicht wird der Hr. Verf. durch diese Bemerkungen sich bewegen
[lassen, dieser Schrift eine zweite Ergänzungnschrift , in dem^elbea
I Sinne verfasst« folgen tu lassen. Den vei-schiedeoen Versuchsmethoden
l«ind auch Beispiele beigegeben, die der Verf. seiner eigenen Praxis
^entnommen hat.
Zum Schlüsse wird in einem Anhange eine Reihe von Tabellen
beigefügt, in welchen mehrere mechanische, calorische und optische
Constanteu nach den neuesten Versuchsmethoden numerisch au-
sgegeben werden.
Jedenfalls steht diese kleine Schrift wQrdig den beiden Werken:
[Frick, physikalische Technik nnd Kohlrausch, Leit*
ffaden der Physik, von denen das erstoro mehr das Qualitative,
das letztere das Quantitative der Versuche in Erwägung zieht, zur
[Seite, und k(}nneu wir sie daher den Fachgenossen wärmstens emp-
[fehlen^ zumal, da noch außer den oben erwähnten Umständen der
tkiozukommt, dass zu den In diesem Buche beschriebenen Versuchen
if faßten tbeils einfachere Apparate, über die gewiss jeder Mittelschul-
lobrer verfügt, verwendet wurden.
Wien. Dr. J. G. Wallentin,
Leitfaden für den geometrisoheo Unterricht Yen Dr* ßiebard
ücger, n. o. Uonorarprof am königU Polytechnicum und Oberlehrer
um Wfttiuer Uyninasium tu Dresden. Zum Gebrauche an höheren
UntfirrichtfiÄDsUlti^n. Erster Theil: Planimetrie^ mit 179 in den Teit
gedruckten Holzschnitten. Breelaa 1882, Verlag von Eduard Trewendt.
„Der vorliegende Leitfaden enthält in den Abschnitten §, 1
bia 9 und §.12 diejenigen planimetrischon Lehrsätze und Con-
ttroctionBaufgaben , welche beim Unterrichte in Gymnasien und
i Realschulen L 0. unentbehrlich sind. Die Beweise sind fiberall hin*
jmgefOgt und so dargestellt, dass auch schwächere Schüler ohne
Schwierigkeit nach dem Leitfaden repetieren können, die Aas-
arbei tu ug eines Heftes fQr den im Leitfaden mitgotheilten Unter*
richtsstolT daher nicht nöthig ist,* Der Verf, bedient sich dabei der
euklidischen Methode. Mosaikartig werden au.s einzelnen Sitzen und
I Aufgaben die Elemente der Geometrie zusammengestellt. Über die
I Aufeinanderfolge der 8&tze entscheidest mehr die Leichtigkeit ihres
I Beweisee ata dio Zusammengehdrigkoit des Materialos, Eh ist bekannt,
; dass nach der euklidischen Darstellnng es oft schwer füllt für grMere
»Abschnitte des Lehn$tolTes eine passende Ül>erschrift zu ündeOf so
werden auch hier vor der Behandlung der Congruenz (was zu bUligen
870 0. Wün8(^, Schalflora von Deutschi., ang. von H. W. Beiehard^
ist) die Sätze über die Beziehungen des Kreises zu einer Geraden
und zu einem anderen Kreise in einem Paragraphe abgehandelt , der
die Überschrift „Seiten und Winkel eines Dreieckes" führt. Mit Vor-
hergehendem soll nur gesagt werden, dass nach der euklidischen
Methode ein organischer Aufbau des Systems der Elemente, wohl
kaum möglich ist.
Die §§. 10 und 11 , etwa ein Fünftel des Buches behandeln
die Kreisbüschel und die geometrischen Verwandtschaften der
modernen Geometrie. Bef. ist der Ansicht, dass eine mehr ent>
wickelnde als dogmatisch deductive Form der Dai-stellung dieser
Sätze dem jugendlichen Geiste mehr entsprechen würde. (Man ver-
gleiche §.111,2,3,4.) Von Einzelheiten fiel mir auf das Fehlen
des ptolomäischen Lehrsatzes und die Un Vollständigkeit der Fig. 116.
Das Büchlein ist mit Klarheit und Präcision abgefasst, enthält
manche originelle Beweise und Auflösungen und sei demnach den
Freunden der Geometrie in euklidischer Form bestens empfohlem.
Teschen. J. Odströil.
M. Rrass und H. Lande is, Der Mensch und das Thierreich
in Wort und Bild für den Schulunterricht in der Natursfoschichte.
Mit 130 Abbildungen. 4. Aufl. Freiburg i/B. 1882. (240 SS.)
Das Buch ist für jüngere und ganz junge, noch auf dem Stand-
punkte des ^Maikäfer flieg" (S. 152) befindliche Schüler geschrieben,
sucht also mit den Einzelbeschreibungeu das Interesse zu wecken»
die Beobachtuug zu bilden und unmittelbar daraus die Charakteristik
für die größeren systematischen Einheiten zu gewinnen. Ob auf
diesem Entwicklungsstadium der Bau des Menschen mit physio-
logischen Excursen in der gegebenen Ausdehnung dem Kinde mit
Erfolg geboten werden kann , möchte ich bezweifeln. Dass aber die
Diagnosen der meisten Classen nach vorausgegangener, natürlich nur
oberflächlicher Beschreibung einiger Arten, oder auch nur einer ein-
zigen, oft recht schwach und nichtssagend ausgefallen sind, ist sicher.
An Unrichtigkeiten ist kein Mangel. Was soll wohl ein Kind sich
vorstellen , wenn es vom Nervensystem des Menschen heißt : „Den
Mittelpunkt der Nerven bildet ein größerer Knoten, das Gehirn"!?
Noch andere verschiedene Angaben, meist über niedere Thiere,
welche hier aufzuzählen keinen rechten Zweck haben dürfte, sind
falsch und antiquiert. Die Abbildungen sind meist gut. Ein Geleits*
brief für Österreich kann dem Werke nicht ertheilt werden.
Straßburg i/E. Oscar Schmidt.
Schulflora von Deutschland. Nach der analytischen Methode bear-
beitet von Dr. Otto Wünsche, Oberlehrer am Gymnaiium lu
Zwickau. Die Phanerogamen. Dritte Auflage. Leipzig 1881. Druck
und Verlag von B. Q. Teubner. 8". LXII und 427 SS.
Wünsche's Schulflora ist den besseren ähnlichen Werken bei-
zuzäbjen. Sie macht sich insbesondere dadurch vortheilhaft bemerk-
NaturgeschichtUche Lehrbücher, angex. ton C BoeUer, 871
bar, dass iu ihr zahlreiche Culturpßanzen, namenUich 2Uergehölze
berücksichtigt, dass in ihr ferner die Ergebnisse neuerer wichtigerer
Arbeiten aus dem Gebiete der speciellen Botanik rationell benützt
werden. So bearbeitete der Verfasser für die dritte Auflage die Gat-
tungen Bubus und Rosa nach den Monographien von Pocke und
Christ neu, er stellte ferner die Gattungen Parnassia und Adoxa
entsprechend deu Besultaten der Untersuchungen Drude's bu den
Saxifrageen. Das Gebiet von Wünsche's Sohulflora amfasst Deutsch-
land von der Nord- und Ostsee bis zu den Alpen ; sie kann somit bei
der Bestimmung von Phanerogamen aus den nördlichen Kronländern
unseres Kaiserstaates ganz gute Dienste leisten.
Schneiders Typen- Atlas. Naturwissenschaftlich-geographischer Hand-
Atlas für Schule und Haas. Unter künstlerischer Mitwirkung von
W. Claudius, H. Leutemann, ö. Mützel und C. F. Seidel, heraus-
gegeben von Dr. Oscar Schneider, Oborlehror an der Annenreal-
schule zu Dresden. Dresden 1881. Druck und Verlag von C. Mein-
hold und Söhne, k. Hofbnchdr uckerei. Folio, 2 Seiten Text und 15
Doppeltafeln.
Der Herausgeber dieses Atlanten stellte sich die Aufgabe, jene
Objecto aus der Menschen-, Thier- und Pflanzenwelt zur Anschauung
zu bringen, welche beim geographischen Unterrichte erwähnt wer-
den müssen, den Schülern aber gar nicht oder nur in ungenügender
Weise demonstriert werden können. Die Auswahl der einzelnen Ab-
bildungen kann als eine zweckmäßige bezeichnet werden, bei der Aus-
führung waren gewandte Zeichner thätig, die wissenschaftlichen
Benennungen sind im ganzen und großen correct. Da auf den ein-
zelnen Tafeln sehr zahlreiche Gegenstände zusammengedrängt wer-
den musst^n (ihre Zahl übersteigt mitunter 70)^ so konnte für die
einzelnen Bilder nur ein sehr verjüngter Maßstab gewählt werden.
Es wäre besser gewesen auf Kosten der Billigkeit die Zahl der Tafeln
zu vermehren und die einzelnen Objecto in größerem Maßstabe aus-
zuführen. Das vorliegende Bilderwerk hätte dadurch bedeutend ge-
wonnen.
Wien. H. W. Reichardt.
Grundzüge der Naturgeschichte. lli. Theil: Mineralogie von Dr. J.
Hof mann, Prof. am kgl. Lyceum in Freising. München 1881,
Oldenbourg.
Der Verf. gibt zuerst eine recht zweckmäßige Obersicht der Kry-
stallformen mit passenden Abbildungen, dann bespricht er die physi-
kalischen Eigenschaften der Mineralien , wobei die optischen Eigen-
schaften gegenüber anderen Lehrbüchern verhältnismäßig mehr be-
rücksichtigt sind, ferner die chemischen Kennzeichen. Die An-
ordnung der Mineralien nach der Basis statt nach der Säure , im
speciellen Theile , dürfte jedoch weniger empfehlenswert sein ; im
übrigen ist dieser Abschnitt recht gut behandelt, in einigen Fällen
87t Natnrgescbichtliche Lehrbücher, angez. von C DaUer.
h&tte aber eine Kürzung nicht geschadet. An die specielle Mineralogie
reiht sich eine passende kurze Übersicht der Gesteine und ihrer
Lagerungsverh<nisse , sowie auch die Entwicklungsgeschichte der
Erde und ihrer Organismen ; letzterer Theil ist für ein Schulbuch
entschieden zu' ausführlich behandelt. Im letzten Capitel, welches
von den Kräften handelt , die verändernd auf die Erdoberfläche ein-
wirken , finden sich einige recht gelungene Abbildungen. Im allge-
meinen konnte eine Kürzung des speciellen mineralogischen and eine
Beducierung des palaeontologischen Theiles, dagegen eine Er-
weiterung des kristallographischen Theiles , wobei bei den Kristall-
gestalten die Lage der Flächen gegenüber den Azen mehr zu berück-
sichtigen wäre^ einer nächsten Auflage nützlich sein.
Illustrierte Naturgeschichte des Mineralreiches von A. Po körn j.
11. Auflage. Prag 1882, Tempsky.
Diesem Werkchen liegt die synthetische Methode zagrrunde;
von einem bestimmten Naturkörper ausgehend , bringt der Verf. an
diesem die einzelnen Kennzeichen zur Anschauung. Ob diese Methode
der sonst üblichen ^ in welcher der allgemeine Theil mit der Kenn-
zeichenlehre dem speciellen vorangeht, vorzuziehen sei, kann nur
erfahrenen Pädagogen zu beurtheilen überlassen werden ; es muss sich
daher Ref. in diesem Punkte eines selbständigen ürtheils enthalten.
Die Thatsache jedoch, dass das vorliegende Büchlein bereits eilf Auf-
lagen erlebt hat , spricht indes wohl für die Brauchbarkeit dieser
Methode. Die Darstellung und Schilderung des Verts ist un-
gemein lebendig und anziehend, die zahlreichen, sehr glücklich
gewählten Abbildungen erleichtern das Verständnis bedeutend und
es ist ein glücklicher Gedanke, dass neben Combinationen von
Krystallformen auch Mineraldrusen, Hand- und Schaustücke abge-
bildet wurden, wie der Verf. denn auch, sowohl was die Krystaliform,
als auch das Vorkommen in der Natur anbelangt, in wenigen Worten
eine anschauliche Schilderung des betreffenden Minerals zu geben im
Stande ist und dabei stets auf dem neuesten Standpunkte der
Wissenschaft steht.
Die Capitel über Petrographie und Geologie sind , wie es eben
bei dem ersten Unterrichte zweckmäßig ist, kurz gehalten und frei
von überflüssigen Details.
Sehr willkommen sind auch die Bemerkungen über Nutzen,
Sammeln der Mineralien, sowie auch für die Wiener Schüler der
Abschnitt über die Gesteine der Umgebung Wiens. Dass der Verf.
auch in Bild und Wort die Gewinnung und Anwendung der Boden-
schätze so trefflich zu schildern verstanden hat, wird nicht wenig dazu
beitragen, dem Werke zahlreiche Leser zu gewinnen.
Graz. C. Doelter.
Dritte Abtheilung.
Zur Didaktik and Psdagogik.
Die Bedeutung Vergils für die Schule.
Wenn wir um die Zeit des 19. Gentenariams von Vergils Tod
den Einfloss des großen Dichters anf den Unterricht der Jogend be-
trachten, so tritt uns vor allem die Erscheinung entgegen, dass diese
1900 Jahre hindurch kein Dichter, ja vielleicht kein Schriftsteller über-
haupt in den abendländischen Schulen häufiger gelesen wurde als Ver-
gilius. Die Liebenswürdigkeit dieser «Lichtseele**, die Anziehungskraft
des trautesten, besten Mannes und Freundes, wie Horatius ihn nennt,
scheint sich seinen Gedichten mitgetheilt zu haben. Horatius rühmt die
anmuthige Weichheit der Bncolica und Qeorgica; ungeduldig erwartete
man das Erscheinen der Aeneide; übertriebenes Nationalgefühl oder be-
sondere Vorliebe kündigte sie an mit „Nescio quid malus nascitur Di-
ade**. Als sie nach des Dichters zu frühem Tode von Freundeshand un-
ToUendet herausgegeben wurde, galt sie als ein Meisterwerk, als La-
tiums Buhm und Zierde «quo nullum Latio darius eztat opus" (0?. am.
ni, 337). Seine Verse schrieb man an die W&nde der Hftuser (corp. Insc.
IV, 2361), brannte man in Ziegel (0. Insc II, 4%7); man grub sie in
Metall und Stein; selbst über Begräbnisumen las man sie (Winkelmann
in, 296); Vergils Grab galt als Heiligthum; sein Buch wurde Orakel-
buch (Becker-Marqu. V, 111), war ein Gegenstand ernster Kritik, aber
auch hohler Schöngeisterei:
lila tamen ^vior, quae cum discumbere ooepit,
Laudat Vergilium, periturae iguosdt Elissae,
Committit vates et oomj^rat; inde Maronem
Atque alia parte in trutina suspendit Homerum*).
Hadrian zog zwar den Ennius vor, doch recitierte er beim Spa-
zierengehen gerne Verse aus Vergeh Dem Alexander Severus war Vergil
der Plato poStarum. Wie sehr Vergil von Quintilian geschätzt wurde, ist
bekannt; dem Eusebius ist er der lloj^oiraroc tw xttta r^y *lraX(av
no^riraivt für den hl. Augustin ein .latini eloquii magnus auctor"; und
mehr als bewährt hat sich das Wort 0?id8 (am. I, l^ 25) :
Ti^rus et fruges Aeneiaque arma legentur,
Roma triumpbati dum caput orbis erit*'
>) luv. Sat. VI, 434.
874 Die Bedeutung Vergib für die Schule. Von «T. Fischer,
Denn nachdem Rom längst den Angriffen der Feinde erlegen, lebte der
Ruhm des Vergilius fort „e durera quanto '1 mondo lontana^ (Dante).
Kein Wunder daher, dass Vergil hald als Schulauetor benutzt
(Becker Marqu. V, 112) und gewürdigt wurde „grammaticas ambire
tribus et pulpita*'. Q. Caecilius Epirota, ein Freigelassener des Atticas,
war der erste, welcher den Vergil in der Schule las. Da nun Vergil
(t 19 V. Vh.) den Atticus um 13 Jahre überlebte, ist es wahrscheinlich,
dass die Belogen und Georgica noch asu Lebzeiten des Dichtars Schulbuch
geworden. In Brundisium trifft Gellius (XVI, 6) einen Grammatiker, der
das siebente Buch der Aeneide erklärt, allerdings nicht am besten. Der
heil. Augustinus gesteht von sich, dass er als Knabe über der Leetüre
des Vergilius Thränen vergoss. In Aquitanien blühte im vierten Jahr-
hundert eine vollständige Akademie (Greith, Gesch. d. ir. Kirche S. 67),
auf welcher außer anderen Gegenständen auch Vergil erklärt wurde. Von
da fand der Dichter seinen Weg nach dem Kloster Lerin und aus dem-
selben nach Britannien. Seit dieser Zeit übt Vergilius seine bildende
Kraft auch auf die christlichen Schulen. Die Legende läset selbst den
hl. Paulus das Grab Vergils besuchen und eine Sequenz der alten Li-
turgie von Mantua lautet:
Ad Maren is mausoleum
Ductus fudit super eum
Piae rorem lacrimae:
Quem te, inquit, reddidissem,
' Si te vivum invenissem,
Poßtarum mazime!
La Villemarque theilt in seiner „legende celtique** p. 203 vom bl.
Cadoc (522 — 590) mit, dass die Zöglinge des kambrischen Heiligen den
Vergil auswendig lernen mussten. Bei einem Spaziergang mit seinem
Freunde dem keltischen Historiker Gildas trug Cadoc Vergils GMichte
bei sich und fieng plötzlich laut an zu weinen, dass der Dichter so
herrlicher Gesänge vielleicht in der Hölle seL Gildas verwies ihm das
„vielleicht««; im selben Augenblicke riss dem hl Cadoc ein Windstoß
die VergilroUe ins Meer. Tief betrübt kehrte er in seine Zelle zurück
und wollte nichts mehr essen und trinken, bis er Grewissheit über das
Schicksal desjenigen erlangt, der auf Erden gesungen, wie die Engel im
Himmel singen. Im Traume nun schien es ihm, als höre er eine süße
Stimme: Bitte für mich, bitte für mich; lass nicht ab! misericordias
Domini in aeternum cantabo. Ein Beizer Fischer soll ihm am folgenden
Tage einen Lachs gebracht haben, der die verlorene Vergilhandschrift
in sich barg. — Im irischen Kloster Jona, einer Hauptstätte griechischen
und lateinischen Wissens für das Inselreich, erhielten Studierende aus
Angelsachsen guten Unterricht und geeignete Bücher zum Lesen.
Bald blühte im eigentlichen England die Liebe zu den Studien.
Der größte Gelehrte und Schulmann seiner Zeit, Alcuin, in dessen Wer-
ken sich so viele Spuren von Vergil finden, verdankt sein Wissen großen-
theils seinem Lehrer Aelbert (Migne C 25), der in York Grammatik, Rhe-
torik, Astronomie und die heiligen Wissenschaften lehrte. Alcuin selbst
sucht das Studium Vergils nicht bloß in Klosterschulen, sondern selbst
am Hofe Karls des Großen zu beleben. Er drangt seinen kdniglichen
Die Bedeutung Vergile für die Sehule. Von /. Fiacher. 8TS
Gönner und Freund, den Dichter an der Holschule einsufübren mit de?
Frage (c 128):
Quid Maro versificuB solus peccavit in anla?
Non fuit ille pater iam dignus habere magistrum,
Qui docet egregias pueros per tecta camenas?
Von der Sohnle in Tours, wo Alcuin (ep. 43) „die einen seiner
Schüler mit dem lautem Weine alter Gelehrsamkeit berauschte, andern
die Früchte grammatischer Feinheit zu kosten gab. .", verpflanzte Hra-
banas Mauras das Studium Yergils und anderer Classiker nach Fulda,
der Lieblingsstiftung des hl. Bonifacius. In Reichenau, dessen Schule
fünfhundert Schüler besuchten, las Walafried Strabo als 13 jähriger
Knabe im dritten Studienjahre Yergils Eclogen, im fünften die Aeneide.
Von St. Gallen berief die Herzogin Hatwig den Mönch Ekkehard, da-
mit er auf dem Hohentwiel den Vergilius lehre. Weil der Leiter der
Mainzer Schule, Probus. die classischen Studien so eifrig betrieb fragte
der gelehrte und fromme Servatas Lupus scherzend einen seiner Freunde
in Mainz, ob Probus den Cicero und Vergil bald canonisiero (an Cice-
ronem et Vergilium ... in electorura obllegiura admittat.) Ahnlisches
Studium des Vergilius finden wir nach Mabillon und Tritheraius in fast
allen Klöstern der damaligen Zeit. Unter den sächsischen Kaisem wirkte
besonders Otto des Großen großer Bruder Bruno für reges wissenschaft-
liches Leben (Giesebrecht Gesch. d. Kaiserz. I, 321 ff.). Er erneuerte die
Hofschule und berief die besten Lehrer. «Mit frischem Eifer warf man
sich auf das Studium der alten Dichter, Redner und Geschichtschreiber.
Vergil, Horaz, Ovid, Terenz, Cicero und Sallust erstanden gleichsam von
den Todten und wurden die Lehrer der Deutschen in den freien Wissen-
schaften. Vom Hofe aus verbreitete sich die Theilnahme an den Wissen-
schaften weiter durch das Reich ; namentlich nahmen die Klosterschulen
einen erfreulichen Aufschwung. 8t Gallen und Reichenau gediehen zu
ihrer schönsten Blüte, Fulda behauptete mindestens seinen alten Ruf,
Herzfeld eiferte ihm nach. Nach Würzburg berief man damals einen
Lehrer ans Italien, in Sachsen pflegte Corvey die Wissenschaften mit
Vorliebe und auch in den Nonnenklöstern in Sachsen, besonders zu Gan-
dersheim und Quedlinburg, lasen die Mädchen neben den Heiligenleben
jetzt Vergil und Terenz. Und kaum dass man die Alten kennen lernt,
noch geblendet vom Glanz ihrer Rede, fasst man den Muth mit ihnen
tu wetteifern** (Giesebr. a. a. 0.)- Gerbert, später Silvester H., erhält den
Auftrag, in Rheims das Trivium tu lehren und las und erklärte seinen
Schülern Vergilius, Terentius, Horatius und noch andere Classiker. (Ri-
ehen histor. ni, 45.). In Paderborn war unter dem hl. Bischof Mein-
werk, dem Zögling der Halberstädter und Hildcsheimer Schule, großer
wist^enscbaftlicher Eifer. Ein Anonymus schreibt (acta SS. Jun. I, 537) :
Viguit Horatius Ludusque fuit omnibus
Magnus et Vir^ilius Insudare versibus
Crispus ac SalTustius Et dictaminibus
Et urbanus Statins. Jocundisque cantibus.
Mochte die Hitze der politischen und scholastischen Kämpfe manche
Blüte classischen Schaffens versengen, die Bedeutung Vergils für die
Entwickelnng der mittelalterliehen Sefaoien ist unverkennbar; und ideher
Mtoekrifl f. d. A«t«rr. Qjmn, 188S. XL Htfi. 5^
876 Die Bedeutung Vergils fOr die Schule. Yon /. Figdter.
trug sein Studium nicht wenig dazu hei, daes die Latein, welches g/MA
einer lebenden Sprache gebraucht wurde, nicht den Wechsel einer lebenden
Sprache durchmachte, sondern uns noch in vielen Schriften der dama-
ligen Zeit mit einer gewissen Reinheit, ja Eleganz entgegentritt, s. B.
in den Briefen Gregor VII., in mehreren Chroniken, in den Schrifken
des hl. Bernhard usw. Dass in der Hohenstaufischen Periode die Schul«
doch nicht so tief stand, zeigt uns Hartmann von der Aue in seinem
Gregorius. Der kleine Findling wurde, sobald es die Jahre erlaubten, in
Büchern unterrichtet £ilf Jahre war er alt, und schon war kein besserer
Grammatikus als das Kind Gregorius. Zur Grammatik rechnete man aber
damals auch Kenntnis Vergils. Johann von Salisbory, der scharfe be-
sonnene Geist, erkannte, wohin die bloße Dialektik führte und steht in
seinem Metalogicus für das Studium der Classiker ein. (L. I, 24). «Kz-
cute Virgilium aut Lucanum et ibi cuiuscunque philosophiae profee-
sor sis, eiusdem invenies condituram. Darauf gibt er Bathschläge, wie
man beim Unterrichte und der Leetüre des Dichters verfahren müsse,
welche noch heute in manchen Punkten Geltung haben. So bewegte sich
der Unterricht auf bekannten, sicheren Greleisen, bald mehr, bald we-
niger rasch voran, je nach der Befähigung und Hingabe des Lehrers.
Es kam die Zeit der Wiederbelebung der classischen Wissenschaft und
die mächtige Hilfe der Buchdruckerkunst. Schon 1467 erschien in Born
die erste vollständige Vergüausgabe sub auspiciis Pauli II. in domo
Petri de Maximo per Conradum et Amoldum Teutonicos. In Deventer,
dem Sitz der hochberühmten Schule, folgten noch vor dem Schlosse des
Jahrhunderts vier oder fünf Auflagen der Bucolica und Georgica. Dort
wurde also, scheint es, die Aeneide weniger gelesen. Nach der unseligen
Glaubensspaltung flndbn wir in den Schulen beider Bekenntnisse die
Leetüre des Vergilius. Die Ratio studiorum der Gesellschaft Jesu behielt
das Gegebene bei und will, dass schon in der obem Grammatikalclasse
(Tertia) außer andern Dichtern auch Vergils Eclogen gelesen werden.
Im sächsischen Schulplan, der auf andere protestantische Schulordnuogen
nicht ohne Einfluss blieb, wurde zuerst Vergil (Aeneide) und dann erst
Ovid (Metam.) gelesen (cfr. Schmid Encyklopaedie des Unterrichts-
wesens XI, S. 649, wo noch andere Schulordnungen angegeben sind),
Gessner (1. c. 650) will die Stufenfolge von Phaedrus, Terentius, Gvi-
dius, Vergilius, Horatius. Und wenn in neuerer und neuester Zeit einige
Stimmen für und gegen eine ausgedehntere Leetüre des Vergilius in
Schulen sich vernehmen lassen, so erkennen doch alle die große Bedeu-
tung Vergils für die Schule an.
Erstrebt das Gymnasium als nächstes Ziel die geistige Durch-
bildung des Schülers zur Vorbereitung auf die Universitätsstudien vor
allem mittelst der classischen Sprachen, so wird hiefür die Leetüre des
Vergilius um so bedeutender sein, je vortheilhafter sie auf Geist und
Herz zu wirken vermag; je mehr sie Anregung gewährt in sachlicher,
formaler und ethischer Hinsicht, durch Erweiterung des Wissens, Lftn-
terung und Durchbildung des Geschmackes, Versittlichung des WiUeat.
Diese Vortheile ert^nzen und durchdringen sich in Wirklichkeit gegen-
Die Bedeatung Vergil« f^t die Schule. V<m J, Fkehei*, 87t
seitig; k^nea aber doch der aberBicbtlicben OfdniiTig halber anter die*
9dm dreifachen Geaicbtspankte betrachtet werdeD.
Die Gedichte Vergils sind, waa den antiqaarischeD, colturhisto*
riflchen ond technisdieQ Stoff anbetrifft, nu^einoin reich, Gellius nennt
unsem Dichter multae antiqüitatls hotnineiii; einen Mann also, der in
^Inen Gedichten Bekanntacbaft mit dem Altertbum, der alten Sprache,
den alten EÜnrichtongen zeigt und deinen Lesorn rerletht; nnd Macro«
bins (I^ 94) rftbmt Vorgtla Kenntnisse in Botreff des ins pontiflcium et
iUB augurale und des cultus inferonim and meint, Avtrolügie und die
ganze Philosophie Bei dem Werke einTerleibt. In den Bticotiea und noch
mehr in den Georgica ffthrt uns Vergil das Leben der Lan diente seiner
Zeit in einem reichen und umfassenden Bilde vor ,IXt friedliche, kunst-
reiche, gef^hlTollö V*;rgil-, sagt Fried r, t. Schlegel (GesclL d. a. u. n,
Lit. 1, 86, 87), ^war durch seine Liebe zur Natur und sum Landleben
ganz beflcYiditrs geeignet, der nationale Dichter der Homer zu werden.
Die altr5mischc, wie fiberhaupt die altitalische Lebensweise war ganz
ü^{ den Ackerbau und das Landleben gegründet Selbst die Yomehmsten
und Ersten Roma in der guten Zeit lebten dieser alten lindlichen Weise
gemäß, und noch war ungeachtet des Yerderbnisses der Hauptstadt dies«
einem ackerbauenden und landlebendou Volke eigene gesunde Kraft der
Sitten und Gf^fähle in dem grÖ(^eren Umkreise des übrigen Italiens bei
weitem nicht erloschen.** Vergil gibt also ein umfassendes, ▼ollständigcf!
Gemälde des alten Kernes der Nation* Von der Idylle sagt zwar Schiller
(Ober naive und Centimen taliacbe Dichtung), dass sie \m allem Gehalte
für das Herz allzuwenig fUr den Geist bietet und dass ihr einförmiger
Kreis bald erschöpft sei. Allein abgesehen von der Mannigfaltigkeit des
Inhaltes, welchen Vergil in den Idjllen niedergelegt hat» nirgends linden
wir das Elend, welche« die Bürgerkrieges Ober Italien gebracht haben,
90 einfach schön und rührend geschildert als in der ersten Ecloge. Wir
werden so eingeführt in das lieben der niederen Classen, das uns der
Dichter mit liebeToller Hand erschließt, und fühlen iiuk dabei durch die
genaue Beobachtung und sinnTolle Schilderung der Natur lar Bekannt-
schalt mit derselben angesogen.
In der Aeneide erweitert sich der Blick. Sie bietet, was Hegel
(Aeith. Ulf 331) vom Epoe verlangt: „die geaannate Weltanscbanung
nnd Objectivitit eines VolkageSates in ihrer sieh ohjectirien^ndtin Ge-
rtalt alt wirkhches Begebnis vorÖbergefÄhrt*. Schon seit i hen
Kriegen wnr in Rom der Glaube allgemein, dass der Troj nas
Stammvater drr Staflt s«*!; Cicero, Horatius, Livius, Tacitus be«cngen
es. Vergil nun b<?handelt den Stoff nicht wie vor ihm bereits No^vius
und EnniuB gothan , sondern mit kühnem, glücklichem Grife faast nnd
jrerbindet er die versehiedenen Fitden, weiß die Geschicke Phrygi^ns mit
_" Eleu Italiens iQiamnientQwebea, Troja mit Rom in einem großen Ge-
ttiUf dar' ien HinUrgrand hil /an zo griechisch • Sags,
dVi Beiwcr!^ undung von Roms N iL'dn Karthago und die
Zrichnung anderer für Rom bedeutender Länder und Städte. Die L^ctüre
dm natiooftlcn F^pos macht den Schüler bekannt mit der gnechiscben
und rümiachen Ideenwelt, mit der Sagen woit> den Brftncb«n tind lil^^*
878 Die Bedeatang Yergils fQr die Schule. Von J, Fischer.
richtongen der Vorzeit. Wir lernen von dem Dichter die Werke des
Krieges und Friedens; Schwert und Pflug, Schiff und Hütte steht Torons.
Wenn manches^ wie die Geschichte der Urbewohner, die Zurückführang
alter, römischer Geschlechter auf trojanische Helden für uns nicht mehr
das Interesse hat wie für die Körner, so gibt Vergil doch eigenthüm-
liehe Lichtblicke in die römischen Sagen, in altlatinisches Leben. Da-
her sagt Niebuhr (R. G. bearb. von Schmitz II, 188), dass ein Geschicht-
schreiber ihn kaum genug benützen könne, eine solche Gelehrsamkeit
sei an den Tag gelegt ,^und der Geschichtschreiber, welcher die Aeneide
durchstudiert, wird stets neue Sachen zu bewundern finden". Der Unter-
schied zwischen griechischem und römischem Geist, griechischer and rö-
mischer Anschauung wird uns besonders aus der Aeaeide klar, wir mö-
gen sie in ihrem letzten Zwecke als Tendenzarbeit für den Principat der
Julier oder noch mehr als großes nationales Epos, als eine Verherrlichung
Roms betrachten. Vergil hatte vor Homer die ganze reiche Entwicklung
des Staats- und Volkslebens voraus; auch er sagt: ilg xoigavog ^orr«,
freilich in anderem Sinne und sieht in dem Herrscher den Wiederher-
steller der Ordnung, den Retter des Vaterlandes. Ja es ist wohl nicht
gewagt, zu behaupten, dass sich aus Vergil dem Schüler ein tieferes Ver-
ständnis der ganzen Politik Roms in jener Zeit erschließen lasse. Wie
yiele Ähnlichkeiten zwischen Aeneas und Augustus bieten sich selbst
ungesucht dar vom Augenblicke, wo Aeneas durch Hector gleichsam
höhere Weihe und Sendung erhält und zum Träger der Orakelsprüche
wird, bis zum letzten Entscheidungskampf mit Turnus, wo er, ein Vor-
bild des Augustus, über seine Gegner siegt und die unbestrittene Herr-
schaft Latiums antritt.
Dazu erleichtert die Leetüre des Vergil das Verständnis fast aller
classischen Schriften, die nach seinen Gedichten erschienen. Wer will
die Anregung bestimmen, die er durch seine Idyllen, seine Georgica noch
während seines Lebens auf den Dichterkreis ausgeübt, mit dem er lebte,
auf den er beim Gegensatze der Richtungen versöhnend, fördernd zu
wirken suchte! Nach Jakob „Horaz und seine Freunde^ (I, S. 39) ver-
dankte Horatius sein erstes bedeutendes Gedicht der gehobenen Stim-
mung, in welche ihn die erste Idylle Vergils versetzte. Ovidius hat
Vergil sehr fleißig studiert und ungemein häufig nachgebildet. Auch in
der dichterischen Färbung vieler Livianischer Stellen läset sich Vergil
erkennen. Von Tacitus sagt Dräger (Synt. S. 104): „Der große Einfloss
Vergils zeigt sich in vielen grammatischen Erscheinungen, in den Me-
taphern und in der Benützung des Wortschatzes usw.' Um von den mehr
als 20 Kommentatoren nicht zu reden, von denen Ribbeck in seinen
Prolegomen is handelt, lernen wir aus den Dichtern selbst oder aus Be-
richten über sie von C. Silius Italiens an bis zu den Zeiten der christ-
lichen Dichter herab, wie viel sie Vergil verdankten. Statins ruft seinem
Epos zu:
Vive precor nee tu divinam Aeneida tempta,
Sed longo sequere et vestigia semper adora!
Aus Liebe zu Vergil bearbeitete Columella das zehnte Bach in
Versen und sagt selbst:
Die Bedeutung Vergib für die Scbale. Von J. Fiicher, 87ft
Haclenus arvorutn coUas, Sikinc. dooebani
äiderei TAtk referotii {iraecopU Maronis.
Ein Eingehen tu die Stadien des Mittelalters ist ohne Bekannt*
[iohaft nui Vergii erschwert, und mn flüchtiger Blick in E. Dummlers
at. Dichter aevi Carolin» »eigt den Emthiss, welchen Vergil hier geübt
lliat Daa Haoptoldment des Unterrichtefi in der römischen Kaiserteit und
Im MitteUlter t^t VergiL Selbst unsere tniltelhocbdeutsche Blütheperiode
|4er Literatar wurde durch Vergil in etwas vorbereitet. Der Aleiander
|TOD Laitijtrecht« der trojanische Krieg von Herbart von Fritzlar» die
i^neit des Heinrieb von Veldegk weisen auf den mantuanifchen Sänger
ninf wenn sie auch nach der AnBicht vieler Gelehrten keine eigentliche
(Ifachahinung sind. Vor den geistlichen 8 ch anspielen gab der «alte Hei-
[<lüumann** Vergilius die uötbtgen Aufklarungen über Zeit, Ort, Gegen-
[atand des Spieles, vertrat den Sprecher des Prologen und den Chorführer.
Schäferdichtung erinnert an Vergil; Schiller selbst hält es für
btig genug sur Ehrenrettung des Dichters und, um ihn dem grolVen
Poblioum bekannt za machen, StQcke aus der Aeneide tu übersetxen. Die SteU
ung Dante's zur anima cortese Mantovana ist hekannt; Tasso benätst
im Vergil; f&r seine Cblorinde ist VergiU Camilla geradem ideal ge*
ireeeni in der mythologisch Überreichen Liisiade von Camoens, nach ei-
ligen selbst in Miltons verlorenem Paradiese läset sich der EinÜass
Fergils nicht verkennen. Von Voltaires Uenriade, welche Friedrich der
3io5e Aber Homer und Vergil stellt, schreibt Tissot in seinen Vargil-
tadien (8* XI): ^Trop semblable k V En^idet et priv^e des imposants
sonvenirt qni enflamm&ient Virgilc, la Henriade mauque de majest^i de
grandeur, de mouvement et d^action**.
Nicht geringer ist die sogenannte formale Belehrung, welche die
tUre des Vergil gewährt Schon 8oncca setzt (ep. 108) voraus» dass
In ,grammatiö08 fntarus* den Vergil durchstudiere (scrutetur) und nach
iorbart (Paedag^ B. X, p, 319^ ist ei 'w&nsehenswerthf wenn aus der
Aeseide der lateinische 8prachschats geachdpft werde*. Freilich spricht
ißt an dieser Stelle mehr vom Haua- als Scbulonter riebt, Vergib An-
in grammatischen Fragen war groß Im Konins finden sich aus
fergil allein gegen 1500 Citate. Vergil war ferner das ervte Lehr-
Dd Liesebnch für die rOmtsche Jugend tngleich mit Horatins (Ma-
[crob. Bat 1, 24). Wie bleibend niuäs also das Gepriige sein, welches
seiner bpraohe aufdrfickte! Bei ihm findet immer das rechte Wort den
chten ürt. Macrobius erwähnt besonders den richtigen Gebrauch der
niicben tiaGralausdröcke, Wie passend sind ferner seine Beseichnun*
f^fen in Being auf das 6eo- und Kriegswesen; wie glücklich seine Neu-
bildnufeii verbtioden mit strengem, geHchniackvollom Festhalten an ar-
düialiieheii Formen ! Dem Gellius ui er der «poeta verbornm elegan-
liMiinus''. Seine Worte verbindet Vergil auf einfache, klare, wirksame
, WfiMf besonder« in den mehr durchgearbeiteten Gedichten. Diese Klar-
ttt geht daroh die ganie Anlage seiner Arbeit. Wie trdflTlicJi ist am
knfang der Georgica der Inhalt nud die Eintheilung des Werkes aoge-
eutet! Die Einleitang in die Aeneide wird i. B. doicli dl« leb^ne Er^
klining Lessings (Autg. ?. Lach. in,3U) hervorgehoben and kann durch
den Verfltlcb mit dem ^ngang in Klopetocks Me«iide u^t ^«.'mv«^»^^.
860 Die Bedeatong Vergils f&r die Schule. Von J. Fischer.
Wie leicht, imgezwiuigen, ahwechselnd Biod feiner die Übergänge in den
gefeilten Werken. Der Stilist findet im Vergil neben der einfachsten Dar-
stellang alle Klang-, Wort-, Bedefigaren, wie sie noch in unseren Poe-
tiken und Stillehren aufgezählt werden. Die älteren und alten rhetori-
schen Handbücher entlehnten besonders Vergil die Beispiele für Tropen
und Figuren Ton der gewöhnlichsten Metapher angefangen durch alle
Schemata hindurch bis zur Personifioatio der Fama und zum Fluche der
Dido. In welcher Schule wurde das quos ego — , wurde der schallende
Uufschlag nicht Ternommen? Schon Quintilian rühmt mehrere solcher
Eunstmittel und sagt: „praecipue ex his oritur sublimitas, quae audaci
et prozime periculum translatione tolluntur, cum rebus sensu carentiboa
actum quendam et animos damus, qualis est Aen. 8, 728 (= et pontem
indignatus Arazes). Wegen solcher Beispiele und anderen rhetorischen
Schmuckes, wegen des Steifes für Declamation, besonders auch wegen
der eingestreuten Reden, die sich häufig durch Schärfe der Argumenta-
üon, immer durch psychologische Aufeinanderfolge der Affecte auszeichnen,
hatte Vergil in den Bfaetorenschulen solches Ansehen, dass er in den
Tagen des Tacitus mehr Bewunderer als selbst Cicero zählte (de or. 12:
Flures hodie reperies qui Ciceronis gloriam quam qui Vergili detractent).
Dazu kommt noch ein anderes mächtiges Mittel; dem VergUins
steht die Gewalt des Verses wie wohl keinem römischen Dichter zu Qe-
bote ; in der Versformung ist er vor allem Meister. Dieser ihm eigenen
Kunst verdankt er wenn nicht mehr so doch ebenso seinen Ruf und
seine Beliebtheit als der eigentlichen poetischen Begabung und Anlage.
Wenn schon Cicere sagt, dass beim gefälligen Schluss einer Periode das
Volk Beifall klatschte, welche Wonne muss es für das feingebildete
Eennerohr gewesen sein, wenn so sang- und klangvolle Töne ihm ent-
gegenrauschten? Und wie hat er den Hexameter zu behandeln verstan-
den, wie hat er durch den Wechsel der einzelnen Glieder, durch ver-
schieden angebrachte Cäsuren, durch die Mannigfaltigkeit der Füße jede
Eintönigkeit vermieden! Die anov^Ha^omq sind bei ihm sehr selten
und immer wohlmotiviert. Selbst die Halbverse sind nicht unschön und
Zille mag vielleicht nicht Unrecht haben, wenn er annimmt, sie seien
vom Dichter mit Abeicht gewählt. Bei ihm tritt zuerst die Sicherheit,
Abwechslung, Feinheit in der äußeren Technik des Versbaues hervor,
in der Gestaltung der einzelnen Füße, im Gebrauch der Cäsuren, in der
Anwendung der Elision und der verschiedenen Regeln, welche alte Gram-
matiker und neuere Gelehrte beobachtet wissen wollen. Seine poetischen
Perioden nennt Lessing (VI, 44) ein Geheimnis, ^welches uns den Schlüssel
gibt, warum alle lateinischen Dichter in Ansehung der Harmonie soweit
unter dem Virgil bleiben, obgleich jeder ihrer Hexameter fQr sich be-
trachtet ebenso voll und wohlklingend ist als jeder einzelne des Virgil*.
Wie schön versteht es der Dichter, den Gedanken gleichsam durch die
Mimik des Verses hervorzuheben. Im Bilde des Verses schauen wir die
stille Ruhe des Eljsiums wie die qualvolle Zerfahrenheit des Tartarus,
das Toben der Schlacht und der See und die Freude des heimatliohen
Herdes, die Wutii der Leidenschaft und die Weihe des Gtobetee.
(Schlnes folgt.)
FeldkiroK ^.^.¥U<iher, 8. J.
Vierte Abtheilung,
Miscellen.
ÖtiftaDgtin. — Der am i* November 1869 verstoTbene Gmnd*
beiitier StaniBlftUä Klosowski hat letztwillig eine Studenteo-ätipendien-
stifluxig mit der BestimiDimg ftir dOrftige Schüler des St. Anna-Gjin-
DMiuiiifl in Krakau gegründet Diese Stiftung wurde mit einem Capitale
ton 8400 a. »ctiyiert. (Sfciftbrief vom 17. Au^«t 1882. — Mrii -Act
Z. 14S88 ex 1882,)
Literarische Miscellen.
Die Schlacht am Berge Granpius. Eine q>i?niphischQ Studie von
Ludwig von ür lieh 8. Künfiehntes T n zur Stiftungsfeier
des von WAgner^scheo Kanstinstituth :, in CommiBsion der
8tahel»chen Buch- und Kunsthandlung. i^^'J^ 27 Sä. in Octar*
Diei^ kleine Gelegeuheitäschrift ist eine Wiederaofnahme der eint*
gehendeu TJutersuchang. welche Urlicha in seiner bekAtiuten Abband-
mng^ de nta et honorihus Agricolae i Würzburg 1S68) fiber den Bestand
dea römischen Heeres, welche« AsrricoU i. J. 84 den Cn' ^""- rn ent-
gegenatellte, geführt hat. Die aulSere Yeranlassung zu d ioniuf-
nähme nach H Jahren war nach S. 3 eine zweifache, t ..». u^mlich
Momniieu die britannischen Inschriften volhtan lig gesammelt (im 7.
Bande des corpus Ins« riDtionum latinarum) und auDerdem daa Material
durch ;: <hrt. Ferner hat Hübner in der Zeit-
schrift U : S. 613— 5ö4 eine umfassende Abband*
lang V) über duM römittcbe littst iu Britannien verö^entlieht und dabei die
Aufstellungen von Urlichs scharf bekimpft. Diesem Widertüruche de&
nambiüVn Gelehrten will nun der V(«rfasser in der vorliegenden Schrifl
bfifegnen und hofft «ugleich einige Punkte be«8er begründen, andere
wieder berichtigen xu können. Rer. b«gnügt Eiich^ die Hauptergebnisse
der »scharfsinnigen und genauen Unt<erauchuu^ kurt ausanintn anstellen*
Agricüla führte dr^tj Legionen und SUCH) Auiiliarier nebst fiOOO*) Rei-
tm in die Bnt£cheidungssch lacht S. 5—7. S. 7—14 handeln Über die
Anf^^i^nuntT d,-^ r.\iinM.^,nri H.^^r/.^ und deu kühnen Plan des Führers
iOv ' n und der Reserve, ferner üb«r die
An sclbttverstindlich an bloßen Ver.
maihuugen nkfat man^di, S, 14 wird ein» tabell arische Übersicht der
•) Vergleiche die aoiföhrl^
giechon Wuchennchrift 1882, 8.
') Hübner technet
Fahler ab«r spitDr. In den .
mebtfieb Versehen Hüboefs nacli gewiesen
Tse derselben in der philolo«
882 Miscellen.
gallischen, germanischen und hritannischen Truppen, aus denen allein
nach Urlichs das Heer Agricola^s bestand, gegeben. Diese Rechnung ist
im wesentlichen nur eine verbesserte Auflage der oben erwähnten älteren
Abhandlung des Verfassers. Dieselbe unterscheidet sich von der UQbner-
schen Berechnung in mehreren Punkten recht erheblich, wie von S. 15
an auseinandergesetzt wird. Hühner versetzt nämlich auch spanische
und pannonische (thrakische) aaxilia nach Britannien. Es ist nicht za
leugnen, dass sich Urlichs mit seinen Ausführungen der Hauptsache nach
auf den Bericht des Tacitus stützen kann, der von pannonischen and
spanischen Truppen nichts sagt. Ich halte dieses Schweigen mit Urlichs
für ein beredtes. Der Verfasser sucht aber auch seinen Widersacher ans
Militärdiplomen und Inschriften zu widerlegen und weist ihm nebenbei
auch eine Reihe von Irrthümern und Misverstäudnissen nach. Freilich
dürfte es Hübner kaum versäumen, auf diese gegen ihn gerichteten An-
griffe zu antworten. Was die aufgeführten Einzelnheiten anbelangt, so
leugnet es Urlichs S. 27 selbst nicht, dass sich darunter wohl auch ei-
nige hypothetische Aufstellungen befinden. Er glaubt jedoch bewiesen
zu haben, dass die von Nero nach Britannien geschickten Verstärkungen
aus Germanien und Gallien herstammten*), ferner dass in Agricolas
Heere sich spanische Truppen gar nicht befanden, auch pannonische nicht
oder doch nur in sehr geringem Maße und dass somit kein Gi-und vor-
handen ist, die Angaben des Tacitus, die er dem caledonischen Heer-
führer in den Mund legt, irgendwie zu bemängeln.
Der Druck ist nicht frei von kleineu Versehen, die besonders in
den Anmerkungen vorkommen. So ist S. 9, Z. 8 v. o. zu zu streichen
und Z. 1 V. u. das Zahlzeichen 7 einzusetzen ; S. 1^, Z. 4 v. o. ist bei
einem Citate aus Hübner die Zahl 510 verdruckt für 570 — daselbst
schreibe außerdem schließen statt schlicsen; S. 2i, Z. 2 v. u. steht
Herzen statt Henzen. - S. 25, Z. 12 v. o. wird ein 6. Buch der
Historien citiert und Z. 1 ▼. u. Pfizner für Pfitzner geschrieben;
S. 26, Z. 1 V. u. begegnet recenUo für recenti und im Texte Z. 9 v. u.
Hodrian statt Hadrian. Ferner ist öfter bei einer Abbreviatur der
Punkt darnach abgesprungen (wenigstens in meinem Exemplare), ander-
wärts wieder ein solener an die unrechte Stelle gerathen wie S. 21 und 26.
Ich schließe mit der .Bemerkung, dass ich im Texte S. 20, Z. 11
Y. 0. die Stilisierung eiueoder die cohors Pannoniorumy ebenso S.
22, Z. 5 V. u. eine oder die cohora Thracum geändert wissen mödite.
Der Ausdruck ist daselbst eben zu kurz und frappiert dadurch den Leser.
*) Ref. findet dies auch vom militärischen Standpunkte aus ganz
natürlich, da diese Länder sich der Insel zunächst befanden, somit die
Verstärkungen daselbst auch am schnellsten anlangen konnten.
Wien. Ig. Prammer.
Lehrbücher und Lehrmittel.
(Portsetzung ▼. Jahrgang 1882, Heft X, S. 796.)
A, Für Mittelschulen.
Deutsch.
König, Dr. Arthur, Lehrbuch für den kath. Religionsunterricht
in den oberen Classen der Gymnasien und Realschulen. lU. Gursus: Die
besondere Glaubenslehre. 2. Aufl. Freiburg im Breisgau 1882. Herder.
Pr. 1 Mark 80 Pf., wie die 1. Aufl. zugelassen. (Min.-Erl. vom 27. Sept.
1882, Z 16155.)
Hauler, Dr. Johann, Aufgaben zur Einübung der lateinischen
Svntax in einzelnen Sätzen und zusammenhängenden Stücken, nach den
Grammatiken von Karl Schmidt, Ellendt-Seyffert und Ferd.
MUedleu.
linütalten« II* Tbml: L
Höldör. Pr. 1 fl 50 kr,
i^chnltf. T. Theil? Oasaftlehrc, 4. Aufl. Pr Ü8 kr., wie tih », Anft. äH-
g*^mein ÄOgelasöeo. (Min.-Rfl vorn *2L Set>t 188L>. Z. ir)7^>^
— — Aufguben / r I^-r lateini i ^?in^eln♦?ü
8älU«ti ttod lUBatnmenli .-n. U 'J! :\ :i Aofl»
Wien 1882. A. Holder, t r. m kv , wm^ dii« 2. Auii. aiigem 'iti zagela-jaen/
(Min -Erl vom 13. 8ept 1882, Z. ItA^b.)
Uotek J. Ai, Wört»»rv<^r«eicliiji8 s&um ernten Theile des lateinisclien
LtMjcbucheÄ. 7. Aufl. Wien J882. K, Gerolds Sohn. F^ 45 kr, wi« die
6. Aufl. allgemcio zag«3laBH«u (Miii.-Erl. vom 4. Sept. l8Hi, Z. 14457.)
« ^ WftrtörvenEcichnia xum lateinischen Lö«cbache. iL ThfliL
5 Aufl. Wien IHHl^ K. Gerolds Sohn. Pr, 4ö kr., wie die 4. Aufl. all-
gemein 2U^'üla«stTn (Min.-KrI. vom 20> St*pt. 1882, Sfi. I6i73.)
8cbultx, Dr. Kcrdinand» Kkiue lateinische Sprachlehre, so nächst
für die untenan und mittleren Classen der Gymnasien nrid Rvalgrmnuaieu.
18. ¥erb. Aijs^. PaderboTT lH-<2. P. Sc^hiiningh. Pn l Mark '85 Pf.
— — .\ ' * ■' ilanjgr d^r lateiniach«*n Syntax,
Zunächst für Mieii. 9. h*>r. Ausg. Paderbom
1882. F, Scb.'.u 11 i^ II. ii. ^ u.uu .r- 1 i. beide wie die Trüheren Aufl.
allgemein 2ugelH>»B*tD. (Min -Erl. vom 13, 8(jpt 188^. Z. 15212,)
MoinorabiliftAlexAndriMagni et a)i '»mmi vin»rum illastrium,
Phaedri fnbulae seleetae ?nn K 8ch midt und < n. 4. verb. Aufl.
Wieü 1882. A. Holder. Pr. l tt., wie die 3. Ai: _ inn zugelasaen.
(Mia.-Erl. vom 4, Sept. 1882, Z. 144*)0.)
Htii^rntT, Jh. Job., Q. Hüffttii Flacci carmina selocta. für den
'K Wif^n 18H2. A, Hrtlder. Pr. 70 kr., aU-
1 vom 20. Sept. 1882, 2. 15724 )
nea Lehr- und Lesebuch für höhere Lehr-
Mdis IL Bund. 5. Aufl. Wieii 1882. A
wie «hl« 4. Aufl. allgemein zugelasseii. (Min.-
Erl. vom 10. Sept. 1882, Z. 147CX).)
W'ii '•— n- Fr., Deutsche Grammatik för ö^t^rr. Mittel-
schulen. Vien 1KS2, J. Klinkhardt. Pr. 1 fl., wi«
dio2. AiiL. ._, _ _ .L^sen. (Min -Krl vmui 2. Sept. I^S?, Z. WhMU
Plöti» l>r. Karl, Syntax und I lue der n j
Sprache auf Grund des Lateinii^ehen /^ . 5. Aufl. i r
A. Uerbig. Pr, 2 Mark m Pf., wie die 4, AuÜ. in derr ^ 1*^
Ren solcher Lehraustaiteu, wo Latein als obligater Gegvii : - ■ l^*hrt
wird, allgemein ^ugela^aon (Mtn.-ErL vom 5. Sept. 188J, Z. 1 .^> i
Herr Gustav. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschrei uj : jf
die ! ' " ren Classen der Gymnasien, Realscliulon und ver-
waii I. Curaus: Grundiügu fQr den ersten Unterricht
in Uci i.iuL-e^._.iu,i.u..»f, 11. unv. Aufl. Wien 1882. K Grftster. Pr. geb.
72 kr„ II. Curüus: Länder- und Völkerkunde. 8. rev. Aufl. Wien iBöi.
K Oräscr. Pr. geb. 1 fl. 52 kr., wie die früheren Aufl allgemein la-
g«laBien. (Min.-Erl vom 23. Sept 1882. Z 16017.)
Haardt, Vincenx v.. Wandkarte der Alpen. Maßstab 1 : 60<KKJO in
6 Buttern mit einem erl&utornden Texthefte. Wien 1882. Eduard Hölxel
L DetatlUerte AuR|;ab«i. Pr. 15 fl, aiifgesp. in Mappe, 20 ti., aufgeaii.
niitStibe», 22 tl IL Schulauigabe. Pr. 12 fl, aufgögp. in Mappe. 17 tf.,
Aufgesp. ndt 8tät»ffn, 19 fl 111. Stumme Ausgabe. Pr 10 fl. aufgesp. in
Mappot 15 fl, aufjreHp mit 8tihen, 17 fl., allgemein xagelaasen, (lltn,-
Krl. TOTO 18, 8«pt. 1882, Z. 13rj65.)
Mo^nik, Dr. Frani Ritter von» Lehrbuch der Arithmetik für
Untcrgymnattieu, 1. Abth. 27. Aufl. Wien 1882. K. Gerold» Sohn, Pr.
90 M^ "•• -1^' '^*'' ^»♦t "'I" '" —''--.PI rMin.-Krl. f. 4. S«p*
intn 188a. K. (Gerold» Sohn.
Pr i , ^ iMiu.-Erl. vom 21*. 8«pt
1882, Z. Iti273)
Hoia, l>r. Bdoird, Sammlung von B«iapielen und Au^ben aua
der ullgomeioou Arilhm«tik und Algebra. 6L Aufl. Köln 1883. It Du
884 MieceLlen.
Mont-Schaaberg. Pr. 3 Mark, wie die frühere Aafl. allgemein sn-
gelasseD. (Min.-ErL Yom 27. Sept 1882, Z. 15990.)
Modoik, Dr. Franz Ritter voo, Geometrisclie Ansc^tattimgalehre
PBa Untergymnasien. 1. Abth. 19. darchges. Aafl. Wien 1882. K. Gerolds
Sohn. Pr. dd kr., wie die 18. Aufl. allgemein zugelassen. (Min.-BrL Tom
4. Sept. 1882, Z. 14457.)
H ö f 1 e r Alois, 8 c h a b n 6 Anf&nge der Natarlehre. Zum Gebrauche
an den unteren ClaBsen der Büttelscbulen, 14. Aufl., neu bearb. and mit
Übungen yer sehen. Wien 1881. K. Gerolds Sohn. Pr. 1 fl. 80 kr^ wird
allgemein zugelassen. (Min.-Erl. Tom 9. Sepi 1882, Z. 14408.)
Italienisch.
Gindely Ant, Gompendio di storia universale per le classi in-
ferior! delle scuole medie, tradotta dal Tedesco da Romeo YielmettL
Parte III: L*et4 modema con 17 illustrazioni. Prag 1883. Fr. Tempsky.
Pr. 80 kr., allgemein zugelassen. (Min.-Erl. vom 9. Sept. 1882, Z. 14682.)
Hochstetter, Dr. F. und Bisch ins, Dr. A., Elementi di mine-
ralogia e geologia p^er le classi superiori delle scuole medie. Nach der
4. deutschen Aufl. ins Italienische übersetzt von E. Girardi und E.
Giacometti. Wien 1882. A. Holder. Pr. 1 fl. 20 kr., allgemein lu-
gelassen. (Min.-Erl. vom 4. Sept. 1882, Z. 14566.)
Cechisch.
Lauieck^ Josef, Katolick^ katechismus ku poträbö §kolni i domad.
Prag 1883. F. e. Buchdruckerei. Pr. geb. 58 kr., wird, die Approbation
der bezüglichen kirchlichen Oberbehörden vorausgesetzt, zum Lehrge-
brauche in der 1. und 2. Classe der Realschulen mit Sechischer Unter-
richtssprache allgemein zugelassen. (Min.-Erl. vom 15. Sept. 1882, Z. 15435.)
Patoika Franz, Cornelii Nepotis Über de excellentibus ducibus
exterarum gentium. Ed. tertia. Prag 1882. J. L. Kober, wird wie die
3. Aufl. allgemein zugelassen. (Min.-Erl. vom 7. Sept. 1882, Z. 13755.)
Gindely, Dr. Anton, D§jepis vgeobecn^, kter^i pro niiäi stf-edni
fikoly 6eskö Tzdölal Josef Erben. III. Theil: Die Neuzeit. 3. verb. Aufl.
Prag 1883. F. Tempskt. Pr. 70 kr., wie die 2. Aufl. allgemein zuge-
lassen. (Min.-Erl. vom 27. Sept. 1882, Z. 16075.)
Personal- und Schulnotizen.
Ernennungen.
Der Privatdocent an der Univ. in Wien, Dr. Johann Mikulici^
zum ordentl. Prof. der Chirurgie und Vorstände der chirurgischen Klinik
an der Univ. in Krakau (a. h. Entechl vom 3. Sept. l. J.); der Welt-
priester Dr. Theodor Kohn zum a. o. Prof. der Fundamen taltheologia
und des Kirchenrechtes an der theolog. Fac. in 01m ätz unter gleich*
zeitiger Verleihung des Titeis und Charakters eines ordentl. Prot ^a. h.
Entschl. vom 15. Sept. 1. J.); der Privatdocent Dr. Eduard Reyer zum
a. 0. Prof. der Geologie an der Univ. in Wien (a. h. Entschl. vom 29. Sept.
1. J.); der a. o. Prof. an der Univ. in Prag, Dr. Isidor Hilberg, zum
ordentL Prof. der classischen Philologie an der Univ. in Czernowiti {%, h.
Entschl. vom 29. Sept. L J.).
Der a. o. Prof. der Laudwirtschaftslehre an der böhm. techn. Hoch-
schule in Prag, Dr. Johann Baptist Lambl, zum ordentl. Prof. dieses
Faches daselbst (a. h. Entschl. vom 9. Sept. 1 J.), der ordentl. Prof. an
der Univ. in Czemowitz, Dr. Gustav Ritter von Escherich, zum ordentl.
Prof. der Mathematik an der techn. Hochschule in Graz (a. h. Entschl.
vom 15. Sept. 1. J.).
Der mit dem Titel eines ordentl. Prof. ausgezeichnete a. o. Prof.
der Verwaltungslehre und Gesetzkunde an der Hochschule für Boden-
Personal* und Sebnlnottseti.
885
Toiiur in Wien. Dr. Gasta? M&rchet, zum ordeoU. Prof, dieser Oisci*
pUnen (&. L Entschl. vom 16. Sept L J.); der Adjunct und Docent der
Meteorologie. KUmatologie und Bodeuknodä »q der üochscbule für Bodeo-
cuUur in Wien, Dr. Jacob ßreitcnlohner» iura »« o. Prof, dieser
Fieber (a. b. EotecbL toto 23. Sept. l. J.).
Die ZulasflUDg des Dr. Ludwig Hoff er Edleo tod S&lmtbftl als
Privatdocent (hr medioiniich-klini^rlui Propädeutik an der meiii^'m Fiu^,
dfr UaiT, in Graa uod de» Dl I aäsak als Privatdocent
trapbi« an der pbilos. Fac i Univ. wurde beatatigt, d ^ n
% Anerkennung der von dem Frifatdocenten Dr. FridoUn Beb langen*
f Musen an der nie^licin. Fac, der Univ. in Innsbruck erworbenen renU
legendi für altg. Pathologe and Therapie der Geiateskr&nkbeiten und f&r
g^ricbtl« Ps^cbopathologie aucb für die medicin. Fac* der Uuir. in Orai.
Zum Mit^liede der judidellen St&ataprQfuDgäcommisdon in Gser-
nowitz der Lanlesadvocat Dr. Alois Tabora,
Der Prof. Theopbil Malinowski «om EMrector des Obergytnn. m
ZfocsEow (a. h. Eutßchl. vom S, Sept, 1. J,).
Zu wirkl Lehrern: am Gvmn. in Kremater der Supplent am 1. Gjran.
in Gra«, Älbin Nager, am Gjmn. in CilU der Supplent am L Gymn.
in Grax, Dr. Karl Kreipner. atn üyrau» in Freiutadt der Supplent
Franz Paul exe 1 in Pilsen, am Gymn* in Tricnt der Candidat Emanuel
von Job, am Gjran. in Mittcrhurg der Supplent am akad, Gymn. in Wien,
Johann Kos, am Gymn. in KrainbarfT der Supplent Jobann Franke^
an der Mittelach rile in Leitomiscbl der Supplent an der böhm. ßealscbale
in Pra^, Anton Kodet, Zum ßeligion»lobrer am Obergymu. in Ztoczow
der gnech.-kath. Eeljgionsl ehrer am bisherigen Untergymn. daaelb^t^
Isidor Jetierski.
Weiter wurden Lehrstellen Terlieben: je eine am 1. Gymn. in Gra*
dem Prof. am 2. deutschen Gymn. in ßrünn, Joseph Mayrhoferf dem
Lehrer am Gtran. in Cilli, Alfred Heinrich, dem Prof, am Gymn. in
Freistadt, Adam Wapienik, und dem ProL am Gymn. in Troppau,
Adalbert Faulhammer; am Gymn* in Linz dem Prof. am Gymn. in
Kremsier. Joseph 8 tri gl, am Gymn. in Mitterbnrg dem Lehrer am Gymn.
in Nikolsburg, Alphons Stanta, am Gymn. in Fisek dem Prof. an der
Communalrealschule in Jidin, P. Joseph Nedvidek.
Zum Lehrer am Gjmn in Eagnsa der Supplent daielbafc, Franz
ßorstnik, am Gymn. tn Cattaro der Bupplent am Gjmn. in Raguaa,
Jodcph Carevid,
Der Prof. am deutschen Gymn. in Budwt'ia, Joscnh Hei-man,
wurde an das Gymn. in Eger versetzt und der Gymnaj»iallehror in EgeV
Adolf Sftßner, dem deutschen Gymn. in ßudweia lur Dienstleistung
sigewieieQ.
Zum Lehrer an der Staatsrealsehule in Gras der Supplent an der
dortiiren U^hrerbüdungsanstalt, Dr, fljins KAiiijf, an der L d<^ut«flnsn
Oh* I * '- in Prng der ^npplcnt an dv- ' ■ ; ' .,,
6. J it^n«, Friedrich Wenk, an _:
der " * - II - ReaUchut- " rana
gri« iirer an 1 ohuio
Lat, ;-
Sohl' f.
an Gymn. in Kruinau, Johann Mark, und zum Lehrer *h r
Efiiüeicbubiupulont in Wien, Georg Weitienböck. zum l't r
böhuK It^alHchule in Prag der Prof. &n der Bealachnle in kütt^^nberg,
Jobann Kohäk.
Im Studiianjahre 188S(/3 Approbierte LebramtecandidAten :
Von der L k. Wim. Ojmnasialpr&fungscomm. in Graz: Ckzs.
Phil GG.: Vlnoeot GoUob, Joieph Holzer, Joseph Novak, Dr. Alfred
880 Personal- nnd Schalnotizen.
Pawlitscheki Joseph Pogatscher, Engelbert Poto6n!k, Franz
Bcholz, Franz Simmler, Johann Wiesler (deutsch): Joseph Pos-
sedel (Erg) (ital. und serbo-kroat ), Dr. Jacob Sket (Erw.) (deutsch und
sloYen.); Latein OG. (Er^.): Jacob Wang (deutsch und sloven^; Griech.
OG. (Erg): Leonhard Jarmi6 (serbo-kroat); class. Phil. ÜG. (Erw.):
Alois Frick (deutsch); deutsche Sprache und class. Phil. OG.: Dr. Karl
Eäab (deutsch); deutsche Sprache OG. (Erw.): Arthur Cafasso, Dr.
J()8eph Jüttner, Alexander Neumaier, Johann G. Reis (deutsch);
serbo-kroat. Sprache OG., class. Phil. GG.: Milan R von Redetar (deutsch,
ital. und serbo-kroat.); sloven Sprache GG.: Joseph Pich 1er (deutsch
und sloven.); Gesch. und Geogr. GG., deutsche Sprache ÜG.: Johann
Gel lob (deutsch); Gesch. und Geogr. GG.: Franz Hadwich, Peter
Ninkovi^, Victor Ortner, Leopold Pretsch, Dr. Alexander Sturm
(deutsch), Dominik Vatta (ital.). Prof. Dr. Philipp Paulitschke (Erw.)
(deutsch); Math, und Physik OG. (Erg.), deutsche Sprache ÜG. (Erw.):
Joseph Battisti (ital.); Physik OG. (Erg.) I^nazDuschek (deutsch);
Math, und Physik UG., deutsche Sprache OG. (hrw.): Johann Brajnovi6
(deutsch, ital. und serbo-kroat.), Math, und Physik UG.: Dr. ßenvenato
Cindro (ital.).
Von der k. k. wiss. Gymnasialprüfungscomm. iuLemberg: Class.
Phil. OG.: Michael Bogusz, Roman Palraste in, Franz Pawlowici
(deutsch und poln.); class. Phil. UG.: Adam Paszczv6ski (poln.);
rutheu. Sprache 0(j. (Erg.): Nikolaus Baczvnski Truthen.); deutsche
Sprache ÜG. (Erg.): Johann Ware hol (deutsch); Gesch. und Geogr. OQ.:
Susimir Gorski (deutsch und poln.), Roman Maurer (poln.); Math, nnd
Physik OG.: Joseph Puryna, Johann Rajewski (deutsch und poln.),
Ladislaus Wasilkowski (poln.), Physik OG. (Erg.): Ignaz Markowskl
i deutsch und poln.) ; Naturgesch. OG., Math, und Physik ÜG. : Stanislans
jewicki, Simeon Trusz (deutsch und poln.).
Zum Prof. der Physik, Chemie und ehem. Technologie an der
Staatsgewerbeschule in Brunn der Assistent an der techn. Hochschule in
Brunn, Max Gröger, des Freihand- und Manufacturzeichnens an der
Staatsgewerbeschule in Bielitz der Elementar- und Fachzeichenlehrer an
der Webeschule in Freudenthal, Joseph Worm, des Textilzeichnens an
der Fachschule für Weberei in Reichenberg der Manufacturzeichner Alois
Serda in Wien, zum Prof. für das Freihandzeichnen, das ornamentale
Zeichnen und die Kalligraphie an der Staatsgewerbeschule in Prag der
Prof. am böhm. Communalrealgymn. in Pilgram, Wenzel Dödek, zum
Lehrer an der Gewerbeschule in Brunn für Maschinenbau, Maschinen-
zeichnen und mechan. Technologie der Snpplent Adolf Zillich, zum
Lehrer des Zeichnens an der Fortbildungsschule in Eolin der Supplent
am Communalrealobergymn. in Pilsen, Martin Dirlam.
Zu Übungsschullehrern an der Lehrerbildangsanstalt in Teschen
der Volksschullehrer Alfred Brzeski, an der Knabenübungsschule in
Görz 4er Übungsschulunter lehrer Johann Me rein a, zu ünterlehrerinnen
an der Übungsscbule der slav. Lehrerinnenbildungsanstalt in Brttnn die
Supplentin Elisabeth Mach, und an der Übungsschule der Lehrerinnen-
bildungsanstalt in G5rz die Supplentin Amalie Matten z.
Auszeichnung verliehen:
Dem Director des Gymn. in Salzburg, Schulrath Dr. Hermann Pick,
anlässlich der von ihm erbetenen Übernahme in den bleibenden Buhestand,
in Anerkennung seiner vieljährifi^en ausgezeichneten Dienstleistung das
Bitterkreuz des Franz Joseph-Ordens (a. h. Entschl. vom 30. August 1. J.).
Nekrolog! e.
(Mai bis Oetober).
Am 29. Mai 1. J. in Dresden der geh. Hofrath, Dr. Hermann
Hettner, Director der Vl. Antlkensammlung und ord. Prof. fflr Kunst-
Kekrologie.
887
«hicbte am Foljteclmicum, als Kunst- ojid LiterarbUtoriker bertlhmt,
J. alt.
Am 1. Juni L J, der Prof. der Mathematik an der techniBcljen Hoch-
•chald in Aachen, Dr. Karl üattendorf, ein Damhaft«? Gelekrt^jr and
PachichriftBt4?ller, 48 J. alt, und in Kopenhagen der dünische All^rthtiroa-
und Geschichtfcforscber, Kaspar Ptrter Fa ludan^Mueller, 77 J. alt.
.Am 3, Juni 1, J. in Franzensbad der a. o. Prof, an der metiicin,
FaculUit der Vmr. in Wien, Dr. Karl Mayerht>fer, 46 J. alt, in Uom
der Prof. am dortigen Landes- Real- und Obergymn , Heinrich TrefkorUf
3(J J» alt, in Br^^tiien iler Prof. der Geschichte an der Univ. in Gottingen,
Dr» Riinbold Pauli, <lurch seine Werke über englische Geschichte* be*
kunnt» 59 J nlt, in Köni^'sberg der ord, Prof der Philugophie Mi der
dortigen Univ.. Dr HichaTd Quabicker, und in Berlin der trefTlicha
Landschnfts maier, Christian Wilherg, 43 J. alt
Am 6. Jnni 1. J. in Lelpxig der a. o. Prof. an der dortigen Univ.
fnr das Fach des Altdeutschen und AltnordiacbeQi Dr. Anton Kdxardi,
33 J. alt
Am H. Juni 1. J. in Berlin der a, o. Prof. an der üaiv. daaelbai^
Dt, August Mullach ^ durch seine Ausgabe der Philoaophoruni grae*
corum iragmfDta und seine Grammatik der griecb. Vulgäraprache be-
kannt 1^ y alt, und in Mailand der durch seine Arbeiten Ober Zoolog id
und Geologie rerdiente Prvf. am Lombardischen Institute, Emil Coro all a
57 J. alt
Am 12. Juni 1. J. in München der Arehitekturmaler Ludwig
Mecklenburg, <^2 J. alt
Am 13. Juni L J. in Paris der Bomanschrifts teile r Henri RÖToili
65 J. alt
Am 14. Juni 1. J. in Wies der Prof. der franads. Sprache an der
orientaL Akademie daselbst Joseph PI quer Ip 78 J. alt.
Am 17. Juni 1. J. in Wien der akad. Maler und Kunathiodler,
Karl Joseph Wawra. 72 J. alt und in Homburg der beliebte rußiiche
NoTellist Graf Wladimir SoNugub.
Ära IS. Juni L J. in Darmstadt der verdiente Fadagogi% Dr. Jobann
Föleing, 66 J. alt
Am 1% Juni L J. der Director des Realgymn. in Kassel, Dt, August
Frei nie, als pädagogischer S^chrifteteller bekannt
Am 25. Juni U J. in Frankfurt a. M. der Dinn tor !< ^ rTij.irsrL.Mi
Conierfatoriums dastdbst, Joachim Raff, ein bed
60 J. mit, und in Paris der berQhmte Thiermaleri Li<
77 J. alt
Am 26. Juni 1. J in Hjdres der auageuncbnet^i Botaniker, Germaiu
de Saiut-Piorre» und in Laral der trefiTliehe Bildhauer« Fran^ois
Jouffroy. 76 J. alt
Am L Juli 1 J. in Raguaa der kroatische Dichter, Graf Medro
Am % Juli l J. in Prag der Prof. an der jurid. Faeultit der dor-
tigen üniT., Dn Franz Schneider«
Am 3. Juli 1. J. in KrUmgen der a. o. Prof. der Medicin au der
dortigen üni?., Dr. Wilbelm Trott, 84 J, alt
Am 5. Juli 1 J, in H<?idelberg der rühmlich bekannte Pathologe,
Qeheimrath Dr. Kikolaua Fried leiD« Prof. an der Uaiv daselbst
57 J. alt
Am 11. Juli 1. J. in Dresden der bekannte Jugendschriftsteller.
Frani Ho ff mann, 68 J. alt
Am 18. Juli 1. J. »n Uberilöbling der Director der ^Staatsgewerbe*
•cbole, Gu«tav Adolf Qugiti, AH J« alt.
Am l^J. Juli L J. in Ural der Tcrdienstirolle ikhulmAr- - ' tfrige
Forseber auf dem Gebiete di*r iitdnsch^'n Gcichichte, ' nrath
Dr. Richard Peinlich Stirt&CApitular fon Adniont, emci . ..v..vr de«
L Gjmn. in Grat, 63 J. alt
888 Nekrologie.
Am 81. JqH 1. J. in Eöuigsberg der Prof. an der dortigen Uni^.,
Medicinalrath Dr. Hildebrandt.
Im Jnli 1. J. der Prof. f&r animale Morphologie an der UniT. in
Cambridge; Frank Maitland Balfoar, 30 J. alt, bei der Besteigiing
eines Berges in der Schweiz yemnglückt.
Am 2. Angnst 1. J. in Stuttgart der beliebte Portraitmaler, Prani
Stirnbrand, 95 J. alt.
Am 10. August 1. J. der Pfarrverweser von Ünter-Oinserndorf,
OoiiYentual des Stiftes Melk, Benedict Heilmann, emer. Prof. am Gjrm-
nasium und der Theologie, 62 J. alt.
Am 14. August 1. J. in Bexbill beim Baden ertrunken der Prof.
fOr polit Ökonomie am Universitj College in London und Verf. mehrerer
philosophischer Schriften, Stanley Jevons, 47 J. alt.
Am 16. August 1. J. der Director der Bechtsakademie in Gro6«
wardein, Dr. Ludwig von Hovauyi.
Am 17. August 1. J. in Elosterneuburg der emer. Prof. der Nator-
rhichte an der Univ. in Lemberg, Dr. Hermann Schmidt-Göbel
Lehrer und Forscher verdient, 78 J. alt.
Am 21. August in Baden der pens. Bibliothekar an der Wiener
techn. Hochschule, Anton Martin, 70 J. alt, und zu Berlin der Leiter
des dortigen meteorolog. Institutes, Prof. Dr. Job. Alb. Arndt, 71 J. alt
Am 22. August 1. J. in Tübingen der a. o. Prof. an der phifoe.
Fac. der dortigen Univ., Dr. Milner.
Am 25. August 1. J. in Ischl Dr. Franz Xaver Bitter von Güntner,
Leibarzt S. M. des Kaisers Ferdinand, emer. Director des Krankenhauses
und emer. Bector der Wiener Univ., 92 J. alt
Am 29. August 1. J. in Bestock der Consistorialrath und Prof. an
der theol. Fac. der dortigen Univ., Philippi.
Am 80. August 1. J. in München der Prof. der Bildhauerei an der
dortigen Akademie der Künste, Johann Hai big, 69 J. alt, in Ober-Sie-
vering bei Wien der einst beliebte Genremaler, Michael Ned er, 75 J. alt
Im August 1. J. in Rom der dramatische Dichter Giacometti,
in Sydney der australische Dichter Henry Kendall, in Utrecht der Prof.
der Theologie an der Univ. daselbst, J. J. van Oostergee, in Brüssel
der polnische Dichter Wladimir Wolski, und in Batavia der Natur-
forscher J. £. Teysmann.
Am 2. September 1. J. in Wiesbaden der geschätzte Tonkünstler,
Theodor Eisfeld, 66 J. alt
Am 8. September 1. J. in Wien der Prof. der Physik an der techn.
Hochschule in Wien, Dr. Edmund Reitlinger, als Schriftsteller in
seinem Fache bekannt, 52 J. alt.
Am 5. September 1. J. in Straßburg i. £. der auch in weiteren
Kreisen bekannte Componist und Kritiker, Franz Maria Ludwig Seh w ab,
58 J. alt.
Am 8. September 1. J. in Breslau der Director des dortigen jüdisch-
theologischen Seminares, Dr. Joel, und in Genf der berühmte Astronom,
Emile Plantamour, Director des Observatoriums in Genf, 67 J. alt.
Am 9. September 1. J. in Paris der hervorragende Mathematiker
Joseph L i 0 n v i 1 1 e , Mitglied des Instituts, Herausgeber des Journal de
Math^raatiques pures, 78 J. alt
Am 12. September 1. J auf Schloss Domont bei Paris der ge-
schätzte Componist Edmond Membre, 62 J. alt.
Am 13. September 1. J. in Kremsmünster der Prof. der Mathe-
matik und Physik am Gymn. in Kremsmünster und Director der dortigen
Sternwarte, P. Gabriel Strasser, als Lehrer und Mann der Wissenschaft
hocheesch&tzt, 59 J. alt, in Berlin der emer. Leiter der k. Realschule
daselbst, Ernst Wilhelm Kaiisch, ein verdienter Pädagog, 89 J. alt.
Abfertigang; Hi
Abfertigung der Anzeige tob Dr. Sauer S, 456 f\.
BUU den Nach weis der bedeute udeu Förderung zu liefern, wekiie
ihs Yerstftndnis von Goethes „Dichtung und Wahrheit*^ durch meine
I -ErliateruBgen** gewonnen, hat Dr. Sauer mich sittlich Terdäcbtigt, ja
ISchaoptet) daas ich meiucr ^achon lange schwankenden Autorität in der
0.w*^K*..\v.a^ut,w, l.it't durch ein solches Vorgehen gegen den ersten und
\ sentanten demelben [als aolcfaer wird Herr von Löper
f 1 roit eigener Hand aen Todesstoß Teraetit** Freilich
gehöre icii nicht zu denen, welche [„ich weiss auch wohl, warum*'] den
genannten Qoetheforscher in Weihranchwolken hQUeo; durch einen lang*
Jahrigen lebhaften Briefwechael und genaueste Kenntnis seiner Leistungen
flaube ich seinen Eifer und seine wirklichen Verdienste einsichtiger als
. würdigen zu können. Schon aU ich vor fast dreißig Jahren meine
-Erläuterungen iu Goethes Werken** begann, war auch »Dichtung und
Wahrheit** für diese in Aussicht genommen. Dies wusate v. L,, dessen
Herausgabe derselben bei Heni^^l, die durchaus keitie Concurrenz meines
l>* •" 'ijf.ena war, ich mit lebhaftester, auch brieflich an- '"-^- --hener
I iic begrüßte; er selbst freute sich, mir zq mein- i Er-
, .„' damit gut vorgearbeitet zu haben. Erst vier J^... _ li der
dang seiner Ausgabe, nachdem ich durch erneuteis Studium von
les Leben und die mir gelungene Eröffnung neuer Quellen mich datu
'ers vorbereitet halten durfte, gicDg ich an die Ausfuhr ung. Diesem
dutaude gegenübtr behauptet §. t da v. L. mir bei „Dichtung und
fthrhcit** 2ovorgekommeu und es mir nnmugUch gewesen, dessen Werk
jjdurch einen diktatorischen Machtsprnch vom Erdboden versch winden xu
'len"*, habe ich mich begnügt, es „mit Gift und Geifer «a beapeieu",
.eine literarische Undankbarkeit und Taktlosigkeit". Wie at)or soll
:h denn S.ti Verfahren gegen mich bezeichnen! Ist etwa 8, als Goüthe-
freund mir nicht auch zu Dank verpflichtet für meine viel längeren und
Wahrlich nicht weniger .MnLT.^ir.Tnien Arbeiten auf einem Gebiete, auf
dem ich, lingst vor v, L. 1 erst den Boden geebnet habe. Wenn 8.
.meint, ich habe luAiw S> u da*^ aanersüße LobiS. V^I nicht gt^sühnt,
»0 übergeht et iHrung über v. L. Ö, b9, wo i\i le*un steht,
deaa^Q „mit aw jü Fleiße und reicher Kenntnis« verivustaltete**
Ausgabe aei ^OLK>i Ik u^Kbünd* geweten« Dm ekelhafte «Bespeien mit Gift
Qiid öeifer* ist cino An>*e'*hnrt von S,s Groll, der «ykophan tisch meinera
Ansehen „den 1 ^^'tzen' möchte, f- L. hat alle vorhandenen
t, aber auch manche Unteräuchungen an«
^ :->e ich tiberall mit seinem Namen
ich über ihn hinausgekommen, meine
^ - " ri..Vw.n denen ich auch manche Er-
it F 1 T Miene vorbringe", ist eine
kM i 11 1er Gegner selbst io der Hitze
aten sollte. Hatte Ö. v. L, und meino Erläuterung
(ö er wissen, dass ich an vielen Stellen, wo ich
d^tikung bringe, gar nicht anfahre, dass v. L, sie
' Forsch un>(en
ftrstt^llt, dcret)
H zeichnet i
^T«rbcsserungfiu
ungen gebe,
lliibclt. wir
rdea i;
|bet«i
eine nur
^noch nicK
fc,a Ikwei», daM meine ^Methode, ein Kunstwerk lu aiialy«ier<;n
f und tu oommentieTen**, verfehlt sri, ist gar zu wunderlich, Di^ ron tnir
erwfthnte ^kunpp sich an die Sache haltende, gleiehmäGig all«' > -
küiten von Schritt zu 8cUritt erörternde Erklirong", neben d- r
pac blichen ausdrücklich gedenke und auch
chlio^igt habe, möffc «zur Noth für mn «
■ine br»*it angel :'*
neu, da«» *eir
üK . -^ ^ : a>* ein biog;«f......v.<. ..
Ußerung ath^r tiabe icti nur einen Geg^naalB sa v, I^.s ^
, geaprochon , des*en gnißo Eicurse, die alkn Ober Goetii ^
i g^ngliche Materwl tauundn, für den, der nach diesem sacht, sehr torderlich
,.l.... T.i^
8tt0 Erwiderung.
sind, aber, was ihm selbst nicht entgieng, das Maß einer Erklärung
überschreiten^ dabei den Nachtheil haben, dass manches der Erklärung
bedürftige über diesen großen AnsfÜhmngen unberücksichtigt bleibt. Bei
der Erläuterung von „Dichtung und Wahrheit** bin ich den bewährten
Grundsätzen meiner gesammten auf einen weiteren Leserkreis berechneten,
aber auch dem Kenner manches Neue bringenden Sammlung gefolgt.
Alles, was der Erklärung bedarf, ist in ausreichendster Weise gegel^n
und in einer fast zehn Bofifcn starken Einleitung sind alle allgemeinen
Fragen besprochen, besonders die Abfassungszeit, die Quellen, die Zu-
Tcrlässi^keit und die Composition, wobei ich zum Theil auf ganz andere
Ergebnisse als v. L. gekommen, besonders durch Benutzung neuen
Materials. Zu diesen von mir erschlossenen Quellen gehören auch höchst
wichtige Briefe Goethes an Cotta, die S. gar nicht erwähnt, wie er die
übrige auf seine Weise herabsetzt.
Der Raum verbietet mir auf alle Entstellungen S.s einzugehen;
doch das Gegebene genügt zur Signatur dieses Angriffes, der ohne weitere
Begründung mit der ^nachdrücklichsten^ Mahnung an die Besitzer meines
Lebens von Goethe scnließt, nur ja die Erläuterungen zu „Diclitung und
Wahrheit** nicht zu kaufen. Das also wäre des Pudels Kern! S. ist so
unbesonnen, vor ihnen jenes Werk, das sie besser kennen, eine „unlesbare,
aus Namen, Zahlen und Brieffragmenten zusammengeschweißte Pseudo-
biographie" zu schmähen. Trotz S. und Consorten ist die starke erste
Aufliiffe von „Goethes Leben" vergriffen und wird in allernächster Zeit
die schon ausgedruckte zweite erscheinen. Eine englische Übersetzung ist
im Drucke. Auch um meine „Erläuterungen** bin ich unbesorgt, deren
Verdienst ein anderer Mann als S-, L. Geiger, neuerdings ehrenvoll an-
erkannt liat.
Köln. H. Düntzer.
Erwiderung.
Weil D. eine Widerlegung meiner Recension zu liefern nicht ver-
mochte, hat er es mit einer brüsken Abfertigung versucht, auf die ich
nur folgendes erwidern kann:
Von jener anerkennenden Gesinnung, die D. gegen Herrn von Ldpers
Arbeit zu hegen vorgibt, kann ich auch letzt, nach seiner Erklärung:, in
den Erläuterungen so ^ut wie nichts entdecken. Vielmehr geht aus seinen
obigen Worten für jeden Unbefangenen klärlich hervor, dass er es
durchaus nicht verwinden kann, wie die Goetheforschung über seinen Kopt
hinweg Bahnen und Ziele einschlägt, denen er zu folgen heute nicht mehr
im Stande ist. Ich will mich Herrn von Löper weder als Schildknappen
noch als Götzendiener aufdrängen : so viel aber wage ich zu sagen, dass
Goethe selbst, wenn ihm die Wahl zwischen den beiden Commentatoreu
seiner Selbstbiographie überlassen gewesen wäre, keinen Augenblick sich
besonnen hätte, nach welcher Seite er sich neigen solle. Bei Löper finden
die Forschenden und Genießenden, die Lesenden und Nachschlagenden
^gleichmäßig alles, was sie suchen; D.*» Werk werden wohl die meisten
jener 3000, die es — wie mich eine höhnende Karte des Verlegers be-
lehrte — bereits gekauft haben, mit bitteren Enttäuschungen bei Seite
felegt haben. Der Erfolg, den D. gegen mich ausspielt, ist überhaupt
ein Maßstab des Wertes, obwohl auch darin die Uemporsche Ausgabe
hinter den Erläuterungen nicht zurücksteht. Deutlich aber lässt D. am
Schlüsse seiner Abfertigung den Pferdefuß sehen. Nicht so sehr meine
Recension ärgert ihn, als dass man ihm an einem zugänglicheren Orte
und mit glänzenderen Worten über seine alljährlichen biograph. sehen Ab-
schlächtereien die Wahrheit gesagt hat. Wenn man nur auf deren Kosten
bei D. in Achtung kommt, verzichte ich darauf ohne Groll. Dass ich ein
anderer Mann sei, als der ohne Zweifel verdiente Herausgeber des Goethe-
jahrbuches, acceptiere ich gerne.
Lemberg. August Sauer.
Erste Abtheilung.
AbhandlüiigeQ.
Miscellaneen*
1, Dass auch Prosaiker sich mitunter von dichierischön Re-
loisconzeD und Kachbildangen aicht freihalten konnten* abgesehen
räavon, dass sie selbst bisweilen, um mit Cicero lu reden, per impru-
Jdentiam Verse machten (vgl. Westermann zu Demostbenea 1, 5. He-
^rodot 1,117 '^QTiayog tJg dÖaiv) tov ßov%6Xoy Mov lovta, I, 135
uiayoyiai. yafUovct d* tnaaiog avTiop n^okldt^ Tacitus Germ. 39
lu^riis patrnm et prisca formidine sacrom. Fabnc. BibK L« II, 389),
['davon mögen folgende Stollen zum Beweise dienen. Xen. Anab. VI,
[3» 19Tafr*€imV r^^dto^ vgl.« 125 Sg ilnvav r^yaUo, ähnlich
vyr. HI. 2, 6. Aoab. VII, 3, 35 fu9^UvTt ioixwg ^ o 240, Kjr.
. 2, 6 >*/»'iiJax4ig di nai avto^ ~ i 228. Kyr. IV, 2, 27 Tovr'
lilmov dntjciiintv, K 72 ßg atit^y anlneuner, Kjr. IV, 6, 10
^^hoi d* fjiiv iiaQTiQ^g icTiuv, a 273 xHol& iiri fiaQivQot iaT(ov*
jXyr. Vn, 1, 1 aiuksag xal li^afuvng, U 253 üiniaag r« xori bv-
V^a^ivng, Oec. 5, 3 xä fiiv tpvei, ta de tai^u, vgl. r; 119 ro
Vuiy ff tu alXa ii nioou> Hell. V, 4, 7 oV o ircii ilafjX^öpf
Ttov fiiv anoxtdvamgi ti} v di ywotixce woßt-actyng, vgl. x 112
hc» V* eT infsi ^lafjX&ov nhsa Swftctra, x ?, v di yvvalxa ei^ov.
rpemoßth. 43. 18 f^ail^ag h nivam = Z 169. Dem. 40, 1 jtuvuay
~miv aviaqoraioy^ vgl. Tyrtaeus 10, 4 navTtüv law' dvtfjQOTatov*
m. 40, 8 Kai tjydnct ü(Jn$g Aal ifulg anavtag toig ifur^QOvg
tnaidag dyajiat€f vgl. ,t 17 v/g di ^tarijQ ov nalöa (fila tfQOviüiv
liyanatr^f und f, 481 xrti n iiflhfl wg iX t& nazf^Q oy itaidet yi*
ll^af^. Dem. 40, 10 oQy.t^t, og fuytarog doxa xal ÖMVoratog naqa
tnäaiy d>i^Qüf7iüig ilvat, vgl O 37 og ws ^uyio " s' ^«u/*-
Narov; Jt. D<»m. 40. 37 wffukato avrt(t X^^^ ^*' ^ ^^^* ^
[698 xaJ ; ^i/j'^] «V^/W iv Hhit di)^. Üem. 40, 20
[^oa/^ro» ^ n\ fj ort noialXo xcttQu 'fQoaayoQUOfiiyog
Vgl. Aisch. Ag. IHU Zfii; oirrit,* /ror' iativ, u toi avifl» (fiXov
LxexAMim/i. tovio Piy ji^oa^yvinuK Wer denkt bei Xen. Kyrop. VIl,
fh, 5 a%*aHfi^&£iCr,g 6' ovriogtijg (fdXctyyog cimi'xr; rotgn(^wjovg
id^tütoig ilii ' ' taiovg^ ir ^tiatti ii tovg inw^iötmg
tiTcrx'hn n! v ^ 297 i/j .T^atj /leV ;*f^cx/fa aiv
89S Miscellftneen. Von J. La Boche.
7n7toiaiv xai ox^oq)ij ne^ovg d^ eiomd'e attjaev noUag te xai
iad'lovg yQiM>g ifisv noXifioio, xaxot^g S" Ig fiiaaov eXaa-
aev? Auch Eyrop. YU, 3, 6 KvQog inaiaa%o %ov fitjQov hat ein
homerisches Vorbild M 162 w neTcXr/yero fxriQw (vgL O 113. 127.
n 125. V 198), ist übrigens auch von Piutarch Fab. Max. 12, 2;
Nikias 8, 3 und Pompejus 30, 5 nachgeahmt.
2. Dem est Iv 1, 8. Der st&ndige Anadmok tom öffentlichen
Auftreten vor der Volksversammlung oder vor Gericht ist nagidpoi
oder TtaQßl&eiv, wie er sich bei Thuk. II, 59, 2. III, 36, 5. Arist.
Av. 1612. Eccl. 409. Thesm. 443. Plat. Ale. I, 106 G. Xen. An. Y,
4, 24 u. a. findet. Dazu tritt bisweilen noch ini ro ßfjfiat wie Isokr.
8, 13. 12, 11. 15, 231. Aisch. 1, 64. 2, 59. 3, 2; 145; 151,- 159,
so dass mir die Stelle bei Dem. 1, 8 fcaqfjCav inl tovri %6 ßrjim
jedesmal, so oft sie nur vorkam, Bedenken erregte, zumal das regel»
mäßige nag^wav so nahe liegt. Wenn nun die Herausgeber doch
nicht geändert haben, so wird sie wohl das häufige Vorkommen dee
Accusativs mit einer Präposition bei ftagslvai. dazu bewogen haben.
Mir stehen daffir folgende Stellen zu Gebote :Uerod. 1, 118 naqiadi
fioi inl dstTCVov. Xen. Ejr. III, 3, 12 nagslvai i 7t i vag Kjxx^ofov
dvqag (dagegen III, 3, IZnaQrjaaviTtid'VQaig). VIII, 1, 5 naQdSfiew
ifttzo ütQxäiov. Vni, 3, 2 Ttagsazs ent vag ^vQag, Anab. VI, 4,
15 nagelvai int %rpf &vaiav. VII, 1, 35 Ttaqiaea^ai Ini %o
ctQorevfia, Diodor XIV, 104 TtaQtjaav int Trjv ßorj^eiav. Herod.
I, 9 nagiarai ^ yvvr)i g xoirov. V, 109 notQ^oav ig tov Kvngov,
VI, 1 7ta(fiiv ig ^agdug. VI, 24 7rapt;v ig xriv Idairp^. VIII, 60, 3
ig Tov ^la^fiov naqiaovtai oi ßaqßaqoi,. Thuk. VI, 88, 10 na*
Q^aav ig AaneSai/nova. Vn, 50, 1 nag^aav ig SvqanLovaag. Xen.
An. I, 2, 2 (dazu Krüger) naipfjoav ^ig Sa^sig. VII, 2, 5 nctQSUi
alg ^EXXrjaTiovvov, VII, 4, 6 na^av ^Xg zag yuifiag. Kyr. V, 3,
40 naQÜoiv eig tijv Tsrayfiivrpf xwqav. VI, 2, 40 TtotQuvai x^
anavtag eig rijv zerayfievtjv x^Q^cv- Vi 3, 45 ndgeare elg rtpt
ini Baßvhava oSov. Hell. VII, 4 29 naqrjaav Big %o vifLieyog. •
Aischin. 3, 71 naQfjfiev slg rr-jV ixxXfjalav. Plut. Cicero 14, 2 na-
Qrjaav elg ^Pwurpf.Enr, Grast. 1314 ig fiiaov ^Eqfxiovri nd^stni.
Thuk. in, 8 einov ^Olvfinia^e naqüvai, Diodor XV, 82 ly irc3r
III, Z^M nqogza Ußa naqävai. VII, 4, 3, naQrjoav und VII, 5,
17 naQeivat nqogaxrcov. VIII, 3, ^2naqiaofxm ngogoi. An. VI,
6, 26 ndfaCTe nqog %r[v xqIoiv. Herod. I, 21 o dnoatoXog ig Ttjv
MilrjTOv r]V, Dem. 4, 30 ixelai eiaiv cu x^^Q^S*
3. Ausgefiallenes oder zugesetztes av. Antiphon. 1, 4 ist zu
schreiben ngog uva^ av ow ek&oi rig ßotjd-ovg, ^ noi rtjv xora-
qfvyfjv noirjaerai ; av fehlt in den Handschr. Antipb. 1, 25, xal
ydQ[av] dixaioTBQOv -aal oaidreQOv xal nqog S-ßwv xat nQog av-
9qwnwv yivoiz'av vfUVf wo die Handschr. ylvoiTO ohneav haben.
MiscelluioeiL Von J. Ia Ilach€,
60S
Vgl. DJDftrcb* 1, 91 il ftir ovv m du ti^r nokiv r^ ^ifjuoa&i*
vovg novTfQictg i^ai aTvxletg anolavuv, aT€QKtiov av iirj toi^
(TVftßalpovciv^ wo aV fehlt» oad Bekk. bemerkt miiliiD av eit], 8, 18
ovA^vog akXov diofu^og, luv av av&^nög fAiimog Suj^iln, die
HAndscUr* cüv a^^^ionog^ dazu Bekk. interpnne ay. 3, 19 fieta dta-
Qodoxiag xal ycQndoalag xai twv ifioiuv TövTOtg xaxoiv ovdefiiit
Ttohg üw^dr^, daza Bekk. nonne ovÖBfii* avf mit Recht Dem. 34,
31 xai £i ftiv i^oi r^ davmijavti amdidovg, ovdiv av iSet /ia^-
Tvqiüv, Dil« in den Handschr. fehleade av ist hier üoih wendig, denn
der Gegensat« liegt in dem Verbom der Notliwendigkeit {vvv di iel)»
vgl. Ost. Gjmn. Zeitschr. 1876, S. 589, wo viele analoge Beispiele
angeführt sind, darunter die gaos ähnlichen Lys. 7, 22. Dem. 4, L
27, 1. 44, 5. Dem, bl, $ tl di ^n^ ^fT^(ft>T^'^av lir^erc trjv oq^v
T^g httivü^v novi^iag, ovdiv av avtovp ixtilve ra^vavaif wo Sta-
phanns das in den Handgchn fehlende av ergänzte. Dagegen ist &v
2a tilgen bei Lysias 12, 48 xaeroi ^Ttieq ^v dvi]^ dya&og, i^^^f
(av) /iQüitov ftri fraQavoftmg a^XEtv, denn der Gegensatz liegt in
dem Factum eelbst äiX r^fx^ na^avo^uag. Noch einige Kleinig-
keiten: Andok. 1, 24 schreibe man d dltjd^rj r}V Tavrof, d /«or xa-
tTjyoQfiaav und nicht ^c Ändok, l» 39 tov^* irri^^TO deivorawov
.tqayfia, Ofiwg Irr' |x€rV^ «Ik nviiva ßovXniToli^fjvaUav tpavcu
Ttipv opd^iav TOvz(a¥ $ivai^ ovtiva di ^ij ßoiXoiTo, und nicht
wie in den Handschr. ip insivtp, denn iativ i'v ttvi heißt niemals
„es b&ngt Too einem ab**, sondern iativ ini tivt, vgl. Herod. YIU,
29. Isokr. 6, 8. Dem. 8, 2.
4. Plutarch Fab. Mai. 12» 2 st«ht in den Handächr: vrr
»5, w otQazudtat^ MaQxov Mii*oiKiov ^tBf^tvrjfitvog imiyia^io *
^^tn^g yao o dyr;^ xat tftlonacftg, «l di n onivdiov l^^ldoai
Ting noXiftiovg r^fio^iv, av^tg aitiaoofis&at es anterliegt
wohl keinem Zweifel , dajüs dafür dvtaaofie^a (wir wollen es wieder
gnt machen j xn schreib«» ist. Vgl. Herod. VIl« 236 ^axiäaifiovtoi
di Tjv iVMJt dvtia niQafjat ig fidxrjv, ovdiv to na^ov t^€dfta
dvtBVvrat. Appran. Hann. 31. Doli, Civ, V, 102.
5. Plutarch Cicero 24, H n€^i di twv Jrj^iOüi^ivovL, ka-
yrnv kqwftf^^dg tiva doKoifjndUdavov «Ivcri, jov ^iyiatov tlai.
Nun wird aber ^Uyag Ijhyog in die&er Weise nicht gebraucht, damit
wird vielmehr bei Platon Pbaed. p, 62 B ^eine bedeutende, gewich-
tige, aber nicht [eicht zu begreifende {ov ^dtog duditv) Behauptung**
btseichnet. Der Plural davon bezeichnet bei Soph- Ant. 1350 f^ver-
mMsene Beden**, ähnlich auch ^i^aXf] yhüdoa (Soph. Ant. 127),
inog ftiya (Soph. Ai. 423), vgl. anch fiiya elrtiiv (y 227 u. a*^
Zur Bezeichnung einer , langen, nrnfangreichen^ Rodii wird nur
ftaKQog gtjbrau<!ht: ich echlage dah<»r vor ^tf^ntütov zu schreiben,
welche Superlativform nicht nur von Dichtern, sondern auch von Pro-
saikern gebniucht wird, wie z. B. von Xen. Kyr. IV, b^ 28. Ages. 11»
5. Aelian V. H, IX, 13. Flut. Vit. XXXII, II, 6. Lukian 1, 17. S,
33. 10, a. 5 (bi«); 7, U 20, 49. 33, 76. 37, 1.41,18. 49, 26; 27:
38. 51, 5. 62, 1 ; 2; S; 7; 9, 70, 33.
894 MisoellaneeD. Von J. La Boche.
6. Theognis 799 irfyÄpw^row «V^arrof inl x^ovl yhtxai, ovSiig'
dXX* OS Xci^os, OS ^4 nXioveaat (aIXou
So schreibt Bergk iu ziemlich genauem Anschlass an die Hand-
schriften. Der Sinn möchte dann ungefähr folgender sein : ^k^
Mensch auf der Welt bleibt ungetadelt, aber um den Bechtschaffenen
möge sich keine größere Zahl kümmern, d. h. den soll man unge*
scheren lassen '^. Der Positiv Xtaiog kommtauch anderwärts yor, dass
im hypothetischen Belativsatz die Gopula fehlt ist ebenso anbedenk-
lich, als dass og einmal relativ, das anderemal demonstrativ gebraucht
wird, wie Z 59 firfi" ov xiva yatnigi fn^tiQ w)vqov iorra (pigoi^
^r^ og (fiyoi. Und doch hat die Stelle allseitig Anstoß erregt, wie
schon die vielen Coi^ecturen beweisen, welche Bergk und Sitzler auf-
zählen, und die man leicht durch einige ebenso gute noch vermehren
könnte. Dieses Bestreben» die Stelle zu verbessern, erklärt sich da-
raus, dass der Sinn dieser Worte niemanden zufrieden stellte, es ist
so ein echt spießbürgerlicher Gedanke, dass man den rechtschaffenen
Menschen in Buhe lassen soll, und das hat der Dichter gewiss nicht
sagen wollen. Ich stelle den Gedanken geradezu auf den Kopf und
schreibe äiX a7toq>wkiog os firj nleoveaai /nilei und erkläre
„der aber ist ein rechter Tropf, um den sich fast kein Mensch küm-
mert^. Ich denke dabei an die li^yw näot ftslovaa (fx 70) und
an €1/4 ^Odvaevg ^aeQTiadrjg, dg naai öoXoiaiv dvd-qdn^oiOi
/u€ilc(i (t 19). Dass dTtoqKahog nur zweimal bei Homer und sonst
weiter nicht vorkommt, ist noch kein Beweis, dass es Theognis nicht
gebraucht haben könnte, es finden sich auch noch manche andere
seltene Ausdrücke bei ihm.
7. Theognis 1357 Ahl ncndoipdrjaiv inl C^yov avx^vi xdrtu
dvofiOQov, dQ-yaliov fxvijfjLa (fiXo^€v£ris<
Für diafiOQoy, welches entschieden unpassend ist, schrieb Ahrens
dvaloq>ov mit Bezug auf 1024 (und 848), aber dieses wäre schwer-
lich in dia/ioqov geändert worden. Ich weiß dafür eine bessere
Schreibweise, die auch dem Wortlaute sehr nahe kommt, nämlich
8vaq>0Q0Vj vgl. Xen. Mem. III, 10, 13 ot dvag/ÄoaTOi (d-cioaxeg)
(jq>6d^a ftiH^ovteg dvC(foqoi aal x^xlenot yiyvovrau Lukian 17,
13 t,vy6v kkaq>Q6v %e Yjal Bvqioqov. Für das unpassende q>iXo^sUrfi
ist entweder <piloq>Qoavvrig mit Härtung, oder mit Bergk tpiKr^nO'
avvrjg zu schreiben.
8. Theognis 1371 fxvgia (f* ^| avxov (igenTOs) Kgifiarai xaxd, fÄVoia
r ia^ia.
all* iv TOI TavTrj xaC rt? iveari X^Q^-
Dass rot xavrr} unrichtig ist haben die Herausgeber wohl gesehen
und dafür allerlei Verbesserungsvorschläge gemacht, die aber geringe
Wahrscheinlichkeit für sich haben. Mit Bezug auf das vorausgehende
xQi/darac xaiia, /ivqia 6" iaS'ld mache ich den Vorschlag aiX^ h
TavraXir] (in dem Schwanken, in der Ungewissheit) zu schreiben.
Das Wort steht zwar in keinem Wörterbuch aber im Kratylos des
Piaton p. 395 D findet sich der Ausdruck rj VTtiQ t^ x€q>aX^ tov
Xi&ov zavTaleia (das Hängen, Schweben)^ wovon der Name Tan-
Von J. La lioclte.
89d
taloB abgeleitet wird und bei Soph« Mtig. 133 steht tapTaXtt^S^dg
in d^r Bedentung «geschwongen, geschleudert ". Die SteUe erinnert
dann an das Lied Klarcbeua im Goetbescheo Egmunt : Freudvoll und
leidvoll, gedaQkenvoll sein, hangen und bangen in schwebender Pein.
9* Tbeognid 1377 xukfj^ A«ir xaxatrirt ^f^tfior 6ulotötv o^iltii.
So hat die einzige Handschrift, und für das sinnlose q>ifiOv schrieb
"ekker (pikoji', aber auch das befriedigt nicht, so wenig wie die an-
leren Verbösseningsyorschläge. Hier ist grüüdlichere Abhilfe nöthig
und ich glaube nicht weit von der Wahrheit abzuirren, wenn ich lu
schreiben vorschlage xalog iwv xaxo«; £t, (piX" , lirei deiXinatv
ofiiXBig, 80 dass der Dichter dem Jünglinge ungefähr das n&mliche
sagt, was Odyaseus dem Antinoos ^454 otx lioa aol y im HÖat
Hat ifQivi^ r;Cap, oder d»^m Laodamas ^ 17G w^ xai aoi eldog fiev
70t. —
1(X T li e 0 g n i s 667 El u^v /n^u «ff* ^z^'^u i» 2V^ wvi'Jij, old m^^d^ir
ovx av tkvtif^fffjv totg dytt^tnnt avvtot\
So schreibt Bergk, der Codex A hat tjdi^, Andei^e vematheten oTflr
yriQ ovv dfj, oaüa niq t'Ji ♦ oJa nQit\ 7]dt^, oiu n€Q rjdu (^= r/^»
nei), old ji€Q olda und ahnliches. Der Dicht-<jr will olTenbar sagen,
dasa wenn er noch seinen vormatigen Besitz hätte, es ihm nicht leid
ihnn würde der aristokratischen Partei anzugehören ; jetzt aber sei
mw arro, (vgl. 351. 649) und dürfe den Muud nicht aufthun. old n€Q
ffitiv kann aber kaum bedeuten ^wie ich gewuhut war^ und auch oia
Tilg jj(J/; beißt nicht „wie einstens", es ist vielmehr zu schreiben aj a
/ra^ot3$p. Eine Zeit lang dachte ich auch an old ttbq olöi ond
verstaud daruoter diejenigen, welche sich mit der demokratischen
Partei abgefunden und ihren Reichthum behalten oder auch eine reiche
Plebejerin geheiratet hatten (185. 193), bin aber davon wieder ab-
J^ekomroeu. Auch der folgende Vers vvp dt fiB ytyvdaxovta na^fg-
Xitm scheint verdorben, es kann nur xQvjiaia dazu Subject sein. Soll
das aber heißen „das Vermögen geht an mir vorbei^ d. h, ich besitze
es ni* > ^ Das wiHre doch ein sehr sonderbarer Ausdruck. Hätte
der hl s sagen wollen, so hätte er das einfacher und besser
jinn köiiueu. Was soll ferner ytynoiSi/^avia bodenten ? etwa dasselbe
raa old n^Q j^öaty? ^ das Vermögen* das ich schon kenne^ d. L ein-
mal besessen und genossen habe" ? 6ewij»s auch höchst sonderbar.
Früher vermutheto ich yr^daKOvia^ aber ansprechender scheint mir
Schneidewins Verbesserung na^ix^wt und dazu als Subject ai dya*
'f ' ' n sie an mir vorüber, aber auch diese stellt mich nicht
11. Uymn. III, 86 m old i* ijteiy6f*€vog dolixrjv oänv, so
Baumeister, der auch den Asteriscus beisetzte. Aber schon das da-
hxfjy odov hätte darauf hinführen müssen, dass dazu ein Vorbum
der Bewegung g^ört, d«nn von iftuyofitt^ogr welches überall absolut
in der Bedeutong ^^eilig^ gebraucht wird iE 902. H 519. >F 119«
8M Miseellanean. Von J. La Boche.
X 339) kann der Accnsativ nicht abhängen. Ich schreibe daher ^ i
12. Hymn. III, 874 noXXa^iiJ,* riniilfiaeßaXsTvi^TaQtaQov ev^.
Die Form ßalelv, die doch nur Infinitiv des Aorist sein kann, ist
anstößig, da aneikuv den Infinitiv Fntnri erfordert. Es ist daher
zn schreiben 7roHa^a7r£iAi;a«y/^aAe€£v/u*^gTa^a^v. Vgl. G 415
wÖB yccQ i^TtelXfjae Kqovov naig, rj reXiet Tteq * yvidasiv (xiv aqkaiv
tq>^ ctQfiaaiv iiniaq irtrtovg, avtag d* ^x ditpQOv ßaXeeiv.
13. Hym. IV, 103 &6g fie fitra Tqmaaiv doin^enf Ifiuevai dvdow,
Ttolii o liaonleo} &akiqov yovoify awag if^ atrrov
drjQov iu Cfiftv xttl oQav if^dog "^tUoio*
Der Imperativ zwischen den beiden Infinitiven, welche von dog ab-
hängen, ist im höchsten Grade verdächtig. Es ist wohl jtoielv lo
schreiben „gewähre mir ffir die Folgezeit eine blühende Nachkom-
menschaft zn stiften^.
14. Die Endnng ovv bei Yerbis contractis auf i(a findet sich
weder bei Homer noch in den Hymnen außer v 78 ev9^ di dvcmXiv^
&ivT£g OLVBqQimovv ahx nrjäip und Hym. IV, 125 ovdi Ttoal
ipaveiv iöoxovv fpvai^oov airig. Beide Formen sind leicht zu be-
seitigen, wenn man dvBQQiTtxBOv oder aviQQirtrov nnd doxaor
schreibt. Vielleicht ist dviqQimov sogar die ursprüngliche Schreib-
weise und wegen des vemmntlichen metrischen Fehlers in aveqqlff
Tow geändert. Da aber aXg früher mit a anlautete, welcher Anlaut
sich noch im Deutschen und den romanischen Sprachen erhalten hat,
so ist diese Änderung durch nichts gerechtfertigt. Vgl. B 165, 181
^TjSi ia vrjäg aXaä^ sXueiaev. ß 84 eiad'* oiirffeqilg ahac 9ecu.
€ 460 ig Ttora/döv ahitivQrjevTa, v 108 vq^aivovalv dhnogqfVQa,
ferner E 598, N 797, £ 273, Y 207, 0) 125, w 58 wo vor aXg ein
langer Endvocal oder Diphthong seine Länge behält.
15. Hymn. IV, 140 av de noXXa xai dyhzadix9'ai,anoi-
va. Dazu bemerkt Baumeister Jinoiva retributio pro reperta et
servata filia^. Hier ist aber von Hochzeitsgeschenken die Bede, welche
die Eltern der Braut mitgeben, und nicht von einem Lösegeld oder
Geschenk ausErkenntlichkeit. Ich halte daher dyXaa dixd-ai anoi^
va für einen Irrthnm des Abschreibers, der derselben Bedensart ans
Homer (^ 23) sich erinnerte, und vermuthe als ursprüngliche Schreib-
weise dwqa dixead^ai.
16. Hymn. IV, 178 xal tfodaaif hl rot, ofioCri fytav iv^dllofiui iJvtu,
otfiv 01J jue t6 nQWTov iv Stp^aXfiotai i-orfaaf.
In ro TtQWTOv ist zo an allen Stellen durch Position lang, vgl. Hom.
Stud. S. 40, darum ist d^ ro tcqwxov zu schreiben. Auch sonst
werden vor ngdhog kurze Endsilben immer lang gebraucht (Hom.
Unt. S. 29), nur ov Tivä nqwxov y 320 nnd tje av TtQwtog q 275
machen Ausnahmen. An letzterer Stelle lässt sich die Unregel-
mäßigkeit leicht beseitigen, wenn man i^ av schreibt, vgl. v 133
inet ai) TtQdjtov.
Miicell&iieen. Voti J, La Roche,
8«7
17* Hymn. Y^ 122. Boa öberHeferte Jtig ifuai y ovopL
in%\* %ü yoQ %^i%o fiotna ^itjzr^Q ist motTiscli unrichtig und leicbt
zu bessern, daas okne^weifal zweien Stellen der Odyssee {i 266-l-a5)
na/ t ist, aus denselben also auch berichtigt werden muss.
ich ^Jiiig ifiol tat oyofAa^ analogt 3660i;rig i^oiy ovofiä,
OvTtP di /le xixlf^einovatt so dass sogar die metrische £igenthßm-
Hchkett der Stelle beibehalton worden ist. Leicht l&sst sich auch der
metrische Fehler V, 137 lig i&ii/)vm toxr^ss' ifii ä* avr' oixm-
QCtts xotQai verbessern, nur möchte ich nicht toxiii; schreiben« wie
yt 151 tnnug; Hes. Op, 248. 263 ßaöililg, sondern toxr^g, welche
Form ja auch bei den älteren Attikern (fiaatXfig, ß^aßrjg, ^o^fjg) im
Gebrauch war. Matthiae nimmt Sjnizeso an, es kommt aber kein Fall
?or, dass die Laute t^€ mit Synizese ansgesprocbon, wohl aber dass
sie contrahiert werden (irifi?}i^ror 2 475» tex^ij^^at tj 110, ßktjTat
ij 204), nicht einmal ij^iüog ^ 303 ist analog, da es als Dactylns ge-
lesen werden kann, wie ßißXrfli A 380, i^maiov v 379,
18. Hymn. V^ 187, naid' vno x6lni(f l^oiaa kann nicht
von der Mutter geaagt werden, welche ihr Kind auf dom Arme trägt,
es ist vielmehr ebenso wie Z 400 /raicJ' ircl xokntp t%ovaa zu
schreiben, wofür nnr drei geringere Handschriften mit Eastath* hi
bieten. Die Erklärung von Baumeister ^in sinu vostis involutum''
lässt sich auch durch die beiden dort angeführten Stellen Kallim.
Del. 265 und Apoll. Rh. IV, 1135, wo beidemal ev xohtti} steht,
nicht stützen. Mau vergleiche nnr einmal damit ü 4G9 tqi aXsiaa
^•Hjrrox^ti/'aa* vno xoi/r<^ti, sie versteckte drei Becher unter den
PÜten ihres Kleides, und man wird sofort erkennen» dass ino an
obiger Stelle unpassend ist Dass im und vno in den Handschriften
häufig verwechselt werden, ist bekannt, vgl. den Index z, Odyssee p,
362 und außerdem M 246. // 313. 702. Y AL 0 87. X 195.
V108.
19, Hymn. V, 270 «JU' tXyi fiot vq6v tt u^yttv uul fito^oy t.t* «i3t^
rfi^Jrr^ry Tt«; ärifio^ ^««1 jf^lip atnv ti MiiX<K»
Dass in den Tempeln der Götter im homerischen Zeitalter Altäre ge*
Wifien seien, davon geischieht nirgends eine Erwähnung, nur Weili-
ge«chenke {y 274. ;* 347) und ein Götterbild {K 92. 308) werden
alB darin be^ndttch angegeben. Wohl aber werden Altäre im Freien,
auch in den Hainen und im ttfUvoQ, öfter erwähnt, z, K B 305,
310. B 48. 249. A 808. V 148. J 162. S^ 363. v 187. q 210. x
[fM. 379, und wenn Odysseus» als er die Hekatombe nach Chryso
geführt hatte, die Opferthiere der Reihe nach um den Altar stellte
{A 44i^), so muss auch dieser im Freien gewesen sein, wenigstens
wird weder hier noch A 440 ein Tempel genannt. Deshalb halte ich
«8 fQr gewiss^ dass in den Tempeln fiberbanpt keine Altäre waren,
und schreibe auf Grund dessen ßwfiov i:i^ avttp. Statt vfiai noltv
bat schon Voss das richtige ino Ttroliv gesetzt, wie A 181 i.ro
ntokip alnv ts tiixog und Z 281 i/ro nroltv i]laaxa^(t}y.
898 MisoelUneen. Von J. La Bodte.
20. Den Hiatas dkl^ dxiovaa efxifive Hym. Y, 194 wird
kaum jemand für statthaft halten, denn hier ist kein Versabschnitt
und tritt auch keine Gedankeupause ein, sondern Particip and Yer-
bum finitum stehen in engster Verbindung wie ^565 dXX dxiovoa
xadTjao. A 569 xat (^ OTiiovua xadijoTOf X 142 ^ 3' dxeoiMf*
rjaraif darum schlage ich die Änderung vor dXX^ dxiova dvi^.
/Äi^v€, Beiläufig will ich bemerken, dass Hym. V, 207 nicht mit
Baumeister d^e/nirov ol, sondern wegen der reflexiven Bedeutung des
Pronomens ov yctQ d^efiLzov ol (sibi) i(paoy.e nivaiv olvov iQv-
d^qov zu schreiben ist.
21 . H y m. V; 280 schreibt man einstimmig abyfi^ iTcXrja&t]
Tcviuvoq doi^ogt wo aber von dem Anfüllen eines Baumes die Bede
ist, wird stets ifxnifXTtXrifii gebraucht, wie (2> 311 vom Flussbett«
Q 503 vom Bettelsack, ß 353, i 209, 212 von Gefäßen, 0) 607 von
einer Stadt, -9 16 vom Marktplatz, i 296 vom Bauch, ö 45 vom
Magen, ferner JI 348, Y 471, X 312, 504, d^ 495,^ x 523, X 31,
% 117, xp 358, darum schreibe man auch hier efiTvXrja&r], Wegen
des ausgefallenen v verweise ich auf meine Hom. Unters. S. 224, be-
sonders auf die auch dort angeführten Stellen d" 16, t 296, w 520.
22 Hym. XX, 3 dv&Qdltnovg idiSa^v inl x^ovog, oV ro naQog ne^
ävTQoig vauxdaaxov.
Der Genetiv x&ovog kommt in dieser Weise nur Y 345 vor eyxog uir
rode xäizai ejti x^ovog, häufiger im yaitjg, im x^Q^^ov, in
rjTtdqov und in ayqov^ aber diese Genetive sind durchwegs
partitiv. Als eigentlicher Locativ steht überall der Dativ inl
X^ovi A 88. r 195. J 443. P 550. Y 483. O 426. l 153. 17 307.
* 222. i 89. X 461. ^i 191. n 439. Hes. Op. 90. 157. 252. Scut.
162.Theog. 556. 564 und so ist auch an unserer Stelle zu schreiben.
Möglich wäre auch noch im x^ova^ wie Hesiod Theog. 95. 187.
531. Op. 11, vgl. über den Sprachgebrauch von inl in der österr.
Gymn. Zeitschr. 1870, S. 92.
23. Hes. Theog. 568 ix^ktoat da fiiv (ptkov rjroQ,
tag 16 iv ((vd-QcjTiotat nvQog rrjX^axoTTov avyr^v.
Dafür muss l'd* iv geschrieben werden, als er bei den Menschen sah,
Vgl. a 391 ^ q>rjg tovto yiaxiarov iv dv&QiLnoiai zevvx&ai ; t 75
olxov iv dvd^Qionoiaiv evaiov, B 214: xods fuey aQiavov iv ^4o-
yeioiaiv l'Qs^ev. ii 107 vetxog iv d&avdroiaiv oqcoqsv. Tl 750 iv
TQweaac xvßiarrjT^Qeg taaiv.
24. Apol 1. Bhod. I, 267 0^1 3i ra aiya xaT7]q)ieg rfiiQOvvo^
so Merkel. Die Handschr. haben dt de oiya, wofür Bernhardy und
Ziegler 01 d" aqa aiya zu schreiben vorschlugen. Ich halte o*i da rs
alya für die ursprüngliche Schreibweise, welches t€ wie auch ander-
wärts in den Handschr. ausgefallen ist, z. B. 0 484 ovrcj z^vöi ve
yaiav iywv Xdov^ vgl. den Index zur Odyssee p. 351. Ferner schreibe
ich I, 489 dnrjjj für dneiri, I, 702 ^Itpivorjv nQoaeqxoveev für
fX€T€q>wv€€v (vgl. Hom. Stud. S. 209), o x€v dr^oov ne^ in* iX-
nidi d-rjrjaaio für das handschriftliche 0 xat drjQOVy vgl. Index zur
üisceUiiieefi* Von J. La Boche.
m9
Odyssee p. 346, wo 21 Siellon citiert siod^ ati denea xa/ und
iX« vertäusciit sind.
ApoU, ßh, I, 796 xaxüTfira ßi näatir
/^*i^t'w »'^iue^ir^s, 41'' *«' yvoifitt xwi ttvrof,
)6r Optativ hat sich nur deshalb hior oiugescblichon, weil d&n Ab-
Hchreiberu die Form des Conjunctivs yrtat^v^ nicht bekannt war
" [l ZeitscUr. für Österr. Gymu. 1876, S. 412 L), und wenn »ich
Ibe auch bei Homor nicht findet^ so kommen doch die analog g^-
Rldeten ynoio (| 118. q 549], yvcotjg, y^^i], yvioo^ip in 304)»
lyi'Wdjai \A 302. ^F 61ü. 661. i> 6BH. a 30), ddio/uv (W 299. :i5L
bi 184) und öiUi^öi so häufig vor, dass man davon auch eine zweite
rf eräon Piui aus zu bilden sich gotrauen darf.
*iG, ApoU, Eh. I, 1858 v^^vy di nav^^aqiiiv üfi/io^ (p^QE.
■ Biese abnorme Form findet sich nur hier: solltü dafür uicht via ge-
iBchrieben werden, welches auch / 283 (pia fi^r f^un y.aiia^i} an der-
elben St( ^ ' und mit Synizese nns|?o^prucheti wild? Apoll.
Ih. Ill, (j <f{t Ö all(ü^ an nut it^tP ttti fi^ya (pthai^
yif^öiov fetaiL iie& 1) II liehen i^oi. deuu q^iXaco ist keine Pas-
rfiivfünij, .NOüdern ti :. iie, welche auch sonst nur mit dam Ac^^u*
»ativ verbunden wird, wie £ 61 ifox« Y^Q fuv iq>ilaro Ilallaii
'A»tjpi^,E 117. K2S0.
21 ApolK Rh in. 75 haben die Ilandschr. oWjt xe h!>ßfpß
Tiüit€\> !lkXit]s, t\ voüiov o H daaffg ganz en tin»
lichtig. Daiftr sehn l onaaotig^ regelmäßig wai fft^,
aber nicht noth wendig, wenn die Bedingung als eine solche hinge*
r siollt wild, dass man ihr Eintreten sicher erwartet „Pelias dOrfte
|4ie Sclimach schwerlich bQGen. wenn du dem Jason die Heimkehr
nicht wirklich ermöglichst^*. Ähnlicher Stellen gibt es genug; /* 489
r*»i Ä^i* UX7iot^t^p aiQi^ai^tiP^ ti av yi Övfujt atit i^« Aßf ^ (Asup.
Ichs Frur, Mose, i^iko(g) PlaUui Apol. 25 B Tiftkli/ ^a^ ÄV ris;
fävdatiiopta hlr^ jii^i twl: v^^ovc, €1 Ui^ fttv ftorti^ avfoiu^ (Jiö-
€px^ei^ti, Ol d iiXloi uitfiXavaiv, wenn wirklich, wieder ADkl&ger
behauptet, nur ein einziger sio vnrdirbt. Apol. 30 B et ftiv oit
iaxta liytap dta<p^BtQOJ mvi; piot"^, rctilr' av m] ßXaiii^d*
\pol. 37 C noXXi) fihvi* av fuwikot^ ' n, il ovttü^cikoyiatoi;
PbaMori fi9 K fi o\'V rtnv :tt '<c ii/u ij ntTc d<3Cor-
,i , , jag n^Qt, Alkib.
111» U il YMi t) i a po^itai rii,". ,. am liv ofmiöytjctu, ibid 1 16
ü' Tii; dviatar ai . , . . » akXo n r} %aiay^ '* - ^ • - ^V crrroi); ibid*
1142 C li d* av i^^tra^ig u^ oouf'qoovv^^ ''««i •-,•••»
Iftniöaiiy ' Goi^. 340 E ;ioaai, u» dfta^ia ittj
'n* riifi-<Fiv €}pat Tr-%* aQiit^p, Dagegen
\^ yoirot 7to/c av ot ^avftaatoy
.1 ^ >uniifpv th'^aZnvti^ iiäX^Mv in i&i*
ffiol i . n 1 { ivjv aQpovfif.piüv tUxtjv knfißdvup; und nicht mit den
fI{aDdi.chiUiim int^vfiiife oder mit Ueiske iju^rfAiJti in schrei*
it in.
900 Miseella&een. Von J, La Bo6he.
ben, denn der Fall wird von dem Redner keineswegs so hingestellt, als
wenn er das wirkliche Eintreten desselben für wahrscheinlich hielte.
28. Apoll. Rh. ni, 695 rnv «T aiv6ig arltiroi; In^xXvai ^v/uov mrifi
de^/iari, tot iadxovasv.
So schrieb Merkel mit den Handschriften. Wenn man aber Stellen in
Betracht zieht wie Z 166 xov de avaxxa xoh)g Xaßev^ olov axovae.
S 95, P 173 vvv Se aev wvoaaurpf rciyxv WQevag^ olov eeiTteg.
2 95 (üxviiioQog örj ßoi^ rAcog, eaaeai, ol ayoqevBiq. ß 239 vw
(J* alXtj) drj/4(p v€fi€ail^o^ai, olov anavTsg rjad'* aveip. a 389 rj
taxct toi Tci^tü xaxov, oV ayogeveig. Sl 683 ov vi xi aoi ye /ui-
lei TcaTiov, olov ed^ evdeig (vgl. Anm. zn F 320. © 450). so wird
man nicht anstehen zn schreiben dü^axt^ o V iaanovaev. Ein Hiatns
ist in diesem Falle nicht vorhanden, vgl. Hom. Unters. S. 116.
29. y 205 schrieb man ehemals allgemein aX yaq iftiol roa^
orjvde d^eol diva^iv naQodslev, wofür K.M. 1 man. S. SchoLEQ
zvLy2n TteQi&eXev haben. Dies nahm zuerst Bäamlein und nach ihm
Bekker und Ameis in den Text auf, und mit Recht. Denn wenn auch
bei Homer kein zweiter derartiger Fall vorkommt, sondern sich nur
die nämliche Anschauung in dem Ausdruck inui^evog aXxrjv, dv^
aeai dXxrjV und in ytQateQOv f^evog d/,i(pißal6vr€g {P 742) findet,
so kommt dafür bei Späteren der gleiche Ausdruck ziemlich oft vor.
Ich habe mir folgende Fälle notiert: Simonid. Frg. 95, 3 ^EXladi
iXevd^eQtrjv neQid^äivat (var. itaqa&Hvai), Herod. I, 129 neqi-
sd'fpceTO x^arogjdann Tceqid^eivm aXlqt ttjv ßaaiXrjirjv imd ähnlich
Mi]dwv req) nsQißaXelv %omo %o dya9^6v. III, 8 1 tovtokjc tt«^-
&€(oid€v t6 xQdtog, III, 142 Tr}v ilev^eQirjv vfxiv neQixi&fjiu,
Thuk. VI, 89, 2 (dazu Krug.) i^ol de dxi^iiav nsQu^ere. VIU, 43
3 aQxrjv rolg ^'EXXrjat neqid'eXvai, Xen. Rep. Athen. 1, 2 (bis) o
dfifiog iaviv 6 zrjv övva/Atv TteQixt&eig t^ nolei. Ferner
do^av jteQid^eivai Isokr. 5, 149. Dem. 61, 53. Diodor XI, 9. Pln-
tarch Alkibiades 7, 3. ovsidog Antiphon 5, 18. q>rjiur^v Isokr. 5,
78. ilevS'eQiav Hyperides Frg. IV, col. 7, 39. xvx^' Aischines 2^
11. avfAqfOQav Antiph. 2, ^ 1.
30. (T 236 ..... . «T«^ ^(og äXXore äXXtp
Zivg dya&dv re xaxöv re di^ot.
So haben fast alle Handschriften (nur eine aHors x aJiXffi und eine
andere aXXox^ In aXkif) und dieser Hiatus muss nicht anstößig ge-
wesen sein, sonst fände er sich nicht noch an einer weiteren Reibe
von Stellen, wie Hes. Dp. 713 dulJog xoi dvrjq (pilov akXoxeak"
Xov Ttoiuxat, Selon Frg. 15, 4 (Theognis 318) XQVI^^^^ ^ ^^
d'QwncJv aXXoxB aXXog ex^i. Phokylides 15, 1 daiftiovig eiaiv
in dvdqdaiv äXXoxe iiXXoi, Theognis 157 Zeig yaQ xoi zo
xdXavxov i7UQQenei. aXXoxsaXXcjg (Vind. t' aU/og). 992 dv-
vaxai d' aXXoxeaXXog dvtiq, Apoll. Rh. I, 881 xai de yXwavv
aXXoxe aXXov xagnov d/ieqyovaiv (Laur. und Guelf. aXXjoxeT).
Hym. in, 558 schrieb Schneidewin noxwfievai iiXXoxe akXjj fit
das handschriftliche aUm in aXXjjf welches unhaltbar ist and bei
Miscei tanken. Von J. La Boche,
MI
BoloD Frg, IZ, 76 Sebftfer aXlate alXag ixsi, wofür sich in den
H&Ddscbriftdii äXXoti t oder alkat* aV alXog findet,^ während in
demselben Vers bei Theo^Dis 232 nor ein Codex akXaz' und ein an-
derer aXXfite T hat. Vor aXXog steht bei Homer nur noch V 274
£1 fiiv rvv irrt aXli^ ein kar:ter Endvocal,
31. f 1*29 iSf d" av vv¥ MO» äyaff^t S-föl ß^oföp nvd^a ntiQitvat
sagt Ealjpso zum Hermes^ nachdem sie vorher zwei Fälle angefOhrt
hatte, wo sie dasselbe auch anderen Göttinnen nicht gestattet hatten.
Die über eine solche Zumuthung nngehaltene Göttin will also zu ?er*
stehen geben, dass die Crilouivri bei den Guttem etwas ganz selbst-
verständliches sei, dann mnss aber wg djj geschrieben werden (vgl.
flom, ünt. S. 281), wodurch die Aussage erst die richtige Färbung
erhält. So ist auch zu schreiben Hes. Th eog. 556 ix. tüij dt} (fftr ^)
ai^ctvdtoimv litl X^oi'i qpijA* av^^ciJ/tcuF %ahvü oatia Isir^a^
?gL 562. Apoll. Rh, II, 1219 ^15 <J^ (für d*) ovtiaq rji^etB Xtr^v itt-
dlaaio &ijti[t, vgl. yi 13 1» £ 218, T 155, wo Überall ^rj ärj ovnog
mit dem imperativ hiebt, und die Note zu -^ 514 und 545. Apoll,
Rh. IIK IH xat di] (für d') mhijv ifii toJa fiezaq^eciy oQfiaivav-
32. { 2Ö6 ytai 6^ aJUij VEftaaip^i* Jf ttg tmavcd ya ^itot
muss umsomehr für das handschnftliche veinEütS geschrieben wer-
den, weil ein solcher Optativ nur in dem Fall im Relativsatz steht,
wenn im übergeordneten Satze schon ein Optativ vorangeht, so dass
hier Assimilation stattündot, vgl. die zu N 322 genannten Stellen
und außerdem Tt 386 OiKia d' avte xeIivv ftij^^Qi iotfuyix^iv ijd
\ogtig OTT vi öl. Allst Vesp. 1431 egdtn rtg r^v Sxaatog iid$ti]
tix^r^f. Ebenso schreibe man auch 1^494 xai d' akhi^ ve^iEOtp*
rov ong TOiavra yt ^di^oi für das handschriftliche veiniantov aus
dem gleichen Grunde. Die Optattvformen auf tpfii finden sich H133,
n 185. Soph. Phil. 895. Eur. Hipp. 836. Pindar Frg. 57, 1 und wenn
bei Eur. Ale. 272 o^t^'^roy, Heracl.585 ttfu[tre, Plat, Hep, III, 4I5B
yivvipii und L»^g. IX, 860 E (QitjrtftTE vorkommt, so wird auch vifte^
I üi^of für das unhaltbare i'ifuöäior keine zu kühne Verbesj^erung sein.
33. I 550 schreibe ich Jetzt mit 8 Handschr. d^vetoy di fiüt
\ ofq^ ivxrrjiideg haJQfu ,.,. ioaav statt d* ffini, weil hier der
r Gegensatz zwischen Odysseus und seinen Genossen nicht hervortritt,
i »owie auch A* 451 mit den besten Handschr, atSotfjg rxiQ^g onög
htXvovt iv öi ^ioi avT^ aTr^&eai /ra JUUrcn Tj^öq und nicht d' ifioi
I aus dem gleichen Grund geschrieben werden muss, vgl. die Note da-
I selbst und die Stellen Hom. Unt S. 279. o 465 schreibe ich gleich*
falls mit 8 Randscbr. wenn auch nicht den besten r} öi fte x^^i^*»
Ja io^uav i^fj$ ß'vqa^e, nicht d' k^ui und dasselbe in dem
chen Fall ^c 33 t) d^' /i£ X^^Q^^ i'jLoiaa tpiXioy ano vm<piy htai*
r^y ffir« ebenfalls mit 8 Üandscbr. trotz der gegentheiligen ßemer-
1 ImDg des SchoK H. dvridiaCTaXttififi fj i^ii^ denn auch hier handelt
) «s sieh um keinen Gegensatz oder die besondere Hervorhebong einer
Person, o 317 betone man jtiera aquoiv entgegen dem Bchol. Q
Vind, 133 f ^ üipiüiv og^orovr^iov xalfrigd/roXrTor ovcar^ denn
908 Miscell&neen. Von /. La Boche.
das Pronomen der dritten Person wird nur dann betont, wenn es re-.
flexiy gebraucht wird und die Regel der Aristarcheer, dass es betont
werde , wenn es mit einer Präposition verbunden sei, ist unrichtig
und wird von Stellen wie (2> 174 akz iTtioX ^B^iadg,, H403 t6-
TQamo 7tQ< g id^v ol, B 93 /A€Ta de atpiOiv oaaa dedrjet (vgl.
^ 2) über den Haufen geworfen. Auch noch an anderen Stellen findet
$sich die enklitische Form des persönlichen Pronomens in Verbindung
mit einer Präposition: tt^o^ ^cSoph. Ai. 192. Plat. Theaet. 151 C.
Dem. 40, 43. TtQog fxiv Theokr. 25, 60. So würde, ich jetzt auch
schreiben Ä 63 &€a) fÄevaaavvignnäTbi2 dficpl di /ä rjyeQi-d'oyvo
evnXoyianideglAxaLai mit CES und nicht mit den übrigen d' efi.
34. a 420. Die Schreibweise zhv ^elvov 6 a kcS/Aev, welche
sich fast in allen Handschr. findet (nur DM d* iwiAev. NQV d 'cico-
fjL€v)f ist wieder herzustellen, denn der einzige Grund, welcher die
Änderung rechtfertigen könnte, die Unzulässigkeit des Hiatus, kann
hier nicht geltend gemacht werden, vgl. B 165, 181 fit^di k'a (Bkk.
lATjöi T^), 0428 vaii ^t3(Var. vwiv), P 16 zw lae ea. X 339 fir; fia
i'a. Wli novafxolo iwaiv. <J805 ov ^iv ö" ovöe iwai. x536 fiijdi
iäv. d 14r4r ij ea iv (.iByaQ(i). S' 509 ?J iaav. Der Hiatus nach der
ersten Kürze des zweiten Fußes findet sich auch B 8 ßaax T^t olle
oveiQ€. i'46 rj Toioaöe iwv, ferner J 542. E 118. Z 244. O 71.
T288. ^263. 480. fl 696. y480. £287. |450. 7r2.Tl85. W351.
35. V 382 Tovg ^aivovg iv rril noivxlritdi ßakovteg
ig 2ixilovg n^/uipcafxev, o&ev xi tot ä^cov älq>otv
ist die Schreibweise, welche man beinahe in allen Ausgaben findet,
nach einer Emendation von Dindorf, der das handschriftliche ak-
q>oi beseitigte. Dieses wird aber nicht nur durch die Übereinstim-
mung der Handschriften gestützt, sondern auch durch zwei Scho-
liennotizen, aXq>OL : a^iav evqoi Tiptjv fj rtiv ^eviov ngäaig Schol.
B Vind. 56 und a^iav xi^r^v tvQrfioi Schol. Vind. 133. Diese
Schi'eibart haben Düntzer und Nauck beibehalten, damit aber die ver-
dorbene Stelle nicht geheilt. Bergk, welcher in der Note zu Theog-
nis vs. 52 über diese ungewöhnlichen Optativformen gehandelt hat,
will 882 ganz beseitigen, so dass der Vorschlag bloß den Theokly-
menos betreffe, allein das richtige hat, wie ich nachträglich sehe,
bereits Düntzer vorgeschlagen, nämlich die Änderung von xovg ^si-
vovg in vov ^elvov mit Verlängerung des kurzen öv in der Trithe-
mimeres, wozu ich in dieser Zeitschrift 1871 S. 405 nachstehende
Beispiele beigebracht habe. J 27. Kl.A 474. N 558. 2 238. 591.
X198.ß 569. /? 41. d 531. 6 266. o 104. 123. ^35. i;374.<p224.
% 499. Übrigens scheint die Änderung in den Plural schon alt zu
sein, wie sich aus Schol. B. Vind. 56 ergibt.
36. V' 649 . . . .^ . . ovdi a^ l^e^oi
Tt/birjg, rjg %i ix totxh TtTt/uija&M fxex* Id^^aioTg.
Das ist nicht das einzige Beispiel einer solchen Attraction bei Homer,
es findet sich ein zweites w 30 zi/xfjgaTiovrjfÄevog, r^g nsQ avaaaeg.
Aber auch bei Späteren kommt der von einem vorausgehenden Ge-
netiv attrahierte Genetiv des Relativpronomens an Stelle eines Acca-
Zn Arlat. Ljt. 816 f. Von Ä Baar.
ÖO^
ealivs Oller Dativs oicht häufig vor: Arist. Flui. 1044 takaiv iyd
tf^g vßQ€og, fjg vß^iXo^iCct, 1128 otfjot rijc xwi^^, lyc iyw xatt]'
abiov* 1130 G7iiÄyxviov t€ ^egfiiop, wp fytj xctzr^aSiop, Plat.
Rep. III» 408 A ix tov igaiftatog, ov o Uüvdaqog tßaX^v. Rep.
ni, 413 E mXa^ ftmaixfjg, iyc ifioy^avev, Phaedon 70 A anr^X-
laypiht] toirtiav twv xaxttii-» lov av vvp dirki^eg* Lysias 13, 74
Tifiw^^aaaO^ai vnig tr^g (pi'yijgt tjg ai%oi dfpvyov. Dem. 40, 34
avtl %ov oyo/navog, ov i^^o avttp o TrcrriJ^. Aelian Var- Hiet.
XIII. 10 xctTadoiXii(J€iog, fjg idovAtjjaavto, Diodor XI, 83 ^attßf
fjg hUiflt Tovg Botiatovg,
Linz. J. La Boche.
Zu AristopL Vög. 488 ff.
Kocks Vermaihun^, dass Im Verse 491 statt i no6rjaafĀvoi zu
lesezi sei dnoövaoyweg^ verdient immerhin eine ausfiihrlichere Wider-
legung, da sie für den ersten Moment bestechend ist und vom Ut^
hoher, der sie in den Text aufnimmt, für sicher gehalten zu werden
scheint. Auch Meineke und neulich Blandes (Halis Sax. 1882) bil-
ligen die Änderung. Und doch ist dLeselbe unzulässig. Mit anoäv-
öovisg wflrde nämlich gesagt, dass auch die Diebe heim Hahnen-
schrei in der Frühe (vSfior oqD^qiov 489) auf ßaub ausgehen. Da
nun Euelpides die Behauptung seines Gefährten durch ein selbst er-
lebtes Abenteuer bestätigen will, so müsste im folgenden von einem
in der Morgenfrühe verübten Diebstahle die Rode sein, während
Euelpides bei Einbrach der Nacht (496 ff.) seines Rockes he
raubt wird.
An der Vulgata dagegen Ist nichts auszusetzen. Beim Morgen»
schrei des Hahnes gehen die Handwerker an ihre Arbeit (489—491).
Ebenso erheben sich auch die, welche einen Ausgang, eine Reise vor-
haben, trotzdem es noch stockfinster ist {vno3tjaaf4€ynt tr/.iwQ be-
zieht sich auf alle vorher genannten). Nun sagt Euelpides, dass auch
er ein Lied davon singen kOnne, da er durch Schuld des Hahnen-
schreies um sein Kleid gekommen sei« Er sei einmal zu einer Kind-
taufe geladen aus Halimus in die Stadt gekommen, habe sich>bor,
ehe noch der eigentliche Festschmaus begann, so bezecht, dasd er,
als der Hahn am Abend krähte, in der Meinung, es sei Morgen,
sich auf den Heimweg machte. Kaum zum Thore draußen sei er von
einem Diebe Oherfallen und seines Rockes beraubt worden.
Auch gehen die Kleidordiebe nicht erst am Morgen an ihr
Handwerk, vielmehr ist dies ein yvKtB^tvov eQynv Acharn. 1162 ff.
So treibt ancb der Kleiderdi<*b Orestes (\^ög. 1491) des Nacht« (vi*
xtutg) sein Unwesen. Vgl, aocHEkklos. Ö68: ov6' anoivaova* a^
rdJK rvxiuy,
06 rt* A. Baar*
Zweite Abtheilung.
Literarische Anzeigen.
Prolegomena ad papyrorum graecomm novam coUeotionem
646ndam. Ad sommos in phUosophia honores ab amplissimo philo-
8£pborani Vindobonensiam ordine rite impetrandos scripsit Garolna
Wessely, Vindobonensis. Insant disqaisitioiies palaeographicae an-
tiquariae diplomatioae metroloeicae cbronologicae interpretationeaqne
Donnallonun papjroram. Yindobonae MDCGCLXXXIiL äomptibas
et typlB Carob Gerold fillL
Während die Mehrzahl der bisher bekannten Papyras ans der
Ftolemäerzeit herrührt, führt nos der große Fand aus dem Fajnnii
der uns neben arabischen und koptischen mehrere hundert grie-
chischer Papyrus geliefert hat, mit einzelnen Ausnahmen in das
sechste und siebente Jahrhundert n. Chr., zu den Ausläufern des
Grjechenthums io Ägypten. Was diesem großartigen Funde seine be-
sondere Wichtigkeit verleiht ist der umstand, dass diese Papyrus
derselben Periode angehören und wenn auch in grundverschiedenen
Sprachen geschrieben, dennoch in der erwünschtesten Weise sich
gegenseitig ergänzen , so dass wir an der Hand derselben das ge-
sammte innere Leben Ägyptens in den Jahrhunderten unmittelbar
vor und nach dem Einbrüche der Araber darzustellen im Stande sind.
So stellen sich die Fajumer Papyrus als geschlossenes Ganze den
griechisch -demotischen der Ptolemäei-zeit zur Seite, die zum größeren
Theile an den merkwürdigen Hermiasprocess anknüpfen. Einem ver-
gleichenden Studium beider Gruppen bleibt es vorbehalten den Ein-
fluss festzustellen, den der Hellenismus, das römische Weltreich,
das Ghristenthum und der Muhammedanismus nach einander auf die
Umformung der uralten Einrichtungen der Pharaonenzeit genommen
haben , die trotz aller fremden Zuthaten , weil auf die eigenartige
Natur des Landes begründet, stets die Grundlage bildeten.
Die vorliegende Arbeit, die sich selbst als Prolegomena gibt,
gewährt uns einen vorläufigen Einblick in den Lihalt und die Art
der griechischen Papyrus, deren Einsichtnahme und Benützung der
Hr. Verf. Prof. Hartel verdankt (S. 5). Dazu kommen noch Mit-
IL W&sely, l^TfiV^msrL% »d pepjtünnn ete*, togn. r. /. KtM^ W%
tbeiluDgefi äus griecbisch-arabiscben Papyrus, die auf Prof. Kara*
bacek zurückgehen (S, 17, 46, 47 A).
Die eiDleitenden BemerkuDgea besprechen die vorbaudeoen
Papyrus und iheUen sie in drei groBe Gruppen, in die der Ptolemäer*
zeit, der Bdmerzeit und der Byzantiner. Verschwindend wenig ist
una von der mittleren Gruppe erbalten. Dann folgen AusfQbrangen
Qber den Papyrus und dessen Farbe, über Tinte und Schrift (S. 1 bis
10). Hierauf wird auf Grundlage der bekannten Literatur der Zu-
stand Ägyptens in der römischen Kaiserzeit und auch unter den
Arabern dargestellt (S. 11 — 21). In einem dritten Abschnitte ver-
sQCht der Hr. Verf. das Formulare der Urkunden zu eruieren, gibt
auf Grund desselben Ergänzungen verschiedener Papyrusfragmente
und macht auf Analogien zwischen den demotischen Papyrus der
Ptolemäerzett und den Urkunden des sechsten und siebenten Jahr-
hunderts aufmerksam (S. 22 — 41). Untersuchungen numismatischer
und chronologischer Natur, vor allem über das in den Urkunden so
häufig vorkommende yUQfiaTog x^Qona und die Indictionenzählung
in Ägypten schließen sich an (S. 42—50). Am wesentlichsten ist
der letzte Abschnitt , welcher drei Papyrus , von denen zwei aus der
Zeit des Kaisers Heraklios sind , in Trans scription wiedergibt und
erläutert (3. 50 — 61). Die der Arbeit beigegebene, von H. Wessely
selbst autographierte Tafel gibt uns eine sehr willkommene Schrift-
probe und gestattet es zugleich, wenigstens bei zwei Papyrus die
Lesungen des Hrn. Yerts zu prüfen. Den Schluss bildet eine Unter-
suchung der orthographischen Eigenthümllchkeiten dieser Papyrus^
welche für die Aussprache des Griechischen in Ägypten, speciell im
Fajum von Wichtigkeit sind (S. 62 — 65). Der reichhaltige Index
erleichtert sehr wesentlich die Benützung der vorliegenden Schrift.
Dank der zahlreichen Papyrus, die der Hr. Yorf einsehen und
studieren konnte, hat er sich eine große Sicherheit und Fertigkeit im
Lesen der Urkunden dieser Epoche erworben und es war ihm m()gUch
eine Reihe früherer Lesungen namentlich der bekannten Pariser
Papyrus des Aui'olios Pachymios richtig zu stellen (S. 24 ü^ und in
den sachlichen Ausführungen eine Reihe früherer Ansichten theils zu
modificieren» theils durch neue Beispiele zu belegen. Eine Reihe von
Ämtern, die uns schon bekannt w^iren, findet sich in den Papyrus wieder,
neu ist hinzugekommen der o/ig>[odo^x';$] (S. 1 -). Bas Vorkommen des
arsinoitischen und oxyrynchitischen Nomos — der thinitische findet
sich in den Berliner Papyrus — bezeugt die Fortdauer der alten Ein-
theiluüg dos Landes (S. 14). Am ausfuhrlichsten unterrichten uns
natiirlich die Papyrus Aber den Nomos Arsinoites, die Fundstätte
dieser Urkunden, aus desaen ägyptischer Bezeichnung Ph-iom (das
Meer) das arabische Fajum entstanden ist. Wir lernen sogar die
Mamen verschiedener Slraßon der Hauptstadt ^^^tvottmy nohg
kennen (S. 20), ähnlich wie dies durch die demotisch-griecbischen
Papyrus für Theben der Fall ist. Wie in den letzteren und wie noch
heuUnUge, so werden der gr(}ßeren Vorsicht halber auch in den
Pajumer Urkunden die Beträge in Ziffern und Buchstaben ausgedi^ckt
906 K. Wessely, Prolegomena ad papyrornm ete., angez. ▼. J. AwH.
(S. 55) und man ermangelt nicht bei den Münzen anzngeben, ob sie
aus reinem Golde (joßQv^ov) oder aber abgerieben {^vftagd) waren«
Eine Reihe derartiger Zns&tze, für welche Abkürzungen im Gtobraache
waren, hat der Hr. Verf. durch Yergleichung verschiedener Urkunden
(S. 45) festgestellt. Die zweimalige Angabe der Beträge in Züfem
und Buchstaben hat ihn zur Emierung mancher „Siegel'' für die
Theile der Einheit geführt (S. 46). Das bei der Bezeichnung der
Brüche befolgte Princip (z. B. % wird durch '/lo + V« atisgedrückt)
ist übrigens nicht neu, sondern wird schon in altägjptischen Texten
angewendet. Weii;yoll ist endlich die Mittheilnng verschiedener
Datierungen , einerseits nach Begierungsjahren der Kaiser und dem
Indictionscyclusy anderseits nach der Ära des Diocietianos und der
von Erschaffung der Welt (S. 18 und 19). In der Zusammenstellung
der Datierungen nach Begierungsjahren und Indictionscyclus (S. 18)
hat sich ein sinnstörender Druckfehler eingeschlichen , es soll statt
„Mauricii anni XTV** vielmehr heißen „anni XVII.** Wir vermissen
ferner in derselben eine Angabe der Monatsdaten, an denen die be-
treffenden Urkunden ausgestellt wurden. Denn dass es gar nicht
gleichgiltig ist, ob die letzteren vom Mesori oder Paophi datiert
sind, zeigt am besten das S. 36 (B. XII) mitgetheilte Protokoll aus
der Zeit des Phokas , auf dessen chronologische Wichtigkeit der Hr.
Verf. nicht aufmerksam geworden ist. Sonderbar nimmt es sich
endlich aus, wenn der Hr. Verf. (S. 19) die Datierung ivovg Jio-
%krj[tiavov Ttß (312) verzeichnet und dazu bemerkt „quibus rebus
respectis ingeniosam illam coniecturam Letronnii recte se habere in-
tellexi^ ; denn stünde die Ziffer r in mß fest — was , wie in An-
merkung 10 bemerkt wird , nicht der Fall ist — so wäre im Gegen-
theile der Beweis der üuhaltbarkeit der Hypothese von Letronne ge-
liefert , nach der erst nach dem Einfalle der Araber in Ägypten die
diocletianische Ära im bürgerlichen Gebrauche der Kopten aufkam.
So lange sich der Hr. Verf. auf eine einfache Mittheilung
dessen beschränkt, was er in den Papyrus gelesen hat, kann er auf
allgemeinen Beifall rechnen. Weniger glücklich ist er dagegen dort,
wo er an die Aufstellung von neuen Hypothesen vor allem chrono-
logischer und metrologischer Natur sich heranwagt und Gebiete be-
tritt , auf denen er nicht gleich heimisch ist. Die Haltlosigkeit der
von dem Hrn. Verf. aufgebrachten Hypothese , nach der in den ein-
zelnen Theilen Ägyptens verschiedene Arten von Indictionen be-
standen, die in den Papyrus angeblich als arsinoitische , thinitische,
thebanische usw. bezeichnet werden (S. 49 fi. S. 40 A. 25) wird von
Hrn. Prof. Hartel zugleich mit der Publication und Erklärung des
großen Fajumer Papyrus aus dem Ende des fünften Jahrhunderts
im ersten Hefte desV. Bandes der Wiener Studien dargethan; über die
metrologischen Aufstellungen wird sich Hr. Prof. Karabacek dem-
nächstäußern. Aus der Bemerkung r^g jtOQOvarjg ixTjyg IvdixTidSvog,
welche sich im Papyrus vom 15. Payni des achten Jahres des Kaisers
Heraklios findet, schließt der Hr. Verf., die sechste Indiction habe
f. Wesseitfj Proleg'oiDüQa ad papyrt»rain etc , angcz* t. /. Krall 0(l7
am 15. PajDi «elhst ihr Ende genommen, er statotert für ein anderes
Jahr ©inen Indictionsanfaog vom 13. Epiphi, für das Jahr 487 einen
aolchen vom 22. (oder 28.) Pachon i,S. 48 A, 34). Dem ge^enQber
genügt es auf eine schon von Ideler <Haadb. der Chron. 11 360) an-
geführte Inschrift vom H. August 522 n. Chr. zu verweisen, welche
ebenfalls di& Bemerkung hat: In ßne Ind. XV. Der Hr. Vorf. wird
doch wohl nicht auch hier ein Indictionsende vom IL Angast sta-
tuieren und daran tweifeln wollen , dass hier der Indictionsanfang
vom 1. September gemeint sei. Wenn er ferner zur Stütze des In-
dictionsanfanges beiiehungsweise -endes vom 15. Payni bemerkt
(S. 50, A 36): ^Qui factum eit, ut mensi&Paym dies XVtanti fuerit
lüonienti, collato Coptitai-nm calendario intellegitar ; dies eaira XV.
mensis Payni est solstitii dies**, so ist dies trotz der Ci täte unrichtig.
Der 15. Payni aleiandriniseh entspricht dem 9. Juni jalianisrh, also
für das neunzehnte Jahrhundert dem 21* Juni gregorianisch, dem
Tage der Sommersonnenwende. Für unser Jahrhundert ist die Sache
sonach ganz richtig, anders standen freilich die Dinge im sechsten
Jahrhundert n. Chr. Damals entsprach der 15. Payni d, h. der
9. Juni jul, bei weitem nicht dem Tage der Sonnenwende, dieselbe
fiel vielmehr zor Zeit des Concils von Nicäa (325 n. Chr,) auf den
22. Juni jul. also in den Jahrhunderten, in denen unsere Papyrus
geschrieben wurden» anf den 18. oder 19. Juni jul. Der Hr. Verf*
hat eben vergessen» dass im julianischen Jahre (also auch im alo-
xandrinischen) die Jahrpunkte alle 128 Jahre um einen Tag zurück«
weichen und den Unterschied zwischen dem julianischen und grego-
rianischen Jahre nicht beachtet. Wir können endlich nicht einsehen,
wie durch die Aufstellungen des Hrn. Verf.s die Schwierigkeiten,
welche sowohl Schmidt bei den Berliner als auch Brunet de Presle
hei den Pariser Papyrus entgegengetreten waren , gehoben werden.
Trotz des Satzes sonach ^hac igitur ratione tollenda esse videntur,
qoae vires doctos vexarunt^ (S. 50) wii^ man doch wohl noch immer
entweder bei der Angabe des Parisinus Nr. 21
Ifoiv IrtTaxmitJtiiTCV isttttf i^ tqdfi^ twi,
oder aber bei der des Parisinus Nr. 20^
einen Irrthum anzunehmen haben, denn daran ist nicht zu denken»
daas mit dem 20. Epiphi das achtzehnte Jahr des Kaisers MaarLkios
begonnen habe.
Die erste der drei von dem Hrn. Verf. transacribierten und
commentlerten Urkunden ans dem achten Jahre des Kaii^ers Horaklioa
(S, 50 fl.) enthilt einen &[iethacontract Über einen Kaum (tof^ag)
zwischen Aurttios Menas als Miether und Aurelia Euphemia als Yer-
mietherin, zum Preiäo von vierzehn xiQQua iUra jährlich. Wie in
den alte ' 'sehen Urkunden wird die Lage des Baumes gana
genau b> i und bemerkt, dass der tonog im zweiten Stocka
(ly Tj cJei *^(i^ <J«*j'iy) lag. Donn so ist mit Hartel die Stelle anfzn-
fassen, da die von dem Hrn. Verf. ursprünglich vorgeschlagene An*
a«iii«kr(n f. 4. Ulm. Ofu. i$a. xii. s«n* 58
908 JSl. Wessely, Prolegomena ad papyrorum etc., angex. y. J. Krau.
sieht, die schon durch ihre Compliciertheit sich nicht besonders
empfiehlt, an der ausdrücklichen authentischen Eintragung auf der
Bückseite des Papyrus, welche von einem Baume {totvov evog)
spricht, scheitert. Mehrstöckige Häuser gab es zudem in Ägypten
genug, ich erinnere nur an die Tqioxeyog olxla des Parisinus Nr. 21
1. 19. Ob der Miether Anrelios Menas in der That ein [yrfo^t^cvg,
wie der Hr. Verf. will (S. 53) oder ein [yv]aq)evg war , lässt sich
vorläufig mit Bestimmtheit nicht behaupten, bei dem auch S. 63
hervorgehobenen Wechsel von x und y ist das : Hoc enim vocabali
xvaq>evg forma utebantur Aegyptii (S. 37. A 21) nicht durch-
schlagend.
Der Miether Aurelios Menas wird als t%og ovavaqQLOv be-
zeichnet. Dieser in den Urkunden sehr häufig vorkommende Name
Uenaphrios veranlasst den Hrn. Verf. zu folgender Bemerkung:
Jam facilis est coniectura hos Aurelios fuisse Bomanos Venafro pro-
fectos (S. 53) und im Index führt er geradezu eine Venafriorum gens
(S. 80) an. Wir können diese kühne Annahme nicht billigen. Der
fragliche Name entspricht dem, schon in den hieroglyphischen, dann
in den demotischen und koptischen Texten sehr häufig vorkommenden
Personennamen üen-nofre, dem bekannten Beinamen des Osiris. Es
ist wegen der genaueren Fassung des Namens von Wichtigkeit zn
wissen, welcher koptische Dialect im Fajum gesprochen wurde.
Wir können schon hier constatieren, dass die Aufstellungen von
Stern über den koptischen Dialect, den man als baschmurisch zu be-
zeichnen pflegte, und den er vielmehr als mittel ägyptisch in Ansprach
nahm, durch sämmtlicho koptische Urkunden aus dem Fajum, die
wir bisher einsehen konnten, glänzend bestätigt wird. Eine der Eigen-
thümlichkeiten des mittelägyptischen Dialectes ist es, a füi- ein sahi-
disches o zu setzen ; im Fajum sagte man sonach nicht nofre sondern
correct nafre , und darum Uen-nafre. So wird in der That der Name
einmal bei Zoega S. 565, 3 geschrieben. Die Form Ov€vaq>Qiog ist
sonach ganz correctes Fajumer Griechisch. Darüber, dass ein Grieche
einen koptischen Namen trug , braucht man , da dies etwas ganz ge-
wöhnliches war, kein Wort zu verlieren.
Wenn der Hr. Verf. dai-an erinnert (S. 19), dass, trotzdem
das Christenthum schon im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung
in Ägypten Eingang gefunden hatte, noch im Jahre 560 (besser um
das Jahr 560) ^Isidis mysteria habita esse constat' und dazu ans
einem Papyrus von dem Ende des sechsten , Anfang des siebenten
Jahrhunderts die Stelle ojvofia^ofiai nayavog mit der Bemerkung
citiert, summi sane momenti sunt, so mischt er Dinge untereinander,
die in keiner Beziehung zu einander stehen. Wenn an den Grenzen
des oströmischen Beiches in Philae der Cult der Isis noch in der
ersten Hälfte des sechsten Jahrhunderts geduldet wurde, so geschah
dies nur als Concession für die Blemmyer, welche weder auf fried-
lichem Wege durch das Christenthum noch durch die Gewalt der
iVaffon zu bezwingen gewesen waren. Im Fajum kann natürlich
L, 3füUcr, Q. Horati Flacct CurmlnÄ, angoi. Ton X Zin^erte. OOB
^Tuu UeidoD zumal am Aiu^ange dos sechsten Jahrhunderts keiüe Eedü
ein. Wir haben überhaupt hier nicht an pagauufl sonderu an ^ta-
xpog zvL denken, welches Wort bei Suidas als aat^atevrogt hm
Ifchios aU löuüttj^;^ a(p^r erklärt wird, und als Narao von
bulgarischen Fürsten (Corpus Inscr, Gr, IV 8691) ünä von
topteo geführt wurde. Ferner möchte ich die Namen A'ßi;JLnnd Wafio,
Jdie (S. 66) aüö dem arabischen erklärt werden ix^r^l vog gic V'a/40)
^och noch als koptisch beziehungsweise gncchisch in Anspruch neh-
[inen. Der erstere Naine, der t, B, von koptischen Diakonen geführt
Jinirde (Z«ioga 10, 8 und 135, 6) und auch im Corpus Inscr. Or.
^, 8952 sich findet, wird als Abkürzung von M(%ar^ erklärt und
|>ei dem iweitcn denkt man an Vdfj/nog, Waufioig [Psametikl|.
Die Ifnlersuchungeu des Herrn YerL bewcgon sich auf Ge-
bieten, auf denen sich verschiedene sonst weitabliogende Wissens-
Dgci berühren. Hier ist der Einzelne nicht im Stande Alles
fi'rgchcn. Als* einen kleinen Nachtrag von Agyptologischer Seit«
[wollen wir unsere Bemerkungen und Ausstellungen aufgefasst wissen
[und ab Zeugnis für das Interesse mit dem wir diose Arbeit gelesen
ITiaben* Wir kennen von derselben nicht Abschied nehmen» ohne un-
j Freude darüber auszusprechen, dass ein gatge^chulterclassiscber
Jologtf diesen jetxt fast ganz brach liegenden Gebieten eich zu-
wendet, auf denen einst Pe)Ton und Let rönne so Großes geleistet
baben.
Wien. J, Kr&n.
Q. Horati Flacci GanDloa. Oden und Kpoden de^ Hont. Hit Aiiiiier>
kuDf^en Ton Lociaj) Müller. Giesseo 1682* J. Rickeräche Bachhandl^Hf .
XVI ttud 22b SS,
Der Hr, Vort reiht diese mit deutscheu Anmerknngien ver-
eheue Ausgabe jenen Hilfabüchern an, in welchen er seit dem
l&hre 1878 bedeutende Partien seiner bekannten wissenschaftliclieii
Forschungen auch den Schülern und angeheuden Philologen leicht
IngUch machen und Wmenschaftlichkeit mit praktischer Brauch-
barkeit Yer binden wollte. VVir haben dieses gewiss anerkennenswerte
Streben dei» Prof. in Petersburg bereits in der Anzeige seines ^rei
netricae poet. latin. gummarium'*» welches die Antäuger auch i>o
Bnd zu «einem gruOeren Werke überleitet» gewürdigt (vgU diese
ehr. I8>*0. S ]Hk\) und wolJon hier nur b**itii?/iiri > daas diese
eizi vor! iiusgabe, welche den ' .s^ der oben-
|inaunt*^i 1 ieu soll, recht gut zei:^^ wie L. MQJler
[mnch hier von vorneherein planmäßig vorgegangen ist: die früheren
lilfsbücher dienen nun alle auch die^ser Ausgabe, es konnte in
richtigen Fragen für das Nähere auf das nach weiter erschienene
ianl' ' ^ " ' T ' \ auf das über Orthographie
ind i 78, vgK W. Uartel in dioö.
»!it»chf. lio Biographie zu
az (Ll I Ließlicb eben durch
58»
010 L, MaUer, Q. Horati Flacci Carmina, angez. yon A. Zinf^erle,
diese erklärende Ausgabe des Horaz ein Versuch geliefert werden,
den Nutzen einer solchen zusammenhängenden Sammlung wissen-
schaftlich-praktischer und so leicht zugänglicher Hilfsbflcher auf
diesem Gebiete und nach neuem Standpunkte gewissermaßen noch
an einem interessanten Beispiele zu erproben.
Freilich würde man dabei aber irren, wenn man deswegen hier
im Commentar — und von diesem haben wir da nach dem ange-
deuteten Grundplane der Ausgabe zunächst und etwas ausführlicher
zu sprechen — etwa auf vorwiegende trockene Citate mit nur wenigen
nebenhergehenden sachlichen Erklärungen schließen würde, wie der-
artiges allerdings bei ähnlichen Versuchen auf anderen Gebieten bis
in die neuere Zeit hie und da sich findet; der speciell in Betracht
kommende Punkt ist hier vielmehr vor den Hinweisen meist recht
präcis angegeben und letztere sollen, wie schon angedeutet, nur vom
Einzelfalle zum Überblicke der ganzen betrefifenden Partie überleiten,
daneben ist aber diese Methode mit den zahlreichen anderweitigen
Bemerkungen , die ihrerseits Sachliches sowohl , als neue beachtens-
werte Zusammenstellungen Über Sprachgebrauch, Arbeitsmethode,
Beurtheilung des Horaz usw. enthalten (vgl. z. B. S. 1, 7, 12, 16,
24, 27, 32, 45, 52 u. dgl.), im ganzen wieder so geschickt ver-
schmolzen , dass Trockenheit nie zum Durchbrucb kommt und die
Lust zum Nachschlagen an den betreffenden Stellen dem Anfanger
wohl fast durchweg in der angenehmsten Weise von selbst angeregt
wird. Wir glauben , dass gerade dieses auf dem in Bede stehenden
Gebiete hier in möglichst kurzen Zügen angedeutete Verdienst dem
gelehrten Verf. jeder, und wenn er etwa auch in einigen Einzel-
heiten der Kritik oder Erklärung abweicht, zugestehen wird and
hoffen, dass auch diese Arbeit in den Kreisen, für welche sie zunächst
bestimmt ist, anregend wirken und zu gründlichem Studium an-
genehm anleiten wird. Dass manches jedoch auch hier selbst den
Fachgelehrten noch speciell interessieren dürfte , hat der Verf. im
Vorwort nicht mit Unrecht bemerkt; Ref. möchte in dieser Beziehung
besonders auf dem Gebiete des Commentars die schon angedeuteten
präcis zusammenfassenden Bemerkungen über den Sprachgebrauch
und einige neue Erklärungsversuche hervorheben, von denen erstere
vielfach sehr willkommen, letztere jedenfalls immer anregend sein
werden.
Nach diesem Überblicke und allgemeinen Urtheile über den
Commentar wollen wir , um unser Interesse auch im einzelnen la
zeigen, zunächst noch ein paar Bemerkungen zu dem letztgenannten
hier besonders wichtigen Theile und zwar der Kürze halber mit
Bücksicht auf das erste Buch der Carmina anfügen, die vielleicht
dem Hrn. Herausgeber hie und da für eine zweite Auflage noch
einige Kleinigkeiten zur Überlegung empfehlen könnten. Die hübschen
kleinen Einleitungen, die wir bei einem großen Theile der Gedichte
treffen, würden wir auch bei einigen anderen noch gerne sehen (s. B.
bei gerade auch in neuester Zeit wieder mehr besprochenen wie I, SS,
L. MuUer, Q Hgrati Flaccl CarmiDa, anget. von A. ZitigerU, BU
Keiler Epilog. I, 82 und dagegen Mewes in d, Jahresben das
phil. Vereiiiüs 1880, S, 293 u. dgl,) und ob sonst, wo Näberes ud-
nuthig, nicht eine kurze Oberscbrift für Anfänger recbt aoregend
w&re, könnte wenigstens bebeizigt werden. Schon Manchen schien in
der Nauckschon Schulausgabe, welche der Hr. Verf in ihrer Wirkung
Auf die jngendlicben Gemüther auch so warm anerkennt (Yorw.
p. VII), das letztere Mittel keine ganz unbedeutende Bolle zu spielen
(vgL z, B. W, Hartel in dies, Zeitschr, 1864, S. 350 f., des Ref, Be-
sprechung 1875, S. 296). Wflrde man hier etwa den Mittelweg ein-
Bcblagen und passende Oborschriften nur dort anwenden, wo eine
wirkliche Einleitung ubernnsBig^ so wäre alles erreicht und auch
manche Schwierigkeit überwunden, mit der Nauck bei der durch-
gängigen Überschrift manchmal aus naheliegenden und besprochenen
GröDden zu kämpfen hatte. — In orthographlBcfaen Dingen fällt es
bisweilen auf, dass die Schreibweise der latein. Wörter im Commeütar
von der im Texte abweicht z. B, S, 11 inpiaa — impiao , S. 12 in-
minente — imminente, S. 15 inbellis — imbellis, S. 28 inmodicae
— Lmmodicae, S. 61 inpotens — impotens u, dgL, während sonst
doch wieder (z. B. S. 21, 54) Übereinstimmung sieb findet; auch bei
lliDweisen auf Werke anderer Autoren könnte, um diese äußerliche
Kleinigkeit noch zu beröbreu« mit Bücksicht auf die doch auch vor*
»chwebeude Schulausgabe hie und da die Gleichmäßigkeit etwas
strenger aufrecht erhalten werden; ao z. B. auch S, 17 Ovid metam.
(statt einfach metam.), wie es S, 3, 25 und 57 steht, oder S, 35 Virg.
bucol, (statt bucol.), wie es S, 24 steht u. dgL — Bei Anmerkungen
über Örtlichkeiten wäre es vielleicht gerade auch für Anfaogerkreise,
um das Interesse möglichst allseitig zu wecken , nicht ganz unnütz,
Tifter den heutigen Namen oder die jetzige Bezeichnung der Gegend
zwischen Klammern beizufügen z. B. S. 3 ; 53. — Hie und da könnte
etwa auch noch in einer späteren Bemerkung eine Zurückweisung
auf eine frühere verwandte den Überblick erleichtern i, B. 8, 31
über Teucer vgL S. 16 zu I, 7, 21, oder eine frühere gleich auch
mit Rücksicht auf eine später anzufügende ähnlicher Art stilisiert
werden z. B. 8. 3, wo in der Erklärung zu sub Jove frigido wohl auch
kurz die Etymolog^ie berührt, auch die Phrase aub divo genannt, statt
^Gott des klaren Äthers^ vielleicht besser ^des leuchtenden Himmels
in allen Erscheinungen^ gesetzt und dann gleich auch auf die Stellen
S* 42 mit der Benierkiuig über malus Juppiter und S. 56 über die
Etymologie von Diespiter verwiesen werden könnte. — S. 21 flF. zu
Oarm. 10 schiene, nach einer kurzen Vorbemerkung über Hermes*
Mercarius vom vergleichenden Standpunkte, sowohl für Beurtheüung
des Horaxischon Gedichtes im Anschlüsse an die Tielseitiger ent-
wickelte Hermesgestalt (vgl. Praller röm. Myth.' S. 598» als auch
für den Inhalteöberblick eine Vervollständigung der kurzen
Angaben der grieehiscben Epitheta an den betreffenden Stellen wohl
nicht ganz unnütz, S. 55 dürft-? in der Anm. „testudo für lyra* usw.
etwa auch uc^ch «in knapper Hinweis auf die Hermessage und den
912 L, Müller, Q. Horati Flacci Carmina. angez. von A, ZingerU.
griech. Ausdruck x^Atg Platz finden. — S. 37 bei Berührung der
verschiedenen Beinamen des Bacchus und der diesbezüglichen Sitte
auch noch kurze Erwähnung der Stelle Ov. Met. IV, 11 ff. mit der
Bemerkung von M. Haupt? Desgleichen schiene dem Kef. zur Anm.
S. 40 über intonsus Cjmthius nach anderen diesbezüglichen Analogien
in der Ausgabe das Citat Tib. I, 4, 37 f. (Solis aeterna est Phoebo
Bacchoque iuventa : Nam decet intonsus crinis utrumque deum) be-
sonders gut zu passen. Was übrigens Parallelstellen anbelangt, suchte
der erfahrene Kenner und Schulmann sichtlich auch mit Rücksicht
auf den Zweck dieser Ausgabe die richtige Mitte zu halten; hie und
da jedoch wäre statt der angeführten wirklich auch formell an-
klingenden eine andere vielleicht noch bezeichnender z. B. S. 9 statt
der aus der Anthologie angeführten die andere Anth. 445, 10 Bies.
plus quam dimidium mei , hie und da auch eine Erinnerung an bloß
ähnlichen Gedanken bei einem schon gelesenen Schulclassiker für
Anfanger doch noch der Beigabe wert z. B. zur Anm. S. 44 frustra
pius an Ov. Am. III, 9, 37, hie und da ist aber auch die Entscheidung
in einer solchen Ausgabe wirklich schwer ; es würden sich nnn z. B.
bekanntlich auch in Anmerkungen wie S. 29 zu nisi ventis debes
ludibrium ähnlich Stellen aus Späteren für den Sprachgebranch an-
führen lassen (z. B. Claudian. VI. Cons. Hon. 138), wie es eben zu
dimidium animae geschehen u. dgl., aber solches würde hier im all-
gemeinen auch schon zu weit führen; Anführung speciell späterer
Nachahmungen , die für den Kritiker und Literarhistoriker oft von
bedeutendem Interesse sind , könnte da in ausgedehnterem Maße nur
stören, für den hier vorliegenden Zweck kann es sich in solchen
Dingen in der Hauptsache nur um consequente Auswahl für recht
nothwendige Erklärung eines Gedankens, Sprachgebrauches oder
einer Phrase handeln , da können sich aber allerdings auch , wie an-
gedeutet, manchmal die Grenzen ziemlich nahe berühren.
Was sonst einzelne Erklärungen anbelangt, bei denen uns der
eine oder andere kleine Nebengedanke aufstieg , erwähnen wir bei-
spielshalber folgende: S. 16 zu Carm. I, 7, 1 claram Bhodon, wo die
Commentare von jeher ziemlich auseinandergehen, schlägt der Hr.
Herausgeber mit einigen Vorgängern besonnen einen gewissen Mittel-
weg ein und erwähnt verschiedene Gründe für das Epitheton ; Bef.
hält zwar das in einer solchen Ausgabe auch für das Beste, möchte
aber die Lage doch wenigstens an die Spitze stellen und besonders
betonen, wie es in neuester Zeit nach Orelli auch Schütz und Nanck
gethan; denn die auch sonst ziemlich anklingende Stelle Lucans
Vin, 247 mit ihrem claramque sole Rhodon (vgl. V, 50) , die dies-
bezüglichen Hervorhebungen bei Plinius (N. H. II, 62 Rhodi. .nnn-
quam tanta nubila obduci, ut non aliqua hora sol cernatnr) und
Strabo (XIV, 2) dürften zusammengehalten jedenfalls für ein ge-
wisses Vorwiegen der diesbezüglichen Anschauung im Alterthome
sprechen; die von Obbarius gegen eine Betonung derselben an
unserer Stelle angeführten Verse beweisen nichts (bei Catnll. 4, 8 ist
L. MüUer, Q. HoriLti Flacci CarminA, ange«. tod A, Zin{ferl€> 013
das Epitheton nicht clzira, sondern nobüi» and im Scherze Martials
Xiy, B8, 2 idt Clara Rhodos ebensowenig näher bestimmt, als in der
Uorazischen Ode). S, 3 zn 1, 1, 20, wo in De«i?rer Zeil wohl die
Mehrzahl der Erklärer das partom solide demere de die anf die meri-
diatio bezogt^n (v^'l. x, B. Ürelli, Obbarius schließlich mit der an-
gegebenen Literatur , Nauck , SchOtz)» oder sich unbestimmter
ätjö).»rten (z, B. Dillenburger, Döntzor) , lesen wir hier, wie ilhnlich
einst bei Mitscherlich, boetimmt die andere ßiitscheidang: „Übrigens
geht dieser Vers nicht auf den Mittags t.chlaf, sonikrn auf das früh*
zeitige Zechen (de die polarem" Da nun aber zur ersteren Auffassung
wfdil nicht nur das Wort stnitus fülirte, worauf Orelli aufmerksam
macht , oder die gewöhnlich citierte Stelle aus Varro RR. 1 , 2 , 5,
sondern zugleich, wie ich glaube, unwillkürlich auch der Ausdruck
ad aquae lene eapot sacrae, wo lene natürlich allgemein durch ^sanft
rauschend** erklärt werden muss, und nun die Erinneruug an die
mancherlei Stellen von der Fürdeniag dos Schlafes durch das trau-
liche Murmeln des Wasi^ers nahe lag-, so schiene es bei Annahme dt*r
anderen Erklärung wenigstens nicht überfifts^sig, auf die Stelle Carm.
II, 3, 6 ff. zu verweijion, die am ehesten die entgegenstehenden Bo-
denkeu zerstreuen kann und auch bei Terschiedeuer kritißcher Be«
handlang (L. Müller hat sich Obrigens richtig an die boi^te Über-
lieferung gehalten) immer das Bild behaglicher Ruhe, erquickendeu
Schalt««» und plfitschernden GewÄÄSors in engem Zusammenhange
mit fn'ihlichem Zechen bietet ivgl. Keller Epilog, I, 127), S. 58 zu
I, 35. 6 könnte der obrigens nur bescheiden angedeutete Vorschlag,
iuris als gen, obiect. von prece abh&ngig zu fassen, doch etwas go-
küntjtelt erscheinen; alles führt doch wohl einfacher und natürlicher
anf die Verbindung von ruris mit colonns , wie dies schon frOber
mohrfach gegenüber einem Markl und fachen Vorschlage anseinaader-
g^sttit wurde, und vielleicht konnte nebenbei noch der Umstand^
dasa bei römischen Di^^htern überhaupt ao gerne ein passender Casus
von ms in nächster NÄho von colonus gebraucht wurde und in der
Hexatnetei^poesie sogar auch wieder zu rocht formelhaften Anklängt« u
führte (vgl. des I ef. Buch „zu später. Ut, Dicht. I, 74**), dazu bei-
tragen, daas aoch einmal der lyrische Dichter eine in sein Versmaii
passende klangAhD liehe Verbindung, also ruris colonos statt des
gewOholicben einfachen colonusp für seine Zwecke ziemlich bewusst
setzte.
Was die Teitesgestaltuog anbelangt, kt'^nnen wir uns hier
ganz kurz fassen, da L. Müllers Standpunkt bekannt und
seine Teitesreceosionon des Hqum auch schon vielfach be^
sprochen sind : er hat dieser erklärenden Ausgabe grüGtentheils den
Text seiner #Iei?auteu Duodez-Auggabe vom Jahre ld74. in welcher
er eine . lil von Conjeeturen in den Text aufgenommen
als in d« i Stereoty paus gäbe, zugrunde gelegt. Manchmal
hfitten wu « "rotz di^r diesbezüglichen Bemerkungen im
Vorworte niil ..is an die letztere Ausgabe vom Jahre 187*J
914 J* Huemer, Q. Horatii Flacci carmina sei., ang. Von H, Löumer,
doch fast lieber gesehen , speciell auch hie und da mit Bücksiebt
auf neueste Beiträge, wie, um hier ein Beispiel zu ervrähnen, S. 59
I, 35, 22 die Aufrechthaltung der Überlieferung panno statt
Meinekes peplo, wozu jetzt auch Beifferscheids Obser?. crit. im
Breslauer Catalog 1879 zu vergleichen '). In vielen Fällen wird
übrigens auch auf die Prolegomena der Stereotypausgabe kurz ver-
wiesen, wobei freilich vielleicht doch zu bedenken sein könnte , dass
manche aus den weiten Kreisen, in deren Händen wir die schöne
Ausgabe nach dem oben Gesagten auch gerne sehen möchten, nicht
überall und immer in der Lage sein dürften, nebst den Hilfsbdchern
auch die zwei Ausgaben zugleich zur beständigen Verfügung zu
haben. Sollte sich am Ende nicht eiue möglichst präciseConcentration
der kritischen Bemerkungen jeder Art im Anbang, der mit Bücksicht
auf die Interpolationsfiage für angehende Philologen doch schon
einmal begonnen ist, empfehlen?
Möge die vorliegende nun schon ziemlich ausführlich gewordene
Besprechung unser Interesse für die empfehlenswerte Ausgabe be-
zeugen, möge auch diese Arbeit des so, vielfach thätigen Gelehrten
weite Verbreitung finden im Vereine mit den genannten Hilfs-
büchern I
^) Selbstverständlich nicht etwa als Stütze der ohnehin ein-
stimmigen Überlieferung, sondern lediglich als Manchem vielleicht nicht
uninteressante Beigabe sei hier gelegentlich bemerkt, dass der bekannte
Yenetianer-Humanist F. Niger in einer Ode an den Wiener-Senat diese
horaz. Stelle so nachahmte: Et Fides' albo decorata panno vgl. meine
Beitr. z. Gesch. d. Phil. I, 92.
Innsbruck. Anton Zingerle.
Q. Horatii Flacci carmina selecta. Für den Schulgebraach heraus-
gegeben von Dr. Johann H a e m e r , k. k. Gymnasialprofessor in Wien.
Wien 1882. A. Holder. iXXVl und 204 SS. kl. 8.)
Es lässt sich nicht verkennen, dass die Herausgabe eines
griechischen oder lateinischen Schriftstellei*s für Gymnasien nicht
geringen Schwierigkeiten unter woifen ist. Stets muss dem be-
treffenden Editor ein doppeltes Ziel vor Augen schweben, dem in
unbefangener Weise zuzusteuern ihm als Aufgabe zufällt. Er muss
den Kreis, für den die editio bestimmt ist, berücksichtigen; er muss
aber auch die Fortschritte der Wissenschaft für seine Ausgabe in
zweckentsprechender Weise in Anspruch nehmen. Fragen wir uns
nun: Ist Verf. diesen Anforderungen gerecht geworden? Hat er in
consequenter Weise Schule und Forschung vor Augen gehabt? Mit
Vergnügen sind wir in der Lage constatieren zu können, dass Huemer
nach beiden Bichtungen hin den an ihn gestellten Forderungen in
lobenswerter Weise Rechnung getragen hat.
Zunächst macht Verf. im Vorw. (2 SS.) in knapper und an-
gemessener Form die Grundsätze geltend, die ihn beim Abfassen
seines Werkes leiteten. Er schließt sich rücksichtlich der Textes-
J. HutmeTj Q. Horatii Flacci curmina sei, uig. 7oii H. Löwncr, $)15
gestaltacg mit Becht an die coDseiraUve BicbtQUg Vableiiti uud
Hirsch felder« an» ist in Bezog auf Orthographie nach ThuDÜchkeit
du Anhänger Brambachs uud zeigt sich, was die Auswahl der Ge-
dichte anbelangt, nicht so ängstlich, wie andere Heraasgeber des
Horaz in asum scholarnm '). — Was den literarhistorischen Tbeil
beti'ifft, verbreitet sich Huemer in der Einleitung über „Leben und
Dichtung des Hora^'^;, über das für die Schule nothwendigste^ ver*
meidet grOßtentheils jeden gelehrten Apparat und kleidet seine Ge-
danken in einfache, schlichte, dabei aber ansprechende Form.
Zu der Idee, die Einleitung in deutscher Sprache abgefasst zu
haben» kann ich dem Verf. nur zustimmen. Einzelne Bemerkungen
mögen hier, was Leben und Dichtung des Horaz betrifft^ einen Platz
finden. Bei coactor p. V fehlt das Attribut exactionum. Zwar heißt
es sat. I, 6, 86 f. Si praeco parvas aut, ut fuit ipse, coactor, doch
lesen wir andererseits im Anfange der dem Sueton zugoschriebenen
vita Horatri poetae: Ilorjitius Flaccng, Venusinus, patre, ut ipee
tradit, libertino et exactionum coactore. Die Anmerkuug auf p. IX^
wo von dem seltenen Schatz von Lebensweisheit, den die Episteln in
hieb bergen, die Bede ist, scheint mir für eine Schulausgabe zum
mindei^ten öberllDssig. — Verf. verweist nämlich hier auf eine Stelle
der Schrift von FrÖhe „de Horatii sententiis", wohl aber billige ich
den unter der nämlichen Anmerkung beündlichen Hinweis auf das
Goethcsche Epigramm ^ Leben srog*?!.** Bezöglich des metrischen
Theiles hätte ich ebenfalls gewünscht, wenn Hr. H. die benatzte
Literatur unerwähnt gelassen hätte, Der Schüler selbst nimmt von
der Anmerkung keine weitere Notiz, und dem Lehrer muss und soll
die Literatur bekannt sein Auf p. X würde es sich für eine Schul*
ausgäbe empfehlen, in die Klammer bei QuintiJian „ein Khetor** auf-
zunehmen. — Die Vorbemerkungen zu den lyrischen Versmaßen,
»iowie die gegebene Analyse derselben halten sich streng an §. 84, 3
des Organisaiionsentwurfes, wo es heißt: ^In der Metrik müssen ihm
(dem Abiturienten) die elegischen und die von Horaz gebrauchten
lyrischen Versmaße bekannt sein*^ S. 72^ stehen dabei auf der Huhe
der Wi:jsenschaft. sind recht instructiv und können nur zur Förderung
der horaziechen Metrik an unseren Gymnasien beitragen. Verf. be-
schränkt sich mit Recht bloß auf die Erörterung der lyrischen Maße,
unterläßt es daher vom Hexameter und Pentameter, von agoi^,
d'imgt Caesur usw., weil von früher her dem Schüler als bekannt
vorausgesetzt, zu handeln. Die Ausdrücke ^beudecasy Ilabus'' p. XV
— die Schreibung mit k wird wohl der mit c vorzuziehen sein,
warum dann Daktylus? — beim kleinen Sapphischen Vera, ferner
die Bezeichnungen «der neunsilbige und tehnsilbige Vera*^ p. XVII
l>eim Alkäischen Veismaß empfehlen sich heutzutage nicht mehr
Verf. mutöt ja nach Logaoeden (dipodisch) ab , und damit ist der
*) AIIcrdio£
1. B. c. I, fi diö fu
c HU, 8 einige U;
10 billijf, nniv^r
I Itr*; c. II t 6 d
trieben worden ;
ifcchte Stroj^Uei
916 J. HuemeTy Q. Horatii Flacci carmina sei, ang. von H, Löwner,
Sache yollständig GenGge geleistet. Der vierte Vers in der Alkäischen
Strophe p. XVII entspricht nach Huemer einem verdoppelten Adonius.
Würde hier der Ausdruck akatalekt. logaoedische Tetrapodie (am
eine Silbe mehr als der GlykonSus) nicht zutreffender sein ? Dies in
Bezug auf den metrischen Theil.
Die Auswahl der Gedichte, über welche ^nach deutschem
Muster" (Nauck, Gebhardij Titel gesetzt sind, weist gegenüber
anderen Schulausgaben des Horaz einen recht erfreulichen Fort-
schritt zum Besseren auf. Hr. H. hat nämlich, wie wir schon oben
hervorgehoben, eine ziemlich große Anzahl von Gedichten in seine
Sammlung aufgenommen und zwar aus dem ganz gerechtfertigten
Grunde , weil seine Ausgabe den Zwecken der Schul- und Privat-
lectüre dienen soll. Hiebei hat Verf. von den trefflichen Leistungen
Steiners'), Gebhardis') und Lehnerdts"*) gebürende Notiz genommen.
Von den Oden sind nahezu %, von den Epoden '/a» vom I, Buch der
Satiren %, vom IL Buch fast die Hälfte, vom 1. Buch der Episteln
desgleichen fast die Hälfte und vom II. Buch der Episteln sind
sämmtliche drei Gedichte in der Ausgabe zu finden. Carm. lib. I
enthält: 1. 2. 3. 4. 6. 7. 10. IL 12. 14. 15. 17. 18. 20. 21. 22.
24. 26. 28. 29. 31. 32. 34. 35. 37. 38; carm. lib. II: 1. 2. 3. 6.
7. 9. 10. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20; carm. lib. IH: 1. 2. 3.
4. 5. 6. 8. 9. 13. 16. 18. 21. 23. 24. 25. 29. 30; carm. lib. IV: 2.
3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 12. 14. 15 u. c. s. (vgl. Steiner a. a. 0.). Epoden:
1. 2. 7. 9. 13 (bei Steiner ist 1 nicht empfohlen). Sat. lib. I: 1. 3.
4. 6. 9. 10; siit. lib. II: 1. 2. 6. Epist. lib. I: 1. 2. 6. 7. 10. 13.
16. 19. 20; epist. Hb. II: 1. 2. 3. Im ganzen 96 Gedichte von den
162, die in den vollständigen Ausgaben gefunden werden. — Nun
es ließe sich allerdings mit dem Hm. Verf. über die Auswahl der
betreffenden Gedichte in mancher Beziehung rechten , und ich bin
überzeugt, dass der gebrachte delectns dem einen Schulmann zu vieL
dem anderen vielleicht zu wenig bieten dürfte. Bezüglich des Ge-
brauches der über die einzelnen Gedichte gesetzten Titel erklärt
sich Ref. ebenfalls vollkommen einverstanden, und zieht er die-
selben, die durchaus zutreffend sind, den kurzen Argumenten der
Grjsar-Gitlbauerschen Ausgabe aus pädagogischen Rücksichten ent-
schieden vor.
Was nun die Textesgestaltung, die Orthographie und die ge-
brauchten Interpunctionen dieser editib anbetrifft , so haben wir uns
nach genauer Durchsicht des Buches hinlänglich überzeugt, dass
Huemer seine Aufgabe sehr ernst genommen hat.
«) Über Ziel, Auswahl und Einrichtung der Horazlectöre. Wien
1881; recensiert in der philol. Rundschau IL J. N. 7, S. 124—5 von
E. Rosenberg und in der philol. WocheDsclirift IL J. N. 22, S. 684—6
vom Ref. Zaletzt angez. von Otto Keller in diesen Blättern, Jahrg. 1882,
Heft 8/9 und von J. Rappold 10. H.
') Ein Kanon der Horazischen Lyrik fOr die Schule (Fleckeisens
Jahrb. f. Phil. 1881, S. 161 ff.).
*) Horaz in Prima. Progr. d. Gymn. zu Thom 1876.
J. liuemety Q* HorAtit Flacci oarrnfna sei., aag. von //. Löwner, 917
Man siebt es jeder Seite der Äa^gabe an, dass sie einen be-
stonneneo und töchtigen Scbalmann zum Verf. bat. Dl} Sorgfalt, die
Hr, H. 8oiuem Buche angedeiben ließ, steigert sich hier mitontor
bis zur Ängstlichkeit, wie wir zu zeigen gleich Gelegenheit änden
werden. Vorweg sei bemerkt, dass sich der Text im ganzen und
großen durch Correctheit ^) , Sauberkeit und Klarheit auszeichnet;
gewiss för eine Schulausgabe sehr wichtige Factoren* Das Verfahren,
welches Hr. H. bei der Wahl der einzelnen Losearten anwendete,
konnte selbstverständlich nur ein eklektisches »ein; wohUhueDd
hebt «ich aber dieaer Eklekticisrous von den anerkannt besten Schrei-
bungen der L. II. und IIL Classe, welche Verf., soweit es im
Interesse der Schule lag, in den Text setzte, ab. Im engen Anschlnss
an die Granunatik hat es H. Vürmittdon Finnen (Lescarten) zu reci-
pieren . die wohl als echt borazisch beglaubigt sind^ in der Prosa
dagegen dem Schöler selten oder gar nicht begegnen: t. B c. I, 2, 5
schreibt H. gentds (ABC pr. bietet gentis) ; c. I, 2, 8: montea
i wahrend montis in A a B C D F K U' 7i r 1 i* 1 ß" Tur. steht) ; c. I,
2, 31 ; caudontes (candentis haben A a B C F A' R D yr ^ h g M n. a )
usw. Ich erwähne noch u. a. c. I, 4, 15: incohare statt des bezeugten
inchoare. Ausnahmen von der Regel mussten dort Platz greifen, wo
sich das metrische Bedürfnis fühlbar machte. Dies gilt namentlich
von dem consequenteu Gebrauch des Genotivs auf i bei nomin. propr«
auf iua wie Tulli (sat, I, 6, 9), Tilli (sat. I, 6, 24), Dionysi (sat. I,
6, 38) und TOD einigen nomin. abstract. z« B. auiili (epod. I, 21)^
consili (carm. HI, 4, 65), impori (c, IV, 15, 14). Für diis verbreitete
homines (epist 1,2, 32) hat H. gaaz richtig hominem gdschrteboii.
Denn erstens hat der Archetyp hominem und zweitens heißt
^morden": hominem occiden^ für welches occidere Horaz iugulare
gebraucht. Ebengo zutreffend ist es, wenn H, epist, I, 10, 24 expelles
ffir das gewöhnliche expellas in den Text setzt. Alle wertvoileu Hand-
schrieen bieten eipelles. Der Gebrauch der Diärese **), welche Hr. H,
Ober die Vocale einiger Wörter setzt, um dem Schüler da,s Abtheilen der
Silben zu erleichtern, verrftth eine gewisse Ängstlichkeit des Verf.s.
Ich bin der Ansicht, dass die gemeinten Diäresen in einer neuen
*) Folgende Druckfehler habe ich mir angemerkt; c I, f), 23 prac*
nciptnm fnr pra^scriptnm, d. a. p, r. 157 mnturia fUr naturiB; dadelbat ist
»ueh da« Kommft niicn decor SU streichende. II, 1^. 11 entfalle das Komma
nach fontem; c III, 4, 4 »etie ein Rufzeichen nach Phoebi; c IV« 3^»
51 tilgt? don Beistrich nach omnis; c. IV, 14, 37 streiche man da»
Zeichen nach ciitos; ep. 13, 14 entfalle da^ Komma nach flumizia; sat.
1,1,2 setze man nach öbiiM^rit statt eine» Punktes du Komma; ibid.
V, 45 nach centam eineu Doppelpunkt; ibid. v, 90 nach p^rdju einen
Beiitrich itatt ein^s Punkt«»; ep. II, 1, 68 nach aequo einen Paukt
*) c. 1, 11, 2; Loucütir»^; c I, 17. It^lua: c. I. 23» 13:
Thrfkio; c. l. 31, 18: Utoöi c. III, 9, 6 III, % 18t Calalt i
c. III, *iH, Hl KalAdnm; o. IV. 14, 21 1 PUiaun., ^Nachtrag: c I. 8, 4:
J&pyga. Tela (c I, 17, 18), c. 1, 27, 9: Pimpk'T); fuod. 13« 2: ailliae,
13, 3: Thrct io (wie c I, 23, 13) und an noch IQ — 12 Stellen.
018 J. Huemer, Q. Horatii Flacci carmina sei., ang. von H. Löwner,
Auflage des vorliegenden Baches entfallen sollten , zumal ein jeder
aufmerksame Schfller — selbst ohne Leitung des Lehrers — er-
kennen dürfte , ob beispielsweise Japjga drei- oder viersilbig , Teia
zwei- oder dreisilbig usw. zu messen sei. Dazu kommt noch der
umstand, dass auch das Lexicon, abgesehen von den übrigen Horaz-
ausgaben, die eo ipso keine Diärese in solchen Fällen aufweisen, das
genannte Zeichen nicht bietet. An zwei*^ Stellen begegnen wir aach
dem Zeichen der Synizese. Verse oder ganze Strophen, einzelne Lese-
arten, die von anderen Gelehrten verdächtigt werden, aufgenommene
brauchbare Conjecturen von Horatianern wurden in keiner Weise
kenntlich gemacht , was ich nur anerkennen muss. Verf. hat es ja
zunächst mit der Schule zu thun. Dass die ersten acht Verse der
10. Satire lib. I von Lucili — illuc in eckige Klammern verwiesen
wurden , kann und darf bei der übereinstimmenden Ansicht der Ge-
lehrten über die Unechtheit der in Bede stehenden Verse nicht be-
fremden. — Vortheilhaft heben sich bei den Satiren und Episteln
die eingezogenen Verszeilen von den übrigen Versen (Partien) ab.
Für Lehrer und Schüler gleich willkommen.
Wir haben schon oben hervorgehoben , dass H. in Bezug anf
Orthographie Erambach folgt. Gegenüber anderen Horazausgaben
beginnt ein jeder Vers mit einer großen Letter, die auch nach jedem
Punkt und oft auch nach Ruf- und Fragezeichen gebraucht wird.
H. verfährt auch in dieser Beziehung größtentheils consequent.
Einige Inconsequenzen ^ , die uns auffielen , sind ohne Belang and
können in der Schule nicht störend wirken. Bezüglich der Inter-
punctionen weicht Hr. H. von anderen Herausgebern des Horaz an
nahezu 70 Stellen zum besten der Schule ab. Stellenweise ließen sich
freilich Änderungen vornehmen, c. I, 18, 14 würde sich nach tym-
pana ein Kolon empfehlen, das Komma nach Algido c. 21, 6 ist
überflüssig; c. I, 23, 14 lässt sich allerdings nach fidem das ge-
brauchte Unterscheidungszeichen nicht bemakeln, zumal H. die best
bezeugte Schreibart ^quid si" in den Text aufnahm , während andere,
die quod si haben, statt des Fragezeichens einen Doppelpunkt
schreiben, c. III, 4, 56 wäre vor iaculator und nach audax ein Komma
zu setzen, usw.
Was schließlich die appeadix angeht, die 130 erlesene Kern-
sprüche der horazischen Muse in alphabetischer Reihenfolge bringt,
80 hat wohl Hr. H. im Vorwort betont, dass sich diese Sammlung
nach subjectivem Ermessen theils verkürzen , theils erweitern ließe.
Die Schule kann ihm selbst für diesen delectus den besten Dank
aussprechen. Manche herrliche Gnome haben wir leider vergebens
gesucht z. B. Nil mortalibus ardui est. . . (c. I, 8, 37); auream
quisquis mediocritatem diligit (c. II, 10, 5 f.); non si male nnnc, et
') sat. II, 2, 21: ostrea; sat. II, 6, 67: prout.
■) c. I, 7, 24 schreibt Verf. adfatus, während er z. B. c. II, 2, 23
irretorto in den Text setzt ; an noch drei oder vier Stellen in der Ansg^ftbe
finden sich solche Inconsequenzen.
üT* Kluge, Die ConaeGatio tezuporum, augei. toq J. OoUing, 9111
olim sie erit (c, II« 10, 17 t); rebus angQstis atiimosus atque fortis
apparo (c. 11, 10, 21 f.); vos exemplaria Graeca | Nocturna versate
manu, verdate diurna (ars poet. 268 f.) osw»
Das gQnstigü Urtbet), das wir an lier Schwelle unserer Kecenaion
der Huemerscben Horazausgabe ausgesprochen, bleibt trotz mancher
im einzelnen gemachten Ausstellungen vollständig aufrocht« Huemera
editi'o ist eine Schulausgabe im eigentUcheo Sinne des Wortes, ein
Buch, das man ohua welches Bedenken dem Schüler in die Hand
geben kann.
Die Ausstattung des Buches ist durchaus eotspreebend.
E g e r. Heinrich L (^ w n e r.
Die ConseCQtlO temporutn, doreo Grucdgesetz und EraoheinmigeQ im
Lateinischen. Von Henuiiüö Kluge, Oberlehrer am herzoglichen
Ludwigs-Gymnasiom xu Cölhöü. Cöthen 1883, Verlag von Otto
Schuhe. VI und \2i fcS, 8*.
dm zu den innereu Gesetzen der Consoc. tempp. lu gelangen,
bleibt nach dem Verf. voi-stehonden Boches nichts übrig als die Er-
scheinung wie sie uns vorliegt, zu analysieren, da bereits die ältesten
lat, Sprachdenkmäler volbtändig die GrundzQge derselben zoigeo^
der historische Weg mithin nicht betreten werden kann.
Die Erscheinungen der Tempus- und Modusfolge ergeben sich
nach K. als Resultat aus dem Zusammenwirken von drei Factoren:
Tempusbedeutung, Bedeutung der Modi, Bedeutung der hypotak-
tischen SatzverhMtnisse. Im Tempusgebiete ist der Standpunkt des
Erfühlenden, des ^Anschauenden', dem die Bezeichnungen Gegen-
wart, Vergangenheit, Zukunft entsprechen, von einem iweiten An-
schauungskreise, wo eiue in Wirklichkeit schon verlaufene Handlung
den Mittelpunkt bildet, zu unterscheiden. Es sind wohl Formen f&r
dieses zweite Präsens usw. vorbanden, aber sie sind nach einem
falschen Principe benannt Verkehrt ist besonders ^Plusquamper-
fectum', worin eine Vermischung beider Anschauungskreise liegt;
ungenau der Name Imperfectum, da es mehr als ^ine Möglichkeit
der unvollendeten Handlung gibt, — Warum lisst aber der Verf, die
von seinem Standpunkte aus gewiss unzulässige Bezeichnung Haupt*
und Nehonteropora anstandslos passieren? — Der Unterschied der
beiden Conjuncttvgattungen im Lateruischen (Präsens und Perfect
einerseits. Imperfect und Plusquamperfect andererseits) liegt nicht
in der zeitlichen Bedeutung ^ sondern sie stellen die nähere und die
entferntere Möglichkeit dar; in conjunctivtschen Sätzen, in denen
Beziehung ' ^^enwart herrscht, stehen die Conjunctivo der
näheren M^V- ; liegt dagegen Erzählnng vor» die der ent-
fernteren. — lud endlich die untergeordneten Satz verbal tnisse lassen
sich nach dem Grade der Zusammengehörigkeit ?on Haupt- und
Nebenhandlung in drei Gruppen iheilen: Zur ersten, wo die Sob-
920 H, KlugCf Die Consecutio temporum, angez. von J, OolUng.
Ordination möglichst weit gediehen ist, gehören das finale Verhältnis
und das der Sahstantivsätze; die zweite wird von dem Causal^er-
hältnis gebildet , wo theils engerer theils lockerer Zusammenhang
zwischen den beiden Handlungen stattfindet; die dritte bilden die
übrigen hypotaktischen Verhältnisse, das relativische (doch wohl nur
das nichtfinale) und temporale nicht ausgeschlossen. — Das Gesetz
der Tempus- und Modnsfolge der lat. Sprache lässt sich nun so
filieren: Herrscht im Hauptsatze die Anschauung der Beziehung aaf
die Gegenwart, so wird auch im Nebensatze Haupttempus stehen,
wenn nämlich die Beziehung auf die Gegenwart in der Anschauang
fortdauert. Ist im Hauptsatze die Anschauung der Erzählung vor-
handen , so wird auch im Nebensätze Nebentempus stehen , wenn
letztere Anschauung beibehalten wird. Zwischen indicativischen und
conjunctivischen Sätzen existiert in Bezug auf die Consec. tempp.
kein principieller Unterschied. Unter den indicativischen bieten die
Zeitsätze manches auffällige gegenüber dem deutschen Sprachge-
brauche. Wenn nun der Betrachtung der Temporalsätze ein ansehn-
licher Theil des Buches gewidmet wird, so hätte dies nicht geschehen
sollen ohne Bücksicht auf die grundlegende Untersuchung E, Hoff-
manns Construction der lat. Zeitpartikeln 2. Auil. Wien 73, welches
Buch dem Verf. auch sonst gute Dienste geleistet hätte , namentlich
in Bezug auf die Tempus- uud Moduslehre überhaupt. Diese Un-
kenntnis rächt sich durch die Bathlosigkeit, mit welcher E. dem
Präsens bei dum gegenübersteht. Vgl. Hoffmann S. 169. Mit Bezug
auf diese Partikel bemerke ich noch , dass in besagter Construction
durchaus kein Bedeutungswechsel anzunehmen ist; dum scribo^ ille
venu heißt : ich schreibe eine Weile (dum Acc. = dium von dem
^Iten dius = dies, Tag, Zeit), er kommt. — Für die conjunctivischen
Nebensätze gilt nach K. trotz scheinbarer Ausnahmen beim Präsens
historicum und im indirecten Fragesatze unerschüttert die oben auf-
gestellte Regel. Allerdings können psychologische Einflüsse bewirken,
dass der Sprechende aus der einen Anschauung in die andere ver-
ölt; aber ein Verbleiben in der Anschauung des Hauptsatzes werden
wir dann besonders erwarten, weun der Gedankenzusammenhang
zwischen den Handlungen des Haupt- und Nebensatzes sehr enge ist
Dagegen werden wir einen Anschau ungs Wechsel dann begreiflich
finden , wenn jener Zusammenhang locker ist. Besonders bemerklich
machen sich durch die Häufigkeit des Oberganges aus der einen An-
schauung in die andere die Gonsecutivsätze (unter denen nur die
nach den Verbis des Geschehens und die mit quin eingeleiteten
engen Anschluss erfordern). Aber auch alle anderen subordinierenden
Verhältnisse bieten Beispiele, die Finalsätze ausgenommen. Von den
Substantivsätzeu sind freilich nur die indirecten Fragesätze hier zu
erwähnen. In der indirecten Bede wird bei der erzählenden Form des
Hauptverbum deren Inhalt immer dem Anschauungskreise der Er-
zählung angehören, anders liegt die Sache, wenn das Hauptverb der
Gegenwart des Referierenden angehört. — Principielle Gegner wird
K BUui, Über die Äasspracbe des Qriecli , ang. tod 0, Meyer. Otl
kaum finden, wenn er als HaupUesültat© seiner Arbeit hinätellt,
lasfl 1. eine mechanische Abhängigkeit der Tempora der Nebensätze
^on deneD der Hauptsätze nicht vorhandeu ist^ 2. das verjsichiedane
/erhaUcn der eia'^eltien hypotaktischen Verhältuisse in Bezug auf
iie Conaec. tempp. dadurch veranlasst wird, dass der innere Zu-
Bammenhang der Hiiodluirg dm Haupt- und des Nebensatzes bei den
^Tf:'rscbfedfinen V^erhriltnisson verÄchieden ist, Wohl aber wird man
[ € ude Berücksichtigung einigei im Gebiete der C. t. neuesten^
i^i^. , ' hter Coutruverseu vermiaseo. Oder ist dem Verf. der Streit
liwischen JB. Schwciktri (Z. f. d, G,-W. 1876, 1—7) und K, Goebvl
(ebeodas, 18^2, Itil ff.; die Antwort de^ ersteren ebendaa, 555 T
konnte K. noch nicht berücksichtigen)^ weiter der Streit zwischen
Hufj (N. Jahrb. IMO, 877—087; 1882, 281-28Ü) und M.
\lfe^machcr (\\a& ergibt sich aus dem Sprachgebrauche Cäsars im
l*b. g. ffir die Behandlung der lat. Synt. in der Schule?* Berlin 1881)
unbekannt geblieben? Selbst der S. 3 aufgeföhrto Licvcn scheint
lliicht gehörig eingesehen zu sein ^ sonst ^üd& sich nicht S. Ül die
iJehauptung, dass in älterer Zeit in Sätzen wie ne ego Homo in-
fclix fut Qui non aias fntcrvclli noch nicht der Conjunctiv nCthig
(war, da Licvcn ausdrücklich darauf hinweist, dass man ähnliche
tConstructionen dutzeiidvveise bei Cicero finden könne.
Doch diese Bemerkungen treffen nur Nebensächliches, jeden-
Bi jet die Untersuchung selbst für den Syutaktiker, die Zusammen-
lil{K der Hesaltate am Schlüsse für die Schule von nicht geringem
invBröBse.
0 1 m ü i z. Joseph 6 o 1 1 i n g.
'tlber die Aussprache des Griechischen von Friedrich Blas s. Zwouc
volbtHridig ami?carWitet<.« Autlage, Berlin lh^^2* Weidiii Annsehe Buch-
handlung. VllI, \m SS, K
Die kleine Schrift, welche Herr Biass zuerst 186i) als Schul-
ramm und dann 1><70 besonders abgedruckt erscheinen Üoü.
dieser Neubearbeitung zu einer im großen und ganzen ab-
r«chließenden Darstellung des Gegenstandes geworden, die uneinge-
lichrinktos Lob verdient und hojfontlich viel dazu beitragen wird,
I manche unklare und verkehrte Anschauung, der man in Bezug auf
lio griechische Aussprache noch immer begtgnett tu zei'stören. Herr
"Blas» steht selbÄtvörs^tantf lieb auf d^m fOr die Losung dieser Frage
[•inzig berechr ikte und hat daher die Ent-
I Wickelung der ilgen geHUcht, soweit das
ItiiUiimerhafU» Matoriai iitet« Auch der lautphjrsiologischen
lißeite des Gegenstand e^ — i, versucht gerecht zu werden, indessen
huldigt er der auch nach meiner Meinung durchaus richtigen Ober-
leügung, das« für ' — - "^t hperiodon eine allzu subtile Dis-
rlinction feinerer 1 erreichbar noch wünschenswert
[•»ei* In doit ^ s xu meiner Freude meist
nU den in n^i . ik gowonnenen zusammen;
922 F, Bloss, Über die Aassprache des Griech., ang. von g7 Meyer.
das Beweismaterial ist, wie das bei einem so yortrefflichen Kenner
der epigraphischen Literatur nicht anders zn erwarten war, h&nfig
darch einzelne Belege nnd dankenswerte Nachweise vermehrt. Von
nenem hebe ich hervor die Ansicht (S. 22 ff.)» dass die doppelte Be-
zeichnung des 6- nnd o-Lantes durch c nnd i;, o und ia ursprünglich
keinen quantitativen, sondern den qualitativen Unterschied zwischeii
geschlossenem und offenem e und o ausgedruckt habe. Dass das un-
echte ££ jemals die Geltung eines Diphthongen gehabt habe, moss ich
trotz S. 28 immer noch bezweifeln ; als man aufhörte langes und
kurzes geschlossenes e durch E zu bezeichnen, schrieb man f&r das
lange den Diphthong €i, dessen Aussprache sich die Aussprache Ton
langem geschlossenem e annähert. Eine Zwischenform ßaaikhjg
zwischen ßaaiXrjeg und ßaaiXijg wird durch das vereinzelte (sichere ?)
Infter/g in den Grabinschriften von Kumanudis 13 vorläufig noch
nicht erwiesen. Dass -ijat -aai in altattischeu Inschriften dnrch
Schwinden des i aus -r^iai -atai entstanden sei, ist nicht glaublich
und die in meiner Grammatik §. 377 vorgetragene Ansicht über das
Verhältnis der beiden Formen darf dadurch nicht als widerlegt gelten.
Wenn es begründet ist, dass die Joner im Perfectparticip -o7a statt
'vla geschrieben haben (S. 45), so ist darin wohl nicht eine ortho-
graphische Variante zu sehen, sondern eine Beeinflussung der Form
des Femininums durch das Masculinum, ebenso wie in den dorischen
Participien auf -ela keine phonetische Entwicklung aus -via vorliegt
(vgl. meine Gramm. §. 315). Auf S. 54, Anm. 112 wird mir der
Vorwurf gemacht, dass ich 'bezüglich des ec-i merkwürdig unkritisch
verfahre, als könnten Schreibungen in römischer Zeit für das Ur-
sprüngliche irgend etwas beweisen'. So gern ich sonst von Herrn
Blass Belehrung annehme, so muss ich mich doch hier gegen ein
Missverständnis verwahren; die von mir S. 112 f. angeführten Schrei-
bungen aus römischer Zeit wie fj^äiv v^elv usw. sollten nicht be-
weisen, dass diesen Formen ursprünglich et zukam, sondern — unter
der Voraussetzung, dass hier und anderwärts das et ursprünglich
ist, was ich mit linguistischen Gründen zu erweisen gesucht — blo&
darauf aufmerksam machen, dass diese, wenn auch in späteren Denk-
mälern begegnende Schreibung die correctere sei, die wir in manchen
Fällen vielleicht für unsere Texte recipieren dürfen. — Dass Wörter
wie Xoiyog und Ivygog etymologisch eng unter einander zusammen-
hängen (S. 60), wird durch eine schärfere Scheidung der Vocalreihen
nicht gerade befürwortet, indem jenes der «-, dieses der u-Beihe an-
gehört. Auf S. 70 scheint mir eine kleine lautphysiologische Unge-
nauigkeit untergelaufen zu sein. Der Übergang von altgriechisch
avzdg = auiös zu neugriechisch avrog = aßös ist nicht in der
Weise vor sich gegangen, dass eine Zwischenstufe avtös mit weichem
Spiranten dazwischen lag ; denn sobald der zweite vocalische Bestand-
theil des Diphthongen au zum Spiranten wurde, musste er eben Yor
t zum harten Spiranten werden, ein t; vor folgendem hartem oder
tonlosem Explosivlaut ist eben nicht sprechbar. Es kann also nicht
O. BüMer, Lmlf f. d. EUm^-Cars. a« Sanakril, mg, t. G. Meyer, Ott
udavon die Rede sein, 'da^ sich das v vor harten CoDsonaDten zu f
Iverachilrfte' ; und ehensoweuig davoD« dasa xu tTlfilag Zeit die neu-
ijgriechieche Stufe noch nicht erreicht war. Denn wenn Ulfila z. B.
YßivxaHaiia ivxaqiütia schreibt, so hat er doch zweifellos efcharis-
\itia gesprochen wnd die Assimiiation blo^ ebensowenig in der Schrift
, ausgedrückt, wie es t. B. im fnuizösischen ab^nthe der Fall ist, wo
r>AaQ 'p8' spricht. In der schwierigon nnd verwickelten Frage über
|;die Aussprache des ^ (S. 9& ff,) ist auch Herr Blass zu keinem
t^durchaas befriedigenden Resultate gelangt; doch scheint ihm aller-
ttgs der Nachweis gelungen zu aein, daas der Buchstabe in Attika
und anderen Gegenden Mittelgriechenlands eine Zeit lang den Laut-
|,wert sd (js =r weiches s) gehabt habe, das sich zu dem Ursprung»
i*Jicheu ({/ verhält wie slavisch £d zu dj (z. B. in meida aus medfä),
|[äber welches Miklosich Vergleichende Grammatik 1*, 215 ff* zu ver-
gleich en ist. Ich wünsche schließlich dem Buche möglichste Ver-
^brejtung, besonders in Lehrerkreisea, die aus demselben wirklich
»-wissenschaftliches in klarer and geschmackvoller Form lernen kennen.
[Xeitfaden fQr den Eleoientarcursns des Sanskrit mit ÜbuDgsgti^ckea
und zwei Glogsftr^n von Georg Bö hier. Wien 1883. Verlag von
Karl Koie^en, VIII. 171 SS. Ö.
Hr. BQhlor hat mit diesem Bache dem Sanekritstudinm auf
^den Universitäten einen großen und wesentlichen Dienst geleistet.
[Heutzutage troibt nicht bloß der Sanskritist und der vergleichende
iSprachfoi'scher Sanskrit; es ist für jeden , der sich grammatisch mit
[einer der älteren indogermanischen Sprachen beschäftigt, sei er nun
fclassischer Philologe oder Germanist oder Slavist, nnabweisliche
iTflicht sich mit den Kiementen dieser Sprache bekannt zu machen.
[Bio Schwierigkeiten« die der Anfänger hiebej auf diesem Wege fand^
Pbaben manchen vorzeitig abgeschreckt sich weiter mit der Sprache
r einzulassen. Sie lagen zum Theil in der Sache begründet, zum Thetl
hn der angewandten Methode. Ein hastiges Durchjagen des gramma-
tischen Lehrstoffes, ohne stetige Controle des von den Zuhörern von
Stunde zu Stunde Gelernten, brachte dieselben in kurzer Zeit, aber
migenngend vorbereitet vor die Leetüre des Kalas , wo dann bei der
kPräparation auf jedem Schritte an den elemealarsten Dingen Anstolk
^genommen wurde, so da.ss Lust und Liebe zur Sache bald genug be-
(«nkliche Einbuße erlitt. Ich habe es im Gegensätze hiezu immer
Hr meine Pffjcht gehalten zunächst auf eine feste und sichere Ein-
pr&gung der Paradigmen zu sehen; wem diese schulmeisterliche Be-
rbandlung des Gegenstandes nicht behagte, der mochte aus der Vor-
(losung fortbleiben , er hatte so wenig Aussicht etwas zu lernen. Die
[Einübung der Formen war freilich auf Declinieren* und Conjugieron«
[la^^en beschränkt, was mit der Zeit etwas ointTmig wurde; als
iilfsbuch wurde von mir und wohl von manchem CoUegen das treff-
che kleine Elementarbuch von meinem verehrten Lehrer Stenzler
^twnfltzt, wekhea eine sehr knappe ejstematificlie Darstella^ der
StltoeWUl t i. aitofT. (^jma. 1881. XIL Haft. t$ '
M4 B. 8th(Kh, Über Bonen Sprache, anges. von J. TTadb^nMlI.
Formenlehre und einige Texte mit Glossar enthftlt. Es ist mir kau
zweifelhaft, dass jeder sich beeilen wird jetst den Bühlerschen Leit-
foden an seine Stelle zn setzen. Derselbe ist anf die rein praktisch
Methode des Sanskritunterrichtes gegründet, trelohe auf Veranlassung
des Hm. Bühler nnd des verstorbenen Hang in den indiscten
Secnnd&rschnlen eingeführt worden ist Die Lehrbücher dee Hm.
Bhftndftrkar haben dieselbe dort l&ngst heimisch gemacht. Der Lehr-
stoff ist in eine Anzahl von Lectionen zerlegt , welche gleichzeitig
Übnngsbeispiele, sowohl Sanskrit- Deutsch als auch Dentsch-Saaskrit,
enthalten. Diese S&tze, ans indischen Schriftstellern entlehnt oder
wenigstens Sätzen derselben nachgebildet, sind ein vortreffliches
Mittel das Gelernte sofort praktisch einznüben nnd das Literesse am
Unterrichte dauernd wach zu erhalten , da der Selbstth&tigkeit dee
Lernenden von Anfang an eiji geeigneter Stoff geboten wird. Die
übliche systematische Anordnung des grammatischen Stoffes mnasle
natürlich theilweise aufgegeben werden; indessen ist eine reeapita-
lierende Zusammenfassung desselben nach dem auf S. Y ff. ga-
gebenen Inhaltsverzeichnis leicht möglich. Ich habe das Buch , das
mir, als Manuscript gedruckt, in einer Anzahl von Exemplaren von
meinem Wiener Collegen gütigst zur Verfügung gestellt worden war,
bereits einem Gnrsus meiner Vorlesungen über Sanskritgrammatik
zugrunde gelegt und kann also aus eigener Erfahrung bestätigen,
wie sehr dem Lehrenden und Lernenden durch dasselbe seine Auf-
gabe erleichtert und erfreulicher gemacht wird. Ich denke , dass wir
alle, die wir an deutschen Universitäten Sanskrit zu lehren haben,
dem Hrn. Verf. den wärmsten Dank für seine Arbeit schuldig sind.
Auch zum Selbstunterrichte dürfte sich der Leitfaden eignen für
solche Schulmänner, die in späteren Jahren noch das Bedürfnis fühlen
sich in das Sanskrit einzuführen oder die etwas verblassten Kennt-
nisse aus der Universitätszeit wieder aufzufrischen. Es sei daher
seine Anschaffung, die durch den ungemein billigen Preis erleichtert
wird, allen Gymnasii^ehrern und besonders allen Gymnasialbiblio-
theken ans Herz gelegt.
Graz. Gustav Meyer.
Über Boners Sprache von Eudolf Seh och. Halle 1881, Max Nie-
meyer (Dissertation).
Die Brochüre bietet nicht eine systematische Darstellung von
Boners Sprache, sondern nur einzelne in losem Zusammenhange ste-
hende Bemerkungen dazu, welche als Ergänzungen und tiieilweise
auch als Berichtigungen der einschlägigen Arbeiten von Gercke,
Gott schick und SchGnbach betrachtet sein wollen. Einleitend
verweist Schoch auf zwei neue Handschriften Boners: die eine in der
St. Gallener Stiftsbibliothek, die andere in der Berner Stadtbibliothek;
die letztere ist sehr defect, der Wert beider nicht bedeutend. Dann
sucht er (§. 2 — 10) Pfeiffers Einreihung der Hss. und dessen Stand-
punkt zu Boners Dialect gegenüber SchOnbach zu vertheidigen. Die
J?. Sehach, Üb«r Botian Sprache, tnget. Toa /. FMvmil^ UM
rtrsto Freife scbeitit mir nicht sprachreif, daui mosa idrst die ganze
j^Xleoeihlogie der Hse. vom Gmade aus neu oütersucht werdan; ia der
letoieren aber bat 6cboeb im aUgemelnen Becbt: die dialecU^chea i
bder dndvogeo, die went, sonä etc. mQsaen im Teiit bewabrt und dem
|*Boiiertii8 suerkaant werden ; denn sie sind in den meittien alemütn-
Miiscben Denkmälern dieser Zeit nachiuweisen ; Schönb. halte auf die
Reime zu große« Gewicht gelegt. Von Einielbeiten jedoch etebt in
hdiesen §f , manches schief and unrichtig. Woeu wird §. 3 die Coutro-
frverse über die mhd. Schriftsprache hereingesogen ? In der Jiiit Bo-
ners redet überhaupt niemand mehr van einer Schriftsi^acbe im
^ Sinne derjenigen zur Stanfeiieit; ihm werden aneh solehe» welche
^die mhd, Schriftsprache nachgerade für bewisBen hjüten, veii-
^gehende mundartliche Formen Kugestehen* — Bei Benütjong der Ur-
ilnmden (g. &) muss betont werden, dass sie stets nur mit y<>r3icht
ligeschehen darf; deuu wir haben BewetBe genug, dass aucL not^ im
1.14« ond 15. Jahebojidert die Dichter dialectiscbe Formen vermieden,
fc/welche die Gesoh&flsBpraohe bereits gebrauchte. Das fallt nameut-
ich da schwer ins Gewicht, wo. wie bei Boner, die wichtigsten Hss.
demselben Dialecte angehören, welchen der Dichter gesprochen hat;
[•denn da kann man Yon vorn herein nberzengt sein, daas der rohere
[Schreiber manche Dialoctismen aus der Umgangssprache bereinge-
(•«ogen habe, welch n auch aus Urkunden zu belegen, vom Dic]it4?r aber
l'-gloichwohl nicht gebraucht worden sind; und bei der dang
»derselben erhalt der Herausgeber Gelegenheit, seine k^ > F4-
Irhtgkeiten zu versuchen. — aniffende {:end&) hat Pfi>ifTer mit gutem
IKirunde in den Text gesetzt; es hängt mit dem Wechsel und den
l^eimon ngind soaammen, Tgl g. 28. — Wenn in betdi (§. S) das
Hi =: ü -^ tu steht und ßoner auch sonst i = € set&t^ Ist es dann
^unorgamsch** wie das in miBmil — 8. 9 saft Schoch: Boner ¥or-
^schmihe es, ^ Worte mit kurzem Stamm v iiem ein-
dem Consrouanten und stummem (? in «i* id r.u ge-
[fbrauehen"* ; stumme r nur in der „Endung** K t Der mh Ver-
•.gleich mit Sigenot Ist nicht gut gotroffen, da diu i... lit jünger
[i(135U) als Boner und die nhd. Dehnung schon bei viel älteren nacli*
•wetsbar ist» t. B. in der Martina, bei Hadlanb, Staufenberg.
^•Fleokf Heinrich von Türlein u. a.; darin aber hat Schoch Recht,
Boner die nhd. L&ngung der mhd. kurzen Beden tuugäsilbijn im
leime meide, und selbst die zwei Ausnahmen, die er anfahrt, »tnd
I micht so sicher p wie er meint, schon wegen ihrer Siugulantat und
Ldaonp weil die betreffenden Verse möglicherweise auch mit vier
I^HebmifKn und fehlender Senkung goleeon werden konnton. ^ g. 10,
Die Gemination der Consonanten hat mit „der AusfQllung der San*
[ tuttgen^ nichts zu thun; denn rater kann ebenso Hebung und Senkung
)lrigeQ wie paUer, Was Schocb im weiteren über die Consouanion-
Igeminatton nach langom Vocal ^agt , ist »ehr vag; TgK darobor
f^arncko. Braut 8. 279, und öbrr die ff Wintelcr, Kerenzer
Mandart S. 43, Hunziker, Aargauer Wb. LXVIU f.
59*
'MO B. S(h(fdt, Ober Bonen 6pnehe, angei. von «T. Waekemdl.
Seine eigentlichen Untersuchnngen über Boners Sprache be-
ginnt Schoeh mit Erörterungen über die ungenauen Beime §. 11 — 13.
Die Bemerbingen über die Methode bei derartigen sprachlichen
Untersuchungen treffen Richtiges. Zu den Hilfsmitteln, welche Ton
Schoeh h&tten „benützt werden können^, wäre noch manches anzu-
führen; warum wird z. B. Beinfried nicht genannt? — §.12. Die
^ =r oe sind im Alemannischen weit verbreitet, auch in Urkunden
<vgh Bergrmann, Archiv t österr. Gesch. I, A, 72), und von der
Meinung, dass sie ^md. Eigenheit^ seien, welche Schoeh §. 14
wiederholt, ist man wohl so ziemlich allgemein abgekommen. —
§. 13. hörpi dort sind noch keine Assonanzen. Im Beime kitnsi:
Vernunft ist vernunst nicht nur ^erlaubt", sondern allein möglieh ;
die von Schoeh angezogene Ansicht des mhd. Wbs., dass „Vernunft
erst im 14. Jahrh. aufkomme^, wird etwas zu rectiflcieren sein; denn
Kummer belegte es (Anz. f. d. A. VI, 333) aus Passional H., und
beim Montforter ist vemunft nicht erst in der Ausbreitung begriffen,
sondern hat bereits so die AUeinherrschafb, dass er vemunsi mu
noch da gebraucht, wo ihn der Beim dazu zwingt Am Schlüsse dieses
Paragraphes behandelt Schoeh die Beime gewant : gestän und fte-
schaeh : bedacht und sagt: „Weinhold (al. Gr. §. 177) und Schönbach
halten den Abfall des t für eine mundartliche Eigenheit des Ale-
mannischen ; so allgemein ausgesprochen ist diese Behauptung ent-
schieden unrichtig.^ Allein in der citierten Stelle der al. Gr. heißt
es nur: „Abfall des auslautenden <, wenn dasselbe einem andern
Consonanten verbunden ist, kennt die alem. Mundart nicht selten '^r
das klingt doch wesentlich anders! An diesem Ausspruch ist
nichts zu corrigieren ; vielmehr will ich noch einen anderen über-
einstimmenden anführen, den Zupitza's (DHB. Y, 33) : „die Apokope
des t ist im Alem. häufiger als im Bair.", und dann darauf ver-
weisen, dass ich beim Montforter (Abhandl. lY, S. 161, 174, 177 f.)
die in der al. Gr. gesammelten Belege, welche nach Schoeh „sehr
den Charakter der Yereinzelung tragen^, mit mehr als einem Dutzend
vermehrt habe ; und so wird fast jedes größere Denkmal aus dem 14.
und 15. Jahrh. Weinholds Ausspruch bestätigen % Daher ist auch
Schochs Meinung: „Abfall des t ist sonst eine md., resp. eine frän-
kische Erscheinung^, nicht in der Ordnung; er ist wie im Alem. so
auch im Bair. nicht selten, vgl. bair. Gr. §. 143; als neues Beispiel
dazu führe ich an , dass in Ottenthals Bechnungsbüchem der Herren
von Schiandersberg (Mitt. des Inst. f. österr. Gesch. Forsch. II, 600)
s. anno 1402 steht: er hat geschatz; ferner finden sich Mägg
{= Magd), Haup, A^p, nimp u. dgl. m. oft und sind such dem
heutigen Dialecte allgemein geläufig.
Boners sprachliche Yariationen vom Mhd. scheidet Schoeh in
solche, welche der Übergangsperiode im allgemeinen (§. 14 — 21)
*) Während diese Becension in der Bedaction lag, erschien Strauchs
Ausgabe der Mar g. Ebner, wo S. 91 eine Beibe Belege für apok. I
gesammelt sind.
B, Sehcchp Über Boneri Sprsclie, t^ngez, tod J. Wixds^mdl, 9S7*
uud m äolche, welche dem speciellen Dialecte des Dichters ange-
höreo (g.22 — 39), DieEintheilungist gut und verdient Nacbabmung.
Demgemäß bebandelt er in g, 14 Schwanken der Quantitäten der
Vocalei in %, 16 die Aaslantregel , in g. 17 die Heime von s auf die
Spirans s^ in §. 18 Schwanken zwischen /'und t;, in §. 19 Übergang
von 8c in seh; in g. 20 Wechsel von ch and A, in g. 21 Erscheinungen
aus dem Gebiete der Flexion und Syntax. — Ich halte diese Partie
für die gelungenste; doch ist mir auch hier einiges aufgefallen« Dass
<jer Vocal in mä (= man« Flur, manne) ^unnasaliert^ sein soll,
kann ich nicht glauben; so weit ich das alem. Gebiet kennet ist er
durchweg nasaliert, und eben die Nasalier ang erklärt seine Länge.
Der Satz: ^die Schwächung der Ableitung»* und Flexionssübeu zeigt
sich namentlich im Verwischen des Unterschiedes zwischen tonlosen
und stummen Silben; denn beide können abfüllen^, ist so nicht
richtig. In §. 15 polemisiert Scboch wegen der Reime iu : ü gegen Scbön-
bach, der aber ganz im Hechte ist — Aus den allgemeinen Bemerkungen
Hber Schwanken zwischen funA v (§ 18; kommt nichts Hechtes heraus;
wenn Schoch behauptet « dass die Hs. A ,,in dieser wie in mancher
anderer Beziehuug gar nicht etwa regellos ist und füglich beachtet
werden darf^, ^ befriedigt das wenig; denn es handelt sich dann
darum, diese Regel genau zu untersuchen und nachzuweisen, was seine
Aufgabe gewesen wäre.
Im dritten Abschnitte behandelt Schoch ^speciell dialectische
firscheinungt'n.'^ Dass damit „nicht gesagt ist, d&ss die Boner'schen
Eigenthdmüchkeiten nicht auch anderwärts nachzuweisen seien",
Yersteht sieb von selbst; wohl aber lässt das „speciell^ erwarten,
dass hier die dialectii^chen Erscheinungen, welche Boners engerer
Heimat angehören, bearbeitet würden. Nun gehören aber die meisten
der hier behandelten dem alem. Gebiete überhaupt, zum Theü auch
noch anderen Dialecten an wie diejenigen^ welche bereits in den
früheren Paragraphen in Eede gestanden sind, ja es sind selbst soiche
darunter , welche zur Oberguigsperiode gehdren. Auch sonst bin ich
mehrmals angestoßen* — S- ^3* ^^^ n<^^° ^* E- Beilau t^ wäre die
Literatur in Strauchs Langmann S. XXII nachzusehen und aus deren
Studium die richtige Bezeichnung un4 der rechte Begriff zn holen
gewesen. Die d = e gehören nicht in diesen Zusammenhang. — §. 3t7,
Gut ist die Untersuchung über das i m den Endungen, Schoch ist
hier zu ähnlichen Resultaten gekommen wie ich gleichzeitig beim
Montforter (Abhandle IV, S. 185); nur hätte er statt der uube-
itimmten Bemerkung: „andere i gehören bloß den Hss. an^, unter*
auehea sollen, welche eben diese sind. — g* 28. nd : fi^ and Wechsel
derselben hält Schoch für „eine Eigenheit des Bemiechen Dialecta^,
^sonst ist diese Eigenheit md.* ; auf die erstere Meinung brachten
ihn die Heime Boners, auf die letztere Weinholds mhd. Gr, g. 201,
welche sie nur für das Md* belegt. Allein diese Erscheinung ist viel
weiter ?erbreitet: beim Montforter begegnen acht Paare ng%nd;
uitareaBant ist ferner scheinungd im fioriaiier Steinbuoli (ed. Limbel
fitS R Sehw^i Über Bonen Sprache, angei. tod J. WachemelL
&39) , welchem das! Übergangsstadittm doBnätnng ^phisch dar«
stellt; gesehrnng =^ ge8ehwind(e) n. dgl. m. ist im Bair. sehr h&uflg
zu hören (s. tu Montf. 15, 68). — §. 80. Schönbachs Meinang ttber
tisch : geicis 37/6 ist gerade nach Schochs eigenen Aüsffthmogen
in §. 19 nnd 30 so unbegründet nicht, wie er glaubt; viel zweifel-
hafter finde ich Schochs Yerrnnthung, dass diese Aussprache in
Bflcksicht auf dios bei Closener häufig vorkommende geisckeler dem
Elsaß zuiraweisen sei» Tgl. z. B. mösehing, rudisch (:=r rudis) beim
Montforter (Abhandl. IV, 164). — Die „Flexionelehre^ leitet Sohoch
also ein : ^um nicht ^u wiederholen brauche ich bloß auf Schönbache
Zusammenstellung S. 254 hinzuweisen .... nur hat er wieder einiges
dem Dialecte zugeschrieben, was nicht speciell alemannisch ist.''
Aber gleich im n&chsten §. (37) schreibt Schoch : ^Gercke macht
S. 17 schon aufmerksam auf den in gevalt :alt S^ 65 unterlaseeaen
Umlaut. Es ist dies eine Erscheinung, die heute noch in der Mundart
in der 2. und 3. Pers. Sing. Pr&s. der Yerba der s. g. Übergangs-
classe und der redupl. Verb, auf a im Stamme lebendig ist. Man
sagt: er fallt, er lat (ladet), bachet, grabt, hait(et) usw.^ H< Schoch
also diese unumgelauteten Formen fQr „speciell alemannisch^ ? —
Wenn Schoch dann in demselben Paragraphe sagt, dass ihm „in den
Urkunden keine Formen — außer es wären Conj. gewesen — auf-
gestoßen sind, die (in der 3. Pers. Plural) bloß *en gehabt hätten ''f
so liegt der Fehler nur darin , dass er entweder zu ungenau nachge-
sehen oder eine za geringe Anzahl Urkunden zu Bathe gezogen hat.
— §. 36. Gehören die in diesem Paragraphe behandelten „einzelnen
Oorrectnren'' (aM, aU^ oder) in die „Flexionslehre^, wie die Über-
schrift lautet? Ebenso das ^Syntaktische* in §. 39? — Im letzten
Theile seiner Arbeit hat Schoch bemerkenswerte Wörter aus Boner,
welche im mhd. Wb. und bei Lexer, die sich noch immer nur auf
das Glossar in Beneckes Ausgabe stützen, theil weise fehlen, zu-
sammengestellt, einige auch mit Hilfe Toblers erklärt Zu kalben
59 , 42 bemerke ich, dass Toblers Erklärung zweifellos richtig ist;
das Wort ist auch im bair. Dialecte noch lebendig, und wenn hier
kelben := kelber steht, so braucht man deswegen nicht mit Schoch
Verschreibung anzunehmen, vielmehr sehe ich hier wieder ein neues
Beispiel für den Wechsel zwischen n und r, f&r welchen ich beim
Montforter (Abhandl. lY, 167 f. und zu 5, 67) Belege gesammelt
habe. ^^ Ein sorgsames Begister bildet den Schluss.
An orthographischen und anderen Unebenheiten fehlt es dem
Büchlein keineswegs. So findet sich 6tt«rB Wilmans, nur einmal
das richtige Wilmanns; durchweg „Asperation^, dagegen richtig
^aspiriert'' (S. 25) ; mhd. gr. (S. 31), sonst mhd. Gr. ; wer statt wir
(S. 14). Was soll S. 24 ^G. t. S. A YII« heißen? Es ist wohl za
sehreibidn: €. v. A. S VII (=c Conrad von Ammenhausen). Sehooh
liebt Überhaupt stsutke Kürzungen; dagegen ist nichts einzuwenden:
nnsete seligen YerAthren haben nnt* zu oft Baum verschwendet, wir
müssen e^ren; abe^ lle AbbUeviatoten sollen geian sein. -*« 8. Ift
B* Miüntt Pie Erk^aotn.- n* SeoBAtionstb. etc<, tag. 7. T. Wüämuer, 919
liitßt m: ^auf einige PuDlcte wird später noch eingetreten werden^ ;
dieselbe zweifelhafte Ausdruckfiweise steht auch S. 10. Störend ist es
mancbmal, da&s Schoch die alld. Wörter nicht hat cursiv drackeo
lassen; daran wird man sich gewöhnen mOssen, Doch das sind Kleinig-
keiten. Etwas unangenehmer sind unnütze Wiederholangen und
Schochs Neigung, die Untersnchnngen über einen Punkt auf mehrere
Ton einander abstehende Paragraphe zu verzetteho ; ferner die ab^
rupteu Verweise auf das Md.^ wo gar kein Zweck dafHr zu erblicken
ist tt* dgL m. Allein trotz alledem und alledem bleibt das Büchlein
eine brauchbare Vorarbeit zu einer neuen Ausgabe oder einer Ge*
sammtdarstellung der Sprache Boners, und auch das ist an Schoch
zu loben, dass er bei seiner Polemik immer respectvoU den Hut in der
Hand halt, wie sichs gebQrt.
Innsbruck, Not, 1861. J. E WackerneU.
Die Erkenntnis- nnd Sensationstheorie des Protagaras* Von Dr.
Bernh&rd Münz. Wien 1380, K. Konegeo, 36 SS.
Vorliegende Schrift zeigt ein dufiTallendes Bestreben in allen
Hauptpunkten originell zu erscheinen und daher zu den neueren wie
zu den alten Auslegern protagoreischer Lehre in Gegensatz zu treten;
aber in Wirklichkeit ist, um ein Tielcitiertes Wort zu wiederholen,
das Neue, was sie bietet, nicht wahr nnd das Wahre nicht neu. Dies
ieigt sich in allen drei Haapttheilen , welche wir an dem Büchlein
de«! Hm. Münz unterscheiden können*
Seine Auslegung des berühmten Satzes , welcher den Grund-
gedanken der Erkenntnislehre des Proiagoras enthält, ist nicht nur
falsch, sondern auch ziemlich willkürlich hingestellt, nicht methodisch
begründet, ja der Verf. scheint sich in seiner Auffassung selbst nicht
klar und treu zu sein, da er, wenn wir recht verstehen, S. 16 nnd 20
das selbst behauptet, was er auf S. 11 nnd 12 verwirft. Umsomehr
wäre es passend gewesen die kühne Sicherheit des Aburthoilens Über
andere Erklärungen zu vermeiden. Man muss Gründe, zureichende
nnd einleuchtende Gründe haben, um es wagen zu können, die
„Nenern insgesammt bis auf Kircbmann** (S. 8) des In-
ihums zu zeihen und die überraschende Anklage zu erheben » dasB
iiPlatonnd Aristoteles, denen hierin dasganze Altert h um
bisaufPhilo gefolgt ist, sich (gegenüber Protagoras) ein
a dicto secundum quid ad dictum simpliciter haben zu Bchuiden
kommen lassen*^ (S. 11). Um in solcher Weise auftreten und sich
selbst als Pfadfinder einer bisher verborgenen Erkenntnis hinstellen
tu können, wäre ein anderes Maa von Begabung, Studien und
'"Schulung erforderlich, als Hr. Mflnz mitgebracht hat^ dem wir
übrigens gewisse Kenntnisse und Strebsamkeit nicht absprechen
Hollen. In dem zweiten Hauptpunkte t ^^f welchem Wege nämlich
Protagoras tu seiner Subjeetivitätstheorje gekommen, geht der Verf.
tinom Gedanken aus, den bereits Franz Brentano ausgesprochen
Mt F. Erim€9t Grandriss d. Man, Geschichte, ang* ¥• Ä»
die Erwerbung der Kronen Ungarn nnd Böhmen sowie des Kaisers
deutsche Politik neben den religiösen Verhältnissen mit Becht die
Angelpunkte« Es entspricht vielleicht vor allem dem eigenen Stand-
punkte des Bef., wenn er den Wunsch äußert, dass die Beziehongen
des Hauses Habsburg zu den Kronen Böhmen und Ungarn schärfer
hätten gegeben werden mögen. Warum ist z. B. S. 470^471 statt
der allgemeinen Angabe, dass es mit der autonomistisch nationalen
Ständemehrheit in Böhmen «bald auch zur Lösung der mit der
böhmischen Wahlcapitulation verbundenen Schwierigkeiten'^ kam,
nicht wenigstens direct gesagt, dass Ferdinand beim ersten Aufent-
halte in Prag zum Behufe seiner Krönung die Zusage der Stände er-
langte, seinen ältesten Sohn bei Lebzeiten „krönen*^ (nicht auch
wählen) zu lassen, was doch im Grunde die Anerkennung der Erb-
lichkeit besagte? Und ebenso ward auf die staatsrechtliche Frag« bei
der Wahl des Erzherzogs Matthias (S. 528) und vor allem der Er-
hebung Ferdinand II. mit Becht seitens der Böhmen wie bei der
Begierung das größte Gewicht gelegt und es bedeutete einen großen
Erfolg der Begierungspartei, besonders des Kanzlers Zdenko von
Lobkowitz, dass Ferdinand U. 1617 in Prag nicht gewählt wurde
(S. 535 spricht der Verf. von Ferdinands ^Wahl^'X sondern als
König einfach angenommen und gekrönt ward.
Jener einseitige Standpunkt , den die Geschichtschreibung so
lange bei der Beurtheilung der deutschen Kaiserpolitik Karl Y. fest-
zuhalten pflegte, ist nun wohl nach Bänke (Druffel, Maurenbrecher)
definitiv aufgegeben. Man kann den Wert und die Nothwendigkeit
der Beformation völlig anerkennen und doch auch des Kaisers Über-
zeugung, die religiöse Trennung müsse auch die politische Spaltung
des Beiches herbeiführen, nach Gebür würdigen. Kaiser Karl Y. hat
sie sich aus der Geschichte seiner Tage zu schaffen vermocht und die
Geschicke des Beiches von 1552—1806 bietet dafür der traurigen
Belege nur zu viele. Dass die religiöse Einheit nur der Katholiclsmns
sein könne , ergab sich bei Karl aus anderen Gründen. Aber ebenso
war ihm die politische Einheit des Beiches Hauptsache und sie suchte
er vom Tage zu Worms (1521) bis zum Passauer Vertrage durch
immer erneute Ausgleichsyei-suche zu erreichen , zuletzt durch den
Zug vor Metz das Beich wenigstens vor territorialer Yermindemng
zu bewahren. Auch der Schmalkaldische Krieg ist daher weniger die
f^Abrechnung des kaiserlichen Principes mit dem kampfgerfistetea
protestantischen Für/stenbunde^ (S. 483) als der Versuch, nun,
nachdem alle friedlichen Mittel zur Beilegung der religiösen Spaltung
wirkungslos geblieben sind , auch die Auctorität eines Gonciis sie
nicht zu überbrücken vermag, die religiöse und damit die politische
Einheit des deutschen Beiches mit Waffengewalt zu erzwingen.
Ebenso erscheinen mir die Ausführungen Bankes in seinem
Aufsatze „Zur deutschen Geschichte" (sämmtliche Werke Bd. 7,
3, Aufl. Leipzig 1879) für die Kaiserpolitik der älteren habsbnr-
gischen Kaiseneihe (Ferdinand I. bis Matthias, 1556—1619) doch
sehr beachtenswert usw.
k^
7
MatheoiAtisolie LehrbGcber, &ng€s. ton F, WaXUnim.
9SS
AuderBeitB fehlt es hie und da nicbt an zu breiten Darlegungen
(z. B. der Siebenbtirgiscben Zustände S. 513—516) nud Wieder-
\ bolnng«a (z. B. über Martinnzzi S. 469, 471, 609, den Großv^ardeiner
, Frieden 1638, S. 473, 474, 609—610 um). Aber trotzdem wird
man sagen müssen: Die günstigere Bescbaffenbeit des Stoffes wie
die gesteigerte ümBicht des Verf.8 haben dem dritten Tbeile des
Werkes bei allem Heichthnm des Stoffes ein einheitlicheres Gepräge
verliehen als den beiden früheren. Darin liegt aber zugleich die Ge-
wissheit enthalten , dass es dem Verf. anch gelingen werde , in der
lY. Abthetlang, der Eef. mit gesteigertem Interesse entgegensieht,
I seine Arbeit seiner Zusage gemäß abzuschließen.
Prag* Adolf Bachmana.
Kiepert K^ Schul- Waudatlas der Länder Europas. Berlin
1881, fr. FoL Lieferung 111: Stumme pbjrsilcAlische Wandkarte der
i M Inseln. 1:1,000.000. Ucrlin Iböl. Fol. 4 Blatt. Liefe na ngr
1 ^chp Waudkarte der britischoo Inseln. 1:1,000/IUO. Berlin
in.^2. hui. 4 Blatt.
Bereits im verflossenen Jahre (1882) hat diese Zeitschrift auf
3* 774 — 775 darauf aufmerksam gemacht, dassdie Verlagshandlung
Dietrich Reimer in Berlin dem ^chalbedurfnisse nach guten anf wis-
senschaftlicher Grundlage ruhenden, correcten und einheitlich dar-
gestellten Schul Wandkarten der Länder Europas durch die Heraus-
gabe eines Cyclus von Schul wand karten m begegnen beabsichtigt«
I Bis AnsfQhrnug dieser Aufgabe ist in die bewährte Hand Kiepert-s
I gol^gtr welcher bereits die Schul Wandkarte von Fi-ankreich in einer
atniDmen physikalischen und in einer politischen Ausgabe veröffent«
licht hat
Nunmehr ist anch die Wandkarte der britischen Inseln
in der zweifachen Aasgabe als stumme physikalische und als poli-
tische Karte im Maßstäbe von 1 : 1,000,000 erschienen. In der An*
\ läge und Ausstattung ist sie den bisher erschienenen gut ausgeführ-
Karttn von Frankreich Ähnlich und unterscheidet sich von die-
sen nnr dadurch, dass auf derselben auch die Meereatiefen von 100
und 200" and darüber durch blaue Farbenstufen dargestellt sind.
Wien. Dr. F, Grassaner.
I Bbcne Trigonometrie mit einer karten Geschichte dieser Diaciptin, einer
Aefgabeoisrnmlong and erliutemden BemorkengeD. Von KufCH^n B er-
go Id, Prot am Qymnaaium lu Freiburf^ i. B. FQr Gymmuien und
fiMilschulen bearbeitet. Leiptig und Heidelberg IBäO. C F. VVintencbe
VerUgthandlung.
Eleoienta der ebenen und sphärischen Trigonometrie. Von Fr,
Bu8»ler, Oberlehrer am SopbieD-Gymnasitim zu Berlin. Far hdbere
Schulen Kowie snm Selbttanterncht Mit 5 lithographierten TVeln*
Bertin 1881, Verlag von Theod* Chr. Fr. Kn&lin.
Da8 erste Buch eothUt jenen Lehreioff der Trigonom«^*
r in einer Oberseconda oder Unterprima zum Verständnis de r r
984' Mathematische Lehrbacher, angei. von F. WäUenUn.
gebracht werden kann und muss. Es zeichnet sich in yortheilhafter Weise
durch die Gründlichkeit aus, mit welcher die Qoniometrie behandelt
ist ; die Grandbegiiffe der geometrischen Functionen, ihre Abhängig-
keit von einander und von der Beschaffenheit des Winkels, die Func-
tionen von Winkelsummen und Winkeldiflferenzen sind mit aller nur
wOnschenswerten Gründlichkeit erörtert, so dass die folgende Trigo-
nometrie im engeren Sinne sich kurz und leicht als Anwendung anreiht.
Die beigegebene Aufgabensammlung ist gut geordnet, ziemlich
reichhaltig und dürflie für mehrere Jahre ausreichen; sie enth< der
Beihe nach Aufgaben aus der Goniometrie, Planimetrie, Stereometrie,
Astronomie und Physik.
Erwähnenswert sind ferner noch die S&tze über complexe
Größen (Moivresche Binomialformel) , die kurze Geschichte der
Trigonometrie , welche dem Schüler in recht klarer Weise das all-
mähliche Werden dieser Disciplin vorführt und die an passmden
Stellen eingestreuten historischen Bemerkungen , welche von großer
Literaturkenntnis zeigen und auch füi* den Lehrer von Interesse
sein dürften.
Überhaupt präsentiert sich das vorliegende Buch als ein recht
gutes, empfehlenswertes Schulbuch. Für eine neue Auflage kann aber
dem Yerf. empfohlen werden, die Trigonometrie im engeren Sinne
etwas ausführlicher zu halten , damit auch specielle Beispiele zur
Anwendung gelangen , damit femer bei der Bestimmung der drei
Winkel aus den drei Seiten die Wichtigkeit der Formeln für die
Tangente der. halben Winkel hervorgehoben und die wenigen spe-
ciellen Sätze über das Viereck erörtert werden können.
Das zweite Buch hat ebenfalls Anspruch auf Beachtang sowohl
in wissenschaftlicher wie in didaktischer Hinsicht.
An die Erklärung der Functionen spitzer Winkel schließt sich
gleich die Berechnung der rechtwinkligen und gleichschenkligen
Dreiecke sowie der regulären Polygone, um auf diese Weise die neuen
Definitionen und Formeln nur allmählich vorzuführen und dieselben
bei den Schülern durch die praktische Verwendung einem klaren
Verständnisse zuzuführen. An die Behandlung der Functionen der
anderen Winkel reiht sich dann die Berechnung des ungleichseüigea
Dreieckes an und zwar sind da gegeben: der Sinus-, Tangenten-,
Camotsche Satz , die Formeln für die Functionen der halben Winkel
eines Dreieckes, wenn die drei Seiten gegeben sind, die Bestimmuog
des Flächeninhaltes, die Moll weideschen Formeln, der Radius des
ein- und umgeschriebenen Kreises, die Radien der drei äußeren Be-
rühi-ungskreise , die Höhen, das Fußpunktdreieck, die Höhenab-
schnitte, die Schwerlinien und Winkelhalbierenden. Dabei ist zu be-
merken, dass diese Sätze durch gut gewählte Beispiele erläutert sind
und dass vielfach neben der trigonometrischen Berechnung auf die
geometrische Gonstruction und den Zusammenhang, beider Lösungen
hingewiesen ist, wodurch der Unterricht an Anregung und Interesse
für die Schüler gewinnt.
C MüUtr, Botftiiitche Mikrochenues Migm* von B, Bekhardt. 985
An die Behandlung des Dreieckes ecliUeßt sich die des Vier-
eckes nnd zwar sind speciell das Parallelogramm, das Trapes itad
das Trapesoid (Pothenotscbe und Hanseuscbe Aufgabe) erörtert. In
der sphärischen Trigonometrie bat der Verf. den entgegengesetzten
Weg eingeschlagen, indem zuerst der Cosinussatz für das allgemeine
Dreieck bewiesen wird nnd aus diesem dann alle übrigen Formeln,
auch die för das rechtwinklige Dreieck abgeleitet werden. Be-
merkenswort ist^ dass hiebe! die vielfach stattfindenden Analogien
und Beziehungen zwischen der ebenen und sphärischen Trigonometrie
entsprechend gewardigt und dass auch hier die einzelnen Sätze durch
passende Beispiele Instructiv erläutert sind.
Die Anlage und Durchführung des Baches lässt überall den
erfahrenen Schulmann erkennen^ welcher nur das wesentliche auf-
nimmt und bestrebt ist dasselbe in möglichst klarer und pr&ciser
Weise den Schülern zu bieten.
Wien. Dr. Franz Wallentin.
Blüthenstand. Inflorescentia. Zwei »chematiMhe Wandtafeln ItH Mit-
telschulen, LehrerbUdatig&üuBtalteu and BürfiferBcbulen zusammen-
gestellt und geKeicbnet ?od Franz Bayer, Tabor 1881. Im Verlage
der Buchhandlung dee Karl Janskf. Preis 1 fl. 20 kr.« auf Leinwand
gespannt 2 fl. 40 kr.
Diese beiden Wandtafeln liefern scbematisohe Darstellungen
der wichtigsten BlüthenstiLnde und zwar enthält Tafel I die race-
mdsen» Tafel II die cymösen Inflorcscenzen. Die vom Verf. getroffene
Auswahl kann als eine zweckmäüige bezeichnet werden ; die einzelnen
Blüthenstände sind im ganzen and großen correct, sowie mit Hin-
weglassung des überflüssigen Details wiedergegeben und lassen ^b
wesentlichen Charaktere deutlich hervortreten. Die in zwei Farben
(schwarz und roth) ausgeführten Figuren haben genügende GrMe,
um auch in bedeutenderer £ntfernuDg deutlich wahrgenommen zu
werden. Den Abbildungen sind Formeln beigedrnckti welche die wich-
tigsten Merkmale zusammenfassen; auch ein kurzer erklärender Text
ist den Tafeln heigegeben. Bayers Blüthen^;tände können somit als
ein brauchbares Hilfsmittel für den Unterricht aus der Botanik be-
teichnet werden: sie dürften namentlich jenen Vortragenden gute
Dienste leisten, welche im Zeichnen weniger gewandt sind.
I Botanische Mikrochemie. £ino Anleitung lu phytobistologischen
Etuditn sum Qobrmoche ft^r Studierende ausgearbeitet toq V. A,
Poulseo« Aoü deiQ Däniücheu unter Mitwirkung des Verfaasers
l^bmetit von Carl Müller. 8*. XVT und 83 SS. Cassel 1881. Ver*
lag von Theodor Fischer. Freia 1 Ü, 'JO kr.
Das vorliegende Büchlein ist mit Sachkenntnis geschrieben nnd
I «nihUt eine gote Zusammenstellung des Wissenswertesten aus der
botanischen Mikrochemie. Es zerflUlt in zwei Abschnitte, von denen
rder erste eine übersichtliche Darstollang der wichtigeren mikrocbe*
Imischen Raagentien und ihrer Anwendung enthilt, während der
Isweite von den Pflanzenstoffen, sowie von d«r Art ihrer Nachweisnng
986 M. Erosa, Das Pflanienr. in Wort n. Bild, aag. t. JET. BeiOtardt.
handelt. In einem Anhange werden die Teroehiedenen Einlegemedien
sowie die Yerkittangsmassen fQr mikroskopisehe Fri^arate besprochen.
Poolsens Mikrochemie kann jedem empfohlen werden, der phytohi-
stologische Untersuchongen zn unternehmen gedenkt.
Gnmdriss der Botanik für höhere LehransUlten ingbesondere für
Gymnasien bearbeitet von Dr. F. Traum üller und Dr. K. Krie-
ter, Lehrer der Natnrwiasenacbaften am Nikolaigymnasiam xn
eipzig. Mit 82 Abbildangen in Holzschnitt Leipzig 1882. F. A.
Brockhaus. 8*. TV und 77 SS.
Dieser Örnndriss soll ein Bepetitionsbnch für den Schfi-
ler, kein Leitfaden für den Unterricht sein. Deswegen wnrde
der Stoff nicht nach Kursen, sondern nach dem inneren Zusammen-
hange angeordnet, deswegen wurden ferner nur die allgemeinen» aus
der Betrachtung des einzelnen gewonnenen Thatsachen aufgenommen.
Bei der Auswahl des Stoffes hatten die Verfasser hauptsächlich das
Bedürfhis der Gymnasien im Auge. Der Inhalt des vorliegenden
Büchleins gliedert sich in zwei Hauptabtheilungen. Die erste dersel-
ben umfasst die allgemeine Botanik, deren einzelne Abschnitte die
äußere Gestalt, den inneren Bau» endlich die Lebenserscheinungen
der Pflanze behandeln. Die zweite Hälfte ist der speciellen Botanik
oder Systematik gewidmet und bespricht die einzelnen Classen, sowie
die wichtigeren Ordnungen mit ihren hauptsächlichsten Vertretern,
dabei von den höchst entwickelten Formen zu den Thallophyten he-
rabsteigend. Die Anordnung des Stoffes kann eine zweckmäßige genannt
werden, die Sprache ist dem Fassungsveimögen der Schfller ent-
sprechend angepasst, zahlreiche nett ausgeführte Holzschnitte er-
leichtem das Verständnis. Obwohl die Verf. sich auf das nothwen-
digste bescbränkten, so glaubten sie doch einiges, was sich sonst
nur selten in ähnlichen Büchern findet, wie die Bestäubung durch
Insecten und die Einrichtungen zur Verbreitung der Samen nicht
vergessen zu dürfen. Bei sehr geringem Umfange enthält der vor-
liegende Grundriss ein relativ reiches Material; er entspricht seinem
Zwecke vollkommen und kann als Bepetitionsbnch gute Dienste leisten.
Das Pflanzenreich in Wort und Bild für den Schulunterricht in
der Naturgeschichte dargestellt von Dr. M. Krass, k. Seminardi-
rector in München und Dr. H. Landois, Prof. der Zoologie ander
k. Akademie in München. Zweite verm. und verb. Auflage. Mit 177
in den Text gedruckten Abbildungen. Freiburg im Breisgaa 18S2.
Herdersche Verlagshandlung. S\ XII und 211 SS. Preis 2 M. 20 Pf.
Die erste Auflage dieses Lehrbuches wurde seinerzeit in der
Zeitschr. für österr. Gymnasien ausführlicher besprochen. Die vor-
liegende zweite Auflage hat, abgesehen von einigen Verbesserungen
des Textes und der Hinzufügung mehrerer neuer Abbildungen, na-
mentlich dadurch an Brauchbarkeit für den Unterricht gewonnen,
dass ihr am Schlüsse eine ^^nachweisende Übersicht der
wichtigsten in der Botanik gebräuchlichen wissenschaft-
lichen Begriffe" beigegeben wurde.
Wien. H. W. Beichardt.
Dritte Abtheilung*
Zur Didaktik und P^dagogiL
Die Bedeutuiig Vergils für dio Schule.
(Schloss.)
Diu BcmerVuDgen ober die Schönheit der Verse VetjpUa führen
ant tut Darvtellang eines anderea forin&leo KüUena» welchen der
Dichter dem Schüler ?ermittoln soll, rar BeMedigait^ einer Forderung,
die immer mehr — nnd zwar mit Hecht — an unsere Gymnasien gefltelU
wird. Weil «nur der Geachmaclt genie&t, was die GelpbrÄarakeit pflanit"*,
mnn der Dichter das Hathetiächc OeHihl rerodeln, den Sinn Ur die
Kunst und das 6chdne wecken und schärfen. In mancheti Erifthlung^n
ist nun Ver^il ein wirlcliches Master, Äu5er mehreren Epiftoden erinnere
ich an daa zweite und dritte Buch der Äeneide, an den Tod des Laosus,
des Pallas usw. Er läsat alles weg, was nicht snr Bache geb5rt heht die
Theile herror, welche die That, die Beweggründe, den Verlaof, die Fol-
gen achdn und deutlich darstellen. Die Besehreöhungen und Schilderungen
treten in plastischer Vollendung vor unsere Augen; hesonden gelingt
ihm die Darstellung von Naturereignissen, von GIflck und Schmerz im
Familienlehen, die Darstellung der Gr5ße seiner Heimat, seines Volke«.
Und in mehr als einer Stelle hewährt er Lessings Wort im Laok6on :
„Der Dichter ist im Stande, die nnmalbarsten Facta malerisch darzu-
stellen. Bin poetisches Gemilde ist nicht nothwendig das, was in ein
materielles Gemälde zu rerwandeln ist; süutiorn jeder Zug, jede Verbin-
dung mehrerer Zöge, durch die uns der Dichter seinen Geirenstand so
sinnlich macht, dass wir uns dieses Gegenstandes deutlicher hewusst
^rerden als seiner Worte, heißt maleriaeh, heißt ein Gemilde*.
Damit bietet aber Vergil ein herrliches Hilfsmittel lur LSsung
•Iner der Hauptaufgaben, welche an das Alter der Vergil losenden Schüler
geetellt ist. Die Jag«nd soll dureh die Leetftre ihre Phantasie ent-
wickeln, aber auch re^ln. Unter der Leitung des Dichtere entwickelt
sich die Phantasie; das Alltägliche stellt sich in eiuem neuen, anschau-
lichen Bilde dar« s. B. tortusque per herbam
Cresc^ret in ventrem cucumii;
das Abstractette bekommt in der Diehterhand Gestalt und Leben; so
wird gleich in der ersten Ekloge dar fUr die Phantasie nichtaiagoodt
988 Die Bedeutung Yergils für die Schule. Von J. Fischer.
Begriff niiie^ umschrieben: Ante leves ergo pascentur etc. (y. 59^63).
Aber der Dichter regelt auch die Phantasie; er bringt so viel als sach-
und kunstgemäß ist ; fast kein Wort ist zu viel, alles Oberflüssige, Son-
derbare, Geschmacklose bleibt ausgeschlossen.
Dies zeigt sich besonders auch in seinen Gleichnissen. Denn nach
Art der alten Epiker wendet Vergil ebenfalls diese Zierde der Darstel-
lung an und erreicht den doppelten Zweck, welchen z. B. Hegel (Aesth.
I, 519) dem epischen Gleichnisse zuschreibt: er weckt das Interesse und
hält die Auftnerksamkeit bei Gebilden fest, die er gleich Werken der
Sculptur vor uns hinstellt; andererseits zeichnet er den Gegenstand selbst
durch doppelte Schilderung als wichtig aus, damit er nicht im Strome
des Gesanges flüchtig und unbemerkt, ohne den poetischen Zweck zu
erreichen, enteile. In mehreren folgt Vergil dem Homer. Allein während
Homer seine Gleichnisse — die Odyssee hat kaum 40, die Iliade gegen
200 — nach Bedarf ungleich ianwendet, yertheilt Vergil die 77 Ver-
gleiche seiner Aeneide ziemlich regelmäßig auf die einzelnen Bücher.
Dabei kleidet er sie schon in der äußeren Form verschieden ein: der
Ausdruck wechselt mit ,,ac velnt** und ^ceu qui**, und mit aqualia ubi*
oder nuon magis, non secus« usw.; bald setzt er den Vergleich voran»
bald nach ; jetzt führt er ihn aus, jetzt deutet er ihn mit wenig Worten an.
Wenn aber schon das Gleichnis den Sinn für die Natur wecke»
kann, so noch mehr die ganze Reihe der Eklogen und Georgica. Vergil,
der Sohn des schönen norditalischen Landes, verstand es, die Schrift der
Natur zu lesen, sie für andere zu entziffern und in schönen Bildern dar-
zustellen; alles was für Kunst und feine Sitte nicht passt, wusste er zu
beseitigen, der Einförmigkeit durch verschiedenartige Technik die Lang-
weile zu nehmen. Die Schattenseiten in mehreren seiner Idyllen, den
ErstlingBgedichten, der Dialog von Hirten in zu gelehrten Ausdrücken,
die allegorische Form, hinter welche er sich und andere versteckt, wer-
den durch Wechsel der Scenen, durch die Schönheit der Sprache, durch
lichte Klarheit und Einfachheit der Erfindung gemildert und anziehend
gemacht Auch bei der Nachahmung des Theokrit prägt er dem Ent-
lehnten sein eigenes Siegel auf; nach Glaser sind von ungefähr 171 an
das griechische Vorbild anklingenden Versen nur etwa 92 eigentliche
Imitationen.
Von größerer Bedeutung sind die Georgica, das Höchste, was die
römische Literatur auf dem Gebiete der didaktischen Poesie geleistet
hat. Ohne dem trockenen Lehrton zu verfallen, stellt Vergil alle Reiche
der Natur mit Wärme und Begeisterung gerade von der poetischen Seite
aus betrachtet dar, und ^was die Natur auf ihrem großen Gange in
weite Fernen zieht", das tritt hier in enger leichter Ordnung festge-
gliedert und unverwischt entgegen. Klar gezeichnete Reflexionen ver-
weben sich mit anmuthigen Schilderungen und Erzählungen; nichts
bleibt unbenutzt, was die Reize des Landlebens zeigen, den Blick für
die Schönheit und einfache Größe der Natur schärfen kann ; und jeder un-
befangene Leser wird Bemhardjr beistimmen (G. d. R. L. 495): »Diese
Fülle von Empirie und sittlicher Bildung macht das Gedicht zum rein-
Die Bedeutung YmgiU für die Scbale. ITod J. Fischer. ÜH9
Denktr.al der Humanität; die Knostpoesi*) des AltertUunifi besiUt
Ändere»» das io Adel der Gesinnung oder in Wohllaut d«r Rhythmen
und 3lild6 des Ausdruckes ihm an die Seite aioh stelleti kanD"*.
Das Hauptwerk des Dichters aber hleiht die Aenetde, das Na-
tidtialepos dt>r Römern das am meisten bildende Kraft hat Vergit
hat alleg ^ethan, um ihr alle Heize für den Leser su geben; er sncht
allen Anforderungen de» ästhetischen Urtbeils gerecht au werden« Um
seinen Helden zu singen, *dum oondaret urbem\ fangt or nicht mit dem
truianischen Kriege an, soodem fuhrt den Lener In mediai res*; und bei
Tnasober Breite eilt er doch ^semper ad efentum'. Die anderen Begeben-
heiten wenlen eingereiht, geeebickt naebgebolt Zar Verwicklung der
Handlung mflssen Gotter und Menseben and die eigene Neigung bei-
tragen, bis sie durch Besiegun^ des Tarnus der Lösung entgegeneilt Ist
der Plao schon jet«t ziemlich klar und durcbBichtig, so hfttte er viel-
laicht bei der Oberarbeitung noch mehr gewonnen.
Zur BouTtheüung des Ganzen verdient anch Schillers Antwort
(Brlefw. I« 298) an Goethe Berücksichtigung: nBem Kpiker möchte ich
tüne Ejqioeition nicht einmal sugeben, wenigstens nicht in dem Sinne,
wie die des Dramatikers ist. Da er uns nicht so auf das Ende lutreibt,
wie dieser, so rDckeu Anfang und Kud«) in ihrer Dignität weit näbeor an
einander, und nicht weil sie lu etwas fuhrt aondern weil aie selber etwas
iät^ muas die Exposition uns interessieren". Die Sprache selbst und die
ganse Auffassung ist im Einklang mit der Grö&e des Stoffes, der Grfln-
dang Borns. Ja selbst ddrcb die Niichahmung Homers verliert die Aeneidc
bei genauerem ßvtrachten an künstlerischem Werte nicht so viel, al»
man auf den erst<.M) Blick meinen solUe; und wir sehen gerade hier,
dass Winckelmanus Wort (I 8): «Der einzige Weg für uns, groß, ja
wenn es möglich ist, unnachahmlich tu werden, ist die Nachahmung der
Alten*' nicht bloß für Malerei und Scalptur gilt. Es ist wahr, vieles*
fast alles erinnert an Homer; Homer ist nachgeahmt in Worten. Saisen,
Bildern, Gleichnissen, Epiaoden, ^cenea; die Aeneide erseheint fast als
ein Plagiat aus den beiden groten Dichtungen Homera. Deshalb muasto
und mnss der Dichter manchen mehr oder minder begründeten Vorwurf
höfen. Vergil treibst soll sich (nach Donatus) mit den Worten verthcidigt
haben: «cur non illi quoque eadem furta temptarent'. Homor galt als
Vorbild für alle Dichter» er erfüllte altes was man von einem Epos er-
warten konnte in Bexug auf AnliLge, Verwicklung, Sprache ,oiV anamr
*OßiriQOi n^'jaiitjjm Mal J¥Qtiiro% Mal IxavttK'* (Aristo poet 24>»
Homer galt als Vorbt t>*r. Naaviut, Knniua ahmt«»
ihm nachi viel«« konnte ein i utcr kaum mehr anders sagen*
wann (*r nicht eine Geaehmaokloeigkoit begehen wollte. Eine gewisso
Obtreitistiintnung mit dem idaale der Dichter war nkcht bloA entachu]*
digt, sondern gefordert, Ea moatt* den atolsen Römer frviuea» dasa er
in feiner Sprache das U^bsttf, was Grivcbenland geleistet hatte, auf eine
nicht unwürdige Weiav vorfand« daaa ain großes Nationallied ii^leichAam
.4ai Sobdnste d«r beiden fHaohiachen £pen in sich vereinigtö. Es war
.tobofe «Ihm grota, an tiae Kadialunoag Homers sich lu wagen, nuch
atiiManfi f. ^ ««im* qt^b, istt. xu, Umi%. 60
940 Die Bedeatung Vergils fOr die Schale. Von /. Fiadter,
großer, sie glücklich and selbständig darchzaf&hren. Vergil masste sich
den Stoff erst bilden, die Sagen gestalten and modeln, sich einen Boden
schaffen^ aas dem sein Gedicht lebensfrisch erwachse; denn das Epos,
besonders ein Nationalepos, ist die Poesie der Jugendzeit eines Volkes;
Rom aber hatte den Zenith bereits überschritten. Die selbständige Nach-
ahmung der Irrfahrten in den ersten sechs Büchern war leichter; im
zweiten Theile der Aeneide kommt erst die größere Schwierigkeit Wie
den Schlachtgesängen der liiade, die so ziemlich alles bieten, was sich
über Krieg, Kampf, Mord und Tod sagen lässt, eine neue Seite abge-
winnen? wie da nicht zum bloßen Übersetzer werden? Man sieht den
Dichter förmlich ringen, am seine Selbständigkeit zu wahren. Allerdings
nicht immer zu seinem VortheiL „Homer malt nichts als fortschreitende
Handlangen, and alle Körper, alle einzelnen Dinge malt er nur dnich
ihren Antheil an den Handlangen** (Lessing). So z. B. lässt Homer den
Schild des Achilleus vor unseren Angen entstehen und stellt auf ihm
alles dar, was ein Menschenherz berühren kann. Vergil dagegen be-
schreibt auf dem bereits vollendeten Schilde bloß Bilder ans der rö-
mischen Geschichte. Wer möchte aber Longfellows Schiffsbau verwerfen,
weil im ganzen Gedichte die Nachklänge der »Glocke" wiederhallen, in
der Schiller von der Form an bis zum Friedensgeläute der Menschen
Freud und Leid zusammenfasst. Bei Homer ist das häufige Eingreifen
der Götter nicht so unmotiviert, wie mehrmals bei VergiL Doch gilt
von beiden (Arist. poet. 25, 3): „fieilkov <r Mix^tcti iv ry (Tronottq
(TTowty) to aloyoVf SC o avfißaivu fjtaXiaTa to dxtvfjLaatdv^. Auch ver-
stößt Vergil gegen einen andern Punkt: avtdv yäq Sei tov noifffit
iltix^crra Uyuv (l. c 24). Während Homer uns höchstens durch ein
oloi vvv ßQOTol eiaiv in die spätere Zeit versetzt, tritt die Subjectivität
Vergils manchmal zu sehr hervor, wenn er aach seine Anspielungen auf
spätere Zeiten meist von andern selbst in Visionen sagen lässt. Dagegen
ist ihm anderes wohl gelungen: Der Besuch bei Evander, die Abwechs-
lung der Kämpfe zu Land und auf der See, zu Fuß und zu Pferd, die
geschickt vertheilten Aristien der Arkader, Etrusker, Troianer; mehrere
Episoden, die Übertragung der Sage von Zeus and Sarpedon auf Diana and
Camilla, mehrere retardierende Momente, z. B. der Betrug der Itoma,
die Verwundung des Aeneas suchen das Missliche der Nachahmung zo
heben. In Bezug hierauf und auf die Nachahmung anderer, besonders
römischer Vorbilder bemerkt Gossran mit Recht p. VII: „si qaando
alios imitatus est, ita eos imitatus esse deprehenditur, ut servaret snam
iudicium, ut eligeret aptissima et optima, ut proprio aliquo additamento
immutaret et sua faceret; omnino ita imitatus est, ut quem imitaretur
aliqua ex parte superaret**. Trotz all der oben angeführten and noch
manch anderer Mängel also dürfte das ruhige, besonnene ürtheil Quin-
tilians X, 1 nicht einfach zu verwerfen sein. ^Utar enim verbis iisdem,
quae ex Afro Domitio iuvenis accepi, qui mihi interroganti quem Homtro
crederet maxime accedere : secundus, inquit, est Vergilios, propior tarnen
primo quam tertio'*. Güthling nennt zwar diesen Aussprach eine ,Im-
pietät gegen den Genius des Homer« (Zeitsch. f. G. W. N. F. III.
Die B^sdeotuDg VergiU ff^r die Sehala, Von J. Fücher. Si41
S. 88S); allein wer Vergils Werk mit den episoben Leistangen späterer
«Zeiten rergleicht, wird d» tiarte Urtheil GüthUttgfs nicht ciafach unt^r-
( »dehnen. An vielen Stellen bleibt Ver^il allerding» an einfacher Grftßp
der Auffassung, an Frische der Empfindung and Erfindung weit hinter
dorn Original znrticlc: an anderen aber erreicht, um nicht in sagen.
tibertrifft er es« Welch bildendes Moment sich aber hicrau» für die
' Schule ergibt selbst für den (Joterrieht Im Dentsehen durch einen ebenso
i interessanten ala Urtheil und Geschmack schärfenden Stoff für Aulsätze,
f bedarf wohl keines Beweise«. Yergil (Aen. I] übertrifft z. 6. den Homer
I in Botreff der Veranlassung dee Stnrmea. Wer wird die Zetchnong der
[Juno (Aen. l) mit der des Poseidon (Od. Y), wer die Schilderung der
Burg deH Aoulus, die Vorgänge daselbet mit dem Öffnen des Wind-
I »i^hlauches bei Homer auf gleiche Stufe stellen? In der Darstellung dca
^'ßturmes se)bst Ist Vergil nicht im Nachtheil; aber weit steht er hinter
' Boraor zurück, wenn wir das Verhalten des Aeneas während des Sturmes,
1 2toch weiter, wenn wir dessen Landung mit dem Verhalten and der
I Landung des Odjsseas Tergleichen. Die Fehler liegen jedoch nicht so
[ «ehr in der SnbjectiTitat und so %u sagen in dem sentimentalen Wesen
[lies Dichters, sie liegen im Gegenstände, den der Dichter, sei es aus
1 eigener Wahl, sei es auf Drängen des Augustus bearbeitete. Was sich
tmas dem spröden Stoff meifVelnf feilen und glätten ließ, hat Vergil ge-
[leistet Wie er durch seine Sprache den Archaisten und den modernen
I Lateinern der damaligen Zeit genüge leistete« so fand der Inhalt die
ffiUigang der alten ß^^publikaner und der Anhänger dee Princlpates;
1 «rstere freuten sich an der Verherrlichung der schönsten Zeiten dei
^ Vaterlandes, aa dem Ruhme der edelsten Männer und Qesinnangage-
Itiossen; und auch die Monarchisten waren zufrieden; der Dichtergoniu»
nmgab das Julische Geschlecht mit dern Qlanxe göttlicher Ahnen, stellte
die Aliein herrschaft als eine gottgewollte dar. Aeneas ist ein Vorbild
, oder gar ein Abbild des Auguttus , Roma Blüte und Bestand ist roa
Lder Fortdauer der Julier bedingt (IX 44S), Für alle Parteien aber, fUr
Heden ROmer sollte die Erinnerung an die Heldengestalten und an das
ICapitolium (VIIl, 348)^ das aus einem DornenhÜgel der goldene Mittel-
Jpnnkt der Welt geworden war» ein Antrieb sein, sich tu neuen, wahrhaft
5mischen Ideen lu begeistern, zn arbeiten an der Verwirklichung des
iPrugrarmns, das dem Gründer der Stadt in einer andern Welt gestt^Ut
wurde :
VI di7 excttdent alii spirantia mollius aera . .
Tu regere imperio populos, Romane, memento eto.
Doch das fUhit nus bereite tu der sittlichen Bedeutung, welche
[ Vergil fQr nnserv Schukn hat. Denn nach Platc» (Timaeos 47 D) ist der
1 2wsck der Kunst^ der Muaik und PoeHie, nicht auf Ergötiang beschränkt,
[fondem erstreckt sich aal LAuterung, Veredlung der Öeclen. Ein ethisches
[Homeot liegt schon in der Thatsache, dasa Vtrgil in ^ ^ " ' aigs-
ätten noch sine Stellung hat; die Leannt aeber Ti^ un*
fer Scbtile b«i aller Änderung und Schw
ftiells» ans der aUc iah rhondorte nach il ^ «
tiO'
94S Die Bedeutuog Yergils für die Schale. Von J. Fischer
Jugend über die Schranken von Raum und Zeit hinweg, macht sie za
Schülern des einen großen, alten, erprobten Lehrers, der zu allen aaf
dieselbe Weise spricht und so auch unserer Schale einen stabilen Cha-
rakter verleiht. Und dieser Lehrer^ voll von tiefer Religiosität, tritt
dem Schüler entgegen als ein Mann der Arbeit (Gell. XVII, 10); jeder
Vers, fast jedes Wort zeigt Sorgfalt and Wahl and verdammt Flüchtig-
keit and Trägheit; fordert zam Erfassen and Eindringen Anstrengung
and Selbstthätigkeit. Dazu kommt noch ein anderes, scheinbar bloß ne-
gatives Element: Verg^l ist in seinen Gedichten rein and kann mit
Ausnahme einiger weniger Stellen in jeder Schule ohne sittliche Gefahr
gelesen werden. Schon die Alten nennen ihn Parthenias; züchtige Scheu
und zartes Schamgefühl empfehlen seine Gedichte im hohen Grade zum
Schulbuch. Selbst an Stellen, wo er sich zu vergessen scheint^ weiß er
edlen Anstand zu wahren. Deshalb braucht aber doch nicht alles in der
Schule gelesen zu werden; einiges aus den Ekiogen und G^orgica und
aus dem vierten Buch der Aeneide bleibt beim Schulunterricht unge-
achtet der großen Schönheit in Form und Anlage besser weg. Zwar
erhebt man gegen jene Schulen einen Vorwurf, welche das vierte Buch der
Aeneide von der Schullectüre ausschlössen. Aber auch hier gilt das Wort
des Quintilian *In quibusdam nolim Horatium interpretart. Die Pri-
vatlectüre dieses Buches ist ja nirgends allgemein verboten.
Yergil schildert femer in seinen Idyllen, in den Gedichten vom
Landbau die Natur in ihrer ganzen Anmuth, setzt den überreizten Be-
dürfnissen seiner Zeit die Einfachheit des Landlebens entgegen, ladet
seine Zeitgenossen ein, das Leben der Väter zu bewundem, und wieder-
holt in verschiedenen Schattierungen dem unmhigen Haschen der Lei-
denschaft gegenüber das
„Ja wohl dem, der sein Feld bestellt in Ruh
Und ungekränkt daheim sitzt bei den Seinen'.
SoUte der Schüler aus dieser warmen, fein und reingefühlten Darstel-
lung lernen, der ihn umgebenden Natur Aufmerksamkeit, Liebe, trauten
Verkehr zuzuwenden, so wird er dem Dichter eine sichere Schutzwehr
seiner sittlichen Entwicklung zu danken haben: die Erhaltung der un-
befangenen, unverdorbenen Frische. Doch bedeutender ist die ethische
Wirkung der Aeneide. Ist sie eine Nachahmung der beiden griechischen
Epen, so gilt auch von ihr in gewissem Grade, was Horatius (ep. I. 2)
von Homer sagt:
Qui ^uid sit pulchrum, quid turpe, quid utile, quid non,
Planius ac melius Chrjsippo et Crantore dicit
Rursum quid virtus et quid sapientia possit
Utile proposuit nobis ezemplar Ulixem.
Doch soll die praktische Anwendung der Lehre nicht gerade auf solche
Weise geschehen, wie sie Horaz als trauter, wohlmeinender Freund dem
jüngeren LoUius vorträgt; auch was Seneca (Ep. 108) aus dem 'fagit
irreparabile tempus' über Fleiß und Benützung der Zeit ableitet, ist
wahr — »was man in der Minute ausgeschlagen, gibt keine Ewigkeit
zurück** — , aber weniger für die Schule geeignet Viel Moralisieren
Die Bed«atuiig VergiU fQr die Bchnle. YoD /. Fischer, 94S
bt die Liebe zum Dichter und den elhiachen Eiadmck des Gaji*
ebenio mt darch ?iel Kritik und Grammatik während der poeÜKhen
[Leotiire der tutellectaeUe aod ästhetische Genuas verktmmert und Ter-
* klärzt wird. Mögen die Sittensprüche and Lebensregeln noch so treffend
I «ein, wie ffie e« in der That äind, die Haaptkmft des Epos besteht nicht
in solchen Sentenzen; der VerUttf, die Gestalten des Epos selbst müs-
I «en anregen« «,Nar ein großer Gegenstand vermag den tiefen Grund der
Menschheit Aufzuregen*^. Zwar bietet Homer viel mehr allgemein Mensch-
liches und darum mehr Ansprechendes und Anregendes als der Römer.
Für Telema^h z. ß., seine Frömmigkeit, Sohnesliebe, Eut«chiedenheit
und sebüchterne Festigkeit wird sich der SchQler eher begeistern, als
fttr AaeaniuSy der bei all der heitern Liebenswürdigkeit doch mehr zu-
) ttlcktritt und bei seiner ersten Beldenthat zu wenig gekannt ist;Scenen
wie der Abschied Electors, wie Priamus bei Achill finden sich bloß in
[Homer; und der Abschied des Pallas vom greisen Vater, das Wieder*
flehen der Andromache am Scheingrabe dee Hector vermögen daf^ keinen
Ersatz zu bieten. Wie der Vater in der römischen Familie hauptsäcbUch
Stellung und Geltung hat, so soll Aeneas vor allem in den Vordergrund
; treten \ er soll zeigen, was schön ist und nützlich, was Tugend und
VJl^hoit vermag. Zwar erbeben sich da gewaltige Schwierigkeiten, Schon
Paul (Vorschule d. Aesth* II, 521) schreibt in seiner originellen
[IVeisc: ffVergil hitte ftecht gehabt, daas er dieses Heldengedicht zum
Feuertode des Hercules verdammte, wenn dadurch im Gedichte, wie im
Hercules, nur der sterbliche Theil wäre eingeäschert worden, nämlich
, Aenaas, der unsterbliche aber (die Episoden und Beschreibungen i zum
I Vergöttern geblieben wäre**. Ahnlich sprechen Bemhardy, Gütliling, J&-
luoba, Teuffei, Weidner u. a. Vielleicht lasat sich aber doch einige« zur
^ Eecbtfertigung unseres Dichters sagen. Welchen Charakter hitte Vergil
dem Aeneas geben sollen? Den eines Achilles? Hätte Aeneas dem Toben
der Feinde seines Volkes, dem Morde von Tausenden »einer Landsleute
wegen einer Krankung ruhig, ja mit Schadenfreude lusehen sollen? Mit
Coriolan wollte die eigene Mutter nichts mehr zu thun hatMn» Und selbst
im Charakter des grteehiachen Heldenidaals findet Piaton (de rep. p. 391 C)
nicht unbedeutende Widersprüche und schließt: 'oimT iaoopitv nii^ta^oA
tt mt\ f^/rot/ diro Jtd^, Mai vno v^ go^>4vr«fr%» Xt(^«tnft tc^^^^^vvKt
woOfiVTijs ffv rt$f^aji^i Ttlio^i, cuar' tx^^^ ^'' «rvr^ roaiJjuciTf dvo tt^miät
ff wal dit*^itontap.' — Oder sollte in einem Nationalepos der Stammvater
Borns den Charakter des Odysseus haben? Schon bei Homer stand der
I Laortiada zn seinen Qanosa^n der Art, dass seine Untertbanen aoa Miaa-
Itmuen und Eifersucht gegan ihn die Windscbliucbe des Aeoloi dfiaefetn,
|£pitere Diebtungen machten ihn zum geraden Widerspiel der viel ge-
' ivriesenen römischen Treue und Aufrichtigkeit Die alten Kenner ver-
I missen in ihrem Urtheil über Vergil weder in Aeneas noch in anderen
I Figuren die entaprechende Cbaraktartei ebnung. Ond doeb waren sie mit
[4en theoretiseban Anfordtmogfo d«i Aristoteles an das Epo«, mit dem
944 Die Bedeutung Vergils för die Schule. Von J. Fischer.
Vorbilde des Homer vertraut, mit den Forderungen bekannt, die Horaz
(Ars poet. 158 ff.) stellt. Reebnet es ja Horatius dem Augustus zum
Lobe an, dass gerade Vergilius und Varius bevorzugt wurden (Ep. II,
1, 247 ff.), weil die Werke der Dichter den Charakter und Geist der
Helden nicht weniger treffend ausprägen als Bildsäulen aus Erz. Wenn
Aeneas der treue Vollstrecker des göttlichen Willens ist, wenn er, wie
ihm zum Vorwurf gemacht wird, statt selbst zu handeln und initiativ
voranzugehen, sich mehr vom Schicksal leiten lässt, fast nichts ohne
den Willen der Götter unternimmt : so war er eben der Stammvater jenes
Volkes, welches gleich von der Gründang der Stadt an in jeder öffent-
lichen und privaten Angelegenheit nur unter strenger Beachtung der Auspi>
cien die volle Energie der Herren der Welt entwickelte und sich scheute, im
Großen und Kleinen, im Glflck und Unglück etwas ohne oder gar gegen den
Willen der Himmlischen zu beginnen. «Das epische Individuum aber««,
bemerkt treffend Hegel (Aesth. UI, 382), „ schließt das reine Handeln nach
seinem sabjectiven Charakter sowie den Erguss bloß subjectiver Stim-
mungen und zufälliger Gefühle aus, und hält sich umgekehrt einerseits
an die Umstände und deren Realität; sowie andererseits das, wodurch
es bewegt wird, das an und für sich Gültige, Allgemeine, Sittliche usw.
sein muBS**. Man entschuldigt Vergil häufig damit, dass er ein Kunst-
dichter sei, dass wir in der Aeneide kein Volksgedicht» sondern ein
Kunstprodact vor uns haben. Das mag sein ; aher wie unsere Nihelungen-
helden ganz auf deutschem Boden entstanden, wie Odjsseus und Achil-
leus durch und durch griechische Heroen waren; so hätte im nüchternen,
praktischen, strammen alten Römeryolk, wenn je eine nationale Sage
möglich gewesen wäre, kein anderer Charakter volksthümlich werden
können, als wie ihn Vergilius, der so tiefe Kenner seines Volkes, dem
Aeneas gegeben hat. Wie der einzelne Römer nicht sich und der Fa-
milie, sondern dem Vaterlande lebte, ja in ihm aufgieng, so musste der
Gründer Roms für sein künftiges Rom alles Liebe and Theuere, die
Heimat, die Neigung des Herzens, die Hoffnung auf Karthagos Herr-
schaft opfern und alle Gefahren zu Wasser und zu Land ühemehmen
bis die homerische Phrophezeiung in großartiger aber unerwarteter Weise
sich erfüllte. (D. Y 307).
Res gestae regumque ducumque et tristia bella
Quo scribi possent numero, mon8travitHomerus(Hor. a. p. 73).
Mochte Horatius hier bloß die Zweckmäßigkeit des heroischen Vers-
maßes für das Epos betonen (Ztsch. f. österr. Gjmn. 1871, S. 14), so
zeigt er doch zugleich den Stand und die Stellung des Haupthelden. Ein
König musste die Hauptperson des Epos sein; ein König aber im echt
römischen Sinn, der für das ganze das ist, was der pater familias für
die Familie. So scheint sich wirklich der Charakter des Aeneas als der
eines wahrhaft römischen Königs erweisen zu lassen. Als solcher wird
Aeneas von all den Seinigen anerkannt, geliebt und verehrt (vgl. VIT»
220 ff. VIII 12).
Aen. I, 545. n^z ^r&t Aeneas nobis, quo iustior alter
Nee pietate fuit nee hello maior et armis*.
Die fieddutung VergUa fUr die Sehol«. Von /. Fächer. 94$
Wi« achös und edel kUogt diesea Lob aaa dem Maude olnos seinor 6e*
llhnen ! und ab König zeigt sich Aeneaa vom ersUa Buch der Aeneide
bis /um letzten und zwar nicht auf einmal In der ganzen Hdhe, sondern
.in allmählicher Entwicklung. ^Je länger das Werk^ desto langsamer
^müsaen sich die Charaktere entwickeln, damit diese Haupt*iuelle de»
Scbünen nicht TerBiege** (Herbart I« 168) Als römisches Königaideal,
*0i hnmeroeque deo similis", als Sohn einer Göttin, der lein Qeichlecht
anf Juj»piter zniDckleitet» mnaato er «prechen:
„^iim piQS Aeoeag, raptoe <|ui ex hoBte penate»
Cla^ise Teho mecnm.*
^beuie Upter und Gebete, sein Gehoraam sind Zangen seiner Frömmig'-
'k«it gegen die Götter; wie die Eiettuag des Vaters, das Sachen nach
der verlorenen Gattin und später nach den Gefährten, die Trauer über
den Verlust des Palinnras und den Tod des Pallaj«, eine gewisse Scho-
nung gegen Feinde die Milde seinee Berzcns Terrathen» Aber die Mllde^
welche Verzagte tröstet und aufrichtet, ist nicht Schwiche i gegen die
|:8iog trunkenen Griechen leistete er fast allein Widerstand; die jahrelange
I Irrfahrt hat die Kraft und Ta|derkeit nicht gebrochen. Dabei zeigt er
[grot^eu iKjli tischen Takt und f&Uatsmänuisehen Blick, weiß Bonde^genos-
l#eo und Freunde zu gewinnen: überall ist er seihet mahnend und lei-
tend. Wenn wir also von Vergil nicht erwarten, dass er dem 8tamin*
vater der Römer einen griechischen Horoencharakter verleiht, wenn wir
ans in die gan:&e Anscbaattugü weise dar Homer hineinrersetsen« werden
wir vieles entschuldigen, ja rechtfertigen können.
Ver^nl bat ein Kationalepos geschrieben. Der Held und König«
dtT die gottgewollte Bahn dun; heilt, 11 her alle Hindernisse hinweg, der
immer sich gleich, fftr Hecht und Pflicht eintritt und das alle« f^ Bain
— *tantae molis erat* — mus»te in den Herzen derer« die nichts höheres
kannten, verehrten and liebten als Kom und römische Grö(^e, einen un*
W schrei blichen Eindruck machen. Er wird auch kaum an ansem ScbQ-
ilern ohne sittliche Einwirkung and Hebung rortiberziehcn« Die Jagend
lÄeigt zwar mehr zu den jugendlichen homerischen Ucldcn hin» Aeneas
Iwird mehr dem gereiften, ernsten Geist Defriedigung gewilirtm. Durch
ewisse sympathische Übereinstimmung der Gefühle» durch naturwüch*
"tige, unmittelbare, durchsichtige Sprech- und Handlungswois« scheinen
sich die homerischen Helden mehr zum Schüler herabzulassen, sich »uf
«ine Stufe mit ihm zu stellen &ls liebe Kameraden, mit denen sieh leben
[Ulsift Aber Aenea» st^iß-t nicht zum Schiller herab; er hebt ihn gleich-
sm zu ^1 X m,j j^f männliche Ernst liset
flen juget] I 5 0 unpoetische Eitrenart des tns-
epHlgteu Köti rs stöDt anfangs lurQck, bis durch die tieberoU«
fermittlung dv^ .^..^iüdigen Lehrers eine gegenseitige Ann&hersng,
{<Ün genauer«« Slcbk«no«nlernen ond Verstehen stattfindet. Dann wird
kcm-as ein wahrer, T&tnrUcher Freond, der zur üntorwerfong unt^r den
6ttlichen Willen, zur Liebe gegen Eltern, Heimat und Vaterland, zur
[thätigeu Theilnahme am Wohl und Wehe der M eiiscbh<^it , zur mAnn-
chen Ertragung von Leiden nnd Schwierigkeiten, zur frohen Euver*
946 Jahresbericht des Vereines 'Mittelschale* in Wien.
sieht, zur steten Durchbildang des Charakters durch Wort und That
mittelst des dn^x^a^'^i and dvixea&ai ermantert:
'Disce paer virtutem ex me veramqae laboremP
Feldkirch. J. N. Fischer, 8. J.
Griesbach Dr. H., Gymnasiallehrer in Weissenbuig i. E.,
Über die allgemeine Schulbildung auf Gymnasien und
Bealschulen und Ober die Nothwendigkeit der Gleichbe-
rechtigung beider Lehranstalten. Pädagogische Erwägungen
von H. G. Ludwigslast, Hinstorff 1881. II und 80 SS.
Zweck und Richtung der Schrift ist schon durch den Titel hin-
reichend bezeichnet. Der Verfasser tritt mit großer Wärme dafür ein,
dass den Abiturienten der Bealschulen 1. 0. der Zutritt su den Univer-
sitäten erschlossen werde. Zu diesem Ende zieht er eine Parallele zwi-
schen den Lehrplänen jener Anstalten und der Gymnasien und konunt
zu dem Schlüsse, dass die Bildung, welche an beiderlei Schulen erstrebt
und erreicht werde, eine vollkommen gleichwertige sei und die
Abiturienten der Bealschulen 1. 0. jenen der Gymnasien durchaus nicht
nachstehen. Der Verf. ist kein Verächter der classischen Studien, aber
er wird ihnen auch nicht gerecht, wie dies seine Urtheile S. 11, 20, 67
zeigen. Auch hat er von dem, was die Bealgymnasien, wie sie jetzt
heißen, im Latein leisten, nicht die richtige Anschauung (S. 8). Trotz
der Vermehrung der Stunden im neuen Lehrplane werden sie nicht das
Gleiche wie die Gymnasien in diesem Fache für intellectuelle und ethi-
sche Bildung erzielen. Doch ist das Büchlein gut geschrieben und ge-
wiss lesenswerth.
Jahresbericht des Vereines ^Mittelschule* in Wien. November
1881 — April 1882, Veröffentlicht von L. Fischer, Schriftführer.
Wien 1882, im Selbstverlage des Vereines.
In diesem Jahre fanden abgesehen von der Jahresversammlung
neun Vereinsabende statt, in welchen drei Vorträge gehalten wurden,
von dem Supplenten J. Bass *Über den Wert historischer Analogien
für die Schule*, von Prof. Dr. J. Huemer *Über Goncentration des
grammatischen Unterrichtes an den österreichischen Gymnasien*, von
Director Dr. E. Schober *Über die Vertheilung des geographisch-histo*
rischen Lehrstoffes an den österreichischen Gymnasien*. Die beiden letzten
Vorträge, namentlich der erstere, gaben Veranlassung zu eingehenden
Debatten. Die reichen Ergebnisse der Debatte über die Goncentration
des grammatischen Unterrichtes wurden in der Form einer Besolution
dem h. Ministerium vorgelegt. Die Zahl der Mitglieder betrug in diesem
Vereinsjahre 283.
Vierte Abt hei hin ff.
Miscellen.
[Stiftungen]. Der Wiener C i vi lingeniear Eduard bischer bat
eura bleibendea Andenken an die Vermählang Seiner k&is. Hoheit des
durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Kronprinzen Rudolf ein Cnpital Ton
20(X) il zur Errichtung einer Stipendienstiftiing für Studierende der k.
k. technischen Üochschule in Wien, und ivroi apec. für Frequentanten
des Jahrganges der praktischen Geometrie, welche anläaslich und zur
Zeit der praktiachen Vermessungen dich in Brann ara Gebirge aufhalten»
gewidmet Zun&chst berufen mm Stiftungsgenuase sind solche Studie-
rende dieser Kategorie ohn*» Unterschied der Religion und Nationalitit.
welche nach Wien oi '^terreich luständit,' sind. Die Stiftung ist
mit dein Gt'nehraiguri. s Stiftbriefes ins Leben getreten. ('Stift-
brief Tom 30. September i^>^L'. — Min. -Act Z. 17260 ex 1882). — Die
im Jahre 1875 verstorbene Anna Wrana in OlmQtz hat letitwillig je
ein Capital von 800 fl. zur Gründung von Ötip«ndienstiftungen f&r je
«inen Gymnasial- und einen l^^aUchüler in Olmütx hinterlassen. Diese
IStiftung iöt mit dem Gen*^!"'»"""'^*^*^^'"*^ des Stiftbriefes ins Leben ge-
treten. (Stifthrief votn «l ' — Min.-Act Z. 17425 ex 18Ä),
— Der verstorbene Kriikn' mislaus M^j^jdski hat letzt*
willig mit einem Caiulalu von )diMJ li. C, M, eine Stipendienstiftung ge-
grÜTtdft, düren Ertrag für einen aus Krakau gebürtisjen SchQkr des St.
Ar ^iumü in Krakau Umstimmt is»t. Diese Stiftung tritt mit dem
h . Schuliahrea 18H:j;4 in Wirksamkeit. (Stiftbrief vom 30. Sen-
ti?müer lböt\ — Min.-Act Z. 17*260 ex 1882). — Die Stadtgeraeinde
Trembowla hat mit einem Capitalc von 1200 fl. in Wertpapieren eine
Stipendienstiftung gegründet, deren Ertrag für einen dürftigen Schüler
beBlimiut ist, welcher nach EUx'ndi»;ung der VoIk!«*chule in Trembowla
im ein Gymua>iumi eine Real- oder Gewerbeschule in Galizian übertritt
DiMe Stiftung ist mit dem Geuehmi^ningstage des Stiftungsbriefes ins
Lebe«! getreten. (Siiftbriof vom U. October 1882.— Min.-Act Z. 17W1).
Literarische Midcellen.
)eut>i ■ -mgegebeu von Dr. Max lUcdiger*
1 1 uit Berlin. L Jahrg. Nr. 1 13. 1880.
S. -irJ. *J. Juiirj^', >. wiki {bg. 52) 1881. 3. Jahrg. 1882. Berlin
Weidmann^che Bucbhandlang,
,Uie aUgomeinen LiteraturKeitungen , welche in die geistige Be-
wegOJig Deutschtandä ehenialn so bedeutend eingriffen, sind xogriinde
g<«Mlg<n. Versuch«, sie wieder ins Leben xu rufen, crgal>en für die Dauer
EiUie JSrfotge^ maoh warde dem Leeer statt einer knappen Über$icht
948 Miacellen.
über alle Gebiete der Literatur bald eine Sammlung von Facbjournalen
geliefert, selbst iu Zeitschriften, welche diesen Fehler ausdrücklich yer-
meiden wollten.
Allein der Gelehrte und wissenschaftlich Gebildete hegt auch
heute noch den Wunsch, nicht nur von den Fortschritten seines Faches,
sondern auch von der Förderung der übrigen Wissenschaften und den
Leistungen auf dem Gebiete der schönen Literatur Kunde zu erhalten.
Als das geeignetste Mittel, diesen Wunsch zu erfüllen, stellt sich
eine Zeitschrift dar, welche die neuen literarischen Erzeugnisse nach
Maßgabe ihrer Bedeutung für das Ganze des wissenschaftlichen and
geistigen Lebens behandelt, ohne eingehende fachmännische Erörterungen,
in kurzen, sachlich gehaltenen Berichten. Sie müssen ein Bild der be-
sprochenen Arbeit liefern, über deren Wert und Stellung zur Wissenschaft
der Gegenwart aufklären.
Dies zu leisten, wird die Deutsche Literaturzeitung versuchen.
Und zwar wird sie es sich angelegen sein lassen neben der deutschen
Literatur auch die ausländische, soweit sie für die deutsche Wissenschaft
in Betracht kommt, in den Kreis ihrer Besprechungen zu ziehen, und
nur hinsichtlich der schönen Literatur sich auf die wichtigsten Er-
scheinungen Deutschlands beschränken.'' —
Mit diesem Programm wurde im Jahre 1880 die deutsche Literatur-
zeitung eröffiiet. Die Art der Durchführung lassen die nun vorliegenden
drei Bände erkennen. Sie zeigen, dass die Hoffnungen, welche man an
die Person des Herausgebers und die Mitwirkung hervorragender Persön-
lichkeiten gleich beim Erscheinen knüpfen durfte, sich bestens erfüllt
haben. Immer mehr ist es dem Hcraus^ber gelungen, die Bewegung auf
den verschiedensten Wissensgebieten und in der schönen Literatur zur
Anschauung zu bringen, indem die bedeutendsten Erscheinungen der-
selben in der Regel von berufenster Seite zur Besprechung gelangten.
Mehr zu fordern wäre unbillig und bei der herrschenden Hypertrophie
des Büchermarktes zu erfüllen unmöglich. Die Kleinproduction und die
massenhafte Schulbücherfabrication fandet ohnehin in zahlreichen Fach-
i'ournalen ihre Berücksichtigung. Als eine den Hauptzweck sehr fördernde
Beigabe müssen die Auszüge aus den wissenschaftlichen Zeitschriften be-
zeichnet werden ; wenn darin jetzt noch manche Lücken bemerkbar sind,
werden die folgenden Jahrgänge wohl für ihre Ergänzung Sorge tragen.
Als ein weiterer Vorzug der neuen Literaturzeitung darf hervorgehoben
werden, dass die Eecensenten mit Niimen zeichnen. Der Leser weiß, womn
er sich zu halten hat, und der Receusent wird gewissenhafter überlegen,
wie weit er im Loben und Tadeln auf seine eigene Verantwortung gehen
darf. Das Mitarbeiter Verzeichnis zeigt nicht irgend eine beschränkte oder
engherzige Auswahl. Von österreichischen Kräften, die sich an der Arbeit
betheiligen, nennen wir 0. Benndorf, F. Bischoff, Eitelberffer, 0. Hirschfeld,
J. Huemer, Inama-Sterneg^, Jung, Krones, G. Mever, Miklosich, Mussafia,
RoUett, Scheindler, Schenkl, E. Schmidt, Schönbach, W. Tomaschek.
Wien. H.
Transactions of the Cambridge Philological Society. Vol. I. From
1872 to 1880. With introauctorj Essay, Reviews and Appendix.
edited by J. P. Postgate, M. A., honorary secretary. London,
Trtibner et Co. 8«. XIV, 420 SS.
In wie erfreulicher Weise gegenwärtig die philologischen Stadien
in England gepflegt werden, davon liefert der uns vorliegende stattliche
Band einen neuen Beweis. Voran geht eine Vorrede des Herausgebers
(S. 1—6), in welcher er die Aufgabe einer philologischen Gesellschaft in
knappen Worten erörtert; dann folgen die •Memoranda* d. h. Sitsmigs-
benchte der Gesellschaft von 1873—1879, welche unter der RedaoHon
des verdienten Bibliothekars von Corpus Christi College, Hrn S. S. Lewis,
Hj8CeU«B.
n»
«0 Privat^^brnuch der Mit^lii^iler erschienen waren, im Wieder^
iick ; jed<x ^' -^ '< 'I^T Herausgeber einige Verbesserungen uud Ver-
Iweiäuof^eu Aut ten, in ilenen Vortrige von Mitgli^.'^lorn n»ch-
ttriiglicb in üi^ ! Form «erschienen, hinaagetügt, "" Uro Sitiongs-
I berichte ins da» Jahr 1880 iind vom Heraaigeber selbst besorgt, da/u
I kommen noch Jahresberichte über die im Jahre 1 SSO erschienene Literatur
\%n Homer (W. Lcaf)» Plato (R. Ö* Hichs), Aristoteles (H, Jackion)» Pro*
rtius (vom Herausgeber) und iSerfins (H. Nettleship) nni ♦•me be-
^rockte Abhandlung über die Votivt» fei eben d* l>e-
Hä TOD York; den ßcschluö» machen Nachrichten über -i huft
„ ier Liste der aufliegenden Zeitschriften figuri*?ren aiicii m*' >VieTicr
|Stiidien)> Über den reichen Inhalt der öammlunjef, die sich weit über das
ftirdhulicbe Niveau der sonstigen ^•' • ■■ -iiitpublicationen -^' -* • . i ^
-aoriftaltig ana gearbeitete In)j imis genaue A
n nur einige der größeren Au. , welciie für die ■ . - .
rcUaiisehen Philologie von Interesse sind, hervorgehoben. Über Joseph
[Wflsaea Hterariäche Laufbahn (J. E. B. Mayor) 8. 82—84 — Die vier
[Cardtnal lügenden in der alten Literatur (derselbe) S. 96 — IUI. — Ober
[einige Termini der lat Syntai (Kennedy) S, lüü— 109. — Verlan gern ng
itur^ir Vocale vur nachfolgender Muta cum liquida bei dou griüchisichen
[Tragikeni, mit fönf sorgfaltig aasgearbeiteten sUtiattschen Irtbelttm
|Bl ' '1 — 136. — Ivegeln für das Ober»et/>i n Lateinischen
. n (J. B. Allenj S. 138—150. ^ i .^^n kq De-Vit«
,__J LiHjauuii.> Forcellini (Mavor)S. 156—161, - \jini ul.i Zusammenhang
. der isigt?n der griechischen Tragödie und der Heroenmytht^n iHajman)
!>? ':nH-'?38, — Über yrtitatftaxn'r (W. C, Green) is. 240—243, — Zu
>emeen (Postgate) S, 252 — 261. — Der prädicative Dativ im
t hoD (Arnold) S. 261—260. — Über Paleyg 'Post-epic or imitative
bwordä in Homer* (Hajmanj S, 270^297. — Die lateinischen und roma*
jnischeu Auadrücke füjr die Weintraube (Postgate) S. 302— Hll.
Diese zu fall ig heranagegritfcnen Prob+m zeigen wohl daa Ver*
[dienstliche der vorliegenden Publioation in hinlänglicher Weise. Im
llnterease der Philologie ist e« sq wOnnchen, dass die VeröffentH*'hung der
'6it%un gäbe richte von 1881 and 1882 nicht alha lange auf sich warton
kaaen möge.
^Anecdota Oxonienaia. Classical Serie«. VoL L Part. 11. Noniua Mar-
celhiH, Uarieian Ms. 271^ ©ollated by J, H. Union«, M. A., wnior
Student of Christ ChnrcU. 8. »1--154. kL 4». Uiford Clarendon Fresi,
1882.
Bei der Unsicherheit^ welche g^genwSrtig in Bezug auf die Textea-
r>']
i-T v.'flLi
Ikntik den >rnnms herrscht, nnd bei d^n» ^Tnn
Itiücben A mss ein solcher I" er»
[inen. ^ ktion ist, soweit si< i lund-
ielbbt benrtheilen lÄsit, s<?hr sorgfältig mit i der
biedenen Hände gemacht; nur hat der Verf. d^ in er
dadurch erschwert, dass er (Juichernts , m ht ,1 la-
jliche Ansgalw» turGrundl;!?« ^♦'»»nommenund In i' m^r n de§
"anus, wel ' ii» angegeben sind, n;
fenn trotz ii<$rat«, wie dieser srl
IndiL^--: ' i,'iiij .jTj j.- ^' 'ti^n in Qnri^* ■
[diei nur ;, ts von m üb^^r yu
lÜrth.ul /A, . .,...;^».n. Di* V t»-,..,^ gibt enio l..,..; .-..», .i
I Handschrift, sowie Besprechung einiger merkwürdiger Lesarten der-
950 Miscellen.
1. Wilhelm Oesenius, Hebräisches und chaldäisohes Hand-
wörterbuch über das alte Testament. Neunte vielfach umge-
arbeitete Auflage von F. Mühlau und W. Volck, o. Proff. a. d.
Universität Dorpat. Erste Hälfte (K-ynO- Leipzig 1882, P. C.W.
Vogel.
2. Hebräisches Yocabularium in alphabetischer Ordnung, mit Zu-
sammenstellung von Synonymen, gleich und ähnlich lautenden
Wörtern und analogen Formen, nach dem Manuscript von Dr. L. H.
Kap ff bearbeitet und herau8ge|^eben von Dr. L. Abieiter, Prof.
am Obergymnasium in Ulm. Leipzig 1881. Hahn.
1. Mühlau und Volck veröffentlichen in der neunten Auflage des
hebräischen Lexikons von Gesenius eine zweite Auflage der von ihnen in
der vorausgegangenen achten Ausgabe vorgenommenen Umarbeitung des-
selben. Die in der vorliegenden ersten Hälfte der neunten Auflage er-
kennbaren Veränderungen und Zusätze beziehen sich vornehmlich auf
die Artikel geographischen, ethnographischen und mythologischen In-
haltes, in welchen der seitherige Zuwachs an Resultaten der hierauf be-
züglichen historisch-kritischen Forschung verwertet ist.
2. Das von Abieiter zum Druck beförderte hebräische Vocabular
des Dr. Eapff, weiland Ephorus am Gymnasium zu Urach in Würtemberg
(t 1869) gibt bereits durch seinen Titel zu erkennen, dass es sich durch
seine Verwertbarkeit für Lehr- und Unterrichtszwecke im besonderen
empfehlen wolle. Der Substanz nach aus dem Lexikon des Gesenius ge-
zogen, ist es den Bedürfnissen der in die Kenntnis der hebräischen
Sprache einzuführenden Gymnasialschüler angepasst. Laut Vorrede des
Herausgebers hat es unter den Händen des ursprünglichen Bearbeiters
vielfache Umgestaltungen erfahren, durch welche es für den beabsichtigten
Zweck möglichst geeignet gemacht werden sollte. Es beschränkt sich
strenge auf das rein Sprachliche; Sacherklärungen sind aus dem Plane des
Büchleins ausfi^eechlossen, selbst die Eieennamen von Personen und Sachen,
an welche sachliche Erklärungen angeknüpft werden können, werden, als
dem speciellen Zwecke des für Gymnasialschüler bestimmten Büchleins
nicht entsprechend, weggelassen.
Illustrierte Geschichte des deutschen Schriftthums in volkstbüm-
licher Darstellung von Otto von Leixner. Zweiter Band. Vom Be-
ginne des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit Leipzig
und Berlin 1881. Verlag und Druck von Otto Spamer.
Je rückhaltsloser ich seinerzeit die Schwächen des ersten, die ältere
Periode behandelnden Bandes dieser Literaturgeschichte darlegte (Zeitschr.
f. d. Ost. Gymn. 1880^ S. 273-6), desto mehr scheint es mir ein Gebot
der Billigkeit und Gerechtigkeit, meinem Versprechen gemäß noch einmal,
wenn auch etwas spät und nur kurz auf das nun abgeschlossen vor-
liegende Werk zurückzukommen, um zu constatieren, aass die damals
ausgesprochene Erwartung, die Behandlung der neueren Literatur
werde gelungener sein, sich in der That erfüUt hat. Man fühlt es diesem
zweiten Bande mit Vergnügen an, dass er auf einer ungleich voll-
ständigeren und selbständigeren Kenntnis der Literatur beruht als der
erste. Infolge dieser intimeren Vertrautheit mit dem Gegenstande kommen
in diesem Theile auch die früher schon ausdrücklich anerkannten Vor-
züge der Darstellung mehr zur Geltung. Nachdem dies im allgemeinen
anzuerkennen ist, wäre es kleinlich mit dem Verf. über einzelne Ver-
sehen oder strittige Punkte zu rechten, und ungerecht, sein eigenes
Bekenntnis, dass er sich hie und da, eingeengt durch die ihm gezogenen
Schranken, nicht recht genug thue, wie z. B. bei Goetiie, gegen ihn zu
kehren. Vielmehr rechne ich es ihm zum Verdienste an, dass er gerade
Miflcellen,
«31
durch die«e Ebriichkeit verbanden mit einer Wurme, dio Awch aal den
l/wor nicht ohne Wirkung^ bleibt, letzteren anxnregen gucht selbst üub
deo allen strömenden Quellen %xl schöpfen. Zn diesem BebuN> hat er
auch am Schlüsse 'Nachweise von HilLsmttteln zum Selbstudinm' tn-
gft mm enges teilt, die gewiss willkommen ainJ. Nur wÄre hier doch anch
tnancheei n ach so trage Q « was auch in einer 'AuswabT nicht fehlen sollte,
wie z, B. Weieanda Wörterbuch und der Druckfehler 'Flora von Blanche*
flur* (8. 494) Mtte bei der Correctur nicht durcbachlüpfen »oWmu
In den 'Berichtigungen und Ergänzungen' hat der Verf. auch auf
meine Kritik des ersten Baitden RQckBicht genommen und einige der
dort gerügten Angaben V'' -^ du« omfn ■ ' '^^ spielt ihm dabei
freilieb noch einmal ein Der erst -^ste aber jedenfalls
einer etwaigen neutjü A ...^^^ einet grüii ...-...» Lmarbcitun^ uoter-
%ii werden, um ihn mit dem zweiten aaf gleiche Stafe tu Driügen.
Prag. H. Lambel.
Deutsche Gedichte« Zum Gebrauche in den Yorscbnlen höherer Lehr-
anstalten herausgegeben von Prof. Dr WUh- Gerber ding» Über-
lehrer an der LubenstÄd tischen Gewerbescbnle zu Berlin. Zweite,
verbesserte Auflage. Berlin IBdL Waidmannaehe Buchhaadlung* VIII
und 71 SS. S\ - 50 Pf.
Die hier gesammelten 73 Gedichte zerfallen in zwei Grup{)en:
*£pisches' und 'Lrrisches.* Am zahlreichsten vertreten ist der liebliche
Kinderdicbter Wilhelm Hey (Goedeke, Qmndriss 111« 1064) mit 24, ferner
I R. Reinick, der hocbdeutscne Übersetzer HebeU (ebenJ* 212) mit 9, Löwen-
, ateiti mit 6, Pfeffel und Hoffraann von Fnller^Ieben mit 4, GöU mit 3^
I Binter lebend, 1260), Gleim. Langbein und Ruckert mit je 2 Liedern.
I Außerdem enthält die Sammlung Scbillera Rttthtcel 'Auf einer grollen
I Weide gehen', Hdltjs Frühlingslied 'Die Luft ist blan, das Thal iat
> grfin*, der Luise Hensel volksthQm liehe s Abendlied 'HQde bin ich. geh
! lur Ruh' und einzelne Gedichte Ton Bertucb, Bckelmann, KuE^Iin, Ha^e-
^4orD« Hebel, Herder, Geliert, Nicola/, Pocci, aui Erlaebs Volk^iliedern, dea
" en Wunderborn und G. Scherers deutschem Kinderbncb. Man wird
Verf. zustimmen m&asen, daas die Sammlung, wie er in dem Vor*
forte betont, sich jetat mehr dem Fassungsvermdgen dea Kindes an-
l^hmiefft, als In der ersten Auflage.
Lemberg. Dr. August Sauer.
[jaenickü Herrn., Die deutsche und die brandenbargi8Ch-
preußische Gescbicbte, Im Zusammenhange dargeatellt für die
mittleren Claüi^fn liöh»?ror Lehranstalten. Mit zwei Geschichtatabellen.
Berlin im\ Weidmannacbe Buchhandlung. L Theil 88 SJ5., H. Theil
124 SS. ö*.
Ein gut gegliedertes im StofT und Aufdruck kn&Mi
l^gebulbuch. Der L Theil behandelt die deatsehe G
vfeha1t4»nea
um west-
^falischen Frieden, der IL holt die brandenbnrgi^r ' reschiebte
von der Urzeit bis 1S48 nach und verbindet sie mit der g^memdeutachea.
Beiden Abtheilnngen sind Zeittafeln beigegeben. Druck und Ausstattung
lind vollkommen zweckentsprechend«
Dittmar H., Die Weltgeschichte m einem abersichtlichcn, in sich
tnaammcnUängeDdea Umrias für den 8chulgt'brituch IL TheiL Go-
f.l,^..^A.. A..^ \v,»it nach Chriatufl. 12. Auflage V«rb. und bis auf die
rtgesetzt von Dr K. Abtcht Heidelberg 18SL §•
Dci i;lcichfalla in dieser Zeibichrlft beaModii^nen Tbeile
chicLu . . ^.Ai vor Christus** folgte ziemlich rasen der iweita. Er
052 MisceUeD.
umfasst die Ereignisse vom römischen Kaiserreiche des Augostus bis zam
jüngsten russisch-tarkischen Kriege in knapper, gat gegliederter Dar-
stellung. Ein Beweis, wie viel Gewicht auf die neueste Geschichte gelegt
wird, liegt schon in dem Umstände, dass von den 456 SS. S. 337 — il9,
also mehr als ein Sechstel des ganzen Baches der Periode von 1830 bis
1878 gewidmet erscheint. Den Anhang bilden XIV genealogische, eine
synchronistische Tabelle und eine Zeittofel, nach Epochen gegliedert Der
Druck markiert gut den Inhalt
Stein Dr. H. E., Handbuch der Geschichte f&r die oberen Ciassen.
II. Band. Das Mittelalter. 2. verb. Aufl. Paderborn 1881. Verlag von
F. Schöningh. IV und 265 SS. 8*.
Der erste und dritte Band (Alterthum und Neuzeit) dieses durchaus
beachtenswerten Lehrbuches wurden bereits an gleicher Stelle angezeigt.
Jetzt liegt der zweite Band, das Mittelalter, in zweiter verbesserter
Auflage vor. Er theilt mit den vorgenannten das Verdienst einer guten
Gliederung, correcten Darstellung und sorgfältigen Literaturangabe, welche
allerdings in den Habsbur^-Österreich und Ungarn betreffenden Partien
Ergänzungen bedarf, um der einschlägigen monographischen Geschichts-
literatur im gleichen Maße wie der anderweitigen gerecht zu werden.
Beispielsweise lässt sich die Literatur der hal^ burgischen Epoche von
1437 — 1519 mit An^be der Werke von Kurz „Österreich unter Albrechtll.*'
und Chmel „Gesch. a. Friedrichs IV. und seines Sohnes Maximilian I.* nicht
wohl abfertigen. Allerdings vermisst man auch das einschlägige Werk
G. Voigts: Enea Silvio de Piccolomini usw. und andere Monogranhien
von gemeingeschichtlicher Bedeutung. Überhaupt fällt das Buch in dieser
Schlusspartie des Mittelalters gegen den Haupttheil auch im Texte
fühlbar ab.
Kaiserbüchlein. Wien, Manzsche k. k. Hof-, Verlags- und Universitäts-
buchhandlung. 1. Unser Kaiser in seiner Jugend (1830—1848).
2. Unser Kaiser als Regent (1848—1853). 3. do. 1853-1880. 4. Unser
Kaiser als Held. 5. Unser Kaiser auf Reisen und als Gastfreond.
6. Unser Kaiser als Jäger und Schütze. 7. Unser Kaiser als Be-
schützer der Kunst und Wissenschaft 8. Unser Kaiser als Wohl-
thäter. 9. Unser Kaiser als Mensch. 10. Unser ELaiser im Glänze
festlicher Ereignisse.
Diese 10 Büchlein, 5—7 Bogen im Umfange, je zu 40 kr., sind hübsch
ausgestattet, jedenfalls sehr gut gemeint und lassen schon im Titel ihren
Inhalt erkennen.
Graz. F. Krones.
Ooldschmidt Paul, Geschichten aus Liyius mit Ergänzungen
aus griechischen Schriftstellern. 2. Aufi. Berlin 1881. Vllf u. 2dß SS.
Der Verf. sucht mit diesem Lesebuche dem geschichtlichen Unter-
richte in den deutschen Realschulen, Gewerbe- und höheren Bürger-
schulen jene Unmittelbarkeit zu ersetzen, deren derselbe den Gymnasien
gegenüber entbehrt, an denen Abschnitte der rdmischen Geacbiehte,
besonders aus Livius, im Original gelesen werden. Der Stoff um-
fasst den Zeitraum von Roms Gründung bis E^rthagos Sturz; er ist
hauptsächlich Liyius entnommen, stellenweise, wo Livius fehlt, wurden
Polybius, Appian, Dionysius und Plutarch herbeigezogen, andere Autoren
nur hie und da für Detailangaben. Der Anhang enthält einige Angaben
über die benutzten Schriftsteller, über Maße und Münzen und eine Zeit-
tafel, die Anmerkungen erklären dem Schüler unverständliche Er-
wähnungen im Texte; ein Plan von Rom, eine Karte von Latiom and
eine zweite von Italien und Griechenland sind beigegeben.
Mtscetlen.
1»5S
ÄUBwalil und ÜbersGtzung sind gut, der Anhang und die Ad-
iiwi>rl:ii(!L*.»n i^ntiin-ftcllt'nd ; dCF LHlii-iir wlr^l U'^ UAfh dem BiMutHrÄiTLid
r oder woniger i. Wir wil i
r Riclitang an - i'rideMaß, r
coDirovere^e Einzt^theiteu bei eioeni bciiulbucbe ftoi wenigsten mit üvia
Verf. recbt«n, and schließlich den Wunsch ftussprechen, du^s dasselbe
den Intentionen desselben entsprechend anch bei uns Eingang finde, wenn
schon nicht anderä, so doch in der Forno, dass es den Öcbölern der be-
leichneten LebrAnstalten neben ihren Compendien, die zu ersetzen der
Verf wobi selbtit nicht beabsichtigt, als LectÜre aafs warrasta empfohlen
worde.
Gras. Adolf Bauer.
Hoffmeister H., Geschichte und Charakteristik der Geologie,
Berlin s. a nm2) S\ 127 SS, (= 2, Bandchen der deutacbou Bil-
dungswarte uesaelben Verfassers.)
Zu den ^^'' ' '—\ '— Stoff für eine poinilär« Darstellung
eine gewis^se die Geülogie und es ist anch je^
v*m Kathed'.r^ ^ ... ,, . invorätändlicher Form xu achreiben
sich bemühten, dies bisher in der wünschenswerten Weise
geluni^en. Der Verf. obigen rsücht nun die Elemente der Geo-
logie in Form der geschichtlichen Entwicklung dieser Wis-
i<en Schaft dem gebildeten Leser in einer verständlichen Weise yorzu*
führen und es kann demselben die Anerkennung nicht varsai^t werden,
dass er auf diese Weise da« vorgest«ckte Ziel erreicht hat Wenn auch
die Geologie eine Tochter der neuesten Zeit ist, die kaum ein größeres
Alter als 150 Jahre aufzuweisen hat, so führt doch der Verf. zunächst
in kurzen Zügen vor Augeu, wa& auf dem Gebiete dieser Wissenschaft
an alten und älteren J^eintaugen vorlie*;t. Er greift zu diesem Zwecke
zu den Indern und Ägyptern, zu den ilebrÄern» den Hellenen und Rö-
mern, in die Zeit df^ Alterthums und der Mythe, tiirtick und
schließt diese Periode mit einer kurzen Darstellung der ersten ucptuüisch
vulkanischen Theorie.
in dem folgenden das Mittelalter oder die Zeit der Hjrpo*
these beltundelnaeD Abschnitte werden die Araber und Scholastiker«
die Tschuden und Tsclicchf^n. Da Vinei und Fracastoro, Valentin und
Kenntmann, Furaceliiuii und Agricolu vorgefhhrt.
Mit ctwn^* groß.^rer Ausführlichkeit ist liiorauf die n#u9ra Zeit
i>der die s a m rn r I j i
ward und den Dil
Huifon, ^ujisuie »niu •
vier und dem großen \
Torrain ^. - i^n-i «^ir ,i,
die Epf
digurig ii
Dem mstruGtireh
Zusamnienftellung dc6 i
I sy8t<»matisiert>nde T
8teno, Füchsei, Wla«.
das
...,,. „V. „v. .. .^ ,. . . - L oder
Achtung mit der gohi^rigen Wür-
. Ijt.
Bind niich zwei Tabellen über die ideale
: Erdrinde nach Hoinrich Bergbaus voju
Jahre IHGl und über di«i neuere Darstellung der ErdformatiODeii nach
Karl Zittöl vom Jahre 187Ü beigegeben.
Wien Dr. F. 0 rassauer.
L<Lehrbttch der Phv '''^' ^ - -^ • r
und ty? inaUj< ' >
der !^"l»■■^^-1
Ter
7.A:.--,.-- . . ^---... ..., ...-..^..^ -...-., -
Die kleinen Audemng<»n und Zn>4iu<>, durch w^lch^ Aich auch
Auflage von den früheren unt«rscheidet {t. B. B. |. 2i» 26, iS\
964 MisceUen.
G. §. 12, l^iP' §. 8, 16, 20 usw.) haben theils die Anfgftbe die Fort-
schritte der Wissenschaft, soweit sie fär den Mitielscholunterricht Yor-
wertet werden können, zn berücksichtigen, theils die andere schwierigere
Sätze leichter verständlich za machen oder dnrch eine größere Anzahl
passender Beispiele za erörtern. Dabei wurde aber immer darauf Bücksieht
genommen, dass die Verwendbarkeit der früheren Auflagen neben dieser
nicht in Frage gestellt werde.
Diese Auflage unterscheidet sich außerdem noch zu ihrem Vor-
theile dadurch, dass die neue Orthographie eingeführt und dem Buche
eine den Bestimmungen des Ministeriums entsprechende typographische
Ausstattung gegeben wurde. In dieser Auflage bekundet somit dieses
wohlbekannte Lehrbuch der Physik abermals einen Fortschritt, der
sicherlich nur zur weiteren Verbreitung des Buches, das sich bereits an
sehr yielen Mittelschulen eingebürgert hat, beitragen wird.
Wien. Dr. F. Wallentin.
Von der wiederholt in dieser Zeitschrift besprochenen Sammlung
französischer und englischer Schriftsteller mit deutsehen Anmerkungen
sind uns seit 1880 folgende neue B&ndchen zugekommen: Histoire de
Napoleon et de la grande armäe pendant Tannee 1812 par le g^neral
comte de Segur, erklärt von H. Lambeck, 4. Bd., Voltaires aus-
gewählte Dramen, 1. Bd. Semiramis, erklärt von £. von Sallwürck.
\, Cuvier Discours sur les r^volutions de la Surface du globe, erklärt
von P. Wossidlo, 0. Goldsmith, The Vicar of Wakefield, erklärt
von Th. Wolff, W. Scott, Marmion, a tale of Floddenfield, erklärt
von E. Sachs.
Programmenschau.
58. „Zur Geschichte des k. k, Gymnasiums zu Pilsen* jlll.) von
Bruno Bayerl (Progr. des k. k. Gymn. in Pilsen 1879, 39 S8.).
Die Geschichte dieser Anstalt bis zum Jahre 1833 wurde von dem-
selben Verf. in den Jahren 1876 und 1878 veröffentlicht und in dieser Zeit-
schrift (Jahrg. 1880, S. 154) besprochen. Unter den Männern, welche ron
1833 — 1864 an diesem Gymnasium wirkten, ist unstreitig der bedeutendste
Stanislaus Josef Zauper, welcher sowohl durch seine literarische Thätigkeit
(„Übersetzung Homers in Prosa, Homers Odyssee, Text mit Gommentar,
4 Bde., Studien über Goethe, Praktische Anleitung zur Dichtkunst usw.)
als durch seine nrühmlicb zurückgelegte** 24jährige Thätigkeit als Lehrer
und seine 18 jährige Thätigkeit als Präfect sich um die Mit- und Nach-
welt reiches Verdienst erwarb, das durch die Verleihung der großen
goldenen Medaille und des Titels „Schulrath* wiederholt anerkannt
wurde. Mit Recht hebt der Verf. hervor, dass im Jahre 1850 gerade
die Persönlichkeit dieses Mannes, sowie der in vorzüglicher Weise zu-
sammengesetzte Lehrkörper die Durchführung des damals neu ins Leben
tretenden Organisationsentwurfes wesentlich erleichterten. Wie sehr die
Verdienste (fieses Mannes von seinen Zeitgenossen geschätzt und ge-
würdigt wurden, beweist der Umstand, dass nach seinem Tode (30. Dec.
1850) von der Bürgerschaft Pilsens auf seinem Grabe ein massives
Monument aus Gusseisen errichtet wurde. Neben ihm ist sein Nach-
folger Vincenz Graumann zu erwähnen, der trete seiner Bescheidenheit
sich als tüchtiger Philologe und praktischer Schulmann einen solchen
Ruf erwarb, dass ihn das Ministerium im Jahre 1849 zu einer Conferenz
nach Wien berief, in welcher über einzelne Punkte des Oiganisations-
entwurfes berathen wurde. — Für die Schüler seit 1849 hat diese Ab«
handlang insofeme noch ein besonderes Interesse, als der Verf. es Ter-
dteht, auch diese in seine Darstellung einsubeiiehen. Mail findet da den
Mtscellen.
955
Namen aiul di«? jetzige Lebensstellung von so nianchera Mitschüler, don man
für verscbollen hi+Tt Durch die inljbe?oUö ZuBaminenatellung dieser
Daten hat sich daher der Verf. den Anspruch atif den besonderen Dank
der ebenalij^t^n Hcbtiler dieser Anittalt erworben.
59. ^U^scbiolite des Gymnasiums der Kleinseite in Prag" von.
Dr G. Bier mann iProgr. dea Gjinn. aof der Kleinseite in ?T%g 1880«^
70 sa).
f Zar Bearbeitung der Geschichte dieser vor 260 Jahren ge-
jrtndet<*n Lehranstalt stand dem Yerf- ein xiemlich reiche« Material en
&el>ote. welches von ihm sorgfältig darchforscht und der Darstellung zu-
grunde gelegt wurde. Die Gründung der Anstalt^ die ihr Entstehen
bauptBÜcbliGh der Munificenz des Hersogs von Friedland ^ Albrecht von
Wallenstein, verdankt, föUt in d&s Jahr 1628, wie der Verf. aus
einer älteren Quelle nachweist Der Unterricht wurde den Jesuiten
äberg*?ben, welche dentelben bis zur Aufhebung ihre« Ordtns leitft^^n.
Der Andrang von Schülern, m denen der hohe Adel ein \» ^ -;
Contingi^nt stellte, war schon bei der Gründung der Anstalt u f 1
dee ganten ersten Zeitr:^ — - ^- -rofi. Das Ziel des U"' r
die rnög1ich>»t voUkomn ' der lateinbchen ^ <
nnci s-'hrift <jaber die L..v.w.^ !.■ .^11'"'"- ^'-hr^Yi tn den w i»
di" I Itasprache war. Ein II, ;i\erk seh ^
dfni n Aufftlhruogen, an denen ntlich di* 1
lebhaU betheiligtc. Im Jahr«? 1774» mit welchem der Veri. ü i
Zi^itraiim beginnt, gk-ng die Atmtalt in die Verwaltung des S'
und CM wurde der von dem Piarivten Gratian Marx verfaset j
<3iug<^fnbrt. Der in die erst« Cliwae eintretende Schüler i»
lo I «legt bnbcn und hatte sich einer Auf natim^prajung
tu ^t»ant int ferner liie Verordnung daj»a die Schüler
der 1 ' ^ " KurUchntte zeigen» in die doutache
8c h I i 1 1 1 d d ass k ei n 8ch üit?r m e hr al s e t u m a 1
dir-' ' !..! so große M-"-'- ■^••' ^t.ij.M.f..,, m.,,j
dit' ie Öbergi r
Ullni;/: . . ■:. :^. ::. - \' Di':^Srr I-^-ij :-.'.,. ' !^
die Ururi Unternebte». Mit i tmt der Veri, ' i
Zeitraum nd der drei lettten i n wirkte an di ■
anatalt ein« Ki.dhiv ron MJÜnnern, dio äU Fachgelehrte und tu^utige
Pädagogen b*»knnnt ^ind. »Es dürften, sagt der Verf., wenige G_Tmna«?tiiV
lehrkorper ar^ sein, aus deren Mitte so viele Männer ti
Schulikmtern ar hervorgegangen waren, als die« l
Äeit" »rper der Fall ist."* Aucb ton den Scmn» il aor
Ar< iigef^hrten Kamen beweisen« riele an Uoch- und
MiiUif^viiui^ii .iir. i.vMitr thitig, ebensu haben viele hervorragende Ante,
Adfocaten, Beamte usw. ihre Gymna^ialbildung dieser Lehranstalt in
dtnken.
6iJ. ^^ul^i^tiiig '^uf Qeacbicbte des Gymnasiums in Iglau* von
Julius Wallner (Progr. des Qjran, in Iglau 1Ö80, m 8S.)*
Der Bestand des lgUiu«^r ilvmnasiums datiert» wie ;uih dit'Hcr Ein-
leitung 2U entnehmen i»t, Neubau der dortig' i
Schule im Jaliri^ 15fl1 Ds^^hi u eine Pfarr- oder I>i r
der Ltdtnng r«, der in der <eaien Zeit lugr
<»chr^ib*r WHi
ark :
auf
und .1^ 1 ■ :i,'i', i^
doch Hji 'L^- I
al» di^ Lt^bt3Udit^rL«.i«.iiic»><L^
\i die Namen dieser 8chälrect(.>ren,
s.^U-iö61 aaf and W
Verfassung dies<^r l
riiuiren wir leider gar i
s Ooterrichtawoeens viel
.rv. i*:»»uer, die nur loc»lai lQter«k>oe
ZaiUekriTl t 4. 4f|ttrr. Ofmcu IBÜ. JU. Bill.
61
956 MiBcellen.
61. .Erinnerang^ von Dr. Sig. Gschwandner. (Progr. desGymn. za
den Schotten in Wien 1880, 82 SS.).
In dieser Abhandlung wird die psychologische Bedeutung des Be-
griffes Erinnerung allseitig entwickelt und in pädagogischer Hinsicht
gezeigt, „wie mit der rechten Oultur der Erinnerung während des Gym-
nasialunterrichtes auch die Grundlage fOr die übrigen Geistesthätigkeiten
gewonnen wird.** Der Verf. yerfahrt hiebei eklektisch, indem er in den
einzelnen Abschnitten die entsprechenden Stellen aus den Werken von
Zimmermann, Wundt, Amersin, Noird, Ha^gemann usw. unter gewissen-
hafter Angabe des jedesmaligen Autors anführt und su einem einheit-
lichen Gänsen susammenffl^ Für den Pädagogen sind namentlich jene
Abschnitte Ton Interesse, die von der psychologischen Bedeutung der Er-
innerung in intelleotueller und ethischer Hinsicht handeln, insbesondere
jener über das Memorieren, über die Erinnerung in ihrer Bückbeziehung
auf Verstand und Vernunft, über Aufmerksamkeit, femer über den
Einfluss der Erinnerung auf Erziehung und Bildung, über den Einfluss
derselben auf das Gemüth usw.
62. „BegensGottfr. Fnrtscher^, ein Lebensbild von P. Cölestin
Stampfer (Progr. des Gymn. in Heran 1880, &ö SS.).
Der Verf. schildert das Leben eines Mannes, der, mit riel Talent
und einem umfassenden Wissen ausgerüstet, das Priesterseminar der Diöcese
Ghur gegründet und geleitet und als geistlicher Bath dieser Diöcese eine
Thätigkeit entfaltet hat, die weit über den enffen Kahmen seines Amtes
hinausreichte. Obwohl Purtscher dem Gymnasium gänzlich ferne steht,
da seine ganze Thätigkeit der katholischen Kirche gewidmet war, so hat
dieses anmuthige Lebensbild doch in pädagogischer Beziehung insoferne
einen gewissen Wert, als dieser Mann „mit seiner unbeup^samen Willens-
kraft und seinem bewunderungswürdigen Thätigkeitstrieb" der heran-
wachsenden Jugend zum Vorbilde dienen kann.
63. |,Der erziehende Unterricht der Beligionslehre in der Mittel-
schule** IL Theil von J. Seh in dl (Progr. des Gymn. in Waid-
hofeu a. d. Thaja 1879, 12 SS.).
In dieser Fortsetzung seiner früher (Jahrg. 1880, S. 155) besprochenen
Abhandlung sucht der Verf. nachzuweisen, daä die katholische Ileligions-
lehre auch im Obergymnasium als Unterrichtsgegenstand berechtigt und
ein durch keinen andern zu ersetzendes Unterrichtsmittel sei, setzt
iedoch dabei voraus und fordert zugleich mit Becht, dass der Beligions-
lehrer die nothwendigen sittlichen Eigenschaften und die erforderlichen
Kenntnisse besitze. 2u diesen rechnet der Verf.: 1. Logik und Psycho-
logie, 2. Praktische Philosophie, 3. Geschichte, 4. Naturwissenschaften.
Hierin'stimmt Ref. dem VerL vollkommen bei. Was die weitere Forderung
des Verf. betrifft, dass nämlich der Religionslehrer wegen der Wichtigkeit
seiner Aufgabe sich auch am anderweitigen Unterricht betheiligen soll,
so ist vor allem zu bedenken, dass dies an einem vollständigen Gvm-
nasium, wo der katholische Religionsunterricht (nebst Exhorte) allein
eine ganze Lehrkraft in Anspruch nimmt, nicht ausführbar ist An Unter-
gymnasien dagegen, an die ein Obereymnasium sich nicht anschließt,
wird man dem katholischen Religionslehrer einen zweiten Lehrgegenstand
dann ohne jBedenken übertragen, wenn er sich die dazu nothwendige Lehr-
bcfähigung vor einer wissenschaftlichen Prüfungscommission erworben hat.
64. „Das Schulhans des Mariahilfer Commnnal-Beal- und Ober-
gymnasiums in seiner neuen Gestalt" von Dr. Erasmus Schwab.
(Progr. des gen. Gymn. in Wien 1880, 20 SS.)
Das neue Schul^ebäude, dessen Lage, Bäumlißhkeiten, Beheiinng,
Einrichtung usw. der Verf. in aoschaolicher Weise vorl&hrty ist nicht
007
eiu Neubau, »oudern eine £rweiteruDg dos bisherigen, in neioeD RiumeD
gaoilicb iin2uiäri?-l'<^t'"n Of^bÄades, das, ursprünglich als flirstllcheB PftUis
firbaut, giMZ and ken diente^ &U gegenwärtig der Fall i»t Danas
erklATt &ich, da^^ i Verf. mittheilt, maoehe Lehriimmer in gt^t
und XU hotb, andere wieder in klein sind. Die Einriebtang der Zimmer
{»childert der Verf. als einfach, aber gescbm^ickvoU nnd zweckmäßig;
dnrcb die Einfit^Uung der ^ranmeisparenden Wiener Schulbank*" (r^L
Jahrg. 1880, S. 157) int es möglich« eine Anxahl von 600 Schülern im
IlauM anterzubringen. Über die daselbst eingeführte Centralheizung und
Ventilation spricht sich der Verf. im allgemeinen anerkennend aus ; doch
haben eich während eintjr xwei jährigen Probe eine Keihe von Übelständen
bei der Beheizung ergeben, für die der Verf. geeignete Mittel zur
Abhilfe vorBchlftgt. Anch die V""**'^*' 'n, so vörferefflicn sie «ei, genüg».*
ntcbt im Wiuter bei längf^rein h von Gaslicht und im &»mmer
bei starker Hitze. Dieselben l -: _: haben sich auch bei der Venti-
latinn in dem neuen Ueb&nde des Lcopoldstädter Realgymnasiums ge-
xcigt; trotzd^^m musa man dieselbe aU einen großen Fortschritt gegen
die fr&here filnuchtung be<eichnen.
J. Nahrhaft
Lehrbicher und lehrmittet
(Fortsetzung r, Jahrgang 18B2. üeft X, 6. 796).
Ä. FUr Mittelschulen.
Deiitäch.
Gurcke Gottfrii?d, Deutfiche Jschqlgrammatik. 17, Anfl, Ausg, A»
In neuer Bearbeitung von Dr. Hermann Oloede. Hamburg 1882. 0.
Meissner. Pr. 60 kr, wird ebenso wie die 16, Anfl., jedoch mit Aus-
nahme des IL, die I^hre vom deutschen Versbau (Metrik) enthaltenden
Anbanges allgei.
Gurck«'
Jahreaeurk^n geucu-
Hamborg 1882. 0 '
KrU r. m. Nov, 18^-
lajiscn. (Min.-Erl, v, 14. Nov. 1882, Z. Xdim).
. Übungsbuch tur deutschen Grammatik nach
* rfl. Ausg. A. neu bearb, v. Dr. Herrn. Glöde.
r Fr. 51) kr., allgemein ingelassen. (Min.-
. J02).
Chavanne» Dr. Josef, Phjaikalisch-statistibcber Handatlas ven
0«t<^rrcicb* Ungarn (complet in 2i 'Kartun mit erb Text). I. und II. Lie-
ierun^ mit je 3 Karten. Wien 1S8S. £. Hölzl. Pr. einer Lieferung
3 f\. M> kr. Auf die bisher ei-schienenen zwei Lieferungen diese« für
\ ken geeigiiftten Wcrkt^s werden die L«hrkarper der Mit-
uyricsam gemacht. {Miu.-Erl. v. 16. Nov. 1882, Z. l^Ub)
Hiiiiiitt Vincenz v., G<?ographiöcher Atlas der öaterr.-nng. Mo-*
narchie f&r Mittel« und Fachschulen. Wien 188:^. £. HöUeL L Oro-
^, i ..„ . L ... Aufgabe in 12 Karten. Pr. 50 kr. IL Polifcisch-töpo-
\Y xn^ in 12 Karten. Pr. SO kr. III. Vollständige Aoagabe
I iu .4 ......V.,. I'r. 1 ü. Diese Lehrmittel werden cnm Lehrgeiraaebe an
Mittelsobulen allgemeia zugelaasen, <Min.-£rL v. 17. Nofember 1882,
von. Q. inenlehro fttr
Prag 18.H V, Pr. 80 kr.,
rl. V. 31 : Ü't, lÖ^Ci. Z. l^lui).
MTid ÜtningäbiKh der Arithmetik fftr Un-
\ Clas*c 6. AulL Wien WHÜ, U. W.
wie die 5. Aufl. allgemiln sngehuüeii.
if>l76K
Moönik, Dr.
die tnle CUase der
Llgemein zngelasK^
VülirBü r
^*iiin,-r M
^KK r^ifin irs-^J
Pokornjr, l>r. Alois, Illustrierte NatArg^emchichte de« Thicr«
den unten]» Clas-
..Jio allgemmn mge-
liBtea. (Min.*iürl. v* iL Nov. I8£fö, X 1B»21).
^V^
958 Miscellen.
Alb recht, Dr. Karl, Lehrbuch der QabeUbergerschen Steno-
mphie fdr Schal-, Privat- und Selbstanterricht. I. Carsns: Vollstiin-
diger praktischer Lehrgang?. 39. Aufl. Hamburg 1882. Haendcke und
Lehmkuh l. Pr. 1 M. 60 Pf., wie dieMhereu Aufl. allgemein zugelassen
(Min.-Erl. v. 10. Oct 1882, Z. 16901).
Bibliotheca scriptorum graecorum et romanorum, edita euran-
tibus Joanne Kriöala et Carolo SchenkL Die Lehrkörper der Gym-
nasien werden auf diese bei F. Tempsky in Prag erscheinende Biblio-
thek, Ton welcher das 1. Heft: Sophoclis Aiax (scholarum in usum edi-
dit Fridericus Schubert), Fr. 24 kr., soeben erschienen ist, auftnerksam
gemacht (Min.-Erl. v. 6. Dec. 1882, Z. 20211).
Umlauft, Dr. Friedrich, Dieösterr.-ung. Monarchie. Geographisch-
statistisches Handbuch mit besonderer Bücksicht auf politische und Cul-
turgeschichte fftr Leser aller Stände. 11. Aufl. Hartleben. Wien und
Pest 1883. Pr. geb. 6 fl.. geb. 7 fl. 50 kr. Die in Betreff der ersten
Auflage abgegebene Erklärung *es unterliege keinem Anstände, dass
dieses Werk auf Rechnung der Lehrmittelfonde für die Bibliotheken der
Mittelschulen angeschafft werde', wird auch auf die zweite Auflage aus-
gedehnt fMin.-Erl. v. 16. Nov. 1882, Z. 18986).
Das k. k. militar-geographische Institut in Wien veröffentlicht
soeben eine „Neue Übersichtskarte der k. und k. österreichisch-unga-
rischen Monarchie'* im Maße 1:750,000. Dieselbe erscheint in vierfachem
Farbendruck in 30 Blättern in R. Lechners Hof- und üniversi-
tätsbuchhandlun^, Wien, Graben 31 (als dem Generaldepdt des k. k.
militär-geographischen Institutes). Pr. per Blatt 1 fl. Im Subscriptions-
wege 27 fl. Die Directionen und Lehrkörper der Mittelschulen werden
auf dieses neue Kartenwerk behufs Anschaffung desselben für die Bib-
liothek der Anstalt aufmerksam gemacht. (Min.-Erl. v. 31. Oct 1882,
Z. 18105).
Italienisch.
Demattio Fortunato, libro di lettura ad uso della seconda classe
di tutte le scuole secondarie austro-italiane. Innsbruck 1882. Wagner.
Pr. 70 kr., wird allgemein zugelassen. (Min.-Erl. v. iM. Sept 1882,
Z. 15837).
Cechisch.
Prochazka Math., D^inj zjeveni BoÜho v nov^mzakonS. Prag
1881. 3. unver. Aufl., J. L. Eober. Pr. 1 fl. 40 kr., allgemein zuge-
lassen (Min..£rl. v. 6. Oct. 1882. Z. 16377).
Roth Julius, Naukj mluvnick^ jazjka nömeok^ho pro nüÜ tfidy
dkol s^ednich. 2. verb. und vervollst. Aufl. Prag 1883. F. Tempsky.
Pr. 48 kr. (Min.-Erl. v. 20. Oct. 1882, Z. 17624). —
Mourek Y. E., Cvidebnä kniha ku pfekladani z jazyka öesk^ho
na jazyk ndmeck^ pro vyä§i tfidy stfednich äkol. I. Theil, ffir die 5. und
6. Glasse. Budweis 1882. SelbstverUig des Verl Pr. 72 kr., allgemein zu-
gelassen. (Min.-£rl. v. 27. Nov. 1882, Z. 20042).
Gimrhanzl T., Zemöpis pro I. t^idu sÖ-ednieh §koL 6. neu be-
arb. Aufl. Pr. 55 kr. und Zemöpis pro IL tHdu stfednich dkoL 6. neu
bearb. Aufl. Pr. 5ft kr. Prag 1833. F. Tempsky, wird ebenso wie die
5. Aufl. allgemein zugelassen (Min.-Erl. v. 18. Nov. 1882, Z. 19406).
Eozenn B., Zemöpisn^ atlas pro dkoly stfedni. Ceskfm nazto-
slovim opatHl Jos. JireSek. 8. venu. Aufl. Wien 1882. £. Hölzel.
36 Karten. Pr. cari 2 fl. 80 kr., wird ebenso wie die 7. Aufl. allgemein
zugelassen. (Min.-Erl. v. 15. Oct. 1882, Z. 17190).
Lemminger Emanuel, Fysika pro niäi tHdy ikol stiednich.
I. Pro gymnasia. 4. Aufl. Prag 1882. Eober. Pr. 1 fl. 40 kr., wie die
8. Aufl. allgemein zugelassen. (Min.-Erl. v. 17. Oct 188fi, Z. 17388).
Pokorn^, Dr. AI. J^iaoruf pfirodopis iivoSiistva pro nüü od-
dtieni stieednioh ikol ^skoslovansktoh von Paul Jehliöka und Dr.
yjncenz Eotal. 5. AufL Yn% 1888. F. Tempsky. Pr. geb. 1IL40 kr..
Miscellen.
950
Aufl. aUg6m«in lu^elMsen* (Min.-Erl v, la OoU lö82,
wie difdMtfl
Z. 17909.
Slof enieeb.
* KormaTDer V., Vadbe v skladnji latinaki. I, det ta tretji gjm-
niitiijäki ruzred. Laibach 1882. lg, v. Klein mayr und F. Bamberg
Pr. m kr. -
I>atinsko-sloT6tiski Slovnik xa treiji iti d't^trti gYrntia^iJAki
ra^red, b«arbeitet nach J. A. Roioks lateiniacu-deutaelieru W&rierver*
%ejchtiiaae. Laibach 1882. lg. t. Kleinmajr und F. ßamberg.
Pr 2 ü. 50 kr I>i68e ßQcber werden zaiu Uuterricht^i^ebraacbe in den
b^zeicbneten Classen jener Gymnasien, an denen der Tat J^prachünter-
rieht unter Gebrauch der alot. ünterrichtiisprachö ertbeilt wird, ailge-
mein zurdassen. (Min.-£rL v. 11. Nu?, imj, Z. 18%lj.
MoJInik, Dr Franz Ritter \ron» Aritrar^ttca na nitje gjrmoaiiie,
nach der 26. (dentacben) Aufl. bIot. bearbeitet von J. Celeatin. I. Th.
Laibach 1882. Ig, v, Kleinraayr und P. Bamberg. Pr. 1 fl. 10 kr.,
¥rird zum ! "> ''^'^Kruuche in der I. und 11» Clafae der Gymnasien, an
denen der «he Unterricht unter Gebrauch der üIot. ünter-
Tichtssprar r wird, allgemein lugelassen. (MtQ.-ErU v* IT. Növ.
1862» 1 19012;.
Serbo-Kroatisch,
Rannak-Klaid, Poriest ^taroga vieka za nile rairede srednjich
uHliftta* 2 verb. und verkfirzte Autl. A gram 1882. Verlag der Landeeregie-
rung, Pr. gc'K TiO kr. wird ebenso wio die erste Aufl* allgemein znge*
litb^eu. (Min.-Krl. v. 30. Oct 1882, Z. 17937)*
B. ¥tv L«hrer- und Lebrerinoen-Bildungaanstalten.
Dcuiiob.
Haar dt Vtne«ns t.. Geographischer Atlas der 6aten-.*anfr. Mo-
'tiarchie ftit Mittel- und Facbscbukn. Wien 1882. K. HdlieL L Oro«
llTdrographiaehe Aun^abe in 12 Karten. Pr. 50 kr. IL Politi^ch-topogra-
f»ni^che Anegnbe in 12 Karten. Pr. 50 kr. III. Yolht&ndige Auigabe
n 24 Karten. Pr. 1 U. Diese Lehrmittel werden zum Unterrichttigebraiusbt
in I^hrcr- und Löhrerinnenbildungsanatalten fBr »uläasig erklärt- (Min.-
Krl. V. 12. Not. 1882, L 17862).
Hanrdt Vincent ▼., Wandkarte der Alpen. Maüjtab 1:600.000.
IL Sehulaudgabe 12 fl., aufgespannt in Xtappt* 17 f\., 11 L Stumme Ana-
priiMv To fl ftnt>.»sn*firit Iti Mnppe 15 Ö, — Dii^ Alpeu. Übersieh tskarte
ii \<irlng von E. H«)Ucl in Wien. Pf. 24kr, ;
J' I r^^brauche in Lehrer- und Lehrerinuenbit-
dungvantfialtefi für zuianaig erklärt (Min.*Erl. v. 14. Nav. 1H)42,Z. 13868).
Schmidt Julitt«, Turnschule, Zum Gebrauche ITlr Lehrer- und
LehrerinnenbildungBanvtalien« 1. und 2. Abth. (mit deutscher und
iluv. Terminologie). 8elbatTerlag des Verf. Pr. jeder Abtheilung,
fiO kr., wird zum UnterrichtaL^ ' in Lehrer* und Lehr«*rinnenbiT*'
dungian^talten ftkr znlÜMig erk Erl.T. 14- Not. 1882, Z. 14747).
Billard^ ^:-* T.\ HÄnuin i n.<kunc!' '^■^ ' hrerinneubildunga«
anntalten und / «nterriclite. :i Abtli la Nihon. 2. Aufl.
Wiun. Verl. t. L.w.. ., ..lai Haabach. lY 5u ».., ...^-omeio zogelaiaea.
(Mln.-ErL ?. 18. Oct. 18t«8. Z. 16367).
<Jechi8ch
Janouiek Joaef, Geometrie pro üstary n^itcUkl L Theil: Pia*
nimetrie fhr den L und 2. Jahrgang, Brunn 1883. Selbatrerlag dea
Verf. Pr 80 kr., allgemein lugelaaatn (Miü-ErL t, $L Oct 188%
Z. 17725).
Fanfte Abtheilting.
Yerx)rdnuiig6ü, Erlasse, Personalstatistik.
VerordnuDgen und Erlässe.
Erlass des Min. f&r C. und ü. v. 12. Oct. 1882, Z. 13261 an
eämmtliche Landesbehörden, betreffend die Verwendung eines neuen For-
mulars für die statist. Nachweisung der theolog. Lehranstalten (mit
Ausnahme der k. k. theolog. FacuUäten) und den Vorgang bei Vorlage
dieser statistischen Jahresausweise, s. Verordnungsblatt St aXIII, S. 2&.
Erlass des Min. für C. und ü. y. 14. Nov. 1882. Z. 19824, an
die Decanate der medicin. Facultät der deutschen Unit, und der philos.
Facultät der böhm. üniv. in Prag, betreffend die an der letzteren Fa-
cultät abzuhaltenden naturhistorischen Vorprüfungen der Mediciner. —
Auf Grund der a. h. Entschl. vom 10. Not. id. J. fiüde ich anzuordnen,
dass bis zur Activierung der medicin. Fac. mit böhm. Vortragssprache
inPraff die im Anhange zur medicin. Rigorosen-Ordnungv. 15. April 1872,
Z. 4898, dem Diecane der medicin. Fac. zugewäßsenen Functionen in An^
sehung der von den betreffenden Professoren der böhm. philosoph. Fa-
cultät abzuhaltenden naturhistor. Vorprüfungen der Mediciner ausnahms-
weise Ton dem Decane der böhm. philosoph. Fae« auszuüben sind.
Erlass des Min. für C. und U. ▼. 24. Nov. 1S82, Z. 20151, an
sämmtliche Landesschulbehörden, betreffend die Ertheilung des Unter-
richtes in den freien Gegenständen an den Mittelscbuflen des Staates.
Bei der mit den Erlässen des Min. für C. und U. V;' 15. Juli und 7.
Sept. 1870, Z. 6682 und 6710 eingeleiteten Regelung des Unterrichtes
in den freien Lehrgegenständen an Staatt-BüttesseliuLen wurde nebst
dem erwiesenen Unterrichtsbedürfnisse die auto Zweifel stehende Be-
fähigung der betreffenden Lehrer als Bedingung für die Gewährung von
Remunerationen aus Staatsmitteln festgestellt. Nur mit Kücksieht dar-
auf» dass in jenem Zeitpunkte die Prüfungseommissionen für eijitelne
dieser Lehrfächer 'theils erst'kune Zeit bestanden, theils noch nicht in
Tbätigkeit getreten waren, hat sich das Ministerium für Gultus und
Unten&cht vorbehalten (Verordnung vom 8. Juni 1871,2.4275, Punkt 2,
alinea 2) in rücksichtswürdigen Fällen solchen Lehrern, weiche ihre Be-
fähigung für den Unterricht in diesen Fächern bereits dnrch längere
Zeit praktisch erprobt haben, auf Antrae des Landessohulrathes die iDis-
pens von der Lehramtsprüfung zu ertheilen. Da jedoch die seither längst
errichteten Prüfungscommissiouen den IfChrem der freien Lehrfächer
hinreichend Gele&^enheit boten, sich die vorgeschriebene Lehrbefähigung
zu erwerbet), finde ich der erwähnten Dispensertheilung für die Zukunft
ein Ziel zu setzen, und zugleich mit Rücksicht attf die durch die Fl*
nanziage des Staates gebotene Sparsamkeit Nachstehendes anzuordnen i
1. Sämmtliche Lehrer der unobligaten Lehrgegenstände an StaatS'Mit*
telschulen, welche die vorgeschriebene Lehrbefäbig^ng bisher nicht er-
worben haben, sind, falls sie den Unterricht im nächsten Schuljahre
Erliftse ttnd Verordnungen.
Ml
foTt«etseo inroUeo, sofort aufxufordern, sich vor dem Beginne desselben
mit der LehTbefabigan^ansKUweiaen. 2. Wo eg nicht gelingen soUto,
för den Geaangs* und Turnunterricht ordnungHtnußig f&r Mittelschulen
bat&hitte LehrKiäfte zn gewinnen, idt 2ur Verwendung eines jeden nn-
geprHrt^n Lehrers, vom nächaten Schuljahre angefangeni meine Geneh-
migung einzuholen ; es wird jedoch in allen eolchen Fällen die jÄhrliche
Remuneration f^r jede wöchentliche Unterrichtsstunde auf St) £ herab*
zusetzen sein. 3* In Betreff des fransöäiächeD und englischen Sprach un-
terridttes aa Gymnasien behalte ich mir eine Di&pensiening der Lekrer
von der Beibringung des LehrbefahigungszeuguisBeft nur in den aelten-
sien Fällen einer anerkannten und anderweitig erwie&enen Tüchtigkeit
in dor üntfirrichtsertheilung auch fernerhin vor. 4. An Gyinnsöien» an
d< ^ ' ' ' ' itarricbt nicht obligat ist, und wo ein gesetzlich
h nicht zur Verffigung steht, hat der Nebenlehrer
d< -^ sich wenigstens mit der Lehrbefahi gung für ljär>
1^' n. Wo ditjs nicht erreichbar iyt, hat yom Schul-
jal ^..j^ügen, der Zeichenunterricht gänzlich zu entfallen.
b. Zu i- r- Hm :i ^äeit hat auch der Unterricht in der Stenographie ?oa
Seüv iui;:;i'|itii(tcr Lehrkräfte ausnahm^loä aufzuhören.
Verordnung des Min. fUr C. und U, v. 28, Nov, 1882. Z. 2U416,
in Betreff der Lehrfächer- Vertheilung und des Aufgabenwesens an den
Qjmnasieu und KealBchulen. Um den Gjmnasien nnd Heimisch ulen die
Vortheüc zu sichern, welche bei der fast allenthalben eingetretenen Oon<
solidierung der Lehrkörper erreichbar sind, fordere ich die k* k. Landes-
schul behörden auf, daftSr in sorgen, dass L in jeder Classe der unteren
Abtheilang die gleichartigen Gegenstände, insbesondere die Spracbfacber,
nach Möglichkeit in der Hand eines Lehrers vereinigt seien« und 2, dass,
wenn das pädagogisch wünschenswerte Aufsteigen der Lehrer mit ihren
Sch&lern von der L bis in die IV. Cla^^se unter obwaltenden Umständen
nicht möglich oder nicht angezeigt erschiene, wenigstens das Aufsteigen
der Schüler aus der L in die II. Classa» ebenso das Vorrücken aus der
III. in die IV. Clas*'^ -^i'^t« »liin^ T. ehrer Wechsel in den Sprachfachern
vollziehe. Im Zuaamn it bestimme ich 3. dass die Lehr-
körper bei Beginn je<: ii*3 Zaltl und die Termine der schrift-
lichen Hausarbeiten feststellen und hiobei eine soweit als möglich gleich-
(5rmT](*e Vertheilung vornehmen, nach welcher an keinem Ta;^:« mehr als
eil 'iiche Haa&arb'?it abzuliefern ist; 4. dass die goMimmten An-
Ig; 1 an die häusliche Thätigkeit der Schüler so h^mi^^^^n wer-
den» üÄbb innen ein fleißiger Schabr gewi>tmlicher Bev i einem
tiglichen Zeitaufwand e i» den tmU^ren Cla6i>en von 2- obi.*n<n
von 3^4 Stunden zu genügen in der Lago ^ei. Im HtuMir ),< uuf die
Erfalmmgen an den Anstalten, welche m anerkennenswerter Weise ähn-
liche Anordnungen wie die vorstehenden ber»^?*^^- '^.tr-ifün haben, lässt
sich erwarten, da^n Klagen über aHzugroße .\
liehe Kr4lt nur ausnahmsweise noch werden
vorkommen sollte, haben die Directoren ü Ki^.:
auf Grood genauer Untersuchung das ilcv ^;Miit ^ ^u
Teran)ass<n,
Erlati des Min. für a und ü, v, 1. T)cc. 1S82, 7, If^riM
K r Hoohschttio für Boden r k*f
it <'n df^ Min,->jrL v. 13. . i'-
n. u des V. Semester» juncr Huch^cUuIc. ich tiödts die
D4 i:i Juni im2, Z. 715^ sugestandeaen Begftnsti-
Ifun^cMi fMlen 8taataprQfung für das land- und forste
wiftacli ch auf jene Studiereuden der HochschtLle fdr
Be4iti<;üivu' wolöhe sich d»-'- ' v - - *- -hrrf
Ifhrptanraäi runden. Es wi >i-
cbsieiiden \^... ^... ... Cummissionen ,,. .. .i..,,,-.,^ ua
an d\*^ iugond-
nlrn. Wo dies
00£ Personal« and Sehnlnotizen.
Staateprüfang ganz nach jenem Ministerial-Erlaase ▼onngeben sein, und
versteht es sich von selbst, dass die Kenntnisse in jenen Gegenständen
der ersten Staatsprüfung, fttr welche Fortgangszengnisse mit «gnter*
Note nicht beigebracht werden können, durch Ablegang der Prftfnng
vor der Staatsprüfnngscommission sa* erproben sind.
Seine k. and k. apost. Majestät haben mit a. h* Entschl. Tom
9. Nov. d. J. a. g. za genehmigen geruht, dass, Yorbehaltlich der ver-
fiassangsmäßigen Bewilligang der bezttglichen Mittel mit Be|^n des
Schaljahres 1883/4 ein drittes Staatsgymnasinm in Kr a kau, ein Staats-
üntergymnasium mit bdhm. Unterrichtssprache in Kremsie r, ein Staats-
Kealgymnasiam mit böhm. Unterrichtssprache in S mic ho v errichtet and
das Staats-Untergymnasiam mit deatscher Unterrichtssprache in WeilV-
kirchen zn einem vollständigen Staats -Obergymnasinm erweitert,
femer, dass die untere Abtheilung der Communal-Biealschale inElbogen
als Unterrealschale in die Verwaltung des Staates übernommen werde.
(Min.-Erl. v. 18. Nov. 1882, Z. 19246).
Das Yerordnnngsblatt St. XXH, S. 217 enthält ein Yeneichnis
der für den Unterricht im Freihandzeichnen zulässigen Apparate, Draht-
und Holzmodelle (Min.«£rl. v. 5. Nov. 1882, Z. 16137).
Das Verordnungsblatt St XXIY enthält ein Yeneichnis der in
den Programmen der österr. Gymnasien und Bealschalen für das Schul-
jahr 1881/82 veröffentlichten Abhandlungen.
Personal- und Sehnlnotizen.
Ernennungen (October bis December 1882).
Der Privatdocent an der Wiener Univ., Dr. Alezius Bitter von
Meinong, zum a. o. Prof. der Philosophie an der Univ. in Graz (a. h.
Entschl. V. 14. Oct. 1. J.) ; der Privatdocent und Lehrer am b5hm. Staats- ,
Real- und Obergymn. in Prag, Dr. Anton Rezek, zum a. o. Prof. der
allg. Geschichte an der Univ. mit böhmischer Yortragsspraehe in Prag
(a. h. Entschl. v. 29. Nov. 1. J.).
Der suppl. Prof. der k. k. Akademie der bildenden Künste in
Wien, Edmund Hei im er, zum Prof. der allgemeinen Bildhaaerschule
an der genannten Akademie (a. h. Entschl. v. 8. Nov. 1. J.); derKnpfer-
stecher Johannes Sonnleithner zum Prot der Kupferstecherei an der
k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien (a. h. Entsohl, vom
18. Nov. 1. J.).
Zum Scriptor der Bibliothek der teebn. Hochschule in Lemberg
der Ausbilfsbeamte dieser Bibliothek, Anton Jakubowski.
Zum Mitgliede der judiciellen ätaatsprüfungscommission in Prag
der Oberlandesfferichtsrath Karl Kratochwile und die Advokaten Dr.
Johann Ruiicka und Dr. Joseph T lisch.
Zum Examinator für class. Philologie bei der k. k. wiss. Gymna-
sialprüfungscommission in Graz der Universitatsprof., Dr. Alois Gold-
bacher.
Zum Mitgliede der Commission zur Abhaltung der II. Staats-
prüfung für das chem.-techn. Fach an der böhmischen techn. Hochschale
in Prag der a. o. Prof. Anton B&lohoubek, zum Mitgliede der Com-
mission für die II. Staatsprüfung aus dem Ingenieurbanfache an der
techn. Hochschule in Wien der ord. Prof. an dieser Anstalt Begierungs-
rath J. G. Schön.
Die Zulassung des Dr. Joseph Bieder lack als Privatdoeant fttr
Kirchenrecht an der theolog. Facultät der Univ. in Innsbruck wurde
genehmigt, desgleichen die Zulassung des Gymnasialprof. Dr. Radolf
und Scholfiotlieti.
Novak als PriTfttdoeent fttr cUse. Philologie an der iihilos, Kic. der
Uni?, mit bohnitscfaer YortmgMpracbe in Prag, des Dr. Fraus KoUdek
liltt PhvatdoceDt ffir math. Physik und df'«^ Dr. Karl Edlen von Rucber
als Privatdoccni für Verwaltunijsj^eüt^tzliUüd** an der techu. Hochsclml«}
in Brrtnn, des Gyninasialprüfessor» Dr, Philipp PanlitgcUko ala Pri-
\Atdocent fär Geographie an der philos, Fac. der Univ. in vv i-ri -if»5
diploroiRrten Architekten an der Lehrkanzel fnr Baukunst W len
von Loew u.U Prifatdocwut filr AiilaL-e und Aiisbati von W' ^ i«:n
au der tcchniüdit^n !l
Privatdoceut für Ge^
Norak als Privatdoout i
mit böhm, V<»Hrai3jitsprftr'i
und de« Dr, MietunLiv i\y rs aU
in Künste und des Dr* Ottomar
<Uli>^ad ao der phUos. Fac. der Univ.
für d.:
r ien ^yurlL•-' ;hilh j u
Drache in Prag^ alift
Die Erwpi* -
Pik und 1
. ii des Dt, Jacob Mino r all Privatdocent
iiUur an der philo». Fac, der Univ. in
'' der Univ. mit deutscher Vortragt-
it.
. ..(... Ji^gcndi dtB Pn>»* « ■ "*^ ■- *Tir Bau-
r Brücken an der techii iiule in
Üliar^, Dr, ilu-. : .-: Kitter von ThulUe, tu.
phlscbeii Statik wurde bestätigt.
dör gra-
Der Weltpriester und Prof an der theolog. Geotrant^hranitAlt
in Göri, Dr. Johann Flapp, tum Miti^lrede dea Landotiscbulrathes fftr
Görz nnd Gradisc;* auf die restliche Dauer der gegenwärtigen Function«-
I»eriüde (a ' til. v. 15 Nov, l. J.).
Zu AI ii de* Krainer Landesschulrathcs für die nUchst»*
wchijri* ' - ' der Ebrendomherr Dr. Lcunbard Klotu-
far, 'I f. ThoToah Zupan . der Director der Ol^er-
ri*alachu*^ it.h Dr. Johann jlrhal. und der OLwrlehnsr
dt'r L 8ta<t' otkHschule daaelbst, Andrea« Prapotnik (a. b.
Kntaohl v. 1 J.\
Der Dirccu»r - nie Im 2. Bezirke von Wien, Dr. Jnl.
i^pingler tnm Lati ör (a. h. Ent^cbl v. iJi. Oct h J*),
Zum ^r\> M. UclijjiofiJilohrcr am Gymn. In CatUro der
Wcltpriestrr Öt , .rjcn, zum Lehrer am Real- und Oborgymn»
zu Brody d<*r Prjtf-jct in «tur k, k. tb^'resiauischf'n AkadtTni«? in Wien,
J^^baph CLlotiek^ zum atlfini^en HeUtrionslehrer am 8taatsgymo. im
IL Böxirko von Wien der Prieuter Vinwnt Haramorleund üum wirkÜ
Ivifügionötehrer am i>taatagvmn. bei 8t, Hyacinth in Krakaa der »uppl
B^rligionsh^l ■-' ' ^^" tM..^..T Anstalt, Adalbert Sicdlecki.
Zun r au dr^r li^^aUebnto in Rofereto der Snppleut
an dieser i\ mnn Ctifj^int.
Im ^tudicujahTu 18^1/2 t^'eprQftu Lvbranitacandidatea:
Von
ehe l
riiifar. J . .
Wilhelm KDk2
Clemenä Xard»-
t'^- OG. i^rg.)« Lasiuiir iiuara
A ^ner (deutsch); claa? Philoloj^i*'
(di»ttt4»di^, Alexander Potrovi^
dentHebo Spraehit OG., claaüi. 1
K ' ' ' '' • h) \ doal '
h Karl K
hfl. riluiA .-"iriiiri (urutaeh)» dcttt»« iiv ».t'J'i
s. Gyninasialprürun^scomnitiuiion In Innsbruck;
Karl Ka6i»r, Kram Leiter, Budolf Ptlh»
ir.T Jnii&tin 1'riiMi. iiiiu) Jakob Keller,
Kicbard Adanii,
May er (dout»cb) :
linand Grogar,
ta»i*» Bald^niair
1 )•
ph
r. urnuani
Obwarier ,
.... «V ): Wilhelm
964 Personal- und Schalaotiien.
Ehrer, Franz Metzler (deatsoh); ital. Sprache OG., class. Philologie
UG.: Anton Fabian i (ital.); ital. Sprache OG. (Erw.): Dr. Johana
Jalg (ital.); philos. Propädeatik (Erw.): Heinrich Offer (deatsch);
Geschichte und Geographie OG. : Eduard Katschthaler, Joseph P a-
tigler (deutsch); Joseph Damian (deutsch und ital.) (£r^.): Geschichte
und Geographie UG.: Öimon Prem (deutsch); Naturgeschichte GG., Ma-
thematik und Physik UG.: P. Bernhard Wagner (deutsch).
Von der k. k. wiss. Gymnasialprüfungscömmission in Gzemowits :
class. Philologie: OG. (Erw.): Friedrich Jenkner (deutsch); poln.
Sprache OG. (Ere): Ludwig Kossowicz (poln.); Geschichte und Geo-
graphie GG.: Adolf Buch er, Julius Mi kl au (deutsch), Franz Gu-
towski (deutsch und poln.), Geschichte und Geographie UG. : Julius
Herzog (deutsch); Mathematik und Physik OG.: Dr. Alois Biedl
(deutsch); Naturgeschichte OG., Mathematik und Physik UG.: Joseph
Frank (deutsch), Dr. Anton Jaworowski (deutsch und poln.).
Von der k. k. wiss. Gymnasialprfifun^commission in Erakau«
class. Philologie OG. : Peter Cetnarowski (Erg. ), Joseph Kosak
Premislaus Niementowski (poln.), Jobann Terladzi^ski (poln. und
deutsch); class. Philologie UG.: Ignaz Krzyszkowski (poln. und
deutsch); poln. Sprache OG. (Erg.), deutsche Sprache UG. (Erw.): Frans
Eui^niar, Karl Bupik (poln. und deutsch); deutsche Sprache OG.
(Erg.): Eusebius Szajdzicki (poln. und deutsch); Geschichte und Geo-
graphie GG.: Jobann Leniek, Ignaz Rychlik und (Erg.) Albert Ga-
siorowski (poln.); Mathematik und Physik GG.: Ludwig Mikufa und
(Erg.) SeFerin Sokalski (poln.); Naturgeschichte OG.: Sigismund Mo-
rawski (Erg.) (poln. und deutsch), August Mroczkowski (poln.).
Von der k. k. wiss. Realschulprüfungscommission in Wien :
Franz. und engl. Sprache OB.: Johann Danek, Eduard Krämer, Ale-
xander Winkler (deutsch); Franz. Sprache OB., deutsche Sprache ÜB.:
Anton Zaharner (deutsch, slov., ital.), Jobann Sturm (deutsch);
deutsche und franz. Sprache OB.: Joseph Adametz, Victor Dworzak,
Georg Weitzenböck (deutsch); deutsche und engl. Sprache OB.:
Julius Seifert (deutsch); deutsche und ital. Sprache: Victor Slop de
Ladenberg (deutsch und ital.); deutsche Sprache, Geschichte und Geo-
graphie OB.: Franz Babsch. Cornel Proschko, Adolf Waneck
(deutsch); deutsche Sprache OB., Geschichte und Geographie: Dr. Edu-
ard Adamek (deutsch); deutsche Sprache OB.: Dago^rt Beintrexler,
Victor Beranek, Baimund Halaschka, Moriz Husserl (deutsch);
Sech, und franz. Sprache OB.: Ignaz Smyöka (deutsch und öech.);
poln. Sprache OB., Mathematik ÜB.: Julian Ff^fara (deutsch und poln.);
poln. Sprache OB. (Erg.): Johann Novak (deusch und poln.); Geographie
OB. (Erw.); Eduard Hackel (deutsch); Mathematik und darst. Geo«
metrie OB.: Adolf Ameseder, Theodor Schmid, Joseph Zei dl er
(deutsch); Mathematik OB., darst. Geometrie ÜB.: Friedrich ßrichze,
Johann Hadaszczok (deutsch), Johann Stancorich (ital. und serbo-
croat.); Mathematik OB. (Erg.) ; Emerich Kiemann (deutsch); darst.
Geometrie OB., Mathematik UR: Anton Hofbauer, Franz .heller,
Ignaz Stark (deutsch); darst. Geometrie OB. (Erw.): Alfons Medriti er
(deutsch); Mathematik und Physik OB.: Adalbert Böhm, Abraham
Jankl, Simon Landau, Max Mandl, Johann Pitsch (deutsch), Vin-
cenz Smirkini5 (ital. und serbo-croat.) ; Mathematik OB., Physik ÜB. :
Adam Otto, Ladislaus Gwiazdomorski (deutsch) ; Physik ÜB. (Erw.) :
Joseph Ten schert (deutsch); Mathematik OB., Chemie UR: Karl
Beich (deutsch); Chemie und Naturgeschichte OB.: Leopold Erb,
Eugen Medritzer (deutsch); Chemie OB., Naturgeschichte UR: Joh.
Lacin^ (£echO, Franz Swoboda (deutsch); Chemie und Mathematik
ÜB.: Adalbert Ko CO urek (deutsch und öech.); Natorgeachiebte md
Geographie OB. : Johann Commenda, Anton .Kraus (deutseb); Na-
Fer»oti&l- ttüd Sebuluotiieti«
»06
turgeschichte GR., Physik CR ; L<fo FietUer (deuUch)i NaturgescbicUte
und Cbeiiiio OR.: Johann Rippel (d^uUch); Natini'r'sr]iu'lit*> OR , Che-
miG ÜR. : Akxttnder Weinberg (deutsch) ; f »-
dellJeren: Ludwig Schmidt (deüUch); hi [<h
Gärtiner, Karl GrAf, Arthur H^sae, Joveph Schober, Ji^imim
WtttsEek, Anton Riedel, dann Johann Pinkaw* (Erg.) (ȟmiotlich
deQt»cb){ Mathau« Oeinbrecicli (deutsch und iM.), Ak^iander Pavr-
ijiuorld (BerbO'Croat ); HoAdelfwisAenschaiUtn t Rudolf Tut^chek
(deuUoh).
Von der k. k. wist, Re&bcbulprafuQfrscommisflioD in Fmg:
Ecgl Sr '■ ^>R., deutsch -— --h'.^ ÜR.: Ludwig Scharf, Dr. Karl
Weist" ilrÄ(da)T Sprache GH.: Fr. H übler (deutach);
deutöcbij . v •■— ' *''' '' "^^' t ■ — ^ i*- Jö8' Pf i b i k (deutacU und ftecli. ) j
deutsche Sprache i R. Br&nioTsk^ (deutacb) ; dech . und frarii«
Sprache < Ml. : Au <^ oTik (^cb,). cech. Sprache üR.. .LulMho
iipraebe UR. : Jaroeia? c e c h , Frana H n i li^ k a (öecb. uii i u
Geographie und (je«chicbte GR.: Joseph Weger <6«ch.)» ^i »^
and darst. Geometrie GR.: Ludwig Burovanak^, Emanuei O^ijka^
Joaeph Ehrenberger« Udalrich 8i5kerka (öech.), Kar) KoinzAk;
Joaepb Steinbrenner, Joseph Vitiäelc» Franz Wilhelm (deutsch)
d^nt. Geom. GR., ilathcmatik ÜB.: Rudolf Blaiok. Wilbem Kokl
Wenxel Wacha (deutsch); Mathematik und Physik OR*i Emil Freund,
Alfred RpiniBch, Stephan Riedel, Karl Zickler (deutsch); Mathr^
matik uR , Physik UR.: Eduard Pr
ZÄvesky (Crcli.) (Erw); Math cm fit i
(öecli.); Matb*?matik OV. - k'irl lu
Jaroela? Frengl» F«
Physik OR. (Erw): Fr
bert Jiivfirok (<?ecb); Cht?miü Uli ,
(deutsch); Jobafin Viclavi^ek {litc
tR,t Karl Cernf, Bohdau Erben C*iecü-)i Gi
Nattirgeachichtfi i>tL, piiv^tik HR,: Georg Bro
scbicht« ÜR. ' '' " " '
2JodelIi«rcn :
hch^ ' •'
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J^-r- :-:-^--^^- .- -•■■■■•-^
Goatav Rotbbanm i
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Fraii z J c u i t: h l ti . Joseph K .
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Von der k. k, F '
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Alou Horoot» Johann ^
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mie OR: Karl Lukas
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1; 1'!; ; W;[i, »ir :
u^tav Pciidr
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: -' m und
., ^iiihichte
( deutsch};
Natur ge-
ll lind
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minis.^ion fttr d.i.s
Gjmn.
Lehramt des Turnens
Wien. Für Mittel*
r, Friedrich HiitU^
iMjbtrt Murawotz, Joseph
: Karl Fechter Meut«cb).
dai Lehramt der Steno*
Ff ist, Alüiä Fivcber
V'ucba, Nttt' r H h-
L n n a b a u 1 ;
^«. * .f«u2 LüDg liin
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August W ei rieh fdc
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Frnliwirth. J'
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Victur G 010 per i-
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fTir da^ Li'lsrarnt <.\ v Mtuik ati
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1 Lüann Vtifgeincr^
,iel: Samuel Mark*
i c 1 , Lliao ß r a n d l , Johanna
Putttar-Coaenia, Maria
lor. Anton Forka ideut^tch);
^aa, Joseph Garte lg ruh er,
Anialia K 1 e tt L Helene K o 1 ii o.
96S Personal- und Scbalnotiseu.
Adele Mandlick, Joseph Pollak, Regina Mayer, Joseph Pollak,
Sabine Reitzes, Joseph Stiasny, Anna Edle von Strassgi (deatsch).
Zum Hanptlehrer an der Lehrerinnenbildnnffsanstalt in Ragosa
der prov. Lehrer am Realgymn. in Serajewo, Joseph Möhr, zum Übnngs-
schallehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Royereto der Übungsschal-
nnterlehrer an derselben Lehranstalt Gaetano Bilagher, zur wirkL
Unterlehrerin an der Übunesscbale der Lehrerinnen bildungsanstalt in
Troppau die prov. Übnngsscuulunterlehrerin, Marie Ernlich, zum Re-
ligionslehrer an der Lehrerbildungsanstalt in Capodistria der Cooperator
in Dolina, Franz Panpur, zum Übungssehnllenrer an der Lehrerbil-
dungsanstalt in Wien der Volksschnllehrer in Linz, Karl Gloning,
zur wirkl. Kindergärtnerin an der deutschen Lehrerimienbildnngsanstiut
in Prag die protr.^inderg&rtnerin daselbst, Gabriele T seh 6p.
Zum wirkl. Lehrer für Chemie und Mathematik an der Staats-
gewerbeschnle in Wien unter gleichzeitiger Zuerkennung des Professors-
titels der Supplent dieser Fächer an der genannten Anstalt, Joseph
Eder; zum Fachvoratande der chem.-techn. Abtheilung an der gewero-
lich-techn. Akademie in Krakau der Prof. der allg. Chemie daselbst,
Dr. Ernst Bandrowski, und zum Lehrer der ehem. Technologie an der
Sedachten Lehranstalt der Leiter der ehem. Produktenfabrik in Wiener
feustadt, Gustav Steingrabe r.
Auszeichnungen erhielten:
Der ord. Prof. des Strafrechtes an der Univ. in Graz Dr. Ignaz
Keubauer anlässlich der fiber sein Ansuchen erfolgten Versetzung in
den bleibenden Ruhestand in Anerkennung seiner vieljährigen verdienst-
lichen Wirksamkeit den Titel eines Regierungsrathes (a. h. Entschl. ▼.
2. Oct. 1. J.).
Der Prof. der Akademie der bildenden Künste in Wien Karl Ritter
von Blaas, anlässlich seiner auf eigenes Ansuchen erfolpften Versetzung
in den bleibenden Ruhestand in Anerkennung seines vie^ährigen her-
vorragenden lehramtlichen und kfinstlerischen Wirkens den Titel und
Charakter eines Regierungsrathes (a. h. Entschl. v. 14. Oct. 1. J.).
Der Privatdocent an der medicin. Fac. der Univ. in Prag, Dr.
Theodor Petifina, in Anerkennung seines ersprießlichen Wirkens im
Lehranite den Titel eines a. o. Universitätsprofessors (a. h. Entschl. v.
20. Oct. l. J.).
Der Prof. an der theol. Diöcesan -Lehranstalt in Laibach, Ehren-
domherr Dr. Leonhard Klofutar, in Anerkennung seines vieyährigen,
sehr verdienstlichen Wirkens das Ritterkreuz des Franz Josephordens
(a. h. Entschl. v. 24. Oct. l. J.).
Der Religionslehrer im Ruhestande, Anton Le w an dowski, wurde
zum Domherrn des erzbischöflichen Domcapitels rit. arm« in Lemberg
ernannt (a. h. Entschl. v. 27. Oct. 1. J.).
Der ord. Prof. des österr. Strafrechtes und der Rechtsphilosophie
an der Univ. mit deutscher Vortragssprache in Prag, Dr. Friedrieh
Rulf, in Anerkennung seiner viel jährigen vorzüglichen Wirksamkeit im
Lehramte und in der Wissenschaft den Titel eines Regierungsrathes (a.
h. Entschl. v. 5. Nov. l. J.).
Der Prof. an der Lehrerbildungsanstalt in Linz, Joseph Sadtler,
anlässlich seiner Versetzung in den bleibenden Ruhestand in Anerkennung
seines vieljährigen vorzüglichen Wirkens im Lehramte das goldene Ver-
dienstkreuz mit der Krone (a. h. Entschl. v. 18. Nov. 1. J.).
Aus Anlass der ersten internationalen Kunstausstellung in Wien
wurden den nachbenannten Angehörigen auswärtiger Staaten als Ansaeioh-
nungen verliehen: der Orden der eisernen Krone III. Clasae dem Bildbaner
Lorenz Gedon in München; das Comthurkreuz des Franc Josephordeoa
mit dem Sterne: dem Prof. Andreas Achenbach, fiaaptronNSand der
Personsl- UBd Scbulnotuen, fW
allgemeinen deatsclien KonDiffenaflaefischaft tn Daa^eldorf, d^m Maler
L^n Bon na t. menibre de l In«tHut in Paris, dem G<»orgi*8 La fe-
ilet tre, in^peicU^ur de beaai arU et Ci*mmiäüaire gän^ral des exposi-
tiont in Paris, dem J. de Rouge, k^^n, Eathe am Cassations böfe in
ßrüßßel; diis Cumthurkreux des Fran£ Josephordens : d«m Prof, Karl
Becker in B^^H'^ i.*m Maler Heinrich Deiters in Dünaeldorf, dem
Ilaler und K r Claadt» Oaillard in Paris, dem Prof. W:l-
beim Geiitz . i i ; u. dem Maler Julca LefHb?ro in Pirls <L»ni Ar-
chitekten Victor U 0 p r i c h - R 0 b e r t in Paria and dem v
Ttibino, i^ecretlLr und Mitglied der kön. Afcadf^mfn der t«
in Madrid; da£ Bttterkreux den Franx So- i> r;i iiipUftcl C b a-
con in Madrid, dem Henri iiindicelli, im i\hMustürium tWr
schöne Konnte in Pari*, dem Maler Karl UatUiv Jltjllquiat in 8t*>ck-
bolra, dem Maler und Inspector am kern. Theater tu Kopenhagen Pietro
Köbke-Kruhu, dem MaU r Victor Ltigye in Autwer|.»en, dem Maler
Müller-Morton in Cbri^tiania, dem Maler J. Robie in Brllssel und
dem Maler Edmond de Seh am pbo leer in Brüssel (a» h, Ent^L t.
12. üct. 1. J.),
VtH A nlisi! .l»^r»'r»»ten interoationalen Kunstausatellonp' \ri Wi^ti wiir,|<9
vet Akademiederbildenden Kunstein W n
An. 'T eisemexi Krone HL Clik^sr» uiid
iDund 1 AN «tu and da» RitterkreoK den Fr ua (a. h.
EntBcbL V, 17» Oct L J.); dem Österr. Staatsaii, Jor Eduaid
Cbarlemont in Parin, das Ritterkreuz des FraQ4 JuA^jpLardeus (a. h*
BntfichL T. 4. Dec. L J.); endlich wurde dem Präsidenten der Commi«*^ion
der Aufstellung Edmuad Grufen Zieh/ von ViaonjkeÖ» s^
nannten Conimisdion aelbi^t die a, b. A n erkenn uofi' ihrer bing^i n
und erfolgreichen Tbatigkeit ausgesprochen (a h, Entschl. y. 17. vi.:i. \. j,h
Der Secretär der Genossenschaft der bildenden KQoätler in Wien,
Karl WalZf in Anerkennung &eineä pflichteifrigen und gemeinnützigeii
Wirkens den Titel eines kaiacAiclieo Raibet (a. h. KntscbU v. n> Oot 1. J.)*
N e k r 0 1 0 g i e.
(September bit December).
Am 15. September L J, in Lciiaig der a. o. Prof, an der philoi*
Fac der Univ. und Oberlehrer an der Realschule 1 ' " : t.
Dr. Otto Deutsch , Begründer und Leiter der / i
Weittbeilcn*, aU Schriftsteller anf dem Gebiete drr u nocu-
verdient, 61 J. alt.
Am 16. September l ^ '" A'^cot-Priorei, Dr. K. ^'»»^i-i
Pusej, früher Prof, des H i am Christ-Cburcb
gfünder der nach ihm beiu , _ wcgung in der eii^^ :_ : -
kiicbc bekannt, 83 J. alt
Am 22. September 1. J. der Pastor der cvang. Gemeinde io Warschau,
Leo|>old Otto, ein gescbfttster Kanselredner tina Schriftsteller auf kirch-
lichem Gebiete, 6^ J. alt.
Am 26. September 1. J. in GtUtingen der geh. Medicinalrath und
Prof, an der Univ. in G5ttingcu, Dr. Friedrich WÖhler, ein berühmter
Cbemikor. 82 J. alt.
Am 26. September L J. in Leitmeritz der kais. Rath und einer.
Prof. der Lch--^ ■'->'—«•'-*-** '" ^'ntmeritx, Joseph D. Manier, um
das rtiterr. \ ungswaaen verdient, T4 J. alt
Atrj -^ iTiL'*»n il<»r üniv,-Prof. 8u Dt in Kr-
langnn, logie, Dr. Johann Jucob
Hersog ir protest Theologie und
Kirche, VT J. alt, in Krefeld der" gewbitate Undschaftsmaler Adolf
H5ningbauip 71 J. alt and in Erixen der Prot an der Konslakadtmie
in Mflnchen, Adolf Li er, ein »uifiMlellJidter Landichaftstnakr, 55 J. alt
008 Nekrologie.
Im September 1. J. in London der ansgeieichnete Kenner des Völker*
rechtes, Montaffue Bernard, bis 1874 Prof. an der UnW. Oxford, 62 J.
alt, in Wien der tüchtige Aqnarelli^ortraitmaler, Alois ton Anreite r,
ein geborner Tiroler, 79 J. alt^ und in Florens der gefeierte Maler Lnigi
Biagi.
Am 1. October 1. J. in Paris, Jules Noriac, Verf. Ton Bomanen
und Bühnenstücken, 55 J. alt, in Döbling der Yolksscbaldirector, Bezirks«
schulrath und Director der Gremial-Handels-Fachschnle, Moriz Rodler,
ein sehr verdienter Schulmann, 52 J. alt.
Am 2. October L J. in Altona der treffiiehe Thior- und Stilleben*
maier, Johann Friedrich Andreas Heime rdinger^ 65 J. alt.'
Am 5. October 1. J. in München der Director der Eof- und Staats-
bibliothek und emer. ord. Prof. der class. Philologie an der Univ. daselbst,
Dr. Karl von Halm, als Lehrer und Forscher hochverdient und gefeiert,
73 J. alt
Am 6. October 1. J. in Boeskilde der bekannte Marinemaler,
Prof. V. Melbye.
Am 9. October 1. J. in Hermannstadt der k. k. Oberst a. D.,
Michael Gustav Dietrich von Hermannsthal, durch seine Arbeit 'Unter
Österreichs Doppeladler* bekannt, 64 J^ ilL
Am 12. October 1. J. in Berlin der Prof. an der dortigen Kunst-
akademie, Adolf Eybel, als Geschiohts- und Thiennaler geschätzt,
74 J. alt und in Schwabarg bei München der emer. Prof. der Architektur
an der Prager Kunstakademie, Bernhard Grueber, 76 J. alt.
Am 13. October L J. der frühere Director des kath. Gymnasiums
in Breslau, zuletzt Provinzialschulrath. Dr. Anton Joseph Beisacker,
durch seine Arbeiten über Lucrez verdient, 61 J. alt.
Am 16. October 1. J. der rühmlich bekannte Sanskritforscher Dr.
Arthur Burneil, Yeti der Elements of South Lidian Palaeographie,
42 J. alt
Am 17. Oct. 1. J. in Paris der ehemalige fhmz. Gesandte in
Athen und Stockholm, Graf von Gobi ne au, Verf. historischer und
philosophischer Werke, 66 J. alt.
Am 20. October 1. J. in Berlin der berühmte Kupferstecher, Eduard
Mandel, 73 J. alt
Am 21. Oct. l. J. in Berlin der geschätzte Historien* und Por-
traitmaler, Julius Jakob, 72 J. alt und in Tetschen Dr. Johann Sniel-
mann, Verf. eines trefflichen Werkes über Geisteskrankheiten, 61 S. alt.
Am 22. October l. J. in Pest der hervorragende ungarische Dichter,
Johann Arany, 65 J. alt.
Am 23. October 1. J. in Kopenhagen der deutsche Schriftsteller,
Edmund Lobedanz, als Verf. ^n Dramen, Bomanen, Novellen, na-
mentlich aber als geschmackvoller Übersetzer bekannt, 62 J. alt, in Kopen-
hagen der Prof. der Zoologie an der dortis^en Univ., J. Th. Reinhardt,
ein geschätzter Ornithologe, 66 J. alt und in Wien der k. k. Bergrath
Heinr. Wolf, um die Wieaergewinnung der Teplitzer Thermen verdient,
57 J. alt.
Am 24. October l. J. in Prag der hervorragende lyrische und
epische Dichter, Hofrath Karl Egon Ritter von Ebert, 81 J. alt
Am 26. October l. J. in Wien der frühere Yicepräsident der anglo-
österr. Bank, Karl Mayer von Also-Bussbach, als volkswirtschaft-
licher Schriftsteller bekannt, 67 J. alt und in Bonn der Prof. an der
medicin. Fac. der Univ., Dr. Franz Obernier.
Am 28. October 1. J. in Darmstadt der Inspector der groiSherzog-
liehen Gemäldegalerie, Prof. Rudolf Hof mann.
Am 30. October 1. J. in Graz der bekannte Musikgelehrte , Gustav
Nottebohm, durch seine Forschungen über Mozart und Beethoven be-
kannt, 65 J. alt
Nekrologie. BW
JÄiiie OctoUer }. J. in Wio«bädeD Prof. Dr. Hermann Joseph Alois
Körner, durch adn« Betheiligang an der KoDjfe'dcben B^wcgtmg be-
kinnt, Verf. pbiloaoph beber SchrifUii. 78 J. ult.
im October L J, Dr. von Monckbofon« der sieb durcb An-
wendung der Photo^r&pbie in der Astronomie verdient niAcbte, 48 J. alt,
and in Neapel der Prot an der OnJT, in Neapel, Dr. Marino P a l m i e r i,
33 J. alt
Am 6. November L J. in Bonn der or<t Prof. der Zoologie an
der Üair. in Bonn, geh. H -i^th Dr* Frans Hermann Troscbol.
Am 7. November in . die Begründerin und Vorsteherin
•des Viktoria-Lyceuma in Remu, mis** Archer, und in Dresden der Prof.
und ijäleriedtrector a. D,^ Dr. .Tuliuü Hfibuer^ einer der bedeutendsten
dcrutscben Historienmaler, 16 J. alt.
Am 10, November l. J. in Dresden der frühere Director des Volg-
mann'acheii Ingtitotes für Knaben in Dresden, Dr ChriBtian Friedrich
Krause I ein geachteter Scbnimann» 79 J. alt
Am 11. November L J. in MQncben der ord. Prof. der Mincralogit
«vn der dortigen Univ., Gebeimrath l>r. Franz Ritter von Kobell, i^la
Oelebrter und Dichter, auch durch ^eine liebe n$wIlrdig*>Q Dialektdicb*
langen weithin bekannt 79 J. alt, in Berlin der gescbätxte Orcbester-
tmd Kammercomponist, Karl Lübr&, 58 3. alt und in LOttich der Prof.
den rOmiBchen Bechtes an der Univ. (laselb«t M. Maini, 90 J. aU.
Am 14- November L J. in Zürich der Prof. am Polytecbnicum
daoelbst Johann Uottfried Kinkel, als Dichter und Eunfithiaton ker
bekann tt ^7 J. alt.
Am 16. November 1. J. in Wien der Mn«ikschrift« teuer and Prof.
der Musikgt! schichte am Wiener Conaervatorinm, Kitrl Eduard Seh eile,
66 J. alt.
Am 17. November 1. J. in Agram der bekannte iftdelavii^hti Phi-
lolog, Georg DaniMd. Verf. des von der sQdslariecben Akademie her*
Actagegebenen groüen aerbo-croatischen Wörterbncbes.
Am 20. November L J. der frühere Prof. der Astronomie an der
tJniT^ in UpsbIa. Gustav Spanberg, 80 J. alt.
Am z6. November 1. J. in Frankfurt a. M. der geniale Dichter
des 'Scbenkenbuehes' und der 'Bbeingauer Fresken*, Dr. Friedriob
Hörn f eck.
Am dO. November 1. J. in Gotba der geheime Oberschutratb, Vor-
stand des MmMums und Director dee Gymnasium Ernestinum daselbst,
Dr. J. H. Msirq 11 tirdt. dnrc)i ^»'iü nitt Vh }thm\\i\H&n herau(»gegebenea
Handbuch <] t. 70 J. alt
Im ^ , itat Afrikaroisende
und Zoologie Marchtfae Uvu^j. Autiuon, m Du^^ddorf der Landschafts-
maler Eduard Pogt, 55 J. alt, in Japan der namhafte japani.Hche Alter-
thumsfors^her, Ninagawa Noritaiie. in New- York der Prof, der Phj-
ttiologio an dei dortigen Univ,, Henry Draper, und in Kensiogton bei
London der MtiaikaciiriftsteUer Karl Engel, Verf. des Werke« ftber die
Moiik der iltMten V&lker, besonders der Ägvpt4?r. Hebrier aod Assyter,
64 J. lU,
Am 3. DecMuber L J. In Nürnberg der stidtiscbe Archivar
und fröheie Kector des Gv""' ^" XinnL. r,' Dr. Georg Loekner, durch
itiot Arbeiten Ober die G < It bekannt Hö J. alt
Am 4 Decrmber l .< tK^kannte Landsebaftsmaler,
Hans Beckmann, 74 J. alt
Am il D^^ffTnbfr l. J, in i der berühmte Embryologe, Ge-
beimrath Dr r Ludwig Wilht-lm von Bischoff, Prof. der Ana-
tomie und f an d^r öniv, in München h D.. 75 J. alt und
liM' ' - • ' ' rilaoc, 71 J. alt
Ufi :^ün6seiacbeu Po-
1)W
IV.U1.J«! uiiin
in. ^Ml^^-^^ t. ;• « ui.' f , Hj^ ^^u4;ivMiimiiH rif'o utrageod!, 63 J. alt
970 Bekanntmachung«
Am 7. December 1. J. in London der beliebte Boman schriftsteiler,
Anthony Trollope, 67 J. alt, in Wien der Elektriker Karl Winter^
durch seine elektrischen Apparate weithin bekannt, nnd in Graz der em»
Prof. an der dortigen Univ. und Director des Irrenhauses, Dr. Franz
Köstel, 71 J. alt
Am 8. December 1. J. in Gotha der Ministerialdirector K. F.
S am wer, durch seine Schriften Über das Staatsrecht von Schleswig-
Holstein bekannt, G3 J. alt.
Am 9. December L J. in Frankfurt a. M. der heriogl. Anhaltische
Kapellmeister, Jean Baptiste Andrö, durch seine instruäiven Klavier-
werke bekannt, 59 J. alt, und in Leipzig der frühere Prof. an der medic.
Fac. der dortigen Univ., Staatsrath Dr. Friedrich A. BrauelL
Am 11. December 1. J. in Rom Don Michelangelo Caätani Henog'
von Sermoneta, Fürst von Tegno, durch seine archäologischen For-
schungen bekannt, 68 J. alt.
Am 13. December 1. J. in Badapest der Prof. der Ästhetik an der
dortigen Univ., August Greguß, 57 J. alt.
Am 14. December 1. J. in München der Prof. der Geburtshilfe an
der dortigen Univ., Hof- und Obermedicinalrath, Dr. Wilhelm Friedrich
Karl von Heck er, 54 J. alt, und in Paris Frau Karoline Jaubert,
Schwester des Grafen d'Alton-Shee, die vor zwei Jahren ihre 'Erinne-
rungen' (über die Regierung Louis Philipp's und das zweite Kaiserreich)
herausgegeben hat.
Am 16. December 1. J. in Marburg der Prof. an der medic Fac.
der dortigen Univ., Dr. F. W. ßcneke, der Schöpfer des Kinderho-
spizes auf Nordernej, und in Oberhollabrunn der Lehrer am dortigen
Ueal- und Ober^mn., Victor Schmidbauer, 28 J. alt
Im December 1. J. in Berlin der Oberst z. D., Dr. Brandt, aU
Militärschriftstellor bekannt, 60 J. alt, in Leipzig der geschätzte Bild-
hauer, J. Friedrich Funk, 79 J. alt, auf Schloss Wochendorf am Neckar
in Würtemberg Reichsfreihorr Hans Karl von Ow, als unermüdlicher
Pfleger heimischer Alterthumsknnde verdient, 69 J. alt
Bekanutmachung,
betr. die XXXVU. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner.
Wider Erwiuien litellen sich der AtiBflkhning des in Karlimh« gefkHian BeseUoMM,
im nächsten Jahre die Philol^enTersammlnng in Dessau abinbalten, nnAbenriod-
liche Schwieriffkeiten entgegen. Die Unterzeichneten sehen sich hierdurch sn ihren Be-
dauern gen6thig:t, diese Versammlnng biw Michaelis 1884 zn vertagen, nnd glauben hie-
Ton bereit« gegenwärtig den betheiligten Kreisen Kenntni» geben sa sollen.
Dessan nnd Zerbst, den 20. November 1888.
Das Prtsidinm.
ür. Krflger. O. 8t ier.
Anf Wunsch der Verlagsbuchhandlnnff ron A. Hftlder In Wien theilen wir hier
mit, dass das tou Herrn Prof. H. Kosiol in diesem Jahrgänge 8. 646 besprochaae JPrag«-
bflchlein der lateinischen Syntax" von Herrn Prof. E. Feichtinger in Salsbnrg Terfasat mm»
dem Selbstverläge des Ver^ in den der Verlagsbuchhandlung von A. Holder lkbtif«g»ng«n
ist und dass auch der zweite Theil in diesem Verlage erscheinea wird.
Die B«dactioii.
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