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Full text of "Zeitschrift für die deutsch-österreichischen Gymnasien"

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ZEITSCHRIFT 

für  die 
Österreichischen 

GYMNASIEN. 


Verantwortliche  Redacteure : 
K.  Tomasohek,  W.  Hartel,  K.  Schenkl. 


Achtundiwaniigster  Jahrgang. 

1877. 


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WIEN. 

Dr«ck  und  VerUfl^  tod  Carl  Gerold*«  Sohn. 


-« '».>i1  M''^. 


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•  •      •   *•* •     •    •••       •       •    •      •      •• 


Inhalt  des  aohtimdzwaixzigsten  Jahrganges 

der 

Zeitschrift  für  die  österreichischen  Gymnasien. 
(1877.) 


Krsf«  AbthellttitK. 

Äbhandl%tngen. 

Svito 
^Trigntnte  eines  Nekrologs  de»  Cistercienser^Stiiles  HaiUgcn  Kreai 

in  Nieder-Oesterreich.  Van  H.  R,  t,  Zeissberg  1— U 

Zt  AriftapbMes  Fröschen  tv.  U7  £,  303,  404  f.  Von  E.  Schenkl 

13—14, 101  u.  loa 

iZn  Utiq!  XXXXI«  15,  L  Von  F.  FanLj  14 

Zn  den  Schollen  der  Odjssee.  Von  M,  Iskrijcki  BS-*  100 

*Bm^r^f4^^  bei  Homer  und  Hesiod.  Von  A,  Bzach  103  u.  103 

IiHiMbe  Beitrige  xu  Linas.  Von  M.  Gitlbaaor  lOS— 105 

,  lf«lriacbe  nnd  9prmohlicbe  Untersuchungen  zu  Musaioa  Me  Hero  et 


li«Andro\  Von 
[1M«T  die  tkhrift 


Bcheindler 
Staate   der 

Von  F.  Panl3 


161-177 
Athener,    Von    F.  a  Rettig 
341^261,  401-^17»  561^588 
IttMfClM  MüMI«n,  Von  r.  Fanly  261  n*  263,  418— 431 

IBIi  migiriMlia  Kjone  und  K6nig  Georg  Ton  Böhmen.  Von  A.  Bach- 
T        nanu  a3l— adS 

i2a  ScduUui.  Von  J.  Huemer  336 

[Sm  Erkl&nin^  von  Ver^.  EeL  VIU,  47^50.  Von  J.  Huenier  421—428 
ibige  mr  Kritik  latanischer  Schriftsteller»  Von  ILPetachcnig 

401-492 

Flwfliym  in  Hör,  ep   II,  1,  133.  Von  J,  N.  Ott  492— 4S*5 

r  Ptolmt&it^hen  Fabel.  Von  V,  Langhans  668^fj03 

Pifttor    "  -       .r  tt   833  E.  Von  J,  Zahlfleiach  608-605 

I  Aristo  I  a  Haeumkor  605—610 

Af^yniiäiiviKik  dea  Valerius  Flaccus,  Von  E.  Karts        610  u*  611 

atiK^ie  Darst^lnng  der  Proportionstropen  bei  Sophocles.  Von 

W.  Ptcs  731-736 

fVtWr  di«  Uoipfi»  am  LechAon  während  des  korinthischen  KneM. 

?«  X  Kohrmüser  736—743 

t  Hai  LlTlu»  im  2L  and  22,  Buche  den  Polybiua  benutzt?  —  IL  DU 
BAdMfialil  dar  Annalen  and  Historien  des  Tacitas*  —  IlL  Zui 
Gannsnia  dea  Tadtoa,  Von  0.  Hirsch feld  i^l— öl6 

Bm  WMffffr»eh#in«n  d#s  in  H  der  HJaB  ersclilaffenen  Pylaimenes 
im  K  ^:  j'^aammtan  daranf  besQgliohen  Lite- 

mtat  Von  Hans  Karl  Be nicken     SSI— 8% 

fipttsuipuiua  uc«  tivpcrciu«*5»  Von  K*  iJchenkl  896— S9d 


ly 

Zweite  Abtheilang. 

Literarische  Anzeigen, 

Seit« 

Apnlei  Madanrensis  opuscula  quae  sunt  de  philosophia  rec.  A. 
Goldbacher.  Wien,  Gerold  1876,  angez.  von  H.  Koziol  747 

Aristophanes,  ausgewählte  Komödien,  erklärt  von  Th.  Kock, 
4.  Bändchen,  Vögel,  2.  Aufl.  Berlin,  Weidmann  1874,  angez. 
von  K.  Holzinger  28 

Aschbach  (J.  R.  v.),  Geschichte  der  Wiener  Universität,  2.  Band 
(die  Wiener  Dni^sitat  und  ihre  HumaniBien  im  Zeitalter  Kaver 
Maximilians  1).  Wiöh,  BraumüHer  1B77,  angez.  von  A.  Hora- 
vfitz  55 

As  coli  (J.  G.)»  La  genesi  dell*  esponento  greco  —  rtno  e  il  rammol* 
limento  delle  tenui  in  %ßSofjLO  e  hydoo.  Rom,  Löscher  1876 
(Deutsch  V.  Merzdorf  in  Cnrtins  Studien  9,  341),  angez.  von 
Schvreizer-Sidler  759 

Babrius,  Fabulanarum  Babrianarum  paraphrasis  Bodleiana  ed.  P. 
Knöll.  Wien,  Holder  1877,  angez.  v.  A.  Rzach  424 

Baenitz  (C),  Lehrbuch  der  Botanik  in  populärer  Darstellung  (Aus- 
gabe B  nach  dem  natürlichen  Svsteme)  für  Gymn.  usw.  Berlin, 
Stubenrauch  1877,  angez.  von  H.  Reichardt  457 

Balcar  (A.),  Die  Politik  Königs  Georg  von  Pod^brad,  Progr.  des 
Gymn.  in  Tescben  1876»  angez.  v.  J.  Loser  th  72 

Bar  de  y  (£.),  Algebraische  Gl^iChangfili  nebst  den  Resultaten  und 
den  Metboden  zu  ihrer  Auflösung.  Leipzig,  Teubner  1876,  angez. 
von  J.  G.  Wallentin  8ö5 

Bartl  (£.),  Die  Cissoide  als  speei eller  Fall  einer  allgemeinen  Gurve, 
Pr(Mnr.  der  1.  deutschen  Oberrealschale  in  Prag  187G,  angez.  von 
J.  S.  Wallentin  218 

Bayerl  (B.)f  Ztr  Geschichte  und  Statistik  des  deutschen  Gymn.  in 
Pilsen,  Progr.  des  deutschen  Gymn.  in  Pilsen  1876,  anges.  von 
J.  Pokorny  215 

Beck  (J.),  Lehrbuch  der  allgemeinen  Geschichte  für  höhere  ünter- 
richtsaoBtalten,  11.  Aufl.  Hannover,  Hahn  1876,  angez.  von  F. 
Krones  187 

Behaghel  (0.),  Die  Modi  im  Heliand.  Paderborn,  Schöningh  1876, 
angez.  von  A.  Schön bach  642 

Bensly  (R.  L.),  TheMissing  Fragment  of  the  Latin  Translation  of 
the  Fourth  Book  of  £zra.  Cambridge,  Univeisit^  Press.  1875, 
angez.  von  h.  183 

Bernays  (M.),  Der  junge  Goethe;  seine  Briefe  und  Dichtungen  von 
1764—1776.  Leipzig  1875,  angez.  von  H.  Lambel  39 

Bernd  (F.),  Zur  Geschichte  det  österr.  Unruhen  von  1608—9  in 
ihrem  Zusammenhange  mit  der  kurpfälzischen  Politik,  Progr. 
der  Oberrealsohule  in  Krems  1877,  angez.  von  J.  Loserth  74 

Bielmavr,  s.  Steck, 

Bin  hack  (F.),  Zusammenhängende  griech.  Uebersetzungsstficke  (das 
Nomen  und  regelmässige  Verbuia  anf  »)•  Amberg,  Habbel  1876, 
anffez.  von  A.  Goldbacher  443 

Bischlnff,  s.  Hoohstetter. 

Blum  (Li),  Grundriss  der  Physik  und  Mechanik.  Leipzig  o.  Heidel« 
berg,  Winter  1876,  angez.  von  J«  G.  Wallentin  286 

Bollmann,  s.  ZippeL 

Bratranek  (F.  Th.),  Nene  Mittheilimgen  ans  J.  W.  von  Goethes 
htadschriftlichem  Nachlasse,  8.  Thefl:  Goethes  Briefwedisel  mit 
den  Gebrüdern  von  Humboldt.  Leipzig,  Brodchans  1876,  luigez. 
von  H.  Lambel  663 


Bf  fickc  iK.V  nrnndxfige  der  Physiologie  und  Systematik  der  SpraeU< 

lauf  !    Wien,  Gerold  1876,  angei   von  H.  Zimmer 

Eoli^  1  N'f^vaca,  Progr.  des  Qym«.  in  Bagufia  1877,  ungez. 

trän  J.  i  k 

Bull«  (CA  '  der  neuesten  Zeit  1815—1871,  2  ßde,  Uiyüg, 

V«it  184 ö,  .uji^cA.  voD  F.  Kroneft 
Caeftar  {C  JOt  t^i^saris  d^i  bello  eivili  eommentani  tres»  erklirt  ton 

A»  DoberenÄ,  4.  Aufl.  Teubner,  teipzig  187G,  &ugei.  vou  L 

Frammcr 
Cflet»r  (C.  J.)  Cat$8&nB  commentÄrÜ  de  bello  eivili,  crklUrt  von  F, 

Kraner^  0,  Aufl.  besotj^  von  F.  Hofmann.  Berlin,   Weid- 

Cii  Un  propter  dialectuu 

.  von  A*  KxacU 
Clia.ltiiti  1  Ub»   l'UWiiid  iiuitivata  iiiUTpicrU*  tbiilcidjo  cum  einsdetB 

csomiBüntÄTio  eJ.  .L  Wrobel.  Leipzig»  Teubner  1876,  antfez,  von 

J.  Möller 
CJlirist  <A.).  Schiclrftal  uiad  Gottheit  bei  Homer   Eine  liomensehe 


Seil» 


130 


13G 


26a 

626 


'    '      '  Wagner  1877,  angex.  von  J.  Zechmeister 

Ci*  t'i8  Imperium  des  Cn.  Fompeius,   erklärt  von 

itl,  besorgt  von  A»  Eberhard.  Leipzig,  Teubner 
' .  P  r  Ä  m  m  e  r  > 

Clc    .    .  ....   ,  -1-  I:-Ii.j^  ^   de  amicitia,  erkl&rt  von  C.  W. 

Naufk.  T,  A  Uli  1875,  an^ex.  von  A*  Siess 

CoisPüJidiato   <J  Mathematik  im  Mittelalter  und 


370 
899 


4er  neueren  Ztii,  Progr.  des  Gymii.  in  Seitenstetten  1876,  angcx* 


vtin  J.  G  Wallontin 
Coffttl  -,  s,  Httackc  und  Eichert. 

Cl^rnr  \hi  Mi^utore  in  Odysgea,  Progr.  des  Qymn.  in  Tar- 

^r   Iskrjycki 
Uli  <  Ton  der  ältesten  Zeit  bis  auf  dos 

i    -     '  2  iiaüden-   Laibach,  YOD  Kkinmayr  und 

von  J.  Loserth 


294 


701 


H:..ii-.-  1.-;; 

AU 
Dxial» 

ins  J*vuUchc  uiui 
i:2^ct    vrm  A.  Vt  o 


totuf 


..  i,i,  i,Nv  1    v  2.  ßd,  Qeschichte  des 
von  F.  Krön  es 

jtzen  aas  dem  Griech. 

2  Theiie.  Breslau,  Gosohorskj  1876, 

il'  i\^   und  sein  Sprach^btauch  im 
31    \in\    Progr.  de»  Stadtgyron.   zu 

r  alrtu   Uneben  Landschaft,   Progfr* 
J.  Loserth 
i  ftr  die  erste  Classe 

,   i*-.^v*   ic. .»  aages.  von  P.  No* 


410 


851 


Scliulii 


F9rtttr  ,".,. 
fwifn'^iMfff 


rbucb    XU    den  Lebdnabeschreibanffen  des 
L  Breslau,  Kern,  anges.  Tön  H.  Koziol  907 
i?en    Ober   das  Gedieht  von  8t  Oswald. 
*QZ.  von  A-  Sch5nbach  Ö21 

]nd  elementare  Stereoinetrie,  4.  AnfL 
■i,  ron  J,  G.  Wall  entin  68Ä 

dli  0  peifektivn^ch  a  imper- 
uo,  Progr.  des  Gymn,  in  K&nig* 
nard 
i<  u^  t?§l>ees,  altfriLntdsi scher  Aben* 
Eatk,  Kiemeyer  1H77,  angez.  von  A*  Mussafia 


|ji    VIP  »im«  r- 


145 
197 


Yl 

Seite 

Frey  (EL),  AMchylnsstudien.  Schaffhansen ,  Baden  1875,  angez.  von 
F.  Kviöala  4% 

Fnmi  (£.  G.).  Sulla  förmazione  latina  del  preterito  e  futoro  imper- 
fetü.  Mailand  1876,  angez.  von  Schweizer-Sidler  751 

Gebaner  (J.)»  Uvedenl  do  mlnvnice  ieskä  (Einleitung  in  die  böh- 
mische Grammatik).  Prag  1876,  angez.  von  F.  Pmsik  923 

G  ei  ff  er  (L.),  Die  Brienammlnne  Johannes  Beuchlin's,  Bibliothek  des 
ut  Vereines  in  Stattgart  (Bd.  CXXVI),  angez.  von  A.  Hora- 
witz  50 

Götzinger  (M.  W.),  Deutsche  Dichter,  5.  Aufl.  bearbeitet  von  E. 
Götzinger,  2  Bde.  Aarau,  Sauerländer  187^,  angez.  von  E. 
Tomaschek  279 

Gombert,  Bemerkungen  und  Ergänzungen  zu  Weigand*s  deutschem 
Wörterbuche,  Progr.  des  Gymn.  zu  Gross-Strehlitz  1876,  angez. 
von  A.  Schönbach  704 

Gott  seh  ick  (A.  F.),  Griech.  Lesebuch  fQr  untere  und  mittlere  Gym- 
nasialclassen,  7.  Aufl.  besorgt  von  B.  Gottschick.  Berlin,  Gärt- 
ner 1876^  angez.  von  A.  Goldbacher  444 

Gott  schick  (A.  F.),  Griech.  Vocabularium,  4.  Aufl.  besorgt  von  R. 
Gottschick.  Berlin,  Gärtner  1876,  angez.  von  A.  Goldba- 
cher 444 

GraczyÄski  (AOi  Pot^i  dwumiamu,  Progr.  des  Gymn.  in  Wado- 
wice  1876,  angez.  von  F.  Kolaöek  216 

Grimm  (A.),  lieber  die  politische  Dichtung  Walthers  von  der  Vogel- 
weide. Schwerin  1876,  angez.  von  E.  Wackern  eil  659 

Grub  er  (J.),  Das  Bechnen  mit  unvollständigen  Decimalbrüchen, 
Progr.  der  Realschule  in  Laibach  1876^  angez.  von  J.  G.  Wall  en- 
tin 695 

Haacke  (ü,),  Wört^buch  zu  den  Lebensbeschreibungen  des  Cornelius 
Nepos,  4.  Aufl.  Leipzig,  Teubner  1875,  angez.  von  A.  Siess       183 

Hagen  (H.),  Carmina  medii  aevi  maximam  partem  inedita.  Bern, 
Frohen  1877,  angez.  von  J.  Huemer  178 

Hanaöek  (W.),  Von  zwei  besonderen  sphärischen  Dreiecken,  von 
denen  jedes  die  reciproke  Figur  des  anderen  ist,  Progr.  der  Real- 
schule in  Znaim  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallen tin  692 

Harkness  (A.),  About  the  first  perfect  in  latin  languaee  (Trans- 
actions  Amer.  Phil.  Assoc  lo74/5)i  angez.  von  Schweizer- 
Sidler  757 

H auler  (J.),  Aufgaben  zur  Einübune  der  lat.  Syntax,  1.  Theil:  Casus- 
lehre, 2.  Au£  Wien,  Holder  1878,  an^ez.  von  H.  Koziol  903 

Hauptmann  (F.).  Ueber  einige  neue  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der 
Elektricitätslenre,  Progr.  der  Oberrealschule  in  Graz  1876,  angez. 
von  J.  G.  Wallentin  295 

Hauthaler  TWO,  Abstammung  und  nächste  Verwandtschaft  des 
Erzbischofs  Eberhard  U.  v.  Salzburg,  Progr.  des  f.  e.  CoUegiums 
Borromaeum  zu  Salzburg  1876,  angez.  von  J.  Loserth  71 

Heintze,  s.  Schumann. 

H  e  r  d  e  r  *s  sämmtliche  Werke,  herausgegeben  von  B.  S  u  p  h  a  n.  Berlin, 
Weidmann  1877,  angez.  von  R.  Werner  910 

Herodotos,  erklärt  von  H.  Stein,  1.  Bd.  1.  Heft,  4.  Aufl.  Weid- 
mann 1877,  angez.  von  A.  Bauer  822 

Herr  (G.),  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibung  für  die 
unteren  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien,  Realschulen  und 
verwandter  Lehranstalten,  2.  Cursus,  Länder  und  Völkerkunde. 

2.  Aufl.  Wien,  Sallmayer  1877,  an^^ez.  von  F.  Erat  och  wil         63 
Hesse  (0.),  Vorlesungen  über  analytische  Geometrie  des  Raumes, 

3.  Aufl.,  revidiert  von  S.  Gundelfinger.  Leipzig,  Teubner  1876, 
angez.  von  G.  Wagner  189 


vn 


Seil« 

H^ttieH  (G*  F.)i  AnleittLn^  mm  Stndiuin  der  PeTspective  tmd  deren 

Attwefidung,  Nach  der  a.  dänkchen  Aufl.  Deatseb  von  J.  Scholz. 

Leipzig  1877,  angez.  von  E.  Koatny  140 

Hilhcrg  (J.)«  Epistula  critica  ad  Joannem  Yahlenum.  Wien,  Holder 

1877,  angfÄ.  von  Th.  Gom per r  SOSJ 

Hocbitetter  (Ch.  F.),  Anleitung  zum  Selbstbestimmen  der  PflanzeD« 

4.  Anfl.  bearbeitet  von  W.  Hochs tetter.  Stattgart,  iSchickhardt 

nnd  Ebner  1877,  angez.  von  H.  Beichardt  4&I 

Hoehatetter(F,  v.)nndBi6chinz(A.),  Leitfaden  der  Mineralogie 

nnd  Geologie   für   die  oberen  ClasBen  der  Mittelschulen.  Wien, 

H6lder  1876,  angez.  von  C,  Dölter  214 

BSrmann  (A.  t.),  Gaza,  Stadt,  Umgebung  und  Geschichte,  Progr. 

des  f.  b.  Enabenseminarea  der  Didoese  Brixen  1876,  angez.  von 

J.  Jnng  1^ 

Hoff  mann  (A.),  Mathematia^he  Geographie,  ein  Leitfaden  zunächst 

fUr  die  oberen  Claaaen  höherer  Lehranstalten.  Pademborn,  Schö- 

ningh  1876,  angez.  ronE^Friesach  92S 

Eoffmaan  (£.).   Mythen  aus   der  Wanderzeit  der  graco-italidchen 

Stimine,  1»  Theil,  Kroiioe  nnd  Zens.  Leipzig,  Teahner  1876,  angez. 

TOI  0.  Keller  453 

Bofnann  (60>  Drei  sTnchroniBtiBcha  Daten  des  rom«  Kalenders  vor 

der  Juliaoiachen  Reform,  Progr.  des  Gymn.  in  Triest  1876^  angez. 

von  J.  Jung  14S 

Hof  mann  (J.),  Gmnd£flge  der  Natxurgeschichte  für  den  Gebranch 

Wim  Unterrichte,  1.  Theil:  das  Thierreicb,  4.  ÄufL.  Mftnchen, 

Oldenburg  1877,  angez.  Ton  0.  Schmidt  456 

Holant()l),  Knrze  Geschichte  des  k.  k.  Gjmn.  in  Hall,  Progr.  des 

GjTsm,  in  Hall  1876,  angez.  Ton  J.  Pokorny  215 

Homer'«  Odjssee.  erklärt  ?on  J.  U.  F&si,  1.  Bd,  6.  Aufl.  besorgt 

?w  W.  C.  Kajser.  Berlin,  Weidnoann  1873,  angez.  von  J.  Zech- 

neiateT  362 

HoDtr'i  Odyssee,  erkl.  ?on  K.  F.  Ameis,  1.  Bd.,  5.  (6.)  Aufl.  bes. 

fOü  C.  Bentze.  Leipzig,   Tenbner  1877,    angez.  fon  J.  Zeeb- 

m#iater  612 

Homeri  Odjieea  ed.  A.  Nanck.  Berlin  1874,  angez.  von  J.  Zeeb- 

meiater  15 

fioraek  (H.),  üeber  die  Verba  Priterito-Präsentia  im  Mittelhochdöut- 

sehen,  Progr.  des  deutschen  Gjmn.  in  Brunn  1876,   angez.  ?on 

A.  SchÄübach  702 

B^ratinf,  Scholia  Vindobonensia  ad  Horatü  artem  Doclicaro  ed.  J. 

Zechmeister.  Wien,  Gerold  1877,  angez.  von  O.Keller  516 

HorAlins,  Des  Q.  H.  F.  Sermonen   herausgegeben  und  erklärt  fon 

A.  Th.  IL  Pritsche.    Leipzig,   Tenbner  1875,  angez.  fon  M. 

P^lscbeoig  106 

Hftbler(P.),  Die  Refonnen  Diodetians  nnd  Constantin's  des  Grossen 

im  rom.  Reiche,  Progr.  des  Gjmn.  in  Reichenberg  1876,  angez. 

fOft  J.  Loserth  71 

Hulakofsk^  (J.),    Nlc^  z  historiek^ho  htaskoslovi   franeouzk^ho, 

l^uffr.  des  Gymn.  in  Wittingan  1876,  angez*  von  Kühr  145 

Bisi  (H.),  Lehre  vom  Accent  der   deutschen    Sprache.  Altenbnrg, 

Pisfer  1877.  anptz.  von  A.  SchOnbach  645 

B«tttr  (B.)*    Lateinische  Anthologie  fllr  die  5.  Classe  der  Latein- 

•ehalf,  3.  Anfl.  Mftncben,  LiDdäuer  1875,  angez«  von  A.  Siess  641 
iikel  (i.).  Da»  IVircaiasorakel,  Progr.  de»  üymn.  iu  Freistadt  1876, 

aAf(rL  von  J.  Huemer  67 

Jahr  hoch  dea  Vtrreins  für  niederdentsche  Sprachforschung,  Jahrg. 

1(975,  Bremen,  Kfistmann  1876,  anget.  von  A.  Schön  nach         645 


Seite 

Intensitätslinien  (die)  des  Botaiions'ParaboloideQ  bei  parallel- 
straliger  Belencbtung,  Progr.  der  L  k,  Oberrealschale  in  Graz 
1876,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  388 

Jireöek  (C.  JX  Geschichte  der  Bulgaren.  Prag,  Texnpsky  1876, 
angez.  von  W.  Toma&chek  674 

^^öishmann  (E.),  Grundriss  der  ElementarphjBik.  4.  Aufl.,  vermehrt 
um  die  Elemente  der  Astronomie  und  math.  Oeogn^hie.von  0. 
Hermes.  Berlin,  Winckelmann  1876,  angez.  von  G.  Wagner    140 

Jtxng  (J.)>  Bömer  und  Bomaneu  in  den  Donaulandem.  Innsbruck, 
Wagner  1877,  angez.  von  W.  Tomas  che  k  445 

Kädine  (F.  W.),  der  Unterricht  in  der  Stolze'schen  Stenographie. 
BerUn,  Mittler  1877,  angez.  von  K.  Faul  mann  891 

Kienitz-Gerlöff,  s,  Vogel. 

Sieseritzky  (K.),  Lehrbuch  der  besonderen  Arithmetik.  Dorpat, 
Hassel  1875,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  935 

Kleemann  (S.),  De  llbri  tertii  carminibus  quae  Tibulli  nomine 
circumferuntur.  Sttassburg,  TrQhner  1876,  angez.  von  A.  Ztn- 
gerle  616 

Knaus  (B.).  Oesterreichisch-un^rische  Länderskizzen  oder  eine  Vor- 
Bchule  der  Geographie  des  bsterreichisch-ungarisohen  Kaiaerstaa- 

•^^     tes.  Prag,  ürbanek  1877,  angez.  von  Th.  Cicalek  529 

Kny  (H.),  Wie  wurde  Albrecht  L  deutscher  König?  Progr.  der  Ober- 
Tealschüle  in  Linz  1876,  angez.  v.  J.  Loserth  72 

"Knothe  (F.),  Fcrdinand's  L  Bemühungen,  die  Länder  der  ungari- 
schen Krone  für  Oesteneich  zu  erwerben,  Progr.  des  Gjmn.  in 
Prachatitz  1876,' an&[ez.  von  J.  Loserth  74 

'Kolbenheyer  (K.),  Meteorologische  Beobachtungen  in  Bielitz, 
Progr.  des  Gymn.  in  Bielitz  1876,  angez,  von  J.  Bann  79 

Konvalinka  (H.)»  0  postavenC  trilobitä  v  soustavd  korvdfi  (Die 
Stellung  der  Trilobiten  im  ^steme  der  Krustenthiere),  Progr. 
des  Gytan.  in  Jungbunzlau  1876,  angez.  von  P.  Ctvrteöka       697 

Kosmik  (K.)f  Ueber  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der  Plan- 
wellen und  Lichtstralen  in  optisch  zweiazigen  Mitteln,  Progr. 
des  Gymn.  in  Tglau  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  219 

Koßtal  (ClOi  Untersuchung  des  Grenzwerthea  F  (x) 

_-  (SLit — p  ;  eine  Dreiecksconstruction  aus  dem  Vier- 

ecke,   Progr.  des  Gymn.  in  Braunau   1877,  angez.  von  J.  G. 
Wallentin  689 

Kr  äfft  (K.  u.  W.),  Briefe  und  Documente  aus  der  Zeit  der  Refor- 
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Wilhelms -Gymn.  zu  KöLi.  K51n,  Lucas,  angez.  von  A.  Hora-     - 
Witz  49 

Krame r  (F.),  Idiotismen  des  Bistritzer  Dialectes,  Progr.  des  Gymn. 
in  Bifitritz  1876,  *^ff^  ^^^  ^  Beissenberger  76 

Kriahenbauer  (A.),  Die  Irrfahrt  des  Odyssens  als  eine  Umsehif- 
fung  Afrikas  erklärt.  Berlin,  Calvary  1877,  angez.  von.  J.  Zeeh- 
xneiater  817 

Kntschera  von  Aichbergen  (O.),  Johann  Anton  Leise  wits.  Wien, 
Gerold  1876,  angez.  von  H.  Lambel  188 

Lejeune-Dirichlet  (P.  G.),  Vorlesungen  über  die  im  um^kehr^ 
ten  Verhältnisse  des  Quadrates  der  Entfernung  wirkenden  Kräfte, 
herausgegeben  von  F.  Grube.  Leipzig,  Teubner  1876,  angez. 
Ton  J.  G.  Wallentin  857 

Leitschuh  (F.),  Der  gleichmässige  Entwicklungsgang  der  griech. 
nnd  deutsohan  Kunst  und  Literatur.  Leipzig,  Weigel  1877,  angez. 
von  A.  Schönbaoh  520 


Itf  I 

1 


Lil|ADcr<»o  (K,  ¥*)»  V*ihej  den  Inhalt  der  allgemeinen  Bildung  in 
der  ^it  der  äcbolaMtik,  Festrede«  Müncbeii  18 7G,  tkiigez.  von  A. 
Ut>rft«itt  46 

indTifT    /F.  Q.),   Griech.    Syntax,   4,    Anfl,   Bröalau,   Gosohorsky 

/..  von  A.  Stbönbach  1^ 

MTbf   *.**nnlita    über  IV^    erklärt  ron  C.  Ttlcki&g. 

rrj,'ez.  Ton  A.  Zingorlc  744 

htsi^uellon  im  Mittdalter  seit  der 
ru^.  2,  Aufl.,  2  Bände.  Berlin,  Hers 
«erth  536 

I'  iitifiTatt^n  essbaren,  verdächtigen  und  ffif- 
n,  Uolzel  lö7G,  angez,  ?on  H.  Reich ar dt     238 
liu  Plivle  dtjF  rtXt\ii>Tfg,    Progr.  des  Gymii- 

von  X  Jung  142 

irii  der  Cbomie,  Freiburg  i,  B.,  Herder  1876, 
AnHiit.  fon  J.  0<  WuUentiu  930 

LftblieQ  r'A ).  Wort^rbqcb  äu  der  Nibelungö  Noth,  8.  Aufl.  Olden- 

angez.  von  A.  HciiÖnbach  644 

iiiann  von  Au<«  ein  Franke  oder  ein  Schwabe? 
ikL^vi.  vun  A  l'ach  647 

(J,  li),  Die  .  Krlsi«  um  die  Mitte  dm  18, 

rtea»  Progr.  des  » jjiun,  in  Landskion  1876,  anger,  von 


Ludv, 


Vurf. 
L&og«n 


nv.ii.u..  T^^J  ,,,  (%fjclärt  von  H,  Frobbergcr,  kleinere 
L  1875»  un»f«z*  von  J.  W rubel 
_       ag    zur    Bcätitnmung   der   Mittagslmie, 
Ubtirxvalscbulö   in  BakOTac  1876»   aogez.  ron  J.  Q, 

Dietrich  Gefitngennahme  und  Tod» 

1876,  angvi*  von  J,  Loaertb 
Ml  Ueber^etzen  aus  dera  Deutschen 
Autl     Hannover  1878»   angez.  von 


75 


M«railoif«  )u  Attcoli« 


27S 


Hil 


'^-npbint'he   Flächen-    und    Kf)rpcrbcrechnung, 
non  OberreÄlßchule  in  Prag  18^6,  taiget.  von 


318 
II  AI  ich    zu    Hutt«r'B   lateinischer 

-76,  anitez.  von  A.  Sicßs  642 

Mi!  u  Literatur  bi«  auf  das  Zcit^ 

i:.  H«iU.  2  Bände.  Stuttgart, 
a**u  ,  vvu  W.  U-utcl  122 

ilAach  i    der  Physik.    Freiburg  i*  a.   Herder  1876* 

iafM.  ^uii  J»  L>    vV allen tiu  931 

lÜLUnliofr.  flL  Vogel, 

ll»fr(Ok.),  Pi     ^^    -•    '     ^  ^-^ik  des  8opbokloa.  BMa,  MUblmai» 
IBt7,  ani^  6iS 

Mstk  ?.  (!i^ v..;^  ...   :»    Kibi^lungenlj^d,  Pftderborn,   Bebd* 

aij|g]i  1877^  an^rei.  von  J.  £>trnbl  WD 

¥.  NAf  el,  GftoiiKtftiicho  Analynisp  2.  Aud.  Ulm,  Wobkr  1876,  ftQgti»* 

fwj  J.  G-  Walltintin  860 

Nlila^  (E.K   UoboT   dio  richtig^'  Construotiön  der  Mtroooniidßben 
ClfiMaiteftf«r.  Progr.  der  1:  anf  dem  S^oUeslelde  in 

Wm  1876^1  ii»g<9it.  von  J    t^  tin  696 

Ivtdiii  (f.y  "  in  recQgnitione,  ToL  11  (Meta- 

>,  angtti.  von  A,  ZingerU      511 
4Hi  '       ^  '     .>:^'' ni     iu>  iLH) oriMiivftf}»   AtuwftUI   (Ur  Schulen  von 
ü»,    l    Hefi»  t».  Aufl.,   hts,   Ton  E.  PoUe.    Leipiig, 
id76h  anga».  von  A.  Zingi^rle  b\% 


217 


Seite 

Pakosta  (J.),  Vergilins  in  definiendis  moribuB  heronm,  Progr.  des 
Qjmn.  in  Vinkovöe  1876,  anges.  von  S.  701 

Palladii  Rutilii  Tanri  Aemiliani  de  re  rnstica  lib.  I  reo.  J.  C. 
Schmitt.  Würzbnrg  1876,  angez.  von  M.  Petscbenig  638 

Pal  mar  in  (R.),  Die  Beziehungen  Sparta's  zu  den  anderen  griech. 
Staaten  von  dem  Tode  des  Epaminondas  bis  znr  Schlacht  l^i  Sel- 
lasia,  Progr.  des  Qymn.  in  Oberhollabrann  1876,  angez.  von  J. 
Bohrmoser  69 

Paszkiewicz  (Aem.),  De  Horatii  et  Angnsti  necessitudine  qnae 
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Paul  (H.),  Zur  Nibelnngenfrage.  Halle,  Lippert  1877,  angez.  von  A. 
Schönbach  383 

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Progr.  des  Gymn.  in  Brizen  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallentin 

Pelz  (0.),  Gonstrnction  der  Axen  einer  Ellipse  ans  zwei  conjngierten 
Diametem,  Progr.  der  Realschule  in  Teschen  187B,  angez.  von 
J.  G.  Wallentin  692 

Peters  (J.),  Gothische  Conjectnren,  Progr.  des  Gymn.  in  Leitme- 
ritz  1876,  angez.  von  A.  Schdnbacb  702 

Plantns  (T.  Macdns),  Ausgewählte  Komödien,  erklärt  von  A.  0.  F. 
Lorenz,  4.  Band.  Pseudolus.  Berlin  1876,  angez.  von  I.  Hil- 
berg  34 

Plinii  (C.  Secundi),  Naturalis  historiae  libri  XXXVII  ed.  C.  May- 
hoff.  Leipzig,  Teubner  1875,  angez.  von  J.  Müller  828 

Pohlke  (E.),  Darstellende  Geometrie,  1.  Abth.  (4.  Aufl.),  2.  Abth. 
Berlin,  Gärtner  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  928 

Po§usta  (V.),  0  Homerovö  nävodu  k  feSeni  vySfiich  öiselnjfch  rov- 
nic  0  jednä  neznim^,  Progr.  des  öech.  Gymn.  in  Budweis  1877, 
angez.  von  F.  Eoläöek  217 

Pudmenzky  (BX  Ueber  Wimts  Ausdrucksweise  mit  besonderer 
Rücksicht  auf  Hartmann  und  Wolfram.  Halle  1875,  angez.  von 
A.  Schönbach  703 

Pütz  (W.),  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibuhg  für  die 
oberen  Classen  höherer  Lehranstalten,  10.  Aufl.  Freiburg  i.  B., 
Herder  1877,  angez.  von  F.  Kratochwil  284 

Pütz  (W.),  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  vergleichenden 
Erdbeschreibung  für  die  unteren  und  mittleren  Classen  höherer 
Lehranstalten.  16.  Aufl.  Freiburg  i.  B.,  Herder  1877,  angez.  von 
F.  Kratochwil  284 

Putsche  (C.  E.),  Lateinische  Schulgrammatik,  herausgegeben  von 
A.  Schottmüller.  21.  Aufl.  Jena,  Duft  1876,  angez.  von  H. 
Koziol  277 

Rathgeber  (J.),  Die  handschriftlichen  Schätze  der  früheren  Strass- 
burger  Stadtbibliothek.  Gütersloh,  Bertelsmann  1876,  angez.  von 
A.  Schönbach  ^  650 

Recknagel  (G.),  Ebene  Geometrie  für  Schulen.  2.  Aufl.  München, 
Ackermann  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  863 

Reinheimer  (A.),  Leitfaden  der  Botanik  für  die  unteren  Classen 
höherer  Lehranstalten.  Freiburg  i.  B.,  Herder  1877,  angez.  von 
H.  Reichardt  293 

R|eiss  (P.),  Erster  Unterricht  in  der  Chemie.  2.  Aufl.  Mainz,  Zabem 
1876,  angez.  von  C.  Dölter  213 

Rössler  (S.),  Ueber  die  Beziehungen  der  Luxemburger  zu  den  Habs- 
burgern  von  derGrossjähri^keitserklärung  des  Herzogs  Albrecht  V. 
bis  zum  Teds  des  Kaisers  Sieismund,  Progr.  des  Gymn.  zu  Böhm.- 
Leipa  1876,  angez.  von  J.  Loserth  75 


XI 


Boten  berger  (F.)^  Die  Bucbstabenrechoung.  Jena^  Daft  1876, 
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Botb  (CK  Griechificbe  ächulgratnraatik,  1.  Theil  {Formenlehre). 
LeiptiÄ;  Teobuor  1876»  angei.  von  A.  Gold  b  ach  er  842 

ßalirer  (W,),  Die  gelehrte  DonaageaellscbAft  und  die  Anfange  des 
HamaüUmo«  in  Oesterreich»  Progr.  dee  Gymn*  in  Olmütz  1876, 
angex*  von  A.  Scbdnbach  702 

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ftlYniacki.  Lerabcrg  1875»  angez.  von  M.  Iskrzycki  774 

Scheller  (F,  E ),  Kettenbröche,  Progr.  der  Lande«-Oberrealschnl«  eq 
PrcÄttitx  1H76,  angc£.  von  J.  G.  Walle nt in  690 

Seberer,  &.  ScbnorbascL 

SebsorbnBcb  (H.  A.)  und  Scherer  (F.  J.),  Griech-  Sprachlehre 
1^  Gjmnasien.  3,  Aufl.  Paderborn,  Scböningh  1876,  mget.  von 
A.  Goldbacber  761 

ÖelinorbiiBcb   (H.   A)   and   Scher  er   (F.  J.\   Uebungsbticb  zur 

ßMh.  Sprachlehre   für  die  Quarta  und  Tertia  der  Gymnasien* 
derb<»ni,  Schdningh  1875,  angez.  von  A*  Goldbacber  768 

6ellAI1tr  (J.),   U ebersieb tliche  Zusamtnenstellang  der  inetcorologi- 

Kb«n  VerhIltniBSö  von  Oberhollabrunn  im  Jahre  1875.  Progr,  deg 

Beal^gyinm  in  OberboUabrünn  1876,  angez.  von  J.  G.  Wallen tin    095 
Schräm  (J.),  Lehrbach  der  Arithmetik  für  die  zwei  ersten  Gjmna- 

nakUaMen.  Wien,  Holder  1877,  an  gez.  von  J.  G.  Walle  nt  in     531 
SebftUr  (f.).  Kleine  latein.  Sprachlehre,  16.  Aufl.  Paderborn,  Scbö- 

:876,  anget.  von  A.8iesis  18$ 

8r  ),    üebungftbacb    zur  latein.  Sprachlehre ,    zunächst  fQr 

ren  Classen  der  Gymn,  17,  Autt,  Paderborn,  Scböningh 
i:^u  von  A.  Siess  186 

8c .»..»*  (G  )  and  Heintzc  (W.),  hehrbuch  der  deutschen  Ge- 

•eUchte  fTlr  Seminar«  und  andere  höhere  Lehranstalten.  L  Heft 

HaiiAover«  Helwig  1877,  angcx.  von  F.  Krön  es  919 

Seh  «ab«  (L.),  De  MuBaeo  Nonui  imitatore.  Tübingen,  Foess  1876, 

anftf.  fon  A.  Schcindler  630 

Scbwars  (A.h  Lat^iniRches  Leisebuch.  9.  Aufl.  Paderborn,  Sehöningh 

1076,  anges.  von  H.  Koziol  905 

8€ltv«ri  (J),   Herzog  Friedrich  IL  der  Streitbare  von  Oesterreicb, 

Profr.  «iea  Gjuin.  in  Saaz  1876,  an^ez.  von  J.  Loserth  72 

Reutet e    (L    Annaei)    Ubri    de   beneficiis  et  dementia «   ed.  M,  C 

0fr  ll.  Berlin,  Weidmann  1876,  im  gez.  von  B.  Krnczkiewicz    427 
Stift  (F.),  Sjnoiieia  der  lüneralogie  und  Geologie,   2.  Abth«   Han* 

lOfifr  1876,  anftet.  von  C.  Döltor  2^2 

SfuraiB  (1  b  V  AtifL'nlion  aus  der  Arithmetik  und  Algebra.  2.  Theil; 

4liQT  A  n  den  Aufgaben  ans  der  Arithmetik  und  AI- 

Itif».    .  Hamburg,  Meisaner  1876,   angez.   von   J.  G. 

Wallentiti  686 

SepbokUs,  für  den  Scbulgebraach  erklärt  von  G.  Wolff«  4.  TbeÜ^ 

KMf  Oedipoi,  2.  Aufl.,  bearbeitet  von  L,  Bellermann*  Leipzig, 

Trabotr  1876,  angez.  von  IL  Gitlbauer  S37 

BItek  (F,  X.)  und    Bielmavr  (J.)»   Uhrbuch  der  Arithmetik  für 

Litflinieliulen,  6.  Aufl.  Kempten,  K5sel  1876,  angez.  ron  J.  G. 

Wallentin  389 

8t« In «e nie r  <A.),  Titoa  Ftavius  Ves|>aBianu&  Progr.  des  L  Staat«« 

fjma.  In  Gcai  1876,  angez.  von  f.  Loserth  70 

Sil  er  (0.),  Materialien  für  den  mittelhoclideutscliHn  Unterricht  auf 

m«n  LebraiiililteEn*   4.  Anfl.    Leifaig,    Teubner  187ti,  angez* 

foM  Jk^  8«lidnbaob  191 


XII 

Seite 
StoU  (H.  W.),   Erzählungen  aus  der  Geschichte  für  Schule  und 

Haus.  3.  Bändchen :  Geschichte  des  Mittelalters.  2.  Aufl.  Leipzig, 

Teubner  1876,  angez.  von  F.  Krön  es  920 

ßtrobl  (J.),  Ueber  eine  Sammlunff  lateinischer  Predigten  Bertholds 
i       von  Begensburg   (Akad.  der  Wiss.,  Sitzungsber.  der  phil-hist. 

ClASse»  Band  84).  Wien  1877,  angez.  von  J.  Schmidt  651 

6aklje  (F.\  Die  Entstehung  und  Bedeutung  des  Yerduner  Vertrages 

vom  Jahre  1843,  Progr.  des  Gymn.  in  Laibach  1876,  angez.  von 

J.  Loserth  71 

Taciti   (P.  Cornelii),  De  situ  ac  populis  Germaniao   liber  ed.  H, 

Bchweizer-Sidler.  Berlin,  Caivary  1877,  angez.  von  L  Pram- 

mer  836 

Tercba  (J.  R.),  Hlasnl  a  dychaci  üstroje  ptaöi  (Stimm-  und  Ath- 

mnngsorgane  der  Vögel),  Prpgr.  des  Gymn.  in  Walachisch^Mese«- 

ritsch  18i6,  angez.  von  P.  Gtvrteöka  696 

Thaner  (F.),  Die  Sprüche  Walters  von  der  Vogelweide  über  Kirche 

und  Beich.  Ndrdlingen  1876,  angez.  von  E.  Waekernell  659 

Thilo   (Chr.  A.),  Kurze  pragmatische   Geschichte  der  Philosophie. 

2  Theile.  Cöthen,  Schulze  1874/6,  angez.  von  A.  Drbal  282 

Thom^  (0.  W.)^  Lehrbuch  der  Zoologie  für  Realschulen,  Gymnasien 

usw.  3.  Aufl.  Braunschweig,  Vieweg  1876,  angez.  von  0.  Schmidt  66 
üble  (H.),  Griech.  Elementargrammatik  im  Anschlüsse  an  Cnrtius* 

griech«   Schnlgrammatik.   Dresden,   Wolf  1875,   angez.   von  A. 

Goldbacher  772 

Vega  (G.  Freih.  v.),   Logarithmisoh- trigonometrisches   Handbuch. 

60.  Aufl.,  bearbeitet  von  C.  Bremiker.  Berlin,  Weidmann  1876, 

angez.  von  J.  G.  Wallentin  288 

Vergils  (Gedichte,  erklärt  von  Th.  Ladewig.   1.  Bändchen:  Buco« 

lica  und  Georgica,  6.  Aufl.  von  C.  Schaper.  Berlin,  Weidmann 

1876,  angez.  von  A.  Zingerle  507 
Vergils  Bucolica  und  Georgica,  erläutert  von  K.  Kappes.  Leipzig, 

Teubner  1876,  angez.  von  A.  Zingerle  508 

Vergilius  (P.),   Maro^s  Bucolica,   erklärt  von  E.  Glaser.   Halle, 

Waisenhausbuchhandlung  1876,  angez.  von  A.  Zingerle  509 

Virgilii  (P.Jj,  Maronis  Aeneis  ilL  C.  G.  Gossrau,  ed.  altera.  Qued- 
linburg, Bass  1876,  angez.  von  A  Zingerle  511 
Vogel  (0.),  Müllenhoff  (K.)  und  Kienitz-Gerloff  (F.),  Leit- 
faden für  den  Unterricht  in  der  Botanik«  Berlin,  Winckelmann 

1877,  angez.  von  H.  Reichardt  936 
Vogt  (F.),  Leben  und  Dichten  der  deutschen  Spiellcute  im  Mittel- 
alter. Halle  a.  S.,  Lippert  1876^  angez.  von  A.  Schönbach        647 

Volkmann  ( W.)  R.  v.  Volkmar,  Lehrbuch  der  Psychologie.  2.  Aufl. 

in  2  Bänden.  Göthen,  Schnitze  1875/6,  an^ez.  von A. Drbal  280 
Voll  (B.),  Die  römische  Elegie  (Auswahl  aus  den  Dichtem  der  claas. 

Zeit).  2.  Aufl.  Leipzig,  Teubner  1876,  angez.  von  A.  Zingerle  514 
Vrba  (K.),    Krystallographische   Tafeln.   Prag  1876,  angez.  von  C. 

Dölter  213 

Wackernagel  (W.),  Deutsches  Lesebuch.  4  Theile  (2.,  resp.  3.  und 

5.   Aufl.),   (neue   Aufl^   bes.  von  M.  Rieger  und  £.  Martin). 

Basel  1873/7,  Bugez.  von  K.  Kummer  846 

Wagner  (A.),   Ueber  die  deutschen  Namen  der  ältesten  Freisinger 

Urkunden.  Erlangen,  Deichert  1876,  angez.  von  A.  Schön bach  643 
Walberer  (J.  Gh.),  Leitfaden  zum  Unterrichte  in  der  Arithmetik 

und   Algebra.    München,  Ackermann   1876,   angez.   von   J.   G. 

Wallentin  856 

Wattenbach  (W.),  Samuel  Karoch  von  Lichtenberg.  Separatabdruck 

aus  der  Zeitschrift  für  die  Geschichte  des  Oberrheins.  Band  XXVIU, 

Heft  1,  angez.  von  A.  Horawitz  49 


Wecklein  (K»>,  üeber   (iie    Triklitioa   der  Persetkriegc   (Abb.  der 
i     ii^vl   der  WuÄ,  2U  München),   Hünclien  1876,  anget.  von  J. 

27a 

W«:  L .  _       i  ka  o  trcihrano,  Progr.  des  Gym«,  zu  Taus  187(1  angeÄ* 

▼Oll  r    1  217 

W«ete  <A.)  -  und  Fedtrecbnun^  der  kajLliol  Kirche.  Progr, 

4e>  ifjmn.  ut  Wtfidenftu  1876,  mgot.  von  Kalten brunii er       144 
W^tt*!  'K  f.  WÄT>dli»rt*>  n^r  din  Ttmtli**tnatiätho  G<;ogrj4>hie.  3,  Autl 

"  '  ^''  K.  Frit'saüh  927 

Wj  li  für  Quinta  and  Quarta. 

nATuarg  a.  ii.  n  Sie  sä  187 

WilBAiinB  (W,),  Bei  -  und  Oeachichte  des  Nibe- 

Ucr"'''**  *"    Hall.,   ..  fli- i.uau^uuwihüiodlaiiff  1877»  an ^z.  von 
k.>  -b  375 

Vfo^Vr  i    itfririrn  J  r  7.  .,lof'5*^  fiir  d*^n  höheren  Schuluiiter- 

von  A*  Äusserer        534 
Wr  U^n  Gebrauch  an  höhe- 

rtii  schulen    uod    verwandten  Leb  ran  stalten. 

2,  A  1877,  anpei.  von  R  Reichardt  SSß 

Zieh  r  13  zwißdien  S^  i  n,  ErdmaifTietjs- 

mn-  Frogr.  des  deu  vmn.  in  Budweis 

I87b,  .\ngo£.  voll  .L  liann  79 

^hradni^ek  (Co*  U^ her  die  Bewi^i^nf?  de6  Lichtes  in  homogeuen 
^'•'   *"'"   "     ■•■    *"'--•      -1  in  optisch-'-sweiftiieen  Me- 

i  ne  r  Com  ni  ud  al  -  Oberre  al- 

L*.  Wallen tin  691 

lannes.  2,  Abb.  Leipzig,  Hirzel  1876, 

519 
iich^  Abbandlungen.  2.  Heft.  Inoip 
von  O.  K^jller  273 

o  (jvidatudien.  Iimsbrack,  Wagner  1877,  anges, 
der  827 

T^dfgers  von  Ellenbrechtskireben, 
Yon  Aquileja,  Heübronn,  Hen- 
--*  A.  ^criönbach  G4S 

Xlp;  li  iftnn    (K,)t    Abbildungen    aüsl&ndischer 

'  !  luii'ü  i.i  uui.tcu  WandtaielDi  angex.  vonH.Eeichardt  141 


F 


von  1^.   i 


UrHie  ylfotlielliiiii^. 
Zur  Didaktik  ur^  P<ßdagogik 


94dt« 


Eifitl  (IL),  VoTifimnffen  Ober  Grmniwialp&daffogilr,  beranagegeben 
nm  E.  HirteL  Ittbingen,  tfeekenhauer  1876,  besprochen  ron 
Ktkut  221-229 

Uß  OfkfrWWung  der  Schliler  und  der  OrganiÄationsentworf.  Von  J. 
PtascbtilV  297-a09 

Str  ¥mn  der  Ue!>erbttTrTnTisr  der  8chfller  (Verhandlungen  de«  Vcr» 
f«M  *Mitt^iebiik  ,n)  389^392 

Biliiadliftg  der  hrpotl  Siise  in  der  Schule.  Von  A.  Bar  an 

458--471.  7i3!^720 

IHt  IM«fVftrdQngsfrtge  Im  Vereine  'Mittelschule'  in  Wien.  Von  A. 
Ef  IT  tf -H  m  wild  546-&50 


XIV 

vierte  Ablhellan^. 

M%8ce[len. 

Seite 

Stiftungen  von  Stipendien       S.  150,  280,  310,  393,  472,  779—780,  938 
Schenkongen  S.  151,  230,  780,  939 

Bildnia  Seiner  Majestät  des  Kaisers  393 

Früfang  Sr.  kais.  Hoheit  des  Kronprinzen  473 

Katalog  flir  Schülerbibliotheken  der  Osterr.  Mittelschulen  151 

K  k.  Pionnier-Cadettenschule  zu  Hainburg  an  der  Donau  474 

Lehrbücher  und  Lehrmittel  S.  152  u.  153,  235  u.  236,  313  u.  314, 

896,  475  u.  476,  562  u.  553,  782-786,  868-870,  948-950 

LUerariache  Notizen, 

August  (E.  F.),  Vollständige  logarithmische  und  trigonometrische 
Tafeln,  IL  Aufl.  Leipzig,  Veit  1876,  angez.  von  J.G.W  allen* 
tin  395 

Biedermann  (Q.),  Latein.  Elementarbuch  für  die  1.  Glasse  der 
Lateinschule.  München,  Ackermann  1875,  angez.  Yon  H.  Koziol  151 

firemiker(C),  Logarithmisch-trigonometrische  Tafeln.  2.  Aufl.  Ber- 
lin, Weidmann,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  395 

Bremiker  (C),  Tafel  vierstelliger  Logarithmen.  Berlin,  Weidmann 
1874,  angez.  von  J.  G.  Wallentin  395 

Cicero*s  Orator,  erklärt  von  K.  W.  Piderit  2.  Aufl.  Leipzig,  Teub- 
ner  1876  393 

Englmann  (L.),  Lateinisches  Elementarbuch  fQr  die  1.  Glasse  der 
Lateinschulen,  2.  Aufl.  Bamberg,  Buchner  1877,  angez.  von  A. 
Siess  474 

Englmann  (L.),  Lateinisches  Lesebuch  für  die  2.  und  3.  Glasse  der 
liateinschulen,  6.  Aufl.  Bamberg,  Buchner  1876,  angez.  Yon  A. 
Siess  ,  474 

Faul  mann  (K.),  Stenographische  Unterrichtsbriefe.  Wien,  Hartleben 
1877  865 

Förster  (E.),  Die  deutsche  Kunst  in  Bild  und  Wort.  Leipzig,  Weigel 
1877  940 

Foss  (E.),  Zwanzig  Schulreden,  herausgegeben  von  B.  Foss.  Leip- 
zig, Teubner  1877  939 

Frank  (A.  B.),  Pflanzentabellen ,  Leipzig,  Schmidt  und  Günther  1877, 
angez.  von  H.  Beichardt  894 

Fromme's  österreichischer  Professoren-  und  Lehrerkalender  für  das 
Studienjahr  1878,  10.  Jahrgang,  redigiert  von  J.  E.  Dassen- 
bacher,  2  Theile  865 

Gehrke  (A.),  Grundriss  der  Weltgeschichte  für  die  oberen  Glassen 
höherer  Lehranstalten.  1.  Theil:  Das  Alterthum.  Wolfenbüttel, 
Zwissler  1877  232 

Gesenius(W.),  Hebräisches  und  Ghaldäisches  Handwörterbuch  über 
das  alte  Testament,  8.  Aufl.,  bes.  von  H.  Mühlau  und  H.  Volck. 
Leipzig,  Vogel  1877,  angez.  von  K.  Werner  780 

Gossmann,  Beteln  zur  leichteren  Erlernung  der  hebräischen  Formen- 
lehre. Leipzig  1877,  angez.  von  K.  Werner  780 

Hellwald,  Die  Erde  und  ihre  Völker.  Stuttgart,  Spemann  1877       940 

Hertzberg  (G.  F.),  Die  Geschichte  der  Perserkriege.  Halle,  Waisen- 
hausbuchbandlune  1877  233 

Hnxley  (Th,  H.),  Beden  und  Aufsätze  naturwissenschaftlichen,  päda- 
gogischen und  philosophischen  Inhaltes,  deutsche  nach  der  5.  Auf- 
lage des  engliscnen  Originales  besorgte  Ausgabe  von  F.  Schnitze. 
Berlin,  Gneben  1877,  angez.  von  0.  Schmidt  894 

Lattmann  (J.),  Gomelii  Nepotis  über  de  excellentibus  ducibus  ex- 
terarum  gentium  in  usum  scholarum  dispositus  et  emendatus. 
5.  Aufl.  Göttingen,  Vandenhoeck  &  Buprecht  1876  311 


8«ito 


L^ttiiu  (1),  SjnopsU  der  dr^i  Naturreiche.  2.  Aufl.,  2,  Tbeil:  Bo- 
Unikf  bearb»  ▼,  A.  B,  Fr  unk.  Hannover,  Hahn  1877,  angei.  von 

E.  Beicbardt 

Ms  dt  Ig*«  lateinuche  Sprachlehre  für  Schalen,  3.  Aufl.  bes.  Ton  H. 

0«itlie*  BranASchweigt  Viewe^  1877 
Otto  (IL),  Archiolo^sches  WörterDuch   zttr  £rklirnng  der  in  den 

Sduiiten  über  chn^lliche  KunBtalterthümer  Torkoznmenden  Eunat- 

auadrtcke,  2.  Aufl.  Leipzig»  Weigel  1877 
Futiger  (F,  W.),  Historischer  Schulatlas.  Leipiig  1877,  angez.  von 

F.  Kronea 

Eoat  und  WAitmano,  Anleitung  xum  Uebersetseh  aus  dem  Deut- 

ftcban  in  das  Griech.,  L  Theil.  11.  Autl.  besorgt  von  F.  Borger, 

GötÖBgen,  Vandenhoeck  &  Ruprecht  1876 
debreiber  (J.  M:)»  Neues  System  der  SatzkOrzungen  in  der  Gabeb- 

bfTfer'schen  ^Stenographie.  Wien»  Holder  1877 
Seyffert  (M.},   Paleitra  Musarum.   L  Theil,  8.  Aufi,,   bes.  von  ß. 

Habenicht  Halle,  Waisenhausbacb Handlung  1877 
Tbncjdtdea  (Ausgaben  von  Clasaen,  Stahl.  Böhme;  L-  Tillnmnna 

Cömmentar  lu  Thukvdideä  Reden,  Leipzig,  Teubner  1876) 
'ÜAm  dii  Theorie  der  l^jthagoreiseben  Dreiecke,   insoweit  sie  von 

tat    drei  beetimmten  Mitteln  der  georoetriachen  discreten  Pro* 

POTtioiien  abhängig  sind\  von  Prof.  H.  Zaragna 
VogltA,),   Liederbuch   für   österr.  Gymnasien  usw,  Wien,  Pichler 

Toft{TlL)  ttodSallwÜrck,  J*  J.  Rousseau,  L  Hälfte.  Langensalza, 

^    Beyer  1876 
Weii«l  (f^),  Kleines  Lehrbuch  der  aatronomiscben  Geographie.  Ber- 

liii,  oluben  rauch 
X^sopboiitca  (Kyrupadie  von  L.   Breitenbach,   3.  Aufl.  1875« 

JmDonbilicii  von  E.  Kühner,    S.  Aufl.  1876,   Anabasis  von  F. 

VVUbncbt.    5.  Aufl.  1875»  Wörterbuch    zu  Xenophona  Anabaais 

f«i  f.  VoÜbrecht.  3.  Aufl.  1876,  sammtU  Leipzig,  Teubner) 


651 


231 
561 


310 


233 
475 
230 
940 


231 


Programmeoschau. 

Ahn  v'- ^  Kl-fon,  Veraucb  einer  Ehrenrettung,  Progr,  des  Gymn.  in 
lAitAch  1^77,  an^ea.  von  J,  Eohrmoser  781 

Bitbl  W.i,  Dir  Erzieh angalehre  des  Aristoteles,  Progr.  des  Gymn. 
td  inij^bruck  IS77,  ange«.  m  Gitlbauer  946 

Ftldkircber  «J.),  ßophodiä  de  phi loaopb iaa  mortuiique  praeceptis 
MBtnitiM,  Progr.  de«  Gymn.  in  Oberhollabronii,  angez.  von  A. 
Raacb  mi 

Fiicb#r(K.),  Uebar  die  Dichterstellen  beiPlato,  Progr.  dts  IL  Gymn. 
b  L<-®berjr  1877,  autr^z,  von  A.  Rzach  Hl 

Grc  St*  le  traf.'  focle  Edipo  Be  Edipo  a  Cokno  e 

r  fonoino  m,  Progr.  de»  CommtiEialgymn,  in 

Tiicai  lö77,  ani^'ez    vuu  A.  Kiach  868 

RoffnaDB  (C)i  Ueb<>r  Tjrtaus  und  seine  Kiiegalieder,  Progr.  dei 
L  GfaoL  in  Gt  "^    iQ^ez.  von  A.  Raach  867 

Mir  kl  ig  «f|  l>te  K  icE  dem  Pbtoniachon  Diabge  Gorgias, 

Progr.  des  Gymti.  ü^  oLit^nstetten  1877,  ange«.  von  M.  Gitl- 
bauer 948 

M  Ajrr  (A.),  Baiodot»  aine  litoratur geschichtliche  Studie,  Progr.  der 
Craiiu-linttejflcbuU  zu  Komotau  1877,  angex.  von  iL  Schein d* 
Itt  943 

Kaaper  (B-},  Uranti  d«r  Elegie  und  iambiacben  Poeaie  der  Griechen, 

Braunau  1877,  angei.  von  A*  Baach  867 


PfügT,  im  Gymn. 


XVI 

Seite 

Prem  (S»),  Versuch  einer  Metrik  für  Gymnasien,  Progr.  des  Gymn. 

za  Ried  1877,  aneez.  von  M.  Gitlbaner  945 

Scbwarz  (A.),  üeber  Lukians  Hermotimos,  Progr.  des  Gymn.  in  Hon» 

1H77,  anges.  Ton  I.  Hilberg  865 

7 eltscher  (E.),  Ueber  das  Wesen  der  Anna  Perenna  and  der  Dide, 

Progr.  des  Gymn.  in  Mitterbnrg  1877,  anc^ez.  Ton  A.  Rzach  941 
Vettacn  TG.)*  firevi  oenni  anlla  pronnnzia  adle  consonanti  latine 

td;  ck;qg;  pb,  Progr*  des  Gymn.  zu  Capodistria  1877,  angez. 

von  A.  Bzach  942 

Zöchbauer  (F^,   Zu  Cicero*s  Büchern  de  divinatione,   Progr.  des 

Gymn.  in  Uernals  1877,  angez.  von  I«  Hilberg  8^ 


Fttnfte  Abt^llamg. 

Erlässe,  Verordnwigen,  Personalstatistik. 

Min.- Verordnung  Tom  22.  Jänner  1877,  betreffend  die  Formulare 
für  die  Bererse  der  Staatsstipendisten  an  den  Bildungsanstalten 
für  Lehrer  und  Lehrerinen  154 

Min.-ErL  vom  31.  Jänner  1877,  wodurch  die  Staatsgymnasien  im  3. 
und  9.  Bezirke  in  Wien  und  in  Hemals  in  reine  Gymnasien  ver- 
wandelt werden  237 

Min.- Verordnung  vom  28.  Februar  1877,  betreffend  die  vorschrifte- 
mässige  Be&stigung,  üeberschreibung  und  Durchstreichung  der 
Stempelmarken  237 

Min.- Verordnung  vom  8.  März  1877,  betreffend  die  Einführung  einer 
Sammlung  plastischer  Lehrmittel  und  Anschauungsbehelfe  für 
den  Zeichenunterricht  237 

Min.-Verordnung  vom  22.  März  1877  über  die  Einführung  des  Frei- 
handzeichnens in  den  Bildungscursen  für  Arbeitslehrerinen  315 

Min.-Verordnung  vom  5.  April  1877,  betreffend  die  Aufbahme  der 
Beversverbindlichkeit  der  mit  Stipendien  betheilten  Zöglinge  der 
Lehrerbildungsanstalten  in  die  Zeugnisse  315 

Min.-Erl.  vom  14.  April  1877,  womach  bei  den  theoretischen  Staats- 
prüfungen an  der  rechts-  und  staatswissenschaftl.  Facultät  in 
Wien  die  italiänische  Sprache  nicht  mehr  in  Anwendung  kom- 
men soll  315 

Min.-Erl.  vom  25.  April  1877,  betreffend  die  Weltausstellung  in  Paris 
1878  315 

Kßn.-Erl.  vom  2.  Mai  1877,  betreffend  die  Zeugnisse  der  vorbestandenen 
LehrerbildungBSchule  in  Linz  397 

Min.-Erl.  vom  3.  JuU  1877,  betreflbnd  die  Inventarisierung  der  Lehr- 
mittel an  den  philosoph.  und  medicin.  Facultäten  554 

Min.-Erl.  vom  26.  Juni  1877,  betreffend  die  Realgymnasien  951 

Min.-Erl.  vom  26.  Juni  1877,  betreffend  neue  Formulare  zu  den  stati- 
stischen Naehweisungen  der  Hochschulen  554 

Min.-Erl.  vom  26.  Juni  1877,  betreffend  die  Ablieferung  der  stati- 
stischen Nachweisungen  über  Mittelsdiulen  554 

Min.-E^L  vom  29.  Juni  1877,  betreffend  die  an  inländischen  Lehran- 
*  stalten  in  aushilfsweiser  Verwendung  stehenden  AusBUider  554 

Min.-ErL  vom  1.  Juli  1877,  betreffend  die  Vorschläge  für  Besetzung 
von  Amanuensis-y  Scriptor-  und  Custosstellen  an  Universitäts- 
bibliotheken 555 

Min.-£rl.  vom  30.  Jufi  1.  J.,  betreffend  die  Lehrpläne  der  niederösterr. 
Staatsgymnanen  951 

Gesetz  vom  30.  Juli  1877,  betreffend  den  Bang  und  die  Bezüge  der 
P^fenoren  an  den  beides  polyteobniBcben  Instituten  in  Prag     787 


xm 


fimlt* 


MiiL^lkri  tom  22.  Ao^ast  I87T,  botrc<tr<.Mi4  did  VeBUeizung  eines  Ter- 
min««  für    r     '     '  ■'   n»;  vou  B<5»cbwerd«ii  gegen  die  Adjnuüe- 


Min^-V- 


787 
871 


<ht!) 


...  w.i     .o..,   »Kitrell'ena '^'     m.i,.;-. , , ,.  p^ 

11    «Vi    1H77,  wornacli  d  .   -     :„...,..,.. 

Nh  B«?zeichiiuu|;    toclitiisoht}  Hüchsehnle*   zu 

i'l  871 

III  31>  Oct,  1877.    betreffend  die  Anberaumung 

•  r  IWmine  fOr  Candidaten,  welche  au  der  Abi o- 

ttihitomcbon  SUat^prüfung  im  ordeotl  Termine 

\  Erweiterung  und  Sch]i(S6uni;  fon 
V  ine   von  Cunmmnalscbnlon   in   die  Ver- 

T-  .1,  i.     -     .1  '-   nehung  des  Kechtes 

Ü.  Bezirk)  tS.  237k 
i  ii,   Kolin    (S,  237 j, 

[St,Anna]fS.  787J, 
MiJu.c'i-L  .         ,  ii,       J.ijn(S.  873),  Pilgram 

V«n«>chjiii   der  Progriunnie   der  öglcrroicbiBcheti  Gynmaaieiit   EeaK 

■dioltn  mr  dm  ädiultahr  1875/6  237.  952 

ralUiMttHung  in  Vv^nn  hu  J^bre  1^78  S.  S15,  397«  473 

dfikn  ftir  höhrr»?  öiwcrböschulen  fi^ 

ung  viiwT  rnKung5Comiiii«ktiion    für  das  Lebnunt  der  Steiio- 

pmhi«  IM  Gra&  787 

toi  ftr  «ii<^  Kunster^bule  iu  Krakau  787 

Mn  thT  Bodencnltisr  Sfifi 


J*  siid  tkbulnoti/*- 
477  u 


n^T 


i^^t57,  238  w.  239,  31^-31  H      -   '     *^ao. 
u    568,  787—797,  873^  966 

.  318  u.  319,  398-400,  i  .  &5a 

bis  560,  797—799,  954i-957 
jQbiltoa  dm  Hro,  Prot  Dr  J,  Pettval  IGO 

itUtralnrblatt  vim  A.  Edhneer  480 

Vofi^jDmlüitjst  deutscher  Philoiti^en  und  ScbulmanneT  560 

0««»  8.  160,  400,  480,  560,  960 

^  voo  J.Uüfinaiin  and  Gegen bomerkong  von  0.  S c b m  i d t  799 
TQü  Jk  Woldf'ieb  und  Entgegnung  von  A.  Äusserer       878 
Tön   A.   Kfiebeubifcuer   und  Antwort  von  J.  ^ecb- 
iMUUr  958 


i^er^i^iial-  ujid  äcbuluott^en. 
lißt  EtttWu^nng  der  in  den  BflBeellen  enthalionen  Peraonettnameii.) 

AU«t  55&  AcUtcrftad  399.  Achtner  798,  Adainc  k  791,  794.  Ahn 

AKn.  rsll  ^?^i.    AH   lf>f;.  956.   Auierliüg  478.    AtidrAi 

hen  793,  Änauis  398.  Anzen- 

.18.    Aniaud  157.    Äitel  87a 

r  31 T.  Auer^porg  (Graf  v.)  310.  Augnfl 

rcT  878.  Autran  239.  Daborka  «74. 

(kr  874.    Bain   15i>,    BaiU^r  877. 

,ki  794.    Barie  794.    Barou  791. 

Huftßk  ^7i,  Bart*^l  157.  BartoA  758.  Barth 


ober  WT  ,\ 
lrtb«rc«r 

iUmX    BallantiDr 
Sn   Bvta  557, 


BuriÜiia  t&C  v,  Barv  876.  BasaU  955.  v.  Baach  956.  Baatian  316. 


xvm 

Battitsch  794.  Baudisch  794.  Bauer  (A.)  473,953.  Bauer  (C.)  877.  Bauer 
(F.)  313,  949.  Bauer  (Wenzel)  874.  Bauer  (Wilh.)  956.  Baumgarten  796. 
Bayer  875.  BaÄant  875.  Becker  (K.  F.)  877.  v.  Becker  (M.)  239.  Beer 
(A.)  873,  953.  Beer  (M.)  156.  Behaoker  874.  Bellynk  158.  Beiz  (Stadt) 
150.  Benecke  949.  Benedict  790.  Bennati  875.  Benndorf  788.  Benzon  873, 
874.  Berezowskj  791,  793.  Berger  (A.)  793.  Berger  (F.)  474.  Berger  (J.) 

792.  Berger  (Th.)  792.  Berghaus  313.  Borka  557,  955.  Bertaffnolli  558. 
Bertin  319.  Beskiba  478.  v.  Bethmann-Hollweg  559.  Betzwar  873.  Beuer- 
lin  399.  Beyer  155,  239.  Ueidkk  (A.)  791,  792.  Bezdek  (F.  W.)  958.  Bez- 
dek  (P.)  238.  Beziö  794.  Bezpalec  874.  Biberle  793.  Biching  784.  Bieber 

874.  Biedermann  151.  Biehl  946.  Bielohoubek  953.  Bier  393.  Bilek  875. 
Bill  153.  Bily  (A.)  874.  Bil^  (M.)  238,  875.  Birnbaum  957.  Birk  876. 
Bischof  954.  ßittner  874.  Blaas  558.  Blaha  316.  Blas  317.  Blaschke  954. 
Blaiek  (Gabr.)  954.  BlaÄek  (Gilb.)  955.  Blochwitz  476.  Blodig  873,  953. 
Blumentritt  874.  Bobrzynski  (M.)  316.  ßobrzynski  (V.)  955.  Boehl  de 
Faber  318.  Böhling  875.  v.  Boehm  555.  Boehme311.  Bogusz  793.  Boldt- 
mann  798.  BoUa  795.  Bollmann  950.  Bounell  399.  Borbola  797.  Borcken- 
feld.  319.    Borowiczka  792,  876.   Borsky  795.    Borstnik  874.   Bortnik  (J.) 

793.  Bortnik  (T.)  477.   Bosszagh  559.   ßottek  793.  Bourqui  557.  Boutell 

798.  Bouvier  875.  Bovy  799.  Bowcrbank  240.  Boynger  954.  Bozdech  156. 
Brabec  874.  Brachelli  873,  953.  Braf  556.  Brajer  955.  Brajkoviö  793. 
Brand  939.  t.  Brandt  788.  Braniovaky  793.  Bratiöeviö  794.  v.  Braumüller 
289,  318,  Braun  (A.)  318.  Braun  (C.)  877.  Braun  v.  Fernwald  876.  Brech- 
1er  956.  Brehm  153.  Breitenbach  231.  Bremiker  318,  395.  Brenek  558. 
Bretschneider  235,  950.  Bretterklieber  195.  Breyer  794.  Breinik  793,  875. 
Brion  878.  Brockhaus  (Cl.)  878.  Brockhaus  (H.)  157.  BrouJek  874.  Bro- 
»oviö  875.  V.  Brücke  239.  Brühl  158.  Brunelli  873.  Brunet  793.  Brunner 
791.  Brunotte  877.  Bryce  559.  Bryk  (A.)  317,  789.  Bryk  (C.)  792.  Budar 

791,  956.  Budwinsky  872.  Budzynowski  796.  Büchner  957.  Büdinger  788. 
Btihr  875.  Bürkel  239.  Bugl  557,  873.  Buloz  158.  Bumbacu  795,  874. 
Burghauser  874.  Burian  555.  Burkhardt  319.  Bursik  873.  Burzanski  792. 
Bnzoliö  477,  793.  Bykowski  872.  Caballero  318.  Calogera  794.  Calzada 
878.  Capelli  878.  Careviö  793.  de  Carvalho-Arango  798.  Caventon  400. 
Cervenka  794,  875.  Cetnarowski  955.  Chavee  560.  Chlcbek  955.  Chorinsky 
(GraO  872.   Cibot  160.   Ciesielski  954.   Cieszewski   150.  v.  Cintula  791, 

875.  Cipa  796.  Clarkc  (Archid.)  958.  Clarke  (Ch.)  240.  Classen  310.  Clerk- 
Maxwell  788.  Cobelli  497.  Codecasa  156.  Compare  874.  Compton  798. 
Conestabile  dclla  Staflfa  797,  Conze  398.  Cornü  315,  954.  Correns  479. 
Courbet  958.  Cowcll-Stcpney  400.  Creizenach  957.  Ctibor  875.  Öu6ek  873. 
Cumpfe  793.  Cynk  795.  Czerkawski  955.  Czemv  557,  956.  Czerny-Schwar- 
zenberg  788.  Czubck  791.  Czuntuliak  156.  Dabadie  957.  Dabk^wski  780. 
Danek  (F.)  789.  Daiiek  (V.)  873.  Dautscher  558.  Daszkewicz'  794.  Daurer 
874.  Davonport  798.  David  872.  üebain  958.  Deborle  958.  Decombe  240. 
Defregger  478.  Degn  793.  Deininger  794.  Delord  400.  Deniol  955.  Demo- 
liere 958.  Deschmann  793.  Deulin  799.  Deutsch  240.  Deyii  557.  Devrient 

799.  Diday  957.  Dietz  559.  Dieu  559.  Diez  319.  Dittel  (H.)  792.  Dittel 
(L.)  789.  Dobrowolaki  875.  Düderer  155,  317.  Dolbeau  240.  Domalip  790. 
Dombi  240.  Domin  875,  793.  Domorizek  874.  Donadini  155.  Donath  790. 
Dräsche  (A.)  956.  Dräsche  (J.)  878.  Drbohlav  479.  Drechsl  782.  Drechsler 
793.  Dressler  793,  873.  Dmka  875.  Drummond  798.  Dürr  556.  Duffer  319. 
Dumont  158.  Durege  954.  Durham  878.  Duvcrgicr  878.  Dybeck  797. 
Dwofak  156,  956.  Dworczak  794,  955.  Dzieduszycki  319.  Dziubiiiski  876. 
Bbenstreit  794.  Eberl  797.  Eckstein  233.  Eder  955.  EfiFenberger  874.  Eger 

792.  V.  Egger-Möllwald  235,  475,  558.  Ehmer  556,  789.  Ehrcr  <93.  Ehrraann 
783.  Eibner  9r)7.  Eicheiter  316.  Eichens  399.  Eiselt  789.  Eisenraenger  953. 
V.  Eitelberger  397,  473.  Elwart  877.  Emeritzy  160.  Emprechtiuger  795,  874. 
Enge  151,  230.  Engel  (A.)  558.  Engel  (D.  H.)  399.  Engelmann  474.  Engerth 
155.  Enrold  559.  Erben  476.  Erber  794.  Ermann  559.  Ertl  556,  789.  v. 
Escherich  316.  Esmarch  956.  Estroff  (Fr.  v.)  799.  EttmüUer  318.  Einer  (A.) 


XLX 


ichtin^ei 

itT  ^♦t>*i.    Kiala  7H4     F»cker  tAj  157.  873.    Ficker  iJ,) 

\.)  476,    Finaler  (J.)  555.    Filek  v,  Wittinghanyeti  &5ii 

tL'k  y55,    Kihi  7f*l.  792.    Fioravanti  319.    Fiorio  157, 

7    V\^h^v  (Fr.)  159.  23i;.  948.  Fisrber  <K.)  94!    Fiscl»*^r 

.  >  i.er  (a.i  1^:-'  '^'.    -     ■        r 

\i  \m.  F 

.    ÄntoD)  Ty:5  1    Franke  954.  Frankl 

y'-*r    *  ' '  '    A.)  954.  Frcuml 

iä  953.  Fritdcher 

-..     .« ;.,.,   .  n.  Fuchs  79Ü.  V. 

t»57.  Fuss  794,  Fui  956.  Fuzorius  779. 
In»  479.    üiineaco  3J8.    Gauglbaticr  796. 
r  479.  Ü;4ul  95*1  (ianüt^^r  157.  Gaut«ch  239.  Gawale- 
•:^f    Gt'hl«n  152.    Uehrke  232.  Geier  793.  Gelcich  (.1.) 
iick  794.  lienthr?  552.  Gerlach  79B.  Geiiierth 
^X  GH^*mimn  .h74.  Ghcmnii  559,  Girnä  794. 
95^1.  (iir^ztowt  957.  Gitlbiiiic^r  790. 
r  558.  (iObel  (A.)  955.  Göbttl  (Kj 
«r.     *;>.l  Gollob  (J.)  794-  Goo8  9fi5.  Goss- 
Grabowbky  238,    Gmi    79ti.    Grawciii  873. 
v;.    Griopcnkerl  47ii,  956.   Grilitsch  796. 
»  557.  Grull  ir>6.  Gfoiiiiiicki  793.  Gruber 
__      .  .  MT  (ü.^  154.   V.  Grün  316.  Grnnert  316. 
:  n<2,    Grünn  793.    ilnihl  398.  Grusxkiewicz  955. 
M.    Guekler  9:^8.    Guenöc  560.  Guentwer  (F.)  789. 
Gu^tiUi'r    iWw    477.    GuMt-n^r  799,    ?.   Gunesch  873.    GuAkicwic*   955. 
Gnft-A-  :*n,  55.S,  f^-tf».  GnHitt  .556.  (Jutl  472.  Habeokht  781.  Hackländer 
Ä^  ^  »3.  HaftrI  877.  Hailie  V.  HiiiliiiK'en  788. 

Qa-  ay  319.   HÄmui.T  793.   Haiunn  ricli   159. 

UamiL'rri  ,]f4,  n  .ti  :i,  ri..  rjj  Huuacitek  558.  Hand  795.  üanfstan^l  318. 
ÜAftUcb  5Ö6.  lUufi  154,  788.  HaDnak  152,  153.  783,  Hum^u  317.  478, 
HÄ*^f^  <l*r  '  *  ^'H  liansgirjr  (A.)  875.  Hans^irg  ^V.  R.  r.)  158. 
Barra»  v.   H.r  ö72.    üärtiuanii  (Dr.)  798.    Harttimuii  (Fr)  954. 

Hutinanii   -  i-^  477.    Hart»--  -t-^m    >:r.     m  .»«.m   7qi     Ha?^eti- 

i:»lirl  *K.  1  872.    II  794. 

HaiM-h  4.  '■'     TIhuIm   .^.•-,       _.   J:  ,  iiau8«?r 

,  iCk  •  56^  793.   Uayck  153.  HHnii  156,  398. 

1(0   Hr  L    Heger  <F.)  792.   He^er  (J.)  796, 

H#»  '  »8.    V,  Heine  799.    H'iuichen  798, 

UciL  UAii  792.  HellwaU  940.  ll*?lwich 

8fi7.  Ut.  -'iL  H.'rk'ck  (li.  v.)  877.  Heinian  557. 

G.)  7H4,  Herr  (J,)  155.    HcrUborsf  233. 

r     !  "  vi  557.    He\tm   155.    Hcvasler  872. 

Uli  f.    HickI  795,  HillM^rg  154    Hinter- 

-'  ,  r<     1,'i.    i.nihjf'r    39t].    Hirsch    794     HiricbMd 

o.)    788.    Hirtli  956.    Hiriel  159.    HiUirij:.?!  K72. 

-    956.    Hobl  874    Hüohf^^llut^r  874.    v.   Hocbfitüttcr 


ia  Gioli 
7».  Güiii 
inaan   7^J. 
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V  )  954.  HOldor  157    HöU#ri»« 
Hofin  k,M  r>r»fr  Hofbäiirr  794, 


lim  ii^i-i 
lim  Busi 


\*J.  Hürrmanii  797. 


Horaky  V.  Horakyfelil  918,  938, 


XX 

HostiDsky  790.  Hoszowski  (C.)  317.  Hoszowski  (J.)  781.  Hrbäöek  874. 
Hrehorowicz  792,  876.  Hribernigg  875.  Hrnöif  874.  Hrndiöka  955.  Hüber 
158.  HübDer  (D.)  875.  Hübner  (0.)  159.  Hnemer  873.  Huessener  159. 
Hafflmaiin  873.  Hugo  957.  Hogues  240.  Hubn  (E.)  958.  Hubn  (Prof.)  158. 
Hula  875.   Hnlakowsky  877.  Happenthal  792,  875.  Huppert  788.  Hussak 

795.  Hnwar  319.  Hnzley  394.  Hynais  956.  Jablonski  795.  Jacobs  877. 
JagriS  478.  Jahn  153.  Jakabowski  789.  James  479.  Jan  797.  Janauschek 
876.  Janeöek  953.  Janka  790.  Janota  954.  Janousek  794.  Janovski  876. 
Jarolimek  395.  Jasinski  873.  Jaworski  792.  Ibl  875.  Jeaaron  318.  Jedina 
790.  Jelloaschek  797.  Jenko  791,  875.  Jenny  155.  Jerusalem  874.  Jesiorski 
955.  Jinfihof  239.  Jiredek  (H.)  473.  Jireiek  (J.)  785.  Jiredek  (J.  E.)  790. 
V.  Inama-Sterneeg  788.  Ingmann  799.  Jörg  478.  Johanny  873.  John  876. 
Johne  791,  874,  Tbzinger  873.  Jülling  954.  Jüttner  874.  Jung  397.  Jursa 

794.  Ivan«6  791,  875.  KaSeroysk^  (J.)  874.  Kafierovsk^  (W.)  793.  Kach- 
1er  316.  Kaczor  955.  Kalessa  872,  873.  Ealinowski  238.  Ealtenbrunner 
790.  Kaltonegger  876.  Kaltenleitner  953.  Kamienski  872.  Kantor  794. 
?.  Karajan  (L.)  789.  v.  Karajan  (M.)  955.  Karkosch  557,  873.  Karl  Ludwig 
Erzherzog  787.  Karnasiewicz  317.  Kaserer  872.  Kaschl  558,  956.  Kaspar 
(F.)  557,  874.  Kaspar  (J.)  472.  Kaspret  874.  Kastner  (E.)  789.  Kastner 
(L.)  791.  Katholnigg  874.  Katscher  956.  Katuriö  317,  558.  Kaulich  788. 
Kavanagh  878.  Kawecki  (A.)  793.  Kawecki  (L.)  955.  Kecskemethy  318.  Kel- 
dorfer  794.  Kelle  953.  954.  v.  Keller  872.  Kellner  939.  Kempf  793.  Kerekjarto 

796.  Kerer792.  Kergell56.  Kerner  156.  Kernstock557,  875.  Kiepert 235,  796. 
Kissling  873.   Kitt  953.  Kitzberger  874.  Klauser  794,  955.  v.  Kleinmayr 

795,  875.  Kleinwächter  788.  Kleissl  557.  Klekler  792.  Klemenöiö  875. 
Klemm  555.  Kliegel  874.  Klingenspor  874.  Klomser  956.  Klotzek  874. 
Elnss  319.  Knolle  559.  Knopp-Fehringer  799.  Knothe  795,  874.  Kobak  875. 
Koch  791.  Kociuba  793.  Kocourek  794.  v.  Köchel  479.  Kögler  954.  Köllner 
954.  König  955.  Königsberger  154,  953.  v.  Köppl  556,  789.  Kohn  793.  Kolbe 
(P.)  558.  Kolbe  (J.)  155,  953.  Kolber^  479.  KoUer  557.  Kolomea  (Stadt) 
150.  Kolp  797.  Komärek  (J.)  794.  Komärek  (M.)  559.  Koniaromy  318. 
Konrath  557.  Kopetzky  (A.)  795.  Kopetzky  (B.)794.  Eopetzky  (Th.)  874. 
Eoprimik  156.  EoHstka  953,  954.  Kornfeind  792.  Eornhuber  953.  Eor- 
nitzer  793.  Eortschak  478.  Korczynski  955.  Eos  793.  Eosakiewicz  955. 
Eosi  793.  Eosiaski  956.  Kosiba  793.  Kosina  785,  790.  Eosi^ski  792.  Eo- 
stecki  874.  Eotecki  955.  Koutny  954.  Kozenn  153,  314.  476,  784.  Kracher 
398.  Krall  872.  Kramer  794.  Kramer  480.  Kranich  793.  Krasnigj?  559. 
Erätky  875.  Eratschmer  790.  Kraus  792.  Eravogl  793.  Ercal  477.  Kredar 
874.  Erej6  955.  Erejöi  954.  Kreidl  557.  Krek  954.  Kremser  793.  Kress 
786.  Kreuszel  553.  Kreutzer  793.  Kfiöek  785.  Krichenbauer  958.  Kripp- 
ner 793.  Krispin  793.  Krist  313,  398.  Kriitufek  791.  Krol  155.  Krones 
954.  KrouskJ  955.  Eroutil  873.  Krsek  793.  Krünes  557,  955.  Krug  399. 
Erokowski  238.  Krupka  874.  Krystof  793.  Kußera  238.  Kühn  558.  Kühner 
232.  Kümmel  .  '5,  796.  Küpper  954.  Kuglmayr  955.  Kukutsch  793.  Kund- 
mann 558.  Kundrat  316.  Kun8tek875.  Kunz(A.)793.  Kunz(B.)557.  Kunz 

§1.)  785.  Kunz  (Dr.  K.)  873.  Kurz  v.  Goldenstein  558.  Kurzwernhart  791, 
74.  Kutschera  955.  Kutzen  877.  Kwiatkowski  955.  Kyselka  791.  Lachner 
£.)  399.  Lachner  (Th.)  399.  Lacomv  317.  Längle  794.  Lambert  557. 
mbertz  557.  Lambinet  958.  Lamich  793.  Landesberger  956.  Lanfrey 
878.  Lang  (A.)  954.  v.  Lang  (E.)  556,  789.  Lang  (E.)  789.  Lang  (J.)  557. 
Langer  (K.)  874.  Langer  (M.)  958.  Langhans  791.  Lantschner  154,  556, 
789.  ?.  Laschan  156,  556,  789.  Laskos  399.  Laskowska  472.  Latscher  238. 
Lattmannn  31 !  Lauffer  875.  Lauzanne  877.  Lazarski  792.  Lechner  874. 
Ledebur  (Fr.  v.)  957.  Lehfeld  157.  Lehmann  786.  795.  Uidesdorf  (K.) 
472.  Leidesdorf  (M.)  157,  478.  Leinkauf  782.  Leitgeb  954.  Lemayer  872. 
Lemoch  792.  Lenarduzzi  793.  Lengauer  793.  Lentner  872.  Lepaf  314, 
785.  Lepuschütz  (J.  Prof.)  794.  Leouschütz  (J.)  956,  Lerach  874.  Lerch 
789.  Leschanofsky  874.  Leslie  958.  Leunis  551.  Levec  557.  Leverrier  798. 
Lefitschnigg  796.   Lewicki  792,  875.  Lhota  954.   Lhotsk^  876.   Lhullier 


XXI 


Ubitxirf  876.    ♦  ■'»■*■.  n^  an,  l.ichtonsftern  872,  873    f  -^^  --  ^^'^ 
"     'er  872.  l.ii  ü\  Lin^laor  (Ä.)  47B.  786,  Li 

hJ.mi.,!   lf»->    ihn  ,,  j,  V.  Luiliart877.  Linkr  874.  L:.,.. 

.0.    Lij^j.  (E.)  556,  78a    Lipp  (J.)  7tlL 
/t  872.  V.  Littrow  878.    Lixtiar  955,  Lüi 
1   «  7t^.   Lrotrter  (L.)  79ö.   Löweuburg'ttclit^  8tiftung  230.  Lowen- 
J     Uios  79.^    Lorenx   (A.)  791    Lorena;   (0,)   788.    l4>»tTth  316. 
UIU4M4I  963.  Lub«5r79-2.  Ludi 'J57.  Ludwig  788.  maürs  939.  Lue!T794. 
f.    Lftlioii   963.    Lo^tkaM.*!  872,  873.  Luszc^kicwie^  7<*5.    LntK^r Dinsr«'!- 


itoiltT99.  Ltti  794 

ilSi  Mick  in  im  (I  55V^ 

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MaiiT  (l:"'.)  875-  Mhjci  i^j.j  itirj.  ,>iiiut(i>hr 
-  -:8.  Malöc  875.  Malinsky  794.  MalJ  (J.) 
s7r>.  Mundyczewski  156,  956.  Martib  797. 
Mireiua  im.  MMchet  *Sir4,  873.  Marek  159.  Maresoh  789.  Maraowici  938. 
Jlanf.'i:r  tC4  ^TiUL^r,t  792,  955.  MariJt  f>57.  Marneffe  798,  Mähij  318, 
lor  798.  Martazxa  794.  956.  Martinck  875.  Mar* 
72.  Man  (A.  M.]  799.  874.  Marx  (W.)  874.  Mä- 
Masek  875.  Ma^ka  955.  Matizkowdkt  954.  Mut- 
^>.  Mathieu  877.  v.  Mauror  (C.)  78H.  Mnnr^^r  fj j 
TUL  lUitÜui«!  ;jay.  MajüiuI  238,  Miiyer  ^A.)  16Ü.  Mayi>r  (U.)«.»- 
Ih}  T»  Kifer  (L.)  156,  956.  Majer  (M.)  95t».  Mayer  (S  : 
'    T   (AnVff»)  943.    Mayr  (Äiiton)  943,    Mnyr  (M.)  955    ''  ,J.) 

V.  Marrhofer  (V.)  479   Mazzucato  958.  Meciiik  954.  317. 

I«r  m.  M«lioo  7da  Menäik  953.  i^eiuie  558.  .vuHu,aua  56(», 
)  656^  H72.  MoDger  (C.)  873.  Men>,'er  iJ.)  792.  Mongoni  958. 
MeQMl  558,  Merten  874.  Merwart  557.  Moska  955.  Meuror 
Ml  tftiwkariror  791.  792.  M^ydr  315.  MicUa«^li^  788.  Micttoi  875. 
JlitM  {A.}  dl9.  Michel  (Th.)  798.  Michl  793.  MicUolitz  956.  Milmtich 
8T3.  ]|ik]o<tich  (iL  v.)  953.  Miki:ich  955.  Mikiic  799.  Milatoviö  795.  Mü^ 
«ira  3ÄL  MilitkJ  567.  MilloieviÄ  795.  Milne  788.  v.  Milow  956.  Mtn>- 
^ff^  »T4.  Miiclii  792.  Moftiilt  (H.  ?.)  2:-kS  313»  950.  Modri^S  794.  i!öUt?r 
^7-*  MmkoUr  878,  MöstI  558.  t.  Mojsisotich  316.  Mokri  958.  Mi»lkii(ia 
M^nmueii  788.  ftionnier  157.  MontplaiHir  479.  Mora  553.  M<irawek 
4^79^  Motiwek  <M.U93.  MoraweU  793,  Morawski  (A.)  792.  Moriiwski 


Ifi^   MorieiL  B7 
U^ptW.  Mol 


Fr.  V.)  779.    V,  Moseuthal  160.  Moäettg 

üäkt  957.  Müblau  780,  Mühlbauor  156. 

>     M'i'  -r  iJo«.)  874.   Müllor  (L.)  556. 

.    iKiü).    Mu^'muer  156.    Muhr 

V«i|er  (K.)  794.  Na^ier  (V.) 

k  f>57.  Neff  157,  NeiU'i 

'  ,  .  n;.   NVtuRcbill  55S.  Xru- 

Wai&rf  &7J,   N«iiijmiiti  (A^j  949.    NiMiinuiiii  ^L.)  8'i2}  873.   Noumani 

^ik  t.»  873.    NeurcQtt<?r  789.    Kicolicb  558.    Nicoile  lW.    NirS. 

Mkila^j^üiM  238,  239,  786.  NiediiwÜMly^i  llf4.  N  J:,  4i2. 

MMKbilr  (H)  239.    Niklaa  799.    Ntkodcm  IfiO.    N  No«  f>53, 

9H.  Hagfvrstb  798.  Nultsoh  154.  Nortoti  479.  Notan^  I^b,  Noyak  (G.) 
tlQb  Kufii  (J.)  H7S,  Nuviik  (J,)  795.  NoTak  «l»r.  J.)  874.  NovAk  (R.) 
CL  Bafik  (tb  )  874.  Nowak  (A.)  791  ■'' V  V.-wak  ^R.^  873.  Novotny 
liL  ]i«iro»id«ky  793,    Nowotny  792.  itT    791,    792.    Nykli^ek 


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lUtT  317.  V.  litt  955,   V.  I 

23i     Uw.'ii  fif>H    (»xenford   160.    Pa^t?  iäi. 

74.  FaUwoda  7HH.  l*alin*tt?m  783.  !*;ui,rm?i 

.:.H     pioli/iÄ  ^)lt     r*pad;ikU  158, 


fhumm  793.  Fülnür  Ijo^.  i'a^lawaki  956.  Pau«:ger  316.  Viu 


XXII 

Paul  239.  Paulin  794.  Paulitschke  791,  875.  Paulus  :\.)  794.  Paulus  (J.) 
794.  Paumann  876.  v.  Paumgartten  797.  Pawlitschek  793.  Pawlowski  873. 
Pechan  794.  Pechnik  791,  955.  Peiretti  799.  Peisa  557,  875.  Pelleter  875. 
Pelczar  238.  Perathoner  791,  792.  v.  Perger  (H.)  956.  v.  Perger  (R.)  795. 
Periö  873,  875.  Petelenz  791,  955.  Peter  792.  Peters  954.  Petr  874.  Petf  ik 
874.  Petf ina 795.  Petris875.  Petzvall60, 478.  Pfaff  872,  PfeifiFer  799.  Pflug- 
rat 955.  Philipp!  793.  Philipps  318.  Pic  874.  Piccard  956.  Pichler  v.  Bau- 
tenkar  (A.)  478.  Pichler  (Alois)  874.  Pichler  (B.)  874.  Pichler  (G.)  874.  Pick 
789.  Piderit  393.  Pierre  155,  953.  Piger  155,  792.  Pinamonti  792.  Pi- 
schek  874.   Pischof  155.   Piskaöek  793.   Pissling  789.  Plaöek  793.  Pla^il 

874.  Plansk;^  (Th.)  874.  Plinsk^  (W.)  875.  Plappart  536,  789.  Plaschke 

792.  Plater  877.  Platter  154,  316.  Platzer  318.  Platzl  556,  789.  v.  Plener 

873.  Plötz  949.  Ploier  792,  793.  Podersay  791,  875.  Polt  557,  793.  Pölzl 

793.  Pöschl  (A.)  156.  Pöschl  (J.)  954.  Poggendorf  158.  Pokorny  793. 
Poläk  (F.)  791.  Polik  (H.)  874.  Polek  155.  Poliiiski  955.  Pollinger  957. 
Pommier  319.  Popelka  876.  Popow  958.  Popowicz  556.  Poppe  311. 
Posch  796.  Pospichal  783.  Pospiöil  793.  Possedel  793.  Poss  240.  Praiak 
397,  955.  Preindlsberger  956.  Prein  945.  Preinru  797.  Pfibram  789. 
Primoiiö  793  Prochaska  156.  Prochazka  153.  Prock  319.  PröU  874.  Proft 
(C.)  557.  Prüft  (G.)  874.  Prohaska  780.  Proschko  557.  Protiwa  558. 
Ptaönik  875.  Pütz  479.  Pulich  558.  Pulitzer  874.  Puluj  790.  Putzger  551. 
Qaantschnigg  793.  Quarncrische  luseln  310.  Quasco  158.  v.  Quast  240. 
Raab  874.  Kadingor  155.  liadnitzkj  953.  Radoch  875.  Raimaiin  558. 
Rarabacz  792.  Raus  238.  Rauschenfels  319.  Rauscher  794.  Raven  559. 
Rebhann  155.  Reden  (Fr.  v.)  155.  Reich  93:i.  Reichard  310.  Reichel  949. 
Reichlin -Meldegg  (Fr.  v.)  159.  ReifiFerscheid  788.  Reinhard  797.  Rein- 
hold 156.  956.  Reinwarth  953.  Reis  791.  Eleissenberger  557.  Reraer  317. 
Resch  875.  Reuling  398.  Reumont  876.  Reyer  (Fr.  v.)  779.  Ricard  553. 
V.  Riccabona  793.  Ricci  957.  Richter  (E.)  557.  Richter  (F.)  794,  Richter 
(H.)  953.  Richter  (Judith)  796.  Richter  (Julius)  399.  Richthofen  (Fr.  v.) 
796.  Riedel  (C.)  398.  Biedel  (C.  Schulrath)  957.  Riedel  (J,)  875.  Riedl 
(A.)  875.  Riedl  (C. ,  Prag)  875.  Riedl  (C,  Wien)  873.  Riedl  (E.)  874. 
Riedl  (H.)  955.  Riedl  (J.)  955.  Rieger  791.  Rietz  798.  Ringelsberg  159. 
Rittner  556.  Robida  799.  Roeck  792.  Rogner  954.  Rohatyn  (Stadt) 
938.    Rojek  797,    Roinski  873.    v.  Rosas  872.    Rosenblat  397.   Rosen  feld 

794.  Roland  798,  Rosmanith  557,  955.  Rosegger  956.  de  Rossi  787. 
Rosner  789.  Rost  474.  Roth  318.  Rott  793.  Rotter  (Joh.  Lehrer)  794. 
Rotter  (Joh.  Stud.)  793.   Roux  794.  Rovere  794.   Roziere  788.  Ruby  (F.j 

875.  Ruby  (R.)  155,  873.  Ruf  318.  Ruhmkorff  958.  Rulf  875.  Runeberg 
399.  Ruprecht  476.  Rusch  874.  Ruter  875.  Rutte  791.  873.  Ruzycki  955. 
Rydaqvist  958.  Rvdel  789,  Ryöav^  236.   v.  Saar  156.  JSabina  878.  Sach 

874.  Safaiik  lA.)'  155.  Safahk  (Wl.)  954.  Sainte-Foy  319.  de  JSaint-Ybars 
100.  Salamon  872.  Salfner  938.  Saliger  791,  873.  Sallaö  874.  Öallwurck 
230.  öalzer  789.  Samitsch  872.  Sanda  153.  Sander  874.  Santini  559. 
Saska  790.  Sauer  156.  Sauvago  319.  Sax  873.  Sawczyiiski  155,  954.  Schäflfer 
317.  Schak  874.  Schauer  477.  Scheinigg  791,  875.  Schenk  955.  v.  Scherer 

556,  789.  Scheuba  398.  Schey  (Fr.  v,)  154.  Schieschnek  956.  Schiestl  873. 
Schiller  313,  783.  Schima  158.  Schimatschek  557.  Schipper  953.  Schlegl 
873.  Schleifer  877.  Schlemmer  952.  Schlichts  794.  Schmid  [h\)  153. 
Schmied  (G.)  953.  Schmidberger  792.  Schmidt  (F.;  151.  Schnjidt  (J.) 
792,  873.  Schmidt  (K.,  Schulrath)  152,  475,  552.  Schmidt  (K.)  794,  874. 
Schmidt  (0.)  799,  800.  Schmidt  (Th.)  159.  Schmidtmayer  (F.)  876. 
Schmidtmayer  (W.)  558.  Schmied  557.  Schmitt  155.  Schnabel  316.  Schnarf 
792,  955.  Schneider  789.  Schneller  397,  955.  Schönbach  954.  Schönbrunuer 
160.  Schönn  478.  Scholz  (E.)  878.  Scholz  (G.)  957.  Schornböck  793.  Sehers 

557.  Schramm  785.  Schranz  793.  Schreiber  395.  Schreieck  938.  Schreier 
317,  Schreiner  874.  v.  Schroff  872.  Schuchardt  954.  Schühly  156.  Schuh- 
fried 319.  Schuler  955.  Schultz  152.  Schnitze  394.  Schulz  (F.)  567, 
Scholz  (J.)  793.  Schulz  (M.)  876.  Schulze  47a  Schumacher  479.  Schuster 


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E^wl2^^!nSS^^ 

R^3m    Sfbwnr^  i A;;i  158,          ^^^| 

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tiWiMtifnrtb  877.    ßciajoU  877.  Seback  872,  SeUerinj           ^^^1 

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rf  47H.  S^aia^ek  875.  Sedlmayi>r  7fm.    See-           ^^H 

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779.  Hctmanri 

874.  Heidan  954.  Snidl  793.           ^^H 
8€mt>«r788,  Seil a  399.  S«rr*           ^^H 

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L  Seweni  7f0,  ^'heridan  479.  Sickt^l  15»!.           ^^^^ 

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^   >    ..     : . ^    Sieiriieiiski 

957.  Sigiimnd  v.  Ikrior  789.           ^^^H 

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Simnrka  7iH.    Simonii^  5i>B. 

Simonv   953.    Sim/jf;    791,            ^^H 
Sinrib aber  794.    Skoda   157.           ^^H 

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.    Vr. 

1  STi: 

.  s7:t.  Sin-..T  n\.'i  n:ia 

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Franz)  793,  873.  SUmeczku          ^^H 

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158.  SniiiMkUs  V.Ki,  Siiudik           ^^H 

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)  :v^^ 

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j  Iki;».    SoU^k  23b. 

8obii^ka   874.    8on)in>  r   875.          ^^^M 

^^g^Wnn 

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vld  319.    Äwka  477. 
r,    (K,    v.i    317,    H72 

äpäcil  791,  874.    .S)mt  955.          ^^H 

^B  r 

.    SmuH6  795.    Spiruta  874            ^^^1 

^H  > 

Sfiri]ncr*2.m  Spnlak7m.  ShidtiniilK^r  7f»4.  Sulil           ^^^| 

J           r-rr.,         ,_.  . 

^^. Uta  793.  Stark  798.           ^^H 
ti  173.  Stefarn  l\f2,          ^^H 

■  ..n(l'\)  876,  9^>                            ^^H 

ich  872    8teitier  702.  81                            ^^^B 

^^^B 

:.i  nrv 

i.  FtrriKit  7n^.  Str ^^^H 

:i.  8torich           ^^H 

.  Hfiianii  VH2,  .sTiV  .siri^l  ]i¥i.  birobi  7^1  ^tr6lil           ^^^| 

•   7H9,   Strn^rlikÄ  874 

[.   Strzekcki  954.  Stddiiii'ka           ^^H 

1  *»5B. 

8tutz  4(:x).  Süptlti  783.  Sms          ^^H 

-1  557, 

952.  Sutowiez  955.  Svelina           ^^^| 

^^m  '' 

V  1  :ui.  8widrr8ki  (T.)  793.  Swoboda  (Ed.)           ^^^| 

^^M  'i 

i.bodft  (.1.)  t)56. 

Swoboda  (W.)  317.   8ydow           ^^^1 

''k  y.  Syn^ki  954.  Sjwulak  79L  ä2iichirw.iki            ^^H 

V  954.  \S£omb«thelj  875.    82ucbiewtc/.  87G            ^^^H 

^H   '^ 

T'-Oi.,.M»u..r      '»'*< 

:     T..r..wiecki  793.  Tartini           ^^H 

^^r  941    IVnt&cbc^rt           ^^H 

Terpin  875.  Tesar           ^^^| 

f     riöw 

iraan  014 

.     IV 

ubiier  y56.  IcrniVenbucb 

(Fr.  V.)  785.  Tezierski  398.            ^^^H 

I^ÜAMAbtiir  *Mf* 

Than.T    154,    Thicr*   7f»H, 

Tbi.Uick  479.    Thomas  799.           ^^M 

«M  7 

V  (A.)  b7a 

T%iKr  (V.)  478,  956.  Till           ^^H 

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l.  Tinter  15,^  TkafiMr  875   TobW  I5H.          ^^H 

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.  :  Ir,  V.  l-:d.)  87.^  T. 

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"        lorstrik  95^ 

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liüi  875.    ' 

rrdtiiniel  ^/3.  Triinklcr  955.           ^^^^| 

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Tsrbabu    ^  ■  ""  ^7S.  Twcbe-           ^^H 

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796.  'r.s4!h 

ornich  8^                 ^xij  793,           ^^^H 

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ruiMÜr  79 

1,  874.     1 .8.    Turnt           ^^H 

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iiuiii  954.    T^ng 

CT  (F.)  151.  Untrer  (W.)  478.           ^^H 

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IUI  H73.  üriU-rkjilumteiuer  1567  956.  Utitcr-           ^^^H 

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ibun    Th.)  875. 

V&(^6k  23a  Val  de  LiL^vre           ^^H 

t.f'C  875.   Vtil^b 

199    Viiiin  795,  874.  Vaofk           ^^H 

fÖi  Till. 

\V;>  874.  V 

'-^ky  79U.  Veit           ^^^1 

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874.    Vrr 

:79.  VtHhab^^r           ^^H 

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Vinivsk)    i!M,874.   Vübafil            ^^H 

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557    Vi»?i*iuT 

159.     VoRe)  783,  Voifl  475.          ^^H 

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' --^Ti^cr  476.  Volck  780.          ^^H 

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V.)  158.    VoUbrecht           ^^H 

75.    Vjsloulil  477           ^^H 

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316. 

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Wackemagel  479.          ^^^1 

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S71   WagB«r   (N  )           ^^H 
:2^  787.    Walig6r»ki          ^^H 

W^beffT 

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'.1  J9i-K    Wah. 

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WÄllütif   1  .- 

.a    V.  Witlteubgr^iti           ^^H 

XXIY 

9M.  Walter  877.  Walz  791.  Wania  873.  Wanniek  939.  Wappler  (A.) 
949.  Wappler  (M.)  155.  Warren  797.  Wasilkowski  793.  Wassmutb  316. 
Wawnikiewicz  316,  954.  Wawruch  794.  Weber  875.  Webhofer  798. 
Weekes  399.  Wehn  159.  Weida  555.  Weidinger  399.  Weihrich  238. 
Weil  C.  (Med.)  790.  Weil  C.  (Jur.)  872.  Weinberger  155,  792.  Weiner  153. 
Weiske  240.    Weiss  (B.)  874.    Weiss   (J.)   793.  Weiss  (W.)  789.    Wenig 

398,  874.  Wenk  794.  Wenter  955.  Wenzel  (E.)  874.  Wenzel  (J.)  794. 
Werner  (C.)  872.  Werner  (F.)  791.  Werunsky  790.  West  158.  Wester  795. 
Wetzel  940.  Wibiral  399.  Wieckowski  796.  Wiedemann  874.  Wiedenfeld 
(R.  V.)  873.  Wiedenbofer  791,  893.  Wierzbicki  955.  Wieser  956.  Wiesner 
788.  Wihlidal  874.  v.  Wildauer  478.  Wildt  794.  Wilhelmi  799.  WiUi 
794.  Willkomm  797,  954.  Willmann  (E)  957.  WUlmann  (0.)  154. 
Willomitier  313,  783.  Wimmer  (Jac)  791.  Wimmer  (Job.)  874.  Wim- 
pissinger  155.  Winkler  (A.)  794.  Winkler  (E.)  794.  Winkler  (E.  Prof.) 
155.  Winkler  (L.)  793.  Winowski  874.  Winter  555,  872,  954.  Winther 
158.  Wisnar  793.  Witowsky  789.  Witzeling  310.  Wocher  319.  WoldHch 
236,  314,  878.  Wolf  (A.)  954.  Wolf  (C.)  794.  Wolf  (J.)  955.  Wolf  (Tb.) 
790.  Wolff  875.  Wolter  956.  Woltmann  954.  Wondra  795.  Wopfner  793. 
Worbes  156.  Wouwermans  556.  Wreciona  796.  Wretscbko  238,  558,  784, 
790.  Wright  958.  Würzner  794.  Wüstemann  474.  Wunderlicb  798.  Wur- 
zer 794.  Wyatt  399.  Zach  793.  Zacbariewicz  956.  Zabälka  875.  Zabrädka 
874.  Zabradnik  (C.)  874.  Zabradnik  (J.)874.  Zaj^czkowski  954.  Zaillner  872. 
Zaklasnik  874.  ZakUAski  796.  Zakrajdöek  793.  Zamara  316.  Zampieri  953. 
Zannoni  477,  793.  2anta  557.  Zarecsey  791.  Zaruba  795,  956.  Zarzycki 
796.  Zavagna  235,  557.  Zävorka  874.  Zawadski  150.  Zbierzcbowski  317. 
Zecbmeister  477,  958.  Zelenka  955.  Zeller  v.  Zellbain  793.  Zenger  954. 
Zeniscbek  956.   v.  Zepbarovich  3%.    Zglav  793.    Zian  558,  794.    Ziegler 

399.  Zimmermann  479.  Zindler  790.  Zingerle  (A.)  793,  873.  Zingerle  (Dr. 
A.)  316.  Zippel  950.  2igka  874.  Ziynustka  794.  Zmarko  954.  Zöpfl  559. 
Zoll  156.  Zoridiö  319.  Zsisbmann  872.  Zabrzycki  873.  Zokowski  795. 
Zumpt  319. 


Erste  Abtlieilung. 


AhhaedluiJgei). 

fmenie  oiues  *\Lkrolags  des  Cistercienser-Stiftes 
Heiligen  Kreuz  ia  Nieder-Oesterreich, 

Di«  Raiidschriaen  1508  und  2340  der  Wiener  Hofbibliothek 
Jtea  j«  xwoi  Blättor ,  wie  der  erste  Blick  lehrt »  eines  und  des- 
Kokrologs  Ton  Heiligen  Kren«  bei  Wien.  Die  beiden  Blätter 
ii  ier  Handschrift  1508  sind  als  SchutzbUtter  vorj^ebunden ;  jene 
Iv  HaoiiickriA       ■  rmglich  an  die  t     '  ne 

iai fenlMi  gekl«  inwärti^ von  ii  >t. 

mii  i'  iiüi  dio  eiiistige  zunacliat  frtriiicli  nur 

Aufti'  .ijlgo  der  einzelnen  Seiton  das  erste  Blatt 
im  trstio  HaDdschrift  mit  n  //,  das  zweite  mit  cd^  das  gegenwärtig 
totere  Deckblatt  der  Handschrift  2340  mit  e  f,  das  vordere  mit  </  h, 
nm  «elcbeii  e  nud  h  die  von  den  Deckeln  abgelösten  Seiten  sind. 

Dwil^croleg  war,  wie  nmn  ^  Vergleichang  der  vorhan^ 
imtMk  Uetemft«  ersieht,  derart  ^  1 1,  diiss  von  den  einander 

UBikahitw  Seiten  der  H  <  n     1 1^  Datum,  ^i  hi 

ai  VoTteüf  di<^  ati.Ier*^  <■  ■  i:,,j  l-aiujliures  enth;»  '  ■:     -  it.o. 

DiB  Btttler  dot^  '  s  sind,  als  man  ^ie  in  unsere  beiden  gleich 

WMaUmii4sehni  m  >.  ^'^^ud,  die  einen  oben,  die  anderen  unten  beschnitten 
"^mimL  Man  ersieht  dio^  daraus,  dass  t>ei  einigen  die  Rnbriken* 
ÜBiahriftaii  fehlen ,  dagegen  der  breite  untere  unbescluiebene  Band 
«MImi  blitb»  bei  den  äbrigen  in  he)  dieaer  beschnitten  iet,  dagegen 
fie  PetetidiTilUn  noch  vorha  r  \.  Von  den  Zeilen  des  Nekrologs 

lAil  ifl  daffegen  keinn  vtui  fingen,  wie  man  theils  darans 

iiiiilH,  4a5S  lieh  an  a  (11, —  2ü.  Jannar)  auf  der  Kehrseite  h  der 
II.«* 30.  Jairoar  ohne  Lücke  schlieft,  theils  in  der  Folge  noch  melir 
QiichUidi  w«rden  wird»  Auch  war  die  Handschrift  breiter  als  jene, 
towi  fidmlablittftr  unsere  Fragmente  gegenwärtig  bilden.  Sowol  die 
feiiir  Baii^  ne  das  D»tnm  stand,  als  jene  rechts  sind  be^hniiten, 
m4amyim  der  Ihitterung  tmlweder  nichts  oder  nar  g«  -  r^ 

«ihr  ^forkiilditii  tmd  auch  die  bin  an  den  rechtseitigen  K  to- 

tittlte  Xoliaao  der  Babrik:  Familiäre»  h&olig  verloren  gegangen 


2  H.  B.  V.  ZeisBberg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc. 

sind.  Dazu  kommt,  dass  die  vorhandenen  Fragmente  unter  sich  nicht 
zusammenhängen ,  sondern  dass  immer  ein  oder  mehrere  Blätter  da- 
zwischen verloren  sind.  Jedes  der  erhaltenen  Blätter  bietet  uns  also 
entsprechend  der  ursprünglichen  Anlage  des  Nekrologs  auf  der  einen 
Seite  blos  die  Bubriken  der  Monachi  und  der  Novicii,  auf  der  andern 
jene  der  Fi*atres  und  der  Familiäres.  Alle  vier  Bubriken  haben  sich 
für  keinen  Monatstag  erhalten. 

Da  nun  die  Datierungen  jener  Seiten,  auf  denen  Monachi  und 
Novicii  eingetragen  werden  sollten,  bis  auf  geringe,  allerdings  will- 
kommene Beste  verloren  gegangen  sind,  anderei-seits  für  die  Seiten, 
welche  die  Fratres  und  Familiäres  enthalten  sollten,  die  auf  der  feh- 
lenden Gegenseite  angebrachte  Datierung  nicht  mehr  vorhanden  ist, 
80  war  die  erste  Aufgabe ,  welche  der  Hei*ausgeber  dieser  Fragmente 
zu  lösen  hatte,  die,  aus  den  vorhandenen  Besten  und  aus  anderen 
Anhaltspuncten  die  verloren  gegangene  Datierung  zu  restaurieren. 

Für  Pagina  a  und  h  boten  die  Eintragungen  selbst  solche  An- 
haltspuncte  dar.  Die  Todestage  Heinrich  Jasomirgotts  (13.  Jan.) 
und  seines  Bruders  Ernst  (23.  Jan.),  jene  des  Patriarchen  Wolfker 
(23.  Jan.)  und  der  Aebte  Gerlaus  von  Bein  (25.  Jan.)  und  Konrad 
von  Marienberg  (26.  Jan.)  sind  auch  anderweitig  bezeugt,  woraus  sieh 
ergab  dass  pg.  a  sich  auf  die  Tage  11.— 20.  Januar,  pg.  b  auf  die 
Tage  21. — 30.  Januar  beziehe. 

Füi*  pg.  c  gab  vor  allem  die  Eintragung  des  Namens:  „Albero 
filius  Hadmari  de  Ghunringe**  einen  wichtigen  Fingerzeig.  Der 
Todestag  desselben  war  zwar  bisher  nicht  bekannt.  Dagegen  führt 
ihn  das  ungedruckte  Lilienfelder  Todtenbuch  zum  16.  Februar  an. 
Nehmen  wir  an,  dass  auch  in  unserem  Fragmente  derselbe  Tag  ge- 
meint ist,  so  enthält  pg.  c  Eintragungen  für  den  10.— <19.  Februar. 
Dass  diese  Annahme  auch  die  richtige  sei,  lehrt  pg.  d,  die  Kehrseite 
von  pg.  c.  Denn  diese  liefert  die  Tage:  20.  Febr.  bis  1.  März,  wie 
man  aus  den  vorhandenen  Besten  der  Datierung,  insbesonders  aus 
dem  Worte:  Mär.  d.  i.  Kalend.  Martii  ersieht. 

Dies  führt  uns  zu  weiteren  Schlüssen  über  die  äussere  Be- 
schaffenheit des  einstigen  Nekrologs ,  zu  Schlüssen ,  welche  für  die 
Einreihung  der  folgenden  Fragmente  von  entscheidender  Bedeutung 
sind.  Einmal  ersehen  wir  aus  dem  bisher  Gesagten ,  dass  sowie  die 
Eintragungen  für  1.— 10.  Januar  verloren  gegangen  sind,  auch  zwi- 
schen b  und  c  zwei  Blätter  fehlen,  von  denen  das  erste  auf  der  Vorder- 
seite die  Fratres  und  Familiäres  der  Tage:  21. — 30.  Jan.,  auf  der 
Bückseite  die  Monachi  und  Novicii  der  Tage:  31.  Jan.  bis  9.  Febr. 
enthielt ,  während  auf  der  Vorderseite  des  zweiten  sich  die  Fratres 
und  Familiäres  der  Tage:  31.  Jan.  bis  9.  Febr.,  auf  der  Kehrseite 
die  Monachi  und  Novicii  der  Tage :  10.— 19.  Febr.  befanden.  Hienach 
sind  wii'  aber  zweitens  berechtigt ,  uns  das  Bild  der  verlorenen  Hand- 
schrift in  folgender  Art  zu  vervollständigen.  Offenbar  enthielten  je 
zwei  einander  gegenüberstehende  Seiten  des  Todtenbuches  je  zehn 
Monatstage.  Die  Einzeichnungen  waren,  wie  unsere  Fragmente  dar- 


M  Jt%  AUata^f  Fra^nente  eines  Nekrolog;»  etc*  S 

1^  Tön  elu&iiilttr  Tng  für  Taj^  durch  j«  eine  rothe  HorizontaUiniü 

rr--*    '  n.    Df^mnach  stauden  auf  dem  Seitenpaare  I  {ab).   1. — 

iQf  U.  (b'cl  11,^20.  Jan.,  auf  IlL  (cd),  21.— 30,  Jan.. 

;i.  Jan.  1.  — 9.  Febr..  auf  V   10.  — 19.  Febr..  anf  VK 

:  i-  Uhtt  ugf.  Setzt  man  diö  Berechnung  bis  zu  Ende  deb 

fort«  so  findet  mau.  dass  da&  Nekrolog  aus  37  Seiten- 

r  ebijn  so  vielen  Blattern  bestanden  haben  muss,  Ist  diese 

iung  richtig,  so  mugg  dieselbe  auch  auf  unsere  folgenden 

anwendbar  sein.  In  der  Thzit  ist  dies  der  Fall,  Betrachten 

ist  ff  und  /*.  Diese  beiden  Fragmente  stehen  auf  den  beiden 

Gattes.   Zunächst  bestimmt  sich /i  durch 

II  Leopold  deaHeiUgeti^  der  nach  anderen 

^iuv.  starb.  Sein  Kam*.»  st^ht  auf  der  vo riet/, ten  Zeüe. 

i  n  ^ich  die  10  Tage  dieser  Seite  auf  den  7, — 16.  Nov, 

iihrt  una  die  Fortsetzung:  der  obigen  Eechnung  dahin,  dass 

paar  XXXIL  die  Tage:  7. — 16.  Nov.  enthielt.    Auch  dass 

RT  Berechnung  das  von  dem  Pfarrer  Heinrich  von  Druck 

SnUSUtlQ  Äeruäium  auf  den  1 1.  Nov.  fallen  würde ,  rindet  ander weitisfe 

BvAiligliig*  Pag.  h  muss,  da  sie  die  Kitbriken   1.  und  2,  enthalt 

ladli  dir  «boD  b©i©hriebonen  Einrichtung  des  Nekrologs  die  Kehrseite 

?«■  ps>  9  ^wesau  sein ,  auf  welch  letzterer  wir  die  Eubnke»  3  und  4 

ilBg«tn§«D  finden.    Demnach  muss  pg.  g  sich  auf  die  unmittelbar 

»wiwryiligiideii  10  Monatstage  (XXXI  h  d.  i.  auf  den  28.  Oct«  bis 

S.  Nof.  bt^iiugen  haben.    Nach  dem  Klosterneuburger  Todten buche 

(An-h,  f.  K.  r.^^  !K  Quellen  \1L  2!^7)  starb  ;im  2.  Xov.  Tlricus 

4e  Tlhofen.   N  •  icli  auch  auf  der  fünften  Zeile  unserer  pg,  0 

L  L  txtm  1.  Nov.,  aUo  wenigstens  nahestu  übereinstimmend  mit  jener 

Ijigikbt*  **lh  riricus  de  Viehoven  verzeichnet. 

iider  genau  stimmt  mit  unserer  Annahme  die  Auord* 

flOf  tic^  i.iuae«  r/'Qbcrein.  Auf  pg*  f  findet  sich  der  Hei*zog  Hein- 

fkli  ttitt  Jfddling  eingetragen,  welcher  das  Dorf  Sulz  an  H*  Kreuz 

i^jil       'V  ^  hier  Herzog  Heiurich  der  Aeltere  von  Möd- 

liOK  r  t,  kann  kein  Zweifel  sein.    Leider  ist  sein 

Utolai^  mibvkatint;  uder  vielmehr  die  Quellen  geben  denselben  sehr 

Tsr^ellledco  aa.   Der  Grabstein  in  Heiligenkreuz  setzt  ihn  auf  ^'in 

inaar.  «ine  von  Link^)  citierte  Aofzeichnung  zu  H.  Ki^euz  soll 

«Mi^ui  den  31,  Ang«-*  ■-' ■»  »n  haben,  das  Klosterneu  burger  Todten^ 

ktffir  (L  c)  iieuüt  ugust.  Wir  sind  daher  auf  andere  Hand<- 

fciina  ftiuf^vriesen ,  um  lüt  Luirtuhung  unseres  F  ^s  zu  versu- 

^mm   Sol<be  btet4^u   j^uin  (tlnrkrv  die  noch  vu:  w  Beste  der 

IMftnmf  dar;  auf  der  ^l  !•>  der  pg.  f:  St^pu,  aai  der  vierUMi: 

T..n..  aöf  ler.Mcbt'uton:  ^^r  achten:  II.  Idus^  auf  der  neunten: 

nur  folgende  Ergänzungen  zu:  (Kai.)  Sept. 

- :|... ,  y,\ .  a.*».  j  Nön(as)  =r  2.  Sept. ,  (Noiue  =  5.  Sept.,  (M) 

L%  ^  6,  Sept.»  (V)1I.  (Idus)  =  7.  Sept,    Demnach  entspricht 


V  Anoile  ClMoralL  279. 


4  J7.  B-  V.  Zetssberg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc. 

PST-  f  genau  den  Tagen :  29.  Aug.  bis  7.  Sept.  oder  dem  XXV.  Seiten- 
paar des  einstigen  Todtenbuches.  Da  pg.  e  auf  demselben  Blatte 
steht,  wie  pg.  /*und  demnach  die  Bubriken  3  und  4  enthalten  muss, 
80  schliesst  sich  ihr  Inhalt  an  jenen  von  e  in  der  Art  an,  dass  er  die 
unmittelbar  vorangehenden  Tage  (19. — 28.  Aug.)  entsprechend  dem 
Seitenpaar  XXIY  betrifft.  Und  in  derThat  findet  auch  diese  Annahme 
die  vollste  Bestätigung,  Denn  Albero  von  Kaenring,  der  nach  unserer 
Hypothese  auf  den  20.  August  fallt,  ist  in  dem  Elosterneuburger 
Todten  buche  wirklich  zu  diesem  Tage  angesetzt. 

Unser  Nekrolog  f&hrt,  wie  schon  bemerkt,  die  Verstorbenen  in 
vier  Columnen  auf:  Monachi,  Novicii,  Fratres  und  Familiäres.  Obwol 
diese  Eintheilung  in  der  Durchführung  häufig  nicht  beachtet  worden 
ist,  habe  ich  doch  in  dem  unten  folgenden  Abdrucke  die  vier  Bubriken 
durch  die  Ordnungszahlen  1, 2, 3  und  4  von  einander  unterschieden,  um 
von  den  erhaltenen  Fragmenten  eine  möglichst  richtige  Vorstellung 
zu  gewähren.  Bei  den  Namen  der  Monachi  und  der  Fratres  wird 
häufig  das  Kloster,  dem  sie  angehören,  angedeutet,  wobei  Z.  Zwettel, 
Cy.  Cykador^),  mo.  s.  Marie  Marienberg  ^,  f  nicht  obiit,  sondern 
H.  Kreuz,  Lili.  Lilienfeld,  B.  (oder  P.)  Baumgartenberg  bedeutet. 

Die  Aufzeichnungen  rühren  von  verschiedenen ,  wie  es  scheint, 
stets  gleichzeitigen  Händen  her.  Die  anderweitig  nachweisbaren  in 
unser  Todtenbuch  eingetragenen  Personennamen  fallen  in' die  zweite 
HäUte  des  zwölften  und  in  die  ersten  sechzig  Jahre  des  dreizehnten 
Jahrhunderts. 

11.— -30.  Januar. 
pag.  a.  (11-  Januar).  3.  Budigerus.  —  Pilgrimus.  —  Encimannus  conv.  eo 
loco  (?)  —  Engilbertus  conu.  Zve.  —  Peregrinus 
1.  0. 

4.  Herrandus  parrochianus.  ^)  —  Mathildis ")  dul- 

cissi  ....*)  comes. 
(12.      j)     ).  4.  Ulricus  de  Gadem  o.'*)  —  Ulricus  et  Mahth.. .  .*). 
(13.      ?7     ).  3.  Heinricus.  —  Badewinus  Z.  —  Ysaac.  —  Dietricus 
conv.  t«  *)  —  Pilgrimus  Z.  ®). 


")  Basur.  **)  Weggeschnitten. 

')  In  Ungarn,  Fünfkirchener  DiÖcese. 

')  Cistercienser  Abtei  Mens  B.  M.  V.  (Bors  monostra)  bei  Güns  in 
Ungarn.  Vgl.  Fontes  XL  Bd.  Anhang  S.  201. 

')  „De  ordine  capellanonim**  erscheint  ein  Herrandus  de  Dreschir- 
chen  in  ürkk.  von  1158  u.  (1161).  Vgl.  Font.  rer.  Austr.  U.  Abt.  XVIII.  Bd. 
nr.  1,  4.  Es  ist  dies  der  erste  mit  Namen  bekannte  Pfarrer  zu  Drais- 
kirchen.  Vgl.  Keiblinger,  Gesch.  v.  Melk  II,  1,  362. 

*)  Es  gab  mehrere  Ulriche  dieses  um  1276  erloschenen  Geschlechtes. 
V^l.  Histor.-togogr.  Darst  d.  Pfarren,  Stifte,  Klöster  im  Erzhzgt.  Oester- 
reich  IV,  9. 

^)  Necrol.  Campilil.  (handschriftlich)  zum  13.  Jan. :  Dietricas  mon. 
in  S.  Cruce. 

^  Ebenda  zu  demselben  Tage:  Pilgrimas  connersas  in  Zwetel. 


B.  R*  9.  Zeisäterg,  Fragmente  eines  Nelcrolop  etc.  S 

4.  Halnricus  dux  Austrie  o,,  qui  dedit  nobis  Minchen* 
dorf.  *)  —  Pilg^riinus  Z,  —  Heinricuß  de  Sewern- 

(II.  Josmir),  3.  Heinricus  B.  —  Heinricus  €y. 

4.  Otto  d«  Houseko.  *)  —  CbuDradus.  —  Mehthildis.  — 
Otto  de  Hage.  ^)  —  Pörhta  de  Ärnestain,  —  Hugo. 
(IS.      V     ).  3.  öuntiierus.  Engelpheretus  (I)  conv.  t-  —  Cliunra- 
dos  na. 
4-  Otto.  —  Margareta. 
(16.      m     ).   3.  Engrelbortus.  —  Henricüs  P,  —  Eberhardust-  — 
Twinous  (?)  Cycador,  —  Thomas  f.  —  Waltberas 
de  Cjkador, 
4.  Matiiildis.    —   Eapato.    —   Hainricus    de    Perh- 

tolde ')% 

(17,      jj     ),  3,  et  Sifridna.  —  Oudelscalchns  f.  —  Ascwinusf.  — 
Gotfridüsf. 

4.  Liupoldus  mon»  fam*  . *).  —  Meingozf. 

(18,      if     ),  3.  Amoldns.    -    Vlricust^   —  Hainricus  t*   —  Ruo- 
dolfus  t*  *—  HerbordttB  de  Cikador. 
4*  Adalliaidis  do  Mistelpach.  —  WüanduB  o-  —  Her- 
mannus  de  Mutinadorf. 
(»•      »     ).  X  Pertholdus  Cy. 

4.  Qystla  de  Zebingen.  —  KuodolfuB  de  Potendorf-  — 
Oeroldus»  —  Potoco  de  Unga. .  /), 
w     y.  3*  Wttltherusf  —  .  .  .Ambertust.  —  Heinricus  Lyli- 
urum,  —  Cuiiradiis. 
4.  Wernht^'ufi  Si  gendort  —  Adela. — Albero  canonicus» 
—  Ita»  —  Heilwigis. 
9     ).  1.  Heinricus  de  Z.  —  Mathiaa  Cycador.  ph  ^« 

f!     X  l.  Dietiicüs  LüL 


-)     V, 


itu^n.     *)  Rasur. 


llftO  iulti 

4)  Tg K  GscU  und 

'        "    I  Taj^c: 
1901  Q. 
•)  Ein  Otio  d« 
,  n,  87  OT.  144. 

J^KtmirtA  de 
la  einer  tJrk. 


o    T  ...i  _.,|^^   y^^  YQjj  Kl.-Netibnr|r  tu  demselben 

inricus    priumm    dui    Baw&rie    deiude 

.  -^.,  Uv^ncint  ist  Heinrich  Jaso mir iTott,  welcher 

■inem  Bruder  Konrad  der  Abtei  H,  Kn^nt  das 

itnkte.  (FontM  r.  Änstr.  H.  Abt.  XL  Bd.  S.  0. 

AloiUer  Itcgcsten  der  B&boßberger  8.  54. 

f.  KL-Neuburg  (Äpch.  t  K.  6.  Gesch.  Q.  VIJ ,  274) 

Otto  l   de  Hftus^k,    Ein  Otto  de  H.   in   ürkk.  fttr 

l:*33  {FüuU  r.  Austr.  II.  Abt.  XXXUI,  31)  u,  42.) 

Baga  bei  Fischer,  Merkir.  Schicksale  r.  KL-Neu- 

Pertholdc^dorf  Otto  et  Hcinricüs  CeleubuB**  1246, 
ftlr  H  Krem  (Font  r.  A  11.  Abt  XI,  113.)  Doch 

ni.  Dies 

td.Vin,hJ.    :__  i 


(27. 

(27. 

»     )• 

(29. 

»     )■ 

(30. 

»     )• 

6  H.  E.  V.  Zeistiberg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc. 

(28.  Januar).  1.  Wolfkerus  Aquilegiensis  patriarcha.  *)  —  Dietricos. 

—  Chunradus  Camp.  Lili.')  —  Heinricus  Camp. 

Lil.«) 
2.  Emestns    filins    Leupoldi    marchionis    fundatoris 

nostri.*) 
(24.      D    ).  1.  Obiit  Maganns  abba  de  cella  S.  Marie.  *)  ^  Eber- 

hardusf. 
(25.      j)     ).  1.  Obiit  G^rlans  abbas  Runensis.*)  —  Symon  P.  — 

Poppo  Patauiensis  episcopus.*)  —  Heinricus.  — 

Pertoldus  Patauiensis  episcopns. 
(26.      w     ).  1.  öerhardusf.  —  Albertus  f.  —  Anwicus  mou  Z.  — 

Chunradus  abbas  montis  S.  Marie. '')  —  Chunradus 

Cy.  —  Otto  Z. 
1.  Engelscalcußt.  —  Marsiliust- 

1.  Chunradus  t.  —  Linpoldusf. 

2.  Budolfus  abbas  de  cella  S.  Marie. 

1.  Marquardusf.  —  HerwicusP.  —  Vlricus  Cy.  —  Got- 
scalc.t®)  —  Albertus,  t®) 

).  1.  Heinricus  Trecensis  episcopns.*)  —  Erchinboldus 
abbas.  —  Bernhardusf.  —  Cvnradus  Cik. 

2.  Mehthildis  V. 

')  1204—1218.  Er  war  früher  (1191—1204)  Bischof  von  Passau, 
Den  Todestag  geben  auch  die  Nekrologien  des  Domstiftes  (Arch.  XXVIH. 
53)  und  des  Klostei-s  S.  Peter  zu  Salzburg  (Archiv  XIX,  215),  sowie  jenes 
von  Kl.-Neuburg  (1.  c.  275). 

^)  Nekrol.  v.  Lilieufeld  znm  13.  Jan.:  Heinricas  sacer.  et  mo.  in 
Campolilioruro.  —  Chunradus  sacerd.  et  mon.  —  Vgl.  das  Nekrol.  von 
St.  Polten  (Fontes  r.  Austr.  XXI,  462). 

')  Nekrol.  von  Lilienfeld  zu  demselben  Tage:  E.  marchio  filius 
fundatoris  Ö.  C.  (=  H.  Kreuz).  Nekrol.  von  Kl.-Neuburg :  E.  filius  mar- 
chionis Austrie  Livpoldi.  Vgl.  die  Urkk.  fUr  H.  Kreuz  von  1136,  in  denen 
er  erwähnt  wird  (Fontes  r.  Austr.  II.  Abt.  XI,  1  u.  3.)  Er  ist  begraben 
zu  H.  Kreuz,  vgl.  cont.  Ol.  Neob.  1.  ad  a.  1114  (MG.  XI,  610). 

*)  Erwähnt  in  einer  ürk.  um  1197  bei  Meiller,  Babenb.  Regest 
S.  79,  nr.  12. 

*)  Nekrol.  von  S.  Andrä  an  der  Traisen  (Archiv  XIX,  400)  zum 
25.  Jan. :  „Gerlaus  abbas  s.  Marie*,  den  v.  Meiller  irrthttmlich  auf  Gött- 
weih bezieht.  Das  Kloster  Rain  in  Steiermark,  dem  auch  23  Febr.  des 
genannten  Nekrologs :  Gerolt  conuersus  s.  Marie,  8.  Juli :  Richza  conuersa 
s.  Marie  Seccuue.  und  14.  Juli:  Vlricus  subdiaconus  s.  Matie  angehören, 
war  der  h.  Maria  geweiht.  Gerlaus,  Abt  von  Rein  tll64. 

«)  1204-1205.  In  den  Nekrologien  von  St.  Peter  zu  Salzburg  und 
des  Domstiftes  daselbst  (11.  cc.)  zum  26.  Januar. 

^)  Im  Nekrol.  von  Lilienfeld  zu  demselben  Tage. 

')  Nekrol.  zu  Lilien  fei  d  29.  Jan. :  Gotscalcus  sac.  et  mo.  in  s.  Cruce. 
Albertus  sac.  et  mo.  s.  Crucis. 

*)  Nekrol.  von  S.  Lambrecht  1.  c.  30.  Jan.:  Heinricus  episcopus. 
Es  ist  dies  Heinrich,  der  Sohn  Herzog  Heinrichs  I.  von  Kärnten,  aus 
dem  Hause  Sponheim-Ortenburg,  der  sich  zu  seiner  Ausbildung  nach 
Paris  begab,  und  am  Hofe  König  Ludwigs  VI.  ein  gern  gesehener  Gast 
war.  Mit  Otto  von  Freising  befreundet,  trat  er  zugleich  mit  ihm  1126 
in  das  Kloster  Morimund,  wurde  1132  Abt  des  Cistercienserstiftes  Villart 


■ 

if.  Jt  ».  Zeivbery,  Fra^ente  «in«8  lfW6lBKI 'ete.              7        ^^H 

^^^ 

10.  Februar  bis  1,  März,                                          ^^H 

I      (10.  Febmar), 

3.  Moginhardtis.  —  Nicbol,  Cy.  —  Liupoldos,  f  *)  —  m^  c*    ^M 

^H^ 

Marquardus  t*                                                                            ^H 

^^^^^ 

4.  Pemoiaus.  —  Vlricus  de  Kyrkstettön  ^).  —  Vlriciis        ^^H 

^^^^v 

de  Ctun^cbberk.  *)  —  Eatolt  de  Micbelstetten,                ^^M 

pr 

!,         ). 

5.  Vdelscaicus  t*  —  Albertus  Z.  —  Leopoldasf.   —        ^^H 

4.                is.  —  Adelhaidis  de. .  /)  ültmo,  quo  omno         ^^^| 
cum  suum. . . /),                                              ^^^| 

^(12. 

-         ). 

3.  Meuigoz.  —  Dipoldns  t  pistor,  —  Geroldas  de  Cika.        ^^^| 
—  Heinncus  F.                                                            ^^^| 

4«  Margarota  de  Zebingen.  ^)  —  Ii-minfridus  de  Eben-        ^^H 
tiil.  —  Heinricns  f.  —  Mehthilt                                     ^^H 

(13- 

»         ). 

3.  Di«»pnldng  Z.  —  Albertus  Z,  —  Waltricus.  —  Sig-        ^^H 

{lA. 

-         ). 

3,  Puchardnsf-  —  RÄiK)tof  *)  —  Marquardas  Cam-        ^^^| 
polili.  *)  -^  Sifridus  t*  ®)                                              ^^H 

4.  Cbftnra. .  .■).  —  Wolfkenis.   —  Agnes,  —  Adel-        ^^H 

{1*. 

• 

»  y 

8.  Reimanig.  —  Vlricust-  —  Vlricüs  de  Li.  "^  —        ^^^| 

US  Cy.  —  Rapoto  conT.  de  Zve.                       ^^^| 

4                 IS  sacerdee  Oanderaminesdorf.  — Adel-         ^^^| 

heidis  de  Trussia.^)  —  Jutta  mo.   —   Nycolaus*         ^^^| 

1       d«. 

n      ). 

iAdU  be«cUnitt^'n.                                                                            ^^^H 

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■ 

'    1143  Pi.schuf  von  Troyes.    Er  sUrb  U69.         ^^H 
>n  von  Viktrin^  S.  150  n,  und  A.  Budinszky,          ^^^H 

^^B   Ui^  i  u 

1  » 

^T    A.  B*  rhn  187b.          ^^^H 

^■$v  132 

von  KärnU'tt          ^^^H 

■  tu  U. 

Ki  ..   , 

^>,          ^.n.v,  V. X  <^.  v.AA,«^ii        i. '..«..  rcr,  Ao^str  11.          ^^^H 

JUt  XL  Bd. 

^^^H 

^    Xrlfö 

1    V«  11  T  ili^iiMd  lt.  Febr.:  Lea}>oldiiH  conuersusf.                     ^^^H 
1    11(>i   Ut  Fischer,  Mcrkw.  8chjckfiale  Ton          ^^^H 

KL' 

iL  1171).  ebt^ndü  73  iir.  120.                                     ^^H 
^tliiJus  frjiut's  do  ChraDi*chberc**   in  einer  ürk          ^^^H 

IK 

'«-r  1.  c.  b.  5H  nr.  1U5  ( umlauert)  und  ebenda         ^^^H 

tN 

Zfibinfre  . .  profiteor  t't  protestor,   qaod  in            ^^^| 

teo« 

M»  timi 

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r.  A.  11.  Abu  Kl,  147  j           ^^M 

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%  EWndA  itini   l;>.  ^elji.:  Mtruluä  mo.  lu  s«  Cruc«.                                   ^^^H 

^H^ 

',  LT^rni! 

(\  rtiMi  ir».  Ft'br.  ünU^r  den  Conversen :  VlricuÄ.  Vlricxi».              ^^^H 

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*i   * 

N\'krulo^  erscheint  in  demselben  Tage  eine  Alhai-         ^^^H 

L 

^^^^^1 

8  3-  B'  V.  Zeissberg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc. 

4.  Albero  fllinsHadmari  de  Chanringe.  ^)  —  Siboto.  — 
Hainricas  de  Lihtenstain*),  qai  dedit  nobi  red(di- 
tuß)(aa)VI.  tal...-). 
(17.  Febraar).  3.  Hertaolcht.  —  Wolfgerust   —  Adloldasf.   — 
Adelram  t.  —  Thraibotot.  —  Heinricus  in  valle 
Liliorum. ') 
4.  Benedicta  conaersa  de  New...")*).  —  Alhaidis 
de  Trassen*). 
(18.       V     ).  3.  Perbtoldas.  —  Heinricus  mo.  s.  Marie. 

4.  Jutta.  —  Perhta  de  Chelberberc.  —  Alricus  de 
Lengenbach.  —  Mehthildis  de  Merswanch,  que  dedit 
redditus  ad  seruicium. .  ."*) 
(19.       n     ).  3.  Bertholdus  Z.  —  ßapoto  Li.'). 
4.  Hemma.  —  Volpurch  famil. 
pagr.  (f.  (20.       7j     ).  (X.)*)  1.  Constantinus.  —  Vlricusmon.  —  Amido(?)Ci. 
(21.       n     ).  (V.)  m.')  1.  Ruthardus  et  Ernst.  —  Tancradusf. 
2.  Leugardis  wi. 
•     (22.       n     ).  (V.)  ni.')  1.  Heinricus t.  —  Willeheimus.  Heimannus 
Bunenses.  —  Walthems  Cy. 

2.  Vrbanust.  —  Diemudis  wi. 
(23.       «     ).  (V.)  II.'')  1.  Cunradus,  Hainricus  priores  de  Zwetel.  — 

Fridericus  f. 
(24.       7)     ).  (VI.)  1.  Adelhardust. 
(25.       n     ).  (V.)  1.  Heinricus  Z.  —  Heinricus  Z. 
(26.       »     ).  (IV.)  1.  Albero  t®). 


•)  Der  Rand  beschnitten.  *)  Von  X  ist  noch  der  obere  rechte 
Balken  sichtbar.        «)  Roth. 

0  Nekrol.  von  Lilienfeld  zum  16.  Febr. :  Albero  filius  Hadmari  de 
Chynringe.  Gemeint  ist  Albero  IV.,  der  nach  1220  aas  den  Urkk.  ver- 
schwindet. Vgl.  Friess.,  die  Herren  von  Kuenring  S   53. 

*)  Begraben  zu  H.  Kreuz  (Fontes  XI,  310).  Gemeint  ist  wol  Hein- 
rich L  von  Liechtenstein,  Begründer  der  Nicolsburger  Linie,  gestorben 
vor  dem  April  1266.  Vgl.  Falke,  Geschichte  des  fürstl.  Hauses  Liechten- 
stein.  1.  Bd.  299. 

^  Im  Lilienfelder  Nekrolog  erscheint  ein  Hainricus  sac.  et  mo.  in 
Gampolil.  und  ein  H.  conuersus  zu  demselben  Tagen. 

*)  Nekrol.  v.  El. -Neuburg  zum  18.  Febr.:  Benedicta  conv.  s.  n. 

')  Lilienfelder  Nekrol.  zu  demselben  Tage:  Alhaidis. 

')  Mechtildis  de  Merswauch  war  die  Gattin  Heinrichs  v.  Merswanch. 
Dieser  und  ihr  Sohn  Jobannes  stiften  für  sie  und  fUr  des  letzteren  Frau 
Gisla  1259  zu  H.  Kreuz  einen  Jahrtag.  Als  „dies  anniuersarius**  Mathil- 
dens  wird  in  der  Urk.  (Fontes  r.  Austr.  II.  Abt  XI,  146)  der  „dies  beati 
Mathie**  d.  i.  der  24.  Februar  bezeichnet.  Dem  entspricht  auch,  dass  in 
dem  von  Benedict  Gsell  herausgegebenen  Gültcnbucn  des  Cisterc.  Stiftes 
H.  Kreuz  S.  130  ihr  „Mathie"  seruitium  zwischen  purificatio  und  laetare 
(frühestens  1.  März)  eins^ereiht  ist. 

')  Lilienfelder  Nekrol.  unter  demselben  Tage:  Rapoto  conuersus. 

*)  NekroL  von  Lilienfeld  26.  Febr.:  Albero  sac.  et  mo.  in  sca 
Cruce,  Nekrol.  zu  S.  Lambrecht  1.  c.  57,  26.  Febr.:  Albero  prsb.  et  mon. 
Sanctae  Crucis. 


,  «L  Zmsberg^  Frugnicnte  eines  Nekrologs  f  tc,  ^ 

r),  (HI).  1.  Tbateus  Cy.  —  Jolianuest- 

2.  Dedicatio  altaria  sancte  CrticLs*  —  Item  dedi 
catio  altaris  &.  Mauncii  martyris.  ^) 
(18.       n      ).  (II).  1.  Ülricus  Z,  —  Hartlibusf. 
(t  Sinu)  (1^.)  Mar/)  1.  Acerinas  abbas  de  Cikedor. 

19,  Au^.  bis  7.  Sept. 

{1%  August).  3.  Aieliuus.  —  Sifridua.  —  H. ,  /)  —  4.  ülriciiß  de  9m- ^ 

Eahiusteiu. 
ffO,       f»     ).  3,  Dietmanx».  —  4.  Albero  do  Chunniige  •),  —  ünigunt, 
(iL       n     ).  3.  Leupoldos  Cycu.  -  4,  Otto  de  Wale. . . ')  qai  dedit 

nobis  senii. ,  .*) 
(2S*       fl     ).  4.  Diemüdis  de  Wildecke. 

!23,       a     ).  3.  riiicus  t-  —  Ebero.  —  4.  HeinricQS  de  Malerstort 
f 4*        0     ).  5.  Hainrifus  ciuls  Wienn(ensis},  qui  dedit  nobis  bonam 

uiueam  et  dorn  um  vnam **) 

4.  Chiinradus.  —  Eraestus.  —  Heinricuß  W, , .  /) 
Witigu  füll  eins,  —  Perngeius  frater  abbatia. 
(».        ?f     ).  4.  Otto  de.,  .-^owe^ 

(M.       »    )l  3.  HeiaricustdeNTberc.  (?)--  4.  Heinrfcus  presbyter 
de  Owe. 

(t7-        n    ).  4.  M Gotschalcuß  nutarius,^) 

(M-       9    )•  8,  Egelolfüs,  —  Heinricus.  —  Clmnradus  de  Hirn- 
perch/).  —  4,  Wlricus  Li*  —  Mathildis. 
1.  (tl)ainricu8.  —  TrutraannuÄf.  p*f  /^ 

vacat.  (31.  Aug.)  1.  Norpertus.') 
.  *)  L  Uenaanaus  o/)  —  Albero  mo*  —  Leutoldu.«* 
Ca.  Uli. 

-\  iUrgardiB  wi. 
auft.  —  Aliiardtts. 


(3a     ■    y 

a.  8«^t)  Sept 


i37r  Hl 


BMi. 


*)  Botbj  dai  übrige  verlöscht.         *)Mit  dem  Rande 
^)  VerUbcUt         ')  v.  Hand  des  16.  Jh.:  Peter  L<?vff 
Üdel       ^)  Darüber  16.  Jk:  Jörg  Polsteraacb. 


•)  I>i#  W^  '      Altar«  de§  H.  Kreutea  uuJ  desjen  H, 

MasÜBS  &ad  n  '>r.  1187  durch   den   Caniinnllegat  dd« 

E.f*  Oirtia  ttSil  VcmiM  Nijtit  Vgl.  Ftnt  in  Heider  und  Kitelber^'r.  imLtel- 
illtrlkka  KaiMtdralniiale  des  «"läterr  Kniserstiatc^  I,  35.  Demoach  wird 
idMi  tiHselicii  U9Q  und  1210  &»  das  ^Altäre  «ancte  crucis**  ein  Licht 
^ftUlfi.  VfL  Fout»i  r.  Aufttr.  II.  Abt.  XL  20. 

■)  Neboi.  Tgn  KL-NcnburL'  I.  c.  291  /.nm  ÜO  Auir,:  Alber«  1.  de 
ChstflBg.  W^lelidt  Albero  fon  r  L«  II,  oder 

OL  iltoii  XiiMo«,  w&Mt«  leb  i  i    tess  a.a.O.  ^ 

i^b  AlWn»  UL  am  15.  Aagu^^t  n^2. 

*)  E?^bf>fTit  fk\i  ^^magintcr)  ti.  tiotarioa**  in  der  Kanstei  des  Her- 
«p  ftWr  ^U^reicb  la  Urkk,  der  Jahre  1240-1244.  VgL 

OUlkr. 

*>  K**r.rAii  i.  V  II  iiindberg,  Stammvater  de«  Gescklieebtea  £beTB- 
4mi  ia  Urkk.  12^— IJG'J  erwähnt;  ?gl.  Meiller  L  c  $aff. 


10  B.  E,  V.  Zeisaherg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc. 

(4.  Sept.)  1.  Waltheros. 

(5.  »  .)  .  .ne.')  2.  Heinricus  dux  de  Metildich,*)  qui  dedit  nobisVII 
uineas,  mansum  et  oillam,  que  dicitur  Sulz  et 
sex. .  din  . .  .vigilie  sedendosollempniteriiiconn- 
entu  omnes  sacerdotes  cant. .  .^)  ^) 

(6.     J7  .)(...)  n.  Idus.')  1.  Lmpoldusf. 

(7.     Tj  .)  (. . .)  IL')  Wuluingus  Z.  —  Cunradus  Cyk. 

28.  October  bis  16.  November, 
pag.  g,  (28.  Oct.)  3.  Leupoldus  Z.  —  Leupoldus  Z.  —  4.  Alheit.  —  Lvikar- 

dis  fam.materW.  abbatis.*)  —  Bichardis  deHim- 

berg.')  —  Hugo.  —  Paldemarus. 
(29.    n  .)  3.  Engelhalm.  —  4.  Hiltegart.  —  Hainricus  de  Hage. 
(30.    j)  .)  3.  . .  .twinust.  —  4:.  o.  Ottho  comes  prouincialis.  *) 
(31.    n  .)  4.  Albero  de  Arberch,*)  qui  dedit  nobis  redditus  ad  duo 

taleuta.  —  Otto  Chelber.  —  Truta  Zebing. 
(  1.  Nov.)  3.  Albertus.  —  Leo  Cy.  —  Cftnradus.  —  Eberhardusf- 

—  Sigehardus  laicus.  —  Vlricus  de  Viehoven.*) 

— .  Hainricus  (minor).  —  Chunradus  sacerdos. 
(2.     ^  .)  3.  . .  .marus.t  —  Albertus  Ca.  liliorum.  —  4.  Heinricus 

fam.  t  —  Cunradus.  —  Liuthrat. 


•)  Roth.  *)  Die  Worte:  de  M.  roth.  0  Mit  dem  Rande  weg- 
geschnitten. 

')  Zu  den  bisher  bekannten  Angaben  über  den  Todestag  Heinrichs 
des  A eiteren  von  Mödling  (f  1223),  nämlich  dem  Todtenbuche  von  H.  Kreuz, 
wonach  derselbe  am  20.  Aug.,  einem  von  Link,  Annal.  Clar.  vall  citierten 
Aufzeichnung  zu  H.  Kreuz,  wonach  er  am  31.  August,  und  dem  Grab- 
stein in  H.  Kreuz,  wonach  er  am  19.  Januar  starb,  tritt  unsere  Notiz 
als  vierte  gleichfalls  differente  Angabe.  Vgl.  Chmel,  österr.  Geschichts- 
forscher II,  491. 

*)  Abt  Wernher  von  H.  Kreuz,  welcher  urkundlich  am  22.  April 
1209  (Fontes  rer.  Austr.  XI,  40,  XXXI) ,  am  26.  Juli  1210  (ebenda  XXI,  5) 
und  im  August  1227  (ebenda  XI,  67  nr.  LVI)  erscheint,  starb  nach  der 
continuatio  Sancruc  1.  1228,  nach  der  cont  Ol.  Neob.  II.  1227. 

»)  Gemahlin  Markwart's  II.  v.  Hindberg  (f  1220—1225)  1206  ur- 
kundlich erwähnt.  Vgl.  v.  Meiller,  die  Herren  von  Hindberg  in  den  Denk- 
schriften d.  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  Phil,  bist  Cl.  VIU.  56.  97. 

*)  Unter  den  Zeugen  der  Schenkung  des  Dorfes  Sigenfeld  durch 
Herzog  Heinrich  von  Oesterreich  an  H.  Kreuz  (ca  1176  in  Font.  rer.  Austr. 
II.  Abt.  XI,  7  werden:  „Otto  provincialis  comes  et  Otto  filius  eiusdem** 
angeführt.  Meiller,  Regesten  d.  Babenberger  S.  208  Anm.  88  u.  S.  231 
Anm.  247  erblickt  in  denselben  die  Burggrafen  von  Regensburg  Otto  HI. 
(t  1143)  und  Otto  IV.  (f  1175— 1180),  von  denen  jener  auch  unter  dem 
Titel  „Lantgrauius  de  Stevaninge"  vorkommt.  Vgl.  auch  Meiller  Regesta 
archiepiscöporura  Salisburg.  pg.  414  und  den  Aufsatz  von  Theodor  Mayer, 
Fundatio  nionasterii  in  Walderbach  nebst  Vorerinnerungen  Ober  die  Familie 
der  Regensburger  Burggrafen,  Grafen  von  Steuening  und  Ridenburg  (Arch. 
f.  K.  ö.  G.  Q.  XII.)  Ein  Sohn  Otto's  IV.,  Otto  V.  f  1195. 

*)  Urkundlich  am  21.  Juni  1262  (Font.  r.  Austr.  XXXI,  223).  Vgl. 
Fontes  XI,  125,  155. 

*)  Nekrol.  von  Kl.  Neuburg  1.  c.  297  zum  2.  Nov.:  Ulricus  de  Vi- 
hofen  dedit  beneficium  Waiden  hofen. 


H.  B.  V,  2kinberg,  Fragmente  eines  Nekrologs  etc.  11 

(  3.  Nov.)  3.  .  .ricus  conuersus  Ze.  —  Andreas  Z.  —  Marquardus.  t 

—  4.  Gisla  de  Lludingen  (?)  Heinricus. 

(4.    »  .)  3.  .  .ingerust.  —  Heinricus  leprotsus  (!).  —  Bapoto  Z. 

—  Rudolfus  t. 
4.  Heinricns. 

(5.    ii  .)  3.  Perhtoldus.  —  4.  Dedicatio  altaris  sancti  Johannis 

Baptiste.  *) 
(6.    9»  .)  4.  Lingardis. 
(7.    j>  .)  VII.*)  1.  Sifridus.  —  2.  Heilka  w.  —  Anniuersarium  Lud-  vm-  *• 

wici  regia.  Vigilie  sedendo. .  .coli.  prid(ie)  omnes 

cantabont  in  nocta.^ 
(8.    n  .)  VL')  1.  Fridericus  Cy.  —  Cunradus  Z.  —  Zega  de  mo(nte) 

S.  M(arie).  —  Haidenricns  P. 
(  S.    »  .)  V.*)  1.  Rudigems  Z?e.  —  Hertnidus  Lili.  —  Adolfus.  — 

2.  Margareta. 
(10.  ji  .)  DIL*)  1.  . . .  winus  Z. 
(11.    »  .)  HL*)  1.  Wemherus  Cyk.  —  Hainricus.  —  Cunradus.  — 

Hainricas.  —  2.  Heinricus  plebanus  de  Prukke, 

qui  dedit  reddit  (....)  tal.  vt  hac  die  seruiator 

conuentui. ') 
(12.    »)  .)  n.-)  uacat. 
(13.    91  .)  Idns*)  oacat. 

(14.    ff  .)  XVra.  Kai.  Dec.')  ...  1.  Leo  p.  L? 

(15.     n  .)  XVn.*)  2.  Gertrudis. — Leupoldus  marchio  fundator  huius 

loci.  Vigilie  sedendo.  Tercium  ex  libera  me  myssa 

in  conuentu  sacerdotes  omnes  cantabunt.  ^) 
(16.     »  .)  XVI.*)  1.  Etichof.  —  Walterus  Z.  —  Albertus. 

H.  R.  V.  Zeissberg. 


•)  Roth. 

')  Dieser  Altar  war  bisher  urkundlich  nicht  nachgewiesen. 

n  Am  8.  Not.  1226  sUrb  König  Ludwig  VIIL  von  Frankreich. 
T^  Schmidt,  Gesch.  ▼,  Frankreich  I,  486. 

*)  Hiemit  erledigt  sich  die  von  Benedict  Gsell.  1.  c.  S.  140  auf- 
leworfene  Frage,  welcher  Pfarrer  von  Brück  das  S.  132  daselbst  erwähnte 
mitiiim  Ma^iDi  (11.  Nov.)  gestiftet  habe.  Erwähnt  wird  der  Pfarrer 
H.  TOB  Bmck  als  ^euge  in  Urkk.  zwischen  dem  Januar  1239  und  1278. 
Vgl  Fontes  rer.  Austr.  IL  Abt  XI.  Bd. 

*)  Vgl.  Meiller,  Regest  der  Babenb.  24. 


It  JL  Schenkl,  Zu  Aristophanes  Frischen. 

Zu  Aristophanes  Fröschen  vv.  147  ff. 

Iv  <r^  TOUTtli  xHfjiivovg 

it  nov  ^ivov  Tig  rjdfxrjai  ntanore, 
fj  ndida  ßtvdiv  TaQVvQi'OV  v(fe(ltTOf 
^  f4.fiT^Q*  i^Xotjaev,  fj  naTQog  yvd&ov 
150  indra^sv,  rj  *nlogxov  oqxov  (OfjLoaiv^ 
ri  MooaCfjLOV  Tig  ^rjaiv  «^«yoa^aro. 
vrj  Tovg  S-eovg  ixQV'^  y*  ngog  rovxotat  xal 
€i  nvQQi/rjv  TLg  ifiad-^  Tj)y  JfCivijafov, 

Herakles  spricht  hier  als  fiefivtjfiivog  im  feierlichen  Tone  und 
mit  tragischen  Beminiscenzen ,  wie  denn  ein  Anklang  an  Aesch.  Eam. 
269  ff.  kaum  zu  verkennen  ist.  Zu  diesem  Tone  passt  aber  nicht  der 
frivole  Vers  148,  weshalb  Nanck  (Arist.  Byz.  fragm.  p.  65)  ihn  dem 
Dionysos,  von  Leatsch  (Phil.  Suppl.  I,  136)  dem  Xanthias  zntheilt 
Diese  letztere  Ansicht  hat  viel  mehr  Wahrscheinlichkeit,  da  eine  solche 
possenhafte  Unterbrechung  dem  Xanthias  weit  eher  ansteht  als  dem 
Dionysos.  Ebenso  wenig  kann  aber  Herakles  den  v.  151  gesprochen 
haben ,  da  dieser  durchaus  nicht  zu  dem  Tone  stimmt ,  den  er  an- 
schlägt. Nichts  liegt  nuu  näher  a]s  diesen  Vers  dem  Xanthias  zu- 
zutheilen.  Man  erhält  so  eine  hübsche  Gruppierung  der  Stelle,  indem 
nach  je  zwei  Versen  des  Herakles  je  einer  des  Xanthias  folgt  und  so 
feierliche  Bocitation  und  scurriler  Vortrag ,  tiefernste  ethische  Gle- 
danken  und  komische  Einfälle  mit  einander  abwechseln.  Dass  Xan- 
thias eine  solche  Bemerkung  macht,  kann  nicht  befremden.  Als  Leib- 
sklave des  Dionysos  hat  er  gar  manches  gesehen  und  gelernt,  weshalb 
ihm  auch  v.  303  die  Anspielung  auf  den  Hegelochos  in  den  Mund 
gel^t  wird.  Auch  begreift  man  leicht,  wie  nun  Dionysos  dazu  kommt 
den  Einfall  des  Xanthias  noch  durch  einen  besseren  zu  überbieten; 
denn  was  von  Leutsch  dagegen  bemerkt,  dass  dann  der  Eindruck  von 
V.  153  abgeschwächt  wird,  will  mir  nicht  einleuchten.  Allerdings  ist 
es  ein  kleines  Vergehen  sich  eine  Stelle  aus  einer  Tragödie  des  Mor- 
simos  zu  notieren  gegenüber  der  Schuld ,  die  Jemand  auf  sich  lädt, 
wenn  er  ein  Waffentanzlied  des  Einesias  lernt;  doch  warum  soll 
Dionysos  nicht  sagen  können:  Dahin  gehört  wahrlich  auch  der,  wel- 
cher ein  Tanzlied  des  Kinesias  lernt.  Zudem  liegt  in  dem  v.  153 
offenbar  eine  Zweideatigkeit.  Warum  sollte  Aristophanes  gerade  eine 
TtvQQixrj  dieses  Dichters  erwähnt  haben,  da  ja  die  Dithyramben  des- 
selben zu  lernen  gewiss  noch  eine  schlimmere  Sache  war.  Nun  wissen 
wir  aus  v.  366  und  Eccl.  330,  dass  Kinesias  an  der  Diarrhöe  litt 
und  daher  sich  überall  eine  Gelegenheit  suchen  musste.  An  der 
letzteren  Stelle  heisst  es:  ti  tovto  aoi  t6  tvvqqov  iaziv;  ot;  ti 
nov  Kivrjolag  aov  naTaverlXr^xiv  nod^ev;  Derselbe  Ausdruck 
findet  sich  Eq.  900,  wo  auch  der  Name  JlvQQavdqog  in  diesem  Sinne 
gedeutet  wird,  und  Eccl.  1061,  welche  Stelle,  wie  ich  glaube,  darauf 
hinweist,  dass  auch  VTiaQsnvQqiaoe  aov  in  unserem  Stücke  v.  398 
ähnlich  gefasst  werden  muss.  In  TtvqqLxr^v  eine  solche  Anspielung 
zu  finden  ist  imi  so  leichter  als  neben  nvqqog  noch  die  dorische 


JT«  Schenk},  Zu  Aristophanes  Fröschen. 


IS 


Tom  fivq^x^  ^^^^'^^'^^^^^  ^^^  ^^^  alleHings  erst  bei  Tbeocrit  4,  20 
Itert,  die  aber,  wie  ans  Paus.  10,  21,  7;  26»  2  erhellt,  sehr  alten 
ürBpmogM  ist  und  durch  <jie  l)Tische  Poesie  wol  allgemein  bekannt 
wir.  Nimmt  man  nun  eine  solche  An^inelang  an,  so  sieht  man^  wie 
fTit  ^s  pa&^t,  wenn  Dionysos  die  ;ri^^/x?^v  nyy  Kirr^aior  (dag  tr^v 
ist  w«gen  der  zweideutigen  Passung  gesetit  und  keineswegs,  wie 
fritoche  meint»  indffjnnicr  positum)  fta^ortsg,  sei  es  nun  in  dem 
unm  <H!er  äm\  anderen  Sinne  m  dena  fv  ßn^ßoQqf  ytai  üxcnt  x£c» 
pirmg  iflhlt. 

Was  da«  Schoüon  zn  v.  151  Hnbelrifft:  Tivig  ov  yQaq^ovai 

-  .'^foiV  ^^Tiym'  aXk    aqmqolmv  aikov  xai  tov  i^r^g 

atv  }]  nt^QiX'?'  ^^'^  euaO^i  tr^v  KiPt;aiot\  dio  Aal 

:  /lagaiiOrai   to  drtidtyua  xal  ro  aiy^ia,  so  geht 

,  d;LHi?  Aristophanes,  mdeui  er  tn  dem  eiue«  Verse  das 

.  dem  anderen  das  Si^ma  setzte*  beide  Ver^e  fOr  Vari- 

,..u  und  demnach  einen  oder  den  anderen  beseitigt  wissen 

.^L  Schol.  Od.  e»  247,  Sengrbusch  Horo«  diss.  prior  p.  51, 

.at.  Bji.  p,  18),  Ihm  ü^chliesv-oii  sich  von  Leut^ch  und  Kock 

rfi  Grammatiker  (denn  das  bedeutet  offenbar  uvic)  meinten 

\.x  ^X<V;^  \\  152  strichen  und  im  v.  153,  den 

ri«  jtar  K^  «in  r^  änderten.  Und  diese  Con- 

iir  billij^t  Nauck  (a.  a,  0.  p.  ö5).  nur  das«  er  die  Verse  151   und 

t53«  wi«  V,  148  dem  Di^nygos  '/uthi?ilt.  Warum  soll  mau  aber  zu 

I  io  gemiltsamtm  Mittel  greifen,  wenn  s^ich  die  Stelle  einfach 

IojtIi  eine  richtige  Verthellung  der  Personen  herstellen  läs&U  Die 

ffffiBe  IBl  und  I5:t  für  Varianten  zu  erklären,  dazu  hat  man  gar 

^XK^n  Omnd.    Da.H  Bedeuken,  welch«^s  von  Leutsch  gegen  v.  151  er- 

•M«  iMm  nämlich  Mor^^imo'».  nur  in  den  früheren  Stfiaken  Am  Komi- 

f  isd  bei  Älteren  K  rbtern  erwähnt  werde,  damals  aber 

alinid9rtodioderg;inz ,  .^end  war,  lÄsst  sich  nur  dann  geltend 

wenn  man  in  dem  Bruchs;tüeke  des  Platou  (SchoK  Ariat. 
"^    Mr^-n    fr.  com*  gr.  V,  1  |>raef*  p.  CHI)  eine  Anspielung 
iit  gelten  lassen  will.  Da  man  al>er  dies  schwerlich 
CO  wird  (auch  K»>ck  bemerkt  in  der  Kote  zu  v.  151 ,  dags  von 
eh  dj*^er  Ver^   nn*;  nicht  gonilgenden  OrQnden  verwerfe),  so 
T  Stelle  belassen.    Aurh  ist  ohne  v*  151 
nn  tri,         _    ^v  .    /  -  ^aiy^  Tovtntai  xai  des  Dionysos  nicht 
fht  ffint&ndlich«  Wie  aber  im  v.  153  offenbar  eine  Zweideutigkeit 
so  WT-  '  "  *•  -  auch  wid  im  t.  151  eine  solche  anzunehmen 
,  Ans  dir  .  zu  nn*terer  Stelle  und  denen  zu  Eq.  309,  dann 

Ds  s,  T.  c  wissen  wir,  dass  Morsimos  ein  Arzt  war 

a  V.  Jl/  Md^tftog  nai  IfJ^kcU^&tni;.  H;  Moq* 

ir},  Qii4  iwar  '  man  sa^tä,  dasa  er  «eine  Patienten 

in  iHui  Jens«  ,  wie  dies  ans  dem  Brnchstücke  des 

Inftopkafttts  bei  Hesjcbioi  a.  a.  0*  und  ans  dem  oben  genannten  des 
»Q  «rbdlt*  Da  nun  ^i^aig  ein  sehr  vitddeutiges  Wort  ist,  so  kann 
l«b#i  wol  auch  an  eine  ärztliche  Anweisung  jenes  Mannes  mit 


14  Zu  LiTios  XXXXI,  15,  L 

dem  fatalen  Namen  denken.  Dass  sich  Leute  die  Vorschi'iften  ihres 
Arztes,  um  sie  pünctlich  zu  befolgen,  aufzeichneten  und  Andere  solche 
Becepte,  wenn  wir  diesen  Namen  gebrauchen  dürfen,  von  ihnen  ab- 
schrieben, lässt  sich  zwar  nicht  erweisen,  ist  aber  sehr  wahrscheinlich. 
Man  wird  in  den  Familien  gewiss  ähnliche  Beceptierbücber  besessen 
haben  wie  in  Bom  (vgl.  Bocker  Gallus  II,  123).  Bei  den  inqfdai  war 
wenigstens  das  Abschreiben  etwas  ganz  Gewöhnliches.  Man  vergleiclie 
Fiat.  Charm.  155  £,  wo  Charmides,  als  ihm  Sokrates  mitgetheilt 
hatte,  er  kenne  ein  Blatt  und  einen  Zauberspruch,  womit  er  ihm  sein 
Kopfweh  vertreiben  könne,  sagt:  !/inoyQailJOfiat  %oiwv  nodoi  aov 

Wien.  Karl  Schenkl. 


Zu  Livius  XXXXI,  15,  1. 

Dass  mit  dem  bovis  sescenaris  in  den  Worten :  (Cu.  Cornelius) 
redit  confuso  vultu  et  exposuit  patiibus  conscriptis  bovis  sescenaris, 
quem  immolavisset,  iecur  defluxisse  nichts  anzufangen  sei,  bedaif  wol 
nicht  erst  des  Beweises.  Abgesehen  davon,  dass  weder  sescenaris  noch 
sescennaris  in  der  Bedeutung  „sechsjährig'^  richtig  gebildet  wäre, 
das  Wort  dann  vielmehr  sescennälis  oder  sexennis  lauten  würde  (wie 
denn  auch  beides  zur  Heilung  unserer  Stelle  veimuthet  worden  ist), 
will  ein  Altersbegriff  hier  gar  nicht  passen;  „man  sieht  nicht,  be- 
merkt Weissenbom  gewiss  richtig ,  welche  Beziehung  das  Alter  hier 
habe,  es  wird  eine  mehr  das  Opfer  betreffende  Beschaffenheit 
erwartet.^  Ich  glaube,  dass  hier  Livius  von  einem  bos  sagincUus 
spiicht,  wie  es  bei  Varro  B.  B.  2,  1  heisst:  boves  ad  sacrificia  pu' 
blica  saginatif  dass  demnach  sescenar  od.  sescenaris  aus  den  Wörter- 
büchern zu  streichen,  in  welchen  es  bis  jetzt  als  ana^  Biqri^iivov 
belegt  durch  unsere  Stelle  figurirt  und  dass  zu  schreiben  bovis 
saginati. 

Auf  den  ersten  Blick  scheint  freilich  die  Aenderung  der  Ueber- 
lieferuug  der  einzigen  Handschrift,  in  welcher  dieses  Buch  uns  er- 
halten ist,  uouissescenaris  ein  wenig  gewaltsam ;  wer  indes  die  inter- 
essanten jüngsten  Mittheilungen  über  diese  Handschrift  (De  codice 
Liviano  vetustissimo  Yindobonensi  scr.  M.  Gitlbauer)  genauer  geprüft, 
dem  dürfte  die  Entstehung  der  Corruptel  leichter  erklärlich  werden. 
Das  erste  £  in  sescenaiis  ist  mit  A  verwechselt,  wie  44, 37  PETENTE 
imd  PATENTE  verwechselt  erscheinen;  auch  die  Endung  is  st.  i 
steht  in  der  Handschr.  nicht  vereinzelt  da  (vei-gl.  Gitlbauer  S.  60 
Anm.  1) ;  das  zweite  s  in  sescenaris  hinwiederum  ist  ähnlich  durch 
Flüchtigkeit  entstanden  wie  das  zweite  r  in  liberartor  ebendas.  S.  66 
Anm.  1.  Noch  weniger  können  die  übrigen  Verwechslungen  der  ähn- 
lichen Zeichen  auffalleu. 

Eger,  October  1876.  Dr.  Fr.  Pauly. 


Zweite  Abtlieilung, 


Literarische  AiizoigeiL 


OWri  OdviMt  cum  ^lotiore  lectioms  vtin*'tiite  ^ilidit  Aiii?uht  Nauck. 
Hm,  fim.  XXI,  22:^.  Pnrs  altera  X,  223,  b^  Bürolini  1874.  apud 
Weidmann  OB. 

Wenn  atidi  heutzutage  dia  philologische  Kritik  bestrebt  ist, 
du  liOBeröehea  Gedichten  das  AristarcluiiGhQ  Gepräge  mui^adrücken, 
m  Virlmt  gewis«  anch  der  Gedanke  Beachtung .  über  die  Greuzeu 
itr  Alttmndriner  hiimuHzu^eheu  und  uuf  Grundlage  der  Sprachver- 
gkkiitt&i^  »ich  de^>  Uch  homerigcheu  Texte  meihr  za  nähern. 

Is  feüwa  SiuD e  Hr i  ^  neu  erschieneue  Od)  sseeausgabe  Naack*s 

prmm  iimro  u^u  Fortschritt,   Nur  wurde  sie  weuiger  den 

BMvpel  d««  L...  ...^  Li  an  sich  tragen,  wenn  der  Verfasser  einer- 

Mit»  nil  weniger  Kühnheit  und  Gewaltsamkeit  in  seiner  Textes- 
ficiifiatiiiction  vorgi^gangeu  wäre^  anderetn^eitä  überall  die  n^^thige 
OinNN|««et  b4k>bachtet  hütte.  Mir  ist  es  hier  hauptsächlich  darum 
m  tluu.  Nanck's  Verfahren  bei  der  homerischen  Textej^estaltung 
m  d(r  fH^Tnmmfrage  naber  zu  beleucJiten. 

;ii  Bekkt*r  den  «ersten  kühnen  Schritt  über  die  uikund- 
lidk-  ferung  hinaustgethan  hat»  ist  Kauck  in  seine  Fuss- 

tta4fi  *m,  indem  er  zwar  nicht  dm  Digammazeichen  in  den 

Ten  »ciii  i^murübor  er  sich  Molnnges  GnVco- Roma  ins  11,  S.  409  aus- 
jwpi^ocbifl),  doch  nberall  für  duÄjttdbe  die  Rechte  eines  vollen  Con- 
Miültfi  piwrtniirt  n,  die  sich  Bekker  in  dieser  Be* 

tMnmif  fi^l>ent  >  It  und  so  Conjecturen  in  Masse 

n  Taf§  IMert,  »war  mcht  durciiwegs  mit  gleicher  Consequenz,  wi« 
wir  büJtl  f.etien  wi^r.lt'ii.  Um  hier  ein  deutliches  Bild  von  dem  Ver- 
Cakir  m,  will  ich  zuerst  dessen  Aendentngt^n  an- 

Alir«t.,  ML-  ^u  iKn-^r  litir  Position? Vernachlässigung,  dann 
Jim,  trakifi  weg«n  Elision,  endlich  jene,  welche  weisen  Kürzung 
Itflf  tr  Vocale  und  Diphthonge  veranln^  '  sind.  Dabei 

0tm^  kh  Mm  b^Kten   nach   den   etuiteluen  len  Stämmen 

tu  kilAXIBU. 


16  Äug.  Ufauck,  Uomeri  Odyssea,  ang.  y.  J,  Zechmeister. 

I.  Positionsvernachlässigung  vor  Digamma. 

FOfyofxriefVeränderungenhervor  f  40.  438.  ^56.  83.  w30. — 
faoTv  y  260.  —  fsUooi  7t  206.  t  484.  qp  208.  (o  322.  —  ^exaoro 
»  15.  0)  417.  y  7.  *  392.  x  57.  w  339.  ^  70.  t  463.  —  pcxcoy 
/?  133.  d  649.  €  100.  —  feJUTc  v  24.  —  feljc  w  313.  —  p«^ 
1/;  91.  342.  d  706.  «  96.  i  363.  x  500.  d  484.  t  258.  tit  193. 
T  214.  TT  469.  d  159.  —  pfi^y  Z  ^18-  —  F«?^  <J  577.  l  2.  x  403. 
423.  —  FW  rj  259.  —  p*^  »?  322.  e  486.  ^60.  A  522.  q  448. 
Ol  504.  xfß  94.  c<>  101.  €  206.  t  283.  —  p^^^og  a  373.  —  potxo 
/?  52.  i  530.  y  121.  305.  ^.84.  ^  318.  ^  408.  x  35.  g)  211.  — 
foivo  t  454.  T  122.  —  ((y)p6  t  360.  v  430.  a  300.  y  198.  308. 
qp  416.  6  234.  ^  280.  o  105.  i/;  165.  €  298.  355.  407.  464.  d  4. 
j;  196  (mit  der  Note  Verba  vix  sana*  versehen),  cp  41.  Hieran  reihe 
ich  zwei  Stämme,  bei  denen  nicht  ganz  sicher  ist,  ob  sie  mit  Digamma 
oder  Jota  angelautet  haben ,  die  aber  Nanck  zu  den  digammirten  zu 
rechnen  scheint:  ^'ihog  ^  238.  — jltc  {fix)  q  511.  &  146  ist  mit 
der  Note  ^suspectus'  versehen. 

Nauck  erweist  sich  bei  diesem  Verfahren  insoferne  als  incon- 
sequent,  indem  er  folgende  Stellen  unangetastet  stehen  liess  oder 
stehen  lassen  musste:  pexa^  1^321  (TtoXkov  hxaaTiQU)),  —  pc- 
xaazo  &  259  {rtQVjaaeaxov  ?xcraTa).  t  65  {eragwv  rqiq  hcaarov 
dvaai),  1 127  {TeHotev  hcaara).  ^468  (vevov  exaevip),  o  24  {ini' 
Toexpeiag  i^nuxeta).  ^ —  fSTt  a  10  {Jiog,  eine  %al  i^/nlv).  y  427 
(aoiÄe'fig,  €tWccr€  <J'  «taw).  |  509  {[loiqttv  STtog).  —  feqy  x  ^22 
(dida^afiev  i^a^ead'ai).  Doch  hält  Nauck  422  sqq.  für  spurii.  — 
f€Qy  {arcere)  |  15  (x^^/naievvadeg  eQxccTOUßvro).  —  fSQv  d  34 
=  TV  348  (vrfa  fiiKaivav  eqvaao^ev),  t  481  (aaaov  iQvaaaro),  — 
fid  T  567  (oT€  Tiev  Tig  lör^ai).  y  233  =  €  220  =  &  466  (vo- 
OTLfxov  TjfiaQ  Idia^ai).  y  372  =  g?  122  (navTag  Idovrag).  e  209 
{if4€iQ6^€v6g  TtSQ  Idiad'ai).  ^311  (voari^ov  rjfxag  vdrjai).  x  44 
l^äaoov  löiüfxsd^a).  q>  228  (^r;Tig  idtjvai).  w  491  (i^eX&dfv  Tig 
Idoi).  CD  279  {riaaaQag  eldaXifxag).  —  fioog  X  484  {hiouep 
loa),  — ^  poixo  T]  326  (ccTrrjvvaav  ötxad*  omaaco).  x  35  (apyrooi' 
oixa<J'  ayeG&ai).  a419  (xarcmeio^ev  oYxaö'  ioweg).  n  303  (uittc 
Tig  otxwftii/).  —  foivo  y  46  (iiehrjdeog  oYvov).  y  51  (lydaog  olrov). 
A  61  (a&iaq)aTog  ohog).  <p  142  (o6^ev  t^  neg  oivoxoevei).  — 
(a)pad  y  5 1  (^dinag  fjdeog\  v  80  (i'^y^erog  TjdiaTog).  —  Ihog 
Q  104  {a/ii^  u4TQ€lÖ7jaiv  sg  ^'lliov).  —  jix  (fix)  i  321  (afi^eg 
iiaxoixev). 

II.  Elision  vor  Digfamma. 

payax  rief  Veränderungen  hervor  i  452.  q  189.  —  faqv 
d  85.  —  fax  ß  428.  —  feixoai  a  34.  —  fsxaaTO  ß  258.  a  428. 
0)  188.  |ti  130.  £  60.  —  fexTjXo  q  478.  —  fehx  fi  855.  —  feXn 
&  315.  /?  91.  V  380.  —  p€7r  C  275.  x  350.  i^  187.  9  27.  ^  469. 
(7  352.  cp  276.  TT  388.  /J331.  (p  401.  a91.  /§269.  «117.  1^236. 
;>  442.  460.  1^290.  xfjU.  y  264.  d  317.  461.  ij  17.  ^91.  4  224. 


Jaf.  JUmdt,  Homeri  Odyne«,  au^.  v.  J.  ZfchmtlOer. 


n 


^ 


i  W.  fi  U.  r  323.  Q  123.  393.  a  111.  244,  <p  192.  206.  x  ^13. 

I  2l6w  <«»  410. »)  —  pd^w  ^i  156.  —  f£Qy  e  3tiO.  C  258.  £  342.  — 

e  i7S*.  —  f€0  10  467.  5iX>.  w  67.  —  pirf  <»  475.  *  4L  114. 

:314,  f^  76.   I  531.   .V  410,  d  556.  f*  244.  q  327,  a  375.  379. 

nM.  I  143.  ^332.  /  216.  x  190,  ^78.  ;il24.  iff27h  y  110. 

256.    /f  111.    f  348.   X  ^^^'  Pf  ^<J*     f^  246.   ^j  506.    *^  169.  — 

fax  JA  117.  —  pF^s*  er  56.  —  ftang  ß  203.  —  po*xo  (J  596.  y  125. 

l4IC.  /?  154.  ^  533.  —  pf>/*'0  a  llU.  y  40,  C  i7,  o  334.  v  260. 

418.  <ip  263.  —  (a)pad  i*>  95.  —  (a)p/  /  442.  o  101.  93. 

:t7.  i  273.  —  (a)pa*V»^  f  68.  —  '*/AiOs^  &  495.   578.  — /ix 

«^3,   ;il86.   f511.    r293.    m  481.   295.  ^f  383,    £  337 

k  QAch  einem  Sciiol.  atbetirt).  l  363. 

verfuhr  Nauck  wiederara ,    intiem  er  folgende 

liea&:   ptr/  t  395  TwTe^i  J*  <«/*)*  —  pcvtadTO 

«aarr^).    r  501   (Äiirou'  ImoitfV),    t^  91  (xQttJUot 

—  p€/r  d  28  (aKl'  £i:t)*  k  297  (^^awata  iiäin'^ 

rc;  als  sQspeetas  b«2ojchnöt),  A  561  (ömf.  iV*  ^Wo^*),  €  61 

--'f?'  oyii*)  itoAr}).  ^  p€^  9.  202  (evr'  i^ötü^i^v).  »>  490 

r^ry;    ds  spurius  bo2«iclin<^t),    x  'i-^  (rof^  ^^y  -r'  tqya 

0  V  bezöiclmet),  A  550  (/r£^  i^  tqya  xiivi/^Tai 

A  t)    —  p£^r  f    77  ==  jii  402   (fcrt/a   Aftlx 

fi^  irdqraae   y,oqiüvr).  —  p«er  ^  510 

,  >K  ()*  Id^^itt;  als  verba  vix  sana  be- 

—  piiJ  r;  2'i4  (i^iiorr*  idoilöci),  ^146  (ibix^  dt  a   tä- 

f^f ;  ab  suspectus  heroicbutst).  —  pi^'  A  305  (ti^p  6f  fisr 

fr).  —  fOtxo  I  223  (ord'  oUiüffiXiriy    y  42  (dfafiova 

0  114 jcoi  cxoirii';  nnU^r  die  spurii  gerecboet).  —  (cjjpcrd*  .r  387 

1),    ,^  ß4   (i)if)or    d*  ijcSt/ay   «oicJ^y).    1  210   (o(J^<t,i   <J' 

r^   cJ  121  (^x  (V  *0«V^).    d  130  ör,y  ^Hei^iy. 

i^r^).    1)  296  (Aqyuri  d    'BJvfX    d  305  (/mp 

<i  im»  (r<^^  7'  'EX*vrj).  n  126  (itti^^v/    EA*Vi;c).  o  171 

iO^Vf^).  X  *^27  (aV(y'  *EWv/?)  *)  —  (a)pi'$  ^*>  497  {äfiip" 

fift  ¥$  i  i  y  4ih  (foiat  S*  (jm^*  FxTog). 


«ilUaifcv  -  *illL  i"2l6  fnr  -  lu 

iMl  Uti^i  'Ituui;   komtiieiiden                  C^ 

«Mos  W»4i  a.i  ^K\  ;tai» 

fnvbliiB  ttnd  j^  ird, 

'^  Naacl  ..-   -.  ■  , MV, ...... >.  — '»nm» 

«ISMpivcbea;    «i  n  wio  ^  li*2t^,    u  «Vi.    wo   kn                          icr 

')  lange 
tär  an- 


t   Iwi  Hf>m«*r  Iceint?  fficb*»f^  Hpin^Ti  iriAhf  des 
il>ea  in  d^r  3.  Arsb    bei  Intor- 


i^jrmj.  ih?;,    ).  H«ii, 


2 


18  Aug.  Naudi,  Homeri  Odjrssea,  ang.  v.  J.  Zeckmeister, 

ni.  Karzung  von  Diphthongen  vor  Digamma. 

pa^  rief  Veränderung  hervor  i  226.  —  feixooi  n  249.  — 
F€xiy;U)  /?  311.  —  F«^  a  37.  1 279.  X  146.  —  p«^/  il  474.  1 344. 
ß  313.  _  p£(J  ;i  213.  —  fi4^  a  38.  233.  —  fiaog  i  42.  549. 
X  378.  —  poixo  o  66.  7t  463.  t;  232.  i/;  8.  —  po£M>  o  507. 
/9  379.  —  {ä)faö  a  404.  —  {a)f:e  a  41.  w  56. 

Inconsequent  verfahr  Nauck,  indem  folgende  Stellen  unan- 
getastet blieben:  pexaaro  t  592  {yaQ  toi  sxdaTfp).  d-  324  (oXxoi 
exacTtj).  I  128  ((piHei  ^al  %%aata  fxetalX^).  o  377  {cpaodtu 
Kai  huxaza  Ttvd-eo^ai).  —  fe^y  X  80  {Telewrjaa)  %e  xcri  ^^(o). 
a  293  (TBXevzrjarjg  re  aal  eQ^ug;  unter  die  spnrii  gerechnet). 
^  228  {iniTiqTtBzai  eqyoig),  —  pid  i'  215  [aqi^fimtD  nat  t3a>- 
^ai).  —  potxo  o  21  (ßoilevai  ohcov).  it  70  {vTVoöe^ofjiat  olxfi). 
(o  208  (IV^a  Ol  olnog  srpii).  —  {o)f(td  z  510  {eaaerai  r^deog).  — 
(a)p€  y  198  {eneira  xal  cS).  —  (<y)p€?  I  20  (o?  öi  vQirpioaioi 
T€  xat   «l^xoyra  nikovro).   y  115  (Trevracir^g  y«  xat  f^acrcg). 

IV.  Kürzung  langer  Vocale  vor  Digamma. 

pfxaaro  rief  Veränderung  hei*vor  7t  313.  —  pcTir  d  682. 
1/;  77.  —  j£x  (p£x)  t  60.  il  207. 

üngeändert  blieben  pavax  |  395  {voOTrjaj]  aVof).  —  ped 
^  573  (Xvyo"  e/w *   ola^a).  —  p/g  A  284  (Minjjidj)  Injpt  ai'aa- 

V.  Sonstige  durch  anlautendes  Digamma  veranlasste 
Aenderungen. 

Vor  digammirten  Wörtern  ist  bei  Nauck  dui'chgehends  das 
ephelkystische  v  weggefallen;  ebenso  steht  vor  p  nicht  ovx  (ot)x)i 
sondern  ov.  So  ov  old*  statt  des  überl.  om  old*  «216.  d  720. 
»  28.  a  265.  r  237.  —  ov  iaav  st.  d.  überl.  orx  laav  <J  772. 
V  170.  1/^  152.  —  ov  \aaaL  st  d.  überl.  orx  IWat  il  122.  \p  269. 
—  ov  ^^€££  st.  orx  ^ß6fi£  y  20.  328.  —  ov  exdg  st.  ovx  ewig 
ß  40.  —  ov  ahg  st.  ot/  aAig  ß  312.  ß  376.  —  ov  IvLttoito  st. 
oi5x  eX7tOLTo  y  319.  —  or  eldoir'  st.  orx  €tdoir*  d  534.  —  ov  <ji 
st.  orx  ^i  V  265.  —  or  i(Jov  st.  orx  Yöov  ifj  40.  — Wo  die  Ueber- 
lieferung  vor  digammirten  Wörtern  iywv  bietet,  ist  überall  iyat 
gesetzt:  ^564  (aywv  elTtovzog).  i  38,  tt  259,  i// 130  {eycjv 
igao)).  a  397  {iywv  oixoio),  v  147  (aiipa  tl  iywv  eg^ai^i).  %  185 
i}yii}v  \d6iirpi). 

Nur  hätte  Nauck ,  wollte  er  cousequent  sein ,  auch  in  andern 
hieher  zu  rechnenden  Fällen  das  p  berücksichtigen  sollen.  So  schreibt 

panction  gelängt  sind,  oder  B  590.  X  114.  cf  184.  o  106.  [i//  218],  wo  17 
in  der  Arsis  lang  erbalten  bleibt,  beweisen  wenig  für  den  Gebrauch  des 
F  bei  Homer.  Nauck  scheint  nun  ebenfalls  diesem  Worte  das  F  in  homeri- 
scher Zeit  abzusprechen ,  daher  es  befremden  muss ,  1 68  gegen  die  Auto- 
rität der  Handschriften,  offenbar  dem  F  zu  Liebe,  ge&ndert  zu  finden. 


Ät^.  Nttuck,  Homeri  Odjaieft»  wig.  v.  J  Z$ckmmltr^ 


19 


iXiKk  6Utt  des  flberliefertea  ^ra^'f  vor  Cotisonanten  immer  Ttagix, 
B.  |i  276.  443,  |  l<>8;  und  düch  schreibt  er  vor  p  nagi^ 
\m<itfu  i  'MBy  ^139;  maQ^i  i^iotaa  tp  16,  walirend  Bekker 
nfl^x  schrieb.  Warum  echreibt  Nauck  o  44  ^^  /yd/ot;  und  nicht  ix't 
XiiKk  hadert  ferut^r  vor  Consonanten  das  überlteferto  lig  in  ig; 
t  B.  €ir/löiJW  I  471.  563.  l  638.  /ti  146.  o  221.^  549;  demnach 
hitte  «r  nicht  schreiben  dQifen  uatdhw^v  if  i'22,  fei^  ^/JUoy  ^  293, 
ift  tr  doch  X  ^^6  «'4:  F,  o  35G  ig  (?iiiQV,  6  220  £g  divov  statt  des 
ItelitftrUn  £iv  gesobinebdu  wissäon  will. 

Idi  glaube  —  nnd  dämm  war  es  mir  auch  hanpUiächlich  zu 
—  aQg  der  mitgetheilten  Tabelle  die  Inconsequenz  Nauck's  in 
Bacoaitruciton  «lor  houienscheü  Gedichte  nachgewiesen  zu  haben. 
V'    ^  aber  ^  bei  dem  so  viele  widerapenstige  Stelion  unau- 

t>  li  oder  bleiben  müssen,  trägt  schon  von  vorne  herein 

St#iB^«i  der  Uuwalirscheiulicbkeit  an  sich, 

Idi  habe  bis  jetzt  die  Hauptfrage  bei  p  ausser  Acht  gelassen. 

I  11  HD  diese  betrifft»  so  scheint  mir  Nauck  vor  Allem  darin  mit 

das  Kichtige  gesehen  zu  haben,  dass  er  nicht  der  so  hän% 

D0n,  anf  der  Peeittonsvernachlä^siguug  und  Elidion  bei  p 

ifiiltii  Ueberzeugung  huldigt,  dass  p  in  homerischer  Zeit  nur 

elfi  in  alten  Formeln   fortlebeuder ,   bald  gesprochener,   bald 

I  gfAprochener  Laut  gewes?en  sei.   Gegen  eine  solche   Meiiumg 

it  schlagend  der  in  Harter»  homerischen  Studien  lll ,  70  auf* 

lilfiNiiiiiSsige  Ausdruck.    Ans   den  Kesult^iten   der  Unter- 

Harters  folgt  aber  auch  zugleich  für  unsere  Aufgabe,  dass 

dii  aaf  Beobachtung  von  Po sitions Vernachlässigung  und 

üUii  ?ar  p  basircndcu  Textesauderungen  Nauck^s  zurückweisen 

flu 

Wl«  ttaht  es  nun  mit  der  Kürzung   von  Diphthongen 

pf  Wenn  wir  mit  Hiirtel  die  Kürzung  der  Diphthonge  oi^  m^  €<, 

n^  rtn  m  Anlaut  im  Verse  darch  Uebergang  des  1  und  t 

ei^u^i^i^^  «^'ikden  Spiranten  erklären,   so  würde  dieses  Ver^ 

,  for  p  angewandt ,  eine  unerträgliche  Härte  erzeugen.  Kartei 

M*  Fk'tge  &m  Schlüsse  des  dritten  Heftes  seiner  homerischen 

I  tlfefi  irek$«eD.  Ich  habe  die  39  Fälle,  wo  in  der  Od)^ssee  vor 

gekürzt  erscheinen,  untersucht  und  bin  zu 

iAs  sie  der  bei  Hartel  aufgestellten  Digamma- 

mchl  im  Wege  sein  können.  Denn  erstlich  lässt  schon  die 

v..,ir..rr,ui0ng  gegeuüber  den  massenhaften  Stellen, 

in  seinem  Kechte  gewahrt  bleibt,    einen 

j  )ikeit  dieser  Aus^nahmsfälle  erstehen;  bei 

r  li'Ti  die  Bedenken  um  so  gegründeter,  aJs 

M    •'  :fi'mlste  Aenderung  den  übrigen  Fällen, 

in^''  n  ilit  werden  können,  jene  Fälle  aber. 

iideMii  dieses  nicht  angeht,  sich  schon  durch  ihieu  Inhalt  als  auf 

Utsttfti  Ordner  zurückgehend  erweisen,  dem  wir  daher  rielleieht 

Ihcht  das  feine  Gefühl  für  p  absprechen  kOnnen. 


Ibiorb 

Mt«ÜMit  iluT 
hl  dcDtn  p  V 
Zwtikl  ftti  der  i  r^^i 
litam  lumhm  ab 
l^nufim  durch  di» 
b  4«ii#B  p  gewahrt 


20  Äug.  Nauek,  Homeri  Odyssea,  ang.  v.  J.  Zechmeister, 

Am  öftesten  ist  xat  vor  p  gekürzt  und  zwar  meistens  in  der 
Verbindung  von  t€  naL  Diese  Verbindung  darf  um  so  unbedenk- 
licher als  verderbt  erscheinen ,  als  sich  die  Partikel  re  ohne  irgend 
welche  Störung  einfügen  Hess,  ferner  die  Massenhaftigkeit  der  F&lle, 
in  denen  re  nai  ganz  regelmässig  erscheint,  in  einer  Zeit,  wo  das 
Gefühl  für  p  nicht  mehr  lebendig  war ,  solche  unstatthafte  Ana- 
logieen  leicht  veranlassen  konnte.  Sonach  lassen  sich  folgende  Fälle 
leicht  erledigen:  t  266  iqicpovg  tb  %ai  aQvag  ist  die  Aendemng 
Heyne's  iQiq>ovg  aQvag  ve  einfacher  und  überzeugender  als  die 
Nauck's:  aQvag  %  \qi(fovg  ve.  —  tt  249  mavqeg  xe  uLai  eixoat 
ist  sowol  die  Besserung  Hoffmann*s  und  Bekker's,  welche  tb  tilgten, 
als  auch  die  Nauck's  mavQeg  nai  ieinoot  sehr  ansprechend.  — 
X  80  relevTrjCü)  tb  xai  eQ^w  ist  zb  zu  tilgen.  —  a  293  t€- 
levTrjOyg  tb  xat  eg^rjg;  hier  wäre  die  Tilgung  von  t€  um  so 
leichter,  als  cod.  Ven.  wirklich  TBlBvrrjarjg  aal  BQ^fjg  bietet; 
aber  mit  Hücksicht  auf  die  mehrfachen  Bedenken,  denen  die  ganze 
Stelle  270—305  unterworfen  ist,  dürfte  vielleicht  tb  xai  zu  be- 
lassen sein  und  als  Beweis  dienen,  dass  dem  letzten  Ordner  das  feine 
Gefühl  für  p  abging.  —  a  38  o  ^Blvog  tb  xat  ^Iqog  kann  unbe- 
denklich mit  Bekker  und  Kauck  tb  getilgt  werden.  —  Aehnlich  ist 
a  233  ^Btvov  yB  xal  ^'Iqov  mit  Nauck  yB  zu  tilgen.  —  o  507 
xQBiüiv  TB  aal  oivov  ist  mit  Nauck  tb  zu  tilgen.  —  a  41  Tjßfjüf] 
TB  Ttal  rjg  i^iBlgBroii  kann  mit  Nauck  tb  um  so  unbedenklicher  ge- 
tilgt werden,  als  diese  Partikel  auch  in  zwei  Handschriften  fehlt.  — 
§  20  TQirpcoaioi  tb  aal  k^rjiiovTa  und  ähnlich  y  115  rcevraetig 
yB  ycai  l^aBTBg.  Obwol  beide  Stellen  durch  Tilgung  von  tb  und  yB 
leicht  gebessert  werden  können,  so  Hess  sie  Nauck  ungeändert. 

Ausser  diesen  Verbindungen  mit  tb  xai  können  noch  andere 
Fälle  mit  Küi*zung  von  Diphthongen  vor  p  ebenfalls  durch  die 
unbedeutendste  Aendemng  des  Anstössigen  entkleidet  werden,  t  592 
snt  yaQ  tol  b^clüti^  ist  toi  mit  Recht  von  Bekker  in  tb  ge- 
ändert. —  ^128  q)iXeBi  xat  hcaoTa  fiSTali^  kann  für  xa/  die 
Partikel  id'  eingesetzt  werden.  Es  ist  höchst  wahrscheinlich ,  dass 
das  seltenere  Idi  durch  das  viel  häufigere  xa/  verdrängt  wurde, 
vielleicht  auch  zur  Vermeidung  des  durchaus  unanstössigen  Hiatus 
ü  id\  —  Ebenso  lässt  sich  o  377  qxxa&ai  ytal  ^xatTTa  Ttvd^ia&ai 
in  (piad^at  IS'  inaoTa  Ttv&ea&ai  ändern.  —  /^  311  evq)QaivB^ 
a&ai  ü'Kijlov  ist  mit  Maldenus  und  Nauck  evcpQaivead^  &jxrjlov 
zu  lesen.  —  «37  BTtel  tvqo  o\  BinofABv  r^elg  möchte  ich  nicht 
mit  Hoffmann  6i ,  sondern  mit  Nauck  ngo  tilgen.  —  ^  279  akhi 
liioi  Bi(p  07t ii  ist  Nauck's  Conjectur  a)X  ayB  sehr  ansprechend.  — 
.1  146  ^rjöiov  TOL  BTtog  igeio  kann  unbedenklich  ti  gelesen  wer- 
den ,  was  auch  von  La  Roche  unter  den  testimonia  veterum  (Hhet. 
Gr.  vol.  I,  p.  171  oder  vol.  II,  p.  72,  3  Sp.)  angeführt  wird.  — 
§  344  iaTtioLOi  S"  ^Id^durfi  bvöbiUov  iqry  acpUovvo  ist  Bekker 's 
Conjectur  Bvöe'uhx  sehr  plausibel,  da  die  Corniptel  um  so  leichter 
eintreten  konnte,   als  BvdBiBlog  stets  sich  mit  'l^dxrj  verbindet 


J^  Umitk,  Bomsri  Odyssea,  ang.  v,  J.  ZecSmmt^r, 


n 


Uu.   I  21,   V  212.  :i25.  r  VÄ2r   nur  y  234  r/  txov  ut;  vriow 

^MiiiJUHy  ^^  1^^^  ^Qy^  Felder  bedeatot ,  sü  kauu  es  eich  gau2  wol 

vask  mit  iJeya  verbiDden.  —  ^^^'^  ^ß^  ^^^  ^<?/«  ^^t  ^*^  Naück 

^'  fi  tf^  zu  li'iien.  —  i^  215  a^t^firjaiü  /tai  tdojfiai  kann  leicht 

mm  c^i^ur>4$iJLi  lA'  l'^tottm  verderbt  sein,  —  A  21H  »j  ti  ^tot  itdiO" 

hm  h  ht  die  sehr  leichte  Aouderuug  Bekker*s  ijf  ti 

al^ti/  —  f  42.  549  äaoaafi6\^\  (Lg  ftrj  lig  piot 

iO^  s^int  Wfjg  erledigt  sich  durch  dio  geistreicbo  Con- 

tley^s  aiaifi  (vgl.  v  138  Irjidoi^  aloav),  —  n  463  uQva- 

^*  iovfQ  kann  mit  Bokker  und  Nauck  durch  Aufnahme  von 

•rlvdiift   wurden,  —  if*  S  oi  ti  oi  ohop  (so  Eust,   und 

Nauck  liest  m  Vo  oIaov,  Wir  werden  der  Leseart  der 

(Ten  oi'  ^'  fov  olxov  folgen,  —  ^j  208  i'yO^a  oi 

r^'  Ol  ol'Aog  i'ijp  gelesen  werden.  —  Elienso  ißt 

!titd  oi  Oivov  einfacher  in  Ünuy  oi  olvov  zu  ündeni, 

\*  iiirk  in  inan'  a^a  ohoy  oder,  wie  er  in  den  Addenda 

t>t,  in  cnrtyLa  dt]  oi  oimv.  —  o  404  {A  576. 

f'^j/,r^  tü0Erai  rjdng  ist  mit  Bekker  und  H^yiie  ia^Xfjgi 

■  ^^  zu  lesen,  nicht  mit  Nauck  laaifai  foi^lrjg  r^dog,  — 

ffUtat  tßeog  vi^t>  ist  dio  Leseart  der  cd,  flov.  tax* 

I  vii^fj  selir  idausii»eL  —  v  VJS  (^^  O  3'J7)  tjtutü^iy 

'/.ai  Ol  ninXrf/tto  ^fr;^cri  kann  sehr  leicht  fVr^ixa, 

werden,  —  ia  56  Iqxnat  ov  ist  sehr  plaasibol  von 

lekker's  Vorgang  in  i'QX^^^'  ^(^'  geändert.  —  jl  474 

t  Nauck's  Conjectur  ftr^aao  ganz  überflüssig,  da 

;  ^e  srele&en  werden  kann.  —  Ebenso  unnötlüg  ist 

'idert, 

die  Heilung  ^  324  .^Xi- 

itv  aidoi  oiyLOi  fxatjjt^,  von  Bokker  und  Nauck 

-     .    liier  ißt  vielleicht  oi/.oi  anaaat  zu  lesen  nach 

—       -  Vr  r  372  al  xvpig  mde   Ha&iiVioiüvcn   a:iaoat.  — 

lUil^       ;   I"  !i  bloflse  Umändennifir  von  otK(u)'  in  ivl^aö^  geheilt 
icn  ,  '         di^  jrewft!t5ann^  Cotij^H-titr  Nnuck's  l  aio  ohx^i 

Im 

^  .^  iien!  ^228aiUo$ 

7«f  i'  nlXoimv   miq  i:tn^qn6%&t    f^oig.    Dieser  Vers    wird 

—  -  -  n  CI^Dn.  Alex.  Strom.  VI.  2,  p.  739.  ferner  schoL  Pind.  Ol 

K.  VU.  71»  aufeföhrt;  er  ist  aber  in  mehrfacher  Hinsicht 

er  Geineinphir  '    ib  von  Bekker 

y       'T  :  Y^-^l.  Iionier.  !  275.  2.  Das 

ii-    ]    .  111    jrn  stelle  bei 

^ ;__,    .i;s  a:i'-i'u  »'^ändon  glaube 

r9  in  stiftterer  als  homerischer  Zeit  hinr.ugekommen 
rai  Oixnr,  --  o  66  iilÖ€J  a i  ohmV  h,i(t(^ai,  — 
)  n  7ii  iVi  ntmti*  Auch  diese  Stollen  möchte  ich  unangetasUjt 


tu  Äug.  Nawik,  Homeri  Odyssea,  ang.  t.  J,  Zedwieister. 

lassen ;  sie  vertragen  auch  nicht  leicht  eine  Aendemng.  Die  Stellen 
ans  Buch  o  gehören  den  interpolirten  Stellen  an ,  die  dorch  den  Ein- 
schub  der  Telemachie  in  die  Odyssee  von  dem  letzten  Ordner  her- 
rühren. Wir  werden  nicht  zu  weit  gehen ,  wenn  wir  dem  Verfasser 
dieser  Interpolationen,  der  besonders  Anfangs  des  Baches  o  so  vieles 
den  sonstigen  Yoranssetzangen  der  Odyssee  Widersprechendes ,  ja 
anch  grammatisch  nnd  lexikalisch  Anstössiges  vorbringt^),  auch  das 
feine  Gefühl  für  p  absprechen.  Aehnliches  gilt  für  tv  70. 

Nach  dem  bisher  Erörterten  dürfte  klar  sein ,  dass  die  wider- 
spenstigen Stellen  in  der  Odyssee  der  oben  erwähnten  Digamma- 
theorie  nicht  im  Wege  stehen.  Auf  die  Kürzung  langer  Yocale  vor  p, 
die  wegen  der  noch  geringeren  Anzahl  der  Fälle  um  so  gegründetere 
Bedenken  an  ihrer  Ursprünglichkeit  erstehen  lässt,  will  ich  weiter 
nicht  eingehen ,  da  sie  in  ähnlicher  Weise  ihre  Erledigung  findet. 
Auch  kann  ephelkystisches  v  oder  lyiiv  oder  ovx  vor  p  stehen,  da 
die  halbvocalische  Natur  des  p  solches  verträgt/ 

Ausser  den  bisher  angeführten  Stellen  gibt  es  noch  eine  grosse 
Anzahl  von  Stellen ,  an  denen  Nauck  theils  anlautendem ,  theils  in- 
lautendem p  zu  Liebe  Veränderungen  getroffen  hat,  deren  Bespre- 
chung aber  zu  weit  führen  würde.  Nur  bei  einigen  Stämmen  kann 
ich  einige  Bemerkungen  nicht  unterdrücken. 

Ueber  nXiog  und  seine  Derivata  haben  ausführlich  gehandelt 
Leo  Meyer  (Zeitschrift  für  vergl.  Sprachf.  VII,  p.  205—208),  H.  Kohl 

fQuaestionum  Homericarum  spec.  Berol.  1869,  p.  15 — 17),  Nauck 
M^langes  Gr6co-Rom.  III,  p.  210 — 216).  Dass  idiog  ein  p  im  In- 
laut hatte,  ist  inschriftlich  erwiesen,  vgl.  Corp.  Inscr.  1  (mit  den 
Bemerkungen  von  Kirchhoff,  Philol.  VII,  p.  191  ff.):  (og  xai  xcl- 
[vjog  ixoL  xA«po5  and'vcov  al^ei.  —  Nauck  sucht  nun  a.  a.  0. 
und  in  seiner  Odysseeausgabe  bei  dem  Worte  xleog  und  seinen 
Derivatis  dem  p  überall  zu  seinem  Rechte  zu  verhelfen  und  die  ur- 
sprünglichen Formen  herzustellen,  wo  sie  durch  die  Ueberlieferung 
verdunkelt  sind.  Statt  xXea  avdQwv  d'  73  (ich  citire  nur  die  Stellen 
der  Odyssee^  schreibt  er  xlee  dvdQwVf  d.  i.  xAep«*  dvdQMv,  —  Bei 
den  von  yXeog  hergeleiteten  Adjectivis  aya^erjg,  änXerjgj  dva^leing, 
svxXer^g  will  er  die  hergebrachten  Schreibungen  aya^ifjog,  ax^or, 
ankr^elg,  dxXeiwg,  dvanXeay  evTtleiag,]  ivT^Xeitüg  ersetzen  durch 
dycmXeeog,  dxXeaa,  dxleeagf  aTLleetjgf  dvayleea,  kvxXeaag, 
ivxXeicjg  an  folgenden  Stellen:  d  728  dxJiee  ix.  f^eydgcov.  a  241. 
I  371  vvv  de  iiiv  dxXeicug  aQTtviai  dvrjQsixlfavTO.  cp  331  ov  ncog 
k'oTLv  ivy.l€iag  xaTcr  drjinov  afxfÄevon,  —  Ebenso  postulirt  er  für 
das  Substantiv  evytleirj  die  getrennte  Form  evuleirj:  x  402  ^€lv\ 
ovTco  ydg  y.iv  ^ot  ivxXair]  t*  dgeri;  re.  —  Auch  bei  den  zum  Theil 

')  Vgl.  Hartel,  Ztschr.  f.  Ost.  Gymn.  1864,  S.  483  ff.;  A.  Rhode 
»Untersuchungen",  Brandenburg  1858;  Hennings  „Ueber  die  Tele- 
machie, ihre  ursprüngliche  Form  und  ihre  späteren  Veränderungen", 
3.  Supplementband  der  J.  Jahrb.  S.  197;  La  Roche  „Homerische  Stu- 
dien«, S.  77.  78. 


Ä^  Kauck,  Homeri  Odyw«««  ang.  t.  J  Zt^fMis^tr. 


S8 


liättft^  vorkomiuenden  Männeniamen  auf  -^Xirfi  (AywüJr^, 
—^^qc,  Jtoy.Xiifx:,  ^ETnxXfijg,  *E;fexA*r|t,%  ^H^axlfffi,  OmXirjg^ 
irfi)  uüd  den  davon  abgeleiteten  Adjectivis  (Eteoxltjitfyg. 
ü^o^f  'tqHYjLr;€t{K)  ft>rdert  Naiick  bei  Homer  diejenigen  For- 
1^  welche  aus  dem  nrspnliiglichen  xXlfog  sich  znuäehst  ergeben: 
f  4S8*  o  1 8*>  lg  0yQag  d*  Vxo^ro  Jtoxki€og  noii  daiua.  xh  224 
pgfc^*   *H^rxliü  fWT    ErQtTtit  Olxialr]t'    X  267  ij  ^*  *HQajikf€a 
uufirova    O^fiol^ovra.     tp  26    q^co^    ^H^axliea    uByaXiov 
TöQa  k^/cjy,  o  243  l^rriqdtrjg  /i^V  tu^Tiv  OiaXiia  fi^yd* 
vfwr,  X  468.  vt  16  xat  natQoxXi€og  xai  dftv^wvog 'AvttXoxotn. 
Üt^p  *H^axX£€£np'^    X  296   /?/iy  YyixiUm^.    i  290  ^iV^t; 
rx;>  —  Für  das  von  yJJog  hergeleitete  Verbum  xJU/üj  for- 
r  liomer  die  anapästische^Messung  xXtiio  oder  sogar 
td  t€  •AX^iovGiv  aoidöL  p  418  ej'w  (Jf  x«'  cf€  xAeiGw 
/ai«y.  a  351  xj5>'  /ö^  af>fdi;»'  ^tdXXoi'  inixXiinva' 
Ebenso  verlang!  Nauck  für  das  ziemlich  häufig  vor- 

xJU#ro^  mit  seinen  Compositis  die  dreisilbige  Form  xici- 

rA*(v1-^r  sd^^rric):  o  249  f.  3iayr/o<:  av  Tfxero  tloXifpEidm  tt 
A       '  -    f<.    ciAA'    Jto/  KXiiJOv    XQ^'^^^Q^^'^^    r^^itaaip    *Hiog. 
f^    xrtr^/y    i'CrrcFixAfiVaio  jfvaayrog.  X  *^08  T/yAfxAß#'- 
f  1^1'.   i  546  lymqtnv  xov^y  rt.XixXiiTOTo,  —  Da  Homer 
ren  ^Xr^dittv  nur  die  dreisilbige  Fonn  xXii^diir  (g  117. 
/Är^f^dt'tv  {d  317)  kenne,  so  fordert  Nauck  mich  für  die 
atÄ  thnMlr^  die  Schreibung  *OixÄ^iy(;t  o  244  arrr/^  'O/xA^iyg 
,.: ..    Vf...,..:^^^,,   —  Endlich  ist  für  *4vtUXiia  (X  8b)  und 
L'  Mal   vorkommende  EvQirKX€(xt  (a  249.   ß  347. 
l-',    ^  JU    /  15.21.  357.  401,  49X.    r  128.  134.  148. 
**1.    x^^^'  ^1^    480.  485.  492.     tf*  2h.  39.  69.  177) 
iid  Et^mX/ua  in  den  Text  gesetzt, 
i  ersten  Blick  hat  diese  Darstellung  Nauck^s  viel  An- 
ellvttde^.  In  niÄnch^^n  Fallen  wird  aoch  durch  diese  Aenderungen 
lii$aer«r  Rhythmnj«  gewannen :  so  wird  Spondens  im  5,  Fuss  ver- 
Iffl  k  101  ßitir  "ÜQaKUeihjv.    X  296  ßtt;  'Up^tAXt^uri^  X  290 
ifi^^iffi'  oder  in  der  Vr  ^      :  >o(poQ  Evqi'^Xhia 

'Sül  o.  i   hei  nüheriMi,  ,i   sich  nicht  uner- 

ken.  Vor  Allem  kituu  ah  ihm  nicht  beistimmen,  wenn 
ittr  *Efifyr,Xr'iii;y    HQa/Xtjih^,  *i(ptAXr^ih^  die  Formen 
tiitp  ^H^xXiiitr^^  \ttft>tXiuiij,  and<trerseits  ab(>r  für  Ifirrt- 
xmd  Ei^irMia  die  Formen  ^AvtixXifua  und  Ev^i/Xhia  her- 
^Efmid^nir^  irni]  die  Ähnlichen  sind  gesetzt  fOr  'jfrfioxA«- 


I  ttiir.,  M  da 
at^  IkMe  Suffix  €ia  1 
kb  haltft  ei  11  SofUi  eta 


Ti  don  Stamm  xkefea  das  Suffii  «i^y  an- 

k  ^t^h  cofi^^eqnent  bleiben,  so  hitteer 

nden  und  also  bilden  müs- 

i  in  den  Vers  nicht  passte. 

ii   1    npt  für  unbei^chtigt.  Von  den  Sub- 


•Untii-slimm«!]  auf  la  weiU^ii  Feminina  auf  eaia,  €üij]  und  nach 
ittifiU  4m  tf  auf  ua  ur^  gebildet;  so  von  ixy^)g  das  fem.  iyx^eit^ 


t4  Äug,  Naudc,  Homeri  jOdyssea»  ang.  v.  J.  Zeckmeiater. 

—  sy^eirj  H  261.  M  405.  Y  279.  0  69  u.  ähnl.;  von  av»og  das 
fem.  Lkvdiaia  — ^!Avd^eia  1 151.  293;  von  ayitLog  das  fem.  uiO' 
yayyLeoux  —  fiiayapteia  J  453 ;  von  oqoq  das  fem.  HvsfiWQSia 
J3  521,  TtQv^vdgeia  £307,  VTtio^lti  IT  218,  AifiViaQBia  J^  41. 
Ebenso  werden  auch  von  den  Substantivstämmen  auf  eo  die  Adjectiva 
auf  aoioc  und  nach  Ausfall  des  a  auf  eiog  gebildet;  so  NQvi^'Aqyoq 
das  Adj.  ^Qyiaiog  —  liQyiiog;  von  oveidog  das  Adj.  oveUficiog  — 
oveideiog  A  519.  B  211.^  Jl  628.  Q>  480  u.  ahnl.;  von  %rfiog  das 
Adj.  yiridaLoq  T294;  von  ag)€vog  aq)vog  das  Adj.  ag)veaiog  dqnfsiog 
E  544.  Z  14.  £  122  u.  ähnl.  —  So  ist  auch  vom  Stamme  xAcpeff 
das  fem.  EvQV'Alefioia  und  nach  Ausfall  des  a  EvQVTiXifeia  gant 
regelmässig  von  Nauck  hergestellt.  Es  mflsste  aber  demzufolge  auch 
^ET£OxXe^eaiti  —  ^Eveoxleeirj;  ^HQaxle^aairj  —  ^Hganleeirj;  '/yi- 
Ttke^saitj  —  Iq)iiile€iri  gebildet  worden  sein;  die  Formen  aber  auf 
7Ll£f:£aeirj  mit  eirj  als  Suffix  widersprechen  aller  Analogie  und  sind 
ein  Unding.  Das  ist  das  eine,  woran  Nauck's  Darstellung  leidet. 

Ein  zweites  ist  folgendes:  Nauck  nimmt  a.  a.  0.  S.  212  Nomi- 
native wie  liycmlerjgj  Bad'v/.Xerjgy  JioyüiArßy  ^Ttr/Xdrjg,  ^BxfixXcije, 
^HQaxXerjg,  VixXetjg,  ilcnrßoxAfVy^  an,  ganz  regelmässig  aus  ^yo- 
xlefTjg  usw.  gebildet.  Wie  ist  es  aber  damit  vereinbar,  dass  er  o  244 
statt  der  Vulgate  'Otytleirjg  den  Nom.  'OixXrjrjg  annimmt?  Woher 
das  Tj?  Letztere  Form  ist  gerade  so  unerklärbar  wie  erstere.  Das 
Nämliche  gilt  für  den  Nominativ  xXrjtjddv  ö  317,  den  er  neben  dem 
regelmässigen  'K?.er]öiov  a  117,  t;  120  duldet. 

Femer  kann  ich,  was  zwar  unbedeutender  ist,  nicht  billigen, 
wenn  Nauck  in  dem  Yerbum  ycXeiu)  neben  der  einen  offenen  Form 
xAe'/'w  eine  andere  'KXeew  einführen  will,  nkv  ist  der  ursprüngliche 
Yerbalstamm  (noch  in  TÜivd^t) ;  der  erweiterte  ist  xA^p ;  daraus  bildet 
sich  mittelst  des  präsensbildenden  Vocals  i  das  Yerbum  x^p-t-oi, 
nleih)  (ähnlich  wie  /riUp-i-cu,  *6p-i-w,  ve^-i-co;  vgl.  Gerth  in 
Curtius'  Stud.  I,  2,  206).  Die  Form  xleito  ist  also  berechtigt,  die 
andere,  xA££Ci>,  die  Nauck  sich  vielleicht  aus  dem  Substantivstamm 
xke^ea  entstanden  denkt,  zu  verwerfen;  denn  aus  xA^pea  hätte  nur 
/J^fsaiiü  ~  xleiio)  entstehen  können  nach  Analogie  von  releia) 
{TeXeo-i-o)) ,  dzuof^av  {dxsalofiai);  vgl.  Leskien  in  Gurt.  Stud. 
11,  94  ff.  xleiiü  aber  aus  ydedu)  wie  xiXeio  aus  tbXbuo  entstehen  zu 
lassen,  widerspricht  Nauck's  eigenem  Yerfahren,  überall  die  ursprüng- 
lichen Formen  für  Homer  herzustellen. 

Noch  ein  Weiteres  ist  gegen  Nauck's  Darstellung  einzuwenden. 
Ich  gebe  zu,  dass  in  Formen  wie  ayaxA^og,  ^Hgoxlijog  u.  ähnl., 
wenn  in  homerischer  Zeit  in  dem  Stamme  xÄ^pea  das  p  noch  lebendig 
war,  das  7]  sich  durch  nichts  erklären  lässt;  aus  dyaxHf&aog  kann 
in  homerischer  Zeit  unmöglich  dyaxX^og  zugleich  mit  Tilgung  des 
fia  entstanden  sein.  Anders  aber  steht  es  mit  jenen  Formen ,  wo  in 
xA£p€a  die  Silbe  ea  mit  der  folgenden  Endung  {og  im  Gen. ,  (og  im 
Adv.)  nach  Schwund  des  a  eine  Contraction  eingegangen  ist,  wie 
dxXr^slg  aus  —  ioeg,  dxleioßg  (eaojg),  ebenso  ^HQaYlrjeiog  (eaiog). 


Aug.  Saude,  HoffierTOdysMa,  ant;.  t.  J.  Zedmeiittr. 


'MfmU.^ 


-■) ,  Nur  tlaö  rj  oder  «,  wel- 


Wi  dei)  usgeht.   ist  aufMlig;   die 

iwllillilj'lgii  i^  ^on  sind  wie  die  spateren  attischen  Fonueii 

mfmmg^  Mqi..^^  -  lii/,  f-rklrirlich.  Und  mit  Unrecht,  glaube  ich, 

iKkt  mm  jeoo  Fumiem    <     i      <£(7£  ein  et  und  aus  £(Ta^^'  ein  wg  m\i* 

itedAci  i^,  aoj  dem  Huiueftuxte  zu  verbannen;  louss  doch  Nuuck 

ttlM  in  £^t7fJU€<a  und  yivtt//Jua  die  CoutrHction  des  im  in  «i 

lag^büi;  ^hoUcho  Coutractioucu  bei  den  SubstaDtiv^tämmen  auf  ca 

ni  liei  Homer  noch  öfter  durch   das  Metrum   geboten  wie  ^  41 

Arnmqua^   wo  h  in  die  6.  Arsis  zu  stehen  kommt:  oder  /^  165 

f  .  ,Ti  ji/>f*nftf  (2.  Arsis);    T  220  Ttg  di]  aq^vetmittog  (2*  Ar^is); 

Qa€t  (2,  Arais).   f  130.  272  KaU^i  evi^ny.  V  742 

.  \^476  crremt  h  alvomtt^ßi    P404,  558.    *F  81 

r^i/y?   r  r  t;  /'oii>*/iy;  JV  7*34  oi  ö    iv  teix^f  ^üav.  A*  299  ctJÜL^  o 

1^  fV  iBanattiaiv  yÜ^^vt^,    Ebenso  wird  in  oi- 

aJrtog  zu  alitwivog  —  alnupog)  Contraction 

j-  'i  iu  i;  ahiin'a  imq^^va  J1869,   Y  58  gefordert; 

.^j^j^i  ihaaag  (3.  Arsifi),  x  ^^*^  atthu  o^bv 

g),  £124  nptiiTO/rcr;/^*^:»  £525  tuxi^r^v.    Der  Beispiele 

j  -.  r  ■  *-:trtioü  von  süt  zu  €*  gefordert  wird,  gibt 

lube  daher,  auch  in  den  Forme i»  dyMuogf 

'lqt/J,r£to^,  'EfioyJiTj€iog  die  con- 

iitg  unangetttstot  lassen  zu  dürfen. 

nun  ui»er  i^  m  'H^cmkr^uog  u.  ähnK   und  st  in 

;  1*  Ich  glaube,  hier  macht  sich  der  Einfluss  des  f 

li  1,  dass  es,  sich  mehr  zur  vocalischen  Natur  hin- 

— ^f "  !  >  e  lä.ngt  wie  ifaSe  («W«);  spfit-er  wurde 

'-m,  als  das  Verständnis  für  p  erloschen, 

r  dun  ii  ij.u  Metrum  gefordert  war,  ly  und  u  für  tp  in 

trt.  Vgl,  Hiirtel,  humer,  Stud.  111,  S.  28  ff.  JedenfaUs 

die  Corruj^tel  leichter  verätandüch ,  als  dass  aus 

^igen  Formen  itvilaiiog,  Iv^itjg^  cixlehg  die 

ittden  wRi%*n.  Auf  ähnliche  Weise  dürfte  fiich  auch 

M^ue  r^  oder  €t  in  V><xA^i^v;  (*0#>eA«ii;c)  erledigen  las- 

I  wir  liier  X)iyM^t]<  {Oiy,)Avi^\,  so  ist  die  CV)rrin>tel 


T^^1-,V 


tnriti 


''  ,  kaiiu  üiciit  Iwiiomden  wegen  der  leicht  bevvfu  iii  ii  f 

iji  l\>Ik'<*  den^n  t*s  der  Attraction  bald  des  voruti^-T'  in  ti- 

endeu  Vöcals  unterliegt,  wie  dergleichen  von 

iil,  23  ff*  für  mto  u,  &hnl.  nachgewiesen  wor- 

•  t  am  u.  ahnl.»  so  ist  auch  bei  dem  Stamme  xjtep 

'  ii;  ich  halte  daher  die  andern 

Xtiog,  a^Xita,  dtOKlEia,  dann 

',   Dative  und  Accusntive  der 

•  ^-  ittp  und  xXaijog  saiumt  Comi».. 

^Tpf^iU^ia  and  !Avtt%kHm  aufk-ecbt. 


t6  Äug,  Nauck,  Homeri  Odyssea,  ang.  t.  J.  Zechmeister. 

Mit  unserer  Erklärungsweise  verbreitet  sich  ein  helleres  Licht 
über  bisher  nnanfgeklärte  Formen ,  andererseits  verwickeln  wir  uns 
nicht  in  ähnliche  Inconseqnenzen,  welche  Nanck  bei  seiner  Erklä- 
rungsweise durch  das  metrische  Bedürfnis  anzunehmen  genöthigt  ist. 

Wahrscheinlich  hat  auch  aneog  ursprünglich  und  noch  in 
homerischer  Zeit  aTtifog  gelautet.  Doch  ist  das  p  dieses  Wortes 
weniger  gesichert;  denn  erstlich  fehlt  es  uns  hiefür  an  inschrift- 
lichen Zeugnissen;  dann  gehen  auch  die  vergleichenden  Sprach- 
forscher in  der  etymologischen  Begründung  desselben  auseinander. 
Vgl.  Benfey  (Wurzellex.  1,  613),  der  es  zu  OTtv  ==  axv  „bedecken* 
stellt,  gegen  Leo  Meyer  (Ztschr.  f.  vergl.  Sprachf.  VII,  p.  204  ff.), 
der  es  in  Zusammenhang  bringt  mit  lat.  cavo  „hohl^,  während  man 
es  gewöhnlich  zum  gleichbedeutenden  lat.  specus  stellt.  —  Nauck 
schliesst  sich  unbedenklich  an  Leo  Meyer  an  und  sucht  daher  auf 
Grund  emes  ursprünglichen  OTti^oq  die  unerklärten  Bildungen 
OTteiovgj  GTvrji,  ani^eaaif  OTtiaat  aus  dem  Text  seiner  Odyssee- 
ausgabe zu  vordrängen.  Für  OTteiovg  ist  daher  nach  Leo  Meyer's 
Vorgang  anieog  {OTti^eog)  gesetzt  b  68.  t  462.  330.  141.  fi  93. 
Für  0711^1  steht  aTtieC  ß  20.  t  476.  fi  210.  Für  anrjeaai  steht 
aneieaac  i  400.  x  404.  424.  7t  232.  Für  aTtiaai  steht  OTceeai 
a  15.  73.  €  155.  i  30.  114.  \p  335.  d  403. 

Bas  p  vorausgesetzt,  würden  sich  die  Aenderungen  Nauck's 
und  Leo  Meyer 's  sehr  empfehlen,  wenn  nur  damit  alle  anstössigen 
Formen  des  Wortes  OTtiog  aus  dem  Wege  geschafft  werden  könnten. 
Bie  Heilmittel  Leo  Meyer*s  und  Nauck's  versagen  aber  e  194  l^oy 
de  OTteiog  yXaepvQoVf  wo  sich  einmal  OTtilog  findet  neben  dem  an 
20  Stellen  vorkommenden  regelmässigen  OTtiog.  Nauck  ist  daher 
genöthigt,  zu  der  gewaltsamen  Aenderung  l^ov  de  OTteog  ig  ylxtr 
ifVQOv  zu  greifen.  Ich  glaube  daher,  wenn  wir  einmal  p  annehmen, 
in  öTtuog  einen  neuen  Beleg  für  die  bereits  oben  besprochene  pro- 
sodische  Wirkung  des  p,  nämlich  Längung  des  vorausgehenden  Vocals, 
erkennen  zu  dürfen,  so  dass  also  OTtifog  (aTievog)  zu  schreiben  wäre, 
was  später,  da  man  diese  prosodische  Wirkung  nicht  mehr  verstand, 
eine  Länge  aber  durch  das  Metrum  gefordert  war ,  in  OTteiog  um- 
gesetzt wurde.  Wenn  hier  eine  solche  Erklärung  fast  nothwendig  er- 
scheint ,  so  ist  sie  wenigstens  möglich ,  um  auch  die  Entstehung  der 
Formen  Ofreiovg,  OTriji,  OTtmoöt  leichter  zu  begreifen.  Setzen  wir 
dafür  a7tif:ovg,  arrif^ei,  OTCs^euai,  so  ist  es  verständlicher,  wie  die 
Missbildungen  aTteiovg,  OTiiji,  aTttjeaat  entstehen  konnten.  Bie 
Contractionen  ovg  und  ei  (Dat.  Sing.)  sind  nach  dem  oben  bei  xXeog 
Auseinandergesetzten  für  die  homerische  Zeit  nicht  befremdlich, 
wenn  auch  ovg  ausser  in  OTteiovg  nur  noch  in  zwei ,  allerdings  von 
Ahrens  angefochtenen  Stellen ,  K  376  und  0  4  (x^^g  IX^Qoil 
VTto  öeiovg),  sich  findet.  Füi*  OTteaai  postulire  ich  auch  ein 
üTieeai;  OTtloai  kann  nämlich  in  späterer  Zeit,  als  das  Gefühl  für 
p  schon  erloschen  war ,  leicht  nach  falscher  Analogie  (eTteeaoi  — 
eTteaai;  ahteaaL  —  aTveaai)  gebildet  worden  sein. 


Juff  Xnuclt,  non»«H  OdjtseA,  nng.  v.  J.  Zechmeister.  tt 

Bin»  Mhr  rerwickelte  Frage  ist«  ob  die  Snbstantlva  auf 

rffttv  «•  a-  ni.  ♦  die  boi  Homer  ungemein  hhxifig  vorkommen »  ihr 
Bngliclias  p  in  bomeriscber  Zeit  noch  behalten  haben.  Nanck 
II  dl«i#s  an  (Mol.   Greco-Rom,  III ,  S.  220  ff.),    und  in  der 
"fM|ifiMaiiagabe  von  Nauck  begegiien  wir  durchwegs  ofTenen  Formen 
ikmt  SoMaatiTa, 

Alltfai  schwöre  Bedenken  erheben  sich  ge^en  die  Nanck'sch© 
TiMom  »owol  als  auch  gegen  die  Art  ihrer  Durchfahrung.  Nauck 
mfi  a.  1«  0»,  dafis  bei  diesen  Substantiven  Contractionen  oder  ^yni- 
Mtta  m  d«r  ältesten  Poesie  deshalb  befremdlich  seien,  weil  die  For- 
■«I  IJr^Xiog  IJtjl^Oi;  ITijlh  aus  Jlr^Ufag  Ilrjk^fog  nt]Xtfi 
aand.  Diese  Worte  dürften  sich  ihrem  vollen  Umfange 
kasm  r<^rhtfoHit,'en  lassen.  Eine  Form  wie  Tlr^Xt^^og  hat  nie 
kt,  I  che  Form  war  im  Geuitiv  die  auf  efog.  Erst 

den  s  Spiranten  entsteht  Verlängerung  entweder 

(rrEnsgehenden  oder  des  nachfolgenden  Vocals  {ßaaikijog  und 
e'ftig).  Di»*  Länge  ij  wird  erst  dnrch  den  Ausfall  des  p  bewirkt, 
daJif r  nicht  gleichzeitig  mit  p  bestehen.  (Aehnlich  setzen  auch 
i"  '  ^^^j  i^'n  KQOvid^io,  ^tolrjog  und  rioliiog  ein 

mJU  H  t^n  Xo^og  voraus,  letzteres  zwar  nicht  ganz 

fi$L  Delbiück  in  Curt.  Sind.  II,   196).  Wenn  nun  die  durch 
des  p  entstandene  Genitivform  jpg  in  den  Substantiven  auf 
Bomer  in  so  zahlreichen  Fallen  geboten  wird,  so  ist  dieses 
iiaaa  der  schwersten  Bedenken  gegen  die  Meinung,  dass  p  in 
t  Wertem  in  homerischer  Zeit  noch  gehört  wurde.  Möglich  w&re 
I  jMocIi  '  '1  noch;  Hesse  sich  doch  annehmen,  dass  in  For- 

■Ml  wia  /^  iaat}Jfog  das  p  sich  mehr  der  vocalischen  Natur 

aMigie  and  also  vorausgehendes  £  lAngte  (wie  evadtv  —  ifad^y), 
m  daas  wir  aUo  fßr  homerische  Zeit  ein  fiaatUfog  u.  fihril.  von^ns- 
tnaaiitn  Uatten.  Aber  auch  das  dünkt  mir  unwahrscheinlich.  Denn 
m  ain4  genug  ziemlich  gesicherte  Fälle  vorhanden,  wo  Contraction 
wie  im  Dat,  ü  u.  ÄhnK  Ich  sehe  ab  von  den  kritisch  un- 
Sl^llen,  wie  l  478  e'  l^x*^^'*  JJijXIog  lU,  ftiya  (fiQim 
\iäp  (wo  in  ntf)Jog  eine  Sjnizese  geboten  wäre) ,  oiler  von  den 
in  dar  HiAde  öfter  wiederkehrenden  Versen  dioytt'ijg  flt^kiog  tiefet 

ßipt  tpi^in*  ^X"'*<^*'  ^^^^1'  Mt;yjaTfog  liog,  TaXaiovidao  üvw 
iciog(fronir  tnan  fJrjli^itg  viog  und  Mty4tan;ng  viog  hergestellt  hat; 
ifL  TW«r  \u  Gramm.  §.  194,  40  b,  p.  305:  Nauck  ist  ihm 

fMgl  niji  MT.  u.nzngefngten  Vermuthung  tY>g  für  liog)*  Ich  zähle 
mck  nicht  i\  424  Idoufnig  d'  ov  Irje  ^umg  fuya,  wofür  alte 
ÖnMnnaUktr  *  '  uirtvg  al^  Genitiv  (vgl,  Choerob.  in  Tbeod* 

f.tf5,  15.    4  11.   Anecd*  Oxon.  vol.  ».  p,  233,  :il), 

txLrjitt  kann  (vgl  Bekker,  homer.  Bl 

\K  \i*  JixiiiL  iiioher  ft  167,  WO  Hermtinn  rer» 

laftTU  'OdtVil  in  atxifi  ünmfUf  da  sich  ans  den  Handschriften 


t8      Th.  Kode,  Ausgewählte  Komödien  etc.,  ang.  v.  K.  HöUinger. 

eine  andere  Leseart  voaTTjoag  ^Id'axr]v  de  luxcjv  Odvafj  hl  oitxf 
&Lnoi(u  gewinnen  lässt,  anch  nicht,  dass  einige  r  136  aU!  ^Odvaij 
Ttod'iovoa  für  eine  andere  Leseart  a>U'  ^Odvoriä  no&iovaa  gelesen 
wissen  wollen.  Aber  Fälle  wie  ^384  evd'^  avr  ayyeXlrjv  ini  Tvdij 
areikav  lAxoioi  oder  ^151  iTtTveig  d*  ijtfvfjag'  vno  di  awiCiv 
(OQTO  novit]  oder  'F  792  Ttoaalv  iqiCiioaadatjAxaioiq^  et  fih 
id%LlXely  0)  398  afi(poT€Qag,  ^Oövaevg  de  hxßtav  yivae  xelQ^  im 
xaQTti^f  von  denen  sich  nur  ^  151  mit  Lehrs  qnaest.  ep.  242, 
Bekker  und  Nauck  in  inTtrjeg  d'  iTtTC^ag'  vito  aq)iat  d*  (oqto 
xovir]  leichter  ändern  lässt,  die  andern  aber  alle  von  Nauck  erst 
durch  tiefgreifende  Conjecturen  geändert  werden  mussten,  lassen 
schwerlich  den  Glauben  aufkommen ,  dass  p  noch  in  homerischer  Zeit 
gehört  wurde.  In  W  792  war  selbst  dem  sonst  so  übersprudelnden 
Conjecturalgenie  Nauck's  eine  Heilung  unmöglich.  —  Auch  £  398 
cSg  ^Odvoei  aanaorov  ieiaaTO  ydla  xai  vXrj  und  v  35  wg'^Odvaei 
OLCTtaatov  edv  (paog  '^eUoio  wird  man  sich  schwerlich  %Q^eii 
^Odvoel,  wofür  die  Handschriften  und  Grammatiker-Zeugnisse  ^Oöva^ 
bieten ,  verschliessen  können.  Denn  die  £ieseart  ^Odvaf^  bat  au  ij^, 
worauf  alte  Grammatiker  verweisen ,  keinen  Halt ;  denn  iJQ(fi  ist  ein 
Metaplasmus,  wie  ytAiji  (a  100)  von  y^Awg,  egqt  (a  212)  von  IJmü^, 
^!^Qrj  {E  1hl  j  0  112.  431)  neben '^ßiyt  und^Agei  vorkommt.  Eine 
Elision  aber  ^Oövaff  mit  Nauck  anzunehmen  geht  nicht  an ,  da  in 
ähnlichen  Fällen  das  i  nicht  elidirt  wird.  Wir  haben  hiemit  eine 
ziemliche  Anzahl  von  Stellen,  welche,  zusammengehalten  mit  den 
überlieferten  Genitiven  auf  tjog,  den  Glauben  an  das  Vorhandensein 
eines  p  in  homerischer  Zeit  zu  erschüttern  im  Stande  sind. 

Berlin.  Josef  Zechmeister. 


Ausgewählte  Komödien  des  Aristophanes ,  erklärt  von  Theodor 
Kock.  Viertes  Bändchen:  Die  Vögel.  Zweite  Auflage.  Berlin,  Weid- 
mann'sche  Buchhandlung  1876.  S\  S.  260.  —  2^M.  40  Pf. 

Die  zweite  Auflage  dieser  allgemein  bekannten  Ausgabe  schliesst 
sich  zwar  im  Ganzen  und  Grossen  eng  an  die  bereits  im  Jahre  1804 
erschienene  erste  Auflage  dieser  Komödie  an,  verräth  aber  dennoch 
fast  auf  jeder  Seite  die  sorgsam  nachbessernde  Hand  des  kundigen 
Verfassers.  Weist  schon  die  Einleitung  eine  Reihe  zwar  meist  stili- 
stischer, gleich wol  hie  und  da  nicht  unwesentlicher  Verändenmgen 
auf,  so  zeigt  sich  die  fast  peinliche  Sorgfalt,  mit  welcher  der  Heraus- 
geber selbst  in  der  Schreibung  von  Citaten  der  Neuzeit  gerecht  zu 
werden  sucht,  in  den  Anmerkungen  in  noch  vollerem  Lichte.  Um 
so  weniger  braucht  erst  die  gewissenhafte  Benützung  der  seit  der 
Drucklegung  der  ersten  Ausgabe  erschienenen ,  in  das  Gebiet  dieser 
Komödie  einschlägigen  Schriften  oder  auch  älterer  Werke  besonders 
hervorgehoben  zu  werden.  So  finden  sich  unter  den  nicht  unmittel- 
bar auf  Kock  selbst  zurückzuführenden  neuen  Zusätzen  Bemerkungen 


Tk.  E(Kk^  AQ«gewählie  Komödien   ett^  ang,  r,  K.  Mülrmger.     M 

r  "   V.  11),  G.  Herraajm  (v.  16,  553),  Stanger  (v.  92,  13r>6, 

16S«  lein  (v.  94),  v,  Baniberg  (v.  95,  829,  Vltm,  1220, 

1434.  ibA6,  1545),  Cobet  {\.  108),  Kirchlioff  (v.  125.  798,  1042, 
17,  1128.  1541),  Holden  (v.  150,  1130),  Uhrs  (v.  162,  287, 
U,   I231X  1262,  1311),  Schömann  (v.  181),  Hornnusr  (v.  273), 
Ithii  (T,276).  ÄTDoldt  (V.  295.  310,  451,  1313,  1470),  Lange 
(t,  ai6>,  Wachsmnth  (v.  395,  832,  998),  Lobeck  (v.  431 .  815, 
1072     ""  1743),  Mamibarat(v.  501),  Boeckh(v.  580), 

Por^'  (?.  084),  Wehr  (v.  702),  PUilipj.i  (v.  7<i5), 

0.  lUbiivc^  (T.  788),  Haupt  (v.  823,  1131,  1329,  1335,  1344), 
jtüü  «Im  Mulilß  (v.  883,  887,  1138),  von  Velsen  (v,  1231),  W.  Rib- 
.  1382).  Biirskn  (v.  1098,  1213,  1709),  U.  Köbler 
J..-0,,     ^    -^^     h  (V,  1351),  Classen  (v.  1350),   Herwerdea 
lÄ&S.  13-  r  (V,  13fI2),  Täuber  (v,  1432,  1570),  Bocker 

jei  o-  1500),  E.  Droyaen  (v.  1565  and  S.  48),  Scbön- 

pBivttitkonr  to  denen  Bef.  doni  neraassgeber  b^^ipÄicbtet,  Haden 

^sirh  U'l  ¥,  89  gB^n  Bergk,  bei  v.  1234  gegen  von  Baniborg,  bei 

rid  1541)  gegen  Meineke.   Zu  den  Versen  95,  149,  279, 

"-13  sind  neuorti  Erklärungen  Ton  Lebrs,  Haupt,  Wila- 

lorf,  Leutsch,  Heibig,  Schömann  statt  älterer  Bemer- 

ns*n.  Aj derer  ev  '< 

(Mim  wir  ti  k'ß  eigenen  Bemerkungen  über,  so  sind 

entlKbc  Uujüjidt^riiiigtfü  tjin  und  derselben  Kote  nur  bei  den  Versen 
S9— 3r>«'  7].!  1121 ,  1484  zu  vorzeichnen,  die  somit  —  sämmt- 
eil  mm  lies  Dichters  —  eine  neue  Erklärung  erfahren» 

Ittr  wardr  1*':.    K'^ji  V,  712  etwas  gubtiler  unterscheiden.  Wenn  näm- 
ILock  Hchlechtbln  behauptet,  Orestes  scheine  —  aus  uns  nnbe- 
ll#r  Ur>Äch<^  —  ein  Spottname   für  nächtliche  Schwärmer  ge- 
la  stein,  die  mitunter,  im  Ernst  oder  Scherz,  Kleiderdiebstahl 
liiUten  und  als  Bele^teUe  hiefür  Ach»  v,  1166  beibringt: 

kdi  il.  Bekker  der  Rav.)  —  wobei  man  sich  wol  vorstellen  soll, 

aUgvineini«  Sfmttnam«'  sei  dann  auf  jenen  einen  Orestes  flber- 

nn  *—  %o  Kiür**  vs  vvül  bchwi*r  i  :  '  u ,   mts  die  Zuschauer 

1  A?.  T*  712  «ifcr  <^*  Vlf^fTfr  yhfh'  ut^  und  v.  1490 — 91 

yuf  2m^m    r^  '/*#'  haiioq   ÜQ^aTf^  an  diese 

kHÜamit««  Per  dimkf^n  müssen,  von  der  doch 

i  Eock  in  den  Kot«n  zu  beiden  Stellen  spricht.  Man  muss  viel- 

^  aebp'T'  V  ,!,.;<, Ij^^  ^un  einmal  nicht  vorliegen,  nach  die» 

r«t  Stellet  n,  die^ter  öine  Mann  habe  jenen  Spottnamen 

^  o»  irfead  wucneiü  urande  —  i^efüh  rt  u  i  •  '  t  or  diesem  Namen 

fewas^n,  dftn«  rai%n  Lputc  vun  .i  Thun  und  Trei- 

»  biofttinr  ri  Ach.  v,  1U;ü  jener  ue'f^wr  ng 

iilpMiil  tili  luer,  den  man  Orentes  nennen  kann, 

jtt»  fmen  unter  dem  Spottnamen  Orestee  bekannten  Kleider- 


S2     Th»  Kack,  Ausgewählte  Komödien  etc.,  ang.  v.  JT.  Hdismger. 

„Aber^y  meint  der  Herausgeber,  ^wer  sind  naq  fifjuv  oi  fterofxevoi? 
nnd  auf  die  Frage:  welcher  Vogel  ist  das?  welche  Antwort:  ein 
fliegender  Menschenvogel  oder  Yogelmensch!  Und  warum  ist  gerade 
Teleas  der  antwortende?  Aus  den  Schol.  ist  deutlich  zu  ersehen  und 
die  ganze  Ai*t  des  Scherzes  verlangt  es ,  dass  Teleas  nicht  der  spot- 
tende, sondern  der  verspottete  ist^  usw. 

Die  Erklärung  der  Stelle,  die  schon  Küster  locum  non  parum 
obscurum  et  difficUem  nannte,  weist  in  allen  Editionen  gewisse  ge- 
meinschaftliche Züge  auf.  So  wird  1.  rovg  n&cofxivovg  (v.  167)  von 
den  Scholiasten  angefangen  bis  in  die  neueste  Zeit  nach  II.  VI,  239 
=  Tteqi  Tüiv  Ttero^ivwv  genommen;  2.  allen  Erklärungen  nach 
wird  mit  rig  OQvig  owog;  Einer  aus  der  Zahl  der  nevo^evoi  bei- 
spielsweise herausgegriffen ;  3.  in  allen  Erklärungen  erscheinen  in 
w.  169 — 170  die  Ausdrucke  avd-Qumog  oqng,  aara&firp^ogy  ttcto- 
f^evog,  orix^aQTog,  ovdiv  ovdeTtor  iv  zavrfp  fiivwv  zwar  in  ver- 
schiedener Verbindung,  stets  aber  als  gleichartige  Satzglieder,  näm- 
lich als  Prädicatsnomina  zu  denen  jener  Eine,  nach  welchem  im  v.  168 
gefragt  wurde ,  selbstverständliches  Subject  wäre.  Brunck's  üeber- 
setzung,  von  der  sich  auch  die  neueren  nur  unwesentlich  unterschei- 
den, und  die  Bekker  und  Longueville  (Didot.  1846)  so^r  genau 
nachdruckten,  ohne  die  Textänderung  Brunck*s  in  v.  169  aaTadfir]' 
Tog  ogvig  zu  beachten,  lautet  daher:  Quod  ut  ai-gumento  tibi  osten- 
dam ,  en  illic  apud  nos  si  quis  de  inconstantibus  illis ,  quos  volitare 
dicimus,  interroget:  Quaenam  est  haec  avis?  Teleas  haec  dicet:  Homo 
est  instabilis,  immo  avis  volitans,  vaga,  nullum  umquam  momentum 
in  eodem  permanens.  Bef.  billigt  die  Bedenken  Kock*s  gegen  diese 
Interpretation  der  Stelle,  legt  sich  dieselbe  aber  auf  ganz  andere  Art 
zurecht;  1,  Tig  oqvig  ovzog;  greift  nicht  einen  Einzelnen  aus  den 
TterofACvoi  heraus,  sondern  umfasst  dieselben  collectiv,  so  dass  Tovg 
Tterofievovg  als  proleptisphes  Subject  dieser  Frage  erscheint.  Das 
Beispiel  heisst  somit  in  selbständigerer  Form :  iqoniffj  Tiveg  elaiv 
Ol  nerof^svoi ,  oder  da  Arist.  oQvig  in  doppeltem  Sinne  anwendet, 
wie  der  Deutsche  den  Ausdruck  „schöner  Vogel**  oder  „sauberer 
Vogel":  igcoTOf  ziveg  oQvid^eg  ovcoL  elaiv  ol  Tterofxevoi  oder  mit 
der  Prolepsis:  eQurtd)  zovg  Tterofievovg,  viveg  oqvi^eg  ovroi  sc. 
elaiv.  Dabei  fällt  nun  die  Enallage  im  Numerus  des  Wortes  oQvig 
auf.  Mit  Unrecht.  Man  kann  allerdings  nicht  wol  sagen :  oi  yrero- 
fievoL  OQvig  zig  iari ,  man  kann  aber  sehr  wol  sagen  tovg  ^ezo- 
fievovg  egiihWy  zig  OQvig  owog  iati,  weil  die  zwei  Begriffe ,  zwi-  . 
sehen  denen  der  kühne  Wechsel  des  Numerus  stattfindet,  gi*am- 
matisch  genommen  doch  nicht  mehr  Subject  und  Prädicat  eines  und 
desselben  Satzes  sind.  In  Stellen ,  die  Definitionen  oder  Beschreibun- 
gen eines  Collectivums  enthalten ,  wird  man  oft  derartigem  raschen 
Wechsel  begegnen.  Sehen  wir  uns  beispielsweise  Aristot.  H.  A.  E.  32 
(bei  J.  Bekk.)  an:  oi  öe  igireol  e'xovat  zovg  nalovfiivovg  \pfjvag' 
ylyverai  öi  tovto  tvqüzov  axiokrjKWv  xtL,  so  bilden  wir  uns 
leicht  das  für  unseren  Fall  passende  Paradigma:  liQtaTorilrjg  tov^ 


Tk.  Kaek^  Auflgewiblte  Komödien  ctc,  nag.  v.  K  HcUiftger,      8S 

^fijptig  iJf€i,  öti  flyvciai  tnvto  /iqüiov  ü^(üXt]M0Vj  wobei  der 
Plftiul  rcrrra  :iQonov  axotlf^xta  nicht  orforderUch  ist,  weil  eben 
ein  i'*v  für  ülJü  j/'i^i'cc  gesetzt  werden  kann.  Noch  weniger  wird 
ein  M  Syriesis  bei  einem  so  einiDenton  CollecUvum,  als  ogvig 

m  iHVt  .uniiüien.  Sagt  doch  Soph.  Ant.  1021  sc>gar: 

t^  r     '      (oros,  der  doch  zti  VftjLColu  spricht  und  ihnen 

4Er  fifiov  darBtelleti  will:  ^Fra^et  nur  einmal  bei 

QU  um  4Ud  ntio^uim,  waä  das  füi  ein  Vogel«  oder  was  ft)r  eine 
Vogvilit  dms  igt . .  .*•;  wir  erwarten  nun  folgende»  Gedanken:  „Ihr 
werdet  «tt^  der  Autwort  entnehnieri,  dass  :r€rf)fUV(H  bei  am  kein 
EhreniuuDo  Ut.*  Cod  in  der  That  erklärt  Teleas  die  Ausdrücke  o^vtL; 
nod  ft^toiurag  in  die&er  Weise  in  den  Versen  169—170,  wenn  nur 
urSqtiffrrfg  als  Subject  und  oQvig^  dinal^firj^ag  und  :rei6fiBvog  als 
mtk  w^iseUeitig  erkläremb*  Attribute  lüe/.u  und  dann  natürlich 
üT4%fAa^fK  und  fiiyiDp  als  Pradicate  durch  die  Recitntion  richtig 
htnrüff^bobi'n  werden.  Sollte  man  es  also  liiebei  nicht  etwa  vor- 
liiaji  ntiinnfi  (uvtüv  jenem  driA^tttQTtK  t\x  subordinieren  und 
II9IÜ  «ufznlAsen.  m  bie^se  die  Stelle:  Ep.  Quid  tibi  obtemperemus ? 
FHh.  Qnid  mihi  obteniperetis?  Pritnum  qnidom  oo  circumYoletis 
fa9^iioy<«rHU»L  ore  hiante,  quia  ret;  est  istaec  iudecora.  Qnoil  nt  argn- 
SMitA  tibi  o^tcndam,  en  ilUc  upud  nos  si  quis  de  iis,  i|uoä  volitare 
i'Tas,  quaenam  haec  sit  avis*),  Teleas  dicet;  Is  horao 
Its.  volitans  dicitur,  qui  incertus?  vagnsqne  est  neqne 
atD<)nam  in  eodem  pennauet.  So  parajdr radieren  wir,  da  die  wörtliche 
fJvWMMxung :  Uotno  avia>  instabiUB,  volitans  est  vagus  neque  nllum 
tiiii<(ttaia  snomentnin  in  eodem  permanens  sich  nicht  anempfiehlt. 
S.  Du>  Frage,  warum  sich  AriÄtophanes  gerade  den  Teleas  zum 
Hfirechfr  wählte,  scheint  \ms  tretrt^nnbtn*  der  richtigen  Erklärung  des 
Uirj(«ii  Warilautesfi  eisr  '  ire  zu  sein.  Gfenau  wissen  wir  es  eben 

■idil  tiii4  c»tW2is  vom  V  ilte  der  ganzen  Stelle  entgeht  uns  d«- 

durdi»  aber  nicht  vieL  Denn  das  Eine  steht  wol  fest,  dass  Teleis 
itibst  (nftcb  Phrynich.  19  und  Konu  Plat.  157  vgl.  Bergler)  ein 
cl«rmktorlödi*r  Mann  war  und  somit  dadurch,  dass  er  auf  des  Dichters 
Büte  nin  eine  Definition  des  Begriffes  juttm^voi^  eine  Sachkenntnis 
wiTBlIimde  Antwort  gibt,  gleichsam  mit  i\iün  Fingern  auf  sich  selbst 
•^t  o»d  f^i  '  r  sich  dessen  versieht,  selbst  sehr  lächerlich 

aidiL  Man  i>t>  nur  gewissormassen  nach  einer  ausserhcheu 

^«luijistniig  suchen ,  die  es  erklürto ,  dass  der  Dichter  die^e  Frage 
gtfiJt  nj»  Hm  ri.  htete.  Sollen  wir  eine  Hypothese  wagen?  Der  treff- 
ikh«  Btr  tu  V,  1025  ff<tihiv  ßt(iUov  TüJov  xrA,  ^hunc 

lib#UoiB  aic€i«nui  a  Telea,  tmmquam  supromo  magistratn**»  wozu 
auch  IWtfa«  bmierkt:  ,Uic  arcbon  esse  ^gitur.*  Es  war  also  Teleas 


t.  Poen.  V,  %  15.   Scd  qoaenam  illaec  nvi»  csti  qaa4>  boc 
mm  i&D)CM  advflnit? 


M      0.  Lorenz,  Ausgewählte  Komödien  etc.,  an^.  v.  Is.  Hüberg. 

entweder  wirklieb  eine  massgebende  and  Vieles  entscheidende  Per- 
sönlichkeit oder  er  entwickelte  wenigstens  eine  gewisse  noXvfcqay^o- 
avvr],  die  ihn  in  Alles  hineinreden  Hess.  Dürften  wir  ihn  uns  als  einen 
solchen  homo  molestus  vorstellen ,  der  sich  mit  oder  ohne  Berechti- 
gung um  Alles  kümmei-t,  auf  jede  Interpellation  gleich  eine  Antwort 
oder  überhaupt  Alles  besser  weiss ,  als  alle  anderen  Leute ,  so  wäre 
es  erklärlich,  wenn  man  ihn  auch  um  die  Vogelart  Tteroinsvot  fragte, 
wobei  er  sich  dann  selbst  so  schön  lächerlich  machte.  Dies  scheint 
mir  einfacher,  als  mit  Küster  anzunehmen ,  er  sei  ein  Augur,  oder 
nach  Bergler  (mit  Bezug  auf  Fried,  v.  1008)  ein  Liebhaber  und  Ken- 
ner gebratener  Vögel  gewesen,  um  so  mehr,  als  die  Identität  der  Per- 
son an  beiden  Stellen  doch  nicht  so  ganz  feststeht  (vgl.  J.  Richter 
zu  Fried,  v.  1008.) 

Wir  lassen  es  bei  der  Besprechung  dieser  einen  Stelle  be- 
wenden ,  in  der  Ueberzeugung ,  dass  nicht  leicht  Jemand  mehr  dazu 
berufen  sein  könnte,  die  Zweifel  und  Fragezeichen  aus  der  Kock'schen 
Ausgabe  allmälig  zu  beseitigen,  als  eben  Kock  selbst. 

Wien.  Karl  Holzinger. 


Ausgewählte  Komödien  des  T.  Maccius  Plautus.  Erklärt  von 
Aug.  0.  Fr.  Lorenz.  Vierter  Band:  Pseudolus.  Berlin,  Weidmannsche 
Buchhandlung.  1876. 

Alle  Freunde  des  Plautus  werden  diese  neue  Ausgabe  des 
Pseudolus  mit  Fi*euden  begrüssen.  Die  rühmlichen  Eigenschaften, 
welche  Lorenz  in  seinen  Bearbeitungen  der  Mostellaria  und  des  Miles 
gloriosus  bewährt  hat;  gründliche  Kenntnis  des  Sprachgebrauches 
der  römischen  Sceniker ;  gewissenhafte  Benützung  der  einschlägigen 
Literatur;  besonnene,  nüchterne  Kritik  und  —  was  bei  Philologen 
nicht  eben  häufig  zu  finden  ist  —  ein  ofi"enbar  durch  genaue  Bekannt- 
schaft mit  der  Bühne  geschärfter  Blick  für  dramatische  Darstellung 
und  Wii-kung  —  all  diese  Vorzüge  zeichnen  auch  seinen  Pseudo- 
lus aus. 

Die  Grundsätze,  welchen  Lorenz  in  der  kritischen  Behand- 
lung des  Textes  folgt,  sind  in  einem  wesentlichen  Puncte  berich- 
tigt worden.  Den  Hiatus  in  der  Hauptcäsur  des  jambischen  Senars, 
welchen  er  noch  im  Miles  gloriosus  (1869)  sowie  in  der  früher  (1866) 
orschienenen  Mostellaria  für  zulässig  erklärt  hatte ,  hält  er  jetzt  nur 
noch  in  den  akrostichischen  Argumenten  für  gestattet.  War  damals 
Lorenz  nur  allzu  gläubig  den  Ausführungen  Andreas  Spengel's  in 
seinem  „T.  Maccius  Plautus"  (1865)  gefolgt,  so  lässt  sich  in  seinem 
Pseudolus  der  wohlthätige  Einfluss  der  von  C.  F.W.  Müller  in  seiner 
mittlerweile  (1869)  erschienenen  „Plautinischon  Prosodie*"  S.  481  ff. 
gegen  Spengel  gerichteten  zersetzenden  Kritik  nicht  verkennen.  Es 
muss  als  ein  Sieg  der  Wahrheit  bezeichnet  werden ,  dass  nicht  blos 
Lorenz ,  sondern  auch  Spengel  selber  in  seiner  1875  erschienenen 
Ausgabe  dos  Trinummns  die  bezeichnete  Art  des  Hiatus  aus  dem 


O,  Lorant,   ausgewählte  KornSdio»  otc,  ^g,  v.  Is,  Hilberg^     85 


tTT^if^rhMi  Texte  verbannen.  Dagegen  ist  J.  L.  üssinp  in  seiner  — 
fB?  '  e s e  übrigens  verdienstvollen  —  Atisgabe  des  A injibitrao 

aod    ..     -  uariii  (1875)  ein  sorgsamer  Bewahrer  der  lliaten  in  der 
P^ötb^mim«!^«. 

Was  nun  die  Zulässigkeit  dieses  Hiatas  in  den  akrostichiscben 
[.AfifaJDentfin  betrifft,  an  welche  Loren/  au<^U  heut^  nocb  glaubt,  so 
hier  blos»  ohne  niicb ,   iiacbdera  Kilscbl  ju  den  neuen 
Excursen,  L  Heft  ^   37  mit  für  jnich  vollkommen  aus- 
ctidcü  tirftnden  seine  Tn?-!  Veit  dargethan  hat,  in  eine 

to^ion  ober  diesen  Pnnct  n  n.  iUss  von  den  sieben  Bei- 

PH.  w«dche  Lorenz  zn  arg.  1,  4  autdhrt  (atatt  Mo^L  9  lies  Most.  5) 
m  Btreicben  nind»  Denn  Trinumniiis  arg.  6  minus  quo  cnm  in- 
Tidia  I  ei  det  dotem  Callicles  nnd  Merciitnr  urg,  I,  6  tradit  vicino»  | 
^9imi  xor  »ibi  bekommen  erst  durch  faisch**s  Scandieren  einen 

Hii  t  dies  (\in  Irrtbnra  S[ienger»  (T.  Maceiua  Phuitu,s  S.  193 

1^7),  den  Lorenz  nach  der  von  Müller,  Plaut.  Pro*j.  S.  486  ge- 
FQtffi  Berichtigung  nicht  hätte  (nitpHanzen  sollen. 

Wüip^nd  somit  Lorenz  in  der  Hiatiisfrage  sich  Rit^^chrs  Grmid- 
~stUen  bedeutend  genähert  hat,  befindet  er  j^^ich,  sobald  es  damuf  an- 
kommt, den  fliatus  zu  beseitigent  in  der  Wahl  der  Mittel  in  rotlstem 
Gn^  '  '        Id  in  den  «neuen  plantiüischonEicursen**, 

1,1;  lenen  Ansichten.  Theodor  Bergk  (welchem 

t  hat)  hat  offenbar  in  diesem  Puncto  sei- 
r^k  hat  in  den  ^Bidträgen  zur  latemischeu 
I.  Heft  (lfc<7())  unleugbar  die  Schwäche  der  posi- 
Keagnifige,  auf  welche  Ritschi  sich  stützt,  dargethani  aber 
[ßtich  nicht  um  ein  Jota  nudtr.   Die  innere  Wah  rsicheinlichkeit 
ifo   -  '  '  1  beiPiautus,  wenn  auch  in  etwas 

WL  iil  anweist,  bliebe  auch  dann  be- 

fftehto«  >eu  lliUhlMiiritt.cn  jede  Spur  davon  verwischt 

I  wifu.  D  -**  Fv'Ago  noch  keineswegs  endgiltig  beantwortet 

ist,  so  Wird  man  eft  voUkommüu  berechtigt  finden,  wenn  Lorenz  sich 
'Jtorfk  ebeuiso  rückhaltlos^  anscbliesst,  wie  Brix  es  Ritschi  gegenüber 
llat    Doch  kann  ich  Lorenz  nicht  Kocht  gebon.  wenn  er  in 


«  tfiichäiM  ' 
m  tibi  ias^i 
Htito»  lieib«  I 

tau. 


t 

dient   L 
li^j 


V.  1*<>6  baue  epistulain  accipe  a  me:  hanc 

ufung  auf  Bergk  den  :ülerLlings  gestatteten 

ihn  mit  Kits.^bl  (wiw  Plaut.  E^c.  g.  i:^)  durch 

bes*Mti^'en.  So  lange  der  firundsatz  seino  ikd- 

1  D  wird ,  da£H  Plautus  den  Hiatus  unter  gewissen  Um- 

'^^T mieden,  niemals  aber  ihn  gesucht  hat.  wird  ein 

^m  Verfahren  nicht  besonnen,  s(»ndörn  zaghaft  und 

A.   worden   müsHon.   —   In   der  Auluahme 

y^nt  weit  7Hnlrkb:Ht»indor  n\s  Brix 

'.  iT- 

,    -  '  weiten, 

innte.  DieStollensammlungen  *sind  mit  mu>lür- 

-  aur^-  .rueitot,  und  oft  hatte  ich  das  V'ergni^gen,  sie  mit 

3^ 


S6       0.  Lorenz,  Ausgewählte  Komödien  etc.,  ang.  v.  Is.  WXberg. 

den  für  meinen  privaten  Zweck  angelegten  übereinstimmend ,  noch 
häufiger  aber,  sie  reichhaltiger  zu  finden.  Eine  kleine  Nachlese  möge 
hier  ihren  Platz  finden : 

arg.  I,  5.  Syrum  Ballionis].  Vgl.  auch  das  Flaccus  Claudi  in 
den  Didaskalien  zu  Terentius  und  die  Grabschriften,  auf  welche 
A.  Spengel  zur  Andria  357  verweist. 

arg.  I,  7.  supposuit].  Plautus  hätte  supposivit  geschrieben 
(Brix  zu  Trin.  145). 

4.  181.  563.  Bezuglich  des  Gebrauches  von  nostroinim 
(-arum)  und  vostrorum  (-arum)  statt  nostrum  und  vostrum  vgl. 
auch  Stichus  141. 

47.  Wegen  der  Construction  von  faxe  siehe  die  Stellensamm- 
lung von  Ussing  zum  Amphitmo  351. 

120.  341.  üeber  etiam  quoque  und  quoque  etiam:  üssingzum 
Amphitruo  30. 

133.  numquam  quicquam  quoiquam].  Vgl.  noch:  Mercator 
154,  957.  Naevius  com.  14,  90,  96.  Caecilius  Statins  27,  und 
besonders  Terentius'  Andria  178  mit  A.  Spengel's  treffender  Be- 
merkung. 

137  f.  Atilius  com.  4. 

249.  Aehnliche  Situation  und  ähnlicher  Ausdruck:  Casina 
128,  612.  Poenulus  329.  Truculentus  4,  2,  38. 

326.  779.  Bezüglich  des  ego  dicam  tibi  vgl.  die  Zusammen- 
stellung von  0.  Bibbeck  cor.  ad  com.  Rom.  fragm.  p.  Vtll  sq. 

390  f.  767.  Vgl.  Ribbeck  com.  cor.  p.  XXU  sq. 

679.  Wegen  der  Wortstellung  vgl.  üssing  zum  Amphitruo  721. 

690.  Bezüglich  des  lapsus  linguae  ist  auf  die  Bemerkung  zu 
821  zu  verweisen.  Vgl.  auch  Ussiug  zum  Amphitruo  380. 

Die  Einleitung  ist  mit  jener  Sorgfalt  und  jenem  emsigen  Fleiss 
gearbeitet,  den  man  an  Lorenz  gewöhnt  ist.  S.  36 — 64  ist  eine 
Uebersicht  der  wichtigsten  sprachlichen  Eigeuthümlichkeiten  des 
Plautus  gegeben,  die  jedem,  der  sich  mit  Plautus  beschäftigt,  von 
grösstem  Nutzen  sein  wird.  S.  49  ist  den  Ausdrücken  für  „Foppen" 
und  „Prellen**  noch  das  vereinzelt  stehende  destringere  oder  distrin- 
gere  (Truculentus  5,  65)  beizufügen. 

Mit  Vergnügen  vernehmen  wir  S.  289 ,  dass  nächstes  Jahr 
eine  zweite  Auflage  der  Mostellaria  erscheinen  wird.  Vielleicht  wird 
sich  der  hochverdiente  Herausgeber  entschliessen,  dem  Beispiele  von 
Brix  folgend  dieser  zweiten  Auflage  einen  Index  über  die  im  Com- 
mentar  behandelten  Gegenstände  beizufügen.  Es  würde  dies  die 
Brauchbarkeit  seiher  Ausgabe  bedeutend  erhöhen.  Die  Ausstattung 
ist  von  jener  soliden  Eleganz,  die  bei  den  Weidmann'schen  Verlags- 
artikeln herkömmlich  ist. 

Ich  benütze  die  Gelegenheit ,  welche  mir  die  obige  Anzeige  der 
letzten  Ausgabe  des  Pseudolus  bietet,  um  daran  eine  Besprechung 
zweier  Stellen  dieser  Komödie  zu  knüpfen,  von  denen  die  eine  für  die 
Geschichte  der  lateinischen  Sprache  von  einer  bisher  nicht  erkannten 


iX  Jjsrems,  AnsgewÄblte  KamMien  otc».  aiigr*  v.  Is,  Hilberg.      S7 

WiehtiglEeit  ist,  dio  ancieri*  verderbt  öberlief«rtö  ein  bis  beute  un- 
l^relM^  khtjttchi^s  rroblcm  bietet,  dessen  endgiltJge  BeseitigTing 
lir  —  weirn  uicbt  Alles  trügt  —  geglückt  ist 

Pseudolus  741  =  720  Loreiu  liest  man:  luarrinam,  pas- 
om,  df'  mellinam  quoivisniodiJ) 

Ui-  piicbt  in  der  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  zwar  die 

atang   ii^ii   Jefrntum.    nicht  ;ibt*r  die  Prosodie  dieses  Wortes. 

iCr  dcbelnt  e«  aIso  für  eine  angemeiu  bekannte  und  voa  keiiu>r  Seite 

tlMOWitifidte  Tlmtstach*!  zu  hdlten,  dass  dio  2weito  Silbe  in  defrutuuK 

'le  Stelle  lehrt,  lang  ist.  Schlägt  ttiati  aber  die  Loxica  auf. 

man  durchgebendär  defnituin  •  defruto,  de^ütarius  und  bei 

cUint-I>o  Vit  überdies  noch  ein  frvittim.   Siebt  man  nun  nach, 

^«««Irf^i  IH^^htrr&tollou  öicli  diese  Prosodie  stfttzt,  so  findet  man 

-cbuüg,  das8  Georges  und  Korcellini- De  Vit  von 

lies  Wortes  bei  Tlautui»  nichts  berichten,  und  t\x 

rilodi  icr^M'**^^'^  Uebej ni^ch uüg,  dass;  Freund,  Klotz  und  j^etbst  das 

ScliulwC»rterbuch  von  Heinichen  den  Plautus-Vers  alß  Beleg  fftr  de- 

Irütam  eitleren !  Daneben  erscheint  aber  in  allen  Wörterbüchern  Ver- 

[•l^iliiiÄ  G*  '    -'»9  liefnjta  vel  psithia  jiassos  *ie  vite  rac*^mos.  Hier 

|bi  jiali  die  Pennitima  in  iJofrüta  ebenst»  i?icbt*r  kurz  wie 

^Ixi  dem   ,  iien  Verse  lang.  Eine  andere  ftir  die  Presodie  ent- 

|fcll«id€i]'  rstidle  ausser  diesen  beiden  sich  widersprecbendon 

laditilii  t^ich  Hiebt  zu  ünden.  Der  nächstliegende  Gedanke  ist,  dass 

Im,   Kp,jpo  Stellen  verderbt  ist,  und  da  für  den  Plautus^Vers 

iL  t  der  L'eberlieferung,  so  weit  sie  die  Prosodie  von  de- 

'T  :,  durch  dasCitat  bei  Plinius  nat.  bist.  14>  03  verbürgt 

die  Versuchung  nahe»  bei  VergiliUü  durch  Aeuderung 

[  ik«  ¥i*i  in  aiit  ars  dem  dcfruta  ein  «kfrüta  zu  gewinnen.  DocJi  dem 

[thtt  hindrrnd   eine   für   iliese   Frage   äusserst  wichtige  Stelle   des 

itt^  TictorinUK  entgegen,  welche  seltsamer  Weise  von  den  Leiico- 

ajkkeo  gilnzlich  unbeuclitet  gelassen  wurde.    Dieser  Grammatiker 

tu  winer  ^%  grammatica  I,  p.  24,  15  sqq.  Keil:  In  defruto*) 

(if       '       yllakie  imponere  debetis,  nam  a  defervendo  et  de- 

v«!  qnod  dnfnidotur,  id  est  frandetur  coctura  et 

fntis  jene  Messung,  welche  sich 

IM  i  irrt  er  öttVnbar  gegen  IM ne  miss- 

l%riiidiliche  Kürzung  der  zweiten  äitbe,  welche,  da  er  sie  einet^  Tadels 

k£.ii.rt     .i.ttp  verbreitert  und  auch  von  angesehenen  Autoren  unter- 

I   sein  mußs.   Somit  bietet  uns  die  Stelle  des  M&rius 

i-  für  die  Richtigkeit  der  Vergilstellt, 

tsnrho  darf  nicht  ülMTsehen  werden. 

chü  Hild<»bra!id\s  GloFbarium  s.  v.  de- 

Du  Cange-Henschel  s.  v.  defretum) 


[JkWr  D'H'h  ^ine  w 
fli  lAi#iJii»ch*ru  i^ 
[frfixnB,   P^piai^  s. 


fadi  statt  detrutant  dio  merkw&rdig«  Form  defretum*  Ferner 


S»  Irreal  ttatt  Eits^hr^:  ttiHiuam,  mel  qüoiquoimodi. 
SEweiftUe«  richtige  Verbc^Mrang  von  Scbady  statt  inde  frudo. 


38      0,  Loren:,  Ausgewühite  Komödien  etc*,  m^.  s,  1».  Mitberg» 

Ündet  KJcti  auf  einer  in  Pompeji  gefundenen  Ainpbora  dus  offenbar 
mit  defmtiim  s\Tioiiyme  Wort  frutum  (siehe  Forcellim-De  Vit  s,  v.). 

Combiüieren  wu-  nun  diese  Daten,  so  gelangen  wir  zur  Er- 
kenntnis des  folgenden  sprachlichen  Vorganges:  Das  Simplex  fnltuiu 
(nicht  frütum)  wnrde  mit  de  cowponiert  So  entstand  defnltuni. 
Doi'ch  die  Kraft  des  auf  dem  ersten  Compositionsbestandtheile  ruhen- 
den  Hochtunos  (worüber  Corssen's  unvergänglicbes  Werk  zu  ver- 
gleichen) wurde  die  zweite  Silbe  im  Laufe  der  Zeiteu  gekürzt.  So  er- 
klär e.^  sich,  dd8s  Plautns  noch  derrütum»  Vergilius  aber  schon  de* 
frfttum  aufweist.  Trotx  der  verständigen  Opposition  des  Grammatikers 
Marius  Victorinus  behauptete  sich  nicht  nur  diese -Kürzung,  i^tjudern 
griff  noch  weiter  um  sich.  So  entstand  die  Form  defretum»  Vielehe 
sich  zu  defrntum  vorhält  wie  dejero  zu  dejüro,  cjero  zu  ejilro,  pejero 
zu  perjüro. 

Kehren  wir  nun  zu  der  Plautusstene  zurück ,  vou  welcher  wü* 
ausgegangen  sind.  Ein  Blick  in  Eitschrs  adnotatio  critica  lehrt  uns» 
das8  der  Codex  B  statt  defrutum  die  Lesart  defructuni  bietet.  Auch 
in  Glossaren  finden  sich  wioilerholt  die  Schreibfehler  defrnctuoi  und 
defrictum  statt  dtfrutum,  wie  wir  aus  Du  Cange-Hens-chel  s,  v,  de» 
frictnm  erfaliren.  An  der  oben  bt^sprocbenen  Stelle  des  VergiUud 
bietet  der  Codex  GudJanus  defrn.ta  mit  einem  ausradierten  Buch- 
staben zwischen  u  und  t  Mancher  Leser  wird  vielleicht  glauben, 
d«S8  dieses  Sammeln  von  Schreibleblern  mit  der  feierlichen  Procla- 
mierung  einer  neuentdeckten  archaischen  Form  in  Zusammenhang 
stehe,  dergleichen  ja  schon  so  manche  aus  vermeintlichen  Schreib- 
fehlern gewonnen  wurden.  Weit  gefehlt I  Ich  werde  voUkommen  be- 
friedigt sein,  wenn  mit  Hilfe  jener  Schreibfehler  eines  der  schwierig- 
sten Käthsel  im  Plautus  zu  einer  überraschend  einfachen  Losung 
gelangt* 

Im  Psendolus  781  ^  759  Lorenz  lesen  wir:  cras  mihi 
potandus  f  fructus  est  ftillonius. 

Weder  flnctns.  was  Pius»  noch  fueos,  was  Beroaldus  ?er- 
mttthete,  noch  frictus,  worauf  Bergk  in  einer  unglQcklichen  Stunde 
gerieth.  konnten  und  können  befriedigen.  Ich  liege  die  feste  Ueber- 
zouguug.  da,ss  ursprünglich  nichts  anderes  geschrieben  stand,  als: 
cras  mihi  potandum  dcfrutumst  fullonium. 

Nachdem  durch  jenen  mehrfach  nachgewiesenen  Schreibfehler 
ans  defrutum  ein  defrnctum  geworden  und  hinter  potandü  das  de 
ausgefallen  war,  las  man:  craa  mihi  potandü  fructü  est  fulloniu. 
woraus  geradezu  mit  Naturaothwendigkeit  die  überlieferte  Lesart 
aich  entwickeln  musste» 

Aber  was  bedeutet  nun  defrutum  fullonium?  Lorenz  und 
Andere  wollen  in  der  verderbten  Stelle  einen  bildlichen  Ausdruck 
für  „eine  tüchtige  Tracht  Prügel  bekommen",  somit  iu  defrutum 
fulUmium  unsere  deutsche  „Prügelsuppe"  erkennen,  Aeltere  Erklärer 
wollten  in  der  dunklen  Stelle  eine  Obsci^nität  finden,  indem  sie  sich 
an  Noviu€  95  Eibb.  erinnerten,  wo  jedoch  die  ohsc(^ue  Bedeutung 


M.  Btffmyis,  Der  juugo  Goethe,  ang.  v.  it  jMmbtt  SO 

fy|i  (bllo  iroU  Tertullianus  de  palllo  4  keiueawegs  sJchor  hi,  so  un- 

■iveiftllijJt  aucb  dio  in  dem  daneben  ätcheuJen  compressi  enthaltene 

fC«r«i4tttti|^kcit  ist.  Obgleich  nun  dieses  Argument  nichtig  ist,  so 

\  hnXXM  teil  es  doch  für  gewiss,  dass  die  Plautusstelle  eine  derbe  Zote 

fintk&lt  ZoB&chgt  wird  eine  solche  Deutung  sehr  empfohlen  durch 

die  I>n>hun^  des  ßallio  v>  178  (=  \1Z  Loreuz):  nam  nisi  mi  annuos 

ct.  .  cras  populu  prostituam  vos.  Was  fiir  einen 

^^09t*  *^^  alter  und  neuer  Zeit  zur  Tuchbereituufe'  benöUii- 

jut  sein.  Wer  es  nicht  weiss,   möge  sich  von  dem 

^■Jli*  1    bist.  28,  66  belehren  lassen;   (urina)  virilis 

[^o4J^;rtü  tnedetur  urgumento  füllen  um,  qnos  ideo  temptari  eo 

iDurbo  negauL  \%\.  Athenaeus  11,  484a.  Natürlich  ist  an  ttnsei*er 

bU»  mit   uaholie^ender  Uebertragung   die    urina  genitalis 

(PUüilit  6,  168,   wo  Andere  nrina  genitale  le^en,  vgl.  auch  Juveualis 

itf  168  conc^pta  urifia)  gemeint,  wie  denn  niejere  -=  futuere  jedeui 

d^  nnt  ist.  V  -id  die^e  schaumende,  trübe. 

I  r.  it  dem  sc^  hti ,  trüben,  gekochten  MoNt 

mglklieii  wird,  ist  klar.  Selten  ist  ein  unüäthiger  Ausdruck  iu  so 

fIRliieIrter  Weise  umschrieben  werden ,  als  von  Plautus  an  unserer 


Wi«o, 


Isidor  Hilherg. 


Der  ninfifP  Goethe.  )^\m  Üriefr  «nd  DichtURgea  von  1704-^1776.  Mit 
muL'  ^4  von  Michael  Be rnay s,  l#eipaig.  Verlag  von  3.  Qlrzel. 

itsn: 

Rln^r  Liniituiig  wie  der  vorliegenden  gegeuüber  kann  die  Kritik 
ii  mehr  thnn,  als  dankbar  anerkennen,  dass  sie  du  ist.  Des 
^'btiiFf  ei<»  nicht  nnd  Ausstellungen  und  Bemängelungen,  selbst 
«tnaoiTi  '•',  würden  dach  nur  den  kleinlichen  Sinn 

tad  die  r  !  ftikers  verratheu,  der  über  Neben säch- 

Udleai  mid  Aensserlichem  das  Wesetitliche  übersieht.  Aber  ich  glaube 
410  dto  vtenigi^t^n  AusstellungoUt  dio  man  bei  erster  oberflächlicher 
Btlrachlutig  etwa  niariuni  mochte,  vor  ruhiger  Prüfung  lange  Stand 
lAliea  können.  Mir  si-lbHt  ist  es  wenigstens  so  ergangen,  dass  ich 
tm  m  ni«iH*Kem  Wni^^rh^,  den  ich  anfangs  glaubte  aussprechen  zu 
IMm^  tnmen  bin  und  mich  boi  längerer  Be- 

«küttiu  ir  und  mehr  überzeugt  habe,  dass  es 

«kwsrtkh  im  Wesentlichit  gemacht  werden  konnte  als  en  die 

Himuig«i>fr  $;emacht  habini.  .v..  ...ge  die  Herausgeber,  denn  ausser 
4sm  auf  dem  Titel  allein  genannten  M.  Bernayä  hat  an  dem  Buche 
hwiitsiclilichen  Aütheil  Salomou  Hirzel,  der  diesmal  von  seinem 
laiditJiDm  nicht  nur  wenigen  Freunden,  soudero  Allen  die  Sinn  und 
?tf»t4jidiitii  dafür  haben,  der  ganzen  Nation  e^pendet,  wofür  jhm 
iKii  btsünders  gedankt  sein  soll.  Ja  M.  Bernays  legt  das  Haupt- 
iwdfiait  an  dem  Gedanken  und  der  Ausführung  S,  Hinel  bei  und 
«fcasst  deli  selbst  bescheiden  nur  die  Holle  des  freundlichen  Mab- 
mn  ojid  Beirathea  bei  Entscheidung   chronologischer  Fragen   zu. 


40  M.  Bemays,  Der  junge  Gk>ethe,  ang.  y.  H.  LomibeL 

Aasgehend  von  der  Einsicht,  dass  zn  einer  abschliessenden  kriti- 
schen Gesammtausgabe  die  Zeit  noch  nicht  gekommen  sei,  aber  anch 
dnrchdrungen  von  der  üeberzeugung,  dass  für  eine  richtige  Gesammt- 
anffassnng  gerade  dieses  Dichters  zunächst  nichts  wichtiger  sei ,  als 
eine  streng  sondernde ,  vollständige  und  bestimmte  Betrachtung  der 
einzelnen  Abschnitte,  in  die  sein  reiches  Wirken  zerfallt,  wollten  die 
Herausgeber,  so  weit  es  mit  dem  in  ihrem  Besitze  befindlichen  Mate- 
riale  möglich  war,  die  Jugendperiode  Goethes  zur  Darstellung  bringen. 

Zwei  Puncte  sind  es  besonders,  worin  das  Characteristische 
und  die  hohe  Bedeutung  dieser  Ausgabe  liegt:  die  Wiedergabe  der 
Dichtungen  in  der  ursprünglichen  Form  so  weit  sie  erreichbar  war, 
und  die  Vereinigung  derselben  mit  den  Briefen  Goethes. 

Die  hohe  Bedeutung  des  ersten  Punctes  leuchtet  ein,  wenn 
wir  uns  erinnern  wie  wenige  gerade  von  den  Jugendwerken  des  Dich- 
ters in  seinen  Ausgaben  in  der  ursprünglichen  Gestalt  zu  lesen  sind. 
Mannigfache  Rücksichten  haben  ihn  später  zu  Umarbeitungen  bestimmt, 
die  bald  nur  die  äussere  Gestalt  berühren,  bald,  und  nicht  selten  tief, 
in  die  Composition  der  Dichtung  eingreifen.  Denken  wir  an  die  lyri- 
schen Gedichte,  die  Mitschuldigen,  Werther,  Stella  u.  a.  In  Aus- 
gaben wie  die  bei  Hempel  erscheinenden ,  wird  nun  freilich  auf  die 
ältere  Gestalt  Rücksicht  genommen ,  es  werden  Abweichungen  der- 
selben von  dem  späteren  Texte  in  kritischen  Anmerkungen  mitge- 
theilt;  aber  es  ist  selbst  für  den  philologischcu  Leser  ein  saures 
Geschäft  aus  den  Lesai*ten,  selbst  wenn  sie  immer  vollständig  wären, 
sich  ein  Bild  von  der  älteren  Fassung  zusammenzubuchstabieren. 
Die  volle  lebendige  Anschauung  geht  dabei  fast  unfehlbar  verloren. 
Wie  ganz  anders  tritt  das  Bild  des  jungen  Goethe  uns  entgegen  in 
der  vorliegenden  Ausgabe ,  welche  seine  Dichtungen  zum  erstenmale 
wieder  so  wie  sie  zuerst  aus  der  Hand  des  Dichters  kamen ,  zu  unge- 
störter Betrachtung  und  unverknmmortem  Genüsse  im  Ganzen  vorlegt. 

Die  Grundsätze,  nach  denen  der  Text  festgestellt  wni-de,  erörtert 
Bemays  S.  LXXXVI  f.  der  Einleitung.  Wo  Handschriften  oder  Facsi- 
miles  solcher  vorlagen,  wurde  der  Text  getreu  darnach  geboten,  sonst 
nach  dem  ersten  Druck.  Es  sind  nui*  scheinbare  Ausnahmen  von  dem 
Grundsatze  überall  auf  den  ältesten  erreichbaren  Text  zurückzugreifen, 
wenn  das  Leipziger  Liederbuch  nach  dem  Druck,  nicht  nach  dem  für 
Friederike  Oeser  bestimmten  Heft,  und  die  Gedichte  „Kenner  und 
Künstler **  und  „Wahrhaftes  Mährgen **  nicht  nach  dem  Musenalma- 
nach, sondern  dem  Anhang  zu  Mercier  gegeben  sind.  Die  Bedenken, 
die  man  dagegen  äussern  könnte,  müssen  vor  reiferer  Erwägung  ver- 
stummen. Bei  Werken  wie  Werther,  Clavigo  wo  die  massgebenden 
Ausgaben  in  mehreren  abweichenden  Drucken  vorlagen,  war  die  kri- 
tische Arbeit  freilich  nicht  so  ganz  einfach.  Die  in  Bemays  Schrift 
über  Kritik  und  Geschichte  des  Goethe'schen  Textes  (Berlin  1866) 
niedergelegten  Untersuchungen  haben  hier  bereits  wesentliuh  vor- 
gearbeitet und  sie  rechtfertigen  auch  im  Einzelnen  die  Wahl  der  in 
die  vorliegende  Ausgabe  aufgenommenen  Lesarten.  Zur  Stella  konnte 


M.  Bema^y  Per  jung*!  Goethe,  an^,  v.  H,  Ltmbel  41 

FNf^r  «!<*Tü  PTrXnii  Druck  von  1776  Äiich  eine  van  Goethe  dmisbcorri- 
i  ift  lier  Möncheiier  ßihlk^thek  benutzt  Winden.    Djiss 

4*v    -  '  nj  iRterpunction,  ^*r>  Handschriften  vorlagen»  un- 

ffrftAilert  '  n  werden  muhste,    ist  8elbstverst;Uidlicb;    aber 

film  geniK  KU'n  Ausgaben  gegenüber  Ijaboji  8irh  die  H«iraas- 
'  QKllt  '/u  V»'raud*'iua^'<'«  iu  diusrr  Beziehuiig  berufen  gefühlt 
^B^nuw  Tiy  iiden  Zustimmen. 

_        Eäii*  n  Uotersuchungen,  zu  welcher  diese  Samm- 

;  fUSfl  besonders  tunladi^t,  wäre  nun  eine  Vergleichung  dieser  zum 

hier  öbtTbaupt  wieder  ans  Licht  gi* brachten  xum  Theü 

eiTBt  wieder  all  gemein  und  leicht  zu^Anglich  gemachten 

'V  :ii    mit    den  allgomein   bekannten   späteren 

r#f>*r  i  tiekenne,  dass  ich  in  der  That  eine  Zeit  lang 

4  -  Derartige  in  dieser  ile^^iirocbung  ein- 

:  lazu  nur  schwer  widerstehe.  Aber  mit 

Mi\^  glaube  ich,  ist  es  hier  nicht  mehr  gethan»  die 

,.L'  ,.  ,*.  .      j^  ^^-  ,  uimal  im  Ganzen  unternommen  werden.  Wer  übri- 

ftns  noch  nicht  wiesen  sollte ,  welch  interessante  Ergebnisse  solche 

Virflftichung  liefjDrn  kann,  der  mag  sich  darüber  neuerdings  aus  dem 

sdl^ineA  AofsaU  B,  Suphans  in  Zachers  Zeitschrift  VII,  208  ff»  bo- 

lihf0B.    Ich  will  mich  hier  begnügen  auf  eine  neue  Mittbeilung  von 

lnMli4tri»iü  InU'f'^'^^f'  hinrjiweii^en ,  um  welche  die  Herausgeber  die 

%Aib  Au  AitfU^  V^ergleichuugCD  vermehrt  haben.  Kü^i  i^t  das 

i^iaid4]iBiii&  -L.     .....chuldigen'\  das  hier  zum  erstenmale  vall« 

ittfidi^  uftch  der  in  Uii-zcls  Sammlung  befindlichen  Handschrift  Goothea 
Crjctiinr  diedie^inr  in  8e.sifnheim  Friederiken  schenkte.  Einzelne  Mit* 
Urilwny^  lUrauü  hat  freilich  schon  der  aclite  ßand  der  Hempel- 
icktii  '1   aber  diese  sind  keineswegs  vollständig, 

iVtlm*: !  <  \ndeutQUgcn  (z.  B.  Strehlkes  Anni.  zu  S,40 

i/  ^n  »Zur  lievision  des  Textes"),  so  dasit  man  diese 

*  I^  «langes  doch  erst  hier  vollkommen  können  lernt. 

I  s'i^xi  vom  apiteren  Text  sind  sehr  beträchtlich  und 

L^^^^^mi  Dictton  ist  viel  kräftiger  und  bezeichnender  aber 

^^^^^^Br  .idurch  aber  zum  Ganzen  harmonischer  gestimmt, 

T^^^^ittiUi  AUdruck  lernt  man  das  Gedicht  wirklich  als  ein  Werk 
TdiT  win  Bornays  fein  bemerkt  „noch  nicht  wahrhaft 
*n"  Goisthe  kennen.    Leider  ist  die  Handschrift,  die 


litten  Ui 

im  Jonj^pn- 
J«af 


«uiWi 


i^^r  ftlteäten  Gestalt  in  einem  Act  entbält,  noch  immer 


tidi. 


AU  iweH^n  Puncl  von  liedeutung,  der  die  Sammlang  characta- 
läiMl,  Wiotcliiiete  ick  oben  die  Vereinivunt?  der  Dichtungen  mit  den 
lliAii  dodlsea.    I>>  tritt  nns  dieser»  wie 

«rieh  4b  Meiiacli  u  >  ten  Epoche  darstellt, 

Mmdif  iBtg^^n.    indem   ^\it  i  litungen  Schritt   fQr 

Utitt  bfgWtaii,  bilden  sie  einen  h   ...;^.      anten  biographischen 

'^Miiipttr,  der  bo  bequem  bis  jetxl  nicht  lu  benOtzen  war  und  der 
gffnde  f&r  Goethes  Werke  unentbebrUch  igt :  nicht  in- 


48  M,  Bemays,  Der  junge  Goethe,  aog.  v.  H,  Lambel, 

sofern  es  sich  nm  das  Verständnis  derselben  als  Kunstwerke  handelt 
—  vor  solchem  Misverständnis  warnt  sehr  richtig  und  beherzigens- 
werth  M.  Bernay?  S.  XIII  flf.  —  wol  aber  insofern  es  uns  um  histo- 
rische Einsicht  zu  thun  ist.  Hierin  haben  die  Herausgeber  nun  auch 
wieder  neben  dem  Bekannten  wesentlich  Neues  geboten.  Gleich  die 
ältesten  Briefe  Goethes ,  welche  die  Sammlung  eröffnen ,  erscheinen 
hier  zum  erstenmal  unverkürzt  (auf  ihre  Bedeutung  als  Ergänzungen 
zu  Goethes  eigenen  Mittheilungen  hat  G.  v.  Loeper  hingewiesen  zum 
zweiten  Theil  von  „Dichtung  und  Wahrheit^  S.  236  ff.),  ebenso  die 
aosserordentlich  bedeutenden  Briefe  an  Lavater.  Und  wie  mancher 
schon  publicierte  Brief  erscheint  hier  nach  den  Urschriften  berichtigt 
oder  ist  hier  zum  erstenmal  wirklich  allgemein  zugänglich  gemacht: 
ich  nenne  z.  B.  den  im  Morgenblatte  gedruckten  Brief  an  Carl  August 
(hier  III,  124  ff.),  dessen  Beantwortung  durch  den  Herzog  erst  neu- 
lich unverkürzt  ans  Licht  kam  (Keil  vor  hundert  Jahren  I,  25  f.). 
Freilich  hat  M.  Bemays  auch  hier  zu  klagen ,  dass  noch  immer  nicht 
Vollständigkeit  erreicht  ist  und  noch  wichtige  Documente  wegen  Un- 
zngänglichkeit  nicht  mitgetheilt  werden  konnten  (S.  LXXXV).  Man- 
cher mag  vielleicht  auch  die  Briefe  der  Correspondenten  Goethes  in 
der  Sammlung  vermissen ;  aber  es  wäre  thöricht  den  Herausgebern 
einen  Vorwurf  daraus  zu  machen,  dass  sie  dieselbe  nicht  anschwellen 
mochten  durch  ein  Material,  das  weder  von  Goethe  herrührt  noch 
überhaupt  in  gleichmässiger  Vollständigkeit  vorhanden  ist.  Auch 
konnten  und  wollten  sie  so  wenig  die  vorhandenen  Briefsammlungeu 
überflüssig  machen  als  die  Ausgaben  der  Dichtungen. 

Die  Anordnung  dieses  reichen  Materials  ist  nun  eine  chronolo* 
gische  und  zwar  haben  die  Herausgeber  die  natürlichen  Abschnitte, 
die  sich  innerhalb  der  dargestellten  Periode  ergeben,  auch  in  der 
Vertheilung  des  Stoffes  anschaulich  gemacht.  Es  sind  deren  vier: 
I.  Frankfurt  und  Leipzig.  Frühjahr  1764  bis  Herbst  1768.  Frank- 
furt. Herbst  1768  bis  Frähjahr  1770.  IL  Strassburg.  Frühjahr  1770 
bis  Sommer  1771.  IIL  Frankfurt.  Herbst  1771  bis  Frühjahr  1772. 
Wetzlar  bis  Herbst  1772.  Frankfurt  bis  Ende  1773.  IV.  Frankfurt 
1774—1775.  Weimar  1775-1776.  Die  letzten  zwei  Abschnitte 
auseinanderzuhalten  empfahl  das  Streben  „die  Jahre  1774  und  75, 
in  welche  dio  höchste  Entwickelung  der  Goethe'schen  Jugendpoesie 
föUt,  besonders  herauszuheben'*.  Die  andern  Abschnitte  ergaben  sich 
von  selbst.  Innerhalb  derselben  ist  das  Material  so  geordnet,  dass 
zuerst  die  Briefe .  dann  die  lyrischen ,  zuletzt  die  grösseren  Dichton- 
gen  und  prosaischen  Schriften  stehen.  In  der  Feststellung  der  chi'ono- 
logischen  Reihenfolge  haben  die  Herausgeber,  wie  von  ihnen  zu 
erwarten  war,  durchaus  das  Resultat  selbständiger  Untersuchung 
niedergelegt  und  so  wird  wer  andere  Briefsammlungen  z.  B.  Kästners 
Goethe  und  Werther  in  dieser  Beziehung  mit  der  vorliegenden  ver- 
gleicht, manche  wolübcrlegte  Aenderung  finden.  Dass  aber  gerade  in 
solchen  Fragen  noch  mancher  Zweifel  bleibt,  der  zu  weiterer  Unter- 
suchung reizt,  hat  Bemays  selbst  S.  XC  f.  ausgesprochen  und  gleich 


M.  Benut^Sp  Der  junge  Goeth«,  aog .  v,  H.  LambtL 


4^ 


f  tbii^  Oedlchie  hlngewiefien ,  bei  welchen  mau  anderer  Ansicht 
Iditjite  tmd  audere  Forscher  z,  B.  DDntzer  auch  wirklicli  sind. 
laau  bter  uicbt  der  Ort  sein  auf  solche  Fragen  näher  einzu- 


Währeod  die  Sammlnng  selbstgestandig  nicht  nur  durch  die 
lUft,  m  w#!ch<*r  so  man«  lies  hereingohiVigt*  Documcnt  von  den  Be- 
litiftni  tner  gehalten  wiid,  sondern  auch  dadurch   dass  ihr 

ia§  41t  i  uen  des  Faust  und  Egmout  nicht  einverleibt  werden 

^AOnUii  »oibwendig  unvollständig  bleiben  musste,  wird  man  schon 
OS  dir  eben  dargelegten  Vertheilung  des  Stoffes  ersehen  habou, 
dm  djt  HermQ.^^g^bor  audersetts  die  selbstgesteckten  Grenzen  ännsier- 
Jkh  ftn<>muien  überschritten  haben«  indem  ^ie  auch  noch  einige  Briefe 
ad  G#dichtt^  M\^  Wt^irnar  aufnahmen.  Aber  wenn  das  eine  „Ver- 
fikiin^**  s?ein  &cdi  (S.  XCIIf,),  so  ist  sie  nicht  nur  die  verzeihlichste 
im  b«fifigi>n  werden  konnte,  sondern  die  Herausgeber  verdienen 
Ibikk,  dass  ^9  sich  dazu  mit^chlossen.  Denn  wie  die  TiUeren  persön* 
IkifA  \>r(UJini^!ie  mit  i3«*m  Eintritt  in  Weimar  uicht  jilh  abbrechen, 
4t  utiaen  anch  die  ältesten  Briefe  und  Dichtungen  noch  auf  die 
frÜMre  Epoche  zurOck  itnd  sehliessen  sie  in  persönlicher  wie  küust* 
liffiKbir  Beziehung  recht  eigentlich  erst  ab,  indem  sie  zugleich 
in  die  Zukunft  weisen.  Und  so  könnte  ich  mir  keinen 
Abschlufih  denken,  als  einerseits  jene  beiden  Briefe  an 
UfsUr  vom  August  und  S*i])ti'nibor  1770  mit  den  Gedichten  ^Wiis 
von  kk  mMB  mir  hier  gefällt*  und  ,,Taglang,  Nachtlang  stand  mein 
llhfB  bdliraclitet/  anderseits  das  Gedicht  auf  Hans  Sachs. 

Ei  buchtet  "ein^  dass  eine  so  augolegte  Sammlung  eine  eminent 
«tevaffC'Hiiflhrho  Bi^deutung  haben  muss.  Gleichwul  ist  sie  niclit 
^MtK  l  oder  auch  nur  Torw legend"  wissenschaftlichem  Ge- 

Innclv  aett  {sondern  ..ganz  oig^^ntlich  allen  denen,  die  der 

fiterlJiidt^hitn  Literatur  eine  niidtr  als  Üöchtige  Theilnahme  entge- 
gMbriiigcfi  und  zuvörderst  dem  weiten  Kreise  derer,  die  sich  im 
Mit«  4«n  Dichter  als  einem  hohen  Freunde  angeschlossen  haben, 
iMMfi  '*  '  '  '  -  Tis  Lehen  sie  nicht  entbehren  mOchten**.  Darum 
iitiii  hrt^Hi  Ap^iarat  vor  dem  Leser  verborgen  gehalten 

lad  .dkifcia^  mit  dem  Dichter  allein  gelassen*'  ans  Scheu  , seine 
piatiga  Zwicsprach  mit  Gorlhe  jemals  zu  unterbrechen''.  Sie  können 
lamf  fadiaen,  dü»s  einzelne,  gelehrte  und  ungelehrte  Leser  ihn^n 
llf  4i«i«  Enthaltsamkeit  undankbar  sein  werdoii  uud  ^ich  lieber 
luFtli  befrtndoode  und  erkKlrende  Anmerkungen  hatten  stören  lassen, 
abar  brecht  uj theüen  will  wird  ihrem  Feingefühle  Ehre  wider- 
.lasaen,  wird  zugeben,  daas  bei  einer  so  zusammenhäugenden 
4itm  Ganzen  h<  i  heneu  Arbeit  dem  Mitforschenden  die 

lada  für  dw  eiü-  ttscheidungen  sich  meist  von  selbst  er- 

es ««rdtn.  ein  Üommentar  für  den  Laien  aber,   auch  wenn  er 
kt  la  dar  Anführung  auf  solche  Schwierigkeiten  stiesse^  fOr  das 
oii,  um  dä0  es  sich  zunächst  handelt«  völlig  tlberfiüssig  ist, 
«bir,  araiin  er  in  Einzelheiten  biographischer  Fragen  und  dgL 


44  Literatur  des  HumaniBmus,  ang.  ▼.  Äd,  Horatcüe, 

eindi'ingen  will^  doch  die  Benützung  bekannter  und  bereit  liegender 
Hilfsmittel  kaum  ersparen  könnte.  Uebrigens  ist  durch  ein  „alpha- 
betisches  Verzeichnis  der  Yersanfange  der  Gedichte*  für  bequemes 
Nachschlagen  gesoi*gt,  dem  wissenschaftlichen  Leser  sagt  ein  ^  Quel- 
lenverzeichnis" in  aller  Knappheit,  auf  welchen  Grundlagen  der  Ab- 
druck der  Werke  ruht ,  und  über  den  Plan  der  Sammlung  und  die 
Grundsätze  der  Ausfuhrung  orientiert  in  der  klarsten  Weise  eine 
ausführliche  Einleitung  von  M.  Bernays,  dessen  feinen  Bemerkungen 
über  den  Dichter  und  dessen  Studium  man  nur  die  willfahrigste  Be- 
ll erzigung  von  allen  Seiten  wünschen  kann. 

Und  so  möge  denn  das  schöne  und  verhältnismässig  billige 
Buch  (10  Mark  für  drei  stattliche  elegant  ausgestattete  Bände  ist  in 
der  That  sehr  massig)  sowol  Forscher  zu  ergebnisreichen  Studien 
anregen  als  auch  in  weiteren  Kreisen  das  Verständnis  des  Dichters 
vertiefen  helfen.  Denn  der  würdigste  Dank,  den  wir  den  Herausgebern 
für  eine  so  edle  Gabe  darbringen  können,  bleibt  doch  die  eifrigste 
Ausnützung  derselben  in  dem  Sinne ,  in  welchem  sie  gespendet  ist. 

Prag.  H.  Lambel. 


Zur  Geschichte  des  deutschen  Geisteslebens,  vor- 
nehmlich im  Zeitalter  der  Renaissance. 

In  dankenswei-ther  Fülle  werden  in  den  letzten  Jahren  Bei- 
träge zur  Geschichte  des  Humanismus  und  der  Reformation  veröffent- 
licht. Begreiflich  wol,  dass  der  reiche  Stoff,  den  diese  bewegten  Zeiten 
bieten,  zur  Bearbeitung  und  Vertiefung  anlockt!  Ist  es  ja  doch  jene 
Epoche,  von  der  Hütten  in  ewig  frisch  anmuthendem  Hochgefühl  aus- 
ruft :  Die  Geister  regen  sich ;  es  ist  eine  Freude  zu  leben  1  Ist  es  ja 
doch  jene  Epoche  des  mächtigen  Kampfes ,  die  so  markige ,  kräftige 
Charactere,  so  höchst  eigenartige  Persönlichkeiten  wie  kaum  ein  an- 
deres Säcul  um  aufweist!  Hier  in  jener  Zeit  freudigsten,  ruhelosen 
Forschens,  in  der  Periode  tiefmuerlichsten  Gottessehnens  liegen  die 
Wurzeln  unserer  wissenschaftlichen  Ki'itik,  ja  mehr  noch  —  liegt 
die  Geburtsstunde  des  modernen  Geistes! 

Und  so  begreift  es  sich  unschwer,  dass  auch  die  kleinste  Mono- 
graphie, welche  diese  Epoche  behandelt,  mehr  des  Interessanten  und 
Eeizvolien  bietet ,  als  die  steten  Neugruppierungen  längst  bekannter 
Thatsachen,  in  denen  sich  gewisse  Geschichtsforscher  gefallen. 
Beschäftigen  sich  ja  manche  Historiker  nur  selten  mehr  mit  dem 
Studium  der  Renaissance.  Es  mag  vielleicht  mehrere  Gründe  dafür 
geben,  der  Hauptgrund  aber  durfte,  wie  mir  scheint,  in  der  heut 
zu  Tage  vielfach  als  „antiquiert''  betrachteten  Forderung  an  den 
Geschichtsschreiber  liegen,  dass  er  zu  seinem  Studium  ein  ziemliches 
Mass  philologischer  Kenntnisse  mitbringen  müsse.  Die  neueste 
historische  Schule  an  einigen  Orten ,  für  die  es  nur  mehr  eine  Ge- 


LttCTmtur  (Im  Hunmnismtid,  ung.  r*  Ad.  HorawUs, 


45 


^»diidite  des  Mittelalters  zu  geben  scheint,  veiliieft  sich  nicht  mehr 
die  alten  8pniclieii,  Griechisch  schon  gar  ist  ihr  meist  so  sehr 
tima  Thulc,  wie  es  deutschen  Männem  etwa  im  vierzehnten  Jahr- 
ndertd  mir.  —  ^Ei  ipso  fönte  bibite  aquam**  ist  auch  einer  von 
iSprüchont  dm  die  Afohrtahl  unserer  hoffnun^vollen  in  wenigen 
bmettem  zu  liusterhistorikern  gewordenen  Abiturienten  uotor  das 
Ute  Gerümfiel  geworfen. 

lh,rh  wohin  führen  mich  diese  Betrachtungen,  die  sich  auf 
Be<^b^  und  Erfahrnngen  unangenehmster  Art  stnt7.cn  und 

lifiü »  .it"  Prüfungscommissionen  aus  der  Philologie  (hei  dem 

kimen  der  Historiker)  ihre  Bestätigung  und  weitere  Begründung 
Uupten,  Ich  will  sie  abbrechen,  aber  ein  zutreffendes  Wort 
iMrillflV  wenicr  eekannteu  Werke  Besehe r's,  das  für  jeden  Uisto- 
fflcir  oia  i  work'*  dein  sollte,  eitleren,   das  Alles  angibt, 

«ü  WMU  r   gewissen  Sorte  von  Historikern   erhoffen  und 

•rlioQi*»  kann,  Roschor  sagt  von  einem  solchen:  Finden  kann 
mKat  ^^^haffen  nicht;  trennen  kann  er,  aber  zusammenfügen 
Kör  mit  dem  Einzelnen  versteht  er  umzugehen ;  das  allein 
»n:  \nn  aii:  das  Beste  in  der  Geschichte  bleibt  ihm  ewig 
rborgen.  Er  gibt  uns  auf  das  Genaueste  an,  wo  Kaiser  N.  N.  in 
ikd«r  jenem  Monate  residiert  habe,  jedoch  ein  lebendiges  Ge- 
dej  Holden  zu  entwerfen ,  ihm  seine  Helden-  und  Herrscher- 
Allen  tiachxQem|)6nden.  Andere  dadurch  zu  grossen  Gesinnungen 
iBfQfeiMirfi :  daa  ist  ihm  niemals  auch  nur  im  Traum  eingefallen. 
^>i!  tr  tB  der  eigenen  Hrust  nicht*  Aehriliches  findet,  so  weisser 
mrs^:  *  1    Massstab   för  das   Entfernte  herzunehmen.    Er  ist 

lBB€t  ,  d.  h.  er  hält  das  Grosse  fßr  klein  und  das  Kleine  ftir 

WU  treffend  sind  hier  doch  die  Mikrophilen  geschildert,  denen 
ilirer  |»ygmäenhäften  Anschauung  die  Welt  stets  ein  Buch 
mh&n  Siegeln  sein  wird.  Wie  natürlich,  dass  sie  der  Schilde* 
f  giMiger  Kntwirkelnngen  fi^rn  bleiben,  dass  sie  gegen  Person- 
kühnster  Eigi*üart,  wie  Hütten,  Zwingli,  Luther  oder  gegen 
d  IMIi  «»es  Era<<mns  einen  instinctiven  Widerwillen  haben. 

Plrri^  -  auch  hei  der  (teschichte  4ler  Renaissance 

praehrai  >clie  Behandlung  und  sorgniltige  Prüfung  des 

fatilim  an«  Kme  gründliche  Gesehichte  des  deutschen  Schulwesens*), 
jl  Alf  dtoUchen  Humanismus  kann  t.  B,  erst  geschrieben  werden. 
i«is  all  torgsamster  Akribie  alV  Reste  der  Ueberlieferung  gesammelt, 
«ttatert  imd  in  Beiiehung  gebracht  werden«  Auch  hier  ist  es  noth- 
Umlilg  flüt  der  fable  convenue  und  gewis^^en  anilen  Larven  aufzn- 
B«D«  Dniin  wem  hi  dergleichen  bei  seinen  Forschungen  nicht  be- 


UWb  im  ThTikjdtdcs,  G5Utfig«ii  1^42. 

Mm€  »okh«  ist  ton  dem  um  di^  Geschichte  d^  HumaniFmu»  sehr 
II  Dtre>eli>r  das  Zittauer  Gymnasium»  Dt,  Kämmel  in  Angriff 


46  Literatur  des  HamaDismos,  ang.  ?.  Ad.  Harawüz. 

gegnet!  Wie  oft  findet  man  doch  in  langen  Reihen  von  Bflchern  stets 
dieselben  Namen  mit  denselben  Attributen  und  Appositionen ,  stets 
dieselben  Schlagwörter,  dieselben  absprechenden  ürtheile.  Gläubig 
betet  Einer  dem  Anderen  Alles  nach ,  unsere  Eenntniss  wird  durch 
dergleichen  im  besten  Falle  paraphrasierte  Plagiate  von  Compila- 
torengenerationen  weder  klarer  noch  tiefer.  Aber  auch  fleissige  ehr- 
liche Arbeiter  haben  aus  Mangel  an  Hilfsmitteln  In-thümer  hinter- 
lassen, die  von  Geschlecht  auf  Geschlecht  ohne  Prüfung  übergingen 
und  sich  bis  in  unsere  Tage  intact  erhielten,  durch  ihr  häufiges,  bei 
den  verschiedensten  Gewährsmännern  identisches  Vorkommen  aber 
sich  eine  solche  Art  von  geheiligtem  Ansehen  erwarben,  wie  die 
Interpolationen  und  Mendae  in  den  Classikern ,  wenn  sie  sich  ebenso 
in  vielen  Handschriften  vorfanden. 

Die  näheren  Arbeitsgenossen  werden  wissen,  welche  Verwirrung 
—  bei  allen  Verdiensten ,  die  sie  unleugbar  haben  —  Pantaleon, 
Ooldast,  Adami,  Hammelmann,  in  neuerer  Zeit  E.  Münch  angerichtet. 
Kaum  irgendwo  aber  wird  so  gedankenlos  nachgebetet,  als^bei  der 
absoluten  Verurtheilung  des  scholastischen  Wissensstoffes ,  den  man 
mit  platter  Dummheit  identificiert.  Viel  haben  sich  Bianco  (Uni- 
versität Köln),  viel  vor  Allem  der  vortreffliche  Kampschulte  (Uni- 
versität Erfurt)  bemüht,  um  den  Nachweis  zu  liefern,  dass  es  mit  der 
scholastischen  Wissenschaft  und  der  Kölner  Universität  nicht  gar  so 
arg  gewesen,  als  es  die  Heisssporne  des  Humanismus,  die  Hütten, 
Crotus  Rubianus.  Hermann  von  dem  Busche,  Locher 
Philomusus  u.  A.  ausmalten.  Dass  das  scholastische  Wissens- 
niaterial  sehr  weit  vom  „abgeschmackten  Unsinn"  entfernt  war, 
zeigt  auch  u.  A.  die  Festi*ede ,  welche  der  überaus  thätige  Freiherr 
Dr.  R.  V.  Liljencron  am  28.  März  a.  c.  über  den  Inhalt  der 
allgemeinen  Bildung  in  der  Zeit  der  Scholastik  zu  Mün- 
chen gehalten.  *)  v.  Liljencron  stellt  sich  die  anregende  Aufgabe, 
danach  zu  fragen,  wie  denn  die  Geistesentwickelung  derjenigen  Kreise 
beschaffen  war,  welche  an  einer  fachmässigen  Bildung  keinen  Antheil 
hatten ,  ferners  nach  den  Quellen  und  der  Methode  der  Bildung ,  vor 
Allem  nach  den  eigentlichen  Bildungsmitteln  zu  forschen,  die  den 
Generationen  vor  dem  Anbruche  den  Renaissance  geboten  waren. 
V.  L.  fragt  dabei  folgerichtig  nach  Gegenstand  und  Umfang  der  all- 
gemein eu  wissenschaftlichen  Studien  und  hobt  zwei  Unterschiede  der 
mittelalterlichen  Bildungszustände  von  denen  unserer  Tage  hervor ; 
erstlich'  die  ungleich  kleinere  Zahl  der  Gebildeten,  die  ihren  Weg 
durch  die  höheren  Schulen  machten,  sodann  aber,  dass  für  die  geringe 
Anzahl,  die  in  den  gelehrten  Schulen  waren,  die  Gemeinschaftlichkeit 
der  Studien  eine  ungleich  längere  blieb  als  heute ,  woraus  sich  wol 
der  in  der  Universitätsgeschichte   des  sechzehnten  Jahrhundertes 


*)  In  der  öffentlichen  Sitzung  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
zu  München  zur  Feier  ihres  117.  Stiftungsfestes.  München,  Verlag  der 
k.  Akademie  1876. 


Literat m  dei»  HomaniBmiid  mig,  v.  Ad*  HornwiU. 


«7 


Kro  UmstAnd^  dass  namhafte  Professoron  ihr  Fach  oft  im  hoheo 
Btelirtnala  wecliselton ,  leicht  erklärt.  Jeder  musstß  ab€tr  eine 
lopftdifiche  Vorbildung  durchgemacht  haben,  die  für  das  Poly- 
DtliQin  des  sechzehnten  und  siebzehnten  Jahrhundertes  Grand- 
HUfiie.  Was   nun  <liose  enkyklopädische  Grundiiige  ina  Zeitalter 
8cli<»la&tik  ausmachte,  das  zeigt  v,  L.  an  einem  prägnanten  Bei- 
d«iD  «Speculum   universale**  des  Dominikanei^s  Vineenz 
BiattTiUB,  der  die  encyk]t»piidische  Richtnng,  die  von  Albertus 
^bfSliK  und  dessen  Schüler  Thoraas  von  Aquino  ausging,   vertrat 
Ulli  das  im  vierzehnten  Jahrhunderte  abt^efasst,  sich  bis  zum  Ende 
las  Mobzehnten  Jahrhnndertes  behauptiHe.  Es  lohnt  der  Mühe ,  die 
l&kaltetngibe  dieses  Werkes  bei  v.  L.  nachzulesen,  hier  mi^en  nur 
&  RiaiitÜleil«  genannt  sein:  es  .sind  das  speculuu]  iiaturalo,  das 
^iC  doctr  \^  spec,  morale  und  endlich  das  spec.  hi^toriale, 

lü  tnltii  r  (cf.  die  Bi^cliKstipiegel)  hngcgnen  wir  einer  Ver- 

i(iiiebuig  physikaUscber  Fragen  mit  dtr  Theologie»    Viuconx  theilt 
k^:n  i^r^u^  Tinrh  nach  den  Schöpfungi^tagen  ein,   fragt  nach  den 
[  JTi  «ücht  den  G«>tt05bcgriff  darzustellen,  spricht 

^j^^l^^  Mm  Oattnngen  der  Engel,  gibt  dann,  auf  äw  ele- 

^^^^^^Hpr  ijend,  eine  ausführliche  Farbentheorie  und  optische 

irai^^Rhuugcu«  ßm  der  Lehre  von  der  Fin^terniss  verweilt  er,  anss* 
liiirlicb  der  D&monen  gedenkend.  Der  ^zweite  Tag''  fuhrt  uns  zu 
jflsmioiiiii^hen  ond  phyjilkalischen  üntertiuchungen  (Theorie  de^ 
6cUlii.  G«hÖrE,  Geruchs  usw.).  der  ^dritte  Tag*  zur  Darstellung 
dfr  Qnalititen  de«  VVasi^ers,  der  Mineralogie  wie  der  Botanik  usw., 
4«r  p?i«t«  Tag**  tut  Astronomie  nnd  Astrologie,  Kalonderkiindo, 
,,fttDll«  Tag*  7J1C  Ornithologie  und  Ichthyologie,  der  „sechste 
'  la  f*  Wflrmern ,  In^f^ctcn  nnd  zur 

iiiug  des  Menschen  anf^tdangt, 

er  vorerst  Psychologisches.   Der  , siebente  Tag"*,  der  Tag  der 

^    r»r^Tsi^vst  ihn  m  sehr  heiklen  Fragen  nach  der  Stellung 

Sodann  beschjlftjgt  ihn  die  Geographie:  im 

I  naturale  schliesst  er  mit  einem  geschieht* 

die  verlaufenen  Zeiten  bis  zum  jüngsten 

doctrinale  hat  mit  einer  Dai*steUung  der 

Wis^enscliÄften  zu  thnn  und  wird  mit  einer 

iJTuet.    Vincenz  theilt  die  sieben   freien 

.ouä  (Grammatik,  Logik,   Rhetorik  sammt 

(Arithmetik,  Musik,  Geometrie  und  Astro- 

fin:}  pn  !i  abir  .schiebt  er  nach  einem  andern 

Ii^U'ten  und  KQnste  ein,   Hinr  t^ind  ^s 

"*,  die   uuser  Inter  ^^on,  «5 

ik,  durch  welche  (h  öich 

ri  i e  O  e  ii  o  n  0  ni  i  k ,   d  i e  W  is^e  nschal  t ,    d  ur  c h 


ifr 


I  n< 

DJich  4 
AtMor 


\\\ 


ienki , 


■kr  J..r  Mn(>gcli  KamiUe  und  Haus  regiert*)  und  die  Politik,  die 


'i  tl.  Ktitchf  r  Geschieb tc  dw  Natbnftl5korioniie  206  uad  S49. 


48 


Literatur  das  Earaamsmus,  aog.  v.  Äd.  BorawiU. 


Lebre  van  der  Kegiemug  den  Staaten.   Zwei  BQchitr  werden  de 
mechanischen  Künsten  (dem  Kriegshandwerk,  der  pruktisrli 
ein,  legimen  .^anitatis)  gewidmet.   Die  nüchsten  Bücher  '• 
Physiologie,  Anatomie,  Pathologie  und  die  einzelnen  Krankheiten 
dann  Physik »  die  vier  mathematischen  Wissenschaften  ♦  Metaphysil 
und  Theologie,  weiche  im  18.  Buche  als  ^Spitze  nndZiel  aller  Wissen 
Schäften  das  W^erk  absdilie^st",  wohoi  nicht  biosauf  die  antik 
logie,  sondern  auch  auf  christliche  Bogmatik  und  Kirchen;: 
eingegangen  wird.  Das  s  y  c  r.  u  1  u  na  m  o  r  a  1  e ,  das  in  der  vorlieg 
Bearbeitung  offenbar  nicht  von  Vincenz  herrührt,  beruht  zum  gp 
Theile  auf  der  Summa  des  Thoraas  von  Aquino  uutl  handelt  von  dfl 
Tugenden,  den  letzten  Dingen  und  der  Sunde.  Die  Hölle  mit  ihrt 
Strafen  wie  der  Himmel  mit  seinen  Seligkeiten  Ündeu  hier  eine  ein 
gehende  Betrachtung;  wir  werden  gleicii  sehLn,  wie  diese  auf 
Phantasie  der  Zeitgenossen  und  Spätem  eingewirkt,  —  Sehr  richt^ 
bemerkt  v.  L, »  dass  die  fata  libelli  schon  die  hohe  Bedeutung  zeige 
und  den  Nachweis  liefern,  wie  es  den  Zeitgenossen  geradezu  ali<  un 
entbehrlich  erschien.  Gleich  nach  der  Erfindung  der  Bachdrucker 
kunat  wurde  das  zehn  Folianten  erfüllende  Werk  in  wenigen  Jahn* 
über  sechsmal  gedruckt.  Trotz  aller  Erschütterungen  des  schola 
sehen  Lehrsystems  ei*scliien  das  Werk  auch  noch  um  1591  und  1G2| 
—  freilich  in  Venedig  und  Douay  —  in  neuen  Autlagen.  Es  faud  Coö 
cur renz werke  und  Excerpirer .  am  populärsten  ist  unter  den  loixteri 
das  Werk  des  Bartholomäus  Anglicus  ^de  proprietatibus  rerum*"  gfl 
worden,  das  aucli  in  zahlreichen  französischen,  englischen,  niedelj 
ländischen    und    spanischen    Ausgaben  verbreitet  wurde.   Als  sei 
interessant  und  gelungen  muss  man  den  Nachweis  bezeichnen, 
welchen  Fortwirkungen  die  scholastische  Bildung  in  bekannten  grn 
sen  Werken  erscheint  t.  L.  verweist  u.  A.  auf  die  Bücher  des  Ae 
diub  Albortinus  (lebte  um  1593  in  München   als  Bibüotheka 
Secretär  des  Herzogs  Maximilian),  die  uns  das  Bild  der  popd 
scholastischen  Gelehrsamkeit  bei  deren  Niedergange  noch  einmal  vü^ 
in  einem  Gesammtbilde  geben.  Aber  v,  L.  weist  noch  weitere  hiSch 
beachtenswerthe  Zusammenhänge  auf.  Auch  Dante's  Divina  comoedii 
auch   sie   fusst  —  durch  Vermittlung  seines  Lehrers  Bruut.^tto 
stofflich  auf  Vincenz  von  Beauvais.  Sehr  richtig  bemerkt  amSchlui«i 
dieser  Betrachtungen  v.  L. :   „Hoffentlich  wird  Niemand  sagen,  da 
mit   einer   solchen    Betrachtung   Dante's    unsterblicher  Kuhm 
schmälert  wäre.   Ich  meine,  dass  uns  die  Gestalt  des  Dichters  uQ 
um  so  reiner  entgegentritt  und  dass  es  in  d'dr  Geschichte  der  \N'i{<aeq 
Schaft  and  Kunst  nichts  erfreulicheres  gebe,  als  zu  sehen .  wie : 
einem  grossen  Geiste  das,  wa«  vor  ihm  keimte  und  ward,  voll  ufl 
ganz  zur  Blüthe  kommt  und  wie  sich  gerade  in  den  gröbsten  Wunde 
des  Geistes  der  einfache  ununterbrochene  Gang  der  Entwicklung  au 
das  heiTlicbste  offenbart.**    —  Aber  noch  mehr;  auch  im  MiMgto« 
gesang  gelingt  es  y,  L.  die  Verwendung  des  scholastisclicn  Wissen 
Stoffes  zu  erweisen,  bei  Suchenwirt,  wie  bei  MuscatbUU,  bei  Michl] 


Llter^ttir  tles  Humankmos,  aii^,  v,  Äd.  Borawits. 


4» 


wie  endlicb  bt'i  Haus  Suclis  hegegueu  wir  den  Gegenstandeu 

iienea  des  SpeculaiD,  Ich  mm^  es  mir  versas^eu  des  Breiteren 

«af  im  sehr  gelungenen  Nachweis  einzugehen,  soll  ja  diese  Auzeige 

&Nrbftai^t  xi^ir  £ur  LectQre  der  bochinteressaniou  Schrift  aoregen  — 

«ad  wende  mich  %\x  Arbeiten,  die  uns  auf  andere  Gebiet«  fiihren, 

maim>'  '  rift  W.  Wattenbach*s  „Samuel  Karoch  von  Lichten- 

jN»f*  i-ä  iMMCii  Hüidolber^jer  Humanisten  schildert,  der  wol 

\^hmt  dt !   I  1  !    >teü  Herolde  des  Huinauismtis  in  Deutschland  ge- 

wtr^' 11   K.iiiiK  Aach  er  erhielt  ^eine  Bildung  in  Italien,  waa- 

1«  dftOU  unj$t45t  wt(»  m  Viele  jener  tluctuierendeu  Kreise  von  Stadt 

Stidi,  Überall  die  Befreiung  von  der  Knechtschaft  des  Küchen- 

lilato  vtirhei^»end ;  so  ist  er  14G6  in  \m\m^,  dann  in  Erfurt,  1472 

ia  iBfobUdt,  147G  in  Heidelberg  gewissen.  W.  theilt  eiuige  Ge- 

Jidile  deeeelben  mit^  die  den  Beweis  liefern,  das»  er  ein  ^.bumani- 

Mffb  geärbter  Bänkelsänger  gewesen,  der  eigentlich  nur  in  der 

ntim  Po^ie  heiioisch  war  und  vermuthlich  keinen  Hexameter 

I  iiadi#D  Tentand".  Dennoch  werden  seine  Schriften  neben  denen 

Bttea  Silvio  genannt,  als  Master  gepriesen;  begreiflich  wol  in 

eteer&it,  wobei  geringem  literarischem  Angebot  und  grosser  Nach* 

&lfi  di«  Werthscb&tiung  der  vorhandenen  Troducte  nicht  sehr  kri- 

tiieli  ii&d  mixii  eo  ziemlich  mit  alltfti  Werken  der  Poeten  zufrieden 

m.  Uis  wurde  7oa  der  Zeit  an  ganz  anders,  als  man  an  Erasmus 

flii  Oniet  {^firoden  hatte,  nach  dessen  Aussprüchen  sich  das  junge 

Diatifyand  nubediagt  richtete.  Wer  auch  nur  eine  der  verschiedenen 

Bitoftainwlimgen  des  beginnenden  XYI.  Jahrbundertes  kennt,  wird 

Ol  Dir  iiDQg  Belege  fdr  diese  Bemerkung  finden ,  natürlich  fehlen 

rie  aodl  nicht  in  dr  Hen  und  reichhaltigen  Sammlung,  die 

Iv  UtfiBlktete  und  ..  ukenswerthe  Fleiss  der  Gebrüder  K.  und 

W,  Kf%lti  ta  Elberfeid  unter  d^m  Titel :  ^Briefe  und  Documente  aus 

Zeit  der  Reformation'*  usw,  bei  Gelegenheit  des  50jahrigen  Stif- 

I  dce  Friedrich  Wilhelms- Gymnasiums  zu  Köln  bei  Lucas 

üdse.  Abgesehen  von  einer  kurzen  Abhandlung,  in  der 

Nüak  der  Auffassung  des  Albertus  Magnus  als  Zauberer  dar» 

91  wirdt  enthilt  die  Collection  reichhaltige,  meist  zum  ersten 

lil»  fiifiekle  Documente  zur  Heformationsgeschichte ,  wir  finden 

Bnofi  der  bedeutendsten  Männer  jener  Epoche  von  Erasmus 

.      Lii4)  und  *Q  ihn  (166),  von  Mekathon  (19,  29,  58,  «3,  97), 

4ettam|Ma&  (US),  Amsdorf(71),  Busch  (G6,  131,  132),  Bucer 

(U,  ^),  J.  Camej^ius  (78).  Capito  (35  und  38),  Carlstadt  (57), 

Otarmi  ^62,  127  f.,  150  f„  167,  172),  Cranmer  (94),  Crotus  (15, 

l»,  n\,  Ibdio  (52.  58,  92,  93),  Hesse  (68),  Hütten  (24),  Mosel- 

knii(IS3,  146,  148  t),  Tb.MQnzer  (99),  Oecohunpad  (43),  Keuch- 

Ui(i:i  LK  B.  Khenanuh  (23).   Sleidaii  (Ü3),  Spalatiu  (26,  135). 

teftpHz  :64k  Zwitis'li  (22)  n    \.  Daneben  noch  vieles  Interessante, 


.'i^aTAtabOruck    ä.  tl. 
XXVUl,  Mttv  L 


Zeitschrift  für  die  Oeeehichte  d«  Ober- 


-ifl  L  1. 


ttn.   t  B«fi. 


50  Litexator  des  Hnmanismns,  ai^g.  t.  Ad,  HarawUt. 

z.  B.  Aesticampian's  Ankündigung  seiner  Yorlesungen  (137),  Melan- 
thon's  Baccalanreatsthesen  (1),  Gesetze  für  die  Studierenden  (7), 
sehr  werthYolle  Angaben  über  des  Mosellanus  Studien  zu  K(än 
{118  f.)  usw.  Diese  kurze  Aufzählung  des  Inhalts  wird  schon  seinen 
Werth  zeigen  und  die  Fachgenossen  begierig  machen,  diese  für 
Historiker,  Philologen  und  Theologen  gleich  wichtige  Sammlung 
genau  kennen  zu  lernen.  Die  Verdienste  der  Gebrüder  Krafft  um  die 
Geschichte  der  Bheinlande  und  Westphalens  sind  bekannt  genug, 
diese  Ausgabe  verdient  denn  auch  besonderes  Lob.  Ueberall  ist  bei 
den  Documenten  die  Provenienz  angegeben,  meist  sehr  brauchbare 
Erlluterungen  hinzugefügt,  die  bestehenden  Sammlungen  vielfach 
auf  das  Erfreulichste  ergänzt ,  es  fehlt  auch  nicht  an  einer  biblio- 
graphisch reichhaltigen  Vorrede  und  einem  guten  Namen-  und  Sach- 
register. Je  dankenswerther  aber  der  Commentar  erscheint,  desto 
schwerer  vermisst  man  ihn  öfter,  z.  B.  153;  wie  denn  auch  die  Titel- 
überschrift überall  hätte  durchgeführt  werden  können.  Tadeln  möchte 
ich  es,  dass  sich  unaufgelöste  Abbreviaturen,  wie  z.  B.  Dns  und  Duo 
finden;  so  allgemein  bekannt  diese  Kürzung  ist,  so  thut  sie  doch  im 
Abdrucke  dem  Auge  wehe.  Auch  die  Angabe,  aus  welchem  Classiker 
«in  Gitat  entnommen  ist,  mögen  wir  nicht  missen ;  ich  trage  in  dieser 
Richtung  u.  A.  nach,  dass  zu  S.  119  Z.  12  v.  u.  Hör.  Sat.  I,  4,  120, 
zu  S.  120  Z.  2  V.  0.  Hör.  Ep.  1, 18, 15,  zu  S.  121  Z.  19  v.  u.  Terenz' 
Heautontim.  II,  1, 10,  ebenso  zu  S.  125  Z.  12  v.  u.  Ter.  Heaut.  IV,  2, 6 
zu  bemerken  ist.  Druckfehler  sind  —  wie  das  bei  Briefsammlungen 
häufig,  nicht  selten,  u.  A.  S.  12  Z.  3  v.  u.  lies  st.  tractatibur  natür- 
lich tractabitur,  S.  118  Z.  9  v.  u.  st.  1570  lies  1870,  S.  119  Z.  4 
V.  u.  lecto,  S.  126  Z.  14  v.  u.  permutationem ,  S.  155  Z.  14  v.  o. 
Ethnicos,  Z.  15  v.  u.  iuvenibus,  S.  156  Z.  6  v.  o.  opipore,  S.  168 
Z.  8  V.  u.  desideratur  usw.  Im  Begister  fehlt  S.  XXVIII  bei  Bhena- 
uus  S.  22. 

Eine  nicht  minder  reichliche,  längst  sehnsüchtig  erwartete 
Oorrespondenz :  die  Briefsammlung  Johannes  Beuchlin's  hat 
dessen  ausgezeichneter  Biograph,-  der  um  die  Geschichte  des  Huma- 
nismus so  hochverdiente  Dr.  Ludwig  Geiger  in  der  Bibliothek  des 
literarischen  Vereins  in  Stuttgart  (Band  CXXVI)  herausgegeben.  Es  ist 
ein  stattlicher  Band  von  372  Seiten,  der  hier  vorliegt,  zahlreiche  Briefe 
sind  zum  ersten  Male  ediert;  begreiflich,  dass  man  dieser  Publication 
mit  hochgespannten  Erwartungen  und  grossen  Hoffnungen  entgegen- 
sah. Ist  ja  doch  der  Heransgeber  wegen  seiner  eminenten  Sachkennt- 
]iiss  und  seiner  bewährten  Leistungen  in  der  gelehrten  Welt  mit  Recht 
geachtet;  auf  dem  Gebiete  der  humanistischen  Literatur  kommt  ihm 
seit  Böcking  wol  Niemand  gleich.  Und  wirklich,  unsere  Kenntniss 
wird  durch  seine  Ausgabe  entschieden  vermehrt,  die  bibliographi- 
schen und  biographischen  Noten  sind  in  ihrer  Gedrängtheit  ,und 
Anspruchslosigkeit  geradezu  musterhaft,  jeder  Mitforscher  wird 
Geiger'n  dafür  lebhaft  Dank  wissen.  Dennoch  habe  ich  gegen  das 
Princip   der  Ausgabe   ein  tiefgehendes  Bedenken.   Man  erwartete 


vUiemtur  d«»  Humaiiifiuias,  uig,  v.  A4.  HoramiU^ 


Sl 


er*s  Sanimfutig  die  alten»  selten  gewordenen  ersetzt  und  ver- 
seilen ,  sieht  sich  aber  nun  in  dieser  Hoffnung  getäuscht. 
ütiio  «Uit  die  Briefe  aus  der  Collection  „CLAKORVM  VIRORVM'' 
EPISTOUAE  und  der  ^ILLÜSTBIÜM  VlßOKUM**  mmmt  und  sonders 
alsudruckeo  nnd  aie  durch  seine  reichen  Sammlungen  zu  vermehren« 
MHit  sich  Geiger  auf  den  Standpunct  der  Opportunität  (das  Buch 
ftoMt«  Dicht  zu  gehr  anschwellen)  und  des  Subjectivi.^nmä,  und  gab 
von  deii  thm  nicht  wichtig  erscheinenden  Briefen  nur  Druckort,  In- 
halt find  einzelne  merkwürdige  Stellon,  Ich  gestehe,  dass  ich  zu  den 
eDtschi^densien  Conservativen  in  dieser  Hichtung  gehöre.  Niemand 
kann  bi*i  Gelehrtanbriefen  sagen:  das  ist  absolut  wichtig,  dies  nicht. 
Wa»  dem  rhiJologen  z.  B.  hochwichtig  sein  mag,  lässt  der  Theolog 
odi-f  i'ht  weg  und  umgekehrt;  ich  bin  mit  einem  Worte 

«ruck  des  Ganzen,  reihst  all  der  oft  wiederkehrenden 
en,  die  sich  in  den  Humanistenbriefen  so  hiiuhg  finden, 
m  gehören  zum  Büd  des  Mannes ,  von  dem  man  keine  Falte 
toOchte*  Besonders  geboten  war  aber  der  intacte  Abdruck 
ginda  im  einer  Sammlung,  die  dazu  bestimmt  war  seltene  zu  er- 
wttamL  Was  boU  dem  Käufer  der  neuen  vorliegenden  Ausgabe  ein 
VurweU  aof  die  Editio  A,  wie  er  sich  ungemein  häufig  nach  der 
DülatniBg  und  eiuem  kurzen  Inhaltsregeat  in  der  Geiger'schen  Aus- 
gfthi  fiBdtt?  Wer  besitzt  denn  auch  die  erste  Ausgabe?  Und  wer  sie 
^isüil,  dem  wird  doch  das  stete  Nachschlagen  in  einer  nicht  pagi- 
«krttn  Ansgabe,  wi«  die  erste  ist,  ungemein  lästig  und  zeitraubend 
still«  Knrr,  ich  kann  dieses  Princip  des  willkürlichen  Weglasse ns 
ub4  Kieerpieron»i  nicht  billigen,  man  kann  niemals  wissen,  welche 
Widitig'i  '  vu  sich  unbedeutende  Stelle  durch  ihre  Stellung  im 

famUEii  lif  ij-gend  einen  Leser  haben  mag;  ich  meine  hier 

ifllvidit  daa  .zu  wenig"  mehr  als  das  „zu  viel**.  In  dieser  Hinsicht 
kaim  idi  daj$  Weglassen  griechischer  Stellen  schon  gar  nicht  loben: 
wmn  a,  t.  B.  S,  6  n.  2  meint,  dass  die  lange  griechische  Stelle, 
^«dcbr  r^^-'  *  ^ricola's  Gewandtheit,  sich  in  dieser  Spi*ache  auszu- 
4rtek«ii  ,  als  unsere  Kennttiiss  vermehrt",  austallen  können. 

•a  liiB  Üb  nuhL  dieser  Ansicht,  dem  Historiker  der  Philologie  oder 
4#r  glitQtiisclien  Studien  ist  eine  solche  Stelle  unentbehrlich*  Und 
Bntf  23  ist  ja  anch  gar  nicht  unwichtig,  wie  der  Verfasser  selbst 
ö,  1  tngibt.  —  Schade  ist  es  auch,  diiK;!!  G,  es  vei-saumt  hat,  ein 
Ittsregister ,  die  u n e r  U g s  1  i c h  e  Beigabe  einer  Briefsammlung, 
figei]<  Von  Kinzelnheiten  föge  ich  noch  hinzu,  dass  auf  S.  9 
n*  2  4b*r  li«uchlurs  Höjrat  meine  Correspondenz  des  Beatu.s  ßhena- 
m  8. 121  anzniiehen  war,  lu  S,  13  n.  1 .  das.^^  Seb.  Murrho  es  war, 
4»^  WlwphHmjf  fMT  Abf.'is?snng  seiner  patriotischen  Werke  anregte; 
4lir  LftJ  wo)  einige  Angaben  erwünscht  gewesen, 

ruiiimlii  ^  ibshammer  (S,  109),  sondern  Spiesshaimer 

1  U.  der  Wiener  OniversitAt  IL  Bd.  S.  284),  wir  Ist 
ftiiir,   warum  G,  Humraclbei^er  Humolburg   nennt* 
Auf  rief  26  fehlt  die  Angab«  des  Ortes;  Quingentulis  ist 


5t  Literatur  des  Hnmanismas,  ang.  v.  Ad.  HorawitB. 

offenbar  Qningentole  im  Mantuanischen,  vier  Meilen  von  Bevere  am 
Po,  eine  kleine  Meile  von  dem  Einflüsse  der  Secchia;  das  S.  31  nichli 
erUärte  Ex  Gastineto  (Brief  30)  wol  Castioneto  in  der  Lombardie 
(Amati  sagt  darfiber:  Frazione  del  com.  di  Ghiuro  in  Lombardia, 
proY.  e  circond.  di  Sondrio  mand.  di  Ponte  in  Valtellina).  Schlimm 
sind  die  vielen  Druckfehler,  von  denen  ich  nnr  einige  nenne,  c.  B. 
S.  51  Z.  9  Y.  n.  honostos  st.  honestes,  S.  52  Z.  2  v.  n.  Dracontins 
st.  Dracontins,  S.  55  Z.  14  y.  o.  Venerandiro  st.  Yenerando  viro, 

5.  56  Z.  14  Y.  u.  necestitate  s.  necessitate,  S.  58  Z.  9  y.  o.  diligin* 
ter  st.  diligenter,  Z.  10  y.  o.  Nometas  st.  Nemetas,  S.  60  Z.  2  y.  o. 
quam  st.  quem,  Z.  4  v.  o.  deligentiam  st.  diligentiam,  Z.  15  v.  o. 
oppurtonitate  st.  opportunitate ,  &  61  Z.  6  y.  o.  suis  st.  tois,  S.  62 
Z.  16  Y.  u.  praetera  st.  praeterea,  S.  65  Z.  6  y.  o.  egregria  st.  egre* 
gia,  Z.  8  prope  st.  ptobe  usw.  S.  169  habetior  st.  hebetior;  hie  nnd 
da  steht  auch  in  der  neuen  Ausgabe  durch  Schuld  des  Setzers  nicht 
Alles,  was  sich  in  der  alten  findet,  z.  B.  S.  59  Z.  3  y.  o.  soll  nach 
prolixius  noch  „et  iactantius^  folgen,  Z.  10  y.  u.  steht  conYontus  st. 
inYontus.  S.  61  Z.  3  y.  o.  soll  statt  et  tuis,  conjugis  experimentum 
et  tnae  conjugis  experimentum  gelesen  werden.  Citate  you  der  Un- 
bestimmtheit: Klüpfel  Vita  Celtis  (S.  35),  in  einer  Handschrift  zu 
Innsbruck  (36) ,  Inconsequenz  in  der  Schreibung  (foelicitatem,  ami- 
cicia,  desyderat,  foecundus  neben  den  gebrauchlichen  Formen)  würde 

6.  selbst  rügen.  Doch  freilich  sind  das  Alles  nur  ganz  unwesentliche 
Mängel,  die  den  grossen  Werth  seiner  daukenswerthen  Arbeit  nicht 
mindern,  bei  der  zweiten  Auflage  aber,  die  wir  recht  bald  wünschen, 
durch  soi-gfältige  Gorrectur ,  Beifügung  eines  Namensregisters ,  Yor 
Allem  aber  durch  unYerminderten  Abdruck  aller  Briefe  leicht  be- 
seitigt werden  können.  Geiger's  Sanmilung  führt  dem  Forscher 
namentlich  für  die  Geschichte  des  jungen  deutschen  Humanismus 
ein  ausserordentlich  werthYoUes  Material  Yor,  nicht  Geringes  ent- 
nahm ich  daraus  für  meine  griechischen  Studien.  Der  Herausgeber 
hat  sich  wahrlich  die  Muhe  nicht  Yordriessen  lassen ,  aus  Basel ,  den 
EUenbogen'schen  Manuscripten ,  aus  Ottenbeuem ,  Paris,  Stuttgart, 
Wolfenbüttel,  Heidelberg,  Frankfurt,  Gotha,  St.  Gallen,  München, 
Nürnberg,  Berlin  Inedita  zu  sammeln  und  in  sehr  richtiger  Erkennt- 
niss  auch  die  Widmungsbriefe  der  Werke  in  seine  Sammlung  auf- 
genommen. Lebhaft  muss  ich  es  aber  bedauern,  dass  sowol  die  in 
Friedländer^s  Beiträgen  zur  Reformationsgeschichte  1837  als  auch 
in  B6cking*s  Hutten-Ausgabe  enthaltenen  Briefe  keinen  Abdruck 
fanden ,  der  Forscher  wird  dann  immer  zu  jenen  Büchern  greifen 
müssen  und  hat  kein  YoUständiges  Gorpus  Beuchlinianum  in  Händen. 
Aber  auch  dies  lässt  sich  bei  einer  zweiten  Auflage  bessern.  —  Dass 
auch  bei  dieser  Sammlung  Mittheilungen  Yon  Professor  W.  Vischer 
in  Basel  nicht  fehlen,  ist  fast  überflüssig  zu  bemerken  für  Jeden,  der 
wie  ich  die  beinahe  sprichwörtlich  gewordene  aufopfernde  Gefällig- 
keit und  Liebenswürdigkeit  dieses  Gelehrten  kennt. 

Mit  seiner  Briefausgabe  hat  Geiger  die  Ehrenschuld  unseres  Vol- 
kes an  einen  grossen  Mann  abgetragen;  wie  Ulrich  you  Hutten's  An- 


Lflemior  dea  Uumanismiu,  ang.  t.  Äd.  HorawiU, 


58 


ilOTch  BOcking  und  David  Strausa  in  würdigster  Weiß« 
rf.  u  anl ,  wi©  L  u  t  Ii  e  T  an  K  5  s  1 1  i  n  einen  Biographen,  H  e  1  a  n- 
i.n  jifHir  anBretßchneider  aud  Bindseil  ihre  Samm- 
iien  Editoren  fanden,  ao  ist  Beuchlin  dnrch  Geiger' s 
bönes  Denkmal  gesetzt.  Ein  Grosserer  noch  als  der  be- 
r  seiner  würdigen  Biographie»  es  ist 
4trA  lien  Gelehrsamkeit»  es  ist  Erasmus 

vdh  Boileidani,  L  nd  dach,  wie  viel  ward  nbftr  ihn  in  seiner  nnd 
wr*r  Zi^it  geschrieben.  Wie  Worthvolles  brachten  die  Arbeiten 
uri^nj-Henke,  Hess,  Kuight,  die  gekrönte  Preisschrift  von 
Krhardt»  Gaye»  Stiebart.  Gondin,  die  sehr  dankenBwertbeu 
S^hrift^n  von  Woker  nnd  Kftmmel,  und  endlich  die  statt- 
W*fko  von  Durand  de  Laur  und  Drummond').  die  in  den 
Mtlaii  Jahren  ersichienen.  von  dem  Buche  von  Feigere  abgesehen. 
te  Geigöf's  vernichtende  Kritik  mit  Recht  herausforderte!  So  viele 
tfirunter  ein  so  frisch  geschriebenes  wie  das  von  Müller,  »o 
»che  wie  das  von  Durand  de  Laur,  ein  so  geschmackvoll  nnd 
wie  das  von  Drnmmond,  das  ich  wenigstens  für  das 
(,  das  über  den  ^rrossen  Mann  geschrieben»  und  doch  keines 
'das  der  Ih  T^utschen  Wissenschaft  genügt!  Die  Noth- 

Httdlffke^t.   in  d'^  ihie   des  Erasmua   eine  Culturgeschichte 

Bwr  in"n»  yiw  bisher  fast  völlig  vernachlässigte  Ohreno- 

richtig/.ustenen»  den  Gelehrten  aus  seinen  Werken 
llild«rn.  dieselben  aber  in  den  gesammteu  geistigen  Entwick- 
y«t<)ri8c(i  einzuordnen ,  diese  und  noch  viele  andere  in- 
lerniiffen  nnd  Aufgaben  hat  eben  auch  wieder  Geiger 
rvon  n  'eilt,  die  ich  ohne  weiters  wahre 

|]||ibtl««tdek«  p<»-  ü  mr>cbte.  Ich  stehe  auch  keinen 

Alifiolitkk  an,  iW.t^vt  lnr  den  Mann  /.n  halten»  der  die  beste  Era»- 
ns-Biographie  schreiben  könnte,  und  er.^t  als  ich  mir  die  Uebeneu* 
fUf  wrecbÄffte,  däJStv  man  weder  von  ihm  noch  von  Johannes  Va bleu 
SiibirKahiiie  die<$er  Arbeit  erhoffen  k^nne,  ging  ich  —  xagend 
Bi  mir  auf  die  Aufforderung  von  Pachgenossen  —  selbst  an's 
"  '    '   *  ■   r  sofort,  dass  mir  Gelger's  und  Kämmel's 

ii  äusserst  dnnkenswerthe  Anregungen  boten: 
f«^*>ri  aiicU  dtP  werthvoUe  Abhandlung  Geijrer's  über  refor- 
chiehtlicbo  Schriften  (Archiv  för  Literaturgeschichte  V). 
en  Scharfsiinne  wird  dort  die  Autorschaft  dreier  kleiner 
iQ  bestimmt,  die  för  die  Biographie  des  Era^^mas  nicht  un» 
«Ind.   Die  eine  ^Äpologia  Christi  pro  Luthei-o  1521*'  wird 


■)  Dia  Lt^Vn   dr^  Kfiihnm«  von  Burignv  mit  VcrbesMrnngen  und 
\  Ton  r  ',    E.  V.  Hpä8   17'»9-9a,    Ad.  Möller  1828, 

IBIS*  1  1736.  Goudin  17>^*|  von  eini^m  üngenunn- 

ImfVL  B.  A.  Wi^ii  Wolter  de  stü <]  s  1872,  Dmmmond 

Ibm»  lli«  Ufe  »i  t4^^,  t wo  Volum r  I^ur  Erasme  pre- 

OHMf  gl  l]iitlat«m  d«  1  espnt  moderne  1872.   iiaje  DlsquinitioDes  de 
VlIaPiMarii  Erami  1889 


64  Literatur  des  Hnmanismiu,  ang.  t.  Ad.  HoramU. 

Thomas  Blaurer  zugeschrieben  und  hatte  den  Zweck,  den  Bomanisten 
Ulrich  Zasins  för  Luther  günstig  zu  stimmen.  Natürlich  ohne  Erfolg, 
denn  wie  Johannes  Lonicems  von  Zasins  x schreibt:  Veteranns  est 
Legista,  cui  aliud  placere  non  potest,  quam  leges  ....  Martinnm  non 
alium  aestimat  quam  haereticum,  Philippnm  Melanchthonem  misera- 
tus,  quod  nobili  ingenio  suo  in  errore  Lutherano  defensando  et 
acceptando  abutatur.  Sehr  treffend  wird  aber  der  Beweis  erbracht, 
dass  der  Verfasser  der  Schrift  „Consilium  cuiusdam  ex  animo  cupientis 
esse  consultum  et  B.  Pontificis  dignitati  et  Ghristianae  religionis 
tranquillitati^  1521  kein  Anderer  als  Erasmus  sein  könne.  Man  rieth 
auf  Zwingli,  was  auch  Vadian  behauptete;  G.  zeigt  nun  unwiderleg- 
lich, dass  Alles,  Form  und  Gedankengang,  ja  auch  ganz  bestimmte 
Aeusserungen  des  Erasmus  auf  diesen  allein  verweisen.  Die  Schrift 
ist  irenisch  gehalten,  ein  erster  Vermittlungsversuch,  wie  er  der 
Sinnesart  des  Erasmus  entstammen  konnte.  Er  wünscht  den  Papst, 
den  Begünstiger  der  Wissenschaft  geachtet,  sieht  in  dem  Angriffe 
auf  Luther  die  Masslosigkeit  der  Mönche,  welche  jenen  nur  aus  Hass 
gegen  die  Wissenschaft  unternahmen ,  und  wünschte  den  Streit  zwi- 
schen der  Kirche  und  Luther  durch  ein  Schiedsgericht  (!)  beigelegt, 
das  Kaiser  Karl  V. ,  König  Heinreich  VIII.  von  England  und  Lud- 
wig U.  von  Ungarn  bilden  sollen.  Echt  erasmisch  klingt  der  Schluss: 
Zu  diesem  Bathe  bin  ich  von  den  höchsten  geistlichen  und  welt- 
lichen Fürsten  aufgefordert  worden hierauf  folgen  die  Worte: 

NixrjCaTM  rj  tov  XQiavov  Ttaidda  xat  aXi^d^eia.  Erasmus  selbst 
schreibt  aber  später  an  Ludwig  Ber  in  Basel:  Adnixus  sum,  cum 
essem  Coloniae,  ut  Lutherus  auferret  laudem  obedientiae, 
Pontifex  clementiae.  Et  placebat  Begibus  quibusdam  con- 
silium.  —  Nur  mit  dem  einen  Beweisgrunde  kann  ich  mich  nicht 
einverstanden  erklären,  dass  es  gegen  Zwingli*s  Autorschaft  spre- 
chen soll,  dass  auf  die  Krönung  Karl's  V.  —  ein  für  einen  Schweizer 
nicht  besonders  wichtiges  Ereigniss  —  ein  so  nachdrückliches  Gewicht 
gelegt  wird ;  die  Briefe  des  Bhenanus  und  Zwingli*s  (Schulthess*sche 
Sammlung)  zeigen ,  wie  ernst  man  au  Zürich  und  Basel  diese  An- 
gelegenheit nahm.  Die  dritte  Schrift,  das  Spiel  zu  Paris  1524  ^) ,  ein 
wirklich  interessantes  literarisches  Product,  in  dem  Erasmus,  Ulrich 
von  Hütten  und  Beuchlin,  der  Papst  und  die  Cardinäle  auftreten, 
führt  uns  mitten  in  die  erregten  Invectiven  der  Freunde  der  Befor- 
mation  gegen  den  zurückhaltenden  Erasmus  hinein,  der  geradezu  wie 
ein  Abtrünniger  geschildert  wird.  Auch  für  diese  Schrift  hat  G.  den 
Verfasser  gefunden,  er  sieht  ihn  in  Guillaume  Farel,  auf  den  auch 
wirklich  Alles  passt. 

Bührig  hat  man  sich  in  Deutschland  seit  Jahren  der  Univer- 
sitätsgeschichte zugewendet,  die  Arbeiten  über  Leipzig  (Zamcke), 
München-Ingolstadt  (Prantl),  Heidelberg  (Hautz),  Tübingen  (Klü- 
pfel),  Erfurt  (Kampschulte),  Bestock  (Krabbe) ,  Greifswalde  (Kose- 


*)  Tngödia  Parisiis  acta. 


Utefmfcar  des  Htunaniflinut,  ang.  r.  Äd.  HorawUg, 


SS 


b)#  Freiburg  (Schr<»iber)  usw,  bieten  höchst  anzieheudes  und 
•s  MateriaK  aasserdem  ^urde  durch  Schulprogramme  und 
»{»bien,  wi©  durch  Abdruck  von  Matrikeln  (z.  B.  für  Witten- 
■"^on  Försteinanü)  und  die  Arbeit  der  historischen  Vereine  für 
UomAnlstengegchichte  der  Rheinlande  und  Thüringens  sehr  viel 
dt;  weit  stand ' dagegen  dus  Donangebiet  zm^ück.  Die  üniver- 
tiichto  von  Wien  wurde  —  abgesehen  von  den  copioseu 
(TrkoiidAiisbdrGcken  -^  in  dem  Kiuk'schen  Bache  nicht  so  behandelt, 
namentlich  für  die  Epoche  der  Wiedergeburt  der  Studien 
eüdwie  zum  Abschlüsse  gebracht  worden  wäre.  Deshalb  musste 
lüs  Äusserst  dankeri55werth  bezeichnen,  dass  zur  Feier  des 
BIS  der  Wiener  Universität  eine  grosse  wissenschaftliche  Mono- 
'iri^i*  von  solcher  Gnlndlicbkeit  und  Bedeutung  erschien,  wie  man 
«i  Wi  den  Arbeiten  ihres  Ver£aäBi*rs  gewohnt  ist  Man  weiss,  dass 
mk  4it  Gfschichte  der  Wiener  Univeraität  von  Aschbach  meine, 
imm  xwciter  Band  vor  wenigen  Tagen  ausgegeben  wurde  und  das 
Sälalter  Maiitntlians  behandelt.  ^ )  Eine  um  so  überraschendere 
6dw,  ftlfi  der  V^erfasser  trotx  seines  Alters  mit  gewaltiger  Arbeits- 
knit  ttnd  geistiger  Frische  ein  Bild  des  Wiener  Humanismus  in  dem 
tfniMBStagflii  und  hoÄtnungsfreudigen  Säcnlum  zu  geben  vermochte. 
Angabe  des  Buches  war  es,  «eine  Lücke  in  der  Literatur  aus- 
amitn  und  der  Wiener  Universität  die  ihr  gebührende  ausgezeichnete 
ÜjUmy  nicht  nur  in  den  mathematischen  Disciplinen ,  worin  sie 
mkmü  firiUier  Vorzügliches  geleistet,  sondern  auch  auf  dem  Gebiete 
im  PHef«  d«r  clas^sischen  Wissenschaften  zuzuweisen  und  zu  sichern*", 
in  dir  Hmnd  der  bekannten  Quellen»  besonders  gef?irdert  auch  durch 
AfcMralieD  des  Universitatsarchivs  und  Handschriften  der  k.  k.  Hof* 
WUiotlielc  in  Wien,  gibt  A.  ausser  einer  allgemeinen  Darstellung  des 
äA  ?«nsithenden  Umschwunges  in  den  Studien  der  Hochschule  am 
bda  det  fftnftehnten  und  Anfang  des  sechzehnten  Jahrhundertes 
0,  S— 138)  eine  sehr  sorgfaltige  biographische  und  bibliographische 
lii«aflnn«]i9telloDg  über  Leben  und  Schriften  der  Wiener  Humanisten 
(8. 141«»418),  der  als  Anhang  ein  Verzeichnis  der  Mitglieder  der 
pMutem  Donaugesellschaft,  Begister  der  Eectorent  Decane  und  Pro- 
Ton  1466—1520,  das  Testament  des  Celtis  und  die  Stif- 
dta  CoUegium  poet&rum  et  mathematicorum  folcren. 
ist  denn  auch  das  genaue  und  handsame  Register 
fkir  im  fnnie  Werk,  aua  dessen  Inhalt  Einiges  hervorgehoben  wer* 

Dii  Einleitung  führt  uns  zu  den  tristen  äusseren  und  inneren 
CUanttÜt^i  '  lie  die  Streitigkeiten  Friedrichs  IlL  mit  seinem 

Iniir  AI'  l ,  die  stete  Üngarnnoth  und  die  Einnahme  Nie- 

dirtilirmchä  d^r'  .i^  Corvinus  auch  Ober  die  Universität 


Dies«  Hoi 


welche  sowol  ihrer  politischen  Haltung 


IHß  Wiener  UniverBitat  und  ihr«  Uumanisten  im  Zeitalter  Kaisef 

j  I»  Von  Joief  Ritter  von  Aichbacb.  Heransgeigeben  von  der 

.kVMWiitil.  Wien*  HmumüUer  1877.  8,  467  sa 


56  Literatur  des  Hamanismiu,  ang.  v.  Äd,  HorawU», 

nach  —  sie  stand  wie  die  Stadt  Wien  auf  Seiten  Albrechts  — 
als  auch  ihrer  Begünstigung  der  concilfreundlichen  Ansicht  wegen 
Friedrichs  Missfallen  erregte,  vermochte  niemals  die  Gunst  dieses 
Kaisers  zu  gewinnen.  Aber  auch  während  der  ungarischen  Invasion 
von  1485 — 90  befand  sich  die  Universität  natürlich  in  keiner  gün- 
stigen Lage ;  abgesehen  davon,  dass  Matthias*  Theilnahme  für  wissen- 
schaftliche Strebungen  nur  seiner  Hochschule  in  Ofen  zu  Gute  kam, 
fühlte  sich  der  König  von  Ungarn  auch  dadurch  verletzt,  dass  ihm 
die  Universität  als  „autonome  Körperschaft^  die  Huldigung  versagte. 
Folge  davon  war  die  Sperrung  ihrer  Einkünfte ,  ja  der  Versuch  die 
Wiener  Schule  zu  Grunde  zu  richten ,  um  in  Ofen  einen  Mittelpunct 
aller  geistigen  Thätigkeit  in  den  östlichen  Donauländern  zu  ge- 
winnen. Nachdem  Oesterreich  aus  einem  ungarischen  Comitate  wie- 
der seiner  Verbindung  mit  den  deutschen  Ländern  zurückgegeben 
ward,  kamen  aber  für  die  „Alma  mater  Vindobonensis**  noch  immer 
„keine  besseren  Zeiten",  dies  dauerte  fort  bis  zum  Regierungsantritte 
Maximilians.  Denn  Friedrich  IIL  hat  während  seiner  langen  Regie- 
rung in  Wahrheit  „nichts  für  das  Aufblühen  und  Gedeihen  der  Wiener 
Hochschule  gethan ,  im  Gegentheil  in  mancher  Hinsicht  nicht  wenig 
zu  ihrem  Verfalle  beigetragen".  War  es  da  nicht  begreiflich,  dass  die 
noch  ganz  kirchliche  Anstalt,  zu  deren  Pflicht  die  Verfolgung  der 
Ketzereien  gehöi*te ,  die  keinen  weltlichen  Herrn  über  sich  erkannte 
und  nur  Unbeweibte  zum  Rectorate  zuliess ,  wissenschaftlich  fast 
nichts  leistete  und  ausserordentlich  verfiel !  Die  Zahl  der  Studenten, 
die  in  der  Mitte  des  fünfzehnten  Jahrhundertes  nach  Tausenden  zählte, 
sank  bis  auf  einige  Hundei-te  herab ,  die  kleine  Fortschrittspartei  im 
Professoren-Collegium  wurde  niedergestimmt  oder  zum  Widerruf  ihrer 
freimüthigen  Aeusserungen  gezwungen.  Unter  diesen  Verhältnissen 
konnte  der  allerdings  schon  keimhaft  vorhandene  Sinn  für  humani- 
stische Strebungen  nur  ganz  schüchtern  sein  Haupt  erheben.  Männer 
wie  Bernhard  Perger ,  Wolfgang  Hayden ,  Johann  Goldperger  u.  A. 
lehren  über  Vergil ,  Horaz ,  Teronz ,  Cicero,  Sallust  und  Seneca,  frei- 
lich „weder  kritischen  noch  eigentlich  philologischen  Anforderungen" 
entsprechend.  Doch  immerhin,  der  frisch  pulsierende  junge  Humanis- 
mus klopfte  einmal  an  die  Pforte  unserer  Hochschule  und  es  ward 
ihm  aufgethan.  Der  ihn  aber  nicht  blos  einliess ,  sondern  der  ihm 
auch  eine  gastliche  Stätte  bereitete ,  war  kein  Geringerer  als  Kaiser 
Maximilian.  Ich  habe  an  einem  anderen  Orte  (Wiener  Wochenschrift 
1871)  die  giosse  Bedeutung  dieses  genialen  und  liebenswürdigen 
Habsburgers  zu  würdigen  versucht;  w^  ich  dort  skizzenhaft  an- 
deutete, findet  hier  vielfache  Vermehrung.  Es  ist  schwer,  bei  der  Be- 
trachtung dieses  wahrhaften  Förderers  jeder  wissenschaftlichen  und 
künstlerischen  Strebung ,  keinen  Panegyricus  zu  schreiben.  —  Frei- 
lich der  Kaiser  stand  nicht  allein ;  Bernhard  Perger  und  die  Rätbe 
Johannes  Krachenberger  (mit  dem  Gelehrtenname  Pierius  Gracchus) 
und  Johann  Fuchsmagen  waren  es ,  die  dem  Humanismus  die  Wege 
bahnten.  Auch  in  Wien  begann  nun  der  Kampf  gegen  die  abgelebten 


l^ltmtQr  dea  Hamanismus,  »ng.  v.  Aä,  Ilaraitifg. 


M 


.  e:egen  den  excliisiv  clerikaleu  Charakter  der 
ti  und  die  8chl<H;hten  Lehrmittel.  Eminent  und 
Hdend  aber  waren  die  Beirmhnngen  des  Fi*ankon  Johann  Spiees- 
(Cnspiman)  um  die  Aufnalime  regelmässigfer  hümiin istischer 
ttng^n,  wie  er  denn  seihst  ober  Poetik  und  Rhetorik  gelosen 
"^Und  nttn  lM*ginnt  ein  lebendiges  Ab-  und  Zuströmen  von  Wander- 
im»  ÄUcli  r«'lti»^  hat  schon  14i)0  Ga?*t Vorlesungen  in  Wien  ge- 
Man  fi  oh  man  deutsche  oder  italienische  Lehrer  an 

örhÄchoIr  II  soll,  raan  theilt  sich  in  Parteien;  wahrend 

Buner  der  itali^'njschpn  Humanifit^n  die  Realien  jurficksetAten, 
IQ  die  Begiuistiger  der  Deutschen  —  vor  Allem  Cuspinian  und 
trache«b«?rgt!r ,  di*r  eine'  deutsche  Grammatik  geschrieben  haben 
. —  auch  Mathematik,  Astronomie,  Geographie,  Geschichte. 
ich^  Sprache  und  Literatur  unter  die  Humanitätiistudien 
»ttommen  wissen.  Doch  der  Kaperintendeni  Pei-ger  gewann  damals 
Utk  im  Sieg  über  die  Anhänger  der  Realien,  ita1ieni^^che  Uuum- 
nmtm  erschienen  in  Wien  (u.  A.  dor  Venetianer  Girolamo  Balbi 
1 1SWI5K  Hilfsmittel  in  der  Vulgärsprache  aber  wurden  völlig  unter* 
sft  ^1  tiht  Konrad  Cidtis  durch  Cutspinian's  und  Krachen herger*^ 
Ihaialiaii9«n  för  die  Wiener  Hochschule  gewonnen  ward,  gelang  es, 
ii§  IminaDbÜschen  Studien  in  rascheren  Fluss  za  bringen  und  sie 
MCh  Moi  Unterricht  in  den  Realien  zn  Grunde  zu  legen;  so  las 
{Ulli  ««Jbst  Ober  Geographie  nach  dem  griechischen  Urteit  des 
Clisdias  Ptolemäus,  und  fand  in  der  Lecttire  von  Tacitus'  Germania 
i9\U9  ^N  "f- -'«1-'  Ge3?chicht€schreibuDg  im  XVL  Jahrhunderte", 
jrber«  h  r  Zettfichrift  1871,  und  meine  ^Beitr&ge  zur 

tnini.injsmug  und  der  Historiographie"   in  der  Zeit- 
öts^'Ufl  c^tltiHsri^srhichte,  Hannover  I87r>1  und  anderer 
tugere  Excurse  über  deutsche  Geo- 
pipU«*  'i  Mirgeschichte,  wie  er  d«'nn  auch  alte 

Gfsciik1it4» ,  Mythologie  und  ÄK-häologie  eingehender  als  Einer  vor 
HttD  Wkandfdt«),  Was  Thomas  Plaltor  (AutobiogmphJe  8.  49)  n.  A. 
«agi:  ^Die  Griekesch  sprach  was  noch  seltzam.  war«!  wenig  braucht** 
hil  iticli  flir  V  ■        ndung,  so  sehr  sich  Celtis  —  der 

tellMl  d«e  G;  ^  war,   aber  wie  Aschba^h  S.  :261 

jpn  rkbtiir  «Grammatik  geschrieben  — 

«adi  taniht«'  heu  zu  tlndi^n,  seine  Mflhe 

<nir  iil4»  nmJ*onl^t^  «rst  viel  spater  wnrde  der  Lehrstuhl  deg  Griechi- 
xhn  durch  Cospaa  und  Georg  Kithaymer  auK  Mariazell  besetzt. 
DififfD  gelang  es  den  vereinten  Bemüh mnngen  des  Celtis  und 
OMpiiiiii  in  dem  „Cotlegiiim  por'tarum  t*t  mathematicorum"  eine 
Arl  roll  ifetiiinar  für  huTUHiiististhB  Scholaren  zu  errichten  und  am 
1  FtWitaJr  1Ö02  %u  er  t.)  .  wodun  h  er  gegen  den 

Stbalaalietaiiiits  eine  e^i  ^^  Schnitt  gewann.  Und  nun 

Nfiajl  durch  die  poetae  laureatt,  dte  gelehrte  Donaugesellschaftt  ein 
•>  MdibaJttger  Kampf  gegen  die  alte  Richtung  und  eine  so  intensive 
Itifi  dtr  «schönen  Künste"*  (worunter  die  Musik,  der  Max  und 


98 


Literaitur  des  Humatusmns,  aog*  y.  Ad,  HorawitB. 


Celtis  wärmste  Sympathien  gehörten,  Dicht  als  die  letzte  fühlte), 
I  «lass  sich  bald  die  Einwirkungen  des  Hamanismus  auf  alle  Facnltats- 
I  Studien  geltend  machte,  und  Wien  darch  seinen  Celtis,  Cuspinian^ 
Stabius  u.  A.  einen  solchen  Euf  erhielt^  dass  Eoban  Hesse  m  A.  &T4 
klärten,  es  ^ehe  kein  grösseres  Glück,  als  Lehrer  in  Wien  zu  seiDj 
Schüler  aus  allen  Gegenden,  vornehmlich  aus  der  Schweiz  (x.  B^ 
Zwingli ,  Vadian ,  Glarean  u.  A.)  herbeiströmten,  und  man  öfter 
5000  Studenten  zählte.  Und  nicht  blos  die  philologischen  und  mathe^ 
matischen  Studien  (die  letzteren  durch  Stabius  und  CoUimitius)  blüh* 
ten^  auch  die  bedeutendsten  Vertreter  der  medicinischen  Facultätengj 
wie  u.  A*  Johannes  Tichtel  (vergleiche  meine  von  Aschbach  S,  96 
übersehene  Schrift  ober  ihn)  und  Steinpaiss  gehörten  dem  Kreis« 
der  Humanisten  an;  nicht  minder  die   bekannten  Juiisten  Jacob'' 
Spiegel  aus  Schlettstadt ,  ein  Verwandter  des  ß.  Ehenanus^  Philipp 
Gundel,  den  Bnischins  besang,  und  Martin  Oapinius  (Mert  Siben-^ 
I burger).  Es  begreift  sich  leicht,  dass  es  denn  in  dem  Reucblin'schea 
I  Streite  dem  gefeierten  Philologen  auch  in  Wien  nicht  an  glühenden^ 
'  Anhängern  und  Verthcidigern  fehlte,  ßerbel,  Cuspinian  und  Vadian j 
erklärten  sich  für  ihn,  nicht  wenig  arbeitete  aber  auch  der  Hof^ 
caplan  Stefan  Bosinus  als  Geschäftsführer  des  Kaisers  in  Born  far^ 
Beuclilin,  Dagegen  wirkte  die  Lutherische  Bewegung  in  Wien  erst 
spät  auf  weitere  Kreise;  wie  Kaiser  Max  in  ihr  unr  ein  Mönchs- 
gezänk zu  sehen  gemeint  war  ^  so  liessen  die  Wiener  auch  Eck's  Dis- 
putationen (1518)  sehr  kalt,  die  Erhebung  der  Stände  nm  1519 
gegen  das  ^spanische  Regiment^  Hess  Anderes  nicht  aufkommen; 
erst  1520  begann  man  Luther 's  Schriften  auch  hier  zu  verbreiten. 
Der  gelehrte  Bischof  Slatkooia  verhielt  sich  ziemlich  passiv,  die, 
Universität  aber  weigerte  sich ,  die  Verdammungsbulle  des  Papst 
zu  publicieren*  der  Statthalter  Leonhard  Zeg  war  ja  selbst  völL 
lutherisch  gesinnt,  unter  so  günstigen  Verbältnissen  gewann  Luthers  J 
Lehre  Raum  und  Anhang ,  Wiener  Buchführcr  verbreiteten  von  biet J 
aus  seine  Schriften ,  erst  nach  Zeg*s  Tode  stärkte  sich  die  Eck*8ch€ 
Partei,  mit  welchem  Erfolge  zeigt  die  Geschichte  Oesterreichs, 

Unmöglich  kann  es  Sache  der  vorliegenden  Anzeige  sein,  ein 
Regest  des  höchst  verdienstvollen  Werkes  zu  geben,  vielmehr  ei*-l 
scheint  es  mir  als  Pflicht,  zur  Lectöre  desselben  anzuregen  und  dio] 
Fachgenossen  nur  auf  den  reichen  Inhalt  aufmerksam  zu  machen^ 
i^Ba  muss  ich  denn  bemerken ,  dass  das  zweite  Buch ,  das  vom  Leben 
'und  den  Schriften  der  Wiener  Humanisten  handelt,  die  Biographien 
usw.  des  Eud.  Agricola  (Banmann),  Baibus,  Burgerius,  Camers,  Capt*j 
nins,  Celtis,  CoUimitius,  Cospus,  Cuspinian,  Eubolius,  Fabri,  Oer* 
belius,  Gundelius,  Hadelius,  Logus,  Marius  (Joh.  Mayer),  Misbeckiusn 
Perlachius,  Polymnius,  Rithaimerus,  Bosinus,  Salzerius,  Scipio,  Spie-| 
gel,  Stabius,  Stiborius,  Snntheim,  Ursinus,  Vadianus,  VeiocianusJ 
Wolfhardus  enthält,  Biographien  also  von  angleicher  Bedeutung. 
Auch  diß  Ueberlieferung  ist  ungleich ,  so  dass  mau  von  Manchen J 
X.  B.  von  Bithaimer  wirklich  wenig  erfährti  dass  dagegen  über  Celtis  j 


»tuT  des  HamanüntuB,  atig.  r.  Ad.  Morawit», 


5» 


\  fron^Monograpbie  geliefert  wird  (S.  189^270).  Dass  es  dabei 
lU  m  Brg&niüngetif  belehrenden  Nachträgen,  vor  Alleoi  aber  an 
BerichtigOfigeii  nicht  fehlt,  versteht  sich  bei  Aschbach 's  Gründlich* 
keit  gan«  Ton  selbst.  Völlig  beipflichtei  muss  man  der  Aufforderung 
iidilich*8 ,  den  Codex  epistolaris  des  Celtis ,  der  sich  auf  der  k.  k. 
ner  Hofbibttothek  befindet,  sammt  seinen  anderen  Briefen  her- 
eben  ^).  l'eberhaupt  wfiro  eine  Gesamnitausgabe  der  Werke  des 
inten  ein  grosses  Verdienst  —  ich  glaube  nicht 
-age,  das8  die  hochverdiente  Firnjs  Teubner  eine 
iKdition  m  ihrem  berühmten  Vertage  erscheinen  lassen  würde, 
aber,  die  sich  dieser  Anfgabe  unteriiehen  kann  und  wird, 
iUfh  bereit«  gefunden  ist. 

WerthToll  ist  in  der  Biographie  Celtii  auch  das  chronologische 
Ttraeicbnis  seiner  Schriften  (sammt  eingehenden  Bemerkungen),  dem 
ifh  IL  Ar  d^n  Titel  eines  für  die  Geschichte  der  Musik  sehr  interes- 
jütldiif  »ehr  seltenen  Schriftchens  entnehme  (Melopoiae  sive  Har- 
tetraeenticae  super  XXII.  genera  carminum  etc,  cf.  249  ff.), 
dem  sieh  zwei  Ausgaben  auf  der  Wiener  Hofbibliothek  befinden. 
—  In  der  Biographie  Cuspinian's  werden  die  albernen  Angaben,  dass 
*  Imis&rlicher  Kanzler ,  Vorsteher  des  kaiserlichen  Hausarchivs  und 
r  Hofbtbliothek  gewesen  —  Angaben,  die  ein  Compilator  gedanken- 
dint  anderen  naclibetote ,  gebührend  auf  üiren  Ungrund  zurück- 
.  —  Oberhaupt  ist  Aschbach's  Arbeit  die  erste  gediegene  Mono- 
piidiit  über  den  wackeren  Humanisten.  Zu  S*  309  bemerke  ich  — 
■tdl  firtiiDdUcber  Angabe  Zeissberg's  —  dass  das  Diarium  Cuspi« 
liaAV  Dicht  verloren  ist.  Sehr  interessant  sind  die  Notizen  über  die 
ffitttr  '*-  -'on  von  TertuUian*8  Apoiogeticus  (1521)  und  der 
hiMf:  13);  die  erstere  erschien  mit  der  des  B.  Rhenanus 

^iidtAfeiUi;  {d,  h.  wenigstens  in  demselben  Jahre),  die  zweite  sieben 
hkn  ?«r  d#r  Kdition  des  Schlettstädter  Gelehrten. 

A«i]ilifih*B)  Ati^icht  über  liithaimer  —  dass  dessen  Arbeiten 
kl  mb  Originalwerke  zu  betrachten  seien  —  muss  man  vOUig  bei- 
dennoch  steckt  in  der  Vorrede  seiner  Bücher  so  viel  dea 
Bleo  and  fi)r  die  Geschichte  des  Wiener  Humanismus  Be« 
diäd  ein  näheres  Eingehen  darauf  sich  wol  verlohnt  haben 
ich  trage  Hiehergehöriges  nach,  indem  ich  das  Folgende 
^ilir  erscheineDden  Schrift:  „Griechische  Studien** 
Sein  Werk  Libellns  eitrctytttyimg  in  octo  libros  physico- 
m  Afi0toUli8  (Viennae  Fannoniae  per  Joannem  Singrenium  1539) 
Hl  in  ...Nutz  und  Frommen  der  studierenden  Jugend  und  aus  der 
bvifsiig  tatitiinden,  diesellie  aus  den  Zäunen  der  Grammatiker  ein 
WltBlmi  iMimnaziafDhren ,  damit  sie  zur  reinen  Philosophie  gelange"^. 
tea  •■üiiit  RiUiaimcr:  mtrum  est,  quam  hoc  tempore  studia  Phylo- 
^i^be(l)  lac^nt,  quam  contemnantur,  quam  nullo  loco  numerantur, 

,^  r&D  mir  aus  Cod.  F^.  Vindoh.  344R  in  meiner  Schrift  xur 
'«mtHidite  dfs  detttaehcn  Hnmanismus  Jena  1874  herausgegebenen  Briefe 
ü  Odili  riad  Atdibtch  entgangen. 


60  Literatur  des  fiamanisrnns,  ang.  t.  Äd.  Hcrawüz, 

ut  etiam  pleriqne  id  temporis  apnd  nostrates  nix  grammaticonun 
praeceptis  tenuiter  instructi  staüm  totius  Phylosophiae  inscie  rem 
medicara  (si  diis  placet)  in  manne  accipere  impudentissime  andeant.*' 
Weiters  wirft  der  Verfasser  cRe  Frage  auf,  wer  denn  rein  und  wie  ee 
sich  gebühre  die  Philosophie  des  Aristoteles  betreibe ,  ausser  Her- 
molaus  Barbarus,  Argyropulos  und  vielleicht  noch  einen  und  den 
andeiii.  Das  komme  aber  von  der  Dunkelheit  der  Commentare,  die 
dem  jugendlichen  Begriffsyerm((gen  sich  nicht  erschliessen  k((nnten. 
Seinen  Standpunct  mag  er  selbst  angeben.  ^Ego  in  hac  mea  eommen- 
tatione  hoc  adhibui  temperamentum  ne  asperitas  aut  difßcultas,  aut 
stili  sordes,  nel  durities  lectori  uel  taedium  uel  nauseam  mouere  pos- 
sent ,  siquidem  ab  Aristotele  ne  latum  quidem  unguem  discessimas.* 
Freilich  benutzte  er  dabei  den  Ermolao  Barbaro,   nahm  sich  dort 
Stellen  aus  Cicero's  Werken ,  wo  sie  ihm  zu  passen  scheinen  (nam  is 
magnam  Phylosophiae  Aristotelicae  partem  passim  transtulit  in  libros 
duos),  dabei  hielt  er  sich  an  die  Anordnung  des  Favre  von  Estaples 
(Faber  Stapulensis),  den  er  ziemlich  naiv  einen  „homo  non  indoetos^ 
nennt.  j^Ta  (Avari-KWTBQa^  habe  er  übergangen.  Die  Mühe,  die  ihm 
seine  Arbeit  verursacht,  könne  der  nie  beurtheilen,  der  in  solchen 
Studien  noch  keinen  Versuch  gemacht;  das  was  nun  der  Leser  leicht 
geniessen  könne,   habe  ihm  nicht  geringe  Anstrengung  gekostet. 
Wenn  aber  sein  Leben  länger  dauern  würde ,  wolle  er  noch  andere 
Bücher ,  z.  B.  „de  generatione  et  corrnptione^  und  die  ,,de  anima**, 
sowie  jene  „quae  parva  naturalia  uocant**  herausgeben ,  um  den  Ge- 
schmack an  Aristoteles  so  sehr  zu  wecken ,  dass  die  Leser  an  diese 
Quelle  selbst  sich  begeben.  Den  Schluss  der  Epistel  bildet  ein  war- 
mes Lob  und  dringende  Anempfehlung  der  Philosophie.  Rithaimer's 
Buch  wird  in  den  üblichen  Anpreisungsgedichten  von  Job.  Alex. 
Brassicanus  und  einem  steierischen  Jünglinge  Job.  Haselpnmner 
sehr  geiühmt.  Einer  „generalis  artium  divisio"  (aus  Angelo  Poliziano) 
folgt  die  Uebersetzung  der  acht  Bücher.  Mir  ist  nicht  bekannt,  dass 
er  seine  oberwähuten  literarischen  Pläne  ausgeführt  hätte,  ich  kenne 
nur  noch  seine  von  Aschbach  genannte,  aber  nicht  näher  besprochene 
Schrift  über  griechische  Grammatik.  In  der  Vorrede  zu  den  Erote- 
mata  Guarini  gibt  R.  die  nicht  uninteressante  Entstehungsgeschichte 
•iieser  Edition.  Sein  Amt  bringe  es  mit  sich,  in  den  lateinischen  und 
^iechischen  Elementen  zu  unterrichten,  da  man  aber  Sublimeres 
von  ihm  nicht  erwarten  dürfe .  (quod  captum  meum  superant) ,  so 
habe  er  es  vorgezogen ,  die  seiner  Lehre  Anvertrauten  mittelst  der 
'EQonrjfAOTa  des  Guarinus  zu  unterrichten.  Die  Wiener  Buchhändler 
aber  sorgten  so  wonig  für  die  Anschaffung  der  nöthigen  Exemplare, 
iass  es  ihm  das  Beste  schien,  den  Guarinus  in  Wien  nachdrucken  m 
lassen.  Dabei  habe  er  gemeint,   keinen  Finger  breit  von  Guarinns 
abweichen  zu  dürfen.  Doch  da  man  in  ihn  drang,  „de  nominum  ver- 
borum  aliarumque  partium  orationis  ratione^  eingehender  sich  zn 
verbreiten,  weil  man  sich  von  der  Kürze  des  Guarinus  nicht  befUa- 
digt  und  bei  diesem  keinen  genügenden  Vorschub  für  die  Leetüre  der 


^fUjPhimuiiBmii^  ADg*  f.  Ad.  BoramiM. 


«1 


'^>84  aber  bei  geoauer  Einsicht  sich  dieselbo 
-lü  und  er  auch  isoost  bei  bedeiiteDdeii  ^lan- 
m^  t%B  Zeitalters  eine  gewisse  affectierta  Kürze  als  Grund  der 
DiiAalheit  ihre«  LehrgeMudeä  wahrnahm,  »o  habe  er  sich  eiii* 
•chloMkeii,  »dbeULudiger  vorzugeben.  Er  nahm  denn,  weil  ihm  die 
KAii«  diß<>  ^:  und  einiger  Anderer  nicht  zusagle,  die  Schriften 
d«  UrbaiiL  ennis)«  Coitätantiuus,  Aldus  uud  des  Thtodoros 

(taui)  itir  Uiuidt  inii  %\x  sehen»  ob  sie  seinen  didaktischen  Zwecken 
ir  AfAegmr  entsprachen,  und  beschleus  nach  dieser  Leetüre  ein 
Melüäii  .de  re  grammatica"  %u  verfassen,  das  seiner  Kürze  halber 
ikJii  dmikel  und  nicht  zu  schwierig  durch  WeiUllufigkeit  werde. 
Ikhei  verhielt  er  ^ch  völlig  als  Compilator,  was  er  selbst  ganz  be- 
sdiiid«n  erkennt  ond  wofür  er  sich  mit  der  herrschenden  Qewuhn- 
liil  «oiechaldigt  (id  feci  qnod  bona  eonim  pai's  facere  non  dubitavit, 
fi  lipo  l^oapore  alic^uid  de  grammatica  praeceperunt ,  fere  enim  sin- 
fib  mfba  ^atat  (r«  Gaxae)  dübent).  Dabei  beruft  er  sich  auf  seine 
Mnoie  V:  <  ;  .iam  facile  cuivis  liqaere  potest  lector  aman- 

tap»iiA'*    ''  \  amoribus  meis  absit  iactandi  Studium  et  quam 

ti  t  cum  his  Kr^^at  qui  alieuis  fauis  insidiantar, 

«i^uuiu^uti  iziuuiuä  tmpudenter  pro  suis  ostentant/  Sein  Buch  habe 
m  ilnigviia  nur  deshalb  ^Guai-ini  Erotemata**  genannt,  weil  er  ihn 
m  dir  LtliTe  vom  Vorbnm  ^quae  longe  difficillima  apud  graecos  ora- 
tMBJspiir»  e.st'^  nachgeahmt;  dazu  habe  er  als  für  die  Lernenden 
lOtliviBiiif  ^Pt^fiQza  ta  dttofiaka  hinzugegeben.  Mit  besonderer 
llk#  luib«  9T  die  Temiioralformen  als  höchst  wichtig  zusammen» 
UMlli  «qnamvis  nun  iuerim  inficias,  plerosque  eo  ingenio  pollere, 
ilitiiia  Clin  admioiculum  formationum  graecam  Ijtteraturam  discere 
|iM0l(I)*»  Die  griechischen  Senare  habe  er  aber  gewissermassen 
itt  Ptabutra  hiazugefQgt,  damit  sich  die  An^ger  in  derselben  so 
ftn,  iaas  sie  sich  dann  an  Schwierigeres  wagen  können.  Zum 
IAIiM9  folgt  eine  recht  Yerstandige  Hahnuug  an  jene  Lehrer,  die 
«ii  Bidi  benutzen,  sich  namentlich  darauf  zu  verlegen,  die  ge- 
fcfAackficliep  Formen  den  Anfängern  tflchtig  und  sicher  einzuprägen, 
irt  «i  in  vermeiden,  dieselben  mit  den  Dialektbildungen  zu  ver- 
«fma*  Voniehtig  habe  er  dieselben  in  seinem  Buche  auch  nur  ganz 
^ßamm  «nrihnt  (modice  et  parce) ,  da  er  von  der  Ansicht  ausgehe« 
km  iarek  sie,  wenn  sie  gleich  zu  Anfange  durchgenommen  würden 
^liMHHiuD  iiigtnii  illis  onerentur  uerius  quam  omentur**.  Erst 
ipüir  bii  der  Lectiir«  Homer's  seien  jene  vorzunehmen.  Mit  seinem 
Bskt  aber  wansche  er  Zweien  zu  nützen,  den  avaXtpajir^joi,  wie 
iBfli,  wdcbe  steh  schon  über  die  ersten  Anfange  erhoben  hätten, 
t.  twttftll  nicht  an  dem  Erfolge,  wenn  sich  die  Lehrer»  die  sein 
iKk  ntr  Ornndiage  ihrex  (Tnterricbtes  machen ,  das  Nützliche  dem 
voniehen*  Er  beruft  sich  auf  QuintiliaUf  wenn  er  in 
rSkUmbtmerknng  sagt:  sunt  enim  ...  *  ^alenda  ingenia  atque 
quadMii  enutrienda,  ne  aut  asperiornm  rerum  tractatu 
'  lol  diffieoltate  tarn  numerosae  atque  perplexae  institutionis 


6t  Literatur  des  Hamanismas,  ang.  v.  Ad,  HarauntM* 

deterreantar^.  Gewiss  die  Von^ede  erweckt  eine  günstige  Meinung 
über  Bithaimer's  didaktische  Befähigung,  ihr  folgen  die  üblichen 
Verse  (von  Steinthaler  und  Prusinowski,  wol  Schüler  B/s)  zui*  Em- 
pfehlung. —  Die  Grammatik  Helbst  theilt  —  wie  nach  dem  Vorher- 
gegangenen ersichtlich  ist  —  alle  M&ugel  und  Vorzüge  ihrer  Quellen, 
sie  ward  —  so  viel  ich  in  Erfahrung  brachte  —  in  Wien  nur  nodi 
einmal  und  zwar  gleich  ein  Jahr  nach  dem  Erscheinen  der  ersten 
Auflage  unter  dem  Titel  "EniTÖMH  rEÜPlIOY  PIQAY- 
MHPOY  nEPI  TUN  OKTii  TOY  AOFOY  MEPQN  etc. 
gedruckt.  In  der  Vorrede  an  den  Leser  wiederholt  er  seine  Angaben 
aus  dem  früher  genannten  Buche  und  versichert,  Alles  entlehnt  zu 
haben ,  wie  es  die  Anderen  machten,  er  gibt  an,  dass  er  von  Chryso- 
loros  gar  nicht  abgewichen  sei  usw.  Das  Buch  zeigt  denselben  Plan 
wie  die  frühere  Ausgabe ,  überall  dringt  B.  auch  hier  auf  Klarheit 
und  Einfachheit,  und  hofft,  wenn  die  Schüler  sich  nur  die  ersten 
Monate  durch  die  Schwierigkeiten  nicht  abschrecken  lassen,  dass  sie 
zu  ihrem  eigenen  Erstaunen  in  unglaublich  kurzer  Zeit  zur  Leetüre 
würden  fortschreiten  können.  Auf  die  Vorrede  folgen  Gnomen  des 
Kirchenvaters  Gregonus,  in  der  Grammatik  aber  statt  jener  Gnomen 
der  ersten  Auflage  die  goldenen  Sprüche  des  Pythagoras.  Eine  weitere 
Auflage  ist  in  Wien  nicht  mehr  gedruckt  worden,  1586  erschien  aber 
eine  solche  in  Octav  in  Köln  (cf.  Isr.  Spach  Nomenciator  SS.  Philo- 
sophorum.  Argent.  1598).  Ein  eigenes  grammatisches  Work,  wie  ein 
Buch  de  arte  grammatica ,  wie  Schier  (Specimen  Styriae  litteratae 
p.  13)  behauptet,  hat  B.  nicht  herausgegeben,  diese  Notiz  beruht 
auf  einer  Verwechselung  mit  dem  Guarinus  des  Jahres  1523.  —  Um 
das  Jahr  1537  wurde  durch  das  Beformgesetz  vom  15.  September 
(abgedruckt  bei  Kink  Statntenbuch  der  Wiener  Universität  342  ff.) 
voi-geschrieben :  Grammaticus  grecus  (darzue  wie  obsteet  Georgius 
Bithamer  furgenommen)  soll  vor  erst  Erotemata  Crisolore  et  Manuelis 
Moscopili  Grammaticam  Theodori  Gatzo  oder  die  so  er  gemacht  und 
yetz  list.  Nachmalle  aliquid  ex  Comediis  Aristophanis ,  Dialogis 
Luciani,  Demosthene,  Homero,  Tragedijs  Euripidis  lesen  und  dar- 
unter in  sonderhait  anzeigen  dialectos  ex  Joanni  Grammatico  Corintho 
Plutarcho  (vgl.  auch  die  Neue  Beformation  vom  1.  Januar  1554  1.  c. 
383).  —  Doch  genug  mit  diesem  einen  Excurse!  Manches  Andere 
nachzutragen  und  auszuführen  verbietet  der  Baum ,  nur  einige  Be- 
merkungen seien  noch  gestattet.  Zu  S.  202  vermisste  ich  ungern  die 
trefflichen  Ausführungen  von  K.  Hegel  in  seiner  Edition  der  deut- 
schen Städtechroniken  (Bd.  11  S.  504  cf.  meine  Beiti*äge  zur  Ge- 
schichte des  Humanismus  und  der  Historiographie,  Ztschr.  f.  deutsche 
Culturgeschichte ,  Hannover  1875)  zu  Celtis  Libellus  de  origine  situ 
moiibus  et  institutis  civitatis  Norimbergae.  Die  Instruction  Maxi- 
milians für  Stabius  (S.  378  f.),  die  Aschbach  einer  Abschrift  von 
Dr.  Foumier  entnahm,  wurde  schon  von  Chmel  mitgetheilt. 

Auch  ich  muss  der  Auffassung  Denis  (W.  B.  G.  S.  139.  196. 
620)  beistimmen,  welcher  in  der  von  Vadian  seiner  Pliniusausgabo 


Ö.  Heft,  tielifbuoli  etc.,  ang,  ?.  Fr,  Kratochwü. 


69 


xtiiD  Widmniigsaufs€liriit :  ÄdoJescontibus  Cantoribus  Vtennae 
■*,  publice  Caesareae  Maiestatis  stipendio  literis  operam  dan- 
tikoi,  diflCtpuUs  suis  bene  agere  die  kaiserL  Hofsängerknaben  erkennt, 
Wm  loch  Köcbl  in  seinem  Werke  ober  die  kais,  HofmuBikkiipelle 
ViiB  1609  das  Vorbandenseiii  von  Hofsäügcrknabeu  für  das  Jabr 
^aielit  ansdrücklicb  narb weist,  so  ist  docb  der  Bestand  der 
elJe  unter  Maiiniilian  L  schon  vÖllig^  verbürgt  (tj^I  Köchl 
a.  i»  O.  G),  die  Stelle  deutet  aber  zweifellos  auf  jene  Knaben,  die, 
will  oodi  jetzt»  far  ihre  Geaangsleistungen  freien  Unterricht  in  den 
WteaaseliBfleii  bekamen. 

Dts  Werk  Aschbach^s  ist  so  schön  ausgestattet  und  so  sorg- 
mm  gedmtkt ') ,  wie  man  es  von  der  bewährten  und  so  vorztJ^lich 
Firma  Braumüller  gewohnt  ist,  für  die  Universität  aber 
boelii^rfreulicbe  Gabe,  da  es  die  geschiciitlicbe  Darstellung  der 
«rrtwi  Blulhonperiode  dieser  Hochschule  gibt,  die  leider  erst  nach 
mAr  als  drei  Jahrhunderten  ihre  Fortsetzung  fand.  Dem  um  die 
Wt«eiiichafl  so  hAck verdienten  Verfasser  aber  gereicht  dieses  »ein 
u^n&tim  Werk  tu  nicht  geringem  Ruhme,  es  zeigt  hinwiederum  die 
pMB  Wiasensfulle  und  frische  Kraft  dieses  Gelehrten  von  dessen 
irt%reiclieii  Bemühungen  als  Lehrer  der  historischen  Disctplin  selbst 
iim&  dtr  schOnstei)  Blätter  in  dem  Eh  reubuche  unserer  Alma  mater 
kiiidto  witd, 

Qu*  viele  Erscheinungen  der  Literatur,  welche  sich  in  der 
litaten  Z«ii  mit  den  inhaltsreichen  Jahrhunderten  der  Renaissance  und 
Ubnaalioii  heachäf tigten ,  wie  Drummond's  Erasmus,  KOstlin's 
IHiiiM  LsUierwerk,  Tarren  trapp  Melanchthon*s  Briefe,  DrüffelV 
IL  A*  ArMton  kennen  in  der  so  gross  gewordenen  Hevue  nicht  mehr 
^mfiroditii  werden,  mag  dies  in  einem  späteren  Artikel  geschehen. 
Wieii^  AdaM>ert  Horawitz. 


der  vergleichenden   Erdbesrf     "      j   für  die  unteren 

i.)«^ri^n  riAJL^cn   der  Gymnasien,    ^  n  und  verwandter 

-ii*tüvHcrr,  k,  k.  Liindesjciiulingpector.  Zweiter 

Oum^  Völkerkunde.  2.  verb.  Aufl.   Wien,  Sallmaytr 

Aia  deftHDfben  Lehrbuches  erster  Cursu«  vor  Jahren  erschien. 

nui  «r  kbliali  begrfiaat  und  fand,  da  er,  abgeaeben  von  den  sonsti- 

on  VfimV«n.  nach  tn  der  Anlage  von  andeni  Lehrbüchern  dieser 

wenentlich  unterschied,  eine  ungetheilte  freund- 

''!i%^ward  dem  zweiten  Cursus  nicht  zu  Theil;  denn 

sätion  wetclit  von  andern  LeltibOchern  bedeutend 

♦m  dem  unumglngUch  nothwendigen  Lehrstoff  tm 

auch  lesehuchartige  Darstellungen   und  SchÜde- 

rhlor  iind  äaner^t  aalten,  ao  t.  B.  *223  Pantinger  statt 

^  ■    ;  .   .  r;   /    '*  V.  u.  Chrysölara»   st  Chr)^Moloras;   a  223  Z.  15 

u  Lull!   Li!   11     LI  %ziö  st  retuUt  in  mönastcrio. 


04 


G.  Herr,  Lehrbuch  etc.,  ang.  v.  Fr,  EraUichwiL 


Bn  —  meist  Äiisserlich  durch  kleineren  Druck  erkemitjidi 

fVtDgaQg  fanden,  wodurch  der  selbst  far  zwei  Jahr^''ani^B  immer  uoch 

bedeutende  Umfang  des  Baches  seine  Erklärung  findet.   Gerade  die 

Kücksicht  auf  den  Umfang  des  Buches  aber  war,  wie  der  Verf,  it] 

der  Vorrede  zur  ersten  Auflage  des  zweiten  Cursus  erklärt  (S,  VH)J 

für  ihn  von  untergeordneter  Bedeutung ,  du.  er  sich  von  der  Absicht 

'  letteu  liesSf  ,,eiD  ^^leabare»*'''  Buch  zu  liefern^  welches  den  Sehüle{| 

>auch  zu  Hause  in  anregender  Weise  beschäftigt**.  „Das  Buch  ist  eben 

nicht  bestimmt,  auswendig  gelernt  zu  werden. 

Die  Fachmänner,  obwol  einig  über  des  Verf.  auch  in  dioaeu 
Buche  hinlänglich  bewiesene  wissenschaftlicho  Tüchtigkeit,  nahmen 
je  nach  ihren  principiellen  Grundsätzen  über  die  innere  Organisiitioi 
eines  derartigen  Buches  eine  verschiedene  Stellung  zu  demselben ;  ein 
Theil  stimmte  des  Verf/s  Ansichten  bezüglich  eines  „lesbaren**  Lehr*. 
buclies  bei,  andere  verhielten  sich  neutral,  wieder  andere  ablehnend j 
Da  ward  d\is  Buch  zu  Beginn  des  vorigen  Schuljahres  für  den 
Unterricht  zulässig  erklärt,  und  nach  dem  Gesetze  musste  es  schein 
an  aUen  den  Anstalten,  wo  desselben  Buches  erster  Cursus  den 
Unterrichte  zu  Gimnde  lag,  für  den  weiteren  Unterricht  in  den  näcb«^ 
öteu  Clafisen  einsjefuhrt  werden.  Auf  diese  Weise  hatte  auch  Hefereni 
Gelegenheit r  im  geographischen  Unterrichte  der  3.  und  4.  Classe  mil 
dem  Buche  vertraut  zu  werden,  und  erklärt,  dass  ihm,  nicht  ohna 
die  genaueste  Verwendung  der  Schulzeit,  doch  ohne  Beeinträchtigung 
des  Examens,  das  ganze  Buch  zu  benutzen  gelang. 

Ohne  an  dem  Wesen  des  Buches  etwas  zu  ändern  (auch  die^ 
Seitenzahl  ist  dieselbe  geblieben) ,  liess  der  Verf.  binnen  Jahresfrii^H 
der  eraten  Auflage  eine  zweite  folgen.    Sie  nennt  »ich  mit  vollen 
fiecht  eine  verbesserte.   Manches  wurde  weggelassen,  anderes  dafilci 
ergänzt,  überall  zeigt  sich  die  berichtigende  Hand,  besonders  bei  den 
Hühenangaben  und  im  statistischen  Theile.    Doch  wären  in  einer 
folgenden  Auflage  noch  einige,  wenn  auch  minder  erhebliche  Ver-| 
sehen  zu  beheben;  so  sollten  S.  2,  Z,  10  v,  o,  die  die  afrikanische 
Abstammung  des  Scirocco  (vergi  Petermann,  Ergänznngsheft  4dJ 
S.  11)  bezeichnenden  Worte  weggelassen  werden;  S.  11,  Z.  11  v.  oj 
sollte  es  „der  Drin*^  heisseu,  S,  24^  wird  der  Schwefelertrag  Sicilieni 
mit  2'000,0rX>  Kg.  (statt  2'000.000  Z.)  und  S.  34^  die  Entfernung 
der  Ebrojuelle  vom  biskayischen  Golfe  mit  445  Km.  angegeben ;  di6 
S.  32^  angefangene  Nummerierung  ist  nichs  fortgesetzt,  der  Schlüsse 
des  7.  Abschnittes  „Es  ist  die  Folge"  usw.  S.  34   ist  undeutlich J 
S.  40|  würde  auf  den  ersten  Satz  besser  folgen  der  dritte  Satz  des^ 
selben  Abschnittes  und  der  zweite  Satz  als  dritten  S.  54g  ist  de 
Oberlauf  d^  Po  (4  Meüen)  mit  300  Km.  angegeben.  Warum  heissl 
es  8.  67,,  Z.  7  v.o.  nicht  „Ruhr  und  Lippe  in  vierTheilo  getheilt? 
Natürlich  wäre  dann  auch  der  Haarstrang  anzuführen.    S 
es  heissen  ^dieüstlichen  Ausläufer.^  S. 

nur  in  Fuss  angegeben,  S.  83^  sollen  37  Kml  (statt  370)  und  S.  Mg 
52  Km.  (statt  520)  angegeben  sein.   S.  92  ist  die  relative  Bevi^lke 
rung  nur  mit  Bücksicht  auf  Qaadratmeilen  angegeben;  S.  98«^  soll  e^ 


(is^  soll 
70^  sind  die  Höhenangubeu 


Ö.  Hen^  Lehrbuch  eta,  &ng.  \r.  Fr.  Kraioi^mü, 


05 


.gOdwesten*;  S.  108  soll  es  15—44  Km,  und  S.  221,  Z.  3 
Kid.  heisseii,    S.  117  (ganz  unten)  sind  1'0(X).000  Kg,  (för 
Dn»*n  Z/)  T»,  Erfurt  (S,  118 1  ist  (nach  Kirchhof!)  keine 

br:  .  ;  bei  London  die  Area  nicht  in  QuudratmeileE 

Qd  S.  2iu^  düs  Ertragnis  des  Kafleebaues  nicht  im  metn 
iV  S.  214,  .  Z,  4;  S.  165,  Z,  3  v.  o.  heisst  m  .Bristol, 
ä*tüdt  Buglands**   und  S.  I663   , nächst  Liverpool  und  Hüll 
\  drittwichtiggtc  Seestadt  zu  nennen  Newkastle**.  S.  168,  Z,  2 
,Z  V.  ft,,  «bftnso  S,  267»  Z.  2  v,  0.  würde  es  statt  ^Breite"  besser 
.    r>«r  nach  Ruith's  neuesttui  Messungen  den  Skaga- 
1  tu  500  norwegische  Fuss  überragende  Ymesfjöbl,  der 

I  Berg  Scandinaviens,  ist  S,  lö'Jj  nicht  angegeben.  S,  178^  v,  a. 
UctSKeu  ^uratiBch*karpathischen'';   S.  203^  v.  u.  h&isst  es 
tnam  tii  beiden  Seiten  des  Mekong ;"  S.  207.  könnte  m  besser 
|ör'  -'^'    II  theiltsich  1,  in  die  unabhängigen  Staaten  (a,  d), 
%\  1:  ü\  Besitzungen  der  Engländeri  h)  Be.sttzungeQ 

11."  Das  in  den  ersten  zwei  Zeilen  S.  22S^ 
Gcn|;i  ^Verden,  al^  ob  die  ganze  ^»Lunizische 

KM»  oor  l^c»  Ku).  laug  st»i.  S.  240,  §.  38  könnte  die  uuter  r)  an- 
gifUirUi}  ßacen  etwas  genauer  behtiranit  werden  ^  nachdem  unter  a) 
iia4 1»)  die  kaukasische  und  äthioptscho  Kaee  angegeben  sind,  S.  244» 
♦  'in.iet  sich  t^in  störender  Druckfehler  („die  Stufenhlnder 
1  4iK  ParalL  bilden^  usw.).  S.  248,  Z.  12  v.  0.  steht 
ytffiyfn  ^M  *«'*  »tatt  „langen'',  ebenso  S.  247j  u.^,  S.  254^  Z.  3  v.  u. 
IcilldiMfi  ^26"  statt  „29*".  S.  258^^  erscheint  es  als  ob  Busch- 
1ii&]H*r  und  Iliittentoten  vollkommeu  identisch  wäi*en ;  aoch  könnte 
ebirge  im  Kaplande  mit  ein  paiir  Worten  gedacht  werden, 
ioll  e«  btfim  Ngami-See  heissoo  ^^l*  s*  Par.**  Die  Längen- 
fOf  den  Nyassa-  und  Tauganyika«See  sind  nach  Greenwich 
S,  2G0'  Z.  [»  V.  0*  soll  stehen  ^David"  statt  „Daniel*. 
fra  nicht  dessen  Abhängigkeit  von  England 
ffviknU  vu  die  Schludazeilen  von  „so  folgt''  usw,  big 

I11&  te  0»  deutlicher  gefasst  sein,  dergl  ist  S.  275,  der 

„1    i^ion  der  Will  der  ** :  ^welche  von  Mackenzie  bis  an 
d«^i  Kiemeeres  reicht"  zu  wenig  deutlich. 
die  Anlage  des  Buches  antasten  zu  wollen,  hielte  es 
ent  fftr  angezeigter ,  die  Flusssystemo  von  Mitteleuropa  mit  den 
"«iflmndKitidoii  Partien  der  vorttcalen  Gli^  '  in  Verbindung  zu 

tiiq^fit  *^  ^^*^^  beispiölsHeihe  mit  dem  ]  heu  ist 

In  d«r  erit^n  Auflage  war  unsem  gewöhnlichen  Maassen  stets 
4ii  oMhidii»  botK«fIlgt  ^  in  der  zweiten  Auflage  ist  das  letztere  znr 
iBMiilitaslicheu  Verwendung  gekommen ;  nur  bei  den  Flächenmaassen 
häk  dar  Verfaaaer  ans  practischen  liücksichton  eine  Ansnahme 
flaiacht  vnd  die  Quadratmeilen  beigesetzt,  wofür  ihm  die  Schule  nur 
Daak  »i^^fttii  kann. 
Wien,  im  November  1876.  Dr.  Fr.  Kratochwil 


"i  r  4.  anwT.  *ijmxi.  lefTT.    1.  H#ft, 


m 


W   Jltamt,  Lehrbuch  ^er  Zoologie»  ang.  y,  0.  Schmidt, 


Lehrbuch  der  Zoologe  för  RüaUchulen,  Gymnasien,  forst-  und  laDd 
wirthacbftftUche  Lehranstalten»  pharrnacovj tische  lubtitute  usw;  6owi 
zum  8elbstg€'hrauche.  Vtm  Dr.  Otto  Wilhelm  Thome,  Oberlehrt 
an  der  etadtischc^n  Realschule  erster  Ordnung  in  KMn.  Mit  60U 
d«n  Teit  eingedruckten  HoJzatichen,  3.  Autl.  Brauuschweig,  View^ 
0.  S.,  1876»  gr.  8,  Xll  u.  436  iiS.  —  3  Mark. 

Die  beiden  Lehrbücher  von  T ho me,  das  botanische  und  da 
zoologische,  erfreuen  sich  in  Deutschland  eines  guten  Eafes  im^ 
grosser  Verbreitung.  Der  erste  Abschnitt  des  uns  in  neuer  Auflage  zu 
Beurtheihuig  vorliegenden  Buches  umfasst  auf  116  Seiten  eine  knrz 
geschichtliche  Einleitung  und  die  Anatomie  des  Menschen.  In  jene 
vermissen  wir  den  Namen  Darwiu's ,  wogegen,  wie  in  einem  kür/Jic 
angeÄL'igteu  Schulbuche,  Isidor  von  Sevilla  und  Albertus  Magnus  da 
Gedächtnis  beschweren  sollen.  Die  Anatomie  und  Physiologie  dd 
Menschen  ist  in  einer  Ausdehnung  mitgetheilt ,  die  an  und  für  sie 
ganis  löblich  ist,  aber  mit  den  nöthigen  Präparaten  und  Demonstra 
tionen  vorgetragen  mindo8teus  einen  zweistündigen  Jabreskurs  ba 
anspruchen  wörde.  Icli  bin  nicht  dafür,  dass  viel  mehr  in  dem  in  d6 
Hand  des  Schülers  befindlichen  Buche  steht,  als  was  als  Lehrstoff  be 
wältigt  werden  kann.  Die  Ausdehnung,  wie  hier,  ist  ein  Zuge ständn^ 
an  die  forst-  und  landwirthschaftlichen  Institute;  indessen  tritt 
diese  der  üebel stand  beim  Gebrauche  des  Thome'schen  Werkes  eiij 
dass  in  dem.selben  die  Geschlechts-  und  Fortpflanzungsverhältni.>! 
gar  keine  oder  eine,  für  die  wirkliche  Einsicht  ganz  unzureichend 
Berücksichtigung  gefunden  haben.  Das  gilt  nicht  nur  für  den  Meu 
sehen,  sondern  auch  für  das  Thierreich»  welches  letztere  übrigen 
ausfubrlich  und  meist  nach  guten  Quellen  systematisch  vor 
führt  wird. 

Zu  bemerken  ist,  dass  die  Eintheilung  der  Wirbelthierein  warn 
und  kaltblutige  (S.  215)  als  unrichtig  längst  aufgegeben  wurde.  Da 
Spiegelbild  der  Wegeschnecke  halte  bei  der  sonst  so  guten  AusstaB 
tung  sich  leicht  in  das  richtige  verwandeln  lassen  krmüen,  eben  ao  ( 
der  Kegelschnecke  (S,  274)»  bei  welchem  die  Verkehrung  von  recht 
und  linki^  nicht  einmal  angegeben  ist.  Nicht  zu  rechtfertigen  ist  di| 
Bezeichnung  der  Coolenteraten  als  „Darmlose**;  im  Gegentheil 
gesammtes  coelenterisches  System   ist  morphologisch  gleich  Dar 
Die  Flagellaten  und  Rhizopoden  in  der  Art,  wie  es  S.  408  geschlehll 
als  Ordnnngeu  derselben  Classe  mit  den  echten  Infusorien  unten  eine 
Hut  zu  bringen,  ist  ganz  unzulässig.   Wenn  wir  die  auf  die  Entwick 
lung  der  Schwämme  sich  beziehenden  Bilder  S.  410:  III,  IV^  V, 
als  falsch  bezeichnen,  so  trifft  die  Schuld  nicht  den  Verfasser,  sonder 
unsern  Freund  Häckel ,  der  diese  als  falsch  nachgewiesenen  AbbilJ 
düngen  noch  in  seinen  neuesten  Publicationen  aufrecht  erhält.  Auof 
der  BathybiusschJamm  ist  mindestens  so  zweifelhaft  geworden,  da 
er  sammt  den  Coccolithen  einstweilen  mit  Stillschweigen  Übergänge: 
werden  kann. 

ätrassburg.  Oscar  Schmidt. 


Pragr&mmei]  schau , 


Programmen  schau, 
(PortaeUung  ftus  Heft  XU  des  Jahrg.  1876,) 

Teiresias-Orakel,   von  Dr.  Joseph  Jäkel  Progr.  des  Staate 
IUlI-  n.  Obergymnasiums  in  Froistiidt  0.  Oe.  1876.  4*5  S,  8», 

leine  ^össere  Partie  der  Odyssee  sind  so  principiell 
tirtheib  mmges procbeu  worden  ah  Ober  die  Nekyia. 
ivdl  Klrebhol!)',  dtT  zuerst  die  Nekfia  ^mit  völliger  Zuversicht  ale 
freie  und  willkürliche  Dichtuog  dt*s  Boarheiters"  erklarte, 
Ib«  Meinung  auf  (Phil  XV  p.  IIG  ff.)  und  hält  die  echten 
iidtheik  derselben  fQr  einen  B«8t  des  alten  Nostos.  ßergk 
itUf*  (>B0  glaubt  wieder  mit  volter  Zuvoi-sicht  das  Lied  von  der 
Biidtsfafart  dvr  alten  Odys  :  n^chen  zu  kounen.    Endlich  er- 

mMm  ibi&  bekannte  Buch  \  i^^r,  das  in  beredten  Worten  lei- 

gfo  tollte«  wie  sehr  die  früln   :.  röcher  geirrt  haben,  im  wie 

Dtuen  Ansichten  die  OdysM  mm  biete,  Speciell  über  die 

»* Partie  und  die  Nekyia  meint  er  (S,  494),  erstere  sei  nicht 
Widerspruch  mit  dem  Tenor  der  Odysseussage ,  sie  sei  auch 
Ipliikdung  und  Ausführung  ein  schwächliches  Stück,  das  in  einer 
TipAt'        '  II  sei;  das  ursprüngliche  Stück  der  Ni^kyia 

eh«  1  ien  Odysseuß  mit  den  griechischen  Helden, 

Uld  die««)»  tirt^heiüt  ihm  als  eine  geistvolle  Improvisation,  in  der 
4ir  Dichlor  mit  genial itr  Erlind ung  den  die  Welt  durchirrenden 
iMjiaeafi  auch  mit  den  abgeschiedenen  Helden  vor  Troja  zusammen* 
nm  \^^U  S,  530. 
J4kttl  steUto  sich  die  Aufgabe,  die  Ansichten  Kammer's  über 
I  Teirestai*  und  Ktrke*Or&kel  im  Einzelnen  und  im  Ganzen  zu  be* 
Bjrfbiip  ujh  dann  eine  eigene  Ansicht  aufzustellen.  Mir  kommt  es 
lüftr  Imii^MchHch  durani'  Jin«  die^e  an  sich  beachtf^n^^werthe  Ansicht 
!•  b«ipr«eh6n  und  untt^rlasHt*  deshalb  Jäkers  Polemik  gögen  Kammer 
m  kritisieren »  gegen  die  ich  im  Einzelnen  manche  Bemerkung  zu 
cb»D  bitte.  H««t<i^.^.]^t.rjn,er  wird  Kammer*s  Ansicht ,  dass  dem 
bUr  des*  Tetr«  is,  das  er  sich  in  einer  sehr  späten  Zeit 

Jen  denkt,  oitj  >itu*ition  in  ä  370  flf*  vorgeschwebt  habe,  nicht 
hgi  dün*h  d<*n  Hin*  und  B^^weis,  dass  der  Odysseus-Mythus 
«ei  *li  >^   und  dem  trojanischen  Kriege. 

Lpar  QberL  .ers,  alle  erklärbaren  und  nicht 

rtiar^o  Ungereimtheiten,  wie  sie  der  jetzige  Znsammenhang  der 
enthiilt,  Kammer  gegenüber  in  Schutz  zu  nehmen  und  zu 
Wii^ncbfo;  stimmen  doch  beide  in  der  Hauptsache  überein ,  in  den 
ft^ffio  7.  '    NiT  können  die  Nekyia,  speciell  das  Teiresias- 

iM-,  I  :n  einheitlichen  Dicliter  gebracht  worden  seiiu 

FJii  i  Aü>cLiuss  an  Harte!  (vgl.  diese  Ztschr.  1865  S.  334) 

*fit  'i  Ulf»  das  T»?iresias*Orakel  (l  100  - 137)  sei  nach  Aus- 

tt^Hditxig   der  Vensf»  104—113,   X16--120  ein   altes  und  echtes 
Brucbjrtddc;  die  Befragung  des  Teiresias  Qbaihanpt  musste  einen 


66 


Frogrammeusebiiu. 


nothwendigen  Bestandtheil  der  alten  Odyssee  bildeti,   das  aiige-^ 
deutete  Broflistiirk  passt  iu  seinen  Motiven  zür  alteu  Odyssee.  Ja 
noch   mehr.    Während  Hartel  (a.  0,)  erklärt  ^Doch   fehlt  e«   nach 
meinem  Dafürhalten  hei  der  Art,  wie  die  ursprüngliche  Erzählimgj 
Zusammengestrichen  und  erweitert  wurde,  nm  in  diesen  Zusammen«! 
hang  zu  passen  nnd  zur  vorliegenden  Nekyia  zu  werden,  an  joden 
Anhaltspuncte »  die  Stelle  nnd  den  ZusammenhaDg  zu  hestimmcn,  wo" 
und  in  welcher  die  alte  Odyssee  Odysseu»  Höllenfahrt  erzählte**  — 

^glaubt  Jäkel  sogar  die  Stelle  angeben  zu  können,  t^o  die  Sage  Odys- 
seuö  in  die  Unterwelt  steigen  Hess;  nämlich  £224,  oder  in  Zusammeo-J 
hang  gebracht:  Odyssens  wird  von  Kalypso  in  die  üntef'^ 
weit  geschickt. 

Fürwahr  eine  neue ,  aber  auch  kühne  Hypothese !  Kann  dieses ' 
aus  der  jetzigen  Odyssee  bewiesen  werden ,  und  hat  J.  den  Beweia 
geliefert?  Er  sagt:  1,  Weder  Kirke  noch  Teiresiae  wissen  etwa€  von 
Ogygia  und  Kalypso.  —  Das  Teiresias- Orakel  ist  doch  viel  zu  sum- 
marisch, als  dasB  eine  ppccielle  Erwähnung  der  Kalvpso  denkbar 
wäre;   dass  Kirke  in  ihrem  ausführlichen  Bericht  nichts  mehr  er- 
wähnt, erklärt  die  vorliegende  Composition  der  Odyssee»  2.  Kalypso. 
schickte  im  alten  Gedichte  den  Odysseus  zu  Teiresiast  weil  ihid 
Kirke  in  dem  jüngeren  schickt.   Diese  Folgerung,  so  lange 

•nicht  Mißsbrauch  getrieben  wird^),  kann  gelten,  doch  ist  sie  für  sieb 
allein  nicht  beweisend*  Uebiigena  nennt  hier  der  Verfasser  altes  Ge- 
dicht (der  jetzt  noch  erkennbare  Grundstock  der  Odyssee?),  was  er_ 
früher  alte  Sage  nannte,   3,  Odysseus  hat  auf  Ogygia  weder  Schif ' 
noch  Gefährten;  in  den  Hades  kommt  er  mit  Schiff  und  GolahrtenJ 
Teiresias  prophezeit,  er  werde  beides  verlieren.  Alle  widersprocJiett"^ 
den  Stellen  nun  mit  Jäkel  zn  verdächtigen ,  ist  ein  zu  bequemes ,  in 
dem  Falle  £  16.   17  kaum  zu  billigendes  Älittel.  Oder  sollten   ßif 
wij'kUch,  wie  bei  Kirke  x  240  geschieht,  in  Thiore  verwandelt  wor^ 
den  sein?  (8.  19.)  Das  geht  denn  doch  zu  weit.  Der  Verfasser  dür 
kaum  Jemand  übei'zeugeü,  das«  in  der  Odyssee  Anhaltspuncte  dafü 
seien,  Odysseus  habe  auf  Ofe'ygia  noch  Schiff  und  Gefährten  gehabt^ 
Jäkel  stellt  S.  14  als  Zweck  des  Teiresias-Omkels  hin  die  Kennung 
der  zürnenden  Gottheit,  die  Lösung  und  Los^prechnng  vom  Bann-I 
fluche    und    denkt   sich  die  Hadesscene  hei  £  224  eingesetzt,   D^jj 
Zusammenhang  daselbst  bietet  geringen  Anhalt  *  denn  wenn  J.  meinl 
wegen  der  dunklen  Worte  der  Kalypso  i  206  liyi  ^liv  dÖEnj^  anc 
ipQ£air,   oaaa   zoi  alaa^   207    xi^dt'  dvanXfiüai   jtqiy   narQidä 
yalav  ixdG&ai '  müsse  er  sich  bei  Teiresias  Auskunft  holou ,  so  er 
.fährt  er  von   diesem   ebenfalls   sehr  wenig  diesbezügliches.    DenJ 
man  sich  aber  das  Teiresias-Orakel  mit  allen  noch  fehlenden  Vor 
aussetzungen  an  der  bezeichneten  Stelle  eingeschaltet,  so  treten  wie 
der  Schwierigkeiten  ein »  indem  Odysseus  im  Folgenden  noch 


")  Mit  demselben  Recht  könnte  Jemand  weiter  btjhaapten.  Odyweo, 
sei  vom  Hades  wieder  nach  Ogygia  und  zu  Kalypso  xurucLgekQhrt,  we^ 
er  im  jungem  Gedichte  zu  Kirke  zurückkehrt. 


Progr&mmenachau. 


m 


weias,  ^er  ihm  die  LeidoD  bereitet,  so  e  356.  Durch  diese  Ein- 
lli  ausserdem  die  wolgeordneto  Anlage  des  Grund- 
ffisee  aus  dmi  Fugen,  und  J.  wäro  In  den  letzten  Con- 
i^QdiiSdii  Ytrpfticlitet  die  Compositton  der  Odyssee  von  neuem  zu 
iton*  Ooben  wir  auch  dem  Verfasser  zu,  dass  das  Teiresias- 
M  utid  die  Hadesscone  in  dem  von  ihm  erdachten  Zusammen- 
Biü  geatauden  haben  kOnne,  so  müssten  doch  gewichtigere 
vorgebracht  werden,  als  das«  wir  diese  Ansicht  i'ftr  mehr 
r—  wenn  auch  interessante  Hyi*othese  halten  könnten.  Dem 
&|;ebiii9),  dm»  Kammer'«  yerJochtene  Atisicht  nicht  haltbar  ist,  wird 
man  gfiniis  beistimmen.  Im  dritten  Theile  des  Aufsätzen  unternimmt 
Vtrfusser  die  Scheidung  zwischen  Älteren  und  jüngeren  Partien 
i  dta  Tiuredistö-Orakd,  Dem  Verfabren  b'Jnneu  wir  nur  beistimmen» 
^t»«i]cb  diesem  Interpreten  nicht  gelungen  ist,  in  dem  Stöok 
^13^  Alle  Theile  befriedigend  zu  erklaren. 


rioiL 


Joh.  Huemer. 


I 


1"'  rs  zu  den  anderen  griechischen  Staaten 

tif>nd*w  hib  Bur  Schlacht  bei  BtjUaaia,   Von 
L  tv'^f,  deä  Kcal-Oborg^mnasiumB  in  Oberholla- 


r  Küne,  jedoch  ohne  einen  wesentlichen  Panct 
idelt  Vf.  auf  engem  Kaume  die  innere  und  äussere 
Qüchicht«  sjparta  s  in  den  letzten  140  Jahren  seiner  politischen 
ir.^iL'lf^it  big  7,um  Erlöschen  des  herak lidischen  Königtums. 
ftö  dom  Lehrer  der  Geschichte  um  so  willkommener 
R  je  nuriiiger  in  den  meisten  Handbüchern  diese  Periode  der 
h«a  Gesuch ichte  behandelt  wird.  Die  Sprache  ist  dnrch- 
fditndfl  c«>Trect  und  fljo5send .  auch  halte  ich  es  feir  einen  Vorzug 
iar  ArMf .  das«  Vf, ,  ohne  sich  in  verwirrende  Details  und  Contro- 
nr$ir  ula^en,  nur  dasjenige  anführt,  was  durch  die  neuere 

KiitÜ  ^ ^i^ichlicb  festgestellt  ist.   Jedoch  glaube  ich  einzelne 

Wiifrl,  dj«  mir  au  derselben  aufgestossen  sind,  nicht  unerwähnt 


I  i«t  BK,  dstss  Vf.j  der  doch  bei  der  Anführung  von 
M  da^  wo  er  einen  neueren  Gewährsmann 
nAn  Umi  »  Angabe  des  Werkes  und  Bandest  be- 

Ciift,  <>hli«  dii  ide  Seite  hinzuzufügen.  Auch  wird  bei  eini- 

po  8l^l!«Mi     w,  :Uich  fremden  Autorv»n  entnommen  sind»  die 

iMk  I.  Z.  B.  p.  5  :  ^Mit  wechselndem  Erfolge  wurde  in 

llcni»rrji  Tti'p  r^  '- ^*r^n.**    Und  weiter  unten:    „Entschieden 

iMte  ii»  nicht  il  die  verloreneu  Plätze  den  Spartanern 

i%iMni««ii.*  Ana  Schüler:  Dem.  u.  s.  Z.  I.  p.  471. 

|L  12  „Oh  mft  diesen  Vorgängen  in  Sparta  auch  des  kiiegs- 
kMifM  Xaath  I  rieten  in  Karthiigo  im  Jahre  255  zusammen- 

da— -^    -Jlt  bleiben."  Droysen  Heüemsmus  II.  i?96 


70 


Progratnmengchau. 


p.  14  ^So  batten  sich  dieEphoren,  ihrem  Orspruugo  nach  kdüiglj 
Statthalter*^  otc.  „die  königliche  Gewalt  etc.  war  auf  den  Heeres^ 
hefolil  beschrankt*'.  Gerlacb  histor.  Studien  II,  y.  160,  Solche  Aus 
lassungen  sind  wol  nur  einem  leicht  erklärlichen  Verseben  %mxi 
schreibeu* 

Bei  der  Stelle  p.  15:  ^diesem  Kampfe  scheint  ein  Angriif  anf 
Hegalopolis  gefolgt  zu  sein**,  iBt  der  Zusatz:  ^was  auch  nicht  xin^ 
wahrBcheinlich  ist",  wol  ganz  überflüssig.  Auch  ist  es  unrichtig 
wenn  Vf.  p.  15  sagt,  dass  die  Stellen  bei  Paasan.  II,  8,  9»  VIK  * 
VUIj  10  und  27  „fast  als  unbrauchbar  zu  verwerfen  sind**,  Ver 
werfen  wird  nur  die  Angabe,  dass  Agis  in  der  Schlacht  bei  Mantineii 
gefallen  sei.  und  eben  aus  diesem  Irrtum  erklärt  sich  die  volJ 
kemroen  verkehrte  Chronologie,  in  der  Pausan.  die  Thatsachen  er- 
zählt. Üebor  Epaminondas  und  Agesilaos  II,  äussert  sich  Vt  p.  S 
folgendermassen :  „Hätten  diese  beiden  Männer «  statt  an  der  Spitze 
zweier  feindlichen  Staaten  einander  zu  bekämpfen,  für  das  Wohl 
die  Freiheit  Griechenlands  zusammengewirkt,  so  hätten  ihre  Ein^ 
sieht,  ihre  Tugenden,  ihre  heldennifithige  Tapferkeit,  ein  ZeitÄlt 
neuen  Glanzes,  wie  es  scheint,  begröUfJen  können." 

Solche  Stosssenfzer  darf  der  Historiker  fiiglich  vom  Welt 
schmerz  angekränkelten  Poeten  überlassen.  Denn  wenn  es  kein 
Gegensätze  geben  würde,  dann  gäbe  es  keinen  Kampf,  somit  auc 
keine  geschichtlichen  Helden,  und  ohne  solche  bliebe  dem  Geschieht 
Schreiber  wol  sehr  wenig  zu  thun  übrig. 

Feldkirch.  Josef  Rohrmoser, 


49.  Dr.  Arthur  Steiü wen ter,  Titus  Flavias  Vespasianus,  mü 

besonderer  Beriickäichtii^uTig   der  Zerstörung  Jerusiileins.    Frogr,  dd 
k.  k.  ersten  Ötiuitsgjmn,  in  Graz  1876.  SS.  66,  8". 

Eine  Arbeit,  diö  zu  deu  besten  Programmaufsätzen  gehört, 
welchen  uns  das  abgelaufene  Studienjahr  beschenkt  hat  Der  Ver 
bespricht  in  drei  Abschnitten  das  Vorleben  des  Kaisers .  dann  sein 
Thätigkeit  als  solcher  und  seinen  Character.    Der  erste  Abschnitt 
enthält   drei  Capiteh   Die  Jugend  des  Kaisers;  die  Zerstörung  von 
Jerusalem  und  die  Mitregentschaft.  Der  zweite  Abschnitt  ist  in  vie 
Capiteln  gegliedert:  a)  Innere  Regierung;  l)  Ausbruch  des  Vesuvsj 
c)  Pest  und  Fouersbrunst  in  ßom;  d)  sein  Tod.  Im  letzten  Ahsclmit 
wird  der  Character  des  Kaisers  einer  eingehenden  Besprechung  unter 
zogen.  Man  kann  mit  dorn  Raisonnement  des  Vcrf.'s  im  Ganzen  ein 
verstanden  sein,  wena  sicli  gleich  gegen  Einzelnes  Einwendung«^ 
vorbringen  lassen,  Quelleji  und  Hilfsmittel  sind  sehr  umsichtig  vet{ 
werthet.  Was  den  formellen  Theil  der  Arbeit  anbelangt,  so  muss 
Darstellung  eine  durchaus  anziehende  genannt  werden. 


Frogrammeuschaii. 


71 


l£  Hübler,  Die  Kefonuen  Diokletiau's  und  Constaa- 
6%  des  Grossen  im  römischen  Reiche.  Progr,  der  k.  k.  Ober- 
Bwlgjrmsu  in  Reicheob^fg  1876.  SS.  22.  b\ 

'  m  Thema  ist  einstweilen  der  erste  Theil  —  die  Refor- 
i  1  i  3  —  erschienen.  Die  wesentJicheD  Reformen  desselben 

tefdefj,  \ffm  «h  bei  dem  knappen  Räume  allerdings  nicht  naders  mög- 
i*t,  in  kürzester  Welse  erörtert.  Es  ist  dem  Verf.  dabei  nichts 
DtlicbeN  entgangen.  Kor  das  Verhältnis  Diokletian *8  zu  den 
und  namentlich  die  Verunglimpfungen  desselben  durch  die 
Chriiten  hätten  eine  eingehendere  Erörterung  verdient.  Der  Verf. 
tbot  4m  Betreffende  in  einer  Note  ab.  Die  AbhandluBg  fusst  Vorzugs- 
wtm  mf  PreuKX*  Kaiser  Diokletian  und  seine  Zeit,  Dagegen  sind  die 
iTb«iten  Th.  Bernaril's  nicht  beuQtzt  worden.  Auch  die  Benützung 
4cr  Qoelten  ist  keine  vollständige,  abgesehen  davon ^  das»  von  den 
ngisfflbrt^^Q  Quellen  nicht  die  besseren  Ausgaben  benutzt  sind. 


h  F.  Suklje,  Die  Entstehung  und  Bedeutung  des  Verduner 
Vartnig«  Tom  Jaiire  843.  Progr.  dei  k,  k,  Ob^rgyran.  zu  Lai- 
bi£b  miü  SS.  21.  8*. 

_Xiidi  den  Werken  von  Giesebreoht»  Sugenheim.  Dämmler  n.  A, 
l^Verf.  zuerst  die  vorbereitenden  Ereignisse,  welche  zu 
I  fün  Verdau  geführt  haben.  Dann  werden  die  Quellen 
Mrltti .  wfikhe  von  dem  Vertrage  handeln ,  ein  Schlusscapitet  ont- 
UH  di*  Wör<Ugung  und  bist*  Bedeutung  des  Verduner  Vertrags.  Die 
Ariieit  gewährt  keine  neuen  Gesichts poncte.  Die  Darstellung  ist 
iUMtod,  Von  Wattenbach  scheint  noch  die  erste  Auflage  citiert  zu 
m^  wtDigstens  stimmen  die  Citate  mit  der  zweiten  und  dritten  Auf- 
llg«  oidit,  die  dem  Referenten  zur  Hand  sind.  Dasselbe  scheint  auch 
Uli  Gie^brocht's  Geschichte  der  deutschen  Kaiserzeit  der  Fall  zu 
9m ;  ti\  bemängeln  sind  einige  fehlerhafte  Bezeichnungen ,  m  ptiegt 
mtM  oenridens  sitatt  Testry  Tcrtry  zu  schreiben;  auch  die  Anlehnung 
kf  Teriif^nden  Aufsatzes  an  die  obengenannten  Werke  in  formeller 
Btzi^itng  tritt  mitunter  etwa^  zu  sehr  hervor. 


Ä  Willibald  Hau  thaler,  Abstammung  und  nacbatts  Ver- 
waiidtscbaft  dtt«  Erzbischofs  Eberhard  IL  von  Salzburg. 
HH  riji#m  Anbango  tiiid  ciiivr  StammUfe!.  Progr.  des  f.  e.  CoUe- 
irimi&.H  Borromftum  tu  Salzburg*)  1J^76.  SS.  44.  S\ 

Schau  itn  viirtgon  Jahre  hat  Ref.  an  dieser  Stelle  auf  die  hohe 
Bedotttang  Eberhard 's  wegen  seiner  Stellung  zum  staufischen  Hause 
Ungewksee*  Die  Arbeit  des  Verf/s  ist  ein  recht  dankenswerther 
Toiadi.  über  einzelne  bisbor  vorwirrte  Verhältnisse  dieses  Erz- 

rlirüetidc  Aufjikti  ist  ein  xwcitefi  Mal  in  den  Mitth>'Uungen 

ii  "■"  -^  •  -  '  ...VI,  (XVI,  11  p^  -^-    '-     i^rcn 

les  Prof.  1  A"- 


72 


PrograiotnenBi^han. 


,  bischofs  Licht  zu  verbreiten*  In  ansprecheiider  Weise  ero 
Torf,  zunächst  das  einschlägige  QoeUenmaterial  und  gelangt  in  sei-l 
ner  umsichtigen  Untersuchung  zu  dem  Beeultat,  dass  Eberhard  sei*] 
uer  mütterlichen  Abstammung  nach  mit  den  schwäbische d  Geschlech-^ 

rtern   KrenMngen-Begensberg   und  Adelsreute  verwandt  war,   von 
väterliclier  Seite  aber  wahrscheinlich  der  gleichfalls  schwäbischeu^l 
Truchsessen-Faniilie  von  VValdburg  angehörte.    Quellen  und  Hilf^-f 

,  mittel  sind  sehr  sorgfältig  benf^txt.  Wir  s^^hen  der  Fortsetzung  der! 
Arbeiten  über  den  ^grossen"  Erzbiscbof  Eberhard  II,  mit  Vergnügen  J 
entgegen» 


53.  X  Schwarz,  Herzog  Friedrich  IL  derStreitbare  voaOeäter- 

reich,  in  seiner  poUtischen  Ötcllung  zu  den  Hohenstnufen  und  Pfe- 
mysliden,  Progr.  des  k.  k.  übergymn.  in  Öaaz  I87t»,  SS,  26.  ^*. 

Eine  Arbeit,  welche  die  Verhältnisse  des  letzten  Babenbergom 
zu  dem  staufischen  und  ptemyslidischen  Hause  in  richtiger  Weise 
darlegt.    Abgesehen  von   der  allzu  günstigen,  man  k^^unte  sagen ^ 
entlmsiastischen  Schildorung  des  Characters  Friedrich's  des  Streit- 
baren ist  die  Ausführung  des  Verf/s  besonnen,  Quellen  und  Hilfs* 
mittel  sind  ziemlich  vollständig  benützt.  Vielleicht  hätte  auch  au 
die  Arbeit    Hirjrs    „Kritische    Geschichte    Friedrich's    des    letzteal 
,  Babenbergers  mit  besonderer  Berücksichtigung  seines  Verhältnisses] 
znm  Papst,  Kaiser  und  Keich,  Salzburg  1871**  Uücksicht  genonimea 
werden  können.  Die  Schreibweise  der  Eigennamen  SigfrUl ,  Fridrlc 
Luitolf  n.  a.  dürfte  kaum  zu  empfehlen  sein. 


54.  HajisKny,  Wie  wurde  Albrecht  I.  deutscher  Künitr.  Pmer^ 
der  k.  k.  Oberrealäcbule  in  Linz  1876.  88.  31.  8 

Ein  Aufsatz,  in  welchem  die  Phrase  domimeri  uoi  a<>r  Kemeu 
einzigen  neuen  Gesichtspunct  enthält.  Das  Motto  aus  Schiller's  Gra- 
fen von  Uabsburg  passt  nicht  zum  Thema.  Von  Fehlern  sei  nur  Ein-J 
zelnes  herausgehoben:  der  steirischo  Beimchronist  trägt  noch  immeil 
den  stattlichen  Namen  Ottokar  von  Horneck(!).  Hynek  heisst  von 
Lipa  nicht  von  Liga;  Friedrich  der  Freidige,  nicht  Freudige. 
Jahre  1882(!)  war  ein  Erbfolgestreit  ausgebrochen.  Sinnstörendj 
Constructiotien  kommen  öfters  vor,  wie  i.  B.  Wenzel  IL  gerieti 
durch  den  Tod  seiner  Tochter  Agnes  mit  Adolf  (i^t  dif^ser  Schuld 
au  dem  Tod?)  in  erbitterte  Feindschaft.  Auch  die 
statt  i'ehde,  mero  st.  mehrere  wird  sich  nicht  r«- 


56,  Dr.  Aüton  Balcar,  Die  Politik  Königs  Georg  von  Pöa 
brad.  Eine  Studio  aut  Gnindlaffe  der  Entwickclnng  der  historischeq 
Vcrliältnisso  Böhmens  in*  XV.  Jahrhundert.  Progr.  dvm  k,  k.  Statt] 
gymn.  m  loschen  1876.  SS,  46.  H\ 

Es  scheint  eine  Apotheose  des  Hussitenthunis  zu  sein,  was 
wir  bi^ren ,  dass  mit  dem  Siege  der  böhmischen  Kriegssehaaren  Üb 


Programmenschau. 


7S 


\i^  äigiitinund  di«  gloiTeiche  Zeit  Böhmens  begaaiif  oder  wenn  an 
n  Georg  von  Podebrad  eine  Heldenge8taH(I)  genannt 
üii  »cbüesslich  heisst;  die  böhmische  Nation  feierte 
^  Tien  herrlichen  Triumph»  der  erst  in  neuerer 

Wt  fc  wurde  (f  vielleicht  durch  Morir  Hartmann, 

•dir  Aitred  Meisaner,  oder  gar  durch  Herloasohul),  doch  nein!  das 
BMitenUmm  wird  als  das  grösste  Unglück  beklagt,  das  Böhmen 
Mfen  konnte  y>j|g.  IX).  Was  will  also  der  Verf.?  Die  Darstellung 
Art  und  Weise,  wie  Ofan'^  von  Podebrad  für  das  Wohl  des  Volkes 
tte,  wird  die  Aufgabe  der  vorliegenden  Abhandlung  soin.  So  auf 
Sehen  wir  nun  tum  Schluss.  Dort  heisst  es:  Da  die  Thätig- 
r^'a   im  Inueru  Böhmens  hier  nicht  geschildert  wurde,   so 
m  leine  Verdienst«  die  Woi-te  DTOjsen*s  beleuchten ....   Also 
Rode  stehen  wir  am  Anfange  einer  Abhandlung .  die  ganz  con- 
fita  Quelle  über  idito  und  Ansichten  moderner  Historiker,  Zeiten  und 
VirMltiiisse   nach    Belieben    untereinanderwirft,    verschiedenartige 
%ll(fdiai  (^ng*  22)  ^imdl«K  *>inflicht,  mit  „wenn  und  abor"*  kämpft 
(fif,  S)  and  di^  BiMi  i^n  die  ehr  (!)  Nationen  kiimpfen 

Uist  (p«g,  <>);  in  -  iie  Zeit  ih  uius  Postlmmus  eine 

liMicIil  Idjlie  ist  und  ahnliche.'i  mehr.  Dass  dabei  der  Name  Pelzel 
cafidilig  g^chriebeii  jst^  will  schon  nichts  besagen.  Doch  genug. 
Wir  bedauern  ein  doppelteÄ:  1.  Dass  das  Programm  von  einer  Statte 
kittiiii«  an  der  einst  Biermann  seine  schönen  Abhandlungen  er^ 
flUnei  Ikaw,  und  2»  dass  der  Vrrf.  verspricht  im  nächsten  Jahre 
iiite  m  kummen.  Möge  er  bis  dahin  Methode  der  Forschung  und 
jAr^'^'—tr  erlangen. 

BIB^  J<wf  Egger^  Die  Entwicklung  äi^r  alttirolischen  Land- 
tclaft    Progr.  des  k.  k.  StAatsgjmn.  in  lanshmck  1876.  SS.  25.  8*- 

0er  V  I   sich  im  Eingange  seiner  Abhandlung, 

iai*  «f  du  r  üuistHnde  bewogen  dieselbe  im  halb- 

IMigvB  Zitfftando  dem  i'ubljcum  übergeben  habe.  So  sehr  wir  nur 
vteidiaii,  daa»  dar  Vi^rli^-*  ^^  >  ri^  dne  mit  der  wünachenswertheston 
Orladlklüceil  ansgearbet'  •*Ilung  der  Verfassungsverhültnisse 

tlrftb  gnbo^  so  kann  mau  ^h^n  schon  die  vorliegende  Arbeit  trotz 
iliia  nclilichon  und  f^irmeilen  lluvollkoromen-  und  Unebenheiten  als 


nlelal  di«  \ 
tttriaa^t«  stolich 


W4)^< 

iSobii 


-'  hiexu  bezeiehnen.  Der  Verf,  erörtert 
i]  für  das  Verfassungsleben  in  Tirol 
eben,  Cultur-  und  politischen  Verhält- 

,4ge  der  Tiroler  Landschaft  fallen  in  die 

u^ü,  zuerst  ist  es  der  adelige  Stand»  welcher 

-t,  dann  treten  die  Städte  und  dio  Geistlich- 

II,  die  uiiti'r  Friedrich  mit  der  leeren  Tasche 

landet  erscheint,  wiewol  noch 

II  von  grosser  Bedeutung  ge- 


74 


PrognumneiiacbaiL 


wesen  ist.    Auch  der  vierte  Stand  erlang  früh  scliou  eine  g^r^ssd 
Bedeutung.    Der  Verf.  erörtert  die  äussere  und  innere  Entwickloof"^ 
des  Ständewesens  nach  den  Kllg-emeinen  und  specielleu  Gesichtspano- 
ten,  namentlich  die  Veränderungen,  welche  die  einzelneu  Stände  im 
Laufe  der  Jabihunderte  erfahren  haben.    Der  eigentlichen  Arbeit  ist 
ein  Excnrs  beigegeben,   in  Tvelchem  die  Matrikeln  von  1234  ' 
1361   als  unecht  hingestellt  werden.    Wir  wünschen  dem  Vert 
legenheit  und  Müsse  die  gedrängte  Skizze  in  umfassender  und  sa 
gemässer  Weise  zu  erweiteni. 


67.  Franz  Knothe,  Ferdinand's  I,  Bemühungen,  die  Länder 
der  ungarischen  Krone  für  Oesterreich  zu  erwerben.  Progr. 
des  k.  k.  Staatsgjmn.  in  Prachatitz  1876.  SS,  3L  8". 

Das  Thema  ist  meines  Wissens  schon  mehrfach  in  ähnhcher 
Weise  abgehandelt  worden ,  ohne  dass  cnn  neuer  Gedanke  zu  Tage 
gekommen  wäre.  Das  ist  auch  hier  der  Fall  Die  Arbeit  enthält  eine 
kurzgefaBste  Geschichte  der  Beziehungen  Ferdinand's  I.  zar  Pforte, 
Sie  ist  populär  gehalten.  Gliedemng  und  Darstellung  befriedigt. 


58.  Dr,  Friedrich  Bernd,  Zur  Geschichte  der  Österreich iJschea 
Unnihen  von  1608 — 9  in   ihrem  Zusaui  inen  hang  mit  de 
kurpfälzischen  Politik,  Progr,  der  L.  OR.  in  Krems  1876,  SS.  38,( 

Die  neuen  Publicationen ,  welche  in  unseren  Tagen  F" 
Stieve   im  Auftrage   der  Münchner   bist.    Commission  vtt 
haben,  setzen  uns  in  den  Stand»  uns  ein  richtigeres  Bild  aber 
Entstehung  der  Union  und  den  Einfluss  derselben  auf  die  politische 
Bewegungen  in  den  österr.  Ländern,  sowie  Über  die  Bedeutung  Chr 
^tians  Ton  Anhalt  zu  bilden,  als  dies  früheren  Bearbeitern  diese 
Verhältnisse  namentlich  Gimiely  möglich  gewesen,   deren  Darstel^ 
lungen  mit  mancherlei  Irrthiimern  behaftet  sind.  Es  ist  ein  Verdieng 
des  Verf/s   der   vorliegenden  Abhaudhmg,    diese  Verliältnisse    ad 
Grundlagen  de.s  neu   gewonnenen  Materiales  ausoinandergei^etzt  xij 
haben.    In  klarer  und  umsichtiger  Weise  erörtert  der  Hr.  Verf.,  daü 
der  Gedanke  einer  Einmischung  in  die  dsterr.  Kämpfe  von  der  Cnioi^ 
in  der  ©raten  Zeit  nach  ilirer  Gründung  i^efasst  wurde  und  dass  För 
Christian  von  Anhalt  für  denselben  gewirkt  habe;  aber  der  Einfln 
desselben   auf  die   kurpfälzisclie  Politik  war  Überhaupt  nicht  seh 
bedeutend   und   die  Majorität   der  Mitglieder  war  einer  derartige^ 
Vction  wpnig  geneigt,  es  kann  daher  mit  Gindely  nicht  behaupi 
werden,  dass  der  einzige  Zweck  der  Union  die  Zersetzung  der  BudoM 
linischen  Union  gewesen  sei.  Auch  einige  andere  Puncto  erhalten  nuif 
ihre  entsprechende  Correctur.    Das  gesammte  einaclUägige  Materij 
lt«t  mit  grosserSorgfalt  benützt;  auch  in  ihrer  fonnellen  Seite  ist  di^ 
Barstellung  des  Verfassers  eine  durchaus  ansprechende. 


Progr&mmenBch&xi. 


TB 


59,  8.  R  Ostler,   üeber  die  Beziehungen  der  Luiembuiger  zu 

<1^  '        -*^T11  Toij  der  Grossjäbri^keits-ErkläniDgr  des  Herzoge 

A  .  um  Tode  des  Kaisers  Si^ismund  (1411—1437).  Progr, 

dto  k,  k.  Übi:r^ymti,  zu  Böhw.-Leipa  187l>.  SS.  21.  ö*. 

Die  Arbeit  ist  zugleich  derSchlnss  der  PrograminaufsÄtze  dieses 

[^jmoJisitniis  vom  Jahre  1871  und  1874,  Sie  besitzt  wie  diese  keinen 

»ltotln4jgr*?D  wissen sohaftlichon  Werth»  sondern  ist  in  durchaus  popu- 

Ikm  Weise  auf  Grundlage  der  einschlägigen  Werke  von  Aschbach, 

kr  '  ^         >wsky  geschrieben.  Die  Gliederung"  und  Dar- 

luL  it>s  ist  eine  gut»? ,  nur  herrschte  die  Phrase  in 

«UifiQ  Partu'Q  zu  stark  vor,  das  Ringen  Friedrich 's  dos  Schönen 

d^n  ilfiifsrhen  Kaiserthron  findet  or  beispielshalber  grossartig  (?), 

ü!  rth,  die  Habsburger  sind  ihm  vom  Anfange  für  den- 

ftb  i-[.i'ir... Liniert  etc.  Die  neuere  Literatur  ist  nicht  vollständig 

m  beoAtzt. 


D.  Mayr  Josef,  Des  Erzbischofs  Wolf  Dietrich  Gefangennahme 
^d   Tod.  Progr.  des  k.  k,  OG.Ju  Sahburg  1876,  88,  21    8", 

iTurliegenda  Arbeit  ist  wie  es  scheint,  ein  Fragment  einer 
-  Iiitjgraphischen  Skizze ,  das  einige  interessante  Daten  aus 
Im  Bttiefaüiigen  Baierns  in  Salzburg  zu  Beginn  des  17.  Jahrh«  ent- 
Wt  r      '  -t  etwas  unbeholfen.  Ein  kurzer  Bericht  Ober 

AiQ  flauptmomente  über  den  üi-sprung  der  Strei- 

lf|lliil*ii  twiü4  irg  und  Baterii  wären  zur  Orientierung  fOr 


fc  Bicb,  Lusen berger.  Dir  iniropHische  Krisis  um  die 
Mitte  des  XVI U.  Jahrhundertes.  Progn  dea  k,  k.  Oö.  «u 
iMirm  in  Böhmen  1876.  SS.  33.  S^ 

B€i  '  ringe»  welchen  die  ^  '^n  Studien  in  nnseren 

Tigsn  erii  i.t^n.  nutg  ei>  als  h  .serth  erscheinen,  von 

hü  11  Z«it  tibfr  flie  hervorragenden  Kri^i^uiisHe  der  bist.  Forschung 
BUsrliaii  TU  haltim  und  dieselben  weiteren  Kreisen  zu  vernjitteln, 
Aicii  des  veriiegenden  Aufsatzes  hat  dies  Bedürfnis  ^efdhlt 

ai  tK^  ,iu\  vTrüudlage  der  Arbeiten  Haukes,  Schäfers,  Arueths  und 
Bmiv  den  Umschnrung  der  osterreirhisclten  Politik  in  der  Mitte  des 
IVHL  Jahiiiaiiderti«  darg<^8tellt.  Bis  auf  die  zahllosen  Fremdwörter 
in  dk  DAfüt^Ilupßr  an  «sprechend.  Nur  ein  Umstand  hätte  dem  Hm. 
Ttrf  lUl  tDt  <  h  der^  diiss  eine  gleiche  Ueber^icht 

iOftMlbtti  ■   ■:ii^  F.   Maver   in    dieser  Zeltschrifl 

1872  pftf*  651—669)  gegeben  hat 

Cieroftwili.  j.  Lu:^erili, 


79 


Progrftmfnenachaa. 


62.  Fr.  Kram  er,  Idiotismen  des  Bistritzer  Dialectes.  Beitrn 
za  einem  sieben bürgiscb-säcUsisclicn  Idiotiktm.  Prögr.  des  cTangÄ 
Obürgjmn,  A.  B,  zu  BistriU  1876.  83  8.  gr,  B, 

Seitdem  vor   etwas    mehr   denn    andertbalb   hundert  Jahre 
Leibnitz  den  Wunsch  nach   einem  Idiotikon   der  siebenbnrgiscli 
sächsischen  Volkssprache   ausgedrückt,    hat   man   sich  in  Sieben 
bürgen  mit  dem  Gedanken,  ein  solches  Werk  zn  Stande  i\i  bringen 
beschäftigt.  Allein  die  mannigfache  Noth ,  die  dem  siebcnbürgts^che 
Sachsen  Volke  mehr  denn  jedem  andeiu  Zweige  des  deutflchen  Stan 
mes  beschieden  war  und  beschieden  ist,  dann  der  Wunsch,  in  deq 
Idiotikon   etwas  umfassendes  und  Gründliches  zu  bieten,  hielt  bi 
heute  von  der  Verwirklichung  des  Gedanketis  ab.   Doch  g**6ammelj 
wurde  fieissig  und  {iubliciert  auch  Eiuiges,  das  als  Beitrag  zum  Wört«P 
buche  gelten  soüte.   So  veranstaltete  schon  der  17C7  versterben 
M.  Fe  Im  er  eine  Sammlung  von  siebenbürgisch-sächsischen  Idiotia 
men  für  sein  gross  angelegtes  Werk  „Von  dem  Ursprung  der  Sach| 
sischen  Nation  *",  das  er  aber,  durch  den  Tod  damn  verhindert,  nie 
vollondeu  und  herausgeben  konnte.   Im  Jahre  1781  voroffen tfl 
Johann   Seyvert    im    ^Ungrisclien   Magazin"    ein    kleines  W4 
buch  lein  der  siebeubürgisch-sächsischen  Volkssprache,  und  nach  la 
ger,  doch  für  die  Wörterbuchsarbeit  nicht  ganz  nutzlos  verstrichene 
Zwischenzeit  1865  J,K.Scbnl  1er  seine  „Beiträge  zu  einem  Wörter 
buch  der  siebenb.-sächs.  Mundart*'  und  J.  Hai  trieb  seinen  ^Pla 
zu  Vorarbeiten  für  ein  Idiotikon  der  siebenb.-sächs.  Volkssprache** 
In  der  jüngsten  Zeit  kam  nun  abermals  ein  ^Beitrag",  die  vorliegend 
Arbeit,  deren  Verfasser  jedoch,  von  einem  richtigen  Grundsatze  au 
gehend,  nur  die  Idiotismen  des  deutschen  Kordgaues  in  SiebeubürgeTi, 
der  Bistritzer  Gegend  oder  des  sogenannten  -Nösüerlaudes''  zu  sam^s 
mein  und  zu  bearbeiten  unternommen  bat  Wir  können  die  vorliegend^ 
lexikalische  Darstellung  nnr  sehr  willkommen  heissen^  nicht  nur  wej 
wir  dadurch  in  der  Kenntnis  einer  interessanten  deutschen  Mundar 
om  ein  Stock  weiter  gebracht  werden,  sondern  auch,  w^m 
Beste  ist,  was  wir  bisher  über  den  Wortschatz  des  Sieben i 
Sächsischen  erhalten  haben.  Der  Verfasser  ist  mit  der  deutsche^ 
Sprachwissenschaft  vertraut  und  verbindet  damit  eine  —  besonder 
den   manchmal   etwas  kubnen  Ableitungen  J.  K,  Schuller^s  gegeul 
über  —  wolthuende  Besonnenheit  und  vielen  Fleiss. 

Uebrigens  ist  Kramer*s  Programm  nicht  nur  för  den  Germau 
sten,  sondern  auch  für  den  Historiker,  speciell  den  siebenb,  Historiko 
von  Interesse.  Denn  einmal  geht  auch  aus  dieser  Publica! tion  wied« 
hervor,  was  früher  schon,  zuletzt  von  Wulff  (Vocale  im  Sieben b.^ 
Sachs.  Dialect  S.  9)  auf  Gnmd  lautlicher  Vergleich un gen,  ausgespro^ 
chen  wurde,  dass  zwischen  dem  Nösnischen  und  den  übrigen  sächsil 
sehen  Mundarten  Siebenbürgens  doch  gewisse  Unterschiede  bestoheii| 
Wenn  wir  demnach  die  deutschen  Colonisten  im  Norden  Siebenbür 
gens   auch   hinsichtlich   ihrer  Herkunft  von  den  andern  deutscheij 
Ansiedlern  des  Landes  zu  sondern  haben,  so  beweist  doch  auch  wie 


77 

Ur  Kfitnvr's  'W(}rterYerzeic]inis  evident ,  das8  trotxdem  ein  engerer 
IliwimaiPtilwing  zwischen  den  Bistritzer  und  den  übrigen  Sieben- 
Mif«r  Siidis«Q  besteht  und  dass  jene  —  mögen  sie  nun  vor  oder 
aadi  «nt^rO^ifta  TT.  in  das  Land  gekommen  sein  —  in  dem  deutschen 
Motterlaia^^  rcht  so  fern  von  diesen  ihren  Stamm  sitz  hftben  — 

biüe  wol   I  if,  rui  Gebiete  des  Mittelfränkischen. 

Tcbrigens  Herden  anch  über  diese  Gegen*itände  die  folgenden 
ifncliv&iMtenschaftticben  Arbeiten  nber  das  SiebenbQrgisch-Säch- 
flKbt  noch  klareres  Licht  zn  bringen  haben. 

Knn  noch  einige  Bemerkungen  zum  Einzelnen.  Boj^  ist  giehei' 
noBittUclieQ  Ursprungs  und  nicht  deutsch.  In  den  südlichen  Ansied- 
tangitfl  wini  das  Wort  nicht  nur  als  rumänisch  eropfnndeot  sondern 
iotk  Ikit  nur  von  Stfkken,  wie  sie  mmänische  Bauern  uud  Hirten 
lii^eia,  gebraucht.  —  Zu  hrünffen,  ringen,  ausbrängen,  auewinden 
■irfn  DÜier  liegende  Analogien  beizubringen  gewesen.  Das  alte  w 
m  A&lflnte,  das  im  Siehenbürgischen  zu  b  verschoben  ist,  erscheint 
m^  im  iwölftcn  Jahrhunderte  am  Niederrhein,  im  König  H<)theri 
toll  im  Mitteln ledcrhindiscben,  wie  übrigens  auch  noch  im  Neu- 
iiMfTliLndis4::hen.  —  //^r/',  ein  Stück  Kindfleisch  von  den  Rippen, 
iH  Imieiiüch-^gterreichischer  Herkunft.  Cf.  deutsches  Wörterb.  IV, 
IWf  imUrr  gnrhe.  —t^ömtrn,  krankhaft  nach  einer  Speise  ver- 
liifio,  Blallt  Wülfr(CüW>nantismusdes  Siebenb.-Sächs.  S.  64)  wol 
MMf  m  dem  mhd»  jämem,  g  fflr^  ist  in  dem  Worte  und  seinen 
Timaidt^r     '  'rra  mitteldeutschen  Evaugelium  Nicodemi  und 

tisdftn  A!  isspte!,  freilich  auch  aus  Nicolaus  van  Basel 

(fliMr  neUu  jiUiifr)  bt^legt  (cf.  Lexer  Mhd.  Handwörterbuch  I, 
JIM  ff.).  —  hän .  der  sonst  unter  den  Siebenbarger  Sachsen  weit 
irtreiMa  Name  ih^  Ort^  vorstand  es  ftudet  sich  einfach  —  recht 
llvidtteristiich —  im  N^snerhiude  nicht,  sondern  nur  in  der  Zusam* 
iMiiiUiiff  8t4th^n.  Das  Wort  gehört  2U  niederrheinischem  hunne, 
liur^  tDiittoiirtus ,  wie  schon  X  Sejrvert  richtig  erkannte.  —  Die 
a  Uniiidb  gegebene  Sacherktärung  ^ein  aus  di)nn  aasgezogenem 
Wg*  b«rdteter  Kuchen  •  ist  entweder  gefüllt  oder  nicht" 

nidit  eicht  atj^.   J.  K.  Ableitung  des  Wortes  wird,  wie 

Miier  toh  m  auch  \m  Krämer  mit  Recht  abgelehnt.  Doch 

kitat«&  Wi:  „,....  ,  hrÖer*8  ZuNammenstellang  von  siebenb.  hanklich, 
hmkficli  mit  handlech  (ein  kleines  Brot)  des  ungr.  Berglandes  (cf. 
WiMer  8iti«i!ir^^  -' *  XXV,  268)  nie  recht  beistimmen.  —  W^, 
bt  ist  zu  h&l,  häl  zu  stellen,  das  ^in  Nieder- 

und  durch  Ueaeen  bis  ins  liheinfränkische  hinein"*  in 
In  Betolmi^n  t-trocken»  mager,  dQrr'*  sich  findet.  Dabei  bleibt  es 
MBeb  aogiwits,  eh  da«  Wort  zu  mhd,  Kaele  gehtM-t.  Cf.  D.  Wb.  IV» 
1 1^9*  ^>  M,  Einsattelung  zwischen  Ewei  Borgen,  gehOrt  zu  ahd. 
Wl»  Mbd.  hfti«*,  iliigeg«)n  das  von  Kramer  zum  siebenb,  hil  geßtellte 
Inmielif  hftU  m  ihd.  huliwa,  mhd.  hfllwe.  —  In  humen,  Fiscb- 
ülil,  Fiselm^lt,  sind  zwei  ursprünglich  Terscbiedene  Wörter  zusam- 
eo*  D,  Wb.  IV,  2,  306  ff.,  Lexer  Handwb.  I,  1162.  — 


78 


Progmmiadn6oliaii. 


Zu  Jcänip,  Trog,  vgl.  komp.aus  den  Aachener  Stadtrechjmugen  ^ 
viorzebnteo  Jahrbs,  —  Zu  kämpcl,  Tümpel,  vgl.  das  altmitteldoutse 
kumpel  bei  M.  Eieger  in  der  Germania  IX,  S,  28.  —  l**lir  knul,  Gru^ 
führt  Ki-amer  aus  der  Hermannstädter  Mundart  köU,  k<M  an.  AI 
anch  kaul  ist  dem  Referenten  jüngst  von  da  (aus  dem  Dorfe  TaJmea 
am  Kothentburm passe)  bezeugt  worden.  Weiter  heisst  es  bei  Kram^ 
„Das  Wort  kommt  zwai'  mbd.  vor,  s.  M,  Z,  Mhd.  Wb. ,  doch 
dasselbe  niederdeutsch.'*   Das  mbd.  Wörterbuch  bietet  aber 
eine  einzige  Stelle  nnd  diese  ist  aus  der  mittel  rheinischen  Rede  vfl 
•Glauben.  Lexer's  Handwb.  bringt  noch  zwei  Zeugnisse,  aber  beij 
vom  Niederrhein.  Diesem  nach »  sowie  nach  den  von  Hildebrand  i 
D.  Wb.  unter  kaule  zusammengestellten  BelegöU  ist  das  Wort  au 
nicht  niederdeutsch  allein,  sondern  auch  am  Mittel-  und  Kiederrh^j 
echon  in  älterer  Zeit  daheim,  —  keit^  ein  Korn,  ein  wenig,  zu  an 
(frumi)  kldi.  alts,  kUbi,  angs.  c!dh.  Mhd.  ist  es  bei  Lexer  1»  15| 
auch  nachgewiesen;  tihd.  findet  es  sicli  in  mehreren,  auch  oburde^ 
fichen  Dialecteu    (nicht  blos  in  der  Eifel).    Cf.  Schade  Altd.  Wl 
D.  Wh.  V,  440.  Zu  demselben  Stamme  gehört  auch  das  später 
Kramer  angeführte  kiiäken^  ein  kloin  w^euig. —  Unter  klr^ 
fragt  Ki-amer:  ^Ist  das  Wort,  niederdeutsch  ?**  Doch  bemerkte  HiH 
bi-and  bereits  im  ü*  Wb. :  ^Jdm  Wort  hat  seine  Heimat  wesentli 
in  der  mitteldeutschen  Sprache/*  (Cf,  anch  Weigand  deutsches  Wh^ 
794.)  Auch  die  s>^\\  Kramer  angeführten  Beiego  des  mhd.  W5rt 
buches  weisen,  ebenso  wie  die  von  Lexer  neu  gebrachten  Zeugnis 
dabtih  —  Unter  kont  widerspricht  Kramer  Haltrich's  Znsamm^j 
Stellung  dieses  Wortes  mit  ^Kunde",   indem  er  uidit   weiss, 
„Kunde**  hier  heissen  solle.  Jedoch  auch  bei  Hildebrand  im  D.  Wb*| 
2620  findet  sich  diese  Zusammenijtelluug  mid  Hildebrand  erkU 
künde  mit  „notus,  Bekannter,  Kerl,  Kumpan**,  Das  würde,  wie 
meinen,  doch  passen.  —  In  kräh,  Krücke,  schlechtes  Pfttrd . 
Weib,  sind  zwei  Wörter  zusammengetlossen :  mbd,  knick«  und  kra 
ein  meist  mittel-  und  niederdeutsches  Wort,  das  schb-schtes  Pfö 
aber  auch  etwas  Schlechtes»  Schwaches  überhaupt  bezeichnet. 
Wb.  V,  1928,)  —  hekridn  sich,  sich  betrüben,  zu  angels.  cre6( 
mnL  crüden,  „ffibd.*"  kroten,  ki-öten,  krudeo  etc.  Nach  Hildebr^ 
ist  das  Wort  rheinisch-mitteldeutsch.  Man  vergleiche  übrigens  aq 
die  Belege  für  das  Wort  und  seine  Verwandten  im  mhd,  Wl^,  und 
Lexor  (auch  bei  Bech  Germania  VII,  95),  Darujtch  ist  das  Wort  üb 
wiegend  rheinisch,  daneben  besonders  hessisch  (krot  lOmal  in 
h,  Elisabeth)*  —  Zu  /€iw,  der  oberste  Saum  des  Frauenbemdes, 
Kj-amer  mhd.  lim  heran,  indem  er  sich  oüenbar  auf  das  mhd.  Wl 
998  stützt,  wo  lim  mit  Stellen  aus  Meier  Helmbrecht  belegt  und 
lat.  limbus  abgeleitet  wird.  Lexer  bezweifelt  1,  1922  lim,  indeu 
mit  Keiuz  im  Helmbrecht  statt  lim  lün   liest,    W^ir  stimmen 
Keinzibchen  Lesart  im  Helmbrecht  auch  bei,  allein  ein  lim  in 
Bedeutung  ,.Saum*'  muss  es  in  der  altern  Zeit  in  Deutschland,  in 


Profil 


n 


jgfitens,  doch  geg&ben  haben.  Dafür  zdugt  d&A 
Siebenlyirfiäcii-SÄchsische* 

Mit  dem  Buchstaben  L  schllesst  Director  Krämer  seine  dies- 
naüi^  PtibHcAtiou  ab.  Möchte  das  aächstö  Programm  des  Bistr. 
QfBT  ;^  zweite  Hälfte  seiner  Arbeit  bringen  1  Sie  wird  uns 

ffaitli  tm  sehr  wrlLkotnmen  sein* 

Wh  E.  Beisseuberger. 


fJeobachtungeu   in  Bielitz*    ZusammetigesteUt 
Pr  ii"uhev»>r    Progr.   i^e«  k.  k,  Stjiats-Ol>t?rgvmii, 

fä  fntUii  Uit  dM  Schuljahr  1875/76;  Biclitz  1876. 

*  -  .-;t,^  ^,|j^^j  tabellarische  Zusammenstellung  der  ResuK 
,n8cben  Beobachtungen  zu  Bielitz  vom  .Tuli  1875 
*  Jimi  Iri*ü.   Diu  Tabellen  entlmlten  fast  alle  wtinschenswerthen 
wrr  yermissen  blos  die  Monatmittel  der  Bewölkung  (nach  der 
MkAt  -cala).  So  interessant  in  mancher  Bexiebung  die  An- 

filM  -  -  .-_  der  heiteren,  wulkigen  und  tnlben  Tage  ist,  so  ge- 
ftttt4iQ  diese  Daten  doch  keine  präcise  Vergleichung  des  BewOlkungs- 
mlmmlf^  an  verschiedenen  Orten,  und  die  Möglichkeit  einer  an- 
BttU]li&r«n  Vergleichl>arkt\it  igt  das  erste  und  wichtigste  Erfordernis 
llr  m  I  klimatologiftcho  Zi  -tellungen. 

theilt  der  Autor  n  ate  einiger  Baro- 

mUi  ->m  aiit,  welche  der  weitem  Benützung  der  Luft- 

I,  splir  fnrdorlit'h  Mud, 


rnus  zwischen  Sonuenäeeken,  Erdmagnetismus 

vn    .1    t  ..tu  ^JrtindlÄgc  fttr  ein«n  Krklüruii^sf  ersuch 

im»  P*  H'ti.  Progr,  des  deutscbtfu  k.  k.  Staats- 

^pmtu    , .     ..    _...._     ..   ij.ü  Schaljahr  1876, 

SHa  um  vorJifliTfindii  Programmarbeit  ist  eine  verdienstliche 
D&rstt '  M  hungen  zwischen  den  ^  i^^en 

die  des  K  i^.  der  Häufigkeit  der  ^  ken 

mi  im  Polarlichter.  Ks  liegen  denselben  die  neuesten  Daten  m 
tendt«  dio  mit  Ooüchick  und  Umsicht  ausgewählt  und  zu  einem 
QnaeD  Yerarbojtet  worden  sind.  Zahlreichere  Hinweisungen  auf  die 
^Mllm  vJLren  vielleicht  im  Interesse  derjenigen  wunschenswerth  ge- 
VMtft,  diA  durch  die^^e  Arbeit  für  den  Gegenstand  gewonnen  und  zum 
mifAtmi  m  desselben  angeregt  worden  sind. 

Wi'i!  1  Betroff  des  Details  ein  paar  berichtigende  Be- 

MCku^ftn  htm  beifügen,  so  kann  dtns  der  Arbeit  nur  zur  Empfeh* 
luf  ftreklien ,  da  wir  an  doreelben  sonst  nichts  auszusetzen  finden. 
Iltr  Ytr&i^s^r  gibt  S.  27  die  Mittel  der  Amplituden  der  tiiglichen 
OsnUatao«  der  Magnetnadel  nach  den  Beobachtungen  zn  Göttingeo 
Mi  B«b«Hoti.  Da  diese  Mittelwerthe  zwei  Maxima  um  die  Zeit  der 
i«|iüooeliefl  (Uta  niid  October)  zeigen ,  glaubt  er  eine  Beziehung 


80  Programmenschan. 

zwischen  der  GrOsse  der  täglichen  Variation  und  der  jährlichen 
Periode  der  Nordlichter  gefunden  zu  habeif ,  da  ja  die  Nordlichter 
ebenfalls  im  März  und  October  Mazima  der  Fi'equenz  erreichen. 
Hierin  kann  man  ihm  wol  nicht  beistimmen.  Auf  der  nördlichen  wie 
auf  der  sudlichen  Hemisphäre  erreicht  die  Grösse  der  täglichen 
Variation  der  Declination  ihr  Maximum  im  Sommer,  ihr  Minimum 
im  Winter,  also  wenn  in  unserer  Halbkugel  die  tägliche  Variation 
ihr  Maximum  erreicht,  hat  sie  auf  der  südlichen  ihr  Minimum  und 
umgekehrt.  Es  müssten  also  die  Polarlichter  in  beiden  Hemisphären 
ihre  Maxima  und  Minima  zu  entgegengesetzten  Jahreshälften  und 
um  die  Zeit  der  Solstitien  haben ,  im  Juni  und  December.  Die  Täu- 
schung des  Autors  ist  durch  die  Zusammensetzung  zweier  Gurven 
entstanden ,  welche  einen  gerade  entgegengesetzten  Verlauf  nehmen. 
—  Auf  S.  13 — 15,  wo  der  Verfasser  von  der  jährlichen  und  secn«- 
lären  Periodicität  der  Declination  spricht,  ist  für  den  Laien  zu  wenig 
auseinandergehalten  der  mittlere  Werth  der  Declination  selbst  und 
die  Grösse  der  täglichen  Variation  derselben ,  denn  auch  der  erster« 
hat  eine  jährliche  und  eine  seculäre  Periode ,  welche  letztere  auch 
erwähnt  wird.  Auf  S.  19  spricht  Hr.  Zach  von  dem  täglichen  Auf- 
treten der  Nordlichter  in  der  Polarregion  und  fuhrt  das  Zeugnis  von 
Julius  Payer  dafür  an.  Es  scheint  dies  aber  doch  nicht  überall  und 
jederzeit  der  Fall  zu  sein.  Die  jüngste  englische  Nordpolexpedition 
z.  B.  beobachtete  in  ^2^/^  N.  B.,  der  höchsten  Breite  unter  welcher 
man  bisher  überwintert  hat,  nur  wenige  und  sehr  unbedeutende 
Nordlichtei-scheinungen.  *)  Es  ist  bemerkenswerth ,  dass  hier  wie  in 
Ostgrönland,  wo  die  zweite  deutsche  Nordpolexpedition  überwinterte, 
die  Nordlichter  wenig  oder  gar  keinen  Einfluss  auf  die  Bewegungen 
der  Magnetnadel  äusserten.  Was  der  Verfasser  auf  S.  39  und  40 
über  die  Entstehung  der  Nordlichter  und  ihren  Zusammenhang  mit 
den  Vorgängen  auf  der  Sonnenoberfläche  und  den  Variationen  des 
Erdmagnetismus  sagt,  ist  sehr  beachtenswerth.  Seine  Theorie  steht 
in  einem  wolthuenden  Gegensatz  zu  einigen  phantasiereichen  Hypo- 
thesen, welche  in  letzter  Zeit  über  die  Ursachen  des  Nordlichtes  auf- 
gestellt worden  sind  (Wolfert,  Zehfuss).  Der  Schwede  Lemström  ist 
in  Bezug  auf  die  Nordlichter  zu  einer  ähnlichen  Anschauung  gelaflgt, 
wie  Hr.  Zach,  und  Lemström  hatte  selbst  Gelegenheit,  die  Nordlicht- 
erscheinungen auf  Spitzbergen  zu  studieren. 

Hohe  Warte  bei  Wien.  J.  Hann. 


*)  Wir  haben  freilich   gegenwärtig   eine  Periode  des  Minimums 
von  Polarlichtern. 


leicb  mit  diesem  Heft  uoserer  Zeitschrift  wird  das 
li'it  der  unter  der  Bedactiou  der  Herreo  Professoren 
und  Uirschfeld  erscheinenden  'Epigrapbisch-archaeo- 
Mittheilangen'  ausgaben  werden,  auf  welche  Fubli- 
cttioii  die  Redaction  der  Zeitschrift  für  5sterr.  Gymnasiea  an 
fiiter  Stelle  die  Aufmerksamkeit  ihrer  Leser  leaken  zu  müssen 
gbQbt  Denn  es  sind  ebenso  persönliche  wie  sachliche  Be- 
«kmgen,  welche  diese  beiden  ÜDternehmuügen  und  ihre  Leear* 
Mae  lerbinden  werden. 

Bie  *  Mittheilungen'  haben  sieh  die  Aufgabe  gesteUt,  die 
•|j|ttpbiJcb-archaeologischeD  Denkmäler  classischer  Zeit,  an 
VfkbeD  der  Boden  Oesterreichs  und  der  angrenzenden  Donau- 
Miitr  90  reich  ist«  in  m5glicbster  Vollständigkeit  zu  sammeln 
and  wifiMoschaftlicb  ni  behandeln;  eine  Aufgabe ^  die  in  be- 
itluiiiktartm  Umfang  wiederholt,  aber  mit  unvollständigem 
MUg  in  Angriff  genommen  wurde,  obwol  es  als  eine  Pflicht 
mdMinen  durfte,  das  Verständnis  dieser  monumentalen  Quellen 
«Hr  feigsmgenen  Cultur  %n  pflegen^  und  sich  durch  diese 
I  Inter^ae  fui  die  classisoben  Studien  warm  zu  erhalten. 
Inxwischen  haben  sich  die  Verhältnisse  fl&r  eine  erfolg- 
I  Ontfanhning  dieses  Planes  günstiger  gestaltet.  Die 
JOQ  der  philologischeu  Studien  und  der  Aufschwung 
Aai  Mitielschul Wesens  in  Oesterreich  hat  das  Interesse  für  die 
ittalkciiiakunde  in  weitere  Kreise  gebracht ,  die  m  fordernder 
BAriUgQiig  nur  de^  Ansporns  und  der  Leitung  bedürfen,  wie 
MlAe  ton  den  'Mittbeilungen'  ausgehen  werden, 

Bit  tttbetindige  Behandlung  der  Disciplinen  der  Arcbaeo- 
l^pt  nd  Epigraphik  an  den  Ssterr.  Universitäten  und  die 
fencbtamg  eines  archaeologisch-epigrapbischen  Seminars  au 
te  Dnif  ostät  Wien  wird  bewirken,  dass  eine  immer  grössere 
ZiU  OMÜioditefa  geschulter  Arbeiter  sich  an  den  Forschungen 
«f  diiMii  GtUeie  in  den  verschiedenen  Provinzen  Oester- 
wki  betkttligtD  wird. 

l>iiiLii^  t.  A^  Miw.  fiysB.  1177.     II  K#fi.  ( 


Die  Aufmerksamkeit  und  Theilnahme  unserer  Freunde  und 
GoUegen  an  den  Gymnasien  Oesterreichs  diesseits  der  Leitha  und 
auch  weiter  nach  Osten  wünschten  wir  aber  auch  deshalb  für 
dieses  neue  Unternehmen  zu  interessieren,  weil  sie  am  meisten 
geeignet  und  in  der  Lage  sind,  Fundnotizen  einschlägiger  Art, 
die  sich  zahlreich  in  den  verschiedensten  Tagesblättem  finden, 
an  diese  neu  gegründete  Sammelstelle  zu  leiten  und  so  vor 
der  Gefahr  zu  bewahren,  übersehen  und  vergessen  zu  werden. 
Wir  zweifeln  nicht,  dass  sie  nicht  blos  den  *Mittheilungen\ 
welche  wol  an  keiner  Gymnasialbibliothek  fehlen  werden,  mit 
regem  Interesse  folgen ,  sondern  dieselben  auch  als  eifrige  Mit- 
arbeiter fördern  werden. 


Die  Bedaction. 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlungen. 

Zu  den  SchoUen  der  Odyssee. 

gebe  im  Folgenden  auf  Grutid  einer  in  der  Krakauer  Um- 
l^Iiotbek  befindlichen  Odys&eebandscbrift  einen  Beitrag 
Slfll  ScboUen  dieses  Geilichtes.  Da  icb  die  vollständige  Cellati on 
4lliir  Ufllier  nobekaimton  Handschrift,  nächstens  in  einer  besonderen 
AUmdlimg  verriffentlichen  werde ,  so  beschränke  ich  mich  hier  sinf 
im  kiiTx«  Beschreibung  derselben. 

Die  Handschrift  der  Krakaner  Universitätsbibliothek  *),  mit 
9r. 54^  signiert,  ist  aof  starkes,  glänzendes  Fa|a  'Hieben^ 

39  Oeottmeter  hoch,   19  Centimeter  breit.    Sie  eni  ^  nicht 

iMiHirte  Bl&tter.  Davon  sind  die  Blätter  1,  2,  259'  imd  2m  nicht 
iMeMibML  BL  3*  bietet  eine  Schenkungsurkunde^)  und  folgende 
Ifeiiiiliiiig:  Odtüivg,  l4xti-^ix:  y.otnüQ  Jii  fvoQ'  !AxtXX£vg,  '(76 va- 
^nntttg,  ikXwato^)  xai  oca  or*  ^liv  a/tnßaXlomtv  iviote 
ULOiüi  dta  ro  ftit^op,  nmrjrnmTtf^  , , ,  ,*).  Bl*  3''  hat  zwei 


«u  Od.  a*)  und  «ine  Notiz  über  den  Sclireiber»  die  Zeit 

'  der  Aufzeichnung  der  Handschrift.  *) 

^  Bl  269'  reicht  die  ganie  Odyssee.  Diese  Hanpt- 

flftit  4er  r  n(t  zerfallt  in  26  nnmerierte  zehnblÄttrige  Hefte 

(«r  4m  16.  Heft  t&hlt  9  BlÄtter,  d&  «in  Blatt  von  dem  Schreiber 
IgimH wctmitten  worden  ist). 

n  Die  KnOLaner  ÜniTemititobibliathek  lählt  über  3300  meist  gana 
i«a|»  Hafliischrifteti.  Der  Druck  dos  Kataloge  wird  vorbereitet. 

*i  liislor  illv0mtti  ümlen  sich  folgende  darchg<»e  tri  ebene  Worte: 
vi  4iw  »ofi  uhf^  aJroß^lXovm  ctiA  rf>  ud^vt  ynl  naltv  nktoratov9^  3m 

•>  Hiiiler  no^fftiirwi  8telK»n  twei  durcligisfttricheEie  unlesbare  Wörter 
M«  ih  B^aurrknng  vgl  8cbol.  Yen.  A  zu  II  A  2  bei  Dindorf,  Seholia 
li  Im.  nkd«M,  mSt,  1  p.  4.  &;  EusUth.  p    14,  9  so. 

•j  a\  *»nwr  ir^^ofin  —  yi'mai,  Vgl  Diüdoff,  iJchoUa  in  Hom.  Ody»- 
«m,  19Uk  P-  T.  :i— II;  b)  fi^k  rt}r  Kmlvn^t^  —  n»^rai  Uyti,  vgl  Dm- 
^üt  9tt.  |icasf  1^  VII  «q. 


84  üf.  Iskrßydii,  Zn  den  Scbolien  der  Odyssee. 

Mit  Ausnahme  der  Seiten,  auf  denen  ein  Buch  beginnt')  oder 
schliessty  sowie  der  Seiten,  wo  ausgelassene  Verse  nachgetragen  wor- 
den sind,  enthält  jede  Seite  (von  Bl.  4  an)  24  Zeilen  Text.  Ausser- 
dem finden  sich  theils  an  den  Bändern ,  theils  zwischen  den  Zeilen 
des  Textes  Scholien,  yQaq)€Tai^)  und  Glossen. 

Bl.  259*  am  Schluss  der  Odyssee  nach  den  Worten  Tilog  '(MwF- 
aeiag  ^Ofif;QOv  stehen  die  von  Dindorf ,  Scholia  in  Hom.  Od.,  in  der 
praef.  p.  VII  aus  dem  Hai'leianus  veröffentlichten  9  Verse  Ovyw 
—  natQidi.  Den  Schluss  bilden  die  Verse: 

ihjlijg  yaluxToßXvaxov  %XxHV  €u  ^vüiv  ^ 

Uvot^  ßk^rrfiv  yovevat  narqldu^ 

(iVTtag  yk  toig  y^aipovOiv  vararog  atlxog  if-"- 

At^r^v  fjilv  Ti^vg^  dXXa  xal  ßißXov  rdog' 
cififfm  yaq  etüiv  avanavXa  rwv  noviov  :t-'« 

Aehnliche  Schlussverse  s.  bei  Ar.  Ludwich,  Scholia  ad  Odysseae 
1.  Xin  ex  codicibus  MSS.  Veneto  et  Monacensi  edita,  Begimonti^ 
1871,,p.  2. 

Die  ganze  Handschrift  ist  von  ein  und  derselben  Hand  ge- 
schrieben ;  doch  wui'den  die  Schollen  und  Glossen ,  wie  gewöhnlich, 
erst  dann  hinzugefügt,  als  der  Text  bereits  geschrieben  war:  dieser 
nachmaligen  Bevision  entstammt  auch  die  Melirzahl  der  Correcturen, 
der  Basuren  und  der  yQ.  im  Text  der  Handschrift. 

Die  Schrift  im  Text  ist  eine  niedrige ,  deutliche  Minuskel ,  sehr 
ähnlich  der  des  cod.  Vind.  Nr.  5  (L),  von  dem  J.  La  Boche,  Homeri 
Odyssea,  1867,  auf  tab.  VI  ein  Facsimile  veröffentlicht  hat.  Kleiner 
und  stellenweise  kaum  lesbar  ist  die  Schrift  in  den  Schollen  und 
Glossen. 

Die  Handschrift  hat  nur  wenige  Abbreviaturen.  —  Das  Iota 
subscriptum  kommt  in  den  Schollen  nur  ausnahmsweise  vor ;  im  Text 
findet  es  sich  an  96  Stellen  und  wird  durch  einen  kleinen  Strich, 
welcher  rechts  neben  dem  langen  Vocale  steht ,  bezeichnet.  Aach  in 
dieser  Hinsicht  sowie  im  Gebrauch  des  v  paragogicum  stimmt  die 
Krakauer  Handschrift  mit  dem  cod.  Vind.  Nr.  5  (L)  überein  •).  — 
Die  Diastole  kommt  sehr  häufig  vor ;  das  Hyphen  nui*  5mal :  ß  305 
toytagog ;  q  208  vdaTOTQ€q>iü)v;  r  176  heoxQi^reg,  260  xaxotkwv; 
et)  65  oiccwxaid&iair}.  —  Paroxytona  vom  trochäischen  Bhythmos 
erhalten  vor  enklitischen  Wörtei-n  in  der  Begel  einen  zweiten  Acut 
Die  Demonstrativa  o  r^  oi  al  stehen  in  den  meisten  Fällen  accen- 
tuiert.  Die  Präpositionen  sind  mit  dem  folgenden  Worte  sehr  häufig 


*)  Vor  jedem  Bach  findet  sich  eine  Ueberschrift  und  eine  oder  iwei 
vTio^iang. 

')  TM'  per  comp. 

')  V^l  0.  Hoffmann,  Einundzwanzigstes  und  zweinndzwaniigttet 
Buch  der  Ilias,  Claustha],  1864,  I  p.  42;  J.  La  Boche,  Horo.  Odyssea, 
Lipsiae,  1867,  proleg.  p.  VUI. 


a4ö» 


M.  Itkn^eh,  Za  den  Seliolien  der  Odjsaaf.  (M 

e&g«eclirieb6u  und  haben  dauu  koineD  AcceDt.  —  D«r  Itaeis* 

im  Text  sehr  ausgebreitet;  freier  davöD  sind  die  Schollen. — 

^iriiiiszeicheii  sind  oft  verwechselt  —  Schreibfehler  kommen 

iiUcJi  grosser  AnzahJ  vor.  —  Im  Vergleich  zu  unseren  Text- 

BB  feWem  in  der  Handschrift  21  Verso:  y  7«,  493;  t  30,  531; 

tnn,  265.456,  470;  i  02.  179»,  34:J;  ^36H*;  i'428;  $458^; 
e«3i.  21»d;  ^39*,  131;  a  4VS;  ^276;  x  43.  Hinzugesetzt  sind 
HOTerae:  je  zwei  Verse  nach  a  93  und  nach  l  178;  je  ein  V.  nach 
ä,  285*;  y416;  1^221;  &US;  iU2;  x233;iG38;/i  153, 

w  S69;  e  ^^Ö?   «^  l^^J  ^  4^^*J  <**  4»  296*.  —  Von  den 
c»Q8xeiclien  wird  der  Punct  oberhalb,  der  Punct  unterhalb 
r  Beistrich  gebraucht;   nur  ausnahmsweise  ündet  i^ich  das 
tieben. 

Die  Handschrift  war  ursprünglich  ein  i^yov  xal  xtrjfia  des 
ffüitADiscbeD  Emigranten  Demetrius  Tnböleä;  er  «schrieb  sie  zu  Rom 
Jahre  1469,    Diese  genauen  Angaben  verdanken  wir  folgenden 
i^m  Schreiber  selbst  auf  Bl,  3*'  niedergeschriebene d  Worten:  torco 
t)       ■'   ')Joy  i^ioy  iartv  a^yov  -/,m  xfi-fiO  Jt^fiiiiQlov^)  TqI' 
it^Ttdtor'  iy^fftj  df  tterä  li.y  if;g  /rarQidog  aht»^ 


-Ol        **JI 


^^,    HatiTOyfQg    /fai^t;  . , .  ,*)    IhtvXot     deiitQov 
r:  --w  Kai  uQOidqivoyiOi;  §oi  d^fovov  tm*  Aa^äiyakBinv 

wg.    irr  d^lav  inifSmiinov  ^aßiyr^    Kai    ittriQtaQX^tv  Kioaiav' 

Spüff  gelaugt^e  dw  Handschrift  in  den  Besitz  iim  Krakauer 
(7smraitit»})röfe8M  laus  Grzepski.*)  Dieser  legierte  sie  im 

hkn  IfiTi)  dir  J  den  Tniversitat.  wie  die  auf  BL  3'  be- 

bdüdii  >^  ^^^urkuiide  bezeugt:  M.  Stauislaus  GnsepsauB  maior 

cnlltga  pii. .,,.... i:i:ä  eiutidoni  colloi^ii  legavit,  MDLXX.  Oretur  pro  <*-> 
Idi  btseicbne  die^e  Handschrift  mit  der  Majuskel  J. 

*  Die  mit  einttti  8t<?rnch<  n  b+?ieiclinet<iu  Stellen  fehlen  oder  finden 

Bind    mit    kleinen  Anfang  buch«  taben  go- 
oft  durch  einen  horuoutaien  Strich  oltt* 

rift. 
r  comp, 

Hionfitttorro^  —   hoiotuvrivonalitai  fügte   der 


kgrtv  ha 
hiunu. 


rfidi*Fela 
mUmmn. 

U  Ctaki 


k*\ 


■    geb.  1526  m  Grstcpsko  in  Blasowien  (Btta- 

kau  ütid  wurdö  das*>lbst  15t»3  Untfersitlte- 

1  or    ur.A   rM.;inlog  itjglcich-    G.  »tarü  1570 

Cmka  V*  Akademti  Krakowskiej  od 

jU,  ,  .      ;;o  cxasu,  W  Kmkowie.  1810, 

i^Sfe;   Mich   WiÄinirwgkipgis   Hi^u>rya  Lil»jrnturv  PulJ^kiej,   Kri- 

1,  Bd.  VI  \u  211,  VTI  p.  :i62;  IX  I»,  :.22   aA  :*)L 


8S  M.  Iskrzycki,  Za  den  SchoUen  der  Odyssee. 

Die  Handschrift  enthält  1.  den  Text  der  Odyssee,  2.  Scholien 
ond  Glossen  zu  diesem  Gedichte. 

1.  Was  den  Text  der  Odyssee  anbelangt,  so  ist  die  Krakauer 
Handschrift  eine  contaminierte  zu  nennen :  in  ihrer  ersten  H&lfte, 
etwa  bis  zum  X.  Bache,  stimmt  sie  nämlich  am  meisten  mit  cod.  Vind. 
Nr.  50  (Q  bei  J.  La  Boche,  Odyssea,  1867)  und  demgemäss  mit  cod. 
Vratislaviensis  A  (V)  und  cod.  Augustanus  (A),  an  vielen  Stellen 
jedoch  mit  cod.  Yespasiani  Gonzagae  (G)  und  cod.  Yen.  Marcianns 
Nr.  613  (M)  überein;  in  der  zweiten  Hälfte  tritt  dagegen  die  Ter*- 
wandtschaft  mit  cod.  Yen.  bibl.  Marc.  Nr.  457  (I)  und  demgemfies 
mit  cod.  Harleianus  (H)  und  cod.  Yen.  Marc.  Nr.  647  (N)  entschie* 
den  hervor. 

Für  die  Kritik  des  Textes  der  Odyssee  ist  der  Gewinn  aus 
der  Handschrift  keineswegs  erheblich;  doch  werden  aus  derselben 
nachstehende  Schreibungen  überliefert:  i  145  ov^avod^e,  291  dm 
iLieleiaTi;  x  288  äliX-Ärjoiv,  546  ot^v^^ov;  X  304  lelayxctaip; 
in  395  oßeXdiai  ^e^ifKei;  ^  89  old«;  q  181  %Qevov\  a  339  dm 
f-iBUrjöTi  (sie);  t;  251  %^ov.  Bedeutend  grösser  ist  die  Zahl  der* 
jenigen  Lesarten,  für  welche  die  Krakauer  Handschrift  imYerein  mit 
einer  oder  mit  zwei  anderen  Handschriften  die  diplomatische  Be»- 
gründung  abgiebt. 

2.  Die  Scholien  und  Glossen  der  Krakauer  Handschrift  finden 
sich,  ebenso  wie  in  anderen  Odysseehandschriften,  am  zahlreich- 
sten zu  den  drei  ersten  Büchern ;  mit  d  9  hören  die  Bemerkungen, 
einzelne  yq,  ausgenommen,  fast  ganz  auf;  in  i  kommen  dieselben 
wieder  zum  Yorschein  und  reichen  von  da  an  in  spärlicher  Auswidil 
meist  in  Form  von  Glossen  bis  an  den  Schluss  der  Odyssee. 

Lemmata  kommen  nur  ganz  vereinzelt  vor.  Die  Zugehörigkeit 
des  Scholions  wird  oft  dadurch  angedeutet,  dass  ein  Zeichen  über  das 
Textwort,  auf  welches  sich  das  Schollen  bezieht,  gesetzt  und  dann 
dasselbe  Zeichen  am  Rande  vor  dem  Scholion  wiederholt  wird  ^) ;  sehr 
viele  Scholien  stehen  jedoch  ohne  Lemma  und  ohne  Zeichen  der  Zu- 
gehörigkeit neben  dem  Yerse,  wo  das  betreffende  Textwort  sich  findet. 
Ganz  eng  an  den  Text  schliessen  sich  die  Interlinearscholien  an. 
Kritische  Zeichen  hat  die  Handschrift  nicht. 

Neue  Scholien  bietet  die  Krakauer  Handschrift  nur  in  sehr 
geringer  Anzahl:  zu  «183  eni]  ovyi  avaarQ€7tT€0v  r^v  ijcl;  zu 
«325  aiwnfj]  TTaQaöoxovvreg,  r^v  tm  axovaoHTtv  neql  xov  d-ava^ 
xoy  Tov  ^Odvoewg;  zu  ß  104,  105  upaiveaycav  —  dlkveaxev]  oqa 
naXiv  TO  oxrua  ^f^(;  jraQiaioaeiog:  —  vgl.  Eustath.  p.  1437,  7  sq. ; 
zu  ^  116  öf  Ol  7t€Qi  öciiuv  y4&rjvr]  . .]  TCixQiig  yia&atpaiA€vog  v^g 
IlrpfeloTtrjg  öiaxicci  avTr]v  ßovlerat  Tolg  syxwfiioig '  a^a  de  tuxi 
TTjv  fAvrjOtdav  ^'koyov  (prjoi^)  neQi  ivaghov  yvvaixog  yivo- 
inevr]v  :t  zu  ^  135  igivvvg]  iQivvvg  rj  naqa  xo  aQag  dvveiv,  15 


*)  v^l  unten  die  Bemerkungen  zu  ß  SU;  y  28,  269;  | 
')  ivXoyov  tfrial  in  der  Handschrift. 


I  325. 


Jf.  likriifeki,  Zu  den  Scbolien  der  Odj 


97 


w^¥  tQav  vctiuv.  —  vgl.  Schol,  Ven.  A  211  Tl.  I  571 ');  E»  M* 
U,  3;  Ea&tatL  p.  768,  SS;  211  /  41H,  414  "Exiq^Qifiv  —  0^a- 
Mr^<?]  olmla  Ta  ovo^ctta  tt^  dtavoi^  tov  nQmßmnv  xofi 
~  /io>^7'Of  ^V^.'*»  ^^1  Eustatb.  p,  1474,  29;  m  pt  134  ^^^- 
r€x//ttl«]  or*  ro  /r^irlroi*  tWfc^ov  «iif^v,  vgl.  Eustath, 
17,  fid:  zu  X  37  taAi  dt  Ttg  tmftlxfv]  foirro  ix  irof  rroif]- 
^j^cric')  u,  a.  GrHgger  ist  die  Zahl  neuer  Glossen. 
I  Hüiiptmasse  der  SchoHen  der  Krakaner  Handschnft  stimmt 
%xts  dem  üarleianus  (K)  und  dem  Ambrosianus  (Q)  bekanti- 
dberttn:  es  kommen  in  derselben  jedoch  auch  Scholien  vor,  die 
nur  aus  dem  Parisinus  (S) »  aus  dem  Hamburgeusis  (T)  oder 
«r  «M«reo  ?erglicheuen  liandsdiriften  öberliefert  sind.  Daher  dürfte 
terSeblttis  wol  berechtigt  smi,  dass  Demetrius  Triboles  entweder 
aifefttt  Rltinplmre  benutzte,  oder  dass  er  aus  einem  Exemplar 
xliS|ifl«,  dfiSMii  Scholieu  reichhaltiger  waren,  als  die  der  bereits 
i«rf  tidieii«D  HAndschrilten.  Hiebei  gieng  er  sehr  eklektisch  zu  Werke» 
kflnt»  einselDe  Scholien  zu  Glossen  ab  und  fügte  stellenweise  seine 
^fcnen  Bemerkungen  hinzu.  Belege  hiefür  ?.  unten  zu  ßSUt  k  566. 
Den  Werth  der  Krakaner  Handschrift  für  die  Kritik  der  Odyssee- 
«imiMii  mag  folgende  Auswahl  veranschaulichen.  Zu  Grunde  gelegt 
m  W*  Dtndorf  s  Ausgabe  der  Odysseescbolien  (Scholia  graeca  in 
Booeri  OdjBipeara,  Oxotiil,  1855)  mit  den  in  derselben  gebrauchten 
iiiig0n. 

Ich  beginne  mit  einer  Emendation  zu  den  von  Dindorf  praef. 
.  VII  ans  H  verü  ff  entlieh  ten  Versen ,  die  sowol  in  H  als  auch  in  J 
LSthluj^i)  der  (><1y?>^*>p  fiirh  finden,  V.  7  ist  hier  statt  a:t£iQag  t£ 
fag  da«  e  jfh^i;  le  Jllctyxrag  aus  dem 

Codex  tr  a.  1/'  327;  fi  til. 

Zu  er  14*i  p.  31 .  22  xvjtfllnp  iiipoloyürat  /rtr^  rot  ip 
XÜadm  tQy  ftf^lov  ?;  tov  oimv,  x^yniXkov  Kai  xvrrüiko^^ 
_  Imann  *)  und  Dindorf  aus  E ,  Q.  Statt  naga  tov  ist  mit  dem 
k  Cod4ix  n0(^  %o  zn  schreiben  ^  vgl.  die  Scholien  zu  d  650: 
<r  ISO,  Ot1»Qrdi«i  wäre  aus  diesem  Schoben  }J  xov  olvov  (wofür  der 
Ink.  CoAez  btsaer  t^tm  %0¥  mvi^  bietet)  ak  Glosse  zn  %qp  ntßj&v 
tflaicbeidcn. 

a  166  mW  tu:  ijiiy\  lot^o  ro  ^r^titv  ovtok  (nrray.tiov* 

fjc  ifjfii  JUri   Uitif   i/uxi^onwv  uvifgumMv   rov  'Odvaaia 

iim^äm  n^og  t^^ac,  ilu^,  ijtöi  fjtuät],  ojlito  tovS^,  Kot 

il,  Q;  l«*tit**r*T  mit  der  Variaute  q)t^mv  av  tlnj^  ano  rcih' 

»r*    i  von  Dindorf  p.  33,  9 — 12  verofTontlichten 

dl  n  nichts  weniger  als  verstiindlich.  Auf  der 


•>  B«  Dindorf,  Scholi»  in  Hom.  II.  1875,  1  p.  332. 
[^  Btoug  er^heint  in  der  Haudschrift  stets  ohne  die  beiden  Spiritos. 
i  M.  mttmaiin^  Scholia  autiqua  in  Homer i  Odvsseam,  BeroUni, 
Werk  i!»t  ^«m^int,  wo  im  FolFcnden  der  Name  di^ec«  Öe- 
«wihnt  wird. 


86  M.  hkrzyckiy  Zu  den  Soholien  der  Odyssee. 

richtigen  Spur  war  Battnuuin:  „Desont  verba  qoaedam  sie  fere 
sopplenda:  ovöi  zig  ^fuv  d^aXnto^ ,  xw  Tig  qf^aiv,  tj,  &v  eiTtfi, 
dno  Twv  e.  a.  Aberrayit  scriba  a  priori  %ig  ad  altemm ,  et  Yerbum 
q>fiaiv  qnod  grammaticus  voluei*at  coDJunctivum  esse  (vid.  mox  ad 
168.)  mutavit  in  tritias  illud  q>rfjiv\  quo  facto  excidit  explicati- 
Yupi  ^'."  Ein  weiterer  Grund  der  Verwirrung  liegt  darin,  dass  ölos- 
sen  mit  rjfnoi  in  den  Scholientext  hineingeriethen.  Ordnung  schalR 
hier  der  Erak.  Codex.  Dieser  bietet  nämlich  zu  a  166  das  Marginal- 
scholion:  otToi^  awranTiov  aide  zi,  iäv  einiß  rig  twv  av9'^7tw¥ 
ilevaea^at  zov  'Odvcaia  *),  TciaTevaofiev ,  inuäri  amokero  rov- 
Tov  xo  voaTifiov  rifiaq: — und  dann  die  lnterlineai*bälnerkungen: 
aiTteQ  Qber  iTreiörj  in  V.  167,  yciQ  über  d*  in  V.  168  und  yp.  qnjaip 
über  q>rja€i  des  Textes  (V.  168). 

a  175  schreibt  Dindorf  p.  34,  5  o  devreQog  IJ  TißQUlftätai. — 
Ttal  %o  iaai  iyxlireov.  E,  M,  giebt  aber  in  der  praef.  p.  XXXI  dem 
aus  H  überlieferten  n^taTtaaTiog  wegen  des  folgenden  fyidi%iat^ 
den  Vorzug.  Diese  Lesart  unterstützt  auch  der  Erak.  Codex,  der 
oberhalb  rj  bietet:  tovto  TteqiaTtaaziov  tag  iQCJTij^arixov'  vivig 
<r  ov  neQiaTTukxiv. 

«176  p.  34,  9  iaav]  yQaq^ezai,  i'aav,  avul  %ov  vTffmxw. 
H,  und  in  der  Note  Z.  9 :  eaav  Porsonus.  uaav  H.  Die  Emendation 
Porson's  bestätigt  der  Erak.  Codex:  yq.  eaavj  dvrl  tov  infj^av. 

a  264  veröffentlicht  Dindorf  append.  p.  737  zu  p.48,  33  aus  T 
folgendes  offenbar  verderbte  Scholion :  . . .  o^oiiog  de  nal  6  'Ayxi- 
aXog  anoloyiav  e'xei'  ov  yccQ  ^ivtft  naqeXx^^'  cell'  eig  adehpiSv 
dicc  To  vnegßdUov  rfjg  qxXiag  t6  evaeßig  naQeßr^  xo  Wiov. 
Diese  Verderbnis  heilt  der  Erak.  Codex  in  folgender  Weise :  . . .  o- 
fxoiiog  de  aal  6  !/iyxi(xlog  dnoloyiav  e'xei'  ov  ydq  ^ev(if  q^tjal 
Tiaqüxev,  dlX  iaaöelm^ß  dvögl,  drjlovoTi  rag  XQ^^^Q  ülxeioi- 
fievog  TOV  yvrfliov  q^ikov,  ^ai  öid  to  vneQßdiXov  xfig  tpilicug 
Ttageßt]  to  evaeßeQ  'Aal  to  }'öiov  av/d<peQOv  :  t  ^E^-  Dind.  praef. 

p.  xxxm. 

a  263  p.  48,  34  x^xirwro,  dagegen  praef.  p.  XXXIII:  Scribe 
iii6y.TrjT0  ex  D.  Die  Form  exezTrjro  bietet  ausser  T  (vgl.  append. 
p.  737)  auch  der  Krak.  Codex. 

a  408  p.  68,  3  TtoTQog  cpegei  egxofievoio]  ziveg  yQdq>ovaiv, 
oixo^evoio.  (xfieivov  de  eiqir^fxiCea^ai  ttjv  awi^iv  %%k.  Genauer 
lautet  dieses  Scholion  im  Erak.  Codex :  iiveg  yQaq)ovatv  oixofxh^io, 
afxeivov  6*  iQXOfnevoio  did  to  eixpriiiitea^m  ttjv  acpi^iv  xtX. 

a433,  p.  70, 17  exovoiv  vTtoxliiag,  dagegen  praef.  p.  XXXVIII: 
Scribe  VTtovolag  i'xovatv  ex  H.  Q.  Der  Erak.  Codex  stimmt  mit  H,  Q 
überein. 

Zu  ß  65  avev  (für  avTO  aus  Q ,  p.  83,  22)  findet  sich  ausser 
D,  H  (vgl.  praef.  p.  XLII)  auch  in  unserem  Codex. 

ß  70  p.  85,  30  imq)veadai  hat  M  und  H  (vgl.  praef.  p.  XLII) ; 
e7tiq>iQead^ai  B  und  T  (vgl.  appond.  p.  Z40) ;  emq)eQ€a9^6  ceteri 

*}  oSvaitt  die  Handschrift 


Jif,  l9kr§ffeki,  Zu  den  ScliolieD  der  Odysaee, 


80 


10 /f  1 


im   Text,    Dindörfs  Emendation  iffi(pvi0^i   wird 
Codex  bestätigt, 
ß  102  p.  90,  2  Note,  i^tcniäv,  das  Dindorf  streicht,  ifit  aaeh 
ii  tofttrau  Codex  nicht  vorbandeD:   .  .  .  y^oivot^Qov  ^Ofn^gog  iray 

lAftrrr  \  * 

^116  i>,  01»  17  Note.  Dio  Venniithung  Dindorf»,  dass  crvrg 
iu  Oi  aM^i,  wird  durch  S  und  den  Krak,  Codex  bestätigt. 
fdeb  nlinlich  in  der  That  avtfi  als  G1o»bd  tw  oi  (vgl 
praif*  |i,  XLIII);  der  Krak,  Codex  dagegen  bietet  at^r  m  eiafacb  dae 
loltrir     -  '  ^"^lion:  iivig  n  ot,  J.  La  Koche  (Odj's&ea,  1867,  A,  *" 
eibt  daher  mit  Recht  d:   itvig  ')  H  ai  H, 
dS,  8  Note*  iU  hinter  divarm  bietet  8  und  der  Krak. 
!  als  Correctur  Ober  yaQ, 

hreibt  Dindorf  p.  99»  25  aus  E,  Q:  ^njii^  ij^  Je 
,    /      '^  ^H*  Q%ruian  ixqi^aaio'  linMv  ydiL  *  ig  ^latQog' 
dg  fflr^^jyrtKov  "oi  df  ydftoy  tiv§oi>ai  \  dr^Xovott  ot 
MC,   xflri    iitaentannJtv  tedra  oaa  Öü  im  nj  toi(Mh 

if^fV  ^r<g  rifiqt^^  dtdofiivay  i}yavy  td  i^vm^ii^a.  In  der 
diesem  Sch<>lion   veraeichnet  Dindorf  folgende  Bemerkttög 

nn"^ :  Immo  auctor  primorum  huju.**  scholii  verborum  volebat 
üOTif^  icoj  ddilqni,  tiluti  t*ainon  et  in  Schol,  Vnlg.  nbi  leguntur 
tfri«^  ünMv^  fg  ^tatQog,  n^[m  ad  rtxiy  yofioiyvttay.  Videntur  ita» 
qv  |aia  olim  excidisse  quaedam  propter  repetitionem  oorundem  yer- 
Imni,  in  hunc  modura:  oi  äi  yd^ov  tei^oi'Oi,  dr^kovort  narijQ 
loi  mitlifAi.  tivfg  dt  Jxt^ißdvovot  to,  o\  dt  ydfuty  tsv^ovoi. 
hiam^i  oJ  ttyrfjrrotg.  Dasts  die  erste  Erklärung  (itairjQ  xai 
mAt^  Tua  djio   tov  fVfrMv  dg  ro  ic'h]ifiytim\ 

Mimi:  I  tchtiger  ist*),  Jeu  Srholiasleu  bekannt  war, 

aifl  4aa  atis  E  uberheterte  8c.bolion  zu  a  277  (vgl.  Dind.  p.  50)  und 
linuaf  wirü  auch  an  unserer  Stelle  durch  die  aus  S  zu  V.  196  eot- 
lilst«  Bemerkung:  oitöi  oi  ^yr^TTiaig,  oi  iv  ii^  öutfiau  töv 
ffstf^^,  sowie  durch  eine  über  oi  ö€  beüudliche  und  dem  Sinne 
üdi  »iinlkb*«  Interlin^^iirbemerkung  des  Krak.  Codex:  ot  yoyitg 
^  m  wiesen.  Ob  aber  auch  das  fragliche  Scholion 

_kti^  it^r  von  Buttmann  siunTeich^)  vermutheten 

nnprongiieb  v<tr«iinigte,  dies  rouss  bei  dem  hentiger^  Stande 

*)  M  Li  Rochr  tivtc  **\n  Druckfehler. 
•y  vgl  AmciB,  Anhang  zu  a  277, 
^  ])i»dorf,  t>.  l^t.   tn  dieser  Bemetkntig  dftrfte  vor  oi  ir  r^  if«^ 
mxt  eiü  ?  fiiim>f ualU-n  »ein. 

Worteu  o!  ym'th  wari-u  Poiiete  anfirebracbt,  die  det 
■t(^7  ttlirt-r,   wol  im  Hinblick  auf  die  im  Margtnal- 
^^ii(ufi  ,.  !i«*ne  Ansicht. 

^  f :  nahm  in  den  6ehoU«nt*xt  auf  0.  Carnutb, 

iMmid  »ft^^^  fifi^tf»4tßv  fMr<To#YiT;  reliqniae  emeudatior^^  Lipuiae,  186^, 


90  M,  Iskreycki,  Zu  den  Schollen  der  Odyssee. 

der  Ueborliefemng  dahin^stellt  bleiben.  Wenigstens  lag  auoh  dem 
Schreiber  des  Krak.  Codex  das  genannte  Scholion  wesentlich  in  der 
von  Dindorf  veröffentlichten  Fassang  vor,  wenngleich  derselbe  die 
dort  gegebene  Erklärung  bekämpft.  Im  Krak.  Codex  lautet  nämlich 
das  Scholion  m  ß  19b  also:  '^iiDQ  t^  axrjjiiaTi'^)  ein^av  yaQ  dg 
TtaTQog  iLi€T€ßrj  elg  nXtjSvvTiyiov  oi  di  yafxov  r€vBovaiv\  drjhnh' 
6%i  oi  fAvrflufu^g,  xat  evvQeniaovaiv  .^sSva^)  oaa  da  im*) 
zoittVTT]  Ttaiöi  diöoodtti  Ttaga^)  tüv  yafdovvrwv,^)  Dem  ent- 
gegen bemerkt  der  Schreiber:  ifiol  di  doxa  aronov^)  Xiav'^  %6 
oi  de  dvrl  tov  oi  fuvrjaT^g,  xai  Tn  naidi  r]%ot  Ty  xo^,  rjng 
TtQoißrj^  fikixiav  xQOpov^  alk^  oi  oi  öwaovaiv  rjtoi  oi  yoväq^ 
6  TtaTTjQ  aal  rj  f^'^Wi  ^S  naidt  eeöva,  oaa  BTiionu  Tioprgaai 
int  q)ilj]  naiöi.  zo  oe  oxrjfid  eariv^)  limnov  dno  tov  evixov 
elg  ro  nXridvvTiyiov  *•).  —  So  hatte  Buttmann  schon  an  Demetrias 
Tiiboles  einen  nicht  unwürdigen  Vorgänger. 

ß  236  append.  p.  741  zu  p.  102,  6  7iayiOQQa(pir]ac:  xcrxoow- 
d'eaiaig,  iia7U)q>Qadirjaiv:  —  T.  Dindorf  vermuthet  auf  Grund  vwi 
H,M,  S  (vgl.  p.  102,  6,  7),  dass  in  T  vor  xaxocpQadhjaiv  ausgefallen 
sei :  tivig  di  ygcKpovoi.  Auch  der  Krak.  Codex  hat  zu  TLaxoQQaqKfjai 
die  Glosse  xaxoavv^eoiaig  und  daneben  die  Variante:  yQ,  xaxo- 
(pqadLrfii  vooio. 

ß  238  p.  102,  14  oixov  ^Odvaaijog]  /nerww^iyiüig  rd  iv  r^ 
oix<j>  aus  Q,  S,  H  (vgl.  praef.  p.  XLIV)  und  T  (vgl.  append.  p.  741). 
Genauer  unser  Codex :  fieTcowiMiiwgj  r/Vot  rd  iv  T(p  oinq), 

ß  282  p.  105,  11  axQwg,  das  Dindorf  aus  H  (vgl.  die  Note) 
hinzufögte,  findet  sich  auch  im  Krak.  Codex. 

ß  305  aTto^SfiifiriTai ,  wie  Dindorf  aus  D  und  H  (vgl.  praef. 
p.  XL  VI)  schreiben  lässt,  bietet  auch  unser  Codex. 

/^  311.  M  hat  dxeovra  (Text  und  Lemma)]  ovrio  yodtpu  'Pto- 
vog.  yqdtfecccL  di  xal  dxeovra,  H  im  Text:  dxeovraf  am  Bande: 
^lavog  yq.  dixovxa  (vgl.  praef.  p.  XL  VI).  Mit  H  stimmt  der  Krak, 


^)  i^^i^aaioy  das  in  H  (vgl.  praef.  p.  XLIV)  und  im  Krak.  Codex 
hier  fehlt,  ist  nicht  nothwendig.  Vgl.  Dindorf  praef.  p.  XLIV  und  index 
p.  807. 

*)  €€^va)  J  ^&va. 

•)  tJ  vor  To^ai/rg  fehlt  in  J. 

*)  na^t)  J  fehlerhaft  nt^l. 

*)  Die  Worte  x€&fii^hcc  &^  tk  naQa  tov  naxQÖg  Trjg  vv/nff-ijs  SiS6~ 
lÄfva,  rjyovv  rd  i^atTiQoixa^  die  £  und  Q  hinter  rcOr  yafxovvrtav  bieten, 
sind  in  H  (vgl.  praef.  p.  XLIV)  und  im  Krak.  Codex  nicht  vorhanden. 

*)  Das  Wort  ist  nicht  sicher. 

T  J  kriav  (av  per  comp.).  ' 

■)  Die  Worte  rJ  nta^l  i]Toi  tJ  xo^tr^,  ring  nooißri  JiXtxiav  j^qovov 
bildeten  entweder  ursprünglich  eine  selbständige  Bemerkung  oder  (rJ) 
Toiavtri  7iat4C  ist  von  Dem.  Triboles  miss verstanden  worden. 

•)  J  hat  a;(rjfia  eariv. 
*•)  Die  Worte  Ifjiol  cf^  ^oxst  —  etg  t6  nXrjO-wrixov  weise  ich  dem 
Demetrius  Triboles  zu,  wie  denn  auch  an  anderen  Stellen  eigene  Bemer- 
kungen desselben  vorhanden  sind.  S.  unten  zu  k  568. 


M.  l«itri</db,  Za  den  Scbölieu  d#r  Odysdee. 


n 


Didex  flbprein:  im  Text  d^iovta,  am  Rande:  ^lavog'  aimvta 
(l  -  tur)  y^dtf^i ').  üeberdies  findet  sich  in  A')  und  K^)  za 

inü»;p ...  «...  Textes  die  Variante  y^.  uixona.  Bei  diesem  Stande  der 
biJkdisclmAlicben  üeberlieferung  dütfte  als  Lesart  ded  Ithianos 
ÜTLona  anzunehmcü  sein.*)  Zwar  tritt  in  Vertheidi^o^  der  von 
Di»d«^)H,  B*?kker  i\Hh%)  und  Anderen  anfgenommenen  Euieiidation 
Col  (10  yqd(fu  ^Ptav6\^.  y^cf^rat  äi  xai  diKoyfa, 

JLi  )  noch  C.  Mayhoff^)  auf.  allein  seine  Beweis- 

A5t  lucbt  sticliiialtig ,   da   bie   auf   d^^r  ungenauen  Angabe 
als  stände  in  H:  mtiovra  ^tayog  yq.  dinopia^   fosiit, 
d«ge|r<^n  die  Beiichtigung  Dindorf  s  (vgl.  praef.  p.  XLVI  zu  p.  107, 
12:  H  in  K'xtu  babet  dxiovia  et  in  margine  nihil  pnieter  ^avo<: 
L^f .  aiyufvta)  nicht  berücksichtigt^  VgL  auch  J.  La  Koche ,  Odys^ea, 
~H,  A.  C.  und  V.  L*  zu  ß  311»  wo  jedoch  aus  demselben  Giuude 
iWiden  Stellen  nne  Berichtigung  uothwendig  ist. 

ß  386.  x\uch  der  Krak*  Codex  hat  zu  0Qopioiti  Norjfiovd  die 
BoMrkung  oyofAcnoiUjioitpt^yt  vgl.  appeud.  p.  742  zu  p.  114,  29 
nii  prael,  p.  XLVIIL 

2n  y  10  p.  120,  11  fo  vor  äftowv  fehlt  in  H  (vgh  praef* 
[f,  XLVXll)  uüd  im  Erak.  Codex. 

/  14  [u  120,  18  schreibt  Dindorf  i'»^^öcr,  giebt  aber  später  (vgl 
f.  p.  XLVlll)  dem  aus  H  überlieferten  i'Ooi;  den  Vorzug,  i^Oi: 
hil  Buch  der  Krak.  Codex. 

y  28  p.  121  aus  M  und  Q:  yiv^a$m  r*  tQut^iiuv  r^]  orx 
[Iffir  drc^tnXaaiaafiog  tb,  t£  t^ift^uv^  dlla  avPüiOfiog  cift- 
umg*  Deutlicher  lautet  dieses  Scholton  im  Krak.  Codex:  im 
*  *^  » ^^ 

'***«/  if,  i^atfifiiy  ti  und  dazu  das  Scholion:  ovk  iaii* 
»<j  '<j^t(K^    älla    OivdiCftog  o   ri.    at/i/rJUxTtxo^   fehlt 

^kiKh  iik  g  und  iTi  H  (vgl.  praef.  p.  XLVTTl). 

y  ttH  append.  p,  74  4  m  p.  124,  9:  Adde  58,  xaqiiaoav  dfiOt- 
äf^tri   iq^  f^  ;(a^iao»'rori  i  —  T,    Der  Krak.  Codex    bietet:   i(p    t^ 

Y  106  p.  129  jtXatouiviH]  fWx  ap  yag  toaoiiov  vniuuvap 
r-   -      öiöi^.   Qjio   Kmrnv  oe  to     m'irlf^fiiv    xöt  ro     ina  ti 
J\  tmquK  di  rtüv  *EXXi]v(t)v  .lokffiagxo^  naqiaxrfli  top 
Jliij^u.  ^r  sltt  Dindorf,  weist  aber  in  der  Note  in  Be- 

tnf  iti  mir  des  Scholions  auf  liuttmann  Mn,  der  nach 

ümt  ErdrU'f  r  den  Gebranch  der  Figur  dno  xoriof  alädaoii 


•)  yo\  \  D«  r  Pimct  oberhalb  (nach  {km*oi)  findet  gicl 

ki  nidit  MoUrn  teile. 

^  fgL  J.  1  ^  1867,  V.  L.  iq  /  SU. 

•>  Tgt  J.  1  L  XIX  «1863),  p.  7(&. 

H  Vgl  LI  MiK  f.  PhnoL  Bd.  77  (1858),  p.  3 

•)  C  Mavhüir,  De  lüuüiii  CrctensiÄ  studiif  Homericis,  Liy>Mii/- 
189^  ^  $1  ^/ 


02  M,  Iskrzydd,  Zu  den  Scholien  der  Odyssee. 

auf  Grund  der  üeberlieferung  des  Pal.  zu  J.  104,:  Uno  xoivov  iro, 
ijtBiSii  fi  Efivfiaag  xai  to,  dvizlr^fAev  (evanidis  litteris)  also  be- 
merkt'): ''cum  fieri  plane  non  possit  ut  duo  ista,  inei  fi  M^vrffütq, 
et  avhkrifiev,  simul  dicantur  esse  ano  noivot;  non  jam  dubium  quin 
pro  Tuxl  scriptum  fnerit  xara,  atque  haec  sit  scholiastae  paulo  arga- 
tior  observatio:  l47r6  noivov  to,  inei  ii  i(.ivrfj(xq,  notra  to, 
avhXi]fiev  h.  e.  verbum  efivrjoag  spectare  non  solum  ad  nomen 
OL^vcg,  sed  etiam  ad  verbum  avhktjfAev,  ita:  kfxvrfaag  f^e  Ttjg 
oi'tvog,  et  i'fivTjaag  (ig  dvirXrjiiev  avttjv,*  — ,  Eine  solche  Aende- 
rung  hätte  Buttmann  wol  nicht  vorgenommen,  wenn  ihm  das  heutige 
Corpus  der  Scholien  vorgelegen  wäre.  Die  Handschriften  bieten 
nämlich: 

P  zu  V.  106:  rr^v  dvva^iv  a%aTaa%e%oi.  lAno  noivov  xo, 
iTtaidrj  f,i'  e^vrpagy  nal  to,  (avhlr]iit€v  (evanidis  litteris). 

M  zu  V.  106 :  ovTi  av  yaq  xoaomov  vni^eivav  rovg  fcovovg, 
ano  xoivov  de  t6  dverlf]  (aera  ro  inet  (i  e^vrjoag,  oaqxüg  de 
Twv  ^Eklrp^iov  noXifiaqxov  avvioTTjai  tov  lAxilXea, 

Q  und  D  (vgl.praef.  p.  XLIX)  zu  V.  106:  ovy,  av  yccQ  xoaovxov 
vnepLeivav  tovgnovovg,  oatpcig  de  xiav  '^ElXi]v(av  noXifiOQXOv 
naQiOTrjai  tov  ^A^i'^cl. 

H  wie  QD  imd  dazu  supra  versum  dno  xotvov  %o  avhXrjfiev 
(vgl.  praef.  p.  XLIX). 

J  über  dem  V.  105  nach  den  Worten  avv  vjwatvi  dno  xoi' 
vov  TO  dverkfjinev  und  zu  V.  106 :  aaqmg  xiLv  EllTjviov  noXe- 
fiaQXOv  TtaQiaTrjai  rov  !/ixii^a. 

Aus  dieser  handschriftlichen  Ueberlieferung  ergeben  sich  fol- 
gende selbständige  Scholien : 

1.  zu  V.  104  fAevog  aaxeroi]  gl.  ttjv  dvvafiiv  d^ardaxe- 
toi.  P; 

2.  zu  V.  105  u4n6  xoivov  zo  inei  jU*  i'^vriaag  xal  t6 
dverlvjfiev,  P,  M  und  für  den  zweiten  Theil  J,  H; 

3.  zu  V.  106  a)  nka^ofievoi]  ovy.  av  yciQ  tooovtov  ineixei- 
vav  rovg  novovg.  M,  Q,  D,  H; 

6)  'AxiXlevg]  aacpwg  (de)  tCv  ^EllTjvtor  nollixaqxov  naqi- 
arrjoi  rov  lixtlMa,  M,  Q,  D,  H,  J. 

Die  Zugehörigkeit  und  Bedeutung  der  Scholien  unter  1.  und  3. 
ist  klar;  einer  Rechtfei-tigung  und  Erläuterung  bedarf  aber  das 
Scholion  unter  2.  Der  Umstand,  dass  die  Beihenfolge  der  beiden 
Theile  dieses  Scholions  in  P  und  M  eine  umgekehrte  ist ,  femer  dass 
in  H  und  J  die  Bemerkung  dno  v.oivov  to  dvhXr^fxev  sich  findet, 
liefert  den  Beweis,  1.  dass  ein  doppeltes  diw  v.oivov  anzunehmen 
ist,  sei  es  in  der  Reihenfolge  von  M  oder,  wie  wir  weiter  unten  sehen 
werden,  besser  in  der  von  P;  2.  dass  in  M  das  verderbte  dvexXri 
^ercd  in  dveTlr]fiev  xal  zu  emendieren  ist;  3.  dass  demnach  Butt- 
mann's  paulo  argutior  observatio  keine  Wahrscheinlichkeit  für  sich 

')  Buttraann,  addenda  zu  y  104,  p.  568  sq. 


M.  Jßkffifcki,  Zn  fifn  Seholien  der  Odys^e«.  M 

f  dia<iem  Wpge  hergestellte  8cLolion  passt  nan  weder  mit 
h.  Doch  mit  M(H)  zu  V,  106.  soadem  nur  (mit  J)  zu 
V,  105  ODi!  hat  wol  folgenden  Sinn:  iuBt  /i'  i'fit^r^eag,  tjftiv  iiaa 
^  vf^mp  avtilr^fuv  iit  r]iqondta  nrnnov  xrA.;  vgl.  das  m  P 
irinhene  Scholion  zu  y  113  t/^  ytiy  l%tiva\  uiio^iÖmm  ro  ^^InBt 
pi'  fyv^ffag^'  (103)  xw  ro  '^oW"  (105),  Diese  Erklärung  sphcbt 
aoi^  für  die  hm  P  nberlieferte  Beihenfol^e. 

j*  147  p.  133,  1  Tö  ^ify  )^a^  A^j'a  6  N^üuoq  la  da  0öivt^. 
Ter  0oin^  ist  mit  dem  Krak.  Codex  6  hinznzufttgen. 

eb.  Dilldorf  p.  133,  3  sq,  echliesst  das  ScUolioii  zu  ;'  147  oi 
fi^  crli/icx  tqijittm  vmg  folgendennasaen  ab:  Xvezm  di  nai  itt 

♦trjc  alü'a  di.  B.  E.  Q.  Präciser  lautet  der  Schluss  dieses  Scholions 
IBI  Krak.  Codex:  Xvetm  —  ort/'«*  wQfniTm  fnv  yag,  ovn  alipa 
a  V    '    «lag  Scholion  zu  i^  64. 

^  Dindorf  p.  137,  17  schreibt  aus  B,  E,  H,  Q:  dfr^JUT  dt 
[  f 0  iaiäfii^yi^f^  To  Intnonog^  d^Uot;^  bemerkt  aber  in  der  Note 
^  %  17  d$itt^]  Corruptnm.  olCr^tTig  Bttttm,  parum  probabOiter.  Facil- 
hOTita  foret  cfya^/cüc    Per  iTHirontig,  odiyfjQiog,  xcrrern/cac  exp. 
ilathiQs:  znletit  in  der  praef.  p.  XLIX:  Delendum  dStoyg,  qut^d 
P.  H.    Ha?  offenbar  verderbte  d^icttg  emeiidierte  H,  J,  Polak  *) 
'   auf  das  Schollen   zu  S  672  *)  in  di^Xiwg.   Die 
r  Emendation  wird  auch  durch  den  Kruk.  Codex  be- 
lügt ,  der  über  imafnyi(img  folgrende  Interlinearbemerkong  auf- 
^t«l»i;  m^ioar^  (ober  fnt),  Uav  d'yllwg  J;  intiimu^. 

y  203  p,  138,  5.  Das  von  Buttroann  ausConjectnr  hergestellte 

—  Dindorf  ü  ''  mene  oih*og  für  das  ans  K,  Q  und  T  (vgl. 

p*  747)  iie  oi^og  findet   sich   in  D  (vgl.  praet 

E)  und  im  Krak.  Codex. 

y  267  p,  14:i,  16  ]]q€tOy  das  Dindorf  aus  «i'^To  corrigierte 

I  (»ft  Alt  Note)»  bietet  ausser  T  (vgl.  append.  p.  749)  auch  der  Krak. 

'  Codti.  Dieselben  Handschriften  haben  ferner  (xu  Z,  25)  lov  lUvtfi 

I  ft^fiüp  mit  Eustalh.  p.  1466,  60  (tow  tf;g  *EXivt^  OQfiov)  gemein* 

m  auch  Athen,  VT  p.  232  E, 

y  269  append.  p,  74»  tu  ^M\*  ^^'  J°  '''•  ^^  *>  ^*  ^i 
Hty  ut>t^  ^rufv  fjiidi^ü€\  top  doidov  r^  tov  ^Tyiü^op.  tovio 
,^  fi^^nunr^av  (sie)  jf^g  dir€ik^g  Alyici^iii  lo  ujwi^avdv  tov 
«m4^.  diTOifo  A'  av  KOI  Ini  trjg  Klvta(fivt]ajQag  Xiytiv  mX 
far  totfidAÜoti  dieses  offenbar  verderbten  Schulions  bietet  der  Krak, 

I  Codes   fotgtadeo  Beitrag :    d)X  oti  6r^  fttv]   hiix^^^   juxi  ini 
4^$t4$iif0ti>g  Koi  Alyiad^ov   nai  KXvim^tvr^aiQag'   ttmo  yaf 

>  iL  J  Pukk,  Observatianise  ad  Scholia  in  Homeri  OdjiseanK 
L^atti-BOftfoniro,  \b6iK  p   Ö6»  87.       ^ 

■)  SchoL  tn  S  672  LxtOin/ytQmiy  tnm^  inX  uuxip  tm  iuttov^  ixi* 
titßmtt  mSU^Kf  Jf«if  ^iiiiic,  rf?i6  MQV  a/4igf«».  Jtu^ÜMU  <f^   ^  f^l^.  P,  K 

•)  Diadorf  Ul\ 


Jlf.  hkrsfcki,  2«  den  Seholfen  dff  OdyssM. 


TTQoytcnf^Q^a  tffi  anfüj^lag  ftat^itop,  Aiytai^ov,  yiya^ippovog  scm 
Klir^autiT^ar^ag,   ro  tov  aoidov  anod^avüv  tbv  ipvXaAa  Kh- 

cmftyjjGiQag  .-, 

y  282  niTtlaKe,  wie  Dindorf  auf  Grutid  von  H  (vgl.  praef. 
p,  L  zu  p.  146,  17)  schreiben  lässt,  findet  sich  auch  in  unserem 
Codex. 

y  293,  Der  Krak,  Codex  bietet  zu  Xtoar^  das  loterlinear- 
scbolioö:  hla'  zivig  di  YAQiOP  ovo^ta  vi^v  viv  ßXrjaarjV  xaXot* 
^uvt]y*  Diese  aüch  iü  Q  überlieferte  und  von  V  t  aafgenom- 

mene  Fassung  ist  der  von  Diodorf  aus  H,  M  v<w  i  ii-hteu;  Tivig 
6i  fiiv  —  AaXovidvrjVy  mov  Isiot  vorzuziehen,  k&ia  oder  richtiger 
i^ia  ist  Glosse  zu  Itaar^. 

y  399  p,  159,  13  Note.  Ex  H  ©nötatiim:  fQidovrrqr.  vnh  tjj 

Ka/ii  fiBy(iXöi>g  ^x^^V  ^^^  ^ovg  uvipovg  anoralovaij  sup.  liii,  scr. 
Richtiger  las  diesen  Theii  der  Erklärunpf  der  Schreiber  des  Krak, 
Codex:  vno  i:7j  xaitagi^  zf^  ftsyalovg  r/X^*^-i  ^'**  ^^^'^  üPipiOvg 
GnoteXovaij* 

y  A22  p.  161,  2  iX^f^üiv  imßoimolog  ö*'^^]  ou  to  ßoaip 
naqik^u  xai  (iixd  tfjg  nQO&iüang  uqijiai  inißovmXog,  H,  mit 
der  Note:  ßoitsv  scripsi  ex  Eustathio  p*  1475,  11,  In  H  üvv  esse 
dicitnr.  Hiezu  m  der  praef,  p.  L  die  Berichtigung:  ßOiöv^^  atv  (noö 
an)  H.  et  recte  quidein  si  scholiasta  dicere  voluit  iX^rfiiv  pro 
l'A^t;  dictum  esse.  ^)  Auch  der  Krak.  Codex  bietet  zu  der  genannten 
Stelle  folgeudes  richtige  Marginalscholion :  iki  i6  aii  naQ^Xxet 
xöt  fiita  Tfjg  7TQo9ioii'}g  UQr^iai  hii  ßovxoXog,  Vgl.  das  Scholion 
zu  ^168  (pffiJiy]  , . .  nqoTTifjtanactiov'  iv  naqokxfj  ydq  iaziv 
ij  ölv  H,  M,  Q. 

^  7  4G0  p.  165,  1  sq.  n^pn('oßoXa\  nefincißoXa  ri  ^it  fiiSgl 
Xaßrjg  nivi^  oßiXiay.Oi^  f'xnvta,  utg  i]  iqlmva  tov  flooadwmg, 
B,  E,  Q.    Hinter  floaitdtjvog  ist  aus  dem  Krak.  Codex  das  uoth- 
wendige  r^la  hinzuzufügen. 

y  490  p.  167,  23  Note  nach  Gramer:  Poet  diaafiBv  (y  151)  H. 

a  , 

addit  d  y,ai   tav^^^tp.  Im  Krak.  Codex  fiüdet  sich   über  amav  I 
(y  490)  die  Glosse :  vnvtMJai^  ifieivap. 

Zu  £  29  p.  243,  11  ^EQ^isia]  ixTcttiov  %o  a  dia  tu  phqoy, 
ü^nimg  ttp  ^'anoTziafjatv"  tOd.  w,  7.).  H.  Dieses  Scholion  gehört 
offenbar  zu  dnovicuvtm  in  V-  27.  So  richtig  der  Krak.  Codex ,  in 
dem  auch  die  Conjectur  Dindorfs:  ofiouog  it^i  für  das  aus  H  über- 
lieferte ofiOHog  To  ihre  Bestätigung  findet. 

Zu  X  Hypothesis  n  p.  442,  20*Öri  und  in  der  praef.  p.  LVTI: 
Scribendnm  ewi  ex  H.  0.  hi  hat  auch  der  Krak«  Codex. 

|)  Diese  ßerichti^ng  Übersah  0  Carnath,  Aristonici  rrt^l  ai}- 
udtiiv  Wvao€fai  reliqniae  emendatiores ,  p,  37,  da  er  Dindorfs  ßntltt 
behält  8o  hat  die  missliche  Einrichtung  der  Dindorfßchen  Ausgabö  schon 
Manclieii  irregeführt;  vgl  oben  die  Bemerkung  zu  ß  311. 


M.  MrMycki,  Zu  den  Schollen  d«r  OdvsseCt 
22  xai  feliU  in  0  (?g:l  praef.  p.  LVII)  und  in  uoserem 

X  121  p,  456,  6*  Der  Ki-ak.  Codex  bietet  alloig, 
^^^«{*eud.  p,  781  zu  p.  474,  IL  Ad  vet*gum  465.  tn  H. 
""^^Thl  dicitai'  yivog  avtl  yeHytr^g*  tovviavip  ivctqoaitfoq,, 

^  Hi^o.   Der  Krak.  Codex  bietet  zu  ^vtwg  iv  €V(p^' 
9mi  '  iiö  Bemerkung:   y^vog  dvii  ylvoig.  zottiamv  bv- 

X  495  p.  475,  26  achreibi  Dindorf  ftlr  das  ans  Q  überlieferte 
smj  ^^a^nona  nacb  Buttmaiin's  Conjectur  airai  na^lmivtm, 
Vmt  EmendAtioQ  bestätigt  wenigstens  theilweise  der  Krak.  Cedex : 

Zu  l  21  k\  p,  497  ohtaq  iia  ßovXag]  jag  xtTj  OldliiöAi  *)- 
nuxl  olut^^a^  ytvoueyai;.  Der  Krak,  Codex  bietet  hier  y^vo- 

1%H  [h  4B4  schreibt  Diudorf  nach  Buttmaun 's  Vorgang:  aiX 

^     IV.  Su  au:^  Q  ujid  H:  im  letzteren   findet  sich  jedoch  die 
liriiftte  %^og.  Mit  H  stimmt  der  Kmk.  Codex  flbei  ein :  YM^Tegtung 
p  '  '    a   rot'  f*<J/oc:,  Die  Lesart  J:^r>g  ist 

|c  ns  al)^r  folgender:  Angeiiohm  war 

trk;  aaaov  Yf^ev  iav 
i    'o*%  d,  1.  die  von  der 

__.._,..,    ,   ..^-.-    4U*r   ;7(*ij'   Tti{/ttJitUf   n:t»tV<Ti>R<. 
#rd^««  rcM  «vr/jfrr  ^nrr<>   lltvoitat,  oo^tiut  X(im\ 

kfk1&<— 540,  vgl.  i  48->50,  Öl>)  hält  ihn  davon  zurOck.  Durch  dgi 
})  wird  diese  Eigenschaft  lar  ständigen  Charakteristik  des  Hei- 
•rbi>biii.  Aehnlicb  lautet  das  Scholion  zu  i  98  ...  iyxQatnav 

f  WMt  fex^atayth;  dniatti  ytai  oix  f  hkjJ^i;  t^g  löictg^  q^va^üsg, 
Bf  Q;  TTi  11  Z  280  fld^iv  ^eitXii'onuai]  i'rci  /<?;  d«*  *AvdQO' 
IM^t*  ^.^^og  vni^taraaifai,   Kahög  di  ja  d^a}nfMla 

ff^nwr.:_.   . .  ,   . .,.  wi^.  Veu,  AJ)  Ueber  ^'^a»g  vgl  das  Scholion  zu 

'   ,      "     '.^'*     ■_  ^'avfci^   iyw  ^tag  €i^u  diOfine^g  rj  iF€ 
rovittat     (v,  47),  H.  V» 

tr«;   H,  Vmd,  133.   Dieses    Scholion    versetzt 

- ,     .*>i57,  A.  C,  zu  A  461)  von  V.  458,  wo  es  in  H 

W  m  Vind.  133  !«t4^ht,  in  T.  161.  So  auch,  wenngleich  später, 

'»  i.  'boÜA  gruocu  in  Hein,  tliadem,  1675,  1  p«  240. 


hhr$ycHj  Zu  den  ßektolien  der  O^saec. 

0.  Caraiitii ')  und  Cobet').  Anders  äusserte  sich  Aber  diese  Ath 
.1.  La  RocLe  in  der  Zeitschr,  f.  d.  Ostern  Gymn.    1862,   p, 
^Wenn  dies  schon  ein  Grund  znr  Athetese  ist,  so  müssen  mit  «lleeem 
Verse  auch  457—464  fallen,  denn  der  Vers  458  kann  ohne  Störu 
nicht   herausgenommen   werden.^    Dieser  Vermuthuiig   kommt 
Krak.  Codex  mit^einem  Scholion  xnvor:  tt&txovvtai  ctixoi  kr 
Sia  IC  ivr^^ag  "3 .  ^)  Diese  Bemerkung  findet  sich  am  linken 
l&ngs  der  Yerse  457—464 ;  am  rechten  Rande  dagegen  liest 
gleicher   Aosdehöang:    ei  ya^  l^iiiietüto  ozi  ovfrcj  Tid 
ji^g  ti*)  F^tit^,  €1   TTOv  irti  tiüovtog  movere;    3^.    Allerding 
eine  Badicaicur.  So  netterlicli  auch  Ed.  Kammer^).  Aristarch  kannll{ 
Jen  Vers  461 :  ov  yag  ttc/jJ  01;  yag  nov,  al  Aqiarit^xow  H, 

A  521  p»  518,  18  Note.    Meiihtog  Mains  pro  TtjUftaxc 
Diese  Emendation  wird  durch  den  Krak.  Codex  diplomalisch 
statigt. 

i  559  p.  520  dila  Zevg  Japatop]  XbItiu  tÄ,  oq  ^avawp^ 
K  Kichtiger  der  Krak.  Codex:  leinet  to  og-  dg  Jctvüäv.  Vgl.  dl" 
Scholien  zu  q  23:  iBtnti  to  dia*  diä  JtVQog;  zn  r  34:  lurzi^ 
yii   fag'  (üg  jf^u0£ov  Xvx^öy  sx^vca  Kth 

X  568  p.  520  schreibt  Dindoif  va^ßvetat  ftixQ^  "^^^^ 
elmop  6  fiiv  av^ig  SÖv  dofwv  'Aidog  eiücü*  (627,),  %aitoi 
ov%£g  ayevelg  n€Qi  Ttjv  (fQaaiy  jcri.,  bemerkt  aber  (vgL  appen4 
p.  786):  Exspectes  potius  vod^evm'tcti,  quam  ovttg  sequatur,  Dtesd 
anch  von  J,  La  Roche  (Odyssea,  1867,  A.  C.  zu  A  568)  gebilligten 
Erwaitung  Dindorfs  kommt  der  Krak.  Codex  mit  der  Schreibung 
vo^ivovrm  entgegen.  Ueberdies  vermehrt  der  Krak.  Codex,  freilich 
in  keineswegs  probabler  Weise ,  die  Zahl  der  zu  diesem  Abschnitte 
aufgestellten  Athetesen*).  Es  werden  nämlich  in  demselben  66  Verse 
(561 — 626)  verworfen:  Die  Bemerkung  vo&iivoprat  —  utty  7io%a- 
ficai'  steht  neben  dem  V.  561  aJU.*  ay^  divgo  ava^  , . .  und  am 
Sebluss  derselben  wird  die  Zahl  der  athetierten  Verse  genau  ange- 
geben: .  . ,  tfüv  noTCtßbJv;  ov  fjT}v  oiä"  a^ia  iv  kei^äivL  olov  ti 
dvm  rj  iv  ffp  avTfp  tomit  ayai^ovg  te  xal  xaxovgi  adxoi  §^  .* 
Diese  Sdilussbemerknng  dürfte  des  Dem.  Triboles  eigener  Zu 
satz  sein. 

k  588  \K  524,  1  Ötaaildßwg   xal   :tQo^(igia2(io^iyiag 
Aata  xgijd^tv  aus  H  und  Vind,   133  (vgl.  J.  La  Koche,  Odyssei 
1867,  A.  C,  zu  X  588),    Hinzuznfügen  ist  aus  dem  Krak.  Cod« 
yiQiaiaQXOQ^  vgl.  SchoL  zu  J[  548  ^)  und  J.  La  Roche  a,  0.  a.  0. 


*)  Anstonici  n€Ql  Qti^titav  ^O^vaoiCm  reliqiiia<?  emendatiores,  IS 
p,  107. 

')  Mnemo».  N.  8.  1  (1873),  1,  p.  15. 

•)  Diese   im  Krak.  Codex   öfters  vorkommende  Abbreviatur  weia 
ich  Dicht  zu  deuten.  Eine  SchluBssigle?  loh  bemerke  sie  auch  im  Fac 
iiiil<t  der  Scbol.  cod.  Ven,  A  bei  Dindorf,  BchoL  gr.  in  Hom,  U*  1876^  t.  ] 

•)  ri  der  Codex. 

*)  Ed.  Kammer,  Die  Einheit  der  Odyssee,  Leipzig,  1873,  p* 

*)  vgL  Ameis.  Anhang  zu  ü  565;  Kammer,  Die  Einheit»   p, 

^)  bei  mndorf,  8cholia  In  Hom.  iL  1875,  1  (i.  113  t»q. 


Jl.  lAkritfckip  Zo  Uw  i?ch0li«i  der  Odjfwe« 

^ÄpO  p.  551,  6  .'    '         '»»']  y^.  ifpi(pqm%oy.  H.  Statt 

t  iqkf^iöAoy  V  J,  La  Itoche  (OiL  1876,  V.  L. 

1^1^30):  iifi^o^nv'i  Diis  Uichtige  bietet  <ier  Krak.  Codex:  y^. 

ptteftEincor^  affeobar  eine  Glo^äe,  der  yq,  irrthümlich  ^)  htnzugefü^ 

Utbordies  unterstützt  der  Krak.   Codex   die  von   Diudorf 

,  Not«)  Torgenammeue  Trennung  de«  yq.  l<fi<fq&JYLop  vom  fol^endeo 

ß  423  p.  554,  1  *ichveil»t  Dindorf  flu-  dais  aus  (^  überlieferte 
oacli  der  Coigectnr  Buttmanns  akh'K.    Der  Kiak.  Codex  bietet 
'  aiXa  '^ai, 

Ztt  r  408  p.  577.  6  Koi  Ko^a?.  Der  Ki^k.  Codex:  o  Äoe«?. 
•i».  Z.  10  iv^a,  VonETiziehen  ibi  tv^iv  des  Krak.  Codex* 
eb*  Z.   11  kmliufttv  di  (Jrjtaiy€tv  ihw   iw  imuovvHtßV 
mtc  fmc  löndig.  Der  Krak.  Codex:  flti^after  otr  *ioXkdiug 
m  ft'tr  at'^ißißtfAOUoy  /.aluv  rotv  lOiinvg  :  t 

Zu  ^  4  p.  579,  8  fJi^r<   rov  oixe^cäK.   Das  vou  Buttmann  aus 
lunmgefögte  toi  findet  dich  im  Vind.  ISS*)  und  im  Krak. 

I  147  y,  ö«5,  15  ddihfOPt  da»  Buttuiann  aus  ad^hfav  (B,  Q) 
knldlt^  (TgL  append.  p.  7in),  bietet  der  Viod.  133^)  mid  der 
KnL  Cod«x. 

^  ■    "   1 D  Buttmann'e*)  Emeiidation  iw^  für  i?>Ti  (B,  Q) 

£  32£i  p.  5üü,  11   xa/   »'r   x4v  fc  ikiccirr;i*  yci'fij»'!  yeVoc.  o 

tolVt  ^<^  X^^/<^'^  ^^^^<  So  aus  B,  Q  (in  11  fehlt  yipog.  o  di 

ig),   Dtr  Krak,  Codex  hat  nur  den  Anfang  dieses  Scholions,  aber 

i«r  ricbtigen  Fassung:  f^nf^oy  /)  kii/iH  yivtpg, 

593 .  23  Note.  Idiwv ,  das  Aug.  Mai  aus  idiov  (Q) 
htnU  t  aicb  im  Krak.  Codex. 

Zu  u  1U3  p.  607,  28  Xujiu  17  ;f^(V.  H.    Es  müüstc  wenig- 

i4tts  la    .'i^V   beis^en  (und  dazu  wäre  das  uäcbste  Dindorf  sc  he 

UaUoft  10  Tergleicben).    Allein  das  Eichtige  bietet  wahrscheinlich 

^Kimk.  Codex:  Uimt  ij  ni^i  als  Interlinearbemerkung  über  ovg 

r.m&):  itt  Scholiast  fasslo  xä/i«  als  Intransitivum  auf. 

0  348  p.  615,  28  jti^tqqaati^iog  np  yt]^u.  U,  Genauer  der 
£nk,  Codex  Aber  tni   yr^^aog  oidip:    iiiQttfQaactKiij^;,  am  ro'y 

Za  n   Hjpotheais  II.  Dindorf  emiindiert  (vgL  praef«  p.  LXIV) 
MM»  ii  äberlieferte  ig  fttfi^  Htp^eXaniit^  auf  Orund  von  0  in 

L")  üebif  tmlkbe  Hinxuf&gung  von  v(?.  bei  QIO0MD  Tgl. 

'^-   wldri  IM  ßSM;  J.  La  Rocbe,  Zeitschrift  t  d.  ^terr. 

1867,  p.  1Ü3  ^. 

■)  t.  Max  V,  Kanjan,  Uebor  die  Hau  dach  rifken  der  SchoUen  lur 
Mt  SitnaAsbetichte  der  philosophucb-bistorischen  Classe  der  k. 
■ie  iirWiMQichAfteij.  Wun,  1857«  ßd.  XXII,  p.  301. 

*)  K  gan|ini>  ft.  0.  a.  0. 

n  vgl  a4diBda«  p.  578. 

.  i.  iüm.  Oj».  19T7.    U    B#n,  7 


^8  M.  Iskrsycki,  Zu  den  8cholien  der  Odjssee. 

rfj  fitjTQl  JTrjV€)Ji7rr]  trjv  Ttaqoiaiav  atrov.  Mit  0  stimmt  cod. 
Vind.  133  *)  und  der  Knik.  Codex  fiberein:  nur  fehlt  im  letzteren  t^ 
fiTjTgL 

TT  118  p.  625,  19.  Dindorfs  Conjectur  EvQvodsiag  (vgl.  die 
Anmerkungen  zu  tt  118  und  zu  a  275)  bestätigt  unser  Codex. 

Zu  Q  339  p.  646,  1.  Der  Krak.  Codex  hat  die  Interlinearbemer- 
kung: fx  ^teh'ag  Svhn)  yevo^ivov. 

Q  407  p.  648,  5.  Buttmann's  Emendation  fim  ffir  f4€  wird 
durch  den  Krak.  Codex  sichergestellt. 

Q  475  p.  650,  6  TOig  für  Toiig  (vor  i}jxaaoaiv),  wie  Buttmann 
richtig  emendierte,  bietet  der  Vind.  133')  und  der  Krak.  Codex. 

Q  509  p.  650,  27  TTQOOTtTvSof^iai]  viv  nQoadeSofxai,  Der 
Krak.  Codex:  TiQoaö^Swftai. 

Zu  a  Hypothesis  II ,  p.  653 ,  2.  Buttmann's  Conjectur  Siogo- 
io%ia  bestätigt  der  Krak.  Codex. 

a  27  p.  655,  11  liQiozaQyng  y.ai  ^Hgiüdiavog  hat  der  Krak. 
Codex ,  wodurch  Dindorfs  Emendation  (s.  die  Note)  diplomatisch  be- 
gründet wird. 

<r  154  p.  660,  15  dicc  tov,  wie  Dindorf  emendiert,  findet  sich 
in  unserem  Codex. 

a  258  p.  663,  12  schreibt  Dindorf  aus  H  ?^av^  aiv  T(p  i  L4qI' 
araQxog  xai  l4qiOTO(fctvm ,  ccvtI  tov  ifiVy  bemerkt  aber  in  der 
Note:  TOV  riev]  Immo  tov  ?[€/.  Der  Krak.  Codex  bietet  an  dieser 
Stelle  das  Marginalscholion :  avv  Tfji  l  IdQiOTaqyog  y.al  ligiOTO- 
q)avrjg  und  über  j^ev  die  Interlinearglosse  d/trjet,  wodurch  Dindorfs 
Forderung  Genüge  gethan  wird. 

a  269  p.  663,  31  schreibt  Dindorf  aus  Q:  Tode  di]  vir  Texvi- 
xwg.  To  /tiiv  yaQ  x,tX.  mit  der  Note  31.  Tccde  di]  vvv]  Tria  haec 
verba  fuisse  yidentur  lemmatis  loco  e  yersu  271.  Sed  scholium  spectat 
ad  V.  269.  BÜTTM.  Im  Krak.  Codex  findet  sich  neben  den  Schluss- 
Worten  (to  Öi]  vvv)  des  V.  271  das  Marginalscholion:  TC/wxwg 
rode.  To  /liv  yccQ  xrA. 

a  295  p.  664,  27.  Der  Krak.  Codex  bietet  hier  folgende  Be- 
merkung: dno  TOV  eiQtOt  ro  av^nUnuo^  eiQfiog  y,at  drio  tovtov 
OQjnog, 

a  406  p.  669,  2  ist  TQvcpijgt  das  in  H  und  im  Krak.  Codex 
sich  findet,  dem  aus  B,  Q  von  Buttmann  und  Dindorf  aufgenommenen 
TQoqtrjg  vorzuziehen.  Vgl.  das  Scholion  bei  Dindorf  p.  668,  31. 

eb.  p.  669,  3.  Dindorfs  Emendation  xfidiv  (vgl.  append.  p.793) 
für  das  aus  B,  H,  Q  überlieferte  rj^tiov  bestätigt  der  Krak.  Codex. 

Zu  T  18  p.  670,  5.  Der  Krak.  Codex  hat  das  richtige  tov 
xalXovg  ateglaxei  mit  H  (vgl.  praef.  p.  LXVI)  gemein. 

Zu  (jf)  Hypothesis  I,  p.  695,  17.  Der  Krak.  Codex  bietet  avrwVf 
das  Dindorf  auf  Grund  der  Buttmaun'schen  Emendation  für  das  ver- 
derbte ai^ov  aufgenommen  hat  (vgl.  append.  p.  794). 


')  s.  Karajan,  a.  o.  a.  O.  p.  302. 
*)  8.  Karajan,  a.  o.  a.  0. 


atr 


In  X  201  ]K  710,  24,  25.  Im  Krak,  Codex  findet  sidi  iiifse> 
ScliiylioD  an  der  van  Buttmann  ihm  richtij^  angowiesenen  Stelle,  nitru- 
\kh  tu  V.  201 ;  in  Q  steht  en  irrthnmlich  neben  dem  V.  186, 

X  227  |t.  711  ,  5  Ti  ix^mu  ^^^^^QCt  tov  Jia,  H,  Genftiier 
«rklJUt  iiita%iqtir^  der  Krak»  Codex:  ir^  ^X^^'^fi  x«A«>'  ntttiQa, 
r^xm  thv  Jia. 

X  *i48  p.  71],  17  gehreibt  Dimlorf  aus  H:  H^mc  ^taxtfln- 
MO^jg.    Dj^«  Benterkiing  gehört  offenbar  zn  den  Worten  i^tm  ivy- 
i£t  Kijti^v  in  V.  249,  ^eöhalb  auch  x«m  xar/iycraii^vo^*  xu  schrei- 
'  iül.    Im  Krak.  Codex  Kndet  sich  zu  «ty^iaTCt  (V»  249)  die  Glosse 

X  471  p.  714,  31,  32.  Dieses  SchoHou  peliört  niclit,  wie  ButU 
mutii  und  Dindorf  aus  Q  »dtreihen,  zw  V.  471,  sondern  offenbar,  wie 
♦aa  Knik.  Codex,  %n  V.  4Hfi. 

Zu  1/»  HyjKitheftis  1.  Mndorf  (vgl,  praef.  p.  LXIX  zn  p.  715,  7i 
bdfißt  auf  Grund  von  0  stritt  des  aus  P,  Q  überlieferten  %o\  'Odia- 
ttHtßg  s*"hreihcn:  r>/C  Y>di(iaHfK^  ^o  dass  die  Stelle  lauten  wtlrde: 
rtt^  ff«  OdttHJfUAi;  xofi  /ijt;  T<i/r  ftri^nr^Qftjv  aratgfai(r}g.  Den 
KthMr    berichtii^  der  Krak.  Codex:   7ci^   tr]*:  'OdtmuK  aflS^iUK 

^*  16?!  Ihus  von  IhmJurfaus  H  (vgL  pmef,  p,  LXIX  zu  p,  7 HM) 
fti*  tfi  fjr;  liqiv  findet  sich  nuch  im  Krak,  Codei. 
i**  3U  p.  727,  5  (*>j  o\f£Afc|  ror«  ihtvuv  orav  o  jrojte^oc. 
1  und  Dindorf  aus  l^,  Ua,s  Itirhtijire  bietet  der  Krak.  Codex: 

fü  74  p,  727,  16  ilvwiva,  wie  Hutimann  und  Dindorf  aus  H,  Q 
•chrtttbct) ,  int  mit  dem  Krak.  Codex  in  hi^iiwa  zu  corrigieren »  da  es 
I  idcli  auf  7^iWrji'  dfuftq^ygia  bezielit« 

«41  240  p.  730,  7  iifotf%tr^^  d&s  Diudorf  aus  H  (vgK  praef. 
pk  l«XX>  statt  ilfts  aus  y  n1»erlii*fertt*n  d.'ini!rS6t  sc^hreiben  lässt, 
(Mtt  Mich  aurh  tu  unseroui  Codex. 

cw  307  p.  731,  5.  Der  Kmk.  Codex  hat  iiixrrvof. 
Ich  »ehliesse  diese  B*>gründungen  und  Herirhtiirun^en  mit  einer 
iditjoa  tu  di^r  schon  früher  p.  Hl>  m\,  t^eliandelten  Htelle. 
%m  fi  195  fit^ffQO   i;V  ii  TTorgfii:  flndet  sich  bei  Buttmaun 
rmd  Dindorf  das  Schohou:  i'di^Voc  irr^)  axrjtan  ^x^i'^aro*  ihuor 

[ifMH*^  xrJL  So  haben  E,  y.  D,  H  und  J  <H  und  J  ohne  ^x^*]txani)'). 

Mit    i]dfV*K    beginnen    ferner    bei  Buttmaun  und   Dindorf  die 
[8clo««ii: 

so  if  .^<\5  iJgtfrrfoc:  iifH-i^int]  f]4eiitg  tfp  fniS-htii'  tog  yctg 

IQ  ^4)3.  idi*f<Hr  ttytrr.  nq^hsiai  yag  fi  /f^€^<T/#tri^4; //ri- 
ftiirfiii»  rntc  .-im mir,  C|; 


100  3/.  Iskrzijcki,  Za  den  Scholien  der  Odyssee. 

zu  7]  33.  fidhtt)^  navvy  log  ctiri]  Ttaqa  xo  e^og  Ttjg  noh,- 
ceiag  (fiiavd'QiOTtiog  öiaxei^ivt]  Ttqog  rov  Sevov.  P. 

Es  leuchtet  ein,  dass  das  pathetische  '^diwg  unter  den  ge- 
nannten vier  Stellen  nur  im  Schollen  zu  /  418  und  zu  r]  33  einen 
passenden  Sinn  giebt:  an  erster  Stelle  (/  418)  äussert  der  Scholiast 
»sein  Wohlgefallen  ob  der  Freude  des  Greises;  im  Scholion  zu  rj  33 
ßndet  die  Leutseligkeit  des  phäakischen  Mädchens  seinen  BeifalU 
Befremdend  dagegen  und  unpassend  ist  ^öiojg  im  Scholion  zu  d  365^ 
vollends  aber  in  der  grammatischen  Bemerkung  zu  ß  195.  Wie  un- 
orträglich  dieses  Wort  in  Stellen  der  Art  ist,  veranschaulicht  am 
Besten  eine  von  Buttmann  dem  Scholion  zu  c  220  beigefügte  Be* 
merkung.  Dieses  Scholion  lautet  bei  Buttmann  p.  318  also:  Jconte" 
-/^i(.ihoLi]  ^'Avio  rfiiiog  (Idlwg  em.  Mai.)  agaeviiia  rd^ag  xor 
€7tiycQaTeiav  xov  9rikv%ov  i^i^veyxe  (scr.  ert,)  t6,  dianenQLiievcLi 
di  hLaarat.  Hiezu  bemerkt  Buttmann :  Nimirum  masculinam  proprio 
/ocem  agveg  esse  statuens,  superius  illud  olqvwv  masculine  a  poeta 
adhibitum  dielt;  suaviter:  quoniam  scilicet  nuUum  ibi  genus  expres- 
sum.  ^)  Diese  Stelle  bietet  anderseits  den  Ausgangspunct  zur  Her- 
stellmng  der  richtigen  Lesart.  Schon  Angelo  Mai  änderte  hier  daa 
aus  Q  Oberlieferte  r^diuDg  in  IdUog,  Diese  Emendation  bestätigte  der 
Harleianus  und  auf  Grund  dieser  Handschrift  setzte  Dindorf  id'nag  in 
den  Text  des  Scholions.  Der  Fehler  wurde  durch  den  Itacismus  her- 
vorgerufen. Auf  denselben  Fehler  ist  fjörng  auch  im  Scholion  zu 
ß  195  und  zu  d  365  zurückzuführen  und  demgemäsß  an  beiden 
Stellen  idiiog  zu  schreiben.  Den  Gebrauch  von  IdiiDg  in  Bemerkungen 
der  Art  erhärten  die  Scholien  zu  ^  11  devv  ayd\  löitog  iBsvrjvoxs- 
CO  yag  oevre  Tilrjd^vvTixiog  qyr^aag  to  ays  evtxwg  eme.  xai  ro 
Iduog,  "(J&tT*  ay€T  lAqyelwv  ^EXivrjv^;  zu  d  240  nawa  fiiv] 
Idiwg  TO  Ttavra  inriveyxe  Ttp  oaaot  to  yevog  dUa^ag;  zu  y  346 ; 
i  84,  177;  A  131;  J  277;  H  133;  rj^  65;  zu  y  50  dctlTi^ 
öatvvfihovg]  lälwfia  twv  AttituSv,  wg  to  loyov  leyei,  yQaq)rjy 
yQaq)Bi,  vgl.  zu  ß  149.  Vgl.  L..  Friedländer,  Aristonici  TtsQl  arj/Äeia)y 
^iJuddog  reliquiae  emendatiores ,  Gottingae,  1853,  p.  1,  adn.  1: 
„Proprium  est,  quod  ab  usu  recepto  et  in  Universum  obtinente  reee- 
dit ;  unde  IdiOTtjg  de  iisdem  constructionum  formis  dicitur  de  quibus 
axfjua.  Aristonicus  ad  E  244  r,  diTtlrj  Ttgog  Ttjv  idtOTfjra  t^ 
(pQaaecog,  item  ©  47 :  utrobique  poterat  ij  diTtlfj  fCQog  to  oxijfjict. 
Dativus  pro  genitivo  positus  esse  dicitur  K  159,  et  Y  454  ij  dinltl 
TiQog  TO  oxrj^idi  oti  Idiwg  xtA.." 

Krakau.  Max.  Iskrzycki. 


')  Diese  Bemerkung  Buttmanns  führt  Dindorf  in  der  Note  an,  ohne 
erwähnt  zu  habeo,  dass  Battmann  im  Scholion  hat;  ridimg  (Idlm  em.  Mai.). 


JT.  Sdienkl,  Zu  Ari»topliW3t*9  Fro^clvei». 


101 


Zu  Aristophanes  Frischen  v.  308,  404  f. 

Ich  hibe  Bebon  S.  12  bemerkt,  dass,  me  man  au»  Eccl.  1061 
trrwnv  tt  i^tovta  jtvQ^ov  otl*^t  pi*  avih.a  i:io  lot  di^tm;  ei- 
sieht,  lii  dm\  V.  308  odi  fit  fieiaa^  vn^qinvqQiuai  aov  dem  x  .n^- 
nxqqioZuv  ein  ähnlicher  Sinn  miterlebt  wt'rdöii  mus8.  Was  \\\^ 
Ao^t  and  Furcht  bi*wirkt,  das  beweinst  am  besten  v»  479  ff.  Damit 
i«t  aber  der  digeatlichii  Sinn  dieses  Verses  ftoch  nicht  entiÄthselt. 
Wie  soll  man  sich  die  Böthe  im  Antlitze  deü  Diönysospriesters ,  dio 
d»icfa  thatxjkhlich  vorhanden  jtjewosen  sein  musä,  erklären?  Kock 
dor:<clbc  mflsse  ex  ofUcio  ein  woiusrenHhetes  Gesicht  haben 
verweist  auf  v.  2l>7,  wo  der  Gott  seinen  Priester  um  Rettun^^ 
iBfleibt,  damit  er  mit  ihm  zechen  könne.  Aber  hier  \%i,  wie  schon 
tumerkt,  von  etwas  die  Kode,  das  siUeu  Zuöchauom  sichtbar  seiü 
mo^i^te.  also  von  einer  wirklichen,  nicht  bloss  gedachten  Ri^the.  Und 
irtr  kennen  doch  nicht  annehmen,  dass  der  Priester,  om  seinem  Gotte 
vx  itlöicbeiu  v«vqdliclit«tt.  war  .^ich  durch  Zechen,  sei  es  för  diesen 
Tac  '  *^8  für  immer ,  ein  rothe^j  Ge^icht  tn  jicbülVttn.  l^ie^e  Ei  - 

I        w|*j  r  nan  aiif  eine  andere  Vermuthun^,  Pausanias  erwähnt 

^H  4D  ^f   M* !    }[  hbilder  des  Dionysos.,  welche  enfwoder  garr. 

^B  odvt  ^il^,   !•  ^^'i:*icrs  im  Gesichte  mit  iMeunig  oder  Zinnobe» 

■  SiArbt  waren  (11,  2,  ß,  VH,  2G,  11,  VÜl,  39,  6).  DaEii  kommt. 
^^  4as,  wie  Demetrio«  in  den  Scholien  berichtet.  Enjmlis  den  Priester 
I  4ü  Dionytüiis  myinv^^iy  nannte ,  wozu  noch  die  Bemerkung  bei- 
I  RiflMrt  wird!  jn  yiio  aVvkoQ  (nfimlich  cuytutQfK,  Ervugtum  dila- 
^  taliUD.  «üdücho  Haiiliivhel)  tx^tv  ift^f^f  .Jt^pttjQio^  1/artrA;  iovl^ijor. 
B^ftOinMdi  toi  es  i$«hr  wahr^chointicli,  dass  der  Priester  des  Diouvm^s 
^^Vb  ibkfim  ßiit«pmchenden  Cogtnme,  da«  Gesicht  roth  geschminkt  au: 
^K  stinfim  Ehrenplatze  ^uss«  Ein  bedeutsames  Aualogon  hieftlr  bietet 
^  ^  ,  ..,  ,  K„  Trimnphator  (Plin.  N,  H.  XXXIII.  7.  36  [111]).  J^ 
m^]  Scherz,  der  in  diesen  Worten  liegt,  lebendig  hiMvon 

V .  1U4  f.  hat  Kock  unter  Iteistimmung  Meineke*s  für  daü  nn- 
haUbanr  ytintxfyjövi  (iC  y.aiao/Jaid)  fur  :  Aaiaa/jaaftivfK  her- 
ftfttUt.  Er  beruft  uvh  darauf,  dass  R  v.  407  nicht  x^^it^c.  son- 
4ini  iSitg^y:  biete,  dass  die  Compendien  fftr  ftav  und  furoc  in  den 
Haihbcbnften  oft  nicht  zu  unterscheiden  seien  und  das«  auch  die 
omiftGgltr^  T  ..PM^  yj^»j  Suida»  am  yöß  ihdoa^i€v  in  iiTifMtr  aut 
%ttm  Pii  iung  -rri/£i'Oc  xu  deuten  scheine«  Aber  in  den  Sch^* 


US»   PorlAßirt  wird. 
mtMuk  dft-  ^'   » <  -^ 

tclffibüD  Kt 

lUcte  nao  tiiij  li 
iftdtr  Afitnvr kling  ih 


rangen  /Miiüxiod^r^  und  yaji^Qtitfvt  xö( 
<;cf/  fy7f*/i/)ß4;  die  Lesart  yMriayiaoj  be- 
II  »ich  nichtä  auffallendes  hat;  nur  /<fi'  iöt  an- 
,  dass  hier  noch  ein  Aus<lnick  wie  *mir'  oder 
Vielleicht  ist  daher  mit  dem  Venetus»  der  ja 
!'  buhtet,  und  mit  einer  leichten  Aenderung  zu 
i}titv  . , .  xd$t^tg£^.  Wegen  der  Synizesis  ver- 
I  '  \^h.  86ü  und  wegen  i^fnr  die  Stellen 
Av.  386.  Warum  man  diese  Formen 


102  AI  Rzadi,  'BtoatpoQos  bei  Homer  und  Ht?siod. 

so  unerbittlich  verfolgt,  kann  ich  nicht  begreifen.  Wenn  sie  selten 
vorkommen ,  so  liegt  doch  darin  kein  Beweis  dafür ,  dass  sie  Aristo- 
phanes  überhaupt  nicht  gebraucht  hat.  Man  müsste  dann  ebenso 
Tifuv  bei  Eur.  fr.  407,  5  N.  verdächtigen. 

Die  Stelle  xayckae  ytdyLiTiQayet  v.  426  wird  durch  Ael.  Lampr» 
vit.  Heliogabali  5,  4;  10,  5  verständlich.  In  2eßivov  kann,  wofern 
die  Lesart  KXeiad-ivy  richtig  ist,  eine  Anspielung  auf  Sibyrtios,  den 
Vater  des  Kleisthenes,  liegen,  wie  v.  429  aus  U7rnovUov  :  Unno^ 
ßivov  gemacht  ist.  Ein  Doppelsinn  scheint  auch  in  den  Worten  ai^ 
Tog  (ig  eiaiQXOfiai  v.  520  enthalten  zu  sein;  man  vei'gleiche  das 
eloel&eiv  Aesop.  fab.  148  Halm  und  Eur.  Cycl.  502 ,  wo  i^qav  Tig 
oi^ei  fioi ;  ebenfalls  eine  Zote  ist. 

Wien.  Karl  Sehen  kl. 


'^EioacpoQOi;  bei  Homer  und  Hesiod, 

Den  Namen  des  Morgensternes  in  der  Form  *E(oaq)CQog  kennt 
das  alte  homerische  und  hesiodlsche  Epos  nur  au  zwei  Stellen :  Hom. 
¥*  226  rj^Oi;  6*  ^Etoatfogoi;  tiai  (fotog  ignov  hil  yaiav  und  Hesiod. 
Th.  381  Tovg  de  ^ic  aociQCL  tiKTev  ^EaxjfpOQOv  ^üqiyivsia.  Es 
liegt  also  bei  diesem  Namen  eine  Zusammensetzung  mit  ^ug  vor, 
einer  Form,  die  dem  altionischen  Dialekte  des  Epos  sonst  durchaus 
fremd  ist.  Dieser  Umstand  muss  gerechtes  Bedenken  erregen,  zumal 
da  ridg  und  die  Derivata  so  häufig  begegnen.  Die  Scholien  zu  den 
genannten  zwei  Stellen  kennen  zwar  beide  den  Namen  ^EuHJcpoQogy 
doch  haben  sie  in  sprachlicher  Beziehung  keinerlei  Bedeutung, 
da  sie  ganz  simple  sachliche  Erklärungen  geben.  Schol.  Yen.  A  zu 
^  226  :  ^EioocpnQog  o  xoir«  ti^v  r^^n^gav  avaciXkiiiv  kafinQOToroc 
aacio,  og  xai  ^onegog  xaleltaL.  Schol.  zu  Th.  381 :  ^EoHJepogog 
de  etQtjzai,  in  ei  7ieQl  Ttjv  h!hxv  avctielXei.  Dass  Avis  tarch  ober 
die  Namensform  schwieg ,  ist  fast  sicher ,  wenn  wir  bedenken ,  dass 
er  Homer  ftlr  einen  Athener  hielt.  Quintus  Smyrnaeus  gebraucht, 
aber  auch  nur  einmal,  ecoo(f6(}og  II  184,  weil  er  es  in  den  homeri- 
schen Texten  vorfand. 

Ich  glaube  nun,  dass  statt  jener  sprachlich  so  gar  nicht  in  die 
homerischen  und  hesiodischeu  Gedichte  hineingehörigeu  Form  ur- 
sprünglich eine  andere  dastand ,  die  sich  durch  ganz  geringe  Aende* 
rung  ergibt,  nämlich  0owa(p6Qogy  der  zweite  bekanntere  Name  des 
Morgensternes  (vgl.  z.  B.  Aristoph.  Frösche  342  q>iüoq)6QOc  ootriQ). 
Darnach  lautete  die  homerische  Stelle :  r^^iog  (poioOipoQog  eloi  (poug 
SQeojv  hil  yaiav  mit  Syuizese  des  ow  in  q>owo(f6Qog  wie  z.  B.  in 
Hesiod.  Th.  983  ßowv  Svex  ellinodwv.  Auch  nur  der  Aenderung 
zweier  Buchstaben  (des  v  ephelk.  in  iiKiev  zu  q>  und  des  e  zu  o)  bedarf 
es,  um  den  ursprünglichen  Wortlaut  der  obengenannten  hesiodischeu 
Stelle  zu  gewinnen ;  Tovg  de  ftev  dacega  tUce  (JßocoOifoQOv  ^Hql- 
yeveia. 


Gitibmter,  Viniiach^  Bettrii^  tu  Liviuä. 


los 


Mn  xm  <ier  nichi  Jem  opi»cbfTJ  Sprachgebrauch  au  gehörigen 
I  Wintfarni  Uoi^  jib^'^leit^ten  Adjet^tiv  'Emo^  kennt  Apollonioh  Kho- 
Uoü  als  ti«tnauieu  du»  Atnillou  in  deü  Argoniiutika  H  680.  700  (vgl. 
[>*ui]it06  DioQ,  Xm,  BO).  ür  überträft  abtir  hier  ein«  B«neuiiunt^ 
ifpÄkrtfr  '/mIU  »iiü  er  bei  Horadoroö  vorfau<l,  m  die  Heroenzeit  hinauf, 
[am  in  iseiiier  btjkjiuiiten  Weise  nach  dem  Vorgänge  dieses  Mythogra- 
[^h^n  j*»nen  Beiuanion  <ies4  Ajtuliuu  init  eiueui  EreigniK  de«  Arg^niauteii- 
iirijifen  und  Üin  dürAu^zu  örkläven.  vgU  Argun*  £?68ü  aq*|. 
M!i*n  zu  li  *jH4v  iv  dt   fi]  Gtrtdt  vj.mii  it^i*'  fonv 

Wii^  ^ebr  «ich  Apolloiüos  gescheut  hätte,  jene  Form  auch  soDät 
lAbX^Jiut^u  appeliativurn  anzuwenden«  beweist  die  Stelle  Ü  68ö: 

^/  tT  r^'*  iff/   i'ijrro**  ttfv  'Etui tu r  l^iaüliiuptt^ 

Hier  lAg  doch  die  Versuchung  »libe,  der  Mytheiierklärnng  v.\i 
.liiö©  «ttnlt  lier  hergobfÄchti^n  epiächen  Form  i/pot;  udür  i^t^o^*  diu 
|»tliä«e^  tn  ^brauchen,  und  doch  wagt  es  der  Dichter  oicbt. 

Prui^»  Aloi\  Uz  ach. 


Kritiäche  Beiträge  zu  Liviud. 

XL,  5,  7  biftet  die  haudschriftliche  Ceberlieferung:  simut  ul 
llkm^iriu^M  in  dir^  suspediot  esset ^  tx  composito  i<rrfnoHC8  ad  syem 
'      ^  Mit  deuj  SjK'm  itst  abstilnt  nichts  aniufangon ; 
w'i    Mii  Kfli-ksitht  ituf  da^  Folgende:  ihi  vam 

^  <':'ftar  Hftjur  puhfirus  ft^^quc  prirat*.ii  (ocis^  alii 

iiM  princtpum  eluderent ^ ^ . .  .haben  die  alten  Editiyuwn  sptt- 

GfüiioviiiH  cofdempiionem^  Crevier   und   mit  ihm  Khunkeit 

iiontm  gewihlt,  offenbar  verleitot  durch  den  uergelnden  Cha- 

lie«  (tT.  tlHih'tf'nt),  vtui  d<im  Livius  bt^riciilet.  Doch 

liT  w>«i!fg  oder  i?ar  mchts  für  sich;  der  natür liehe 

( iWr  ibt»  ist:  jiie  drehten  verabredeter 

itl  i  ,  !iier(n»an  vgl,  die  «weite  Couieclur 

Donaa  mrHÜonem.jUei  dieser  Üelegenheit  (16/)  nun  hChimpAeu 

$T  »uf  Kom  los,  lim  dem  unvur^ichtigiui  Demetriin*  das  Blut 

iü  Wallung  und  die  Zunge  tu  Gunsten  Koni!^  in  Uewegung  zu 

[  auch  glückte.    Der  Ausdruck  mm»  also  indifferent  und 

BQg  "ein,  dumit  die  mores  et  in^tiiuia  eurum ,  die  ft^ 

y  Hi'his  und   die  :iimjuh  pftncipuM  darauf 

\  wcnit  mit  iht  über  da^  i^pectcm  des  Sigonius  und 

^l  4a€b  Ob«r  VVtüä^eubom'ts  Veriuuliiuug  nm  das  Ortheil  gespro* 


104  M,  GiUhauer,  Kritische  Beiträge  2U  Livius. 

chen.  Man  erinnere  sich  an  das  bekannte  SPQB ;  in  der  Handschrift 
stand  wol  nrspränglich  SPQUE  Romanomm ,  woraus  sich  das  Ver- 
derbnis ungezwungen  erklären  lässt.  Für  den  Sinn  passt  es  trefflich, 
da  es  nur  allgemein  und  dem  Berichte  über  das  Gespräch ,  der  ohne- 
hin ausführlich  folgt,  nicht  vorgreifend  sagt:  man  kam  auf  Born  zu 
sprechen.  Ich  lese  daher:  ex  oomposito  sermones  ad  senatum 
populumque  Romanorum  trahehant, 

XL,  53, 1.  Bidu^o  quo  senatutn  legerunt  ccnsores^  Q.  Ftdvius 
consul  profectus  in  Ligures^per  inrios  montes  vallesque  saltus  cum 
exercitu  transgressus  si^nis  conlatis  cum  hoste  pugnavit.  Die 
Schwierigkeit  der  Stelle  liegt  auf  der  Hand  und  selbst  dadurch ,  dase 
Weissenborn  in  der  neuen  Auflage  mit  Einschiebung  von  et  schreibt: 
per  invios  montes  vallesque  e  t  saltus  wird  dieselbe  kaum  gehoben ; 
denn,  so  müssen  wir  uns  doch  fragen,  was  soll  denn  diese  gar  so  kräftige 
Betonung  vallesque  et  saltus  neben  dem  einfachen  montes?  Auf  die 
rechte  Spur  kann  uns  V.  3  bringen  consul  deditos  in  campestres 
agros  deduxit  praesidiaque  moutihus  inposuit.  Klingt  das  nicht,  als 
wenn  vorher  von  bestimmten  Bergen  und  nicht  von  einer  unbestimm- 
ten Pluralität  die  Bede  gewesen  wäre?  Man  lese  unter  diesem  Ein- 
drucke desselben  Buches  41,  1--2,  wo  eine  ähnliche  Expedition 
geschildert  wird :  Consules  ambo  in  Ligures  exercitus  induxerunt 
diversis  partibus,  Postumius  prima  et  tertta  legione  Ballistam 
Suismontiumque  montes  obsedit  et  premendo  praesidiis  angustos 
saltus  eorum  commeatus  interclusit  inopiaque  omnium  rerum  eos 
perdomuit.  Also  ein  Uebei*gang  an  deiselben  Stelle  und  die  Situation 
eine  ganz  ähnliche;  Postumius  besetzt  zwei  bestimmte  Berge  und  er- 
reicht dadurch,  dass  es  der  auf  diesen  Bergen  aufgestellten  Besatzung 
möglich  ist,  die  angustos  saltus  zu  überwachen.  An  unserer  Stelle  53, 1 
marschiert  der  Consul  Q.  Fulvius  zuerst  durch  diesen  Pass  {per. . . . 
saltus  transgressus)  in's  feindliche  Gebiet  ein  und  sichert  nach  ge- 
wonnener Schlacht  den  Erfolg  durch  Besetzung  derselben  Berge  (vgl. 
V.  3  praesidiaque  montibus  inposuit).  Das  unverdächtigste  Zeugnis 
aber  für  die  strategische  Wichtigkeit  dieser  beiden  Berge  und  für  die 
Nothwendigkeit  ihrer  Besetzung  zum  Zwecke  einer  Operation  gegen 
die  Ligurer  findet  sich  XXXIX,(2,  7:  M.  Aemilius  alter  consul  agros 
Ligurum  vicosqiie,  qui  in  campis  aut  vallibus  erant ,  iiJsis  montes 
duos  Ballistam  Suismontiumque  tenentibus^  deussit  depopulatus- 
que  est.  An  dieser  Stelle  sind  nämlich  die  beiden  Namen  handschrift- 
lich gesichert.  Nach  dem  Gesagten  glaube  ich  mit  Berufung  auf  XL, 
41,  1 — 2,  wo  man  aus  uallisuerumtumquam  sich  die  oben  ange- 
zogene Lesea)  t  Ballistam  Suismontiumque  herzustellen  erlaubt  hat. 
unserer  Stelle  aufhelfen  zu  können,  indem  ich  vorschlage  j) er  Suis- 
montii  Ballistaeque  saltus  cum  exercitu  transgressus  signii^ 
conlatis  cum  hoste  pugnavit, 

XL,  59,  8  wird  von  Weissenborn  in  beiden  Auflagen,  wie  fast 
allgemein  geleseu :  lanceque  cum  integumentis  ,  qtiac  lovi  adposit4i 


M,  Gülbauer,  Kritische  Beiträge  zu  Livius.  105 

fuäf  deeidü  de  mensa.  Freilich  bemerkt  er  beide  Male  dazu  ^jinte- 
gumefUis  ist  der  Bedeutung  nach  unsicher,  viell. :  die  Deckel  der 
Sehflsseln,  Tgl.  10,  38, 12  ea  legte  linteata  ab  integumento  consaepti 
—  appellata  est ;  doch  sollte  man  den  Singular  und  eher  eine  Be- 
idchnung  des  Inhaltes  der  Schüssel  erwarten^.  Dass  lanaque,  wie  die 
Hs.  a.  auch  Jul.  Obs.  haben,  nicht  richtig  sein  könne,  drehe  und  deute 
Bin  es  wie  immer,  folgt  aus  decidit  de  mensa ;  denn  auf  dem  Tische 
bifimd  sich  doch  nur  die  Schüssel.  Alle  Schwierigkeiten  schwinden, 
wenn  man  legumentis  liest,  oder  weil  dies  Woi*t  nur  bei  Gellius 
(4, 11)  nachzuweisen  ist,  leguminihus  (stand  im  Archetypus  LEGU- 
MINÜ8  =  LEGÜMIN*»*US?);  ähnliche  Speisen  wurden  ja  aufgesetzt, 
wie  das  Folgende  beweist:  cleas  quoque  praegustasse  mures  in 
frodigium  rersum est.  Man  wird  daher  zu  verbessern  haben:  lanat- 
fuf  cum  leguminihus,  quae  Imi  adposita  fuit,   decidit  de 


Berlin.  Michael  Gitlbauer. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 

Des  Q.  Horatius  FlaccUS  Sermonen.  Herausgegeben  und  erU&rt 
von  Ad.  Th.  Hermann  Fritzsche.  Leipzig.  B.  G.  Teubner.  1.  Bd. 
1875.  232  S.  2.  Bd.  1876.  188  S. 

Dieses  Werk  ist  mit  grossem  Fleisse  gearbeitet.  Der  Verfasser 
hat  aus  den  älteren  und  neueren  Erklärern  sowie  aus  der  Unzahl  von 
Monographien,  welche  sich  über  alle  erdenklichen  Puncto  der  Horazi- 
sehen  Satirendichtung  verbreiten,  Alles  zusammengetragen  und  ver- 
werthet,  was  ihm  für  die  Erklärung  von  Wichtigkeit  schien.  Dazu 
kommt  noch  seine  eigene  grosse  Belesenheit  namentlich  in  griechi- 
schen Schriftstellern,  wie  im  Lukian,  Theokrit,  Aristophanes,  welche 
für  das  Verständniss  des  Details  oft  die  treffendsten  Parallelen  bieten. 
Der  Text  entspricht  den  Anforderungen,  welche  man  nach  dem  jetzi- 
gen Stande  der  handschriftlichen  Forschung  an  einen  Hei*ausgeber  zu 
stellen  berechtiget  ist,  wenn  uns  auch  der  Verf.  in  einzelnen  Puncten, 
wie  in  der  Orthographie ,  über  das  Ziel  zu  schiessen  scheint.  Ausser- 
dem bekundet  aber  Fritzsche  seine  langjährige  Beschäftigung  und 
innige  Vertrautheit  mit  seinem  Gegenstande  durch  eine  Reihe  kleinei 
Excurse,  welche  den  Anmerkungen  einverleibt  sind  und  über  Einzel- 
heiten des  Sprachgebrauches  und  der  Metrik  bei  Horaz  höchst  werth- 
volle  Aufschlüsse  geben,  wie  denn  überhaupt  die  feine  Beobachtung 
des  Details  es  ist ,  durch  welche  sich  diese  Ausgabe  in  vortheilhafter 
Weise  bemerkbar  macht. 

Der  erste  Band  gibt  zunächst  eine  Einleitung  (S.  1—  34),  welche 
sich  über  das  Leben  des  Dichters  und  die  Vorgeschichte  der  römischen 
Satire  verbreitet,  die  Horazische  Sermonendichtung  kurz  charakteri- 
sirt  und  schliesslich  das  Verhältniss  bespricht ,  in  welchem  Lukiaii 
und  Horaz  zu  Varro  und  Menippus  stehen.  Auf  Grund  von  —  zum 
Theil  allerdings  auffallenden  Aehnlichkeiten  im  Ausdrucke  wird 
geschlossen ,  dass  Horaz ,  ähnlich  wie  Varro  und  Lukian ,  sehr  wahr- 
scheinlich Gedankengut  des  Menippus  verarbeitet  habe.  Ref.  muss 
gestehen,  dass  ihn  die  Ausführungen  des  Verf. 's  nicht  übei*zeugt 
haben  und  dass  er  eher  geneigt  ist,  mit  Wieland  eine  Benützung  des 
Horaz  duich  Lukian  anzunehmen.  Denn  dass  dieser,  wie  Fritzsche  zu 


H  ffüiBeke,  H.  Homtiu*  t-'^lÄCCtw^  äöniioiiett,  Ang-  v.  M.  PetnchtnUj.     107 

■«•n  j»tivht«  k«in  Lutein  vcrätriinien  liube,  sehmut  bei  semeiii 

.  fhüUeü  Aufi*üth»lt<*  im  Weütoii  mi^laublicb,  KU  Griedie  Latt« 

ribei-  weit  woniger  ADhujs  den  romischeu  Schriftsteller  tu  cilireu, 

I  Honu »  wrun  er  wirklieb  auf  Mei)i^»)Mi8  in  m  aiiäMTiebiger  WeiBo 

ör  nahm,  <innid  liatte  dtin»(*lb<»n  w«*fÜK'steii8  tu  ueinien ,  wie  er 

iien*  z.  B,  die  aeoli>cJiM|]  Lyriker  imd  Arcbiiocha« 

iniiK«ii^telbD  kt^in  Bedeukon  tnuiU  Auch  uu8ere 

,  riojucUohefi  «mthalton  D*>ch  ziemlich  vielts  Xacliwdi^«  vou  An- 

u  an  griechidchti  Schriftsteller  b^i  üor«i£,  während  de^  Mouip- 

>t  kvineui  Worte  Erwähnung  geschielit,  Ihiss  alwr  den  alten 

i'hnte  B^nütxnn^  dies<'^  durch  Varro's  Nach- 

!i(it   gewordenen  Satirikei?»  so  vulläüindig 

-  ffir  nn möglich. 

i   folgen  8.  d4— 4U  literarische  Nadiwoi- 

I  nod  darauf  ila»  ernte  Buch  der  Sermonen;   der  zweite  Baud 

:  dii<  »weite  Buch,  ferner  Äwei  Excnrse  (über  die  Accusativ- 

^^Vk  ur  und  ej»  und  Hber  den  Pciroeuitacus  6ei  Horaz)  und  einen 

'       'I      '       M'ru  Wai*  nuii  die  Gest^iltung  de**  Texte»  be- 

UHche  mit  wenigen  AiiMMhuieM  der  Hiiider- 

\i    *iii ,   welclie  er  im  Str**ben  nach  eigeuthiindiche» 

M  moglicb  noch  überbietet.  Uieriu  können  wir  dein 

nfciiÄtte  uicbt  beistiniuiHU.  b^chreibungen  wie  acrrvos  1,  1»  44, 

(,  «>•  \i4  hallen  dii»  denkbar  schlechteste  liandächnftliehe  Ge- 

jr  »ich,    Mnn  hmticht  nur  die  in  der  Anm*  zu  I,  1,  44  citiiten 

^♦/i  K»-!t'  -  '*  '  i  '        luuschlageu,  um  negleich  tu  erkennen, 

^*^  iu  jt  f  u'u  l'\)rnien  eiiitach  Srhretblehier  sind, 

i  .  u  und  noch  dazu  genutrereu  Handschrift 

«-'  ►  auf  Grnnd  des^^en  die  Behauptung  wagen 

ki  iirmben  babi«  (vgK  Anm,  tu  I,   1,  44),  ist 

,     4  schwerer  aber,  da^js  man  «iem  Dichter  diu 

'&£  in  der  OrThograpbi«  /.uinuthet.  So  aoU  nach 

^i.-jtr  nni  rrj-;-<  no  Jl,  7.  2  und  IW  Dans,  d;igegen  U,  ft,  yi 

I^ru0  di«*  fithfiL'i»  Schrttibung  «ein,   lief,  kann  da  nitr  mit  Horas 

In  i<^  ii.  liefen  BiMchhultigkeit  selbst  weilgehende 

AMpfu  rte,  uh^cbte  man  ujcbt  hielten  eine  kürzere 

«.   .  ...  Ji  eine  Hokhe  hatte  h^ich  auch  der  Umfang 
skhiMleti  um  ein  Erheblichei«  vermindern  lasöen.  8«» 
n    iu  1 ,    l,  ö  der  llnleriichntd  /.wiscIimi  fruciuH  memht*a  und 
mkrmkrtu  efOrter!.   Abi(e*»eben  davon,  dass  die  höchst  subtile 
>iduag    •  '   schwerlich  fühlbar  war,  isl 

^Kr6rt4i  ssA\\  frartis  mfmhr in  i^hi^nm 

I  Steht  und  auch  mcnt  steiien  kann.  I.  1,  21  wird  auf  eine 
lii^l  Lnliiii  verwiegen,  die  mit  der  Horatstelle  'nur  eine 
eil"  httt.    Ut  2,  112   bitte  die  bekitnuus 
v  i\  {puer  hune  ego  nori  ^  scito  me  puC" 

^'  wenigem  Worieu  erklärt    werden   können. 


108    H.  Früssdie,  Q.  Homtius  Fliu:«us'  Sermotiea,  ang.  v.  M*  Pets^ 

Auch  im  Citiron  wäre  ein«?  gewisse  Beschränknng  nicht  überftüsS! 
gewesoD;  woDigatcns  bekommt  maii  oft  den  Eimlruck,  aU  sei 
Mittheüiuig  von  Citateii  und  ParallelBtelleti  recht  eigentlich  dixs 
Stfickeripferd  dos  VertVs;  so  z.  B.  wenn  H,  1,  1  das  ganz  leicht  ver* 
stiludliclie  viverc  parva  diirrli  iiicfit  weniger  als  zwtllf  Stellen  belegt 
erscheint.  Auch  manche  A^  Uer  die  Literatur  zu  den  oinzeU 

Satiren  sind  Vüllkommeu  in  -  und  können  höchstens?  den  Lie 

baber  von  Curiüsitäten  interessireu.  So  ist  zu  S.  1»  4  die  üebersetiu 
Gottsched'ß  in  Alexandrinern  nebst  einer  französischen  üebersetzu 
In  Versen  aus  dem  Jahre  1711  angeführt;  aus  AbeFs  theils  hin 
deutschen ,  theils  plattdeutschen  Nachdicfitungen  einiger  Satiren 
dem  Jahre  1729  werden  sogar  1  äuge re  Stellen  mitgetheilt,  wie 
I,  6.  34  und  103.  II,  6,  V.  4,  15.  60,  09  usw.  Sehr  sonderbar  N 
rubren  die  Pri^vinzialisroen  des  Verf/8,  die  dem  Süddeutschen  ^a 
ttUTerfttändlich  j^ind.  So  lesen  wir  gleich  in  der  Einleitung  S. 
von  einem  'anschmierigen  Schmuser,  womit  der  I,  9  geschildeij 
Zudringliche  gemeint  ist;  Aehnliches  begegnet  dem  Leser  sohr  hau 
Es  hängt  dies  mit  der  oft  auffallend  hervoj-tretendeu  Nachlässigk 
im  Stile  zusammen,  mit  welcher  der  Verf.  den  wissenschatYlicbfm  u] 
Gesprächston  durcheinandermengt  und  ao  häuhg  eine  burleske  Fi 
bung  seiner  Rede  bewirkt.  So  wird  Varro  zweimal  (Einl  S.  15  u, 
in  hGchst  komischer  Wei^!e  als  'alter  Herr  bezeichnet.  Wo  Hoij 
echt  komisch  oder  satirisch  ist.  sucht  ihn  Fritzsche  in  seiner  Rrk| 
mng  noch  zu  überbieten  und  wird  dadurch  trivial  und  abgeschmacl 
Man  vgL  I,  4.  10,  II.  2,  29  u,  39.  II»  5,  55,  besonders  aber 
Einl.  zu  L  S»  wo  es  unter  Anderem  mit  Bezug  auf  dt/fisi>a  natr  hcis 
'Wir  wollen  nicht  bohariptt^n,  dass  Horuz  und  seine  Fjeunde  gera 
vorbeigingen,  als  da^  Holz  mit  lautem  Knalle  phitzte,  wol  aber  konu 
die  lächerliche  Oeffnung  vnu  do?iselben  wahrgenommen  werde 
Halt!  das  i^t  der  Canidia  Schuld  !*  L'ntor  diesen  üm»tajiden  ist 
nicht  verwunderlich,  dass  der  Verf.  eine  ganze  Sammlung  von 
Kathederspässen  xum  Besten  gibt,  die  wol  im  Collegiuni  ihr«  Wir- 
kung nicht  verfehlen  dürften,  in  dem  Buche  aber  sehr  übel  an* 
gebrarht  sind.  Vgl.  L  7,  4.  I,  8,  25.  IL  1,  73,  U,  2.  43  {r<>  ' 
Münchner  *Radi'),  IL  8,  Einl.,  V*  15  u,  20.  Mit  einer  gewissen 
liebe  werden  auch  Vergleiche  aus  der  (Tegenwart  gebracht;  a)i  im 
ist  dagegen  Nichts  einzuwenden,  nur  dürfen  sie  nicht  schief  odoi 
verkehrt  sein.  I»  5,  100  ist  credat  Judacus  Aprlla  paraphrasif 
'Das  glaube  der  Jud  Itzig.*  Dies  ist  ganz  falsch ;  der  Jude  jst  d^ 
modernen  Bewusstsein  keineswegs  derTvptit*  des  Aberglaubens,  Pa 
j^end  wilie  entweder  *alte  Kaffoeschwester*  oder 'Loü 
Unbedacht  sind  ferner  Aeussernngeu  wie  zu  1,  9^  71  pa 
*ich  bin  ein  minder  'starker  Geist  wie  du,  um  die  Phrasti  d«»  vutig 
Jahrhunderts  zu  gebrauchen,  mit  welcher  die  franzi^si sehen  Deists 
und  ähnliches  Gelichter  bezeichnet  wurden/  Fritzscho  recbij 
also  die  I»eisten  zum  Gelichter!  Dafür  dörftou  sich  manche  seifl 
CoHegen   bestens   bedanken,   wie  auch   die  Anhänger  Hegels   til 


Mf  <^  HorBtiua  Flaceus'  SiTovonen,  ang.  r.  M.  P^Ucheniy.    108 

8cl9|aiiluHl«r*8  die  ungemeine  Zartheit  bemerken  werden^  mit  der 
4l9Pllfle90{»li(e  dieser  M^nrior  ttowürdig-t  wird  Fritzsche  wendet  näm- 
Ikk  auf  fli«  •  'u*  Dictum  nn  (KinL  S.  26):  postremo  n^tno 

wtttftitus  ii>(     ^  faf  tarn  hifandum,  quod  non  aliquiS^dicat 

^  .   HofTontlich  wird  der  Verf.  hei  Gelegenheit  eiuor  neuen 

AtaÜAiit  'f  nai:h  Ansicht  des  Bef,  nugehörigen  Auswüchse  etwas 
Ifimn  I  mmI  fDr  eine  knappere,  echt  wissenschaftliche  Form 
Bflft  liiigeü;  der  sonst  treffliche  Oommentar  wm*de  da^iurch  om 
fhkft  g«wifiD«n. 

Die  vorstehenden  Beuierkuuj^''en  dürften  genügen,  um  Fritzsche's 
Arbeil  LID  Ailgetneinen  in  eharakterisiren.  Itn  Ein/.elnon  sind  dem 
M.  mehrfach«»  Bedenken  uufgesio^vsen ,  iiiid  er  erhmbt  sich  daher  im 
I^pnd^n  «tue  Reihe  von  Stellen  tu  be^preehen ,  an  denen  er  mit 
te  AtfEiMSung  des  Verf. 's  nicht  einverstanden  ist.  Vielleicht  gelingt 
ü  BbD  lifai  und  da  auch  ans  Kigenem  einen  Beitrag  zur  Erklftrung  zu 

Ä,  1»  1,  L  Bei  softem  denkt  Fr.  zunächst  an  ein  Los,  'welches 
¥€  MtiMCb  entweder  sich  selbst  zieht  oder  durch  den  Zufall  zu- 
fMtoii4eft  bekommt  and  auf  welchem  der  Name  des  Berufes  nebst 
lis,  WBft  zugleich  mit  demselben  mit  in  den  Kauf  geuommen  wer« 
km  ßoH»  geischriebeu  steht'.  Zuzugeben  ist  natürlich,  dass  die  er- 
lÜWti  Öeduutung  von  sur^  in  dem  Sinne  vcui  'Lebonslos,  Schicksal, 
Wnit  tkb  au 8  der  iirsp rundlichen  Anachauung  von  einem  Ziehen 

BliOHt  entwickelt  hat.  TN^ss  aber  diese  ursprüngliche  Bedeutung 
Hiffr  Stelle  m>ch  vorschweben  soll,  i^it  entschieden  zu  ver- 
m*  —  I  •  1  *  B8.  Hier  schreibt  Fr*  mit  Jahn  und  Holder  patiens 
oUirt  dieses:  *in  aller  Gemüthlichkeit,  wenn's  drausi^en  regnet» 
iMnDl  utid  Achnftii,*  Diese  Bedeutung  von  patiens  wjlre  jedoch  erst 
tttrmsvil.  Was  Fr.  dafür  anführt,  nämlich  Kp.  1»  17,  13  und  Seren, 
in.  ¥1«  82,  pasiit  ganz  und  gar  nicht  Denn  an  der  Horazstelle  hei^M 
mfimmdffxi  dum  patirntrr  offenbar:  *wenn  »»r  die  Geduld,  die  Aus- 
IlMr  hiUe,  von  Gem^e  zn  leben;'  \w\  Sereuus  steht  aber  patiens 
jkfmim  iaharum,  was  die  Sache  sehr  bedeutend  ändert.  Uebrigens 
In  idiofi  Btntldy  die  Variante  patiffts  statt  des  auch  von  Porphyrion 
telittft*!}  mpiens  auf  das  Grflndlichste  abgefertiget.  —  I,  l,  So- 
ll irUirl  Pr.:  'de  vornehm  darüber  hinschiSpfend ,  während  ^or, 
f,bS^  }m  auf  di#  Omndsuppe.'  Dte^  Unterscheidung  ist  grundfal^Mih. 
Bmattgt  'wie  wenn  du  eine  utnphorn  oder  einen  cj/aihus 

viit  Waaaer  «i^st  und  dann  sagen  würdest:  ich  mochte  lieber 

um  tei  grpmen  Flutf^^e  schöpfen  als  aus  der  kleinen  Quelle.'  Wie 
^^  '^*TTii  Bttn  d«r  l<h%ticulus ,  wenn  sich  ihn  der  Dichter  auch  noch 
a  dankt ,  dar ch  ein  so  kleines  Maas  ganz  ausgeschöpft  werden 
iSMiil  An  dei  '  '  hat  Horaz  gewiss  ntcht  gedacht;  es  Hegt 
«ril  i^Pf  yt^wf^^  :n  und  lÄsst  sich  nur  auf  gewaltsame  Weise 

1  I  rchner  in  seiner  Abhandlung  de  utroque  TigelHö 

«Ml  illaiii  QDd  einen  jf^ngeren  Tigellius  unterschieden  hat.  gilt 


dfese  Ansicht  als  sc»  ziemlich  aiiggemarlit;  weni^tetiÄ  fli<^  Krkhit^ 
(leB  Hör»/  bab^n  j^idi  ibr,  fti»  vi«l  ich  sehe.  diircbf^eheiidÄ  ang 
^chlusseti.  Weim  man  jedocb  die  flberliofortoii  Naf^brichten  prüft. 
kann  man  Kircbuf^r.  nicht  heiistimmen.  Porphyrion  iiiimlii:h  und 
aus  ihm  gesrb^pften  ])8e^<^t>-acrt^n]ftcJlen  Hein  dien  kennen  nur  El^ 
Persönlichkeit  dieses  Name^nts,  >L  Tiierellin&  Hermogeues,  den  Li6 
ling  des  Caesar*  der  Kleopatra  trnd  de^  Anj?usti3J*.  Ceber  ihn  beriehlj 
Porph.  «,  d.  St»:  Marcus  Tipt'fÜus  HirmofffurH  mimeae  at 
aeientia  praedUus  Gaw  (^aesan  dictafori  f'ttif  familiarh^  po9 
Chnpairm\  quin  tlulcftcr  caniabni  rt  focßbfttuv  urhafir,  Auftm 
qunque  itn  pfaruit ,  ui  inter  familinris  domfüttroit  haheretur^  rt 
uutf^n  larffitor  adro,  wf  omnthus  musich  et  Hirulatonfms  m% 
Hmiarrt:  tt  kho  morte  eins  tristes  illos  ait  fnctots  r^fic,  porro  auf 4 
mu$am  imtvdandi  hominis  non  mt'diocri^  itifft^nii  habud  Iforafi^ 
qnod  cartnina  eiu»  parum  ^eife  ptodulnta  e8»e  diceh 
Und  m  I,  H  iuit.  bemerkt  er:  h)  eundcm  Tiffrflimn  H^nnoßimi 
fi  hir  iurthUur,  Oass  aber  der  Scbolias^t  auch  an  allen  (ibriiretj  Sil 
Um»  an  welchen  Horaz  von  einem  Horma^enes  ader  Tigellntsv  od 
Hernn>oreneg  Ti^ellius  spricht  und  welche  Kirchner  gämmtücli  , 
den  jüngeren  Tigellins  beliebt,  unr  diese  Eine  Pers^^nlichkeii 
Auge  hatte,  beweist  einerseits  sein  Schweifen  da,  wo  er  Vertinla 
sung  hatte  auf  den  Üntei-schied  xwischeu  beiden  anfmerksam 
machen»  andererseits  seine  Notiz  «ii  I,  10.  90;  de  Jlmirtria  tt  /xik 
&upra  dictum  est,  de  Tiff*tffio  Herrn  offene  snt'pt\  Die  8cholli 
wissen  also  Nicht«  von  einem  jüngeren  Ti^elÜns,  nnd  ancb  8on 
wird  nirgends  einer  erwähnt:  dass  es  einen  &io!cben  gegf^ben  hui] 
beruht  lediglich  auf  Vennuthung,  ebenso  da?s  es  ein  Nefte  uij 
Adoptiviaolm  des  älteren  gewesen  sei.  Zu  dieser  Vennutbung  ist : 
über  dpsshalb  gekommen»  weil  8.  I,  2,  3  und  3,  3  tt.  von  dem  bereij 
vfrstorbenen  Tigellins  die  Hede  ist,  an  allen  übrigen  Stellen  ab 
von  einem  noch  Lebenden  oder  besser  gesagt,  sclu'iubar 
Lebenden  vref^prochen  wird.  Denn  darauf»  wie  an  diesen  >  ül 

Krwahnung  dci^Tigellifis  anfjjefnsst  wird»  beruht  di<i  gani^e  Kntsclu^ii 
düng.   Es  handelt  sich  nämluii  darum:  tieiselt  Horaz  dort  Ober« 
«ine  damals  noch  lebende  Per!^6nlichkeit,  oder  benotet  er  nur  di 
bereits  Verstorbenen  als  typische  Figur^  als  den  ReprÄsentanti 
einer  gewissen  Sorte  von  Menschen»  die  eben  in  dem  Ähnme  v« 
kr)rpert  wai*?  Wir  nehmen  unbedingt  das  Let/iero  an.  Dass  Hör 
Kigennamen  sehr  geme  ty]Ms«b  gelnancht»  ist  längst  bekannt,  ab 
noch  viel  zu  wenig  beadiiet.   Ein  «sehr  nuhel legendes  Beispiel 

I ,  1 .  68  Anfidus  aeet\  wo  Aufidu:^  geradezu  tCir  ffumen  steht,  V^ 
Personennanien  ist  vor  Allem  Nomentannszu  nennen.  Diesen  orwÄ 
Hora/.  als  Typus  der  Verschwendung  J ,  l,  102,  J ,  8,  11,  II,  1, 

II,  3,  175  u.  224.  Namentlich  ist  die  letztere  Stelle  sehr  bemerkdu 
wertb»  da  an  derselben  das  Typische  dieser  Pei-si^nlichkeit  sehr  ded 
lieh  heivirrtntt:  mtne  (ttfe,  Inxuriam  et  Nomcfttanum  firrrjj 
mecunt  d.  \u  nehmen  wir  jetzt  d\%  Schwelgerei  nnd  ihren  KeprAj^e 


t^  1^  Uoratm«  FlAcctm*  ^crmoK«ii,  anf«  v, . 


nig.     ll 


iHonMftmtts  her.  An  allen  diesen  Stellen  aber  wird  dösNomefi- 
^ iO  fiNliirht .  ä1«  oh  «»r  noch  lebte;  tind  doch  Winsen  wir  auf  dan 
^  «^r  daiurils  schon  lange  todt  wai%  das^iereine  dem 

•  !  Fi^nr  int.*)   Wie  nun  Horaz  dies^  seinen  Xeit- 

»Bu    hnrilitis,    Manchem  gewigs  auch   aas  anderweitiger 
Eilig  wolb«?kiinr»te  Porsriuliühkt^it  ("Dr  seine  Zwecke  verwertbet 
fto  hat  er  es  auch  mit  Tigrellius  gemacht.   Wir  brauchen»   um 
iofrrt   ETI   erkennten,    nur  die  be/ti^licben   Stellen  auzimeheii, 
^In  4,  71  —  72  beisüt  «*«!    NuUa  (ftherna  mfos  knhrnt  negut  pifrt 
QuiJü  ma )  frt  r ö I a t  N f  r m o ff  entsque  Tißflit, 

J^  3.  3?24  Nodi  die  h^urin  repiasentirt  und  neben  ibr 

liiltrb  uufgerubrt  wird,  so  i^t  hier  Tigellins  der  Typus  der  m- 
licKi^ii  Le8ewelt  {volgu^i),    Oenan  m  erscheint  er  auch   l.  10, 
n — IH  Unheil  Deinetriug ;  quo»  nequr  pulrher  Hermopenea  umquam 
'■     1 ,  :*,  129  und  9.  25  wird  er'ohtie  Tadel  als 
_  _|ii  irerji  genannt,  1,  1(),  8U  u.  90  als  Kritikast-ei- 

^b^ffliichlifher  iHlettant.  An  allen  diesen  Stellen  iat  Nichts, 
«ü  iiieHt  auf  das  Beste  im  dem  Bilde  jenes  Sängerg  Tigellius  stimmte, 
wi^M  njiA  Hürax,  Porphytion»  Cic^iro  und  ein  Fragment  des  Licinins*) 
»?»iä5cH  deutlich  tlberliefert  haben:  ein  aufgeblasener,  unangenehmer 
i  2*ri.D  ,  ♦:?!  I  jiof  die  Ünnst  der  V^omehmen  und  doch  wieder  mit  ge* 
i!*iiivf;.  \  "Kf«  verkehrend,  launenliaft  wie  noch  beut  im  Tage  Sfinger 
nrtri  V  iinT'-r'tMien  Rind,  von  massiger  literarischer  Jlildung  und  dabei 
•  Miiusv,  »,1  iirui  ab.s|trw'bcnd  in  H*»inem  iMheile,  Schon  Cicero  konnte 
ttfi  riJ^fr  ausstehen:  H«»n\7.  al>er  musst*^  ihn  ganz,  besonders  b;is8en, 
^»•1  Tr^t' Uli- ,  wie  aiii«  S,  I,  10,  7H — 92  und  aus  dem  HchluKspa&sus 
^«>n*h>^^^*r*i'*^^*''^^^^^»'*^^'*"s  deutlich  hervorgeht,  sich  Über  deagen 
i»ii  in  scharfer  Weise  ausgelassen  hatte. 


iumt,  eil.  Müller  pmcf  p.  XLIJ,  Warum  flbrigenij  Müller 
.IL.  \ut\  iL  t   Pi-rxiNiihi  ItTii  if   iri,.n.|u-ii  Namens  iint(!nichie* 

itt  (9.  doli  Indei  nomi- 
ganze  G&»tmald  n^büt 
rtvl^i  tiarui    intkiiiiiiuuniifti    PtTMoiilkcb ketten  (Na&idit^hU)«,   Vi^eub 
iitfli,  N'^vt^M^  Hsi(ntri>«  Viliidiuü,  Nüiiient»nus,  Poreiu>>  ist  eine  rein« 
üi  n  *u  erwuM-k^n,  hU  haln*  v^  wirklich  statt- 

h  iK'kfttinti'  P«»re^«en.  wie  MÄCcenni-,  Fun- 
I  «l>d  Vir  "        ;»U«T   die   titiiTirten  Personen 

•o  war  ob  ^w  willkürlich  ersonnen 

drr'^'    '  IM  ijinacli  i^chuti  im  und  für  «ich 

Gmii  .    daij»   hier  nin  aiider»ir  NonieU' 


^«OU*    AUl' 


\^A\   sehr   wahrscheinlich 

HO  vor»chw»«l>te.   Oieuer 

'    welche  WcisH*  er  abei 

8,  1,  1,  im:    VwanuH 

am  profiigiLt^  %ü  srxttr- 


"•    ^efimat^e^f  ijuiat  ai  iilMiitni  t^iptnd^nt    Horaz  l^o im tc  daher  Steher- 

•1.  k#tiir^'i*»*m(lt»T»' KiL'Mf  Ofiib'fi,  TUh  biM  j#»npm  tiiMit,?ii*hl<' rlie  mannifi- 

Ifttivii  T»r  n   TUch- 

Wi^m^tf  ilc»nimer, 

Swiw  8t9fimm  dixit:  Sard*  l'tctctlt  itutidum  capuf  Ptntf. 


112    H.  Friis9ch€j  Q.  Horatios  FIaccus*  Sermonen,  ang.  v,  M»  P«tfieheni§ 

I»  3.  20*  Ist  die  Lesart  et  fortasse  minora  nicht  verderbt, 
kdnneit  wir  nur  die  MoDims^^u'ächo  Fassung  der  Stelle  (Progr.  dd 
Frankt  Gymn.  1871  S,  8  f.)  verständlich  finden,  AUes  Andere  gib 
keinen  Sinn.  —  L  3^  21.  Zw  Ma<'ntus  bemerkt  Fr.:  *An  einen  Zoi^ 
genössen  des  Lucilius  zu  denken ,  verbietet  ditj  ^mri  in  die 
Vergangenheit  verlegte  Darstellaug.'  ReL  kann  das  nicht  eiu 
der  Dichter  erzählt  einfach  eine  Anekdote  ^  aus  welcher  SSeit ,  ist  i 
hei  ganz  gleichglltig.  Dass  die  Person  des  Maenius  dem  Lnciliu 
tmüehnt  ist,  geht  aus  Porph.  z,  d.  St  auf  das  Bestimmteste  hervoc 
—  I,  3,  29  ff.  Die  Schilderung  eines  etwas  linkischen  Ehrenmanne 
bezieht  Fr*  unbegreiflicher  Weise  auf  Horaz  selbst.  Trotz  *Humor| 
und  'liebenswürdiger  Keckheit^  welche  Eigenschaften  Fr.  in  diese 
angeblichen  Selbstdarstellung  finden  will ,  erklären  wir  mit  Krüge 
eine  solche  Beleuchtung  des  eigenen  Ich  bei  Horaz  für  unmöglich 
Wenn  aber  Krnger  hinzufügt,  dass  die  altt^n  Scholiasten  diese 
Schreibung  aufVergil  bezogen,  so  irrt  er  sich.  Porph,  sagt  keinWor 
davon,  und  die  Notiz  in  den  pseudo-acroiiischen  Scholicn  scheu 
lediglich  auf  der  Vermiithung  eines  sehr  späten  sciolns  zu  benihens 
Beachtung  verdient  sie  gewiss  nicht.   Die  falsche  Ai  de« 

Stelle  hat  Fr.  übrigens  auch  zu  einer  völlig  verfehlten  i  .  von 

hörtim  hominum  geführt,  worunter  er  die  feinen  Uoflierren  verstehl 
Die  richtige  Erklärung  bietet  schon  Porph. ;  habet  aliqua  viiia . 
ttt  jfüuio  iracundior  mi  nee  posaü  deridentium  urhanüatcm^  quai 
nunc  maxime  txercttur,  sustinere,  —  I,  3,  132.  Hif  r  :  Ml 
Fr,  tonsor  gegen  das  fast  einstimmige  Zeugnies  der  Hanl 
und  ohne  zu  beachten ,  dass  auch  Porph.  so  las ,  dessen  Noü2  über 
Alfenus  überdies  aus  einer  sehr  guten  Quelle  geschöpft  ist,  —  I,  4,  IS. 
Die  von  Fritzsche  and  Holder  vorgezogene  Lesart  accipe  tarn  wird 
durch  den  ältesten  Zeugen  nicht  bestätiget;  das  Scholion  des  Porph. 
ist  zwar  verstümmelt,  aber  noch  steht  dort  ^ accipianms*  ait,  wa 
auf  die  Schreibung  accipiam  führt.  Diese  ist  schon  desshalb  vori:u- 
»iehen,  weil  ja  beide,  Crispinus  und  Horaz,  Sclu-eibtafeln  nehmen 
müssen.  Der  Sinn  ist  offenbar :  Nimm  eine  Schreibtafel,  auch  ich 
eine  nehmen;  dann  wollen  wir  Zeit  und  Ort  bestimmen  usw.  Darcll 
das  wiederholte  accipe  (noch  dazu  durch  tarn  verstärkt)  würde  eil! 
durch  Nichts  gerechtfertigtes  Drängen  des  Crispinus  ausgedrückt^ 
welches  Fr.  so  paraphrasirt:  ^gleich  auf  der  Stelle  nimm  dieSchreJ!) 
tafel,  'ssoU  gleich  losgehen/  Aber  wie  denn  gleich?  Es  muss  ja  ers^ 
Ider  Ort  und  die  Zeit  festgesetzt,  es  müssen  die  Secundanten  de 
I  ßchreibewettkampfes  bestimmt  werden.  Was  hat  denn  da  also  da 
accipe  iam  für  einen  SinnV  — ^1*4,  87.  quavh  wird  von  Fr,  und 
Orelli  erklärt  =  quavis  rationc.  Aber  *—  um  beim  Bilde  zu  blei^ 
ben  —  gibt  es  denn  mehrere  Arten  Jemanden  mit  Wasser  zu 
«spritzen?  Läset  man  aber  das  Bild  weg  und  erklärt  quaxH&  durob 
qu(m8  9€rmone,  so  wird  die  Sache  auch  nicht  deutlicher.  Denn  wa 
soll  das  heisson:  *er  kommt  mit  allen  möglichen  Reden?*  OfTenbtr  j 
hat  q%iaim  locale  Bedeutung  'nach  allen  Bichtungen  hiD\  so  daas 


h€,  K^  Hürtttjuf-  ^lacca^  tilermon^iif  wag*  v,  M,  P&tBdi§nig.    111 

imSksok  mk:  m  macht  ihm  Vergoögeu  {am€t,  lüchi  avet),  das  Was- 
«r  ikinül  kfai  so  »pnixwn  nt»*1  Am  rtaM  «a  muchen.  —  T,  5,  9—10. 
Si  diitcr  8l6lle  Wv  m  Appi 

teitl  der  kungrige  ^  ;  s  schd- 

MB  AlKoda.  D«r  KiDilnick  dunm  ist  deiliKst  in  dem  Vershau  und  dÄm 
M«ntii  Schwmigi  diir  H«dD  aichtVar/  Nichtig  kann  uuricbtiger  Bein 
ik  Akm  ÜHüimng,  Vi^  Bulle  gobi^rt  vielmehr  zu  J4>neo  parodjsti- 
ueätii  Kiclialiiiiiiiigen  von  Phrasen  do8  ernntliafteu  Epos^  welche 
Ivdi  des  Oi8«tt0«t3t  xu  dem  trivialen  Inhalte  der  darauf  folgenden 
■oiymif  30  hochkomiscb  n-irkon :  'Schon  deckt  di(^  Narlil  nitt  Schat- 
%m  judM  Luid,  die  Sterne  werden  Hichtbur  an  dem  tÜinmol;  da  — 
pH  dio  8chiapr«rei  loa.*  —  1,5,  15.  Bemerkenswerth  ist,  dass 
iodl  Forpb.  das  räthsolhafte  ui  nicht  kennt,  ^  I,  5,  31.  Fr.  aetact 
Hi  Sebnid  naeh  inliftete  Pünctchen  und  weiss  zu  erzählen,  dasa  die 
gende  ankam  als  Horaz  frische  Salbe  aufgelegt 
dieser  'freudevoll  nnd  ungenirt  und  an  nichts  Andere^ 
BigrüSKung  denkend  mit  dem  schwarzen  von  Salbe  b^ 
Geitchte  dem  Maecenan  entgegen  gerannt  sei,  und  daaa 
MiMviias  *tRM»r  den  »$fhwanr.en  Eüpel  muthmaselich  hellauf  gelacht 
^\  Da  nna  Indees  Homz  selbst  davon  kein  Wort  entählt,  ao  neh- 
■io  wir  tttia  die  Freiheit  zu  dieser  Erklärung  eine  etwas  ungläubige 
Im»  in  nsachini.  —  i,  5,  32-  S3.  Fr.  meint,  dasä  Horaz  die  PhnuM 
■d  «üpueüi  fadUtö  k4^ma  von  den  *wü1  verschnittenen  Fingemägela 
dvFcaleiita  aelbst  ^  \mn  habe,  und  übersetzt:  ^ein  vollkom* 

mmm  BItffiiit  bis  .n  ugemägel.*  Originalität  l&sgt  sich  dieser 

k^tSmmm%  nicht  abs^rochen,  aber  Anklang  wird  sie  schwerlich 
ladift. 

1«  h,  36»-4l$,  ifkiom  ftdtniu  pramma  seHboe^ 

PraeUMam  et  Uitum  clamkm  prunacque  witiüum, 

TfabttUm  PelUo  theilt  in  seiner  Biographie  dm  Kaiseni  Claudius 
fMp.  24)  «men  Bdef  Valerian's  mit,  worin  dieser  bis  in  die  kleinsten 
Olldt  das  ßdair  besttimmt,  welcbee  Claudius  als  Tribun  der  legit^V 
laitiiaas  dem  kaiserlichen  Privatschatze  beanspruchen  könne.  Dort 
i«  mitvr  Anderem:  to^am,  quatn  nfuttdat ^  unam,  laium^ 
irwi»,  qu^n»  rttfundait  unum  und  einige  Zeilen  weiter:  ii^fii 
■»«  pando  mäie ,  si  est  copiu ,  sin  minu$ ,  qwfUwm  fuerü 
«At  fuerii;  cn  etil  tum  cotidiana  vatilla  quattuor^ 
rem  Mffuiii  tt  ad  hainras  Hg  na,  sin  minus  ^ 
fi^  »n  publica.   In  der  Note  2,  d.  St.  bemerkt  Caeaabonos 

mUkMmbt,  d&ss  unter  coctiUa  wahrscheinlich  Holzkohlen  {curbimes) 
Q  vcrvteb^n  tMiien-,  darauf  führt  übrigiuis  auch  die  von  ihm  ang«- 
Akne  Stelle  doh  ülpian,  welcher  eociilia  erkItLrt  als  lifftm  voda  ne 
fiWüF   *  -    ^  ij  Weiteren  spricht  Casaubonus  über  ratiUum  und 

Qltft  I.   an»  denen  sich  di*^  n«deutnng  *tmii*rpianne 

tiir  't.   —    N:i'  ■  "u   Ab- 

«kwr  j<<r  Horaz-  n-Utiron 

vticfait,  da&s  alle  bisherigen  ErkhlnmvTj^versuche  wenig  hi^triedigefu 


114    Ä  Fritzschü,  Q.  Horatius  FIjiccqs'  Sermonen,  ang.  v*  M.  Pi 

t>relli.  Kniger  und  Fritzscbe  nolunen  au.  dass  Anfidiua  Lüscus 
<1©r  Kohlenpfanue  vor  .«ich  her  riiuclicrn  Hess,  nur  mit  iieni  ünt 
schiede,  dass  nach  Orelli  dies  sacrificamli  causa,  nach  den  Ander 
ans  Eitelkeit  geschieht.  Die  letztere  Atmalime  widerspricht  ^ar 
sehr  den  rÖDiischoD Sitten;  die  erstere  wäre  Jiur  dann  plausibel,  wen 
ans  Horaz  eine  Andeutung  von  einer  RäucVierung  gäbe,  was  nicht  i 
Fall  ist  Gänzlich  verfehlt  ist  die  Auffassnng  Diintzer's,  der  an  öin^ 
elfonheinernou  Stab  denkt.  Dillenhnrger  endlich  gesteht  anfrichtij 
quibus  insiffnihus  a/TQoadoÄfjiLoc:  acvedit  pruuaf  batiUumi  qui 
quid  Sit,  incrrii  sumus.  Snnafth  sind  wir  berechtiget,  uns  na 
^^iner  anderen  Erkhlrung  umzusehen .  und  glauben  keinen  Feh)g 
2u  thun,  wenn  wir  die  Horazsteile  aus  dem  so  auf filUige  Analogie 
bietenden   Briefe  Valerian'ß   erklären.    Nach  unserer  Ansicht  sii 
nämlich  unter  praemia  die  Bezüge  gemeint,  welche  Aufidiug  Lusc 
als  Praetor  von  Ftindi  aus  der  .städischen  Casse  erhält ;  darunter  iH 
Hndet  sich  nun  auch  die  Amtslracht  und  eine  bestimmte  Quantiti 
von  Holzkohlen.  Das  Lachen  der  Reisegesellschaft  erklärt  sich  ah 
daraus,  dass  der  'Börgerraeijster  von  Krahwinker,  der  sich  den  Röis 
den  in  einem  der  Tracht  der  hohen  römischen  Magistrate  nachg 
Anzüge  prasentirt,  in  welchem  ersieh  nicht  wenig  aufgebläht ! 
mag,  neben  dieser  Pmchtuniform  auch  noch  da^  ausserordentlic 
Vorrecht  besitzt,   täglich  seine  Pfanne  voll  glühender  Kohlen 
Rechnung  der  Stadt  zu  beziehen,  wahrscheinlich  um  im  Hause  sie 
das  Bad  zu  richten  (wie  oben  derLegionstribun)  und  nicht 
zu  sein ,  durch  Besuch  des  städtischen  Bades  seine  hob** 
erniedrigen*  So  verstand  die  Stelle  schon  Porphji'ion*  dessen  Schoho 
lautet:  Aufidium  Luscuw  df  df curia  scriharum  signifivat  fuis^ 
qui  in  HC  in  nppido  Fundis  mtnjistratum  ff  er  er  ei;  qwm  aiiii  ri$i 
fuisst  m't^  qnod  mafftti  penderet  hidutum  se  esse  lato  claro 
prartestia  H  dr  hahiris  puhJicis  prufms  sihi  domum  a  mcdiasimm\ 
rfdfcrri, 

l,  6.  6,    Fr,  schreibt  mit  Holder  ignötos  aui  nie  liheriiä 
patre  natnm.  Die  Lesart  nut  ist  aber  unhaltbar,  da  sich  Iloraz  dan 
in  ciüen  Gegensatz  7a\  den  ffftwii  stellen  würde,  denen  er  sich  de 
selbst  beizählt,  ^ — 1.  6,  22.  Zu  quoniam  in  propria  Hon  pelle  qui 
sem  bemerkt  Fritzsche:  'Der  Ausdruck  ist  nicht  Hprfichwörtlich,  soii 
dera   der  Philosophenschule  entlehnt/  Als  Beleg  führt  er  an  Se^ 
Ep.  t):  Sf  fontifftus  est  sapicfts  , ,  sapie^ntem  undique  jtuhmove 
et  ifitra  cuteitt  nuam  eofjunt.   Dabei  hat  er  aber  übersehen,   da 
Seneca  sich  eben  der  bildlichen,  sprüchwörtlichen  Wendung  bedien 
um  die  Beschränkung  des  Weisen  auf  sich  selbst  auszudrücken.  Dillen 
burger  meint,  das  Sprüchwort  sei  auf  die  Fabel  vom  Fisol  in  ili 
L^twenbaut  zui*ückzuföhren.  Das  Richtige  scheint  wol  Porph.  z\i  bi|| 
ten,  welcher  erklärt  et  hoc  seiliett  inde  SHmptum  est,  quud  vet^ri 

*)  So  hies&en  vorzugsweise  die  Badediener.  Porph,  stu  Kn,  1,  14,  , 
medtastutUH],  incoJa  medmr  civitatis:  an  in  officio  balnealar\ 
mfäiastinuB? 


lFW^#«dW,  Q.  Hitrath»  ] 


rraoiuni,  ang.  v.  M,  Fetschenig     U5 


tß  j*eUibHß  tlormirciit  ujjj  «um  Bewoi«  dos.sen  StelJou  aas 
I/>?Iuis  MTnl  Plitutus  buibriDgt,  —  1,  6,  39.  Fn  schreibt  mit  Eibbeck 
<  <f,  Ütese^  Lesart  ist  aus  mehrfaclion  Gründen  unlialt* 

W.  i.r-i'iK'^  K.nui  man  schworlicb  sag-en  tmdcrt'  camo,  denn  catetm 
Imdrrr^  w»8  Fr.  anfuhrt»  ist  doch  etwas  ganz  Anderes:  zweitens  kiro 
iu  Anlegten  cine^i  Maulkorbes,  wie  Fr.  gelbst  /  i  inuss,  bei 

lfm  freiaii  Komc?r  (V^n/vv)  auf  keinen  Fall   in  A  ,:;  dritten> 

■Irt  9»  etne  sehr  bodeutejide  und  nebenbei  koniii^dt  wirkende  Ab> 
•r>.^Ärliiiiie  des  Unwillens,  wenn  der  Dichter,  nachdem  er  dasHcrab^ 
II  Ta^[Wf!^chen  Fels  erwähnt  hat,   nun  auf  »hunal  nicht 

L»'  TodO!<strafe ,  tiunderq  einfach  das  Anlegen*  eino»  Maul- 

Pll'  n  lie«se. 

I  Fo^fuOT  /iffrre  ne^af  IV^Pioruwi  posse  minonv. 

I  Ft.  frklJUt  nach  liuttinann:  *das  Gesicht,  welclio.^  er  (Marsyas) 
I  (rlwlr!*!«  deutet  nun  Horaz  so»  als  firgero  sich  Marj^yas  darübGr, 
I      '  '^  Nrtviu»  dort  y.ii  j«ehen\  Hier  stoigrt  es  sich  wieder  einmal 

b  .  wie  t<ehr  man  irre^elion  kann,  wenn  man  die  be- 
in    '  :j  A  i-  i)«tnj  der  alten  Erklfirer  icnnMirt.    Nach  Scrv.  zn  Aen. 
Ilft  W  befanden  «ich  in  vielen  Studten  juif  dem  Markte  -  t 

Iwlitmaj«  tjer  wie  Bacchus,  Uv  dessen  Diener  er  ^alt,  -  ^d 

iirFmOitit  war:  mtdc  tihim  Maraffas  mhnster  eins  per  avttaics 
mi^u  iH.^'än^  fihcrtaUs  intticium  est:  qui  errcta  manti  tr$tatur 
.  Und  Porphvrion,  der  Hnm  uns  eigener  Anschunung 
H  luuach  aiieh  das  Marsyassliindbild  anf  dem  Forum  ge- 
II   mii«*i,  erklArt  ganz  in  Üebereinstimmung  mit  der  An-* 
rr  nnifm  et  Hnffanter  latr  duium ,  qunm 
i^rstfijs,  quod  susthterr  tu  faro  *ion  ponait 
m,  —  1,  7»  3,  Auch  hier  hätte  der  Verf.  die  irilhilmliche 
:ilis  ah  Jlorax  den  Augenkranken  eine  gewisse  Klatsch- 
.  leicht  vernuiiden  kr)nneii,  wenn  er  das  Porphyrioni- 
>  .iDETi^seheii  hätte.  Km^er  erklärt  die  Stelle  gnnx  ent- 

ll>— IL  Die 'Worte 

f$oc  detiim  nutii  antnes  iure  moitHti , 

^uo  fortrs,  quO^H^  adcersum  beUum  ifwuiii 

iFt'L  iiiih  Tr  bpdt'Eif-n:  ficnim  omncs ,  qui  iutcr  st  Utitjani^  hoc 

ft  »uni,   qfw  n  heroeM,  quibu,^  adversuw 

I  >f*ini«» ,  fufir.^  ^unt.  Wir  halten  diese  Krklainng  för  falsch. 

d«i  KaIz  mit  ritnivt  wird  begründet,   warum  zwi*icb'»n  den 

I  Slfeiilifiit  ^-^leicli  erfolgt,   Diese  Fiegründung  kann 

'  Birlil  dadii  I .  das8  der  Dichter  nagt:  *Alle  8tiTit- 

iftlMtai  da  iit  einander  t\i  chicaniren,  wie  die  Helden 

•r  hifi      ^  ]) \  bondeni  der  Sinn  kann  nur  sein:  Eine 

Tmfikiaii^  kmii  nicht  %u  Stande;  denn  AJle,  die  sich  femdlich 
•fiiilionlelieii  (gleichviel  ob  im  Felde  oder  anderswo),  sind  mjl 
^•■iin»Wi  Rechte  (und  daher  auch  in  demselben  Grade)  hartnäckige 

8* 


TIC     H  Fnin^he,  Q.  HoratlUB  Flaecu»'  Sermone«,  wg.  f,  M,  Fei 

erpicht  auf  fiiö  Fortsetzung  des  Kuoipfös,  mit  wolchcmi  ^ 
üind.  Treffeu  dabei*  tw\*i  gleich  Tapfere  ÄusamnieD,  wie  11^ 
Achill,  oder  hier  Rupilius  uod  Persius»  so  sind  m  mch  gleich  hur 
üEckig  und  wollen  von  einctr  Ausüuhnnnjf  nicbtü  wissen,  —  Jed4 
ändere  Auffassung  ist  verfehlt;  denn  mau  begreift  dann  weder,  wa 
fienim  begrönde«  soll ,  noch  wozu  Hektor  und  Achill  ah  Bcispi^ 
angeführt  weiden,  wenn  nicht  für  den  Satz,  das«  gleich  taipfor 
Streiter  auch  gleich  hartnäckig  sind.  —  1,8,  10—13,  Porph.  uni 
nach  ihm  Stallbaum  und  Keck  setzen  nach  V.  10  einen  Punct  uüI 
ziehen  V.  11  zum  Folgenden,  indem  eie  PantoLaho  etc.  von  dahü 
abhängig  sein  lassen.  Wir  glauben,  dass  so  erst  ein  riditigar  Za 
sammeiihang  und  der  gehörige  Witz  in  die  Stelle  kommt.  Der  Dicht 
sagt:  Hier  war  der  Begrabnissplatz  für  die  armen  Leute;  hier  batt 
auch  Pantolabus  und  Nomeutanus  ihre  Privat-Be^ähuisFtatte .  1( 
Fuss  lang,  300  Puas  breit  und  noch  dazu  testamentarisch  so  gut  ver 
claufiulirt,  dasa  ihre  Erben  keinen  Anspruch  daraufhatten.  Stelle 
wir  uns  uüu  mit  den  Schulien  unter  dem  Pantolabus  einen  ewig 
Scbuldenmacber  und  Geldborger  vor  und  erinnern  wii  uns,  da 
Komeutanu.s  der  Typus  des  Bruder  Liederlich  ist /so  begreifen  wir 
erst  recht  die  schlagende  Ironie,  welche  in  diesen  Versen  liegt.  — 
I,  8,  25.  Zu  pallor  bemerkt  Fr,:  'die  Weiber  mochte  es  selbst  etwas 
gruseln,'  Aehnlich  erklärt  auch  Krüger.  Wir  glauben,  dasa  nicht 
etu  momentanes  Blasswerden  zu  denken  ist,  sondern  dass  mit  palh 
ein  überhaupt  den  Hexen  anhaftendes,  gleichsam  nothwendig  %\x% 
Metier  gehöriges  Merkmal  bezeichnet  wird.  —  I ,  *i,  30,  Sämmtlich 
Ausgaben  interpungiren:  lanea  et  effigies  erat^  altera  cerea. 
fasst  demnach  et  als  eine  diesen  Satz  mit  dem  vorhergehendeu  Ter 
bindende  Coniunction  =  auch.  Allein  erstens  passt  et  . .  erat  in  den 
Sinne  von  *aach  bofand  sich  da'  durchaus  nicht,  da  frOher  nicht  vo 
einem  ersten  da  Befindlichen  die  Rede  war;  zweitens  sind  von 
egotnet  (V.  23)  an  bis  V,  3G  alle  Sätze  in  sehr  wirkungsvoller  Weis 
asyndetisch  aneinander  gereibt  Dieses  schöne  As3'ndeton  würde  m 
durch  ci  unterbrochen  uud  gestört.  Wir  glauben  daher,  dass  hifl 
eine  der  bei  Hoiaz  so  häufigen  Vemetzun gen  der  copnlativen  Partikd 
(Hyperbaton)  vorliegt  und  dass  Porph,  Recht  hat,  wenn  er  bemerk 
ordo  e»t:  lanm  effigies  erat  et  altera  eerea.  Vgl,  V*  34  ^^trpent4 
atque  tHäeres  und  dazu  Fritzsche's  Aum,  ^  I,  9,  43—^45,  Fr,  ll 
mit  Anderen  die  Worte  jtaucoruw  homhmm  ei  mentis  bcnc  sai^ 
von  Horaz  gesprochen  werden  und  bezieht  auch  dau  folgende 
dexterius  fortima  e$t  ueuB  auf  diesen,  nicht  auf  Maecemis,  Mau 
aber  bei  dieser  Auffassung  Eines  nicht  bedacht  und  bis  jetzt  auol 
noch  nicht  erklärt,  nämlich  wie  es  möglich  ist,  dass  Hornr.  auf  ( 
Frage,  wie  Maecenas  mit  ihm  stehe,  eine  wo  nicht  ^.-^ 
so  doch  miudestena  ausweichende  und  den  Sinn  der 
rendi»  Antwort,  gibt,  üebrigens  verurtheüt  sich  diese  Ai 
ächou  dadurch,  daiss  sie  ohno  Commcntar  gar  nicht  deii... 
T- 43-^8  unbefangen  so  hinlieat,  ist  gezwangi^n  das  Gaiae 


MiFriincke,  Q^  Ifentius  Flaceufi*  Sermooeii,  Mng,  ?.  M*  Pefyichenig.    117 

MiirllSier  in  den  Mund  zu  legen.  —  I «  9,  64,   Di(i  Erklärung  dor 
ma  hrachia  als  'festang^zogene  Armd'  halten  wir  för  un* 
—  l,  U,  09 — 70.  Fr.  legt  die  Worte  rin  in  curtift  Judneis 
ieft  d- -  ^^  -IT  in  den  Mund  nnd  übersetzt:  'Ei.  schade  doch 
fdcan«  \  inen  Juden!'  Wäre  diese  Auffassung  richtig,  so 

^les  Horaz  dorh  wol  lauten:  rhi  tu,  inquam^ 
mfk»  • '''f   mihi  ctrte   nulla    rtlligio   cfft,   inqwim 

Ütht  docii  »onst  uberaü  in  dem  Satze,  mit  welchem  die  Autwurt  t>e- 
Dai;  folglich  kann  sie  erst  mit  dem  Worte  nulla  anfangen.  — 
tlf>«  62  (f.  DtiMsi  der  ^£triisker*  Cassina  identisch  sei  mit  dem  Kp.  L 
genannten  Caftsius  Parmensls,  wie  schon  die  S«!holi;igten  an- 
hat Mommsen  im  Frankfurter  Progr.  S.  2-4  ff.  sehr  wahr- 
Hr  —  L   in,  9(>— 91.  phmvf  iubfo  erklärt  Fr, 

und  ühersetzt:  'euch  holo  der  Kuckuck  dort  im 
eurer  blaustrfimpfi^en'  Schülerinnen/  Ob  aber  plorarr 
AinfiKh  den  Sinn  hat  der  Henker  hole  euch*,  scheint  nnh 
Mir  meifeilialt,  da  dieser  Gvdanki;  keinen  rechten  Gegensatz  zum 
Wbirgehendeu  bildet  Der  Znsammenhang  dflrfte  vielmehr  dieser 
«ta:  *Weon  m«ine  Gedichte  nur  den  fe in itre bildeten  und  urtheil»* 
fih^glB  Mäonern  gefallen,  so  bin  ich  vollauf  zulrieden;  ihr  nrtheüs* 
IWB  Tr#])l6  hingegen  mögt  meinethalben  vorziehen  was  ihr  wollt. 
mi  tsTF  lierlicben  SÄchelchen  denen  vorti-agen,  die  daran  Gefallen 
Woi,  nämlich  den  üienti mentalen  Blanstrumpfen  in  der  Gesang* 
«hfll«/ Ziuugeben  i§t  allerdings,  dass  der  Ausdntck /^^«rarf  tu^fo 
hf^hinnig  it»t. 

II,  1,  S4.  »equor  Aync,  Lucanus  an  Apulus^  anctps.  Fr.  be- 
wirkt: *DaH  oatörliche  Sprachgefühl  vorlangt  anrepst  als  MadCfüi- 
noB  :=  ff u^'«<<  ^ffitiK*  Porph.  hingegen  erklärt:  non  'epo  duhiu^ 
mm,  sed  <it  fst*  Wer  hat  nun  Recht  und  auf  wessen  Seite 

«tdadr'aai  >i>rHchgüfOhl?'  Diejenigen,  die  anrA»|)s  als  Masc, 

ftfeCB,  bemfen  sich  anf  Liv.  31,  12:  m  Sabinis  incetius  infans 
wmm  mm^culuif  an  f^minn  esset.  Diese  Stelle  kann  aber  keineswegs 
)fVfjMn4  natu,  da  hier  gohtm  die  Siellung  des  incertu^  unmittelbar 
nr  mf^UM  da»  Maac.  uothwendig  ma4!ht.  —  ü,  \,  8tY.  Die  von  Fr. 
Krklining»  wonach  ,^olrtntur  inhulat  bedeuten  soll 
irfUiU  hnbebunlut,  srbrint  uns  viel  zu  gezwungen  nm!  un- 
in  wmn^  Am  einfachnlen  i8t  es,  untej-  tnbulür  mit  Porph. 
IQ  verstehen  nnd  tu  erklären:  'Man  wird  lachen*  dass 
ikt  |per»i«^t).*  —  TT,  2,  29—30,  Die  zahlreichen  Versuche, 
imm  St«ll«  tu  erkUran,  hat  Fr.  um  einen  neuen  vermehrt.  Er 
«knHytiiliiUieh: 

ImptwTx^m*  föfmia  tUceptam  te  patei.  EUo: 
liiBmdi  i*<t  \\  29  als  Einwendnog  des  FeitisehiDMkdrs  KoftttfiMit 
^  tadi  tUam  em  rrlim  tu  ei^Qien,  so  dias  der  Stirn  ixi:  ^^bwo) 
^  n^bck«  kttiii  Uül^rscbM  ist «  so  mAchtn  ich  doch  jenes  lieber  als 
^Nttü/  |>tr  Mgtiidt  V^m  enthält  dann  die  Antwort  des  Dichters* 


118    H.  Fritsftche,  y,  Horatin«  Flacctis'  Sermonen,  a»^.  v.  M.  P^ 

Wir  gestehen  zu,   dass  diose  Deutimg  der  schwierigen  VerKO  sd| 
scharfsinnig  aoifgedaclit  ist,  halten  aber  die  Aposiopei»©  für  viel  i 
hart  und  zu  schwer  erkeniibflr,  als  da^s  sio  sich  der  Dichter  orlau 
haben  konnte.  Uns  scheint  vielmehr  das  ettizigc  Mittel,  dieser  vii 
besprochenen  Stelle  aufzahelfen,  darin  s^u  liegen,  dam  mau  zu 
Schreibung  und  Auffassung  des  ältesten  Gewährsmannes .  dea  Po 
pbyrion,  zurückkehrt.   Dieser  bemerkt  i  ro  ^s?;c:  mrnr  lamen  hi 
mayia  illam  pttere  te  drceptum  inpanbu^  fonttia,  ijuamrin  nit 
disM,  esto.  Au»  dieser  Angabe  des  ovdo  ergibt  sich,  dass  er  ittj 
uem  Exomphiro  die  VerFO  m  geschrieben  fand: 

Curne  tarnen  ^  quamris  disUt  nihü^  hac  magi^  illam 
Inparibus  förmig  Jeveptum  te  peiete  ento: 

Ob  man  nun  mit  ihm  dhtvt  vihil  oder  mit  unseren  Ilandschf 
fUsiai  nil  schreibt,  darauf  kommt  wenig  un;  die  Kanptsarlie  ist,  da 
die  Stelle  iu  dieser  Fassung  einen  vollkoirimen  paistienden  Sinn  gi| 
und  in  den  Zusammenhang  sich  vortrefflich  einfügt.    Der  Dichl 
sagt:  'ls!?est  du  denn  jene  sichöue  Feder,  die  An  Fn  preisest?  Zeij 
der  gebratene  Pfau  noch  dieselbe  Farbenpracht?  Doch  zugegeb 
dass  du  in  diesem  FaJIe,  getauscht  durch  das  vei'schiedeue  Aeuaa« 
uacli  jenem  Fleische  lieber  greifest  als  nach  diesem»  obschou  kä 
Unterschied  besteht:  wober  ist  es  dir  denn  aber  gegeben  zu  nnt 
Hcheiden,  ob  der  Barsch  da  im  Tit>er  oder  auf  hoher  See  gefangd 
wurde?'  An  diesem  Zui?amn\enhange  dQrfto,  wie  wir  glauben, 
kein  Anstoss  tri  nehmen  isein.  Unserer  Stelle  ganz  fthntidi  ist  Ep«i 
1,60-82: 

Verum 
Esto  aliis  alias  rebus  studm^tiü  teneri: 
läem  eaäetn  posiunt  iwram  aurare  prolmtUcs  Y 

Auch  hier  haben  wir  dieselbe  Form  des  Zoi       '  i 'jsses,  nä 
tsto  mit  dem  Acc.  c.  Inf,,  nud  darauf  einen  1  \  —  U»  2, 

Ob  man  hii^r  tliatahit  mit  Fritxsche,  iMüller,  Kroger,  Dilleul 
u.  A.  oder  tUatabat  mit  den  besten  Handschriften  zu  schreiben^ 
hfingt  wesentlich  davon  ab,  ob  die  Vers©  1 — 111  vom  Dichter  i 
von  Ofellus  gesprochen  werden-  Diejenigen ,  welche  den  Ofellus  di| 
ganze  Erörterung  vortragen  lassen,  berufen  sich  auf  V.  2: 
Ncc  meuH  hie  scrmo  est »  sed  quac  praectpU  (JfcUas. 
Allein  diese  Worte  lassen  eine  doppelte  Auffassung  xu;  si«)  kAuQ 
bedeuten  'dies  spreche  nicht  ich,  sondern  Ofellus*,  aber  auch  *di« 
Erörterung  geht  nicht  von  mir  aus ,  sondern  ich  gebe  nur  die  Lehr 
des  Ofellus,*  Welche  Auffassung  die  richtige  ist,  ergibt  der  Zusamma 
hang.  Der  Dichter  beginnt  mit  dem  Satze  qHav  ritius  sit  H  q% 
rirere  parro  , . .,  hie  iffprunsi  tue  cum  düquirite:  mitten  in  diea 
Satz  fällt  die  Parenthese  tue  mens  hie  servto  cat,  Ist  nun  mit 
cum  in  W  1  eine  andere  Person  gemeint  als  mit  mt^us  in  V.  2? 
sehen  nicht  ein,  wie  dies  möglich  sein  solL  Aber  noch  mehr! 
Rede  geht  ohne  Unterbrechung  fort  bis  V.  111;  nun  lesen  wir  j 
einmal:  quo  magist  his  eredas^  puer  hunc  etfo  parvua  Ofdluml 


friutteht^  Q.  HormüiiB  Fkccna'  Sermonei],  ang.  v*  M,  PeUthmig.    HO 

l^^ri.  Kann  «lieber  rijro  ei»  anderer  sein,  al.s  der  seither  irnmor  ge* 
fochi'n  hat?   I)it  Dichlei   gibt  uns  hievou  nicht  diu  günijgstt>  Au- 
\xug.   Er  hätte  dnch   wüßigstetis  abschliess^eiid  sagen  müssen: 
Mit  Offtlus.  qua  maßh  atäem  hts  credas  etc.  Wir  können  di^her 
kjcht  ander«  als  nnnc*hnien«  da!^§  Hora/  der  Sprechende  ist,  um  so 
$nhr,   ttlst  4H    dort,    wo  i»r  den  Ofellus  wirklich    redend  einführt 
jy«  114   ff.),   dien  auch  für  den  Lener   dtnitlidi    tiikennhiir    macht 
die  Worte  ridens  tutrrantcm,  —  II,  2,  123.  posi  hoc  Indus 
tipQ  potarc  magisim.  Fr,  erklÄrt:  'nachher  war  es  ein  Leich- 
noch  ein  wenig  zu  trinken,  indem  die  Loute  gewitzigt  waren. ^ 
Tir  halten  diese  Anffassnng  f&r  gänzlich  verfelilt  nnd  versttdien  mit 
Oper,  der  ptdnrf  als  Subject  x«  luduti  nimmt»  den  Vers  so:  *her- 
ir  uns  dantit,  nach  Lust  und  Behuiren  m  trinken, 
I  '>ruieu»  die  mit  der  Wühl  eines  muftt^irr  hibvndi 
Iden  sind  .  mitmachen  /u  mü>j?en.'   Was  culpa  magisira  be- 
I,  lehrt  Porjth.:  td  quando  lihrrf  pvtair  roirbant  antiqui  id 
fiifif  nrehipox^iü ,  dicebatu  se  nmtfhtram  facert  culpam.  Welche 
iuuog  dieser  Auffassung  der  culpa  als  einer  *nagistra  bibeftdi 
indfi  laj?.  lässt  sich  nicht  mehr  feststellen.  Krieger  sagt:  'Wer 
;lh  versah  (worüber  also  gewisse  Bestimmun* 
in),  der  hatte  einen  8trafbecher  m  trinken/ 
[it  jmi»Hli  der  ausdrücklichen  Angabe  des  Porph* ,  dor 
ht  Kwan^Iosmt  Trinkon  {lib&re  poiarr)  spricht,  j?owie 
^  Horaz  selbst,  welche,  im  Gegensätze  zu  den  Gesetzen 
►*nt.  anf  ein  freies»  ungezwungenes  Zechen  hindeuten, 
m  kann  hirr  !tl^^o  anf  keinen  Fall  gesprochen  werden. 
>  ittm  bibcftdi  voraussetzen.  —  II,  3,  6. 
}ftqu  :^siii.  lHcip€.  yn  eat:  —  Fr.  zieht  if»Jf 

F»»l>?f*nai  11  und  rrkiiiit:  \)m  ist  Alles  nichts,  nämlich  womit 
Faulheit  be>chönigi'8t.'  Aehnlich  Kroger  und  Dillenburger. 
Bm  Richtige  scheint  uns  hier  Orelli  getroffen  zu  haben,  nil  est  ist 
üf  imipt  XU  beziehen  und  liildct  den  Anfang  der  Sei bstant wort  des 
HUHqifits  auf  seine  Aufforderung.  Man  hat  daher  nach  incipe  eine 
huKti«  m^chf^n:  'Sag  uns  durh  Ktwaä,  was  deinen  Verheissungen 
ficht;  f^ti*/  aftf  —  Es  geht  nicht,  du  zermarteret  dich  umsonst, 
du  die  Schuld  aufs  Schreibrohr  und  beÄrbeite§t 
V  Wand/  Der  Vers  ist  also  so  zu  schreiben: 

i  i  dignum  promüiMig.  IfiCJf»«.    -   NÜ  e$t.' 

<  u,^...,,j„,  fr  mir  a  i«U\ 

tl  I  H,  25 — *2t>.  cagnomen  Mercuriale  wird  f»st  allgemein  ao 
^  Als  i^nde  es  für  fagnomcn  ^fneuriaUs:  'ich  erhielt  den 
^deii  Glückskindes,  mau  nannte  mich  den  Günstling  de« 
Die  Sache  scheint  sich  aber  doch  audt^rs  zu  verhalten ,  vor- 
dum  l*orphTrion*8  Anm.  z.  d,  St.  etwaa  Positives  enthalt, 
«•fu  lu  zweifdit  an  und  für  sich  kein  Grund  vorhanden  ist  £s 
Wittt  AimHcb  dort:  Mercurialem  quasi  lucrosum,  quia  Coeiio 
liir*  ifmnf»  enim  coctionrs  lucro  atudcnt.  Damu;h  war  der 


IM    ä.  FfiUBche^  Q.  Horttius  FImücu«*  Sermonen«  ftng.  v.  M.  PtiH 

Beiname  dea  Damasippus  nicht  Mcrcurtalis,  «ondorn  Codto  (^I 
sippns  der  Mftkler^) »  tind  MrrcuriaU  steht  bc^i  eoffnomm  in  t 
eigentlicher    adjecti vischen   Beiiöuiung':    *eiu   me?'  i    V       1 

Gewinne    horgenommetier   Btiijame.'    Natürlich    in  ^ 

werden,  dass  Datn&Bippiis  Coctio  den  Zeitgenossen  eine  74t5hr  i»ek 
Persönlichkeit  war,  so  diiss  sie  die  Anspielung  sofort  verstand« 
n,  3,  233.  Fr.  Bngii  *Die  Ironie  in  aetiuds  (wie  er  mit 
s^^breibt)  erkannte  schon  Acron/  Er  hätte  vielmehr  sagen  \ 
schon  Porphyrion.  Ueberhitupt  gjcheint  der  Verf.  «bei'  da«i  Verb 
zwLschen  Poq>hyrion  nnd  den  p&ieudo-acroai«5cheii  Scholiea 
Acron  besitzou  wir  nicht)  etwa»  im  Unklartfu  zn  sein.  —  11^  ; 
— ^811.  Zn  rides  Turhonis  in  armis  spiritum  bemerkt  Fr. :  *l 
nennt  den  Turbo  einen  Ohidiator  von  anffallend  kknner  Gostiit 
mehr  Eecht  vermutheu  wir,  daaa  es  ein  Tragöde  war.*  Diedi 
routhung  ist  schon  wegen  in  artnis  höchst  unwahrst  ^^^'^' 
n ,  5,  9.  Fr.  zieht  missis  amhagibus  /,iim  folgenden  a 
schon  der  Stellung  wegen  nicht  möglich.  Kruger  erkl; 
horrcre  te  fateri»^  Mu  gestehst  ohne  Scheu  deine  Fu 
Armuth/  Da,s  Richtige  hat  ohne  Zweifel  Dillenhnrger,  der 
ambatiibus  in  dorn  Hiune  von  tU  breritfr  dicam  nimmt.  Die  ^ 
sind  in  den  Satz  quando  . ,  horres  parontbetisch  eingeacbobei 
kennen  also  nur  zu  diesem  gt^hi^ren  i  'Da  du  nun  einmal «  um 
Umschweife  zu  reden,  die  Armuth  farchtest/  —  II,  5,  41,  B 
merkt:  'Jedenfalls  ist  der  ganze  Ter»  bis  auf  da^  fCir  Juppitet 
»tituirte  Wort  Furius  aus  dem  Gedichte  des  Furius  ohne  Aend 
beibehalten.'  Hiebe)  hat  der  Verf.  «lie  Kleinigkeit  Ühersolien,  dm 
Furioji  jedenfalls  daa  Perf.  conspuit  stand,  welchei?  iiii'h  V 
bietet.  —  11»  5,  60.  Fr.  bat  liier  die  Coniectur  von  i: 
genommen  und  schreibt:  IHvtnart  mihi  maffnus  di^uu.t,  .ij 
Damit  ist  allerdings  die  Zweideutigkeit  des  aut  erit  auf  non  I 
tiget  (die  übrigens  von  Horaz  absichtlich  gewählt  wurde  ^  gl©i< 
als  sclilageudes  Beispiel  für  den  Werth  des  dimnare),  aber  atlti 
beiasende  Spott  auf  die  Wahrsagerei,  der  weit  eher  echt  Hon 
ist  als  der  höchst  gewöhnliche  Gedanke,  welchen  die  Eichst&d 
Vermuthung  bietet,  —  II,  5,  79.  Fn  schreibt  Vcnit  cnini  ma§ 
donandi  parca  iurentus  und  interpretirt :  'ei,  da  kam  aucl 
BechtsI  Jünglinge  nämlich,  die  karg  mit  Präsentemachen  w 
Er  findet  nämli(*h  mit  Bentley  magnum  als  Object  bei  dm 
sprachlich  auffallig.  Wir  glauben  aber  nicht»  dass  magnum  di 
*mn  grosses»  bedeutendes  Geschenk  machen'  wesentlich  auffall 
ist  als  mugnuw  nurrare  ß,  I.  9,  52,  —  II.  6,  2.  Niemand,  dl 
Worte  ricinus  iugis  aquuc  fons  liest,  wird  sich  vorhiiten  ) 
auch  iugi^  mit  fotis  zu  verbinden.  Die  sprachliche  Logik,  die 
spräche  und  die  Diaerese  nach  ricinus  —  Alles  weist  darauf  hin< 
iugis  zu  aquue  gehört,  mit  welchem  Subst,  e*;  auch  - 
bundtm  erscheint,  z,  B,  Ep,  1,  15,  15^16:  puteosfic  }>i 
uquae.  Fr*  irrt  also  entschieden ,  wenn  er  glaubt ,  aqua€  fousi 


i  Vigriir,  m  d«m  b^iMo  Ej^bitUeki  gehören.  —  II,  6,  2G.  irahU 
mntrahit  Dann  inüsstö  aboi-  mteriorc  gp-o  cler  Ab!. 
iMlnui.  Min:  ^Der  Winter  verkQrxt  den  Tiig  mitteU  de&  innei^en 
MMit  d.  li.  dadorch,  dai^s  er  demselben  die  umere  Kreisbahn  nn- 
fül/  IHaüfi  firkl&ruü^r  Bßbftint  lui«  %\i  conijjlicirt  zw  sein ;  viel  ein* 
MflT  ifit  '  ^*  Von  aa^/  ^»der  c^tirr^  zu  n(.'hm6n 

Mir  nicbi  i  un^  zuerkJäron:  Der  Winter  ffihrt 

m  Tl^  dahio  aut  itv  inncrt^ii  Baliii ,  lä&st  ihn  den  inneren  Kreise 
ilii.  —  II,  B»  35.  arabat  \ai  gewiss  nicht  mit  Fr,  zu  fassen  *er 
\  dieb  nealich ,  als  du  ibn  zum  letzten  Male  sabegt*,  sondern  gani 
der  Analogie  des  Briefstile*,  m  erklären ;  die  Stelle  de«  Briefes 
rill  bier  die  mündliche  Ik^Ucliaft  dos  Sklaven.  Im  Folgenden 
^Fr.  mit  Recht  an,  dass  H<iraz  zur  Zeit  der  Abfassung  dieser 
Mii  sech  Mitglied  des  Schreibercolloiriurn.^  war.  Krn^er  liesa  sich 
u  ufaiir  gilg^tbeiligeu  .\affaäsung  durch  ttUena  in  W  33  verleiten. 
ikr  üik9ta  f^ffotia  bedeutet  nicht  *Geitehäfte  die  mich  Nichts  an* 
flki\  firtidam  ^Ge^ichjirte  die  mich  in  meiner  Uahe  8t(^ren\  — 
"  •>  4S—-iiK  Wir  hiüten  »8  für  ganz  unmöglich,  dass  m  »petta- 
iffltf  Miiii  lind  iujiemt  Maecenas  als  Snbject  zu  denkiMi  ^ein  sollte. 
noiitcr  {^=  Itoraiiuis)  unmittelbar  vor&uagcgangou  idt  und 
I  filius  folgte  woxu  m(HiiiT  Hofotimi  Subject  ist.  —  II.  6,  72* 
lacii  L$pos  mit  Icpu.^  in  Verbindang  zu  bringen  und  an  einen 
j.u  .Irtilun,  *der  Capriolen  und  Männchen  macht  wie  das  lliß- 
cka  ickür*.  i«t  jedenfalls  mehr  }K)ssierlicb  ale  richtig. 

Vtti  hifr^i.  urrgleicben  beabsichtigt  hätte,  so  hätt^  er  den  Tänzer 
jk  tMiMi  I^^us  nennen  können ,  wie  er  auch  Fediaiius  b5ehst  be* 
«ttpiiid  wandelt  hat.    Bei  dem  Namen  Lepo$ 

Mte  ibef  >      iör  an  einen  gewandten  und  anmuthigen 

Harn,  ntciit  an  einen  Capriolenmacher.  —  II,  7,  18^19:   Fr. 
nit  Holder : 

qufiHto  conManturr  idem 
in  ^Üxi*,  ianiit  lemuit  muer  €ic  prior  ille* 

Wff  lalUtt  dieae  Schreibnag  ans  dopi>elteni  Grunde  fttr  rerfehlt: 
ihlMt  fctpiilio  itir  nicht,  warum  hier  dag  Subject  Volaneriu^ 
wak  kkm  wMtr  aufgenommen  wird;  tuan  erwartet  Tielmehr  b](H< 
^■ÜlMliiir  ala  Apposition.  Dann  ist  ar  »tatt  quam  nach  tanU* 
h9m$  WBkr  als  bedonkliah.  S.  I.  G,  130,  welche  Stelle  Fr.  citiri. 
Wvtbt  |w  Nicbta;  denn  dort  steht  nach  Aunviua;  nicht  nc,  sondern 
Ib  Caiiuorttoo  ae  st,  waa  die  Sache  sehr  weseuUicli  ändert. 
Grat,  M.  Potuchcnig. 


112     O.  Mauert  Gesclüehte  d,  grlech«  Literat« r*etc. ,  ang.  v.  TK,  Bar 
K,  0.  Möller,  Geschichte  der  griechischen  Literatur  bis  a^ 

das  Zeitalter  Alexanders.    Diitto  Ansj^^ftbc  mitAnmerk"- 
ZusätXfH  bearbeitet  von  Emil  H  c»  tz,  ProlesBor  an  der  kais.  I 
8trasBl>uxg.  Stuttgart.   Verkg   voo  Albert   }hAti.  —  I.    1 
XII  456.  —  It  Band  1876.  SSH  8.  8. 

Mit  Recht  bezeichnete  einer  der  itsmui  iitHt^nistMUeii 
Buches  in  seiner  ersten  Auflage  dasselbe  als  jenes  Werk»  da9^_ 
als  andere  epochemachende  Leibtungen  des  Autors  ein  kliires 
Kfefälligoö  Bild   dieses   friichtbareu  Geistes   zu   gehen  geeignet 
Hier  konnte  O,  Müller,  der  durch  eingehende  Studien  auf  aus^edeh^ 
ten  Gebieten  die  umfassendste  Anschauung:  des  griechischen  Alt 
thums  in  sich  aufgenommen  und  in  congenialer  Weise  griechisc 
Wesen  naclixuempöuden  und  seine  Emanationen  auf  allen  Gebiet 
der  Kunst  voll  7,\i  verstehen  verniüchte.    frei  von  dem  Ballaj?t 
gelehrten  Materials  tlch  bvwegon.  uti«l  aus  dem  Vollen  schöpfet 
durch  schönen  Fluss  der  Ho*k*,  gewählte  Dtction  und  v*o  es  noth  th 
durch  das  Anfsetxeu  wärmerer  Töne  jenen  Eindruck  auf  den  Lei? 
hervorzubringen  versuchen,  den  die  grossen  Erscheinungen  der  gri^ 
chi^chen  Literatnr   in  ihm  selbst  erzeugt.    Die  deutsche  Literab 
besitzt  nur  wenige  Bücher  der  Art,  welche  mit  der  Grilndlichkl 
gelehrter  Forschung  in  so  vollkommener  Weise  Eleganz  der  For 
und  Gemi'inverständlichkeit  verbändeo.  Ja  es  scheint  für  einen  deu 
sehen   Gtdehrton   fax^t  niclii  ohne  Gefahr  für  seine  gelehrte  Rejj 
tation  sich  einor  schönen  und  gomeinvi-rslandlichen  Darstelkmgsgalj 
zu  eriieuen.    So  eng  verschmolzen  sind  bei  Vielen  die  Vorstellung 
von  Gelehrsamkeit   und  Schwerfälligkeit.    Und  es   ist  bezeichne^ 
genug,    dass  dieses  Werk    ein(»s  deutschen  Gelehrten  zunächst 
britische  Leser  bestimmt  war.  Wie  bekannt  scdlte  dasselbe,  von 
englischen  Societät  zur   Verbreitung  nützlicher  Kenntnij^se  besUdJ 
unter  den  von  ihr  in  Umlauf  geseti^ten  lehrhaften  und  nntorhaitend^ 
ßnchern  eino  Stelle  finden ,   und  es  erschienen  26  Capiiel  zuerst 
englischer  Uebersetzung  (1840),  wenngleich  Midier  seit  18Ji7  bea 
sichiigte,  das  Werk  zu  vollenden  und  in  Deutschland  herauszugdbe 
woran  er  durch  seinen  Tod  verhindert  wnrde.    Das  hinterlassene 
auf  Isocrates'  SchriftsteÜerei  fortgeführte,  auf  3t>  Capitel  gebraclij 
Buch  wurde  von  seinem  Bruder  1841  in  erster,  185t>  in  zweiter  Au 
gäbe  aus  dem  hinterlassenen  Manuscript  publiciort.  Das  Werk  ob? 
ein  Torso  hat  seitdem  seinen  Weg  durch  die  Welt  gemacht.    18S 
(Oxford)  erschien  es  in  eaglischer  Uebersetzung,  die  Lewis  besorg 
mit  einer  dit^  von  0.  Müller  aufgestellte  Cupiteleintbeüung  befolge^ 
den  Fortsetzung  von  Donaldson;  1865  (Paris)  in  französi.scher  Ueb 
Setzung  von  Karl  Uillebrand  dnrch  eine  Studie  von  diesem  über 
Müller  bereichert. 

Inzwischen  wurde  die  uns  vorliegende  neue  deutsche  Aus 
erforderlich,  welche  Professor  E,  Heitz  in  Strassburg  besorgte  uj 
mit  einer  Reihe  von  Zusätzen  und  Anmerkungen  versah,  wodurch 
Brauchbarkeit  des  Werkes  neuerdings  för  eine  Reihe  von  Jahren 


\  mUtr,  Oescluchte  d,  gmch,  Lltomtur  etc* ,  m»g.  ?.  W.  Harfel    ttt 

Uli*    Profppsor  Emit  ist  *Iabei  oiit  eben  so  viel  Pielehrsamkeit 
ItUI  rurliihri^n,  AllercJiugs  Cebion  der  Zweck  dfs  Buches,  jüagere 
IB  dii»  Kenntnis  der  k^riechif^cheii  Literattirg'e8chicht«  elnzti* 
'^     '  i'he  Partiet»  eijiy^ebentler,  andere  aher  in  stark 

\\ih}  der  neueren  Forschung  entsprechenderer 
%kiUm,  lh,d\  verbot  ein<*n  derartigen  Eingriff  die  >*elbstin- 
rhiatoriscbe  Bedentnng,  die  .sich  du»  Werk  0.  MOllers  er* 
der  Herauggreber  liess  demniich  dun  Text  unverändert, 
(tn^>An  »eine  Berichtigungen  und  Ergftn/ungen  in  den  An- 
.    \\ucli  hi<*r  war  notb wendig  Beschränkung  geboten. 
^v^niQ  hätten  den  ursprünglichen  Phm  jjjest5rt,  während, 
it«»r  Emdint'k  des  Ganzen  ein  ungfinstiger  werden,  von 
hü  Darlegung  abweichender  Ansicht  Verzicht 
(Vorr,  XI ;k 
m«i!chw«>l  meine  ich.  dasa  solche  Cnpitel .  die  von  Haus  au§ 
Ffn-u  TU  iinn  stärksten  des  Muller'schen  Werkoa  geh(>run  und  heule 
«ii  veraltet  gelten  dnrfen,  wie  das  ober  die  Sprache  der 
[unofhen,  rtlH?r  das  homerische  und  vorhomerische  Epos,  durch 
loi^ere  Note»   die  über  den  Oiing  und  di<*  Resultate  neuerer 
ttchungen  oder  über  die  Literatur  dieser  im  Znsiimnunen hange 
Bf^ft  hfltten»  dem  Zwc*cke  des  Gan/cn  näher  gebracht  worden 
h,   *Jöngere  Leser  in  die  Kenntni?  der  griechischen 
.üchte  einxofnhren*.    Denn  wenn  der  jugendlichö  Leser 
knh  den  Text  des  Buches  eine  Einsicht  in  das  sicher  oder  wahr- 
rntttelte,   kaum   tu   erhingon  vermag»   und  eingehende 
die   im   Texte  vorgetrugtuicu  Mcinuugrii    nnzuhlssig 
■  anders  nbrig  als  eine  Anweisung  auf 
'  hcndp  Belehrung.    Einzelne,  verstreuti* 
so  gewissenhaft  si**  vom  Herausgeber  «ingetnigen 
um  nnerfahrenen  Leser  kaum  dazu  genftgen. 
In  ganz  besonderer  Weise  ist  aber  das  Müller' sehe  Werk  för 
pli    '  -      <;obruüeh  eingerichtet  und  so  diej*e  Ausgabe  den  vor- 
'  \m  entschieden  Qberlegen  durch  dte  Eevision  der  An- 
'    rweisungen.    Die   üngeföhrten   Textstellen    sind 
;   und  u\  den  Vur Weisungen  statt  auf  alle  Samm- 
:.    ;-     inommen,  so  auf  die  Poetae  lyrici  graeci 

M'h  nach  dem  Oesaigten  von  selbst,  dass  0.  Möllers 

ucnw  nunmehr  nnr  in  dieser  Ausgabe  zw  benOtzen  sei 

rilichtt  dass  nicht  blos  jHngere  Philologen  die  piotÄts- 

Igiimhiifte  Leifiung  den  Ilemusgplters  dankbar  begi^^ssen 


Wi«n, 


Wilhelm  HarteL 


124    H.  Ffohherger,  Asii^wihlte  ECcden  etc.,  an^.  v.  J,  WrobtLH 

Ausgewählte  Reden  des  Lysias.   Für  itm  Selml^febrauch  erklärt 
Uennann  Froh  berger.  Kleinere  AusgAbo  gr.  H.  IV^  n.  411  SS.  Loi|i 
«ig»  Wi  B,  G.  Teubncr,  1875  Preis  3  M 

Sowol  nach  der  formalen ,  wie  nach  der  rmim  Seit«  sind  diö, 
Hedeü  des  J«jsi&6  zur  Leetüre  in  den  oberen  Gymnasialcla^sen  wo 
geeignet»  nur  bndarf  es»  soll  diese  Lecture  den  rechten  KntstCi 

I  einos  gehchickten  AiiÄlegers.  Die  unter  obigom  Titel  f^x- 
Bearbeitung  von  vieneehn  ausgewählten  Keden  dr 
leicht  als  vollkummen  reife  Frucht  vielj&hriger  den  ; 
und  besonders  dem  Lysias  gewidmeter  in  jeder  Beziehung  tibei-aiü 
sorgfältiger  Studien  zu  erkennen.  Eine  ei'staunliche  Fülle  getehrtetq 
Materials  ist  %u  einem  wolgefßgten  harmonisch  abgeschlogsenen  Gtn^j 
/,en  vorarbeitet  worden.  IVm  Prolegomena  (S.  1 — 14)  verbreiten  siol 
ilbor  die  Abstaminung  und  die  LebensschickHale  des  LvHiits  mwii 
Aber  die  Individualität  seiner  Rhetorik  unter  sorgfältiger  B- 
aller  einscblsigigen  Forschungen^  und  gewähren  ein  vollkoninu 
Bild  des  Khetors.  Es  folgen  zunächi^it  die  Heden  gegen  EratOKthexie 
(XII)  und  Agoratös  (XIII),  die  längsten  von  allen  (S.  25 — 78  und 
S.  86 — 136).  Die  ivorangeschicktfin  sehr  ins  Detail  gebenden  Ein 
leitungon  (S,  15—24  und  S.  7*J-  85)  handcdn  aber  Veranlasnati 
rian  und  Gliederung  der  Reden,  sowie  über  die  darin  vorkommenden 
Forsooen  und  Sachen  in  durchweg  lebendiger  und  fesselnder  Dur 
steUang,  die  nur  manchmal  durch  zu  lange  Perioden  (S,  82  erstre 
»eil  ein  Satzgefüge  über  19  Zeilen)  beeinträchtigt  wird,  ein  Um^ 
stand,  der  auch  im  Commentar  die  Klarheit  mancher  Anmerku 
trfibt.  Ebensolche  Einleitungen  sind  auch  den  übrigen  Reden  vor 
gesetzt:  gegen  die  Anklage  wegen  ümgturzes  der  demokratiische 
Verfassung  (XXV),  lur  Mantitheos  (XVI),  gegen  Pbilon  (XXXI),  goge 
/Ukjbiades  (XIV-  XV),  gegen  NikoiDachos  {XJX),  über  das  Vermögen 
des  Aristophanes  dem  Fiscus  gegenüber  (XIX) ,  über  den  Oelbati 
(VlI)^  gegen  die  Konihändler  (XXII),  gegen  Theomnestos  (X),  fdrdof 
Gebrechlichen  (XXIV),  gegen  Dio^eiton  (XXXII), 

Waa  den  Text  betrifft  ^  so  hat  der  Bearbeiter  mit  vieler  Vi 
eicht  und  grosser  Sorgfalt  die  kritischen  Leistungen  der  dentseH« 
holländischen  und  schwedisch-dänischen  Phüologeu,  wie  auch  se 
eigenen  Arbeiten  verwerthet  und  einen  Text  hergestellt ,   mit  dem ' 
man  wol  auskommen  kann.    Der  Commentar  berürki^irhtigt  in  tttlir 
Linie  die  Realien,  vornehmlich  dio  m;inui§f fachen  V  Uhe 

Was  immer  die  neuesten  Resultate  philologischer  I  i  ^^  Br 

boten  •   ist  herangezogen  und  methodisch  verwendet  worden 

^  wobei  es  gewiw  als  ein  Voiicug  gilt ,  daaf)  ul>erHll  den  griechi^ 
Kuni<;taufidrücken  die  lateinischen  Benennungen  beigesetzt 
'     ^     ^         '    wie  die  Realien  ^ind  auch  di'  l '    '       T" 

I    unter  stetem  Hinweis  aui 
KiM^h'^ehe  Grummatik  nnd  unter  Angabe  zahlreie.  i?l]i 

autü  Lysiafi  und  anderen  Rednern  der  attischen  I*'    .  ii  aa 

rl^miaGhaA  Ciassi  kern.   An  vielen  dieser  lexikaÜ^cben  und  grammnid 


FV'O^b^rgcr,  Amgtir&lilte  Reden  ett.,  m^.  ▼.  J    fVrobtI.    IM 

Krf«  !'   wird    der   lerDbeg^ierige  Schüler   stine    Freade 

El,    N^ii  «ind  e^  ansger  der  Beröcksichtigung  der  Syno- 

njBia  dQe  lahlreiüben  Bemt^rkaiigeo  tlbor  den  Artikel,  Ober  den  Plural 

Itr  ftOfMUfintau    noinina   abstracta,  über  die  Bedeutung  maneber 

Prlpotttionen ,  über  Tempora  und  Modi,  insbesondere  über  den  in- 

IftMfüi  Aomi  und  die  Partikel  av,  die  als  beacbtenswerth  bervor- 

iMbtii.    Nicht  QGerwabut  sei  auch  noch,  d&ss  die  im  Commentar 

uf  die  EialJen  bezüglichen  Bemerkungen  wie  auch  die  F  .'eu 

ni  4iii  R#deti  und  die  Prcdegomena  durch  die  darin  mit  ih  um 

Auidrack  gsbracltte  Beziehung  auf  das  Leben  und  die  VertiiÜtnisse 

«1 V  Gfg&oir Art  sieb  aJa  besondet^  anregend  nnd  werthvoU  daretelleur 

mdi  die  »on  dem  Bearbeiter  wie  es  scheint  grundsätzlich  geübte 

iMibaltsamkett  von  polemi^schen  Erörterungen  gereicht  dem  Buche 

m  VorthelL    Das8  in  schwierigeren  Partien  der  Gedankengang  der 

b4o  dem  Leser  klar  vor  Augen  gestellt  wird,  dürfte  man  billigen; 

llgn^en  hätten  die  Anleitungen  zunt  Uebersetsten  {es  kommen  dei^n 

<b«  tosend  vor)  wol  s]>arsamer  sein  können ,  um  es  dem  Schüler 

ttll  |mr  m  bequem  m  machen. 

Um  Tow  MIgemeinen  7.um  Besonderen  überzugehen,  will  Eef. 

lOldlsi  einige  »pecielle  Bemerkungen  über  di'u  Text  M\^m  lassen 

nidvBii  föniges  auch  liber  Stellen  au.s  dem  Commentar  anschliesseQ. 

Xt  26»  lautet  die  Vulgüta:  fir  rotpry  a^ovcat'ta  ^eo^irr^arov 

mig  miifit\:  aiyyi^ioftt^y  i'x^ie.    Die  neue  Bearbeitung  bietet  fol- 
^  Tiitgestajt:    Mr   ^nivw  a^ioiaarfct  ftdy  S^o^i^r^atow  Vi 

ftW^f't«,  vßqitßvti  di  xat  iUyoiri  na^  lovg  ro/tcoiv 

ii.    Anstatt   das  xaxiiK;  ohne  Qrund  lu  beseitigen« 
Pber  ee  als  Ergänzung  hinter  Up^pu  zu  setzen  nach 
X»  13:  nrav  ft  ¥fiQor  naga  tovg  vo^iovg  ^intjg 
^t  ot  '  dotvai  cKxf;»': 

'  wov^  Köpn'C  rfoiov^im,  dkX    (ttg  Snam  nokXf^g  o<p&ori(tg 

ivff^  if'tv  tdiwv  fj  vnff  rwr  ir^fiOoUov  oqyitiüy^m.  So  wo! 

»ch  der  Konatjgo  lysianische  Sprach gobranch  erfordern 

'von    m-j    fjjtny  twiHchen   infg  n3*'  Iduoi'  und  % 

XII,  7:  ftmnt»^^  ii  Tijy  fdy  nehv  nivtc^m,   ir}v  a^X^^y 
1^  ^a^Hti  ;f^i,fHtfwtv    Der  Concinnität  halber  wird  man  rtjy  6* 
"     '^io  es  auch  vn  der  Vulgata  sieht.    Dasselbe 
,  22:  m^  fdv  r^^iaxtiJovt^  —  lOtV  aXlovg 
r^  d'  ffJlAoiv  schon  wegen  der  Parallel- 
If  27:  itii  ■■■>tc  nicht  abzu<rehen  war. 

V,     Ol*/ 

tat  öi^f'V ;    I  8»ch  empfehlen 

^,  13  (ot'ic  u;.  ..^  ^/vvm  dUr^y;)  das 

ritt  in  ntnncben  und  cjfioiv  aus  der  vorhergehen- 


126    //-  Frohh^rtjcr,  Ausgewählte  Eoden  ck,,  an-,  v,  ^,  WrobH 

XIII,  *Mt:    *Enit()r^  tJ*  li^  Ji]v  {iotlijtf  fmftla^t^aat\  a;rr 

ajX.  Zu  lao^d a th)aav  hi  angeniiukt:  *Agorato,s  und  diö  beiden  au» 
deren  auf  Grand  der  Anzoigo  dci>  Theokiitos  vor  den  Rath  GefiilirtcnJ 
Xenaphon  und  Uippiaö',  Doch  scheint  für  den  Siflgular  ixoftialh^ 
m  dm  Editionen  von  Baiter-Suuytpi^  und  Westermaiin  die  Stello  in 
§,52  (Eri  di  mxtlwfv  fihfivt^al^E,  Hrt  iSr^v  l4y(iQ(it((> ,  n^it 
elc;  TTjv  (iniXr^v  /.ouia  Dr  ictt^  —  autlfi^vai)  m  sprechen,  wi€ 

1  auch  die  StoUo  in  ii.  54:  lim  innia^  ptir  o  ^)aatu^  Aui  Htvoq^i'j% 
o  KaQidUx;,  o'i  iiii  ifj  avtfj  alrirt  iovi«ii  vro  if^^ßov^ 
k ii *;  fteri 'jr i ft (f  // 1^ aar ,  xth  Es  iht  sehr  u n wahrschei iil ich ,  da 
der  Sprecher  der  Rede  es  den  Hörein  überlasson  habe  die  beidiPil 
Namen  zu  errathen ,   zumal  diese  verlier  nocli  nie  erwähnt  wordeil 

I  sind.   Und  was  sollte  sonät  die  Stelle  in  §.  54«  welche  ganz  deutlic 
zu  erkeunoH  gibt,  dass  die  Träger  der  beiden  Namen  hier  zum  erstell 

I  Haie  auftauchen?  Veranlassung   /u    dem  Plujal  scheint  das   Wor 
^yoQarog  (djwyQaffu  ^y,)  geboten  zu  haben ;  aber  das  an  diettoi 
Stelle  sehr  eutbehrliclie  Woi-t  scheint  von  dem  Abschreiber  darci 
Wiederholung  aus  einer  der  unmittelbar  vorhergehenden  Zeilen  her-^ 
xurühreii.  ^  ^ 

XIX,  25;  jioXhav  yixQ  ayai^wv  xcf*  xqi]fmJMv  eviiogr^aii^ 
Sia  TO  avfiißoXor  ey  Tiaaij  r!^  r.nu^ii^  nimmt  sich  das  xm  orHcj^ 
doch  sehr  seltsam  aus.   Nach  lier  Anmerkung  soll  es  bedivuten  Ga^l 
tVeundscbaft,  Keisegeleit  und  dgh;  aber  .sollte  das  nicht  unter  d«u 
ally:emeinen  Begriff  der  dyaSa  fallen V  Wenn  es  aber  so  sich  verhält 
was  hindert  dem  Sprachgebraurh  gemäss  jiokhov  yag  /.ai  aJÜUu 
€<ya%hoy  xor/  xqiif.iäivn  zu  schreiben?  iiXka  dyal^a  noXXa  ist  obi»l( 
die  generelle,  xQij^iuta  iroXXa  die  specielle  Bezeichnung  der  erhofftei^ 
Vortheile,  Bei  dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt^  dass,  so  oft  Lysiae  t^ 
7ioX\K  ein  Adjectiv  (ausgenoinmen  vM^ng)  beifügt,  er  in  der  Eege 
lüo  Verbin rjuiigspartikel  setzt.  So  flndot  f;ich  jTO?J,a  wyaf^d  S,  1351 
4.  143,  13.  147.  7,   178.  3.  jtoXXd  ^ai  Aitm  282,  6.  im,  7| 
AoXh'iv  '/Ml  (hivior  101*  12.    HoXXohi;  xai  fuydt^vg  Atrdvfoii 
367,  1,    Danach  wird  auch  in  der  Stelle  XXV,  6  (S.  144 
jtoXhiJi'  xdya^t7iv  zu  schreiben  sein. 

XXV,  32  sind  in  dem  Vnlgatatoxtci  /mI  d^iatti^  ca  nt/.^aM 
ihm  ri]v  noXiv  ^täXXor  j]  öt*  aXXotc  fiiydXf]^  ym  iXivifi^ai^ 
T^yoi^uvoi  vvv  tiir  did  irori:  tfor  h.  ihtquaü<;  'divdvrot^  avToti 
i^iirai  7T0u'iv  d  it  dt  ßoiXiovim  die  Worte  von  Sut  roii?  —  ^i'efyr 
* .  -  in  dtd  Tovg  h,  UaQCtiotg  dxivävpoi*;  avtoic  ittiHU  . 
ansprechender  Weise  geändert  worden,  nur  wiire  nicht  aAfrdivovc 
sondern  diiivÖimug  zu  fichreiben  auf  Grund  der  Stellen  XXX,  7| 
daivdtntig  coj'  [ilov  dtuyar  und  VlI,  38:  dxirdvvtog  iffevdia^ai 
XXX,  5  scheint  ohne  Grund  r*ioi  (Um  statt  der  Vulgata  diV 
viol  gesetzt,  Lysia*  pflegt  sonst  das  Zahlwort  dem  Nomen  voranzu 
setzen.  So  findet  sich  dva  ualöaQ  mi  ddtXtft^v  (XXXil,  2(*.  2ÖJ 
dvdlv  nmimv  jcai  dd^Xff^  (XXXll,  20)«  Öxo  diiXffm;  (XVL  101 


Tffer,  Aufiigdwiklto  VSwn 


Äüg,   V* 


tl    lOT 


iWU  9\  iv  dvolv  hnli  (XXIC,  21),  Ovo  nevrjiaQ  (XU,  7). 

"     (JÜJl,  25).  lUn  jäXmra  (XIX,  Ul.  XXX,  22),  ÖvoIp 

rwr  (XrX,  4H/XX}CII,  25\  tJiV*  T^/fdlöi  (XIII.  37),  dtolr 

TVl,  14):  ftv»  kotnnmn  auch  no<:h  an  lOo  andere  Beispiele 

fizühg  des  Zahlwöitos  vor,  mit  in  1(>  Stellen  kt  es  nach- 

r^r,\.n.    ..,c  rhythmisch -rhetorischen  Rücksichten* 

.  5)  heisst  es  nach  der  Vulgata :  XQ^^'^i*  ^^  vati- 
''doim:  iftrd  Godorlov  rov  ini  nov  6nh%wi\ 

pore^*  tiiioi  df  ArßioitjV  Hai  athXtfoi'  o^io:iaiqt(iv^  nctn* 

luv   iiaidiiar  xcf<    xhtov,    i]yov^tvog  dta    ravrag   tag 

ig  mdm    ftaXlnv    nQoomuv    diMtup    ire^i    loiv    attnr 

'onjttii  yiv^a'/ai  it/X.  Dio  Froh  berger 'sehe  Bearbeitung 

Ti  T^xt;   A'^iivi   d'    wiiQOP   '/,cnal£)'ii<;  Jiodoio^ 

it^üuüilüv  ftdv  anXtttdv,  xaXiaac  iiiv  iat^ov  yivoi^a  diUX- 
l  *»  .     ,      >     r  K        -  ,  *         ****** 

,a%aav  tuu  tor  tAurtii;  fttv  nan-Qa,   ttirnr  elf  y.t^oHUt]*' 

ivf  Y.rL  Da  rof  ini  vor  rwr  o>T^JLiiii)^  de*^  Vulgatatcxtc^ 

irtnil.  fi*hlt,  SU  scheint  es  unbedtjnklich  tüit  H«vi  worden 

j^ita B^ttmhtv  tiüv  Oithridv  für  fiara  &Qaö\  tav  ini  ttiv  OfiX, 

l^KQ.  bedenklich  aber  ist  die  Streichung  des  ofto^iaiQtov  hinter 

m  schuii  mit  RticksicLt  m(  die  Parallclstplle  XIX.  22  (toi 

tn-  afiortarQfov):  ^  '    •       r  scheint  ei iiesj  Kpithotoiif 

Wodurch  da8  verv, ,  uo  Büud  als  ein  besonders 

Mgm  dargcstt'llt  wfirdo;  ein  ^ulcher  wirksamer  Beisatz  wAre  aber 

XXX,  32  lautet  der  Text:   ^£/ror  df!  ftoi  SomI  eh*m^   la 
J«x .  Af/aarait  u  lovior  pfv  i^vh^;  orroi^  'Aal  oväfv  v/io  Ttjg 

(tvortu^  t/i«*;  dt  toiioi^roii:  ovfag  Kai  rjöt^Ji^Uvorg 
j^^  f  fhrot'fft  V   (*  c   or   x^i    «J/iCf^r    /tag'   öt/oi 

4«f  .  i:  der  Aniuerkoug  =  'zureden 

-,    /        1/1*  auf  Grund  drt  liiiudMchrifl- 
Lisart  Ct^taim^^,  die  Westerinann'sche  Edition  hat  aiit^aoi'- 
h  fibt  wtder  Ctjt.aoKTiv  noch  aiiiflniaiv  au  sich  einen 
MSMrdeni  widet^treitt't  der  letzt^iijn  Lesart  der  lysianieche 
ich,  wie  er  in  der  Stelle  XIX,  2  {^^Irr^GCAim  nri*  t/iffc 
mm  ^r^fff  Xf'^'«'^«?^"'"  •  •)  ^^  '^^*'  tritt;  endlich  ist  in 
iÜM  dr»i  inen  das  Futur  nicht  wol  tu  recht lertigen.   Die 

fiiAdjf»  L*  1  te  sein  nii9^€tv  L' i^ f  o v a i  v  nach  A nalogie  der 

«AdltndeT  Weise  von  den  Editoren  nbersehenen  Stelle  XIV,  20: 
it;  T . ;  •* |||,  ff^ggt^/ 1* rai ,  <äc oi XQ^^  f^aqa  nov  aSr/MvvTtm* 

iu  i^i'iug  auf  die  Sclireibm  ^"    'r»»ruien  8ind  di»iD 

IN»  Mnektrliii  Inmn^i^ritKuizen  hst  sind  es  div 

hfVtUbnueti   des  s  v^u   (imXiaiUu    uud   6ivaa^m.    Es« 

teiü  rieh  nimUcli  ut]v  S.  36,  3.  70,  5.  Ißovhiv  :i28,  3 

n  a03>  7.  2«y,  12.  aiii,  8.  tßovX^i^$i  215,  2,  393,  T.  ifiov- 


It8    //.  Fr&hberyer,  Attsgewihifce  Reden  etc.,  mg,  t.  /.  »fn^wl. 

Ug^€  347,  14.  iiiotiovto  38»  6.  89,  a.  84,  13.  100,  13.  II 
258,  4,  —  tSvy6f4t)v  234,  IL  Mr^^v  234.  13.  Ut^ 
321,  2,  iävVatn  51,  tl.  228.  0.  229,  8.  230,  2.  ^fJti 
^dvvavto  44,  2.  57.  L  69,  6.  144,  2.  265»,  2\  dasr^t^  >^ 

149,  12.  rßovleto  (die  VuJg.  //:?,)  405,  :i  188,  l5 

tßovXovto  88.  14,  —  rfivvapttiV  356,  4,  ?;t()l^„^,^Ju  .i*.*i,  9. 
vaadM  78,  3.  rjdfvmj^ro  200,  2.  Ferner  otVw  yaj  8,  65.  1,  143.  K 
215,  7.  271 ,  i  2»8,  3,  328,  11.  348,  U  und  ovtvig  yao  (g 
die  Vulg.)  147,  l,  mirw  J'  320,  7  und  m;r€ri(;  d'  62,  l.  oJ.mo 
Kiifuroi  G3,  8  und  or«fiC  ihayLit^tivuiv  384,  14.  ol/r 
KH%:  156,  2,  tnrtvi  dt€t€d'i]^iiy  401,  13  nnd  orrfnt;  d/-^ 

9.  otWj  /ai  212,  11  tind  oirrcdt:  xai  270,  4.  —  ÄohnliclM*  l»e 
Sequenzen  finden  aich  in  der  Elision  nnd  Krasis,  %,  B.  f^a^'  ctw ^ 
124^  2  and  ufua^fia&a  avioif  124,  4*  or*  (=  Ott)  hta  341, 
und  Sri  iym  361,  8.  Y,aftol  86,  3.  87,  8  inid  xm  fir/^»t  327,  li 
369,  8.  Andere  Doppelei-scheiunn^en  sind  tltXht  201,  5  und  tqUa 
169,  3.  332,  5,  roiTOii  270,  2.  363,  9  und  rotToil'  94,  L  104,  K 
105,  10  und  noch  an  6  anderen  Stelleu.  o  ti  und  oVr:  o  n 
(ioiXojvfai  70,  1,  160,  L  348,  14.  oji  av  ßovhjrm  237,  4.  5 
iri  Cfv  ng  ßovlr/rai  216,  6:  diiiefegen  öxi  »>'  ^r)tXc(i»'fai  321,  4 
Sr(  a*^  i^ötUry  343,  2,  an  av  ßovlr^Tm  355,  7.  an  av  ßovkr^ifi 
342,  12.  Da  »useer  an  den  vorerwähnten  5  Stollen  auch  noch  au  1^ 
anderen  o  u  steht,  so  war  en  auch  an  allen  Qbrigen  Stellen  zü 
jietscen. 

Nun  noch  einige  Bemerkungen  ilber  Partien  aus  dem  Com^ 
tn*»ntar. 

Zu  XII,  18  (o  di  o  rt  ixaorog  tttfx^p  idioK€v)  ist  angemerkt : 
*¥tvx^  s^'  dovg';  vielmehr:  l'x^v  {^=  was  Jeder  gerade  hatte,  gi^i 
er  hin),  wie  auch  ebenda  §.19  steht  ix^rca  hvyxavtv. 

Zu  Xn,  19  ((JIoKfo  xtfjaaaüat)  wird  der  Inf,  Aor.  verfochten 
unter  Tlinweis  auf  XllI,  53  (<par  —  diaijga$ao^a()  und  XX Vi, 
{r^yoifuivog  —  /rotTjCtxa&at) ;  aber  an  letzterer  Sttdlo  haben  BaiterJ 
Sauppo,  Scheibe  und  Wegtermann:  notr^aia&at,  und  auch  an  4  anJ 
deren  Stellen  begegnet  man  dem  Futur;  XXI,  59:  ^€To  naa^i^i 
XIII,  9:  oiono  —  Bv^rjaia^at,  XXXI,  27:  oi£Jcti'  —  yniaeif^ati 
XV,  12:  ^i£G^e  —  dtcextvävPtvaur;  daher  möchte  XII.  19  und  XUIi 
53  die  Futurform  vorzuziehen  soüa. 

Zu  XIII,  84  (El  df  JTtikai  äfoy  ttfiwQeta O'ai 
^fiBii;  TiiHOQotftei^a)  wäre  die  vollständige  Angabe  der  I 
dieser  Spracherscheinnng  bei  Lysias  folgende  :  dVf^'XIIl,  84.  Xi  V*  7^ 
(wOTt£^  —)  VU,  15.  Xm,  85.  iUv  VII.  43  (bis).  XIX.  16.  XXIVJ 
26.  XXV,  14.  18.  XXX,  4.{om  — )  X,  1.  m  tnn  ihaofupov  XI vl 

10,  ov  ^uirnv  XXX,  32.  üaneQ  fiiXov  XXVII,  16.  diio^ia^uvoJ^ 
XXX.  4.  iraQov  XII,  30.  XIX,  14.    iqoafimv  VU,  17.  {ov  —)  XIU, 
84.  ((rk-  — )  XXV,  2.  irqomarßfy  XXX,  2. 

Zu  XXII,  7  {avayvLt^  äia  ftit/.QOft^iov  ßliiap)  konnte  auf  di# 
Parallelstellen  XXIV,  6  {dta  ß^axü^jv  igto)  utid  «benda  S.  4  (<tiir" 


ffiKglgwattitf  i^M)  und  Xll,  ö2  (dia  ß^x^"^^^^^  dtd^t^io)  Terwiesen 

'/  ^  {ir^ifula^*  ort  t;Tfy  roji'  tu  toictvza  liyoytutv 

fwj  _^  'ioiv}v  ,iXuv  ]]  xi'MOi  y€vijGO%'rai)  lautet  die  An- 
Dia  Leute,  die  so  reden ^  werden  aus  den  4CHI  nocli  1(KK) 
Nil.  Das  Absurdum  tritt  nocb  mehr  hervor^  wenu  h.  tunter  kiy. 
fotriolieti  wird.  Am  Ende  ^ei-deu  tu  den  400  mehr  als  lOOO  ge- 
Min/  Doch  ertfrcbeint  die  Streichung  des  fyt  nicht  räthlicb,  da  ab- 
flülMai  d^TOD,  dass  eine  Steigerung  des  Absurdum  von  dem  Sprecher 
Inm  Iliftbsiciliigt  war*  mi  ähnliches  Beispiel  eines  yossessiveo  Geue* 
ttn  M  Lviias  nicht  nachweii<bar  ist. 

lov  angemerkt;  'auch  iXdrjovg  wäre  möglich,  doch  ist 

nt  and  ebeuso  ^tettty  und  nXiov  weit  häufiger, 

is^nd  des  PJurala';  doch  findet  sich  XII,  93  ein 

-  iiMTtoti^  k%£T€),  ein  auderes  XVI,  l», 

rkungeu  erscheinen  überflüssig,  z»  B.  über  jtcfi^ 

r  (8.  115,  rechte  CoJumne.  Zeile  6),  i^ber  ra  iai^tov  jiQ(tititP 

?'-'),  da  Jeder  sofort  erräth,  dass  es  ta  täia  jiQaituv  (mit 

^5n  Angelegenheiten  sich  befassen)  bedeutet. 

vu*i  im  Texte,  so  kommen  auch  im  Conimentar  und  in  den 

Sml«ittiii^*T*  mantitgfache  Erscheinungen  der  Inconsequenz  in  der 

Sdr*i^  her  Wörter  vor:  Manoeuvre  (277,  17)  und 

liöiVtr  J4H,  \^)  und  etat  (260,  1.  20)  Appell  (24, 

l*^mid  Av»p«^ilaUoD  (:i52,  15)  Beredsamkeit  (271),  38)  uod  Bere<lt- 

'*»tf*jt  ^l2,  19)  Gleichgiltigkeit  (180,  ^3)  und  Gleichgültigkeit  (79, 

imatland  (9«,  r.  4)  und  Heimatsland  (99,*  r.  3)  Hilfe  (7,  24) 

w  tii  ■  \  14)  Miscrodit  (380.  K  18)  und  Misscredit  (91,  1.  5) 

g\  \\,  lü)  und  äprnchwöi-tlich  (154,  L  17)  Verleumdung 

,:  inderisch  (13,  22}  hegöteter  (390,  2)  und  be- 

ttm*  ikürlich  (206,  lOj  und  wülkührlich  (203,  11) 

IbUirai  1226,  i  44)  und  blockieren  (238.  r.  7)  mitteLs  (253.  l.  42) 
«I  vennitt^at  (328,  L  6)  ön«r  (402,  r.  8}  und  öfters  (28, 1.  1).  Vom 
lÜiHH^iw  hen  Gesichts puncte  wäre  strenge  Consequenz  wol  wan- 
ichMiiirUi.  —  Sanche  Aasdrücke  befremden,  wie  Vei*spätigung 
[n^m  Vbüker'  ModQ^i  (50,  I.  35)  und  *oldikcs'  VArhältnis  (294, 
c.  T) te  GaBoinwahl  *bt>schadigen'  statt  schädigen  339,  33)  unter- 
Wiitiim  (S94,  r.  21);  auch  die  Schreibung  Quiuctilian  ist  nicht 
Hftriklick 

fVrTTrVriiTil*vr  fidden  sich  im  Texte  S.  43,  Z,  1  ninov^ovtsg 
(«m  1 60, 2  üiovriqia  (statt  Ciuit^^ia)  228,  2  i^iitovp 

(Mt  i  1«  ^  4  Kahov  (statt  Kakoi)  341, 11  ßoiXa^  (statt 

Mbr»  ►  wird  mii^oauSat  —  nv  dvva^m  xtt]üaGxtai  — 

|tM  Mit^aia^at)  mit  dar  Vulgata  zu  lesen  ^mn  in  Ueberein Stimmung 
■il  liA  Ftrsßftlstdlen  108,  17.  109,  5.  402.  6.  408,  7.  —  385,  ü 
«miiif  (iteSt  o^oiüfs)  398,  13  i]yw€ß6k£i  (sUtt  i^i^n^oiUi)  404,  4 


i  t  t  Umt  Qfmm.  tm.    IT   Hefl 


9 


ISO      E.  Brücke,  Grundzüge  der  Physiologie  etc.,  ang.  ▼.  K  Zimmer. 

wyia^rjidey  (statt  d^icd^ri^ev)  156,  9  gehOrt  %r}V  ^ev  an  den  Anfiuig 
der  vorhergehenden  Zeile  vor  noUv,  und  406,  6  an  Stelle  des  Frage- 
zeichens ein  Ponct.  Ausserdem  ist  an  8  Stellen  (31,  9.  11.  125,  7. 
221,  2.  235,  1.  349,  5.  357,  3.  358,  1)  der  Accent  abgesprungen. 
—  In  den  Einleitungen  S.  21,  44  Gii-arch  S.  13  der  Proleg.  §.  12, 
Anm.  70  (statt  Girard  S.  11  der  Proleg.  §.  12,  Anm.  71)  23,  19 
innegehalten  (statt  innegehaltenen)  245,  46  niederlegt  (statt  niedo^ 
gelegt)  315,  34  Blumner  (statt  Blümner).  —  Im  Commentar  S.  28» 
1.  31  TQaTtid'ai  (statt  Toa/tead-ai)  47  1.  16  wy  (statt  (ov)  55, 1.  18 
wv  (statt  wv)  269,  r.  4  tiqottovwv  (statt  tcqovtovtwv)  334, 1.  26 
^aaL  (statt  rjaav)  346,  1.  23  diefpOQixevrfi  (statt  di€q>d'aQiiivfjg) 
348,  r.  5  iq>rjq>iaf4ivoi  (statt  iifjrj(piain6voi)  881  r.  8  elaofieroi 
(statt  elaofievoi)  396,  r.  14  wxbuätxol  und  x^Q^vqoIoi  (statt  xa2x. 
und  >tۧx.)  399,  1.  27  Ttaglad^ao^a  (statt  naQia&aa&ai)  407,  r.  8 
d^l&ov  (statt  dirikd-ov).  63,  r.  26.  32  nilominus  (statt  nihilo  minus)-. 
Abgesehen  von  diesen  und  anderen  Druckversehen  findet  Ref. 
an  der  Ausstattung  des  trefflichen  Buches  nichts  auszusetzen. 

Czernowitz.  Joh.  Wrobel. 


Grundzüge  der  Physiologie  und  Systematik  der  Spraohlaute 
für  Linguisten  und  Taabstummenlehrer.  Von  Ernst  Brücke.  Zweite 
Auflage.  Wien,  Gerold's  Solm  1876.  VI  und  172  Seiten. 

Zwanzig  Jahre  sind  es  her,  seit  Brücke  vorliegende  Grundztkgt 
in  dieser  Zeitschrift  zuerst  veröffentlichte.  Das  jetzt  erneute  Werk 
ist  recht  eigentlich  eine  zweite  Auflage  jenes  Aufsatzes ,  da  in  ihm 
ein  der  damals  fast  gleichzeitig  ei-scheinenden  Separatausgabe  b^ 
gefügter  Abschnitt  über  'die  phonetische  Transscription*  weggeblieben 
ist;  derselbe  ist  vom  Verfasser  in  seiner  Schrift  'über  eine  nena 
Methode  der  phonetischen  Transscription'  Wien  1863  neu  behandelt. 
Ein  Zeitraum  von  zwanzig  Jahren  kann  in  einer  noch  nicht  sehr  alten 
Wissenschaft,  wie  die  Lautphysiologie  ist,  nicht  vorübergehen ,  ohne 
dass  neue  Beobachtungen  gemacht,  alte  erweitert  oder  berichtigi 
werden.  'In  dieser  neuen  Auflage  kann  ich  Manches  hinzufügen  imd 
Manches  berichtigen ,  theils  weil  neue  Beobachtungen  gemacht  und 
neue  Quellen  erschlossen  sind ,  theils  weil  ich  Zeit  und  Gelegenheit 
gefunden  habe  mir  Kenntnisse  anzueignen ,  die  mir  früher  fehlten', 
bemerkt  der  Verfasser  im  Vorwort ;  schon  ein  Blick  auf  die  Seiten- 
zahlen —  172  Seiten  gegen  119  Seiten  der  ersten  Auflage  —  nodi 
mehr  aber  ein  eingehender  Vergleich  der  einzelnen  Abschnitte  in  bei- 
den Ausgaben  zeigt,  wie  sehr  die  epochemachende  Schrift  in  jeder 
Beziehung  gewonnen  hat  Eine  Reihe  der  zu  erwähnenden  Verbesse- 
rungen sind  nicht  absolut  neu ,  sondern  vom  Verfasser  bei  verschi»» 
denen  Gelegenheiten  in  Abhandlungen  in  den  Wiener  Sitzungsberichten 
dargelegt;  sie  erscheinen  aber  hier  zum  ersten  Male  in  das  Syatem 
verarbeitet 


Brücke,  GmodzQg«  der  PliyBiobgio  et«.^  aag.  v,  B.  Zimmer.       181 

\  Anlage  des  Ganzefi  ist  yollständig  diegelbe  geblieben.  Gleich 
iiie  Abschnitt  'Kehlkopf  und  Eehlkopflaute'  zeigt  interedsante 
IrwätertingeD.  S.  9  ET.  werden  auf  Anregung  Job»  Czenuak'scher 
Bnibicliiyogen  die  BediDgiingen  für  Hervorbringung  unseres  h  ein* 
plmtd  ^Mert  und  die  in  der  ersten  Auflage  nod  der  obengenannten 
rnntm  Metho^le  der  -oben  Transscription  uiedergeleg^te  Au- 

sidii  wf«»ofiilich  m«*  im  Anscbluss  dar^n  wird  nan  auch  das 


Bisk»] 


Hha  (^)  sowie  das  Hamze,  welches  dem  Spiritus  lenis 
ümclien  entsprechen  soll ,  näher  bestimmt.  Während  &üher  die 

iotofiscben  Bedingungen,  unter  denen  Ain  (^)  entsteht»  sowie 

te  üiiterBchied  derselben  fQr  Hba  (^)  und  Ain  (^)  nicht  volU 
sündig  ttach  Wunsch  ermittelt  waren »    ist  es  dem  Verfasser  jetit 

Aach  der  folgende  Abschnitt  *die  Vocale*  hat  mancherlei  Zu- 
nod  Berichtigungen  erfahren.  S.  18  ff,  gibt  eine  kurze  Dar- 
der  von  Helmholtz  und  anderen  in  die  neuere  Akustik  eiu- 
fgHInt^'n  l*f»hfflT^,  auf  denen  grösstentheils  die  von  Helmboltz  und 
Odllf^  te  jetzige  Vocaltheorie  beruht.    Sodann  hat  die 

lUlr^  liö  Diphthonge*  eine  Erweiterung  erffUiren  durch 

tm  l  ung,  wie  sich  zwei  Vocale  diphthongisch  mit  einander 

rtrtitu^  ..  :*.  ..i*a  nnd  welches  die  dabei  hervortretenden  akustischen 
Efrte  sind;  die  Bemerkungen  über  nasalierte  Aussprache  derVocolo 
iiid  durch  Angabe  zweier  von  J.  Czermak  inierst  angestellter  Ver- 
TQkmiehri  worden. 

*<^  von  d»'  »antan  handelnde  Abschnitt  bringt 

4^  richtige  i  ung  gögenüber  der  ersten  Auflage, 

tlotencheidung  einer  doppelten  Tennis:  Tenuis  mit  offener  und 
mit  venichlossoner  Stimmritze.  Erstere  entsteht,  wenn  die 
iamiritxe  während  des  Verschlusses  geöffnet  ist;  letztere  tritt  ein, 
ükU  der  Kehlkopf  während  des  Verschlusses  in  der  Mundhöhle 
mfk  |«iBchlo«ien  ist  und  die  Stimmritze  sich  erst  behufs  der  Eiplo- 
M  AffbeL  Zti  leis  er^terer  Art  gehört  die  deutsche  Tenuis 

4irTdk^*ttad  ^  -pmche;  die  Tenues  mit  geschlossener  Stimm- 

nlis  8ii4«B  sich  bat  den  Ungarn,  Slaven,  Romanen.  Zuerst  dargelegt 
\ti  Br««  V'«  TiA^i*  rnterscheidung  in  der  Schrift  ober  eine  neue  Me* 
tli4»  Sen  Transscription.  Nach  derselben  Abhandlung 

(Ä.  Ifei  »rrrjrn  jiT/t  drei  Arten  des  k  unterschieden:  ein  k^  welches 
iftkirti»  Gaumt*n  gebildet  wird  (k,,  vorderes  k),  ein  anderes,  wel- 
dü  1  von  hartem  und  weichem  Gaumen  entsteht  (k,, 

llllir'  drittes,  bei  welchem  Zungenrücken  und  weicher 


i  dto  Virrschtnss  bilden  (k^,  ^  der  Araber).  In  erster  Anflife 
kl  4af  Qif  al«  an  der  hintom  Grense  deg  luntem  k  liegend  und  das 
he  k  WUT  and  uacii  a  o  n  als  an  der  v^yrdereu  Grenxe  des  hin* 
i  k  litfeod  bexeichnet. 


ISS      K 


ff,  GrundEüge  der  ' 


dologie  etc,^  ftiig*  % 


In  vielen  Puncten   i'  u*t.  imd  erweitert  ist  der  fünfte 

Abschnitt,  dpi"  den  Zusamiih  •<>ii  Laut  und  Zeichen,  die  Unter-^ 

Scheidung  der  Media  und  TenuiB  bogipriiht.  Hinzugekoiumen  sind 
(S.  70  ff.)i  theil weise  nach  den  Ausfnhiiingen  ia  den  physiologischen 
Grundlagen  der  neahochdeutöchen  Verskunst  (S.  25  fif.) ,  Beobach^ 
tungen  über  den  Unterschied  der  Consonanten  nach  kurzen  oder  lan^ 
gen  Vocvaleu  in  accentuierten  otTeneu  Silben.  Weggeblieben  sind  di| 
durch  die  vorhergehende  Diirlegimg  einer  doppelten  Tennis  schoi: 
erledigten  AuBeinandersetzungen  über  die  deutsche  Tenuis »  die  in 
erster  Auflage  als  aspiiierto  Tennis  angesehen  wurde;  ferner  di4 
Bemerkungen  über  Tennis  aspirata,  Media  aspirata,  same  über  die 
tonlosen  und  tönenden  Affricaten,  da  diese  Laute  in  einem  ander 
Zusammenhang  eingehender  besprochen  werden.  Bei  der  neuen  Be^ 
handluug  der  Unterscheidung  von  Media  und  Tenuis  hält  Brücke 
fest,  dass  der  wesentliche  Unterschied  beider  in  dem  Vorhaudensoio 
oder  Fehlen  des  Stiuimtons  bei  Oeffnung  dos  Verschlusse«  im  Miind- 
canal  beruhe.  In  einem  grossen  Theile  von  Deutachland  gibt  es  je-^ 
doch  auch  nichttunend  ausgesprochene  Mediae,  und  zwar  geschiehS 
dies  auf  zweierlei  Weise;  die  seltenere  Art  ist  die,  dass  bei  geschlos^ 
Bener  statt  zum  Tönen  verengter  Stimmritze  der  Verschluss  iii  de 
Mundhöhle  gelöst  wird;  unmittelbar  nachdem  die  Media  explodier 
Ist,  öffnet  sich  die  Stimmritze-  Anders  bei  der  in  Mittel-  und  Söd^ 
deutschlund  üblichen  tonlosen  Media ;  hier  ist  die  Stimmritze  verengt  _ 
'aber  die  StimmV/änder  sprechen  nicht  so  prompt  an,  so  dass  der  Ton 
der  Stimme  nur  dem  nachfolgenden  Vocale  inhariert,  nicht  auch  de 
Media'.  Ausser  den  Medien  erstreckt  sich  die  Oüstemde  Aussprach^ 
auch  auf  andere  tönende  Lante,  so  vor  Allem  die  tönenden  Reibelaut 
w,  s,  j ;  öfters  werden  selbst  1,  r,  m  und  n  davon  ergriffen.  In  beide 
Arten  der  tonlosen  Aussprache  der  Medien  und  der  sogenannten  wei^ 
chen  ReibungsgeräUBche  sieht  Brücke  etwas  unursprüngliches. 
Anschluss  hieran  wird  die  Gattung  von  Reibelauten  neu  besprochen^ 
zu  der  das  holländische  v  z,  B.  in  van  gehört;  sie  sind  den  tonlosen 
Reibelauten  sehr  ähnlich,  entstehen,  *wenn  die  Stimmritze  nicht  zu 
Tönen  und  zum  Flüstern  verengt,  aber  auch  nicht  weit  offen  is% 
sondern  so  gestellt,  dass  bei  offenem  Mtindcanale  ein  h  hervor 
gebracht  werden  wurde', 

AbsclinittVI,  behandelnd  die  zusammengesetzton  Consonantei! 
das  heisst  die  Consonanten ,  welche  eine  zwiefache  Articulationsstell 
oder  gleichzeitig  zweierlei  Geräusche  haben,  hat,  von  einigen 
vei-ständnissen  vorzubeugenden  Bemerkungen  abgesehen,  keine  Ve 
änderuug  erfahren;  nicht  so  der  folgende  siebente,  der  *fiber 
Stellen  des  Lautsystems ,  an  denen  Vocale  und  Consonanten  elnande 
berühren',  spricht.  Hier  war  in  der  ersten  Auflage  engl,  w  als  ei] 
Verschmelzung  des  Vocales  n  mit  dem  Consonanten  w'  betracbt 
worden,  ebenso  y  als  eine  Verschmelzong  von  i  mit  y*.  Schon  in  i 
neuen  Methode  der  phonetischen  Transscription  S.  57  wich  Bröc 
von  dieser  Darstellung  ab  und  auf  aeine  mehrfachen  Beobachtungen 


6niodf9^  der  Ph^rsiologie  etc.,  &Df ,  v.  H.  Zimmer      1  SS 

ttl  iMibBrrt  er  reibet  gt^genOber  den  Angalien  von  Altex.  J»  EUis 
Inf  sttiitff  übweichendeii  Aufsicht;  er  unterächeidc^t  zweierlei  w 
(tfijipcct«  y),  m  Insofern  ein  n-Laut  folgt  nnd  w  vor  andern  Vocalen. 
Mttleri«  tut  ^einfach  das  Zeichen  far  die  Stellung  u,  aus  der  rein 
tfpftlkiMifiisch,  uko  so,  dass  nur  eine  Silbe ,  ohne  jede  Disco ntlnuität, 
CiMelit,  in  »^  "  ulen  Vocal  öbergegaugen  werden  soll';  folgt 
mf  iag  w  nf>r  .^tiiit,  so  ist  es  consonantiscli. 

Wi'  neunte  Abschnitt  über  die  mouilUerten  Laute  fast 

imvtrftiidei:  ^  tlien  ist,  hat  die  ihm  folgende  narsteliung  der 
8fil6flistilc  der  Spracblaate  bei  Indem  und  Hellenen  vielfache  Urn* 
güWiuDg  erlitten.  Wichtig  ist  ßrOcke'»  jetzige  ßeuvtheilung  der 
Mf«aAiiiiU&  Mt^diae  aspiraiae  und  Tenuei»  aspirat^io  im  Sanskrit  und 
MW«B  tndi«iicUeii  Sprachen. 

In  er^tfr  Anflasje  (S.  59.  84)  war  eine  eigentliche  aspirierte 
JUdi»  (Hr  ij^ch  unmöglich  erklärt  worden  und  die  genannten 

iMCt*  de^  :  als  ^v^  den  fünf  Media e  und  Tonues  entsprechen- 

dtii  tAnenden  nnd  tonlosen  ßeibungsgerausche  gefisst.  Diese  An* 
Alil«o  «ufahf^*'  ■"  rti  Widerspruch,  so  Ton  Abrend  in  den  Bei- 
lifgi«!  «ir  vei  on  Sprachforschung  II,  283  ff,,  K   von  Bau» 

■ir,  HprarTiHi^     i    !    tT]  SriiriftMn  S.368  ff.,  in  Folge  dessen  Brücke 

tHM  Aü>ii<htru  u.MutJirn  I liticierte;  siehe  diese  Zeitschr.  Bd.  IX 

iftd  dit  Besuitatv  der  fieobaclitungen  über  die  Aussprache  der  in 
hifv  iielienden  Laote  imHindnstdni  in  den  Wiener  Sitzungsberichten 
dir  j*!iiL  himt^m  Cl&j«e  der  Akad.  d.  Wissenscb.  Bd,  XXKl,  S,  220  ff. 
nWaiif  beruht  die  in  der  neuen  Auflage  gegebene  Daj-steUnng.  In 
kr  biersuf  folgenden  Besprecbnng  der  Lauteintheilung  bei  den 
WadMVi  ürt  das  Material  aus  den  alten  Schriftstellern  bedeutend 
foailifi;  «benso  ist  der  Lautwerth  von  tp,  %,  ^  m\^x  erneuten 
anterworfen  worden.  Die  in  erster  Auflage  für  sie  an* 
Geltung  als  tonlose  Spiranten  (f\  Xi  s*)  im  Altgriechi- 
wkm  battf»  Rudolf  von  ßaumer  am  angeführten  Orte  widerlegt.  Brücke 
ntifelt  jetit  :^'  »  -  "  ni<'ht  mehr»  dass  sie  Aspiratön  Verscbluaa* 
IM«  mit  aniri  Hauch  oder  mit  angehängtem  Beibegerauscb 

mta;  ab#r  die  Lü\\,  in  welcher  der  Vei*schlus8  schwand,  sucht  er 
Mliiieh  ab  mö^ltch  hir!auf7Tirflckt?n:  *viel  früher  (sc.  als  die  Zeit  d66 
VmifÜMB  Ton  '  u  in  sehr  früher  Zeit  mag  wo! 

ii  fiBS*Jii#n  i'  s  gefichwunden  sein*  (S.  iso). 

Die  In  dieser  Birhtung  gegebenen  Erörterungen  werden  von 
iffiehwiBfien^baftlicher  Seite  wenig  Zustimmung  fmden:  that«^rh-- 
Ikkt  UntifhliirkiHten  kommen  darin  vor.  So  wii-d  nach  Max  Müller, 
betöre«  I'  *  ''  *  Stadium  der  Entwicklung  angenommen,  *in 
ii«  io  dc'i  ibät  die  Articulation  der  Verschlus^laute  noch 

ittt  l^[iM«iit.  f  ^b  B«i*<piel  aeoU  mcrt^^  für  riacaq^t;^  Uebergang 
v^t  ifl  ^,  angegeben,  und  hieran«  der  Schbiäs  gezogen,  daas  auch 
|*f  ftr  I*  a^  bei  den  Aeoleni  eintreten  konnte,  letztere  überhaupt 
Stillen  frühen  Stadiam  sieb  abgetrennt  haben.  Bekanntlich  Ungi 
^^1  jf  als  r  ein  ind<>germ.  k  in  Grunde,  wie  schon  Ahrens,  De  diiJ* 


t84     E,  Brüekf,  Gnuadz&ge  der  Phydotope  etc,  an^.  v.  H,  Zimfimr. 

AeoL  p.  41  erkannte;  alJ©  Folgerungen  Brücke's  fallen  dadurch 
Was  das  Verhältnis  von  aeoL  (f?^^  gegeDÜber  gemeingr*  ^^  a' 
langt,  so  kann  meines  Eracbtens  von  einem  Entstehen  des  Labial^ 
ana  dem  Dental,  wie  auch  noch  Curtiuß  annimmt^  keine  Rede  &6i 
Wie  der  Anlaut  von  i;o  ß^itpo^  und  dehpvg  sich  in  dem  des  altiii< 
gärbhas  vereintgeji,  so  kann  auch  gi  und  ^  auf  ein  in'  r -in.  g\ 
zurückgehen  —  vgl  viq^i  zu  W.  gnigh  und  ^e^fdog  glei«  .i^ 

und  aus  einer  solchen  Form  (respect.  g)  lässt  sich  nur  altälov,  zverit 
lit.  iver'is  Baubthier  erklären.  —  S.  105  tritt  Brücke  der  in  der 
sprachwissenscb&ftlieben  Welt  vereinzelt  dastehenden  Ansicht  %i 
Miklosich  über  den  indischen  ri-Vocol  bei. 

Geradezu  auf  da^s  Doppelte  ist  der  zehnte  Ab&chnjtt:  Syi 
matik  der  Sprachlaute  bei  den  Arabern  angewachsen;  er  bietet  th 
für  den  Nichtkenner  des  Arabischen  e'men  fas&lichen  Auszug  aus  d 
Beitragen  zur  Lautlehre  der  arabischen  Sprache.  Wien  1860. 

Da  es  nicht  in  des  Yerfassers  Absicht  lag,  in  dieser  neuen  Auf« 
läge  der  gelehrten  Welt  ein  kritisches  Sammelwerk  über  die  ve; 
.schiodenen  Ansichteu  in  der  physiologischen  Lautlehre  zu  bringe 
sondern  denjenigen ,  welche  Bich  mit  der  letzteren  bekannt  macbeii 
wollen,  einen  Leitfaden,  der  sie  auf  möglichst  kurzem  Wege  zttm 
Ziele  führt  iS.  169),  so  ist  auch  an  dem  letzten  Abschnitt  über  die 
systematischen  Bestrebungen  der  neueren  Zeit  wenig  geändert,  AjqS 
einigen  Stellen  istEück^icbt  genommen  auf  die  inzwischen  erschienene^ 
zweite  Auflage  des  allgeinen  Alphabets  von  Lepsius ;  weggefallen  sind 
die  auf  das  in  M.  >Iüller's,  'The  languages  of  the  seat  of  war  in  the 
©ast*  aufgestellte  System  bezüglichen  Erörterungen. 

Auf  den  beigefügten,  die  Stellungen  der  Mundtheile  für  ver- 
schiedene Sprachliuite  versinnlichenden  Tafeln  ist  die  in  erster  Auf- 
lage dem  deutschen  seh  (s*  x^)  gewidmete  Figur  jetzt  durch  eini 
solche  für  k'  und  g^  ersetzt. 

Die.*s  sind  dio  wosentlichsten  Abweichungen  der  vDrliegendeH' 
neuen  Auflage  gegenüber  der  ersten.  Eine  Kritik  dieser  Aenderungei 
sowie  der  festgehaltenen ,  aber  von  anderer  Seite  angefochtenen  Aa> 
sichten  f  ein  Eintreten  also  in  den  Kampf  der  Physiologen  wird  auw 
von  einem  Laien  in  der  Lautpbysiologie  nicht  erwarten* 

Brücke*8  Arbeit  hat  schon  in  erster  Ausgabe  solch  allgemeii 
Anerkennung  gefunden ,  dass  sie  eines  weiteren  Lobes  nicht  bedarf | 
ihrer  Ani'eguiig  und  Einwirkung  ist  es  hauptsächlich  zu  verdankei 
dass  in  sprachwissenschaftlichen  üntei-suchungeu  an  Stelle  der  ße^ 
schichte  der  Orthographie  immer  mehr  wirkliche  Geschichte  di 
Laute  tritt,  B.  von  Ranmer's  und  Theodor  Jacobi's  frühere  Besire« 
bungen,  die  Lautphysiologie  in  das  Detail  der  LTutersuchungen  ein^ 
zuführen,  hatten  so  wenig  Nacbahmuug  gefunden  iu  si      - 
schaftlicheu  Kreisen»  dass  Scherer  iu  seinem  Buch*/. 
der  deutschen  Sprache'  (1868)  sich  genOthigt  sah,  zuerst  di* 
b^riffe  und  fundamentalen  Sätze  der  Lautphy&iologie  nach  i^ 
Grundzügen  vorauszuschicken,  ehe  er  mit  seiner  Auffinssnug 


Brüdte,  OtnnAgfigi  der  Phjüiologrie  etc.,  ani^.  v.  H,  Ztittmer.      111$ 

IwbnQg  hervortTet^ü  konnte.  Scherer's  Eingreifen  ist  von 
Bder  Wirkung;  jeder,  der  2U  seinen  Andcliten,  die  «^in 
Hauptproblem  der  vergleichenden  Lautlebi*e  der  indogermanischen 
Spradieii  Mi&ndelten«  Stellang  nehmen  wollte,  musste  sieb  znerst 
iäf  ikB  Pkjftiologie  einlassen.  Es  s|>ielt  daher  in  der  Lautgescbtcbte 
li#  Plijraioiogie  jetzt  schm  eine  bedeutende  Eolie ;  sie  dient  nicht 
•ütir  ftUiiii  dazu  Lautöbergänge,  die  man  früher  einfach  ai8  solche 
,-«ii  erklnreu,  sie  wird  häufig  aurlj  verwerthet,  um  an- 
LantQbergäüge  abzuweisen, 

Brftdke's  Gnjndzüge,  8o  in  iiirer  ersten  Auflage  schon  vielen 
meliitatir  Führer,  werden  in  ihrer  erweiterten  und  verbesserten 

» dttr  Spraehforsehung  sicherlich  weiterhin  noch  vieUni  Gewinn 

i;  «11»  wierd^n  ihre  alte  Geltung  fort  behalten  auch  neben  einem 
itfl  fliklisiitig  mit  dieser  zweiten  Autiage  erschienenen  Werke: 
'flviia4sQ^  der  Lantphysiologie  zur  Einführung  in  das  Studium  der 
tefeire  der  indogermanisclien  Sprachen'  von  Ednard  Sievers, 
lil|i%  1676.  Band  I  der  Bibliothek  der  indogermanischen  Gram* 
mtiUsim.  Wie  Titel  und  Vorrede  anzeigen ,  erhebt  Sievers  nicht  den 
iül^rlK  ^ine  vollständige  Einführung  in  das  Studium  'der  all- 
IIMiiMi  i  ift  zu  geben;  utinge^chlossen  ist  daher  vorab 

ütBlrfrl^N  Sprachlaute,  dit^  nicht  im  engern  Gebiete  der 

lipginBaiiiHchon  8priic)ien  vorkommen,  es  fehleu  auch  die  geschieht- 
lldlip  Afiftrhnitt^  I,  IX,  XI  der  Brücke  &chen  Grundzüge,  Dem  Werke 
füi^:  nthümlicli  ist  das  zweite  Oapitel  des  dritten  Abschnitta, 

Iv  Abrr  Acrt'ut  und  Quantität  handelt^  äowie  der  ganze  höchst  dan- 
litoW€itlia  vierte  Abschnitt  *vom  Lautwandel*.  In  dpr  Anordnung 
4m  fMuitiilfani  '^''Sf  sowie  auch  in  der  Auffassung 

lidst  Läuterst  i  Brflcke  und  Sievers  oft  stark  von 

ilMtier  ab.  In  den  schwiengeu,  speciell  physiologischen  Fragen 
illlfekttfr  aufzutreten,  masse  ich  mir  nicht  an:  Brücke  und  Sie- 
mw  teufen  sich  darauf  SelkRtbeobachtetes  tu  geben.  Wenn  Sievers 
m  ler  Bioleitung  (B,  V)  *den  viel  benutzten  Arbeiten  Brücke's'  nach« 
«gt,  dan  f  ie  'durrh  ihren  starren  Scbeinatisoms  jetzt  den  Fortschritt 
4r  Fbffdunig  fiast  eher  zu  hemmen  als  zu  fordern  geeignet  ersehet- 
■«V  io  lie^  hterin  eine  Anmassung  und  Selbstüberschätzung,  die 
Wl»  MaaDtt  wie  Brt)cke  gegenüber  am  wenigsten  am  Platz  ist,  I>a6 
hnlMi,  cii  Brücke  in  Op[Kisitton  zu  treten,  zeigt  sich  sonst  noch 
tMhdi  tn  der  Arbeit  iron  Sievers,  Da  selbige,  wie  schon  bemerkt, 
im  lad  far  oteht  ein  System  der  Lautphysiologie  überhaupt  inU 
lüiün  wenentlich  zu  einer  'Orientierung  über  die  zum  Verstaudnis 
^  Unllifefi  iHylhwen>r  iuen  lautlic-hen  Fragen,  sowie 

m  PttMaBaC  ttaer  « i*  nninologie'  für  eine  Eeihe  vom 

^l^matilüi  bestimint  ist,  »u  ktum  d»^  Vorgc^hen  Sievers^  häulg 
«aitoirWatai  eine  ganz  neue  Terminologie  zu  schaffen,  feiivlelMiide 
V^aft  an  dteeem  Orte  in  Frage  zu  stellen,  nur  getadelt  werden. 

Berlin.  Heinrich  Zimmer. 


196     C.  BhUc,  GcBschichte  der  neunten  Zeit  etc».  txig.  r.  Fr. 
Dr.  ConstantiD  Bulle,  Geschichte  der  neuesten  Zeit  l8!l 

1871-  2   Band  von  1848- löTl.  1    '2.  ft.^ltV  l>i7G.  V<^rh*'j  v^n  ¥j 
sind  Comp.  (839  8S.  8*.) 

Die  Fluth  von  Werken  berufener  uthi  liucji  lueur  imiMrur 
Geschichtsbaumeiöter  und  Schreiber  im  Bereiche  neuerer  und  netie 
ster  (reschichte  ist  seit  1848  im  Steigen  begriffen.  Das 
Bedürfnis  jedes  Gebildeten,  im  weiten  S|>ielnKime  der  siel 
den  politischen  Tagesfrag'en  historisch  orientiort  zu  sein,  erklärt  da 
immer  stärkere  Angebot  zur  Deckung  dieses  gesteigerten  Gemeiii 
bedarfes.  Gute  und  schlechte  Waare  wird  auf  den  Büchermarkt  dt 
Tages  geworfen,  von  der  Leserwelt  verworfen  oder  rasch  verschloniereB 
seltener  mnssevoll  verwoi-thet.  Der  erste  Band  des  in  Rede  stehen 
den  Werkes  tllr  die  Zeit  von  1815—1848  fand  von  allen  Seiten  ein 
frenndlicbo  Aufnahme.  Hier  wnrde  die  gewandte,  nöchteme  und  do 
nicht  trockene  Darstellung,  dort,  die  Schfirfe  und  Sicherheit  dea^ 
tischen  ürtheils,  die  wissenschaftliche  Schulung,  die  Objectivit 
Vf/üj  gerühmt.  In  der  Tbat  hebt  sich  Bnlle's  Werk  von  manche 
Dutzondarbeit  vortheilhaft  ab;  dies  beweist  auch  der  zweite  Band 
der  in  der  That  kein  leichtes  Stück  Arbeit  mit  unleugbarer  Sicherhe 
des  Gedankens  und  Wortes  bewältigt,  ohne  auf  originelle  Tiefe  di 
Auffassung  Anspruch  zu  machen. 

In  63  Capiteln  behiindelt  Bulle  die  bewegte,  unserem  Empfin 
den  und  subjoctivem  ürtheJle  so  nahe  gerückte  Epoclie.    Den  Ana 
gangspunct  bildet  die  „deutsche  Kevokition  in  den  Flitterwochen** 
Ihr  Ergebnis  kennzeichnet  der  Vf.  in  folgenden  Worten:  ».Der  er 
Sturmlauf  der  Devolution  war  um  die  Mitte  des  Mai  in  ganz  Enrop 
vorüber  und  die  Gegenwirkungen  begannen  bemerklich  zu  werdeuj 
mit  der  erstarkenden  Kratlt  der  Regierungen  wuchs  aber  auch  d« 
Widerstand ,  den  sie  einer  Unterordnung  unter  die  künftige  Reichs 
gewalt  und  den  Beschlüssen  des  (Frankfnrter)  Parlamentes  tn  leistoij 
wünschen  mussten;  und  gerade  in  dem  Staate,  auf  welchen  es  art 
meisten  ankam,  in  Preussen,  trat  fast  gleicbÄoitig  mit  dem  deutsche 
Reichstag  die  neugeschalfene  Landesvertretung  zusammen »  dio 
gross  und  einflussreicb  war,  um  sich  der  Frankfurter  Versanimlung 
gegenüber  untergeordnet  zu  fühlen  und  fügsam  zu  bezeigen,  und  du- 
deshalb  das  preussische  Sonderbe wiisstsein  und  damit  die  Schwierig 
keiten   der   deutschen  Verfassnngs frage   wosnntlich  vermehrte.    Nu 
wenn  die  preussische  Führung  der  leitende  Gedanke  des  Frankfurt« 
Parlamentes  wurde,  durfte  dies  hoffen,  mit  dem  Berliner  in  gutei 
Einvernehmen  zu  bleiben;  dahin  drängte  also  unbedingt  die  poli 
tische  Klugheit.   Es  rieth   dazu   überdies   auch  die  ai 
Lage  Oesterreichs ,  das  zu  einer  hirulernden  Emmischu 
Uch  unluhig  war.    Das  Frankfnrter  Parlament  aber 
günstigen  Moment  und  gefährdete  so  von  Anfang  au  \i 

der  Aufgabe,  die  ihm  gestellt  war**.  Diese  Stelle  möge  als  Betspti 
der  nüchtenien  Auffassung  und  des  Stiles  gelten. 

Bulle  verleugnet  keinen  Augenblick  den  specifiseh^nor^ 
deutschen,  den  i»reo8sischen  Standpanct;  man  erkennt  di^ 


J.  B«clr,  hehihmh  der  allg.  Gescbiolvt^.  ang.  ¥4  1^.  JTrcmf^.    IST 

lieirten«  wenn  man  S.  144  den  SiegSchwarzenber^^*^  über  Preussen« 
.  432  diis  Misslingen  des  Frankfurter  Filrstentagas  unter  Oester- 
nkbM  FQttmog,  S.  bHd  ff.  den  Krieg  von  1866  dai-gestellt  liest; 
iirf«Bdfl  aber  begegnet  dem  Leser  eine  schwülstige  Lobhudelei  des 
K^mm^f  ein  unwürdiges  Sehiuäben  des  Fremden.  VergUücht  man 
Mle'ü  Werk  in  den  *^i'  /en  Partien  mit  der  Darstellung  des 

•  DgUi<:U  tidfern.  ^  I  lern  Springer  oder  mit  Roggens 

JMiT&aÜsitscben  Federzeichnungen  in  den  Werken  beider  über  Geister* 
mchit  GfEüchtcbte»  so  muss  anerkannt  werden,  dass  Bulle  weniger 
^taainiisttigch  und  nationalpoliti&f  b  unbefangener  nrthailt 
ib  Springer  und  ungleich  vornehmer  denkt  und  »cbreibt 
it»  Rone.  Bulle  sagt  seine  Meinung  gegen  Oesterreicb  mit  unver- 
tfMrt>     ~         kaii  ans,  über  er  spinthisiert  und  rais;onniert  nicht. 

tu  Werke,  das  auf  839  Seiten  die  ganr-e  stofflich  über- 
liklw  Epoche  von  1848—1871  pragmatisch  und  gemeinlasslich  dar* 
aitolbii  bat,  darf  man  nicht  tnit  der  BriUe  nach  all  dorn  suchen, 
lü  tiodi  darin  behandelt  werden  soUte;  man  musB  sieb  mit  der 
Bürtlieilung  des  Gebotenen  begnägen  nnd  zufrieden  sein,  wenn  dag- 
Mite  dm  Wesentliche  unitasst  und  organisch  Terbnnden  darstellt ; 
VHUS  ea  l  ^  -sie  und  Entstellungen  des  Thatsäch- 

lUMn  bi^  i [es  Werke  anznerkenneu.  Das  Bncb 

Üftti  und  viui  *^beu  nicht  häufiger  Lesbarkeit,  bei  all  dem 
Mnog^oen  ^eiuer  Auhtge.  Ein  brauchbares  Register  erhöht  die  An* 
■lliolichkett  in  der  Benutzung.  Mit  Schnltbess'  Geschichtskalender 
QmS  *]^'^*--"\  diplom.  Hiiudbuche  and  dessen  europäischer  Chronik 
nG'  verbunden  leistet  es  dem  Geschichts freunde  und  Lehrer 

Ar  *i-  ■      1  '•  bte  die  besten  Dienste,  Die  Ausstattung  em- 

|Mi^  •  ot^n  Dnick  nnd  sonstige  lorzüge  einer  tüch- 

tig«!] I  ditr  Press  (18  u.  21  Mark  för  beide  B&nde)  iat 


'Jorei  iie<K,  -^.^^b•n£pgl.  bad.  gclu  Hofrath,  Lehrbuch  der 
il%emeinen  <»»^^«  hicLte  für  h^hotp  rnterrichtsanstalten  and  «am 
IVivmtgebrv  ift«.   neul  und  bis  anf  die  Gegenw&rt 

1bf1|r«nbtT  H&iiDOYui ibn'^lie  Buchhandlung,  XVI 

oail  im  S.-*.  >  iii'hrbuch  *[*ii  iUigemeincn  Geschichte  für 
S^hbto  Qud  Hau».  Brster  Tbril.) 

Im  J,  I8ä5  gab  der  VW  sein  dreitheiliges  Lekrbucb  (l.  Tbeil: 
AÜirtxijeliui  t%^b.>rKirht  der  Gescliichte  und  ihres  Entwicklungsganges  ; 
t  T  ao  der  (triecbeu  und  R<imer  mit  besonderer  Bück- 

cidk;  «^ji  .^i»,uuMM^ie  uud  Literatur;  '^i.  Tbeil  L  Abtb.:  Oeschiclite 
^Dvntschen,  in^be&ünvit'io  dl^H  Mittelalters;  2.  Abth. :  Geschieht** 
im  mm>r  letzten  Jahrhundi^rU?  und  der  euro- 

littdiea  i^  Pn^ossen,  Fninkmch,  England 

Ad  Attfisk^;  ^.  Abtb.:  Ge»cbicht6  der  Staaten  Europaa) 

•  üttter  ertten  n^-irltitung  heraus.  Es  ^^  ;  N<'hüler  betahigeii, 

lüStiuiinia  ^'  Ti,  sofern  er  hiezu  Geschick  habe,  CKler  der 

j^pftttidien  Wrli5r:^^lathte  auf  der  Universität  zu  beginnen.  Damit 


IM    J.  Beck,  Lehrbacb  der  a^g.  OddChiehte,  ^g.  v.  #V.  KroneM, 

traten  bald  ein  Iiistorisch-geogi-aphiscb-statistisclier  Atlas  m  25  Kar^ 
ten  und  s}Ticbroniatiscbe  Tabellen  zur  üebersicht  der  allgemeiueii 
Geschiebte  und  Caltnr  in  Verbindung.  Beck  war  einer  der  ersten 
welcher  die  Bebandlungr  der  Geschichte  in  gesonderten  Cursen  od 
Stufen  anbahntet  und  als  solche  erschienen  in  neuer  Bearbeitung: 
Erster  Cnrsns:  Lehrbuch  der  aUgemeinen  Geschichte  usw.,  dessenl 
ei Ifte  Auflage  unserer  Besprechung  Torliegt;  zweiter  Cursuey 
G«B€hichte  der  Griechen  und  Römer  in  zwei  Abtheilungen,  1874  li 
vierter  Ausgabe  jdritterCnrsus:  Geschichte  des  deutschen  Volke 
und  Landes ,  1869  in  dntter  Ausgabe«  und  vierter  Cnrsns; 
schichte  von  Frankreich,  England,  Polen  und  Bussland  in  7-w« 
Abth,  1872, 

Das  Leb vb ach   der   allgemeinen   Geschichte  in   de 
neuesten  Bearbeituug  gliedert  sich  folgendermassen :  Einleitung 
Erster  Theil:  Alte  Geschichte,  von  den  ersten  Anfangen  der 
Geschichte  bis  auf  die  Erscheinung  Christi  in  drei  Perioden:  1»  Von 
d«r  iUtesten  Zeit  bis  auf  Cyrus.  2.  Von  Cyrus  bis  auf  Alexander  d,  GrJ 
3.  Von   den  5&eiten  Alexanders  d,  Gr.   bis  auf  Christus.  Zweitei 
Theil;  Mittlere  Geschichte,  von  der  Erscheinung  des  Christen*^ 
tbuMs  bis  auf  die  Entdeckung  der  neuen  Welt.  Vier  Perioden:  X.  Vofl 
AugustuB  bis  Odoaker,  2.  Von  Odoaker  bis  auf  den  Tod  Karls  d.  OrJ 
3.  Von  dem  Tode  Karls  d,  Gn  bis  auf  die  Zeiten  Gregors  VII.  4.  Vol( 
den  Zeiten  Gregors  VII.  bis  Columbiis,    Dritter  Theil:  Neaeri 
Geschichte,   von  den  Zeiten  des  Columbns  bis  auf  unsere  S^it.1 
1.  Von  den  Zeiten  des  Columbos  bis  Ludwig  XIV;  2.  von  Ludwig  XI\ 
bis  Ludwig  XVI;  3,  von  der  französischen  Kevolütion  1789  bis 
nnsere  Zeit.    Daran  schllesst  sich  ein  Anhang:    0 ebersiebt   d#1 
neuesten  Geschichte  1815—1872. 

Die  VertheiJnng  des  Stoffes,  die  ganze  Anlage,  die  Glieder 
in  kleinere  Abschnitt« ,  die  Anbringung  kurzer  Literaturangaben , 
Heraushebung  der  wichtigeren  durch  den  Dmck,  das  Okonomiseha 
in  der  Auswahl  der  Thatsachen  und  Jahreszahlen  —  Alles  lüsst  den 
erfahrenen  Praktiker,  den  Virtuosen  in  der  Technik  eineri 
solchen  Elementarwerkes  und  Leitfadens  erkennen.  Selbst  das  ge< 
g  r  a  p  h  i  s  c  h  e  M  0  m  e  n  t  Ist  auf  dem  engen  Räume  einer  Weltgescbicfat 
von  580  SS.  nicht  vernachlässigt.  Die  Grnndanschauungen  des  Vf/a 
sind  1876  dieselben,  wie  sie  vor  40  Jahren  sein  Work  in  erster  Be-^ 
arbeitung  aussprach-  So,  wenn  er  die  Geschichte  ein  .J ehrreiches  und 
tröstliches,  aber  auch  warnendes  Gemälde  von  der  Erziehung  de 
.Menschengeschlechtes  durch  Gott*  nennt  („die  fortschreitende  Offen 
baning  Gottes  im  Leben  der  Menschheit  selbst,  oder  die  Krziehung 
und  Heranbildung  derselben  t\t  Gottabnlichkeit**  heis^t  es  im  Vor^ 
Worte  der  ersten  Bearbpitung  von  1836),  wenn  or  meint,  dasft« 
SchiJpfungsgeschichte  der  heiligen  Schrift  und  die  Natnrwis 
m  ihren  Forschungen  mit  jener  in  allem  Wesentlichen  überein^tim« 
men**,  dass  die  sechs  Scböpfnngstage  der  Bibel  ^mehr  oder  mindeij 
entstellt  in  den  sogenannten  Kosmogouien  oder  Lehren  von  de| 


OUq  Si^Cj  Vorkflungen  etc.,  img.  t.  G.  Wagi^er.  IS9 

mig^  der  Welt  bei  anJem  Völkern  vorkommen  "^  wenn  er  dich 

mil  den  StaDdpuuct  der  Bibel  gUUt  uud  tn  der  AbsUmmungs* 

nA  Baoenfrage  der  Menschheit  von  den  netien  Forschungen  gani 

Ittn-trhiii  ist  dieser  eonservative  Positivlamiis  nunder 
«diftdlkh  als  yerwirreDde  Andeutungen  widersprechender  ForschuQ- 
^m  QDd  negatnrer  ErgebniBse:  denn  er  stört  niclit  weiter  die  Dar- 
Mhmg   der  weltgeschichtlichen  Thatsachen.   Vergleichen  wir  die 

RM  H&uptabtheilungen  des  Werkes,  so  ist  entschieden  das  Alter- 
um  am  besten  nnd  durchsichtigsten  behandelt.  Das  zeigt 
b  «Heil  in  den  nicht  überreichen  aber  gut  gewählten  Literatur- 
labüi.  Das  Mittelalter  iü^t  weit  stiefmütterlicher  bedacht.  So 
kH  öch  t.  B.  fär  die  ganze  Epoche  von  1250  bis  auf  Karl  lY,  nnr 
Bii  Wirk  xiTid  7w.nr  DOnuigeg  Geschichte  des  dentschen  Kaisertfaums 
qa  14.  Jat  .   1641 !  citiert.  Ueberaos  knapp  aber  gut  über- 

sidUidi«  i  ..  ^  ^ .  ü  ab  mit  Literaturangaben  gar  nicht  bedacht»  er^ 
diu  netierf»  ücschicht«  bis  1815.  Verhaltnism&ssig  ungleich 
fiictier  ist  der  Anhang  «Uebersicht  der  neuesten  Geschichto 
1115—1876"  (S.  406—480)  gehalten  und  die  Darstellung  dis 
Kiivgi»  iwiscfacn  Deutschland  und  Frankreich  (1870)  zeigt  sogar 
tiiü  «l«UiM]Wfti»e  Warm««  der  sonst  kühlen  und  nüchternen  Darstel- 
Inf.  Den  SeUa^  bilden  vier  Pai'agra)>he :  Wissenschaft  und  Knnsti 
Sitiirfftrsri\nni?,  NatioualÜteratur,  zeichnende  Künste  und  Musik,  — 
«Bt  3^  he  Zusammenstellung  van  Namen. 

k^  jöi  ^irl  in  dem  Bacha  geboten^  der  Stil  durchsichtig,  alle 

nehlichen  VerstAsa«  gemieden;  nicht  überall  die  neueste  For- 

finrertbet,  abi^r  das  Wesentlichste  nicht  übersehen.  Die  Aua- 

ici  ansprechend,  der  Druck  von  seltener  Correctheit, 

kt  PniM  (3  Mark)  nicht  hoch. 

Orat.  Fr.  Krön  es. 


Über  analytische  Geometrie  des  Raumes,  inabeson- 

Ob^d&ch^ii  zweiter  Ordnung  von  Otto  Hesse.  Reridiert 
«id  nil  Ztuils«»  versehen  von  Dr.  S.  Gundelfingen  3.  Anfl.  gr.  & 
B.  G.  Teubo<!r.  Lcipii^  18T6. 

i/tr  vorliugendoD  dritten  Auflage,  welche  nach  dem  Tode 

durch  Prof,  Guudelßnger  in  Tübingen  besorgt  wurde, 

"^^^lichc  Lehrgang  des  trefflichen  Buches  beibehalten 

^r  H«?rmHgeber  nur  auf  eine  Ergäniung  des  Stoffes 

DtcM  ErginiuDg  lietrifft  namentlich  die  Theorie  der  quadrati- 
■iin  Firmen,  welche  in  vier  Snpplenienton,  nai'h  den  Arbeiten  von 
Ir^iecker  und  W eierst rass  gegeben  wurde.  In  den  beiden 
MiD  Abichuitttin  wird  die  lineare  Transformation  einer  <|uadrati- 
tia  Ponn  in  mm  Summe  von  Quin! raten  und  im  Anschluas  daran 
^  fltttülcjition  der  FlAchen  zweiter  Ordnung  behandelt.  Das  dritt« 


140    F.  Hetsdh,  Anleitung  zum  Studium  etc.,  ang.  v»  E.  Koutny. 

Supplement  enthält  das  Wichtigste  über  Flächenbüschel  zweiter  Cid 
nnng,  und  das  vierte  endlich  die  lineare  Transformation  zweie 
quadratischer  Formen,  wobei  die  von  Weierstrassin  den  Sitzungs 
berichten  der  Berliner  Akademie  veröffentlichten  Abhandlungen  be 
rücksic^htigt  werden.  Diesen  vier  Abschnitten  folgt  ein  Anhang  übe 
die  Planetenbewegung. 

Ausserdem  hat  das  Buch  noch  einige  kleinere  Zusätze  mi 
Berichtigungen ,  namentlich  in  der  Lehre  von  den  Focalcurven  er 
halten. 

Grundriss  der  Experimentalphysik  von  E.  Jochmann.  4.  verl 
Aufl.  Vermehrt  um  die  Elemente  der  Astronomie  und  mathem.  Qm 
^phie  von  0.  Hermes.  Berlin  1876.  Verlag  von  Winckelmann  un 
Söhne. 

Die  neue  Auflage  dieses  vortrefflichen  Lehrbuches  hat  dfurej 
HinzufQgung  der  Elemente  der  Astronomie  und  mathematischen  6eo 
graphie  eine  glückliche  Bereicherung  erfahren.  Dieselben  sind  theO 
weise  nach  den  hinterlassenen  Notizen  Jochmanns  von  Hermes  ne 
behandelt  und  enthalten  so  ziemlich  alles ,  was  von  Mittelschal-* Abi 
tnrienten  an  astronomischen  Kenntnissen  billig  verlangt  werden  kann 

Bei  dem  grossen  Mangel  an  guten  Lehrbüchern  der  Physi 
möchte  ich  bei  dieser  Gelegenheit  alle  Fachcollegen  auf  das  obei 
genannte  Werkchen  aufmerksam  machen.  Dasselbe  ist  aus  den  Scbrif 
ten,  nach  welchen  Jochmann  (t  1871  als  Professor  am  Eöllnisohei 
Gymnasium  in  Berlin)  eine  Reihe  von  Jahren  unterrichtete,  von  seinen 
Schüler  und  Nachfolger  zusammengestellt  und  herausgegeben  wor 
den.  Der  Umstand,  dass  seit  1872  bereits  die  vierte  Auflage  n(^thi| 
wurde,  femer  die  rasche  Einführung  an  sehr  vielen  Mittelschale] 
Preussens  spricht  wol  von  selbst  für  die  Güte  des  Buches.  Ausserdei 
empfiehlt  sich  dasselbe  durch  den  billigst  gestellten  Preis ,  am  es  ai 
competenter  Stelle  zur  Approbation  vorzuschlagen. 

Wien.  Dr.  Georg  Wagner. 


6.  F.  Ketsch,  Anleitung  zum  Studium  der  Perspective  an< 
deren  Anwendung.  Nach  der  dritten  dänischen  Auflage  deutsd 
bearbeitet  von  Dr.  J.  Scholz.  Leipzig  1877. 

Wir  haben  eines  der  zahlreichen  Werke  vor  uns,  welche  e 
sich  zur  Aufgabe  stellen  mit  einem  Minimum  mathematischer  tun 
geometrischer  Eröi-terungen  die  Principien  und  coustructiven  Ans 
führungen  der  Perspective  in  solcher  Weise  klar  zu  legen ,  dass  sii 
auch  den  mathematisch  minder  Vorgebildeten  leicht  zugänglich  an< 
verständlich  werden.  Soll  hiebei  die  wissenschaftliche  Basis  der  Per 
spective  nicht  ignoriert,  und  vermieden  werden,  dass  das  Werk  zi 
einem  Beceptbuche  für  angehende  Maler  werde ,  so  hat  sich  dami 
der  Verfasser  eine  schwierige  Aufgabe  gestellt,  deren  glücklieb 
Lösung  alle  Anerkennung  verdient. 


A  Zippüf  AbbUdiiDgeii  etc.«  a&g*  v.  Z   lUidmnU, 


141 


Ziele  recht  nahe  gek<>o:im*>n  zu  ^eiu,  kann  dem  vor- 
_  rke  nachgerühmt  werden.   Dasselbe  fordert  von  seinem 

Xjmr  litoss  die  Kenntniss  der  Fnndamentalsätze  der  Geometrie  und 
tuufft  CelMiiig  iü  räumlicher  Vorstellnug,  in  welch  letzterer  Bezie* 
ta^  durtli  parallelperspectivische  Figuren  reichlich  nachgeholfen 
viri.  Dit  8^e  der  Perspective  werden  aus  den  Grundprincipien 
CUiT  WiflMQSchafb  correct  abgeleitet  und  die  Constructionen  syste- 
■ri^f*^  Qod  leicht  verständlich  entwickelt. 

D«r  eiste  Abschnitt  behandelt  in  genügender  Ausdehnung  die 
Lbrii8p«r«pi»ctir0 ,  die  zweite  Abtheilung  enthält  den  elementaren 
Tkol  der  iperspecti  vi  sehen  Schattenlehre  an  zweckmässig  gewählten 
M^imImi  trläntert,  die  dritte  Abtheilung  die  einfachen  Reflexe  und 
lit  rart«  die  Lnft:perspective,  von  welcher  die  wesentlichsten  Sätze 
Pftbco  werden. 

Die  dem  Werke  zum  Schlüsse  beigegebene  grössere  Tafel  ent* 
hUi  «■«  e«hr  zweckmässig  gewählte  Gruppierung  verschiedener  Ob* 
)icl*  Ja  pef«|i«ctifi8cher  Darstellung,  welche  die  verschiedenen  Ver- 
VAHiiw»  einer  perspectivischen  Zeichnung  in  ihrer  Zusammenwir- 
httf  Hat  Teranschauli«  ht. 

Dor  niedere  Kostoupreiä  |3  M.)  madit  dies  ßach  Jedermann 
i^taglicfei  —  und  entschuldigt,  wenn  die  Ausführung  der  Hoh- 
Mkultt  so  Tieles  xu  wünschen  ftbrig  lässt. 

SdiUossUch  glanban  wir  doch  auch  bemerken  zu  sollen ,  dass 
Mikit  die  wenigen  geometrischen  Sätze,  auf  welche  die  Construc* 
te«  basiert  sind,  eine  präcisere  Fassung  und  Ableitung  derGnmd- 
lifrifp!   Vftrschwindungspunct,  Yerschwindnngslime  etc.  gestattet 


Grat, 


Emil  Eoutny. 


Wie  ein  eingesendeter  Prospekt  mittheüt,  erscheinen  im  Yer- 
^  Toii  Tieweg  uud  Sohn  zu  Braunschweig 

ÜMUiuifeo  ausländischer  Culiurpflaiizen  in  bunten  Wandtafeln, 

telH|fftbeil  von  Horman  Zippe)  und  Carl  Bo  11  mann. 

ite  beigegebene  Probeblatt  bnngi  den  Kaffeebaum  und  Thee- 
vwiDch.  Der  Ma^iü^stah  ist  genügend  gross,  die  Abbildungen  sind  im 
WiHtttlklien  richtig,  die  Färbung  ist  meist  eine  entsprechende.  Der 
Ml  der  ersten  21  Arten  umfassenden  Abtheilung  ist  ein  massiger 
niMirk),  Wenn  die  Öbrigen  Tafeln  hinter  der  der  Probetafel  nicht 
■rtckbleiben,  ^  darfte  dieser  Atlas  eiu  brauchbares  Hilfsmittel  bei 
^  ^nt^rrkbte  aus  der  Botanik  an  Mittelschulen  bilden. 


Wien. 


L.  Eeichardt. 


Itt  Programmen  schau. 

Programmen  schau. 
(Fortsetsnng  aus  Heft  I  des  Jahrg.  1877.) 

65.  Dr.  A.  Lab  er,  Die  jonische  Phyle  der  FeXeovreg.  (Ja) 
bericht  des  k.  k.  Staatsgymnasiums  in  Görz.  1876.  S.  3—9.) 

Der  Verf.  bringt  den  griechischen  Stamm  yeX  mit  der  Sans! 
wnrzel  jal  in  Verbindung  und  erklärt  die  Feliovreg  als  «die 
schützenden^,  „die  Hüter'',  d.  i.  Landwehrmänner;  ohne  dass  d 
Abweichung  von  der  gewöhnlichen  Erklärung  (vgl.  Duncker  ÜI,  1 
gerade  durch  ausschlaggebende  Gründe  motiviert  würde  oder  da 
Consequenzen  gezogen  wären,  welche  die  bisherige  Auffassung 
Wesens  der  FaXiovreg  derogierten.  Im  Uebrigen  verweisen  wir 
die  Abhandlung  Th.  Benfey*s  über  ^Zevg  FbUcdv^  in  den  Na 
von  d.  kgl.  Ges.  d.  Wissenschaften  in  Göttingen  1877.  Nr.  I;  w 
freilich  auch  für  den  Namen  der  reXaovreg  eine  endgiltige  ErUäi 
beizubringen  abgelehnt  wird. 


66.  Alb.  V.  Hörmanu,  Gaza,  Stadt,  Umgebung  und  Qesohic 
(Erstes  Programm  des  förstbischöfl.  Enabenseminars  der  Diöoese 
xen,  Privatlehranstalt  d.  Z.  in  Rothholz.  1876.  ö.  3-34.) 

Der  Verf.  kennt  Stadt  und  Umgebung  von  Gaza  aus  eig 
Anschauung,  da  er  im  J.  1865  Palästina  bereiste.  Er  führt  den  I 
an  der  Hand  seiner  Erlebnisse  in  die  Stadt  ein  und  schildert  d 
Alterthümer  wie  auch  die  gegenwärtigen  Zustände,  soweit  sie 
dabei  bekannt  wurden.  Dann  wird  die  Geschichte  von  Gaza  recat 
liert ;  die  Stadt  hat  eine  bedeutende  Solle  gespielt  in  den  Kam 
zwischen  den  Philistern  und  den  Juden,  zwischen  Aegypten  und 
Weltmonarchien  von  Mesopotamien ;  im  Mittelalter  zur  Zeit  der  Er 
Züge;  1799  bei  Bonaparte's  Expedition  in  den  Kämpfen  der  F: 
zosen  und  Türken.  Gaza  war,  wie  der  Verf.  auseinandersetzt,  zu  i 
Zeiten  der  Schlüssel  Egypteus  für  einen  Eroberer,  der  aus  Asien 
hin  vordrang,  der  Schlüssel  Syriens  für  jeden  Feind,  der  aus  Aegy 
kam ;  gegenwärtig  ist  es  wichtig  als  der  Ausgangspunct  der  K 
vanenzüge  in  die  Wüste  von  Arabien,  namentlich  auch  der  Pil; 
fohrten  nach  Mekka. 

Da  Gaza  in  jenen  Kriegen  mehi'  als  einmal  zerstört  wurde 
lässt  sich  nicht  feststellen ,  ob  die  Neugründung  immer  wieder 
demselben  Platze  erfolgte.  Eine  Controverse ,  die  der  Verf.  S.  1 
eingehend  behandelt.  Li  römischer  Zeit  erlebte  die  Stadt  eine  d 
unbedeutende  Blüthe ;  sie  zählte ,  wie  so  viele  andere  Städte  As 
und  Syriens,  ihre  Aera  von  Pompeius  an,  später  wieder  von  Hadi 
der  Gaza  sehr  begünstigte.  Es  ward  wol  durch  diesen  Kaiser  Col< 
Vgl.  Marquardt,  B.  Staatsverw.  I,  272.  Der  Verf.  geht  auf  die 
durch  eine  Inschrift  illustrierten ,  aber  sonst  dunkeln  Punct  S 
nicht  ein,  obwol  man  erwarten  konnte,  dass  er  diesbezüglichste! 


"hogmamm^m- 


US 


t.  In  '  -bYzantinis^cher  Zeit  entfaltete  sich  in  Gaza  ein 

I  los  Treiben,  Mb  das  HeidcDthiim  und  damit  die 

C<mtfi>?ef96  anf  rationalistischer  Grusdlage  durch  die  Antokratoren 
pfviltami  anttrdrQckt  w^rde*  Dem  Hader  der  christlichen  Secten 
McMifi  di^  Araber  eiji  Ende. 

Di«  Torüegteiide  Arbeit  enthUIt  in  dieser  Hinsicht  eiiie  Zusammen- 
tütlanf  d«s  Stoffes  ans  dem  etnBcblfi^igeii  Werken  von  GueriDt  Kohin- 
m.  Stark,  Eitler,  Dancker  u.  a.;  wo  diese  Autoren  in  ihren  Ansichten 
wtMMttdcrgehen,  sucht  der  Verfasser  dem  gegenüber  wol  auch  deiEe 
tigiDii  MecBuiig  zur  Geltung  zu  hringen. 


ß  Tr..f..ig^Qji^  Drei  synchronistische  Daten  des  rOmiscben 
K  vor  der  Julianischen  Reform,  (Programm  des  k,  k. 

U>  in  Trieat  1876.  Seite  1—19.) 

! .  geht  von  der  Erklärung  des  We&ens  der  Mond*  and 
labn»  aus,  «rörtert  sodann  die  Bestrebungen^  zwischen  beiden 
llotchung  zu  Anden  und  deren  Irrsale  bei  den  Römern.  Aus  der 
läUiiSin  Verwirrung  des  altromischen  Kalenderwesens  ragen  nur  drei 
m  «ntr  wIniiioiDiflchen  Fixierung  geeignete  Daten  hervor,  die  zu« 
^0di  an  dnai  be^tinnntttn  Tag  dos  vorcaeearischen  Kalenders  ge- 
M|ft  aiad*  1.  Die  nstemis  dos  rOmisehen  5.  Juli  354  der 

Umnitchen  Aera ,  v  ,.  des  anticipierten  jolianischeu  2 1 .  Juni 

MOt.  Clir.  ist.  2.  Die  ^onnen^stemis  des  römischen  11.  Juli  564, 
«kba  dia  des  14.  März  IDO  v.  Chr.  ist  3.  Die  MondÜnsternis  des 
«WMken  3. — 4.  Sept.  586,  d.  i.  des  julianischen  21. — 22.  Juni 
ISS  f.  Chr.  Von  dtejsen  drei  Finsternissen  war  bisher  die  Mond- 
iKliniia  schon  mehrfach  untersucht,  hingegen  von  den  beiden  Son- 
Mfailanütion  die  erste  nur  ungenügend  dargestellt  und  auch  die 
mjlt  Vtiiig  berechnet  worden.  Diese  Lücke  füllt  die  vorliegende 
irbttil  ans.  Die  Berechnuni?  des  Verf/ij  beruht  auf  den  Sonnen-  und 
tedtafehi  von  l\  A.  Hansen,  aus  denen  die  üerter  für  Sonne  und 
iMd  mit  derjenigen  Geminigkeit  gerechnet  sind »  welche  sich  Übtr- 
Ih^I  «rreichen  lastet.  Audi  die  Rechnung  aber  den  Verlauf  der  Son< 
iniDSiifiiiafia  ist  nach  den  Formeln  gefuhrtt  welche  derselbe  Aatro- 
Mi  tntwickflt  hat.  Der  Bericht  des  Knniu>  Ober  den  Verlauf  der 
JiiMBMftiMt4imiM  fon  354/4(M>p  der  nach  den  früheren  Ilerechnungen 
(iAi  rechi  verstAndlich  war,  ßndet  jetzt  seine  Bestätigung,  Der  Fall 
I  iäft  doQ  römischen  Kalender  im  J,  5Ü4/190  um  114  Tage  ver- 
ithtbai;  abwol  duj  Jahr  vorher  eine  Kalenderreform  stattgefnnden 
Wlli,  thm  doren  Charakter  derVerf*  eine  andere  Ansicht  entwickelt^ 
lIlllMinico  io  der  ^Hi3m.  Chronologie'^.  Bei  der  Moudßnstemis  von 
M/i66,  tth«r  dioaos  dt^m  Alterthuui  zahlreiche  Nachrichten  erhalten 
<U,  feilt  der  Veit  an  der  Hand  »einest  Re^tultates  in  eine  kritische 
CrtftvTtBf  ilor  dArOher  handelnden  Litarator  ein. 


lioebrucli. 


J.J 


ung. 


144 


am^n^cnäUr 


68*  Die  Zeit-  und  Festreclmung  der  katbol.  Kircne,  vod 

Adalbert  Weesa  Fünfter  JabfeBberieht  des  k.  k.  2>taat6*llea]*  an4 
Obergynin,  zu  Wddtjoau.  1876. 

Dem  Wunsche  des  Verfassers,  es  möge  den  Begriffen  und  de 
Geschiebte  der  Zeitrechnung  einige  Auönerksamkeit  in  den  Mittel^ 
schalen  geschenkt  werden ,  kann  man  gewiss  beistimmen ,  und  so  ts^ 
sein  Bestreben»  dem  Lehrer  einen  Rathgeber  biefür  zu  geben,  seht 
dankenswerth.   Die   zu  diesem  Zwecke   publicirte  Ahbandlung  um-^ 
fasst  das  ganze  Gebiet  der  Chronologie,  und  in  ihrem  ersten  Haupte 
abschnitte  bringt  sie  eine  Fülle  von  Details,   die  dem  Lehrer  der 
mathematischen  Geographie   und  der  Philologie  manchen  wiUkom-l 
menen  Anhaltspuuct  geben  dürften.  Leider  ist  die  Auswahl  derselben 
nicht  überall  eine  sorgsame  ♦  indem  der  Verfasser  ganz  nebensäch- 
lichen Dingen  allzngrosse  Bedeutung  zumi^at,   während  er  andera| 
wichtige  übersieht.  Davon  aber  und  von  einigen  Unklarheiten  und 
Verstössen  abgesehen,   ist  dieser  Theil  seinem  Zwecke  recht  out-j 
sprechend;  namentlich  müssen  wir  die  guten  De^itionen  aus  den 
Gebiete  der  mathematischen  Chronologie  rühmend  hervorheben.  Lei^ 
der  können  wir  dies  vom  zweiten ,  welcher  der  christlichen  Festrech - 
nung  gewidmet  ist,  nicht  sagen.  Richtig  nimmt  der  Verf.  hiebe!  al^ 
TheilungsgTund  die  Beweglichkeit  oder  ünbeweglichkeit  der  Festem 
nur  hätte  er  besser  gethan,  seine  Erklärung  der  Symbolik  dem  Augu- 
stinus zu  entnehmen,  statt  seiner  Phantasie  die  Zügel  schiesseu  zu 
lassen.  Katurgemäss  ist  der  grösste  Theil  der  Darstellung  des  Oster-^ 
festes  gewidmet.  Je  schwieriger  nun  dieser  Funct  zu  behandeln  isij 
desto  mehr  ist  Klarheit  und  systematische  Darstellung  nothig;   zu 
allem  UeberÜuss  aber  erschwert  sich  der  Verfasser  diese  selber,  in-^ 
dem  er  gleich  den  Gregorianischen  Kalender  seiner  Darstellung  zu 
Grunde  legt,   statt  an  der  Hand  des  weniger  compLicirten  Jaliani* 
sehen  das  Ostergesetz  zu  entwickeln,  und  dann  die  Modißcationen  in 
jetzigen  Kalender  darzulegen-    Indem  der  Verfasser  von  diesem  ein* 
zig  möglichen  Wege  abweicht,  geräth  er  in  völlige  Systemlosigkeitl 
und  in  arge  Fehler,   Das  erster«  gilt  von  seiner  Darstellung  de$ 
Sonneucyclus  und  der  damit  anzustellenden  Wochentags- Bestim-^ 
mung,  das  letztere  für  die  Eiklärung  des  Mondcyclus  und  der 
rechnung  des  Frühlings -Vollmondes,  Aus  des  Verfassers  Darstellung 
kann  mau  —  mit  Ausnahme  einer  flüchtig  hingeworfeneu  Bemerkung 
(p.  41)  —  nicht  ersehen,  dass  der  Gregorianische  Kalender  fluctui- 
rend  sei ;  im  Gegentheil ,  es  wird  uns  eine  Formel  für  die  Epacte 
allgemein  giltig  hingestellt»  von  der  es  der  böse  Zufall  will,  dass  sie] 
—  die  eigentlich  nur  im  Jalianischeu  Kalender  aber  in  anderem  Sinne 
Giltigkeit  besitzt  —  gerade  für  unsere  Zeit  (1700—1900)  auch  rieh-« 
tige  Resultate  ergibt.  Statt  aller  feineren  Auseinandersetzungen,  di€ 
zu  weit  fahren  würden,  machten  wir  dem  Verfasser  rathen,  nach  sei- 
ner Epactenformel  sowol  als  auch  nach  den  später  (p,  52,  53)  ge-' 
gebenen  Tabellen  den  Ostertag  des  J^res  1902  zu  berechnen,  und 
diesen  mit  der  kirchlichen  Ostertafel  zu  vergleichen ;  er  wird  dann 


keine  Differenz  toq  sieben  Tagen  sich  ergibt  Ksi  ij$t  dies 
bfüU,  —  wpitcrt*  Beisjueie  für  dat-selbe  JÄlirbundert  UesaeD 
>iCi  »«Wer«)  bniuföu,  —  soudriin  iu  dör  unrichtigen,  geradezu  ver- 
fUTCiiiden  D^iatellaiig  der  jetzigen  Osterberecbnung  begründet. 
Birliii.  KdltenbruDoer. 


Nico  X  historickiJhü  bliiskosloTi  francoiwWlio,  Van  Prof,  J. 
Holaki^Yiiky.  IV,  Progr.  des  k,  L  RcAl-UjtnnjiBitimä  in  Wittingau 

Der  Ttrfa^dr  will  übersichtlich  zeigen,  welche  Vorwv^  ^':^^-ini 
u«  lAt^iniselieii  Vocde  nahmen  in  der  Umbildung  in'B  Fru 

NAcli4oin   '  "  '    K   Qber  die  U.    :.i^iii- 

tkܫ  und  die  Eil  i'.Aohe  vorau^t-'^j>._'lii'.;kt 

Ui,  daillei  er   die  n^  der  betontron  und  der  unbetonleu 

^Mb  im  uiiiftr  gedrui  ^  i^ersic^lit  mit  Beispielen  an. 

Dtn  gt^aamiiiten  Inhalt  dieses  ^J  Seiten  umfa^^senden  AufsatxeR 

(cUpA  der  V^rfa^ser,  wie  er  ?ieibst  angibt,  aus  dem  betroffetideu 

ita^olUtt  in  Di«x'i&  Grammatik  der  rumauischeu  Sprachen  I,  Tlieil^ 

SidthaQwiM  ''lachet,  Grammaire  historique,  mit  Uebergehuug 

^^wn^**T  ,  die  über  diesen  Gogeustand  erschienen  sind»  — 

amanu  in  di es4*m  Aufsätze  nichts  finden  wird, 

an  auch  Diez  gidäulig  wäre,   so   könnte  dieser 

U  manchen  Philologen  interessieren,  der  iu  diesen  Theil 

.«  ii^ui'>^ii»cbe»  Lautlohro  öchnoll  einige  Einsicht  gewinnen  will. 

LiodukroM*  Kühr, 


'A  0  Tideob   »l^vw^-^a  ftili  o  perfektivnycb  a  imperfekti^nych 
Ä]«>v^.n^ch    i.i/vka    c<»sk«'ho  (üeber  die  Verb*  perftjcti?a  und  im- 
fon  Adam   FUtscbmann    Programm 
^    luaniums  1H76. 

i^it  iorlieg«nde  Abhandlnng  enthält  zunächst  eine  Vorbemer- 

II  I  ^  t  I*   *  innigen  Verba»  die  nach  der  Meinung 

1  UitÄtsibrmen  annehmen.    Sodauu  folgt 

;  njtiiplicja.  die  der  Verf,  nach  der  Qbliclieu 

'lurativa^  iterativa,  iuchoativa  und  frequen- 

atif  worden  die  Verb«  composita  besprochen, 
-.  Uurativa  aus  Iterativen,  3.  iterativa  aus  FrecjQon- 
/.uletzt  worden  flüchtig  Verba   mit  zwei  oder  drei 

rkung  fUJt  auf»  dass  der  Hr.  V^rt  bei  der  Hin- 
'trug;  mml  di^  lUiUiiglkJtigkeit  der  alaviscben  Verba  die  Steigerang 
W  T«<ah»  als  einö  iiiibödautetide  Veränderung  ansieht  (zmüuami  v« 
^1  •Itfvtift  ff  ; ,  da  doch  die  Formation  durch  Vocalver- 

^ilniH|[  gerftd«}  ^^'^^^  ^lie  Tempoialbildung  im  Deutschen  durch  den 
*inittiie]i  Abtaut  lu  den  wichtigstiut  und  durchgreifendsten  Vocal* 

lÜiMft  f/«.  iMAtr,  Oyaii.  tSH      tl.  H«n.  IQ 


im 


Prögfimmcnfichaa. 


veranderim^en  gehört  und  auf  die  gewaltige  iim*?re  Triebknift  «!«« 
slÄvischeD  Verbs  hinweist,  —  Bei  der  ÄuftäbJung  der  Verba, 
nach  der  Auffassung  des  Verf/a  fünf  Modalitätsforraen  anue! 
müssen  wir  zuerst  bemerken,  dass  selbst  vom  Standpuncte  des  Vei 
aus  nicht  alle  Verba  aufgezählt  sind.  Wenn  er  daselbst  hie  und 
Formen  anführt,  die  schon'aus  dem  Gebrauche  kamen,  wie  z.  B.  bei 
chleptnn  die  Form  chlepcu  ^  die  schon  veraltet  ist ,  ho  hätte  er  vi^ 
andere  Verbalreihen,  wie  z,  B.  bleptnu ,  zableptnu ,  blepru ,  Ulept^fl 
bleptäv^m;  —  ^eptnu,  za§eptna,  sepcu,  septam  äeptiivam  usw.;  ferM 
die  noch  gebräuchlichen  cupnu,  zacupnu,  cupn,  cupilm,  cupdväm;  — 
dfJmnu,  podrfmmi.  drimu,  dfimam.  dffmäväm;  —  dupnu,  zadupna, 
düim,  dupiim,  dup:ivam  anführen  sollen.  Noch  mehr  müsbien  in  dem 
Verzeichüisse  Verba  vorkommen,  die  der  Modalität  nach  als  gani 
verschieden  erkannt  werden,  wie  i,  B.  vrtnu ,  zavrtnu »  vrtim,  vrtte 
vii-ivam,  vrtiWjim  usw.  Dann  müsseu  wir  erwähnen,  dass  wir  u 
den  Darativen  auch  Vorba  angeführt  finden,  die  weiter  unten 
Singularia  betrachtet  werden.  So  sind  Seite  7  pra^tim  und  mr^l 
als  Verba  singularia  hingestellt  (nam  jsou  singularia).  Da  der  V 
mrätim  für  ein  Verbum  singulare  erklärt,  so  begreife  ich  nicht, 
er  dieselbe  Form  Seite  5  auch  als  Durativ  in  das  Verzins 
nehmen  konnte.  In  Betreff  der  Form  prastim  von  pra^titi  i 
gchmeissen,  einschlagen,  z.  B.  Hrom  do  stromu  prastil),  ist 
Zweifel  vorhanden,  dass  sie  ein  Singular  ist;  denn  alle  bei  Juni 
angeführten  Beispiele  weisen  es  nach  und  Jungmann  selbst  erJ 
sie  so.  Dagegen  ist  die  Form  praätim  von  praSteti  (knallen,  knisi 
prasseln,  z.  B.  ohefi  praska  und  praäti ;  led  pra^ti,  mrzlo  Jen  praät 
imperfectiv.  Wenn  daher  Prof,  MiklosicL  prastim  als  iuiperfe' 
hinstellt,  so  setzt  er  den  Infinitiv  pra^teti  voraus.  Weiter  ist  e:^ 
falsch,  wenn  der  Verf.  Verba  verschiedener  Wurzeln  zueanamf; 
Denn  wie  soll  hnu,  pohnu  mit  zenu,  honim.  honfväm  zusamm . ..^^^ 
hören?  Bei  hnu,  pohnu  wären  wol  h^bu,  hfbäm,  hybaväm  nach  dfl 
,  Standpuncte  desVerf/s  anzuführen,  während  zenu  mit  honim,  shänSE 
honiväm,  sbaniväm  sich  zusammenreimt  und  in  eine  andere  Gruppe 
einzureihen  wäre.  Da  ferner  der  Verf.  unter  Modalitatsformen  doch 
wol  Formen  versteht,  die  in  der  Modalität  der  Handlung  von  einander 
abweichen,  so  ist  es  z.  B.  bei  houknu,  zahouknu,  huclm,  h- 
huciväm,  houkäväm  ganz  richtig,  wenn  hucim  als  Durativ,  hv  .  .,i_ 
als  Iterativ  anfgefasst  wird;  dagegen  ist  es  in  vielen  Fallen  nleht 
richtig,  wenn  bei  den  Verben,  deren  Präsensstamm  mit  *,  der  Infinitiv- 
stamm dagegen  mit  a  erweitert  ist,  Formen,  wie  z.  B.  dfm  und  dycbäm 
als  der  Modalität  nach  ganz  verschieden  hingestellt  werden ,  da 
dem  factischen  Gebrauche  widerspricht.  Denn  die  Formen 
Präseasstammes :  d;^§u  usw.  unterscheiden  sich  von  den  Formen 
Infinitivstammes,  wie  z,  B.  in  d^chal  jaem,  der  Modalität  nach  im 
brauche  gar  nicht.  Was  df§vi  der  Modalität  nach  Im  Präsen8  bedei 
das  bezeichnet  djxbal  jsem  der  Modalität  nach  auch  im  Präteriti 
Da  bei  den  Formen  des  Präsenestammes  die  Imperativbildung  öcI 


*  PtügtÄmroenschAu. 


t47 


n  Zeit  nicht  bequem  war,  so  nahm  die  Sprache  den  Infi- 

auch  in  den  Präseüsstanun  (dychaj,  dychej)  anf»  wodurch 

ftteon  Formell,  wie  z.  B.  äepcu,  blepcu,  . . .  völlig  verschwinden 

o«Qor<>  «leptam,  bleptam  * . .  an  ilire  Stelle  treten.  Wenn  wir  nun 

flndeti,  die  beide  Präsentia  haben  wie  z,  B.  bei  dycbati  :  äf^n 

and  d/cham,  eo  müssen  wir  uns  dessen  bewusst  sein^  dass  diese  For- 

MB  der  lIiHiHlitit  nach  faktisch  einander  gleich  sind.   Sowie  der 

Tfff.  g&Q^  richtig  fühlt,  dass  chytnu  und  chytim  der  Modalität  nach 

äuuifl«  ■'■  sind,  während  Junginann  zwei  Sin'o'ülana  desselben 

Tirlife  f^reifen  konnte  und  ^egeu  sein  eigenes  Gefühl  (wie  ja 

Üi  lagitiilhf t^-ü  Beispiele  in  seinem  Wört^^rbuche  öcblagend  beweisen, 

totchrttni  nur  ein  Siugular  ist)  ch}i.iui  für  imperfectiv  erklärte,  um 

«HD  ^  od  zwischen  chytnu  und  chytim  zu  haben:  ebenso  darf 

^^^jb»  'ham,  skdcu  und  skäknm^  itipn  und  itipam  usw.  der 

^^^Bi^  im  Gebrauche  nicht,  auseinanderhalten.    Auch  kOnnen 

^^BUtucnt  Liiiligen,  wenn  der  Verf,  —  um  alle  fünf  V   '  len 

^H  Mom&ien  —  zu  hngierten  Formen,  die  in  der  böb  he 

lleioi  Gebrauche  waren,  greift,  wie  z.  B.  bei  niknu  /.u  ilIoiui,  denn 

W  limguiamD  wird  nur  auf  die  Möglichkeit  hingewiesen ,  dass  die 

Ffrm  ii6ttt  romusgesetzt  werden  könnte.  Ebenso  thut  der  Verf.  nicht 

neht,  «ebn  er  zu  dem  als  Singnianerbum  aufgestellen  lapim  als 

F^fiffMntatiimm    laplvam    in    die   Tabelle   stellt.    Jnngmann,   der 

iwlKlMriL  ii]mu  und  lapim  einen  ITuterscliied  sucht  und  lapfm  als 

iyrUn'.U?  g^u  den  fariischeu  Gebrauch  und  gegen  alle  von  ihm 

kWMerboche  angeführten  Beispiele  hinstellt,  konnte  von  seinem 

ilMrtplineto  aus  die  Form  lapiviimt  obwol  sie  nirgends  belegt  werden 

Itti  und  nnerhOrt  ist,  bilden;  da  aber  der  Verf,  mit  Recht  lapim 

ibBiogtilarverhum  fasst,  so  darf  er  ebensowenig  lapiväm  bilden,  wie 

)i  b«i  den  übrigen  Stngularverben  auf  im,  z.  B.  sko^lm^  stfelim,  For- 

«Hl  ilci)<jT!im,  Ktrellvdm  nur  ein  Hirngespinst  wfiren.  Endlich  können 

vn  nicht  billigen,  dass  der  Verf,  unter  den  Singularverben  auch 

iMom  Mnelellt.    Denn  das  betreffende  Verb  ist  nicht  in  eine  Kate- 

pria  »It  rtknu«  rrbnu  zu  stellen ,  da  ja  reknu,  vrhno  der  Modalität 

mA  ikh   unterscheiden,  während  vlekna  (vhknu)  sich   zu  vlekn 

|Mda  so  rerhält,  wie  vl^dnn  zu  dem  älteren  vladu.  Und  sowie  vladnu 

iii  ViH*al  gedehnt  hat ,  ebenso  sagt  man  vleknu  (vUknu)  und  nicht 

^ifciii.  Man  seha  nur  Jungm&nn's  Lex.  Auch  moknu,  das  der  Verf. 

Alis,  d  als  InchoatiT  betrachtet,  gehJSrt  nicht  hieher.  Hieraus  ist 

die  tabellarische  Uebersicht  der  aufgezählten  Verba 

Miugel  wegen  nicht  das  bietet,  was  wir  erwartet 

MMlii. 

B«i  BehaDdloBg  der  Verba  tümpUcla  und  composita  will  Hr.  F. 
nbt  4Qrth  AuMhlen  der  Singularta,  sodann  der  Durativa  usw. 
«le  l^tl»ffiidit  der  «darischen  Verba  geben.  Obwol  er  sieb  da  genug 
Vtti  ilauBlt  00  kommen  wir  doch  zu  keiner  Klarheit,  da  er  sich 
Ml  «I  da  Wid«npHcht  und  mitunter  auch  Ur  «^r* 

IwtiL  Wir  wallen  nur  i 


auf  Einiges  hinweisen. 


'ilS 


10^ 


148 


TtOgraBi  meii  Bchan : 


8ob  b  Classe  11  hemi  es:    ^Weil   man    uomoglich   aiigoberi  kantig 
wodurch   sich   die  SmgTilaria  von   den    Durativou   derst'lben  Clasa 
unterscheiden,   werden  wir  alle  aufzählen  (vypocitHme  vöechna)**' 
Und  doch  zählt  der  Verf.  nicht  alle   auf,   da  er  j»   umh  tunknti 
^U8w/*  hinzufügt   und  weiter   unten   beim  Aufzählen  der  Durati v| 
derselben  Classe  selbst  gesteht,  daßs  er  uns  &o  zu  sagen  die  Wahl^ 
lasse  eiuen  Theil  der  als  Durati va  Aufgezählten  auch  als  Inchoa 
ti?a  zu  betrachten.    Siehe   auch  Seite  9,  wo  dieselbe  Unsicherherl 
ausgesprochen  wird:  a  snad  nektera  mezi  durativy  Typoctena, 
*  Bei  den  Durativen  wird  sub  b  zur  zweiten  ClasBe  der  Verba  unrichtig 
auch  tuu  gezählt,  da  doch  zno,  sowie  tun,  pnu  usw.,  ein  Wurzel verbun 
ist  und  in  die  erste  Classe  eingereiht  werden  muss.  Ebendaselbst  wii<| 
unter  IV.  1.  von  einem  schworen  Stammvocal  gesprochen»  dam 
aber  der  eigentliche  Wurzel vocal,  der  durch  Steigerung  hervi;rg 
verstanden.  So  ist  z,  B.  in  dem  Verb  baviti  wol  der  Stsimm  bavi,  de 
durch  die  Erweiterung  mittelst  i  aus  der  Wurzel  b  y  durch  Steig 
rung  des  wurzeliiaften  y  (by-i-ti,  bayiti,  baviti)  hervorgieng»  W$na 
man  also  by  (byti)  mit  bavi  (baviti)  vergleicht,  so  darf  tuan  nicht 
sagen ^  bj^ti  hat  einen  schwächeren,  baviti  einen  stärkeren  (nach  d« 
Verf/s  Ausdruck:  einen  schwereren)  Stammvocal,  da  man  ja  hier  «uH 
an  den  Wurzel  vocal  denkt.   Nebst  bei  haben  wir  hier  noch  zu  bemer-| 
kon ,  da^is  es  z.  B.  ganz  richtig  ist ,  wenn  der  Verf.  h&i  baviti ,  kvA- 
siti  nsw,  als  (rrundthema  by,  kys  anfühlt,  falsch  ist  es  dagegen,  wenn 
er  1,  B.  bei  buditi  als  Gruudthema  bd6  hinstellt;  denn  hier  ist  dj6 
Wurzel  nach  Synkopierung  des  Wurzelvocals  Mos  bd  und  nitht  hdi 
Und  wie  soll  choiiiti  mit  jdu  der  Wurzel  nach  zusammengehöreo  1 
Bei  choditi  ist  sed  (^  aus  ch)  anzuführen,  —  Bei  den  Frequentativeu 
wird  pnivati  nach  der  Meinung  des  Verf/s  von  einem  Durativum  det! 
ersten  Classe  gebildet.   Meint  er,  dass  es  von  pnu  gebildet  sei»  so  isC 
es  unrichtig;  denkt  er  aber  an  das  veraltete  Verbum  pnim,  pnoliseraj 
pniti»  so  darf  er  das  betroffende  Vorb  pniti  nicht  in  die  erste  Claas 
einreihen.  Sowie  Ipim,  Ipiti  (aus  Ipeti)  in  die  dritte  Clasae  gehört  nnd 
davon  Ipfvati  gebildet  werden  kann,  ebenso  ist  pnivati  von  pnftr  ge-i 
bildet.  —  Seite  6  wird  unter  den  Singularibus   skytnu   ais 
Seite  11  aber  gelehrt  ^  dass  aus  dem  Duiativ  skytnu  das  l  i 
naskytnu  entsteht.  Bei  dieser  Unsicherheit  wundert  es  uns  nichts  da 
der  Hr,  Verf.  Seite  12  selbst  nicht  weiss,  ob  er  die  Verba  zatleski 
dokouäm,  vypaträm ,  zadupam  als  Finitiva  fassen  soll  oder  nicht, 
er  sagt,  dass  es  scheint  (also  nur  scheint),  dass  sie  Finitiva  werdoa 
Siehe  Jungmann*s  Lex.,  wo  die  betreffenden  Verba  entjschieden  ab 
Finitiva  gefasst  werden»    woran  ja  kein  geborener  Böhme  zweifelfl 
wird.  Es  wundert  uns  ferner  nicht»  wenn  der  Verf.  selbst  die  Ueber-l 
Zeugung  ausspricht,  dass  der  Loser  die  Abhandlung  unl)efnedigt 
Seite  legen  werde»  nur  sind  uns  die  letzten  Worte  auffallend  vorge 
kommen,  wo  or  den  böhmischen  Grammatikern  einen  Hieb  v6rset»t| 
indem  er  sagt,  dass  er  bei  dieser  Arbeit  die  üeberzeugung  gewonnen 
habe,  dass  das  slavische  Verbum  keine  rudis  indigostaque  molcs  ^iJ 


Pro^nrammenschan.  149 

wie  eine  solche  in  den  böhmischen  Grammatiken  den  Fremdzfingigen 
geboten  werde.  Ich  glanbe  nicht,  dass  er  da  recht  thnt ;  denn  jenem 
Aossproche  gehen  Yerba  mit  zwei  oder  drei  Präfixen  voran.  Wie 
wenn  die  Fremdzfingigen  beispielsweise  da  die  Belehrung  suchten 
und  fragten:  , Warum  ist  poodnaäim  (von  odnääim),  pozabihäm  (von 
aMham)  iteraüv-perfectiv ,  aber  poponädf m  (von  ponäslm) ,  popohä- 
nfB  (tod  pohAnlm)  usw.  imperfectiv,  wenn  nach  der  gegebenen  Regel 
alle  mit  einem  Präfix  zusammengesetzten  imperfectiven  Yerba  nach 
ibemudiger  Zusammensetzung  z.  B.  mit  po,  iterativ-perfectiv  sein 
tollen?  Und  wie  soll  daselbst  z.  B.  pozaprodäm  unter  2.  iterativ- 
perfectiT  sein,  wenn  weder  prodäm,  noch  zaproddm  je  iterativ  waren? 
Wie  kommt  unter  3.  popohänlm,  popobihäm,  wenn  unter  3.  nur  von 
Terben  auf  ävati  und  ovati  die  Bede  ist?  Und  da  soll  ffir  uns  Fremd- 
slngler  das  böhmische  Verb  keine  i-udis  indigestaque  moles  sein, 
Wim  dies  AUes  hier  Schwarz  auf  Weiss  steht  ?^ 

Was  wfirde  der  Verf.  dazu  sagen ,  wenn  die  FremdzQngler  so 
ipiidwD? 

Nenhans.  Franz  Gotthard. 


Vierte  Abtheilnng. 


Miscellen. 


(Stiftungei}.)  —  Dio  Stadtgeineinde  Kolomea  in  GaHzien  M 
ein©  d«n  Namen  Ihrer  k,  Hoheit  der  durclilauchtigst^n  Fraa  Erih^~~ 
Gisela  führende  Stiftung  zur  Utiterstützuug'  von  vier  SchÜlem 
nasioms  zu  Kolomt^a  mit  jährlichen  Einaelbetrageu  vou  25  ft.  g«g 
»Stiftbrief  von»  17.  Sept.  1^75,  Min.-Act  Z.  210(i6  v.  J,  1876).  -  Die 
dem  galizischeri  Gutsbesitzer  MarceU  V.  L.  Terlecki  mit  letztwillig 
Verfügung  vom  23.  Juni  1867  errichtete  Studenten -Stipen dien -Stiflti 
ist  activiert  worden.  Diese  Stiftung  ist  auf  zwei  Stipendien  ä  150  j 
berechnet  und  für  dürftige  Studierende  polnischer  Nationalitat  au  eiil 
der  polnischen  Lehranstalten  unter  besonderer  Bedachtnah  me  der  Va 
wandten  und  Namonsträger  dea  Stifters  bestimmt  (Stiftbrief  v,  28,  Nd 
1876,  Min.-Act  Z.  \m  v.  J.  1877).  —  Die  von  Philipp  Victor  Obai»| 
mit  einem  Capitale  von  7967  tJ.  *M  kr.  in  Werth papieren  und  unter  / 
wartschaft  auf  ein  weiteres  Stammcapital  von  14(Xm  ^,  gej^ründcte 
pendien-Stiftung,  bestimmt  für  Studierende  polnischer  aJnlurf.r  \hk 
an  den  galizischea  Universitäten,  ist  ins  Leben  getreten  f  v(j 

1.  Dec.   1876,    Min.-Act  Z,  91  v,  J.  1877).  —  Die  Stadt,  Bc 

in  Galizieu  hat  eine  den  Namen  Hirer  k.  Hoheit  der  durehlauchtig 
Erzherzogin  Frau  Gisela  führenden  Stipendien -Stiftung  jahrlicher 
t^l  mittellose»  an  den  gali zischen  Bürgenschulen  studierende  Bürg^ 
söhne  aus  Beiz  errichtet  (Stiftbriüf  vom  14.  März  1873,  Min,-Act  Z.  " 
v.  J.  1877).  —  Die  von  Josef  Swiatopolk  von  Zawadzki  und  1 
von  Cieszewski  errichtete  und  deren  Namen  führende  Stiftung  ist  i 
dem  Stamm  capitale  von  7325  tl,  o.  W,  in  Werthpapiereu  mit  der 
Stimmung,  dass  aus  den  eingehenden  jährlichen  Zinsen  der  unbemittelt 
studierenden  Jugend  Unterstützungen  gewährt  werden  ^  activiert  wordT 
(Stiftbrief  vom  10,  März  1874.  Min.-Act  Z.  1064  v.  J,  1877).  —  Der  i 
Jahre  1864  verstorbene  Dechant  P.  Matthäus  Ni ködern,  hat  die  Uätj 
seines  reinen  Nachlaüsverroogens  zur  Gründung  eines  für  Studiereii 
seiner  Verwandtschaft,  eventuell  für  Studierende  aus  Neuhaus  in  Böhm 
bestimmten  Stipendiums  gewidmet.  Diese  Stiftung  ist  mit  einem  Capiö 
von  605<J  tl.  aeti viert  worden  (Stiftbrief  vom  7,  October  1876  ♦  Miü.-J 
Z.  1357  V.  J,  1877).  —  Am  ersten  Staatfigyninasium  in  Graxj 
zum  Andenken  an  die  Jubiläumsfeier  Am  30<> jährigen  Bestandes  di^ 
Lehranstalt  mit  einem  aus  d^i  ''  '  '  \j'i\  herrührenden  Captt 
von  700  fl.  eine  „Jubiläums-G-  ng"   zur  Ertheilung  eil 

Preises  an  Studierende  für   beMm  im.    .  '  '>   im  Latein  gegrünt 

und  activiert  worden  (Stiftbrief  vom  15.  •  ^7,  Min.-Act  Z.  14 

V.  J.  1877).  —  Der  im  Jahre  1874  in  VVi  .     il>ene  Med.  Dr,  H« 

rieh  Herz  fei  der  hat  letzt  willig  ein  Capital  von  L'KM.)  Ö.  mit  der 
Stimmung  gewidmet,  dass  mit  dem  hieraus  zu  bildenden  Stiperidiiiiri 
Studierende  der  Medicin  an  der  Wiener  Universität  abw» 
Studierender  einmal  ieraelitiachen  und  das  andere  Mal  nicht  i  ttl 

Glatibens  betheilt  werde  tStiftbrief  v.  21.  Jänner  1877,  Min.-Äct  Z.  ; 


Misc^llen. 


151 


'"  '^raz  niM^frL'^^-'^'^'»  ''omite  zur  Erri^'^'*""^  ^ines 
irsrher  i>i  riger  bat  loit  iig 

,^        >  dör  phil'     ,    :        II  Fücaltät  der  u::  ai- 

ätm.  &6Bt  der  gebammelteu  Gelder  {»er  67i  fl,  zur  GründuDg  einer 
fÄT  wiÄsenschmftlkbe  Arbeiten  der  Grazer  üniversiitÄtshörer  auf 
ete  der  Botanik  gdwadtnet  (Stiftbrief  vom  24*  Jänner  1877.  Min.» 
1825  T.  J.  1877), 


(Schenk un gen.)  -  Der  k,  k.  Milit&r-VerpliegsTerwalter  in  Pensioo, 
Ssge   in  Wien,   hat  die  aus  dem  Nacblaäse   seinem  verstorbenen 
de«  Privatdorenten  an  d«r  Wiener  öniversitat,  Dr.  Hemoaan 
fi^m'      '     '         '        \  '  :    ]       V'    '     und  Publicationeu  der 

HSiBr  ht.  "  Der  Entomologe 

Hvr  h'  r^ittuiiui  11!  .^^riiint :ith.;i  ujii  urt  «^ ^ui-iit^aictchule  in  Laibacb  eine 
fOirtglieb  erhaltene  nnd  wolgeordnete  Sammlung  von  nabesn  IHAXX) 
tecwUMde»,  femer  eine  ans  374  Bänden  nnd  28^  Heften  bestehende 
MMlBlr  natarwiflsen«cbaft1irhen  Inbaltes,  sowie  ein  vorzügliches  Mikro- 

^^^^fLaleinlschc^  Elementarbnch  für  die  erste  Classe  der  Ltttein- 
^^^^HntSexta]  von  Oeor^'  BiiL»  der  mann«  MQncbeu.  Theodor  Ackermann 
^^^IK  VI  u.  13f).)  fm  AU^emeinen  kann  Ref.  aiub  Qber  dieses  Buch 
te  diMielb«  büf^t\ ,  was  er  übiT  EuglniHtin's  Eleniontarbocb  in  dieser 
Ziilaciirif^  0^7*»  S.  !*^H)  j^e^agt  hat,  dft  dasselbe  sich  ebenso  wie  dietes 
Mas  ifli  K  ^  iMQgen  der  neuen  buiemclien  Schulordnung 

bvfitt    r»  skch  durch  die  Anordnung  der  einzelnen 

IMcn.  II  "  A't  von  dieseni,  dass  möglichst  rasch 

Indl  V      .   j  I II  11.  u  von  e^u  und  der  1.  und  d<  r  2,  Con- 

)|p||o6  4k  Mo»jlivt.i%' ji  .r4,...ii„iigo  Sätze  stur  KinÜbung  der  Formen 
aiÖdttt  betbeige rührt  wird.  Freilich  sind  auch  hier  du^  eiuxelnen  Casus 
^1^  dif  rii"^«'  Bu.li  h.  ilHliiJtrii  in  dt-r  zweiten  Hälfte  aUerdiinrs  nur 
a^  dttrri  für   den   mündUchen  rnt^rriciit   aLs 

•Äliweridl.  :riL^  der  Fonuen  durch  Umwandlung 

od  31  r  vürUaiM  nicht  ebensogut  und  vielleicht 

piabi  T  wird,  Jiii  dem  Vcrfass«'r  tu  erwägen  geben; 

Ikr^f :  :^'\\  eine  aut  di*j«e  Weise  angestrebte  Muniificie- 

n^C  f^    Kein  Mensch    muss  glauben   das  Beste  ge- 

wit  '■    '     -      1  des  Fort'ichritta  fabig;   warum 

tl«  *•'  Hscheren  jüngeren  Lehrer,   weil 

«tjaiif  i'  ? 

tHo  I  iurch  besondere  Beispiele  einza- 

Ibi  liill  len  gelegentlich  nach  Bedürfnias 

•id  mit  tl  r  Zahl  eingeführt  werden,    Her- 

iP||l«)b^t:  V    ilt,  mit  der  der  Inhalt  der  Satze 

mtttalt  t  t|jch  eme  schwache  Seite  des  Englmann*&chen  Ele- 

Wm^rh-:c\  iur  die  kleinen  Fabeln  und  Erxählangen  im  Anbange 

'   .  i.     i^uch  nicht  benütit  werden,  weil 

I    blute r  den  an  dfe  er«ta  Claa^  gefttellteo  ge- 
/urlkkbleiiit 

Heinrich  Koziol 


g    für    fcschnier hibliutheken     osterrüich iicher 

nj —  In  d»Mn  MaBse,  aU  di*«  St'bnirtrbibliötbeken  in  0»'ster* 

M^    ■        .Hg  gewinn  *     '  :  ig- 

ung  ders*'  i  m 

II  ^iii!«iaM,  üHH.h  von  dvtii  »»'iwfini't  fiin.i  iniHrj'L,«j.i''Ä  ist 

Kenntni»!  dt*r  Jagcndütcratar  lu  fordern,  welche  noih- 


158  Miscellen. 

wendig  ist,  uro  vor  Missgriffen  in  der  Auswahl  der  Bücher  sicherzustelleii 
Darum  ^ind  auf  Grund  sorgfältiger  Prüfung  hergestellte  KormalTenek^ 
nisse  bereits  allerwärts  ein  fühlbares  Bedünniss  geworden.  In  AnbetnMhl 
nun,  dass  die  in  Deutschland  und  der  Schweiz  erschienenen  Bücher?€r' 
zeichnisse  für  Schülerbibliotheken  den  Bedürfiiissen  der  österreichischei 
Jugend  in  manchen  Stücken  nicht  entsprechen,  hat  der  Verein  'Mittel' 
schule'  in  Wien  über  Antrag  des  Professors  J.  Windisch  den  Beschliui 
gefasst,  die  Herstellung  eines  Kataloees  von  empfehlens- 
werthen  Büchern  für  Schülerbibliotheken  österreichische] 
Mittelschulen  zu  unternehmen.  Die  Durchführung  dieses  Beschlnssei 
ist  dem  Ausschusse  des  Vereines  übertrafen.  In  Würdigung  der  nichl 
geringen  Schwierigkeiten  und  mit  Bücksicht  auf  die  allgemeine  Bede» 
tung  eines  solchen  Unternehmens  erlaubt  sich  der  Ausschuss  sammtliclM 
Kenner  der  Jugendliteratur,  insbesondere  die  Professoren  der  Gymnasiei 
und  Realschulen  einzuladen  das  Werk  nach  Kräften  zu  fördern.  Wei 
irgend  ein  Buch,  das  für  Schülerbibliotheken  öeterreichiscber  Mittel- 
schulen geeignet  erscheint,  aus  eigener  Leetüre  kennt,  wird  ersacht  das- 
selbe mit  einem  kurzen  ürtheile  dem  Ausschüsse  des  Vereines  bekunl 
zu  eeben.  Mit  Beschluss  'des  Vereines  sind  die  Bücher  nach  Altersstufen 
in  drei  Gruppen  zu  ordnen,  welche  den  unteren,  mittleren  und  obersi 
Glasseu  der  Mittelschulen  entsprechen.  Zusendungen  sind  gefälligst  n 
addressieren  an  Josef  Wind i seh,  Professor  am  k.  k.  akadenusehen  Gym« 
nasium,  Wien,  I.,  Christinengasse  6. 

Der  Ausschuss  des  Vereines  'Mittelschule*  in  Wien. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1876,  Heft  XII,  S.  953.) 

Deutsch. 

Die  mit  dem  Ministerial-Erlasse  vom  28.  Jänner  1876,  Z.  Mit 
ex  1875  und  Ministerial-Erlass  vom  26.  Mai  1876,  Z.  4956  für  die  Mittel- 
schulen Mährens  als  zulässig  erklärten  israelitischen  Beligions- 
buch  er*)  werden  auch  für  die  Wiener  Mittelschulen  als  zulässig  erUärl 
(Min.-Erl.  vom  27.  Dec.  1876,  Z.  20697). 

Schultz,  Dr.  Ferdinand,  Kleine  lateinische  Sprachlehre  zunfichsl 
für  die  unteren  und  mittleren  Classen  der  Gymnasien.  15.  verb.  Ausgabe 

—  —  Uebungsbuch  zur  lateinischen  Sprachlehre,  zunächst  für  die 
unteren  Classen  der  Gymnasien.  11.  verb.  u.  venu.  Auflage. 

Aufgabensammlung  zur  Einübung  der  lateinischen  Syntax 

zunächst  für  die  mittlere  Stufe  der  Gymnasien.    7.  berichtigte  Ansgtbe 
Paderborn  1876.  Schöningh. 

Diese  neuen  Auflagen  werden  wie  die  unmittelbar  vorausgegangeilet 
und  neben  denselben  zum  Lehrgebrauche  an  den  Gymnasien  mit  deut- 
scher Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  vom  23.  Dec 
1876,  Z.  20595). 

Schmidt  K.  und  Gehlen  0.,  Memorabilia  Alexandri  Magni  ei 
aliorum  virorum  illustrium,  Phaedri  fabulae  selectae.  Zum  Schulgebraucl 
herausgegeben.  3.  Aufl.  Wien  1877.  Holder.  Pr.  brosch.  1  fl.,  wird  nebec 
der  2.  Auflage  zum  Lehrgebrauche  an  den  Gymnasien  und  Realgymnasieii 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen  (Min.-Erl.  von 
13.  Jänner  1877,  Z.  557). 

Hannak,  Dr.  Em.,  Oesterveichische  Vaterlandskunde  für  die  höhe- 
ren Classen  der  Mittelschulen.  Oberstufe.  5.  verb.  Auflage.  Wien  1876. 
Holder.    Pr.  brosch.  %  kr.,   wird   zum  Lehrgebrauche   an  Mittelscholei! 

•)  Vgl.  Jahrgang  1876,  S.  231,  476. 


Mia^Uen. 


lU 


phrr  ÜDterricbtfispraehe  allgemein  sngelifisen  (Miii.-£rL  vom 
'1»77,  Z.  1547). 

I .  Dr.  Johann  Georg,  Grund riss  der  Bot&nik  fiir  Schulen.  (>,  Aufl., 
nmBfWiiet  von  Gustav  t,  Uajek.  Wion  1^77.  Gerold.  Pr.  brosch.  t  ü, 
Wir.,  '  in  I/ehrgebranche  in  den  oberen  Classen  der  MitteUchulen 
i^  d  r  ünterricbtBapracfie  allgemein  zugelassen  (Min.-ErL  vom 

f  Äßi.  I    ....  Z.  174). 

Koiotin,  B. »  Geo^rraphiöcher  Schulatlas  für  Mittel&cüulen  in  48 
JUrten.  21  ^^-1  "^Vir^  RölzeL  Preis,  in  Leinwand  g^*bun den,  3  d.  50  kr., 
fird  tmm  an  Mittelschulen   allgemein  sagdAssen  (Blin«- 

m.  wvm  V  7,  Z.  840). 

n*    Allgemeine  Kunde  de«  Thierrcichs.   Grosse 
AwfQ  t'^itet^ä  u.  verm.  Auflage,   Leipzig  1076,   Verlag 

Anstände,  dass  dieses  Werk  auf  Ri»chnang 
4er  I  Tnr   itic  Lehrerbiblioiheken  der  Mittelecholen 

wtä  1  I tatalten  angeäcbafft  werde  (Min.>£rL  vorn  8.  Janner 

'^  ciner*8  Vorlegeblättem  fUr  den  Anfangsunterricht  im 
HaaeL;:-— ^...iuen  (herausgegAen  im  Auftrage  des  Min.  fÄr  C.  n.  U,) 
lA  4Si  aeclitte  und  letzte  Lieferung  erschienen  (Min.-Ert.  vom  27.  Dec 
im«  Z.  19611). 

Von    dem    im  Auftnü^e   des  Min.    für  C.  u.  Ü.    verfassten  Werke 

StilUhre  der  ar<  hit^kt^intüielien  njid  kunstgewerblichen  Formen*  von  Prof. 

Ö.  Haosur  ist  der  erstt'  Tbeil:  'Stillehre  der  architektonischen  Formen* 

,      Wi  A*  ÖÖlder  ivriachionini  und  uro  den  Preis  von  1  fl.  i\i  beliehen  (Min,- 

^M.  vom  5.  J&nner  1H77,  Z.  19472  et  1876). 

^H  Italiänisch. 

^B         Bannak,   Dr.  Em.,    Compendio  dl  Storia  Geografia  e  8t}a.i«tkH 

PBdla  monafchia  austro-ungarica  per  1e  clas&i  inferiore  e  saneriori  delle 

tcaot*  vedie.    Trtiduziuue    italiana  sulla  quarta  edizionö  tedesca.    Wien 

IBTt.  H&lder.  Pr*  broech.  SK»  kr.,  wird  «um  Lehrgebrauche  an  den  Uittcl- 

tdnJoi    mit   italiiinisoher    UntorrichtEsprache    allgeraeiü    zugelassen 

jaib^-ErL  vom  12.  JAnncr  1877,  Z,  4;i^). 

Öeobiich. 
Proebäzka,  Matej,  Zakladui  nauka  näboicinskii  v  cirkvi  katolioke 
t^ido  yj^kh  Äkol  btiednich.  2.  Aufl.   Badweis  1876.  Stropek.  Pr, 
1  II.,  wird    nctMij  der  1.  Aufl.)  lum  Lehrgebraucht?  an  den  Mittel- 


tBli   i 

Saatfa, 
i  lk«l «  fi^] 


UV  ftut^rm 

Jabn.    I 
itMiikli  «tc    I 


r  ünterTichtsäpracbe    im  Bereiche    der  ÜiöoeBe 
Erl  vom  29.  Janner  1877,  Z.  1076). 

vi  a  rysovani  pro  IL,  HL  a  IV.  tfidu  real- 

2.  Aufl.  Prag  1?<7«>.  Kober.  Pr,  1  fl.  12  kr., 

11  der  II.,  III.  u.  IV.  Clasae  der  Realgymnasien 

der  Realschulen  mit  c e  c h i s  c h  e  r  ünterrichts- 

^^     -Erl.  vom  28.  Dec.  187G,  Z.  90839). 

<  bemie.   Pro  niic^i  tHdj  deek^ch  skol 

.  ^ck.    Pr.  1  fl.  20  kr.,   wird   tum  Lebr- 

l^bnthf   fft   den    unteren   ClasstMi    der   Realschulen    mit   ^eehiBcher 

VlllKfiditaüurachi'  mit  »Irni  n.M^jitzi'  für  zulässig  erklärt,  dast»  die  Lehrer 

Ä»  ktamal  'j^  nach  den  ßestimmuiigen  de«  Lebr- 

fu  1  vom  b.  Februar  1877.  Z.  1901). 

Rroaliscb. 

!>r.  Prtar ,  Zemljopis  la  niie  razrede  «rednjih  utiliStah 

:    der  Ijjindesregierung,    Pr*  brusch.  1  11.,    wird  zum 

1«  ft4>l»chulen  mit  kroatischer  ÜDterricbt*i»prache 

ru-Erl.  vom  9.  Jänner  18T7»   %  7446  ei  1876). 


%tsein 


Fünfte  Abtheilung. 

Erlässe,  Verordnungen,  Personalstatistik. 

Verordnung. 

Verordnung  des  Min.  für  C.  u.  U.  vom  22.  Jänner  1.  J.,  Z.  4062 
ex  1876,  womit  ein  Formulare  für  die  Reverse  der  Staatsstipendisten  an 
den  Bildungsanstalten  für  Lehrer  und  Lehrerinen  vorgeschrieben  wird» 
8.  Verordnungsblatt  1877,  St.  III,  S.  13  f. 


Pe^soual-  und  Schulnotizen. 

(Jänner  und  Februar.) 
Ernennungen: 
Der  Gymnasialsupplcnt  in  Lemberg,  Ignaz  Onyszkiewicz,  lum 
ausserordentl.  Prof.  der  ruthenischen  Sprache  und  Literatur  an  der  UniT. 
in  Czernowitz  (a.  h.  Entschl.  vom  8.  Jänner  l.  J.);  der  ausserordentL 
Prof.  des  Kirchenrechtes  an  der  Univ.  Innsbruck,  Dr.  Friedrich  Thaner, 
zum  ordentl.  Professor  desselben  Faches  an  der  genannten  Univ.  (a.  h. 
Entschl.  vom  17.  Jänner  1.  J.);  der  ausserordentl.  Prof.  für  Philosophie 
und  Pädagogik  an  der  Univ.  in  Prag,  Dr.  Otto  Willmann^  zum  ordentL 
Prof.  dieses  Faches  (a.  h.  Entschl.  vom  19.  Jänner  1.  J.);  der  PriTat- 
docent  an  der  Univ.  in  Innsbruck,  Dr.  Julius  Platter,  zum  ausserordentl. 
Prof.  der  Statistik  an  der  Univ.  in  Czernowitz  (a.  h.  EntschL  vom 
4.  Februar  1.  J.) ;  der  ausserordentl.  Prof.  der  physicalischen  Geographie 
an  der  Univ.  Wien  und  Adjunct  der  Centralanstalt  für  Meteorologie  und 
Erdmagnetismus,  Dr.  Julius  Hann,  zum  Director  dieses  Institutes  und 
ordentlichen  Professor  der  Physik  an  der  genannten  Universität  (a.  h. 
EntschL  vom  10.  Februar  1.  J.);  der.  ordentl.  Prof.  am  kon.  sächs.  Poly- 
technicum  in  Dresden,  geheimer  Hofrath  Dr.  Leo  Königsberger,  sfun 
ordentl.  Prof.  der  Mathematik  an  der  Univ.  Wien  unter  gleichseitiger 
Verleihung  des  Titels  und  Charakters  eines  Hofrathes  (a.  h.  Entschl.  vom 
6.  Febrnar  1.  J.>. 

Der  Architekt  Oswald  Gruber  zum  honorierten  Docenten  für  dae 
Freihand-  und  Ornamenten -Zeichnen ,  und  der  Maler  Wenzel  Noltsch 
zum  honorierten  Docenten  für  das  Figurenzeichnen  an  der  technischen 
Hochschule  in  Wien  (3.  Februar  1.  J.). 


Die  Zulassung  des  Sanitätsrathes  Dr.  Lantschner  als  Privat 
docenten  für  praktische  Chirurgie  an  der  medicin.  Facultät  der  Univ. 
Innsbruck  und  des  Oberingenieurs  bei  der  Betriebsdirection  der  En- 
herzog-Albreclitbahn,  Ilonian  Freiherrn  von  Gostkowski  als  Privat- 
docenten  für  Vorträge  über  Eisenbahnbetrieb  an  der  Lemberger  tech- 
nischen Hochschule  wurde  genehmigt;  desgleichen  die  Zuladung  des 
Dr.  Josef  Freiherm  von  Schey  als  Privatdocenten  für  römisches  Aecht 
und  des  Dr.  Isidor  Hilberg  als  Privatdocenten  für  classische  Philologie 
an  der  Univ.  Wien. 


Personal-  und  Scbulnotii««. 


155 


liic  hoftmL' 


VI  zur  Vorn  i'  '  V         rj- 

QU»  den  <i  ir- 

ijuit  ^uWiäll    IUI    iia.1  iT'i  !iiiifiij,i  lu    ioit>/7 

,lt:  Moiiz  Wjfcppltir;  Dr.  Victor  Picrr«; 
rialrath;    Dr,  Josef  Kolbe;   Karl  Jen Dyi 


tl.BcTfimtb«   cl.  Z.  Pmrector;   Wilhelm  Doderer,  d.  Z.  Rector;    Dr. 

on  Uocbätütter,  k.  k.  Hafrath;  Dr.  Emil  Wink  1er;  Dr* 

•bbanii,   k.  k.  B«uratb,   d.  Z.  Vorstand   der  iDgreimur^chüle: 

rr;    Dr.  Willielm  Tinter;    Dr,  Rudolf  Ötaudigh   Johtuin 

lf?ro  Verbände  der  iechnbchen  Hochscbtile 

ifi   Freiberr  von  Engerth>  k,  k.  Hofratb 

r  der  k,  k*  priv.  östeir.  Staatseisenb&hii* 

?!  3  von  Piscbof,  k.  k.  Hofratb  und  Vor» 

der  i>uLiaiiLijenuug  utr  k.  k,  Geoeralinspectiön  für  EUenbabnen. 

I  [v-r  ^  IS. -KtiltrrCentralÄn  stall  für  Meteorologie  und  ErdniagTietismus, 
^^bK  erbielt  den  Titel  dnos  Vicedirectors  (a,  li.  EntscbL 
.    U  J.)>  

Df.  iobsnn  Po  Ic k  wurde  zum  Ämanucn&l«  der  Universitätsbibliotbek 
^Ctemowits  ernannt  (17.  Jänner  1.  J.)i 

'    '  V      ildunjäT^anstalt  in  Leniberi;,  Sigmund  8a w* 
1  Ueinricb  i^cbmitt  m  Mitglit^dt^rn  de« 
l^unjcs-cnuiriiuieiv  lur  die  näcbstt;  dreijährige  Fnnctioniperiodö 
bl.  Tom  VX  Jänner  I.  J.). 


Der  lünißterial-Vieesecr^tär  im  Minibteriunt  für  CuHns  u.  Unter- 
st Aleiander  Freiberr  von  Keden,  tum  Statthaltereiratbe  und  Refe- 
fltr  die   administrativen  und  ökonomiscben  isehalangelegoubeiten 
tirolischen  Landesicbulratbe  (a.  b.  £nt9cbL  vom  3.  Februar  L  J*)* 

r  Verwalt««-8t«llvertreteT  beim  Prager  Scbulbticberverlage.  Wla- 
tftfa^ilc.  tum  Verwalter  dleaea  Verlages  (14.  Februar  h  J.)« 

I>»r  Sopplent  Rudolf  Kuby  zum  Lebrer   nra  Gjrmn.  !     '  i  ft 

iv  J^apfiWiit  tinstav  Uejna  tmn  Lehrer  am  Gymn.   in  Ihr  a* 

fcrk  <wr  Lehrer  Iffnai  Weinb*irger  luua  Lehrer  am  deui>«  n  m  ^^vuul 
kOimüti  t2B.  JÄnnor  K.L);  der  Lehrer  am  (lymn.  in  Jaßlo,  Ignai  Kroi, 

B^ihrer  am  Üymn*  Hyurinth  in  Krakau,  der  Supplent  Ihomas  To- 
^B  tu»  U^hrVr  mn  Gjnm.  in  Rie.s2uw,  and  der  änpplent  Bigmund 
jJIKakt  lum  Lrbr«r  am  Gymn.  in  Tamow  (25.  Jänner  L  J*);  der 
lMi«daQiM>lent  Jniiui  Walin  er  in  Laibach  tum  Lehrer  am  Ojrtnn, 
kta  {^-  Jännrr  L  .V):  der  prov.  Lehrer  an  der  Landeaunterre&lschule 
«At^bL,    '  /um  L^?hrer  am  Real- undObergjmn    in  Nikol«- 

k«if.  d*r  i^nt   in  <5f>rx,    Frani  Piger»   zum   wirklichen 

Ukra  an  Uyam.  lu  l^^Uu.  und  der  Supplent  Josif  t^trigl  tum  Lehrer 
ai  üjnio.  tu  Kremsier  (LH.  Februar. l  J.). 

bn   MippL  R«Ujrion8lehrer  an   der  St^LatsonterrealKcbnlo   in  Im«t, 
» Jahami  Wimpiisinger.    tum    wirklichen   IMigionülebrer   daselbst 
,  Ftlnuif  L  J.l 


«ii  laiQAti 

*tf  kAbcffll   ißt*' 

••iri,  HfrmenfL: 
likr 


K  an*t^€Wi'i  W^^hnle 


f  au  der  k.  preuss*  Akademie  für  KuuäI 

riricb  Liudüuist,   tum  wirkl.  Lehrer  an 

in  Krakau  (4.  rVhrujir  1,  J,  ;   der  Historien- 

dini,    zum  Prof.    für  liguralei«  Zeichnen    und 


das   k*  k.  Mnitcums   für  Kunst    und 


PStbodäI-  und  ächolnottseR; 

Die  von  Seite  de?  C'  '  in  Triest  zu 

deUliochßcliule  rStiftnug  B  te  Ernennung 

Handelsakademie  in  Prag,  K;uj  i^iiuiiunnU  8auer,   tma  i>itccu"i' 
Handel sboch schule  wurde  genelimigt. 

Der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  bat  aos  dem  für  das  Ja 
1876  zu  Ktmstler-LTnterstützuni^'en   zur  Verfügung   stabenden  Credite 
Anerkenunng  künstlerischer  Leistungen  eiue  Anzahl  von  Peuäionabetr 
fcnjer  den  nachbenaunten  Künstlern  Stipendien,  beziehungsweiae  Ku 
auftrage  zugewendet,   und  zwar:    I,  Stipondien:   dem   Tonkünstlii" 
Josef  Beer;  dem  Dichter  Einanufl  Bozdech;  der  Malt^rin  Lujs»^^ 
casa;    dem    Tonkünstler  Anton    [Mvoiak;    detu    Tonktin^itler   Eu3 
Mandiczewfiki;  dem  Dichter  h^mnt  Nisse l;  dem  Tonkünstler  Aug 
Posch  1;    dem  Tonkünstler  Hugo   Pteinbold;    dem   Dichter  Fer 
von  Saar;  dem  Maler  Hans  Schühly;  dem  Bildhauer  Etiierich  Swobod 
dem  Maler  Heinrich  Tcnt schert;  dem  Bildhauer  Johann  du t er k all 
ateiner.    IL  Kun&taaf träge:    den   Malern:   Rudolf  AU;    PranÄ  Qrof 
HyppoUt  Lipin^ki;  Ludwig  Mayer, 

Der  Hilfgpriester  in  Ober-Wikow,  Elias  Czuntuliak,  zum  grie 
Orient.  Ueligionslehrer  an  der  k.  k,  Bildunguatistait  für  L»?hrt*r  und 
rerinen  in  tzemowitz;   der  VolkaschüUehrei  in  Wien,    Nikolaus  Mal 
bau  er.   und  der  Bürgerschollebrer  in  Krumau,  Johann  Mugrauer, 
Uebungsschullöhreru,  und  die  prov.  Ünterlehrerin  Anastatsia  Procha8| 
xurüebungsschullebrerin  an  der  deutschen  Leb rerbildangsanstalt  in  Pn 
der  Bör^erschuMirector  in  Braunau ,    Franz  Scbmid,    zürn  Hau]>tlehlj 
an  der  Lehrerbildungsanstalt    in  Krems  (10.  Februar   1.  J.);    der    \ip 
üebungsscbullehrer  Jobann  Koprivnik  zum  wirklichen  ünterleUrer  ; 
der  Lehrerbildungsanatalt  in  ^larburg- 


Auszeichnungen  erhielten: 
Der  Prof,  der  Dermatologie  an  der  üiüv-  in  Wien,  Dr,  Ferdiii 
Hebra,   in  Anerkennung  seines  ausgezeichneten  wisaenscbaftUcheu 
lehTamtUcben  Wirkens  den  Orden   der  eiseraeu  Krone  3.  Clause    (a, 
Entschl.  vom  L  Jänner  1.  J.)j  die  ordentl    Proff   an  der  üniv   in  VVi^ 
Dr.  Theinlor  SickcL  und  Dr.  Karl  Tomaschek,  in  Anerkennung  iL 
verdienstvollen  Wirkens  den  Titel  und  Charakter  eines  Hofratbes  (a,  [ 
EntschL  vom  2   Jänner  l.  J.);  der  ordentL  Prof,  au  der  Üniv.  in  Gn 
Dr  Wülielm  Kergel,  in  Anerkennung  seiner  vicljäbrigen  verdienstlich 
lehramtUchen  Wifksamkeit  den  Titel  eines  Kegierungsratbes  (a.  h,  Entsd. 
vom  L  Jänner  L  J.);    der  Hauptlehrer  an  al?r  LebrerbildüngsanBt&lt  j 
Königgrätz,  Thomas  Worbe»,    das  güldene  Verdienstkreuz  m  Anerk 
nang   seines  verdienHtvollen  Wirkens    im  Lebramte  (a,  h.  EntschL  v 
3.  Jänner  1,  Jj;   der  ordentL  Prof.  des  römisclien  Kechtes  an  der  ün 
Krakau  in  Anerkennung  seines  verdienstlichen  Wirkens  den  Titel  eil 
Regierungsrathes  (a,  b.  EntschL  vom  15.  Jänner   },  J.);    der  o.  ö,  Pb 
der  praktischen  Theologie  an  der.proteistantisoh-tbeologischen   Facul| 
and  isufK^rintöndent  Dr.  Johann  Seberiny  in  Anerkennung   seines 
dienstlichen  Wirkens  das  Ritterkreuz  des  Franz^Josef-Ordens  (a.  h,  Ent 
vom  3L  Janner  1.  J.). 

Dom  ordentl.  Prof.  an  der  Üniv.  in  Innsbruck,  Dr.  Anton  Kern« 
wurde  ab  Ritter  des  ()rdens  der  eisernen  Krone  3.  Classe  in  GemiUsh 
der  Ordensstatuten  der  Ritterstand  mit  dem  Pradicate  Marilann' 
liehen;  desgleichen  dem  Med,  Dr.  und  emeritierten  Prof.  Ludwig  A^ 
Frank  1  al»  Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  Classe  in  GeuD 
der  Ordensstatuten  der  Ritterstaud  mit  dem  Pradicate  'Hocbwa  ^ 
dem  J^tatthaltereiratbe  und  Sanität* rofer^»nten  der  Statthalterei  in* 
brück,  Dr.  Ignaz  Laschan,  au&  Anlass  seiner  Verletzung  in  den  blj 


Personal-  nnd  SchulnotiMn. 


157 


in  Anerkennung  RÜner  vieljahrigen  treuen  und  eifrigen 
icr  KM  (a.  h.  Ent^ehl,  vom  fi  Febrnar  l  J.). 
r  ftömdo  Orden  annehiuen  nnd  tragen  tu  dürfen  er- 

rzt    nnd  Prof,   an  d(!r  Univ.   zu  Wien,   Dr,  Albert 
f,  für  das  Comtljürkreuz  2.  Classe  des  heraog- 
Hausordcns,  der  Prof,  an  der  üniv,  in  Wien, 
»il  Cid  Uli,  lüf  d«n  kais.  rus«-  8L  Annenorden  3.  Classc  nnd 
iif»(^hoti  Miniachidio-örden  3.  CK;    der  k,  k,  Ui^f-  und  Üniver- 
ndler   in  Wi<?n,   Alfred  Holder,    fiir  das  Ritterkreuz  L  Cl. 
I  |st«aab«n(»gL  ht^u.  Orden»  Philipp  des  Grosiinüthigen,  für 'da«  Ritter- 
L  et  d^  gT05»hcrzogL  t>ad.  Ordens  Tom  ZÄhringer  Löwen  und  da«i 
dea    hertogl.    nraunsihw.  Ordens  He  in  rieb   des  Loweu  (a,  h* 
IMadtl.  fam  23.  JAnner  1   J), 

Tmt  Nae^el  in  Wien  erhielt  von  der  intrniatioualen  Ausstellung 
kaBrO^**^  ^"'  rMr,,,.  r.iv.^P»,  nur]  Oe«ujidheitspäege  ein  Anerkennnngs- 
fiflnti  hen  Gentralcominission ,  Sectionscbef 

von   der  geographischen  Geaellachafl 
^vrpni   und   dem  bi^itorischen  Vereine  in  Steiermark  tum  £hrcn- 

niaeh©  Congreea  in  Brüssel  bat  das  hygie- 
Dr,  MoriÄ  Gaus t er  in  Wien:  'Die  Ge- 


fiiyltp 


]   und   hinsichtlich 
/,ei(^hn<^t. 


der  Schule  im  Beeon- 


iNckrologir.j 

•^  Am  ^1*   I)#c   V.  J.   in   Prag   der  pädagogische  Sebriftftteller 
IMami  K.  Sk<»da,  66  J    ah. 

—  Am  h  Jilnner  !.  J.  in  Berlin  der  Herausgebitr  das  Magatiu  fli 


■    Henri 
U3rtyp08 


*    ^linde»^  i^tadtgehchts  at'i 
iu?r    L  i.    in   Paria    der 
_,_.  ifer   des   unäterblicben    h««- 

X#tr  l  h  alt, 

R*r  1.  J.    in  LeiprJg   der   berübmtei  Sanskntfor»cher 
mk  «<  »4«or  drr  altindischen  Sprache  und  Literatur  an  der 

4mUs  .    Dr,   Hermann   Brockhaus.    70  J.    alt.    und    in 

Ijvler  Gt*beimrutb  Professor  Timoleon  Karl  v,  Ncft 
ii^T  1,  J.   in  Uovt»r«to   der  Gytrnaäiaiprofettsur  Fran- 
zi dt;  in  Maibtid  der  Bihlbauef  Pietn»  Magni,  durch 
und  "din  Vorlrserin'  besonders  bekannt,  und  in  Ber- 
i«^r  dortigen  UuiverititÄt^    Fabio  Fabrucci«  Verfasaei 
tthirtkJ^»'   und    w^itverbreitot^^r    i^hfbdcher    der    italiünischün  Sprach«, 


f  ruu   iin  u«^ 


ner  l  J    in  Gi'<tting«'ii  tler  Ne^tcir  der  dortigen  Uni- 

idtar  und  Prof.  Hofrath  Dr.  Karl  Chrinian  Hock, 

wvxu  Werk  Ober  Kreta  und  aeine  rOtniacbe  Ueachichte 

Jt. 

—  Aiii  11.  Jinni-r  l  J.  in  2n:iim  d#r  Profc<>*ior  der  Ob«3rrealschol© 

Bar  toi*    \n  Tahnr  der  Prof    der   dortigrn   höheren    Undwirtb- 

ben  Leb'  Karl  Hatenohrl:  in  Paris  der  Injtjenieur  Tho- 

p«*p  in   1  Ijoren»   durtOi  di<^  Erbauunif  ntohrerer  Brücken 

V   ^  -,    ;-        r  ,■•'!.•    dc*s  Th.  •        ■"  '  '!j,-h 

•dn  LM^n   ahiT  f-ei 

f*      ^  Aji.,    Ulli   M)    .^ri»,.ri  t,i  I    Prof.  der  ^*.m..j.  ..    .A.i,M.  .r..  *ob- 

.naud,    durch   »eine  zatilreichen  rortreffliehen  Kupf^r- 

1.  J.    in  Ltndennu    bei  I^ipsig   der    herflhmte 
i  of  meist  er.   Prof   an   der  Umrcnitat  Tttbiii> 


1S8 


Personal*  and  Scbulnothen» 


fjü,  53  J,  all,  uml  in  Paris  der  Begründer  der  Re?uc  des  deür  Umi 
r^Q^ois  Buloz,  74  J.  alL 

—  ATD  15.  Jänner  L  J.  in  Wien  der  Journalist  Dr.  Moria  B  r 
früher  Redacteur  des  'Rheinischen  Mercar". 

—  Am  14.  Jänner  L  J.  in  Pra^  der  ordentL  Prof.  der  Phil 
ftn  det  dortigen  Universität.  Dr.  Wilhelm  V'o  1km an n  ßitter  v.  V< 
corresp.  Mitglied  der  k,  * '  '  '  -  ^*''  ?ensehaft€n,  als  Lehrer,  ^■ 
steiler  (Lehrbiicfa  der  i  nach  hoehgrcacht,et*),  6^ 
und  in  Namur  der  bot.t,,.- ,..;  .  v,..i*.,..w;ur  G.  Bellynk,  Prof.  am 
na&ium  in  ^amur  und  Mitglied  d^r  helgiachen  Akademie. 

—  Am  19,  Jänner  l  J.  in  Tepliu  der  jubilierte  gräflicli  Stadi^ 
sehe  Oberamtsdirector,  Georg  Hüber,  aU  Geologe  in  weiteren  Kmk 
bekannt,  77  J.  alt. 

—  Am  20,  Jänner  L  J.  in  Grast  der  Professor  der  Theologie  i 
Michael  Früh  mann. 

—  Am  21.  Jünner  1.  J.  in  Mfincben  Dr.  Titns  Tobler,  alB  PalaÄtü 
reisender  und  Schriftsteller  bekannt,  7ü  J.  alt;  in  Mostan  der  russia 
CriminaÜHt  Profe^For,  Tschebyschew-Draitriew,   und  in  V 
der  Geheitnrath  Aleiander  Pawlo witsch  Brüllow,  Prof.  do» 
Erbauer  des  Micbaelthcaters  und  der  evangelischen  PetrikircUe  iui 
Prospecte  in  Petersburg  und  des  Übservatoriuniti  in  Pulkowa 

—  Am  22.  Jänner  in  Rom  der  Prof.  der  Botanik  an  der  dor 
Universität,   G.  de  Notaris,   und    in   Athen    der   Rector   der    dorti| 
Universität,  Prof.  der  Mathematik  und  Astronomie,  Johann  Pa  päd  all 

—  Am  23.  Jänner  1.  J.  in  Joachimsthal  in  Böhmen  der  Bezic 
haaptmann,  Karl  Victor  Kitter  von  Hansgirg,  als  sinniger  und  gemi|| 
foUer  Dichter,    als  reger  Förderer  des    vereinea  für  die  Geschichte 
Dentachen  in  Böhmen,  zu  dessen  Mittheilungen  er  viel«  gehaltvolle 
träge  beisteuerte,  ausserdem  al»  ein  musterhaft  pflichteifriger  Beamte  an 
wanner  Menschenfreund  hochgeachtet. 

—  Am  25.  Jänner  L  J-  in  Berlin  der  Prof.  an  der  ri  -*- -  -  t-„:,.^ 
sität  und  Mitglied  df>r  Akademie  der  Wissenschaften,  Dr.  j  n 
Poggendorfi  als  Physiker  durch  seine  trefflichen  Untii\>  .v.u.  ^ 
den  Galvanismus  und  Herausgeber  der  nach  ihm  genannten  Annafen  ho 
verdient,  80  J,  alt, 

—  Am  28.  Jänner  l.  J.  in  Davos  in  der  Schwei«  der  Maler,  P^ 
Huhn,  Mitglied  der  Petersburger  Akademie.  

—  Ana  31.  Jänner  1.  J.  im  Benedictinerstiffce  Kremeroünster  def 
emeritierte  Professor  des  dortigen  Gymnasiums,  P.  Oddo  Schima, 
54  J.  alt. 

Im  Janner  L  J.  in  Wien  der  Prof.  am  Conaervatorium  der  Ma 
Aleiander  ISchwarz,  33  J.  alt;  in  Paris  der  Schriftsteller  Leon  Dnmo 
Mitarbeiter  verschiedener  Revuen  Frankreichs,  von  welchem  man 
üebersetzung  der  Jean  PauKachen  ^Aesthetik'  besitzt,  39  J.  alt,  und  (  _, 
stiau  Win t her,  einer  dor  bedeutendsten  Lyriker  dänischer  Zunge;  in 
Mailand  der  Bildhauer,  Pietro  Magni,  durch  seinen  David,  die  an  den 
Felsen  gefesselte  Ängelica,  Sokrates  im  Theater  ^n^n  Athen,  Napoleon  L, 
die  Maske,  die  zur  Eröffnung  des  Suezcanal  componierte  allegorisch*»  Grnppo, 
den  Brunnen  dor  Nabreaina  in  Triest  usw.  bekannt;  in  Solero  in  Fi 
der  froher  bekannte  Opernsänger,  8ignor  Carlo  Quasco,  der  v 
Majesty's  Theater  zu  London  sang  und  für  den  Donizetti,  Bicci,  \erdi 
besonders  Hauptrollen  in  vielen  Opern  componiert  hatten;  in  London  de| 
Arzt  und  Physiker.  Alfred  Smec,  Verfasser  einer  Reihe  von  W  '  "'-^ 
Elektricität  und  Galvanismue  und  Erfinder  einer  nach  ihui 
galvanischen  Batterie,  60  J.  alt;  in  Glasgow  die  ehemals  hociiu 
füglifiehe  Schauspielerin,  Mr^.  William  West,    die   zuerst  am  28.  Sep- 

*)  Volkraann  vrar  auch  längere  Zeit  hindurch  ein  eilrigcr  nnd 
ichitzter  Mitarbeiter  dieses  Blattes. 


Fcnkonal-  tmd  Scbulnotizen, 


150 


üImt  181S  *r.f  v'ntgarfienthtmter  al*  Dead^mona  auftrat,  86  J. 

«jul  tu  drit  1*5  KU  Bloomhill   bei  Kirlintill&h  in  Schottland 

0dtr  ÖÄin,  »iti  Litiiidcr  des  elektro-chemischen  Drocktelegrapheii, 

4ir  elilrti^titii^i*-ti^'i!'*ii  lilcioke  und  des  durohI*xherten  Papiere>.  für  diö 

von  De[i€8cben,   aucli   ab  8chrut9tcLlor   ttber 

ii. 

l.  J,   in  der  Landesirrenanstalt    tu  Wien    der 
i,  Leopold  Vö»cher;  in  Aichkirchen  in  Ober- 
titMnrnli    i  --'^    A  Norbert  Kringel«  durch  sein«:  'Eeise 

Mdi  Jüttu  ^  alt^   und  in  Prag  die  Componistin  niid 

Ffauri»Hri  erff.  63  J.  alt 

I .  J,  in  Neapel   der  Professor  an  der  dortiyeri 
folTcr  Imbriaui,    ein  geschätzter  Jtirist  luid  viel- 

'  Senator  des  Kdnigreicbes. 
1.  J.  in  Berlin  der  bekannte  Schriftsteller  aaf 
k    und  Nationalökonomie,    Dr.  Otto  Hühner, 
ler  auch  einige  Zeit  als  Generalagent  des  Trie- 
wirkte. 

I  j.  in  Wien  der  BeÜgionsprofessor  am  Leopold* 
'  "'     irymn.»   Dr  Franz  Fischer.   Ehren- 
i3«er  zahlreicher  guter,  auch  in  8üd- 
.^    ...  urbücher  bekannt,  ein  trefflicher  Lehrer 
md  «UrdiL  .  J.  alt. 

—  A ;  l,  J,  in  Riagenf tiri  der  Vorstand  der  dortigen 

StliiiMibiblkabck ,    Cuetoij  Joi^f  B ret terklieber;   in   Halberstadt   der 
Oji«DaÄ!^:*'^^t  T  f*    P  .    T>r.  Theodor  Schmidt,   durch   tiöint*  Aasgabe 


rtear  Maiitr 

—  Atn  4 


d<T 


4ff  ßt 

nrtvilCD  t»t,  und  lii. 
^dntBf  bei  den  All 
MlK  Ocic^elutf  ui 
lilOottlie'ich"^  ^v, 
V  iit  Bcimtt^ « 


bekannt,   79  J.  alt,   und  in  Leipzig  der 
Sainmon  HirzeK  der  durch  teine  gross- 
I'  und  Goethe- Literatur 
idium  begründet*?  Mit- 
n\m  (Deutsches  Wört*r- 
i>ion   der  Schiller'Bchen 
^.iWralität,    mit  vrelcher 
m,   i^ich   ein  Ehreadenkmal 
vtbcK  vennachte  er  der  Oni- 
-Bihliothek  uebat  einigen  anderen  Samm- 
inqitii  'uriT. 

—  -  uar  L  J.  in  Wien  der  emeritierte  Professor  des  Huf- 

IrnliUrr»  ,.  k.  lbicrarzcnei.schule  in  Wien«   Josef  Fritscheri 

ttl*alt,    -nud  iu  Kopnhft^'cu    der  Prof    der  Theologie,    Dr.  F,  Ham* 

itrieb,    V-^rffiARcr    dca  Werke*    "Geschichte    der   christlichen    Kirche*, 

■  J  alt 

*  Am  10   Februar  l  J,  in  Sahbiirg  der  dortige  Primararzt  Dr 
■  "  -    '-......,,  .rj.  f^  früher  Professaor  an  der  dortigen  chirurgischen 

l-runr   1    J.    in  Atitr^hnri/   dor   als  Schriftsteller   ge- 
11  'Bruder  Hilarius*  bekannte 
,L  alt. 
lö,   J^oiitaai    l.  J.    die    äkükdemiscbe    Künstlerin    Auguste 
lii#ier,  aU  vnrfi^^lirhe  KupferatecUerin  bekannt,  ^"6  J.  alt. 

-*  Am    V  »r   l.  J,   in  liCitmeritz   der  Professor   Dr,  J.  F. 

^iiich»  aU  Mitglied  de*  Vereines   ffir  die  Geschichte  der 

m  BontTMi  L«  «kannt. 
I—  im  16  Februar  L  J.  in  Prag  der  Nestor  der  ^echischen  Schrift- 
Domhi'T-    '-*  •    M, ,  .1      M2j^  i^it,    in  Melle  (Osnabrück)    der 
Jlli«  deatücl  h  verdiente   Freund  Freiligrath's   und 

wbiami*»  T.  i  ^  W  e  h  n ,  und  in  Heidelberg  der  Prot 

m  Plihts^nhir'  livaraitit,  Dr,  Karl  Alexander  Freiheir 

i^liithlln-M 


160  Peraonal-  und  Schalnotizen. 

—  Am  17.  Februar  1.  J.  in  Wien  der  bekannte  Dichter  nnd  Vozat 
der  Bibliothek  im  k.  k.  Ministerium  für  Cultus  und  Unterricht,  0. 
von  Mosenthal,  der  sich  durch  seine  Dramen  'Deborah,  Sonnenwc 
hof  und  *Die  deutschen  Komödianten'  einen  Ehrenplatz  in  der  deutsc 
Literatur  gesichert  hat,  1821  in  Eurhessen  geboren,  seit  1841  Oestenn 
angehdrig. 

—  Am  19.  Februar  1.  J.  in  Pressburg  der  Professor  am  evang 
sehen  Lyceum,  Ludwig  Emeritzy,  54  J.  alt. 

—  Am  21.  Februar  1.  J.  im  Schlosse  zu  Hirsehstetten  der  begi 
Historienmaler,  Karl  Schönbrunner,  der  Schüler  RahFs,  44  J.  alt,  * 
in  London  der  dramatische  Dichter  und  Kritiker,  John  Oxenford,  ▼ 
Jahre  hindurch  Bühnenrecensent  der  Times,  auch  als  Uebersetzer  Goet 
bekannt,  66  J.  alt. 

—  Im  Februar  1.  J.   in  München   der   um  Specialgeschichte  ' 
Kunsthistorie  vielfach  verdiente  Beneficiat,  Anton  Mayer;  in  Augsh 
Gottlieb  Freih.  v.  Tu  eher  auf  Sindeishof,  Appellationsrath  a.  D., 
Sprosse  des  uralten  berühmten  Nürnberger  Patnciergeschlechtes  der  * 
eher',   durch  Schriften  über  die  Theorie  der  Musik  bekannt,   79  J. 
in  Paris  der  Historien-  und  Landschaftsmaler,  Eduard  Cibot,  78  J. 
und  in  Stockholm  der  berühmte  schwedische  Dichter  Strandberg,  < 
sen  Pseudonym  Talis  Qualis  war,  59  J.  alt.  Ausser  seinen  Originaldi 
tungen  lieferte  er  vortreffliche  Uebersetzungen ,  namentlich  mehrerer  Stü 
Moli^re's  und  des  Don  Juan  von  Byron.  Zuletzt  war  er  Redacteur  der  c 
ciellen  Post  och  Jurikes  Tidninger. 


Zum  Jubiläum  des  Hrn.  Prof.  Dr.  J.  Petzval. 

Das  gefertigte  Comit4  erlaubt  sich,  bekannt  zu  machen,  dass 
Adresse,  welche  für  Herrn  Prof.  Dr.  J.  Petzval  anlässlich  des  40jähri| 
Jubiläums  seiner  Lehrthätigkeit  von   seinen    ehemaligen   und  jetzij 
Schülern  und  seinen  Verehrern  vorbereitet  wird,  von  jetzt  angefan^ 
bis  £nde  des  Semesters  zur  Unterschrift  aufliegt  im  Comit^-Locale 
„Vereines  zur  Pflege  kranker  Studierender«,  Wien  Universität,  und  %} 
an  Wochent^en  von  10—1  Uhr,  an  Sonntagen  von  9—11  Uhr.  Es  wer« 
hiemit  alle  P.  T.  Verehrer  und  ehemaligen  Schüler  des  Jubilars  ein; 
laden  sich  an  dieser  Adresse  zu  betheiligen,  und  gebeten  Auftrage 
Unterfertigung  derselben  einsenden  zu  wollen  an  das 

Oomit^  des  akad.  Vereines  der  Mathematiker  und  Physil 
der  Universität  Wien. 


Berichtigung. 
S.  12  Z.  3  V.  u.  lese  man  308  statt  398. 


Erste  Abtheilung. 

Abhandinngen. 

Metrische  und  sprachliche  Untersachungen  zu 
Mnsaios*  „de  Hero  et  Leaüdro"^. 

Müsaios  gilt  allgemein  als  strenger  Nachahmer  des  Nonnos 
TOI Panopolis.  Unsere  Abhandlung  wird  zeigen,  in  wiefeme  Musaios 
nf  metrischem  and  sprachlichem  Gebiete  die  Normen  befolgt  habOi 
wekbe  Mr  Nonnos  durch  die  Untersuchungen  von  G.  Hermann  (Or- 
pbici),  K.  Lehrs  (quaest.  ep.  diss.  lY),  Arthur  Lud  wich  (Beiträge 
m  Kritik  des  Nonnos  von  Panopolis)  u.  a.  festgestellt  sind.  Die  Be- 
destoBg  dieser  Frage  fQr  die  kritische  Behandlung  des  Gedichtes 
Inchtet  von  selbst  ein.  Der  Abhandlung  liegt  die  Ausgabe  von 
Düthej  (Bonn  1874)  zu  Grunde. 

6.  Hermann  constatiert  Orph.  690  den  ganz  verschiedenen 
Charakter  des  nonnischen  und  homerischen  Hexameters.  Dies  gilt 
torb  vom  Hexameter  des  Musaios ,  das  zeigen  folgende  charakteri- 
itische  EigenthUmlichkeiten  desselben. 

I.  Bei  Nonnoe  überwiegt  bei  weitem  die  leichtere  daktylische 
Tahform  über  die  schwerere  spondeische,  weshalb  K.  Lehrs  (Neue 
Jahrb.  1860, 215)  treffend  den  Hexameter  des  Nonnos  ,, einen  in  steten 
DiktTlen  fortgerissenen  Vers**  nennt. 

Bei  Musaios  kommen  auf  1452  Daktylen  nur  263  Spondeen. 
Bas  posse  Uebergewicht  des  Daktylus  in  diesem  Verhältnisse  wird 
deutlicher .  wenn  wir  das  Verhältnis  desselben  zum  Spondeus  in  den 
«iten  100  Versen  des  I.  Buches  der  Ilias  vergleichen  mit  dem  der 
otiprechenden  Anzahl  Verse  von  Musaios.  Bei  Homer  kommen  auf 
367  Daktylen  133  Spondeen,  bei  Musaios  auf  440  Dakt.  70  Spond. 
fte  Vertheilung  auf  die  einzelnen  Versfüsse  zeigt  folgende  Tabelle : 

Daktylen 

I.F.     2.  F.    3.  F.  4.  F.  5.  F.  Samma 

A  1—100     54       65       81  71  96  =    367 

Mus.  V.  1—100     78       89       92  81  100  =    440 

1—343  271     255     324  259  343  =  1452 

bUKkiifi  f.  d,  *ftt«rr.  Oymn.  1877.    ID.  Heft,  11 


168    Ä,  Scheindler,  MetriBche  nnd  sprachliche  Untersachungen  etc. 

Spondeen 

1.  F.    2.  F.    3.  F.  4.  F.  5.  F.       Summa 

AI— 100     46       35       19     29  4  =    133 

Mus.  V.  1—100     22       21         8     19  —  =      70 

„         1—343     72       88       19     84  —  =    263 

Hieraus  ersieht  man  folgendes :  a)  Am  häufigsten  steht  c 
Spond.  bei  Mas.  im  1.  oder  2."*")  and  im  4.  Fasse ;  b)  Selten  im  3.  Fusc 
dies  hängt  mit  der  Vermeidung  der  Penthemimeres  zusammen;  c)  d 
Spond.  im  5.  Fasse  vermeidet  wie  Nonnos  so  auch  Mus.  ganz.  (Hie 
über  vgl.  A,  Ludwich  „Hex.  Unters."  Neue  Jahrb.  109  B.  p.  44: 

Noch  haben  wir  über  den  6.  Fuss  zu  sprechen.  Der  spondeisc 
Ausgang  ist  als  der  voller  abschliessende  auch  bei  Musaios  üb( 
wiegend ;  von  343  V.  schliessen  300  spond. ,  43  troch.  Wir  werd 
hierüber  noch  ausfuhrlicher  bei  einer  späteren  Gelegenheit  hande! 

2.  Wemicke  z.  Tryph.  p.  39  hat  die  Beobachtung  gemacl 
dass  Nonnos  und  seine  Nachfolger  nie  zwei  oder  gar  mehrere  Spende 
unmittelbar  aufeinander  folgen  Hessen.  A.  Ludwich  (Beiträge  4 
restringiert  die  Noim  folgendermassen :  „Nonnos  und  seine  Nac 
folger  gebrauchen  zwar  hie  und  da  in  der  Cäsurstelle  (2.  u.  3. 1 
2  unmittelbar  aufeinander  folgende  Spondeen,  aber  nie  an  andej 
Stellen."  Diese  Regel  gilt  auch  füi*  Mus. ,  nur  eine  Ausnahme  finc 
sich  V.  342,  wo  der  1.  u.  2.  F.  Spond.  bilden.  Der  Vers  ist  kritig 
sicher.  Doch  liegt  dort  der  Zweck  auf  der  Hand,  den  der  Dichter  i 
den  2  Spond.  erreichen  wollte;  und  hiermit  ist  er  auch,  obwol  geg 
Nonnos'  Norm  verstossend,  gerechtfertigt.  Sonst  finden  wir  bei  Mi 
auch  von  den  32  Variationen  des  Hex. ,  die  durch  Wechsel  von  Da 
und  Spond.  möglich  sind ,  nur  folgende  9  Formen ,  deren  sich  na 
A.  Ludwich  Nonnos  bedient  hat  (d  =  Dakt.  s  =  Spond.) 


1.  d 

d 

d 

d 

d 

6.  d 

s 

s 

d 

d 

2.  s 

d 

d 

d 

d 

7.  s 

d 

8 

d 

d 

3.  d 

s 

d 

d 

d 

8.  d 

s 

d 

s 

d 

4.  d 

d 

s 

d 

d 

9.  s 

d 

d 

B 

d 

5.  d 

d 

d 

s 

d 

Folgende  Tabelle  zeigt  die  10  Hexameterschemeu  des  Mu8ai< 
nach  der  Häufigkeit  ihres  Vorkommens  geordnet,  und  wie  oft  jed 
derselben  sich  findet. 

d     d     d     d     d  125mal 


d 

s 

d 

d 

d 

66 

s 

d 

d 

d 

d 

48 

d 

d 

d 

* 

d 

46 

s 

d 

d 

s 

d 

20 

d 

s 

d 

s 

d 

18 

d 

d 

f) 

d 

d 

13 

*)  Doch  darf  er  hier  nicht  von  2  einsilbigen  Wörtern  od.  1  zweisi! 
gebildet  werden,  vgl.  Wernicke  z.  Tryph.  p.  39.  —  V.  243  ist  unten  gerecl 
fertigt. 


tindUr,  Hettbchc  und  äprachliche  Untersuchmigen  etc.    ](tS 

d     t    ^     d    d  3  mal  (V.  10,  19,  213) 

^     ci     «     d     d  ^  r     (V,  42,  130,  237) 

d     d     d  1  „    (V.342) 

suiüiüt,  was  wir  oben  sagten;  Der  Daktylus  hat  bei  weitem 
ir#l»etff*»wi«^ht  ober  den  Spondeus,   Was  Nonnos  charakterisiert, 
ÜB  fili  ai]  '  isaios:  Im  daktylischen  Schwünge  sich  lang  hin- 

llltiitode  V  vn,  naraentiich  von  Nominen  und  Verben,   Das 

filft  mxs  recht  klar,  wenn  wir  mit  der  Anzahl  der  Wörter  in  den 
tu  10  Dekaden  des  I.  Baches  der  Flias  nnd  mit  der  in  jenen  deg 
nehm  4«*r  Dionys.  tergleicben  die  Zahl  der  Wörter  in  den  ersten 
I  Dek.  Uf)^<^re8  Ge<!)chtes.  (Die  beiden  ersten  statist.  Daten  sind 
ijeiiiv  37.) 

Zahl  der  Wörter  in 

Nonn. 
IlSw  A  Dion.  L         Musaios 


^^HnE 

68 

60 

62 

«.  , 

69 

62 

59 

».  , 

78 

55 

67 

4.  ^ 

75 

61 

60 

5.  - 

69 

61 

64 

«.  . 

69 

58 

61 

7.  . 

65 

59 

67 

«.  , 

m 

61 

72 

9.    . 

74 

59 

64 

10.  . 

73 
723 

66 

67 

V.  l— 100 

602 

643  Wörter. 

^n*  Wir  haben  oben  gesehen,  dass  der  Spondeus  im  3.  F,  von 

nur  sehr  selten  gebraucht  wird.  Der  Onind  hieTon  ist  fol- 

II  iie  Ponthemimeres ,  wenn  auch  nicht  als  Haupt- 

ter,  wie  < '  an  Orph.  890  will,  so  doch  sehr  häutig.  (W.  Hartel 

BfiBtr.  Stnd,  1"  tH^u,  94  weist  nach,  dass  schon  bei  Homer  dieCiaar 

JOti  r^'rnr  tgoxaiov  niiudestcns  gleichberechtigt  sei  mit  der  Pf^n- 

i.)  KfinnüÄ  al>er  wendet  nur  gelten  die  Penthemimeres  an»  weil 

[  kart  war^  da  wegen  der  langen  daktylischen  Wertformen  nicht 

Ändün>  EinsclinitUt  daxnkiimen,  wie  bei  Homer:  sehr  hüulig 

idie  xc/.^  '  '')¥,  Wir  wollen  vor  allem  ein  Bild 

tvB  4fti  bei  Hl  'H  VefBeinschnitten  geben. 

Zahl  der  Einsehnitte  nach  der 


ArsU 

L  Tbcs. 

11.  Ilw».  (TU.  d.  öj 

*  LP. 

97 

95 

\H'2 

n. , 

164 

66 

•     21» 

m. . 

72 

381 

6.-$ 

nr. , 

127 

9 

164 

V  , 

81 

175 

127 

n.. 

11 

— 

— 

IV 


164    A,  ScheindUr,  Metrische  und  sprachliche  Untersachnngen  etc. 

Hieraus  ersieht  man :  a)  Die  gewöhnliche  Cäsar  ist  die  nav 
tqItov  tqoxcuov.  Bei  Homer  kommen  auf  100  V.  52 '  93  solch« 
Gas.  (Hartel  H.  St.  P  83),  bei  Mus.  auf  eine  gleiche  Anzahl  Verse  82 
b)  sehr  häufig  gebraucht  ist  die  troch.  Oäsur  im  5.  F.  bei  Homer  ac 
100  V.  50-91  (Hartel  H.  St.  I^  84)  bei  Mus.  51 ;  c)  die  bukolisdi 
Cäsar  ist  seltener.  Bei  Homer  kommen  auf  100  V.  60*12  solche 
Cäs.  (Hartel  a.  a.  0.  84),  bei  Mus.  nur  48;  stets  geht  ihr  ein  Dai 
tylus  vorher;  nur  7  Verse  (5,  20,  78,  174,  176,  181,  278)  bilde 
eine  Ausnahme;  doch  haben  alle  diese  Verse  die  Caes.  nach  dei 
3.  Troch.,  fei-ner  bildet  die  Thes.  des  Spond.  4mal  xat,  Imal  oi^ 
2mal  elg,  also  lauter  Wörtchen,  welche  die  Wirkung  des  Einschnitte 
aufheben;  d)  über  die  Cäs.  xar«  rhagTOv  tqox-  sagt  G.  Herman 
Orph.  692  ff.,  dass  sie  gemieden  worden  sei,  weil  sie  den  Fluss  nn 
die  Wucht  des  Hex.  am  meisten  schwäche.  Nur  wenige  Verse  gebe  € 
bei  Homer,  die  mit  dieser  Cäsur  behaftet  seien  und  da  werde  sie  ai 
verschiedene  Weise  erträglich  gemacht;  1.  dadurch,  dass  wenig 
stens  sogleich  eine  Cäsur  nach  der  Arsis  des  5.  F.  folge  Z  2,  i2  16( 
526,  7t  277;  2.  dass  das  Wort,  welches  diese  Cäsui*  bilde,  kein  Am 
phibrachys  sei,  oder  wenn  dies  der  Fall  sei,  ein  einsilbiges  Wort  dan 
vorhergehe ,  welches  mit  ihm  eng  zusammengehöre ;  3.  vollends  be 
seitigt  werde  das  Störende  dieser  Cäsur,  wenn  einsilbige  Wörter,  di 
sich  zum  folgenden  neigen,  die  1.  These  des  4.  F.  bildeten.  ^  di 
W  513,  d  677.  Nonnos  habe  diese  Cäsur  ganz  vermiedei 
Vgl.  hiermit  A.  Ludwich,  Hexam.  Unters.  Neue  Jahrb.  109  und  11( 
B.  453.  Betrachten  wir  nun  die  9  Verse  des  Musaios ,  welche  dies 
Cäsur  haben :  V.  9  ivvv%Lov  fuer^  ae^Xov  aviiv  ig  o/urjyvQiv  aar^} 
V.  27  eiaiTi  nov  lilalovra  ^loqov  xai  eQwra  uieavdqov,  V.  9 
lnQBfXB  ^€v  xQadifjv,  aldwg  de  fniv  slxev  aXwvai.  V.  213  xc 
fuv  OTtmeiwv,  ovx  oxpi  dvovra  BoMzrjv.  V.  243  eTQSiae  fiiv  % 
jtQtÜTOv,  ETteiza  öi  &(iQOog  ayeigag,  V.  269  vv^q)ie  noUja  fio 
yrfictg,  aUg  vi  toi  alfivQov  vöcjq.  V.  295  ßev&ea  d"  dan^Qncr 
xai  vyga  d^sfAed-Xa  d-aXaaGrß.  V.  304  vr^l€ii]g  xat  aniaroi 
o(p€kl€  di  dvG^iogog  ^Hqvj,  V.  325  TiTtro^ievog  7r€q)6Qr^ro  Ttodw 
di  oi  äiilaaev  OQfurj,  Von  diesen  9  Versen  bieten  nach  Punct 
der  Hermann'schen  Regel  keinen  Anstoss  V.  9,  27,  97,  269,  325 
V.  295  ist  nach  Punct  2  gerechtfertigt.  Die  Verse  243  u.  304  sin 
gerechtfertigt  durch  zahlreiche  homerische  Beispiele,  in  denen  gleich 
falls  die  2.  These  des  4.  F.  durch  die  gebildet  ist;  so  Z  70  i'neit 
di  xat,  T  113,  ß  41,  112  usw.*)  Was  nun  noch  V.  213  betrifft,  s 
ist  er  nicht  mit  der  Cäsur  überliefert;  die  Handschriften  bieten 
y.ai  fuv  onmevwv  orx  oxpo^ai  dvvra  Boiottjv]  ein  cod.  regit 
(bei  Schrader)  hat  ov  ßXixfJw  dvvia ;  um  gleich  mit  dieser  Leseart  z 
beginnen ,  so  ist  sie  unhaltbar,  weil  3  unmittelbar  aufeinander  fo) 
gende  Spondeen  bei  Nonnos  nicht  vorkommen,  deshalb  auch  von  Mui 

*)  Bei  Mus.  begegnet  J^  40mal  u.  zw. : 

3654"  ^112    2  82  6 


X  SckfmäitTj  Metrische  uoii  spnichUohe  ÜQiersachungen  etc*    105 

ilftftniied*D  :itt  betruchten  siud.  Die  Cotiiectur,  die  man  in  älteren 
Amgal^efi  üudet:  xai  fuv  ontjir^ittjv  dvvv  oi^miai  ovte  Bodn^p  ist 
vegsn  der  Elision  ävn'  unmöglich^  da,  wie  wir  später  sehen  werden, 
Um,  hm  ingsten  Anschlüsse  an  Nonnos  Elision  bei  nomina  vollständig 
waitÜet.  Verglicht  man  nun  die  Stelle  bei  Homer  i  271 — 275, 
»  wird  man  sich  wol  der  CoiTectur  {o^i  diovra)  anschliessen ,  die 
^tenicr,  Grotiiifi»  Rieb.  Yolkmann  ^emacbt  haben  und  Dilthey  in  den 
^  %t  aufgenommen  bat;  die  Cäsur  ist  hier  nicht  anstossig;  Mnsaios 
den  halben  Vers  aus  der  homerischen  Stelle  genommen,  wie  er 
dii0  6fier  tbnt«  und  so  ist  die  Cäsnr  in  sein  Gedicht  gekommen,  die 
dir  siretigea  Norm  des  Nonnos  widerspricht.  €)  Selten  ist  anch  die 
PenUiaiDimeres  irerwendet  von  Mus. ,  stets  im  Einklänge  mit  Kouuos 
■Ü  Aufnahme  von  V.  46  (vgl.  H,  Tiedke  quacst  n.  sp.  p.  4),  wo 
Ulfif«cis  der  ganze  Vors  unsicher  ist.  Von  den  72  Fälleu,  in  denen 
M  fOf kommt,  beginnt  lömal  das  der  Cäsur  folgende  Wort  mit  einei 
en  Silbe;  12mal  davon  folgt  ein  viersilbiges  Wort  (10,  36,  37, 
!S,  130,  132,  177,  2tX>,  237,  255,  322),  Imal  ein  zweisilbiges 
£S»7)t  dmal  ein  einsilbiges  mit  folgendem  dreisilbigen  (11^  (xai), 
157,  24?  (|m])),  linul  ein  eiusilbiges  mit  folgendem  vier- 
9n  (ril  46),  linal  ein  einsilbiges  mit  folgendem  zweisilbigen  (213 
Tgl.  H*  Tiedke  quaest.  nonn.  sq.  p.  9  u.  12.  /^  Die  Hepktb,  ist 
libsifaUs  in  Uebereinstimmung  mit  Nonnos  verwendet,  mit  Ausnahme 
im  hoDi.  Hemist.  v.  186.  vgl.  H.  Tiedke  qu.  n.  sp.  p.  27.  g)  Der 
faüehuiit  nach  der  2.  These  des  III.  F*  ist,  wie  hei  Nonnos^  ent-* 
ititr  dadurch  ohne  Anstos^  L  das«  die  Caes.  xar.  r^ir.  rgox*  ^o^' 
tOff«bt.  2.  dass,  wenn  die  Penth.  vorausgeht,  Interpunction  in  sie 
ftDt  S.  dftsa  den  4.  Fuss  ein  an  das  vorhei-gehende  eng  sich  ao- 
Klliessfiide  Wort  bildet, 

Eh#  wir  dieses  Capitel  verlassen,  wollen  wir  noch  mit  einigen 
WoftdO  über  die  Stellung  der  Interpunction  bei  Musaios  handeln, 
Inbafh  wuil  mit  der  Veränderung,  rlie  in  der  Anwendung  der  Cäauren 
m  ikh  gi«iig,  auch  die  Intcrpunctioustellen  andere  werden  mussten. 
Btkannüicli  sind  bei  Homer  4  Casuren  Anziehuugspuncte  der  Inter- 
liKliiOB  in  ^       ilb,  «weil  diese  eine  Pause  bedingt,  und  die 

thakiiiflv'  iig  dem  Flusse  des  grieeh.  Hex.  nichts  weniger 

lla  tugiiiii^si^ii  ek^obeiut*  (Hartel  Hom.  St.I^p.  97).  Diese  Casuren 
ivltdic  Penthem.f  di«»  troch,  im  3.  F.,  die  bukol  und  die  TriUiemi- 
Mm^  Während  nun  t,  B.  im  I.  Buche  der  Ilias  unter  298  Versen 
Hi  611,  in  denen  die  Penthemimores  begegnet,  89m&l  stjirkere  und 
ichwidifre  Interpunction  vorkommt,  dagegen  in  der  trodu  Cäs.  im 
V  Fish  imt«r  308  Versen  nur  57mal ,  ist  das  Verhältnis  bei  Mus* 


106    Ä.  Schemdler,  Metrische  and  sprachliche  UntersnchnDgen  etc. 


Nach  der 

AlBi8 

Nach  der 
1.  Thes. 

Nach  der 
2.  Thes. 

IV.  P. 

V.  „ 

VI.  , 

1 
2 
0 

0 
0 

29 
2 

In  281  Versen  also ,  in  denen  die  troch.  Cäsur  im  3.  F.  begegnet^ 
fallen  46  stärkere  und  schwächere Interpunctionen  auf  sie;  die  bukol. 
Gas.  begegnet  149 ,  29mal  mit  Intei'punction,  die  Penthem.  71mal, 
12mal  mit  Interpnnction ,  endlich  die  Trithemimeres  164mal,  nur 
6mal  mit  Intei*panction. 

III.  Quantitätsschwankungen,  wofür  wir  bei  Homer  zahlreiche 
Belege  haben ,  finden  wir  bei  Musaios  nur  in  zwei  Beispielen.  vdiOQ 
nämlich  als  Verschluss  (204.  247,  269,  314)  und  vdctrog  als  4.Fus8 
(327)  haben  v  lang  in  der  Arsis ;  V.  246  aber  earlv  vdwQ  erscheint 
V  kurz  als  Thesis.  Während  femer  Ugeia  stets  mit  kurzem  i  er« 
scheint  (V.  31 ,  141 ,  66  bildet  e  die  erste  Thes.  des  2.  F.,  V.  82  u. 
126  die  1.  Thes.  des  4.  F.  in  der  Verbindung  uQciav  aq>aaoeiv)y  hat 
UQov  (44)  langes  t  in  der  Arsis  des  4.  F.  (Ebenso  auch  Nonnos.) 

IV.  Durch  Entlehnung  eines  Hemistichiums  aus  Homer  bietet 
Mus.  sogar  ein  Beipiel  der  Längung  einer  kurzen  vocalischen  aus- 
lautenden Silbe  vor  consonantisch  anlautendem  Worte.  V.  311  lesen 
wir  nämlich  den  bei  Homer  so  oft  vorkommenden  Halbvers  —  int 
^rff(,uvt  ^aXaaarjQ.  Nonnos  hat  zwar  dieses  Beispiel  nicht;  aber  es 
finden  sich  mehrere  andere ,  so  das  homerische  71€qI  ^oov  33,  64, 
|U€Ta  ^oov  nach  dem  hom.  xar«  ^oov.  Vgl.  Wernicke  z.  Tryph.  225. 

V.  Die  vollkommenste  Uebereinstimmung  zwischen  Musaios  und 
Nonnos  herrscht  in  der  Behandlung  des  Hiatus.  Die  Gesetze  des- 
selben bei  Nonnos  hat  K.  Lehrs  quaest.  ep.  diss.  IV  264  ff.  aufs  ge- 
naueste entwickelt.  Was  nun  die  Hiatusgesetze  bei  Musaios  betrifft, 
so  unterscheiden  wir  zunächst  zwei  Hauptgruppen:  1.  ein  Dipthong 
oder  langer  Vocal  steht  am  Ende  eines  Wortes  vor  vocal.  anlautendem 
Worte ;  2.  ein  kui-zer  Vocal  steht  am  Ende  eines  Wortes  vor  vocal. 
anlautendem  Worte.  —  Ad  1.  ist  zu  bemerken,  dass  bei  Musaios  so- 
wie bei  Nonnos  (wie  ja  auch  bei  Homer)  a)  der  gewöhnlichste  Fall  der 
ist,  dass  der  Diphthong  oder  lange  Vocal  vor  folgendem  Vocale  zu 
einer  Kürze  zusammenschrumpft.  (57  Fälle.)  Dabei  ist  zu  bemerken: 

a)  am  häufigsten  findet  sich  die  Verkürzung  in  der  2.  These  des 
Dakt.  (44  Fälle),  gewöhnlich  im  1.  od.  4.  Fusse,  seltener  im  5.  F., 
nie  im  2.  od.  3.  F.  Hievon  macht  bei  Mus.  nur  vloI  eine  Ausnahme 
(bei  Nonnos  noch  rj  u.  ^i]). 

Die  folgende  Tabelle  zeigt  uns,  welche  Endungen  und  wie  oft 
in  jedem  Fusse  an  diesem  Falle  participieren. 


A    Sthtki^if,  Metriscbc  nnd  spmcliliclie  TTut^raucliiingen  etc    167 


1 

11.  Tbese 

des 

I 

l    F. 

11    F. 

III.  P. 

IV.  K. 

V.  F. 

äamniA 

1« 

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44 


^k$i  ist  EU  beachten,  dass  dio  TerküTEt^n  Laute  nach  ihrer  ü&uflg- 

wdnet  gimaii  iliesi^lbe  ^    '      '  '-^e  ^ehen,  wie  bei  Homer.  Vgl, 

[Um.  Sl  11  [K  :\6\  i^:-.  i.  der  Ak.  d.  W.  Ba.  LXXVI). 

wir  die  24  Veikurituti^ceD  des  xat  bei  Seite,  so  sehen 

deo  übrig  bieibeudeu  7  Fäliou  ai  stets  Verbal etnjuug  ist:* 

A^&f^fiiraif  64  /f^tfinitm,  144  taiyerm^  199  anel^itu  (2. Th. 

AX,  F-).  204  icütrm  (2.  Th.  d,  V.  F*),  20B  »'r;5o;tmi,  212  «Wo- 

I  (2*  Th.  d.  L  F.l  Das  verkürzte  o«  ist  Nora,  piiir.  V.  23  uxeloi, 

—  ^mi  in  den  Verbiüdvingeü  V.  82  li  Öi  fioi, 

difo  fifu  (Htütt^  K  F.)  —  rot  V,  269  (IV.  F.)  — 

t  d«ti  \  treu  323  dl/.d  ol   (I.  F.),*)  325  nodidr  di  oi 

Ik  \:*X\)  r^  ist  Koimiialeiidiini,'  13H  oXßh^t  139  li«- 

t,  2«7  ^TFr^  (IV.  F.).  Das  verkftrtte  ££  ist  Verbalendung  193 

itii  und  24G  (fXiyu,  ma!  ist  verkürzt  in  der  2.  Th.  d.  IL  F.: 

72,  UM»,  log»  13^,  145,  14^.  152.  203,  204,  214,  217, 

W,  250,  295,  308,  335,  MX    2.  Th.  d.  V,  F.:  29.  33, 


rxmig  eines  die  erste  Thesö 
il  '    ^  i^fii  S^>cales,  Diiw*  fiodet  mir 

iL  F.  statt  (bei  Noatios  auch,  aber  selten,  im  V.  F.),  natilrlich 
Ko/  ahgcrochrutt.    Dio   Falle    siod:    oi:  V.   149    tov    am 
E««.!  V»  161  aiöfu  iQti^tmoaav,  —  oi3:  V.  3S7  it  not  faa- 
'  0     '         -^  häuHg);  bie'^u  kouiuit  xm  in  folgenden  Fitlleo: 
n  :.  M,  75.  178,  299,  304,  330k  2mal  im  ML  F. 

i»  1  Uli  IV.  F.  (27).  Noch  erwähnen  wir,  da^s  V.  76 

'iif^r  <5'  fJtJff<//  fmii<7(«  . .  bieteu,  und  V.  126  ov  am 
6birl}olert  i^t;  im  ensteren  Falle  schreibt  Dilthey  mit  Becht 
Id.  Viit,  Vtrn,  liartb.  und  Gi»th.  ot'/ro?'  (die  Klidion  i&(t  ge* 
tigl,  dartiber  nnteu);  desgleichen  halten  wir  auch  1 20  die 
"     «durch  V\  82  und  143  1  '    edchert.  Die  Vcrkür- 

1.  TH<*j*v  /c?igt.  um  i  .lau 


168    A.  Schemdler,  Metrische  und  sprachliche  Unters achnngen  etc. 

I.  F.      II.  F.  III.  F.  IV.  F.  V.  F.  VI.  F.  Summa 

xa/     0            7             2             1  0  ß               10 

2            0            0            0  0  0                 2 

10            0            0  0  0                 1 


OL 
ÜV 


0  0  13 


h)  Der  Diphthong  oder  lange  Yocal  behält  vor  vocalisch  an- 
lautendem Worte  seine  Länge  nur  in  der  Arsis ;  hievon  finden  sich 
bei  Mus.  nur  zwei  Fälle:  V.  188  ^  m;  Y.  219  d  iteov  f  i^iksig, 
beides  sind  bekannte  homerische  Beispiele,  die  wir  auch  bei  Nonnos 
häufig  finden.  {^  evi  Dion.  27,  322,  31,  280;  32,  117.  ei  heov 
Dion.  3,  160;  314  etc.) 

Die  Ueberlieferung  V.  210  f^ovvov  l^oi  Sva  —  haben  über- 
zeugend Wernicke  und  Gräfe  gebessert  in  fxovvov  ifioi  tiva,  V.  38 
stimmt  man  überein ,  dass  das  überlieferte  ilaaxoidivr]  'Aq^QOÖiwpß 
unmöglich  ist.  Die  Besserungsvorschläge  sind  verschieden.  Der  tod 
•W^emicke  (Tryph.  p.  484)  iXaaxoiihr]  ßaalXeiav  verstosst  gegen 
das  von  A.  Ludwich  gefundene  Gesetz,  dass  bei  Nonnos  und  Mos. 
Proparoxytona  nie  Versausgänge  sind.  A.  Ludwich  (wiss.  Monatsbl. 
1874,  2,  25  fS.)  schlägt  vor  iXaGTCofnivri  7cal^d^vT]v  zu  schreiben, 
geleitet  vom  Schol.  (bei  Rover) :  äXXa  xat  ttjv  yiq)QodiTi)v  xal  rifv 
Adnrwav  Tcal  avTov  vov  eQarra  dvaiaig  TtaQyvrj  (zu  lesen  Tta^vei 
od.  €7tQavv€v).  l4q)^odkrjv  sei  als  Glossem  zu  Kv-9,  geschrieben 
gewesen  (wie  Y.  43  und  33) ,  und  dies  habe  das  Richtige  aus  dem 
Texte  verdrängt.  Durch  V.  135  sei  lid-rjvr^v  als  Versschluss  gerecht- 
fertigt. Vgl.  Lehrs  Jen.  Lit.  1874  p.  508. 

2.  Was  kurzen  Vocal  im  Hiatus  vor  anlautendem  Vocale  betrifft, 
so  kommen  drei  Fälle  hievon  bei  Mus.  vor.  V.  272  Sg  rj  fiiv  xaÖB 
eljtev.  V.  323  dlla  ol  ovvig,  V.  325  zvTtTO^Bvog  Tce(p6^vo  Tto^ 
dwv  öi  Ol  . , .  (V.  323  bieten  B  alla  ovtigy  VNP  all'  ovrig,  bei- 
des metrisch  unmöglich.  V.  272  B  tovö*'  elrtev,  N  TOiavv^  eetrr^, 
P  Tavr'  esiTtev;  V  hat  rade  elTtev).  Die  beiden  Fälle  vor  ol  sind  aus 
Homer  entlehnt  und  somit  gerechtfertigt,  und  sind  auch  von  Nonnos 
zugelassen  (Dion.  5 ,  299 ,  Metaphr.  4,  66  etc.)  V.  272  ist  verderbt. 
Die  Heilung  der  Stelle  ist  unsicher. 

VI.  Wir  haben  im  Laufe  unserer  Untersuchung  schon  mehrfach 
Gelegenheit  gehabt  zu  bemerken ,  wie  Nonnos  und  mit  ihm  Mus.  sich 
metrischer  und  prosod.  Freiheiten ,  die  bei  Homer  in  ziemlich  weitem 
Umfange  begegnen ,  nur  innerhalb  ganz  enger ,  deutlich  erkennbarer 
Grenzen  bedienten.  Der  Grund  dieser  Erscheinung  ist  ganz  klar  und 
braucht  gar  nicht  weiter  auseinandergesetzt  zu  werden.  —  Die  Beob- 
achtung finden  wir  abermals  bestätigt  im  Gebrauche  der  Lautver- 
bindung muta  c.  liquida.  Die  Gesetze  dieser  Lautverbindung  bei 
Homer  hat  W.  Hartel  Hom.  Stud.  I*  p.  45  ff.  festgestellt  und  dort 
auch  die  Ursachen  der  Eigenthümlichkeiten  dei-selben  erklärt.  Was 


r^  SekeimBerf  Metrische  und  sprachliche  Untervucbangeti  etc.    1119 


ium^  anbelaugt ,  so  fasst  dieeelbon  G.  Hermann  Orpli.  755  uoch 
lieb  unbestimmt,  der  sagt,  bei  Nonnos  sei  die  sog,  attica  cor- 
so  i^hr  Termieden  worden ,  dase  sleli  bei  ihm  kaum  das  eine 
^  '  "  i<'I  finde;  näher  bestimmte  sie  Lehrs  qoaest.  ep. 
hftt  sie  A.  Lud  wich  festgestellt,  Beiträge  p.  8  ff.; 
lud,  ^'öu*i  Jührb.  1874,  233  ff.  Wie  bei  Homer  so  bewirkten 
tmos  nud  in  üeberein^timmung  mit  ihm  auch  bei  Mus. 
C.  üquidtt  um  büuttgstcn  Positionslänge  sowol  im  Innern  der 
sUit  SLUch  wenn  sie  im  Anlaute  stehend  anf  die  kurze  Silbe  des 
nrauageUenden  Wortes  wirken.  In  beiden  Fällen  steht  die  gelängte 
»wdbnltdi  in  der  Arsis,  und  im  ersteren  Falle  nur  llmal,  im 
Falle  nur  Imal  in  der  Thesis;  immer  aber  muss  bei 
Btaios  and  Nonnog  —  und  dies  gilt  bei  Homer  nicht  —  die 
iTch  muta  cum  liquida  gebildete  Positionsläuge  den 
Irtaccent  hüben  vor  ein-  und  zweisilbigen  Wörtern, 
innerhalb  derselben,  PositionsvernachläsBigung  im 
findet  sich  bei  5fu8.  nur  in  einem  homerischen  Beispiele,  an 
rortgrenxo  nur  bmiü,  wobei  die  Hquida  stets  q  ist;  hie?on  fallt 
4m  litnte  Silbe  3ma]  auf  die  1,  These  des  V.  Fussos^  Imal  auf  die 
LTIu  d««s  III.  F.,  Imal  auf  die  2.  Th.  des  l\\  ¥.  Hiemit  stimmt 
nDstiDdig  die  bei  Homer  ?on  W.  Bärbel  gemachte  Beobachtung. 
Vgl  Bom.  Stud.  I"  p.  81. 

Katlidem  wir  nun  im  Allgemoinen  das  Resultat  unserer  ünter- 
fodiasg  fe^stgesteltt  haben,  wollen  wir  die  einzelnen  Worte  nach  den 
UmiM  gruppiert  vorführen. 

ak  Di€t  durch  Position  lange  8ilbe  in  zwei*  und  mehrsilbigen 

IRaU  in  der  Arsis  vor  ßX:   nvQiliXrjtotai  (V.  88),  yk: 

ylaiatav  (75)  aylaifiat  (104),   .'>;L:  a0lov  (9,  75) 

^)\  ai^hiaiuv  (VJli^i^u^kov  i72)  ^^efuHa  (295), 

ijtjöi  (10)  Kinla  (58)  lsto%Xinxwv  (H5)  viroxkarrtovaa 

vfto^ntuv  (182)    \no%Uii%oyiBi^  (289)    h^lviv  (129) 

*'-  T/  (334),  Ttki  onXntiQiiov  (77)  TtananhaZnov  (102) 

(159)    naQnnXaZotrn  (228)    /roir/riajocrctiK  (292) 

(113)    ^Ainantnlfh;  {*2Z2)    ninla  {2hl)   ikuoi- 

AoXinlavH^}¥  iXlh),  tA:  ^roAi  rArroff)  (330),  fpX: 

imwn  <204)    nöli(f^lfuaßotn  (281)^   x^-  ct^XmEvra  (3)   rl- 

(232,  280)    n^tixknr  (113,   238).  —  ifii  n^dfiov  (133) 

(265)    odfiff]  (270).  —yv:  i'/vta  (130)»  dynouaet^  (249), 

•tr(l45),  xy:  uxvaiJoig  (120),  tip:  dviin:vuv  (^16)  rri'^i- 

«miüwtac  HD   ßtXQvnPilovr^g  (309)    ßagtimioviag  (216)   aX/- 

t  (223),   tf:  .7on'ia  (278).   ;(k:  At/i'rti' (1,  5, 

218,  239,  258,  329)    it^ror  (15,  223 ,  239, 

i'x^'mtv  (102)  ^tQxvr^iriog  (293).  —  ßQi 


m 


mmi 


(324)      .,     ,     ,         _  .  ^     ^,,  ,,  _ 

fvfiap  (331)  dyQvnvtay  (292)    dygvjrvoiai  (333)    dv^yqiTO 


170    Ä.  ScheindUr,  Metrische  und  sprachliche  Untersacbangen  etc. 

(315),  »q:  TiToXie&QOv  (21,  209)  moXie&Qa  (47)  la^gidioiaiy 
(106)  Xa&Qiov  (109)  im^QwoKOvaav  (US)  ad^ov  (311)  «ya- 
»^öBiBv,  (337)  6U&Q(i)  (343),  %Q\  axga  (58)  axQov  (162)  ^ox^ 
(224)  ßa»vy,Q^mdog  (229)  v6x^ov  (339)  mx^og  (329)  yAiicv- 
mxßov  (166),  ttq:  Kiirqtg  (33,  66,  68,77, 144,  152,  249)  Kvni^- 
do^  (31,  68,  126,  141,  215)  KvjcQtdc  (157)  KvnQiv  (135)  KvjtM 
(135)  KvTiQidiri  (42)  Kvjigidiwv  (132),  t^:  diOTQetpeg  (30)  (pa^a- 
T^ryv  '(40)  aTQeyuiog  (66)  xcrrar^t^fiti'  (87)  It^£jU€  (97,  243)  Tri« 
ir^v  (174)  TtOTQida  (176,  181)  naxqrjp  (185)  /UiT^i/v  (272),  ^^: 
oa(HpQoavyr]  (33)  oqp^a  (109,  169,  211)  rocp^a  (170)  %dkup^(wa 
(117)  fueUipQOva  (147)  aq)QOx6^ovg  (226),  x^:  dtdviioxQOOv  (59) 
^X^oov  (133)  ctnalcxQoov  (171)  dxQrjiaTOv  (328). 

6)  Die  durch  Position  lange  Silbe  mehr  als  zweisilbiger  Wörter 
steht  in  der  These:  xi:  «yr^xAivey  107)  ^HßoxX^a  (150),  ^i: 
lyA£§ey  (240)  nd(platev  (91).  —  ^<J/w:  €todiM<^>  (265),  ^y:  t^ 
d'vrfice  (342),  ttv:  dyQvnviov  (292)  dvQvnvotai  (333),  x»'*  Xvxvou} 
(236). —  <J^:  {d^rag(271),   xß:  Ix^mcv  (264). 

c)  Position  wird  vernachlässigt  vor  q)Q  in  l4q>^diTrjg  (6,  155) 
idrg)^o<J/i:jj(143),  "AcpQodiTrjV  (38[?],  182,  320)  (stets  alsVera- 
schluss  gebraucht). 

Vor  Muta  c.  liquida  am  Anfange  eines  Wortes  steht:  a)  die 
durch  Position  lange  Silbe  vor  zwei-  und  mehrsilbigen  Wörtern  in 
der  Arsis:  yX:  de  yXi-y.vTrinQOv  (166)  nort  yXvnvv  (215),  xA: 
ovo^a  yXvzov  (186),  ^;i:  de  ^h'ßcov  (114),  yA:  ifui  q>Uyei  (246J. 
—  Y.v\  naxa  y.veq)(xg  (211),  nv\  exi  nveiwv  (285).  —  x^:  #«{, 
7LQvq}liov  (1)  evi  ycQadirj  (156)  de  xQadhjv  (167)  de  xQupirfi  (237) 
naga  HQtjjtida  (33S) ,  nq:  0716  ^iQoyovcov  (32)  Toioiai  Ttqo^ 
ailexTO  (244:) ,  tg:  evl  TQiodoiaiv  {\Si) ,  q)Q:  ini  q^gevag  (dh), 
Xg:  TOTB  x^aia/ijjafi  (201)  ijrl  xQovov  (291). 

b)  Die  durch  Position  lange  Silbe  steht  in  der  These:  /r^: 
ergefie  /nev  t6  Tigwrov  (243). 

c)  Die  Position  wird  vernachlässigt  vor:  ßg:  iarl  ßgoTOiair 
(200),  x^:  (fageCngvnTB  (194^,  ng-.  dnaaTganTOvoa  Tcgoatinov 
(56)  Tidvia  TrgodyyeXa  (164)  anoaxaCovöa  ngoowTtov  (173). 

Hiezu  bemerken  wir  noch  folgendes:  1.  V.  243  bildet  die 
einzige  Ausnahme  von  der  von  A.  Ludwich  gefundenen  Regel ,  und 
diese  ist  dadurch  gerechtfertigt ,  dass  die  Verbindung  ro  Ttgwtov 
aus  Homer  entlehnt  ist ,  der  sie  gerade  an  dieser  Yersstelle  sehr 
häufig  hat  (s.  Hartel  Hom.  Stud.  I*  p.  87).  Statt  der  schlecht  be- 
glaubigten Lesart  V.  76  verjV  xedvr/v  ^'  dnaXr^v  te,  die  gleich- 
falls gegen  die  nonnische  Norm  verstösst ,  hat  Dilthey  aus  B  ldavr;y 
hergestellt.  Wenn  aber  Dilthey  V.  87  orx  ezlrig  schreiben  will, 
so  muss  dieser  Vorschlag  natürlich  zurückgewiesen  werden.  2.  Die 
Positionsvernachlässigung  in  L^cpgodlTtj  ist  homerisch ,  und  zwar  ist 
die  1.  Th.  des  V.  F.  auch  bei  Homer  die  gewöhnliche  Stelle  für  diese 
(nach  Hartel  Hom.  Stud.  I*  81  bei  Homer  278mal).  3.  Die  Posi- 
tionsvernachlässigung vor  muta  c.  liquida  im  Anlaute  bei  ßgovmüiv 


'^  Sdk€imdUr,  Mtftriscke  und  spfÄCliliche  ÜnterBtichntiiren  etc.    Itf 

r    »ehr  liiluti^,  vgL  La  Roche  Hom.  Unters.  20)  nQöaiu* 
ooa^yiXa  fioden  sieb  auch  b«i  Nounos;  die  vor  yi^intB 
ebenfaUs  nichtä  anätössiges  an  sich. 

VIL  J.  H.  H.  Schmidt  Gr.  Metrik  p.  224  bat  die  Bmibüchtung 

t«  d3£8  bei  dea  Tragikern  besonders  in  den  fallenden  Choreen 

itrobeT»   nicht   in  verkennen  sei ,  Wortacceot  und  Veniictn» 

bringoD.  Dag  gleiche  Bestreben  hat  A.  Lnd- 

-iowiesen.    Si)  dürfen:   1.   Proparoxylona  bei 

mn  Dicht  Versausgärige   sein  (A.  Ludwicli   hex.  Uuters,  Nene 

lttT4  p*  443).    Dienest  Gt^setz  hat  auch  Mus.  aufs  strengste 

t,    Tuu  343  Versen  schliessen  300  mit  Spondeen,  nui'  43  tro* 

scb.   An  diefien   letzteren  haben  folgende  Endungen  Arithoil: 

UL  ^inttr.  tou^rt  (31)  laxoloa  (30).    Beide  sind  auch  bei  Non- 

74).    Acc.  Sing,  yäiap  l7ö.    Kr^fQiiav 

isch  (Beitr,  77).  Das  letztere  verstOsst  gegen 

bcu  liobrauch.    Will  man  nicht  eine  Entschuldigung  im 

»eheu,  so  mu^s  man  wol  A.  Ludwig  beistiuimen,  der 

•lloD*  Bl.  1874,  25  ff.)  AqQodixt^v  vorschlägt.    Dat,  plur.: 

r^t(128).  —  Nom.  Siug,:  «AAöc  (84,278)  Evqoq  (316), 

f.:  i^iCtm  (18)  ^w.^op(nr202\lixyop  (212)  und  t2^1) 

'      iiliis:^  oid*  ini  äi^^ov.  Nom.  Plur. :   t^ya 

-  I     Iw.  Böitr.  74).  Dat.  Plur.  ßgoioiatv  (HiyO). 

om*:   Kvjt^ic  (66.  68)  vi  aan   (74)  Gen.  Sing,:  yrruixog 

jfif..:tfif4:n>o^  (2(13)  Acc.  Sing, :  x^'Q^  (H6)»  x^'^*^*^^  (1^7, 

[1  )  rjwox^ß  (218)  vrxta  (227)  (Beitrage  75  f,)  ciyt5m 

r  lur.:  ytm'txn;  (87, 131)  Acc.  Plur.:  toAi^itg  (286) 

yvvatSii'  (34,  136).  6  Verse  schliessen  mit  ds:  naoa^ 

(21^7)  IHh/o^iti'i^  cJV(307)  Stets  also  geht 
4fiilbrgHä  Wort  vorher.   1  Vers  mit  ti  (hom.  Beisp.);  a/ra« 
1(76).  1  Vwr»  mit  ya^  (hom.  Beisp.):  ovx  ^/M^^y  yu^  (208). 
ch  ?.  71  schliesst  mit  alato.   2.  Trochäisch  auslautende  Pro- 
ftmjrtifttft  Im  4.  Fasse  sind  vermieden  worden.    Dies  hängt  mit  der 
^•f^^uAir  der  troch.  Cäsur  im  4.  Fuese  zusammen.   Nur  V.  243 
n^Cttov,  iWuTU  äi  ,  , .   und  V.  304  vr^kitr^^  xtd 
'  t  di  . . ,  Verstössen  gegen  diese  Norm.  Beide  Verse 
Js  aus  Hnmer  entlehnt.    3.  Ebonsi»  wi^nlen  tro- 
„      Proparoxytoua  im  2,  Fusse  gemieden;  manchmal 
I<i^  iQ^eiAÄSOD,  wenn  im  3.  Fusse  die  troch.  Casur  folgt;  hienach 
|ir«dit fertigt:  V.  8  Ivxvov,  iQiirfog  ayakita  ...  V,  278  ovx 
Utp  auai  ...  V.  301  ytaQ^iQO^ijie  ^iimögi:, 

YIU,  Qti^im^  Einachrilnkung  erleidet  die  Elision  bei  Musaios  im 
lasse  an  Nonnos  (Luiivv.  Beitr.  p.  16  ff.)    Im  Allge«- 
Eich  bei  Mus.  112  Elisionen.  ili<«  Mch  nnf  die  ^^tn- 
sboi  YuMmm  folgendcrmassen  vorlbeHen : 


172    Ä»  Seheindler,  Metrische  und  sprachliche  Untersachangen  etc. 
_•  _# 


Si/        Si/ 


-   w   x^        —   w   w       Summa 

13  4  15       17  6    0        0  0  19      16  0   0        6    4   3      =112 

*8  ♦! 

Hievon  entfallen  72*)  auf  d',  welches  sich  an  folgenden  Stellen  des 

Vei-ses  findet : 

_»  — ♦ 

—   \^   \^        —   wv^        —   K^v^        —   wx^        —   wx^      Summa 

63  12       13  10        006       16  00        332        =72 

7*  1* 

Hievon  finden  sich  im  ind.  verb.  bei  Dilth.  nur  66  Stellen:  V.  99 
und  die  2.  Stelle  imV.  253  sind  übersehen.  V.  144  u.  180  hat  Dilth. 
Tjv  de  ^eXrjarjgy  219  el  hebv  öi  d^ileig  im  Texte,  uneingedenk 
dessen,  was  Wernike  z.  Tryph.  215  sagt:  ,,notandu8  est  usus  verfh 
d-elio  cuius  exempla  in  Nonni  carminibus  r^perirenan 
potuL'^  Vgl.  A.  Ludwich,  wiss.  Monatbl.  1874,  p.  147  f.  Von  den 
übrigen  40  Elisionen  finden  sich  3  bei  Nonnos  nicht:  V.  143  devQ^ 
id^i  . . .  Doch  wird  Niemand  an  dieser  dem  Homer  entlehnten  Ver- 
bindung Anstoss  nehmen.  174  ^elve  reoig  hTtieaai  Ta%  av  xoj 
TtizQov  oQivaiQy  ebenfalls  als  homerisches  Hemistichium  gerecht- 
fei-tigt;  endlich  306  (LtrjyJz^  dvaTVTOfievrj  y  wo  die  Elision  durch  die 
analoge  von  ovxer  bei  Nonnos  Dion.  19,  23  gerechtfertigt  ist.  Es 
verbleiben  somit  noch  37  Elisionen,  die  wir  alle  auch  bei  Nonnos 
finden.  Diese  sind:  dU"  V.  14,  38,  41,  207,  274,  274^291,  293. 
300;  stets  in  der  Arsis.  Bei  Nonnos  sehr  häufig,  tcot  34,  282; 
bei  Nonnos  4mal,  ovö^  41,  291;  bei  Nonnos  2mal,  femer  ovrttn 
76  und  d^  76  am  legitimen  Platze.  V.  12  u.  270  schreibt  Dilth.  mit 
Becht  (f.  OT  129,  131,  339  bei  Nonnos  19mal.  Ferner  finden  wii 
19mal  Präpositionen  elidiert.  df,iq)'  nur V.  163.  Die  übrigen  PräpoB. 
bilden  elidiei*t  geme  die  2.  Kürze  des  Dakt.  im  I.  u.  III.  F. ,  selten 
die  ei-ste  u.  zw.  nur  im  II.  u.  V.  F.,  nie  im  III.  F.  nach  der  Pen- 
themimeres.  So  I,  2  (d.  i.  nach  der  2.  Thesis  des  I.  Fusses)  dq> 
46,  in  37,  104;  II,  1  //«:'  9,  ymt  80,  öi'  203,  vn  99:  IH,  2 
//£t'  290,  iTt  229,  333,  336,  ay'  153,  210,  341,  Öl  94,  vn  162, 
^a^' 234;  IV,  1  /aev"  135. 

Der  Zweck  der  Elision  offenbart  sich  hiebei  wieder  aufs  deut- 
lichste ;  so  fällt  auf  63  Cäsuren  nach  2.  These  des  III.  F.  29mal 
Elision,  ein  Beweis,  wie  sehr  der  Dichter  bemüht  war,  diese  KJufl 
zu  überbrücken ,  um  dadurch  der  trochäischen  Cäsur  im  III.  F.  um 
so  mehr  Kraft  und  Bedeutung  zu  verleihen. 

Musaios  hat  also ,  sowie  Nonnos,  Elision  nie  zugelassen:  bei 
Substantiven,  Adiect.,  Pronominen  und  Verben.  Daher  ist  die  Coniect. 


*;  V.  12,  17,  19,  23,  26,  29,  31,  44,  46,  63,  69,  71,  76,  78,  86, 
90,  94,  98,  98,  99.  101,  103,  107,  111,  117,  121  124,  133,  140,  144, 
146,  148,  155,  160,  168,  180,  186,  187,  192.  195,  199,  202,  219,  225, 
^,  230,  238,  246,  252,  253,  253,  254,  256,  264.  266,  270.  272,  280, 
284,  286,  295,  314,  316,  321,  323,  324,  327,  331,  333,  336,  342,  343. 


r^  Metrische  and  sprachliche  Uatersuchungati  otc.     I7S 

f^at,  wie  wir  schon  obon  bemerkt  haben,  zu  verwerfen. 
-  mit  der  von  Wercicke  2,  Tryph.  39  vorgeschlagenen 
leaetrt,  die  üiltb.  iu  den  Text  genommen  hat,  272  Sg  rj  ^liv  xad* 
*|xrf>.  Die  Vulg.  ist  taii'  UTTih^.  Aus  gleichem  Grunde  iet  138  og 
fvttttii  139  ?J  crt  lox^iVB,  176  %ig  ae  m^naatv  zu  schreiben; 
iaU'  diesen  FftUen  schwankt  die  üeberliefemng ;   da  ist  nun  die 
lie  Korm  massgebend. 

IX«  Alle  diese  strengen  metrischen  und  prosadiechen  Normen, 
wir  hei  Musaios  im  Eiuklange  mit  Nonnös  finden,  haben  ihren 
im  vüügtändigen  Mangel  an  Originalität  des  Dichters.    Nicht 
r .  dass  sich  zu  jedem  Verse  unseres  Dichters  ein  vollständig  oder 
glticher  oder  ähnlicher  bei  Konnos  finden  lässt,  wenn  wir  ihn 
y  b«}  Hi-ituer  le^en,  nicht  nur  dass  Muij.  fast  seinen  ganzen  Wort- 
II  verdankt  —  seine  Unselbständigkeit  zeigt  sich  am 

MHVti"  dass  fast  alle  seine  Worte,   die  im  Gedichte  sich 

tMiirli«>ieo ,  stets  dieselbe  Stelle  im  Verse  einnehmen.  Bequem  hat 
mk  •»  Oöser  Dichter  gemacht  mit  seinen  Versen.  Wenn  er  einmal 
Ittisf  aog«wie«$en  ist,  einen  eigenen  Gedanken  auszusprechen,  so 
ftcht  «r  gewiss  nicht,  namentlich  fQr  schwieriger  zu  verwendende 
W^rttr«  stlhständig  einen  geeigneten  Platz  im  Hex.,  sondern  au 
fdeb»  VtT*3^tollü  er  ein  Wort  bei  einem  andern  Dichter  fand,  dort 
Ban  ir  es  auch  fast  immer  stehen.  Und  dies  gilt  nicht  nur  für 
te|9r«,  jiuodern  sogar  für  einsilbige  Wörter. 

Eb  scheint  uns  nicht  uninteressant  zu  sein  zu  zeigen,  wie 

kwtrdiif   beschrankt  die  Verwendung  der  Worte  im  Verse  bei 

fcw««6n  sei;   es  dient  dies  sicher  zur  Charakteristik  unseres 

"    rtem,  die  sich  im  Gedichte  wiederholen, 
*^  Stelle;  hievon  finden  sich  16  Worter 
aI,  1  W  Nur  ein  einziges  Wort  ß^ßoXr^^thog ^  das  sich 

a,  1  --  i!  t,  hat  2  Stellen  im  Verse. 
Ton  il  viersilbigen  Wörtern,  die  sich  wiederholen,  haben  30 
lle  im  Verse ;  davon  finden  sich  23  Wrtrter  2mal ,  5  Wörter 
4mai,  1  Wurt  5mal  an  derselben  Stelle,  Die  ßbrigen 
en  2  Stellen  im  Verse  —  an  mehr  als  2  Stellen  ist  kein 
liiMfa  Wort  Ton  Mus*  verwendet  —  wovon  sieb  4  Wörter  2raal^ 
4  W^ftiif  3ioal,  2  Wörter  5mal,  1  Wort  6mal  finden.  Etwas  freier 
U!9ffczi  Sich  lue  Ssilbigen  Wörter;  doch  ist  auch  bei  ihnen  die  mög- 
Wit'  i<  eines  Wortes  an  eine  Versstelle  unverkennbar.    Im 

iwä^  »i.-jrtiioIen  sich  69  dreisilbige  Wörter  im  Gedichte;  hievon 
wa  eine  Stelle  im  Verse  54,  von  denen  27  Wörter  2ma1, 
Smal,  3  Wörter  4mnl.  4  Wörter  5mal,  4  Wörter  6mal^ 
iHia],  1  Wort  lamal,  1  Wort  Ißmal  begegnen. 
2^  Wörter,  von  der  Mesaung  ^   ^   -,   bilden   stets  Vers- 
$9^f  2  Wörter  I  von  der  Messung  ^  jl  ^,  bilden  stets  den  2, 
lIi  F.«  taft  5  Wärtern,  von  der  Messung  ^  ^  j  ,  bilden  stets  3 


174    A  Scheindler,  Metrische  und  sprachliche  Untersuchungen  etc. 

den  2.  u.  8.  F.,  1  den  1.  u.  2.  F.,  1  den  3.  u.  4  F.;  von  11  Worte: 
Ton  der  Messung  x^  -i-  ^ ,  bilden  stets  10  den  2.  u.  3.  F.,  1  Ve 
schluss,  von  14  Wörtern,  von  der  Messung  -^  ^  w,  bilden  stets 
den  5.  F.,  8  den  1.  F. 

15  dreisilbige  Wörter,  von  denen  sich  6  2mal,  5  3mal,  2  4m 

1  5mal,  1  8mal  finden,  haben  mehr  als  eine  Stelle  im  Verse ;  inm 
aber  hat  ein  und  dieselbe  Silbe  den  Ictus.  Hieven  haben  die  Messu 

1.  jL 1  Wort,  das  sich  3mal  findet  an  2  Stellen,  2.  v>   ^ 

4  Wörter,  wovon  2mal  an  2  Stellen  2  Wörter  sich  finden,  3mal 

2  Stellen  1  Wort,  4mal  an  3  Stellen  1  Wort  sich  findet.   3.  jl  ^ 
9  Wörter,  wovon  2mal  an  2  Stellen  4  Wöi-ter,  3mal  an  2  Stell 
2  Wörter,  4mal  an  2  Stellen  1  Wort,  3mal  3  Stellen  1  Wort  u 
4mal  an  3  Stellen  1  Wort  sich  findet.   4.  ^^  jl  ^  1  Wort,  das  si 
8mal  findet  an  3  Stellen. 

Zweisilbige  Wörter  wiederholen  sich  101.  20  von  diesen  lass 
zwiefache  Messung  zu ,  nämlich  2  Wörter  j.  ^  oder  -  -t ,  1  W< 
X  _  oder  ^  JL,  17  Wörter  ^  ^  oder  ^  ±. 

An  je  eine  Yersstelle  sind  gebunden  51  Wörter,  von  den 
sich  33  2mal,  8  3mal,  7  4mal,  2  5mal,  1  llmal  finden.  Hiev 
haben  die  Messung:  ^  ^  7  Wörter,  ^  j-  15  Wörter,  ±  ^  10  Wort* 
j.  -  19  Wörter.  50  Wörter  finden  sich  an  verschiedenen  Yersstelle 

I.  Von  diesen  haben  2  Stellen  im  Verse  37  Wörter.  A)  V 
der  Messung  ^^  ^  :  10  Wörter,  darunter  6,  die  sich  2mal,  2,  c 
sich  3mal,  1 ,  das  sich  5mal  findet,  1,  das  sich  6mal  findet.  B)  Y 
der  Messung  ^  -  1  Wörter,  darunter  1,  das  sich  2mal  findet,  3,  ( 
sich  3mal,  2,  die  sich  5mal  finden,  1 ,  das  sich  7mal  findet.  C)  Y 
der  Messung  -  ^  18  Wörter,  darunter  6,  die  sich  2mal,  7,  c 
sich  3mal  finden,  darunter  2  die  sich  4mal  finden,  1,  das  sich  5n; 
findet,  1,  das  sich  9mal  findet,  1,  das  sich  lOmal  findet.  D)  Von  d 
Messung  -  -  2  Wörter,  darunter  1,  das  sich  2mal,  1,  das  sich  7m 
findet. 

II.  3  verschiedene  Stellen  im  Verse  haben  11  Wöi*ter:  Ä)  V 
der  Messung  ^  ^^  S  Wörter ,  darunter  findet  sich  je  1  3mal ,  4m) 
6mal.  B)  Von  der  Messung  --  -  2  Wörter,  wovon  1  sich  4rai 
1  sich  7mal  findet.    C)  Von  der  Messung  -  w  4  Wörter,  wovon 

1  sich  4mal ,  5mal ,  7mal ,  8mal  findet.    D)  Von  der  Messung  - 

2  Wörter,  wovon  1  sich  6mal,  1  sich  22mal  findet. 

III.  An  4  verschiedenen  Versstellen  findet  sich  1  Wort,  d 
4mal  sich  wiederholt,  von  der  Messung  w  w . 

IV.  An  5  verschiedenen  Vorsstellen  findet  sich  1  Wort,  d 
sich  llmal  wiederholt,  von  der  Messung  -  ^. 

Einsilbige  Wörter,  die  sich  wiederholen,  kommen  53  vor,  ! 
mit  zwiefacher  Messung.  Als  Längen  haben  diese  stets  den  Ictus,  n 
yaQ  (42)  bildet  die  These  des  I.  F.  dg  2mal  (176  =  181)  die  The 
des  IV.  F.  zro  (243)  Th.  II  und  xa/  bildet  3mal  These  des  IL  1 
Imal  die  des  III. ,  4mal  die  des  IV.  Fusses,  (niv  4mal  die  These  d 
I.  F.  6  Wöi-ter  behalten  ihre  Stelle  bei ,  wovon  3  Wörter  sich  2di 
2  sich  3mal  finden,  1  Wort  sich  4mal  findet. 


JL  öchnndUr,  Metrische  und  spra^^^hliche  LntcrÄUCbnirgen  etc.     17i 

BavoD  sind  24  Wörter  lang 


47  W(»rier  wechseln  ihren  PlaU. 
t»eo.  welche 


,BAmai\  in  Ars.    L  F. 

42  .  .     U.  , 

0  III.  , 

12  .  .    IV.  p 

.    VI.   . 


lOmal  in  der  These  d.    I.  F. 
4  .  .  111.  . 

8    n  .  IV.    . 


foit  dii^&ea  haben  neun  2  Stellungen:  1.  li  (Omal)  2mal  A.  IV^ 
teii  A.  L  2.  ya^  (5)  4nml  A.  II.,  Irmil  Th.  I,  3.  r^y  (3)  2inal  A.  V. 
ImI  A,  IV.  4.  fiiv  (9)  5mal  A.  IL  4ma1  Th.  L  5.  7rvQ  ^i)  Imal 
Tk  n  ,  Imai  A.  IL  ti.  aoy  (2)  Imal  A.  I,  Imal  A.  U-  7,  ii*;  (2) 
Imal  A.  l.  Inml  A.  II.  8.  üg  (8)  7uial  A.  I,  Imal  A.  n.  9.  di  (6) 
$QMi  A.  n,  Itaat  A.  IV. 

3  SteUungen  haben  10  Wörter:    1.  a)X  (9)  7mal  A,  I.  Imal 
Imal  A,  V.   2.  «ic  (7)  8mai  A.  II,  2mal  A.  V,  2raaj  Th,  IV. 

(5)  -imal  A.  I,  2nml  A.  II,  luml  A.  V,    4,  *V  (3)  imal  A,  II, 

A;IV,  Imal  A.  V.   5.  r]  (8)  5mal  A.  I,  Imal  A,  V,  2mal  Th.X. 

(6)  4mAl  A.  II,  Imal  A.  I.  Imal  Tlu  I.    7.  o)  (4)  Imal  A.  I, 

A.  V,  2ma]  Tli,  L    8,  Ij  (3)  Imal  A,  I,  Imal  A,  LT.  Imal  A.  V. 

ot^  (S)  Imal  A.  I,  Imal  A.  V,  Imal  Tb.  IV.    10.  tk  rJ)  Gmal 

I,  2tiial  A.  IT.  Imal  A.  IV, 

4  .*^t  Itaben  2  Wörter:  din  (4)  Imal  A.  1,  Imal  A.  II, 
A.  i                Th,  L    uij  (6)  2mal  Tb.  III,  2miil  A.  I,  Imal 

L  II»  Imjl  A.  IV. 

6  SUllüO^en  haben  2  Wörter:  ov  (21)  13mal  A.  I,  4mal  A.  11. 
teal  A.  IV,  Imal  Th.  I,  Imal  Th,  IL  oiz  (13)  3mal  A-  I,  5mal 
,n     "    '  ^    IV,  Imal  Th.  IIL  Imal  Th,  IV. 

i'^m  hat  nur  xal ,  das  al^  Längre  44mal  sich  findet. 

iji  Ar.^.  d.  L  R,  4m!il  in  Ars.  d.  IL  F.,  4mal  in  A.  d,  V.  F.. 

in  Th.  d.  !L  .   Imal  in  Tb.  d.  HL  F,,  4mal  in  Th*  d.  IV,  F. 

Kurxo  ff  Uurtor,  die  ihre  Stelle  wechseln,  kommen  23 

Wf,  Dvfan  halt..     .  V:  urter  2  Stellungen :  fg^  oi\  m^,  mn\  vn*  die 

Ml  ^huiil  fUidan*  m:\  atv,  ti^v  die  sich  3mal  linden,  hi  ^  f^i^  4ie 

iUi5iuü  '  ^  '  '^    uh  das  sich  8mai  ündet. 

5  St  fiabeii  «1  Wörter:  fvn  fii€^  fi€t\  fi,  die  sich  3mal 
lii4*T  lieh  7nml  findet. 

ter:  yoQ,  das  sich  9mal,   za  das 

5  SuIIaugeu  haben  2  Wörter:  xut,  welches  34mal,  nv,  wel- 
dü  Mmol  begebet. 

6  SUlinngcn  haben  1  Wort,  a^^  dag  lOmal  begi^^et,  9  Btel- 
ii^^  hat  l  Wart ,  lU .  das  34mal  begegnet.  Diese  23  kurxen  ein- 
«äWiriÄ  Wörter  bilden  IHraal  die  1,  These  des  L  Fusses,  27mal  die 
1  Tkite  il«t  L  Fmsm ,  IGmal  dit$  1.  These  des  IL  Füssen,  Omal  die 
tThm  4m  U.  Füssen,  9mal  die  1.  These  des  UI.  Fnsses,  42mal 


176    A,  ScheindHer,  Metrische  und  sprachliche  UntersachuDgen  etc. 

die  2.  These  des  III.  Fasses.  4mal  die  1.  These  des  lY.  Fasses,  4mal 
die  2.  These  des  lY.  Fasses,  15mal  die  1.  These  des  Y.  Fasses,  lOmai 
die  2.  These  des  Y.  Fasses,  8mal  die  1.  These  des  YI.  Fasses.  Die 
grösste  Beweglichkeit  zeigen  xal  und  de,  beide  finden  sich  an  11 
Stellen  des  Hexameters. 

X.  Es  erübrigt  uns  nar  noch  über  einige  gramm.  Erscheinun» 
gen  zu  handeln ,  welche  Musaios  von  Nonnos  übernommen  hat.  Die 
Sprache  der  jüngeren  epischen  Poesie  fusst  auf  Homer.  Doch  hat 
Nonnos  Yon  den  oft  zahlreichen  homerischen  Formen  für  sich  manch- 
mal nur  einige  wenige  ausgewählt,  und  diese  sind  es  dann  auch,  deren 
sich  Musaios  bedient.  1.  Der  Gen.  Sing,  der  a-Decl.  geht  beiMosaios 
wie  bei  Nonnos  stets  auf  tjg  aus.  2.  Der  Gen.  Flur,  der  a-Decl. 
endigt  wie  bei  Nonnos  (Lehrs  qu.  ep.  256)  stets  auf  aeov.  Derselbe 
bildet  immer  —  nur  308  ausgenommen  —  Yersschlass.  3.  Der  Dat. 
plur.  der  a-Decl.  endigt  bei  Nonnos  entweder  auf  rjoi  oder  aig  (vgl. 
Eöchly  Quint.  Smym.  praef.  p.  XI  und  Begrüssungsschrift  der  Heidel- 
berger Philologen  Yers.  p.  YIII.  Dagegen  Wernike  zum  Tryph. 
p.  109  ff.).  Was  Mus.  betrifft,  so  schwankt  die  üeberliefernng  hie 
und  da ;  doch  ist  durch  die  einstimmige  Üeberliefernng  in  der  Mehr- 
zahl der  Fälle  auch  hierin  die  nonnische  Noim  für  Mus.  ausser  Frage 
gestellt.  Die  Endung  aig  bildet  5mal  den  Schluss  des  Yerses  (39, 
279,  319,  333,  334),  in  den  ersten  3  Fällen  beginnt  der  folgende 
Yers  mit  einem  Consonanten ,  in  den  übrigen  mit  einem  Yocale ;  in 
diesen  Fällen  herrscht  Einstimmigkeit  in  der  Üeberliefernng.  Ee 
bleiben  noch  6  Fälle  mit  aig:  144  Ttagd^sviTiaig  vor  folgendem  Yo- 
cale einstimmig;  ebenso  190  vor  folg.  Conson.  —  Y.  18  ist  vor  folg. 
Cons.  aig  durch  Mehrzahl  der  codd.  gesichert;  ebenso  252.  Y.  257 
zeigt  P.  das  Richtige;  man  wird  also  auch  mit  Dilth.  Y.  13  xaXsTcäig 
nvoif^Giv  aus  P.  lesen.  Was  jjai  betrifft,  so  ist  es  fast  überall  ein- 
stimmig überliefert.  4.  Der  Gen.  sing,  der  o-Decl.  ist  entweder  oio 
oder  ov.  oio  steht  immer  im  3.  oder  5.  Fuss,  mit  ov  schliesst  gerne 
der  Vers ,  gleichviel  ob  der  folgende  mit  einem  Yoc.  oder  Com.  be- 
ginnt. 010  im  3.  F.  llmal  (7,  15,  215,  218,  236,  263,  284,  305, 
324,  332,  338).  oto  im  5.  F.  9mal  (15,  92,  94,  236,  239,  240, 
270,  318,  330).  ov  als  Yersschluss  25mal;  an  anderen  Stellen  des 
Verses  lOmal.  5.  Dat.  Plur.  der  o-Decl.  endigt  entweder  auf  oig 
oder  oiai;  oiat  kommt  19mal  vor,  u.  zw.  13mal  im  3.  Fusse,  5nial 
im  5.  Fusse,  Imal  im  6.  Fusse  (200).  oig  14mal  u.  zw.  4mal  im 
6.  Fusse,  6mal  im  2.  Fusse,  3mal  im  4.  Fusse,  Imal  im  5.  Fusse. 
6.  Mus.  hat  wie  Nonnos  den  Gen.  sing,  der  a-Dccl.  auf  eio  und  den 
Plur.  auf  iiov  vermieden,  weil  er  Synizese  nicht  zulässt.  7.  Ebenso 
vermeiden  beide  Contraction,  nur  V.  71  dXaTO.  8.  Ebenso  die  Krasis. 
9.  Die  Stellung  der  Präpos.  ist  bei  Musaios  meist  regelmässig,  d.  L 
vor  dem  Adiectivum ,  wenn  sie  zu  Substantiven  mit  Adiectiven  tritt ; 
3 Imal  findet  sich  jedoch  die  von  Nonnos  häufig  angewendete  Stellang 
(Lehrs  qa.  ep.  281)  nach  dem  Adj.  oder  dem  zum  Subst.  gehörenden 


r.  Matriselse  xtnä  ^pmchlhhe  Untersncbnngeii  etc.    177 

■den  Genetiv«  8o  da^s  aI»o  die  Prap.  zwischen  Adj.  oder  Gm* 

itoit  SiibsL  XU  stehen  kommt.   Diese  Steilnn^  hat:  iut  6mal,  Ttaz! 

i&al«  hiy  ilg  je^  3iual,^  uvd,  h,  avv  je  2mal,  afto*  di\  in,  xara, 

'-"*     ra^\  nfio,  ijto,  {vipod^i)  je    Imal.   Selten  tritt  ein  Wort 

o  Prap.  und  Subet.  (183,  260,  241  wo  dieApokope  zu 

I  t);  nur  einmal  (V.  90)  treteo  2  Wörter  zwischen  Pr&p, 

Apokope  findet  sich  241  und  343  in  Verbindung  mit 

271  jfvix<rr^£o  322  TLalhji^  (beide  homerigch  *). 

I    >  i  sich  2mal  263  und  188  tl^Vn^  nach  Nonnischem 

^^ekher  dem  einsilbigen  Relativ  und  Dem,  Fron,  die  Präp. 

. ,  ,  ii/z6  gerne  nachsetzt  (Lehrs  qn.  ep,  282).   Tritt  zn  zwei 

■m  eine  Präp,,  so  steht  die  Prap.  nur  einmal  bei  sehr  enger 

'  "r  der  Begriffe;  bei  adversativer  Verbindung  aber  tritt  sie 

libstiint,  (291).   Was  Big  und  i^^  betrifft,  so  bieten  die 

m  allen  Stellen,  wo  es  metrisch  mOgUch  ist,  ^ig 

lamig  oder  doch  der  Mehrzahl  nach.   Dies  ist  auch 

luch;  vgl.  Köchly  BeRrQssungsschr.  p.  VIIL  10,  Öi 

-         ije  V.  dO,  111,  333.    11.  yd^  steht  an  3.  Stelle  208, 

1$.  WtB  f  £  anlangt ,  hat  Lehrs  quaest.  ep.  2d4  ff.  dargethan .  wie 
feachfAnkt  der  Gebrauch  von  r£  bei  Nounoä  gewesen  sei.  Nonnos 
flktindii  m  1.  hei  Au1f;tuhlungen ,  2.  wenn  2  gleiche  Theile  in  der 
fliklitii  OagiüeDdang  mit  einander  verbunden  sind .  und  in  diesem 
fiOa  Iwt  Ti  atine  feste  Stelle  im  4.  F.  3.  in  der  Verbindung  olat€, 
1^,  Bai  Um.  kommt  es  an  folgenden  Stellen  vor :  V.  20  einstimmig 
al  4«ai  Höhnischen  Gebmuche  gemääs.  33  einstimmig ;  doch  ist  die 
^SMb  iweifelhaft.  57  oidn  einstimmig;  nonuisch.  76,  Als  Vers- 
iclfaM  gegen  Nonnos'  Regel;  aber  einstimmig  überliefert. 
WHwchtinlich  ist  der  ganze  Halbvers  einem  uns  nnbekannten  Dich- 
IVMteonnieii«  ^'  nach  der  Arsis  im  5  F.  int  nonniäch  (A.  T^udwicli 
Nmif  58S),  V.  5  ist  einstimmig  vrx^ft^^»^*  tt  überliefert.  Dilth. 
ckrtibi  mit  Recht  r  Si,  V.  12  bieten  P.  x^qr^^la^iv  V  N 

f'  hfih£€v  li  c;7f/j  -  _ ,  m^^v,  Diith.  schreibt  ä\  was  durchaus 
•  mtS4»  ift.  V,  lOH  tat  das  rovx  des  V.  prododii>ch  unmöglich,  und 
V/iST lAi ebenfalls  ft  ';^tifuß  V*  zu  verwerfen.  13.  das  viqtüxw- 
fubt  stobt  nicht  wie  G.  Hermann  meint  am  Schlüsse  des  Verses 
mm«^  Killdorn  nur  dann  —  wi*3  Köchly  praef.  z,  Qnint.  Smyrn. 
K>4SL  «s  fif  Qöint  SmvTn.  nachgewiesen  hat  — ^  wenn  der  folgende 
Tfisii^diMm  ^  irinnt.  Von  N  '  Wernike  z.  Tryph. 

^  düs  er  »«iti>  >  künstlich  gc;  ;  labe,  dass  er  nie  ein 

W«ii  il^  VtfMchlnss  znl&sstp  dem  ein  parag.  r  gegeben  werden  konnte. 


BrQDc. 


August  Scheindler. 


sn%  Mm  £i^  otc 


i  L  4  Mttv.  9|wi.  im.  m,  fi«n. 


12 


Zweite  Abtheilung. 


Literarisclie  Aiizeigeü. 


GarmiDa  luedii  aeyi  maiimam  partem  inedita.  Ei  biblfothecU  1 
?eticis  collecta  ed.  Hermimnits  Oagenuä  Bernae  1877.  a,  Frob.  ^^ 

Die  sogenannte  mitteil ateiüische  Literatur  hat  erst  in  iieu€ 
Zeit  einen  grösseren  Leserkreis  und  auch  die  specielle  Beaclitung  i 
Philologen  sich  errungen,  seitdem  das  Vorurtheil  schwindet,  es 
nur  die  classische  lateinische  Literatur  nnd  theijweise  noch  das^ 
berne  Zeitalter  dieser  Literatur  der  Erforschung  werth;  seitd 
es  nicht  mehr  für  überflössig  halt  auch  über  den  von  den  His 
gesetzten  Grenzstein  zwischen  Alterthuin  und  Alittelalter  hinaus  i 
lateinische  Literatur  zu  verfolgen.  Jetzt  beginnt  es  auch  in  der  i 
classischen,  spätem  Literatur  helle  zu  werden  und  diese  Helle  wi] 
in  ijirem  Eeflex  wolthuend  auf  dio  froheren  Perioden  der  lateiniac 
Sprache  und  Literatur  in  ähnlicher  Weise,  wenn  vielleicht  nichtil 
demselben  Grade,  wi«  die  Durchforschung  der  vorclaissischcn  Peti 
den  unerwartete  Aufschlüsse  für  die  classische  Periode  gab.   Sold 
Motive  bestimmten  Hagen»  einen  bereits  vielfach  verdienten  Öelehr 
zur  Heransgabe  dieser  carmina,  und  nicht  vergebens  kann  der 
ansgeber  auf  einen  grösseren  Leserkreis  hoffen  um  so  mehr, 
mancher  nach  dem  Titel  (maximam  partem  inedita)  zn  schlies^ 
unverhofft  neue  Schätze  zu  ßnden  glaubt.  Doch  hierin  wird  sich  ; 
eher  getäuscht  finden.    Der  Herausgeber  bekennt  selbst  (praef, 
nicht  genaue  Kenntnis  davon  zu  haben,  wie  weit  die  carmina,  di%\ 
als  üiaximam  partem  inedita  hinstellt,  bekannt  seien;  jedenfalls  1 
findet  er  sich  im  Iirthume .  wenn  er  p,  VIII  sagt :  Sunt  praet 
praesertim  codicis  Bern.  455  praestantissimi  saec,  X,  cainnina  aiiqjf 
certis  uominibus  inscripta,  quae  ideo  vel  ante  edita  recepi  ne  cn 
ab  ipso  eins  codicis  compositore  observatum  temero  interrumpor 

•  , Porro  nannuUos  codicis  Bernensis  455  hymnos,  quoa 

in  breviario  Romano  vel  apud  Moneum  inveniri  per  F,  Pialam 
edoctus  ,  , ,   ob  id  repetivi  etc.    Die  erwähnte  Handschrift  entj 
die  Gedichte  l^r.  20—61,  von  diesen  habe  ich  ohne  viele  Mfihej 
ediert  gefunden,  so  dass  also  nur  einige  wenige  als  anediert  i 
scheinen.  Gerade  diese  bereits  edierten  Gedichte  geben  uns  Aufsehlj 


Cknni»  »«du  aod  mazimatQ  partem  inedita,  ang.  v.  /.  Huamt,    179 


liDirseiU  ober  den  Werth  der  Hss,,  aus  (!er  sie  stamineii,  auderer- 
Mits  Aber  das  kritiävhe  Verfahren  Hageus  bei  der  Edition.  Dieses 
Terfa&iroQt  ^i^  i<^^  ^^b  der  ZnsaimuensteiluDg  mit  anderen  Editionen 
iikt^ii  Edigen  werde,  kann  ich  kein  glückliches  nennen,  da  der  Her- 
iiiifeber  einsoitig  nur  eine  Ueberlieferung  festhielt,  während  gerade 
christlichen  Literatur,  wo  jeder  Abschreiber  auf  Gnmd 
Bibelkenntnis  nmi^  Dichterbeföhigang  erproben  nnd  zeigen 
nur  ©ine  vielseitig  beobachtende,  diplomatische  Kritik  dem 
II  tiiklie  führen  kaun.  Diese  einseitige  Kritik  trägt  auch  Schuld, 
\  gute  Leaeaiian  des  Cod.  Bern.  45a  verkannt  oder  leichte  Vor- 
der Hss.  nicht  einfach  berichtigt  wurden, 
leb  will  meine  Ansicht  apeciell  an  den  Gedichten  des  Cod. 
BfnL  455  %.  X  (n.  20—61)  begiUndon. 

Cmnnen  XXVI,  das  bei  J.  Grimm  (Hymnorum  vet.  eccles.  XXVL 
^<^  1  ter  Nr.  10.  13.  17  zu  lesen  ist,  schreibt  Hagen, 

Id   (i-  ^  .lelorum  dominus.    Die  Hss.  bietet  nur  st\   Bei 

Bm  siebt  17,7  ipse  caelornm  dominus.  Bestätigt  nicht  die 
Hk  die  Richtigkeit  der  Grimmischen  Leseart?  Das  Gedicht 
^enaimtes  rhytlimißches,  in  den©«  die  Eeimabsicht  *)  deutlich 
ritt.  Daher  ist  auch  v.  39  Et  ante  omnia  siecula,  bei  Grimm 
Itti^r  zu  lesen:  Et  ante  omne  sacvulutfi ,  dann  helsst  die 
>:  Gloria  tibi,  triuitas,  Aequalis  nua  deitaa  Et  ante  omne 
nunc  et  in  perpetuum.  V.  33  steht  in  der  Handschr. 
sas  (vgl.  28  salplimns  et.  psallimus),  im  Text  psalwiamus 
itUcb  Druckfehler),  durch  ÜmstelluDg  des  p  entsteht  das  rich- 
iigt  «|i4lUmu8.  Wer  möchte  im  folgenden  Vers  die  Edition  Grimms: 
Aliurr  '  '       't^stöliK  nicht  dem  apostoU  bei  H,  vorziehen V 

iien  XXV  lesen  wir  einige  Verse  bei  Mone  (Lat.  Hjm- 
«tt  d.  ja.  A«)  iU  p.  5tjl.  Duixh  die  daselbgt  angegebene  Variante 
aV.  12  per  acre  mortis  poculum:  ^A  B  haben  arta  pocula*^,  ktiunen 
tir  dm  2.  Puas  des  Dimetens  per  atrrie-  mortis  pocula  (H.)  von  seiner 
Ufig»  btfreieo  durch  die  Schreibung  atra,  V.  15  verbessert  H.  das 
lift^bnlUiclie  paraclito  in  paraclfto  wie  auch  ^onst,  während  doch 
y  j*,,  .  V .,.  +  )..  1..,^  Schriftstellern  paracIHo  die  üblichste»  vielleicht 
«ittif  -'A    ist«   Schon  Prudentius   gebraucht   paraclttus, 

OrtlL  S.  luv  .Üb.}  Per.  X,  430.  —  Carmen  XXVII  steht  auch  bei 
Ünmm  p»,  b8  mit  der  Variante  v.  9  verspertim,  Mone  schreibt  vespero 
lU^*  vtffpcr««  Das  G^cht  verräth  klar  die  Absicht  zu  reimen:  sollte 
mcH  eui^ia  3iital  ondeodeu  o  als  letzter  Keim  vespero  am  meisten 
ttb^ricbeii  ?  Unter  den  Textabweicliungen  von  Mone,  die  H.  praef.  X 
ttllbrt«  fehlt  eine  der  wichtigsten  \\  23  trudens  v.  1 8  quam  (Druck* 
kUirt)  —  CÄrmeo  XXU  ist  ans  dem  oft  edierten  Hymnus  al)cdariug 
ittSttiiUiufi  au&  der  Mitte  des  V.  Jahrb.  (vgl.  diese  Zeitschrift  1876 


*}  Vgl,   Blier   Ucim   und    inctriscb'     ' 
mt  mtfiop  pTCigfamtriHt-hnft  . unter 
fair  hti  dm  cEristlich-liitinnischcn  h^uini 
m  U%^  W\9n  1B76. 


"Iriisse   iu  den   n'*    ' 

«bff  den  jaru 
uaichtera  der  vorkaivi^ii 


12* 


160    Carmina  medii  aevi  matimam  parteui  ineditiii  ang.  v,  J,  ü 

S.  500  ff.).  H.  scheint  es  entgangen  zu  sein ,  daß»  das  fol 
Gedicht  XXIII  auch  ein  Abschnitt  aas  dem  erwähnten  Hjmii 
Der  Cod.  Bern,  liefert  beachtenswerthe  Lef?earten:  XXIl  8 
parentis  viscera  nach  C.  p.  11, 47  richtiger  als  clausoe,  in  der  Al 
des  Areval-  Vgl.  audi  meine  Programmschrift  S.  17.  —  v. 
angeli  cantant  deunt,  das  ich  wegen  des  Reimes  vorziehe,  XXI 
schreibt  H*  Ibant  magi,  qua  viderant.  Die  Hss.  gibt  mit  den  b€ 
Hss.  bei  Areval  qua  reneratit,  daiüber  geschrieben  von  zweitei 
ist  qua  viderant,  die  mir  weiter  nichts  als  eine  ungenane  Wiedi 
der  Worte  des  Matth.  c.  2  v.  9  et  ecce  Stella,  quam  vi  den 
Oriente ^  zu  sein  scheinen.  Auffallend  ist  XXIIT  9  die  metri» 
richtige  Form  lavacrw»/ ,  oder  ist  nnter  dem  ü  (u)  in  der  Ha, 
zu  finden?  V,  14  kaun  aqua  erubescunt  hydriae  nicht  richti, 
durch  richtige  Vertheilung*)  der  Buchstaben  erhält  man  die 
Form :  Aqn«e  rwbescunt  hydriao ,  vgl.  C.  p,  III  7  pocula  i-uhi 

Carmen  XXI»  auf  Grund  alter  Hss»  zuletzt  lierausgegeb 
L,  Biraghi  (Inni  sinceri  o  carmini  di  Sant'  Arabrogio  vesc 
Milimo  Mil.  1862)  wird  dem  Ambrosius  zugeschrieben  (Vgl.  A, 
Lit.  d.  M.  S.  172),  gehört  also  nicht  unter  die  carmina  med^ 
Mit  dem  Alter  des  Hymnus  verträgt  sich  nicht  die  Leseart > 
Bibelstellesich  anlehnend,  v.  13  procedewiJ  e  thaUimo  suo.  Bir. 
auf  Grund  seiner  Hss.  procedat  e,  v.  9  tumenit  (für  tume&c 
ein  störender  Druckfehler. 

Carmen  XX  bietet  grosse  Abweichungen  vom  Texte  bei 
unter  diesen  vermisse  ich  jedoch  (praef.  X)  V.  24  (Mone  20)  qi 
smnus  advenae.  Hagen:  Noctis  a  tele  perfidi,  wo  man  für 
vielleicht  besi^er  hostis  schreiben  sollte.  Die  4.  Strophe  enti 
in  ihrer  jetzigen  Gestalt  nicht  der  einfachen  Schreibweise 
Dichter.  Da  das  Gedicht  den  Reim  verfolgt  ♦  würde  sich  v.  9  ab 
die  Form  vergente  vespere»  empfehlen  Vgl.  Uor.  C,  II,  9,  10 
surgente.  —  V.  20  observant  scheint  die  Rasur  dem  n  zu  gelt 
Carmen  XXIX,  unter  den  Textabw^eichungen  von  Mone  fehl 
tu.  —  Carmen  XXX.  Von  der  Theilnng  der  1.  und  5.  Stroph 
der  Herausgeber  praef,  XL  sie  sollte  den  übrigen  gleich  sein, 
wenn  die  Handschrift  vielleicht  Anhalt  für  eine  andere  Verstb 
gibt,  so  wäre  die  nach  dorn  5.  Halbfuss  möglich;  dann  würde  ei 
von  jarabiscbem  Rhythmus  mit  einem  Vers  von  trochäischem 
mus  abwechseln,  Carmen  XXXI  ist  zu  lesen  bei  Daoiel »  Thea, 
I  p.  248  mit  einigen  Varianten.  Zu  XXXII  bemerkt  H.  apud 
lern  fertur  I,  252  (lies  352  Add,).  Carm.  XXXIIl  findet  sict 
bei  Daniel  I  p.  250  mit  nicht  unwichtigen  Varianten.  Carin. 
Unter  den  Abweichangon  von  Mone  fehlt  v.  2  smculis.  Der  ^ 
steht  auch  bei  Biraghi.  Die  erste  Strophe  des  36.  Gedichtoa 
wir  bei  Dan.  I  p.  265.  —  Carra.  XXXVII  enthalten  auch  die 


^A)s  Proben  falschifr  Buchstabeiitln^ilnng  (kt  Hb»»  fTibre 
Cläre  rennhe  (clwere  nahe),  XXX,  18  rejsolvee  ibi  {nmU 


Ckrminft  medii  a«fl  maxini&m  p&rtem  inedita«  ang.  t«  J.  Huemer.     181 

Im^^m  vosi  Grimm  uud  Dir.  Beide  edieren  V.  4  laetis  canamus  men- 
tilifiis.  SoUta  diese  Leseart  der  Leseart  des  Cod.  Bern.  ]^ii  nicht 
ftifinxifheii  sein?  Vgl.  Mone  I  p.  222  liteta  mente  canamus  deo  nostro* 
W  :  lilen  die  Äbwöichungen  voq  Mone  111,57»  nachdem  die 

A  L^'en  von  III,  143  aufgenommen  wurden? 

Ci*rmen  XXXIX  steht  bei  Dan.  I,  247  mit  der  Leseart  ¥.  3 
nctb;  Ha|(.  ergänzt  vic[tor].  v.  7  aixene,  wo  H.  eine  Lücke  an^bt 

Kl  sieht  in  der  Hs.  vindis.  Dass  dieses  die  richtige  Leseart  bei 
RersUUung  folgender  Zeilen  ist, 
Nos  iolre  nnclis  K^eculil nicht  ...»  nos  mh%  Tinculis 
Ainore  filii (^^^0'  ns^^cM  amore  fllü. 

vgi  die  Ueberliefenmg  bei  Daniel. 

Cann.  XL  gibt  der  Cod.  Bern,  v.  1 1  pro  te  rf  fundens  saugüinem 
«10  nchtigere  LeaeaH  al8  bei  Dan.  1  109  zn  lesen  ist:  pro  te 
«tlinidais. 

Carm.  XLI,  \i6i  Dan,  I  249  mit  auch  vom  breviar.  Rom,  abwei- 
fhistei  Ergftnxungen  und  Lesearten. 

Carm,  XLIL  Unter  den  Abweichungen  von  Mone  fehlen  praef.  XU 
T,  2  ibetax.  \\  b  clare  (statt  v,  5  ist  zu  lesen  15,  animiequö  nigra>). 
V.  16  Ciimina  dixa.  v.  17  qtiee,  Oder  haben  wir  es  nur  mit  Druck- 
ttltfs  xn  thun? 

OaiiD,  XLIII  steht  mit  Abweichungen  bei  Dan.  I  203.  XLIV 
lli  Birigbi  mit  der  richtigeren  Leseart  im  4.  Fnss  des  DImeters 
fna  nist^  illa  coucipft  (H.  conc<?pit)  und  der  unzweifelhaft  rieh- 
%iB  Bigtiixang  te  f/^precamur  iargius  (H.  te  .  . .  precamur  largius). 
*  CuiB.  XLV,  Unter  den  Abweichungen  von  Mone  fehlen  v.  13, 
plkw*  16,  Cwrdeet.  —  Carm.  XLVL  Es  fehlen  die  Abweichungen  von 
lot  T.  S  benigne  11  veniat  ad  (H*  veniat  et).  Carm.  XL VII  steht 
W  Ikfi.  1  107  mit  Abweichungen,  Carm.  XLVIIl  bei  Dan.  1  17G, 
Ovm.  XLIX  Wi  Dan.  1  177.  Carm.  LII  isit  aus  Venantius  Fortunatus. 
Ualb  (0|iem.  Rom  1786)  gibt  den  Text  richtiger,  man  vergleiche 
».  15  Toni  qaoque  Seih  obiit  sub  Abel  vice  redditus  idem,  Hagen: 
fmk  fftoqiie  H^'i  (Cod.  sodh)  ubiit  sub  Abel  vice  redditns  isdem. 
V  24.  Lnclii:  Job  quoque  seu  geniti  sie  abiere  sui.  Hagen:  Jacob 
^•e  ^Q  . , .  die  Ufi,  gibt  Ja^ob  quoque  u,  a.  —  Carm.  LIV  ist  nach 
SiiMr  la  l«mi  b«J  Edi^testand  du  Mi^ril  (Fu^s,  pop.  lat.  Par.  1843) 
■h  «klltifeii  Abweichungen  (v.  2  redundatia  ist  wol  nur  Druck- 
tthr  llr  ri»dandantia).  V.  6  Henrico,  v.  10  hastensis  (H.  attensis 
ol  iMcnsis),  v.  4  Marvum,  y.  47  cruentata.  48  retunsona  (Hs. 
viüiiii  nam).  49  fusdis.  50  ingesta.  51  heu  (ehea?)I  54  sonuitque 

Cum.  IiUC  wird  Qsi>gor  d.  Gr.  zugeschrieben  und  findet  sich  mit 

'0  hm  Mone  I  p.  95.  was  ebenfallB  H.  entgieng.  V,  16 

H.  ans  dem  handschriftlichen  pressus  pressa^  bei  Hone 

bei  Dan,  I  178  steht  pr&rsus  an  dieser  Stelle.  Carm*  LX. 

^nd«  Ativelchungen  bei  Mone  fehlen  v.  21  cincta,  33  plameas  34 

■ttli  cmtm  transvolflvi^  gloria  (fingen :  hianfm  cttrsim  transt'o- 


182  L.  Bettshj,  The  Misslng  Pragimynt  etc.,  ung,  v,  h. 

lavi  gloriamj  die  Hs.  inanes  glorta,)  55  et  colles  mnqn  mixta,  (Vgl] 
dagegen  die  Bemerkung  praef.  p.  XIV.)  V,  7  steht  ein  störendö 
Druckfehler:  Salus  patravi  für  scelus  p.  Carm.  LXI  steht  bei 
Mdril  p.  135  f.  nnd  Dan.  I  194.  Beide  edieren  v.  6  tum  clarebit  (I 
tuDC  clarebit),  v.  11  (Mer.)  clangor  tubae  per  quaternas/terrae  p!agas_ 
concitn^iis  (Hagen:  clanget  tuba  ter  quateniis/terrae  piagas  concitans) 
Da  der  Cöd,  Bern,  455  die  Lesearten  tnbe,  terre  concin^ns  (vgL 
Verwechslung  von  a  und  e  in  dieser  Hs.  Carmen  LX  v.  3  ponder 
Hs.  ponderö)  bietet,  so  ist  wol  kein  Zweifel,  welche  Edition,  di^ 
Hagens  oder  du  Merils  vorzuziehen  ist.  Zu  Vers  10  In  tremendo 
indicii,  bemerkt  Hagen  in  der  annotatio  critica:  supplevi.  Richtige 
wäre  es  gewesen  zu  demselben  V.  5  zu  bemerken  delendus  est, 
da  Meril  fehlen  diese  Wiederholnngsverse. 

Doch  gQuiüg  der  Ausstellungen  —  sie  genügen  gewiss  die  oben 
entwickelten  Ansichten   zu   bekräftigen.   Die   anhaftenden   Mängel 
können  den  Weiiih  des  Buches  vermindern ,    aber  nicht  aufbebeHi^ 
Dadurch,  dass  es  einerseits  eine  Anzahl  unbekannter  cannina  enthält 
anderseits  die  bereits  bekannten  auf  Grund  einer  neuen  handschrif 
liehen  Basis  ediert  sind,  ist  das  Buch  dem  Forscher  auf  dem  Gebiet 
der  mittellateinischen  Literatur  wie  theilweise  den  HistorikerQ 
entbehrlich,  gewiss  sehr  schätzenswerth. 

Wien.  Job.  Huemor. 


The  Misaing  Fragment  of  the  Latin  Translation  of  the  Fourt 
Book  of  Ezra  discovcred  and  edited  with  Introdüction  and  Notes^ 
by  Robert  L.  Bensly,  M.  A,  Cambridge,  University  Pr«89.  1870 
S.  88.  4. 

Der  lateimsche  Text  der  Esraapokahi)se  benihte  in  den  letzteij 
Ausgaben  Hilgenfeld's  und  O.  F.  Fritzsche's  auf  drei  Handschriften 
von  denen  die  älteste  der  Codex  Sangermanensis  vom  J,  822,    AUd 
Handschriften  haben  zwischen  IV  Ezra  7,  35  und  36  eine  Lncket 
welche  bisher  nur  durch  die  äthiopische,   ai-abischo  und  syrisch^ 
üebersetzung  ausgefüllt  werden  konnte*   Eine  Prüfung  der  Hdschrj 
von  St,  Germain  durch  Professor  Gildemeister,  deren  Kesnltato  Benslj 
mittheilt,  ergab,  dass  dieselbe  ursprünglich  das  fehlende  Stück  enthielt 
welches,  weil  mit  den  Lehren  der  Kirche  vom  Fegefeuer  und  von  deil 
Heiligen  im  Widerspruch,  durch  Herausschneiden  eines  Bhittes  geJ 
tilgt  wurde,  so   dass  also  die  bisher  bekannten  jüngeren  HdschrJ 
sämmtlich,    indem  sie  dieselbe  Lücke  bieten,   als  Abschriften  de 
Sangermanensis  crFcheiiien  und  für  die  Textkritik  keinerlei  Wer 
haben.    Herrn  Bensly   gelang   es   nun   in   der  Stadtbibliothek  vofl 
Amiens»  durch  Garnier's  Katalog  aufmerksam  gemacht,  eine  HdschrJ 
des  9.  Jahrh,  zu  entdecken,  welche  die  12  Columnen  von  30  Zeilei 
betragende  Lücke  ausfüllt  und  nicht  blos  dadurch  von  grösseren 
Interesse  ist,  sondern ,  indem  sie  eine  vom  Sangermanensis  unabhÄn* 
gige  üeberlieferung  bietet,   für  die  Constituienmg  des  gesammtod 
Esratextes  eminente  Bedeutung  gewinnt. 


2r.  Rm^^  WdrUrbuch  etc.,  ang*  i.  Ah  Siesi,  18S 

Vt  auf  dieser  neuen  kritischea  Grundlage  eine  neue 
^teinischen  Ezra  vorbereitet,  gab  er  inzwischen  als 
ifteinen  jeoes  BruchstQck  in  vorzüglicher  Bearbeitung  mit  einem 
fikkm  ^fgetischen  und  kritischen  Comtnentar  ausgestattet,  der  dem 
ft  nieht  minder  ali«  gelehi-ten  OrientalisteD  denn  als  genauen  Ken- 
nr  am  Spitlateins  erreicht.  Der  nicht  uubedeutende  Ertrag  dieser 
Palmiidiiingen  Bensly's  fnr  das  Spatlatein  ist  es,  welcher  es  recht* 
ifflgl,  daü8  in  dieser  Zeitschrift  auf  das  Werk  des  gelehrten  Eng- 
lliiAin  snlmerksam  gemacht  wird«  Der  Vf.  selbst  handelt  in  ein- 
ftWiidtr  Weii^e  Ober  die  sprachlichen  Eigenthümlichkeiten ,  welche 
kr  T03rt  dieses  alten  Code^  bietet,  üeber  Einiges  kann  Zweifel  sein. 
Imamianies  XV.  30,  das  Herr  Bensly  als  Beleg  für  den  Ueborgang 
nnm  r  tn  «  anfahrt.,  weist  auf  ein  imanüire  neben  insonire  —  Fi- 
ifäervmi e r  fdr  riderentur  X\U  11  ist  nicht  phonetischer,  sondern 
fhisdier  Arfc^  entstanden  aus  falscher  Auflösung  des  Compendiums 


HCrr< 


1^        « 


vV'ört^^rbüch  zu  den  Lebensbeschreibungen  des  Cornelius  Nepos, 

Für  *lt'n  Si'huK'tfbriiuch  herausce^oben  von  Dr.  H*  Uaftcke,  Ooef- 
Uhivt  tL\u  Gjrmiu4>imni  m  HirscnWg*  4.  verbesserte  Auflage*  Leipiig, 
B.  G,  l«ubuer  1H7j.  S  u,  197  S. 

Bio  Spedalw5rterbuch  ist  fQr  Scheuer,  die  den  Cornelius  Nepos 

m  mehr  als  einem  Grunde  zu  empfehlen.   Erstlich  lernt  der 

4mnn  Oberhaupt  ein  Wörterbuch  ordentlich  gebrauchen .  so- 

es  ihn  davor,  dass  er  zu  einer  üebei-setzung  greift,  weil 

tr«fT       *  it  dem  Wörterbuch  allein  auch  recht  gut  fertig 

fW,  ikt  es  billig  und  bekanntlich  kaufen  sich  doch  nur 

itttigif  ^diüW  schüu  auf  dieser  St  tife  *^in  gutes  Wurtt^rbuch,  welche» 

il  fUr  das  ganise  Gymnasium  bruucheu  kunnen.  Dies  alles  gilt  aber 

«Urikh  nur.  wenn  dieses  Specialwörterbnch  ein  gutes  ist.  Dass 

wmt  daü  BOclilein  von  Haacke  als  ein  solches  ansehen  kann,  das 

»  die  Tier  Auflagen»  die  es  seit  1868  schon  erlebt  hat,  zur 

Oleichwol  i«t  Ref  der  Ansicht ,  dass  manches  daran  noch  «u 

^er  Tweckmäasiger  zu  getitalten  sein  dßrfte.  Vor  allem 

iÜlil^Sehdb  h  die  Formenlehre  schon  tüchtig  inne  haben 

iriteDi  ganz  I  bei  zusammengesetzten  Zeitwörtern  die  Be- 

^Snübclle  daneben  in  Klammem  zu  setzen.  Der  Schüler  muss  schon 

^KMD ,  daaa  conficio  aus  con  und  facto  und  ftuceurro  aus  sub  und 

'^Mta  fQs&mmengesetzt  ist ;  es  genügt  also^  wenn  man  die  Zasammen- 

^tem^  idioD  anteigen  will,  ein  Strich  ebenso  wie  dort,  wo  keine 

Uilnuindeniiig  stattfindet. 

Bei  fi#nCitat«D  wÄr«  roehrOleichmässigkeit  erwünscht;  warum 
«tito  Iftr  eine  Bedeutung  so  viele  Stellen  angeführt,  wie  z.  B, 
•  ^^rma ,  domum  »  duo .  efficio,  honos  2. ,  potissimum ,  recipio 
If^»  Aidb  wir«»  e«  nÄturgemäss ,  wenn  bei  der  Wahl  der  Citate  die 
der  Lebensbeschreibungen  so  weit  als  möglich  berück- 


18« 


H.  Haacke,  Wdrterhneli  etc.  äug«  r.  AI  Sien. 


sichtigt  witre;  so  ist  z,  B.  für  nofi  dubitare  mit  folg.  acc.  c.  ml 
MQt.  3,  6  und  AJc.  0»  5  citiei^*  es  findet  sich  aber  schon  priief.  1^ 
Da  der  Verfasser  schon  in  der  Vorrede  zur  zweiteü  Auflage  erklürt 
dass  er  sich  möglichst  eng  sowol  an  den  Text  als  an  die  Schreibe 
weise  Haim's  anschliesse,  so  hätte  er  auch  nicht  schreiben  sollen  2 
aduleseens    siehe    adolescens^    sondern   umgekehrt;    denn    Ha 
schreibt  nacl»  den  Hss.  adule»cem.  Bei  Zusammöaüetzuiigen  mit  et 
vermissen  wir  ebenfalls  ein  gleichmässiges  Verfahren;   so  schreibt! 
Haacko  existo  mit  Halm  und  verweist  bei  i%tsti<to  auf  ersteres,  ebeu^u 
exulf  aber  exmUo,  auf  welches  bei  exulto  verwiesen  wird;  Halna-1 
schreibt  natürlich  exulto ;  denn  er  setzt  eben  das  s  nur  dort .  wo  au 
dasselbe  ein  Consonant  folgt,  also  exsc,  exsp,  exsi. 

Im  Einzelnen  hätte  Ref.  noch  folgendes  zu  bemerken:  am^uloi^ 
mit  Acc;  lieber  aliqucm  Epam.  5,  6.  —  Bei  aggrtdior  angreifeuJ 
ist  beizufügen  aliquem,  —  AfUonius;  was  hier  angegeben  wird,  iä^ 
sehi"  unzureichend ;  da  wird  der  Schüler  wol  aus  der  Geschichte  lüehf 
wissen.  —  Apollo;  später  auch  Gott  des  Sonnenlichtes;  anders  Prel-^ 
ler  griech,  Myth,  —  Äthenimsis  fehlt  die  Bemerkung,  dass  der 
Schüler  es  häufig  zu  übersetzen  habe:  aus  Athen,  z,  B.  AIcihmde$ 
Athenietisis.  —  colonus  Colouist,  lieber  deutsch:  Ansiedler^  PÖanz-j 
bürgen  —  Bei  comminiscor  lägst  H.  das  Trennungszeichon,  wel- 
ches er  sonst  bei  zusammengesetzten  Verben  setzt,  weg»  und  dochl 
war  mimsci  in  älterer  Zeit  üblich  Paul.  Diac.  122,  18 ;  ebenso  schreibt| 
H,    comperio   st.    com-perio^    dagegen    eom-pcllo    1,,    obwol    et 
pellare  nicht  vorkommt,  und  zugleich  schreibt  er  appello  1.   und 
nicht  ap'pello,  und  doch  verhält  sich  appeliarr  zu  appeUere  wil 
compellare  zu  compeUere;  femer  wäre  zu  schreibeo   com-plectot^t 
con-spicio,  wie  H.  ja  auch  selber  de-^spido  schreibt.  —  conf/i^col 
3.  Die  Bedeutung  miethen  passt   praef.  4  nicht.  —  Bei  co/i-fimMM 
und   con-spiro   ist  ganz   nnnöthig  ßrmo   und  Spiro  in  Klammera^ 
beigesetzt- — eonsul;  was  dabei  iihe r  pfoconaul  gesagt  wird,  ist  ud- 
richtig;  denn  darnach  wäre  jeder  j?rooowsw/  auch  früher  consffJ  ge-^ 
wesen ,  was  bekanntlich  nicht  der  Fall  war,  —  defendo  st.  de-fendoj 
ebenso  offendo  st.  of-fendo.  —  decetmiraliA  Lys.  1,  5  st.  1,  4  u.  &^ 

—  delesse,  destiti,  ezme  wären  besser  ganz  weggeblieben*  —  Bemän 
des  st.  Demädes ,  vgl.  Klotz  und  Passow.  —  e'mcfido  st»  cmend^J 
denn  das  Verb  ist  abgeleitet-   —  eminiscor  und   remifmcor  siudl 
Composita,  daher  f-miniscor^  rc^mlniacor  zu  schreiben.  —  f^o  1.  AbU| 
neutr.  v.  i>.  2.  n)  v.  Raum:  dahin,  soweit;  in  der  Bedeutung  2.  ist  i 
nicht  Ablativ^  sondern  Dativ.  —  Von  exsto  gibt  H,  perf,  u,  sapin.  an;| 
wo  steht  exstUi  und  exstitmn'i  —  fkctfrt;  äcr^  den  Marsch  ander 
st.  die  Richtung  des  lt.  ändern.  —  Bei  honestus  fehlt  die  Bedeütuc 
„anständig**  praef.  3.;  bei  iurpis  ist  richtig  angegeben  ^unanstfiüdig*', 

—  indino  st,  indino,  —  imprudcnj^  st,  im-pmdefis  und  initmpe^l 
rans  st.  in-kmperans  ebenso  wie  im^peritus,  —  tnstdiaior  Eivaltl 
lieber  deutsch  Nebenbuhler.  —  Laccdacmomuft  gehört  nach  iMCt^ 
daemon,  —  ohsero  1.  {oh  und  »^^m)  «t.  ob-sero  v.  ob  und  sero  iJ 


W.  Nmtdit  M,  Tallii  Clceronis  €ic.,  ang.  ?.  AI  Siess.       185 


VIU,  p,  837.  —  prodeo  {pro-eo)  st  prö{d)-eö,  —  quam- 
He^s  mit  Indicativ  (sonst  gewöhnlich  mit  CoDiuucttv)  aU  bei 
XichdiAiüischen  häufig  mit  Indic,  so  auch  bei  Liv,  Verg.  Hör,  Ovid. 
—  jft/"  ^  --,  nach  nön  nepo;  das  ist  zu  allgemein;  bei  Nepos  steht 
mm  2»  2  und  auch  bei  andern  Schriftstellem  nur  selten«  — 

o  1*  ^U  re-lardo  1,  —  sal  m.  und  n.  Das  Wort  steht  bei  Nepo^ 
AU,  13,  2,  wo  e»  nicht  Neutr.  zq  sein  braucht  und  überhaupt 
sieh  auch  bei  Andern  die  neutr.  Form  selten.  —  super  —  6um 
«Qtifif  Min,  daher  2.)  fehlen  an"*  st.  ^daher  2.).  twn  superesse 
an  TKem,  7,  2.**  —  Druckfehler  hat  Ref,  bemerkt-:  p.  51^ 
'jy- '  st.  aticui  aliquid  laudi  d,;  p.  69  Pionieren;  p.  80 
er  erwarb  d.,  sich  sU  er  erwarb  sich;  p.  123  s,  v. 
utUT  uach  aliquem  das  Komma;  p.  155  s,  v,  qui  Z,  18  v.  u. 
p.  171  s,  V.  Siculus  Inseln  st  Insel* 
Dtr  Dnick  ist  gut  und  erleichtert  das  Auffinden  des  gesuchten 
^rto«(  aafs  be&te. 


liiMet 


Tnllii  Ciceronis  Laelius  s.  de  amicitia,  erklärt  von  Dr.  C,  W 

Kaatk,    Director  des  Friedrich -Wilhelms-GyranasiutiiB  tu  Königs- 
berg- 7.  Aul  Berlin,  Weidmann  1875,  77  S. 

Diem  Auflage  weist  nainentlich  in  der  Gestaltong  des  Teirtes 

Veränderungen  anf.   Von  den  Lesarten  des  ältesten  und 

Codex  Didotianus,  welche  Th.  Memmsen  im  XVIIl.  Jahrgang 

im  Blietn.  Mas.  verölfentlicht  hat.  sind  31  autigenommen.    Wün- 

«bimworUi  wäre  es  aber,  dass  am  Schlus^se  ein  Verzeichnis  der 

ikwachinigen  ?om  Klotz'scben  und  Baiter'schen  Text  beigegeben 

virt.  D«iD  Commentar  sieht  man  es  sogleich  an ,  dass  er  aus  sorg* 

IHifitr  Behandlung  der  Schrift  in  der  Schule  hervorgegangen  ist. 

Ir  iit  mchhaltiger  als  der  Lahmejer^sche ,  ohne  deswegen  Heber- 

MwgiB  XQ  enthalten ,  und  bietet  so  ziemlich  alles ,  was  der  Schfiler 

HS  TirtUUidnisse  der  Schrift  braucht.  Auch  an  treffenden  Bemer* 

ksnftt,  die  derSch&ler  beim  Lateinschreiben  zu  verwerthen  hat, 

fiUl  teB  niriti.   Etwas  zu  viel  Gewicht  scheint  hie  und  da  anf  die 

ilMmMoDen  *  die  doch  oft  ganz  zufallig  nud  bedeutungslos  sind, 

fili|t,  Einselheiten  «ill  ich  an  dieser  Stelle  nur  einige  wenige  her- 

fnWlHL  In  c.  in,  10  mnss  der  Schüler  auch  ohne  Bemerkung  im 

CwWB#Ptir  amü-um  als  Are.  des  Substantivs  erkennen.  —  c,  VI,  20 

laAXI^  43  w&re  es  passend,  Qber  haud  seio  an  eine  Bemerkung 

Q  Mcbf n  oder  anf  die  Grammatik  zu  verweisen :  an  der  ersteren 

Mit  trtro  zudem  durch  die  Bedeutung  des  haud  scio  an  die  Les- 

hU  2       -*i     j:.,^^j  ^^  ^Qj.  letzteren  ist  statt  der  Erklärung 

n,  —  Zu  Wortbildungen»  wie  „Dieselbigkeit** 

27,  UM»  sollt«  man  Schüler  nicht  verleiten.  — 

I  t  Commentar  zu  §.  13  discrere  und  tu  g.  27  qua, 

^Ttit  |.  f  d  iMM  seirendae  und  %.  ^l  matorrm* 


F.  Schtdti,  üebon^boch  t,  Ist.  Sprachlehrd^  mg.  V«  AU 
Kleine  lateinische  Sprachlehre  zuDäcbst  mr  di«  unteren  und  raitü©^ 

ren  Claasen  der  Gymnasien,  von  Dr.  Ferdinand  Schultz.   15.  verbj 
Ausgabe.  Faderborn  1B76.  28a  S. 

Diese  neue  Ausgabe  unterscheidet  sich  nur  weüig  von  den  nn-] 
mittelbar  voraosgegangenen.  Neae,  kleine  Zusätze  sind  etwa»  über 
20  dazugekommen,   die  fast  ausschliesslich  der  Satulehre  zu  gnioi 
kommen;  ausserdem  sind  einig©  Regeln  mehr  erweitert,  hie  und  dal 
die  Beispiele  vermehrt.  Der  wesentlichste  Unterschied  liegt  in  dorl 
IbeilweiBe  geänderten  äusseren  Anordnung  des  Stoffes,  wodurch  eiöej 
grössere  Uebersichtlichkeit  gewonnen  wurde.  Diese  Anordnirng  T©r*[ 
iinlasste  auch,  dass  das  Buch  an  Umfang  um  eiuige  Seiten  zugen(»tn-| 
men  hat.    Da  es  sonst  eingreifende  Aenderungen  nicht  erfahien  hat] 
und  m  seiner  früheren  Gestalt  der  österreichischen  Lehrerwelt  hin* 
reichend  bekannt  ist,   liegt    kein  Grund  vor  hier  auf  Einzelheiten 
einzugehen. 

Druckfehler  sind  dem  Ref.  nur  zwei  aufgefallen:  p.  32,  2  heissl 
es  §.  2,  79  st  §.  27,  9  und  p.  276  neutropassiva  verba  144  A,  2| 
st.  144  A.  1,  Dieser  Druckfehler  ateht  auch  schon  in  den  früheren ' 
Auflagen. 

Uebungsbiich  zur  lateinischen  Sprachlehre  zunächst  für  die  u&tereu , 
Classen  der  Gymnasien,  von  Dr.  F.  Scholtz.  17.  verb.  u*  verm* ' 
Auflage.  Piiderborn  1R76.  314  S. 

Diese  neue  Auflage  unterscheidet  sich  von  den  früheren  nur  | 
dadurch ,  dass  am  Schlüsse  39  deutsche  üebnngsstncke  zur  lateini- 
schen Syntax  beigegeben  wurden,  davon  15  Stücke  über  den  Gebrauch  1 
der  Casus,  der  Adjectiva  und  Pronomina,  12  über  den  Gebrauch  der] 
Tempora  und  Modi  und  12  über  den  Gebrauch  der  Infinitive  und] 
Participialien.  Die  12  Stücke  über  den  Gebrauch  der  Tempora  und  i 
Modi  sind  für  die  ersten  zwei  oder  drei  Jahre,  fßr  welche  das  Buch  be- 
rechnet ist,  nutzlos,  weil  dio  Tempus-  und  Moduslehro  dort  noch  nicht  | 
durchgenommen  wird ;  für  das  vierte  Jahr  aber  reichen  sie  nicht  aus. 
Dasselbe  gilt  von  §.  130,  Zu  diesen  39  Stücken  sind  529  Wörter  unter  | 
dem  Texte  angegeben .  darunter  Argon auta  dreimal,  nämlich  §,  217^  - 
236  u.  243.  Diese  529  Wörter  wären  mit  den  184  Wörtern,  die  zu 
den  übrigen  deutschen  Stücken  angeführt  sind,  besser  am  Schlüsse  j 
in  einem  deutsch-lateinischen  Wt5rterveneichni8Sö  angebracht.  Un-  J 
richtig  ist  an  zwei  Stellen  der  deutsche  Ausdruck:  §.  232 :  Aber  nichts  ] 
konnte  den  Theseus  abschrecken  von  seinem  Eutsclilosse  zurückzu- 
treten, anstatt:  seinen  Entschluss  auszuführen;  und  §.  237:  wo  er  | 
. . .  getödtet  sein  soll,  anstatt:  wo  er  , . .  get/»dtet  worden  sein  soll. 
§.243  Ist  zu:  „Abenteuer  beatehen"  prodigium  und  r7t7?<«//i  an- 
gegeben; das  lässt  sich  wol  nicht  belegen.  Die  Aenderungen  Im  übri- 
gen Theile  des  Buches  sind  sehr  geringftigig.  Ich  fand  im  Ganzen 
nur  fünf  neue  Sätze,  drei  weggelassen,  hie  und  da  unter  dem  Textt^  | 
ein  Wort  mehr  angegeben  oder  eines  ausgeschieden  und  einige  ganz 
vereinzelte  Aenderungen  im  Texte.  Die  Zahlen  der  Paragraphen  und 


W,  Wilterdinfi,  tateloJsches  Lesebacb,  aDg.  ?.  AI   Siess>     187 

'  Siteo  sUnunen  mit  den  frnljeren  Anlagen  überein  mit  Ausnahme 
|.  1:^4,  wo  ia  der  neuen  Auflage  die  Sätze  besser  geordnet  sind. 
D«f  Drock  ist  correct;  nur  hie  und  da  finden  sich  Fehler  bei  derKu- 
mriwug  der  Sitze,  z,  B.  §.  104  u.  §.  137. 


lisebes  Lesebuch  far  Quinta  und  Quarta,  ron  Wilhelm  Willer- 
lUoir.  3^  AufUgc.  Harburg  a.  d.  Elbe  187B.  138  S. 

D9i  enie  Theil  fär  Quinta  enthält  14  Stücke  mytholog-ischen 

48  Stücke  mit  iler  Ueberschrift:  Geschichten  und  Ge- 

l;  das  48.  Stück  behandelt  auf  17  Seiten  die  Geschichte  der 

PHBir   hu  sn  den  Kriegen  mit  Griechenland.  Die  geschichtlicheil 

Btiekt  sind  für  Qiütitaner,  resp.  iYir  unsere  Secundaner  entschiedei 

El  idiwierig.  Es  kommen  darin  er^rteus  sehr  viele  unregelmiasige 

Tste  vor,  zu  denen  der  Verfasser  unter  dem  Texte  jedesmal  die 

6nD  aog'ibt^    weil  der  Schüler  diese  selbst  tiicbt  ableiten 

io  sind  X.  B.  p.  7  zu  fanf  Zeilen  Teit  secba  Präsensformen 

ftrner  siDd  dieselben  Verba  jedesmal«  so  oft  sie  auch 

,  Immer  wieder  angegeben,  z.  B.  facta  34mal  u.  zw.  oft 

XQ  iiiitiii  und  demselben  Stücke  2-  bis  3mal,  %.  B.  p.  39.  So  bunt 

ludieiiiaiider  wird  aber  der  Schüler  die  uni^elmftasigen  Verba  nie 

inaüi*  !iSwtit«ßfi$  kommt  ans  der  Syntax  alles  mögliche  vor;  das  heidst 

tmm  doeh  in  »ehr  vorgreifen.  Natürlich  musa  aeben  diesem  Lehr- 

Ivdie  «in  deutsches  üebungsbuch  für  die  unregetalflsige  Formen* 

likrt  ytliratiebt  werden ,  da  erstereg  blo^  latointsfihft  Stücke  enthält 

vod  sQr  Btnübung  dessen,  was  eben  das  Hauptpenaum  der.Quinta 

uilt  oi^^t  geeignet  wäre.  Darum  ist  für  diesic  Claase  ein  l^ehrbucbf 

lü  iB«tbädisch   geordnete  lateinische  und  deutsche  Tebungsstücke 

w  umgieliiiiasigei]  lehre  enthält,  vorzuziehen.  ->  Dor  zweite 

ThtSit  fif  QnutR»  ^  p.  48—67  die  Perserkriege  nach  Hero- 

lit  mi  C9iDfl  ,  und  p.  67 — 81  das  Leben  und  die  Tbaten 

km  IL  Fttrins  <  uach  Plutarch  und  Livius.  Dieser  Theil  ist 

ülir  kQl«cb  fQüammengestolIt  und  würde  ich  f^ine  solche  Leetüre  für 

6i  diUl#  Cltts^e  unserer  Gymuai^ien  dem  Cornelius  Kepos  eutschie» 

km  i§nkhm.  Kur  scheinen  mir  manche  Aenderungen  im  Texte*  so* 

^trfoii  Omielks  Nepos  und  Livius  entnommen  wurde«  unnGthig 

qA  n  govaitiain ;  p.  74,  lU  kann  nach  der  Aendernng,  die  der  Ver- 

fmmr  nul  dem  Texte  deä  Livius  vorgenommen  hat,  nicht  mehr  ge- 

»ihiibin  wiffden :  quar  saciti  , .  .  rdinqutnda  cssent.  Den  Schluss 

4ii  fidcktouw  bilden   IG  Fubuln  des  l'haedrus  und  ein  Worterver* 

ttickm«  Ia  diesem  ist  nud^us  vor  mediUr  gesetzt.  Druckfehler  sind 

h  1  ^moMset^  p.  20  auffuatmt  p*  73  iran^figai,  p*  75  belhrton^m. 

6r»f,  Alois  Siess. 


188     G  KuUchera,  Johann  Anton  Leisewit«,  img.  r*  H.  Jjambet. 

Joham)  Anton  Leisewitz.    Ein  Beitrag  tut  Gesdiichte  der  deutschen 
Literatur  im  XV^Jll,  Jahrhundert,  von  Gregor  Kutschera  v.  Aich- 
bergöü.  Nach  dem  Tode  des  Verfassers  herausgegeben.  Wien.  C«  Gerold*«  , 
Sohn.  1876   a  VI  u.  142  S.  I 

Es  ist,  wie  schon  der  Titel  verräth^  die  Arbeit  eines  Verstor- 
benen, über  die  ich  berichten  will,  und  wir  verdanken  ihre  Veröffent- 
lichung der  Pietät  seines  Lehrers,  Prof.  Karl  Tomaschek  in  Wien. 
Und  diese  Pietät  ist  keine  ungerechtfertigte.  Diese  Erstlingsarbeit 
des  einimdzwanzigjährigen  Verfassers  Usst  aufrichtig  bedauern,  dass 
ihm  ein  so  frühes  Ziel  gesetzt  war.  Bei  dem  Ernst  und  Fleiss ,  sowie 
dem  unleugbaren  Talente,  woyon  die  hinterlaasene  Arbeit  zeugt,  an 
welche  er  selbst  nicht  einmal  mehr  die  letzte  nachbessernde  Hand 
anlegen  konnte,  hätten  sich  von  ihm  noch  schOne  Leistungen  er^ 
warten  lassen» 

In  der  „Einleitung"*  gibt  der  Vf,  zuerst  Nachricht  über  seine  . 
Hauptquelle,  ohne  welche  seine  Arbeit  gar  nicht  möglich  gewesen  ' 
wÄre ,  den  reichen  handschriftlichen  Nachlass  des  Dichtera  auf  dem 
Stadtarchiv  zu  Braunschweig ,  der  hier  zum  ersten  Male  vollBtändig 
benutzt  ist.  Er  enthält  1.  das  Originalmanuscript  des  „Julius  v.  Ta- 
reut";  2.  Eine  Scene  (V.  2)  des  verlorenen  Lustspiels  ^Der  Sylvester- 
abend**; 3.  Die  Briefe  an  Sophie  Seyler,  des  Dichters  Brant  (102  an 
der  Zahl,  davon  22  gedruckt  in  Herrig's  Archiv  XXXI,  353  ff.); 
4.  Die  Tagebücher  (im  Ganzen  11  Bde.)  aus  den  Jahren  1779^ 
1787;  5.  CoUectaneen  über  Braunschweigs  Verfassung  nnd  VerwaN 
tung;  6.  Verschiedene  Documente,  Briefe  u,  dgL  nnter  der  Bezeich- 
nung ^Leisewitziaua".  Ausser  dieser  Quelle  hat  der  Vf,  noch  schrift- 
liche Aufzeichnungen  von  Dr.  K.  Schiller  und  gedruckte  und  unge- 
druckte Briefe  benutzt,  die  er  S,  5  f.  zusammenstellt. 

Die  Darstellung  zerfallt  in  zwei  Bücher,  von  welchen  das  erste 
^ Leisewitz'  Leben"  (S.  7 — 64),  das  zweite  „Leisewitz  als  Schrift- 
steller" (S.  65-^126)  behandelt.  Der  Vf.  hielt  diese  Trennung  fär 
wmiscb*>nswerth,  um  den  Einblick  in  den  Zusammenhang  der  literari* 
sehen  Thätigkeit  nicht  zu  stören ,  um  die  bisher  unbekannten  zahl* 
reichen  Pläne  und  Entwürfe  und  damit  die  Art  seines  Schaffens  leich- 
ter anschaulich  macheu  zu  können  (S-  67),  Ich  bekenne,  dass  ich 
mich  ti*otz  dieser  Erwägungen  doch  mit  einer  solchen  Trennung 
nicht  ganz  befreunden  kann,  die  mir  für  ein  einheitliches  zusammen- 
fassendes Bild  des  Dichters  nicht  erspriesslich  scheint, 

üeber  das  Leben  des  Dichters  kann  der  Vf.  natürlich  an  der 
Hand  seiner  neu  erschlossenen  Quellen  viel  genauer  berichten  als 
seine  Vorgänger,  Wenn  er  die  gewöhnliche  Schätzung  der  Anregung 
und  Fürdening,  die  Leisewitz  den  Göttingern  verdanke,  als  Über- 
trieben ablehnt,  da  L.  spät  in  den  Bund  eintrat  und  ihm  nur  kui'ze 
Zeit  augehurte  (S.  12),  wird  man  ihm  beistimmen  können.  Ein  Ver- 
sehen ist  es,  wenn  er  (S,  15)  bemerkt:  ,Wol  das  Erscheinen  der  j 
Goethe \schen  Tragödie  veranlasste  ihn  im  Januar  1773  zur  Lesung 
des  Lebens  des  Götz  v.  Berlichingen/  Goethe's  Götz  war  im  Januar  | 


futichira,  Jobann  Änion  Leis^witt,  aiigf.  ?   H  Lambeh    180 

»kht  erscbjendn:  soll  es  vielleicht  Juüi  heiseen  ?  —  Id  lieber- 
nmani^  mit  K.  Gödeke  unterscheidet  er  zwischen  dem  vorüber- 
ich  iü  Branuschweig  (Nov.  1775  bis  Juni  1876)  und 
j  bleibenden  Niederlassung  daselbst  (S,  21 J.  Besonders 
hend  und  mit  edler  Wärme  schildert  der  jugendliche  Vf.  an  der 
der  Briefe  und  Tageböcher,  sowiö  eines  handschriftlichen  Auf- 
voo  K,  Schiller  das  schöne  Verhältnis  des  Dichters  zu  seiner 
at  (S.  25—32),  deren  Bild  wir  freilich  nnr  in  der  Zeichnung  und 
FiiiMog«bung  des  Liebenden  kennen  lernen:  bei  einer  gewissen  Nei- 
gpiDK  xnr  Schwermnth  Herzensgute ,  aber  auch  frühe  geistige  Helfe 
mA  £iii]iilDglichkeii  för  geistige  Anregung.  Eine  gewisse  üeber- 
fchwt&gitchkeit  ist  au  dem  einzigen  erhaltenen  Briefe  Sopliiens «  an 
Ltittwitz  neunzehn  Jahre  nach  ibrer  Vermählung  am  Hochzeitstage 
lirieben,  der  S.  55  niitgetheilt  ist,  auch  vom  Vf.  nicht  verkannt* 
icht  TOD  inneni  Kämpfen  und  Stürmen,  über  welche  ihr  „Helden- 
pen'^  zu  L.  ihr  hinweggeholfen ,  die  uns  freilich  unaufgeklärt 
In  schdnes  Denkmal  der  Hingabe  Sophien»  an  L.**  darf  man 
^Allerdings  mit  dem  Vf,  nennen.  Auch  über  die  Reise  nach 
Weimar  und  Gotha  im  J.  1780  erhalten  wir  aus  den 
und  Briefen  (S.  39  ff.)  dankenswerthe  Mittheilungen, 
besonders  die  über  seine  Begegnung  mit  Goethe,  Wieland» 
(dar  ihn  besonders  ansprach)  und  Herz,  Amaüa  unser  In- 
erwecken-  Auf  die  Mittheilungen  über  L/s  Ehe  habe  ich  schon 
eifuod  hingewiesen,  auch  Tagebuchnotizen  kommen  hinzu  (S.  53). 
t  liefichtigt  er  die  bisherige  Annahme,  dass  er  den  Uuterncht 
Ejbpnnieu  erst  1790  (bei  Gödeke  GE  S.  705  steht  1780)  be- 
KB«n  hab«*  dahin,  dass  der  Auftrag  schon  1785  an  ihn  ergangen 
Mio  «cbeint,  während  er  den  Unterricht  in  der  That  am  20.  Juli 
)  aitritt  (in  der  betreffenden  Anra,  2  muss  wol  ein  Wörtchen, 
, betreffend"  oder  etwas  ähnliches,  ausgefallen  sein).  Auch  für 
rfdr  fiÜlt  eine  Notiz  ab  (S.  10),  dessen  Uebersetzung  des 
.Das  TorgnQgte  Leben"  darnach  vor  1773  fiele. 
tJm$«r  Hauptinteresse  wendet  sich  aber  naürlicb  dem  zweiten 
Bm*^B  m,  das  nLeisowitz  als  Scbriftsteller*^  behandelt.  Vor  allen 
tkiw  der  „Julius  vonTareut*\  der  uns  hier  beschäftigt.  Dem  Vf.  war 
kiv  "  *'  Ife  des  Originalmanuscriptes  im  Nachlass  möglich,  die 
it  g«niiut»r  als  bisher  zu  fixieren,  du  in  demselben  die 
liiieu  datii»rt  sind?  das  älteste  Datum  trägt  1,  6,  wovon, ein 
am  3.  Mfti  1774  geschrieben  ist,  wornach  der  Vf,  an- 
lind  »di0  eigentliche  Conception  des  Stuckes  in  den  Beginn  des 
1774  oder  , , . .  wol  gar  schon  ins  Jahr  1773**  setzt.  (8.  69,) 
Datiemngen ,  die  in  der  Anm.  3  mitgetboilt  werden ,  wur- 
i  nicht  in  ihrer  nutOrlichen  Keihenfcdge,  sondern  will- 
btitet  (Jnfi  bis  OcU»bor  1774),  und  der  Vf.  nimmt  an 
I  Stock  im  October  1774  im  Ganzen  t  m- 

Bmen  worden  sei ,  wo  allerdinp  erst  •  i  i^c- 

tnrgtiiömmon  wurden  sein  durfte.  Der  Vf.  erörtert  gründlich  di# 


190     (r.  Kut^chcra,  Johann  Aotoii  Leisewitz,  mg.  \%  Hl  Lamhd 

Eutatchmigsgescbiclit« ,  die  stoffliche  Grundlage,  wobei  er  anDimmi,^ 
dass  L.  die  Motive  des  Ehrgeizes  and  der  Liebe  sowie  die  Charakter« 
der  Brüder  ans  der  Gi!g4:hiehte  der  Vorschwörung  der  Pazä  wider  die 
Medici  entnahm.  Es  folgt  daiiü  eine  asthetifiche  Analyse,  eine  Ver-^ 
gleichung  mit  Klioger's  Concurrenzstück  ,.Die  Zwilliuge"  umi  dann 
eine  Erörterung  der  Stellung  des  ^Julias"*  in  der  deutschen  Literatur J 
Die  verschiedenen  Eia^üsse  der  Gottinger,  besonders  LesBitig*s  (EtEiliaJj 
und Sbakespeare's  sind  ebenso  sorgsam  und  vorsichtig  (Tjejs.  Lessuig'a 
Emilia  vielleicht  xu  vorsichtig)  aufgeführt,  wie  anderseits  die  Nach- 
wirkung des  „Julius"  auf  Schiller,  Im  Anhang  finden  wir  als  N. 
(N.  1  bildet  der  Brief  Thaer's  über  die  Tragödie  aus  Körte)  die  in 
den  Ausgaben  fehlende  1.  Scene  des  V.  Actes  (zwei  Soldaten  au  de 
Leiche  Wache  halte  ad)  aus  dem  Origiualuianuöcript  mitgetheilt. 

Mit  der  gleichen  Sorgfalt  geht  der  Vf.  der  weiteren  literari- 
sche u  Thatigkeit  des  Dichters  in  einem  eigenen  Capitel  nach ,  daal 
»eigt ,  dass  es  an  zahlreichen  Plänen  und  Entwürfen  nicht  mangelte.J 
wenn  auch  gerade  das  meiste  und  bedeutendste  nicht  zur  Au^'  ' 
kam.  Am  interessantesten  ist  daraus  unstreitig,  von  einem  1 
tigten  Kouradiu  (1776  S.  99)  abgesehen,  das  Lustspiel  „Dör  *S}i-^ 
vesterabeud*"    und  die   „Geschichte  des  drei.ssigjAlirigen  Krieges* 
Jenes  lässt  sich  im  Tagebuch  vom  16,  2.  79  (der  Beginn  fällt  aber] 
froher)  bis  1787  verfolgen.  Der  Vf,  hält  es  für  wahrscheiulich ,  daa3] 
es  abgeschlossen  wurde,  nur  möchte  ich  mich  dafür  nicht  auf  deuj 
umstand  berufen,  dass  bereits  V.  10  ausgearbeitet  war.   Ein  Blick | 
auf  das  S.  69^  mitgetheilte  datierte  Scenarium  des  ^Julius*"  lehrt, 
wie  wenig  das  bei  der  Art  des  Dichters  zu  arbeiten  beweist.  Zur  Hand*] 
lung  hatte  er  das  Motiv  der  Weiber  von  Weinsberg  benutxt,  wie  esj 
auch  Klingemanu  nennt.  Näheres  wissen  wir  nicht.  Eine  Soene  dar-j 
aus,  im  Nachlasse  erhalten  (l^  2),  wird  im  Anhange  Nr,  3  mitg«- 
theilt.  Lessing's  Einfluss  zeigt  sich  auch  hier :  die  Bemerkung  Graf- 
fio's  über  das  Gespenst  S.  135^  und  ist  gewiss  E^nuuisceuz  an  die] 
bekannte  Aeusserung  Lessiug's  ober  den  Geist  in  Voltaire's  Semiiumis*  [ 

Ebenso  wie  dieses  ist  uns  auch  die  „Geschichte  des  dreissig- 
jährigen  Krieges**  verloren,  dio  bis  ins  Jahr  1773  zuröckreicht ,  xiu^ 
wozu  L.  die  ausgedehntesten  Vorarbeiten  und  Quellenstudien  machte,] 
ja  auch  Pai-tieen  ausarbeitetei  ohne  aber  damit  zu  Stande  zu  kommen. 
Die  Ansicht ,  dass  L,  durch  das  Ei-scheineu  von  Schiller's  gleich- 
namigem Werke  von  der  Fortsetzung  abgeschreckt  worden  sei ,  be- 
atfeittt  der  Vf,  S.  118  mit  Gluck.  Schon  dieses  Capitel  liefert  B^-l 
tröge  zur  Erörterung  der  im  letzten  behandelten  Frage  hat] 

L,  nach  dem  ^Julius  von  Tarent"  kein  Werk  mehr  vei  it?* 

Der  Vf.  zeigt  darin,  dass  keineswegs  der  Verdruss  ilber  deu  äliss- 
erfolg  des  Julius  bei  der  Hamburger  Preisbe Werbung  die  Üi-sache  ist,j 
it'iehnehr  lediglich  sein  Charakter.  Seine  Scheu  vor  der  OeffentUch- 
keit,  seine  sprunghafte  Art  zu  arbeiten,  sein  Hang  zum  Grübeln,  s6ijn] 
unentschlossenes  zweifei raOthiges  Schwauken,   das  mit  seiner  stets  I 
wachsenden  Hypochondrie  zusammenhängt ,  waren  ebensoviele  Hin» 


G.  ßtier,  Material  etc.,  ang.  v.  A^  Sch<mlfadi.  191 

I  der  Productivitat,  Wer  die  vom  Vf.  S  123  ff.  ausgehobeneu 
TigibudibekQDiitaisäe  über  die  Gescbiclite  des  dreissigjährigen  Krie- 
|W  li  '  ^oinmeu,  dass,  wioL,  selbst,  sein  ganzes  Leben 

mUi  i  ueij  würde,  das  Buch  zu  voUendea,  wenn  er  so 

fertAkf«.  lii  dii5ser  Bezieh ung  macht  die  Arbeit  einen  betrübenden 
Bsintelt,  indem  man  sieht,  wie  ein  reichbegabter  Mann  durch  un- 
llflekliche  Charakterbildung,  Mangel  an  Leichtigkeit,  Mnth  oud  Aas- 
dAatr  um  einen  grossen  Thei]  seiner  literarischen  Wirkaamkeit  ge< 
bnclit  «rlrd. 

Im  Anhang  sind  ausser  den  schon  genannten  „Beilagen*  noch 
Biklil  imti  InhaltsHugabeu  von  Briefen  an  den  Verleger  wegen  Ueher- 
i9lUttg)HU'beiti«n  (4  m  Vioweg,  5  doch  kaum  an  diesen),  Bector  Cunze 
Wai  Hiekmhmg  imtgetheilt. 

Zum  Schlüsse  will  ich  mein  Bedauern  nicht  unterdrOcheUi  dass 
4iB  Vf.  oicht  mehr  vergönnt  war,  sein  Vorhaben  einer  kritischen 
ijtfgabe  der  ^mmtlichen  Schriften  Leisowitzem^  (S«V  u.  2)  ausxu- 
H  "^     '    ^  werden  die  in  seinem  Nachlasse  vorhandenen  ein- 

liii  ten  nicht  ungenüt/i  bleiben, 

Prag.  H.  LambeL 


.Stier,  Material  für  den  mitteLbochdeutscheu  Unterricht  auf 

bÖhtreü  Lehranstalten.  VierU^  theils  verkürzte,  thcils  erweiterte 
AolUgc,  Leipzig,  Teubner  1876.  Vlll  u.  109  S.  8». 

Das  TortrefiTiche  Buch  de»  hochgeschÄtzten  Verfassers,  der  auf 

Tfifschiedenen  Gt^bieten  der  PhiJob)gie  (er  ist,  wenn  ich  nicht 

Mich  ein  vorxaglicher  Kenner  des  Albanesischen)  ansehnliche« 

fiWsiel  hat,   bedarf  in   seiner  vierten  Auflage  keiner  besondern 

iDpCfililiiiig  mehr.  Ei^  bringt  in  engem  Kaume  die  wichtigsten  Dinge, 

üfchii  A»m  Schüler  zu  wissen  notbig  »ind;  wer  in  der  Oberseeunda 

^i»  T'  r«r  genug  hat,  mehr  zu  lernen,  als  hier  geboten  wird, 

4iiB  t  Weg  offen.   In  der  Vorrede  zur  ersten  Auflage  sagte 

Stitr^lx  V):  'Dem  Oermanisten  vom  Fach  gegenüber,  der  über  die 

Mrflifkrit  im  gegebenen  erschrecken  wird ,  mich  zu  rechtfertigen, 

tu  in  keiner  Weise  meine  Absicht',  Dieser  Satz  beruhte  auf  unrich- 

^pf  Vor&aaaetzuug ,  denn  das  gebotene  wird  jedem  billig  denkenden 

fMgili.    An  diesem  aber  muss  fp^tcreb alten  werden  und  deshalb  ist 

•  av  au  bUligen,  wenn  der  V.  <ii  der  Vorreile  zur  vierteu 

Aifiife  (6,  VI)  für  die  neuesten.^  utenen  mittelhochdeutechen 

kaiiiii  M  deutschen  Gymsaaieii  eintritt, 

Wftoii  ich  nun  einige  Bemerkungen  über  Details  de®  Bncbes 
Msti  Uaat,  00  m^m  sie  nicbt  als  berufsm&sBige  Mäkeleien  erschei- 

MK,  lAAd^ni  1 '     \nfrage,  oh  in  diesem  oder  jenem  Falle  nicht 

«ttl  Meht«  At  ich  empfehle. 

Wiram  wird  S.  b  eine  difpiK'tte  Begrenzung  von  althochdeutsch 
^  vHlilliooIldeotsch  vorgenommen ,  einmal  1150,  das  anderem&l 
UCOab  sdioideiider  Zeitpunct  bestimmt?  Es  ist  wol  kaum  zweifei- 


IM 


G,  Siier,  Materkl  etc.,  aog,  v.  A, 


häft,  das8  man  theoretisch,  alle  solche  Begrenzungen  sind  theoretiöcb  J 
das  Jahr  1100  als  den  Beginn  der  mlttelhochdoütschen  Zeit  in  derj 
Sprache  an^^etzt, 

S,  6  Z.  20  V.  0.  nach  'Schema'  einzufügen  *der  Zahnlaute', 

S.  7  ^Inlaut'  heisst  der  Consonant  nicht  blos  ^zwischen  zwei 
Vocalen', 

S«  7  Z.  10  V.  u.  Wenn  'letztere  heissen  weiche  oder  media«, 
ersiere  nsw/  gesagt  werden  soll,  dann  müssen  die  Lautgi'Uppen  vorher 
schärfer  geschieden  sein. 

S.  8  wünschte  ich  erwähnt»  dass  die  Vergeh'  ti  d  zn  tl 

doch  hauptsächlich  in  einem  bestimmten  Falle  der  '  j  -  äon  vor»' 
kommt, 

S»  11  wäre  es  mit  ein  paar  Worten  möglich  gewesen,  die  ür- 
Sache  des  Wechsels  zwischen  v  und  /',  wie  des  ÄufhÖrens  der  Conso- 
nantenverdopplung  im  Auslaute  anzugeben. 

S,  12.  Am  eiufachsten  scheint  die  Begel  vom  Ausfalle  des  e  xu| 
fassen,  wenn  mau  das  Accentgesetz  zu  Gründe  legt, 

S.  1.3  der  Satz  'Hieher  gehört  auch,  dass  o  oft,  weil  ihm  einl 
u  zu  Grunde  lag,  im  umlaute  nicht  ö  sondern  ü  hat^  bedarf  einer  j 
ümgestaltung- 

S.  13  Z.  11  V.  ü.  *MeIodie*  ist  gesperii,  zu  setzen.  Das  Beispiel 
*Asien^  passt  nur  für  norddeutsche  Schüler. 

S.  14  '^deist  aus  da^  ist*  macht  wieder  empfindlich,  dass  dem 
Büchlein  ein  ganz  kurzer  Abriss  der  Metrik  fehlt. 

S.  15  Z,  6,  7  V.  0.  ist  der  Ausdruck  'dagegen  verschieden  fiir  1 
mhd.  ou  nicht  klar  genug. 

Ebenda  wünschte  ich  die  Bemerkung  hinweg ,  dass  das  eckif^  , 
oder  deutflcho  gerade  Alphabet  der  Mönchsschrift  des  Mittelalters  in 
mancher  Hinsicht  besser  entspräche.  Gewiss  ist  Stier  damit  ein* 
verstanden ,  dass  wir  uns  bemühen,  die  Antiqua  durchzusetzen ;  dos- 
halb ist  es  gut,  wenn  nirgends  etwas  gesagt  wird,  was,  missvei^standes. 
einen  Anhaltspunct  für  die  falsche  Meinung  gewährt. 

Das  Heranziehen  englischer  Beispiele  ist  gewiss  dadurch  ge- 
rechtfertigt, dass  an  deutschen  Gymnasien  die  Beschäftigung  mit 
dem  englischen  und  mittelhochdeutschen  ziemlich  in  dieselbe  Zeit 
lallt;  allein  die  Citate  aus  dem  altengligchen  hätte  ich  mir  doch  otwai» 
weniger  reichlich  gewünscht* 

Ganz  vortrefflich  sind  S,  167  die  vier  Abweichungen  der  mhd. 
Conjugation  von  der  nhd.  hervorgehoben.  Das  ist  das  richtige  Ver- 
fahren ,  um  dem  Schüler  beide  Sprachformen  begreiflich  zu  machen. 

S.  17  Z.  16  V.  0.  ist  ein  anderes  Beispiel  für  *  Marketender' 
:=  mercataute  zu  wählen-  Sollte  nicht  ebenda  zur  Differenzierung 
von  gelehrt  worden  =  doctus  est'  und  'gelehrt  geworden  =^  docttLn 
factus  est*  etwas  erläuterndes  hinzugefügt  werden. 

S.  17  Z.  6  V.  u.  wonach  ist  *Walth.  62*  citiert? 

S.  19.  2.  c.  geschehen  Druckfehler  für  gesehen. 

S,  20  der  Wegfall  des  e  nach  Liquiden  betrifft  auch  ich  mme. 

S.  21  Z.  7  V.  0.  ist  'praes.*  für  *pr.*  zu  drucken. 


G,  Stier,  MAterlAl  etc^  ADg,  v*  A,  SMnback^ 


IBS 


Ebenda  Z.  15  t.  u.  ist  'scheibou'  cursiv  zu  drucken;  ebenda 
^  5  f .  u.  m^flite  ich  doch  statt  *geit  See.  XYIL'  einen  anderen  Aos- 
irtck  wählen* 

S«  23  dass  'scheiden'  in  die  schwache  CoBJugation  übergehe, 
dftvoo  wtjsmn  wir  SOddeutschen  (ausser  den  Imperativ  'acheide^) 
nidkla.  Auch  ein  'g^^^^^^^^'  ^^^  P^i^*  praet.  ist  una  gänzlich  unbe- 
laut. 

8.  24,  3  bei  der  Regel  von  der  zweiten  üanptdas&e  gehwacher 
?ärba:  'Solche  die  den  Vocal  Im  Pr&teritam  und  Part.  Perf.  verau- 
dam,  wtril  er  durch  Umhintang  entstanden  ist'  muee  entweder  eine 
ItikUniiic  <1^  Hürkamlautes  stattfinden  ,  oder  der  mit  *weil^  hegin- 
Mtti«  Nebensatz  musg  wegfallen. 

Ebenda  Ciasse  Tb  ist  die  Entstehung  von  ernte  ans  erntete 
sa  knapp  angedeutet. 

RS.  2$  Z,  5  w  u.  darf  es  nicht  beisseu  'Diew^e  Verbu  sind  — ^ 
Itoi  *VoD  diesen  Verbis  sind  — '  Warum  sind  die  übrigen  wellen 
A  eigen   nicht  hier  untergebracht?  Von  wellen  masste  doch 
S9  ffesa^  werden^  dase  es  sich  an  die  präterito-präsentia  anschliesse 
lat  V^sm  ist  doch  8.  27  in  einer  Anmerkung  citiert. 

Wla  S.  21  Z.  18  V.  u.  steht  'Die  Gründe  der  Erscheinung  liegen 

«Mir  im  Ahd.  tisw/  (Tielleicht  konnte  man  hinzufügen  *zu  Tage*), 

«^  hüte  ea  ilhnlich  anch  S.  29  geschehen  können,  wo  die  Verände- 

fwa^ßn  im  Stammvoeal  hei  der  Declination  erwähnt  werden. 

8.  31  hatten  holrc-ffro^er  ein  Wort  verdient. 

S.  37,  2  fohtt  die  Notiz  über  den  Dativ,   Die  schliessande  Be« 

:Mrkiiiig  iber  ditrt  (13,  2  ist  Druckfehler  f&r  12.  2)  h&tte  dahin 

Ton  dem  Wörterbache  ist  es  wünBcheuswerih ,  dass  auch  der 
^r-  "  farin  aufgenommen  werde. 

.  /'fi.  das  S.  25  Z,  1  V.  0,  erwähnt  ist. 
'  w  bieten  holsst  nicht  'fussfÜlig  bitten*. 

1.  .     rfer  im  kämpf*  ist  nicht  richtig.    Das  franz.  Bei- 

ipriwlre  betsser  weggebh<;ben,  es  irrt  nur. 

c  r,,^  L  ^fif^  iij  ^j^  Erklärung  gehört  irgendwie  die  Beaeichnong 

ö,  m  kinm^.  Die  Etymologie  des  Wortes  wäre  hier  lehrreich 

H^eti^pre  ist  kein  *Zellenbewohner\  das  vrweckt  eine  gans 
^«dn  Toralaliung. 

S.  «J3  mitre  'st.  m/  Druckfehler  ftir  *st.  n/ 

g_  Pi'    n  .. ..»,  ...j  .„,.  ,>i^,  Erklaning  von  nei  n  bliebe  besser  wt^. 

8.  T;  mit  Seine  ist  doch  jetzt  sicher  erkl&rL 

7  sehe  ich.  dase  in  Zerbst  auch  Walthen 
Uli  on  wird. 

^  l^  wäre  aichi  iwtisicUn  und  IrtBHten  besser  unter  tr6s^i  ge> 

fi  Üi}  unwfft  ^ii  ^^  Erklärung  hier  !<teht  ist  sie  zu  eng. 

kAttkpfi  t  1  ««Im.  «lya»  I«7T     (IL  U<.a  13 


194         «/•  Piaschnik,  Leitfaddik  etc..  ang.  t.  Fr.  Kratot^wü. 

Auch  War  bei  S.  86  ist  ein  Spielmami.    Die  beiden  Namen' 
sind  hübecb  zu  erklären. 

S.  89  Zeichen  anch  'Wappen*. 

S*  90  2 ins  nicht  Zins. 

Vortrefflicb  ist  der  Anhang  S.  ül — 109  gearbeitet,  eine  knappe 
Erörterung  der  wichtigsten  Fragen  neuhochdeutscher  Orthographie jl 
in  durchaas  coiTecter  Weise  enthaltend.  Der  WeHh  des  an  und  fÖrl 
sich  sehr  guteu  Buches  wird  durch  diese  beigeftigten  Blätter  erhöht] 
und  bat  der  Verfasser  ganz  recht  gethan ,  sie  allen  Eiowendongta  j 
entgegen  an  ihrer  Stelle  zu  belassen, 

Graz,  Anton  Schönbach. 


Leitfaden  beim  Lesen  der  geographischen  Karten.  Für  den  ge(K 
graphischen  Unterricht  an  Gyrnuasien  entworfen  von  J.  PtaschniL 
Sechste  Auflage.  Wien  1B76.  Verlag  ?on  Fr.  Beck.  181  8. 

Ein  Buch«  dessen  Verfasser,  als  praktischer  Schulm&nn  he^l 
kannt ,  die  Verwendbarkeit  seine«  Leitfjidens  beim  geographischen  < 
Unterrichte  an  einem  reichen  SchüJermaterial  zn  erproben  volUnf , 
Gelegenheit  hatte,  der.  wie  die  einzelnen  Auflagen  zeigen,  die  Resul- 
tate der  Wissenschaft  in  gehörigem  Masse  stets  zu  verwerth^n  be-1 
mftht  war,  erfordert  zu  seiner  Begutachtung  nur  wenige  Worte,  um 
BO  mehr,  da  sich  vorliegende  Auflage  von  der  fünften  nicht  wesent- , 
lieh  unterscheidet. 

Zwar  ist  das  Büchlein  mn  14  Seiten  starker  geworden.   Aber' 
diese  finden  fast  vollständig  ihrt"  Erkläruijg  darin,  dass  der  Verfasser 
in  nachahmenswerther  Weise    beim  Kleindruck  der  neuen  Auflage 
etwas  grössere  Lettern  verwandte.  Kaum  10  Zeilen  von  den  H  Sei- 
ten entfallen  auf  inhaltliche  Erweiterung,  So  ist  S.  9 ,  Zeile  3  und  4 
V,  0.  das  neu  entdeckte  Franz-Josephs-Land .  S.  40  b  1)  der  Erbee-. 
köpf  erwähnt,*  S.  39  die  Hohe  des  Finsteraarhorn .  S.  48  die  de^j 
Scardus,  S.  52  die  der  nördlichen  und  südlichen  Gebirgslandschaften  1 
Irlands  angegeben;  S.  70  die  Meereshöhe  des  Kilima-Ndscharo;  S»  88 
wurden  die  Universitlten  Czemowitz   und  Agram ,  S.  88,    die  Bil- 
dungsanstalten für  Lehii^r  und  Lehrerinnen,   S.  98^  den  Mineral- 
quellen Mehadia,   S,  984  den  Handelsplätzen  Panöova  und  S,  152 
den  Besitzungen  d^  Khedive  Darfur  beigefügt. 

Diese  Beschränkung  der  Zusätze  auf  das  Allemotbwendigste 
ist  nicht  gering  anzuschlagen.  Verschiedene,  in  unsern  Schulen  gmng* 
bare  Lehrbücher,  auch  geographischen  Inhalts,  erscheinen  schon  stiii 
einigen  Jahren  bei  emeueiier  Auflage  in  verminderter  SeitenzahlJ 
Es  dringt  endlich  die  richtige  Ansicht  denn  doch  durch,  dass  ein  Lehr-1 
buch,  das  den  Lehrer  vorerst  zwingt,  nach  Ausscheidiing  des  Ün* 
verdaulichen  das  Üebrige  in  sorgfaltig  zugeschnittene  Portionen  zq^ 
vertheüen,  um  wenigstens  den  nothwendigsten  Stoff  durchnohmeo  zn 
können,  eigentlich  kein  Lehrbuch  ist,  dass  vielmehr  am  solches  fü( 
die  Schulzeit  genau  berechnet  und  für  Schüler  mittlerei 


k,  I/eitfAfien  etc ,  ang.  v.  I^V*  KratochwiL 


195 


OeistAsscblages  in  bündiger  Form  geschrieben  &ein  soll.  Wenn 
Itider  mm(^Y  noch  nicht  ganx  verschwuiideDe  Lehrweise ,  üach 
il«r  Lehrer  lirel^  jü  vier  Seiten  herabiloziert,  ohne  Rück- 
Äiii»  ob  die  Schaler  einzelne  Ausdrücke  und  ttjrminitecbnici  verstanden, 
Im  Gang»  seiner  Bede  gefolgt,  oder  dm  von  ihm  au  Karte  oder  Globus 
Otitigto  »och  gefunden  haben,  worauf  das  Bach  geschlossen  und  der 
Cfltftlag  geöffnet  wird,  um  da.s  in  dieser  Weise  in  der  letzten  Stunde 
Vor  IT  ftrapene  nun  zu  examinieren,  wenn  eine  solche  Lehrweise 
dr  '  !♦?§  Gymnasiums  entgegen  ist»  so  rauss,  damit 

4+  Glübui^  und  Karte  sein  Buch  unter  Anleitung 

L«?brvr^  dvrart  verarbeite,  dass  kein  Ausdruck  ihm  unbekannt 
libe,  das  Genommene  an  das  in  fmheren  Stundvu  oder  vergangenen 
Sem«Htem  Behandelte  angeknüpft  und  das  so  Gewonnene  noch  vor 
dfm  Emmen  des  aufgegebenen  Fensums  von  der  Classe  nochmaJ  re- 
tapitnh«Tt  wt?rden  kAnoe,  das  Lelirbncb  auf  kleinstem  Kanmo  in  klar- 
ier Fun»  nnr  das  Kotbwendigste  enthalten.  Dann  ist  es  möglich, 
imm  das  Hoch  nicht  mir  gsnz  durchgenommen  wird,  sondern  dass  es 
IWMüili  in  das  ^n  ^nthum  des  Schülers  übergehe,  dass  er 

■illlli  des  Localgeda  s  angeben  kann^  wo  dieses  oder  jenes  im 

Bodü  steht.  Nur  so  eröffnet  sich  der  Schflier  selbst  unter  Anweisung 
im  Ijtlir»rii  tn  semi^m  Buclie  eine  reiche  Fundgrube  von  Kenntnissen, 
HD  M  lernt  er  in  der  Schule  selbst,  nur  so  endlich  kann  den  mit 
lirlli  <>fl  g^nug  erhobenen  Klagen  wegen  Üeberbürdung  abgeholfou 
«odeii.  —  Selbst  der  b**ste  Fall,  dass  ein  Lelirbuch  nur  Gutes,  aber 
•Inf  ß^rlsicbt  auf  die  au^g'cüHssöne  8tunden7.Hhl  dessen  zu  viel  böte, 
«ifiklil  minder  gefahrlicb,  weil  es  dem  Lehrer,  xumal  dem  jüngeren, 
44ppilt  «ebwttr  niHi,  r.u  streichen  und  er  nuu  zu  einem  von  r.wei 
OiMi  g€iiöthigt  wird  ,  entweder  dem  I^ehrstoffe  auf  Kosten  der  dem 
ftOBiffi  gehörigen  Äeit  gerecht  zu  werden  oder  ihn  llrtchtiger  zu  be- 
InMn*  —  rierartige  Gedankrn  dnlugen  sich  .ledermann  bei  Ver- 
ikUmr  dieser  mit  khiir^^r  SiDistheschränkung  vorgenommenen 
Ui^ir  MÜgeu,  leider  bei  neuen  Aullagen  noch 

IflMr  lacliern  unwillkürlich  auf. 

tin  ajteu  Lehrtexte  hat  der  VorfiisHer.  der  schon  in  der  Vor- 
niif»r  /r^f.xn  Auflage  seines  Buches  Wesen  und  Ziel  des  geographi- 
•dttj  hte»   mit  ein  paar  Worten   treffend  angedeutet,   nur 

^1»%  geaijo^rt.  So  wuide  8,  25 ,  letzte  Zeile  v,  u.  Cret  dt^  la  Neige 
*itt  Bteokl.  S.  37.  Z.  9  v.  n.  Bncsec«  st.  Kuhhorn,  S.  M,  Z,  1  v,  o, 
<lraMa  Uli  und  S-  8(>,  g.  18  sowie  S,  173,  §.  48  Austral- 

iVß  ft  -  [ienre  uesetzt.  Bei  Besprechung  der  Metropolitan- 

^'tfline  der  or  n  Kirch©  S.  87  und  der  Mtlitai-grenze 

i  o  und  lOl  1^  .;  .  ,.;.  eingetretenen  Aenderungen  Recbnang 
fV^Tifa  und  dabei  manches  kurzer  gefasst.  anderes,  was  dem  Ver- 
^»••tr  iinii(^thig  schien,  z.  B.  die  Höhenangaben  vom  Cote  d*or  S.  30. 
^Orbtl^  3.  49  tietw^  fb'id«^r  auch  die  l'asshohe  von  Ponteba  S.  35) 


1 


ri  tm  staif 
.'  a  51  di> 


ioD 


13^ 


196 


J,  Ptmchnikf  Leitfaden  etc,  ang.  t.  Fr.  Krati^ckwü, 


uud  Ben  Nevis,  S.  62  die  des  Demavend  and  Ararat,  S.  67  did  des 
grossen  Atlas ,  3*  72  die  des  Sorata  und  IHimam;  die  Einwohuer- 
xahlen  von  Belgien .  Schweden -Norwegen,  Italien,  der  Türkei  osw, 
S.  83 ,  desgleichen  der  östei'r,-ungar.  Länder  S,  90  and  der  Städte 
S.  91,  sowie  der  grösseren  Orte  in  Europa  S.  132—134  üsw. 

Bezugs  der  orograj^bische«  Angaben  dürfte  sich  für  eine  künf- 
tige Auflage  eine  gleichförmige  Behandlung  empfehlen,  damit  nicht 
an  der  einen  Stelle  bis  auf  Einheiten  vollkommen  genaue  Zahlen- 
angaben (z.  B.  S.  49  die  Höhe  des  Olymp  mit  2973*^  usw.),  ander- 
wärts wieder  abgerundete  Zahlen  begegnen  und  der  Schüler  dadurch 
in  Zweifel  gerathe ,  womit  er  es  zu  tbuu  habe,  Uebrigons  erscheinen 
Abrundungen  um  50  und  mehr  Meter  denn  doch  gewagt.  So  sind  S.  47 
hei  Mulhacen  54"'  weggelassen,  S,  51  bei  Oräfa  Jökull  53™,  S.  62 
\m  Demavend  28"  und  bei  Ararat  56",  S.  71  bei  Aconcagua  34* 
uud  S.  76  bei  Eliaaberg  70" !  —  Ganz  genaue ,  nicht  abgerundete 
Angaben  (die  Abrnndung  sei  dem  Lehrer  anheimgest'ellt)  thun  die 
besten  Dienste,  denn  sie  sind  verlässlich.  Solche  aber  sind  für  die  1 
Schule  absolut  nothwendig.  Es  ist  derzeit  nichts  seltenes ,  dass  ein 
Schäler  seine  Studien  nicht  an  einem  Gymnasium^  sondern  an  meh* 
reren  absolviert  und  so  ebenso  viele  geographische  Lehrbücher  in  die 
Hand  bekommt,  als  er  verschiedene  Anstalten  betritt  Da  kann  ^ 
nun  nicht  zur  Hochachtung  einer  Wissenschaft  beitragen,  wenn  er  in 
seinen  verschiedenen  Lehrbüchern  Höhen-  und  Flächeninhaltsangaben 
findet,  die  um  einige  hundeH  Fuss  oder  {^iMeilen  anseinandergehen. 
Beispielsweise  sei  angeführt,  dass  in  Uerr'is  Geographie,  II,  Comas, 
1.  Aufl.  und  in  der  5.  Aufl.  des  hier  angezeigten  Buches  sich  bei  der 
Wildspifczo  ein  Höhenunterschied  von  oU0\  buim  Wt^chsel  v<m  200\  . 
hei  Neu-Guinea  ein  Areaiunterschied  von  763  □Meilen  zeigt.  So 
lange  nach  pariser,  wiener  oder  englischen  Fuss  gerechnet  ward, 
war  die  Differeoz,  wenn  auch  niclit  in  solcher  Höhe,  erklärlich,  di^ 
nunmehr  übliche  Heduction  auf  das  Motermass  sollte  solchen  Uehtl- 1 
ständen  begegnen. 

Dieses  ist  auch  in  vorliegender  Auilage  zur  Anwendung  ge-| 
kommen.   Darüber  wäre  kein  Wort  zu  verlieren,  aber  dass  er  aos- 
schlieFslich  angewendet  ward,  hält  Referent  für  verfrüht.  Die  neuen  j 
blasse  haben  sich  noch  lange  niclit  so  ciugelobt,  dass  der  Schüler, 
znmal  in  unteren  Ciasse n»  mit  Kilometern  oder  gar  Q Kilometern  | 
eine  annähernd  klare  Vorstellung  verbände  wie  mit  Q**  oder  QMeilf» 
Zudem  bekommen  den  Leitfaden  nicht  nur  angehende  Gymnasiasten,! 
sondern  auch  solche  in  die  Hand,  die  schon  eine  oder  mehrere  CJ aasen  | 
des  CJntergjmnasiums  absolviert  und  die  unumgänglich  nothw 
Angaben  (wie  österr.  Kronläoder  usw,)  nach  altem  Masse 
liahen.  Für  diej^e  hind  die  jetzig*en  Angaben  nicht  nur  friö>seitf»  ö«>a*J 
dem  auch  vollkommen  neue»  daher  schwerer  zu  merkende  Zahlen. | 
Es  hätte   daher   dem  Heferenten  zweckmässiger  geschienen,  b<!idfi| 
Masse  nebeneinander  consequent  anzuführen.  —  Dass  die  Umrech- 
nung eine  kindt eichte  Sache  «»ei,   kann  minn  dem  VorscKlage  nichtl 


doch  seihst  Steinhäuser  in  seiner  meines  Wiseens 

^nasium  verwendeten  Geogrnphie  eine  Beductions- 

tiMIe  Ttinnznsf h'^icken  för  gut  befunden. 

Schlieselich  erlaubt  sicL  Referent  noch  einige  vereinzelte  Be- 
Bffrkiing^n,  S,  13,  Z.  1  könnte  auch  der  Nord-Canal  erwähnt  wer- 
dtfD,  8. 14  vor  &  dteStnis^e  von  Fukian,  S«  14  nach  9  die  Magelhaeuß- 
Stimftst:  S.  127  könnte  wie  hei  andern  L&ndern  auch  hier  die  gegen- 
«ftrtlg«  politii^che  Kintheilung  bemerkt  sein. 

B.  25.  Z,  4  T,  u.  fioJUe  es  besser  heissen  am  ^29."  M.,  S.  29, 
Z^  9  ^  in  Klammern  der  wissenschaftlich  allein 

§is  T  Xame  Wasgau  stehen.  S.  32  begegnet  der 

SMtittfiie  Uon.  anch  S.  111  u.  112,  daneben  wieder  S.  57  a.  133 
4MB  rkMige  Lyon  und  S.  112  Lyonnats.  S.  97  findet  sich  der  unge- 
«OluiticHe  Titel  ^Herzogthum  der  Bakuwina;''  die  Einwohne nialil 
Vlkioif^S.  137  wird  nach  Bretscbneider's  Erfiibrungen  (Fetermaun'ä 
t  KTfÄnzungsheft  46)  wol  herabgesetzt  werden  müssen.  Anch 
r  ins  Verfaseung  S.  138,  4  nnd   139   Erwähnte   be»larf 

^m*  desgl.  die  Angabe  (S.  157),  Socotora  sei  noch  dem 
von  Ma^nit  uuterthau. 

S,  16,  ZJ  soll  es  heissen  Elba  statt  Coi^i^ica;  S,  18,  Z,  1  steht 

^fl»  Wellen  erreichen  bei  Stürmen  oft  eine  Höhe  von  S*"**?  8.  60, 

'■ndet  Mch  „Gebirge  Jabloni*,  S.  96,  Z.  12  v.  n.  gehört 

LA  ein  Ptinct.  S.  100,  3  soll  es  heissen  Ni^snerland  und 

Uugne  und  weiter  unten  Narbo;  S,  137  b,  letzte  Zeile  soll 

lauieiij  8.  144  steht  „Mekka,  4600  Einwohner**,  S,  155 

rtl  57.000  stehen, 

Bndlicb  sei  einiger  bedenklichen  Sprachausdröcke  (aus  der  frü- 
Aiifiage  herübergenommen)  Erwähnung  gethan:  S,  5,  5  „ein 
^'OMfliiiienbängendes  Ganze *",  S.  25,  Z.  5  ^im  Durchschnitte  des  32.  M, 
46.  P.  übergehen  die  Alpen**  und  ebenso  S.  61  (4,  S.  67^ 
.S^,  1^  4  V.  0.  ^Nebenflnsse  des  Rheine,  dagegen  wieder  S.  42, 
.  &  f.  0-  „HflndMig  dee  Dniester**;  S.  62  begegnet  „Randgebirge 
f  te  Plitean  Iran*,  ebenso  S«  65  und  140. 

Tien  Franz  KratochwiL 


t  fblfiliars  as  deus  espees,    a1trr«D25si«cht!r  Abenlenerroman.  Zain 
■In  Mal«  heransgegeben  ?on  Wendelin  Förster.  Halle,  Niemeyer 
Wn.  ILXIV.  429.  ^*)  -  Pr.  15  M, 

Der  libenius  emsige  Herausgeber  fährt  mit  auorkeuuenswertheu) 
Kiffr  fori»  tahlr^^iehe  r>enkmä]er  der  altfranzösiscben  Literatur  za  ver- 
^Snt&chexu  Auf  Bichara  li  biam  (Wien  1874)  folgten  rasch  //  dia-- 
l^(  ''■  '  I Hallo  1876),  wTi^Aiol  et  Mirabel  nebst  Ehe 

fc>  nn  1876);  beide  letztere  bisher  nur  imTeite. 

li)  Lüi  Anzeige  gelangenden  Hand^^  macht  uns  F^r^ter 

Vi  liotu  i^^rroman  bekannt,  welcher  in  einer  einzigen  Hand- 

«(ktift  i$f  Parier  Nationalbibliothek  enthalten  ist^  und  von  dem  wir 


1!*8    W.  Förster^  Li  cUe?aUer8  oa  deus  espeesi  mg-  ?.  A.  Mumaßa, 

bißher  mir  ganz  Bpärliche  Kotide  hatten.  Wir  lernen  da  eine  r^tit 
ansprechende  Dicbtiing  kennen,  welche  trotz  mannigfacher  Längeo 
und  einiger  Unbeholfenheit  im  Ausdrucke  unser  Interesse  stets  rege 
hält«  und  tu  den  besseren  Erzeugnissen  der  Art  gezählt  werden  darf 
Für  die  Leser,  welche  nur  das  literar-historische  Moment  ins  Auge 
fassen,  ist  durch  eine  ausführliche  und  klare  Inhaltsangabe  bestona 
gesorgt.  Nicht  minder  bemühte  sieh  der  Herausgeber  durch  zahU 
reiche  Emendationeu  des  zienalich  nachlässig  überlieferten  Texte«, 
sowie  durch  Darstellung  der  Laut-  und  Formverhältnisse  und  durch 
Anmerkungen  syntaktischen  und  lexikalischen  Inhaltes  der  philcK 
logischen  Seite  seiner  Aufgabe  gerecht  zu  werden. 

Sehen  wir  una  nun  seine  Arbeit  etwas  näher  an ,  so  gewinnen 
wir  ror  Allem,  wie  bei  allen  Ausgaben  Förster 's,  die  Ueberzeugung, 
dass  die  Handschrift  überall  sorgfaltig  und  richtig  gelesen  wurde. 
In  Bezug  auf  Laute  und  Lautbezeichnung  zeigt  die  Hs.  dasselbe 
Schwanken  wie  die  meisten  altfranzösischeu;  dazu  kommt  ein  wei* 
teres  mehrfaches  Schwanken  von  Seite  des  Herausgebers  selbst«  Da 
Letzterer  in  der  Etoleitung  die  begangenen  Inconsequenzen  bedauert 
und  dieselben  durch  den  Umstand  entschuldigt,  dass  der  Druck  des 
Werkes  sich  volle  zwei  Jahre  hindurchgezogen  hat,  so  schiene  ee 
unbillig,  ihm  den  Mangel  an  einem  festen  Grundsatze  noch  einmal 
vorzuhalten.  Trotzdem  glauben  wir  unsere  Ansicht  nicht  verschwei- 
gen zu  mössen,  dasa  noch  vor  dem  Beginne  des  Druckes  der  Text  zu 
coQstituieren  gewesen  wäre  oder,  da  dies  einmal  nicht  geschehen,  es 
wenigstens  die  Einleitung  hätte  Obernehmen  müssen,  für  die  Uneben- 
heiten in  der  Behandlung  der  Hs.  ein  Correctivum  zu  bieten.  Es 
musste  da  stets  angegeben  werden,  in  welchen  Fällen  einer  und  der- 
selbe Laut,  eine  und  dieselbe  Schreibung  bald  beibehalten,  bald  ver- 
ändert wurde*);  auch  wäre  es  sehr  erwünscht  gewesen,  wenn  bei 
jeder  irgendwie  auffälligen  Form  die  von  der  Hs.  gebotenen  Neben- 
formen angeführt  worden  wären;  erst  dadurch  gewänne  man  ein 
klares  Bild  der  Sprachgewobnheiten  der  Hs.  und  könnte  leichter 
zwischen  den  selteneren,  vielleicht  nur  je  einmal  angewendeten  tmd 
den  geläufigeren  Formen  unterscbeiden. 

Die  sprachliche  Einleitung,  wie  sie  nun  vorliegt,  enthält  in- 
dessen zahlreiche  Thatsachen  und  mehr  als  eine  anregende  Erört#- 


♦)  Hier  nur  einige  Beispiele  von  Wörtern,  die  meist  innerhalb  de« 
Verses  vorkommen :  conmnt  zu  -ierU  zweimal,  12160  aber  belmlten ;  feuchirt 
zu  'iere,  aber  manire  im  Texte;  faiHicrent  zu  -irefU  ab€r  fiereni*  —  Von- 
vanant  bebalten  uud  desavanant  zu  -nt^en-  gebessert;  mtiärc  zu  murdrt 
(wo  gerade  Aasfall  eines  r  aus  Dissimilationstrieb  leichter  anuehnib^r 
wäre)  und  houdeia  geduldet;  liece  zu  ti^ce,  nber  bougots\  mnhre  zu 
marbre,  aber  abre  —  Hevera  als  Fut  von  venir  geduldet,  abtir  dan 
hdschr.  verront  zu  venrorU  gebessert.  —  deui  ^  debui  tw  dal  und  <#«•* 
rent  beibehalten,  trotzdem  ausdröcklicli  bemerkt  wird,  der  Reim  spreehe 
dagegen.  —  qukime  tn  q%te9iue  (die  Anra,,  welche  andere  Belege  fHi 
piis.  anführt,  scheint  die  Emendaticu  zuräükauiiehcn)  und  prinsse  bei* 
Sehalten. 


fi  nrMtr,  Li  cbcrajjers  v  deuB  flepeas,  «ng.  v.  J.  Mmsafia.     11 


hier  wie  auch  ia  den  AiuiierlmD^'eii  Maucbes  ausführlich 
BD  wird ,  woin  unser  Text  keiueu  genügenden  Anhaltspunct 
bitUi,  luum  man  als  eben  kleinen  Compositionsfebler  bezeichnen; 
aaji  wird  es  aber  dem  Herausgeber  leicht  zugute  halten,  wenn  er 
(M  liiag»  wir  keine  ausführliche  Darstellung  der  altfranzösiscben 
Imwtt  tmd  Scbreibungeo  besitzen)  jede  GolegeuUeit  benutzt ,  um  aus 
taB  Sclulze  seiner  Beobachtungen  uns  so  viel  als  nii'^^glich  mitzu- 

Wir  lassen  nun  einige  Bemerkungen  2u  Einleitung  und  Text 


Xar  Lautlehre.     S.  XXXV— VUL  Wenn  in  dem  Satze  *die 

Bfliaic  nrrwochs^ln  beide  e  in  ,  .  .  sfcrtes  i  regardtea  osw/  das  Wort 

*btide't  wie  es  kaum  anders  sein  kann,  'den  offenen  und  den  ge- 

jcMoftBenen  Laut*  bedeuten  soll,  so  scheint  mir  die  Behauptung  nicht 

I     pni  richtig.  Denn  woher  wissen  wir»  da,ss  z.  B.  sccre  offenes  e  hatte? 

IqUir,  auf  denlverwiesen  wird^  hat  sich  anders  ausgedrückt*  Er  hat 

^■■r  to  dem  Satze  G.  Paris':  *  franz.  r  aus  lat.  a  und  fi^.  e  aus  Pos.  e 

^^pd  Poe.  •  reimen  nicht  miteinander ;  mit  e  aus  a  reimt  aber  e  aus  r 

^^ert^  DtH   den  Zusatz  gemacht«  dass  Letzteres  auch  bei  fnoiere 

^  miaUfia  eintrifft.  Förster  fi^hrt  nno  weitere  Belege  für  nuUtre 

an:  ferner  für  empere,  arautere,  mistere^  misere,  also  lauter  Fälle 

ail  \mSL,  -'Hium,  Ma,  die  in  mehr  gelehrter  Form  ihr  iti  zu  er  wer- 

lili  lannrn  (in  Tolksthümlicheu  erscheint  ier  oder  t>) ;  ein  solches  f' 

WBä  nimi  Biit  e  aus  a.  Ebenso  e  aus  lat,  f  (was  ebenfalls  nur  bei  ge- 

ybx%9(a  Fcirmen  stattfindet ,  da  in  volksthümlichen  e  zu  d  (oi)  oder  i 

i>;   hie^r  gehört  secre,  discret.   Weiter  wird  angeführt  pex  : 

das  streng  genommen  nicht  hieher  gehört,  denn  es  handelt 

«m  eus;  identische  Diphthonge  aber  reimen  miteiuiuider  ohne 

iklii  auf  die  Verschiedenheit  der  Entstehung,  Nur  für  den  Sin- 

fttlmr  gilt  die  Bemerkung,  und  da  liesse  sieh  wieder  « r«r/  mit  secre 

4e  aaa  ^j  tergleichen;  die  Volksthümlichkeit  des  Wortes  macht  in- 

Unoi  dJe  Vermuthung  F/s,  dass  hier  Vertauschung  von  elis  mit 

*ei£i  forliege*  glaubwürdig,  —  Es  sei  hier  noch  que^de  erwähnt. 

Im  mit  ^  aus  Pos,  e  reimt:  qu,  :  äamoüeh  (Hs,  -ide)  4373;   vgl. 

ML  fmeriUt  (nicht  *ila,  wie  man  erwarten  würiie),  —  Eine  Bemer- 

titf  über  F  aus  Pos.  »»  anknüpfend  an  die  schdnen  Erörterungen 

llha^r^a  (Eom.  Stud,  1,  599),  wäre  erwünscht  gewesfu :  in  unserem 

T^  mnnen  met  {miUit)  und  Demin.  -ei  (—  ittuu),  erstens  mit  sich 

MM,  d3  iuandei  4707.  5r>t».  10591),  12277;  mfis  (wiMr- 

•••)  ajt  !  k)  9785;  mfiss*'  (miinsa)  mit  Suff,  -etfue  (:=  issa) 

Uh.  f*A4l;  n€ie  (nitida)  mit  Demin.  -Hf:  8937;  ril  {=  ic't)  mit 

"  r^  J.i  ♦:  145.  7447.  7977.  Wenn  -drece  (^direciuä)  mit  dentrece 

125,  yerecf  910:>  reimt»  so  könnte  man  im  Nothfalle, 

rtfio  hmweisend.  an  ein  *riHiat  denken,  das  auf  einen  Um- 

^  mder  su  r  gelangte;  aber  4339  kommt  prcs  :  nes  [nitidus) 

«ii  4^3  upreg :  ades  {ad  ipsum)  vor.  Man  darf  daher  ft\r  die  Zeit 


tM     W.  Förster,  Li  cheraliei«  ss  ^leut  espees«  fttig.  ?. 


fißMKin 


imfiei-es  Donknmls  die  Vermischung  der  ursprödglich  g<:'\^  iüe- 

denen  Laute  als  längst  gcscliohen  ansehen.  —  Engren  i^  raU  j 

mit  ~^s,  %,  B,  mit  apr(*5  9895:  wie  verhält  es  sich  mit  ddcs :  rwgrn\<| 
9821?  Sollte  dflfs  nicht  richtig  sein?  Etwa  d'eslais?  —  UeherallJ 
wo  Ares  im  Reime  steht,  ist  es  mit  aj^res  gebunden;  bo  81,  2529* 
11935;  nur  1453  et  Tors  fi  fih  Ares  (  et  Gerfte$  est  apries  aletfA 
wo  also  gewiss  ales  apres  zu  lesen  ist,  —  Zu  i>  wäre  zu  erwäliuenYl 
dass  83  die  Hs.  Ydiers  :  tlers  bietet ,  weshalb  der  Hg.  Ydert^  ai!-| 
setzte;  12114  finden  wir  jedoch  Ydiers  reimend  mit  ehevafier^i, 
k  in  tonlosor  Silbe,  ausser  in  den  von  F.  erwähnten  FäÜeti,  auch  ial 
viegnih  1725»  1753  gegen  veigm6s  955,  3197,  Es  ist  dies  aber  eiul 
eigengearteter  Fall,  da  z.  B.  autjh  beim  Verbum  voloir  die  ftexionfe-| 
betonten  Fonneu  des  Praes.  Conj.  den  ausser  dem  Accente  unorgam- 
schen  Diphthong  ue  bewahren :  nmlliez.  —  Das  tonlose  t  statt  e  rnl 
depicha  gehört  zu  den  Fällen,  die  S.  XLV  besprocheo  werden.  Inj 
dfnen  tonloses  f  zu  i  durch  Einiluss  des  folgenden  Oansonanteu  wir^/ 

S.  XXXIX  heisst  es,  unser  Text  biete  nirgends  die  piV: 
Form  apanlh>f\  Warum  hat  sie  dann  der  Hg,  V,  1122,  li:il 
9521  durch  Buiendation  angewandt?  —  Zu  i^n,  m,  welche  statt  «ii| 
uin  ergeben ,  wäre  zu  bemerken ,  dass  streng  genommen  ausser  de« 
Accebt  dem  tonlosen  e,  /  nur  e  entspi^chen  kann:  daher  maifi 
i^minat)  1417  und  ameignih  fHs,  falsch  amiegu,)  1707*). 
Schwanken  zwischen  ai  und  r/  upter  dem  Accente  findet  sich  ittj 
tnmigfic y  emdgne,  —  €h^  wenn  das  r  in  Position  war,  schM^ll 
nicht  durch  am  sondern  durch  cfi  dai-gestellt  zu  werden :  prcißue  ==  J 
*prmdrfit.  Pigtip  4805  (pectinat)  statt  peigne  verdiento  eine  Be- 
merkung. Bei  dieser  Gelegenheit  Hei  auch  an  ei  für  tonloses  aii 
erinnert:  areüfd^  1925 ♦  araisnils  1935,  ohne  unterschied  im  Laut J 
und  tmvriUh'  neben  tmvaiUc  (:  faiHc)  1329»  also  e7  und  a^,  Frei-j 
lieh  auch  unter  dem  Accente  tramillcnt  9G02.  —  Ainsi  einsi  en$i\ 
sind  ferner  zu  erwähnen. 

S.  XL  ff.  Dass  die  Keime  in  unserem  Töjte  vielfach  für  6^| 
(nicht  hos,  wie  der  Schreiber  oft  bietet)  sprechen,  war  zu  erwähneiu 
Ebenso,  dass  der  Reim   5003  die  Schreibung  fu  {focua)  ablehnt 
Üeb«r  aproece  10320  heisst  es:  *doch  reimt  das  Wort  auch  sonst] 
mit  ö\   Dies  ist  mir  nicht  klar.  Wahrscheinlich  ist  gemeint  'soost 
auch*  und  es  wird  damit  auf  Tobler's  Anmerkung  zum  Alexin  hui 
gewiesen  t  nach  welcher  das  o  von  aproche,  trotzdem  es  lat  6  ent- 
spricht ,  mit  0  reimt.  In  unserem  Teite  reimt  es  mit  o  (;  ciMte)  m 
der  schon  von  F.  (S.  XLII)  angegebenen  Stelle ;   dazu   mit  hroch 
(wol  auch  hier  d)  11383,  Förster  streift  Wer  auch  die  wichtige  Prag« 
nber  ö  an;   wünschenswerth   wSre  eine  gründliche  ÜntersuchnngJ 


«}  Dft«  i  nach  e  gehört  m  gn,  da  n  aus  nj  durch  gn,  ngn, 
hiufigiteo    durch   i^  ilargestellt  wird  [nur  nach  ie  wird  t  rerniiedea^ 
Hiffne  1444  (gegen  titi^ne  f>450),    aviegm  9449;   1444  wird  «ou»^'—-' 
geschrieben,  richtiger  s<Aifrkgn€j\ 


Wfftitt,  li  cbertlfers  at  deni  ^tpeM,  to^.  ▼.  Ä,  Mtmafia,     tül 


fatMdlte,  wie  lauge  Jie  Prodiicte  von  o  und  ö  getrenüt  blie- 
wlff  es  »icb  Tor  dem  Zusamiiiotifalleii  dor  zwei  Laute  mit  den 
VBrtem  vi^rhidt»  die  im  Luteinischen  n  und  mit  jenen  die  eu  (Ditfij, 
HOms.  (mieus)  oder  üCons.  {conseut  ^=  cotmlict)  hatte«.  Dazu 
IriÜDOT  dH>  besonderen  Verhältnisse  der  Verbindung  oc  {focus  jocus 
l^emsy  Ütisof  Text  kennt  wol  nur  ^inen  Laut;  die  Schreibung 
tmgi  schon  ir&n%  deutlich  das  Weichen  von  uc  und  ot  vor  eu.  diel 
4Mf  I  bemerkt  werden  können;  beide  sind  aus 

mdBt*  und  sind  wol  nur  graphische  Varianten 

ton  oe$i  ronHcnt.  —  o  zn  p  noch  in  miedrcs  (oder  Id  zu  riy),  deh 
11)660;  Htil  9745  i^<  i'^^'l«  streng  genommen  nichts  als  reit  —Wir 
■üc^eii  liier  auch  nziehende  Erörterung  über  tHeli  tieut, 

Mi  neui  nsw.  anftutTK^am;  die  Meinung  F.'g«  düs  t  habe  sich  aus 
iIhd  ^  /  entwickelt,  verdient  Beachtung  und  nähere  Prüfung;  hervor- 
tnbuten  wäre  gewesen,  dass  es  sich  immer  um  Wons,  handelt;  noch 
\i  1=  ocU  und  yeux  =  ocVs,  Daher  ist  auch  eine  Aehnlich- 
i>rhan  diesem  Vorgange  und  jenem  zu  erkennen,  nach  welchem 
rü^dert  bleibt,  elCons,  lu  kh  ieu»,  lals  taus  wird;  c  aua  ö 
sich  da  wie  f  aus  lat*  Pos.  e  od.  t\  Ebenso  bei  r  aus  lat.  a  in 
yi*'h  und  pieus  ergibt,  während  aus  pal  zunächst  nur  pel. 
äUR  dem  Sing  erschlossen;  vgl.  afr.  chevel  cheveus  ftfr. 
.]  So  iu  dt4i  Adjectiven  mif  -alis:  tich  quiels  martifjt 
"Ue  der  Hg.  anfühi-t.  solcmmex  (geschr.  sollempftielx) 
bei  de  Waillv  xu  Jiiinville  (S,  17  des  So|>aratabdruckes  in  4*,). 
T  fölirt  auch  einige  Singulare  auf  -hl  an  j  davon  sind  zuerst  ao^ 
«KJkli«SK«^n  Cfhfitkl -=:  it.  crhsUah,  auticL  wo  das  /von  atdier 
:=  mtiarium  statt  aU^irt-  auch  beim  verilnderten  Suffixe  hafU^n  blei- 
^  ^<a  lonnt«;  es  bleibt  ftaturiiK  wozu  sich  wol  auch  manch  andere» 
k^kii|äel  wird  finden  lassen  *);  im  Ganzen  aber  bleibt  es  fest,  dass  vor* 
^^■inrfise  die  Formel  -cht,  m<^ge  was  immer  der  Ursprung  dos  f  sein, 
^BjilliÜitfQgianing  aufweiiit*  Nur  dem  1  ist  die  Fähigkeit  zuzuerkennen, 
*!•»  TQrangttlienden  r  ein  *  abxugelien;  t.  B.  in  spiel-  aptvh  espieü, 
&  wi  hier  eine  Frage  «e^tattet.  Wie  ist  ich  aus  th  zu  erklären? 
Öitt  «gt  *i       '  '    i'bthongierung*;  diese  ist  aber  nur  einem 

«It  iH««<f  it'te  eigen.  Könnte  nicht  stfitt  des  Laut- 

f^*  'f  M"  die  lü'ibenfolge  eis  rus  ieas  angcnomjaen  wer- 

bet? dann  tu  it-u  gewurden  s^ein  und  die  Schreibung  mit  h 

«trtötjömll  nur  etymologisierend,  —  Von  ü  heisst  es  (S.  XLII),  dass 
4isaii  I«  entMtandeno  a  aui>$or  durch  eu  auch  durch  o  oder  ou  (u) 
^cLntt  wird;  *au3»er  dem  Ton  juer  st,  jorri  doch  vgL  «V,  Wie 
^MOiX  die«»  Bemerkung  hiehorV  Sie  gehört  dt»ch  mr  Krörterung  von 
lotbMjii  d*  Wii»  il^T /iiHrtts  *doch  vgl.  tu  bedeutet,  ist  mir  nicht 
»4t  klax.  —  I     I  !   1^  hätte  die  Schreibung  miiiI  (seltener 

^,  lelir  ki  le  mit  ont  foni  usw.,  bemerkt  werden 

*i  Vi*t  Auch  fn   }9^iftn«l«  da»  Hahrvcheinlich  zum  Theito  an  Jt«i- 
xifT  lafcvüdet  Wfttrle;  roiUt&ndige  Anbilduns^  in  der  Nebenform  plttrier 


Z^t     W.  FörBter^  Li  Chevaliers  as  doon  espces»  ang.  v.  ^4,  Jiu 

müssen,  —  'iu  wird  zu  ieu*  sagt  der  Hg.  (S.  XIJV)  und  führt  als 
Beispiele  eskieue  und  baiUieus.  Mir  schiene  doch  nöthig,  zwischen 
?ocal]Schem  uud  consonantischem  u  2U  untersclioiden  und  tu  sagen: 
*ftt  wird  zu  ieu,  ebenso  iv  zu  ievi  eskieve^  hastievcmctä ^  sietment. 
Femer  heiast  es,  in  avif^Ui  habe  der  Copist  'das  ihm  geläufige  tri 
auch  bei  stehen  gebliebenem  /  gesetzt'.  Er  hat  doch  kein  ieu ,  sou^ 
dem  ic  gesetzt*  Ich  glaube,  dass  man  fUr  die  Mundart,  welche  i 
zu  ier  werden  lÜÄSt  (S.  XXXVII),  auch  7/  (eigentlich  UCons)  zu 
annehmen  kanu^  uud  dass  daher  die  Anmerkung  zu  vielment  81^ 
Ul  wird  nicht  kh  ab«r  tu  wird  ieu  zu  apodiktisch  lautet.  —  iu  m 
ix  ^^  ius  wird  (S.  XLII)  aus  ieus  durch  /  t=  ie  erklart;  es  liess  sie 
dazu  auch  mU  1175  =  tnius  ^^  miewf  anführen;  S.  XLIV  da 
wird  für  den  ganz  gleichen  Fall  miudres  =^  micudres  umgekehr 
Schreibung  angenommen;  wie  m  zu  ieu  so  ieu  zu  iu*  In  lotzt€rea 
Falle  würde  in  wie  iö  auszusprechen  sein;  im  ersteren,  wenn  wirk?! 
lieh  eine  lautliche  Veränderung  von  ie  zu  /  stattfand  (was  übrigen 
nicht  sehr  wahrscheinlich  ist) ,  mflsste  iü  ausgesprochen  werden. 
a  aus  e  (:=  lat  i)  in  tonloser  anlautender  Silbe  auch  in  naeli 
10698;  daneben  notU  6343,  wo  wieder  o  statt  e  zu  bemerken  ist. 
Torloses  0  zu  (*  vor  r,  dem  der  betonte  Vocal  unmittelbar  folgt,  auo 
in  dolerom.  —  Einfluss  von  Labialis  auf  folgenden  Vocal  in  /u.^ 
11250. 

8.  XLVI.  Zu  ol  ans  el  in  ou  (in  iUo)  war  hinzuzufügen  dö 
6540.  Sonst  stets  du,  —  Es  soll  da  auch  von  dem  Einflüsse  eines  < 
richtiger  eines  ICons,  auf  d  (lat.  Pos.  e  und  Pos.  i)  gespi-ochen  w«r^ 
den;  in  der  That  wird  nur  lat.  üCops,  berücksichtigt.  Und  do  ' 
war  ©s  wichtig  zu  vergleichen  ih  eis  aus  und  eh  eus  ieus  iai^A: 
lam  rermaus  nb.  biaus  oisiaus.  Nur  ceaus  weist  eau  auf  (c  als  \ 
chen  der  Sibilanten  Aussprache  >) 

8.  XL VII.  V«  und  an  reimen  nicht,  Wok  tchs  and  chaie 
weichen  ab.*  Genauer  wäre:  diese  zwei  WMer  ffigeu  sich  in  bei< 
Gattaagen  von  Reimen.  Neben  dem  angeffthrteu  (ans  :  vaillans  286C 
tens  (Hs.  tmts)  i  porpens  2233.  Chaiens  (ceens)  erscheint  auc 
in  der  Form  cheavs;  wenn  also  SlMl — IB  Hrans  :  chuiefts  uni 
6571 — 72  cheans  :  noiens  vorkommen,  so  ist  in  beiden  Stellen 
richtigere  Form  anzusetzen:  vergL  1413—14  rhaiens  :  nme 
Eher  hakte  der  Hg.  das  einfache  ens  hervorheben  mQssen,  welch€ 
337  mit  rtmnans  reimt,  ohne  dass  eine  Nebenform  ans  zu  belog« 
wäre.  En  und  an  scheinbar  auch  in  pescncr  :  öuhliance  680| 
wo  doch  der  Hg.  das  erste  Wort  hätte  bessern  müssen.  —  Aun 
möchte  ich  nicht  mit  crraument  vergleichen ;  im  ersteren  Woi* 
n  —  m  zu  l—m  dissimiliert;  l  dann  zu  i*. 

h  als  blosses  s  erscheinend  (S.  XLVIII)  auch  in  asi^s  sor 
12203.  —  Von  l  wird  gesagt,  dass  es  mit  r  in  caloreni,  mite  CAtM 
'tauscht*.  Die  zwei  Fälle  verhalten  sich  verschieden.  Im  ersteren  finde 
kein  Üebergang  der  einen  Liquida  zur  anderen,  sondeni  gegenseitig 
Vertauschung  der  Stelle,  wie  im  ital,  sudicio  fradlmo,  prov.  tut 


>  r«tcr,  U  Chevaliers  aa  deus  eepee»,  i^og.  ▼,  jI.  Jf MMa/ia.     108 


Mh.  qmlognc  :=  juen^iY/«;  (die  xwei  letzteren  Beispiele 
tititrwsant »  weil  die  Mouiiliernng  des  /  das  ao  seine  Stelle  gekom- 
mm»  n  ergreift  und  l  rein  wird).  In  niile  dagegen  haben  wir  Ueber- 
dor  einen  Liquida  in  die  andere«  Welche  ist  als  die  ursprfing- 
Mxusebeo?  Der  Ausdruck  des  Hg^.'s 'tauscht  mit  /  ist  un- 
li«  und  dass  er  die  Sache  heim  /  vorbrin^,  scheint  auf  die 
hinzudeuten,  dass  l  zu  r,  nicht  umgekehrt  r  zu  I,  geworden 
itL  Ich  bin  ancb  dieser  Ansicht,  und  erlaube  mir  auf  meine  Erörte- 
rwtg  im  Glossare  znr  altveron.  Katharinalegenda  s.  v.  invilia  =  in- 
ndm  hinzn weisen.  AnBeis|uelen  aus  ladiuischen  und  ladini^ierenden 
Ib&ilJirteii  zeigte  ich  die  Neigung,  'diVoc  zu '/t  Voc  zu  vemndem, 
Uki  ttrglich  damit  die  von  Tobler  angefahrten  altfrz.  Fälle  mtre, 
^meeire  usw.  Jetzt  möchte  ich  die  Sache  noch  mehr  pracisieren  and 
Ikr  alle  altfx,  Fillle  Durchgang  durch  die  mittlere  Lautstufe  mit  l  an- 
Mhmao.  Dieea  wQrde  nun  in  mile  einen  Vertreter  haben. 

Aach  S*  XLIX  versäumt  der  Hg.  genau  zu  präcisieren,  dsss 

mr  in  iltr  Verbindung  ICons,  Vocalisierung  des  /  erfolgt.   Zn  ei^ 

wMmm  «Are  biau  setHlAant  11185;  keine  Ausnahme,  da  die  Fügung 

ibfiftWort  ÄufznfasKen  ist.  —  MouilL  /  wird  nicht  blos  'durch  ein- 

hchts',  Kindern  auch  durch  geminiertes  l  (ohne  i)  bezeichnet:  mel- 

(pur  li&4,  moülla  4941  usw.  —  Bei  den  Fällen,  in  denen  die  Hs. 

■jyrftft^Bft«  r  (meist  in  vereinzelten  Stellen,  w&hrend  daneben  die 

iiieit  Form  mehrfach  vorkommt)  wäre  zu  bemerken  gewesen ,  daas 

ÜnbH  Mit  etymologisches  r  im  Worte  vorkommt,  ala  dessen  Wieder- 

Idl  iaa  «ttige^hobene  anzusehen  ist:  a)  Das  etjm.  r  schliefst  die 

I9»itt  Süb«,  das  eingeschobene  die  erste :  armors.  sercort,  arpor- 

k»  (luer  wurde  r  getilgt) ;  carboniiers  (beibehalten) ;  h)  das  etym.  r 

kifiniii  die  zweite  Silbe,  das  eingeschobene  die  erste  {pa-^ro-rus; 

c)  tiiffftdiobenes  r  nach  Huta  u,  zw,  r-t  zu  r-tr  oder  i><f-*  t\i  pre-r. 

^TcraeUnng  des  r  noch  in  porresion  4758,  chambcknc  (^=  erl) 

MM  nb.  chambrdenv  4i»09.   Auch   in  (laarrniH^   ans   dararam 

]^^^ertiftknwi)t  welche  Form  5507  vorkommt.  Zu  ens-  statt  des 

fMisis  rj*  (S.  L)  war  die  Ansicht  Schuchardt*s  VocaL  II  350  zu 

nHfen,  —  Zu  S.  LI.  Es  tindet  sich  esiraingt  6568  und  esttange 

^75;  vtlebe  Geltung  ist  der  ersteren  B^orm  zuzuweisend 

Zur  FormenUhro.  Li  als  Artikel  Fem*  Sing.  Nom.  er- 
«M^  5971.  11681.  —  4213  /*  caürl  ist  zu  li  casteh  {castiam); 
Mli  jo«r  ist  zu  paar 8  zu  emendieren.  —  Das  Relativum  erseheint 
A  ia  4«"  U«.  in  der  Form  que  (ke).  Für  das  Masc.  wird  immer  ge* 
immti  {tkemliers,  qur  ,  .  cstka  4714  ist  wol  ein  Druckfehler);  für 
ifciFtflin.  schwankt  der  Hg.:  1214.  6501  wird  ke  geduldet;  4953 
VH  fMf  g«l>«!9Ut4'rt ,  aber  hinten  bemerkt,  que  hätte  bleiben  kennen, 
tUO.  90ea  1  V^^*  XlZSe  wird  es  zu  ki  gebessert.  6410  letpee  ki 
^mm  cd  mist  fßr  ke  (rui)  od.  k'ii  int  wahrscheinlich  ebonf&lla  ein 
BiiMUer,  —  ^eben  iic$fi  auch  fie  llt;0,  das  aber,  da  Vocal  folgt, 
liicM  VI  /i  ta  besiem  ist.  Neben  pense  3413  auch  pens  6685.  Hac 


!04     H\ 


t&itff 


EeviLliers  as  dens  espee«,  aog.  v«  ii.  Jlfii 


{*ich  hasse*)  2912,  Aar^^  62Ö3  und  bdschr.  ^rf ,  vom  Hg.  xu  Acc 
bessert. ,  7920  wären  zu  bemerken.  Auch  quü  wini  gegen  ^jftifc 
Reime  bestätigt  3984;  ebenso  demant  gegen  dfmanc  2552.  — 
*ier  Beim  stets  doint ,  nie  das  mehrfach  innerhalb  des  Verses 
kommende  dornst^  fordert,  konnte  bemerkt  werden   —  f»390 
bei  Ergänzung  eines  lückenhaften  Verses  vom  Hg.  die  Form  se 
me  voiUics  gebraucht,    die  mir  grammatisch  nicht  ganz  ricl 
scheint.  .TedenfaMs  hat  unßer  Text  immer  roltrm,  —  Wie  verhältf 
sich  mit  dem  Futurum  der  Verba  erster  Conjugation,  deren  Sta 
auf  Dijihthong  ausgeht?   1613  hat  die  Üb.  je  fssairoie;  Hs,  zu4 
fessmerok;  in  der  Änm.  möclite  er  die  Lesung  der  Hs.  wieder 
stellen;  so  IßOl  Bs.  iessairoie;  Text  f  essaier r,  Anm.  würde 
liehen  jr  rssair.  Und  6474  a  tans ,  jn  nH  delairons  ist  durch 
g&nznng  von  que,  nicht  durch  Annahme  der  Form  delaierom  ^ 
ricbtigt  worden.  Consequent  musste  1831  je  les  envoierai,  das  \ 
Sübe  zu  viel  ergibt,  eher  durch  j€  hs  envoirai  als  durch  jrs 
roicrni  emendiert  werden.  Auch  5664  liesse  sich  sf  ne  Votrie 
a  nul  fucr  \  que  .  .  ,  das  proleptische  V  (das  in  unserem  Text«  i 
selten  ist)  durch  Annahme  der  Form  otroirai  retteo.  üebrigens 
es  nicht  an  Stellen,  wo  das  Metrum  die  Formen  mit  -ate  -oie  scbQ 
1365  Et  dist:  dame,  fassmeroie  (je  essair.,  wie  1613  y)j  ISC 
au  deschaindre  assaieront  {s'asair^^t);    1701   cur  tost  npret 
roiemi  {je  <?*/rü»>.?).  Zu  diesen  vom  Hs.  angefilhrten  Stellen 
man  hinzu  7657.  H037,  wo  durch  Annahme  vou  que  statt  k* 
Form  des  Futurums  ohne  e  erreicht  werden  konnte,  10243  erfordert! 
Zusatz  einer  Silbe.  —  Das  Futurnra  der  IIL  mit  e  vor  r  ©rweist  j 
in  zahlreichen  Fällen  als  nicht  ursprfinglicb;  *doch  steht  mete 
1308,  metern  1335*.  An  ersterer  Stelle  lässt  sich  leicht  Et  je  \ 
ke  il  (Hs.  Ml)  i  mdroni  lesen;  ebenso  in  10715,  einer  dritten  Sb 
die  der  Hg.  übersehen  hat,  des  or  jihts  [je]  n*i  attttdrai  (Es.  ^er^ 
1335  ist  schwerer  zu  ändern.  Nicht  zu  billigen  ist,  d- 
durch  Emendation  die  Form  isteroni  9582  in  den  Teit  _ 
die  Hs.  kennt  nur  istra  6315.  isironi  3977.  8680.  —  Mit  srui  wi 
sot  vgl.  vut  6042.  sonst  ot.  Die  3.  Plur  traisent  wird  beson 
hervorgehobon.  Warum  '?  Alle  starken  Verba  der  LIl  Classe  ersch^^ 
in  unserem  Texte  mit  der  Endung  'neni,  —  Die  Erörterung 
desronßrc,  das  auch  descon/iir  ergibt,  ist  sehr  heaehtenswerth; 
Hg.  b&tte  ausser  des  Perf.  dfsconfi  auch  die  3.  Plur.  Präs» 
deMonfUient ,  richtiger  deh-cofifisst'vi ,  im  Heime  mit  iMcnt  {fxei^ 
9520   anffihrpu    können.    In  einer  Anmerkung  da/u  wird   gef 
warum  va  aus  radif  und  Tiicht  rrt?    Va  ist  (*!Tf;nl>ar  eine  Aiit 
vol  a  ^  habet. 

In  der  Aufzählung  der  unreinen  Reime  vermisst  man  ,„ 
estn'er  177;  wol  pU  \  estrte ,  eine  Form,  die  ich  im  Augmtbl 
nicht  belegen  kann,  aber  mir  ganz  bestimmt  vorschwebt. 


W.  ^9nimr,  Li  eher^Uers  u  deos  eapees,  ang  t.  ^.  Mmmf^a.     S05 

Zum  V«irsroa»se.     ^w^f  lässt.  wie  fibcratl»  Hiatus  zu.  278  ff, 

Aif«  jfO^   tY^sirt^  ifcignor  dire  \  k'U  »"esphii   d'autre  choac  em* 

pfendre  |  k*ii  jmei  longemtnt  atcndre  (Hs.  aal.)  |  ma  harhe.  Der 

Big::  Ei  k*il  itu^t-^  etwas  patt;  besser  X^  iV  'denn  er  kaim\  1284 

Jlm^^^^,  aröfta  nous  garde  \  dist  »7,  c[ar]  öWä  chuinte  tspet,^ 

Idi  wdrde  ^tir  atYs  aosoUen*   2681  des  qu€  ü  braucht  wol  uicht 

ni  dtmque^   eraendiert  zu   werden.    8653   k'il  U  tmUent   otroicr^ 

1 1  >"f  k'il  8oii  ienu8\  der  Hg.  bemerkt  nur,  diesen  Versen 

^  ,  warum  ist  nicht  auch  hier,  wie  sonst  in  zahlreichen 

nül#B,  i  zü  ke  veründert  worden?  10563  mr  or  Baura  [ce]  k'esirf 

ymS;  einfacher  ke  cstre,  —  Hieher  gehört  auch  der  Gebrauch  von 

^f  tfue  ftr  quf  quf  odt  quai  que  ^während,  ab*;  i.  B,  1980  M  ke 

'  '  HSi  fhh,  2766  Kt  ke  ainsi  rantant  se  rait.  Daher  liesse  sich 

,   wo  die  Hs.  Et  k*il  est  en  tel  döuiancc  hietot  und  der  Hg.  ei 

lie&t.   ci  ke  il  anir'etzen.  —  Zu  679  doivrni  fondre  et  cra- 

mOebte  der  Hg.  ein  einsilbiges  Wort  ergänzen ;  er  hatte  da 

ittol  Meinajig  aussprechen  k&nnen  üb^r  die  Ansicht,  dass  e  nach 

mArtMchev  Consonanz  Hiatus  zulässt.  Hieher  gehört  auch  6898  car 

«c  rtfmhatre  a  lui  a'Oitent,  wo  der  Hg.  schon  im  Teite  jre  il  druckt; 

ntlleidit  -atre  \  a.  —  1284  Damoisele^  avons  nous  gardc.  *fehlt 

itaf  Sllbf/  tiesso  sich  nicht  annehmen,  dass  nach  Interpunctioa  der 

itits  tttlääsig  sei?  Sonst  or  avom.  Vgl.  2084  eil  qui  vifU  a  la 

irratmr  |  litiere.  Et  vous  ne  satyh  ^  wo  die  starke  Interpunction 

10dl  ltioht«r  den  Hiatus  herbeigeführt  haben  mag.  Der  Hiatus  lais* 

mfm€  \  trrer  war  tu  bemerken,  —  738  hat  um  eine  Silbe  lu  viel; 

inEg.  traot  sich  nicht  derier  zu  Wer  zu  verändern,  da  der  Text 

Form  Didit  kenne.  Aber  er  selbst  bemerkt  zu  811*  daas 

\mU  de  retro ,   trz.  de  derier  entspricht  und  vergleicht  ganz 

dtrtrs  (=  verstärktes  vers)  'gegen'  neben  de  vers  'von  der 

IkhliiBf  feerV  Man  lese  also  811  cie  Her  und  738  rier.  — 821  ainc 

mah  I  li'of  duel  doni  la  MoitU  )  eüst  au  euer  si  gravi  pitie.  Die 

fiUeode  jNiU*^  in  821  zu  er*!etzen  ergänzt  der  U^.  tet  vor  duel.  Wie 

oUlr*  r  die  Constructjon  von  la  m,l  Ich  ergänze  deyQt  la\ 

i|L  t\^^^'.  .»^jÜ.  —  Daas  1328  saisic  as  renges  maifUtnani  um 

•im  Silbe  in  viel  ergäbe«  ist  ein  lapsus  calami.  —  1863  De  ce  k*ü 

ükiä  tri  nfm:  Hg,  ke  d;  richtig;  doch  vgl,  2596  or  a  aqueilU  tel 

mmu  —  32>*4  Hs.  La  nert  huiseus .  je  vous  piei^is  \  nus  de  duel 

fän  flt    '  ' .   Der  Hg.  besserte  zuerst  Nus  n'est  . .  *  |  <ltf 

hd  ...  Ulm.  ji'do<'li  miVhto  er  La  hatten;  dann  aber  mosa 

ünnenibehritche  nm  im  zweiten  Verse  bleiben;  man  kann  et  de  ph 

\mu  —  3^59  ff.  li  her  dort   tant  |  ke  la  nuis  mit  [Ja\  anm- 

•Irt  <  4i  114?  U  a  pa$  eorie  esti^  \  seHoii  ele  des  nuis  d'este^  |  Äu 

•iiÄ  fmani  /*  '  üi*w.  Die  Et^^änzung  von  ja  ist  nicht  Öh«r- 

m^üd*  Gsü^  pftt  Abend«  zum  Kinj?iedh^r  (3728  ki  amii 

Mmvrs]  Mon.um*i  Zuzubringen.  Er 

«UaouDe:^  Episodt^  u  h ,  welcher  zuerst 

^»mkä  Mtm  will»  dann  es  bereot  und  fortzieht;  Gauvain  schläft 


S08     ?r,  Förster,  Li  cbevÄliers  as  deu«  eßpeeu,  ang.  v,  A,  Mu 

weiter;  in  der  Früh  erwacht  er.  Der  Sinn  kann  also  nicht  sein;  *Er 
schläft  bis  die  Nacht  hereinbricht',  sondern  *so  lange  die  Nadi^ 
dauert*.  Ja  paest  a[sö  nicht.  Das  Yerbum  hat  hier  die  Bedentnii 
'Nachtszeit  8ein\  —  4722  je  vaus  eouperai  \  Ja  feste  et  h  metra 
en  pel  \  car  aussi  n^en  äoi  je  faire  el  \  ke  [röus}  deuisies  tektii 
de  la  moie\  4725  hat  noch  immer  nicht  das  richtige  Mass;  lies  ke  ( 
[/ötVf];  vgl.  4663  j"en  ferai  nussi  com  j'ai  fait  des  auirr^, 
11130  mais  vous  nes  porou's  por  rien;  Hg.  ne  les,  Man  hätte  attcjj 
die  nur  einmal  vorkommende  Foitn  poroih  beseitigen  und  drei 
silbiges  porih  annehmen  können.  Bei  der  Gelegenheit  sei  erwübn^ 
dass  man  in  der  Einleitung  eine  Bemerkung  vermisst  ober  die  metris 
Behandlang  dos  f  -f  Voc,  besondei-s  im  Imperf.  und  Condit. 


Zürn  Texte.  GOT  der  König  Biee  räth  dem  Mädchen  an 
vom  gefährlichen  Unternehmen  abzojjtehcu;  beharrt  sie  aber  daran 
so  will  er  sie  daran  nicht  hindern:  Tcms  (die  Fussfesseln)  et  hie 
f^otts  en  couviegne.  Der  Hg. :  souviegne,  also  wol  'meiner  Wo rtal 
Ich  würde  vorziehen  aviegne.  —  710  ele  esgarde  a  Ja  luor  du  /ifj 
hier  Hegt  wol  nicht  esgarder  a  qc,  'wohin  schauen'  vor,  wie  in  de 
angezogenen  Stelle  aus  dem  Dolopathos,  soudern  ist  a  la  1.  ein 
adverbielle  Bestimmung  ^beim  Glänze  des  Feuers  .  —  Der  fehlend 
Vers  778  dürfte  kaum  den  Sinn  *ich  besorge'  gehabt  haben.  Vielmoh 
*(wenn  es  je  geschehen  sollte),  dass  euch  Jemand  ausgrübe  and  cuc 
das  Schwert  abnähme  ^  so  möge  Dieser«  nachdem  er  sich  das  Schwer 
umgegürtet,  es  nie  abschnallen  können  asw/  Demnach  wäre  na 
781  nur  Comma  anzusetzen.  —  837  sc  paeme  desous  söh  cheval  |l 
si  c'a  peu  k*il  ne  ehiet  araJ.  Wol  desus,  und  ist  8D51  oi  mhe  \  iffi 
mance  hlnrtce  ....  |  desous  son  cief  richtig?  —  H90  se 
Qperccvoir  k*ü  ri  avott  esti.  Die  Hs.  hat  nach  dem  Hg,  il  li.  In  de 
That  aber  ist  ///  i  gemeint,  mit  der  bekannten  Schärfung  des  Ana 
lautes  eines  Prucliticons.  Auch  3720,  3722  hat  die  Hs.  iUi  (ic 
drücke  mich  so  der  Kürze  wegen  aus,  da  möglicherweise  ilie  Hs.  il 
trennt,  die  Vorlage  derselben  wird  aber  Uli  geboten  haben)  und  hie 
setzt  der  Hg.  il  i  an,  An  zahlroichen  anderen  Stellen  findet  sich  eil 
solches  ill:  1971  iJl  avoit,  5778  (7/  adreceni  usw.  Diiher  ist  wo 
aach  3852  quani  il  Voi  que  il  Vafient  das  erste  J\  welches  prolep- 
tiscli  wäre,  aber  wegen  der  unmittelbaren  Nähe  des  AccnsativsatiQ 
ziemlich  störend  wirkt,  zu  streichen;  Hs.  ill  oi.  Vgl.  auch  'J390  0nn\ 
Hiehor  gehört  auch  die  Gemination  des  Anlautes  eines  Wortes,  W€ 
Procliticon  vorangeht:  11620  wo  der  Text  dej*  sion  bietet  und 
Anm.  de  bessert;  es  war  de  sson  gemeint;  4054  to  snlue  corrigle 
vom  Hg.  zu  Je  s.  {Je  ss.);  3914  ne^  soit ,  Hg.  ne  s.  {ne  ssA, 
Bg,  solbst  macht  darauf  aufmerksam  in  der  Anm.  zu  9325,  wo  ^ 
das  asaon  der  Hs.  statt  a  non  hervorhebt,  £s  ist  demnach  zu  veci 
wundern,  dass  er  1179  il  entefit  as  ses  eures  dite  durch  al  s,  e, 
=i  al  dirc  s,  e,  erklärt,  Vi/  zu  as  durch  Angleichung';  es  ist  gaii 
einfach  a  mcb  gemeint,  und  er  mnsste  a  sem  drucken.   Das  Wof 


W^  f^fmtr^  Li  elievaU«Tis  «s  dem»  eepees^  Mig.  r.  4.  Mussafia,    201 

4mam  AnUtit  gemini«rt  ist ,  kann  seinerseits  ebüofalls  ein  Procli- 

^--..t,  c^rn     1^40  ki  ilc,  2040  Ari  /to,  3264  ki  lU,  6193  Ä?i  IVemoie ; 

da  ne  besser  2654  das  handscbr.  killi  zw  ki  lU  zu  trenneu, 

SBia  K* ,   wie  8onät  oft,  in  Ar  m  verändtirii  sils  mit  detn  Hg,  et  si  li 

ittmmk  kUi  li  plaiat  Vas  ihm  gefällt'  zu  lesen.  —  1217  flf.  Das 

Xldcbeii  enire  en  la  uale  a  ehfiiHJtl,  \  si  csgnrde  amont  et  aval,  n 

wmt  h  rot  u  &e  »eait,  \  Li  rois  ke  ja  soup^  atoit  |  r  la  roine  tüui 

wmm*    iHf  Bg,  bemorirt,   1220  sei  verderbt  oder  es  Bei  nach  1221 

tka/t  frtettre  L&cko  anzunehmen.    Ich  lese :  si  roit  Ic  roi,  u  se  seoil 

(  am  dois,  ki  ja  s.  a,,  \  et  In  r.  /.  a.    Der  Gebrauch  Ton  au  dois 

(«•  4&ii\  in  ähnlichen  Situutionen  ist  typisch«  z.  B.  18B8,  2564, 

11S09.  —  1438  tnais  ici  trop  li  fnesatint  |  k'ele  pint  . , ,  leb  zöge 

•er  for*  —  1665  Kei  nennt  den  jungen  Bitter  H  Chevaliers  a  .^. 

nfteg;  da  or  immer  as  .^/.  csp.  genannt  wird,  und  unser  Schreiber 

«ft  lasUnt^nde»  s  vernachläsBigt ,  so  wird  man  auch  hier  as  lesen. 

TpT  niifAii  IQ  4710  und  4765.  —  1699  le  &vmont  de  coutent;  *man 

%:  ./.    Doch  auch  152;^  je  vous  stmoig  de  c, ,  6973  semont 

u  n' fom^fi/,  ohne  dass  zu  beiden  Stellen  et iriLs  bemerkt  worden 

wi^     \  -:.  auch  1UU7  le  rot  reqaieti  de  convenatU,  —  1733  autre 

».  tnf9  sire  Kex  \  mr   mint  vommfr  ne   mc  saroie;  |  noü 

»  .1    It.    rn    ma   vie  |  jarH  Ir  hd  rallet.   Vielleicht  nom,  ne  m^d 

mte,  —  IH36  encerkiis  a  cut  il  sont  et  dtmt  il  vieneni  et  ki  eil  ert 

b  11*  kiar  titnrnt.  Da  eil  auf  dem  gegenwärtigen  Bitter  sich  bezieht, 

9  wol  eU  gelegen  werden.  Dag^cgen  könnte  man  gleich  darauf  ei 

sj  1-9*  est  qui  le  feri  ^m  est  zu  iert  oder  fu  ändern.  —  2237  ne 

iMii  ai^^ii^g  I  plus  voitire  terrr.  Statt  der  allzu  künstlichen  Erklä- 

niQf  d^  Hg.  könnte  man  etwa  terme  leeen,  —  2607,  2609  besser 

1*1.  —  2711   m  mf  fia  uh  fou  uvoit  ^  j  doptt  il  nul  plai<  tnel  ne 

amt,  I  f>rt  pnr  drsou?i  rcrs  les  praim4s.    Ich  verstehe  den  letzten 

tf»  aiclit  und  glaube  dass  li  pr.  zu  lesen  ist.  Vers  =  rindts  wurde 

fi«  A^bscbreiber  als  rersuH  aufgefaast;  daher  le»  pr,  —  3117  der 

ivill»df»t4>  Ganvain  n'est  faissi^s  n  mout  grant  paine,  \  cvmme  eil 

fi^i  iutiiment  mine,  \  du  mmäalent.   Das  letxte  Wort  hat  keinen 

%o;befi  du  mnntclet.  V^gK  2671  wo  erz&hlt  wird,  G.  habe  umge- 

^riba  ««Il    mantrlrt   de   noir  eendi.    unzweifelhaft   erschebt  die 

tendtlk»!!  durch  :i272;  Gauvain  iTzälilt  seinen  Unfall  dem  Könige, 

d  twmmmi  üt  faissie  son  cor»  dun    manttL  —  3680  Ob  creoit 

it  deroit'f  —  3940  quant  mes  sire  Gauvains  entent  |  ke  dl  as 

i.  ^^  j  Q^  eouronement ,  il  i  ert  \  ....  \  si  $e  pensa  k"ü 

Ui?.:  *  unklar'.    Gewiss  verderbt,  und  mit  grosser  Wahr- 

h  que  il  quiert  zu  bessern.    Gauvnin  ist  in  der 

des  Richters  mit  den  zwei  Schwertern.  Trennung 

^  IkUti^uin  von  seinem  Substantive  i^t  bei  unserem  Texte  sehr 

^tff.  —  4710  Ic  prent  a  las  du  hiaume;  lies  as  las,    Ehen  so 

^TtV:  Bi^n  rrtgniH,  hiüus  sire,  ki  nou^  a  de  courous , ,  . ,  fort 

h    Die  dritte  P<*rson  int  kaum  haltbar;  lies  as;  wie  denn  in  der 

iitrtB  Folge  der  Kede  immer  tu  angewandt  wird.  —  Eine  Attrac- 


208     W»  Ft}nier,  Li  €b«?Ali«r8  as  deus  espeas,  iiig.  v.  A,  Mu 

tioQ,  die  einer  Bemerkung  werth  gewef»en  ware^  finden  wü  V,  4750  flf. 

D^  nulle  cos€  il  ne  neüsseni  \  <iont  deässe^U  estre  si  Ue  für  ntält 
cose  usw.    Hier  möge  aach  oine  bomerken^wertbe  Construction  bei 
Verschränkung  des  BelativsaUes  erwähnt  werden :  10850  mparl 
de  ee  k'il  soreni ,  dont  il  fu  mestier  de  parier  ^^  de  ce  dont 
wreni  k'il  fu,  9627  s'en  prent  quaranta  quUl  savoüy,  u  plus 
«i  deffense  avöü  =  u  il  savoii  quavoH  plus  sens,  10787  il  ftra 
qu'il  ctädera  kitourt  celuia  delivrancc;  Hg,  ke;  liessö  sieb  nicht 
ach  OB  ein  Beispiel  der  neufrz.  (Übrigens  jetzt  immer  selteneren)  An 
Wendung  ?on  gu/ statt  quc  in  ähnlichen  Verschränkungen?  Vgl.  Lit 
a.  V.  ^e  1  §.  8.  Ganz  so  3450  car  il  U  firetit  kan  quH  sment  i 
a  sa  gari^on  iornast^kWm^  von  dem  Sie  wussten  düss  es  usw/;  kil 
liess  der  Hg*  ki  unverändert,  VgK  noch  815  fritäc  de  geni  ki  li  i 
vis  kil  mennent  j  Hg.  behält  k'il  und  gibt  eine  annehmbare  Ert 
vielleicht  aber  kil^  wie  oft,  far  ki,  —  4816  Ei  li  pcre  a  sa  ^ 
dist  (:  Vit).   Dazu  die  Anmkg.:  "^dist  pikardlsch  statt  dit^  wabs  da 
Beim  Yerlangt^    Und  in  der  Einleitung  S.  LX ,  wieder  in  Besag  ftmf 
dieser  Stelle :  'es  ist  dit  zu  losen.  Pikard.  lautet  Präsena  dütl  un 
Perfect  dii\   Ich  bin  nicht  im  Stande ,  die  Giltigkeit  des  letzter 
Ausspruches  zu  bestätigen  oder  zu  bekämpfen ;  verhielte  es  sich  , 
wie  der  Kg,  meint,  so  hätte  er  darin  (S.  LXH)  eine  weitere  pikalj 
dische  Eigen thümlichkeit  des  Verfassers  erkennen  müssen.    In 
dessen  lehrt  genauere  Betrachtung,  dass  in  unserem  Texte  dist  sowq 
Präsens  als  Perfect  ist  und  dass  dit  bis  aaf  ein  Paar  leicht  zu  bes 
tjgende  Fälle   stets   nur   Paiticipium   ist.    In   unserer  Steile   igt 
:^  habet  und  ad  ist  unterdrückt;   wollte  Jemand  die  PrapoaiUo 
behalten,    so  könnte  er  fille  a  lesen,   Hieher  gehört  eine  and« 
Stelle,  die  der  Hg,  unerwähnt  liesa;  SlOB  Chevaliers ,,, ,  |  lait^ 
assemblcs  (sie  Hs»)  et  lor  dist:  |  Biau  seigtwr,  s'il  est  ki  m^al 
Hg,   assembla.    Die    Ungenauigkeit  des   Heimes    macht   rätliliche 
assemble  et  lor  a  dit  zu  lesen*    Femer:  11063  Ja  potie  ßi^t  ouvrif 
si  dist  I  quc  il  demourra  mout pciit.  Hg,  dit;  ich  ^'a  dit,  K91  orij 
tele  estoit  comme  il  ot  dit  (:  prtst)  gibt  in  jedem  Falle  einen  uaj 
genauen  Heim»  auf  den  der  Hg.  hätte  hinweisen  sollen.  Ich  lese 
rMcit  tele  comme  il  dist,  —  Der  Ausdruck  4819  qui  hien  jpla^ 
m  ctU  que  anoii  ist  verdächtig;  ich  lese  qui  qui  im  (Vorlage  , 
plori  ne  cui  qu^anoit,  —  4904  lu  dame  a  itant  s'en  pari  \  et  si  i 
Vui$  apres  lui  trait.  Wie  sonst  oft,  so  ist  ancli  hier  lui  lu  li  ; 
ändern.  —  Der  Gebrauch  von  nc  ftir  et  im  V.  4^74  hätte  eine 
merkung  verdient,  —  5136  la  damoisele  est  venu*'  a  san  pere^ 
li  a  dit.  Auch  6872  se  li  torna;  7218  se  li  plaist;  7240  sc  U  ^ 
Es  acheint  als  ob,  vor  li^  se  statt  si  beliebt  ist.  —  520.^  auf  W« 
bezieht  sieh  das  Pronomen  ele?  Jedenfalls  auf  die  K*>nigin,  di#  i 
in  den  voraiigehenden  Versen  nicht  genannt  worden  ist.  —  Wa 
5391  autrestant  der  Hs.  in  'tret*  geändert,  wahrend  sonst  entlerf" 
wol  bekannte  Form   unberahrt  blieb?  —  5457  Wenn  adr<nl  kein 
Snbstanüv  ist,  sondern,  wie  anch  der  Hg.  meint,  ä  droit  tu  leMO  isU 


Jlf.  jnnUr,  Li  chevalierä  as  deas  efpeee,  mg,  t.  .4,  Mmsafta.     209 


kum  ikh  ^i<;^  nur  auf  ^ie  KönJgiu  beziehen  und  es  ist  fnde  zu 

—  6507  ele  li  dtst  \  Jcd  alast  ei  tant  h  quisist  \  he  en  camp 

'  Hirasi  I  ä*annes.  u  il  li  aporiast  \  le  cicf,  ci  de  usw. 

fi  «,  welcho  eine  Alternative  anzeigt,  erscheint  hier 

geuiei5Äen.  Doch  vergleiche  2873  [se]  mus  peussUs  tant 

1  qu€  vous  li  eopissies  le  chief  \  u  vous  routrissiis  en 

^<f»  I  Je  roits  ußw.  Hier  richtig ,  da  u  die  beschränkende  Be- 

'oder  wenigstens'  hat.   Wer  frei  mit  dem  Texte  schalten 

f^  Ic&imte  vorschlagen:  ke  le  def  fl  /i  aportaei  |  u  en  c4smp 

€4fr$  rautrast  |  (VarmeSp  et  ele  usw.  —  5756  Briens .  .sVsmer- 

,^dont  a  cel  chcmUet  muet  \  Ai  Vaatist  si  äurentent.  Ich 

for  ki  als  k'i,  die  so  häufig  vorkommende  Schreibung  für  k'tl, 

a  diotea.    Umgekehrt  findet  sich  auch  kit  ITir  ki.    Der  Hg.  besserte 

41  macdifn  Stellen;  füge  hinzu  3552  ses  cMevaus,  k*il  tCoi  pa$ 

.  .affine;  L  ki;  5247  mes  dre  öauvains  |  kUl  n'cst  cticort 

in  I  d^ostel  avoir^  s'a  apit^Ui  besser  ki;  10583  cortoisie 

savoir  kUl  mnt ;  man  lese  ki  um  das  inten*og&tive  Personal- 

Hiebt  zu  elidieren*  Endlich  schreibt  die  Hs*  sehr  oft  ki  für 

M  esirc  nr  ptttt  ki  nait  amic  Chevaliers  ki  si  est  errans, 

Uh  das  erste  ki  eher  m  ke  als  mit  dem  Ug.  m  kll  emendieren« 

2  dame,  tout  maintenantf  \  que  on  ja  drspif  ft*i  atende, 

—  Die  scbwierigo  Stelle  5802  met  le  main  au  ban  du 

$i  h  rrcule,  wo  le  auf  das  früher  nicht  genannte  Pferd  sich 

kann  ich  auch  nicht  erkl&ren.  Ich  erwähne  sie  nur  um  7706 

söt*  fmih  eapreronant  zu  vergleichen;  der  Hg.  fragt  mit 

*oli  alesquissaut f*   Ist  es  niclit  merkwürdig,  dass  zweimal 

(n»m  b«gegD«it  dort,  wo  man  *Pferd*  erwartetV  —  6042  die  Con- 

PH9S  d^  Farticipium  in  ki  ot  cuc  tant  d**  honte  war  in  bemerken. 

il  tocli  10361.  —  G113  Als  Briens  ertUUrt,  Gaiivain  sei  noch  am 

UbMi  $i  e$i  UH  peu  plus  sans  fWar-^  im  Gegentbeile,  da  nimmt 

mm  Porcht  zu ;  lies  en  freor,  VgL  den  folgenden  Vers :  n^oi  p^u 

^  $e  Hf  oi  iHior^  wo  ne  entweder  für  rn  verßcbricben  oder  nach 

Fn  "^^  L3Q  Kebeaform  von  ne  ist.  [ne  für  en  kommt  gewiss 

5  T  Stelle  finden  wir  kein  überzeugendes  Beleg,  da  der 

i]  Verse  das  ne  herbeigeführt  haben  wird]. 
„    .  eine   andere  Stelle   zur  Sprache   bringen* 

^ral^i  Tor  dem  Castel  Paourons  und  weint.   Der  Ritter  fragt 
r-'-m  dBS  Schloss  80  heisse?  Sie  antwortet;  7396  P(/r  cc  ke 
nt  sa  rme  \  ici  par  nuit  ke  il  ne  \  vote  u  n*oie  rase  doni 
lk:r  an«  freor ;  \  ne  je  ne  por  ce  ne  U 

A|n  .  I  mai$  pcrduc  ai  la  signorie  \  du 

Mr/,  'ivh  bin  uhnv  Furcht;  nicht  ob  als  ich  Furcht  hätte' gibt 
Wati-ti  Si^i-i.  Ich  Itjse  m  fr,  (und  vielleicht  liesse  sich  auch  tout  m 
$1^  das  dritte  mais  bat  nur  leisen  adversativen  Sinn; 

'"•  "••"  ,.4„„i;  ...f,  jj^j^  ^Hwr^  sondern  wäre  eher  mit  *6«' 

ru:  *ich  aber  bin  tief  erregt»  nicht  etwa 
'^.  ..iijudtiu  ufi)\.   —  6141*  6174  man  bemerke  ronchi;  7596. 


i«iailitt\  I.  ä 


11 


tlO     W.  Försttft  hl  cbevAli^rs  sa  deus  e«peo6,  ang,  v.  A.  Mus$afi/^ 

8890  ranchin  ( :  -*n),   Durmftt  kenut  roncAi  ( :  -i)   555,   33S 

—  6160   €$calaie   cngmine;  soll  nicht   en  <jr.  getlieiU  werd« 

—  Ob  6164  statt  tsres,  e  nm  zu  lesen  sei?  —  6210  ^ 
ei  li  vostre  amis  a  esie.  Das  prädicative  Nomen ,  eiumal  ji  i 
einmal  ohne  dasselbe«  ist  so  störend,   dass  man  r.  nrts  et  v, 
leicht  vorziehen  wird,  —  6240  cest  mkn  escu  en  f  orter a&  |  et\ 
mim  pere  en  porteraL  Grammatisch  richtig  wäre  et  le  (:=  celf 
mon  pcre  (^  de  man  p.).    Entweder  ist  so  zu  bessern,  oder  es 
zu  bemerken,  wie  die  Nähe  des  le  die  Anwendung  der  erweit 
Form  veranlasste.  —  6432  Bas  et  am  Anfange  des  Verses  sehe 
unrichtig.   Ich  möchte  lesen  En   vicnt  4mc'  a  lui  demanois. 
Da  söwol  (ior  Bitter  als  das  Mädchen  das  Schiff  besteigen ,  so  \ 
6482  en  la  nef  entrcni  (statt  entre)  za  losen.  —  6493  nef  dn 
nicht  richtig  sein.  —  Die  Locution  traire  a  chief  de  qc.  (so  conati 
jert  wie  venir  a  chief)  konnte  bemerkt  werden :  6606  il  n'e^t 
chet^aliers  qui  de  tant  bcsohis  ait  traH  a  ehief;  7283  ne  poroie 
pas  tant  faire  quc  de  ce  peüsse  a  chief  traire ;  7350  sc  le  sar 
a  peu  d'aie  poriemes  a  chief  de  ce  traire ;  vgl  auch  1348  ja 
ne  doinst  que  nus  hom , .  ,  a  chief  en  träte ;  und  mit  dem  Artl| 
um  4933  em  bee  a  un  chief  traire.  Daneben  10177  cest  afairi 
irait  a  chief  —  6630  tie  ist  nicht  ganz  klar ;  steht  es  nicht  für  ne 
«IS?  —  7598  ist  mesaesmer  m  dieser  Bedeutung  bokaunt?  Man  ' 
aonst  versucht,  me^menant  mit  Ergänzung  eines  einsilbigen  Wer 
zu  losen.  Vgl.  10005  le  niesnmine  und  7604  qt4e  raus  a  meffäif 
la  dame  he  st  [la]  ntenes  |  laidement?  [Selbst  hier  könute,  trotz  i 
dement  die  fehlende  Silhe  mittels  Annahme  des  Präfixes  mes  ergänzt 
werden.]  —  7808  lors  vint  au  rot  .  Ja  dame, , ,  \  et  [mi]  disti 
a  demi  an,  \  sire,  c'a  vostre  cort  sejor.  Jedenfalls  de  wi,  oder  stat^ 
ergänze  man  que  oder  de  vor  demi,  —  7855  wol  chanjant,  —  Die } 
einzelte  Form  non  7859  ist  zu  bemerken.  —  7870  ä  son  pooir  \ 
möglicherweise  verderbt.  —  7962  //  ne  le  rait  entrelaissant  \  por 
Vcficaus  de  Va^salir  \  et paine  delui malbaillir*  Hg.:  *7963  unv 
ständlich;  vielleicht  aüW  Veficauce,  wobei 2?f«er  absolut  stehen  müs 
Dem  Sinne  entspräche:  II  ne  le  rait  entrelaissant  \  de  Venatus^  mi 
de  Vassalir  \  se  paine  et  de  lui  m/  Ich  sehe  nicht  die  Nothwendigk 
so  tiefgreifender  Veränderungen  ein :  encaus  ist  Object  zu  entrch 
sent]  le  proleptisch  oder  zu  streichen  und  durch  ei  vor  il  (oder  \ 
zu  ersetzen ;  der  Ausdruck  Vene,  de  Vass,  scheint  mir  vollkommen  i 
lässig.  —  8176  zu  anffoissier  als  Intransitivum  lässt  sich  angoxar\ 
den  catal.  sieben  w.  M,  vergleichen.  —  Der  Kitter  mit  den  zwei  Schw^ 
tern  betrachtot  lange  und  mit  Wolgefallen  das  Mädchen;  die  Kön 
wird  Dessen  gewahr  >  9031  s»  s'en  merreillc,  \  ne  ses  euers  si 
eonseiUe  \  que  ce  $an$  plus  par  cstavoir,  \  k"i[l]  Vaint.    Die  St^ 
ist  ganz  klar :  'sie  wundert  sich  dai^über,  und  ihr  Sinn  macht  ihr  : 
dies  wahrscheinlich,  dass  der  Ritter  das  Mächen  liebe/   Der  Hg. 
klärt  die  Stelle  als  sinnlos  und  will  folgende  Veränderungen 
nehmen ;  et  ses  cuers  si  en  li  conseille  \  que  cest  s,  ph p^  e$H 


W.  F9rHmt,  Li  ch6Tili6fB  as  deut  eepee«,  ang.  r.  wi.  Mussafia,    tl  1 

W* , .  —  82iö2  8f  (f^  pitiS  le  convieni  \  plörtr  entreus,  ncsi  pas 

mefreille,  \  mr  a  celi  ne  s'ajxireilh  \  )ji(i4Sf  ke  on  reist  ilueques, 

Bi  kmon  nur  li€deut(?ii  *denn  keine  Hührung^  kommt  derjenigen  gleich, 

4m  ttfto  dort  sah'.    Der  Conjuiictiv  ist  demnach  ganz  unberechtigt 

nl  ttnr  dureh  eine  starke  Anacoluthie  za  erklären.    Wir  könuen  sie 

I  Verfasser  zuschreiben;  unmüglich  wftre  indessen  nicht,  dasa 

^fOii  ttnem  Schreiber  herrührte.    In  jedem  Falle  ist  die  Stelle  he- 

AffWerth*   —  8681  ich  zöge  vor  i  deroi^nt  —  9074  Vtsp€^ 

eai  partit  \  dt  sanc  du^qucn  mi  Uu  est  (S,  LXI  corrigiert  tu 

M)  iamir.  Dazu  die  Anm.:  ^partic?  (zur  H»ilfte)/  Liesse  sich  nicht 

m  portie  lesen?  est  TOr  tahtte  bliebe  dann.  —  9106  ist  nicht  lar 

m  iSfV  n   ändern?  —  9194   si  entrcreni  \  cn  la  forest  et  ntmt 

mm4  \  tous  jors   et  ront  place  canffant.  Vgh  man  7864  et  issi 

«llvW  I  1^  ckanfmnt  place  cascun  ior  j  fönt  cn  In  forest  lor  sejor^ 

m  wird  mmn  gerne  et  t,  ;\  v,  pl,  c.  lesen.  —  9470  lora  dist  mes 

dpff  GautHtins  \  que   Acb  lots  armer  se   deüsscfU  \  et  k^a  Vost 

mwd€$  $eüji»fint  I  de  Ior  renue.  Dies  hat  keinen  Sinn ;  lies  Ains  k*a 

Fmi,  —  9480  die  von  der  H&.  gebotene  Zahl  ^zwanzig*  ist  richtig. 

bwirao  da  50  Ritter  (V.  9401),  200  serjans  nnd  200  escuiers 

(T.S478»  79).   Aus  diesen  werden  zuerst  zwei  Abtheilungen,   beste- 

tat  mtis  je  20  Bittern,    lOÖ  serjans  und  IW  cscuiers  gebildet. 

Dit  dhrifen  10  Ritter  mit  Gaurain  bilden  eine  kleine  Sch&ar  für  sich, 

mi  dl«  sind  die  in  den  Versen  9495  n.  9512  erwähnten  10  (mit 

OMmiA  11)  Ritter.  V.  9485  hingegen  ist  das  -ae^  der  Hs.  falsch  und 

mam  vo   -x^^-  gebeseert  werden.  —  9597  la  moiti^s  de  nos  re» 

mm§9te;  m^  ist  wol  nicht  Ist  nobis  (in  welchem  Falle  nous  anzusetzen 

«if«),  sondern  Ut.  naetri«,  daher  des  nos,  —  9892  Tielleicht  ne  ne 

101  —  10357  ich  sö^  vor  f>€rs  tu  —  10362  puit  niüsste  hier  in 

pMi  od.  |Kil  geändert  werden.   Das  Pr&sens  ist  kanm  haltbar;  und 

«il  dir  Schreiber  oft  als  Präsens  petU  gebrauchte,  so  konnte  er  ein- 

«1  daa  UDgekehrten  Fehler  gemacht  haben.  —  10571.   72  statt 

imd  descendu  ist  -ucs  zu  lesen ,  da  hier  von  den  Damen  die 

isl  —  10610   ne  nous  faul  \  paine  ne  trafytil^   tant  h'il 

NüL  Wol  ei  tr,  ed.  u  tr,  —  Nach  den  so  eben  citierten  Versen 

Mk  1MI2,  worauf  id  ke  nous  avans  tant  quh.    Hg.:  *Sinn  der 

Hlüdai  Zeile:  dSTJentge,  der  un.s  bringen  wird'  und  dem  gemilss 

•r  M  tu  iee.    Wie  ist  aber  der  Keim  auf  -iegne  m  er- 

if  Eher  wird  die  fehlende  Zeile  nngeföhr  k^^  H  chtvalierB  mm 

t  geJautet  haben,  wo  dann  ici  unverändert  bleibt.  Die  Um- 

mit  Q$miir  ist  unserem  Dichter  sebr  geläufig;  so  z.  6. 

*da  I'  bittet*  sagt  er  10030  et  ensi  cömme  avient  \ 

fmwm  tf  —  Von  den  weinenden  Dames  heisst  es  10644 

^  fer  fmani  fte$  $e  penoient  |  por  !rs  eher  alier h  un  petit  \  a 

pmi  paime^    Oh  tmoienif  —   10690  Sire,  h'Ü  vom  piaist,  \  or 

^ pii^  pouB  estf^  narreg  ist  wenig  befriedigend;  ich  vermuthe  el 

.■•  —  10711   ei  fi  venra  !  ici  aluec ,  qunnt  ce  sera.   Soll  nicht 

t^  (^t  nfrn  gelesen  werden?  —  Lat.  si  erscheint  immer  als  s«; 

14* 


212    TT.  F^fnder,  Li  dieraliers  ns  ämm  espees,  äug.  ir.  A, 


10753  fti  U  plaisi  ist  zu  ändeni  in  «c  od*  s'i7;  vgl.  des  Hg,  Ab^ 
2937.  2993,  —  10907  fiouvieks  coitcs  aUknt  par  le  pai 
*es  ging  die  NacJiricbt  iimber'  ist  mli'  verdächtig,  —  10964 

faii,  I I  ü  prent  ij,  casfiaus;  wqI  (/uil,  da  in  solchen 

das  3«^!  nicht  unterdrückt  -m  werden  pflegt.  —  11056  en^ 
deservir  diablc  |  qiic  on  en  a  honte  en  le  ftn ;  trenne  de  servil 
—  11145  statt  sc  oder  si  doutt  möchte  ich  ce  d.  als  eingeschol 
Sat2  lesen.  —  11252  ob  devant  M'^  —  11262  die  Bede 
a  waiiiienue  ist  hier  nicht  sehr  kW,  —  11405  dl  ne  dl 
car  scs  soulas  ffaires  ne  plot.  Besser  das  Demonstrativ  um 
Poasessivam;  als  eis;  und  damit i>/o<  nicht  ohne  Dativ  bieilWi 
ich  cui  eis  wuhs  vor ;  soulas  hat  hier,  wie  sonst  oft,  die  Bedenl 
'ünterrodnng\  —  11427  ist  »7  ce  iiamhlent  cömpaignof%  zuM 
Ob  sei  oder  si't  —  11473  seürs  serai?  —  11479  s'cst  Iotb 
lui  leres;  trenne  de  sor.  —  11559  Et  ü  se  fu  assü  au  dois  | 
con  le  roloä  H  rois  |  et  la  rolne  et  autres  gens*  Der  Hg,  begi 
sich  zu  bemerken:  *  unklar'*  Ich  lese:  issi  (od.  cfm)  com  le 
comme)  sohit,  U  rois.  II  ist,  wie  sonst  oft,  proleptisch.  —  11 
s'avint  aim  si  c'an  sermst  |  du  premier  me$ ,  ke  tnnt  iai€n$ 
Hous,  Der  Hg.  ergänzt  les  vor  servist  ^  bemerkt  aber  weiter  ni 
kann  aber  ains  si  qite  die  Bedeutung  ^bevor  als'  haben  ?  loh 
lesen  savinl  issi,  (uns  c'on  n.  du  pr.  me^^  ke  vint;  vgL  11 
isBi  avint  qiie  me  combati.  Es  Hesse  sich  übrigens  auch  si  av. 
quon  [les]  s,  oder  saWw/  anrois  que  on  s^  —  11606  sor  sei 
a  \  ...  ioiites  rancures  \  et  mesfais  et  entrepresures  \  et  to 
racuncs  quüees.  Hg,  rancunes;  die  Wiederholung  des  Wort«« 
auch  dem  Hg.  verdächtig ;  dazu  kommt  die  unpassende  Verbin< 
mit  quiteesi  ich  schlaj^  raetii^'Ofts  vor;  es  stimmt  auch  zu  1160^ 
vaut  auire  raen^on  prendre  de  moL  —  lltI95  das  par  vo! 
faloise  ist  sehr  verdächtig.  —  11761  a  tort  lässt  sich  halten 
aber  nicht  aranf  gemeint  ist?  —  11937  et  U  tpuns  du  prre  Get 
Hg.  ^du  unverständlich;  vielleicht  II  per  es  (j  eden  falls  j/crr)» 
Vater  Gerflet's  heisst  doeh  l>a»  also  et  U  qu.  Do,  p,  G,  —  i: 
oians  tous  gegen  5834  akmi  tous^  5571.  10790  voüint  lous^  |( 
voiani  eu$, 

Stellen,  die  einer  Erklärung  bedürften,  wären  mei 
nach  noch  401,  810.  3429.  3606,  7070.    Es  sei  zum  > 
stattet   auf  die  interessante   Stelle  hiuzuweisen  ii  f/mus  v^i 
cuisnes  esraee  \  grans  et  gros  et  porte  arant  Int,  welclie  mil 
so  viel  besprochenen  bei  Dante  IX,  67  ff.  m  vergleichen  ist: 
impetuoso , ,  .che  fier  la  sdva .  .  .///*  rami  schiania ,  abatte  e 
fuorif  wo  Andere  t  porla  i  flori  lesen  möchten;  dazu  die  von 
citierte  Stelle  ans  Vergil.  Georg*  11,  440  eihnie  qam  amnn^si 
assidur  franguntque  fc  r u ntqu e. 

Mit  der  1  nterpuuctiou  bin  ich  iu  nianchor  Beziehung 
einverstanden;   auch  wird  sie  nicht  immer  consequent  durchgefl 
Um  diesen  schon  langen  Boricht  nicht  ungebührlich  aussudehnoii. 


innffralofifirhe  Ldirbftcher  etc.,  ang,  v,  T.  Doelter, 


t13 


bie  ich  auf  nilhere  Erörtemogen  über  diesen  Putict  und  will  mich 
Hgm  tu  bemerken,  d»ss  das  Komma  am  Ende  und  nicht  ungleich 
IB  Asktmngi»  eines  Holativsatzes  und  das  Komma  vor  dem  Accnsativ- 
satte  nach  Verba  aciendi,  dicendi  usw.  der  Syntax  Gewalt  antlmn. 
fVvfiieh  iFt  li^XtUn»  Interpiinction  im  Deutschen  öblicb ;  bei  Herana- 
pkm  dioest  rumänischen  Texten  sollte  man  sie  dennocb  vermeiden. 

Drock fehler:  323  ro/.s  als  Accus*  und  5065  diex  als  Dativ, 
2172  atfie»  sonst  immer  im  ains  gebosseii;.  32ßV*  par  mort  1,  per  im» 
64CO^W6^*d  ahit&r'y  ein  a  zu  streichen.  7CK)2  desrompue^  L  -i«. 
1538  qne.  7691  ist  »eut  nicht  Df.  für  sentf  8954  la  novieles;  1.  le$. 

A.  Mussafia. 


4mSiM 


%H  Tafeln»  Copien  nach  Naumann,  Zephftrovich, 
^  Dr.  K.  Vrba.  Pra^.  Verlag  deu  inineralogiscben 
(In  Oommission  bei  H    Düminicus.) 

.  stdlt  der  Verfasser  die  einzelnen  einfachen  Krj- 
I  der  vt^rdchiedenen  Systeme,  sowie  auch  die  Combinationen 
r^ten  Mijieralien  na^^h  den  im  Titel  erwähnten  Autoren  und 
1  Summen.  Die  Zasanvmenstenong  ist  für  den  ersten  Untere 
'  -bleich  sie  weiter  nichts  enthiilt,  als  was 
11  Ton  Kaumann  etc,  geboten  ist,  doch 
weg4»u  dvä  billigen  Pieises  empfehlensweHh  sein. 


biler  Cnterricht  in  der  Chemie,  vereinigt  mit  der  Minemlogio,  von 
''-    !*nTi|  K©is3.  2.  Aoflage.  Mainz  1876.  Verlag  von  V,  Zabern. 

'-*  Work  soll  dem  Schüler  die  ereten  Elemente  der  Chemie 
li-  :i  I  f  ]•  sien  Anschauungen  darstellen;  dasselbe  stützt  sich 
UiriMHi  :iui  die  Hydroxyltheorie,  welche  allgemein  durchgeführt  ist, 
od  hat  tofi  der  alten  Chemie  nur  die  Eintheiking  «ler  Elemente  über- 
üaman  ,  da  nach  des  Vcrlnssera  Ansicht  die  Kmthuilung  nach  Atom- 
lltieiitco  und  WeHhJL'k(>iti*n  uoch  in  ihrer  ersten  Kntwickeluug  steht 
üifirden  t  nicht  branchbar  erscheint. 

Ah  ^  lie  allein  ist  wol  der  Nutzen,  den  dieses 

Wfik  kriofren  9*Mt,  etwas  zweifelhaft,  da  wir  schon  t^ine  Reihe  kurzer 
«ai  vial  besser  ausgefQhrter  Lehrbücher  der  Chemie  besitzen  .  da- 
fifm  bl  diu«  Üuch  insofern  recht  empfohlenswerth,  als  es  auch  die 
CciadiflfB  der  Mineralogie»  besonders  des  chemischen  Theiles  der- 
aAtu  «niUUl*  und  dadurch  diesen  von  anderen  LehrbQchern  etwas 
DO  Theil   der   v  i,i    mehr  in   den  Vordergrund 

»Mali;  68  sind  dabei  dp  n  immiT  hui  demjenigen  Kle* 

I  anfantbrl^  das  ala  das  wictn  dem  betreffeuden  Mineral 

imt   ril^i  Kalkstein  bei  Ca.  Stc...   ...  ..iNa,  die  Silicate  beiSi  ei(\ 


tl4     Ä.  Bisdking,  Leitfaden  der  Mineralogie  eta,  ang.  v.  C.  DoeUer. 

Leit&den  der  Mineralogie  und  Geologie  für  die  oberen  ClasBea  der 
Mittelschulen,  von  Dr.  F.  v.  Hochstetter  und  Dr.  A.  Biachine. 
Wien  1876.  Verlag  von  A.  Holder. 

Es  ist  wol  unzweifelhaft,  dass  dieses  Werk  von  Fachmännem 
and  Lehrern  freudigst  begrüsst  worden  ist,  da  dasselbe  eine  Lflcke 
ausfüllt;  besonders  von  österreichischen  Werken  war  bis  jetxt  keiiM 
vorhanden ,  welches  in  kurzen  Zügen  die  Elemente  der  Mineralogie 
und  Geologie  dem  Schüler  darbringt. 

Die  Mineralogie  zerfällt  in  zwei  Abschnitte ,  in  den  all- 
gemeinen, die  Terminologie  enthaltenden ,  und  den  speciellen,  der  die 
Physiographie  behandelt. 

Die  Erystallographie ,  als  der  wichtigste  Theil  des  ersten  Ab- 
schnittes, ist  ausführlich  behandelt  und  durch  zahlreiche  Abbildungen 
erläutert.  Weniger  detaillii-t  und  sorgfaltig ,  als  es  vielleicht  zu  wün- 
schen gewesen  wäre,  sind  dagegen  die  Mineral-Physik  und  Ghemift 
behandelt,  besonders  der  zu  ausführlichen  Physiographie  g^entber; 
da  dies  jedoch  bei  den  meisten  elementaren  Werken  der  Fall  ist,  so 
mag  hieraus  den  Autoren  kein  Vorwurf  erwachsen. 

Der  specielle  Theil  der  Mineralogie,  in  dem  die  Mineralien  in 
Elemente,  Erze,  Steine  Haloide  und  Phytogenide  eingetheilt  sind,  irt 
zweckmässig  dargestellt  und  mit  vielen  Krystallfiguren  versehen,  W9- 
durch  das  Verständnis  wesentlich  erleichtert  wird,  auch  ist  derselbe 
durchaus  nach  dem  neuesten  Standpunct  behandelt. 

Die  Geologie,  der  zweite  Theil  des  Werkes,  ist  meisterhalt 
dargelegt,  wie  es  wol  von  dem  berühmten  Verfasser  desselben  nicht 
anders  erwartet  werden  konnte.  Sehr  zweckmässig  war  es,  dass  der 
Autor  dabei  das  Hauptgewicht  auf  die  allgemeine  Geologie  und  die 
Petrographie  gelegt  hat,  die  er  ausführlicher  behandelt,  während  er 
dagegen  die  Stratigraphie  und  Paläontologie ,  dem  Zweck  des  Werkes 
entsprechend,  nur  in  ihren  Grundzügen  darlegt. 

Das  Werk  ist  von  der  bewährten  Verlagsbuchhandlung  trefflich 
ausgestattet,  und  liegt  wol  kein  Zweifel  vor,  dass  dasselbe  allgemeinen 
Anklang  finden  wird. 

Graz.  C.  Doelter. 


Piofrftmmensehau. 


tl5 


Programmen  schau. 

(Fortsetzung  aus  fleft  11  des  Jahrg.  1877.) 

TL  Zur  Geschichte  und  Statistik  des  deutschen  Oymnasiums 

in  Ton  ßraiko  Bayer  1,  k.  k.  Gnnnasialdirecton  Im  Jahres- 

b« :  ^  GjirmaBioTna  ffir  1875/6.  28  8.  in  8. 

Nach  einer  kun  gofassten  Einleitung  über  die  alt«  Lateinschule 

te Dominikaner  in  ViU&n  wkd  anlässlich  der  Centennalfeier  erzählt, 

ne  diese  Anötalt  in  Folge  tler  Aufhebung  des  Klattauer  Jesiüten- 

punaiMUiiig  am  25.  Oct.  1776  um  zwei  Humanitätsclassen  erweitert 

ud  den  Beglertingsbi'horden  untergeordnet  wurde.  Die  Verhältnisse 

jttier  Schule,  welche  auch  nach  der  Aufhebung  des  Dominicaner- 

tWt»>rK  n787)  fortbestand,  werden  im  weitern  Verlauf  eingehend 

tind  wir  erfahren  alles  Erhebliche  über  die  Zahl  und  Grup* 

'  Clas-sen,  Ober  di<>  ünterrichtsgegen stände  und  Lehrbücher, 

v^hrfTichervertheilung^  endlich  über  die  Zusammensetzung 

Lehrkörpers  bis  zum  Jahre  1804.  Am  7.  Januar 

fe,  wie  der  zweit.«  Theil  der  Abhandlung  ausführt, 

?toniu.s  Pfrogner  und  der  Stadtgemeinde  eifrig 

-Dg  eines  philosophischen  Studiencurses  in  Pilsen 

•       i^iing,  dass  die  Lehrstellen  für  diesen  und  das  Gymna- 

ui  i  epler  Prämonatratenserstjft  zu  besetzen  seien.  Die  Wirk- 

t   dit*er  Lehranstalten  näher  zu  beleuchten,  behält  sich  der 

nächste  Gelegenheit  vor  und  man  kann  dieser 

ans  Männer  wie  Zauper  vorzuführen  haben  wird, 

n  Intere.*ise  entgegensehen.  Ein  Anhang  führt  alle  am 

1 1    dor   philosophischen    Lehranstalt  seit  Errichtung 

fiaer  angestellten  Lehrer  auf,  verzeichnet  für  jedes  Jahr 

4iiEii^ri^ii.irijrn  Säculums  die  auf  die  einzelnen  Classen  entfallende 

wäiH  gt««isimto  Srhuli^rzahl  und  gibt  schliesslich  eine  Uebersicht 

Im  Ergirtome^  der  Matnritätsprüfuugen  seit  ihrer  Einführung. 


Tt  KMtu  fif*r?i  hiohte  des  k.  k,  Gymnasiums  zu  Hall  Von  P,  »Ux- 
»ilkn  k.  k.  Gynina^kldirector.  Im  Jahresbencht  dieses 

üymna,  >/«,  29  ö.  in  8, 

hmt   Fortsetzung    des   Torjährigen    Pnigrainmes    derselben 
iiltilt  Bimmt  die  Fäden  der  quellei  i   Erzählung  bei  dem 

Ä.  Uli  1Ö07  wirdfr  fiiif,  unter  wel  utu  ßaioni  die  Auf- 

^■^üf  te  HaUer  '  ms  verfügiu.    Wir  erluhreu  (im  dritten 

üieteiil)  wie  trot  >raugens  die  zweiclassige  Bürgerschule» 

^ikki  Sr^  ^  sollte,  nie  zu  Stande  kam,  wie  dafür  der  Fran- 

«bfter  fv  uu.  K. i  18U9  eine  private  Lateinschule  gründete,  welche 
Mk  iUiuAlijre  Erweiterung  Achon  1815  voUatändig  wurde  und  1817 
^  Cifflitii  '       N'.    Zwar  wurde   zugleich   die  Be- 

^HM  ir.  sor  Anstalt  dem  Benedictinerstift«' 


816  Programmenschau. 

Fiecht  übertragen ;  doch  gehörten,  da  der  beschränkte  Personal-  u 
Yermögensstand  dieses  Stiftes  vielfach  Schwierigkeiten  bereite 
meist  auch  fernerhin  die  Lehrer  dem  Franciscanerorden  an,  was  du 
ein  Abkommen  vom  Jahr  1837  zur  Begel  wurde. 

Der  vierte  Abschnitt  stellt  die  1850  erfolgte  Beduction  c 
Anstalt  auf  ein  Untergjmnasium  sowie  die  1857  und  1858  erfolg 
Eröfibuug  der  fünften  und  sechsten  Classe  dar,  welcher  erst  18* 
und  1869  die  siebente  und  achte  Classe  und  seit  Säcularisierang  d 
Bozener  Gymnasiums  die  Besetzung  sämmtlicher  Lehrstellen  dar 
vollständig  approbierte  Lehrer  aus  der  Mitte  des  Franciscanerordc 
folgte. 

Die  klare  Darstellung  schliesst  mit  einem  Verzeichnis  d 
Leiter  der  Anstalt  und  einer  Beihe  von  Anmerkungen ,  welche  the 
Quellen  und  Hilfsmittel  namhaft  machen ,  theils  Einzelbemerkang 
beibringen. 

Landskron.  Ign.  Pokor^y. 


73.  „PotQgi  dwumianu"  prgez  prof.  D"  Adolfa  Graczydskiej 
fSprawoz  danie  Dyrekcyi  c.  K.  realnego  i  wyisego  gimnazyum 
Wadowicach  1876.) 

Der  Herr  Verfasser  entwickelt  auf  den  ersten  16  Seiten  d 
allgemeine  Binomialtheorem  nach  der  in  den  Lehrbüchern  der  alg 
braischeu  Analysis  üblichen  Methode.  Behufs  Erzielung  einer  G 
nauigkeitsgrenze  wird  fQr  den  Best  der  Binomialreihe  eine  obc 
Grenze  gesucht,  und  zwar  die  Fälle,  wo  der  Potenzexponent  ga 
und  positiv,  aber  sehr  gross ,  gebrochen  und  negativ  ist.  Speciell  i 
bemerkt ,  dass  die  obere  Grenze  für  den  Best  der  ganzzahligen  Es 
Wicklung  zu  weit  ist,  und  die  enger  anschliessende 

^  +  (r+ 1  •^)  +  (l"ZT'^)  "^    •  •  •    ^'■s®^^*    werden    kai 
(Pag.  18,  Gl.  4). 

Die  auf  pag.  20,  15  Z.  v.  o.  aufgestellte  Behauptung,  die  u] 

endliche  Beihe  1  +  irrTT  •    'T^^~'  ^ sei  kleiner  a 

^  +  i/c  Z  rv  "^  \k  +  rO  "t--  •  •'  ^*  geradezu  unrichtig,  ui 
somit  auch  der  daraus  gefolgerte  Werth  für  eine  obere  Bestgren 
(Gl.  9)  unzulässig.  Gleiches  gilt  von  dem  bezüglich  Gl.  13  und  ] 
(pag.  21)  Behaupteten.  Im  Ferneren  werden  einige  Eigenschaft 
entwickelt,  die  bei  der  Beiheneutwicklung  vor 
(f/r+T«  +  jsi)^  db  (]/l  -f-  s^  —  sY  nach  Potenzen  des  e 
Verwendung  kommen.  Mit  dieser  Reihenentwicklung  schliesst  d 
Aufsatz. 

Es  sei  bemerkt,  dass  die  im  mathematischen  Texte  ziemli( 
häufig  vorkommenden  Druckfehler  (besondei*s  auf  p.  24  und  25)  dj 
Verständnis  erschweren. 


Frogram  menscbao . 


•17 


%L  ,0  Hornerore  nävodu  k  feseni  vyssfch  i'fselnych  rovuic  o 
jedlliä  aezndmi.*'  Vacla?  PoBusta.  (Programm  des  k,  k,  böhm.  Ovm- 
a— iwinn  iti  Bad  weis.) 

Im  orsteu  §.  werden  die  allgemeinstell  Lehrsätze  über  die 
rWb^reD  Gleich uTi^im  zusammeDgestellt,  sodaon  wird  in  den  folgeDdea 
P^migrapbexi  die  Methode  entwickelt,  welche  zu  einer  leichten  Be- 
^^^^tuig  der  Wenhe  des  Gleichungspolynomes  führt,  falls  die  Argu- 
^^^Bl  um  cunstante  Differenzen  zunehmen.  Mit  Hilfe  dieser  Methode 
^^^Bdie  Lage  der  realen  Wurzeln  aufgesucht,  und  die  genauere  Aus* 
f^^|niiig  der  Wurzel  werthe  nach  dem  norner'scheu  Verfahren  be- 
^IfflHebitD  und  itn  speciellen  Zahl  eub  ei  spielen  erklärt.  Die  gleicli 
groiten  und  niihezu  gleichen,  sowie  die  complexen  VVurzeln  werden 
in   :  ';    eingehend   erörtert,   und  hievon  Anwendungen  auf 


hhii 


■An  gemacht  Die  benutzte  Literatur  ist  angegeben. 


... 

HR».  ^Kioka  o  trojfaranu  od  Prof.  Webra/  (Profrramm  des  EetU 

^^H      mi^  Obtfrgjmnaiiium&  zu  Tnus.) 

^M        Der  Herr  Verfüsser  behandelt  in  »ehr  ausführlicher  Welse  die 
^Bibmtc'  rischaften  deg  körperlichen  Dreieckes,  und 

^nMll  ton  Betrachtungen  f)ber  die  eindeutige  oder 

»thrdeuti^  Hestjmmilieit  des  Droikantesan,  von  welchem  2  Flichen- 
vtftlfil  und  ein  gegennberliegender  Kantenwinkel,  oder  2  Kanton- 
fiiikel  und  der  gegenöberliegende  Flächen  winke!  gegeben  sind, 

Sell^ameri^eiNe  bezweckte  der  Verfasser  nach  eigenem  Züge- 
Jündnis  ein  allgemeineres  Verständnis  und  Hess  deshalb  die  ünter- 
nchimi^n  über  die  Rolatiunen  zwischen  Kanten-  und  ilächenwiukeU 
Mvit  ftber  den  Flärlieniohalt  dej»  durch  ebene  Curven  auf  einer 
Flicke  2.  Grudeii  bestimmten  Dreieckes  fort,  da  sie  ihn»  für  die 
SekftJwkreis^,  auf  welche  er  vorzugsweise  refleetiertt  zu  schwierig 
«Mriritotn. 

HiV  iL^en  sollen  populäre   Darstellungen  von  wissen- 

KhiftUcIi  u  von  den  Programmabhandlungen  auMgeachlosseo 

Uli.  (llin.-k(i.  If.  Juni  1875.) 

CJrfl  n  n  »  den  n.  Nov.  1 876.  Ffmu/  K o  I  h  «^ e  k. 

11k  DilMr  einige  Ei^enscliaftea  der  elliptiächeu  Integrale,  Von 
Fkmi  Pauli'Xf  L  Prvgr,  des  k,  k.  GyumasiumB  xu  Bnxen,  Fftr  dai 
Sdiiajahr  ts7fV76. 
hi  im  N**nner  unter  dem  Integrale  eine  Quadratwurzel  aus 
iMn  Anknicke«  der  den  2;  Grad  übersteigt,  so  kann  man  das  In- 
%Til  durch  bekannte  und  die  gewOhiJichen  Functionen  nicht  aas- 
Irtckiui,  Man  wird  zu  den  elliptischen  Integralen  erster,  zweiter, 
fatttr  f i«Uüii^  r«^fAhrt,  Im  ersten  Abschnitte  wird  gezeigt,  wie  man, 
vna  dir  I  unter  dem  Wurzelzeichen  vom  4.  Qrade  ist^  ein 

tlttü  It:  if  die  von  Jacübi  und  Legendre  aufgestellte 


ns 


ProgramiueD  schau. 


.  ^ormalform  briogen  kanu.   Ira  zweiten  Abschnitte  wird  fol^nd 

^Satz  nachgewiesen:  „Die  Summe  oder  Differenz  zweier  eniptischetil 
Integrale  mit  einem  gleichen  Modal  ist  gleich  einem  elliptischea| 
Integral  mit  demselben  Modul,  dessen  obere  Grenze  eine  algebraiscbdj 

Ji'unctioD  ist  von  den  oberen  Grenzen  der  beiden  eisten  IntograU.*" 
lier  ist  aber  wol  zu  bemerken,  was  Keferont  vermis8t,  dass  dies  nnr 

Jfüi'  elliptische  Integrale  erster  Ordnung  gilt;  bei  elliptischen  Inte- 
^-alen  zweiter  und  dritter  Gattung  kommt  noch  zu  dem  ellipti- 

Jfichen  Integral,  das  in  der  Summe  vorkommt,  eine  andere  Func*| 
tion  hinzu.  Dieser  fOr  die  Theorie  der  elliptischen  Integrale  höchst 

^wichtige  Satz  wurde  von  Tagnano  bewiesen,  Eulor,  Sturm,  La-J 
f ränge  gaben  auch  Beweise  dafür.  Der  Beweisführung  des  letzteuj 
hat  sich  Verfasser  bedient.  —  Wird  der  Modul  eines  elliptischen  Tnte-| 
grales  0  oder  1 ,   bo  ist  der  Ausdruck  mit  den  gewöhulicheu  Hilfs- 
mitteln der  Integralrechnung  zu  lösen.  Im  ersten  Falle  ergibt  sich] 
eine  cy ciometrische,  im  letzteren  Falle  eine  logarithmische  Function, 
Durch  Substitution,  die  passend  ist,   kann  man  den  Modul  herab- 
drücken,  ein  Verfahren»  das  von  Landen  herrührt.  Es  wird  nua, 
diese  Methode  von  Landen  an  der  Jacobi'schen  und  Legendre^schen 
Form   der  elliptischen  Integrale  erster  Ordnung  gezeigt  und  au 

L einige  Beispiele  angewendet.  Am  Schlüsse  üurlen  sich  Tabellen,  ditl 
den  Werth  der  elliptischen  Integrale  erster  Ordnung  angeben,  wetm] 
k^  von  0 '  1  bis  0 * 9  reicht  und  für  k^  =:  0*5  gelten ,  wobei  qp  voal 
10^  bis  100^  ausgedehnt  ist  Die  Arbeit,  weon  gfie  auch  ntchtal 
Neues  bietet,  gibt  in  kurzen  und  klar  dargestellten  Umrissen  die] 
all  erwichtigsten  Sätze  aus  der  Theorie  der  elliptischen  Integrale. 


77.  Die  Cissoide  als  Specieller  Fall  einer  allgemeineren  CurveJ 

Von  Eduard  BartL  —  Grapliischc?  FHichen-  nTid  Körper-l 
berechnung.  Von  Joseph  Mikolcttky.  Progn  der  ersten  k.  k*| 
deutschen  Obcrreulschule  zu  Prag.  För  das  Schuljahr  1075/76. 

Verfasser  der  ei*fiten  Abhandlung  geht  von  folgender  Aufgabt] 
aus:  y,Wenn  iu  der  Ebene  zwei  Kreide  gegeben  sind  und  auf  denil 
Umfange  des  einen  Kreises  ein  Puuct  angenommen  wird,  von  dem] 
man  aus  zum  zweiten  Kreise  Tangenten  zieht,  hierauf  die  Beruli-j 
ruugsebene  construiert  ♦  so  soll  der  geometrische  Ort  aller  Durch' 
schnittspuncte   dieser  Berührungssehnen    mit   der  an   dem   ersteu 

^Kreise  im  Ausgangspuncte   gezogenen  Tangente  gesucht  werden.** 
^ach  einigen  jAlIgemeinen  Betrachtungen  geht  Verfasser  zur  Uater- 

Uuchung  der  drei  sich  darbietenden  Hauptfalle  üben  nämlich  1.  wennl 

Wie  Chordale  der  beiden  Kreise  ausserhalb  des  ersten  Kreises  istJ 
2.  wenn  die  Chordale  den  ersten  Kreis  durchschneidet;  3.  wenn  di^J 
Chordale  den  ersten  Kreis  berührt;   letzterer  Hauptfall  ergibt  diol 
vom  griechischen  Geomcter  Diokles  erfundene  Cissoide.  — Ei 
werden  nun  im  Nachsteliendi^n  einige  Oonstructionen  der  Oorve  an« 
gegeben;    die   ertöte   dei-äelbeii   kuun   da/u   dienen,  daa   ]}f' 

[Problem  oder  die  Verdopplung  des  Würfels  mit  grosser  I. 


FrogTammeiiBeba  u. 


US 


'  :  die  fweite  hier  aogegebeno  Construetion  rührt  voa 
t  i  :   bei  der  dritten  CoDstruction   kommt  Verfasser  auf 

Gorre,  die  den  Namen  CylinderfocaJe  führt.  ^ — Es  wird 
n  iiiclige wiesen,  dasa  die  gerade  Linie,  die  Cissoide,  die  Cyljn- 
itffiicaJ«  Fuj^spQnctscurven  der  Parabel  sind.  Nachdem  im 
Pftl^ndefi  die  Polargleicbung  der  Ciäsoide  aufgestellt  wurde,  geht 
Tcrijwser  ^^r  Berecbnung  und  Coustruction  der  Tangente,  der  Krüm- 
mam^  -ser,    der    Coordiuaten    des    Erümmungsmittelt^UDctes 

Ab«r^  ^<in  sich  schliessende  Untersuchung  Qber  Evolute,  die 

Rtcüficdition ,  Quadratur»  Complauation  und  Cubatur  sind  in  voller 

Ciehtlichkeit  entwickelt.  Den  Schluss  bildet  die  Complanatiou 
batur  des  Rotationskörpers,  der  durch  Drehung  der  Cissoide 
l^eymptote  entsteht.  Die  Arbeit  gibt  im  Ganzen  und  Groasea 
^■B  Zeugnis  von  eingehender  BeschAftigung  mit  dem  ge* 
l^«geflstande. 

Dieser  Abhandlung  schliesst  sich  eine  zweite  mathematischen 
Itthaltda  au,  welche  den  Titel  ^Graphische  Flächen-  und 
K^^rptrherecbnuDg**  fQhrt.  —  Zu  entwickeln,  wie  der  Lehrplan 
m  diur  IV.  Healschulclasse  durchgeführt  werden  soll ,  ist  das  Haupt- 
tkl  des  betreifenden  Aufsatzes.  Es  wird  durch  eine  Reihe  von  Bei- 
f|ii)eii  get«igt»  wie  man  die  Maasssahl  einer  Flache  oder  eines 
XAf^m  durch  dit^  Maiissxabl  einer  Strecke  ausdrücken  kann.  Der 
ÜlttiBdliaig  sind  zwei  Figurentafeln  beigegeben,  welche  den  Text 
imoiltdi  unterstützen  und  die  sich  durch  eine  musterhafte  Aus* 
auszeichnen. 


ü#lMr  die  Fortpflanzungsgesebwindigkeit  der  Planwellen 
BD«]  der  lichtstrahleu  in  optisch  zweiaxigen  Mitteln.  Voii 
£ail  KosDiik.    iProgr.    des  k.  k,  Uyinnasiums    zu  IgUu«    Für  dai 

In  Avr  im  Jalire  l8t)4  von  Director  Stefan  der  Akademie  der 

viii*  II  vorgelegten  Abhandlung  Über  .«Theorie  der  doppelten 

thiiu^     ii'jtet  der*^elbo  aus  dem  Ellipsoide  gleicher  Arbeit  die 

zo  der  Dopplet lircchung  ab  und  entwickelt  daselbst  die  Glei- 

ritoif  für  dui  Welleulläche  in  zweiaxigen  Krystallen  in  zweifacher 

lofa.  Verfasser  der  vorliegenden  Schrift   hat  sich  nun  dieser  ge- 

tu  Arbeit  angeschlossen.  —  Nachdem  der  Begriff  der  paral- 

Uen  lateralen  und  normalen  Elasticität  aufgestellt  worden  ist ,  ge- 

jlAOgt  diB  Abhandlung  durch  einfache  ßeti^achtungen  zu  den  Winkeln, 

4it  die  wahren    optischen  Axcn   mit  der  X-  und  Z-Axe  ein- 

1  «kliisstn.  Wenn  man  die  Uauptelasticitäten  ihrem  reciproken  Werthe 

tni,   ergeben  sich  in  ebenso  einfacher  Weise  die  secnn- 

xtü   und   die  entsprechenden  Winkel  derselben   mit  den 

ttfkifi  rrvihnti^n  Axen.   —  Die   Fitnindu   für  die  Forlpflaiizunga- 

iMmdigkeit  einer  neuen  Welle  in  einem  optischen  Medium  sind 

Nb  ooffi^iciert»  werden  aber  dadurch  bedeutend  vereinfacht,  wenn 


280  Programmeuschaa. 

man  die  Winkel  einführt,  welche  die  Normale  der  zwei  eine  and  die- 
selbe Bichtang  verfolgenden  Wellen  mit  den  wahren  optischen  Axen 
bildet.  Dnrch  geeignete  Transformation  lässt  sich  sodann  der  für  die 
Theorie  des  Lichtes  wichtige  Satz  entwickeln:  „Die  Differenz  der 
Quadrate  der  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  zweier  zugeordneter 
Wellen  ist  in  einem  und  demselben  optisch  zweiaxigen  Mittel  pro- 
portional der  Differenz  der  Exti-emelasticitäten  und  zugleich  propor- 
tional dem  Producte  der  Sinusse  der  Winkel ,  welche  die  gemeinsame 
Normale  mit  den  wahren  optischen  Axen  bildet.^  Zur  Bestimmung 
der  Schwingungsebenen  der  beiden  Wellen,  von  denen  die  eine  Welle 
der  ersten,  die  zweite  Welle  der  zweiten  Art  heisst,  dient  der  von 
Biet  aufgestellte  Satz:  „Werden  durch  die  Normale  einer  Plan  welle 
und  die  wahren  optischen  Axen  Ebenen  gelegt  und  die  von  diesen 
Ebenen  gebildeten  körperlichen  Winkel  halbiert,  so  geben  die  Hal- 
bierungsebenen die  Schwingungsebenen  der  beiden  aus  der  Plan- 
welle entstandenen  Wellen  an."*  In  einer  Weise,  wie  es  Stefan  thut, 
wird  sodann  die  Gleichung  für  die  Wellenfläche  berechnet;  aus  dtf- 
selben  ergeben  sich  die  zwei  Beziehungen  für  die  Strahlen ,  die  der 
Verfasser  in  folgendem  zusammenfasst:  „Die  Differenz  der  reciproken 
Geschwindigkeitsquadrate  zweier  gleichgerichteter  Strahlen  ist  pro- 
portional der  Differenz  der  reciproken  Extremelasticitäten  und  pro- 
portional dem  Producte  aus  den  Sinussen  der  Winkel ,  welche  ihre 
Richtung  mit  den  secundären  optischen  Axen  macht"  (theoretisdi 
von  Fresnel,  experimentell  von  Biot  und  Brewster  bestätigt); 
die  zweite  dieser  Beziehungen  lautet:  „Legt  man  durch  die  Bichtung 
der  Strahlen  und  die  secundären  optischen  Axen  Ebenen  und  halbiert 
die  von  diesen  gebildeten  körperlichen  Winkel ,  so  geben  die  Hal- 
bierungsebenen die  Schwingungsebenen  der  zwei  Strahlen  an." 

Die  Behandlungsweise  dieser  schwierigen  Thoile  der  mathe- 
matischen Physik  ist  dem  Verfasser  vollständig  geglückt. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Dritte  Abtheilung. 


Zur  Didaktik  imd  Pädagogik. 

flber  GyiDDasialpaBda^Ogik,  von  Oberstudiennith   Dr. 

►*1,  Gymuftfiiairector  und  ik.  o.  Professor  an  der  ÜnWer- 

Nach  des  Verfassers  Tode  horausjije^ebcn   von   Dr. 

iiasittlprofesaor  in  Ellwangea,  TübiDgen  1876.  Verlag 

UD  j.  j.  htrKeiihauer.  VIII.  2m  S.   AlBhabetiöches  Register  S.  287 

.  —  Pf.  5  M. 

Wfnü  Jemand  als  Batl]s:eb«r  und  Wegweiser  f&r  künftige  Gftu- 

wmUlihftf  auftritt,  indem  er  akademische  Vorlesungen  über  Gymnasial* 

f^da^Q^ik  hilt,  so  ist  wol  die  Frage  gestattet:  Ist  die  wissenschaftliche 

Wtä  Mntbche  Laufbahn  des  Mannen  von  der  Art  geweaai,  daas  sie  ihm 

€i  f&r  jenes  Unternehmen  erforderliche  Höhe  des  Standpunctef,  Weile 

im  Btidccs  und  praktiscbe  Erfahrung  gewinnen  liossV   Wir  glauben  im 

foflicgciid^m  Falle  diese  Frage   mit  Ja  beantworten  lu  dürfen.    Hirzel 

ttadile  «eine  theologiacben  und  philologischen  SStudien  in  Tübingen,  wo 

n  aoeh  eine  Preisaufgabe  Über  Aristoteles^  Poetik  löste,  und  begann  dann 

viac  lAofbahn  am  Fellenberg^schen  Institut  in  Hofwjl.    Von  dort  nach 

Virtt^mberg  zurückgekehrt,   war  er  ein  Jahr  lang  Repetent  am  theo- 

lifiicbeii  £»eminar  in  Tübingen  und  von  1835- 1^5  Eector  an  der  Latein- 

■illle  in  Nürtingen.  Hier  entfaltete  er  neben  seiner  Lehrtbiiigkeit  eine 

^fttfebreitete  erm*berische  Wirksamkeit,    wozu  ihm  besonder»  laUlreiche 

riftitiigliDge,  die  er  in  seinem  Hause   hatte,   Gelegenheit  gaben.    Iji 

2tit  fallen  mehrere  Hter arische  Arbeiten  aof  dem  pi»dagogiachen 

MieL  Die  umfaeeeud^te  ist  die  Sammlung  der  württembergiachen  Schul- 

pHlae,  iwcit«*  Abtheihing.   i^ntbaltend   die  Ueeetze  für  die  Mittel-  und 

liduciaien,    Eiui'  Zierde   di<?Her  Sammlung  und  von  bleibendem  Werth 

M  4ie  loo  H.  verfaost^  Einleitung,    bestehend  in  einer  Geschichte  des 

kAkfvi  Scholweeenn  in  Württemberg  seit  der  Reformation.  In  den  Jahren 

1N&-1)^  war  er  Profeesor  am  Seminar  in  Maulhronn^  wo  er  Äöglinge 

^m  11.*. IB.  J  '  Ml  classischen  8pT«chen  und  in  Geschichte  unter- 

ncfalMe.  Die  :c  Aqfgabo.  die  «  jclat  als  Uhrcr  und  Erzieher 

bdtii,  Itftam  ih«  hi.Tf  j^u  keiner  grosseren   i  '   kommen. 

l^lillff«  186a  wurde  ihm  dit*  i>t«lle  eines  is  i  u  fuStutt- 

ptt  ftWtlragen ,  «in  arb«iUvoUer  Posteii»  auf  dem  er  aber  sein  prakü- 


C22    K.  Hirsel,  Vorlesangen  über  GjmnasialpEedagogik,  ang.  r.  Kr 

1 4iches  Gcäcbick  bewähren  nnd  auf  seinen  z&blreicben  Visiiationereisen  dna 
'liebere  Basis  f&r  seine  paedagogiicben  Ueberzeu^ngen  gewinnen  konnte.] 
Nach   nur  vierjäbriger  Wirksfiinkeit  in  dieser  Stellung  erbielt  er  einen 
Ruf  als  ordentlicber  Professor  der  Philologie  nach  Tübingen,  Aasser  sei- 
ner Thätigkeit  im  philologiscben  Seminar  and  mehreren  vorherrschend 
exegetischen  Vorlesnngen  las  er  in  Folge  eines  be&ondem  Leb  rauf tra,g8 
wiederholt  über  G/mnnsialpiedagogik.   Im  Jahre  1864  übernahm  er  das 
L£ectorat   des  Tübinger  Gymn&einms^   behielt  jedoch   seine  akademii»chlfl 
^Thätigkeit  als  ausserordentlicher  Professor  bei  —  eine  Stellung,  in  wel-f 
eher  er  bis  zn  seinem    im  Jahre   1874   erfolgten  Tode   verblieb.   Wah- 
rend dieser  Periode  und  schon  froher  hat  er  etwa  30  «um  Tbeil  nmfang- 
reicbe  Artikel   für  Schmidts    piedagogiscbe  Encjklopiedie   geliefert.   In 
den  Vorlesungen   über  GjmnasialpfBdagogik  bat  er  den  Reinertrag   roo 
Einsichten  und  Erfahrungen,  die  er  bei  seinen  Studien  und  in  seint^n  ver*j^ 
achiedenen  amtlichen  Stellungen  gewonnen  und  gesammelt  hatte«  nidder-l 
gelegt,    und  so  durften  sie  nicht  nur  für  die  Candidaten  des  Lehraiuttfj 
^sondern   anoh    fOr  die  bereits    im  Amte  stehenden  Vertreter  deaselbea 
pjDUg  des  Belehrenden  und  Anregenden  bieten. 

Gehen  wir  jetzt  zu  einer  Besprechung  des  Buches  selbst  Übert 
liegt  eine  Vergleichung  mit  den  bekannten  Schriften  von  Nägelsbael 
«nd  Roth  über  Gymnasialp«dagogik  nahe.  Wenn  sich  Hlrzel  mit  diesed 
in  fielen  Puncten   berührt,   so  unterscheidet  er  sich  von   dem    erstereq 
doch  wesentlich  durch  eine  principiclle  Untersuchung  über  die  Berechtig 
gung  der  bestehenden  Mittel  und  Formen  des  Unterrichts,  welche  N&geb*] 
bach  einfach  voranssetzt,  vom  letzteren  dadurch  ^  dass  er  eine  von  vorn 
berein  anssichtslose  Erörtemng  unpraktischer  Vorschläge  vermeidet, 
auf  eine  weitgehende  Zalaasong  facultativer  Fächer  für  die  Schüler  dosi 
Obergymnasiums,  d,  h.  für  Secanda  and  Prima  der  norddeutschen  Gjm-^ 
nasieo   hinauslaufen;   wie  er  sich   denn  mit  Roth   überhaupt  in  einem 
Tielfachen,   wenn  auch   nicht  immer   direct  ausgesprochenen    Gegensati 
befindet.  Näher  betrachtet  ist  die  Gesammtstellnng  beider  zum  Gjmnauiifl 
der  Gegenwart  eine  grundverschiedene.  In  consequenter  Verfolgung  sei] 
Idee  der  Concentration   den  Gymnasialunterrichts  auf  Religion,    Latein 
Griechisch,   Franjösisch,  Geschichte  und  Geographie  nebst  den  in  jode 
Schule  zu  übenden  Fertigkeiten  (das  übrige  mit  Ausnahme-  des  deutsche 
Aufsatzes  wäre  facultativ,  so  dass  am  Ende  so  ziemlich  auf  jeden  Schule 
des  Obergymnasiams  ein  besonderer  Stundenplan  käme)  erklärt  Roth  den 
Gymnasium  in  seinem  jetzigen  Bestand  den  Krieg,  Hirzel  erkennt  desaeaf 
Gmndzüge,  wie  sie  sich  nach  und  nach  herausgebildet  haben,  als  zu  Bech| 
bestehend  an  und  gesteht  somit  auch  dem  mathematischen  und  nat 
wisien  Schaft  liehen  Unterricht  eine  ebenbürtige  Stellung  im  Gymnasium  tu\ 

Dieser   seiner  Grundstellung   gemäss    sucht  H,  in  den    zwei    ein 
leitenden  Capiteln  das  GjTunasium  als  nothwendij^*^i»8  Glied  in  der  Eefhl 
der  Mittel  zu  begreifen«  wodurch  die  höher  Gebildeten  die  nach  HiTxel*|( 
Ausdruck  zusammen  den  „leitenden  Stand**  ausmachen,  zu  ihrer  Bildun 
gelangen.  Sein  Wesen  und  seine  Bedeutung  und  unbestreitbare  Dignii 
bat  nun  das  Gymnasium  darin,  dass  es  Vorbereitungsan^tait  f\lr  die  Onli 


;  JSffipMif  Vötlfsiingen  ober  GjrouasiAlp»diigogik,  ang,  v.  Kraut.    ftS 

il  iil  ond  jwur  auf  Gnind  der  alt«n  Sprachen,  fliri^  Kenntnis  ver- 
^em  c!»fsi»cli  Gebildeten  einen  Hmuptvoraag  vor  jedem  dieser  Bü- 
dimg  Emtn  den  nSmltcb,  dass  er  queUenmaseige  Keuntnis  einer 

dff  IfCttUtini-  -  -  LLsierten  Menschheit  gemeinsamen  Grundlage  der  BU- 
dani*  bat  Dtti  ein  Theil  der  Jugend  uninittelbar  zum  Ursprung:,  tu  den 
(]acll«n  änr  Bildung  geführt  wird,  ist  vom  höchsten  Werth.  So  nur  ist 
tejDir  eine  «Phalani  von  tfvXaxtg  und  Conservatoren*^  da»  um  das  Zurßck- 
«fiken  in  die  Barbarei  m  verhüten.  Weiterhin  werden  denn  auch  die 
^  HbfigeQ  Gjmnadal^cher  nach  Stoff,  Mass  und  BehantJUitig  theils  von 
4iaMm  b5chst€n  Gesichtsptincte  ans,  thells  nach  ihrem  pmpcedeu tischen 
■^Birili  ffU  die  ünivenit&t,  theila  auch  nach  ihrer  praktischen  Bedeutung 
^^k  Lebeo  (denn  diesen  Gesichtapnnct  will  H.  keineswegs  ausgeschlossen 
^^Kmo)  In  den  ünti^rrichtsorgAnlfiraus  eingegliedert  Zunächst  aber  setzt 
I^Hll  ilir  Verfasser  mit  dorn  Realgymnasium  auseinander,  und  dieser  Er« 
^litauiig  Ut  der  grösste  Tliell  des  zweiten  Capitels  gewidmet.  S^!inc  Car- 
I  ffioftUtie  find  folgende:  Die  Realschule,  deren  Hauptfächer  moderne 
Utcnlltr,  Ifathematik  und  Naturwissenschaften  sind,  begnügt  sich  mit 
im  ktsCcu  Ergebnissen  der  Geschichte ,  den  Sprachen  und  dem  Leben 
im  modtmen  Welt,  mit  fl fichtigen  Bilden  anf  die  Vergangenheit,  ftlbrt 
ibff  PI  dffn  Erscbeinongen  dar  Natur ,  ihren  Kraffcen  und  Gesetzen  ond 
loa  iLnwendung  aufs  menschliche  Leben.  Das  Gymnasium  führt  durch 
fit  dittisehe  Literatur  und  die  Geschiebte  namentlich  des  ctassischen 
Altigthiiiia  zu  dem  Ursprung  unserer  Bildung,  beleuchtet  und  erkl&rt 
4k  Gigtfiwirt  aus  der  Vergangenheit  und  sucht  auf  der  richtig  erkannten 
Gifeswmrt  die  Zukunft  anfzubauen.  So  sind  die  Humanisten  die  Theo- 
IfHker»  die  Gelehrten;  die  Realisten  die  Praktiker,  die  Männer  des  Lebens. 
Uie  BOduAgswege  sind  auseinanderzuhalten,  und  man  hat  jeden  in 
lÜMr  S|»blr«  gewftbren  zu  lassen.  Im  Raiigjmnasium  dagegen  wird  das 
%mlliliiilicbe  Wesen  beider  gebrochen  und  abgeschwächt  Und  danun 
Il  iiwülbc  verwerflich.  —  Soll  aber  denn  wirklich  das  Gymnasium  blo« 
IlMntUier  bilden?  Und  gesteht  H.  nicht  selbst  dem  praktischen  Be- 
Urikii  dmm  entschieden  bestimmenden  Einfluss  auf  die  Wahl  und  Be- 
Isrftniig  der  üntcrrichtsf&cher ,  z»  B.  des  Französischen  im  Gymnasium 
nt  )laa  ti«bt»  die  Beweisführung  ist  eben  nicht  stringent;  auch  sonst 
fit|$  Ja  die  Starke  dt^ü  Buches  anderswo  als  im  Deduderen.  Indessen  ist 
aOttdlaf«  ein  von  H.  scharf  hervorgehobener  Punct  die  Achillesferse  des 
lülgyvsaaiums;  wir  meinen  die  prekäre  Stellung  des  Lateinischen  in 
lainlliLii,  wie  dies  neuerdings  ja  auch  Bonitz  In  den  Prensiisehen 
iikrbttdurr«  XXXV,  1875,  S.  143^162:  Die  gegenwirtige  Reformfrag« 
il  ftastfvtR  höheren  Schulwesen'  dargethan  hat. 

Im  dritten  Capitel  von  der  , Einrichtung  und  Unterhaltung  der 
i^yaiülcii*  erörtert  der  Verf.  mit  dem  Blick  des  gewiogttm  Praktikers 
^  iiefelBielit,  topographische  und  ökonomische  Seite  in  dem  Bestand  der 
^fjmutint  luid  macht  hier  z.  B.  auf  eine  Lücke  der  deutschen  Uuter- 
^llgütligtbung  bezüglich  der  Unterhaltungspflicht  der  Gymnasien  auf- 
^tam.  J^Qcb  Fern€r8tehonden  wird  es  von  Interesse  sein ,  o,  a.  das  in 
^M«ml>«rf  beatahende  Dnicum  von  zahlreichen  kleinen  LateinschuleD 


SM    K.  Mir  sei,  VorlesuEgen  über  Gjmna 


Opk*  mg,  V,  itroaii. 


(77)  in  einem  gediäng^ten  Ueberblick  biatorifich,  statlstiscb  und 
gisch  beleuchtet  zu  sabeu. 

Das  Yierte  Capitel  bespricht  die  „EiDricbtuug  der  GjrmaasJeQ^ 
I  und  zwar  aowol  die  äussere  Etnricbtung,  d.  h.  die  Localitaten ,  ab  nuc 
die  innere,  scblieesetid  mit  den  OmndLiuiea  eines  GymnasiaUehrplans,  Wii 
ins  vorigen  Capitel,  ao  hören  wir  in  diesem  überall  den  praktischen  SchQ]( 
raanii,  dem  die  Erfahrang  den  Blick  erweitert  nnd  geschärft  hat.  Im  Eh 
2elnen  ieien  hier  die  significanten  Beobachtungen  Über  das  reine  Fael) 
lebrersjstem,  wie  es  seinerzeit  in  Hofwjl  bestand,  die  gute  Beeprecha 
der  Combin&tion  vom  Classen-  and  Fachlehrersystem,  namentlich  im  Obeiq 
gjmnasium,  und  die  wolerwogene  Auseinandersetzung  über  ein-  und  iwe 
jabrige  Cursc  hervorgehoben. 

Die  beiden   folgenden  Capitel,  das  fünfte  über  die  „Unterricht 

fächer  im  Allgemeinen**  und  das  sechste,   das  umfangreichste  von 

über  „Behandlung   der  Unterrichtsfächer   im  Einzelnen**,  enthalten 

eigentliche  Didaktik.    Neben   vielem  lu^tructiven  ^   dem  man  sofort 

iall  schenken  muss,  findet  äkcb  auch  manches  Disputable.    Uebrige 

^  6s  ja,  wie  aus  dem  Schlusswort  hervorgeht,  anch  gar  nicht  die  Meä 

des  Yerf/s,  mit  seinen  allerdings  nach  bestem  Wii^sen  und  Gewiaseii 

gebenen  Entscheidungen   der  von   ihm   erörterten  Fragen   jedesmal 

[letzte  Wort  gesprochen  zu  haben;   sein  Hauptaugenmerk  war   vielmehr, 

•  für  diese  das  Interesse   seiner  Zuhörer  zu  wecken   und  öie  zu  weiteren 

»  eigenem  Nachdenken  und  Studium  darüber  7Ji  veranlassen. 

Zuerst  werden   nun   die  im  Gymnasium  zn  behandelnden  Uut 
^  Tichtsgegenstande  und  deren  Reihenfolge  dargelegte  Man  kann  bezüglietl 
der  obersten  Ctaesen  fragen,  ob  die  Alterthümer  in  besonderen  Lectionenl 
2Q  bebandeln  seien.  H*  vemeiot  es.  Wir  halten  uns  dabei  nicht  auf  undj 
I  theilfln  seine  Ansicht  über  die  philosophische  ?rop«deutik  mit.  Für  ( 
I  verlangt  er  eigene  UnterrtcbtsstuDden   nnd  verwirft  das  Verfabreü ,  wi^ 
\  es  in  dem   preossiscben  Minis terialerlass  vom  7.  Jan.  1856   eingehalt 
llstt    die  philosophische  Proptedentik  versteckt  im   deutschen  Ui 
l  unterzubringen ,   ein  Verfahren,   das   durch  Rescript   vom  13.  ; 
^1862  nicht  wesentlich  geändert,  dm  Faches  aber  ebensowenig  würdig  töt  | 
als  der  verfügenden  Behörde.  Dem  naturgeschichtlichen  Unterricht  rüam^ 
Hirzel,   obwol  sichtlich  mit  schwerem  Herjen,   einen  Platz  in  Secun 
ein.    Wir   stimmen   hingegen    dem   von  Bender  im  württembergischen^ 
Coirespondenzblatt  1875,  S.  72  Ausgeführten  bd,   der  übcreinstimmeii*! 
.  jnit  dem   preus^sischen  Lehrplan  die  Naturgeschichte  in  die  antem  und 
■mittlem  Classen  verweist. 

Wus  die  Behandlung  der  Fächer  im  Einzelnen  betrilft,  so  müssen 
wir  bitten,  das  schöne  Capitel  im  Buche  selbst  nachzulesen*  Doch  seien 
uns  zur  Chanikterisierung  einige  Mittheilungen  daraus  ge&taitdW 

Der  Abschnitt  über  das  Lateinische  und  Griechisch  -    -.1-  =  .. 

u.  a.  treffliche  Winke  über  Mass  und  Art  der  Vorbereitung,  U< 

.4^r  Leetüre  im  Unterricht,  über  Composition  ubw*   und   bcüuadcxe  iibc 

[das  Frivtttstudium,  das  H.  in  Prima  nach  freier  Wahl  des  Schülers,  ab 

unter  Leitung  und  Berathung   von  Seiten   des  Lehrers  gepflegt  wla»»n 


Lpai 


rid^  VorlesuDg^D  über  GjmnMUilp<a&dAgogik,  ang.  t.  Kraut    §t5 

Am  Isebitett  sind  ihm  philologische  Fnvatstadien.  Er  schljesst  je- 

^a&ck  AadiTf  Gt^biet«  nicht  einseitig  aqs.  Am  wenigsten  Raam  möchte 

lltijchen  Litemtür  und  der  Geschieht«  gönnen,  weil  hier 

b?»t€n  liegt,  dass  der  Schüler  ?orherrschend  auf  ünter- 

G«fiie  wird  man  ferner  dem  nüchterDen  Urtheil  über  den  Unter- 
hu  FrftiitdBischen  jsustimmen.  Dieser  soll  grammatische  Solidität 
IprmkÜscbe  Branchharkeit  vereinigen.   Allein   der   letzte  praktische 
freier  mündlicher  und  schriftlicher  Gebrauch  der  frauKösitichen 
,  kum  vom  Gymnasium  nur  angebahnt,  nicht  vollständig  erreicht 
DIm  ftsehieht  erst  doich  Aufenthalt  unter  einer  frantosiach  reden- 
taftbang. 
Besfl^lch  der  dentscben  Ausarbeitungen  hält  H.  an  dem  didak* 
Gmndats  fest:  das  Gymnasium  ist  keine  Schule  der  Production, 
mne  Schale  der  Reception   und  Reproduction,   nnd  uuter- 
Stnfen:  die  einfach  reproducierende ,  die  disponiere ude ,  die 
üe  construierende.  Folgende  vier  Aufgaben  würden  z.  B. 
rentieren:   1.  Kurze  Darlegung  der  Verhandlungen  des 
cffond  die  Verartheilung  der  Catilinarier  nach  Sallost  oder 
Thema  und  Disposition  der  Heden  des  Cäsar  nnd  (!ato  bei 
3L_  Vergleichung   dieser  beiden  Reden   nach  Form   und  Inhalt; 
chtignng  der  im  Senate  anagesprocheneu  An- 
bete gefiusten  Bescblu^sei.  Es  wäre  natürlich  i^n 
fftt.    V.   iu..  num  nun  im  ersten  Jahre  des  Obergymnasiums  lau* 
repnh  i  im  iweiten  lauter  disponierende  Arbeiten  macheu 

Aber  doch  werden  die  Aufsätze  bei  richtiger  Behandlung  in 
«ich  überwiegend  auf  den  beiden  ersten,  in  Prima  auf  den  bei- 
Stnfen  bewegen, 
Waa  den  Religionsunterricht  betrifft,  so  geht  H,  von  dem 
Stil«  am:  die  Religion  hat  \,  eine  Geschichte  nnd  ist  2.  ein  Inbegriff 
!«•  Waliflieittfii ;  sie  kann  und  soll  gelehrt  werden.  Bekanntlich  hat  sich 
der  Briefe  über  Berliner  Erziehung,  der  im  Frühling  1872  in 
ene  Berliner  GymnasiaUehrer,  Dr.  F.  Marquard,  in 
bm  erregenden  Schrift  über  nationale  Eriiehung  S.  104  ff. 
kltu0  des  ReligionBunterrichtes  aus  dem  Lehrplan  des  Gym- 
den  dermalen  vorhandenen  Verhältnissen'  erklärt.  Hirzel 
BAU  aber»  das«  der  Staat  für  denselben  sorge  nnd  diese  Sorge 
•  Htn^  daaii,  wenn  an  einer  Anstalt  die  Mischung  von  vielerlei  Reli* 
etUcbaAen  lo  pro»s  sei,  dass  keine  wesentlich  präponderiere, 
[ciftieliK'n  Religio u^;^''  Seilschaften  überlaste.  Wir  können  sdnen  Aus- 
nicbt  in>*  EjJizelno  folgen,  üeberall  jedoch  tritt  dem  Leser 
dtr  theologisch  gebildete  Mann,  sondern  auch  der  Mann  von 
msd  prakti^.hcm  Verstand  wohlthuend  entgegen.  Hören  wir  t.  B^» 
tkli  Aber  dvu  rvli^'iosen  Standpunct  des  Religionslehrers  aus- 
«Maii  darf  es  nicht  Tergeasen:  es  bandelt  sich  bei  dem  Lehrer 
DttttlJQgfnd  nicht  nm  eiiie  festgezeichnete  und  abgegrenste 
€,  wirwr»!  ei  lelir  ^wünscht  ist,  wenn  diese  neben  andern  notb- 
r.  i.  aai^TT.  ojmti.  t»77    in.  DvIl  15 


8t8    JSl.  Hirsel,  Vorlerongen  Über  Gymnasialpflsdag^ogilr,  tng,  y. 

wendigen  dldaktiscben  tiod  piedogo^schen  £igoDscbiift<*n  vorhandeG  iifj 
fiondern  es  handelt  sich  dabei  mehr  um  die  Fähigkeit,  die  Jageud 
gewinnen  för  die  Sacfce  durch  Ernst*  Wärme,  Gewissenhaftigleit  qnl 
Gründlichkeit,  aie  in  lauterer  Einfalt  und  ohne  Vorartheil  zu  den  Quclf 
len  2U  leiten,  sie  zu  behüten  vor  üeberschreitungen  und  Üebergriffen 
^in  ihnen  noch  verschlossenes  Gebiet.  Zu  diesem  Zwecke  sind  orthodo« 
Eeligionslehrer  willkommen  ^  aber  auch  nichtorthodoie;  ob  sie  aber 
eine  oder  das  andere  sind,  wir  verlangen  von  ihnen,  dass  sie  die  Schfl 
religiös  anregen,  erwärmen^  belehren,  auf  dem  Standpunct»  auf  welche 
sie  beschrÄnkt  sind,  befriedigen.**  Dieses  Votum  wird  nun  vom  thel 
logischen  Standpunct  aus  keinen  von  beiden  Theilen  befriedigen,  df 
liberalen  Theolögen  nicht,  weil  es  der  Ürthodorie  zu  viel  einiiumtT 
streng  orthodoxen  nicht,  weil  diesem  die  Orthodoiie  nicht  blos  ein 
pädagogisch  willkommene  Qualität,  sondern  condicio  sine  qua  nan  tini 
guten  Religionsunterrichts  ist.  Aber  von  dem  Gesichtspunct  einer  leite: 
den  ünterrichtsbehördc  und  dei  Wohles  der  zu  unterrichteB 
den  Jugend  aus  wird  sich  gegen  jene  Entscheidung  nicht  viel  eii^ 
wenden  lassen.  Bezeichnend  wenigstens  dürfte  die  Thatsache  sein, 
an  der  eigenen  Anstalt  des  Verf/s,  an  welcher  der  Unterricht  in 
mässigt  orthodoxem  Sinn  gegeben  wurde,  in  einer  Reihe  von  Jahren  OQ 
einmal  ein  Vater,  und  zwar  ein  radicaler  Schriftstoller  (vielleicht  »oc 
dessen  noch  radicalere  Frau)  seine  Sohne  vom  Religionsnuterricht  disp 
aieren  Uess,  während  um  dieselbe  Zeit  in  einer  nicht  im  Rufe  zu  Biri}l| 
ger  Orthodoxie  stehenden  Universitätsstadt  der  Schweiz  zahlreiche 
aorgte  Väter  Dispensation  von  dem  Religionsunterricht  eines  heterodoiri^ 
Theologen  fUr  ihre  Söhne  nachsuchten. 

In  hohem  Grade  frappiert  hat  uns  dagegen  der  Satz  S.  129 :  «Ueb 
gens  ist  da,  wo  ein  vom  Staat  oder  der  Gemeinde  angestellter  Lehrer 
Religionsunterricht  einer  Kirche  ertheilt,  derKirchenbehdrde  dl 
Controle  desselben  vorzubehalten.**  Wir  denken  so.  Von  ein« 
der  Kirche  zuzugestehenden  Cognitionsrecht  über  die  Person  eines  rd 
8taat  oder  Gemeinde  anzustellenden  Lehrers,  mag  er  nun  in  HellgiOj 
oder  i«  andern  Fächern  zu  unterrichten  haben,  kann  der  Natur  der  i 
nach  schlechterdings  nicht  die  Rede  sein,  ebensowenig  aber  auch  üb 
Inhalt  und  Form  seines  Unterrichts,  Die  Kirche  hat  eben  einfach 
das  Gymnasium  nicht  hiueinzu regieren.  Für  den  Fall  aber,  dais  eil 
mal  ein  Relfgionslehrer  durch  sein  Auftreten  im  Unterricht  dem  rtlj 
giösen  Gefühl  und  Bewusstsein  seiner  Schüler  zu  nahe  tritt,  wird 
leitende  Behörde,  d.  h,  in  erster  Linie  der  Director,  auch  ohne  klrchlicS 
Beihilfe  das  Richtige  zu  finden  wbsen.  Anders  gestaltet  sich  natttrlid 
die  Sache  bei  Unterrichtsanstalten  für  Ausbildung  künftiger  Kirchs 
diener.  Hier  ist  es  aber  dann  der  Staat,  welcher  sich  die  oberste  Cont 
Über  Unterricht  und  DiscipUn  vorzubehalten  hat.  Wir  sind  lebhaft  fib 
«engt:  aufmerksam  gemacht  auf  den  Widerspruch  der  obigen  Con 
mit  seinen  eigenen  kirchlich  politischen  Anschauungen,  die  sich  weit 
hin  durchaus  nicht  verbergen ,  hätte  er  dieselbe  augenblicklich  tMrfici 
gwogen. 


FAtmI,  TorlesiiDg«Q  dber  GjmntLsiJilpiBd&^ogik,  ang,  r,  Kraut,    itl 

Plan  und  Bebaudlong  des  Geschicbtgunterrichts.  eines  ron 
ielbit  mit  Vorliebe  betriebenen  Faches,  legt  der  Verf.  sowol  für  das 
ilj  für  das  untere  Gymnasium  in  belehrender  und  anziehender 
dar.  unter  an  denn  wird  hinsichtlich  dieses  Unterrichts  der  Werth 
dei  (Men  TortragB,  den  man  neuerdings  so  hoch  anzuschlagen  gewohnt 
kt^  titf  ilaci  richtige  Mass  znri^ckgeführt,  H.  verwirft  ihn  geradezu,  wenn 
Xehrtr  das  von  ihm  Vor^^u  tragen  de  nicht  genan  memorieren  könne, 
er  daan  riskiere,  das  Beste  zu  vergessen  und  in  einen  zeitranben* 
^«rftreJehihnm  hineinzugerathen.  ^Ein  wolausgearbeitetes  Manuacript, 
dor  Lehrer  rait  Ausdruck,  Ruhe  und  Energie  unter  Hervorhebung 
wicittigvten  Momente  vorträgt,  leistet  dasselbe  wie  ein  freier  Vor- 
Hilf.*'  Ton  wörtlichem  Nachschreiben  könne  hiebei  freilich  nicht  die  Rede 
«in;  dief  iei  anch  atisdrücktich  zu  verbieten.  Notizen  könne  sich  der 
ikr  timocrhin  machen »  auch  das  Vorgekommene  in  einem  ansftlhr- 
Lehrbuch  f^r  sich  nachlesen;  aber  das  sei  von  dem  Lehrer  zu 
«  daa§  er  in  jeder  Stunde  das  Wichtigste  seines  Vortrags  den 
in  einem  kurzen  Besume  als  Anhaltspunct  für  die  Repotition 
Diesem   '  gebe  er  vor  BenÜtiURg  eines  Lehrbuchs   in 

4ir  L^ctloQ   mit  iten  Erläuterungen   des  Lehrers   den  Vonug« 

Wai  daa  ünttffTmnasinm  betrifft,  so  erklärt  H.  das  ausdrucksvolle  Vor- 
Upm  f!it«r  HandbQchert  welche  das  Detail  lebendig  und  quellenmasaig 
Itfilatlf]!,  fftr  durchaus  luUssig.  Von  der  biographischen  Behandlung 
Itf  OcKkidite  h&lt  er  nichts ;  auch  schon  auf  der  untern  tiStufe  solle  der 
tocUdilrantoiTicht  zusammenhängend  gegeben  werden,  Dass  aber  auf 
^Mn  Stufe,  nachdem  in  den  beiden  ersten  Jahren  die  israelitische  Ge* 
«Uditfl  in  Verbindung  mit  einer  „Anschauung  von  Palästina  und  den 
Vftlkfe>id«Q  lindem  von  Vorderasien  und  Aegjpten**  behandelt  ist,  das 
ime  dritte  Jahr  auf  orientalische  Geschieht«  verwendet  werden  soll, 
&  Ul,  daa  will  uns  nicht  einleuchten. 

In  der  Geographie  will  H.  nicht,  wie  von  manchen  Seiten  vor- 

fiwhli^i  III  wird,  mit  der  Heimat  beginnen,  sondern  mit  der  Orientierung 

lacbQWboj  und  Planiglobien ;  9— lOjährige  Knaben  begreifen  dies  ganz 

fil  «nd  werden  so  von  vornherein  ein  richtiges  Bild  von  dem  Schauplatz 

iff  Btttchefigeschichte  bekommen. 

^^-      Das  siebente  Capttel   behandelt   die  Disciplin.    Hier  geht   der 

^^■t  viirfer  auf  die  Grnndanschannng  vom  Gymnasium  zurück.    Es  ist 

^^B^hoU  f&r  die  Untversitlt ,   und  wie  in  demselben   der  Schüler   bei 

HBm  Sclmlarbeiten  nicht  selbständig  prodn eieren  soll ,  so  soll  er  auch 

iMl  nth  aQs«<*Q  sich  alt  selbständiges  Mitglied  der  Gesellschaft  pro- 

iiBitiw,  Von  difi«m  Gesichtspunct  aus  ist  der  V^erf.  gegen  Wirthshans- 

kMck  «ftd  Tabak  rauch  en ,   gegen  dajt  Fechten,   Cxcreieren,   Retten  und 

fmmik  der  Gfmnasiasten,  lässt  aber  Ausnahmen,  besonders  bei  weit  vor- 

CBebritl«»fr  kOrpfTlicher  Reife  lo.  Es  ist  wol  kaum  nöthig  zu  bemerken, 

4i^  warn  i€f  V«rf.  das  Erlernen  der  eben  genannten  körperlichen  Fertig- 

kite  all  f«rüiÜit  fQr  den  Gymnasiasten  verwirft,  dadurch  da«  Turnen 

ik^QjBUliMlalfkeh  nicht  berührt  wird    Was  das  Leben  der  Schüler  ausser- 

Scbul«  betriff  lu  warnt  H.  davor,  demselben  poliieiüch  naoh- 

15* 


tÜH    K,  Hirsel,  VorlefiQOgen  ill>€r  Gymnasial  Pädagogik,  Mg.  v* 

juspüren  als  vor  einer  der  Schule  unwürdigen,  zumal  in  grösseren  SUdli 
meistens  ejfolgloaen  Sache.  Dagegen  räth  er,  inöglicbst  Fühlung  mit  <  _ 
Elttirn  zu  halten,  bespriclit  weiterhin  Prüfungen,  Schulieugnis^e  mi^ 
Ferien,  und  urtbeilt  klar  and  besonnen  über  Location^  Prämien  und  Stnto. 
Hit  Eecht  tritt  er  hier  der  Überzarten  Ansicht  Thaulow's  entgegen, 
dass  durch  körperliche  Züchtigung  das  Verhältnis  zwischen  Lehrer  und 
Schüler  gelöst  werde.  Die  besten  Büttel  freiliGb  von  Seiten  des  Lehrern, 
am  den  jungen  Menschen  in  Zucht  zu  halten,  darauf  kontmt  auch  R 
hinaus,  Bind  eine  imponierende  Persönlichkeit  und  ein  gründlicher,  f^mseln- 
der  Unterricht* 

Im  achten  and  letzten  Capitel  wird  mit  ausführlicher  BegrlLndoog 
die  Berechtigung  derMaturitÜtiprüfung  gegen  die  angesehenen  Auto- 
ritäten, die  sie  bekämpfen,  in  Schutz  genommen  und  ihre  zweckmässigale 
Einrichtung  erörtert. 

Bass  in  dem  Buche  kein  besonderes  Capitel   über  die  Ausbildn 
zum  Lehrerberuf  vorhanden  ist.   Über  welche  NägeUbaeh  und 
ziemlich  ausführlich  handeln,  möchten  wir  ihm  nicht  als  groasen  l 
anrechnen«  Wir  glauben  auch,  falls  R.  etwa  bei  spaterer  Ueberarbeit 
einen   solchen  Abschnitt   beigefügt   hätte,   wäre  er  ziemlich   kun   ans* 
gefallen.  Bei  aller  Begeisterung  für  seinen  Beruf  widerstrebte  es  dem  Mm 
Rcheidenen  Manne,  seinen  Zuhörern  Paräneaen  zu  geben;  und  wenn  z.H 
Nagelshach  an  ein   paar  Stellen   seiner  Gymnasial pasdagogik   alle   mög- 
licüen  Vollkommenheiten  aufzählt,   die  in  einem  Lehrer   vereinigt  s^ein 
sollten,   wem  hilft  das  etwas?   Ebensowenig  lag  es  in  üirzers  A^ 
eine  Kritik  der  für  Ausbildung  künftiger  Gymnasiallehrer  besttl.. 
Einrichtungen  zu  liefern.   Wenn  daher  der  Herausgeber  in  der  Vi  i:<ii 
Bich  für  das  Fehlen  des  genannten  Capitels  auf  den  immer  noch 
stehenden   Mangel   einer   festen  Abgrenzung   des  Stoffs   der  Gymri 
ptedagogik   beruft  und  für  den  Verfasser  einer  solchen  Freiheit 
Auswahl  desselben   beansprucht,    so  sind  wir  auch  aus  andern  Gr 
gerne  bereit,  diese  Freiheit  zu  gewähren. 

Sollen  wir  schliesslich  noch  etwas  über  den  Gesammteindruck  ^ 
den  das  Buch  uns  hinterlassen  hat,  so  möchten  wir  als  Hauptchn 
sug  desselben  einen  gesunden  Realismus  im  besten  Sinne  des  V^or 
bezeichnen.  Wenn  nämlich  der  Verf.  einerseits  der  Aufgabe  des  Gy 
nasiums  ihre  sehr  bestimmten  Grenzen  steckt,  so  dringt  er  dai 
seits  auf  wirkliche,  gediegene  Leijstungen  innerhalb  dieser  l» 
Grenzen,  und  gibt  die  praktikabeln  Mittel  und  Wege  an,  um  zu  jene« 
Leistungen  zu  gelangen,  nicht  eigenwillig  dem  Fortschritt  sich  verschlief 
send,  aber  das  Neue  mit  ruhigem  Blicke  prüfend,  ob  es  auch  wahr  und 
ob  es  heilsam  sei*  und  gerade  darin  möchten  wir  noch  einen  besondiTti 
nicht  zu  untejnschätzenden  Vorzug  des  Buches  duden,  dass  es  mit  man- 
chen zum  Theil  anspruchsvoll  auftretenden  Theorien  und  Vorschlüi^e». 
wie  z,  B.  Beginn  des  Sprachunterrichts  mit  dem  Griechischen  oder  gar 
mit  den  modernen  Sprachen,  des  geographischen  Unterrichts  mit  der 
Heimatkunde  u.  dgL  entweder  einfach  aufräumt  oder  ihren  Werth  aof 
das  richtige  Mass  herabsetzt.   Dem  wolmotivierten  verwerfenden  Votum 


JL  JBnei,  Yorlenngen  über  Gyronasialpedagogik,  ang.  y.  Kraut.    229 

ikr  den  Betrieb  der  Stenognpbie  im  Gymnasium,  welches  er  gelegent- 
lidi  abgibt,  mOchten  wir  in  den  weitesten  Kreisen  Beachtnng  wünschen. 
Die  adminietratiTe  Seite  im  Bestand  des  Oymnasinms  ist  wol  noch  nir- 
foidt  in  aller  Kürze  so  erschöpfend  besprochen  worden.  Diesem  Charakter 
teBvebea  eatapricht  ancb  die  schlichte,  hie  nnd  da  sogar  etwas  spröde, 
akr  Imner  Ton  warmer  Hingebung  an  die  Sache  getragene  Darstellung. 
M||i  mur  auch  künftig  unserem  Gymnasium  stets  eine  starke  Phalanx 
«M  MfauMm  IQ  Gebot  stehen,  die  in  dem  gleichen  Sinne  wie  unser  Verf. 
m  Gjnuttdaiii  wirken  und  für  dasselbe  bilden :  so  darf  uns  um  dessen 
bkoölt  nidit  bange  sein. 

Mit  Bocbt  hat  der  Herausgeber,  dem  wir  für  die  gebotene  Gabe 
Mftklitig  danken,  das  Manuscript  in  der  Gestalt,  wie  es  der  Verf.  für 
iriaeToriesnngen  ausgearbeitet  hatte,  nur  mit  unbedeutenden  redactionellen 
Alindieningen  lum  Abdruck  bringen  lassen.  Indessen  hätten  Ton  ihm 
«toelMidat  der  Pieiit  gegen  den  Vater  kleine  Unebenheiten,  wie  z.  B. 
dMi  das  ihuiaSeiaehe  Dictum:  num  maiitre  est  man  ennemi  S.  222  Anm. 
iweimal  wörtlich  citiert  wird,  dass  S.  211  zwei  sich  wider- 
le  Aenaaerungen  über  die  Lesung  philosophischer  Schriften  Cioero's 
nlöf  nebeneinander  stehen  geblieben  sind,  und  einige  untergeordnete 
fmüHe  mit  leichter  Mühe  beseitigt  werden  können. 

Seminar  Scbönthal  (Württemberg). 

Prof.  Kraut 


Vierte  Abtheilung, 


Miscellen. 


(Stiftung.)  —  Bei   der  gräflich  Löweaburg^schen  Stud^oi 
Siipendienstiftung  ist  aus  den  verfügbareo  Ueberachüssexi  des  Stiftuo 
capitak  ein  zehnte»  Stipondinm ,  jährlich  300  fl,,  respective  400  fl. ,  i 
der  BeatJramuBg  für  adelige  Jünglinge  nngariacher  Kation  creiert  fior^ 
den  (Min.-Act  Z.  3180  v.  J.  1877). 


(Schenkungen.)  —  Der  k.  L  Militärverpflegaveiwalter  io  Pen- 
sion, Josef  Enge,  in  Wien  hat  aus  dem  Nachlasse  seines  verstorbenen 
Ötiefbohnes  dea  Privatdocenten  der  Mathematik  an  der  Wiener  ünifer- 
eitat,  Dt»  Hermajin  Frotnbeck,  neuerlich  (vgU  S*  151)  eine  Saramlnng 
von  Büchern  als  Geschenk  für  die  Wiener  Ünivereitatebibliothek,  die 
Bibliothek  an  der  Wiener  Akademie  der  bildenden  Künste,  ferner  für  dof 
hiesige  akademische  Gymnasium  und  das  ßealgymnasium  im  IIL  Bezirke 
mit  der  Bestimmung  geschenkt,  dass  jene  Bücher,  welche  sich  in  den 
Bibliotheken  der  letztgenannten  beiden  Anstalten  schon  vorfinden,  ao 
dürftige  Schüler  derselben  vertheilt  werden  sollen*  —  Die  Witwe  des  ver- 
Btxjrbenen  Südbahn-lnspectors,  J.  Hall,  hat  die  von  ihrem  Gatten  hiütvr 
laasene  reichhaltige  Bioliothek  technischer  Werke  der  technischen  H  ' 
schule  zu  Graz  gcschenk weise  überla&sen* 


(Vogt,  Dr.  Theodor,  Prof.  an  der  Univ.  Wien,  und  Sallwftrk, 
Dr.  E.  von,  Prof.  nnd  Vorstand  des  Eealgymnasiums  und  Pädagogiums 
in  Pforaheirai    J.  J.  Rousseau  —  L  Hälfte   (Band  VI   der  Bibliothek 
pädagogischer  Classiker).    Laugcnt^alza.   Druck  und  Verlag  von  Hermann 
Beyer  &  fc^Öhne  1876.   8.  399.    ö".)  —  Die  von  Friedrich  Mann    heraus- 
gegebene Bibliothek   pädagogischer  Classiker   bat   sich   bekanntlich   die 
dankenswerthe  Aufgabe  gestellt,  die  Arbeiten  der  bedeutendsten  Denker 
auf  dem  Gebiete  der  Pädagogik  ans  älterer   und  neuerer  Zeit  in  -^iii  r 
neuen  Sammlung  zu  vereinigen,   um   dadurch  einen  lebendigen  Eir«Mi  k 
in  die  Geschichte  der  Pädagogik,  in  den  historischen  Entwickol 
des  Eniehungsbegriffs  zu  erleichtern  nnd  so  besonders  die  alt*) 
im  Zusammenhang  mit  der  Culturstufe  ihrer  Zeit  und  den  pratii 
Erfolg  kennen  lernen  zu  können,  den  die  epochemachenden  päaagogii  i 
Schriften  auf  Erziehung  und  Unterricht  gehabt  haben. 

Der   uns   vorliegende  VI.  Band   entspricht   diesem  Progranun  in 
trefflicher  Weise.  Er  zerfallt  in  zwei  Theile,  Der  erste  i^TitlitUt  <laÄ  Li^hm 
J.  J.  Rou&aeau^B  aus  der  Feder   eines   der  gründüeli 
Philosophen,  Prof.  VogtX  welcher  seine  früheren,  in  ti 
der  Wiener  Akademie  (Bd.  63,  Jahrg.  18^)9)  erschienenen  Unter 
durch  viele  Ergänzungen  erweiterte.   Mit  Kecht  bemerkt  der 
Einleitung,  dass  ein  eindringendes  Verständnis  der  Lehren  dit&a  Fada 


MisceHeD. 


231 


-^rgung  seines  L^ibens  und  soiuer  Entwicklung  tut  noth- 
setzang  habe^  ganz  abgesehen,  dass  man  ge^cniib^r  einem 
d^i  wie  KoQssean  als  Tugend prediger  mit  solchem  Scnwung  für  die 
Tl^faiil  ein^treten  und  so  energisch  gegen  verlotterte  Sitten  geeifert, 
ks  m  doKUAUS  mut  dem  Gebiete  der  jiräk tischen  Philosophie  sich  be- 
lifl.  «fne  in  erfahren  w&nftdit,  ob  er  seine  Gedanken  aucli  im  Leben 
bciioit.  ch  dir*  *^r-r^Hie  seiner  Lehren  auch  die  neines  Lebens  ge- 
wmUL    I>ie  bloL  Aufgabe   ist  aber  nicht  bald  schwieriger  ab 

l«i  BoiMftttiu,  d„.  ..-..^  seine  „Bekenntnisse'*  in  parteiischer  und  maw- 
|ittiii)iif  Weiie  Torgegriäen  und  über  welchen  mehr  verwirrend  als  klaiend 
m  Tei9eld#deDaten  Urtheile  gefallt  worden«  Prof.  Vogt  hat  duichaas  ana 
lia  cnten  QQi;llen  geschöpft  und  die  Selbständigkeit  seiner  Meinung  durch 
kiittt  Dajit<iUung  beirren  lassen.  Mit  aosführlicher  Klarheit  i$t  die  Geistes- 
Mlakkiloai  dea  Philosophen  verfolgt  und  dargelegt.  Die  Erzählung  ist 
«od  »irgd&d  in  nhilosophificheB  Dunkel  genSillt. 
)a  zweite  Theil  des  Werkes  8. 126  enthält  die  Ueborsetzung  des 
odtr  fkber  die  Erziehung*»  von  Dr.  £.  von  Sallwürck,  die  sich 
^urii!  --—  -  ^m  liest  und  durch  eine  Anzahl  unter  den  Text  ge- 
ti^i  in  passender  Weise  das  Verständnis  erleichtert.  — 

A1aaUu»..,^   ..^  Werkes  ist  eine  gute. 

(Otto  Heinrich^  Archäologisches  Wörterbuch  zur  Erklärung 
m  tu  de«  Schriften    i^ber  christliche  KunfitAUerthÜmer  vorkommenden 
Ktaftausdracke.    Deutsch,  lateinisch,   französisch   und  englisch.    Zweite 
rnrntÜotU  Autlage,  bearbeitet  vom  Vf,  unter  Mithilfe  von  Otto  Fischer. 
I^ßßb  H-lt^hnitten,  Leinziz  18i7,  T.  O.  Weigol.  (VIII.  488  S.  $•.)  - 
"^      '  ^~         '  Ic'ses  Wörterbncn  war  bereits  in  seiner  ersten  vor  zwanzig 
lenen  Ausgabe  den  Fachgenossen  wie  den  Freunden  der 
«iiu%'  j    »eine   K^ichnAltigkeit   und  Verlässlichkeit,   seine  Prädsion 
luaCassende  Benutzung  der  bezüglichen  Literatur  ein  vielbenutztes, 
achtes  Nachschlage  buch,  obwul  es  sieb  nur  auf  die  Kunst  des 
Itefi   beschrankte.   Die  gegenwärtige  Ausgabe  zeigt  eine  Erweite- 
fiQf  niidi  doppelter  Richtung,  indem  der  Vf.,   angeregt  durch  die  be- 
toliftdtii  Ergebnisse  der  neueren  Katakomben  forsch  ungen»  auch  das  Gebiet 
km  altclinstlichen  Kunst  sowie  auch  die  Renaissance  heranzieht.  Es  wer- 
hm  dftlxi  dk  bildenden  Künste,  besonders  die  Baukunst,  das  Kunstbaud- 
•i^  Coaliaie,  Waffen,  Hausgeräth  etc.  berücksichtigt  und  die  Kunstaus- 
f  dnrdi  285  gute  Holzschnitte  erläutert,  die  zum  Theil  nach  Original- 
mmgtm  ^n^efertift,    mm  Theü   gnten   Quellen   entnommen    sind, 
Yeneicliius  8.  *83  ff.  der  Vf.  zu^.  llt.   Die  Vollständigkeit 

I»  WAftarvoomths  Läsat  wenig  zu  wünsci  wie  dies  von  dem  auf 

km  Gebi^-    '^-  '-'"*  ''-^*— ^irhen  Kunsi*:'-^Liiutito  so  bewährten  Autor 
n  cnraft«  isgabe  dürfte  nur  der  auf  die  antike  Kunst 

Mlfjiclic  .»■^..  .....ry.  ^v^.^zun&r  und  Kachbesserung  bedürfen.  —  Die 

iMWiHmif  ist  eine  sehr  guie  und  aie  Wahl  der  Antiqua  statt  der  früheren 
linfi  zu  loben.  

L_  gtn'^pbontta,)  —  Da  der  Raam  dieses  Blattet  lu  enge  lat,  um 
zugehen,  ausführlich  besprechen  zu  können,  so  wer- 
H^hrnnken.  manche  fdr  die  Schule  bestimmte  ßücher^ 
I  nur  neue  Aufiagea  schon  bekannter  Hilfsmittel 
ttBir  rz  aaznzeigen  und  gelegentlich  mit  einigen  Be- 

mt^kuiagvv  ;.n  ui  4:11  ii<  II  Dcn  Anfang  machen  wir  mit  einigen  Büchern, 
4m  Zweck  es  i^t  das  Vcr^tändniss  XeDophon's  in  der  8clhule  zu  ?er- 
aJH^I^  V...  Xf  nonhon's  Kvropä die,  für  den  Schttlgebrauch  erklärt 
ml  libach**,  lii'jiTt  <W  er?to  Heft  in  dritter  Auflage  (Leipzig, 

iMßi- ->r.  D«ir  borgfältige,  sehr  praktiscb  eingerichtete  Commentar 

M  it  dieser  Anlage  mehrfach  ergänzt  und  verbessert  und  kann  daher 
uldü  B^t«  rmp^hlen  wt-rden    Weniger  kann  man  sieh  mit  der  Teitea- 


Miscellen. 

recension  dnverstanffet»  erklRreti,  bei  welcher  derVerf,  dem" 
bjtanus  mit  Unrecht  ein  allzugroüses  Gewicht  beilegt.  Eine  gjcl 
GrnDdlaffc  für  die  Teit^jskritik  der  KjTopadie  kann  freilich  erat  i 
die  VcigTeicliiing  von  einer  oder  der  anderen  bisher  noch  nicht  benl 
HandfichTift  erzielt  werden.  Auch  jener  Theil  der  Einleitan|r, 
der  Verf.  nach  dem  Vorgänge  Butter'»  der  Kyropädie  den  Cna 
Komanea  abspricht,  muss  als  verfehlt  bezeichnet  werden»  Dia] 
rabilien,  f^r  den  Schulg^ebraiich  erklärt  von  R.  Kühner",  siq 
fTeubner)  1876  in  dritter  verbesserter  Auflage  erschienen.  Auch 
dient  der  fassliche  und  gründliche  Comraentar  allea  Lob.  Was  deti 
anbetrifft,  so  verfolgt  der  Verf.,  wie  ein  Blick  in  die  Aasgabe  2t*igt 
Yain  bestimmtes  Princip,  sondern  schliesst  sich  sehr  bäuÜg  ohne 
Grund  den  schlechteren  Handschriften  an;  auch  zeigt  er  »icli  ^^i 
den  Annahmen  von  Corrtiptelen  und  Interj^olationen  hv]  r 
Die  Einleitung  ist  dftrftig;  wichtige  Puncte,  wie  über  \\. 
zur  x(tti}yontc(  2^MXftttTovg^  des  Polj'krates  und  über  die  Auiüsiiuui 
der  Schrift  sind  nicht  berührt.  Die  Anabasis,  erklärt  von  F.  ^ 
brecht,  jetzt  in  fünfter  Auflage  (Leipzig,  Teubner  1875),  ist  wij 
philologischen  Lesern  durch  eigene  Einsicht,  sowie  durch  die  Anzeij 
IL  Bande  dieser  Zeitschrift  S,  714  ff.  bekannt.  Die  fünfte  Aufhu 
geg^enttber  der  vierten,  welche  P.  Weissenfeis  in  der  Zeitschrift  flür 
nasialwesen  1874,  S,  818  ff.  ausführlich  besprochen  hat,  wenig  veri 
Endlich  sei  noch  des  „Wörterbuches  zu  Xeoophon's  Anal 
von  P.  Vollbrecht,  Leipzig  (Teubner)  1876**  gedacht,  von  deii| 
die  dritte  verbesserte  und  vermehrte  AuHage  vorliegt.  Konnte  dieses, 
ftchon  in  der  Anzeige  der  ersten  Auflage  Band  XX,  S.  452  f.  als 
fleissige  und  sorgfliltige  Arbeit  bezeichnet  werden,  so  darf  man  es 
wo  es  in  zwei  Auflagcu  viele  Verbesserungen  und  auch  Bereichen 
erfahren  hat,  unbedenklich  empfehlen.  Allerdings  kann  t  ■'-  '^-r 
brancho  von  Specialwörterbticheni  beim  Unterrichte  im  AUl^ 
das  Wort  reden;  da  indessen  Xenophon  als  Einführung  in  1 
Lectüre  benützt  wird,  «o  ist  die  Ansicht  mancher  Schulmä' 
dieser  Stufe  ein  Special  Wörterbuch  nicht  bloss  zulassiir 
Nnt«en  stiften  könne^  imnierhin  beachtenswerth, 

(Grundriss  der  Weltgeschich  te  für  die  oberen  ClSSn 
Lehranstalten,  von  Dr.  A.  Gehrkc.  Erster  Theil  Das  Alterthum.  W 
büttel,  J.  Zwissler  1877.  8».  VIÜ  u,  176  SS,  -  1  M.  «0  Fl)  -  Ffl 
Obergymnasium  kann  da«  Buch  nach  den  bei  uns  geltenden  Anforden 
nicht  ausreichen,  da  es  allzuknapp  ^efasst  und  in  manchen  Theilen  get 
dürftig  ist.    Allerdings  kann  der  Lehrer  beim  Vortrage  gar  manchj 
^nzen;  indessen  muss  man  doch  wünschen ,  dass  das  Buch    -t-t^r-t 
der  Scliüler  bedient,  ihm  nicht  zu  wenig  biete  und  er  nici 
werde,  indem  er  das  Vorgetragene  nachschreibt  sich  urnfniij 
anzulegen.   Indem  nun  der  Verf,  sich  bemüht  seine  Darsieliaug  ai 
knappes  Maas  zu  beschränken,   werden  seine  Angaben  mitunter  Uli 
lieh   und  auch  geradezu  unrichtig.   So  heisst  es  i,  B.  im  |.  19  (S 
^In  den  Volksgerichten  (Dikasterien)  hatten  die  Heliaaten,  jetzt  6Ü( 
der  Zahl,  nach  einer  Vereidung  und  Prüfung  alle  Civil-  und  Cria 
klagen   in   den  einzelnen  Höfen    ,,nach   gerechtester  Gesinnung*  zt 
scheiden."    Hier  wird  der  Schüler  die  Worte  ,in  den  einzelnen  H 
nicht  verstehen  und  gewiss  auch  „Prüfung*^  falsch  auffassen;   dai 
es  nicht  richlig,  dass  die  Heliasten  alle  Civil-  und  Crtminal klagen 
schieden.  S.  55  heisst  es  von  der  attisclien  Tragödie:  ^Aeusserlich 
achtete  sie  die  Einheiten  der  Zeit,  des  Ortes  und  der  HanJlunir.* 
in   mehrfacher  Hinsicht  bedenkliche  Fassung  ist  nur  geei. 
atändnisse  hervorzurufen.  Aber  ks  fehlt  auch  nicht  an  entsi  ii        i     i 
lern  und  argen  Verstössen,   So  liest  man  8.  4.  indem  sich  det   Vei 
die  Darstellung  in  der  masaischen  Urkunde  ansckliesst:   „Die 


irwceUeii,  m 

and   der  Lebensweise   bewirkten   zuletzt  eine 

Dg  and  Hautfarbe,  wodurch  man  tu  der  An- 

HQ^  —   ..  ».f   »■  >^n  Icam  f!)."  S.  5  nimmt  der  Vcrf »  während  er  sonst 
iir  til  lon  folgt,  als  erste  Entwicklungsstufe  des  religiösen 

(MBUei  d  liisTOUstan,  dem  dann  anf  einer  höheren  Cultur- 

•tilB  djt  vraboliscbc)  Verehmnst  würdigerer  Dinge  (das 

$einrift  b«  nen  r^i-ymen,  der  Stier  hei  den  Ae|fyptern  u.  a.)  folgte (?), 
An  tdlWidiateik  ist' die  Geschichte  Aegyptens  und* aer  asiatischen  Volker 
liiiBdtlt;  h&mer  ist  die  Darstellung  der  griechischen  und  römischen 
Cwcfcicbte.  Auch  der  8til  ist  uicht  zu  lohen.  Wir  haben  schon  oben  eine 
hob«  von  d«n  Wunderlichkeiten  desselben  gegeben  und  fügen  noch  aus 
S.  54  den  Batx  bei:  „Ebenso  wurde  der  Besuch  der  Volks  Versammlung, 
äl  in  dar  Pim  abgehalten  wurde,  bezahlt  (EkklesiastikoD)  nnd  sogar 
1^  TbMAtrgeid  (Theorikon^  verabreicht,  damit  die  Ausübung  der  ^taat«- 
Mtmlkbesi  Rechte  erleichteTt  werde**,  wo  die  Worte  ^und  « . ,  rerab- 
iviettt*  ^n  Znaammonhang  der  Sjltze  aufheben, 

'         '        '      hte  der  PerserkrJege  nach  den  Quellen  erzählt, 
fm  G  rg.    a-  o.  Prof.   der  Geschichte  an  der  Univ.  Halle. 

Hilk,  i>.i'  '-    ^V  -.enbauses  1877.  8»   VIII  u.  307  SS.  —  3  M. 

D«  Jog«si>i  I '  und  deutschen  Alterthums.  herausge^ebeo 

f«!  F.  iL  L    ,. ..,    -;..,]  Ha»td.)  —  Den   vorliegenden  Band   aieaer 

JOIMbtkt  welche  wir  xur  Anschafifnng  für  die  Schülerbibliotbeken  unserer 
9fnuneii  auf  das  wärmste  anempfehlen,  hatte  früher  F.  J.  Günther 
letÄiiteii  und  zwar  so,  dass  er  sich  in  der  Darstellung  ganz  an  Herodot 
•lelitoai  und  grosse  Stücke  aus  dessen  Geschichts werk  in  getreuer  Ueber* 
Nlnji^  »nfiiAhni,  wobei  er  die  treffliche  Verdeutschung  von  F.  I^nge 
Isllftfv  Hrrtilierg'»  Arbeit  beruht,  wie  er  selbst  in  dem  Vorworte  ba^, 
«f  ftx«ag  wi<«Kenschaftlirtter  Grundlage.  Beide  Arten  der  Darstellung 
hhm  ihr»  llerechtigung.  Zieht  die  erstere  dadurch  an.  dass  sie  uns  den 
Icfielii  einet  Zeitgenossen  bietet,  und  zwar  in  jenem  anniuthigen  und 
Wiwtm  8titet  vic'  c^  ^^  i»eginnenden  Geschichtschreibung  und  besondere 
lipo^Hf  ^t"*"^*'*'i"'^'''*t  i-t,  80  haben  wir  hier  eine  auf  kritischer  For- 
utai^  t«!  'ung,  welche  alkrdinp^s  der  romantischen  Fär- 

««Ihr:  aber  strenge  Wahrheit  bietet  und  falsche  Vor- 

eD.  wi«  »»le  :'r  Lectüre  des  Herodot  leicht  bilden,  rer- 

Pur  die  Gii  it  der  Arbeit  bürgt  der  Name  Hertz bergV 

hr  so  der  Bibliothek  ^huii  mehrere  schöne  BeitriLge  geliefert  hat.  Auf 
AndJict  «ifiiugehen  ist  hier  nicht  der  Ort.  Die  neueste  Arbeit  von 
Wceklci«  konnte  Hertiberg,  wie  es  scheint,  nicht  mehr  benützen. 

(Ui^bttr  die  Theorie  der  Pjrthagoraischen  Dreiecke»  in- 
relt  sie  Ton   den  drei  bestimmten  Mitteln  der  geometri* 
|f4if  tvn  Proportionen  abhängig  sind.)  —  Diese  Aufschrift 
"  It  noch  nicht  ver5ffentlichte8  Mannscript  Tartini's,  wel- 
deren  ebcnfalU  norh  nüht  veröffentlichten  Schriften  jenes 
•et oe  Erben  in  1  Communal-Biblif^thek  von  Pirano 

wm  Oüehtiik»  anboten,    i  pt  behandelt  ausführlich  und  mit 

inBsr  Clarbelt  in  der  Dart^wllung  dfti  Gegenstand  bis  in  die  Einzelheiten 
mä  wir  geb^  hier  nun  in  Kürze  den  Inhalt  desselben  wieder.  Tartini 
Hnrt  tlrei  Tcnchiedene  Method<?ii  an,  um  Pythagoraische  Dreiecke  lu  con- 

Is    die   #tst©   Classc*    werden   jene   Dreiecke   eingereiht,    deren 
aieh   darauf  gründet,  dass  di^  Differenz  dt- r  Quadrate  des 
eo  und  des  contraharm'^' -    '    -  ^^-^«^  Is  eines  discreten  geo- 
lüMKiwii  VerhidtnUaei  stets  ein  tadrat  sein  wird,  dessen 

WwnA  WOB  '1"«-  Ttä^t]io  *h  r  ffTAden  Z,i...  ., ücn  wird,  welche  Zahlen 

lAü  aller  -T   der  Glieder  von  geraden  und  ungeraden 

ftB&$  ri.   Einige  einfache  Beispiele  mögen  binrei- 


U4 


MiacclIeD. 


cbenil  sein»  nni  das  angeführte  Gesetz  zu  erklären,  WV-v  •/-  ^-r  f>i| 
der  Quadrate  des  harmonischen  Mitt<els  3  und  des  o 
des  geüinctriscben  Verhältnisses  2:6  I«i1-1- ri    Ku,rl«:ii 
welche  zur  Wurzel  wol  hier  nur  zufäll  Miti 

jener  Verhaltnissxnhleu  hat,  jedoch  i:i    ^  ^  r  ;        i 

iler  Glieder  des  VerhältnisscB  1 :  3,  in  welchem  du»  uWre  durch  Ahk 
übergeht,  aufzufassen  ist.  —  Betrichten  wir  nun  ula  zweit-es  Beispll_ 
Verhältnis  6  :  12  mit  seinen  drei  Ijestijninten  Mitteln  8,  9  und  10»   ttl 
bilden  wir  uns  die  Differenz  der  Quadrate  zwischen  dem  coütraharrooa 
sehen  und  dem  harmonischen  Mittel ,  so  finden  wir  analog  dem  frühe 
Beispiele  die  Zahl  3G,  welche  zur  Wurzel  die  Summe  der  geraden  Glied 
des  Verhältnisses  2  :  4  hat 

Die  zweite  Classe,  die  nicht  so  allgemein  ist  wie  die  erstd, 
zur  Grundlage  die  Quadrate  der  ungeraden  Zahlen  9,  *25,  49,  81  ni 
Diese  Quadrate  t heilt  Tartiui  in  zwei  Theile,  wovon  der  eine  um  eir 
Einheit  grösser  ist  als  der  andere,  also  9  in  4  -|-  5,  25  in  12  -j-  1^  us 
Nun  »eben  wir,  dasa  die  Differenz  der  Quadrate  der  einzelnen  TlieH 
steta  das  getbeilte  Quadrat  selbst  gibt.  Somit  ist  9  die  Differenz  der  Qq 
drate  von  4  und  b,  25  jene  der  Quadrate  von  12  und  13  u€w.  Tartj' 
bemerkt  ferner,  da«s  wenn  man  diese  Zahlen  4  und  5,  12  und  13 
verdoppelt»  sie  nichts  anderes  sind  als  harmonische  und  contraharmo 
Mittel  der  in  der  ersten  Classe  besprochenen  geometrischen  VerhÄ^ 
insofern  die^e  aber  durch  gerade  Zahlen  gegeben  werden.  Gleic 
stellen  die  Zahlen  9,  25,  49  usw*  die  arithmetischen  Mittel  derweil: 
hältnisse  dar.  Daraus  erhellt,  dass  diese  Clas4äe  nur  einen  Theil 
der  ersten  Gl  aase  behandelten  Dreiecke  umfttüst. 

Die  dritte  Classe,    die  Tartini  fin'  ora  incognitft   i^n 
ist  die  allgemeinste,  Die  Dreiecke  dieser  Classe  werden  auf  T 
construiert:   Sind  die  drei  bestimmten  Mittel  3,  4»  5  des  ge^i 
Verhältnisses  2  ;  6  gegeben ,  so  werden  diesellien  auf  folgende  Ai  t  öu  , 
miert:  3  +  ^  =  7  und  4  +  5  =  9.  Mit  diesen  zwei  gefundenen  Zahl^ 
welche  eine  Kathete  und   die  Hypotenuse  des  rechtwinkligen  Dr«;ieck 
vorstellen»  werde  nun  letzterem  c^nstruiert;  man  bemerkt  dann.  dm$ 
andere  Kathete  die  Diagonale  eines  Quadrates  sein  wird,  dessen 
ist,  das  heisst  die  Wurzel  aus  der  Summe  der  früher  gefundenen  l_ 
7  und  9.  —  Ebenso  wenn  wir  die  Mittel  8,  9  und  10  des  Verhältl 
6  :  12  wie  vorher  addieren ,  so  bekommen  wir  8  -f  9  =  17  und  9  -f 
;=  19.  Dieses  Dreieck  wird  somit  die  Hypotenuse  gleich  19  und  die  eij 
Kathete  gleich  17  haben.  Die  andere  K&tucte  ist  aber  die  Diagonale  jofl 
Quadrates,  dessen  Seite  der  Wurzel  aus  der  Summe  17  4-  1»*»  das  he\i 
6  gleich  ist.  Wir  ersehen  somit,  dass,  da  die  Wurzel  aus  obigen  Summ| 
stets  die  Seite  des  zu  construiernden  Quadrates  gibt,  dessen  Diagon 
lie  Basis  des  rechtwinkligen  Dreieckes  vorstellt,  die  Diagonale  sowol 
Wurzel  aus  der  Differenz  der  Quadrate  der  obangeführten  Summand 
als  auch  der  Wurzel  ans  der  doppelten  Summe  derselben  gleich  sei^ 
Diese  Classe  stimmt  mit  der  ersten  bezüglich  der  Seiten  4,  6,  8  ui 
zu  construierenden  Quadrate  überein  und  besitzt  ferner  das  Eigenl 
liehe,   dasa  die  Differenz  der  Quadrate  stets  der  doppelten  Summe 
Zahlen  gleich  ist.  —  Schliesslich  füge  ich  noch  die  Verhältnisse  mit  ihr 
drei  bestimmten  Mitteln  in  Reihenform  hinzu,  damit  sich  jeder  noch 
anderen  Beispielen  von  der  Richtigkeit  der  angeführten  Rechnungen  üb 
zeogen   könne.   Als  erste  Reihe  erscheint  2,  3,  4,  5,  ß ;    als  zweite  ß,  1 
9,  10,  12;  als  dritte  12,  L^,  16,  17,  20;  als  vierte  20,  24.  25,  2ti,  30  i 
DsLs  allceroeine  Bildungsgesetz  dieser  Reihen  ist   folgende»;    n(ii-f-L 
n{n  -i-  2),    fi(n  +  2)  +  1 »   H{n  +  2)  -f-  2,  n(n  +  3)  4-  2,  worin  für] 
die  Zahlen  der  natürlichen  Zahlenreihe  zu  setzen  sind.  Wollte  man  tii 
leicht  dieso  Formel  noch  allgemeiner  darstellen,  so  konnte  man  sie! 
folgender  Form  aufschreiben; 
{n^x)n,  (H  +  xr-x\  (n  +  Äf)»,  (fi  +  Ä)'  +  Ä'.  (n +  «)(«  + 2 J 


Miseellen. 


tu 


büDexlit  gleich,  dAss  die  vorige  Formel  nur  ein  speciellcr  Fall  dieser 

Blailich  X  =  1.  —  £b  wäre  i?oi  wünaebenswertb,  da^s  die  uocb  nicbt 

B«JitllcbteD    Manascripte  Tartini*»   dem  hftaube   der  Bibliotbek   ent- 

s  wQjdeOf  nmsomehr  als  sie  verscbiedene  widitige  Forschungen  jeaes 

Klittitea  Meisters  aut  dem  Gebiete  der  Math  ein  atik  und   der  Physik 

^ttthidten, 

Pifsiio.  Prof.  H.  Z&Taprna» 


Lehrbücher  und  LebrmittöL 
(ForUetzang  rom  Jahrgang  187G,  Heft  11,  S.  152.) 

L  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

5gf  er»  Dr*  Aloi«,  Deutsches  Lehr-  und  Lc&obuch  flir  höhere  Lehr- 
B.   IL  Theih  Literaturkonde.  2.  Band,  3.  Auflage.   Wien    1877. 
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AflilM  on^  nebe»   derselben  zum  Lehrgebrauche  an  den  ilen 

i^ititlicbcr  Unt«rricht«6pniohe  allgemein  zugelasaen.  (Min.-hn.  vom 
)a  Ftlmuu'  lb77,  Z.  18öd.) 

MotniV,  Dr  Pran«  R.  t.,  Änfangs^Qnde  der  Geometrie  in  Ver- 
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fr^  &!1~  Tenipfikj.  Preis  brosch.  70  kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  in 
4tt  «silertn  Classen  der  Realschulen  loit  deutscher  Unterrichtssprache 
Hgmmm  mgelassen.  (Min.-ErL  vom  27.  Februar  1877,  Z.  16036,  ex  1876,) 
Fischer,  Robert,  Theoretisch-praktischer  Lehrgang  der  Gabels- 
l(ff«i^«cli<o  Stenographie.  17.  u.  18.  Auftage.  Altenburg,  R  A.  Pierer. 
—  —  Stenographisches  Schiller-  und  Goethe-Album.  3,  Antiage, 
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li  te  dtutachen  Stenographie  allgemein  zugelassen.  (Min,-Erl.  vom 
11  FtVrvur  18T7,  Z.  7313.) 

Sy  dow.  E.  v„  SchnUitlas  in  42  Karten.  28.  o,  39.  Aaflage,  Gotha 
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füMils  tBgelas*eo.  (Min.-£rL  vom  la  Februar  1877,  Z.  2302.) 

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totaiM.  Preis,  gvheft^t,  7  Mark  60  Pf.,  gebunden  8  Mark  60  Pf.,  wird 
UvIcTfichie  an  Mittelschulen  allgemein  zugelassen.   (Min. -Frl.  vom 
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iMMft.  iMiü.'i:rL  vom  10.  Februar  1877,  Z.  1784.) 

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i%«mdii  iQgelasscn.  (Mm.-£rl.  vom  10.  Februar  187T,  Z.  1784.) 

Kiepert,  IL,  Atlas  antir[UQs.  12  Karte»  zur  alten  Geschichte. 
IMit«,  wtrx  heaxheitet«  AuHa(fe.  Berlin  1876.  Reiraerr  Preis,  geheftet» 
^Mark,  gebunden,  G  Mark  5  rf ,  wird  zum  Lehrgebrauche  an  Gjmna- 
^  II»!  HcaluTisiiiftsira  rägelaasen.  (Min.-Erl.  vom  10.  Febnuur  1877, 


tlSlI.} 


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Svdow,  £.  V.,  Erdkarte  (12  Sectionen).  5.  verbesserte  Auflage. 
Gotha  1876.  Perthes.  Aufgezogen  mit  Mappe,  Preis  10  Mark  60  Pf. 

Stülpnagel,  Fr.  v.,  Europa  mit  Angabe  der  politischen  Ein- 
theilung  (Scnulwandkarte,  9  Blatt).  2.  Auflage.  Mit  vollem  Wasserkolorit. 
Gotha  1875.  Perthes.  Aufgezogen  mit  Mappe,  Preis  8  Mark. 

Beide  Wandkarten  sind  zum  Gebrauche  in  den  Mittelschulen  zu- 
gelassen. (Min.-Erl.  vom  21.  Februar  1877,  Z.  2210.) 

Cechisch. 

Fischer,  Fr.  X.,  Nerostopis  pro  vySdi  gymnasia.  2.  unveränderte 
Auflage.  Prag  1877.  Kober.  Preis  1  fl.  20  kr.,  wird  zum  Lehrgebraucfae 
an  den  Gymnasien  und  Realgymnasien  mit  böhmischer  Unterrichtssprache 
allgemein  zugelassen. 

RySav^,  Domin.,  ZiLkladov^  m§Hctvi  a  kresleni  pro  I.  tHdu 
niiSich  realnich  §kol.  4.  Auflage.  Prag  1876.  Eober.  Preis  1  fl.,  g»h. 
1  fl.  12  kr.,  zum  Lehrgebrauche  an  den  Realschulen  mit  böhmiscW 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-£rL  vom  21.  Februar  1877» 
Z.  16151.) 

T§snopis  teskf  die  soustavy  Gabelsberfferovy.  Sestaven  komitf  L 
pra2sk^ho  splku  stenograffl  gjabelsbergersk^ch ,  3.  vydani.  Prag  187S. 
Preis,  broscn.,  1  fl.  20  Kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  beim  Unterrichte 
in  der  böhmischen  Stenographie  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  vom 
9.  Jänner  1877,  Z.  17818  ex  1876.) 

IX.  Für  Lehrerbildungsanstalten. 
Deutsch. 
Katechismus  für  katholische  Volksschulen.  Prag  1875.  Verlag  des 
fürsterzbischöflichen  Consistoriums.  Preis  eines  Exemplars,  steif  gebiin* 
den,  25  kr. 

Woldfich,  Dr.  J..  Leitfaden  der  Somatologie  des  Mensehen. 
8.  Auflaj^e.  Wien  1877.  Alfred  Holder.  Preis  60  kr. 

Dieses  Lehrbuch  wird  zum  Unterrichtsgebrauche  an  Lehrer-  und 
Lehrerinenbildungsanstalten  für  Massig  erklärt.  (Min.-Erl.  vom  16.  Febr. 
1877,  Z.  1838.) 

Cechisch. 

Katechismus  öili  vfklad  katolickiho  näboienstvi  pro  nirodni  ikolj. 
Prag  1876.  Verlag  des  fürsterzbischöflichen  Consistoriums.  Preis  eines 
Exemplars,  steif  gebunden,  25  kr. 

Dieser  vom  Prager  fürsterzbischöflichen  Ordinariate  als  sulSaig 
erklärte  Katechismus  kann  als  Lehrtext  in  der  ersten  und  zweiten  CUmm 
der  bezüglichen  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten  innerhalb  der 
Diöcese  Frag,  eventuell  innerhalb  der  übrigen  Diöcesen  Böhmens,  nädi 
erfolgter  Gutheissung  der  betreffenden  Ordinariate  gebraucht  werden. 
(Min.-Eri.  vom  11.  I^bruar  1877,  Z.  15162.) 


Fünfte  Abtheihing. 


rlässe,  Terordinuigen,  Persoiialstatistik. 


Verordnungen  und  ErläLsse, 

Verordn  un^  de«  Min.  fftr  C.  u.  ü.  Tom  28.  Februar  l.  J-,  Z,  21091 
NU«  1876.  betreffend  die  Torwhriftmäsaige  Befestiguog,  üeberschreibung  und 
DirelutretchuDg  der  StempelmarlEen,  s.  VerordQUDg&blatt  d.  J.,  Stück  VI, 
1  26  iL 

Verordnung  des  Min.  für  C.  u  ü.  vom  8,  Min  1877,  Z.  2123, 
MTVffend  die  Eitifühmng  einer  Sammlung  plastischer  Lebrmittel  und 
Aaylimiiiig«l>ehelfe  für  dt-n  Zeichennuterricht  an  Mittelächukn,  (Tages-) 
ÜMIllllüidlftkiif  Lehrer-  und  Lefarerinen-BildungsaDstalten,  Bürge rsehulen 
od  tvwtfitlielieji  FartbilduDg^schulen,  &.  Verordnungsblatt  d.  J«,  Stück  VI, 

Hlii.'ErL  vom  31.  Jänner  1877,  Z.  %40,  wodurch  bestimmt  wird, 
4Mi  ao  den  Staatsrealgyronasien  im  IIJ,  und  IX.  Bezirke  in  Wien  uuil 
llHtr&aia  dxn  Bifurcation  in  der  3.  und  4,  Classe  aufzuheben  »ei  und  in 
te  Uptoiriiwon  dieser  Anstalten  der  für  reine  G  jnmasien  vorgeschriebene 
Ulttlplaiit  jcdodi  mit  Beibehaltung  des  obligaten  Zeichenunterrichtes,  mit 
filfiwi  Am  Schaljahre^}  1877/8  zur  Anwendung  zu  kommen  habe. 

S*\  k.  u.  k.  aijoatol.  Majestät  haben  mit  a.  h.  Entschl.  vom  23,  Janner 

i  J.  iiiigen  geruht^  da&s  Im  II.  Bezirke  in  Wien  ein  nenee 

mm  erricbtet  und  im  Schuljahre  1877/8  mit  allen  vier 

#ry^ü<2t  werde  (Min.-ErL  vom  17.  Februar  1877,  Z.  122Ü>.  —  Der 

•f  lÄr  C.  u.  U,  hat  mit  Erlass  vom  12.  Februar  1877,  Z.  1501,  aul' 

taa4lftf9  der  von  den  Erhaltern  der  nacbbenannten  Lehranstalten  in  den 

&rrkiiluig»'Urkunden  ab^eirebcnen   ErkliLrungen  den  Bestand  der  Reci- 

fnetit  in  Betrüif  d.     "'  behandlung  der  Directoreu  und  Lehrer  zwi- 

idNl  tei  Landes-B^  inProssniti«  Romerstadt  uud  Neutit- 

»elfi»  einerseits  uiiM  .i. ,,  .  laatsmittelschulen  andererseits  im  Sinne  des 

i  U  des  Ckeeliee  vom  9.  April  1870  (R.  G.  BK  Nr.  A<i)  anerkannt,  sowie 

^  Kit  Ißniaterial-Erlass   vum   27.  Mai  1872,  Z.  5262  für  die  Landen- 

Oi<miilicKnle  in  Teltach  ausgesprochene  Anerkennung  der  Reciprocitat 

R"*  *^dvr  Diensteabehandlung  der  Directoren  und  Lehrer  nunmenr  auch 
sscn  di*^**^'r  AusitAlt  ausgedehnt  (Min.-Erl.  vom  12.  Februar 
—  Der  Minlst4*r  för  C.  u.  U.  hat  der  in  der  Umwandlang 
Ui:^]^yiuna}<iuin   begriflenen  Comuuinal-Uoterrealschule  zu  Kolin 
öt*n  das  Rotht  der  Ö?ffrntHohkt»it  auf  die  Dauer  der  nächsten  drei 
lire  in  der  Art  v^rü  ^  ii  dieses  Recht  ebenso  auf  die  succeg- 

efiJtnendcii  lüal  '  ,tuf  die  sucoesslve  einzuziehenden 

.„^.^aJebÄen  trsUcckt  \Miu.-r.n.  m.üi  12.  Februar  1877,  Z.  1701). 


i  VL  Stücke  a-^ 
^  ta  te  f  nignmmen 
f>A  Ittladiakn  für  dab 


v.....r.i. 


i-^k.i,t+.^=  .1    J. 


ist  ein  Veaeiehniss 

luasien,  Bealgyrauaiieu 
ritlichten  Ablmndlungen 


288  Personal-  und  Schalnotizen. 

Personal-  und  Schulnotizen. 

Ernennungen 
(im  Monate  März). 
Der  Beligionsprofessor  am  Czemowitzer  Staatsgymnasium,  Proto- 
presbyter  Michael  Kalinowski,  zum  ordentl.  Prof.  der  Moraltheologie 
an  der  Univ.  Czemowitz  (a.  h.  EntschL  vom  9.  März  L  J.);  der  Pfarrer 
zuBlazowa,  Josef  Krukowski,  zum  ordentl.  Prof.  der  Pastoraltheol<^, 
nnd  der  Prof.  an  der  bischöfi.  theolog.  Lehranstalt  in  PrzemysL  Josef 
Pelczar,  zum  ordentL  Prof.  der  Eirchengeschichte  and  des  Kirchen- 
rechtes  an  der  Universität  in  Erakau  (a.  h.  Entschl.  vom  19.  März  L  J.). 

Dem  Ministerialsecretär  im  Ministerium  für  C.  u.  U.,  Lucas  Ritter 
von  F üb  rieh,  wurde  der  Titel  und  Charakter  eines  Sectionsrathes  ver- 
liehen (a.  h.  EntschL  vom  1.  März  1.  J.);  der  Concipient  der  niederOsteir. 
ffinanzprocuratur,  Dr.  August  Latscher,  wurde  zum  Ministerialconcipisten 
im  k.  k.  Ministerium  f&r  C  u.  U.  ernannt  (30.  März  1.  J.). 

Der  Domherr  Johann  Haus  zum  Mitgliede  des  mährischen  Landet- 
schulrathes  für  den  Best  der  gesetzlichen  Functionsdauer  (a.  h.  EntschL 
vom  26.  Februar  1.  J.).  

Der  Landesschulinspector,  Dr.  Mathias  Wretschko,  wurde  dem 
Landesschulrathe  von  Niederöeterreich  zur  Dienstleistang  mit  dem  Aaito- 
sitze  in  Wien  zugewiesen. 

Der  Prof.  an  der  Oommunalrealschule  zu  Bakonitz,  Franz  Sobek, 
zum  Lehrer  am  Bealgymn.  in  Chrudim;  der  C|ymna8ialprof.  in  Ki«ki- 
hurg,  Karl  Glaser,  zum  Prof.  am  Bealgymn.  in  Weidenau;  der  Snppleit, 
Dr.  Franz  Weih  rieh,  zum  Lehrer  am  Staatsgymn.  im  L  Benrke^^sai 
(3.  März  1.  J.);  der  Supplent,  Peter  BezdSk,  zum  Lehrer  am  Bealgynm. 
in  Freiberg  (22.  März  L  J.). 

Der  Lehrer  an  der  Communalrealschulo  in  Köniegrätz,  Moriz  Bil^, 
sam  Lehrer  an  der  Staatsmittelschule  in  Tabor  &,  März  L  J.). 

Der  Geologe,  Bergrath  Heinrich  Wolf,  zum  Chef-Geologen,  der 
Adjunct,  Dr.  Emil  Tietze,  zum  Geologen,  und  der  Assistent,  Michael 
Yaiek,  zum  Adjuncten  der  geologischen  Beichsanstalt  (22.  März  1.  J.). 

Der  Docent  an  der  Universität  in  Lemberg,  Dr.  Julian  Grabowsky, 
zum  Lehrer  der  chemischen  Technologie  und  Fachvorstand  der  chemisch- 
teehnischen  Abtheilung  der  höheren  Gewerbeschule  in  Krakau. 

Der  Director  der  Lehrerinen-Bildungsanstalt  in  Wien,  Bobert  Nie- 
dergesäsB,  zum  Director  der  Lehrer-Bildungsanstalt  daselbst  (a.  h. 
Entschl.  vom  10.  März  1.  J.). 

Der  VolksschuUehrer  zu  Bistritz  in  Mähren,  Alois  Kuöera,  zum 
Uebungsschullehrer  der  Lehrer-Bildungsanstalt  in  Pribram ;  die  Öupplen- 
tin,  Hertha  Maxant,  zur  Arbeitslehrerin  an  der  böhra.  Lehrerinen-Bil- 
dungsanstalt in  Prag. 

Auszeichnungen  erhielten: 
Der  Director  der  Lehrer-Bildungsanstalt  in  Wien,  Theodor  Ver- 
naleken,  aus  Anlass  seines  Uebertrittes  in  den  dauernden  Buhestand, 
in  Anerkennung  seiner  Verdienste  um  das  Unterrichtswesen,  das  Ritter- 
kreuz des  Franz-Josef-Ordens,  und  der  Director  der  Lehrerinen-Bildnngt- 


Personal-  and  Schulnotizen. 


nd 


_  iltin  Wifn.  Robert  Ntederges&ss,  in  Anerkennung  seiner  Pflicht- 
cifngeil  tiD<l  Berufötljätigkeit,  den  Titel  eines  Scliulratbes 

U.  )t  Enti*  .n  \,  J.);  der  Liindes:ichulin3pector,    Dr,  Joeef 

Ifirek,  anläßlich  lii-r  erfolgten  Üebcmahme  in  den  Ruhestand  das 
RiHerkT<*ux  des  Franz -Josef «-Ordens  (a.  h,  Entschl  vom  12.  März  L  J.); 
iv  DffCctoT  der  k.  k.  Privat-  und  Familien-Fideicommiss-BiblT  ^'  '-.  Tlof* 
nlli  Mofis  Ritter  ron  Becker^  dasComthurkreuz  des  Franz-.^  ms 

U»  U.  Elit»ehl  Tom  27.  März  1  J,);  der  a.  o.  Prof.  an  dti  j.i..*.  Uicn 
«■llit  der  üniv.  Wien,   Dr.  Salomon  Majer,   in  Anerkennung  seiner 

i  ttiid  f  crciicnstUchen  Wirksamkeit  das  Ritterkreuz  des  Franz- Josef s- 

(ft.  h,  EntschL  Tom  24.  März  l.  J.>. 

Ikm  Prof.  der  Augenheilkunde  an  der  üniv.  Innsbruck^  Dr.  Ludwig 
^•tllBer,  wurde  hei  der  Yerxichtle istung  auf  seine  Stelle  gestattet« 
fernerhin  ^Iqu  Titel  eines  üniversitätsprofessors  führe  (a,  h. 
ttm  4.  März  L  J.). 

Der  Prof  an  der  technischen  Hochschule.  Baorath  Anton  Beyer, 
elt  tu  Anerkennung  seiner  yerdienstrollen  hydrotechnischen  Leistungen 
Titel  ein«  Oheihattrathes  (a.  h.  Entschl  vom  IL  Marx  L  J.), 

ff^irathe  und  Referenten  für  die  administrativen 
Dom  -:*^nheiten  des  Landesschnlrathes  in  Steiermark, 

fang  Jofauiii  Gebeli.  wnrde  als  Bitter  des  Ordens  der  eisemen  Krone 
I.  CImm  der  Ritter^and  verliehen. 


Die  Annahme  und  das  Tragen  txemder  Orden  wurde  bewilligt:  dem 

der  Univ.  in  VVien,  Hofrath  Ernst  Ritter  von  Brücke,  fiir  das 

rkreiis  de«  kftntifHch  bairischen  Maximilian-Ordenä  fUr  Witsenschaft 

^r--  *     ^—  '•--. :  ten  im  ^  \^  Ministerium  für  C.  u.  ü.,  Dr.  Paul 

Giat  rn,    für  das  Ritt-^rkreuz   des   königlich  portu- 

;  dem  k.  k.  Hol-  und  Ünivörsitäts-Buchhändler, 

iimtlller.   für  das  Ritterkreuz  des   königlich 

:i5  (a.  h.  Entschl  vom  25,  Februar  1,  J.). 


(Nekrologie.) 

Frbrnar  L  J*  in  Moskau,  Xenophont  Ivauovich  Jin- 

ulgariachen  Schriftsteller ,  auch  einige  Zeit  als 

im  in  Moskau  thätig,  39  J,  alt» 

U  J.  in  Gieesen  der  ordentliche  Prof  des  römischen 

l^^tor  der  dortigen  Universitüt,  Dr.  Heinrich  Bür- 


^  A 

ISi 

—  Am  fi   Marx   l  J.    in  Dresden  der  Musikdireetor  Ernst  Julius 
fr.  dpeb  Mine  Oratorien  (Hioh,  der  Sieg  des  Heilands),  seine  Opern 

s  atn  Rhein,  der  Sclüoaser  von  Augsburg),  dann  besonders 
^^^  K.uiiv'r.ntLit.tTr  lind  noch  durch  viele  andere  Com  Positionen 
^^■Pt  Tj  s  Henrv  Nicolle,  der  Verlaiser  beliebter 

^4ltlott«  me  und  Theaterstücke,  Ton  welchen  letzteren 

j^*Lci  l«rujvt«  do  um  tiuttd'  dauernd  auf  dem  Repertoire  des  Tb^^ 

*-  ^  JE  l  J.  in  Marseille  der  Dichter  Au  trau,  Mitglied 

i«  Aei4^iL  iie 

—  Am  ^    M\rt  l   J   In  Wien  Dr.  Wilhelm  Paul,  als  volkswirth- 
■WHieber  8chrifUteller  bekannt,  4il  J   alt 

*  Am  9.  Hin  1.  J.  in  Wien  der  ordentL  Prot  an  der  technischen 
iJe  tu  WieQ.  Rudolf  Niemtschik,  früher  Prof.  an  der  tech- 
iMn  Uoduchiü«  b  (irait  40  J.  alt;  er  hatte  sich  durch  seine  Arbeiten 
i^Mkiieniofiir,  KrTvtallographie  und  darstellende  Geometrie  einen  ehren- 


240  Penonftl-  nnd  Scholnotizen. 

vollen  Ruf  erworben  und  war  anch  ein  ausgezeichneter  Lehrer,  sowie  ein 
warmer  Freund  seiner  Schüler;  in  Strassburg  der  Bildhauer  Andreas 
Friederich,  79  J.  alt,  und  in  Hastings  der  eminente  englische  Natur- 
forscher John  Scott  Bo  wer  bank,  der  seinen  Ruf  hauptsächlich  den  Stu- 
dien, welche  er  der  Familie  der  Schwämme  widmete,  verdankte,  80  J.  alt 

—  Am  10.  März  L  J.  in  Leipzig  der  Prof.  der  Rechtskunde,  Dr. 
Julius  Weiske,  durch  mehr  als  40  Jahre  ab  Lehrer  des  deutschen  Privat- 
rechtes,  namentlich  des  Leheu-  und  Bererechtes,  thätig,  durch  sein  Rechta- 
lexikon  und  seine  populäre  Ausgabe  oes  Sachsenspiegels  nach  der  Leip- 
ziger Handschrift  verdient,  76  J.  alt ,  und  in  Paris  der  Prof.  der  Patiio- 
logie  an  der  medicin.  Facultät,  Dolbeau. 

—  Am  11.  März  1.  J.  auf  seinem  Gute  Rabensieben  bei  Berlin  der 

feh.  Regierungs-  und  Baurath,  Ferdinand  von  Quast,  ein  hervorragen- 
es  Mitglied  des  Gelehrtenausschusses  des  germanischen  Museums,  einer 
der  bedeutendsten  Archäologen  neuerer  Zeit  und  Kenner  der  alten  Kunst 
und  selbst  ein  feinfühliger  Aünstler,  70  J.  alt. 

—  Am  17.  März  1.  J.  in  Wien  der  Custos  in  der  Privat-Fidei- 
commiss-Bibliothek  Sr.  Maj.  des  Kaisers,  C.  B.  Post,  als  Luidschafts- 
Kupferstecher  und  Radierer  bekannt,  44  J.  alt. 

—  Am  18.  März  1.  J.  in  Düsseldorf  der  Historien-  und  Genremaler, 
Gustav  Stever,  54  J.  alt 

—  Am  20.  März  1.  J.  in  Berlin  der  bekannte  Zeichner,  Adolf  Dom  bi, 
ein  geborener  Ungar,  von  welchem  zahlreiche  humoristische  Zeichnungen 
für  Journale  und  Illustrationen  f&r  belletristische  Werke  herrühren. 

—  Am  23.  März  1.  J.  in  Constantinopel,  Simon  Deutsch,  Ver- 
fasser des  Buches  *Die  handschriftlichen  hebräischen  Werke  der  k.  k.  Bof- 
bibliothek  in  Wien*. 

—  Am  25.  März  1.  J.  in  Mährisch-Neustadt  der  Religionsprofesior 
am  dortigen  Landesrealgymnasium,  Josef  Hau cke,  ein  würdiger  Priester 
und  eifriger  Lehrer,  59  J.  alt 

—  Am  30.  März  1.  J.  in  Wien  der  jüdische  Grelehrte,  Hermann 
Freund,  der  sich  durch  Veröffentlichung  einer  philologischen  Bearbei- 
tung des  Pentateuch  bekannt  gemacht  hat. 

—  Am  31.  März  1.  J.  in  Paris  der  tüchtige  Genremaler,  ChadM 
Marchai,  50  J.  alt,  und  in  Brüssel  der  Aquarellist  Madou,  bl  J.  alt 

—  Im  März  1.  J.  in  Frankfurt  a.  M.  Samuel  Sugenheim,  be- 
kannt durch  eine  Reihe  historischer  Werke,  63  J.  alt;  in  Paris  der  Bild- 
hauer Paul  Decombe,  39  J.  alt;  in  Anduze  im  Gard-Departement  der 
Präsident  des  Presbyterialrathes,  J.  P.  Hugu es,  Verfasser  mehrerer  Werke 
über  den  Protestantismus,  71  J.  alt;  in  Florenz  die  einst  gefeierte  Onem- 
sängerin  Caroline  Unger-Sabattier,  72  J.  alt;  in  Genua  der  Nestor 
der  ei^lischen  Poeten,  Charles  Cowden  Clarke,  ein  intimer  Freund  des 
Lord  Byron,  91  J.  alt,  und  in  New- York  die  einst  sehr  berühmte  Sehan- 
8pielerin,  Mathilde  Her on,  in  sehr  dürftigen  Verhältnissen. 


Erste  Abtheiluug. 

AbhandlengeiL 

üeber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

A,  Ktrchlioff  hat  sich  durch  Herausgabe  der  Schrift  de  repo- 
AlbeoiensiuiD  ein  unbestrittenes  Verdienst  am  dieselbe  er- 
Bi  ist  darin  das  säinmtlicbe  handschriftliche  und  kritische 
IHkUsb  einer  durchgreifenden  Gestaltung  des  Teiles  verwerthet  *), 
Sicki  geringer,  ja  h(}ber  ist  es  anzuschlagen,  dass  er  in  einer  am 
IK  Juai  1B74  in  der  köuigl,  Akademie  der  Wissenschaften  zu  Berlin 
i#ifitnigcn«n  Abhandlung  unsere  Schrift  zum  ersten  Mal  einer  grOnd* 
bcktn  Cntersuchnng  ihres  gegenwärtigen  Zustanden  unterzogen  hat^, 
U^W  ist  nicht  ohne  erhebliche  Ei-gebnisse  geblieben  und  hat 
HJMiMto  das  Verdienst,  die  Aufmerksamkeit  auf  diejenigen  Puncte 
AteliB.  wo  die  Schwierigkeiten  liegen,  nnd  dadurch  sowie  durch 
he  litf  eindringende  Behandlung  den  Weg  angebahnt  zu  haben» 
|«l  idiinmge  Frage  einer  Losung  entgegenzufuhren.  Er  ist  durch 
«H  Cmerrachung  zn  der  üeberzeugung  gelangt,  *das8  der  ganze 
Or|iBiit&us  der  Dai  Stellung  in  jener  Schrift  sich  in  einem  so  heil- 
W«  Zustande  der  Zerrüttung  befinde,  dass  das  Verständnis  des 
^ilBMi  als  solchen  nnd  der  Theile  in  ihrem  Verhältnis  zu  einander 
«1  um  Gaiizfiu  zu  einer  reinen  Unmöglichkeit  werde*  *). 

*Br  anerkennt,  dass  in  L  1  nicht  nur  die  Absicht ,  in  der  die 
pne  Krdrterung  angestellt  werde«  erklärt,  sondern  aach  die  Dis- 
NQfiM  angedeutet  w«irde,  nach  welcher  der  Gegenstand  behandelt 
«oiti  aoOe.  Der  Verfasser  wolle  nämlich  beweisen  erstens,  dass 
^  AÜMQier  mit  Geschicklichkeit  ihre  demokratische  Verfassung  zn 
<clallen  ter>tehen,  und  zweitens,  dass  auch  ihr  son.stiges  Thnn 
ffeirtw«  Lfii  nnd  keineswegs  den  Tadel  verdiene ,  welchen  die 

jL  Xroüphontis  qui  fertur  libellns  de  republiCA  Athonic'nsiam 

'      I  im  edidit  A.  Kirchhoff.  A.  MDCCCXXIV 

^i  t  rom  Staate  der  Athenf^r  in  den  philoU 

Äüuan*iiuiiKvii   n*  i   k&nigl.  Akademie  d.  WiiM^ni»c haften  za 

I  Jv  iem  i.  1871   Besonderer  Abdruck,  in  Comm.  bei  Dttmmler. 

I18H. 

^  ?|L  a.  1.  O.  a  2. 


24S 


HetHffj  üeber  die  Schrift  vom  Staate  der  Attioner. 


öffentliche  Meinting  im  übrig^en  Hellas  ausspi*eche ').  Es  müs 
erkanüt  werden,  dass  alle  Thoile  der  Darstelhing,  wie  sie  die 
liefeniog  gehe,  ohne  Ausnahme  zu  der  erklärten  Absicht  des  Ver 
ser«  in  näherer  oder  entfernterer  Beziehung  stehen,  keiner  geradei 
überflüssig  sei  und  keiner  über  das  gesteckte  Ziel  hinausweise ; 
gegen  lasse  sich  nicht  behaupten ,  dass  die  angedeutete  Dispositio 
auch  nur  der  Sache  nach ,  geschweige  denn  in  der  Form ,  was  bü^ 
dings  nicht  nötbig  gewesen ,  mit  bewnsster  Consequenz  dnrchg 
sei ;  vielmehr  lägen  die  einzelnen  Bestandtheüe  der  Darstellung 
jede  Rücksicht  auf  die  in  jener  Disposition  gegebenen  leitenden 
sichtspuücte  wüst  durcheinander  und  zeigten  überhaupt  keine  Spur ' 
einer  bewusst  gewollten  Ordnung ,  obwol  im  Einzelnen  alle  Eleinenlj 
gegeben  seien ,  welche  zur  Durchführung  der  wenigstens  zu  Anfall 
beabsichtigten  Disposition  von  Nöthen  gewesen  wären\ 

Indem  wir  nun  daran  gehen  die  von  Kirchhoff  erhobenen  B^ 
denken  im  Einzelnen  zu  prüfen  und  seiner  Untersuchung  Schritt  f^ 
Schritt  zu  folgen,  glauben  wir  vor  Allem  daran  festhalten  Jtu  müsse 
was  Kirchhoff  einräumt,  dass  der  Verfasser  wenigetens  eil 
Diaposition  beabsichtigt  habe  und  dass  die  Schrift  da^ 
nach  aus  zwei  Theilen  bestehen  müsste,  deroo  ersti 
den  Beweis  Heforte,  tog  ev  diccot^CavTai  zi^v  naki 
Tsiay  i^^iyvaiof ,  und  deren  zweiter  die  Aufgabe  hfit^ 
zu  zeigen,  ojg  falla  ^v  diaTtgazTOwai  a  doxof^l 
ifxaqtaviiv  tolg  alkot  g^'Ek?,i]0(v.  Vgl,  I,  1. 

Der  Verfasser  unserer  Schrift  beginnt  damit  zu  zeigen,  erstet 
{:rt^oTov  ^liv  ovv  lovro  i^di)  dass  in  Athen  die  Armen  ui 
der  d^jitog  mit  Recht  eine  begünstigtere  Stetlung  «il 
nehmen  als  die  Edlen  ond  Reichen,  weil  auf  dem  d^ftfh;  i 
seinen  Leistungen  für  den  Staat,  zumal  für  die  Flotte^,  dl 
Macht  des  Staates  in  weit  hüherem  Masse  bernhe. 
auf  denjenigen  der  Hopliteu,  der  Edlen  und  Reichen,  An  di^ 
sem  Inhalte  der  drei  ersten  Faragraphe  und  ihrer  Stellung  ünd^ 
Kirchhoff  nichts  auszusetzen  und  er  weist  ihnen  unter  den  Brucl 
stücken ,  in  welche  er  das  Ganze  zum  Behufe  einer  annähernden 
construction  zerlegt,  die  erste  Stelle  an  ^  Fragm.  L  Für  die  AbeicJ 
des  Verfassers  unserer  Schrift,  einer  Disposition  zu  folgen,  muss  na 
der  Umstand ,  dass  er  sogleich  am  Anfang  seiner  Schrift  diest  Ai 
sieht  auch  bethätigt,  ein  gunstiges  Yorurtheil  erwecken*). 


*)  VgL  a.  a-  0,  S.  3, 

^)  Dies  ist  jedenfalls  unrichtig.  VgL  HI,  1  und  Kirchhoff 
zu  dieser  Stell«,    vgl  auch   III,  8  Mitte';   ferner  II,  7  am  Auf.   lÖJ 
nolld  ht   ndvv  7taoalf.in(i>*   lö  di  u^ytaiov  ttomau    Y^L  aach  Kir 
hoff  S.  50. 

*)  Wenn  Kirchhaff  zu  Anfang  von  §*  3  bei  den  Worten  IumI 
wie  er  für  Ünnja  wol  mit  Recht  liest,  geltend  n     '  ^    '        '      ^  ' 
nicht   einen    neuen,    vom  vorhergehenden   anal 
ffthre,   sondern  nur  die  außge**procbene  Behaue*.. .„t    ..,,.  v..»   ü^u, 
darauf  unterstütze,  dass  der  nchtigc  Instinct  der  Massen  die  Crcfahn 


lio  Schrift  TOTO 


euer. 


S48 


Weildt  {Ün^iiix  Öi (fiavovytai  ti}p  d.  dta- 

^fjt'rec)*  sü  fahrt  der  Verfasser  am  Ad  fange  von  §.4,  dem 
iiwor  ^iy  ovv   tovvo   Iqw   am  Anfange  von  §,  2  ent- 
tnd,  fort,  zoigt  es  sich,  tlass  die  Athener  dadurch, 
sie  in  alloji  Stücken   (Tiavtaxov,   d,  h.  also   auch 
T  dor  hegQn^itigten  Stellang  im  Staate,  wovon  g.  2 
elt  hatte)«  die  TTQi^iy^oi  \^JxA  nivi]%t^  mh^  di]^toti- 
xiäl  s  /^t^atoi  begünstigen,  den  Bestand  der  Demo- 

krat i  ri,  8i^  würden  nämlich,  wenn  sie  das  Gegentbeil  thmi 

ffilUiu^  L  n  der  Demokratie  in  die  Hfindo  arbeiten,  denn 

dar  g.  I  I   ro  ßiXTtazov  ivavrioy  tf^  di^/ior-Qitt^l^ 

Wievol  Kirchhoff  auch  hier  anerkennt,  dass  der  Abschnitt  sei- 
atm  labaltenach  passend  an  die  vorangegangene  ünter- 
4  ac  h  o  n  g  a n  B  c  h  1  i  e  8  ii  e ,  so  vermag  er  doch ,  offenbar  seiner  H)  po* 
ihc0#  TOD  dem  zerrütteten  Zustand  unserer  Schrift  zuliebe ,  der  Ver- 
üidiniig  nicht  zu  wider^^itehen,  hinter  %.  3  eino  Lücke  anzunehmen  und 
MriicbtD  S*  H  und  4  mn  Stück,  nÄmlich  III,  12.  13  als  Bruchstück  II 
MXQMtzen ,  während  dies  weder  der  Inhalt  von  %,  2  und  3,  noch 
MJ«nl^D  von  §.  4  und  5.  noch  die  Form  des  Ausdrucks,  mit  welcher 
?-^«*ra|ih  2  und  4  beginnen,  noch  das  eben  von  ihm  Zugestandene 
I  rhÄltnis  (vgl  S.  5  und  S,  42,  II  der  Abhandlung)  und  der  In- 
ihe  in  irgend  einer  Weise  wahrscheinlich  macht, 
tid  3  handeln  um  der  Begünstigung  des  Demos 
rilich  der  politischen  Rechte,  besonders 
T  uQX^i ,  Paragraph  4  und  5  von  der  Be- 
'H  in  all  IUI  Stücken.  Wie  dies  einen  angemessenen 
......  ...A.imtt  bezeichnet,  &u  ist  dieser  auch  angezeigt  durch 

n  ans  hcrvi/rgehobenen  Bedewendnngeu  am  Anfange  der  Para- 
2  und  4.  Bi^ides  wird  zerstört  durcli  das  von  Kirchhoff  hinter 
Brnehstück  11  eingeschobene  Stuck  III,  12.  13,  welches  von 
*~Ä'  'id  von  (lo  fahr  düng  der  Demokratie  von  Seiten 

mi^tk  iitifun  handelt,  ein  Gegenstand,  welcher  den  Zusam* 

wmh  lUfe;  ip  schroffer  Weise  unterbricht,  schon  nach  der  lledewendung, 
«t  wticb^r  er  eingeführt  wird.  Ltoijaßoi  dl  rig  ay  xril.,  nicht 
kmhtt  paj«i,  und,  wie  wir  sehen  werdeu,  an  einer  anderen  Stelle 
Khlckltcber  seinen  Platz  erhalt.  Dass  die  von  Kirchhoff  für  jene 
SmcUtboBg  gelir^nd  gemachten  Gründe  dafür  nicht  ausreichen, 
ttrftt  sieh  aus  :  derselben  unschwer  ergeben.  Die  Stelle 

HI,  12.  13  ai  11  hier  unterzubringen,  trotzdem  dass 

i«c  lAcke  zwischen  Bruchstück  I  und  III  zu  setzen  durch  den  Zu- 
lAaimArk^rmtr  i.irbt  i'.»iint.*n  ist,  was  Kirchhoff  anerkennt ,  Veil  das 


H  Durchführung  des  an  »ich 
mmen  wir  dem  voUkomroen 
^  statt  fvfMtt,  wie  die  Mss. 
ifur,  mit  Rücksicht  auf  den 
.^.  ........  ,....  v.i^  Nfigung  zur  Wiederholung 

^/pocdcvi.  Vglt  awtvjQfnr  if^^tat  am  Auf.  des  §* 

16» 


244      F.  Q.  Bettig,  (Jeber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

Stück  n  im  Bereicho  des  uns  Erhaltenen  nar  an  diesei 
Stelle  untergebracht  werden  köane'  (vgl  S,  42«  IT),  mass8<y' 
lange  als  bedcöklich  erscheinen,  als  der  Beweis  nicht  erbracht  ist, 
dass  es  an  keiner  anderen  Stelle  möglich  sei.  Dass  es  aber  möglich 
sei  es  anderswo  passend  unterzubringen,  werden  wir  an  seiner  Stelle 
zeigen.  Aber  selbst  wenn  dies  der  Fall  wäre  und  Uli  1*2.  13  nur  an 
diese  Stelle  passte,  so  wörde  das  immer  noch   nicht  berechtigen, 
durch  Eindrängung  desselben  in  ansere  Stelle  den  überliefert  i 
Zusammenhang  derselben  zu  zerstöi^n.  Hinzu  kommt,  dass  K 
die  Stolle  III,  12.  13  nur  durch  eine  sehr  künstliche  Auslegung  der* 
selben  an  unsere  Stelle  zu  bringen  vermag.  Er  bemerkt  darüber  S.  42 : 
^Der  Zusammenhang  wäre  dann  dieser:  Leute,  welche  ans  Unkennt- 
nis der  athenischen  Verhältnisse  meinen ^  dass,  wie  in  manchen  an-« 
deren  demokratischen  Staaten  von  revolutionärem  Entwicklungsgang»,  ] 
in  Athen  die  Partei  der  Edlen  und  Reichen  der  politischen  Buchte 
und  im  besondereu  der  Amtsfähigkeit  gänzlich  beraubt  sei ,  nnii  auf 
diese  Vorstellung  die  Hoffnuiitr  gründen  *  es  drohe  von  dieser  Seit^ 
der  athenischen  Demokratie  Gefahr,  werden  die  Darstellung  in  I  nieht^ 
glaubUch  finden  und  einwerfen,  dass  wenn  sie  richtig  wäre»  es  H 
Athen  gar  keine  aniiot  geben  könnte,  die  sich  zu  beklagen  ein  Uechl 
hätten.  Dem  werde  entgegengehalten »  dass  die  Folgerung  nicht  lu^ 
treffe,  die  Zahl  dieser  atifwt  aber  allerdings  so  gering  sei,  dass  dll 
athenische  Demokratie  von  ihnen  nichts  zu  bofürchton  habe*^   Dil 
fragen  wir  aber»  wie  ist  es  nach  I,  2  am  Ende  und  3,  wo  wir  leaea 
doxcT  dUaiov  €}pat  ftSei   rtoy   agvior   tt€tctvat  Kth  uui 
inu  tot  önodOii  fiev  aantj^tav  q^^govai  tojv  OQxtov  xqriütat  < 
rrai  xcrt  /o^  /^»yarai  'mv&vvov  i([)  dTif^H'}  äitavti,  roviniv  fjip  rcirt 
aQX^op  ovdfi'  Öütat  6  d^/nog  fietBivai  öl  kzL,  möglich  zumei 
nen,   dass  in  Athen   dio  Partei  der  Edlen  und  Reichet 
der  politischen  Rechte  und  der  Amtsfähigkeit  gänzlioi 
beraubt  sei?  Ist  überhaupt  eine  solche  Unkenntnis  der  politische»^ 
Verhältnisse  und  Zustände  Athens  bei  einem  nur  eiuigermassen  i 
bildeten  Griechen  nur  denkbar?  Von  einer  Hinweisung  darauf,  da 
die  Annahme,  von  welcher  die  Gegner  ausgeben  sollen,  unrichtig  i 
sowie  darauf,  dass  sie  von  derselben  eine  ernsthafte  Gefahr  fBr  < 
athenische  Demoln-atie  erhoffen,  findet  sich  keine  Spur ^  und  so  i 
denn  kein  Anlass,  die  Worte  hioXdfiot  6i  ric  ar  log  ot>dü^  of 
döimog  rjTi/iiittTat   Arii]vr^tJiy  von  einer  Widerlegung  einer  daflH 
als  unrichtig  bezeichneten  Darstellung  zu  verstehen,   sondern' 
als  Folgerung  aus  einer  als  richtig  angenommenen  Darstellung, 
auf  fühii  of^ce. 

In  den  Paragraphen  6—9  des  ersten  Capitels  wird  dann 
Einwendung,  dass  die  Athener  in  der  Volksversaur  ' 
sollten  reden  und  an  den  Berathuugeu  sich  sollten  i 
sondern  nur  die  wägst en  und  be,?ten  Männer,  daduicii  v 
gezeigt  wird,  dass  eine  solche  Massregel  sehr  bald  -j 
der  Demokratie  herbeiführen  müsste.  Dies  geschieht,  naüh  der  vo 


K  G.  ^itig,  üeber  die  S<shrlft  rom  Staate  der  Athener.      2iB 

^_  %jxm  Darstellung  davon ,  dass  die  Athener  sowol  hinsicht- 
"^litiächeo  Rechte,  §.  2  il.  (zu  denen  am  Schlosse  von  §.  2 
4ia  nuu  )Jyn¥  i^iivai  tip  ßoikofiivfp  nuv  noliTioy  ausdrücklich 
|ireclin#l  worden  war),  als  hinsichtlich  aller  übrigen  Stücke,  §.  4  Ü*, 
im Armm  Dod  demokratisch  Gesinnten  vor  den  Reichen  im  Interesse 
in  DttBBokralie  begünstigen,  an  passender  Stelle ^).  Kirchhof  ge- 
ilthl  djtts  auch  selbst  zn,  wenn  er  S.  6  der  Abhandlung  bemerkt: 
JDm  Zitsammenhang  dieser  Erörterung  mit  dem  Yorhergehendeu  ist 
•ftterkaiöbar.^  Wie  kann  er  nun  unter  solchen  Umständen  II,  9—10 
ik  Brncbstöck  IV  nnd  I,  13  als  Bruchstöek  Y  vor  Paragraph  6  ein* 
llfcittaiy  Ma^ht  er  daför  geltend,  dass  in  g.  5  a.  E.  ^in  der  Ueber- 
HÄraig  die  Consti-uction  nicht  in  Ende  gefuhrt  Ist^,  so  kann  dle- 
mm  üiMstande  auf  andere  leichtere  Weise  abgeholfen  werden^). 
lUtl  9T  m  weiterhin  .höchst  anffaHend**,  „dass  die  Sache  durch 
iint  »o  kund  und  ganz  allgemein  gehaltene  Erwägung  erledigt  wird^, 
idi  4«Bi  Beifügen,  „dass  man  auch  hier  erwarte,  dass  die  systema- 
tiicbe  Zarftcksetzung  der  Kelchen  und  Edlen  und  die  Bevorzugung 
In  fioaioes  Mannes ,  welche  Oberall  zn  beobachten  sein  soll ,  durch 
TeffUmraf  der  bezeichnendsten  Beispiele  erläutert  und  in  jedem 
^BMitrT**  ooncreten  Falle  als  natürliche  und  unvermeidliche  Gon* 
miMa  des  allgemeinen  Piincipes  gerechtfertigt  werde ,  so  ist  da- 
pfMi  «inmwenden «  dass  in  den  Paragraphen  4  und  5  nicht  sowol 
f«  cmer  ^'stematischen  Zurücksetzung  der  Heichen  und  Edlen,  sod- 
Um  too  «ujer  Bevorzugung  des  Demos  die  Rede  ist,  wie  Kirch* 
käB,l  selbst  eingest-oht,  und  femer*  dass  Kirchhoff  so  dem  Ver- 
hMT  nmittbet«  f!o  zu  sagen  den  Inhalt  seiner  ganzen  Schrift  diesen 
WAn  Furagm  uverleiben.  Denn  was  enthält  diese  anders 

ik  Bilt^  die-  iisügung  des  Demos  und  ihre  Begründung? 

T|L  I,  6—16,  11.  i*.  10.  18,  19,  III,  10,  IL  —  Macht  Kirchhoff 
•idiidi  tfkt  den  angeblichen  Ausfall  vor  Paragraph  6  geltend,  daas 
«fairli  %m  ä'  err  dfwlrnv  am  Anfang  von  Paragraph  10  die  Lage 

i^i  AusHihning  von  diesem  Allen  und  ohne  den  Zasammcn- 
«-^  ^,,-^i  D»n»toIlung  in  nngehöriger  Weise  zu  unterbrechen  wird  nam- 
Ici  tfi  9.  6—0  eine  Einwendung   widerlegt,   welche  die  Gegner 

Edt-f  otiir».'  B'^hauptmig  des  Schriftstellers,    dass  es  gerecht  sei 
tXouinp  TW¥  nolnw  (1,  2|  erheben  könnten.    Dies 
rt  ^Htiet  Angabe  des  Gedanken  Zusammenhangs  zwi- 
■iwB  4.  6  ui>d  ^ergehend«^n.  Vgl  Kirchhoff  S,  5  Z.  4  v.  n. 

»)  F*f  f)  ■    iviov^;  stehen-    Man  gtroiche  aber  völlig  die 

Wvli  j/  f  Twr  trfuvi  lutv  uv^gtart u*i\   durch  welche  Aer 

l^üpalator  hang   di^r  Torhcr^t^hcndm  Bt*hauptang    r}   vag 

nvfa  «irffoi;  liuA/yy  nya  trtl  ra  fitaj^im  xtL  auf  ihr  nchtiges  Mass 
«i^fUren  wollt«.  £.  Müller  PhiloL  Bd.  XIV  S.  5^  hielt  die  Stelle 
9m  wdt  AuMchliux  der  Wort«  ftjv  drd^iiü^ttor  Vdr  echt .  «Uss  dies  aber 
^^■lilli  4cr  Fall  ist,  dflrft^e  »chr>n  aein^  Üebersetzun^  t»cweiscn:  «.Im 
Itt»  kl  lue  i^tOmic  R<>hdt,  ZuchtloHigkoit  und  Schlöchtigkelt;  denn 
tl«ili  dt9  Armuth  bringt  ^le  ^iim  ^^ehand liehen,  theils  der 
ltt|i|  an  Enäehung  und  an  Unterricht,  den  für  manch«  die  Ar- 
wk  mit  aicb  bringt*,  wiewol  sie  die  Härte  des  Originals  tu  fnil- 


t4(l      K  O.  R^itiitj,  Ueber  die  Schrlffc  vom  i^tüftte  der  Atbtuer. 

der  Letzteren  (tier  uufreien  Bevölkorung)  afs  ^imn  Gei^ensatx  bildend 
bezeichuet  werde,  welcher  aiii  gefunden  werden  könne  in  dem  Coii^ 
traste,  den  die  scheinbar  liberale  Behandlung  der  Nicbtbilrcrer 
dem  Drnckü  bilde,  der  auf  d^^n  Reichen,  Edlen  und  Guten  ih  "      " 
Bürgern  laste,  wovon  aber  im  Vorhcr^henden  nicht  dir»»**+ 
gewesen  sei,  sondern  nur  von  der  Bevorzu^ng,  deren  si«  A^ 

ten  und  Armen  zn  erfreuen  IiatteUi  wornacb  also  der  Ge^; 
sei .  und  dass  dies  in  der  Annahme  bestärken  müsse ,  dass  zwisChft 
b  und  6  ein  nicht  zu  entbehrender  Tlieil  der  Ausführung  fehle*, 
zieht  er  damit  eine  Folger ungr,  die  unwiderleglich  wäre,  wenn 
Partikeln  ö'  av  nur  die  eine  von  Kirchhoff  angenommene  Bedeutung 
hätten.   Da  dies  aber  nicht  der  Fall  ist  und  diese  Partikeln  bÄufi 
nur   die  Weiterführnng    einer    begonnenen    Darst^ll 
bedeuten  (vgl,  u.  a.  Cap.  II,  18  am  Anf,),  so  verliert  dies  Arg 
seine  Beweiskraft,  wenn  sich  zeigen  lässt,  dass  diese  Partikeln  hh 
in  der  zuletzt  angegebenen  Bedeutung  stehen  und  zwar  einen  GegeniJ 
Satz  anzeigen ,  aber  keinen  so  schroffen ,  wie  Kirch  hoff  will.  Par 
grapho  2  und  3  handeln  nämlich  von  der  Begünstigung  de( 
Demos   und   der  Armen   hinsichtlich   der  staatabtJrgei 
1  i c h e n  R e c h t e ,  §,  4  und  5  von  seiner  Begünstigung  in  a II « I 
übrigen  Stücken,  g*  10  endlich  (nach  Widerlegung  der  in  §.  6  — t 
enthaltenen,  auf  das  Ende  von  §,  2  bezüglichen  Einwendung)*),  voi 
der  Begünstigung,  welche  in  Athen  Sklaven  und  Metfl 
kengeniossen,  ein  Gegensttmd,  welcher  dem  vorher  bohandeltel 
doch  sehr  verwandt  ist.  Sagt  doch  Kirchkoff  seihst  S.  7  ^Die  Stufen 
folge :  börgerlicho  BeTölkerung  von  Athen  —  nicht  bünirerliche«  fr«^ 
und  unfreie  Bevölkerung  von  Athen  —  BtuidesgenosseTi 
nicht  unangemessen  und  könnte  beabsichtigt  sein."  So  . 
überall  naturgemässer  Fortschritt  und  Zusammenhang  —  Betra 
man  nun  auch  den  Inhalt  des  als  Bruchstück  IV  vor  Paragraph 
geschobenen  Stockes  II,  9 — 10,  so  findet  man  bahi,  dass  es  das  nicfe 
leistet  was  Kirch  hoff  verlangt.  Denn  es  ist  darin  nicht  von  eine 
Bedrückung  der  Reichen  die  Rode,  sondern  von  Einrichtungtti 
und  Annehmlichkeiten,  welche  die  Armen  entbehren 
wenn  sie  sich   dieselben   nicht  drjioöia  verschaffen   könn 
Kirchhoff  unstreitig  richtig  verbessert.   Ausgeschlossen  von  ihr 
Genüsse  sind  die  Roichon  nicht,  wenn  sie  ihnen  gut  genug  sind  und 
wenn  sie  die  Gemeinschaft  mit  dem  oxlog  nicht  scheuen.  Man  vglj 
das  Endo  von  g.  10. 

Lägst  sich  nun  auch  gegen  das  als  Bruchstück  V  vor  I,  6  ©b 
falls  eingeschobene  Stück  I,  13  nicht  die  gleiche  Einwenduri' 
machen  wie  gegen  11,  9 — 10.  indem  der  Paragraph  I,  13  vu; 
Benachtheiligmig  der  Reichen  gegenüber  den  Armen  handelt,  ao 
doch  dieses  Moment  für  unsere  Ansicht,  nach  welcher  I,  13  an  se 


^  Wie  nämlich  §.  3  Bedonken  gegen  den  allgemeineti  Zutritt 
denAemtern  beseitigt,  so  rechtfertigt  §6— 9  die  allgemeine  Red  ^ 
frei  hei  t  gegen  Eiuwendangen. 


WtG'  'B£tH§,  üaber  die  Schrift  Tom  Staate  der  Athenen      247 

i,  schicklicher  zu  verwenden  als  für  die  Kirchhoff^sche. 

langt  zu  §.  4  und  5  =  III  die  Schilderung  eines  direct 

f«ftr?  m  ausgeübten  Druckes,  wotou  aber  nach  seinem  eigenen 

4;citfriii^i«t.^  ^.^l.  8,  7  am  Ant)  in  §.  4  und  5  nichts  zu  finden  ist. 

Al«r  «Msb  TOö  IV  =  II,  9—10  anerkennt  er  (vgl  S,  42  amE.),  dass 

«f  uch  rt"  *  mittelbar  an  III  anschliesst,  und  von  der 

iiaittdlbu.  4,'e  der  Stücke  IV  und  V  weiss  er  selbst 

oiekt  »ebr  zu  ^agen  ab  'das^  es  «war  keineswegs  siehor  aei ,  dass 

4bli«sd«n  Stücke  in  der  angegebenen  Weise  unmittelbar  zusammen- 

fUMie]],  dass  es  aber  doch  einige  Wabrsrheinlicbkeit  für  sich  habe'. 

?|l,  S,  42  am  E.  Wie  viel  wahracheinlicher  ist  es  da,  wenn  nach 

«i^mr    Darlegung   des  Gedaukenfortschritts   erst   hier   in  I,  13, 

adid€tu  die  Begünstigung  ajler  unteren  Bevölkerungs- 

cliiifB  der  Stadt  besprochen  ist,  im  Gegensatz  dazu  des  directen 

Hrirrki»^    Krwfihnung   geschieht,    welchem   die  Reichen 

ilgeiifftxt  sind,  um  durui  auf  die  Lage  der  Bundesgenossen 

ttbtnitf^lira*  Es  ist  also  unrichtig,  wenn  Kirchhof  B.  7  bemerkt: 

^&  I-.  *'.rf  L4iiTn?s  Beweises,  dass  dieses  Stock  (I,  13)  weder  mit  dem 

nifhrr  i  Abschnitt,  in  welchem  von  den  Verhältnissen  der 

Knceiiu*  im  t  l'fahlbürger  gehandelt  wird,  noch  mit  dem  folgenden, 

IB  vtklMfn  ToTi  d«»r  B*:handJung  der  Bundesgenossen  die  Kede  ist, 

18  ^em   unit'  -x  oder  auch  nur  entfernten  Zusammenhang 

lÜkft«  und  £u  leren  eher  eich  eignet  als  den  Uebergaug  von 

Imi  eieto  zu  dem  anderen  zu  vermitteln.  Vielmehr  hebt  es  jeden 

littamenhaisg  zwischen  beiden  auf  und  kann  daher  unmöglich  als 

m  der  richtigen  und  ursprünglichen  Stelle  stehend  erachtet  wer« 

Iä.*  —  Wrfti«n  hierdurch  die  Bedenken  gehoben  sein,  welche  Kirch- 

liff  1.  a.  O.  %^^«iu  unsere  Stelle  vorbringt ,  so  müssen  wir  doch  auf 

m/m  Pmct  noch  näher  eintreten,  welcher  seine  Erledigung  noch 

iMt  ff«!fnndon  bat,  wir  meinen  die  am  Schluf^se  von  I,  13  stehenden 

WöfW  hp  rf#^  toli^  diy^aatr.Qtnig  nv  rov  ÖtAaiov  tJWToig  ftaXXoi^ 

li/lfi  fi  t^of  avinli;  aijttpo^v.  Kirchhoff  schreibt  darüber:  ,Der 

Funrt,  dftsis  dem  Demos  in  den  Gerichtshöfen  VortheU  vor 

^  hrt,  führt  ftineu  neuen  und  selbständigeu  Gedanken  ein,  der 

n  er  da«  Vorhergehende  in  vernünftiger  und  verständlicher 

I .  inne  ausfahrende  ErlÄuterung  etwa  in  dem 

r  Demos  seine  Stellung  in  den  Geschwomen- 

he.  die  Reichen  zu  chikauteren  und  zu  plün- 

^ritiscationen  u.  dgl.j,  während  er  selbst  die 

lien  Functionen  für  sich  zu  einer  Einnahme* 

Id).*"  'Sei  dies  aber  der  Fall,  so  gehöre  da« 

-^ammenhaug  einer  umfassenderen  Darlegung 

nt  •    in  Arlt.  h  mit  bowusster  Absicht  und  in 

i;ii  IM  u  InUM^sse  auf  die  Reichen  ausübe, 

pnir-Hitr,  von  weicher  aus  verschiedenen  Gründen 

Ut'i  werden  mnssto,  das«  sie  hinter  6  gestanden  habe 

cad  ^  i  sei/  Glauben  wir  nun  auch  die  Ünhaltbarkeit  dieser 


248 


G.  Reiiig,  üaber  die  Schrift  vom  Staute  der  Atbener. 


Vermntliung  binreicliend  dargethaa  %\\  habea^  so  rnüästea  wir  docli| 
den  gegen  die  Schlussworte  von  I,  13  von  Kirchhoff  vorg^ebrachtetij 
I  Bedenken  Baum  geben ,  nnd  könnten  uns  der  daraus  abgeleiteten 
Folgerung  nicht  entziehen,  dass  sie  eine  ausführende  Erläuterung  ei>j 
warten  liessen,  wenn  sie  so  stehen  blieben,  wie  sie  jetzt  in  den  Au&-| 
gaben  gelosen  werden.  Nun  steht  aber  in  der  besseren  HandschriltetH 
clasae  nicht  h  Si  zolg  drAaatr^oig  xri.,  was  einen  neuen  Gegen^ 
stand  der  Verhandlung  eiaföbren  würde,  sondern  ev  t€  ioiq  dfxcr*^ 
Gtriqioiq  xrA.  Dadurch  wird  das  Sachverhiltnis  eiu  ganz  anddr« 
Es  wird  dann  durch  diese  Worte  nicht  ein  neuer  Verhau  dl tuig 
stand  eingeführt,  welcher  eine  weitere  Ausfahrung  erwarten 
sondem  sie  enthalten  eine  auf  das  eben  behandelte  Thema  bezügUch^ 
und  sich  daran  anschliessende  Bemerkung.  Es  wird  damit 
dass  der  Demos  in  den  Processen,  welche  über  die  Leistungen  deii 
Choregen,  Gymnasiarchen,  Trierarchen  entstehen,  seinen  Vortheil  m^)\t 
'  bedenke  als  das  Recht.  Darum  genügt  hier  diese  kurze  Bemerkung»! 
welche  durchaus  nicht  auf  einen  neuen  Verhandlnngs* 
gegenständ  (der  jetzt  fehlte)  schliessen  lässt.  Im  Gegen-^ 
theil  enthält  der  Paragraph  eine  Aufzählung  der  wesentlichsten  directen 
Beeinträchtigungen,  Belästigungen  und  Bedrückungen,  zu  wokfae&j 
die  uDgerechten  gerichtlicheu  Erkenntnisse  nicht  am  wenigsten  i 
hören  mochten ,  welchen  in  Athen  die  Reichen  von  Seiten  des  Demo| 
ausgesetzt  waren.  Vgh  Hermaun  griech.  Staatsalterth.  l  §.  160 — 162 
Es  scheint  also,  dass  man  Aie  Schwierigkeit,  welche  die  Stelle  . 
der  jetzigen  Lesart  darbietet^  erst  durch  Aufnahme  der  sohle 
heglaubigten  Lesart  in  die  Stelle  eingeführt  hat»  und  daßs  in  der  j 
gegebenen  Weise  geändert  werden  muss.  Für  das  Sachliche  der  ; 
verweisen  wir  auf  die  detaillierte  Ausführung  in  III,  4. 

Da  nun  so  auch  die  wegen  des  Paragraphen  13  entgegengteheu- 
den  Bedenken  beseitigt  sind,  so  wii-d  nichts  mehr  hindern  dürfen 
die  von  Kirchhoff  selbst  als  sachlich  berechtigt  und  naturgemäß 
anerkannte  Disposition  und  Gedankenfolge  der  Paragraphe  *:» — 18 
nnd  damit  alles  bisher  Behandelten  ats  vom  Schriftsteller  beabsichtigt 
anzuerkennen.  Schreibt  Kirchhoff  doch  selbst:  „Erwägt  man,  dass  im 
Vorhergehenden  bis  Ende  von  9  von  dem  Verhältnis  der  verschiedenen 
Dlassen  der  bürgerlichen  Bevölkerung  zu  einander  die  Rede  gewesen 
ist,  so  wird  man  es  in  der  Ordnung  finden ,  dass  nunmehr  eine  Be* 
sprechung  der  Lage  der  nichtbürgerlichen,  freien  und  unfreien  Be- 
völkerung angeschlossen  wird  (§.  10 — 12),  und  einen  passenden  Ge* 
dankenzusammenhang  und  Fortschritt  nicht  vermissen."  VgL  S.  6 
am  E.  und  S,  7 :  „Auch  im  Folgenden  wurde  ein  passender  Fortschritt 
sich  erkennen  lassen,  wenn  14  —  18  unmittelbar  an  12  sich  an- 
Bchlossen.  In  diesem  Abschnitte  wird  nämlich  die  Behandlung  be-j 
[eprochen,  welche  die  Athener  ihren  trihutptlichtigen  Bundesgenossen 
J  angedeihen  lassen ,  nnd  dieselbe  als  durcb  das  Interesse  ile- 
P-schen  Staates,  wie  er  nun  einmal  ist,  geboten  nnd  durchaus  ]  < 
gegen  mehrfache  Ausstellungen  gerechtfertigt;  die  Stufenfolge  aber; 
bürgerliche  Bevölkerung   von   Athen   —   nichtbürger- 


F.  G*  IktHi,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener.      t4!» 

|eh6  freie  und  unfreie  Bevölkerung  von  Athen — ^  Bun- 
le^enossen  'w&re  an  sich  nicht  unangemessen  und  kannte  beab- 
•iditiiirt  sein.*  Das  einzige  Hindernis  liegt  also  hiernach  in  dem 
Pmgrmplieu  13.  Da  mochten  wir  aber  fmgen,  ist  denn  die  Stufen- 
Mge  niader  angemessen»  wenn  sie  so  modificiert  wird:  Begüusti- 
fiaiif  «)er  demokratischen  Bürger  von  Athen  gegenüber 
den  Eeichen  —  Begünstigung  des  nichtbürgerlicheu 
Tkelle  der  Bevölkerung  von  Athen  (Sklaven  und  Metukon)  — 
Redrflekang  der  Beichen  in  Athen  —  Behandlung  der 
Biiodesgeiiost»euV  Was  berechtigt  dann  aber  nacU  I,  6^ — 9 
:  Bruchstück  VI)  II.  17^ — 19  als  Bruchstück  VII,  und  ebenso  nach 
lM_lä  (=  VIU)  II,  6—8  als  Bruchstück  IX,  desgleichen  11. 
-12  als  Bruchstück  X  einzusetzen  (von  welchen  sänimtjichen 
I,  sowie  von  der  vor  I,  G  eingeschobenen  U,  9  —  10,  überden» 
dneiD  Orte  gezeigt  werden  wird,  dass  sie  an  richtiger  Stelle 
i),  dngegen  I,  14 — 18  aus  seiner  berechtigten  Stelle  zu  ver* 
^  und  ihm  erst  nach  III,  IG — 11,  d,  h.  erst  nach  den  Stücken 
»I.  19— n,  5,  XII  =  11,  13—16  und  XIII  =  lU,  10-11 
SQge^igoeter  Stelle  einen  Platz  anzuweisen?  Wie  KLrchhafit  dies 
nettviertt  wird  sich  aus  dem  Verlaufe  unserer  Untersuchung 
\  \  wir  folgen  dem  Gange  der  seinigen, 
MH  dem  Schlüsse  von  §.  18  soll  nach  Kirchhoff  der  Faden  wte- 
1fr  plötsUcb  abreissen«  Er  gibt  die  Uebersetzung  von  §.  19  und  20 
■id  knüpft  danui  folgende  Bemerkung  (vgL  S.  9):  ^Am  Schlüsse 
im  Torliergehenden  Abschnittes  war  von  dem  Gerichtszwange  der 
BBideifSeoo6£en  die  Hede  gewesen^)  und  warum  die  Athener  ihn 
Miiireiidig  üben  müssten ,  oder  wenigstens  ohne  Schädigung  ihres 
Iiiiiiiiififi  nidit  aufgeben  könnten  \  In  unserem  Stücke  dagegen  ist 
Ailidie  davon,  dass  in  Folge  des  Verkehrs  mit  «len  überseeischen 
iftgwn^  seemännische  Kenntnisse    und    Fertigkei- 

*}  Warum  spricht  aber  K.  hloe  von  dem  Schlutfse  dieses  Ab* 
■^  ilmtt  foo  dem  ganzen  Abschnitte  zu  reden^  welcher  in  seinem 
thvilc  §.  14  und  15  darlegt,  wie  die  Athener  sich  in  die  Staaten 
S«MiAigetio«a«ti  beg<5ben«  sie  durch  boshafte  Anklagen  chikanieren 
üd  bcnmUf bringen,  in^loni  sie  ran  der  Ansicht  ausgehen,  dass  es  ganz 
»IwifMiflii  iet  diefte«  t\x  thun,  da  sie  als  Herrschende  doch  immer  ge< 
iHit  nifdin  wikrden,  auch  wenn  sie  e«  nicht  thäteo,  und  dass.  wenn 
MUi  ^\ß  KH"^'  *^  ^nf!  ^ßfiaiQl  in  den  Städten  xur  Kraft  kommen  lasse, 
IthAüft  1.  rt  aann  nicht  lange  Bestand  haben  werde. 

UM  kakr  i;.    .  t^'ii'S  nie  fot?  ^it  jjf(jij<rTo^c  dti^iovoi  jr«i  ^^t^fiaut 

i^m^irtm*  *««  voi  jrn)  %l7iojntitüvmv^    foni  di  nQVf\^otii  av- 

6it«aw.    \X\  'V'J  t  ;iing   pniC^r   nyat^dr   thai   ra   tm'  cv^uoj^aiv 

'   doch  wol  imrh  iHwas  mehr,  wenn  es  am  Schlüsse 

4^^  •  t  äat  junXlitr 

ai   rijr  Mfiimr  t^r  ir  roti   v7Mioogfo$£  jtnl  im  td^ 
«^  ifi.  iK  if^r  t  tic>or}/crr,  was  mit  dem  von  den  Bundesgenossen 
I  Skr9  Bfbandlung  handetndon  Abschnitt^  wie  man  sieht,  aufs  engste 


?50      F,  0,  Rettifj,  üeber  die  Schrift;  Fom  Staate  dir  Athener, 

ten   allgemein  xinter  der  BeTölkening  von  Athea  verbreitet   seienl 
und  der  Staat  sich  in  der  Lage  befinde,  ohne  Schwierigkeit  und  bo*J 
sondere  Vorbereitungen  seine  Kriegsflotte  mit  der  nöthig<Mi( 
Zahl  tüchtiger  Steuermänner  wnä  Ruderer  zu  versoheiiJ 
und  es  wird  diese  Erwägung  als  m  anderen  hinzukommend  ausdrück*  ] 
lieh  bezeichnet  Es  liegt  auf  der  Hand ,  dass  letztere  uicbt  in  dtiii 
lüjefunden  werden  können,  waa  unmittelbar  vorhergeht  *) ,  und  ebenso 
klar  ist,  dass  das  Stück  auch  nicht  der  Anfang  eines  neuen  selbstAn*  1 
digen  Abschnittes  der  Darstellung  sein  kann ,  zu  dem  von  dem  vor- 
hergehenden, von  den  Bundesgenossen  handelnden,  durch  da»  'dara  j 
nehme  man'  der  üebergang  gebildet  würde  ^),   Zu  dem  Inhalte  des 
Abschnittes  von  den  Bundesgenossen  könnte  das  Stück  in  einer  ver- 
ständlichen Beziehung  nur  dann  stehen,   wenn  doi-t  unter  den  «u 
rechtfertigenden  Maasregeln  der  Errichtung  von  Kleruchien  auf  bun- 
desgenussischem  Gebiete  ausdrücklich  Erwähnung  gethan  und  diti^ 
dann  vertheidigt  würde  durch  Aufzähking  der  Vortheile ,  welche  sie 
dem  athenischen  Staate  gewährt  und  die  dieser  nicht  entbehren  kann, 
zu  denen  dann  als  zuletzt  zu  erwähnender  der  in  unserem  Stöcke 
hervorgehobene   pai^send   hinzutreten    würde  ^).    Von  einer   solchen  1 
Auseinandersetzung  findet  sich  aber  im  Vorhergehenden  keine  Spur, 
und  sollte  dies  der  Zusammenhang  sein,  so  müsste  zwischen  18  und 
19  nothwendig  eine  Lücke  angenommen  worden/  Schwerlich.   Da  I 
sieh  der  Inhalt  der  Paragraphe  IC — 19  accessorisch  zu 
den  Paragraphen  14 — 16  verhält,  so  kann  Paragraph  19 
ohne  Weit  eres  an  Paragraph  1-4—16  anknüpfen,  falls  diese 
Paragraphe  das  leisten,  was  Kirchhoff  verlangt,  wovon  er  aber  kein^ 
Spur  in  denselben  finden  kann*   Er  übersieht  dabei,  was  wir  §   14 
lesen    :fiQt    6i   rwv    frv/a/ttaxi'fp    {drJ.ov]   on    i^fvliovre*;*^  \ 
a  vr.aq  av  iOViJ  t  r,ai  fisi  n  vai  ro  r  <  XQ  '^i  ^  '  ^  *'  ^  yt^iituf^ov"  \ 
reg  oii  ^iiüfiolPat  fuv  ttmy/jj  tov  aq^oi^ia  vno  tov  d^x'^^^iVot, 


•)  Warum  denn  nicht,  da  das  Vorhergehende  Vortheile  enthält, 
welche  den  Athenern  ihr  Verhalten  zu  den  Bundesgenossen  g^ 
währt,  die  geeignet  »iud,  ihnen  die  Unterwürfigkeit  derselben  xu  sicheni?  ^ 

2  Auch  dies  bat  seine  Richtigkeit,  Es  ist  nämlich  galnz  klatr.i 
nrch  die  §§.  19  und  20  der  üebergang  gebildet  wird - 
zu  dem  von  dem  unlirtxuvy  d.  h.  eigentlich  dem  i'«ijt*»o?.  < 
handelnden  Abschnitte  und  durch  dafiseH^e  auch  hier  xu  dem  \ 
Nachweis  m^  tv  Si  aatp^orrttt  rtjv  noltxitur, 

')  Beziehen  sich  denn  die  Worte  am  An  f.  von  §.19  Jt«  t^  «»f-l 
aiv  T^v  iv  ToTg  vnt{tOfjiot^  xttt  dwJ  r«i'  'h^X^^  ^^*^^  ^^^  ^'/*'  ^'^»QO^tuv} 
nicht  deutlich  genug  auf  das  in  §.  14  uu(f  15  Be richtete  und  d^c  3ort  { 
hervorgehobenen  Vonheile? 

*)  Diese;  Wort  scheint  uns  K.  mit  Recht  beizubehalten,  V^L  ^  16 -j 
am  Auf.  und  §§.  19  und  20 ^  welche  letztere  dadurch  schon  liu^r  vor*  i 
bereitet  werden.   Die  Hervorhebung  der  bedeutoodsteu   P«  tcr 

den   hnUovtig  in  §.  18  steht  dem   nicht  im  Wege  (sie 
Vorhergehende,  tovg  ixnl^ovra^  lit^iivn{(itv  trifttav  av  i» 
ovläuterude  Epeiegese),  selbst  nicht,  wenn  dies  bloa  R- 
müssten,  was  doch  wenigstem*  bei   den   n(tt^r>  r   der  VaXi  im 

brauchte.  Für  it^^  doxovöt  haben  wir  äijXop 


F.  B,  lUn^,  Üeber  die  Schrift  vom  Stiuite  der  Athenen      851 
|Äe  iaxi^otoip  oi  7t)Mvmot   Aal  rn  xqr^ütm  h  rttig  noi^aiv^ 

uo<J  iia  tavf    ovp  rnvg  fiiv   x^^^^^^-^   art^to^at 

XQr^ttatii    arfaiQOvvTai    xai    t£ sXaivnvai    xai 

in%T it  vovü i  V) .    rotv  di  nf^vr^v^  aiSorüi v»    ferner  to lg 

dr^fiOTiKOig  do/.il  ^ti7L.oy  aya^dy   ilvai    tu  tdÜT 

fifiaxitßv  r^i^jiciT«  ¥va  V^^aotov  !/i^  r^vaiiov  BX^t^r 

tag  ifttßoiX^viiv;  dasB  demnach  die  Paragraphe 
IS  das   leisten,    was  er  verlangt,   wenn  sieb   19  m 
l«r  Weise  an  da*?  V^orli  ergeh  ende  anschUessen  soll,  and  daas 
de  tniwotg  am  Anfang  von  g.  19  hiernach  an  seinem  Platte 
£1  besteht  sich  aher  zugleich  auclt  auf  die  Schlnssbemerktnig  in 
\ia  tovTo  orr  o)  ovfutaxot  öoiXfyt  tov  drjtnv  tov  A&rj^ 
itti^^Qtutu  uaXlov ,  da  ja  auch  das  eine  Folge  der  Behand- 
»  welche  die  Athener  den  Biindesgenossen  widerfahren  lassen. 
Wenn   endlich  Kirchhoff  einen  Ahsohnitt  vermisst,   der  die 
fholsneliö  rec]i  .  dass  der  Staat  von  Athen  seine  Machtstel- 

fmg  foniehml  n  Verkehr  zur  See  nnd  die  Beherrschnng  des 

Xmt»  dr  Kriegsflotte  gegründet  hatte,  zn  welchen  nnser 

^^•diftitt   :,  iiaben  kunne,  dass  aher  anch  in  diesem  Falle  vor 

^H^  iiQ  nkht  unhetrAchtlicher  Theil  der  Darstellung  dermalen  fehle, 
^^p  «TSi^rfitigUeh  unmöglich  gefehlt  haben  könne,  so  bedürfen  wir 
^Hbü  Wkldson  nicht,  wenn  es  sich  herausstellen  sollte,  dass  die 
^Mtden  Paragraphen  sogleich  als  üehergang  zu  einer 
I>irsteJlung  dienen,  welche  in  anderer  Form  dasjenige 
i^iilel,  was  Kirch  hoff  hier  verlangt«  Es  sagt  nämlich 
Tiiur:  «Es  folgt  II,  1—5  ein  selhstandiger  Abschnitt,  in  welchem 
ta  wol  xn^ammenhüngender  Darstellung  auseinandergeFivtzt  wird, 
iai»  4er  Stand  der  Landmacht«  welcher  ganz  besonders  bemängelt 
9  wirdun  pflege,  keiiteswcgs  die  Folge  einer  Vernachlässigung  sei, 
imtam  mit  gutem  Bt^ducht  nicht  hoher  gebracht  werde,  weil  es  dem 
OtgMr  anf  diesem  Gebiete  gleich  zu  than,  doch  nicht  möglich  sei^, 
tod  die  militftrigche  Stelinng  Athens  als  der  die  See 
^^•lurrscboiiden  Macht  ihm  verstatte  mit  einer  weniger 
^^^^lr#iehen  Landmacht  aufzukommen.  Es  ist  deutlich, 
^^Bas  tine  iolche  Darlegung  sich  an  das  vorhergehende  Stück  I,  19, 
^^W>  dann  ganz  besonders  passend  anschliessen  würde,  wenn  dieses, 
^^tii  ik  wmiigsteiiB  möglich  gesetzt  werden  mnsste ,  den  Abschln^s 
mm  Ef*ft#Fmig  bildete,  welche  die  Seemach tstellong  Athens  und 


1  hnk,  in.  UK  V,  32,  M. 

'.    f*  d«?r  Mhh.   hcfirribt  K*  firrüv^  yt  tind  statt  nal 

i-l  Mtü  jr{**/rtoiv  hei&scn  mössto,   schreibt  er  Jeni»  if 

I     Icii  vennuthe  r*  —  arai  uif^oig  ist  als  Int^rpoU- 

\n|,u^   dazu    bot  der  Inhalt   der   g§,  i  und  5.    Der 

MF  Ji  01  Aiaa/ttii'  Mid  xntÄ  yriv  xnthtöjnt  dßtp  «chetnt  hier 

1  Mtil  itÜF  uir  faJUu/wv  ijrf«*L^  ötfui  avtai^  fiyoCpiat  iivtu 


252     F,  Q,  Mettig,  üeber  die  Schrift  Tom  Staate  der  Athener* 

dag  Gewicht,  welches  es  auf  seioe  Kriegsflotte  legte,  im  apobgtti* 
sehen  Sinne,  der  Tendenz  des  Verfassers  gemäss^  behandelte  ')<  WasJ 
also  oben  nur  als  möglich  hingestellt  werden  konnte»  erhält  dnrchf 
dieses  Moment  eine  Untei-stötzung ,  welche  gestattet,  es  als  wahr- 
scheiülicb   zu  bezeichnen."    Bedarf  es  al>er  einer  solcheu  Apologie 
um  den  Zusammenhang  zwischen  I,  19,  20  und  U,  1  zu  erweisen, 
und  liegt  ein  solcher ,  auch  ohne  dies ,  uicht  offen  vor  Jedei-momis 
Augen?  I,  19,  20  handeln  von  den  Vortheilen ,  welche  Athen  seiai 
Verhältnis  zu  den  Bundesgenossen  auch  inso ferne  gewährt ,  als  ea 
ihm  die  Ausrüstung  und  tüchtige  Bemannung  seiner  Flotte  erleich« 
tert.  Von  diesem  Gegenstande,  und  im  Gegensatz  dazu,  könnt 
sehr  leicht  zu  dem  schwächsten  Punct  der  athenischeal 
Staatseinrichtungen,  welcher  die  Existenz  der  Demo« 
kratie  zu  gefährden  schien  (vgl,  II,  1),  zu  dem  attisohet 
Hoplitenwesen  übergegangen  und  nachgewiesen  wer* 
den,   wie  die  Mängel    desselben   durch   die  VortheileJ 
welche  in  der  athenischen  Seemacht  lägen,  ansgegli«! 
chen  und  aufgewogen  würden,  ein  Gegenstand,  nm  wel*| 
chen  es  dem  Verfasser^  gemäss  der  Aufgabe,  welche  ei 
sich  gestellt  bat,  zu  beweisen,  dg  €v  dtaaf^tovtat  rjji 
noXiteiav,  vor  Allem  z  u  thun  ist,  und  der  so  und  dnrchf 
seine   Behandlung   über   den   angekündigten,    von  dem 
OTtXizixov^  erhoben  und  thatsächlich  zur  eigentlichen  . 
Aufgabe  des  Abschnittes  und  zur  Hauptsache  gemachtl 
wird.   Es  leistet  also  diese  Darstellung,  was  Kirchhoff  mit  Recht* 
ausgeführt  zu  sehen  verlangte.   Man  sieht  aber  auch  zugleich ,  dast 
der  Verfasser,  wenu  jene  von  Kirchhoff  verlaugte  Darstellung  schon  [ 
Torausgegangen  wäre,   um  mich  so  auszudrucken,    mit  doppeltem] 
Faden  genäht  und  den  nämlicheu  Gegenstand  au  zwei  vei-scbied^nei] 
Stellen  und  zweimal  behandelt  hätte.    Wenn  also  der  Verfasser  mitl 
den  Worten  beginnt:   to  öi  oitXttiKOV  avrdtg,  o   if/jara   äamii 
6v  ix^iv  yi^r^vipi v ,    övtu)  Aad^iaTrpß^B '),  während  das  athe«| 
nische  Seewesen   den  Hauptgegenstand  der  Verhand- 
lung bildet,  so  nehme  man  daran  keinen  Anstoss.    Die  uberaUl 
hervortretende   Absicht  des    Verfassers   die   Kiurichtungeu  Athens 
gegen  Tadel  in  Schutz  zu  nehmen  gab  ihm  dieses  Verfahren  aneh  i 


*)  Kircbhoff  gibt  also  hiermit  zu,   dass  aieh  11,  1  ff.  passend 
f,  19.  ^  anschliesse.  Abvoäehen  ist  dagegen  nicht,  weshalb  er  zu  didseml 
Bebufe  noch  den  Ausfall  jenes  Abschnittes  vor  1,  19  nöthig  xu  haben 
glaubt. 

')  Wir  halten  es  nicht  fQr  nöthig  vor  oiJtcü  xa^iarrixi  mit  Kirch- 
hoff yvwitn  einznftigen,  ja  wir  glauben,  das»  der  Sinn  der  Stelle  dadurcUl 
in  einer  Weise  verändert  werde,  wie  es  der  Absicht  des  Verfasser«  nichi| 
gemäss  ist.   Seine  Darst^lluTig   gilt  nämlich  nicht  äowol  dem  HopUttfn*_ 
weten  und  seiner  Rechtfertigung  aus  ihm  selbst,   sondern  einer  B4>dit- 
fertigung  desselben  durch  die  liücksicht  auf  die  atheniache  3oe* 
maclit  und  Anderes,  was  die  Mängel  jenes  ausgleicht  und  a^afwiegt, 
und  darauf  wird  so  schon  hier  hingewiesen. 


F.  G*  Bitiig,  Üebcr  die  Schiift  vom  Staate  der  AtheneT.      25S 

Stelle  an  die  Hand.  Eb  ist  dieses  Vei^ahren  gani  ajial<^ 
ff  OfgeMberstelluiig  beider,  welcher  wir  iu  I»  2  begegnen,  6  dtj^ 
^ig,  ietip  a  iXavviov  tag  yavg  xai  o  rijv  dlvauiv 
MQiTi^tig  tfj  jtolei'  Kai  oi  n£VTfjx6vtaQ%0i  xöt*  oi 
^Qt^qatat  xai  nt  vavni]yoi^  ovroi  tlotv  oirijvdi'vcf- 
\w  fiä^ttt^ivT€g  zf^  noXiii,  noXv  fiaXXov  r?  ol  otiXI- 
tt  mxh  Die  günstigen  Umstände,  welche  der  Verfasser  II,  1 — 5, 
ifegiiillber  dem  gerögten  Mangel  der  Hoplitenmacht, 
jeaeD  Maugel  aufwiegen  sollen,  geltend  macht,  bestehen  nun 
1.  flasB  die  Hoplitenmacht  der  spartanischen  nicht  gleichzu- 
lltn  bmiicht,  wenn  sie  nur  hinreicht  den  Athenern  ihre  Ueber- 
Ugeftlieii  Ober  die  Bondesgenossen  zu  sichern,  was  der 
Ml  isl;  2.  darin,  dass  die  ünterihanen  Athens«  meist  Inselbewoh* 
üTf  lieli  nicht  leicht  zu  einer  gemeinsamen  Unterneh* 
•mg  vereinigen  können,  wegen  ihrer  getrennten  Lage  und 
ifr  Btherrschang  des  Meeres  durch  Athen;  ferner  *^.  darin, 
iatf  Ihre  Unterthanen  auf  dem  Festtande  theils  durch  Be- 
Mrfliiise  und  HandelsrOcksichten ,  theils  dnrch  Furcht  in  Bot- 
■lisi^keit  gehalten  werden;  4.  dai-in,  dass  es  ihnen  leicht 
Mt.  vermöge  ihrer  Seeherrschaft  ohne  Gefahr  uner- 
«artfte  Einfälle  in  das  Land  der  Feinde  zumachen  und 
•Itiidlbe  zu  Terwüfiten,  was  einer  Landesmacht  nicht  mög* 
khsd;  5.  darin,  dass  sie  als  Seemacht  ihre  Expeditionen 
fhfte  Schwierigkeit  in  die  fernsten  Gegenden  abgehen 
Itiita  können,  was  eine  Landmacht  nicht  so  leicht  ansf Öhren 
Utaie«  wffen  der  Langsamkeit  der  Märsche,  wegen  der  Schwierigkeit 
te  Dbttrhaltee  der  Truppen,  wegen  der  Hmdemisse,  welche  beim 
Dvrdisiig«  dnrch  fremdem  Land  ein  Feind  iu  den  Weg  stellen  könne, 
na ilUc«  Ükr denjenigen  weg^le,  welcher  sich  einer  Flotte  bediene, 
IfcmH  landen  könne»  wo  er  sich  stärker  fnhle  und  vorübersegeln,  wo 
Um  tkcM  der  Fall  sei,  bis  er  entweder  zu  befreundetem  Land  komme, 
•dir  ni  solchen  denen  er  überlegen  sei.  ^ Diese  Betrachtungen** ,  so 
Uot  ITirehhoif  fort,  »setzen  sich  dann  13  —16  weiter  in  folgender 
Wibr  i^rner  aber  zu  alledem  gebe  es  längs  jeder  Küste  ent- 

nitc  ^^ebirge  oder  eine  vorliegende  Insel  oder  eine  Meerenge ; 

«  tU«  eolchen  Puncten  k(^nne  die  Flotte  einer  die  See  beherrsohon- 
Im  Mieiii  Station  nehmen  und  von  da  aus  die  auf  dem  Festlande 
l«kjM»d«Q  empfindlich  schädigen  ^).  Allerdings  habe  die  militärische 
Mhing  Athens  eine  schwache  Seite:  Attika  sei  keine  Insel  nnd 
lnhalli  Nd  dem  «ch wachen  Stand  der  Landmacht  den  Einfällen  und 


^  3Cieh  den  ^obninchten  AuÄiirücken  «u  »chli essen  t%xtf]  noov- 
X»ktf«.  w%üo^  n^ioj***  jj  j^rij,  «itvojToorjr  r*,  ferner  l|*<Tr*t*  ^t'- 
r«t#«  t^o^ßini' nt  —  ffiiün'^m  fovi  it]r  rjjtftQOV  vtnmrittg,  und  im 
lümsAb&iiK  ^It^  von  g.  11  und  12^   wo  von  Schiff- 

Ukft  r;r)1  \i  le  ist,   «cboint  mir  hier  eher  an  Kaperei 

i«iv  ihrttiUebiffen,  als  an  eigentliche  krie^* 

I    > werd<}n  zu  müssen. 


II      F.  (?,  JJ«f%,  Üeber  diö  Scbrift  vom  Staate  der  Äthanen 

Verwöstungen  des  übcrlegrerieu  feindlichon  Landli 
ein  grosser  NachtheiP)  ♦  obwol  der  Schaden  aus&rL  >  von^ 

Laudbauem  und  ßeichon  zu  tragen  sei,  wÄbrend  iier  Demos,  do 
nicht  darunter  zu  leiden  habe ,  sich  das  Ding  wenig  anfechten  lasse 
Auch  sei  bei  solcher  Nähe  des  Feindes  die  Gefahr  einer  plötzlich ^i| 
üeberrumpelung  der  Stadt  in  Folge  verrätherischen  Ein  verstand 
üisses  Einzelner  mit  dem  Feinde  oder  des  Ausbruches  revc 
lutionärer  Bewegnngen,  welche  auf  Unterstützuni 
durch  den  Feind  berechnet  wären,  stets  vorhanden.  Da  nai( 
aber  einmal  der  Vorzug  einer  insularen  Lage ,  welche  alle  diese 
fahren  beseitigen  wilide,  den  Athenern  vei-sagt  sei,  so  helfen  all 
eich,  wie  es  eben  ginge;  der  Herrschaft  über  die  See  and  ihre  V#tJ 
bindungen  sicher,  brachten  sie  ihre  Habe  auf  den  Inseln  in  Sichdr^ 
heit  und  gäben  das  platte  Land  von  Attika  dem  Feinde  preis,  ofc 
sich  durch  seine  Verwüstung  rfihren  zu  lassen,  wol  wissend .  da*! 
ein  Versuch  zu  seiner  Yertheidigung  den  Verlust  viel 
höher  anzuschlagender  Vorth eile  zur  unansbleibUchtn 
Folge  haben  werde.*' 

„Der  Zusammenhang  der  beiden  im  Ansznge  gegebenen  Stö 
H,  1 — 5  uud  13 — ^16  ist  so  handgreiflich,  dass  die  zwisclj 
liegenden  Paragrapbe   iy — 12  entweder   sich  in  diesen  Zu 
hang  fügen  müssen,  oder,  wenn  dies  nicht  der  Fall  sein  sollte,  nulh 
wendig  als  ungehörig  auszuscheiden  sind.**    Dies  geben  auch  wir  xii 
Wir  dürfen  aber  wol  schon  hier,  gestützt  auf  diesen  Zusammen! 
der  beiden  Stücke  II,  1 — 5  und  13—16  der  Vermuthnng,  als  eizii 
wenigstens  von  vorneherein  wahrscheinlichen ,   Raum  geben  , 
anch  die  daxwischen  liegenden  Stücke  sich  diesem  Zusauunonbaaf ' 
einordnen  werden. 

Die  Paragrapbe  11,  6^ — 12  lässt  Eirchlioflf  in  sich  wieder 
drei  deutlich  von  einander  gesonderte  Abschnitte  zerfallen,  ^va 
denen  im  ersten  (6 — 8)  auseinander  gesetzt  wird»  dass  ferner  di< 
Beherrscher  der  See  die  Folgen  eines  zufälligen  Misswacbs 
leichter  zu  ertragen  im  »Stande  seien,  als  die,  welche  die  liebe« 
macht  zu  Lande  hättea,  weil  sie  sich  in  der  Lage  befänden  de 
Ausfall  durch  Import  aus  anderen,  von  dem  Misswachs  nicht  be 
troffenen  Gegenden  ausgiebig  zu  ersetzen;  und  nni  auch  wenigfj 
bedeutender  Dinge  nicht  z u  vergessen,  so  hätten  sie , . 
Athener)  in  Folge  ihrer  Seeherrschaft  und  des  vielf 
Verkehrs  mit  dem  Auslande  ihre  Speisekarte  durch  mannifl 
Erfindungen  bereichert:  die  Delicatessen  der  ganzen  dem  be 
sehen  Verkehre  erschlossenen  Welt  seien  in  Athen  auf  ^ 
versammelt;  sodann   hätten   sie  auf  dem  Wege  des  s^ 

allen  möglichen  Sprachen  bekannt  geworden  die  eigene  hei^eicl 


*l  Wir  D(?hroeü  hier  keine  LUcke  an,  wie  es  von  K.  geechiebi^  m» 
dem  erkennen  m  der  Stelle  einen  lebendigeren  Gedankenfortaohritt,  Wi 
eher  Selbfirtverständiiche»  überspringt.  ^^ 


K  (7.  Ifetiig,  0eber  die  Schrift  Tom  Staate  der  Athener.      255 


die06r« 


ihror 


gäDZOu  Lebeosweitse.  eiaen  universaleren  Cha» 
nJkItrirfrlaeUdi] ,  als  dies  Wi  ilen  übrigen  HelJeueu  der  Fall  m,^ 
Ourafi  knfipft  Kirchhof  dio  Beuierkuu^:  ^Demnach  enthalt  das  Stück 
4ie  Fiictaetzinig  einer  Aaf^alilung  aller  der  Vortheiler  welche  nach 
Awdli  des  Verftissftn  dem  Staate  der  Athener  seine  Stellung  als 
Buideitf-  and  Seemacht  gewahrt:  aber  diese  Aufzählnug  hat  nicht 
iäs  Jüw^mi^  er^mein  tnit  dem  Nachweise ,  welcher  in  1 — 5  und 
IS — 16  r  cht  wird,  dass  nämlich  der  Besitz  einer  die 

Bm  Mktrr  te  den  Athenern  verstatte,  mit  einer  minder 

lUitigien  Landmacht  aonzukommen;  vielmehr  passt  sie  schlechter* 
dings  ottr  in  den  Zusammenhang  derjenigen  Darstellung,  welche, 
wyt  irheo  ab  wahrscheinlich  bezeichnet  wurde,  der  Abi^chuitt  I^  19 
te  20  abxQSchliefiseu  betitimmt  war."*  Wenn  aber  Kirchhoff  als  Inhalt 

»AQgieblkh  ausgefalleuen  Abschnittes  angibt,  'eine  rech tf er- 
Idr   B«iBprecliang  der  Thatsache,    dass  der  Staat 
kiheii  8eine  MachtstelUng  vornehmlich  auf  den 
verJcehr  zur  See  und  die  Beherrschung  des  Heeres  durch 
iiiii«  Kriegsflotte  ge gründet  hatte,  in  welchem  Zusammen- 
InjBg«  dner^it«   di6  Vortheile   hätten   aufgezahlt  werden  kOnnen« 
Wlkho  01116  solche  Stellung  gewährt,  anderseits  die  Umstände  her- 
tm^tbaÜMU  werden ,  welciie  Athen  die  Behauptung  derselben  ganz 
lMiD»dert  erleichterte' (vgl.  Kirchhoff  S.  10)*  was  ist  denn  da^ 
Anderes,  als  das  was  hier  in  IX,  1  — 16  ausgeführt  wird, 
mad  warum  soll  der  Inhalt  von  §,6 — S  schlechterdings 
in  den  Zusammenhang  jener  Darstellung  hinein- 
an,  und  nicht  in  diesen?  Warum  sollte  §*  6  nicht  in  den  Zu- 
og  der  §§.  1 — 5,  13 — 16  hineinpasisen ,  wenn  darin  ge- 
«ird,  dasa  eine  Seemacht  nicht  einmal  durch  die  Folgen  von 
lia   so  stark   heimgesucht  und  so  leicht  gebrochen  werden 
Mutt  wie  9ino  Landmacht?  Ist  es  ja  doch  die  Aufgabe  der  Para- 
paylia  1  —  &,  13— lü  zu  zeigen,  daea  die  Mängel  der  athenischen 
Laiidttadit  dtirch  die  Vortheile,  welche  seine  Seemacht  gewährt^  anf- 
pnmgan  werden.   So  ist  es  also  unrichtig,  wenn  K.  sagt  die  Auf- 
iftUiaf  jener  Vorthmle  habe  mit  dem  Inhalte  1 — 5,  io — IG  nicht 
im  made^te  gemein.  Was  aber  den  Inhalt  der  Paragraphe  7  und 
IMrifilt  so  ist  es  nicht  nuthig,  dass  derselbe  in  so  engem  Zusam- 
■Hiliaiiti    mit  dem  Hauptgedanken  des  ganzen  Abschnittes  steht, 
Mrftni  m  genQgt^  wenn  in  dieeen  Paragraphen  überhaupt  Vortheüe 
til^^iiirt  »»rden»  welche  Athen  in  Folge  seiner  Herrschaft  zur  See 
m  i^  K«n«  Die  Parngraphe  bilden  nämlich  nebst  §.  9  eine 

in  l>4^'rt  KMon,  welche  der  Verfasser  selbst  am  Anfang 
'•»a  f«  7  eotsehnldigt  mit  den  Worten,   <!  di  d«7  xoci 

Qi-  li  nuftai  daher  jn  hohem  Grade  auffallen,  wieKirch- 

^^ffdle»  Qhersehen  konnte.    Neben  dieser  Entschuldi- 

ftif  dass  der  Verfasser  auch  diese  Dinge  zur  Sprache 

i^ktinffe,     mass    doch    jede    Einwendung    irerstnmnien, 


856      F.  G.  BeUig,  tlebcr  die  Schrift  Tom  Stonte  der  Ätliener, 

welch©  gegen  ihre  Zugehörigkeit  erhoben  werden  will, 
zumal  auch  hier  hervorgehoben  wird,  dass  auch  diese  Yortheile  Athen  ^ 
wegen  seiner  Seeherrschaft  zu  Statten  kommen.  In  Anfzäb- 
luDg  dieser  Vortheile  ist  aber  eine  gewisse  Ironie  nicht  zu  Terken« 
nen ,  ähnlich  derjenigen ,  mit  welcher  Piaton  die  Herrlichkeiten  def 
Demokratie  preist.  Vgl  PoL  VIII,  557,  B  ff.  *), 

,,Aehnlich  verhält  es  sich",  nach  Kirchhoff,  ,,mit  dem  dritten 
Abschnitt  (§,  11,  12),  welcher  darlegt,  dass  die  Athener  den  ge- 
sammten  Reichthum  der  Hellenen  und  Barbaren  an  Producten,  wie 
Holz,  Eisen,  Kupfer,  Hanf,  Wachs,  durch  welche  die  Herstellung 
und  Unterhaltung  einer  Kriegsflotte  ermöglicht  werden,  in  ihren j 
ansBchliesslichen  Nutzen  zu  verwenden  in  der  Lage  seien ,  weil  sie 
als  Beherrscher  des  Meeres  es  in  der  Hand  hätten,  den  Ver- 
trieb dieser  Producte  zu  regeln;  über  ein  gleiches  Material  Terfög^l 
keine  andere  Stadt,  da  nicht  zwei  dieser  Dinge  auf  dem  Gebiete  ein^ 
und  derselben  Stadt  zusammen  gewonnen  wflrden.**   Wenn  Kirchhoff  J 
„auch  diese  Sätze  in  keiner  erkennbaren  BeziGhung  zu  dem  Inhal t^f 
von  U,  1—5,  13—16  stehen  läsßt,  während  die  VerwandtßchÄft* 
derselben  mit  dem  Inhalte  von  6 — 8  sich  allerdings  nicht  verkennen 
lasse^  ,  so  mass  dies  auffaUen ,  da  doch  nicht  nur  alle  aufgezählten 
Vortheile  Athen  vermöge  seiner  Seeherr achaft  zukommen,  was 
ausdrücklich  hervorgehoben  wird,  sondern  auch  den  Bau  und  die 
Erhaltung   der  Kriegsflotte    ermöglichen    und   es  durch 
dieselbe  einer  anderen  Macht  unmöglich  wird,  es  mit  Athen  in  dieser 
Beziehung   aufzunehmen.    Vgl.    fi  avtiSv  /ahtot  rovriov  xai  dh 
» Pfjdg  fioi  €101 ,  wie  der  Verf.  mit  Befriedigung  sagt ,  und  ir^og 
ftöi^oig  alXoGE   ayuv   otn    iaaovciv^    und   xat  iytu  fiiv  m^Aip' 
I  novtiv  fx  Tjig  yrfi  jtavta  tavtct  EXto  dia  tr^p  ^QX^p  '^V*^  KCrta 
^S'akatrav,  auch  hier  mit  Befriedigung  und  Stolz  sich  als  Athener! 
bekennend.  Ist  dem  aber  so,  stehen  also  Paragraph  11  und  12  imf 
Zusammenhange  mit  dem  Inhalte  von  1—5  und  13 — 16,  und  stehtj 
nun,  wie  Kirchhoff  mit  Recht  behauptet,  der  Inhalt  von  11,  12  anchj 
in  Verbindung  mit  demjenigen  von  6 — 8,  so  ist  klar,  dass  auch  deti 
Inhalt  dieser  Paragraphe  mit  dem  Inhalte  von  1—5  und  13 — lO] 
in  Verbindung  stehen  muss.  —  Nun  lässt  Kirchhoff  freilich  den  Zu- 
iBammenhang  beider  Stücke  (6 — 8  und  11,  12),  wieder  durch  den 
«weiten  der  erwähnten  drei  Abschnitte  (§.  9 — 10),  in  gewaltsam* 
ster  Weise  zerrissen  werden.  ^Denn"*,  so  sacrt  er,  „in  diesen  Pam» 
graphen  heisst  es:  was  aber  Opfer,  Feste  und  dergl.  anbetrifift,  *j 
wiflse  der  Demos  sehr  wol ,  dass  der  einzelne  Arme  nicht  im  Stand« 
sei  zu  opfern  und  zu  schmausen ,  und  habe  Mittel  ausfindig  gemacht, , 
sich  alles  dies  zu  verschaffen.  Es  opfere  also  auf  Kosten  de^  Stadt-^ 
^  ßäckels  die  Gemeinde  viele  Opferthiere,  der  Demos  aber  m 
da  schmause  und  das  Fleisch  der  Opforthiero  unter  sich  v. 


•)  Doch  tibersehe  man  nicht»  dass  m  §,  ö  neben  der  ^^r^ 
^(mra  und  tfjfijjuff  erwähnt  werden, 


F  G.  iUHig,  \h\m  ük  Schrift  vdm  Staate  «ler  Athener,      257 


TtnuhiineD  ♦  BÄ4er  und  Gar<!erol>«ü  besässeo  einzelne  Keiclie 

«f  9ifS%M  Haad,  der  Demos  aber  erbaue  selbst  für  seine  eigenen 

MOri^isae  mhlreiche  Uin^litze.  Garderoben,  Badeballen  und  die 

gümeiuen  Mannes  ziehe  gn^^seren  Nutzen  von  diesen  Ein- 

m  «k  dio  Wenigen  nnd  die  Wohlhabenden.**  *  Diese  Gedanken 

tttMao  wader  nach  rückwärts  mit  6 — S,  noch  nach  vorwärts  mit 

ll^ld  in   irgend  erkennbarer  Beziehung  und  störten  somit  den 

der  zwischen  beiden  etwa  bestehe;  am  wenigsten 

^n  »um  Inhalt  von  1  —  5  und  13 — 16,  zwischen  welche 

gMteUt  sie  vielmehr  sich  höchst  sonderbar  nnd  fremdartig 

Dtn.   *     '  '^^ildeten  sie  offenbar  keinen  selbständigen  Bestand- 

IMI  im  l*  4«  sondern  seien  aus  einem  grC^sseren  Zuü^ammen- 

wie  liöiauto^'ori^sen;  der  Inhalt  verrathe  die  grösste  Verwandt- 

mit  1,  13  und  berechtige  zu  der  Annahme,  dass  beide  Stocke 

ii  MfikiUr  Nähe  von  einander  ihre  Stelle  gehabt  hätten.    Da  also 

l-*8,  0 — 10,  11—12  weder  mit  1—5  und  13—16,  muh  unter 

Itaui4er  tu  einem  vernünftigen  Zusammenhang  ständen ,  der  Faden 

IM  1^— El  aber  sich  in  13—16  fortsetze,  so  müsse  geurtheilt  werden, 

lMi0-'12  in  unserer  Ueberlieferung  an  onrechter  Stelle  stünden 

«4  desa  aelbst  die  jetzige  Verbindung  der  Theile  von  6 — 12  nicht 

ftb  «rafnHttglicfa  betrachtet  werden  könne."   Hier  ist  nun  anzuerken- 

■1,    data   die  Paragraphe  9   und    10   bei   Hüchtiger  Betrachtung 

liiTÜnga  dPM  Von  Kircbhoff  geschilderten  Eindruck  machen  können, 

ilkmi4  '  re  Prüfung  zeigt,    dass  zwischen  diesen  Fara- 

|ii|ll*ii    aui    1  :ir,igraph  7    ein    Gedankenznsammenhang    besteht. 

n&mlich   ^omi,   U{fa,   so^ai ,    it^ivi^.    die  Schönheit 

der  SUdt,  die  jicthxtaiqat^  dAüdt'ti]^ia^  lov 


mi  der 


U  der  S^fiog  ii^^ooiif  einrichtet,  und  hinsieht- 
von  ihm  heiBst,  y>^tt;  o  drjfiog  ort  ovx  oUv  ti 
.w   nov  n^vf^tuiv  &v€iv  xai  «r<**x*'<'^c'*i  und  IWi 
<>g  6  «rfiixov^^yos»  ^^^  *««*  :tXuio  xovtiuv  dnoXav€i 
rri  ,  nicht   zu  den  Tpo/roi  ivtDXitav,  von  welchen 
1  7  handelt,  und  deren  Besitz  die  Einkünfte  des  Staates, 
•^  iiiee  h  e r  r B c  )i u f t  ermöglicht*/ ')    ITeberdem  bandeln 
Cir  nicht  allein  von  den  Genüssen  des  Volkes  als 
r  Glanz  der  Stadt ,  durch  Aufztlge  Änd  Feste ,  ibr 
._.  ..   -    uipol  und  Prachtgebtnde  —  Aoliv  otxiir  xalijy 
—  iüh  die  Verherrlichung  des  Demos  (der  Demokraiie) 
■    ^  -*  11    ■'  f^ptracbt»  und  so  steht  auch  dieses  wenig* 
__'  10  (•  li  dem  tv  ihaattt'^ia&m  tt^v  jinhTtlay, 

iRliMtD  viiT  d;Uit'heu  iiüht^  dass  die  Erwähnuug  auch  dieser 
(kgmgtknie,  d.  h,  des  InhfiUf^*-  von  §,  9  und  10  mit  6--8  im  Zn- 
«■BkeAhaiig  6t«^h«^n,  uti  |)ho  wieder  in  Verbindung 

.  i^Ufi  mit  n  — 12,  Ulli  (^Wieder,  wie  wir  nacbge- 

.'  l^t  doch  wol  ichwerlieh  der  (vebrauch  dtr  gleichas 
md  «iic  Wiederkehr  der  Wendung  r^;roi><  tvm^ 
r    fifiw  roii.tt»  fcrtii  titifts. 


(yjBB.  ltT7.     rV,  Hvft. 


17 


258      F,  G.  nmtq,  üel>er  di^  Schrift  vom  Slaate  der  Athener. 


ml 


well 


wiesen  haben,  üut  1—5,  13—16,  so  zei^  es  äich  da86  von  II,  l  ai^ 
his  11^  16  Alles  im  Zusammenhang  ist  und  kein  Anlass  irgend  etwa 
zu  beanstanden  oder  ihm  eine  andere  Stelle  anzaweisi^n^  ). 

Dieses  Sachverhältnis   bestätigt  Kirchboff  dadurch  gewisser-^ 
masMn  selbst,  dass  er  S.  43  die  Abschnitte  IX— XI«  d.  h.  II»  6- 
=  IX.  n,  11,  12.  =  X,  L  19--U,  5.  =  XI,  wenn  gleich  in 
Unrecht  veränderter  Ordnung  in  Verbindang  bringt  und  dort 
merkt,  da^s  die  Stücke  IX  und  X  einem  Abschnitt  angehörten, 
eher  von   dem  Verhältnis  Athens   zur  See   und  dessen  HerrscbaJ 
handelte^).  Wenn  er  dann  aber  die  Stücke  IX— XI  sammt  demjemgn 
was  sieh  als  Fortsetzung  an  XI  anschliesst  auf  VIII  (d.  h.  I,  10  b| 
12),  f<jlgen  lässt,  weil  die  nachsichtige  Behandlung  der  Sklaven  üb 
Metöken  durch  den  Hinweis  darauf  gerechtfertigt  werde,  dass  Athei 
beider   für  die  Behauptung   seiner  Handels-  und  Seemachtst 
dringend  benritbigt  sei,  so  ist  dies  doch  ein  offenbarer  Nothi 
und  er  übersieht  dabei»  dass  die  Sklaven  dort  hierfür  doch  üü 
indirect  in  Betracht  kommen,  wegen  des  Geldes,  welches  sie  ihr 
Herren  zahlen»  und  dass  hinsichtlich  der  MetOken  in  erster  Linie  dl 
tixvat  und  erst  in  zweiter  ro  yaitimv  berücksichtigt,  wird;  fer 
dass  der  von  uns  nachgewiesene  Gedankengang  und  Zuaammenli 
sämmtli eher  Abschnitte  des  ersten  Capütels  einer  Einschiebimg 
Abschnitte  hinterem  entschieden  im  Wege  steht,  und  einet 
reissung  des  natürlich  Zusammengehörigeo  und  Verbundenen 
kommen  wfirde.  —  Was  endlich  die  angebliche  Verwandtschaft ' 
trifft,    welche  zwischen  II,  9.  10.  und  1,  13   bestehen   und   lu  dl 
Annahme  berechtigen  soll,  dass  beide  Stücke  ursprünglich  In  fliehet 
Nähe  von  einander  ihre  Stelle  gehabt  hätten  (Kirchhoff  scUie 
wie  wir  gesehen  haben ,  hinter  III  ==  I,  4—5  ein"),  so  kOnna 
dies  insofern  nicht  zugeben,  als  in  I,  13  von  dem  Drücke  diel 
ist,  welchem  in  Athen  die  Reichen  ausgesetzt  sind,  während 
Paragraph e  von  den  Genüssen  handeln,  welche  sich  der  rf^^fl 
Staatskosten  zn  verschaffen  weiss,  und  an  denen  auch  die  ? 
theilnehmen  können,  wenn  und  so  weit  sie  wollen ,  xnti  nkBiui 
%mv  anoXavBi  o  ox^og  rj  oi  oliyoi  y,al  oi  eväaiftnveg. 

Erheblichen  Schwierigkeiten  begegnen  wir  ira  Paragraph  17, 
„Leider",  sagt  Kirchhoff,  «reisst  der  bis  Ende  von  IG  1  ei 

Faden  mit  dem  Schlüsse  dieses  Paj-agraphen  von  Keueiu 
nämlich  auf  die  Rechtfertigung  des  Standes,  auf  dem  die  Ätbon 
ihre  Hoplitenmacht  halten,   in   17  die   übeiTaschende  Beuierkuni 
„femer  aber  mflssten  Bundesverträge  und  Eidschwttre  von  ölig 


*)  Hierdurch  ist  denn  aach  der  Beweis  erbracht,  welchen  wfr  t>l> 
in  Aassicht  stellten,  dass  II,  9  und  10  au  ihrem  Platze  sind  und  nich 
hinter  I,  5  =  Bruchstück  lU  bei  K.  eingeschoben  werden  dürfpti, 

')  Wenn  er  dort   bemerkt,    da&s  der  erste  Absatz  des  J- 
ani  wahr»chein1ichsten  als  derAbsehluBs  dieses  Abscboittea  zu  i 
sei  and  den  Anfang  fehlen  lässt,  so  ist  dies  sehr  begreiflich,  an  tr   iit~ 
Ordnung  der  Abschnitte  I,  1^—11,  5  und  JI,  6—6  umkehrt. 


F*  ü.  B€U{g,  V%let  die  Schrift  rem  Staate  der  Athener,      259 

teil  Werdern,  vvüljroud  fQr 
OS  dit?sem  luu^licli  sei  die 
Tcüotwortmig  emer  eiuzdnen  Porsou  zuzuschieben  und  unter  aller- 
liiDd  Vonriadenr  um  die  er  nie  verlegen  sei,  sich  der  Erfüllimg  von 
Virfdiclitiui^ti  XU  entliehen ,  die  ihm  imbequeni  seien.  Und  wenn 
tm  den  Banthiuigen  des  Demo8  sich  irgend  ein  Xachtheil  ergebe, 
y»  niMfao  OT  den  b6son  Winf»n  weniger  für  die  ungünstigen  Folgen 
lüSlIVfiflEcH ,  im  u'csetzten  Falle  nehme  er  das  Verdienest 

Ar  iidi  »elbst  in  Ai   ,  „Augenscheinlich  ist  dies  nach  Form 

itti  Ifllialt  nicht  der  Anfang,  sondern  die  Fortsetzung  oder  Schlugt» 
ilair  Brftrt^nmg,  in  welcher  unmittelbar  vorher  der  Unterschied 
•Ugmitliiddier  und  demokrutischer  Staatswesen  nach  einer  bestinim- 
m  Rlclilinig  hin  besprochen  worden  war,  und  daraus  folgt  ohne 
WtilareSt  ^«»8  dws  Stück  17  ursprünglich  sich  nicht  unmittelhar  au 

Im  voTker Abschnitt^  der  von  ganz  anderen  Ditigen  hau- 

4dl,  mi^M  haben  kann .  sondern ,  wenn  es  überhaupt  in  der 

DiipofiliOD  »einen  Platz  nach  und  nicht  vor  1 — o  und  18—16  ge» 
htk^  htit  tnm  wenigsten  ein  sehr  beträchtlicher  Theil  der  Parstellung 
iiiiebott  16  und  17  ausgefallen  sein  niuss.^ 

r     *•     '    ^  V,>jt  (^er  LGsung  finden  wir  dagegen  gerade  in  dem, 

fvtaii  ij  Zusauiuienhaugdlosigkeit  mit  dem  Vorhergehen- 

M  ai4«^ii^i.   \Vt<iin  es  nämlich  hier  heis^t:  IVi  de  lag  ovi-iuayJaQ 

OH  tiri^  o^/otv  idig  fuf  ohyaQyoiith'mg  rroliatv  am)V.i;  ifi- 

«Jovr'),  Wttt  von  Demokratien  nicht  gelte»  und  wenn  die  Worte 

iri  a  nrL  auf  eine  Fortsetzung  der  vorhergehenden  Ausführung 

Uawtisen,  so  kann,  nach  dem  von  IL  1—16  Behandelten,  hier  ebeu- 

hOi  Dsr  von  Vortheilen  die  Rede  sein»  welche  einer  Seemacht, 

f»0ll  derathenischcnDemokratieaUsolcher,  gegen- 

r    Landmacht,    speciell    der    spartanischen 

hi^  als  solcher,   in  dein  Verhältnis  2u  ihren 

iosif enosson,  eine  nicht  ge rtn g  anzuschlagende 

- 1 »'  i^  »•  n  h  e  i  t  sichern.    Ein  solcher  Vortheil  ist  es  nun, 

im   ihre  Vertrüge  und   Eidschwüre  nicht  siu  halten 

^     '  ;;s  der  Vcif  '   liatiptet,  und  dass  sie  ihre 

'  lik,  den  \  :  zum  Trotz,  g^mä?.«  dem» 

II,  wa8  ihnen  Voitheil  bringt,  uas,  nach  ihm, 

i  können.  So  wiiren  denn  in  die^om  Abschnitt 

i< :ki>  l)  e  m  (>  k  r  a  t  i  e  und  Oligarchie  an  die  Stelle 

.„.i^^ehendon  Absclmitte  gebrauchten  Ausdrücke,  See- 

h  t  und  Landmacht  (U  o  p  1  i  t  e  n) ,  als  Synonyma  getreten, 
«««•  «M  sehr  nicht  auifiilkMi  wird,  wenn  man  Aeusseningen  des  An« 


*)  Die   folgeiid^u  Wort«   sind  dem  Sinne  nach  «^twa  In  folgender 


17' 


260      F.  G.  Bdiig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

stoteles  über  die  nahe  Berührung  und  Verwand  tschaft  beider 
Gebiete  vergleicht  ^). 

Ist  dies  richtig  und  sind  hiemach  unserem  Verfasser  See- 
macht und  Demokratie,  Landmacht  und  Oligarchie  sieh 
so  zu  sagen  deckende  Begriffe,  so  steht  auch  dies,  wie  man  sieht,  mit 
dem  was  der  Verfasser  in  II,  1 — 16  zu  zeigen  gesucht  hat,  dast 
nämlich  die  Mängel  der  athenischen  Landmacht  dareh 
die  Vortheile,  welche  Athen  seiner  Seemachtstel- 
lung  und  die  damit  zusammenhängende  demokr»» 
tische  Verfassung  gewähren,  ausgeglichen  werden,  im  Zn- 
sammenhang^,  und  so  bedarf  es  weder  der  Annahme,  dass  unser 
Paragraph  entweder  als  Fortsetzung  oder  als  Schluss  zu  einer  Erörte- 
rung gehöre,  in  welcher  unmittelbar  vorher  der  Unterschied  oligar- 
chischer  und  demokratischer  Staatswesen  nach  einer  bestimmten 
Bichtung  hin  besprochen  worden  sein  müsse,  —  was  der  I,  1  und 
III ,  1  angekündigten  und  wiederholten  Aufgabe  des  Werkes  wider- 
streiten würde,  -  noch  derjenigen,  dass,  wenn  §.17  seinen  Plati 
nach  1 — 5,  13 — 16  gehabt  habe,  ein  sehr  beträchtlicher  Theil  der 
Darstellung  zwischen  16  und  17  ausgefallen  sein  müsse.  Eirchhoff 
ist  seiner  Sache  jedoch  so  sicher,  dass  er  die  Stelle  II,  17 — 19  als 
Stück  VII  nicht  nur  auf  I,  6— 9  als  Stück  VI  folgen  lässt,  sondern 
dass  er  sich  auch  S.  43  zu  VU  dahin  ausspricht:  „Im  ganzen  Be- 
reiche des  Erhaltenen  ist  die  einzige  Stella,  an  welche  der  jetzt  völlig 
in  der  Luft  schwebende  erste  Absatz  dieses  Stückes  (§.  17)  sich  an- 
sch Hessen  kann  und  so  passend  anschliesst ,  dass  nicht  einmal  den 
Wegfall  eines  verbindenden  Gliedes  anzunehmen  nothwendig  wird, 

*)  Vgl.  Aristoteles  PoL  IV,  4  Jrjuov  jih  «tJ»?,  ?v  fikv  oi  y^m^yolt 
€T€QOV  (T^  To  niol  Tag  r(/vag'  nllo  ok  ro  uyogaiov,  to  ttsqI  (or^  iMcl 
ngaotv  ^utToTßov  aXXo  oi  to  7T€qI  Ttjv  S-alttTTav'  xal  TOirov  r6 
filv  nolffxixovy  TO  Sk  YQTiuaTiaTiTiov,  TO  ^k  noQ&fifirrixoi't  to  &k  dltiV' 
Tixov,  7ioXXa/ov  yttQ  (xaaTu  tovtov  nokvo/ht*  olov  Ahiig  fjikv  iv  IVi- 
QttVTi  xal  BvCavTi({ff  tqitiqixov  J*  lid-rivriaiv  xriL.,  ferner  V,  2  a..  K 
xal  lAd-rivriOtv  ovx  ofioltag  elalv  alla  uäklov  ^ijfioTixol  ot 
TOP  ITdQaid  oixovvreg  rcor  to  äoTv,  und  ä  xal  ttkIiv  6  ravt&xdf 
o^log  yivofifvog  alriog  Tfjg  n€Ql  2aXafjilva  vixijg  xal  Suc  Taurrig  rjc 
r^yifioviag  xal  öiä  t  i)v  xaTa  O^ulaiTav  Jvvauiv^  Ttjv  «fimox^o- 
T(av  la/vQ0T^(jav  inoirjoi,  ferner  VI,  2  und  besonders  4  ottov  Sk 
{avfiß^ßtjxs  TTjv  YiOQav  eh'ai)  onkiTiv^  (ItrravO^a  tvifvuii  ^/€*  x«TO- 
axivaCdv)  rijr  Ixo^^vtjv  öiiyao^Cav  t6  ydg  ouXiTtxov  TtSv 
€V7i6q(üv  fiäkkov  tj  T(ov  aTioQiov'  ^  äk  ilßiXri  dvvafjug  xaX  vav- 
Ttxrj  ^rjfAoxQaTixij  na^nav,  und  einige  Zeilen  weiter:  rctvr^  (rj 
Twr  ilfiliUv  övva^H)  j'  ijTiXQaTovaiv  Iv  Tatg  SiaaTäataiv  ol  6iifAoi  tä» 
fVTiOQtov'  ipilol  yuQ  6  VT  ig  TTQog  inmxriv  xal  onkiTixriv  dytavl- 
CovTui  (kt^tbjg.  Vgl.  auch  Plutarch  Themistokles  Cap.  19.  BB/nufToxliig 
6*  ov/,  iag  yi{}iaioi^<t,vrig  6  xatfAixog  l^yH^  TJ  nolii  tov  JTHQaUi  n^ooi" 
fjiaUVy  dXXd  Tjjr  noUv  ^i]ip€  tov  ITiiocuoig,  xal  r^r  yrjv  Trjg  ^JUirr^C* 
o  xal  TOV  SijfÄOV  rjv^fae  xttTa  twv  dgCoTbiv  xal  ihQaaovg  Ivinltiaiv^  iiQ 
vavrag  xal  xiXivOTag  xal  xvßegvrjrag  T^g  ^vvdjuftog  d^ixofji^vrig,  VgL  die 
übereinstimmenden  Ansichten  unseres  Verfassers  I,  2,  welche  Stelle  Plu- 
tarch bei  der  seinigen  vorgeschwebt  haben  dürfte. 

^)  Paragraph  18  behält  ebenso  passend  die  neuen  Ausdrücke  beL 


Fr.  Pa/iüg,  Eritiüche  Ififcellen. 


861 


Ende  Ton  VI  (=  1,9).*"  Und  doch  handeln  die  Paragraphe 
nicht  von  dem  Unterschied  oUgarchi scher  und 
denokratiscber  Staatswesen  nach  einer  besiünniten  Richtung 
km^  aoiideni  Ton  Einrichtung'en  des  athenischen  Staates ,  der  Theil- 
Uta*  all«r  Borger  an  den  ijtaatsbürgerlichen  Rechten .  nnd  ihrer 
T^  keit  vom  demokratischen  Standpnncte  aii^.  Damit  hat  aber 

II.  her  Paragraph  nicht  von  inneren  Znständen  und  Verhält* 

wmm  ^m  athenischen  Staates,  sondern  von  seiner  auswärtigen 
Politik  «nd  ihren  Folgen  für  den  Staat  handelt,  nicht  das  Geringste 
n  tcbiifea^  Uebngens  haben  wir  sehen  oben  gesehen,  dass  hinter 
1,  H  nidvt«  eingeschoben  werden  darf. 


(Fortietsnng  folgt.) 


Dr.  F,  G,  Rettig* 


Kritische  Misaellen. 

5,  Zu  Cicero*8  Bede  pro  Eoscio. 
Wrampelmeyer   hat   im    Programm 


^B     Ben 

*Wjhu  H.  Wrampelmeyer  hat  im  Programm  des  städtischen 
IjHaün  in  Hannover  v.  J,  1873  eine  abermalige  genane  CoUa- 
%m  4as  fOr  die  Hosciana  anerkannt  besten  codex  W(oLfenbuttelanu8) 
1$U5  alijn  Helmstadtensis  N,  304  vorufi'entUcht ,  welche  zu  folgen- 
In  kfili&cben  Beiträgen  Veranlassung  gab : 

|.  1^  Itüfpte  ex  suis  omnibus  commodis  hoc  solum  Elio  reli- 
^l  Idmix  macht  Halm  (1870)  die  Bemerkung:  ^und  so  hat  er  nur 
liüü  älie  commodum  hinterlassen ,  wenn  nicht  vielleicht  atque 
s  'nid  Ywmr^  zu  schreiben. ""  Zu  letzterem  sehe  ich  keinen  zwingen- 
Im  Gnrod,  wol  aber  passt  das  im  cod.  stehende  ilu. 

|.  16  propter  qaos  hancstisi^imus  inter  suos  nomerabatur.  Ich 
liki  4bb  ia  C4>1.  stehende  hone§tissimj<«  fest  und  glaube ,  dass  nach 
(l^i/  «s  den  Schnftzügen  nach  ganz  gleiches  ad  (numerabatnr) 

%.  f6  in  qua  re  nulla  ^ihrnfiet  sui^ipieio ;  das  im  cod.  stehende 
iafecbo  esset  ist  als  ursprungliche  Lesart  beizubehalten  ^  das  s^tl* 
m  dm  folg.  8uf(picio)  fehlerhaft  wiederholt, 

§*S0*  Wol  konnten  die  im  cod.  fehlenden  Worte  ab  inimms 

iJüniia  iurch  »berratio  oculorum  in  Folge  des  vorhergehenden  ob- 
tcm  kkbl  ausfallen  (zumal  derlei  Auslassungen  im  cod.  W  sehr 
^kt$  fiiiid,  I.  B.  9'  7-^'  <^ui  dedit  ....  quantum  dedit  nach  pretium 
ifdü*  |.  92:  Komae  f^it  occisus  ....  qui  nach  dem  vorausgehenden 
^i  |.  115:  ennntiavit  . . .  advensariis  nach  dem  vorausgegangenen 
iiiaiMi itt  u,  a.);  hätte  sie  aber  Cicero  wirklich  nicht  gesüchrieben, 
^«lit  die  ^rheioriscbe  Srmint^tne***  welcher  zu  Liebe  Halm  sehr 
iiii  QAd  kiclit  aus  dem  handschr.  tufenta  macht  infe&tata^  noch 
liier;  es  entspräche  dann  dem  Asyndeton  domui!<  obBe$$a 
ftlii  Vit*  infeifMa  .  ,  ,  adi^ctita. 


lei 


Fr,  Fauhj,  Kritische  HiacelU«. 


g,  31  hat  dör  cod.:  licet  omiies  miue  terrores  poriciilaqtu»  tm< 
pendeant  omnia;  währeml  ßaiter  änderte  omnes  mihi  minae,  sclireibl 
Halm  omnes  immineawt,  wag  auch  Wramp.  billigt;  mir  will  die 
Aenderang  denn  doch  von  den  erhaltenen  Schriftzugen  zu  weit  ab- 
zuliegen scheinen;  leichter  jedenfalls  ist  es  einfach  statt  ;nrW  «u 
schreiben  in  mc;  mOglich  aber  auch,  dass  omue(inne)  terrores  d. 
omnes  terrores  von  Cicero's  Hand  herrührt. 

§.  32  quis  tarn  dissoluto  aninio  est,  qui  * .  possit;  da  der  ai 
ut  qui  hat,  so  scheint  Cicero  geschrieben  tu  haben  t4^;  ein  scioi 
schrieb  darüber  (etwa  als  ebenso  gebräuchlich  qui)  und  dies  geriet 
dann  m  den  Text;  denkbar  ist  freilich  aiirh  der  umgekehrte  Vorgan, 

g.  33  Is  cum  curasi^et;  da  im  cod.  i»  fehlt  und  derselbe  sta 
cum  cui  bat,  so  dürfte  Cicero  geschrieben  haben  cü*ia  currai 
(wie  auch  der  folg.  Satz  anhebt:  cum  ab  eo  quaereretnr).  — Ai 
Schlüsse  desselben  §,  hat  der  cod.  st.  omnes  cives  perdiderit  ei 
occisus,  in  welchem  ich  ein  So  cives  d.  i.  omnino  dvcs  vermuth« 

g.  35  criminis  confictionem  accusator  suscepit;  so  Madvig  un 
mit  ihm  Halm;  sonst  accusator  Erucius;  aber  im  cod.  W.  fehlt  aoA 
fallender  Weise  das  Wort  confictionem;  daraus  schliesse  ich.  d; 
Oic.  schrieb:  criminis  contictionem  Erucius  suscepit,  da-  hrei 

ber  durch  die  Aebnlicbkeit  der  Worte  cj-iminiB  und  enc  ijon 

fictionem  ausliess,  wobei  accusator  einmal  übergeschrieben,  «päi 
in  den  Text  gerieth.  —  Auch  im  Vorhergehenden  scheint  ni^^ii  ä 
Ueberlieferung  im  cod,  W.  eine  leichte  Aenderung  die  ursfii 
Fassung  herzustellen;  er  hat  et  quibos  rebus  st.  et  quibus  dr  j>>au' 
Cic,  hat  wol  asyndetisch,  wie  gerade  in  dieser  Rede  so  oft,  gesehnt 
ben:  ita  facillime  quae  res  totum  iudicium  rontineat,  de  quihns  rebi 
no8  dicere  oporteat  [et],  quid  vos  sequi  convoniat  intellegetis.  Das 
ist  ans  dem  vorhergehenden  at  dittographiert. 

§.  37  si  vultu  saepe  laeditnr  pietas;  ich  vermuthe  verstärkend 
ai  (vel)  vultu  s.  h  p-  —  Wenn  ferner  das  quod,  von  dem  Wrami 
sagt,  dass  es  im  cod,  fehle,  das  zweite  quod  vor  supplicium  ist, 
körnte  dies  allerdings  aus  dem  Vorigen  wiederholt  sein,  wobei 
dahijigestellt  bleiben  mag,  ob  nicht  auch  suppticiumne  gaschneben 
gewesen. 

§,  42.  Hier  ist  wieder  nicht  recht  bei  Wramp.  ersichtlich,  ol 
das  aus  dem  cod.  verzeichnete  qui  st.  des  que  in  nugaioriaque  odei 
st.  des  folgenden  quo  (modo)  steht;  im  letzteren  Falle  waire  oime 
Bedenken  qui  als  ursprüngliche  Lesart  und  quomodo  als  ein  intor 
pretamentum  zu  betrachten. 

g.  47.  lu  den  Worten  in  hnnc  ego  comicum  ist  das 
fehlende  cßo  in  der  That  entbehrlich  und  scheint  durch  DiV 
(huiicecocomicüm)  entstanden,  —   In  den  weitern  Worten    i 
hcrct  c^nficUi  steckt  vielleicht  hoB  res  conßcias  und  in  dem  rtüa 
HCütram  vitae  cotidianae  ein  imagim  inlustrem, 

Eger  im  M&rz  1876.  Fr  Paul  j. 


rriHJ 


Zweite  Abtheihing. 


Literarische  Anzeigeii. 


JbIU  Caesaris  de  hello  civili  comcüontarii  tres.  Für  den  Schui- 
gvbdriOcU  crklürt  von  Dr  Albert  Dobereiiz,  Vierte?')  Auflage.  Leip- 
Bf,  Druck  und  Verlag  von  B.  0.  Töubner,  187«.  XII  n.  206  SS.  — 

iiL  m  Pt 

.  Jiilü  Caesaris  conimeDtarii  de  bello  civili.  Erklart  von  Friedricb 
Kr  Alter*  Mit  «wci  Karten  von  H,  Kiepert.  Sechste  Auflage,  be- 
MKft  von  Friedrich  Mo t mann.  Berlin,  Weidmann^acbe  Bucühand- 
loi&f  Xivr5  (Mai).  VIU  u  263  SS.  -  2  M.  25  Pf. 

Die  beiden  vorlieGrenden  Atiagab^n  sind  den  Lesorn  dieser  Zeit- 

n  Vielhaber *s  lilQgst  bekannt,  z.  B«  durch 

—434,  zu  welcher  Zeit  von  der  Doberenz- 

tritt!  4VBgmb«  die  tiweiier  ^on  der  Kraner-Hofmann  *gchen  die  dritte 

illig«  inrB^artheilung  vorlag,')  Seit  der  Zeit  ist  in  der  Weidmann- 

läbm  Aiutgabe  eine  atweite  Karte  hinzugekommen,  die  den  Leser  Über 

im  Kmg«8chauplatz  in  Griecbenland  orientiert.  Die  Doberenz'sche 

ii^»bt  bat  gar  keine  Karte ,  indem  sie  wol  voranssetzt ,  dass  jeder 

iiM«r,  4er  Caesar  liest,  einen  hritachbaren  Atlas  zur  Hand  hat. 

Di»  loliiltaiiigaben  befinden  sich  in  derselben  Ausgabe  seit  der  drit- 

H»  Anliff«  nach  dem  Vorgange  Köchly's  nieht  mehr,  wie  früher,  vor 

^jiWi  «naliien  Buchu,  sondern  sind  ^zur  leichtem  and  schnellern 

^BtbtrsicM  des  Schulen^*'  in  die  Anmerkungen  gerückt.  Wir  ziehen 

^Hm  YtriÜahren  in  der  Kraner-Hofmann'schen  Ausgabe  vor,  wo  der 

^bUt  der  drei  Bücher  auf  einer  Seite  kurz,  angegeben  i^t.  Damit 

^^  eliM  leicht«  und  schnelle  Uebersicht  gegeben.  Die  abweichenden 

Uiüaltga  dtr  Weidmännischen  Schnlausgabe,  die  Doberenz  hantig  im 

OhBBCOtero  lEurt  anfahrt,  würden  nach  unserer  Meinung  besser  gaoa 

tlfbkQmi  oder  waren  in  einen  kritischou  Anhang  zu  verweisen»  m% 

Sh  to  der  Kraner -Hofmann^schen  Anä^gabe  selbst  geschehen  ist. 


^dritti^  Aoflage  (von  1871)  ist  erst  jttngit.  in  dt*n  neuen  Jahr- 
Inologie  und  Pidagogik  1B76,  6.  Hefl  2.  Abth.  B«  307—309 
hitmann  in  8ondersnau«en  recen&iert  worden. 
FSgltkb«  anMerdem  in  derselben  Zeitschrift  1867  S.  615-  618* 


264    A  iJüberetii,  Fr.  Kraner,  C.  Julii  Caesaria  etc,  ftng.  v,  1^^ 

Nebenbei  bemerkt,  verdankt  Dobereuz  dieser  Ausgabe  vieles  in  Bezug' 
auf  grammatiscbe  und  sacbliclie  ErtJärun^,  und  es  ist  nur  zu  loben« 
dass  er  dies  überall  so  rnckhaltJos  und  unumwunden  anerkennt.  Wa«J 
nun  den  Commentar  der  beiden  Ausgaben  anbelangt,  so  trägt  der-] 
selbe  b«i  Hofmann  wie  bei  Doberenz  überall  sichtlich  das  Gepräge! 
einer  genauen  und  sorgfältigen  Arbeit.   Doch  finden  sich,  wie  die«| 
nicht  anders  sein  kann,  auch  in  den  neuen  Auflagen  hie  und  da  noch  I 
zweifelhafte  Behauptungen  und  Versehen.  Ebenso  sind  einzelne  Stel^ 
ien  übersehen  worden,  bei  denen  nach  anserem  DafÜrlialteu   ein4 

I  kurze  Erklärung  wol  am  Platze  gewesen  wäre.  Anderseits  konnte  dec 
Commentar  ohne  Schaden  fQr  den  Zweck  einer  Schulausgabe  von  bei^ 
den  Herausgebern  noch  raehrfiich  gekürzt  werden.  Statt  der  Otlei 
zu  weit  ausgesponnenen  grammatischen  Noten  würden  kurze  Ver-* 
Weisungen  auf  irgend  eine  in  weiteren  Kreisen  verbreitete  GrammatikJ 
genügen,  manche  Note  konnte  auch  ganz  unterdrückt  werden.  HofH 

Imann  hat  sich  übrigens  bemüht,  in  den  neueren  Auflagen  seiner  Ans« 
gäbe  die  etwas  breite  und  wenig  bestimmte  Fassung  mancher  Krauer^ 
sehen  Anmerkungen  durch  eine  kürzere  und  genauere  zu  ersetzen 

[£s  wird  aber  in  dieser  Kichtnng  noch  manches  zu  verbessern  sein^ 
Die  Kraner- Hof mann'sche  Ansgabe  treibt  ausserdem  in  den  Noten 
vielfach  Texteskritik,  und  zwar  ziemlich  ausführlich.  Doberen'i  hin-^ 
gegen  weicht  der  Teiteskritik  entweder  ganz  aus,  oder  thut  sie  kur* 
ab,  was  wir  für  eine  Schulausgabe  nur  billigen  können.  Dieser  Her-J 
ausgeber  hat  somit  nur  das  Bedürfnis  der  Schüler  im  Auge.  Dagegen 
haben  Kraner  und  Hofmunn  bei  iliren  Noten,  unter  denen  sich  ganx^ 
grammatische ,  historisch©  und  kritische  Ercurse  befinden»  nicht  sei? 
ten  mehr  die  Lehrer  und  angehende  Philologen  im  Auge  gehabt,  di^ 

I  auch  aus  der  Weidmännischen  Ausgabe  sicherlich  reiche  Belehrui 
Bcböpfen  werden.  Für  den  Mittelschlag  der  Schüler  aber  —  und  däa| 
ist  doch  die  weitaus  überwiegende  Mehrzahl  —  möchten   wir  diei 
Doberenz'sche  Ausgabe  vorziehen^  namentlich  wenn  noch  die  nöthi- 
gen  Aondorungen  und  Küi-zungeu  in  derselben  vorgenommen  werden«^ 

Nach  diesen   allgemeinen  Bemerkungen  wenden  wir  uns  in 
Folgendon  zur  Besprechung  des  Commentara  beider  Ausgaben ,  uml 
zwar  zunächst  des  Doberenz'schen.  Bei  diesem  ist  zu  bedauern ,  da 
er  so  wenig  wie  der  Text  durch  Eintheilung  der  Capitel  in  Par^] 
graphen  übersichtlicher  gemacht  wurde.  In  der  Weidmännischen  Aus- 
gabe ist  diese  praktische  Eintheilung  durchgeführt. 

I,  5,  5  si  qua  hominum  aequitatc  res  ad  otimn  d^dud  pOSse 
In  der  Anmerkung  heisst  es:  qua  ist  adverbialer  Ablativ.  Es  soll  da^ 
mit  wol  gesagt  sein,  dass  qua  =s  aliqua  parte  oder  via  zu  nehmen 
sei.  Einfacher  ist  &&,  qua  mit  aequitute  zu  verbinden.  Die  Note  kann 
somit  entfallen.  —  6,  7  ist  der  Satz  quod  ante  id  tcmptis  accidii 
fiumquant,  um  ihn  für  den  Text  zu  erhalten^  nach  extuni  ireHtell^ 

,  während  er  nach  dorn  folgenden  Worte  am^ules  überli  -Ell 

''passt  aber  auch  nach  txtuftt  nicht.  —  ibid.  §.  i^  ist  .  niui 

mit  „werden  mit  Fua&en  getreten'*  wol  zu  frei  Obersetzt,  —  7,  1 


i.  IMtftmM,  Fr.  Kraner,  C*  Julii  Caestris  etc.,  ang.  r*  1^.  Prammer,    2(15 

m  der  Mole  sxi  schreiben:  invidia  atque  obtrcctathne,  —  ibid.  g.  3 
wmint^  emmi^ms  rebus  tribunicia  pottaiate,  D.  erklärt  ziemlich 
«ortreidi:  omm^us  rebus  „in  aller  Beziehung«  in  jeder  Hinsicht, 
fflig,  saf  alte  in%liche  Art;  Caesar  hat  diesen  Ausdruck  öfter"*.  Er 
liaail  slsa  omHihuat  rebus  im  adverbialen  Sinne  =  omnino^  pror- 
Mt,  —  wie  Cae&ar  den  Ausdruck  allerdings  öfter  gebraucht.  An 
iiTPT  SttUe  dßrRe  ea  jedoch  näher  liegen «  den  Ablativ  omnibu^ 
rrhmä  wä  nuättta  abliingig  zu  machen  wnd  die  Worte  als  Gegensatz 
m  imierctsstonem  zu   fassen,   sowie   nudata  seineu  Gegensatz  in 

2'iiniifi)  reliquisse  hat.  Diö  Weidmännische  Ausgabe  gibt  bezüglich 
OocMruction  keine  Note,  —  ibid,  §.  5  hat  in  der  etwas  weit  aus- 
fHpooiittteD  Note  zu  in  perniciosui  legibus  der  bekannte  Tribun 
SrtarpJntti  das  Präuemen  Gaiuä  statt  Lucius.  —  9,  1  ne  (frarentur 
mm  §m€qne  ad  tum  posMain  defrrrc»  Bern  Schüler  wird  die  Üeber- 
«teoiig  üet  Stelle  durch  die  Note  des  Herausgebers  nicht  gerade  er- 
liidiitrt:  ßrartfitur  ^ungern  thun*'.  Besser  wäre  die  kurze  Note 
HWücb:  ^raimttir  =::  dMlent  —  oder  gar  nichts.  Der  Schüler 
ttO  IUI  Leiicon  nachsehen,  wenn  er  das  Wort  nicht  weiss.  ^  11,  4 
iü4i6  mlierdingB  kurze  Ajimerkung  zu  duabus  selbst  für  schwächere 
IMIir  ObMÜfissig.  —  12,  3  nennt  der  Vr.  praesidm  Orte,  die  nüt 
nKir«  Trappen  besetzt  sind.  Wozu  diese  Häufung  des  Ausdruckes  V 

—  18,  5  nh  rege  Narko,  In  der  Note  steht  wol  aus  Versehen :  Nori- 
'Ol  (Noreja)  Neumarkt  in  Steiermark  nmfasst  usw.  Abgesehen  von 
ler  ttgirtithtimlichen  Zusammenstellung  ist  es  auch  uiclrt  ganz  sicher- 
ffefllUl,  dafi!^  Noreja  in  Nojicum  gerade  iit  der  heutigen  Steiermark 
4f.  MotDin^^u  *iucht  Noreja  im  heutigen  Kärnten,  Peter  versteht 
Ivsfettr  O^nt,  —  20,  2  sind  unter  Optra  wumtionemgur  nnzweifel- 
liA  wir  die  Befeötigungawerke  Caesar's  gemeint.  Doberenz  schreibt 
mYmwthtn  in  der  Note:  munitiones  begreift  die  Befestigungs- 
üri«  4ät  SimlU  —  23,  5  ist  im  Texte  vor  Corflnium  \n  unlieb- 
■MrWdi«  die  Pr&positioD  ad  ausgefallen.  Durch  diesen  sinnstören- 
liB OivaUtliier  wird  der  Schüler  gezwungen,  eine  andere  Ausgabe 

ellrm^^  tu  benutzen.  —  29,  3   ist  die  Anm.  zu  dua$ 
m  ^  von  geographischem  Excurs  ausgesponnen. 

^91,3  hohb^  '*f  valetudine  wol  nicht  „von  Unwolsein  he* 

Uten*,  toii^ern:  krank,  cm  krankt.  Es  ist  übrigens  jede  Note  zu  die- 
m  Wiiften  ttberflössig.  —  32»  3  ist  dicendi  mora  wol  passender, 
ikm  Dol»erenz  vors^chlägt«  zu  übersetzen:  durch  sein  langes  Heden. 

-  S4,  3  ^w^peim  {Massüiemen)  erat  adhorlatus ,  nt*  nova  Vat* 
crti  htmefkia  peterem  »uörum  benffictot^nn  in  tos  memortam  ex* 
ftntnL  fMÜertm  scheint  in  der  Dobor('*rz/sch^n  Ausgabe  ein  Dntck- 
WltlB  Mfal,  da  NipperdoT  und  Kraner-Hofmann  rrhrum  haben, 
tiiirffM  litifde  ^ich  allerdings  als  Kuullagi*  tTklaren.  Man  möchte 
WM«9  |il#r  XU  fTpflterent  &ls  Subject  die  Ma^silienser  und  in  Folge 
^Mtt  dtn  Ablativ  nov9S  Ott^^aris  heneficiia  stritt  des  Nominativs 
inMtfL  Doberenz  gibt  zu  der  Steile  keine  Anmerkung,  wol  aber 
laür,  der  aaf  B.  G.  VII ,  d,  2  verweist.  —  35,  3  steht  im  Teite 


8Ö0    A.  DühennM,  Fr,  Krämer,  C.  Julii  Caesam  etc.,  Mg.  v,  lg.  \ 


neqm  sui  iudicii  ,  , .  esse.  Im  CommoDtar  fügen  Dob6reb2  im^ 
ner  zum  Geueti?  rem  Mnzu,  als  ob  dies  Wort  auch  im  Texte  stl^ 

—  39»  2  ist  in  dor  Note  xu  quam  ipsc  pacaverat  bei  Dobereox  ] 
ma]  in  Folge  elaes  Versehens  „Lusitanren*'  statt  „Aquitanian* 
schrieben.  —  44»  4  hacc  tum  ratio  nostroa  perturhariL  tum 
tritt  kein  Adjectivum»  sondern  gehört  zu  perturbmnt.  —  61,  **l 
Sertorius  in  der  Note  zweimal  das  Pränomen  Lncins  statt  Qiiii 
Ausserdem  ist  die  historische  Notiz  Doberenz's  über  diese  bekaj 
Persönlichkeit  zu  weit  ausgespouoen.  —  63,  1  duabus  auxiliar 
cohortihus  Tkrdae  praesidio  relktis.  Hier  ist  nicht  einxas« 
warum  llerdac  gerade  Dativ  sein  soll ,  wie  D.  behauptet.  Es  \ 
auch  Locativ  ^zu  Ilerda*"  sein.  Von  praesidio  daif  man  es  olg»  < 
allerdings  nicht  abhängen  lassen,  da  Caesar  praesidio  rtUnq 
regelmässig  mit  dem  Dativ  verbindet  —  80,  2  verdient  das  sei" 
y^ ort  per agitarc  ^  vcs^are  eine  kurze  Note»  wie  sie  bei  Ki^aner 
findet.  —  83,  3  productiur  tum  reu.  Die  Bedeutung  von  prodH 
„in  die  Länge  ziehen»  hinziehen"^  verdient  eine  kurze  Bemerk 
die  bei  Kraner-Hofmann  wie  bei  Doberenz  fehlt. 

11,  6,  3  »eque  .  .  .  cümminm  pugnando  deficichani.  Wir 
neu  nicht  glauben,  dass  pugnando  hier  Dativ  des  Zweckes  sei, 
Doberenz  und  Hufmann  auch  in  den  neuen  Autlagen  erklären,  i 
dem   möchten   commimts  pugnando  ebenso  als  Ablativ  auffai 
wie  in  der  bekannten  Phrase  ammo  dtßctre.  Die  Massilienser 
sagten  nicht  im  Handgemenge.  —  11,  1  quo  malo  peHerriii  st 
Qppidant  saxa  , .  .  promovcnt.  Hier  ist  bei  suhifo,  das  man  übrij 
auch  für  den  Zusammenhang  der  Stelle  gar  nicht  verlangt ,  zwei 
streitig;  L  ob  es  Adjectiv  oder  Adverb  ist;  und  2,  ob  es,  wenn 
es  als  Adverb  nimmt»  zu  dem  Particip  pctierrUi  oder  zu  dem  Hai 
verbum  promovcnt  gehört.    Kraner  und  Doberenz  vorbinden  «^ 
Adverb  mit  perterrili.  Fr,  Hofmann  als  Adjectiv  mit  müIo.  \\A}{ 
ist  jedoch  subito  aus  dem  Schlüsse  des  vorausgehenden  Capitels 
am  unrechten  Orte  wiederholt  worden ,  und  demzufolge  als  um 
einzuklammern.  —  17,  3  ist  die  Partikel  cum  zugleich  mit  doni 
dicativ  des  Peifects  (cognorit,  accejytf)  und  dem  Indicativ  Imp^n 
perscribehat  verbunden  —  was  eine  Bemerkung  und  Hervorhfl 
des  Unterschiedes  von  cognovit  und  perscrthebat  verdient,  die  je< 
in  beiden  Ausgaben  fehlt.  —  cap.  18,  1  durfte  ft^imCHÜ  magi 
numerum  coegit  nicht  übergangen  werden,  wo  mngnum  nume\ 
^  magtiüm  vim,    Aehnlich  wird  auch  aqi&/Li6g  mit  dem  Gf» 
Singnlaris  eines  leblosen  Dinges  gebraucht,  2.  B.  Tr;g  o6ov.  —  2l 
ißt  bei  Doberenz  im  Texte  wie  in  der  Note  (ebenso  bei  Fr,  Hofml 
Änquillaria  geschrieben»  im  geographischen  Register  jedoch  W 
den  AquUariu  (S.  193  u  245),  welche  Form  auch  Nipperdey*) 

—  ibid.  §,  3  kann  die  längere  historische  Note,  welche  Dobertni 
ex  pruedonum  bello  gibt,  ohne  Schaden  für  die  Schfiler  weggelai 


^)  Wenigstens  in  der  tins  vorliegenden  dritten  Aosgabe  v«  J.  J 


.  ihbertnM,  Fr  KraMr,  C.  Julii  Caesaris  etc  ,  ang.  v.  lg.  Prammer.    567 


,  djt  ja  d(M.li  ein  L«hrbnch  der  Geschichte  zur  Hand  haben.  — 
27,  2  qmae  rolumus,  et  credimus  Ithenter  vergleiche  dem  Siane 
h  Dem.  3,  19  flu.  —  ^B,  2  möchte  man  bei  primam  {primi) 
memmenti  ,  .  ,  vintumam  statt  primam  oder  primi  lieber  prioris 
frwmrtttli,  wie  cap.  32,  7  auch  wirklich  vom  Schriftsteller  gesagt 
ilt,  niid  §♦  4  statt  nuHam  m  partem  lieber  nadram  in  partcm, 
ww  «ndi  Uufmann  anmerkt,  —  29,  1  hat  Doberenz  wie  Hofmann 
m  T0%1^  gcschrieböo:  magnus  omnium  incessit  timor  animis. 
In  lier  Kote  sagt  Dob^renz:  inccssit  ...  animis.  Nur  hier  hat 
ChiaMr  incrderr  mit  dem  Dativ.  III ,  74,  2  hat  er  jedoch  selbst  im 
Tili««  hen;    t':rercitui    quidem    omni    tantus    incesKit   m 

JMoi»«  <,lor,  —  30,  1   wird  Doberenz^s  Kote  zor  Erklämng 

fW  qmod  . . .  arbiirarrntur  für  die  meisten  Schüler  wol  nicht  Ter- 
ftiodUdi  sein.  —  Zl,  2  ist  in  derselben  Ausgabe  die  Note  zu 
«p«r«  fft  natura  /ö«r/ unvoUstaiidig ,  da  Caesar  für  operc  nicht  bloe 
mmmi,  sondern  auch  muniiiont  aagt*  —  ibid«  §.  3  steht  im  Terte 
kr  Dmckfithler  odio  statt  odia,  —  32,  2  netjue  sine  causa  et 
VMtar  umicissime  de  robis  et  Uli  ffranssime  iudicarcruHt.  Hier 
til  Ci^P^r  Gegensatz  zu  HU  und  amicissipne  zu  grari,s^imc.  Vgl, 
|,  4  ';  f/rartus  de  mhis  sentire  possuntf  Daselbst  erklären 

Merc».  „....  Kraner- Hofmann  nchüg  gravius:  schlimmeres.  Es  ist 
iros  njelil  einxuseheii,  warum  au  der  orsteren  Stelle  grat^issime  iudi^ 
mmwmmi  b^ia^en  soll:  ^c  legten  eurem  Benehmen  (eurer  That)  ein 
«ilr  (frosaes  Gewicht  bei.  So  erklären  nämlich  beide  Heraa$tgeber, 
ndt«rsiGren  damit  '  ,^ri  amicissime  und  ffravis- 

•Mir,  Std  irurdun  /i  i^bar  durch  die  unmittelbar 

|l|pUlii^is  Worte  vt'raiija^st:   Fompttus  enim  tmllo  proelio  puhtis 

KW  faet*  prafiudkio  demotns  Italin  excessil.  Allein  darin  liegt 
im  Vorwurf  involviort,  den  Tompejus  den  beiden  Legionen  des 
iß  oftdi  dessen  Meinung  macht,  er  sei  von  ihnen  bei  Corßnium 
niikfD  ond  durch  ihre  0 bereu toCjipiiulatton  zur  ßaumong  Italiens 
_  -..,_  worden.  Er  hatte  also  allen  Grund  dazu,  die  Cohurten  von 
zu  verwtlnsclien.  —  39,  5  haben  Doberenz  und  Hofmann 
Handschriften  rnpti  homtne^  rqnittsqtic  in  den  Text  auf- 
QDd  erklären  in  der  Note:  Fussgiinger  und  Reiter,  Allein 
4a  «Are  wol  pedärjt  oder  mititcs  weit  passender  als  fiomines^  Hof- 
Hu  Terraag  auch  kein  Beispiel  aas  Caesar  beizubringen,  Nipperdey 
tU  Kmotr  haben  capti  homines  equiqiiey  ebenso  E.  Hoffmunn.  Vgl. 
Tml  Gwrm.  XXXV»  4  piurimum  Hroi-um  tquorumque.  —  ibid.  §.  6 
hkm  DotMrooz  und  Hof  mann:  ne  fmec  quidem  res  Curionem  ad 
9fm  mt^rahatur,  was  ganz  [lassend  it^t,  da  im  unmittelbar  Vorher- 
fthfBfl«!!  our  iron  einer  Sache  die  Rede  ist,  nämlich  von  der  grossen 
iMdung  der  Boiler  <*uria*s.  Nipperdey  und  Kraner  haben  ne  hsee 
fmitm  Vuwiontm  ml  spem  morabantur,  ebenso  £.  Hofmann. 

Ottffi  die  Stallt  Buthrotum  der  Insel  CorcTra  gegenüber  liegt, 
«CtCaeiar  Itl,  16,  1  selbst,  und  braucht  darum  nicht  erst  in  der 
^  jff ^gt  au  werden,  wie  es  bei  Doberenz  der  Fall  ist.  —  19,  5 


i68    Ä  Düherens,  Ff  Kmn€r,  C*  Julii  Caesaris  etc.,  ang.  v.  Ig. 

Bumfnissa  oratione  de  pace  hqui  atque  aUercari . .  .  indpif  (LahtC'^ 
nus).  DobereDz  meiut  in  der  Note:  für  summtssa  ist  vieUeichl  missi 

\  zuschreiben  ^  statt  über  den  Frieden  zu  verhandeln".  Diese  Vermuthnug 
Terpstrd's  ist  jedoch  zweifelhafter  Natur»   indem  dann  hqui  sehr'' 
störend  ist,  wie  Fr.  Hofmanü  richtig  bemerkt  hat.  Man  möchte  zu- 
gleich auch  die  Weglassuug  von  atque  erwarten,  wodurch  der  Teit 

'  mehrfach  geändert  erschiene ;  missa  oratione  de  pacr  nJirrcari  cum 
Vatinio  incipit. — cap.  33  verdiente  der  hlcherlicbe  Bericht  Caesarea 
aber  die  von  Seiten  Scipio's  beabsichtigte,  von  ihm  (Caesar)  aber  ifl 
sehr  indirector  Weise  gehinderte  Plünderung  dos  Diana teini»ela  zu 
Ephesus  wol  eine  Bemerkung  in  der  Teubuer'scheu  Ausgabe.  —  37, 
bleibt  ßchwerlich  etwas  anderes  übrig,  als  mit  der  Weidmann*schü 
Ausgabe  in  castris  stafirfs  zu  schreiben.  —  41,  5  ist  bei  cnm  pn* 
fnum  agmen  .  . .  cernenttir  die  Bemerkung  Doberenz's,  dass  j>ri wtiwi 
mit  agmen  zu  verbinden  sei,  überflüssig,  da  cum  primum  ander 
construiert  wird.  —  44,  0  ist  überliefert:  qtme  cum  erani  locaCae^ 
sari  capienda,  wo  quae  nicht  unbedenklich  ist.  Doberenz  bemerkl( 
dazu  in  der  Note  am  Schlüsse:  für  quae  hat  die  Weidwaun^sche Aus* 
gäbe  quare.  Dieselbe  hat  jedoch,  wenigstens  in  der  sechsten  Auflag 
(1875),  die  Doberenz  bereits  benutzen  konnte,  ebent'allß  gtiar.  Di« 
Aenderuug  qiiare  ist  daselbst  gar   nicht  erwähnt.  —  47,  i>  steh(| 
Victore»  discessisse,  (jewöhnlicher  ist  die  Phrase  mipertorem  di$^ 
cedere.  Siehe  die  Note  Hofmann's  zu  der  Stelle,  —  51,  8  möchfc 
man  vor  adigi  der  grösseren  Deutlichkeit  halber  ein  fo  oder  in  enn 
{tutnulmn)  erwarten.  —  52,  2  d&rf  cgredi  mit  Acc.  nicht  Obeiigangefl 
werden I  wie  Doberenz  dies  thut.  Jedoch  ist  nicht  einzusehen,  da 
hier  nicht  auch  die  gewöhnliche  Construction  von  cgredi  mit  blossen 
Ablativ  oder  ex  oder  extra  anwendbar  gewesen  wäre,  wie  Kraae 
bereits  in  der  ersten  Auflage  behauptete,  und  wie  es  Hofmann 
in  der  sechsten  Auflage  behauptet.  Auch  durch  die  gewöhnlich©  ' 
struction  wäre  ja  das  Ueberschreiteu  der  Linien  Caesar's  von 
der  Germanen  bezcicthnet.  —  54,  2  ist  im  Texte  bei  tertia  imt 
vigilia  der  siunsturende  Druckfehler  initia  in  inita  zu  corrigiereu* 
55,  2  und  3  wird  der  Legat  Caesarea  Q.  Fufius  Calenus,  der  in  g.  1| 
(und  3)  mit  dem  cognomen  Calenus  genannt  ist,  mit  dem  nome 
gentile  Fufius  bezeichnet.  Dieser  Umstaüd  kann  die  Schüler  leichU 
verwinen,  indem  sie  glauben,  es  un>lötzlic."h  mit  einer  andern,  ihneQ 
ganz  unbekaunten  Persönlichkeit  zu  thun  zu  Itaben.  Datier  verdienl 
dieser  Wechsel  der  Namen  eine  Bemerkung  von  Seite  des  Heraus-^ 
gebers  (D/)t  wenn  auch  eine  körzere,  als  in  der  Ausgabe  Krani^r 
Hofraann*s.  —  57,  4  saiutem   inipeni  uni  omnes   aceeptnm   rehi4 
iuroif.  Die  Redensart  rem  (pecumam)  acceptam  aUcui  referrc 
aus    der  Geschäftssprache   entlehnt.    VgL  Cic.   pro    rege  Deii 
XIII »  38  omnent  tranqmUitnttm  vi  quietnn  senetittii^   accr 
tefert  clemmtiae  tuae  mit  der  Anmerkung  Kichter'«.  Diese  Krklä^ 
rung  fehlt  an  der  obgenannten  Stelle  Caesar's  sowol  bei  D  ►  f^-^^'i?! 
als  auch  bei  Kraner-Hofmaun.  —  67,  3  steht  scheiubar  > 


4  BühifnSt  Fr.  Kran^,  C.  Jalli  Ca^sAris  dtc.i  mig.  7.  I^,  Prammer.    §60 

Uiquas  cohorte$  numero  tr€.s  H  tri^inta,  in  quihns  erat  Ugio 

indem  kßio  nana  steht  für  decem  cohortcB  Ugionis  nonae. 

y  i  konnte  in  iler  Doberenz'schcn  Not€f  zu  tantum  fidudae  ac 

Ueiöglicb  defi  Singulars  s^inius  nach  Kriiner-Höfmaun  iio<3h 

H  weHen,   daßs  die  Form  spirituum  sich  nielit  findet,   der 

ich  also  bemfissigt  sah,  den  minder  gewöhnlichen  Sin- 

I.,  WHüü  er  nicht  ütnfa  ftdnvin  ac  ianii  spintus  Pom- 

acetsserunt  schreiben  wollte»  —  82^  5  steht  im  Texte  der- 

äbo  xoT  pcncHfo  der  sinnstörende  Druckfehler  nh  gtatt 

F87,  7  tidebantiir  statt  tndebatur,  —  91,  3  ist  uns  nicht 

Doberonz  dio  Stelle  tum  electi  militetß  cirdter  cent^im 

m^inti  rnluntarii  fimdem  centurlac  sunt  prosrcuti  auffasst. 

»^1  '  GOler  cfntmn  nuf  fhdi  miiUf.f  und  t^ifrinti 

ceNturiae?  —  96,  2  nt  hi  miserrhno  ac 

'  aesaris  lu:ei4nem  obidebant.  Weder  Dobe- 

o..t,on  uns  hier»  ob  sie  miserrimo  .  .  .  cxerdtu 

i  AU*  abs.  oder  exerdiu  ^=  exerdtui  nehmen,  wie  ja  Caesar  auch 
pntrahierten  Formen  equUatu,  maglairatu,  usu  gebraucht. 
an©  Note  wäre  also  hier  wol  am  Platze,  —  97,  4  flumm  a 
ttedusii.  Za  flnnim  bemerkt  Uöler  und  mit  ihm  Doberenz 
«ihraelieinlich  richtig:  Ondiestus,  Aber  der  folgende  Theil  der 
Jümirknog  D.'s  ist  als  selbstverständlich  besser  wegzulassen.  — 
1  soll  in  der  Dobereuz'schen  Ausgabe  zn  a  Libone  nicht  cap.  32, 
trti  23  citiert  sein*  —  102,  3  avertcndae  stispidonis  causa* 
wird  durch  das  unmittelbar  folgende  erklärt:  ut  quam  diu* 
i^mgioritt  futfüt*  rönsilium  occuUaret,  Doberenx  erklärt  sur- 
'mi  aAffilich^  dasB  er  besiegt  sei.  Seine  Niederlage  Vi^nnte  Pom- 
f^Oi  gteinss  nicht  verheimlichen.  £r  wollte  nur  die  Meinung  ver- 
ktilfiiv  d«ss  er  auf  griechischem  Boden,  jedenfalls  noch  in  Europa 
Ita  Kaniif  gegen  Caesar  fortsetzen  wolle.  —  101»,  2  ist  bei  Doberenz 
m  Tectd  TOT  suig  das  Wt^rtchen  se  auBgefallen. 

Di«  wichtigsten  Druckfehler ,  die  sich  im  Texte  beßndeu ,  sind 
Wmia  angefahrt  worden.  Es  sind  uns  auch  sonst  mehr  als  30  Ver- 
nix anfgefkllen,  die  dem  Setzer  zur  Last  fallen  und  deren  Correctur 
^WiiaBt  wurde.  Wir  wollen  nur  einige  davon  crwAhnen.  S.  X  Z.  6 
^M  pd«n«elkeu''  statt  „denselben'';  S.  25  i.  d.  N.  r.  Z.  2  v.  0.  qui- 
^  llatc  quam;  &  28  l  T.  Z.  1  pontifidum  ^t  pontificttm ;  S.  34 
iT.  Z.  ö  Uinere  «t  itincrai  S,  37  i.  T.  Z*  2  rfUnquis  st.  reliquis; 
.49  k  T.  Z.  3  v,  u.  hifnun  bL  ktnnem;  S.  67  i.  T.  Z.  3  misiss^e; 
K»  L  T-  Z,  3  tulernficuhi ;  S.  105  i.  d.  K  L  Z.  5  ?,  0.  ^fallen* 
S.  113  l  d.  N.  r.  Z.  8  V.  n.  ^Hoffnung-  st,  „Rettung*; 
j.  4l  X,  r,  Z.  7  T,  u.  steht  fit-rani;  S,  119  i,  T.  Z.  6  v.  u. 
S-  131  L  T.  Z.  4  V.  ih  probibtHt  st.  prohibuit  und  i,  d.  N. 
Ift  o.  16  ?.  n,  haben  rep,  und  ^an*"  ihren  Platz  zu  tauschen; 
IIA  i,  T.  jC  12  «teht  aifrrsm$\  S.  175  i.  T.  Z,  11  excerdtus, 
Wü  dtn  l>Bimontar  der  Kraner- Hofmanu^schen  .\usgabe  be- 
^1  m  iit  derselbe  bereits  mehrfach  im  Vorausgehenden  zugleich 


4^0    A.  Doberens^  Fr,  Kraner,  C.  Jtilii  Oaesaris  etc.,  Mg,  v.  Tg 

mit  dem  Doberenz^sclien  bcsj>rochen  worden.  E* 
dessen  nar  wenige  Bemerkungen  Üb*»r  Einzcluli<  n 

11^  26,  1  wird  Cnrio  nach  einer  verhältnit^mässig-  nn bedeuten 
Waflfenthat  von  seinem  Heere  znin  Imperator  ausgerufen  Die  trül 
Anmerkung  Kraner's,  die  diesen  Umstand  passend  betonte,  ist 
Hofmann  fortgelassen  worden,  —  29,  3  und  4  ist  VielUaber*s  \ 
schJägi  die  lückenhafte  Stelle  zu  constituieren  *),  als  Note  abgedm 
die  fast  eine  Seite  einnimmt.  Was  sollen  jedoch  die  Schüler  mit  { 
sem  kritischen  Kxcurs  anfangen?  Ks  genügte  für  die  Lehrer  und 
gehende  Philologen  im  kritischen  Anhange  eine  kurze  Verweis 
auf  den  Vorschlag  Vielhaber's»  der  ohnehin  au  dieser  gänzlich  l 
rupten  Stelle  keine  Wahrscbeijilichkeit,  geschweige  denn  Evident 
sich  hat,  —  32,  13  fasst  Hofmaun  Afrtci  belli  praciuäkia  als , 
Position  zn  Cnrfinicrhseni  ignominiam,  Italiac  fugam,  Hi»pantai 
deditionenK  also  nicht  als  viertes  Olied,  wie  Dobereuz  i  '  fl 
Die  Begründung,  die  Hofmann  für  seinen  allerdings  scL  | 

Vorschlag  in  der  Note  gibt,  vermiß  uns  nicht  xu  liberaieugön. 
Worte  Jfnci  hdli  praemdkia  bezeichnen  nämlich  na^'h  dem 
sammenbange  die  zu  üngansteu  der  Pompejanei'  ausgefalleneiJ  ' 
entscheidungen  des  afrikanischen  Krieges,  die  bi?reits  von  densel 
in  Afrika  erlitteuen  Nie<i erlagen.  So  passt  das  Glied  ganz  gut  zu 
drei  vorausgehenden,  welche  die  Niederlagen  der  Pompejanei 
Italien  und  Spanien  nachdrücklich  hervorheben, 

111,  42,  1  gibt  Hofmann  zu  S€cu4tdo  ums  consilio  als  Anj 
kung  eine  längere  Stelle  aus  Mommsen's  römischer  Geschichte,  6b{ 
zu  73,  1  (i  superionbus  consihis  d^ipuhuff,  87,  7  eine  Stellen 
Göler  und  Mommsen,  Der  Nutzen  dieser  ausführlichen  Citato  fül 
Schüler  ist  fraglich.  —  44,  7  ist  im  Texte  l>ei  fix  coaciis  stat 
geschrieben  CX»  was  die  Schuler  leicht  als  Zahlzeichen  nehmen  I 
nen.  In  der  Note  steht  richtig:  ex  rondis,  —  53.  6  ist  «irtf  rnrrJ 
Stelle.  Hofmann  hat  reste,  amt/tarhs  miläafibust^ue  ,  j 

nommen,  congiarium,  von  Geldgeschenken  an  dieSoldati;_.  ^ j 

ist  nicht  ganz  ohne  Bedenken.  Hofmann  führt  auch  von  dem  hfl 
vorkommenden  Worte  nur  eine  Stell©  für  dieseu  Gebrauch  mk 
55,1  verdient  der  Wechsel  zwischen  den  Ländernamen  .4cfo/m.  Am 
nania  und  dem  Völkeruamcn  Anqihflochi  eine  kurze  Be^  1 

auch  bei  Doberenz  fehlt.  —  57,  b  steht  im  Texte  der  I 

infacta  statt  infedn.  —  63,  2  steht  vallus  colloctiv  für  vaiiutfA 
kommt  so  ausser  den  von  Kraner  schon  in  der  ei^ston  Autlage  cij 
ten  Stellen  aus  Caesar  auch  noch  in  demselben  cap.  63  §.8 
inUr  duos  rallos,  —  87,  3  multi  sunt  relkii  in  mrdinrnti^  % 
cautinenU  gibt  weder  Doborenx  noch  Hofmann  eine  kurze  Erklar 
was  man  darunter  verstehen  solL  Nach  dem  Zusammenliange  ist 
unter  Italien  im  Gegensatze  zu  Griechenland  zu  verstehen,  daa 
dort  aus  auf  dem  kürzesten  Wege  erst  durch  eine  Seefahrt  ttt\ 


0  U  dieser  Zeiuchrift  lö6ö,  S*  427  t 


[ZinftrU,  Kleine  pUilotogiiselic  , 


tt,  &ng.  y.  0.  EeJler.    J7l 


konnti».  ^~  Zu  8d,  2  ist  ein  ganzer  Excurs  in  Betreff  der 
BftMII«  Caesar *s  gesehen.  Derselbe  kjinnte  wo\  geküi-zt  werden.  — 
L  6  i»t  dmm  sunt  drprensae  trircfues  geschrieben  (ohne  Zweifel 
I),  eliettio  in  der  Ausgabe  von  £.  Hofniann.  Kraner  hatte  de- 
e,  wie  ancli  Nipperdey  und  Doberenz  haben.  Der  kritische  An- 
Bg  d«r  Weidinann'schen  Ausgabe,  der  doch  die  Abweichungen  vom 
]ßpii#ni0T*Kchmi  Texte  enthnltori  soll,  gibt  über  diese  Aendernng 
Ifiö^Aöäkunft.  — 103»  l',  5  und  iu  den  folgenden  Capiteln  hat  Hof- 
Bim  im  T.  ^t,^  wie  im  Commentar  fortwährend  die  Vorm  Ftohmaeus, 
Tibrirt  rtioT»  Doberenz  und  E.  Hoffmann   die  jetzt  übliche 

Pofm  j-foirrftftrus  hation ,  die  auch  von  Mommsen  und  Petor  accep- 
litrt  wird.  Bajrot,'en  hat  Hofmann  in  Fol^o  einer  kleinen  Inconseqnenz 
'      '4er  S.  251  die  von  Kraner  d.  Form 

ühi>  .  irend  III,  105,  4  imTextei'  >r.  steht. 

—  110,  ^  ist  wie  bei  Doberenz  kein  LiuterschieJ  zwischen  ptae- 
iMici  und  iatronts  uufgestellt.  praedo  geht  wegen  (Ulinae  mehi* 
lol  S«eiuul*er.  Vgl.  auch  II,  23,  3  ex  praedonum  hello. 

Bemerkte  Druckfehler:    S.  48    im  Texte  Z.  11   ivtincribus; 
135  i,  T.  Z.  4  dimitirrrnt  sUtt  demiHerent;  S.  138  l  d.  N.  L 
t,  0,  *c  St.  ii;  S.  190  \,  T,  Z.  9  v.  o.  mite  saut  st,  miles  nfä; 
17  L  d.  X.  r.  Z.  8  7.  0.  fcrre  st.  conferre;  S.  242  l  d,  N.  l  Z.  2 
nni   8t.  Pioiomaci  (richtiger  Ptolrman)^  Jedenfalls   ist 
in  der  Weidmännischen  Ausgabe  sorgfältiger  als  in  der 
lUkner'ddMQ. 

Wir  scfaetden  von  den  beiden  rüstigen  Verfassern  mit  dem 
iBilkbAfi  Wunsch(9,  dass  bald  neue  Auflagen  ihrer  geschätzten  Aus- 
pim  In  TdrbestJierter  Gestalt  erscheinen  mögen. 

Wi^n.  lg.  Prammer, 


philologische  AbhandUingen  von  Anton  ZingerU.  II.  Heft 
iWock  1877,  127  8    Verlag  von  Wagner, 

IHese  Fortsetzung  der  kleinen  philologischen  Abhandlungen 
Zhi|«l#*s  gibt  hiebst' iic  BeitriLge  zur  höheren  und  niederen  Ki*itik 
4fer  iigtbcli«!U  SchriftstiOler.  Die  Untersuchungen  sind  sämmtlich  mit 
Ums  ttod  Besonnenheit  geführt  und  halten  die  richtige  Mitte  zwi- 
lAuä  "'  ^    nns  und  Kadicalismu».   Das  L  Capitel  bnhandell 

iiE  Ic^r  ovidischen  Halicutica,  und  Z,  weist  nach,  dass 

jitelalU  Mhou  ilmius  un:$er  fragmentarisches  Gedicht  benutzt  und 
ib  «El«  r^n  Orid  nn vollendet  gelassseue  Arbeit  angesehen  habe, 
^•Ti  '0  auch  nicht  in  jedem  Detail  ganz  stimmen,  so  mttSö 

_.    -   mpilatiousweise  des  Plinius  betont  werden.  Stellt  man 
den  Standpunct  der  bekannten  Arbeitsmethode  des  Plinius, 
j.  -  * '  '  Mtru  der  behandelten  Partien  unseres  Gedichts  mit 
TOB  }'  [iQty.ten  Stellen  dnr  Halieutica  des  Ovid  nicht  in 

Ein  il  citiert  Plinius  etwas  mehr,  als  unser  Teit 

I;  dft  lubi  iion  kleinen  Ausfall  anzuuebmen.  Auch  Auso- 


tlt     A.  Ziniferte,  Kidn?  pbiloloj^cbe  Abhandlungen,  ang.  v.  O, 

i»ios  bat  Id  der  Hosella  oeben  anderen  ovidischen  Schrifteü  ungeni 
HaliöQtica   benützt   und   nacbgeahnit.  —  Besondere  Schw^ieri^Wt 
mächt  das  V.  49 — 81  eingefügte  Fragment  über  die  Landthler^",  wu 
bäofig  als  interpoliert  angegeben  wird,  ülitios  und  Wernsdorf  wollt 
nicht  blos  diesen  Abschnitt^  sondern  die  HaUeutica  überhaupt  de 
Clmtius  zuweisen.   Z.  scbliesst  sieb  mit  Uecht  der  Vermutbung  voi 
Lentschs  an ,  dass  die  Halieutica  einschliesslich  des  Capit^ls  von  dea^ 
Landthieren  erst  nach  dem  Tode  Ovid's  aus  seinem  Nachlas;se  zn- 
sammengestellt  und  in  ihrer  unvollendeten  Gestalt  beransgegebeu 
wurden.  Die  Halicntica  einschliesslich  jenes  Absclinitts  stimmen 
vielen  höchst  geringfügig  scheinenden,  einem  Nachahmer  ohne  Zwei| 
fei  entgebenden  und  darum  um  so  sicherer  beweisenden  Einzelheit 
mit  dem  sonstigen  Gebrauche  des  Ovid  überoiu,  und  es  ist  nament 
lieh  der  Gedanke  als  absurd  abzuweisen»  dass  vielleicht  «rst  aus  doi^ 
plinianißchen  Stellen  ein  später  Dichter  unsere  (ovidischen)  Haliou-I 
tica  construiert  hätte.  Solche  Einzelheiten  sind:  concitus  Lieblings»* 
wort  im  5.  Fuase,  ebenso  imitata,  conscia ;  Farben gegensätze  (metam. 
VI,  577:  purpureasque  notas  filis  inteinit  albis;   balient,   114; 
uuraiis  mnrena  notia  menüaeque  virenUs)\   einzelne  Züge  in  da 
Schilderung  des  Pferdes;  die  Phrase  aprum  agere  halieut  60  (d 
sich  keineswegs  blos  bei  Gratins,  sondern  auch  sonst  bei  Ovid  ftnde 
fast  n,  231).  Kurz:  die  Halientica  einschliesslicb  der  Partie  ßber" 
die  Landthiere  sind  echt  ovidisch. 

Das  II.  Capitel  enthält  eine  Ergänzung  der  eigenen  Bemerknn^ 
gen  Z/s  \m  I,  Heft  S,  22  ff,  zn  den  Snlpiciaelogien  des  TibuUa 
Auch  hier  macht  der  Vf.  von  seinen  ausgedehnten  Collectaneen  überj 
die  Sprache  der  römischen  Dichter  einen  für  die  Literaturgescb 
werthvollen  Gebranch.  Durch  viele  Einzelheiten  beweist  er  einer 
eine  grosse  Uebcreinstimmnng  zwischen  den  echt  tibullischen  ' 
gien  nnd  den  sogenannten  Sulpiciaelegien  und  eine  namhafte  Klufl 
»wischen  diesen  beiden  einerseits  und  Lygdamus  andererseits.  Ob 
gleicb  der  Vf. ,  der  überhaupt  eine  gewisse  Aengstlichkeit  verriitl 
ja  nacb  keiner  Seite  bin  anzustossen,  sein  Resultat  nicht  so  nnoifi^ 
wunden  ausspricht,  scheint  es  doch  entschieden  darauf  hinaaszuJ 
kommen»  dass  die  Sulpiciaelegien  echt  tibuUisch  sind,  Lygdamus  gani 
gewiss  nicht.  Unter  den  Beweisgründen  hebe  ich  hervor  einen  nn^tri^ 
schon  S.  76.  77  und  den  S.  83—87  ausgefobrten ,  wornach  Tiba ' 
und  die  SnlpiciaeJegien  auf  Ovid  und  Properz  bedeutenden  Eindu 
ausgeübt  haben. 

m.  Zur  Erklärung  und  Kritik  einiger  Stellen  lateinische 
Autoren.  1.  Ovid  metam.  X,  94.  curvataque  glandibns  ilex  wird  gao^ 
richtig  Tertheidigt  durch  a.  a,  III»  149»  „wo  die  Ilexeicholn  gerodzi^ 
für  einen  bildlichen  Ausdruck  der  Unzählbarkeit  verwerth*>t  sind" 

2.  Ovid.  amor.  II,  6,  21.  fragilis  zmaragdos.  Die  vielfach  onJ 
i  gefochtene  und  in  ein  plattes  viridis  z.  abgeänderte  Lesart  vQrtbei<j 
djgt  2.  geschickt  durch  Plin.  n.  h.  XXXVII,  5  §.72,  wo  eiui? 
sondere  Art  Smaragd  erwähnt  wird ,  welche  fragilis  sei,  leb  f ag^ 


X  1f#«Ueiit,  t'«6er  die  Tradition  <kr  Pecscrkriegc,  aog^^^Vtin^.    21% 

kinni,  4aM  na^li  Eplphanius  zwei  Smaragdarten  onterscliidden  wur- 

4m,  wtlefae  späterhin  Neronische  und  Domitianische  liiessea:  eine 
\nen  wird  wol  auch  voa  Ovid  und  Pliniüs  ebea  als  zerbrech- 
-  uijLHM^d  voa  der  iweikin ,  härteren  Smaragdart  unterschieden 

iwitti:  oder  os  ist  einfach  eine  Imitation  in  Glasflofis,  vgL  Senec. 

fp$t  90:  Democriton] ,  invenisse,  qaemadmodiun  decoctus  calcoJiifl 

ifi  HDAragdum  converteretur, 

S,  OTid,  amor.  II,  6,  39  wird  die  TJeberliefemng  des  Puteaneus : 

stfibns  rafiinntnr  svaris  gestützt  durch  TibuU.  I,  3,  4  und  Ovid. 

i&  «ajectur  Koch 's:  „tenebris  r,  av.  dem  gierigen 

]fgr.  wird  mit  Recht  zurückgewiesen. 

4.  Cic.  Verr.  IV  §.  9  wird  parvis  io  rebus  richtig  vertheidigt 
^tgm  na^as^ode  Aendemnpvorscbläge.  Bei  vernünftiger  Inter- 
|Qtetfa)]i  iü  der  überlieferte  Ausdruck  der  allerpassendste. 

5.  Liv.  II,  17,  4  wird  durch  eine  sehr  hübsche  and  evident 
lick^  CöDJectnr  die  wie  so  unendlich  häufig  bei  Livius 
lircb  Aaefall  weniger  Buchstaben  verdorbene  üeberlieferung 
beatigl^eHi^IH:  interiecto  deinde  haud  magno  spatiOi  quod  vulnenbus 
fnsdi^  loque  exercitui  satis  esset,  cum  ira  maiore  beUum 
ilafttik ^^uum)  tum  viribus  etiam  auctis  Pometiae  arma  inlata. 

Gras*  O.Keller. 


X. Wtcklei D,  Üeber  die  Tradition  der  Perserkriege.  Sejparat* 

•bdntct   AUS    derj   >iitzvuig6l><3richteD    der    k.  Akademie    der  Wissen- 
«chaiUiu  7r>  S8.  34üncheo  1876. 

Die  Forschung  über  Herodot  und  sein  Geschichtswerk  ist  in 

ia  toUttfH  Jahren  verschiedene  Wege  gewandelt;  einmal  lenkte  die 

ilili  WKlia^Qde  Fülle  neagefundener  Denkmäler  die  Aufmerksamkeit 

«ifii«Abactiiutte,  in  denen  die  asiatische  und  egypUsche  Geschichte 

«flilkfl  i«l;  dann  gab  es  Controversen  über  die  Abfassung^zeit  der 

f^tfi  Tbeile  des  Werkes ;  endlich  wendete  man  sich  auch  wieder 

Alf  kritiielieo  Würdigung  jener  Partien  zu,  in  denen  die  glorreiche 

li.-!  ,«*r  Perserkriege  geschildert  wird.    Im  J.  1872  erschien  von 

K.  W.  Nitzsch  eine  Abhandlung  „fiber  Herodoi's  Quellen  für 

"---hte   der  Perserknege'*    iin  N.  KheLn*  Museum    Bd.  27 

S;  in  anderer  Weise  tjehandelt  denselben  Gegenstand  die 

hen  Akademikers  Wecklein. 

0  Untersuchungen  darum,  die  Art  und 

\m  Quellen  sammelte  und  sichtete,  femer 

_  -  L-rkimden  und  dadurch  für  die  Kritik  seiner 

feste  Grundlage  zu  gewinnen.  Dabei  kommen  drei 

■^r   Kr- "f  gibt  Herodot  selbst  seine  Quellen  an, 

Li  an  verschiedenen  Orten  verschieden 

er  sie  vernommen  hatte.   Kr  betont 

i\,  was  er  gehört  habe,  auch  wenn  er 

^  ifisf  FeiBon  vo«i  -  lüirheit  keineswegs  flberxengt  9ei. 


\t  4,  ' 


,  ffjBfa.  1^77,   tv.  nun. 


18 


874    N*  Wecklein,  üeb^r  die  Tradition  der  Pewerkriege,  «ig.  v. 


Zweitens  ist  mit  Herodot's  Darstellung,  soweit  die-  " 
lieh,  jene  des  Ktesiaa  zu  vergleichen.  Es  ist  ein  eigcnthöu 
zng  und  zugleich  eine  eigeuthörnlicho  Schwäche  des  ^Vatens  üer 
Geschichte '^,  dass  er  seine  Darstellung  fast  au&schlJessUch  aaf  4ie 
mündliche  Ceberlieferung  basierte,  von  sog.  officielleu  Qaelleo  ab«r 
so  wenig  als  möglich  Gebrauch  machte.  Anders  fasstc  Ktesi;!»  ^«iod 
Aufgabe  auf,  der  hellenische  Hofhistoriograph  am  Hofe  Artaxenes  11, 
Dieser  benützte  die  Urkunden  des  persischen  Keichsarchivs  und  macht«> 
gestützt  auf  sie,  Herodot  zum  Gegenstand  der  heftigsten  Angrifft, 

Aber  auch  in  Griechenland  selbst  war  man  von  der  Darstell ang 
Herodot 's  nicht  überall  erbaut.  Der  Geschichtschreiber  hatte  die  Hal- 
tung eines  Theiles  der  griechischen  Staaten  und  Stämme  gegeoäber 
den  Persern  nicht  mit  rosigen  Farben  geschildert;  andere  waren  wie- 
der zu  gut  weggekommen;  der  Hader  des  peloponnesischen  Krieges 
warf  sich  auch  auf  das  Uterarische  Gebiet.  In  der  Schrift  ^nct- 
^HqodoTOv  xa7iot]d^€iag^ f  die  in  Plutarch's  Moral ia  Aufnahui 
entlud  sich  der  Zorn  der  Gegner  über  den  ^parteiischen**  Hi^tutiißf, 
den  andererseits  die  Athener  hochgeehrt  und  reichlichst  bdohot 
hatten. 

Wecklein's  Sclirift  geht  nun  davon  aus,  dass  diese  At^'^*^*^- 
die  Herodot  erfühl*,  weniger  seiner  Wahrheitsliebe  gelten,  u 
mehr  der  Tradition,  welcher  er  folgte.  Die  Eiufiüase,  WL-Mi»  i    : 
Tradition  im  Laufe  von  fünf  Decennien  nothwendig  untcit*  1:011   'L 
mnsste,  bilden  den  Gegenstand  seiner  Untersochung, 

Der  Vf.  betont  zunächst  die  religiöse  und  ethische  Att^aflsang, 
welche  sich  in  der  Tradition  der  Perserkriege  geltend  macht,  Dei 
Erfolg  der  Griechen  war,  wie  Thukydides  mit  Hecht  bemerkt,  tot 
allem  den  Fehlern  der  Feinde  zu  danken ;  aber  anders  artheüte  dai 
Volk:  es  schrieb  den  Sieg  dem  wirksamen  Eingreifen  der  ^y^^'''  ' 
Machte  selbst  zu  und  sah  in  der  Niederlage  der  Perser  eu, 
gericht,  eine  Züchtigung  des  frevelhaften  üebermuthes  der  B.i 
In  diesem  Geiste  ist,  wie  die  Tragödie  des  Aeschylus,  so  iü 
Geschichte  des  Herodot  geschrieben:  Götter  und  Heroen  betl 
sich  darin,  ganz  nach  homeriacher  Weise,  an  den  Kämpfen  der  ■ 
liehen.  Um  den  üebermutb  der  Perser  in  ein  möglichst  grelle« 
zu  stellen,  sind  von  der  Tradition  an  sich  richtige  Thatsachen  tu 
denzidser  Färbung  wiedergegeben;  der  Vf.  ist  S.  17  geneigt,  §0 
die  Erzählung  von  der  Grausamkeit  des  Xerxea  gegen  - 
freund  Pythios  beim  Aufbruch  aus  Sardes  für  eine  Erfini 
ten.  „In  drei  Puncten  offenbart  sich  diese  Erzählung  als  eme  ErÖn* 


düng.  Nur  wer  sich  das  Heer  als  einen  etwas  grossen  Fe«?^  « 
kann  sich  die  Vorstellung  von  dem  zwischen  beiden  K 
hindurchziehenden  Heere  gefallen  lassen.  Die  Bitte  des  l  i 
ältesten  seiner  Söhne  zu  Hause  behalten  zu  dürfen)  wird  \ 
durch  die  Sonnenfinsternis,  welche  beim  Auszug  des  X<-r 
stattgefunden  hat,  sondern  erst  im  J.  478.  Endlich  ist  die  h 
ähnlich  der  Erzählung  von  dem,  was  Darios  bei  seinem  Zi; 


.l-nk 


Miliar.: 


r  die  Tradition  der  Perserkriege,  aug.  v.  /.  Jung,    875 

fcb  d«m  Parser  Oiobazos  gethan.'*  Dieses  Raisounement  wird 

c%  "^^-"zneine  Billigung  finden.  Was  den  ersten  Punct  an- 

,  m  Utttsache,  dass  zum  warnenden  Beispiel  Xerxes  den 

fdM  rjttius  tOdten  nnd  die  Hälften  des  Leichnams  vor  aller 

litDlegen  lie^s ,  TJelleicht  etwas  zu  grell  geschildert;  sonst 

ir  nichts  Unwahrscheinliches  zu  Grunde,  was  darüber  hinweg- 

I  eHauhte:  Antithesen  sind  keine  Brandungen.  Was  das  zweite 

■n  de«  V^f.'s  betrifft,  dass  die  SoonenUnsternis  nicht  zur  Chrono* 

£retgnist«eB  stimme,  so  ist  zu  bemerken,  das»  der  ganze 

Dg  ehronologiBCh  zu  jener  Sonnenfinsterais  nicht  stimmt ,  ob- 

flerodot  damit  in  Verbindung  bringt,  wie  der  Vf.  S,  15  selbst 

StlilUirt.  Co nsoqiienter weise  könnte  man  also  die  ganze  Ei- 

l^n  am  persischen  Königs  ebenso  gut  ab  Erfindung  bezeichnen^ 

I  die  Craihluiig  von  Pjthios.  Endlich  drittens  stünde  nichts  im 
Ige,  den  Bericht  über  das,  was  Darius  dem  Oiobazos  gethan,  ab 
sl^gon  in  dem  Schicksal  des  Pythios  in  Abrede  zu  stellen.  Das 
kfd«  aber  »ehliesslich  doch  zu  weit  führen* 

Dtr  V»rf.  fasst,  wie  Duncker  IV,  726,  die  Erzählung  von  der 
Iftitfidiiiog  und  Fesgelung  de£i  Meeres  auf  als  eine  von  den  Hel- 
AB  mifli^rBtsiidene  Ceremonie  iranisch -religiösen  Charakters,  deren 

II  der  Humor  des  Volkes  bemächtigte,  um  sie  lächerlich  zu  machen, 
ili  dU»  TtfuipellegeDde  von  der  Bettang  Delphins  vor  den  Barbaren 

Bbender  besprochen. 
tweite  Moment,  dem  man  bedeutenden  Einäuss  auf  die 
Tradition  wird  zugestehen  müssen,  ist  das  Streben,  das 
den  Epigonen  der  Perserkriege  geltend  machte,  die  groeBe 
iheit  so  glänzend  als  möglich  darzustellen  und  alles  zu  ver- 
um« hU  Flecken  auf  dem  scbönöu  Bilde  hätte  erscheinen 
Ein  Bestreben,  mit  dem  sich  freilich  eine  andere  Tendenz 
die  einzelnen  Staaten  nnd  Stämme  schoben  sich  gegenseitig 
f  in  die  Schttiie.  Bui  Herodot  macht  sich  dies  bemerkbar  genug, 
^dil  viehen  bei  ihm  einzig  nnd  allein  die  Athener  da.  Die  Siege 
pU  und  t>ei  Plataea*,  die  Rettung  Griechenlands  ist  nach 
D:  '  vor  allem  ihnen  und  der  Initiative  ihrer  Staats- 

£  ken,    Tnd  daran  war  ja  auch ,  objectiv  genommen, 

%m^  Wahre,  Dug4^gen  ist  Anderes  einseitig  genug  dargestellt, 
w^  der  Vf.  ausfnhK,  die  Schlacht  von  Marathon,  Deren 
•fseheint  Über  alles  Mass  erhoben:  es  sollte  gezeigt  wer* 
1«  dl0  Athener  allein  (abgesehen  von  den  Plataeern)  mit  der 
MMii  |>tfiMlien  Heereamacht  fertig  zu  werden  verstanden  hatten, 
fUk  di%m  fmnrv  hung  richteten  schon  die  Alten  ihre 

Inik*  Tbtoponvi  athenische  Version  über  die  Schlacht 

I  Marailion  für  etUe  Prahlerei,  Der  Autor  der  Schrift:  ^ni^i  t^ 
ft^Atiit  ^ff^i^r^iia»;**  bezeichnete  sie  als  ein  ^n^oor^oi^iia 
(r,  f^ig  inopaüiv*".  In  derThat  scheint  die  Schlacht 

r  PID  inn^?«  H^wenen  zu  »ein,  das  von  den  Athenern  den  Persern 
wnnfe,  ila  dieee  im  Begrife  waren  zu  Schiff  zu  gehen ,  um 


178    N.  Wecklein ,  üeber  die  Tradltioii  der  Perserkrit^e ,  mg.  v.  J,  J^i^ 

direct  nach  Athen  zu  gelangen;  was  gleichfalls  durch  dio  SchnelliJ 
keit  des  Miltiades  vereitelt  wurde.  Aehnlich  hatte  schon  E.  Curti 
die  Sache  anfgefasst  und  Wecklein  bringt  daföi*  beachtenswer 
Gründe  bei.  Ganz  ins  Klare  zu  kommen  ist  bei  der  BeschaflfenU^ 
der  Üeberlieferung  nicht  wol  möglich. 

Ein  weiterer  Gesichtspunct ,  welchen  die  Kritik  der  vorliegeiP 
den  Tradition  gegenüber  zu  beachten  hat,  ist  der  auekdoteuhiiitu 
Charakter  derselben,  woran  sich  Ansätze  ernster  und  hoit4?rer  Volks- 
dichtung fügen.  Einzelnes  dieser  Art  hat  bereits  Herodot  selbst : 
rückgewiesen ;  z.  B.  die  Erzählung  vom  Taucher  Skyllias ,  der 
Aphetae  zu  den  Griechen  bei  Artemision  80  Stadion  weit  unter  df 
Meer  geschwommen  sein  sollte,  ohne  einmal  emporzutauchen ; 
die  Behauptung  der  Abderiten,  Xerxes  habe  in  ili  '  i  It 
erstemal  seit  seinem  Aufbruch  von  Athen  eich  zu  en;  jmt 

n,  dgl.  m.  Auch  den  Verrath  der  Griechen  bei  Thermup^hie  dar 
Ephialtes  moint  der  Vf.  S.  52  f,  in  diese  Kategorie  rechnen  lu  dt 
(m;  verschiedene  Üeberlieferungen  seien  darüber  schon  im  Alterthi 
verbreitet  gewesen:  „das  Urtheil  der  Amphictyonenversammlung 
kein  durch  zuverlässige  Zeugnisse  festgostelHes  und  unterscheidet  sich 
nicht  von  einem  in  solchen  Dingen  leicht  fertigen  losen  Volksgvr» 
Worüber  sich  vielleicht  streiten  lasst. 

Zum  Scliluss  schickt  sich  der  Vf.  an  zu  prüfen ,  wie 
sönliche  Neigungen,  ParteihasB  und  die  Zerwürfnisse  der  griecb 
Staaten  untereinander  auf  die  üeberlieferung  eingewirkt  haben, 
erörtert  die  kleinliche  und  hämische  Auffassung,  welche  im 
satz  zu  Thukjdrdes  gerade  Herodot  der  politischen  Thätigkeit 
dem  Chamkter  des  Tliemistokles  angedeihen  lässt  Die  Kreise»  i 
denen  sich  unser  Oeschichtschreiber  Eaths  erholte ,  waren  eben 
Themistokles  feindlich  gesinnt;  Xautippus,  der  Vater  des  Per 
war  nach  Themistokles  an  die  Spitze  der  athenischen  Seemacht  | 
treten.  Den  Verbannten  schmähte  man  in  Pasquillen  usw.;  dadu 
ward  Herodot's  Auffassung  beeinflusst. 

Es  werden  dann  noch  die  Verhältnisse  der  eimelnen 
Griechenlands  und  ihre  Behandlung  durch  Herodot  erörtert.  Anchj 
dieser  Beziehung  entwickelt  der  Vf.  manchen  richtigen  Gedauk 
Nnr  darf  dabei  nie  ausser  Acht  gelassen  werden,  dass  die  eingehe 
Art  der  Quellenforschung,  wie  sie  auf  dem  Gebiete  des  Mitt 
mit  Erfolg  angewandt  worden  ist,  auf  dem  des  AlterthuEiB 
Gebrechen  der  Spärlichkeit  des  Materials  allzusehr  leidet, 
sichere  Resultate  dadurch  erzielt  werden  könnten.  Ein  bedeutende 
Fortschritt  der  Alterthumswissenschaffc  ist  nur  durch  jene  Discipliü 
möglich,  denen  beständig  neue  Quellen  zuwachsen:  durch  dio  Epl* 
graphik  und  die  Archäologie. 

Innsbruck,  J.  Jung. 


IB.  PmUehe,  Latdobdie  Scholgramm&tik,  aog.  T,  E.  Köiid,     277 

beSehulgrammatik  von  th,  a  E.  Putsche.  Hemuagegebeti 

l>r.  ÄlfrtMl  S  c  li  i*  1 1  Iß  ü  U  <?  r»  21.  Auflage,  Jena,  Verlag  Ton  Her- 

miBo  imft.  1^76. 

0IS  Streben  des  Verfassers  war  auf  eiue  möglichst  rasche  und 
ikiwre  AneigniiDg  des  in  der  classbcben  Periode  vorkommenden  Be* 
üHuto  dof  lat.  Sprache  gerichtet,  Deutlichkeit  dos  Ausdrucks  und 
fliifilMiide  Krklüj^ung,  sowie  eine  FQlle  von  Beispielen  trugen  dazu 
M  )0iMt  «rfolgreich  zu  machen.  Indessen  wurde  bisher  unterlassen, 
»  witteaachaftlicheu  Eesnltate  in  einer  für  die  Schule  entsprechen* 
FdTiQ  tu  Terwerthen.  Der  Herausgeber  der  vorliegenden  Auflage 
r^n  d/$T  Nothwendigkeit  und  Nützlichkeit  dieser  Yerwerthimg 
iugtr  aber  eine  gewisse  Pietät  hielt  ihn  davon  ab,  sie  in  durch* 
"yrnftuder  Weise  durchzuführen.  So  sind  z.  B.  die  Paradigmen  der 
S.  Deelination  nach  StÄmmen  geordnet,  während  nieder  die  Worte 
UMM,  mqIu.^  etc.  uuti^r  den  Adjectiven  sich  finden,  obwol  sie  schon 
2BB|ifc  als  Prononiinaiia  erklärte  und  an  die  Pronomina  anreihte,  wie 
KBdiVaiiic'^k,  S<*hmitt- Blank,  Schweizer-Sidler,  v.  Gruber  u.  A,  Beim 
Vtrlioni  ist  eine  Meugo  wissenaehaftUchen  Materials  in  den  Anmer- 
ktfifett  und  Zusätzen  gegeben,  im  Texte  dagegen  das  frühere  un- 
viMBSciiAftlicbe  Vorgehen  beibehalten  worden ,  und  doch  konnte  der 
iHilflL  p.  74  recht  gut  durchgeführt  werden.  Die  Erlernung  desVer* 
In  wÄrda  durch  die  einheitlichere  Darstellung  dem  Anfänger  nur 
«laidkioTt,  und  er  würde  bei  der  \'orführnng  der  Formen  nach  ihrer 
AUtttoB^  gleich  das  Gefühl  för  die  fundamentale  Verschiedenheit 
än  Bedeutung  derselben  bekommen.  Dass  bei  der  vorliegenden  Be* 
liailiQkg  Widersprüche  unterlaufen  müssen,  wie  z,  B.  carpo  als  Para- 
tfßm  dts  regelmässigen  Verbuni  p.  88  und  p.  126  unter  den  UD- 
üffllli&iaigen  n,  a.,  ist  erklärlich, 

Ii  der  Syntax  finden  gicb,  was  das  ThatsacbÜche  anbelangt,  in 
mg«  der  grossen  Sorgfalt  des  neuen  Herausgebers  selten  Unrichtig- 
llileQ  und  üngenauigkeiten.  §,116  war  darauf  hinzuweisen,  dass  in 
im  gnieD  Prosa  bei  dtfcti  und  dtdtcet  das,  was  die  Empfiodung  er» 
ngt,  nichi  durch  ein  Substantiv,  sondern  durch  eioen  Infinitiv  oder 
dvoli  da^  Neutmm  eines  Pronomen  oder  Adjectiv  ausgedrückt  wird. 
Ii  M  dies  für  das  Lateinscbretben  von  Wichtigkeit.  Desgleichen  ist 
|,  lld  ni<  :;  es  fühlt  z.  B,,  dass  didici  gern  für  dociuB  sum 

|ibna<^b:  enso  §.  120»  dass  magnus^  crassus  und  proftm» 

Am  tut  I  r.k  Ausdehnuug&ac-cuButiv  nicht  üblich  sind  und  dafür  die 
Müjkijiiiä  ^t('.h«n.  §,  128  war  patroanor  entweder  wegzalasaen 
etir  mit  d«r  Bemerkung  zu  versehen,  dftas  es  in  der  classischen  Prosa 
ikkl  öWic'  •  *  '  ^uer  diiss  für  intHsum  nnd  parsum  est  in  der  guten 
UlioiilAt  ^m  und  temperatum  est  gebraucht  wurde.  §.  120 

M  «BiicllUg,  *1.i8H  bei  der  Dativconstniction  der  mit  ad,  afite  etc. 
«■llllHiUgnnntitrTi  Verha  mehr  der  Nutzen  oder  Schaden  für  Jemand 
eitf  Etwas  b«.  igt  wird;  es  wurzelt  diese  Erklärung  in  der 

tediea  Deftni-.- -  -  -  Dativ,  g.  ISl  fehlt  eine  Andeutung,  in  wel- 
fihtn  FUleii  man  esse  fär  das  deutsche  haben  setzen  muss  und  wo 


f  78     C  Memelt  üebang astlioke  znm  UeVersetien  etc.,  nng,  r* 

nicht.  §,  152  Zas.  1  war  nicht  Yon  §,  129  Z.  3  zu  trennen,  §.  ISS 
ist  die  Angabe  über  den  unterschied  des  Qualitäts- Ablativ  und  Gant 
tiv  ungenau;  vgl.  C.  Schmidt'»  Gramm,  §.  215  Z.  3.   Ungenan  und 
unverständlich  ist  ferner  §.  161  5)  a  und  b,  vgl,  C.  Schmidt  g.  250 
Beim  Reflexivpronomen  §,  171  mussten  auch  jeneFiUle  erwähnt  wer^ 
den,  wo  dasselbe  in  Beziebung  anf  einen  Gegenstand  oder  eine  Peraoil 
erscheint,  die  nicht  der  Form  nach  Subject  ist,  wol  aber  dem  Simit{ 
nach,  %,  176  ist  ungenau,  da  auch  quis  adjectivisch  und  «71*/  snbst 
gebrancht  werden  kann.   §.181  vermisst  man  eine  Andeutung 
den  Gebrauch  von  quisqiie  und  unusquisque.  Bas  Capitel  öl 
Eintheilung  der  Tempora  §.  184  ist  eines  der  besten  des 
Buches,  ebenso  das  vom  Gebrauche  der  Tempora  §.  187  ff.  Hier  hätü 
des  historischen  Infinitiv  Erwähnung  gethan  werden  sollen,  nicht  < 
9.  232,  wo  übrigens  für  die  Erklärung  dieser  Spracherscheinung  «oj 
gut  wie  nichts  gethan  ist  (vgh  das  Programm  des  Iglauer  G^iwia- 
siums  vom  Jahre  1866).   Verhältnismässig  schwächer  sind  die  Par- 
tien  von   den  Conjuiictioneri  mit  dem  Conjunctiv,   so  z.  B.  §.  211 
dum,  doncc^  quoad,  §.  212  anteqtmm  und  priu^quam ,  woraus  dflir^ 
Anfänger  kaum  entnehmen  wird,  wann  er  den  Indieativ^  wann  dei 
Conjunctiv  setzen  soll.  §.  234  ist  die  Angabe,  dass  qaod  mit  de 
Conjnnctiv  nach  den  Verbis  der  Affecte  nur  in  der  oratio  obliqua  vor 
komme,  ganz  geeignet  den  Anfanger  irrezuführen. 

In  den  Beispielen  wurde  vieles  Nichtclassische  weggela 
wodurch  das  Buch  an  Brauchbarkeit  viel  gewonnen  hat.    Hoff<.» 
wird  der  Herausgeber  bei  einer  neuen  Auflage  auch  die  oben  berQ 
Bedenken  bezOglicli  der  Umarbeitung  des  Buches  anf  wissenscbii 
licher  Grundlage  im  Interesse  der  Schule  fallen  lassen  und  so  d 
Kreis  der  Freunde  des  Buches  beträchtlich  vergrössern. 

Wien.  Heinricli  Koziol. 


TJebiingsstücke  zum  Uebersotzen  aus  dem  Deutschen  ins  Latei-j 

DlSChe  von  C.  Menzel,  GyranaBialdirector  in  Inowrazlaw,  ZnU 
Abtheilüng  für  mittlere  Classen,  zweite  Äbtheihing  für  obere  CImiM 
Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Hannover  1876.  187  S. 

Die  erste  Abtheilung,  für  Tertia  und  Üntor-Secunda  bere 
enthält  138  rebungsstöcke ;  davon  entfallen  19  auf  die  Tempos 
Infinitivs,  15  auf  den  Indicativ,  13  auf  den  unabhängigen  Coniunctit 
48  auf  den  Conjunctiv  nach  Coniunctioneu,  8  auf  den  Coniunctiv  b« 
Relativen  p  7  auf  die  Fragesätze,  3  anf  den  Imperativ,  16  auf  de 
Acc.  mit  dem  Inf.  und  die  Oratio  obliqua,  5  auf  die  Participien.  4  m 
das  Gerundium  und  Supinum.  Die  zweite  Abtheilung  enthält  80  [Jebnru?B- 
stttcke,  die,  für  die  obersten  Classen  bestimmt,  nicht  nach  P  '  '  ^l 

Grammatik  geordnet  sind*  Das  Buch  enthält  aJso  eine  rei 
brauchbarer  Üebungen  zur  Einübung  und  Festigung  der  wichtii 
Partien  aus  der  Tempus-  und  Moduslehre.  Zu  Dank  würde  der 
fasser  verpflichten,  wenn  er  der  Vollständigkeit  wegen  auch  über  di^ 
Condicionalsätze  eine  Anzahl  von  üebungen  beigeben  würde.   Zu 


£  Ümimgfr.  W.  Odtxinger's  Deutsche  Dichter,  äug.  ?.  £.  Tcmasd^th    tl% 

pMMm  Thetlt*  ist  der  Stoff  zu  den  Uebangen  der  Ldctäre  entnominen 

L?j#  friullcb  an  deutschen  Gymnasien  viel  umfangreicher  ist  als  an 

l.eo)»   wodurch  eine  frachtbare  Verwerthnng  derselben 

reiben  erzielt  wird.  Anzuerkennen  ist  endlich  anch, 

lilistik  von  Berger  verwiesen  ist«  was  in  der  ersten 

""mekt  ier  Fall  war.  Wenig  praktisch  ist  es,  dass  die  drei 

OnoMitikOD  viin  SeyJTert,  Schultz  und  Zumpt,  und  zwar  bald  alle 

Inii  bild  4id  eine  oder  andere  citiert  sind:  da  kaum  alle  drei  Gram- 

steh  io  den  Händen  eines  Schnlers  finden  durften,  bleiben 

itrkungen  nntzlos.  Der  Stil  lässt  oft  viel  zu  wünschen  übrig. 

r*ii  wiÄ  S*  1*53  Nr.  57:   „Vertheidigungsrede,  wie  sie  ihn 

Iftto^  im  31.  Capital halten  lässt'\  oder  S.  4  Nr.  1   „wer 

ildile  swtifeln,   dass  es  Männer  wie  Cansar,  Hannibal  nicht  ver- 

taün  haben  werde  sich  täglich  in  den  Waffen  zu  üben,  von  denen 

fir  MiAiipteu  etc,**    sind  zu  holprig.    Latinismen,    namentlich   bei 

M«liTS&ti4ru,  finden  sich  oft;  undeutsch  ist  S.  164  Nr.  58  „Timaeos 

tmi  in  Cicero  von  Velleias  widerlegt*"   und  S.  145  Nr.  39  ^des 

•rboiksers   von  Philipp  HI.,   Königs  von  Macedonien"^.    S.  152 

5r.  46  iNtfSt  «meinem  Inhalte  nach  nicht  fQr  die  Schole  \  es  wird  dort 

"   ÜTKha  Ansicht  über  die  homerische  Frage  mit  wenig  Worten 

;>l«r]^*  betrachtet.  Die  Aufnahme  von  Stücken  wie  Nr.  60 

IM  119 «  worin  d«r  Verfasser  seinem  preassischen  Patriotismus  auf 

hnäm  int  Oesterreicber  Luft  macht,  ist  ungeschickt  und  taktlos. 

In  Masel  schildert  wol  seinen  Tertianern  die  Oesten'eicber  noch 

\  wUichd  Barbaren. 

OrftX.  Alois  Siesa, 


fW.  Gatiinger's  Deutsche  Dichter.  Fünfte  Auflage,  hcrana- 
Mib^fi  und  xum  gro«fien  Thrile  neu  bearbeitet  von  Dr.  Ernst 
Ö6t  F'rvf.  an  d«<r  Kantunschule  in  8t  Gallen.  1.  Bd.  1876» 

II.  i  AnrAU,  Smucrlunder. 

SiBi  follstAndig  darchgearbeitete,  verbesserte  und  vermehrte 
UBll«  dos  tMktitint«Mi  Bnches.  Gotzinger's  ^Dentsche  Dichter'  waren 
üfltafl&ch  als  Comm«^utar  meines 'Dichtersaales^  entstanden,  wo- 
Mfi»  iglh«ttsche  TU  liehe  ErlAuterung  Hauptrücksicht  war« 

fcnUiiH|[iiMi  iiir  hl  \i  Eutwickelung  der  neueren  deutschen 

Audlliiif  sowie  der  einzelnen  Dichter  und  Verweismigen  auf  das 
IMtnuttierial  zurücktraten.  In  der  vorliegenden  Umarbeitung  des 
tüMuiiriweTket»  i^^nixiss  Vaters  tiat  nunmehr  dessen  verdienter  Sohn 
*•  llciU>n»rhen  t*l.enm&ssige  Berücksichtigung  zugewandt.  Nicht 
w  «mlen  die  Dichter  und  deren  einzelne  Dichtungen  nach  histori- 
«ln  Ofteimg  gor()iht,  sondern  auch  die  erklärenden  Beigaben  und 
Vi^iiliilHinn^  desgleichen  dit*  Wahl  der  Musterstocke  nach  geschicht- 
ittM  G«ichtäpnncten  erweitert  luid  ergänzt.  Die  frühere  Einleitung 
te  Bvchffs  ferner ,  die  von  dem  Begriff  und  Wesen  dor  Kunst  und 
^IttOf  und  den  Dichtnngsarten  handelte,  ist  weggefallen  und  hat 
4iMr  ksfin  £ntwiGkelungsge!»chichte  der  deutschen  Dichtong  über- 


28C*    W,  Volkmann,  Lehrbuch  der  Psychologie,  vi^.  T.  0r*  2^M. 

haupt  Platz  gemacht.  Diese  letztere  hätten  wir  frei^ 
jenes  That^ächliche  beschränkt  gewünscht,  welches  oi 
spricht  und  nicht  zu  voller  Klarheit  eingehendere  Aademandersettfl 
bedurft  hätte.  So  zieht  der  Verfasser  vielfach  Momente  der  Spr 
geschichte  herein,  welche,  abgesehen  ron  ihrem  kanm  endgilti^  fest 
gestellten  Charakter  (vgl.  dasjenige,   was  t^ber  die  Euts! 
Neuhochdeutschen  gesagt  ist),  in  der  Allgemeinheit,  wit^ 
sindj  nur  oberflächliche  Kenntnisse  begründen  kOnnen.  Die  WfVi 
geschickte  Zugabe  einer  Anzahl  von  Volksliedern  und  eines  Ft\ 
ments  aus  Haller 's  Alpen,  des  weiteren  die  im  Ganzen  beschränk« 
Berücksichtigung  Klopstock's  und  die  nene  Aufnahme  einiger  Oedicj 
von  Claudius  wird  man  biDigen  kennen,  kaum  jedoch  den  Wegfall  ^ 
Geliert,  Pfetfel  und  Lichtwer,  welche  bei  der  breiten  Ausdehi 
Fabeldichtung  zu  ihrer  Zeit  auch  aus  historischen  Orflnde 
unvertreten  sein  sollten.  Die  reichste  Vormehrung  ai 
graphischen  und  sonstigen  Erläuterungen  hat,  wie  b  i 
fahren,  wobei  dem  Verfasser,  wie  er  mittheilt,  die  Frucht  vieljäh 
Lectöre  Goethe'scher  Dichtungen  mit  seinen  Schülern  besondi^r 
gute  kam.  Der  zweite  Band ,  so  namentlich  hinsichtlich  Sehilld 
konnte  im  Ganzen  genauer  die  ursprüngliche  Gestalt  des  Buches] 
wahren.  In  tiankenswerther  Behandlung  ist  Hölderlin  gznt  nen  biTi 
getreten  und  in  einem  Anhange  als  selbständige  Ergänze  '^1 

kes  nach  einer  reichen  Auswahl  Friedrich  RQckert  hvA 
Die  erklärenden  Anmerkungen  des  alten  Oötzinger  haben  ihre  merlt 
liehen  Mängel,  namentlich  dort,  wo  er  nach  der  Schulgrammatik, ; 
mal  nach  seiner  eigenen,  die  Sprache  unserer  Classiker  meistj 
möchte  und  dort,  wo  er,  wie  so  häufig,  ohne  in  'Dichters  L&ndo 
gehen,  den  Teitt  auslegt,  als  ob  es  sich  um  einseitig  verstand 
gemfisse  Prosa  handelte,  überall  werden  sie  jedoch,  namentlich  in  j 
Hand  eines  sinnigen  Lehrers ,  anregende  und  aufklärende  Wirkf 
thun.  Das  durch  den  Sohn  an  Erklärungen  Hinzugetretene, 
auf  historischem  Boden  stehend,  ist  im  Ganzen  auch  freier 
den  angedeuteten  Bedenken.  Das  Buch  in  seiner  neuen  Gestalt  kam 
Lehrern  und  Schülerbibliotheken  aufs  Wärmste  empfohlen  werden 
W^ien.  Karl  Tomaschek, 


Dr.  Wilh,  Volk  mann  Ritter  von  Volkmar,  Lehrbuch  der  Psyd 

lOgie  vom  Stan'lpiinctG  des  Realismus  und  nach  genetischer  Meth 
Des  Grundrisses   der  Psychologie   zweite   sehr  vermehrte  Au" 
zwei  Bänden,  CÖthen,  Verlag  vüh  Otto  Schulie  lÜl^lS, 

Dieses  Werk  ist  in  seiner  zweiten  Auflage ,  sowol  nach  eeii 
Inhalte,  als  auch  nach  seinem  Umfange,  hauptsächlich  aber 
letzterem ,  eine  neue  wissenschaftliche  Leistung,  Hatte  der  Gr 
riss  406  Seiten,  so  zählt  das  Lehrbuch  deren  1028! 

Wir  wollen  die  Absicht  bei  dieser  liusehnlich  erweiterten  l 
arbeitnng  seines  Grundrisses  der  Psychologie,  Halle  1850,  mitj 
eigenen  Worten  des  Herrn  Verfassers  anführen:  „Es  schwebte  ili 


W.  VMmann,  Lehrbocli  der  Psychologie,  ang,  ▼,  Dr,  Drbah    tSt 


\s(i  1'  r  in  der  Vorrede,  „die  doppelte  Absicht  vor  den  Äagen: 

;.  Üoborblick  über  die  Lei^tongon  des  Realismus  im  Ge- 

1' :  r  ychologie  zu  gewähren,  und  sodann  demselben  eine  mög- 

'        Darstellung  der  higtorischen   Entwicklung  der 

kTiffe  der  Psychologie  an  die  Seite  zu  stellen**, 

'■r  dieses  sich  selbst  gesteckte  Ziel  vollstäudig 

I  unserer  Seite  bestätigen  zu  dürfen,  gereicht 

ttask  grös^ten  Vergnügen. 

Die  Auitrdnung  des  Stoffes  entspricht  im  Ganzen  der  des  älteren 
idrisscfi.  Nachdem  sich  der  Herr  Verfasser  ober  seine  Autfassung 


^Hb«  r-  '■■'       -,  der  Principien  und  dor  Methode  der  Ps}'chologie  in 
^plar  J  4  des  vorliegenden  Werkes  ausführlieh  ausgesprochen 

^^'kat^  r  er  im  ersten  Hauptstücke  die  metaphysische  und  phy- 

mh  iJTfündung  des  Seelenhegriffes  nebst  den  verschiedenen 

Alb«!  r  das  Wesen  der  Seele  (Materialismus,  Spiritualismus, 

r*nai  ..nd  Monismus  [Alleinheits-  und  Allvielheitslehre])  uud 

tehon  der  Vorstellung  durch  unmittelbares  und  mittelbares 
ti;  dann  folgt  im  zweiten  HauptstÖck  die  Theorie  der  Em- 
und  liewe^iuigj  darauf  im  dritten  und  vierten  die  Lehre 
irkung  der  Voi-stellungen  (Hemmung,  Verschmel- 
HL,'),  ihrer  Reproduction  in  Gedächtnis  imd  Einbil- 
veite  Band,    welcher  dw  grössere  Hälfte  des  ganzen 
lieh  sechs  Hauptstücke   enthält,   handelt  im  fünften 
^  an  dem  Vorstellen  des  Zeitlichen  und  Räumlichen  uud 
*-nri  und  Pn)jection  der  Empfindungen;  das  sechste 
it   die  Lehre  von    der  Vorstellung  des  Ich,    der 
luug  und  dem  Selbstbewusstsein;  das  siebente  die 
!  (vom  Begriffe,  Tlrtlieile  und  Schlüsse);  die  drei 
'^  beiichfiftigoü  sich  mit  den  Lehren  von  den  Ge- 
.    .  liegehruugen  und  Wollungeu,  ferner  von  Freiheit 
inR,  Charakter,  Leidenschaft  und  Zurechnung. 
^  '^  Behandlung  der  einzelnen  Partien  leigt  sich  die  Mei- 
Uerm  V^erfaasers  auf  das  deutlichste;  keiner  Frage 
"''   ";  jede  wird  auf  das  gründlichste  und  vielsei- 
.  Eicui-sen  ist  eine  vollständige  Geschichte  der 
-riechen  Begriffe  enthalten;  staunenswerth  ist  die 
•erarbeiteten  Lehrstoffes.    Die  Darstellung  selbst 
HnM  auf  d4>n  nmfasst/ndsten  Quellenstudien  und  auf  den  gründlich- 
,.-^  «,.  1  . ,. !....♦,. ,^^»jj  eigenen  Beobachtungen,  besitzt  eine  kaum  zu 
lieit.  Zuverlä8>iigkeit  und  Vollständigkeit  und  gibt 
rtivitat  des  Hrn.  Verf.  das  vortreff- 
s  von  der  Theorie  der  Era]>fiudungen, 
icheü  uud  räumlichen  Vorstellen  und  von  den 
;3^on.  Mit  einem  Wort :  Das  Buch  ist  ein  Denkmal 
K'  unil  Gelehrsamkeit,  eine  Fundgrube  psychologi- 
11 ..  Könnens,  insbeeondere  aber  ein  Arsenal  der  Herbart- 
de.  Die  Brauchbarkeit  des  Buches  wird  durch  die  alpbm- 
"    >iicü  J4;iiurien-  und  Quellenverzeichuisse  wesentlich  erhöht. 


ist    Chr.  A.  Thüo,  Geschicbte  der  Philosophie,  ang .  v.  Dr.  Drhal. 

Chr.  A.  Thilo,  Kurze  pragmatische  Geschichte  der  1'  hie, 

a)  Kurze  pragmatische  Geschiebte  der  griechischen  Philüs-  i  j  i  tion, 
Verlag  von  Otto  Schuhe  1876;  b)  Kurze  pragmatische  Gi»chichte  dttr 
neueren  Philosophie.  Cöthen,  Verkg  von  0*  fcJchuhe  1871. 

Es  gibt  bekanntlich  verschiedene  Behandlungsarten  der  Ge*  | 
schichte  der  Philosophie ,  je  nachdem  üämlich  entweder  das  ph^ilo- 
logisch-geschichtliche  oder  das  allgemein  culturgeschichtliche  oder 
das  speciell  religionsphjlosophische  oder  das  rein  speciii  Ur- 

esse,  oder  alle  diese  zusammengenommen,  Auffassung,  l  inog 

und  Darstellung  determinieren.   Ein  Vergleich  der  angeführten  Be- 
handlungsarten t  deren  Combinationen  die  gemischten  DarsteHungs* 
formen  ergeben,  lässt  unter  allen  die  speculatiYe  Methode ,  die  Ge- 
schichte der  Philosophie  zu  behandeln,  als  die  wesentlichste,  dem  Be- 
griff und  üi-sprung  des  Gegenstandes  angemessenste,  gleichzeitig  auch 
als  die  für  die  Bildung  des  Geistes  nützlichste  erscheinen.  Die  speca- 
lative  Behandlung  der  Geschichte  der  Philosophie  wurzelt  im  unmit- 
telbaren speculativcü  luteresse.  Wie  die  Alten  mit  Recht  hervorhoben, 
geht  alles  Foi-schen  aus  von  dem  xtav^idtEiv;  dem  Entdecken  der 
Probleme;   die  speculative  Methode  wird  daher  die  äussere  Ge- 
schichte der  Systeme,  also  das  Biographische,  die  Ausbreitung  der 
Schule  und  deren  Literatur,  ihre  Vermischung  mit  anderen  Lehren 
und  dgl.,  für  nichts  Wesentliches  ansehen ;  vielmehr  alle  diese  Moment« 
weglassen.    Dagegen  wird  sie  die  Fragen  und  Probleme ,  mit  denwo 
die  antike  und  neuere  Philosophie  beschäftigt  war,  deutlich  her?or- 
treten  lassen ,  um  darnach  und  nicht  allein  nach  historischen  Beae- 
hungen  die  Systeme  zu  ordnen  ;  sie  wird  ferner  an  der  geschichtUchen  | 
Entwicklung  des  speculativen  Denkens  über  die  wahren  Aufgabea 
und  die  richtigen  Methoden  der  Philosophie  den  Anfänger  zu  orien- 
tieren suchen,  ihm  die  Unterschiede  zwischen  den  objectiven  und  dea  1 
subjectiven  Problemen  klar  machen  und  hiedurcli  in  ihm  ein  ürtheil  i 
heiTorzurufeu  bestrebt  sein»    nicht  über   relative   und  scheinbare,] 
sondern  über  absolute  und  wirkliche  Eücksnhritte  und  Fortschritte, 
Eine  solche  Behandlung  der  Geschichte  der  Philosophie  ,  welche  ab-  1 
sichtlich  und  besonders  für  Anfänger  berechnet  ist,  finden  wir  in  | 
dem  vorliegenden  zweibändigen  Werke  Thilo's;  wesshalb  dasselbe  i 
allen  AulUngern  und  Laien  in  der  Philosophie  auf  das  beste  empfohleu 
werden  kann. 

Die  Darstellung  der  Geschichte  der  griechischen  Philosophie  ] 
beginnt  mit  der  Reihe  der  jonischen  Physiker  und  Physiologen  (Tha' 
les,  Änaximauder,  Anaximenes  und  Heraklit),  darauf  folgt  die  Reibe  1 
der  Eleaten  (Xenophanes,  Parmeuides,  Zeuo  von  Elea  und  MelijiSQB)j 
mit  ihrem  Grundgedanken:  Das  Sein  ist  und  dieses  ist  nur  Eines,*] 
sodann  folgen  die  späteren  jonischen  Physiologen  (oder  nacheleati» 
'  Bchen  Philosophen)  (Empcdokles,  Auaxagoras  und  Diogenes  von  Apöl- 
lonia,  sowie  die  Ätömiker)  mit  ihrem  Grundgedanken:  Vieles  ist;! 
denn  aus  dem  wahrhaft  Einen  kann  nie  ein  Vieles  werden;  ferner  1 
die  Pythagoreer  und  Soplüsten,  und  hiemit  schliesst  die  erste  Period«  j 


Or.  JL  Tküa,  Geseltichte  der  Phlloeopble,  iing.  v.  Dr.  Drbal    MS 

brOücktehto  der  jp-iecbischöü  Philosophie  ab;  die  zweite  enthalt 
lM||||hiBche  Philosophie  von  Sokmtes  bis  Aristoteles;  die  dritte  die 
^^BDt4*lbche  Philosophie  bis  zum  Ende  der  neuplatonischen  Schule* 
^^pRr  f-weite  Band  (der  Zeit  seiner  Erscheinung  nach  der  erste) 
^pifl  die  Gehchichto  der  m^oeren  Philosophie  in  sich.  Diese  be- 
ID*  lit  De*  Cartes  and  schliesst  sie  mit  Herbart,   Voran 

lli'  iteitnng,  die  nach  Feststellung  des  Begriffes  der  Philo» 

pkx9  Moen  Eßckblick  auf  die  Vorgeschichte  der  neueren  Philosophie 

It ;  hierauf  wird  die  Geschichte  der  letzteren  selbst  abgehandelt 
I  iw»i  Perioden  eingetheilt,  deren  erste  von  DesCartes  bis  Kaot, 
sweiUi  von  diesem  bis  Herbart  reicht.  Die  eiozelnen  philosophi- 
^Tilaiiie  der  ersten  Periode  sammein  sich  in  folgende  natürliche 
mm  l.  Die  franzöflisch  niederländische  Philosophie,  welche  vor- 
h  darch  Des  Cart«g  bestimmt  wird;  2.  die  eiiglisrhe  Philosophie, 
Idier  Locke's  Einfinas  henrorragt,  obgleich  sie  mit  Hobbes  b«- 
;  «Is  Üir  Au&I&Qfsr  erscheint  die  französische  Philosophie  des 
•.  JalirliDndertes;  3,  die  deutsche  Philosophie,  deren  Haupt  Leib* 

0iff  einzelnen   philosophischen  Systeme  der  zweiten  Periode 

-ten  Impulse  zur  Weiterentwickelung  von 
fi  1  Kant's,   und  werden    in   nachstehender 

m  behandelt:  L  Kant,  2.  Heinrich  Jacobi,  3.  Johann  Gott- 
,  4.  Fr.  W.  Jos.  Schellingt  5.  Friedrich  Schleiermacher, 
I,  7.  Johann  Friedrich  Herbart, 
Die  Geschichte   der   scholastischen  Philosophie  mnsste  nach 
w  gmus^n  Anlage  des  Werkes  ausgeschlossen  bleiben,  da  sie  in 
it  kerne  P'  '        '  u^  kein  freies  Donken  ist,  sondern  sich 
dnrch  di  lie  Auturitilt,  andrerseits  durch  die  üeber- 

•tti  dir  grivchiifchon  Philosophie  hat  fesseln  lassen;  auch 
neuero  Philosophie  in  ihrem  Ursprünge  bei  Des  Carte» 
an  das  eigentliche  Ende  der  griechischen  Philosophie, 
i^tjdjtmns,  an»  indem  sie  denselben  zu  Aberwinden  trachtet. 
D«r  Inhalt  dieses  sehr  instructiven,  vorzugsweise  filr  die  stn- 
ind  för  AnfUnger  im  philosophischen  Studium  be- 
j«»f    injM  den  ynelk^u  solbstindig  geschöpft;    die 
d^wtti  inet  sich  mit  Umgehung  alles  Ueberflüs- 

die  t^i  <'  Einfachheit  und  Klarheit  aus,  und  ist 

D  zur  Erleichterung  des  Verständnisses  und  Anregung  zu 
Denken   mit  erlaotemden  Bemerkungen  versehen,   welche 
mm  Horbnrt*schen  Stand  puncto  aus  geschrieben  sind;  doch 
ide  Vorsorge  duf  iTen  worden,  dass  die  erwähnten 

von  der  oi^'  Geschichtsdarstellung  gesondert 

Ih  si«  der  Treue  und  ObjectiTität  dieser  letzteren  nicht 
Eintrag  z»  thun  vermögen. 
Iflao«  d«ii  15.  Jänner  1877.  Dr.  Drbal, 


i84     TT.  Püts,  Geo^apliische  Lehrbücher,  an^.  \,  Fr,  Krat^ 
Pötz  Wilhelm,  Lehrbuch  der  vergleichendeü  Erdbeschreil 

far  die  oberen  Clasaen  höherer  Lehranstalten  und  zum  Selbstl 
richte.  Zehnte ,  vielfach  Terbesserte  Auflage.  Freibnig  im  Breis, 
Herder*s<!he  Verlagshandlung  1877.  428  S, 

Pütz  Wilhelm,  Leitfaden  bei  dem  Unterrichte  in  der  verglei- 
chenden Erdbeschreibung  für  die  unteren  und  mittleren  Clasaen 
höherer  LehransUlten.  Sechzehnte »  vielfach  Terbesserte  Aufl.  Ffw* 
bürg  i,  Bn  lö77.  176  S, 

Zwei  wolbekanute  Bücher !  Bacher,  von  denen  4i\s  erste 
1870,   das  andere  seit  1872  jedes  di^ei  weitere  Auflagen  erlebl 
Bücher,  die  in  das  Russische,  Polnische,  Holländische  (der  ^Leli 
faden*^  auch  in  das  Italienische)  übertragen,  die  in  den  gelesi 
wissenschaftlichen   Zeitschriften   vielfach   besprochen   wurden 
„Lehrbuch"  in  diesen  Blättern  zum  letzten  Male  im  23.  Jahrj 
erfordern  gelegentlich  einer  neuen  Auflage  höchsteus  für  den  Nei 
der  geographischen  Wissenschaft  eine   umfangreiche  Anzeige; 
uns  sind  sie  trotz  der  neuen  Auflage  alte  Bekannte.    Denn 
bringt  diese  neue  Auflage  keine  wesentlichen ,  tiefgreifenden  üi 
staltiingen,  wol  aber  vielfache  Verbesserungen,  die  der  Verfas; 
die  Resultate  der  neuesten  Forschungen  verwerthend  oder  den 
merkungeu  wtjlmeinender  Recensenten  folgend,  vornahm:  gani 
sonders  betreffen  sie  Zahlonaiigaben. 

Doch  sind  manche  einen  und  denselben  Gegenstand  betreffen« 
Zahlen  in  den  beiden  Büchern  nicht  gleich,  obwol  beide  zu  dersell 
Zeit  erschienen  sind  und  der  „Leitfaden",  abgerechnet  die  durch 
Bestimmung  für  die  unteren  und  mittleren  Claasen  von  selbst 
bötene  Beschränkung  des  Stolfes,  im  allgemeinen  sich  dir 
des  „Lehrbuches"  anschliesst.    So  hoisst  es  Ltf.  8.  I,  da- 
kleineren  Planeten  ^bis  jetzt  If»?  entdeckt  worden  sind**,   nn- 
im  Lehrb,  S-  2  „im  ganzen  bisher  162**.    Bei  Perugia.  Dursoli 
Elberfeld,  Barmen,  Aachen,  Mönchen,  Nürnberg,  Oarlsnihe, 
und  Linz  finden   sich  ungleiche  Einwohnerzahlen.    Fühlt  man 
auch  manchmal  versucht,  diese  Differenzen  dnrch  das  etwiiige 
streben  des  Verfassers  xu  erklären»  im  Leitfaden  nhu         '  '*% 
Lehrb.  aber  die  ganz  genauen  Angaben  einzustellen»  so  %oj 

Annahme  gegenüber  nachfolgenden  Zahlen  nicht  zuiasiijg.  Denn  « 
begegnet  uns 


Lehrbuch 

im  Leitfaden 

S,  153 :  Bukarest  (200ÜOO  E.),      hingegen 

141000  E.           S.    7J 

ji  249:  Lausanne  (265üO  E.). 

n 

27000  E,            »  in 

n  258:  Utrecht  (64000  E.), 

n 

660<X>E.           -  121 

n  268:  Provinz   Prenssen    (1179 

□Meilen), 

TT 

1171  DMeilen  «  121 

»  270:  Stettin  (81000  K), 

n 

80000  E.           f.  12( 

V  286:  Metz  (38000  K  n.  12000 

Mann  Besatzung), 

1      "     — ^r 

n 

58000  E,           f»  IS( 

Mtr^  GeograpbiKch«  Lehrbücher,  wag,  r«  Fr,  Kratochuiü,    MB 

Lehrbuch  im  Leitfaden 

h  Glasgow  (5451)00  E.),       hiügegen  547000  E,  S.  159, 

BosiaD  (250000  E,),  w        253000  E.  f^  165, 

h  8t  Francisco  (200000  E.),       n        180000  E,  ?»  166. 

^lir!^.  S.  247,  248  und  249  ist  dio  Volkszählung  1874  bei  den 

Ij,  Bern»  Basel  und  Genf  nicht  angePQhrt,  wol  aber  im 

ö.  115,  116,  117.   Trotz  der  zwei  am  Schlüsse  dos  Lehrb. 

BerichtigTingen  stimmen  die  Angaben  des  Lehrb.  S.  262 

'  itigkeit  Deutschlands  mit  denen  des  Leitfadens  S.  123 


ciie  in  früheren  Kritiken  gegebenen  Wink©  sind  allerding» 

lit  vom  Verfasser  bis  jetzt  nicht  berücksichtiget  worden. 

Ii«ü  Kirchhoff's  Ober  die  13.  Aufl.  des  Leitfadens  bezüglich  der 

*  -^'fstufe**  (in  tler  preussi sehen  Gymn.-Zeitschr.,  27.  Jahr- 

.47)  gemachten  Bemerknngen  im  allgemeinen  auch  jetzt 

aiti  16.  Aufl.  des  Leitfadens,  und  während  bei  allen  andern 

Igen  die  höchsten  Erhebungen  genannt  werden,  vermisst 

Kur<^pa  daselbst  (S,  19,  §.  15)  immer  noch  den  Montblanc. 

liegegnen  einige  schon  von  Ptaschnik  (in  der  österr.  Gymu.- 

Jahrgang  1672  8.  185  berührte  Fehler  in  der  etwas  zu 

ihalienen  Darlegung  der  verticaJen  Gliederung  der  griechi- 

Ibinsel  abermals  in  dieser  Auflage  (Lehrb.  S.  146,  b.  c). 

Besprechung  Chinas  im  Lehrb«  S.  59  h^tte  auf  Petermann's 

Uf  Erg&nzungsheft  46  verwiesen  werden  können;  bei  der 

S,  60  auf  Petermann's  Mitth,  1876,  S.  7  fg.,  S,  94  fg,  und 

bei  Erwähnung  der  projectierten  Euphratbahn  S.  86  auf 

un  Mitth, ,  ErgsLuxungsheft  44  und  45  und  bei  den  Somali 

Hl/ Petermaun's  Mitth.,  Ergänzungsheft  47. 

Der  letzte  Satz  im  Lehrb.  S.  217,  sollte  anders  gegeben  wer- 

di«  Donau  tritt  nicht  aus  dem  Linzor-Becken  in*8  Marcb- 

•oodtm  zuerst  in  das  Tulluer-ßecken.   S.  21 7»  des  Lehrb* 

101)  wird  Hall  in  Tirol  ein  .stadtähnliches  Dorf* 

aach  Schwatz  ist  kein  Dorf,  sondern  ein  Markt;  hingegen 

L«hrb.  S.  300  Kecskemet  mit  Unrecht  unter  den  Märkten  ango* 

die  amtliche  ^hreibweise  ist  Hernais  (Lehrb.  S.  293)  mit 

r.  S.  309.  312,  313  des  Lehrb.  begegnet  Kosaekeu,  im  Lettf. 

u    '  '  "    ' '  *:      ken.   S.  314  des  Lehrb.  wird  gesagt, 

[ftlli  steme  in  Hussland  verteten  sind,  und 

^gnecliibcir  ud  schismatische)**  usw.,  die  in  der 

nd-  sitid  über  tautologisch    und    sollten 

lieisieti  ,unien  und  nicht  uniert**.   Weder  S.  202 .  b.  a  noch 

I,  V  Nr.  22  wird  der  Mont  d*or  angeführt,  wol  aber  S,  202  das 

ickUad  Yon  Girvaudan  und  Vivarais  als  h(^cbste  Centralmasse  an* 

tfibtD^  »f'i      '         neuer  Beitrag  zu  den  von  mir  unlängst  (in  der 

MMiottvcj.  [iik*fi  Lehrbuch  in  dieser  Zeitschrift)  t>espro- 

1  oft  Hiark  davergierenden  H^>henangaben  (Mout  d  or  2034"  bei 

886*  in  Steinhausers  Lehrb,  der 


280         Mathematische  Lehrbücher,  ang.  v*  J.  &.  Walhniin, 

spec.  Geographie  S.  108;  vgL  auch  Pütz  Lelirb.  S.  348;  EUnsb 
4570»  mit  Herr  n,  Corsus  S,  274:  5790"*). 

Vorstehende  Bemerkungen  mögen  dem  Verfasser  nicht  et 
als  Nergeleien  erscheinen ,  sondeiii  yielmehr  als  das ,  was  sie  sifl 
als  Beweis ,  dass  Referent  solch  verdienstlichen  Leistungen  ge 
über  es  nicht  an  der  gebührend  sorgsamen  Durchnahme  hat  feb 
lassen. 
Wien,  im  Februar  1877.  Dr.  Franz  Kratocbwil 


Dr.   Ludwig  Blum,   Orundriss  der  Physik  und  Mechanik 

gewerbliche  Fortbildungsschulen.  Im  Auftrage  der  k.  Commisiiwti  Hii 
gewerbliche  FortbLlduiig»8cbulen  in  Würtemberg  auiigearbeiU^t  Leip 
ftig  u.  Heidelberg)  C.  F.  Winter'äche  Verlagshandlang  1876.  Stuttgart 
Adolph  Oetinger.  1  Mk.  80  Pf. 

Der  Zweck  des  Buches  ist,  eine  Grundlage  far  den  pbysikall 
scheu  Unterricht  an  gewerblichen  ForibildQugsschulen  zu  biel^ 
Dem  entsprechend  sind  auch  die  Lebreu,  die  für  die  Liidustrie  ia| 
das  Gewerbe  vou  grosser  Bedeutung  sind,  sachgemäss  bevorzugt.  li 
dieser  Beziehung  dürften  die  Capitel  über  Wage,  über  Wasser 
räder,  Dampfmaschinen  und  Telegraphen  genügend  tu 
sammengestellt  sein.  Sehr  stiefmütterlich  und  unzweckmässtg  ^ 
jener  Theil  behandelt,  der  mit  „Sehen**  überschrieben  ist;  es  ' 
darin  in  etwas  mehr  als  drei  kleinen  Seiten  die  Einrichta 
Auges,  das  einfache  Mikroskop«  das  zusammengesetzte 
ferner  das  Galileische,  Keplersche,  das  Erdfernrobr,  das  Spie 
Teleskop  und  endlich  die  Photographie  abgethan*  Gegenstände] 
Physik  also ,  die  doch  gerade  für  den  Praktiker  von  nicht  unt 
tendem  Belange  sindl  —  Dass  natürlich  die  mathematische 

führung  bei  einem  Buche ,  das  för  gewerbliche  Fortbildung     

geschrieben  ist,  nur  in  eiaigen  wenigen  Fällen  aufgenominou  isft, 
gebilligt  werden.  Die  physikalischen  Grundgesetze  sind  mit  gesper 
Lettern  gedruckt  und  wird  dadurch  der  üeberblick  nicht  unwesent^ 
erleichtert.  —  Einige  Puncte  möchte  Referent  geändert  sehen; 
scheinen  ihm  entweder  zu  weitschweifig  oder  zu  oberflächlich  bebau 
delt  zu  sein.  Referent  will  in  dieser  Beziehung  nur  auf  einige 
Stellen  aufmerksam  machen.  Auf  pg.  4  heisst  es:  ^die  jedem 
je  nach  seiner  besonderen  Dichte    eigenthOmlicbe  oder  spi« 
Schwere f  die  sich  schon  beim  Wägen  desselben  auf  der  Hain  i      i^ 
Versuch  mag  mit  einem  grossen  oder  kleinen  Stock  gemacht  wer« 
einigermassen  zu  erkennen  gibt,  wird  daher  auch  als  gleichbedeulfl 
mit  seiner  Dichte  angesehen ;  aus  diesem  Grunde  heissen  auch  dl 
VerhältniszabUm  der  Dichten  der  Körper  auch  die  specifischen  ' 
Wichte."    Das  ist  nun  eine  Darstel  längs  weis  e ,  die  von  der  gewÖ 
liehen  als  gut  anerkannten  zu  ihrem  Nachtheile  abweicht:  viel  kla 
würde  es  sein,  das  specifische  Gewicht  als  das  Ge  w i ch  t  d e r  V  o  1  ui 
einheit  zu   definieren,   die  Dichte   eines  Körpers    hin 


Mathemütische  Lehrbücher^  ang*  v.  J,  G,  WaUentin. 


M7 


^f»f60  als  unbeüannte  Verhältnißzahl  zwischea  dem 
bG«wiclite  eioes  Körpers  und  dem  Gewichte  eines  gleich 
freuen  Wasserkörpers  oder,  wie  es  auch  häufig  gosühlebt,  ais 
iTtrhAUoiszahl  zwischen  dem  specifiscben  Gewichte 
iei  Körpers  and  dem  specifiscben  Gewicht  des  Wassers, 
atlich  dasselbe  ist,  darzustellen.  Eid  Fehler,  tou  dem  leider 
I  Lehrbücher  der  Physik  frei  sind  und  nnter  dem  auch  dieses 
Te^idet,  ist  der»  ohneweiters  Dicbto  und  specifiaches  Gewicht 
fecU  hinzustellen.  Es  muss  bei  einer  BehandJungsweise,  die  auf 
gewissen  Grad  von  Wissenschaftlichkeit  Anspruch  machen  wll)^ 
r  noch  der  Zusatz  gegeben  sein ,  dass  diese  Identität  nur  dann 
biBUhir  wenn  das  speciüsche  Gewicht  des  Wassers  als  Einheit  ge- 
leUt  werden  kann,  was  beim  metrischen  Masssystem  stattfindet, 
wenn  man  als  Volumeinheit  Kubikcentimeter  und  als  Gewichtseiaheit 
Gnmm  wählt. 

Auf  pg.  146  heisst  es  femer:  „Beim  üebergange  von  einem 
dJkniieren  in  ein  dichteres  Mittel  wird  das  Licht  in  der  Regel  zum 
^Kifatlulotb  gebrochen,  d.  h.  der  Brechungswinkel  ist  in  diesem 
Pili«  kleiner  als  der  Einfallswinkel ;  geht  dagegen  ein  Lichtstrahl 
einem  dichtem  Mittel  in  ein  weniger  dichtes  über,  so  wird  der- 
meistens  vom  Einfallsloth  gebrochen  und  der  Brechungs- 
winkel ist  dann  grösser  als  der  Einfallswinkel."  Die  Worte  „in  der 
j^of-  Qjid  nin^istens''  hätten  ftüglich  ausbleiben  kOnnen;  wenn 
Auch  dos  Wort  ^meistens'^  auf  die  totale  Reflexion  be« 
•0  ist  ja  diese  in  dem  nachfolgenden  klein  gedruckten  Theile 
leit.  Ein  Grundgesetz  soll  möglichst  präcis  und  scharf  aus- 
fi^nKbun  sein  nnd  eingeflickte  Worte  wie  die  heransgehobenen 
|0iiil«ti  nur  sinnstörend  wirken. 

Welchem  umstände  die  Fraunhofer'schen  Linien  ihre  Ent- 
iiiliimg  verdanken «  dass  dieselben  einer  Umkehrung  des  Spectrum 
titiiUKbriMbeu  sind«  hätte  auf  pg.  150  gleichfalls  hervorgehoben 
«ifdeo  können.  Auch  würde  es  den  praktischen  Zwecken  des  Buches 
ttkhi  ahtriglich  sein,  wenn  der  Spectralanalyse  grössere  Sorgfalt  ge- 
B«l  wir«. 
Auf  pg.  IIB  und  pg.  119  heisst  es:  ^Der  Winkel,  den  die 
iBadel  in  einem  bestimmten  Puncto  mit  dem  Horizonte  bildet, 
PhiiMi  ^1»  ma^eÜsehe  Inclination  des  Ortes.  ^  Es  ist  dieser  Satz 
ftvdtiuf  nnd  vieler  Deutungen  fähig.  Behandelt  man  die  Declination 
Dd  Inclination,  so  muss  man  doch  zuerst  überhaupt  sagen»  was  und 
wie  M«  Declinations-  oder  Inclinationsnadel  beschaffen  ist ,  wie  sie 
is^eUngt  wird  usf»:  es  mnss  vor  allem  der  Begriff  des  magneti- 
icbiii  üeridian  abgeleitet  werden.  Die  Inclination  eines  Ortes  ist 
4v  Winkel,  den  eine  um  eine  horizontale  Aie,  aiso  in  einer  Vertikal- 
tktM  drtbbare  Nadel  mit  dem  Horizonte  bildet,  aber  nur  dann,  wenn 
üi  Brelmiigaeliene  die  das  magnetischen  Meridian  ist.  Die 
«li|i  Ddhilitün  aber  ist  zu  verwerfen. 

Auf  Seite  IS6  bitte  es  besser  gehetssen:   ,mit  verschiedenen 
Oatio  angalOtlten  Geissler'schen  Bohren  zu  diesen  Yersnchen  ge- 


S8S         Matliematische  Lehrbücher,  ang.  t.  J.  G,  WalknUn. 

braucht"  als  mit  „ verschiedenea  Dämpfen  etc/   Auf  pg.  131 
'tod   den   physiologischen  Wirkungen   der  Elektricität   g^prochen; 
hier  h  eis  st  es :  ^dieselben  zeigen  sich  vorzüglich  nur  beim  Scbliöti-' 
sen  und  beim  Oeflfneu  der  Kette  etc.**    Wozu  das  Wort  ^vorzüglich'^ 
dienen  soll ,  ist  nicht  leicht  zu  begreifen ;  im  Gegentheile  bringt  es  i 
eine  Verwirrung  hen'or,  weil  man  glauben  könnte,  dass  nicht  \sh^  \ 
beim  Schliessen  und  Oeffnen  eine  pbysiologißche  Wirkung  sich  zeigßn 
könnte. 

So  Hessen  sich  noch  viele  Ansstellnngen  machen«  doch  woilen 
wir  uns  mit  dem  Gesagten  begnügeo.  Die  Aasstattung  des  Bncheit 
ist  hübsch  und  sorgföltig,  eine  Eigenschaft  aller  Bacher,  die  ans 
dem  Winter'schen  Verlage  kommen ;  dem  Buche  sind  Tafeln  ange- 
häugt, die  99  Holzschnitte  enthalten,  welche  dem  ziemlich  h&afig 
unzureichenden  Texte  durch  ihi-e  gediegene  Ansführang  zu  Hüls 
kommen. 


G^Freih,  v.  Vega,  Logarithmisch -trigonometrisches  Handbuch, 
60.  Auflage  j  neue  vollständig  durchgesehene  und  erweiterte  Stfreotjrp« 
ausgäbe.  Bearbeitet  von  l)r.  C.  Bremiker.  Berlin^  WeidmAnnvcbe 
Bachhftiidlüiig  1876. 

Ein  Buch ,  das  eine  60.  Auflage  erlebt  hat  und  das  bisher  als 
Pitototyp  fiir  alle  logarithmisch  -  trigonometrischen  Bücher  galt  und 
auch  ferner  gelten  soll,  zu  empfehlen,  wäre  überflüssig.  Fi  viigo 

Worte  über  die  Anordnung  und  den  Inhalt  dieses  Handb  ,  g<a 

hier  genügen.  Die  I.  Tafel  enthält  die  gemeinen  oder  Drigg^ächeo 
Logarithmen  der  natürlichen  Zahlen  von  1 — 100000  und  dient  dazn« 
wenn  die  Zahl  gegeben  ist ,  den  Logarithmus  derselben  auf  7  Deci- 
malstellen  zu  berechnen  oder  umgekehrt  zn  einem  gegebenen  Loga- 
rithmus die  zugehörige  Zahl  zu  ünden.  Diese  erste  Tafel  erstreckt 
sich  von  pg.  2  bis  pg.  186.  Am  Posse  jeder  dieser  Seiten  bemerkt 
man  die  Umwandlung  Ton  Secunden  in  Grade,  Minuten  und  Secundeu; 
femer  nimmt  man  zwei  mit  8  und  T  überschriebene  B^ihen  von 
Zahlen  wahr ,  die  dazu  dienen ,  den  Uebergang  vom  Bogen  zu  log. 
Sin.,  log.  tan.  zu  erleichtern,  wenn  eine  Rechnung  mit  innerhalb  der 
ersten  30  Minuten  liegenden  Bogen  durchzuführen  ist,  unter  der 
Bedingung,  dass  die  7.  Decimalstelle  der  Logarithmen  voUstÄndig 
scharf  beibehalten  wird.  Diese  Zahlen  S  und  T  sind  natürlich  auch 
umgekehrt  zur  Aufsuchung  des  zugehörigen  Bogens  aus  einem  gege- 
benen log.  Sin.  oder  log,  tan,  geeignet. 

Die  II.  Tafel,  reichend  von  pg.  186  bis  pg.  287  gibt  das  Mittel 
an  die  Hand,  zu  einem  innerhalb  der  ersten  5  Grade  liegenden  Bogen 
den  log.  Sin.  oder  log.  tan.,  oder  den  log.  cos.  und  log«  cot  zu  eise 
innerhalb  85°— 90**  liegenden  Bogen  zu  berechnen. 

Die  HI.  Tafel,  überschrieben  mit:  ^Logarithmen  der  trigono- 
metrischen Functionen  von  10  zu  10  Secunden*^  enthalt  ftü*  }aA^ 
10«  Secunde  des  Quadranten  die  log.  Sin. ,  log.  Cos« ,  log,  tun* ,  log. 


b«  LebrMchef,  tkxig  v.  J.  ö,  WiMtfntin, 


2g9 


i  die  Anfj^äbe,  su  ejuem  spitzen  Wiukel  die  JogäLrithmi* 
und  umgekehrt  di^u  beti-effeDden  npitien  Wiuk«! 
>i#iier  Tafel  ist  uucb  etoe  Seite  aDgehangt,  die  die  Ver- 
ir  Bogentlieüe  in  Stunden ,  Minuten ,  Seconden  gestattet 
nifielie  Be<!hi]iingen  niitürlich  sehr  geeignet).  Der  Anhimg 
ifelti»  von  denen  die  eine  Stemzeit  in  mittlere  Zeit  und 
in  Steruzeit  verwandeln  lässt    Die  Tafeln  der  Uetrac- 
PiHtBf  folgeOf  wird  der  Praktiker  als  i^ehr  willki>miuen  be- 
'Däsielbe  lisai  sieb  von  den  Constanten  sagen,  die  tbeils 
le,  tum  grössten  Theile  jedoch  auf  terrestrische  und 
^iui  .un,   Verhältnisse  Bezug  nehmen. 
He  Anweisungen  suni  Gebrauch  der  Tafeln  Onden  sieli  in  der 
und  müssen  natürlich  von  Jedem,  der  sich  mit  Erfolg 
Dao  faüslicheu  als  füi  wissenschaftliche  Zwecke  ungemein 
fein  bedienen  will,  vor  allererst  gründlich  studiert  werden. 
Ist  auch  das  von  Bremiker,  dessen  rühmlich  be- 
mthmentafeln  vor  kurzem  in  dieser  Zeitschrift  eiiie  ß«- 
^fimden,    verfasste  Vorwort  zur  40.  Auflage,    das  viele 
Irlhe  Daten  mr  Logarithmographie  Oberhaupt  und 
Geachichte  der  vorliegenden  Tafeln  enthält. 


Iteck  und  Dr.  J.  Bielmayr,  Lehrbuch  der  Anthiuetik 
U^riiidehulen.  5*  verbeaserte  Auflage.  Kempten,  Verlag  der  Jot, 
\nm  BocbhAndlung  1676. 

fbtäcbtf  für  die  unteren  Classen  der  Mittelschulen  so  wie 
f.  «dche  in  den  unteren  Classen  der  Mittelschulen  beschäftigt 
ifalleti  so  häufig  in  den  Fehler,  die  Rech*^iioperationen  zwar 
gut,  doch  ohne  Weckuug  des  seU  u  Verst&nd- 

chlller  durchzuführen.    Ein  Buch,  w*      i        insem  Fehler 
atbett  entgegenzuarbeiten  sucht»  ist  das  vorliegende. 
*'«» "e  Gcistesgjmnastik  bieten  die  Eechnungvortheilü 
<u  und  Division  und  als  solche  sind  aie  ausführ- 
aeii.    Auch  die  in  dem  Buche  enthaltenen  ^Zeitrech- 
torch  Addition  und  Subtraction**  wird  ein  erfah- 
liker  für  üuttlich  erachten.  Die  Borechuuugen  vun  Flächen 
die  hier  in  einem  eigenen  AbfescUuitte  untergebracht 
filgltch  als  Beit«piele  zu  dem  ^Re  c  h n e  n  mit  b e  n  an  n- 
lAD**  fungieren  können.  Für  den  Elementarunterricht  recht 
dich  daigef^tetlt  erscheiueu  dem  Keceusenten  auch  die 
It«  dajss  grosgt<9  gemeinschaftliche  Ma^s  und  das  kleinste 
füjcbe  Vielfache,    Die  in  den  §.  4ö  und  §.  50  dargelegt© 
iweise  der  abgekQrtten  M  lon  und  Division,  das 

.Terribilo"  der  Schüler   1  ng  sein,  den  einschla- 

iTkltirfkht  zu  erleichtern.  Der  Grundidee  d6§  Buches  entspre- 
'  ijbd  die  ProportioDslehre  und  die  Anwendung  derselben  auf 
Eeparütiunsrechnung^  Alligatioiisrechnung  eotwickelt. 


I  t  i.  iU^ntr  ayire.  t977     IV.  II«CW 


19 


290 


Matbematiflche  Lebrl^üeber,  mg^  ?.  J.  G.  WaUmtm. 


Die  YIII.  AbtheiloDg  ^  die  Kettenbrüche  befassend ,  bätte  Eec^nsem 
aus  dem  Lehrbuche  lieber  ausgedchieden  gesehen ,  da  dieselben  doch 
nicht  eigentlicher  Unterrichtsgegenstand  für  die  unteren  Clafisea  d«r 
Mittelschulen  sein  kOneen.  Hat  man  übrigens  einen  fähigen  Jahr- 
gang und  tritt  durch  Hinzufugung  dieser  Partie  keine  den  Obrigen 
Lehrgegenständen  abträgliche  Belastung  ein ,  so  mag  immerhin  auch 
dieses  Capitel  in  der  im  Buche  vorgezeichneten  Weise  Plata  finden. 


Dr.  Ferd.  Bosenberger,  Die  Buchstabenrechnung.  Eine  '- 

Wicklung  der  Gesetze  der  Grondrechnungsarten  aus  den  B<5^r.i[  , 
der  Zahl  und  des  Zäblens  als  Grundlage  für  den  Unterricht.  J^m, 
Verlag  von  Hermann  Dnfft,  1876. 

Dieses  Buch  kann  als  ein  recht  gelungener  Versuch ,  die  Kle* 
mente  der  Algebra  zu  lehreo ,  bezeichnet  werden.   Das  Princip ,  welj 
chem  der  Verfasser  getreulich  folgt,  ist  in  seinen  eigenen  in  da 
Vorrede  enthaltenen  Worten  deutlich  ausgesprochen:  ^  In  jedem  Fali 
ist  es  Unnatur,  wenn  der  Unterricht  in  der  Mathematik,  welche  < 
einzige  Wissenschaft  der  Schule,  die  sich  rein  aus  dem  eigenen  Qeh 
ohne  gegebene  Data  constrnieren  Iftsst,  mehr  als  bei  jeder  andii 
Wissenschaft  in  einem  blossen  Geben  des  Lehrers  und  des  Lehrbochesi 
in  einem  mehr  oder  weniger  mechanischen  Auffassen  des  Schüler 
nnd  höchstens  noch  in  einer  endlichen  Beweisführung  des  Gegetieoaj 
besteht,*'    Von  den  einfachsten  Operationen  ausgehend  werden 
zusammengesetzten    Operationen   auf  einfache    zurückgeftlhrt. 
Inhalt  des  Buches  ist  in  Kurze  folgender:    Den  ersten  Theil  bijd 
das  Addieren  oder  nach  der  Bezeichnungaweise,  welche  der  Vert 
braucht  und  rechtfertigt  —  das  ^einfach  combinierte  Zählei 
—  und  die  Umkehrung  desselben  oder  das  Subtrahieren*^,  wobei  aocll 
auf  den  Begriff  der  negativen  Zahl   eingegangen  wird.    Dass  hm 
immer  mit  Vortheil  die  Zahlenlinie  angewendet  wird,  um  die  GrOsseo 
begriffe  deutlich  dansulegen,  bedarf  keiner  weiteren  Erörterung, 
zweite  Theil   ist  das    ^zweifach   combinierte   Zählen*  o4«i 
Multiplicieren  nnd  die  Umkehrung  desselben ,  das  Dividieren  (^ach^ 
gemäss  Einführung  der  Bruchrechnung).    Im  dritten  Tbeile  wird  d« 
^dreifach  combinierte   Zählen"   oder  Potenzieren  eing<j 
behandelt  j  die  inverse  Operation  des  dreifach  combinierten 
bildet  einerseits  das  Radicieren,   andererseits  das  LogarithmB 
Der  Anhang  handelt  vom  „vierfach  combinierten  ZähUu^ 
welches  als  ein  fortgesetztes  Potenzieren  einer  Zahl  mit  sich  selb 
bezeichnet  werden  mag.  Dasselbe  kann  aber,  wie  Verfasser  bemerk 
auf  zweierlei  Weise  ausgeführt  werden,  es  kann  nämlich  die  Ba 
oder  der  Exponent  fortgesetzt  potenziert  werden ;  wird  die  BasiaJ 
gesetzt  potenziert,  so  kommt  man  auf  keine  neue  Grondrec 
art ,  sondern  man  wird  auf  eine  einmalige  Potenziernng  de«  ] 
nenten  geleitet.    Wird  der  Exponent  fortgesetzt  potenxjert,  so  i 
sich  eine  Grösse,  die  nicht  auf  schon  bekannte  Formen  zarfickg 
werden  kann.   Für  fortgeschrittene  Schuler  durfte  die  Methodul 


F*  W.  Kädin^,  Der  Unterricht  etc.,  ang.  y,  K,  Faulmann,     t81 

anwendet,  nämlich  die  algebraischen  Gesetze  aus  den  Be- 
der  Zalil  nnd  des  ZähloDs  abzuleiten,  eine  nützliche  und  füi 
lüTirfttaiid  eine  tüchtige  Schulung  sein;  gewiss  wird  der  Wunsch 
nVerfaasers^  ein  Bach  geschrieben  zu  haben,  in  welchem  die  Fach- 
iBWito  einiges  ihnen  Zusageode  finden,  in  Erföllang  gehen. 


Bräoo* 


Dr.  J.  G.  Wallentin. 


liig,  F.  W.,   Der  Unterricht  in  der  Stolze' sehen  Steno- 

phie.  Eingehende  Dai Stellung  einer  iweckmisaigen  Leitung  von 

richtadtneo.   Für  Lehrer  und  lur   Unterstützung  de»  Selhsi- 

chti  in  Vortrags  form  bearbeitet  Berlin  1877 ,  Ernat  Siegfried 

und  Sohn.  X  und  46  3.  34  S.  Stenographie. 

i  vorliegende  Werk  ist  einer  eigenthümlichen  Situation  ent- 
'  Vor  einigen  Jahren  wurde  Ton  dem  Berliner  Stenographen- 
ine  grosse  Umänderung  des  Stolze'sclien  Stenogra^hie-Systema 
fthrt ,  wodurch  der  ausfuhrliche  Lehrgang  Stolze's  antiqniert 
Krit  nod  nur  die  kurxgefasste  Anleitung,  welche  der  neuen  Form 
itlfrechend  umgestaltet  wurde,  für  den  Unterricht  verweüdbar  blieb. 
IjfiifonD  der  Stohe'schen  Stenographie  hatte  den  Zweck  den  tJnter- 
^Ka  erleichtern«  und  um  dies  auch  äusserlich  darzulegen,  scheint 
^Ki  iofgogeben  zu  haben,  den  ausführlichen  Lehrgang  umzu- 
^pin;  «laji  will  sich  mit  der  ktirzgefasston  Anleitung  begnügen 
i^Of  ti  TOr  dieselbe  durch  das  vorliegende  Buch  in  der  Weise  zu 
flmtlL«  dass  dem  Lehier  Winke  gegeben  werden,  wie  er  den  Unter- 
eM  u  erllmJen  und  die  Regeln  zu  erläutern  habe.  In  dieser  Bezie- 
Mf  vtrdiiiii  das  Workchen  volles  Lob,  es  lässt  den  erfahrenen 
llrtf  «rioeiiiiea,  der  genau  weiss,  welche  Fehler  die  Anfänger  machen 
kl  wit  TOtr  denselben  zu  warnen  ist.  Für  den  Selbstunterricht  passi 
I  vtttigtr,  diesem  i.st  durch  ein  ausführliches  Werk  besser  gedient; 
liüaiii  groeaer  Irrthnm  zn  glauben,  düMs  die  Winke,  welche  einem 
ibea  werden,  auch  dem  Laien  verständlich  seien, 

eteh  wird  dieses  Buch ,  wie  das  Stolze ^sche  System 
Vüinftn  Eingang  ftnden,  da  hier  das  Gabelsberger^scbe 
in  eingeführt  ist,  von  dem  der  Verf.  (S.  U  des 
gic9t  ^viUtii  jsagt:  „Während  die  früheren 'dentschen  Systeme 
l«r  Asf  geometrischen  Figuren  basierten  oder  nach  enghschem 
n,  betrat  Uabelsberger  einen  ureigenen,  den 
lieh  serer  Sprache  angepassten  Weg  und  eröffnete 

der  tit«nogrup)ne  nach  modernem  Begriflfe,  wenn  ihm 
seqnente  Verfolgong  dieses  Weges  nicht  ganz  gelungen 
[kennen  nur  sagen,  dass  das  Stohe'sche  System  auch  nach 
Ref(»rm  nichts  besseres  bietet,  als  Gabel sberger  ge- 
rn die  angestrebte  grossere  Consequenz  ist  nur  erreicht, 
^irf«>rer  Uabelstand,   nämlich  der  Mangel  einer  einheit- 
iiliUoie  eiügetreteD  ist.  Indem  die  Stolze 'seht«  Stenographie 

19* 


Prograramenacha  a. 


Programmen  schau 

(FortseUung  aus  Heft  III  des  Jahrg.  1877.) 

79.  Compendium  der  Geschichte  der  Mathematik  im  Mittes^- 
alter  und  der  neueren  Zeit,   [ScblQsa.i  (Progr,  dw  k.  k,  Gj 
nasiams  zu  Seitenstetten.  För  das  Schuljahr  1875/76.) 

Die  uns  vorliegende  Abhandlung  ist  eine  Fortsetzoiig  derL 
Yorjahre  erschienenen  Programm schrift.  Sie  beginnt  mit  dem  oifaliH 
reichen  Jahre  1646,  dem  Geburtsjahre  Leibnitzens,  der  die  dm 
ferentiaU  und  Integralrechnung  erfand,  und  reicht  bia  in  die  nene^ 
Zeit.   Die  Differentialrochnung  in  noch  jetzt  gebrauch tiol^ 
Form  und  Vollendung  wurde  schon  von  Leibnitz,  die  Integraa 
rechnung  aber  von  ihm  nur  in  den  Grundrissen  entworfen*  — 
Newton  veröffentlichte  seine  Fluiionsm  ethode,  die  auf  me 
nische  Begriffe  der  Bewegung  basiert  ist,  drei  Jahre  spater  als  hb 
nitz  die  Differentialrechnung  erfand,  nämlich  im  Jahre  16B7,  — 
wird  hier  des  nicht  unbedeutenden  Prioritätsstreites  erwähnt, 
sich  noch  längere  Zeit  nach  dieser  epochemachenden  Erfindung  /•>! 
setzte.  Si*  viel  ist  bis  jetzt  festgestellt,  dase  Leibnitz  früher 
die  Veröffentlichung  seiner  Erfindung  ging,  jedoch  bei  seiner  An- 
wesenheit in  London  (1673)  scbou  Andeutungen  über  die  Floxions- j 
methode  erhalten  haben  könnte;   wie  dorn  immer  sei,  Leibniü  |re- 
bührt  schon  deswegen  ein  grosses  Verdienst,  weil  seine  Darstellung»- 
weise  viel  einfacher  zum  Resultate  föhii  als  die  Methode  Newtöu's. 
—  Betrachten  wir  die  nachfolgende  (resehichte  der  Mathematik,  so 
bemerken  wir,  dass  auf  Grund  des  neuen  Calcüls  sich  viele  und 
bedeutende  Arbeiten  verschiedener  Mathematiker  anreihten.    Jwob 
Bernoalli  löste  das  Problem  der  Isochrone,  der  Kettenlim^r 
beschäftigte  sich  eingehend  mit  den  Eigenschaften  der  logarithmi« 
sehen  Spirale.  Johann  Bernoalli  ist  der  eigentliche  Begründir  ' 
und  Ausbildner  des  Integrakalcfila.  Diesen  beiden  beruhmteu  Maib^ 
matikern  folgen  in  schneller  Ordnung  Cotes,  Mo  »vre,   Marquis 
de  FHospital,  Halle}  ,  Tschirnhausen,  Wolf,  SaadersOQ,  1 
Manfredoni,  Fagnano.  —  Brook  Taylor  und  Mac  Laorinj 
sind  nun  die  nächsten,  die  für  die  Mathematik  und  die  Anwendung  ' 
derselben  besonders  auf  physikalische  Problome  von  grossem  Belang« 
sind.  Die  Ta}'lorsche  Eoihe,  veröffentlicht  in  dem  Werke  ^meOiodus  \ 
incrementorum  direcia  tt  i><f;t'rsa^,  das  auch  vieles  andere  bietet, 
hat  Taylor  zur  Berühmtheit  gebracht;  Macl  aurin  wendet  sein  gross» 
artiges  Genie  hauptsächlich  auf  Satze  der  mathematischen  Physik  an.  \ 
Gegen  das  Ende  des  17.  und  am  Anfang  des  18.  Jahrhundertes  traten  | 
Angehörige  der  Mathematikerfamilie  Bor  no  Ulli  nV      '        '    !>a- 
niel  Bornoulii  löste  viele  Aufgaben  der  Wahrs« .  «:h* 

nung  mit  seltener  Exactheit  und  suchte  dieselbe  auch  aal"  tlas  liebiet  1 
der  Methode  der  kleinsten  Quadrate  hinüberzutragen.  —  Nicolaus  LJ 
BernouMi,    Nicolaus  II.   Bernoullj,   Johann   11«   BerBOulii,! 


ProgmnmeDschav 


M$ 


BerDonlli,  Daniel  IL  Bernonlli,  Jacob  IL  Ber- 
i  sengen  von  dem  matbematiBchen  Talente ,  das  dieser  Familie 
Im  Jahre  1707  wurde  zn  Basel  Leonhard  Euler  ge- 
sen  Einfluss  auf  niedere  sowol  als  auch  besonders  böbere 
in  der  vorliegenden  Abbandlung  gewürdigt  wird.  Die 
e c b  n n n g  ist  ein  Hauptwerk  D'Ä  1  e m  b e r t's  und  bat 
:t  berrBCbend  bebanptet  Nach  einer  Reibe  von  produc- 
iomatikern  wendet  sich  die  Geschichte  zu  Lagrange, 
ptverdienst  die  Schöpfung  der  Variationsrechnung 
kurter  und  dem  Referenten  nicht  völlig  hinlänglich  er- 
Weise  werden  die  Arbeiten  Monge's,  des  Schdpfers  der 
[den  Geometrie  berührt,  —  Laplace.  Legendre  sind 
die  in  der  Geschichte  der  Mathematik  mit  goldenen  Lettern 
aind.  Besondere  Ausbildung  erfuhr  der  höhere  Catcill  von 
er«  der  durch  physikalische  Studien  auf  bedeutende  matbe* 
m  Wahrheiten  geleitet  wurde  und  in  der  Lehre  von  den  Rei- 
er  LöauAg  partieller  DilTerentialgleicbungeu  erfolgreich  ber- 
Zq  derselben  Zeit  als  Fourier  wirkte  auch  der  grösste  deutsche 
er  Gauäs«  der  in  allen  Gebieten  der  Mathematik,  beson- 
der Zahle  ntheorie  und  mathematischen  Physik 
Buhm  erwarb,  Poisson  und  der  leider  in  dieser  Pro- 
sehr  stiefmütterlich  behandelte  C auch y  zählen 
frössten  mathematischen  Capaci täten*  Zu  den  bedeutendsten 
öden  Mathematikern  gehören  Ohm,  Charles  (neuere 
«trje),  Steiner,  PlOcker,  Dirichlet,  Hesse.  In  dieser 
ftocb  rubmend  einiger  Lehrer  der  Wiener  Hochschule 
erwähne  nur  Burg ^  Moth,  Strassnitzky^Petzval^ 
verstorbenen  Jelinek,  Den  Schi uss  bildet  der  einem 
latiker  hinlänglich  bekannte  S  c h  1 5  m  i  1  c  h. 
aub  dieser  kurzen  üebersicht  zu  ersehen,  bemuhte  sich  Ver- 
liehst vollständig  zu  sein;  freilich  moss  bemerkt  werden, 
4jes  nicht  überall  gelungen  ist  Doch  die  Hauptsache  ist 
]d  der  Entwicklung  der  Mathematik  bis  in  unsere 
eine  weitere  Ausföhiimg  gehört  in  eine  grössere  Ge- 
stik» deren  wir  ja  einige  treflfliche  besitzen. 


^mige  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  ElektriciUts- 

FuLOt  Httuptmunii,  (Progr.  der  Landes-OberreaUebiüe 

dai  Schuljahr  1875/76.) 

lorUegende  Abhandlung  hat  bauptäächlicb  den  Zweck,  den 

[papotir-wissenschafthchem  Wege  mit  den  beiden 

lAlund'»  und  Weber*:^  vertraut  xu  machen.  Bevor  je- 

näher  auf  diese  beiden  Theorien  eingeht ,  gibt  er  in 

ebneten  Abschnitte  die  Bestrebungen  einiger  Physiker 

fttktnscben  £rschoiuuugen  mit  anderen  physikalischen  Er- 
in  Eiolüang  zu  bringen.   L>a  werden  z.  B.  erwähnt  die 


Wt9  ProgrammeBsefaau. 

Arbeittn  Schwedoffs  Aber  die  Znrflckwerfung  Ton  EMrinidtü 
stntiilen  in  leitenden  Platten,  die  Beziehungen  der  wichtigsten  elektr 
djnamischen  Gesetze  zum  centralen  Stoss  unelastischer  Körper ,  n 
denen  sich  Gerlach  beschäftigte»  die  Arbeiten  Boltzmann^s  m 
KaxwelTs  in  der  Lichttheorie  der  Elektricitftt,  die  auf  d 
Yoronssetzang  beruht,  dass  Elektricitäts-  und  Lichtschwingnng« 
Schwingungen  ein  und  desselben  Mediums  sind  und  aus  weldiu 
wie  Boltzmann  zeigte,  herrorgeht,  dass  der  Brechungsquotifl 
einfach  die  Quadratwui-zel  aus  der  Dielektricitätsconstante  sei,  fem 
sich  das  wichtige  Resultat  ergibt,  dass  das  Licht  senkrecht  zur  Pol 
risationsebene  schwingt.  Das  von  Siemens  entdeckte  eigenthlb 
liehe  elektrische  Verhalten  des  Selens  in  Bezug  auf  Licht,  die  Fo: 
pflanznngsdauer  der  elektrischen  und  magnetischen  Femwirkung  n 
andere  Beiträge  zur  Elektricitätslehre  aus  neuerer  Zeit  finden  k 
ihren  Platz. 

Eingehend  auf  E  d  1  u  n  d's  Theorie,  die  hauptsächlich  auf  hydz 
mechanische  Principien  und  auf  dem  Satze  fiisst,  dass  jede  elektris« 
Fem  Wirkung  zu  ihrer  Aeusserang  Zeit  gebraucht,  erklärt  der  T 
iasser  die  elektrostatischen  Erscheinungen,  sowie  die  ^ 
Galvanismus  und  der  galvanischen  Induction  nach  der  oE 
genannten  Theorie.  Schliesslich  beschäftigt  sich  die  Abhandlung  a 
der  We herrschen  Theorie,  deren  Ausgangspunct  die  Yermutlne 
bildet,  dass  in  allen  materiellen  Körpern  die  Erscheinungen 
Elektricität ,  des  Magnetismus  und  der  Wärme  auf  der  Bewege 
derselben  Theilchen  beruhen.  Nach  der  Ansicht  Web er*8  ist  < 
galvanische  Strom  eine  rotierend  fortschreitende  Bewegung  der  EleM 
citätstheilchen,  nach  der  Edlund^s  eine  translatorische  Bewegu 

Die  Abhandlung  bietet  viele  interessante  Daten ,  jedoch  wi 
eine  grössere  üebersichtlichkeit  und  Sichtung  des  vorliegenden  If 
teriales  wQnschenswerth  gewesen,  da  gerade  eine  Darstellung  d* 
elektrischen  Theorien  wegen  der  Mannigfaltigkeit  der  verschiedn« 
Ansichten  eine  solche  nothwendig  erfordert. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin, 


Dritte  Abtheil iing. 


Zet  Didaktik  und  Psedagogik. 

[aberbürdungderSchülernDd  derOrganiaations* 
Entwurf. 

3Age  wegen  der  üeberbflrdüng  der  Schftler,  die  seit  Jahr  aod 
beüigten  Kreise  beschäftigt,  und  deren  Ursachen  man  tu  er- 
tncht,  leoki  die  Anfmerksamlieit  des  Beobachters  aach  auf  den 
§t  GjniouieD  und  dies  mit  Hecht;  die  üntersachung  der  Sach* 
nnvoUstotidig  sein,  wetm  die  Erdrterang  der  Frage  ans- 
bUebe,  ob  nicht  etwa  und  in  welcher  Weise  die  beitohende 
der  Gymnasien  selbst  an  der  Ueberbürdung  Schuld  trage 
!  der  C^rganisation  der  GjXDnaaieii  in  Oeeterreich  hat 
ilt«  an  der  Seite  der  chuttiscben  und  raterländiBchen 
\mii  Geschichte  und  Geographie  den  Naturwissensohalten  und 
atik  einen  ADgemesdeneQ  Plati  im  Organismus  des  Jugend> 
Idbic«  aniuweisen,  ein  Problem,  deesen  L^ung  die  Anfgabe  unaerar 
bl,  und  die  keinem  Cuitnrstaate  erspart  bleiben  wird.  £in  Blick 
lo  Bewegung  in  den  Onterrichtskreisen  Deutschlands  zeigt  uns, 
iSilt  Aufgabe  an  sie  herangetreten  ist.  Sie  lÄasi  sich  nicht  mehr 
fm^  und  je  lAnger  sie  fern  gehalten  wird,  mit  um  90  grösserem 
Intel  macht  sie  sich  geltend.  Die  Versuche  ihrer  Losung  sind  mit 
titen  verbünde»,  und  rticbt  ohne  Schwankungen  und  Störungen, 
abeohrecken  dürfen,  können  de  vor  sich  gehen.  «,Wann 
bvierigkeiten*',  sagt  der  Org.-Entw.  S.  d,  j^gesteigcrt  haben, 
I  keine  andere  Beruhigung,  ab  welche  in  dem  Gedantten  liegt, 
l»l  willkürlich  erxeugt«  sondern  durch  wolbegründete  Bedürf* 

aufgenöthtgt,  und  dass  sie  nicht  untlberwindUch  sind*. 

dar  ante  Wurf  nicht  gelingen   konnte,    li'^gt  in  der  NatUf 

Wtf  l$edenkt  nicht  der  mincberlei  Aenderungcn  und  Besia- 

la  den  ersten  fünf  Jahren  de^  Bestandes  des  Urg-Entw.  an 

voffgcnoiiimen  werden  mnssten?  Erat  mit  dem  Jahre  1866 

UB.  Wir  sind  weit  entfernt  den  Lehnilau,  wie  der* 

rto  B^nabo  des  genannten  Jahres  hervorgegangen  ist,  ftlr  eine 

Pkolilans  tu  halten,  welche  der  Verbeeeening  nicht  wdiff 


C98     /-  JPtaadmik,  Die  UeberbUrdting  der  Schftler  und  der  Org^-EÖt 

Wie  man  indes  auch  Ober  deo  revidierten  Lebrplan  des  Jahres  H 
urtheilen  mag,   zweierlei  wird  man  zuzugeben  haben,  eininal, 
demselben  eine  Periode  der  Ruhe  nnd^  wenn  man  ao  sagen  darf, 
soUdlerten  Zustande  eingetreten  ist,  dann  dass  der  Lebrplan  de« 
1855  unserer  Jagend  ein  Tollgerättettes  Maaas  der  Arbeit  auferlegt 

Zar  Pirüfang  der  Frage,  ob  ein  Lehrplan  das  entsprechende 
der  Fordcmngen  überschreite,  scheint  nns  ein  sicherer  Anhaltepnnct 
Beantwortung  der  Frage  zu  liegen,  welchen  Spielraum  er  dem  Pri 
fleisse  des  Schtler»  gewahre,  jener  Tbatigkeit,  die  überwacht  und  i] 
massig  geleitet  die  edelsten  Früchte  zeitigt  und  dem  Jünglinge 
schätzbarem  Werthe  ist,  weil  sie  seine  Selbstthätigkeit  entwickelt, 
wir  nun  unter  diesem  Maassstabe  den  Lebrplan  des  Jahres  1855  ins  M 
fassen ,  so  müssen  wir  sagen ,  dass  derselbe  nach  unseren  Erfahrung 
der  Frivatthätigkeit  einsn  sehr  engen  Spii^raun)  bot,  so  dass  die  Frftc6 
dieser  Thätigkeit  nnr  bescheiden  waren.  Wie  steht  es  aber  jetzt  mit  d4 
Privatfleiss ,  der  Selbsttbätigkeit  unserer  Jugend?  Man  sagt  ans,  i 
obligate  Schularbeit  absorbiere  alle  Zeit  des  Schülers,  und  selbst  di( 
reiche  nicht  vollständig  aus.  Also  auch  die  bescheidenen  Forderttngi 
die  an  den  Privatfleiss  ehedem  gestellt  werden  konnten  und  von  d«9 
um  der  Selbstthätigkeit  der  Schüler  willen  nicht  abzulassen  ist,  bleiÜ 
gegenwärtig  anbefriedigt.  Welche  YeranderuDgen  nun,  die  dies  veni 
lassen,  sied  seit  dem  Jahre  1855  eingetreten? 

Die  Aenderungen  im  Lehrplane  seit  1855  lassen  äich  chronologti 
wie  folgt  zQBammcnfassen :  Nach  einer  Periode  von  neun  Jahren,  wäbrS 
deren  an  dem  Lehrplane  keine  Aenierung  vorgenommen  wurde,  erfol| 
1864  (in  Wien)  die  Gründnng  der  CommunaMlealgymnasien,  welche  I 
kanntlicb  die  ersten  Aenderungen  des  Lebrplanes  herbeiführten;  dari 
kam  am  12.  August  1871.  Z.  B5G8,  die  Min -Verordnung  über  die  I 
handlang  des  gt^ographisichen  und  historisciien  unterrichte!*  an  den  Qji 
nasien;  endlich  am  12.  Deceniber  187L  Z  13537,  die  Min,-Ver.»  betreff« 
die  Erhöhn  ng  des  Stunden  au  srnaasses  für  den  mathematisch-natarwiasi 
achafttichen  Unterricht  au  den  Gymnasien  Niederösterreichs.  Hierdoi 
erscheint  gegen  den  Normal  plan  von  1855  die  wöchentliche  Stundenti 
vermehrt:  an  den  Staats-Realgymnasien  mit  Einschluss  des  Zeichn« 
um  18  Stunden;  an  den  Staats- Real-  und  Obergymnasien  mit  EinschU 
des  ZeicbneuB  um  22  Stunden;  an  den  Staatsgym nasien  Niederoat^rrek 
um  9  Stunden;  an  den  übrigen  Staatsgymnasien  um  3  Stunden, 

Dass  diese  Aenderuugen  eine  bedenkliche  Mehrbelastung 
führten,  liegt  in  der  Natur  der  Sache.  Wenn  dagegen  darauf  hin] 
wird,   dass  ja  in  Freussen   die  Schüler  bis  zu  20  wöchentlichen  StUD< 
herangezogen  werden,  so  ist  zu  bemerken ,   dass  man  auch  in 
über  die  UeberbÜrdung  Klage  führt-   Allein  abgeeehcn  davon,  so 
diesem  Hinweise  kein  Gewicht  beigelegt  werden,    weil  die  Verl 
verschieden  sind.  Erst  wenn  in  dem  Lehrplan  der  preussischen  G 
den  Naturwissenschaften  jene  Stellung  eingeräumt  wäre,  die  sie  in 
aerem  Lehrplane   haben,   könnte   dieser  Hinweis  als  berechtigt  gfal! 
Zar  Beurtheilung  unserer  heimischen  Verhältnisse  bleibt   uns  keiii 


l  TtatAnÖL,  Die  Ueberbfirdang  der  SchtÜer  nnd  der  Org.-Entw.     M9 


Ivcr  MauButAb^  &l6  onB^re  eigenen  Erfahrungeii,  und  diese  lehren  ung, 
i«»irie  ee  such  die  Geecbichte  unserer  Scbnlordnnng  bezeugt,  dass  ooBer 
t#brplmn  gerade  in  dem  Capitel  der  Lehrstutiden  ächr  empfindlich  ist, 
dl«  oft  eine  einzig«  Stande  ohne  eine  sorgfiLltige  Erwägung  aller  maas»- 
Iftodeo  Faetoren  eine  Stömog  der  ganien  Einrichtung  verarsachtt  ge- 
rade io  wie  jeder  Fachlehrer  eine  Störung  in  der  Chwse  hervorrufen  kann, 
miB  «r  nobekümsiert,  ohne  Eocksicht  und  Einsicht  in  jene  Forderungen, 
41a  lodere  «n  stellen  berechtigt  sind,  seinen  eigenen  Weg  geht 

Dnkr  solchen  Verbaltoissen  nun»    nach  welchen,   abgesehen  von 
l«a  fiealgjmnasien,   an  den  GjmDasien  Niederösterreicha   die  wochent- 
Stundenzahl  um  9,  ao  den  anderen  Gymnasien  um  3  ?«rmehrt  ist, 
man   sieh  nicht  wundern,    wenn  eine  Störung  eingetreten  ist,   die 
•   '  n,arer  §ein  mauste,  als  diesen  Aenderungen  wenig  Auf  merksam- 
rikt  und  im  Uebrigen  der  gewohnte  Gang  eingehalten  wurden 
IclUU   nicht  an  umsii!htigeu  Schulmannero ,   die  auf  die  hieraus  er- 
den  Gefahren   aufmerksam   machten.    Die   ersten  Warnungsrofe 
imeliiiieii  wir  aus  dem  Kreise  der  Realgymnasien,  die»  wie  eben  dar- 
l»kgi  wurde,  am  meisten  belastet  wurden«  «Es  ist,  sagt  mit  Rücksicht 
laf  jene  Belastung  Dtrector  A.  Pokomy*),    „ebenso  wenig  in  Abrede  an 
iallta,  daaa  hierdurcb  an  die  studierende  Jugend  noch  grössere  Anfor- 
^iiraDgfii  gestellt  werden   mässeUf    als  in  den   gewöhnlichen  Gymnasien 
üd  den    Kealschulen.^    Dieser  Ansicht  schliesst  sich  Dir«  Dr.  Eraamus 
8«hwib  jsn:  »FasKt  man,  sagt  er**),  die  ganze  Organisation  eines  Real- 
IJunasInBis  ins  Auge,  so  kommt  man  2n  der  Ueberteuguog,   dass  das 
KeilfjniitafliQm  f{ir  die  Schüler  wol  schwerer  ist  als  die  Realschule  odor 
4a«  gswtihnlicbe  Gymnasium^  und  dass  demnach  Talent,  Fleiss  und  kdr- 
ftrtiche  TQcbtigkeit  dazu  gehört,  um  im  Rcalgyamasium  Erfolge  zu  er* 
tisitn.*  Wenn  äich  an  diesen  Ruf  viele  Stimmen  in  Niederösterreich  an- 
«lliMKCi  und  wegen  Ueberhürdung  Klage  erhoben  wurde,  so  ist  das  ein 
littiÜcher   Entwicklungsgang  der  Dinge,    da  ja  das  Plus  der  wöcheut- 
khfD  d  Stunden   empfindUch  ins  Gewicht  fallen  musste.    Weniger  tritt 
ik  BaUstuDg  an  jenen  Staats gymnaaien  bevor,  die  den  Lectioosplan  nur 
SB  %  Oehrstundon  erhöhten,  obwol  auch  hier,  wie  spater  nachgewiesen 
Uriia  soll,  in  cioietn«<n  Classen  eine  empdndlicho  Störung  eingetreten  ist 
Kacb  all  dftm  lasst  sich  wol  nicht  in  Abrede  stellen,  dass  xu  den 
IIiMch«n  Mg  der  Schüler   die  Vermehrung  der  wöcbent- 

Msn  8tujt  net  werden  müsse.  Eine  Abhilfe  thut  hier  Noth. 

I       *k  4i<stlb«   nh  ii   eine  Rückkehr  zu  dem  Lehrplane  von  ISöö 

^^^iir  bki  durch  .  l^,  ...iende  Reducierung  der  Lehrstunden  zu  schaffen 
^BlL  hk  bedaxi  einer  üorgfaltigen  Erwägung.  Wenn  wir  es  hier  versucb^u 
^^Hri|||fi||iH  '  -*r  liiofür  aufzustellen«  so  geschieht  dies  zu  dem  Zwecke, 

^^^^HBl  t  G^gen^taud   der  AufmerkBanakeit  erfahrener  Amti- 

^^fBSiM  an  4uupichlcn  nnd  zur  weiteren  Erörterung  der  Sache  anzuregen. 

*)  Zehnter  .Tab resbe rieht  dea  Leopoldstidter  Gommnikäl-Real-  and 
^^ruMülnm«  1^71. 

**)  Etlftcr  Jahresbericht  des  Mariahilfer  Commanal-Beal-  und  Ober* 


NO      J*  PUmdmIkf  Dio  Ueberbürdnng  der  Schaler  und  der  Or^^.-Eirt 

Was  zan&cbat  die  eingeführten  ModificatiODen  dea  ^eögrji|ilt 
icben  tind  historischen  Unterrichte  betrifft»  m  ist,  so  weit  e«  si 
um  die  erste  Stufe,  das  Untergyranaaium»  handelt,  die  leitende  Idee,  wi 
Dftch  der  historische  Unterricht  zu  beschrinicen,  der  geographische  tni 
tu  herQckBichtigen  ist,  gewiss  richtig  tu  nennen.  Der  ]>ropädeuth9cil 
bi«iorische  Unterricht  hat  auf  eine  Darstellung  der  Geschichte  d 
Alterthiims,  des  Mittelalters,  der  Neuzeit  zu  verzichten,  und  mnss  ai 
begnügen  mit  den  Wissens werthen  Begebenheiten  nnd  Personen  aas  d 
Geschichte  dieser  Zeiträume.  Gleichwol  scheint  es  un^,  dass  das  Auaitu 
der  Zeit  für  denselben  in  der  dritten  Classe  mit  einer  Stunde 
bemessen  wurde,  und  wir  können  uns  der  Besorgnis  nicht  en' 
das»  in  dieser  Classe,  die  ohnehin  für  die  Schüler  manche  ScUwierig) 
bietet,  eine  unsichere  Hand  mit  einer  ^tark  vermehrten  Äoflaec  ei 
Lehrbuches  der  Geschichte  und  Geographie  leicht  ins  GcdrÄnge  komii! 
und  Ueherbürdung  veranlassen  kann.  Für  eine  ergänzende  Wiedei 
des  Gegenstande«  mag  eine  Stunde  genügen;  aber  ein  fortschi 
neuer  Gegenstand  hat  den  An.sprucb  auf  da<i  Minimum  ron  2  8tuDi!( 
Ob  die  Vermehrung  der  Stunden  für  die  Geographie  den  beabsiehtij 
Zweck  erreiche  und  ob  hier  nicht  zu  viel  Stoff  gehäuft  werde,  daxül 
werden  die  gemachten  Erfahrungen  Aufscbluss  zu  geben  haben.  Es 
bei  diesem  Gegenstande  nicht  zu  übersehen,  dasa  der  Lehrer  der  K 
geschichte  einen  wichtigen  Theil  des  erdkundlichen  Unterrichtes  in 
handeln  hat  und  dass  auch  der  Lehrer  der  Pbjsik  hiefür  reichlich  bei^ 
zusteuern  verpflichtet  int.  Diese  Beziehungen  der  Naturwis^enachaf 
zur  Erdkunde  »ichern  denselben  ihien  Platz  auf  jeder  Stufe  dea  öiil 
richte»;  allein  diese  Beziehungen  müssen  auch  gepflegt  werden.  Von 
Pflege  dieser  Beziehungen,  von  den  dabei  begründeton  Vorkenntniai 
wird  es  jederzeit  abhängen,  wie  weit  man  in  der  speciellen  Geograp] 
vorzugehen  habe,  wie  denn  in  rweiter  Linie  auch  die  Kenntnis  der  C 
schichte  nicht  ohne  Einfliiss  auf  die  Geographie  bleibt  Man  wird  h 
Haass  halten  und  vor  Allem  erwägen  müssen,  dass  zur  Fähigkeit 
Orientierung  auf  dem  erdkundlichen  Gebiete  ein  sicheres  Wissen  gehd 
dessen  Bestand  nur  innerhalb  bestimmter  Grenzen  und  durch  vielfiu 
Anwendang  des  Geleruten  verbürgt  wird.  Nach  unseren  Erfahrung 
halten  wir  je  3  Stunden  in  der  zweiten  und  dritten  Claase,  wovon  je  ei 
Stunde  für  eine  ergänzende  Wiederholung  der  Geographie  rorl 
ist,  für  den  geographischen  und  historischen  Unterricht  für  ausn 
Dagegen  erscheint  eine  Vermehrung  der  Stunden  von  3  auf  4 
vierten  Classe  als  zweckmässig.  Hier  kann  mehr  specieüe  Geo| 
vorgenommen  werden,  weil  die  Bedingungen  hiefür  schon  reichUel 
Torhanden  sind.  Wir  wünschten  nur,  dass  diese  Zugabe  von  einer  Stui 
die  bereits  1850  gelegentlich  einer  Abänderung  der  im  Org.-Entw, 
haltenen  Bestimmungen  *)  über  die  Behandlung  der  Geographie 
Geschichte  au  den  Gymnasien  für  den  geogr.  Unterricht  in  Au^aI^ 
genommen  war,   auch  unter  jener  Rücksicht  erfolgt  wir«,   die  doflfi 


•)  Vgl  Ztschr,  f.  d.  Ööterr,  Gymn.  1850,  S.  380  ff, 


Pt^äckmik,  Die  CeberbÖrdung  der  Schüler  Tind  der  Org.-Ei]tw,     MI 

wmilc,   uiiter  ße«chränkuDg   nämlich   dea  Unterrielites  io  der 
f\§hf%  4af  2  StuadeD,  und  Zuweisung  der  ein&D  Stande  an  den  geo- 
>[ili»cb*)it»torUcbcD  UDterrlcbt. 

Im  OhvgjiDnAsiiiin  ist  durch  die  Einf^bran^  der  Stmidensahl  ffir 

Gigfr.  n*  Gescb,  in  der  fänfteu  Classe  von  3  aaf  4  Standen  iowie  durch 

lii  Modificatwn  in  der  VertbeilaDg  der  Classenpensa  eine  Verscbiebnng 

dtffkrvt^Of   die  dneraeita  ein  schwer  erreichbiires  Class^nziel  festseUte, 

ladercneits   nicht  nnge^nd^te  Veranlassung  zur  Klage   wegen  Utiber- 

Mtdiag   bietet    Die  Geschichte   dee  Altürthums,    die  bisher   nof  drei 

taMitf  ftrtheilt  war,    Ist  jetzt  aaf  zwm  8emeater  mit  je  4  Stunden 

ringt.   Erwägt  man  nun,   dasa  die  erste  Ciasee  des  Über* 

an  iieb  »«hon  für  die  Scbäler  Schwierigkeiten  genug  UeM» 

fttr  divfie   eine  so  vermehrte  Last  dröckend  sein,   vollends  aber 

Schüler  jener  Q^rnuiiflient  an  denen  gleichseitig  auch  der  natur- 

tlichc  Unterricht  vuo  2  auf  3  Stunden  erhöht  wurde.    Hier  thot 

(düeunige  Abhilfe  Xoth ;  eine  Aenderung  ist  schon  durch  den  Zweck  des 

(vjiiu^iiiiiii».  dae  Auf  ein  gründlicheres  8tndiurn  der  Geächichte  Griechen- 

uod  Itoins  nicht  verzichten  kann^  dringend  geboten. 

Wir  wenden  um  nun  2u  den  Naturwiasenschaften.  Wie  oben 

bemerkt  wurde,  ifit  die  Stundenzahl  für  dieae  Gegenstände  an  den 

lien  Niederöaterreichg  um  6  rermehrt  worden.  Diese  Vermehrung 

irtspnebt  oabean  jenen  Anträgen,   die  in  der  seiner  Zeit  abgehaltenen 

iffmnaaijü-En^aete^Cammi^sion   angenommen  worden  sind  niit  der  Ab- 

HldlBiig,   da«  die  Stundenzahl  für  Physik  in  der  siebenten  Glasae  un*- 

^ladert  blieb,  b  der  achten  Classe  dagegen  statt  der  votierten  5Stun* 

^  onr  4  tngetctzt  wurden. 

«Wenn  man  die  bei  un»  zu  Lande  übliche  Unterscheidung  der  huma- 
ttkiidien  und  reaUitischen  Fiicher*)  ins  Auge  fasst,  so  liegt  es  nahe, 
it  ttndenz  jen<.'r  Cotnniission  als  eine  realistische  hinzustellen.  Wir 
^laa  dicMf  Ansicht  nicht;  denn  um  hoi  jener  Partei  Unterscheidung  in 
kirikSt  >t*  fanden  die  Humanisten  dae  frenndlichstd  Entgegenkommen 
ktt  4it  Bealiatcn:  aueh  die  für  die  cbissiscben  Sprache  beantragte  Ver* 
Übung  tun  i  Standen  Ui  bereitwilUgit  augeatanden  worden.  Gleich wnl 
L^i  iiili  Vermehrung  nicht  in  Wirklichkeit  getreten  ^  und  es  war  gut, 

^F  ^)  Die  Trannung  der  LehrgegcuHtändc  de«  Gymnasiums  tn  die 
^^Äl^  der  »og,  bumani»tischcn  und  realistischen  Fächer,  mit  welcher 
■n  kA  nn«  nicht  »elt^'n  von  vornherein  an  Fragen  der  Gjraniwialein- 
Mtt0|eik  herantritt»  i»t  dem  Geiste  und  den  Grundsätzen  des  Organi- 
•imaqitwnrfeft  r^llig  fremd,  welcher  den  Schwcrpunct  des  Gymnasiums 
»  der  XuÄTntncngfhfvrigkrit  und  wechselseitigen  Ergänzung  aller  unter- 
eustimde,  in  der  Beziehung  dertiolben  aufeinander  findet.  Leider 
die  administrative  Kinrichtung  selbst  durch  da»  Bestehen  einer 
'  'iHion  für  beide  Gebiet«?  dem  Auaeinandergchea  de« 
geleistet,  eine  Einrichtung,  deren  Beseitigung  ge- 
EftÄ^kcrth  ist.  Anm,  d.  Red. 


SOS     J.  Ptaschnik,  Die  Ueberbürduog  der  Scbüler  und  der  i 

da£8  es  nicht  geschah.  DeDH  welche  DimensioneQ  hätte  die  Kl 
der  üeberbördnng  annehmen  müascn»  wenn  gleichzeitig  anch^ 
«tunden  für  Latein  und  GriechiBch  vermehrt  worden  wJlrenl  Wie 
wickluogagang  der  Dinge  lehrt,  liUst  »ich  nan  aber  nach  dem  8a1 
fitieque  rapere,  ducere,  (rohere;  respublica,  quae  media  erat^  diU 
Dicht  YOrgehen:  das  Wohl  dieser  respubUca,  die  Gymnasialeinri 
als  ein  Ganzes,  muss  entacbetdend  bleiheu;  in  diesem  Gesammtii 
müssen  sich  alle  mitwirkenden  Factoran  vereinigen. 

Und  den  bisher  gemachten  Erfahrungen  gemäss  scheint  «i 
gerade  unzweifelhaft  zu  sein,  dass  bei  der  schwierigen  Lösong  dt 
hlems»  welches  der  Org.*Entw.  unternommen,  man  der  Vorsi«? 
,  wenigstens  vorerst  mit  dem  Minimum  der  Stunden  operieren 
für  spricht  auch  ein  weiterer  Grand.  ^Der  Plan*,  sagt  der 
S.  G,  „baut  auf  die  Wirkungen  einer  verbesserten  Utiterrioht 
Ist  diese  vorhanden?  Man  Iclagt  über  die  unzweckmässig 
Lehrbücher;  man  klagt,  dass  so  viele  ungeschulte  Lehrer  au  der 
sind.  Diese  Erscheinungen  sprechen  nicht  für  das  Vorhandensein  i 
bewerten  Unterrichtsmethode.  Solche  Erwägungen  nun,  meinen  wii 
ten  auch  die  Vertreter  der  Naturwissenschaften  bestimmen»  ib: 
derungen  bis  zur  äussersten  Grenze  herabzusetzen,  wie  dies  den  1 
der  classiscben  Sprachen  schon  durch  ihr  jetziges  Stundenansmaj 
boten  ist,  welches  um  der  Aufnahme  der  neuen  Gegenstande  wil 
ein  Minimum  beschränkt  ward,  unter  welches  herunterzugehen  nie 
ter  möglich  wäre,  ohne  die  Früchte  der  aufgewendeten  Mühe  illo 
zu  machen. 

In  erster  Linie  dürften  die  Lehrer  der  Physik  im  Obergymi 
da  sie  ja  nicht  auf  das  Minimum  der  Lehrstunden  angewiesen  sii 
die  Vermehrung  in  der  achten  Classe  um  so  leichter  verzichten  I 
als  dies  auch  durch  hillige  Rücksichten  für  die  Abiturienten  nah 
ist,  die  nach  den  bestehenden  Normen  des  Maturitätseiampus  über 
an  Arbeit  wahrlieh  nicht  zu  klagen  haben.  Anders  verhalt  es  si 
der  Naturgeschichte,  die  nach  dem  Normalplan  des  Jahre 
auf  ein  Minimum  der  Stunden  angewiesen  ward.  Die  Klage  ist 
selten,  dass  das  Stunden  au  smaaas,  welches  für  diesen  Unterricht  in 
gymnasiuni  ausgeworfen  ist,  selbst  bei  grosser  Einschränkung  nie) 
reiche.  Da  ferner  dieser  Unterricht  eine  wichtige  Aofgabe  für  d 
künde  zu  15sen  hat,  so  kann  hier  allerdings  jede  Einschränkung  der 
geschichte  zugleich  als  ein  Abbruch  für  die  Geographie  empfand« 
den.  Der  Wunsch  nach  je  3  Stunden  Naturgeschichte  in  der  fünft 
aechsten  Classe  mag  nicht  unbillig  erscheinen,  wenn  auch  die  Befrie 
desselben  im  Hinblick  auf  die  Klage  über  Ueberbürdung  seine  I 
keiten  hat.  Vielleicht  dürfte  folgender  Ausweg  discutierbar 
der  Bedingung,  dass  der  historische  Unterricht  in  der  fünften  < 
4  auf  3  Stunden  herabgesetzt,  und  unter  der  weiteren  Beding 
die  Stundenzahl  für  Mathematik  in  dieser  Clssse  von  4  auf  ; 
wird,  könnte  die  hierdurch  freigt^wordcnc  eine  Stunde  der  Natui| 
logelegt  werden.   Die  Mathematik  büsst  dabei  nichts  ein, 


Di«  Üeberb&rdan^  der  Scbüler  und  der  Org,-Entw,     SOS 

I  Ifw4g!t«  äwm  diee«1b«  durch  eine  Rcduderung  der  Lehrstonden  für  die 
l4i||QB  ton  3  auf  2  eine  Stunde  in  der  achten  Classe  gfewonnen  hat. 
f«  ld«rdtirch  die  Nolhwendigkeit  erwachen  sollte»  den  mathemati- 
^iMfcin  Lchnioft  bis  in  die  achte  Classe  fortzufahren^  so  wäre  dies  weniger 
^Bft  CtfbeLitajid  dena  ein  Gewinn  zu  nennen,  da  die  bisher  vennisKte  Con- 
^BmitM  tu^rdurch  hergestellt  wäre.  In  der  sechsten  Clasae  müsste,  da 
^^b  aiilf«!  AuBweg  fast  unmöglich  zu  sein  scheint,  eine  Stande  für  die 
I  lUsffvicJiichte  zugelegt  werden').  Waa  die  Yermehning  der  Stunden 
im  HalQffeaehicbie  in  den  drei  ersten  C lassen  des  Üntergjmnasiumi 
IMflt,  dia  hanptiäcbUch  damit  motiTiert  wurde,  dasa  bei  fIberfQllten 
QHffn  mh  tweistfindiger  Unterricht  nicht  ausreiche,  so  erscheint  in  derlei 
micQ  die  Vcrtnehmng  aUerdiogs  wQnschenswerth  aber  keineswegs  notb- 
naiig  an  Gjrmnasion,  wo  die  Frequenz  normal  iftt:  die  Ansichten  wer* 
In  biertb«r  nach  Maassgabe  der  Erfahrungen  verschieden  sein,  obwol  et 
ticbi  an  Stimmen  fehlen  dtrfte,  welche  geltend  machen,  dass  fünf  Semester 
ftit  ji  2  Stunden  dem  Zwecke  dieses  Unterrichts  im  Untergymnasiom 
idlkoaiiiien  genflgen.  Eiefür  spricht  auch  der  Umstand,  dass  die  Beal* 
gfwuncii  aelbat  fHi  die  Naturgeschichte  ohne  Unterschied,  ob  die 
QkMMn  Ober  fallt  sind  oder  nicht,  vier  Semester  mit  je  3  Stunden  als 
paUfoid  beseicbnen. 

DIeae  Andeottingen  haben  lediglich  den  Zweck,   dnreh  Bedaction 

im  w-  I         tTinden   den  Lehrplan    von    der  Tbeiln^bme  an 

4fr  Ik  lang  zn  befreien.    Die  Gesammtrermehrang  der 

1  Vergleich  znm  Lehrplane  des  Jahres  1855  betrdge  eine 

*)  Dkmm  Vorschkge  auf  Vermehrung  der  Stunden  fQr  die  Natur* 

in  der  fünften  und  sechsten  Claase  muas  entgegenhalten  wer* 

w«nn  ea  sich  hier  dem  gegenwärtigen  Ausmaasse  gegenüber  um 

i  ITimehrang  der  Stunden  handeln  sollte,  in  erster  Linie  wnl  anf  die 

Stittim  dcijetiigen  Hficksicht  zu  nehmen  wäre,  welche  über  die  Beengung 

!■  Ualerrichta    im    Lateinischen    in    diesen   Classen    nachdrücklich 

Hifi  lilkreD.  In  Betreff  der  Katurgeschichte  sei  auf  die  Anmerkung  ver- 

ikia«  mit  welcher  die  Verordnung  vom  10.  Sept.  1865  die  Feststellang 

na  t  Btnndim  fUr  diesen  Gegenstand  in  d«r  fünften  und  sechsten  Classe 

«•Uviari.  Mn  BeH^cknichtigung  des  Umatandes,  liaiaal  es  darin,  dass  die 

Bctetem^  ie  Katnrgenchichte   f^r   die  Gjmnasialaufgabe 

hil,  Btcbt  t    grosse  Ausdehnung  des  Lehrstoffes   bedingt» 

«idifiai  ca  tinbrdenklich   und   ist  bei  Temchiedenen  Anlassen  sowol  in 

l'Zeitfichrift  als  in  amtlichen  Berichten  Ton  ei nsicbt^r ollen 

des  Faches  auch  angeratben  worden  i  dass  mit  zwei  wöchenW 

andcn  dnrch  zwei  Jabrescurse  für  dasjenige  Msass  des  natnr- 

ßdisii  Witaen« ,    welches   zur   allgemeinen  Bildung   einea  Gjm- 

Ifctil  Abtt-  ^  das  Auslangen  gefanden  wenien  soll,  somal 

wm  4«r  l  t  i  ülür-  und  OWrgjronasium  nicht  nur  in  Rück- 

Mt  aal  die  Form ,   »ondern    auch   in  Rücksicht  auf  die  Materie  ?er- 

«Üliri  Wbindatt  wird,   so  dass  unu6thige  Wiederholungen  vermieden 

ftrfen^  Vgl,  dieae  Zeitscbr.  Jahrg,  1»65  8,  835  f.  Anm.  d.  Red. 


tot     J.  Ptaaehnik^  Die  Ueüerbärdoiifsr  der  Selkftler  and  dvr  Org,*£nti 

Letetundej,  die  wol  zu  ertragen  Bein  wird;  die  vörg«Bchlag«neii  kleli 
Verscbiebungen  übrigens  wahr^jn  die  Contioiiitäfe  in  der  Entwicklanf? 
Unterrichts,  so  weit  es  das  GesAin ratinte rease  2ti  fordern  schien.  \ 
brauchen  nicht  erst  hervorzuheben,  dass  hiebet  die  wesentlichen  Gru: 
Züge  des  Org.-Entw,  völlig  anberührt  bleiben.  Nach  g.  66,  2  des  Or| 
Entw.  steht  es  b^skanntlich  dem  Lehiercollegiam  eines  jeden  Gymn&«i 
frei,  da,  wo  es  eine  andere  Behandlung  eines  LehrgegenstaDdea,  «ji 
andere  Verthoiliiflg  eines  Stoffes  auf  die  einzelnen  Olasaen  fQr  beeaer 
alfl  die  vorgeschriebene,  darauf  bezügliche  Anträge  lu  stellen.  N«r 
diesem  Wege  Jsönnen  Erfahrungen  gesammelt  worden,  wobei  jedesfi^ 
zugleich  der  VortheÜ  erwächst,  dass  eine  bei  dem  Versuche  hervortrel 
CalaniitAt  zu  Nutz  und  Frommen  anderer  looiliäiert  bleiben  kam 

Die  Aufgabe  dieser  Zeilen  würde  jedoch  nur  itir  Hüfte 
sein,  wenn  wir  bei  Erörterang  des  Verbiltniasee ,  in  weichem  der  Orj 
Entw.  Äur  Frage  der  Ueberbürdung  steht,  nicht  auch  die  wesentliti 
Gmndzüge  desselben  berücksichtigen  w^ürden.  Bekanntlich  bOJot 
Zweistufigkeit  ein  solches  Fundament  unsercH  Org.*Entw.,  eine  Ei 
ricbtang  die  bereits  vielfach  erörtert  wurde  und  auch  jetzt  bei  der  Frt| 
wegen  der  Ueberbürdung  neuerdings  in's  Auge  gefaset  ward  und  werd 
muaste  Denn  wenn  es  gilt,  die  Ursachen  eines  Uebels  zn  erforscbeOf 
niQfls  alles«  auch  das,  was  als  ein  festes  Fundament  bisher  betrachi 
wurde»  einer  Untersuchung  unterzogen  werden;  die  Frage  also;  tri 
nicht  etwa  auch  die  Zweistufigkeit  Schuld  an  der  Ueberbürdung,  IM 
in  den  Verhältnisaen  begründet 

Was  nun  diese  Hauptfrage  betrifft,  so  tragen  wir  kein  BedenlD 
uns  dahin  auszusprechen,  dass  die  Zwei  stufigkeit  an  der  UeberbÜrd 
weaentlicb  Theil  habe,  jedoch  nicht  insofern  sie  eine  principieUe  ^ 
lichtung  ist,  sondern  in  der  Art  ihrer  Durchführung.  Wenn  wir  die  Z' 
^ufigkeit  als  Princip  nicht  bekämpfen,  ao  geschieht  dies  nicht  etwa 
starrer  Consei^uenz,  weil  wir  vor  20  Jahren  das  Wort  für  dieses  Princ 
geführt,  sondern  weil  wir  seither  nur  in  der  Ueberseugung 
wurden,  dass  die  Fundamente  der  Organisation  unserer  Gjmn 
auch  die  Zweistufigkeit  fest  und  dauernd  zu  bewahren  sind.  Schon 
der  physischen  Beschaffenheit  der  Jugend,  die  in  dem  Alter  zwtjdl 
10— lö  Jahren  unseren  Gymnasien  angehört,  tritt,  wie  man  weiaa,  Q 
dem  14,  Lebensjahre  ein  wichtiger  Abschnitt  ein,  der  eine  Sondcni] 
der  Schüler  in  die  Gruppe  der  Knaben  und  der  heranreifenden  Jünglii^ 
fordet;  die  Erziehung  und  der  Unterricht  darf  diese  Andeutung  nk 
ignorieren  und  hat  dies  auch  nicht  gethan.  Der  Rücksichtnahme  f 
jene  beiden  Alterastufen  verdankt  die  Methodik  und  Didaktik  di^  ä\ 
bildung  eines  fßr  alle  Hauptgegenstände  noth wendigen  propädeutisch 
Unterriehtaganges ,  durch  welchen  erst  die  strengere  wissen scbaftlic 
Behandlung  auf  den  höheren  Stufen  begrü.ndet  und  gesichert  wird,  W« 
gesagt  wird,  es  fehle  den  Naturwissenschaften  an  ainer  Methodik  namtf 
lieh  f^i  die  unteren  Stufen  des  Unterrichts,  so  ist  darauf  hiuzuwe»! 
dass  auch  die  sogenannten  humanistischen  Fieber  erst  allmählich 
ihrer  entwickelteren  Methodik  und  zu  einer  sweckmlasigen  elementAB 


/  Ftäifkmk,  Bie  üeb«r1>Qrdun^  Jer  Scbnier  and  der  Org.-£Dtw«     SOS 

Bfkuidlaii^  ihrtfi  8toft'iä8  gcUugt   Bind.    Zur  Ebre   der  Seh&lermünner 

>rtWnddi«  ^Uoben  wir  8ag«ii  zu  köoneD,  dass  bei  all  den  Fehlgriffon, 

Jvf»  fork&meOf  die  Methodik  und  Didaktik  auch  in  den  Natur- 

..•^  i.KliafU'n  wäbreod  den  Beätandes  dea  Org.-Eutw.  gewiss  anerken* 

^dMitfÜi«  ForUcbritt*}   gemacht   hat,    so   da«8   insbesondere    Niemand 

«(lif  <bimii  -  -iOQ,  dass  aach  Naturgeschichte  und  Physik  eine 

mMkDia^>Ct  atische  Behandlung  zulassen.    Ein  Einwarf  noch, 

'i(rHuti|{  gnhnrt  wird,  smji  hier  kurz  erwähnt    Man  aagt,    e*  tret«  hei 

iAtyffi  (ttfgeiist&odiei)  durch  die  Scheidung  des  Gymnasiums  in  zwei  Ah- 

j.Q  eine  L'Qterbrechung  ein  und  die  ContiDuität  der  Behandlung 

*  rt.  Dieser  Einwurf  hat  nur  eine  scheinbare  Berechtigang.  Im 

Mielt  da»  Einzelne  jeder  EHsdplin  stetig  und  wo  die  ganze 

rt,  werden    die  Fftden    derselben   nicht    abgeschnitten, 

idere  Diaciplinen    suflftnunengehalten ;    die  Lehren  des 

einem  aiideni  Gebiete  zur  Benützung  und  Anwendung, 

-tmer  das  «rworbene  Wissen  sichert.    Denn  die  ünter- 

sind   nicht  zufällig  zugammengewürfett;  sie  sind  ver* 

ib:i  cna   iri:aiuen  sich  WAcheelBeitig.    Die  Geschichte  stützt  sich  auf 

ii  LÜBratur^  di«s<^  anf  die  Sprachen;   mit  der  Geschichte  hangt  die 

^ipfimf^#  V"  N  welche  letztere  ohne  die  Natnrwisaeniohftften 

ai  XaHiviTiuc  .  hets  Daaein  fahren  roüsate« 

loMWeit  also  liie  i^chi^dung  in  Unter-  und  Obergymnasiuin  eine 
iQr  4lo  Verschiedenheit  der  pädagogischen  Behandlung  der  Schüler, 
ü«  iioll»w«ndigc  Verschiedenheit  der  tn eth od iiich* didaktischen  ße- 
9  d<t  Lehrobjecte  bietet,  ist  diese  Gliederung  gewiss  eine  natur- 
,  ak  i«t  zugleich  die  einfachste  und  zweekmissigate,  deren  Be- 
in tich  nicht  erst  bewiesen  zu  werden  braucht.  Allein  an 
OlMffiuig  knüpfen  sich  Tendenzen,  die  zwar  nicht  ans  dem  Wesen 
i«8ae^  ber^orgingen »  sondern  dureli  äusaere  ßückäichten  hinzutraten. 
•M  ia  ihrer  aUmihlichen  Ausbildung  nicht  ohne  Einfluss  auf  daa 
«im  aasare^  GymnaaiilwBsdDs  bleiben  konnten. 

JHtm  Tei»d«iizoii  treten  ans  entgegen  und  werden  nch  prüfen  lassen. 
iva  wir  di«  Vf>fhJÜtnis,  in  welchem  das  Untergymnasium  zu  dem  über- 
fT^HhEDi  tt«iit,  naher  inh  Auge  fassen  und  das  ZieL  das  dem  Unter - 
gvateckt  ist,  in  Erwägung  ziehen.  Da«  im  Wesen  des  unter* 
tktgtndt  ?M  iüt  und  kann  doch  offenbar  kein  anderes  sein, 
YoriMrNtQng  für  das  i)bergymnasium.  Dieses  Ziel  ist  dem  Unter* 
QIMilia  lUerdings  geaetzlich  vorgetehrieben ;  allein  das  Untergjmnaaium 
4  ttte^W  ooeb  fia  aoderee  Ziel  verfolgen.  Nach  g.  5  des  Org.-Entw 
^  Am  Prtiügyuimiiiia>  indani  ea  jeden  seiner  Lehrgegeostinde  tu  einem 
^«Ol  Abaditiafla  führt ,  und  mehrere  da?on  in  vorherr<ichend  }H>puliirer 
^m  imI  firalti^'h^r  Eiehtung  behandelt,  ein  in  »ich  ^bgeschlosneuea 
^Mi  VAQ  <  r  Bildung  zn  ertbeilen,  welchen  für  eine  grossere 

^  ^M  Lr'  t nassen  erwünöcblich   und  ausreichend  ist  und  zu- 

t^uli  Vc  ttif  Obcrrealachulen  und  weiter  für  die  technischen 

UiHkii^  n  iiiiO^n  vc^rmag.  Würde  der  Sinn  dieser  Stelle  der  sein,  dass 
*  IJ  Iiltqi7»]iiainm ,  als  Vorbereitunga^cbule  für  daa  Obergymnasium, 


306     J  Ptaschnik,  Die  ü^berbflrdiing  der  Schaler  hikI  3er  Org.-I 

zuglei*:ii  in»  allgemeinen  eine  für  eine  grössere  ZaUI  ?on  Lebeusvert 
nisäen  erw anschliche  and  aaireicbende  Bildang  gewahre,  so  w&r«  da|p( 
nichts  eiij^uwenden ,  es  wäre  ein  im  Grunde  ontiötbiger,  weil  sqI 
ferständlicher  Beisatz»  da  ja  d&s  Gymnasium  an  sich  keine  excluitir 
icbränkte  Bildang  gewährt  Allein  dem  ist  nicht  i*o.  Wir  legen 
Gewicht  darauf,  dsi&8  hier  von  einem  relativen  Absohlaas  die  fUde 
da  eigentlich  jijdes  Öemeater.  jeder  Jahrgang  einen  rektivea  Absck 
gewährt;  allein  bedeatungaloa  ist  die  Unterscheidang  nicht,  wenti 
mehrere  Gegenstände  in  vorherrschend  populärer  W 
and  praktischer  Richtung  behandelt  werden  fiolleo,  wj 
die  Voraussetxang  in  sich  schliesst,  dass  andere  Gegenstände  in  dl 
Weise  nicht  behandelt  werden  sollen.  Diese  Unterscheidung  bleibt 
raisslicbej  denn  sie  verleitet  zu  der  Annahme,  das«  für  eine  Behand] 
der  Gegenstände  auf  der  antern  Stufe  ausser  dem  wesctitlicbeD 
einzig  zulässigen  Kriterium«  dem  ihres  propädea tischen  Char 
ters»  das  allen  Gegenständen  ohne  Ausnahme  zuküinmt,  ncM:h 
sweites  bestehe,  das  einem  anderen  Charakter  angehören  »oll,  ^ 
es  nnr  mehreren  Gegenständen  zukomme.  Wird  vollenda  aui 
grdftsereo  Zahl  von  Lebensverhältnissen  eines  speciell  heransgegrif&n,. 
eine  Kategorie  von  Schulen  besonders  hiugewiesen,  dann  moss  Ulm 
Glauben  er w ecken ,  dass  jene  mehreren  vorherrschend  in  po polarer  W 
und  praktischer  Richtung  2u  behandelnden  Gegenstande,  die  ein  a) 
schlossenes  Ganzes  allgemeiner  Bildung  gewähren  sollen,  xunächit 
Interesse  dieser  Lebensverhältnisse  dieser  Schulen,  nnd  erst  in  swei 
Linie  als  Vorbereitung  für  das  Obergymnasinm  behandelt  werden  $ 
Eine  solche  Nebenbestimm nng  hat  ihre  Gefahren.  Zunächst  kann  aus 
solchen  Einnchtung  des  Untergjmnasiums  der  Schluss  gezogen 
dass  dasselbe  eigetitlicft  nur  durch  eiuige  Fäden  (Latein,  GriecJ 
dem  Obergjmnastuai  und  somit  mit  dem  organischen  Ganzen  des 
nasiuras  in  Verbindung  stehe ;  die  übrigen  Fäden  sollen  durchgeÄchnil 
nnd  zu  einem  Abschlassknoten  geschürzt  werden.  Die^  k&nn 
umständen  eine  schwere  Belastung  für  den  nur  schwach  verbuni 
unteren  Körper  des  Ganzen  werden;  man  darf  sich  nicht  wundem, 
er  schwankt  und  wankt»  ja  zu  stürzen  droht.  Von  welcliem  Einflusa 
solch  selbständiger  Abschtussknoten  in  praktischer  Beziehung  sein  k^ 
das  beweist  die  Klage  aber  die  Lehrbücher.  Man  wirft  denselben 
Recht  vor,  dass  sie  dickleibig  geworden»  daas  sie  nach  Umfang 
stellnng  den  Charakter  von  selbständigen  Handbüchern  ang 
haben-  und  dieser  Vorwurf  trifft  insbesondere  die  Lehrbücbi 
Fächer,  in  denen  die  Behandlung  des  Gegenstandes  in  vorhem»cl 
populärer  Weise  und  praktischer  Richtung  gefordert  wird:  die  Lehrbtt* 
der  Geographie,  der  Geschichtef  der  Naturgeschichte  und  Physik« 

Die  Grenze  für  das   abzuscbliessende  Ganze  allgemeiner  Bild 
wie  es  nach  jener  Bestimmung  vom  üutergymnasium  gtilordert  bl» 
finden  ist  schwer;  und  man  kann  die  Verfasser  von  Lehrbüchern  Im  Gri 
darob  nicht  tadeln,    wenn  sie  darin  den  Stoff  nicht  blos  so  behau 
wie  derselbe   für  eine  grössere  Zahl  von  Leben sv erhält nt» 


iTWe  Ueb«rbürdung  der  Sehüler  und  der  Org -Entw,    JK)7 

und  ftufireichdod  za  erachten  wäre»  sondern  in  ihrem  Eifer 
gea  thnn,  find  aus  Ihrem  Lehrbache  ein  Yndemecum  f^r 
ktbchti  L  laopt  gestalten.  Das  Üeh«  rech  reiten  der  Grenze, 

eil  den  j:  ,  ._ii>ichen  Charakter  dem  üntergymnaaiura  vorge- 
i  bti  liegt  nahe;  and  ist  einmal  das  nothwendig  einzuhaltende 
m  tjntgjtnnasium  Qbers^hritten,  dann  wird  es  auch  Im  Ubergjrro- 
nkht  eingcimlten  werden. 

fnicr  solchen  Verhältnissen  darf  es  nicht  auffallen,  wenn  die 
Bgkeit  mitunter  nicht  als  flie  stufen  rnä.ssige  den  zwei  Lehens- 
|t!s  GjronaaiAeten  aögemessene  Vornahme  der  FÄchcr.  sonden» 
I  all  die  zweimalige  Behandlung  derselben  Gegenstände  betrachtet 
il>bti  die  Frage,  wozu  zweimal?  wozn  der  Zeitferlust?  sich  fnn 
egibt 

kt  Org.-£utw.  warnt  ?or  diesen  Gefahren  (B.  4)s  ^Zu  vermeiden, 
sind  aber  allerdings  und  mit  aller  84>rgfHU  Miss  Verständnisse 
fcr,  Wt^kho  die  Grenzen  beider  Uüterricht*stufen  durch  Willkür* 
bcrgriffc  vtüwiacbcn,"  Dms  diese  GeJahren  jt^loch  nicht  lediglich 
Folg^  der  Willkür  eiulret<*n  können,  ist  nus  dem  Vorangehenden 
Mimen.  Aach  noch  weitere  dabei  nahe  liegende  Gefahren  scheint 
rEotw.  im  Ange  zn  haben:  „Das  Untergjmnasium,  hcisst  es  S*  3, 
|0ich  ein  relativ  abgeschlosäenes  Ganzes  von  Bildung  gewähren» 
dSo  Schüler  sowol  zum  Cebertritte  in  die  höhern  Stufen  der 
llen  als  auch  zum  Eintritte  in  manche  Berufe  des  praktischen 
befähiget.  Ob  eine  fiinrichtuniyr,  welches  diese  allgemein  als 
anerkannten  Zwecke  verfolgt*  ^aa  Wesen  des  Gymnasiums  und 
bfig  t\*it  für  das  Gbergmnasinm  und  die  Universität  bestimmten 
ie  oder  nicht,  muss  aus  dem  Lehrplane  ersichtlich  sein,** 
»laue;  allein  die  Gefahr  für  den  Lebrplan  liegt  eben  in 
münte,  dass  das  Untergjmnaäium  nach  der  Weisung 
Iiehr|»lan  nieht  aus  sich  selbst  und  für  die  Zwecke  des 
firrollkommnen  kann,  sondern  durch  aussenliegende  Ver« 
mt,  von  denselben  in  steter  Abhängigkeit  gehalten  und 
atkriei  Schwankungen  preisgegeben  wird.  Denn  wenn  das  Unter- 
lugieich  als  Vorbereitung  für  die  Übe rrealsch ölen  dienen 
daMelbe  genöthigt  Schritt  für  Schritt  dem  Entwicklungsgange 
zu  folgen  und  Aenderungen  in  seinen  Lehrplan  auch 
jiien,  wenn  sie  selbst  gegen  sein  eigenes  Interesse  gerichtet 
also  liegt  es  in  der  Bestimmung  des  g.  5.  Wir  wollen  nieht 
,  zo  welchem  Tanimolplatzc  von  Proje<;ten  das  üntergjm* 
rkoren  werden  könnte,  wenn  man  darauf  ausgeben  wollte, 
foU  zu  genügen  und  im  Untergjmnaainm  strenge 
nefi  Ganzes  allgemeiner  Bildung»  welches  für  die 
r  len  Lebensverhältnisse  erwünschlich  and 

;  ■  \i*i;  allein  nah«  liegt  die  Frage,  ob  es  denn 

,  dii«,  wahrend  ringsum  jede  Kategorie  von  Schulen  ohne  die 
BAckaichtnahme  auf  die  Kinricbtnng  der  Gjmnaaien,  Uiron 
otwickluagigBOg  sucht  und  ündet^  das  Gjmnasium  dazu  ver- 

20* 


^ 


808     */.  Pta6chnitk^  Die  Ueberbtürdung  der  Schaler  und  der  Ör^*-£iii^^B%, 

urtheilt  sein  solle  ein  solch  nuselbst&Ddi^es  Leben  tvL  führen.  Das 
und  darf  die   Mission  dieiser  durch  Jahrhunderte  bewahrten  lustitnti 
nicht  sein.    Dass  die  GymnaHien  Oeßterreichs  den  Bedürfnissen  der 
EcchDung  tragen,    beweist  ihr  Lehrplan,  worin  die  Werthn' 
Nttturwisfieuschaften  vollauf  mm  Ausdrucke  kommt;  das«  oj 
Jahrhunderte  geheiligte  Erbe  des  claasischen  Altetthunis  wie  «lui 
Feuer  der  Vesta  erhalten  und   pflegen,  schadigt  Niemand,    sie    i 
ei  Niemand  auf;  dass  sie  mit  diesem  Erbe  wahrlich  keinen  abgdttidcl 
CnltuB  treiben,  zeJgt  ihr  Lehrplan,  zeigen  die  massigen  Erfolg»,  die 
demselben  2u  erzielen   sind.     Unsere  Ojmnasien  sind   hierin   bereits 
jene  Grenze   gelangt,    hinter  welche  Eurückzugehen  weder  möglich  u 
räthlich  erscheint. 

Wenn   nun   fiber  die  Calamität  der  üebcrbördung  gekkgt 
so  scheint  sie  uns,  so  weit  sie  auf  die  Organisation  der  Gymnasien 
Bezug  hat,  dem  Entwickelten  zufolge  mit  der  angedeuteten  Veruiel 
der  Stundenzahl  seit  1865  und  mit  der  fehlerhaften  Dnrchftihrung 
Zweistufigkeit  in  Verbindung  zu  stehen.  Diese  letztere  ist  zunächst  di 
durch  die  Nebenbestiramung  des   §,  5  des  Org.-Eutw.  veranlaast. 
Ruf  nach  Conccntration  des  Unterrichts  ist,   wie  die  Geschichte  unacr« 
Ünterrichtsweseiis  lehrt,  vor  20  Jahren   laut  geworden;    er  ist  m  nJh^ 
Zeiten  berechtigt.  Man  suchte  die  Concentration  damals  darin,  dass  tziaii 
die  Naturwissenschaften  aus  dem   Untergjmnastum  ausscheiden  wollte; 
es  war   dies   eine   partielle  Aufhebung   der  Zweistufigkeit   und  wie  dltt 
gründlichen  Erörterungen  ans  jener  Zeit  in  dieser  Zeitschrift  es  lueh«' 
gewiesen,  eine  Erschütterung  der  Fundamente  des  Org.-Entw.  Violkicbt 
dürfte  jetzt  hie  und  da  der  stille  Wunsch  vorhanden   sein   in  Ähnlicher 
Weise  vorzugehen.    Allein  auf  diesem  Wege  werden  wir  das  Ziel  wdil 
erreichen.    Die  Naturwissenschaften   haben   sich   im   Jahre  1B50  oicitt 
ignorieren  lassen  und  vertragen  jetzt  um  so  weniger  eine  Zurncksetitm^. 
Und  gesetzt,  es  gelänge  dies  f&r  eine  Zeit;  wir  sind  der  Ueberzenguu^ 
dass  die  Gymnasien  auf  diese  Weise  sich  nur  selber  schädigen  wüideiu 
Die  Concentration  jedoch  thut  noth;   wir  suchen  sie  auf  einem  anderen 
Wege:  der  im  üntergymnasiura  durch  die  gesetzliche  Einrichtung  »elbit 
geschürzte  Abschlussknoten    möge    gelöst,    die    abgerissenen   Fädeo   d«i 
Üntergymnasioms    mögen    mit    denen    des    Obergjmnasiums    fest   ver^ 
knüpft  werden,   das  üntergymnasium  möge  dem  Obergjmnadum  gmns 
zurückgegeben  werden   und   §,   5   des   Org.*£ntw.   einfach   lauten:  du 
Üntergymnasium  bereitet  auf  das  Obergymnasium  vor. 

Der  Eutwicklongsgang  der  Verhältnisse  in  unserem  Gy mnasialwesen 
hat  uns  bestimmt  dem  Org.-Entw,  theilweise  entgegonzutrot#>n;  allein  wir 
sind  weit  entfernt,  den  Werth  der  von  uns  angefochtenen  Bettina mTiiig  in 
verkennen,  da  wir  wol  wissen,  dass  znr  gerechten  Beurtheilnng  einer  Institn* 
tion  die  Würdigung  jener  Zeitverhältnisse  gehört,  aus  denen  die  Institution 
li  er  vorgegangen,  und  welchen  zu  dienen  sie  zunächst  bestimmt  war.  AU 
der  Org.-Entw,  ins  Leben  trat,  fing  man  in  Oesterreich  erst  an  Bctl* 
schulen  zu  gründen.  Da  nun  der  Zweck  der  Reform  der  Gymnasien  war, 
dieac  Bebulgn  zu  refori 


>te  tTeberVflrdung  der  Sehliler  ond  der  Or^.>Entw,     309 

XU  heben;  da  inau  ferner  iknjaU  nicht  überall,  wo  e«  noth- 

lien,  R^alachtilen  gefunden  konnte^  so  lag  es  nahe,  den  6jui> 

m  Ihren   Unterclassen  eine  solche  Einrichtung  zu  geben,    nach 

ide  gleichsam  die  Stelle  der  CJnterrealschulen  vortreten  konnten. 

MiMB«  aber,  als  die  R^lsclmlen  vermehrt  wurden,   entfiel  die 

ikht  durch  die  üntergytnnasien   die  ünterreaT schulen  zu  vertreten» 

oUendd  muästen  sie  dieser  Stellvertretung  enthoben  werden,  sobald 

Schulen  v<>n  ihrer  ursprünglichen  Organisation  siich  entfernt  und 

idngo^hlagcn  hatten,  denen  die  Gymnaaien,  ohne  ihre  hJEftorische 

autsugelHin  nicht  folgen  können,    und  ähnlich  verhalt  es  sich 

Beatinjmung  der  üntergymnasieu ,   ein  abgeschlossenes  Ganges 

cQiciDer  Bildung  lu  erthetlen«  welches  ftlr  eine  grossere  Zahl 

tverhältni^on   erwüuschlich  und  ausreichend  ist.    80  lang^  es 

rrealbchulen  gab,  s<j  lange  die  Volksschulen  nicht  reformiert 

mochten  die  ünti-rgymnasien   auch   diese  Aufgabe  miterfüllcn. 

liro  iU%  Volkschalwesen  mannigfaltig  neu  gestaltet  ist  and  durch 

der  Gemeinden  überall  Schulen  zur  Vorbereitung  für  praktisch« 

tiiltnii^se   und  Berufszweige  begründet  sind,  jetzt  wo  es  sogar 

Hin-'h^chulHfl    für    besondere    Lebensverhältnisse    gibt,    da 

^j«    Gpnnasien    dieser  Aufgabe    wol   entbunden    werden.     Die 

des  Jähret^   1877    sind    bedeutend    verschieden    von  jenen   d«» 

ISCO.     Gegenwärtig    noch   an   der  vollen   Bestimmang   des   f.  5 

\%mt  vollen,  hiosso  ein  Universal- Unterg^mnasium  schaffen,  deas^n 

adiwt'r  mt  definieren  wÜre,    das  eine  jadoch  gewiss  machte,   dosa 

T    '     -     ,.  die  eine  ganz  öberftössige  Concurrenz  anderen  mehr 

M  bereiten  sollte.    Den  veränderten  Zeitverbältnissen 

U  li^<\  Lgen  werden.  Die  Nebenbestimmung  des  §.5 

Iw,,   w*  :lb€  selbst  nur  als  provisorische  Anordnung 

nnd   nur   uls  solche  erscheint  sie  auch   im  Lichte  der  Qe- 

ans^rr.H  Unterrichtswesens,   kann  entfallen  und  das  tfntcrgym- 

uhoe  Qenfthrdnng   der   allgemeinen  Volksbildung.    Itlr  die   nun 

''    '  fgt  ist»  seiner  wahren  imd  einzigen  B«atim- 

beo  werden. 


VitQ,  Oatmi  1877. 


J,  Ptaschnik. 


Vierte  Abtheilung* 


Miscellen. 

(Stiftungen.)  —  Mit  TeataioeBt  vom  24,  Jänner  1876  Ht  i 
ton   Alexander  Graf  von  Äuersperg    ein<?  Stndon  rnJw 

Stiftung  gegründet  und  angeordnet«   däss   zwei   dieacr 
aagsweise  an  stadierendc  Jünglinge  am  Krain,  wobei  »i 
efaemaliger  üntertbanen   aaf  den  Gütern    des  Stifters    ti 
TÖcksichtigen  sind,  die  beiden  anderen  aber  an  studieren  i 
Steiermark,  vorzüglich  ans  der  Landeslinuptstadt  Ora«,  \ 
Süllen.  Der  Genuss  dieser  Stipendien  ist  weder  an  eine  bc.',i.i...u. 
anstalt   noch   an  ein    bestinmites  i!>tuditnfach    g»?bundeü.    Das  i^tifl 
capital   beträgt  SO^CKK»  Ü.  in  Grundcntlastungs-Obligationen.   Auij 
tuellem  weiterem  Capitalien-Zuwacbs  sollen  abermals  Stipendien 
werden*    Diese   Stiftung   ist    unter   dem   Namen  'Anton  Alexand 
Auersperg  (Anastaaius  Grün)  Studenten -Stiftung*  activiert  worden,  u»*^ 
in  der  Weise,  dan^  vom  Monat  Mai  1878  an  vier  Sfeij»*?ndien  im  J^brc** 
betrage  von  je  360  fl.  zur  Verleibung  itommen  (Stiftbrief  vom  8.  hVbn»? J 
1877,  Min.-Act  Z.  312Ö  v.J.  1877  K  — Die  am  14.  Juni  1875  xu  Klft««iH| 
fuit  verstorbene  Anna  Wi  tzel in g,  hat  in  ihr.       '^    ^  «cipiull 

von  lOOO  fl,   zur  Gründung   eines  Studenten-S?  u  »»•] 

Kärnten    gebürtigen    Studenten    katholischer    i;x^.^.vp.l    >■  D»*-* 

Stiftung    wird    vom  Studienjahre  1877/8  an   activit?rt    w 
vom  25.  MäFÄ  1877,  Mm.-Act  Z.  5241  v.J.  1877),  —  Mai;„  „    .    uJiAiiL 
in  Iglaa  hat  letztwillig  mit  einem  Capitale  von  JiOO  fl,  ein©  Stu4 
Stipendien -Stiftung    gegründet,    deren   Ertrag    für    einen    Schüfe 
Iglauer  überrcalöchule  bestiramt  ist  (Stiftbrief  vom  27,  Märi  1877/1 
Act  Z.  5308  V,  J.  1877). 

Se.  k.  u.  k.  apost.  Majestät  haben  mit  a.  h.  Kntschl  r.  IS.  MSn 
d,  J.   allergnädigst  zu  genehmigen   geruht,   dass,    bei  Aufrechth 
der  im  Jahre  1875  für  Gymnasial-Studierende  aus  den  quaroerij 
Inseln  gegründeten   zehn  Staats-Stipendien  ä  100  Oulden ,   d^r 
betrag  der  im  Jahre  1820  für  dergleichen  Schüler  gestift  i 

a  84  Gulden,  fortan  zur  Creierung  von  vier  Hoch»chul-t^i 
Gulden   für  Studierende  der  qnarneri sehen  Inseln  verw*>Tni»"5 
(Min.-Erl,  vom  ö.  April  1876,  Z.  3971). 

(Thucjdidea.)  —  Ist  ancb  Thukjdides  an  unseren  Gmiiait'^ 
nicht  in  den  Kreis  der  Sehullecttire  aufgenommen,  so  steht  c1  ' 
im  Wege,  dass  er  vorgerückteren  Schülern  der  ach  ton  Cla&se 
l^etüre  empfohlen  werde,  fi\r  welche  dieses  Meistt^rwerk  ctt^--  -  lil 

der  Belehrung  und  geistii^en  Erhebung  bilden  wird.  Uni 
Schüler  hier  treffliche  Hilfsmittel,  wie  nicht  so  leicht  bei 
Autor  benützen.   Den  Preis  möchten  wir  der  Ausgabo  von  J,  Ülaam 


Miüc^Uen. 


Sil 


von  welcher  nun  die  drei  erftten  HefU  in  zweiter  florgfältig 

^  AttftiH^  (Berlin  1875,  Weidmann)  vorliegen.  Dieser  zunächst 

wir  dU  Aasirub^  mit  lateinischem  Commentare  von  E,  Poppo, 

1  und  II)  für   die  xweite  Äuflfr^e  noch  Foppo 

i  die  neue  Äuflaije  des  zweiten  (Bach  II  u,  III, 

18*5,  Teubimr)  di^r  durch  seine  Arbeiten  im  rheinischen  Museum 

len  Jahn*Hrhen  Jahrbüchern  tind  durch  seine  Teitaua^be  (Leip- 

Pnij  .rn  die  Kritik  und  Krkläning^  de«  Thukydides  verdiente 

iml  1^'.  VV%?lch  grosser  Fortschritt  dadurch  erzielt  worden 

d  Jrurrii     .  ich   bpi  einer   tiüchtigen  Durchsicht  des  Bundes  ent- 

'tem    rir.-Mi  i'i     dem    unsicheren    und    schwankenden    ürtheile 

Af.f.   A    ,,       liLtikcit,   mit  welcher  er  an  der  Ueberlieferung  fest- 

Bb  ^achten  Erklärungen  er^ieng,   konnte  der  neue  Her- 

iki-  -  hervorheben,  dasti  er  mit  maiore  iudicii  et  libertate 

t^mi*a  vorgegangen  sei.  Vielleicht  hätt«  er  in  der  Umschmehang 

:iaentar8B  noch  weiter  gehen    und   insbeflonders  die  ithl reichen, 

TTfUzen  Verweisungen  auf  ältere  und  werthlose  Bücher,  die  jetzt 

[    iiu-lir   in   die  Hand  nifomt,   z,  B.  8,  IbK   das  Citat  *Bothe  ad 

nt.  1*12'   tilgen  können.    Nebem   diesen  Ausgaben   verdient  auch 

0.  Böhme,    deren  erster  Band  nun  in  vierter  Auflage  (Leipiig 

Der)  vorliegt,  &h  ein  treffliches  Hilfsmittel  genannt  zn  wer- 

broe  auch  kein  geistreicher  Kritiker,  uo  ist  er  doch  in  Heiaem 

Bnd  besonnen,   und  weiss  in  seinem  Commentare  den  Be- 

ehüler  in  sehr  verständiger  Weise  2U  entsprechen.  Aller- 

wir,   das»  der  Schüler,   wenn  er  sich  einer  von  diesen 

dient,   auch  noch  die  Krögefsche  damit  verbände,  ura  sich 

Ulfe  recht  in  die  Kröger*Hche  Syntai  hinein «u arbeiten.    End> 

wir    noch    der  Arbeit   von  L.  Tillmanns  'Commentar    zu 

ei«'  Reden  zum  Gebrauche  der  Schüler  angefertigt'  (Leipzig  1876, 

tt:  Reden  in  Buch  I  u.  II;  116  S.  kL  8,)  kurz  gedenken. 

von  dem  Gedanken  aus,  dass  es  sich  empfehle  dein  Schüler 

Lrcciur»«  der  Keden  de*  Thukydides  för  die  hausliche  Präparation 

Bittcl  in  die  Hand  zu  geben,  welches  etwaj»  mehr  biete  ala  die 

dem    gTiuxen  Werke  und  ihn  so  in  den  Stand  sette  die 

b wir rig keilen  tu  überwinden.    Da  diese   allerdings    gross 

li'si.rtlb  hei  der  LeetQre  die  Reden,   weil  sie  so  viel  Zeit 

it,    öfters  Übergeht,  waa  gewiss  la  bedauern  ist,  m 

i  nehmen  des  Verf.*»  nur  billigen.  Wenn  er  bemerkt, 

reit  davon  etttferut  war  eine  sogenannte  Eselsbrücke  zu  schaffen, 

TTTATi  diAfs  hr-i  f1»r  Durchsicht  de«  Buchen  gerne  lugestehen;  denn 

de»  Comroentares  wird  doch  die  Selbstthatigkeit 

iAsse  in  Anspruch   genommen.    Auch  mnss  man 

Pf^  ii  r  >erf.,  obwol  er  nattLrhch  die  Arbeiten  seiner  Vor- 
Ki;t  hat,  doch  abgesehen  von  der  Selbstständigkeit  des 
F  welcher  er  Über  die  verschiedenen  Ausleerungen  ent- 
B  manchen  beacht*inBwerthen  Beitrag  zur  Erklirung  geUe- 
»  8.  ^  (II,  43,  3  artiXtiv]  das  Denkinal  des  Lyaikrates  er- 
bt nicht  abiusehen.  Ein  komischer  Druckfehler  ist  Derouth* 
K«i.  S.  4,  

ntttnafin,  Cornelii  Nepotis  Über  de  eicellentibus  ducibns 
tt  S«itium  in  nsum  scholarum  disfwsitns  et  emendatus  et  Cortii 
HfKrin*  Al4»xandri  Magni  in  breviorem  narrationem  coactae.  Mit 
Mßi-  Abdruck   ans  Lattmann's   lateinischem    Leaebtiche. 

m  .«n,  Vandenboeck  k  Ruprecht,  1876.  gr.  H.  2Si  SB.  ^ 

mk.)  —  *>ach  langen  Irrwegen  nnd  vergeblichen  Versuchen  ein 
tkcndiea  Leadbach  fUlt  den  lateinischen  Unterricht  in  der  dritten  C lasse 
iftyiginä  livrsQsteilen,  scheint  man  nun  wieder  fast  allgemein  au 
nsfliw  Kepos   zurückgekehrt  zu  sein.    Gewiss  mit  Recht;   d«Ba 


11^ 


Misoell^n. 


wo  findet  swh   ein   passenderer  Lesetstoff  für  A\*^w  Uiit  tt'  Tf^ 

die  BiographieQ  jener  Griechen  ^  welche  der  Knabe   h-  ii 

ihres  Wesens   leicht  zu  begreifen  vermag   und   die    fiih! 

so  eroptangUchen  Sinn  ftii  das  Schöne  und  Gut«  zu  h 

sind.  Freilich  in  der  Form,  wi*?  diese  Biographien  un> 

sie  t'^r  den  Unterricht  kaum  verwendet  werden;  denn  al  - 

frohen  Verstössen   ge^en  die   geschichtliche  Wahrheit,     i  ;i 
'i^blernT  welche  auf  Rechnung  der  Flüchtigkeit  und  LeichUorti|{k<nt 
Verfassers    hei   Benützung   »einer  Quellen   zu   set^^n    sind ,    ondlich 
mehrfachen   stilistischen  Bedenken,  sind  manche  dieser  Vi taö  so  dürr, 
haltßleer  und  nichtssagend,  dass  man  sie  der  Jugend  nicht  vorl^*?<»fi  Im 
Unter  solchen  Verhältnissen  bleibt  wol  kein  Ausweg  ä1? 
dieser  Biographi»?n,    Wie  weit  diet»elbö  zu  gehen  hat, 
freilich  ütreittiu.  Ed,  Urtmann  gibt  in  seiner  Bearbeitm 
ner  1874)  den  Nepf)s  so  ziemlich  treu,  indem  er  Mos  *  der 

Zählung  und  des  btiles  durch  kleinere  Aenderungen  1.^ .  .^..  .ü.  .    wo 
nicht   angeht,    sucht  er  den  Schüler  durch  Anmerkungen  über  die  ^ 
stößse  aufzuklären.    Damit  sind   allerdings  einige  Trh.  l^Tind.    h.^,  ir- 
aber  c«  ist  noch  kein  gute^  Lesebuch  geschaffen.   ■ 
(Leipzig,  Rossberg  1872)  und  F.  Vogel  i  Berlin,  \\ 
aen  Teitt   einer  vollständigen  Umarbeitung   unterzteiien    umi    wtiivr 
nMzung  der   geschichtlichen  Qaellen   vielfach    erweitt'rn    und    erg 
Denselben  Weg   schlagt  auch  Lattmann   ein;   nur   will  ^r  w»'ii»v  ou 
Detail  hineintragen,  als  es  seine  Mitarbeiter  getlmn  haben ^   noch  di 
die   selbßtständige  Abfassung  ganzer  Partien   dem  Teito   eine    rood* 
Färbung    gehen.    Er  verfolgt   daher  den   Grundsatz    den  Nepos   nur 
lateinischen  SSchriftsteller   zu    ergänzen,    zu    welchem  Zwecl       ' 
Cicero,  Justinns  und  Frontinus  verwendet  werden.  Aber  auu 
fahren  hat  seine  Schattenseiten.  Das  Ganze  erhält  so  dt'n  <''  .   ....:. 

Moaaikea  und  verliert  den  einheitlichen  Ton;  man  merV  inc  <to 

man  auf  die  Citatt^  am  Rande  sieht,  wie  St*>inchen  an  ncfh^ 

ist   Qnd  wie  manches  Beiwerk  eben   nur  deswegen  ani  T*. 

w«^il  es,  bei  einem  der  genannten  Schriftsteller  ti herliefe  n  iu:n 

eine  Leere  auszufällen.  Demnach  scheint  es  doch  das  Uo^lo  iui  liüui, 
namentlich  von  Vogel  mit  grossem  Geschicke  durchgeführten  V^jffahnt» 
der  freien  Ergänzung  festzuhalten,  indem  n»an  sich  hlos  auf  eine  Au»- 
wähl  der  Biographien  (1 — \*l,  15  —  17,  19  u,  20)  beschrankt  und  zu  dfittn 
Ergänzung  vor  Allem  dvu  Plutarch  heranzieht,  B  i  '  ^  l  :.  -  -»  i  .  j^^ 
Stiles  des  Nepos  wird  es  nicht  schwer  sein    die  I  m 

urajirünglicbeu  Texte  in  volle  üebereinstimmung  .u  .  m 

einheitliches  Ganze   zu   schaffen.     Die  Hauptsache  bleii  a» 

hängende  Lebensbilder  zu  schaffen,  welche,  ohne  zu  vh  \u* 

zngehen  und  ohne  ein  tieferes  Verstandniss  zu  vennittoln,  das  Wc^en  und 
den  ChaFakter  jener  Männer  in  grossen  Zügen  verdeutlichoTi.  Ein  solche» 
Büchlein   wird    Itir   die  Leetüre  in  der   dritten  Clas3e  i'^u    aUf» 

reichen  und  ganz  zweckmässig  zum  bellum  Gallicum  li  n.    Den 

tJnt*'rricht  in  der  G>*ächichte  wird  diese  Lecttire  gewiss  lörJerji*  sie  #oll 
aber  keineswegs  zum  Zwecke  bÄben  ein  geschichtliches  Wissen  so  be- 
gründen, wie  dies  augenscheinlich  in  dem  vorliegenden  I.  '  ^  in* 
gestrebt  wird,  das  uns  doch  mehr  oder  weniger  eine  zusann  d^ 

escbichte  bis  zum  Tode  Hannibars  vorführt. 

Wir  haben  unsere  Ansicht,  so  weit  dies  bei  dein  kurz  tugemüliBt 
Räume  möglich  war,  begründet,  und  wollen  nur  zum  Schlu^Sf*  b^^mcrlc^ 
daas  die  Bearbeitung  überall  die  kundige  und  erfahr 
die  Schulliteratur  hochverdienten  Mannes  verräth  und  i^ 
tong  allen  Anforderungen  erttspricht 


Ißflcellen« 


SM 


Lehrbücher  und  LehrmitteL 
(Fortsetsimg  rom  JalirganjEr  1877,  Heft  ID,  S,  237.) 
^4.  Für  MittelBchalei». 
ä)  Deutsch. 
S  iMiJ  H  e  r    and  Winomitxer,    deDteches   Lesebuch    für   Mittel- 
AI  it  besonderer  Rücksicht  auf  den  deütseben  Aüfaat«,  4.  Band. 
Ihllh  Uug«K  —  Pr.  bro8ch.  1  fl.  60  kr,,  wird  zura  Lehrgebmuche 
[im  den  «nteTtn  CUssen  der  Ecakcbulcn  tuit  deatscber  Unterrichtsi^prache 
in  SQgelaaaen.  (MiD.-Erl  voiti  (>.  M&rz  1877,  Z.  3090.) 

in  neuen  Auflair^n  sind  ertichkut?n  and  werden  in  derselben  Weise 
di«  foiaita^egatigenen  Au  Hagen  zum  Lehrgebrauche  zugelassen: 

OuteVt,  GottfritHi,   deutsche  i>prachlehre.  9.,  10,  u.  11.  AuÜiige. 
tar^,  Meia<»nen 

B«u«r.  Friedrich,  Gmndzüge  der  nenhochdeatBchen  GrEroxnatik 
UiiAre  BildungBAnst&lten,   14.,   15.  und  16.  Auflage  (für  Otäterreich 
Iteühmil«  Aoügabe).  Nördlingen,  Beck, 

Modoik,  Dr.  Franx  B.  ?.,  Geometrische  Anschaaungs lehre  für 
Uatugjmnasien.  L  Abthoiluo^.  14.  Auflage.  Wien  li:i77,  Gerold.  (Min.- 
Bd.  fo«D  12.  März  1877,  Z.  3524.) 

Schiller  und  Willami tzer,  deutscheB  Lesebuch  für  Mittel- 
lAniltB  1.  Bd.  Zweite  verm  u.  rerb.  Auflnge.  Wien  1877,  Hügel.  «  Pr. 
ItOtch*  W  kr.,  wird  zam  Lehrgebrauche  an  Realschulen  mit  deutscher 
II«ltrnclitnipra.che  allgemeiD  xogelaäsen,   (Min.-£rl.  vom  3.  April  1877, 

Kr  ist,  Dr.  Jc»^f,  Anfangsgründe  der  Naturlebre  für  die  unteren 
Omb»  der  Mittel»dmlen.  a  Auflage.  Wien  1877,  Braumüller.  —  Pr. 
kmA  .*  *j  -1  TTi  Lehrgebrauche  in  d^n  unteren  Classen  der  Mittel- 
iWrn  Untemchtisp räche  allgemein  zugelassen,  ohne  dftss 

liimi.  ..^  ....  '-r.  „.  7.  Auflage  vom  Lehrgebrattcbc  aasgeschlossen  wer- 
*«.  (Mia^rL  vom  12.  April  1877,  Z.  5130.) 

Sjdow,  E.  V.,  Europa,  in  vier  Farben  lithogr,  nebst  Begleit- 
tut»,  VitTti^  v«'rb.  Auflagt*.  Gotha  1875,  Perthes,  —  Pr,»  aufgezogen 
«t  Mii^jit*,  10  Mark. 

—  —  A*üi.  in  vier  Farben  Uthogr, ,  nebst  Begleit  Worten.   Dritte 
^ypA  Ami  Gotha  1875.  —  Pr.,  aufgelegen  mit  Mappe,  9  M.  6ü  Pf. 
^H^    **  —  Afrikm  in  vier  Farben  lithogr.«  nebst  Begleitworten.  Dritte 
^^bk  AoH  Gotha  187 Sl  —  Pr,,  aufgezogen  in  Mappe,  8  M, 

Nord-  und  Südamerika,  in  vier  Farben  coloriert»  nebst  Be- 

Mviniiit.  Dritte  verb,  Aufl.  Gotha  1876.  —  Pr,,  aufgezogen  mit  Mappe, 

ADstrUlen,   in  vier  Farben  oolorlort,   nebst  Begleitworten. 

<Mi  1875.   --  Pr..  aufgezogen  mit  Mappe,  8  M.  60  Pf. 

Nord-  und  Südamerika,   nach   der  politischen  Eintbeilung 

^hdiit,  n«htft  Begleite? orten,  Gotha  1856.  —  Pr.,  aufgezogen  mit  Mappe, 
I^H  (Min.-Erl  vom  12.  MAn  1877,  Z.  M58.) 

Berghttus,  Herrn*,  Chart  of  the  world.  8.  Anfl.  Gotha  1876, 
Nk«,  —  Pr..  au/geaogen  mit  Mappe,  17  M.,  wird  zum  Lehrgebrauche 
f  VitttUc^ulcn    allgemein   logelaaseu.    (Min.-Erl   vom   9,  März  1877, 

-*  —  Physikalische  Wandkarte  von  Europa  (neun  Sectionen).  Gotha 
iR.  Pcrtli«.  —  Pr.,  aufgezogen  mit  Mappe,   11  ÄL,   wird  zum  Lehr- 
inchf  ifl  llltt«l»cfaalen  allgemein  sugelasien.  (Min.-Erl,  vom37.  Marr 
11.3459.1 


SU  BfiBceUen. 

Von  J.  StorcVs  kunstgewerblichen  Vorlagebl&ttem  ist  die  lehi 
liefernng  erschienen,  welche  gleich  den  froheren  Liefemngen  für  iMudm 
Commonal-  nnd  Privat-Lehranstalten  gegen  Einsendung  des  ermtaig' 
Preises  von  4  fl.  per  Lieferung  bei  dem  k.  k.  Museum  für  Kunst  c 
Industrie  in  Wien  bezogen  werden  kann.  (Min.-ErL  vom  16.  März  18 
Z.  2683.) 

h)  Cechiseh. 

KozennÜY,  B.,  Zeminisn^  Atlas  pro  dkoly  st^ednL  Cesk^  m 
vosloTim  opatHl  Josef  Jireöek.  3.  rozmnoien^  yjdanl.  Wien  1875,  ESM 
~~  Fr.,  in  Buchform  fest  gebunden,  2  fl.  80  kr.,  wird  zum  Lehrgebra» 
an  Mittelschulen  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelutt 
(Min.-Erl.  yom  7.  März  1877,  Z.  3211). 

Lepaf,  Jan,  Popis  mocnafstri  rakousko-uhersk^o  k  potfebS  ■ 
Dritte  Auflage.  Praff  1875,  J.  L.  Eober.  —  Pr.  brosch.  1  fl.,  wird  s 
Lehrgebrauche  in  den  Oberclassen  der  Mittelschulen  mit  bdhmiBa 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-ErL  vom  8.  April  1^ 
Z.  5279.) 

B,  Für  Lehrerbildungsanstalten. 

Woldfich,  J.  Dr.,  RukoYÖC  t§lov§dj  öloyika  (Somatologie). 
100  Text-niustrationen.  Wien  1877,  Holder.  —  Pr.  eines  Exemplan  brc 
60  kr.  -^  - 

Diese   böhmische  Ausgabe  des  »Leitfadens  der  Somatolojine 
Menschen**   wird   zum  Gebrauche  an  Lehrer-  und  Lehrerinenbfldi^ 
anstalten  mit  böhmischer  Unterrichtssprache  als  zulässig  erklärt.  (■ 
Erl.  vom  6.  März  1877,  Z.  2687.) 


Fünfte  Abtheilung. 

sse,  Verordnungen.  Personalstatistik* 


Verordnungen  üüd  Erlässe. 

Jerordonng  des  Min.  mr  C  und  ü.  vom  22.  Man  1877.  Z.  3898 
^ornacb   för  das  Freihatjdzeichoen  an  den  Büdon^orsen  fttr 
Trinen  ein  LehTpUn  «ingofuhrt  und  eine  Instruction  erlajssen 
-sblatt  V,  d,  J.  Htrtck  VIII,  S.  39  ff. 
-  <ie8  Min.  mr  C.  und  ü.  vom  5.  April  1877,  Z.  19,884, 
'' "»  der  KcveFaverbindlichkeit  aer  mit  Stipendien 
Lehrer-   and  LchreriDenbildungs&n stalten  in  die 
^       '   für  Volks-  und  Bürger^cbnlen,  s.  Verordnnngsi- 
'.  a,  J.  Stnck  VUI,  8.  42. 

Ja,>.  Ä,-s  Min  rur  C,  nnd  U.  vom  14.  April  l  J.,  Z.  4192, 
i.  lijiEs  es  von  der  biaher  ans  nah  ras  weise  geatat- 
laiiftniscben  Spruche  bei  den  ibeoretiscben  otaats- 
r^en  aji  *Uf  rocht*-  und  suats wissenschaftlichen  Facaltät  in  Wien 
.  Janner  187H  an  abzukommen  habe. 

£rU§a  de*  Miti.  für  C.  und  ü.  vom  25.  April  1877.  Z.  267,  in 
k  d<£r  im  J.  187b  ätattündenden  Weltauastellung  in  Parii«,  tt.  Ver- 
Ifibktt  V.  d.  J.  Stück  IX,  S.  55  f. 

Da«  acht«  tmd  neunte  Stück  des  Verordnungsblattes  v.  d.  J.  ent- 
bi«  Kinladang  imt  Betheiligung  an  der  Pariser  Weltausatellnng 
^rtbieie  den  Untenricbtsweaens  S.  44  ff.,  58  ff, 

*\v**,tT.nt...i-r>..r^KTY„^nasium  in  Neu-Bidschow,  ^rr^-'^'    '"^  mit 

nur  auf  die  Daner  der  drei  n-  i  len 

!  ritlichkeitsrecht  nnnmehr  detiü.i-      .  .i^tien 

»tand  des  Hecinrocitäts-VerbÜtiiiMM  im  Sinne  des  §.  11 

^  9   April  ISiO  anerkannt  (Min.-Erl  t.  10.  Mär»  1877, 


Personal*  und  ScbulnotUen. 

Ernennungen  (im  Monate  April). 
Dtr  anneroHenU,  Praf.  der  romanischen  Philologie  an  der  Uiüt* 
iit  Df*  ^  '  zum  ordentU  Prof.  dies««  Faches  an  der 

li  Pvair  ¥om  2.  April   1.  J.);   der  Privatdocent  an 

ÜMSflll'  nat  der  Univ.  ui  Prn^  und  Lehrer  am  Gjmna- 

ttf  w  K  lasclbat,  Dr.  Gustav  Meyer,  tnm  ansaerordentt 

Hr  8üAik;;v   ,..:.  vergleichende  Bpraehwisaenachaft  an  der  Univ. 
n  (a.  h.  Kntuchl.  vom  6.  April  1.  J.);  der  PrtvatdoceDt  für  Petro- 


S1(S 


Pertonal-  und  Schul notixen. 


graphio  an  der  Univ,  in  WieHi   Dr,  Edmund  Neminar,   tiim 

ordentl,  Prof»  für  Mineralogie   und  Petrographie  an    der  Üniv.  in  Iaitt»J 

brück  (a,  h,  Entachl.  vom  12.  April  l.  J.);  d^r  Privat  i       ^ 

Wien,  Dr.  Isidor  Schnabel,  zum  ordentL  Prof.  för  A 

Kum  Vorstande  der  Augenklinik  an  der  Univ,  inlnusbiun  ,>   ,, 

vom  16.  April  1.  J.);  der  ausBerordentl.  Prof,  für  pathologische  Anatomiel 

an  der  üniv,   in  Graz,    Dr.  Hans  Kundrat,    zum   ordentl  Prof.  r"  — 

Faches,  und  der  ausderurdentL  Prof.  für  allg.  Geschichte  an  der 

in  CKcmowitz,  Dr.  Johann  Loserth,   zmn  ordcntL  Prof.  dieses  " 

daselbst  (a.  h.  Entschl.  vom  8.  April  l.  iA\  der  Privatdocent,  Dr  " 

Bobrzynski»  zum  aueserordentl.  Prof,  des  alt«n  polnischen  Recht« 

des  deutschen  Kechtes  an  der  Krakauer  Univ.  (a*  h.  Eiitsohl.  vom  12. 

l.  J.);  der  ausÄorordentl.  Prof.  der  elastischen  Philologie  an  der  UniTf 

Innsbruck,  Dr.  Anton  Zingerle»  zum  ordentl.  Prof.  dieseti  Faehea  daaeib 

(a.  h.  Entschh  vom  23.  April  1.  J*)< 

Die  Zulassung  des  Prof,  an  der  Comrannal- Realschule  im  VI.  \ 
zirke,  Franz  Toula,  als  Privatdocenten   für  Paläontologie  der  rii.  .i.T.in 
Thiere  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien  wurde  bestätigt;   <1 
des  Dr.  Ma3i  Griinert,  als  Privatdoc^ntea  der  orienttüischen 
an  der  philos.  Facultat  der  Uni?,  in  Prag,   des  Dr.  Augo^  ?.  M«jai 
sovichi  als  Privutdocenten  für  Zoologie  an  der  techn.  Hoehacbiüe  in  Gr 
des  Assistenten  der  Lr'brkanzel  für  Mechanik  und  Maschinenlehre,  £u 
Blaha,    als    PrivatJoc^inten    för   'Steuerungsmechanismus    de?    DampfJ 
mascbincn'  an  dem  deutschen  polytechn.  Institute  In  Prag;  des  Prof,  a 
der  Undwirthschaftlichen  Lehranstalt  zu  Dublany,  Uoraan  Wawniki« 
wicZ|  als  Privatdocentf^u    Inr   chemische  Technologie  an  der  I 
techn.  Akademie,  endlich  des  Piivatdocenten  an  der  Univ.  in 
Dr,  Heinrich  Waagen,   als  PiiTatdocenten    für   Paläontologie 
üniv.  in  Wien. 

Auch  wurde  die  üehcrtragung  der  von  dem  Adjunctcn  dos  ehr  tjun.  L'  a^ 
Laborritoriums»  Josef  K ach  1er,  an  der  Univ.  in  Prag  erw 
Itgendh  als  Privatdocenten  für  Chemie  an  die  Univ.  in  W 

Der  provisorische  Aman  uen  sin  an  der  Lern  berger  üniv^riil 
bibliothek,  Dr.  Alexander  SemkOWiCK,  zum  wirklichen  AmannüB 
(27.  April  1.  J). 

Dr.  Julius   Platter,    ausserordentl.   Prof.   der  Statistik    an 
Univ.  CKernowitz,  zum  Mitgliede  der  Staats wi.Hsenschaftl.  Abth^i*'^"^^ 
theoretischen    Staatspröfungsconimission    daselbst;    der    üniver 
Dionjs  Ritter  von  Grün,  zum  Examinator  für  Geographie  bei 
nasialprüfungscommission  in  Prag;  der  Universitätsprof.  Dr.  Gustav 
von  Escherich,   zum  Examinator  für  Mathematik  bei  der  Gyraj 
pröfungscomraission  in  Graz;   der  üniversitatsprof.   Anton  Wassmnti 
zum  Examinator  für  Physik  hei  der  Gymnasial prtingscommission  in 
nowitz;  der  Prof.  an  der  techn   Hochscliule  in  Wien,  Rudolf  Staii 
ium  Examinator  für  darstellende  Geometrie  bei   der  wissenscbaf  * 
R^alscbuJpriifuDgscommisaion  daselbst» 

Für  die  Solar  jähre   1877  und  1878  zu  Mitgliedern  der  Prüfung»-'' 
commission  für  Candidaten  de8  nautischeu  Lehrauttvs  in  Triebt:  Dr.  Pnuii 
Paugger,    Director  der  L  k.   Handels-  und    nautischen    Akaden 
Triest,  zugleich  Director  der  Commission,  Alois  Zamara,    naulj 
Oberinspector  der  k,  k*  Sechehorde  in  Triest,   dann   die  ProfeaAöra 
Handels-  und  nautischen  Akademie;  Dr.  Vincenz  Farolfi,  Victor J 
scbaunig,  Johann  Eicheltcr.  Dr.  Michael  ätenta  und  der  lUlig  _ 
lehror  am  städtischen  Obergyiunaaium  in  Triefet.  Matthäus  BaatiaiC' 


oiml-  und  Scbnlnotizen« 


«17 


r  Professor  Heinrich   von  Ängeli^   zum  ordeutl.   Prof, 
hole  für  Historiennislerei  der  AkÄdemie   Jer  bi Menden 
UM  iü  Wi«D  (a.  \u  Entecbl.  vom  19.  Mira  1.  J.). 

I  «or  des  deuUchen  G/mn.  in  Olraötz,  Heinrieb  Schreier, 

MM  1  Hnspector  rnit  dem  Amtssltio  in  Trofjpaii  und  der  Wirk- 

ttnkeii  •]' r   jris|>4^ction  ti^ämint lieber  Mittelschulen   in  Schlesien   {h.  h. 
biMM.  rom  b^.  April  l  J,). 


Der  prof.  Lehrer  Am  Ojrraii»  in  Znaim,  Micb&el  Osteraoer,  zum 
»ail  Lehrer  an  dieser  Anstalt  (6,  April  L  J.);  der  suppL  Religion  sichrer 
iBpJiü.  in  i^wrliniii,   Weltpriester  Anton  Karnasiewicx,  mm  wirk l 
"  öoilebrcr  daselbst  (12.  April  L  J.)- 

DerSupplent.  Michael  Katnric,  zum  wlrlcL  Lehrer  au  der  Staat»- 

"ilitchme  in  Zäjh  (6.  April  l  J.);  die  Lehrer  an  der  Staatareal schale 

liluwow,  Ffftn«  WaligorBki  und  Theophil  Feodorowioz,  dann 

tlscUule   in  Stryi,  Cölestin  Hoszowski,    und  der 

)>i e r z c h 0 w s k i ,   zti  Lehrern  an  der  Reabchnle  in 

an    der  Realschule    in  Jaroalau,    Alexander  iSwi* 

5  .111  der  Real&chulo  in  Stryi,  Casimir  Bryk,  fer* 

iiv^ .»    Lt:u   Ürzecbowski    und    Eduard   Medwecki*   zo 

1er  Bealecbule  in  Kxakau  (IS.  April  1.  J.) 

Xhi  Turnlehrer  in  Villach,  Joseph  Laoornj,  zum  Tnrnlehrer  an 
loUhrcr-  und  LohrerineiibildunttsanstAlt  in  Klagenfurt,  die  Uberlehrerin 
4ff  Madchf't}>Khulo  in  Prxuwoik^,  Alexandra  Hemer,  aar  Uebnngaechal- 
kknrio  an  der  Lehrinonbilduni^sarisfalt  in  Krakau, 


Auttzoichnangen  erhielten: 

^Kector  und  erdentl.  Prof.  an  der  techn.  Hochschule  in  Wien« 

>odRrer,  wurde  ala   Ritter  des  Ordens  der  eisernen  Krone 

)  der  Ritteratend  verliehen. 

T^  litL  Prof.  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste,  Karl 

1.  t]  Orden  der  eiaemen  Krone  dritter  Classe  (a.  b,  Ent«chl 

D*r  mit  IHtel   und  Charakter  eine«  Miniaerialsecretära  bekleidete 

"'  rtiüterium  für  €.  und  U*,  Dr.  Johann  Kitter 

Sj  seiner  Yorzöglichen    ünenatleistun^   da« 

t:»  X  laii/  j. .' 1- iiiltfns  (ft.  h.  Entachl.  Tom  14,  April  1  J.)* 

Anliaalieb  der  Voltendung-  ths  neuen  Gebäudes  der  Akademie  der 
^Madaii  Kftnalr  --  "'-  i  wurde  die  allerhöchste  Zufriedenheit  ausge- 
Meli  Am  Oh  und   Fiofessur   Tkeophil   Kitt*  t  von  Hansen 

iri  iOi  Aftift»  «^  .,,.  .nieten  Wirarheiteu  für  die  ak  ^  '">-  *k*  Fest- 
■■IdkM   dem    ordentl.    Prof.    der   Akademie    der    bi.  KQnste« 

Bind  EHtet  von  L  i  c  h  t  o n  f  e  U ,  und  dem  Gustos  der  i^  irischen 

Mifümailittyn ,  l>r  Adulb^rt  11^.  An»  denselben  Anla^^en  wurde  ver- 
Mmt  ila«  KiTtvrfeT*^n7  d^s  Franz  Josef-Orden»  dem  Custo»  der  Gemälde- 
pUsi«  iü  der  bildenden   Künste,  Auguit  Scbaeffer, 

m  pHittUi  mit  der  Krone  dem  Assistenten  hei  der  Lehr- 

Wel  der  Hpto  r  Architectur  an  der  Akademie  der  bildenden 

Uaili,  Bioa  A  Entschl  vom  L  April  1.  J.). 

IloDljuid  r  in  Fragt  Wenzel  Swoboda,  wurde  aus 

'Uiui  dtr  auf  ^  ichm  erlolg-ten  Uebernfthme  in  den  Ruhe- 

Uo^isAii  rigen,  pdichtireuen  und  erfolgretchen 

VUbrai  dir  >  )t  ausgesprochen  (a.  h.  EntachL  vom 


918 


Personftl-  und  ScbulnoiizeQ. 


Dom  k.  k.  Hof-  und  ÜniversiUtsbuchbändler  in  Wien,  l>r.  Will 
Eitter  von   BraumQUar,  wurde    die   Annalinie    und   dos   Tragen ^^ 
ottoroanischen  Osmanieordens   3.  Classe  ge&tattet  (&.  h.  Entschl.  fi»i 
11  April  1.  J.). 


April) 

Dr.  C.  Bremiker, 


Nekrologie  (Ende  Man  u. 

—  Am  2ö,  Marx  L  J.  in  Berlin  der  Prot 
tionschef  im  k,  prcnss.  geodätischen  Institute, 

—  Am  27.  Mar«  L  J.  in  Bonn  der  Prof.  der  römisch -k&tboliiiolienl 
Theologie,  Dr.  ÄL  L.  Roth,  63  J,  alt 

—  Am   29.  März   1.  J.    in  Berlin    der   geh,    Regierungsrath    ProfJ 
Dr.  Alexander  Braun,    Dircctor  des  botanischen  Gartens  nnd  Mitgjit 
der  Akademie  der  Wissenschaften. 

—  Am  30.  März  1.  J,  in  Bri^hton  der  Pianist  Charles  NeateJ 
einer  der  geso  batst  testen  Virtuosen  semer  Zeit,  93  Jahre  alt. 

—  In  MärÄ  L  J.  in  Zürich  der  Prof.  an  der  Universität  dt*<»IW.^ 
Dr.  Ernst  Moriz  Ludwig  Ettmtiller,  als  Germanist  durch   »► » 
gäbe  der  Kutrun,  sein  altnordisches  Lesebuch  usw.  vortheilhaft 

—  Am  2.  April  l.  J.  in  München  der  Operetten-ComjKunsc  .♦»vi 
Putzer,  36  J,  alt. 

—  Am  6.  April  L  J.  in  Pitten  Rupert  Holzleitner,  Senior 
StüteB  der  regulierten  lateranensischen  Chorherren  tu  Reicberuberg»  Pf«TJ 
vicar  zu  Pitten  und  emeritierter  Gyranasialprofessor,  ein  würdiger,  all-1 

I  gemein  geachteter  Priester,  6ö  J.  alt,  und  in  Kolin  der  bekannte  Ueko 
»orae,    Horsky  von  Horskvfeld,    früher  Director  der  Ackerbauscbnle  fiL 
]fLabie,  als  Schriftsteller  auf  dem  Gebiete  der  Landwirtbschaft  und  iiner^ 
ptnidlichcr  Förderer  derselben  verdient,  76  J,  alt, 

—  Am    7.  April   1,  J,    in   Paris    der  Schriftsteller    und   T 
Gregory  Ganesco,   ein  geborener  Rumäne,    von   1Ö61  — 1866  1 

der  Europe  in  Frankfnrti  48  J.  ait,  und  in  Sevilla  Frau  Cecilia  ^i>  ax- 
rom,  geh.  Bohl  de  Faber,  die  unter  dem  Namen  Fernan  Caballero  be- 
kaimte  Schriftstellerin. 

—  Am  JO.  April  1.  J,  in  Wien  der  Abt  des  Cistercien«er-8tifUi 
Heiligenkreuz,    kaiserl.  Itath   Edmund  Komarom j,    Dr.  «b'r  T^,^pIr>gU», 

ri>iTector  der  theologischen  Lehranstalt  in  diesem  Stifte,  El  d«r 

Wiener  theologischen  Facultät,  Commaudeur  des  sächs.  Alti      i         r  ii-as^ 
als  edler  Menschenfreund  in  weitesten  Kreisen  bekannt»   72  J.  alt,    tioiij 
in  Coroborn  der  französische  Maler,  August  Jeauron,  Director  des  Mö-'^ 
aeums  in  Marseille,  68  J.  alt 

—  Am  11.  April  L  J.  in  Hall  in  Tirol  der  als  Schriftstelle?  ^h^t 
Paychiatrie    und    als    tirolischer  Geschieb tsforscher    bekaunl      '        * 

rKaplan,  Sebastian  Ruf,    Besitzer  des  goldenen  Verdienstki 
Krone,  75  J.  alt,  und  in  Leipzig  der  ausserordentl.  Prof.  der  i  xliHJ^^|Jnllo 
an  der  dortigen  Universität,  Dr.  P,  R.  S^c huster. 

—  Am  17.  April  l.  J.  in  Wien  auf  der  Durchreise  nach  ?t<^i.-'T. 
der  russische  Prof,  und  Geologe,  N.  Barhot  de  Marny,  aus  P' 

durch  seine  Schriften  Über  Gealügie,    welche  er  m  rusgiscber  üi 

scher  Sprache  (letztere  in  den  AbDandlungen  der  Wiener  Akademie  ver- 

öffentlich te)i  bekannt. 

—  Am  18.  April  L  J.  in  Baden  bei  Wien  der  bekannte  Komiker 
Karl  Treumann,  52  J.  alt,  in  München  der  bekannte  KOuMtler,  Huf- 
rath  Franz  Hanfs  tan  gl.  und  in  Königsberg  der  Prof,  an  der  juridl&chen 
Facultät,  Dr.  Georg  Philipps. 

—  Am  19.  April  L  J.  in  Pest  der  ungarische  Literat,  Aurel  Kec»- ' 
kerne thy,  besonders  als  gewandter  Feuilietonist  bekannt, 

—  Am  2L  April  l.  J.   in  Halle  der  geheime  Medicinalrath,    Dr«j 
|A*  W.  V^olkmann,  Prof.  der  Anatomie  und  Physiologie  an  der  dortigen  j 


Penoual-  imd  Schiüuütisesi. 


S19 


.  April  h  J.  iü  Lemböfic  der  bekannte  polniacbe  Schrift- 
_  ^  rix  DiKieduszycki,  Miti^lied  der  Akademie  z\i  Krt^kau 
äneler,  und  in  Troppan  der  öjrmDÄaialkhrer  Josef  Hu  war» 

'  u  Aprü  1,  J,  im  Stifte  Heiligenkreuz  der  Senior  det>  Capi- 
iii  Prock,  fftratenebiscböft  eeiitL  Batb,  Inbaber  des  gol- 
.>:r:7rs  mit  der  Krone,  durch  44  Jahre  Prof.  der  Moral- 
:i:  w  iheol,  Lehranstalt,  81  J,  alt;  in  Berlin  der 
Prot,  ^lu  i  Iii  dricb- Wilhelm -Gymnasium,  August  Wilhelm 
ItopC  durch  seine  Arbeiten  Qber  römische  Alterthümer  und  Epig^ra- 
jj^  rerdient,  62  J.  alt,  uml  in  ßrüasel  der  Directeur  des  boaiu-Aits» 
4«  Manntet  Dichter  und  Kunst^cbrifUteller,  Adolphe  ?aji  Soust  de 
B<»rcke&f«ld,  einer  der  hervorragendaten  Führer  der  Tlämischen  Bc- 
itfOBg  ood  ein  aufrichtiger  BVeund  der  Deutschen. 

^  Am  i^.  Aprii  1.  J.  in  Wien  der  Ministerialrath  im  k.  k«  Unter- 
jkllnlniftieriam«  Dr.  Jobann  Kluss. 

—  Am  2ö.  April  l.  J.  in  Agram  der  Prof.  an  der  Oberrcal«cbale. 
Mr9£ori£i<^,  61  J.  alt,  und  in  Kopenhagen  der  Telegrapheodirector 
Mnth  Pet4?r  Ch.  Fjiber,  der  Verfasser  des  bekannten  patriotischen 
Midlla»  'ihfr  Uppro  Landsoiaat\ 

—  Am  28.  April  L  J,  in  Wien  der  Landschaft^muler,  Dominik 
ScbübfrUd,  67  J.  alt 

—  Am  211  ApTil  1.  J,  in  Wien  der  k.  k*  erste  Haus-,  Hof-  und 
iStutearehifar,  Dr.  Paul  Wocher,  Besitzer  einer  angemein  reichen 
iatoftaphenttämmlung;  in  Vlllach  der  Kedacteur  der  Blltter  aus  Kam- 
kft^  Antcin  von  ßau6chenfels,  und  in  Warmhmnn  der  in  weiteren 
Inte  bekannt«*  Bibliothekar  der  grau.  Scbaffgotfich'scben  Schlossbiblio- 
Ikk,  Dr   Burkhardt,  m  J,  alt 

—  Im  April  l.  J.  in  Neuill?  bei  Parii  der  Basabulfo  Sainie-Foy', 
ktth  ger&QiiM  Zell  einer  der  beliebteaten  Künstler  der  komiHcben  Oper 
nFma»  CO  J.  alt;  in  Paris  der  Komiker  Alexander  Mich el,  der  drama- 
Hdlt  Dichter  Thoiiias  Sau  Tage,  Verfasser  zahlreicher  Komödien  und 
Tjnlvriltfs  s«>  T  r,U.  der  Dichter  Am^dee  Pommier,  73  J.  alt,  und 
Iw  lyiiicb^'  Luise  Bertin,  72  J.  alt;  in  London  der  Journalist 
üA  4fmiiuiti  iter,  Andrew  Halliday  (recte  DufTer),  ein  geborener 
SMtt&oder,  der  b««iondera  als  Publicist  einen  grossen  Ruf  genoie,  47  J. 
4k_nNl  io  Neapel  der  Oporncomponist^  Yiiicenzo  Fioravantl 


Andenken  an  d^n   Im   vorigen  Jahre  verstorbenen  Friedrich 
Ti.i/Triii.L  r  .L  r  i'^'t.ftniHfhe»  Philologie,  beabsichtigt  man  eine 
!•'  n,  welche  den  Zweck  bat,  die  Arbeit  auf 

)ete  auch  durch  inasere  Mittel  anzuregen, 
U  tnien^MUicix  und  lu  beiohnen. 

Vor  einiger  Zeit  ibt  von  BtTlin  ein  Aufruf  an  alle  Kreise  ergangen, 
«I  fftr  die  Di^z-Stiftung  sn  erwärmen  and  dazu  beixusteuem.  Ein  sol- 
teAvfraf  efgfht  hiermit  auch  von  Wien   und,   wie  wir  hoffen,  wird 
'»Üfliftiiid,    dasa  in  der  öbterreichisch-ungarischeD  Monarchie  so  ver- 
"jiiimitige  Nationen   noboneinauder  wohnen,   weit  entfernt  dem  Er* 
MftkMrr^    '    ■       oin^    ihn  vielmehr   he^nstigen.    Denn    nicht   nur 
^■Mrt  di  ^^nff  von  vornherein  die  Bevoriugung  irgend  einer 

MiB  aü,  ...  ...V..:  im  Besonderu  der  Aufgabe,  Romanen  and  Germanen 

Mkodtr  la  Tendhncn  und  in  befreanden.  Sie  soll  auch  denjenigen, 
^jfc^  den  W<rth  der  romanischen  Philologie  nicht  Tollstandig  zu  er- 
^WB  tn  Stande  «ind«  ab  ein  sehones,  versöhnendes  8jmbol  erscheinen 
*^  »e  Ehre  h^rtürhi*  ThMtnjihme  verdienen. 

Wie  im  l^                        I   und  in  Oesterreich-Ungam ,   so  ist  dies 
au'  Frankreich,  Italien  und  Ruminien  mit 


ttO  Personal*  and  Scholnotisen. 

Beifall  begrüsst  worden.  Andere  Lander  folgen  hierin  YiellMcht 
Erst  nach  einiger  Zeit  wird  man  an  eine  endgiltige  OrganisatSai 
Diez-Stiftnng  denken  können,  indem  dieselbe  wesentlich  doieli  dei 
fiwg  der  Betheilignng  bestimmt  werden  wird. 

Die  Herren  Bachhändler  Bitter  von  Br an  m filier  (Graben), 
Gerold  &  Comp.  (Stefansplatz)  za  Wien  haben  sich  gütigst  sor  ISmi 
nähme  von  Beilagen  bereit  erklärt;  aach  können  solche  aa  die  1 
zeichneten  eingesandt  werden. 

Wien,  11.  April  1877. 

Hofraih  Dr.  Franz  X.  Bitter  von  Miklosich,  Prof.  an  der  Uni 
Wien  (Josefstädterstrasse  11);  Dr.  Adolf  Massafia,  Prot  an  der 
za  Wien  (Weihbarggasse  32);  Dr.  Hago  Schachardt,  Prot  an  der 
za  Graz;  Dr.  Fortanato  Demattio,  Prof.  an  der  Univ.  za  iniMl 
Dr.  Attilio  Hortis,  Vorsteher  der  städtischen  Bibliothek  za  I 
Dr.  Ernst  Martin,  Prof.  an  der  Uni?,  za  Prag. 


Erste  Abtheihing. 


Abh  an  (11  im  gen. 

^ari.Hcbe  Krone  und  König  Georg  von  Böbmen. 

eher  Beitrug  lur  BeleüchtuDg  der  ungaTisch-boh iniseben  VerlfiHDi«8e 
in  den  Jahren  1458^1459. 

m  D%9  Bexiehungen  zwischen  Bubmen  und  UDgaru  in  der  zweiten 
^  d^d  Jahres  1458  und  zu  Anfang  1451)  Bind  nur  durch  wenige 
Ncli  atutnMunmcnhäogende  Angaben  der  bozQglichen  Gescbichts- 
Am  tMkuchlet»  die,  so  sehr  üie  einei^seits  den  Historiker  inr 
üblmiioii  herausfordern,  anderseits  gar  sehr  die  Gefahr  des  Fekl- 
Mftft  in  'u.  So  weiss  denn  anch  Dr.  Palacky,  wie  mich 

ikl  auL  >Ubare  Angaben  hin,  für  jene  Zeit  von  dem 

lim  K(^ükg  ifeorgs,  Qügarischer  König  zu  werden,  von  diedbezüg* 
u-ft  r*n*..rh;it..^iuDgea  mit  den  ungarischen  Baronen ^  mit  denen 
noch  Mähren   in  Verbindung  stehe  usw.  seu  er- 
Mürch  und  durch  die  daraus  gemachten  Folgerungen 
]  die  per^iuiilichen  Beziehungen  der  beiden  Könige  wie 
^  haupt  noth wendig  eine  schiefe  Fassung, 

•  \i  mich  um  so  mehr  gedrängt  fukle,  ala  die 

aucij  nicht  ohne  positive  Ergebnisse  bleiben  wird- 
Q.iiaue  Kenntnis  des  früher  und  s^päter  Geschehenen«  das 
eil  an  erwiesene  Thatsachen,  die  Würdigung  der  Lage  der 
i  Saiche  sowie  der  persoolichen  Stellung  ihrer  Könige  werden 
dlt  LAiQi)^  der  Aufgabe  ermöglichen«   Eben  dämm  möge  ea 
ter  auszoholen.  Da&s  der  jugendliche  Ladisluw 
Ef&g.i!  mni  gleich  seinem  Vater  Albrecht  II.  uner- 

lilOCiiich  die  Augen  geschlossen,  bedeutete  für  beide  König- 
nicht  Uos  einen  Wechsel  in  der  Person  des  Herrschers ,  son- 
!die   neueriiche  Wiederholung   der   immer  nnd  immer  wieder 
Ita  Präge,  ob  der  freie  Wille  der  Nation  oder  erworbene  wie 
» BachU  die  Nachfolge  auf  dem  Throne  verleihen  sollen.   Erst 
0rfeo  nach  dem  Anaaterben  der  nationalen  Dynastien,  war 


•)  F.  Paiaekj,  mjiny  aaroda  6esk^ho,  IV.  11.  06  ff. 
I  t  4.  toUtr.  Ofn».  IfH,    V.  Bcfl.  21 


822 


Ad,  Btickmannf  Die  ungarische  Krone  etc. 


diese  Frage  dann  surückgetroten ,  als  Luxemburger  und  Anjou 
Ungarn  und  Böhmen  zu  erblichen  Königsgesciüecbtern  erwucl 
dann  aber  stärker  als  je  schon  unter  dem  letzten  Lujtemburger 
der  erwacht»  als  durch  die  kirchliche  Bewegung  Böhmens  demo 
tisch-nationale  Anschauungen  mächtige  Förderung  erhalten  ha| 
So  musste  Kaiser  Sigismnnd ,  der  ab  Kachfolger  der  Äojöu*fi 
nach  störmischen  Erregungen  seinem  ungarischen  Throne  Festig 
zu  verleihen  vermocht  hatte,  in  Böhmen,  seinem  väterlichen  J 
reiche,  sein  legitimes  Recht  erschüttert  sehen.  Nur  als  ^erwähli 
Erbkönig  zog  er  in  die  Prager  Köuigsburg  ein.  Nach  seinem  1 
rangen  beide  Principien,  Wahlreich  und  Erbmonarchie,  i 
Schon  bei  Albrecht's  11.  Erhebung  erlangt  ersteres  in  B. 
weisen  Erfolg;  nach  seinem  Tode  siegt  es  in  Ungarn  völlig,  waü 
Verhältnisse  gebieterisch  statt  eines  Kindes  einen  kraftvollen 
zum  Könige  fordern.  Dann  freilich  kommt  es  auch  hier  nach 
Tage  von  Warna  zur  Anerkennung  der  Bechte  Ladislaw's,  Aber 
ist  nicht  die  Macht  des  legitimen  Gedankens ,  die  in  Böhmen 
Ungara  siegreich  wird.  Weil  keine  Wahl  gelingen  will,  kein  frei 
Fürst  nach  den  Kronen  des  Königskiudes  gi'oift ,  kein  Partei 
im  Lande  sich  stark  genug  fühlt ,  solches  zu  thnn ,  wird  Ladü 
König.  Und  gerade  das  Königthum  eioee  Kindes ,  das  zur  Bestelli 
von  Statthaltern  —  der  Gubernatoren  —  mit  ansserordentlii 
Macht  zwingt,  wird  entscheidend«  Gehoben  durch  die  kirchlich-m 
nale  Bewegung  in  Bdhmen ,  als  deren  Verfechter  Podiebrad  di 
wii^  dieser  nach  Beseitigung  aller  Gegner  dorch  seine  pat] 
kraftvolle  Politik,  durch  seine  Fürsorge  für  den  Wohlstand  AI! 
unbüschniiikten  Machthaber  Böhmens,  während  Johannes  Hnn; 
nur  den  Ruhm  seiner  Siege  und  die  Liebe  der  Ungarn  seinem  8ol 
hinterlassen  kann.  Da  stirbt  nun  am  23.  Nov.  1457  König  Ladisl 
noch  ehe  es  ihm  gelangen  durch  persönliches  Walten,  durch 
Gründung  einer  Dynastie  das  Princip  der  Legitimität  zu  krftl 
Was  jetzt  geschieht,  ist  keineswegs  aufföllig.  Erst  tieten 
Magnaten  mit  dem  Gedanken  hervor,  den  jugendlichen  Sohn  Hl 
zum  Köoige  zu  erheben.  In  innigem  Verständnis  mit  ihnen  haw 
Podiebrad.  Hier  galt  es  durch  Matthias'  Erhebung  die  eigene  zu  I 
dem,  sich  einen  treu  ergebenen  Freund  auf  einem  der  mäch tigs 
Throae  Europas  zu  erwerben,  bei  andern  möglich  zu  machen,  wai 
selbst  anstrebte-  Und  beides  gelmgt.  Die  enge  Verbindung  ha 
neuen  Fürsten  aber  findet  in  des  Matthias*  Verlobung  ' 
Tochter,  dem  offenen  Anschlüsse  der  beiden  Keichi»  .■. 
Verträgen  von  Straschnitz  ihren  Ausdruck.  Sie  tindeu  wir  auch  di 
König  Georg  sowol,  wie  besonders  durch  die  Sendung  der  ungarisd 
Bischöfe  zum  Krönungsfeste  nach  Prag  neuerdings  bestätigt — D 
trotzdem  das  Königthum  Podiebrad's  und  des  Corvinen  auf  veracB 
dener  Grundlage  ruhte,  soll  damit  nicht  geleugnet  werden.  In 
Wahl  König  Georges,  des  Hauptes  der  utraquistischen  Piir^ 
die  grosse  kirchlich-nationale  Bewegung,  die  seitdem  l- 


Äd.  Bachmcmn,  Die  ungariflche  Krone  ctc« 


%%% 


und  läD^dr  das  böhmische  Volk  erfasst  hatte,  nun  end- 
in dessen  äusserer  politischer  Organiäatiau  zum  Ausdrucke. 
fs,  der  zur  Zeit  der  begeisterten  Qiugabe  des  Volkes 
rieh  nicht  staatlich  zu  ürganisieren  gewusst  hatte,  er- 
nun  in  dem  demokratisch -nationalen  Wahlkönig^thum  des 
Georg  von  Fodiebrad  am  lang  ersehnten  Ziele  angelangt. 
I  Matthias  von  Ungarn, 

Hunjadi  war  ebenso  der  treue  Sohn  der  Kirche,  wie  es 
pigtsrnnnd  von  Luxemburg  und  die  Habsburger  waien.  Beide 
«ind  bestrebt  —  und  gerade  bei  Podiebrad  tritt  dieses  Stre- 
den  ersten  Jahren  recht  augenscheinlich  hervor  —  das  Ab- 
liebe ihres  Emporkommens  vergessen  zu  lassen  und  als  rechte 
^^r  der  früheren  Könige  auf  ihren  Thronen  zu  gelten.  Das 
König  Mattliias,  nicht  aber  Podiebrad  wirklich  gelungen.  Dort 
Djui  über  der  Tüchtigkeit  des  Königs,  der  seiue  Aufgabe 
kiUa|)fer^  gegen  die  Türkenmacht  gar  wo!  zu  erfassen  schien, 
und  Wahl;  bei  Georg  von  Böhmen  rief  der  Kampf  mit 
die  Erinnerung  an  die  gesammte  Genesis  seines  König- 
und  waren  die  Kirche  und  ihr  Anhang  nicht  ohne  Erfolg 
feiner  Uen^schaft  für  immer  den  Stempel  der  Usurpation 
in,  Dai'um  und  bei  der  verschiedenen  Persönlichkeit  der 
Big«  kommt  es  auch  zwischen  Böhmen  und  Ungarn  zu  kei- 
ften den  Freundschaft;  der  Gegensatz  wird  so  scharf  im 
Jahre,  dass  derselbe  Matthias ,  der  den  ersten  und  natür- 
)tindesgenossen  Kdnig  Georg's  abgibt^  dann  zum  Schwerte  der 
Ittod  des  He icbes  gegen  ihn  wird.  Aber  in  der  ersten  Zeit 
in  von  alldem  noch  nichts;  mit  vertrauensvoller 
it    blickt  König  Matthias    auf   seinen    bis- 
i^Orderer  und  künftigen  Schwiegervater;  nicht 
Ist  K/inig   Georg    bereit    die   Sache   Hunyadi's 
Iben  zu  vertreten.  Durch  die  Willfahrigkeit  des  Adels. 
des  Volkes'),  durch  Geld,  lockende  Versprechungen  und 
VfTsteckte  Drohung  war  die  Königswahl  des  Corviuen  wie 
h  zu  Stande  gekommen").  Aber  die  Dinge  standen  in  Böh- 
^ogam  keineswegs  gleichartig.  Matthias  kam  in  neue  Yer- 
^  während  Podiebrad  sich  seit  langem  die  Wege  geebnet, 
nicht  gerade  zum  Königsthjone ,  so  doch  zur  Herrschaft 

Wt^n^che  und  Hoffnungen   des   ungarischen  Volkes   finden 

Ht   hei   Korachich.   Scriptores    rerum  HangaHcarum 

int  171)8  C),  II»  pag,  9   Hie  a  saevo  nos  eitemorani 

Uic  patcrno  tnore  de  Thurcis  triamphabit.    Hie  not  a 

ciniii  rt  populationibus  lihembit.    Hie  PoIodos  ahiget, 

'       lAbit.    F(ir  diu  StttnmaDg  des  höbm. 

/ur  Gei*<'i lichte  Georg*«  von  Podiebrad 

■    ^'--    ^.  152-3,  Ä,  ft.  Ü. 

^Ein  Jahr  bÖhiiiUcher  Go* 
..stivii*  i*^liw<^hts   Geschichte 


IT 


3S4 


Äd.  Sachtmnn,  Die  uBgariscbe  Krond  «tc. 


im  Lande.  Längst  war  Kemhard  von  Neuhaas  besoltigt,  dl^  \i 
lische  Partei  von  der  Eegierung  verdrängt,  das  Kosenbergische  \ 
zurückgeschoben  und  gedemüthigt:  im  Lande  hatte  Georg  koii 
Mitbewerber  gefandeci.  Dagegen  standen  König  Matthias  nach  m 
Wahl  noch  mächtige  Gegner  gegenüber ,  vor  allen  Giskra  von  i 
deis  und  Nicolaus  Ujlaki.  Der  Palatin  Ladisiaus  Gara  war 
Throncandidat  aufgetreten^)»  Hess  sich  aber  dauii  uaclitrij 
der  hunyadischen  Partei  gewinnen. 

In  dem  Vertrage  von  Szegedin  am  17.  Januar  1458  ifetff\\r]iifiL 
sich  Ladislaus  Gara  die  eigene  Erhebung  fallen  zu  lassen 
Wahl  des  jungen  Matthias  nach  Kräften  zu  nuterstötzen.  DüIi,    - 
sprachen  dessen  Mutter  Elisabeth  und  sein  Oheim  Michael  S/ihj  i 
Matthias  werde  des  Palatin  Tochter  zur  Ehe  nehmen,  ihu  -  i 

Vater  gleich  hochhalten^).  Es  war  somit  eine  förmliche  i 
Könighgewalt  in  dem  Vertrage  bestimmt;  und  doch  war  dai 
eine  Ädelsfractioii  gewonnen^).  —  Nun  gelingt  wol  'die  K(m 
66  erfolgt  die  Verständigung  mit  Böhmen  zu  StraschuitÄ ,  j:i 
brad  fi hernimmt  die  Verpflichtung,  den  neuen  König  auch  mji 
uud  Ujlaki  aiiezugleichen'*).  Aber  der  Böhmenkönig  i^  ausni 
seine  Versprechungen   zu   erfüllen.    Oiskra's    beinahe     i 
Stellung  in  Obeningarn,  die  sich  auf  eine  ruhmreiche 
Vergangenheit  gründete,  stand  in  zu  schwerem  Gegens;l^ 
starken  Königthum  des  Hunyadi ,  dessen  Forderung,  die 
Söldner  zu  entlassen,  bedrohte  zu  sehr  die  Wurzel  seiner    1  i 
dass  der  Ausgleich  möglich  gewesen  wäre.  Nicht  minder  UoUp^  «ir. 
auch  üjlaki  die  Verständigung  mit  dem  Könige  von  sich^).  ^**  ^'j 
in  den  Straschnitzer  Verträgen  stipulierte  Vermälung  -i  ifl 

mit  Podiebrad's  jugendlichem  Tochterlein  Katharina  ,  m 

mit  Gara  vereinbarten  Szegediner  Puncten  widersprach,  so  trat  »ödP 
dieser  mächtige  Magnat  wiederum  auf  die  Seite  der  Gegner.  Des  König» 
Oheim,  der  herrschsüchtige  Szilagyi  war  ohnedies  nicht  der  Manu, 
der  neben  seinem  Worte  noch  fremden  Eaifluss  gelten  Hess,  Da  <» 
mit  Giskm  sofort  zu  offenem  Kampfe  kam,  dieser»  freilich  erfolfflos, 
Unterstützung  in  Polen   suchte '^),  so  wurde  die  Lage  dos  jungeti 


*)  Duräbcr  Steph.  Kaprinai,  Hungaria  diplomatica  temporlbui  rep 
Mathiae  (2  vtd.  Vindok  1767—71),  I,  pag.  3&4  ff. 

*)  Bei  Jos.  Grafen  Teleki^   Hunyadiak  Kora  MogyarorBtägOD  ("XU 
Bände,  Pest  1852  ff.).  X,  S.  565  ff- 

*)  Was  daher  von  dem  Verhalten  Gara^'s  und  seines  A"*" 
der  Königswahl  erzählt  wird  (vgl.  Kaprinai  I,   pag,  Ä54,    j 
ßcbwandtner,   Scriptorea   rerum   hungaric.    vet^rea  ac   l'^h 
Viennae  1746—48),  I,  pag.  284,  bei  Dlagoi,  Historiae  1  lij 

2  tom.  Leipzig  1712»  col.  220.  bei  Steph,  Katonu,  bißt- ; 
Hungarioe  ütirpis  miitae  (Bd.  XII-XIX,  Pest  1799  ff.)  Bd.  XIV,  ^1 
i^t  darnach  slu  berichtigen. 

*)  Das  Detail  und  den  Quellennachweis  dieser  Vor^än^  in 
ÄbluindlQng:  ^Ein  Jahr  böhmischer  Geschichte**  8.  86  ». 

')  Urkundliche  Beiträge,  Nr.  144,  ö.  138-139. 

■)  Dlugoa,  histor.  Pol  ooL  225,  Katona,  XIV,  S.  167  ff. 
II,  pag.  162—163.  Urkundliche  Beiträge  Nr*  li'J,  ä.  144. 


Ai:  ^Baehmann,  0ic  ungarische  Kroao  etc. 


325 


iM  Bchlimm  ^enag ,  and  wiederholt  wandte  er  sich  an  den 
knig  um  Hilfe  *).  iJass  er  sie  erhielt,  ist  wol  möglich ;  aber 

wattti  es  Zunächst  die  eigene  unverzagte  Tbaiki-aft  des 
!i«  Sipge  geiner  Feldherren  gegen  die  BrCuler^),  die  durch 
ittlung  schliesslich  doch  gelungene  Yet-standigung 
..  ,     jlixtthias  Luft  machten* 

lies  haat  er  an  der  Sicherung  und  Festigung  seiner  Königs- 
ftiter  £rdt  holte  er  jene  Konigsge&chäfle  nach,  die  da 
i^rhol)«rjen  König  erwarteten ;  in  bedeutsamer  Weise  ver- 
oh  der  so  jugendliche  Matthias  allenthalben  der  Anerkeu- 

öbt  er  selbständig  seine  Königsrechte  aus.  Wir  erfahren 
ÜÄtätigung  der  Freiheiten  derSt&dte  und  Stifter,  der  Sieben* 
Qlachen  wie  der  ?on  manchem  Herrn  hartgedrückten  Juden  *) ; 
fen  Vorschriften  über  den  Gebrauch  vollwichtiger  Münze, 
llp.  "  -  -  Tind  Erhaltung  des  Landfriedens,  gegen  jegliche 
Hr  keit  trat  der  König  zugleich  ent.'ichieden  gegen 

B^l  -tandes  hervor.  Dieselbe  Enttäuschung, 

■>!  ik  Genossen  in  Böhmen   durch  KöDtg 

Nligkdit  und  St^ibständigkeit  bereitet  wurde,  mussten  die 

»Förderer  alsbald  auch  an  König  Matthi^  erleben:  sie 
2ur  Seite .  um  nach  dem  eigenen  Willen  die  Herrschaft 
inig  nicht  blos  zu  hei^^sen«  sondern  auch  zu  sein.  Da  der 
i  Streben  nach  Selbstverwaltung  des  Reiches  nicht  verbarg, 
r©r  er  neue  Gefahren  für  sein  junges  K(>nigthum  herauf; 
r  Mann ,  dem  rr  vor  allem  die  Krone  verdankte,  wurde  nun 
<acher,  sein  Uhoiin  Michael  Szilagyi*  Es 
j^i  c^  _  -  ;;nat  gehofft  haben,  noch  auf  lauge  Zeit  für 
^■lflnf/.ehnjahrigen  Neffen  die  Zügel  der  Regierung  führen 
^Bn  der  That  ist  er,  wie  unmittelbar  nach  der  Wahl  so 
^b  KönifTS  Rückkehr,  der  niächtigste  Mann  im  Königreiche; 
Hhr  ni        "  '      '"      k^s  kommt  ihm  ja  mit  Recht  diese 

m;  an  u  iion  wir  ihn  in  den  ersten  Wochen 

Mtifertigen  ^).  Eh  mag  blosse  Beschönigung  des  an  sich  doch 
ükbiu-en  Benehmens  des  Königä  gegen  seinen  Oheim 
1  italienischer  Lobredner  berichtet^),  wie  nicht  bloa  Szi- 

JrltiiiidUche  Beitrage  Nr.  148  n.  150,  S,  142,  143-4.  Eaprbfti 

Isfrinai  IL  Kr.  31,  39,  43.  (Dieselbe  Urkunde  (Nr.  43),  bei 
lüTiialdnA.  Sommen^berg. 

im  ret  u  H,  Nr.  52,  63,  5i.  pag.  222-227;  Toleki, 

l^l  \.  pag.  602-3;  Nr.  297,  pag.  tk)t>— 7;  Nr.  2^, 


rckki  X. 
Mit  ^  -' 


Nr.  2^,  pag.  5Ö3-4:  Kaprinai  IL  Kr.  9,  &  141. 

'  "  (B— ii  rpr  ":---"  *  icä  qoatoor  cum 
d«c.  111,  ioncs  advenarii 

lai^i.. . ;>raamdis,  -^  ,„..,.„  ,.„„..  .«.wUbant,  et  Uberas 

IfÜioiM«,  •everamqae  oennuram  tn  inalam  utique  parkm  ioter> 
its  iMvielittl  «Ultts  Regia  annnua,  qui  ik^ au»  Imperium  ei  ad- 
m  liaud  faeile  totorabat» 


SSO 


Ad.  Baehmunnt  Die  ungariache  Krone 


lagyi's  allzobohe  Stell iiQ^f  sondern  aach  sein  Hochmuth  üd 
maassendes  Benehmen  dem  juagon  Könige  gegenüber  diesem^! 
Verhältnis  rasch  verleideten.  Aber  sicherlich  trat  das  Streb 
Königs,  des  unbequemen  Meisters  und  Mahners  ledig  zu  werde 
i-asch  hervor;  schon  seit  März  1458  stellt  er  fast  gar  keine  ^rl 
mehr  aus,  die  Beschränkung  seiues  sonstigen  Einflusses  giong  « 
damit  Hand  in  Hand.  Es  war  unmöglich,  dass  die  Stimmung  das 
dem  Gttbernator  lange  verborgen  blieb ;  seine  Erbitterung  scheint. 
ordeDtlich  gewesen  zu  sein.  Aber  es  kennzeichnet  den  Mann  mi 
Motive,  wenn  wir  beachten,  wozu  die  ßacbsucht  ihn  verleite 
suchte  die  Verständigung  mit  des  Königs  Gegnern,  Noch  ifit| 
Gubernator,  wenn  er  sich  anch  bereits  vom  Hofe  fernhält^| 
26,  Juli  offenbar  in  grossem  Heimlichkeit  der  Abschluss  effl| 
Bündnisses  mit  der  dem  Könige  friedlichen  Adelspartei  in  i 
tornya  erfolgt*).  „Sie  wollten  einander**,  so  verpflichten  si 
Bündiier,  „mit  allen  Kräften  beistehen  gegen  Jedermann,  er 
Fremdei-  oder  Einheimischer,  hoch  oder  niedrig,  der  sie  od« 
nur  einen  von  ihnen  an  ihrem  Leben,  an  ihren  Aemtern  un^ 
Gütern  und  Einkünften  angreife.**  Dass  der  Vertrag  s^ 
gegen  den  König  richtet,  von  dem  Szilagyi  Maassnahmen  , 
Stellung  befürchtete,  ist  klar.  König  Matthias  hatte  zunächst 
keine  Kunde.  Es  mochte  ihm  doch  hart  dünken,  den  Oheim  gl 
in  der  Ferne  äu  wissen ,  daher  suchte  er  mit  ihm  sich  fnedlic 
einanderzusetzen.  Sollte  auch  Szilagyi  die  Würde  dos  Gubei 
verlieren,  so  war  der  König  doch  bereit  ihn  freigebig  zu  entschi 
Er  ernannte  den  Oheim  zum  Grafen  von  Bistriz^)  nnd  verlii 
überdies  am  20.  August  die  Güter  ßeehe  nud  Somlyo. 
dann  wol  Szilagyi  von  der  Würde  eines  Gubernator  scheii 
zurück;  der  Friede  zwischen  ihm  und  seinem  königlich 
i^chien  wiederhergestellt  *). 

Noch  immer  wusste  Matthias  nichts  Verlässliches  von  d< 
heimen  Bunde  Szilagji's  und  der  andern  Gegner.  Erst  als  er 
letzten  Augusttagen  Ofen  verliess  und  nach  dem  Süden  zog 
dem  wirklichen  oder  scheinbaren  Verwände,  nun  endüchi 
Grenzvertheidigung  im  Süden  des  Königreiches  seine  Aufo: 


*)  Am  21.  Juli  stellt  Szilagyi  aof  seinem  SchloBie  Siigetl 
8.  Teleki  X,  Nr.  289,  pag.  5»2. 

»)  Der  Vertrag  bei  Teleki  X,  Nr.  290.  png.  693—5? 
Urkunde  aas;  Nr.  41,  pag,  195—6, 

'j  Kovachich,  tom.  II ^  S.  25. 

*)  Damit  glaube   ich  nach  den  einzig  sichern  urkuttdli^ 

richten  den  Gang  der  Verhältnisse?  klargelegt  und  die  verworrffÄ 
gaben  der  ung-ari sehen  Historiker  berichtigt  zn  haben.  Am  21,  a.  { 
nennt  sich  Szilagyi  noch  Gubernator,  am  20.  August  ist  er  €s  ^* 
und  erlangt  die^  Verleihungen  de«  Königs,  Daraus  ergibt  Biolj 
Zeit  des  Rücktrittes  Szihgyi'g,  mit  der  wol  die  Güterschei 
banden  Lst,  wie  dass  er  äuäserlich  ohne  Zwang  und  friedlio 
JOie  Verleih  an  gsurkundo  bei  Teleki  X«  L  c.  Man  vergl  Kaprina 
(flupplem.),  S.  531  ff. 


Ad,  Baehmann,  Die  ungariaclie  Kione  etc. 


8t7 


wurde  ihm  sichere  Kunde  von  dem  Verrathe  Beines 
D$'h   Auf  ftemeni  langsamen  Weit6r2tig6  fand  dann  der  K5ni^ 
V   zu  ergreifenden  Maasaregeln  zuRathe  m  geben, 
rtagen  erfolgt  dann  die  Verhaftung  des  unter 
I  Vorwiinde  Aum  Könige  beschiedenenSxilagyi*).  Am  8.0cto- 
liiet  Matthias  selbst  den  Siobenbäi*ger  Sachsen  von  dem  6e- 
D#ii ,  ohne  begi-eiflicber  Weise  den  Grund  zu  nennen*  Dass  der 
ijo  ftber  Szilagyi  verhängte  Haft   zuerst  den  Siebenbürger 
mitlheUte,  hatte  seine  guten  Gründe.   Die  Bewohnerschaft 
3t£  hatte  sich  nämlich  geweigert,  Szilagji  als  ihren  Herrn 
aen  und  dadurch  den  Zorn  des  herrschsüchtigen  Mannes 
heftigst«  erregt.   Nachdem  er  Truppen  gesammelt,  hatte  er 
lückliche  Stadt  überfallen  und  nach  der  raschen  Einnahme 
uUis  gegen  jedes  Alter  und  Geschlecht  gewüthet.  Die  in 
»en  ühn  ganz  Siebenbürgen  verbiu^itete  Gährung  war  dro- 
Qg,  um  auch  ohne  Szilagyi's  anderweitiges  Verschulden  das 
^des  Königs  gegen  ihn  herauszufordern').  Nun  bflsste  er 
Schuld;   (loch   nicht  allein,   auch  die  andereo  Adols- 
le  sich  zur  Einigung  gegen  den  König  in  Simontornya 
gefunden ,  traf  die  Strafe.   Ladislaus  Gara  und  Nicolaus 
aki  vitrloren  gleich  den  übrigen  Würdenträgern  der  Krone  dea 

fM  ihre  Aemter;  an  Gara's  Stelle  wurde  Michael  Orszdgh  de 
Fftlüiiii  des  Königreiches ,  während  der  treue  Sebastian  Bozgon 
%Ti^  eines  Wojwoden  von  Siebenbürgen  mit  Jobannes  Bozgon 
1^.  Dl6  Besorgnis  vor  den  Maassnahmen  des  Adelshundes«  von 
I  Umfang  und  Zielen  der  König  nun  erst  verl&ssliche  Kunde 
I  nocbt«,  dann  noch  weitere  wichtige  Gründe  vennochten  Mat- 
auf  den  St,  Nicolaustag  (6.  Dec.)  einen  allgemeinen  Eeichstag 
g^Av^öi^iit   anzusagen*). 

K<  mI  sich  die  Krone  des  heih  Stephan  in  den  Hunden 

iriiNincu  8,  und  hatten  zugleich  alte  Ansprüche  des  Kaisers 
ürenzorte  noch  nicht  ihre  Erledigung  gefunden.   K^nig 
l  war  deshalb  mit  dem  Kaiser  bereits  im  Spätsommer  in  Unter- 
getreten, als  deren  KesuUat  am  L  September  1458  ein 
IQ  Wiener-Neustadt  zu  Stande  kam  des  Inhalts:  der  Kaiser 
(tngarische  Krone,  sowie  auch  noch  eine  zweite,  die  ihm 
die  Kdnigin  Elisabeth  TerpfEudet ,  an  den  König  aus ,  der 


')  Kitona  XIY»  S.  Uh  Man  s.  data  Bonfini  dec.  HI,  Hb.  X, 
II  f  ;  Kovachieb,  Scriptores,  8.  26. 

*)  Konidikh  L  c.   Ob  freilich  die  Umtlände  der  Verhaftung,  die 

'  p.  it2  ff.  aniufi^hren  weiss,  wirklich  eingetreten,  mag  ich  nicht 
B^tcn. 

■>  J.  CK  r    '• !     •>     ♦icßchichte   de»   nns^rischen  Reich«  (4  Theüe 

«.V  a  Th. - 

•)  Kapcinai  '♦    Kiu^l  1.  c. 

I    7  l>aa   ImIi  'eu   an   die  Bftrger  von  Hart- 

(M  Kafurlnai  i  w^i   man   rtrgh  audi   Nr.  öl» 


328 


Äd.  Bachmann,  Diu  ungariselie  Krone  etc. 


König  dagegen  Terpflichtet  sieb  dem  Kaiser  zur  Zahlung  von  75.0( 
öder  wenn  der  Kaiser  darauf  besteht  von  80.000  Goldgulden ,  i 
ihm  auf  eine  Anzahl  Städte  und  Burgen  sichergestelit  werden 
Diese  Uebereinkunft  nun  gedachte  der  König  gleichfalls  den  ti 
sammelten  Ständen  vorzulegen ,  wie  dies  denn  auch  der  Kaiser  ai 
drficklich  in  dem  Vertrage  verlangt  hatte*)*  Weiters  beabsichtig 
König  Matthias,  genaue  Bestimmung  über  das  Landesaofgebot  und  i 
gesammte  Heeresordnong  zn  treffen  nnd  die  Verpflichtungen  der  Eil 
zelnen  wie  die  Rechte  des  Königs  auf  die  Unterstötzang  des 
sicherzustellen  '). 

Aus  unbekannten  Gründen  verschob  König  Matthia«  den 
diner  Tag  aber  anf  Neujahr  1459;  es  scheint  deshalb,  wi 
Tag  vom  6.  December  gar  nicht  zu  Stande  kam,  oder  doch  nur  si 
schwach  besucht  war*).  Dagegen  waren  nun  zu  Neujahr  die  StA 
deg  Beiches  in  grosser  Anzahl  erschienen  ^  natürlich  mit  Aus^^chl 
der  Gegenpartei;  auch  je  fönf  Vertreter  einer  jeden  Grafschaft  wai 
Zugegen.  Offenbar  handelte  es  sich  dem  Könige  darum,  die  Vertrei 
des  gesammten  Reiches  in  möglichst  grosser  Anzahl  um  sich  zu  vi 
sammeln  und  sich  mit  ihnen  gegen  seine  Oegner  zu  einen*). 

Während  so  der  König  bemuht  war,  seine  Stellung  zu 
und  sich  auf  erneuten  Sturm  vorzubereiten,   waren  offenbar  ii 
seine  Gegner  nicht  müssig,  Sie  erkannten  jedoch  bald  geuug 
ihre  Macht  allein  nicht  genüge,  dem  verhassten  Könige  g( 
etwas  auszurichten;  darum  sannen  sie  auf  die  Erlangung  ans 
Hilfe  und  suchten  diese  durch  das  Angebot  der  ungarischen  Könij 
kröne  zu  erlangen. 

Nach  der  Meinung  Dr.  Palacky's  wai'  aber  derjenige,  auf  « 
sie  zuerst  hilfesuchend  ihre  Blicke  hinwandten^  König  Geor|^  i 
Böhmen. 

Hören  wir  nun  die  Gründe,  die  Palaeky  foi'  diese  seine  Ansio 
verbringt.  Palacky  beruft  sich  zunächst  auf  eine  Stelle  in  der  Relati 
eines  päpstlichen  Gesandten  über  den  Zustand  und  die  Einkünfte 
Königreiches  Ungarn,  die  auf  das  Jahr  14ö8 — Ö  zu  beziehen  seien. 
sagt  nun  der  Legat  wirklich  von  den  ungarischen  Zuständen: 
baroni  —  non  cessano  di  tent^re  il  re  di  Boemia  —  che  se  V 
terre  V  impresa  di  venire  a  fare  suo  figliolo  Re,  che  gli  vogliono 
ogni  favore,  persuadendogli ,  che  meglio  et  piii  honor  gU  sari, 


')  Palacky.  ürkundlicbe  Beiträge  Nr.  167,  S.  109—161. 

')  Ebendort  S,  160  „Pro?iso»  ^uod  in  tractatibuH  !    i 
tuB  ijwe,   materque  ejus,    ac  archiepiscopi ,   epi&copi,    p 
baroues»    proceres  et  nobile»,   regnicolaeque  re^u  potlul/^   vu 
ratificent,  et  suani  imperatoriam  majestatera  ass^curent"  etc 

*)  Man  vergl.  den  Szegedlner  Reichstagsbeschlusä  bei  Kapnnai  J 
S.  228  fi. 

*)  Der  König  mahnt  noch  am  29.  November  die  Bartfeldur 
Besuche  des  Nicolai-Landtagen  (Kaprinai  IL  S.  221—2);  tir  kann 
den  am  6.  December  stattfiodeodea  TtLg  nicht  jkbgesagt  haben. 

^)  Kaprinai  II.  S.  2StB  ff. 


Aä,  BieNcann,  Die  tin^t lache  Krone  etc. 


SM 


Ro,  che  !  1  R^ioÄ**  etc.')  Damit  stimme  denn 

die  Bari  ,->  Scait-etus  in  seinen  Annales  Gor- 

IXiiimfQiii  11.  Fobnmr  1461^  bringt,  f\bereiii:  „Gerabet  zn  wifssen, 

«tu  kh  Tttmomen  habe*   wij  dij  Vngern  den  Gubematarem  nichten 

llbeii  w<y]taQ  %VL  ejn&m  konige.  Wenn  die  Vngern  sollin  habin  ge* 

tfmhBf  sie  wollen  noch  viel  Heber  uffnemen  den  Git-ziken  zu  einem 

Infgf.  Vnd  der  GubomatMr  auch  u  ich  km  wil  nemen  des  Girziken 

Mtor^  ^.    Wenn  darum  Dr.  Martin  Mayr  in   einem  Berichte  an 

iMg  Georg  Mitt^  Februar  1460  anter  andern  äussere:  ^Si  Vestra 

flfitii  Miijeiitatt  vel  reg-uo  Hndgariae  vel  Romano  imperio  praeficere- 

*«r**>^  SH)  beziehe  sich  die8  auf  die  einstmaligen  Aussichten  König 

QiMf*8  auf  den  Thron  des  heih  Stephan^},  durch  die  auch  einige 

8ldtni  der  Briefe  dos  Papstes  Plus  II.  an  den  Cardinal  Johann  Car- 

wwfßi  ernl  Lirht  nnd  Sinn  bekfunen*). 

Dr   '  'uhrt  nun  an  der  Hand  dieser  urkundlichen  Belege 

aaft,  w»  K  n-g,  da  die  Sache  „Ernst  und  Bedeutung**  gewann, 

pNlMicli  nach  Idäbren  zog,  um  dort  mit  den  ungarischen  Baronen 
Btckspnche  zu  nehmen.  Kr  weiss  zu  erzählen,  wie  Ujlaki  dem  Ei!»nig 
OndiU,  die  Krone  wenigstens  zu  Händen  seines  jüngeren  Sohnes 
BiiBrkllt  des  präsumpiiven  Schwiegersohnes  Ujlaki's  zu  übernehmen, 
mmm  iber  dann  gesteben,  dass  wir  ausser  dieser  Thatsacbe  nicht 
mäki  wnsen,  „als  dass  König  Georg  diesen  Antrag  nicht  annahm 
mad  dMt  die  MissvergnQgten,  vielleicht  auf  sein  Anratben.  sich  dann 
«iCalBar  Friedrich  wandten"^  ^). 

Die  folgende  kritische  Betrachtung  will  zeigen,  das«  auch  nicht 
«Mr  d«r  aegeiührten  urkundlichen  Belege  für  das  bi5hmische  Ki^nigs- 
filliel  sutreffe,  dass  der  Aeussemog  Martin  Majr's  jedes  Gewicht 
iftpihi»  die  angezogenen  Stellen  der  päpstlichen  Briefe  diese  Be* 
litkiia^  keineswegs  gestatten,  endlich  die  weiteren  AnsfQhrungen 
Dr.  Falaclcy^a  entweder  willkflrlich  oder  unrichtig  erscheinen. 

All  ftfhwerwiegendsten  Beleg  führt  Palacky  die  Nachricht  des 
fi^tUkliQD  Legaten  an «  und  sie  wäre  es  sicherlich ,  wenn  man  sie 
Mi  ftfl  auf  das  in  Frage  stehende  Jahr  1458—9  beziehen  könnte. 
t>M  Ui  aber  durchaus  unmöglich.  —  Nach  einer  Reihe  geo- 
piftoch^gtatistischer  Bemerkungen  (S.  13 — 20  bei  Kovachich)  geht 
toTüteser  der  Relatio  daran  einen  knrzon  Ueberblick  über  die 


*>  Den  I' 
iüiSMiieiiieii 


iTltd 


Kundi  Aj 


itäUcnisch  J.  Ch,  v.  Kngt'l  in  der  Fortsetzung 
rheil  49,  4  Bünde.  Halle  17^  im  H.  Theile 
lisch  M.  G.  Kovachich  in  den  bereits  ge- 
Dguricttrum  nniiore»,  S.  13—33,  beide  unter 
vcntibüs  Rcgni  Hungariae  tempore  regif 
ii  tcmporis. 

lll,  fol  93;  io  den  ürkuudUchen  Beitragen 


^  i  .tTi<?e  Nr.  211,  8.  201  ff. 

•}  IUf>nii&i  ii,  ii.  2M  n.  2*)3;  Aug.  Theiner,  Monuroenta  hifttorica 
ÜBi^piUiu   illutttntaiii  (J  toriL    Born,    Paris  und  Wien  1859—^), 


I  tl  |M£  319  n.  325. 


inj  naroda  *.  IV.  %  st.  67—68. 


aao 


Ad,  Bachmann,  Die  nitgariscbe  Kroii^S 


letzten  80  Jahro  ungarisdier  Gesell Jchte  zu  geben.  Kr  bcginut  i 
dem  Jahre  1360  und  fährt  die  Ereig-uisse  in  chioüt)l()gjs<-her  Ol 
nuDg  und  in  den  letzten  Jahren  mit  seiner  Darst«»llung  immer  ml 
ins  Breite  gehend  bis  zum  Momente  der  Abfassung  seines  Berich 
(S.  28).  Als  letzte  Thatsachen  erwähnt  er  die  Verbindung  ivfm 
Böhmen  und  Ungarn  in  Folge  der  Vermälung  des  Hunyadi  mit  & 
Georges  Tochter,  Georg's  Bestrebungen  im  Reiche  gegen  Kaiser 
rieh,  seine  Einigung  mit  Ludwig  dem  Keicheu  von  Baieni  m  ^ 
mit  den  Worten;  umie  propter  hoc,  ac  proptor  alia  t\  4 

Imperator  cum  dicto  Hege  Bohemiae  fuerunt,  et  sunt  iniuijci.  Eni 
also  sicherlich  der  Bericht  vor  der  AusBöhnuug  des  K<>njg8  mit  m 
Kaiser  im  Ilorbste  des  Jahres  1402  geschrieben,  and  doch  hatj 
1460 — 1  beginnende  Feindschaft  bereits  längere  Zeit  gedauert.  Sc|| 
daraus  ergibt  sich,  dass  die  Eelation,  wie  ja  auch  Dr.  Palacky 
nimmt,  ^ben  1462  geschrieben  ist,  auch  wenn  man  nicht  aus 
sonstigen  Angaben  über  die  Verhandlungen  zwischen  König  Matt] 
und  dem  Kaiser  das  Datum  der  Abfassung  1462  sicher  ersa 
würde. 

Nun  bringt  aber  der  Legat  in  seiner  historischen  üebara 
zum  Jahre  1469  keineswegs  die  von  Palacky  dortbin  geso( 
Stelle»  sondern  eine  andere,  die  den  Verhältnissen  von  1459  t( 
entspricht.  Er  sagt  nämlich,  nachdem  er  die  Gefangennehmung 
Michael  Szilagj'i  berichtet :  Questo  vedendo  Nicolao  Vajvoda  ei 
altri  suoi  coUegati  diibitando,  che  il  Re  non  facesse  a  loro  qm 
che  haveva  fatto  a  Szilagyi  Mihaly,  di  nuovo  si  accordarno,  6t 
ribelli  del  Re,  andarano  da  Federico  Imperatore,  et  praticorno  U 
coB  Ini,  promettendogli  di  dargli  il  Regno.  che  acc-ettö  il  titolo 
gale,  dando  speranza  a  dettiBaroni,  voler  venire  nelBegno  con  ge 
dissimo  esercito  etc.  und  dann  folgt  die  Erzählung  über  die  Bef 
Willigkeit  des  Kaisers  die  Krone  anzunehmen  und  die  ^achricli 
über  den  Krieg  zwischen  ihm  und  Matthias.  Von  König  Hei 
keine  Silbe.  —  Doch  weiter.  Nach  Beendigung  seines  geschi< 
liehen  Ueberblickes  geht  der  Legat  zur  Zeichnung  der  geg\ 
wärtigen  Lage  dos  K6uigs  Matthias  über,  also  des  Zustande» 
Dinge  im  Sommer  des  Jahres  1462,  und  da  ist  es  nun,  dasa  er 
von  Palacky  zum  Jahre  145B — 9  gegebenen  Angaben  macht 
sie  gehören  auch  zu  1462;  dies  zeigt: 

1.  allgemein  die  Stelle,  an  der  sich  die  Angabe  Ündet, 
bereits  dargethan. 

2.  der  innige  Zusammenhang  mit  dem  Vorausgehenden 
Nachfolgenden.  Matthias  ist  nun  zwar  (1462)  König  von  ganz  1 
gam,  sagt  der  Legat,  aber  nichtsdestoweniger  bleibt  seine  El 
schwierig  genug.  Da  ist  zunächst  seine  Abstammung  ans  waUnq 
schem  und  nicht  aus  vornehmem  ungarischem  Geschlecht©  ür*«5id| 
dass  die  Barone  es  für  unwürdig  erachten,  sich  seiner  IL 

fügen  und  mit  immer  neuen  Versuchen  hervortreten,  ihn  -  ij 

zu  stossen.  Eben  jetzt  sind  &ie,  Nicolaus  Ujlaki  und  seine  Strhwiei 


Ää,  Sa^mann,  Die  uogarJBohe  Krone  etc. 


831 


der  Spitze,  anabUssig  bemüht,  de»  B/ihmenkonig  anzu- 
h  der  UTn^arisclion  Krone  zu  greifen.  Eben  deswegen  ist 
es  Iffnn  :LQch  zum  Abschlüsse  des  Friedensvertrages  zwigcheD  Kaiser 
FtMricIi  —  Podiebiad*8  Gegner  —  mit  dem  ungarischen  Könige 
$»k<i«}iii*n.  dnd  alle  diese  Angaben  stimmen 

3»  vollständig  zu  der  geßchichtlich  erweisbaren  Lage  der  Dingo 
brngini  Mitte  1462.  Da  i^t  zunäcb&t  sicherlich  wahr,  was  über 
du  VerhaUfrii  der  Barone  gesagt  wird.  Cjlaki  selbst  stand  seit  1458 
HBOtarn  dritten  Male  dem  Könige  feindlich  gegenüber*).  Dass  er 
tbff  10  Ende  dea  Jahres  1461  neuerdings  mit  dem  Könige  von  Böb- 
in  Bv'jtithuugiin  getreten  war,  ergibt  »ich  aus  der  14C1  ergan- 
ü  Aufforderung  ungariscber  Prälaten  und  Barone  —  der  Partei 
*s  —  an  den  Böhmenkdnig ,  nun  endlich  die  lange  verz6geHe 
aeines  Sohnes  Heinrich  mit  üjlaki's  Tochter  Hieronyma 
iUnger  hinauiizuächiebeu^).  Ausser  jedem  Zweifel  steht  eudlich 
4h  durch  päpstliche  Vermittlung  erfolgte  Ausgleichung  zwischen 
littig  Matthias  und  Kaiser  Friedrieb.  —  Endlich  spricht  für  das 
1462 

i.  die  Stelle  selbst^  die  Palacky  sich  erst  durch  eine  Ver- 
^•*'ng  för  üeine  Anschauung  herrichtete.  Sie  lautet  nämlich 
idig:  U  baroni  sdegnaudogi  di  sottomettersi  al  ditto  Ee  di 
parentella,  cercano  ogni  giorno  modo  et  via  di  cacciarlo  del 
et  fra  1e  altro  occulte  vie  banno  stimniato  et  non  cessano  di 
tnlii«  U  re  di  Boemia,  che  sia  suo  suocero,  che  se  M  vuob^ 
r  impresa  di  venire  a  fare  suo  figliolo  Re,  che  gli  vogliono 
la  favore  etc.  Also  obwol  Kfmig  Georg  Schwiegervater  des 
Matthias  war,  machte»  ihm  deuiioch  die  Barone  »olche  An- 
Sdiwiegerv&ter  des  Königs  Matthias  war  Georg  seit  Mai  1461 : 
fit  tauiB  da  die  Nachricht  auf  1458  oder  1459  bezogen  werden? 
Dii  Denkschrift  weiss  also  von  dem  ungarisch-böhmi- 
«chfll  Köoigsprojecte  des  Jahres  1459  nichts.  Dnd  nun 
w  Augftbir  Dr.  Maiiin  Mayr*8  in  seinem  Briefe  an  König  Georg-'*). 
Bii  g4»iiauere  Würdigung  der  obwaltenden  Verhältnisse  wird  zeigen, 
i)f  viel  Gewicht  ihr  zukommt,  Martin  Mayr.  der  König  Georg  für 
lifiPUn  seiner  Erbebung  auf  den  römischen  Königsthron  gewonnen» 
►  iich  im  Winter  1459—60  nach  Italien  zu  dem  Mailänder  Her- 
Fr«nz  Sforra  begeben,  um  von  diesem,  für  die  Zusage  König 
flwrr  js  Investitur  mit  Mailand  zu  vermitteln,  eine  mög- 

fid^f  mme  zu  gewinnen.  Sie  sollte  dem  Könige  die  Wege 


'^l*ni  Mul<^  b«'i  Miitthias*  Wabl,  dann  t'rfolirt  im  April  146B 

:iniing  und   Ujhiki  zidit  mit  den   Kronung^Hludchöfen  nach 

liii    Ulli  i*r  tu  Kaiser  Friedrich  über  und  hilft  ihn  lum  tmga- 

aigo  wählten,  um  Ivnde  1460  sieh  neoerdings  mit  Matlhiäü  aus- 

'rKanrinai  II,  a  515  ff. 

^  L'rKatidlieh«  Beitrüge  1.  c.    Ich  »cbreibe  mit  Palackj  Mayr:  ^^^ 
i  ifticrwiehiiote  sich  uoch  dfter  Mair. 


S92 


Ad  Bmlmann,  Die  un^riscbe  Krone  etc 


zum  römischen  KöDigthume  ebnen  lielfon.  Aber  da8  GM  &ti 
dem  Herzoge  fester,  als  wol  Mayr  erwartet  liatte.  Wenn  darum  I 
dem  Unterhändler  auch  versprach,   nach  erlangter  Invostitar  ; 
dem  Henogthume  des  Königs  Mühe  und  Auslagen  mit  70.000  Db 
ten  gut  zu  macben ,  so  stellte  er  doch  noch  eine  Reihe  von  weii^r 
Bedingungen,  auf  die  Mayr  ganz  oflTenbar  nicht  gefasst  war  und  nicl 
gefasst  sein  konnte.  Eine  derselben  war«  der  K^jiiig  solle  sich  MCl^ 
geben,  zwischen  Mailand  und  dem,  der  den  ungarischen  Thr 
baupten  wird,  ein  Waffenbündni.s  gegen  das  Mailand  feindliche  Vu 
zu  Stande  zu  bringen.  Dass  der  Mailänder  dabei  unmöglich  an  Kön 
Georg  selbst  als  könftigen  König  LTugarns  denken  konnte ,  ist  kla 
wie  konnte  er  sonst  seine  Vermitthing  anrufen .  da  er  mit  ihm  ohu 
dies  eben  jetzt  in  die  innigste  Verbindung  trat?   Daxu  befand 
sich  jetzt  am  Anfange  des  Jahres  1460.  und  selbst  nach  Dr.  Pakckj 
Ansicht  gab  Georg  die  ungarische  Sache  bereits  im  FebruafT 
auf.  Aber  die  Wahl  Kaiser  Friedrich 's  zum  ungarischen  Köni^ 
1459  im  Februar  erfolgt,  es  war  dann  zum  Kriege  zwischen  ihm 
Matthias  um  die  ungarische  Krone  gekommen,  noch  immer  dnueil 
der  harte  Zwist  um  das  Königreich  fort,  den  eben  König  Geoi 
zu  vermitteln  übernommen.  Darum  kann  derMail&Dd^ 
Herzog  bei  jenen  Worten  nur  an  den  Kaiser  un<l  den  K6nl 
Matthias  gedacht  haben;  der  König  von  Böhmen  aber  soll  d^ 
durch  seine  vermittelnde  Thätigkeit  gewouneuen  Einüüss  benötx 
um  jenen  der  beiden  Prätendenten ,  der  sieb  im  Besitze  Unganie 
hauptet,  zu  einem  Bündnisse  mit  Mailand  zu  bestimmen. 

Martin  Mayr,  auf  nichts  vorbereitet  und  ganz  von  dem  GcKJank 
der  Erhebung  König  Georg's  erfüllt .  verstand  offenbar  den  Her 
nicht»  und  wie  er  in  den  andern  Pancten  seine  Vollmachten 
fertig  überschritt,  so  reimte  er  sich  auch  die  anf  Ungarn  hmü 
Frage  rasch  zusammen  und  dachte  an  eine  Bewerbung  des  Bd| 
königs  um  die  ungarische  Krone,  von  der  iudie86rZeit(i 
durchaus  keine  Rede  sein  kann. 

Ungleich  leichter  ist  es  zu  erweisen,  dass  die  genannten  pap 
liehen  Briefe  vom  24.  Februar  und  vom  14,  April  1459  ebenso  keil 
Beziehung  auf  die  böhmische  Bewerbung  haben.  In  beiden  ist  ein 
von  der  Einmengung  des  Kaisers  Friedrich  in  die  uhl         *    i«  Va 
h&ltnisse  die  Rede,  wie  der  Zusammenhang  klar  r<  u 

ersten  Briefe  hat  Plus  IL  dem  Cardinal  von  S.  Aiiu- 
einen  Jeden  iunerhalb  oder  ausserhalb  des  ungarii  ,  i]^ 

die  Zurüstungen  zum  Ttirkenkriege  stören  könne,  mit  allem  Em^ 
und  den  strengsten  Kirchenstrafen  vorzugehen,  ob  er  nun  königlich€ 
beii^oglichen  oder  welchen  Standes  immer  wäre  (,  .mandamui&, 
quamdiu  idem  rex  in  apparatu,  seu  hello  contra  Tu rchos  evidi^nii 
fuerit  occupatus,  omnibus  et  siugulis  moiestatoribus  suis  tarn  iai 
regoum  quam  eitra,  etiamsi  Regali,  Reginali,  Ducah  aut  alil 
cunque  dignitate  Ecclesiastica,  vel  mnndana  praefulgeant.  sub  j 
minatione  divini  judicü  etc.  djstricte  inbtbeas). 


Ad.  Badtmann,  Die  uugariDcbe  Krone  etc. 


S83 


Ist  is  4m  «riiiubt  das  Eügali  bosonders  zu  betoiieo  und  auf 
"  '^  ■■  :7  eines  Königfa  daraos  zu,  BchUessen,  oder  besajft  die 
g^alis,  Regtualis«  Ducalis  eben  nichts  anders,  als  „von 
jtd&m    bull«; b igen  Stande",    wie   dies  noch  besonders  hinzu- 
st  UtT?  Doch  gewiss  das  letztere,  und  Kaprinai  bat  sicherlich 
B^ht»  wenu  er  in  der  Anmerkung  zu  dieser  Stelle  sagt,  es  habe  der 

«das  der  Vollständigkeit  der  AuT^ähluug  halber  noch  voranzu- 
»do  Imperiali  nur  weggelassen,  weil  der  Hinweis  auf  den  eio- 
Träger  dieser  Würde .  gegen  den  der  Brief  auch  thatsAchlicli 
tet  war,  zq  deutlich  gewesen  wäre.  Uud  dass  der  Auftrag  gegen 
^t  sich  daraus,  dass  Papst  Pius  später,  als  ilini 
«ia   \  •  its   gegeu  den   Kaiser    in    der  ungariscben 

ilflke  bedeukltch  erächien,  ob  für  nothwendig  hielt,  dem  Cardinal  zu 
»tj,  er  nehme  jetzt,  nachdem  er  sich  genauer  informiert,  gerade 
pr  von  jenem  ersten  Mandate  aus ').  Auf  König  Georg  weist 
b«iden  Briefen  auch  nicht  die  leiseste  Spur»  und  doch  hatte 
iicb«irlich  keinen  Grund  gehabt,   auch  ihm  gegenüber  sich  so 
berid  auszudrücken. 
So  Mt^iht  denn  von  allen  Belegstellen  für  das  ungarisch-böb- 
niidse  K<'  ot  nur  uoch  des  Jacobus  Schreyber  oben  erwähnter 

bl  aii  j litzer  Senat:  Wenn  die  Vngern  sullin  habin  ge- 

be: «sie  wellen  noch  viel  lieber  uiTnenien  dsn  Girziken  zu  einem 
G^gen  die  Echtheit  nnd  Gleichzeitigkeit  der  Nachricht  lässt 
cht»  sagen,  anders  steht  es  mit  der  Wahrhaftigkeit,  Der  Schrei- 
^telbät  bezeichnet  die  Angabe  als  ein  Gerücht,   und  wie  wenig 
iKUaslich  ^tn  «»Mrhps  i^t,  wie  leicht  da  im  Muude  nicht  orientierter 
Um»  Vi^r  inuieu,  dafür  statt   weiteren   Rulsonne- 

L^li  ,      1',    Im  Februar  1458  meldet  ein ,  wie  es 

scher  Agent  aus  Prag:  Item  von  Hungern  saget  man, 
1  vtm  der  gemejne  zu  eym  konige,  wejde  Kjcolasch» 
it,  und  der  junge  gQbernator,  der  gefangen  was,  von 
'\  in  sullen,  aber  etc.^)  Von  all  dem  ist  auch 

AitLt  [g.  Man  vergleiche  noch  einzelne  Angaben  in 

dn  £«tiu  VWiiceslaus  Schiugk  aus  Bre!slau  vom  27.  April 

1169  DSM  vird  darum  wol  auch  hier  das  ganze  Geröcht  auf 

etatr  Verwechslung  mit  der  Bewerbung  des  Kaisers  beruhen,  und 
üididmii  alle  anderen  Zeugnisse  sich  als  hinfallig  erwiesen  haben, 
lach  diese  unsichere  Nachricht  nicht  schwer  wiegen,  dies  aber  um 
M  «imger,  uU  steh  dinr  Bewerbung  König  Georg's  um  die  ungarische 
fbmi»  Mff  auch  nur  der  Annahme  von  Verhandlungen  des  K(}nigs 
ist  mdigen  Baronen  positive  Thatsachen  entgegenstelleo. 

m  August  1458  waren  die  verbnudeten  ungarischen 
Adihiiii  mit  dtm   Kaiser  in  Verhandlung  getx^ten.   Ausdrücklich 

ntm  prmhlmU  zweite  Schreiben  dea  Patiätcs  vom  10.  Febmir 
^  1 1  S.  1*93,  Theiaer,  Monum.  hist-)r  11,  Nr.  49i»,  pag.  32Ö-86, 

i|  1  rkundliche  Beitrige  Nr.  131.  Nr.  126. 

Hj  ik]tr%0  Nr.  165^  S.  149*50, 


SS4 


Ad*  BacJimann,  Die  nngamclie  Krone  etc. 


sagt  Kaiser  Friedrich  in  dem  Yertragsbviefe  mit  Matthius  vom  1 
tember  1458 ,  dass  man  ihm  hohe  Versprechungen  fOr  die  Ausli 
rung  der  ungarischen  Krone  gemacht  habe  ').  Ed  konnte  dies  ni 
Podiebrad  getban  haben ,  denn  der  war  seit  Beginn  Juli  dm  Kaii 
Feind ,  sondern  nur  die  unzufriedenen  Ungarn.  Die  Vorbindung  ii 
sehen  Kaiser  Fnedrich  nnd  den  ungarischen  Herren  blieb 
bestehen '*),  schon  imDecember  1458  ist  es  zu  ofleiibaren  Abi 
gen  gekommen  ^) ,  am  17.  Februar  erfolgt  die  Wahl  des  Kaisers  zj 
Könige  Ungarns  *}.  Und  zu  gleicher  Zeit  soll  man  sich  an  den  ßöbmo 
könig  gewandt  liab«n?  So  kopflos  waren  die  Barone  sicherlich  nie] 
dass  sie  nicht  einsahen,  jede  weitere  Spaltung  unter  ihnen  tnüi 
ihnen  ihrem  thatkräftigen  Gegner  gegenüber  Verderben  bringen.  I] 
selbst  angenommen ,  es  hätte  ein  Theil  der  Barone  ursprünglich 
Geoi-g  gedacht,  so  hätte  dies  schon  vor  den  auf  die  Erhebung  < 
Kaisers  abzielenden  Verhandlungen  geschehen  müssen,  dann  all 
hätte  König  Georg  im  November  und  nicht  Ende  Januar  nach  Mähr 
reisen  müssen*  zu  welcher  Zeit  bereits  der  Kaiser  nnd  die  B&roi 
längst  einig  waren  and  bereits  der  Papst  von  den  Plänen  des  Kaii< 
Nachricht  erhielt 

Aber  auch  sonst  lässt  sich  die  innere  Unmöglichkeit  des  Pr 
jectes  darthnn.  Die  Lage  König  Georges  war  durchaus  nicht  darnaöi 
nm  an  ein  so  gewagtes  Unteruehmen ,  dessen  Gelingen  ihm ,  dem 
besonnenen  Politiker  durchaus  zweifelhaft  erscheinen  musste,  at 
nur  einen  Augenblick  zu  denken.  Noch  war  er  in  Schlesien  und  I 
Lausitz  nicht  anerkannt;  dazu  standen  die  bairischen,  brandenbu! 
scheu  und  sächsischen  Fürsten  ihm  als  Gegner  gegenüber  und  wart« 
die  Curie  und  der  Kaiser  unentschieden  des  Ausganges  des 
mit  den  deutscheu  Fürsten.  Des  Königs  einziger  Freund  und 
genösse  war  immer  noch  König  Mathias  von  Ungarn.  Noch  im  Angd 
145Ö  hatte  Georg  von  letzterem  Zuzug  für  den  Kiieg  in  Oesterreii 
verlangt*);  es  liegt  nicht  der  Schatten  eines  Grundes  vor,  durch  d^ 
in  den  späteren  Monaten  dieses  Jahres  das  innige  Verhältnis  tt 
sehen  beiden  Königen  getrübt  worden  wäre.  Und  nun  sollte  derKönl 
aus  purer  Herrschsucht  sofort  bereit  sein,  sich  den  letzten  Freu! 
zum  Gegner  zu  machen  und ,  obwol  seine  eigenen  Verhältnisse  no 


')  Der  oben  orw&hnte  Vertrag  über  die  AuBUcferung  der  onga 
sehen  Krone,  Ürk.  Beitr.  S.  159—61. 

*)  Man  vergl,  Pii  IL  epistoj.  ad  imperatorem,  ne  regnum  Himgwl 
arobiat  bei  Theimer,  Morium.  bist  Huog-  JI»  Nr.  498,  8  325*  Der  d^ 
wolunterrichtete  BontiDius  weiss  von  dem  böhm.  Projecte  gur  nioh 
gedenkt  aber  um  so  entschiedener  der  Verbindung  üilaki'H  und  dtrSeio 
mit  dem  Kaist^r  (Roruin  flung.  dec,  111,  üb.  X,  png,  407,  bes.  aber  dec.  I 
Hb.  IX,  pag,  402). 

*)  Krgibt  sieh  daraus,  dass  die  Botschaft,  mit  der  der   i 
Papst  tibor  die  Absicht  der  Barone  zu  Eathe  zieht,    schon  Er 
bei  diesem  in  Spolcto  eintrifft.  Vergl.  Gobelinus,  Pii  IL  ^nti^c  Mmxti 
commentarii  etc.  Friuikruri  1614,  liber  secundus,  pag,  4L 

*)  Kaprinei  II,  pag.  249  ff. 

*}  Urkcnd liehe  Beiträge  Nr.  166,  8.  158—59, 


Ad,  Bacfumaniip  Die  angariache  Krone  etc. 


3S5 


feto  ntJgtfordnet  waren,  sich  noch  in  die  unganschen  Wirren  zu 
BD?  Maa  darf  dies  dem  klugen  Podiebrad  nicht  zutrauen. 
Der  etwaige  Einwand ,  dass  König  Georg  sich  ja  wirklich  im 
Sonti)«r  dr     "        ^  1459  gegen  Ungarn  mit  dem  Kaiser  verbündet, 
lit  oicht  ^'.  Damals  war  der  König  bereits  befriedet  und 

nrtöodet  mit  allen  deutschen  FQrstenhänsem,  ¥om  Papste  hoch 
fiebt»  von  hohen  Zielen,  die  ihn  die  Gunst  des  Kaisers  suchen 
hmiMn^  geleitet. 

Endlich  zeigt  noch  das  Benehmen  der  Curie  ^  dass  sicherlich 
ajeml«  n>n  dem  böhmischen  Plane  die  Rede  war.  Man  beachte 
daefc,  nie  sorgsam  der  römische  Hof  Alles  aus  dem  Wege  zu 
Üantn  sachte ,  was  irgendwie  den  heiligen  Krieg  gegen  die  Türken 
fcadirn  konnte.  Wie  schon  früher  Calixt  IIL  *),  so  sehen  wir  auch 
KbaU,^)  eifrig  bemüht,  das  Königthum  des  jungen  Hnnyadi  zu 
feitigen  und  so  die  Kräfte  des  Reiches  fUr  eine  auswärtige  Action 
IM  IIS  trhalteo.  Darum  erfüllen  ihn  die  aufrührerischen  Bewegungen 
ifr  Birone  mit  heftigem  Zorne,  die  Annahme  der  Krone  durch  den 
liiior  mit  tiefem  Schmerze.  80  tief  Pius  IL  sich  dem  ehemaligen 
ttttMf  f ^rpflichtet  sieht ,  so  steht  er  doch  eigentlich  zur  Sache  des 
XiHliljift,  der  zudem  in  Carvajal  einen  noch  energischeren  Förderer 
fftielflu  Mit  Bitten  und  Ermahnungen ,  durch  die  eindringlichsten 
ToffitoIJiiBgeQ  sucht  der  Papst  den  Kaiser  zu  bewegen ,  den  Wirren 
la  CAgAru  sich  fem  zu  halten*).  Und  ein  ähnliches  Vorgehen  eines 
Qcorg  von  Böhmen,  eines  Mannes,  dem  die  Curie  nach  ihrer  Ansicht 
dttdiiii  anferdiente  Bücksicht  schenkte,  hätte  man  nicht  beachtet? 
CirdiDAl  Carvajal,  den  seine  apostolische  Mission  in  Ungarn  fest- 
Udt»  hatte  davon  nichts  erfahren,  die  Curie  nicht  mit  der  ganzen 
ihrer  Auetori  tat  und  Strafmittel  sich  gegen  den  Böhmenkönig 
M?  Aber  wir  hören  gegen  König  Georg  kein  Wörtlein ;  natür- 

daö  ganxe  Project  eben  einfach  nicht  vorhanden  ist. 

Oms  damit  die  weitere  Erzählung  Palackj's  über  den  ganzen 

msammenbricht ,  ist  nicht  erst  nachzuweisen,  üeorg's  Heise 

^  Utk  Mihren  erscheint  durch  den  Oimützer  Landtag  mit  seiner  Steuer- 

Wiillignng  und  die  geheimen  Unterhandlungen  mit  dem  Kaiser  zu 

bfttah  genagiam  motiviert.  Wie  die  Verhältnisse  aber  thatsäch* 

[lieh  ikli  «entwickelt  haben,  dürfte  die  Untersuchung  selbst  auf  Orand- 

piigi  der  vorhandenen  dürftigen  Nachrichten  gezeigt  haben.  —  Zum 

Sie  nur  noch  eins.  Wenige  werden  das  ausserordentliche  Ver- 

k,  dl«  »ich  der  vor  Kurzem  verstorbene  Landesbistoriograph 

^"^~    er,  Nr.  477,  S.  dm,  Nr.  483,  S.  3U-1G,  Nr.  4«6,  S.  316, 
r,  Nr,  im,  Ö.  31tj— 19,  ebenso  Nr.  495,  Ü,  323,  Nr,  iW. 

d  tritt  Bi}  entachißdcn  für  Kimig  Matthias  ein,  daas  der 
\uJt.xrf,>  Klrir*.   hai  piu«  IL   führt    und   der  Piij^t  schon 

'1  ^'  iben  de^  Pasptes  an  den  Kaiser  bei  Thei- 

;   uiiü  Nr.  49Ö,  8.  :i25. 
^  %  C«ehorodu,  Murs  MoravIcQS,  lib.  IV^  pag.  700. 


886  «7.  Euemer,  Za  SedalioB. 

Böhmens  gerade  durch  seine  Bearbeitung  des  Zeitalters  Fodiebrad'fl 
erworben,  in  so  hohem  Grade  würdigen,  wie  der  Schreiber  diene 
Aufsatzes.  Nichtsdestoweniger  moss  er  seiner  Uebersengung  Ausdruck 
geben,  da^s  gerade  bei  der  Zeichnung  des  Lebens  und  Wirkens  dieits 
bedeutenden  Böhmenkönigs  Palacky*s  sonst  so  scharfer  kritischer 
Blick  durch  zu  grosse  Liebe  für  den  Helden  seiner  Dantellang  viel- 
fach getrübt  erscheint. 

Prag.  Dr.  Ad.  Bachmann. 


Zu  Sedalins. 

Quaestiones  grammaticae  ex  codice  Bernensi  83  in  Aneed. 
Hely.  (Gramm,  lat.  suppL)  p.  186,  18  S.  ediert  H.  Hagen: 

Sic  etiam  poetae  pauciorum  verba  syllabarum  necessorio  prodncia 
custodiunt,  plurium  uero  nonnumqaam  licite  compiunt.  Paenultinas 
enim  'studebam'  et  ^mederer^  nullus  umquam  praeteritorum  corripuil, 
at  ^studebamus'  corripuit  Teudulfus  et  ^mederetur'.  Sedalins; 

nie  loquebatur,  nos  stapebamus  ait. 
Dabei  ist  aufßUlig:  1.  dass  dem  Sedulius  ein  Vers  zugeschrieben 
wird ,  der  in  seinen  Werken  nicht  vorkommt ,  2.  dass  die  prosodisck- 
metrische  Observanz  mit  dem  Belegverse  nicht  stimmt.  Die  Bineo» 
dation  ist  einfach.  Man  tilge  den  Punct  nach  mederetur,  weise  den 
Pentameter  seinem  Autor  (Teudulfus,  v.  opera,  Oarm.  IIb.  TL 
V.  658  ed.  Sirm.)  zu,  wodurch  die  leichte  Aenderung  des  studebam 
und  studebamus  in  stupebam  undstupebamus  als nothwendig 
sich  ergibt,  und  ergänze  endlich  den  ausgefallenen  Vers  des  Sedaliu- 
Garm.  p.  III,  238.  Dann  fallen  obige  Bedenken  und  die  Stelle  hal^ 
einen  sachgemässen  Verlauf  und  Abschluss.  Also: 

Paenultimas  enim  ^stupebam'  et  ^mederer'  nnllos  hb — 

quam  praeteritorum  corripuit,  at  ^stupebamus'  corripuit  Tendulfuoi 
et  Wderetur^  Sedulius. 

nie  loquebatur,  nos  stapebamus,  ait. 

(Teud.) 
[Viz  attacta  dei  morbis  mederetur  acerbia.] 

(SeduL) 

Ansprechender  dürfte  noch  diese  Form  sein ,  zumal  der  Grund 
den  Ausfall  des  einen  Verses  augenscheinlicher  wird ;  . . . .  at  'sti 
bamus*  corripuit  Teudulfus: 

Ille  loquebatur,  nos  stapebamus,  ait 
et  ^mederetur'  Sedulius: 

[Viz  attacta  dei  morbis  mederetur  acerbia] 

Wien.  J.  Hnemer. 


■»■»»»ditet  im  L  ,  «f'^  Oder  ih-I        ^«'fallen    «?„  .  '«»• 
»rSw.  ^''■^«tnis  beider  fV^^ner  ^odtrZ    "*""  ««- 

ft  U^..  •  ^«  werdS«/"  '"'^''-  «»  dientet":  '^''^ 


S38 


G,  Wulff,  Sopliokles,  aog.  ?.  M.  (HtJbm^r, 


Punctoa  ist  in  dem  WolfiTachpn  Buche  mit  einem  bewunder 
würdigen  Bienenfleisse  Reclinung  getragen,  Hiezu  köDneö  wir  ai^ 
noch  die  Behandloug  metrischer  und  prosodischer  Fragen  fügen  ^  I 
welche  nur  ein  uüermüdlicher  Sammelfleiss ,  wie  ihn  Wolff 
eine  solide  Grundlage  zu  schaffen  im  Stande  ist.  Kit  einem  Wo 
wer  fQr  Vaseugemälde  und  speculative  Mythologie  Interesse 
sich  gern  durch  massenhafte  Anhäufung  Ton  ParaiJelsteUen 
ren  lässt,  wer  immer  genau  aufmerksam  gemacht  stuu  will» 
miita  cum  liquida  am  Anfange  eines  Wortes  den  kurzen  Schill 
Tocal  des  vorausgehenden  Wortes  länge  *) ,  der  wii-d  nicht  vergebllela 
den  WolfT sehen  Commentar  durchblättern. 

Leider  haftet  aber  sogar  diesen  Vorzügen  ihre  AchllleafeiBE 
an  —  Wulff  kann  die  rechte  Grenze  nicht  finden»  wo  es  ge-  ' 
erscheint  Halt  zu  macheu,  und  so  kommt  es »  dass  er  durch  Mu 
erdrückt,  wo  er  dasselbe  erschöpfen  will — man  kann  fa^t  keiu«S«itifi 
des  Buches  aufschlagen,  ohne  eine  Unmasse  von  ausgeschrieb^nec 
Oitaten  zu  finden  —  den  schlagendsten  Fall  hat  Bellermann  in  dei 
Yorrede  (VIH  ,  Anm,  2)  als  Beispiel  angeführt  —  während  anX  de« 
andern  Seite,  was  er  ohne  Zweifel  als  feinfühlende  und  von  t]«l«l 
Gründlichkeit  zeugende  Bemerkungen  hiowarf,  wol  eher  als  Spiele 
und  Spitzfindigkeit  von  uns  empfunden  wird.  Diesen  Eindruck  nta 
es  doch  wol ,  wenn  ihm  z,  B.  V.  1 18  das  dreifache  et  und  das  ' 
fache  (^  nicht  bedeutungslos  erscheint ^  wenn  er  252  und  371 
^die  Häufung  der  r-Laute"^  hinzuweisen  für  nöthig  erachtet,  wooä 
303  und  425  nach  seiner  Ansicht  die  vielen  a  den  Worten  eines 
, spitzigen*"  Charakter  aufprägen,  wenn  er  878  das  VorherrBcliifl 
der  i  und  T.  10ö3  das  „Vorklingen**  der  ju  constatieren  zu  i 
glaubt,  seiner  wunderlichen  Ansichten  über  die  künstliche  Glied 
mancher  Partien  des  Dialoges  nicht  zu  gedenken^  welche  sc 
Seite  Wolff's  Herr  Bellermann  in  seinem  Vorworte  eingehe 
leuchtet  hat  (vgl.  S.  IX  ffj.  —  Das  sind  doch  unstreitig  Auswü« 
und  der  Herr  Bearbeiter  war  nicht  blos  berechtigt «  sondern 
moralisch  gezwungen,  dieselben  zu  entfernen,  um  so  mehr,  %\t\ 
Commentar  in  erster  Linie  nicht  gelehrten,  sondern  Schulx 
dienen  solL  Dass  H.  Bellermann  einen  viel  richtigeren  Tact ! 
wenn  es  sich  darum  handelt,  zu  entscheiden,  wie  viel  man  dem  I 
ler  und  wie  man  es  ihm  vorlegen  soll,  ist  nicht  schwer  zu  bei 
Man  lese  die  überflüssigen  Erklärungen,  welche  die  erste  Aa 
V.  7d,  zu  V*  232  bot;  man  sehe  daselbst  z.  B.  die  lang^thmij 
merkung  zu  V.  20  ein  oder  die  einleitenden  Bemerkungen  zu  Ocdipa  JS 
Rede  (V.  21$  ff.),  <liö  Beflexion  über  den  Starrsinn  (zu  62Ö), 


')  An  einzelnen  Inconsequenzen  fehlt  es  freilich   nicht   So 
z.  B.  die  Stellen,  wo  der  Diphthong  o*  im  Innern  von  Wörtern  wiii«  toä 
joioviog^  noiof  usw.  kurz,  also  daia  t  consonautisch  zu  fassen  ist,  i» 
irgendwo  vollstiindig  gesammelt,    noch  auch  ist  tiberall,    oder  wie 
glauben  könnte,  nur  in  den  ersteren  Stellen  darauf  hingewiesen*  »ond 
in  rein  willkürlicher  Weise  wird  es  tu  manche  tu  Verse  bemerkt,  oo 
deren  Orten  ignoriert. 


<r.  Wulff,  Sophokles,  mg.  ?*  M  Gülbauif. 


SS9 


Bttprkhasg  der  ChorUeder,  die  eiD  Gebet  zum  Inhalt  haben  (2u 
^^},  da»  GeetändQis  der  Verlegenheit,  was  man  mit  den  beiden 
'jit^n  anzufangen  habe  (zu  1185),  oder  die  ästhetisch  FeinfiUilerei 
Tierte  StasimoQ  —  and  man  wird  unbedingt  sich  auf  Seite 
a*s  stellen  und  ihm  danken ,  dass  er  dergleichen  Ausfuh- 
entwedor  ganz  beseitigt  (vgl.  die  Anmerkungen  zu  VV.  79, 
12»  <>28  usw.)  oder  bedc'utend  gekürzt  hat  (vgl.  zu  VV,  216  ff„ 
«4,  1185  usf.). 

Für  fast  ebenso  verfehlt  muss  es  bezeichnet  werden,  in  einem 

SeluikoiiiiDeDtar  Fragen  von  gar  zu  subtiler  Natur  zu  behandeln. 

m»  oft  Prüpoaitionen  am  Versschlusse  (zu  694) .  wie  oft  Ausrufe 

im  Dialoge  ausserhalb  des  Meti-ums  stehen  (zu  1468),  welche  Schwan- 

taigiii  im  6e«chlechte  des  Wortes  al^ijQ  (zu  866)  oder  im  Accente 

dtt  Wortes  Bcr^x^^  wahzunehmen  seien ^  dies  ausführlich  zu  con- 

«tilitren  mag  den  strengen  Fachmann  interessieren,  der  Schüler 

-vM  stell  kaum  dafür  ereifern;  das»  die  Verse  924—926  sämmtlicb 

uf  not  endigen,  ausdrticklich  zu  bemerken,  werden  wol  beide  dem 

Cooaiifitater  gerne  erlassen.  Bellermann  hat  auch  hier  iu  den  mei- 

stto  F&Uin  Ähnlicher  Katar  gestrichen  oder  zugeschnitten,  und  zwar 

^iwiBS  nicht  sum  Schaden  des  Buches  ^).  Dasselbe  gilt  nach  unserer 

JLttftklit  auch  von  einer  Anzahl  lexikographischer  Bemerkungen,  über 

4m  itr  Schüler  ohnehin  hinwegeilen  wurde  und  die  daher  mit  Recht 

IMmt  glfich  von  vorneherein  aus  dem  Buche  entfernt  wurden  (vgl 

4if  Awerkungen  zu  den  VY.  422,  688,  696,  742  in  beiden  Auf* 

l^fn).  Auch  die  Reihen  der  Parallelst  eilen  hat  der  Herr  Bearbeiter 

välfach  stark  gelichtet  und  das  mit  gutem  Grunde.  Wird  man  auch 

ift  tmtm  Scholcommentar  derselben  nicht  ganz  entratben  kOnneu, 

10  «cnleii  sie  doch ,  in  übergix>sser  Zahl  in  die  Anmerkungen  ein- 

ftrftdct^  nur  zu  oft  dem  Philologen  im  Mittelschulstadium  Anläse, 

Vit  d0iD  ihm  unnOthig  scheinenden  Ballast  auch  werthvoUe  Waaren 

iker  Bord  zu  werfen.  Dies  wird  um  so  eher  der  Fall  sein,  wenn  unter 

4«!  Kamen  der  angezogenen  Autoren  ganz  fernliegende,  wie  z,  B. 

Hi^pc»kraU>s  (zu  174),   Oppian  (zu  660),  Ejrill  gegen  Julian  (zu 

742) I  A^onin^  Hhod.  und  Justin  (zu  779),  Joliau's  Brief  (zu  822) 

ollaidMSi ,  denen  nebst  vielen  andern  Citaten  die  Aufnahme  in  die 

Mit  AjiDi^e  verweigert  oder  höchstens  ein  bescheidenes  PlÜtzchen 

Miiliilb  sweier  Klammem  gewährt  wurde  (vgl  zu  1403  die  Stell« 

ifit  Lofifin).  Daaa  hier  wie  überall  es  auch  Ausnahmsfälle  gebe^  wird 

HiwiiiKrl  bestreiten,  und  wol  jeder  andere  Bearbeiter  würde  zu  V.  794 

iküso  wte  B^Uennanii  alle  zur  Illustrierung  des  Sprichwoites  ^einen 

Q^mcli  d£>n  Sternen  abmessen  d.  i.  meiden  (t^t^v  Kogti'^tav  aatgoig 

^lauiop  iKfLirgotturng  x^^^^  eqetyoy'*)  aufzubringenden  Stellen 

*«r  Aamerkuj]  "ibt  haben;  in  der  Regel  aber  werden  ein 

|iv  dir  betei*:.  .  : ^n  und  schlagendsten,  wie  sie  z.  B.  Beller- 


_Wlr  h^tfrm  auch  oIiül  Bedenken 


(kn  Paftsus:  ^I>er  GleichkUng 
r"  fallen  gelis&csn»  weil  uju 
i  dies  hemusfindeo  kann. 

22  ♦ 


S40 


G.  Wotff,  Sopliokle«,  mg,  v.  Jlt  GilXbaHer. 


mann  zu  V.  767,  wo  früher  keine  angeführt  war,  hu  .  oi 

wie  die,  womit  er  V,  701  und  V,  728  seine  von  der  U  ..^  ..i.en 
weichende  Ansicht  erhärtet,  für  den  Schüler  hinreichen,  wÄhr< 
der  Philologe  vom  Fach  vielfach  auch  hei  Anführung  von  einer  i\ 
lieh  imposanten  Zahl  von  Analogien  sich  nicht  soglöich  wird 
ruhigen  können,  einerseits  weil  sie  doch  in  den  seltensten  F&ll 
schöpfend  sein  kann,  andererseits  weil  wol  in  den  meisten  Fäl 
derlei  Citaten  über  die  kritische  Beschafifenheit  ihres  Textes  lt( 
Anekunft  ertheilt  wird. 

Aher  auch  wo  im  Wolff'schen  Buche  Brauchbares  geboten 
musste  es  nicht  selten  umgeformt  und  nmgegossen  werden.  Dem 
lehrten  werde  ich  allerdings  z.  B.  eine  Uefinition  der  Parechesij* 
zweckmässigsten  in  Form  einer  authentischen  Erklärung  der  AI 
seihst  vorlegen  können  —  der  Schüler  wird  daneben  immerhin  ei 
kurze  orientierende  Bemerkung,  in  seiner  Sprache  gegeben,  nii 
überflüssig  finden  (vgl  zu  V.  71  d,  2,  AuÖ.)  und  der  Herausge' 
hat  mit  richtigem  Verständnis  diesem  Gesichtspuncte  sehr  hÄui 
namentlich  bei  Fragen  grammatisch-syntaktischer  Natnr  Bechnni 
getragen;  statt  vieler  Beispiele  verweise  ich  nur  auf  einige.  Man  rer~ 
gleiche  in  beiden  Auflagen  die  Anmerkungen  zu  den  YY.  60 ,  791« 
987,  1005,  1008,  1232. 

Konnten  wir  bisher  der  WolfTschen  Ausgabe  nur  vor^ 
dass  sie  zu  viel  oder  das  Passende  nicht  in  der  geeigneten  Foriii 
und  somit  die  diesbezügliche  Aufgabe  des  Bearbeiters  lediglich 
eine  negative  oder  doch  nur  als  den  Charakter  der  Nachilfe  an  si 
tragend  bezeichnen,  so  haben  wir  ausserdem  noch  schwerere  Kl 
gegen  die  erste  Auflage  vorzubringen. 

Was  vor  allein  Andern  die  Behandlung  des  Textes  anbei 
80  war  Wolff  mit  der  üeberlieferung  stellenweise  wirklich  grau; 
umgegangen.  Wir  wftren  begieiig  zu  wissen,  wen  er  wol»  um 
Einiges  derart  anzuführen ,  zu  folgenden  Aenderungen  bekehrt  hat 
117  xateiqi*  oirov  für  KOTiid'   otov^),    159  avrofi    t  aftß^o 
325  ^tt)  X^ytov  L  fujÖ*  iyiü  (wo  Bellermann  durch  eine  richtige 
klärung  die  Schwierigkeit  beseitigt),  329  oxpav  t  tig  av^^  10 
ü^motßata  jiov  nqoaniXaad^ila  t  oQeümßdra  nlar^Qog  n$i 
ü^tia\  1106  aa  d^Q^fifta  f.  a   iv^tjua,  der  vielen  andern  v6l 
unverantwortlichen  Conjecturen ,  von  denen  namentlich  die  lyrisci 
Theile  strotzen,  nicht  zu  gedenken.  Solchen  Grundsätzen  kann  N 
mand  beistimmen,  auch  H.  Bellermann  hat  es  nicht  gethan«  wenn 
auch  in  der  Yorrede  dies  versichert^),  und  die  Besitzer  der  mt 
Auflage  werden  ihm  dafür  nur  Dank  wissen.  Wir  hätten  sog:ir  no 
mehr  gethan  und  Wolfl"s  textkritischen  Anhang  ebenso  entfernt» 


*)  Dab«!  iirt  ihm  ausserdem  insofern  etwas  Mofischllcbc^  yv^^i 
als  die  Atimerkang  dem  von  ihm  verworfenen  leite  ajiv 

')  Wir  kororaen  später  ausführlicher  auf  diese  Stt . 

')  Vgl  Ö.  Vll:  „In  der  Kritik  stimme  ich  den  von  VVoUf  UUl^ 
Grundsätt^n  im  Allgemeinen  bei.'' 


G.  Welff,  Sopbokle«,  ang.  v. 


841 


ja  auch  mit  Recht  die  metrische  Nomenclatur,  die  aa 
liifa  ttwis  Teralteten  StandpuDCt  erinnerto,  auBgewiesen  hat 
laaiBtlidi  manche  dieser  textkriti&chen  Anmerkungeu  sind  völlig 
ftfe»itaiida1o6  und  ragen  nur  wie  morsche  EuiQeii  aus  der  älteren 
Aofkge  in  die  neue  hember.  Wer  eingehende  Textkritik  treiben  will 
—  vir  stossen  hier  an  einen  hei-eits  ausgesprochenen  Gedanken  — 
ao»  ja  doch  nach  andern  Hilfsmittela  als  dem  textkritischen  Ap- 
pmt  eines  Schulc-vi  >.s  greifen. 

Aber  auch  ii  .  iitare  selbst  war  viel  zu  ändern,  WolflT 

bitte  ab  uud  zu  LQeki3n  gelassen,  die  ausgefüllt  werden  mussten; 
^jo^Jnden  im  neuge tonnten  Buche  Anmerkungen  grammatischer 
^^^^^p(TgL  zn  35,  48,  797,  1232  usw.}^),  Uebei^etznngsvorschläge 
^HKdm  wichtiger  Stellen  (vgl,  134  n^og  zu  Gunsten;  170  if^oy 
HBU«9$  $YX^  Wa^e  der  Klugheit  usf.  durch  das  ganze  Buch  hin- 
^«icJi)*)i  aachliche  Bemerkungen  zur  Erleichterung  des  Verstand- 
jäemm  (tgl  die  Anmerkungen  zu  VV.  570,  5^7,  b9&,  €(M.\  617,  618. 
748,  Z&l,  besonders  aber  zu  8ül  und  892.  wo  Wolff,  statt  eine 
JJmmg  der  Schwierigkeit  zu  versuchen,  sich  über  die  IHm*  ßiXf}  — 
tiKh  seiner  Conjectnr  —  mit  wolfeikr  mHbologischer  Gelehrsam- 
ktil  f  trbreitet,  fernor  die  das  Nachdenken  des  Schülers  bezweckende 
BtJMrkung  zu  1069  und  die  noth wendige  syntaktische  Erklärung  zu 
l)^f  welche  wir  in  der  eraten  Auflage  ungern  vermisston.  Dazu 


^  *)  Zu  138*J  wäre  wol  über  Ivn  mit  dem  ind.  imperf.  ein  Wort  zu 

wäre  eitle  Üebersetzting  und  Jtwar  hervorgehoben  durch 
h  gewesen  &u  V.  704,  ebenso  lu  All*  tmi  rot  Uyoi- 

')  S'  I  hätte  können  die  überflüssige  Piira|»hra^  zu  V.  593 

IM  i*»''*  -i*»«  ijl  ohne  dio  Sorgen  des  Königthnrns.**  Die  ErklÜrung 

Unit  etwas  an  Deutlichkeit  zu  wünschen  übrig;  wir  wurden  auf 

#i>F  yt  jiaiQv  tf>t}rQY  „den  an  geh  Hob  von  dir  an  Laioi  bt- 

If  #a»B  Mord«*   Yürwieaen   haben.  —  Verworren   ist  die  tu  1873  gc- 

it  fimmmatiüche  Aaseinandersetsung,   namentlich  für  den  Schäler. 

•hen  davon,  daaa  Hie  uns  das  Richtige  nicht  zu  trefft*n  scheint.  Statt 

ÜQ  Act.  d<-r  l>ntiv  Hf*i  dergl.  Verben  {xttxov  r^rtt  riotm,  <f(>w,  Ipy*^' 

^m)  atelii,  i>^  r^on  nicht  aU  von  der  Handlung  betroffen, 

Mttten  aU  dal  ler  interesi^iert  bezeichnet**  hätte  vielleicht 

|««gt  werden    k-jutiru:    «»o  der  Begriff  nur  allgeman   ausgesprochen 

lil  (vjrt  ttUicr  Jemanden    misshandclni«    steht  die  hotheiliijte  oder 

ytMeo«  oder  interessierte  Person  —  denn  diese  Ausdrücke  laufen  doch 

Hf  ilMMibr  hinaua  —  im  Atcusativ;  wo  aber  der  Begriff  gefärbt  oder 

«peiaÜiierl  erschrint  (fgU  Jemandem  allerlei.  A*^  f'"  '  ^ '^' "8,  das- 

••iVa  ww.  anthun),  im  Dativ";   V.  10i2  und  die  i  die  die 

•Ib  AttfUgi^  bot.  moL'fin  aur  Illustration  unserer  AuIj  svnen*  — 

Ukh  kdoncii  t  umhin  xu  bemerken.  da«a  wir  tu  V.  1047  ff. 

y»  S<bwt«<r  .  Tl.    Belleimann   behauptet  nicht  äu    begreifen. 

^  4cx  Cbor  riMtät  des  alten    Hirten   mit  der  Per&on    des 

^Invi^  »ach  '    trt^fl^^hrfkt  worden  sei,  verfallen  könne.  Aber 

kt  lifabt«  lufache  VerhültniÄsie   vorans- 

tüctUB;  fiso  wie  Laioä  nach  Sophokles' 

MAMmi^  rmr    einen  iiirit'Ti  aih  «dtu  rvitharon  gehabt  t\i  haWit  (vgl 

Itt-^US)    Der  Sklave  konnte*  daher,   da  er  mindestens  drei  Sommer 


34e 


ö,  Wdlfi  Soplioklea,  aDg.  v.  3f.  (?«l[6au<?f. 


gesellt  eich  eino  Reih©  von  schiefen  Auffassungen,  welche 
Tag©  ifefördert  hatt«  und  welche  durch  richtigere  vom  Boarb« 
setzt  werden  iniissten;  wir  verweisen  bin*.ichUich  graznmi 
Fragen  auf  V.  62,  wo  er  abweichend  von  Wolff  auch  y.ovÖiv^ 
von  iig  abhängen  l&sst .  auf  V.  505,  wo  die  Ansicht  verworfen 
dass  ^tmtpo^iiviov  von  'Aavaffair^v  regiert  sei,  auf  1383»  wo  yai 
nicht  als  von  ix  abhängig,  sondern  als  qualitativer  Genetiv  ^i 
wird ;  das  sachliche  Verständnis  erscheint  richtig  gestellt  in  V. 
wo  Bellermann,  der  Skrupnlosität  Wolff's  den  Rücken  kehrend, 
nen  Anstand  nimmt  zu  erklären  ^iirolog  KiSm^iv  statt  allgemi 
etwa  Ttdiov  o^og^  weil  Oedipus  dort  ausgesetzt  worden,  wie  er  seil 
auch  diesen  Berg  1451  oxfiog  Ki&mQioy  nennt'*,  in  V.  701 , 
ai  —  aißiü  parenthetisch  gedacht  und  der  Genetiv  K^iovrog 
iQ(ti  gezogen  wird»  in  V.  735,  wo  anstatt  des  früheren  „Toigäs 
dies**,  was  zu  enträthseln  wir  nns  vergebeos  bemüht  haben,  die  ^ 
ntinftige  Erklärung  zu  lesen  ist:  „wie  lange  Zeit  ist  diesen  Ero 
nissen  verstrichen?  d,  h,  seitdem";  ebenso  verhält  es  sich 
V.  1037  nnd  1430.  Nur  zu  971  ist  eine  total  verfehlte  Erklftn 
stehen  geblieben.  In  der  Stelle:  ta  d*  ovv  na^vra  avlfuotß 
&£anhfiaTa  mitm  na^'  ^l4töt]  IJoXvßog  a^t  nvdevog  —  W 
nämlich  rci  naQfntct  erklärt  mit  ^S  avtit}  TTaqijV.  Auch  ihn  bef 
das  Orakel  über  den  Vatermord **.  Das  wäre  sehr  matt,  iii 
schweigen,  dass  das  avtt^i  aus  der  Luft  herabgeholt  w»i 
Die  Sache  ist  sehr  einfach :  es  ist  von  zweierlei  Weissagungen 
Hede  ^  die  dem  Oedipus  geworden ,  die  erste  vur  geraumer  Zeit 
Delphi,  die  er  auf  seine  vermeintlichen  Eltern  in  Korinth  he-Aog, 
zweite  jüngst  aus  des  Teiresias*  Munde,  dass  er  nämlich  der  Hdi 
des  Laios  sei.  Oedipus,  der  nicht  klar  sieht,  hält  diese  beiden  i( 
sehen  Enthüllungen  für  verschieden  und  meint,  der 
des  Polybos,  durch  den  das  frühere  Orakel  Lügen  %^}- 
zugleich  auch  die  jüngst  erfolgten,  ihn  als  Mörder  des  Laios 
criminierenden,  gegenwärtigin  Rede  stehe ndenWeissagunj 
um  ihre  Glaubwürdigkeit  gebracht.  —  In  diesem  Sinne  gefasst 
nöthigt  daäParticipium  keine  mentale  Ergänzung,  die  folgende  Aeua 
mng  der  Jokasto  (973):  üvymvv  i/io  ooi  tavta  TTQoil^yov  nah 
schliesst  sich  vortrefflich  an  und  die  tragische  Wirtung  wird  in 


auf  dem  Kithäron  zugebracht,  dem  Chore  als  ehemaliger  Hirte  des 
in  dessen   ara^f^uii  (vgL  1138—1139)  et  jeden  Winter  vom  Ki*'-"»^' 
den  Heerden  zurück  kehrte,  ganz  gut  bekannt  sein  (vgl  1117—  1 
yefp,  aiitff^  la^f  uitttov  ytti)  iji',  ftneo  tti  aXXo^,  Timidi  t6i  r-r 
Seine  weitere  Lehenseeschichte  ist  leicht  ausfilUbar;  wegen  der  Vi 

lieh   von  ihm  ausgeföhiten  Tödtung  des  Oedipus  in  den    unmit.^ 

Dienst  am  Hofe  des  Laios  gexogen,   begleitete  er  diesen  auf  »einer 
hängnisvollen   Reise,  entkam   bei  der  Affaire  mit  hoiler  Hant   nnd 
tnidiich,   als  Oedipus  den  Thron  bestiegen,    um  gnädigt^i  AI    ' 
Hofe  (vgl,  758  fif.),  um  in  stiller  ZurÜckgezogenUeit  auf  deui 
Geheimnis  mit  sich  zu  Grabe  tragen  zu  können,  was  ihm  ntw  Lcnii 
lieh  doch  nicht  gelang. 


I 


Q,  Wolff,  Sophokles,  an^.  ¥.  M.  GitJhat^. 


84a 


SkfTian  Grtd«  dadurch  ermcht.  —  Ausserdem  sei  ans  noch  ver- 
4Mti  SU  bekenoeii,  dass  wir  Herrn  B^llermanD's  Zweifel ,  ob  Oedipus 
iii  fon  T.  447  ib  begbneDde  EntliüUinijf  des  Telre^las  noch  mit- 
ukbn^  dorchaos  nicht  theilen  und  der  Ansicht  nicht  haldigen  kön- 
nen» ^dos«  er  bei  446  unbekümmert  um  den  Seher  ins  Haas  geht^« 
Wflift  B^Uennann  meint,  es  „stimme  wenig  mit  sonstigem  dramati- 
afibco  Braach ,  dass  der  Held  nach  Anhörnng  solcher  Hede  schwei- 
gfod  »btroteD  soli''^  so  macht  es  wol  doch  einen  Unterschied,  daaa 
m  4ir Silii^  ist,  dem  das  letzte  Wort  gelassen  wird ;  und  dass  wenig* 
Mw  titt  Samenkorn  besorgenden  Nachdenkens  in  des  Oedipus'  Brnst 
4mtft  gtvorfen  ward,  bestätigt  der  weitere  Verlauf  des  Dramas,  wozu 
^m  ABB  gmz  vortrefflich  zu  passen  scheint,  daas  Oedipus  nach  An- 
liHltSg  der  helldunkeln Worte  schweigend  sich  zurückzieht^).  Beller- 
ima  sl4tzt  sieh  ferner  darauf,  dass  ^die  Andeutungen  fast  zu  stark 
mai^  ilfl  dass  ein  Miss  verstehen  noch  glaubhaft  bliebe^.  Es  ist  aber 
dich  «ol  der  Umstand  in  betonen,  dass  immerhin  Teiresias  durch 
4te  ABUtitdnng  der  3.  Per»,  noch  einen  mjsteriÖBen,   wenn  auch 
^oditidilig«!  Schleier  Hber  die  Gräuelthatsachen  htllt.  Ferner  dür- 
te  vir  njchi  übersehen ,  dass  der  leidenschaftliche  Oedipus  in  seine 
TirMMi4iing  höchst  stark  verrannt  ist  und  daher  das  Nichtbegreifen* 
"mUm  imjdiologisch  vollkommen  gerechtfertigt  erscheint ;  und  mnsste 
m  ins  mtcht  der  Chor  ebenso  gnt  verstehen  wie  Oedipus?  Dennoch 
felftait  er  unmittelbar  nach  des  Sehers  Hede  mit  den  Worten :  rig, 

ctsrta  mmaioi  j^f^atV;  und  erklärt  in  aiQOifT^  ß'  ausdrOcklich 
Kit*a^,  dno^(7i  (485)^,  was  er  dann  noch  weiter  ausfahrt  und 
u  airiö  Bekenntnisj<e  niederlegt,  er  finde  keinen  hinreichenden  Grund* 
te  Pmon  des  Oedipus  mit  diesem  Verdachte  nahe  zu  treten«  Sollte 
Um  BAltang  des  Chores  nicht  die  beste  Erklärung  sein ,  wie  die 
llii  d»  Teiresias  nach  dem  Sinne  des  Dichters  zu  wirken  hatte? 
lyieli  ittOge  noch  hervorgehoben  werden,  dass  es  doch  die  Blind- 
lik  it$  Seliffs  gar  zu  viel  ins  Mitleid  ziehen  heisst,  wenn  sie  uns 
&tr  '  wie  ov  %o  aov  öilaag  itQQOitiTiov  (447 — 448),  liyu) 

U  ü%^  1.^«-^/  iiad  erst  gar  über  die  Aufforderung  xat  fofr*.  icüv 
iif«,  koyltoi  (460—461)  hinweghelfen  soll. 

'   1  über  Behandlung  des  Textes  sowol 
litt:  t  haben,  sowie  mit  Hia^Uck  darauf, 

Un  auch  aig  der  metrischen  Partien  und  namentlich 

4iiCaQitd'  irhythmie,  wenn  wir  auch  unten  in  einzelnen 

htä/m  0ine  von  der  Bellermann 'sehen  abweichende  Ansicht  vorzu- 
1^^^  r,*,c  rx.TMMK,.,.  TTcrden,  im  Grossen  und  Ganzen  einen  wesent- 
[iidici  Wolf s  Darstellung  bekundet,  kJ^nnen  wir 

^  aeae  AuJi;kge  ^Jir  iiüheren  nur  unbedingt  und  rückhaltlos  vor- 
iika  nad  dem  Herrn  Bearbeiter  nur  danken,  dass  er  das  Bach  in 
Ifim  Btzi^bung  brauchbarer  gemacht  hat^. 

*\  .\  .her  Beziehung  Liit  im  ßnch  gewonnen.   Wir 

^*ii  hl  dkiLi  liczitijuiig  hervor,  da*»  die  üeberftctiong«f«r»uche  mit 


844  G.  Woiff,  Sophokles,  ang.  v.  3f.  GiÜbauer 

Einigermassen  tliut  dem  Buche  der  zwitterhafte  Charakter  Eio* 
tra^ ,  deu  ja  jede  Uebeiarbeitnug  durch  eine  fremde  Hand  mehr  odar 
miflder  zur  Folge  haben  muss,  den  aber  unser  Commentar  zieoilicli 
anfigesprochen  an  sich  trägt.  Wir  meinen  hiemit  nicht  allein  den  schon 
berührten  Punct,  dass  im  textkritischen  Anhang  nicht  Belten  inner* 
halb  der  Klammern  dementiert  wird,  was  ausserhalb  derselben  zu 
beweisen  versucht  ist,  soudern  vielmehr  die  Polemik  gegen  Wolff,  die 
sich  durch  das  ganze  Buch  hindurch,  stellenweise  ganz  direct,  an 
andern  Orten  mehr  unwillkürlich,  einmal  in  den  erklärenden  Worten 
selbst,  dann  wieder  innerhalb  verrätherischer  Klammern  verfolge 
I&sst.  Offenbar  ist  der  Grund  hieven  in  der  —  wir  möchten  fa 
sagen  —  allzu  peinlichen  Ehrfurcht  vor  der  Wolff'schon  Hinter- 
lassenschaft zu  suchen ,  die  den  Herrn  Bearbeiter  bewog ,  vor  djen 
Abweg,  den  er  verlassen,  selbst  in  solchen  Fällen  eine  Wamnngs- 
tafel  aufzustellen,  wo  ohnehin  Niemand  sich  versucht  fühlen  wnrde^ 
denselben  zu  betreten. 

Nachdem  wir  somit  im  Allgemeinen  zü  einem  endgUtigen  ür- 
theil  über  den  Werth  des  Buches  gelangt  sind,  können  wir 
geben,  einige  metrische  und  textkritische  Fragen,  In  denen  wir  Herrc 
Bellermaun  nicht  beipflichten  b'innen ,  speci eller  hier  zu  behandeln  -^, 
ohne  fürchten  zu  müssen,  dasa  die  folgenden  Zeilen  als  Gensorischc^  » 
Bügen  aufgefasst  und  nicht  als  daa  hingenommen  werden «  w&s  sii 
sein  wollen  —  ein  Beitrag  zur  Förderung  der  Sophokleischen  Studien 

Wir  wenden  uns  zuerst  der  Besprechung  der  strophischeu  Coa- 
position  zu  und  behandeln  unter  Einem  diejenigen Tertesändernngen 
welche  damit  im  nothwendigen  Zusammenhange  stehen. 


gesperrter  Schrift,  die  lateinischen  Citate  mit  cursivcn  Lettern  ^egeü 

sina,   dass  die  aDakrusischeri  Verse  durch  Herausrückung  der  Zeile  1 

die  nicht  anakruslschen  schon  Sbs$erlich  gekennzeichnet  werden,  daa^j 

Pereonenbezeichnungen  nicht  vor,  sondern  nber  dem  Texte  ihren 

erhalten  haben.  Einzelne  Incon Sequenzen  finden  sich  all*  rilliu^s.  nfii 

lieh  in  aolchen  Anmerkungen,    die  gar  nicht  oder  wet 

der  ersten  Auflage  herübergenommen   wurden.  —  Dag 

allerdings  mit  Bedauern  constatieren,  dass  die  Correctui 

falt  der   früheren  Auflage   bedeutend  absticht.    An  Dt 

wir  notiert:    S.  13  Anm.  tu  V.  58  oud  t  und;   S,  30  Anm.   zu  V, 

aov^ßovkov  i.  avfißolov;  V,  33*>  «ir  f,  eS^T;  V.  727  tUv^ijs  f*  ilfv;(ij^.  Gta 

entsetzlich  aber  ist  die  Summe  der  accent-  oder  spirituslosen  WArt«" 

V.  52  yag  108  mw  277  yttQ  ^83  ^r/  ib.  ro  294  er>/  3<>5  u.  :31G  ^ij  329l 

332  fyu)  395  ^r  447  (fTTinv  470  Jto^  4S3  *Uiva  521  xfotos  rv><j  tqv  ö69j 

633  ro  652  tov  658  €v  ♦>71  ro   678  rv^atv  707  aiaiTor  733  rr/i^rij 

Annj.  txvdüiutVK  842  InaTa;  899  tov  916  ra  919  yao  ->  *"»  T-jn.    *lri7 

974  lyui  975  ^v/ior  9/6  ^n^Qo^    1079  rnv   1086  iyo^^l^ 

ib.  <t  1327  <Tttf  1409  a  U25  Ttjv  1456  yao  1504  üj.    Au 

verlohnen,    den  Setzkast^.-n  einmal  grOndlich  auf  das  Vurbüi 

ViTOchoner  Lettern,  nari>?ntlich  der  t/  nnd  v  zu  pruftni.  Wir  r 

Curiosität  halber  folift^ndeu  Befund  au  maisgelhHtb'n  v;  S,  V 

V,  78,  95,  159.  a>5,  440.  474,  538.  565,  5*56.  6ü9,  658,  925,  IOC- 

1131.   1141,   1240,  1303,   1449.   152<J:   an  s^cbadhaften  ' 

395,  438,  439.  523,  532,  621,  622,  659  (21  f^70.  672,  7:> 

937.  940,  1045.  10*56,  1075,  1077,  1117,  1171.  1173,  li-.-.  io.^ 

1460,  1463,  1492. 


O.  WotWf  85toT>holfl66,  an^.  v   M»  Gitlbaupr, 

Parodos 
n'  151-158  «  159-106, 

e^riff;  im^Tdiuai  ifoßt^v  ipqiim,  df/fittrt  ndlltary, 


6.4  +  6 


.   4  +  6.6 


Wir  '    ^  "i sehe  Strophe  vor  uns;  in  der  Mille  steht 

^m  Idgt^i  , ,  deu  Anfangs-  und  Endpunct  der  Strophe 

%Bdii  daktj^ii&che  Hexapodien,  die  nicht  bios  durch  die  formelle  Be- 
liudliag  —  keine  Contniction  im  lunern ,  auslautender  Spoüdeus, 
^ünif  iiftch  dorn  vierten  Fusse  —  eine  strenge  Respouöion  anfweisea, 
■•Au II  auch  dem  Inhalte  nach  aneinander  anklingen*),  was  auch 
Mfermann  (vgl.  S.  143)  anerkennen  muss*  der  doch  zwei  Perioden 
^Hiittüt^  Von  die.Her  He,sponsion  zwischen  1  und  7  ausgehend,  be- 
^nilm  wir,  dass  das  han<i&chriftlirb  fib^rlieferte  a^tßQot^  l4^apa 
fAatiskr,  T.  1)  keineswegs  ein*?  1.5  derholang,  sondern  kilnst- 

lüiicli  Ii«#b8ichtigt  unri  daher  iL  ii  zu  halten  ist.  Zwischen 

4b  bexapodiscben  Grenzmarken,  welche  die  f^>rmeile  Gleichheit  in 
ilfit  rt#r  Potenz  liarstidlen ,  und  dem  tetrapodi sehen  Büttel pnu et  ste- 
llt j^  zwei  palinotjiöch^)  sich  entsprechende  Reiben,  nämlich  je  eine 
%in|^ie  mit  folgender  Hexapodie.  Diese  Mittelglieder  k<5nnen  kei* 
9m  ladtro  Zwt^ck  haben,  als  die  Verschmelzung  der  Gegensätze 
4vck  rlijllimisehe  Gleichheit  zum  Ausdruck  in  bringen.  Die  beiden 
TiillÄ|yv4ii*n  (2  und  5)  zeigen  höchst  einhellig  weder  Katalexis  noch 
9ftk  Contraction,  sind  aber  grundverschieden,  indem  die 

«■•  ^-.  j^.xi.^.Äch,  al.M)  mit  der  Thesis,  oder  wenn  man  will  anakrti- 
ittdi  laiaatet,  die  andere  (5)  au8  kyklischen  Daktylen  gebaut  ist 


«1  Veln  i  ,!a.  Vorkommen  1oiraddi»e1i«r  Reihen  in  daktjU«ch«»u  Glie- 
vgl.  Wcstphul  ^-r,  Metrik,  2.  Aufl.  &.  372, 
itnrh  in  der Antistropht.^  nfmrtli  m  jri*Xo^<»*of(l) 

*   S&nra   I  de  von  den  mesodiseh  §ieb   entsprecbenden 

|s*  B.  a,i»  t  b,ii  odoT  a.t  +  c.ri.c+ft-a)  ^  ich  mit  dem 

e  pftlininiisiMi   !^akh(*,  welchi^   in   bti  n   des  Mittel- 

•iea  de«  ^dachtfu  Mitt<*tpQUCt«8   in  unTerünneri^^r  Abfolge  aich 

(iliO  i^.h.tMM  oder  a  +  6,c.a  +  fi  oder  a,b  —  ab). 


ittte£ 


846 


G*  Wtiifff  Sopbökl^ß,  ang.  t. 


»er. 


üDd  daher  mit  der  Arsis  oder  nicht  anakrusisch  hegpinot  Di 
Heiapodien  (3  und  6)  gleichen  sich  insoferne,  als  sie  d( 
Rbythmengeschlechte  angehören,  dieselbe  Cäsur  nach  dem  5. 
an  sich  tragen  ^),  während  sie  die  Contraction,  an  versifchiedener  S' 
zugelassen  (V.  3  im  1.  Fusse  nnd  zwar  beliebig;  V.  6  im  3, 
und  zwar  geboten  —  man  vergL  die  Antistr.)»  nnd  der  in  V*  3  ki 
lektische,  in  V.  6  akatalektische  Ausgang  zu  einander  in  seh: 
Gegensatz  bringen.  Zu  diesem  innerlichen  Gegensatz  der  beidei 
podien  sowol  wie  der  beiden  Heiapodien  kommt  noch  der 
dass  sie  nichts  von  einander  unabhängig^  mesodisch  um  dofi  M!^ 
glied  gmppiert  sind  (also  nicht  6.4,6,4.6,4.6),  sondern  < 


die  zwei  gegensätzlichen  Elemente,  Tetrapodie  nnd  Heiapodio, 
einer  festen  Gruppe  vereinigt  (also  4  -}-  6)^)  zwischen  dem  Mit 
und  den  beiden  Endgliedern .  welche  die  beiden  verschiedenen  7 
mente  —  Tetrapodie  und  Hexapodie  —  i.soliert  darstellen ,  sich 
den.  Während  also  die  Endglieder  die  voUkommeno  Gleichheit, 
beiden  Mittelglieder  die  Vermittelung  der  Gegensätze  durch  O 
bination  derselben  zu  palinodii^ch  sich  entsprechenden ,  rhythmi 
als  gleich  geltenden  Gruppen  zur  Darstellung  bringen,  steht 
Mittelglied,  an  und  ftir  sich  als  Einheit  schon  ein  Ausdruck  der 
gleicbheit,  durch  die  Vereinigung  aller  Gegensätze  in  sich  als 
verköi-perte  Gegensatz,  die  vollendete  Ungleichheit,  ^i^  wo!  ib 
Gleichen  nicht  hat,  sich  aber  doch  in  gewissem  Sinne  überall  wii 
findet  —  man  denke  an  das  platonische  "iv  int  nokXwv  —  als 
bieterin  in  der  Mitte.  Mit  den  beiden  andern  Tetrapodien  hat  sie 
rhythmische  Gleichgeltung  gemein,  als  anakrusischer  Logaödua  str 
sie  durch  die  anlautende  Thesis  ebenso  an  das  jambische  Rhytha 
geschlecht  des  V,  2,  wie  durch  ihre  beiden  kyklischen  D 
das  kyklisch-daktylische  des  V.  5  an ,  ist  aber  trotzdem  v< 
verschieden.  Mit  den  Hexapodien  der  Mittelgruppen  ist  sie 
durch  Katalexis,  theils  dui-ch  Sjukope,  respective  Contraction, 
durch  beides  verwandt,  ebenso  den  beiden  Endgliedern  wenigs' 
durch  das  eine  Merkmal  des  katalektischen  Auslaut* 
allen  vier  Hexapodien  reicht  sie  durch  die  kykli.sch-d.. 
mente  die  Hand,  während  andererseits  ihr  anakrusischer  Anitmg' 


^)  Da  von  den  b  Hexapodieiii  welche  Strophe  und  Aniistrophif  ( 
sammen  enthalten,  7  dieselbe  Cäsur  v.i/  fi  ii- t  w,>l  .jarin  ein  Ying 
zeiff,  auch  in  V.  6  der  Antistrophe    1;  es  in  veiwe 

und  an  der  handschriftlichen  tfeberli'  ^  i  zu  li?8en  iJ 

Mal  n^ojißag  riiag  vntg  apvvufvn^  JToXit. 

*}  Vgl.  d«n  innigen  Zuäammenh&ng  zwischen  2  und  3  in  Str.  (ti 
Btjflag'^  und  Antistr,  (dthlfft^v  Z-iQre^iVj  .Oi  ferner  i wischen  5  ttn] 
der  Str.  ffl  viov  ij  nifiirillofi^rtitg  motttg  Ttnl^v  f^mv^fft^  XQ^*^ 
daraus  geht  hervor,  dass  aus  dem  Braminatischen  Cn 
nach  V.  5  der  Antistr,  oichtä  zu  scnliessen  ist,  da  l' 
nur  dort  aufgestellt  werden  kann,  wo  sie  in  Strupuc  uuu  Jinit 
sich  findet. 


G,  Wolff,  Sophokles,  ftog.  ▼»  ifcf.  GWhauer. 


847 


ber  Charakter  den  ausgesprocheDsten  Gegensatz  so  ihnen 
Diese  Deutung  des  V,  4  als  formellen  Mittel punctes,  mit 
Mii4tm  Worten,  die  Auffassung  der  Strophe  als  einer  mesodisch  com* 
peoitrten,  wird  glänzend  dadurch  bestätigt,  dass  die  namentliche 
Jltiilinang  des  Apollon^  der  doch  den  Mittelpunct  des  Inhaltes  von 
oph*  und  Anttstrophe  bildet,  hier  und  dort  gerade  in  V.  4  erfolgt: 
I^Je^i  Haiav  und  xoi  0oißov  haßoloy,  toi, 

Stääimon  I 
cfQoqn  «'  463-472  =  473 -i82, 

tf.iii viftt II i  yf an Iv ; 

li'o^rXof  ya^  in*  avrov  i 7Tf v^QtüOMH 

10  ^nvai  d*  au    ItTfCtitm 
K^^eg  avttnlffxrjToi. 


5  - 


10  -   .  _  ^ 


3.3.3.3.4.4.3.8 


T«  S«  4  und  11  bt^büü  Mcii  als  Ithyphallici  wie  von  selbst  ab, 

\  einer  Wortbrechung  bedarf.  Beachtet  man  diesen  Um- 

auch  die  mesodische  Aülage  der  Strophe  bereits  klai* 

^W  Qüiin  Augen,  Durch  mesodische  Gruppierung  iweier  Tripodien 

':ai  Lo  Ci*titruroätripodie  kommt  im  Innern  der  Strophe  die  Ungerade 

he,  die  Tripodie.  dreimal  gesetzt)  stark  zum  Ausdruck. 

w.^  .^uBM^Dgliedrr  d.tgogen,  als  Anfangs-  und  Schlussglied  schon  an 

«liftr^kh  zweifach,  repräsentieren  durch  ihre  Zusammensetzung 

twoi  Torschiedenen ^  je  zweimal  vorkommenden  Elementen  zu 

vtctraslichischen,  variierend  palinodischen  ^)  Gruppe  den  Gegen- 

s  im,  dis  G«rada. 


')  8iatt  4*4.3  3  findet  sich  in  der  Eingangigroppe  eine  VersöhUu- 
'^boitf  Dappdfikdtr  4.3.4.3 


US 


G.    Wolfff  isopliokles,  aog,  v. 


V.  2  der  Strophe  lautet  haiidschriftlicb  (L,  ^):  JakiplsA 
jr€Qai,  Dai-aus  ist  nun  allerdings  nit^a  leicht  her/\istAl!en; 
mit  der  für  den  erstdn  BestacdtheiJ  gangbaren  Conji 
wir  nicht  einverstanden.  Sie  scheint  uns  in  jeder  1- ..    .^__. 
methodiseh  und  unhaltbar.  Geben  wir  mit  dem  tj  in  ßde  zuerst  ii 

n 
(Bericht  —  dieselbe  Hs.  hat  umgekehrt  V.  U  d.  Str.  XeT^i^ 
Kr]Qeg  —  so  werden  wir  auf  elöi  Tth^a  gefülirt ,  weiche  Le 

m 
auch  der  Flor,  r  (elde  Tthqa)  aufweißt ,  und  es  fragt  sich  nun » 
wir  damit  gut  oder  Obel  fahren.  Wie  eine  Warte,  will  der  Dichl 
sagen,  steht  der  Delphische  Felsen  mitten  auf  der  Erde  (vgl.  T, 
d.  Antistr.  rct  ^EOo^q^aXa  yag  fiavtela),  hat  daher  den  FtötI 
bei  seiner  That  (top  tiliaavrä)  gesehen  (tidi)  und   als  &iü.^ 
en€ia  solbetverstandlich  auch  ruchbar  gemacht.    Wie  von  ein< 
Leuchtthuroi  das  Feuersignal  (vgL  V.  1  d.  Antistr.  hlafjij^i:  , 
so  ging  der  Spruch  des  Orakels  (d^iiiog  , . .  qavilaa  ipa^a) 

U8w.  Man  wird  es  sich  also,  sobald  man  nur  das  Bild  des  Dicht 

klar  erfasst  hat,  gewiss  überlegen,  statt  des  ganz  gut  dazu  stimm  eiK' 
den  üöi  ein  Wort  in  den  Vers  hineinzutragen ,   welches  nicht  nu 
unschön  ist  mit  Rücksicht  auf  das  vorausgehende  ^iomim^i 
sondern  auch  die  Construction  viel  schwerfalliger  macht  (ilnB 

In  V.  7  d,  Antistrophe  (V.  478)  glauben  wir  trotz  der 
denken,  die  Bonitz  in  der  Ztscbr.  f.  Österr.  0,   1856  S.  649  rit 
Ausdruck  gebracht,  an  dem  handschriftlichen  mtqcuog  6  fcrtß 
festhalteu  zu  müssen.  Bonitz  hat  von  seinem  Standpuncte  aus  , 
richtig  gehandelt,   diese  Leseart  von  der  sprachlichen  Seit«  äiuü» 
greifen ,  denn  von  einer  andern  ist  ihr  nicht  beizukommen ,  sowol  »iid 
Hss.  führen  auf  sie  zurück  als  auch  das  metrische  Erforderni?.  ßl| 
wird  daher  nur  darauf  ankommen »  die  richtige  Erklärung  lu  floiiQ 
Man  stosst  sich  ohne  Zweifel  männiglich  in  erster  Linie  an  4*» 
Artikel,  und  doch  scheint  uns  dieser  ganz  an  seinem  Platze. 
Dichter  wollte  durch  Anwendung  desselben  dem  Bilde»  das  er  jH 
braucht,  eine  bestimmte  Färbung  geben.  Offenbar  schwebte  ihiill 
die  Aehnlicbkeit  mit  der  Lage  der  Jo  vor  'J .  die  üi  eine  Kuh  T*'f'l 
wandelt  umherirrt  und  nicht  zur  Buhe  kommen  kann,  weil  dieBrem^ 
de  immerfort  umflattert.   Um  nun  an  dieses  ganz  bestimmt*,  In^ii 
vidueile  Gleichnis  zu  erinnern^  erlaubte  sich  Sophokles  ohne  weiten 
Einleitung  der  Vergleichung  den  vom  Orakelspruch  TiV 
mut^ti^  muUmdis  als  ^den  Stier**  (o  vavQog)  zu  i 
da  herumschweife  im  Waldgestrüppe  von  Grotte  zu  Grotte  und  F*^ 
zu  Fels  {iva  t   avTQa  y,ai  Tzf^iQoioq  fasse  ich  als  einen  dow" 
gliederigen  Ausdruck ,  in  dessen  zweitem  Theile  der  Dichter,  statt  i 


*)  Man  erinnere  sich  an  V.  1317—1318 


<?.  Wolff,  Sophokles,  mg^  ?.  M,  CHtlbauer. 


S4» 


lOordinierteD  Glieder  auch  sprachlich  gleich  zu  behandeln 

'  Srw^  xai  nitgag  —  zu  einer  Variation  sich  entschlossen 

[ovit]  nhqag  gesetit  bat  nEtgcuog)'^)  immer  umflattert 

ihm  unaufhörlich  ins  Ohr  summenden  Bremse,  dem  Orakel- 

he  (f(i  ^  au  ^divta  mqtnotQzm). 

Kommas 
ffT^oyjj  649-  66B  =  678-697, 

Top  üiti  ttqIv  r^jTtov  vvv  ¥*  iv  o^xt^  fiiyny 

for  ivttyfj  tfdciv  ^ij  not*  h  ttttfn 
Cvrmpti¥(I  Xvytity  ätttAov  ßttXtiv, 

*t    VIT   tniOTM,    fttV&     OTttV    C'/TJ^t    ^Wol 

alla  /40«  ifvaiiOQt^f  yn  if(^{vov^\ 
&  f^v^ti  xtti  fdü    tt  Mttüoii  Mttitet 


I 


II 

—    V*    "" 


iV  4*  +  4V  2'  —  6^  6*.  6^  6*,  6*.  6V  6*.  6",  6\6*,S* 


Dtr  ganie  Kommos  verfällt  in  zwei  Perioden,  dio,  wenn  auch 
it  und  quantitativ  von  einander  verschieden ,  doch  in  nnver- 
J^  B^xiehung  xq  einander  gesetzt  sind.  Beide  sind  mesodisch 
U  die  xweite  doppelt  so  umfangreich  als  die  erste,  indem  nicht 
aU  d«r  einen  zu  beiden  Seiten  des  Hesodikon  (4^)  palinodisch 
»oduk  Gruppe  (4*  -f  4')  deren  je  zwei  sich  finden,  son- 

I  üKh  »tatt  des  Epodikon  ein  correspondierendes  Anfangs-  nnd 
^  Y   «  Eorip*  El  805  Nvßtfm  naqaim. 


ISO 


Toiff,  Sophoklett  auf«  ▼.  If. 


Scblussglied  eingctreteu  ist  ^),  Im  Mesodikon  und  Epoil 
ersten  Periode  (4,  2)  trefen  wir  die  Elemente,  aus  wokhaa 
Heiapodie,  die  in  der  zweiten  Periode  einzig  und  allein  sich  i 
zusammensetzt,  gleiclisam  als  Keime  hingestreut.  Die  metria 
gipfelt  in  der  zweiten  Periode  unstreitig  darin,  dass  durch  j 
passender  Vanation  im  Bau  der  Hexapodie  (rein  jambisch^ 
pierte  jambische,  endlich  dochmische  Heiapodien,  welche  das  ej 
lieh  neue  Element  der  zweiten  Periode  bilden,  da  sie  nicht  w 
übrigen  aus  4  -|-  2,  sondern  aus  3  +  3 ,  also  aus  2  X  ^  «Dtsti 
sind)  aus  einer  und  derselben  —  hexapodischen  —  Eejhe  ertie 
liehe  Eurhythmie  zu  Stande  kommt,  wie  der  Dichter  sie  in  Strop 
derParodos  aus  verschiedenen  Elementen  (Heiapodie  und  Tetrapi 
aber  einfacher  (es  findet  sich  doi1>  zwischen  den  äusseren  OUedari 
dem  Mesodikon  nur  eine  palinodische  Gruppe  (4  +  6),  währeiK 
hier  zwei  solche  (6'^.6''  und  6'.6'  ^  6'.6  )  haben),  construiert 
An  V*  7  der  Strophe  (657)  ist  viel  hemmgebessert  wüf 
Abgesehen  von  dem  unhaltbaren  ixßaXeiv  hat  man  entwedei 

handschriftliche  koyov  in  Xoyqt  ändern  und  in  Folge  dessai 
0.  Eeimann  ein  a  vor  mtfiov  einschieben  zu  müssen  gegl 
oder,  wenn  man  wie  Bellermann  loytüv  unangetastet  liess,  n 
das  avy  zum  Opfer  fallen.  Wir  glauben,  man  hat  hier  Schwierig! 
unnOthig  sich  erst  selbst  bereitet,  loywv  artfiov  wird  gel 
durch  788 — 789  xä/  //  6  0otßog  uiv  ftiv  ixOjt<i^  arijuw  i^i 
^iv  und  passt  auch  ganz  gut :  der  Chor  will  den  Kreon  nicii 
gehört,  nicht  ohne  genauere  Untersuchung  der  Sachlage  v< 
wissen,  um  so  weniger,  als  selber  ja  doch  ein  Freund  des  ß 
hauses  {ifi'kov)  ist  und  seine  Unschuld  eidlich  versichert  hat 
ivay^*,  ausserdem  sei  vor  Ueberstürzung  zu  warnen  schon  1 
der  Verworrenheit  der  ganzen  Sachlage  {h  airt^  , .  aqxxvu), 
worren  wird  dieselbe  aber  dadurch,  dass  Kreon  in  den  Angel 


')  In  der  R^sponsion  hat  sich  der  Dichter  grössere  Freiheit  aU  i 
ersten  Periode  erlaubt,  insot'erne  als  sich  hier  reine  (6')  und  synkopiei* 
Jamben  entsprecben.  Jedoch  ist  er  deshalb  nicht  regellos  Yerfaurefl 
daraus  hervorgeht,  dass  die  reinen  Jainbeu  (6')  unmittelbar  auf  Ak 
Periode  folgen ,  deren  Mesodikon  (4')  und  Epodlkon  (2*)  ebönfalis  rtü 
bische  Rf-iben  sind.  Sollte  es  femer  Zufall  sein,  dass,  falls  wir  Um 
und  Epodikon  der  ersten  Periode,  die  doch  ihres  gleichen  in  der  ü 
Strophe  nicht  haben,  ans  zu  einer  rein  jambischen  Heiapodie  (4 
=  6')  vereinigt  denken,  alle  qoalitati?  verächiedenen  Keih^^n  in  d 
Anzah]  auftreten  [4  synkopierte  jarab,  Tetrapodicn  (4')  in  der 
4  reine  jambische  Heiapodien  {&),  wovon  eiue  als  tetrajH 
dikon  und  dipodisches  Elpodikon  zertheilt  in  der  ersten  Periode  gle* 
als  Voraus verkÜD denn  der  nur  aus  hexapodischen  Reihen  sich  zusai 
setzenden  zweiten  Periode  vorangeht,  4  dochniische  Reihen  (— ;-  i 
von  den  Alten  der  rhythmische  Werth  des  Dochniias  auf  8  " 
stimmt  wird,  so  kann  es  keinem  Zweifel  unterliegen,  das 
diplasischer  Reihen  der  einzelne  Dochmius  tripodisch  zu  messen 
die  Ötelle  der  neunten  Mora  durch  eine  Pau^e  vertreten  ist  • 
pierte  jambische  Hexapodien  {&}]? 


G.  Wolff,  Sopboklei,  ang.  v.  Jf.  Oitlbau^. 


SSI 


I  Oodipus  aber  nach  dem  Ausspruche  des  Teiresias  als  schuldig 
erscheint  und  dass  die  Schuld  uach  keiner  der  heideu  Seiten 
i  sich  hat  klar  ermittelu  lassen,  dass  sie  also  eine  baiderieiti 
Iftrmittelte  ist.  Ist  dies  die  richtige  Auffassang  —  und  es 
wol  keine  andere  übrig  —  so  ist  der  Stelle  sebr  leicht  ge- 
wir  bmuchen  nur  zu  schreiben  h  aiiifji  cvvatfavüt  woio 
[  rergleichen  lässt  Eurip.  Phoeniss.  897 ,  wo  ein  ähnliches  Com* 
•ich   findet:    xai    rm/ro    kvuQOv  ^vvaootpBip  toig  fiij 

In T,  13  d.  Strophe  (665  flF.)  schieiben  wir  (f^ivoia^  a  tgix^i^ 

[rad*  u  xr^.  Dass  das  handschriftliche  ifji%dv  aus  einer  Glosse 

ngen,  erhellt  aus  der  Anmerkung,  welche  ein  Scholiast  zu 

Kit  gibt»  indem  er  zur  Paraphrase  mit  lift^l  hinzusetait:  St;Xo' 

^i^  i/njf/i'  ptoi;  wir  lassen  es  also  mit  Hermann  fort  Dagegen 

'"  wli*  xat  für  noth wendig.    Zwei  Dinge  sind  es ,  die  dem  Chore 

machen;  die  Verödung  des  Landes  (ya  qi^ivota)  durch  die 

^  ist  das  erste,  was  ihm  bange  macht  (a  r^x^*^  —  ^^^  ^^^*  ^^^ 

'  "  Str,,  wo  auch  in  ola&'  oiv  a  XQh^^^S  das  relative  S  ahn* 

^wendet  ist)  --  dazu  kommt  noch  als  zweiter  Umstand  (xai 

nussUehige  Aifaiie  zwischen  Kreon  und  Oedipos ,  die  eine 

liebe  Wendung  zu  nehmen  droht. 

Stasimon  II 

m^ifi  a  S63— 872  =  873-882. 

TR»  |i^i/ij  iftfQOVfi^  ^oT^tt  tttv  tiatntov  myväiav  l6fmf 

#i%irit  tft^i^  av^QOtv  ftiMrtv  ov^i 

-  ^^^  n  -^-^ ^  II  -^^ 


'  y'  +  6'  +  2*' .  5'.  3*.  5V  3*.  6^\  e^'.e^ 

»Siropbt  151  drei  Perioden,  deren  innerer  Zasammen> 

rifih  ibHg**r  i:ias  nicht  verkennen  Ifisst.  Anfangs*  und 

»aind  beide  tristichisch  und  niesodisch,  so  zwar  da.%8  die 
lAft4£ki  neb  entsprechen ;  in  beiden  bringt  die  Anzahl  der  Stichoi 
fc  Csferaie,  der  Bau  der  einzelnen  Stichoi  (Dipodien  u.  Hexapodieu) 


K2 


G.  Wdff,  Sophokles,  ung.  v.  Jlf,  Oittbautr, 


die  Gerade  zum  Aasdioek.  Trotzdem  spricht  sich  die  ünabi 
keit  beider  Perioden  aus  nicht  nur  durch  die  ungleiche  Län] 
Aussenglieder  (in  I  Dipodien,  in  III  HexapodieD),  sondern  auch  d 
die  qualitative  Verschiedenheit  dm  Tactes  (in  I  das  Epitritischd 
in  in  das  lo^aodische  [1]  Versmass).  Selbst  die  quantitativ  glei 
Mesodika  (6"  ^  6^)  fügen  noch  einen  weiteren  qualitativen 
schied  durch  ihren  theils  akatalektischen  (6*) ,  theils  kataiel 
(6*')  Ausgang  hinzu.  Inmitten  dieser  beiden  mesodischen  Perioi 
ganz  verschieden  von  ihnen  wie  es  auf  den  ersten  Blick  schei 
palinodieche ,  die,  sehr  bezeichnend  für  ihre  gegensätzliche  Stell 
gerade  umgekehrt  durch  die  Anzahl  der  Stichoi  die  Gerade,  di 
deren  Bau  (Tripodien  u.  Pentapodien)  di«  Ungerade  darstellt, 
doch  steht  die  Mittelperiode  mit  den  sie  umgebenden  in  der  in: 
sten  Beziehung-  Die  Tacte  beider  Perioden  —  Epitriten  und  Logj 
—  finden  sich  in  ihr  zu  einer  Gruppe  (5' *  3'),  die  palinodiscli 
kehrt,  vereinigt,  die  epitntischen  Stichoi  bilden  durch  ihre 
fiOZUBagen  den  Nuchhall  zur  epitritischen  Eingangsperiode,  die  log 
dischen  bereiten  hingegen  auf  die  ganz  logaödische  Schlussperu 
vor.  Die  harmonische  Vereinigung  der  verschiedenen  Tacte  zu  eii 
einheitlichen  Periode  scheint  in  dem  Umstände  angedeutet  zu  sl 
dass  sie  beide  nur  in  der  akatalektischen  Form  in  der  Mittelperic 
erscheinen.  Hiedurch  hat  der  Dichter  erreicht,  dass  von  der  C 
sammtzahl  der  Stichoi  die  Hälfte  epitritisch,  die  Hälfte  logaddia 
ferner  die  Hälfte  katalektisch,  die  Hälfte  akatalektisch  auftreten  t 
zwar  so ,  dass  zu  den  akatalektischen  die  Epitriten ,  zu  den  katah 
tischen  die  Logaöden  das  grössere  Contingent  stellen  [10  =^  5*  + 
==  5  +  5'  =  (3"  +  2')  +  (3^'  +  2'')].  Soll  dieses  Zahl 
fjlllig  sein?  Uns  scheint  darin  eine  Beziehung  zur  Natur 
Periode  zu  liegen,  die  durch  ihre  Zusammensetzung  aus  je  2  P  eaij 
podien  und  Tripodien  wie  unsichtbar  die  ganze  Strophe  beherrs* 
Die  schwierige  Stelle  in  der  Antistrophe  (V,  2  ff*  =  874 
lesen  wir   in   folgender  Weise:   vßQtg,  u  nokhap  VTTfr;  'i\^ 

anotf^iotatüv  i^^ovGEv  uq  uvay^av,  Dass  aTtoto^iö^  nicai^ 
ändert  stehen  bleiben  kann ,  steht  ausser  Frage ;  die  Form  a 
findet  sich  bei  den  Tragikern  überhaupt  mehrmals  und  s[ 
unserer  Stelle  hat  d,  cod,  Dresd,  cinotuor  —  der  Superlativ 
(vgl.  Odyss.  o,  219)  sehr  leicht  durch  die  Abschreiber  überse] 
werden,  da  -tazog  bekanntlich  abgekürzt  vorkommt  (vgl,  Wati 
bach,  Anleitung  i.  gr.  Pal,  unter  Tp.  21)*  Die  Partikel  oy  m\ 
wir  zum  Particip  daavaßäa  und  lösen  es  auf  vßQig,  u  , . ,  iVrj 
TtXtja^fj  . . .  dxQotaT'  av  ucctvaßidr}  x«t  (und  dann)  uno^oty 
mqovotv  , .  ,  Sophokles  hat  hier  die  zwei  Ausdmcksweisen ,  die 
ziemlich  nahe  bertlhreu  —  potentialer  Optativ  (Im  Particip  verst^! 
und  gnomischer  Aorist  —  von  denen  er  für  beide  Gedanken  ©be: 
eine  und  dieselbe  hätte  anwenden  köonen,  Tereinigt  gebraucht 
auf  diese  Art  durch  die  Partikel  av  auch  dem  Participium  die  ei| 


Q,  Waiff,  SophoWe«.  mg.  v.  M.  QüJbauer,  858 

Sdttltiimng  g^ebec ,  die  eit  soost  vod  dem  folgenden  gnomischeii 
Amt  ttl^itftr  hätte  entlehnen  müssen. 

«ryr*<rr^o^  ^  897— ÖlO  =  883-896, 
ovnifi  Tov  n^i.7tttyv  (Jut 

«wf*  h  Jov  Jißeuct  vaop 
ovdi  tav  Vlvuniav 

dli"  oJ  MQowvviüv,  itneg  o^^'  dKoviif, 

oi  tdv  n  aav  d&nvarov  ath'  tt^ttv, 
10  ip^fvovttt  v«p  Atttov  TtttXaitpawa 

fi^it  St  fit  ^tTa* 

*  —       S^      wtw      V*        -^        *-f        '^        'w 


5  S    _ 


IJ 


in  10  -  ^  w  « 


4».  «•'.  4".  4*^.  4''.  V  —  5'.  4»'.  5*  —  6«'.  4'.  6«'.  2' 


L. 


^ 


Auch  <liese  dAktvlo-epitritische  Strophe  löst  sich  in  drei  meso«^ 

I  Pviioden  auf.   Die  erste  hat  ein  Proodikon,  das,  abweichend 

aonstigen  Bau  weder  Synkope  noch  Katalexis  zeigt ;   die 

riode  Eieht  ein  £podikon  nach  sich,  dass  ebenfalls,  ja  sogar 

pHndlicher  von  den  einzelnen  Stichen  der  eigentlichen  Periode 

ist,  da  es*  einem  ganz  anderen  Tacte  angehört»    Froo- 

mid  Epodikon  geben   übrigens  durch  die  Anzahl  ihrer  Füsse 

1  der  Stichoi  an,  welche  das  betreffende  Mesodikon  nmgeben ; 

■I  ist  auch ,  daas  Froodikon  und  Epodikon  mit  dem  dazu 

MiModikon  summiert  dem  rhythmischen  Umfang  der  meso* 

iidi  entsprechen  Smtengmppen  die  Stange  halten  (4''  +  4*^ 

•  l*'4'^^  ^^^  4*  -)-  2*  :=  G*').  Dass  die  drei  Perioden»  obwol  selbst- 

Ufy  iteonnch  nicht  beziehungslos  und  unvermittelt  nebeneinander 

IIb,  iit  nicht  .schwer  tu  beweisen,    S&mmtliche  zeigen  ein  Meso* 

if^|i^>i..w    frioicben  Umfang  hat  wie  das  Froodikon  der  Kin- 

nd  andererseits  das  Epodikon  der  Schi ussperiöde 

parii^iier  Nachklang  der  eisten  erscheint ,  in  welcher  sie 

I  lofiddtsche  Stichoi ,  nur  doppelt  so  oft  und  doppelt  so  lang 


S84  Q.  Waifi,  Sophokles,  ang.  ▼.  M,  CHObmer. 

als  das  Epodikon,  finden.  Endlich  reichen  sich  Proodikon  und  l|9- 
dikon  auch  untereinander  insofeme  die  Hand,  ab  sie  brida  ynm  Bjm-^ 
kope  und  Eatalezis  frei  sind ,  während  in  der  ersten  Periode  seDiel 
alle  Stichen  eine  der  beiden  Qaalit&ten  an  sich  haben,  in  der  iweitan 
die  Aassenglieder ,  in  der  dritten  selbst  nur  das  Mesodikon  dafin 
frei  ist. 

In  y.  10  d.  Antistr.  (=  826)  haben  wir  TtalaUpawa  einge- 
setzt; dass  der  Sinn  ein  ähnliches  Wort  fordert,  unterliegt  keinea 
Zweifel.  Sophokles  kennt  das  Wort  ftalaUpotwog  auch  sonst  noel 
(Trach.  828  T(Änog  ro  d'eonQOTtov  ^pav  rag  nakcuwatav  Ttfo-- 
volag  und  Oed.  Col.  1381  ^  naXauffnog  JUtj).  An  dem  Homoita 
teleuton  naXcdqxna  9iafpfn  braucht  man  sich  nicht  zu  stosse&A 
man  denke  an  Odyss.  Y,  178:  ^  ^oKa  ü}  /ue  fgalaupata  S'iaq^aSS 
iTiavei  TtatQog  ifiov  og  efpaaxe,  wovon  ja  unsere  Stell^  gani  gcs 
eine  Beminiscenz  sein  kann.  Zudem  begreift  man,  wie  ein  Wokt 
(ILAAAIOATA)  ausMen  konnte,  das  in  seinem  Yorläofito: 
{AAIOY)  und  Nachfolger  {ßESOA't)  eine  so  gefthrlicH 
Nachbarschaft  um  sich  hatte. 

Stasimon  lY 
axQOip^  a   1186-1195  =  1196—1203. 
iio  yiveal  ßQottiv 

t(s  yaq,  xlg  «v^^  niiov 

taq  MoifAOviaq  ip^QH 

5  {  toaovTov,  oaov  ^oxilv 

xaX  (To^iafT*  dnoxXZvm; 

t6  aov  TOI  naqdiiiyfi    ixviv, 

t6v  chv  (fa/ftora,  xov  aov^  ^  rlifiov  OlSirroSa,  ß^mtw 
ov^iva  fiaxaQ(^u>, 


4.4  +  4.4  .  4.4.4  .  4.4  +  4.4 

Dass  wir  eine  mesodisch  angelegte ,  einheitliche  Strophe  vor 
uns  haben ,  kann  keinem  Zweifel  unterliegen ,  sehen  wir  doch  laeto 
gleiche  Elemente  —  logaödische  Tetrapodien  —  in  Anwendung  g^ 
bracht.  Die  scheinbare  Einförmigkeit  wird  dadurch  beseitigt,  dW 
die  Strophe  in  drei  gleichfalls  mesodisch  gebaute  Theilgruppen  m^ 
fällt.  Indem  die  Mittelgruppe  nur  eine  einfeu^e  Tetrapodie  als  T 


G.  WolfTf  Sopliokks,  Bug.  V.  Jlf.  OUWauer, 


355 


iiigi,  anierscbeidei  sie  sieb  Yon  den  Seitengnippen  ^  welche 
\  Meeodikon  zwei  durch  keine  Pause  getreoEte  Tetrapodien 
haben  und  eben  deshalb  als  Dotereinander  respondierend 

1  toi  dj#  Mitteignippe  sich  heinimlagertid  aufznfasaend  sind. 

Stasimon  IT 
arf*areoy^  ß'  1213—1222  r=  12(H-1212. 

tiMvovvra  xttl  ttxvovfAtvov 
t^ 

dv^u«4  yttQ  «&; 


n    „  -  ^ 


I? 


6,6  —  4.2.4  -  3.3 


3—3+2+6+2+3 

(         ^^ ^        I 


Ei&e  wonderhflbscbe  Strophe,  der  bei  allei-  polychromen  Ge- 
^tQD|  doch  der  einheitliche  Gedanke  nicht  fehlt.  Die  eigentlich 
^OlilQiirendeD  Elemente  sind  die  Mesodika  der  zweiten  und  dritten 
^'ode,  die  Dipodie  und  Tripodie ,  die  2  und  die  3.  Im  der  zweiten 
^Dde  kommt  nar  die  Djpodie,  einfach  im  Mesodikon,  doppelt  in 
4a  lUDgtbeDden  Gliedern »  in  der  dritten  nur  die  Tripodie  zum  Aus- 
4nek.  IKe  erste  setzt  sich  unverkennbar  aus  der  einfachen  und  ver- 
^|tH<ui  Dipodie  zusammen ;  man  beachte  den  Bau  dm  einzelnen 
Ui,  b  denen  sich  die  Dipodie  durch  die  Synkope  nach  der  zwei- 
«liifiis  deutlich  abhebt,  so  dass  6.6  =  2  +  4.2  +  4.    Erst  in 

^tkrivii  Periode  treten  beide  Elemente,  die  Dipodie  und  Tripodie 
C1U  Pentapodie  auf  ^  9bwol  auch  hier  die  genau  an  der  re- 
Stelle Wiederkehrenden  Synkope  die  mesodisch  um  die 
gisttUie  Hex&padie  sich  lagernden  Bestandtheüe  erkennbar 
Auch  das  hexapodische  Mesodikon  selbst  lässt  auf  gleiche 
■Im  Dipodie  und  eine  Tetrapodie  als  Bestandtheile  uuterschei- 
br  putend  zu   dem    gemischten   Charakter  dieser  letzteii 

23* 


S66  Q.  Wolff,  Sophoklet,  ang.  t.  M.  GüBMm&r. 

Periode  hat  der  Dichter  aach  den  logaOdisohenL  Bhythmiis  gewiU" 
und  durch  dieses  nene  Ferment,  welches  er  in  die  Combination  Torhei 
schon  gebotener  Elemente  hineinbrachte,  der  Schlossperiode  auch  di« 
gehörige  Originalität  zu  wahren  verstanden.  Selbst  die  Schlnsslik 
podie,  die  nicht  logaMisch  gehalten,  aber  auch  sonst  als  Abschlug 
logaödischer  Beihen  gang  und  gäbe  ist  —  ein  Ithyphallicns ,  ä»m 
Bellermann  abermals  tetrapodisch  misst  —  hat  in  der  yoraosgehec 
den  dritten  Periode,  die  nur  katalektische  troch&ische  Tripodien  ao::. 
weist,  ihres  gleichen  nicht. 

Eommos 
atQotp^  a  1313-1820  =  1321—1328. 

OM.    Ifo  axoTov 

viipog  ifiov  dnoTQonov,  inmXofievov,  äifioror 
d^afiaxov  t£  xal  ^vaovf^iarutov, 

otfAOl, 

5  olfioi  fidV  av&tg,  otov  ilaiiv  fi   afia 

xivtQtiv  r€  ra>y  <r  otaxQUfia  xa\  (ivrifiri  xaxüv. 
Xo,    xal  dtivfid  y   ov9\v  kv  toaolo6e  nr^fiaaiv 
6inla  ae  nev&itv  xal  6i,nla  tpoQiZv  xaxa, 

1         v^       —       %^       


5      n 


C7       —       W 


^/       ~"       \^ 


2.6.6.2  —  6.6.6.6 


In  y.  3  (=  1315)  der  Strophe  halte  ich  es  für  das  Geratheosta, 
durch  Einsetzung  des  Superlativs  von  dvaovQiCTog  dem  metrisfihM 
Gebote  Genflge  zu  thun.  Die  naheliegende  Möglichkeit  des  Aoffidh 
von  ^T  wurde  schon  oben  betont ;  die  Vorliebe  des  Sophokles  ftr 
Superlative  in  dergleichen  Wehrufsstellen  wird  wol  Jedermann  nr 
geben;  man  vgl.  V.  1345  und  1346  rov  xaraQavovatQff 
evi  6e  Tuxl  d-eölg  ix^qoxatov  ßQOvwv. 

dvTuiTQOipri  ^  1349—1368  =  1329—1348. 

og  dyglag  n^iag 
vofjLaöog  ininoöCag 
tXaßi  fi    dno  t«  (povov 
5  Hq^vto  xdv^atpaev  ov^kv  eig  ;|fa^y  nQaaoatv, 

t6t€  yuQ  dv  Sxtvtov 

ovx  ijr  fpCXoutiv  ovd*  ifiol  roaovS*  dj^og, 
Xo,    &iXovT^  xdfiol  Tovi*  dv  ^v. 
Oii,     ovxow  nixTQog  y   dv  tf/ovBvg 
10  ^l^oy  ov6k  vvfAfpiog 


u 


Q.  Wolff,  SophokJes,  ang.  v.  M.  Gülbauer. 

d^€>viin)c  il"  «^>*  tar  ottWo^  itfi^  raJU^. 
*l  //  r*  jiftiifßyrtQov 

tovt*  IX«/*  Oifffnovg. 


«57 


a*,3Va*—  3*. 4  4-4.3*—  6,4,4.4,6  —  e^ 6^.  8*. 3*, 3*. 6. 6 


C 


j 


kDi«  tier  Perioden  der  Strophe  siod  klar  und  verständlich.   Sie 
ein  stetea  Fortschreiten  von  der  einfachen  zur  künstlicheren 
t    In  der  ersten  sehen  wir  die  einfachst«  Gestalt  einer  meao- 
Mien  Periode ,  die  überhaupt  möglich  ist ,  zwei  gleiche  Elemente 
Q  «in  drittes  ehenfatls  gleiches   als  Melodiken  postiert.    In  der 
ntttftn  tritt  an  die  Stelle  des  früheren  Mesodikon  ein  neues,  dem 
OUkog«  nnd  Khythmengeschlechte  nach  sich  von  den  mesodisch  herum 
PVlteien  Aussengliedem  untei-scbeidendes  Doppelelement.    In  der 
iali^  Periode  lOst  sich  sozusagen  das  Band  dieses  Doppel elementes 
■A  iwt«€ti«n  die  durch  die  Zweitheilnog  entstandenen  einfachen 
OfBoiie  tritt  ein  drittes  und  zwar  gleiches  Element  als  Mesodikon 
td  die  Aoflsenglieder  im  Gegensätze  zu  der  ebenerw&hnten 
Ittng  sieb  als  die  Verzweifachung  der  Aussenglieder  der  zweiten 
(6  =  2  X  3)  darstellen.   Htodurch   ist  die  neue  Periode 
IT  ausgebildeter  als  die  vorige,  während  die  Anwendung  des 
tili  di|»lasischen  Rhythmengeschlechtes  mit  Äugschluss  der  Doch* 
Üttaadie  Einfachboit  der  ersten,  rein  dochmischen  erinnert.  Denken 
^  itt  ilu  Mesodikon  der  dritten  Periode   getheilt  (4=2  +  2) 
^  mÜ  «hu  Bichst  hernxnliegenden  Kolen  vereinigt  (6,4.2-^2.4.6 

^^(*i4^3.2  -t  4*6  =  6.6.6.6),   so  Qberzeugt  uns  ein  BUek, 
^  «ir  nur  die  ersU  Periode  in  die  Mitte  des  auf  diese  Art  eotstan- 


368  G>  Wolff,  Sophokles,  ang.  ▼.  M.  GOOmmmt. 

denen  Bahmens  elnzoffigen  haben,  um  die  vierie  zu  gewinnen, 
sie  dorch  Combination  entstanden ,  schärft  uns  anch  die  Anwon 
venchiedener  Tacte  ein,  indem  sich  dochmische  nnd  jadtbisclie  Bi 
in  den  änssersten  Gliedern  mesodisch  entsprechen« 

Für  eine  derartige  LGsung  der  Strophe  in  vier  Perioden  spn 
wichtige  Gründe.  Nur  bei  solcher  Fassung  ist  es  mOglich,  das  li 
schriftliche  vofiadoq  ininodiag  (Y.  8)  zu  halten,  inaofeme  all 
dabei  die  Schlossilbe  als  anceps  behandeln  und  eine  Aendemng 
meiden  kOnnen,  dui-ch  welche  ohnehin  nur  dem  Metrum,  nicht 
Texte  fiechnung  getragen  werden  sollte;  ich  meine  Dindorf s  gei 
same  Conjectur  vofiaö*  iTtinodiag.  Ebenso  schön  hebt  sid 
vierte  Periode  durch  antistrophisch  genau  respondlerende  seh 
Interpunction  von  der  vorhergehenden  ab.  Auch  der  An&ng  der  zw 
ist  dadurch  leicht  erkennbar,  dass  der  Dochmius  des  Y.  4  in 
Dochmius  des  Y.  6,  der  sonst  vereinzelt  bleiben  würde,  seinen  m 
gemässen  Gefährten  finden  muss.  Die  Probe  für  die  Richtigkei 
bisher  eingeschlagenen  Yerfahrens  bietet  der  Umstand,  dass  nni 
diese  Art  die  dochmienfreie  und  doch  schön  mesodisch  ange 
dritte  Periode  wie  von  selbst  als  reife  Fracht  in  den  Schooss  fUl 


Drei  Stellen  nur  sind  es ,  die  wir  aus  den  dialogischen  Tb 
unsei*es  Dramas  einer  Besprechung  unterziehen  wollen. 

Trotz  mannigfacher  Emendations-  und  Erklärungsversoch 
es  bisher  noch  nicht  gelungen,  die  schwierige  Stelle  des  Prel« 
wo  der  Priester  vor  des  Königs  Angesicht  die  schutzflehende  Sc 
schildert,  richtig  zu  stellen;  wir  meinen  Y.  15  ff.  die  handschril 
also  lauten: 

oQas  fi^v  rj/JittS%  ijl^xoi  ngoamiid-a 
ßtofJLoZai  rolg  aotg,  ol  fikv  vv^into  fiaxQay 
nriad^tn  axivovtig^  ol  6k  alv  yrigt^  ßa^iig 
Uq€Is  iyto  fikv  Ztioog,  ol  6i  r   rf^^atv 
XiXToi' 

Wir  erwähnen  nur  im  Yorbeigehen,  dass  OTSvorreg  I&ng 
ad'ivovT^g  corrigiert  ist.  Die  Hauptschwierigkeit  dreht  sich  da 
herauszubringen,  wie  viel  Classen  Schutzflehender  unterscki 
werden.  Sicher  scheinen  auf  den  ersten  Blick  der  handschrifUi 
üeberlieferung  zufolge  sich  zu  ei-geben:  1.  Eiuder  (ol  fiiv  ovo 
uaxQav  Ttviad'ai  a^hovreg).  2.  greise  Priester  {ol  oi  aw  j 
ugdg) ;  zweifelhaft  kann  es  erscheinen,  ob  die  ol  di  %  ^S-iotv  is 
mit  den  Kindern  identisch  oder  als  eine  besondere ,  dritte  Kate] 
von  reiferen  Knaben  zu  fossen  seien.  Aus  der  Classe  der  Pri< 
wäre  dann  noch  der  Priester  des  Zeus  besonders  hervorgehoben. 

Allein  jede  derartige  Auffassang  stösst  auf  sprachliche 
sachliche  Bedenken.  uQeig  kann  unmöglich  zu  ol  de  a^y  ] 
ßaQ€ig  gezogen  werden ,  abgesehen  davon  dass  man  allgemein  m 
bei  Annahme  einer  solchen  Beziehung  eine  Ck)rruptel  aus  l€Mg  i 
dem  Yorgange  Bruncks  angenommen  hat;   denn  soll   zu  i^ 


G,  Wdff,  Sophokles,  ang.  v.  M,  Gülbautr.  S59 

f  iOf  d«m  k^i»'  der  Singular  ergänzt  werden ,  so  erwartet  doch 

IQ  d«iD  folgenden  GUede,  das  mit  ot  di  dem  iyth  ptiy 

gestellt   ist,   eine  Specialisierung   der  übrigen  Priester; 

Unit  aber  ganz  etwas  anderes.    Das  Oerathenste  mOchte  bei 

Auffassung  nocli  sein,  das  iyto  ^liv  Zfjvog  als  parenthetisch 

ii  avv  yr^  ßiXQilg  UQ^g  gesagt  zn  nehmen ,  so  dass  dem  ftir 

i  dl  entspräche ,  wobei  aber  die  gleich  unten  namhaft  zu  machende 

an  Grdsse  zonünmt,  mdem  dann  nichts  Übrig  bleibt,  als  die 

I  «'  r^^ionf  l$xtoi  als  dritte  Classe  den  Kindern  nnd  den  greisen 

I  ansureiheu. 

kann  es  ergehen,  wenn  man  corrigieren  will,  ohne  den 

rafl  weiter  schweifen  zu  lassen,  als  die  fragliche  Stelle  selbst 

I  cergtredct    Bitte  man  einige  vorhergehende  und  nachfolgende 

tu  IBS  Ange  g^fasst ,  so  würde  man  wol  zu  gerechten  Zweifeln 

^btaherige  Auffassung  gelangt  sein.    Sehen  wir  uns  die  ent- 

leQ  Stellen  näher  an. 

Bekanntlich  ergreift  Oedipus  vor  dem  Priester  das  Wort  und 

[ii die schutzdehende Menge  an:  aber  merkwürdig,  er  spricht  nur 

dern:  Q  li^Lva,  Kadfwv  tov  udXai  via  tQOtprj  (V,  1); 

l^dixofcOv  fAfj  naq    d'/yilojv,  zixva,  aHtop  aTf^oveiv  ntl. 

I  QBd  zu  deren  natOrlichem  Vertreter  und  Wortführer ,  dem 

ier  eich  (V.  18)  in  der  Antwort  als  Priester  des  Zeus  be- 

l-(aAJL\  atyiQati^  fpQd^\  ind  itqlntxiv  «<]ptg  tt^o  fccir- 

ir  V.  9—10). 

Das  gleiche  Resultat»  nämlich  nur  den  Priestergreis  und  die 
den  Kinder,  fördern  die  Verse  31—32  zu  Tage: 

»iotOiV  uiv  %*L'V  oe/ae  laov^ityov  n*  /y«ä 
ovd*  otdt  nai^n  i^nuia^  iip(atiot  .,. 

6er  Staunen  wächst,  wenn  wir  bemerken^  dast^  sich  auch  im 
Oedipus  sowol ,  wie  auch  der  Priester  conßei|uent  bleibeu 
[mii  keiner  Silbe  die  Anwesenheit  noch  mehrerer  Priestergreise 
[ibier  »wetten  Classe  von  reifereu  jungen  Leuten  andeuten.  Wir 
iteoem  Zw^ke  die  Worte  w  naiSeg  atKtQol  ypwia  xovx 
^wt  nqt  ift€tQoi^€g  (58— 59)  nicht  urgieren ,  da 

des  Liif  liin  der  Ausdruck  tfaldei;  auch  in  bildli- 

I  genommen  werden  könnte^  obwol  wir  freOich  uns  schwer 
lien  werden ,  nachdem  wir  im  Vorausgehenden  schon  er- 
zu  den  Füssen  des  K5ni^  wirklich  eine  Schaar  von 
[  bittend  sich  gelagert  hat  Ueber  allen  Zweifel  erhaben  aber 
t  Worte,  mit  denen  Oedipus  und  der  Priester  die  Schtttzflehen- 
sich  zu  erheben ; 

Totnif^^f,    tolV  f^*  *Vt>«»'t*i   jVrf}^»fif  xiadov^  (V,   142  —  143.) 

mal  iiu^*  fßfififi'.  «^  or  i^ryahtm  (V.  147—148) 

Dfiserer  Ansicht  konnte  man  getrost  einen  hohen  Preis 
für  dei^enigen ,  der  aaa  dioaen  Stellen  etwas  anderes 


SM  O.  Wdff,  SophoUet,  aog.  t.  Jf.  GüSbamr. 

herauslesen  kann,  als  dass  die  Schaar  der  Schutzflehendeii  ans  i 
Niemand  bestanden  habe  ausser  den  Kindern  und  ihrem 
Führer,  dem  Priester  des  Zeus!  Mnss  uns  dies  nicht 
machen  gegen  die  eine  Stelle,  die  allen  flbrigen  widerspriolit,  um  im« 
mehr,  als  sie  ohnehin  nach  Aller  ürtheil  jedenfalls  nicht  gani  hOM 
ist?  Wenn  i€Quq  (V.  18)  nicht  richtig  ist,  warum  muss  es  geraide  t^^\ 
X^r^g  verbessert  werden? 

Blicken  wir  auf  den  Zusammenhang,  so  scheint  dersdbe  h^m 
n&herer  Prüfung  durchaus  nicht  so  unlogisch,  als  man  glanbei^ 
könnte.  Dem  o^g  fiiv  ri^ag  folgt  erst  nach  Specialiaiening  d^a 
Schutzflehenden  das  entsprechende  di  in  V.  19  ff.  xo  if  akko  ffSka^z 
i^earefifiivov  äyogaiai  d-omu. . .  Bei  der  Vorstellung  der  bittend«^ 
Schaar,  zu  der  der  Priester  sich  selbst  rechnet  (i7fi£$),  will  er  1 
ders  auf  den  Altersunterschied  aufmerksam  machen  {pifig  fiip  \^^ 
^kixoi  TCQoa^ided'a  ßwfioiai  zöig  aolg  Y,  15  ff.).  Nun  sehen  ' 
aber  im  folgenden  zweimal  fiiy  —  de  —  wiederkehren  und  iwar  ( 
dass  die  Glieder,  die  durch  das  zweite  fiiv  —  6i  —  verbunden  i 
entschieden  neben  dem  Alter  noch  etwas  anderes  betonen, 
die  hohe  Priesterschaft  des  einen  Priesters  (iyta  fiiv  Ztjtfog)  u^a 
dieser  gegenüber  die  Sorgfalt  in  der  Auswahl  des  jungen  Yol^^ 
(oi  de  %  ffiiijiv  XeKzoi).  Strenge  nur  vom  Altersunterschiede  ist  ^ 
den  Sätzen  die  Bede,  welche  durch  das  erste  fih  —  dd  verknftp^i 
sind,  vorausgesetzt,  dass  wir  das  handschriftliche  leQug,  das  eL^B 
andere  Qnalitätsbestimmung  hineinbringen  würde ,  nicht  dazudeh»^ 
in  der  Bellermann'schen  Ausgabe  ist  diesem  Umstände  insofer-''^ 
Bechnung  getragen ,  als  nach  ßa^dg  interpungiert  ist  und  das  9m^^ 
schon  durch  seine  Stellung  zu  Anfang  des  nächsten  Verses  getrem^ 
„iegeig"^  in  der  Form  „^UQtjg^  appositionell  gefasst  wird. 

Aber  wir  dürfen  uns  wol  eine  etwas  weitergehende,  wenn  nxm^ 
keineswegs  kühn  zu  nennende  Aenderung  erlauben.  Wer  nur  flüch'tf 
den  handschriftlichen  Zustand  des  Sophokleischen  Textes  in  Augoi 
schein  genommen,  muss  wissen ,  wie  sehr  der  sogenannte  Jotadsiv 
darin  gewirthschaftet  hat  —  Brunck*s  Aenderung  leQrjg  hat  ja  im 
selben  gleichfalls  zur  Voraussetzung.   Wie  nun ,  wenn ,  worauf  m 
sonstigen  Spuren  führen,  nur  von  einem  leQevg  auch  in  unserer  Ste 
die  Bede  sein  sollte,  wäre  es  dann  verwegen,  anzunehmen,  dass  «: 
Corruptel  des  U^eig  in  legelg  auch  die  weitere  in  ol, . .  ßaqi 
zur  Folge  gehabt  habe?  —  So  schlagen  wir  dem  vor,  zu  lesen: 

ol  ukv  ovdinta  fiaxQav 
legeifg  iyta  fikv  Zrjvog,  ol  di  r    jO-itov 

XfXTOf. 

Nun  ist  der  Sinn  klar  und  deutlich:  ,,Sieh ,  wie  verschiO' 
Alters  wir  an  deinen  Altären  flehend  sitzen :  Inmitten  der  J 
ich  der  einzige  hochbetagte  Greis  ^)  vertreten  wir  zusanmien 


wo 


*)  Vgl.  Antig.  262:  ov  yag  yivoix   liv  ilg  y€  roig   noUol 
auch  du  dq  zu  dem  roig  nolkoiq  in  scharfem  Gegensätze  ff 


B,  WcUff,  Sophokles»  zng.  v,  M.  Gülbauer.  861 

!  mit  om  so  mehr  Bcrechtigang,  als  wir  gewiss  würdige  Ver- 
öde! Altars  ond  der  Jagend  sind;  bin  doch  ich  Priester  und 
bfycbsten  Gottes,  diese  aber  auserlesen  aus  den  besten  Fami- 
T^'-^hnen  wir  zu  der  Erleichterung  des  Verständnisses  dieser 
durch  unsere  Äenderung  erzielt  wird ,  noch  die  Be- 
ofli  Widersprüche,  in  die,  wie  oben  gezeigt  ward,  jede 
ong  sich  verwickeln  muss,  s^o  scheinen  dies  Argumente 
Ijmi  bedeutend  genug,  um  die  verhältnismässig  geringfügige 

einer  entschieden  verdorbenen  Stelle  zu  rechtfertigeu. 
7&lialtbar  ist  die  Stelle  328—329  in  der  Fassung,  welche  in 
fkberliefert  ist: 

ta^i  ü}pav  geschrieben ;  Dindorf ,  der  den  Vers  als 
»liert  bezeichnet,  schlägt  „i^üJ^o}"^  0)  vor,  freilich  nur  in 
inotatio  critica  —  in  den  Text  diese  gewaltsame  Äenderung 
iahiaeQ  hat  er  doch  nicht  über*s  Herz  gebracht*  Vielleicht  lässt 
nf  weniger  grausame  Weise  helfen,  wenn  mau  liest: 

Fort  avmnCiv  „öffentlich  bekannt  machen*  kennt  Pindar 
1,  32;  10,  14)  und  Aristophanes  (Acharn.  V,  11):  cSt:  »uuter 
\  ümsl&aden*^^  ,wie  die  Dinge  liegen"  —  nämlich  nachdem 
Kttitn  Aller  mich  knie^llig  um  die  Kundmachung  gebeten 
.  327)  —  ist  auch  sonst  dem  Sophokles  nicht  fremd.  Cf.  Antig. 

oitft^  tl  &ilovQ*  ol  Zi^yoc  dtioi  ßooäv 

^wrttr  nttQfinttt  ntlvov  xwL 

Sa  V.  424  aJJuuy  äi  rclrj^ag  om  inma^avBi  »taxier  lesen  wir 
n:  ^Auffallend  ist  aJüUfJi',  da  im  Folgenden  dieselben 
mit  der  Mutter)  bezeichnet  sind  wie  vorher."  Gemeiut 
te  V.  425  a  a  i^iatuau  aoi  t€  kcli  roTg  aoig  Texvotg. 
•llerdings  unmittelbar  nach  der  Erwähnung  der  aUxi  xorxa 
«nr&rten  würden.  Wenn  ßellennauu  trotzdem  meint  ^es  liege 
Uch  eine  Verderbung  des  Textes  vor/  so  können  wir  uns 
nicht  einvorstanden  erkl&reu ;  nach  unserer  Ansicht  ist  V*  424 
EiD  »0  dass  der  Zusammenhang  von  V.  420  ab  in  folgender 
»iick  gaetaltet: 

ihf^^^  'ttnttf  timloiaq  rvx'^'tv, 

mochte  för  das  a  a  f^taiüiru  keine  rechte  Bexiehung 
i  mtid  eonstruierte  sich  daher  eine  solche  in  ziemlich  un- 


S62  V*  Fäti,  Homer's  Odyssee,  ang.  t.  J.  ZedmeitUr, 

passender  und  abgeschmackter  Weise ;  man  yergl.  nur  la  i 
vu  das  zwei  Verse  vorher  stehende  xcnaia^»  Es  wird  sich  für  i 
nun  darum  handeln,  den  Gedanken,  der  in  Y.  425  liegt, 
len,  denn  dass  etwas  Tieferes  dahinter  steckt,  worüber  wir  uns 
wie  Bellermann  mit  der  wolfeilen  Bemerkung  „mit  sich  selbst ; 
doch  auch  ohnedies  jeder  Mensch  gleich  stehen '^  wegsetsen  dll 
lijBgt  am  Tage;  haben  wir  ja  doch  Worte  des  Sehers  Tor  uns, 
wir  ein  mysteriöses  Dunkel  von  vorneherein  zutrauen  dürfen. 
Sophokles  vergleicht  des  Oedipus  Schicksal  mit  einer 

die,  weil  sie  mit  dem  Einlaufen  in  den  Hafen  einer  so  erlauchten  L^ ^ 

endigt,  demselben  eine  gute  Fahrt  (evnloiag  wxwv)  schien.  Wel^^ch 
eine  Ironie  in  des  Sehers  Mund !  Diese  vermeintliche  svfiJboia 
noch  nicht  zu  Ende,  sie  wird  den  Oedipus  noch  vom  Throne  herunt 
ziehen  und  ihn  in  seiner  eigentlichen  Gestalt,  als  Verbrecher  < 
larven  und  thatsächlich  und  physisch  als  das  Hinstellen,  was 
bisher  geistiger  Weise  war,  nämlich  mit  Blindheit  geschlagen; 
auch  den  eigenen  Kindern  wird  sie  ihn  als  Bruder  an  die  Seite  i  ^__ 
len.  Für  diese  Doppeldeutung  des  i^iadaei  spricht  der  TJmstac^Bd, 
dass  der  Seher  gleich  im  Eingange  dieser  seiner  Bede  dieses  W^cxi 
zur  Herabdrückung  des  fibermflthigen  Herrschergebahrens  von  Seifen« 
des  Oedipus  angewendet  hat  {ei  nuxl  rvQavvelQf  i^iawviov  ^ 
yovv  lü  avxiUlai  408  ff.).   Und  sagt  uns  nicht  V.  412—413: 

A^vcu  (T,  inu^rj  xal  rvtplov  fi*  toveC^iaag' 

av  xal  di^o^xae,  xoi  ßX^neig  tv   tl  araarov. 

dass  Oedipus  einen  Widerspruch  au  sich  herumtrage,  indem  er  s^^ 
und  doch  nicht  sehe?  —  Eben  diesen  Widerspruch,  so  meint  _ 
bitterer  Ironie  Teiresias,  werde  die  evnXoia  schon  noch  ausgleiche 

Berlin.  Michael  Gitlbauer. 


Homer's  Odyssee.    Erklärt  von  J.  U.  Fäsl.  Erster  Band.  GesaDi 
Vin.  Sechste  Anflage.  Besorgt  von  W.  C.  Kayser.  259.  8*. 
Weidmännische  Budihandlnng  1873. 

Die  neue  Bearbeitung  dieser  bekannten  und  mit  Becht 
gemein  geschätzten  Odysseeausgabe  schliesst  sich  eng  an  die  f^p  -   A» 
Auflage  an.  Die  Einleitung  (S.  1—39),  welche  nach  einer 
Entwickelung  der  Genesis  der  homerischen  Gedichte  speciell  f&r  i 
Odyssee  die  Unionstheorie  allerdings  mit  besonnener  Mässigong  1 
dankenswerther  Unbefangenheit  in  der  Anerkennung  der  einer  str^  ^ 
einheitlichen  Conception  entgegenstehenden  Schwierigkeiten  vertrS*^/ 
ist  aus  der  fQnften  Auflage  unverändert  herübergenommen.  Von  d  £^ 
sem  Standpuncte  aus  werden  somit  Text  und  Noten  dieser  Ausg^^ 
zu  beurtheilen  sein.  Obwol  ich  nämlich,  betreffs  der  Entstehung  cZ^ 
Odyssee  der  durch  Kirchhoff  vertretenen  Richtung  huldigend,     so 
manches  in  dieser  Ausgaba  nicht  zu  billigen  vermag  (z.  B.  die  Atli^ 
tese  von  a  97 — 101  und  a  356—359,  die  die  Erklärung  von  %(h 


J^oitt^  Homer's  OdjMee,  «Dg.  v.  J.  Zechmeister, 


S6S 


F^elreffende  Note  m  r;  54,  die  Noten  jtu  ij  242,  252,  dio  Änf- 
libof  de^  Aristarchificheu  iiiXszo  für  övoi%o  t]  289  und  Anderes 
irgL),  80  glaube  ich  doch  eine  Besprechung  derartiger  Differenz- 
üjoete  ausser  Acht  lassen  zu  dürfen,  einerseits  weil  ein  ZurClck- 
dfen  auf  diese  oft  ventilierte  Frage  in  dem  engen  Eabmen  eines 
ifertites  keine  passende  Stelle  hat«  andererseits  um  mich  nicht  der 
\(^t  au^iuäetzen,  dadurch  die  Fülle  des  Guten  und  Trefilicheu, 

üch  La  dieser  Ausgabe  findet,  minder  zum  Ausdruck  kommen  zu 

'iritt,  den  diese  neue  Auflage  bekundet,  ist  meist 
iti  >deu  zu  suchen.  Eine  Reihe  von  1'exteäänderuugeu 

wir  drirfen  es  unverholen  aussprechen  —  zum  grossen  Theile 
^ea  Besserungen  sind  in  der  sechsten  Auflage  bemerkbar: 
|ai  ffir  dt),  ß  17  {nQmmiioaöl^ida  t  nOTinziaool' 
ß  171  {xih^}  f»  iK^iriit).  ß  195  {ftt/t€Qa  rju  t  ßv^iii^f  ^^y)* 
u.  277  in  Klammorn.  ß  298  (iivai  t  Hfuvm).  y  182  {^ata- 
w  L  %0taöatf;  in  der  Note  ist  zudeich  die  irrth  um  liehe  Adu.  crit. 
i  La  Boche  ^Ameis  ci  coniectura  verbessert),  y  2t>7  (nag  yaq 
naq  d*  aq\  y  469  {not^Uva  L  noqun),  d  127  (m  f.  iy)^ 
223  (mit  ay  t  ov  x«**).  <J  621  {am  öwfiat*  f.  ig  di/tficn  ). 
117  {rvv  d*  av  L  yvv  cw),  d  731  {ojtnoiB  y^eivog  f,  onnoz* 
»^)*  d  775  (aitayyillr^ai  f.  inayyBth^ai).  d  807  {d^eoig  t 
p).  d  817  {viy  d*  av  f.  vvv  av).  6  120  (^'  li^;  t&  t  i^v  tig  r«), 
I  (at'd*  i^oi  t  aväe  fiai),  £  206  (anaa  L  ooaa).  e  284  (i:tt- 
$p  f.  ininkiüWif)»  €  349  (anodvadfupog  f.  dnoXvaaittiVos;). 
>  {^vymwr^Q  f*  xoiQr^).  €  426  {^vovg  n  Ö^<frj  avv  i  f.  ^i- 
\Aoij$^9^,  avv  d\  C  50  {jUvat  f.  iju^yat).  C  269  (a;roji;i'0tcj<*' 
lo^iot0ii/)«  f^  341  {unqvviw  d'  Odrafö  1  wri^vvov  ^OdvCr^a), 
12  (^xacrroi,*  «r^^^o^^  f*  (fÖQog  Vxaotog).  ^  538  (or  ycr^  /iwc 
)'a^  ^C(/).  Ji'do  dieser  Aenderungen  ist  mit  einer  kurzeu  und 

Begründung  in  den  Noten  versehen. 
Aber  auch  für   bereits  in  frühereu  Auflagen  aufgenommene 
eo  sind  theits  Begründungen  neu  hinzugefügt»  theils  die  frn- 
T^'M-Tungen  wesentlich  ergänzt;  so  zu  a  70  {iati  f.  loxi). 
fi^ava  L  öat(f(^ova).   e  112  (ptCov  Idi  nq6it9iv,  toi 
tu  L  fj^ov  x<u  jjqoii&tyto  Idi  x(^ia\   «171  {oniioii^  t 
T<My<   ^)     a  *i37  (oJdtt^  f.   i!d/j^).    a  414  (äyyiklrß  f.  dy- 
tf  f.  xfd»'    «{driö).  a  440  (j^i;ro7<7/  JLt- 
u).    //  81   (dax^L  dvanQTjOag   f.  daxpi-' 
/  IUI  [ivinmg  L  hviüit^).  d  613  (dw^wv  L  Öd^tn'). 
,^....,  ifi  f.  di-d^ro).  ^  359  (dfCT/ioi^  f.  iiofta^v).  In  manchen 
Utii ,  in  denen  Eaysers  Lesearten  von  denen  F&si's  abireichen ,  ist 
ti  £e  fät|>'«g«nsteb('nde  Leseart  in  den  Noten  die  sie  vertretende 
»rit&t  (mei«t  F^i)  neu  hinzugemgt;  so  zu  a  47,  320.  ß  258. 
.ne.  y  123.  226,   C  255. 
Ferner   ittt  in   etymologigcber  und  sachUcher  BeziebiiDg  mit 
%m  Takte  fon  der  kundigen  Hand  des  Verfassers  so  manches 


S64 


foiner*ft  Odyssee,  Kng.  ?.  J.  Zechm^isieT. 


da 


theilfi  i^ebessert,  theils  ergftuzt.  Vgl.  die  Note  zu  ce  38, 
Erklärung  von   dQy€iq)6vTtjg  der  Argostödter  fallen    gela 
dagegen   das  Wort   mit   mehr  Wahrscheinlichkeit  von   Oj 
tpairio  hergeleitet  wird;  nur  hat  der  Vf.  unbestimmt  gelasseo^ 
aich  der,  wie  es  scheint,  Ärigtarchischen  Erklärung  (vgl,  Sengebi 
Ariston.  p.  26)  o  %a%lu>q  yuxl  tqcxnag  anotpmvofavog  ant^öl 
oder  aQytt(f>6vtrfi  als  ^der  glänzend  erscheinend©**  oder  mit  W( 
gr,  Götterl.  I,  S.  336  (worauf  verwiesen  wird)  als  „der  AX\\ 
erscheinen  lässt"   fasst.    VgL  ferner  die  Noten   zu  a  426 
ü^ifmi*  ivl  x^^Q^y   /^  420  (iKftevog).   y  465  (oTrXorcrn^), 
{oqovto).  ö  354  (IVr^tra),    d  388  {u  ncDg  ah  dvvmo^  wo 
klärung  des  el  als  einer  Wunschpartikel  jetzt  auch  die  Ai 
Lange's  *dcr  homerische  Gebrauch  der  Partikel  u  S,  58 
hat).  (J  565  i^Tjtat}]  ßtor^).  €  364  {fnu).  »  325  (fdußv).  — 
ches  in  der  früheren  Auflage  theils  üeberflüssige,  theils  Zweifelhi 
ist  mit  grosser  Umsicht  vom  Vf.  beseitigt  xum  grossen  Vortbeü« 
neuen  Ausgabe  ^  die  dadurch  nicht  wfenig  an  Präcision  gewom 
VgL  die  Noten  zu  a  46,  60.  ß  203,  307.   y  9.   S  410,  796 

Wiewol  nun  die  Aendeningen  in  der  neuen  Auflage  zum  gros 
Theile  als  erfreuliche  Besserungen  zu  betrachten  sind,  so  sei  es  mir  «3 
«och  gestattet ,  zu  einigen  der  angeführten  Stellen ,  die  mir  entvei 
einer  Ergänzung  oder  Berichtigung  bedürftig  scheinen,  meine 
merkungen  hinzuzufügen,  a  225  (rlg^  de  ofnXng)  ist  auf  die  Auetori 
Aristarch's  hin  (vgl.  schol.  xu  K  408)  für  das  handschriftliche  <!/ 
in  der  attischen  Umgangssprache,  besonders  bei  Plato  in  dreifach 
Bedeutung  (1,  cur;  2,  was  denn;  3.  was  sonst)  so  hlkuBg  vorko 
mende  dai  eingesetzt.  So  sehr  nun  die  Anctoritöt  Aristarch^s 
respectiren  ist,  so  ist  es  doch  kaum  erlaubt,  in  jenen  Fällen, 
denen  sich  die  ihn  bei  einer  Textesänderung  leitenden  Motive 
einiger  Wahrscheinlichkeit  erblicken  lassen,  sobald  sich  uns  di 
nicht  als  stichhältig  erweisen,  von  der  handschriftlichen  Ueberli* 
mng  abzugehen.  In  unserem  Falle  wird  man  sich  kaum  der  Anuah 
verschliessen  dürfen,  dass  Aristarch  lediglich  durch  den  in 
1.  Thesis  dos  2.  Fusses  anstössigen  Hiatus  bewogen  das  attische  i 
für  di  eingesetzt  habe.  (Anders  freilich  ist  zu  beurtheilen  das  doi 
ta  299  und  K  40S,  wo  es  die  handschriftliche  Gewähr  für  sich  hi 
Beachtet  man  nun  aber,  dass  sich  gerade  in  diesem  enEiten  Bü( 
noch  so  manches  andere  auf  die  Composition  der  Odyssee  znrö' 
gehende,  auch  in  sprachlicher  Beziehung  Anstdssige  findet ,  so  w 
man  consequenter  verfahren,  das  handschriftliche  de  zu  belas« 
um  so  mehr,  als  sich  för  Hiaten  nach  der  1*  Thesis  des  2.  Fus! 
eine  genügende  Anzahl  Belege  beibringen  lägst.  La  Roche  hat  in  i 
kritischen  Iliasausgabe  zu  T  288  17  Beispiele  mit  ähnlichem  Eiat 
gesammelt  *). 


')  Freilich  ist  die  Zusammenstellung  bei  La  Koche  nur  eiii6  I 
liebe.  Gewies  anders  zu  beurtheilen  ist  ein  Iliatus  in  i  185  tv9*  Wta 
iywv  ata  in  t  2ö7  dßjt<f  'Oäva^t  f^tio.  In  erdterem  Fülle  wird  d<fr  Hia! 


'ET*  Kii,  Homer*»  Odjrssee,  ang.  v.  J.  Zechmeister.  MS 

L  /fif  77  die  ausser  einigeo  Handschriften  *)  anch  dnrch 
ttlid  ain  bei  La  Hoclie  unter  den  testim.  vet.  autgeführtes 
\mü  HesychiuB  HI,  p.  395  empfohlene  Variante  nqintnTt^üüoi' 
,  hilligon  iHt>  so  genügt  doch  für  die  Kürze  des  vorausgehen- 
nicht  die  einfache  Bemerkung,  dass  dies  bei  Homer  vor 
Fall  ist,   da  die  Positionsbildung  von  anlautenden  Con- 
Eippeii  in  den  homerischen  Gedichten  nach  den  Ausfüh- 
■tel  s  (hom.  Stud.  1^,  S,  79  ff.)  ganz  bestimmten  Gesetzen 
ist.  In  unserem  Falle  ist  für  die  Kürze  des  v  in  aa%v 
jtQfntTitvcaoifi^^a  das  entscheidende  Moment  die  trochäische 
des  3*  Fusses ,  wodurch  die  Zusammengehörigkeit  des  n(^ti 
vorhergehenden  Worte  gänzlich  aufgehoben  wird.  —  Gewiss 
^195  das  hesser  beglaubigte  fttizi^a  r^V)  für  fir/ti^* 
I  Teit  aufgenommen.  Nar  wollen  die  für  auslautendes  a  in 
dm  1.  Fusses  vor  anlautendem  i^  angeführten  Belege 
ro^  Tji  Sßov  und  11  404   tjpia  f/ix^t^aay  zu  unserer 
^ nicht  stimmen,  da  fit^riga  frjv  gesprochen  wurde,  mitbin  der 
se  des  1.  Fusses  häufige  Hiatus  wie  in  d  654  und  Jl  404 
bt.  —  Eheoso  hat  der  Vf.  mit  richtigem  Gefühl  y  267 
die  beste  üeherliefemng  bestätigte  jiaQ  yaq  für  fro^ 
altes  Recht  wieder  eingesetzt.  Doch  die  für  wieder* 
$  den  homerischen  Gedichten  angeführten  Belege  haben 
r Stelle  nichts  zu  thun;  denn  in  ^  295,  6,  355,  6,  525  6, 
I,  wo  zwei  Sätze  mit  yag  hintereinander  stehen,  ist  das  Sats- 
d^mrt,  dass  der  2.  Satz  mit  yaq  den  vorausgegangenen 
mit  yag  begründet,  zu  diesem  also  im  Verhältnis  der  Sab- 
tteht;  an  anserer  Stelle  aber  sind  beide  Sätze  mit  yaq 
i%  denn  durch  noq  yaq  hjv  xai  aotdog  dvtjQ  soll  nicht 
.^«1^  xiXQr^f*  dya%^f^aiv  begründet,  sondern,  wie  xai  vor 
t»  6i&  zweiter  Grund  angeführt  werden,  warum  Klytäm- 
ra  dem  Aoaiimen  Aogtsth's  Widerstand  leistete.  —  Wenn  6  22S 

I  ntip^unil^n,  da  det  Uebergang  von  dem  einen  offenen  Vocol  »  xü 
'         *   bei  tönender  Stimme  ohne  Kehlkopfverschluss   vor   »ich 
j   in  letiterem  Falle  ist  diet  schwieriger,  da  von  dem  ge- 
#  fQ   dem  offenen  t  der  Uebergang  bei  tönender  Stimme  nur 
ZuhiUenahmo  eines  ooiisonftütischen  J  möglich   ist.   In   andern 
*.   B    jt  5&)  ^a&tu  /iijJ^   ftxF  vornahm   man  gewiss  im  Munde 
üritelmi  Sänger  keinen  EiatoSp  da  sie  /<  tjännv  gesprochen  haben 
Sqr  filieren  Oroppe  von  Fällen  (DebergiiDg  von  einem   offenen 
fk  andern  offenen)  gehört  auch  unHere  Stelle  a  225.   Dieee» 
ttt  diesen  Fall  genügen,   da  in  dein  demnächst  encbei- 
}  V*,fiu  f.,^n  HarteTä  homeriacben  Stadien  die  HiatusCrage 
vken<)  itig  erfahren  wird. 

E^r«  !  >fi    tiictf't   auch   die  ven  La  Eoche   noch   nicht 

De   Udj8«e(vi!  '    aus    der    Lnurentiana   plnt.  XXXJI, 

^wilAiie  und  ^'e  Cotlation  dieser  dem  zehnten  Jahr* 

,  bMgen,    aemit  d»»    ältesten    unserer  Odjsseehandschriften 
ild  n  wftnechen.    Vgl.  den  Bericht  hierüber  von  Emil  Qot- 
'    "   l»eii*B  Jahrb.  1876.  1.  Heft  S.  21-27. 
der  oben  erwähnte  CW,  Laarentiauus. 


800 


U,  Fäsi,  Homer'ß  Odyssee,  mg,  r.  X  ZechmeiMer* 


<w  xiv  io  orx  av  verbessert  ist,  so  beruht  dies  nicbt,  wie  der  Vi 
sagt,  auf  besserer  tJeberlieferunfir,  da  doch  nur  die  Minderzahl  dr^- 
Haodschrifteo  bei  La  Eoche  und  von  den  besseren  nur  M  und 
(von  zweiter  Hand)  orx  oV  bieten,  wol  aber  anfeiner  feinen  Beob-  -^^ 
achtung  des  homerischen  Sprachgebrauches,  ioaofem  bei  Kegationei»-  -n 
besonders  gerne  aV  statt  xiv  gebraucht  erscheint ,  oit  yti  oder  ov  j—  ^ 
aber  statt  otx  av  fast  nur  da  auftritt,  wo  es  der  Vers  notwPT^^ii^:  ^g 
macht ').  —  Ebenso  wird  ö  11h  anayyiiXrflt  för  Inctyyil)  -^i^r 

nicht,   wie  in  der  Ausgabe  zu  lesen  ist,   durch  die  Uebe:  ig 

empfohlen  —  nur  die  Minderzchl  der  Handschriften  und  zwar  nich 
dtr  vorzöglicheren  bietet  anayyEtlj^üi  — ,  wol  aber  durch  den  Sic 
und,  wie  der  Vf.  hfttte  hinzufögen  können,  durch  den  homerisch 
Sprachgebrauch,  da  inayyiXlav  sich  sonst  nirgends  in  den  hoine 
sehen  Gedichten  findet.  —  Die  Aendernng  ^eoig  in  ^totg  d  807  ii 
obwo!  in  den  homerischen  Gedichten  aliTaivti)  durchgängig  mit  Ac«= 
verbunden  wird,  für  denjenigen,  welcher  nicht  an  eine  einheitlicifc.  m 

Conception  der  Odyssee  glaubt,  sondern  die  ganze  Partie  d  625 

847  für  einen  Einschub  des  Ordners  hält,  überflüssig,  da  derlei  ll^- 
correctheiten  dem  Verbinder  der  Telemachie  und  Odyssee  in  Menge 
begegnen.  Aber  selbst  flir  einen  Vertreter  der  Einheitstheorie  scheio* 
es  mir  hier  nicht  erlaubt,  allen  Handschriften  zuwider  nur  aafd^<? 
Auctorität  des  Eust,  hin  ^€ovg  aufzunehmen ,  da  ja  ^€o7g  nicht  von 
QkitTjjiiivog  abhängig  gefasst  zu  werden  braucht,  sondern  als  DatiT 
der  Gemeinschaft  (—  in  den  Augen  der  Götter)  erklärt  werden  kann 

—  Unscheinbar  ist  zwar  c  190  die  AenderiTng  ox-di  ^tot  in  m"d* 
ifwi  nach  Hss.  und  der  Lehre  der  alten  Grammatiker ,  wie  der  Vf 
sagt,   Doch  die  HsB.,  welche  die  aufgenommene  Leseart  b«     ~ 
sind  auch  hier  wieder  in  der  Minderzahl,  sodass  uns  da: 
eines  alten  Grammatikers  —  denn  nur  ApoUon.  de  S}Tft.  137,1 
ist  mir  behannt  —  .schwerlich  bestimmen  dürfte ,  von  der  bestfiber 
lieferten  Leseart  abzugehen.  —  £  206  scheint  mir  iiaaa  mit  feinem 
Gefühl  in  den  Text  aufgenommen  zu  sein;  doch  sollte  als  Beleg  hie- 
für  nicht  Schöl.  zu  A  554  herangezogen  werden ;  denn  dieses  empfiehlt 
nur  i  188  aoff  für  die  Variante  taa\  wie  der  Wortlaut  des  Si  l.  ' 
lehrt:   ot€  uiv  lüodi-vaf.tm  rtj)  ativa,  daavytrat*   dXla  ytt/     : 
T^}  oW,   wg  ini   toi\   aW*  av  ifioi  jUQ  ötrjj?  Wie  Herodii 
an  unserer  Stelle  gelesen  hat ,  muss  zunächst  unentschieden  bleibolSI 

—  Wenn  gleich  t  349  aTzödiHjäfierog  durch  eine  genügende  Anzahl 
guter  Hss,  bestätigt  wird ,  so  dürfte  sich  doch  an  unserer  Stelle  die 
Variante  d7ToXvoaf4€vogy  die  unter  anderm  auch  die  Gewahr  des  tot- 
züglichen  Cod.  Veii,  M  (her  La  Roche)  für  sich  hat,  empfehlen,  nich 
weil   die   spätere  Ausführung  €  459  xal  tovi  dr]  Hgijdifiyor  orifl 
i'o  }.vO€  ^eolo  zu  premiren  ist,  sondern  weil  anodvnv  t  \\ 
Sprachgebrauch  auch  da,  wo  es  nicht  wie  B  "261,  E  ih*^,   \ 


')  Vgl  über  den  Unterschied  zwischen  ovx  tiv  und  oi>  xir  Lftt» 
der  homerische  Gebrauch  der  Partikel  e^  8,  47,  kvm.  49^ 


U,  Fäfi,  Horoer'd  Odyssee,  ang.  ?.  J. 


867 


TOQ  fipoliare  hat,  nur  actiT  g^ebraaclit  wird;  vgL  e  343, 

I,  X  1S5.  —  Atich  die  Aenderung  €  426  cf/ro  ^ii-oig  t«  d^vq>Tj 

t'  itni*  aQax^V  ^<^^^^^  ^^^^  ^^  geistreiches  Spiel  als  eine 

fWilirlieit  beruhende  Conjectur  zm  sein.  Da  die  Hbs,  zwar  alle 

fi  i^iHf^fi,  theils  r'  fdQitfSTj,  aber  nur  wenige  und  zwar  die 

ßlil«f«n  üvv  t'  für  aiv  d'  biegten,  so  verlangtes,  glaube  ich, 

f  Mtische  Methode ,  Ton  dem  letzteren  ^  besser  yerbürgten  avv  S* 

laa  an  die  Entscheidung  des  ernteten  Falles  beranzugehen.  Ist  aber 

$w  j*  fǤtialialten ,  so  muss  von  selbst  das  erste  re  entfallen ,  das 

ickoii  des  y^r»^  halber  anstössig  ist,  aber  auch  selbst  in  Verbindung 

nt  mfp  %^  ungehörig  wäre,  da  doch  die  beiden  Glieder  djro  ^ivovg 

4|jif^  nod  avv  T*  oati"  a^ax^rj  nicbt  als  einander  gleichgestellt 

Mhei  werden  dürfen,  fiotf^llt  jenes  erstere  t€,  so  hat  man  dann 

ivicbt  mehr  nötblg,  das  übrigens  noch  durch  i  435  ^tvol  ani- 

'  ir  wol  verbürgte  dQV(f^r^  durch  ein  ans  den  homer.  Gedichten 

belf^bares  dQi^f]  zu  verdi-ängen.  —  Wenn  Kajser  ^  392  das 

lar  iorcb  einen  Cod.  Vtndob,  und  die  ed.  Flor,  vertretene  %(Jiy  oi 

fo^og  Ti€itewog  durch  das  besser  überlieferte  tcSv  oi  ixaatog  (fSfog 

mdfingte,  so  verfuhr  er  von  seinem  Standponcte  aus  gewiss  con- 

wenn  er  glaubt ,  dass  /  in  homerischer  Zeit  in  einem  und 

Worte  facultativ  bald  gesprochen ,  bald  nicht  gesprochen 

K  M  aber  eine  solche  Ansicht  nach  den  Untersuchungen  Harters 

(Im.  Stadien  HI.  Wien  1874)  als  irrig  zurüchzuweisen,  sondern  ver* 

t4|t/  TOT  sich  zwar  Elision  und  PositionsvemachlUssigung,  nicht 

Am  die  Kflnnng  langer  Vocale  und  Diphthonge ,  wie  letzteres  von 

ft.  a,  0.  S.  83  bereits  ausgesprochen  und  vom  Referenten  in 

rn  1877  S.  19  ff.  des  näheren  ausgeführt  worden  ist, 

wir  an  unserer  Stelle  zwar  nicht  mit  Nauck  roiy  q^äif6<: 

r&HWfOg,  wol  aber  die  durch  den  Cod.  VJDdob.  vertretene  Leseart 

•ir  ei  ifi^pog  fnaotag  aufzunehmen  gen^tbigt  ^ein,  welche  dann 

wurde,  als  das  Gefühl  für  /  nicht  mehr  lebendig  war. 

8ttfM  über  dasjenige ,  was  uns  in  dieser  Auflage  Neues  ge- 

I  lird.   Ohne  nun  auf  bereits  aus  früheren  Auflagen  herüber- 

eaoee  ausführlicher  einzugehen,  will  ich  doch  eine  oder  die 

Beobachtung  nicht  unterdrücken.    Was  zunächst  die  Note 

elO(S9i  f€)  betrifft,  so  glaube  ich,  dass  man  könftighin  wird  dar- 

irffinkliten  müssen^  in  der  dem  Eelat.  og  und  den  davon  abgelei- 

^^BQdttogen  angefügten  Partikel  r£  den  Charakter  des  Dauernden 

^^igeoimUe  zum  Vorübergehenden,  des  Allgemeinen  zum  Beson- 

Aiie  trke&DeD  zu  wollen,   wie  dies  von  verschiedenen  Gelehrten 

worden  M  *),  8o  gewiss  n&mlich  die  Partikel  t€  mit  dem 

Ptml  f f^  znaammenb&ngt ,  so  steht  doch  jetzt  nach  der  ge- 


^.    ni.  Glatt 

;nU(ti»^.  f.  d 

diAilt  Parükfl  j 


cn  n's  Jabrbb  1859,  Bd,  79  S.  30ß);  J.  Kvi- 

d.  f  Mu  18&4,  8.393—422);  Hugo  Web#r  (die 

Panikfl  *».  lUil*^  isr4,  S.  U);  Otto  (B«?ilräge  rur  Lehre  vom 

hn  Homer.  IL  Thcil:  Die  Formen  der  üetativ^rottomiitA*  Pro* 

Wttftbadtm  1864). 


S68  ü.  Fägi,  Homer*8  Odyssee,  ang.  y«  V.  ZedumtwUr. 

läufigeren  Ansicht  der  vergleichenden  Sprachforscher  fest,  dinal 
Belativsätze  ursprünglich  Hauptsätze  waren,  in  denen  die  copulaftn 
Partikel  tc  gewiss  nichts  Befremdendes  hatte.  Als  in  der  spüen 
Entwickelung  der  Sprache  diese  Hauptsätze  zu  Kebensfttun  degn 
dirt  wurden,  war  eigentlich  die  copul.  Part,  r«  überflflssig.  Wm 
sie  sich  aher  dennoch  erhalten  hat,  so  hahen  wir  in  ihr  nur  den  Bei 
einer  früheren  Stufe  der  Sprache  zu  erblicken;  ihr  aber  im  spilen 
Oebranche  eine  besondere  Bedeutung  unterschieben  oder  gar  eie  i 
der  üebersetzung  durch  ein  auchy  einmal^  immer,  in  der  Be§ 
u.  dgl.  ausdrucken  zu  wollen,  scheint  mir  verkehrt  Vgl.  Delbrfti 
und  Windisch,  syntaktische  Forschungen,  S.  52. 

Kayser  liest  ferner  a  414  noch  immer  wie  in  der  frQlMF 
Ausgabe  ayyeUrjg  IVt  nd&ofiou.  So  gewiss  nun  Ttdd'sa^ai  a^ 
herodoteischem  Sprachgebrauch  (I,  126.  Y,  33)  wie  ein  axavuw  m 
dem  Gen.  der  Person  construirt  wird  und  so  gerne  ich  ihm  mgisl 
dass  K  57  icelvov  yaq  x£  fiahaza  Ttcd^olaro  zu  schreiben  ist»  p 
dies  bereits  Heyne  gethan  (bei  Fäsi-Franke  und  selbst  in  der  kri 
sehen  Iliasausgabe  von  La  Boche  liest  man  trotz  der  Anctoritit  c 
bessern  Hss.  noch  immer  x£iV^),  so  entbehrt  doch  an  unserer  Stff 
dyyelifjg  jeder  handschriftlichen  Auctorität,  das  hier  um  so  mehr 
verwerfen  ist,  als  der  einzig  denkbare  Grund  für  dieü^weichnng  wi 
der  üeberlieferung  dyyekirjQy  dass  nämlich  aus  dem  Plur.  in  den  fa 
€i  Ttod-ev  il&ot  der  Sing.  dyyeUrj  als  Subject  herüberzudenkeD  ii 
nicht  stichhältig  ist.  Die  Härte  des  Numeruswechsels  wird  hier  oifli 
mehr  empfunden,  als  wenn  ein  Belativ  im  Sing,  sich  auf  ein  Sabe 
im  Plur.  bezieht,  z.  B.  ^  40  äi  ^a  ze  itavzag  dvS-qdTtovg  dd 
yovaiVy  o  re  aq>eag  daaq>UriTaiy  ein  Beispiel,  das  mit  muwn 
Stelle  um  so  mehr  zu  vergleichen  ist,  als,  wie  der  folgende  T« 
a  415  ovTB  d^BonqoniTC  i/tina^ofiac,  ^wiva  fifjTr^Q  , . .  i^^fh/fi 
zeigt,  für  eY  no&Bv  ei&oi  ganz  gut  hätte  gesagt  werden  kOnM 

Mit  Unrecht  ist  femer  von  Kayser  /?  251  die  handschrifkliehi 
auch  von  Fäsi  aufgenommene  Leseart  ei  nXeoveaai  ixaxoixo  dun 
die  uns  nur  von  den  Scholien  gebotene  d  nUovig  ol  %nouß%o  bi 
reits  in  der  früheren  Auflage  verdi'ängt.  Dass  die  Leseart  der  SoIm 
lien  unmöglich  ist,  weil  in  Folge  des  darin  liegenden  conceaaivi 
Gedankens  ein  xat  nach  d  nicht  fehleu  dürfte,  hat  Düntaer  rieht; 
bemerkt.  Doch  den  Vers  für  unecht  zu  erklären ,  wie  dies  Düni» 
noch  in  der  zweiten  Auflage  der  Schulausgabe  der  Odyssee  und  Nani 
thun ,  entbehrt  jeglichen  Grundes ,  da  der  wegen  des  vorausgehendi 
äqyakiov  de  dvÖQaaL  xal  nXeoveaai  ^axrjoaad'aL  (V.  245)  scheii 
bar  überflüssige  und  darum  angezweifelte  Gedanke  ei  Ttlecv&n 
HaxoiTO  nichts  anderes  sein  soll  als  eine  Anwendung  des  speciellc 
Beispieles  des  Odysseus  auf  die  allgemeine  frühere  Sentenz,  wie  die 
Lange  a.  a.  0.  S.  147  treffend  ausgeführt  hat. 


^)  Aus  dem  nämlichen  Grande  ist  aneb  mit  Nanck  nidit  H9oi 
zu  conjiciren. 


Um  #iiit,  Hömefa  OdyBeee.  ang,  v.  J.  Zechmeister, 


8«0 


Bri  irrig  ist  förnor  Kayser*s  Ausiclit  (vgl.  die  Note  zu 

i),  ......    ...  Partikel  idt  io  bomerischer  Zeit  Aub  f  hatte;  denn 

(dff^/i'  Wjt').  (j  161  (/iinjcfTjj^ftn'  Idi)  kommen  far  /  nicht  ia 
ebt:  m  11  FÄllen  mit  PagitioüsvernachläÄsigting  vor  J^  (B  511. 
E171.  Z4,  /658.  vf  15.  A^432,  JF165,  ß634.  (186. 
I)  iin4  ß  166  mit  Elision  vor  S  zeigt  sich  /  nicht  wirksam: 
\it  ferner  mit  erlaatjtem  Hiatus  nach  der  trocb&iscben  Cäsur 
.fö«e»(^3B2,  £3.  Z469.  0162.  K  573.  31311.  all2. 
d  e04.  ü  249.  tf)  289)  und  S  175,  wo  langer  Vocal  in  der 
bei  einer  Interpanction  lang  erhalten  hloibt,  beweisen  nichts 
lautendes  /  bei  Homer,  so  »ia*iö  2  589  {AarfjQKfia^  täi  ar^- 
ffte  Längnng  des  ag  lediglich  der  Wirkung  der  Arsis,  nicht 
'  /  zuzuschreiben  ist.  —  Nicht  minder  bedenklich 
II  den  Ausführungen  HarteKs  (Zeitschr.  f,  d.  ööterr* 
lHt>4,  »S,  473-^502)  der  Versuch,  a  Ttl  in  Midva  die  beiden 
ftiftiT.Lr.Mi  Kaufpreis  and  Miigifi  darch  eine  gekünstelte  Erklä- 
ren zu  wollen,  —  £  472  wird  für  iriil&ij  das  hand- 
^    -liubigt©  iTiiX^m  einzusetzen  sein,  das  sich 
ichen  Gegensatzes  za  fie^dt^  und  wegen  des 
VVüia^  gewonnenen  schönen  Chiasmus  in  der  Wortstellung 
Befiehlt 

'  zw  bedauern  ist  es  endlich»  dass  L.  Lange'8  epochemachende 
Ifcn  über  den  homerischen  Gebranch  der  Partikel  li  in  der 
läge  noch  nicht  ihre  verdiente  Würdigung  gefunden  haben 
e>icht  zü  spät  in  des  Verfassers  Hände  gelangt  sind.   Er- 
wins tu  )'  205  ^at  ya(}  f^wt  xtX.  d.  h.  auch  ich  thÄte  wol 
wiwr  tu  ^  342  ^airaQ  iytov  —  aber  ich  möchte  usw., 
Uedingung:  wenn  ich»  vorausgesetzt,  dass  ich"*,  beide 
rigen  Ansicht  beruhend,  dass  die  Wunschsätze  aus  den 
ssitzen  hervorgegangen  seien,  müssen  nach  den  grönd- 
liuandersetzungen  Lange's  8.  28  und  30  künftighin  auf* 
rerden.  Ebenso  mnss  wol  ß  342  «f  nov  ^Odroaivg  otxaäB 
die  durch  das  Bestreben»  die  scheinbar  interrogative  Be- 
Partikel  ci  mit  der  conditionalen  zu  verschmelzen,  her* 
ae  Erklärung  „in  der  Erwartung,  auf  den  Fall,   wenn 
fallen  und  der  Satz  als  Wunschsatz  gefasst  werden ,  wo- 
r  die  wünschende  Person  verschwiegen  ist  (vgl.  Lauge  ^.  93  ff.). 
it»bt  ärj  bereits  v^u  Bekker  unter  den  Text  gewiesene  Vers 
r\  u  dtiStii  jiohv  xai  ä'fiaia  dot\  auch  bei  Kayser  mit 
in  EUmmern.   Wie  das  Schol   HP  fUQtTiog  6  att'xo^:.    ov 
^  rf^g  ät(fvoiac  (tii?^  diaiaLUt  dklct  irtog  /la^axalfceif 
Ctair^.    t]  aiftüir^MrK  ctvifjg,   *mi  v/5^?;»'oxAi^i;  df  vrtiO' 
tttv  atixöv  lehrt,  rührt  die  Verdächtigung  des  Verses  nicht 
^^  "  h  .  sondern  von  Athenokles  her»  der  aber  nur  wegen  des 
nvD  €Ci  das  nicht  duhitutiv,  sondern  wünschend  (vgl. 
V  ^.  i"t»)  tu  fairen  i*?t.  dru  Vers  f^r  nberflnssig  erklärte,  üebri- 
tflfiieli  Doch  hinzu,  dass  an  dem  doppelten  Xiaooiio  so  wenig 


l  L  4.  dMwr.  Üf«ft   1«77.    V.  Utfl. 


24 


S70         /.  WroM,  Piatonis  Timaeus  etc.,  ang.  ▼.  J.  MMer. 

Anstoss  zu  nehmen  ist  wie  an  dem  doppelten  elaaeie  in  dem  gaiL 
analogen  Falle  a  90  ff. 

Diese  karzen  Bemerkungen  mögen  genügen.  Nicht  wünachk 
ich  jedoch ,  dass  durch  die  Hervorhebung  derartiger  kleiner  UnebM 
heiten,  die  sich  bei  einer  künftigen  Auflage  leicht  werden  abstittliB 
lassen,  die  Fülle  des  Verdienstlichen  dieser  werthyollen  Ausgabe,  4. 
jeder  unbe&ngene  Kritiker  gerne  anerkennen  wird,  in  den  Sdhitta 
gestellt  worden  wfire. 

Paris.  Josef  Zechmeister. 


Piatonis  Timaeus  intei-prete  Chalcidio  cum  eiusdem  commentttfi 
Ad  fidem  librorum  manu  scriptorum  recenauit,  lectionum  uarietaWi 
adiecit,  indices  auctorum  rerum  et  uerborom  descriptioneB  geon 
cas  et  astronomicaa  et  imafidnem  oodicis  Cracouiensia  photcmi^h 
addidit  Dr.  Joh.  Wrobel,  Professor  Czemonicienaia.  Lipna 
aedibus  B.  G.  Teubneri.  MDCCCLXXVl.  XXIV  u.  898  8. 

Der  Herr  Herausgeber ,  der  sich  durch  seinen  in  dieser  Z^ 
Schrift  (XXVI,  178—187,  258—279)  erschienenen  'Beitrag  m 
lateinischen  Lexikographie'  als  einen  gründlichen  Kenner  des  Oui 
cidius  erwiesen  hat,  bietet  uns  in  vorstehender  Ausgabe  die  imii 
Frucht  umfassender  und  eingehender  Studien,  die  einen  SchriftstdUi 
zum  (regenstand  haben ,  der  in  unserem  Jahrhundert  fast  gani  ni* 
beachtet  blieb  und  doch  nach  Sprache  und  Inhalt  einer  Beachtoff 
von  Seiten  der  Philologen  in  hohem  Grade  werth  erscheint.  In  kt 
Praefatio  gibt  W.  zunächst  Auskunft  über  die  bisherigen  vier  glh 
druckten  Ausgaben,  von  denen  nur  die  erste  von  Agostino  Gii* 
stiniani  auf  Gi-undlage  zweier  (wahrscheinlich  Pariser)  Handschriftit 
besorgte  und  aus  der  Dinickerei  des  Badius  Ascensius  in  Paris  UM 
hervorgegangene  und  die  dritte ,  welche  Joh.  Alb.  Fabricius  naiv 
Benützung  der  Coniecturen  Bigault's  und  einer  Bodleianischen  HdadL 
im  zweiten  Band  seiner  Ausgabe  des  Hippolyt  Hamburg  1718  w- 
öffentlichte,   einen  gewissen  Werth  in  Anspruch   nehmen  dflitai 
während  die  zu  Lejden  1617  erschienene  Ausgabe  des  Jan  de  Müffi 
nichts  als  ein  verschlechterter  Abdruck  der  editio  princeps  ist  sal 
Mnllach  im  zweiten  Band  der  Fragmenta  Philos.  Graec.  Paris  1867| 
S.  147—258  die  Ausgabe  des  Fabricius  mit  ihren  zahlreichen  Fili- 
lem  und  ihrer  unglaublichen  Interpunction  wieder  abdrucken  litfi« 
In  Mullach's  Versicherung  1.  1.  S.  147:  ^nos  paucis  diebns  codiMi 
Mediceos  Florentiae  nuper  percurrimus ,  ut  si  quid  utile  continerelti 
quod  ad  emendaudum  hunc  scriptorem  adhiberi  posset,  id  festinantar 
excerperemus'  setzt  W.  gerechten  Zweifel ;  in  der  That ,  es  zeigt  ach 
nirgends  eine  Spur  von  einer  wenn  auch  flüchtigen  Benützung  dir 
Mediceischen  Handschriften.   Hätte  Mullach  auch  nur  den  Text  d» 
Widmungsschreibens  an  Osius  nach  Laur.  LXXXIX,  51  verglicbeOt 
so  wüi'de  er ,  von  der  Wortstellung  abgesehen ,  nicht  adminicnlentor 
effectum,  sondern  adm.  effectui,  nicht  spem  dignam  proventu  opeiii 


/.  Wftibtif  PlAtonid  Timaens  etc.,  ang.  t.  L  MüUer, 


871 


tempas  intentatif  sondern  dignam  spem  prouenturi  operis 
Ü  ad  hoc  Umpug  haben  drucken  laseen.  —  B.  IX  geht  W. 
timtrmng  des  Zeitalters  des  Obalcidins  über.  Mit 
zi  er  das  Leben  desselben  in  die  zweite  Hälfte  des 
iderts  n.  Ch.,  wenn  anders  Osius  oder  Hosius,  dem 
imet  ist,  jener  ans  der  Kirchengeschichte  bekannte 
rdava  ist,  der  auf  der  Synode  von  Sar^ica  347  den 
fährte.  Die  van  W.  angeführte  Thatsache ,  dass  Cbalcidins 
je  des  PlatonikersTheo  Smyrnaeus  fär  den  astronomisch- 
ihen  Theil  »oines  Comraentars  bendtzte,  bietet  znr  Be- 
r  fflckwärts  liegenden  Zeitgi-enze  insofern  einen  schwa* 
punct »  als  Theo  schon  in  der  ersten  Hälfte  des  zweiten 
kdtrts  n.  Ch.  gelebt  hat.  Viel  näher  an  das  Zeitalter  des 
l^ekt  das  Leben  des  Chalcidius  der  Umstand,  dass  dieser  die 
i  des  Origenes  gekannt  zu  haben  scheint.  Im  Cap.  276 
:.  Mnllach)  bespricht  Cbalcidins  den  Anfang  der  Grenesis  and 
verschiedene  Uebersetzongen  desselben,  nämlich  die  der 
metficher.  des  Acylas  —  so  schreibt  W.  mit  Recht  für 
onymus  nnd  Augustin  (z.  B.  Cit.  Dei  15,  32:  18,  43) 
le  Form  Aquila;  cod.  Bambergensis  hat  nicht  Aquila  von 
'and .  sondern  acylet  —  ,  femer  des  Symmachus  und  kommt 
nes  zn  reden.  Da  nun  letzterer  die  Septuaginta,  die 
„i,.,..  l  ebersetznng  des  Acylas  aus  Smyrna  (aus  der  zweiten 
sweiten  Jahrhunderts)»  die  mehr  an  die  Septnaginta  sich 
^f»s  Theodotion  und  die  freiere  des  Symmachus  mit  dem  in 
und  in  griechischen  Buchstaben  geschriebenen  Original- 
rsichtlicher  Weise  vereinigte  (s.  De  Wette  Lehrb.  der 
;hen  Einleitung  in  die  Bibel  neu  bearbeitet  von  Schrader 
Berlin  1869,  §.  5&,  56),  so  ist  kein  Zweifel,  dass  Chalci- 
Werk  des  Origenes ,  soweit  es  die  Genesis  nmfasste ,  vor 
Abt  haben  moss.  Mag  aber  Origenes  ei-st  231 ,  wie  Mont- 
:*f»dlm.  ad  UexapL  p.  13  meint,  oder  frQber  mit  der  gewal- 
bfttt  begonnen  haben,  jedenfalls  wird  man  die  Veröffentlichung 
die  letzten  Jübre  i^eines  Lebens  —  er  starb  254  —  zu 
und  folg<>m  dürfen ,  dass  Chalcidius  nicht  vor  der 
HWte  des  dritten  Jahrhunderts  gelebt  haben  kann ,  auch 
SD  die  Beziehung  desselben  zu  dem  Bischof  von  Cordova 
ig^H^n  wollte,  die  übrigens  auch  dadurch  au  Wahrscbeinlich- 
rtcnt,  das  Chalcidius.  wie  W.  S.  IX  nachweist,  ein  Christ 
Ärenl  MoDarh  meint,  (Chalcidium)  de  sacrorum  ritibns  ita 
M».  ulae  quasi  addictus  et  ronsecratus  partim 

U*'i  >,  partim  peregrina  sacra  colenda  esse  sta- 

iMqoe  in  bis  rebus  medium  qniddam  teneret  ac  temperamen- 
twtmL  Dass  Chalcidius  Archidiacoous  des  Bischofs  war, 
Triidltion  des  Mittel nlters  gewesen  tu  sein.  Nicht  nur  der 
«DgilQliTie  cod.  Bodl.  des  Fabricius  best&tigt  dieses,  sondern 
iDsif  540  B  (saec.  XU)  p.  2:  Fuit  et  intranslatus 

24* 


t7S         /.  Wfott^h  Platonb  Tinifteus  elc.,  ang.  r*  X  JfWef. 


{sc.  Tlinaeus  Piatonis)  ußque  ad  tempos  08ii  tscopi, 

uidens  utiJ«  &&&%,  latinis  si  tmnsferretur,  a  •  .  n  i  nliacono  i 

amico  suo  hoc  optinuit.  —  Der  voo  W.  in  dieser  Zeitschrift  I^ 
8.  178  und  in  der  Pmef.  S.  XII  ü,  XIII  mit  Recht  hervorgebob 
Einflnssdes  Cbutcidius  auf  das  MittelaUer  bis  zum  XIII.  Ja 
hundert  erstreckte  sich  nicht  nur  auf  dessen  AD^'^ 
sondern  auch^auf  das  Latein,  Wir  hegfufigeu  uns  für  dj. 
ein  Beispiel  auzufabren*  Es  ist  eine  Eigenthilmlichkeit  li  -  i  laldd 
fore  im  Sinne  von  esse  zu  gebrauchen,  wie  ich  in  \^üj.e.stiaiium^ 
Chalcidii  in  Timaeum  Piatonis  commeotario  spedmen  pritnum* 
langae  1875  p,  ITi,  48  iiachgewiegen  habe.  Hätto  ich  dort  die 
spiele,  von  denen  die  Herausgeber  die  meisten  mit  merkwürdij 
Eigensinn  verwischten ,  indem  sie  esse  für  fore  in  den  Text  setzt 
voUstäudig  aufzählen  wollea,  so  hätte  ich  mehr  als  vierzig  anzufft 
gehabt  (W.  hat  fore  übei-all,  wo  es  von  den  Handschriften  i 
war»  in  sein  Recht  wieder  eingesetzt).  Dieser  Sprachgobrancl 
das  mittelalterliche  Latein  Übergegangen;  vgL  Du  Gange  GIoss. 
et  Inf.  Lat,  III,  349.  Den  dort  angeführten  Beispielen  füge  ich 
sehr  bezeichnendes  bei,  was  sich  im  Carmeo  de  Henrico  (a*  941) 
findet:  hie  adest  Heinrich  bruother  bera  kunigllch,  dignuri: 
thir  selvemo  £:e  s'me ;  s.  Hoffmauu  v.  Fallersleben  In  du 
Ein  Beitrag  zur  Geschiebte  der  deutschen  Poesie  Haünovtiri 
S,  28,  wo  0,  Schade  richtig  bemerkt:  *der  Infin.  fore  wird  daj 
folgende  %e  sine  gehalten  und  erklärt/  Das  Ansehen,  das  Chalcid! 
im  Mittelalter  genoss ,  hatte  auch  die  Folge ,  dass  man  theils  Coi 
mentare  zu  seinem  Werk  verfasste,  theils  sein  Werk  selbst  in  » 
reichen  Abschrifteu  verbreitete,  von  denen  noch  ziemlich  vi^lo, 
es  vollständig,  sei  es  fragmentarisch«  in  den  verschiedenou  ßibli« 
tbeken  Europas  vorhanden  siud.  So  besitzt,  wenn  man  die  Commea 
tare  zu  Chaloidius  hinzurechnet ,  die  bibliotheque  nationale  2U  Y^ 
nicht  weniger  als  zehn  Handschriften,  die  Laurentiana  zwei,  di 
Riccardiana  eine,  die  Marciana  drei,  die  Ambrosiana  (nn-^''  >^^^'''^* 
mnnds  Mittbeilung  im  PhiloL  Anz.  VII,  301)  zwei,  die  St 
thek  in  München  fünf  ^  die  Leydener  zwei  usw,  W,  grüüiict**  c 
Textrecension  auf  zwei  Krakauer  (saec,  XI  u.  XV)  nnii  vil 
Wiener  dem  XI.  u,  XIL  Jahrb.  angehörenden  Handschnften,  unt^ 
denen  die  von  W,  mit  U^  bezeichnete  von  hervorragender  Bedentoil 
ist;  mau  vergleiche  die  mustorhafte  BeschreibuDg  bei  W,  S.  XIV  I 
XIX.  Zu  diesen  sechs  Handschriften  kommt  abgesehen  von  dem  dorc 
Fabricins  bekannt  gewordenen  Bodleianus  für  den  letzten  Theil  nö; 
cod.  Bambergensis  (saec.  XI).  Ob  der  Text,  der  sich  auf  eine  vi| 
nismässig  kleine  Zahl  von  zuverlässig  verglichenen  Handsc 
st&tzt,  eine  wesentlich  andere  Gestalt  gewonnen  hätte  als 
durch  W.'s  Verdienst  hat,  wenn  dieser  in  der  Lage  gewase 
die  übrigen  noch  der  Vergleichung  harrenden  Handschriften  i 
nützen ,  darf  allerdings  sehr  bezweifelt  werden ;  aber  gewiss 
das  kritische  Verfahren  in  einzelnen  schwankenden  Fällen  m^^ 
Sicherheit  gewinnen  kennen  und  gewisse  Lesarten  würden 


J,  WroM,  rutonifl  Timiei»  tic»  Aog.  t.  L  Müller.        87S 

oditchrifteii  eine  erfreuliche  Bestätigung  erfahren  haben. 
«Ich  das  von  W.  mit  Becht  aus  ü^  (cod.  üindobon.  tert.) 
las  oioem  Conunentar  zo  Chalcid.  (saec.  XII)   aufgenommene 
Dgswort  Isocrat^s  (die  bisherigen  Ausgaben  und  wol  die  meisten 
iichriftefi  haben  Socrates)  auch  im  cod.  nr.  139  der  Riccardiana 
fber  geschrieben  ille  rbetor.  und  Marcianaa  225,  welcher 
nentar  eines  Anonymus   zu  Chaloidias   enthält,   hat  bald 
Anfang  folgendes:  Isocrates  etc,  Quidam  in  hoc  loco  80- 
«t  dicnnt  ad di tarn  esse  i  literam  ad  desiguaudum  proprium 
lea  nel  eognomen,  postea  nero  uicio  scriptorum  conianctionem 
am  hiiius  literae  sciHcet  i  cum  Socrate,  qnod  falsum  est 
|U#  foit  Isocrates,  de  quo  cum  arte  rhetorica  floreret«  aii 
l^torpe   est  Aristotelem  tacere,  Isocratem  vero  pati  dicere 
beilnng  yenlanke  ich  einem  meiner  Schüler ,  Herrn  Dr.  G» 
eil  in  Augsburg),    Aber  der  Mangel  an  eiuem  vollständigen 
bin  Apparat  wird   reichlich    aufgewogen   durch  die  Art  nnd 
wm  Wp  die  ihm  zu  Gebote  stehenden  Hilfsmittel  Terwerthete. 
ehitöt)  der  grossen  Sorgfalt  zu  reden,  mit  der  er  ein  möglichst 
i  inikhte  sagen  photographisches  Bild  von  den  Lesarten 
m  and  Handschriften  in  der  adnotatio  critica  zu  gebOB 
man  wire  ?ersncbt  sie  flbergross  zu  nennen,  da  gelbst 
Dpendien  und  Buchstaben  tonnen  mitgetbeilt  sind,  über  deren 
ii  der  geringste  Zweifel  besteht  — ,  so  hat  W.  die  kriti- 
^niadaitie ^  die  er  in  der  Praef.  XX  u.  XXI  entwickelt,  mit 
'OontfMinenz  durchgeführt,  eine  Reihe  von  Schäden  mit  Scharf- 
edftckt  nnd  diese  mit  Hilfe  der  Handschriften,  oft  auch 
llchllge  Interpnnction ,    unter  sorgfältiger  Beobachtung  des 
efas  nnd  des  Qedankenzusammenhangs  geheilt  oder  di« 
\  durselben  wenigstens  angebahnt;  seine  eigenen  Emendationea 
flieh  weit  entfernt  von  dem  in  unserer  Zeit  namentlich  bei 
»ehnng  von  kritischen  Aasgaben  beliebt  gewordenen  Verfahren 
EiniäJle  für  Kmendationen  auszugeben;  alles  ist  bei  ihm 
in,  und  da,  wo  er  eine  sichere  Verbesserung  nicht  zu  finden 
^giht  or  lieber  die  verderbte  Lesung  der  Handschriften  wieder 
or  unhaltbares  in  den  Text  setzt;  'deficiente  autem  certa 
I  duii  rem  intactam  relinquere'.  —  Dem  Text  mit  dem  kriti* 
imt  folgen  Indices  anctorum,  ronim  und  vcrboruro,  die 
lir  dnreh  S(»rgfalt  wie  durch  Reichhaltigkeit  anszeiehneii. 
tbecen  geometrisch  *  astronomischen  Figuren,  sowie  das 
lie  Facsimile  ans  dem  cod.  Cracouiensis  C  sind  als  wol- 
besaicbnen.    Und  so  sei  denn  diese  als  die  wahre  editio 
I  toflaichn^nde,  auch  äusserlich  geschmackvoll  ausgestattete 
»lIliD,  d'  '  die  Latinität  oder  für  die  philosophische 

!  viprt  linderte  n,  Ch.  oder  för  das  Verhältnis  dee 

Hin  Jlitteialter  interesi^ieren ,  aufs*  angelegentlichste  em- 


Br  langen. 


Iwan  Müller. 


874     W.  Wümanm,  Beiträge  zur  Erklirusg  eto,,  ang*  v.  2 

Wilhelm  Wilmanns,  Beiträge  zur  ErkUrang  und  Oesebiebt...^ 
des  Nibelungenliedes.  H&Üe«  Tetlag  der  Buohhdlg.  den  WatHecr=-a. 

haases  1«77.  VI.  90  S.  8°. 
Hermann  Paul,    Zur  Nibelungenfr^e,  HÄlle,  LipperUche  Bad 
bdlg.  (Mai  Kiemeyr)  1877.  118  S.  S\ 

1.  Nicht  wie  ich  es  gewünscht  und  heabsicbtigt  hatte,  kann 
diese  beiden  Schriften  ausführlich  besprechen»  uur  eine  kurie  Amek 
ihres  Inhaltes  Yermag  ich  zu  liefern,  über  ihre  Richtung  Ausku 
zu  geben  und  einige  Bemerkungen  daran  zu  knüpfen* 

Wilmanns  beginnt  seine  Untersuchung  im  zwanzigsten  lie»^ 
Rüdiger  und  Dietrich  können  nicht  urspi-önglich  in  der  Sage  bi^ic^et 
sammen  gestanden  habon«  wie  das  jetzt  im  Liede  der  Fall  is&t,  d^i^^ni 
Dietrich  mQgste  als  Rüdlgcrä  Rächer  gegen  Günther  und  Ha^^gg^j 
heftig  und  feindselig  auftreten,  während  er  im  Liede  ihr  Leben  S€hoH:^-ttL| 
ja  sie  mit  eigener  Lebensgefahr  gefangen  nimmt.  Wie  ist  die  ?  'eri 
einigung  zu  Stande  gekommen  ?  Entweder  haben  die  un?erträglictii^B!«i| 
Elemente  schon  in  der  Sage  unmittelbar  vor  der  Dichtung  sich  '^"^tp* 
sammengefunden  oder  es  ist  eine  überarbeitete  Dichtung  anzunebm  4iö. 
deren  Zusammenhang  durcb  spätere  Zusätze  gelockert  ward.  Als  ^■ße- 
standtheile  einer  älteren  Dichtung,  die  Rüdiger  zum  Mittelpni^  c4a , 
hatte,  werden  aus  zwei  Partien  Str.  2106 — 2161,  des  Markgnu.  1 
Tod,  und  Str.  1606—1624,  Giselhers  Verlobung,  eine  Anzahl 
Strophen  erkannt  üud  besonders  gedruckt  (S.  3 — 16).  Einer  späte 
Dichtung,  welche  in  Hinblick  auf  das  nach  Rudiger  benannte 
Gedicht  gearbeitet  ist ,  somit  als  Interpolation  desselben  bezeich 
werden  kann,  gehört  aus  den  Partien  1696 — 1715,  1787 — IG 
eine  grosse  Anzahl  von  Strophen.  Nach  dem  Hauptheklen  n^^ 
Wilmanns  die  Dane  wart  sdichtung  (S.  21 — 42).  Dagoi 
von  1746—1786  11  Strophen  wieder  zu  der  alten  Dicli  i 

bis  60).  Spuren  dieser  finden  sich  auch  Str.  2072—2106  {8.  16—3 
die  Rüdigers  EntschJuss  gegen  die  Burgunden  zu  kämpfen  beji^prec 
Die  Darstellung  von  Irings  Tod  Str.  1965—2015  gehört  einem 
sondern  Dichter  an ,  von  dem  stilistische  Eigenthömlicbkeiten  i 
erwähnen  lassen.  Auch  er  hat  im  Hinblick  auf  die  bereits  vorhaiid 
alte  Dichtung  gearbeitet  und  darf  deshalb  als  Interpolator  derseK^i 
gelten  (S.  60—54).    Zur  alten  Rödigersdichtung  gehörte  noch 
Saalbrand,  in  dem  die  Burgunden  umkamen  und  mit  dessen  Dnt^mt^i^ 
lung  das  Gedicht  schloss.    Der  jetzige  Schluss  der  Dichtung  ist 
einem  abweichenden  Sagen  berichte  verfasst  und  war  schon  vorha. 
als  die  Irings-  und  Dancwartsdicbtungen  entstanden  (S.  5  1       -^ 
dieser  Abschnitt  Str.  2172—2316  sich  mit  Dietrich   \ 
beschäftigt,  so  nennt  Wilmanns  ihn  nach  Aus- 
polationen  Dietrichsdichtung,  Der  Stil  desselben 

mit  dem  der  Iringsdichtung,  dieses  Verhältnis  ist  aber  aus  der  l«a.^*|l 
ahmung  der  ersten  durch  die  zweite  zu  erklären  (8.  60— 1 4).     Xter  I 
schwierige  Abschnitt  Str.  1651—1695,  Ankunft  der  Burgunden  im 
Hunnenlande,  zerfällt  nach  der  Untersuchung  in  Tbeile  der  Iriotg»* 
und  Dancwartsdichtung,   die  durch  Interpolationen  verknüpft  iiud 


suT  Erklinixig  ete.,  ang.  v,  Ä.  SchMMch.    S75 


Qch  die  Strophen  1G26 — 1650,  welche  den  Ahgchied 
fnnmdeTi  von  Bechlam  erzählen »  erweisen  sich  als  znsammen- 
h  ilen  der  Iringps-  und  Dancwartsdichtung,  ja  auch  Stücke 

k^^,; .  Dichtung  lassen  sich  darin  erkennen  (S.  85 — 90),  Von  den 
|PI946— 1964,  2016—2022,  2162^2172  sieht  Wilmanns 
■§lb,  da  sie  nur  zugleich  mit  den  kleineren,  den  Hauptabschnit- 
|g«f&gten  Interpolationen  untersucht  und  so  viel  als  möglich  nach 
tTAthiedenen  Verfassern  gesondert  werden  können  (S.  84  f.). 
Wilnuinns  ist  zu  diesen  überraschenden  Resultaten  vermittelst 
letho4e  gelangt,  welche  er  im  wesentlichen  schon  in  seinem 
ther  die'Kudfun  (Halle  167*3)  angewandt  hat.    Gibt  man  die 
^keit  «6iner  Methode  zu ,  dann  mum  man  auch  den  Resultaten 
Wilmanns  besitzt,  wie  alle  seine  Arbeiten  darthun,  eine 
schneid  ig  ^  Energie  und  gerade  aasgehende  Conseqaenz, 
in  mit  Einwendungen  nicht  zu  Rechte  kommt 

leb  kaiH  it'thode  auch  jetzt  nicht,  wie  ich  es  schon  bei 

t  über  Kudnin  nicht  vermochte,  ffir  richtig  halten,  üeber 
icht  Wilmanns  im  Vorwort  S.  IV  f.  ^Die  vorliegende  Abhand- 
cht  auf  der  Bahn,  welche  Lachmann  der  Wissenschaft  ge- 
►riznschreiten ;  sie  sucht  die  verschiedenen  Schichten  der 
die  neben-  und  übereinander  liegen  ,  zn  sondern  und  so 
icklung  des  Gefliehtes  klar  zu  legen.  Die  Methode  der  Unter- 
lid ist  durch  den  Stoff  vorgeschrieben.  Das  erste  Mittel ,  um  in 
Itwickelnngsgeschichte  dieser  viel  bearbeiteten  Gedichte  einsu- 
and  damit  ihre  Erklärung  anzubahnen,  ist,  dass  man  bei 
^•tit,  bei  jeder  Strojthe  sich  klar  zu  machen  sucht,  aus  welcher 
mmig  sie  gedichtet  sind ,  welchem  Ziele  $ie  zustreben .  was 
TOrangt»^n*7en  vorraussetzen ,  was  bei  natürlicher  Gedanken- 
k«l*'  :  tinr  so  kann  es  gelingen»  die  verfchio- 

B**i-  m  scheiden  und  zu  verbinden.  Beobach- 

I  4m  StÜB,  des  grammatischen  Gehrauches,  des  Wortschatzei^. 
irtlmttM  sind  nfitzlich  uud  noth wendig,  um  ein  lebendiges  und 
»Bild  von  der  Art  eines  Dichter  zu  entwerfen;  aber  man  kann 
B«obacbtung<«n  mit  Erfolg  erst  dann  anstellen ,  wenn  das  Werk 
Hchii^rs  vorliegt:  wenn  man  kritiklos  zusammen mfft,  waa  ver- 
len  gehört,  sind  solche  Sammlungen  ohneWerth/ 
e  hier  stehen ,  haben  sie  viel  Bestechendes,  Wil- 
it  von  dor  Uelx'iteugimg  aas.  da^ss  von  jeder  Sreno,  beste- 
Local,  Personen,  dert^n  Verhältnissen  untt^reiniiuder,  deren 
reo.  eine  ganz  bes^timmte,  scharf  abgegrenzte  Vor^tellnng 
►nger  vorhanden  war,  der  sie  in  Strophen  erzählte*  Es 
h  In  der  Dichtung  eines  Sängern  Einheit  diu-  Anschauung 
«nt  diesen  Begriff  in  seiner  ntr'^ngsten 
r<^chtigt?  —  Einmal .  bitruht  nicht  solche 
I  4«r  Aiwchaüung  darauf,  dasi^  Einheit  des  Stoffes  Toratis- 
I  werden  Jiirfv  Daran  aber  fehlt  es,  wie  Wilmanns  seibat  zB- 
wlr4,  ^  Zur  Zeit  als  die  Lieder  von  den  Nibelungen 

w  QU*  iiiviiirirrieu  Form  entstanden,    waren    die  einzelnen 


876     TT.  Wümtmns,  Beiträge  cur  Erklärung  etc.,  ang.  ▼.  iL 

Gestaltungen  der  Sage,  deren  jede  sich  selbständig  entwifikelt  :hi^ 
längst  von  ihren  ursprünglichen  Standorten  nach  allen  Bichtng« 
hin  verzogen  und  an  vielen  Stellen,  besonders  in  Sflddeatsdhlw 
äusserlich  zusammengeflossen.  Dabei  hatte  gewiss  jede  einii)! 
manches  von  ihrer  Eigenthflmlichkeit  im  Zusammenpassen  an^t^gelMi 
aber  doch  genug  besondere  Züge  bewahrt,  um  in  darstellenden  Lii 
dem  die  Einheit  der  Anschauung  vermissen  zu  lassen.  Fflr  diM 
Auffassung  hat,  wie  mich  dünkt,  Wilhelm  Orinun  in  einem  Briefo  m 
Lachmann  (Zachers  Zeitschrift  för  deutsche  Philologie  ü,  S.  200  t 
die  passendsten  technischen  Ausdrücke  gefunden,  wenn  er  ue 
daraus  Folgerungen  zieht,  die  kaum  zu  billigen  sein  dnrflen.  - 
Femer.  Es  scheint  eine  sehr  billige  und  bescheidene  Forderong,  dai 
ein  Dichter  in  der  Darstellung  einer  Scene  nur  6m  bestimmtes  BQ 
vor  Augen  habe,  und  doch  kann  sie  zuweilen  ungerecht  werden.  Jed 
Strophe  ist  für  sich  ein  kleines  metrisches  Gebäude ,  das  mit  eian 
formellen  Abschluss,  der  auch  gewiss  seinen  musikalischen  AusdriM 
hatte,  einen  gewissen  Abschluss  des  Inhaltes  verbindet.  Die  Stropl 
wird  nicht  aufgezeichnet,  sie  unterliegt  nicht  der  einfachen,  mecdhi 
nischen  ControUe  des  Auges ,  sie  wird  nur  durch  das  Gedächtnis  de 
Sängers  und  des  Zuhörers ,  die  beide  von  Moment  zu  Moment  dme 
die  Darstellung  fortgerissen  werden,  beeinflusst.  Es  ist  also  leid 
möglich,  dass  zuerst  ein  Theil,  dann  der  andere  des  nrsprtliiglia 
vorhandenen  Bildes  mit  solcher  Vorliebe  ausgemalt  wird,  dass  dif 
den  Schein  von  Mangel  an  einheitlicher  Anschauung  erweckt,  j 
mitunter  wirklich  diese  Einheit  zerstört.  Ich  führe  dies  nicht  an,  m 
grosse  Differenzen  zwischen  den  Strophen  einer  Scene  zu  entschiUÜ 
gen ,  sondern  weil  Wilmanns  mehreremale  mit*grosser  Sch&rfe  gai 
kleine  Nuancen  der  Anschauung  als  kritisch  massgebend  erklärt  ha 
Jedem  wird  klar  sein,  dass  diese  für  die  Arbeit  eines  Dichters  gl 
forderte  Einheit  der  Anschauung  ein  relativer  Begriff  ist,  dessi 
Begrenzung  nach  der  Individualitat  des  Kritikers  enger  und  wsiii 
ausfallen  wird  und  mit  welchem  nur  sehr  vorsichtig  operiert  werdi 
4larf.  Wilmanns  hat  die  knappste  Definition  davon  zum  Massstal 
bei  seinen  Untei-suchungen  gemacht.  Noch  weiters.  Wiederholen  m 
die  Worte  von  Wilmanns:  bei  ieder  Scene,  bei  jeder  Strophe  hat  dl 
Prüfende  sich  klar  zu  machen,  aus  welcher  Anschauung  sie  gedickti 
sind,  welchem  Ziele  sie  zustreben,  was  sie  als  vorangegangen  vonuu 
setzeu,  was  bei  natürlicher  G^dankenentwicklung  folgen  mflsste 
Die  beiden  letzten  Sätze  fordern  entweder  die  Existenz  eines  abaoh 
sicheren,  vollkommen  festen,  genauest  bekaunten  epischen  Stile 
für  das  zu  untersuchende  Gedicht ,  oder  sie  geben  aller  Subjectiviti 
freien  Baum.  Wilmanns  hat  für  sich  die  Vorstellung  eines  epische 
Stils,  von  deren  Zuverlässigkeit  er  überzeugt  ist.  Knappheit  d« 
Ausdruckes,  Vorbringen  bloss  des  absolut  noth wendigen,  rasches  doc 
nicht  sprungweises  Erzählen  der  Handlung  sind  Eigenschaften  dai 
selben,  der  in  Schattiemngen  bei  den  vier  Gedichten  auftritt. 

In  dem  zweiten  Theile  des  Nibelungenliedes  haben  wir  nsc 
Wilmanns  Stücke  von  vier  der  Abfassungszeit  nach  auseinanderli« 


H    Wäft^üfiwi.  Bdtrlgc  lur  Erkläniti^  «*tc.«  %ng,  y.  A.  ßdtm^tack,    S77 


.'oJtf  f»en:  Rüdigers-,  Dancwarts-,  Irings-, 

toi  sind  coDtaminiert  worden,  die  Conta» 

ruinitiiiti  i<\  iuirli  Strophen  Terschiedener  Verfasser  interpoliert 
Düü  '  VVa^  bat  WilmanDS  nus  voi*gelegt,  aber  das  *  Wie*  nicht, 
t  jedoch  hier  die  Sache  nicht  so,  dass  es  genügt,  feetgoütellt  lu 
*Wiui^  ist,  um  das  Wie  hätte  man  sich  nachher  zu  kHuimern. 
Ia4ieifr  gl&cklicheu  Lage  experimentierender  Nattirfurscher  befinden 
¥ir  um  nicht.  In  on^serem  Falle  decken  sich  'Was'  und  *VVie\  ja 
4i*WaA'  ist  vom  *Wie*  abhängig  und  will  ich  ein  bestimmtes  Be- 
ttttat  ftunehmea,  sa  mos«  ich  vorher  wissen,  anf  welche  Weise  es  %ti 
^gikommeD  sein  kaDo.  Die  Contaminatioü  iat  nach  WiJioaiiDS 
Tor  sich  gegangen,  dass  die  Dichtungen  aneinander  wären 
und  durch  Interpolationen  verknüpft  worden,  es  ist  eine 
nination  im  engsten  Sinne  des  Wortes  gewesen,  dje  Bruchstücke 
jnen  Dichtungen  kreuzen  sich  untereinander,  aber  dach 
^oicht  s^y  dasa  die  verschränkten  Stücke  auseinandergenommen 
msammengehurigen  vereint .  je  die  Rüdigei-s-,  Dancw8rt»-| 
Dbtrichsdichtuug  bildeten.  Sie  bleiben  Bruchstücke  von 
liteDt  ^^^  ^^i  ^^^  Contamination  arg  verkünuuert  worden  sind« 
iiAii  man  sich  unn  einen  solchen  Voi^ang  anders  stattfindend  den- 
km^  al4»  in  der  Weise:  der  schreibende  Arbeiter  hat  vor  sich  vier 
fiffuhiedene  Dichttitig^u  liegen,  welche  Episoden  der  Nibelungen 
HifÜi  bdiandeht;  or  bildet  nun  aus  allen  ein  Gedicht,  setzt  vermit- 
Strophen  hinzu,  oder  vielmehr  lässt  sich  durch  Andere  solche 
in  geben,  denn  Wilmanns  nimmt  an,  dass  die  kleinen  Inter- 
t  von  verschiedenen  Verfassern  stammen.  Kon  und  nimmer- 
mkf  kann  eine  solche  Contamination ,  wie  Wilmanns  sie  sich  denkt, 
ilillfliuleOt  ao  lange  die  Lieder  auf  mündliche  Circutation  angewiesen 
rfli.  kh&t  der  schreibende  Contaminator,  oder  vielleicht  müssen  wir 
pmir  «agrn  die  schreibenden  Contaminatoreii ,  wie  haben  sie  sich 
lilfii  'U  Dichtungen  verhalten?  Die  Rüdigersdichinng  ist 

iidi  V^  .: nm  vieles  älter,  war  sie  in  der  Nibehingenstrophe 

■IpfiiiilT  Wilmanns  sagt  8.  08  f.:  *Wir  haben  femer  gesehen,  dasa 
ii  lUi  RAdigersdichtung  ursprünglich  einen  andern  Verkuf  nahm 
Qi  hilMHi  damoa  schliessen  müssen,  d&ss  die  beiden  letzten  Aven* 
•rai  von  einem  Bearbeiter  hinzugefügt  ^ind.  Zu  untersuchen 
t»  «b  dieser  Bearbeiter  eine  vorhandene  Dichtung  verwerthete. 
ultta  er  Stlkcke  ans  ihr  aufnahm  (etwa  wie  es  der  Dancwartsdichter 
•  In  AurtäsQUg  Blödets  that),  oder  ob  er  nur  die  Bage  nahm  (die 
üHrliifi  in  einer  Dichtung  ihm  vorgelegen  haben  mag)  und  diese 
:  gentaltete.  Wenn  sich  das  erstere  erwei.sen  liesse,  so  wäre 
dftsa  es  zwei  Darstellungen  der  Nibelungenuoth  gab,  die 
und  die  Diatrichsdichtung,  die,  von  einander  unabhängig, 
%IM4#io  dersAlben  Form  verglast  waren,  ein  Resultat^  das  für 
AiGiMlüdite  der  Nibelungenstrophe  wichtig  wäre/  So  viel  erhellt 
tttiBi.  daai  Wilmaiini  die  Frage  bejaht  Wo  sind  nun  die  Spuren 
Filter»  dlsier  Dichtung?  Sie  sind  nicht  vorhanden.  Sie  müsaen 
iW  verimideii  gewesi^n  sein.  Also  hat  aie  der  Contaminator  getilgt. 


S78     W.  Wünumns,  Beiträge  zar  Erklärung  etc.,  aag.  t.  A.  SdiMtA 

Hat  aber  der  Contaminator  die  Strophen ,  welche  er  zusammenaiM- 
tete,  sprachlich  emeaert,  hat  er  sich  Oberhaupt  noch  eine  aate» 
Thätigkoit  angemasst  als  die  des  blossen  Zerschneidens  und  Anria- 
anderfögens,  wo  bleibt  dann  die  Untersnchang,  wo  bleiben  die  Kiiti- 
rien  des  Trennens?  Dann  ist  es  das  Gedicht  des  Contaminators,  du 
mit  Zngmndelegang  einzelner  Lieder,  wie  die  Klage,  gearbeitet  ist» 
und  aus  welchem  die  einzelnen  Gedichte  selbst  zu  scheiden  und  ai- 
zuheben  als  eine  unlösliche  Aufgabe  sich  darstellt. 

So  weit  ich  Lachmanns  Untersuchung  des  Nibelungenliedes  n 
beurtheilen  im  Stande  bin,  scheint  er  mir  auf  folgende  Art  gearbcM 
zu  haben:  Er  studierte  eine  in  sich  zusammenhängende,  um  einl^ 
eigniss  gruppierte  Scenenfolge.  Davon  sonderte  er  die  Strophen  ui, 
welche  unentbehrliche  Träger  der  Erzählung  wai-en.  Auch  er  fordffte 
dabei  eine  gewisse ,  auf  die  Hauptverhältnisse  bezfigliche  Einheit  iar 
Anschauung.  Das  sichere  Strophenmaterial  prüfte  er  nun  genau  nidi 
Sprache,  Metrik,  Stil,  Auffassung  von  Details  usw.  Die  Besnlhifti 
dieser  Prüfung  ergaben  einen  stilistischen  Canon ,  nach  dem  nno  ik 
übrigen  Strophen  beui-theilt  wurden.  Was  dem  Canon  der  Omni 
unadäquat  war,  wurde  als  der  Gruppe  später  angefügt  ausgeschietaL 
Natürlich  war  all  dieses  ei-st  möglich,  nachdem  Lachmann  durch  die 
Prüfung  der  Hauptwidersprüche  im  Gedichte  die  Unmöglichkeit  tiim 
Verfassers  nachgewiesen  hatte.  Ich  halte  diese  Art  der  Untersudniif 
für  die  einzig  mögliche  und  verlässliche  Besultate  bringende. 

Aber,  wird  man  fragen,  ist  nicht  die  von  Wilmanns  angewtndte 
Methode  im  wesentlichen  die  Lachmanns,  nur  energischer  in  TU%- 
keit  gesetzt?  Nicht  doch.  Lachmann  wendet  die  sicheren  HiM 
seiner  Untersuchungen  behutsam  an ,  er  bleibt  sorgfältig  innerbift 
der  Grenzen  des  Erreichbaren ,  er  trachtet  nicht,  von  dem  Idealliili» 
eines  epischen  Stiles  ausgehend,  die  Dichtung  nachzuschaffen,  din> 
dann  das  alte  Werk  abzumessen.  Er  hat  den  kritischen  Apparat  Ar 
die  Lösung  eines  Problems  eingerichtet,  dem  mit  festen  Beobach- 
tungen nahe  zu  kommen  war,  diese  Beobachtungen  zu  specuhtivan 
Forschungen  zu  benutzen  hat  er  unterlassen.  Wilmanns*  Methode  ist 
allerdings  eine  Form  der  Lachmann*schen.  Aber  seine  Mittel  fioi 
viel  complicierter,  sie  enthalten  viel  mehr  subjective  Zusätze  als  die 
früheren ,  auch  die  Aufgabe  ist  erweitert.  *Die  Entwickelnng  des 
Gedichtes  klarlegen^  will  Wilmanns ,  das  ist  in  seinem  Sinne  mehr 
als  Lachmann  herausbrachte,  mehr  vielleicht,  als  man  überiiaopt 
herausbringen  kann.  Wie  man  die  heutigen  besten  Mikroskope  nicht 
mehr  verschärfen  kann ,  weil  jede  Zunahme  an  Yergrössenmg  des 
Objectes  die  Fehlerquellen  bei  der  Wahrnehmung  beträchtlich  t«^ 
stärkt,  so  hat  auch  die  kritische  Methode  in  sich  selbst  und  dem^* 
handenen  Materiale  die  Grenze  ihrer  Leistungsfähigkeit.  Diese  Oreai* 
einzuhalten  ist  allerdings  bisweilen  sehr  schwierig.  Wilmanns*  >•• 
thode  wirkt  auf  die  letzte  Partie  der  Nibelungen  wie  Schwefelsäiff* 
auf  einen  organischen  Körper ,  alles  zerfällt  in  farblose  FaserUttaP' 
chen,  womit  aber  nicht  bewiesen  ist,  dass  diese  Fasern  nicht  eifl^ 
lebenskräftig  zusammenhiengen. 


•  Ffif  aeisid  Uotersachnng  hat  WilmanDs  in  dem  20.  Liede  den 
I  Attsgangspunct  gewählt  D&ss  dieses  Lied  nicht  die  Arbeit 
(Dkhiiirs  zdlein  enthalte,  hatte  auch  Lachmann  einst  Termuthet. 
das  Lied  eine  solche  QleichfT^rmigkeit  zu  haben,  dass 
ads  mit  Bestimmheit  eine  Naht  zu  erkeDnen  vermochte* 
Verdienst  ist  es,  nicht  blos  die  ganxe  Frage  in  Anregung 
^zu  haben,  sondern  er  hat  auch  gegen  einzelne  Stellen  Be- 
ireckt ,  welche  gilt  ig  scheinen ,  wenn  man  seine  Schlösse 
mitmacht. 

3'uii  noch  em  paar  Bemerkungen  zu  einzelnen  Stellen,  —  Scboii 
net  man  der  eigenthQmlichen  Vorstellung  Wilmanns'  vom 
Iten  Volksepos»  einem  Stile,  der  Beschreibungen^  überhaupt 
nicht  zur  Handlung  oder  handelnden  Rede  gehört,  auB- 
it  der  Motivierung  *vöHigentbelirlich',  *nicht  störend  aber 
werden  die  Strophen  2149  und  2150  oder  2152  entfernt, 
\  hält  für  ebensogut,  was  er  ähnlich  noch  Öfters  annimmt, 
oplie,  die  aus  2150  1,  2  und  2152  S,  4  zueammengesetzi 
Strophen  lauten: 

Der  vo§t  von  Btcfulieren  ^e  wider  %mde  dtm, 
aJ^  der  mit  tUen        m  stürme  werben  kan^ 


dem  Ut  deif  tuges  Rüedegtr  /mrte  wal  gHidt 
da»  0f  €in  reiJie  wetre        ml  küene  imde  UA 


hbeUcK 

Vü  wol  teiate  Ruede/fer        das  er  was  stark  aenuoc, 
nt,  und  wol  gewafent:        hetf  hxu  er  kelie  Üuoct 
$adh  i'tn  Burgonde:        zürnen  woit  im  nöL 
wm  brgundt  nähen        des  edeln  Rüedegeres  tut. 

Überzeugt,  da^s  2152,  3  den  vorbei-gehenden  Vera  voraus* 

[Wfnn  Rüdiger  fechtend  hin  und  her  geht,  so  ist  das  kein 

I,  das  Gomot  zum  Kampfzorn  bringen  kann. 

>a8  Bedenken,  welches  S.  17  vorgetragen  wird,  Str,  2075  bis 

[•eise  die  Anwesenheit  Kriembilts  voraus,  während  sie  2084 

^mme,  ist  einleuchtend;  aber  dort  heisst  "^dö  kam  diu  küni- 

^  ^   f  f ff  auch  gesehen    eben  nur 'da  trat  die  Königin  herzu/ 

nswerth  ist  was  WiJmauns  öbor  Str  2091  sagt  (8.  18.) 

UuUju  : 

'Oi/Z  miih  got€9  armtn       das  ich  diu  gelebet  h*m. 
miner  eren        der  mw&s  kh  abe  sün, 
u  nnde  lühie,        der  gat  nn  mir  gebot 
goi  f?on  himekf        dai  mihä  n^t  wendei  der  tat. 

elhfi  uh  nu  läse        i*ni  dai  ander  begdn, 
han  ich  hirßlichf         und  tt/  üM  getan: 

uh  in  beidr         mtch  ttehendet  elhu  <i»fl. 
mich  bewUett        der  mir  te  lebene  geriet. 

}anz  entbehrlich  ist  endlich  auch  Str.  2091 : 
|k^r,  wie  mir  »cheint,  ganz  unklar  gedacht.  Rüdiger  klagt 
ehlimme  Altornative,  die  ihm  gesetzt  ist:  Swelhee  ich  nu 
dtu  ander  begän ,   so   hän   ich  bw»Uche$i  und  %iil  ^tl 

Di  i  doch  nichts  anders  gemeint  sein  als:  *mag  ich 

dii  (ea    kämpfen   oder  nicht,  jodesfalls  handle  ich 


S80    W.  WUmanm,  Beitrage  sar  ErU&rong  etc.,  aog.  t.  iL  MM«i 

sohlecht.'  Was  soll  nun  aber  heissen  was  folgt:  laß  aber  ük  ti 
beide?  Unmöglidi  kann  er  ja  beides  lassen;  es  ist  nichts  als  snkkn 
Phrase.  Bartsch  erklftrt:  siu  beide  die  beiden  Dinge,  welche  2091,1 
gemeint  sind/  aber  er  hütet  sich  wol  zu  sagen ,  welche  beiden  Diigi 
das  sind/  Ich  glaube,  Wilmauns  hat  die  Stelle  mit  sn  modenur 
Logik  aufgefasst.  Gut  übersetzt  Simrock  S.  479 : 

Welches  ich  nun  lasse        das  Andre  zu  begehn, 
so  ist  doch  immer  b^lioh       und  ar^  von  mir  eeschehn: 
und  wenn  ich  beides  lasse,        so  schilt  mich  alle  Welt 
Nun  möge  mich  erleuchten        der  mich  dem  Loben  gesellt 

Es  heisst :  'Wenn  ich  für  keins  von  beiden  eintrete  weder  f&r  dii 
Hunnen  noch  die  Burgunden,  wenn  ich  mich  weder  zu  den  BurgODdtft 
noch  zu  den  Hunnen  halte,  wenn  ich  unthätig  bleibe  inmitten  beider, 
80  schilt  mich  alle  Welt/ 

An  gar  vielen  einzelnen  Stellen  von  Wilmanns'  üntersachang 
fallen  einem  immer  wieder  die  principiellen  Bedenken  ein.  S.  19 
heisst  es:  'In  Str.  2079  mögen  die  drei  ersten  Verse  alt  sein,  and 
«rst  der  vierte,  der  so  plötzlich  zu  Etzel  abschwenkt,  vom  Bearbeiter 
herrühren.'  Sind  die  drei  ersten  Verse  'alt',  tragen  sie  irgend  eil 
Zeichen  davon  an  sich  ?  Nein.  Oder  ist  zwischen  der  'alten'  Dichtung 
und  der  Bearbeitung  so  wenig  Zeit  verflossen ,  dass  keine  sprachli- 
chen, metrischen,  stilistischen  Unterschiede  vorhanden  sein  können? 
Dann  hat  Niemand  das  Recht,  eine  vorauszusetzende,  conseqoeat 
gearbeitete  (nicht  vorhandene)  Dichtung  als  die  alte  zu  bezeichnen. 
Dann  beruhte  der  Einwand  nur  auf  der  von  Wilmanns  für  unpassend 
gehaltenen  Erwähnung  Etzels,  einer  Einwendung  gegen  den  Inhalt 
Out,  die  Strophe  wird  hinausgeworfen.  Das  geht  aber  nicht  Sie 
muss  bleiben.  Nun  dann  erübrigt  nichts  als  zu  gestehen ,  dass  die 
vorliegende  Dichtung  nicht  ordentlich  und  consequent  vorgeht,  dass 
sie  wahrscheinlich  aus  der  Erinnerung  an  Dichtungen ,  die  von  Te^ 
schiedenen  Standpnncten  ausgiengen ,  gearbeitet  ist ,  dass  aber  nicht 
daran  gedacht  werden  kann ,  die  Bestandtheile  dieser  Dichtungen  in 
unserer  üeberliefeining  auseinander  zu  halten. 

S.  22.  'Aber  auch  Str.  1791  scheint  jünger  zu  sein.  An  Hagens 
Aufforderung  ja  sult  ir  helde  hie  tragen  anderiu  kleii  schliesst 
Str.  179^  sich  enger  an  1791 ;  denn  nur  in  Str.  1792  werden  wirk- 
lichen Kleidern  Waffenstöcke  gegenübergestellt,  den  seidnen  Hemden 
die  Panzer,  den  Mänteln  die  weiten  Schilde;  in  Str.  1791  ist  von 
Hosen  und  Schapeln  die  Rode/  Man  lese : 

1791  Ja  sint  in  doch  genuogen  diu  nuere  wol  bekant, 
nu  traget  für  die  rasen  diu  wafen  an  der  hant, 
für  schappel  wol  gesteinet  die  liehten  helme  guot; 
Sit  wir  wol  erkennen       der  argen  Kriemhilde  muot. 

1792  Wir  müezen  hiute  striten,        daz  uni  idi  iu  sagen, 
ir  sult  für  sidin  hemde        halsperge  tragen, 

und  für  die  riehen  mentel       guote  Schilde  wit; 
ob  iemen  mit  iu  zürne,        daz  ir  vü  werlidien  sit. 

L&sst  man  1791  aus,  dann  fehlt  ja  die  Erwähnung,  dass  iD» 
Büstung  und  Waffen  statt  schöner  Kleider  und  Schmuck  trag^ 


W,  WSmanns,  Bdtnge  cor  Erltläfungr  etc.,  ang,  ?,  Ä.  Sekonba<^    S81 

weü  mAn  deo  Sinn  der  argen  Kriembilde  kenne.   Wie  darf 
DiiB  hier  einen  solchen  Mangel  zageben,  er,  der  S.  26  schreibt : 
I84S  macht  Kriemhild  Blödel  bestimmte  Anerbietungen : 
nd  Gold  soll  er  zum  Lohn  erbalten  und  ein  schönes  Weib, 
Gemahlin;    die  folgende  Stjopbe    fiigt   dann  noch  binÄii: 
*i  und  NudöDgä  Markgrafschaft,  Die  Antwort  Blödele 
auf  Str.  1843  Bflcksicbt.  anf  die  miete  (vgl.  184S, 
i)  und  auf  das  schöne  Weib;  das  bedeutendste«  die  Mark- 
erwähnt  er  nicht  Man  darf  demnach  Stn  1844  för  jünger 
Die  drei  Strophen  lauten: 

\  *Netnä^  yrrt  Blcrdelf        ich  hin  dir  immer  holt* 
ja  aih  ieh  dir  ne  mitte        »aber  %t?ide  goli^ 
iMtdf  €tne  ntiVfet  »chirne,        d*i:  NnodungeH  wip: 
tu  mahl  du  gerne  triuten        ir  vil  minnecUcfien  Up, 

lki£  latU  auo  den  bürden        tvÜ  ich  dir  allei  geben: 
M^  nwhtu,  ritt  er  edele^        mit  vröuden  immer  leben, 
^ew%nn€!ttu  die  marke        dd  ^^uodunc  inne  $az 
nraj  ich  dir  Jnbe  hinte^        mit  tri  wen  tei^e  ich  d^r  das.* 

\tHb  Du  der  herre  Sla-del        die  miete  vetfUMmt 

uM  dai  im  durch  er  schäme        diu  vroxce  wol  gesam, 
mtt  Rtrite  w6nd  er  dienen       dai  minneeUche  w%p. 
dar  umb€  miiwmt  der  reeke        d6  Verliesen  den  lip, 

: -ht  aach  die  Mark  stecken?  und  daß  schöne 
1j  üt,  nun  weil  dies  Versprechen  auf  Blcedel 

»ri  wirkte, 

Vorher  hois^t  es  S.  25  f.  'Nachdem  Kriemhild  Tergeblich  Ter- 
bat ,  Dietrich  lum  Kampf  gegen  die  Burgunden  zu  bewegen, 
.  iie  sich  an  BtödcL 

Si  ß^ach  *du  nült  mir  helfen,  herre  BlirdeUn. 

jd  ntU  in  ditem  h%^e       die  vkmde  min 

die  Sifriden  slw>^en        den  mIimm  liehen  man, 

^^Itaam  im  Znsammonhang  unserer  Dichtung.    Denn 
lii    ,  Siegfried  schlugen ^  können  doch  nur  Günther  und 

sein ;  aber  Blödol  wendet  sich  nachher  nicht  gegen  diese,  son- 
—  ohne  dass  die  wundorlicbe  Wendung  der  Dichtung  irgendwie 
i*rt  w^e  ^-  gegen  die  Knechte,  die  in  einem  ganz  anderen 
ilod*  Str.  1841  wurzelt  in  einer  Anschauung,  die  unserer 
lg  !>»rh  ihrem  Zn*;nmraenbang  fremd  sein  sollte .  Schädigt 
|r  M  nicht,  indem  er  ihnen  die  Knechte  und 

^9l^  Bi  •  ht  denn  1841 :  *Du  sollst  mir  Günther  und 

fccfa  tödten  ?  Es  steht  nur :  'Du  sollst  mir  helfen*  und  V.  4  steht: 
tir  mir  di^n  Mord  Siegfrieds  rächen  hilft,  dem  werde  ich  iramer 
ti^»bea  sein*.  Blödel  ist  ein  Held  zweiten  Hanges;  hatte  der  Dichter 
teSehluf^s  im  Auge,  dann  konnte  Blödel  hier  nichts  Entscheidendes 
V|n  Siegfried«  Mörder  tlmn,  Sprache  auch  nur  ein  positiver  Tm- 
^•1  für  WthimnuBi*  Annahme,  so  wäre  sie  nicht  unmöglich,  sio 
^  difikbar;  so  aber  fehlt  jeder  Anhalt,  und  an  diese  Annahme 
*|ül  mee  ScbluHs  zu  knüpfen  ist  unstatthaft  lieber  alle  dem  geht 
iMib  Thttt  orist  im  XVUL  Liede  \or  sich. 


38t    W.  Wümanns,  Beiträge  rar  ErkUning  etc.,  ang.  t.  ä.  SdMbmk 

S.  45  sagt  Wilmanns:  *An  den  Hinweis  auf  die  Baehsndit  der 
Xriemhild  schliesst  sich  in  Str.  1765  die  bange  Ahnung  Oiselhm: 

'Owe  der  nahtselde'  sprath  Oiselher  daz  h/M, 

*imd  owt  fftlner  friumde       die  mit  uns  kommen  9imi, 

8wie  et  es  min  swester       so  ffüeüiche  erbat, 

ith  fwrhte  das  wir  müesen       von  ir  schulden  ligen  tM' 

Die  Strophe  bestätigt,  dass  ein  Abschnitt  der  älteren  Dichtangi  <tei 
die  Begegnung  der  Kriemhild  mit  ihren  Brüdern  behandelte,  veriorai 
ist.  Es  muss  sich  irgend  etwas  zugetragen  haben,  was  die  Besoigail 
Oiselhers  erklärt;  aber  Nichts  so  entschieden  Feindseliges,  wieiir 
in  unserm  Nibelungenliede  lesen.  Dazu  passt  nicht  der  Aosdrock  te 
dritten  Zeile.^  Was  kann  denn  Feindseligeres  gef&rchtet  werden  ab 
was  Giselher  in  Y.  4  fürchtet :  seinen  und  seiner  Genossen  Tod!  Ist 
«s  bis  zu  dieser  Furcht  schon  gekommen ,  so  muss  doch  sehr  Bta- 
artiges  vorgegangen  sein,  und  der  3.  Zeile  liegt  doch  nur  der  Gedtnke 
zu  Grunde:  *Wie  anders  war  die  Bitte,  welche  Kriemhild  an  uns  er- 
gehen Hess!'  Diese  Stelle  lässt  keinen  Schluss  auf  eine  andere  ab 
die  überlieferte  Erzählung  zu. 

Auch  S.  47  bietet  eine  Stelle,  die  für  Wilmanns*  Verfahren  be- 
zeichnend ist.  Es  wird  von  dem  Gespräche  gehandelt,  das  Hageo 
und  Volker  führen ,  als  sie  vor  dem  Schlafsaal  Wache  halten,  'ioeh 
ontspricht  die  Erfindung,  wenn  man  etwas  schärfer  zusieht,  ta 
ersten  günstigen  Eindruck  der  Stelle  nicht.  Wenn  Hagen  erwartet, 
dass  die  Heonen  näher  herankommen  werden ,  so  wäre  es  das  natir* 
liebste,  dass  er  seine  Gefährten  weckt;  oder  aber  die  Sorge,  dass  et 
einigen  Hennen  gelingen  möchte,  in  das  Haus  zu  dringen,  hätte  iha 
ganz  fem  bleiben  müssen.  Endlich  ist  hervorzuheben ,  dass  der  Ge- 
danke, den  Str.  1783  als  Ziel  für  Volkers  Verfahren  hinstellt,  spte 
gar  nicht  verwerthet  wird.^  Von  den  Bedenken  gegen  Hagens  Aeoeee* 
rungen  will  ich  gar  nicht  reden ,  sie  scheinen  mir  so  subjectiv ,  daei 
sie  sich  der  Discusslon  entzi^en.  Aber  der  letzte  Satz  ist  mir  ioi- 
besonders  aufgefallen.  Die  Strophe  1783  lautet: 

Do  sprach  aber  Völker       'so  lat  daz  geschehen 

das  wir  si  bringen  innen        das  wir  ei  hän  gesehen; 

das  des  iht  louaen        Kriemhilde  man, 

das  si  ungetriiUiche        vil  gerne  heten  getan.* 

Wilmanns  verlangt ,  dass  späterhin  die  Hunnen  ausdrücklich  die  be- 
gangene Untreue  (durch  den  Versuch  die  Burgunden  zu  überUliü» 
begangen)  leugnen ,  worauf  dann  Volker  auf  die  geschilderte  Scene 
zurückweisen  könnte.  Das  ist  eine  Art  Forderung,  der,  wie  icb 
glaube,  nicht  eine  grössere  Erzählung  mit  Ueberlegung  arbeitender 
Ennstdicbter  zu  entsprechen  vermöchte. 

Vortrefflich  ist  was  Wilmanns  S.  54  ff.  über  den  Saalbrand 
sagt.  In  der  That ,  der  Saalbraud  hat  nur  dann  Sinn ,  wenn  dnrck 
ihn  die  Burgunden  zu  Grunde  gehen.  Sonst  ist  er  müssig,  ja  schlecht 
Aber  für  den  Theil  einer  anderen  Dichtung,  der  in  unseren  Strophen 
conserviert  wäre,  wie  dies  Wilmanns  S.  58  thut,  halte  ich  die  Schil* 
derung  des  Saalbrandes  deswegen  nicht.  Die  Spuren  müssten  ent* 
schiedener  sein ,  wenn  in  unserer  üeberlieferung  Strophen  des  Oe* 


i\ittl,  Zar  Nibelangenfrage^  aug.  ?    A,  Schönhach, 


it  dem  Saaibränd  schlosä,  rorliandea  sein  sollten.  Es 
beinüch ,  dass  der  SAnger,  von  welchem  das  20.  Lied 
apttheilen  stammt  ^  oicht  blos  zwei  verschiedene  Sa^en 
n^illass  dor  Noth  kaante,  soDdera  auch  zwei  Diebtungeo  über 
ide  der  BurgQDden  im  Gedächtnisse  hatte.  Was  WümaDiis 
l^reist  deatUch  daraufhin;  aus  wechselnden,  stark  unter- 
^K  Anj^ichatiungen  sind  einzelne  Strophen  toq  2024  ab  ge-- 
fl[ber  ich  möchte  nicht  wagfsn,  unsere  Strophen,  wie  sie 
im  Theit  einer  Saalbranddiohtung  zuzuweisen  und  muss  wieder 
Äwuckkommen,  dass  Auslösungen,  wie  Wilmanns  sie  vor- 
^Lrch  d'dn  Vorhandensein  formoller  Differenzen  bedingt 
^^^■b  solche  Differenzen  nicht,  dann  bleibt  jede  Bemähong 
HHBaalbrandgedicht  fruchtlos. 

mehreren  Stellen  S.  32,  51  f.  72  spricht  Wilmanns  über 
chen  Eigenthünilichkeitea  seines  Irings-  und  Dane  warte- 
^is  er  anfilbrt  ist  aber  so  wenig  charakteristisch  und 
sehr  auf  subjectiver  Auffassung ,  dass  es  im  dürftig  ist 
erationen  nothwendig  erscheinen  zu  lassen,  welche  vorher 
Izogen  werden  mnssten. 

brift  YOß  Wilmanns  hat  zum  mindesten  das  Verdienst, 
irieder  auf  den  Schluss  des  Nibelungenliedes  und  die 
en  schwierigen  Stellen  aufmerksam  gemacht  zu  haben. 
asMrst  anregend  und  wird  ihi^n  f<)rdernden  £influss  be- 
Bnn  anch  ihre  Besultate  nicht  für  haltbar  werden  gelten 
,  Darin  aber  täuscht  sich  Wilmanns ,  wenn  er  voa  den  An- 
rnanns  glaubt,  sie  meinten  in  Bexug  auf  Nibelungen- 
it*  der  Vollendung  erklommen  zu  haben.  Das  wahrhaftig 
|ter  das  Erreichbare  erreicht  zu  haben ,  meinen  sie ;  sie  sind 
Igi^  man  kOnne  nur  in  Lachmanns  Welse  dem  Volksepos 
BB#o  und  dieser  Weise  folgend,  werde  man  schwerlich  viel 
fllaiigen  als  Lachmann  schon  war.  Dass  mancbes  dunkel  und 
Meibe,  ist  wol  Niemandem  entgangen. 


MDft  diese  Schrift  von  der  Voraussetzung  ausgeht»  ea  gebe  nur 
^breeensionen  des  Nibelungenliedes  und  der  Klage,  C  und  B, 
|Rnr  Gruppe  B  und  k^une  keinen  selbständigen  Werth  bo* 
dien»  so  ist  sie  für  mich  undiscutiorbar.  Ich  beschränke  mich 
I^Mr  (iarauft  den  Inhalt  de^  Buches  anzugeben  und  die  Resul- 
^ft«  Paul  von  seinem  Standpuncte  aus  gefuudeu  zu  haben 
^Ei  -iort  Paul  die  neuen  Verbuche,  A  zu  verthei- 

B»'  »  werden  die  Arbeiten  von  Scherer  (S.  2 — 11)» 

f  Ilofmann  iS.  11 — 13),  Henning  (13^15).   Es  ist  selbst- 

P,  d&sa  Panl  diesen  Arbeiten  gegenüber  sich  ablehnend 
t«r  dc^r  Ueberschrift  'Die  Assonanzen'  untersucht  Paul 
erlicli  üud  dem  Inhalte  nach  bedeutendsten  Abschnitte 
m(S,  16—72^  diti  H^^Kithese  von  Bartsch,  nach  welcher 
li  uud  C  2urQckgehen  vorerst  auf 
:i  i^.'U  HeceDsioUi  die  ihrerseits  wider 


884       E,  Tmd,  Zur  Nlbekogen frage,  ang,  v.  A.  Beh^nha^h, 

Bearbeitung  eines  um  1140 — 50  entßtandeijen  Werkes  ist,  P 
zweifelt  die  chronologincben  Bestimmungen  von  Bartech  an  i 
spricht,  seine  üeberzeugung  in  folg-endeoi  Satze  wx^\  ^Mcine  Cel 
seugung,  die  icL  im  Folgenden  zu  begründen  versuche »  ist  die,  d 
allerdings  R  und  (7  beide  Ueberarbeitungeu  sind;  dass  allerdingB 
Aenderungeti  der  Bearbeiter  zum  Tb  eil  mit  Bartsch  aus  der  Bdi 
sieht  auf  VersDiass  und  Keim  zu  erklären  sind  und  In  (W^s^r  ] 
klai'ung  der  Hauptbeweis  für  das  angenommene  ^ 
Becensionen  liegt;  dass  aber  der  bei  weitem  gn 
weichnngen  nicht  auB  solchen  Gi-ünden  zu  erklären  i^U  dass  Barts 
zwar  von  richtigen  Gesichtspancten  ausgegangen  ist ,  denselben 
unberechtigterweise  eine  zu  weite  Geltung  eingeräumt  hat,  und 
wenn  wir  ihre  Anwendung  auf  daß  richtige  Mass  einschranken,  sil 
iJiuen  sich  kein  Moment  ergibt,  welches  dazu  nötblgte ,  das  Alter  d 
beiden  Gedichte  über  das  letzte  Jahrzehnt  des  XII.  Jahrhi 
hinaufzurücken.*  Er  prüft  dauu  die  von  Bartsch  vorgebrachten 
die  aus  einer  Untersuchung  der  Reime  geschöpft  sind,  nacln 
noch  S*  20  f.  in  Eüi-ze  Alles  zusammeugestellt  hat^  was  gi 
Annahme  der  Entstehung  des  Nibelungenliedef^  im  fünften  Jahn«! 
des  XII.  Jahrhunderts  spricht.  S,  22  heisst  es;  'Bartsch  ist  bei 
so  verfahren,  als  gäbe  es  für  Reimabweichungen  gar  keine  au<l 
Erklärung  als  die  Beseitigung  von  ungenauen  oder  rührenden 
oder  von  alterthümlichen  Wortformen  im  Reime.  Es  liegt 
der  Hand,  dass,  wo  aus  irgend  welchen  andern,  sachlichen 
stark  geändert  wird,  nothwendiger  Weise  auch  vielfach  der 
beröhrt  worden  muss,*  S.  23 — 36  stellt  Paul  sämmtliche  Fälle 
den  Nibelungen  und  der  Klage  zusammen,  in  denen  das  erste, 
zweite  Reimwort  oder  alle  beide  geändert  sind.  An  und  für  sich 
es  unnötbig,  *zur  Erklärung  einer  jeden  Abweichung  auf  einen 
nanen  Reim  zu  recurrieren?  Sind  nicht  dieselben  Momente,  die 
in  der  Geschichte  der  üeberlieferung  wirksam  waren ,  dies 
Anfang  bei  der  ersten  Scheidung  der  beiden  Gruppen  gewesen^ 
braucht  nur  die  gegebenen  Zusammenstellungen  anzusehen  und 
hat  den  unwiderleglichen  Beweis,  dass  in  den  Reimabw  -V 
an  sich  nicht  die  geringste  Nöthigung  zu  Bartsch's  Hyp^; 
ja  mehr,  es  ist  ein  hoher  Grad  von  Wahrscheinlichkeit  vürh;iüü! 
dass  dieselben j  wo  nicht  alle,  doch  mindestens  zu  ein^m  gF( 
Theile  wie  in  den  aufgeführten  Fällen  nicht  aus  f^  r 
zu  erklären  sind/  ^Andererseits  aber  darf  nicht  die  Jii  ^^,,.. 
läugnet  werden,  dass  formale  Gründe,  wenn  auch  nicht  aus 
lieh»  doch  neben  den  sachlichen  gewirkt  haben\  *Es  fragt  d' 
gibt  es  irgend  welche  Mittel  zu  entscheiden,  ob  Überhaupt  und 
weit  das  Motiv  für  die  Abweichungen  beider  Recensionen  if 
correctur  zu  suchen  ist?'  (S.  'M).  Durch  Untersuchung  <h 
C  vorhandenen  ungenauen  Reime  gelaugt  Paul  (S,  44)  xu  deo 
gebnissen:  'Erstens,  weder  B  noch  C  haben  durchgängig  den  ei 
nellen  Text  erhalten^  sondern  in  beiden  haben  Veränderungen  sl 


all<>rdiii^  bis  jetzt  Dur  ein  paar  nachgewiesen  sind, 

6rad  der  Abweichung  für  jede  eimelne  Becengion  noch 

bleibt.    Zweitens:   Das  Original  entbleit  nngenane 

Bs:  In  beiden  Bearbeitungen  zeigt  sich  das  Bestreben, 

tten  Baime  tu  beseitigen.'  Paul  betrachtet  dann  diejenigen 

Ikan  es  möglich  ist,  durch  KrenvQng  der  in  B  und  ü 

Lesarten  ungenauen  Reim  herzustellen.    Er  berechnet, 

der  ungenauen  Heime,  entstanden  unter  der  Vorauit- 

inr  Zofall  habe  sie  herbeigeführt  ^  viel  geringer  ist  als  die 

1er  wirklich  vorhandenen  F^e,  es  kann  daher  nicht  der  Zufall 

^Uiilig  gewesen  sein.  Z«  B.  wäre  bei  dem  vorhandenen  Material 

Dtreffen  eines  Reimes  auf  am  mit  einem  auf  an  zu  er- 

[0*39  Fällen.   Ks  tritt  in  7  Fällen  ein.   'Ziehen  wir  da« 

Rfir  nnsem  Berechnungen»   so  ergibt  sich,  dass  es  aller 

'\  zuwider  läuft,  wenn  man  in  sÄmmtlichen  18  Fällen 

ier  Kreuzung   für  blossen  Zufall  erklärt.    Um  so 

wird  dies  Resultat,  wenn  wir  es  mit  dem  früher  gewonnenen 

[lefreiSt   <^6  Beseitigung  ungenauer  Reime  in  beiden  Hand- 

mit  höchster  Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden  muss« 

ist  aber  die  M5glichkeit  nicht  ausgeschlossen,   dass  einige 

I  auf  zufälligem  Zusammentreffen  beruhen/   Ganz  anders  steht 

I  dftii  Titl  sablreicheren  Fällen,  in  denen  ein  Reimwort  in  beiden 

itongen  gleich  ist,  das  andere  abweicht.  Wieder  durch  Berecb- 

ergibt  sich  S.  55:   *£s  erhellt  daraus,  dass  bei  weitem  in  den 

der  hierher  gehörigen  Fälle  der  Reim  nicht  den  Anstoss  zur 

Dff   gegeben   haben   kann.    Vielmehr  muss  derselbe  in  der 

einen  Zeile  gelogen  haben »  die,  sei  es  in  B^  sei  es  in  C, 

liden  verändert  ist,  woraus  es  eich  dann  ganz  natürlich 

die  andere  Reimieile  in  beiden  Beoensionen  überein- 

unversehrt   geblieben    ist/    Günstigen    Falls  fände   sich 

nur  ein  geringer  Proeentsatz  von  ungenauen  Keimen ,  viel  zu 

für  ein  Gedicht  ans  dem  fünften  Deoennium  des  XIL  Jahr- 

auch  wenn  man  die  ganz  willkürlich  angenommene  Bear- 

1170  zugebon  wollte/  (S,  50.)    Ferner  hatte  'Bartsch 

Irihm  Edtardi  im  ausgedehntesten  Masse  gefehlt,  indem  sie, 

leieende  Hypothese  schon  voraussetzend ,  sich  jeden  belie- 

l^lUe  Kitte  des  JM.  Jahrhundert«  möglichen  Reim  gestattet 

57.)    Paul  weist  nun  nach ,  dass  die  ungenauen  Reime 

en   sich  auch    in   anderen  Gedichten   der  Heldensage 

i  denen  ein  altes  Original  nicht  angenommen  wenien  kann. 

gtbrnucht  in  ähnlicher  Weise  ungenaue  Reime.    Die 

Tun  BailBch  citierten  Beispiele  sind  aus  von  ihm  selbst 

Beim  paaren  entnommen  und  daher  nicht  verwendbar. 

lUderen  Eigen  thnmlichkeiten  der  Sprache  in  den  Ntbe- 

I  (t.  B.  Partjcipia  auf  -6i)  zeigt  Paul  (S.  64),  dass  sie  noch  im 

^Jeluiiaiidert  vorkommen.    Die  ungenauen  Inr  ei  me,  aufweiche 

ebenfallii  beruft,    sind    durch  Zufall  entstanden  nnd 


\  U  4.  lülm.  07»»*  ii^f •    ▼.  Htft. 


25 


S86        H,  Faul^  Zar  Nib«ltuigenfi&ge,  ang.  r.  A, 


auch  in  andereo  Gedichten  nachweisbar.  *lch  will  tlbrij 
hestreiten«    dass  vielieicht  einige  unter  den  ron  Baitscb 
Nibelungenliede  und  von  mir  aus  dem  Ortnit  angreführten 
als  ßolcbö  empfanden  sein  mögen,  gewiss  aber  nur  dir-r-JT 
allenfalls  auch  im  Versschloss  hätten   angewandt  wr  *; 

Jedesfalls  ist  es  absolut  ungerechtfertigt,  die  Verhältnisse  im  , 
lungenliede  anders  zu  beürtheilen  als  im  Ortnit  und  den  a 
späteren  Gedichten/  (8.  69.)  Aus  einer  kleinen  noch  folgenden  X 
suchung  ergibt  sich  S.  72«  dass  in  den  meisten  Fällen  die  km^ 
der  rührende  Reim  (von  dem  in  den  Handschrifton  mitunter  i 
wichen  worden  ist)  sei  das  ursprüngliche,  gerechtfertigt  ersc! 
Vermochte  Paul  in  diesem  Kapitel  theilweise  den  Resnltateu  von  B( 
zuzustimmen,  so  kann  er  dies  gar  nicht  in  dem  nächsten  AbM 
welcher  'Ausfüllung  der  Senkung'  überschrieben  ist  S.  1^* 
'Ausser  der  Reimcorrectur  sieht  Bartsch  das  Hauptmotiv*  fü 
Aenderungen  der  beiden  Bearbeiter  in  dem  Bestreben»  die  nrspl 
lieh  synkopierten  Senkungen  auszufüllen'  S.  72,  In  folgenden  3 
sind  nun  Pauls  mit  vielem  Scharfsinne  und  grosser  Mühe  gefiin< 
Resultate  enthalten:  'Bartsch  stellt  folgendes  als  ganz  sichef 
Erstens,  wenn  bei  sonst  im  Wesentlichen  übereinstimn  i  1 

bald  diese  bald  jene  Bearbeitung  die  Senkung  ausgetV  , 

andere  nicht,  so  hat  immer  diejenige  das  Ursprlingliche  beiij 
welche  Synkope  hat;  zweitens <  wenn  beide  Bearbeitungen  diel 
küng  ausgefüllt  haben,  aber  in  der  AH  von  einander  abweichen,] 
sich  ge Wissermassen  durch  Kreuzung  beider  ein  Vers  mit  synkopfl 
Senkung  herstellen  lässt,  indem  das  Gemeinsame  beibehalteuJ 
Nichtgemeinsame  getilgt,  respective  durch  etwas  dritte^  ^'  ^ 

wird,  dann  i5t  ein  so  herstellbarer  Vers  auch  wirklich  «i  i 

Üche,    Biese  Sätze  hat  Bartsch  nicht  bloss  beim  Nil>  ii 

sondern  auch  sonst  vielfach  bei  der  kritischen  Behau»!  ^  1 
hochdeutscher  Texte  einseitig  zur  Geltung  zu  bringen  geäocbtj 
ist  gewiss  nicht  zjx  leugnen,  dass  damit  in  manchen  Fallen  dait  1 
tig«  getroffen  sein  mag.  Dass  aber  alle  derartigen  Abweichvl 
zweier  Texte  nur  in  dem  von  Bartsch  angenommenen  Sinne  gedil 
werden  kennen ,  dass  immer  die  Form  mit  synkopierter  Senkiuif 
Were  sein  und  die  mit  ausgefüllter  mit  bewusster  Absicht  eben 
Zwecke  der  Ausfüllung  eingeführt  sein  muss,  das  ist  ein  sehl 
Irrthum/  (S.  73.)  *Darau8  folgt  mit  Evidenz,  dass  Bartschs  G« 
eatz ,  OboralJ  die  Lesart  mit  synkopierter  Senkiing  vor  der  mit 
gefüllter  zu  bevorzugen ,  schlechterdings  nicht  aufrecht  2U  erhi 
ist/  (S.  80)  *Haben  wir  demnach  noch  irgend  web  ^  T^  htiü 
den  Bearbeitern  ein  bewusstes  Streben  nach  Ausful;  Sen 

gen  zuzuschreiben  und  daraus  die  Abweichungen  zwiNcLeti  B  n 
zu  erklären?  Nur  dann,  wenn  sich  ergibt,  dass  in  den  Verwu 
beide  Texte  abweichen ,  die  Senkung  verhäHuismässig  ml  häd 
aoBgefüllt  it>t\  als  in  denen,  wo  sie  übereinstimmen.  Dl 
aozwcifelhaft  in  Bezug  auf  die  Recension  C  der  Fall/  (S, 


Paul^  Zur  Nibelungenfrage»  ang.  t,  ä,  Schönbach, 


en  in  dem,  was  C  eigenthOmlich  ist,  tod  dem  Gebrauche 
einfitimuienden  Text« ,  müssen  auf  Aendening  des  Original* 
orcb  den  Bearbeiter  zurückge fahrt  werden.*  (S*  87.)  *Doch 
Ls*  wahrscheinlich  zozageben,  dass  auch  B  etwas  mehr  zur 
ng  ganeigt  gewesen  ist  als  das  Original/  (S.  BS,)  'Wir  haben 

I weniger  eine  deutlich  bewasate  Tendenz  zur  Ausfall ung 
I,  als  eine  mehr  unbewusst  wirkende  Vorliebe,  die  der  auch 
geltend  machenden  Neigung  zu  allerhand  kleinen  Aende* 
i  bestimmte  Richtung  gab«  Eine  solche  Vorliebe  wird  aber 
49rt  haben,  dass  nicht  hie  und  da,  nur  ?iel  seltener,  auch 
keil  stattfand»  dass  nicht  auch  mitunter  die  Senkung  aus- 
Q  wurde.  Kine  Wahrscheinlichkeitsbestimniung  zu  finden, 
|VA  das  letztere  stattgefunden  haben  mag,  Ist  nicht  m5g- 
Kjedesfalb  ist  niemals  mit  absoluter  Sicherheit  zu  sagen, 
HnKinit  synkopierter  Senkung  alter  ist  als  die  mit  aus- 
|H|Pfl.)  In  dem  vierten  und  Schlusskapitel  will  Paul 
VrtosfDlirliche  Untersuchung  wahrscheinlich  machen,  dass 
bdiriftengruppe  Id  nicht  durch  Mischung  ?on  B  und  C  so 
SD  8»i,  dass  im  Wesentlichen  eine  Handschrift  von  B  zn 

Kigt,  aber  durch  eine  andere  von  C  ergänzt  und  modificieri 
Bartach  meiot,  sondern  dass  Id  zwischen  C  und  B  innen 
nahe  an  C  und  zwar  so ,  dass  der  allmälige  üebergang 
xch  l  und  d  hindurch  zu  B  sich  erkennen  lasse.  £s  erübrigt 

Ple  20  Strophen  zu  untersuchen ,  welche  Id  mehr  hat  als 
g  darauf  sagt  Paul  zum  Schlüsse  S.  118:  'Die  Betrach- 
oiüstrophen  hat  uns  zu  keinem  bestimmten  Kesultate  ge- 
Grnnde  für  und  wider  stehen  sich  dergestalt  einander 
iri  dass  die  Wage  unsicher  hin  und  her  schwankt,  wenn  sie 
k  fidi^icht  etwas  mehr  zu  Gunsten  von  Bartschs  Annahme 
ftio  wegen  dieser  Unsicherheit  ist  es  nötbig,  das  Lesarten- 
11  mit  in  Bptracht  zu  ziehen,  und  dies  dürfte  doch  vielleicht 
idslag  gi'g'^n  die  Annahme  der  Mischung  geben.* 
A  wird  dem  Buche  Pauls  die  Anerkennung  nicht  versagen 
da^s  08  ein  mit  bedeutendem  Fleisse  gesammeltes  Material 
ffrwerthet«  wenn  gleich  das  in  der  Schule,  welcher  Paul 
uferte  schwankende  Erwägen  von  Möglichkeiten  die 
rftchtigt*  Die  Anwendung  der  Wahrscheiulichkeits- 
le  der  quadratischen  Gleichungen  auf  Reim  und  sjn- 
ang  frappiert  beim  ersten  Durcliblättern,  aber  man  findet 
Formetn,  aufweiche  die  Arbeitsweise  von  Rödtger  und 
litot  hat  Den  gegen  Bartscbs  Untersuchungen  von  Paul 
icht«n  Einwänden  wohnt  überzeugende  Kraft  inne,  trotz- 
einer  Auffkssung  des  allgemeinen  Verhältnisses  der 
kAüdschriften  aus  vorgebracht  werden ,  die  ich  fnr  ganz- 

lt4». 


Sd8  Prognmmenschaa. 

Programmen  schau. 
(ForisetsuDg  aus  Heft  IV  des  Jahrg.  1877.) 

81.  Dielntensitätslinien  des  Botations-Paraboloides  bei  panll 
straliger  Belenchtang.  Programm  der  k.  k.  Oberrealsdmle 
Gras  1876. 

Ein  grosses  Interesse  in  der  Mathematik  und  darstellenc 
Geometrie  hat  die  folgende  Aufgabe  auf  sich  gezogen:  .Den  geoi 
trischen  Ort  deijenigen  Puncto  zu  finden,  denen  bei  Baleochti 
durch  parallele  Lichtstrahlen  eine  und  dieselbe  Beleuchtnngs-Lilt 
sität  zukommt.*^  Diese  Curzen  heissen  Intensit&tslinien  0( 
Isophoten.  Die  Entstehungsweise  derselben  wird  dadurch  deSai 
dass  man  sagt :  zwei  Puncto  haben  denselben  Grad  der  Beleachto 
wenn  die  Winkel,  welche  die  in  diesen  Pnncten  an  die  krumme  (Ä 
fläche  gelegten  Berührungsebenen  mit  den  durch  die  Puncto  gttoi 
hon  Lichtstrahlen  einschliessen ,  dieselben  sind.  Verfasser  der  P 
grammschrift  führt  zwei  worthyoUe  Schriften  an,  die  den  Gegnsh 
behandebi:  das  yorzUgliche  Werk  yon  Barmester  „Theorie a 
Darstellung  der  Beleuchtung  gesetzmässig  gostaltei 
Flächen''  und  eine  Abhandlang  Professor's  Eoutny  .Theo: 
der  Beleuchtang  krummer  Flächen  yom  zweiten  8ri 
bei  parallelen  Lichtstrahlen.''  —  Im  ersten  Theile  den 
liegenden  Abhandlung  wird  die  analytische  Bedingung  der  Anft 
fftr  ein  Rotations -Paraboloid  entwickelt  und  kommt  VerftiNr 
folgenden  Besoltat:  Die  Gleichung  der  Projection  der  Isophoti 
die  Ebene  der  YZ  ist  eine  Linie  zweiter  Ordnung,  deren  Chiid 
yon  dem  Sin  q>  abhängig  ist,  wo  unter  qf  der  Winkel  yerstandon  «1 
den  der  Lichtstrahl  mit  der  in  dem  betreffenden  Puncto  der  IB 
gelegten  Beröhningsebene  bildet.  Diese  Linie  wird  nun  untttsi 
und  um  die  Untersuchung  zu  erleichtern ,  wird  die  Botationsaxe 
eine  auf  der  Grundrissebene  YZ  Senkrechte  gewählt.  An  die  ui 
tische  Betrachtung  der  Isophoten  im  Grundriss  reiht  sich  die  | 
metrische  Darstellung  derselben.  Ein  Abschnitt  betitelt  „das  Auf 
Isophoten-System^  reiht  sich  dem  Erwähnten  an.  Zum  Schlosse  i 
die  gewonnenen  Besultate  recht  übersichtlich  zusammengesteUt  * 
wird  noch  eine  Eigenschaft  des  Botations-Paraboloides  besprod 
die  in  eine  Beziehung  gebracht  werden  iann  zu  der  Bestiffinr 
der  Isophoten  des  elliptischen  und  hyperbolischen  Paraboloides. 
Arbeit  bietet  schöne  Untersuchungen  rein  mathematischer  und  ( 
structiyer  Natur  und  ist  als  solche  den  Mathematikern  zur  Eini 
bestens  zu  empfehlen.  —  Der  Abhandlung  ist  eine  lithogr^ 
Tafel  beigegeben. 

Brunn.  Dr.  J,  G.  Wallentin. 


Dritte  Abtheilung. 


Zur  Didaktik  und  Paedagogik. 

Zor  Frage  der  üeberbürdung  der  Schüler. 

[jlirVerciii  „MitteUcUtilti  in  Brunn**  hat  in  der  Sitzuog  Tom 

1877  ein  yon  dem  wirklicben  GjoiiuiBiallehrer  Leop.  Lampe l 

Tor^Mgeg^aDgenor  Beratbangeo  ?erE&sstes  Elaborat   Über   die 

uug  d^t  GymoasiälBchaler  eioatimmig  aogenommeti.  Dasselbe 

LWorio  besteht  die  von  veracbie denen  Seitea  beklagte 

Iblitbtf  ÜcberburduDg? 

0ie  OeberbOrduDg  beetobt  angeblich  entweder  darin ,   dafte  a)  ia 

DiacipUnen  aufgenommen  sind,   die  keine  praktiicbe  An« 

g««tatten,  wodurch  der  Schüler  gezwungen  ist  mehr  Zeit  in 

SU  ferbringen,  als  nöthig  und  seiner  physischen  und  psjrchi- 

ckUng   förderlich  ist;   oder  b)  sie  besteht   darin «   daae  die 

Tliittgkeit  des  Schülers  von  Seite  der  Schule  in  einem  Grade 

cb  genommen  wird«  das«  auch  biedarch  die  normale  Entwicke- 

irichtigi  wird;  oder  o)  endlich  in  der  Verbindung  dieser  bd^ 

n^ntc', 

U.  Wie  urtbeilt  der  Verein  «MittelecbnU   in  Brüao** 

fdieae  Klagen? 

In  Besag  auf  den  ersten  Funct  spricht  aicb  der  Verein  dahin  aas, 

Klag«,  die  sieb  sunachst  und  vornehmlich  auf  die  classieohiR 

lieatcht,   und  somit  recht  eigentlich  gegen  die  charakteristisdie 

[det  GjmnaMiuina  gewi<ndet  ist,   aaf  einer  gansliehen  Verkenn ung 

Aufgabe  des  Gymnasiums  beruht,   das«  also  eine  Aenderung 

plaaei  in  diesem  Smne  weder  notbwendig  noch  wünachenswerth 

i  Ofv  Vfiein  irklirt  ferner,   daae  der  Lehmtoff  auf  die  eioxelnen 

ilMneita  im  Einblick  auf  da»  Lehrziel  des  Gymnasiums  über-« 

\  aber  auch  auf  die  besonderen  Ziele  des  Unter-  und  Obert 

in  einer  Weise  vertheilt  ist,  dase  eine  Verminderung  der 

keinosfalhi  einti«ten  kann,  wenigstens  so  lange  nicht»   als 

ng  in  Unter*  und  Obergjmnasiuiu  besteht,  deren  Aufhebung 

fmktiscben  Gründen  nicht  ansuratben  ist. 


S90  Zar  Frage  der  Ueberbftrdung  der  Schüler. 

Was  aber  den  sweiten  PuDct,  nainlich  die  flbermiasige  Herauia- 
hnng  der  häuslichen  Thätigkeit  betrifffc,  so  geht  das  ürtheil  des  Yereiaei 
dahin,  dass  allerdings  die  Aufgabe  der  Schale  so  weit  nar  immer  nHf- 
lieh  in  der  Schale  selbst  gelOst,  die  häasliche  Thätigkeit  also  nnr  aoMit 
in  Ansprach  genommen  werden  soll,  als  dies  sar  Ergänsang  des  Sckil- 
anterrichtes  anamgänglich  nöthig  erscheint  Was  darüber  hinao^gsU» 
mass  als  üeberbürdang  bezeichnet  ^werden. 

Wenn  sich  nan  der  Verein  die  Frage  Torlogt,  ob  neUeicht  dvck 
Bestimmnngen  des  Organisations-Entwarfes  selbst  irgendwelche  Uaboy 
lastang  des  Schülers  herbeigeführt  wird,  so  mass  er  allerdings  erklim» 
dass  die  im  Untergymnasiam  bestehenden  lateinischen  and  griechinlMi 
Haasarbeiten*),  weil  zar  Ergänsang  des  Schnlunterrichtea  nicht  erfofder» 
lieh,  als  eine  annütze  Belastang  des  Schülers  erscheinen. 

HieTon  abgesehen  kann  eine  Üeberbürdang  des  Schülers  bot  dni 
eintreten,  wenn  die  einzelnen  Lehrer  ä)  entweder  zwar  ihre  AaiSgtbeii 
der  Schale  erfüllen,  aber  aasserdem  noch  aas  allzagroseem  Eifer  dieU» 
liehe  Thätigkeit  der  Schüler  in  annöthig  hohem  Grade  in  AMfmk 
nehmen;  oder  6)  wenn  sie  ihre  Aufgabe  nicht  erfüllen,  indem  sie  m^ 
weder  das  Lehrziel  überschreiten  and  den  Schüler  nöthigen  AvtA  a> 
gestrengte  Thätigkeit  ihren  Mohrforderangen  nachzukommen,  oder  iilHl 
sie  hinter  dem  gesetzlichen  Ausmass  des  Lehrstoffes  zurückblMb«  ni 
den  Schüler  zwingen  das  noch  Fehlende  darch  Selbststudium  n  9h 
ganzen;  oder  e)  wenn  die  Lehrbücher,  welche  beim  Unterricht  undiMi 
dem  häuslichen  Studium  zur  Grundlage  dienen  sollen,  ihrem  Zwacke  ädK 
entsprechen;  oder  d)  endlich,  wenn  die  Schüler  entweder  für  die  joii^ 
malige  Unterrichtsstufe  überhaupt  nicht  reif  oder  in  Folge  andenreWg« 
Gründe  nur  unter  gprosser  Anstrengung  im  Stande  sind  den  Anfbidma* 
gen  an  ihren  häuslichen  Fleiss  zu  entsprechen. 

Bezüglich  der  beiden  ersten  Puncto  erklärt  der  Verein,  da»  d«A 
die  Bestimmungen  des  Org.-Entw.  über  die  Rechte  und  Pfliöhtn  i» 
Directors  als  obersten  pädagogischen  Leiters  und  über  die  WirkuaM 
der  Glassenlehrer  zahlreiche,  höchst  werthvoUe  Fingerzeige  gegebea  tA 
wie  solchen  Uebelständen  abgeholfen  werden  kann,  dass  aber  freSidi  dfe 
Directoren  durch  anderweitige  Geschäfte  und  mitunter  auch  dud  die 
grosse  Zahl  der  Parallelclassen  verhindert  sind  ihrer  psedagogiseh-didifc*' 


*)  Wenn  darunter,  wie  es  scheinen  könnte,  die  in  dem  Oig.-ftiiv* 
bestimmten  häuslichen  Arbeiten  gemeint  sind,  womach  in  der  drithi 
Classe  während  des  ersten  Semesters  wöchentlich  je  ein  latdaisektfi 
während  des  zweiten  Semesters  alle  14  Tage  je  ein  griechisches  PsmiB 
gegeben  werden  soll,  in  der  vierten  Classe  aber  auf  jede  Woche  je  ^ 
lateinisches  Pensum,  auf  zwei  Wochen  je  ein  griechisches  zu  enMS0 
hat,  so  muss  man  sich  gegen  einen  solchen  Vorschlag  mit  aller  ll^ 
schiedenheit  verwahren.  Der  Org.-Entw.  hat  ohnehin  f&r  diese  häariieiii> 
Arbeiten  nur  das  unbedingt  Nothwendige  als  Aasmaas  anfgeslifltf 
ein  Herabgehen  unter  dieses  Mass  könnte  die  Erfolge  des  ünteiriehlü 
geradezu  vereiteln.  Anm.  d.  Bei 


Zur  Frage  der  tlelierbttrdttng  der  Schaler. 


S91 


knfgftbe  vollkommen  gerecht  zu  werden ,  aelb^  wenn  sie  durch 
hafiliche  und  paedagogiiche  Bildung  in  den  Stand  gesetzt 
adfrigen  WUlen  beseelt  Bind  das  Wohl  der  Schale  zu  for- 
Qsd  d«M  aitdtraTseita  die  Ordinarien  nur  dann  im  Stande  sind 
ü  ernirif «liebe  Wirksamkeit  zu  entfalten,  wenn  sie  von  allen  in  der 
§m»  tiesdiaftigten  Lehrern  auf  das  Bereitwilligste  unterstützt  werden, 
I  itBii  Oberhaupt  aufrichtige  CoUegialität  eine  unerlÄssliche  Bedin- 
Oedeibe&fl  der  Schule  ist 

Verein  erkl&rt  ferner,   dass  auch  in  den  Bestimmungen  Aber 
illfffifung  und  die  Probecandidaten  ?om  Jahre  1854,  aowie  in 
berabgelangten  Mi tiisterial' Erlasse  über  die  Einführung  der 
ntMaandidaten  in  die  praktische  Lehrthätigkeit,  manche  heherzigens* 
Wink«  enthalten  sind,  dais  aber  dem  ungeachtet  der  Wunsch  be- 
bleibt, es  möge  in  Zukunft  besser  als  bisher  für  die  pädagogische 
iiiiif  der  Lehramtscandidaten  Sorge  getragen  werden,    Hiezu   er- 
_4it   baldige  Ausführung   der  in  jenem  Erlasse   in  Auseicht  ge* 
ahmen  besanders  geeignet*). 
Uobrigen   wird   man   »ich   über  den  Erfolg  all  dieser  Bestim- 
EinriehtuttgeD  keinen  Illusionen  hingeben  dürfen  und  daran 
Iteft  mflsien ,  dass  daa  richtige  Verfahren  in  jedem  einzelnen  Falle 
Ittfch  Uebung,   durch  gewissenhafte  Vorbereitung  und  durch  liebe« 
I  £i»fehen  auf  die  lndi?idualität  der  Schüler  erworben  werden  kann. 
Dminit  aber  ein  solche«  Eingehen  möglich  werde,  wird  jede  Oeber- 
limClmuea,  die  immer  noch  ziemlich  häufig  ist,  yermieden  wer- 


Wai  die  liehrbücher  anbelangt,  so  muss  der  Verein  sich  dahin  aas- 
viele  derselben  ihrem  Zwecke  nicht  oder  doch  nicht  voll- 
\  «ntaprechen;  er  muss  in  dieser  Angelegenheit  deu  Wunsch  äussern, 
tiin  nur  ^Iche  Lehrbücher  approbiert  werden,  die  auf  Grund 
tigen  Prüfung  als   voUkomtnen   zweckmassig  befunden  wor- 


Mit  Beiug  auf  den  yierten  Punct  erklärt  der  Verein,  dass  eine 
rdung  in  Folge  mangelnder  Keife  nicht  stattfinden  kdnnte,  wenn 
i  dif  Anfiiahmfl  in  die  erste  Gymnaatalclasae  wirklich  nur  solehe 
ommoi  wurden,  welche  die  gesetzlieh  Terlangten  KmnU 
—  ein  bestimmtes  Alter  erscheint  im  Vergleich  damit  weit 
ribr4erlich  —  und  wenn  jedesmal  nur  jene  Schüler  zum  Auf* 
\ü  Ah  nächst  bdhere  Classe  zugelassen  würden,  welche  das  für 
Ciaai«  bestimmte  Lehniel  erreicht  haben* 


")  BD  dieser  Fassung  könnte  auch  an  eine  Empfehlung  eigener 
Mhfifkekffr  Seminarien    gedacht   werden,    weshalb  wir  es  als   noth- 
blfJi  uns  gegen  s^Ache  unfruchtbare  Einrichtungen  mit  Eni- 
.  anaittipreohcn.  Hoffentlich  dürfte  sich  inr  Behandlung  dieses 
Qele^nbeit   finden.   Dem  oben  angefahrten  Erlaase  und 
dim  kUrsUch  erachien^nen  Jahresberichte  des  hohen  JUini- 
Ina  fir  C»  o.  Ü.  8.  59  ff*  bemerkt  ist ,  stimmen  wir  vollkommen  bei 

Anm.  d.  Red. 


SM 


2#iir  Ftage  der  Ueberbürduug  der  Schüler. 


Wa£   AGhlLessUch   die  anderweitigen  Gr^de   bttriffi,   di«  et  ^^Wt  ' 

Sehüler   erschwereD   könseo   den  an  ihn   gest«Ut(?n    onerläwlkben  P^o«» 

I  demngen  zq  günügen,  so  hiusen  sich  dieselben  —  alle  GrQnde  anzug^\>Q 

[dürfte  unm5glich  dein  —  dabin  znBammenfaaseDf  daas  die  Schüler  a)  ^^^ 

L  weder  durch  Armutb  geswnngen  sind  ihren  Lebens  unterhalt  darch  dtiuiA«^. 

geben  zu  erwerben  und  daher  in  der  ihnen  zum  eigenen  Staditun  Ter^^i« 

baren  kurzen  Zeit,  von  der  vorausgegangenen  Anstrengung  schon  eficböjl^ 

ihren  Verpflichtungen  gegen  die  Schule  nur  mit  groesar  MQhe  nachkom  Y^«jf 

können ;  oder  b)  daas  nicht  obligate  Gegenstände  einen  grosnen  Theil    4ff 

häuslichen  Tfaltigkeit  in  Anspruch   nehmen;   oder  c)  daat  rielerleJ   T«^ 

gnügnngen  den  Schüler  nöthigen  zuweilen  durch  angestrengte  und  iLtüi$t 

schädliche  Thätigkoit  das  Versäumte  nachzuholen. 

Im  ersten  Falle  wird  eine  Entlastung  nicht  durch  Verminderttif 
der  von  der  Bchule  zn  stellenden  Anforderungen,  sondern  dnr«h  Erlddl- 
ternngen  anderer  Art,  durch  Unterstützungen  aus  dor  Scbülerlade,  ^mk 
•  Stipendien  etc.  herbeizuführen  sein.  Hier  ist  dem  Wohlthätigk^itailBis 
der  Begüterten  ein  reiches  Feld  der  segensreiohsten  Wirksamkeit  ertiAiit 
Im  zweiten  Falle  kann  gleichfalls  ron  einer  tjeberbüiditng  fos 
Seiten  der  Schule  nicht  die  Rede  sein.  Einsichtsvolle  Eltern  werdoD  risl- 
mehr*  indem  sie  die  Forderungen  der  Schule  als  die  ersten  und  uotrr 
allen  Umstanden  zu  erfüllenden  auffassen,  das  Mass  der  übrigen  ßeschl^ 
tigungen  darnach  bestimmen,  ob  dem  Schüler  nach  Erfüllung  jener  okb* 
aten  Pflichten  noch  Kraft  zu  weiteren  Leistungen  bleibt. 

Der  dritte  Fall  endlich  bedarf  woL  keiner  besonderen  Bevpredni^. 
In  allen  K&llen  erscheint  ea  dringend  geboten,  daas  die  SHiil 
oder  die  Stellvertreter  deraelbea  sich  mit  den  Lehran  iu  innigen  CooUct 
setsen,  damit  einerseits  die  Angehörigen  der  Schüler  das  Urtheil  dfr 
Lehrer  Femehmen  und  deren  Bemühungen  rechtzeitig  unterstützea  Ie^ 
nen,  und  andererseits  die  Lehrer  über  die  Ursachen  einer  otwaigsn  V«^ 
ander uug  iu  den  Leistungen  des  Schülers  unterrichtet  und  in  den  Stand 
geaetat  werden  darnach  ihre  Massregelu  zu  treffen  —  kurs  es  wild  ^ 
Sohnla  ron  Seiten  des  Hauses  nicht  nur  —  wie  es  leider  xu  oft  $«- 
schiebt  —  nicht  entgegengearbeitet,  sondern  aller  mögliche  Vonflka^ 
geleistet  werden  müssen.  Dies  wird  aber  insbesondere  dadurch  geecliiliinf 
daifl  der  Schüler  auch  fon  den  Eltern  dasu  geleitet  wird  daa  tsra^ 
nicht  als  eine  lästige  Bürde  zu  betrachten ,  der  man  sich  so  bald  t^ 
möglich  SU  entledigen  trachten  muss,  sondern  als  eine  mit  freadigv^ 
Eifer,  mit  Ernst  und  Beharrlichkeit  zu  erfüllende  Püicht  Dann  nur  tirf 
es  gelingen  den  Schüler  zu  einem  tüchtigen,  sittlichen  Monscbm  >& 
bilden. 

Aus  dem  Gesagten   ergibt  sich,  daas  eine  üeberbürdung,  wa^ 
tt»ttfindet,   nur  durch   individuelle  und   locale   Ursachen   herbei g^föKrt  ^ 
sein  kann,  dase  aber  die  Klagen^  wenn  sie  einen  allgemeinen  Cha 
annehmen  und  sich  gegen  das  Gjmaasinm  wenden,  wol  nur  das  Btj 
einer  vorübergehenden  ZeitatrÖmung  sind,  dass  somit  eine  Reform  ^ 
Lehrplane«  der  Gymnasien  nicht  nothwendig  eracheint 


Vierte  Abtheiluug. 


Miscellen. 


(Stiftqngeii.)  —  Die   aas   dem  VennaäcbtDisse  des  laieiniach«!! 
-    xa  Eyj?lice  in  Galmen,   Joaef  Orlowic«,   mit  1257  fl,  42  kr. 
gegrQnaete  Stipendien-Stiftung,    besrtimrat  für  einen    dürftl^n 
^renden   des  Pfarrsprengels  Ryprlice ,    ist  mit  der  Ansfertignng  des 
'if«  ins  Leben  getreten.   (Stiftbrief  rom  18.  Febnmr  1877,  M!n.- 
ö$3$  7.  J.  187T.)  —  Der  verstorbene  Gutspäcbter  zu  Hnixdyctöw 
W<^U€A  in  Gftlizien,  Joel  Bier,  bat  ein  Capital  von  6200  fl.  in  \verth- 
'    «Q  siir  Gründang  von  zwei,  fQr  arme  israelitiscbe  Gymnasial-  oder 
tbftler  beatitn raten  Stipendien   testamentariKb  binterlassen.    Diese 
Stiftung  ist  mit  dem  Datum  de^  Stiftbrief  es  acti  viert  worden  ♦ 
foin  28,  Febrnar  1877,    Min.-Act  Z.  6226  v,  J.  1877.)  —  Dit 
ÜOfffl^tw)  Prfvilti?  Anna  Snbr    in  Frag  hat   in  ihrem  Testamente  ein 
litel  1                 fi   znr  Gründung  einer  den  Namen  ihres  Bruders  Dr 
ilir  fahrenden  Studenten-Stiftung  für  dürftige  verwaiste 
boe   bestimmt    Diese  Stipendien-Stiftung    ist  vom  Tage    des 
ictiviert  worden.   (Stiftbrief  vom  10.  April  1877,   Mm.-Acl 
J.  1877).  

fBlldnis»  Seiner  Majestät  des  Kaiser«,)  —  In   der  Buch- 

ItmÄtbEodlung  Eduard  H^lzel   in  Wien    ist   ein  Porträt  Ht.  Maj 

-  Josef  L  erächienen,    Dasaelbe  ist  nach  dem  Onginal- 

^o^s  Herrn  von  Angeli  m  Oelfarbendniek  aufgerührt 

Li  ....  ^viuwand  gespannt  6  fl.,  mit  einfachem  Gold  rahmen  lü  ä.» 

» Ootdjrabineo  12  ü.  ^  Mit  Eücksicht  auf  die  gelungene  Repro- 

dieaai  Bild  «nr  Ansschmückang  der  Scbulriume  (§    18  der 

.-Verordnung  vom  9.  Juni  1873,  Z.  4816)  als  geeignet  erklärt  (Min*- 

IS.  April  1877»  Z.  1871), 


D#ro^  Orator  ad  M.  ßratam.   Für  den  Schalgebrauoh  er- 

Dr.  Karl  Wilheim  Piderit*    Zweite  vielfach  verbesserte  Aua- 

Uipüg   1876.   8«.    IV  Q.  ^204  88.  —  ä  M.)  -  Die  AaagmiM  der 

tefatn  Schriften  Cicero's  (de  oratore ,  ßnitus  nnd  Üiator)  von  Müerit 

I  likaoiiüleb  viele  Anerkennung  and  eine  weite  Verbreitung  gefunden. 

Ti  ttvten  Bücher  konnte  noch  Piderit  selbst  in  «weiter  Aul  läge 

1,  den  Or&tor  aber«  der  18€5  erschien,  neu  herauszugehen  war 

^  mehr  vergönnt,  da  ihn  der  Tod  dahinraffte.    £in  Freund  dea 

Qbentäim  die   Besorgung  der  «weiten  Ausgabe.   Die  Ver* 

H'a  beruhen  haupisäcnlicb  auf  der  BrkUrung,    für  welche 

umfassende  und  sorgfältige  LectÜre  der  rhetorischen  Schriften 

■litit  vieles  geleistet  hat.   Nicht  im  gleichen  Maasae  bat  er 

Kritiker  bewährt;  seine  Conjeefcnrem  sind   meistens  gekünstelt 


S»4 


MUcelleiL 


und  trcffon  nicht  den  wunden  Pnnct;  auch  geht  er  mit  det  üebertiefr»* 
Hing  oft  sehr  wilUcürlich  um.  Der  neue  Herausgeber  hat  daher  den  T«it  ' 
mit  Recht  Tielfach  verindert,  wobei  die  neuesten  Arbeiten  gewiBseoUft 
beröckflicbtigt  wurden,  den  Comraentar  aber  im  Ganzen  in  seinem  (rfl- 
beren  Bestände  gelaaaen,  so  d&sa  nnr  an  wenigen  Stellen  Erkl&nuigio, 
die  ganz  unhaltbar  schienen,  durch  andere  ersetzt  wurden.  Man  im 
dalier  diese  Ausgabe  dieser  vortrefflichen  und  höchst  leacnswertfaen  Schrift 
Jedermann,  besonders  Schülern  der  obersten  Clasaen,  die  hier  den  ht^L 
8toff  f&r  Priyatlecture  finden,  beBtens  anempfehlen. 


(Huxlej,  Tb,  H.,  Prot  in  London,  Reden  und  AuffiAtt«* 
naturwissenschaftlichen,  pädagogischen  und  philoiopbi* 
sehen  Inhaltes,  Deutsche  autorisierte  Ausgabe  nach  der  5.  AoAig« 
des  englischen  Originales,  ?on  Dr.  F;  Schnitze^  ordentl.  Prof.  der 
Philosophie  am  k,  Polytechnicum  xu  Dresden.  Berlin  (Grieben)  1877  (der 
Bibliothek  för  Wissenschaft  und  Literatur  U.  Bd,  NaturwiBsenßcb»(l- 
Uche  Äbtbeilung,  2,  Bd,).  gr.  81  X  u.  328  S8.  ^  6  M.)  —  Einer  be- 
sonderen Enipfebktjg  dieser  gesanimelten  Reden  und  Aufaätld  des  f> 
feierten  englischen  Naturfora^er»  bedarf  es  kaum.  Wenn  uns  mKUCOM 
darin  zu  geläufig  erächeint,  i.  B.  das  Ankämpfen  gegen  gca  '  bfr* 

grifi'  und  blinde  Localautoritätf   so  wird  gerade  dadurch  li  dit 

Art  der  Polemik  unser  Einblick  in  das  geistige,  von  vielen  lit<H,i'i  ^ 
umgebene  Leben  Englands  gefördert.  Wir  begnügen  uns  mit  Aüiuir-ii; 
des  Inhaltes :  L  Ueber  die  Verbesserung  des  naturwissenechaftlicbeo  UiiUt'^ 
richtes.  2.  Schwarze  und  weisse  Emancipation,  S.  Eine  freisinnige  Enie^ 
hung  und  ihre  Fundstätte.  -!►  Bemerkungen  aus  einer  Nacli'  •  ' 
naturwissenschaftlichen  Unt«?rricht.    6.  Geber   den    pädag  \^ 

der  Naturwissenschaften*  6.  üeber  das  Studium  der  Zoolog i^.. 
die  physische  Grundlage  des  Lebens.  8.  Der  wissenschaftliche  Gehalt  dj 
Positiv ism US.  9.  Ueber  ein  Stück  Kreide  10-  üeber  „geologische  <j]m)k 
2eitigkeif*  und  ^persistente  Lebenstjrpen.'*  11.  Die  Reform  der  Geolo^ 
12,  Der  Ursprung  der  Arten.  13.  Kritiken  über  den  Ursprung  der  Alt 
14.  üeber  Descartes  „Abbandlong  über  die  Methode  des  richtigen  V« 
nunftgebrauchs  und  der  wissenschaftlichen  Wahrheitsforscbung**. 

Sirassburg  i.  £.  Oscar  Schmidt. 


(Pflanzen -Tabellen  zur  leichten,  schnellen  and  sicheren  Be— - 
Stimmung  der  höheren  Gewächse  Nord-  und  Mitteldeutechlun^^N 
A.B.  Frank,  Docentcn  der  Botanik  an  der  ünrv.  Leipzi 
und  TCiin,  Auflage.    Mit  vielen  Hokacbnitten.    Leipzig  i  i 

Schmidt  und  Karl  Günther.  8*.  XVI  u.  235  SS.  ~  Pr.  2  M.  40 
Die  von  diesen  Tabellen  vorliegende  dritte  Auflage  ist  ein  Bew( 
weiten  Verbreitung  in  Nord-  nnd  Mitteldeutschland,    öie  empfehh 
durch    praktische    Einrichtung  und  Üeber«ichtUchkeit.    Zahlreiche 
schnitte  sowie  eine  die  wichtigsten  botanischen  Kunstiusd rücke  erk' 
Einieitun^r  erhfihen  ihre  Brauchbarkeit.  Fernere  erwünschte  Be»^ 
den  Tabellen  zur  Bestimmung  der  Holzgewächse  Deutachlands 
Blättern  und  im  winterlichen  Zustande,  endlich  eine  Uebersicht  Ül 
natürliche  System.     Bei   einer   neuen  Auflage   würde  es  sich   emj 
im  speeiellen  Theile  auf  die  Gattungen  und  ihre  Charaktere 
sieht  SQ  nehmen.    Fraukes  Pflanzen-Tabellen   können  in  dem   m 
Theile  unseres  Kaiserstaates«  namentlich  in  Böhmen^  Mühren  and 
sicn   mit  Vortheil  gebraucht  werden ,   denn  sie  enthalten  die  in 
nannten   Kronländern   Torkommenden  Phanerogiamett^rton    beinahe 
ständig. 

Wien.  H  W.  Releliirdt 


Miscellen.  Ulf 

S^girilhmisch-trigonometriBclio  Tafeln.  Mit  fÜnfDed- 

i.  B^rbeitet  tob  Dr.  C.  B re m  i k c r.  Zweite  Yerbesserto  Stereotyp- 

^frlin,  Weidmaonn'Bclje  BuchbandlungO  —  Der  Verfasser»  in  der 

aographie  TthmHchst  bekannt,  bat  schon  im  Jabre  1872  (in  der 

flj^e   diegea  Buches)  anf  Wunsch    vieler  FachgenoBaen   aeinen 

pIlTgen   und   siebenstelligen  Tafeln    auch   fünfstellige 

Diese  Tafeln  erscheinen  jetzt  in  sweiter  Terbesserter  Auflage. 

iltoistn&SBig  kleine  Büchlein,  das  von  der  Verlagsbuchhandlung 

tfoll  ausgestattet  ist,  enthalt  ^  man  sehe  nur  das  kurze  Inhalts- 

■»  ->  eine  Hengre  von  Separattafeln,  die  dem  praktischen  Eech- 

bequemer  Weise  2U  Gute  kommen.  Gerade  das  Letzterwähnte 

r  fOftu^  dieser  Tafeln  vor  anderen  ftinfstelligren  Logarithmen- 

j  Bedttrfnitfaen  des  Nautikers,  Baumeisters.  Ingenieurs»  Chemi- 

duieh  diese  Tafeln  ebenso  entsprechend  Rechnung  getrtgen» 

des  Qeometers. 


^  Faf«l  vierstelliger  Logarithmen.  Bearbeitet  von  Dr.  C  Bre- 
k&  Borlia,  Weidmännische  Buchhandlung  1874.)  —  Der  ersten  Auf* 
Ib'  lllifiliälligen  Logarithmentafeln  (187^)  folgte  im  Jahre  1Ö74  eine 
|iiiiMelliger  LogarithiDen.  Wo  es  i^ich  gerade  nicht  um  beson- 
Dlgkeit  bandelt,  können  sie  benutzt  werden.  Ihr  Gebrauch  und 
ittDg  ist  leicht  und  klar  tu  übersehen. 


(Veltständige    logarithmisclie    und   trigonometrische 
llfi,  von  Dn  £.  F.  August.  IL  Auflage  (der  neuen  Stereo  typ*  Ana- 
ftfwt«  Auflage),  besorgt  von  Dr.  F.  August  (Oberlehrer  am  Hum- 
ium  und  Lehrer  an  der  königl.  Artillerie-  und  Ingenieur- 
in). Leimig,  Verlag  von  Veit  &  Comp.  1876.)  —  Das  uns 
ge^mde  Tabeilenwerk,  das  trotz  seiner  Zierlichkeit  und  aeinea 
iölaiDens  dennoeh  einen  manigfaltigen  und  reichhaltigen  Inhalt 
_  I  ist  bereits  in  eil ft er  Auflage  erschienen;  der  jetzige  Eleraas- 
^Dr.  F.  .Vtigust,  der  Sohn  des  Verfassers,  des  bekannten  ehemaligen 
ora  de«  Kölniscben  liealgymnasiums  in  Berlin,  Dr.  E.  F.  August, 
nicht  unwesentliche  Veränderungen   und  Verbesacrnngen  an 
Auflagen  vorgenommen,  wodurch  das  Buch  an  Brauchbarkeit 


hat. 
linn. 


J.  6.  Wallentin. 


tem  der  Satzkürzungen  in  der  Gabelsberger- 
phic.   Lehrbuch   von  J.  M,  Schreiber.   Wien  1877. 
-.  gr-  8*.)  —  In  eingehender,  auf  reicher  Empirie  bc- 
4  hier  der  Versuch  gemiieht  die  sog.  freien  oder  Satz- 
su  tilg  er  Regelung  zu  unterwerfen.    Die   hief^r   gewonnenen 
'd«r  An-    und   Aoalantsvocalisation    und    der    buchstabUchen 
Ditng'   hat  der  Verfasser   bereits   in  früheren  Schriften   vor- 
dentet;  in  dem  vorliegenden  Lehrbache  werden  dieselben  nun 
entwickelt   und   begrQndet    und  auf  alle  Theile   der  Satz- 
_  lehre  ooniequent  zur  Anwendung  gebracht  Eine  Fülle  von  Bei- 
Jiitt  tkberall,  Lehre  und  Praxis  unterstlltiend  hinzu.  —  Die  Aus* 
I  Wtrkes,  insbesondere  der  reine  ond  correcte  Druck  der  steno- 
Tmti   gereicht  der  Verlagshandlung,   beziehuDgawaise  der 
asa  Staa&druckerei  zur  Ehr«. 


SIHI  MiaoellaiL 

Lebrbflcher  und  Lehrmittel. 
(FortMtzQDg  Tom  Jahrgaag  1B77,  Heft  lY,  8.  818  t) 

Deutsch. 

Hintner,  Dr.  V.al.,  Griechisches  Elementarbuch,  sunftchst  Ar 

HL  u.  lY.  Glasse  der  Gymnasieii.  Zweite  verbesserte  Auflage.  Wien  lg ^ 

BJMßT.  —  Pr.  brosch.  1  fl.  10  kr.,  wird  mm  Lehrgebrauehe  an  den  Q^—  -jl|* 
nasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemdn  sugelassen.  Der  glec^^^iA- 
adtige  Gebrauch  der  ersten  Auflage  dieses  jBuches  ist  unstatthaft  '^" 
ErL  Tom  L  Mai  1877,  Z.  6798.) 

ZepharoTich,  Dr.  Yictor  Ritter  t.,  Krystallomphisohe  Wa 
tafeln  fOr  Yortrige  über  Mineralogie.  70  Blätter  Gross-Folio.  Pnw  " 
H.  DominicuB.  —  Pr.  in  Umschlag  9  fl.  50  kr.,  anijgfeiogen  auf  rs] 
deckel  15  fl.  50  kr.  —  Dieses  Lehrmittel  wird  für  den  Gebrauch  an 
schulen  allgemein  sulässig  erklärt.  (Min.-Erl.  vom  25.  April  1877,  Z. 

Cechisch. 
Jarolimek,  Öenik,  Deskriptiyni  geometrie  pro  vytti  ttelj  _ ^ 
2  TheUe.  Prag  1875  u.  1876.  —  Pr.  brosch.  1  fl.  10  kr.  und  1  fl.  9D 
wird  sum  Lehrgebrauohe  an  den  Beakchulen  mit  bfthmiaeher  Unterri^lC 
spräche  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  Tom  25.  April  1877,  Z.  679^). 


Fünfte  Abtheilung, 


Erlässe,  Vorordniißgen,  Persoüalslatistik, 

Erlässe. 

^rltii  defl  MiD.  für  C*  und  U.  vom  2.  Mai  1S77,  Z,  417S,  ftQ 
iMichulrath  fftr  Oberöffterreich ,  betreflFend  die  Hauptschal- 
.       nff&iifle  der  TorbesUndenen   Lehrerbildnngsscbnle  in  Lin^, 
iiiiü^blatt  StQek  IX,  S.  65. 

Um  lehnte  Stfick  des  Verordnungsblattes  enthält  S.  67  t  nnter  der 
*k:  Pariser  Weltaosatellanp  1878*  ein  Special programm  fftr  Qrappe  II 
6,  7,  8:    Ennstunterricht   and  Kunatwinenschaft ^   ?on  Uonmth 
fon  Eitel  berger  entworfen. 


Personal*  und  Scbulnotizen* 

Ernennungen  (im  Monate  Mai). 
T  Privatdo^ent  fUr  allgemeine  Geaehichte  an  der  UniTeniitäi  in 
hncli,  Dr  Julius  Jung,  zum  ausaerordentl.  Prot  für  alte  Geschichte 
Itr  üaiT.  in  Prag  (a.  h.  fintachL  vom  17.  Hai  l.  J.)* 

Der  Bibliothekacustos  in  Insbruck,  Dr.  Anton  Foregg,  tum 
feoe  der  Studienbibliotbek  in  Klagenfurt  (4.  Mai  1.  J,)- 

0ie  ZnlasBUttg  des  Dr.  Victor  Sersawy^  als  Prifatdocent  fftr 
loiitik  an  der  philosophischen  Facultat  in  Wien,  dann  des  Dr.  Josef 
Sfibtai,  als  Privatdocent  für  materielles  Strafreoht,  des  Dr.  Ernst 
L  Ädjojicten  der  Finaniprocuratur  in  Leniberg,  als  Pnratdocent 
fctcrroichischei  Prifatrecht  an  der  joridiseheu  Facultit  der  üniv.  in 
aa,  ond  des  Dr  Josef  Möller,  als  Pri^atdooent  für  mikroskopische 
nachimg  orgauisierter  Kohwaaren  an  der  Wiener  technischen  Hoch- 
ii^  «iifde  gerehmigt 

B^T  ordentl.  Prof.  für  landwirthscbaftL  Getetsknnde  und  Verwal- 
üWire  an  der  k.  k.  Hochschule  für  Bodencultor  in  Wien,  Dr.  Gustav 
:ck«t,  mm  Pr(Lfuntp(CommJS8är  für  Nationalökonomie  und  Finanz- 
ntieha/l  bd  der  siivatÄWia^DdChaftL  Abtbeilung  der  theoretischen 
lifftf ongacum  mliaion. 

D«r  LAndesBchulinspector,  Christian  Schneller,  snm  Pri&ses  der 
i  PrtfoAgaoömmission  für  das  Lehramt  der  Stenographie  in  Inn»- 
k\  der  mt  an  der  slavischen  Handelsakademie  in  Prag,  Johann 
iUk,  tim  Examinator  bei  der  dortigen  k.  L  PrÜfuugscommissioD 
te  Liluiiiiit  der  Stenographie. 


808  Personal-  und  Schnlnotiseii. 

Der  Prof.  am  akademischen  Gjmuasinm  in  Wien,  Dr.  Jdhan 
Hanler,  znm  Director  des  im  Scbnljahre  1877/78  im  2.  Beiirke  vo 
Wien  zn  activierenden  Staatsnntergjmnasiams  (a.  h.  EntschL  Tom  16.  Mi 
1.  J.);  der  Director  des  Bealgymnasiams  in  Mährisch-Trttbaa,  Heimifl 
Sclienba,  zum  Director  des  deutschen  Staatsgymnasiams  in  Olmflt 
und  der  Gjmnasialprofessor  in  Trüban,  Jobann  Tunst,  xam  Diraofei 
des  Staats- Realgymnasiums  in  Mäbriscb-Trftbau  (a.  b.  EntschL  toi 
17.  Mai  1.  J.).  .      

Der  Prof.  am  Staatsgymnasium  in  Czemowit<  Alphons  Bitte  f« 
Bylski,  zum  Prof.  am  Gymnasium  im  3.  Bezirke  in  Wien;  der  8ap^ 
am  Comm.-Bealgymnasium  in  PHbram,  Franz  Wenig,  zum  Lehnr  m 
slavischen  Gymnasium  in  Olmütz;  der  Gymnasialsupplent  in  Chrodii 
Josef  Wagner,  zum  Lehrer  am  Beal-  und  Obergymnasium  in  NikolabfU 
(14.  Mai  1.  J.);  der  Gymnasialsupplent  in  Hom,  Karl  Biedel,  sv 
wirkl.  Lehrer  am  Staatsrealgymnasium  in  Weisskirchen  (15.  Mai  L  J. 
der  Prof.  am  Landesrealgymnasium  zu  Waidhofen  a.  d.  Thaya,  Dr,  Jobai 
Witrzens,  zum  Prof.  am  Staatsgymnasium  in  Teschen  (16.  MaiLJ. 
der  supplierende  Beligionslehrer  am  Staats-Untergymnasium  in  Zloeaoi 
griech.  kath.  Weltpriester,  Isidor  Tezierski,  zum  wirkl.  BeligiontM» 
(17.  Mai  1.  J.);  der  Supplent  Matthäus  MilcoTid,  zum  wirid.  Lthn 
am  Staatsgrmnasiüm  in  Spalato;  die  Supplenten  Anton  Storieh  m 
Matthäus  Fradelliö,  zu  wirkl.  Lehrern  am  Staatsgymnasium  in  2i] 
(19.  Mai  1.  J.),  und  der  suppl.  Beligionslehrer  am  Gymnasium  in  Gtttte 
griech.-orient.  Weltpriester,  Demetrius  Angjus,  zum  wirkl.  BtUgioa 
lehrer  daselbst  (2.  Juni  1.  J.). 


Auszeichnungen. 

Dem  Universitatsprofessor,  Dr.  Ferdinand  Hebra,  wurde  a 
Kitter  des  Ordens  der  eisernen  Krone  3.  Gl.  in  Gemässheit  der  Orden 
Statuten  der  Bitterstand  Terliehen  (a.  h.  Entschl.  vom  3.  Mai  L  J.). 

Dem  Kanzlisten  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften  in  Wiei 
Adolf  Josef  Krach  er,  wurde  in  Anerkennung  seiner  yerdienstlielM 
Thätigkeit  das  goldene  Yerdienstkreuz  verliehen  (a.  h.  EntschL  lü 
3.  Mai  1.  J.). 

Dem  Mechaniker,  Ferdinand  Gruhl  in  Krakau,  wurde  in  An« 
kennung  seiner  verdienstlichen  Leistungen  der  Titel  eines  Universität 
Instrumentenmachers  verliehen  (a.  h.  EntschL  vom  6.  Mai  L  J.). 

Dem  0.  ö.  Prof.  der  class.  Archäologie  an  der  Universität  in  Wiei 
Dr.  Alezander  Conze,  wurde  bei  dem  Anlasse  der  von  ihm  angeaudite 
Dienstesenthebune  für  seine  mehnährige  ausgezeichnete  lehramtlieh 
sowie  vrissenschaftliche  Thätigkeit  die  a.  h.  Zufriedenheit  ausgesproolM 
(a.  h.  Entechl.  vom  17.  Mai  1.  J.). 

Dem  Landesschulinspector,  Dr.  Josef  Kr  ist,  wurde  anlässlich  aeiw 
auf  eigenes  Ansuchen  erfolgten  Versetzung  in  den  zeitlichen  Buheslu 
in  Anerkennung  seiner  ausgezeichneten  Dienstleistunfi^  die  a.  h.  Anerkei 
nung  ausgesprochen  (a.  h.  EntschL  vom  19.  Mai  L  J.). 

Dem  Turnlehrer  an  der  theresianischen  Akademie  und  Leiter  ik 
Wiener  Bildungscurses  für  Candidaten  des  Tumlehramtcs  an  Mittelschnki 
Hans  Ho  ff  er,  wurde  der  Titel  Professor  verliehen  (a.  h.  EntschL  toi 
20.  Mai  1.  J.). 


Nekrologie  (Ende  April  u.  Mai.) 
—  Am  29.  April  1.  J.  in  München  der  k.  k.  österr.  Hofcapellmeifltc 
a.  D.,  Ludwig  Wilhelm  Reuling,  75  J.  alt. 


PertOQ«!-  und  Schulnotizen 


S99 


^  Im  Apnl  L  J<  in  Turts  8t,  Morton  der  slorakiscbe  SchriftitteUer 
nUcm  Psulioy  Tot,  51  J    alt. 

—  Am  1.  Mm  L  J.  in  Paris  dia  äcbriftstelkrin  Emilie  de  Vors. 
ntchc  skh  durch  La  Joaense,  Lee  Roauevatr  einen  Namen  gemacht  hat, 

—  Am  3.  Mai  1.  J>  in  Dresden  aie  Dichterin,  Geheilte  Jastitrathin 
lau*  Cbarlotte  Krn^t  durch  ihre  Dichtungen  'Anne  and  Lisheth\  *der 
MfmBtm*  TT-^^  •»-  Enkhiangen  'Ans  vergangenen  Tagen'  bekauiot,  72  J. 
Ü^  «nd'tr  Vi;  der  Domor^anist»  David  Hermann  Engel,  als  Com* 
|<alft  und  ^...^ivw^telkr  (Geschichte  des  Ürgelbauweaens}  thätig. 

—  Am  &.  Mai  L  J.  in  Budapest,  Angnat  Szalar,  corresp.  Mitglied 
4ir  mif  sr.  Akademie,  und  in  München  der  bekannte  Kupferstecher,  Prof. 
FiMxieh  Ednard  Eichen b,  besonders  durch  seine  Stiche  nach  den  Eaul- 
fcaeb'acheii  WandgemUhien  im  Museum  zu  Berlin  bekannt,  73  J,  alt. 

—  Am  6,  Mai  L  J.  in  Helsingsfors  der  Bchwedische  Dichter  Johann 
Liödaig  Run^tberg«  74  J.  alt. 

—  Am  10.  Mai  L  J,  in  Kallenberg  (Enborie  Waldenburg)  in  i^haen 
"SmTUnvT  Lic,  theol.  Morix  Menrer,  durch  seine  reformationsgeschicht- 
Ha^oi  Artctten  (inabesondere  als  Biograph  Luther^s  und  Melanchthon*s) 
wmiä  dardi  seine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  kirchlichen  Kunst  vor* 
tkcilUa  bekannt 

—  Asn  11.  Mai  L  J.  in  Berlin  der  Yormalige  Dtrector  am  Friedrich- 
W«4«f^tcb«n  Gymnasium  daselbst,  Eduard  Bonnell,  einer  der  ausgo- 
^cirhncitftiin  Schulmänner  FreuäBens,  auch  durch  sein  Leiicon  Quintilia- 
■lOTiO ,  welches  den  sechsten  Band  der  Quintiliatiauägabe  von  äpalding 
Uldfi  (hciyfiig  1834),  seine  Textausgabe  des  Quintilianus  (Lcipxig,  Teub- 
»«']854>  noadie  commentierte  Ausgabe  des  Über  deciraus  der  Institutio 
«siftira  in  der  Haupl-^auppe'schen  Ausgabe  rühmlich  bekannt,  75  J,  alt, 
«b4  sa  Bonn  der  Pn>f,  der  Theologie  an  der  dortigen  [Jni?ersitJLt»  Johann 
H«arkli  Achter feld,  im  fast  vollendeten  d9.  Lebensjahre. 

—  Am  12.  Mai  1.  J»  zu  Weimar  Dr.  Julius  Richter,  früher  Prof* 
PHtdrieb'Werder'schen  Gymnasium  xu  Berlin. 

—  Am  13.  Mail.  J.  in  Wien  der  frühere  Director  des  Gyranaaiams 
OtBtttii  Karl  H.  Wibiral,  ein  verdienter  Schulmann,  78  J.  alt 

»>  Am  16.  Mai  1.  J.  in  Augsburg  der  ehemalige  Eedacteur  der 
A]|fi»«liien  Zeitang,  Dr.  Michael  Waldemar  Heiduck,  41  J.  alt 

—  Am  17.  Mai  l.  J*  in  Triest  der  Maler  Friedrich  Wilhelm  Beuer- 
lil,  18  J.  alt 

_  —  Am  19.  Mai  L  J.  in  Leiptig  der  SchriftateUer  Karl  W  e  i  d  i  n  g  e  r , 

%l.  aH. 

-^  Am  SO,  MM  1.  J.  in  Wien  der  bekannte  Schriftsteller  Karl 
JU^Ur  (CftrlopttRo)  durch  seine  'Gedichte',  *Hiraracl  und  Erde*,  'Odcn\ 
■  ^^«Cotbiini  der  Lrrik'  und  seine  Tragödie  Mykf^rinos  bekannt  B5  J.  alt 

—  Am  21.  Mai  1.  J.  in  England,  Sir  Digby  Wyatt,  Architekt 
-^-^J  InMtachriftflteHer,  von  1870^1873  Prof.  der  schonen  Künste  in  Cam- 

^<tym,  doith  seine  Werke    die  Künste  des  19  Jahr h und ertes',  'Mosaiken 
^«1  lütlirialtfiTi*  und  'Ansichten  des  Crystal  Palace*  bekannt,  57  J.  alt 

—  Am  22.  Mai  l  j.  in  München  der  pens.  k.  bair.  Hoforganist 
^■i  Msiäkdirector,  Theudor  Lachner,  ein  Bruder  des  k.  Generahnnsik- 
^nmn  Firmni  Lachner,  HO  J.  alt  und  in  Stockholm  Prof.  F.  F.  Wahl- 
^#rg,  ttincr  der  hervorrmgendsten  schwedischen  Naturforscher,  77  J.  alt 

—  Am  25.  Mai  l  J.  in  Plan  der  grÄflich  Nostix^sche  Archivar 
^4iwi  S^nft,  bekannt  durch  seine  Geschichte  der  Stadt  Plan  und 
^Mflt  kifrtcvriaehe  Schriften,  40  J.  alt,  and  in  Petersburg  die  rassische 
^^riflirtiÜerili  Isa  La« kos,  geborem'  von  Grünberg. 

—  An  28^  M4i  L  J.  in  London  der  Bildhauer  Henry  Weekes, 
^y>  idiit  8lAtiiiiii  von  Cranmcr,  Ridle)^  und  Latimer  für  das  Märtyrer- 
f^ifai^  in  Oxford  und  durch  viele  Standbilder  berühmter  Minner  be- 

10  1.  Alt 


460  PenoiuJ-  und  Sebnhiotiieii. 

—  Am  29.  Mai  l.  J.  in  Donetshire  der  Historiker  Jolm  Motlej 
darch  sechs  Jahre  (1861—1867)  Gesandter  Amerikas  in  Wien,  dnieh  mm 
HistcvT  of  the  rise  of  the  dntdi  repablic  (1866)  nnd  seift  *Leben  ud 
Tod  BameTeldtV  (1874)  bekannt,  im  64.  Lebensjahre. 

—  Im  Mai  L  J.  in  Wien  der  akademische  BUdhaner  Josrf  Probst, 
69  J.  alt;  in  England  der  Oberstlientenant  Sir  John  Gowell-Stepaty 
der  in  sechs  Feldzttgen  nnter  Wellington  nnd  Lord  Lynedoob  dient^  ^^ 
&sser  des  Baches  Blätter  ans  dem  Tagebnehe  eines  Offieiers*,  86  J.  all: 
in  Frankreich  Taxile  Dolor  d,  einer  der  witzi^ten  Mitarbeiter  des  'Gksrt 
vari',  dann  Bedactenr  des  *Si^le\  Verfasser  einer  Geschichte  des  iweitei 
Kaiserreiches,  62  J.  alt;  in  Paris  der  dramatische  Schriffaiteller  Latoa 
de  Saint-Ybars,  68  J.  alt;  ebendort  der  bekannte  Chemiker  M.  €»▼»» 
ton,  Mitglied  der  *Academie  de  MMecine  de  France*,  nnd  in  Zürieb  du 
Schweizer  Volksdichter,  Jacob  Stntz,  dnrch  seine  im  Dialekte  dea  Zttr- 
cher  Oberlandes  verfassten  'Gemälde  ans  dem  Volksleben*  nnd  vor  i '~ 
dnrch  sein  *Storchenegg-Anneli*  bekannt. 


Berichtignngen. 

Heft  I  S.  42  Z.  5  Y.  n.  lies  Eestners  statt  Kästners,  ^  Hellllr 
S.  189  Z.  1  Y.  0.  L  Jahre  st  Jnni;  S.  190  Z.  17  t.  n.  L  8. 1S6  lafsi 
St.  S.  135,  and;  S.  191  Z.  3  v.  n.  L  selbst  sagt,  st  selbst,.  -  Hiffjf 
S.  312  Z.  26  Y.  0.  1.  aas  lateinischen  SchriftsteUem  st.  als  '  '  '  '  ^ 
Schriftsteller. 


Erste  Abtheilung. 


AbhandlnngeD. 

r^Htr  die  Schrift  vom  »Staate  der  Athener. 

hl  ^riiigere  Schwii^rii^keiten  scheint  der  Parag^mph  18 
Kirchboff  bemerkt  liartiber:  ^Weiter  heisst  es  18:  Im 
dft2Q  werde  VerspottuDg  i»  dar  KomOdie  luid  Schmähung 
dem  Demos  gegenfiber  nicht  verstattot,  ricbto  sie  sich 
en  Privatpersonen,  so  ßnde  sie  sogar  Aufmunterung;  denn 
ajehr  wol,  dsss  die  Zielscheibe  der  Verspottung  in  der 
bl  ein  Manu  ans  dem  Demo»  sein  werde,  »ouderit  ein  rei» 
oder  angesehener  Mann ;  gering  sei  die  Zahl  der  Armen 
eiDOfl  Gehörigen,  wekht«  AngrifTen  der  Komödie  verfielen; 
dieien  gcschehu  es  nur  ilann,  wenn  &ie  mtiir  sein  wollten 
"■»«^M,  weshalb  der  Demos  die  Verspottung  auch  solcher 
ungern 6  selio.''  ^Dasjenige,  wozu  die  hier  geschilderte 
mg  der  Redefreiheit  zn  Gunsten  des  Demos  einen  Gegen- 
I  eolU  {i€tofu<tdur  d*  av),  kann  nur  die  Schrankenloeigkeit 
"^Fniheit  nach  einer  anderen  Richtung  sein.  Von  einer  sol- 
also  im  Vorhergehenden  die  Rede  geweM^u  sein.  Da  nun 
17  nicht  dür  Fall  ist,  so  iel  die  unmittelbare  Aufeinanderfolge 
und  IH  entweder  nicht  ursprünglich,  oder  dar  Inhalt  von  17 
^«ieQ  Ah^hlnsir  einer  Darlegung,  welche  von  der  Thatsuche 
iliiiiiQiBs  einer  solchen  Bchrankenlosigkeit  ausging.  Nur 
Yorusaelznng  ist  die  jeti^ige  Folge  versiäudlich  und  als 
sondern  bewn^  It  begreifbar.**   Was  wollen  wir 

w*nii  die  von  Kn  j^steUteu  Bedingungen  eintref- 

htiaal  ea  denn«  wenn  wir  im  vorhorgohend«^n  Paragraphen 

furr»  ah  im-  t*^  Hyovti  i;  rw  hitiin^iptamti   aQP€ia&m 

lue  ml,   und   namentlich   Aav  uiv  ri    xaxor  avaiiaivfj 

f  arjiOQ  ißoiiiivir,   atttatin   n  Orjiog  nie   6ki- 

^f  itf  rr  o I  a t' r  ip  ayrt  7t  QOt  t  ort  tg  6 tiqt^^€iQav*t 

I  m  nicht  einen  noch  st^lrkeren  Gegensatr.  zu  dem  vorher- 

phajii  wenn  hier  gei^agt  wird,  Angriffe  der  I^omMio 

It  i    i«M«r.  r<fnin.    187T.      VI.    lUft,  26 


402        F.  G.  Rettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

und  sonstigen  Spott  gegen  sich  duldet  der  Demos  nicht ,  and  wenn 
doi-t  gesagt  wird,  dass  sich  der  Demos  Bundesbmch  und  Meineid  etc. 
erlauben  darf,  und  wenn  hier  gesagt  wird,  dass  er  eine  BOge 
seiner  Handlungen  nicht  zulässt  und  ahndet?  Es  ist 
also  auch  hier  von  Yortheilen  die  Bede,  und  zwar  im 
Politischen,  und  von  Verhütung  von  Nachtheilen, 
welche  der  Demokratie  gegenüber  anderen  Staaten  ge- 
fährlich werden  konnten. 

Ueber  Paragraph  19  bemerkt  Eirchhoff:  ^^Aehnliches  ist  foi 
19  zu  sagen,  welches  Stück  in  der  üebersetzung  so  lautet:  Ich  sip 
also ,  dass  der  Demos  zu  Athen  zwar  erkennt ,  welche  von  den  Bfr- 
gern  gut  sind  und  welche  schlecht;  trotz  dieser  Erkenntnis  abwlie* 
ben  sie  die  ihnen  Bequemen  und  Nützlichen,  auch  wenn  sie  schJeekt 
sind ,  die  Guten  aber  hassen  sie  in  höherem  Grade.  Denn  sie  meiMB 
nicht,  dass  die  Tüchtigkeit  ihnen  (den  Guten)  zu  ihrem  Yortbefl  T<a 
der  Natur  gegeben  sei,  sondern  zu  ihrem  Nachtheih"  „Diese  Wort« 
haben  die  Form  einer  Conclusion,  in  der  die  Ergebnisse  einer  vom- 
gegangeneu  und  zum  Abschluss  gebrachten  Auseinandersetnug  » 
sammengefasst  werden.  Als  Besumä  passen  sie  unmittelbar  weder  ■ 
dem  Inhalte  von  17,  noch  dem  von  18  oder  beider  zusammengeDsa- 
men,  was  mir  eines  besonderen  Beweises  nicht  zu  bedürfen  idwit 
Hieraus  folgt,  dass  wenn  sie  an  ihrer  richtigen  Stelle  stehen,  Mit 
Inhalt  von  17  und,  wenn  dieser  Paragraph  mit  18  zusammenhligti 
auch  von  18  den  Schluss  einer  viel  weiter  ausgreifenden  Er6itein| 
bildeten ,  welche ,  dem  Inhalte  der  Conclusion  nach  zu  schliessn,  ff 
unternahm  der  Tendenz  des  Verfassers  gemäss  die  Erklärung  ol 
Bechtfertigung  der  auffälligen  Thatsache  zu  liefern,  dass  in  Ate 
die  Schlechten  es  besser  haben  als  die  Guten  1  Das  Ergebnis,  wekhii 
die  Conclusion  andeutet,  ist,  dass  nicht  schwer  begreifliche  UrÜMÜi- 
losigkeit,  welche  durch  bessere  Erkenntnis  zu  ersetzen  wäre,  sondffi 
nur  zu  richtige  Erkenntnis  dessen,  was  der  eigene  Vortheil  gebioM» 
Ursache  eines  Verfahrens  ist,  welches  nur  unter  Preisgebnng  te 
demokratischen  Principes  überhaupt  einer  Aenderung  fähig  wii«.' 
Wenn  Eirchhoif  erklärt,  dass  die  obigen  Worte  „als  Besum^  nnmilW- 
bar  weder  zu  dem  Inhalte  von  17,  noch  dem  von  18  oder  beider  n- 
sammengenommen  passen^,  so  scheint  uns  dies  insofern  nicht  be- 
gründet, als  beide  Paragraphe  Belege  dafür  geben,  wie  ungerecU 
nnd  gewissenlos  das  athenische  Volk  gegen  seine  Bundesgenoesn 
und  einen  Theil  seiner  Mitbürger  die  ollyoi  verfährt.  Vgl.  9tA 
§.18  iSl<f  de  nelevovciv  {yuouffidelv  xal  xaxüig  Xiyeiv),  «;  »■ 
doTeg  (in  ovxl  tov  ärjfiov  eo%ai  ovde  tov  Ttkrjdwg  6  tuf^ 
öovfjievog  (og  im  xo  TtoXiy  aXX  r;  nXovaiog  ng  ij  y*^ 
valog  i]  dvva^evog,  auf  welches  ei  eldoreg  das  yc/^nüia» 
fdiv  xtA.  und  ytyvwoxovreg  <Jf  in  §.  19  zurückblickt.  Aber  wir 
räumen  ein ,  dass  sich  jene  Worte  ebenso  auf  alles  Dasjenige  befie* 
hen,  was  dahin  Gehöriges  (und  was  gehört  nicht  dahin?)  in  des 
vorausgegangenen  ersten  Theil  der  Abhandlung  ausgeführt 


4le  SehHfl  Tom  Stiote  der  Athener. 


4M 


mn  111   1  i  'Hsicht  auf  I,  l  fl;  auf  6,  7.  8,  13, 

ele  auüi  -  ik  Passend  kommt  hiermit  der  Ver- 

hrift  auf  den  V  orbehalt,  unter  welchem  er  die  athe- 

tie  in  Schutz  nimmt ,  von  welchem  er  in  1 ,  1  aus- 

aj,  hier  am  Schluss  dm  ersten  Theiles  wieder  zurück,  £s 

'arbehalt,  den  zu  machen  ihn  ^in  aristokratisches  Ge- 

und  ein  Gcsichtspunct ,  welchen  er  bei  Beurtheilung 

halten  wissen  will.  Sie  ist  nicht  ein  unbedingtes 

Demokratie,  sondern  ein  sehr  bedingtes.   Die 

auf  eio  Thema  dagegen,  welclies  es  speciell  auszuführen 

n  habe,  die  Erklärung  und  Rechtfertigung  der  anff&Uigen 

i\x  geben,  dass  in  Athen  die  Schlechten  es  besser  haben 

b^  kennen  wir  darin  nicht  erb?nuen.  Ein  solches  Thema 

Kd  in  1,  1  angekündigten  unterordnen,  in  dieser  Unter* 

Ber  was  Kiithhoff  verlangt  schon  von  1,  2  ff .  an  aus- 

Blas  Nilmliche  kann  nicht  noch  einmal  und  in  anderer 

lUieii*   Für  den  ausgesprochenen  Gedanken  gibt  so  zu 

Uxe  bisherige  Abhaudlung  die  Belege.  Kirchhoff  bleibt 

nch  in  dieser  Annahme  nicht  gleich«  Oben  machte  er  fUr 

\s»  vun  n»  17  an  I,  9  den  Umstand  geltend,  dass  in  dem 

ijien  dar  Unterschied  uligarchischer  und  demo- 

tten   nach  einer  gewissen  Richtung  hin 

1  sein  mOsse;   hier  wird  hervorgehoben,  das«  die 

ii,  18,  19  XU  einer  Erörterung  gehörten,  welche  es 

die  Erklärung   uud   Rechtfertigung  der   auf- 

katsache  zu  liefern,  dass  in  Athen  dieSchlcch- 

saer  haben  als  die  Guten.    Beides  ist  doch  nicht 

in  welchem  Zuaammenhange  sollen  die  Paragraphe  17 

t    dt*m  zuletzt  genannten   so  speciell    gefasst-en  Thema 

deiifu  jener  von  der  Unzu verlässig keit  der  athenischen 

ftU.  dieser  von  dem  Verbote  der  Verspottung  des  dijuoc 

Pmdic,  nicht  von  realer  Bedrückung  der  Reichen, 

ölgt*.  Ml  föhrt  Kirchhuff  nun  fort,  „ein  Abschnitt  (Ende 

1),  den  ich  zunächst  ebenfalls  seinem  Wortlaute 

MJod  im  geraden  Gegensätze  dazu  sind  Manche,  obwol 

zum  Demos  gehören ,  ihrer  Natur  nach  nicht  demo- 

♦.  IVtnokratie  aber  halte  ich  dem  Demos  selbst  zu 

M  ist  Jedem  zu  Gute  zu  halten.  Wer 

.    1  sich  dafür  entschieden  hat  in  einem 

lefi  Staatswesen  zu  hausen,  lieber  als  in  einem 

<^üi:3irii.en^  der  hat  sich  zu  unrechtem  Thun  gerQstet, 

OS  eh0r  möglich  ist  schlecht  zu  sein  ohne  entdeckt 

m  det'   ^        h  organisierten  StaatsweseUp  als  in 

orga  Und  was  die  Staat^T^rfassung  der 

w>  hat  die  Vniiii  y.war  nicht  umnv  ''  ;  da  sie 

für  die  deujokratische  Regierung' t  M^hieden 

ito  sde  mir  trefflich  sich  die  Demokratie  zu  bewahren, 

2a* 


404        F,  G.  ReUig,  lieber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

indem  sie  in  der  Weise  verfahren,  welche  ich  aufgezeigt  habe/  vAodt 
dies  sind  Gedanken ,  welche  offenbar  einer  Schlnssbetraehtang  aa« 
gehören,  aber  mit  19  steht  ihr  Inhalt  wenigstens  in  keinem  nnaittei* 
baren  Zusammenhange.  Denn  diejenige  Erscheinung,  inweK 
eher  die  her vorgehobeneThatsac he,  dass Männer, walekf 
uachAbkunft  und  Lebensstellung  dem  Dem  08  angehOrei, 
nicht  demokratisch  gesinnt  sind,  in  geradem  OagaA* 
satze  stehen  soll,  kann  offenbar  keine  andere  seil  all 
die,  dass  Personen,  welche  Abkunft  und  Erziehaif  ii 
die  Reihen  der  Oligarchen  verweisen,  weit  entfernt oli- 
garchis che  Gesinnung  zu  hegen,  sich  vielmehr  offen  dia 
Demos  anschliessen  und  dessen  Interessen  vertrttfi. 
Davon  aber  ist  weder  unmittelbar  vorher  noch  sonstia 
Laufe  der  bisherigen  Darstellung  die  Rede  gewesen;  ji 
selbst  die  Einfügung  dieser  fflr  den  Zusammenhanffni» 
entbehrlichen  Bemerkung  würde  die  Lücke  noch  nicht 
ausfüllen,  da  es  auf  der  Hand  liegt,  dass  von  desli- 
halte  des  Vorhergehenden  sich  unmittelbar  sn  dinsr 
Bemerkung  nicht  übergehen  Hess,  welche  dasdortfit- 
sagte  weder  erläutert,  noch  durch  dasselbe  selbsteiit- 
Erläuterung  empfängt  Ist  es  denn  aber  richtig,  wbsLI^ 
hauptet,  dass  diejenige  Erscheinung,  zu  welcher  die  hervoigehobMi 
Thatsache,  dass  Männer,  welche  nach  Abkunft  und  LebensiMiiiC 
dem  Demos  angehören ,  nicht  demokratisch  gesinnt  sind,  in  gmkm 
Gegensatze  stehen  soll,  offenbar  keine  andere  sein  könne  all 
die,  dass  Personen,  welche  Abkunft  und  Erziehung  ii 
die  Reihen  der  Oligarchen  verweisen,  weit  entfernt oli- 
garchische  Gesinnung  zu  hegen,  sich  vielmehr  otfü 
dem  Demos  anschliessen  und  dessen  Interessen  r•^ 
treten?  Geht  denn  den  Worten  xal  Tovvawiov  ye  tovtov  Sm 
ovT€g  log  dkr^d-Tg  tov  ötj^ov,  ti^v  ipiaiv  ov  iigunvd 
alacv  —  was  unser  Verfasser  von  geborenen  Demokraten  aUk 
oben  verlangt,  während  er  es  Oligarchen  von  Herknnft  na 
grossten  Vorwurfe  macht  und  darin  einen  Beweis  von  seUfcUer 
Gesinnung  findet ,  wenn  sie  es  trotzdem  vorziehen  in  einem  daao- 
kratischen  Staate  zu  leben  —  geht  denn,  sagen  wir,  den  angefUote 
Worten  nicht  die  Bemerkung  voraus :  cprjfiii  ovv  iytaye  top  dq^ 
TOV  ^A&tjvrjai  yiyvwoyieiv  f.t€v  oXTiveg  xQrjOToi  dai  tw  iiA»r 
Tiov  xal  oYTtveg  novtjQoi'  yiyvwonovTeg  de  tovg  ^i^ 
atpiaiv  avTolg  eTtiTTjdeiovg  xat  avfiq^OQOvg  f<^ 
Xovaiy  xav  novr^Qol^  waiy  Tovg  Sa  XQVJ^^<^^S  /*f 
aovai  ^läkXov.  ov  yag  vofii^ovai  tvv  oqst^p  ^^ 
Tolg  ijtl  T(fi  aipsTeQfj}  ayad-tp  7t€q)viievai,  äXX  i^* 
T(p  aq>€TiQ(^  xax4^,  und  steht  es  zu  dieser  echt  demokre- 
tischen und  beim  Demos  fast  allgemeinen  Denkweis* 
nicht  im  Gegensatze,  wenn  es  nun  heisst:  und  im  Gegensftti* 
zu  dieser  Denkweise  gibt  es  einige,  welche,  wiewol  »i* 


^  iU$Hfft  Ueber  die  Sdiriffc  voui  ^uate  der  Athener.        405 

fDemos  stammen»  docb  ihrer  Naturanlage  nach 

d«fDokratischen  Gesiunmigen  theilcn?  Ein  sol- 

war  "-.  Vgl.  die  schöne  Stelle  in  Platon's  Staat.  VI, 

\l>mr  iJe  so  zu  fassen  sei,  sah  schon  Co  bei  tiow. 

ü.:  Verum  esse  Titieturt  tV/oi  ja^  ovteg  tog  alr^ak 

(id  e«t  ovf€  yevmlot  otV*  /rAoiVio/),  r^y  yiViK  ov 

MUfiv  (id  est  aQiarfm^otrilG&m  ßoiioviat  fiäUot^  tj 

~r^ai).  Paucissimi  hi  qiiidem  erant  Athen is,  sed  erant: 

ScM^rat^g***   Ist  die  SteÜe  aber  so  zu  erklären ,  so  faUüti 

[Bedenken,  welche  Kirchhoff  wegen  derselben  erhoben  liai 

auf  welche  er  eine  grössere  Lücke  vor  denselben  glaubt 

l;ia  mfisson. 

knß|)ft  hieran  folgende  Bemerkung:  „Dazu  kommt, 
des  Abschnittes  so  beschafifen  ist«  dass  man  &ich 
eranlasst  sieht,  ihn  als  den  formalen  Abschluss  der- 
Brtenuig  2U  betrachten ,  welche  im  ersten  Paragraph  der 
oniert  ist^  eine  Ansicht,  an  der  festzuhalten  man  um  $o 
Wgt  »ein  muss,  wenn  man  bemerkt,  da«^  gegen  Ende  der 
Jim  EinzelDen  vom  Verfasser  offenbar  mit  Absicht  so  ge- 
ist ,  dasa  man  an  den  Eingang  der  Schrift  nothwondi^ 
;  es  ist  als  ivolle  er  sagen:  'und  so  habe  ich  denn  da.< 
pn  gelost,  welches  ich  oben  gegeben  hatte',**  Dass  wir  hier 
losa  vor  uns  haben,  daran  kann  nicht  gezweifelt  werden : 
drtss  es  der  Abschluss  des  Ganzen  soi  und  nicht  viel- 
ersten  Theiles.   Denn  nur  bei  einer  mehr  flüchtigen 
ir  Stelle  ist  es  möglich  zu  übersehen,  dass  in  derselben 
Torsten  Theile  der  Schrift  die  Kede  ist»  desi^en  Auf- 
KU  ««eigen  coc  iv  ätaot!jto%*%ai  tipf  noXtihtctv  ot  lidij^ 
sich  darin  aber  keine  Hindeutung  auf  den  Inhalt  des 
{Thetles  der  Schrift  findet,  welcher  die  Aufgabe  hat  xu 
3ca«  xaXXa  tv  diaTTQartoyrw  a  dtyy.otiftv  auagiavap 
tg  *lSlii^<rir,  Die  von  Kirchhuff  su  sehr  urgierte  Gleich- 
Auf^drdcke  in  HI,  I  am  Anfang  mit  l.  1  ist  also,  weil 
nweimmg  auf  den  Inhalt  des  zweiten  Tbeite»  fehlt,  nicht 
eweii^grund  dafür ^  dass  wir  hier  den  Abschluss  des  Gau* 
haben«  als  vielmehr  ein  Grund  gegen  diese  An- 
Sleichartigkeit  oder  Wiedei  lioluug  der  in  1 ,  1  gebrauchten 
ate  in  jedem  Fall  stattilnden,  sollte  die  Stelle  als  Ke- 
inen und  nn^eigen,  dass,  sei's  nun  ein  Theil,  sei*8  die 
I,  1  angr  Aulgabe  gelöst  sei.   Ganz  entgangen  ist 

^hotl  umn  er  schreibt t  ^Indessen  kann,  wer  in 

dtion  de}«  ersten  Pamgraphen  eine  Gliedernng  der  Dar- 
iwei  Theile  angedeutet  findet,  was,  wie  oben  gesagt,  der 
licht  unbedingt  verbietet  (sollte  heiasen:  unbedingt  ge* 
di>  IM  duiTh  die  Annahme  entziehen,  daas 

-<^  nicht  dos  (ijuizen,  sondern  nur  des 
sei/  Wir  halten  die»  für  die  allein 


406        F.  G.  Bettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

nchtige  Ansicht ,  und  die  EinweDdnngen ,  welche  Kirchhoff  dageg«n 
vorbringt,  werden  sich  sämmtlich  als  unerheblich  nnd  llllriehtige^ 
weisen  lassen.  Eirchhoff  schreibt:  „Es  lässt  sich  dagegen  nur  nfsn, 
dass  man  unter  dieser  Voraussetzung  im  Bereiche  des  uns  ErhattoMii 
vergeblich  sich  nach  einem  passenden  Schlüsse  des  zweiten  Thrihi 
umsehen  wird,  der  zugleich  das  Ganze  als  solches  abznschliesstt  ge- 
eignet wäre.  So  viel  ist  indessen  klar,  dass  wenn  das  Stfick  ab  Buda 
des  ersten  Theiles  hier  an  seiner  rechten  und  urspranglichen  Sidi 
stehen  sollte,  doch  zwischen  ihm  und  dem  Vorhergehenden, 
auch  dieses  an  seinem  Platze  sein  soll ,  eine  Lücke  von  nicht  i 
trächtlichem  Umfange  angenommen  werden  mflsste.*'  Selbst 
nommen  es  sei  das  der  Fall,  dass  es  an  einem  passenden  Schloai  im 
Ganzen  fehlen  würde,  so  dürfte  doch  dieser  Umstand  an  der  ili 
allein  richtig  anerkannten  Auslegung  unserer  Stellt 
nicht  hindern.  Und  was  die  Annahme  einer  Lücke  vor  dersaH« 
betrifft ,  so  haben  wir  eben  erst  dargethan ,  dass  diese  Vermuttno^ 
EirchhofTs  nur  auf  einer  unrichtigen  Erklärung  der  Worte  xei  fiv- 
vavTiov  V€  TovTov  evioi,  ovreg  (ig  akrid^wg  tov  SrifioOf  nyi'  fi- 
oiv  ov  orjfiOTixol  elaiv  beruht  und  dahinfallt,  sobald  diese  WM 
richtig  erklärt  werden.  Nur  durch  diese  irrige  AuffiE»snngwanto« 
möglich,  das  Stück  §.  19  am  Ende  xot  xovvavtiov  ye  tovtoo  ttL 
von  dem  Vorhergehenden  und  damit  aus  seinem  Zusammenhang  vai 
seiner  Zugehörigkeit  zum  erstenTheil,  dessen  natürlichoi  Ab- 
schluss  es  bildet,  los-  und  herauszureissen,  und  dai-aus,  in  VoUb" 
düng  mit  III,  1,  das  Bruchstück  XIX,  den  angeblichen  Abschlnss  i« 
Ganzen  zu  bilden,  aus  folgenden  Gründen :  „Ich  habe  mich  daftr  w^ 
schieden,  dass  dieses  Stück  den  Abschluss  nicht  eines  Theües,  sm- 
dem  des  Ganzen  der  Darstellung  bilde,  und  ihm  deswegen  hier  Mi- 
nen Platz  angewiesen,  obwol  es  auch  mit  XVni  (=  III,  8  IGtti 
bis  9)  nicht  unmittelbar  zusammenhängt,  sondern  dazwischen  Botk- 
wendig  eine  Lücke  anzunehmen  ist.  Die  Gründe,  welche  mich  zn  dieser 
Setzung  bestimmen,  sind,  dass  XIX  undXVIU  wegen  der  Gleichartig- 
keit ihres  Inhaltes  unmöglich  zwei  verschiedenen  selbständigen  Ab- 
schlüssen angehören  können,  und  dass  folglich,  wenn  man  XU ib 
den  Schluss  eines  ersten  Theües,  nicht  des  Ganzen  betrachten  woDte, 
auch  XVIII  nothwendig  zu  diesem  gezogen  werden  müsste.  Dann  aber 
wurde  wenigstens  im  Bereiche  des  Erhaltenen  sich  keine  Spur  des 
Abschlusses  des  zweiten  Theiles ,  welcher  doch  nicht  fehlen  konake, 
nachweisen  lassen ,  dieser  also  als  verloren  zu  betrachten  sein.  Ba- 
facher  scheint  unter  diesen  Umständen  die  Annahme  nur  eiaaa 
gemeinaamen  Schlusses,  welche  überdem  durch  den  schon  oben  Imt- 
vorgehobenen  Umstand  wesentlich  untei*stützt  wird,  dass  dieiletitiB 
Worte  von  XIX  in  einer  offenbar  berechneten  Weise  so  gestellt  e^ 
scheinen,  dass  sie  auf  den  Anfang  der  Schrift  und  die  in  demsellMe 
enthaltene  Formulierung  der  zu  lösenden  Aufgabe  zuröckweisaB.' 
Erregt  schon  der  Umstand  für  Kirchhoff*s  Vermuthung  kein  gOnstiges 
Vorurtheil ,  dass  er  auch  zwischen  seinen  Bruchstücken  XYlU  and 


:Uett«/,  Heber  die  Sdirift  vom  8ta^C 


407 


ke  auDebmen  muss,  so  sehen  wir  weiterhia  die  N  o  t  b  w  e  n- 

ht  eitif  weswegen  die  beiden  Stücke  wegen  der  Glelcbar- 

lältes  verbunden  werden  müssten,  und  onmöglicb,  wh 

iversehiedenenäelbBtändigen  AbschUlsseu  angeboren  konn- 

Da  die  beiden  Theile  des  Werkes  gleichartigen  Inhalt  haben,  so 

m  ttuch  die  Abschlflsse  des  ersten  Theiles  und  des  Ganzen  ihn 

mmul  in  dem  Abschluss  des  Ganzen  auch  auf  den  ersten, 

mn  Theil  und  seinen  Inhalt  Rücksicht  genommen 

i8  ist  also  nicht  abzusehen,  in  wiefern  Kirchboff's 

lai«,   welche  die  f^eberiieferung  iimkehit,  einfacher  genannt 

n  krtnne,  zumal   nach  derselben  Tautologie  entstehen  würde. 

e  es  aber  auch  an  einem  Schlüsse  des  Ganzen  nicht 

e  und  dass  auch  in  diesem  auf  die  Ankündigung  in 

Aekiicbt  genommen  werde,  gedenken  wir  an  seinem 

•  zü  zeigen. 
Der  iweite  Tbell  unserer  Schrift,  %n  dessen  Behandlung  wir 

i)li€J|rehen ^   hat  nach  I,  1  zur  Aufgabe  zu  beweisen  iiW  xa« 

K  (n)  ätait^ftoyfai  et  doAOvoiv   d^ua^idvitv   roTt:  ixlkoti; 

\»'^mi^^  während  der  erste  Theil  die  Aufgabe  hatte  darzuthun  tug 

*  -|^JoKf m  ti^v  nnkn€iav  m  l4.  VgL  auch  III,   1   am  Auf., 
rorte  den  ersten  Theil  der  Schrift  abscbliessen.   Kirchhoff 

leeiue  Untersuchangen  über  den  zweiten  TheiJ  8.  18  mit  fol- 
^Bemerkungen: 

^a  folgen  in  der  üeberlieferung  uoch  drei  Abschnitte ,  vou 
wenigstens   der   dritte   mit  den  beiden    vorhergehenden    in 
erkennbaren  Zusammenhange  «teht.  Was  zunächst  <len  ersten 
(8,  1 — 9),  so  beschäftigt  er  sich  mit  den  Klagen,  welche  von 
tigtn  Seiten  über  mangelnde  Coutanz  in  der  Erledigung  der  6e* 
foD  Fremden  durch  Rath  und  Volk  von  Athen  erhoben  werden. 
aber  sehe  ich\  sagt  der  Verfasser,  'dass  auch  das  Folgende 
den  Athenern  aus/.usetzeu  haben,  dass  nämlich  manchmal 
Mensch  nicht  die  M^^glichkeit  hat  »iein  Auliegt^n  bei  Rath 
[Valk  vorzubringen,  und  triebe  er  sich  ein  gauKes  Jahr  herum/ 
De,  meint  er,  lediglich  daher*  dasd  die  Menge  der  zu  erledigen- 
bäfle  in  Athen  so  gross  sei,  dass  es  unmöglich  falte,  alle 
welche  Anliegen  vorzubringen  hatten,  zu  bescheiden.  Es 
[ii|i  in  merkwürdiger  Ausführlichkeit  gehaltener  Nachweis  dieser 
tikeil  in  der  Form  einer  gedrängten  Uehersicht  über  die  Masse 
i  zu  bewältigenden  und  keinen  AufHchub  und  keine  Zurück* 
Bg  Terstattenden  ficschafte.  So  klar  indej^s^n  auch  in  diesem 
Gedankengang  des  Vertassors   im  Allgemeinen   »st.  ho 
liegen  im  Einzelnen  die  Elemente  der  Darlegung  durchein- 
bh  glaube  das  am  einfachsten  für  Jeden ,  der  unbefangen  mv" 
deutlich  ma<*heu  zu  können ,  wenn  ich  mn  kurzes  Schema  der 
I)  Gliederung  des  luhaltea  hierhen^etze   und  daran 
:^'  Bemerkungen  knüpfe. 
I  i*t  den  Athontirn  onmoglich^  wird  ansei nandergesetzt,  alle 
fiQ  erledigen,  weil 


408        F.  G.  BeUig,  Ueber  die  Schrift  Tom  Staate  der  Athener. 

1.  sie  erstens  {TTQünov  ftiv)  so  viele  Feste  su  feiem 
wie  sonst  keine  von  den  hellenischen  Städten,  an  Festtigen  aber 
sich  Staatsgeschäfte  nicht  wol  erledigen  lassen ; 

2.  zweitens  (sneiTa  di)  Privat-,  öffentliche  nid 
Rechenschaftsberichte  in  grösserer  Zahl  zu  erledigen  haben, 
als  alle  anderen  Menschen  zusammengenommen ; 

3.  DerBath 

a)  häufig  zu  berathen  hat  1.  über  den  Krieg,  2.  Beschaf- 
fung von  Geldmitteln,  3.  Erlass  von  Gesetzen,  4.  die  jedesmaligen 
Vorgänge  in  der  Stadt  und  5.  bei  den  Bundesgenossen ; 

b)  Tribut  abnehmen; 

r)  Sorge  tragen  muss  für  1.  Schiffswerfte  und  2.  Coltei- 
angelegenheiten. 

4.  Ist  es  folglich  zu  verwundern ,  wenn  sie  unter  solchen  Da* 
ständen  nicht  im  Stande  sind  alle  Gesuche  zu  erledigen?  Von  Bioi- 
gen  wird  zwar  behauptet,  dass,  wer  es  sich  Geld  kosten  lassen  wolle, 
bei  Bath  und  Volk  sicher  Zugang  finden  werde.  Aber  so  wenig  sich 
leugnen  lässt ,  dass  durch  Anwendung  dieses  Mittels  viel  in  Ailmk. 
durchgesetzt  wird  und  noch  mehr  sich  durchsetzen  Hesse,  wenn  noek 
mehr  der  Interessierten  sich  zu  Geldopfem  bereit  finden  Hessen,  m^ 
ist  doch  gewiss,  dass  bei  der  grossen  Anzahl  der  Bittsteller  der  Slat^ 
nicht  im  Stande  ist,  alle  Gesuche  zu  erledigen,  man  möge  so  viel 
Geld  bieten  als  man  will. 

5.  Auch  folgende  Diadikasien  sind  zu  entscheiden: 

a)  wenn  Jemand  1.  sein  Schifif  nicht  ausbessert,  oder 
2.  dem  Fiscus  gehöriges  Ten-ain  bebaut; 

b)  Diadikasien  1.  der  Choregen,  2.  Gjmnasiarchen,  ^.Trie^ 
archen. 

6.  Dazu  kommen : 

a)  Dokimasie  und  Diadikasie  der  Beamten ; 

b)  Dokimasie  der  Waisen ; 

c)  die  Sorge  fflr  das  Gefangniswesen. 

Die  bisher  besprochene  Thätigkeit  ist  eine  ununterbrochene, 
von  Jahr  zu  Jahr  sich  wiederholende.  In  unregelmässigen  oder  regel- 
mässigen Zeitabschnitten  kommen  dagegen  zur  Aburtheilung: 

a)  militärische  Vergehen,  z.  B.  Klagen  aargarelag; 

b)  andere  ungewöhnliche  und  nicht  vorgesehene  Vergehes, 
im  Besonderen  Fälle  ungewöhnlich  grober  vSqiq  und  aaißua  (also 
in  der  Form  der  sogenannten  eiaayyeha  zu  belangende  Ve^ 
brechen) 

und  noch  viele  andere  minder  wichtige. 
Zu  erwähnen  bleibt  nur  noch 

c)  die  Feststellung  der  Höhe  der  von  den  Bundesgenossea 
zu  entrichtenden  Tribute ,  welche  in  der  Begel  jedes  vierte  Jahr 
von  Neuem  vorgenommen  zu  werden  pflegt. 

8.  Jedermann  muss  zugeben,  dass  in  Athen  Ober  alle  diese 
Dinge   richterliche  Entscheidungen  nothwendig  getroffen  werden 


/,  (i,  Mtttt0,  telMii  itji^  Schrift  vom  stiut.   ,i<ir  Athener. 


409 


fol|rt.  da&8  bei  der  übmMilti^'oiiden  Mas»e  der  zu 

nMni^  FßlU*  (lio  richterliche  Thatigkoit  tiue  unutiterbi-o ebene, 

H^r  (;uH!rridc  «eiu  luiist».  Es  ist  auch  ukht  mOg- 

^  dif  hafte  durch  **ine  geringere  Anzahl  von  Bur- 

bworg^n  ku  Iabü^o  ;  denn  dies  wüjtie  dazu  fQhreu,  entweder  die 

d^T  füngiereiid«»n  Gerichtsroinnii.ssioneii  zu  verringern,  oder 

n  schwü^her  m  besetzen;  im  ei^tererj  Falle  würde,  was  »cbon 

k^<        '      V     ' V.hreti  ist,  ganz  unmCgtich  werden^  nimlich  die 

irl  it<'  jiroon»t  zu  erledigen «  im  zweiten  aber  der 

th  und  Thftr  geOftViet  werden,  wus  einen 

berbeit  zur  Folge  haben  wttrde.  Dazu 

daiM  die  Zahl  der  (Jerichtsta^e  durch  die  Feste  ein**  nuth- 

Ti^f»olir^nkun^'  erfahrt,  weiche  die  Athener  doch  feiern  niÜK- 

p  >  t^iern  zwar  doppelt  so  viel  Fe^te  aU  die  Uebrigen;  doch 

Lg  Min  WM  gleich  denen  in  derjenigen  Stadt ,  weiche  die  wenigsien 

9.  Wa  nun  dem  s(»  ist,  ^o  muss  ich  es  fhr  unmöglich  erklaren, 
dje  l>tj)ge  /u  Athen  sieb  anders  verhalten,  als  b\e  Rieh  äugen*- 
liirH  t^erhalie«:  nur  unbedeutende  Aenderungen  sind  möglich, 
t^^  ntufasbendere  Kefumi  den  deniokrati!»cheu  Charakter  der  Ver« 
all4?rieren  würde.  Denn  so  leicht  es  auch  ist  auiülindig  zu 
tu  wie  der  Btaat  mm  Besseren  reformiert  werden  kann»  so 
ifll  eil  d^b  da«  Prnldem  zu  lösen .  wenn  daneben  die  Demo- 
im  hmti^  r  unwesentliche  Aenderungen  sind,  wie 

^  hier  KtrchbofT  fort,    „die  einzelnen 

...   ^,. .     ,iung  in  ihrem  Verliiltnis  zu  einander, 

hüt  W(d  klar,  dass  der  lötzte  Absatz  9  zwar  eine  Conclu- 

':is8  diese  aber  nicht  60  bef^chaffen  ist,  dass  üie  auf 

\'orhergehoude  direkt  bezogen  werden  kannte.  Denn 

I:  die  als  Ergebnis  der  anget^tellten  Betrachtungen 

nptnng,  e»  iei  unmöglich,  dasii  die  Dinge  zu  Athen 

i.  als  sie  sich  eben  verhallen,  in  dieser  AUge^ 

..    unmittelbar  Vorhergehenden  Überhaupt  ableiten, 

r  Rechtfertigung  der  doil  besprocheneu  Institutionen  des 

'     *        ~     ^v  je  hervorgehoben  worden,  dast»  sie  au&i  dem 

II  Principe«  hervorgeyiingen  nmn  und  ohne 

iCiung  desselben  nicht  refoimiert  oder  aufge* 

vu.  Vielmehr  inaeht  der  Abschnitt  ganz 

^ndrnckt   al^  bezwecke  er  da»  £rgebnia  der  ge- 

n    durch  I,  1    eingeleiteten   Erörterungen   zu* 

zufassen  ;  auf  alle  Fflllo  greift  er  weit  Qlier  den  Inhalt 

*--**  -r  Vorhergebenden  hinaus.   Steht  er  alao  an  seiner 

^ü  uius»  daas  Stück  3, 1 — 8  m.  den  Abecblnss  einer 

iitii  i'  bilden,  deren  Gesammtergebnia  damniobat 

trd,  a<  ii  die  Conduaion  wirklieh  dem  SeUoaae  des 

hOreoi  .«oUle,  den  letzten  Abschnitt  der  ganzen  Ausein- 


410        F.  G.  Bettigy  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  AtlMner. 

andersetznng  überhaupt,  wo  nicht,  eines  abschlossffthigvn  Theilc 
derselben.'  Wir  halten  dies  Alles  für  unwiderleglich  an 
unbedingt  richtig,  betonen  aber  dabei  dMi  Ton  Kirchko 
gebrauchten  Ausdruck,  dass  sich  der  Satz  des  Verfasserfl 
es  sei  unmöglich,  dass  die  Dinge  zu  Athen  sich  ander 
verhalten  könnten,  als  sie  sich  eben  verhalten,  i 
dieser  Allgemeinheit  aus  dem  unmittelbar  Vorhei 
gehenden  nicht  ableiten  lasse.  Denn  dass  der  VerCuM 
dieses,  neben  dem  Hinblick  auf  das  Ganze,  dabei  ebenfiüls  im  Ang 
habe,  werden  wir  sogleich  zeigen.  Ist  aber  dieser  Kachweis  richtig,  i 
folgt  auch  daraus,  dass  dann  die  Worte III,  1.  xat  7r€^  vmlA^fpmm 
^oXtrdag,  tovfABv  tQonov  ovninmvw,  ineidrjneQ  ifSdo^&f  omi 
drjfioxfcewäa&aiy  ei  fioi  doxovai  öiaat^teaS-ai  Trjv  6fi§ianfa$ia' 
tavT(p  %(fi  TQoni^  xnwfiBvoi,  tf)  eyio  inidBi^a,  nicht  den  AI 
schluss  der  ganzen  Abhandlung  bilden  können.  Dq 
Abschluss  des  Ganzen  zu  bilden ,  ist  vielmehr  die  Stelle  III,  8  UHk 
bis  9  Ende  bestimmt.  Dass  aber  diese  Stelle  an  III,  1 — 
Mitte  anknüpft  und. davon  nicht  losgerissen  werden  darf,  ergibt  sie 
sofort,  wenn  man  dieselbe  nach  ihrem  Inhalte  und  Wortlaute  nü 
der  in  IIl,  1—8  Mitte  so  oft  hervorgehobenen  Unmöglichkeit, 
die  gerügten  Unzutraglichkeiten  zu  heben ,  zusammenhält.  Man  vgl 
lU,  1.  ovx  oloi  t€  7tavfag  dnonifiTteiv  eiai  x^^aticixnti; 
und  2.  nioq  yäg  av  xal  oloi  Te  elev  tctL,  hernach  hii 
rcmocg  rjTTOv  Tiva  dvvavov  iart  dianQaTfea^ai  tܥ t^ 
^üolecog  xtA.,  femer  aga  drj  ti  ^av^iaatov  itniv,  ei  toama» 
vnaqxovüiv  ^QCtyficirtav  firj  oloi  %  eiai  naaiv  dv&(Hanoig 
XQrj^aziaai  und  im  3.  tovto  fiivroi  ei  olä"  oti  tc&üi  Siaitfl^ 
tj  TtoJug. . .  .Twv  deo^ievwv  ovx  ixav^.  Vgl.  auch  §.  (>  qm  § 
mit  den  Worten  unserer  Stelle,  tovtuv  toiwv  toiovratp  onmifov 
Wfifii  olov  T  elvai  aXltog  ex^v  ra  n^ypara  ji&ipnjfnfji 
üig  Tteq  vvv  exeif  TtXrjv  ei  xara  ^i'aqov  ti  olov  %e  ^leiauti^» 
Dass  Eirchhoff  sie  davon  demungeachtet  losreisst,  ist  um  so  anflU- 
lender,  als  er  selbst  S.  21  E.  Fl.  die  Nothwendigkeit  eines  aokk» 
Abschlusses  nach  Nr.  8  des  Schema's,  d.  h.  nach  III,  Mitte  8 IB- 
erkennt.  Dass  die  Stelle  aber  neben  dieser  Anknüpfungu' 
Benutzung  des  unmittelbar  Vorhergehenden  und  div^ 
an  den,  in  I,  1  mit  den  Worten,  xai  riXka  ei  dianQdtTOPUH  ^ 
doKOvaiv  afiaQrdveiv  rolg  ai.loig"EXlr^air  tovto  d/todä^Wt  »- 
gekündigten  Inhalt  des  zweiten  The  ils  auch  auf  den  ersUii 
und  somit  auf  das  Ganze  zurückblickt  und  dessweg«> 
sich  eignet  dieses  abzuschliessen,  lehrt  eine  VergleichnV 
derselben  mit  I,  1.  Es  kann  wol  schwerlich  entgehen,  dass  die 
Worte  von  HI ,  8  f. ,  TtoXv  ä*  ovx  olov  Te  fieramveiv  &gf* 
fxi]  ovxi  '^fjg  dfjfioxQaTiag  dwaiqelv  tl.  äg  Te  iii\ 
yciQ  ßiXTiov  l'xciv  ttjv  noXiTeiav  olov  Te  /roU« 
e^evqelvy  äg  Te  ^evTOi  VTtaQX^'-^  Z'^*'  örjfioxQatifj^ 
elvai  xtL;  die  Bemerkung  des  Verfassers  am  Anfang  der  Sduift 


ff,  Ü«ber  dk  Schrift  Tom  »teate  der  Athener.         411 

fig  zur  Demokratie^  und  sein  Vorhabet!  tu 
diml^tovwut  tijv  7tolit€iap  ins  Gedächt- 
und  damit  die  im  ],  1  gestellte  Atifgabe  alt^ 
^Uidig  goIoBt  bezoicbneii. 

^B  1  hl  di  %m  AtX.  bemerkt  Kircbboff  noch  Folgen- 
P&tbehrt  indeesen  der  versuchte  B^iwets  d«r  in  :i,  1, 
I  Tliese  keioeswe^  seines  formalen  Abschlusses,  viel* 
tif  der  Hand,  dass  wir  diesen  in  Abschnitt  4  des  Schema'ß 
1  haben,  Nor  steht  er  nicht  an  seiner  r<*chteti  Stelle, 
in  ganz  verkehrter  und  den  Zuäatnmenhang  gr^waltsani 
ider  Weise  mitten  zwischen  die  liestaudtheüe  des  Be- 
rn Ergebnis  er  resümiert  eingeschoben ;  au  seinem  Platze 
Fenbar  nur  hinter  8  de^  Schema's  sein.  Aber  auch  der 
»ich  (Abschnitte  1— ;3  und  5 — 8  des  Schema's)  befindet 
Zustande  überliefert:  er  ist  weder  vollständig, 
-*!»  Anordnung  seiner  Theile  ww^  dermalen  erlial- 
Bich  davon  zu  ftbeneugeu,  erwiSge  man  Folg^nd^. 
^^^wiesen  werden,  dass  die  Menge  der  Geschäfte,  welche 
^■d  Athen  zu  bewältigen  haben,  ihnen  nicht  verstatte, 
ffwelche  sich  mit  Oesucheii  an  sie  wenden,  dn/uh*»ren 
heilen.  Z«  diesem  Ende  werden  als  die  Thätigkeit  von 
llb  aufhebend  oder  in  Anspruch  nehmend,  aufgezahlt: 
\  groese  Zahl  der  zu  feiernden  öffentlichen  Feste  (Äb- 
imtt  1); 

eh&fte  des  Rathes(3); 

bterlicheii  Functionen  des  Demos  in  den  Dikasierieti 
2  und  5—8), 

an  werden  ^ortrfaltig  ond  in  grosaer  Volbtäudjgkeit 
Ulf  die  di/xm  im  weiteren  Sinne, 
|t  1)1  y^t(fat  und  er*hrcti  gesondert 

iSeligt  £e  diadtxaaiai  (5),  an  welche  «ich  (Üa  und  b) 
:fiai   anechliessen.    Und   zwar  werden   Ookimasten   der 

1  der  Winsen  nnterachiedon.   —  - — — 

Ueber»tcht  über  die  regehnfiasige  Thätigkeit  der  Dika- 
^8t  ganz  angemessen  (6c)  mit  einem  Hinweis  auf  die  Ge- 
^^  aus  der  Sorge  fnr  die  Detinierung  der  Gefangenen 

IPI  int  Abschn.  7  die  Fonctionen  4«r  DilaMürieti  in 
Ücheii  Fällen.  AIk  die  bedeotendaietii  ^raeten  berror- 
I  Aburtheünng  der  Militiirrergehen  und  itDfewCdinlich 
Iteu  vorkommender  Wrbrechen,  geg^m  weloke  dem  ller- 

in  df*r  F  '      ingelie  Kl  he a  wurde. 

Dg    1'  ^*OTi  de?i  >'no««en  m 


41t        F.  O,  BdÜgt  lieber  die  Schrift  yom  Staate  der  Atlieiier. 

zahlenden  Tribute. Hiermit  endet  die  eigentliche  Anf- 

z&hlung  der  richterlichen  Geschäfte  des  Demos;  es  schliesaen  ödi 
daran  noch  im  8.  Abschnitt  allgemeine  auf  denselben  Gegenstud 
bezügliche  Erwägungen,  nämlich  dass  einerseits  alle  diese  Oeschiftc 
notiiwendig  erledigt  werden  müssen,  anderseits  ihre  Brledigong  nichl 
einer  geringeren  Auzahl  von  Bichtem  anvertraut  werden  köiiie. 
Endlich  wird  darauf  hingewiesen ,  wie  durch  die  Festzeiten  die  Zahl 
der  für  Grerichtssitzungen  verfügbaren  Tage  nicht  nnwesentliek  ver- 
ringert werde." 

Eiixshhoff  knüpft  daran  folgende  Bemerkungen:  „Ich  hieU 
diese  Analyse  des  Inhaltes  von  diesem  Theile  dfnr  Darstellnng  tta 
nothweudig ,  um  festzustellen ,  dass  in  der  That  von  keinen  andern 
Geschäften  hier  gehandelt  wird,  als  denen  des  Bathes  und  der  Dik» 
sterien.  Alsdann  aber  muss  zweierlei  im  höchsten  Grade  befremdlkl 
erscheinen ,  einmal ,  dass  von  der  Thätigkeit  der  Volksversammlioii 
auch  nicht  mit  einem  Worte  geredet  wird,  sodann,  dass  der  Abechnitl 
von  den  Geschäften  des  Bathes  an  einer  Stelle  eingeschoben  ist,  m 
er  den  Zusammenhang  der  auf  die  Dikasterien  bezüglichen  Dartegug 
in  einer  schlechterdings  unbegreiflichen  Weise  unterbricht.  ~ 
Umstand  nOthigt  meines  Erachtens  zu  der  Annahme,  daas 
Ueberlieferung  nicht  vollständig  ist ,  letzterer  legt  die  VermnthnBi 
nahe ,  dass  die  ursprüngliche  Folge  der  einzelnen  Theile  der  Aie- 
einandersetzung  gestört  ist.  In  der  Tbat  steht  der  von  den  Geschäflea 
des  Bathes  handelnde  Abschnitt  3  unmittelbar  vor  4,  welcher ,  wii 
oben  bemerkt,  aus  besondei'OD  Gründen  als  vei'setzt  und  swiechen  i 
und  9  gehörig  betrachtet  werden  muss.  Ich  irre  also  wol  nicht,  wen 
ich  behaupte,  dass  3  das  Schicksal  von  4  zu  theilen  hat  und,  wie  ei 
in  Gemeinschaft  mit  jenem  an  die  unrechte  Stelle  gerathen  ist,  s^ 
mit  ihm  an  seinen  ursprünglichen  Platz  zwischen  8  und  9  znrüdE 
zuversetzen  ist.  Die  Folge  der  Theile  wurde  dann  diese  eeiBi 
1.2.5 — 8.  3  +  4-d*  Allerdings  kann  3  nicht  die  unmitftelbac 
Fortsetzung  von  8  sein;  allein  es  fehlt  ja,  wie  bemerkt,  ein  j 
Abschnitt  von  der  Volksversammlung  und  dieser  konnte, 
einfache  Ueberlegung  lehren  wird,  an  keiner  anderen  Stelle  ab  i 
8  und  vor  3  gestanden  haben.  Auf  eine  Lücke  hinter  8  deutet  i 
dem  der  abgerissene  Schluss  dieses  Abschnittes ;  er  bedarf  olDnil« 
zu  seiner  Vervollständigung  eines  Zusatzes  wie:  ^immerhin  ist  eic 
beträchtliche  Anzahl  von  Tagen  in  Abzug  zu  bringen,  an 
Gerichtsverhandlungen  nicht  stattfinden  können*,  und  ich 
dass  der  Ver&sser  es  nicht  seinen  Lesern  überlassen  haben  wir' 
diesen  Gedankt  zu  ergänzen,  sondern  dass  er  ihn  wirklich 
sprechen  hat.  Weiter  ist  aber  auch  zwischen  2  und  5  der ! 
hang  kein  unmittelbarer;  wenigstens  ist  der  Wortlaut  des  Ajobag^ 
von  b:  dei  ii  wxi  %ade  diadiinal^Biv  so  gefasst,  als  sei  schon  ia 
Vorhergehenden  von  Diadikasien  gehandelt  worden,  was  doch  nicki 
der  Fall  ist,  womit  stimmt,  dass  die  folgende  Aufzählung  der  Diadi- 
kasien trotz  ihrer  scheinbaren  Ausführlichkeit  keineswegs  alle  vw- 


F*  ß.  BftÜff,  üeli«r  die  Sdirift  rom  Staate  der  Athener.        41t 

Bileii  F&Ud  berücksichtigt;  e»  febleu  di6  Diadika^ion  zwischcm 

OD«  Priestern^  Corporatiotien ;  auch  war  das  in  2  in  BezQg  auf 

dixoi  Oe&aseei-te  sehr  wol  einer  weiteren  Aasführung  fähig,   Ba 

eint  demnach,  als  sei  das  versetzt«)  Stnck  3  +  4  znlUtlig  oder  ab- 

chtlkh  un  eine  Stelle  geratheu  ,  welche  in  der  That  einer  Ergän- 

a^  bedurfte,  wenn  auch  freilich  einer  wesentlich  anderen,** 

Prüfen  wir  anch  hier  an  der  Hand  des  Schriftstellers  die  Aus* 
BO^  welche  Kirchhoff  zu  machen  hat,  und  die  Umstellungen 
er  Toniimmt.  Der  Verfasser  des  Werkcheos  beginnt  im  iil,  1, 
danit  diflg  er  ausföhrt,  wie  man  es  den  Athenern  zum  Vorwurfe 
■adlet  dasB  m  dort  manchmal  nicht  möglich  sei,  Geschäfte  nnd  An- 
tiifea  vor  Rath  und  Volk  zu  bringen  (xQr^^iaTiam  tfj  ßovkfj  or^t 
ifr  if^fiit^)f  auch  wenn  man  es  sich  ein  ganzes  Jahr  Zeit  kosten 
ßcbon  djf'se  Zusammenstellung  von  Rath  und  Volk, 
wie  der  Ausdruck  x^r^^iariaat  weist  darauf  hin,  dass  hier  vom 
L»Jk  in  polilisrhor  Beziehung,  also  von  Volksversamm- 
ilfÄii  die  Rede  ist.  Das  Gleiche  gilt  von  den  folgenden  Worten, 
w%ü  /lOFrcfC  anomfineiv  dot  Xf^ri^aiiactmii;.  Ganz  ent- 
^Ih^bt  m  sich  über  ans  der  Stolle:  ntog^  yaq  aV  i^ai  oloi 
%9WTiitr^  fT  QMzav  fi€v  del  eoQtaaai  fOQtag  oaag 
\id^fti{i  füJi-  *Ellt>i*i diüv  nolitoi^,  Iv  di  ravtaig 
Irr  oy  t  ipct  di  raror  fort  dia  /t^a  r  t  la^  ai  rtat'  tfjg 
$g.  Wenn  dann,  als  weitere  Hindernisse  fnr  Erledigung  von 
f  itMtti,  y^atfai  und  ii^&vvai  erwähnt  werden,  so  kann  dies 
anderen  Sinne  geschehen,  ab  in  dem»  dass  solche  gericbt- 
IklM  Vfrliandjnngeu  es  num&glich  machen  das  Volk  häufiger  zu  Volks* 
tnaammlungen  berufen  und  die  Geschäfte  derselben  erledigen 
n  lM9en.  Dieae  summarische  Angabe  reicht  fnr  den  beregten  Zweck 
«llUf  lii0.  Der  Annahme  einer  Lücke  bedarf  es  hiernach  und  aus 
ehrten  Gründen  also  nicht. 
fird  nun  iJi  §.  2  mit  den  Worten,  t^i'  df  fioiXfjv  ßorliria- 
SQ  den  vom  Käthe  zu  behaudelnden  Geschähen  uber- 
es  nnd  die  grosse  Zahl  derselben  aufgeftihrt,  so  liegt  schon 
daas  im  Vorhergehenden  von  der  Volksversammlung 
ii  worden  «ein  miiss.  und  dieser  Uebergang  von  dem  Sonve- 
nttOi  dem  versammelten  Volke,  zu  seinem  obersten  Stellvertreter, 
ttai  lUUi«,  musa  als  dnrchaug  passend  erscheinen,  wie  denn  auch 
m  Fonn  des  Aasdnickes  nach,  das  tt^y  6i  (iavXi}y  ßotleUüÖtit 
<rJL»  dt04»cn  Fortschritt  bedeutet.  Wenn  dann  der  Verfasser,  nach 
ioüililiuag  d(^r  grosnen  Meuge  vnn  Geschäften  des  Hat h es  am 
KftJo  von  |.  2  die  Frage  aufwirft .  cr^  dt]  ii  ^aipaaror  lany, 
d  §^9oiffin»  vfia^X^*'^^^^  i^ayfiatoßi*  fti}  mal  t'  hoi  näaiy 
«»9fDiir<if^  Xi^r^ftatwaii  und  diesen  Gedanken  bis  zu  |.  4  am 
wtdf^r  ausfuhrt,  so  liegt  auch  darin  noch,  neben  der  Be- 
lüg aof  den  Rfttb^  eine  solche  auf  das  Volk»  nnd  es 
(%la  dar^iauH  xwL'ckiiläseig  erscheinen,  daa$  er  ecboti  an  dieser 
\  jene  Frage  aufwirft,   Oder  hätte  er,  nach  Anfzihlung  m  lalil* 


414        F.  G.  Rettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

reicher  Geschäfte  der  YolksversammluDgen  und  des  Bathes  den  LeM 
noch  länger  hinhalten  sollen,  ohne  das  Resultat  zu  sieben 
welches  sich  daraus  für  seine  Rechtfertigung  der  Athi 
ner  ergibt?  Wfirde  es  nicht  ermüdend  gewesen  sein,  wenn  er  4e 
Leser  bis  dahin  hingehalten  hätte,  wo  nun  auch  die  langrwierige  iu 
detaillierte  Aufzählung  aller  BechtsfäUe  beendigt  ist,  welclie  df 
Betreibung  von  Qescbäften  bei  Bath  und  Volk  im  Wege  stehen?  Das 
er  dies  nicht  that,  dass  er  die  Antwort  auf  den  Vorwurf,  Swi  Mm 
(nm  eoTiv  airod-t.  xqr^^occiaai  rf^  ßovkfj  ovdi  t^  ^VMV  ^^^^^ 
Tov  xa9t]iiiiv(i)  dv&Qiont^j  nicht  so  lange  hinansscdieii 
muss  ihm  zum  Verdienst  angerechnet  werden,  nuni 
die  hauptsächlichsten  Hindernisse  besprochen  sind,  welche  df 
Betreibung  von  Geschäften  bei  beiden  im  Wege  stehen.  Auch  die  a 
die  obige  Frage  sich  anschliessende  Bemerkung,  dass,  bei  einer  sei 
chen  Masse  zu  erledigender  Geschäfte,  selbst  Bestechungen  an  jeaei 
Ergebnis  nicht  viel  würden  ändern  können,  scheint  an  passende 
Stelle  zu  stehen ,  und  das  Einerlei  jener  Aufzählungen  schicklieh  i 
unterbrechen  und  zu  mildern. ')  Passend  wird  dann  auch  die  Ani 
zähhing  der  gerichtlichen  Geschäfte,  welche  der  Erledigang  to 
Anliegen  Fremder  im  Wege  stehen,  mit  den  Worten  eingeleitet,  di 
de  vmI  tide  dtaäixa^iv,  welche  auf  die  Worte  des  §.  2  enuta  d 
diTfiac;  Kai  yQaq)ag  xat  ^v&iivag  ixöixal^etv  (ö&l)  zurückweisen,  an 
jene  Hindernisse  darum  absichtlich  nicht  noch  einmal  aufif&hiei 
dagegen  das  Folgende  als  einen  die  vorhergehende  Daretel 
lung  ergänzenden  und  verstärkenden  Nachtrag  einfflh 
ren,  zugleich  aber  auch  beweisen  dass  das  Vorhergehende  vorwic 
gend  die  politische  Seite  des  Gegenstandes  betraf,  wie  di 
Folgende  die  gerichtliche  angehen  wird.  —  Dass  auch  die  fid 
gende  Aufzählung  nicht  planlos  ist,  ergibt  sich  u.  a.  aus  de 
Wollten,  Tavua  fjiiv  ovv  oaa  eViy  öta  xqovov  di  diKOtaai  du  wi 
Dies  hebt  auch  Kirchhoff  hervor.  Dass  sie  aber  auch  nicht  lücken 
haft  ist,  was  Eirchhoff  ihr  vorwirft,  folgt  aus  den  Worten,  nolL 
i'zi  navv  Tragaliimo'  zo  de  fiayiOTOv  eiQfjva* 
Der  A^erfasser  wollte  nicht  mehr  anführen.  Auch  der  Schluss  diese 
Abschnittes  bedarf  wol  zu  seiner  Vervollständigung  keines  Zusatm 
wie  ihn  Kirchhoflf  S.  25  seiner  Abhandlung  zu  Nr.  8  des  Scheou^ 
nach  §.  8  Mitte  verlangt.  Die  Ei*gänzung  aus  dem  Vorhergehende 
zu  machen ,  durfte  der  Verfasser  füglich  dem  Leser  überlassen.  W 
unwahrscheiulich  ist  nun  nach  allem  Diesem  und  an  sich  EirchhoiE 
Annahme  „es  scheine  das  versetzte  Stück  3-4-4  (des  Schoma^s)  n 
fallig  oder  absichtlich  an  eine  Stelle  gerathen  zu  sein,  welche  in  &. 
That  einer  Ergänzung  bedurfte ,  wenn  auch  freilich  einer  wesentli« 
anderen.^  Das  Stück  3  -f-  4  ist  eben  an  seinem  Platze  und  jene  St»j 

')  Man  übersehe  auch  hier  nicht  die  Ausdrücke  ;^^»;/uar/<r(u  tai 
ijr  Tig  ttQyvQiov  t/jav  7iQoa(7\  noog  ßovXrjv  rj  d^fior  /Qr^uttritiT  a 
womach  doch  im  Vorhergehenden  von  Volksversammlungen  di 
Rede  gewesen  sein  muss. 


F,  ü.  JUHi§,  Heber  die  Schnft  vom  Staate  der  Athener.         419 


^ktiatr  Efg&ntimg,  —  Wenn  der  Schriftsteller  endlich  in  §.  8 

od  9  auf  den  in  §.  3  ausge^sprochenen  Gedanken  wieder  starück- 

Dt,  so  ist  aiicli  dies,  nacb  Erledigung  des  ganzen  Gegenstandes, 

mlir  pMneod  »nd  itatnrlich.   Er  wird  ja  nun  nicht  mehr,  wie  in  g,  3, 

illda  hu  Hinblick  auf  den  einzelnen  eben  behandelten  Gegenstand, 

iOEid«rn  im  Hinblick  auf  das  ganze  Werk  nnd  als  Ergeb- 

\m  ron  allem  Vorgetragenen    ausgesprochen.   Jedenfall» 

(ier  und  die  Tautologie  gerechtfertigter,  als  wenn  die 

wie  KirchhnfT  will,  unmittelbar  aufeinander  folgten, 

Sn  hat  es«  «ich  aho  als  unrichtig  gezeigt,  wenn  KirchhofT  an* 

Bl,  eik  werde  in  der  Stelle  van  der  Thätigkeit  der  Volksversamm- 

such  nicht  mit  einem  Worte  geredet:  als  nnrichtig»  dass  der 

biiitt  voD  den  Geschäften  des  Bathes  an  einer  Stelle  ♦  ii         *    :»on 

sritWo  er  den  Zusammenhang  der  auf  die  Dikasterien  en 

fio  einer  schlechterdings  unbegreiflichen  Weise  unterbreche ; 

\  aBriehUg,  wenn  er  Stfick  3  und  4  des  8chema*s  {vi]v  de  {iotki}^ 

'ü^^np  iidntrj  avroig  §,  2—4)  hinter  Stück  5 — 8  des  Schema*s 

4  —  nhyiGXQQ  ayomt^  nolit  %.  8  Mitte)  verlegt,  wobei  er 

Bier  diesen  Worten  den  Ausfall  der  die  Volksversammlungen  be- 

adfii  Partie  annimmt,  eine  Annahme,  welche  wir  als  im  hoch- 

I  Ofvdt  unwahrscheinlich  und  unpassend  bezeichnen  müssen.    Es 

90  nach  derselben  die  Besprechung  der  Geschäfte  der  Volks- 

imhingfn  nnd  des  Ratbes  erst  atif  das  kleinliche  Detail  der 

Verhandlungen  folgen,   während  nach  der  Anordnung  des 

schicklicher  Weise  die  Oeschifte  der  Volksversamm- 

p  Batheg  den  Geschäften  der  Gerichte  vorausgehen. 

1a  Hcliwach  es  nbrigens  motivieH  sei  ^  das8  Kirchboff  seinen 

ken  Xni  =  TIT.  10— 11   und  XfV  =  I,  14—18  ihre  Stelle 

1— XII,  i  lbarvorXV=m,  1— 2 

.i0w«ist,  bcM  ung,  wenn  man  sieht,  wie 

Bdi#r  er  sieb  selbut  darttber  8.  45  nnd  46  aussimcht. 

nttrodUch,  wie  wir  gesehen  haben,  die  Stelle  IIK  1  iit  di 

1  —  ^  Ende  den  Schluss  des  ganxen  Werkcbens  bildet, 

die  Paragraphen  III,  10  und  11,  äonLOvai  di  l^^t^yaiai 

r'  ft  talg  (jrmfiatot^Jw*;*  xri.  falls  sie  ihrem  Inhalte 

Fall  ist  (vgl.  I.  1  Am  TolXa  il  diartgatioyim  a 
mip  a^ta^tatuv   roJg  aklotg  *'£JU>/<Jii'),   zum   zweiten   und 
.ttta  ersten  Theilo  gehören,  nnr  vor  III,  1  ht  df  xai  xrJL 
lle  finden  und  dürfen  nicht,  wie  von  Kirchbolf  geschiebt, 
Abschnitte  dos  ersten  Theils»  nftnilicb  zwischen  XIl  =  II, 
mi  II V  =:  l,  14— IH  als  XUl  eiut'^'*^t'l»ohen  werden.  Das» 
ifilien  in.  10  und  11  aber  zum  zweiten  Thcil  gehr»ren, 
I  hervor,  dass  darin  nicht  von  Einrichtungeu  des  athe- 
liicben  Staate»  selbst,  noudern  von  dun  Folgen  der  utheniscben 
IMitJk  för  auswärtige  Staaten  die  Bede  ist.    Die  Stelle  vor 
^*  l  Iti  Ai  Kai  ytrL  dürfle  den  beiden  Paragraphen  aber  auch 


m. 


416        F.  G.  BHtig,  Ueber  die  ScMffc  vom  SUitLtß  Aft  Mthmtr, 

wegen    ihrer  relativ  j^  «i.    itniiiin  »üe 

darin  besprocbenen  G^v  m  o r  Do«iükrAti# ' 

in  BOotieDf  die  VeniichUio^  der  Demokraten  in  Jttilet,  die  ünief- 
jochun^  der  Messenier  durch  Lakedämun  imd  dio  Bekriegong  AtltttL». 
ohnatreitig  von  grösserer  Wichtigkeit  sind,  als  tlio  iu  §,  1 — y  W- 
sprochenen  Klagen ,  dass  es  in  Athen  für  einen  Fremden  bu  schwer 
sei,  mit  seineu  Anliegen  bei  Volk  uud  liath  Ueh<ir  xtt  lin(i«*n,  Wii> 
aber  so  durch  sachliche  Gründe  wahrscheinlich  wird,  tli  in': 

in  der  Form  d<»r  Barakllong  seine  Bestätigung.  Wir  In 
dasa  die  Anfangs worte  von   Capitel  lü    xai   /r^^t  tfjg  J^^^yroiWj 

Theil  der  Anfangsworte  des  ganzen  Werkchens  wiederholen  und  dm 
ersten  Theil  abschliessen.  Wie  passend  nuiss  m  da  uuu  er»o.heii)6iit  j 
wenn  am  Anfang  des  zweiten  Theiles  ebenfalls  mi  die  den  InhaU  il«  ' 
zweiten  Theiles  bezeichnenden  Worte  in  I,  1  xai  takka  [iv]  i^a'  | 
Tt^TTOvrai  a  äoxovatr  QftaQiotp^tv  töig  alXoti;^ Ekkffiiv  eriftaert 
und  so  der  Uebergang  zum  zweiten  Theile   bezeichnet  wird*  Mm 
geschieht  n uu  durch  die  Woite ,  öoAoia i  ii  yi4^tyratoi  toi 
TOVTO  ov'Ä  oQ^togßovkevea^aiXTL  Ich  uiarh«  in  di«ier 
Hinsicht  ausser  dem  übereinstimmenden  Sinne  aufmer  Jaa 

doxotai  in  beiden  Stellen.    Dem  Abschnittei  öokovoi   i  mje/« 

xtL  §,  10  11,  scheint  aber  die  Stellung  vor  dem  mit  f}it  df  xm  lak 
§.  1  fl,  beginnenden  Abschnitte  auch  aus  dem  Grunde  mit  Uecht  m- 
gewiesen  zu  werden,  weil  mit  jenen  Worten  ein  neuer  OegenstsB^ 
der  Verhandl  nng  eingefü  hrt,  mit  diesen  an  schon  Behan- 
deltem angeknüpft  wird.  Die  Worte,  tu  Öi  xal  rath  fiiic 
0^10  fuEfiq^ofttvon:  ^/i^r^pmoig,  weisen  offenbar  auf  an  ^t** 

gegangenen  Tadel  hin;  sulcben  enthält  JJI,  10  und  11  '^'fl 

aber  unmöglich  sofort  auf  HI,  1*  folgen,  wenn  diese-  i  i:  fi^m 
Theil  des  Werkebens  abschliesst,  und  ihneu  also  im  i'.wcjuu  ilifiJ 
kein  anderer  Tadel  vorausginge ,  wenn  die  handschriltlich«  Ucbiff 
liefernng  als  richtig  angenommen  würde.  Dies  Alles  weist  111,  ll/tU 
seine  Stelle  voi  III»  1  IVi  df  y.tX,  an.  Verhält  eg  gich  fthrig^iu 
mit  111,  10,  11  so,  wie  wir  vermuthon,  so  liegt  ai  v(^*- 

terer  Grund  für  die  Ansicht,  dass  III,  1'  den  Ab  ^'^' 

Theiles  bildet  und  nicht  den  Schluss  des  Ganzen»  Es  wurde  ajch  Aii^v 
auch  empfehlen  in  den  Ausgaben  die  bezeichneten  Worte  ans  En«!^ 
des  zweiten  Capitels  zu  setzen  und  das  neue  Capitel  mit  EI,  10  i^ 
mvat  ii  ^ix/^t^valoi  ml,  anfangen  zu  lassen. 

Wir  haben  nun  nur  noch  von  den  Par^raphen  III,  12  un<i  ^^ 
zu  handeln,  welche  in  der  handschriftlichen  üeberliefer  '  -^^ 
Stelle  des  WerkchenB  einuebmen.   Dass   sie  dahin  ui  ^^^ 

kann  nicht   zweifelliafl   sein    und  ich  bestätige  in  di  ^* 

Alles,  was  darauf  Bezügliches  von  Kirchhoff  und  Andt  -  '^^ 
woiiien  ist   Auch  daa  kann  nicht  zweifiilhaft  sein ,  dass  sie  ilinP 


Ha^  üebcT  die  Schrift  Tom  Stiute  der  Athener. 


4W 


[  Ttsm  ersten  Theile  der  Schrift  gehöreü,  besonders  weDU 
ta  I,  1  angrelrODdigten  Thema  des  ersten  Theiles,  tig  iv 
i  rr^v  nohtuav  die  Worte  unserer  Paragraphen,  alX 

rrr  x^V  i^ytCofieyov  fiij  vofiiCeiv  elvai  tt 
ttiv  a%i^tiav  A ^fjifriGtv  zusanunenhält.  Es 
mir  um  die  Stelle  handeln»  welche  man  ihnen  im 
ransaweisen  hat.  Kirchhoff  weist  ihnen  dje  Stelle  nach 
Daaa  dies  nicht  möglich  ist ,  ist  oben  gezeigt  worden. 
Itong  würde  den  Gedankeaiusammeohang  zwischen  I^  1 
.  5  xerreiflsen  und  die  zwiechen  nganov  f^iv  ot^  ato 
g.  2  und  intna  Si  xrX*  am  Anfang  von  §.  4  bestehende 
tg  durch  da8  eine  Einwendung  einführende  l:ioXaßoi 
lufliebeii.  Da  die  Paragraphe  von  der  Atimie  über- 
it  blos  von  dem  Ausschlnss  vonAemtern),  nnd  ihren 
IViiiningen  f&r  den  Bestand  der  Demokratie  handeln ,  bo 
nur  an  diejenige  Stelle  gehören ,  an  welcher  Ton  dem 
\%  TOD  den  b&rgerlichen  Hechten  und  dem 
i  den  Berathungen  der  VolksTersammlnngen 

Ken^  die  Bede  war,  also  nach  I,  6 — 9  nnd  nicht 
ber  blos  tob  den  aQxai  handelt.  Da  sie  gleich  den 
t6 — ^9  eine  den  Paragraphen  4  und  5  untergeordnete,  mit 
Opfte  Einwendung  enthalten^  so  8t5ren  sie  nicht  den 
4.  &  und  I^  10  C  bestehenden  Zusammenhang.  VgL  dar* 
über  Bemerkte.  Für  diese  Stellung  sprechen  dann  auch 
hi«r  gebrauchten  ähnticheu  Wendungen«  am  Ajifang  von 
V  £*v  tic:,  am  Anfang  von  §.  7  unnt  di  tig  av  und  in 
I«»  w^kaßoi  di  Tig  av.  Da,  wie  wir  bewieeeu  zu  haben 
|b»iieil  g#h«iid#Z«r8tAning  desZusMunenhangs  unserer 
Hch  nicht  weniger  als  sechs  ganze  Partikeln  fehlen 
■rchhoff  annimmt^  nieht  stattfindet,  m  scheint  es  nicht 
IrVorginge  de§  Zerst5mi^sproceases,  wie  Kirchhoff  sich 
mJct  f  näher  einzutreten  *  znmal  Kirchhoff  selbst  die  Un* 
cUkeiteii  seiner  Vennnthungen  nicht  entgaagen  sind 
.  Sw  4^  fl.),  nnd  wir  wenden  uns  deswtgen  sofort  xnr  B^ 
ür  Bieh  Kirchhoff  und  mit  Beziehung  auf  ihn  geschri»- 


Ton  C.  Wachsmnth. 
(Schluü  folgt) 


Dr.  G.  F.  Rettig- 


Qjmn*  tun.    Tl.  R*f1. 


27 


418  Fr.  Paulff,  Kritische  Mischen. 

Kritische  Miscellen. 

5.  Zu  Cicero's  Bede  pro  Boscio.  (Vgl.  Heft  4,  S.  261  IL) 

§.  50  hat  der  cod.  st.  der  Vulgata  iudicare^  den  inf.  iadioMl 
diesen  halte  ich  für  die  richtige  Lesart;  er  wurde  in  den  jedenU 
wenig  passenden  coni.  imperf.  geändert,  nachdem  hinter  dem  venu 
gehenden  putes  das  ursprdngliche  debes  durch  die  Sorglosigkeit  dl 
Abschreibers  ausgefallen  war  (vgl.  §.  54).  —  Ebenso  dflrfte  m 
Schlüsse  des  §.  aus  dem  cod.  st.  atque  hoc  impeiinm  herxngtellMi  Mi 
atque  ex  hoc,  in  dem  Sinne:  sie  „ mehrten **  das  Beich  nnd  danitO 
Folge  dessen)  die  Macht  und  den  Namen  des  rOm.  Volkes. 

§.  52  Verum  haec  tu  qnoque  intellegis  esse  nug^toria;  üb 
quod  coepimus  videamus.  Nach  nngatorta  ist,  denke  ich,  ansgeiUUl 
iä,  also  tarn  illud  q.  c.  vid.*) 

§.  53.  Das  im  cod.  fehlende  ut  vor  denique  ist  in  der  fltv 
entbehrlich. 

§.  54.  Da  der  cod.  blos  taces  hat  nicht  cum  taces,  saiii^ 
Cicero  geschrieben  haben  tacens;  ebenso  dürfte  gleich  darauf  qnita 
{cum)  voluisse  exheredare  das  richtige  sein,  wie  auch  weiter  ia  im 
handschr.  vere  nihil  potes  se  dicere  nicht  potes  dicere  sondern  potii 
edicere  stecken  dürfte. 

§.  55  hat  der  cod.:  ut  ne  plane  meäiis  omissis  inludimiirak 
accusatoribus;  das  sinnlose  mediis  omissis  fehlt  sonst  ganz;  ickw 
kenne  darin  indiciis  omissis. 

§.  56  hat  der  cod.  si  ac  fures  venerint,  die  Vulg.  si  fum^A 
in  dem  si  ac  sehe  ich  sl  d.  i.  simul  etc. 

§.  57  etiam  tum,  cum  veri  simile  ent  aliquem  commisilMf 
hinter  tum  cum  mochte  ich  tantum  einschieben;  wie  es  spiter  vA 
heisst  tantum  modo  latrabitis. 

§.  58  hat  der  cod.  aufikllender  Weise  neque  ezheredaretair  lüi' 
tus  est  st.  ne  exh.  Sollte  nicht  in  dem  neque  zu  suchen  sein  ne  (VsV 

§.  64  0. .  aiunt. . .  T.  Caelium . . .  inventum  esse  iugolataB« 
Cum  neque  servus  quisquam  repmebatur  so  der  cod.;  die  Ttlf» 
reperiretur.  Hier  scheint  mir  das  cum  entweder  aus  dem  toAv* 
gehenden  tum  dittographiert  oder,  was  wahrscheinlicher,  ans  M 
verderbt;  also  tum. . .  reperiebatur.  Setzt  man  dann  nach  pertiiiM 
einen  Punct  und  nach  uMtem  ein  cum  so  ist  alles  in  schönster  Ordnoag* 

§.  66  macula  non  modo  elui  non  potest ;  wenn  auch  elui  nm 
der  macula  richtig  gebraucht  ist ,  wie  auch  Verr.  II,  5,  46,  so  bleW 
doch  dahingestellt  ob  daraus  durch  Buchstabenverstellung  das  in 
cod.  stehende  leui  entstanden,  oder  ob  nicht  Cic.  hier  vielmehr  ooo 


*)  Aid  Schlasse  dess.  §.  heisst  es:  illad  qaod  coepimos  videaBUr 
Halm  in  d.  Anm.:  qnod  coepimus  sc.  uidere;  das  scheint  mir  denn  ^ 
gar  sonderbar  gesagt;  vieli.  ist  das  quo  des  cod.  richtig  und  ntch  o«B 
vorausgehenden  d  ein  a  ansgefikllen. 


Fr.  Paulg,  Kritiücbe  Miioelten. 


419 


iebeUf  wie  pro  imperio  Ca.  Pompei  3 ;  das  de  fiel 

§.  72  )tat  der  cod. ;  et  etö  qaide  tä  e  commuüe  quam  äpintus  ^ 

i/'ulg,  quid  tatn;  eatweder  schrieb  Cie*  quid  tandem  tarn  est  c« 

Qocb  wÄhnscbeinlicher  quid  est  tarn  com. ;  das  e  wÄie  einfach 

ikh  aus  dem  c  des  commane  entstanden. 

$.  76,  Wie  zu  Arcessit  aliquem  die  Frage  quem  et  quando?  zu 

i  misit  die  Fmge  quem  aut  ad  quem  V  so  musy ,  dächte  ich,  zura 

Prelio  gratia  spe  promissis  induiit  aliquem  ebenfalls  der 

eben  Symmetrie"  we^en  eine  Frage  gehört  haben;  ich  ver 

\  Quibus  et  queni  ?  welche  Worte  nach  diqucm  leicht  ausfielen. 

|.  83  Is  enim  mihi  ?idetur  amplissimus,   i[m  sua  virtute  in 

fcrem  locura  pervenU,  non  qui  ascendü  per  alterius  commodum  et 

ätem.  Im  cod.  fehlt  das  Wort  perveuit  und  ich  z weife  keinen 

c^k»  dass  dassdbe  einem  sciolus  angehurt,  erstens  weil  nicht 

»n  t  wie  e§  ausgefallen  wäre ,  hauptsächlich  aber  zweitens 

es  denn  doch  gar  zu  matt  ist ,  während  das  gemeinschaftliche 

iit  ?ortrefllich  passt. 

1«  9(»  bat  der  C4>d.  Occiso  Sex.  Bi»scio  qui  pnmus  Ameriam 
die  Vulg.  bat  quis;  ich  glaube  Cic.  schrieb  {quis  eM)  qui, 
101  bat  der  cod.:  o  vitam  hooestam  atque  eius  modi,  ut 
Animis  ad  eius  te^timonium  vestrum  jus  juiandum  accü* 
;  gewöhnliche  Lesart:  //bentibu^  auimis.  Sollte  nicht  Inhafi- 
noch  bes&er  passen?  (^falls  ihr  noch  gchwanket**). 
.  104  steht  auch  im  cod.  iati  credcrc^  wofür  nach  Manutius* 
lUi^fnuinns  Vorgange  die  Ausgg.  jetzt  meist  istk  sedere  bieten; 
I  kannte  auch  an  isti  (asidere  d.  i.)  assidere  denken  zumal  darin 
l^tumme  Sitzen  an  der  Seite  des  Klägers  noch  prägnanter  be- 
.  wird  a\9  durch  das  Simplex. 

105  hoisst  os:  Bic  nihil  est  quod  suBpidonem  hoc  pntetis; 
äi  gewiss«  wie  Halm  bemerkt,  unlateiniscb ;  aber  seine  Yermu- 
suspicionc  hoc  esse  putetis  ist  wirklich  ^unsicher** ;  auch 
§M$picione  Hoc  roritputettB  entfernt  sich  zn  weit  Ton  der 
^rung  abgesehen  davon,  dass  der  Ausdruck  in  unserem  Zu- 
nge zu   dunkel  erscheint.    Sollte  nicht  ^uspichmm  den 
rii  ^  '^^ü  Sinn  geben?  Cic.  sagt:  In  diesem  Falle 

hUs  ij  äunehmeu  konntet,  dass  dies  auf  blossem 

ternbe*'.  Auch  das  ^blossem"  Hesse  atdt  leicht  erreichen, 
schrieb  suspicio/Wm  tan/u«H. 
f.  107  Si  eum  qui  indicii  partom  acceperit  oculis  cernetis.  Der 
^kmi  tikr  iudidfiei  käme  das  Subjüt.  iudicina  auch  anderswo  vor 
iAfoIalus,  der  mdicinae  praemium  und  acciiwre  aliquid  iWi- 
•twf  bat,  so  wäre  eiufacb  indianw  1  ^^n.  .Teden felis 

Li^ssart  des  cod.  nicht  auf  die  Vulu  -'m',  denn  wo 

ne  herkommen  ?  Wie  wäre  es  wenn  man  mich  dem  obigen 
kpiM^schen  Beispiel  hier  schrieb  iudiii  i^l  iudutt  w^^  A,  \. 


27» 


4t0  Fr,  Pauly,  Kritische  Miscellen. 

§.  124  Chrysogoni,  qao  nonÜDe  tota  societas  ^uU;  so  der  €od 
Halm  schreibt  nach  Büchelers  und  Madvigs  Vorgaog  laiuii.  Bs-M 
gestattet  dieser  Vermathung  eine  zweite  zur  Seite  za  stelleB,  dii 
denselben  Sinn  ergibt  and  leichter  zu  sein  scheint.  Das  8  uuM 
konnte  ans  dem  vorangehenden  societas  wiederholt  sein ,  duu  ligi 
in  tuit  ein  fuü  und  für  iota  wäre  entweder  tecta  m  sckreiben  od« 
teda  tota.  —  Weiter  unten  hat  der  cod.  nicht  tametsi  üa  serm 
haberU  sondern  tarn  et  si  se  res  sunt,  daher  von  Cic  wahrselMiiilid 
herrührt  tametsi  ita  res  sunt 

§.  125  hat  der  cod. :  si  enim  haec  audientur  et  libre  diconkB 
nicht  ac.  Mit  dem  et  des  cod.  l&sst  sich  in  die  annoch  dnnUe  StiD 
der  von  Halm  sehr  richtig  verlangte  Sinn  durch  zwei  sehr 
Aenderungen  hineincorrigieren.  Halm  erwartet  nämlich:  si 
haec  aeque  libenter  audientur  ac  libere  dicentur  d.  i.  «w«ui  mu 
solche  Aeusserungen  ebenso  willig  wird  anhören  wollen ,  als  sie  Crd 
müthig  gemacht  werden."  Dieser  Sinn  ist  da  wenn  man  naeh  hae 
ein  et  und  nach  audientur  ein  libenter  sich  ausgefallen  denkt;  also 
si  enim  haec  {et)  audientur  {libenter)  et  libere  dicentur. 

§.  129  ist  Richters  Besserung  des  vitae  cast^m  causamque  ii 
nitam  causamque  jetzt  so  ziemlich  von  allen  neueren  Herausgg.  acoap 
tiert  worden,  auch  in  der  Ausg.  v.  Eberhard  und  Hirschfelder  steh 
sie.  Der  cod.  hat  aber  etwas  anderes,  pämlich  discri$nen  casiim^ 
und  Wramp.  ändert  darnach  richtig  vitae  discrimen  catisam^fiie. 

§.  130  multa  multos  partim  imprudente  L.  Sulla  commisisse 
das  unhaltbare  i?ar^tm  hat  auch  der  cod.  Geistreich  wie  immer  bessert 
Madvig  {partim  invito)  partim  imp. ;  ihm  folgt  auch  Hahn ;  jedii 
falls  ist  es  dem  praesertim  od.  ipso  Wramp.'s,  auch  dem  furtim  le^ 
und  Kaisers  vorzuziehen.  Am  leichtesten  wäre  multos  sparsim^ 
dieses  Adv.  ciceronisch  wäre ;  aber  auch  passim  und  separaüm  ^ 
zu  dem  Gedanken  der  Stelle  passen. 

§.  131.  Da  im  cod.  steht  tu  legibus  während  dieses  tO  L  j 
tum  sonst  fehlt,  so  dürfte  st.  imperii  majestatem  qtUHH  armis  r§ei 
perut  legibus  confirmaret  zu  schreiben  sein:  i.  mai.  quum  anni 
TQciperet  {ttm)  legibus  conf. 

§•  133  wird  wol  nach  tabularum  signorum  auch  das  im  eod 
vorfindliche  marmorum  st.  mai-mom  herzustellen  sein.  —  In  dem 
§.  fin.  heisst  es:  quantum  e . . .  rapinis  coacervari  una  in  dam 
potuit;  der  cod.  hat  st.  una  in  domo  einfach  unum;  darnach  wip 
Cic.  geschrieben  haben  coacervari  (in)  unum  potuit. 

§.  134.  Honesta  (convivia),  credo,  in  eins  modi  domo, 
domus  haec  habenda  est  potius  quam  officina  nequitiae.  In  diese 
Worten  fehlt  im  cod.  das  qtMm.  Daher  ist  mit  Aenderung  der  Intel 
punction  einfach  zu  schreiben:  si  domus  haec  habenda  {est);  ei 
potius  officina  neq. ;  das  eingeklammerte  est  könnte  übrigens  ans 
fehlen;  auch  könnte  vor  dem  est  (potius)  ausgefallen  sein  (est;  als 

§.141  quod  speravit  sese  apud  tales  vires  aliqnid  ffaUiutm- 
ad  pemiciem  inuocentis.   Das  valiturum  ergänzt  Halm  st.  des 


Jok,  Hmmtr,  Zur  Erkläronf  ?un  Vir^.  BcL  VUI  47*-50.       4SI 


gidagtreii  Handschriften  ^in  wechselnder  Woitstellang'^  ericbei* 
fitadtii  aber  io  der  Bedeutung  ^veimögen"  mit  Eecht  beaDStäodeten 
fmc.  Bet  jeneiD  ralUurfim  i&t  nur  schwer  abzusehen ,  wie  es  in 
kfisUi  gekommen,  während  der  Ausfall  auf  den  ersten  BÜck  erklär- 
üdi  tOiditijity  wenn  man  sehnebe:  aliquid  arisecuturnm  (od.  <3tlsequi 
|Mi^}  ad  iternjciem  innoc.  Zu  diesem  übrigen»  ganz  gewöhnlichen 
StbrMcha  vun  udse^ui  Tergleicbe  man  mm  Uebertiusse  oben  34, 

g.  142  tum  uero  optimo  et  nobilissimo  cmque  meam  orationem 
gr&tkiiiiiJini  e«fie  opoitet.  Da  im  cod.  steht  cuiquam  meamf  ko 
j^MiB  icli  dass  Cic.  geschrieben  cuique  (liane)  meam,  gerade  so  wie 
Hirn  Eingänge  des  folg*  Capitels  heisst:  liaec  omnis  oratio  mea  est. 

|,  14^  steht  im  cod.  quouiam  autefn,  während  autcm  sonst  in 

I~       taiEibchr.  fehlt;  jedonfalls  ist  die  Adveraativpartikel  wfin^rljfns- 
ifTth  um  nicht  zu  aagen  nAtbig. 
Itoe 


Ztir  Erklärung  von  Virg.  EoU  VIII  47—50. 


Saevu»  Amor  docuit  natorum  sanguinc  uiatrem 
oommacnlare  manuB  crudelis  tu  quoqut  maUr 
cr%d€l%8  mater  magis  an  puer  improbus  ille 
improbas  ille  puer  cn^delü  tu  quoqi^  mater, 

ist  die  iichere  UebeHieferung  der  Handschriften,  von  der  Inl^r* 
:NsclJOiiiiVage  (vgl.  Ser^jus  zu  v.  50)  abgesehen,  G,  Hermana  sog 
4«r  Herstellung  eines  ^rophjschen  Schemas  haupts^hlich  zuliebe 
^  TifT  Verse  in  drei  zusammen  (zu  Bion  p.  47): 

Sn^rtu  Ainor  docuit  natorum  Hangnine  matrem 
coromacdlare  manu»:  puer,  ah  puer  improbus  ille; 
iinproboB  ille  pu^r,  crudelis  tu  quoque,  mater. 

'Ml  Grunde  nach  V,  58  eine  Lücke  (vgl.  Teuffd 
langte  zwischen  V.  28  u*  29  entweder  die  Ein- 
larvcrses  oder  V.  75  die  Tilgung  eines  solchen. 

in  strophensrhema  passte  iler  Vers  50  nichts  er 

r#mta   daher   denselben   an»   dem   Texte,   Seitdem  sind  wieder 

Schemen  aufgestellt  und  wieder  verworfen  worden»  die  einen 

iT^  die  ruifleren  weniger  gewaltthätig  gegen  die  Ueborlieterung ; 

gvwalttliAiig  waren  sie  alle.  Jetzt  geheint  namentlich  fl^r  Virgil, 

tmtmn  Belogen  gewiss  nicht  für  den  Gesang  bestimmt  wareu,  die 

¥^m   Fritische  zu  Th<iocrit  S,  IG  Anm.  prophezeite  Zeit  gekommen 

>«  8«iii,  iii  der  sich  dm  Strophentieber  1^,  welches  Heimsötb  'pas- 

üiftd  Uli  dem  Tischklopfeu  vergleicht ,  das  immer  gerade  diejenige 

^jilil  wieder  gibt»  die  gewünscht  wird/   So  wird  eine  erneuerte  Eet- 

tUf  und  ErkUrung  obiger  Verse,  die  nicht  ein  Strophenschema  zur 

Bisb  nit  hi  unzeitmässig  und  zwecklos  sein.   Bei  Textesher- 

iMhmg     ^  Sinn   und  Zuaammgahaag  der  Verse  vor  allem 


428       Joh.  Huemer,  Zur  Erklänmg  von  Virg.  EcL  VUI  47— MK 

massgebend.  Diesen  Facioren  glaubte  Bibbeck  G.  Hermann  g$gei 
über  neben  der  Herstellung  eines  Strophenschemas  mehr  gwed 
werden  zu  mössen  und  wurde  dadurch  zu  einer  zweiten  Gewaltfh 
an  der  üeberlieferung  gezwungen ;  er  ändert  V.  49  an  in  ol.  1 
schreibt  darüber  (Jahn's  Jahrb.  B.  75.  S.  78)  in  einem  Bxenn  n 
Vin.  Belöge:  „Die  Hermann'sche  Verbesserung  von  V.  47 — 6 
genügt  doch  auch  nicht  recht.  Denn  da  Amors  Grausamkeit  ab  4i 
höchste  hervorgerufen  werden  soll,  von  der  Grausamkeit  einer  HMh 
nur  mit  veranlasst  ist,  sowar  doch  die  natürliche  Folge  der  Gedankt 
die  umgekehrte  „grausam  war  die  Mutter,  aber  ruchloser  noch  bl 
du,  0  Knabe/  Dies  und  einen  genaueren  Anschluss  an  die  ITebei 
lieferung  erreichen  wir,  wenn  wir  schreiben : 

V.  48  commaculare  manus,  cradelis!  tu  quoqne,  roater, 
y.  49  cradelis  mater,  magis  at  puer  improbns  ille. 

Sehen  wir  zu,  ob  dieser  Sinneszusammenhang,  speciell  dieses  üithe 
über  Amor  nicht  zu  finden  ist,  ohne  dass  nur  iin  Buchstabe  an  de 
Üeberlieferung  geändert  wird.  Bereits  G.  A.  Gebauer  (De  podtanu 
graecorum  bucolicorum  imprimis  Theocriti  carminibus  in  eclogis 
Yergilio  expressis  libri  duo.  v.  I.  Lips.  1861)  hat  einen  Erklänmg" 
versudi  auf  Voss  sich  stützend  gegeben,  den  ich  bis  auf  eine  Modi 
fication  im  letzten  Theile  für  richtig  halte  p.  62 :  Yerba  v.  49  sa 
sie  jungenda  opinor:  (Utrum)  mater  an  ille  improbus  puer  maQ 
crudelis  (fnit)?  (magis  crudelis  fuit)  ille  improbus  puer,  crudelis 
quoque  mater  (vielmehr  (sed)  crudelis  tu  q.  m. ,  wie  der  über  cz 
Grausamkeit  der  Medea  erbitterte  Dichter  hinzufügt).  In  dmm 
Sinne ,  der  die  von  Bibbeck  verlangte  Gedankenfolge ,  wenn  auoh 
anderer  rhetorischer  Form  wesentlich  trifft,  hat  ein  viel  älterer  T-« 
ehrer  und  Nachahmer  Virgils  aus  dem  V.  Jahrhundert  die  8t^ 
verstanden  und  sie  dem  Dichter  vom  Leibe  geschrieben:  eine  SteH 
die  wie  manche  andere  den  Sammlern  von  Imitationsstellen  entg^ 
gen  ist,  und  die  mich  zur  Abfassung  dieser  Zeilen  veranlasste, 
ich  sie  für  obige  Yergilstelle  sehr  beachtenswerth  halte.  Codk- 
Sedulius  spricht  im  zweiten  Buch  des  carmen  paschale  von  der  v* 
den  Schlange  (auguis ,  draco) ,  die  Schuld  an  der  Vertreibung  « 
ersten  Menschen  aus  dem  Paradiese  und  an  dem  Fluche  des  j 
Menschengeschlechtes  war  und  vergleicht  ihre  Schuld  mit  der 
Weibes  (Eva)  im  engen  Anschluss  an  obige  Virgilstelle  *) : 
V.  1  Expnlerat  primogenitam  saeTissimas  angnis 

4  Nee  soluB  meritam  praesumtor  senserat  iram 

5  roortali  sab  lege  iacens,  sed  prorsns  ab  ipso 

6  humannm  simul  omne  genus.  Heu!  noxta  conitix, 

7  noxia  tu  coniux  magis  an  draco  perfid us  ille? 

8  perfid as  ille  draco,  sed  tu  quoque  noxia  contuc. 


')  In  wie  ausgedehnter  Weise  dieser  christliche  Dichter,  V^J] 
auch  sonst  nachgeahmt  hat,  gedenke  ich  anderwärts  ausführlicla  ^ 
zeigen. 


M.  AaMf»  Zur  Brklining  von  Virg.  EcL  YIU  47--50.       4tS 

duY.  B  Ton  der  Virgilstelle  abweichende  sed  scheint  mir  darauf 
Umdeaten,  dass  auch  der  zweite  Theil  des  Verses  50  bei  Yirgil 
idmmtiT  in  fiueen  sei.  Als  Beispiel  eines  Gebrauches  des  Asyn- 
ditai  adTersativnm  bei  Yirgil  führe  ich  an  Aen.  IV,  172  coningium 
Tooit;  hoe  praetexit  nomine  culpam. 

So  mag  denn  nur  noch  die  rhetorische  Form,  namentlich  die 
Bfakftmg  der  Anaphora  an  obiger  Stelle  (wie  auch  sonst  vgl.  Ecl. 
XTSseq.  Georg  1406.  s.)  befremden,  insofern  der  junge  Dichter 
Umn  das  von  seinem  Vorbilde  geübte  Mass  überschreitet.  Doch  auch 
—  bonna  dormitat  Homerus  1  Dass  man  auch  bei  Beibehaltung  des 
Tmes  50  ein  den  sonst  aufgestellten  Strophenschemen  gewiss  eben- 
Uitiges  herstellen  kann,  hat  Gebauer  (a.  0.  S.  63)  thatsächlich  be- 
in. 

Wien.  Joh.  Huemer. 


Zweite  Abtheilung, 

Literarische  Anzeigen. 

Fabiüarum  Babrianarum  paraphrasis  Bodleiana  ediditP.KaoelL 
Vindobonae,  sumptibas  Alfredi  Hoelderi  MDGGCLXXVIL  SU  ud 

77  S.  8«. 

Nachdem  der  Herausgeber  der  vorliegenden  Schrift  in  te 
österr.  Gymnasial-Zeitschrift  1876,  p.  161  sqq.  einige  noch  pickt 
edirte  Paraphrasen  babrianischer  Fabeln  aus  dem  Cod.  Bodleittv 
veröffentlicht  und  später  im  Programme  des  Gymnasiums  der  isanum 
Stadt  Wien  1876  eine  eingehende  Darstellung  der  genannten  EmmAt 
Schrift  und  der  daiin  enthaltenen  Paraphrasen  gegeben  hatte,  «t- 
schloss  er  sich  eine  Edition  sämmtlicher,  auch  der  schon  bebuiBtaa 
Paraphrasen  des  Bodleianus  zu  veranstalten.  Hiezu  bewog  ihn  aoflsir 
anderen  Gründen  (cLp.  V  und  VI)  hauptsächlich  der  Umstand,  daasfie 
durch  Tyrwhitt's  Edition  in  die  Ausgaben  von  Corals  und  Halm  ge- 
langten Paraphrasen  ihres  eigentlichen  sprachlichen  Gewandes,  «il- 
ches  byzantinisch  gefärbt  ist,  entkleidet  wurden,  so  dass  siejM 
mehr  in  der  Gestalt  der  xoivrj  und  des  Attischen  erscheinen.  DieBtr 
Gedanke,  den  Paraphrasen  ihre  ursprüngliche  Form  wieder  zu  gebai, 
kann  natürlich  nur  gebilligt  werden.  Der  Herausgeber  hat  Mig- 
fältig  die  in  der  Ueberlieferung  sichtbaren  Spuren  des  byzantinisdiei 
Griechisch  bewahrt  und  einen  eigenen  index  grammaticus  angefertigt 
(p.  68  —  72),  der  eine  dankenswerte  Zusammenstellung  der  bem- 
ders  auffölligen  Formen  und  Constructionen  enthält. 

Die  Hauptgrundlage  der  Ck)nstituirung  des  Textes  bildet  der 
erwähnte  Bodleianus  (B)  aus  saec.  XIII  nach  Knölls  eigener  Colli- 
tion,  der  den  reinsten  Text  bewahi-t  hat.  Zu  diesem  treten  in  i«^ 
ter  Reihe  der  Marcianus  (M)  aus  saec.  XIV,  den  der  Herausgeber 
gleichfalls  selbst  verglich,  und  der  Palatinus  quintus  Nevelet'e  (N). 
Der  Text  von  M  und  N  weist  auf  dieselbe  Quelle  wie  B,  und  unter- 
einander wieder  zeigen  diese  beiden  Handschriften  eine  solche  Ver- 
wandtschaft, dass  sie  ganz  entschieden  derselben  Vorlage  entstanuD^ 
(vgl.  p.  X).  Es  ist  nur  die  Frage,  ob  die  gemeinsame  Quelle  der  Cod. 
B  selbst  ist,  oder  aber  ein  diesem  parallel  zu  setzender  X,  der  oüt 
B  auf  einen  Archetyp  zurückzuführen  wäre.   Knöll  hat  das  Letiten 


FabuknitD  Babrianaram  etc.«  mg.  v.  AL  Rsadt^     It^ 

DU  Bache  IrÖnDte  keinem  Zweifel  unterliegen,  wenn  die 
Pwelch«  tu  B  eine  Lücke  zeigt»  inM  enthalten  wäre  und  Nevelet 
'  K  nicht  so  spärliche  Angaben  gemacht  hätte.     Nach  dem  Ver- 
Bin^e  der  Lesearten  von  M  N  zu  B  aber  ^jcheinen  dem  Eef.  fther 
diaae  b«iden  Oodd.  indirect  aus  B  ^flössen  zu  sein^  eine  An- 
i  ja  auch  dem  Herausgeber  nicht  als  unannehmbar  gilt.  Die 
agon  von  M  N,  iitdeweit  sie  Umschreibungen  sind,   reprä- 
Jlemal  nur  eine  ModiBcatioo  des  reinen  Grundtext^  van  B. 
nebenbei  bemerltls  nor  49  von  148  Fabeln  und  ist  von 
Ipaxt  anTerstindi^en  Manne  geschrieben. 
An  der  Hand  von  B  hat  der  Herausgeber  mit  Recht  verschie- 
bt Conjecturtn  der  bisherigen  Editoren  zurückgewieeen  ,  mehrtach 
Bm^ndationeii  gemacht.  Wir  wollen  anf  Einiges  näher  ein* 

8  \mt  Knöll  mit  der  Schreibung  ivxnXov  ^  moTTj^ia  ge- 
raa  sich  mit  dem  handschrifüichen  evxoXov  dg  üunrgiay 
bem  liesa»  es  ist  jenes  jedesfalls  annehmbarer  als  ^xn^g  r/  ü,. 
fCora!«  und  Halm  schrieben. 

Eine  ividente  Emendation  ist  in  F.  9  demTigf/  von  B  und  den 
Jls  unmöglichen  Lesearten  von  MN  gegenüber  HarteFs  Vor- 
\S%vxer  In  derselben  Fabel  lässt  sich  das  hdschr.  {iakoytog, 
HänuBgeber  aufnahm,  nicht  halten;  was  soll  ßalwv  eigent* 
«nV  vielmehr  wei^t  r,Qmr]oag  Z.  12  auf  die  richtige  Lesung 
rog,  wie  sie  Halm  in  den  Text  setzte. 

F.  11,  Z.  10  ist  das  hdachr.  iniqxo^ai^    wie  das  spätere 
beweist,  das  ncUtige,  und  KnöU  tliat  wol  daran  dies  anfzu- 

}^^t  %i\  billigen  ist  die  Herstellnug  der  Form  aq%og  in  Fab,  13 
[e9u.  75). 

Fromythion  von  F.  15  ist  offenbar  nur  der  erste  Satz  ur- 

Das  Dehrige  )»asst  gar  nicht  zum  Inhalte  der  Fabel. 

'  DilfereniK  des  Inhalts  muss  es  auch  sofort  auffallen ,   dass, 

^in  dem  ersten  ursprünglichen  Theü  des  Promythions ,  ganz 

end  der  spAteren  Erzählung  von  zwei  Frauen ,  von  ywul- 

!nral  die  Bede  ist  (Sc  ^ic  ywarAotg  i^ntTtxtt),  den  Gegon- 

I  #ai  zweiten  Satzes  das  Weib  als  genus  bildet.  Der  Herausgeber 

also  dieö  Stück  wenigstens  in  KJammeru  setzen  sollen. 

Kitatn  rechten  Sinn  gibt  in  F.  29  die  hdschr.  lieber  lieferung 

L  «W^i^  inoniTVtovm;;  Harter?»  Vermuthung  vnnni^iiavwk^ 

ftr  um  so  begründeter,  als  dieser  Ausdruck  in  ganx  4hn- 

BDi  tn  unserer  Paraphrase  F.  102  vorkommt:  %vv€q  tmg 

i$  vfioKvntavwsg. 

Bfttmjthion  von  F.  30  ist  eine  Glosse,  in  der  ein  Ab- 

di«  Hnisanwendung  der  Fabel  in  bündigster  Fassung  geben 

#sf  war  al»o  wol  tnnzuklammem. 

In  F.  38  halte  ich  Kcnia^at  doch  nur  för  eine  Verschreibung, 
I  te  Wort©  de*  Paraphniston  halten  sich  hier  genau  an*s  Ori- 


426    P.  KnöU,  Fabulanua  Babrianamm  etc.»  ang.  v.  JL  JEUacL 

ginal:  Babr.  47.  7  Eberh.  ^ßdovg  nuna^ai  deöefiivag  aw  oUij 
Xaiq.  Dem  Abschreiber  schwebte  eben  der  Indicatiy  vor. 

F.  39  am  Schiasse  hätte  EuöU,  wenn  er  fioyeiQog  SatM  bm 
BN  schrieb  (A  bütiv),  auch  weiter  xov^evg  ioTta  in  den  Text  nekai 
sollen ,  da  der  Imperativ  hier  ebenso  den  Fütarbegriff  enthfttt  li 
dort  tCTOti,  A  hat  concinn  mit  dem  früheren  auch  hier  hm. 

F.  51  yermuthe  ich  fflr  xaviloißev  xaraXaßiivf  Contt  nj 
Halm  xatiXaße  xaL 

F.  53  ist  doch  wol  nach  awavtfflfag  ein  crvrfp  nothw«rii|; 
wie  die  Schreiber  von  MN  hinzusetzten  (so  auch  die  Ausgaben  m 
Corals  und  Halm). 

F.  54  hält  Bef.  (Jtoaqnpf  von  B  fflr  bedenklich.  Wie  soll  im 
Meer,  auf  dem  ja  der  Landmann  das  Schiff  bedrängt  sieht,  diiflf- 
stalt  eines  Weibes  annehmen?  So  etwa,  dass  dem  Meere  ein  WA 
entsteigt,  das  es  personificiert ,  kann  man  sich  die  Sache  nicht  dM^ 
ken.  Das  ganze  Meer  müsste  sich  verwandeln  und  demgemäss  mk 
jenes  Schiff  verschwinden.  Es  ist  daher  fioQqnjv  entweder  verdrtt 
für  (pwvtjv,  wie  Cod. A  der  babrianischen  Fabeln  hat;  Babr.  7L5B. 
xat  ywaixeitp'  hxßovoa  q>wvr}v  dne,  oder  lag  dem  ParaphniliD 
schon  ein  Babriostext  vor,  wo  f&r  tpiovriv  fiOQtf^v  geschrieb«  fir. 

F.  61.  Ob  vovg  di  aot  XeifCBi  richtig  ist,  bleibt  zweiUtift, 
wenn  auch  der  Dativ  F.  104  wiederkehrt.  Die  letztere  Fabel  kMHit 
in  unserem  jetzigen  Babriostexte  nicht  vor ,  zu  der  Urform  von  61s 
Babr.  77  vermuthete  Lachmann  a  iiXelnei.  Corals  schrieb  liil* 
leicht  richtig  ai  leinei. 

In  F.  62  hat  der  Herausgeber  mit  vollem  Bechte  aüp9m;U 
Tov  Tuvdvvov  nach  B  geschrieben ,  es  liegt  ein  Genet.  separat  toi 
daher  ist  die  Aenderung  der  bisherigen  Ausgaben  d'  ht,  tov  gw 
überflüssig. 

F.  67  ist  wol  ewQiße  xai  ixTsviKe  nach  N  zu  schreiben»  fc 
das  folgende  naoav  fj/aeQav  zu  beiden  Verben  gehört. 

F.  72,  Z.  18  gewinnt  der  Text  sehr  durch  Einschiebung  MH 
jue  nach  naQel&hw,  vgl.  A,  Babr.  91  E. 

F.  90  vermuthe  ich  dvifAöv  de  Tvvofj  avQiaavtog  evSvg  h* 
ßfa&ri  nach  A,  Babr.  114. 

F.  95,  Z.  12  wird  doch  mit  Halm  avveßri  v(f  hvog  dfjx9ifm 
Tovtwv  statt  des  hdschr.  tovtov  zu  schreiben  sein. 

F.  103  erkannte  KnöU  mit  Becht  in  dem  hdschr.  fiiaog  4* 
Schluss  eines  Part.  Perf.  Pass.  auf  (nevog,  er  vermuthet  iXrßxtfiibfK' 

F.  115  ist  ore  awaeig  jue  kaum  2u  halten,  der  Heraui^.  kortk 
unbedenklich  oVe  adcrjg  fie  schreiben. 

F.  122  niQdinav  ti$,  die  hdschr.  Leseart  ist  hier  entachieiP 
die  ursprüngliche  (Knöll  nf^iTLo),  da  im  späteren  Griechisch  hirfl 
vom  Accusat.  der  consonantischen  Declination  Nominative  nadi  i^ 
a-Declin.  gebildet  und  dann  weiter  flectirt  wurden. 

F.  140,  Z.  10  wird  Jeder  dem  Herausgeber  zustimmen,  ditf 
er  die  ursprüngliche  Schreibung  xat  a^,  rov  yeut^ov^  ziqnuf  hü** 
stellte.  Halm's  avvov  hat  die  Stelle  nur  verwässert. 


L.  AAniei  Senccae  etc..  lui^.  v.  B.  Kructkiewict*      4t7 

F.  14r>  {SchlüMs)  ist  nach  dem  lidschr.  ti^neig  wol  tf^njig  tu 
ben,  Knöll  ti^riB. 

P,  148  Yeriöuthet  Kef.  Z,  4  sq.  ytai  6r^  h  r^  odip  ijv  ävd(fog 

ifj  fr£r^/yij  Mopta  nviyov%  oq^  B  nvtyüvütiQ,  Knöll  ^ry/- 

pitra.    I»  prnsÄigcher  Bedeweis©  kann  doch  wol  nicht  clie  ctx^>L»; 

t^r  it  werden;  der  Schreiber  setzte  dnrch  die  voraosgre- 

F  I  '  atrilrj  TtiTqivij  verleitet  den  Genet-  des  Feminin*? 

id€D  de«  Masculins. 

k\%  Anbang  hat  der  Herausgeber  ^inen  Öberaichtlichen  Index 

301   hinzugefügt,    eine  parallele  Zusammeustellung  der  ver- 

ienen  Zählungen  der  Fabeln,  die  das  Nachsuchen  sehr  erleicb- 

D»r  Drnck  des  Buche?  ist  sehr  sorgfältig,  Druckfehler  kommen 

xat  (Bef,  bemerkte  nur  nm  filr  uvat  p.  67,  Z.  1  und  Ar 

t¥^.  68,  Z.  1).  Anch  die  äussere  Ausstattung  macht  einen  gefal- 

t  Bindruck.     Bet  kann  die  verdienstliche  Edition  nur  bestens  em- 


Berlin. 


Alois  Btacb. 


libri  de  benefictis  et  de  clefttenfia.  Ad  coäkcm 
mmii  M,  C  GertM,    Dr  nhü.  Hanni^nm,  Bito- 

Sdiün  GmteflHl™  seiner  Gesammf^nsgabe  der  Werke  Seneea*s 
LKazarianns  der  vatikanischen  Bibliothek  N,  1547  ans  dem 
»  d#8  IX.  oder  dem  Anfange  des  X-  Jahrhundortes  (Gertz,  Praef, 
nr\   al»  die  beste  und  massgebende  Grundlage  för  die  Her- 
»g  doü  TiMtes  der  Bücher  De  bwefttiis  und  De  clementia  be- 
Det,  und  diesee  ürtheil  fand  in  den  freilich  nur  theil weise  dorch- 
brten  Untersuchungen  der  nachfolgenden  Herausgeber  bis  in  die 
^it  <Mne  vollkommene  Bestätigung,  Da  es  aber  keinem  der 
er  nach  Gruter  vergönnt  war  sich  eine  neue  Collation  die- 
chrifl  tu  verschaffen »  und  äfks ,  was  Gnitcr  aus  derselben 
hatte»  nur  fragmentarisch  war.  so  hat  Herr  Gertx  dadurch, 
nene  vollständige  Collation  der  besagten  Handschrift 
Ifabe  der  Bftchei  De  bcncfieiü  und  De  demtniia  zu  Grunde 
hat ,  ohne  Zweifel  einem  wesentlichen  und  fühlbaren  Mangel, 
ffn  bisherigen  Ausgaben  haftete,  abgeholfeu.  Wäre  nu«  fer- 
gemacht ,  daas  alle  übrigen  Handschriften  der  obgenannten 
liieca*s  ans    ^  »rianus  geflossen  sind,  s;o  dürfte  man 

daag  der  \  ,  welcher  keine  neuen  Collationen  der 

ehriften  iweiten  hlanges  zu  Hilfe  nahm  und  i^ich  in  dieser  Hin- 
auf das  im  kritischen  Apparat  der  Fickert'schen  Ausgabe 
rite  Muttriat  beschränkte,  seine  Aufgabe  in  Bexng  aif  die 
-    '^8  Textes  vollständig  gelöst  hat.  Dass  dem  aber 
If'  der  Verf.  selbst  richtig  eingesehen  (Adn,  crit. 

Vidmchr  kann  man  Ober  die<ien  Gegenstand  nicht  einmal 
Ddig  begrtlndetes  Urtheil  abgeben,   da  die  vier  Pariaer 


4SB    C.  Oerte,  L.  Aiinaei  Senecae  etc.,  ang.  t.  B.  Krtieddtmhf. 

Handschriften  (bei  Fickert  a,  ß,  y,  r)  aus  dem  Xu.  und  HIL  J 
hunderte  von  Fickert  nur  theilweise  verglichen  worden  aioA  wai 
den  Palatini  nur  das  Wenige  bekannt  zu  sein  scheint,  watSi 
aus  denselben  bemerkt  hatte  (Fickert  in  seiner  Ausgäbet  Bd.  n,  1 
pag.  VI,  VIII,  XI).  Dennoch  wird  schon  aus  dem,  was  Kein 
kritischen  Apparat  zusammengestellt  hat,  wenigstens  wahrscWi 
dass  neben  dem  Nazarianns  Handschriften  vorhanden  warei  (i 
nicht  noch  vorhanden  sind) ,  die  nicht  aus  dem  NazarianuSy  wd 
aus  demselben  Archetypus  wie  jener  stammten  und  als  QneDe  i 
uns  bekannten  Handschriften  zweiten  Ranges  betrachtet  wwtai  dl 

Die  Stelle,  welche  dafür  mit  vieler  Wahrscheinlidikeit  spi 
ist  De  benef,  11,  13,  1,  wo  ein  ganzer  Satz  „ui  te  onmm  nArnl 
lectant"  im  Nazarianus  und  den  Handschriften  BGT/9Ww  Milli  i 
rend  denselben  die  übrigen  Handschriften  aufweisen.  Die  Einihii 
der  Handschriften  in  zwei  Gruppen,  wie  sie  sich  auf  Grundlage  i 
Stelle  ergibt,  wird  bestätigt  durch  die  Stelle  Be  hen,  I,  5,X 
welcher  der  Nazarianus  im  Einklang  mit  den  oben  bezeichnelmH 
Schriften  ausser  T,  w  und  G  „f>?c«rr(£""  aufweist,  die  Handsdari 
TD  .Jnoccurrü^  und  VayrCEHgw  y.occunrit**'  darbieten.  Dil 
einigkeit  der  Lesarten  an  beiden  Stellen  findet  am  leichteita 
Erklärung  darin,  dass  im  Archetypus,  aus  welchem  die  vwImiMi 
Handschrifton  abstammen ,  au  erster  Stelle  der  Satz  „mI^  te  •■ 
nimia  delectant^  am  Baude  beigeschrieben  sich  befand  und  auf  ( 
Weise  leicht  vom  Copisten  des  Nazarianus  übersehen  werden  kwi 
während  denselben  der  Abschreiber  des  Codex  der  zweiten  Grau 
den  Text  aufgenommen  hatte.  An  zweiter  Stelle  musste  dagigw 
Archetypus  das  verschriebene  „occurrü'^  obenan  durch  in  berid 
gewesen  sein ;  der  Nazarianus  nahm  also  richtig  „incurrit^ 
während  sein  Zwillingsbruder  wahrscheinlich  die  Lesart  des  Ar 
typus  genau  wiedergab,  aus  welcher  in  den  Handschriften  Voj^iGB 
^occurrit*^  und  in  TD  Jnoccurrit^  geflossen  ist.  Dass  der  Tfl 
der  Sache  ein  solcher  war,  erscheint  noch  wahrscheinlicher  dils 
dass  die  Handschrift  G  jenes  „i'n^  nicht  vor  „occurrü*^^  soidini 
dem  nächstvorhergehenden  Worte  oculis  aufweist.  NatfirUch  Im 
es  sich  hier  nur  um  die  ältesten  Handschriften,  da  die  spätent^ 
aus  mehreren,  beiden  Gruppen  angehörenden  Codices  combinieit' 
den  konnten,  wie  dieses  an  den  zwei  oben  angefahrten  SteUü 
T,  G  und  w  der  Fall  ist.  Demnach  stellt  die  eine  Gruppe  der  Hui 
nus  {N  saec  IX — X)  und  die  nach  ihm  ältesten  Gnelferbyttt 
und  Farisinus  Sorb.  N.  907  (Rß  saec.  XU),  die  andere  Med 
nensis  III  und  Parisinus  Sorb.  N.  1586  (C;'  saec.  XU)  dar. 

üeberdies  sprechen  für  einen  vom  Nazarianus  unabhio( 
Ursprung  des  C  die  Stellen  De  hen.  111,  14,  3;  VU,  23, 1,  wo ' 
Handschrift  eine  vom  Nazarianus  verschiedene  Anordnung  der  I 
aufweist,  und  nicht  weniger  die  Stellen  De  hen.  J,  11, 1\  3,l\  ^ 
12.  4;  IV,  21,6;  V,  7,  2;  VI  11, 2;  VI,  22, 1;  De  dem.  1 1 
wo  dieselbe  im  Gegensatz  zum  Nazarianus  die  richtige  Lesart  bei 


G^rii,  L.  Aniiftei  Seoeo&e  etc.,  ao^.  v.  B.  KrucMkietoicM'    4M 

ZtiJtUi  kt  Doeli  eine  Handschrift  in  Erwähnung  tu  bringen« 

swar  erst  im  XIV.  Jahrhunderte   geschrieben   worden  ist« 

aber  sehr  viele  Spuren  einer  guten  Quelle ,  aus  welcher  si« 

60  «mr.  bewahrt  hat   Es  ist  dies  der  Codex  Vratislaviensis 

.  £.  IV  F  3).  Die  Stellen,  welche  demselben  unter  den  Hand* 

m  Eweiten  Ranges  eine  hervorragende  Bedeutung  versichem, 

hen.  l  ^,  /;  3,  5:  11,  10,  4,  III,  5,  2\  IV,  ^,  :j;   11,  1; 

SS,  S\   F,  4,  i:  10,  1:    VI  S,  4;  35,  1;    Vll,  i,  2;  IS,  2; 

\  27^  1 ;  Sh  4  und  besonders  die  schon  von  Gruter  verdächtigte 

\J}e  hen.  II,  25,  3,  wo  dieselbe  in  der  compendiarischen  Lesart 

1 1  §Ud*  gegenüber  der  unrichtigen  des  Nazarianus  quidem  in 

imä  «iJie  vom   Nazarianus   unabhängige  Quelle  hinzuweisen 


bleich  ich  nun  anf  Grundlage  des  spärlichen  Materials,  wel- 
Vitkirt'Behe  Ausgabe  bietet,  über  das  gegenseitige  Verhältnis 
riHen  der  Bücher  De  heneßciis  und  De  clementta  nichts 
und  Entscheidenderes  aufzuweisen  im  Staude  bin,  io 
ecbon  das  oben  Vorgebrachte,  um  lu  beweisen,  dass  Hr. 
i#r  in  sehr  sahireichen  Fällen  die  Lesart  der  Handscbriften 
ffie  der  des  Nazarianus  vorgezogen  bat,  wenigstens  die 
deraelbeu  einer  neuen  sorgfältigen  Prüfnng  hätte  anter* 
um  tine  vollständige,  verlässliche  kritische  Grundlag« 
Altfligiibe  m  gewinnen, 
isenungeachtet  kann  doch  nicht  m  Abrede  gestellt  werden, 
•rfiusser  schon  anf  Grund  einer  vollständigen  Collation  des 
vom  richtigen  Urtheil  geleitet,  einen  vielfach  richtigeren 
ier  De  hcneficiis  und  De  ciententia  uns  in  seiner  Ans- 
.  Cm  nun  darüber  ein  im  Einzelnen  begründetes  Urtheil 
ktonen^  wül  ich  dieselbe  mit  der  letzten  Ausgabe  Hoaae's 
2  t)  Tergleichen  und  zwar  Alles,  worin  sie  sich  von  jener 
bcftdel,  eiDär  entsprechenden  Würdigung  unterziehen. 

Mhlreich  sind  zuerst  die  Stallen,  an  denen  Hr.  Gertz, 

I  richtige«  kritischen  Grundsätze,  an  der  Lesart  der 

ift  überall  zu  halten,  wo  entscheidende  Gründe  nicht 

len,  einfach  nur  die  Lesart  des  Nazarianus,  die  früher 

bekannt  war  oder  nicht  nach  Gebühr  gewürdigt  woi- 

ileUt  hat.  Diese  Stellen  sind:  De  ben.  I,  1,3;  8;  2,l\ 

;  $,2;ia.4;  5;  11,4;  12,^:  U,  7,8;   11,4;   16,1;   215; 

\g7J;  30,^;  S2,4;  3S,  1:  B;  3;  35,3;  III,  7,7;  10,3  ^iM; 

V,4\  1B,B\3H^\  IV,  ^,i;  3;4;  3,3;  4,2;  5,2;  3;  11,1; 

1^4;   16,2;  17.1;   193;  203;  Jdl.4;  5;  6;  29,3;   30,1; 

SS,2;  34y3;  4;  37, S;  38,2;    V,  1./;  4.1;  5,1;  6,2;  5;6; 


,St   13,4;   ie,lt2t6;   18,1;    19,1;  &;   20,C; 


24,2; 


3,3;  51;2;  7,3;  8,3;  15,1;  l(i,2;3;  24,2;  $5,4t 
3^2;  37,3;  38,4;  39,2;  VJI,  1,4;  7;  4,2;  7,2;  9,2;  5; 
f  16,6;  2S,lb%$;  19  8;  De  cUtm.  l,  1.2;4;  Ö;  4,3;  5,1; 
,1;  5;  17,1:  19,2;  8tHi;  22^2;  2^,1;  i/,  6,2,  Die  raei- 


4S0    C?-  Gerte,  I,  Annaei  Senecfte  etc.,  fttig.  r.  B,  Kructkiewkt* 

sten  Emendatioueu  aü  deu  eben    t'         -ten  Stellen  sind  xwirf 
und  für  sieb  unerheblich  und  für  den  j  Worte  SoDeca^s  { 

theils  gieichgiltig ,  dennoch  können  auch  diese  Kleiaigkeiten  lillr  < 
Geschichte  der  lateinischen  Spmche  nicht  ohne  Werth  sein,  dii 
nicht  wenig  zur  Feststellung  der  grammatisch  stilistischen  Kig 
thümlichkeiten  des  Schriftstellers  heitrugeu.  Das  eine  darf  jedoi 
dabei  nicht  übersehen  werden,  diüäs  iiudi  in  üe-ser  Hinsicht  Umc\4 
noch  anderts  uu.sfallen  durfte,  nachdem  über  d&u  Weil)  'Ij^hu- 

söitige  Verhältnis  der  Handschriften  ein  vollßtandig  br_  ,  /Aüt- 

sehluss  wird  gegeben  werden  kOuueu, 

Manchmal  kehrte  der  Verfasser  mit  Hecht  zu  den  Lesartea  iir,, 
älteren  Aui^gaben  zurück  oder  entschied  sich  für  die  Lesart  dBt  Hsu 
Schriften  zweiten  Ranges,  wie  De  ben.  /,  1, 12;  4,:i;  IV,  2^4;  Di* 
ckm,  /,  J^4,  U 

Das  zweite,  worin  die  inEede  stehende  Änsgabe  yielfachNfP» 
bietet,  ist  die  InterpuuctioD.  Haa^e  war  der  erste,  der  in  f»einor  Au»* 
gäbe  Seneca's  die  mangelhafte  Interpanction  der  früheren  AoigilMi 
vielfach  verbesserte  und  namentlich  zur  Bezeichnung  der  Wertet 
in  dialogischen  Partien  der  Werke  Seneca's  anftretendeu  Interloczitoil 
das  Anführungszeichen  emfrthrte.  Hr,  Gertz  hat  nun  das  Vw 
an  nachfolgenden  Stellen  richtig,  wie  ich  meinem  die  Interpa 
Haasens  geändert  zu  haben:  De  ben,  ü,  7,  2\  8,  2\  H  i; .?;  U^l 
2d,S;Jll3,4;IV,2,:r.  33.  i;  F.  ^,4:  19,1^\20,4\  VIB\ 
27, 3\  VII,  1,4  ff.;  2.  j;  De  dem,  i,  ü,  4;  lü,  3;  20,  s.  Vw  I 
xinger  Bedeutung,  ja  fast  gleichgiltig  sind  Interponctionsäuden 
De  ben.  IV,  37.  2\  De  dem.  /,  i,  ^.  Aber  De  ben.  IV,  11,4 
es  den  Verfasser  selbst  eine  Aenderuflg  eingeführt  zi;  *    *       i\ 
De  ben.  Fi»  5»  5  ist  das  eingeführte  Fragezeiclien  uu 
Form  der  Sätze  eher  aussagend  ist  (vergL  die  Anmea 
zu  De  ben,  V,  19,  2  S,  239);  ib.  19,  2  ist  die  überlir 
beizubehalten  und  zu  schreiben:  Quid?  ergo,  inquit,  u  ctUj 
De  ben.  IV,  ü,  2;U,8,i;  III  ^5.4;  VI,  15, 1);  ferner  M 
SQ^  4—ß  dum  an  der  Spitze  zweier  nacheinander  folgenden  Periti 
anatf^siäig  und  dem  Stile  Seneca'^  unangemessen.   £5  ist  1^  1 
rathener  bei  der  bisherigen  Interpunction  zu  bleiben ,  durch  weld 
^ignorarere''  mit  entsprechendem  Pathos  an  di» 
Periode  gestellt  wird,  ohne  einer  gehörigen  Begri! 
die  sich  natürlich  aus  der  vorangehenden  rhetorischen  Frage  titr^ßt. 
üebrigens  scheint  es  mir  angemessener,  zwischen  fregerunl  tio'^  «««t 
für  das  Semikolon  der  Vulgata  ein  Komma  zu  setzen »  da  da^ 
kolon  dem  natürlichen  Zusammenhange,  in  welchem  der  '^ 
Hiit  den  vorangehenden  verbleibt,  widei-spricht.  Endlich  j 
ckm.  i,  2Xf^  die  Interpunction  der  Vulgata  der  vom  Verfa*««  im 
ejBgeführten  vorzuziehen. 

Was  ferner  die  Stellen  anbelangt,  an  denen  die  handjicihrtft* 
liehe  Lesart  verderbt  and  unhaltbar  war,  &o  hat  Hr.  Gerta  Mine! 
nahezu  35mal  im  Ganzen  die  Emendationen  ilaase's  beibeh 


'  C.  Gerii,  L.  Amiaei  Seneeae  «tc»  mg.  v.  B.  KrucMmfihL    4SI 


ilier  entweder  selbständig  oder  auf  Grundlage  der  Unter- 
Uädfig^H,  Wösenbörif'ö  and  anderer  Gelehrten  an  folgen- 
bodvtttsamere  nnd  richtige  Conjectnren  in  den  Text  ein* 
iil^bmefM,  2,5;  3,8i9;  i,6';  9,4;  13,2;  15,  i;  U,  2,  i; 
\  J6,  l:  Ul,  2,  2\  18, 2\  29,  8;  30,  i;  IV,  5,  3;  13,  3;  32,  2; 
V,  5, 4 ;  20, 7  (penl  5;  VI,  15, 5 ;  M,  ä ;  VII,  1,  7 ; 

8^  t  {animi  hac  mag*'  \:  1H,5;  20,  4;  &;  ^€,  i ;  29^  j; 

L,  3,  t  {secunda  r«,  qf*uf);  9,  io  {cedo  sis);  12,  i  (nan 
äütefoji  13,  ^;  16',  i;  19,9;  ^2,  5;  25,  2  (ut  instrumenta); 
^tura  tairm):  26*  4*  —  Minder  bedeutend  sind  die Emendationen 
Süllen:  Dt  ben.  U,  4,  M\  10,  4;  11,  3;  IV,  34,  j;  4;  37. 1 ; 
hlS,4\  2h  4  {ah). 
An  anderen  Stellen  sind  die  Conjecturen  des  Veifassers  für 
be  anzusehen,  die  entweder  zwar  vor  den  bisherigen  Lesarten 
Yerdieuen,  aber  doch  hinUngLicher  Begründung  ent- 
i,  —  wie  De  hen,  l  3,  41  9,  2;  10,  4;  15,  2  U,  11,  5;  22^  1 
i  ilie  üorruption  wahrscheinlich  in  beiden  Wörtern  qua  ^ratt  %u 
Aenurt);  3^,3;  um,  1-2: 12.3;  IV,  3, 1;  8, 1,9,2;  V,14,2; 
'•^;  Vf  5,  5;  ^3, 1  (vielleicht  nach  LucreL  II,  v,  882  zu  emen- 
irte:  in  hßem  aeierna  roluntaa  cxplicatuf,  VgL  Sen.  de  im, 
/»  0,  i);  27,  t;  30,  3;  38,  2  (für  das  eingetührte  praeterea  wäre 
km  wenigstens  paläographisch  wahrscheinlidier);  41,2;  42,2; 
Ef,  2,s;  0,1  (ai  dürfte  eher  au8  atque  als  aus  iia  entstanden 
m);  SO,  s;  13, 1  {dcniqike);  14,  .v;  15,  a  (De  bcn.  VII,  21,  i  bietet 
iaa  Stfltie  mr  die  Canjectur);  19.  4;  27,  1 ;  De  dem.  I,  4, 1;  6, 1; 
J|Ä;  25,  j  (die  Corruption  steckt  eher  in  „tarn  miti'^  als  in 
'};  II,  0,1  —  oder  theils  entbehrlich,  theils  von  solchen 
behafWt  sind,  dass  es  rathsamer  erscheint  bei  den  alten 
wie  sie  in  Haases  Ausgabe  vorliegen ,  zu  bleiben ,  wie  De 
U  /:  lUöi  12,3  (die  handschriftliche  Lesart  wird  darch 
■a  der  Stelle  und  durch  (Md.  ex  Ponio  IV,  13,  49  geschützt); 
f  (OMN  bezieht  »ich  äuf  tum  %,  3 ,  wofür  §.  4  illa  gesagt  wurde, 
vorher  beneficia  stand);  II,  3, 3;  4,  l ;  10, 1  (obgleich  con- 
Imh  aus  pal&ugnif»hischen  Giünden  leichter  erklärt,  sprechen 
dieser  Stelle  sawol  die  Worte  g.  2:  <^tiid  ergo?  ilh 
4L^  als  auch  daselbst:  .  .  multa  tribiuim  per  quae  imtd- 
audorem);  12, 1  {et  ölioquin  gibt  an  dieser  Stelle 
?on;  Hiam  non  eoactus);  flJ,  6,  2;  IV,  9,  1  (accedimus); 
l\  2, 1  {itnque  ist  verfehlt,  weil  die  Stelle  keine  Fol- 
uiique  hat  eine  dem  Sinne  der  Stelle  ent^sprechende 
aft);  12,7;  VI,  15.€(pretmm);  3H,  5;  42.  j;  VII, 
^,  t  (die  handschriftliche  Lesart  ist  wol  erklärlich  nach  Ver- 
De  ben.  VII,  2iK  2);  32,  i;  De  r/nw.  l  1, 7  {isla  tua 
imäohif  ist  jedenfalls  zweischneidig  und  deshalb  mit  dem 
der  gauien  Schrift  nicht  wul  vereinbar);  6,  t  {ex  gibt  in  der 
„femto"  einen  vollkommen  entsprechenden  Sinn  neben 
welches  ^schuldig  sein»  Überführt  werden"  in  derselben 


482    C  Geftit  l^  Aiijuei  gonecae  «ie,«  %mgm  y.  B,  ErucskiBmci. 

Weiser  wie  in  Redensarten  Jeneri  in  mamfesta  jj*'*  fieri  fmHh'^ 

cupidäntis''  bodeotet);  11,2;  14, 2  (die Worte  ^/V-  ribHjmivf*' 

verdächtigte  Haase  mit  Kecbt;  sowol  hoc  als  auch  Ui- 
und  was  dieselben  aasdrückerj,  ist  ja  ohnehin  im  \   ._  i^..  l__ 
enthalten) ;  17^2  {ne  curet.  gibt  offenbar  keinen  Sinn).  An  mandseo 
Stellen  war  sich  schon  der  Yerfaseer  selbst  bewusst,  dass  seinen  ^^^m 
jectnren  die  erforderliche  Begründung  abgeht,  wie^i?  hen.  XF,  J;2,  jfl 
F,  9,^;  10, 2\  Vl.lO.u  21,2;   VU,  4,3;  De  dem,  I .  X  5. -^ 
Ueberhanpt  hätte  die  Ausgabe  gewiss  dadurch  an  Werth  onr  §»-_ 
Wonnen »  wenn  der  Verfasser  überall  das  richtige  Miss  in  der  i 
nähme  neuer  Conjectnren  eingehalten  hätte;  daas  dieses  aber  i 
Ganzen  uicht  so  ist ,  beweisen  schon  diese  Coryecturen ,  welehe  i 
Verfasser  selbst  zu  spät  zurücknahm,  wie  />«  henef,  V    f        /9, /| 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  einige  Stellen  folgen  ias^a, 
eine  eingehendere  Auseinandersetzung  erfordeni ,  oder  in  die 
EintheiluBg  passend  nicht  eingereiht  werden  kounten. 

De  ben,  I,  2, 3  scheint  mir  die  leichte  Emendataon  Etasnms' 
nicht  nur  sehr  gut  dem  Sinue  der  Stelle  zu  entsprechen«  sondern  Auri 
palHOgrapbisch  am  meisten  begründet  zu  sein.  Der  Natarianus  Cri|i 
nämlich  deutliche  Spuren  an  sich ,  dass  er  entweder  u:ioh  eindm 
Dictate  geschrieben,  oder  aus  einem  dictierten  Ai  '  ^  geflcesn 

war,  wie  supercrrtw  für  supercilus,  puiicitia  füi  n.  pufi^ 

C9m  f&r  publicam^  peccavitur  fnr  pcccabitur,  i  fttr  com* 

mwm,  crededi  fnr  creäiti,  haUda  für  hahüa,  j  jyiai^mttt 
spomaliorum ,  sed  für  sit ,  dadas  für  datas ,  imponi  fftr  impa^ 
(ffodiun  für  graiius^  exprofratura  für  exprohratura ,  vacaiof  ^i 
pacatar  und  Aehnliches»  was  man  in  Gertzens  kritischem  Appvtit 
oft  liesst.  Von  diesem  Standpuncto  betrachtet  ist  Erasnn  *  '  riiBg 
des  handschriftlichen  „st  redddt  aliquid  .  .  si  non  r  ^^\ 

redit  aliquid  . ,  si  non  redit^  wahrscheinlicher,  als  <] 
„si  reddii  aliquis,  ,  ^  si  non  reddit*^,  denn  es  war  I    _i.     .    :^^«'| 
leichter  das  einfache  d  für  ein  doppeltes,  als  ein  s  für  d  durch  ^nA 
hOren  einzutauschen.  Anssei-dem  ist  aber  die  Lesart  »i  redit  al%qw^\ 
. . .  si  non  redit  auch  sinngemässer,  denn  sie  enthält  das  Wörl 
aliqnid,  dessen  Mangel  in  der  anderen  Lesart  recht  fühlbar  ist,  b#-' 
sonders  da  man  nur  in  seltensten  f^hn  an  eine  vallkommeu©  Ver- 
geltung von  Seiten  dessen,  dem  eine  Wohlthat  zuTheil  wurde,  gififl 
den  Wohlthäter  denken  kaun. 

Ibid,  7,  h  Die  Negation  non  ?or  rttepinr^%  ist  un«(tatlhjdt 
Vor  Allem  kann  für  diese  Steile  der  Umstand,  dass  Seneca  sudiI] 
Woblthaten  zu  erweisen  empfiehlt»  ohne  auf  Dankbarkeit  voo  Sciti 
des  Empfangenden  zurechnen,  keineswegs  mass^^ebend  >»ein,  da  ^ 
sich  hier  nm  diesen  Grundsatz  gar  nicht  handelt.  Der  Zuitatz  Uimr 
i^mxm  recepiurus  bezeichnet  trefflich  die  Bereitwilligkeit  des  W4U* 
thäters,  iamquam  non  recepiurus  ist  matt  und  (leut^i  nher  auf  dii9^ 
Zaghaftigkeit  des  Spendenden. 


^X.  Anafti  Senecae  etc.,  mg.  t.  B.  Krucikiewicg.    4S8 


1 1%.  U,  S*  Sie  f om  Verfasser  für  das  baüdscbriftlicLe  abomi- 

oomdicio    aofgenammene   Conj^tnr   Hauptes   (Hermes   IV» 

f.)  abominandus  canvicio  ist  paläogrraphiscb  aiiwahrschem- 

rammatiBcli  kaatn  erklärbar.  Da  es  sieb  aber  doch  nicht 

gtellen  läsät»  dass  der  bandächriftlicb  überlieferte  Satz: 

imimmanus  qc  mali  moris  et  inicr  matronas  abömi- 

t$t^  si  quis  cell,  eine  zu  harte  Zusammenstellaog 

iger  Begriffe  entbillti  so  schlage  icli  folg^ende  durch 

hen.  i^  2^^  oben  Gesagte  leicht  erklärbare  Emendation 

lusUcum^  inhumanum  ac  nudi  moHs  et  inter  matronas  ab* 

condicio  est,  si  quU  cett, 

.  J7,  lö,  t  Der  Verfasser  hat  mit  Recht  die  handscbriftlicbe 

bh  die  Vulgata  in  Schutz  genommen  und  ans  dem  band« 

i  iudicassH  den  Inünitiv  iudicasse  hergestellt.  Ich  machte 

keUt  dass  in  dem  bandscbriftlicben  iudicassit  ausser  iudi- 

itaque  wahrscheinlich  verborgen  ist,  welches  an  der  Spitze 

Dlgenden  Satzes  einen  ganz  angemessenen  Platz  dndet.  In 

|.  ist  mir  das  Pronomen  hoc  in  der  Stelle  aefjffo  autem 

quidem  cofifUenti  hiebst  anstössig ,  welches  mit  f^e  qui* 

nnhaltbareuSinn  gibt,  da  der  Kranke  auch  vor  der  Krank- 

Mangel  an  nötbigen  Lebensmitteln  Terbehlte.  Mau  er- 

:  notb wendig  tunc  anstatt  hat,  welches  ans  imne  in  Folge  com- 

ber  Schreibweise  r^f  (vgl .  Gertzens  krttischen  Apparat  S.  45 

=  omnia,  S,  11  V.  18  scm  =  sanctum  und  Watten- 

JUileitung  zur  latein.  Faläogr.  S.  25  und  31)  oder  durch  ein- 

I  ?«f sehen  des  0<}pisten  entstehen  durfte. 

Ib.  13, 1.  In  der  verderbten  Lesart  des  Nazarianns  ^tibi  non 

ere**  glaube  ich  Jibi  non  ad<'ssc  agnoscere*'  zu  finden. 

finde  ich  das  unpersönliche  Verbnm  adent  in  der  Bedeutung 

stehen''  (ndqiGxl  fioi)  in  Verbindung  mit  dem  Infinitiv 

\Arienu$  Prognost,  80,  aber  ebenfalls  mit  dem  Infinitiv  in 

verwandten  perärmlicben  Bedeutung  schon  bei  Siliuä  Ha- 

$2  {non  Teucros  delere  aderam).  Bei  den  Griechen  ist 

ffO^üii  liOi  nouty  tt  sehr  gebräuchlich  (Plaio 

i8a,  Xffi.  Änah.  /F.  5,6\  VIl,  1,  26),  Dass  nun  Seneea, 

d«r  philosophischen  Literatur  der  Griechen  wol  belesen  war, 

den  Oriecben  geläufige  Redensart  leicht  veiiallen  konnte, 

tir  desto  wahrscheinlicher  zu  sein,  da  das  Verbum  adfsse 

ga^cbiBcheu  n&Qilvat  nahe  verwandten  Bedeutung  „bei 

mbi^  bei  lateinischen  Schriftstellern  von  Cicero  ab  sehr 

vorkommt  (Tgh  Ötid.  Mctam,  V^  4$7  \  Oa  et  Ungua  volenti 

aderunt)  und  die  Redensarten  e^^  scire  (=  jra^cti 

\tti  negare  nnd  ähni.  von  Terenz  an  in  der  lateinischen 

gabrftnchlicb  sind.  (VgL  Jnd4'x  verhorum  et  locutianum  zu 

1  üpera  omnia  rtc.  G.  Ilartd,  Pars  II J  Vindcb,  1S71  $,  r. 

').  Die  in  Aänotntione»  crit,  vom  Herausgeber  versuchte  Erneu- 


\  L  4.  «ffitfi.  Q7BB»  isn.  TL  iun. 


28 


4St    a  Gertz,  L,  Annaei  ScnecÄe  etc,»  ang.  ?.  B.  Kfu€Mm$ieg. 

dation  der  Stelle  durch  tibi  non  adau^eficerr  klinget  ooDifidr^ 
dfinn  durch  Hochmuth  beweisen  die  Reichen  und  Mäclit}g«ii_ 
dass  ihr  Reichthnm  und  ihre  Macht  uicht  zunitamt,  me 
aber  durch  Stolz ,  dass  sie  nicht  im  Stande  sind  den  wahrd 
ihrer  Güter  zu  erkennen ,  was  ja  aus  dem  Standpuncte  der  i 
PhilosophiG  das  Wichtigste  ist,  und  weil  sie  diese  Oüter  Oti 
so  verkleinern  sie  den  Werth  derselben  bei  den  Menschen , 
diaaolheii  darreichen  (quidquid  dant,  carrumpunt), 

Ib,  34,  3  gab  Hr*  Gertz  heraus :  F&rtitwh  est  rirtm  pepit^ 
iuste  cofUemnem  aut  scienüa  perieulorum   tcpeUcfntöruM 
cipiendorum  prorocandorum.  Im  Ka^arianus ,  Mediolanensis  C  i 
einigen  jüngeren    Handschriften   fehlt   das    Wort   ^irtu»,  m 
dem  steht  in  allen  Handschriften  tusta  anstatt  des  vom  Ve 
aus  Madwig's  Goigdctnr  aufgenommenen  n*Bte.   Nnn  hat 
richtig  eingesehen ,  dass  die  Lesart  der  Handschriften  oni  i 
gata  ^iusta^  unhaltbar  ist,  denn  sie  gibt  entweder  keinen  - 
mehr  einen  verkehrten  Sinn,  indem  sie  die  virtus  gerade  ^nt  l 
macht ,  aber  durch  seine  Conjectur  ist  die  Stelle  doch  niaht  \ 
was  sehen  Hr.  Gertz  mit  Eecht  bemerkte.  Sollte  nämlich  di«  1 
einen  erträglichen  Sinn  geben,  so  müsste  ftir       *       m'iö 
stehen^  denn  nach  der  Lehre  der  stoischen  PL  he 

Tugend  auf  dem  Wissen  und  darf  von  demselben  uici 
den(Se«.  Epist  VIU,  2,  B2;  IX,  5,  10;  XHI,    .  Aj 

3^38:  {fortitudo)  sciefitm  est  disiinguendi ,  quid  ait  mahn^ 
quid  non  mt).  Im  nachfolgenden  §. :  parsimoma  est  ßdenÜQ , 
aut  ars  kann  aut  dadurch  gerechtfertigt  werden ^  weil  der  Au 
ars  keinen  in  der  stoischen  Philosophie  streng  bestijniiiti 
enthält;  wenn  also  in  diesem  §.  aut  gut  überliefert  ist^  so  I 
nur  annehmen ,  dass  es  zur  Entstehung  eines  zweiten  aut  j 
beigetragen  hat.  —  Demnach  glaube  ich ,  dass  die  Worte  \ 
autt  wenn  dieselben  nicht  noch  jetzt  im  Nazarianua  in  dieser  1 
J  rt  i?ci  tClU^^  geiMihrieben  sind  (vergK  Gertzeus  kril* . 
rat  S.  38  V.  11 :  ^  =  Spiritus ;  S.  11  V.  18 :  scm  =  sanäm^ 
einmal  durch  ähnliche  Compendien  ausgedröckt  waren,  und  (' 
zu  lesen  ist:  Fortitudo  est  pericula  instantia  contemncnti 
scientiä  periculorum  ccU,  (Vgl.  Sen.  Ep.  VII,  4^  Gl  Anmm^ 
tuens  Vera  . , .  taiis  aftimua  i^rtus  e$i).  Der  etiwaa  loser 
knöpfte  Äblat,  cansae  scientiä  dürfte  m  einer  Deltaition 
Anstoss  erregen,  wenn  man  damit  z.  1'  ■ 

tilian  U,  15,  19  vergleicht:   (Bhetru 
a§mdi  in  quae$tionihuB  cimlihus  per  orationem  popmiofk^, 
Buaaiüms, 

Ib,  III,  10, 3*  Die  Conjectur  tersabatur  statt  des  hau 
lieh  überlieferten  vermbi^r  beruht  auf  unrichtiger  Auffassunf | 
Gedankenzusammenbanges,  als  hätte  Seneca  frtüier  von  eiD«r 
Schätzung  der  Wohlthaten  durch  Geld  gesprochen  und  als 


C  ^«r^,  L,  Anmei  Senocae  etc.,  &itg«  t,  B,  Krueskiewieg^    4Si 

mr  Wärdigang  solcher  Wohlthaten  übergangen,  die  sich 
•U  sticht  ahschätzen  lassen.  Jedoch  spricht  Seneca  von  c.  6 
mJB  IBBiwr  Bor  darüber ,  dass  sich  Wohlthaten  materiell  nicht  nl}- 
an  and  dßflhalb  gegm  Undankbarkeit  keine  gesetzlichd 
„Wenn  nun",  fahrt  er  r.  10  §.  3  fort,  „Jemand 
foUta,  das&  Undankbarkeit  durch  Geldstrafe  j^ezüchttgt  wer- 
s^  bedenke  er.  dass  manche  Wohlthaten  höher  aniu- 
■tnd,  alB  das  Leben  selbst.  £b  ist  ako  versabitur  zu 
nicht  einmal  ein  FVageseichen  nach  taxaiio  nOthlg, 
Verfiisser  unentbehrlich  erschien,  wenn  man  bei  der 
liehen  Leeart  verbleiben  sollte,"" 
Ibv  IV,  12,  5.  Di©  Lesart  des  Nazarianus  souit  mag  eher  aus 
iNV  ala  aas  wlmi  entstanden  mm,  (VgL  Gertzens  krit.  Apparat 
i  13  S\  28.)  Das  Verbum  suhirc  gebrauchte  mit  besonderer  Vorliebe 
i  fibcrtrigVBer  Bedeutung  bei  bitdlichen  Darstellungen  Ovi^^mn 
Mrtai,  J^  114;  129%  JV,  i&O;  VIII,  H99)  und  die  Redensarten, 
^mMre,  M>ar€S,  inimictiias ,  condtciones  sind  überhaupt  bei 
ScUnftstellern  hAutig. 
16 f 9,  Es  i^t  immorhin  wahrscheinlich,  dass  die  Emen* 
«weiten  Hand  des  Nazarianus,  weicher  die  Vulgata  ge- 
reine Vermuthung  ist,  und  da  dieselbe  von  der  urspröng- 
sich  zu  weit  entfernt ,  so  ist  der  Versnch  einer  wahr* 
Coi^ectttr  gerechtfertigt.  Aber  die  Conjectur  des  Hrn. 
IwaoDders  dadurch  anstossig^  dass  sie  den  Zusammenhang 
quU  nofi  —  mutllent?  mit  dem  nucli Tilgenden  zerstört, 
Itr  ßinii  der  Stelle  darauf  hinweist,  dass  der  zweite  Satx 
des  Gedankens  des  ersten  enthÄtt.  Deswegen  spricht 
i£inetidJitien  mehr  tu:  (At  eerc)  adversm  summn  hene- 
Um  mmim  mti  m^mimm  ease  (nämlich  aUquem «  was  ans  dem  vor- 
■gmiM  Satze  steh  leicht  ergibt)  quom^do  aäficeris?  VgK  C»c, 

H^lw  27,  a  Du*  Emeudation  defi  Verfassers  erscheint  unwahr- 
l^dfel^  behindere  weun  mau  sich  zuerkl&ren  ver<^if'ht,  :mf  welche 
Mm  te  Comipläiiii  eslstehen  konnte.  Es  i>  ichi  daas 

In  tiar  irtraiddsdtiitii  Stallen  deivelben  Pen  jr  Wdrlsr 

Bti  woorden  wären,  am  schliesslich  keinen  Sinn  hervorzu- 
Ks  wt  also  gerathener  von  den  Correcturen  der  «weiten 
cn  (was  auch  dor  Verfasser  zu  spät  ein^iesehen  zu  haben 
i  tu  schreiben :  sie  stnltus  rlsi  (Ixs^nd^^  l^es  e)  tiofi 

\£i  immeiüUa  hahei  onmia,  qttam  quid tarn  {(m^ 

t#M  koM),  Der  Ausfall  der  vier  letsteta  Wörter  mag 
iTothafgehaaden,  tlieits  im  nachfolgenden  Satce  seine  Eni- 

iadcQ. 

4i^  f  fauiD  ich  die  Kmondstimi  der  handsehriftlicbeii  lies* 

mm  f^jT«^  9^*f^  pauperi.   qmd  dkHti  rcddam*^  durch 

rt0it  quid  pauper,  quid  dmü  reddam"  wegen  der  an- 

mtA  sonst  bei  Sensca  nicht  nachweisbaren  Wortstellung 

28* 


489    C*  GerUf  L.  Annaei  Seoecae  etc.,  mg.  t.  B.  KrueMewkt* 

nicht  billigen.  Doch  ßcheiDt  mir  auch  dieses  keineswegs 
sein ,  was  der  Verfasser  sich  selbst  corrigieread  iu  dea  Adfwi. 
vrtrschlÄgt:  „^uid  enim  regi,  quid  dknti,  quid  pauper  red 
demi  das  letzte  quid  ist  äberttüssig^  und  es  ist  nicht  einzusehen,! 
welche  Weise  eine  solche  ümstellang  der  Worte,  wie  dieselbe  d$r  f 
Hasser  annimmt^  entstehen  kotiato.  Jedenfalls  ist  die  < 
j,quid  enim  refft,  quid  pauper  dmii  reddam*"  ond^ 
Haase's  ^quid  enim  retfi  pauper,  quid  diviti  reddam^^^  wo  da 
jeciiYma  pauper  natClrlich  zu  beiden  Oliedera  gehört,  vorzuzid 
da  dieselben  nicht  gegen  das  Ebenmoss  des  Satzbanes  Terstosstn  I 
leicht  einzusehen  ist,  dass  eine  unvorsichtige  Verschrciboog j 
Wortes  pauper  in  pauperi  auch  die  Hinzufügung  eioes  dritten  \ 
herbeiführen  konnte. 

/6,  V,  15,  5.    In  diesen  §.  sind  zwei  Coöjectureo  oh&o  \ 

reichenden  Grund  aufgenommen  worden;  die  erste  nach 

^iussu"^  statt  des  handschriftlichen  „iniussu^^  die  zweite  ^intn 

für  das  handschriftliche  Jutrate"*,  —  Doch  kann  iniwsm  well 

ben ,  denn  das  Participium  triumphatutri  hat  die  Oeltnng  < 

sonderen  Satzes  ebenso  wie  der  Abktivas  iniussu.  Wenn  maiLJ 

an  der  Construction  ^qui  ne  tum  quidem,  cm»  triumphaU 

inireurhem  d^eretis,  m$i  senatm  iussisavt*  keinen  Ans 

men  dürfte,  so  ist  auch  die  verkürzte  Construction  nach  dieser  j 

fassnng  beizubehalten,  Uebrigens  hieng  zwar  eben  der  Tr 

des  Feldherrn  von  der  Genehmigung  dee  Senats  ab,  ab 

konnte  wol  im  Voraus  triumphaturi  von  solchen  Feldher 

die  sich  bewnsst  waren ,  dass  ihre  Krlegsthaten  alle  geaeti 

geschriebenen  Bedingungen  zui"  Erlangung  eines  Triumph 

hielteüf  und  demnach  eigentlich  nur  die  Genehmigung  einesi 

in  die  Stadt  vom  Senate  erwarteten,  —  Ebenso  läast  sich  i^\ 

jectur  inirate  nicht  rechtfertigen.  Der  Verfasser  glaubt 

dass  die  ersten  Worte  ^pugnate  —  incessite''  der  Imperator  ; 

dann  von  qui  angefangen  ihm  Seneca  ins  Wort  Mit  (^T^ 

GjQoqyrjV") ,  und  zuletzt  von  obmuteseat  an  der  auf  dies«  We 

seiner  Rede  unterbrochene  Imperator  dieselbe  zu  V  nri 

schon  ein  solcher  Wechsel  an  sich  zu  gekünstelt  er-  -  j  dil 

ausserdem  auch  die  letzten  Worte  „obmutescat  libcrias  , , .  lUcl 

pacntarquc  gentium  populus  . .  aquilas  f^uas  harrmt^  tücU  1 

einem  absolut  denkenden  Imperator  in  den  Mond  gelegt 

Aber  auch  die  ersten  Worte  ^Pugnate  » . ,  incessite"  Uii 

ironisch  gefärbt  im  Munde  eines  Imperators  und  man  kann  itd 

Üeberzengung  kaum  erweliren,  dass  der  ganze  Abschnitt] 

gnaie'^  bis  ^horreai'^  Seneca 's  eigene  Ansichten  und  Wor 

Da  aber  die  Woi-te  cöniio  est  dennoch  eine  Bede  des  lm[] 

warten  lassen,  so  ist  es  am  wahrscheinlichsten,  dass  dio^elbil 

einzigen  Machtworte  „Puffnate**,  welches  vor  nachfolgendem  j 

leicht  ausfallen  konnte,  enthalten  war. 

Ib,  YI^  35, 4  ist  Madwig's  Conjectnr  ^nimium  ymli** 
handschriftliche  ^fnimiam  ingrati^  in  den  Text  aufgenommen] 


OmWf  h,  Amiaei  Seoeeaa  etc.,  aog.  v.  B.  KrufMki^wia,    4ST 

obwol  die  nachfolgenden  Worte  Seneca's  sich  doch  mit  dor- 

iiichl  grut  vertrageo.  Entweder  ist  ^j«g«i<**  in  diesem  Satze 

ht^  ödftf  0«  enthalten  die  handschriftlich  überlieferten  AVorte 

Ige,  und  auf  diesen  Fall  möchte  ich  in  ^nimiam^ 

pM  animi  sehen  und  lesen:  /*fa,  inqutt,  fesimatio 

]in§rati  tstf  Jedenfalls  kann  man  nicht  annehmen,  dass  der 

Meinung  Seneca*s  mit  jenen  in  Rede  stehenden  Worten 

^dmn  alsdann  erscheint  sein  Dazwischenreden  unnatürlich. 

'  TZ/»  8,  i.  Haasens  Conjectur  bt  au  dieser  Stelle  jedenfalls 

phisrh  wahrscheinlicher  als  die  des  Yerfossers ;  dieselbe  ent- 

□mien  der  Bedeweise  Seneca^s.  Wenn  jedoch  ad 

Ml  -6  zu  ändern  zu  gewagt  erscheinen  sollte,  so  kann 

elbe  auch  auslassen ,  da  es  wahrscheinlich  ein  Zusatz  des 

äb^nt  ist,  welcher  ^kac  ius  cotidianum'*  mit  „capUe  cen- 

in  einem  Satze  zusammenfasste,  und  deshalb  ad  vor  iu$ 

Wenigstens  ist  eine  solche  Annahme  wahrscheinlicher, 

^um  wegen  des  an  der  Spitze  des  Satzgefüges  stehenden 

IS  9*ti  terschiieben  sein  sollte. 

ft.  16, 5.  Die  Stelle  hat  der  Verfasser  richtig  aufgefasst;  doch 
i  licht  n5thig  et  in  ei  zu  andern,  da  man  auch  ohne  diese  Aende- 

Ri  «nisprechenden  Sinn  erhält:  redäeres  enim  ei  äepoitiium, 
fienie  accepisses ,  etiani  malo ;  redderes  creditufn  {bcH, 
i  a  mpienie  accepisses), 
€lem,  /»  H,  1  ft\  Was  der  Verfasser  in  diesem  Abschnitt 
üeberheferung  des  Nasananus  geändert  hat,  ist  unstati- 
'  liait  er  zwar  im  Texte  so  bestehen,  wie  ihn  die  Handschrifl 
Ulfft  aber  in  den  Atbiot.  m'f.  eine  Conjectnr  vor,  die  dem 
Itd  nicht  entspricht.  Da  nämlich  Seneca  in  der  Ausein- 
Dg  des  in  dieser  Stelle  enthaltenen  Gedankens  kurz  nach- 
W^qnam  multn  tihi  non  ttcent ,  quae  nobis  betieficio  tuo 
diesen  Gedanken  weiter  durch  Beispiele  erläutert,  so 
?^iii  dem  zu  begründenden  Satze  nicht  von  einer  beidersei- 
der  Unterthanen  und  des  Regenten  gesprucheu  haben, 
so:  y^Qfüd?  tu  fion  erperiris  id  ipsum,  qucd  im- 
i»«e  tibi  senntuietn**^  gesagt  haben ,  was  schon  Lipsios 
richtig  einsahen,  wenn  auch  die  Conjectur  des  letzteren 
gut  dem  Sinne  der  Stelle  entspricht,  —  Ferner  ist  in  %,  3 
LfoDar  Ceberzeugung  die  Conjectur  Wesenberg's  ^ctisios*^  auf* 
■Äpaii  worden.  Und  doch  vertragt  sich  «liese  Conjectur  nicht  mit 
^Edm  dar  Stelle,  an  welcher  es  sich  offenbar  um  das  Verweilen 
^Kalb  im  Hauses  und  nicht  um  das  Verweilen  zu  Hause  handelt. 
Hudv  M  also  eher  in  ^domi**^  zu  suchen,  und  zwar  scheint  da 
\V9kenmi  eines  Substantivums,  mi  dagegen  das  abgekünte  mihi 
itor  Ausgabe  von  Gertz  im  krit.  Appar.  zu  V.  29)  zu  sein*  — 
4le  Aenderung  des  futum  in  g.  3  nicht  nr>thig;  das  aus 
ginttmoene  tu  item  kliiiicrt  am  Anfange  des  nachfolgen- 
•ekr  matt  and  beraubt  die  Rede  eines  kraftvollen  Asjn- 


4S8    C.  GerU,  L.  Annaei  Senecae  etc,  mg.  v.  B.  KmeMmia* 

detoDS,  dessen  sichS^jieca  besonders  amScblassefiatbettgelier^ 
so  gerne  bediente.  Vgl.  De  ira  Ulf  ß^  i;  N.  q.  VI,  Iß^  2\  Ep^ 
S,ß;  Xyilly  5,4\  VIp  lf8;  De pr(w.  5^s*  Tiäum  Teretösrt  1 
nicht  ge^eu  den  Sinn,  denn  wiewol  Seneca  frnber  sagt,  Haro  I 
von  seiner  Höhe  nicht  herabsteigen,  su  wird  doch  Niemand  i 
dass  er  dabei  an  eine  absolute  Unmöglichkc  i  ;  vieli 

Seneca,  Nero  könne  nicht  herabsteigen,  weu  i  bewnssti 

dieses  fni-  ihn  gelahrlich  (non  tultim)  wäre.   Nach  der  Ans 
Seneca^s  ist  ja  anoh  die  Aendemng  des  Verhaltnidses  der  Bot 
der  Welt  nicht  an  sich  niunOgüch,  sondern  nnr  insofern  *  itti 
die  Gottheit  einsieht,  dass  eben  diese  Stellung  die  beste  i!$t  and  j 
halb  dieselbe  auch  nicht  ändern  will.  Vgl  De  protK  5,  5; 
9,  13;  VJl  3,  7, 

Ib.  9f  10.   Dass  die  Worte  ^adco  nihü  factUu^ 
€CfUra  Caesarem  advacare**  bedeuten  können:  ^adeo  ne  iUß  < 
facere  poteSf  qmie  mullo  faciliora  atmt,  quam  contra 
aävocare^  könnte  man  gewiss  nicht  errathen,  wenn  der  V« 
diese  Eiplication  in  den  Adnofnt,  crü,  nicht  beigefngt  hätt«« 
nicht  nur  das  Nichtvorhandensein  des  Infinitivs  facere,  bei 
Mangel  der  Infinitiv  advocare  schwerlich  in  tünem  ven 
Terhältniese  zu  den  vorangehenden  Worten  aufgefassi  wtnlii  1 
spricht  gegen  eine  solche  Interpretation  der  Stell  e,  aber  es  i 
auch  fast  unmöglich  nihil  in  dem  Sinne  von  ne  quidtm  m  \ 
Ich  sehe  zwar  ein,  dass  man  an  dieser  Stelle  eigentlich  einen  j 
anderen  Gedanken  erwartet,  als  dieser  ist,  welcher  sieb« 
schriftlichen  Lesart  gemäss  darbietet,  und  zwar:  ^glaubet  i 
es  leichter  sei  den  Staat  zu  regieren »  als  sein  eigenes  Han 
walten  ?"",  worauf  die  nächst  vorhet^eheuden  Worte  htan 
auch  haftet  an  den  Worten  ^contra  Caesar em  ndvocare**  i 
halt  ironische  Färbung,  die  wenig  zur  ernsten  Kede  Aug 
doch  ist  eine  entsprechende  Emendatiou  nicht  leicht ,  iin&  somxt^ 
scheint  es  als  das  beste,  vor  der  Hand  bei  der  wenigstens  { 
tisch  erklärbaren  Conjectur  Haasens  j^f^deo  nihil  facilius  j 
contra  Caesarem  advocare"^  (^  glaubst  da  denn  gar, 
leichter  sei  . .  .)  z^  bleiben, 

Ih,  W,  3^  Mir  scheint  Haase  richtig  genrtheilt  zu  habeD,  i 
er  die  Worte  y^honum  esse  pHndpem  Augustum"  für 
klärte,  denn  1«  klingt  der  Gedanke,  dass  August  ein  gut 
war,  inzwischen  der  Hinweisung  auf  seine  Vergötterung 
seinen  Ehrentitel  pater  patriae ^  matt  und  unangemessen.  2.  l^ 
finitiv  essCf  der  auch  nach  dem  üi-theil  des  Vtr:  inhaltb 

weist  auf  eine  Interpolation  hin.  3,  Wenn  m^  :om  Yerfi 

dJBees  6886  aus  dem  Texte  entfernt,  so  kann  aut^  dem  iolgendsni 
mniäse  kaum  ein  /uMse  an  dieser  Stelle  ergänzt  WF>rdeiL. 
vorher  esse  steht  4,  Die  Worte  Jbonum  esst  pr ine 
können  leicht  von  einem  Interpolator  hinzugefügt  wu» 
derselbe  den  Satz  ^deum  cbbc  non  iasf^quam  iusti  cr^diniiit^ 


C  Om&n  L.  AnoAei  S«]wca#  etc.,  tng»  v.  £.  iTnicfiJNetoicf.    4S9 

;  kaaog  imd  m  Folge  d^mn  den  Manftl  d^BZnsaBunenbaDges 

WorW  mit  de»  voruig^almd^aii,  namentlicli  aber  dtn 

Sutiitcie»  j4A^i«^t4a  föMfttv  «-^  Aus  Bücksiebt  auf  die 

cbian  Btiairkungta  dMto  auch  eine  Aenderung  des 

[  in  fim^t  welche  Kil  Bftlifins  in  der  Jenaer  Uteratur?.  1877, 

S.  62  L  vorschlJigt,  keineswegs  rathsam  erscheinen, 

Ib^  18,1.   Die  £miQdati<»a  Haaiie's,  der  die  handBchriftücb 

W^rle  ^nof»  ut  mancipii$  ahuti'^  aus  dem  Texte  aas» 

encheiot  mir  volUfcomaien  gerechtfertigt.  Denn  1.  der  Ab- 

tiher  konnte  leicht  diese  Worte  hinzugefügt  haben ,  da  er  ein 

I  so  den  Worten :  Quanto  iustiutt  hominihus  liheris  ingenuis 

'  «entbebrte  und  doch  den  Sinn  im  Allgemeinen  errieth.  2.  Diese 

mit  den  äbrigen  nicht  in  Einklang  gebracht  werden, 

mdn  nach  iuhei  einen  Punct  setzt  und  die  nächsten  Worte 

in  ein  Gefüge  fasst,  was  doch  das  rathsamste  wäre,  ein  und 

:  Varbum  ahuii  in  Bezug  auf  maficipiis  in  der  Bedeutung 

dagdge«!  in  Bezug  auf  quos  gtadu  anieccdas  ceU.  in 

utang  behandeln  erscheint,  und  weil  eine  derartige  Zwei- 

att  eines  Wortes  nicht  zugegeben  werden  darf.   Wenn  man 

dam  Verfa«ser  deik  Satz  qwinio  iustius  . . .  hontsiis  aj$ 

fttbeee  auifasst,  so  nimmt  man,  ohne  der  H^rte  der  oben 

i  Satze  in tb eil ung  zu  entgehen  ,  ausserdem  einen  laai^ 

BBslx  inmitten  eng  zusammenhängender  Sätze  gegin  jei9 

heinlichkeit  an.  Dazu  kommt  endJich  auch  das  in  Betracht, 

iWorte  ^quorumqM^  tibi  non  serväus  tradüa  sit  sed  Meia"" 

i  darauf  hinweisen,  dass  hier  nicht  von  Sklaven,  sondern 

than^n  im  lioiche  die  Bede  ist. 

2Jt  ^  SpurcU  Uif  paryis  zu  schreiben,  wie  es  der  Verbeeer 

t,  scheint  bedenklich,  denn  parvis  entepricht  gut  dem  oben 

welches  wörtlich  niedrig  heisst;  wenn  Seneca 

ttet  cbterentem  inquinantihua'^ ,  so  will  er  damit  nuc 

Wie  das  Zertreten  dieser  kleinen  Thiere  den  Zertreten* 

leli.  m  bringt  daa  Missbandeln  der  Schwachen  dem  Mäck* 

Srbmaclt. 

U«  &,3.   Der  Nazamnus  bietet  Folgendes:  quad  si  ut 

fortunem  cerUsiimiim  m%tiuo  auxiUü  dudU;  der 

s<Jir6iht  auf  Grundlage  dessen:  qtHnisieBi,  quidni  ha$c 

,  quae  dcductrt  humanUaUm  iubet  por,  adt\  f.  c. 

oc'd«i^»l.   Der  Sinn ,  welchen  der  Verfasser  in  der  ge 

Stelle  zu  finden  glaubt,  passt  schon  deswegen  nicht  in 

der  Gedanken,  weil  es  klar  ist,  dass  es  ei«'h  an 

nidit  nm  wechselseitige  Hilfe ,  aendern  um  "^  ^ 

bandelt  uud  weil  im  i&cbfitfolgenden  Bat 

wild,  daes  die  stoische  Philosopkie  zur  humanen  weob- 

Doterstützung  anleitet.   Ich  glaube,  dass  die  oben  §.  2 

bvnn  Worte :   //rirc  bi  ptr  se  ponuniur  , »  auf  nach- 


440 


Oriechisdie  Lehrbücher,  äug*  r.  A,  Goldbach^f, 


folgenden  Gedanken  deut  -weisen:  Qt^dsi^est,  qul 

scietdia,  quae  dedumre  a'  iüem  iuhet  (nämlich  nach  d< 

nung  der  Gegaer) »  pdrtum  adversus  fortunam  certissimum  m 
auxilii  occludU?  Dieses  scheint  mir  die  einzige  sinugem&ssa 
leicM  erklärbare  Art  einer  Emondution  dieser  Stelle  zu  sein ,  d< 
das ,  was  Hr,  Bähreus  an  oben  bezeichneter  Stelle  Yorschlägt :  q\ 
8i  est,  quidni  —  cludit,  male  audit,  kann  unmöglich  mit  dem  natj 
liehen  Gedankengange  der  Stelle  in  Einklaug  gebracht  werden. 

Leipzigs  Dr.  Bronielaus  Kruczkiewici. 


Griechisches    üebuugsbuch    zum  üebersetzän  aua  dem  G; 

ins  Deutsche  and  umgekehrt  fitr  die  unteren  Stufen  von  Dr.  Gi 
Dzialas,  Oberlehrer  am  Johannes -Gymnasium  in  Breslau.  L  Thi 
Das  Nomen  und  das  regelmässige  Verbum  eicl.  dt*r  Vcrba  \Uinh 
II,  Theil:  Verba  Uquida»  Verba  auf  fit  und  Verba  anomala.  Breal 
Verlag  von  A-  Gosohorsky'a  Buchhandlung,  Adolf  Kiepert,  Hof 
händler,  1876. 

Das  vorliegende  Üebuugsbuch  macht  sowol  durch  seine  i 
Ausstattung  als  auch  durch  seineu  Inhalt  den  besten  Ein  ' 
ist  eine  fleissige,  sorgfaltige  Arbeit,  die  durch  die  reiclir 
Beispielen  sowie  durch  die  Auswahl  derselben  Jedermann  befiie 
muss.   Unpassende  Beispiele  findet  mau  verhältnissmässig 
dahin  milchte  ich  zählen  I,  S.  2  ^die  Haare  der  Barbaren 
lang**;  S.  25  „Telemachos  soll  über  das  Haus  des  Menelaus  sehr( 
staunt  gewesen  sein,  obgleich  es  nicht  der  Erwähnung  werth 
leer  sind  die  beiden  Sätze  S.  21  „dem  Xenophon  ist  von  den  L* 
damoniern  geglaubt  worden"  und  S.  57/8  ,,die  anderen  Schlacht! 
in  welchen  die  Perser  besiegt  wurden,  übergehe  ich'*.  Im  IL  Tb« 
möchte  Ref.  weglassen  S.  2  „die  Böoter  sagten  einen  grossen  Ball 
auseinander  und  höhlten  ihn  ganz  aus''  und  S.  5  Z.  26 — SOt 
S.  69  aus  AeMan  rar.  bist.  III,  22  entnommene  Sage,  wie 
bei  der  Capitulation  von  Troia  die  Concession  der  Griechen  benuti 
die  Penaten  und  seinen  Vater  rettete ,  ist  offenbar  das  Onginal  | 
die  Weiber  von  Weinsberg  und  widerspricht  zu  sehr  der   gen 
liehen  Darstellung,  als  dass  sie  zur  Schullectüre  geeignet  ymm. 
der  Sagengeschichte  im  Conflicte  stehen  auch  I,  S,  17  ^Auti 
begrub  den  Bnider  wider  den  Willen  des  Vaters**  und  II,  27  , 
den  Kämpfen    der  Griechen  und  Trojaner   gingen    viele 
Schiffe  der  Griechen  unter**.  —  Hie  und  da  wäre  in  den 
Beispielen  eine  bessere  Fassung  zu  wilnschen ,  z,  B.  1 ,  S.  21^ 
ist  „der  Rdmer**  ganz  überflüssig;  S,  46  Z.  13  muss  für  „ftb«f* 
andere  Conjunction  stehen;  S.  63  Z.  10  erregt  der  A; 
wurde  eiu  Damm  geschüttet**  Bedenken ,  und  einige  Z- 
unten  verstösst  der  Satz  „Antigonus  II,  als  ihm  einige  sein 
todt  aus  der  Schlacht  brachten ,  lobte  er  sie"  etc.  gegen  d« 
sehen  Sprachgebrauch.    Ebenso  graecisierend   ist   11,  8.6; 


Lehrbücher,  aog.  r,  A,  Goidbadter. 


441 


aar  renigdii,  zu  Macht  tmd  Ansehen  erhoben,  werden  fibermüthig.*' 
—  Daftbaas  ist  auf  eine  reine  attische  Sprache  gesehen  and  sorg- 
WMg  allü  beseitigt ,  was  der  mustergiltigen  Prosa  nicht  entspricht. 
Ver  idir  selten  finden  sich  Yerstdsse  dagegen,  wie  z.  B.  I,  S.  61 
)d(fij^^iyov;  II,  S.  5  Z.  3  vat^  als  Nom.,  was  Dor  s^mt  aicb 
und  von  den  Grammatikern  ansdrücklich  getadelt  wird ;  in  dem 
.der  faJsche  Smerdi»**  8.  84^ — 88  heisst  es  immer  /I^ij»!«- 
der  attischen  Form  Jl^a^ionrfi.  II,  S,  9  ist  der  letzte 
\  Satt,  so  ans  dem  Znsammenbange  losgerissen ,  in  dem  er 
iriThnk.  I,  TO  st»ht,  fnr  Schüler  unverständlich.  I,  S.  63  ^ahota 

ifüVcrrro  hi  toin:<üv  falsch ,  da  doch  schon  tuiv  Ttokkufp  das  De- 
kteagfiwort  rar  (av  ist. 

pider  ist  die  Branchbarkeit  dieses  Uebungsbnches  durch  eine 
athümlicbe  Einrichtung  sehr  in  Frage  gestellt.  Dasselbe 
eb  nicht  den  gewöhnlichen  Lehrgang  ein,  der  von  der 
i«ir  Conjugation  fortschreitet,  sondern  behandelt  Decliuation 
ation  abwechselnd  nebeneinander.  So  belieben  sich  die  Bei- 
f  Stockes  I  auf  die  2.  und  l.Declination  (Fem.),  Ind.  Praes. 
nnd  Ind.  Praes,  Act.  Tom  regelmässigen  Verbum;  die  des 
Qckes  anf  Imperf,  Act,  Angm.  S7II,;  die  des  III,  Stückes  auf  die 
,  dir  1.  Declination,  Imper.  nnd  Inf.  Praes. ;  die  des  IV.  Stückes 
i  Indic.  Praes.  und  Imperf.  Pass.  (Med.) ;  die  des  V.  Stückes  auf 
Inf.  Praes.  Pass.  (Med.) ;  die  des  VL  Stückes  anf  Conj,,  Opt. 
711  ist  Bopotition;  VIII — X  betreffen  die  3.  Decl,  Liquida- 
'-Stftmme;  XI  die  abweichenden  Acc^nte,  femer  /ti^-V«*»*» 
und  TtöXvg  nsf.  In  dem  Vorworte  werden  für  diese  Einrichtung 
Grftndo  angegeben:  1.  weil  dadurch  das  Verbum  mit  seiner 
We  mehr  in  den  Vordergrund  trete,  und  2.  weiJ  man  dano 
\  mehr  getwungen  aei  die  ganze  Declinatiou  hindurch  mit  einigeu 
Yerbalformen  m  operieren.  So  sehr  man  auch  anerkennen 
^  die  fiinübnng  des  Verbums  von  der  grOssten  Wichtigkeit 
lobenswertb  das  Bestreben  ist,  den  Schülern  die  Uebungs- 
lach  durch  die  Mannigfaltigkeit  ihres  Inhaltes  interessaut  zu 
man  doch  bezweifeln,  ob  denn  zur  Erreichung  dieser 
'  «ingiCicblageDe  Weg  nothwendig  war,  der  das,  was  damit 
werden  soll,  durch  die  empfindlichsten  Nachtheile  Tielfach 
Donn  dass  damit  die  Uebersichtlichkeit  über  die  Declinaticu 
I Ooi^tigation  verloren  geht,  die  Klarheit  leidet  nnd  immer  die 
Mhlii'  bffTorsteht ,  dass  Verwechslung  und  Verwirrung  besonders  in 
te  rhwicberen  Köpfen  einreisst,  das  mnss  Jedermann  in  die  Augen 
^Qiig«D,  der  nur  wviss,  wie  sehr  man  dagegen  selbst  bei  dem 
Pnpiliteii  Vorgange  tmmi^r  zu  kämpfen  hat  Die  Methode  bei  der 
URBB119  ^^^  modernen  Sprachen  i^t  dafür  kein  massgebendes  Ana- 
^  ««gtn  dee  grossen  Unterschiedes,  der  sie  von  den  antiken  Spra- 
4iitittiftt,  und  wegen  der  Verschiedenheit  des  Zweckes ,  der  dabei 
wird>  Wenn  man  bedenkt,  was  alles  Toransgeaetzt  werden 


442 


Griechisch«  Lehrbücher,  aog.  %,  A*  ÖMbacher, 


muss,  bevor  der  Schüler  a&  die  UebtrBdtsnng  eiske»  gne 
Satzes  ^fühit  werden  kann,  tmd  wenn  man  dann  in  dem  Q« 
buche  liest,  dass  schon  das  erste  Stlick  die  ganze 
cUnatioQ,  die  der  ersten  vorangestellt  ist,  dann  die  Pemin 
X.  Decl.,  <Ue  Adjectiva  anf  og,  a  nnd  tj,  c^^den  Ind«  des  Praee. 
li^i  und  d^n  Ind.Praes.  vom  r6ge]mä6äigett¥erbiiDi.ecUb&lt,  an  i 
da»  jed€m  SohnJmanne  gerechtes  Bedenken  erregen,  Zndeoi  w&r«  fr 
einen  solchen  Vorgang  auch  nnbedlugt  eine  Qig^n^  Gramma&ili  sCthig» 
die  den  giammatiscben  Stoff  in  gleicher  Weine  geordn«!  hilto 
das  Uebuiigsbuch  Schritt  für  Schritt  begleite. 

Ebenso  unpraktisch  ist  auch  das  Vocabnlarinm  angelegt 
Voeabeln  sind  nämlich  nicht  alle  mitsammen  alphabetisch  i 
sondern  für  die  einzelnen  Stücke  in  Gruppen  getheilt:  Sul 
der  2.,  1.,  3.  Declination,  Adjectiva,  Verba»  Partikeln  etc,  «ad  mir 
innerhalb  dieser  Gruppen  alphabetisch  zusammengesteUt,  etniiAih 
Ordnung,  die  das  Aufsuchen  beschwefrlich  und  zeitraubedtud  inaclt, 
und  wenn  einmal  ein.  oder  das  andere  Wort  dem  Ged&chtoisM  eiV 
fallen  ist,  das  Nachschlagen  verlotden  muss,  da  man,  nra  z.  B. im 
Adjectivum  wieder  zu  finden,  in  jedem  äinzelneo  der  raranppo- 
genen  Stücke  in  der  Gruppe  der  Adj.  nachgehen  müsate.  I^is^nviiti 
vielleicht  im  Anfange  so  mache,  iat  wol  zu  billigen^  aber  daaito 
muss  immer  noch  ein  vollständigea,  lexicalisch  angelegtes  Voc^ 
larium  sein. 

Glücklicher  Weise  hat  diese  eigenthümliche  Einrichtung,  w*] 
dem  1.  Theile  entschieden  zum  Schaden  gereichen  wird,  auf  dm  J 
k^en  Einfluss  ausgeübt.  Dieser  schliefst  sich  an  den  Gang  derSo^ 
sehen  Grammatik  an  und  enthält  von  Seite  1— r ' 
Verbis  liquitiis,  denen  auf  ^u  und  den  unregelmä 
bia  62  Aesopische  Fabeln,  S.  62 — 69  kunse  Eri:  - 
deten^  S.69 — 93  mythologische  und  geschicbtlithL  L 
Aielian,  Apollodor,  Flutarch,  Herodot,  Dio  Cas^in«  in  :  ^raUÜ 

9.  95—134  ist  das  alphabetisch  geordnete  W  ■T■^-^    r/ujaini^x. 

In  jedem  der  beiden  Hefte  wechseln  i  ie  und  des 

Uebungsstücke  in  angemeäsenem  Verbal tnii^stj. 

Anmerkungen  enthält  dies  Uebungsbueh  keine,  nur  hie  imd  ^ 
im  Texte  selbst  zwischen  Klammern  eine  kurze  Andentunf «  wie  ta 
übersetzen  oder  weldie  Phrat^  su  gebrauchen  sei.  Nach  d«r  Ad- 
aehanung  des  Ref.  wären  einige  wenige  Anmerkungen ,  in  deneadio 
&Bslichsten  Hauptregeln  der  Syntax  schon  w^hi^nd  der  Eiiiflltnu! 
der  Formenlehre  den  Schülern  nebenbei  beigebracht  würdeD»  ^ 
grossem  Vortheile» 

Druckfehler  aind  selten ;  aufgefallen  sind  I  ^  S,  25  Z,  b;  &  ^ 
Z.  16  u,  19;  S.  63  Z,  10  v,  u.  fehlt  vor  oya^og  dn  Komma;  &< 
letzte  Zeile;  H,  96  Z.  21;  II.  S.  26  Z.  15  v.  u. 


LdirbücbeTf  ang.  v.  A,  Goldbacher,  flV^ 

DOnhäDgeDde  detitscb  -  griechische  üebersetziiiigsstüeke 
1^  iltti  Sdtol-  and  Hilfsunterhcht  voq  Fnm«  Btnhucle*  Düs  NomM 
uDd  regelnä&nge  Yerbnm  aaf  ai  (Quarta).  Amberg,  Druck  u.  Verla« 
von  J.  Hablwl  1876.  U  S.  8' 

Dtos^  24  Seiten  mit  25  UebuD^tiUkec  zu  je  16^18  Zeilen 
t6f  die  das  gaoze  Nomea  und  re^'t'  -  Verbum 

iDi  ktonen  natmlich  nicbt  für  sicli  ali'  *  ebtmgs-' 

lek  wax  Gebrauche  eioefi  GymDa&iuiD«  boreohDei  dein.  Nur  als  Zd^ 
kbe  lu  tiueui  anderen  Uebimgsbuohe  oder  aU  Mittel  fQr  sohriftliche 
Arbeiten  und  häusliche  Nachhilfe  kannten  sie  vielleicht  irgeod  eine 
B^ivchiigung  babeoi  falls  Jemaudem  das  Uebnngsbuch  selbst  nicht 
aoUte.    Das  Originellste  daran  ist,    dass  durchaus  und 
im  Anfange^  wo  nur  die  1.  und  2.  Declination  mit  eiuigen 
:efQ  Verbalformen  zur  Verwendung  kommen  ki)nD6ii ,  die  Stücke 
lUi  eiDzeluen  Satien  bestehen ^  sondern  einen  sueammenhmngen- 
t  haben.   Freilich  sind  auch  die  Stücke  darnach.  Die  drei 
,die  Frömmigkeit**,  „die  Gaben  der  Efde**  und  „der  Pfad  zur 
leiden  an  einer  ungesunden  Sentimentalität  r  ^Vor  die  Tugend 
Mi^m  die  unsterblichen  Mühe  und  Schwierigkeiten.   Lang  und  steil 
mi  be^cbwfirlicb  ist  Tom  Anbeginn  der  Pfad  zum  Guten.  Nach  kuraer 
bit  aber  wird  der  Weg  boquem.  Felsen  und  Disteln  und  harte  Erd- 
verschwinden,  und  statt  des  irnkrantes  blühen  um  den  Wan- 
dte woJihiftenden  Veilchen  und  der  laubreiche  Weinstock  und 
4)r  furpome  Eose.  Silberne  Quellen  spenden  überall  erq nickenden 
^Jl^^  und  fhiohttragende  Zweige  kühlen  Schatten ,  und  der  Hauch 
^^^^feHedens  weht  aus  den  Gipfeln  der  Bäume,**  Von  den  übrigen 
^^Hms  h'  nr  noch  Nr.  20  ^die  Schreibtafel**  hervor,  wo  er- 

^IhM  wktü  ii  Knabe  mit  dem  Diebstahle  einer  Schreibtaf^el  an- 

m  habe  und ,  von  seiner  Mutter  in  solchen  unsittlichen  Hand- 
enmititert ,  bis  an  den  Galgen  gekommen  sei .  wo  er  ihr  end- 
li^  miter  Verwönschungen  das  Ohr  abbiss:  „Wenn  damals,  als  ich 
4r  a»  Sdireibtafel  brachte,  die  Schläge  der  Peitsche  mein  Lohn  ge- 
^mm  wiren,  so  würde  ich  jetzt  nicht  an  dem  Galgen  eine  erwünschte 
Inli  dfr    '  •in!'*  Das  ist  eine  Ki»st,  die  kaum  für  die  unteren 

CtaMen  ii  ächule  zu  empfehlen  ist,  gescbwaige  denn  für  den 

bltleo  Jahrgang  eines  Gjrmnasiums. 

Die  Vocabeln  stehen  immer  sämmtlich  unmittelbar  unter  dem 
C|)raiig3M(tdcke»  wag  nur  die  Bequemlichkeit  der  Schüler  zu  unter- 
geeignet ist,  und  was  für  Voeabeln !  Nicht  nur  dass  späterer 
»brauch  von  dem  classiachen  nicht  unterschieden  ist ,  auch 
mliaUie,  ja  selbst  opiäch-jonische  und  rein  homerische  Ausdrücke 
lai  diese  nicht  immei  in  richtiger  Anwendung  werdeo  dem  Schüler 
m  üehef«et£utig  e&i|;»fohlen.  So  ist  z.  B.  im  ersten  Stücke  x^Hf^^ 
liniMr  ein  später  Ausdruck   für  k^i^itüp.    Im  zweiten  Stücke  ist 
^»hp9tf  poetisch  und  ß^uCitt  vom  Brausen  des  Sturmes  gar  nicht 
Smithi,   Im  dritten  Stücke  ist  „Mühe  und  Schwierigkeiten^  mit 
XaUmv  (doch  dno^ia)  ühersetitj  dann  findet  sich 


444  Griechische  Lehrhücher,  ang.  v.  Ä,  Chldbaeher. 

dort  Ttiluv  auf  «seio^  angegeben  und  die  Farbe  der  „sübeman 
Quellen"  soll  mit  a(}yvg>og  wiedergegeben  werden,  ein  Adjecüvna, 
das  nur  Homer  an  zwei  Stellen  als  Epitheton  fftr  die  Schafe  ge- 
braucht. Nr.  4  sind  die  beiden  ersten  Worte  fieyaX^yofog  und  «o— 
yvüHnog  betont.  Nr.  5  stehen  unter  den  Vocabeln  auch  huppo^ßt^ 
(beschreiben),  d^Ttag,  rafjiva),  fjuarviXiOf  al^vaato,  %aitUo,  IwiXt^^ 
oveuxQj  und  endlich  pflegen  bei  Homer  die  Helden  „mit  Freude  Ibn 
Hftnde  nach  den  Speisen  zu  strecken  **,  um  ihren  hfwg  zu  stillen  I  ' 
Dies  dflrfte  zur  Charakteristik  des  Bflchleins  wol  genfigen« 


Oriechisches  Lesebuch  f&r  untere  und  mittlere  Gy 

A.  Fr.  Gottschick,  7.  Auflage,  besorgt  von  B.  Gottschick.  '. 
1876.  Verlag  von  Rudolf  Gaertner.  278  S.  8*.  —  2  Mark. 

Das  griechische  Lesebuch  von  Gottschick  ist  schon  in  seiner 
3.  Auflage  in  dieser  Zeitschrift  IX.  Jahrgang  (1858)  S.  284—286 
von  E.  Schenkl  eingehend  besprochen  und  im  Ganzen  anerkennend 
beurtheilt  worden.  Ln  XVII.  Jahrgange  (1866)  S.  443  f.  hat  dann 
A.  Fleischmann  die  5.  Auflage  kurz  angezeigt.  Es  erübrigt  daher  mr 
mehr  zu  bemerken,  dass  in  der  6.  Auflage  fast  gar  nichts  geftndert 
wurde ,  als  dass  einige  zusammenhängende  Lesestucke ,  ErzählungSD 
aus  Xenophon  und  Plutarch,  hinzugekommen  sind.  Die  7.  Auflage  hat 
nach  dem  Tode  des  Verfasse»  B.  Gottschick  besorgt,  ohne  eine  anden 
Aenderung  vorzunehmen,  als  dass  er  am  Anfange  noch  ffinf  Abschnitts 
mit  möglichst  einfachen  Sätzen  anf&gte ,  das  Wörterverzeichniss  be- 
sonders durch  HinzufQgung  von  deutschen  Bedeutungen  vermehiii 
und  ausserdem  noch  einige  unbedeutende  Berichtigungen  anbiaehiBi 

Da  das  griechische  Lesebuch  bekanntlich  nur  griechiscke 
Uebungsbeispiele  enthält,  so  sei  nur  noch  bemerkt,  dass  dieo«^ 
denselben  Grundsätzen  und  demselben  Lehrgange  ausgearbeitete  Bai- 
spielsammlung  zum  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  in  das  Orii- 
chische,  die  auch  schon  in  dritter  Auflage  vorlieget,  auch  der  amdanii 
ebenso  nothwendigen  Seite  des  griechischen  ElementarunterricUait 
nämlich  dem  Uebersetzen  aus  dem  Deutschen  ins  Griechische  gereckt 
zu  werden  sucht. 

Griechisches  Vocabularium,  von  A.  Fr.  Gottschick.  4.  Auflage^ 
besorgt  von  B.  Gott  seh  ick.  Berlin  1876.  Verlag  von  Budolf  Gafft- 
ner.  120  S.  8«.  -  1  Mark. 

Dies  Büchlein  ist  zuerst  im  Jahre  1857  erschienen  und  ebee- 
falls  von  K.  Schenkl  im  IX.  Jahrgange  dieser  Zeitschrift  (1858) 
S.  286—288  angezeigt  worden.  Seitdem  sind  drei  neue  AuflageD 
erschienen,  ein  deutliches  Zeichen,  dass  dort,  wo  man  neben  dar 
Classikerlectüre  und  der  Erwerbung  der  dafnr  unmittelbar  nöthigaB 
Vocabelkenntniss  auch  noch  für  eine  systematische  Aneignung  doB^ 
umfassenderen  Wortschatzes  Zeit  findet,  solche  Vocabularien  ar* 
spriessliche  Dienste  thun  können.  Und  in  der  That  kann  man  den 


J.  Jun§,  R^mer  nod  Bomiii«ii  eto,,  ang.  ▼.  W.  T^mmMk,    448 

tmern  nie  geno^  empfehlen  im  LateiDischen  sowie  im  Grie- 
imd  überhaupt  bei  jedem  Sprach uBt^rrichte  ein  besonderes 
aerk  daranf  zu  richten,  dass  eine  ansreichende  Fälle  von  Wor- 
nnd  sicheres  Eigenthum  der  Schüler  werde;  denn  der 
ille  derselben  gegen  die  LectQre  hat  meistens  in  nichts  an- 
iBemen  Grnnd,  als  in  der  grossen  Plage,  die  ihnen  dabei  eine 
mangelhafte  Wortkenntniss  yemrsacht.  Im  Ganzen  hat  sich 
ehtem  seit  der  ersten  Auflage  nicht  geändert:  die  Eintheilung 
and  die  Anordnung  der  Yocabeln  sind  dieselben  geblieben, 
fm  Einzelnen  ist  hie  und  da  etwas  gebessert  worden,  einige 
|.sind  neu  hinzugekommen,  besonders  aber  wnrde  in  den  beiden 
lAnflagen  auf  eine  genauere  Durchführung  der  Qoantitäts- 
ikimg  gesehen. 
Czernowitz  im  Mai  1877.  A.  Goldbacher. 


i€r  und   Romanen   in  den  Donaaländern.    Histoddch-etbno- 
pbische  Studien  von  Dr.  Jaliuä  Jung,  PriTiitdo<;enten  der  Ge- 
au  der  )c.   k.   Ufii?ersitat  zu   Innsbruck.    Innsbruck   1877. 
(XLIV,  316  S.  2.80,) 

er  Verfasser  des  Torliegenden  —  nebenbei  gesagt,   recht 
\  ioagtstatteten  und  doch  billigen  —  Werkes  ist  den  Lesern 
scliftfl  and  den  Fachgenossen  bereits  vortheilhaft  bekannt 
ne  Untersuchung  über  „die  Anfange  der  Komänen''  (XXVTI, 
ibdr.  Wien  1876),  worin  derselbe  mit  vielem  Geschick  manche 
ben  der  R^ler^schen  Argumentation  über  die  Colonisations- 
se  Dacien*s  nachzuweisen  und  ferner  unter  Anwendung  der 
liehenden*  ethnographischen  Methode  eines  Fallmerajer  nnd 
cb  das  übrige  BaisonnementR^sler's  anzufechten  unternommen 
hat  Jnng  denselben  Gegenstand  noch  einmal  aufgenommen, 
^insgedehnt  und  verfolgt;  er  bemüht  sich  in  seinem  neuen 
I  tn  umfassender  Weise  das  Werden  und  die  Existenz  des  roma- 
bem  Elementes  in  den  sämmtlichen  Donaoprovinzen  zu  schildern : 
Herrschaft  der  Römer ^  ihre  Verwaltung,  ihr  Militarwesen, 
itischen  Einrichtungen  ^  den  CuHurzustand  der  ganzen  rOmi- 
ehe;  hierauf  den  Sturz  Rom 's  und  das  Fortleben  der  Donau- 
miter  den  neuen  herrschenden  Stämmen,  die  EÄmpfe  des 
hen  Elementes  um  sein  Dasein ,  das  Unterliegen  desselben 
einen  Seite  und  das  Fortleben  und  Ueberwnchern  auf  der 
die  Gründe  für  die  eine  nnd  die  andere  Thatsachet  —  dies 
steter  Beiugnabme  auf  die  Forschungen  und  Hypothesen 
ferginger,  namentlich  seines  principiellen  Gegnei-s,  des  geist^ 
so  frühe  verstorbenen  Forschers  Eob.  Basier.  Unbedingte 
Dg  des  Fleisses  und  der  Genauigkeit  darf  der  Verfasser 
ichen ,  wenn  er  auf  römische  Verhältnisse  der  Kaiserzeit  txk 
kommt ,  und  wir  erkennen  in  ihm  den  tüchtigen  Schüler 
1*9  nnd  die  Einwirkung  der  Vortr&ge  dieses  Meisters  über 


44i    J-  *f^fig,  Bomer  und  Bomftneti  etc^  ao^.  v. 

^Ifltemiscbe  Epigraphik**,   », Geschichte   der  römischen 
^Geschichte  der  rom.  Legionen''.   Ausgezeichnet  und  allB8i 
den  Quellen  durchgeführt  sind  die  Abschnitte  dos  Werkte, 
die  ^r^mische  ProvincialverwaUüng"  (S.  22—39),  das  «Müi' 
dar  rßXQ*  Kaiserzait^  (40 — 55)  ^  ^dio  Gnuverfassung  der  ßnrl 
nnd  das  St^lewesen  der  Italiker  in  den  DonauUnd^rn »  B(»ec*  m 
eien**  (56—107),  ^Verkehr  und  Handd,   Religion  ond  Liber 
Martyreracteu  und  Heiligenleben"  (108  —  141),    „ßociale  YeM 
niese,  Leben  und  Treiben  der  Donauromanen  im  4.  u.  ^.  Jli."  {1 
bis  178),  ^Eomauen  und  GermaDcn  an  der  Dunau  in  ihrem  Woidii 
Terhältnis  2u  einander**  (179 — 205),  behandeln  und  dem  Losac 
ooncret  als  möglich  vorführen.  Mit  der  Archäologie  Ton  Baeties  i 
Noricum  ist  Jung  vorzüglich  vertraut  ^  und  wer  iich  in  die  socH 
und  nationalen  Verhältnisse »  me  sie  unmittelbar  vor  und  nach 
Völkerwanderung  in  den  Donaul audschaften  herrschend  warea»  f 
tiefen  and  sich  mit  der  Vorgeschichte  unserer  österreichischen  Reii 
innig  vertraut  machen  will,  wird  aus  seinem  Buche  die  Ir  \\ 

rung  schöpfen.  Wir  wünschen  dem  Werke  die  weiteste  \  .  .  i 
in  Deutschland  und  Oesterreich,  und  meinen,  dass  es  nam«^ntlfc1 
keiner  Ätittelechulblibliothek  fehlen  dürfe.  In  den  letzten  zwn 
Jahren  liat  die  archäologische  Wissenschaft  solche  Fortschritte  ' 
macht»  dasB  die  Behandlung  der  römischen  Epoche  in  den  gatifl 
sten  Compendien  jetzt  nicht  mehr  ausreicht  und  clor ch  einen 
von  Grund  aus,  wie  ihn  daa  vorliegende  Buch  wii'klich  bi 
werden  muss. 

Btifvrent,  welcher  gewöhnt  ist,  nur  dann  ein  Werk  in 
chen,  wenn  er  für  die  in  demselben  behandeltf  t'  ^^  "^t-  o..u.^* 
Gesicbtspuncto  oder  neuoe  Quelienmatorial  voi 
satnerseits  ein  Scherflein  zur  Erf       '  .'  i 

tetmag.  hat  sich  schon  einigeuia,  r^ 

Forschern,    am    geistreichsten  aber  sim  ivüsier  bti 
über  den  Ursprung  der  Ostromanen  betheiligt  und  kai 
im  Gegensatz  zu  der  einseitig  lobhudelnden  Kritik  diir  Tagei 
manchen  Argumentationen  Eösler's  zuerst  mit  positiven  % 
entgegengetreten  zu  sein.    Es  galt  alles  das  ^  Was  aich 
Grund  gegen  die  neue  Hypothese  vorbringeti  liess,   z\ 
fassen  und  der  nicht  selten  alhu  sicher  ^ich   goberdandi 
Edsler*8  vorzuhalten,  um  nach  Erwägung  der  Gründe  pro  et 
den  Weg  zur  Wahrheit  zu  ebnen  und  in  die  Frage  die  mögUcl 
Sicherheit  zu   bringen.   Manche  dieser  Einwürfe  und  Erw. 
sind  auch  in  die  Jung'sche  Xritik  übergegangen  und,  t. 
knrz  angedeutet  worden  war,  ereoheint  nun  in  dies^i^ni  L 
ausgeführt  und  mit  Thatsachen  der  Analogie  belegt.   Gh 
wir  mit  den  Jung'schen  ResultBten  in  ihrer  Ganzheit  l 
standen  und  gehen  unseiv  ten  in  der  Frage  über 

der  Wlachen  zi<*mlich  an    nr.  Ich  getraue  mich 
jetzt  noch  die  Theorie  von  der  (Jontinuität  der  Sitze  der  Di 


y,  E^ner  und  Raumn^n  «te»,  ang.  ▼.  W.  TomoBchek, 

^murftobliti,  und  er^ife  die  Gelegenb^it,  um  das  Facit  memer 

UliMttirlpiii  entgegietigesetsteii  An8icht«n  zum  Ausdruck  zu  bringen. 

K^b  wiedmholter  reiflicher  Erwägnug  aller  auf  die  Frage 

Mglichiii  litetonecfaen  und  spracbticheu  Mom€t3te  brn  ioh  sn  der 

AniMit  f^hiiift,  d»s8  di#  geeammte  VoUKsmässe,  die  sich  Eüii^ii  lie- 

aenH,  aowol  die  allerortoii  auf  der  HaemasbalbiiiJBfll  «ersirevle  vrie 

41B  Jn  alt^n  Darieu  censolidterte,  gemeiusameu  Ursprungs  sei«  da 

m  tflMD  ^[>nich6  uns  anzauehizraii  hlodei-t,   dags  lUe 

MfitiMiMyi  dUiler»wo  entstanden  seien  als  die  dacischoa, 

~  4afi8  jedoch  dieser  gemeinsame  üreprtin^  weder  in  dem  trajant- 

9km  1}wtku  noch  anch  in  Moeeien  gesucht  werden  dürfe ,  sondern 

•ir  ailiBt  ja  oiuaig  nnd  allein  in  den  Centralgebieten  des  Haemus, 

4ift  WQ  das  altthrakische  autochthone  Volk  der  HeH«en  sass  ^  ^^ 

ixaäiga  licdeutondo  Slammi  äer  nach  dem  Stunse  Roms  noch  lange  Zelt 

Mmil  HaMm  bowaLil  hat  und  duixh  allmäliche  Absorbieru&g  dar 

Wgm  tkiulnaoben  Stamme  m  übermächtigem  Umfang  angewacfas^ 

nr.  hnB  r(Viihscben  Inschriften  läset  sich  nachweisen,  dass  die  Nation 

lirBa««««!  den  gtdsdieu  Tbeil  der  HaemushalbiuBel  inne  hatte:  von 

Msstt»  oad  SaTdica  an»  Aber  Fautalia  und  Germania,  bis  herantor 

■dl  Pkilippt^  4Mmu  weiter  nach  Osten  über  den  westlichen  nnd  mitt* 

Ima  H oinnn^  näd  Qbar  die  ganae  Rhudope  bretteie  sie  sich  aus ;  der 

fijjoiüog,  B^(r<To^ wurde  dem  Namen  Og^^  äquivalent,  bis  derselbe  Name 

iqea  de^n  Schhias  dea  6.  Jh.  in  dem  generellen  Namen  Bomanus,  Bo< 

«riMia«  und  in  der  batgarjech-sloweniechen  Epoche  in  dem  Namen 

Vlacb  aufging.   Die  alten  Besäen  waren  ein  tn  Oebirgsweüern  haa- 

i^iio,  der  Viehzucht  und  dem  Bergbau  ergebenes,  liecmlich  mhes 

^ilkt  ieeeen  CuHur  und  Lebensweise  das  getreueste  Vorbild  abgeben 

ÜHIt  rar  die  socialen  Zustände  der  Wlachen  älterer  Zeit.  Wie  eiftrig 

%Iteiitii  den  Bergbau  betrieben,  habe  ich  andei^swo  erOrtert;  die 

I  (metallarii  *  aurüeguli)  verlieeeen »  nach  Art  der  heutigen 

und  aiebenbOrg.  Zigeuner,  häufig  ihren  Heimatort  und  alt* 

ifllitt  ikb  auf  fremdem  Boden  an ,  um  dessen  metallische  Schitae 

Mianibiffatan ,  was  zu  vielen  Beschwerden  Anlass  gab  (Cod.  Theedos* 

14,  X,   1$*);   daher  erltess  Vateutinianua  a,  370  ad  uniireraas  per 

IQyneam  et  diaecesin  Macedonicam  provinoiales  die  Weisung,  ^ni 

«OH»  ftieoiqaam  THttACKM  ultra  in  posseesione  propria  putet  esse 

^■■diinu  aed  at  mguloe  potius  regredi  ad  solum  genitale  com- 

Vlltaiit*^    rier  Haamiisbewohner  war  also  schon  damals  ein  Wander- 

^tfrif  nelcher  die  benachbarten  FroTioi^n  gern  aufsuchte,  wie  der 

^iWke  äll«r  3Mteti»    Wie  weit  sich  der  Wlache  mit  seinen  Heerdeu 

«laeelaeAStammsitien entfernen  mochte,  dafär  haben  wir  ernZeugnigi 

m  iber  auf  alteerbischem  Boden  auftretenden  generellen  Beseich- 

ivg  wiachiidher  Hirien,  merop*x*  i  welche  ^rückgeht  auf  die  rho- 

^iielle  Landaehaft  Miq&itti,  die  noch  im  14.  Jh.  von  wlachischeu 

lonadüi  bewohnt  war,  als  deren  Häuptlinge  sich  t.  B.  S^ban  und 

Ite'Ülo  Düno  einen  demlichen  Namen  erworben  haben. 

Wenn  wir  also  ton  den  Voreltern  der  Humpen  reden  woHeii, 
^  kioelitn  wir  gar  nicht  surQcknigehen  auf  die  römischen  Ansiedler 


448    J.  Jung,  Kömer  udü  Romanen  ötc.,  &ng*  v,  W. 


in  Dacien,  uds  braucht  nicht  einmiü  die  Kachriebt  von  der  B&naiuii^ 
dieser  Provinz  nnd  der  üebersiedlung  der  Colonisten  in  dm  amdui- 
njsche  Dacien  sonderlich  za  berühren  —  diese  Ankömmlinge,  mochten 
8ie  zahlreich  sein  oder  nicht ,  halfen  eben  nur  die  Mjisse  der  thnk<H 
romanischen  Rustiimlen  vermehren  — ,  wir  h^*'  H'  *  lir 

Donananf  der  ganzen  Fronte  vonlllyricnm  nnd  h  lui- 

nisiertes  Volkselement,  das  aasgebreitet  nnd  bedeutend  ^üug  u^ 
scheint,  nm  für  den  Grundstock  aller  Wlachen  gelten  za  k5nD«]i.  Aitf 
diese  Weise  erklärt  sich  auch  der  Umstand  vortrefnieh,   da£;8  da» 
Albanische  nud  das  HumQn'sche  gemeinsame  alteinheimische  Sprach- 
elemente besitzen.  Auf  der  ganzen  westlichen  Fronte  der  thrakiscb^ 
Bomanen  sassen ,  nach  Abrechnung  der  Griechen  an  der  KCU^te  und 
in  den  macedonischen  Städten ,  illyrische  Stämme ,  znmal  die  Dar- 
daner  undLabeaten,  deren  Nationalität  einen  von  der  thniki$cb«ia 
durchaus  verschiedenen  Character  hatte.   Das  Thrakische  war ,  mr- 
wiederholen  es  entschieden  nnd  haben  dafür  einen  unwiderleglichem. 
Beweis  vorgebracht  (Bnimalia  nnd  Bosalia  S.  382)  >    ein  iraniscbtc — 
Dialekt;  das  Dtynsche  dagegen  —  uud  darin  hat  v.  Hahn  Recht,  weoc^ 
auch  seine  Beweisführung  in  vielen  Einzelfällen  mangelhaft  ist — war.^^ 
wie  das  Messapische,  entschieden  ein  dem  Etruskischen  LateiiUfidhte^B 
nnd  namentlich  dem  Graeco-pelasgischen   nahe  stehender  Spradi-^ 
zweig;  der  Consonantismus  der  alt-illjrischea  Eigennamen  eo 
des  neualbanischen  Sprachvorrathes  beweist  dies  dem  Forscher,  wel 
eher  die  Mühe  nicht  scheut,  sich  in  die  ganze  Frage  za  vertiefe! 
zur  Genüge.    Zwischen  dem  Thrakodakischen  und   dem  Ulyrischi 
gab  es  keine  nähere^  blos  dialektische  Verwandachaft,  nnd  wenn 
Fr.  Müller  behauptet  ^die  thrakische  Nationalität  stand  zn  der 
rischen   beilaufg  in  demselben  Verhältnisse,   wie  etwa  jftsi 
deutsche  zn  der  scandinavischen'^  und  demnach  die  Existent 
thrako-ülyrischen  Sprachgruppe  aanimmt,  so  missachtet  derselbe 
übereinstimmenden  Zeugnisse   des  Alterthums   nnd   die  spürl 
aber  sicheren  Indicien  der  epigraphißchen  Nomenclatnr  anf 
schem  und  thrakiscbem  Boden*  Auf  diese  beiden  grundverschied< 
nationalen  Unterlagen   bat  die  Bomanisierung   nicht  gleichi 
eingewirkt.  Während  das  Dakische  spurlos  unterlegen  ist  nnd 
rend  die  Bessen  (Thraker)  schon  frühzeitig  ihre  iranische .  vie 
auch  mit  macedonisch-griechischen  Elementen  versetzto, 
jener  der  römischen  Legionssoldaten  und  Colonisteu  zu  vvi^«>Ji 
begannen,  hat  sich  im  südlichen  lUyricum,  in  den  Bergen  von  Pi 
valis  nnd  Epirus  nova,  das  altnationale  Element  '       ' 

nivellierenden  römischen  kräftiger  tu  wahren  vei 
auch  in  dem  heutigen  Albanischen  überwiegt  das  runkauiMihtj  Eit^i 
in  ziemlichem  Grade,  so  dass  manche  Sprachforscher  keinen  Aw 
genommen  haben ,  das  Albanische  unter  die  romanif^chen  Sprach0ti 
zu  rechnen.  In  Wahrheit  ist's  jedoch  nicht  so;  das  illyris<'^^^  ri^mutjt 
ist  darin  noch  so  wirksam  und  in  Flexion,  Wortstellung,  t-  ^gf 

ja  sogar  im  Wortschatz ,  so  lebenskräftig ,  daes  es  alle  lremai;a  £>^ 


i 


im^,  RdDfT  uod  Homikn«!!  ete.^  ang.  v.  W,  TomMckek.    44i 

kle,  aticb  den  griechisehen ,  filK^rmicbert  and  durehdriDgt. 
e  Element  kiit  gich  sogar  iiber  die  Grenzen  IJlyricams  binaos 
«rrwieseu;  wiebtige  epracblkbe  Eigentbumlichkeiten,  die 
lieh  Titir  dem  ^lyrischen  eigeu  wai-en  nnd  die  Epoche  der 
Lerung  f^berdauert  haben,  ^ind  al^  ntium^tösBlicbe  Zengnisee 
bglicben  N a4*h barsch aft«  des  gegeoBeit^gen  Drängens  nn^ 
VVerkelirens  in  froheren  Jahrhauderten,  in  die  Sprache  der 
ifteji  Romano  eing^draiigeii ,  um  dauernd  eingebürgert  von 
Ator  d^n  bulgariBchen  Slawen  Übermittelt  zu  werden.  So  and 
Bi  erkJäi-t  «kh  die  merkwürdig«  Tbatsacbe,  dass  nicht 
Hl  Wörter,  sondern  auch  wichtige  ayutakti^cbe  Eigenheiten, 
Hhstellnng  dee  Artikels ,  nunmehr  allen  auf  der  Haemo»- 
^nbeimischen  Sprachen  gemeinsam  sind* 
nfrkl&ning  des  Vorkommens  albanischer  BestandtheiJe  im 
Oaeo-rnmäniscben  hatte  ich  selbst  die  Ansicht  aufgestellt, 
iem  alten  Daci^n  das  illyriache  (dalmatische)  Element  in  der 
ung  der  abseit  gelegenen  Dorfachaften  und  Weiler,  nament* 
fcpgdifltrtkte ,  weitaus  öberwogen  habe  und  somit  auch  die 
^r  flactgcheu  Knsticalen  ein  Gemisch  von  llljrisch  und  La- 
gfiweeeu  »ei,  wie  etwa  in  Dardan ien  und  Praevalis.  Zu  dieair 
bi^TMhÜgiB  da«  zahlreiche  Vorkommen  illyrischer  Eigennamen 
fein  und  auf  d«n  Inschriftsteineu  kleinerer  Ortschaf- 
..  t'««<*a&»  Plator,  Licaius,  ßricena,  Epicadus,  Sntta,  Bato» 
blMdurus  etc. .  so  wie  die  auedrttokliche  Angabe  der  Heimat 
'  '    pela  EX  M    SPLONO  d,  i.  Inlavyov  in 

1872,  S.  146).    Diese  mir  lieb  gewordent 

E^  :\  aafgeb<^n.  da  ich  mich  dem  Zwange  der  ThaU 

^'i^reiiden  Sturme  der  Völkerwanderung  gerade  in 
kh^t  bedrohtem  Dai^ien  mit  der  alten  Bevölkerung  vollstandif 
mt  hi\h**f]  nitissen,  so  wie  der  Erwägung,  dass  die  fi^mdea 
»  im  Daeo-rDuäniecliea  ein  viel  zu  mi^demes  (byzautünia^b* 
Bruches)  Gepräge  haben ,  das  demselben  nur  südlich  von  der 
r»  nachfMmisfher  (romanischer)  Zeit  au%edrdckt  werden 
iicht  mtthr  ent«tchlagt*n  kann. 

imit  fAUt  auch  eine  zweite  Hypothese,  welche  ich  frühtr 

CK^hen  hatte«  diea  nimlich  ^auf  gleiche  Grundlagen  de^  natio- 

rbettt«  einwirkend,   die  Komanisierung  »elbst  auf  räumlich 

lerten  Gebieten  unter  ähnlichen  Umständen  und  Prämissen 

^in  Sprache  nnd  Volksleben  hervorbringen  musste,    im 

^^^Uacieu   »owol  wie   im   thrakischen    Centralland",  von 

^^^^e  nämlich  damab  die  Meinung  einiger  Spr&chfor- 

^^^Rinzarische  mit  dem  Daco-rumauischen  aufs  innigste 

•1  nur  geringe  dialektische  Unterschiede  aufweise, 

L^ezogen ;  nachdem  ich  jedoch  alle  vorhandenen  Hilfg- 

Macedo-rumAnische  zu  RAthe  gezogen  und  den  Wort- 

Eiaa  dieses  Jarg^ais  geprüft  haLt%  muss  ich  lüklosich  und 
ichU^n,  welche  jene  Hypothese  für  unwahrecheinlicb 
L  lM«f .  Ojttii   1877.    VI,  Oen^  29 


I 


genannt.  ^^^ ^'l'ZaQ^irno<i,  "^i*  CasWUe  «i«^^''^£,  ^r 

San^n  'i*^  ^^Vlt^i««'  Se^'^^^^^^^'«  i'^n'iS«  *' 
matten  «"'  "»'..„«al-^TaUscbon  »^a  griecbiw-»^ 

Uteini^cbe vorher«     .^^^  tbraki^cU««      _^,^„.  da^^^^^t 


Bdmer  UDd  RomaneQ  etc*,  &ng,  v.  W.  TomattcheL     451 

»  die  ein  Soldat  aus  der  bei  Calvo  -  mante  lagemdeu 
iliz  auslief,  erhalten*  Als  das  erste  in  der  Geschichte 
Blietidorf  darf  das  im  Jahre  1014  genaante  Klmpu- 
i  longo")  im  Strymongebiet  gelten. 
i  unaufhörlichen  Kind  ringen  slowenischer  Schaareu  in 
Ibiüsel  war  für  das  romanische  Valkäelement  eine  Zeit 
fAbWügens,  der  Verrücknng  und  Zerstückelung,  ge- 
Tahie  67&  wurde  Thessalouica  von  den  niacedonischen 
gert  und  aus  Aulass  die&eB  Ereignisses  wird  erzählt 
trii  c  169),  dass  sich  damals  in  der  Btadt  eine  grosse 
gar  aus  Pannouia ,  Dacia  mediterranea  und  Dai'dania 
ler  namentlich  Bürger  aus  NaisBus  und  S&rdLca.  Wol 
^sehene  Leute  Schutz  inner  halb  der  Mauern,  die  Masse 
mer  mochte  auf  den  Berghohen  Macedonienb  Sicherheit 
ihi'e  812  richtete  der  Bulgarenfünst  Krum  in  Thracien 
IrwüsluDgen  an,  alleuthalben  fioh  die  einheimische  Be- 
ll StoUB  bis  ;cum  Str}  mon  geriet h  allea  ausser  Hand 
^phiue»  p,  772),  Im  Jahre  929  drangen  bulgarische 
über  den  Strymon  nach  ThesBalien  und  Aetolieu  und 
leihst  als  Unterthauen  des  griechischen  Kaisers  nieder. 
Üdet  ein  glaubwürdiger  Bericht  (Acta SS,  Martjrum  XV, 
(Tenet.  1758,  111,  pag.496),  dass  die  Bulgaren  die  Be- 
ganzen von  ihnen  eingenommenen  Gebietes  verschoben 
iher  die  Oebirg«  bewohnt  hatte,  wurde  von  ihnen  in*s 
totst,  die  Bewohner  der  Niederungen  in's  Gebirge  ge* 
^khen  Wirren  geschah  es  leicht ,  dass  die  Romanen 
|HlBehe  Benennung  lautet,  die  Wlachen  die  AnUdhen 
HMtfaliens  und  Aetoliens  besetzten,  ohne  dass  die 
iQrftigen  Chroniken  davon  Meldung  thuu. 
I  aber  mit  den  Daco-roinÄnen  ?  RGsler  nahm  eine  Ein- 
»elben  in  das  Karpatengebirge  erst  für  den  Aufang  des 
Hs  an;  ich  habe  aber  das  Vorkommen  der  Wlacbefv 
D,  gegen  das  rutenische  Haiti!:  hin,  schon  filr  das  Jahr 
ijsen  und  zugleich  mehrere  gleichzeitige  Ereignisse  in 
cht  zu  stellen  ge^^ucht.  Wir  dürfen  also  gegen  Bdsler 
10  festhalten,  dass  bereits  seit  geraumer  Zeit  ?orher 
Kü  Punkten  nördlich  von  der  Donau,  in  der  Nachbar- 
megen  und  Kumanen,  sich  Schaareu  von  Wlachen  ge- 
lifdelt  haben.  LFel^erhaupt  kann  seit  der  Ansiedlung 
H  HAmus  die  Geschichte  der  beiden  Donauufer  gar  nicht 
ort  werden,  du  z.  B,  berichtet  wird,  dass  um  805  der 
Urum  die  von  den  Franken  Ober  die  Tbei&s  gedr&ogten 
A waren  selnor  Horrschafl  unterwarf,  dass  eben  der- 
Einnalime  von  Adrianopol  813  tauseude  von  Gefan- 
like  Seite  der  Donau  versetzte,  und  dass  er  kun  ?or 
i       '*  i'iues  Hauptschlagea    gegen  Byzanz   die 

i  cu  Summe  des  Nordens  aufbot.     Daher 

29^ 


Abt    X  Jung,  tlömer  und  Romanen  «tc ,  Aug.  w  W.  TomtmüuHu 

ist  s^ftdem  von  chieni  jenseitigeo  Bolgarien  {Bovtyaqiot  ml^cvi 
^'itrtfov)  dift  Eed«,  eine  Thatsache,  die  zu  «itkräfteD  I^slern  i 
gelungen  ist,    Diiss  das  Bulgarentbum  in  Siebimbüri^ii  in  qum  ^ 
ältere  Zeit  als  das  13.  Jahrhundert  xurQckreioht,  L;^  >      <     irkuji 
ennestD;  ^s  heiest  nämlich  von  einer  mitten  im  .gebiet  | 

legenenBesitztu)^,  dass  dieselbe  ^a  temporibus  iam,  quihüä  ips^  lertB 
Blücomm  terra  Bulgarorum  exstitisse  fertor^  tum  Gebiete  ran  F<^_ 
garas  gehört  habe  (Teutsch  und  Finihaber,  Nr.XUX  ii.l231,  t>,&0)i" 
Das  Idiom  der  Bulgaren  von  Cäerged  in  Siebenbürgen  bat  noc^ 
Entage  gewisse  archaietische  Elgenthümlicbkeiten,  die  aof  j^ni 
zurückgehen ,  wo  die  unter  der  Bulgareoherrschaft  stohendon  ' 
wenen  Hen-en  des  wlachrschen  Bodens  waren.    Wie  nun  im 
gebiet  neben  den  slowenischen  Bulgaren  zu  jeder  Zeit  die  Wladnii 
auftreten ,  welche  anch  die  oben  berührten  autochthonen  6pracbe)0* 
mente  dem  Bolgarischen  übermittelt  haben ,  bo  dasä  letzteres  ab^u 
dadurch  eine  eigene,  vom  Serbischen  verschiedene  Sprache  gewurdes 
ist:  so  werden  sich  anch  seit  dem  d.  und  10.  Jahrhimdert  nordwirU 
TOD  der  Donau  im  Gefolge  der  von  den  Bulgarenchanen  angesiedelt» 
Slowenen  wlachische  Schaaren  befunden  haben,  welche  Tcmdaa^n 
jeder  Zeit  durch  zahlreiche  NachaQgler  vermehrt  wurden,  da  4it 
Karpatenabhänge  ^  für  Nomadenwirthschaft  und  primitive  Bodeocol* 
tur  ungemein  günstig»    eine  besondere  Anziehungskraft  audbui 
mochten.  Von  den  gleichfalls  nomadischen  Peeenegen  und  sp&t«r  (Im 
Rumänen,  welche  of  Iciell  als  Herren  des  Landes  auftreten,  meditlo 
dieWlachen  allerdings  manche  Schädigungen  erdulden,  aber  do^ 
auch  einen  ,, modus  vivendi ""  und  sogar  WalTenbrüderscbaft  erlangea, 
da  sich  rohe  und  in  der  Ciütur  tiefer  Ftehen4le  Volkselemente  leicbttr 
mit  einander  vertragen,  so  wie  es  ja  tausendfach  bezeugt  wird,  diö 
I  Eumanen  und  Bulgare- wlachen  in  dem  Reiche  Asön's  mit  einio^T 
i  gegen  Griechen  und  Franken  fraternisirt  haben.  In  der  magyariscliöa 
[Epoche,  namentlich  seit  dem  Ende  des  12.  Jahrhunderts  bis  aof4ifl 
heutigen  Tag,  hat  aber  das  wlachische  Volkstham  auf  dem  ibmit 
günstigen  neuen  Boden  in  solchem  Qrade  prosperiert,  dass  es  illl 
jtanderen  Volkselemente  zu  überwuchern  droht,  während  die  Bomwin 
|ta  ihi-er  alten  Heimat  immer  mehr  abnehmen  und  m  sporadiöchBft 
sein  herabgesunken  sind. 

Wir  stehen  also  in  der  Wlachenfrage  nicht  auf  der  Seite  Jung^ 

[welcher  die  conservative  Ansicht  von  der  ContinnitÄt  der  Dftce*«»* 

aänen^  namentlich  mit  Hinweis  auf  die  Ladiuer  und  Wälscliufi  in 

liem  alten  Hätten,  verficht,  müssen  aber  anerkennen ,  dass  der  ftr«b- 

same  Gelehrte  nach  allen  Seiten  hin,   mit  einziger  A>  '^^ 

spi-achgeschichtlichen,  welche  freilich  in  der  ganzen  Fr 

scheidende  ist,  eine  grosse  Besonnenheit  des  ürtheilö  und  oiu  inr,»ri 

archäologisches  Wissen  bekundet  hat.  Bösler  hat  nicht  selten 

Drange,  alles  nach  allen  Seiten  aufs  unwiderleglichste  kl 

wollen,  über  das  Ziel  geschossen  und  sich  sophistischer  Arguuf<.i<^^ 

bedient,  welche  zwar  dem  Laien  geistreich  erscheinen,  der  biHiikr> 


t^'ir. 


ü^  lf|rtheü  aoB  der  Wanderzüt  ek.,  an^.  ?.  0.  KtUer,    4fi|| 


Knük  jtdodi  trolt  ihrer  Soada.  BJeUt  Stand  halten.  In  dem 
Jaikg*8  finden  wir  manche  schwacho  Seite  der  RjWler'schen 
Hoo  aufgßde4!kt.  Wir  geben  unbedingt  dem  Vf.  Kecht, 
i  m  (8.  289)  die  Colonisation  und  Bomanisieniog  Dacieni  voil- 
4  intensiv  darohgeführt  darstellt,  wenn  er  (244)  dem  Still- 
der  Urkmuien  über  das  Vorkommen  der  Wlaehen  in  den 
Sitzen  kein  entscheidendes  Gewicht  beimisst,  und  wenn  er 
AnBdruck  ^bisher  wöst  ond  unbewohat'*  für  seQ  coloni- 
^  Strecken  nicht  wörtlich  zu  fassen  heisst.  Meinem  Beispiele 
(ZtAehr.  1872,  S.  152)  nimmt  der  VC  ^290)  auch  den  an(>- 
KeteriüB  £um  Beweise  dafür,  daas  schon  im  13.  Jahrh.  nie- 
dftimü  dachte  die  Wlachen  für  Eindringlinge  jüngster  Zeit  zu 
Werthfol]  sind  auch  die  BiharVchen  Eicurse  (283 — 30d), 
[Eraehtens  für  die  Jung'sche  AnBicbt  keine  Beweis*- 
Ter  der  wla^hischeu  Nomenclatur  war  in  Siebenbürgen 
die  aloweniflche  varherrsciiond,  und  hat  der  Wlache  noch 
iiuuichen  slawa-bulgarischen  Namen  getreuer  bewahrt,  ale  der 
imd  Magjare,  z,  B.  B^lgradü  für  Karlsburg  oder  das  alte 
ifnlna«  ^rnaw^  für  den  KokeltlusB  eta  Auch  glauben  wir  kaum, 
<■■§  in  der  Urkunde  vom  Jahre  1138  eich  wlachi&che  Ortsnamen  vor* 
bideD.  wie  Jung  (302)  annimmt^  der  „auf  den  ersten  BUck^  Namen 
vi»  KiBis^  Besedi,  Senin,  Sokol,  Lesen^  Hamudi«  Ceati,  Sonnig  (d.  i, 
8«telk|  för  —  nnslawisch  zu  erklären  sich  getraut !  Man  Bieht,  der 
eünet  des  Vf.s  ist  nicht  sehr  ausgebildet;  doch  mdsBeu 
'  die  Vorsicht  loben,  mit  welcher  er  %.  B.  (263)  in  dem  dacischen 
Tnenia  oder  Kerna  das  «law.  cernti  ^schwarz*',  in  dem  pannon.  Pelso 
4mm  ste«.  plej»e  ^See^  sn  erkennen  verbietet.  Wir  bemerken  hiezu, 
^■ü  der  eine  Name  recht  wat  aus  iraniechem  (lend,  s^aranya.  zairina 
an,  geiblich**  oder  Wz.  gar  ^kniBtem»  kr  rreiben,  auf* 

g&rana  ^gebrechlich**),  der  andere  ai^  \\m\  Sprach* 

(aibao.  pMa  oder  p^taäs»  aor*  plasa,  pari,  plasun^  „bemten*' 
pSpialt,  Vertiefung^,  vgl.  Incns  «See^  eig.  ,, Vertiefung**)  setne 
'  Unden  dflrfte. 

'ieo.  Wilhelm  Tomaschek, 


MrUMi 


Mi  dir  Wanderzeit  der 
M^  fieffmanji.    I.  TheiL. 
103  & 


graeco-italiscben  Stämme,  von 
Kronofi   und  Zeus.    Leipzig  IB76* 


Kin  t^ehr  geialreichefi  und  gelehrtes  Buch,  aus  dem  ein  skepti- 
Iitser  gar  manches  lernen  kann;  unbedingt  Gläubige  wird  der 
>  MiurerlicJi  finden.  Er  hat  in  dem  Buche  dem  Princtp  der  Wan- 
gewiaaer  Mythen  und  Culte  eine  bedenklich  grosse  Ausdeh- 
Bf^bto.  Manches  \kssi  sich  ja  gewiss  auf  diese  Weise  erklären t 
ApltTodHesage ,  manche  Zeus-  und  Kronoslegende.  Aber  den 
Baufiiitthalt  der  Zens-Kronosmythen  anf  Auswanderungssa^en  zurück« 


4&4    E.  Haffmann,  Mythen  aus  der  Wanderzeit  etc.,  ftog*  T*  O,  K^Ur, 

zufQhren,  also  anzunebmen,  dass  dann  uuter  allerlei  rani^rdodea 
Bildern  immer  wieder  die  bistorischen  Thatsachea  von  der  Wand 
der  den  Kronoa  verehrenden  Völker  niedergelegt  seien,  das  wird  1 
meisten  Lesern  sehr  bedenklich  vorkommen.  Eines  der  Hauptfl 
um  seine  Thesis  zu  begründen ,  ist  Hoflfmann  die  Etymologiö .  wob 
kühn  zu  Werke  gegangen  wird.  Er  nimmt  ^IxAiw ,  0*  > 
JS'r/eAoc:  als  verwandt,  yitäi]^  ^Erdmann"*  nnd  ala, 
o(pigi  ^Exatf*yx^^2^9  ^^^^  aus  v/tyor/)x*i^f^  entstände li  -t^iu,  »lani 
besonders  gefällt  H.  die  alte  Wortspieleroi  zwischen  käi;  Shmi  nni_ 
lag  Volk,  n Diesen  lag  finden  wir  unter  dem  Famass  wieder,  d«cl| 
ist  es  für  uns  natürlich  nicht  jener  Stein,  den  die  Delphier  sehe 
der  hesiodischen  Theogonie  wegen  als  den  von  Kronos  einst 
schlungenen  Windelstein  zu  zeigen  wussten,  sondeni  jener  ana  Kf€lai1 
stammende  Xaog,  jene  Mannen  aus  dem  minoischen  Knossos  E»ind4 
die  am  Eingange  in  das  Felsthal  von  Pytho  das  hochheilige  ] 
gegründet  hatten"  (S.  101. 102).  S,  75  sind  „die  vor  Zeus  von  J 
verschlungenen  Kinder  andere,  schon  früher  auf  Kreta  geludaii 
Xaoh,  Man  wird  es  dem  Ref,  nicht  verübeln,  wenn  er  dem  gelehrtM 
Verf.  auf  solchen  Bahnen  nicht  zu  folgen  vermag.  Die  Mythen  der 
Urzeit  sind  zwar  vielfach  Bilderräthsel ,  aber  doch  keine  Wortspille: 
alles  derartige  sind  spjite  Ausdeutungen  einer  reflectierenden  2eit 
Ich  will  mich  aber  auf  die  Bekämpfung  der  in  dem  Buche  ansgespro* 
ebenen  leitenden  14een  und  der  darin  befolgten  Methode  nicht  «ii- 
lassen  —  de  principiis  non  est  disputandum  —  dagegen  will  uk 
einiges  hervorheben,  was  mir  von  dem  mai^senweise  verstreuten  giiat- 
retchen  Material  besonders  beachtenswerth  erschienen  ist, 

S.  27.  „Nach  Meyer  soll  der  Name  KQOt^g  zusammenhiogto 
mit  skr.  Mla,  urspr.  kdra^  als  dessen  Bedeutungen  Bopp  im  (ilümx 
schwarz,  schwai-ze  Farbe,  Zeit, Tod  und  Namen  des  Todes- 
angebe;  verwandt  sei  griech.  Ktjq.  Wir  lassen  die  ßede  -' 

die  Bedeutungen  ^schwarz**,  „Zeit"  und  „Tod**  in  skiv  A^/aemigMi 
miSssen,  bei  Seite  und  fragen  nur,  mit  welchem  Rechte  Kronösiiu« 
^Todesgott*  gestempelt  werden  darf.  Bei  keinem  Dichter»  geschwftjfe 
denn  im  Volksglauben  ist  dem  Kronos  je  die  Rolle  des  personificiertf^ 
Thanatös,  oder  des  räuberischen  Äides  zugetheilt  worden,  nie  w- 
scheint  er  mit  den  Keren  gepaart.  Weil  er  in  das  Reich  dee  Schattw« 
verbannt  ist  und  dort  über  die  von  der  Oberwelt  verdrängten  berwcbtt 
ist  er  darum  schon  ein  Todesgott?  oder  gar  der  persunificierte  Tod?* 

S.  41  wird  richtig  bemerkt,  dass  man  nicht  mit  Lobeck  ü* 
Heroengräber  schlechthin  den  Palladien  beizählen  darf,  dass  sie  tiel- 
mehr  als  Unterpfänder  der  Wohlfahrt  des  Landes  erst  in  weiter 
Reihe  nnd  auch  erst  in  verhältnismässig  später  Zeit  galten^  w&hreD<l 
ihre  ältere  Bedeutung  vielmehr  die  ist,  dass  mit  ihrem  Besit&e  noc^ 
das  Anrecht  auf  den  Besitz  des  Landes  verbunden  ist. 


*)  Dies  ist  =  mei-pmt,   bezeichnet  suuächst  die  ^lebendi^ 
bärende"  Blindschleiche,  unsiniiig  ist  die  Herleitong  von  äm^pera;  <* 
[sollte  auch  t  kurs  sein* 


i  Mythen  an»  der  Wandeneit  ei&,  ang.  y,  0.  Keller.    45^ 

"-achteuswerth  sind  die  Worte  H/s  über  Satumos  als 
iiatgott  S.  49.  ^Bei  Saturn  widerspricht  sowol  die  Zeit 
der  Charakter  seines  Hauptfestes  jedweder  Beziehung  auf  den 
indhaij.  Dass  ihm  zur  Zeit  der  Aussaat  ein  Fest  gefeiert  oder  auch 
nur  ein  Opfer  gebracht  worden  wäre,  davon  weiss  kein  Autor,  kein 
Kalfmder  etwas  in  berichten;  dass  aber  bei  einer  Festfeier  imDecem- 
h^T,  zur  Zeit  der  Winter-Sonnenwende ,  nicht  an  ein  Erntefest  zw 
tok*  iaa  gab  selbst  Preller  zu.  Dazu  kommt,  dass  »ein  Fest 

iwis<  I  -*^  eingereiht  ist,  die  durchgehends  ^ unterirdischen '^ 

Mttvni  gfrweiht  sind.  Auf  den  15.  Decemher  fallen  die  Consualien« 

Im  21.  das  Opfer  der  geheimnisvollen  Angenma,  auf  den  23. 

Bntatio  fOr  Acca  Larentta,  und  dazwischen  nun  vom  17.  bis  19. 

allen  und  das  Fest  der  mit  Saturn  verbundenen  Ops.  Dass 

in  Uam  zu  den  ^unterirdischen  Göttern  zählte,  ist  eine 

TThateache,'' 

8,  51.  In  dem  Hergange  der  Saturnalienfeste  spiegelt  sich  das 
BiM  «tfier  Zeit,  in  welcher  ein  nun  unterdrücktes  Geschlecht  und 
mtk  fbm  der  ^vei-schwandene"  Saturn  herrschte. 

8,54,  Das  Saturnfest  ist  eine  Art  Anferstehungsfeier ;  jed- 
Vti«9  Haus  fnilt  sich  mit  Symbolen  der  Abgeschiedenen,  den  Puppen 
maä  Wachskenen. 

8,  65  und  66  sind  zwei  interessante  et)TnologiBche  Vermuthun- 
^in  anfg^tellt:  ^Zemanes,  als  Name  des  Kronos  bei  den  Arnienit^rn^ 
dftrfl6  ttol  nur  die  armenische  Form  fflr  n^^royt;^  sein,-*  Wie  Turms, 
T — uriDft  =:^  ^E^fujg,  m  ist  T — uran  —  Oigaria.  S.  123  wird  Jn- 
x«rJU>^  {Jit-xaliwv)  =  als  Zensverehrer,  ^^^v  Fromme**  erklärt:  eine 
«eii#f«  Annähening  des  griechischen  Deukalion  au  den  frommen 
2imh  der  Bibel. 

8,  97  und  175  erfahren  wir,  dass  die  Asyle  gewöhnlich  mit 
iui«i9re9i  Manem  umfriedet  waien. 

8.  1^5  wird  die  Sitt^  richtig  gedeutet,  nach  welcher  der  Zens- 
ywiier  alljährlich  edle  Jünglinge,  in  die  Felle  frisch  geschlachteter 
Selftfe  i#hQllt,  hinan frnhrte  auf  die  Spitze  des  Pelion  neben  die 
Ihhi/t  dt«  Cheiron,  Es  war  ein  syniboliaches  SQhuopfer  civilisierterer 
frOber  waren  Menschen  dort  geopfert  worden,  wie  auf  dem 
»0  und  tu  Ithoxne. 
_  So  ist  dieses  Buch  an  interessanten  originellen  Gesichtspunkten 
tMIv  tiiid  kein  Gelehrter  wird  oi?  durchlesen,  ohne  manches  Werth- 
liOa  darin  gefunden  zu  haben.  Dü^  Äufsnrben  der  Kinzelheiten  ist 
Uttk  mn  Register  erleichtert. 

Orai,  22.  Juni  1877.  O.  Keller. 


456    J.  Hofnumn,  Onmdsftge  d.  Katorg^esclL  etc^  tB^  t.  Ol 


J.Hof  mann,  Prof.  am  k.  Lyceum  in  Freiaing,  Onudzflge 
der  Naturgesebichte  für  den  Gebrauch  beim  DtttaRiokla. 
L  Thoil,  das  ThieReich.  Mit  191  dem  Texte  beüMdnudcteii  Hila* 
schnitten.  Vierte  Auflage.  München  (Oldenburg)  1877.  8*.  Vlil  n. 
280  SS. 


Wenn  man  aus  der  Zahl  der  Auflagen  anf  die  Güte 
Handbuches  schliessen  wollte,  würde  das  Urtheil  doch  kein  gaoi  gß» 
redites  sein.  Es  kleben  auch  ihm  diejenigen  Fehler  ao,  die  wir  häic 
schon  wiederholt  an  den  Schulbüchern  rügen  mussten,  deren  YeiL 
das  Material  nicht  übersehen.  Es  ist  zumal  eine  Verkdhctlieiti  wen 
ein  und  derselbe  Mann  die  sogenannten  drei  Beiehe  in  der  Weiae  be- 
wältigt zu  haben  glaubt,  dass  er  für  alle  drei  Leitfiklen  nadi  eis- 
heitlichen  Gesichtspuncten  zu  verfassen  unternimmt.  Was  die  Zoo- 
logie betrifiPt ,  so  sind  gewöhnlich  die  oberen  Thiefclassan  leidliok 
correct  behandelt.  In  unserem  Falle  kommen  jedoch  sohcm  inti^^yiifiii 
der  Säuger  Schiefheiten  Tor,  so  die  gänzliche  Trennung  der  Soder- 
füsser  Yon  den  Baubthieren  wegen  ihres  furchtsamen  und  scheoas 
Charakters,  die  Angabe,  dass  bei  den  Walen  die  vorderen  GliednuBstB 
„flossenartige  Hautlappen  bilden.^  Bei  den  Amphibien»  wonmiar 
der  Verf.  die  Beptüien  und  Amphibien  zusammenfasst,  apielt  dta 
längst  abgethane  ^rothe,  kalte  Blut"  eine  Hauptrolle,  und  von  im 
Beptüien  wird  unter  den  Hauptmerkmalen  im  Gegensatz  zu  den  Lur- 
chen angegeben  ^ein  vollständiges  Skelet^,  was  aber  in  ganz  anderer 
Weise  zu  begründen  wäre  als  geschieht. 

Von  den  Bankenf üssern  hat  der  Verf.  wol  keine  Ahnong ,  d^ 
die  als  Entenmuschel  bezeichnete  und  also  wol  durch  vier  Auflagen, 
gegangene  Abbildung  gar  keine  Entenmuschel,  sondern  ein  Brachio — 
pode  (Lingula)  ist.  Der  Verf.  kennt  auch  noch  eine  Ordnung  vEiB'-^ 
geweidewürmer^,  lässt  die  Trichinen  zwischen  die  Muskelfasern,  statt— 
in  dieselben  sich  einlagern,  und  zeigt,  je  tiefer  er  in  die  Thierwelfas 
hinabsteigt,  immer  weniger  klare  Vorstellungen  von  den  Geschöpfen,^ 
die  er  beschreiben  will.  Beispielsweise  heisst  es  von  den  Protoioei^ 
dass  „Hohlräume  die  Stelle  der  Eingeweide  vertreten  l"' 

Eine  Grammatik,  deren  Verfasser  nicht  declinieren  und  coo^ 
jugieren  kann,  ist  nicht  mehr  möglich,  aber  Dutzende  von  naturwii  — 
senschaftlichen  Lehrbüchern,  von  Fachpfuschem  verfertigt,  erfirem^HX 
sich  oberster  Approbation  und  werden  lustig  von  Jahr  zu  Jahr  auf- 
gelegt. 

Strassburg.  Oscar  Schmidt. 


ehlehtliche  LehrbUcher,  ang,  v.  W.  Eeiehardt        457 

Gattungen  uod  Blütheükalender  zu  Hochftetter's 
^tanik,  o<ier: 

\  Selbstbeatimmea  der  Pflauzea.  Ein  Handbach  für 

TOD  Cb.  F.  Hocbstetter  Vierte,  vielseitig  verbesserte 
te  Auflage.  Neu  bearbeitet  von  Wilh.  Hocbstetter, 
Itsgäitner  in  Tübingen.  Stuttgart  1877,  bei  Scbickbardt 
L  Vin  n.  199  S,  —  3  Mark, 

i&r^s  popolttre  Botanik  ist  im  Südwesten  Deutsch- 
)li  in  Würtemberg,  ein  beliebtes  Handbuch,  wie  schon 
etat,  «fass  von  ihr  kürzlich  die  vierte  Auflage  er- 
iegende  Schlüssel  bildet  eine  Beilage  zum  zweiten 
nten  Werkes  (der  speciellen  Botanik);  er  ist  zum 
corsiauen  bestimmt  und  soll  die  Detenninierung  der 
n  m^glirbst  erleichtern,  Dictsen  Zweck  erfüllt 
fflchleiu  auch  in  befriedigender  Weise ;  denn  seine 
praktisch  und  die  wichtigeren  Merkmale  werden  in 
eise  hervorgehoben.  Ein  beigegebener  ßltthen- 
nicht  unwesentlich  die  Auffindung  der  richtigen  Gat- 
r*s  Schlüssel  der  Gattungen,  obwol  specieJl  för  Süd- 
berechnet,  kann  auch  in  unserer  Monarchie  mit 
werden ,  da  beinahe  sämmtliche  Pflanrengenera  der 
Pbaner(»gamentlora  in  ihm  enthalten  sind* 


Botanik  in  populärer  Darstellung.  Ausgabe  B. 
_lltr1Jchen  Sjrsteme.  Für  Gymnasien,  Realschulen,  8emi* 
pft'^-''^  v-^n»talt6ö  etc.  Bearbeitet  von  Dr.  C.  Baenitz, 
iCi>dfiLckten  Holzschnitten.  Berlin  1877.  Verlag 
-     H».  V  und  274  S.  Preis  2  Mark 

buch  enthält  ein  reiches,  wohlgeordnetes  Mate- 

nacht  sich  der  specielle,  die  Systematik  beha&* 

klare  Darstellung  so  wie  durch  glückliche  Am»'- 

en  behandelten  Fflanzenarten  voilheilhaft  bemerk« 

.  gut  ausgeführte  Holzschnitte  erleichtern  das  Er- 

fenden  Arten  wesentlich. 

n,  welche  die  Morphologie,  so  wie  die  Anatomie 
I  behandeln»  äind  verhältnissmässig  kürzer  gehalten, 
fweitemug  deri^elben  bei  einer  zweiten  Auflage  anzu- 
Ganien  und  Grossen  ist  das  Lehrbuch  von  Ba^itt 
blicationeo  beizuzählen,  namentlich  im  systemayadiOQ 
keinem  ähnlichen  Werke  nach» 

in  Oesterreich  als  handsames  Nachschlagebuch 
^n.  Die  Ausstattung  ist  eine  sehr  gute  nnd  verdient 
lliandlung,  namentlich  mit  Rficicsicht  auf  den  sehr 
ftlle  Anerkennung. 

H.  W.  Eeiehardt. 


Dritte  Abtheilung. 


Zur  Didaktik  und  Pffidagogik. 

Behandlung  der  hypothetischen  Sätze  inderSchdU 

I. 

Wenn  auch  durch  die  eingehenden  üntennchnngen  G.  HttMM^ 
und  W.  Bftnmlein's  auf  dem  Gebiete  der  griechischen  Modulekit  «ti 
feste  Grundlage  geschaffen  wurde,  auf  welcher  sich  die 
fast  unerschöpflichen  Erscheinungen  der  Modi  ftberblicken,  sn  1 
Gruppen  zusammenfassen  und  im  Einzelnen  zum  klaren  Verstftndnii  hrit* 
gen  lassen,  so  bleibt  auch  heute  noch  dieser  Theil  der  griechiachan^jalK 
eine  der  schwierigsten  Partien.  Denn  zur  vollen  Behenschuig  damta 
genügt  die  blosse  Vertrautheit  mit  den  üblichsten  ModosfoniMB  iM 
es  gehört  vor  allem  ein  gewisses  sprachliches  Gefühl,  welches,  ante 
beständigen,  sorgsam  beobachtenden  Leetüre  erworben,  in  einieliMB  nMr 
haften  Fällen  ein  relativ  sicheres  Kriterium  bildet  Nirgionds  ist  <hhff 
auch  ein  grösserer  Spielraum  für  subjective  Combination  als  im  GMWi 
der  Modi. 

Dazu  kommen  noch  einige  Partikeln,  besonders  aUr  und  ofr,  tev 
Bedeutung,  weil  ihr  Ursprung  nicht  mehr  genug  sicher  erkaiuibvWk 
verschieden  aufgefasst  wird.  Eine  Zusammenstellung  der  TeTMUatai 
Ansichten  gibt  Bäumlein  in  den  Untersuchungen  über  die  gilauhiahw 
Modi  S.  43  ff.  Um  wie  viel  mehr  müssen  sich  die  Schwierigkaitn»  ift 
denen  die  theoretischen  Untersuchungen  zu  kämpfen  haben,  in  der  ScWi 
fühlbar  machen,  deren  Aufgabe  es  ist  die  Resultate  wiaseiisdialMv 
Forschung  in  eine  gemeinverständliche  Sprache  umzusetzen  und  den  jag*'' 
liehen  Geist  nicht  blos  zur  gedächtnismässigen  Erlernung  der  Gedaikn- 
formen  zu  bringen,  sondern  vor  allem  in  ihm  ein  Intereese  bleAr* 
wecken.  Wo  gibt  es  aber  einen  Lehrer,  der  nicht  schon  die  Erfiihrtif 
gemacht  hätte,  dass  seine  Schüler  trotz  aller  bei  der  firUänmg  M^ 
gewandten  Mühe  dennoch  in  der  Anwendung  der  Modi  und  spedeD  ii 
der  Anwendung  der  sog.  vier  Formen  der  hypothetischen  Sätze  eine  oft 
unbesiegbare  Unsicherheit  zeigen?  Der  Grund  dieser  Erscheinung  li*f^ 
einerseits  in  der  abstracten  Art,  womit  die  Behandlung  der  Modi  thtfl' 


J.  Smmi,  H^bAndkn^  der  hypottietischen  Sitse  in  der  Schule.       4$9 

«Mt  aolliiP«ndig  ^«rbtinden  tat,  ftodererseits  in  der  wenig  fasslicben 
lang  in  den  Schnlbüchem.  Denn,  obwol  weit  entfernt  gegen  die 
forsUgliehe  Graniiti&tik  von  G.  Curiins*)  einen  Vorwurf  tu  erheben^ 
d<N:h  offen  geatehoDf  da««  diese  Partie  wenig  fasslich  und  ohne 
««MAtUchar  Unterschiede  im  Einzelnen  dargeBtellt  ist  Was  nntst 
itelfweis«  die  bei  der  ersten,  zweiten  nnd  dritten  Form  ziemlicb 
üuti^ntle  Bemerkung;  ^Die  Form  wixd  angewendet,  wenn  der  Redende 
Fäll  iwar  mit  Bestimmtheit  hinstellt**?  Wo  man  also  die  Unter- 
hcrvorgeboben  2U  sehen  wünscht,  begegnet  man  einer  in  drei 
Ifleteben  Erklärung,  Und  woranf  beiieht  sich  denn  die  Bestimmt- 
«twa  auf  den  Modus?  oder  besagt  sie,  dass  von  einem  einzelnen 
rl«D  Falle  die  Bede  ist?  Kurs,  dieser  Theil  der  Erklärung  genügt 
enden,  der  bei  einer  Debertragung  ans  dem  Deutaclien  ins 
ha  na^h  sicheren  Anhaltspuncten  sucht,  ebensowenig  wie  der 
in  welchem  die  onterscbeidendon  Merkmale  recht  hervor- 
Ich  will  von  der  zweiten  Form  absehen;  denn  sie  ist  von 
iHi^  am  leichtesten  zu  verstehen,  obwol  dabei  nicht  die  „Erfüllbarkeit*", 
M|ieni  die  « Wirklichkeit**  ausdrücklich  in  Abrede  gestellt  wird*  Bei  der 
^k  Form  heisst  es  dann,  «dass  der  Redende  sein  eigenes  Urtbeil  über 
IFVar^  ■'"  i!  oder  NichtVerwirklichung  desselben  nicht  andeutet**. 
^V«r1u-  r  AuseijiAndersctzung  werden  wir  finden,  dass  die  an- 

brte  ErkliiTung  nicht  stichhaltig»   das»  ebenso  wie  bei  den  anderen 
i  Formen  auch   und  besonders  bei  der  ersten  Form  das  Urtheil  des 
d«n  über  die  Verwirklichung  oder  NichtVerwirklichung  der  von  ihm 
rUten  Bedingung  deutlich  sich  aus  der  äus^ren  Form  erkennen 
W«uden  wir  uns  zur  dritten  Form,  so  lesen  wir  neben  der  obigen 
•len  Znsati.  „dass  der  Redende  über  die  Verwirklichung 
ty  lOB  i  ^^^^tellten  Bedingung  die  jeweiligen  Umst&nde  entschei- 

^■uH«"'.  Was  soll  sich  da  der  Schüler  bei  den  Jeweiligen  Umständen** 
IBka?  Glaubt  man  aber,  dass  das  zugehörige  Beispiel  mehr  Lieht  in 
b  tSttcbe  bringen  werde,  so  tanscht  man  sich  neuerdings.  Das  Beispiel 
«Wenn  An  etwas  Besseres  vorxubriiigen  weinst,  so  belehre  die 
Wi«  soll,  fn^e  ich,  der  Schüler  hei  der  Betrachtung  dieaea 
Ma  d«ta  Labyrinthe  der  Urostindd  herauskommen  ?  Die  viert» 
solle  dann  angewendet  werden,  wenn  der  Beende  eine  Vor- 
\  als  rein  persönliche  Annahme  aufstellt,  die  ebensogut  wirklich 
wirklich  sein  könne.  Bietet  sich  schon  in  dieser  allgemeinen 
Sehülar  ebensowenig  ein  fester  Anbaltspunot  als  hei  der 
«  so  werden  wir  im  Nachfolgenden  darauthnn  versuchen, 
BrklArung  anch  nicht  gani  zutreffe. 
Awf  lue  Qrmmmatik  su  verweisen  mag  sich  also  der  Lehrer  unter 
ra  OiMlAniien  wenig  angeregt  fühlen;  denn  es  geschieht  dann  dar 
linflfe  Fallt  dass  die  meisten  Regeln  in  ihrer  unverstandenen  AU- 
ii  dem  Qedächtnisse  eingeprägt  und,  so  oft  darauf  die  Rede 


*)  kh  heeehrtnke  mich  auf  dieses  Schulbuch,  weil  es  an  den  5etar« 
OjmtiaBien  iaai  ausachlissalich  beaütxt  wird. 


4M       A.  Barem,  Behuidliuig  der  bjpotlietlsehen  SMm  te  d«r  Muik 

kommt,  immer  von  Neuem  recitiert  werden,  ohae  dast  6m  BadMidi  äi 
nur  halbwegs  genügendes  YerstindBis  seiner  eigenen  Woite  hUlii  fk 
lange  die  Erklftrangen  in  den  Grammatiken  sieh  in  so  aUgooMknen  W«h 
dnngen  bewegen,  kdnnen  weder  Lehrer  noch  Sdifkler  sidi  damit  \ 
Selbst  In  der  ansfllbiliehen  Grammatik  von  K.  W.  Krügw  ited  dit  i 
nnd  vierte  Form  mit  ein  paar  Worten  abgetban.  Die  dritte  IVifm, 
es  da,  werde  angewendet,  wenn  die  Bedingung  als  obijectiT  ttöglieli  f» 
zustellen  ist,  nnd  die  vierte,  wenn  der  Redende  über  die  Bedingung  wk 
ihre  Folge  seine  snbjeclive  üngewissheit  ausdrucken  wilL  Merkt  sieh  im 
Schiller  derartige  Schlagwörter,  so  wird  er  wol  auf  eine  diesboiligUdi 
Ftage  die  entsprechende  Antwort  geben,  wenn  er  aber  da 
Beispiel  ins  Griechische  su  übersetzen  hat,  lassen  ihn  sofori  die  i 
Worte  von  Objectivit&t  und  Möglichkeit  im  Stich.  Man  kai 
Recht  erwarten ,   dass  die  künftigen  Auflagen  der  GurthnTsdiea  SflM- 
grammatik  ebenso,  wie  die  bisherigen  auf  dem  Gebiete  der  übrig«n  Msd» 
lehre  einen  erfreulichen  Fortschritt  zeigen,  auch  dieser  Paitia  ihre  Ai^ 
merksamkeit  zuwenden  und  dem  Bedürfnisse  der  Schule  dnroh  KkiMI 
und  Fasslichkeit  nachkommen  werden. 

Die  folgenden  Zeilen  verfolgen  den  Zweck  zu  zeigen,  wie  diii« 
der  wissenschaftlichen  Untersuchung  sich  ergebenden  GmndaitM  flir  li» 
praktische  Behandlung  in  der  Schule  zu  verweisen  seien,  und  alg« 
daher  mehr  als  schnlmaseige  Interpretation  derselben  denn  als  Trilfff 
einer  abweichenden  Auffassung  wolwoUend  aufgenommen  werden. 

I.  Form. 
Vor  allem  ist  zu  wünschen,  dass  die  gegebenen  Beispiele  niflü 
ans  dem  Zusammenhange  herausgerissen  werden,  da  ja  erfahrungigeaiM 
ein  nnd  derselbe  Satz,  sobald  er  aus  dem  streng  geordneten  ZussmiMi' 
hange  einer  Rede  heraustritt,  einer  verschiedenartige  Auffassung  ulV' 
liegen  kann.  Wie  die  Gegenstände  eines  mit  rotliem  Lichte  erlemokMi 
Gemaches  ihre  ursprüngliche  Farbe  zu  verlieren  scheinen  und  fon  dfli 
Roth  des  Lichtes  eine  Zeit  lang  beherrscht  werden ,  so  unterliegt  vtk 
ein  und  dasselbe  Beispiel  einer  verschiedenen  Anffaasung,  je 
der  Redende  ein  bestimmtes  Ziel  vor  Augen  hat  fis  kommt  also  • 
an,  sich  in  die  Situation  des  Redende»  möglichst  faineinzudeakeD  oii 
von  seinem  Standpuncte  die  einzelnen  Satze  zu  betrachten.  Um  disi  0 
erreichen,  ist  es  noth wendig  concreto  Fälle  auszuwählen,  wo  uns  lovtl 
die  Litention  des  redenden  oder  handelnden  Snlijectes  als  aueh  die  tbri- 
gen  Verhältnisse  bekannt  sind.  Wo  dies  nicht  der  Fall  ist,  erreicht  dM 
Beispiel  seinen  Zweck  nicht  Einen  solchen  zweifelhaften  Werth  hat  du 
Beispiel  in  der  Schulgrammatik :  „wenn  du  einen  besseren  Vorschlag  ^ 
reit  hast,  so  gebe  ich  mein  Unrecht  zu**.  Weder  über  die  red«Mie  aock 
über  die  angesprochene  Person  noch  über  ihr  gegenseitigee  Veriudl* 
kann  »an  sich  aus  den  angeführten  Worten  ein  Uithi^  bilden,  nad  dil 
Frage,  welche  Form  dem  Satze  im  Griechischen  zu  geben  sei,  kana  da- 
her mit  Bestimmtiieit  nicht  früher  beantworiet  werden ,  als  bis  am  die 
Auffassung  des  redenden  Subjectes  bekannt  sein  wird.  Die  in 


BeliandJimg  der  bj^thetifloU«D  Sfttie  U  dei  Schule«        461 

ßemirkmQ^,  «ob  kh  dies  für  wirklich  odtr  möglich  h&lid, 

^  Akbl**,  fördert  ii«i  Verttänflois  gar  Dicht;  dann  m%  besagt  noTp 

r  Bidiade  jed<9  AtisJninft  über  seine  AuflMong  Terweigert    Dnr* 

it  et  Aber  ahmi  nicht  ani  soodem  es  ist  im  Qqgtntheil  wichtig 

^filkren«  ob  er  es  für  wirklich  i3der  möglich  halte  oder  wie  er  uch 

Kttpt  lu  der  von   ihm  auigesstellteo  Bedingung  TerhaJte.  JOenn  nur 

nnd  nui  dann,    wetiD  das  Verhältnis  des  Hedemlen  za  der  Bedin* 

kUr  erlMfll  lii»  läBst  eich  dem  bedingenden  und  bedingten  Satze 

btige  Form,  das  tUi^ere  Gewand ,  vedeihen.   Und  sowie  sor  Fest* 

der  Form  die  richtig«  Eiiudcbt  in  den  Gedankanbau  des  Beden- 

fÜth  ist,  m  darf  man  andererseits  aus  der  insserea  Form  auf 

\  im  Bfikjbe^  tn  der  aufgestellten  Bedingung  einen  sicheren 

Wir  können  daher,  der  weiteren  Betprechnng  vorgreifend, 

'  tMaproehtfiian  Beispiele  bemerken ,  dass  es  nur  dann  nach   der 

SQ  oonstroieren  sein   wird,   weon   der  Redeode  die  innere 

«der  wemigstenii  die  Voranssetzang  hat,  daea  die  ange- 

PeiBeii  wirklich  einen  besaerfn  Vorschlag  bereit  liabe. 

wie  der  Satz  in  der  Grammatik  steht,   kann  er  unbedenklich 

i€   oaeb  der  dritten  Form   construiert  werden,   wie  dae  Beispiel 

Form   (wenn  du  etwas  Beeseres  Torsubringen  weisat,   bo 

Irrenden)  antex  der  dben  angeführten  Voraussetzung   nach 

Farm  babaa4eH  werden  darf.   Nicht  glücklicher  ist  das  fol« 

oft  citiarta  Btiatiiel:  ^wenn  es  Götter  gibt«  gibt  es  auch  Werke 

SoU  da  die  bei  dem  früheren  Beispiele  in  Klammem  ge- 

Erklarung  auch  passen?  Spricht  sich  da  der  Redende  auch  nicht 

ob  er  die  Exittens  der  Gdtter   für  wirklich  oder   möglich    halte? 

\  Beispiel  hat  für  fiw  erste  Form  nur  dann  Beweiskraft,  wenn 

von  der  innersten  Uoberzeugung  durchdrungen  ist«  dass  es 

gibt  Forner  ist  das  Beispiel  anch  minder  zweckmässig,  weil  der 

nur  im  Munde  eines  glaubigen  Griechen,  eines  Öokratee,  seinen 

den  rollen  Hinn  und  innere  Wahrheit  besitzt. 

dem  Satae  anNgehend,  dass  zur  Wahl  der  richtigen  Form  eine 

bt  in  das  VerhAltnis   zwischen   dem  redenden  Subjecte  und 

an  Snbjecte  anfgeatellten  Bedingung  anerlassliGh  nothwendig 

wir  die  vier  Formen  einzeln  durchgehen  und  für  die  prak- 

auf  liebere  Anhaltspuncte  äucben. 

MlBf  CkrTses  fleht  nach  dem  erfolglosen  Versuche,  «eine 

f  Tochter  ron  Agamemnon  mit  Geld  auszulösen,  Apollon  um  sei- 

an  (li  1«  da  C)t 

il  n^ni  f  Ol  /a^^yr'  Ml  i^^op  i^i^ 
^  ti  itii  noiy  rcH  jurrii  n(ova  ^^f  Ix^n 

im  Hedenden  zu  dem  bedingenden  Satze  ist  vollkomiiie& 

Priester,  dessen  Aufgabe  es  ut  Apollon  wolgefälUge  Opfer 

en«    beruft  sich   mit   Recht  auf  die   dem   Gotte  geleisteten 

siHtzt  seinen  Wunsch  auf  die  Thatsache,  wolgelällige  Opfer 

rholtenmahsD  dargebracht  zu  haben.  Wollten  wir  also  bei 


46t       A.  Baron,  Behandlang  der  taypothetiMhen  Sitie  in  der  BeMe. 

der  üebersetzung  zugleich  die  AnffieiBsang  des  Redenden  kennseidiBflii 
80  können  wir  dies  darch  einen  parenthetischen  Satt  errnchen:  aWm 
ich  dir  je  den  geliehten  Tempel  erhaute  oder  wenn  idi  dir  ja  M» 
Schenkel  von  Stieren  oder  Ziegen  yerbrannte  (nnd  ich  habe  dir  wiiklkh 
sowol  den  Tempel  erbaut  als  auch  Brandopfer  gebracht),  so  arfUle  mb 
meinen  Wunsch.** 

In  derselben  Weise  wendet  sich  Thetis  an  Zeus:  IL  I,  508  f. 

Ebenso  klar  ist  das  Verhältnis  im  folgenden  Beispiele  (il.  L  678 1): 
i}  J17  Xoiyta  i^ya  rdd*  loo^taiy  ovS*  ir  dvittrOf 
et  (fi7  aquo  ivexa  ^vtiteiv  kqida(v€tov  iSi. 

Zeus,  durch  Thetis  Bitten  bewogen,  yersprach  Achillena  in  ehm 
und  den  Troern  Kraft  zu  verleihen,  Here  hingegen,  ftir  die  Qrieeta 
Partei  ergreifend,  tadelt  Zeus  Vorgehen  und  überschttttet  den  gMI> 
liehen  Gremahl  mit  Vorwürfen.  Der  Streit  des  Ehepaares  endet  wä 
Zeus  kategorischem  Verweise  an  Here  ^  und  einer  aUgemeinen  Ventiii- 
mung  der  übrigen  versammelten  Gö,tter.  Hephaistos  sucht  den  tU« 
Eindruck  durch  eine  scherzhafte  Bede  zu  verscheuchen  nnd  beginnt  wä 
den  angeführten  Worten:  „wahrlich,  das  wird  eine  schlimme  Sseke 
werden,  wenn  ihr  der  Sterblichen  wegen  so  streitet.*  Die  BeftiMig 
des  Hephaistos  bezieht  sich  also  auf  den  vor  der  ganzen  GMenrnuak' 
lung  thatsächlich  ausgebrochenen  Streit  zwischen  Zeus  und  Heie,  wd 
der  Redende  konnte,  da  im  bedingenden  Satze  ein  Factum  angeAM 
wird,  auch  die  Form  des  Causalsatzee  anwenden:  da  ihr  so  itnitA 
Wenn  Agamemnon  (II.  1, 173)  auf  die  Drohung  des  zürnenden  AehillMiik 
nach  Phthia  zurückkehren  zu  wollen,  erwidert: 

<p€vyt  fidX\  «f  toi  d-vjLios  iniaavtfu^ 
so  erkennen  wir,  dass  er  die  Drohung  des  Achilleus  als  einen  eraslen  Si^ 
schluss,  als  eine  nicht  zu  ändernde  Thatsache  behandelt;  auch  hier «kd 
aus  dem  hypothetischen  ein  causales  Verhältnis:  yfixfihe  nur,  da  iA 
(wie  du  selbst  gestehst)  das  Herz  dazu  drängt.** 

Hiemit  läset  sich  ein  anderes  Beispiel  verbinden.  AgameaM 
will,  bevor  er  nach  dem  Gebote  des  Traumes  zum  Kampfe  rüsten  Itat,  ^ 
Griechen  auf  die  Probe  setzen  und  schlägt  vor  in  die  Heimat  zeilA- 
zukehren.  Als  hierauf  der  Vorschlag  mit  Freuden  anfgenommai  ^ 
und  Alles  zu  den  Schiffen  eilt,  da  haben  auch  die  besten  Führer  an 
Noth  die  aufgeregten  Massen  zu  beschwichtigen.  Nestor  vor  Alka  <► 
mahnt  eindringlich  zu  bleiben,  setzt  dann  aber  hinzu  (H.  II,  357  £): 
«/  di  jig  ixndyX(og  i&ilet  oIxovöb  viea&ai, 
tcjiT^a^ta  Tjg  vtjog  IvaaäXfioio  fAeXaivrig,  oifQa  . . . 

Nestor  war  es  nicht  unbekannt,  dass  so  mancher  die  Heimk^ 
dem  zweifelhaften  kriegerischen  Ruhme  vorzog;  diese  zwar  betrübende, 
aber  wirklich  gemachte  Erfahrung  findet  im  Vordersatze  Auednek: 
„wenn  aber  einer  durchaus  nach  Hause  segeln  will  (und  es  giebt  Uidff 
etliche  von  euch),  der  nehme  nur  sein  Schiff.**  Statt  der  hypothetiidMB 
Form  läset  sich  ein  Relativsatz,  jedoch  ohne  or,  bilden:  diejenigea, 
welche  unaufhaltbar  nach  der  Heimat  .streben,  sollen  etc.  Sdioa  ü 
diesem  Beispiele  sieht  man,  wie  unendlich  leicht  der  Uebergaag  •>* 


Hl  B«htadkog  der  by|K)thetia€h<^u  äätzt»  in  der  Schult*.       4ftS 

Foftii  iu  die  audtire  (111.  i  sich  gestalte o  kunu,  und  wie  von 
Dfiienbaog«  etasig  iind  allein  dai  Verhältnis  den  Redenden 
I  der  Bedingung  abbsngt.  Denn^  wenn  Nestor,  ohne  dass  die  Griechen 
ttk»  dte  tftürmiiM^be  Eilen  lu  den  Scbifen  ihre  Lust  heimzukehren 
■üben  hätten,  bei  dem  veni&muLelten  Heere  Umfrage  gehalten,  wer 
m  ihnen  auäbairen  wolle,  und  dann  binEUgesetzt  hätte:  ^wenn  aber 
lar  noch  liaui^e  fahren  wiU'^i  so  batt^  er  »eine  Worte  nicht  mehr  in 
I  itnit^ä  Form  gekleidet,  da  er  ala  Redender  im  vorant»  nicht  wissen 
imte.  ob  ä«*iue  Bedingung  in  der  Tbat  exbtiert,  d*  b.  ob  es  einige  giebt, 
iiati«  heimkehren  wollen.  E«  hätte  entweder  die  ÜL  Form  oder 
.  x^UüH^U  mit  ttv  gebildet  werden  mössen.  IL  III,  B7  f.:  Aleiandros 
^t  sich  bdm  Anblick  des  Menelaos  in  die  Scbaar  der  Troer  turück 
id  wird  deswegen  von  Hektor  in  heftigster  Weise  gescholten,  ein 
lif1i«g  gmuint,  der  den  Feinden  ^ur  Freude  gereiche,  sich  selbst  ^ur 
h.  KagIi  ctimgea  beacbwichtigenden  Worten  ermannt  sich  der  Ge- 
imd  spricht: 

Ea  bedarf  keiner  besondere«  Hervorhebung,  dasa  Ateiaudros  un- 
miahreo  habe«  m  t«ei  Hektor's  entschiedeaer  Wille,  daas  «ein 
ndlicbttT  Bruder  den  Kampf  mit  Menelaos  ao^kehmc,  und  dass 
r  Kedi»ode  die  Bedingung  als  wirklich  vurbanden  ansieht;  man 
aii  Qbtfaetteu:  »jetzt  aber,  wenn  du  willst,  dass  ich  kämpfe 
iii  in  wUlat  t»,  wie  ich  sehe),  so  lasse  die  Troer  und  die  Acbaeer 
all  Mdeo,^  Die  hypothetische  Form  k um  int  hier  wieder  ?olktaitdig 
len  Omaalsatie  gleich:  da  du  willst.  Es  bitte  übrigem  in  diesem 
ifir  einer  directen  Aufforderung  zum  Kampfe  gar  nicht  bedurft,  um 
e fitdingung  als  eine  wirklich  vorhandene  xu  betrachten;  denn  Aleian- 
m  miasAte  aiieb  ohne  dieae  voraassetsen,  dass  Hektor  einen  entschei- 
Ii4«i  Kampf  der  beiden  zunächst  betbeiligten  Personen  nur  wfiimchen 
Beispiele  dieser  Art  sind  anch  suust  ziemlich  xahlreicb  und 
dlm,  wenn  sich  auch  schon  aus  dem  Gesagten  der  leitende  Grund- 
[itfbt^  d«nnoch  sur  grosseren  Besturkung  unserer  Ansicht  einige 
tk  Xenophon  Cyr,  1.  4, 10  (Scbenkl  111,  7)  sagt  Astyages 

Kyrus  nach   seiner  ersten  Jagd  die  erlegten  Thiere 
ieacbenke  machte,  er  bedürfe  dessen  nicht,  worauf  Kyros  erwidert : 

kM»mtm»i  iym  ^tacFcü,  Die  von  Ast)'ageB  gegebene  Erklärung ,  er  be* 
liibdiir  Tbicr«  nicht,  U^nütsit  Kyros  als  thatüiichlicbe  Bedingung  seiner 
tfÜavii  BitU«.  dieselben  un  die  Kameraden  vertheilen  tu  dürfen, 

l>io  rartikel  tuhtn  vermittelt  hier  die  Tbatiächlichkeit  der  ße- 
iifSBit  Wenn  da  aUu  (wirklich)  nicht  bedarfst.  Ebenso  Cyr.  1,  4,  14 
himid  IIJ,  11).  Da  Astyages  wussUs  dass  er  eaiiiiiii  Eakil  Iceine 
Ifliiif^  Freuide  bereiten  könne,  als  wenn  er  ihm  «u  jagen  erlaube, 
'<tiiitalttfle  tf  aiae  jrroa»e  Jagd  und  verbot.  das$  Jemand  früher  ein 
I3A  erUgv^  bevor  K^tos  s<»ine  Jagdlttst  gestillt  hatte.  Darauf  erwiderte 


4414        A,  B^imy  ß«liajidlting  der  hj|Mytb«tlMbeii  6ili«  ia  ( 

StflfitHV  «ni  n j'«kH'/{*i»%V«* ,  o;ittK  fXOMiTOf  it^TMncK  (fiira»fo.  Altt  to 
grofis&rtigeti  Vorb«reitiiiigen  zur  Jagd  roaBste  Ktto«  achliisweii,  hm 
sein  Grofiarster  ibm  eine  recht  ^^rosse  Freude  bereite»  wolle»  iiod  di« 
B^ditifnni^  i«t  dftber  ftir  den  Redenden  eine  tlmtaichliclie ;  nWRim  do 
willst  (und  du  willst  doch  ofienlHir)^  diwt»  ich  mit  gisi««r  Lust  JAfi.* 
Ganz  gleich  hi«tuit  ist  €yr-  I,  4>  26  (Sehenkl  IV.  ll)s  tt  ßoi*ht, 
fttinnt,  fpt^  Mal  ttv&ii  tfvHt  tag  ifk  f4^  iitGx^'OfAkP^v ^  itt  9y^t*V,  fl  i^  i 

Xenophon   Comm.   1,   3,   13  (Sehenkl  U  33)  erObU  Xe 
da  BS   die  Ankläger   des  8akrateö   unter  anderem    iimi  auch    suui  Voi 
würfe  luaeheu^  dasä  mme  Schükr,  Kritiaa  und  Alkibitdes, 
ins  ÜBglfick  gestürzt  haben»  der  eine  ala  das  Oberhaupt  der  30 
nen,  der  andere  durch  sein  Verbalten  itn  pelopoitneeischen  Kriege, 
repliciert  darauf:    (yta  ^\  il  ptiv  tt  mom&v  ixs^via  {l^hctfimd-ri^  mk  M^ 

die  MeinuDg  der  Ankläger  oder  überhaupt  die  öffentUehe  M^lntsilf,  < 
die  erwähnten  zwei  Männer  dem  Staate  Schaden  zufügten  und  gab  M 
Thateacbe  ku:  weuu  jeue  beiden  BBnner  den  8feaat  schldigten  (uml  ilif 
ddiidigten  ihn  wirklich),  so  will  idi  sie  nioht  vertheidijET^n. 

In  Flaton's  Apol.  c  4  erkl&rt  Sokrates  alle  von  Beinen 
ausgesprochenen  Beschuldigungeu  för  unwahr,  indem  er  sagt:  tt  fu 
r<xf7«ocrT^  t^  fyia  nta^utiv  in^ii>^  nv^^Mam^vq  netk  j^^tifgarm  Ji|9f- 
To^m  ,  ov6(  Tovfo  filrt^^g.  Weiter  c.  15  föbrt  Bokratea  aui«  am 
sein  Ankl&ger  Meletos  in  dar  Anklageschrift  »elbit  erkläre  ond  miM 
bekräftige,  dass  er»  Sokfates,  an  Smuif^iu  glaube,  und  fllhrt  diai 
fort:  it  St  itu^fi^vui  vop^i^^^  ital  ^m^ova^  Ji);roc  nokXiq  m>nyit*i  t»^- 
Cttv  u(  ^tn*v.  Sokrates  macht  hier  die  beschworene  Aussage  des  Mtl^ 
tos  f  eme  Thatsache  also ,  zur  Bedingung  d«6  weiteren  Maises,  4*0  m 
auch  an  DaemoDeii  nothwendig  glauben  müsse,  Herodot  V,  78  bertft 
gich  %\im  Beweise,  das«  die  unbe&ebränkte  Kedefretheit  ein»  heivikli* 
Errungenschaft  sei,  auf  das  Beispiel  der  Atheaer,  welche^  ao  läiip^  i 
unter  Alleinherrschaft  standen,  keinem  4er  am  sie  harnm  wohaeiulio 
Völker  überlegen  waren  ;  sobald  sk  aber  die  Tyrannen  abgtgchfttk^ 
hatten,  bei  weitem  die  ersten  wurden:  Jf^AoT  ü,    »}  tafiyt^^t)  m  ^^ 

atpiag  niqi4>tni6vttii9V   fiüav  la    noXifua   cr^f6'oi'ff,    nnakltfx^friH  ^^ 
tv^vptüiv  ^(tn^  n(HLtot.  fyivovto.    Eben  derselbe  erzählt  V,  91,  2mt^ 
dem  Milesier  Aristagoraö»   dass  er  nach  dem  gescheiterten  Versuch«  < 
spartanischen  König,  Kleomenes»  tu  einem  Uilfszuge  gegen  die  Vtraxi 
i\x  bewegen,  nach  Athen  gekommen  sei  nud  das   Volk  durch  alltfleij 
Versprechungen  ^  lange  bearbeitete,  bis  er  es  Überredete*  Herodot  iieht| 
daraus  den  Schluss,  ea  sei  leichter  viele  zu  tausohen  als  Einen« 
fährt  2um  Beweise  die  Thatsache  an«  daas  sich  i&war  die  Atbenef^^ 
aber  Kleomene«  habe  täuschen  lassen:  nollovg  yug  otxi  ihm  tvnn 
^<*V   dmtßtiXXftv   ^   lir«t,   ii  KliOfi4pta  ßkv   rdif  Aax^intfiijfVtMf  «i!«  m  j 
rf   tyfvito  di4tßalfiv^  r^iis  ^i  fiv^iaStti  ^'l^fivti£ü>p  ^^ro/ijai  rt^vto* 
schon   bei  früheren  Beispielen  der  ücbergang  aus  dem   faj(iotbcttf 


i,  BebftadlQiig  der  bTpothetischen  SAUe  in  der  Sehale.        4^ 

in  dfts  eauB&le  ein  sehr  leichter,  so  tritt  in  den  beiden 
0ll«n  das  CAnBaherh&ltnis  vollständig  in  den  Vordergrund,  so 
mmn  bei  der  Uebersetznng  nicht  leicht  mit  der  bypoffaeti- 
pKltäel  »wenn*  aoareicht,  sondern  geradezu  mit  »da  ja**  tiber- 
WB  niliM:  denn  es  Achien  leichter  viele  zu  tauschen  aU  einen  Ein* 
■1,  dt  er  ja  (wie  bekannt)  den  Einen  Lakedaimonier  Kleomenes  2u 
mImo  nicht  im  Stande  war,  30.0CXJ  Athener  aber  dahin  brachte.  In 
§m  Belf^elen  entspricht  d  vollständig  einem  Ijftt,  nnd  Herodot 
ilsi  ff  oder  öfter  noch  ti  xai  formelhaft  überall  dort  anxnwenden, 
er  dorth  ßemfiuig  auf  feetatebende  Thateachen  einen  gleichsam  pa* 
lam  Oidaikken  zn  begründen  sucht.  Das  hinzugesetzte  xttt  toll  jeden- 
■  die  myid^brende  Thatsache  als  einen  Beweis  aus  mehreren  bin- 
Sm;  da  er  ja  (neben  anderen  Beweisen)  auch  die  Athener  etc.*  We- 
W  Dsestraction  und  AnffiMsutig  zeigen  zwei  andere  Stellen:  IX,  68 
I  100.  Dabei  ist  zu  erwähnen,  dass  in  allen  diesen  Beispielen  fiist 
regierenden  Yerba  unpers5nlich  gebraucht  erseheioen:  dffloit 
t*  nnd  oixe  =  Siilov  ftni, 
Aach  nach  den  Verben  der  Verwundemng  und  des  Unwillens 
di«  hypothetischen  Partikeln  in  die  rein  cansale  Bedentinig  Über, 
GtfÜhl  de»  Unwillens  und  Staunens  nur  aus  wirklich  vorliege n- 
«ntsfptiBgen  kann.  Xen.  Cyr.  II,  2,  3  (Sehenkl  VI,  15) 
1t,  dM  «n  8oldat,  der  in  der  Mitte  der  Tafel  sass  und,  weil 
bald  von  dem  ^en,  b*Id  von  dem  andern  Ende  der  Tafel, 
aber  von  der  Mitte  an  herumgereicht  wurden,  sich  verkürzt 
nnwilllg  Iber  dieses  Verfahren  aufacbrie:  Mä  J(\  r^d*  pih 
(mir,  ftyf  titf'  TJ^wv  yt  imv  iv  ^{tyip  otdd^  ovSinort  &Q- 
^  .bei  Zeus,  das  ist  eine  nnerbdrt4j  Ungerechtigkeit,  wenn  (da  ja) 
KT  von  nnt,  die  wir  die  Mitte  des  Tiscbes  einnehmen,  je  den  An- 
If  mieiieii  sott*"  Allerdings  war  der  Soldat  nach  der  bisher  erfahrenen 
lH<fc»f1iang  berechtigt  anzunehmen,  dass  das  Verfahren  sich  nicht  ändern 
^  Bfcitwr  f»ht  die  Annahme  in  den  wirklichen  Grund  über,  und  kffi 
■^^  <  »da  ja,*  Vergleiche  Übrigens  die  Anmerkung  ta 

^P^^  r$  Chrestomathie ^    Gleich  darauf  heistt  es  von 

Pki  tD^V  mtfov  TT^üf  ifif.  Der  Unwille  des  Hystaspes  bezieht 
^  itf  die  eben  veraomtnentn  Worte  als  auf  eine  vorliegende  That- 
Ite,  iiliear  auch  d  =^  ort.  Der  Optativ  erkürt  sich  nicht  aus  dem 
Ifüftflbcli^  VerbaHttisse,  sondern  aus  der  Auffitferong  des  Satzes  als 
wm  Aiiwkfesatzee.  Denselben  Uebergang  zeigt  Cjr.  Vt  2,  20  (Scheakl 

faftrncttv   bowoI   mit  Bezug  auf  da»  Verbum   ^vfni^v  als  den 
I  frwibnten  Uebergmg  ans  dem  hypotbetischen  Satze  in  den  Can- 
l'AwsttftMtz  ist  Dem.  Olynth.  U,  ^.  An  allen  Stellen  diese«  Ab- 
wc  Dem,  vergangene  oder  in  der  Gegenwart  sich  abspielende  Er- 
^cmtbtit.  *^t*|vricbt  */  volUtindig  einem  Bn,  w&brend  es  dort,  wo 
^  Wirklichkeit  die  Rode  ist,  seine  hypothetische 
r  wäre   aueb   zu    rechneo  Pbiton  ApoL  c.  4:   Mai 
I  t  C  mm.  ÖTsa.  IfH.    VI,  U*t%.  80 


4dd       A.  Bararif  Beb^Ddlang  der  hypothetigclien  Sätze  in  dtr 

iy«t  fcjf  Evtivor  Itianii otaa ,  ii  wf  di-r^x^m  f/**  f«i/rf|(f  riji'  f/jfr^» 
oDfätg  i^fitling  SirSa(fxH,  WO  i/  ebenfalls  ^  oii  ist,  dft  der  Satt 
thats&cUliche  Bedingung,  daJBs  Euenos  blos  nivti  fivtiip  lehre,  «athllti 
So  weit  ätimmen  die  Erkläruageo  der  alten  und   neaeo   6r 
Q herein,  indem  sie  die  erste  Form  als  „die  Annahme  eines  obje 
gebenen,    ab   die   form   der   Wirklichkeit'*    Vi  ' 

die  Objectivität  der  Bedingung  als  auBschließelt  L^ 

betont  wird,  scheinen   mir  die  näheren  Bestimmungen  dieser  Obj«»c6n;1 
tat  in  einseitig  zu  sein^  wenn  sie  dahin  gehen,  döss  »^ohne  alle»  Intö- 
eflse   ohne  alle  Erwartung  des  Sprechenden  die  Bedingung  genannt  wlid* 
vgl  Bftumlein  Untersuch,  S,  93;  Grammatik  §.  604  nnd  Kühner  &  0 

Die  bisherigen  Beispiele   lehrten  un»,  dass  der  Redende  von  der 
Wirklichkeit  der  aufgestellte ii  Hedingnng  überzeugt  ist,  dass  er  dI 
sein  muss,  wenn  er  eine  offenbare  Thatsache  zur  Bedingung  macht  cd 
Bäumlein  selbst  sagt  S.  82  bei  dem  Beispiele  II  I,  ^9,  dws  l 
Bedingung  als  erfüllt  betrachtet,  und  S.  95  erklart  er  im  Wideu, . 
sich  selbst,  die  erste  Form  drücke  die  Erwartung  aus,  dasa  die  Wirkli(i^| 
keit  der  Bedingung  eintrete  —  ich  sage:  in  allen  citierten 
wird  man  dem  Redenden  ein  Interesse   an   der   Bedingung   tun     ^1 
dürfen.     Der  üebergang  von  den  bisherigen  Beispielen  zu  einer    ^'i^ij 
anderer  Beispiele  der  I,  Form,  in  welcheu  der  Redende   auf  keia«  T^>^  1 
liegende  Thatsache  hinweist^  kann  doch  nicht  so  gedacht  WflCdVL,  ii^ 
er  plötzlich,  ohne  jede  Motivierung,  den  geistigen  Zusammenliaiig  nitt . 
der   von   ihm  selbst  aufgestellten  Bedingung  aufgibt,  sondern  doch  nur I 
so ,  dass  der  Redende  die  Wirklichkeit  der  Bedingong  voraussctfl*  g«* i 
wissermassen  also  aus  irgend  einem  Grunde  anticipiert,  Dii*  Anflreodof  j 
der  L  Form  erscheint  insofern  freier,  als  der   Redend  lin|ttÄl| 

nicht  auf  concrete  Tbatsachen  zu  beschranken  braucht, 
vorauBsetÄen  darf.     Und  in  der  That  erweitert  sich   das  Gebiet  d«  i 
Form  durch  die  Zulassung  vorausgesetzter  Wirklichkeit  der 
gegenüber  der  ersten  Gattong  von  Beispielen  nnverhältnissmiise^.  Oil 
doch  Bäumlein  S.  136  selbst  zu .  ^dass  eine  Handlung ,  obwol  ihr  1 
Wirklichkeit  zukomme,  doch  von  dem  Sprechenden  aas  irgend  welcbi«! 
Grunde  als  wirklich   behandelt  werden    könne"   und   Ix^^ündet 
Satz   mit  der  Lebhaftigkeit  der  Vorstellung  des  Sprechenden  i  d«r  i 
noch  Gewünschte  und   selbst  Unerfüllbare  als  ein  Wirklich«  sict» 
stellen  dürfe.    Wenn  dieses  in  einem  Falle  gestattet  aein  dar(, 
sollten  wir  nicht  auch  mit  gleichem  Rechte  bei  der  L  Form    annfhtii 
dass  in  Folge  der  lebhaften  Vorstellung  des  Redenden  oder  aus  i 
Grunde  die   Bedingung,   wenn  sie   auch    factisch   nicht   vorliegl, 
als  wirklich  eiiatierend  behandelt  werde?    Richtig  bemerkt  ilali«r  Birl 
mann   Gr.    §.  139,   Anm.  1 ,   dass  der  Redende  oft  die  ErfDÜQ 
Bedingung  entweder  hoft  oder  furchtet   und  in  seinem  aflicii 
mtthe  den  Fall  als  in  der  Zukunft  bestimmt  sich  roali&lr 

Und  was  sagt  die  Erfahrung?    Sie  bestätigt  nn^ 
schlagenden  Beleg  bringt  Banmlein  »elbst  autt  PUfeon  Phaedr.  p. : 


w^  ß^hüidlQiig  der  bypotbetbcben  Sätze  in  der  bcbole.        467 


n\  4arch  den  Zusatz:  o^antg  ovr  tatt  die  Auffftssung  der  Bedin- 
einer  f%r  den  Eedenden  wirllicbeu  evident  bewiesen  ifit,  nimmt 
an,  dftis  obne  den  Zu3»atz  die  Bedingung  zwar  objectiv,  aber 
ib  wirklich  behauptet  würe*    Der  Zosatz  sei  daher  vom  Stand - 
d<6  öokrate«,  der  etn   Bobjectlves  Interesse   an    der   Bedingung 
4iiichau«  nothwendig,  um    die  Wirklichkeit   der   Bedingung   zu 
ipftto.  Mit  nicbten.  Es  tapsen  sich  Beispiele  anführen,  in  welchen« 
dais  ein  bestätigender  Zusatz  eingeschaltet  ist,  die  Bedingung  al> 
wirkliche   aufjjefasst  wird.    So  Platon  Apol.  c,  32:    tl   ovv   loiov- 
^ärtitos  iovi  (nümlicb  /^ijtFiu/«  aftjd'ijati  nach  einer  bedimmten 
ffi^ni  $^io^'t  Ifyut,  Der  fri^here  Zus&tz:  Sam^  aiV  ^o^t ii*  könnte 
den  Sinn  tu  ändern,  mit  gleichem  Rechte  eingeschaltet  wer* 
n  er  sich  nun  in  der  Stelle   des  Phaidrog  vorfindet,   mo  dient 
zu  nichts  anderem^  als  das  YerhaltniB  des  Redenden,  weldies 
in  durch  die  Form  des  hypothetischen  Satzes  bezeichnet  i»t,  deut- 
hervorzuheben  und  zu  bestlligen,   und  entspricht  daher  vollkom- 
unseren  parenthetischen  Sätzen,   mit  welchen  wir  in  den  froheren 
dia  Verhältnis  des  Redenden  zu   der  Bedingung  deutlich  zu 
ichten. 
Fragen  wir  nach  Beispielen  für  die  freiere  Anwendung  der  J.  Form 
liogungen*  die  zwar  kein  vorliegendes  Factum  enthalte d»  aber  ein 
vorauftäetzen,  fto  bieten  sie  sich  allenthalben  zahlreich  dar* 
Xenaphan  Cyr.   I,  2,  11  (Schenkl  I,  11)  wird  erzählt,  dass  die 
J&ngÜDge  zum  Brode  Kresse  essen  und  Wansor  trinken,  und 
Tafaren:  it  6(  rif  cnTots*  ottJttt  rj  la^{n%*  d7}6<ü^,  otar  xtto^ 

wfjtsitritM  etc.  Obwol  nun  im  Vorhergebenden  nicht  erwähnt  ist^ 
Jemand  die  erwähnte  Kost  als  mangelhaft  bezeichnete,  so  liegt 
dem  Leiier  der  Gedanke  nahe  und  wird  daher  vom  Schriftsteller 
tat:  wenn  aber  Jemand  meint  (und  es  ist  gar  mancher  dieser 
X  das»  sie  obne  Vergnügen  essen,  so  möge  er  sich  erinnern  etc. 
ren  Bfiipielen  ersieht  man,  wie  die  vom  Redenden  vorauage- 
ataaebe  auch  in  der  Wirklichkeit  besteht.  Cjr.  Vll»  Ü.  7 
inld  IX,  7)  «igt  K)Tot,  aufgebracht  Über  die  cbaldaeischen  Trup- 
welche,  statt  die  Wachposten  zu  beziehen,  sich  aufs  Plündern  ver- 
p:  ii  fij^r  ßiivlta^t  navaaa^ttt  nj^if^^^iror,  dnoSot^  rtarttt^  Boa 
lfi,  to/c  JfttKftltt^m  Ff)}'  iixQav.  Wenn  auch  Kyros  selbst  voraus- 
D  konnte^  dass  den  Chaldaeem  au  der  Erhaltung  seiner  Gunst 
ao  «rfahfen  wir  aberdies,  daas  die  Plünderer  auch  wirklich 
it  bttttn  TOtn  Zorne  abxulassen ,  und  die  geraubten  Gegenstände  ans- 
rfem  Teraprtchrn 

AU  Kyroa  auf  dem  Sterbebette  seinen  Söhnen  weise  Lebensregeln 
ülie  und  fühlte,  dttsn  die  Seele  aus  seinem  Körper  zu  seh  winden  bf- 
I.  Mgte  er  zu  seiner  Umgebung!  Cyr,  VIIL  1,  26  (Schenkl  XIV. 

^f**i  fri  n^ooultiv  i&an,  TjQoat'ttü.     Es  ist  einleuchtend,  da»» 
und  Herrscher  xugloieh  bei  Keinen  Söhnen  und  seiner  Umge- 

30  ♦ 


4ft8        A.  Baran,  Behandlang  der  hypothetischen  Sitte  in  dir  Scb 

bmig  den  Wnnsch  ihn  nochmals  zn  lehen  und  ihm  die  Hand  2a  drücl 
voranflaetzen    kann    und  ihrem   unausgesprochenen    Wunschci   ^ntg 
kommt  Dieser  Fall  nun,  wo  der  Redende  aus  verschiedenen  ümstäodi 
das  wirkliche  Eintreten    der  von    ihm  aufgestellten  Bedingung  ton 
setzen  darf,   bildet  im  Allgemeinen  das  weiteste  Gebiet  für  die  Ann 
dnng  der  L  Form  und  bedarf  bei  der  Uebersetzun^  aus  dem  Deutich 
ins  Griechische  einer  vorsichtigen  Ueberlegung,  da  sonst  die  ÜODSti 
tion  nach  der  III.  Form  leicht  möglich  ist, 

Hieber  gehört   also  auch  Xen.  Cyr*  VI,  2,  20  (Scbenkl  Till,  lg; 
ff   fiivToi   tial    ravia  ftlv  romDrct  ojt«  Shvo.  Soxit  ih*at,  r«  4t  {^f< 

gleichwol  einigen  der  geschilderte  hilflose  Zustand  der  Gegner  ftii  i 
bedrohlich  zu  sein  scheint  (und  nach  §.  12  best^ind  wirklich  eine  sdIcIi«] 
Ansicht  bei  den  Soldaten),  diese  müssen  wir  zu  den  Gegnern  «chlck^r 
Ferner  in  demselben  Buch  cap.  4»  19:  d  dinvog  Iv^itts^i  Jojcirn^  n^\ 
ffdl  X^yitt,    Mit  besonderer   Vorliebe  bedienen  sich  Redner  der  «üUiaJ 
Form,  wenn  sie  entweder  eine  Ansicht,  die  bei  ihren  Zuhörern  «tark  w» ' 
breitet  ist,  zur  Grundlage  einer  weiteren  Folgerung  machen  and  äf 
selbe  in  ihren    letzten   Consequenzen    als   entweder  richtig  odfs  tnif 
hinstellen  wollen,  oder  wenn  sie,  um  nicht  unbescheiden  zu  encheioen, 
dem  Zuhörer  eine  bessere  Ansicht  zuschreiben ,  im  letzteren  Falle  iinit 
die  Ansdrucksweise   zur  blossen  Höflicbkeitsform.    So   sagt  Kjro»  wh 
Darlegung  seines  Planes  (VI»  2,  24;   Schenkl  VIII,  22):  ii  Si  r*%-  ^5 
ny  ytyv4üazft  tj  tlatfttl^aTiQov  ftt*nt  ^  ^ov  ^^it%  ^iSttcfx^TTü.    Es  toJ 
sich  aber  kein  klügerer;  denn  es  widersprach  niemand.  So  r  H^ 

raosthenes  von  seinem  Antrage  gern   zurücktreten  zu  wl.: ..u  ''i5> 

anderer  Besseres  vorzubringen  wisse,  wobei  er  höflichkeitshalber  imikh- 
setzt,  dass  der  eine  oder  der  andere  von  seinen  Zuhörern  wirklitii  Bfl^ 
seres  zu  rathen  wisse.  Phil,  in,  76:  tt  ä(  tt^  i/o.  tniu^ifp  fflttm^  i*- 
yhm  Jtul  av^ßoi'Uvirm,  vgL  PhO,  I,  15:  otaat  loh'vv  lyt»  talu  ^ 
yHV  ^i*y,  f^^  xtolvtüv,  it  Ttc  aXlo^  tnttyyiXXiJtiC  11,  und  OL  10,  IJ*' «^ 

Ttntixovg^  ov^  ovTog  xQSftraty;  ititoi  TK  äv* 

Handelt  es  sich  den  gegnerischen   zwar  nnausgesprocheneo  ilxi' 
gedachten  Einwand  zu  beseitigen,  so  begegnen  wir  ebenfalls  der  L  Fonti* 
So  PhiL  I|  29  Dach  AufzähWjng  der  Verpflegskosten  für  die  Expedition:  ^* 
Si  Tii   oiejai   fii)t{Mtv   ttffoQfnijv  tlvm    aitfigfatfjv   toTs  ot^,i - 
imd^X^iv^   ovx  c5(>^wg   tyyuixiv^    worauf   dann   die   Begrünt] 
Vgl  Ol  n,  9. 

PhiL  HJ,  9  heisst  es:  tl  ^im  raiTtip  ffitiirrjv  hnolttuß^vu^  Uh^ 
vof  novTtt  juXXn  htßtav  itf*  ^fiäg  5f€i,  tt^mwov  ^tv  fiaivirm^  Inutmlti^^  ] 
ntt^"  vfioiv,  ovx  ^t^^v  TfUQ*  ?xiivüv  rt}*'  tl^/iVfiv  Ifyft^  Dasa  M  dllPM' 
in  Athen  wirklich  Leute  gab,  die  entweder  aus  übertriebenir  JW*1 
vor  dem  Kriege  oder  um  Philipp*s  Vorhaben  zu  unterstütecn,  den  W*- 
den  unter  jeder  Bedingung  aufrecht  zu  halten  wünschten,  wareiflotiaO" 
rige  Thatsache.  Wäre  der  Redner  von  der  zwar  unglaublichen  *hci  ^^^ 
wirklichen  Ersehe  in  au  g  nicht  überzeugt  gewesen ,  so  hätte  er  sein*  ^'^ 


iin,  Behaudltmg  der  hTpotbetisclieD  Sätze  in  der  Schule.       4611 

jn  in  eine  iiiidere  Form  kleiden  müssen ,  und  zwar  entweder  in  die 

|Wcno  er  «einem  persönlichen  Zweifel  hätte  Äusdnick  verleihen,  oder 

ehr  in  die  IV.  Form,  wenn  er  trotz  der  allgemeinen  Ünwahrscheln- 

I  den  Fall  doch  als  möglich  hätte  hijistellen  woUen.  Die  letztere 

(|d  dem  Gedanken  am  besten  entsx*rechen.     Weil  es  aber  offenes 

war,  dass  es  viele  gab^  die  Griechenland  in  Philipp's  Hände 

wollten ,  90  konnte  sich  der  Redner  der  Form  der  BeBtimmtheit 

Ui  anderen  Fülen  geht  Dem.  auf  die  Meinung  der  Zahörer  ein : 
r  Si  wt^  vftmr  tör  ^PfXtTTTTQr  fvwv;(otn'Ta  o^cüv  letvt^  <poßi- 

U  Gedanke  in  Phil  I,  4;  vgl.  OL  11,  SO  und  Ol  tU*  9:  if 
*f«*  not  ^0(1  V  ffJ  Siovta, 
Ibat  Gedanken,  die  vom  Standpnnct  des  Hedners  eine  andere  Form 
ben,  werden   in  Folge  des   Eingehens   des  Redners  auf  den  Ge- 
Bf^g  der  Zuh6rer  modificiert  und  unter  die  I.  Form  subsumiert, 
tili.    DI^    8:   */   mv   ov$f    t^tdftr    ftQrivriv   tiyuv    ijj    Ttoln    xal  /y/ 
[Jtff 4  fot^o^  ^'fjul  ^ytayi  ayttr  ^fiäi  ^itv*..r  if  öt  tif^o^  tri  SjiXa 
nwc  j(i(to'iy   f^tvy  m€u   ^C^'Uftiv    rrüJUiJi'  ntgl  avTuv  rovrof*ft  fih'  r« 
/^5>ijv   Vfitv  TtQoßiill^it  tot^  d*  t^yotq  tt^ioi  joti  jov  noiJfAOv  j(gi\- 
fi  iwTiof  «i^o  ttAiji'  oftifTfa^m.    Dass  im  zweiten  Theile,  wo  von 
^  ofleiten  feindseligen  Vorgehen  Philipi*'»  gegen  Athen  die  Bede  ist, 
Form  richtig  angewendet  ist,  bedarf  keiner  weiteren  Bemerkung, 
■  '.  jedoch  im  ersten  Theile,  Nach  Demoathenes  Daf- 
durch  Philipp*s  aggressives  Vorgehen  gebrochen, 
Ip^ri  abü   (licht  mehr;   was  aber  nach  Ansicht  des  Redners  in   der 
||ett  nicht  existiert,  sollte  auch  nicht  in  die  Form  der  Wirklich* 
in  die  der  Nichtwirklichkeit,  nimlich  in  die  U.  Form,  ge- 
il, und  beiläufig  lauten :  wenn  uns  noch  Frieden  tu  halten  frei- 
i  dies  aufTon«  ankäme,  da  würde  ich  erklären,  man  müsse  Frie- 
Q,  8o  müsste  der  Gedanke  vom  Standpunct  des  Redenden  lauten. 
«tnofithenes  nicht  unbekannt  ist,  daas  es  nicht  wenige  Athener 
noch  immer  in  der  Einbildung  leben,  es  stehe  in  ilirer  Macht 
Frieden  zu  halten,  so  stellt  er  sich  für  den  Augenblick  anf 
ponet  dieser  thörichten  Leute  und  erklart  auch  in  seinem  Namen 
beizutreten,   nm  gleich  darauf  durch  den  Gegensatz  uiu 
ittemder  auf  sie  zu  wirken.    Der  Satz  lautet  also:  wenn 
iem  Btaate  freiäteht  Frieden  zu   halten   und   diee   auf  nmt 
tthet  (wie  ihr  kurzsichtigen   Leute  meinet) ,  da  scbliesse  ich 
Meinung,  man  müsse  Frieden  halten,  an;  wenn  aber  ein  aji- 
Waffen  in  der  Hand  und  einer  grossen  Streitmacht  den  Namen 
uns  vorh&lt,  wihrend  er  selbst  kriegerischen  üntemehranugen  ob- 
dten  doch  thateikhlich  bei  Philipp  der  Fall  ist),  was  bleibt  uns  du 
l  ab  uns  lu  wehren?  Ol  1, 17:  f/  J^  &€tTf^v  tovfwr  dJUyta^eiJt, 
ii«r««of  ifi*r  i  <n(mTi{tt  yin^jttt.  Da  Demosthenes  an  und  {Ur  sich 
\  nldit  wissen  kann,  ob  die  Athener  eine  oder  die  andere  von  den 
tliora  Miianahmen  unbeachtet  lassen  weidea,  so  erwartet  man 


470       A.  Baron,  Behandlung  der  hypothetischen  8&tie  in  der  Schule» 

die  III.  Form;  allein  aus  der  bisherigen  Unthfttigkeit  nnd  Sorgloeigkait 
der  Athener  kann  auch  ihr  künftiges  Verhalten  Toransgesehen  nnd  ala 
ein  bestimmt  zn  erwartendes  behandelt  werden. 

Statt  also  die  snbjective  Ungewissheit  ttber  das  Eüntreffsa  dsr 
Bedingung  auszudrücken,  zieht  es  Demostbenes  vor  sich  auf  den  StMudponet 
der  Zuhörer  zu  stellen,  d.  h.  ihr  bisheriges  Verhalten  sich  ancb  in  dar 
Zukunft  zu  denken  und  die  daraus  sich  ergebenden  nachthdligen  Fol- 
gen ihnen  lebhaft  vor  die  Augen  zu  stellen.  Man  erkennt  leicht»  daai 
der  Redner  durch  die  Wahl  dieser  Form  einen  oratorischen  Effect  verfolgt 
Aehnlich  Ol.  HI,  6:  d  yaq  firi  flofiatjane;  vgl.  PhiL  III,  10:  ei  itfy^ 
TovTov  7i€QtfAevov/xevi  OL  I,  12:  ei  dk  7iQOria6fA€^  .  •  .  tp^aoatm  tt( 
ifioL  An  den  letzten  zwei  Beispielen  sieht  man,  wie  sich  der  Bedacr 
nicht  bios  im  Gedanken  durch  Anwendung  der  entsprechenden  Fonn, 
sondern  auch  äusserlich  durch  die  erste  pers.  plur.  auf  den  Staodponet 
der  Zuhörer  stellt. 

Es  kann  femer  die  I.  Form  einer  andern  Tendenz  dea  Rednnt 
dienen.  Will  er  nämlich  die  Gemüther  der  Zuhörer  mit  sich  fortraineB 
und  für  einen  bestimmten  Entschluss,  von  dem  sich  ein  eraprieaüeher 
Erfolg  erwarten  lasst,  gewinnen,  so  wird  die  Bedingung  nicht  als  eine 
in  ihrem  Eintreffen  noch  ungewisse,  sondern  als  eine  mit  BeatSmmthaü 
zu  erwartende  hingestellt.    Es  erhUt  dadurch  der  Vordersats  den  Sinn, 
einer  Aufforderung,  eines   dringenden  Wunsches,  einer  lebhaften  Hof* 
nung  mit  der  zuversichtlichen  Erwartung  auf  Verwirklichnqg.    Waatm. 
Dem.  OL  I,  19  auf  die  Kriegsgelder  hinweiset  und  ihre  Yerwendon^ 
für  Kriegszwecke  statt  für  Schauzwecke    empfiehlt    und  dann  sagt:  e  <B 
filv   ovv  jtcvra  roTg  aTQtttevofiivoig  dnoStaaerB,   ov^€v6g  vfilv  n^toCi^  * 
TfoQov,  so  empfindet  man  mit  dem  Redner  das  Gefühl  der  Zuvenidit,  ^m^ 
werden  die  Athener  die  vorhandenen  Geldmittel  zu  dem  rechten  ZwechH^ 
verwenden. 

Aehnlich  Phil.  III,  4:  ei  <f  1  a  ovfjtipiqn  /(u^^c  xoJUcxc/a^  i^dm  j' 
aet  ttxoveiv,  ^roifiog  Uyetv.  Wenn  OL  I,  22  von  den  Geldquelle — la 
Philipps  die  Rede  ist,  dass  dieselben  in  Folge  der  Missstinmiiuig  di^^Bi 
Thessaler  eine  Einbusse  erfahren  werden,  so  drückt  sich  in  den  W(Hrte=^Bi: 
ii  J^   rovrtiv  dnoaTeQtj&riaeTai  twf  /^ij/iaro^y,  die  Zuversicht  ans,  ^ 

werde  dieser  Fall  eintreten,  ebenso  OL  II,  20:  f 2  di  ti  nxalot^ 

Endlich  finden  wir  die  I.  Form  dort  angewendet,  wo  der  Beden^      ^« 
sich  in  vollständiger  Uebereinstimmung  mit  der  angesprochenen 
befindet,   wo  ein  allgemein  gültiger  Gedanke  zur  Bedingung 
wird.  Um  noch  bei  Demostbenes  zu  bleiben,  so  ist  nicht  zu  zweifeln, 
ihm  die  gesammten  Zuhörer  gewiss  beistimmten,  wenn  er  PhiL  1, 2 
nqmov  iilv  ovx  dd-v/xriTiov  Toig  naqovai  nQayfiaaiv,  ovd*  ei  ndpv  < 
Xt»s  ^x^iv  doxei  auch  dann  dürfen  wir  den  Muth  nicht  verlieren, 
die  gegenwärtige  Lage  des  Staates  eine  ganz  missliche  ist  (und  sie       ^ 
es,  wie  ihr  es  ebenso  gut  wisset  wie  ich).    Der  gleiche  Gedanke  Fft^^il. 
III,  4.  Eine  allgemein  gültige  Wahrheit  sprach  Demostbenes  auch  ans  F^bil 
I,  38:   ei   J'  ^  nav  loyiov  /«^*j  ^^V  rtf«^«  yiyvertu,   aia^^v  iiT"'^'^ 
(fevax^Cf^v  ittvtovS' 


BebAndlon^  der  bjpoihetjaoben  Sitze  in  der  Sdinle.       471 


fties  ^t  aUgexoein  aU  du  ootfoi  tiv^g^  ttelbst  seine  Ankläger 

nkht    Er   konnte   daher  mit  Be^ht   in  dem   bekannten 

iageii  ApoK  &  5:  tUs  yvt^  ^^4^«  #J  «^^  t/c  ^<rr»  ootfla  jtttl  ofn^ 

Eine  reiche  F^llo  allgemein  gültiger  Gedanken,  aUgeroeiti  gehegter 
eeth&lt  d\*i  Ansprache  der  Arete  an  Herakles  am  Scheidewege 
ü«  1  :28  (8chenkl  lU,  8):   tfr*  toig  »lovi  Ufm  f^rai  ooi 

6ltv  ^tf'tlri^iov  n,  r.  l.   Wie  Arete  Herakles  ans  der  Seele  sprach, 

man   auch  jetzt  noch   die   erwähnten  Wünsche   aU  aUgemeiti 

betrachten,  da  sie  in  der  menschlichen  Natur  begründet  sind, 

gemein   anerkannt  ist,   gilt  als  Thatsache  und  wird  durch 

akenfonn  tum  Ausdruck  gebracht. 

wir  die  btäberige  Betrachtung  zusammen,  so  können  wir 
Rücksiebt  auf  das  Verhältnis  des  Redenden  zu  der  von  ihm 
eilten  Bedingung  folgende«  Ergebnis  hinstellen: 
He  L  Form  der  hypothetischen  Sätze  ist  anzuwenden: 
o)  wenn  der  Hedende  eine  unbetweifelbare  Thatsache 
Bedingung  macht    Der  Vordersatz  entspricht  dann  sn- 

ein«m  Causal-  oder  Aussagesätze. 
\b)  wenn  der  Hedende  das  wirkliche  Eintreten  der  Be- 
lüg entweder  von  seinem  eigenen  oder  von  dem  Stand- 
des  ZnhArers  aus  voraussetzt,  d.  h.  wenn  er  von  der 
litellien  Bedingung  im  voraus  Übersengt  ist,  dati 
liitreten  werde, 

c)  w^nn   der   Hedende  die   Erfüllung  der  Bedingung 

^Bversicht  erwartet  oder  herbeiwünscht. 

^  wenn   die  Bedingung   selbst  allgemeine  Gültigkeit 

l,  d«  b*  wenn  sowol  derRedende  als  die  angesprochene 

der  gestoIUen   Bedingung   allgemeine    Gültigkeit 

^flohen. 

^Xf^nia.  Anton  Baran. 

(Sehlnss  folgt) 


Vierte  AbtheiluHg. 


Miscellen* 


(StiftuügexL)  —  Die  von  dam  lateimaobeii  Pfvxer  zu  Er^lt«^ 
in  Galiden,  Joaef  Orlowicz,  mit  einem  Capitale  vod  130T 
letÄtwillig  errichtete  zweite  Stipendienstiftung  ftir  einen  ü- 
»tammendeo  Studierenden  der  dffentlielren  Sehmen,  d»  P<^lechm£  >i«t 
Uoiviimtät  ist  mit  der  Bestätigung  d«8  Sl»ftbnef«a  ins  Ubtot  g9MtL 
(Stifthrief  vom  23.  December  1876.)  --  Die  vom  Mbtaker  Büsgu  M 
l^iemtschik,  leUtwillig  mit  je  4000  11.  Capital  geßTöndtten  mt 
Stttdentenßtipendienstiftungen  för  acht  mn  Mistek ,  bedehm 
Friedek  stammende  >>ebijler  der  Mittelschulen  srnd  iiril  der  Be»! 
des  iitiffebriefes  ins  Lebeo  getret^*n  (Sfifthriof  vuin  IT»  Jiüiner  1 
Die  vom  P.  Jobann  Kaspar  zu 
300  fl.  in  Staatsobligationen  erricbr  ,  i 
brück  mit  Bevorzugung  seiner  Verwandten  bestiminte  iji 
ist  nach  Ausfertigung  des  Stifthriefes  ine  Leben  getr 
vom  14.  März  1877.)  —  Die  Brünner  Haatjbesitzerin  Mafi* 
geb.  Fl  Sicher,  hat  ein  Capital  von  2:^  fl.  in  Staatsp 
Errichtung  einer  Stiftung  fEr  unbemittelt-     '      ■:  ' 

dn   an   der   in  Mähren   zn  errichtenden  I 
Hörer  der   medicinisch-chirurgischen  Fäclüuu  a-ji    iv,  Mi,,- 
tiomitaxen    gewidmet,   (iStiftbrief   vom    17.  Marx    1*i17.)  —  Die 


n  ab4T 
4er 


m 


Wd 


aitzeiin  Maria  Victoria  Laskowska  iu  Liolac  und  Tüi'^ 
sammtes  Vermögen    letzt  willig    zur  Griinaung    von 
und   200  fl.    für    mittellose,    in  Galizien  geborne  ad.i;  - 
nÄchst   ans   ihrer  Verwandtschaft,    bestimmt.    Diese  *Sti 
ißt    nun  mit  einem  Capitale  von  77.84&  f.  21  kr,  in  Wt-i 
Leben    getreten.    (Stiftbrief   vom    27.    MÄrz    1877.)  —  Dn^ 
Löwenatein,  geb.  Flatow  ,  in  Krakau  mit  einem  Capitale  von  : 
gegründete,  für  arme,  in  Krakau  geborne  und  dasei b  "    rond 

sen    ohne  Unterachied  des  Religionsbekenntnissos  b<  >tip 

Stiftung  ist  mit  Ausfertigung  des  Stiftbriefe§  ins  LeUu  ^t^ncten. 
brief  vom  20.  Mär^  1876.  —  Mioiat-Act  Z.  8376  vom  Jahre 
Die  von  Alois  G  u  tl  in  Graz  letztwillig  mit  einem  Capitale  von 
gegründete  Studentenstipcndienstiftung  fttr  dürftige  Studierende  anl ' 
Verwandtschaft  des  Stifters,  eventuell  ftir  solche  aus  den  Pfarraprf 
Gnas  und  Feldbach»  ans  den  Städten  Jndenbnr^  und  Graz  ist  mil 
fertigung  des  Stiftbriefes  ins  lieben  getreten.  (Btiftbrief  vom  15.  Mill 
—  Minist. -Act  Z,  8539  vom  Jahre  1877.)  —  Die  von  Karoline  GfP 
zn  Grulich  in  Böhmen  letztwillig  mit  einem  Capitale  von  1000  1 1 
CTÜndete»   für   dürftige  Studierende   des   Gmli- '        ^  be«tiifl]ß*^ 

Stipendienstiftung  ist  mit  Ausfertigung  desSti!  rt  wunlm 

Stiftbrief  vom  7.  Mai  1877.  —  Minist-Act  Z,  öi?><   v,  .».  iom.) 


m 


^te 


MiaoeUen. 


4m 


J9hf\ 


e  Sr«  kaie.  Solioii  dea Herrn  Kronprinzen,)—  Die 
m  S.  Jani  l.  J.  berichtet:  Mit  der  heut«  in  Gegenwart  dei 

ia  i^cMunürnim  abgehaltenen  Prüfung  des  Kronprinzen  Rudolph 

iiiAd#oiaUg«iaeiiieoand  östetreichischen  Staatsrechte,  dann  aus  dem  VcHkür- 
i  die  jaxtdi«ehen  and  iitdätswissenächaftilichen  StQdien  des^ 
txm  Abechlos&e^   Als  PrÜfangi^:ä»te  waren  auf  Befefal  de^ 
lUdcn:  der  Minister  des  kaiserlichen  Hauses  und  desAeu^rn, 
kf  Andrais^;  der  Miniiter-PrJisid^zit  Adolph  Fürst  Aueraperg; 
;toF  der  CabinetskpiiiJei  Sr.  Majestät  Staatsrath  Freih.  v.  Braun; 
italischen  Akademie»  Hofrath  Barh;   der  Director 
IUI  hadenaie,  Hofrath  Dr.  Kitter  v,  Pawlowski^  und  — 

bicl  in  firaü2ösischer  Sprache  durchgeführte  Priifuutf 

Vbli  —   der  ProfeiBor  der  franiösischen  Sprache  und 

IL  Uucoone,  Lehrer  des  Kronprinzen  in  dieser  Sprache  bis  Knde 
hrei.  üeberdiea  waren  zugegen:  der  Ereieber  des  Krooprinson, 
?.  Latour,   und  der  dem  Pnnzen   zur  Dienstleiätang   ztic:etheilte 
tieatenant  Graf  Festetite,  endlich  der  Maior  Ritt.  v.  t^pintUer  Der 

Bund  rTiu*^nk(tats- Professor  Dr.  Leopold  v.  Neuraann,   welchem 
5übe  !;e worden  war  dem  Kronj>rinzon  in  den  genannten 

Unt.  11  erth eilen,  stellte  eine  ßeilje  Fragen  aus  den  wich- 

and  schwierigsten  Gehiet4?n  dieser  DiscipUnen,  welche  der  Prinz 
"Tidh>)iKten  Weise  eingebend  und  klar  beantwortete.  Die  Fragen 
:hte  wurden  in  fi^anzOsischer  Sprache  gegeben  und  von 
in   derselben  mit  gT5sster  Präzision  und  Klarheit,  in 
\v\  eleganter  Fonn  beantwortet.  Das  Ergebnis  der  ^esaramten, 
Igen  Anforderungen  enUprecbenden  Prüfang  war  ein   iu  jeder 
'"M Elendes.    Die  Fragen  ans  dem  allgemeinen  Staatsrechte 
I  die  Feststellung  der  grün d leidenden  Begriffe  von  StAAt, 

Ljlolge,  Personal-  und  Real-Ünion,  constitotionelle  Staat»* 

10,  CentratisatJon  und  Decentral isation,  Organisation  der  Be- 

'sterium   und  Staatsratb.    Was  das  specielle  österreichische 

fit,   waren  Competenz   und  Wirkungskreis  des   R4;ich8- 

Itage   wie  der  Delegationen»    Erklärung  de^  Zoll«  und 

iafi^,  die  Haoptbestimmungen  der  Staatsgrundgesetze«  der 

:tM«  des  Reichsgerichtes   wie   des  Verwaltungs- Gerichtshofes 

/ehender  Erörterung  des  Kronprinzen.  Ans  dem  Völker- 

t  Rücksicht  auf  das  praktiacho,  positive  internationale 

t^;iiie  Ton  Fragen  gestellt,    zunächst  aus  dem  Gebiete  de$ 

Jen  PHTatrechtes   nach  seinem  ganzen  Umfange,  dann  über 

der  Schifffahrt  auf  gemeinschaftlichen  Flössen,   über  Staats- 

üb<?r  Kriegsrecht,   über  Neutralität »    Handel  mit  Contrebande 

blokierteu  Plätzen,  Rechte  der  Eiterritorialen,  Nach  Beendigung 

ng,  die  l  V«  Stunden  in  Ansnrueh  nahm,  sprach  der  Kaiser  dem 

tÄ.  Leopold  V.  Neumanu    nie  vollste  Zufriedenheit  und  Aner- 


Inis 


(Wi'lt  lung  in  Paris.)    Sr  Eic.  der  Hen  Bfini^t^r  für 

f^ftlns  Qvd   i  >    hat  zur  Durchföhrung  der  für  die  nächdtjabrige 

WlllMüleUung  lu  farts  erforderlichen  Vorarbeiten  zu  der  österreichischen 
litaidiivulaitellfmg  eine  Cominission  niedergeeetit,  welche  bereits  in 
UMifteffil  Itt  -*  Mitglieder  dieser  Commisaion  sind:  UniTersitftli^Eecitor 
k  Joftf  Stefan  (als  Obmann),  Director  des  Museums  für  Kansl  atid 
llinirie»  Bototb  Ritter  t.  Eitel  berger,  profe^^r  df^r  technischen 
IbMiHik  ]>?«  Aletinder  Bauer,  Director  der  Coiri  i  rrealschute 

^ te  Eoesm,  Begierungsrath  Eduard  W  a  1  b e  r ,  end  lonarath  Dr. 

liHBiM^ild  Jire^ek  (Schriftf obrer).  —  Die  an  die^u  i/ommiasiofi  ge- 
Ztteehrifton  der  l/^hranstaltea  und  PriTatiii  sind  an  daa  k*  k. 
Akt  C«lta»  und  Unterricht  tu  adrettieren. 


474 


Mfeeen«!. 


(K,  k.  Pionnicr-Catletteu -Schule  lu  H    ■    " 
Donaa.)  —  Dieselbe  nimmt  für  den  imchfiten  Schiii 
aus  dem  Civile  aaf.  Zmn  Eintritte  in  den  erst«  i 
der  Nachweis  der  erfoleroichen  Absolviernng   n, 
sigen  Unteirealaclmle  oder  eines  Unter^ymnasiuüi-   unu   ui 
Im  14.  Lebenskhrefl,  zum  Eintritte  in  den  zweiten  Jahrgang  mlnd 
jener   der  5.  Classe  einer  selbständigen  Realgcbnle   oder   der  6. 
eines  vollstandiffen  Gyinnasiams  nothwendig.    Die  diesen  Anforder 
entsprechenden  Kenntnisse  können  auch  durch  Privatunterricht  eri 
sein.    Sämmtliche  Bewerber  tim  Aufnahme  in  die  Cadettenschule  ha 
äich  überdies  am  1.  September  einer  Aafnabmsprüfang  an  der  Piou 
Cadettenschule  selbst  tu  unterziehen.     Die  Gesuche  der  Bewerb  " 
dem  Civilstande  sind  längstens  bis  10.  August  dem  Pionnier-Keg 
Comroando  zu  Klonte  me  üb  arg  ei  nzu  reich  cd.  welches  nebst  dem  Con 
der  k.  k,  rionnier-Cadettenscntile  in  Hainburj^  weitere  Auskünfte  eil 

(Lateinisches  Eleiuentarbuch  für  die  erste  Clause  d«r  !*• 
teinschulen  von  Lorenz  Englnniun,  Prof.  am  kgl  WilhelmsgTmnaflitai 
in  München.  Zweite  verbessertL'  und  vermehrte  Auflag,  H&moeig  1977 
bei  Büchner,  123  SS,  ^  1*/,  Mark).  Die  neue  Auflage  dieses  Buches 
scheidet  sieb  von  dtr  früheren  blos  dadurch,  dass  die  erste  Conja 
im  ind.  praes.  act  schon  nach  der  zweiten  Declinatiou  gestellt  h 

filt  daher  das,  was  im  vorigen  Jahrgang  dieser  Zeitechrut  S.  120  i 
rofessor  Koziol  gesa^  ist,  auch  von  dieser  Auflage.  Da  dai  Biu 
ostenreich i sehe  Gymnasien  un verwendbar  ist^  erspart  Bef*  ea  &clt 
Details  hiei  einzugehen. 

(Lateinisches  Lesebuch  für  die  zweite  und  dritte  CfaMM  dff J 

Lateinschalen  von  Lorenz  Engl  mann  etc.  Sechste  Auflage,  Baxnh 
187Ö  bei  Büchner,  131  SS,;  1%  Mark).  —  Das  Büchlein  enthält  171 
nische  Stücke  über  die  unregelmässige  Comparation,  die  Pronotnioa  ii]|i' 
das  Verbum,  Bei  dieser  geringen  Zahl  kan  n  natürlich  alles  nur  sehr  ddjftjg 
ausfallen.  Dann  folgen  125  btücke  mythologischen  Inhaltes ,  Fabeln,  £^ 
Zählungen  und  Stücke  aus  der  römischen  Geschichte^  die  (fiT  die  xveitfe 
Ciasee  herechnet  sind;  femer  6^  Stücke  äsopische  Fabeln ♦  Krzililüng«» 
und  Geschichte  der  Assyrier,  Perser  und  Griechen,  die  auf  vi  la» 

entfallen.    Die    zusammenhängenden    Stücke   sind    aus  C\h  -i^c^ 

Plinlus  d.  J.,  Justinus,  Eutropius,  Aurelius  Victor  u.  a,  entlehnt,  diw 
Vermischung,  die  Ref.  durchaus  nicht  für  erspriesalich  hält.  Neben  d«» 
Lesebuche  ist  natürlich  ein  Uebungsbuch  nöthig .  ila  das  erster«  th^ 
deutsche  Uehuugcn  gar  nicht  enthält.  Für  die  zweite  Classe  ist  aber  a& 
I^esebuch,  welches  deutsche  und  lateinische  Uehungen,  nebst  einigAli  IQ" 
sammenbängenden  Stücken  bietet,  gewiss  praktiischer.  Mit  den  iraoSC(>^ 
Stücken  zur  Einübung  der  Fonuenlehro  und  namentlich  der  unrepUÄ' 
sigen,  wäre  in  der  zweiten  Classe  unserer  Gymnasien  nichts  anroang«». 
daher  ist  das  Buch  an  Österreich iscb<>n  Anstalten  nicht  verwendbar. 


Gras, 


Alois  Öiess. 


(Rost   und  VVüstemann ,    Anleitung    zum    Uoberfietits] 
ane  dem  Deutschen  in  das  Griechische,    herausgeir'^»»«?»  <'^n  di- 
Friedrieh  Berg  er.   Erster  Theil,  erster  und  zweiter  Cur^  ^^ 

besserte  Aufl.  Göttingen,  Vandenhoeck  a.  Ruprechtes  Verla:  ^* 

VII 1  u.  280  SS.  —  2  M.)  —  Diese  Auflage,  die  letzte  \ 
ihres  Druckes  verstorbenen  Berger  unterscheidet  si. 
nur  durch  einzelne  Nachbeasemngen,    So  wenig  wir  duä  i 
brauche  in  der  Schule  empfehlen  können,  so  willkommen  . 
dem  Lehrer  sein,  der  dann  einen  ungemein  reichen  Sti)ff  und  cmc 
von  Beispielen  findet,  die  er  beiden  mündlichen  und  srl>riftlichi*nü»büi»' 


MiBCfllen. 


4711 


ben  kann.   Nur  wäre  es  sefar  wnnschensweirth,  dass  bei  eiser 

der  erste  Cnrsas  sorgfältig  revidiert  ward««  da  er  viele 

IU0  und  in  den  Anirierkang^en  schleetites  6necbi»ch  enthalt*  Be* 

t  lliiHr  bietet  fait  jede  Seite.   So  steht  z.  B.  S.  4   'die  Haut  einer 

.bfint  inot)tdr))\   'die  Tugend   ist  dem  Geize  feind  {(x^QtiY, 

Oeaetie  werden  die  Bürger  regiert'  {ßaatli vortut  st.  h^^x^^' 

'MenBcben  sind  Kinder  {ilnva)  der  Götter',   S,  89    Wiege  («t 

did  Aflche\  '£inst  flog  (xat^nTff  st.  xmfnmo)  ein  Sperling',  n,  s,  w. 

bleben  Bemerkungen  konnte  man  nicbt  wenige  Seiten  anftUleii.  Ea 

\tt  bei  der  BenüUung  des  Materiales  dringend  Vorsicht  anzuratheD. 


Liederbuch     für    daterreichische    Gyronaaien,     Real* 
lt«n  und  terwandte  Lehranstalten.  Heraoag,  von  Ant.  Vogl, 
Unditector  der  Scbottenkirche  in  Wien,  Gesanglehrer  am  k.  L  Gym- 

KEeraalB.  1878.  Wien,  A.  Pichler's  Wittwe.  gr,  8,  112  S.  — 
pmde  Werkcben  empfiehlt  sich  aufs  Beste  sowol  durch  die 
igt»chickten  Vorübungen ^  die  dazu  dienen  gewisse  immer 
sSde  bannonißche  Formeln  und  Phrasen  dem  Gehöre  der 
lAkr  einsQpragen,  ab  auch  durch  die  im  Ganzen  glückliche  Auswahl 
tt  Stoffea*  Sehr  zu  loben  ist  es,  dasa  der  Verfasser  die  Jugend  auch 
'\£lkmp(^itionen  von  Bach  und  PalSatrina  bekannt  macht;  dagegen 
^   "  '    rii?  gewisser  Lieder,  wie  der  Schobert'schen  ^dasWan- 

|iv  >tQrmische  Morgen'^  nicht  tu  billigen ;  solche  Lieder 

\\K  tiiiiin  individuell  ausgeprägten  Charaktt^T  schwerlich  f^r  den 
ng,  ja  es  wird  sogar  der  garaze  Ein^lruck  solcher  Comi>ositionen 
^Weno    man   das  Verhältnis   zwischen   Stimme    und  Begleitung 
*^]|  besieht  sich   dies  nur  auf  einige  wenige  Stücke  dieeer 
im  ribritren  ist  sowol  die  Harmonbierung  ab  auch  die  Ver- 
tier •  Stimmen  eine  durchaus  passende«  was  im  Verein 

lb©tli  itttuog  die  Verwendbarkeit  des  Büchleins   nicht 

'  tA&bt    Erwähnt  sei  noch,  dass  der  Verfasser  einige   recht  an- 
Lieder eigener  Compoeition  hinzugefügt  hat 


Lebrbücber  uud  LehrmitteL 
^(Fortaetiüng  ?om  Jahrgang  1877,  Heft  V.  S.  596  f.) 

Deutsch 

ror,  Dr.  Alois,   Deutsches  Lesebuch    für  die  L  Classe  Österr. 

\m.  Wien  1877.  Holder  —  Pr-  brosch.  90  kr.,  wird  zum  Lehr- 

111  den  liittebchulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allge- 

Oitfen.  (Hin.-Erl  ?om  7.  Mai  1877,  Z.  7000,) 

llh  aber«  Leopold,  Aufgaben  zum  üebersetien  in*ä  Lateinische 

Dng  der  S^tax.    IL  Heft:   Verbale  Rection  für  die  IV.  Classe 

*   3.  Auflage,  beeorgt  von  K-Schmidt  Wien  1876.  H5l- 

sefa.  72  kr.,  wird  zum  Lehr^brauche  an  den  Gymnaaien 

^mnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zuffe- 

\  daas  dadurch  die  Torausgegangene  Auflage  Tom  Gebraucne 

en  wild.  (Min.-Erl.  vom  14.  Mai  1877,  Z.  76e8.) 

iiidelj,  t>r*  A.,  I^hrbuch  der  allgemeinen  Geschichte  für  di<) 

\  daaaen  der  Mittelschulen,  I.  Theih  Das  Alterthum.  6.  Auflage. 

h  Das  Mittelalter«  5.  Auflage.   UL  Theih  Die  Neuzeit  5.  Aufl. 


Kiiieia    kombehen    Eindruck    machen   gewisse    Üm&nderungeQ 
wii  wenn  a*  B.  in  dem  genannten  Liede  statt  'Müller*  *Tur. 
wird  und  daher  der  Turner  singt;  *Herr  Meister  und  Frau 
tat  mich  in  Frieden  weiter  zieb'a** 


43^ 

I^  1976  XU  1877.  Texnptky.  —  Preis  eiiMii.j94eii  Tb^ilm.SOi  lo^  i 
zum  liOJMrgtthnmoliQ  an  den  tfitteUclmlen  mü.deutsoher  Unl^rrieiitaj^ 
allgemeiB  sngelisßen.  (BCin.-£rL  vom  12»  KU  1377,  Z<  780ß.) 

Stieler* 8  Schalatlas  der  neuesten  Erdkunde.  Auffabe  lir 
ostoveichisoh-nngarische  Monachie.  5d.  Aiifl.  Gotha  nad  Wien  18711 
Ausgabe  in  d7  Karten  2fl.40kr.,  Ausgabe  in  43 Karten  Sfl.;  wild  i 
Lehrgebrauche  an  Mittelschulen  mit  oeutBoher  UnterrichtasncaclM'dtt 
mdn  sugelassen.  (Min.-firL  vom  8.  Mai  1877,  Z.  710&) 

Kt>Eenn,  Bl,  Geographischer  Schulatlas  flbr  Gjnwanen,  B 
und  Handelsschulen.  22.  Auflage,  revidiert'  von  Prof;'  Dr.  PHeicbrieh  C 
lauft  Wien.  Hölzers  Verlag.  —  Ausgabe  in  50  Karten,  Preis,  carton 
3fl^6Clkr.,  AuM;abe  indSKarten,  cartomert.2  fl.  80  kr.,  wird^nvuLc 
geto^uche  an  Mittelschulen  allgemein  sugcdassen.  (Min.-£rU  ▼•  %  Ji 
ft^,  Z.  7795.) 

Fiedler,  D.  A.,  Anatomische  Wandtafeln  fEUr  den  Schulul 
rieht  (4  Tafeln).  5.  Auflage.  —  Pr.  9  Mark. 

Bloch  Witz,  I^'  «f*!  der  Bau  des  menschlichen  Körpers  (Teit 
den  anatomiscben  Wandtaroln  von  D.  A.  Fiedler.)  2.  Auflage.  —  Riy 
brosci.  lMa^k25Pf.  ^ 

Buprechty  H.  J. ,  Wandatlas  ffii,  den  Unterricht  in  der  Niti 
gpspluchte  aller  drei  Beiche.  3.  Auflage.  (4p  Bljltter.)  Pr.  H  Ma^- 

Yoigtländer,  Wandtafeln  zu  BuprechVs  Wandatlas  der  N4i 
geaohiohte  aller  drei  Beiche.  (8  Tafeln.)^  Pr.  6  Mark;  Dreiident  & 
Mejinhold  und  Söhne.  Diese  Lehrmittel  werden  zum  Schulgebcaieki  i 
Mittelschulen  zugelassen.  (Min.-£rL  vom  8w  Mai  1877,  Z.  31It) 

Pftdagogische  Classiker,  herau^egeben  unter  derBednitfi 
v(Mi  Dr.  Gusfiiv  Adolf  Lindner.  Wien  1877.  Pichler*s  Witwe  u.  M 
fis  unterliegt  keinem  Anstände,  dass  dieses  Werk  auf  Bechnung  der  Ul 
mittelfonde  flir  die  Bibliotheken  der  Lehrer-  und  Lehrerinen^BUdafl 
anstalten,  sowie  der  Mittelschulen  angeschaflft  werde.  (Mia.-firi  n 
9.  Mai  1877,  Z.  6586.) 

öechisch. 
Gindelj-ho  DSjepis  vSeobecn;^,  kter^i  pro  nüäi  stifedniAo 
öeske  vzdölal  Jos.  Erben.  III.  Theil:  Die  Neuzeit  2.  Aufl.  PngJ^ 
Tempsky.  —  Pr.  brosch.  70  kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  an  d«i IfiMi 
schmen  mit  czechischer  Unterricbtsspraclie  allgemein  zugelassen.  (Mk 
Erl.  vom  11.  Mai  1877,  Z.  7090). 


Fünfte  Abtheilung. 


Personalstatistik. 


Pdraooal-  und  Schnlnotizen, 

Erndtinungen  (im  Monate  Jani). 

alA«6UBg  dee  Aisistentdn  Dr.  Iddor  Sojka  als  PriTafcdocent 
iuhe  Anatomie  an  der  mediciQisGh^ii  Pacaltät  in  Prag  wurde 

^Bt-       . 

Poe  hkhet  mil  dem  Titel  und  Charakter  eines  Castos  bekleidete 
pt  Hartmann  Edler  v,  Franzens  bald  wurde  znm  wirkLCnstos 
Mflaz-nnd  Antikencabinete  ernannt  (a.  h.  EntschL  vom  8.  Juni  l  X), 


)cr  Professor  der  Chirurgie  und  Primar-Arzt  am  St.  Johannes* 
m  8AUbarg,  Dr.  Wenzel  Güntner^  zum  Eegierungsrathe  und 
•Sanitäts-ReTereDten  für  Salzburg  (a.  h.  Entschl.  Tom  5*  Juni  L  J.). 

y»  eTangeViBcbe  Pfarrer  in  Bregenz,  Karl  Kroal,  imn  Beirathe 
deseebnlratheä  rOr  Vorarlberg  fBr  den  Best  der  gesetzlichen  B'unc- 
|«r  (a.  k  £otschl.  Tom  29.  Mai  1.  X). 

^  ^  -  i-tcrr  des  Staats-Real-  und  Obergjrmnasiuins  in  NikoIibuTK, 
vsloniil,  tum  Landesschulinspector  bei  dem  k.  h 
•  ftlr  die  Bukowina  mit  dem  Amtssitze  in  Ciemowitz 
rksamkeit  eines  Inspectors  der  Volk«-  und  Mittelsehulen, 

,L.  „.„urbildungsÄD^talteti  in  der  Bukowina  (a.  b.  Entaohl  TOm 

^ttnppkmieit  Frans  Schauer  und  Eduard  Ha  ach«  zu  wirk* 
PIKni  ani  Staat^-Kca.!-  und  Ober^jmnafiiiim  zu  Weidenau  und 
EnmlAcnodidat  Dr  ^  chmeister,  zum  wirklichen  Lehrer 

Mi>Beal'  und  Oboi-  nn  in  Brunn  [2h  Juni  l  J.). 

|H«eltiamt8candidat,  Adolf  Zannoni»  ttlm  wirklichen  Lehrer 
i9«uar«al«chn'  ilato  (20.  Juni  l  J),  und  der  Supplent  an 

^lirealaobule  >  ia,  Johann  von  OobeUi,  zum  wirklieben 

an  dieser  AiibUit  \^.^.  Juni  l.  J.). 

Der  I*  -  --  '  -  der  Karl-Ludwigsbabn^  Titus  Bortnik,  «um  Lehrer 
ehsr  chaologie  and  FacbTorsUnde  der  mechanisch -tech - 

lAlti.  .:,„   i^T  k.  k-  höheren  Gewerbeschule  in  Krakau  (23.  Juni 


478  Personal-  und  Schalnotizen. 

Der  Director  der  Staatsrealschule  zu  Spalato,  Vincenz  Bnz 
zum  Director  der  Lehrerinenbildnngsanstalt  in  Bagnsa  (26.  Juni  1 

Die  provisorische  Lehrerin  an  der  Staats-Mädchenschule  in 
Albertine  Jagriö,  zur  wirklichen  Lehrerin  an  dieser  Anstalt;  der  i 
sorische  Hauptlehrer  an  der  Lehrer bildnn^anstalt  in  Innsbruck,  Ha 
Jörg,  zum  wirklichen  Hauptlehrer  an  dieser  Anstalt  (2L  Juni  L  . 

Dem  Uebungsschul-Unterlehrer  an  der  k.  k.  Lehrerbildungni 
in  Qraz,  Johann  Kortschak,  wurde  der  Lehrertitel  verliehen. 


Auszeichnungen  erhielten: 

Der  Hofrath  und  ordentliche  Prof.  an  der  Wiener  Uniter 
Dr.  Leopold  Neumann,  in  Anerkennung  seiner  beim  Unterridit 
k.  Hoheit  des  Herrn  Kronprinzen  geleisteten  Dienste  das  Oomthvii 
des  Franz  Joseph-Ordens;  aus  eleichem  Anlasse  der  Sectionsrath  im 
für  G.  und  U.,  Dr.  Hermenc^ld  Jireöek,  den  Orden  der  eisemeol 
3.  Gl.  (a.  h.  Entschl.  vom  8.  Juni  1.  J.). 

Aus  Anlass  der  historischen  Ausstellung  der  Akademie  d« 
denden  Künste  in  Wien  wurde  verliehen:  Dem  Oberbaurathe  und 
fessor  Theophil  Bitter  von  Hansen  in  Anerkennung  seiner  vieljik 
hervorragenden  Wirksamkeit  im  Lehramte  und  in  der  Bauknnit 
Stern  zum  Gomthurkreuze  des  Franz  Joseph-Ordens;  In  Aneikn 
hervorragender  Kunstleistungen:  dem  Maler  Friedrich  Amerliag 
Orden  der  eisernen  Krone  3.  Gl. ;  der  Titel  eines  'k.  k.  Piofenon 
Maler  Alois  Schönn;  das  Ritterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordeu 
Prof.  Ghristian  Griepenkerl,  dem  Maler  Franz  Defreggei. 
Kupferstecher  William  Unger  und  dem  Bildhauer  Victor  Osov  1 
ner  (a.  h.  Entschl  vom  8.  Juni  1.  J.). 

Die  5.  0.  Professoren  an  der  Universität  in  Innsbruck,  Dr.  Ai 
Picbler  und  Dr.  Tobias  Wildau)er,  wurden  als  Bitter  desOita 
eisernen  Krone  in  den  Bitterstand  und  zwar  ersterer  mit  dem  Ftic 
Bautenkar,  letzterer  mit  dem  Pradicate  Wildhausen  erhoben  (a.  b«  Si 
vom  29.  Juni  1.  J.). 

Dem  ordentlichen  Professor  an  der  Universität  in  Wien,  Dr.  X 
Petzval,  wurde  bei  seinem  Uebertritte  in  den  bleibenden  Kuh« 
in  Anerkennung  seiner  im  Lehramte  und  auf  wissenschaftlichem  CN 
erworbenen  Veidienste  der  Titel  und  Gharakter  eines  Hofraths  mit  1 
sieht  der  Taxen  verliehen  (a.  h.  Entschl.  vom  4.  Juni  L  J.). 

Dem  ordentlichen  Professor  des  Hochbaues  an  der  taehni 
Hochschule  in  Brunn,  Georg  Beskiba,  wurde  anlässlich  seines  D 
trittes  in  den  bleibenden  Buhestand  die  a.  h.  Anerkennung  seiDei 
jährigen  treuen  und  verdienstvollen  Wirkens  im  Lehramte  ausgetpn 
(a.  h.  Entschl.  vom  4.  Juni  L  J). 

Die  Annahme  und  das  Tragen  fremder  Orden  wurde  geiti 
dem  Begierungsrath  und  Professor  für  Bodencultur,  Dr.  Arthur  Fiei 
von  Seckendorf,  für  das  Gommandeurkreuz  des  k.  snan.  Ordens  Im 
der  Katholischen;  dem  Prof.  an  der  med.  Fac.  der  Universität  in  ^ 
Dr.  Max  Leidesdorf,  für  den  k.  russ.  St.  Stanislausorden  2. GL,« 
dem  Gymnasialprofessor  und  Privatdocenten  an  der  Universität  io ' 
Dr.  Albert  Ho  rawi  tz ,  für  den  k.  preuss.  Kronenorden  4.  GL  (a.  h.En 
vom  7.  Juni  l.  J.). 

Nekrologie  (Ende  Mai  u.  Juni.) 
—  Am  28.  Mai  1.  J.  zu  Greifswald  der  ^^eheime  Medicinalntl 
Schulze,  Prof.  der  Anatomie  und  Physiologie,  82  J.  alt. 


Personal-  und  Schuluotizen. 


47Ö 


—  Am 


—  Air  5.  JfHn  1, 


—  Am  7.  r 


^  Am  30,  Mai  1.  J.  in  Bo-^en  der  Uymnadiüpror.  Antun  Micliä- 

i,  m  i*  alt 

—  Im  Mai  l.  J.  auf  Ceylon  der  Forscher  auf  dem  Gebiete  indischer 
erthum^kunde,  l>r.  Paul  Goldschmidt,  welchen  die  brit  Regutmn^ 
\  der  Erfonncljung  von  Febini$cbriften  und  ?on  üeberresten  alter  Bauten 

1.11t  Itatte. 

Am  3.  Juni    I.    J.  in  Wien  der  kais.  Kath  Ludwig  Ritter  von 

Icbfl,    al«    Naturforscber   und  Musiltgelehrtcr  ausgezeichnet  und  vlU 

^irch   seine    naturwissenschaftlicben    Abhandlungen    unc^ 

nsGb-themati^cben  Katalog  der  Werke  Mozart's  bekannt, 

.^.ibre. 

4.  Jufri  I.  J.  in  Köln  der  durch    »eine   historischen,    geo- 
liiicbaii  und  liternrischen  Schulbiicher  bekannte  Professor  Dr  Wilhelm 
lU,  71J.  »lt. 

.f.  in  Wien  der  Historienmaler  Jacob  Gas« er. 
i  der  Ingenieur,  i?taatBrath  Wilhelm  Kolbcrg, 
"T  die  Kisenbahnen  in  Europa*,  'üeber  StrasMn- 
ü,  s.  w.  bekannt,  70  J.  alt 
Juni  l  J.  in  Bnttätädt  bei  Weimar  der  evaugeÜBche 
fterer  Gustav  Steinacker,  ein  geborener  Wiener,  als  pädagogischer 
ldirifta>t«ller^  sowie  auch  als  Dichter  und  üeber»et£er  bekannt,  68 J.  alt. 

—  A«i.  u  Juni  i.  j^  in  Halle  der  Senior  der  dortigen  theolog, 
flacttlUt,  <  lorialrath  Prof.  Dr  F.  A,  G,  Tholuck,  78  J.  alt, 

—  A  mi  l.  J,  in  Karlsbad  der  bekannte  Orgelvirtuose  Jo- 
Wfih  Selber l  aus  Linz,  Organist  von  8t.  Florian,  41  J.  alt 

^  Am  14,  Juni  l  J,  in  Ix^ndon  der  Generaltientenant  Sir  Henr^v 
iam««,  durch  eine  Reihe  geologischer  und  mathematischer  Schriften  und 
all  Krflii4er  der  Phot4)£inkographie  bekannt  ^  74  J.  alt  die  Schriftstellerin 
Udy  Stirllng-Maiwell,  ehemals  Mrs.  ^^►rton,  Enkelin  des  Dichters 
Sheridan,  diifdi  ihre  Romane  und  Gedichte  bekannt,  und  in  München 
ia  gettcbatste  Portraitmaler  Erich  Correns. 

—  Am  16,  Juni  l  J.  in  Landskion  der  Prof.  am  dortigen  Gyran, 
«od  Chorhen  des  Prämonstratenser-Stiftes  ätrahow ,  Otto  G  a  1 1  u  s , 
U  J.  alt 

^  Am  ^17,  Juni  1.  J.  in  Innsbruck  der  Unitersitiitsprofessor  and 
Suiltaurath.  Dr.  Virgil  Ritter  von  Mayrbofer,  62  J,  alt 

—  Am  18.  Juni  1.  J.  in  Prag  der  Prof.  an  der  Kleinseitner  dent- 
«tai  Staatsrealscbule«  Anton  Morawek,  42  J. 

—  Am    IR   Juni  1.  J.  in   Salzburg   der   i)cnsiouierte  Prof,  Med 
Iguaz  Schumacher,  Mitglied  de^»  Sanitätsrathes,  67  J.  alt* 

—  Am  20.  Juni  l.  J  in  Pressburg  der  Muler  Emerich  Maisch^ 
t  Schüler  dor  Wiener  Akademie. 

—  Am  2t  Juni  1.  J  in  Dresden  der  Literarhistoriker  Prot  Dr.  K. 
[^Wackernagel,  froher  Di rector  der  Gewerbeschule  in  Eiber- 

bekannt   durch   sein   grosses  Werk   über  „das  deutsche 

von  der  Ältesten  Zeit  bis  zu  Anfang  des  17.  Jahrhunderts" 

lUfpifj;  18S4-1874»  4  Bde.).  im  fast  vollendeten  77,  Lebensjahre. 

—  Am  24,  Juni  I.  J.  in  Loitmeritz  der  Canonicua  ScholAsticus  und 
nMhlaüit äeliriftflteller.  Johann  D  rbohla% ,  G6  J.  aJt  und  in  ßrdim.-ßrod 
4«  ab  cneliiacher  ScnrifUteller  bekannte  Dechant  Joseph  Zimmer- 
Baaii,73J,  alt 

—  Am  30*  Juni  L  J.  in  Köln  der  Astronom  und  Mathematiker, 
öt»  Gduanl  Ueis,  Prof.  an  der  Univ.  in  Mtknster,  durch  »eine  astrono- 
gMiMi  und  meteoro logischen  Untersuchungen,   dann  durch  sein  l^hr- 

^||^4cr  <T' ♦-'       seine    in   fiO  Auflagen  verbreitete  Sammlung  von 

itien  dei  allgemeinen  Arithmetik  und  Algebra,  seinen 
irhiiiiii'lK  n^w    w*Mtitin  bekannt.  71    ^    »it 

sische  Lyriker  ?  ^areff; 

*«'^äi  M  ontplaisir,  I  miiami« 


iMO  PersMal-  tind  Sdinhiotiieii. 

des  Nordens'  und  'Löreley*  oompoiderte,  nnd  in  Fnudtfort  a.  IL  der 
seine  Compodtionen  wolbekannte  Tonkibisfler  Heinrich  Kraner;  ei 
deb  namentlich  'dnrch  sefaie  Qesdiicklichkeit  im  ZnaammeikiMMto  iraa 
aftesüffen,  P^ytponrris  und  dgl.  einen  Bnf  Yerschtft 


Berichtigungen. 

Heft  JCn,  S.  184,  Z.  4  V.  o*  schreibe  in-olino  fti  indino,  8. 
Z.  1  y.  m  bellatomm  st.  bellaetomm. 


Die  am  2.  Joli  ausgeffebene  Nr.  4  des  ^^Literatarblatt*  ^^ 
Anton  Edlinger  cttthMt:  uie  firamOeisobe  Literatur  im  /üifimge  ^ 
17.  Jahrhunderts.  Von  8.  Beller.  —  Kritische  B  nnd  schau:  Tl:^^ 
and  Ebbe.  Botnan  von  Wi&elm  Jensen.  —  Jean  Paul  nnd  «eine  bmü 

?eno8sen.  Von  Dr.  Panl  Nertlicb.  —  Die  Wiener  JoamaDstik  iaJialii» 
848.  Von  Freiheir  TOn  'Belfert  —  FeldmarschaU  Qraf  Möltka^s  fiHdb 
ans  Bnsslaiiid.  «^  Lncceaia  Bmna.  Von  Otto  Grote.       FnraVniihiaufcij 
B.  E.  Milde.  Yta  Dr.  A.  ThratnWiad.  --  Nene  Yolksbibliothek.  ^  PeÜäM*. 
statistische  TMk  der  Ssterteiehisch-nngarischen  Monarchie. »  Miseellsa 
—  Biblio'graphie.  -^  Inserate. 


Erste  Abtheilung* 


Abhandlnnfjen. 


Uige  zur  Kritik  lateinischer  Schriftsteller. 

2«  Zur  Aothologio  des  Liber  Salmasianng.  *) 

T.  3-^.  Splendoöcunt  tectä  metallis  Mamiora*  —  tecta 

ücherat  hex»  in  A  siebt  iota.  Ich  glaube  dass  eher  iimda 

|i;  vgl  V.  191  cum  diris  altaria  iuncU  metallis.  —  V,  8^9. 

Heu  ftcelüB  et  roaguis  nequlquam  prodiga  rebus 
Mens  humilis!  miseros  semper  quam  maxima  prodant. 

Eirfta  anders  zu  interpongiereii  und  mit  einer  kleinen  Aende- 
I  achreiben  sein  mens  bnBuIia  miscris  eemper,  quam  (näml. 
)  mjaima  |u:odunt  —  V.  28 

Qood  ibctiim  est  (oMiimiiBae  nefaa)  refereiar  in  orbe. 

[hier  keine  Parenthese  anzunehmen ,  sondern  factum  als  9iih- 
zn  fassen  mid  tn  construieren  qnod  factum  ineminisee  nefae 
ferotiXT;  vgl.  ?.  26  t  —  V.  47,  Anch  hier  ist  die  Interpunction 
>  nud  wahrscheinlich  in  schreiben : 

dndpium  sceleris  tarn  tunc:  nam  petMm  late  litc. 

-SS.  IHese  ganze,  theüweise  sinnloä  verderbte  Stelle  dQrfta 
Ben  hertusteUen  sein : 

AiriiumD  rt^fercbat  mnniiB  ad  arbenii 
nue  uideruHt  moenla  laepe, 
^  ami  popuioa  uario  cammerä»  pii«e. 

imere  erat  K^Dua  omne  maris,  conpluret  ut  urbemi 

[>mmenea  AAsdecruiigen  (A  hat  inaduerunt  und  relebat) 
i  tiok  dwtch  4eu  Sinn*  Denn  offenbar  ist  gesagt:  Er  trug 
aene  Waare  nur  am  späten  Abend  in  die  Stadt,  in  welcher 
I  am  hellen  Tage  zur  Zeit  des  Fischmarktes ,  wo  er  doch  hätte 
p  aein  sollen,  nicht  sehr  häufig  sehen  lieas.  Dass  in  pakm  der 

f — 

lue  Zakkn  beliehen  sich  aof  Bieee's  Ausgabe  der  Anlhok^ 


i  L  i.  A«i#fT.  Ojmn,  1S77.    YH.  Q«n. 


Sl 


482    3f.  Petschenig,  Beitrage  zur  Kritik  lateiniBcher  Sehrübtallar. 

erste  Yocal  lang  gebraucht  ist,  kann  bei  diesem  Dichter  nicht  n 
fallen.  —  Y.  63  lässt  sich  die  Lesart  des  Cod.  mercator  halten, ' 
man  praediues  mercator  coUectivisch  fasst  und  popoli  zu  aere  ümMM 
Die  Stelle  würde  dann  lauten: 

€[Qainyi8  praediues  adesset 
Mercator,  popali  tarnen  hinc  manus  ista  nocentis 
Vix  erat  aere  grauis. 

y.  137  simulacra  modis  contingere  miris.   Für  miris  wollte  Bitte 
cuiuis  (näml.  licet).  Allein  wegen  Yerg.  Aen.  1, 354  ora  modis  attol- 
lens  pallida  miris  ist  jede  Aenderung  abzuweisen ,  da  jedenMs  euM 
Beminiscenz  vorljegt.  —  Y.  255  pelagus  cum  litora  frangit.  Offenbar 
muss  plangit  geschrieben  werden. 

C.  26.  Y.  1  hat  A  agis  und  respondis ,  wonach  wahrscheinlieh 
zu  schreiben  ist:  Bure  morans  quid  agis?  responde  (mit  Heinn) 
pauca  rogatus.  Y.  2  schreibt  Biese :  mane  deos  oro,  famnlospostim 
reuiso.  Auch  hier  bietet  A  mit  famulans  das  Bichtige ;  denn  «b  ist 
zu  interpungieren:  mane  deos  oro  famulans,  post  etc.  — funoIiH 
und  famulus  sind  bei  diesen  späten  Dichtem,  namentlich  bei  Lnxoiiofli 
sehr  beliebte  Epitheta.  Ygl.  292,  4  famulas  minas,  332, 14  bmoliBB 
subaptat,  372,  5  famulans  uertit.  Die  zwei  letzten  Yerse  lui« 
bei  Biese : 

Dum  BaruQS  Ijchnus  modicam  consnmit  oHtI, 
Haec  oat  noctamis  elucnbrata  Camenis. 

Schwerlich  ist  dat  richtig,  was  schon  die  Yariante  nox  lucabratiii 
den  jüngeren  Handschriften  andeutet,  indem  man  ofDmbar  nkM 
lychnus  als  Subject  denken  kann,  zumal  da  der  Dichter  im  yoIk0^ 
gehenden  immer  in  1.  Person  spricht.  Ich  vermuthe  daher,  daasdit 
noctumis  aus  einem  ursprünglichen  ca(no)  nocturnis  entstanden  M. 

G.  56,  2.  Pendet  amore  Yenus:  uritur  igne  suo.  Aeltere  vai 
neuere  Kritiker  hielten  pendet  für  verderbt  und  suchten  daiek  dii 
mannigfachsten  Conjecturen  zu  helfen.  Nach  meiner  Ansicht  W 
Nichts  zu  ändern ;  denn  pendere  heisst  im  Sprachgebranche  diüff 
Dichter  so  viel  als  suspensum  esse,  'unruhig  hin  und  her  schwanktt- 
Ygl.  83,  14,  wo  in  A  ganz  richtig  überliefert  ist:  pendet  iM* 
domus;  femer  83, 18  a!  quotiens  revocata  manus  dubinmque  pepo- 
dit;  254,  3  cum  dubiis  fortuna  suis  penderet  habenis. 

0.  62,  1.  Ordine  mortis  eunt  altemae  munera  nitae.  Ich  ^^ 
muthe  (üterna  in  (alternae  in  Mähly).  altema  steht  wie  sonst  hinif 
adverbial;  vgl.  115,  7  sie  alterna  petunt  iacolis. 

G.  81,  13  und  16.  Für  hie  ist  ohne  Zweifel  huic  zn  schreOM^ 
und  das  Pronomen  auf  huic  amori  in  Y.  6  zu  beziehen. 

G.  82,  1—2. 

Has  acies  hello  similes  cano,  quas  Palamedes 
Gonstitnit. 

Der  Dichter  will  die  Kämpfe  des  Spielbretts  besingen ,  wozu  ^^ 
similes  allerdings  passt.  Aber  die  Handschr.  hat  belUtio,  worin  k^"^ 


P^MmUffj  Beiträge  zur  Kritik  lAteinischcr  Scbriftsteller.    48$ 

i anderes  als  belli  Uro  stecken  durfte.  Der  81  nu  ist:  Obwol  erst 
Infäo^er  iin  Wärfelspiel ,  besinge  ich  usw.  AektiUcli  sagt  Repo* 
m  fon  Mars,  er  sei  ein  Eecrut  im  Lager  Amors:  253,  14  f.  post 

tpotens  Gradivus  anhelat  In  castris  modo  tiro  tats«  —  V.  5  f« 
lüeicbt  zu  schreiben : 
: 


£t  $e  sollertas  iiunctis  f&ventibuä  inä&nt 

EdI  proceicB,  Fridi  mseclae  Immque  magiBter. 

itbalamium  Fridi  schrieb  Laxorius  (C.  18) ,  und  es  ist  wenig- 
lich  dass  in  der  Lesart  der  Handschr.  Fridas  sectae 


d. 


0*  83,  24.  Flamma  noceos  irata  redens  A.  Mähly  hat,  wahi- 
Eitlch  richtig,  redit  Termuthet.   Für  irata  dfirfte  wo)  üerata  t\i 
IbeA  sein.  —  V.  38.  Si  datur  ire,  placet,  naro  quo  fugis?  unde 
ms?  Didü  macht  dem  Aeneas  Vorwürfe  wegen  seiner  ungerecht- 
Abreise:  ai  datur  ire,  placet.  Das  Folgende  soll  nun  offenbar 
angeben»  weshalb  sie  seine  Entfernung  nicht  entschul- 
Qn,    Daber  ist  wol  zu  schreiben  nam  quid  (quod  A)  fugis? 
rtcuisuslf  d.  h.  vor  wtim  fliehst  du  denn?  wer  treibt  dich  fort? 
42  dum  softem  natura  i-apit.    Es  ist  capit  zu  lesen ,  in  dem- 
Sinne  wie  V.  47  gesagt  ist  dum  recipit  natui-a  vicem.  —  V.  6L 
^recenset  amor;  vielleicht  reycHsat  —  V.  75  f.  regit  aequora 
\  Lite  ana.    Hier  ist  ohne  Zweifel  lege  zu  schreiben.    So  heisst 
45  r  von  der  Sonne  cessurus  lege  sorori  Consumit  sua  iura 
V.  49  t  von   der  Nacht  fruiturque   tenebras  Lege  poli.  — 
Et  uagos  hospes  eras.  A  hat  mains,  was  jedenfaUs  ans  malus 
rbt  ist;  dem  malus  hospes  entspricht  V.  148  inprobas  exnl. 
C,  100,  5,  Delati  Mauors  conpendia  cepit  Amoris,  Wie  Rieee*s 
Tector  delati  zum  Vorhergehenden  passen  soll  sehe  ich  nicht  ein. 
^Q  wf'ijn  die  Steine  auf  derselben  Stelle  (qua  —  hac)  wieder  ver- 
'^tirerd^n»  so  hat  ja  keine  üebertragung  stattgefunden.    Ich 
ÄR^  dtleti  «u  schreiben  ist.  Der  Vennetempel  wurde  zerstört 
U  rial  zum  Baue  von  Festnngsmauern  verwendet;  so  kann 

mit  Recht  ss^en ,  Mars  ziehe  Nutzen  aus  Amors  Ver- 

C.  110,  9  per  Tethyos  arua.  A   hat  tetidos »   weshalb  ohne 
el  Thetidos  zu  schreiben  ist;  vgl.  238,  2  Tethyos  amne,  wo  A 

thedidis  bietet  nisd  Riese  selbst  Thetidis  will.  Die  alte  Tethys 
lieogonie  war  den  damaligen  Dichtem  sicher  so  gut  wie  nicht 
at. 

C.  112«  6.    Ne  lapsa  gracili  planta  rudente  cadat.   Die  auf* 
bde  VorUngerung  des  a  in  lapsa  deutet  auf  einen  Fehler  in  der 
rlieferting;  Atxxn  A  hat  nicht  gracili,  sondern  facili;  daher  wird 
wpmt  faeili  hertustelleö  sein. 

e  117,  9—10. 

XüJQi  Atlantis  naUe  ditatua  bonore  [est], 
EipoUk  et  puleris  tlorea  »erta  rods. 


81* 


484    M.  Peiäeheniff,  Beitr&ge  zur  Kritik  latoinitcliQr  ScbrtftatelUr. 

Die  Stelle  ist  längst  richtig  emendiert,  und  zwar  V*  S  Ton  Voi 
y.  10  von  Heiosiiis,  so  dasß  das  DiBtlcbon  lautet: 

Maj'us  Atlantis  catao  dicatas  bonori 
Eipoliat  pulcris  flarea  »enta  rosis. 

Biese  nahm  ofifeubar  an  der  Länge  des  i  in  dlcatus  Au$t6Bfl.  ABeJfi 
man  Tgl.  126,  1  Tecta  novem  Phoebi  nnper  dicata  Camemss»  wodia 
Bichtigkeit  der  üeberlieferung  doch  auf  der  Hand  liegt.  In  V.  10  i«t 
die  Lesart  von  A  genta  trotz  Burmann^s  Einwendangeap  von  wolcfaeo 
Biese  sich  offenbar  beeinÜussen  üess,  ganz  Yortrofflich;  ßc^rea  Nita 
sind  eben  die  Hosen büäche.  Was  endlich  das  gleichfalls  0berluf«rli 
espoliat  betrifft^  so  vgl,  mau  116,  1  Carpit  blanda  »tüs  Ter  akumj 
dona  roeetis  and  die  Mahnungen  in  C.  64  und  87,  die  Bücca, 
gleich  zu  pflücken ,  ehe  sie  verwelken.  Ich  wüsste  daher  nicht, 
man  gegen  den  eben  so  einfachen  als  treffenden  Sinn  unserer  I 
'im  Mai  pflöckt  mau  Bösen'  ernstlich  einwondeu  köunte. 

C.  123,  3—4.  Subiectis  caleant  aliorum  balnea  flammls: 
HftÄc  -f  reddi  poteruut,  Poebe»  vapore  tuo. 
Der  Pentameter  ist  so  herzustellen :  Haec  radh  poterunt ,  Pboebe,  j 
tepere  tuo.  Oder  sollte  bei  reddi  aus  dem  Vorhergehenden  caimt  | 
ein  callda  zu  ergänzen  seiu? 

C.  124,  2,  In  Ä  ist  Öbörliefert  üt  mutare  magis  saep«  HüWrtil 
Jibet.  Für  ut  schrieb  Eiese  et,  aber  magis  hätte  er  nicht  mit  Mxjtf\ 
in  maris  verwandeln  sollen.    Denn  vom  Meere  ist  keine  Eede^  un4 
magis  Übet  ist  einfach  ein  verstärktes  libet  j  vgl  128,  2  magis  exapl«». 

C.  128,  7 — 8.   Der  leno  will  Soldat  werden,  wovor  ftnderj 
Dichter  warnt : 

Effuge  nitaudos,  si  qua  potes  arte,  labores, 
üt  ualeas  tenso  uiaere,  leno,  pede. 

Burmann  bemerkt :  quid  autem  Henso  pede  uiuere*  sit,  übt  inteUigo,lioil 
Oudentorpius  ^tenso  pede*  per  celerem  fugam  et  abitum  e  castris  iriUf 
pretaretur.  Ein  anderer  Erklärungsversuch  ist  mli'  Dicht  h^isßizl 
Ist  tenso  pede  uiuere  richtig,  so  kann  es  nur  von  dem  straffen,  aa^ 
strengten  Soldatenleben  verstanden  werden  und  es  dQrfte  dauoBi^ 
Aufichluss  an  A,  wo  caleas  steht,  zu  schreiben  sein :  Ut  carca$  t^off}  | 
uiuere,  leno,  pede. 

C.  138»  1.  Moles  tanta  tibi  pendet  aub  uentre  4*  SiriDgi.  1^ 
sing  wollte  Siriugi  als  Yocativ,  Burmann  syringis.  Letzteres  ^ 
sachlich  vollkommen  entsprechend ;  nur  durfte  die  Form  eher  siffif^  ^ 
lauten  nach  dem  in  diesen  Gedichten  häufig  beobachteieu  Qe$»^* 
dass  griechische  Eigennamen  der  3.  Declin.  die  Casusenduogais  ^^  | 
1.  lat.  Declin.  annehmen.  8o  liest  man  C.  180  de  sphinga,  SMf  ^ 
Lacedaemona  und  374,  1  Lalda  als  Nominative,  VgL  Neue,  FöOW***  ^ 
lehre  I,  S.  333. 

C.  150.  De  tabula  piota. 

Hunc,  quem  nigra  gerit  tabdla  nttUa, 
Ckrum  linea  quem  breuls  notaait, 


g,  BtitiigQ  zur  Kritik  kUiniacber  Schriltstelter.     489 

Mox  pictor  uarios  dom&t)s  colores 
CaUenti  nimiam  peritns  arte 
FormAQÜ  similein,  probftQte  nero. 
Ladeot^m  propriis  fidem  fifuris! 
Ut  auoficunuiQe  manas  repingat  artus^ 
Credas  corporeos  halKire  sensns. 

Twegen  mox  das  Futurum  formabä  herzustellen ,  da  off&nbar 
^  Mem  g:erade  angefaügenen ,  nur  die  orsteu  Umrisse  zmgmui&u 
ii  die  Hede  ist;  V.  1  ist  zu  schreiben  haue,  quem  ni  t 

klla,  uuHtim  und  so  verbindan  huuc  uultum  piqtor  mox 
Dt la ,  prol»ante  uero  (uultu).  V.  6  hat  A  ludeatam ,  V.  7  manu, 
fl$  bi  beizubehalten  und  V.  6  zu  emendiereu  ludet  iam  (näml. 
roprüs  fidem  figuria,  ut  etc.  Vgl  371,  5  Nil  fahutn  credas 
mm*'  fiffuris, 
C.  155^  & — 6.  Von  der  Opferthat  des  Scaetrola  heisst  es: 

PluB  flammis  patriae  oonfert,  quam  uouerat  armia, 
Uua  domazta  bellum  funere  dextra  buo. 

[Wort«  quam  uonerat  armls  sind  nur  auf  eine  sehr  gewaltsame 
ftnt&ndUch  2U  machen.  Man  müsste  nämlich  uouere  iu  der 
D^ 'wünschen'  fassen  und  erklären:  Mehr  Gewiiin  brachte 
st  der  rechten  üaud  durch  das  Feuer ,  als  er  (Scaovola) 
Falfengöwalt  zu  erreichen  gewünscht  hatte.  Allein  dieser 
loke  ist  schief,  und  dann  wurde  man  statt  armis  wol  telo  oder 
i  oder  etwas  iLh&tichos  erwarten.  Ich  schreibe  daher  nach  A, 
überliefert  ist:  quam  uouerat  aHs,  und  beziehe  quam  auf 
So  ergibt  sich  der  passende  Sinn  :  die  Eine  Hechte ,  welche 
BUt  Opferaltar  geweiht  hatte,  brachte,  von  den  Flammen  verzehrti 
Vateriande  grosseren  Nutzen ,  indem  sie  den  Krieg  durch  ihre 
^fmichtung  beendete.  Uebrigens  fahrt  auf  lu-is  auch  die  Lesart  des 
fgatmiis:  quam  foruesataris. 

168,  3  —  4.  Hjacinthus  kt  zwar  getOdtet,  lebt  aber  immer 
i  seiner  Blume  auf: 

Gratia  magna  tarnen  aoUtar  morte  pereniptam : 
Serop«!  ApoUiö«u8  flore  reaurgit  araor. 

p«remptum  rührt  ton  dem  älteren  Burmann  her«   Wie  man 

yer  morte  rerstehen  soll ,  sehe  ich  nicht  ein ;    man  kann  es 

absolut  fassen,  etwa  in  dem  Sinne  fon  post  mortem,  noch 

I  nil  peremptum  verbinden.  Da  nun  A  perempti  hat,  so  vermuthe 

■Mire  pfTf^ni.    Allordiß^  hat  nun  solatur  kein  Object,  aber 

pllttt  tuenden  ohne  Härte  ergänzen,  y.  1 

I  Ifc  dj  ^  ^       /u  schreiben  sein, 

C.  185,  1.  JgntcnJQS  tenuis  pingui  fulcitur  oliuo.  Es  ist  mOg- 

Itm  fiUdtur  richtig  ist,  obwol  es  sehr  sonderbar  ist,  zu  sagen, 

lUchl  stQtte  sich  auf  das  OeK  Vergleicht  man  jedoch  die  beiden 

ne  auf  eine  Wachskerze  (C.  94  und  95),  wo  vom  Wi  ' 
^Afttdrücke  aUmenia  dar<^  luminl  und  pahula  submittere  11^  l. 
kl  werden»  so  wird  es  ziemlich  wahrscheinlich ,  dasa  fulcitur 
verdarbt  ist. 


48i(    M.  PeUchenig,  Beiträge  zur  Kritik  laUHnii$<;bor  8ehrift>leUa^ 

C.  198,  2—3. 

Femlxteo8  iatienetn  ioRaii  me  siimeFe  caltus 
Et  celare  nirum  f&lsQ  per  tegmina  sexu. 

A  bat  falsos  und  seius.  Wenn  man  nicht  an  dem  Plaral  Arnim 
uehmeD  will ,  so  lässt  sich  diese  Lesart  ganz  gut  halten ;  uiriUD  iit 
dann  Apposition  zu  me  und  steht  keineswegs  im  Wil'  "    taii 

iuuenem,  da  es  nicht  das  Lebensalter^  sondern  nur  das  ^  k- 

zeichnet,  —  V.  7»  Hier  ist  stritt  depellere  (amictns)  vielleicht  dtutU 
lere  und  ebenso  V.  22  ueilat  (mitram)  zu  schreibeiK  —  V.  43,  För 
cultorum  wollte  Burmann  caesomm,  Biese  pulsorum.  Allein  cnltcmun 
ist  ganx  richtig;  cultores  Xanthi  sind  die  Troianer  als  Verehri^rdes 
Fluasgottes,  —  V,  5^.  Aufer,  iners  monitor,  turpis  fomenta  medella«. 
Hier  ist  zweifellos  meduUac  (^  mentis)  zu  schreiben ,  da  der  Sina 
ist:  Weg  mit  Lockungen,  die  nur  bei  einer  feigen  Seele  am  Platift  sind. 

C,  199,  91.  Pliima  Philocteta  -\-  meruit;  rogat  Icarus  all». 
Der  Koch  zählt  die  Fleischtheile,  die  er  benützt,  mit  ihren  Beiitilum- 
gen  auf  mythische  Personen  auf.  Da  passt  nun  ptuma  zu  PhitoM 
nicht,  sondern  nur  planta.  Vgl.  174,  2  Laesa  Philoctetam  fnlam 
Planta  domat.    Ich  vermuthe  dsh^r  planta  Philoctetam  nntriL 

C.  203,  5,  Hie  sine  nube  solum ,  nix  iuncta  et  sparsa  puUtur. 
Es  ist  die  Rede  von  einem  Marmorboden ,  der  wie  frisch  gefälliger 
Schnee  schimmert.  Ich  zweifle  daher  nicht»  dass  lu  schreiben  ist 
hie  sine  nube  sola  nix  iada  et  sparsa  putatur,  d.  h,  hier  scheint  ohae 
Wolke  Schnee  auf  den  Boden  gefallen  zu  sein. 

0.207: 

Creeoitnre  ferox,  ne  ^nid  tibi  dorsa  flagellis 
Consdndat  coniunx,  iunctis  ta  pedibos  aatas« 

Wie  die  zwei  Verse  dastehen,  sind  sie  ganz  unverständlich,  Zmichfit 
ist  so  viel  sicher,  dass  das  Komma  vor  ferox  gesetzt  werden  mn», 
da  dieses  Adjectiv  offenbar  mit  coniani  zu  verbinden  ist.  Das  WeitÄre  j 
bleibt  aber  noch  immer  unklar,  da  man  nicht  einzusehen  vorflÄft 
wie  das  Znsammenpressen  der  Füsse  die  Gattin  verhindern  solU*« 
Rücken  des  Ehemannes  zu  bearbeiten.  Vielleicht  ist  ni  und  utncU^ 
zu  schreiben,  wodurch  wenigstens  einiger  Witz  in  die  Verse  künie: 
'Falls  du  nicht  Schläge  bekommst ,  musst  du  wenigstens  mit  gel"^' 
denen  Füssen  dastehen,* 

C,  212,  2.  Sensit  et  imperiam  call  lapis  unda  focus,  Da^ 
noch  kein  Heerd  steht,  wo  man  erst  zn  bauen  anfangt,  so  ist  ^ 
leicht  locus  (Bauplatz)  zn  emendieren,  wenn  das  Wort  focns  ^^^ 
etwa  =:  ignis  ist;  vgl.  Rönsch,  Itala  und  Vulgata  2.  Anfl.  S.  31^. 

C.  217,  2.  Fundunt  coUa  +  rosas  et  cedit  crinibna  aanun. 
Riese  bemerkt  zu  rosas:  potius  nines;  Kahly  wollte  labra  rottf^ 
Wenn  jedoch  Horaz  0.  I.  13,  2  sogar  dem  Telephus  einan  ^DHig«^ 
Nacken*  verleiht,  so  wird  man  es  diesem  Dichter  schwerlich  föf* 
wehren  können»  ein  Mädchen  mit  einem  rosigen  Halse  zn  schmück* 

C.  223,  1.  Aspera  diuei-so  laxatur  uita  dolore.  BuTmatUJ  ^^" 
muthete  lassatm* ;  ich  möchte  eher  an  uexatur  denken. 


\ 


Petstheßiigf  Beiträge  zur  Kritik  lateiDiscber  Schriftsteller    487 

C.  224»  1.  Moribus  et  cuttu  coniunx  quaerattir  habeodä.  A  hat 
da,  wonach  wol  auenda  in  schieibeo  ist,  d.  h.  quaeratm*  con- 
^  quad  auenda  (begebrenswei-th)  est  morbus  et  cultu. 

C.  229,  1,  Turgida  sum  morieDs  soUertique  arte  refixa.  Es  ist 
bar  voD  irgend  eiüer  Art  von  gefülltem  GeÜügel  die  Bede,  wahr* 
lieh  von  einem  mit  Fleiscbfarce  gefüllten  Huhn.    Riese  ver- 
kitte daher  nicht  ohne  Grund  referta.  Es  iat  jedoch  im  Anschlüsse 
lie  Üeberlieferung  eher  rcfida  zu  schreiben;  vgL  231,  1  Blan* 
baeliis  opus  soUerti  t^ngUur  arte, 
C.  234,23  f.: 

Sola  relicta  toris  fleuisti  [in]  litoro  Gnosis; 
Laetatur  caalo  sola  reücta  toris. 

^ist  der  Wechsel  der  Person  unerträglich  und  statt  des  handschr. 
offenbar  fleuit  in  zu  schreiben.  Wer  an  der  Verlängerung  der 
I  it  Außtosa  nimmt »  vergleiche  V,  28  Natöniin  adflictä  Tantalis 

D€fO. 

C.  241,  1.  Cumque  sereniäuo  sodat  mx  umida  caalo*    Statt 

aas  es  natSrlicb  cedat  heiggen. 

GL  244^  4.  Sed  potiora  piemunt;  -}-  qnare  nunc  ignosce  fugaci. 

Nichts  verderbt,  sondern  quärS  zu  mofisen.  Ueberbaupt  gehen 

lerausgeber  viel  zu  weit,  wenn  sie  auf  Kosten  des  Sinnes  und 

ichtigen  üeberlieferung  in  Gedichten  aus  so  sp&ter  Zeit  überall 

tuantit&tsregehi  beobachtet  wissen  wollen.   So  hat  Riese  auch 

Ule  face»  statt  iam  faces  ohne  alle  Nötbigung  geschrieben. 

C.  253,  103*   Die  inter  Hores  furti  uelamine  tectus.   Bäbrens 

Dthete  fulcri,  ich  halte  allein  serti  für  passend;  vgl.  V.  22  und 

los  lectus,  flos  uincla  toris,  substramina  flores. 

C.  271,  1.   Ante  bonam  Venerem   gelidae  per  litora  Baiae. 

bemerkt:  'ante'  comiptum.  Ich  glaabe  jedoch  nicht,  dass  dies 

dl  ist;  vielmehr  ist  ante  bonam  Venerem  in  dem  Sinne  tvt 

.  *bevor  Venus  ihre  Güte  bewies/ 

.273,  1 — 2.   Forte  iacebat  Amor  uictus  puer  alite  somno 

frutices  pallentis  roris  in  herba.  ros  könnte  hier  böchötens 

bedeuten ,  %n  dessen  Grün  aber  pallentis  nicht  passt. 

sie  man  in  diesem  Falle  in  ^  inter  fassen ,  wodurch  ein 

uch  mit  dem  vorbergebenden  inter  frutices  mjrti  entstünde. 

[  f  dem  Kosmarin  kann  sich  der  Dichter  Amor  auf  keinen  Fall 

denkon  t  weil  dieser  Strauch  mit  seinen  spitzen  und  harten 

sich<»r   ein  sülir  unangenehmes  Lager  für  den  Liebesgott 

rde.    Ich  glaube  daher  ^  dass  za  lesen  ist  puilanti  fiori$ 


Yim,  7— la 

Hie  mea  eoneiimo  ri  pa^ina  displicet  acta, 

Fir  .  olAüsa  silent 

Kam  %\  n^sstiüii  fiiultis^ 

Für» uu IUI   lun-iii    uiuriUia  itel   Qitio, 


488    M.  P^Mienig,  BeHrftge  zw  Kritik  lataihiseher  MuiltoMkr. 

y.  7  ist  vielleicht  hine  m  schreiben,  in  dem  Sii^ne  voiherg«;  acta 
istwol  unzweifelhaft  ans  auctu  (Grösse,  umfang)  Terderb#:>  T.  8 
hat  Bährens'  richtig  cannine  clausa  silet  hergestellt.  Der  Sinvte 
Distichons  w&re  demnach:  ^Wenn  daher  mein  Buch  (i»gina  =  über, 
Tgl.  288,  3)  dfnrch  seinen  zierlichen  (nicht  zu  grossen)  UrnfkagäoM 
geftQlen  sollte,  so  hat  es  dafftr  den  Yorzng,  dass  man  es  sctadlr 
zu  Ende  liest\  Y.  9  ist  natürlich  das  in  A  stehende  ccmstaret,  mm 
wieder  pagina  Snbject  ist,  beizubehalten;  für  uel  uitio  Yennutte  JA 
hdla  cito.  Der  Dichter  würde  darnach  sagen:  'Denn  wftre  mein  WM 
ungemein  lang  und  bestünde  es  aus  vielen  Büchern,  so  würde  nn 
gar  nicht  anfangen  es  zu  lesen  und  daher  viele  schöne  Sachen  sofeit 
von  sich  weisen. 

G.  298,  1—2.  Butilo  decons  ci^lilo  Boseoque  crine  ephte 
roseoque  crine  ist  eine  lästige  Wiederholung  von  rutilo  eaifßk  vai 
wahrscheinlich  aus  rosmque  carne  verderbt.  Der  Jüngling  ist  sgUd 
durch  das  blonde  Haar  und  den  rosigen  Teint;  vgl.  332,  4  quo  T«B» 
rasBOS  recondit  a^rius. 

C.  299,6—11: 

Farne  dam  poiaus  Tartara  eaata 
Omnia  turbaB,  aliquid  credia 
Dare  quod  powit  super  bis  Piaton, 
Pauperibus  quae  puto  qaod  -f-  petas. 
Egeas  totum  semper  in  orbem, 
Mage,  bI  poscia  membra  perempia. 

Ich  nehme  hier  die  Gonjectur  Mähly^s  superis  an  und  schreibe  die 
Verse  mit  Veränderung  der  Interpunction  und  mit  HersteUung  tob 
penus  statt  petus  folgendermasseu : 

Farne  dam  puUas  Tartara  cantu 
Omnia  turbas,  aliqnid  credis 
D&rc  qaod  possit  saperis  Piaton 
Pmuperibus^fti«?  Puto,  qaod  pHiua, 
Egeas  etc. 

Da  die  Stelle  aber  auch  in  dieser  Gestalt  denjenigen,  die  w& 
den  Geheimnissen  der  Syntax  und  Wortstellung  des  Luxorins  weaigv 
vertraut  sind,  kaum  verständlich  sein  dürfte,  so  füge  ich  «nigeli^ 
läuterungen  bei.  Man  construiere  den  Fragesatz :  credis,  quod  FMoa 
superis  pauperibusque  aliqnid  dare  possit?  d.  h.  meinst  da  denn, 
dass  Pluton  im  Stande  wäre ,  den  Bewohnern  der  Oberwelt  raAjm 
Armen  etwas  zu  schenken?  Das  Folgende  ist  ironisch  gesagt:  U 
glaube ,  Nahrung  dürftest  du  auf  der  ganzen  Weh  nicht  bekoBBMf 
(egeas),  wenn  du  die  Todten  (membra  porempta)  darum  angeM« 
Oder  steckt  in  membra  perempta  der  Sinn  Venu  du  sie  von  d»* 
forderst,  die  du  umgebracht  hast*  ?  Nach  der  üeberschriffc  in  magu» 
medicum  könnte  man  dies  recht  wol  vermuthen.  —  Die  Messung  ^ 
pauperibusque  ist  eo  wenig  auffallend  wie  322,  6  fuerant  fois^ 
totum  in  orbem ,  wofür  Bährens  totum  in  aevum  schreiben  wollt^i 
ist  vollkommen  richtig.  Wie  hier,  so  steht  noch  an  drei  Stell«» 
bei  Luxorius  in  mit  dem  Accus,  statt  in  mit  dem  Abi.  353,  H  ^ 


M  PmtkmSff,  fielMg»  tut  EriUk  lateimscher  Schfiftet^Uer.     4M 

I  elephöns  inmaiiiB  in  artiiSt  367,  I  f.  Hion  in  medium 
contra  Phr}^it]3  Hector  uel  Graius  Achilles,   293 ,  4 
antra.  VgL  Eöosch,  Itala  und  Vulgata,  2.  Aufl.  S.  410  f, 
,  801,  2.  Satumi  potior  pareiuB  seaecta.  Ich  xetmuth^  parentc 
i  9a^c(a  vgl.  V.  8  mariti)  Diu.  —  Y.  6  H  Mater  simia  quam 
Graiidaeua  in  Libycis  nouo  sub  orbe.   Riese  bemerkt: 
intellego.   Mähly  vei^tand  es  auch  nicht  imd  vermuthete 
Aber  öoho  sab  erbe  beisst  einfach  ^zu  Anfang  der  Welt*,  cum 
i  adbuc  noiins  esset.  —  V.  14  Quod  atDprata  niro  est  anus  nocenti 
;  lUit  est  offenbar  es  m  schreiben. 

C.  S04p  19.   Ante  ictnm  subita  prostrata  est  belJua  morte. 
ictnm  k^nn  nicht  richtig  sein;  ich  vermutbe  actutum,  —  V.  21 
f$Mi  ins^it  fata  nsanne  tele  wol  mi^it  etc^  zn  sehreiben.  Vgl 
i,  2  tela  dedere  necetn. 

C.  311,  1.  Dum  bibid  solus«  poterant  quod  omnes. 

Der  Vers  ist  entschieden  verderbt  überliefert.  Denn  was  heisst 

*Du  trinkst  aUein  so  viel,  als  alle  trinken  konnten',  da  man 

die   bestimmte  Angabe   verlangt,    wie  viel  sie  tranken.    Ich 

«}be  dum  bibis  solus,  pateras  quot  omnes  ä*  h«  dum  bibis  foIus 

[pateras«  quot  bibunt  omnes»  —  V.  6  bietet  A  lacunam,  übnJich 

1  agunam.   Kiese  Lütte  daher  die  Form  la^tmam  aufnehmen 

C.  316,  6—7. 

Hoc  nofitr&e  fftcitmt  semper  et  aütes: 
Kib  ritt»  iumptes«  Bibibi  tum  cannnt. 

varmuthe  nil  redi  in  cupUe  est,  sibila  dum  caaunt  d.  h. 
Zanobius,  machen  es  auch  unsere  Vögel;  sie  pfeifen  zwar, 
i  sie  pfeifeni  bat  keinen  Sinn  und  Verstand, 
C,  318,  2.  Exhorreus  lucis  munera  paita  dei.  Rjese^s  Conjectur 
[halte  ich  für  richtig.   Beide  Wörter  wurden  sehr  leicht  verwech- 
I;  io  siebt  z.  B>  117,  4  in  A  diei  statt  dei.    Statt  des  völlig  sinu- 
f$xtM  ist  wo!  sparsa  zu  schreiben.  —  Der  Schluss  des  Ge- 
i  IttQtet  bei  Hiese : 

Al  Bi  tale  tibi  studiom  n^tunik  Darauit, 

Viuas  ad  aotipod^:  sie  uelut  inde  redis. 

Bi«r  bietet  A  vallkommen  richtig  sis  nelut  inde  redi^    Man 
dl  bloa  zu  trennen  sis  uel  ut  inde ,  redi  und  das  RAthsel  der 
ang  lösend  zu  construieren,  uel^  ut  (gesetzt  dass)  inde  sis, 
dit  innz-ig  {Essende  Ergänzung  lum  Vorhergehenden  zu  er- 
1^  *Hat  die  Katur  bei  dir  die  Zeit  dee  Schlafens  und  Wacheias 
t«  10  Leb«  bei  den  Antipoden,  oder  wenn  du  von  dort  her* 
en  bi^t,  so  kehre  wieder  zurück*. 
C.  320,  8.  Sed  lactus  duJci  flumine  eonplet  equos.  £s  ist  offen- 
[h€U^s  zu  schreiben. 
aa24,  &-H>: 

Tu  qnoque  eonlhkettB  dcfectuB  in  aequefd  pinnis, 
icftn,  Phoebeo  nictus  ab  igst  cadts. 


490    M,  Pets^imig,  Beitr&ge  tut  Kriük  Uteinisclier  SuhdlUldtlet 

Es  ist  in  aequora  zu  scbreibea  and  dies  auf  cadis  za  b0zid)aii.j 
Auch  320,  7  steht  iii  A  fehlerhaft  füuere  statt  fuDera. 
0.329,3—4: 

Judicium  ho«  quäle  est  oculorum,  Myrro,  fateri, 
Üt  tibi  00 n  placeat  Poutica,  »ed  Garanuw. 

Garama»  ist  sicher  kein  Eigenname»  sondern  beseichn^  Jle 
Mohrin.  Vgl.  183,  1—2 : 

Fan  Ganunantaram  nosiram  processit  ad  axem 
Et  piceo  gaudet  corpore  ueraa  niger. 

Daher  uiüsb  des  Gegensat^s  wegen  auch  mit  Fontia  ein 
Hfidchen  ans  irgend  einem  Volkstammo  gemeint  sein.  Wie  käme  jft* 
doch  der  Afrikaner  Lniorius  dazu,  der  Schwarzen  gerade  eine  SchßW 
aus  dem  Pontus  gegenüber  zu  stellen?  Ich  zweifle  nicht,  daÄ»  er 
Poenica  schrieb;  sonBt  neant  er  die  Carthager  gelegenUicb  aach 
Tyrii,  z.  B*  330,  1.  —  Im  letzten  V.  ist  dare  =  morem  gerere, 
weshalb  auch  mit  Salmasius  zn  schreiben  ist:  Pulcra  tibi  mmqaiB,  j 
aed  dare  foeda  potest. 

C.  ddU  De  partu  tirsae. 

Lambere  nascentis  fertur  primordia  prolis 
UrsA  feroXf  pkcido  cum  faoit  oie  genni. 
V.  5     Attrifcü  truncum  formatur  corpore  pignus, 

Dum  ^ulpondo  facit  crescere  membra  faber. 

V.  2  vermuthet  Riese  placidnm ;  aber  placido  ist  verstamüicli, 
wenn  man  facere  in  der  Bedeutung  von  formare  fasst.  —  V.  5  kann, 
wie  er  hier  stebt,  nur  auf  die  Jungen  der  Bärin  (tnincum  pigniüj  bf* 
zogen  werden ;  wie  jedoch  der  folgende  V.  beweist,  ist  hier  von  etira5 
ganz  Anderem  die  Rede,  nämlich  von  dem  Verfahren  desBüdschniUfnr 
der  in  ähnlicher  Weise,  wie  die  Bärin  ihre  Jungen  durch  Lectea» 
den  rohen  Klotz  durch  das  Beschneiden  und  Feilen  formt  E»  ^ 
daher  für  pignus  ohne  Zweitel  tignum  zu  schreiben  und  so  daBgaW^j 
Distichon  auf  den  faber  zu  beziehen.  —  V.  8  steht  in  A  pos  stattj 
poat    und  diese  auch  sonst  nacliweisbare  Form  war  beizabehJtiB. 

C.  332,  2.  Quo  subit  teneras  Diana  nymphas.  In  A  steht  8oWt 
was  einfach  ein  Schreibfehler  för  sopii  ist.  —  V.  7  Qno  se  +  h^ 
conides  femnt  pnellae.  Diese  Stelle  hat  die  mannirf-  V  ^'^^  ^^^' 
jectnren  veranlasst,  während  vielleicht  gerade  die  öeb  -■  ^  I 

einzig  richtige  ist.    Znnächst  darf  man  an  der  Messung  liOconiiä** 
keinen  Anstoss  nehmen;  vgl,  361,  9  Blas,  11  Perlander  urf^'j 
Oledbolus.   Sachlich  aber  dürfte  Laconides  puellae  voUkomiDia  6B^J 
sprechend  sein,  wenn  man  an  die  Bergnymphen  des  Tajrgdtoi, '     ^ 
Begleiterinnen  der  jagenden  Diana  denkt;  vgl.  Verg,  Aen.  I,  4M  t* 

Qaaliß  iu  Eurotae  ripis  aut  per  iuga  Cynthi 
Eiercet  Diana  choros,  quam  mille  secatae 
Hinc  atque  hiDC  glomeTantur  Oreades. 

C.  338,  4.  Esset  ut  insano  stnltiaa  ore  tacens.  flelldobt  iA 
insanus  ta  schreiben. 


^f  Beitrage  tut  Kritik  Utdinisober  Scbriffcstelkr.    491 


C.  345,  3.  Damini  hie  tumulo  regiiljs  clauditur  infaas.    Es  ist 
Zweifel  A^t*  tumuloza  schreiben;  vgL  354, 10  iste  capit  tumulais, 
C*  350«  3,  Cam  degerta  prius  solum  nemos  alta  tenebat.  So 
wibrAnd  Behrens  scbreibt  qtiae  d.  p.  soli  nemod  acra  tenebat« 
hat  sich  wol  möglichst  an  die  üeberlieferung  aDzuschliesseD, 
e  in  A  lautet :  quo  d,  \h  3o[o  nemos  tutra.    Danach  ist  quo  soJo 
s^le  gemesseD)  betzubehalten  und  nemus  atra  mit  MÜhlj 
0,  80  dass  der  ZusammeDbaug  ist :  quo  solo  prtus  deser^ 
tenebat.  —  7.  7  Hie  etiam  iguota  stupet  ad  praetoria 
lor.    Es  ist  einfach  zu  trennen  ignotus  tepet  und  iguotus  feruor 
fassen  wie  349 ,  2  ignotas  aquas :  eine  bisher  unbekannte, 
Glot. 
C.  353,  7.  In  A  ist  Überliefert: 

Sic  ibenü  •  pn^eiosas  •  ue natura  creabit 

rwähne  zunächst  die  schöne  Conjectur  von  M,  Haupt,  welcher 
mnes  V,  S.  315  schrieb  sie  ebenum  pretiosa  Suenae  terra  ereauit» 
dass  ich  dieselbe  jedoch  für  richtig  halte.  Ich  glaube  vielmehr, 
in  der  Ueberliefening  nur  der  Buchstabe  a  zwischen  pr^ciosas 
lenatura  2u  ergänzen  ist  und  lese  somit:  pretiosa  Sabae  (saue 
rieben)  natura  creauit.  Natürlich  ist  Saba  nicht  buchstäblich 
Innen,  sondern  es  re|<rasentiert  den  fernen  Osten,  Im  folgenden 
hrieb  Haupt  a.  a.  0»  entschieden  richtig  nigro  ftlr  magno;  aber 
iU  ist  tetras  von  ihm  und  von  Klapp  ohne  Noth  in  atras  ge&n- 
L  Denn  in  den  Gedichten  dieser  Sammlung  werden  teter  und  ater 
X'oterscbied  gebraucht;  vgl.  350, 4,  fetraqne  inaccessam  sederat 
ttiam;  Ib9,  1  f,  filius  Aurorae  . .  .  producit  gentis  milia  tetra 
—  V.  8,  ist  Purpura  depressa  in  murice  von  Klapp  und  Schubert 
TTupt  gehalten  und  deprensa  vermuthet  worden.  Allein  depressa 
is  richtig;  der  Purpur  ist  ja  versenkt  und  eingeschlossen  in 
imcheh 

C,  354,  6.  Fraestabas  aliis,  ut  tecum  uincere  possent    Statt 

wol  te  non  geschrieben  werden,  da  sonst  praestabas  aliis 

hat  Dass  cum  und  non  inA  verwechselt  werden  konnten, 

873,  11,  wo  corpore  cum  pinnis  statt  corpore  noü  pinnis 

fert  iät, 

C.  364,  8.  Numquid  non  mulier,  cum  paris,  esse  potes?  D&ss 

gmni  unpassend  ist.  zeigt  V,  5—6;  denn  dort  heisst  es 

cooiugU  Übet  excepisso  leuamen,   saepius   exoptas  nolle 

reff.  Eine  Frau,  die  nicht  blos  nicht  heirathetf  sondern  die 

licht  einmal  ansehen  will,  kann  auch  nicht  gebären.    Ohne 

il  ist  daher  des  Saimasius  Conjectur  cum  paris  abzuweisen  imd 

zu  «chr«»iben: 

Ntuoqmd  uon  inulier  c^mpmtiä  esse  petrn? 

[erhält  das  Epigramm  erst  eine  des  Martial  würdige  Pointei 
angebliche  Kenschheit  und  die  Sehen  vor  den  Männern 
Tils  etwas  viel  Schlimmeres  entpappt* 


4Qt  N.  QU,  Zq  Porphyrio  in  Hoi.  ep.  II,  1,  123. 

G.  367,  8.  Priamidis  statoam  sed  vems  sodor  innndai  A  hat 
priamites.  8  ist  durch  Dittographie  entstanden  und  priamiie  gendi 
80  aus  Priamidae  verderbt  wie  293,  2  pellide  ans  PelidiM. — T.6. 
Credo  quod  aut  superi.  animas  post  funera  redduntb  Biese  folgte  kjfir 
einer  Goiy'ectur  von  L.  Müller  (animas  superi)«  welche  gegenüber  jiip 
handschr.  superis  keine  Berechtigung  hat;  superis  heisst  Mer  Ob«^ 
weit'  und  zu  reddunt  ist  das  vorhergehende  Tartara  Sulgect  — T.& 
Sed  si  horum  nihil  est,  certus  stat  marmoris  Hector.  In  A  iirt  iiafp» 
mores  lectos  überliefert;  danach  ist  wol  zu  schreiben  certo  statt 
marmore  aectus  d.  h.  wenn  von  alledem  Nichts  der  Fall  ist, 
ihn  der  Tartarus  weder  freiwillig  zurückgegeben ,  noch  eine  ' 
bare  Zauberkunst  heraufgeholt  hat ,  so  steht  er  (Hector)  doch  i 
aus  Marmor  ausgehauen  da  und  beweist  durch  seine  lebendige  Foieht, 
dass  er  einst  am  Leben  war.  Vgl  auch  Y.  4  Et  falsum  fidns  Biäw 
formidat  Achlllem. 

C.  376,  V.  10  fF.: 

Parthia  quod  radiat  snblimibus  ardua  gemroU, 
Lydia  Pactoli  ratilas  quod  sulcat  harenas, 
Yellera  quod  Seres  tingunt  uariata  colore, 
Begnautum  meritis  pretiosa  praemia  dantes, 
4-  Tegmine  quod  falgent  admisto  mnrice  uestes, 
Africa  quod  fundit  fr  actus  splendentis  oliui. 

Hier  ist  überall  qiwt  herzustellen.' —  V.  14  schreibe  iok  Mflk 
einer  in  dieser  Sammlung  einige  Male  vorkommenden  Wendung  i^ 
mina  uesUs  :=  Gewänder  oder  Kleiderstoffe.  Vgl.  21,  114  doBid 
tegmine  uestis,  128, 1  nigri  tegmina  panni.  —  Y.  15  ist  wol  ottüin 
schreiben. 

Graz.  Dr.  M.  Petschenig. 


Zu  Porphyrio  in  Hör.  ep.  II,  1,  123. 

Herr  Dr.  Mich.  Petschenig  behandelt  in  seinen  BeiMgV 
zur  Kritik  des  Porphyrio  —  diese  Zeitschr.  1876,  S.  730  f.  —  M* 
die  stark  verderbte  Stelle  zu  ep.  U,  1,  123  vivit  siliquisl.  hoc  ert: 
parvo  vivit,  ideo  avarus  non  est.  siliquas  autem  aut  specialüer  äA 
eas,  quae  in  -j-  vebribus  nascuntur.  Omni  legumine  que  hoc  estaaeUtf 
continetur  und  schlägt  folgende  Heilung  des  Yerderbnisses  vor:  flH* 
quas  autem  [aut]  specialiter  dicit  eas,  quae  in  arboribus  naseontVi 
non  omne  legumen,  quia  hoc  ex  fasellis  continetur.  Es  ist  gut,  dm 
diesem  wenigstens  in  seinem  zweiten  Theil  aus  sich  unverständUAiB 
Besserungsvorschlag  gleich  eine  erklärende  Uebersetzung  oder,  w«a 
man  will,  übersetzende  Erklärung  mit  auf  den  Weg  gegeben  wirf, 
nur  Schade,  dass  der  von  Herrn  Dr.  Petschenig reconstruierte Teit 
zu  ihr  passt  wie  die  Faust  aufs  Auge.  Sie  lautet:  ,,Unter  siliqoaesind 
die  Fruchte  des  Brotbaumes  gemeint,  nicht  eine  beliebige  Wi^' 
frucht,  weil  bei  dieser  die  Bohnen  und  nicht  die  Schoten  das  Weseii- 


JV:  m,  Zo  Poqthyiio  in  Hör.  ep.  11,  1,  123.  4&B 

Mä  sintt."  Dass  Porphyrie  mit  der  ersten  Hälfte  seiner  Erklärung 
,  die  Früchte  des  Johanniebrotbaumeg  (siiiqua  Graeca  Flm,  und 
ceratoüia  ailiqua  L.)  gedacht  habe,  das  ist  auch  mir  sehr 
«chemHch,  aber  ich  glaube  auch^  dass  er  keine  klare  VorBteUung 
tet  Natur  des  Baumes  selbst  hatte.  Wäre  dies  der  Fall  gewefleUj 
»er  sich  nicht  so  allgemein  und  unbestimmt  ausdrücken,  son- 
llra  muBSte  zum  mindesten  den  Singular  arbore  setzen,  Tgl«  Isid, 
TI,  25»  0  siUqua  vigesima  pars  solidi  est,  ab  arboret  cujus  semen 
vocabulum  tenens.  Dass  omne  legumen  im  Oegensatz  zu  specia- 
nieht  ein  beliebiges  legumen,  sondern  nur  legumen  im  all- 
^tinen  bedeuten  kann,  das  wird  wol  ausser  F}*age  sein.  Dem 
byrio  ToUends  den  Einfall  «omuthen,  dass  bei  den  Hülsenfrüch- 
Wcsentliche  die  Bohnen  und  nicht  die  Schoten  seien,  faeisst 
ar&dezu  des  Blödsinns  bezichtigen,  ganz  abgesehen  davon,  dass 
US  die  Bedeutung  nicht  hat,  die  ihm  unterlegt  wird:  fasellus 
die  Bohne  als  Samenkom,  granum  fkbae,  sondern  das  ganze 
Mnse  selbstverständlich  mit  Einschluss  des  Samens.  DasB 
ere,  die  Gestalt  für  die  Bedeutung  des  Wortes  massgebend 
htrhellt  aus  der  abgeleiteten  bildlichen  Bedeutung,  wornach 
^lichtes  und  schmales  Fahrzeug  bezeichnet.  In  der  Anmer- 
igitbi  Herr  Dr.  Petsc benig  noch  einen  zweiten  Heilungsver- 
i'tTim  Besten,  nämlich  etTts  statt  rcrbibud  zu  schreiben.  Dagegen 
^t  zuniichst  der  Umstand,  dass  die  siliquae  nicht  in  ervis  sondern 
in  siüquis  nascuntur,  vgl,  Serv,  zu  Verg.  g.  I,  74  süiqua  : 
ite  intra  qutm  legumina  naseuntHn  Sodann  ist  ervnm  sachlich 
^Qtiser  „Erbse**,  mag  dieses  auch  etymologisch  mit  jenem  zusam- 
inen.  Was  ervnm  ist,  ersieht  man  z.  B,  aus  Isidor.  or.  XYII,  4, 
futn  a  Graeco  trahtt  vocabulum.  Hoc  enim  illi  o^oiiov  dicunt, 
dum  Sit  quibusdam  pe<M>ribus  infestum,  tauros  tamen  pingoes 
vgl,  Lcunis.  Synopsis  der  Pflanzenkunde  S.  144:  TtLathyroa 
iL,(ervum  Plin.,  ü^ßoi;  derGriecheD)  Linsenwicke.  Wird  schon 
Uletten  Seiten  als  beliebtes  Viehfutter  in  Südeuropa  an- 

InäBaki  Nifllilrftgwendet  sich  Herr  Dr.  Pe  t  s  o  heu  i  g  dann  gegen 

sMInngffYemicb ,  den  der  üntei'zeiehnete  zu  obiger  Stelle  in 

r  T».  187Ö,  S.  242  mitgetheilt  hat,  nämlich  ^iliqnas 

aü     ,         itor  dicit  eas^  quae  in  rcprihur  nascuntur  aut  omnia 

aa  I  quae  rascellis  contineotur.   Er  hat  nämlich  zwei  schwere 

Bediniken  dagegen  auf  dem  Herzen:   ,So  lange*,  meint 

[Pr,  «jiicht  nachgewiesen  ist,  daas  auf  Domen  essbare  Schoten 

ttfid  d&ss  in  alter  Zeit  gerade  diese  ScbotaUr  quae  in  vepri- 

Bf,  «in  gew^^hnliches  Nahrungsnittel  der  ärmeren  Classe 

%,  wird  V  mmer  unverstündlicli  bleiben."  Herr  Dr.  Fat- 

^nig  bU;  t,  wenn  vepres  eben  nur  ^Domen*^  und  sonst 

b«denteie.  Verfolgt  man  den  Sprachgebmuch  des  Wortes  ge- 

I,  so  wird  man  finden,  dass  vepres  wildwachsendes,  mit  Dornen 

[Stacheln  versehenes  Gehölz  bezeichnet,  vom  Heckenstrauch  \m 


494 


N*  Ottt  Äo  Porpbyrio  in  Hör,  ep,  II,  l,  19a. 


zum  wildwaehsenden  Fruolitbaiim ;  in  letzterer  }i  ^  y 

XVII,  7,  60  majores  autem  nostri  omnem  arho>  ii^^ 

bant  veprena,  qaod  vi  preüdat.  Beinahe  wörtlich  damit  übor« 
mend  heisst  os  scboL  Bern.  app.  II  za  Verg.  g.  1,  271  omaeml 
rem  spinomm  appellabant  veteres  veprem.  Dictac  aotom  repw  i 
quod  T\  preodaikt.    Zor  Blnstration  dieses  Satzes  dient  Hör.  ^pj 
IG,  8  quid  si  rubicunda  b^nigtii  corna  vepres  et  pruna  ferant, 
vepres  nicht  „Dornen'*,  sondern  wildwachsende  Fruchthölzer,  pomifn 
silvestria,  näherhin  wildö  Ctirnellen-  und  Pflaumenbäume  siod.  In  < 
Classe  der  vepree  wird  nun  der  Johannisbrotbaum  wirklich  versetzt  aa 
ihm  der  Platz  zwischen  Weissdorn  und  Wachholderstrauch  aog»fi^ 
sen  von  Columelk  VII,  9,  6  :  Keraora  sunt  convenientissima  (»c.  4Qj 
bus),quae  vestiuntur queren,  snbore,  fagOjCerris,  ilicibus,  corr^- 
ferisqut'  sÜvestribus,  nt  sunt  albae  spinaCf  &ra€Cae  stli  j 
perus,  lotue,  pinns,  cornus,  arbutus,  prunus  et  paliurus  atquo  j 
des  pyri»  Columella  befindet  sich  nati  allerdings  im  Irrtham/}  denod 
siliqua  Graeca  ist  nicht  wildwachsend  nnd  konnte  jedenfalls  dazumil 
„unmöglich   einen  Bestandtheil  europäischer   nemora    ausmachen*; 
wahrscheinlich  kannte  er  den  Baum  nicht  ans  eigener  An^chatiuajft 
sondern  nur  vom  Hörensagen  oder  aus  dem  nngenaueo  Bericht  moe» 
„griechisch-orientalischen  Schriftstellers^    e.  Hehn,   Culturpflioiw 
und  Hausthiere^  S.  393.    Wenn  sich  nun  ein  Fachmann  Qber  4ig 
Wesen  dieses  Baumes  im  Unklaren  befindet  und  ihn  zu  den  n^T^ 
z&hlt,  ho  darf  ein  solcher  Verstoss  bei  einem  Scholiasten  um  so  «' r.^ 
ger  befremden,  als  gerade  in  der  Scholienliteratur  über  botaaiM-lie 
Dinge  mitunter  unbestimmte ,  schiefe  und  unrichtige  Ansichiea  Tor* 
getragen  werden.  Soviel  zur  Kochtfertigung  der  Conjectur  „vepribtts**). 
Noch  schlimmer  als  der  ersten  ergeht  es  der  zweiten  Hälfte  ©flin« 
Herstellnngsversuches.    „Ferner  scheint  mir",  sagt  Herr  Dr.  P*^| 
scheuig,  der  Schlusssatz  nachOtt's  Emendation  an  einem  Qt 
träglichen  Widersinn  zu  leiden.    Denn  was  wäre  daa  fQr  eine  1 
rung,  wenn  der  Scholiast  sagen  würde:  «„Der  Dichter  meint  iitit sli 
qua  entweder  jene  Schoten,  die  auf  Dorngesträuch  wachsen  oderi 
alle  Hölsenfröchte,  welche  von  Schoten  umschlossen  aind/*  ,Gi»W 
es  denn   auch  Hülsenfrüchte,  welche  keine  Hülsen  oder  Scbotot 
haben ?^  Auf  diese  sonderbare  Frage  diene  HeiTa  Dr,  PeiscbwiiiS 


*)  In  einem  Punefc  ist  bezüglich  dieses  Baumes  au<*h  rüu;'!^ 
wenn  er  13,  8  (16),  59  bemerkt:  SimiLis  et  quam  Jones  ceraunusm  tikihI 
trunco  et  ipsa  fertiUs  sed  pomum  siliqua.  Nicht  xi^faürfav^  Aondcrs  f*9^ 
viav   nannten  die  Jonier  aiesen  Baum,  s.  Theophraat.   b.   plant,  0^^ 

')  Zur  äussern  Begründang  dieses  Besser ungavorschlajn  tnocltt' 
ich  auf  die  hin  uud  wieder  «ich  findende  Schreibung  des  Wort»  ("[^ 
dem  weichen  Labialen  hinweisen,  z-  B.  Äugastin.  Serm.  31,  l  i"  ^^^1' 
nov.  patr,  biblioth.  I  p.  78:  coronam  de  tebribus  teiui^*v  ^t- 
ferner  gloss.  theod.  in  M.  Gerberti  iter  Älem. ,  Anhai' 
brämun.    Wie  l<äicht  konnte  durch  Verschreiben  aus  xt^hv,  tH 

entsteheu. 


N.  Ott,  Zu  Porphjrio  in  Hör.  ep.  II,  1,  123.  495 

nur  Antwort.  Dass  Hülsenfrüchte  nur  Hülsen  und  keine 
I,  umgekehrt  Schotenfrüchte  nur  Schoten  nnd  keine  Hülsen 
MB,  ist  eine  bekannte  Sache,  und  dass  legumina  nicht  mit  onserm 
rt  «Hfllsenfrüchte^  zusammenfalle,  sondern  neben  ihnen  als 
ntliehem  Bestandtheil  noch  andere  verschiedenartige  Früchte  mit 
eUiesse,  darüber  giebt  jedes  halbwegs  ordentliche  Wörterbuch 
ifffM«—  Der  Kürze  halber  begnüge  ich  mich  den  locus  classicus 
r  kgomina  anzuführen,  nämlich  Golumella  n,  7 :  Leguminum  ge- 
I  emm  9ini  eomplura,  maxme  grata  et  in  U9u  homiwum  viden-' 
Hiba,  lenticnla,  pisum,  phaselus,  cicer,  candbis,  rnüium^pam' 
1^  cum  sesamaj  lupinum,  linum  etiam  et  ardeum,  quia  ex  eo 
est  Item  pabulorum  optima  sunt  Medjca  et  foenum  Graecum 
yida.  Prozima  deinde  cicera  et  ervum  et  farrago,  quae  est 
Damach  bemesse  man,  ob  die  Emendation  legumina  quae 
etmünentur  an  einem  „unerträglichen  Widersinn^  leide. 

Bottweil.  J.N.Ott. 


Zweite  Abtheilnng. 


literarische  Anzeigen. 

Frey  Karl,  Aeschylns-Stadien.  (Beilage  sam  Osbufnemtm  im 
Schaffbanser  Gymn.  tod  1875.)  Schaffhansen ,  1875.  Saäer  (76  & 
gr.  8.)  M.  1.40. 

Diese  kleine,  aber  in  mancher  Hinsicht  interessante  Sdirift 
zerfällt  in  drei  Abtheilungen,  welche  die  üeberschrift  ,,1.  PrometkMii 
II.  Aeschyleische  Licenzen.  HL  Trajection^  fahren.  Von  diesen  dni 
gesonderten  Abhandlungen  ist  besonders  die  erste  und  leiste  m 
Interesse,  da  sich  in  denselben,  wenn  man  auch  im  EinzetaMO ib- 
weichender  Ansicht  sein  kann  oder  sein  muss,  gar  manche  loftnf- 
fende  oder  wenigstens  anregende  Bemerkungen  finden. 

Was  die  erste  Abhandlung  betrifft,  so  stellt  der  Ybrf.  indff* 
selben  zuerst  die  Prometheussage  nach  Hesiod's  Theogonie  Y.565f> 
und  nach  Pindar*s  Isthm.  7,  60  dar,  weist  dann  darauf  hin,  dM 
Aischylos  die  beiden  Mythen  mit  einander  dadurch  verknüpfte  «te 
er  Prometheus,  sonst  Sohn  der  Okeanostochter  Elymene,  zum  SohM 
der  Themis  machte  und  in  Besitz  des  (Zeus  bedrohenden)  Gehtfi' 
nisses  setzte.**  Sodann  wird  verhältnismassig  ziemlich  aasfAhdiok 
dargestellt,  wie  Aischylos  den  Mythos  dramatisch  gestaltete,  womf 
S.  12  und  13  ein  kurzes  ürtheil  über  die  erhaltene  Tragödie  Adl^ 
Der  Verf.  erkennt  ungeachtet  einzelner  Mängel ,  wie  z.  B.  besonte* 
Widerspräche ')  sind ,  doch  die  Grossartigkeit  des  Dramas  an* " 
Daran  wird  aber  sodann  die  Frage  angeschlossen,  die  das  eigenUi<te 
Thema  der  Untersuchung  des  Verf.  bildet  „ob  der  Zuschauer  mit  dett 
Ausgang  der  Tragödie  befriedigt  sein  kann.**  Der  Verf.  antwoiWi 
dass  wir  von  unsern  Dramen  aus  freilich  eine  Fortsetzung  verliDg«» 
weil,  obzwar  das  meiste  vom  zukünftigen  Schicksal  des  PromANS  * 
schon  mitgetheilt  worden  ist ,  der  Zuschauer  doch  Eines  ans  dMi 


')  £in6  Darlegung  der  in  diesem  Drama  vorkommende  ^^ 
Sprüche  findet  sich  neaerdines  in  der  Abhandlang  von  Alex.  Ko^' 
.Der  Prometbeos  des  Aeschylas  nur  zu  verstehen  aus  der  BigeaWi- 
iiehkeit  seiner  Entstehungsweise**  (Berl.  1876).  Diese  Abhandlung  ^ 
Ref. ,  wenn  auch  die  eigenthüm liehen  von  Eolisch  gezogenen  BeinWi 
unrichtig  sind^  für  lesenswerth  und  in  mehreren  Poncten  fttr  wie^* 


Kä,  Frmf,  Aescbjlns-StnJiea,  aag.  y,  X  Kmiala. 


4t7 


»Wiiss,  oÄTnlid)  ,wer  siegen  wird  von  den  Xweien ,  2e«s 
'PreOMtheus;  ob  Zmis  dem  Prnnietheos  befroien  wird,  um  das 
der  Themis  tu  erfabren  oder  ob  Prometbeas  es  sagt ,  um 
lieh  froi  EU  wcnlfii**  (8.  14),  —  Sodann  gibt  der  Verf.  nocb  dia 
kluig^n  Gründe  an«  wulche  man  anföhrt,  um  die  Annahme  oiner 
P%ri9€to»lg  wahri^dieinlich  zu  machon.  Den  tboologischön  Grund 
iäiS8  dv  Zuschauer  sich  nicht  zufrieden  geben  könne  mit  einer 
illlriiaii  Httrabwürdigimg  des  Zeus  ♦  und  nun  im  Xwfusvog  eine  Ver- 
diatfif  (kaselbtu  verlangt**  (vgl.  Cäsar,  der  Prometheug  des  Aoscb. 
im  EoTision  der  Fra^  über  seine  theolog.  Bedeutung.  Marburg 
MßO^  B,  43)  will  der  Verf.  nicht  gelten  lassen,  weil  die  ^Herab- 
VArd%TUig*'  ^)  des  Zeas,  wenn  es  eine  sei,  doch  einmal  go>)chehön 
11  and  weil  dieaer  dramatische  Zena  einer  vergan^naii  Zeit  wirk* 
lieb  Djcbts  zu  thun  bab^  mit  der  Beligion  des  Dichters.'' 

Waa  dio  äusseren  Gründe  betrifft,  so  hält  der  Veif.  von  dem 
MgDia  dea  Scboliastan  tu  V.  511  iv  ya^  tt^  i^ijg  d^fion  Iverat 
iAi  TieL  Es  sei  ü-eiüch  klar,  dass  es  des  Scboliasten  Meinung  war, 
ir  Xi^&ßog  gehöre  zum  deüfiwrrjg;  aber  der  Verf.  glaubt,  daas 
im  «bau  nur  etn^  Meinung  des  Scholiasten  ohne  gehörige  Grundlage 
mt^  iedocb  ist  der  Grund,  den  der  Verf.  für  seine  Skepsis  S*  15 
md  16  anführt,  durchaus  uniitreichend.  „Daas  der  irt^^o^og  erstes 
§mF  kt  K  der  Trilogio  gewesen  sei,  sagt  der  Scboliast  uir- 

mditt«  4jMM,it...^i  tiT  den  Anlaaa  dazu  V.  94  hatte,  und  obgleich  mau 
•tt  «JveiQ,  ,4 der  den  trilogiscktfi  und  tetralegisohen  ^laammenhang 
■mi*,  eint  vollständige  Angabe  dvr  Trilogie  dnrebaus  erwartet, 
mm  9t  flberbaupt  etwaig  Nolurisches  weiss  und  seine  Ansicht  Ober 
io  jLt^fityfig  (zu  V.  511)  nicht  als  Pkintaeie  aage^ehen  werden 
nIL**  Ab«?r  gerade  der  üm^^tand ,  das»  der  Seholiaei  nur  so  neben- 
•  i  und  gelegentlich  zu  V.  511  erwähnt,  dass  auf  d«»n  Sia^ttü- 
u  der  kiofievoQ  folgt,  a^irieht  dafür»  dass  der  Scboliast  einen 
wkUches  Zusammenhang  vorfand  und  kannte.  Würde  er  einen 
Hpiiidl^  Zusammenhang  nur  auf  eigene  Paust  und  nach  »einer 
^Eilttiie*  angenommen  haben,  dann  hatte  er  gewiss  recht  ab* 
^Bieb  und  ToÜFtündig  sich  geäussert;  denn  er  niüsste  sieb  dann 
Wm  wol  über  die  ganze  Trilogie  eine  Ansicht  gebildet  haben  und 
tovire  ibm  daran  gelegen  gewesen,  dm^  seine  Ansicht  auch  andern 
n^briBgeii  und  somit  hatte  er  sie  absichtiicb  und  ex  professo  an- 
latthi^  Wahud  soll  man  denn  aucb  eine  vollständige  Angabe  der 
lofafi«  beim  Boboliasten  durchaus  erwarten?  Zu  V.  511  bemerkt 
iHtSeböL  nur  da«,  wotu  ihm  die  Stelle  des  Dichters  Veranlaaeung 
NH;  aber  die  dritte  Tragödie  sich  zu  äussern  hatte  er  keine  directe 
ftttttlaüoiig.  —  und  dass  der  Scboliast  in  V.  94  ^di^x^&rji^'  olfatg 
AmmatP  dumpoiofnivog  %cv  ftvftmij  %q6vov  u^ktvaat)  nichts 

if  lart  nimlieh  S.  20:  ,»War  der  Dichter  nicht  wirklich  ©io 

J.t  Beliglen,  eo  konnte  er  sich  auch  eine  Herabwürdigung 

anennimten  Gottheit  iq  einem  EMShnfnzweck  nicht  er- 


I  t  4  taIVT.  Qrfmm,  len.    VQ.  Heft. 


ds 


498 


Ju  Fretff  Aeschylas-Studien,  an^.  r,  J. 


weiter  sagt  als  Ttokverrj'  iv  ya^  n[  nvi^oqi^  y  /* 
^^ia^ai  avTOv,  ohne  zu  sagen,  ob  der  nt>Qq>6Qog  erstem  _u:  l€ 
Stück  der  Tritogie  war,  das  können  wir  bedauerlich  finden,  aber 
auch  daraus  folgt  noch  lange  nichts  dass  der  ScholiaAt  Qberfainpl 
etwas  Notorisches  nicht  wusste.  Mag  nämlich  dies  Schölten  nrsfirtog^ 
lieh  wie  immer  gelautet  haben,  so  viel  ist  klar,  dass  ^  1.^^ 

hier  eben  nur  die  Veranlassung  fand  6in  Drama  zu  erw 
der  Erklärung  gerade  dieser  Stelle ,  und  zwar  jenes  Drama ,  m 
ehern  die  bestimmte  Zahl  Ton  drei  Myriaden  augegeben  war.  üebri 
gens  ist  dies  Scholion  wol  corrupt  (vgl,  weiter  unten).  Der  Vei 
bespricht  dann  die  zwei  Versuche ,  eine  Prometheastrüogie  zu  coii 
struieren  und  glaubt,  dass  beide  unhaltbar  seien,  so  dass  nlckk 
anderes  übrig  bleibe«  als  den  ÖKTfidrfjg  för  ein  selbständiges 
zu  halten. 

Bekanntlich  hat  Westphal  gestützt  auf  das  Scholion  tu  Vj 
die  Trilogie  angeordnet :  äEOimti^gj  Xv'fievog,  nr^ffOQog^ 

Den  Inhalt  aber  des  ftvQq^oQog  bestimmte  Westphal  in  fol- 
gender Weise:   V^ersöhming  (nachdem   im   kioftevog  Herakles  d*ii;| 
Prom,  gegen  den  Willen  des  Zeus  befreit  habe);  Prometheus  Iboldtf  J 
Geheimnis  kuod;  er  räth  Thetis  mit  PeLeus  zu  vermählen;  er  flnäilj 
in  Cheiron  einen  Stellvertreter  und  wird  dann  als  niQtpo^g  ^fi^\ 
geehrt  durch  Einsetzung  seine«  Festes,  des  II^ofir^d^iTa.  Dieser  Oon* 
stmction  stellt  der  Verf.  entgegen  die  Angabe  des  PhiJodeuiOA  im 
tov  JJ^ofit^ia  Xmai^aL  q^vaiv  uiiaxvlogr  on  t6  loyiofiiifr 
vva£   TO  yzBQi  Shidog  log  x^£Qiy  eirj  k%X.  (Gompere  S.  4)*  Dii 
bienacb  Prometheus  erst  nach  der  Mittheilung  des  7,o;'ror  g«lßi^| 
wurde,  so  „falle  die  ganze  Versöhnung  in  Folge  der  VerkflndiguüJ j 
dieses  Logions  weg  und  es  bliebe  für  den  ni^cQog  nichts  übtjsj 
als  die  Einsetzung  der  JlgofiijO^la*'  (S,  17);  dies  aber  m  <  ' 
kein  genügender  Stoff  fnr  eine  auf  den  liofui^og  folgende  Tu 

Gegen  die  andere  Anordnung,  welche  Welcker  aufgestelH U^l 
und  die  den  meisten  Anklang  findet  (Ttv^tpo^og,  d&Ofuuttjg,  liifif\ 
1'ot,)  glaubt  der  Verf.  auf  WestphaFs  ürtheil  sich  berufen  zu  iiMUM«i»| 
dass  nämlich  in  diesem  Falle  der  deauioTt^  in  breitester  Enihlonn 
wiederholen  würde,  was  bereits  als  Handlung  dargeBtellt  wftre,  uB<ij 
er  fugt  seinerseits  hinzu:  „Wie  es  unerträglich  wäre,  die  Vertoit« 
des  Prometheus  im  defTfiwrijg  erzählen  zu  hören,  wenn  sie  der  laWl 
eines  verausgehenden  nv^cpo^og  gewesen  waren ,  so  wäre  t»  ( 
tragüch  ,  Dinge  noch  einmal  im  Ivofnyog  vor  sich  gehen  m  ^Ufki 
die  so  klar,  dass  mit  leichter  M&he  sich  jeder  Philologe  ohne  teiünl 


I..M 


}>^<i  5.  i\h\ 


■)  Weetphal,   Prolegoroeua  zu  Ae^ch.  Tnt^' 
^Im  äi(ruahii^  begiiiDt  die  Fesselung   and  di< 
jahrelangen  Qaal  wird  in  die  Zukunft  gesetzt 
neisst  e&^  diiss  seit  dem  Augenblicl^e,  wo   Pn 
drei  Mjrriaden  Jahre  vorftber  sind  (dtJiai^at).  Mi. 
des  nvQqiOQOi  nicht  Tor  die  Zeit  der  Strafen,   fioudtiru  m  di^  ZctI 
die  Strafe  erduldet  iat* 


JWy,  Aescbylas-Studien,  ang .  v.  J.  KvUak^ 


409 


f  4a&  At*o^C4€vo^  denken  konnte  —  im  diöftiuTrfi  voraus- 
(S.  18).  Der  Verf.  macht  sodann  auf  einen,  wir  läugnen 
interessanten  Punct  aufmerksam,  nämlich  auf  die  Detail- 
liMuung  zwischen  dem  gelösten  und  dem  gefesselten  Pro- 
^b.  Cic,  Tusc.  Jl,  23  adspicite  religatum  asperis  vinctum- 
^pdann  qua  miser  ^^ollertia  transverberatus  castrum  hoc 
IpcoIo  und  JflQofi.  d€(jf4.  141  if.  diQX^^^  ioidiod^i  ^* 
wdl  fiQoajiaQiratog  rilaäe  qxxQayyog  axoniloK;  iv  ofx^ofc; 
^^ffXoy  oxriOiü;  ferner  fragm.  194  D.  fnimtv  OPtuv  t' 
^mavfüMi^  yovcig  dovg,  avtiäoika  xai  nopoty  iKÖiK- 
WTimfi.  V.  402  ff.  (besonders    diadoxf>i   fiox^rj^a* 

a  dieser  Ein f^^rmi ^k ei t,  sowie  aus  den  Aehnlichkeiten, 
jhon  früher  Wesiphal  (S.  212),  U  Schmidt  (Ausg.  des  Prom. 
70»  8.  91)  und  W,  Vischer  (über  die  Promotheus-Trag.  des 
aael  1859,  S,  22)  hervorgehoben  haben,  schliesst  der  Verf., 
Prometheustragödteu  selbständige  Dramen  waren,  ^drei 
wenig  variierte  Bearbeitungen  desselben  M jtbus,  wenn  auch 
leiiflr  Stadien  desselben,"  Was  die  Abfassungaieit  betrifft, 
i  der  Verf,  (ohne  jedoch  hieför  irgend  etwas ,  was  einer  Be* 
f  ähnlich  wäre,  anzuführen),  dass  man  den  Xvofuvog  am 
i  Ä4*tzeu  kann,  den  öttjfjwvj^g  dagegen  (mit  Dergk)  ans  Ende 
^dschen  Wirksamkeit  des  Dichters  hinter  die  Orestie. 
■hrf*  gesteht  (S.  21),  er  habe  für  seine  Ansicht  gegenüber 
ffii  GrAndcn  im  diofiunt^g  und  gegenüber  der  „positiveu 
ornng"  nur  Einen  Grund,  nämlich  die  Einfürmigke  it, 

Iiino  Grund  scheine  ihm  so  zwingend  zu  sein,  dass  er 
Isolierung**  giuube  bewiesen  zu  haben. 
laben  den  Inhalt  dieser  Abhandlung  etwas  ausführlicher 
Ibeili  wegen  der  Wichtigkeit  der  in  derselben  behandelten 
bdils  auch  deshaUs  weil  man  der  Beweisfubrung  des  Verf. 
folgt.  Viele  Hypothesen .  die  besonders  in  neuerer  Zeit 
forden  sind  und  grosse  Verbreitung   gewonnen  habau, 
omal  so  bewiesen  worden.   Aber  zustimmen  können  wir 
«fi  Verf.  keinesfalls. 

der  Einförmigkeit  entnommene  Argument  ist 
•wichtig  und  „zwingend,"  als  der  Verf,  glaubt  Dem 
^ns  füllt  die  Wahl  zwischen  dem  Glauben  an  die  Richtig- 
^tiven  üeberlieferung  des  Scholiast^n  und  dem  Glauben 
jkeit  der  Argumentation  des  Verf.  nicht  schwer;  er 
"»ich  unbedenklich  und  unbedingt  für  den  Scboliai^ten. 
ihr,  daits  der  lio^avog  und  äiafitüTj^g  einander  ähnlich 
|d  swar  auch  mitunter  im  Detail ,  wie  der  Verf.  darauf 
Aber  der  Folgerung,  die  er  daraus  zieht , ')  kann 

im    iweiten  oder  dritten  Stack   sollte  der  Dichter  noch 

hflJiftn,  von  Anfung  an  sein  Drama  auf  zu  bauen,  als  ob  «^in 

i  da  Blase  oder  die  noch  Anwesenden  sich  nicht  aa  elnva 

32  ♦ 


800 


K,  Frey,  Aeschylos-Stadieiii  ang*  v  J.  EtU^^ 


man  nicht  xostiniiiioii.  Rof,  innss  hier  entschiodeo  daniuf  hini 
daßs  nian  sich  durch  die  Verehrung  der  Muse  des  AiBchylos 
dazu  verleiten  lassen  darf,  deu  unvollkommenen  Standpunct  (ich  tnein 
hier  die  Einfachheit  sowol  der  Conception  als  auch  der  Ansarboil 
%M  läugnen  ;  namentlich  Bind  Wiederhohmgren  —  und  zwar  anchl 
unter  des  Details  —  bei  Aischylos  innerhalb  eines  mid  dea 
'  Dramas  nichts  seltenes.   Wie  oft  wird  im  Prometheus  die  Niitl 
welche  Zeus  geratheu  soll ,  vorausgesagt !  wie  oft  spricht  Pröm4 
den  Gedanken  aus,  dass  er  den  Sterblichen  helfend  sich  selbail 
glück  schuft  Vgl  107  ff.,  237  ff.,  267,  469  ff.    Wie  viel  ähnliche» 
und  einförmiges  findet  sich  in  den  Choephoren  in  der  mit  V. 
heginnenden  Partie  I  Auch  bei  Sophokles  und  Euripides  finden  %\i 
BOlche  Beispiele;  vgl.  namentlich  Aias  233  ff.  und  296  ff,,  wo  Tr»l* 
messa  dasselbe  denselben  Personen,  nur  in  etwas  anderer  Form  mit- j 
theilt.    Wenn  nun   Aischjlos  solche   Wiederholungen    im  lUiimw 
eines  Dramas  zuliess,  sollte  dasselbe  (wenn  auch  vielleicht  in 
höherem  Masse)  innerhalb  einer  Trilogie  in  verschiedenen  Dmifi« 
für  ihn  unzulässig  gewesen  sein?  Und  wenn  der  Verf.  glaubt,  ^m 
der  lvo(.iEvo^  auf  den  dfca/rfwrryg  nicht  folgen  konnte,  weil  bereite  ia 
dEü^iüit^Q  das,  was  den  Inhalt  des  kvottsyog  bilden  konnte,  e«ftö- 
gend  vorausgesagt  war:   so   kann  mau  ihm  auch  die  didaskalisc^ 
bezeugte  Persertrilogie  entgpgenhalten.    In   den  Persern  *ird  ^^ 
Niederlage  der  Perser  bei  Plataiai  von  Dareios  gant  deutlich  tM 
ziemlich  ausführlich  vorausgesagt  (vgl.  796 — 820)  und  doch  njö*< 
diese  Niederlage  gewiss  auch  das  Thema  des  nachfolgenden  Dndtt 
gebildet  haben. 

Ref.  ist  von  der  Eichtigkeit  der  gewöhnlichen  tni  "  ith 
Ordnung  {nvQq^OQog^  daü^nutrjg,  kt6fiet*og)  vollkomiiu  u^: 

und  wenn  es  nun  auch  nicht  seine  Pflicht  sein  kann,  in  dieser  H^»' 
sion  seine  Ansicht  gegenüber  der  des  Verf.  au8  fuhr  lieh  andbi« 
ins  Detail  zu  entwickeln  und  tu  beweisen»  so  will  er  doch  f«Rif' 
ßtens  einige  Puncte  mit  möglichster  Körxe  hervorheben. 

Es  iSsst  sich  nachweisen,  dass  der  gefesselte  Promeih^os  «Iw 
Fortsetzung  verlangt  und  voraussetzt,  und  zwar  nicht  hlo»  (l»r* 
weil  dies  Drama  für  sich  genommen  keinen  befriedigenden  Ab«chlös 
und  keine  befriedigende  Aufklärung  über  wichtige  Puncte  gt^tlUirt, 
sondern  auch  darum,  weil  eine  Anzahl  von  Stellen  sich  öndel,  » 
denen  der  Dichter  in  gewohnter  Weise^)  eine  Andeutung ^lI^ 
Ober  gibt,  dass  eine  Fortsetzung  folgen  soll.  Was  ä^n  ersten  Püd«^ 
betrifft,  80  kann  derselbe  hier  nicht  ausgeführt  werden;  in  kt^Ww 


Ge^enBtand  hatten  erinnern  können,  der  den  reichlichen  DhttheiH** 
eben  gehörten  Stockes  ausfüllte?  Oder  wenn  die  /  v  V  -  ^  r-  -^mza 
hätte  Aischylos  eine  solche  Ein  form  igkeit  > 

*)  Kef.  sagt  «in  gewohnter  Wüthe**,  weil  A.. :    .     ''^^^i 

l,B.  in  den  Persern  796  ff,,  im  Agnraemnon  1646  ff.  16G7,  in  «Ih  C^^ 
phorcn  1034  ff.,  1059  f.  andeutet;  da  nun  auch  in  den  HiJietiJtfO  *^*" 
Bolche  Andeutungen  finden,  so  kann  wol  von  eiöcr  Qewöhabeit  if'' 
iprochen  werden. 


^«y, 


*«»  XU  lafisen  j  •    "'»"e   siel.  ^      ,"^'°t><iieer  W.:         ' 

f«rbo}enuTj  ^''^*  "dann  der  a       ^"''=*  ««Jclie  P;f    ^'^  »'s 

f^-"ÄiS -'-f S"' "^^^^ 


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-'J  tl  dva  (ire«tJ  n  *  <{**^  dichter 


,^'  ÄrJeS 


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"'.-•   wäre 


/rt*iMcij 


^^«jectjir 


^©öij 


50? 


K,  Fre^f  Äeschyluß-Studicn,  hng,  v,  J,  Kviöala. 


missiger  als  mittelst  anderer  AenderuDgsTerencbe.  Wir  nelimeQ  \ 
dasB  im  nvQ(foqoQ  als  ersten  Drama  der  Trilogie  dem  Prometh» 
nach  der  Eutwendnog  des  Feuers  die  Strafe  (Anschmiedung:),  die  j| 
treffen  sollte,  verkündet  wurde.  *)  Was  nun  die  Dauer  A^r  Sttil 
betrifft,  so  wurde  entweder  in  dieser  Verköndigung  Ai 
Strafe   selbst   sofort    gesagt,    dass    Prometbeue    dl 
Myriaden  von  Jabren  gefesselt  bleiben  werde»  oder 
trat  nach  der  Yerkändigung  der  Strafe  nocb  Themis  an 
um  ihren  Sohn   zu  tr5äten  und  ihm  einen  Blick  in  dl 
Zukunft   ZQ    eröffnen.    Sie    verkQndote    ihm»    dass  d| 
Fesselung  drei  Myriaden  von  Jahren  dauern  werde  m 
wer  ihn  dereinst  befreien  solle.  Darauf  könnte  man  dieWor 
des  Prometheus  873  f.  beziehen:  rotovdi  XQU^I*^^  V  ^^^^f/^^ 
lirjfir^q  ifioi  Öir^k^e   Tiravi^  Gifug.    unter  diesem  ^gr/cr/ioc  i 
nämlich  nach  unserer  Meinuug  nicht  das  dem  Prometheus  bekacotf 
Geheimnis  vom  Sturz  des  Zeus  (welches  z.  B.  V.  522  ft.  erwahot 
wird)  zu  verstehen ,  sondern  der  X9*flf^^^  bezieht  sieb  auf  das  un- 
mittelbar vorausgehende  ano(}ag  yi  ^triv  in  xrjüde  (jpvanai  ^^ai^ 
zoioiüt  %XBive>g,?y^  ...   f//«  IvGBi.  Der  Scholiast   nun,   der  deoj 
Inhalt  des  nvQfpoQog  kannte,  fand  sich  bewogen,  ober  toy  fitgtit^ 
X^OKO*' (Y.  94)  zu  bemerken,  dass  damit  nicht  blo«  eine  Mjriadil 
bezeichnet  sei»  sondern  dass  auf  Grund  der  im  TTV^OQog  enthaltflaen 
Verkündigung  fivQterrjg  in    dem   allgemeinen  Sinne    /toAiatijc  tu 
nehmen  sei.    Wir  glauben  eine  Stutze  für  diese  Hypothese  in  (i<ß 
Worten  des  Prometheus  tov  ftiqujtj  yqovov  a^Xivmo  zu  ftodea; 
denn  iu  dem  Artikel  tov  muss  man  doch  wo!  eine  Rückweiaon?*^ 
etwas  von  früher  her  bekanntes,  früher  verkündetes  erblicken.         1 

Eine  Rückweisung  auf  ein  vorausgehendes  Drama  finden  wir 
auch  in  den  Worten  des  Hephaistos  o  hß}(fi]mov  yciQ  ov  n:€q^vxi  ^rw. 
Woher  wusste  Hephaistos,  dass  Prometheus  doch  einmal  Ertoftf 
finden  sollte»  dass  jedoch  der  Retter  noch  nicht  geboren  sei?  Irgifi^' 
wie  muss  Hephaistos  es  erfahren  haben,  da  man  ihm  doci 
ohne  weiteres  Voraussicht  der  Zukunft  zuschreiben  kann,  i 
es  denn  doch  vsehr  wahrscheinlich ,  dass  auch  dies  Moment  ad  «iit* 
vorausgehende  dramatische  Darstellung  zuiück weist. 

So  viel  über  die  Prometheustrilogie,  wobei  Ref,  bemerkt,  il»^  | 
er  bei  anderer  Gelegenheit  seine  Ansichten  über  dies  TheinÄ «»- 1 
fßbrlich  wird  darstellen  können.  — Was  nun  den  z  weiten  Theil  | 
der  vorliegenden  Schrift  anbelangt,  der  „Aenchyleische  Lic«i«w* ' 
öberschriebon  ist,  so  ist  dieser  imläugbar  der  schwächsto.  Zirar  ftf- 
dient  das  Streben  des  Verf. »  welches  auf  Vertheidignng  der  W"'*  ] 
lieferung  gegen  die  Uebergriffe  der  ^.Radicalen"  gericbtet  ist,  i® 


*)  Von  wem,  darüber  kanu  man  verschiedener  Ati&icht  «ii»  ^^J 
leicht  von  Zeus,  vielleicht  ~  und   dies  werden   manche  f^r  wahl«eto"i 
licher   halten  —  von   Hermes;   es   scheinen  wenij^ütens    ip«hrtft  T 
darauf  hinzuweisen,   dass  Prom.  und  Hermes  einander  tilehl  tan  < 
Ual  gegentlber  stehen. 


K.  Wte^,  Aeschylns-Stodien,  nng,  v.  J.  Kvütda 


Priacip  AnerkenonDg ;  mau  kann  sog-ar  auch  dem  Verf.  zustimmenr 
erSAgt:  p  Durchaus  tadelndwerth  wird  diese  Eicbtung ,  wenn 
Tergiflfitf  d&SB  es  Kunstwerke  gibt,  die  nicht  wollen  behag^lich 
tummtk  «ein,  ja  nicht  einmal  mit  einer  eifrigen  Aufmerksamkeit, 
bii  andern  Werken  gegenüber  genügt;  dasg  es  gleichsam  einen 
mril'  il  gibt,  der  alles  (?)  Leichte  verschmäht«  der  keine  (?) 

WtDd.  /  I.  1  kein  (?)  Wort  vom  Zuhörer  im  Voraus  will  ahnen 
liiion ,  das  er  sich  ohne  gerade  zu  hören  die.«^  und  jenes  selbst 
boQ  ergänzen  könnte" ')  usw.  Aber  die  Durchführung  des  Prin- 
die  Darlegung  der  Richtigkeit  desselben  an  den  vom  Verf. 
gewählten  Beispielen  werden  auch  Anhänger  der  conservativen 
blUQg  nicht  billigen  können.  Ref.  wenigstens  glaubt  nagen  zu 
iS  hier  eine  au  sich  gute  und  in  der  Theorie  als  solche 
■6li  anerkaiuite  Sache  in  der  Praxis  in  unzulänglicher  Welse  ver* 
beidigt  worden  ist.  Gleich  das  erste  Beispiel ,  an  welchem  der  Verf. 
Hfippellterend  an  das  Urtheil  ^nicht  der  gegenwärtigen  Führer  der 
Atschylus-Kjitik**)  zeigen  will,  ^wie  unverzeihlich  das  Vorgehen  der 
ndiemlen  Kritiker  sein  kann^  (S.  28)  ist  unglücklich  gewählt;  man 
iicb  bei  der  angeblich  ,so  unschuldigen  als  unumstösslich  rieh- 
Erklärung,  welche  Schatz  bezüglirh  der  Verse  Sept»  550  ff, 
«äbUlli«)  (Subject  von  aAoiaro  soll  rrvqr/m  sein),  durchaus  nicht 
tentntgto* 

D«r  Verf.  führt  sodann  eine  Beihe  von  Licenzen  der  aeschy- 
Uitcb^D  Sprache  an,  welche  er  durch  Annahme  der  Vermischung 
r  Anadnicksweisen  erklärt.  Es  sind  dies  die  Stellen  Fers.  5d8ff« 
630 »  538.  Prom*  49.  Agam.  164.    Der  Verf.  gesteht,  dass 
^ein  Räthsel**,  «ein  Honstrum  von  Auadnick  für  behagliche 
r*,  „sonderbar  zusammengedreht*'  sei:  aber  er  zweifeit  doch 
Nun  mag  es  vielleicht  sein,  dass  an  anderen  Stellen  sich 
klifh  ^R&thset''  finden,  die  man  gelten  lassen  muss:  was  aber  dio 
Verf.  bes[irochen6n  Stellen  betrifft,   so  fehlt  ans  der  Glaube. 
*wie  sollte  man  es  glaublich  finden  ^   dass  Prom.  49  anavw* 
%9j^   nkfjy  d^Mlai    xoiQayelv  entstanden  zu  denken  sei  ans 
^■^"^^  iiTQax^r:  ^eo'tat,  dlX*  ovx  inLOiQcatrfluv  und  2)  anmn 
fmlm  ftlr^v  Aoif}avav7   Was   ist  wahrscheinlicher?  diase 
oder  die  Conjeotur  irtax^i,  die  dem  Gedanken   nach 
aus  xntfiirt  und  auch  äusserlich  wahrscheinlich  ist? 
Aueh  die  sweite  Serie  von  Stellen,  welche  der  Verf.  durch  eine 
Licens  —  die  Ellipse  —  erklärt ,  besteht  aus  nicht  glücklich 
Jton  Beispielen  :  Snppl.  85.  Sept  681,  278  ff.    An  der  ersten 
äWl«  behält  '  die  Ueberlieferung  €Y&^  £uj  Jtog  ^v  nawa- 

^fk  —  "^^  11?  öiTX  iVx^r}Q€nog  iivx^t)  und  vervollständigt 

w'  Ufj  J9ü^  (i^€^)  ^  fTavaltj^wg  (^fjoato^). 


*)  Dio  HTp«^rbn!n,  die  wir  durch  Uitizufügun^  eines  Frageieichena 
ds  ^  sind  tiattirlieh  durchaos  nicht  zu  billigen.  Auch 

kifc«.    ,,.,      ii  ziihJr^'iche  ,ldchtc*  Ve»e  und  Stellen. 


904 


K.  Ftmf,  AeschyJ  US-Stadien«  ang.  ▼.  /.  KviemUi. 


Bei  ein^r  dritten  Reih©  von  Stellen  wird  die  Consits 
xüipov  lu  Hilfe  genommen,  nämlich  A^.  135,  237,  44.  8Qp(i 
Sept.  803  ff.  SuppL  199.  Ag.  326.  Snppl,  447.  Anch  Mar  wirdi 
^mit  Ausnalime  von  Ag.  44,  was  ftber  atich  schon  Hennanii  i 
eridärt  bat)  wol  an  keiner  einzigen  Stelle  die  AnflUssiing^  di 
theilen  köüiieo.  Ag.  135  erklärt  er  olx^  ya^  initf^tn^o^  -^^ 
ayva  nxctvolatv  xval  nargog  „Artemis  zürnt  dem  Hau<*G.  wi« 
den  Adlem  zürnt**.  —  Ag.  237,  aro^otrog  r£  xcrjUirr  ^t 

xav   xara(7x«v  cpx^oyyov  dgator  oixoig  sollen    Itei  isati 

«fvlaxav  und  (p^oyyov  Objecte   des  dno  %otvov  gcsetzUu  xanr> 
cx^v  sein,  was,  wie  der  Verf.  sagt,  eine  dem  IHcbter  ei| 
liehe,    fast  bizaiT©  Kühnheit   ist.    Noch   der  Ansicht  des 
an   der  ersten  Stelle  oXazui  ^   an  der  zweiten  tfvhmif  m  I« 
Soppl.  199  to  fit]  (Aazaiov  if  iyt  f^utiüiriop  aiaq^aytap  «Vi»  n§ 
ij^ntüv   o^tiarog  /rcr^*  r;cFi;;for;.    Der  Vorf.  ist  Ton  der  Zuli 
der  Annahme,   dass   oiotfQOVOJV  zu   /t^atorrtifv  nnd  in  ß9 
gehört,  überzeugt.    Ref.  hat  bereits  in  der  Reconsion  von  Ob 
Ausgabe  der  Hiketiden  (in  dieser  Zeitschrift  1871,  S.  444) 
nehmbarkeit  der  Conjectnr  Oberdick's  nQoa^Q/tou   für   n^ootinti 
hervergehoben. 

Der  Verf.  lässt  dann  noch  ©ine  vierte  Serie  folgen  vwi  ^1 
dnngen,  die,  unverzeihlich  schief,   aller  Logik  Hohn  sprecllt%  Hd 
die  man  doch  mit  aller  Liebe  nicht  wegschaS'eQ  kann*  (H,  40)«  Abtr 
wenn  man  anch  an  diesen  Stellen  die  IJeberlieft^rung  heibehUt,  sof 
kann  man  doch  der  Erklärung  des  Verf.  nicht  folgen,  wenn  i»r  s.  6L  la  1 
Eum.  606  lyci  di  ^fjtQog  tijg  ift^g  iv  ai'ftctzi  sagt:   «Welche  Vtr-j 
kehrtheitl  Denn  nicht  er  ist  er  aüfiori  firftQog,  sondern  uJua 
in  ihm.  Man  sieht  aber  gerade  hier,  wie  die  Oonstruction  ent 
ist  Aeschylus  wollte  dem  Subject,  Klvtämnestra,  im  Torigen  Vers  m 
ina  gegenüberstellen ;  dieses  iyw  aber  zusammen  mit  dem  Anndmi 
mpia  ^irjt^g  €>...   ergab  den  gewollten  Unsinn*  (S.  41 K    ANtf 
diesen  ^Unsinn*'  kdnnte  man  auf  keinen  Fall  annehmen;  glüeklickir 
Weise  existiert  er  aber  nicht.   Der  Ausdruck  h  ai/notri,  in  wd^lm 
iMifta  die  tropische  Bedeutung  ^  Blut  Verwandtschaft**  hat,  Mrreipo»- 
dieri  mit  dem  öfuat^wg  im  vorausgehenden  Verse;  übrigens  vglSopl^ 
El  1125  d'/X  r)  (pthov  jtg  ^  u^og  atfiaTog  (pvaiv.  Aias  I3Ö& 
%ovg  iiQog  ai/aarog. 

Richtig  im  Princip  ist,  was  der  Verf.  S.  41  sagt:   ,DeüT*it 
schützen  noch  das  Metrum  und  im  Metrum  der  Reim«  d.  h,  iwMJ 
nur   eine  Wiederholung  von    Worten,    sondern   eine    Wi#dcnrbMoaf| 
von  Vocalen  und  Consonanten  oder  sogar  WiederboluDg    dir  ?#f' 
bin  düng  gleicher  Vocale,  und  zwa^  wie  man  erwartet  da.  woawi" 
eine  Wiederholung  der  Quantität  statt&ndet,  iti  gsfli»^ 

»ich  hier  Wiederholungen,    unmöglich  als  Zi         -  zu  t^^ttr- 

theilen,  die  durch  viele  Verse  von  einander  getrennt  sind,  so  ätsi 
nns  aufs  Neue  eine  Bewunderung  ergreift  des  feinen  Sinnes  der  &• 
hörer;  und  doch  ist  er  kein  anderer,  als  der  die  ^Finessen*'  d#ri 


K  J^Wy,  Aestibyloä-Studieti,  %ng.  v,  J,  Ktncala, 


505 


Xftiiflte  £Q  erk^uneo  hatte. "^  Auch  U&t  hat  mehrmals^  Etament- 

iJtf.  ttir  Krit,  u.  Erkl.  d.  Soph.  (König  Oid.)  IV,  S.  125  f.  (zu 

48^  f )  und  oft  mündlich  im  philologischen  Seminar  ea  hervor* 

m«  ^9  die  Re$iponsion  in  den  Chorliedern  der  Tragiker  sich 

auf  Ab&  M^tnmi  beschränkt,  sondern  dass  sie  sich  oft  auch 

n>en  Stelle  oder  in  der  Nähe   derselben 

atistrophe  dieseJhen  Wörter  und  Gedanken 

he  Wörter  und  Gedanken  nich  ändea.    Diea  Thema  hat 

,%ikth  ursprQnglich  in  einer  Seminararbeit,  dann  ausfQhr- 

in  der  Programm ubhandlung  ^über  antistr.  Wort-  und  Ge* 

ouskm  in  d,    ChorUed.  der   soph.  Dramen*  (1874)  be- 

Von  den   Responsionen,  die  der  Verf.    annimmt ,  kann 

nur  einige  wenige  gelten  lassen  oder  für  möjL,'lich  halten, 

Suppl  41  und  49  irrtHfxXoiava  —  i/nli^afiipa.  Choeph. 

337  rf*  tfioktK:  —  ^*  o^outK;  iiiid    vielleicht  noch   zwei 

Aber  wer  soll  an  solche  ^Finessen**   glauben  wie  an    die 

10  von  101  und  110  itf'  aypi^r  —  /^rrtt/K>urt  Agam.  1105 

torf*'/r  —  ovnoj,  Cho.  408  und  421  iio^auov  —  loiio- 

und   827   nqu  dt   öij   ^yß^^v   —   av  di    ^aqaiiv'i 

1^"  '  '       h  wol  keiner  Missachtung  des  „feinen  Sinnes  der  aihe- 

M  *r''  schuldig,  wenn  mau  annimmt,  dasB  solche  Bespon- 

k  »och  filr  das  uttisclio  Publicum  nnfassbar,  also  eine  zwecklose 

|iw<iT»*]HMSj  des  lUchters,  gewesen  wiren, 

1   nun  aber  nach  der  Ansicht  dos  Bef.  ober  den  zweiten 

ruift  nicht  eben  gQnstig  gourtheilt  werden  kann,  ist  der 

rbeil*  der  von  der  ^Trajection'*  handelt,  lesenswerth.  Viele  Er- 

^D  und  '  n^ren  sind  ohne  Zweifel  richtig  und  beseitigen 

tiergt»i>  MTlläch  liehe  Auf  fassang;  vieles  ist  wenigstens 

et,  fn  weiterer  Forschung  anzuregen-  —  Unter  Trajection  ver- 

der  Verf.  nicht  eine  mechanische  äusserliche  Versetzung  de» 

ton  (wie   eino  eolr.he  banale  Erklämngsweise  leider  auch   in 

neuen  Commentaren  aich  nicht  selten  findet),  sondern  eigent- 

kühnerf,  iib<»r  doch  logisch  wolbegründete,  auf  der  Perso- 

Ition  hiTuhcndo  Redeweise.    Anj^gehend  von  solchen  S&tsen 

tpk  425  ii  HLoititöi;  m   i/LUt*  avtf^üiiov  q^ovü,  welche  eine 

|HAiion  darbieten,  bemerkt  der  Verf.,  dass  dieselbe  Personifi- 

PBi  durch  ein  E  p  1 1  b  e  t  o  n  ausgedrückt  werden  kann.  ^Keines- 

olUe  das  trajicierte  Epitheton  »dort"  stehen,  sondern  ea  steht 

ilinid  recht  bei  seinem  Wort,  aber  es  ist  hergenommen  vom 

IM*  (&  46).    und  so  uird  dann  eine  grosse  Zahl  von  Stollen 

idiylü«  nach  Analogie  der  Wendungen  ^mit  wanderndem  Stab, 

ir  Stab,  strenge  Ilaud''  (Schiller),   „von  dunrtiger  Jagd,  mit 

Iter  Schnellfl,   wjndondo  Todesnoth**    (Grithe),  „die  muthigen 

•mit  v^'rtchwtiuderiijchen  Goldtapeten,  aus  ihi*em  feisten  Schlaf* 

n  werden  die  ^Radicaleu^  oft  gewarnt  ^wo  die  Trajection 

b  ^>ch  erticheinti  von  unserem  spitgebornen  Standpunct 

ti  tnren  dieselbe  xu  zerstdren"^  (S.  47),  Von  beachtens* 

j^^iiciai-uQgen  heben  wir  beaanders  hervor  £.  B,  Sept.  484 


mn 


K»  Fretfy  ÄeBchjlQs-Stadieii,  nag.  t.  J.  Kviiaia. 


^v'Ätr^oxofmoig  TiPiv^aatv  (S.  49),   A^.  1427 

(S.  51),  Ag.  180  fÄy}]at7it}pon*  7i6vog  (S.  55),  Ag. 

wird  löOcitiert)  vvTivinlayxtog  novog  (S,  56),  Sept.  315  ^iif»oj! 

cfray  (ebend.)»  Prom.  600  alxlaig  yrjaxiatv  ffKtQttifi  '%wv  (S.  €4|l 

Freilich  ist  auch  hier  wieder  zu  bemerken »  dass  der  Verf,,  indti 
er  die  Annahme  der  TrajfictioD  so  tn  sagen  für  ein  U  oi  ver^almitt^ 
ansah,  nicht  selten  die  uaheüegeude  richtige  Erklärung  verBcht&ihli 
Namentlich  ist  zu  bedauern ,  dass  er  mit  grosser  Zahigkt>it  jin|~ 
passiven  Bedeutung  zahlreicher  £pitheta  feetbaltend  tmuOtbiger  ^ 
die  ohnehin  gi'osse  Anzahl  aescbyleiscber  Sonderbarkeiten  vermi 
Was  soll  man  dazu  sa^en,  wenn  man  liest:  „Su))})!.  34  sttinng 
gener  Wirbelwind  hjLihi7ii  x^'/^w^^o^t^TT^  und  Ag,  t>55  ^vv 
üfißQoycTVJiq)  regengetroffenes  Unwetter;  denn  die  Aegypt*^^ 
sturmgeschlagen  und  die  Schiffe  regengetroffen.*  (S.  61)? 
jectiva  sind  vielmehr  entschieden  activ  (beziehungsweise  int 
gerade  so  wie  der  Yerf,  z,  B.  doch  die  active  Bedeutung  von  fi_ 
BQlvvxTiqiQOv^tjToy  d^gaoog  (nachtaauflaoemd)  anerkennt  (S.  oS 

Der  Verf.  läugnet  „auf  Grund  der  Trajectiou  die  Existenz  ?oß 
ZuflÄmmensetzungen ,  deren  erster  Theil  einen  Instrumentalis.  4cf 
zweite  nin  Verbum  tranaivitum  enthalte,  so  dass  t'^r;Xiv 
nur  ein  Weib  tudtend,  sondern  auch  mit  weibli^ 
tödteud  wäre**  (S.  54).  Er  erklärt  afso  Prom.  üBO  .^XvxTnviii"4 
^von  Weibern  getödteter  Kampf. "^  Aber  wie  unzulänglicli  t^i  diel 
giünduug  jener  ^Läugnung"  !  Der  Verf,  führt  nUmlich  als  Argun 
an;  ^Welche  Verwirrung,  wenn  ein  Compositum,  mit  de 
Accent,  dief^e  grundverschiedene  Bedeutung  haben  k5nnte!'*  A^ 
jeder  Sprache  gibt  es  eine  grosse  Zahl  von  Wörtern^  die  J 
ständiger  Gleichheit  der  Laute  und  der  Betonung  doch  versci 
zuweilen  grundverschiedene  Bedeutung  haben  ,  ao  dass  die  jewd 
Bedeutung  von  dem  Content  abhängt  und  die  Entscheidung  dari^ 
dem  Verständnis  des  Hörers  und  Lesers  tiberlassen  wird,  ösdl 
den  Athenern,  deren  feinen  Sinn  doch  der  Verf.  so  nachd 
hervorhebt,  wo  es  für  seinen  Zweck  pasßt,  hätte  eine  «Verl 
entstehen  sollen^  wenn  z,  B.  doQixav/jg  nicht  blos  „speergev 
sondern  auch  „speertödtend ,  d.  h«  mit  dem  Speer  todtend"*  Mwli 
Entsteht  denn  dadurch  eine  Verwirrung»  wenn  z.  B.  die  V« 
adjoctlva  vTtomog,  fi^fijiiog  bald  passive«  bald  active  Biuleuti 
haben? 

Femer  mnss  man  dem  Verf.  nocb  Folgendes  zu  bedfiokittl 
Er  will  im  Gegensatz  zu  eintir  mechanischen  Erklärung  eine  rttii> 
bieten  niid  so  stellt  er  denn  im  Eingang  seiner  KrÖrtei'Uii 
ganz  richtigen  Satz  auf,  dass  man  sich  gegen  eine  äUB^^rlie 
Setzung  wehren  muss,  dass  die  Versetzung  von  poc' 
ans  muss  gerechtfertigt  werden  kunu^'n,  dass  dieTrnj' 
auf  der  Personification  beruht.   Aber  im  weitei^en  Verlauf  «eini^r  1 
Artenmgen  hat  der  Verf.  dies  Princip  nicht  immer  bea«'ht«it,j 
ifit  seine  Trajection  nicht  selten  auch  eine  äusserliche,  mecli 
ratianeU  nicht  zu  rechtfertigende.  Wenn  er  z.  B.  glaubt, 


elMf  einige  neuere  EnGheinnngen  etc.,  angr*  v.  A.  ZingerU.    507 

Idaifiog  ßa^ig  die  ero  berte Kunde  bedeute  und  dass  das  £pi- 

voü  d«r  8tttdt  trajiciert  sei  zu  der  Kunde,  so  igt  das  nur  eine 

Ht,  welche  keine  innere  Berechtigung  hat.  l^Xioaiftog  wurde  von 

V  11  in  il er  Bedeutung  ^slu(  die  aloMJig  bezüglich"   gefohlt 

.:  ßa^t<ist  =  Erobernngskunde;  vgL  Sept  635  aXdaiftog 

$v  ^=:  Eruben  "l  Ebenso  wenig  kann  es  befriedigen,  wenn 

ferf,  lü  Eum.  1'        '      ^{f^iotg  xot^/novon;  bemerkt :  ^xo'^^^tfJrot,* 

nichii!  anderes  als  Schweine  schlachtend,  und  das  Epitheton 

^«rson  ist  mr  Handlung  gesetzt.^  Es  sollte  genauer  und  in  Ueber- 

umong  mit  dem  zu  Grunde  gelegten  Princip  heiKsen^  dass  die 

weil  sie  die  Ursache  des  Schlachteos  derSehweine  sind^ 

Jso  gewissermassen  dies  Schlachten  bewirken^  geradezu 

Person ification  „ schweinschlachtend o  xaifaQfioi*  ge- 

rden ;  man  bedarf  hier  zur  richtigen  Auffassung  nicht  erst  der 

Jon. 

Um  endlich  noch  über  die  Porm  der  Darstellung  eine  Bemer- 

!  %a  machen,  so  glaubt  Ref,  dass  einer  von  den  Ausdrücken,  mit 

der  Verf,  die  Diction   des  Aischylos  charakterisiert  (nämlich 

|iUi|$er  StiP)  einigermassen  auch  auf  seineu  eigenen  Stil  ange- 

len  könnte. 

«Tohann  Kvf^ala. 


ir  einige  neuere  Erscheinungen  in  der  Literatur 
zu  römischen  Dichtern. 

Gedichte.   Erkl.  tob  Th.  Ladewig,  Erstem  Bindclien:  Buco- 
pid  Oeorgii^.  Sechste  AdA.  von  C.  Schapcr«  Berlin,  WeictmAun- 
fBuchh,  1876.  X  uad  214  S. 
Ift  Bncolica  und  Oeorgica  f^r  den  Schulgebraucb  erläutert  ?oo 
'   Kappe«.  Leiptig«  Teabnür  1876.  160  S. 
|ergUius  ilaro^s  Bucolica.  Erklärt  und  herausg.  foii  Dr.  £.  Glaser, 
einer   Eijileituog    enthaltend:    Studien    m    Vefffir»    Bucolicft- 
Verbg  der  Buchh.  des  Waia^-nhan&ea.  1876.  VUl  und  11 1  8. 
rirgilii  Maronis   Aeneis.  in.  G.  G  Goasrftu.    Editio  &e- 

BDii&.   Quedlinburgi.    Sumptibaa  G.  Basdi,    1876.    XXII  und  702  S. 

)vu]uv^    Naso  ei  iterata  R.   Merkelii  recognitione.  Vol.U. 
bo^s  cum  emendationis  summArio.   Lip»tae.  In  aed.  Teub- 
V  XLVI  und  329  S 
hidh    Nasöuis   Metumorphoses.    Auswahl  für  Schulen  mit  er- 
udcn     Anuieikungen     usw.     Tcrsehen    von    Dr.    J.    Si<)beli& 
Heft,  Buch  I— IX  und   die   Einleitang  enthaltend.    Neuute 
b«<.   von    Dr.    E.   Polle.   Leipzig,   Tcubner.    1876.    XX   und 

r  Eleirif)*     Aaswahl   aus  den    Dichtern   der  dass.    Zeit, 
von  Dr.  R  Yola.  Zweite  A od.  Leipiig,  Teabner, 


S, 


itiibus  quae  Tiballi  nomine  circumferuntur 

[»Cf»  S.    1  I  inn.  Argeiitorati  apud  t\  Traebncr.  1876*  68  8, 

Uta  sechfite  xVuflage  deH  entten  Bündchens  der  bekannten  La* 

^if'sclitn  Ausgabe  unterscheidet  sieh  von  der  fQnften  noch  voa 


808    üeber  einige  nenefre  ErscheiiiiiTigeu  tste.,  sng,  r,  4*  7A^ 


Ladewig  selbst  besorgiea  lianp  'i  darin,  dass  <3  - 

geber  Herr  Sc  h  aper  seine  bök  i  sngichteuübürdi    i 

aeit  der  ländlichen  Gedichte  Vergüs,  die  Ladewig   nui 
lieb  in  der  Vorrede  (S.  i)  knn  erwähnt  hatte ,  nun  im  ^ 
verwerthet  bat,  wodurch  natöritch  besonderB  die  EinzeieinJ^ 
mehrfach  bedeutend  verändert  werden  mussten,    Ist  mun 
der  Zweifellosigkeit  der  Scbapor'schen  Kesoltate  nicht   ui 
Richtung  so  überzeugt,  um  AJles  mit  jener  <  ;  it  als 

Sichere  hinzunehmen,  die  hier  bereits  bem    ,  r  wird, 

man  doch  die  klare  und  präcise  Fassung  anerkennen,  io 
Schaper  seine  Ansichten  für  die  Zwecke  der  erklärenden 
verwerthet  hat  und  die  immerhin  jener  gewissen  Verschwonimcnl 
Torzuziehen  ist,  die  in  Schuhvusgaben  besonders  in  den  Vi 
kungen    zu   einzelnen   Eclogen    manchmal    dadurch   entfitel 
die  gebotene  Kürze  mit  einem  gewissen  Schwankiin  zwiscJ 
Ansicht^    sich    paart.     Im    üebrigou    hat    der  Hurr    HerAi 
die    sprachlichen    und    sachlichen    Bemerkungen    des    ven 
Ladewig    möglichst    erhalten;    die    Paar    Auslassungen    and 
küTZUBgen  sind  meist  gerechtfertigt  (z.  B*  S.  39,  43  vi.  dgl).  Der 
kritische  Anhang  ist  mehrfach  vervollständigt,  der:i  '        r 

Haag'ß  ConjecturEch  2,  52  Cot^nea  at<iue  st.  Castui  i 

würde  Ref.  an  solcher  Stelle  keiner  Erwähnung  wer« 
glaubt  bei  dieser  Gelegenheit  bemerken  zu  dürfen  .  i 
tu  wundern,  wie  es  dem  Urheber  derselben  entgehen  konnir  >  ■ 
die  hs.  üeberlieferung  auch  durch  eine  mehr  als  deutliche  At-; i^ 
lung  bereits  bei  Ovid  gesichert  ist  (A.  A.  2,  267  aut  quas  An:  i : ' 
lis  amabat  At  nunc  castaneas  non  amat  illa  nuces;  vgL  m.  Bocli  <^'ao 
u,  s.  V.  II,  56). 

In  der  Ausgabe  der  Bucolica  und  Georgica  von  Ka  ] 
deren  Zweck  und  Anlage  im  Ganzen  dasselbe  gilt,  was  yas  ■ 
üb*r  seine  Ausgabe  der  Aeneis  hervorheben   konnten  (rgL  iif^ 
Zaitschr.  1875,  S.  288  flF.),  würde  Ref.  trotz  der  BemerV"""^!  1"^ 
Herrn  Verf.  im  Vorwort  doch  dag  Sprachliche  hie  und  da 
mehr  berücksichtigt  wünschen  und  dafür  manche  andere  iMeiin;j«:i 
fortlassen;  so  wäre  z.  B.  eine  etwas  genauere  Anmerkung  ilber<!i^ 
Construction  von  ardeo  Ecl.  2,  1  oder  inteiere  EcL  5,  31  wolent* 
sprechender  ab  die  ziemlich  lange  zu  perTersus  Ecl.  3,  13  mit  <3»'ffi 
Schlüsse:   „Der  süddentsche  Volksausdruck  ist  Strolch^.  In  »J^i  ^ 
leitung  zur  allerdings  immer  schwierigen  vierten  Eclogt*   '"^  ' 
hier  einmal  eine  Art  der  früher  berührten  Verschwommen!' 
iwar  auf  bekannte  Vorbilder  sich  berufen  kann,  aber  ^ 
eher  Fassung  einer  Schnlausgabe  den  Schülor^kaum  im 
kommen  lassen  dürfte;  nach  der  Bemerkung  nr 
daPollio  noch  im  Jahre  dos  brundisinisrhen  Vei^ 
antrat  und  zugleich  die  Geburt  eines  Sohnes  hoffte,  dtese  V^ 
benutzte,  um  durch  Verlegung  des  Beginnes  des  goldenen  /.  ,  - 
das  Consulat  des  Pollio  diesen  selbst  zu  verherrlichen^  folgt  ünr^f- 


»ecieri?  Ersßbeiimngisn  etc.«  &ng.  ?«  A.  Zm^eHe,    300 

nltftngs«! :   ,das  Gedicht  gilt  aber  wol  vielmehr  dem 

als  dem  Schöpfer  des  goldenen  Zeitalters,**  Am  Schlüsse 
hifitben  dann  die  so  TielhesprocfaeDen,  eeJbstden  Gelob rtea 
passimg  an  alle  bisherigen  firklärnnggYei-sDche  so  schwie- 
I«  60  fT.  in  dieser  Schulausgabe  seltsamerweise  gans  ohne 
trkung.  B oaser  wären  sie  dann  wol  auch  im  Teite  weg* 
forden.  Es  wäre  dies  ohnehin  kaum  ein  gi'osser  Schaden 
Dd  Ref.  gesteht  offen,  dass  er  in  dieser  Partie  Gebhardi^s 
feiner  Interpolation  sehr  zuneigt  (vgL  Zeitschr.  f,  G»  W,  1874^ 
pd  ausser  den  dort  hei'eits  geltend  gemachten  beachtens« 
Maden  auch  darauf  verweisen  möchte^  wie  in  V.  58  f.  dit 
[cb  nnr  lur  schliesslichen  Wiedererinnerung  an  die  in  dieser 
ph  dem  Anfange  sonst  gänzlich  zurücktretende  Art  des  Uir* 
Les  (vgl.  Peter  G.  R,  III,  105,  Teuffd  R.  L*,  S.  461)  ver- 
UAchdrucksvolle  Erwähnung  des  Pan  sich  als  den  Ursprung* 
H^fange  entsprechenden  Schluss  tast  unwillkürlich  za 
MoaiDt«  dem  dann  jene  vier  an  sich  schon  bei  keiner  Auf* 
^echt  erklärlichen  Verse  Qberhanyit  ^anz  eigenthümlich 
ID.  Im  üebrigen  der  Ecloge  aber  '  f,  nach  seinen  Ver- 

In  auch  dies  hier,  obwol  eine  we:  1  ^ezügli che  Ausein- 

lüg  an  diesem  Platze  nicht  gestaltet,  zu  bekennen,  eine  con* 
vernünftige  Erklärung  nach   der  hier  aus  mehreren 
itMiswerthen  üeberliefening   von  der  Beziehung  auf 
inen  Sohn  nicht  unmöglich  und  auch  nicht  so  abgo- 
wie  man  erst  jüngst  wieder  meinte  (vgl,  Plüss  in  den 
Jahrb.  1877,  S.  80).    In  der  fünften  Ecloge,  bei  der  Hr. 
ich  der  allegorischen  Erklärung  sich  anseht iesst  (Ref,  hdlt 
rade  bei  dieser  Ech  Manches  von  Schaper*s  Bemerkungen 
igenswertb) ,  wäre  am  Schlüsse  der  Einleitung  wo  es  heisst 
ichl  ist  wie  das  dritte  ein  amObäisches"*  dem  Schaler  wol 
hier  in  B«tracht  kommende  Unterschied  zwischen  den 
ir  amuk  Lieder  klar  zu  legen«  dann  die  Anm.  zu  V.  48 
Tl.  dgl.  Die  Ausgabe  ist  auch  nicht  ganz  frei  von  Druck- 
B.  Ecl.  1,  14  im  Texte  mc  statt  hie  (oder  sollte  dies  be* 
ittt  sein?  jedenfalls  nie  zu  billigen),  Anm.  zu  EcJ.  5,  2S 
len  Daphnis  statt  des,  Anhang  8.  153«  Sp.  1,  Z.  4  worden 
leB.  Gibt  es  so  wol  auch  in  diesem  üeftcben  noch  Mehreres 
so  hi  doch  Vieles  wieder  besonders  vom  festgehalten 
t  einer  Schulausgabe  im  strengsten  Sinn  des  Wortes 
lungen  und  auch  der  Anhang  bietet  einige  beachtens» 
insudersetzungen  i*  B.  S.  152  üb«r  die  strittige  Vers- 
in Eni,  6,  19. 

sera  Ausgabe  der  Boeolica  zeigt  im  Allgemeinen  ähnliehe 
>e  seine  bekannte  Ausgabe  der  Georgias.  Unter  den  aooK 
hickten  Studien  hebt  Ret  als  für  eine  solche  Ausgabe 
dienstlich  die  vierte  hervor^  wo  (S.  28  ff.)  die  Pflanzen 
liesproeheü  und  ihre  wissenschaftliche  Beetimmung  vtr- 


510    üeber  einige  neuere  Encheinongen  etc.,  ang.  v.  A,  Zimgtrle, 

sacbt  wird  mit  Benutzung  der  Schriften  von  Fraas,  Leni,  Hehn, 
Dierbachy  Sprengel,  Billerbeck  u.  A.   Im  Gommentar  h&tten  nach 
dieser  voransgebenden  Abhandlung  manche  der  betreffenden  Siellan 
dann  wol  noch  kürzer  und  öfter  durch  einfachen  Eflckweia  behaidelt 
werden  können.   Die  Frage  nach  der  Entstehungszeit  nnd  chion>- 
logischen  Aufeinanderfolge  der  Eclogen  ist  zum  Theil  in  der  ersten 
Studie  S.  2  f.  und  dann  in  den  Einleitungen  zu  den  einzelnen  Stdcken 
(übersichtlich  besonders  zur  zweiten  Ecloge  S.  44)  berührt,  woM 
sich  in  den  paar  Abweichungen  von  Bibbeck  besonders  Yoseisckir 
Einfluss  zeigt.  Die  Bemerkungen  von  Voss  sind  auch  im  Commentir, 
der  die  sachliche  Seite  staik  berücksichtigt,  fleissig  benützt,  öfter  ii 
fast  oder  ganz  wörtlicher  Beibehaltung  (z.  B.  zu  Ecl.  2,  58;  3, 
16  ff. ;  4,  37;  50;  5,  4  ff.  u.  dgl.),  manchmal  wol  etwas  zu  wiit 
gehend ,  wenn  z.  B.  in  der  fünften  Ecloge,  wo  der  Herr  Heransgebir 
auch  die  allegorische  Erklärung  schützt,  V.  24  mit  Voss  in  der  T«r* 
fblgung  der  Allegorie  bis  zur  Erklärung  der  Heerden  als  der  «Gi- 
ringeren  des  Yolkes**,  der  Waldthiere  als  „der  bezwungenen  Yölker* 
gegangen   wird  (S.    70).    Mehrfach  tritt  auch  die  Fassung  Lidt- 
wig*scher  Anmerkungen  noch  deutlich  hervor  z.  B.  zu  Ecl.  5,  14 
Anf. ;  40  Ende.  Doch  ist  auch  sonst  reiches  Material  herangetogtn, 
häufig   zeigt   sich  Benützung   einschlägiger  neuerer  Litentor  Ui 
zu  Dissertationen,  Programmen  und  Zeitschriftenaufsätzen  henk; 
trotz  des  im  Ganzen,  wie  angedeutet,  vorwiegend  Sachlichen  ist  dock 
auch  das  Sprachliche  und  Kritische  nicht  vernachlässigt,  mit  gi- 
wisser  Aufmerksamkeit  sind  auch  orthographische  Bemerkungen  bi- 
sonders  nach  Corssen,   Bibbeck,  Brambach,  Fleckeisen  behandatt 
(z.  B.  S.  89 ;  41 ;  55 ;  59)  u.  dgl.   Mit  den  eigenen  Erklärungsref 
suchen  des  Herrn  Herausgebers  kann  sich  Bef.  besonders  Ed  3. 
100  ff.  bezüglich  der  doch  zu  weit  gehenden  Annahme  von  peisöfr* 
liehen  Anspielungen  und  Ecl.  2,  12  nicht  befreunden,  wo  abgesekia 
von  Anderem  bei  des  Herrn  Verf.  Auffassung  schon  der  gag«- 
über  der  früher  geschilderten  Ruhe  der  anderen  Creatoren  dorckil 
eingeleitete  Gegensatz  doch  gewiss  zu  wenig  zur  eigentlichen  QeltavK 
kommt.   Bemerkungen  wie  zu  Ecl.  6,  3  „das  Zupfen  des  Ohres  . . 
noch  heute  ein  sanft  pädagogisches  Mittel  zum  Aufräumen  das  Ge- 
dächtnisses" würde  man  nach  dem  sonstigen  Tone  des  Oommentm 
wol  lieber  fortwünschen.  Ein  Versehen  ist  in  die  Anm.  zu  Ecl.  4,  W 
geschlichen,  wenn  es  heisst  „Ladewig  fasst  das  Lächeln  als  von  des    T 
Kinde  ausgehend^,  während  Ladewig  doch  in  der  fünften  Aufl.  (1870) 
nach  Düntzer  bemerkt  „die  Mutter  lächelt  das  Kind  an^.  Wir  gluba 
die  fleissige  Arbeit ,  welche  eine  gewisse  Mitte  hält  zwischen  4a 
ganz  ausführlichen  Erklärungen  und  den  einfachen  Schulaoegabei 
Bnd  mehrfach  Interesse  zu  wecken  geeignet  ist,  besonders  angeben- 
den Philologen  empfehlen  zu  dürfen. 

Was  Gossrau's  Ausgabe  der  Aeneis  betrifft,  so  dürfte  die 
ürtheil  über  diese  zweite  Aufl.  von  dem  über  die  erste  im  Weeent- 
liehen  trotz  mancher  Aenderungen  kaum  viel  verschieden  sein  ktaM« 


li^  neuere  Kracheinungen  ete«  Mg.  v.  A.  ZingvrU.    511 

¥tiig«Ti  und  Mehrungeii  bestehen  erstens  in  ein  paar  Zu- 
'  früheren  praefatio  (?gl.  p.  Vll ;  XIII) ,  zweiteas  in  der 
ner  praefatio  editionia  secondae  (p,  XVI— XXII),  wo  nach 
£en  Berichte  Qber  Hibbeck\s  Thätigkett  för  Vergil  und  die 
Dgeweodeten  nun  auch  in  dieser  Ausgabe  benutzten  Hand- 
»Zeichnungen  im  Üebergange  za  Ortbogiaphischem  für  die 
e  Auflage  noch  strengeres  Festhalten  an  der  ^scriptio  toI- 
gekündigt  wird  als  in  der  ersten  und  dann  mit  einem  Eifer, 

E  besseren  Sache  würdig  wäre,  die  Namens  form  Vergi- 
r  Vfrgiljus  vertheidigt  wird  und  drittens  endlich  darin. 
mentar  nun  auch  indess  ei*scbienene  neuere  Arbeiten 
tigt  sind  und  den  einzelnen  aus  Anderen  entlehnten  Be- 
i  und  Ansichten  der  Name  des  jedesmaligen  Urhebers  in 
^f  Form  beigegeben  ist.  Die  we-neiitlicht?  Anlage  ist  aber  so 
n.  zum  grossen  Theile  eine  Sammleng  von 
^;  ior  Erklärer  und  Kritiker,  nicht  immer  gut 

•  Itittböilung  von  Varianten  und  Cimjectoren  manchmal 
ündung  eines  eigenen  Urtheils  (wir  begegnen  dabei  auch 
wie  possunt  aliqua  dici  in  utramqoe  partem,  vgl.  t,  B. 
tfi  dem  vielen  so  kurz  Aneinandergereihten  doch  nicht 
Ifkeit  de«%  nach  dem  neueren  Standpuncte  Wichtigsten,  so 
usgabe  noch  immer  ftlr  eine  Schulausgabe  mehr  als  n5thig, 
^lehrten  aber  nicht  genug  und  doch  des  Ueberflüssigen  viel 
►ei  auch  noch  der  Umstand,  dass  Manches,  was  unter  gewöhn- 
h&Unissenwol  doch  noch  hätte  in  den  Commentar  eingereiht 
nnen,  wie  z,  B.  Madvig'sche  Coujecturen  aus  den  Advers, 
gesondert  in  den  Addcnda  nachgeschickt  wird,  der  Ueber- 
lit  des  Gebotenen  mehrfach  nicht  fr^rdorlich  ist.  So  kann 
jr  mehr  b^rochenen  Stelle  Aen.  6,  GÜO  tf.  ein  Schuler  die 
ntar  kura  angefügte  Ansicht  Ribbecks  kaum  gehörig  war- 
ihm  aus  dem  Vorhergehenden  der  Anmerkung  der  cigent- 
ipunct  der  Frage  gewiss  nicht  klar  genug  liegt,  der  Ge- 
let  nur  noch  Madvig's  Conjectur  aber  erst  weit  hinten  in 
^666.  Derartige  Beispiele  gübe  es  viele.  Was  dem 
^r  b^i  der  Anlage  seiner  Ausgabe  wenigstens  zum 
5frheint  (vgL  praef.  XXII)  ist  doch  in 
mehrfach  verbesserter  Ausgabe  con- 
chgefnhrt.  Können  wir  so  die  Ausgabe  als  Ganzes  auch 
^  wol  nicht  als  einem  Bedürfnis  entsprechend  aner- 
damtt  manche  fleissige  Einzel bemerkungen,  auf  die 
aberg  aufinerksam  gemacht  (vgl.  Philolog.  2,  557) 
lüg  gearbeitete  Index  nicht  verkannt  werden. 
lerkeTs  neue  Teitausgabe  der  Metamorphosen  dee 
Dits  Hiesi»  ausführlicher  gesprochen  (tätemt,  su  Ovid 
en  Bur^iaQ'scben  Jahresber.  S.  237  ff.)  und  gewiss  wird 
auch  Jeder  MerkeFs  Verdienste  schitzt,  hier  die  Be* 
Iter  etwas  tu  grosse  Freigebigkeit  mit  eigenen  Öfter  unnoth* 


51t    Üeber  einige  neoere  ErscheinuDgen  etc.,  vag*  t,  A~  ZinffiHi. 


wendigieü ,  manchmal  gekünstelten  Conjecturen  nicht  nnt^rd/id 
können.    Den  uunothwendigen  zählt  Ref.  ferner  auch  <!».<  von  ib\ 
noch  unter  den  anaprecbeii deren  eiwÄhnte  cirratoqut:    Ii>,  94 
nachdem  er  das  hs.  curvatüqne  jüngst  im  zweiten  Üetie  seiner 
togischen  Abhandlunj^en  (Inushrnck  1877)  S«  91  ff.  mehrfücbgi 
zu  haben  g^laubt,  zu   7,  612,  wo  Herr  Merkel  ein^  nene  ihm 
nicbt  ganz  genügende  Aenderong  (vgl,  praef,  p.  XXIII)  duch  ^\ 
Weiteres  in  den  Text  gesetzt  bat»  verweist  Bef.  auf  dji 
bei  Besprecbimgr  der  Ausgabe  Riese's  in  dieser  Zei 
S.  592)  bemerken  konnte,  8^  637  scheint  j^arros  tetigere  petiiitoi 
dach  nicbt  so  bedenklich;  wenn  der  metonym,  Gebraach  von  |>u] 
fQr  domuB  so  weit  geht,  daas  selbst  die  Götterwohnnugen,  wo 
wiikUche  Penatea  nicht  zu  denken  i8t,   so  bezeichnet  werden  (] 
1,  174),  dazu  tango  sowol  in  der  Bedeutung  „erreichen'*  üb  «1 
treten"  mit  verfichiedenen  Accnsativen  und  darunter  auch  0Lit4aD 
von  domus  nachweisbar,  wofür  einfach  auf  die  Lexica  zn  verweiHO 
genügt,  und  endlich  Ovid  an  einer  anderen  ähnlicUeü  Stelle,  auf  1k 
ich  hier  aufmerksam  machen  möchte,  Fast  4,  531  parv^K  iniu-, 
penates  hat,   bo  mochte  man  wol  das  parvoa  einem  pl.i 
immer  vorzuziehen  geneigt  sein.    10,  225,  wo  M,  inglu^ 
coBJiciert  (inlugubrisceleri  Cod.  M)  und  dabei  einen  bei  * 
nie  vorkommenden  Ausdruck  verwerthet,  dachte  Kef 
sceleri,  wodurch  der  ara  allerdings  aber  hier  wol  n 
gewissermassen  eine  bleibende   Kigenach&ft    bi- 

wofür  der  öftere  Gebrauch  von  indulgeo  mit  ähü.    :.  :.  _^ 

an  derselben  Versstelle  bei  Ovid  genannt  werden  könnte.  UaI-it 
warum  ihm  14,  467  Pergsma  Diras  hier  bei  Ovid  nicht  wahrjcheji»- 
lieh,  verweist  ßef.  auf  sein  Buch  über  Ovid  I,  81.  Im  Üebrig^uöt 
hervorzuheben,  dass  nun  auch  Herr  Merkel  dem  Cod.  M  jetKt  ooci 
Öfter  folgt  als  fjüher  (vgl.  des  Eef.  Bemerkung  in  dieser  ZtKfcr* 
1.  c.  1874,  S.  588)  und  dass  er  für  den  Gebrauch  der  Ausgabe  iu  Ap 
Schule  nun  Ueberschriften  zu  den  einzelnen  Erzählungen  am  t>btt^ 
Rande  jeder  Seite  passend  beigegeben  hat. 

Polle's  Verdienste  um  die  Siebelis*8che  Schulausgabe  ^ 
Metamorphosen  sind  bekannt.  Auch  diese  neunte  Auflage  dei  im^ 
Bändchens  zeigt  wieder  vom  unausgesetzten  Bemühen  des  Hß^TD 
Herausgebers  die  Arbeit  fort  und  fort  zu  verbessern.  Obwol  di«  ^^' 
tenzahl  dieselbe  geblieben  wie  in  der  achten  Auflage  und  thum 
auch  die  Eaumvertheilung  des  Textes  auf  den  einzelnen  Seiten  ffiöf- 
lichst  wenig  verändert  ist,  was  dem  praktischen  Gobiaucbo  «i»* 
sokben  öfter  in  so  rasch  aufeinanderfolgenden  Auflagen  s 
den  Schulausgabe,  von  der  kaum  jeder  Schüler  immer 
Mueste  Ausgabe  in  Händen  hat,  nur  forderlich  ßf^i  mx^ 

besonders  im  Commentare  mit  bedächtiger  Ben; :  ;o$ 

mehr  geändei-t,  als  man  vielleicht  erwarten  würd<i»  und  iwv 
durchweg  nur  zum  Vortheile  des  angestrebten   HauptiweekM  A^ 
Baches,  bald  durch  vollständigere  oder  präcisere  Fassug  grmnuz»^^ 


UUmt  dnige  neaere  ErscbeinuDgen  etc.,  äug,  t.  A,  Zit^g^k*     MS 


her  und  metiischer  Bemerkungen  (z.  B,  S,  1;  41; 
!j  Zugab©  einer  für  den  böröcksichtigten  Schülerkreis 
kt  paFSouden  Piirallektelle  oder  einer  den  Ton  einer  Stelle  noch 
nr  leg«)ndeo  Erinuening  (z.  6.  S.  57 ;  73),  bald  im  Gegentheile 
Körzung  oder  gtii-adezu  Weglaasung  von  weniger  Nothwendi- 
oder   rr     r      :i    (z.   B.  S.  25;    140;    164;   177),   wobei  nun 
ad  au«  -  infacbe  Hinweise  auf  die  Register  am  Schlüsse 

[  die  Stelle  früherer  Bemerkungen  traten.  Auch  in  der  Einleitung 
eltfiiges  richtiger  gefasst  oder  ergänzt  (S.  YII;  XVI)  und  beson- 
die  Cbftraktehstik  Ovid's  als  Dichter  zum  Theü  überarbeitet. 
»her  wären  Yielleicht  wo!  auch  noch  in  einer  Sohulansgabe 
paar  Pancte  ganz  kurz  zu  berühren  nid  Eef.  möchte  den  Herru 
ib^r  1,  B»  daran  erinnern ,  was  H.  Peter  in  der  Vorrede  zu 
■mr  Ausgabe  der  Fasti  S.  VI  bemerkt.  Was  die  Gestaltung  des 
M^ÄAiibelangt ,  so  glaubte  der  Herr  Herausgeber  bei  der  Stellung 
■MH^usgabe  als  Schulausgabe  eine  zu  grosse  Kutfernutig  ?om 
uAtl^ccben  Texte  einschränken  und  Merkel  (von  dem  bereits  die  neue 
B^0  vorlag)  so  weit  thnnlich  folgen  zu  sollen,  mehrfach  auch  da, 
sicli  sonst  lieber  anderen  Auctoritäten  angeschlossen  hätte, 
letzterer  Beziehung  in  der  Vorrede  namentlich  aufgeführt 
»11  hatt*^  die  Mehrzahl  bereite  in  der  vorhergehenden  Auf- 
Ibe  Passung,  neu  erst  in  dieser  siod  davon  nach  Merkers 
abe  hinzugekommen  12,  271  (V,  546)  und  U,  270  (V, 
l7)«  wo  aber  nun  wot  im  Commentar  eine  kurze  Bemerkung  nach 
UtrkA  ptMt  p.  XVI  stehen  könnte.  Ob  7,  135  (UI,  643)  lioschers 
lifmathttng  in  dieser  AuHatre  hätte  geopfert  werden  mQssen,  scheint 
Bit  iweiftlhAfi.    Da  ins  trotz  dieses  hervorgehobenen  Be- 

idtnoocli  Abv,  ,  n  vom  MerkeVschen  Texte  immernoch 

in  nicht  ganz  uu beträchtlicher  Anzahl  sich  finden,  kann 
D#r  der  Arbeiten  Folle's  nicht  überraschen,  da  ein  auf  dem 
dir  Kritik  selbstthitiger  Forscher  auch  bei  allen  Eücksich- 
iT  eine  Schulausgabe  nie  so  weit  gehen  kann,  dem  eigenen  Ur- 
!•  g%ni  in  entsagen.  So  ist  z.  B,  3,  28  (I,  190)  immedicabtle 
gthallon  (wo  Merkel  jetzt  fein»  aber  wol  doch  nicht  ganz 
ndig  immedicabile  cura  in  den  Text  gesetzt  hat;  bezüglich 
Dgeis  macht  Kef.  aufmerksam  auf  immedicabile  viünus 
I  bildlich  V,  426  incousolabile  vulnus,  Dinge,  die  bei 
wenn  vulnns  auch  in  unserer  Verbindung  gewiss  nicht 
Ut ,  wol  vielleicht  auch  noch  beachtenswerth  sind) ,  so  ist 
(Vn,  612)  nicht  MerkePs  oben  berührte  neue  Conjectur, 
die  vom  Ret  in  dieser  Zeitschrift  (1874  S.  592)  schon 
on  beängeneigte  Rappold's  natorum  patrumque  aufge- 
(b  der  achten  Auflage  hatte  PoUe  noch  mit  der  ersten 
^|lift  M^rkers  nach  Heinsius  natarum  matrumque),  18»  121 
^^^HI^  836)  gegenüber  Merkel  noch  immer  die  hs.  Leseart  ge- 
^PAtst  lu  dgl  Von  neuen  eigenen  Vermuthungen  hat  der  vorsieh- 
Hht  Birr  Herau^eber  diesmal  nur  zwei  aufgenommen  6,  125  (111, 


k  r.  I«  Ibtofr.  QymA.  lft7T<    VII.  Uta 


88 


Bt4    üeber  einige  neuere  Erscheinunfen  etc ,  an;,  f.  A.  . 

125)  und  22,  106  (VIII,  710);  hält  Ref.  auch  an  der  erstercrQ  j 

die  Vermntliimg  intrepido  nicht  för  noibwendig  und  wäre  er  aeli 
imgi  das  in  Biese's  praef.  an  die  Angabe  „ganguineanä  tefvioA*' 
geknüpfte  rocie  ?  zu  bej&hen,  so  scheint  ihm  schon  das  Zarüekgnfbn 
auf  sanguiueam  wieder  ein  gnter  Gedanke  und  er  will  hier  anf  finto 
für  unsere  Stelle  nicht  ganz  DuinterG.s8antetj,  bisher  nicht  heniifi- 
zogeneu  Vers  aufmerksam  machen  Her.  15  (16)*  334  Caesaqne  loi^ 
ffuin£am  nctima  plangct  humum.  Dach  genug,  wir  wüaBchm  4iir 
Ausgabe  wieder  weite  Verbreitung. 

Die  zweite  Außage  der  römischen  Elegie  von  YoU  iiat  lucb 
mehrere  Aendemngen  erfahren.    Die  Zahl  der  Lesestücke  ist  iwir 
nur  durch  eines  vermehrt,  dafür  aber  ist  die  ErkJä.rung  mohiiuh 
erweitert  nicht  nur  bei  Properz,  worauf  der  Herr  H^raasg«^lier  in  der 
Vorrede  S.  V  ausdrücklich  aufmerksam  macht,    sondern  wazln 
nicht  gelten  (vgl.  z.  B.  bei  Ovid  S,  36,  45»  46,  52  hier  übrig 
der  Anm.  der  Druckfehler  Danais;  bei  Tibull  S.  79,  81»  k4^ 
bei  CatuU  S.  137,  138  u.  dgL).  Was  den  ersten  Punct,  die  Aosn 
betrifiFt»  so  wollen  wir  zwar  die  Frage,  ob  denn  nicht  dorh  noch  m} 
paar  andere  Aenderungen  wünscbenswerth  geweeen,  nicht  mehrniher  < 
im  Einzelnen  erörtern,  da  diesbezügliches  schon  bei  BesprediiBi 
der  engten  Auflage  mehrfach  berührt  wurde  und  bei  derartigen  Kiih 
zelwüüßchen  allerdings  Manches  mehr  oder  weniger  auf  snbjücUf« 
Anschauungen  beruhen  kau  tu   aber  kurz   wenigstens  gUnht  Eff^ 
indem  er  die  Aufnahme  des  neu  hinzugekommenen  51.  Glicht«  j 
Catuirs  mit  vorangestelltem  Terte  des  Liedes  der  Sappho  biUi^  m 
dieser  Beziehung  dem  Wunsche  Ausdruck  geben  zn  sollen,  ee  mSf? 
durch  Weglassung  der  rej^iliachen  Episode  von  Kisus  und  Euryalüi.  , 
die  denn  doch  in  das  vorliegende  Buch  eigentlich  recht  weni?  \w^ 
und    von  jedem  Lehrer  bei  der  Vergiliectürc  leicht  berücksicbtift 
werden  kann  (in  den  östcrr.  Gymnasien  geschieht  dies  auch  wirkÜcii 
häufig),    noch  für  ein  paar  weitere  dem  eigentlichen  Zwecke  4» 
Buches  entsprechendere  Stöcke,  woran  doch  kein  Mangel  -  v  t"  **^ 
ßchafift  und  besonders  Tibull  noch  etwas  mehr  borticksi  i*^ 

dem   übrigens   der   Herr  Herausgeber   nun   die   erstert'  lieiiie  »1^ 
•Bulpiciaelegieen  wol  auch  noch  zuweisen  und  die  SteUe  8.  79  öiwis 
ändern  dürfte,  nachdem  Ref.  jüngst  die  letzten  Zweifel  an  dereo  Bei»*- 
^heit  ziemlich  gehoben  zu  haben  glaubt    Was  dann  die  voti»  Hr'iTii 
[Herausgeber  selbst  nun  factiscb  anerkannte  Opportunität  ehügvl^  ' 
Weiterung  des  Commentars  anbelangt,  können  wir  uns  damit  Bor#io- 
•verstanden  erklären,  ja  vielleicht  liesse  sich  gerade  bei  d«r  twn* 
►'fachen  Aufgabe  dieser  Auswahl  hie  und  da  noch  ein  klein  w««| 
(-weiter  gehen,  ohne  den  vom  Herrn  Herausgeber  richtig  virtr»t«ii« 
l^tandpunct,  dem  Schüler  das  eigene  Nachdenken  nicht  zu  ersfMtf«i^> 
ÄU  verschieben;  Eef.  meint  namentlich,  um  einen  Pnnct  8p«cirfl ® 
berühren ,  dass  es  nur  anregend  und  dem  ganzen  Zwecke  dee  B^^ 
entsprechend  wäre,  wenn  neben  den  häufigen  und  nützlichen  Erlno*' 
rangen  an  Horaz  auch  die  Aehnlichkeiten  und  das  Verhäitnb  ^^ 


etiitgtt  neuere  Erscheinungen  etc.,  ang,  v,  A.  ZingerU.     515 


k€r   unter  sich   gelegentlich  noch  etwas  mehr  berücksichtigt 
üJs  es  bisher  geschehen.  Manchmal  würde  Ref,  aoch  eine 
mg  in  der  TeitesgestaUung  oder  in  der  Auffassong  wün- 
b.    So  hält  er  z.  B.  Catull  31,  3  S,  140  die  nunmehrige  Auf- 
ke  von  MÄhly*s  Conjectur  tuetque  Neptunus  an  dieser  Stelle  for 
Fortschritt ,  da  ihm  das  hs.  uterqne  Neptunus  aus  mehreren 
im  schon  an  sich  noch  gar  wol  haltbar  erscheint,  wie  es  denn 
!  Behrens  jlogst  in  seiner  kritischen  Ausgabe  Leipzig  1876  im 
belassen»  und  in  einer  für  Schäler  dieser  Stufe  berechneten 
noch  doppt>lt,  wenn  ihnen  damit  ohne  sonstigen  Nachtheil 
Bhrung  einer  Farm  wie  tuet  erspart  werden  kann  (Mahly 
Ein  ja  hier  die  üeberlieferung  eigentlich  nicht  verurtheilen, 
ihm  nur  ^zu  wenig  catullisch"  vgl,  Jahn'sche  Jabrb    1871 
l^  —  uterque  Neptunus  pas.st  jedesfalls  gut  äu  der  vorherge- 
rn  Theilung  in  liquentibus  stagnis  marique  vasto  und  Mählj*3 
i!et>i  -t  hier  eine  dem  Zusammenhange  fremde Eilufijng  der 

h.  ersciieiut  ihm  S.  141  t  Catull  51,  so  sehr  er,  wie 

liifiiit,  liie  Aufnahme  dva  Stückes  und  die  richtige  Methode  der 
lung  und  knappen  Verdeutlichung  des  griechischen  Textes 
und  so  wenig  er  es  etwa  dem  Herrn  Herausgeber  eben  in 
[er  Würdigung  «einer  Schülerausgabe  zum  Vorwurf  machen 
\iikBB  er  in  der  bekanntlich  immer  noch  strittigen  Lesbiafrage 
uz  '  ;:.t  die  Identität  mit  der  berüchtigten  Clo<ila  ohne 

jgihau  Zweifels  behauptet  (vgl.  auch  S.  129),  die  Äuffas- 

fkosÜ  b^öäuders  die  Erklärung  der  vielbe^-pr eichenen  oigenthüm- 
flpi  Schlussstrophe  gezwungen  und  verfehlt,  worüber  nächstens 
Sanwo  Kfthiires«  da  im  Kahmen  dieser  Besprechung  weiteres  Ein- 
li«tt  auf  diese  und  ähnliche  Einzelheiten  nicht  mehr  gegönnt  ist, 
Sdiliesslich  erwähnen  wir  bei  dieser  Gelegenheit  auch  in  diesen 
»m  KJeeraann's  Dissertation  über  das  nun  allgemein  als 
tibulli^ch  anerkannte  sogenannt«  dritte  Buch  dei  tibullischen 
|]aiig  (Ljgdamus),  die  wirklich  in  wnitereu  Kreisen  Beachtung 
es  sind  zwar  nicht  die  bis  zu  grusseu  Einzelheiten  sich  vor- 
»D  SchlussfoJgerungen,  wobei  der  Herr  Verf.  Gruppe's  Au- 
ron  der  Autorschaft  Ovid's  (vgl.  röm.  Elegie  I,  133  ff.) 
ledei  anfnehmen  zu  kt^nncn  glaubt  und  noch  näher  detailUetl, 
ä  den  eig^^ntlicheu  Wertii  der  Arbeit  begründe u,  wie  ich  dies  auch 
iSWtltiMi  Hefte  der  philologischen  Abhandlungen  S.  46  andeutete 
laliea&ö  bereits  Bährens  und  Hiese  sich  äusserten,  aber  das  ge- 
iift  ipesammelte  Material,  das  der  aus  so  tüchtiger  Schule 
ingene  talentvt»lle  Verfasser  auch  so  hübsch  giuppiert, 
Iheilungdes  Lygdamus  immer  wcrthvoll  bleiben  und  in 
tiehung,  man  kann  wol  sagen,  den  Abschluss  bilden.  Indem 
%»i  auf  die  BtvmerkuDgen  in  seinem  eben  genannten  Buche 
wo  i^r  diese  brave  Arbeit  ein  paarmal  zu  citieren  Gelegevi- 
Ir  1  r  hi«?r  den  Herrn  Verf.  nur  noch  darauf  aufmerk- 

kM^i  vs  Dinge  wie  die  p*  61  angeführten  Versschlüsse  an 

33* 


516    /.  Zeehmeigter^  ScboHa  Ytadobenensiii  elc,  ung,  t.  0.  AA 

sich  und  in  der  Weise  zum  bewnssten  Zwecke  wo!  nieht  so 
geltend  gemacht  werden  kiünnen  und  rerv^-eist  für  das  djcsbeiLt 
Nähere  auf  ä\e>  Abhandlung  über  Versausgänge  ia  ^eioer 
zu  späteren  lateinischen  Dichtern  (Innsbruck  187 U  8.  44  ff.) 
die  fiieses  Resultat  als  sicher  anerkennenden  Bemerkungen  fon] 
in  den  Jahn'schen  Jalirb,  1874,  S.  492  ff. 

♦)  Innsbruck,  März  1877.  Anton  Zingerle, 


Scholia  Tiodobonensia  ad  Horatii   artem  poeticam  citidit  i 

JoaephuB  Zech  mo  igt  er.  Vindobonae  1S77. 

Der  tractatus  Vindobonensis  de  arte  poetica,  ein  fortlaufoiwiarj 
Commentar   der  Horazischen   ars  poetica,    dessen  Lesarten  wir  i% 
Hersiellinig  df  s  Horaztextes  in  der  kritischen  Ausgabe  von  1870  bi*l 
gezogfjü  haben,  erscheint  hier  zum  ersten  Male  gedruckt  und  mit  eia^ j 
ziemlich  ausflUirlichen  Einleitung  und  YoUständigem  kritidcheil 
rate  Tersehen.    Wir  stehen  nicht  au,  die  ganze  Arbeit,  welc 
Anregung  W.  Hartel's  entstanden  ist,  als  eine  gelungene  zu  b«dcl 
neu  und   wollen  nur  einige  Einzelheiten  besprechen.    Was  zun 
die  Einleitung  betnfft,  so  wird  p.  I  aufgezählt,  was  ausser  dem  t 
tatas  sich  noch  in  der  einzigen  Hs.  findet,  welche  uns  den  Tnvcö 
soweit  unsere  augenblickliche  Kenntnis  reicht,  erhalten  hat,  Bekaast; 
lieh  enthalten  unsere  Bibliotheken  noch  eine  grosse  Menge  meist  i 
lieh  boschriobener  Horazscholienhandschriften,  und  es  ist  daii<i 
möglich,  dasz  auch  für  diesen  Tractat  noch  eine  oder  die  ande 
aufgefunden  wird.  Zunächst  sind  wir  aufden  Wiener  Codex  bescti 
dessen  Zeit,  wie  Zechmeister  angibt«  ins  X.  oder  XI.  Jahrhundert  i 
setzen  ist.  Holder,  der  in  diesem  Stücke  wol  als  Autorität  angäMb< 
werden  kann,  schreibt  mir,  die  Hs.  könne  nicht  älter  sein,  al^Xtj 
Jahrb.,  nach  den    Abkürzungen  etc,  zn  schliessen  ;    ^von  sftec 
ist  keine  Rede.    Die  Vorlage  gehört  noch  Ende  des  VIII-  saec.  wü 
z.B.  S,  44,  26  zu  V.377Poema  k;  Vorlage  also  Poema  k  =J 
autem,  nicht  enim,  wie  Zechmeister  corrigiert.  8.  51,  29  (zu  V.  i64] 
^thä,  Vorlage  ^rliä  ^=  Qmä;  n  des  8.  Jahrh.  beinahe  wie  b,  vgl^ii 
Verlesung  Hiltibraht  statt  Hiltibrant  bei  Lachmann  und  Wacker* 
nagel,  die  beide  in  paläographischen  Dingen  nicht  sehr  stark  waren'i^ 
In  unserer  Wiener  Us.  steht  nun  von  jüngerer  Hand  .! 
TracUtes  und  zugleich  des  darauffolgenden  Dialogs  de  di . 
Mira  in  libros  poetriae  Horatii  disputatioKaroli  et  Albim.  Auf  un««/*ij 
TractitfolgtnämlichinderHs.  eine  „disputatiode  dialectica  et  JeTfl 
tntibus  aapientissimiregisKaroli  et  Albini  magistri**.  Dieser  Älbiffl 
ist  natürlich  niemand  anderes  als  Alcuinus,  und  Zechmeister  unü 


•)  tJerade  während  Ref.  den  Druck  der  obigen  kwr    -  ^  ' 
(Juli),  komnfl  ihm  das  neueste  Heft  der  Zeitliche  CG 
wo   «wei    der    oben   besprochenen  Bücher  (Merkers  0\uk    *..>   - 
Elegie)  von  Miiifnoü  S.  229  ff  angezeigt  sind,  worauf  bal  dt686rU«l4i 
hett  noch  aurmerksam  gemacht  werden  kaun. 


i0r,  äehöU»  ViiidoboDensiA  etc.,  twg.  n  0.  KeUer,    517 


lü  in  eiügeheodster  Weise,  ob  etwas  dagegen  und  was  etwa 
le,  das6  EQcb  unser  Tractat,  nicht  blos  die  digpntatio  de 
nAJcuin  herrühre.  Die  Haupteiawendung  dagegen  könnte 
ng  auf  ein  geistliches  Schauspiol  von  Herodes  und  Jo» 
Täufer  bilden,  zu  V.  182:  ut  in  caena  Herodis;  nam  ibi 
ei agitnr  et  refertur.  Allein  Zechmeister  bringt  die  Notiz  bei, 
iOü  m  einer  Hs.  des  IX.  Jahrb.  ein  Spiel  Ton  Herodes  und 
en  ans  dem  Morgenlande  aufgezeichnet  stehe,  so  dass  alM> 
iwendung  hinfällig  wird.  Ausserdem  weist  Zechmoister  eine 
Jebereinstimmung  zwisch^  den  entschieden  echten  alcuini» 
Schriften  und  unserem  Tractate  nach^  namentlich  was  die  ge* 
[enutnisse  Ciceronischer  und  Virgiliscber  Schriften  anbelangt* 

B(  ben  zeigt  sich  eine  besondere  Vorliebe  für  die 

ii  an,  welche  Alcujn  als  echt  Ciceronisch  gelten.  So 

wir  denn  ^chmeisters  Hypothese  unterschreiben,  dass  dieser 
Btar  entweder  von  AIcuin  selbst  oder  von  einem  seiner  Schale 
eigen  Cleriker  verfasst  sein  dürfte. 

^türlichhat  AIcuin  oder  sein  Schüler  nicht  aus  seiner  Originalität 
ttat  geschöpft^  5 andern  das  Werk  eines  Vorgängers  zu  Grunde 
Dod  iwar  ist  dies,  wie  auch  Zechmeister  S.  XVI  an  ein  paar 
«O  teigt  and  wie  es  ganz  evident  auf  der  Hand  liegt,  der  ao- 
I»  Pdettdoacron  gewesen.  Oft  igt  der  Tractat  nichts  anderes  als 
apBraaierter  Pseudoäcron.    Bisweilen  weicht  er  von  Pseudoa- 
gew<^hnlich  zuseinem  grossen  Schaden,  wie  Zechmeister  S.  XVI 
ü  an  drei  Beispielen  klar  macht  *},    Zwei  von  diesen  drei 
len  sind  um  so  instructiver,   als  man   sogleich  daraus  den 
fler  Abweichungen  des  Tractatverfassers  von  Pseudoacron  ent- 
kann.   Er  hatte  nandicb  au  beiden  Stellen  —  nicht  blos  an 
jten,  wo  es  auch  Zechnieister  bemerkt  hat,  —  schlechte  Les* 
I^JJI.   Hss.clä^se  vor  sich,  welche  Psendoacron  nicht  vor 
^Mhatt«:  V.  196  cousilietur  amicis  statt  amice  und  V.402 
HC  Tjrtaeus.    S,  XVII  wird  ausgeführt,  daas  die  wiederholt 
renton   längeren    mythologischen   Auseinandersetzungon   aas 
I  •  V    entuomraen  seien. 

i"  lU  ff,  kommt  der  Herausgeber  auf  die  Fra^,  tu 

r  ä.classe  die  dem  tractat us  zu  Grunde  liegenden  Horaz* 

I  n,  und  er  beantwortet  sie   dahin,  dass  der  Tractat 

I  43  IQ  rechnen  seL  Ich  habe  dieses  Thema  auch  unter'- 

r  zu  einem  andem,  fnr  den  Tractat  weniger  erfreulichen 
it  gekommen,  nikmlich  dass  seine  Lesarten  durchweg  zur  UL 


-^mitx 


na  *^t  riln 


xh}u 


rluiliis; 


:  ^uae  Acronis  ferantcr  est  ver- 
I  intellegit  atnieos  qnos  poeta 
nepta  jiunt  quat»  ad  v.  H2 
n4m  rit   pcHiiuntA  Cubi  Utius  poetle.]  prava  lecttone 

•cboltxi-  ibus  401  ei  402  p«>»aimain  «ahtutigit  int^rpreta- 

Piudiaam   dicit  Diroeum   a  Dirco  pal  ade  quao  est   iuxta 


918    J,  Zechmeisier,  Scbolia  VindoboBensU  etiL,  «ng.  t.  a  £^^. 

Hfifi.cksse,  theils  zur  R/r'r-Gnippe ,  theils  zur  (jÄUti^Grupp©  gth^reii; 
also  icb  stimme  mit  Zechmeister  dariu  übereiu,  dass  er  eine 
Verwandtschaft  von  r  und  tract.  Vindob.  statuiert»  imd  wbeoKt)  di 
dass  er  eine  eng^c  Verwaudtscbaft  des  tract,  mit  r  anuioimt:  alki 
g^ehört  fast  in  der  ganzen  a*  p.  {bis  V*  3.i9),  ^ie  auch  in  grosseaPi 
tien  der  Oden  und  Epoden ,  ganz  eug  zu  ädt  ^  also  eutschiedui  m 
UL  Classe.  Für  die  L  Classe  enthalten  sichere  iierkmab  nicht  rr, 
sondern  ^a,  und  für  a  behauptet  anch  Zechmeister  keint^  Veriräuiit- 
scbaft  mit  dem  tract.  Vindob.  Die  Vei-wandtschaft  der  Jemnmta  de« 
tract.  Vindob,  mit  rt  hat  Zechmeister  ganz  richUg  wahrgenomminf 
obgleich  auch  andere  Hss.  der  HI.  Classe  hätten  herauage^iffon  wer- 
den können.  Als  Resultat  wird  festzustellen  sein«  dasd  Alcuin  ji'diD* 
Mb  keine  Hs»  der  II.  Classe  (BC)  vor  sich  hatte»  1  i-^er 

seine  lemmata  entweder  selber  aus  den  Lesarten  zv,  ..-.  ^m* 
wählte,  welche  zwei  yerschiedenen  Gruppen  der  III.  Ciiisse  atii^&r» 
ten,  oder  liass  er  eine  Horazhs,  vor  sich  hatte,  welche  dleee  omAi- 
nierten  Lesarten  der  IlL  Classe  hatte,  um  von  vielen  BeispiiifB 
nur  ein  einziges  auszuwählen:  V.  279  liest  der  Tractat  esdnoit  iIbo 
Aeschinus  statt  Aeschylas,  eine  aus  Terenz  Adelpheu  horrühreDd« 
Variante,  wo  ein  Aeschinos  auftritt :  sie  findet  sich  nur  in  EIbb.  derlQ^ 
Clasae:  R  F  Z'  d'  yr'  u'  r  r  u.  s.  w.;  a  y  =  I.  Classe  und  BC  =  E 
Classe  haben  das  richtige  Aeschylus.  Für  die  HersteUnng  des  Hofii* 
textes  ist  somit  der  Tractat  nur  von  sehr  untergeordneter  Bedeotimi' 
Interessant,  aber  höchst  auffallend  wäre  die  mit  der  IL  Class«  siiiB* 
mende  Lesart  decentem  V.  92  statt  decenter gewesen.  Ich  ersebi  Jlka 
aus  der  Anmerkung  Zechmeisters  S.  XXI,  dass  die  (ahrigsns  witer 
von  mir  noch  von  Holder  angefertigte)  uns  zu  Gebot  stebendt  Ool- 
lation  hier  ein  Versehen  hatte. 

Zum  Teitewüsste  ich  kaum  etwas  nachzutingon;  nur  öberOrtiid- 
graphisches  bin  ich  nicht  überall  oinverstandeu.  So  war  r.B.  T.166 
doch  wobt  das  aulea  (statt  aulaea)  der  Hs.  unangetastet  als  nlcmit^ 
Schreibung  zu  lassen,  da  an  beiden  Stellen,  Zeile  17  uud  21,  d^  b 
so  hat  und  auch  Pseudoacron  schon  so  schrieb;  auch  war  i*K<B 
V.  118  vielleicht  habundans  beizubehalten.  S.  53  f.  ist  ein  inflö 
grammaticus  gegeben,  wo  man  viete  sprachlich  luteressanti»  beisia* 
men  ündet.  Eljeuso  steht  anf  S.  bb  eine  wichtige  Zugabe:  index fi'Ci' 
bülorum  quae  sunt  posterioris  aeiatis:  ein  Veneichnis  der  s^it«* 
Bischen  Wörter  mit  Verfveisungen  auf  Du  Ctiuge.  RÖo^eli  fsd 
Paucker.  Endlich  S.  56  findet  sich  ein  Vei-zeiclmis  von  18  Citiftsn: 
index  locorum  a  commentatore  lavdatorum  qui  invenirl  apti«!  ^* 
ptores  potoerant.  Ich  möchte  noch  drei  dazu  fügon;  S.  6»  13  veno* 
manus  exerti  C-ethegi  iät  aus  Lucan  II,  543 ;  »omii  int  die  Aeodo- 
rung  Zeckmeisters  experti  statt  exerti,  wie  die  H  uoriclitig« 

S.  15,  23.  24.  nam  similitodines  fi«iut,  aliquand-  r  inpiiül 

bile,  ut  est:  volantes  culicos  et  absorbentes  camelum.  i 
aus  dem  evang.  Hatth.  23,  24,  «v^im  Mückenseigeu  u.i.^  jv.«ui( 
verschlucken^,  und  ist  also  das  handschriftliche  vulantes  in  coift^ 


A.  Zaimeke,  Der  Priester  Johannes,  ang*  v.  A.  Schönbaeh     519 

ui  ferwandeliu  S.  31,  8,  beatns  ilie  qni  procal  kt  em  Oitat  von 
ripod.  2,  l,  welches  durch  Zufall  in  dem  Citateo Verzeichnis 
iters  weggehlieben  zu  sein  aeheint;  denn  die  andere  Stelle« 
'  Tndftt  blofl  b«attL8  üle  citiert,  ißt  richtig  aafgezählt    Diese 
eilen  glauliie  ich  iDachtrageQ  zu  können.   Daas  wir  im  AIl- 
tiod  in  allen  Hauptsachen  H.  Zechmeister  zu  diesem  lite- 
Dehot  nur  gratulieren  dilrfeti,  ist  oben  schon  hervorgehoben. 
Irax.  0,  Keller. 


Irich  Zarnckö,  Der  Priester  Johannes,  iweite  Abhandlung 
euthaltr  5  IV,  \\  VI.  (Aus  dem  VIU.  Bande  der  Abhandlungen 

d«T   phil  iii»torischen  Clas»e  der  k5nigL-sicb 8 lachen  Gesell- 

sckmit  der  Wi&s^nschafteuO  Leiptig.   Hirsel  1&76.  Ib6  S.  ^0S8  SK 
SMatk, 

flchoo  wiederholt  habe  ich  in  diesen  Blättern  Gelegenheit  ge* 

i-.r,  ijgji  Arbeiten  Zamckes  zu  sprachen,  die  sich  mit  der  ver- 

^^ngesehichte  des  Priester  Johannes  beschäftigen.  Zarncke 

iL'   uni.ingst  ein  zusammenhängendes  Werk  über  diesen  Gegen- 

in  Aus.sicht.  Leider  nimmt  er  dieses  Versprechen  jetzt  zurnck, 

[daiT^en  In  acht  CapitelD  einzelne  Puncte  möglichst  abschlies- 

1  behandeln.  Drei  dieser  Capitel  (lY^VI)  sind  in  der  vorliegenden 

rift  g**liefert.   Es  kommt  darin  auf  kritische  Besprechung  einer 

|e  von  Krzählnngen  und  Reiseberichten  an,  in  weichen  die  späte- 

nTariationen  und  Umgesialtnngen  der  Sage  vom  Priester  Johannes 

JttD  sind.   Zugleich  werden  die  meisten  derselben  entweder 

'.  gedruckt,  uder  doch  die  wichtigsten  Stellen  ansgehoben^  beides 

[Bericbtignng  der  Texte.    Nach   einer  historischen  Einleitung, 

be  vor  allem  die  Thätigkeit  Jacobs  von  \itry  in  Damiette  schil- 

L  bringt  Zarncke  die  Relatio,  d.  i.  eine  ans  dem  Arabischen  ins 

knJBche  übersetzte  Schilderung  der  Kriegszöge  der  Mongolen  seit 

[üoterwerfung  von  Ost-Turkestan  im  Jahre  1218  bis  zum  Ende 

1221  nach  vier  Handschriften,  und  zwei  Chartae,  ebenfalls 

pb  ausgehend,  aus  je  einer  Handschrift.   Zarncke  stattet  die 

[noch  mit  geschichtlich -geographischen  Bemerkungen  aus, 

tiglicher  Gelehrsamkeit  entsprungen,  den  Teit  commentieren 

-59.  Im  Capitel  V  unter  der  Ueberschrift  *Der  Priester  Joban- 

Js  früherer  Lehnsherr  des  Mongolen  Dschingiskban ,'  behandelt 

Ire  die  Ceberlieferungen^  welche  nach  genauerer  Bekamitscbaft 

i Indien  sich  bildeten.    Sie  haben  folgenden  Hauptinhalt: 

te}u  waren  nicht  wirklich  ChristeD,  ihr  Herr  nicht  wirk- 
rißüiche  Priester  Johannes,  i^ie  hatten  sich  nur  ^Ischlich 
egeben:   der  von  ihnen  niedergewoifene  Lehnsherr  war 
iche  Priestor  Johannes  gewesen ;  nachdem  sie  diesen  Ober- 
,     XU)  der  Sieger  seinen  Namen  angenommen'  S.  60.  Zamcke 
ukii  lind  kritisiert  13  solcher  Berichte  von  Alberieus  Trinm  fontinm 
8'i-'1252)  bis  Johannes  von  Hildesheim  (circa  1370)  in  der 
"m  translationis  trium  regnm  beatissimorum  S.  Gl — ^116,    Im 


5S0     Fr.  Leüschuh,  Der  EotwickkngBgang  etc.,  9Mg,  y.  A.  i 

VI.  Capitel  werden    die  Reisebeschreibungen   begj>roclion    nt 
liegenden,  in  welche  die  Sage  vom  Priester  Jobannes  umgei 
wnrde.  Der  Bericht  des  Elysaeus,  die  Eeisebescbreibimg  de«  Job« 
Des  de  Montevilla,  von  der  Zamcke  den  engllscben,  lateinisch 
französischen  Text  gibt ,  die  Legende  des  Johannes  de  Hildf 
(bei  Göthe,  Kunst  und  Alterthnm  II ,  2.  S.  156  f.)  bil !  'ffn 

pnnctep   Auch  diese  nene  Arbeit  Zamckes  ist  nicht  1  <a 

vorgebrachten,  sorgsamen  Untersuchungen  schätzbar,  aonderü  wird 
sich  auch  um  des  ^  aus  den  entlegensten  Orten  mit  schwerer  Mdhe 
zusammengetragenen  und  gesäubert  herausgegebenen  Materialos  wilUn, 
bleibenden  Werth  bewahren. 


Dr.  Friedrich  Leitschuh,  Der  gleicbmässige  Entwicklung! 
gang  der  griechischen  und  deutschen  Kunst  und  Literat« 
Culturhiatorische  Stadien,  Leipzig  T.  0.  Waigel  1877.  VIII,  106  S.  f 

Den  Zweck    dieser  Schrift    legt   ihr  Verfasser   in    ^ 
Sätzen  der  Vorrede  dar;  *Es  wird  so  häufig  der  Satz  ausg» 
unser  Jahrhundert  sei ,  insbesondere  was  Kunst  und  Literatii 
belange,  eiu  iin  Verkoinnjen  begriffenes,  eiu  der  römischen 
ähnliches,  weil  wir   den  Höhepunct  überschritten  hätten.   Da 
Kichtigkeit  oder  Unrichtigkeit  dieses  Satzes  am  besten  durch 
Beantwortung  der  Frage,    in   welchem  Verhältnisse    die   dutiticÄ^ 
Kunst  und  Literatui*  in  den  einzelnen  Zweigen  zu  1  e&efl'i 

und  in  jeder  Beziehung  vollkommenen ,  mastergii  -^^bw 

steht,  erwiesen  werden  kann,  versuchten  wir  den  EntwickiungJ^g 
der  griechischen  und  deutschen  Kunst  und  Literatur  an  der  Hiud 
der  besten  Hilfsmittel  zu  verfolgen  und  sind  zur  üeberzeugung  f^  j 
langt,  dass  Deutschland  noch  nicht  auf  dem  Gipfel  seiner  Eni  Wick- 
lung angelangt  ist  'wir  sonach  getrost  einer  frohen  Zukunft.  entg^f^J 
sehen  dürfen.  In  Abschnitten  werden  bebandelt:  Archit  "' 

Malerei,  Musik,  Epos,  Ljrik,  Drama,  Geschichtsschrt^ 
samkeit,  Philosophie  —  in  der  Weise,  dass  der  Verfasser  nebou-  nir 
untereinander  die  Leistungen  der  Griechen  und  der  Dentscbea  »w* 
gleicht.  Das  Resultat  ist  gewöhnlich:  da  die  Deutschen  es 
nicht  so  weit  gebracht  haben  als  die  Griechen,  so  bleibt  ^  ^ 
die  Zukunft  zu  hoffen.  Zur  Charakteristik  des  Gehaltrs  di« 
bebe  ich  folgende  Stellen  aus  dem  Abschnitte  über 
'Auch  die  erste  uns  enthaltene  (deutsche)  Reimdichtun^ 
eine  poetische  Geschichte  des  Erlösers,  mit  Zugabe  von  t 
und  Anwendungen,  ein  Evangelienbuch,  Es  werden  fortu.  ._ 
Episoden  aus  dem  Leben  des  Heilandes  und  der  h.  Mutter,  wf 
verschiedene  andere  Legenden  episch  behandelt»  von  den^o 
jedoch  keines  mit  dem  ersten  und  zugleich  weitaus  b^^teaj 
messen  kann;  ja  mit  Konrad  von  Würzburg  begi-  ' 
artung  dieser  Art  von  Poesie  und  wird  immer  - 
nannten  Spielmannspoesie,  wo  heidnische  Sage  und 
ernsthafte  Auffassung  und  bänkelsängerische  Da..  L^.i,, 


A,  MdMfdif  ünt«rsticlmtig€fii  etc,  &n^«  v.  A, 


Stl 


fermischten.     N««itijrg^mftss    schliefet    gich    hieran    das 

Ip«  an,  dessen  Quelle  die  Sage  ist,  die  sich  die  jugendliche 

Rsie  eines  Volkes  schafft*  S.  47,   ^Erst  in  der  Zeit,  als  die 

^  *  rift  anITcam,   im  XII.  und  XIII,  Jahrhundert  wurden 

L^en  fixiert  durch  eine  zufällige,  das  Gedächtnis  des 

^u  unterstützende  Anfzeichnnng*  S.  48.  Von  nun  an  (nach 

von  Eschenbach  f   werden   nur  noch   antike  Gedichte  und 

ftittgeiirbeitet^  S.  49.  'Wol  hatte  auch  Wieland  das  Epos  fort- 

n  gesucht ,  indem  er  das  romantische  Epos ,  ans  dorn  später 

man  bervorgieng,  eifrig  püegte.  Allein  er,  der  unstreitig  Bes- 

leistete  wie  seine  Nachfolger ,  ist ,  wie  dieselben  inggesammt, 

rei-gessen  und  getrost  dürfen  wir  Ton  Aug.  Gottl.  Meissner 

|«ü,  von  dem  Gerviniis  sagt  nsw,'  S,  50.  *Äm  meisten  hätte  nun 

^  das  Hecht»  auf  den  Namen  eines  epischen  Dichters  Anspruch 

eben ;  allein  es  lässt  sich  nicht  in  Abrede  stellen^  dass  Tunisias 

lidolphiaa  nur  rbeturisierende  Epen  sind.    ^Knii  es  kann  un- 

ich  mehr  ein  originelles  Epos  entstehen ,  im  günstigsten  PaJl 

18  zu  einer  künstlichen  Reproduction  kommen'  S.  51*  Ein  Epos 

entliehen  Sinn  ist  nicht  mehr  möglich,    ünsei-e  Zeit  ist  eine 

;]ieh  lyrische'  S.  42.  Sapienti  sat! 


UtOD  Edzardi»    Untersuchungen  über  das  Gedicht  von 
Oswald.    Hannover.    Eüinpler    1876,    IV,   108   8S.    gross   8\ 
t JUrk  70  Ff. 

r  erste  Thoil  dieser  kleinen  Schrift,  dem  ein  Aus- 
li  um  Theile  angehängt  ward,  schon  vor  kurzem  als 

Station  SBC  h  ritt  gedruckt  worden,  erscheint  dieselbe  nunmehr 
kndlg  und  legt  den  Fachgenossen  die  Resultate  meiner  Unter- 
iigeii  vor,  die  mir  als  Vorarbeiten  dienten  far  eine  Ausgabe 
i<lt€litMt  welche  hoffentlich  in  Jahresfrist  nachfolgen  wird'. 
*  trcto  B&ti  de«  Vorwortes  belehrt  über  die  Entstehung  der 
L  Sie  zerfällt  in  Rwei  Theile.  Der  erste  S.  2 — ^53  bespricht 
^^hÄltnis  der  reberlieferungeu  zu  einander',  der  zweite  S.  54 
t)  i!en  Nachweis  zu  erbringen,  dass  das  Gedicht  ursprüng- 

.  ^  .rolfstropbe  abgefasst  war.  Sämmtliche  Ueberliefemngen 
in  drei  Grtippen :  L  Bestehend  aus  der  altnordischen  Oswalds- 
'),  einer  bei  Zingerle»  die  Oswaldlegende  S,  43  —  66  gedruckten 
(#)  und  den  alten  Bracken  der  Legende ;  IL  das  kürzere  Ge- 
is der  OlmOtzer  (0)  und  Wiener  Handschrift  (W);  Ilt  das 
Gedicht  in  den  Handschriften  zu  Innsbruck  (/).  Mtlncheu  (M) 
haffhausen  {S)  erliaiU^n  mit  den  Prosaauflösungen  der  Hand- 
ln fu  Berlin  (h)  und  Stuttgart  (s),  Aas  einer  Vergleich ung  von 
1  ergibt  sich  zunächst»  dass  die  Hauptquelle  für  n  eine  altere, 
%ero  Becension  von  ^  war.  S.  10 — 18  versucht  Edzardi  io 
tlAitrA|>hen  nachzuweisen  'natdrlich  nur  mit  ziemlich  grosser 
ich*  ^*  Ich  setze  ein  paar  Beispiele  hierher,  damit  man 

u  Grad  dieser  Wahrscheinlichkeit  zu  ermessen« 


ff|pB      A,  Edoofdi,  JJntcTBXkchviUgen  etc.,  ang*  v.  A.  Mtfüftoc^. 

Dabei  bodieae  ich  mich  der  yon  Ed«ardi  angewandten  Zeiche 
umschliesst ,  wovon  nichts  in  der  Pioea  steht ,  ()  was  in  derj 
anders  steht. 

45,  17  Daif  was  satU  Osunüde  leit 

me  er  [eg/  mite  (grlfen  anP 
dö  sprach  aber  [:uo  zimj    der  (vü]  aUe  man: 
Du  fuist  tif  dinem  hoi^e  ertoget\ 
einen  wal  redenden  raben 
(eaUeeliehen]  ffwelf  jdr 

die  [jungen  küniginnep    erwirbei  er  dir  tfür  «uSr* 
*  und  west  nit,  me  er  tun  solt.  Kttiijüller  38:  wie  $61  ick  ti  greifen 

47,  11  Uv  diu  juncvroioe  ßusnaml 
dise  bot»diaft  vernamf 
die  ir  mnt  fhwalt  (bat  Bagen)^ 
se^tant  geu>an  ^  gruze  liebe  suo  (dew  rohenV 
'  enpoten  hett  "  im 

Dann  lautet  die  Prosa  ^und  was  ir  lajt  niob  den  rappen  nnd  \ 
zum  irem  vater:  „und  lotet  ir  den  YOgel»  so  mag  ich  i 
werden.""  Daraus  bildet  Edzardi  die  Strophe: 

Umbe  den  raben  was  ir  leit: 

guo  jsir  vater  sprach  diu  meü; 

'wUeTf  aol  der  rabe  sterben, 

$0  mae  ich  [zer  weide]  nimmer  vrö  werden. 

Das  musß  ich  gestehen :  unter  solchen  Umständen .  d.  h.  weuji 
68  gestattet  ist ,  beliebig  viele  Worte  ^  ja  ganze  Verse  (Str*  54,  9J 
einzuschaltQD,  Heime  neu  zu  bilden^  wunderlich  zu  betonea,  uaraifl« 
Keime  auzutiehuietu  einfucliG  Worte  in  poetische  Formeln  imuosetMii 
erkläre  ich  mich  bereit,  in  jeder  Alt  Prosa^  Strophen  eines  beJilliigttfl 
künstlichen  Metrums  nachzuweisen.  Das  Verfahren  Edzardis  baß 
nicht  mehr  als  kühn,  überkQhn  bezeichnet  worden ,  eä  ist  eiofsch 
eine  Spielerei  ^  die  ho0entlleh  ernst  zu  nehmen  Niemand  biitKli^j 
genug  sein  wird.  Daes  einzelne  Spuren  von  KeLmau  sich  ttndeD,  u^ 
unleugbar ;  das  war  aber  schon  vor  Edzardi  bekannt  und  Wdttrft» 
es  seiner  Anstrengungen  für  die  Beispiele  nicht.  Die  Liingversdj 
beruhen  auf  einer  optischen  Täuschung.  —  Mit  der  Tl.  Grufj^J 
beschäftigt  sich  Edzardi  S.  18—27.  S,  23  ff.  vr 
aus  OTFvierzcilige  Strophen,  sie  sind  um  niclH  il 

aus  I  zusammengekleisterten.  S«  21  stellt  er  einen  Stammbauoifttrl 
diese  Gruppe  auf,  der  S.  27  zum  Theü  wiederkehrt,  «bi^u  da  oio^J 
höchst  complicierten  der  Gruppe  III.  und  dieser  wird  S.  48  »nutf* 
dings  gedruckt.  Diesen  Stammbäumen  fehlt  die  erste  und  wichti 
Bedingong,  sie  sind  nicht  klar.  Wozu  bedient  mau  sich  da^  Diagr»J 
mos,  des  Bildes,  als  um  deutlich  vor  Augen  zu  führen,  was  maa  ^^ 
Worton  nicht  klar  und  präcis  genug  Ziagen  kann»  Die  vjcIcti  vj^täö^ 
gesetzten,  nicht  vorhandenen  ZwischeugJiifdor  in  diese- 
zeigen  an,  dass  Edzardi  entweder  nicht  scharf  genug  u^^. 
(denn  es  ist  die  be<inemste  aber  auch  verzweifeltste  Art ,  jede  ha 


Ä,  Editmli,  ünterrochuDgen  etc..  ang.  ?.  A.  S^hönhach.      5tS 

iftlicbe  Paesung  als  letzten  Auslilufer  einer  selbständigen  Eni- 

ftBg  anzusehen,  för  welche  die  mit  d^m  Hauptstamm  verbindenden 
sr  nicht  etiMieren),  oder  dass  er  zu  wissen  wünscht,  was  man 
wissen  kann*  leb  widerstehe  der  Versuchung  nicht,  den  von 
rdi  angefertigten  Stammbaum  der  Gruppe  III  hier  wieder  za 

Altes  Gedicht  (Morolfßtropbe) 

I 

in  (Morolfstrophe) 


OB 


•S 


*M 


Buchstaben  bedeuten  die  vorhandenen  Hand- 
sind  Termuthet!  —  Es  wird  mir  schwer  deu 
.  des  Abschnittes  anzugeben ,  in  wektiem  Edzardi  die  Gruppe  III 
cht»  die  Verworrenheit  darin  ist  ziemlich  gross.    Zuerst  der 
nbaum.  Dann  bleibt«  da  über  das  Verhältnis  von  if  zu  ^  schoa 
(Germ*  V,  142 — 154)  gehandelt  hat,    nur  zu  erörtern  *daa 
Elia   der  Prosabearbeituiigen    zu  den  [>oetjschen    Fassungen* 
Auch  fQr  s  hat  dies  Edzardi  schon  Germ.  XX  gethan,   er 
nur  noch  reichere  Belege  für  die  Uebereinstimmung  von  5  theils 
theils  mit  3,   Natürlich  hat  auch  8  Langverse  S.  33.  Voa 
l  ah  gilt  es  der  Berliner  Prosa  (6).    Diese  Fassang  stimmt  mit 
S^  hat  aber  auch  bedeutende  Abweichungen.   Selbstverständ- 
sich  die  vierzeiligeu  Strophen  in  b  wieder  S,  42  ff.  Die 
Bg  von  b  zeigt  sie  nicht  minder  S.  45  ff.  zum  Beispiel  so : 

12--13  (mitf)  .  .  „  toHBen  unde  jagen, 

utU  ircw  nutn  nnic  kurzwU«  (h^>en*} 
d«it  itart  (icüUehrr  ')  d^l  trttai, 
(ttU  sin  W«  be^eri*  *)    uns  an  dm  im^ftm%  *)  iuc. 
ymitfr    '  «McA  $fim  Mm  /er/  ptgird    *  dfwwiM^ndm^ 


6S4     A.  JEdBordi,  Untenaohonfen  ete.,  ang.  t.  ä,  SdMbadL 

oder  so: 

do  u?ar6n  In  oucA  aUe  [samt] 
sine  (landes  Herren) '    dt>  u^  vor  hän  genant, 
*  ob  dann  einen  mächtigen  künig  Mugehort.      *  undertan. 

Von  diesem  Eunststflckchen  sagt  Edzardi  S.  48 :  ^Es  ftllt  mir 
nun  nicht  ein ,  zu  behaupten,  dass  genau  diese  Verse  zu  Grande  ge- 
legen haben  müssen.  Ich  wollte  nur  zeigen,  dass  sich  auch  in  dieser 
Einleitung  eben  so  leicht  Verse  und  Strophen  herstellen  lassen,  wie  in 
der  grossen,  dem  Gedichte  entsprechenden  Partie/  Gewiss,  giu 
ebenso  leicht.  S.  49,  50  werden  einige  Stellen  angefahrt ;  in  deaei 
h  das  beste  und  älteste  hat.  S.  51 — 53  zählt  Edzardi  die  Zflge  ao( 
welche  in  den  diei  Hauptrecensionen  vorkommen  und  stellt  darnaek 
den  Inhalt  des  ursprünglichen  Gedichtes  zusammen. 

Der  zweite  Theil.  Das  Verfahren  ist  folgendes:  Zuerst  einTo«- 
zeichnis  der  Strophen  in  den  Verszahlen  ihrer  Abtheilungen,  die 
Volerhaltenen^  Langverse  sind  durch  fetten  Druck  angedeutet  Diu 
werden  die  tadellosen  Langverse  einzeln  aufgezählt  und  gedraekt 
Dann  die  Langverse ,  die  nicht  in  ^iner  Handschrift  erhalten  eiod, 
sondern  aus  der  Zusammstellung  zweier  oder  drei  Handschriften  sieh 
ergeben.  Diese  sind  die  kostbarsten  z.  B. : 

1534  [denne  =  löU  S]  hi  den  kriuzen  [einander  MS  =  X544  8] 

1914  unde  (?)  [sie  beide  SJ  an  [einen  *MJ  gaJLgen  hohen 
2538  die  [dri]  fjuncvrowen  s]  tuen  im  vaste  [hin  Ms]  nath. 
3354  [hilgertn  *M]  ich  gibe  sie  dir  [von  hersen  8]  gerne. 
3358  [zwdre  S]  [vrowe  *M]  ich  toil  dich  dem  bügerine  geben, 

*ilf  existiert  nicht,  ist  erschlossen.  —  Dann  drittens  Langverse, ü^ 
durch  geringe  Aenderungen  tadellos  werden.  Sie  sehen  so  aus: 

806  so  würde  mir  [lihte  M]  [dag]  leben  fmn*  benamen 

1522  dö  bigunde  6r  sie  niht  [mir  M]  vürba,[^^'^j  ^^^ 

2828  sie  valten  die  töten^  [nider]  üf  daz  lant, 

>  min  leben  Hdsa  '  =  3f 5,  heiden  I  (vielleicht  uzspr&ngü^ 
veigen  mit  Stabreim)!! 

Nun  kommt  aber  die  Hauptsache.  ^Ich  habe  also  nachgewieBa^ 
sagt  Edzardi  S.  75  f.: 

1.  194  4-  27  =  221 

2.  32  +    1  =    33 

3.  39  -f    3  =    42 

zusammen:  264  +  31  =  296  Langverse. 

Das  will  sagen :  in  265  von  653  vierzeiligen  Strophen  sind  i^ 
Schlüsse  unzweifelhaft  Langverse  erhalten,  wozu  noch  31  Langra^^ 
kommen,  welche  durch  4  theilbaren  Partien  vorangehen.  Diese  ' 


A.  £d£ardi,  \3ntemidijmgen  etc, ,  ang.  v,  A.  Sdhönbaeh-      585 

(!)  wtre  ^ar  uicbt  xu  begreifen,  wenn  nicht  wirklich  das  Ge- 
ursprün^lich  in  Moroifstrophen  abgefasst  gewesen  wäre.  Es 
uli^o  erlaubt  sein,  aocb  die  übrigen  358  vierzeiligen  Strophen 
af  hin  anzusehen,  ob  nicht  anch  in  ihnen  sieb  Spuren  von 
essender  Langieile  erhalten  haben.  Das  geschieht  nun  sofort 
ff.  Habe  ich  zu  viel  gesagt,  wenn  ich  behauptete,  man  müsse 
f  boabaft  sein,  am  £dzardi*8  Verfahren  ernst  zu  nehmen?  8.  81  ff. 
en  die  Mittel  besprochen,  durch  welche  man  unToUkommen 
lieferte  Schlussverse  ergänzen  könne.  Hesultat:  S.  87:  *Es  ist 
füit  ffir  die  Textkritik  das  wichtige  Kesultat  gewonnen,  dass  etwa 
b^^Mbgetheilten  Strophen  (und  Yersgruppen)  unzweifelhaft  mit 
^^|Plen  6chlje88en,  in  weiteren  %  aber  mit  mehr  oder  weniger 
^pscbeinlichkeit  die  Schlussyerse  durch  unwesentliche  Aende- 
1^  oder  Zusätze  (!)  zu  Langrersen  gemacht  werden  k^^nnen.  Es 
iri  also  die  Annahme  wol  als  erwiesen  (I)  gelte»  dürfen,  dass  ur- 
^ünglieh  das  Gedicht  in  der  Morolfstrophe  abgefaast  war.  Daher 
itd  denn  auch  immer  die  Ueberliefemog  den  Vorzug  verdienen, 
flehe  sich  dieser  Form  am  troneston  anschliesRt ;  und  speciell  fßr 
m  Langvtrs^  wird  man  bei  abweichenden  Lesearteu,  deren  keine 
iUüi  Langvers  bietet,  in  der  Variante  beider  (bezw*  mehrerer)  Texte 
WiT*»  des  ursprünglichen  Langverses  sehen  müssen/  —  Nun  gibt 
noch  6*zei!ige  Abschnitte;  die  kdnuen  nur  aus  4*zeiHgen 
ur<  r»  i>weiterung  entstanden  sein,  Edzardi  bemüht  sich  S,  89 — 98 
Ir^^  Erweiterungen  nachzuweisen.  Noch  mehr,  er  gibt  auch  2-zetligo 
ehüitte;  diese  sind  natt)rlich  entweder  mit  Absicht  oder  durch 
JI  aus  4*zeüigen  verkürzt.  Nachweis:  S  98 — 102.  ^Nunmehr 
noch  5  Doppelverse,  für  die  ich  vor  der  Hand  keine  ErkH- 
^  weiss'  S.  102,  Das  ist  Schade ;  aber  man  darf  nicht  verzweifeln, 
einigem  guten  Willen  werden  sie  schon  noch  herausgebracht 
len.  S.  104  f.  sagt  Edzardi  noch:  Die  Grundsätze,  welche  mich 
Hi  der  Herstellung  der  Texte  leiten  werden,  sind  durch  die  vor- 
MilMdeii  Untersuchungen  im  Allgemeinen  gegeben.  E^  wird  mein 
mMNd  sein  zunächst  den  Text  der  handschriftlichen  Ue herliefe- 
nmg  geeäss  auf  der  Grundlage  deir  Ergebnisse  dieser  Untersuchungen 
logtitwle  möglich  h<^rstellen;  dagegen  aber  auch  die  Strophen,  so 
weit  dies  thunlich,  anzudeuten  und  die  ältere  und  bessere  Gestalt, 
*o  die«elb(!  »ich  mit  annähernder  Sicherheit  oder  Wahrscheinlichkeit 
*«chlie$csen  lässt,  unter  dorn  Texte  beizufügen,  Uebrigens  wird  man, 
»^»il  hier  durch  Bern  I  '  '  ing  der  Prosaauflösungen,  zumal  der 
^itlUnwoit^e  einer  U  idschrift  beinahe  gleich  zu  achtenden 

frei*  #,  nngewühnliche  Schwierigkeiten  entstehen,  dem  Heraus- 
[ilier  aoeli  etwas  grössere  Freiheit,  als  sonst  üblich,  einräumen 
■toen**    Das  ist  eine  recht  erfreuliche  Aassicht  für  die  Zakunft. 

Kacb  der  vorgelegten  Inhaltsangabe  wird  es  nicht  zu  hart  er- 
tkftuieii,  wenn  ich  sage:  Edzardis  Ruch  ist  vollkommen  confus  und 
iloe  gBarbeitel    Es  ist  seiner  ganten  Anlage  nnd  Form  nach 
unreif.  Wenn  Edzardi  Maas«  genng  hat  seinen  Scbarf- 


SM    0.  Lerem,  Deutschlands  Q€5chiolitB«[U eilen  etc.,  &n^,  f.  J» 

sinn  in  solchen  mussigren  Täüdoleien  zu  üben,  die  er  selbst  für  Viw 
stxidieu  zu  einör  Ausgabe  zu  halten  so  unglOcklich  ist,  so  hätte  er  sie 
Wduigsteus  für  sich  bewahren  sollen.  Ueber  Jalir  und  Tag  wir«  w 
dann  ruhig  genug  gewesen ,  um  die  ganze  Bodenlosigkeit  seiner  Ab* 
Handlung  zu  erkennen.  Ohne  Nachtheil  kann  man  Etkardis  Sehrift 
als  nicht  vorhauden  betrachten. 


Graz,  Februar  1877. 


Anton  Schön ba oh. 


0.   Lorenz,   Deutschlands    Geschichtsquellen    im    ' 

seit    der  MitU^  de«  XIIL  Jahrhundeits.   2.  Äufl,   2  B,4*-.,-.    l. 
1876/77.  Wilhelm  Heri  (BesserVhe  Buchhandlung),  X  und  291, 
und  359  ÖS.  ö". 

Als  Lorenz  zum  ersten  Male  an  die  Abfassung  Am  vorliefeo- 
den  Buches  gieng,  welches  nun  —  ein  Werk  lungi 
zweiter  Auflage  ei-scbeint,  da  hatte  er  besonders  * 
bedeutende  Schwierigkeiten  zu  bekämpfen.   Das  Werk 
zunächst  in  formeller  Beziehuug  eng  an  die  Geschichtaquel 
baehs  an^  an  ein  Buch  also,  das  in  jeder  Beziehung  ausg'^ 
besonders  aber  durch  die  umfassende  Gelehrsamkeit,  weiche  wj^m 
bach  eignet  und  durch  die  edle  und  BtilTOlle  Behandlung  des  Btoflei 
Indem  aber  Lorenz  den  Anschlu^s  an  Wattenbacl>  to,  nai; 

nach  der  einen  wie  nach  der  anderen  Richtung  d^  i  lir 

eben  trachten  und  dabei  ergab  sich  die  zweite  noch  1 
Schwierigkeit^  welche  iu  dem  Inhalte  des  zu  behandelnden  U 
ruht.    Wattenbach   konnte  für  seine  Darstellung  die  M 
Sammlung  und  zahlreiche  Vorarbeiten  zu  derselben  in  i 
Weise  benutzen,  der  Stoff  aber  der  hier  in  Betracht  käTn 
sentheils  noch  eine  rudis  indlgestaque  molos.    Wi<  ] 
Johann  von  Victring.  der  steirische  Reimchronist,  Di> 
u,  a.  liegen  nach  heute  in  unbrauchbaren  Ausgaben  vor  und  für  tAhM 
reiche  andere  war  noch  kaum  die  handschriftliche  üeberlieferniÄ 
festgestellt;  dazu  kommt  noch,  dass  nur  wenige  Schriftsteller   di^ 
XIII. — XV.  Jahrhundertes  ein  ganz  beaouderee  Interesse  '  i'  ' 
findet  sieh  beii^pit^lsweise  keiner,  der  sich  etwa  mit  Oti 
sing  vergleichen  Hesse:  es  gehörte  demnach  eine  seltene  .--- 

Anadauer  dazu,  ^ich  durch  die  geuauut^n  Üebelsiande  r  iitf 

arbeiten.  Trotz  alledem  kann  es  znmal  nach  der  zweiten  AaltiMS 
von  Lorenz'  Geschichtsquellen  keinem  Zweifel  unterliegen,  daas  da»^ 
selbe  beide  Schwierigkeiten  mit  der  ihm  eigenen  Geschicklichk^ 
überwunden  bat    W'er  nun  die  zweite  Auflage  seines  Btjr*  '  * 

ersten  vergleicht,  der  wird  in  angenehmster  Weist>  liberra- 
Aus  einem  ziemlich  seh' 
von  denen  der  erste  die  iJ' 

in  zwei  Abtbeiiungeu   .Noiiideutschiand''  uud  ^Heichs-  und  kaia^ 
geschichte**  enthält.    Der  grössere  Umfang  des  Buches  erkUrt  sk^ 
zunächst  aus  dem  Umstand,  dass  der  Verfasser  nun  aoch  die  ' 


r«Kf,  DeaUchUnds  Qdsehidiiaqiielleii  etc.,  &n^,  r.  J.  Loidrth,    5S7 


btoqiielltn  des  XY.  Jahrhundertes  in  den  Kreis  seiner  Betracb- 

^  und  dass  zahlreiche  neue  PublrcatioDou  Ober  eiazelue  Quellen 
uze  Partien  von  Quellen  berücksichtigt  werden  niussten.  Um 
I  dieser  Zeitschrift  nur  annähernd  ein  Bild  von  der  massen- 
Pi-odaction  der  letzten  Jahre  zu  geben,  können  hier  Lorenz* 
Worte  citiert  werden:  ^Was  in  den  letzten  fünf  Jahren  für 
i^eschicbte  der  späteren  Jahrhunderte  des  Mittelalters  und  ins- 
hdere  für  die  Quellenkritik  dieser  Epoche  geleistot  wurde«  tlbor- 
■  die  Thätigkeit  mancher  früheren  Jahiaehnta  aowol  in  Bezu^ 
»n  Werth^  ala  die  Hasse." 

P  Die  Oesehichtsqnellen  des  XY.  Jahrhunderten  sind  hiebei  nicht 
I  etwas  seibsflindigeä  gcfasst  und  demgemäss  dargestellt  worden, 
ton  vielmehr  an  die  Darstellung  der  Geschichtsqii eilen  des 
iizweg  angeschlossen  —  ein  Verfahren,  welches  nur  gebilligt 
liden  kann,  da  nur  auf  diese  Weise  zahlreichen  Wiederholungen 
IT  VerweisuDgen  auf  früher  Gesagtes  vorgebeugt  werden  konnte* 
0  Kititheiiung  des  Stoßet  ist  dem  Principe  nach  dieselbe  geblieben 
der  ersten  Auflage,  die  diesbezüglichen  Aendemngen  sind  nn- 
bUcJi:  Die  Scheidung  Oesterreichs  ron  dem  übrigen  Deutsch- 
de  aufgehoben  und  es  erscheint  nun  Oesterreich,  wie  wir  es 
ibach  zu  finden  gewohnt  sind^  im  unmittelbaren  Anschluss 
Die  inhaltlichen  Aenderungen  sind  dagegen  an  vielen 
sehr  bedeutend.  Man  sieht  dies  gleich  in  dem  zweiten  Para- 
apbe,  der  Ton  den  Gesohichteqnellen  Straasburgs  handelt.  Hier 
len  die  neuen  Publicationen  der  Städtechroniken  benutzt  werden. 
Originale  bei  der  Eroberung  der  Stadt  im  Jahre  1870  leider 
[le  gegangen  sind;  sie  können  nun  glücklicher  Weise  als  ein  Er- 
liiBr  Letzteren  angesehen  werden.  In  Bezug  auf  Mathias  von 
fUT^  orgeben  sich  nur  unwesentliche  Modificationon,  dasselbe  gilt 
für  Johannes  von  Winterthur.  Für  Passau  sind  die  Studien 
oacher's  über  Albert  von  Possemünster  massgebend  gewor- 
n.  Das  Caj»itel  fiber  Bornardns  Noricus  hat  durch  meine  Ausgabe 
IT  Krc^msmünsterer  Geschieh tsqueUen  eine  Aenderung  erfahren.  Bei 

f  Gelegenheit  erinnere  ich  mich  von  dem  Verf.  selbst  auf  ein 
^fn  mtMuerseit«  aufmerksam  gemacht  worden  zu  sein,  dassnäm- 
skellermeistfT  Sigmar  urkundlich  (Sigmar  der  chelner) 
ist,  ein  Umstand  der  beiläufig  hätte  bemerkt  werden 
tonen.  Der  Abschnitt  Qber  Johannes  von  Victring  ist  nach  den  aus- 
luächnet^n  Studien  Fuurniers  geändert  worden,  für  Jacob  Unrest 
bi  üt  eben  m  tüchtigen  Arbeiten  von  Krones  benutzt  worden.  Eine 
(BATbeitnng  I;ai  aurh  der  Abschnitt  Ober  die  böhmischen  Geschieb ts- 
piUen  erfaiiri*n.  1(  h  bemerke  hier  nebenbei,  dass  von  Pulkawa  auch 
iae  dentecbe  Eedaction  in  einer  Münohner  Handschrift  vorhanden 
^,  die  weder  als  eine  Uebertragung  aus  der  Meuken'schen  noch 
Itr  Dubner^schen  anzusehen  ist.  Da  ich  Gelegenheit  hatte,  dieselbe 
B,  io  bemerke  ich  hier,  dass  sie  in  124  Capiteln  wol  geglie* 
leren  letztes  lautet:  Heinricus  der  römisch  kunig  het  hoeh- 


S28     0.  LonnSy  Deutschlands  OeAcfaichtsquellen  etc..  «og^^*  Jl; 

zeit  mit  seinem  erst  geporen  snn  Johanni  und  EJyT^abeth  cftn  Speji^ 

gar  kostenliche. 

Inhaltlich  stimmt  die  deutsche  Redactioti  mit  d*  '^b&tm 

flberein,  doch  bat  auch  sie  sowie  die  Monken^ache  Capittl 
Dann  fehlen  ihr  die  Einschiebtingen  ans  der  brandonbai^ischl 
schichte,  die  inhaltücbe  üebereinstimmuDg  mit  der   Doboer 
EedactioD  endet  mit  dem  Tode  Weuzel  IIL ;  die  noch  folgenden 
Capitel  sind  eine  Uebertragang  der  Eönigssaaler  Geschichtaqo^h 
nnd  zwar  durch  den  Domherrn  Fmoz. 

Auf  eine  deutsche  vita  Karoli  verbunden  mit  einem  deatsche 
Dalimil  hat  nun  auch  E.  Martin  in  der  Zeitschrift  hit  deulscheH  Alt 
thum  N.  F.  IX.  2. 1 11  aufmerksam  gemacht.  Zu  Dalimil  kann  hier  gleid 
falls,  da  mir  auch  diuse  Handschriften  zn  Gebotr    ' 
Note  eine  Bemerkung  gemacht  werden.  *)    Das  Ca, 
sitenzeit  und  Hussitengeschichte  ist  völlig  neu  und  üb£^rhaui*l  i 
der  schönsten  im  ganzen  Buche.    Ebenso  reich  siud,  abgesehen^ 
den  Geschichtsquellen  des  XV.Jahrhundertes,  welche  ganz  neu] 
kamen ,  die  Veränderungen  und  Verbesserungen  der  Capital, 
nun  im  zweiten  Bande  stehen ,  an  welche  hier  nur  in  flüchtiger  Wt 
gestreift  werden  kann.    Mao  vergleich©  in  dieser  Beziehung  nur  dei 
Inhalt  der  §§.2—5  mit  dem,  was  die  erste  Auflage  über  die  Nieder» | 
lande  enthalten  hat,  die  in  der  letzteren  in  einem  einzigen  Piur»*! 
gr&phe  ihre  Erledigung  gefunden  hatten,  §.  8  ist  vielfach  ^vernMJlirt,^ 
%.  9  (Westphälische  üniversalhistoriker  des  XV,  Jahrhunderts  fdllij 


■|  Der  Äbdrack  des  pros,  Dalimil  bei  Pez  ist  unbnachbsrt  P)tl 
beste  Handschrift  ist  wol  die  Leipziger  132a  22.,  die  Fotthaet  (W^)! 
fllÄchlich  als  Pulkawa  beieichnet  Der  Druck  bei  Pez  berttht  »uf  «»«rl 
schlechten  Abschrift  Hoffmanns,  die  schon  aus  einer  jüngeren  Müa 
ehemals  Etneraner  Handbchrift  gemacht  wurde.  Die  Uöterschia" 
sehen  der  Münchner  und  Leipziger  Handschrift  beruhen  mehr  in 
lichten  Momenten,  wie  man  aus  cap,  55,  das  übrigens  bei  Fex  fehlt J 
sehen  kann;  König  PrÄiraias+il  gtinannt  Otakar  starb  und  ajü  so«  Weacljjgj 
trat  uff  synen  stol  und  die  «t'lbe  cxeit  waa  der  osterrische  hercfog 
gestorben  und  Friderich  syn  son  was  an  syn  stöt  komen.  Der 
von  Myasen  qwara  streitberlich  yn  dat*  Uint  c«u  Behuien;  da  i 
behmiache  fniate  Wcnczeslaw  mit  dem  markg^raffen  von  MysMn 
den  synen  ke^en  Osterich  und  vortorbete  den  hercÄOjf  Fhu  '  1] 
sjrn  lant  widder.  Sehet  wie  hatten  sich  die  B^jbmen  v» 
sie  vormalß  den  keiser  hattt'ii  ummetjesehlagen  und  tofftUn 
den  herczogen  cxihen  ane  hülfe.  Damach  beffunvJe  aber  der  fufi 
den  banden  cau  lagen  und  syne  kurcze  weile  c-tu  haben  und  vutU 
ouge  vn  dem  pusche.  Und  da  her  das  oug^  vorlosz,  da 
dem  Vvalde  czu  wonen  und  lag  stetiglichen  uff  ßurgelin^ 
nichtis  nicht.  Sünder  her  wontc  gerne  mit  d^^n  hunden^  ußd  dar« 
ym  eyn  beyn  we  ?on  dem  atancke  der  hnnde,  und  da  der  cru  k^nij 
gekom,  da  begunde  her  gich  syner  gebort  czu  scheroen  ^i 
l&tadicz  syn  geblechte  vortreiben  und  gab  daa  durff  den 
yra  die  herrcn   das   vorsahen,    da    teilte    er    alle    vi  1^ 

Dentzcn.    Dieselbe  czdt  siarb  hischoff  Johannes  un 
syne  stat.  Der  starb  C2n  hiint  nach  dreyen  iaren  und  inn:ii  im  wt^n 
biacho^ 


tt^  Oe«terr.*an^r.  LäDderskizzen  ete.,  ang.  ?.  Th,  CicaUk,    520 

mu)*  Dasselbe  gilt  toü  §*  11  (TbQriDgisclie  Ges^hichtscbrerber  des 
[.  Jahrhußderts),  §.  16  (Heraanu  Korner)*  §§.  16,  17.  (Hoch- 
fchioaiken).  §,  20  (Einige  liviändiscbe  Quellen)  und  21  (Schle- 
ünd  Polen)  sind  reich  vermehrt.  Vor  allem  muss  hier  die  dritte 
beilnng  beryorgohuWn  werden ,  welcbe  die  Reichs*  nnd  Kaiser- 
icbte  bebandeli»  und  welche  in  der  ernten  Aufliige  mehr  anbangs- 
in  den  §§.  34  und  35  enthalten  war.  Auch  lOi*  die  dritte  Ab- 
sind viele  ansgezeichnete  Stadien,  wir  erwähnen  nur  daB 
»BucbEiezler's:  Literarische  Widersacher  derPäbste  im  Zeit- 
Ludwig  des  Baiers,  in  umfassender  Weise  benütat  worden. 
So  reich  nun  die  Fülle  des  Stoffes  nnd  so  schwer  auch  dessen 
^udlnng  ist,  so  hat  sieb  doch  Lorenz  seiner  Aufgabe  in  muster- 
^er  Weise  entledigt  Denn  es  ist  nicht  blos  ein  jedes  einselne 
HTerk  einer  sorgfältigen,  scharfen  und  zutreffenden  Charaktedstik 
loUrtogen  worden,  sondern  es  erscheint  überall  das  Wesentliche  nnd 
B#dtatUDgs?olle  in  den  Vordergrund  gestellt»  an  zablreichen  Stellen 
faidfio  sich  Hinweise  und  Winke  fnr  junge  Hi^ttoriker,  was  noch  bei 
einen  oder  anderen  W^erke  zu  leisten  wäre,  and  so  hat  denn  das 
auch  in  der  zweiten  Auflage  ein  wichtiges  pädagogisches  Mo* 
und  wird  such  in  dieser  wieder  die  Anregung  bieten  zu  z$hU 
•n  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  mittelalterlicher  Qaellenforschong. 


Ciernowitz  im  Mai  1877. 


J.  Loserth. 


lichisch-uDgarische  Landerskizzen  oder  eine  Vorschule 
rGeographie  des  Österreichisch-ungarischen  Kaiserstaaies, 

2«]ll  SchalgebrAUcbe  gcieicbnet  und  verlaset  von  Rudolph  Knaus« 
aS  S.   otid  14   Uibögraphisebe  Tafeln    Prag   1877.  Fr.  A.  Urbauek. 

fcYorli0gende  Arbeit  hat  zum  Ziele  die  Einführung  der  auf  der 
cvo  Stufe  des  geographischen  Unterrichtes  allein  berechtigten 
ind«&  Hetho^Je  hei  dem  Studium  unserer  Vaterlandskunde. 
Ala  QrundJage  für  die  Zeichnungen  wählt  der  Herr  Verf.  zwei 
y&lAfi,   wenn  möglich  Theile  eines  Meridians  und  eines  Längen- 
IroiaoB  t  durch  welche  die  Breite  und  die  Länge  des  darzustellenden 
lmaii0s  g^nau  bestimmt  sind,  und  zeigt  uns  sodann  von  Böhmen  ans- 
einer  Reihe  von  Skizzen  ') «  wie  sich  mit  den  einfachsten 
ein  conrectes  und  sicheres  Zeichnen  der  Landes-  und  Reichs* 
I  •rttichen  lässt.  Dabei  wird  zugleich  die  Lage  einiger  Haupt- 


*)  Uijhenfolge  der  Skizzen:  Böhmen;  Mahren;  Schlesien;  Sudetten- 
GftUxien  und  Bukowina;    nördliche  Länderzone   der  Monarchie; 
Ober^aterrcich  and  Salzburg;  Steiermark  und  Kämthen;  Tirol; 
und  K1ltit«i)land ;  Gruppe  der  Alpenländer;  Länder  der  ansariachen 
B©;  Dalmatieu;  zwei  Skizzen  Ton  öeeterreich-üngftrn,  yon  denen  die 
durch    da»  Zusammenfassen  der  Skizzen  der  Kronländer 

plrtuiden  ist,  die  andere  die  Reichsgrenaeo  aelb^  t wirft,  aber 

HMMlttttng  dar  bei  den  betreffenden  Kronlandern  asucugenommenen 


i  f.  i.  ftnwr.  (IfBui.  1ST7.    VIT.  Bell« 


U 


5S0    B^  Knau$,  Oesterr.-Qiigar.  üLnderskizten  tte.,  ang.  v.  Tk.  ÖMdt 


orte,  FlDSstheOe  und  Berge  durcbgeuommen ,  let?*  - 
dMD,  weflü  durch  sie  die  Form  der  Landesgrenzen  heM 

Auf  diesen  Skizzen  will  nun  der  Herr  Vnt  den 
ftafbaueo  und  gibt  uns  übür  den  Lehrgang  folgende  Atv 
In  dio  Skizzen  der  einzelnen  Kronländer  werden  n^ch  der 


meotUeii 
Unterricht 

dl 


4 


der  Schüler  in  der  Hand  hat,  vom  Hauptünsse  ausgehend  aw  Witä 
laufe  und  ihre  Namen  eingetragen.    Auf  einer  »weiten  hydrog 
sehen  Skizze«  anf  welcher  aber  die  Namen  weg^elaaeen  sind ,  werdf 
sodann  die  Gebirgszüge  mit  dicken  Strichen  eingezeiciinet ,  und  «la^, 
oro-hjdrographi^he  Skizze,  jedoch  wieder   ohne  Bezeichonog  '*Tfc_  ^ 
Namen,  dient  als  Grundlage  fUr  die  Topographie,  die  in  er9l«r  Iöil^^ 
im  Anschlüsse  an  das  Flussnetz  durchzuaehmeu  ist. 

Wenn  man  die  Skizzen ,  welche  der  Herr  Verf.  eütweriSui  &%i> 
im  Einzelnen  durchgeht,  und  wenn  man  die  Art  and  Weise  beaelrt^i^ 
wie  er  die  Verbindung  zwigchen  den  einzelnen  Ländern  iiud  LamUir. 
gruppen  herstellt'),  so  muss  man  im  Ganzen  damit  ebenso  euir^r* 
standen  sein»  wie  mit  den  Grundsätzen,  die  er  fär  den  Lehrgang ifi 
der  Geographie  aufstellt.    Aber  sein  Lehrgang  för  die  Landeskzmde 
Ton  Oesterreich-Ungarn  leidet  an  dem  Hauptfehler,  daas  nickt  tarnt 
eine  Grundlage  för  das  Ganze  geschaffen  wird,  an  dk  aich  die  Kat» 
Wicklung  der  Theile  auBchliesst,  sondern  dass  in  gerade  verkihrtr 
Weise  der  Schüler  die  Monarchie  dadurch  kennen  lernen  soll,  dasg 
er  nach  Art  eines  Geduldspieles  Krouland  au  Kronland  fügt. 

Zur  Kenntuis  der  Grenzen  der  Monarchie  gelangt,  man  oicb 
dem  Lehrgange  des  Herrn  Verf.  erst  durch  die  Kenntnis  dtsr  GrmM 
von  so  und  so  viel  Kranläudern ,  wobei  man  sich  eine  Kenge  m 
zusammeuhangälosem  Detail  der  physicalischen  Ge^u'      *      asdi 
Topographie  merken  muss,  um  die  verschiedenen  ^  '^^      ^ 

Einbiegungen  der  Grenzen  zu  bezeichnen.*)   Noch  urgei  aber  ist," 
dass  der  Herr  Verf.  die  physicaii^che  Geographie  ebenso  zerstüi:!^ 
lehren  will.    Das  Erreichen   des  ersten  Zieles  des  geograp 
Unterrichtes,  das  Auffassen  der  einzelnen  phjsicalischen 
wtti'de  dadurch  dem  Schüler  auf  eine  nicht  zu  verantwortende  Woist 
en»chwert  werden. 

Es  scheint  mir  überhaupt  nicht  gar  so  sieher  zn  sein, 
Oesterreich-Ungam,  dessen  Grenzen  in  den  meist«  t  du 

Gebirge  und  Flüsse  gebildet  werden,  und  wo  wir  im  l 
für  da«  Einzeichnen  der  anderen  Flüsse  eine  Basis  beaitceo,  wie  i 
uns  nur  noch  in  der  Schweiz  die  Rhone-HheinUnie  darhietet,  dasl 
werfen  der  Grenzen  der  beste  Anfang  für  den  Unterricht  sei*), 


')  So  werden  die  Siii^f-tt^^n linder  mit  Galizi^n  nr.,i  ,(^1-  Bakon 
in  ausgezeichneter  Weise   !  Parallel  50,  N  U«r6st«n«rt 

und  SalzhuTg  mit  den  Sud< '  rn  durch  den  >i  iJ  vörbaiil«» 

')  Man  vergleiche  in  dieser  Beziehung  besondrrs  dir 
')  Natürlich  muss  dann  die  gmte  Donau  gezeichnet  v 
dieser  Ansicht  bestärkt  mich  auch  die  Arbeit  Dronke's  in  eeioe&  üc^S^ 
^^ichnungeo  HI,  Blatt  7. 


fJl  Stkram,  Lelirbuch  d^r  Anthmetik.  ang,  v.  G.  WaUeniin.    5Sf 


Vorliegende  Arbeit  kann  also  ihre  Verwendung  weniger  beim 

richte  in  der  Geographie  von  Oestencich^Ungarn  als  bei  dem 

Ift  spectellen  Landeskiiiiden  finden.    Doch  werden  jene  Lehrer, 

rohnt  sind  die  Geographie   nngeres  Vaterlandes   nach   der 

Etfotleii  Methode  vorzutragen,  darin  eine  Reihe  der  anregendsten 

rkongen  finden,  die  sich  beim  Unterrichte  mit  grossem  Nutzen 

b«n  Iftseen. 
Wir  schliessen  mit  der  Anfübrnng  einer  Reihe  von  Versehen, 
beim  Durchlesen  der  Schrift  anfgefallen  gind:  S.  15  Schön- 
statt Schönberg;  S.  19  Grossen  Predil  statt  Gr.  Priel;  S,  20 
Ton  Niederösterreich  statt  Westgrenxe;  S.  22  Tannenge- 
\  atatt  Tinnengebirge,  Mallsee  statt  Mattsee;  8.  24  der  Gr.  Predil 
\üet  > ) ;  dann  wird  in  Steiermark  von  einem  niederGsterr. 

üeeberges  gesprochen,  welcher  Berg  ganz  in  Nieder- 
hieb liegt,  während  es  vielleicht  Schneealm  heissen  sol],  die  aber 
er  in  Steiermark  liegt;  überdies  ist  dort,  wo  auf  Tafel  IX  b. 
siebt,  das  Xassrtbal :  S.  25  Grintouz  statt  der  Grintouz ,  Linz  statt 

f;  8.  26  wäre  besser  Oetzthaler  Ferner  statt  Oletscher;  dann 
es  aof  der  drittletzten  Zeile  111  für  Dler;  S.  27  Liehtenstein 
u;  S.  28  Roweredo  statt  ßoveredo;  Tafel  Xb  an 
^on  Tirol  li  für  Isar  statt  Is:  hier  wie  auf  S.  26 
ndwtfsüich  von  Innsbruck  das  Wettersteingebirge  statt  des  Gr.  ßoli- 
Äüf  der  Karte  ist  die  Lage  von  Bozen  und  die  von  Roveredo  zu 
I  nach  Süden  gerückt;  S,  28  Ratzenbach  in  Krain  wahrschemlkh 
hmh,  Würzner  ßave  statt  Wurzener  Save,  Wacheinor 
Wocheiner  Save ;  8.  39  wieder  Würzner  Save ;  dann  fehlt 
i  o  in  Loibl;  S.  33  Tbeis  statt  Theiss;  Preises  statt  Kreises; 
statt  Komom ;  Weizen  statt  Waitzen ;  letzte  Zeile  der  Seite 
i  dorn  türkischen  Gebiete  der  Suttorina''  statt  „durch  das  . , . " : 
ist  Montenegro  als  Grenzland  von  Dalmatien  vergessen»  Im 
ilil  »toht  dsterreichisch-QQgarificher  Kaiserstaat  statt  des  «»fficieUen 
iMiruckt«  Merreiehisch-unganscbe  Monarchie.  Ausserdem  w&re 
I  licierk^«  iam  ee  bei  der  gleichzeitigen  Angabe  der  Lage  meh* 
if^r  Orte  conpeqoent  'liegt'  statt  *  liegen^  heiset. 

Wien.  Dr*  Theodor  Cicalek* 


der  Ar' 

8  e  h  r  •  lu  , 
iAiull.  Wkt» 


'^ik  für  die  zwei  ersten  GyninÄsiaklüsseo.  Von 
am   Comtn.  lieal-    und  übert^vrauasitttii    in 
.  Alfred  Holder. 


vorliegende  Leitfaden   eines  bewährten  Lehrers  hat  bei 
en  nach  genauer  Durchsicht  die  Ueberzeugung  begrün* 
derselbe,   einer  ausgebreiteten  Praxis  entsprungen,  der 
lul«  treffliche  Dienste   leisten  könne.    Die  Grundsätze^  wie  der 
wm  tbeilö  im  Vorworte  ausspricht,  theils  in  jedem  Capitel 
hervortreten  lässt,   kanu  Referent   nur  billigen.    Ein  Haupt- 


582    J.  S<^rüm,  Lehrbuch  der  Arithmetik,  ang.  t.  G.  WaBmitm. 

unterschied  zwischen  diesem  Lehrbuche  nnd  vielen  Bfichem  ihn- 
lieber  Art  liegt  darin,  dass  der  YerfGuser  dem  Bechnnngs- 
mechanismus  nicht  jene  Stelle  einr&umt,  die  wir  ihn  so  oft  ina» 
haben  sehen.  Dass  fär  einen  Gymnasialschfller  immer  mehr  diii' 
logische  Entwicklung,  das  Appellieren  an  das  Verst&ndnis 
der  einzelnen  Operationen  die  Oberhand  haben  soll,  und  nicht 
Yortheil  und  die  praktischen  Seiten  des  Rechnens,  liegt  aokon 
Zweck  und  in  der  Bedeutung  des  Gymnasialunterrichtes.  Dem 
sprechend  hat  der  Yerfosser  womöglich  die  Aufstellung  aller 
und  Lehren  vermieden ,  welche  eine  tiefere  geistige  Anfftuunng 
Gegenstandes  bei  Seite  setzen  und  häufig  nur  Qu&leraien  fbr 
Schüler  sind. 

Den  Ausgangspunct  fftr  seinen  Untei-richt  in  der  Arithi 
nimmt  der  Verf.  von  der  Erklärung  des  , indischen  Positioni 
systemes^  und  dieses  ist  der  Faden,  der  sich  durch  das 
Büchlein  zieht.  Wie  im  Vorworte  bemerkt  ist,   „soll  der  Schftter 
dieser  Quelle  immer  directe  schöpfen;  wird  er  daran  gewöhnt, 
gewinnt  er  die  volle  Ansicht  über  den  Positionswerth  irgend 
im  Laufe  einer  Rechnung  vorkommenden  Zahl   und  bedarf 
Regel  als  Krücke."  Die  historischen  Daten,  die  auf  pg.  4t  ?orkomffl%ii^ 
enthalten  näheres  über  die  Geschichte  des  Zählens  und  der  Ziffar- 
systeme;  sie  sind  dem  trefflichen  Werke  von  H.  Hankel  (.Snr 
Geschiohte  der  Mathematik  imAlterthume  und  Mittel» 
alter^)  entnommen.  Kein  vernünftiger  Lehrer  wird  dieselben  etn 
als  unnützen  Ballast  über  Bord  werfen,  sondern  im  (^egentheile  sie 
seinen  Schülern  stets  vor  Augen  halten. 

Die  Darstellung  der  Einheiten  durch  Puncto  erleichtoi dn 
Verständnis  der  Grundoperationen  und  ist  hier  theilweise  mr  An- 
wendung gebracht.  Die  stricte  und  kurze  Bezeichnungsweise  dff  Bn- 
heiten,  Zehner,  Hunderter  etc.  hat  dem  Ref.  sehr  entsprochen  and 
sollte  mehr  und  mehr  zur  Anwendung  kommen.  Im  weiteren  Tot- 
laufe des  Buches  finden  wir  die  sogenannten  Rechnungsvortheibsv 
sehr  wenig  berücksichtigt;  man  wird  es  billigen,  wenn  man  die  Moti- 
vierung dieser  Vernachlässigung  von  Seite  des  Verfassers  liest,  ffd* 
eher  bekennt ,  dass  er  den  Rechnungsvortheilen  beim  schriftUelMB 
Rechnen  keinen  besonderen  Werth  beilege,  da  es  besser  sei,  lid^ 
einige  Zeilen  mehr  zu  schreiben ,  als  die  Sicherheit  der  RechnoV 
durch  deren  Ersparnis  zu  gefährden.  Im  V.  Abschnitte,  der  tiMT 
Division  handelt,  ist  besonderes  Gewicht  auf  den  unterschied ivi- 
schen  Theilung  und  Messung  gelegt,  eine  Begriffsscheidoogr 
die  uns  —  wol  nicht  zum  Frommen  der  Schule  —  in  den  tbrig^i 
Lehrbüchern  so  selten  begegnet.  Hier  wie  aller  Orten  in  dem  Ldj^ 
buche  finden  sich  auch  Beispiele,  welche  die  Uebung  des  Schülers  i» 
Kopfrechnen  bezwecken,  über  dessen  Werth  als  einer  der  bestoD 
Denkübungen  man  wol  einig  ist.  Der  Gedankengang,  den  der  T^^ 
bei  Abfassung  der  Regel  de  tri  und  bei  Anwendung  deredbea 
eingeschlagen  hat,  wird  von  Seite  der  Fachgenossen  Wflrdigno^ 


J.  Sektam,  Lehrbuch  der  Arithmetik,  tin^.  v.  J.  WMenÜn,    SS8 

hun;  durch  blosse  Verstandessehlnsse  werden  die  hierher  ge- 
rjgeu  Aufgaben  gelöst  und  nicht  mit  Hilfe  der  Proporttonslehre, 
leicht  einen  zu  grossen  Mechanismus  in  die  fi^chnang  bringt, 
i  Proiw)rtioDslehre  behandelt  Verfasser,  nur  aas  Röcksicht  auf  die 
EKtrfxussd  des  geometrischen  Lehrzielcs,  in  einem  späteren  Ab* 
bnitte*  Im  «üebungsstoff  für  Umwandlungen  im  metri- 
IhäD  Systeme"  (8.  58)  glaubt  Referent  auf  die  gründliche  Be- 
iijgBweise  der  metrischen  Längen-  und  Gewichtfieinheiten  auf- 
km  machen  zu  sollen,  über  die  man  bekanntlich  in  Fachzeit- 
iften  vielfach  gestritten  hat.  £ine  graphische  Darstellung  der 
rhiltnisse,  wenn  es  sich  nm  Zeitrechnungen  bandelt^  hat  für 
ftt&ndniss  grossen  Yertbeil  und  wir  finden  sie  hier  eingehalten. 
Bw^ichnnngsart  des  grössten  gemeinschaftliehen  Masses  und 
i  kleinsten  gemeinschaftlichen  Vielfachen  durch  M(.  , , )  nnd  v(. . .), 
|lcb^  fou  fnwzöeischen  Mathematikern  herrührt  ^  ist  nachahmens«» 

Eine  vonügliche  Bearbeitung  hat  der  XII.  Abschnitt:  f^Reste 
id  Thüilbarkeit  der  Zahlen''  erfahren.  Auch  hier  stossen 
tiirgends  auf  Gedächtnisanstrenguug  de»  Schülers,  sondern  jede 
)  aus  ihren  Vorläufern  genetisch  und  sachgemäss  entwickelt, 
von  den  gemeinen  Brüchen  ist  iu  zwei  Curse  getheilt,  der 
.Curtias,  der  sich  auf  das  Kopfrechnen  stutzt  und  nur  auf  Au- 
lung  beruht,  ist  für  die  erste  Classe  bestimmt.  Aus  der  Natur 
üfgabe  und  durch  stete  Beziehung  auf  die  concrete  Einheit 
B«6oltat  einer  gegebenen  Aufgabe  abgeleitet.  Am  Ende 
det  Bnebes  sind  Tafeln  beigegeben .  welche  das  AnschaDÜche  bei 
im  K«chnnng«operationen  mit  Brüchen  befördern.  Natürlich  konnte 
laf  di«se  Weise  im  K  Cursus  nicht  eine  f  ollständige  Bearbeitung 
4tr  L^^hre  von  deu  Brüchen  geboten  werden  und  dasjenige,  was 
kiMT  nicht  Eingang  finden  konnte,  wurde  dem  II.  Cursus  vorbe* 
kalten,  an  dessen  Spitze  wir  dena  auch  die  iu  der  Lehre  von  den 
Brftohen  vorkommenden  wissen. schaftlichen  Definitionen  finden.  — 
Abschnitte  folgt  die  Lehre  von  den  Decimalbrüchen.  Die 
Bbrauchte  Bezeichnung  periodischer  Deci malstellen  ist  die  von 
itBT,  welche  vor  der  Bober tson'scben  wegen  ihrer  Deutlich- 
dt  den  Vorzug  verdient.  Kuu  folgt  die  Approximationsrech* 
lg,  ein  Abschnitt,  der.  wie  Verfasser  im  Vorworte  sagt,  nicht 
für  den  Unterricht  in  der  zweiten  Classe  aUein,  sondern  für  den 
»tzien  aritlunt^tischen  Unterriebt  im  ganzen  Gymnasium  be- 
l^.  Die  Wichtigki'it  der  Approximationsrechnung  für  prak- 
Be«  ist  evident.  Bei  einer  jeden  derartigen  Rechnung 

mU  dir  ^'  umer  auf  die  Frage  hingewiesen  werden,  welcher 

^nä  d*r  Genarngke^t  erreicht  ist,  ob  eine  Stelle,  die  er  coch  ver* 
«iodtl,  überhaupt  fehlerfrei  ist  u.s,  w.  Die  hierher  gehörigen  Fragen 
to  beantworten  ist  Zweck  dieses  Abschnittes  und  Ref.  findet,  dass 
Umr  Tbeil,  dor  ohne  eingehende  Betrachtungen  nicht  leicht  erledigt 
W9ti$n  kann,  in  klarer  und  einleuchtender  Weise  behandelt  ist. 


984    Ni  WMHchf  LeitftMlcii  der  Zoologie,  ang.  ▼,  Ä.  Aummrtr. 

Die  beiden  §8*:  „Bestimmung  d^es  Pvodiiotts  mit  ei 
reiohbarer  oder  mit  gegebener  Genaaigkeit*^  und  ,B<i 
Stimmung  des  Quotienten  mit  erreichbarer  und  gegebi 
ner  Genauigkeit^  sind  in  Bezug  anf  den  lotsten  PuuGt^ 
durchgeführt.  Im  Abschnitt  XYII  („Aufgaben  des  Verkehrs*) 
folgen  die  Zinsenrechnung,  DiBCoutrechnung  und  yeimischte/ 
gaben.   Hierauf  wird  die  Lehre  von  den  Verhältnissen  «n^ 
Proportionen  in  gewöhnlicher  Behandlnngsweise  entwickdk  Sil 
Tabelle  für  Münzen,  Maasse,  Qemchte  u. s.w.  bildet  den  Bchloss  di 
Büchleins. 

Die  Erklärung  von  Fremdwürtem ,  wie  sie  in  der  . 
vorkommen,  ist  nach  Heyse's  Fremdwörterbuch-  gpegiebeB  i 
darf  nicht  als  überflüssige  Beigabe  betrachtet  werden ;  weiss 
Schüler  die  Etymologie  und  den  Sinn  eines  Wortes,  dann  wvA  i 
ein  solches  nicht  wie  so  hftufig  fBÜsch  schreiben  und  unp 
brauchen.   Die  Auflösung  sehr  vieler  im  Buche  vorkomn 
Aufgaben  ist  angeschlossen.  Die  Besultate,  die  nur  für  den  Lehrei 
bestimmt  sind,  hat  Verfasser  im  dyadischon  oder  im  hexadi- 
achen  Systeme  gegeben;  damit  der  Schüler  von  vomhereiii  i 
die  vollsttndige  Lösung  wisse ,  ist  in  den  Resultaten ,  die  Ar 
selben  bestimmt  sind ,  eine  oder  die  andere  Ziffer  weggelassen  i 
an  Stelle  dieser  vom  Schüler  zu  findenden  ein  Sternchen  gesetrt, 
Vorgang  der  schon  von  verschiedenen  Seiten  gebilligt  ist  und  i 
mehrfach  Eingang  gefunden  hat. 

Schliesslich  will  Ref.  nur  noch  den  Wunsch  aussprechen, 
die  Fachgenossen  das  Buch  einer  gründlichen  Durchsicht  nnienie 
möchten ;  sie  werden  gewiss  viel  Treffliches  in  Hinsicht  der  T 
und  der  genetischen  Durchführung  des  Stoffes  darin  anerkenaen  ' 
dasselbe  vielleicht  zur  Einführung  empfehlenswei*th  finden  und  i 
gewinnen.  Die  Ausstattung  des  Büchleins  gereicht  der  Verlagshaadluik..^ 
zur  Ehre. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Leitfaden  der  Zoologie   für  den  höheren  Schulunterricht    Von 

Johann  N.  Wold^ich,  Professor  am  k.  k.  akademisehm  Qjm^Km. 
in  Wien.  Mit  413  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  SL  AnfUt  ^ 
Wien  1876.  Alfred  Holder,  gr.  8.  354  SS.  -  Preis  br.  1  fl,  80k=«- 

Das  vorliegende,  bereits  als  zulässig  erklärte  Buch  bat 
den  ersten  Blick  so  viel  Bestechendos,  dass  man  an  eine  weite  V 
breitung  desselben  denken  könnte.   Es  empfiehlt  sich  durch  eine 
den  massigen  Preis  elegante  typographische  Ausstattung,  durch 
grosse  Zahl  der,  wenn  auch  nicht  immer  gut  gewählten  und  sorgfUi 
ausgeführten  Holzschnitte,  endlich  durch  den,  wie  mir  scheint  m 
gar  zu  grossen  Umfang.   Indessen  drängen  sich  bei  näherer  Di 
sieht  gewichtige  Bedenken  auf,  die  hier  auszusprechen  und  lu 
den  wir  als  eine  Pflicht  gegenüber  der  Schule  betrachten« 


IT.  WMHeh,  Leitfftden  der  Zoolagbi  ang.  f.  A.  Aunerir»    595 

Tod  finem  Scbulbocbe  niusf«  man  in  erster  Linie  fordern,  dass 
\  Inhftlt  dem  Jeweiligen  Stande  der  Wissenschaft  vollkommen  ent- 
imd  däSB  e»  sagleich  in  einer  der  Vorbildung'  der  ScfaOier 
ten,  klaren,  leicht  verständlichen  and  auch  sprachlich  cor* 
Form  abg'efasät  sei.  Üeber  die  Methode  und  das  Mass  des  zu 
g^ben  freüich  die  Ansichten  sehr  anseinander;  doch  will 
tedflnlKfif  dasB  ein  nacktes  trockeneiB  Gerippe,  das,  wenn  auch 
ek  nocli  80  correct,  nur  dem  Gedächtnisse  zn  Hilfe  kommt, 
den  YeiBtand  zum  weiteren  Denken  anroj^  nirgends  das 
erfreut  und  veredelt,  rdmmer  nh  Schulbuch  zn  braucheo  ist, 
lieh  hAt  in  den  beschreibenden  Naturwissenschaften  die  Demon« 
iaa  hl  den  Vordergrund  zu  treten ,  doch  lasst  sich  gerade  im 
an  dieMibe  die  Abhängigkeit  der  Naturerscheinungen 
sicher  ragen* 
diese  allgemeine  Behauptung  auf  unseren  speciellen  Fall 
Q,  i«  soll  auch  schun  in  den  oberen  Classen  unserer  Mittel- 
len die  Zoologie  Tergleichend  behandelt  werden,  wobei  es  für 
BB  Zweck  dnrchaos  nicht  nothwendig  ist  über  ein  sehr  grosses  Ma* 
le  tu  verH^gen ,  da  es  ja  in  der  Mittelschule  nur  daraiif  ankommt 
Her  80  weit  in  die  Wissenschaft  einzufahren^  als  es  znr  Gewin* 
einer  allgemeinen  Bildung  nothwendig  ist. 

EIS  gute  Auswahl  weniger  Formen  aus  den  einzelnen  Typen 

I  um  60  intensiver«  Betrachtung  derselben  wird  entschieden 

Resultate  erzielen,  als  eine  das  Gedächtnis  betastende, 

bare  systematisehe   Haarspalterei.    Um  den  Schülern   eine 

lang  von  dem  Pormenreichtbume  der  Naturpix>ducte  zu  geben^ 

iii  iinAche  Vorführung  einer  gut  gewählten  und  richtig  eti- 

.  Sftmmlnng»   Dass  den  Leben sthätigkeiteu  und,   soweit  es 

der  Mitteliehiile  angeht,  der  Entwickelung  der  Organismen 

iiw  Aoftneriraarnkeit  zu  schenken  ist,  braucht  wol  nicht  erst 

^oben  zu  werden. 

dien  wir  nun  nach  dieser  kurzen,  aber  wie  mir  scheint,  nicht 
S^en  Abschweifung  zur  Besprechung  des  vorliegenden  Lehr» 
so  weirden  wir  finden,  dass  es  in  keiner  Beziehung  den 
Dg«]i,  die  man  an  ein  Lehrbuch  machen  ranss,  entspricht. 
uerfiLUt  in  zwei  Theile:  Somatologie  und  Zoologie,  von  denen 
^  Thml  auch  separat  zu  haben  ist  und  deswegen  hier  geson-^ 
ri>«trMhteft  worden  solU 


A.  8omatologie  S.  1-  66. 

ielbe  enthält  ein«  tToekene  Aneinanderreihung  anatomischen 

I  geringer  BerQcksichtignng  der  physiologischen  Bedeu- 

» Organe,  Da  worden,  um  nur  eines  anzufahren ,  IS  Seiten 

l^logie  gewidmet  und  50  Muskeln  nominaüm  aufgeführt,  wäh- 

B.  die  so  wichtigen  Darmzotten  nur  einfach  genannt  werden 

ihnen  gesagt  wird ,  dass  sie  die  ^Kinsaagung  der  gelösten 

49)  besorgeo.  Doch  das  ist  ein  Mangel,  über  den  sieh,  da 


N>  Woldri^,  Leitfaden  der  Zoologie,  asg.  v,  Ä*  .duiUfffr. 


er  die  Methode  angeht,  allenfalls  streiten  Hesse;  niobt  so  recbtfer- 
tigen  sind  aber  die  sachlichen  Fehler,  yon  denen  ich  ans  der  reichec 
Sammlung,  die  ich  mir  anlegte ,  eine  kleine  Lese  vorziililhren  mir  ef^ 
lauten  werde. 

Was  über  den  Bau  und  die  Entwickelung  der  Gewebe 
wird,   entspricht  fast  durchgehends  nicht  der  allgemein  9dleiid«^=si 
Anschauung,  So  ist  das  Protoplasma  nach  W.  eine  structurlose  Fite'— 
sigkeit  (S.  2).  „Das  Bindegewebe  besteht  aus  äusserst  feinen,  elasüscb 
zähen  Fasern ,  welche  durch  Aneinanderreihung  spindelför- 
miger Zellen  entstanden  sind".  (S.  6.)    „DieKnof 
(zum  Theile)  durch  Einlagerung  von  Kalksalzen  und  v 
chen.^  (S.  7.)  Ein  paar  Zeilen  später:  ^Die  Knochen  Ij^ 
umgewandeiteKuorpelzellen."  Diese  Anschauung  wit 
S.  9  noch  des  weitem  ausgeführt*).    „Die  Muskelprimitiv 
stehen  aus  röhrenförmigen  Fasern  (Fibrillen)**  (8*  21.).  W.in  -vj.  - 
Satz  S.  54  heissen  't  „Die  weisse  Nervensubstanz  besteht  aus  den 
NervenfaserD :  eine  zarto  wasserluüle  Flüssigkeit  umschliesst  ein^z 
zähHüssigen  Inhalt  derselben;  die  diokern  Nervenfasern  ent- 
halten  noch  einen  Axencylinder,  welcher  als  Ifer^^ii.* 
mark  von  festerer  Consistens  unterschtedeo  wird** 
Der  Axencylinder  ist  doch  (nach  M.  Schnitze)  der  wesentliche  nieinal« 
fehlende  Thetl  der  Nervenfasern  und  wird  häutig  von  der  Mark»cb<iid^ 
umgeben.  Die  Scbwann'sche  Scheide  findet  so  gut  wie  das  Sarko- 
lemma  der  Muskeln  nirgends  Erwähnung.   ^Auf  der  Bauchseite  du 
centralen  Nervensystems  kommen  Ganglien  vor,  welche  ins  *«•_ 
Nervenzellen  umgebenen  Nervenfasern  bestehen»**  (8* 

Nicht  viel  besser  als  die  Histologie  kommt  die  grObere  Ana 
und  Physiologie  weg. 

^Lungen  und  Herz  liegen  in  eigenen  Säcken,  die  von  einer  fisi 
durchsichtigen,  sehr  glatten  Haut  gebildet  werden,  den  beiden  Ltio- 
gensäcken  und  dem  Herzbeutel.    Die  Lungen  sowie  das   Hen  «löd 
von  einer  sehr  dünnen  serösen  Haut  Überkleidet,"  (S*  2iK)    Jm  AD- 
gemeinen  wird   der  Nahrungscanal    aus   zwei  Schachten 
(S.  29.)    „Der  Schlund  oder  die  liacheu höhle  ver> 
nach  abwärts  in  denSchlundkopf  und  übergeht  (I)  tr  i< 
in  die  Speiseröhre."  (S.  31.)  Soll  wol  heissen»  der  8chluui..v-t.i  -.- 
engt  sich  nach  abwärts  und  geht  in  die  Speiseröhre  über.  Der  Pfört- 
ner wird  S.  31  eine  einfache  Schleimhautfalte  gen  *'^^ 
verengt  ond  erweitert  sich  doch  diese  Schleimhautfalte  V   . : 
gang   oiüudtjt  in    der  Nähe  des  Banchspeichelganges  in 
ßngerdarm."  (S.  35,)  ^Der Kehlkopf  besteht  aus  vier  ver 
Knorpelstücken. **  (S.  44-)    Richtig  sollte  es  heissen  aus  ni»«j' 
die  Stimm erzeugung  sind  allerdings  der  Schild-,  Hing-  und  <>-. 
kannenknorpel  wesentlich  ,  von  denen  aber  der  letztere  gar  nicht  tf 


*)  Merkwürdiger  Weis«  theilt  auch  Schmarda  In  sdncr  2<ö^^gi»^ 
vom  Jahre  1S71,  L  Bd.  p,  33  n<M;h  diese  Auf&i^uug* 


Jf.  Woidricht  LatUaden  der  Saologidi  ang»  v.  A.  Aimmt^.     5S7 

irjrd.    .Die  Luftröhre  besteht  aus  20  knorpeligen  in  einander 

beodeii  HalbriDgen."^  (S.  45.)   Die  beiden  letzten  Gehirn- 

i  werden  verwechaelt.  (S.  58.)  ^Von  diesen  (KeiTen-)  Geflechten 

Bdet  jeder  NerTenstrang  schliesslich  seine  Endiste  in 

Theile  des  Körpers  mit  Ausnahme  der  Haare  and   der 

und  endigt,  indem  er  sich  in  seine  einzelnen  Fasern  auflöst, 

i  Schlinge  oder  einen  feinen  Ausläufer  in  den  innern  und  äussern 

ken  des  Körpers.*^  (S.  59  und  60.)  Nach  W.  sind  wabrschein- 

dio  nnwillkörlichen  Muskeln  Häute.  „Die  —  Gehii-nnerven 

ansser  dem  Riech-,  Seh-  und  Uömerv  theilß  Bewegungs-, 

BI  '  en."  fS,  6L)  Wol  nur  der  nervus  trigeminns, 

^        ^       ,    ^ms  und  Vagus.    ^Der  Tttalsinn  (Lebensainn), 

Organ  die  Gesammtheit  der  Nerven  bildet,**  (S,  62  und  70.) 

(der  raotoriflchen ?  „An  der  Paukenhöhlenwand  finden  sich  zwei 

I  Oelfnungen  von  zarten  Häutchen  verschlossen ,  von  denen  die 

das  runde,   die  antero  das  ovale  Fenster  genannt 

(S.  66.) 

f Besonders  lückenhaft,  unklar  nnd  vielfach  fehlerhaft  erscheint 

sllnng  der  Muskel th&tigkeit  in  dem  Capitel :  »,Die  Bewegung.** 

27  und  28,) 

Von  den  angefahrten  Zahlenwerthen  entfernen  sich  einige  denn 

stt  sehr  von  den  wissenschaftlich  festgestellten.  So  heisst  es 

26  und  40:    ^Ein  Mensch  von  130  Pfand  Gewicht  hat  bei 

ud  Biot.**    Die  abweichenden  Methoden  zur  Bestimmung  der 

en  ii  'S,  welche  in  neuerer  Zeit  von  Welcker,  Bisclioff, 

UTi  mrs  Vierordt  angewendet  wurden,  ergaben  daa 

imtode  Besultat,  dass  sich  die  Bl  atmenge  der  Warmblüter  zu 

ergewichte  wie  1:1^  verhalte ;  also  berechnet  sich  im  vor^ 

Hden  Falle  das  Blut  auf  13  Pfund.  —  S.  43  liest  man:  ,Die 

lauer  beträgt  nngeföhr  eine  Minute,**    Nach  den  Versuchen 

\  jedoch  23  1  Sekunden  (Pulsfrequenz  72.)  —  8.  72  steht: 

^e  des  abgesonderten  Seh  weisses  beträgt  für  einen  Körper 

Und  Aber  vier  Pfund  tiglicb. '^   Nach  K  d  b  n  e  jedoch  u nter 

Verhältnissen  800 — 000  Orammes  mit  Extremen  von  550 

^00  Grammes. 

Sehlteiiaiich  dürfen  einige  sprachliche  Nebenheiten  nicht  über- 

wefdfio. 

I8e  tritt  SU  wiederholten  Malen  (S.  7«  14,  57  usf.)  für  Fort^ 

dir  Ausdruck  F(»rtetetzung  anf.  Regelmässig  erscheint  ^ver* 

sriea  Rückenmark  für  verlängertes  Mark"  (S.  55,  56, 

Kw-),  Labyrint  stete  für  Labyrinth  (S.  67. 181, 196,  201,  213, 

*B.  w .)«  während  umgekehrt  (S.  43)  athmosphäriache  Luft  ge* 

wird*    El>cnso  Orthoguat  und  Prognat  für  Orthognath  und 

f"    "V    Daumseite  (a  19)  und  alkalinisch  (S.  ^4) 

fhler  sein. 

er  nind  solt'he  Fehler,   wi*  '  '       Knor- 

f)»i)nst,  odf'r,  wenn  die  mit  1 ^nde- 


&S6    N*  Woidri43h,  Leitfaden  der  Zoologie«  ui^.  w,  A, 


nen  Verba  nieuiEls  getronni  weiTCJen,  z,  B.  die  Knorpelgabilde  ftkr* 
gehen  in  Knochen  (S.  9  und  öfters). 

Was  soll  man  aber  211  folgenden  Ausdnicksweimii  migwixf  Jim 
Orgamisnus  des  Leibes"^  (S.  4).  ^Das  Grehirn  liegt  in  der  H5hl§dpr 
Scbädelknochen**  (S. 53).  ^Das  ellipsenförmige  Gehini*  rS.  S4|. 
^Was  die  Schädel bildung  anl^elangt,  so  liefert  der  sogenaoini«  Ütti* 
peitsche  Gesichtswinkel  Änhaltspuncte ^  um  das  Yerh&ltaiU  timelan 
den  G€sichts-  und  Schädelknocheo»  und  zwar  besonders  itwiBchen  des 
YonUglich  zur  Ernährung  dienenden  Gesichistbei  len  oul 
der  als  Sitz  höherer  (!)  geistiger  BeelenthAtigkeiteii  h- 
kannten  Stirn  zu  beurtheilen**  (6*  77).  ^Die  Wirbelaäiile  des  Negin 
ist  mehr  eiförmig**  (8.  78). 

5.  Die  Thiere  8.  87—341. 

Dieser  Theil  unterscheidet  sich  besonders  dadurch  w 
von  der  Somatologie,  dass  —  soweit  mir  der  l^achpreis  gelang  — 
der  grössere  Theil  aus  Lehrbüchern  von  sehr  verschiedfloiiB 
Wertbe  und  Alter  mit  nur  verschwindend  wenigen  Ausnahmen  wört- 
lich ausgeschrieben  ist ,  wodurch  das  Buch  allerdings  ein  oe^ 
buntes  Bild  bietet.  Dass  daher  von  einer  Originalität  der  XüStmv^ 
und  Darstellung  nicht  die  Bede  sein  kann ,  ist  selbstverstandlioL 

Das  Urtheil  über  ein  solches  Verfahren  kann  Eef.  ruhif  jakBi 
SachTerstandigen  überlassen.  Ehe  wir  jedoch  zmn  Nachwejie  4tf 
Quellen  abergehen,  aus  denen  Herr  W.  ge&chApft  hat,  möge  es  gesUttit 
sein  einige  gröbere  Irrthömer  und  Mängel  namhaft  zu  mackiil,  ^ 
▼om  Verf.  selbst  herrühren. 

„Die  Zahl  dür  Wirbel  kann  (bei  den  Wirbelthieren)  MsaiHaft* 
dBrt  steigen"'  (S,  89),  wogegen  S,  178  von  den  Reptilifin  irf?;.Ltrt  »nrf* 
dass  ^die  Zahl  ihrer  Wirbel  30—422  beträgt.**  „Nur  ^!  ^l- 

sinn  fehlt  bei  den  tiefsten  Wirbelthieren**  (S.  90).  AiupiiiuAü»  aut- 
behrt  des  Gehörorgane».  „Die  Wirbel  thiere  zerfaü^ju  in  bAhtr»  m^\ 
niedere.**  (S.  90),  Worauf  jedoch  diese  Eiiithoihjng  böruhi,  örfiitoM ' 
wir  nicht.    ^Der  Daumen  der  Vorderhända  fehlt  den  Kraii«aalf€Q* 
(8.  99).  ,DiB  Blattnasen.  Phyllostoma*^  (S,  101).    AI«  FäMBiliw» 
name  muss  es  doch  heissen  :  Phyllostomata.  »»Die  Vielfras^f.^fil^* 
zeichnen  sich  durch  ihre  Gefrässigkeit  aus''  (8«  108).  „St»dtr 
Hystricida,  ohne  Schlüsselbeine"  (S.  116),  „Leporina  a«.^ 
unYoUkemmonen  Schlfisselbeiue"^  (S.  116).  Lagomys  hat  ein  voil^-^' 
digee.  „Mit  Bncksicht  auf  die  ausgestorbenen  Hufthiere  theiJt  Hltiki^  ^ 
die  Hnfthiere  in  Paarzehige  und  önpaarzehige  ein**  (S.  116). 

Um  nämlich  dem  Buche  einen  modernen  Anstrich  zu  ^i^^ 
wird  Häckel  zu  wiederholten  Malen  citictrt,  doch  gewQhnlich,  wt 
hier,  am  unrechten  Platze.  So  auch  S.  335:  „HSckal  Tvreini^^ 
Protozoen  mit  einigen,  gewöhnlich  zu  dem  tiefsten  Forr-^^-'  ^-  Pttiß* 
zenreiches  gezählten  organischen  Gebilden  zn  einem  •'•'^■^' 

der  Urwesen,  Protista."  Dagegen  ist  zu  benv  V  i,  iiü»  Infö« 

Forien  nie  zu  den  Protisten  rechnete  und  die  koß  Itoi* 


I N.  WM^idi,  Leitfaden  der  Zoologie,  an^.  t.  A,  Auisertr.    SM 

^melben  ausfeschieden  hal  «Der  Unterarm  and  üuterschenlnl 

nor  aas  je  eioem  eiiisigen  Knochen  ^  der  S{>eiohe  und  d^m 

9b«iQ,  hieriüif  folgt  das  Handwurzel-  und  Fiisswurzelg^leukt 

fesea  folgt  eiir  Mittelhandknochen   und  ein  MittelfuBsknochBQ 

(S.  117).    DiiH  eben  aufführte  kann  sich  nur  anf  die  Em- 

[WzithOD,  wird  Jedoch  tod  W.,  wie  ans  dem  Torbergehendea 

.f»i..*.r^  jeichnen  eich  S,  116)  und  dem  nachfolgendeü  (Bai 

1  »chüesst  sich  ..,  S.  117)  henrorgeht,  als  Merkmal 

|}  votL'rfiJhrt.    „Das  Skelet  der  Walthiere  zeichnet  sich 

lr.iiiL:(>  Halswirbel  ans  (S.  130),**  NorManaiuehat  sechs, 

,i>i±-  -ki  !•!  der  Vögel,  welches  alle  wesentlichen  Theilo 

liält,  7f    hii^r  -ich  Q.s.w/  (S.  140).  Die  für  die  Laufvögel  gvgdbene 

^;  (S.  169)  passt  nur  auf  die  Strausse  nnd  Casnare.  ^Der 

arauBslegl  oft  40  Eier  in  heissen  Sand**  (8.  170)» 

I^DerNnteen  derReptilien  ist  gering.  Schildkröien,  Frosch« 

ßgnane  werden  geffeisaen"  (S.  182).    „Die  Engmänler,  Angto*» 

leben  in  Ostindien*'  (S,  192).    Man  kennt  doch  au9  allen 

Btleo    solche.    ,Dio  Schwanzlnrche,    Candata,    athmea 

Uns  durch  Lungen.   Der  Körper  mit  vier,  selten  nur  zwei 

Füssen**  (S*  300).    Da  hier  die  Kiemenlnrohe ,  Perenni- 

kiata.  fon  den  Schwarzlorchen,  Caudata.  getrennt  und  als  selh- 

»  Ordnnng  den  letztem  gleicbgesteHt  werden,  ist  die  Bezeich- 

■.taiii  zwei  kurzen  Fflssen"  für  die  Caudata  unrichtig, 

.Ans  der  einfachen  Eizelle  (der  Fische)  entwickeln  sich  durch 

lilug  oder  Fnrcbung  zwei  bellen,  ans  diesen  vier  Zellem,  daraus 

Flleo  u*8.  f.,  bis  zn  einem  Kugelhaufen  (Morula).  Genau  dieselbe 
klung  macht  jedes  Ei  der  Lurche,  Eeptilien,  Vögel  und  Saug«» 
dnrch"  (S.  210),  Das  Gesagte  nnd  auch  die  zur  Erläuterung 
MHto  Fig.  239  kann  nicht  auf  die  Fische  bezogen  werden,  da  bei 
'^  i  (mit  Ausnahme  von  Amphioxus  und  den  Cyclostomen)  eino 
'3  Furch utig  de.«  Dotters  auftritt.  Auch  das  daraoffolgendi 
r  4«Bs«lben  Gegenstand  vorgebracht«  ist  grösstentheils  unncht% 
^«nldsr.  .  Mitunter  erweitern  sich  die  Tracheen  blasenförmijf, 
if entra^^hften*'  {S,  232)!  „Die  Bajno  (der  Hymenopteren) 
ii«  zum  Laufen  oingerichtef*  (S.  235).  Bei  Altum  uud  Landois 
i%  ($.  f»8),  aus  welcher  dieser  Absatz  abgeschrieben  wurd«, 
Jedoch  richtig  ^uur/  ,» Wespen,  Vespida.  Der  Hintorleib 
knit  der  Bru<:t  durch  einen  dünnen^  langen  Stil  zusammen** 
I).  ^Die  Motten  (statt  dei^n  Raupen)  leben  meist  im  Irniorn 
Ictg^n  itnd  Knospen  u,  s,  w/  (S.  259).  ,Die  Flugkrafi  dar 
|ier,  welche  ihre  Flllgel  einige  hundertmal  in  der  Limite 
ist  sehr  gross*'  (S.  260).  Bei  Altum  und  Landois,  woher 
rührt,  heisst  es  richtig  «in  der  Sekunde, '^  , Geschmack« 
L  GehAr  bi^sitzen  die  höher  entwickelten  (Arachniden) ,  die 
f  dafAr  nied  aber  nicht  genau  bekannt**  (S.  270).  ^Die  Krktb* 
meist  Pnrn^iti'n  der  Sfi'i  ,  Vögel  und  In- 

Li      ^  Di*j  (S.  278)  für  die  ^  £  der  Decapoda 


540    N,  Wddriehy  LeitMen  der  Zoologie,  üng.  t.  jL  An 

gegebene  Charakteriätik  passi  nur  atif  die  echten  Zebnfüsser, 
aber  auf  die  denselben  hier  beigezählten  und  den  Biat:hyur«n  m 
Macrouren  gleichgestellten  (l)  Stoniatopoden,  ,Vun  d«r  Kä 
pliusform  (der  Cirripedien)  erfolgt  die  Yerwandlang  rOckschrateai 
—  sie  verlieren  Fühler  und  Auge,  drei  Paar  neue  FüMl 
entstehen,  sämmtliche  sechs  Paar  Fasse  entwickeln  iiich  daun  m 
getheilten  Bankenfössen'*  (S.  284).  Das  väre  freilich  sehr  einfach! 
^Der  Thiörstamm  der  Würmer  verbindet  alle  übrigen  Thierstüflimfl 
miteinander,  so  steht  er  durch  die  Moosthierchen  mit  den  Weichthiertn 
in  Verbindung'^  (S.  286),  Unglücklicher  Weise  werden  aber  in  ans** 
rem  Buche  die  Moosthierchen  nicht  zu  den  Würmern*  sondern  m  J^u 
Mollusken  gerechnet.  ^Die  Weichthiere,  deren  man  bei  14.0(X)Afl&a 
kennt"  (S.  298).  Acht  Seiten  später  wird  die  Zahl  der  lebenj 
phalophoren  allein  auf  15.000  und  die  der  fossilen  auf  6G 
angegeben;  ferner  (S.  314)  erwähnt,  dass  man  50iX)  lehea 
7000  ausgestorbene  Arten  von  Muscheln  kenne.  „Da.s  Cent: 
(der  Cepbalopoden)  ist  ein  ein  kammeriges  Hetz,  jederseitd  neu 
eine  oder  zwei  Vorkammern  zur  Aufnahme  des  veuöiteo  Bluti 
Venen  bilden  w<;ite  Blutbehälter  (Kiemenherzeu)^  aus  denen  < 
KU  den  Kiemen  gelangt,  yoü  wo  es  in  das  Herx  zurückgefubr 
(S.  299).  ^In  der  Mitte  des  Augapfels  (der  Cephalopoden) 
eich  ein  durchsichtiger  Körper  von  der  Gestalt  zweier  mit  eiflM^ir 
verschmolzener  Halbkngelu"  (8.  300).  Dase  darunter  die  Linsiffr^ 
meint  sei,  kann  sich  der  Schüler  denken,  wenn  er  es  im  Standvi 
^Die  meisten  Gehäuse  (der  Gasteropoden)  sind  rechts  gewH 
(8.  307).  Da  nirgends  erklärt  wurde,  was  man  unter  einem  r^hts  ' 
links  gewundenen  Gehäuse  versteht,   bleibt  '  ;  irsr?? 

unverständlich.  Nach  Listing's  Bezeichnunj^r  ii<'>^ 

Mehrzahl  der  Gehäuse  links  gewunden,    ^üie  Brachiopoden  sUiniWB 
in  ihrer  Entwicklung  mit  den  Moo&^thieren  äberein"'  (S.  310). 
Satz  ißt  in  dieser  allgemeinen  Fassung  nichtsstigend,  zudem  auch  i 
richtig.  Die  Pyrosimien  zu  den  Salpen  zu  rechnen  (S.  321)  ist  i 
haft,  „Seelilien,  Crinoida.  Der  Körper  gestielt**  {S.  327).  SoJl  hm 
wenigstens  in  der  Jugend  gestielt.    Dass  sich  W.  bh  nto 

anschliesst,  die  Coelenteraten  Darmlose  zu   mii  ^'-^ 

darf  uns  nach  solchen  Proben  nicht  wundern*  —  Die  VtreiTuv^^Ji^r 
der  Spongien,    Infusorien    und  Rhizopoden  in  einen  gemeiusau^ü 
Stamm  der  Urthiere  lässt  sich  nur  dann  rechtfertigen,  wenn  mau  < 
vielen  neueren  Untersuchungen  über  diesen  Gegenstand  voUst4ii<Ä 
ignoriert. 

Sprachliche  rnrichtigkeiten  sind  im  zweiten  Theile 
häufig,  weil  die  andern  Autoren  entnommenen  Sätze  nur  se 
eine  Veränderung  erlitten,    Nachlässigkeiten   wie  t.  B.  „köulen'' 
mige  Körperform*  (S.  332),  oder  „Bei  de«  tiefetehcnden  (Amp 
bositzeu  die  Wirbel,  wie  die  Fische,  an  beiden  Seiten  finei 
förmige  Vertiefung"*  (8,  195)  dürfen  in  diesem  Buche  nicht  zai 
beuiiheilt  werden«    ^Zoographisch"   statt   zoogeographiKh 


leftikden  der  Zoolo^ier  mag,  7,  A.  Ä%u9€r€r,     541 


r  wöl»  trotidem  eg  zweimal  vorkommt  (S.  89),  aus  der  FlQchtig- 
t,  mit  welcher  wie  das  Buch  überhaupt  so  auch  diese  Stelle  c«mpi- 
rt  ist  (vgl.  Schmarda  Zoologie  für  ObergymnasleD  S*  15). 

Es  würde  einen  zu  grossen  Raum  fordern  und  auch  zu  wenig 
StSDöiiies  Interesse  bieten,  wollte  ich  hier  gewissenhaft  alle  Stellen 
ihweisen,  welche  aus  andern  Büchern  wörtlich  abgeschrieben  wur- 
L  Ich  begnüge  mich  daher  damit  einige  wenige  Beispiele  vorzu* 
iriu  und  bemerke  hier  zugleich,  dass  ich  den  genauen,  sämmtliche 
►llen  mit  Angabe  der  Zahl  der  Zeilen  u*  e.  w.  enthaltenden  Nachweis 
16b].  HAdaction  za  ihrem  beliebigen  Gebraache  vorlegte,  wo  er 
?h  einiusühen  ist. 

Die  benntzien  oder  richtiger  ?on  mir  auf  diesen  Gegenstand 
Qchten  Bächer  sind  nach   ihrer  Verwendung  in  absteigender 
\  geordnet,  folgende : 

L.  £.  Schmarda,  Grund züge  der  Zoologie.  Zum  Gebrauche 
b&  k.  k.  Obergymnasien.    Wien  1853.    Diesem  niemals  appro« 
|D  Buche  wurden  173  Stellen  mit  2231  Zeilen  entlehnt. 
Altnm  und  Landois,  Lehrbuch  der  Zoologie,   Freiburg  in 
M.  1870.  74  Stellen  und  723  Zeilen. 

C.  Vogt,  Zoologische  Briefe,  I.  Bd,  Wirbellose  Thiere,  11.  Bd, 
xbdüüere.  Frankfurt  a.  M.  1851.  28  Stellen,  302  Zeilen. 

Oscar  Schmidt,  Leitfaden  der  Zoologie  lum  Gebrauche  an 
lui&den  und  Realschulen.  2.  Aufl.  Wien  1867.  24  Stellen  und 
7  Zeilen. 

0.  W,  Thome,  Lehrbuch  der  Zoologie  für  Gymnasien,  Real- 
UÜen  IL  s*  w.  Zweiter  Abdruck  der  ersten  Auflage.  Brannschweig 
kL  18  Stellen  und  2CK)  Zeilen. 

Wh,  £.  Schmarda,  Zoologie.    Zwei  Bände.    Wien  1871  and 
H.  10  Stellen  und  66  Zeilen, 

m  Von  den  in  der  Vorrede  als  benutzt  angefahrten  Werken  Ton 
ml,  C.  öegeabaur,  W.  Wnndt,  Hyrtl ,  Bronn,  Claus,  Gei^täcker, 
nnä  Tmsehel  konnte  ich  bei  W,  leider  keine  Spur  fiuden. 
Im  Allgemeinen  muss  noch  bemerkt  werden,  dass  bei  den 
liiereD  am  wenigst'en  ansgeschrieben  wurde  ^  bei  den  Vögeln 
mehr  und  so  von  Claase  zu  Classe  zunehmend ,  bis  endlich 
Arthropoden  schon  ziemlich  Tollständig  von  Schmardm 
i  und  Landois  herrühren. 
Oefters  wurden  die  ersten  Worte  eines  Absatzes  etwas  anders 
li  als  im  Originale,  ja  mitunter  rühren  zwei  Theile  eines 
fOQ  zwei  Antoren  her.  Z.  B.  S.  224  und  260. 

Und  nun  einige  Proben : 


W.  a  189. 
«Bd  den  itieiiten  SdiUngen  ist 

i'jfcr  hiingt 

>"   7  nimm' 

en  bietet' 


C.  Vogt,  n,  S.  263. 

M  Bei  den  meisten  Schlangen  nJim- 
lieh  ifit  daä  Oberkieferger öste  durch- 
aus beweglich  geworden;  der  Zwi- 
schenkiefer freifich  hingt  fest  mit 
den  NftscDbeinen  xusammen  ;daeegen 
Bind  die  Oberkiefer-,  die  FlQgel  und 
Gaomenbeine  durchauB  bewe(|lich. 


Mt    N,  Woldfichy  Leitiadeii  der  Zugiogie,  ang.  v,  A.  Äuuerer. 


Eine  grosse  C  'i  '  \L'it  be- 
ll tzt  auch  der  I  i  ;  daa 
lange »  seh u p in/nfo  1 1 ü  1 1;  r-  /.  •  i  ztm be in 
hängt  nur  aarcb  ßäntler  uod  Mub- 
ktiln  mit  dem  Schädel  zuBaramen 
und  trägt  an  seinem  finde  das  lange, 
st&bfbnnige,  meist  st'hief  nach  hinten 

ferichtetä  Qiiadratb*jiö,  an  welchem 
er  Unterkiefer  eingelenkt  ist.  Dieser 
«olbst  besteht  aus  zwei  völlig  ge- 
trennten^ stabformigeii,  nur  wenig 
feb^^^eneu  Hälften,  die  vom  nur 
nrcb  laie  Sehnen  mit  einander 
Terbunden  sind.  Durch  diese  Ein- 
richtnng  ist  der  ganze  Unterkiefer- 
ippamt  einer  grossen  Erweiterung 
abig. 

Die  Bezahnung  der  Schlangen 
Üt  sehr  verschieden .  NiemaU  kom- 
men andere  als  echte  Hakenzabne 
TOT,  die  zuweilen  sehr  gross,  immer 
aber  ^pitz,  nach  hinten  gekrümmt 
und  nur  zum  Festhalten  der  Beute, 
nicht  aber  zum  Kauen  derselben 
dienen. 


Manchmal  erschemen  diese 
zahne  nur  auf  der  Oberfläche  ge- 
furcht; bei  den  echten  Giftscblangen 
itellt  der  Giftzakn  einen  spitzen, 
bohlen ,  säbelförmig  gekrümmten 
Kegel  dar ,  an  dessen  Spitze  sich 
eine  feine  Spaltöffnung  zeigt,  durch 
die  sich  das  Gift  beim  Bisse  aus 
den  Giftdrüsen  ergießt  u.  s,  w. 

W.  S.  238. 
^Grösse  nnd  Gestalt  der  Nester 
lind  nach  der  Gattung  verschieden ; 
sie  werden  immer  an  geschützten 
Orten  angelegt  nnd  die  Zugänge 
bewacht.  Die  Larven  werden  m 
•igenen  Zfellen  mit  Honig,  ätücken 
von  stfisen  Früchten,  beim  Mau  gel 
dieser  Nahrungsmittel  aber  auch 
mit  Fleisch,  inaect^n  und  faulen- 
den Stoffen  gefüttert  u.  s.  w. 

W.  S.  289. 
^Die  Reg^on  Würmer  nehme  U 
massenhafte  Portionen  humusrei- 
cher Erde  auf,  um  die  darin  ent- 
baltenen,  in  der  Zersetzung  he- 
griffenen,  aniTTmlischen  nnd  vege- 
iRbiliscben  Stoffe  in  ihrer  Nahrunj: 
«0  verwenden  Doch  tjenüet  die 
humuareicho  Erde  nicht  allem;  sie 
suchen    nach    vermoderten  Vegeta- 


Eine  ebenso  ffTane  Befall 
keit  ist  in  dem  ünt^rrf ' 
hergestellt       ^-    t- 
förmige  Z 
Bänder  ur 
del  zusarii 
Ende  das  i     . 

schief  nach  hinten  gericiüi 
dratbcln,    an   welchem   der 
kiefer  eingelenkt  ist   Dieser 
besteht  iius  zwei  völliir  cf*»tT( 
stabförmigen,  nur  tv 
Hälften ,   die    vorn 
nicht  öder)  nur  durca  lAxt 
fasern  mit  einander  verhunz 


,  Durch  di-*- 
ganze    Uv 


und 
igt   der 

einer   euonnen   Er^v 

Die  ßezahnnn^^  tn^rü 

ist  (je  nach  den  Vers <  tmh 

lien)  sehr  verschieden*  Ni«^i 
men  andttre  als  ecbt^^  H- 
vor,  die  zuweilen  s^ ! 
aber  spitz,   nach  h^ 
und  nur  zum  Festij   i' 
(nicht  einmal  zum  Z  rr  i 
noch  weniger  zum  Kdueu  d< 
dienen. 

Manchmal      erscbeinen 
Zähne  nur  auf  der  Fläche  _ 
bei  den  echten  Giftscblang^ 
lieh  schliesst  ...    .   and 
zahn  stellt  nun  einen  ^^pitz^n, 
säbelförmig  gekrün 
an   dessen   Spitze 
Spaltöffnung  zeigt. 
Gilt  beim  Bisse  sie! 

Schmarda,  ZooL  f.  ü.  G,  p,  IH 
^Grosso  und  Gestalt  def  ] 
sind  nach  der  Gattung  ve 
sie  werden  immer  an  gesc 
Orten  aufgehängt  und  aie  Z^ 
bewacht.     Die    Larven    wen 
eigt?nen  Zeüen  mit  Honigs 
von  hiisäen  Früchten,  Honi^lll 
beim  Mangel  di 
aber  aucli  rnit  l 
faulenden  6tötJcu  ^-luitvi^  l 

0.  Schmidt.  8.  14Ä, 
,Die     Re 

massenhafte    i 
eher  Erde  in 
um  die  darin 
Zcrs-'     /" 

und  ''i 

Nah 
die  I 
sie  b 


irkh,  Leitfaden  der  Zoologie,  ang.  ?>  A*  ÄuäHrer.     h$t 


tabilien  und  wenn  sie  deren  nicht 
finden,  so  präparierea  sie  ihren  Frass, 
iodem  sie  Strohhalme,  Papierstrei« 
fen,  Bl&tter«  auch  Federn  aber  Nacht 
in  ihre  Löcher  hinabiiehen  ufiw, 

Altnm  und  Landois  S.  56» 
„Der  Mund  liegt  vorn  an  der 
BauchüAite.  Der  Darm  ist  meist  ge- 
gabelt nnd  hlind  endend«  i<ie  ent- 
fttebcQ  aus  Eiorn,  welche  in  WiBser 
oder  ftn  feachie  PÜise  »hgelegt 
werden.  Ans  duison  entwickeln  stah 
entweder  sofort  den  Alten  ähnliche 
Junge,  oder  es  treten  mannigfache 
Zwischen  formen  zwischen  dem  Et 
nnd  dem  vollkommen  ausgebildeten 
Thiere  auf*  Im  letxtorn  Falle  sucheu 
die  ans  den  Eiern  schlöpfenden 
glatten  oder  bewimperten  Jungen 
sich  ein  Wohnthier  auf,  gewöhn- 
lich eine  Wasserschnecke  nsw^ 


Thomö  8.  28L 
„Leucbtor^ane  der  Leuchtkäfer: 
zarte  an  der  Bauchseite  des  Hin- 
terleibes vertheilte,  reichlich  fon 
Tracheen  nnd  Nerven  durchzogene 
Platten,  deren  bekannte  Lichter- 
scbeinungen  hervorgernfen  werden 
dnrch  einen  StofTumsatz,  der  xwar 
von  dem  in  den  Tracheen  herbei- 
geführten Sauerstoffe  abhängig  ist, 
aber  unter  dem  Einflüsse  der  Ner- 
venthätigkeit  steht.'* 


wenn  sie  solche  nicht 
leven  sie  ihren  Frass^ 
ie  Strohhalme,  Papierstrei- 
l*r,  auch  Federn  überNachl» 
LMer  htnabaaheii  nsw. 

r  Mund  (der  Sangwßnuör) 

^m    an    der   Baachseite   in 

i:  "    '   .  T'  ■  ■  ■:  ist  meist 

Sie  ent- 

Was- 

Jegt 

\4ivot  ij  ■.  ij  1  »T I '  E*'  1 1 1  sicn 

den  Alten  ähnliche 

«ie    machen    einen 

ȟfweehsel    durch ,    indem 

Zwischenfonnen   zwischen 

und    dem    vollkommenen 

tcn.   Im  letzten  Falle 

ie  1U6  den  Eiern  schlü- 

iten  oder  bewimperten 

hier  auf,  gewöhn- 

ihnecke  usw. 

"WTS.  '244, 
I»  Leachtorgane  (der  Lam- 
bestehen  aus  zarten,  an 
ibseite  des  Hinterlei  lies  ver- 
reicblich  von  Tracheen  und 
lurchEOgenen  Platten,  deren 
|ta|DQngen  hervorgerufen 
Hnh  einen  ^^toffumsatz, 
Wn  dem,  durch  die  Tra- 
brrbcigcführten  Sauerstoffe 
UiL  aber  unter  dem  Ein- 
H|FenreDthätigk€it  steht *■ 

^Sdilosse  noch  ein  BeiBpiel  für  die  ZusanuneDsetzüng  toq 
Stücketi  ans  verschiedenen  Büchern : 


iW,  a  2Ä4- 

^BEitterrochen,    Tor* 

WK  runder    Scheibe« 

^ineu     eleetriscben, 

f#ich^n   Apparat,   der 

recht     gestellten, 

lf«ii      Stulen      be- 

walohe    in    blutigen, 


Schmarda,  ZooL  t  O.  G.  8,  196, 
„Die  Zitterrochen,  Tor- 
pedo, mit  runder  Scheibe, 
haben  einen  electrischen, 
nervenreichen  Apparat«  der 
ans  seokrecbt  gestellten, 
seehsseitigen  Säulen  be- 
steht und  anf  der  untern  Flache 
des  Kör^ters  zwischen  den  Brust- 
floeaen  nnd  dem  Kopfe  liegt.'' 

C.  Vogt,  II,  p,  65. 

«Bei  allen  diesen  Fischen  be* 
stehen  diese  Apparate,  welche  ihre 
Nerven  aus  dem  fünften  oder  dem 
beruraschweifenden  Paare  oder  auch 
aua  dem  RQckenmark  erhalten,  aus 
gaUertartigen     Säulen ,      welche 


544    N.  WiMHeh,  Leüfiaden  der  Zoologie,  ang.  ▼.  A. 

gefässreich  en  Wänden  ein-  in  hantigen,  gefäfireiel 
geschlossen  sind  nnd  durch  Wanden  ein^esohlossenii 
Querwände  durchsetzt  wer-  und  durch  eine  Menge  hliti 
den,  so  dass  sie  eine  Aehn-  Querwände  durchsetzt  w 
lichkeit  mit  galTanischen  den,  so  dass  sie  in  dar  I 
Säulen  darhieten.*  eine  gewisse  Aehn  lichkeit  i 

falvanischen  Säulen  darl 
en,- 

Wir  bedanem  lebhaft  über  das  Buch  eines  sonst  Tielfteh  i 
dienten  Lehrers  ein  solches  ürtheil  fällen  zn  mflssen;  doch  in  < 
Kritik  gilt  es  als  erste  Regel  die  volle  Wahrheit  zu  sagen,  und  hi« 
schweigen  wflrde  mit  Recht  als  ein  Vergehen  gegen  dieWissensdu 
wie  gegen  die  Schule  und  den  Unterricht  bezeichnet  werden  i 

Graz  im  Mai  1877«  Dr.  A.  Äusserer. 


Dritte  Abtheilung* 


Zur  Didaktik  imd  Paedagog^k. 

reberböTdüngsfrage    im    Vereine    ^Mittel- 
echule**  in  Wien. 

Im  FebrQv  t.  J.  lad  der  AusschiiBB  des  Yereinf»  „MitteUobole'*  in 

\  durch  ein  Ron dscb reiben  die  MitgHt^der  des  Vereines  ein,  ihre  An^ 

\  nndEifiüirtingen  betüglich  der  „Ueberbürdung»  tind  einer  mdglichexi 

Df  der  Schaler  in  Form  von  Thesen  aiuiaspreohen ,  welche  in 

ITenamni Innren  tnr  Debatte  kommen  lollten.   Der  AntBchnaa  hoffte 

eine  ^hmanniscbe  Erörterung  dieser  Fragen  nicht  nur  rar  atl- 

nen  AnfklÄrang  im  Intereea«  der  Schule  beisntragen,  sondern  anch 

aientionen  der  h.  Unterrichtebehördo  m  entsprechen. 

10.  Febmar  1877  hielt  Prof.  Nahrhaft  in  der  Versammlung 
^n^nee  »Mittelschule'  einen  orientierenden  Vortrag  über  da«  fr»g- 
Ia  Thema  mit  aassohlioBfilicher  Hficksicht  auf  das  Gymnasium.  Dieser 
9lng  bildeta  die  willltommene  Einleitung  zu  einer  längeren  Discosaien, 
lebe  den  Verein  durch  drei  Monate  beschäftigte. 

Prof*  Nahrhaft  faaste  Über  Wunsch  der  Vereinsversammlung  die 
rtptpnncte  seine«  Vortrages  in  Form  von  eintelnen  Fragen  zusammen, 
lÄib  gedruckt  den  Vereins mitgliedem  mitgetheilt  wurden  ^  um  der 
(hüte  eine  klar  formulierte  Grundlage  su  geben.  Diese  Fragen  lauten: 
L  Wie  urtheilt  nach  den  Erfahrungen  der  Schulmänner  deijenige 
Mit  d«a  gebildeten  Publlcume,  welcher  mit  dem  Gymnasium  in  näherer 
plihnng  ideht,  über  die  Belastung  der  Gjmnasialschüler? 
K  n^  Sind  nach  den  Erfahrungen  der  Schulmanuer  a)  alle  Gymna» 
Hhnier  überbürdet  oder  6)  blos  einzelne  oder  c)  iet  eine  Ueber* 
Nung  in  Abrede  tu  stellen? 

HL  Wo  sind  die  Ursachen  der  Üeberbürdnng  £u  suchen  und  w&a 
i  la  des  ilnselnen  Anstalten  bereits  geechehen,  um  den  ▼orgebmcht^n 
Im  abiuhelfen? 

^  IV.    Sind  die  Verhältnisse  der  GymnaaialsehÜler  und  ihre  Qualität 
Ü  VermnaielxuBgen  des  Organ isationsentwurfes  entsprechend? 
m)  Qiiftife  Befähigung  und  entsprechendee  Alter* 
h}  G«nradheil  und  körperliche  Entwicklung. 
€)  Kahruagisorgen. 


i  f.  A.  Mm.  QTmn*  1S77,    TU.  SifW 


35 


546         M  V,  Egger-MäUwiM,  Die  Ueberbfirdongsfraga  ete. 

d)  Hftosliche  Nachhilfe. 

e)  Nebengegenstände. 

f)  Allzugroeser  Ehrgeiz  bei  geringer  LeietangafiUüj^nit 

g)  Fleiss  und  sittliches  Verhalten. 

V.  Welche  Unterstützung  findet  das  Gymnaaiam  von  Seite  der 
Eltern? 

Ist  der  Zeitgeist  der  idealen  Richtung  des  Gymnasiunu  fifdeiikht 
Welche  Schattenseiten  des  hiisliohen  Lebens  Undeni  die  TUtif- 
keit  und  Leistungsfähigkeit  der  Schule? 

VI.  Welche  Gelegenheit  ¥rar  bisher  den  LehramtscandidatflB  ge- 
boten sich  in  der  Gymnasialp&dagogik  theoretisch  und  praktisch  asm- 
bUden? 

Wie  soll  ihre  Ausbildung  in  Zukunft  beschaffen  sein,  und  nf 
welche  Weise  ist  dieselbe  vor  der  definitiven  Anstellung  itt  prifsi? 

VIL  Welches  Intensse  und  welche  Pflege  findet  die  Gymnaiialpidi- 
gogik  gegenwärtig  bei  den  Directoren  und  Professoren  der  Qjnauäm} 

Welches  sind  in  jedem  einzelnen  ünterrichtsgegenstaade  die  IQi^ 
und  Schattenseiten  der  Methode,  durch  welche  die  beklagte  üebeiMr- 
dung  der  Schaler  veranlasst  wird? 

Entspricht  die  Stellung  und  das  Wirken  des  Ordinarius  am  Bt- 
Stimmungen  des  Organisationsentwurfes? 

Welcher  Art  ist  das  Zusammenwirken  der  Lehrer  in  einer  od 
derselben  Classe? 

Vni.  Sind  die  eingefUhrten  Lehrbficher  nach  ihrem  luhtüt  od 
Umfang  den  Bestimmungen  des  Organisationsentwurfes  vollkommen  ein- 
sprechend? 

IX.  Welcher  Art  sollen  die  wissenschafUiebe  Bildung,  dieBIMng, 
die  Rechte  und  die  Pflichten  des  Directors  sein,  wenn  er  für  die  Ote- 
bürdung  der  Schüler  verantwortlich  ist? 

X.  Liegt  die  beklagte  üeberbürdung  der  Schüler  im  Ofganiflitieii 
entwurf,  vorausgesetzt  dass  er  genau  und  iMcte  durchgeführt  wiidf 

In  welchem  Zusammenhange  steht  die  üeberfüllung  am  ClMi 
und  das  Vorhandensein  von  doppelten  üntergymnasien  unter  BloeriXne- 
tion  mit  der  üeberbürdung  der  Schüler? 

Was  ist  von  der  vorgeschlagenen  AbSnderung  des  OnjiiilMflwi 
entwurfes,  respective  Verminderung  des  Lehrstoffes  zu  halten? 

Welche  Erleichterung  für  die  Schüler  und  welche  XJnterricMierMgi 
sind  von  der  beabsichtigten  Aufhebung  der  Zweistuflgkeit  det  flyflü- 
siums  zu  erwarten? 

Die  Discussion  gestaltete  sich  durch  allseitige  Thaünduae  eek 
lebhaft.  Dieselbe  auch  nur  in  den  Grundzügen  wiedenugvbea,  güWM 
hier  der  Raum  nicht  Es  muss  dies  dem  Jahreeberichte  dfli  VeMifB 
vorbehalten  bleiben. 

Die  Anschauungen ,  welche  im  Vereine  ihre  VertietQiig  ^efttiw 
haben,  erhielten  grösstentheils  in  den  Thesen  einen  Auadndt,  iMlche 
als  Antworten  auf  die  von  Prof.  Nahrhaft  formulierten  Fugen  fonv* 
schiedenen  Seiten  aufgestellt  wurden. 


AL  r*  M^ger-Möllwaiä,  Die  UeberbftrdangsfirAge  etc.         54T 

ididcm  die  Vereinsversammlun^  vom  24.  FübmaT  bei  SrQrtening 
tSStm  FragvQ  zu  dem  Ergi^bDkse  ^ekommexi  wiu-,  die  Debeneu- 
Iftomurpfecheti,  da«»  di«  im  PubUcujs  Yerbreiteten  Klagen  betreff» 
[JetobIkrduDg  der  Ojiniiasialscbaler  nicht  gani  in  Abrede  tu  steUea 
m,  da»  jedoch  eine  Ueberbürdung  nicht  für  alle,  BODdem  nur  f&r 
aeliie  Schüler  vorhftDden  sei,  wurden  dem  Vereine  Namen»  des  Aua- 
iltaAea  folgende  Thesen  sur  Diacugäion  vorgelegt: 

1.     Im  ursprünglichen  Organ jsationsentwtirfe  ron  1849  und  dem 
[fürgeäch  riebe nen   Lehrplane   iat   eine    Ursache   Ton    Ueberbürdnng 
bt  gelegen. 

^  11^  £ine  Ueberbürdong  der  Sch&ier  kann  ihren  Gmnd  haben, 
■  der  mangelhaften  pädagogischen  Vorbildung  der  Lehramtscandi- 
Ut  b)  iju  Mangel  eines  einheitlichen  Zusammenwirkens  der  Lehrer 
«f  Ciasee»  c)  in  der  üeberföllung  der  ClÄssen,  d)  in  der  üeberbürditug 
f)  Sek&ler  mit  Nebengegenständen,  €)  in  der  lehlerbaften  Behandlung 
I  Lelmioffes  von  Seite  mancher  Lehrer  and  in  manchen  LehrbUcherj^. 
IIL  Kine  neue  Qe^r  der  Ueberbüidang  liegt  in  der  eventuellea 
bttAf  der  Zwelstufigkeit  des  GjmaBiama. 
IV»    Der  Ueberbördung  wird  vorgebeugt: 

0)  Darch  Rednction  der  Schülerzahl  aufda^gegetsUche  Maximum, 
b)  Durch  eine  pidagogiache  Vorbildung  der  Gjmna&iallehramte* 
aten  im  Siune  des  M.  E.  Tom  27.  Des*  1876^ 

e)  Durch  einheitliches  Zusammenwirken  der  Lehrer  denelben 
uater  Leitung  des  Ordinarius. 

d)  Durch  pfidagogisch-didaktiscb  richtige  Behandjung  des  Lehr- 
liagODders  der  Aufgaben. 
fi&iijl  andere  Reihe  von   Thesen   wurde   vom  Landesscbaliiispectar 
Lang  aufgestellt,  welche  die  des  Ausschusses  Uieils  mcKliftciexen, 
ergifiten: 

L  Die  im  0.  E.  vorgezeichneieu  Lehr-  und  Leraxiele  sind  ^  die 
Kg  gcwisier  Vorbedingungen  vorausgesetzt  —  ohne  Ubermisaige 
Bgung  der  Schüler  erreichbar 

iL  Als  Ursachen r  ans  denen  die  hie  und  da  vernehmbaren  Klagen 
ileberbUrduug  der  Schüler  des  UyionasiaiDs  herrühren  können,  sind 
■«lehnen  1  L  Unreifes  Alter  der  Sohtler.  2,  Für  die  Gjmnasiid- 
Qen  unzurfMchende  Begabung  der  8chüler*  X  Ungünstige,  den  Unter- 
hliiw<*ckt'n  nachtheilige  hiusliche  Verhültaisae  einzelner  Schüler. 
iott  kraftzerspUtternde  Nebenbesch&ftigong  einzelner  Schüler. 
das  Lernen  und  Ueben  in  der  Schale  behindernde  Fre 
er  Lehranstalten.  6.  H&ufiger»  den  Unt^^rrichtsgang  vielseitig 
Lehrerwechsel  7.  Vielzahl  der  Lehrer  in  den  unteren  Olassen. 
cbtUaong  der  Unterriohtsphncipien  und  Instructionen  des 
l!  IE.  fOtt  ^te  einzelner  Lehrer«  9.  Uebermass  des  den  Scbülem  gebo* 
ifB,  Hber  die  Lehr*  und  L4>rnsie1e  dos  0.  E.  weit  hinanardcheoden 
«bftolfes  in  einzelnen  Untorrtchtagcgcn standen.  10.  Umfange  Einrieb- 
darung  einzelner,  den  massvolkn  Forderungen  des  0.  IL  durch- 
itaprechender  Lehrbücher. 

35' 


B48         Äh  a.  ^^'MÖHwaid,  Die  üeb«rMrdungs^n^e  «tCs 

ni.  AU  Erg&Dzung  der  These  lY  des  AoBschtmes ; 

e)  Darch  eine  Befitimmong  im  Wege  der  Genetzgebimg, 
die  Yollendnog  des  10*  Lebensjahres  als  Bedingung  flr  den  Eintritt  I 
Gjmnasinm  fordert 

IV.  FQr  die  Oandidaten  des  Lehramtes  am  Gymnaginm  w&re 
fon  eioem  erprobten  ScbulTnann  der  Mittelschule  zu  leitender, 
giflchHÜdakttscber  Vorbereit uugseurs  an  der  Universität  einzurichten.  | 

Prot  Nahrhaft  fohlte  «ich  im  Laufe  der  Debatte  ebeo&lU  m* 
anlaest,  die  Ansichten^  die  er  bereits  vorher  in  seinem  Vortrage  bc^grändil 
hatte,  in  Form  von  Thesen  auszusprechen: 

L  Die  Ursachen  der  Ueberbürdung  der  Schüler  sind  in  aU^ü 
toren  in  suchen,  welche  beim  Unterrichte  zuBammenwirken. 

n.  a)  Die  Qualität  der  Schf&ler  entspHcht  vielfach  nicht  des  I 
rechtigten  Voraussetzungen  des  0.  E.  b)  Die  mangelhafte  UnterstOt 
der  Schule  von  Seite  der  Eltern,  die  Schattenseiten  des  häuslichen  Ltbedi 
nnd  die  materieHe  Richtung  der  Zeit  wirken  vielfach  der  idealen  Anf^ 
des  Qjmnasiume  entgegen  nnd  sind  häufig  die  Ursachen ,  dam  s/tlhn 
massige,  aber  strenge  und  consoquente  Forderungen  an  die  Sdittlff  i 
lästiger  Druck  erscheinen. 

III*  a)  Die  seit  Einführung  des  0.  E.  bis  vor  Kunem 
Nonnen  über  die  pädagogische  Ausbildung  der  LehramtBcandidsteii  i 
sprechen  nicht  jenen  Anforderungen,  welche  in  der  Praris  an  iUh^ 
tige  Lehrer  gestellt  werden  b)  Die  Angriffe  in  Bezog  auf  di»  psdi- 
gogiscbe  Thätigkeit,  welche  im  Eeichsrathe  oder  bei  anderen  GelBfO* 
heiten  gegen  den  ganzen  Stand  der  Gymnasialprofessoren  gerichtet  wurd«^ 
mUssen  als  übertrieben  und  jeder  thatsäch liehen  Begründung  entbcbmd 
mit  Entschiedenheit  zurückgewiesen  werden.  Fehler  in  der  Methode  w^ 
Uebergriffe  in  den  AoforderuDgen,  über  welche  Klage  geführt  wi 
mögen  sich  bei  einzelnen  Mitgliedern  des  Lehrstandes  finden.  Ei  k% 
Bache  der  ünterrichtsbehorde  die  Klagen,  welche  laut  werden»  jsdeuDsl 
in  untersuchen  und  die  Mängel  abzustellen,  c)  Die  Stellung  des  Or^ 
narins  und  das  Zasammenwirken  der  Lehrer  in  einer  und  damlla 
Glasse  entspricht  bei  den  thatsachlich  vorhandenen  Hindernissen  v)»!ib^ 
nicht  den  Vorschriften  des  0.  E.  d)  Ein  grosser  Theil  der  approbtirtBO 
Lehrbücher  ist  entweder  seinem  Umfange  nach  dem  im  0*  E.  Ufl^ 
stellten  Lehrpensum  oder  seinem  Inhalte  nach  dem  Alter  nnd  der  Fvmip^ 
kraft  der  Schüler  nicht  entsprechend. 

IV,  a)  Der  Director  ist  wegen  seiner  umfangreichen  administ»tn«fi 
Thätigkeit  und  durch  die  Ueberladung  mit  Schrelbgeschiften  sirbi 
immer  in  der  Lage  f^r  jeden  einzelnen  FaU  der  Ueberbflrdttiig  an  itlBir 
Anstalt  die  voIIa  Verantwortlichkeit  tu  tragen,  b)  Die  Qrsaebfs  der 
Ueberbürdung  sind  hauptsachlich  in  der  Ueberf&Uung  der  Clusa,  « 
der  Existent  von  doppelten  Untergjmnasien  und  in  den  aUziijfnMSPti 
Anfordeningen  an  das  Gedächtnis  der  Schüler  bei  MaturititsprilfuDg^ 
tu  suchen,  welche  die  Ausführung  der  Vorschriften  des  O.  E.  aDmOgll^ 
machen,  c)  Die  Aufhebung  der  Zweistufigkeit  der  Gjmnasien  Meist  m^ 
und  für  sich  noch  keine  Gewahr  für  die  Beseitigung  der  U«berlrlkldta^ 
der  Schüler, 


dL  ff,  Eggtf-MöüunUd,  Die  üeberbürdangsfrage  et«:        540 

Jeii«D  Tiies^n,   welcbe  für  den  0.  K.  tproobeo,   siellte  Professor 
Per4  Kummer  folgende  entgegei),  die  er  dorch  seine  Erf&hrungeii 
Die  moÜTierte:  In  Erwägung,  daas  der  ä  E.  von  1849  in  ein« 
O^feiifitinden  und  an  emzetne  Clasaea  aehr  höbe  Anforderungen 
in  weiterer  Erwägung,   daas  die  ursprünglichen  Anforderungen 
£.  durch  spätere  Verordnungen  verändert,  in  einzelnen  Fächern 
und  die  Schulstunden  vermetixt  wurden,  während  die  öbrigea 
en  nicht  herabgeaeist  werden  konnten :  erklart  die  Versamm- 
te  Gefahr  der  Ueberbfirdung  ist  auch  in  den  Forde- 
ren  der   Lehrpläne   und   ihrer  genauen   Durcbführnng 
rtnd«t. 
Annerdem  sind   dem  Ansscbosae  dea  Veretnes  Über  seine  Auf- 
fom  Februar  1876  einzelne  Tbesan   schriftlich  übergeben 
welche  in  den  Vereinsveraammlungen  nicht  zur  Debatte  gelangen 

ProC  Dr.  Sebober  (aus  Wien): 

L  Neben  dem  durch  den  bestehendeu  Lehrplan   als  Lebniel  der 

Gegenstände  in  den  einzelnen  Classen   aufgestellten  Marimum 

Färdefnngen   sollte    auch    ein   nach    der    Leistungsfähigkeit   eines 

begabten  Schülers  uud  mit  Rücksicht  auf  die  banuoniscbe 

des  Geistes    bestimmtes  Mininjum  ab  Grenze  festgeeteUt 

welche  mit  dem  gröseten  Tbeile  der  Schüler  erreicht  werden 

e,  von  welcher  ans  jedoch  dem  Lehrer  je  nach  dem  Charakter  der 

e  ein  Spielraum  bis  zum  Maximum  freistünde. 

IL  Eine  Ursache  der  üeberbürdung  der  Schüler  iat  in  den  sobnft- 

(dantellenden)  Hausarbeiten  zu  suchen,  wenn  sie  sich  entweder 

\  ^fit  Überflüssig  oder  mit  unnützer  Minutiosität  betrieben  werden.*} 

IIL  Als  Zusatz  zur  H.   Tbe^  de«  Aussebusaes  beantragte  Prof. 

|ebober  Folgendes:  f)  In  dem  Bestreben  der  Lehrer  die  WiateA« 

ala   solche,   nicht  mit  Eücksicht  auf  den   obersten  Zweck  dee 

ixams  zu  lehren. 

Prof.  Rudolf  Ger  mal'  (aas  Jungbunzlau)  sandte  folgende  Tbeeen, 
tcbriftlich  begründete,  zur  Besprechung  ein: 
U  Efl  ist   bei    der  häuslichen  schrifUichen  Priparation  auf  die 
der  claasischen  Sprachen  von  der  Tertia  angefangen  vom  Auf- 
dtr  Version  abzusehen. 
I  f:  Es   ist  die  jetzt  gesetzliche  Zahl   der   Hanearbeiten   um   ein 
in  allen  Classen  herabiumindem. 
8b  Ka  ist  die  studierende  Jugend  von   der  ersten  Classe   an   in 
f  pliBiliiisigen    Leetüre   bei    consequenter   Conirole  von  Seite   des 
ffnt  und  des  Bibliotbekars  aniuleiten  und  su  verhalten. 
Peber  die  Beschlüsse,   welche  gefiust  wurden,   sa  berichten,   isl 
def  Ort«  nm  so  mefar  als  dieselben  ohne  Einsicht  in  die  ihnen 


*)  Wir  verweisen  biebei  auf  unsere  Bemerkung  S.  390. 

Anm.  d.  Bed. 


55t  Ififloellen. 

helfen.  Der  scharfe,  deutliche  Druck,  der  harmoniache  Farbentui  thno 
dem  Ange  wol  und  da  jeder  üeberladoug  im  Topo^^raphisohafi  awe* 
wichen  wird,  kann  anch  das  Oro-  und  Hydrographische  bei  maiOM 
Kfurten  zu  einiger  (jeltung  gelangen.  Am  besten  seist  sich  dies  M 
Alt-Aesypten  und  Palästina.  Sehr  kkre  Karten  sind  Mittelaiiiopa  nr 
Zeit  Chnsti  und  das  Bömerreich  in  seiner  weitesten  AnsdehnniiSy  dei- 
ffleichen  Deutschland  zur  Zeit  der  sächsischen  und  fränkischen  mMkm; 
das  Zeitalter  der  Entdeckungen,  femer  Deutschland  Ton  1815 — 1871; 
die  historische  Entwicklung  des  brandenburgisch -preossischan  StMte 
und  die  des  russischen  B^iches.  Für  die  Territorialgeschielt« 
Oesterreich-Ungarns  ist  in  diesem,  vorzugsweise  gemeindentMlM 
Unterrichtsinteressen  gewidmeten  Atlas  weniger  gesorgt;  es  bleibt  date 
Spruners  histor.  Schulatlas  der  5sterr.  Monarchie  unentbehrlich ,  od«  m 
kann  von  den  einheimischen  Leistungen  auf  diesem  Gfebiete  der  hiita:- 
geogpr.  Schulatlas  von  Jausz  II,  III  trotz  aller  seiner  Mingel  n  Butäi 
gezogen  werden. 

Was  Billigkeit  betrifft,  so  ist  der  Put^r'sche  Atlas  eine  Ui- 
brechende  Erscheinung.  Die  Rücksicht  auf  möeUchst  wolfeile  HentaUiw 
nöthigte  zu  Baum-  und  Papiererspamis,  ohne  dass  jedoch  der  Zwmk  ni 
die  wfälligkeit  des  Aeusseren  dabei  zu  kurz  kämen. 

Graz.  F.  Kronen 

Madvigs  lateinische  Sprachlehre  für  Schulen,  nadiDt 
J.  Tische  r*8  Bearbeitung  f&r  die  Gymnasialdassen  bis  Prima  t 
von  Prof.  Dr.  Hermann  Uenthe,  Inrector  des  Waldeckiaehsn 
gymnasiums  in  Corbach.  Dritte  verbesserte  und  mit  einem  spmdMiMH 
schaftlichen  Anhangt  vermehrte  Auflage.  Braunschweig,  F.  viewegBI?, 
8,  X  u.  332  SS. 

Die  Vorzüge  der  gidsseren  Madvig*schen  lateinischen  SpnehkhN. 
besonders  was  die  syntaj[,  die  genaue,  scharfe  und  klare  Fassung  der  Sflflh 
anbetrifft,  sind  allgemein  anerkannt.  Das  vorliegende  Buch,  ein  Anm^Mi 
derselben,  ursprüngUch  für  die  vier  unteren  Guussen  bestimmt,  ist  ia^ 
zweiten  und  dritten  Auflage  von  H.  Genthe  so  bearbeitet  wordea,  Am 
es  auch  für  die  Secunda  vollkommen  und  selbst  für  die  Prlat  ib 
Bichtschnur  beim  Lateinschreiben  ausreicht,  ja  nach  der  AndentOf'^ 
der  vorliegenden  Auflage  Seite  IX  kann  es  möglicher  Welse  fBr  iv 
ganze  Gymnasium  genügen.  Die  neue  Auflage  ist  eine  durchaui  vp* 
besserte  und  man  muss  in  dieser  Beziehung  der  Sorgfalt  und  Gemiif- 
keit  des  Herausgebers  alle  Anerkennung  zollen.  Neu  hinangekommei  M 
ein  sprachwissenschaftlicher  Anhang  (S.  303—815),  welcher  für  die  Frias 
und  Secunda  bestimmt  ist  und  die  Scnüler  in  das  Verständnis  der  UiA^ 
rischen  Entwicklung  der  lateinischen  Sprache  einführen  solL  DoMfti 
ist  ganz  verständig  und  zweckmässig  angelegt  und  ausgeführt  D«  Aa- 
hang  über  die  Metrik  ist  neu  bearbeitet,  wobei  die  Ergebnisse  der  sn»- 
sten  Forschungen  von  Westphal-Bossbach  und  Schmidt  benütit  woHm* 
Endlich  ist  noch  eine  (Jebersicht  der  wichtigsten  römischen  Masse,  Mil- 
zen und  Gewichte  beigefügt  worden.  Man  kann  demnach  dieses  f^ 
sorgfältig  gearbeitete  Buch  der  Beachtung  der  Lehrer  mit  gutem  Ge- 
wissen empfehlen. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 
(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  VI,  S.  476  t) 

Deutsch. 
Schmidt  Carl,  Lateinische  Schulgrammatik.  Vierte  beriebtic^ 
Auflage.  Wien  1877.  In  Commission  bei  Holder.  Preis  brosdi.  1  fl.40kr.i 


MisceUeii.  Hl 

[Ltbmbfauche  an  Gymnaflien  mit  deutscher  ünterriohtaBpiftcl&e 
'  lugtUaseo.  (Min  -Erl  vom  2.  Juni  1877,  Z-  8567.) 
Von  G.  Gnrcke's    deutscher    SchulgT&mmatik   (Hamburg  Meisft- 
jieben  der  d.— 11.  Auflaj^,  deren  Zulassung  mit  dem  MiQ.*£rl. 
d.  J.  Z,  3524  auägesprochen  wurde,  auch  noch  die  6.-8, 
bheftOsUDdei  gebraucht  werden.   (MiD.-£rL  fom  23.  Mai  1877, 

J linker  K.  und  No6  H. ,   Deutsches  Leaebacb   f^r   die  oberan 
der  Beakchulen.  I.  Theil.   Wien  1877.  Graeser  Preis  hrosoh. 
kr.,  wird  sum  Lehrgebraucbe  an  den  B^schtileD  mit  deutscher 
che  allgemein  KugeliaseiL  (MiiL-ErL  vom  25i.  Jaoi  1877, 

lldki  Dr.  Et  Edler  von  Wittingbausen»  Elementarbuch  der 

eben  Sprache.  Wien  1877.  Holder.  Preis  brosch.  85  kr,|  wird  lum 

:^e  in  den  Eealscbulen  mit  deutscher  Ünternchtssprache  all- 

eluseo.  (Min.-£rL  vom  25,  Juni  1877,  Z.  10091,) 

Bard   Anaelme,    Le^ons    fTan9ai8e6    graduöes  etc.    IL    Vitien 

d^un  voeabulaire  fran^ais-al  lern  and ,  contenant  rinterpr^tatioD 

_    les   mots   et  de   toutes  lea  bcutions  de  Fouvrage.  Prag  1877. 

Preis  brosch.  2  fl.,  wird  zum  Lehrgebrauche  an  Realscbulen  mit 

bcr  ünterricbtsspracbe  allgemein  zugelaasen.  (Min.-£rL  vom  21.  Jatii 

Z,  9572,) 

Kreuaiel  Irenäua,   Lehrbuch   der  darstellenden   Geometrie   f^r 
ÜMihulen  und  xum  Selbstunterrichte.  Mit  398  io  den  Text  gedruckten 
grn.    Brunn   1876.   Karatiat.    Preis,   brosch.   3  fl.   10  kr.  (auch 
beilungen  zu  2  fl.  und  1  H.  10  kr.)^  wird  zum  Lehrgebraache 
liulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  sugeUaaen. 
^IrL  V.  IL  Juni  1877,  Z.  9165.) 

Italiäniscb* 

Moia  Giuseppe,  Trattato  di  fisica  di  Fietro  Mttnch,  Traduzione 

la  sulle  tensa  edizione.  Con  301  figure  intercalate  nel  testo  ed  una 

fp«»Erale  eolorata.  Wien  1877.  Holder.  Preis  brosch.  3  fl.  20  kr., 

-brauche  in  den  Obercbwsen  der  Mittelschulen  mit  ita- 

btaspraehe  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  rem  29.  Juni 

Öechisch. 

"Htndniaka,  Dr.  P.  J.,  Algebra  pro  vySÄl  tHd?  &kol  stfednich. 
Iö77.  (Im  Verlage  des  Verfassers.)  Preis,  broch.  1  fl.  ÖO  kr. ,  wird 
Wkfg«bimiiche  an  den  oberen  Glassen  der  Mittelschulen  mit  bobmi* 
rlliilefricht»prache  allgemein  ingelassen.  (Min.*Krl.  vom  8.  inni 
;  TL  mL) 


Fünfte  Abtheilung. 


Erlässe,  Verordmmgen ,  PersonalstatistÜL 

Erlässe,  VorordnüDgen. 

£rlasB  des  Um,  für  C.  and  ü,  vom  3,  Juni  L  J,,  Z.  109D*1 
mit  eine  Instruction  in  Betreff  der  Inyentarisiening  der  LehnnittdttAii» 
laogen   &n    den   pMloBophischen   und  medicinischcn  Facaltäten  erlaoti 
wird,  8.  Verordnungsblatt  Ni.  XJII,  S.  80  C 

Er  las  8  deü  Min.  für  C.   nnd  Ü.  vom  26.  Juni  1877»  Z, 
betreffend  neue  Formulare  lu  den  statistischen  Nachweietingöü  d<?rl 
schulen.  —  Üeber  Antrag  der  k.  k.  statistischen  Central  com  raission 
ich  die  Anfertigung  eines  neuen  wesentlich  vereinfachten  Formulare» j 
den  atatistiscben  Nachweiaungen  der  Hochschulen  und  verwandter  [ 
anstalteu  angeordnet. 

Dieses  Formular,  wovon  die  erforderlichen  Exemplare  an  di«  B«C' 
torate  nnd  Vorstände  der  Anstalten  unmittelbar  von  der  statisUschAO 
CcntralcominisBion  werden  übersendet  werden^  ist  schon  für  die  nidvt« 
bevorstehende  statistische  Aufnahrae  zur  GrundJage  zu  nehmen. 

In  Folge  dessen  haben  die  bisher  mit  den  MinisterialerUasao  von 
m  JuU  1863,  Z.  5Ö29,  vom  3.  April  1875,  Z.  4162  und  vom  11.  Augwt 
1876,  Z.  ^  ^,^^j  vorgezeichneten  statistischen  N»chweisung"en  völlig  M 
entfallen  und  ist  f^r  die  Ablieferung  der  neaen  Nachweisun^  der  Temiii 
von  14  Tagen  nacb  Ablauf  der  Herl)stferien  genau  einzuhalten« 

Erlass  des  Min.  f&r  C.  und  ü.  vom  26.  Juni  1877,   2.  ^-^ 
betreffend  die  Ablieferungen  der  statistischen  Nachweiaungeii  öb«r  ] 
schulen.  —  Den  Directionen  der  Mittelschulen  wird  hiemit  bekamit  f^^ 
geben,  dass  die  mit  Min.-Erl.  vom  IL  August  1876,  Z,^r^^  angeordoell 
abgesonderte  Einsendung  statistischer  Ausweise  Ober  das  Mittol^rhuln 
von  nun  an  zu  unterlassen  ist.  Dagegen  ist  der  Termin  /  n^ 

der  in  Kraft  verbleibenden,  zu  Zweien  der  k.  k.  statist^ 
commi&sion  bestimmten  Tabelle,  welche  auf  Grund  bei  der  k. 
bücherverlÄgsdirection  zu    beziehenden   Formularien   ausauferti 
binnen   14  Tagen  nach  Ablauf  der  Herbstferien  auf  daa  genau  est*.-  •  «•'- 
zuhalten. 

Verordnung  des  Min,  für  C.  und  U.  vom  29.  Juni  1877,  ^ 
an  alle  Landesschulrätbe  und  den  Statthalter    in  Trioat,    bett 
an  inländischen  Lehranstalten  in  anshilfs weiser  Verwendung  su^iuuiili» 
Ansländer.  —  Es  iat  zu  meiner  Kenntnis  gekommen  >   da***  an  verteiiie- 
denen  Lehranataltenen,  insbesondere  an  Volks-  und  Bürgt:    '    ^       Aur 
länder  in  aushilfsweise  Verwendung  genommen  werden.  D  lt'< 


Penona]*  und  Scbolnotizen« 


556 


t^  welchem  -  nach  Artikel  3  des  Staatsgrundgeseties  über 
_  ^mtdiieo  R©cht43  der  SUatöbfirger  und  |,  48  des  Reichs-VolksBchul- 
nulM  —  die  definitive  Rrlangung  eicer  Lehrftelle  an  das  Requisit  der 
mreidiMchen  StaRtsbfirgci^rhaft  |;ekD&pft  ist,  offenbar  auch  eeg^n  eine 
idaÜlfoiretii«  Verwendung  auBländischer  iDdividnen  im  ScnaUieaste 
priebt.  ao  Üode  ich  anzuordnen^  da^s  ?oin  Beg'inne  des  nlcbskn  Schul- 
ihm  ab  auch  eine  aushilfsweise  Verwendung  im  Schuldienste  nur  In- 
bdern  aöv«>rtraut  werden  kann. 

Eine  Ausnahme  i*t  nur  hinBichtlicb  solcher  Ausländer  zuzulassen, 
eiche  bis  sa  dem  angegebenen  Termine  den  Nachweis  zu  erbringen 
HOidgen,  doss  sie  behufs  ihrer  Einbfirgerung  bereits  die  Zusicherung 
IT  Jlttlbahme  in  den  HeimaUverband  einer  inländischen  Ortsgemeinde 
tagt  ballen.  In  diesem  Falle  ist  das  Ergebnis  der  Einbürgemngs- 
KiMadlung  übzu warten  und  kennen  die  betreffe nden  Indi?iduen  Dia 
»toDs  aber  bis  lum  Ablauf  des  nächsten  Schuljahres  in  ihrer 
liaen  Lehrverweadang  belassen  werden. 

D^r  Bf  iß.  f^r  C.  und  U.  hat  aDgeordnet,  dut  die  von  den  Uni- 

Ät^bibliuthekaien    für   Beaetzong  von  Amanuenais-,   Seriptor-   und 

»nitatteten    Vorschlige   künftighin   von   der    Landeastelle 

u^m  ünterrichtsminiaterium  vorgelegt  werden,  während  f^ 

ttUujig  der  BibtiothekarsteUen  die  Min.*£rl.  vom   1.  Ml^rz  WIO, 

*.   getroffeneu  Bestimmungen   in  Kraft   zu  bleiben  haben.   (Min.- 

I^am  1.  Juli  1877,  Z.  10641.) 


Dcir  Min.  fllr  CX  imd  U.  hat  gestattet,   dam  an   dem  mit   dem 

lUichkettAreebte   ausgestatteten   Gymnasium    der   Benediotiner  von 

*'  run  mit  dem  Beginne  des  nichsten  Schuljahres  (1877/8) 

öffnet  werde  und  hat  zugleich  diesem  Gymnasium  aas 

tii  Ml ^t*  nun  xtUturitataprQfungon  abzuhalten,  (Hin. *£rl.  vom  25.  Juni 

L  ai  10022.)  

Daa  Verordnungsblatt  St^ck  Xlli,  S.  84  ff.  enthält  einen  Normal^ 
fttr  höhere  Gewerbeechulen. 


Porsaoal-  and  Schulnotizen, 

Ernennungen  (vom  1.  bis  zum  27.  Juli). 

tkt  iwuite  Archivar   des   k.   k.  Haas*,   Hof-   und  Staatsarchives, 

Mmth  Joseph  Fiedler,  zom  wirklichen  Sectioosrathe  und  ersten 

tof-  und  Staatsarrhivar ,  der  Archivsconcipist  «rster  Ciasee,  Dr. 

ilia  Weida,    zum  Haus-,    Hof-    und    Ötaatsarchivar-,    zugleich 

lern  A^rchivsoondpisten  erster  Ciasse,  Dr.  Constantin  Edlen   vun 

der  Titel  und  Charakter  eines  Haoa-t   Hof-  und  SlaaUarchivaia 

ArchiTsofficialen  erster  CThuae,  Wilhelm  Klemm ,  der  Titel  und 

kicr  eines  Archivsadjuncteu  verliehen  (a.  h.  Entschl  vom  30.  Juni 

u)«    Aniterdem  wurde  dem  Concipisten  2.  Cl,  Dr.  Gustav  Winter, 

I^Ctafedi^iatcaateUe  1.  Ol  und  dem  Conceptsaspiranten,  Johann  Paa- 

eine  Coucipistenatetle  2.  OL  verliehen. 


De»    mit   Titel    und    Charakter    eines  Sectionsrathes    k^kk-idote 
4i<iCfetir   im  Minist    für  C.  und  ü* ,   Dt,  Hermann  Ferdinand 
S«   '  I*  in  diesem  Ministerium  (a.  h.  Eti'  m 

J.){   der  mmlasär  Wilhelm  Hanisch   und 

lpi«t  Aü>cn«i  i  du  her  Edler  von  Taubenberg,  zu  Mim^urwi- 
"  en  im  Minist,  für  C.  und  ü.  (16.  Juli  L  J.). 


556 


PenoQ&U  und  SchtilnotizeD. 


Ben  Privfttdocenten  an  der  medicin beben  FacalUt  dtir  Wiea 
Dt,  Leopold  PoHtier  und   Dr.  Samuel  Ritter  voq  Basch»   wup 
Titel  ei neaftusserordentlichenProfesBOrsverliV  ',  T         :  ' 

1.  J.);  der  ausserordentliche  Professor  des  Kii 

berg,  Dr.  Eduard  Eittner*  wurde  xuiu  orilciiLnuiicu  i  t\;i' :txji  i^r^n 
Fftchea  an  der  genanoten  Univ.  ernannt  (a*  h.  Entschl,  vom  11,  Juli  L  Ij 
der  auaserordentlicbe  Professor  an  der  üni?.  in  Wien^   Dr.  Anton    " 
ger,  zum  ordentlichen  Professor  des  österr,  Civilreohtee»  und  der 
ordentliche  Professor  an  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  Franz  Hofmani  ^ 
ordentlichen  Professor  des  osterr,  und  ^^^eiueinen  Privatrechtes  an  derj 
nannten  üniv.  (a.  h.  Entßcbl.  vom  15,  Juli  L  J );  der  Privatdocvnt  an 
Univ.  zu  Wien,  Dr  Wilhelra  Gurlitt,  zum  ausserordentlichen  Prof. 
classidchen  Archäoloj^ie  und  der  realen  Fächer  der  classiscben  PbiioH'l 
in  der  Unir.  in  Grai  (a.  h.  Entachl  vom  ö.  Juli  1.  Jj. 

Der  Minister  für  Cultus  und  Unterricht  hat  im  Einveruehti 
dem  Minister   des  Innern   för   die  im  Studienjahre  1877/H  abzuhn 
mediciniaclien  Rigorosen  folgende  Functionäre  ernannt:  a)   ^n 
sltat  in  Graz:  L  Als  Re^ierunirscommissar:  den  Landessai 
Stattlialttrciratb  Dr,  Fordinaud  Ritter  vun  Scheier,    Ai 
Vertreter:  den  Statt  halt  ereicondpisten  Dr,  Jacob  Ehmer»  U,  Aia  * 
roinator  fTir  das  11.  medicinische  Rigorosum:  den  aüeaorordenüichfl 
versitätsiirofesaür    und  Director   des   landschaftlichen   Kmnkenhan«^ 
Eduard  Lipp,  Als  dessen  Stellvertreter r  den  Primararzt  im  all^a 
fijunkenhause,  Dr.  Carl  FI  atz  1.  III.  AU  Co^^xaminator  für  das  IIL  j 
einlache   Bigorosum;    den    Landeaaanitatsratb    Dr.    Gustav    Kit 
KöppL  Ali   des&en  ersten  Stellvertreter:  den  Strafhansant  Dr. 
Bitter  von  Plappart.  Als  dessen  zweiten  Stellvertreter:  den  Pr 
im  städtischen  Krankenhause,  Dr.  Johann  Ertl    b)  An  der  UnivmHil^ 
in  Innsbruck:  l.  Als  Regierungscoromissär:  den  pensionierten  Luni»- 
sanitatereferenten ,   Statthaltereirath  ,  Dr.  Ignaz  von  La^rlian.    E  Ak 
CoSxaminator  f&r  das  IL  medicinische  Rigorx>sum :  d^  rdentiidMi 

Universitätsprofesaor,  Dr.  Eduard  Lang.    IIL  Als  i  itor  flr  du 

m.  medicini»che  Bigoroonm:  den  Landeaaanitätsrath  ^nd  Operateur,  Dr. 
Ludwig  Lantscbner. 

Die  Zulassung  des  Dr.  Wilhelm  F.  Lobiacb  als  Privatdooent  ftr 
angewandte  mediciniscbe  Chemie  an  der  mediclniscben  Facultlkt  in  Wi«A 
und  des  Dr.  Albin  Braf  als  Privatdocent  für  Nationalökonomie  aa 
dem  böbmisch-poljtechnischeo  Institute  zu  Prag  wurde  best&tigl 

Der  Dr.  Franz  Simonis  in  Graz  wurde  zum  AmaoiittiBna  darC&l' 
fersitätßbibliothek  in  Wjen  (10.  Juli  L  J.). 


Der  Maler  Leopold  Müller  zum  ordentlichen  Professor  ID  i» 
allg.  Malerschule  der  Akademie  der  bUdenden  Künste  in  Wim. 


Der  Professor  an  der  Univ.  in  Czemowitz  Eusebiua  Pop<?«flf*« 
inm  Mitgliede  des  Landesacbulrathea  der  Bukowina  für  d«n  Ba»t  ^ 
geaetzlicben  Functionsdauer  (a,  h.  EntschL  vom  4.  Juli  L  iX 


Der  Zeichenlehrer  am  Staatsreal-  und  Obeiigjiniiafiiam  in  &*»»• 
bürg ,  Alwin  von  Wouwermans,  wurde  mit  Scblnss  des  gegenwlitig« 
Schuljahres  in  gleicher  Eigenschaft  an  das  Sta&tBre^lgvmnasiiUB  1^ 
Preudcnthal  übersetzt;  desgleichen  der  Prof.  am  Gynm.  in  Troppau.  Kfi^ 
Dtrr,  an  jenes  in  Klagenfurt  (14.  Juli  L  J.);  der  Lehrer  am  Gjia»*  (^ 
Saaz^  Christian  Häuser  an  das  Gymn.  in  Bozen;  der  Prof,  amGjiüiu  u> 


PereonÄl-  und  Schulnotiwn. 


557 


AotoTi   Scbim&tfichek,   an   du  Real^yinn.  m  Smichow; 
of.  am  Gjrmn.  in  Feldkircb,  Dr   Eduard   Kunz,  an  das  Gjmiu 
liburg;  der  Prof*  am  Gjmn.  in  Villach,  Joseph  Hefman«  an  du 
chfl   Gymn.   in  ßadweis;   der  Prof.   am   Gjmn,  in  Göri,   Mathias 
InieV»  an  das  Gymn.   in  Laibach ^   der  H^lscbnlprof.   in  L&ibach, 
}X*  AitxmmUr  Georg  Supan,  an  das  Gjinn.  in  Csernowitz  (19.  Jnli  L  J.). 

B  Zu  Gjmnaiiallebrem  wurden  emanot:  Die  Supplenten  Cornelius 
^Mchko  für  das  Gymn.  in  Laibaeh,  Anton  Majr  für  daa  Gymnasitim 
^Eini,  Mathias  Hechfellner  oud  Ferdinand  Barta  für  daa  zu  In  na- 
Hbc,  AnguHt  PöU  für  dus  in  Bozen,  Joachim  G  roh  man  und  Prokop 
rttlalek  für  das  in  Reichen berg,  Fridolin  Kaspar  für  das  in  Mies« 
iabBon  Mai'ik  fitr  das  stavi^e  KeaU  und  Obergymn.  in  Pra^,  Franz 
Mß\  für  das  Ontergymn.  za  Straasnitz,  Johann  M  a  L  ^  für  das  Untergymn, 
IBralachiBcb^MeseritBch.  der  provisortsche  Gymnasiallehrer  in  flom,  Karl 
leb  mied  für  das  Unter^ymn  in  Strasabnr^  (19,  Juli  l  J.),  Stephan 
ilefnreac  für  das  griech-oriental  Gymn*    m  Suczawa  (25.  Jnli  1.  J,). 

H  Der  RealB<;ba)director  in  Linz,  Joseph  Lang,  zum  Director  an  der 
Hft^QQterrealscbale  im  2.  Wiener  Gemeinde bezirko  ^lO.  Jnli  L  J.). 
H  Der  Gymnasiallehrer  in  Cilli ,  Dr.  Karl  KeisBcnberger  und 
V  Dr.  Adolf  Oppler,  zn  Lehrern  an  der  Staatsrealschnle  in  Graz 
iT  Jnli  l.  J.);  zu  Lehrern  die  Supplenten:  Constantin  Hosmanitb 
l^ie  Realschule  in  Bielitz,  Jaroslav  Fr  engl  für  die  Uoterrealschale 
»linenthal,  Franz  Krünes  nnd  Andreas  Muhr  für  die  zweite 
clie  Roalacbule  zu  Fragt  Jalius  Czerny  für  die  Realachnle  in 
nrg,  Franz  Pejda  f^r  die  Realschule  zu  Trautenau,  Oswald  Koller, 
ll«xt»  Proft  und  Franz  Levec  für  die  Realschule  in  Laibach,  Kiirl 
f^saal  für  die  Realschule  in  Görz^  Benjamin  Bngl  f%r  die  Realschule 
I  Jii^tiidorf.  Ernst  Kernstack  für  die  Realschule  in  Bozen;  fernar 
er  proT.  R^^Ugiouslebrer  an  der  UnterreaUcbnle  in  Rdmeretadt,  Johann 
arkosch  für  die  Unterrealacbnle  in  Karolinentbal ,  der  Gymnasial- 
itoer  in  Mabrisch-Trübau,  Adolf  Ueyl  für  die  Dnterrealscbule  in 
der  Gymnasiallehrer  in  Czernuwitz ,  Jobann  Deyn  f^r  die 
de  SU  Salzburgs  der  Realschulprof,  in  Leitmeritz,  Leopold  Fer* 
die  Mittelschule  zu  Tabor,  der  Realschulprot  in  PiranOf  Hein- 
ragna  für  die  Realschule  in  Triebt,  der  Gymnasialpror  in 
I,  Adolf  Scbors   für  die  Eealscbnle  zu  Pilsen  (19.  Jiüi  L  J.). 


Ton  der  k.  L  wis&  RealBchulprufungscommission  tu  Wien  wur- 
im  Htudienjahre  1876^  folgende  Lehramtscandidat^n  approbiert:  für 
und  deut^he  Sprache  OR:  Franz  Kreidl  (mit  deutscher  ün- 
liormcbe);  für  franzöe.  Sprache  OR,  und  deutsebe  Sprache  ÜR,: 
>  Bcria.  Heinrieb  Bourqui,  Peter  Lambert z,  Anguirt  N^me^ek, 
PMaa^il  Riebt  er  (deutach);  für  franzda,  und  englische  Sprache  OR^: 
If;  lonaa  Groag  (deutsch);  für  franz^  und  ital  Sprache  GR.:  Dr. 
Nn^attel  Ritter  vod  Stau  her  deutsch  und  itaL);  für  franzöe.  Sprache 
IB.^  Ooicbiebte  und  Geogr.  UR.:  Dr.  Karl  M  er  wart  (deutjK^h);  fikr 
|üBl5a»   Spfacbe  OR. :  Fra nz  Valentinitsch    (deutacb) ;    fbr   deutsebe 

Kliauhe  Sprache  OR:  Hartwig  Richard  Hei  wich,  Mathias  Kon- 
ralBCb)*,  für  deutsche  Sprache  und  Oeogr.  DR. ,  Geschichte  UR.: 
Ealler  (deutschl;   für   deutsche  Sprache  GR.,   Geecbicbte  und 
DR:    Pran»   Hofmann   (deutsch);  für  böhmische  Sprache  OR., 
r^ficbs  HR:  Ferdinand  Schulz,  Anton  2anta,  (deotscb  und 
b>;   für  böbmiscbe   Sprache    GR.:   P.   J.    Militk^,    P.    Joseph 
pdtld^k    (hdhmiiteb);    für   polnische   und    ruthenische  Sprache  OR.: 
Horbal    (deutacb^    polnisch    und    rutheniBch);    für    slove- 
OR.»  dentscbe  Sprache  UR:  Franz  Levec  (deutsch  u&d 


65§ 


PeraODÄl-  und  Schulnotizen, 


siövemseh);  für  Mathematik   und  darst.  Geometrie  OE.:  Wl&«!iii 
naeiek,   Jotef  flausenklas    (deutsch),   Joseph   Ziäü    (deut 
ital}i   für   Mathematik   OH.,    dant.   Geometrie   UE,:   Frauz  PrJ 
(deotach);  für  darat.  Geometrie  DR.,  Mathematik  ÜK. :  Emanuel 
e n Olli  (deutsch  und  italO.  Franz  Netuschill,  Leopold  Panj  (den 
fllr  daret.  Geometrie  OH.  (Erweit^rongsprüfiing  OB»):  Weoael  Hohrniü 
majer  (deutsch J,  Adalbert  Smolik  (böhinisch);   f0Lf  Mathematik  HR 
Physik   Uß.:  Jonann   ünterweijer  (deatech);   för  Chemi«  u 
geschichte  OR.t  Joseph  Hibach  (deutöch};  Michael  Katurit  <i  ^ 

serbisch);  für  Chemie  CR.»  Naturgeschichte  ITEL:  Greiror  Flagl  i*J 
Emanuel  NicoUch  (itaL);  för  Chemie  OR.,  Phjsik   ÜR. :  Emill 
mann  (deutsch);  für  Naturgebchidite  OK..  Chemie  ÜR.:  Ernst  Toina 
schek  (deutsch);   f^r   Freihandzeichnen   QR. :   Aloia   Raimund   Htiiii^ 
Franz  K  a  s  c  h  1,  Friedrich  E  o  1  h  e ,  Herrnann  Adolf  Kühn,  Ludwig  F 
von   Golde nstein^    Franz    Menzel,    Alois  Möstl   (deutsch)«   | 
Slerka,  Jobann  Vavf  ina  (böhmisch);  flir  Handelswisäeuschafteii :  1 
Glaeser,  Joseph  Ernht  Mende  (dentgch). 

Der  emeritierte  Gymnasial professor,  Dr.  Aloi^  Eggor  Ritter  von 
Möllwald,  zum  Director  der  k.  k  Lehrerinnenbildungsanatalt  tu  Wien       i 
(7.  Juli  1.  J,). 

Der  Eealschukupplent  in  Lembei^,  Adolf  Earel,  zum  UuDtU 
lehrer  an  der  Lehrerbild ungsdknstalt  in  Ezeszow  (26.  Joli  1,  J/ 

Der  Bildhauer  und  provisorische  Lehrer  dea  Modelliercat  an  Mt 
t4?chnischen  Eocbgchule  in  Wien,  Anton  ßrenek«  zu,m  Lehn*r  so  ^r. 
höheren  Gewerbeschule  in  Reichenberg  (27,  Jnli  l.  J,). 


Auszeicbnangen. 

Dem  Landesschalinspector,  Dr  Mathias  Wretschko,  wwdl  ^ 
Anerkennung  seiner  Torzüglichen  Dienstleistung  der  Orden  der  eiscnjw 
¥rone  3,  C!asse  verliehen  la*  b.  EntschL  vom  8.  Juli  L  J.),  dem  BUdlawr 
und  ordentl.  Professor  an  der  Akademie  der  bildenden  Künste,  K*rl 
Kundmann,  aus  Anlass  der  Vollenclunff  des  Tegetthofmonumentei  d''f 
Orden  der  eisernen  Krone  3.  CL  U-  h.  EntschL  vom  IL  Juli  l  J.). 

Dem  Director  dea  Gymii.  in  Trient,  Schul rath  Dr  Georg  Pulicii. 
wurde  anlässlicb  der  von  ihm  erbetenen  üebemabrae  in  den  bleibcod«« 
Bahestand  in  Anerkennung  seiner  vieljährigen  und  vorzüglichen  Dicd^t; 
kistung  die  a.  b.  Zufriedenheit  ausgesprochen  fa.  h.  Entschl.  vom  liM 
L   J.). 

Der  Regierungsrath  and  Professor  der  Anatomie  in  lAasbtn^ 
Dr.  Karl  Dantscher,  wurde  als  Ritter  des  Ordens  der  ,-—  r  Kniie 
3.  CL  in  den  Ritterstand  mit  dem  Prädicate  'Kollesberg'  hh 

L  J.)j  in  gleicher  Weise  wurde  dem  Prof.  an  der  Äkademi<^  .  *  MM.iüiio 
Künste,  Karl  61a as,  als  Ritter  des  Ordens  der  eiaenifiii  Knoua^CL 
der  Ritterstand  verliehen  (IL  Juli  L  J.). 


Nekrolog ie  (Ende  Juni  tj.  Jttli,) 

—  Am  17.  Juni  L  J.  in  Connecticut  der  aroerikaniselB  fMifV 
ttnd  SchriftsteHer.  John  S.  C.  Abbott,  im  72.  Leben^hre, 

^  Am  24.  Juni  L  J.  in  New* York  Dr.  Robert  Dal«  Ow«tt,  1^6^ 
bis  1858  amerikanischer  Geschäfts  träger  in  Neapel«  als  ßakampftf  ^ 
Sdaverei  durch  sein  ßuch:  *Das  Unrecht  der  Sklaviu^i ,  daa  BectiM^ 
Befreiung'  und  durch  seinen  Roman  ^Beyond  the  Braftker»'  boieuml*  1^ 
sn  New-Lanark  in  Schottland  geboren. 


Penonikl-  und  Schalnotizen. 


S§9 


26*  Juni  1.  J   iu  Fmtuji  der  Aätrouom  Sani  in  u 
27.  Jqqi  l  J.  in  St.  Ptifitünsburg  (kr  wirkllcbe  ätaaUratb» 
,  Prüf,  an  dem  lagen ieurinstitute. 

30.  Juni  h  J.  in  Boneschao  der  emeritierte  Gymnaai*lpröf., 
omarek.  72  J.  alt 
Im  Juni  L  J,  In  Florenz  der  Prof,  der  BUdluMicrkunst  Odoftcdo 
cbiottL 

Am  2.  JuU  \.  J.  in  Laaregno  der  Prof.  Martin  Part  Her  aaa 
im  33.  Lebensjahre. 

Am  4,  Juli  1.  J.  in  Heidelberg  der  Prof.  des  Staatsrechte»  an 
;ig«n   Universität,    Geheiiurath    Dr.   Heinrieb    Mathiai   Zöpfl, 
\m&6  bindnrcb  eine  Zierde  der  Rnperto-Carolina,  als  Lehrer  und 
lUer  fGrnnd«itie  dw  &llg.  and  deutgehen  SlaatBESchtaB,  dentacbe 
hicbte)  hochverdient,  70  J.  alt. 

Am  6.  Juli  L  J.  anf  seinem  Landgute  bei  Leriti  am  Stam- 
der  Schriftsteller  Friedrich  Wilhelm  Uackländer,  durch 
«Dand  and  Erzählungen  (Europäiflcbes  Sklavenleben,  Bilder  an« 
Hdatenleben  im  Frieden  nsw*)t  dann  durch  seijje  Lustspiele  (der 
e  Agent,  magnetische  Curen  usw.),  alß  Eedactenr  der  illustrierten 
riften  'Hansblätter*  und  Teber  Land  und  Meef,  endlich  als  Be- 
statter aus  dem  österreichischen  Hauptquartier  (1S49  und  18&9) 
I  bekannt,  im  TL  J,,  und  in  ßraunschweig  der  als  Kupferstocher 
fce  Inspector  des  herzoglichen  Museuros,  PYoL  Knolle. 
>—  Am  7.  Juli  h  J.  in  Urbino  Conte  Pompeo  Gherardii  durch 
feliriflen  ober  Kapbael  bekaniit 

!—  Am  8.  Juli  L  J.  in  Preiberg  der  Prof*  an  der  dortigen  Aka- 
H    VierteL 

^  Am  10.  Juli  1.  J.  in  Wieebaden  der  dramatische  Schriftfteller 
l*pffer,  Feuilietoa-Etedactenr  beim  Hamburger  Correspoodenten, 

k-  Am  12.  }^\\  l  J.  in  Tübingen  die  Schrütttallerio  Otttlie  Wil- 
th  liehen  'Bilder  nnd  Gcsdäidiiaii  ans  Sehwa- 

utri  trefflicher  Eriahlungtt  bakaiuil^  00  J<  alt 

>*-  Am  13,  Juii  L  J.  IQ  Wien  der  Feuilletonivi  J.  J.  Krassnigg» 
Aftigtr  Kartaor»  besonders  durch  seine  Skizzen  'Aus  den  beiden 
pfedbea*  bekannt,  etwa  40  J.  alt 

^  14.  Jmli  1.  J.  auf  seinem  Gute  Eeineck  bei  DüMeldorf  der 
pirea«aiache  Cultuämini«ter  1858—1862«  früher  Prolesaor  an 
itesnttleii  Bonn  und  Berlin,  Moriz  August  von  Betbmaun- 
dev  «clAMiiache  Darsteller  des  römischen  Civilprocesse«,  83  J.  alt 
_ .  17.  Juli  L  J.  in  München  der  Hegte rnngsdirector  und 
ivar,  Pleikhard  Stumpf,   als  historiscber  Schriftateller  be- 

Am  18.  Juli  1.  J.  in  Kaplitz  der  Prof.  am  Gjmn.  in  Budweia, 
Nader,  82  J.  alt 

Im  Juli  1.  J.  in  Harlech  der  Landschaftfimaler  J.  Raven  durch 
UMi  beim  Baden,  69  J.  alt;  der  berühmte  schottische  Geologe, 
Mi  Br^ce,  der  auf  einer  geologischen  Eicursion  in  den  schotti- 
■dtli  ertrank;  in  Bad  Esselbronn  der  Mnsikdirector  Grobe,  durch 
Önpotitionen,  welche  auf  dem  Repertotr  vieler  deutschen  Gesang- 
■tenen,  bekannt;  in  Berlin  der  Naturforscher  Adolf  Erman,  deasen 
in  auf  dem  Gebiete  des  Erduiagnetisraus  zu  den  hervorragendsten 
p ;  zu  Landeck  der  Prof.  am  e  van  gel,  Lyceum.  sn  Oedenburg,  Jobann 
mgh,  der  seinem  Leben  durch  einen  Sturz  in  den  Inn  ein  Ende 
in  Nürnberg  der  Hofrath  Prof.  Dr.  Dietz,  früher  Prof.  der 
|ie  an  der  Univ.  Erlangen,  im  74,  Lebensjahre;  in  Lyon  der  Prof, 
'  ien,  Verfasser  mehrerer  geecbätzter  mathematischer  Werke; 
frühere  Unterhanamitclied,  Captain  Mackinnon,  durch 
ischen  and  transatlantiacDen  Skizzen*  und  andere  Werke  be* 


660  Personal-  und  Sohnlnoüien. 

kannt;  in  Paris  der  dramatische  Sehriftsteller  Adolf  Gnen^e,  Yerüunr 
sahlreieher  Localpossen  und  Bevaen  ftbr  die  Pariser  BonlerardtiMitei; 
69  J.  alt;  ebendort  der  Sprachforscher  Honor6  Charge,  Hersmyh« 
der  'JEKeyne  de  lingoistiqae*  und  Verfasser  sahlreieher  philologiite 
Schriften,  ans  Namnr  gebOrtig,  62  J.  alt,  nnd  in  Tonlonse  der  Ktlaet* 
dichter  Lnden  Menffand,  beeonders  dordi  seine  'Tonlonaaine'  behnt 
74  J.  alt 


Berichtignng. 

Hefk  VI,  a  401  ist  nach  Zeile  8  ausgefallen: 
(Fortsetzung  Ton  Heft  IV,  S.  261). 


XXXn.  Versammlang   deutscher  Philologen   nnd  Scitl- 

mftnner. 


Nach  dem  lu  Tübingen  im  yorigen  Jahre  ge&ssten 
wird  die  XXXU.  Versammlung  deutscher  Philologen  und  SchilahT 
in  Wiesbaden  stattfinden. 

Da  Seine  Majestät  der  Kaiser  und  König  die  Allerhöchste  GM- 
mignng  zur  Abhaltung  des  Gongresses  ertheilt  haben,  so  schreibia  « 
hierdurch  die  Versammlung  auf  die  Zeit  Tom  26.-29.  Septembor  cm 
und  laden  die  Fach-  und  Berufisgenossen  zu  zahlreichem  Besuflbif» 
dem  Bemerken  ein ,  dass  für  gute  und  billige  Quartiere  gesoi||t  !«■• 
wird.  Vorträge  oder  Thesen  sowol  för  die  Plenai  Sitzungen  wie  ilr  •* 
Sectionen  bitten  wir  baldigst  anzumelden. 

Wiesbaden  und  Bonn  im  Juli  1877. 

Das  Präddinm: 
Paehler.  Usener. 


Erste  Abtheilung. 


Abtiaudlnngen. 

Jifcer  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener 
(Fortüeliung  aub  Heft  VI,  b*   417,  Jahrgang  1877.) 

2.  Die  Schrift  von  Wachsmutb  führt  den  Titel:  CortiiWachs- 
commentutio   de  XenophonÜB  qui  fertur   libello  'Adyjvaiiüv 
ua,  und  ist  als  Göttiogei-  Universitatsschrift  im  Jahre  1874 
n^n.  Sie  «»nthait  auf  S.  1 — 15  ©ine  Abhandlung  über  die  Be- 
lenheit  der  l^eiido-Xenophonti sehen  Schrift  de  repbl.  Athenien- 
'  «ml  di»ren  Entstehung  und  oineu  Bericht  über  das  benutzte 
ftchhftlichü  Muterial;  S.  16  ü.  folgt  der  Text  mit  der  ausführ- 
adnotatio  crttica;  8.  33 — 36  Erläuterungen.    Auch  Wachs- 
f«  VenJienist  um  Kritik  und  Erklärung  unserer  Schrift  verdient 
DiiiJselbo  wurde  noch  höher  angeschlagen  werden  als 
all  ist,   wenn  i<eint^  Arbeit  vor  der  Kirchhoflf'schen  er- 
Wir  haben  es  hier  hanpt^chlich  auf  Besprechung 
blies  der  Abhandlung  abgesehen.  Wachsmuth  theilt  im 
Itjert  Kirchhofes  Ausirht  von  dem  zerrütteten  ZuBtand  nnserer 
von  ihrer  ursprünglichen  Beschaffenheit,  dem  stattgefnndenen 
Iningsprocesse :  von  dem  KinÜusae  des  Diaskenasten  auf  ihre 
ütung  macht  er  sich  jedoch  eine  von  der  KirchholTschen  ab- 
1«»  Vori^t^eltnag.  Kirchhoff  nimmt  nämlich  an,  die  Manuscript- 
zerrissen  und  zorbruckelt  worden,  und  einzelne  der  dadurch 
Theile  verlort' n  gegangen;  der  jetzige  Zusammenhang  der 
aeo  Stücke  sei  das  Ergebnis  eines  entweder  sehr  rohen  oder 
Bgeschickten  Wiederherstellungsversnches,  bei  welchem  die  ver> 
iti«t>  oder  zerstörten  Bruchstücke  nicht  in  Betracht  kamen.  Wacfas- 
I  erkennt  dagegen  in  der  Schrift  die  Reiste  eines  ursprünglichen 
zwiiichen  einem  Freunde  und  einem  Fditde  der  attischen 
itie«    I  Vc  Fonn  sei  jedoch  nur  in  wonigen  Stellen 

der  der  Schrift  bestehe  jetzt  in  einem  fort- 

didgemati^chen  Vortrag ,  worin  die  Ansichten  der  Gegner 
okae  jede  andere  Bemerkung  anf  einander  folgten,  oder  in 
r  Witse  nrknüpft  seien ,  dass  mit  einer  ansdrücklichen  Erklärung 


i  t  4.  foWrr.  i^jmu.  1»7T.     Vlll.  u   U.  BfA. 


3e 


56t      F.  G.  Bettiff,  Veher  die  Schrift  vom  Staata  der  Athener. 

darüber  die  Vertheidig^ung  des  Eioen  dem  Tadel  des  Ändonui  «i 
IfODgestelft  werde.  Gestützt  auf  Faltiu's  und  oametitlicli  KircU 
Nacbweise  erklärt  auch  er  unsere  Schi-ifl  in  ihrem  jetzigen  Zugl 
viel  eher  für  eine  farrago  pessime  congesta  ^  als  für  mmn 
perfectus,    Schan  vor  Stobäos  müsse  .sich  die  Schrift  In  ein«itf 
jetzigen  ähnlichen  Zustand  befanden  haben  *).   Die  Anffihrnngei 
Pollui  IX,  43,  bei  Diogenes  Laertius  II*  57  liessen  schliessen,  das»« 
in  dem  alexandrinischen  Zeitalter  der  Zustund  unserer  Schrill  ruo 
jetzigen  nicht  wesentlich  verschieden  gewesen  sei*  Als  man  in, 
Zeit  überall  Schriften  des  Xenophon  aufgesucht  habe,  sei  den  Si 
lern  auch  ein  altes  Werk  in  die  Hände  gefallen ,  welches  den  D 
eines  früher  guten  Schriftstellers  über  den  Staat  der  Athener 
halten  habe;  dasselbe  sei  aber  erbärmlich  zugerichtet  - 
Btümmelti  verderbt  in  jeder  Weise,  zerrüttet-,  und  so  h.» 
löge  abgeschrieben,  was  er  habe  lesen  konneu:   den  Vontai;^ 
Dialog  herzustellen  habe  er  dagegen  nicht  gemacht,  sundern  nid 
gnügt,  nm  wenigstens  zwischen  den  zerstreuten  Stucken  de£  Hl 
einigen  Zusammenhang  hei7.ustelleu ,  da  wo  er  die  Spuren  rm 
und  Antwort  erkannt  habe ,  dies  durch  von  ihmeingefi 
kurze  Phra.sen  anzudeuten,  im  Uebrigen  die  V 
gut  es   habe  gehen  wollen ^  durch   gewisse  Coni  i 

oder  Ausdrücke,  welche  ihm  nöthig  geschit  i 

mengefügt.    Dieses  Verfahren  habe  jedoch  nicht  auh^ 
einen  vollständig  zusammenhängenden  Text  herzustellen ;  nec^  i 
gleichsam  verirrte  Bruch.stücke  vorhanden  gewesen^  die  or  nicht 
verknöpfen   können   und   deswegen  als  eine  Art  SuppUu 
hinzugethanhabe,  wie  III,  1 — 13.  Derselbe  habe  jedoch* 
sonst  oft,  weil  der  Personenwechsel  vielleicht  nicht  angtgtbfiH 
wegen  sei ,  und  wegen  des  ruinierten  Zustandes  der  Schrift,  dia  ^ 
nung  der  Gedanken  und  die  den  verschiedenen  Personen  zugewiofi 
Partien  nicht  erkannt.    Demungeachtet  lasse  sich ,  gerade  wi^ 
Ungeschicklichkeit  jenes  Menschen  in  vielen  Fällen  die  uri^pr 
liehe  Form  des  Dialogs  evident  wiederhordtelleii« 
Personen  des  Dialogs  anerkennt  er,  wie  oben  b        * 
und  einen  Aristokraten  eines  anderen  griechisi  i 
diese  beiden  lasse  sich  das  ganze  jetzt  vorhandene  Mat^ 
iheilen  und  es  habe  das  die  Wirkung,  d aas  sehr  V^ 
jetzt  schwer  verständlich   sei,   sich    leicht   versU 
lasse,  und  dass  man  so  vieler  Verbesseningaversuche  entn 
könne.  Um  dieses  Sachverhaltnis  augenscheinlicher  zu  macheOt 
er  in  dem  Texte  die  drei  verschiedenen  Bollen  des  Demokratent 
Aristokraten, des Diaskeuasten, durch  drei  Formen  des  Dra^ 


*)  Da»  aus  1,  14  angeführte  schon  bei  8tobSo&  XI. III,  ^  mj\ 
liehe  ^ttt  Tavia,  welches  nach  Wachsmuth  die  A-  4 

verknüpfen  und  deni  Diaskeiiastcn  angeb^^ren  soll,  j 

als  für  Wachsmutb  schwerlich  die  Kraft  haben,  dic^  tu  tru^iscü. 
indesB  Kirchhoff  a.  a.  0.  &  4d  oben. 


F.  O.  Smig,  tJeber  die  Schrift  rom  Staate  der  Atliener.      55S 

irsielleo,  jene   durch   gewOliuJiche,   diese  durch  ge* 

inrrtts  die  des  Diaskeuaäten  durch  »tehetide  Sehr ifU 

th's  Ausicht  ist  wesentlich  eine  Begrftndung  und  weitere 

tjg.  äQT  zuerst  von  Cobet  Mncmosyne  VIL  p.  3B7  fl.  =  no?. 

p.  738  fl,  aufgestellten  Vermuthung,  dass  unsere  Schrift 

piriglich  ein  Dialog  gewesen  .sei,  dessen  angeblicli  noch  vorhan- 

ich  wache  Spuron  Cohet  un  der  angegebenen  Stelle  nachiu- 

vef sucht  hat.    Hiervon  geht  also  Wachijuiutb  aus;  da  aber 

^n  Cobet  geltend  geuiachten  Gründe  in  Wachsmutb's  Darstellung 

ch Verhältnisses  wiederkehren,  so  genügt  es,  wenn  wir  uns  an 

iiuth'»  Auffassung  desselben  halten,  Cobet  selbst  bat  es  unter'" 

I  seinen  Gedanken  durch  die  Schrift  durchzuführen. 

[17tn  aeine  Ausicht,  dass  wir  in  der  Schrift  einen  ui-sprdftg- 

i  Dialog  zu  erkennen  haben,  %u  begründen,  beginnt  WacbsMuth 

(vgl,  8.  G),  auszuführen^  dass  in  dem  Schrtftchen  die  Einrieh- 

ded  athenischen  Staates  sehr  oft  streng  getadelt,  eben  so  oft 

QCh  als  nothwendig  in  Schutz  genommen,  oder  als  vortrefflich 

wflrden.    In  der  Regel  werde  allerdings  dei  Tadel  eingeführt 

sen,   welche  dies  andeuteten;  dasselbe  geschehe  mit  der 

ng;  doch  fänden  sich  auch  Stellen,  wo  eine  solche  Ad- 

ißhle»  wie  in  IIL  8,  wo  die  entgegengesetzten  Urtheile  ein- 

einander  gestellt  seien  *).    Ist  es  nuu  schon  auffallend, 

bsmuth  solche  Dinge,  als  für  den  ursprünglichen  Dialog 

M  in  Anschlag  bringt,  von  welchen  schon  Cobet  a.  a.  Orte  be- 

i  hatte  ,  Diiorit  aliquis :  at  ita  omnes  saepe  solent  secunda  per- 

Bti  et  cum  lectore  veluti  C4>11oqui.  Facimus  hoc  omnes,  et  tu 

eis/  Scio  e«|uidem  saepe  ita  fieri»  sed  in  certis  quibosdam  ver- 

Jocutionibus,  ut  in  ffait^i^  rit-  Horoerico  et  iinoig  Sv  Atti- 

i^ßtmiltbuB,  so  lasst  sich  ihre  Unerheblichkeit  für  den  ange- 

Ifgki  ja  ihre  Beweiskraft  für  das  Gegen theil  nicht  schla- 

als  dies  von  Wachsmuth  selbst  geschehen  ist,  wenn 

ll,  S.  7j:  Dixerit  quidem  aliquis «  id  ipsum  fuisse  scn- 

coitsilium  ut  ea  quae  a  Graecis  Atheniensibus  crimim  dari 

(sunt  refelleret:  eum  enim  quamquam  ex  Atheniensibus  optima- 

erit  ideoqae  democratiam  mtnime  prohaverit,  tarnen  demon- 

nisse,  Athenienses  cum  omnia  admodum  prudenter  ita  ad- 

ut  rei  publicae  ratio  a  maioribus  constituta  conservotur 

(|uae  minus  recte  tractare  Graecis  videantur  optime  per- 

nd  dies  dann  durch  die  ausgeschriebenen  Stellen  I,  1.  Ul, 

ni,  8.  9  beiegt.    Also  muss  es  heissen  (vgl  S.  7),  nicht: 

lur  pauUisper  rem  ita  se  habere ,  sondern  es  ist  noth- 


I  •)  Wenn  wir  aber  in  lll,  8  lestin:  ual  liyovm  pih  ^opritc  ^t^nla* 

Iftfl  tilloi  und  daneben,  tilV  iyta  rif^ij^t  fnaf  r«  oltyiütai  «f^öwi jj 

wai  ki^nnte  hindern  diese  letzteren  Worte  eben  so  g\xt  wie  dtt* 

~  alü  Acnsserung  de«  Schnftstellers  ansusehen,  mit  welcher  er 

'  lauptung  am  so  grössere  Beweiakraft  v^'rleihen  wilL  als  er  die 

auf  welcher  sie  beruht,  auf  ihr  niedrigstes  Mass  herabsetzt? 

36  • 


564      F.  Q.  Eettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

¥r  endig,  dass  sich  dies  so  verhalte.  Anerkennt  Waclm 
dieses  nicht,  so  führt  er  damit  eine  Schwierigkeit  in  die  Schrift 
welche  er  nicht  heben  kann,  und  beraubt  sich  dadurch  recht  cigi 
lieh  des  Schlüssels  zum  richtigen  Yerstäidnis  derselben.  BSm 
was  Wachsmuth  zu  ihrer  Entkräftung  vorbringt: 

Er  will  für  einen  Augenblick  zugeben,  dass  sich  die  Sach 
der  angegebenen  Weise  verhalte;  er  will  zugeben,  dass  in  ' 
Schriftchen  von  Anfang  bis  zu  Ende  von  dem  Scluifbsteller  Yorw 
gegen  die  Athener  vorgebracht  und  entweder  völlig  oder  doch  il 
weise  widerlegt  würden,  entweder  so,  dass  dieser  Wechsel  mit  ausdn 
liehen  Worten  angezeigt  würde,  oder  mit  Weglassung  derselben;!] 
es  aber  auffallend,  dass  der  Schriftsteller  I,  16  den  ausgesprodic 
Tadel  nicht  selbst  widerlegt  {huieUwoi  wie  er  III,  1  sage),  i 
dem  anführt  was  die  Freunde  des  athenischen  Volkes  dagegen ' 
bringen  {oi  de  avci'koyitpvtai).  Kann  es  aber,  entgegnen  wir,  i 
fallen ,  wenn  der  Schriftsteller  auch  einmal ,  zur  Abwechslung, 
Vei-theidigung  der  Athener  den  Athenern  selbst  in  den  Mund  1 
welche  er  sonst  selbst  zu  führen  pflegt?  Läuft  das  nicht  derSi 
nach  auf  das  Gleiche  hinaus?  Wachsmuth  muss  selbst  zogesW 
dass  dieser  Einwand  nicht  erheblich  sei,  wenn  er  fortfährt :Bt 
magis  offendit  quod  una  in  re  sed  ea  gravissima  sibi  non  eont 
Was  ist  dies  nun  aber,  was  ihm  so  anstössig  ist?  Zuerst,  lagt 
halte  es  der  Schriftsteller  mit  den  Gegnern  der  Athener,  die  er« 
so  lebhaft  und  scharfsinnig  widerlege,  indem  er  I,  1  die  AÜm 
stark  deswegen  tadle,  dass  sie  die  demokratische  Yeifassunggeii 
hätten,  weil  es  darin  die  Schlechten  besser  hätten  als  die  Gflf 
damit  stimme  überein,  dass  er  in  I,  9  eivo^iav  Athen  abspreck« 
behaupte  das  Volk  strebe  nach  den  Beamtungen  nur  um  der  Ba 
lung  willen  ^),  sogar  erkläre,  I,  9,  dass  im  Rathe  und  in  den  Toi 
Versammlungen  ^aivo^evoi  avy^Qwnoi  das  Wort  führten,  wllir 
er  es  andererseits  als  berechtigt  anerkenne,  dass  in  Athen  d» 
meine  Volk  mehr  gelte  als  die  Aristokraten  {dixaiwg) ,  anerfcn 
dass  es  gerecht  sei,  {dUaiov  eivai),  dass  das  gemeine  Volk  Zol 
zu  den  Beamtungen  habe  und  an  den  Berathungen  der  Volksi 
Sammlungen  sich  betheiligen  dürfe,  I,  2.  Er  würde  es  sich  gvft 
lassen,  meint  Wachsmuth ,  wenn  es  hiesse,  es  geschehe  das  mit 
rechnung  {yvio^r^,  wie  sich  der  Schriftsteller  ausdrücke  1,11 
III.  10),  weil  dadurch  die  Macht  des  dfjuog  erhalten  werde;  wi 
aber  jetzt  laute,  so  stehe  es  im  Widerspruch  mit  einander  und  h 
sich  das  Eine  mit  dem  Anderen  nicht  vereinigen  ^.   Er  fragt, 


')  Es  ist  dies  eine  nicht  richtige  Auslegung  von  I,  3  (nicht 
wie  W.  schreibt),  indem  dort  dem  Umstände,  dass  das  gemeine  Volk 
i^olche  Aeroter  keine  Ansprüche  macht,  von  deren  guter  oder  scbted 
Führung  Wol   und  Wehe   des  Staates  abhängt,  die  Anerkennung  n 
versagt  wird. 

^)  Die  Erklärung ,  welche  Kirchhoff  S.  4  von  dieser  Verscbiodes 
gibt,  dass  man   sich  nämlich   nur   zu  vergegenwärtigen  habe,  ^ 


F  O.  Beitig,  Heber  die  Schrift  vom  Staate  der  Atboocr.      5ßS 

es  dflnn  gerecht  sei ,  doss  ftaivo^ui^i  av^^unoi  in  den  Volksver- 
Dlungeu  Efiden  halteo  dürften;   ob  Ka'/Mvofiia  in  demjenigen 
i  sei.  welcher  gut  und  der  Billigkeit  gemäss  geordnet  sei?  Diese 
im  Widersprüche  wären  in  der  Tbat  Widersprüche,  wenn 
steiler  diese  Behauptungen  in  dem  gleichen  Sinne  und  von 
Tei  '    ndpuncte  aas  machte»    Nun  urtheilt  er  aber ,  nach 

u  'heu  Erklärung   in  dem  Eingänge  seiner  Schrift, 

über  die  athenische  Demokratie,   wenn  er  sicli  auf  seinen 
Standpunct  stellt,  den  des  Aristokraten  (von  diesem  aus  musn 
.  in  Athen  so  zu  sagen  Alles  verwerfen),  anders,  wenn  er  sich  auf 
ien  der  gegebenen  Thatsachen  und  der  wirklichen  Verhält- 
»llt.    Athen  ist  nun  einmal  Demokratie  und  an  dieser  That- 
Bt  üich  nichts  ändern.    Von  diesem  demokratischen  Stand* 
kann  er  min  Vieles  anerkennen  und  loben,  was  er  von 
iincte  aus  tadeln  und  verwerfen  müsste.  Vom  aristokra- 

ipuncte  aus  muss  er  Athen  Evvofita  absprechen;  muss 

irBa?6rwerfen,  dass  dort  die  novr^Qoi  so  viele  Privilegien  geniesseo, 
*^^sie  an  Boamtungen  und  Borathungen  der  Volksversammlungen 
»hroen  dürfen,  dass  in  den  letoteren  oft  jitatmiiavoi  av^qio- 
Paj  grosüö  Wort  führen;  von  dem  letzten  Standimncte  aus  muss 
^ dagegen  recht  und  in  der  Ordnung  finden,  dass  die  plebs  an  den 
iungen  der  Volksversammlungen  theil nehmen  darf,  dass  sie 
tu  den  Beamtungen  hat.  da  sie  ja  für  das  Wol  und  die  Exi- 
\im  Staates  mehr  leistet  als  die  Guten,  die  Edlen  und  Reichen. 
[das  nicht  die  gleichen  ürtheile,  welche  wir  Aristot-eles  so  oft 
eben  sehen?    Vgl,  Aristoteles  Pol  I,  1281*,  l  ff.  1283% 
40  (f..  I2a3\  30  flf.  V,  1309%  36  ff.  VI,  1318,  36  ff.  Etil.  M. 
l  IT.  ü.  a.  St,  Er  kann  also  mit  Recht  sagen  ev  dtaatiyZo p- 
""      Widersprüche  sind  es  nur  für  den,  welcher  es  verschmäht 
BeurthöUung  diese  verschiedenen  Staudpuncte  dos  Beui- 
tu  berücksichtigen^  und  seine  Urtheile  nicht  nur  als  UrtheiJo 
eichen  Maones  betrachtet,  (denn  das  sind  sie  ja),  Fondern  auch 
tißhiä^  welche  von  dem  gleichen  Standpuncte  aus  gelUtlt  würden 
'tö  und  objective  Gültigkeit  haben  sollten^  während  ihre 
19  durch  die  gegebenen  Umstände  und  Vorbehalte  be- 
i»t,  wenigstens  der  vom  demokratischen  Standpuncte  aus  ge- 
ebr  richtig  hat  sicli  darüber  schon  Boscher  ausgesprt»chen. 
^n  Werk  und  Zeitalter  des  Thukydides  etc.  S.  248  ff.  Das  sind 
lerigkeiten«  welche  Wachsmuth  in  das  Werk  hineintragt,  und 


Iftfö.iov   der  athenischen  /toXirtttt^    den  nicht  iii  biUigeu  dt^r  Verf. 
pieitoo^worten  aasdrSkcklich  erklärt  hal>o,  vor  Allem  gehofL. 
iicIitctdluQg  des  Staates  von  Athen  voniehtnlich  auf  UandcU- 
kd  ik«h«mcliafl  begründet  ist^,  wird  bei  dieser  Geleg>'nhcit 
and   doch    iat  es  dem  Bchriftstctler  vor  Allem  an- 
4A»i   in  Athen   der  uj^loi  puinMtU  daa  Kegimeat 
Loh,   wolehea  et  dtr  attischeii  Seemacht  «rtholll,  ist  Dor 


58Ö        F,  G,  Btttig,  Üel^r  die  Sclitift  vom  Staate  «Jer  Al 

iwar  entgegen  dem  gemachten  Zugestüjidnis  ölior  dia  AbsicM,  weli 
der  Verfjisser  bei  seiner  Darstellung  befolge.  Hobt  Wachsmnth  Wi»lt| 
für  den  angegebenen  Zweck  hei*vor,  das«  der  Verfasser  11,  2 — 6  i 
!!•  1'3  in  Tortrefflicher  Weise  die  grossen  Vortheile  darstdie,  w#lc 
eine  Folge  der  athenischen  Seeherrschaft  seieo,  kann  er  es  alu 
nicht  begreifen,  wie  der  Verfasser  daneben  II,  8  es  rühmen  könii 
dass  die  Athener ,  welche  alle  Sprachen  zu  hOren  bekamen ,  d;tü  Ed 
ans  dieser  das  Andere  aus  einer  anderen  Sprache  von  Hellene«  ^4 
Barbaren    entlehnt  hätten ,  was  ein  Athener  and  Zeitgenosse 
Pericles  doch  unmöglich  habe  sagen  können «   Ton    einer  Spraolj 
welche  wir  als  Muster  der  Gräcitat  betrachteten  und  b*Mv 
so  mag  doch  dieses  fflr  uns  paradoxe  ürtheil  unseres  Sil 
für  die  gemeine  Volkssprache  mehr  Wahres  enthalten  ,  n  i 
leicht  glauben.  Musste  nicht  der  Aufenthalt  und  Handelsv 
fremden  Ländern  ,  der  Zuflnss  von  Fremden  ans  allen  We!- 
in  die  grosse  See-  und  Handelsstadt  die  geschilderte  Folge 
Mnsstees  dem  Fremden  nicht  angenehm,  dem  athenischen  < 
mann  und  Arbeiter,  welcher  etwas  verdienen  wollte,  nicht  i 
sein,  wenn  er  jenen  verstand  und  seine  Sprache  redete?    Es  ist  wi 
anzunehmen,  dass  man  es  sieh  angelegen  sein  liess  die  F 
verstehen,  auch  abgesehen  von  dem  Verkehr,  fler  dies  vou 
sich  brachte.  Ob  dabei,  von  Seiten  unseres  Schriftstellers,  lucbt  w 
gleich  eine  kleine  Bosheit  im  Spiele  sei,  dafflr  möchte  ich  nie; 
stehen.  So  klingt  es  wenigstens  weon  wir  lesen:  xai  (h  jai^l 
"EHr/v€g  iSitf  ftäXlov  Aal  qfiovfj  /mI  ötaittj  xal  a^rfum 
tat  t   Ad^ijvalot   di   •^.dKqaf.uvf^   it   anavtwv  rcJy  'EXkr^t^'  tat 
ßaQßaQiov.  Vgl,  das  ironische  Lob  der  Demokratie  in  Pl:> 
YIIL  557,  B— D,    Das  steht  jedenfalls  fest,  hätte  es  mh 
gebenen  Thatsache  nicht  seine  Richtigkeit  gehabt,  so  haiT 
Fremder  dies  nicht  behaupten  können,  ohne  lebhaften  AV:. 
und  Tadel  zu  finden.   Vgl,  Th,  Bergk  griech.  Literaturgeschichtif  I 
S,  110  ff. 

Der  dritte  Umstand,  welchen  Wachsmnth  för  seine  Ansicht  i 
geltend  macht,  ist  der,  dass  der  Verfasser  sowol  durch  -  ' 
starken  Tadel  der  Athener,  als  besondei-s  durch  die  Sv  , 
Verhaltens  ihren  Bundesgenossen  gegenüber  I»  15,   18.   < 
das  leiste ,  was  er  doch  beabsichtigt  haben  solle,  nämlich 
ü/g  iv  Talla  dianqutroytut  a  öonovGtv  afiagtaveir  n 
^EXkr^aiv.    Ist  unsere  Auslegung  von  I,  1  richtig,  so  könn^i]  « 
einfach  darauf  berufen,  dass  Wachsmnth  den  angefahrten  Wi  r^; 
eine  unrichtige  Beziehung  gebe,  indem  dieselben  nicht 
sondern  auf  den  »weiten  Theil  der  Schrift  jc^ehen  ,   ^" 
Capitel  III  beginnt,  dass  also   ffir  das  Verli 
Bundesgenossen  gegenüber  nur  die  Worte  dv   ^  l  i 

wg  £v  dtaatp^oprat  ttjp  jioXtjiiay  in  Betracht  kommen^  r 
die  Aenssemngen  in  Paragraph  15  und  18  vollkommen  ültr.«u-ui- 
meo,  aber  auch  abgesehen  hiervon,  sieht  man  leicht,  da««  WbcJ»!=* 


W»  EeUigf  Ueber  die  Schrift  vom  Stute  dtr  Athener. 


mi 


mh  aticli  hier  wieder  aus  dem  Grunde  nicht  zu  recht  findtni 
,  wi*tl  <*r  nun  einmal  den  demokratischen  Standpunct  in  Beur- 

Terhältnisse  nicht  einnehmen  wUL 

.  - .    ::chJn8s,  welchen  Wacbsmath  hierans  lieht,  lautet  nun : 

ApU  tria  praecipna  elegi  nt  demonstrarem ,  haad  pauca  huk  li- 

«ftM  r[uae  ab  anctore ,  cuins  acuminis  tot  insi^a  documenta 

«00  tenore  scripta  esse  nequeant.   Optime  vero  talia  iudicia 

oe  diflf^identia  proferuntur  in  coUoquio :  itaque  iam  nunc  pro- 

I  #gt  coniectu ,  in  dispotatione  ac  dialogo  hunc  libellum  scriptum 

I  aber  wenn,  wie  wir  gezeigt  haben,  keine  iudicia  inter  se 

vorhanden  sind,  und  wenn  umgekehrt  Wachsmuth^s  Anf- 

in  ofl>nbarem  Widerspruch  steht  mit  den  ausdrücklichen 

t»lt^n  Erklärungen  des  Schriftsteller*j  in  1,  1  und  III,  1  über 

r.  als  seien  sie  gar  nicht  vorhanden,  mit  Stillftchweigen  hm- 

Klu  r«"'  inmend  selbst  nach  Wachsmuth  1, 8  und  III,  8,  9. 

Nnn  ^  Achsmuth  zu  den  angeblichen  Sptiren  des  Dia* 

Br  verweist  zuerst  auJ'  I,  11.    Er  uTiterscIieidet  dort  awei  Per- 

eines  (besprach» ;  der  einen ,  dem  Freunde  der  Athener ,  legt 

W«jri0  in  den  Mund :  ottov  d'  uoi  itkoiatm  dotlot,  otWxi 

ItiftTik^J  utv  ifwp  dtniun'  üi  dtdiivar  ^)  der  anderen. 

^bischen  Aristokraten,  die  Worte:  iv  dS  tf^  AuKtöui^uwi 

SaiJi/h;  Gt  dfäor^^v  der  ersten  dann  wieder  die  Worte: 

Mit  taiTov  tdati  /o;  :/itr6vvivsiv  niQi  ian:oi\  Da  mW 
hiiiLTjtang  zuerst  aufgestellt«  dann  betitritten,  dann  die  zuerst 
Uehauptung  von  der  gleichen  Person,  welche  sie  aufge- 
li.iiitf,  begründet  ^ein.  Er  schliesst,  Vides  igitur  adveraarii 
leiü  cnins  verha  in  medio  coUo^ata  esse  quae  ipsa  ultimo  loco 
^»'^  ouius  opinioni  ille  occurrit  In  der  Stelle  nicht 

u  iMstelliU'ä  anzuerkennen,  was  die  Einkleidung 

r  iittnitoilüiig  vom  Anfang  des  Paragraph<ni  an  verlaogt,  »onderu 
ilfttl  de».^elben  Dialog  in  der  Stelle  m  erkennen,  wird  Wachsmuth 
mthalich  dadurch  tiei^timmt,  dass  m  in  dem  letzten  dictum  nicht 
^m&t  wte  man  erwarte,  iav  di  ä^dii)  o  i^tog  doiXih:  oi,  sondern 
If^kehrt  tav  Ai  Öiditj  r>  ao^  Öolioi;  i^u  utiL  als  ob  das  dem 
kii  Bach  nicht  auf  du^i  Gleiche  hinauskäme,  und  als  ob  dies^e 
ihilinuig  nicht  darum  |i,'6wah)t  wäre,  um  der  Monotonie  des  wiedei  - 
Urtudeiif  top  ifiov  dmXitv  tu  dedttrm,  und  rj  ^/foc  Öo^XtK  oi 
totx4y,  durch  diese  Abwechslung  m  begegnen.  Abgesehen  davon, 
kh*  nicbtaxagende  uuti  ung^nftgende  Entgegnung  auf  die  Bemer- 
bg,  i>nm  S"  dm  nXovQint  äovhH.  i>tWti  IrrttvÖa  lianiltl 
r   ifA&p   dailop  üt  AtAuvaf   würde  dem  griechischen  Aristo- 


n#li«r  Lesart  und  Krkliirmig  der  unmitulbar  vorlMipbeMUii 
«  PbibL  XIV.  S>  im  n  ,  dem  W. 


F.  G.  Eettig,  Ueber  die  Sdirlft  vom  Staate  der  Athener. 

kraten  in  den  Mund  gelegt,  wenn  er  ohne  in  semer  Antwort  xti  b»- 
rücksiclitigen ,  dass  von  reichen  Sklaven  die  Bade  i^i,  ahm 
ovKstt  Jirav^ö  Ai'cr<  rii«f  ZU  ber' 
Qnverständliche  Antwort  gäbe,  h  di  vf^  .  /    / 
Xog  ai  didor^Bv^  Wie  ganz  anders  wird  die  Sache ,  wenn  wir  der  j 
Einkleidung  des  Textes  gemäss  auch  hier  Bericht  de«  ScbriTt^teUer; 
anerkennen  und  ihn  sagen  lassen:  We  eg  i-eiche  Sklaven  gibt  da  iitj 
es  schädlich,  wenn  der  Sklave  neben  seinem  Herrn  noch  sooM  Je 
manden  fürchten  muss,  wie  dies  in  Lakedämon  der  Fall  ist ,  denn  in 
diesem  Falle   kann   es  auch  geschehen,   dasi^^  er  aus  Furcht  tn^ 
dem  Fremden  ihm  sein  Geld  gibt,  statt  es  dem  eigenen  Hemi 
geben-    Ißt  etwas  häuhger   als  dass   eine  Behauptung  a^: 
neben  derselben  anscheinend  widersprechende  Fälle  erwäh.i. ,  . 
diese  dann  widerlegt  werden  durch  Begründung  lior  anföngUohen  Be»J 
hauptnng  ?  Dass  der  Verfasser  dies  ausführt  in  der  lebhaften  Wa 
des  Griechen,  indem  er  sich  an  einen  in  Gedanken  gesetzten  Gegn« 
wendet f  das  darf  doch  nicht  auffallen  und  das  geschiebt,   wie  CuUlf 
richtig  bemerkt«  hundert  Mal^  auch  von  uni<. 

Auch  in  I,  8  und  ^  unterscheidet  Wachsmuth  wieder  verschi*» 
dene  Personen   des  Dialogs.    Die  Worte,    o  yäq  av  rofji^Eii  nin\ 
ivvojüßia^ai  t  avTOv  aito  rövtov  laxmt  6  ö^/nog  viai  iijsit^i^l 
iariv,  soll  der  Freund  der  Athener  sprechen ;  die  Worte,  £1 6'  itw»- 

qoi^,  xöt  ßQvjAVCamtv  oi  x^rfitol  itfiqi  ifjg  itoXiiü^^  xöi  otfl 
maovot  fiaiPoiLiivovg  av^gwfrovg  ßotfkev^tv  oiÖi  Jjyuv  oi'di 
mnlrfOiateiv  der  griechische  Aristokrat;  dann,  mit  Einschiobmif  j 
von  toivtv  von  Seiten  des  Bearbeiters  hinter  (mo  tavTHßt^,  in  <»iii0iD| 
Athem  wieder  der  Freund  der  Athener  die  Worte,  airo  wovtiüv  foi-| 
VW  %mv  dya^ojv  t  *x'(f  f*  cir  o  Öijfiog  dg  dovXeia^  xata^ncou 
Wachsmuth  schreibt:  Deinde  ille  quem  alh>quitur  scrii»t<.»r  1,  8  c\ 
yctQ  Gv  vouiCug  ovy.  stpo^eja^ai,  sivo  lector  est  sive  aliiis,  nm} 
potest  appellari  in  eis  quae  statim  sequunttir  I,  9  u  i' 
Lfjvsi^,  n^wta  /liir  nipu  rovg  äeiiuft&totfg  avralg  tov^ 
ff^'^fiTOfg  ktI,;  iromo  respondet  haec  ille  qui  antea  appellatUi»  «tt.| 
Spectant  enim  verba  d  <J'  ivpofdav  'Cfifeig  procul  dub^  - '  (\n 
antea  dicta  sunt  o  av  yo/z/C^/t;.  Das  Letztere  Ist  jede; 
gilt  aber  auch  für  den  Falf,  wemi  die  Worte,  u  ä'  tvi 
wieder  dem  Schriftsteller  angehören,  und  der  gleichen  1 
an  welche  die  Worte,  S  yag  av  vo^dtetg  otx  €ivo(,a1ai^ai,  ger 
waren.  Und  warum  trollte  dies  nicht  angehen  V  Die  Gedaukon, 
der  Schriftsteller  hier  ausspricht,  stehen  In  antithetischem  Verh 
zu  einander.  Sinn :  Was  man  filr  Mangel  an  Eunomie  hält,  ; 
darauf  beruht  die  Stärke  und  Freiheit  des  Demos:  wollte  uiai 
gewünschte  Eunomie  einführen  (hierbei  Äufzählun 
welche  die  Folge  davon  wären),  so  wäre  es  sehr  li 
kratie  geschehen,  und  zwar  um  dieser  gerühmten  Vorsügo  dwr  Knn 


F.  O-  Bee%,  üeber  die  Schrift  vom  Staate  dar  Athener.        S69 

iP  'rillen,  ono  jovzoiv  tohw  irc3y  a^a^viv  za^i^^t  aV  6  äijfw^ 
loi  kelay  Kataniaoi,   Was  an  diesen  Gedanken ,  falls  8ie  y<sm 
teller  ausgesprochen  und  iu  Gedanken  an  eine  bestimmte  Per- 
jehtet  werden,  Anstössiges  sein  soll,   ist  nicht  abzasohen. 
Gedanken  der  Stelle  an  sich  vgl.  man  Aristoteles  PoL  VI,  4, 
716  bei  Gottling, 

Anders  steht  es  allerdings  mit  der  Stelle  III,  10,  wo  das  fioi 
klla  anstOBsigist.  Warum  dieses  aber  nicht  mit  Monis  und  Kirch- 
nach  der  Correctar  iu  B  von  zweiter  Hand,  beseitigt  werden 
,  ist  nicht    abzusehen.  Weshalb  die  behandelten   Fälle  nicht 
die  Annahme  sollen  erklärt  werden  können ,  dass  der  SchrtlU 
^er  »ich  Im  seiner  Darstellung  einen  Gegner  blos  in  Gedankan 
© ,  ftu  den  er  sich  wende ,  dürfte  aus  Wachsmuth's  Eiuwen- 
^egen  schwerlich  hervorgehen-    Der  Streit  soll  nach  ihm 
in  förmlichen  Wortwechsel  übergehen,  was  wol  nirgends 
ausser  iu  Reden,    uns  ist  nichts   derartiges  vorgekommen, 
lUan  bei  dieser  Krklärungsweise  die  Ansichten  des  Gegners  und 
chnftatelier  nicht  genug  auseinander  gehalten  werden.     So 
in  L  9  dasjenige ,  was  dem  Gegner  zugewiesen  werden  mOsse, 
wir  dieser  Ansicht  folgten,  die  Ansicht  des  Schriftstellers  aus- 
fO,  verm5ge  seiner  in  I,  1    ausgesprochenen   demokratische]! 
iozinng.  Warum  soll  aber  der  Schriftsteller,  mag  er  nun  Aristokrat 
mokrat  sein,  Urtheile  nicht  aussprechen  dürfen,  welche  auf  be- 
ti  Thatsachen  beruhen?  Politische  Gesinnung  kommt  ja  ftlr  die 
k  e  i  t  der  ürtheiles  nicht  in  Betracht,  Das  Gleiche  gilt  von 
8.  Zuletzt  kommt  Wachsmuth  wieder  auf  seine  anfanglichen 
schon  besprochenen  Behauptungen  zurück  und  meint,  die 
8  von  ihm  erhobenen ,  von  uns  widerlegten  Einwendungen 
durchaus  keine  Erklärung  zu  ohne  seine  Annahme,  und  es  sei 
h ,  dd&s  in  I,  2  und  II ,  8  die  Ansicht  des  Schriftstellers 
fdrtickt  werde,  oder  dass  der  Gegner  der  Athener  die  demo- 
Eiurichtuugeu ,  so  wie  es  1,  2  and  II,  8  geschehe,  in 
ehnie.  Das  Letztere  ist  nun  allerdings  richtig,  für  das  Uebrigö 
Eon  wir  auf  die  früheren  Ausführungen. 
Das  Ist  nun  Alles  was  Wachsmuth  über  ursprüngliche  mid 
lieschafTenheit  der  Schrift  beizubringen  weiss.    Nichts  davon 
iCb  als  haltbar  oder  dem  angestrebten  Zwecke  entsprechend  er- 
man  mQsste  denn  die  einzige  Stelle  in  EU,  10  und  das  Über 
»rkte  dahin  rechnen.    Wir  könnten  also  auch  unsere  Arbeit 
Jessen ,  wenn  wir  es  nicht  für  angemessen  hielten ,  noch 
aus  den  Erläuti  ^"  fh^s  zu  besprechen. 

&  33  bemtTkt  w  me  diaüxevaojfj  perpauca 

ibut^äe,  t'Hqim  iamit.i  ita  cuiupitrata  ut  orationis  dehiscentis 
mter  se  implectaut,  velut  phrases  supra  pag.  G  enumera* 
cet«ris  omnes  locos,  ubi  dicitur  ytyviiaytovtBiif  an  vol  yvoi^g 
''irv«,  deiude  coniunctiones  dta  lovra,  eVi,  /T^o<;  tovroif;, 
V,  i':ruta,  at\  xa/»  ftiv,  ütr.  äi,  äkla,  ya^,  fiipioi, 


570        F.  G.  Bettig,  Ueber  dio  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

roivwy  Tovzwv  toiovrwv  ovnav,  reliquas,  postremo  exiguas  quas- 
dam  enuntiationes  et  de  del  xoe  a^ixgoriQWv  fivfja^^yai 
(vide  infra)  noXXa  IVe   Tvavv  Tta^aXeljtia^  to  öi  fiiyi-- 
azov  eiQfiTat   Ttlrjv  (III,  5),  iyu)  di  TOvroig  ofioXo- 
yrjaaiiÄ    dv  (III,  3),    ivog  ös  ivdeelg  eiaiv  {11,  14), 
eaqoe  quae  I,  1  et  III,  1  insignita  sunt.  Wie  mechanisch  denkt  sidi 
doch  Wachsmnth  die  Thätigkeit  des  Ordners;  wie  willkfirlich  ist  es 
und  moss  den  natürlichen  Zusammenhang  der  Schrift 
stören,  wenn  er  Wendungen  auf  Rechnung  des  Diaskenastan 
setzt,  welche  den  Fortschritt  der  Darstellung  oderdie 
Disposition  angeben.  Wie  wir  gerade  solche  Wendungen  f&r  die  Fest- 
stellung des  Planes  und  der  Disposition  der  Schrift  verwenden  konn- 
ten, davon  enthält  unsere  Abhandlung  vielfache  Belege.  Hier  moch- 
ten wir  nur  fragen,  wie  es  Wachsmnth  rechtfertigen  könne,  daseer 
in  I,  1  die  Worte, ^Trcpt  di  T^g  l4&rp^aitav  7toXi%doLgy  muh^ 
ferner,   öia  fuev  ow  tovto  ovx  inaivia'  inet  de  tavtu  owwp 
edi^ev  avvoig ,   log  ferner ,  tovt'   dnoöei^w.   Tt^wrov  fäw  m 
TOVTO  eQüi,  oTi  dem  Diaskeuasten  zuschreibt ,  da  sie  doch  anf  der 
einen  Seite  mit  den  Worten  des  angeblichen  Aristokraten,  auf  der 
anderen  Seite  mit  denen  des  angeblichen  Demokraten  aufs  Sngste 
zusammenhängen ,  beider  Aensseningen  zu  harmonischen  Gediahn 
verknüpfen  und  üebereinstimmung  mit  den  Ansichten  beider  Gegner 
voraussetzen  würden.  Und  so  an  andern  Stellen.  Er  selbst  ist  seiner 
Sache  auch  so  wenig  gewiss,  dass  er  schreibt  (S.  33)  Dubitari  ttaeo 
potest,  uum  initio  (I,  1)  eidem  (dem  Diaskeuasten)  rectius  verba  itr 
—  ^'BXkrfii  adscribenda  sint. 

In  1 ,  3  gibt  Wachsmnth  enena ,  wofür  Kirchhoff  nicht  ohne 
Wahrscheinlichkeit  hrei  toi  schreibt ,  dem  Diaskeuasten,  die  Worte 
am  Anfang  und  am  Ende ,  onooai  /nev  —  ovöfv  deixai  6  <f&ios, 
und  OTToaai  d'  elaiv  dqxo^l  ^ua^oqmqiag  [q^i^vaai]  xci  «*^ 
Xeiag  elg  tov  olxov,  TCfrrag  Ktp^el  o  ö^fiog  agxety  (woffcr  er 
völlig  unverständlich  schreibt,  onoaai  d*  exovaiv  aqjifii  ^(T^ 
(poQiag  f^exa  xrjt.),  dem  griechischen  Aristokraten,  und  bemerkt  n 
den  Paragraphen  „ Adversarii  iniquum  iudicium  produnt  omnia  qoae 

in  initio  et  in  fine  huius  paragraphi  legunlur. Certw 

vero  est  sententiam  in  media  paragrapho  positam,  verbis  ot^e  vsKp^ 
ad  aqxeiv  expressam,  pessime  hoc  loco  esse  inculcatam  inter  eaquae 
arctissime  sibi  respondent  enuntiata.  Atque  quum  bic  opportnoe  eis 
quae  adversarius  acerbius  quam  verius  iudicavit  opponatur,  discrineB 
quod  ille  ex  avaritia  plebeiorum  exortum  esse  contendat  inde  oxpü' 
cari  quod  aliquot  muneribus  non  omnes  cives  bene  fungi  possiBt. 
hanc  opinionem  Attico  adscripsi  arbitratus  eam  ex  illius  responso 
huc  retractam  esse.**  Ist  hier  Kirchhoff's  Verbesserung  hm  ^ 
richtig,  so  geht  schon  daraus  hervor ,  dass  in  Paragraph  3  viel  eher 
eine  Rechtfertigung,  wenigstens  eine  Entschuldigung  der  Athener 
beabsichtigt  ist,  als  ein  Tadel.  Jedenfalls  liegt  es  aber  auf  derHand,^ 
dass  die  Anfangsworte,  eneixa  —  oi^ev  öelTOi  6  ÜjfiOg  fiSiif^ 


[ 


F.  O*  Bettig,  üeber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener.        571 

|c»],  Tielmebr  ein  Lob  der  Athener  wegen  ihrer  massYollen  Selbst* 

Inkung ,  (aia(fQoaty}j}  als  einen  Tadel  anssprechen.   Sie  be- 

Ja :  Der  Demos  maclit  keine  Ansprüche  auf  Beamtungen,  von 

gnter  oder  schlechter  Führung  Wol  und  Wehe  des  ganzen 

bs  abhängt,  doch  offenbar  aus  dem  Grtinde,  weil  er  übensengt 

so  wichtige  Aemter  milssten  fähigeren  Händen  auvertraut  wer- 

en,  als  den  seinigen,  ntid  diese  Behauptung  wird  in  der  Parenthese 

urcli  Beispiele  belegt  und  durch  das  vemnnftige  ürtheil  des  Volkes 

I  eigenes  Intere^^se  begründet,  so  daj?9  hier  Anfang  und  Mitte 

-i^raphen  in  völliger  Uebereinstimmung  sind  und  durchaus 

^in  Aülass  ißt  den  Anfang  des  Paragraphen  dem  griechi- 

|eben  Aristokraten,   die  Mitte  dem    Vertheidiger  der 

iihener«   nnd  das  Ende   wieder  dem  Aristokraten  zu- 

|o«ichreiben.    Denn  wenn  es  dort  auch  heisst,  onoam  d'  €laiv 

pX€ii  iuia^O{foQiag  {ptQOvaat  xai  oupiXiiag  ilg  loi'  olxov,  rav- 

.7  0  dT^mg  uqxuv^  so  ist  dies  ein  mit  dem  Vorhergehen- 

/ij  TCimendes  Eingeständniü  des  Schriftstellers,  dessen  Ab- 

\  ^s  ja  nicht  ist,  Alles  was  in  Athen  geschieht  unbedingt  als  gut 

Bi^lfen,  sondern  dessen  Lob  ein  wichtiger  Vorbehalt  in  I,  1 

jeben  ist.  Von  diesem  Vorbehalte  aus  ist  die  Bemerkung  am 

f  de$  Paragraphen  3  zu  erklären.    Hiernach  kann  nun  von  einer 

^anz  nn gehörigen  Einfügung  der  Worte  om  —  aQx^iv^  in 

IT  Mitte  des  Paragraphen  ^  nach  Wachsmuth ,  nicht  die  Hede  sein : 

ist  bi*^  vielmehr  Alles  in  guter  üebereinstimmung  uud  es  liefert 

-'  von  Wachsmuth  eineu  weiteren  Beleg  daffir.  dass  er 

llt  «ypothese  erst  Schwierigkeiten  in  dem  Werke  geschaffen 

'%\it,  dje  er  zu  heben  nicht  im  Stande  ist. 

Die  Worte  I»  15  unm  Si  ttg  av  xrX.  sollen,  nach  Wachsmnth 
De  VertheidigUDg  der  Athener  enthalten ,  welcher  nachher»  abwei- 
ri  der  gewfihnlichen  Ordnung  in  Vorwurf  nnd  Vertheidigung, 
.ste  Vorwurf  gegen  die  Demokratie  entgegengestellt  werde. 
Fid  wäre  dies  möglich,  da  die  Worte»  rolg  Af  ^r^ftfntTtolg 
loxiT  fiilZov  dyai^ov  elvat  xxi,  die  Ansicht d«r  Demokraten 
Ritiialten  und  die  vorhei-gehenden,  thiot  dt  ttg  av  oii  laxvg  iainf 
ttf^  ^dr^iiov,  lai'  Ol  cifi^taxot  dtvaroi  loai  x^i-/iofra  ua- 
tp  tu  widerlegeu  bestimmt  sind,  und  eine  solche  Auffassung 
^ihr^m  Inhalte  nach  nicht  gestatten?  Ist  es  denn  den  Athenern, 
Belrsichtfilos  demokratischen  Standpnncto  aus,  zum  Vorwurf  zu 
wenn  sie  den  Bundesgeut>sstHi  die  Mittel  ent- 
\Xk^  Aio  Demokratie  zu  Fall  zn  bringen,  intßot- 
Iptri'?  Die  Worte,  iLtot  Öf  tig  av  ätrJt.  beziidien  sich  viel- 
tf.  ijt^vr Ähnlicher  Weise  auf  das  Vorhergehende  und  tadeln  die 
I  ime  Bedrückung  und  Plünderung  der  ßundesgenoasen 

ipoiiti^ch.    Es  sei  ja  viel  vortheilhaiter  für  die  Athener, 
fis,    w«nn  din  Hnndesgenosseu  Widhabend  seien,    und  ihre 
f  IJntt^rhalt   der    Flotte   entrichten    könnten, 

!■  .v:.  .ni.-  Li,^Li#a  und  also  anck ihre Stenern nieht  beMhlen 


572        F.  O.  Bettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athen«. 

könnten.  Diesem  dem  Anscheine  nach  begründeten  Tadel  stellt  der 
Schriftsteller  dasürtheil  der  Athener,  Demokraten  von  reinem  Wasser^ 
gegenüber,  indem  er  sie  entgegnen  lässt;  es  scheine  ihnen  noch 
viel  vortheilhafter  zusein,  wenn  die  Athener  das  Ver- 
mögen der  Bundesgenossen  besässen,  jene  aber  nur  so 
viel  um  leben  und  arbeiten  zu  können,  ohne  im  Stande 
zu  sein  der  Demokratie  Gefahren  zu  bereiten.  Es  bandelt 
sich  also  auch  hier  für  den  Ausleger  darum ,  sich  auf  den  rigoros- 
demokratischen  Standpnnct  zu  stellen ,  und  von  diesem  ans  dieses 
schroffe  Urtheil  zu  würdigen.  Es  ist  hiernach  ganz  unrichtig,  wenn 
Wachsmuth  den  Worten  eirtOL  de  rig  av  xtA.  die  Dentnng  gibt, 
prosperas  sociorum  res  Atheniensibus  ipsis  cordi  esse.  Wie  unsicher 
fühlt  sich  Wachsmuth  auch  hier  wieder;  fQgt  er  doch  selbst  seiner 
Erklärung  hinzu :  Quod  si  cui  violentius  videtur  coniectnm,  potest 
totam  paragraphum  adversario  tribuere  ita  ut  hie  a  ratione  fere  con- 
stanti  auctor  decesserit. 

Hinsichtlich  der  Stelle  II,  7,  über  welche  Wachsmuth  bemerkt: 
Quae  nunc  profeinintur  non  sunt  afiiKQozeQa  quam  quae  antecedont, 
(warum  denn  nicht?)  sed  eis  contraria:  taUa  enim  inter  imperii  ms- 
ritimi  commoda  nemo  enumerabit  nisi  cavillator ;  adversario  igitor 
tribuenda  sunt ,  atque  verba  admodnm  inepta  (?)  d  de  dal  —  /uygtr- 
drjvai  ipse  scripsit  diaaKevaatrjg ,  verweisen  wir  auf  unsere  oUge 
Erklärung  dei*selben. 

Wenn  Wachsmuth  zu  II,  14 — 16  bemerkt :  „Auf  den  Inhalt  das 
Paragi*aph  14  werde  in  Paragraph  16  geantwortet;  hier  werde  nlm- 
lieh  ausgeführt,  wie  die  Athener  für  das  was  ihnen  von  Natur  versagt  sei, 
was  Paragraph  14  ausgeführt  sei,  einen  Ersatz  zu  finden  wüssten. 
Dai-aus  ergebe  sich,  dass  an  ei*sterer  Stelle  derLacedämonier  spreche, 
was  auch  erhelle  aus  der  dortigen  Unterscheidung  zwischen  Aristokraten 
und  Demokraten.  Auch  der  Inhalt  von  Paragraph  15  scheine  dem  Laoe- 
dämonier  anzugehören,  da  darin  gewisse  Nachtheile  der  Athener  her- 
vorgehoben würden.  Die  Widerlegung  des  Atheners  fehle,^  so  scheint 
uns  das  wenig  geeignet  zu  sein  Wachsmuth's  Annahme  von  einem 
Dialoge  zu  empfehlen.  Um  es  nicht  zur  urgieren,  dass  die  Antwort 
des  Atheners  auf  Paragraph  15  fehlen  soll,  während  Kirchhoff  hier 
mit  Recht  Alles  im  besten  Zusammenhang  findet  (vgl.  oben),  scheint  es 
doch  sehr  bedenklich,  dass  der  Aristokrat  in  Paragraph  14  erklären  soll, 
VIP  de  oi  yecDQyovvreg  xat  oi  nXovaioi  ^dfjvaiaßv  vfciQXOwtm 
Tovg  rrolsfÄiovg  f^allov,  wahrlich  doch  wenig  patriotisch  und 
aristokratisch,  und  umgekehrt  von  dem  örjfiog  er  lebe  ovx  vnefx^ 
fA€iog  avToigf  und  gar  in  Paragraph  15  nQog  de  rovroig  bis  zum 
Ende  des  Paragraphen  seine  Parteigenossendes  offenbaren 
Landesverrathes  beschuldigt. 

Ueber  II,  19,  welche  Stelle  Wachsmuth  ebenfalls  nicht  ver- 
standen hat ,  verweisen  wir  auf  unsere  obige  Erklärung  derselben, 
und  schliessen  hiermit  diesen  Theil  unserer  Untersuchung. 


K'O.  JM%.  Ueber  tlle  Schrift  toiq  SümIc  der  Atheuet .         579 

H.  Zu   den  SchriHteu   \üu  Kirclihoff  uDd  Wacb^nmlh  kommt 
btzt  als  drittd  M,  Schmidts,  Memoire  eines  Oligarcheu  iu  Athen  aber 
ShiatiiDiaiimeD  des  Demos.  Jena  1876. 

Auf!h  Schmidt  lasst  den  gegen wäiligen  Zustand  unserer  Schrift 
ufch  wiiiöti  Zeristörungsprocess  berbeigefnbrt  worden  sein.  Die  Auf« 
H  ursprünglichen  Planes  und  Zusammenbanges  ist  nach  ihm 
rs^chiebong  einer  ßlattlage  entstanden.  Duicb  Ein* 
ittung  dorBelbeu  in  die  gehörige  Stelle  und  einige  Umstellungen 
i  Innern  derselben  hofft  er  den  ursprünglichen  Plan  wieder  gewinnen 
können*   Die  ursprüngliche  Ordnung  der  Schrift,  welche  er  auch 
ürch  entsprechenden  Text  veranschaulicht,  wai*  nach  ihm  folgende: 
fier  erste  Haupttheil  bestand  aus  Capital  I,  1,  2,  4,  5,  11,  12,  10, 
"€—9.  3,  13  ...  I  U,  9,  10.  17  —  20.    Der  zweite  aus  Capitel  111, 
J,  4^7.  2,3,  12,  13.  8—11.  |  1,  14-^18,  U,  1.  1.  19,  20.  n,  2, 
IS,  4—6,  11,  12,  7,  Ä,  14  —  16/    Vgl.  a.  a.  0^  S.  19, 

Prüfen  wir  die  Ergebuiöse  dieser  Anordnung  und  ihre  Motive. 
Aus  der  in  1^  1  angekündigten  Dibposition«  nach  welcher  der 
er  loigen  ru  wollen  erklärt,  1,  cic  iv  diaaoKo^rai  t^f  noh- 
^  ^4i^rvaJoi ,  und  2.  cJc  Kai  raJUa  iv  dta^i^ztoyim  a 
ncit^  u^aqfiuvHv  toIc  a)J,aic  ^'Ekh^otv.  zieht  Schmidt  den 
hloM^  dass  wir  eine  zweithoilige  Abhandlung  tu  erwarten  hätten, 
fl»d  findet  diets,  und  zwar  mit  Eecht,  auch  dadurch  ^»estatigt,  da^ss 
d*r  Verfasser  den  zweiten  Theil  durch  ein  äusseres 
Merkzeichen  vom  ersten  abgegrenzt  habe.  Denn  dass  die 
des  dritten  Capitolg  Paragraph  1  xai  niQi  ti^g  'Aihjvamy 
pt*cn^  %iv  jitir  tQonov  otx  i/iatnii^  i7iiid(ni(>  d  iöf^^y 
ic  SnuoTwatfta'^ai,  iv  ttoi  öoy.ovot  dtaot/Zta^at  tiv  driio* 
|<T>',  löviv»  ttij  jQ0:ivt  ;(ßrf/jii£»'0(  m  lyio  «;i*0£i§a  uicnt 
chlu^  der  ganzen  Schrift  gebildtH  haben  können,  sei  daraus 
»r,  dass  sie  voller  Absichtlichkeit  nichtauchdie 
r^rte:  jeÄc  taXla  dia/r^ttoptat^  a  doAOtatr  aftaQiayity  to7g 
i^*'£ULr<7i  wiederholen,  welche  I,  Paragraph  1  hin- 
letxl  «ind,*  V^l  das  hierüber  in  1  von  uns  Bemerkte.  Wenn 

tuf,  dasji  sich  der  zweite  Theü 

L;t,  welche  von  einigen  1.  wegen 

Ife  schuppenden  Ganges  der  Geschäfte  in  Athen  und  2.  deswegen 

on  werden,  dass  die  Athener  bei  ausgebrochenen  Aufsieden  es 

jr  ijemokratischeu  Partei  halten  (denn  von  der  dritten  die  Atimie 

äffenden  in  Paragraph  12,   13  enthalteneu  Ausstellung  haben 

^im/^'ip,  das.«  !?i«  nicht  dies**m  Theil  angehöret  'da^  GefOhl  nicht 

als  üb  sich  um  dir  f-Uungen 

iör  Schrift  in  */wei  >  ut  habe, 

and  «ich  «ü  der  Ptage  veranlasst  sieht,    ob  diese  Durltigkeit  des 

.».i.f.ir   II  itt.Hii.Mi,.,  .i^»jin  auch  wirklich  vom  Verfagser  versiChuldei 

u^ei*;  60  halten  wir  diesen  Bedenken,  ersten« 

.iner  solchen  Auffassung  entgegen,  und  das, 

1.     .:   tM.j  I  .In:  L^  iHjsition  und  Zerlegung  einer  Schrift  in  ihre 


574        F,  G.  Bettig,  lieber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

Tlieile  nicht  sowol  auf  den  Umfang  der  zu  behandelnden  Oegenstinde, 
nicht  einmal  auf  ihre  relative  Wichtigkeit,  als  vielmehr  auf  ihre 
Zusammengehörigkeit  und  deren  Gegentheil  ankommt;  und  iwel- 
tens  den  wichtigen  Umstand ,  dass  wir  hier,  nach  der  Ankflndigmig 
in  I,  1  xot  ToXla  diaTtgaTTOvrai  a  doxovaiv  afiodzarur  %6ig 
aiXoig  ^'Eklfjüiv.  ein  Zurücktreten  des  zweiten  Theiles 
hinter  den  ersten  zu  erwarten  haben.  Wenn  demnach 
Wachsmuth  S.  11  in  dem  letzten  Theile  der  Schrift  nnr  duo  enpple- 
menta  erkennt,  welche  vom  Schriftsteller  ad  finem  dedncta  dispnta^ 
tione  hinzugefügt  seien ,  so  ist  diese  Auffassung  zwar  nach  der  An- 
kündigung in  I,  1  nicht  richtig,  aber  es  leitete  ihn  doch,  als  er  dies 
aussprach,  ein  richtiges  Gefühl  von  ihrer  geringeren  Widitif^it 
und  Bedeutung.  Wir  bescheiden  uns  aber  gerne,  dass  diese  beiden 
Argumente  hinter  den  Thatsachen  zurücktreten  müssten,  weim 
sich  zeigen  liesse,  was  Schmidt  annimmt,  'dass  sich  in  andern  Theileo 
der  Schrift  Stellen  fänden,  welche  dem  ersten  Hanpttheil  fremd 
seien  und  nur  dem  zweiten  angehöi*t  haben  könnten.'  ^Dergleichen 
Stellen  sollen  sich  aber  in  der  That',  nach  Schmidt,  *und  zwar  — 
was  nicht  leicht  ins  Gewicht  fallen  dürfte  —  in  dichter  Abfolge  in 
dem  Abschnitt  I,  14 — ü,  1  finden.  Da  heisse  es  znnftchst  I,  Para- 
gi-aph  14,  15  Tragi  öi  twv  avix^iaxiav  ori  ^TtTtliorfag  at/scofpar- 
Tovaiv,  wg  öonovai^)  xai  ^eiovai  tovg  xqtfazovg  yiyi^«#- 
•Kov^eg  ..  .  sodann  Paragraph  16,  17,  18  doxei  iä  6  S^iiiug 
l4&rpfaiwv  xae  iv  vi^de  y,a^cjg  ßovXevea&ai,  oti  uAg 
avfifiaxovg  ävayi^l^ovai  nXiiv  ini  dUag  li^vaKe^  endlich  ü, 
1  To  de  OTtkiTiTiov,  0  ri^iaxa  doxa!  ev  e'xaiv  *A9r}vrflL.  Der 
Verfasser  habe  dabei  durch  Wiederholung  der  nämlichen  Pluise  so 
significanter  Weise  dafür  gesorgt,  die  Zusammengehörigkeit  dieser 
Stellen  mit  den  vorher  ansgehobenen  fühlbar  zu  machen,  dass  das 
Verfahren  KirchhoflF's  (der  zwar  III,  10,  11  mit  I,  14 — 18  pH, 
1 — 8]  verbinde,  dagegen  II,  1  von  seinem  durch  die  Ueberliefenmg 
gesicherten  Platze  verdränge,  und  III,  12  trotz  der  Wendung  sy 
BTtid^tfjoiJLivfii ')  zfi  ÖTjinoxQaTiif  Tg  AdrjVfjCi  ganz  in  den  An- 
fang der  Schrift  rücke),  nur  aus  seiner  Ansicht  über  die  Uly  1  gt- 
bührende  Stellung  am  Schlüsse  derselben  erklärt  werden  können.' 
Wiewol  es  auffallen  muss,  dass  Schmidt  seine  Argumente,  statt  sie 
aus  dem  Inhalte  der  Stellen  und  der  Zugehörigkeit  oder  Niditrage- 
hörigkeit  derselben  zu  den  Themen  der  beiden  Theile  der  Schrift 
mi  entnehmen,  aus  der  Wiederkehr  der  gleichen  oder  ähnlichen  Phra- 
sen schöpft  (was  möglicherweise  ja  auch  dann  eintreffen  kann,  wenniB 
die  bezüglichen  Stellen  verschiedenen  Theilen  der  Schrift  angehören)«« 
so  wollen  wir  demselben  doch  eine  gewisse  Beweiskraft ,  UrchholM 
gegenüber,  zugestehen,  dieselbe  fällt  aber  uns  gegenüber  weg,  d^ 
wir  alle  von  Schmidt  hervorgehobenen  Stellen  zu  deicr: 


')  Wir  halten  cü;  doxovai  für  unecht.  Vgl.  das  früher  Benerkte-i 
')  7 cur  inid^riaoi4^v(av  ist  indess  Lesart  der  Mss. 


r  Ü,  Reiiig,  lieber  die  Schrift  rom  St«ite  der  Athener       575 

r»teu  Theile  der  Schrift  rc^t'bnan,  (vj^l,  die  frohere  Aus- 
1^)«  und  alä  üu  der  Beweisführung,  di;  er  diaa(^ 
fvtai    ti)p   7toltiiiap    Ai^t^vatoi    ^'ehöri^    hetrach» 
tn  '),  was  für  den  von  dem  onhuKov ,  d.  h,  von  dem  ravu^av, 
adelnden  Abi*;cUnitt  II,  1  gich  noch  ganz  besonders  durans  ergibt^ 
mit  demselben  nnd  mit  den  Worte u,  to  äf  wrüuximv  avtmx; 
I  r;xicir0  do¥.tl  iv  ix^^tv  l43t^yt^aiv ,  auf  die  Ankündigung 
ffi  *v  dtnafftCovrat  ii;>*  jrolit€la¥  in  U  l   Beziehung  ge- 
Bmmen  wird,  und  da^»  die  Ge^renüberstellung  de^i  oxi^^9  vat  li- 
fo ii  und  der  onXJtai  und  der  Bedeutung  beider  für  den  Staat 
dekb  iün  Anfange  (vgl.  I,  2),  eine  eingehendere  Behandlung  dieses 
ferhiltni&^es  erwarten  lässt    Vgl,  I,  2.    Für  III,  12,  13  verweisen 
rir  auf  das  oben  Gesagte,   Steht  die  Sache  aber  so,  gehören  l^  14 
18  II,  1  nicht  in  den  zweiten  Theil  der  Schrift,  uo  folgt  daraus 
noch  nicht,  dass  der  zweite  Tbeil  der  Schrift,  blos  ein  Su|nde- 
I  aei ,  aber  eben  so  wenig  ist  danii  bewiesen»  dast^  er  einen  grös- 
Umfang  gehabt  habe,  oder  gehabt  haben  müsse,  als  er  hat. 
Giftich  unzuläsaig  ist  dann  auch  die  weitere* Folgerung»  welche 
itdi  aus  dem  Gesagten  mit  Nothwendigkoit  ergeben  .soll«  da8»  die 
faragraphe  1 ,  14 — II,  1    ,  .  . ,  welche  sogar  später  al&  IIl,  1*  ge- 
^hrieben  sein  müRsten,  ihren  gegen wfirti gen  Platz  hinter  I,  V6  dem 
idankten/  Bewiesen  tBt  bis  Jeti&t  auch  noch  nicht,  daas  diese 
tie  später  geschrieben  sein  mQssten  als  UI ,  1**  Muss  dem- 
8Adl  auch  die  folgende  Untersuchung  Schmidt's,  ob  l ,  14 — II,  1 
sj^rfUiglich  vor  oder  hinter  III,   1''  gestanden  habe,  nothwendig 
suitatloB  bleiben,  wenn  ja  überhaupt  keine  Vergchiebung  stattge- 
indeo  hat,  so  wollen  wir  derselben  trotzdem  mit  Aufmerksamkeit 
^Igon,    Für  die  SteUe  hinter  III,  1'"  macht  er  drei  Gründe  geltend. 
|B  eröffne  nur  diese  Annahme  die  Möglichkeit,  die  Verschie- 
t  Stuckes  auf  eine  ungezwungene  ausserliche  Weise  zu  er* 
Daaa  nämlich  hint.er  I*  13  ein  Riss  sei^  zeige  der  hier  plötz- 
lalerbrochene   Zusammenhang  und  der  unvollendet  bleibende 
Sitx  iv  wi  —  atfiip(iQov  * .  .y  deasen  weitere  Ausführung  zu  Gunsten 
dcü  alhenischen  TQOnog  tfjg  nohtdag  fehle.    Was  liege  da  njther, 
alt  die  Annahme,  dass  dieser  plötzlich  abgebrockene  Satz  den  Schlu^s 
Ickseite  einer  Blattlage  gebildet  haben  werde,  dass  dagegen  mit 
\n^^  di  für  atft^axf^  eiud  neue  Lage  begann,  und  beide  Par- 
t  ^fat  dadurch  in  die  gegenwärtige  unmittelbare  Verbindung  traten, 
nai'h  i!t^r  Alisldit  dps  Verfassers  zwifichen  beiden  gehörige 


*)  Wir  v«(?wci»rin  in  dieser  t><»iiehun^  aof  I^  14  yijW^Txoifr*^  fif* 
Ifi^ror    4   <<|*/'9   iof tti  1  ov  d^uoi*  wov  Mt^iiri^a«.    Paragrapli  15 
'^l«  ^.   tidvf'^fov^  offtt^  tntftovltvfiv,    Paragraph   16 

in   dia    rdOro    ouv   ol  aua^o/oi  S&ülot  rov  «f^^oi'  rov 


576         F,  G.  Bettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

Partie  durch  Zufall  einer  Blatt-  oder  Lagenverschiebung  an  einen 
späteren  Platz  gerieth?'   Das  ist  nun  ganz  sinnreich  ausgedacht. 
Aber  wie  wenn  hinter  I,  13  kein  Riss  ist»  wenn  der  Znsammenhang 
dort  nicht  abbricht,  kein  Abschnitt  fehlt,  welcher  von  dem  r^inac: 
TTJg  TtohTsiag  handelte ,  was  wir  Alles  tbeils  oben  schon  erwiesen 
zu  haben  glauben,  theils  an  seiner  Stelle  noch  näher   daitliiui 
werden.   ^Zweitens  schliesse  m  ,  10,  11  mit  I,  14,  15  gans  for- 
trefflich  zusammen;  nach  dem  Verfahren,  welches  die  Athener  M 
inneren  Zerwürfhissen  auswärtiger  Staaten  innehalten,  regelmässig 
für  die  demokratische  Faction  Partei  zu  ergreifen ,  werde  auf  den 
Druck  übergegangen,  welchen  sie  selbst  auf  die  oligarchische  Psrtei 
in  den  bundesgenössischen  Staaten  üben ,  und  zu  beider  Rechtferti- 
gung auf  dieselben  Beweggründe  hingewiesen.  Diese  Gleichartigkeit 
des  Stoffes  erkläre  dann  auch  die  Gleichartigkeit  der  Au8dmck8weia0^ 
welche  er  näher  zu  belegen  sucht.  Hier  wenden  wir  aber  ein,  dan 
die  erwähnten  Gegenstände  verschiedeneu  Theilen  des  Werkes  höchst 
wahrscheinlich  angehOren,  der  zweite  dem  ersten  Theile,  vermitg« 
seines  Zusammenhanges  mit  dem  Thema ,  log  ev  öiaat^ovtai  tip 
noliTeiav  (vgl.  den  Schluss  in  §.  18  dia  tovto  ovv  ol  aigifioxpi 
dovloi  Tov  drjinov  tov  li&r^aiiov  Aa^eatSat  /aäXXov.),  indem 
darin  von  Athen  unterworfenen  Bundesgenossen  die  Eeda 
ist  und  den  Chikaneu,  welchen  die  Oligarchen  darin  ausgesetzt  liiid; 
der  erste  dem  zweiten  Theil,  da  er  Angelegenheiten  auswärtiger 
Staaten  betrifft  (vgl.  §.  11),  hinsichtlich  der  Athener  nnrg^ 
sagt  wird,  onoaaxig  d*  enexdqrioav  aigEia^ai  Tovg  ßdiriatotg 
ov  ovvr;v6pi€v  avroig,  und  vermöge  seines  Zusammenhanges  oü 
dem  Thema  des  zweiten  Theiles  xal  zalhx  €v  dianQaTTonat  a 
öoxovoiv  afiaQzdveiv  röig  allotg^'Ellrjaiv,  Was  die  hervorgehobene 
Gleichartigkeit  der  Ausdrucksweise  in  beiden  Abschnitten  betrifft,  so 
erklärt  sich  das  doxovai  di  l^d^rjvaioi  in  III,  10  durch  seine  SteUaiV} 
welche  es  nach  uns  (vgl.  oben),  unmittelbar  hinter  III,  1^  erhält;  du 
wg  doxovoi  in  I,  14  halten  wir  für  unecht;  ivTog  oliyov  Xfö" 
vor  6  dtjiiog  sdovXsvaev  6  sv  Boiiaxolg  in  in,lliiod 
oXiytOTov  yQovov  fj  ccqxtj  iorai  rot  öi^fiov  Tov^^rjfff 
öiv.  in  I,  14  weist  doch  offenbar  auf  die  verschiedenen  Theüedes 
Werkes  hin;    auf  den  sonst  vorkommenden  Ausdruck  ßskriatov; 
endlich,  welcher  auch  in  III,  11  und  I,  14  vorkommt,  wird  Schmidt 
doch  kein  Gewicht  legen  wollen.   Wenn  doTcel  de  o  drjfxog  in  1, 16 
und  n^KiOTa  do'AEi  er  txetv  in  II,  1  sich  aufnehmen,  so  spricht  das 
für  unsere  Auffassung  und  die  überlieferte  Ordnung.  *Am  schwerst» 
soll  drittens  die  Steigerung  in  der  Wahl  der  Phrase  ins  Gewicht 
fallen,  welche  bei  dieser  Abfolge  der  Paragraphe  sofort  in  die  Aage& 
falle.   Der  Verfasser  habe  offenbar  die  Ausstellungen  so  geordnet, 
dass  er  von  den  leichteren  Angriffen  gegen  die  Demokratie  zu  dea 
schwereren  übergehe.   Inhaltlich   folgten  sich:    schleppender  Ge- 
schäftsgang in  Athen ,  ungerechte  Atimie ,  Begünstigung  der  Demo^ 
kraten  in  auswärtigen  Staaten ,  Behandlung  der  Optimaten  in  eidg^" 


R  G,  Mettig,  üeber  die  Sclinft  vom  Staate  der  Athener.       87T 


eben  Staaten,  Gerichtszwang  der  Bundesgenossen,  der  die  Sym- 
^i  ra  81rlaTen  des  Demos  macht,  schlechter  aber  vollkommen  er- 
fand der  Landmacht,  der  sein  glänzendes  Gegenstnck 
,.^:iV^Uchen  Organisation  ihrer  Seemacht  findet/    Welche 
f  ^Schleppender  Geschäftsgang  in  Athen',  mit  Beziehung 
rtige  *uiigerechto  Atimie'  mit  Beziehung  auf  Athe- 
Vwelcher  Credankenconnex  zwischen  schleppendem  Geschäftsgang 
|itimie!);  Begünstigung  der  Demokraten  in  auswärtigen  in  Auf- 
ler Krieg  beßjidlichen  Staaten,  Behandlung  der  Optimaten  in 
ßsischen  Staaten',  jenes  eine  rein  äussere  Angelegenheit,  dieses 
ieningsmaxime,  welche  den  Bestand  der  Demokratie 
im  hilft  (vgl.  §.  14^  15);  *Gerichtszwang  der  Bundesge- 
der  die  Bymmachoi  zu  Sklaven  des  Demos  macht, 
chter  aber  vollkommen  erklärlicher  Zustand  der  Landmacht, 
leto   glänzendes  Gegenstück  in  der  vortrefflichen 
^nisatiun  ihrer  Seemacht  findet',  also  beides  Abschnitte^ 
zu  dem  Thema,  oit  6v  diaaf^LovTai  ti]v  Ttohtdtxv,  also 
jten  Theile  gehören.    Und  dieses  Durcheinander 
atänden  soll  einem  Theile  und  zwar  dem  zweiten  an- 
^'Was  endlich  die  Ordnung  der  Ausstellungen  nnd  den  üeber- 
?on  der  leichteren  zur  schwereren  betrifft,  so  unterschätzen 
Moment  zwar  nicht;  es  scheint  uns  aber  eher  für  uns  nnd 
Überlieferung  zu  sprechen ,  als  für  die  Schmidt*sche  Ansicht. 
m.  1"  6TI  Si  xai  tuSe  TivaQ  oqw  fu^t(po^tvotg  Ad^f^paion^ 
|&Q«n  leichteren  Tadel  aus,  als  III,  10  öoTtovai  öild^r^valoi 
olfTo  otx   o^^iug  ßovX&v€iTS'ai    Kfl.   was  der   Inhalt   der 
Abschnitte  allerdings  an  die  Hand  gibt ,  so  wird  Schmidt's 
at  hinf&Uig,  wenn  III,  10,  11  nicht  hinter  IXI,  1^—9  stehen 
adem  diesen  Paragraphen  voraufliagen  muss ,  nach  folgen- 
entation.   Die  Paragraphe  III,  0**  nnd   9  bilden  den 
116  de9  Ganze n ;  diese Paragraphe  sind  vonlll,  1*' — 8*  nicht 
In;  nun  kann  aber  III«  10,  II  nicht  nach  dem  Schlüsse 
jo;  es  muss  also  allen  genannten  Paragraphen  voraufliogen, 
[Zogehdrigkeit  xu  dem  Thema,  xai  taXla  iv  öianf^aTtovrai  a 
nv  üfitiQi*vttv  TtUi;  aiMi^'EJJir^aiv,  sichert  ihm  aber  seine 
i  zweiten  Theile,  also  nothwendig  vor  III,  1\  Dieses  Ergebnis 
sprachliche,  aus  den  Aufangsworten  der  Paragraphe  HL 
entlehnte  Gründe  unterstützt  und  es  findet  hiernach  im 
heile  gerade  die  umgekehrte  Anordnung  statt,  ein  Her- 
ilgtu  von  Wichtigerem  zu  minder  Wichtigem,  was 
BandtsTfolge  der  beiden  Haupttheilo  der  Schrift  analog  ist, 
>i  in  L  14  ßllt  nach  uns  weg.    Die  Phrasen  am  Anfang 
nml  IT ,  1  sprechen ,  wie  schon  oben  bemerkt  wurde,  für 
rfert<k  Ordnung  nnd  IlL  12, 13  rechnen  wir,  mit  wegen  der 

r,  die  offenbar  in  Beziehung  stehen  tu  dem  Thema,  wt; 
§4^o»^tm  ti]V  uokimar,  zu  dem  «rsten  Theile  der  Schrift. 


I  t  a.  %%Ufn.  «Twn.  im.    Vni.  a.  VL  Dtft. 


37 


578       F,  G,  Bettig,  lieber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athwer. 

So  wenig  ich  uun  Eirchhoff*8  Ansicht  theilen  kann,  dass  e8  dem 
Werkchen  an  einem  passenden  Schlnss  fehle,  wenn  man  m,  1*  mm 
Schluss  eines  einzelnen  Theiles  mache   (wir  haben   nämlich  einen 
Schlnss  des  Ganzen  in  III,  8"*  und  9),  so  wenig  halte  ich  doch  seine 
Ansicht  dnrch  Schmidt*s  Einwendungen  für  widerlegt.  Es  trifft  nim- 
lich  Kirchhofifs  Bedenken  nicht ,  wenn  Schmidt  einwendet  er  wisse 
nicht  womit  der  Verfasser  das  Ganze  habe  stattlicher  abschliessen  kön- 
nen, als  mit  einer  Verherrlichung  der  Seemacht  Athens, 
mit  welcher  die  Demokratie  gleichsam  stehe  nndfalleV) 
und  hervorhebt,  ^auch   ein  passlicherer  und  i^in  vom  Standponet 
schriftstellerischer  Technik  aus  geeigneterer  Schluss  sei  kanm  denk- 
bar, da  er  den  ganzen  Ring  der  Betrachtung  durch  die  Bfickkehr 
zum  Ausgangspuncte  derselben  schliesse^  wobei  Schmidt  auf  die 
Worte  I,  2  o  drifiog  Iotiv  —  xai  oi  xq^]OtoI.  und  II,  16  die  Worte, 
Tijv  ^h  ovaiav  —  aveQijaovrai  verweist.    Eirchhoff  wirft  nfai- 
lich  nicht  die  Frage  auf,  welcher  Abschnitt  der  Schrift  seinem  In- 
halte und  Bedeutung  nach  am  Passendsten  ans  Ende  gestellt  werde, 
sondern  er  verlangt  eine  Erklärung  des  Schriftstellers,  in  welcher  er, 
auf  alles  Behandelte   zurückblickend,   ausspricht,   dass  er  dbd 
ans  Ende  seiner  Arbeit  gelangt  sei  und  die   gestellte 
Aufgabe   gelöst   zu  haben  glaube.    Einen  solchen  SeUw 
enthält  aber  II,  16  nicht,  und  sollte  II,  16  den  Schluss  des  Gsbub 
bilden,  so  müsste  es  begreiflich  nicht  auf  I,  2,  sondern  auf  1, 1  n- 
rückzugreifen  '). 

Da  wir  dies  nun  nicht  zugeben  und  II,  16  die  Bedeutmig 
nicht  einräumen  können ,  welche  Schmidt  ihm  gibt ,  so  werden  wir 
durch  dieselbe  auch  nicht  darüber  belehrt ,  Vo  wir  innerhalb  dee 
zweiten  Capitels  abzubrechen  haben,  um  den  Schluss  der  gaattn 
Schrift  und  damit  zugleich  die  Stelle  zu  gewinnen ,  welche  dorch  die 
oben  ermittelte  (?)  Blatt  Verschiebung  von  I,  13  losgerisaeB 
wurde.'  Für  uns  existiert  weder  jene  Blattverschiebung,  noch  findei 
wir  Anlass  im  zweiten  Capitel  irgendwo  abzubrechen,  um  von  das» 
rückwärts  zu  der  Stelle  zu  gelangen,  von  welcher  an  Alles  m  dei 
zweiten  Theil  der  Schrift  gehöre.  Doch  nein ,  nicht  Alles ,  denn  *ÜB 


*)  Nach  der  in  1 ,  1  aufgestellten  Disposition  und  Zerlegnng  der 
Schrift  in  zwei  Theile  fallen  dem  ersten  Tneile  die  Gegensänoe  üi 
welche  zu  dem  Thema,  cjs  €v  ^laata^ovrat  Trjv  nolixilaf^p' 
hören,  dem  zweiten  die  minder  wichtigen,  in  welchen  dargetfaan  wijd, 
tag  %al  xaXXa  €v  SutnoaTTovrai  xtL  Nun  gehört  aber  der  nach  Schmidt 
den  Schluss  bildende  Gegenstand  seinem  lubalte  nach  doch  offenbtris 
den  ersten  Theil,  wie  kann  Schmidt  ihn  also  den  Schlnss  dei 
Ganzen  bilden  lassen? 

*)  Es  ist  sogar  zu  bezweifeln,  ob  II,  16  eine  Rückberiehnnff  au 
jene  Worte  in  I,  2  enthalte.  In  II ,  16  steht  wenigstens  nichts  daioii 
was  Schmidt  hineintragt,  'dass  der  Sfjf^os  ruhig  den  Adel  seine  Güter 
als  Hopliten  und  Hippeis  vertheidigen  lasse.'  Die  Stelle idieint 
vielmehr  auf  das  ganze  athenische  Volk  zu  gehen.  Vornehme  nnd  Ge* 
meine,  und  auf  die  Zeiten  des  Perserkrieges  anzuspielen.  Vgl  Herixi- 
Vm,  141. 


iiff,  üeber  die  Schrift  Tom  Staate  der  Athener       579 

ungehöii^  und  dem  angescblagenen  Thema  gäiu- 
n^enH  betrachtet  Herr  Sclimidt  11 ,  9,  10  uod  17—20, 
t  der  Seemacht  Athens  nichts  mehr  zu  schaffeQ  haben,  also 
)  Theil  der  Schrift  angehören/  Vgl.  dagegen  nngere  obigen 

rch  die  weitere  Untersuchung  hofft  Schmidt  nunmehr  xn  er- 
1188  auch  im  ersten  Haupttheil  ein  richtiger  Fotischritt  der 
rang  stattfinde,  und  dass  derselbe  v6Uig  klar  und  geschickt 

war;  ja  noch  mehr,  dass  er  sich  in  ganz  ähnlicher  Weise, 
reite,  immer  wärmer  für  sein  Thema  interessiere/ 
^bentlichkeit  wegei»  schickt  er  voraus,  da&s   der   erste 
■cke  1,  l— IS.   II,  9,  10,  17—20.    III,  1*.  der  zweite 
i».  I,  U— 20.  II,  1—8,  11— le  umfasse,  und  constatiert 

dmss  in  keinem  derselben  etwas  enthalten  sei«  was  seinem 
olge  dem  anderen  angehüi*en  könnte.* 

Knder  Weise  zumal  in  einer  Schrift  von  so  kleinem 
Schmidt  ei*st  mit  I ,  Paragraph  6^9  den  Verfasser 
Yaph  1  angekündigte  Beweisführung  in  der  All  beginnen, 
le  einzelnen  den  Optimaten  anstössigen  und  nachtheiligen 
kgen  im  Sinne  des  Demos  als  diesem  förderlich  und 
tnng  der  Demokratie  nöthig  zurückweise.  Den  Inhalt 
japh  2,  der  Panigraphe  4,  5  und  der  Paragraphe 
C^  sieht  er  dagegea  als  drei  jener  Ausführung 
^ielite    Vorbemerkungen     au,     eine    Auffassung, 

KiAtsiit blichen  Verhältnissen  nicht  entspricht.  Das  jtqv}- 
V   Tovjo  fQ(t    in  Paragraph  2    knüpft  doch  offenbar 
ben   vorausgehende,  tag  ev  diaGifÜoyrat  zi^v  nohtdav 

Pmoda^ttir  an,  und  dient  diesen  Satz  zu  bewei* 
nun  auch  der  dortige  Schluss,  öo>l£i  dUmov  dvcti 
ft^€$v  fUTiivai,  durch  die  Verdienste  des  Demos  um 
Bae  und  Macht  des  Staates  motiviert  wird,  und 
\  des  Paragraph  3,  yiynoaxei  yaQ  6  dr^itogoti  nX^ivt 
teti  Iv  tii»  iiii  ^'^og  a^x^^v  Tavtag  tag  agx^Q-  öiJL 
g  dvvat uitatovg  a^x^^^y  ^^  offenbarer  Bezte- 
j«nem  Thema  stehen^).  Nicht  anders  verh&lt  es  sich 
f  dem  n^üjav  ^iiv  ow  roiyro  i^id  entsprechenden,  lyrt/rcf 
1  Fvagraph  4  Anfang »  wie  denn  dort  auch  noch  durch  die 
evwq*  tovt(p  wavovvtai  Trjv  di^/iox^crr/ai^  diaaiiKOPiig, 
ir^OKffatiav  av^oviv,  für  die  richtige  Auffassung  dieser 
ie  und  Klarlegung  ihrer  Beziehung  in  ausreichender  Weise 
lt.  Ganz  dieselbe  Bewandtnis  hat  es  mit  den  Paragraphen 
If  wie  aus  den  auch  Ton  Schmidt  hervorgehobenen  Worten, 
I  pfiifMJi  (favüuy  aV  TTOtovyTig,  so  wie  aus  den  Worten  votj 
9tS,  'm  Tovt*  avy  latffüqiav  ntcu  roig  ioikotg  n^g 


to  gibt  auch  Schmidt  lu,  wiewol  er  diesem  Paragraph  eine  »pft- 
|wetit,  wovon  wir  vorlluüg  noch  absohen* 


580        F.  Q.  Bettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

Tovg  ekev&€QOvg  inoii^aafxev,  xai  tolg  /^eroixoig  n^g  voi^* 
aoToig,  diOTi  delzaL  ^  noXig  fievoixtov  dia  Z9  %o 
Ttkrjd'og  t(j5v  Texvdv  xal  dia  t6  vavrixov.   and  anch 

daraus  hervorgeht,  dass  ein  so  specielles  Eingehen  auf  Einzelnheilen, 
wie  es  in  diesen  Paragraphen  stattfindet,  nnmCgIich  Gegenstand  einer 
Vorbemerkung  sein  kann.  Dabei  muss  es  als  ganz  willkflrlich  w- 
scheinen,  wenn  Schmidt ,  seiner  Hypothese  von  den  drei  Vorbemer- 
kungen zu  liebe,  die  Beihenfolge  der  Paragraphe  10,  11,  12  um- 
kehrt, und  die  beiden  letzteren  dem  ersten  vorangehen  I&sst,  wäh- 
rend jene  diesem  offenbar  untergeerdnet  sind  und  von  den  darin  ent- 
haltenen speciellen  Einrichtungen,  ihrer  rgvqn^  nnd  /ieya- 
Xonqijteia  öialztjg  n.  a.,  erst  dann  gesprochen  werden  kann,  wenn 
der  Stellung  der  Sklaven  in  Athen  im  Allgemeinen  schon  Er« 
wähnung  gethan  worden  ist,  was  in  Paragraph  10  geschiebt  ^).  Will- 
kürlich  ist  es  demnach,  wenn  Schmidt,  aus  dem  angegebenen  Grande, 
dort  statt  tuiv  dovhav  d'  av  zu  lesen  empfiehlt  twv  dcvha»  ov9t 
und  jene  Umstellung  sowol ,  als  diesen  Verbesserungsversach  dan 
benutzt,  den  Paragraphen  10,  11,  12  ihren  Platz  vor  Paragra]rii  6 
bis  9  anzuweisen ,  dagegen  die  überlieferte  Ordnung  der  Paragn^ 
und  den  durch  tiov  öovXwv  d"  av  angezeigten  Fortschritt  der  Duf^ 
sition    zu  beseitigen.    Nur  durch  diese  Mittel  gelangt  er  nimÜcii 
dazu  mit  ei  de  rig  xal  tovto  ^avfjiCLCßi  am  Anfang  von  Paragraph 
11  seine  dritte  Vorbemerkung  in  entsprechender  Weise  be- 
ginnen zu  lassen  ^.  Vgl/  über  dieses  Alles  unsere  Darlegung  da» 
von  dem  Schriftsteller  befolgten  Planes  in  1. 

Noch  entschiedener  müssen  wir  es  aber  missbilligen,  wenB 
Schmidt  hinter  6—9,  welche  Paragraphen  er  auf  11,  12,  10  folgen 
lässt,  den  Paragraph  3  einfügt,  um  durch  denselben  eine  Ankn^fnog 
und  den  Uebergang  von  6 — 9  zu  13  zu  gewinnen.  Er  motiviert  diflt 
in  folgender  Weise :  ^In  dem  Paragraphen  I,  2  liegen  auch  die  Keia» 
zu  folgenden  weiteren  Auslassungen  des  Verfassers:  So  wenig  der 

')  Dieses  Sachverhältnis  ist  auch  hinreichend  angedeutet  dnidi 
die  Partikeln  cf'  «v  am  Anfang  von  Paragraph  10,  durch  wel^  dff 
Uebergang  zu  einem  neuen  Verhandlongsgegenstande  eingeleitet  wird. 
Es  fehlt  sogar  im  Paragraph  11  nicht  auf  einer  RückbeziehoBg  wi 
Paragraph  10.  Vel.  Paragraph  11  onov  cf*  eta\  nXovaioi  Jotfloi  xtl 
bis  zum  Ende  des  Paragraphen  und  den  Anfang  von  Paragraph  10.  Ebtft 
80  verhält  es  sich  mit  der  Erwähnung  der  fi^toixoi  in  Paragraph  12 
und  der  iarjyoQla  eben  da. 

')  Mit  Rücksicht   auf  die  Phrasen   am  Anfang  der  Pangnphei 
und  4   nqiäxov  ukv   ovv  tovto  iod)  und  inecra  öh  o  h'iot  d^uvfjLatßvßi» 
lässt   er  nämlicn   die    angeführten  Worte  des  Paragraph  11  jenen  ent- 
sprechen und  legt,  jenen  und  den  angeblich  damit  eingeleiteten  Verb«' 
merkungen  gegenüber,  den  Sinn  hinein,   dass  man  sich  über  das  gair; 
dige  Verhalten   des  Demos   gegen  Sklaven    und  Metöken   'erst  rech^ 
nicht  zu  verwundern  brauche.    Die  dadurch,  jenen  Personen  gregenübd^* 
bewirkte  Steigerung   des  Ausdruckes    fehlt   aber   im  Griechischen  P^^ 
wie  es  uns  auch  gesucht  scheint,  wenn  Schmidt  in  nXiov  v^fAown  ftr^^ 
graph  4  gegenüber  dem  nl^ov  l/sc  in  Paragraph  2  eine  Steigeruig  e^ 
kennen  will. 


F,  G.  BtUig,  Üeber  die  Schrift  yom  Staate  der  Athener        581 

Igarcli  etwas  von  seiner  Isegorie  hat')»  weil  auch  der 

aos  darauf  nicht  verzichtet,  so  wenig  hat  er  von  seinem  Rechts- 

beil  an  den  a^/or/^")  trotzdem  der  Demos  anf  einen  grossen 

Bil  derselben  verzichtet.  Denn  der  Demos  versteht  es  {vr/vtliorM) 

vortheilhaft  Verzicht  zu   leisten   {nXtm  wq^slstTm), 

ha   den  Optimaten   alle  mit  Verantwortlichkeit  nnd 

B6ldi>|>f*«rti  rerhnndcnen  agxcci  —  allerdings  zum  Heile  des 

/o/ar  rft>  df^/<<;'j  of/raj'rr) -— verbleiben,  wogegen 

r  hen  besoldeten  agx^/ reserviert  §.  3/^)    Dabei 

^ viril  Schmidt  Kirchhoff's  schöne  Emendation,  welcher  für  iTtuta 
zwei  Wörtchen  ifril  toi  einsetzt,  und  findet  in  der  nberlieferten 
U'^siri  einen  sicheren  Fingerzeig,  dass  dieser  Paragraph  an  uni-echier 
Stelle  stehe  und  zwischen  9  und  13  zu  versetien  sei,  wo  er  einen 
toserst  passenden  IJebergang  von  den  Paragi-aphen  6 — 9  auf  13 
bilde.  Und  wie  beweist  er  dieses?  'Wahrend  er,'  so  fahrt  Schmidt 
'einerseits  noch  von  der  Illnsorischmachnng  der 
Jen  Bürgern  gleichznständigen  Rechte  handle.*)  leite 
landererseits  die  Aufzählung  der  schlauen  Manöver 
l ,  welche  der  Demos  zu  seiner  Bereicherung  und  zur  Begründung 
behaglichen  Daseins  anf  Kosten  seiner  vornehmen  Mitbörger 
lie.(?)  Kr  wisse  os  mit  raffinierter  Verschmitzheit  so 
ifizu drehen,  (?)  dass  die  Reichen  die  schweren  Kosten  sogar 
Rb'  das  Vergnügen  des  Volkes  unter  dem  Titel  von  Staats- 
leistungen  zu  tragen  haben,  während  er  selbst  sich  die  Theil- 
Ulrrr?  &u  diesen  Lustbarkeiten  bezahlen  lasse  (§.  13);  ge- 
Krti^  denn«  daas  er  selbst  dem  Staate  etwas  umsonst  leistete, 
pS  "  '  •' otor  }M^ißc'v€tP  —  nXiiov  /v  tmci  vavalv,  oder  unent- 
ht  um  des  Rechtes  willen  spräche  Paragraph  13  a.*)  Sind 


.¥..}. f  Nichts  in  den  Paragraphen  6 — 9. 

'  in  Paragraph  3  nirgends  gesagt. 

Vertheidiger  der  Demokratie  schreiben!  6s  ist  das 

und  parteiische  Auslegung  des  Paragraphen  3.  Es 

ib  Nichts  davon,  dass  der  Optimat  von  seinem 

leil  aa  den  d^jfti  Nichts  habe,    eben  ao  wenig  steht 

raphen  etwas  davon,  dass  der  Demos  aus  h1o«8ein  Egoismus 

Soj^i/  verzieh to.    Im  Gegen theil  wird  seiner  ütotf'Qoüirri  da- 

Db  ortücilt»    dass  er  auf  die  d^xf^i  verzichtet,    unoaat   ffwrjj- 

^iffovai    rtäy    « (>;jf  «M  v    y  (>  >j  a  T  ö  i    otant    ttal    f4  rf   j^^ji^arcrl 

p  ftji  äffiiiit  ftntivtu    Es  stoht  kein  Wort  davon  in  dem  Para- 

,   dass  der   i^fjuoq  mit  egoistischer  Berechnung  dem    Adel   die 

Qberlaase,  welche  VerautwortHchkeit  und  Geldopfor  mit 

ri«***.i.     Im  n*  .r,  ntiifjii   tiberlässt  or  die  sr.lK  n     v.m  ti»r.  n  guter 

tl  kT  Wol   oder  Wehe  li  auch 

tähiffsten  roiV  c»r  is  nicht 

-wertn? 

lu  Paragraph  3  ein  Wort? 
iU^  in  Paragraph  13  hat  allerdings  einen  anderen 
in  Paragraph  3,  und  sie  lautet  nicht  zu  Gunsten 
Den  n'n  hegt  der  Beweis,  das«  diese  beiden  Para* 

bhe  hören,  obwol  Schmidt  auch  hier  die  Farben 


588        F«  G,  Betti^,  üeber  die  Schrift  vom  Staate  der  AtbciKT. 

das  uun  stichhaltige  und  ausreichende  Gründe,  um  jene  Versotnmg  das ' 
Paragraph  3  zu  motivieren?  Und  was  wird  durch  alle  diese  Operationso 
gewonnen  V  Drei  Vorhemerkungeii,  von  welcher  die  <i 
sichtlichen  Zusammenhang  mit  den  vorhergehenden 
Abschnitt  über  die  Isegorie,  weiterhin  ein  Abschnilt  iibor  die  o( 
nnd  zwar  nach  den  Abschnitten  iiber  die  Lage  der  Sklaven  in  AlUn 
and  über  die  Isegorie  (umgekehrt  I,  2),  endlich  ein  Abschnitt, 
welchem   die  Lasten   geschildert  werden,   welche   den    F^^-'  - 
Athen  auferlegt  werden  und  die  dem  Demos  sehr  zu  Stattei: 
Darin  Wolordnung  zu  erkenne«;»  vormögen  wir  nicht.  V 

am  Schlüsse  von  Paragraph  13  noch  einen  Abschnitt  

dofpOQQ  erwartet,  welcher  arisgefallen  sei,  so  verweiseQ  wir  iuurW» 
auf  das  oben  Bemerkte.  Vgl.  auch  I,  16. 

Hierauf  lässt  Schmidt  eine  Besprechung  von  U^  9.  10  folgvQ 
welches  er  zum  ersten  Thoile  rechnet  und  hier  einffigt»  nacJi  fol^o 
den  Erwägungen*  'Es  sei  bereits  oben  bemerkt  worden,  daö8  innerhi 
des  Abschnittes  II,  1  —  16  die  zwei  Paragraphe  9,  10  den  Zu 
hang  stören.^)   Sehe  man  sich  diese  Paragraphe  auf  ihren 
und  ihre  Ausdrucksweise  näher  an,  so  kOnne  es  Niemanden  vntj 
dass  sie  den  Abschloss  der  ganzen  Besprechung  über  die  voi^^j 
zu  seiner  Bereichening  und  seinem  iv  7t^uT%^iv  eing 
Wege  gebildet  haben.")  Denn  diese  seien  ja  schliesslich 
ausgelaufen,    über   das  gesammte  Staatseigenthum,  lit] 
über  sein  persönliches  Eigenthum,  zum  Besten  seiii*i] 
Wolbehagens  zu  verfügen'^).   Was  nämlich  der  Verfasser  ia 
diesen  Paragi-aphen  (9,  10)  sage,  sei  Folgendes:  Der  Demos  «temj 
erfinderischer  Kopf  (efct'^c^);  er  will  auch  so  gut  essen,  stUn 
wohnen,  turnen,  baden,  wie  es  sieb  einzelne  Reiche  aus  Prinl* 
mittein  anthun;  was  thut  da  der  o%ko^'i  er  veranstaltet  auf  ÜÄgi* 
mentsunkösten  Opferschmause,   und   baut   sich  auf  Rechnung  döl 
Staatsschatzes  die  prächtigsten  Turnhallen ,  Garderoben  und  B4Hfr| 


zu  stark  aufgetragen  hat.  Die  Mehrzahl  der  in  Paragraph  13  gCBchil* 
derten  Einrichtungen  hatten  eich  im  Verlaufe  der  Zeiten  von  aelblt « 
gestaltet,  und  ohne  dass  dabei  von  einem  Rafßnement  des  Dtwm  ^ 
Kede  sein  konnte, 

*)  Wir  haben  gefunden,  dass  dies  nicht  der  Fall  »ei. 

*)  Schmidt   spricht   hier   so,    als   sei   Bereicherung   iin4  »^i 
n^tifiitv  des  Demos   das  Thema  und  der  Inhalt  vom  I,  1^ — 13,        ] 

*)  Schmidt  meint  damit  den  Inhalt  von  1,  13,   wo  ?on  to  B*- 
seitigung  der  yv^viti^ouivoi  und  ftovtstxriy  Imrrjöiv&yftii^  von  Chon 
Gyranasiarchien    und  Trierarchien    und   davon    die  Rede    i«t,   da 
Demos  sich  dahin  gehörige  Dieote  bezahlen  lässt,  und  in  den  (ttn 
mehr  öeinen  Vortheil  als  das  Recht  im  Auge  hat.     Man  ff 

Alles  noch  weit  entfernt  ist  von  einer  Scnilderijngj»  wi 
davon  entwirft  Oder  meint  nmn  denn  der  Dein  '  ' 
Flotte  als  Ifatrose  etc.  m  seinem  Vergnüg eo  v 
auch  die  Reichen ,  wenn  ^ie  zur  See  dienten ,  l 
Alles  nicht  Einrichtungen  und  Leistungen,  web 
nnd  Interesse  des  Staates  und  des  Cultus 
dem  Demos  zu  Statten  kamen? 


f,  Üeber  die  öcbrift  Tom  Staate  der  Athenen        58S 


exclusiven  G©bi'auebe\    Daraos  leitet  Schmidt  die 

ab:   *Al80    das!  Stück  gebort    sicher  hierher*, 

M  man  d<*oii  aber  nicht ,  diese  Darstellung  des  Inhaltes  von  11, 

als  im  Ganzen  richtig  zugegeben  '),  welch'  wesentlicher  Unter- 

Kl  zwischen  dem  Inhalte  dieser  Faragraphe  and  dem  Inhalte  von 

pb  I|  IS  bestellt?  Man  vergl.  Anm.  2  der  vorhergehenden 

I»  13  ist  von  Staatseinrichtungen  und  Leistungen  die  Rede, 

nkchsi  im  Interesse  und  Dienste  des  Staates  und  Cultus 

I,  hier  von  Einrichtungen,  welche  zunächst  dem  Genui?se  und 

i  Abi  I  de«  Volke«  dienten.  Also  gehören  schon  dar- 

die  .   .-  .-  ^.„...e  nicht  zusammen»  welche  überdem  beide  jedes 

it^r  Stelle  sich  befinden ,  wie  wii'  gezeigt  haben.  Dieser  Säch- 

gegenüber  haben  wir  nicht  n5thig  besonderes  Gewicht  darauf 

en,  da^s  Schmidt  hier  von  seiner  Hypothese,  Mer  Verschiebung 

Blattlage'  im  Stiche  gelassen  wird.    Er  bemerkt  darüber :  *Da 

10  gegimwärtig  nicht  II,  17  vorhergeht,  sondern  mitten  in  der 

e  n,  1  — 16  äuiVitt,  folgt  mit  Noth wendigkeit,  dass  es  nicht 

Verschiebung  einer  ganzen  Lage  an  die  falsche  Stelle  gekommen 

sondern  auf  einem  losen  Blatte  gestanden  haben   muss, 

dessen  zweckmässige  Einfügung  sich  zweifeln  Hess*.  (!) 

Hecht  beauem  macht  es  sich  Herr  Schmidt  mit  den  Paragra* 

17—20.     Die  Faragraphe  18 — 20  haben  vielleicht  nicht  ganz 

iitelbar  au  11,  10  angeschlossen.*  'Vom  II,  17  bat  der  Anfang 

^«n,')  wahrscheinlich  weil  die  Seite,  auf  der  er  stand,  die  Vorder- 

des  losgetrennten  Lage  war.'  'Es  handelt  sich  um  ein  weiteres 

jel  fQr  den  erfinderischen  Geist  des  wetterwendischen  Demos/ 

,  10  steht  ja  i^ii^v  ort^  tf^ontit  larcrc  rat^ra  und  in  11,  17 

^laCiig  ptiqicti^   ii,i^iqrp^i   toi  ^lij   7iou7y   oaa   av  ^i}    ßov- 

m,  'Wir  können  uns  den  Zusammenhang  etwa  so  denken:'  (was 

man  Mch  nicht  Alle^^  denken  ?)  'Das  möchte  ja  nun  alles  sein, 

nur  der  souveräne  Demos  in  seiner  auswärtigen  Politik  immer 

cht  wuj^öte ,  was  er  will ,  oder  wenigstens  stets  für  die  Folgen 

r  Entschliessnngen  einträte;  allein  auch  in  dieser  Beziehung 

n  sich  meisterhaft  den  KQcken  zu  decken:   geht  die  Sache 

,  Eo  betrachtet  einer  den  andern ,  am  liebsten  jeder  die  cHyoi 

ingen;  geht  si*)  zuflülig  gut,  schreibt  er  sich  das 

Von  jener  principbewiissten  Consequenz  und 

liischen  Begimentea  bat  der  Demos  keine  Idee.' 

wdankenzusammenhimg  von  II,  10  und  11,  17 

ifon  denen  jener  von  den  /laXatai^ai^t  anoöi^trjQta,  Xatr^gtüy^g 

llg  wtiche  der  Demos  zu  seiner  Annehmlichkeit  auf  Staatskosten 


zu» 


*\  WiB  «ie  indes  wirklich  nicht  \t(t   Aoi   rtohv  otxttv  iMvAiJr  xtt'i 
Im  wird   hti  Schmidt :  'Der  Duma«  will  auch  achten  wöhDei»\  auB 

\  «T  Vicliisivci»  (icbrnuch*  «tc» 
*)  H«  ilngt  mn  tu  di  [ttli)  tnu^ttj(f«ii  jeixl   rote  Zgiioti  tan  ^^*' 


584       F.  G.  Bettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

bauen  lässt,  dieser  von  den  avfÄfÄaxicti  und  S^xo^  und  ihrer  Zq- 
verlässigkeit  von  Seiten  oligai'chischer,  von  ihi*er  UnzuverUaril^eit 
von  Seiten  demokratischer  Staaten? 

Was  den  Paragrah  18  betrifft,  so  macht  Herr  Schmidt  nicIt 
einmal  einen  Versuch  eine  Gedankenverknüpfung  mit  dem  Yoihei- 
gehenden  herzustellen. 

Da  wir  hinsichtlich  der  Auffassung  der  Paragraphe  II,  19, 
20,  III,  1^  mit  Herrn  Schmidt  übereinstimmen ,  indem  auch  Herr 
Schmidt,  mit  den  gleichen  Gründen  wie  wir,  gegenüber  Herrn  Kiich- 
hoff ,  beweist,  dass  sie  den  Schluss  des  ersten  Theiles  gebildet  haben 
müssen ,  so  ist  es  nicht  nöthig  länger  dabei  zu  verweilen.  ^)  Daruf 
machen  wir  dagegen  aufmerksam ,  dass  hiemach  auch  aUes  Frfihoe, 
namentlich  also  auch  der  so  wichtige ,  unmittelbar  vorhergehende, 
das  vavTiTiov  betreffende  Abschnitt,  gemäss  der  üeberliefenmg  um 
ersten  Theil  und  dem  Thema,  ort  €v  diaafflCpvzcu  %rj[¥  nohvdm 
gehöre ,  und  dass  Herr  Schmidt,  welcher  sogar  diese  Bedeutung  du 
vavTinov ,  'mit  welchem  die  Demokratie  gleichsam  stehe  und  Me', 
wie  wir  gesehen  haben,  mit  solcher  Entschiedenheit  hervorhebt,  akk 
inconsequent  werde,  wenn  er  dessenungeachtet  diesen  Abschnitt  su 
zweiten  Theil  des  Werkes  rechnet.  Durch  diese  Inconsequenz  madrt 
er  sich  aller  der  Vortheile  verlustig,  welche  er  für  richtige  Auf* 
fassung  des  Werkes  seiner  Disposition  und  Theile,  aus  dem  richtigeiL 
Verständnis  der  genannten  Paragraphen  hätte  ziehen  können. 

Seine  Aufzählung  der  sprachlichen  Hilfsmittel,  durchweich! 
der  Verfasser  nach  ihm  bemüht  gewesen  sein  soll,  unserem  Te^ 
ständnis  für  seine  Disposition  des  ersten  Theiles  zu  Hilfe  zu  komm», 
bedarf  auch  keiner  näheren  Besprechung.  Was  daran  Richtiges  oder 
Unrichtiges  ist,  ergibt  sich  aus  unserer  vorhergehenden  DarsteDoBg. 
Wol  möchte  ich  aber  auf  diejenigen  Momente  aufmerksam  machen, 
an  welchen  Herr  Schmidt  zu  erkennen  glaubt,  dass  absichtliche  ÜB- 
Stellungen  von  fremder  Hand  im  ersten  Theile  stattgefunden  haben. 
Die  Mehrzahl  derselben  hat  für  uns  die  entgegengesetzte  Bedeutung. 
So  die  gewiss  richtige  Erwägung ;  dass  über  die  a^x^^  ^^r  der  linj- 
yoQux  habe  gesprochen  werden  müssen ,  wegen  der  Wichtigkeit  des 
Gegenstandes.  Wir  haben  dabei  nicht  einmal  nöthig  auf  die  Erwili- 
nung  der  dgxcti  vor  der  latjyo^a  in  Paragraph  2  und  das  fietdvei 
Gewicht  zu  legen.  Wem  sollte  weiterhin  das  einleuchten,  dass  Pan- 
graph  6  und  7  wegen  der  in  beiden  Stellen  wiederkehrenden  Aus- 
drucke afxad-ia  und  novrjQia  an  Pai-agraph  5  angeschlossen  worden 
sei,  und  nicht  vielmehr  wegen  des  Zusammenhangs  und  Fortschritts 
der  Gedanken,  während  allerdings  die  gebrauchten  Ausdrücke  darauf 
hinweisen ,  dass  den  Betrachtungen  beider  Abschnitte  die  j 


*)  Nur  darauf  wollen  wir  gelegentlich  aufmerksam  machen,  d«0 
Herrn  Schmidts  Auffassung  von  Paragraph  19  Ende  nicht  richtig' «ein 
kann.  Die  Worte  oit«?  tog  dXijd^üjg  rov  ^miov  können  unmöglich  ifeute 
bedeuten,  welche  es  blos  mit  dem  Demos  halten,  ohne  ihm  von  Gelmrt 
auzugehören.  Vgl.  unsere  obige  Erklärung  der  Stelle. 


7*.  0.  fi^i^>  IFeber  die  Schrift  rom  Staate  der  Athener. 


585 


muigen  von  dem  Charakter  des  DemoB  zu  Grande  liegen  und 
^Bclsfiftsteller  dabei  sieb  in  deraselbeu  Ideenkreise  bewegt?  Ein 
leich  ricbtiges  Urtheil  leitete  den  Verfasser  der  Schrift  die  Para- 
rapbe  10,  11,  12  nach  6,  7,  8,  9  zu  stallen,  weil  nicht  nur  letztere 
lld  möglichst  auf  3  folgen  zu  müssen  schienen»  um  Paragraph  2 
i  ttsem  Züge  tn  erläatern,  sondern  auch  die  Erwähnung  der  Isegurie 
m  Sklaven  nnd  Metöken  vor  der  Isegorie  des  Demos  weniger 
Issend  schien.  D&ss  Paragraph  10  vor  11 »  12  angebracht  worden 
d,  weil  in  den  Worten  nlelatt]  drtoXaaia  eine  Beziehung  auf  Pai-a- 
raph  5  moXaoia  ohyictrj  tu  liegen  geschienen  habe,  möchte 
|tel  dem  ^Ordner'  nicht  zuzutrauen  sein. 

■^Zweiter  Theil  nach  Schmidt.  RückBichtlich  der  Ver- 
■mg  Tftn  in,  12,  13  hinter  I,  1 — 3,  wie  Kirchhoff  will,  wogegen 
P  Schmidt  erklftrt,  wie  rücksichtlich  der  Aufeinanderfolge  von  III, 
/4,  &,  0,  7,  2,  3,  womit  Schmiilt  einverstanden  ist,  genügt  es  auf 
-  obige  Darstellung,  Kirchhoff  gegenüber,  zu  verweisen.  Wii- 
nur  noch  daran f  aufmerksam ,  dass  es  uns  unmT) glich 
lüiut,  dasa,  wenn  der  erste  Theil  mit  III,  1*  in  der  Weise  ab* 
eHIosaen  ist ,  wie  es  nach  Schmidt  und  auch  nach  uns  der  Fall 
dann  der  «weite  Theil»  wie  Schmidt  dies  annimmt, 
den  Worten  beginnen  könne:  tri  öixaiTadetttfag 
$  ^  efi(f>n^ivovg  A^  tjvaimg  xtA* ,  sondern  dass  man 
in  Anfang  des  «weiten  Theiles  erwartet ,  aas  welchem  sich  dent- 
?her  ergibt,  dass  ein  nener  Abschnitt,  ja  der  zweiteTheil 

b Werkes  beginnt,  nicht  eine  blosse  Fortsetzung  verwandten 
U»-  Dies  spricht  für  unsere  Versetzung  von  III,  10  hierher.  In 
ko  ersten  Theil  dflrften  aber  die  Paragraphen  III,  12,  13  gerade 
leb  der  dortigen  Bemerknng,  diX  ovr.  oliyvjv  da  iwr  Inrt3i>a0' 
hmp  vfi  dtifiovL^ritf^  und  wegen  ihres  Zusammenhanges  mit  dem 

ria,  ii/tr  iv  diaaoi^oyrai  tr^v  nohTEiav  gehören. 
Um  ober  die  Reihenfolge  der  Paragraphe  III,  8 — 13  bestim- 
m  können,  geht  Schmidt  von  der  Prüfhng  der  II,  1  voraufliegen- 
Abschnitte  aus.    Kr  führt  xn  diesem  Behufe  aus  II,  1  die  Stelle 
hito^ltoim  tit  onkirr/Mv  aQKelv  €i  rdv  avfuftaxiov  xgeirtovig 
\f  nnd  legt  tliesolbe  so  aus,  als  bedeute  sie  *da  sie,  wie  wir 
|6hen  haben,  die  Bundesgenossen  meistern',  so  dass  darin  auf 
beren  von  den  Bundesgenossen  handelnden  Abschnitt  hin- 
wiki-o.    Er  findet  diesen  in  I,  14,  15  und  I,  15—18,  Wir 
iii^e  Auslegung  ffir  unrichtig,  allein,  auch  wenn  sie  richtig 
mOaste   in   jenen  Paragraphen  von  IT  eher  legen  hei  t  der 
lener  im  Felde  die  Rede  sein,  was  nicht  der  Fall  ist.    Die 
^    rtene  Folge  der  Pai-agraphe  I,  14,  15,  16—18,  11,  1,  ist 
ülgtlta   der  Ueberliefei-ung  gemäss   und  wir  haben  von  unserem 
"  Mpnncte  aus  gegen  dieselbe  Nichts  einzuwenden.   Anders  steht 
die  Sache,  wtMiii  Schmidt  aus  den  Anfangsworten  71£qI  di  vioy 
I.  14,  *die  eine  neue  belangreichere  Bemerkung  ein- 
iL  ,  schliefst,  da&s  ihnen  die  Parugrapbe  III,  10,  11  vor- 


586       F.  O.  Rettig,  Ueber  die  Schrift  vom  Staate  der  Athener. 

angegangen  seien ,  die  von  den  Umtrieben  Athens  in  den  mUa^ 
axaaiaCfivaaig  handeln.  Es  scheinen  nämlich  jene  Worte  in  1, 14 
nicht  eine  'belangreichere^  sondern  eine  ganz  neue  Unter- 
suchung einzuleiten.  Vgl.  unsere  früheren  Bemerkungen.  Die  Pui- 
graphe  I,  14,  15,  16—18  handeln,  wie  wir  gesehen  haben,  von 
Chikanen,welchendieAthonunterworfenenBundesgeno88en 
sowol  in  ihrer  Heimat,  als  in  Athen  vor  Gericht  ausgesetzt  sind  nnd 
damit  hat  der  Inhalt  der  Paragraphe  III,  10,  11,  welcher  von  ane- 
wärtigen  Staaten  handelt,  welche  in  Krieg  undAnfrnhr 
begriffen  sind,  Nichts  zu  schaffen;  der  Ausdruck  avfifuxxß 
kommt  darin  gar  nicht  vor  und  der  Inhalt  dieser  Paragraphe  scheint 
vielmehr  zum  Thema  des  zweiten  Theiles  xai  raXla  ev  diaft(fat' 
Tovrac  xtA.  zu  gehören,  als  zu  den^jenigen  des  ersten  Theiles,  wik- 
rend  sich  dies  mit  dem  Inhalt  der  Paragraphe  I,  14 — 18  ongekihrt 
verhält.  Vgl.  I,  14  d  de  laxioovaiv  oi  TiXoiaioi  xoi  ci  xgt/nA 
ev  Toig  noleaiv,  oXiyiOTOv  xqovov  r^  oiqxri  ea%ai  %ov 
örifxov  Tov*l4d'rivr^ai.  Vgl.  auch  den  Schluss  dieses  nnd  des 
folgenden  Paragraphen  und  das  Ende  von  Paragraph  18  im  Zusaa- 
menhang  mit  1, 1.  Somit  ist  also  durch  diese  Beweisführung  dnrckiis 
nicht  festgestellt,  'dass  von  den  noch  übrigen  Stücken  den  Paragra- 
phen 8,  9  und  12,  13  die  letzten  beiden  zur  Ungebühr  ihres 
Platz  hinter  III,  10, 11  haben  (was,  wie  wir  gesehen  haben,  an  akk 
richtig  ist),  folglich  nach  m,  7  untergebracht  werden  müssten,  weil 
nur  die  Bemerkung  in  Paragraph  8,  9,  wie  sich  ohne  Schädi- 
gung der  Demokratie  an  allen  diesen  atheniensischei 
Einrichtungen  nur  wenig  möchte  ändern  lassen,  geeignet 
sei,  die  Besprechung  über  das  von  den  Hellenen  bemängelte  Te^ 
halten  des  Atheners  in  Athen  zu  schliessen,  und  auf  den  Tadel  über 
seinen  Druck  nach  aussen  (ttoAcc^  OTaGia^ovaai ,  aififiaxpii 
agxv  T^g  d-aXaGatjo)  überzuleiten.'  Die  Paragraphe  8,  9  enthata 
nämlich  keine  Spur  von  Andeutung  darüber,  dass  dies  ihre  Beetin- 
mung  ist.  Der  Schriftsteller  zieht  darin  die  Summe  aller  seiner 
bisherigen  Betrachtungen,  und  die  Paragraphe  scheinen  damaek 
die  Bestimmung  zu  haben,  das  ganze  Werk  abzuschliessea. 
nicht  die,  den  Uebergang  zu  einem  neuen  Abschnitt  zu  yermittelit 
Uebrigens  wirft  Herr  Schmidt  gar  nicht  einmal  die  Frage  auf,  ob  die 
Paragraphe  12,  13  hinter  7  an  passender  Stelle  stehen;  es  genügt 
ihm  sie  dorthin  zu  versetzen ,  weil  sie  auf  8,  9  nicht  folgen  könntn. 
Eine  'Kleinigkeit*,  welche  Nichts  beweist ,  ist  es  wirklich ,  wenn  er 
daraus,  dass  in  I,  14  unter  der  Erwähnung  anderer  Chikanen,  denee 
die  Bundesgenossen  von  Seiten  der  Athener  ausgesetzt  sind,  der 
Ausdruck  ari^oDat  vorkommt,  schliesst,  dass  von  der  Atimiein 
Athen  (§.  III,  12,  13)  'erst  recht'  die  Bede  gewesen  sein  mflsee. 
Die  Nichtige  Steigerung'  der  Phrasen  am  Anfang  der  Paragrapbe 
in,  1^  und  10  wird  nach  unserer  Auffassung  ein  Herabsteigen.  Wie 
wir  gesehen  haben,  gehört  das  iTtiO-rjaoinevot  ttj  dr^fÄOXQavif  tOB 
ersten  Theile. 


Bf^^i  üeber  die  Scbrift  vom  Staate  der  Athener.       587 

Wir  wenden  nns  nun  zur  Besprechung  der  Paragraphe  I,  19, 
|I1,  2 — IG.  Schmidt  kehrt  die  SteUung  der  Paragraphe  I»  19, 
^n.  1  um.  Da  zwischen  1,  19,  20  und  II,  1.  wie  wir  oben  gezeigt 
lOj  ein  gäaz  angemessener  Zusammenhang  und  Fortschritt  be- 
^t »  so  müssen  wia^  uns  gegen  dieses  Verfahren  erklären.  Es  wird 
dasselbe  nberdem  die  passende  Anknüpfung  von  Paragraph  19 
[äM  Vorhergehende,  die  in  den  Worten  nqog  de  Toiioi^  äiä 
xtr^Oiy  ti^p  iif  tolg  vTiBgogioig  xal  dia  tag  aQxc^G  ^^g  ^'5 
ifTiQOQictv,  welche  auf  den  Anfang  von  Paragraph  14  zurück- 
zerstörl,  und  zwischen  II.  1  und  I.  19,  20  II,  2,  3  ganz  will- 
^ch  eine  Gedankenverknüpfung  eingeschoben,  von  welcher  sich  in 
Schrift  keine  Spnr  findet.  Die  Gedankenverknüpfung:  'Jeder 
wird  freilich  in  erster  Linie  durch  die  N5thigung,  den 
Jrtigen  Besitzstand  (vniQOQta)  des  Staates  au  wah- 
rt iTTgleichäam  spielend  zum  gewiegten  Seemann-,  aber  die  enor- 
fO  Vortheilo  dieses  gewigsermassen  aufgedrungenen 
^iifs  $ind  so  handgreiflich,  dass  Athen  nothwendig 
le  Lebensaufgabe  in  der  Herrschaft  Über  das  Meer 
liiDen  musste  gehurt  nämlich  Schmidt  an,  nicht  dem  Sehr ift- 
|ir.  Dass  weiter  der  ganze  Abschnitt  über  das  ofthuTLov,  d.  h. 
das  yat^iAOP,  nicht  zum  zweiten  sondern  zum  ersten  Theile 
Jsi  oben  nachgewiesen  und  geht  zum  Ueberfluss  aus 
4a^a  doxd  £1?  BXUP  ^Srjvriaty,  welches  an  alle  Mheren 
ifirfe  des  ersten  Theiles  ankniipft  und  sie  durch  diesen  Verschärft, 
aoi  dem  ganzen  Inhalte  dieses  Abschnittes,  so  wie  namentlich 
[Pttrsgr&ph  15  hervor.  Ebenso  wenig  ist  ein  Anlass  11,  13  zu 
hiöEJifzQrüaken,  da  in  Paragraph  13  hauptsächlich  von  Störun- 
[  dw  Bandeis  durch  Blokaden  und  Kaperei ,  nicht  von  eigentlich 
mschen  Untei-nehmungeu  die  Kede  zu  sein  scheint,  Dass  es 
dejH  Platzwechsels  zwischen  11,  7,  8  und  11,  12  nicht  bedarf^ 
uij^üre  frühere  Darlegung.  Vgl.  oben.  Mit  Paragraph  11  lenkt 
Verfasser  von  der  Digression ,  welche  Paragraph  7  begonnen 
allm&lich  wieder  zu  seinem  Hauptgegenstande  ein,  nämlich 
i  Nachweis,  dass  der  Athener  in  seiner  Flotte  einen  ausreichenden 
habe  für  die  Schwäciie  seiner  Hoplitenmacht.  Paragraph  1 1 
12  handeln  nämlich  von  den  Mitteln,  welche  den  Bau  und  die 
Aiimatung  einer  Flotte  ermöglichen,  Paragraph  13  wieder  von  ihrer 
ABVtfidnng.  Wenn  man  behaupten  wollte,  II,  7,  8  gehöre  in 
iidt*8  ersten  Theil  der  Schrift  und  zwar  zwischen  11. 
|0  tmd  17-^20,  die  er  diesem  Theile  zurechnet,  so  wäi^  das  zwar 
Sinne  unrichtig,  indem  II,  7,  B,  wie  wir  gesehen  haben, 
^  ftttasf  liegen  und  sie  einleiten ,  aber  das  wäre  ganz  richtig* 
alle  diese  Paragraphe  in  den  wirklichen  ersten 
Tfaeil  dir  Schrift  zöge  and  auch  Paragraph  17  voransgehon 
Witm  Die  iQo:t(H  ixtüXiiiiv  in  Paragrapli  7  nkoxilo^m  und  i^sif^v 
tt^  t^ni^  iciai  taita  in  Paragraph  9  fahren  unzweifelhaft  auf 
Zn^^animinibang,  und  die  Vermuthung  Schmidi's  über  die  an* 


588  F.  Lansßians,  Zar  Ptolom&ischen  Fabel. 

gebliche  Versetzung  von  IT,  9,  10  aus  seiner  ersten  Partie  wo  es 
hingehöre,  in  die  zweite ,  in  Folge  Mes  Bestrebens  des  Badactors, 
die  über  das  eiwxsia&ai  handelnden  Paragraphen  zusammemiutdleB' 
ist  müssige  Combination.  Doch  was  sage  ich ,  die  Paragraphen  H, 
9,  10  standen  ja  'auf  einem  losen  Blatte,  Aber  dessen  zwecknüterige 
Einfügung  sich  zweifeln  Hess.'  Das  Blatt  enthielt  zehn  ganze  Zeilen! 
Welche  Bewandtnis  es  mit  dem  in  Paragraph  7  zweimal  stehendn 
betonten,  dia  Tfjv  aQxr^v  t^S  d'aXavrrjg  habe,  und  dass  dies  Ar 
seine  Stelle ,  welche  es  in  dem  Abschnitt  über  das  yavttmv  ein- 
nimmt, spreche ,  ist  oben  gezeigt  worden,  und  auch  Schmidt  stinuit 
damit  überein. 

Ich  bin  nun  auch  Schmidt  bis  zum  Ende  seiner  üntersnchooif 
gefolgt.  Kann  ich  seiner  Grundanschauung  und  ihren  ErgebnisBeD 
auch  nicht  beistimmen ,  so  kann  ich  doch  auch  ihm  die  Anerkenmng 
nicht  versagen,  dass  auch  er  durch  seine  Abhandlung  das  YerstAiidn 
der  Schrift  wesentlich  gefördert  hat.  Dies  gilt  vor  Allem  von  seincB 
Kirchhoff  gegenüber  gefQhrten  Beweis,  dass  der  erste  TheQ  dff 
Schrift  mit  III,  1*  zu  Ende  gehe.  Leider  hat  er  dieses  wichtige,  flr 
den  Plan  und  die  Anordnung  der  ganzen  Schrift  durchschlagenle 
Moment  nicht  auszunutzen  gewusst.  Er  würde  dann  zu  g^nz  andern 
Resultaten  gelangt  sein. 

Das  Ergebnis  unserer  Untersuchung,  wie  es  sich  schon  gWdi 
am  Anfang  bei  Besprechung  der  Eirchhoff'schen  Arbeit  benuuuMIte, 
ist,  die  Schrift  besteht  aus  zwei  Theilen,  einem  wichtigeren  und  n- 
fangreicheren ,  welcher  sich  mit  dem  athenischen  Staatl- 
organismus selbst  und  seinen  Einrichtungen  befasst, 
und  in  Capitel  I,  II  und  III,  1*  enthalten  ist,  und  einem  minder 
wichtigen  kleineren,  welcher  Athens  Verhalten  nach  aassen 
betrifft  und  Capitel  III  einnimmt.  Er  beginnt  nach  der  üeber- 
lieferung  mit  III,  1*".  Wir  nehmen  in  demselben  aber  eine  ümstelhiDg 
vor,  indem  wir  die  Paragraphe  10,  11  vor  III,  1^  versetzen  und 
diese  den  zweiten  Theil  beginnen  lassen.  Die  Paragraphe  8^  nnd  9 
bilden  den  Schluss  des  Ganzen.  Die  Paragraphe  12  und  13  dagegei 
gehören  nicht  in  diesen  zweiten  Theil ,  sondern  sind  in  den  enten 
Theil,  nach  I,  6—9  zu  verlegen.  Sie  sind  an  ihrer  Stelle  durch  A 
Versehen  ausgefallen ,  und ,  als  dieses  entdeckt  wurde,  am  Schlsw 
nachgetragen  worden.  Im  üebrigen  ist  uns  die  Schrift  in  der  nrsprihf- 
lichen  Anordnung  erhalten. 

Bern.  Dr.  G.  F.  Rettig. 


Zur  Ptolomäischen  FabeL 

So  lange  mein  Versuch,  die  Nachricht  im  Tractatus  de  regimin^ 
principum  als  eine  von  Ptolomäus  Lucensis  combinierte  Fibel  n 
erweisen,  keinen  anderen  Gegner  fand  als  W.  Wilmanns ,  gegen  dw 
meine  Schrift  gerichtet  war,  glaubte  ich  mich  der  weiteren  Polwö 


F,  Lcmj^Mi^i,  Zar  Ftoloiuiigcben  Fabel. 


589 


Itfln  zu  sollen  and  überliess  es  Andern,  gegen  ihn  mebe  Vtr- 

ügaug  SU  fäbren.    Mehrseitige  Zustimmung  liess   mich  schon 

tu,  dasä  dieser  literarische  Streit  eutschieden  sei,  da  erschien 

is  eine  verspätete  Recensioii  metner  AbbaudluDg  und  $e\sm 

|ie  Wilmaons  Ansichten  vielfach  appercipiert,  denke  ich  ähn- 

Bich  Wilmanns  vertheidigte,  einige  Worte  sagen  zu  müssen, 

iicha  selbst  aüfzuhelJeu '),    Ich  bin  nämlich,  wahrend  mein 

Der  auf  seinem  Standpunct  zw  schwanken   scheint  ^^  der 

fiberzeugUDg ,  dase  sich  Klarheit  hineinbriugen  lässt   und 

TJnistaud  verbietet  mir,  den  Gegeostand  auf  sich  beruhen  zu 

Vor  Allem  bin  ich  Herrn  Meyer ,  der  wie  es  zwar  scheint  sich 

in  der  Hauptsache  aber  doch  darin ,  dass  nicht  PtolomJlus  der 

)lher  der  UebtTlieferuug  ist,  mit  Herrn  Wilmanns  einverstanden 

t,  dafür  dankbar,  dass  er  mich  auf  zwei  IrrthQmer  aufmerksam 

iUi,    Die  Stelle  über  die  Kurfürsien  bei  Martin  findet  sich  aller- 

8<'bon  im  Frager  Codex.  Füi*  die  Frage  hat  das  indessen  keine 

itong,  denn  meine  Ansicht,  wie  Martin  dazu  kam,  die  verhäng- 

Je  Bemerkung  über  die  Kurfürsten  gerade  bei  Otto  III.  anzu- 

uri,  erleidet  dadurch  keine  Beeinträchtigung  und  Hr.  Mejer 

nt  ihr  auch  zu.    Ebenso  richtig  hat  mein  Recensent  auch  be- 

dafcs  Nicolaus  von  Cusa  in  der  Ausgabe  von  Schard  Synt. 

[360  Von  Heinrich  II.,  nicht  Otto  lU,  spricht    Ich  finde  in  der 

in  meinen  Eicerpten  die  Stelle  De  concordantia  lib.  III,  cap.  4 

adermassen  lautend:  Henri cus  IL  electus  est.   Et  hie  impe- 

coQsensu  procorum»  primatum  et  utriusque  statuscleri  et  populi 

Hm»  eleciores.  qui  vice  omnium  elegerunt.  ordinavit  tempore 

ffü  V.  , , . .  Ich  weiss  nicht  mehr,  wie  ich  das  versali,  aber  ich 

ilka,  das8  mich  dazu  Gewold  und  6.  A.  Heinrich  (De  origine 


•)  Siehe  darüber:  W.  Wilmaons,  Die  Reorganjafttion  des  Knrför- 
llegioma  durch  Otto  IV.  und  Innrer. -^  Mf  Berlin  1873.  -  V. 
an»,  Di«?  F»bt;l  von  der  Kinsetznng  d  frncollegiums  durch 

"    üi»a  (Hto  TTI     n^rlin   ihTf)    -    \    :nii.    Zur  Oebchichte^ 

r<  )iist.  Zoit^clinft  1874»  p.  76-85.  — 
de:  i    osterr  Gjmn.   Iüi74,  pa^.  838.  —  Die 

Den  iti  Ztirnkfö  Cuntnilblatt  1874  Nr.  14  und  1875  Nr.  4.  — 
iTm^  in  ^rr  TfxUrhnÜ  ttir  das  OyninaÄiftlwosen  XXIX  pag  421 
^tittheilnngeTl  des  Vpt^m9  f.  Gesch.  d.  I»^  i^- 
,i)s'*?  pag.  öl  ff.  —  E.  Mtsyer  in  den  Miti  i  i 
Mi2  dtr  fn-t.  laftratüi  LH76.  V.  piig,  IT)  ff.  —  Auch  Krüi:»  r,  h.^ 
tbotiait  Lacen^i»  Lcbtu  und  Werke.  (löttirigen  1874  yay^^  r*+>  tl  — 
hirrtna^her ,  IHp  Ent^tihnnLr  dc>  KurfnrstencoUejpinm«.  Derlm  lS7-(. 
12J8  ff.  ^  Kierlor*  LittTarisoht»  Wiilersmher  der  Püpste  Lejp.'i'^' 
^ms    ^'^^   ~  H.  Mojer  in  den  Mitthcilungen  aud  d.  hiüt  Lit  1^75. 

b'^  l*'l- 

it  wenii^sten      ^Auv   FiifL'-f LMiühtr    auf    tut" ine   Schrift 
^ort«>D:  »Int  sio  (ill 
litflt»  so  kann  ^ 
land  Lanj^Uans 
iigcr,  älter  alc 


5D0 


V.  Lan^hasn,  Zur  PtolomaiBcben  Fabel, 


tiiimüCf) 

4 


[iuris  Septem  pnncipum  electomm.  Paris,  1855)  verleiteten,  weli  ii 
|die  Stelle  wie  von  Otto  citieren,    Obwol  ich  sie  coatrolierte,  schLJj 
fsich  mir  ihr  Fehler  Iq  der  Folge  beim  Citiereu  doch  auch  ein,  um 
so  leichter,  weil  ich  die  Anföhiniig  Heinrichs  IL  statt  n*r  '    vv  f^t 
iri-thOmlich  hielt.    Der  Aufsatz  Herrn  Meyer^s  in  den  ugeu 

aus  der  bist.  Lit.  1875  ist  mir  nicht  bekannt  worden,  U 
welche  Eutdeckmigen  er  da  über  die  Beziehung  Heiji 
Fabel  gemacht  hat,  mir  ist  aber  dies©  Version,  die  er  als  eme  dritU^ 
angesehen  haben  will,  durchaus  nicht  unbekannt  geblieben.  1'^^'  ^'  ^ 
sie  eben  nur ,  da  ihr  keine  Bedeutung  und  gar  keine  Oi  > 
zukommt  einfach  weggelassen.  Landulph  von  Columna  hat 
dem  Ptolomäus  nachschreibend  de  translat.  imp*  cap,  rx 
setznng  des  Collegiums  durch  Gregor  V.  falschlich  in  <! 
verlegt.  Diejenigen  Erzähler  nun,  welche  wussten ,  ^i 
schon  1002  gestorben  war,  hatten  demgemäss  entweder,  wie  ea  ffii 
meisten  thaten,  die  Einsetzung  in  das  Jahr  1002.  das  von  Mirtin 
genannte  Jahr,  zurückzurtlcken ,  oder  sie  konnten  ,  wenn  ihnen  dtr 
Name  des  Kaisers  gleichgiltig  schien,  diese  Einsetzung  ^^  "  -  l»e* 

Ziehung« weise  durch  Heinrich  IL  geschehen  denken.    *  '^r- 

legten  sie  dabei  nicht,  dass  Gregor  schun  vor  Otto  !^ 
war.    So  also  Nicolaus  von  Cusa^  aber  auch  Mar 
der  um  1324  schrieb,  die  Einsetzung  sei  geschehen  inortuo 
Ottone  anno  1004,    Ebenso    um  1400  Engelsliusius,  Ant^^tiiti»  4f 
Bosellis,  Bossias,  Palmerius,  Baldus.   Daas  in  dieser  Version  nie 
weiter  steckt,  als  die  confuse  Chronologie  des  Ptoloin: 
dulph  scheint  mir  ziemlich  klar,  darum  breitete  ich 
nicht  aus.    Dass  es  Varianten  überhaupt  gibt ,  habe  i 
ausgesprochen.  Es  finden  sich  Berichte^  welche  die  In 
Otto  IV.,  Gregor  X,,  Innocenz   IV.  zuschreiben,    sie  sind  jt 
sämmtlich,  wie  ich  mich  überzeugte,  ohne  jede  Bedeutung, 

Gegen  einen  Vorwurf  des  Hrn.  Eecensenten  muss  ich 
entschieden  verwehren,  als  hätte  ich  „Forscher  wie  Freher,  Gold 
u,  a,  auf  gleiche  Stufe  gestellt  mit  Schriftstellern,  die  fht 
Quellen  sind,  wie  Fritsche,  Closener  u.  a.*"  Zur  Beleuchtung 
kritischen  Bemerkungen  erlaube  ich  mir  die  betreffenden  Stell« 
meinem  Buch  vorzufahren.  Nachdem  ich  fQr  die  erste  VecaSoi 
(Gregor  V.)  nahezu  eine  Seite  über  Landulph,  MarsiliuSt  Aug 
Trinmphusnnd  ihre  Berichte  gesprochen,  sage  ich:  „Ans 
Gregor  V.  als  Begründer  des  Wahlcollegiums  genannt 
Villani  (gest.  1348  in  Florenz),  vom  Corapilator  R 
und,  um  noch  einige  der  spätem  Zeit  zu  nennen,  fOoX 
Piatina  (gest.  148^)»  J,  Egnatins  (ca,  1490),  J.  Tritheiniu»  dpwL 
1516),  G,  Fabricius  (gest.  1571)  und  Preher  (gest.  1614)^.  mm 
zweite  Version  beleuchte  ich  ausführlich  Hermannus  Qygas,  TViir^iBrj 
von  Königshofen,  die  Zürchorchronik  und  sage  dann:  ^Achaiit 
schreibt  noch  Heinrich  von  Herford  (ca.  1400),  BL     "  1 

von  den  spätem  Münster,  Schard,  Goldast.   ) 


lichtij 


V  Lan^ions^  Zur  Ftolomüseben  Pal>«L 


S91 


iirÜrh  B^tveiiburg  als  ihr  Drbeber  behandelt  ttüd  datin  sage  ich: 
Brscibeu  Art  erzählt  Pritsche  C  l  o  s e  n  e  r  ^  ein  guter  Deutscher, 
»einer  Chrouik,  dio  er  l?i62  vollendete,  dann  der  Bischof  Antonius 
i  Florenz,  Tboodor  En^elsusius,  beide  um  1400  und  Corner  etwa 
10,  uebst  audora  jspäterti,**  nämlich  den  in  der  Anmerkung 
pefßhrten  Donatus  Bossius,  Jacob  de  Artizone»  Alvarotus,  Baldns, 
lei-irtufl.  Die  Bemerlning  Meyei-s,  dass  ich  Closeaer  anf  gleiche 
fe  mit  Gotdast  und  Freher  stelle,  richtet  sich  von  selbst.  Closener 
bt  lia  auf  gleicher  Stufe  mit  Marsilius,  Giovanni  Villani  und  Hein- 
i  von  Herford  etwa.  Ich  kenne  zwar  für  die  ganze  Ueberlieferung 
rei  Quellen,  Martin  und  Ptolomaus,  alle  andern  schöpfen  au^ 
und  y.war  zumeist  eingestandeuermassen,  trotzdem  habe  ich 
pitfolge  der  Berichterstatter,  zu  denen  Closener  eben  so  gnt 

wie  Goldast,  wie  man  sieht,  sehr  strenge  geschieden 
[Was  den  vermeiutlichen  ^ siegesgewissen  Ton**  betrifft,  der  in 
Abhandlung  gegenüber  Wilmanns  Herrn  Meyer  unangenehm 
hat,  so  wird  er  sich  wol  nicht  deswegen  gegen  mii^h  haben 
,  weil  ich  es  verschmähte,  den  Boden  der  Kritik 
^ri  der  schleifenden  Unsicherheit  zu  betreten  und 
i^er  nteino  FüBse  fest  einsetzte.  Wenn  ich  mir  auch  nicht 
|uicheln  will,  dags  mehr  als  mein  Redeton  die  zwingende  Bedeu- 
■fcr  ¥on  mir  entgegengehaltoneu  Thatsachen  jenes  unangenehme 
mH  erzeugte,  so  darf  ich  doch  wol  für  die  feste  üeberzeugung 
;h  d**n  unverholenen  Ausdruck  als  berechtigt  fordern.    Zudem  ist 

teut  spräche  —  wenn  sie  etwa  so  ist  —  nur  die  Gegen- 

Lg  .1  icherbeit  Wilmanns'  gewesen.  Nur  dass  ein  kleiner 

lersclncd  zwischen  der  Berechtigung  anf  beiden  Seiten  ist*  Wil- 
nnx  hat  mit  unerhörter  Köhnheit  gegen  die  Ueberzengung  vieler 
brhunderte  nnd  aller  Historiker  die  Fälschung  eines  sehr  verdäch- 

t Partei  mannes  tu  vertheidigen  unternommen  —  dem  Prof.  Wiu- 
nn  hat  die  Art  dabei  ein  Lächeln  abgerungen  —  und  zwar, 
irgesse  man  nifht,  gestQtzt  anf  Vermuthungen  wieder  eines 
«,  der.  ich  müclite  sagen  ptolomäischen  Partei.  Ich  aber  ver- 
^  die  allgemeine  Ansicht  seit  Leibnitz.  Und  das  hätte  Herr 
im  Auge  behalten  können  bei  der  Beurtheilung  des  dritten 
eüs  in  meiner  Schrift.  Dieser  ist  mir  nicht  so  ganx  die  Hauptsache. 

Krache  iÄt  mir  der  zweite  Theil,  der  Nachweis .  dai«s  Wilmanns' 
Vertbeidigung  der  ptolomäischen  Nachricht  ungerechtfertigt 
Bfls  OS  also  beim  Alten  bleiben  mOsse.  Ob  Ptolomaus  der  un- 
maate  Verderlier  der  ganz  nnTerfänglichen  Stelle  bei  Martinns 
lontiK  Mf  d.  h.  ob  er  in  dem  guten  Glauben  handelte «  die  Ge- 
lichte nach  den  Decreten  des  Gratian  als  unumstösslichen  Wahr- 
il8D  wenden  zu  müssen,  wie  Kroger  pag.  7  meint «  oder  ob  er 
»tcrr  Fälscher  war,  das  ist  mir  nur  in  zweiter  Linie  wichtig, 
letzten  Worte  im  Buche  sind:  ^Es  kann  kein  Zweifel  sein, 
olomäus  die  Fabel  aufgebracht  hat,  und  nur  ein  sehr  geringer 
Ihng  bleiben,  ob  er  es  mit  Bewasstsein  that.^  Das  letztere  ist 


5M  V,  Langhans,  Zur  Ptolomäischen  FabeL 

meine  üeberzeugong,  die  ich  Niemandem  aufdrängen  kann ,  der  sich 
den  Verfasser  von  De  regimine  principum  lieber  so  harmlos  wie  einen 
deutschen  Geschichtsprofessor  denkt.  Um  meine  Meinung,  daas  Pto- 
lomäus  ein  Fälscher  ist,  zu  rechtfertigen,  kann  ich  nur  Folgendes 
zur  Erwl^^g  hinstellen. 

Ptolomäus  von  Lucca  ist  ein  Dominicaner,  der  in  der  Zeit  dee 
achten  Bonifaz  gemäss  der  Tendenz  seines  Ordens  die  päpstliche 
Gewalt  über  alles  Irdische  stellt.   Er  geht  darin ,  wie  ich  besonders 
aus  Krügers  schönem  Buch  lerne,  so  weit,  dass  er  gleichsam  über 
sich  erschreckend  einmal  für  nothwendig  hält,  zu  sagen,  „quod  Tici- 
rius  Christi  non  est  Deus.^   Dieser  MGnchsbischof  hat  nun  wie  alk 
seine  Ordensbrüder  Bücher  geschrieben ,  um  im  Sinne  seines  Orden 
zu  lehren,  wie  er  selbst  gesteht  (Maratori,  XI,  752),  die  GeschieUe 
nach  den  Decreten  Gratians  erklärend  und  verifi eieren d.  SeuM 
Hauptwerke  sind  die  Fortsetzung  des  Buches  De  regimine  Ton  Thomii 
und  die  Historia  ecclesiastica  nova,  beide  geschrieben,  wie  wir  1U0 
wissen  und  wie  neuestens  Krüger  darthut,  um  den  Beweis  zu  fUurei, 
über  alle  Herrschaft  sei  gestellt  gemäss  der  Einrichtung  Jesu  Christi 
das  „sacerdotale  dominium.*'  Vergleicht  man  den  Anfang  des  Ttm- 
tates  de  regimine,  so  weit  Thomas  von  Aquino  ihn  schrieb ,  nüt  das 
Ptolomäus  Fortsetzung,  so  merkt  man  unzweideutig,  wessen  Geist« 
dieser  war.   In  den  beiden  Büchern  finden  wir  nun  die  fh^idH 
Ueberliefernng  von  der  Einsetzung  der  Kurfürsten  dnrch  Gregor* 
Und  in  welchem  Zusammenhang?  In  diesem:  Die  Monarchie  Chriifi 
ist  die  fünfte  Weltmonarchie.   Mit  Christi  Geburt  beginnt  sie,  Chri- 
stus liess  aber  bis  auf  Constautin  die  Herrschaft  der  Welt  weltUcheo 
Fürsten,  damit  die  Christen  dnrch  Leiden  und  QuaLen  geläutert  we^ 
den ,  damit  mit  ihrem  Blut  und  ihren  Leibern  die  Kirche  gegrüidfli 
werde.   Diese  Läuterung   hat  aber  bis  Constantin   gedauert,  dff 
dann  das  dominium  dem  Papste,  dem  sie  gebührte,  abtrat.  DieKiisff 
in  Bysauz  wurden  die  Exe  enteren  der  Päpste,  das  KaiserthoB 
bestimmt,  die  Welt  nach  den  Befehlen  des  Papstes  zu  regierei. 
(Krüger  pag.  61.)    Als  die  Byzantiner  ihre  Pflicht,  die  Kirche  n 
schützen ,  nicht  erfüllen  konnten ,  wurde  ihnen  die  Kaiserwürde  ge- 
nommen und  Karl  dem  Grossen  übertragen.    Unter  Ludwig  ging  üt 
auch  den  Karolingern  verloren  und  wurde  den  Ottonen  gegeben 
Durch  Gregor  V.  aber  ward  der  Modus  der  Kaiserwürde  geändert; 
es  wurden  Kurfürsten  eingesetzt,  den  Kaiser  zu  wählen,   ^üod 
diese  Einrichtung  hat  bis  auf  deu  heutigen  Tag  bestanden  und  wird 
so  lange  bestehen ,  als  die  römische  Kirche ,  welche  die  erste  Stuft 
unter  den  Regierungen  einnimmt,   es   für   die  Gläubigen  nützlicl 
erachten  wird."^    Des  Papstes  Gnade  hat  das  Kaiserthum  dem  Con- 
stantin ,  dem  grossen  Karl ,  dem  grossen  Otto  übergeben ,  nattirM 
auch  nur  sie  hat  das  Kecht,  den  Kaiser  zu  wählen,  den  Kurfürsten  Ter- 
liehen ,  ja  ehe  diese  in  ihrer  Abgeschlossenheit  bestanden,  den  deut- 
schen Fürsten  überhaupt.    Das  hatte  schon  Innocenz  HI.,  Alexander 
IV.,  Urban  IV.  behauptet  und  noch  deutlicher  sagte  es  1303Bonite 


F*  ZoHsfums,  Zur  Ptolomäiscben  Fra^e, 


5flS 


!  regijm  in   imperatorem    postinothim 

I  ^  ,  iig  ecclesiasticls  et  saeculaiibus  osl  ab 
l«le  (apostolica)  concest»um.  Wir  verstehen,  dass  da»  auch 
^iw  ü litron  inusste.  Aber  woher  weiss  er,  dass  Gregor  V.  dieüöö 

'II  eHbeilte,  was  die  Päpste  not:h  nicht  wussten»  wie 
n%  XMj.^  selbst  Bonifaz  noch  nicht?  Brachte  vielleichterst 
n,  der  l.')09  na^li  Avigiion  kam ,  diese  Entdeckung  ud  den 
j«>n  Hof?  Woher  hat  er  sie?  Nun  lesen  wir  in  seiner  Hist. 
lt.  XVIIL  cap.  2:  „IX^rauf,  nachdem  Otto  wieder  nach  Rmn 
m,  starb  er  dort,  wie  Martin  schreibt.  Die  Art  deg  Todes 
iWt  Vinceatius;  immlich  durch  Gift,  was  leicht  möglich  ist 
\&H  Streites,  den  er  mit  den  fiömern  hatte  thoils  wegen 
theils  wegen  des  Todes  des  Cresceutius,  theils  wegen  einer 
ß  er  in  der  Stadt  erbauen  wollte.  Und  weil  er  keine  Kinder 
\  haben  —  obwol  jene  drei  Ottorien  sirh  «acheinaiider  folgt^ni 
\  Verordnung  der  Kirche  und  nicht  durch  Wahl,  wie  aus  dorn 

II  «rwÄhnten  Decret  LVIII»  dist  cap.  in  Synodo  ersichtlich 
I  haben  der  obige  Otto  und  der  früher  erwähnte  Papst  Qregoi^ 

r,  wie  die  Geschichten  erzählen  und  wie  es  aus  dem  That- 
jlt,  Wahlfursten  des  Iteiches  in  Deutschland  eingesetzt, 
das  Hichtigero  gesagt  sei,  Gregor  selbst,  aus  eigener 
^x  (ipse  Gr«*gurius  per  so)  bat  anf  Bitten  des  Ott4) 

uihrt,  wie  es  mit  der  Decretale  Extra  de  elect 
iileni  übereinstimmt,  dass  die  obgenannte  Wahl  offenbar 
iteheu  Kirche  Ursprung  and  Hecht  genommen.'' 
Eid  die  Worte  des  Ptolomän».  Darin  beruft  er  sich  doch 
indem  er  sagt:  Zurückgekehrt  nach  Uom  starb  Otto 
I«  Martin  schreibt.  Also  hat  ihm  Martin  vorgelegen,  als  er 
Ule  schrieb.  Und  sieht  man  nun  bei  Martin  an  betreffendem 
p,  was  findet  man?  In  der  That  auch  die  Kurfürsten.  Aber 
IfQbrtJ  ^Otto  starb,  und  obwol  jene  drei  Ottonen  nach  der 
ps  Geschlechtes  geherrscht  haben,  so  wurde  später  doch 
p,  dass  der  Kaiser  durch  die  Würdenträger  des  Beicbes  ge- 
Irdo,  welche  sieben  sind,  nämlich  zaerst  die  Kanzler  usw/" 
pit  wol  die  Einsetzung  der  EurfQrsten  nirgend  besser  zu 
^t,  als  bei  den  Ottonen^  die,  wie  er  meinte,  noch 
<  M'giert  hatten.    Kr  wusete  nicht,  wann  die  Wabhtr 

;iiAhmeu,  meinte  aber  zu  wissen^  wann  sie  noch  nicht 
w»^n»lich  zur  Zeit  der  Ottonen  und  darum  schaltet^)  er 
bei  den  Ottouen  ein,  um  zu  sagen,  dass  sie  später 
•0. 

Lte  diese  Stelle  schon  um  das  Jahr  1260  ge#chHelHMi 

»seine  o'-  ■-      ■■  '      ' '■. 

iin,  er  i-,/'  ■  -ji 

tj  Et  ^ice(  Ins  i$tt  OtUnw»  p<jr  äucccsstontsm  genin is 

TKartin,  ^Humvh  t^tt  trejf  Ottones  sibi  iuvicem  mc- 

iiphra&iert  Ptoh)mäus.  Nehme  man  dazu  die  sonderbaren 


li.  <tlm.  ajma^  1177.     VnJ,  o.  QC.  Hfll. 


38 


594  V.  Langhans,  Zur  Ptolomfiischen  Frage. 

Wendungen  in  der  ptolomäischen  Anfahrung,  das  Hinweisen  auf 
Geschichten,  factischen  Bestand,  Deci*ete,  die  aUe  nichts  mit  dem 
Gegenstand  zu  thun  haben,  die  Wendung,  „damit  das  Biehtigeit 
gesagt  sei,  Gregor  selbst,  aus  eigener  Machtvollkommenbrit*  und 
beachte  man  die  Zeit,  in  der  das  geschrieben  ist.   Das  ist  die  Zeit, 
wo  das  Papstthum  seine  Ansprüche  aufs  Höchste  gesteigert  hatte, 
die  Zeit  aber  auch,   wo  sich  die  Gegenpartei   rflstete.   Kirchen- 
und  Staatsgewalt  bekämpften  sich  aufs  Erbitterste  mit  der  Feder. 
Ein  deutscher  König  Hess    sich   nach   62jähriger  Unterbrechonf 
der  Kaiserwüi'de  wieder  zum  römischen  Kaiser  krönen,  aber  xogleick 
bereiteten  sich  die  Ereignisse  vor ,  welche  zum  KuiTerein  Ton  Bensi 
führten,  dessen  Erklärung  1338  sich  f&ai  wie  eine  Antwort  der  Ent- 
rüstung gegenüber  dem  Versuch   der  Curie  ausnimmt ,  praktisch 
durchzuführen,  was  Ptolomäus  in  seiner  Historia  und  in  seinem^Tne- 
tatus  lehrte.  Es  ist  das  die  Zeit,  wo  diesen  letzteren  Büchern  ebenn 
tendenziöse  Werke  der  Ghibellinenpartei  entgegenstanden ,  das  Bock 
De  monarchia  von  Dante  und  die  Abhandlung  De  utraqae  poteetali 
von  Aegidius  Bomanus.   Kann  ein  Zweifel  sein ,  was  Ptolomftus  mi 
seiner  Nachricht  von  den  Kurfürsten  bezweckte  und  woher  er  A 
genommen?  Das  gewöhnliche  Denken  wird  keinen  haben,  aber  wu 
ist  dieses,  was  ist  alle  Logik  des  simpeln  Aristoteles  gegen  die  Begeli 
Lachmannischer  Kritik!  Wir  meinen  oben  gelesen  zu  haben,  Ptdoaiu 
berichte  nach  Martin,  indem  er  schreibt,  ut  Martiuus  scribit  Aber 
nein,  Martin  wird  nur  als  Gewährsmann  dafür  hingestellt ,  dass  Otto 
überhaupt  zu  Born  gestorben  ist.    Dass  er  starb  an  Gift,  das  beieiigt 
Vincentius ,  dass  er  aber  Kurfürsten  einsetzte ,  das  hat  er  nicht  aos 
Martin,  denn  dabei  steht  nicht  mehr  ut  Martinus  scribit,  sondern  ot 
historiae  referunt.  Diese  Historiae  muss  man  sich  daher  als  ein  v«ar- 
loren  gegangenes  Buch  denken ,  denn  Ptolomäus ,  der  so  sorgfiUtig 
Dekretale  und  Bullen  citiert,  wird  auch  hier  gewissenhaft  gewem 
sein !  Wir ,  die  wir  nicht  Worte  zeifaseru ,  sondern  vor  Allem  dm 
Sinn  zu  lesen  gewöhnt  sind ,  meinen  die  Anführung  der  Vergiftoii; 
und  des  Vincentius  so  ganz  als  Parenthese  lesen  zu  sollen ,  nach 
welcher  der  Text  ut  Martinus  scribit  weiter  läuft.   Aber  das  ist  der 
K  r  i  t  i  k  zu  einfach,  sie  muss  sich  glänzender  bewähren  und  so  werdn 
die  Memorialverse  über  die  KurfQrsten,  welche  zu  wahrem  Glfick  der 
Kritik  bei  Ptolomäus  und  Martin  in  einer  Zeile  verkehrt  angeÜUfft 
sind,  beti'achtet,  seciert,  verstellt  und  das  Resultat  ist  —  onddi 
könnte  einem,  der  an  „methodisches  Denken^  nicht  gewöhnt, 
,,mit  den  Begeln  der  Kritik^  nicht  vei-traut  ist,  die  Geduld  ausgehen 
—  nicht  Ptolomäus  hat  von  Martin  abgeschrieben,  nein  umgekehrt, 
eher  konnte  die  Stelle  aus  Ptolomäus  in  das  Buch  Martins  geratheii 
sein  (Wilmanns  1.  c.  S.  110).  Als  Wilmanns  aus  meinem  Boche 
lernte,  dass  Martins  Chronik  die  Stelle  schon  um  das  Jahr  1260 
enthielt,  während  der  Bischof  von  Torcello  erst  nach  1300  schnell 
so  musste  der  Beweis  dafür  passen,  dass  beide,   Ptolomlns  toA 
Martin,  aus  einer  und  derselben  Quelle  schöpften.  (BerL  07mn.-Zeit- 


V,  Lanj^HKMf  Zur  Ptalomäischen  Frage* 


^n 


8.  426.)   KalQriich  worauf  passt  eine  solche  Kritik 
I  vernichtet  unsere  Nibelungen  und  rettet  uns  den  PtoJo- 
ist  kein  KunBtstück  zu  schwer ,  sie  erweist  Alles,  was  sie 
'■  *  '    'z**.    Ich  meioersetts  gestehe,  dass  ich  es  als  eine 
1?  dafür  ompfiüdo,   mir  den  gesunden  Menschen- 
^erhalten  zu  haben »   wenn  ich  Wilmauns  Kritik  nicht  zu 
lerma^.   Die  Geschichtsforschung  muss  aber  Protest  ein- 
ten solche  Art  historischer  Beweisführung.  Lernt  der  Ge* 
Bcher  so  ganz  umsonst  aus  der  Geschichte,  dass  in  der 
Bu  Beurtheilung  oui*  gelten  soll,  was  ihr  ausgeartete  Wort- 
dictiert? 

,  über  Schwierigkeiten  zu  springen,  wirft  mir 
ierr  VVilinanns  mit  Unrecht  vor.  Ich  hatte  seinen  Beweis 
is  Ptolomäns  nicht  von  Martin  abgeschrieben  habe,  damals 
leuan  überlegt ,  ich  hielt  es  jedoch  nicht  für  nothwendig, 
linige  Worte  darüber  zu  verlieren.  Das  auf  S.  75  Gesagte, 
sei  klar  genug  för  jeden,  der  es  aufmerksam  lesen 
aber  Herr  Meyer  nicht  verstanden ,  so  will  ich  mein 
ogationis^  noch  einmal  ausführlicher  darthun. 
Dann»  calculiert  folgend ermossen.  Ptolomäns  mag  die  he- 
lemorialverse  über  die  Kurfürsten  aus  dem  Gedächtnisse 
pbrieben  haben  und  schrieb,  indem  er  irrihümlicher* 
iierten  Yers  als  den  dritten  setzte : 

o^untiuensis,  TreTiocnsiSt  Ooloniendid, 
iM't  iinperii  ßt  cancüllarius  boram, 
lö  pracpoditus  camerae,  pincerna  Boemuä 
Lai  Paiatinus  dapifer,  Dax  portitor  eiiäid. 

kältete  er  auch  seine  Prosadarstellung  (die  nun  freilich  den 
mgeht  1}  Er  schreibt  also :  Laici  sunt  autem  quatuor,  vide- 
hio  Brandenburgensis,  qui  est  camerarius,  comes  Palatinu^, 
l>ifer»  dnx  Saxouiae,  qur  portat  ensem ,  rex  Bohemiae,  qui 
ua,  Quidam  dicunt,  quod  ad  ttillendara  electionis  discor- 
est  additus;  sed  falsnm  est,  quia  rex  Bohemiae  ita  est 
mporii  sicnt  alil  et  ex  ofllciis  sunt  ussnmpti  ut  supra  est 
}m%  der  K6nig  von  Böhmen  in  dieser  Prosadarstellung,  die 
der  falschen  Versfolge  richtet ,  trotzdem  den  letzten  Platz 
'U4re  sich  daraus ,  dass  Ptolomäus  über  ihn  eine  längere 
g  macht,  durch  die  er  die  Aufzählung  der  Kurfürsten  nicht 
len  will,  Martin  führt  nun  in  Prosa  die  Fürsten  ebenso 
^tum  fuit,  ut  per  officiales  imperii  Imperator  eligeretor, 
»ei»i#m,  videlicet  tres  Oancellarii  Mognntinus,  Cancollarius 
^  TreTirensis  GalÜae  et  Colonlensis  Ibaliae ;  Blarchio  Bran- 
lata  Ounerarius,  Palatinus  dapifer»  Dm  Saxouiae,  oDsem 
ncemm  rei  Bohemia^^i.  Also  auch  hier  ist  der  Brandenbui-ger 
Laien  als  der  erste  genannt.  Die  Verse  folgen  aber  gleich 
der  richtigen  Folge : 

38* 


506  V'  Lcmghaiis,  Zur  Ptolomaischen  Frage. 

unde  versus:  Moguntinensis,  Trcvirensis,  Coloniensis, 
Quüibet  imperii  fit  cancellarius  horum, 
Et  Palatinus  dapifer,  Dnx  portitor  ensis 
Marchio  praepositus  camerae,  princema  Boemas. 

Nun  folgert  Wilmanns ,  dass  Martins  Chronik  aus  Ptolomäus  oder 
aus  einer  beiden  gemeinsamen  Quelle  schöpfte.  Denn ,  wenn  MartiD 
es  war ,  der  die  richtige  Reihe  der  Verse  versah ,  so  musste  er  die 
Kurfürsten  in  seiner  Prosa  nach  der  Reihe  Brandenburg,  Böhmen, 
Pfalz,  Sachsen  aufzählen,  da  er  nicht  wie  Ptolomäus  einen  Gnmd 
hatte ,  Böhmen  wegen  des  längern  Beisatzes  zu  diesem  znletzt  n 
setzen. 

Nun  wollen  wir  diesen  unwiderleglichen  Beweis  untersucIieB. 
Worauf  basiert  Wilmanns?  Zugestanden  auf  einer  Annahme»  dias 
Ptolomäus  oder  dessen  und  Martins  gemeinsame  Quelle  die  Yerse  ins 
dem  Gedächtnisse  und  dabei  irrthOmlich  falsch  geordnet  habe. 
Nun  bedenke  man,  Verse  merken  sich  gewöhnlich  leicht,  man  wiid 
sich  zumal  in  Memorialversen  ungleich  schwerer  irren ,  als  in  der 
Prosa.  Bei  den  in  Rede  stehenden  besonders  scheint  es ,  als  ob  dff 
Reim  Coloniensis  jenen  des  dritten  Verses  portitor  ensis  leicht  an 
j'ichtiger  Stelle  festhalten  sollte ,  wie  denn  auch  nirgend  sonst,  so 
viel  ich  weiss,  diese  Verse  falsch  und  verstellt  citiert  sind.  Weiter 
muss  auffallen ,  da  die  Prosadarstellung  vorausgeht  und  die  Verse 
folgen  und  da  aus  stilistischen  Gründen  der  Böhme  zuletzt  gestellt 
werden  musste,  dass  Ptolomäus  nicht  dabei  erinnert  wurde,  dass  der 
Böhme  in  der  That  zuletzt,  d.  h.  der  Vers:  Marcbio  praepositas 
camerae,  pincerna  Boemus  ans  Ende  gestellt  werden  sollte.  Wurde 
doch  nach  Wilmanns  Meinung  Martin ,  der  doch  ziemlich  gedankenlos 
die  Prosa  abschrieb ,  dabei  an  die  richtige  Versreihe  gemahnt.  Dazu 
kommt,  dass  Ptolomäus  den  Martinus  (ut  Martinus  scribit!)  vorsiek 
hatte.  Sollte  die  richtige  Versfolge  des  letztern  seinem  Gedächtnis 
auch  nicht  zu  Hilfe  gekommen  sein?  Wir  müssen  offenbar  annehaen, 
dass  Ptolomäus  ausserordentlich  unaufmerksam  und  flüchtig  ge- 
wesen. Endlich  bleibt  noch  eine  Hauptschwierigkeit.  Martin  soll 
aus  derselben  Quelle  geschöpft  haben ,  wie  Ptolomäus,  er  hat  dabtt, 
wie  der  Vergleich  mit  der  Stelle  bei  diesem  zeigt,  grösstentheils 
wörtlich  abgeschrieben,  woher  kommt  es,  dass  der  Sinn  derStdk 
bei  Martin  ein  ganz  anderer  ist?  Martin  schreibt  ja  tamen i^os^ 
institutum  fuit,  ut  per  officiales  imperii  imperator  eligeretur,  qai 
sunt  Septem...  Wenn  in  Martins  Quelle  stand,  Otto  und  Gregor 
oder  Gregor  allein  habe  die  Kurfürsten  eingesetzt,  woher  kommt, 
wenn  er  mechanisch  abschrieb,  das  unzweideutige  postea  ?  Oder  hat 
er  die  Quelle  gefälscht?  Nun  ist  aber  Martin  gar  nicht  der  Mann 
dazu.  Er  ist  gut  kirchlich  gesinnt,  er  lässt  sich  weiter  keine  Fabd 
gern  entgehen,  was  sollte  ihn  hier  bewogen  haben,  den  klaren  Wort- 
laut seiner  Quelle  zu  ignorieren  und  zu  sagen ,  die  Kurfürsten  seien 
nach  den  Ottonen  eingesetzt  worden?  Oder  soll  er  seiner  Quelle 
nicht  geglaubt  haben  und  sagte  er  im  Gegensatz  zu  dieser  posif^ 
institutum  fuit?  Leider  zeigt  sich  Martin  nicht  so  kritisch  und  würde 


V  LoffitßHjtm^  Zur  Piolomäiicbcn  Fn^. 


597 


I  ähnlich  wie  Ftolomäu?  geschrieben  haben:  Quidam  dicimt, 
fo  . . .  electores  instituit;  s<jd  falsam  est  etc.  Ich  denke, 
Banns  erfreut  sich  einer  recht  beneidenswerthen  ^Leichtfüssig- 
'  '  'iten  hinfi^egznspnngen**  und  sein  Beweis  leidet 
II  und  dunklen  Puncten, 
Lad  nun  erlaube  man  mir  für  die  UebereinstimmQng  in  der 
froea  def  Martin  nnd  Ptoloinäus  und  für  ihre  abweichende  Wieder« 
pite  der  Verse  meine  Erklärung  zu  geben^  wenn  schon  ein  versetztea* 
f9f%  erklärt  werden  muss.  Dabei  muss  man  aber,  um  gerecht  zu 
mn^  nicht  ausser  Acht  lassen,  dass,  wenn  es  auch  mir  nicht  gelingt, 
idini  Punct  sonnenklar  zu  machen,  ich  ja  WilmannB  nur  zu  parieren 
WHiebe.  Ich  brauche  nicht  mehr  Kraft,  hier  also  nicht  mehr  Klarheit 
liiiweiiden,  alö  er  im  St;inde  ist,  zu  entwickeln,  damit  ich  den  Platz 
«tkAupte:  denn  ich  bin  der  Vertheidigen  Kr  hat  freilich  gemeint, 
nit:bt  dori  welcher  eine  an  sich  unverdächtige  Nachricht  annimmt. 
at  m  beweisen,  dass  sie  richtig  ist,  sondern  wer  sie  verwirft,  muss 
afihuu ,  das8  gie  falsch  ist.^  Und  so  möchte  er  die  Sache  wol  um- 
ifeiWD  und  den  Thatbewels  auf  mich  schieben.  Aber  '  '  *  i 
m  ttidiir  wie  denn  schon  Wiukelmann  ihm  die  Naivj: 
1$  nferd&ehtig  zu  behandeln,  vorgehalten  hat.  Meine  Kikl^iüug 
tlmiojchelt  eich  nicht  der  ,,Evidenz^,  aber  ich  douke,  sie  ist  wenig* 
1*0«  ebenso  glaublich,  wie  der  Beweis  Wilmanns  f^r  das  GegentheiL 
Auch  ich  gehe  von  einer  Annahme  aus.  Die  lateinischen 
^mw^  hatte  Martin  wie  jeder  andere  gut  im  Oedächtnii9,  als  er  abei 
m  itr  beireffenden  Stelle  die  Prosadarstellung  der  Anführung  der 
^trs*  vorausschickte,  da  nehmeich  an,  begann  erirrthümlicher- 
raiat  mit  dem  Brandenburger  und  Pfalzgrafen,  sofort  aber  be  i 
r  skk»  «s  klangen  ihm  im  Obre  die  Verse  mit  dem  Böhmen  zwWm: 
ttdtto  Bchneb  er  dann  nach  dem  Brandenburger  und  Pfalz^rafen  den 
idksio  und  schliesslich  ganz  au  richtiger  Stelle  den  ßi^hmen  auf. 
ru  fragt  mich  freilich  H.  Wilmanns,  ,wie  Martin,  wenn  und  wäli- 
Ili4  fr  die  Verse  gut  im  Gedächtnisse  hatte,  aus  Flüchtigkeit  zu 
itttr  al»weichendeu,  g;inz  ungewöhnlichen  Reihenfolge,  die  den  Mark* 
mftii  an  die  Spitze,  den  K5nig  von  Böhmen  ans  Ende  brachte,  ver- 
Miit  WJin  kanute,*"  Darin  aber  sollte  ich  meinen,  bestände  ja  eben 
keit  und  Versehen,  dass  man  etwas  gut  weiss  und  doch 
anwendet.  tJebrigens  hat  Martin  wahrscheinlich  in  dem 
in  welchem  ©r  die  ProsaaufzÄhlung  der  Kurfürsten  begann, 

«nie  nicht  in  klarer  Vorstellung  gehabt,  diese  kam  ihm  viel> 
|p9t,  ah  er  Achrieh :  Palatinus  dapifen  Bis  hieher  hatte  er  an 
iery  ht,  die  geistlichen  Fürsten  und  der  Branden- 

mqpir  m  'uit  mit  ganz  andern  Worten  angefahrt,  als  das 

i  dto  Versea  geschieht,  als  er  aber  schrieb  Palatinus  dapifer  so 
isrlt  die  Erinnemng  an  die  Verse  lebhafter  und  ohne  natürlich  den 
Itudeobcrgor  noch  einmal  zu  nennen,  setzt  er  dfon  den  pincema 
9f  Boeatae  inm  ßchluss.  Das  ist  doch  psychologiech  gar  nicht  >r 
wie  Wilmanns   meint.  Auch  glaube  ici,  wenn  Mar  i 


598 


F.  Lan^^am,  Zar  Ptolomäiacheii  fngt. 


in  der  Proga  vom  ^Palatinus  dapifer*^  ab,  wodurch  er  sieb  übal 
Verse  erinnerte^  dux  Saxoniae  etisem  portans,  pincema  rex 
sagt  uud  sich  so  im  Ausdmck  eng,  grösstentbeils  wdrüieli  an  die 
Verse  anlehnt,  so  ist  das  auch  nicht  zu  übersehen.   Vergleicht  mu 
genau ,  so  sieht  man »  dass  er  nur  portitor  ensis,  das  ihm  barbariiith 
klingen  mochte,  zu  ensem  portans  änderte  und  Boemae  zu  ttx  Boe- 
miae,  weil  er  schon  zu  dux  erklärend  Saxoniao  hinzugeaettt  hatte.  So 
hat  es  mehr  Anschein,  Martin  habe  selbständig  nach  den  Versen  um 
Prosa  geschmiedet,  als  mau  das  annehmen  mochte  bei  Ptolomäu»,  der 
aus  Martins  Appositionen  gleichft)rmig  lauter  Relativsätze  miciite 
und  so  eher  mechanisch  abgeschrieben  zu  haben  scheint.   Die  F»(]^- 
rung  mag  künstlich  sein,  aber  sie  ist  es  nicht  mehr,  als  d: 
manns'sche ,  wie  der  rei  Boemiae  an  das  Ende  kommt«    Ich  ; 
eben  nur  mit  gleichen  Schlägen.    Wio  Martin  übrigen»  so  t\ 
sein  konnte,  mit  dem  Brandenburger  zu  beginnen,  wer  ^ 
manns  nachweisen,  wenn  er  mir  ebenso  geistreich  und  l< 
Confusion  bei  Ptolomäua  die  verkehrten  Prosaaufzählungen  der 
föi-sten  etwa  hei  Jordan  von  Osnabrück  (um  1280),  AugustiB»^^  i > 
phus  (t  1328),  Engelshusius  (um  1400)  und  beim  Com 
merlebiensis  erklärt.    Bass  der  Dichter  Reiamar  das  Kt'«^ 
freien  Ordnung  der  Fürsten  hat,  erst  Mainz,  dann  Trier,  Cdlj 
men,  Brandenburg,  Bheinpfalz  und  Sachsen  nennt,  während' 
grin  sie  in  der  Reihenfolge  Mainz,  Culn,  Trier,  Pfalz,  Bnind 
Baiem  (statt  Böhmen),  Sachsen  citiert,  das  ist  natürlich.    Ab«'J«^ 
dan  schreibt:  Et  attende  quod  Trevirensis,  Coloniensis  et  Moipdnti*^ 
nensis  civitatnm  et  dioecesum  populi  sunt  Germani  et  eoram  arcliil 
piscopi  tenentur  regem  eligere  adjuncto  sibi  comite  palatine  . 
quod  autem  rex  Bohemie,  dux  Saxonie  et  comes  Marchie  ad  r«gii  s 
imperatoris  electionem  sunt  vocandi,  hoc  eet  etc.  Der  Augustio« 
von  Neapel  schreibt:  —  Gregorius    ...    instituit  ofiRciales 
Curiae  imperialis  quatuor  Laicos  ut  regem  Boemiae,  ducem  '< 
comitem  Palatinum  et  Marchionem  Brandenburgensom.  Et 
cos,  Archiepiscopum  Moguntinensem,  Colonieusom  et  Trevl 
Der  bringt  also  die  Laien  zuerst  und  zwar  verkehrt,  die  Geil 
nach  und  durch  einander  gewürfelt.  Nach  diesem  Beispiel  br 
wol  nicht  erst  noch  Engelshusius,  der  sich  ganz  an  hüll 

ren ;  des  Ueherdusses  wegen  möge  etwa  noch  der  C r  Ha 

biensis  folgen,  der  ganz  offenbar  Martin  und  dessen  inter 
Ptolomäus  versöhnen  will;  (Leibnitz,  Script.  S,  576)  Hie  (Gr«gör  1 
instituit,  at  deinccps  (vgK  Martins  postea !)  imperatores  BomAoi  i 
sei  Germanis  viris  addito  rege  Bohemiae  legerentur :  Hi  sunt  CoIü: 
ensis,  Moguntinus,  et  Trevirensis  praesules,  dux  Sivxoniae,  (^©<ä  IV 
latinns,  Marchio  Brandenburgensis  . . , .  anno  1002.  So  uugtw^M* 
lieh  ist  also  Martins  Confusion  nicht  und  so  lange  U.  Wümaite?' «J** 
Flüchtigkeit  dieser  Stellen  nicht  erklärt,  brauche  ich  ni' 

weisen,  dass  Martin  flüchtig  sein  konnte.  Er  war  es  eben  uj ' 

die  Seihe  Marchio  Brandenburgensis  camerarius,  Palatinua  dai^it^i 


F  Lant^ani,  Zor  Ptolomiischen  Frage, 

scniae  ensem  portans,  pincenia  rex  Boeraiae.    Darauf  aber 
rieb  er  die  mechanisch  im  Kopfe   haftenden  und  vielleicht  erst 
^reud  jener  prosaischen  Aiifzälüoiig  aber  die  Schwelle  seioes  Be- 
hteeius  emporgetaticbten  Verse  richtig : 

et  Palittinua  dapifer»  doi  portitor  ensi» 
llwchio  praepositus  caraexae,  pincerna  Boenius. 

So  fand  es  Ptolomäüs,  als  er  den  Martin  benutzte.  Die  falscba 
KosaordBUBg  achrieb  er  nach,  nur  in  seinem  Hange  nach  Weitschwei- 
;^v^u  ,jjg  Appositionen  in  Relativsätze  auflösend:  marchio  Branden* 
i:s  qni  est  camerarins,  comes  Palatinus  qni  est  dapifer,  Dnx 
^om^e  qiii  pertat  ensem ,  rex  Boemiae  qui  est  pincerua.  Dass  er  an 
les  Böhmen  noch  einen  Nachsatz  voll  Gelehrsamkeit  anhängt«  ist  bei 
hm  ganz  gewöhnlich,  aber  deswegen  hat  er  ihn  nicht  zum  Schlüsse 
fifiellt.  Dieser  Seherblick  in  das  arbeitende  Innere  des  stilisierenden 
(ebreiberB  ist  wenigstens  nichts  mehr  wert,  als  meine  obigen  Aus- 
Qgen.  Darauf  gelangte  Ptolomäns  an  die  Verse.  MC»glich,  dass 
•  Wibnanns  Recht  hat,  anzunehmen,  Ptolomäns  als  Italiener  hätte 
jcht  gut  inne  gehabt,  aber  ich  mochte  dann  schon  lieber  sagen, 
&tte  sie  gar  nicht  gekannt.  Dafnr  spricht  auch«  dass  er  statt  Et 
äniis  dapifer,  dui  portitor  ensis  schreibt  Est  Palatinus  dapifer, 
portitor  ensis.  Je  weniger  er  sie  kannte,  umso  leichter  musste 
bm  aber  die  Incangruenz  derselben  mit  der  Prosadarstellung  bei  Mar* 
ia  auffallen,  zumal  ein  Mann,  der  die  Geschichte  ^nach  Gratian  veri- 
eiert  •*  sich  mit  dieser  wichtigen  Stelle  sehr  aufmerksam  benehmen 

iite.  Der  Brandenburger  stand  in  der  Prosa,  die  er  nachgeschrie* 
hatte,  Tor  den  andern,  also  wurde  der  vierte  Vers  zum  dritten 
icht  und  da  kam  der  Brandenburger  auch  in  den  Versen  an 
»mte  Stelle  unter  den  Laien.  Freilich  stand  nun  der  B<}hme  nicht 
tt,  die  Verse  passten  wieder  nicht  ganz  mit  der  Prosa,  wenn 
schon  minder  auffallend,  aber  was  war  da  zu  machen^  der 
1l#ftti  sieb  nicht  zerschneiden.  —  Soll  denn  ein  Fälscher  gans 
Strafe  ausgehen?  Ich  finde  gerade  da  drinnen  etwas  ganz 
ftttolkbes ,  dass  hinter  der  so  geschickt  gewundenen  Verdrehung 
I^^Brtins  naiver  Darstellung  doch  ein  Stückchen  vom  Haeken 
pHl^ckt  Herr  Wilmanns  meint  ^er;  da  jetzt  die  Verse  mit 
ir  Prosa  wieder  nicht  stimmen,  so  sei  das  ein  Fehler  in  meiner  Er- 
lijitsg,  eine  Schwierigkeit,  aber  die  hinwegzugehen  ihm  ernster 
D«cba(t  unwürdig  erscheine.  Mir  erscheint  es  fast  lustig,  wegen 
1  solchen  Sandkorns  von  Schwierigkeit  zu  stolpern,  während  man 
Bergketten  überwunden  zu  haben  glaubt.  Doch  zugegeben,  das 
in  meiner  Erklärung  dunkel,  so  halte  man  beide  Erklärungen 
Ben.  Wir  gehen  beide  von  der  Annahme  ans,  dass  den 
itb^r  das  Gedächtnis  verlassen  kann ,  aber  es  muss  doch  mir 
i^ben  werden»  dass  man  im  Citieren  von  Versen  doch  ungleich 
er  irrt  als  tn  der  Prosadarstellung.  Bei  mir  bleibt  femer  zum 
als  dunkler  Punct  das  dbrig,  dass  es  einem  Fäli^cher 
DS  glöckt ,  jede   Spur   seiner   Arbeit   zu   verwischen,   bei 


600  F.  Langlums,  Zar  Ptolom&ischen  Frage. 

Wilmanns  aber  war  eine  Beihe  von  Dingen  unerkUrlich.  Und 
nimmt  man  nun  dazu,  dass  meine  Erklärung  mit  Allem,  was  wir 
über  Ptolomäus  wissen,  übereinstimmt,  während  Wilmanns'  Fegttud- 
ten  an  diesem  Schriftsteller  Vieles  gegen  sich  hat,  so  musa  mir  Herr 
Meyer  verzeihen,  dass  ich  vorderhand  mir  uud  meinen  andern  Ee- 
censenten  mehr  glaube  als  ihm.  Ich  halte  nicht  starr  an  Meinungen, 
aber  meine  Ueberzeugung  und  sicheres  Wissen  will  ich  immer  so  gut 
wie  möglich  vertheidigen.  Ich  denke,  erst  wenn  des  Ptolom&us  jM 
Martin  vermeintliche  gemeinsame  Quelle  aufgefunden  wäre,  könnte 
ich  meinen  Standpunct  in  der  Frage  aufgeben.  Dann  würde  sieh 
freilich  ergeben,  dass  Martin  simpel  abgeschrieben  und  Ptolomto 
„rectificiert"  hat.  Wir  stünden  beim  Alten.  Ein  deutliches  Zeiehea, 
dass  für  die  Fabel  nur  Martin  und  Ptolomäus  Quellen  sind,  scheiiit 
mir  in  der  angezogenen  Stelle  des  Gompilator  Hamerslebiensis  sa 
liegen.  Er  kennt  den  Ptolomäus,  der  mit  der  Anführung  des  Gregor 
als  alleinigen  Urhebers  des  Kurfürstencollegiums  nach  WümaaEB* 
Zugeständnis  (S.  111)  die  ursprüngliche  Tradition  clerical  f&rbte,er 
kannte  aber  auch  den  Martin,  dessen  postea  er  als  deinceps  nachsielti 
Offenbar  suchte  er  durch  diesen  Kunstgriff  die  beiden  Nachrichten  u 
versöhnen.  Warum  geschah  das  von  keiner  Seite  dadurch,  dass  man 
des  Martin  und  des  Ptolomäus  gemeinsame  Quelle  anzog  ?  Mir  seheiDt 
die  Antwort  sehr  notwendig  die  zu  sein,  weil  es  keine  grab. 

Bei  der  Aufstellung  meiner  Hypothese,  wie  sich  Martins  An- 
gabe von  den  Kurfürsten  zu  der  ptolomäischen  Fabel  entwickelte,  «r 
ich  von  der  Ansicht  ausgegangen ,  welche  bisher  die  beliebte  wir, 
dass  die  Historia  ecclesiastica  vor  dem  Tractate  De  regimine  abgefust 
worden.  Nun  hält  mir  Herr  Meyer  entgegen,  dass  Krüger  das  Gegen- 
thoil  wahrscheinlich  gemacht  habe.  Allerdings  hat  des  Letzteren  la- 
gleich  mit  dem  meinen  erschienenes  Buch  einiges  dafür  angeführt,  dass 
die  Historia  in  Avignon  geschrieben  wurde,  ob  sie  aber  erst  hier  in  An- 
griff genommen  war,  lässt  sich  wol  nicht  so  leicht  behaupten,  da  nickt 
feststeht,  er  hätte  die  anfangs  des  Buches  erwähnte  Heise  nach  Fd- 
tierserst  1309  unternommen.  Auch  wissen  wir  nicht,  wann  derTractat 
verfasst  wurde.  Sicher  ist  nur,  nach  1298,  ob  vor  1308  kannnflr 
aus  dem  schwachen  Grund  gefolgert  werden,  dass  Heinrich  YIL  nicU 
als  König  erwähnt  ist.  Immerhin  könnten  beide  Stellen  in  der  roa 
mir  angegebenen  Weise  verfasst  worden  sein,  denn  auch  wenn  der 
Tractatus  früher  vollendet  war,  so  hat  Ptolomäus  bekanntlich  mckt 
ohne  vorherige  Exceri)te  und  Notizen  an  seiner  Historia  gearbeitet 
Die  Annalen  sind  ja  uichts  anderes,  als  eine  vorläufige  Materialiea- 
sammlung  für  die  Historia ,  wie  Krüger  nachweist  und  so  kann  aoeh 
unsere  Kurfürstenstelle  auch  schon  sehr  wol  in  der  verlorenen  Historie 
tripartita  enthalten  gewesen  sein,  welche  viel  früher  geschrieben  wai 
weder  reine  Geographie  noch  blosse  Heiligengeschichte  war.  Vni 
endlich ,  wäi*e  auch  die  Stelle  in  der  Historia  jünger  als  die  im  Tractot, 
was  würde  das  an  meiner  Ansicht  ändern  können?  In  dem  Fallha^ 
Ptolomäus  das  Resultat  seiner  Verificierung  des  Martin  im  Tractat, 


F.  Langihamt  Zur  ?to1omüi»ohen  Fmgc. 


601 


'er  keine  Quellon  angab»  frischweg  hinzu|:©setzt ,  später  aber  in 

Historia,  wo  er  aus  Martin  zu  schupfen  eingestehen  mosstc  und 

Bi  ein  Vorgieich  mit  dem  Wortlaut   hei  Martin   gefährlich    fiör 

^  Variante  werden  1:  '    Mrurk  der  Leser,  durch  Citate 

.um,  Ge^chielitAK  n  und  dorch  den  Hinweis  anf 

estand  i:  iwindel  versetzt,  und  zu  der  V^ari^ 

SregorV,  i   einsetzte,  liingsftm  hingoloitet.  So 

ie  die  Ängnbe  der  llisloria  gleichsam  gerechtfertigt,  dos  Worden 

'Fab«l  bleibt  aber  dasselbe.  Ich  glaube,  Herr  Meyer  hat  mir  durch 

Bfi  Einwand  gerade  Gelegenheit  gegeben,  meine  Hypothese  fester 

[i^tOtzen,  denn  eine  richtige  muss  sich  in  jedem  Falle  stichhaltig 

eisen.    Pie  weitere  Bemerkung,  Ptolomäus  hätte  sich   die   Fäl- 

leichter  macheu  können,  ist  wol  nicht  viel  wert.    Ptolomäus 

fdie  Worte  Martins:  Obwol  die  Ottonen  nach  dem  Erbrecht  re- 

an,  .HO  wuide  später  doch  bestimmt,  dass  der  Kaiser  gewählt 

Ie,  einfach  so  wandeln  können:  Obwol  die  Ottonen  nach  dem  Erb- 

bt  regierten,  so  bestimmte  doch  Gregor  V.  dass  der  Kaiser  gewählt 

Äe,  da  wfire  aber  der  simpelste  Compilator»  wenn  er  den  Martin 

llicb,  stijtyJ»?  worden.    Kun  abei   sehe  man,  wie   es    Ptolomäus 

b1'  Der  kurte  klare  Satz  Martins  wurde  d  tu 

i  dehnt  und  zerrissen,  dessen  allgemein  und  u  mt 

Mfh  in8litutum  fnit,  welches  man  am  ungczwungen- 

inf  den  Kaiser  und  das  Keich  beliehen  möchte,  in  der 

AUf  Otto  gedeutet  aber  iu  Verbindung  mit  Gregor  und  dann  erM 

^i  dfti»  heraus,  wozu  all  die  Vorbereitung  nöthig  war:  vel  ut  me- 

I  dictum  sit.  tpeo  Gregorius  per  so  ad  petitionem  Ottonis  electores 

Stnit.    Der  simple  Leser  musste  van  Martins  Woi"  "lenkt, 

[heikle  befriedigt,  derjenige,  der  von  den  kirchlich^  ;j5?ioneü 

nichtfa  wnsste.  belehrt  werden.  Ptolomäus  wurste  gut,  warum 

licht  80  einfach,  wie  es  Herr  Meyer  erwartete,  schrieb.   Hätte  er 

hat),  so  wßrde  das  Martin'sche  pastea  nicht  erst  jetast  wieder 

leckt  und  gewürdigt  worden  sein. 

Ka^hdem   it'h   mich    Herrn  Meyer   gegenüber   gerechtfertigt, 
|c'  jf  einzelne  Puncte  in  der  Wilmann'schen  Recen- 

rwiedenu  Zunächst  bezflglich  meiner  Erklärung, 
Maitin  die  Kurfürsten  gerade  bei  Otto  IIL  als  in  späterer 
f^filstanden  anführt,  wendet  mir  W.  ein,  sie  wäre  wol  plausibel, 
wroij  iintt»r  den  Ottonen  überhaupt  keine  Wahl  stattgefunden  hätte, 
fiw&hlt  aber  seien  auch  sie  worden.  Das  letzter©  ist  richtig  nud 
lieiit^ntag  lesen  wir  es  in  jedem  Compendium,  aber  Martin  wosste  m 
nicht  ond  **r  schrieb  nach  seinem  Wissen,  LicH  isti  tres  Ottones  per 
foccaasionem  generiü  regnaverint  —  Herr  Meyer  hat  mich  ver- 
•teden. 

Wiliuaiuis  meint  weiter,  Ptolomäus  eraähle  ganz  entsprechend 

TiHrliiltDiaften ,  wenn  er  schreibt:  quamvis  isti  Ottones  sibi  in- 

I  Mteeesserint  ei  ordinatio  '    iae  et  non  per  electiouem,  . .  . 

i  Otto  tt  praedictus  Greg  unavevuut  clectores  imperti  in 


6üS 


F.  Lanßhaf^,  Zur  Ptolotniisehen  Präge. 


TeutOBia.    „Er  gibt  an,  doss  die  Ottonen  wie  fr(Sh<*r  dio  KaioHu^ 
die  Kaiserwürdö  erblich  besassen ;  Otto  I.  hattö  sie  nicht  mu  für ' 
seine  Person,  sondern  für  sich  und  sein  Haus  erworben ;  daher  fotgten 
die  Ottonen  in  der  Kaiserwürde  nicht  durch  Wahl ,  soüdem  %xi 
natione  ecclesiae,  die  deutschen  Fürsten  hatten  an  sich  nar  die] 
den  deutschen  König  zu  wählen,  den  Kaiser  machte  der  r 
stand  dem  Hechte  und  Begriff  nach  zusammenhangslos  i. 
Durch  die  Verordnung  Ottos  und  Gregors  wurde  eine  Verbindung 
hergestellt;  es  wurden  die  deutschen  Forsten  als  electores  impeni^ 
bestellt,  d.  h*  ai^  sie  das  Recht  übertragen,  einen  rex  in  imperatc^ra 
pöstmodum  promovendiis  zu  wählen ....  Erworben  aber  konnte  ( 
Recht  nur  von  dem  werden,  der  es  besass,  d.  h.  von  der  Kirche, 
übertrug  einen  TheU  ihres  Rechtes  auf  die  deutschen  Fürsten.  Wii 
ist  daran  so  unglaublich?'*    Darauf  kann  ich  nur  sagen,  nicfata  j 
den,  der  die  Kaisergeschichte  aus  dem  Tractat  De  regimino  principü 
gelernt  hat,  Alles  für  den  modernen  Geschichtskundigen.    Ich  wü 
damit  aber  uicht  etwa  eine  neue  Verdächtigung  des  H.  Wilmannsl 
aussprechen*  Ich  meine  nur,  dass  solche  Ansichten  über  die  deuischl 
Kaiserwfirde  heutzutage  jedem  Historiker  nahezu  komisch  vorkottiBi«D 
müssen.   Das  war  auch  der  Sinn  der  Ironie  auf  S.  20  ff.  meiner  Ab- 
handlung und   nichts  weiter.    Herrn  Wilmanns  politische  SteQiiog 
kenne  ich  nicht  und  seinen  personlichen  Charakter  schätze  ich  hoch,  ich 
spottete  blos,  ehe  ich  mehr  als  seine  philologischen  Leistungen  kannUi^ 
und  ganz  ohne  Seitengedanken,  über  den  ^erhabenen,  grossartige^ 
Gedanken  aus  der  Jugendzeit  unseres  Volkes",  wie  Gott  zwei  Lichti 
an  den  Himmel  gesetzt »  auf  dass  sie  die  Welt  erleuchten ,  sottt«B  j 
Papst  und  Kaiser  in  Eintracht  verbunden  die  Leitsterne  der  Mej 
heit  sein.  Die  Romantik  in  diesem  verhängnisvollen  Bilde  mag  einiiD 
Dichter  zusageu,  ein  Geschichtsforscher  von  heutzutage  hat  ftr  dti- 
selbe  ein  sehr  nüchternes  Urtheil.   Ich  hätte  die  Stelle  aoagelaamt* 
wenn  ich  geahnt  hätte  ^  dass  sie  so  schwer  trifft.    Herr  WUmano» 
möge  übrigens  selbst  bedenken  ^  ob  es  nicht  den  Spott  heraosfordert 
wenn  man  sich  als  unparteiischer  deutscher  Forscher  ganj  auf  den 
Boden  des  Ptolomäus  und  Phillips  stellt.   Der  Historiker  hat  freilieb 
das  Recht,  ja  die  Füicht,  in  seinem  Urtheil  über  das  BÜttebütitr  lof 
mittelalterlichen  Anschauungen  zu  fussen,  aber,  wie  mein  BeceiM^ 
in  den  Mittheilungen  des  Vereins  für  Geschichte  der  Deutseheo  » 
Böhmen  richtig  bemerkte,  nicht  das  Recht,  bei  Beurtheilung  «i*< 
11.  Jahrhunderts  die  Anschauungen  des  Bonifazischen  Zeitalters  to 
acceptieren.  Er  muss  in  der  lleberlieferuug  seine  Stütze  suchen,  ^^ 
er  muss  sie  auch  prüfen. 

Im  Vorbeigehen  muss  ich  auch  Krügers  gedenken,  den  auf 
Meyer  vielfach  entgegenhält.  Er  scheint  sich,  wie  die  kurie  An- 
merkung  über  die  Fabel  S.  56  zeigen  kannte,  nicht  eingehend i^^i^ 
ihr  beschäftigt  zu  haben.  Sonst  würde  er  nicht  sagen,  ^Martin  ta» 
Troppau  setze  die  Einsetzung  der  Kurfürsten  unter  Gregor^ 
ohne  freilich  zn  sagen«  von  wem  sie  eingesetzt  seien«^  Ebenso  sol 


ZMfieiich,  Zu  Platoti  noXiida  c«'  933  K 


60t 


bar  ist  eine  andere  Auesserüng  Krügers.   Beznglich  der  Worte  des 

Ptolomäus  ut  historiae  refeniDt  (er  citiert  ungenau  ui  bistoriae  tra- 

lont)  Ba^  KrOger  dieselbe  Meinung  wie  Wilmauns,  nämlich  dass 

t;.u  r>*  lomäug  dabei  nicht  auf  Martin  berufe,  sondern  auf  andere  Ge- 

crke.  Als  Zeichen  der  Richtigkeit  meint  er,  berufe  sich  auch 

aduJiih  nur  daffir  auf  Martin,  dass  die  Einsetzung  unter  Gregor  V* 

scbehen  &ei.    Laudulph  aber  schreibt  (De  translat.  imp.  cap,  9) : 

Bai  US  pontificis  (Gregorii)  tempore  Electores  imperatoris  instituuntur 

ept<iiu ,  sciUcet  priucipes  Alemanniae  tres  praelati  et  quatuor  laici, 

Martinos  scribit,   Quia  igitur  praedicti  tres  Ottoaes  successi?e  et 

kuasi  hereditario  iure  obtiuuerint  Imperium,  per  Gregorium  papam 

|utiitum  est  provisum  et  utiliter  ordinatum,  ut  tantae  sublimitatis 

rdiDatit),  quae  non  deberet  sanguini  sed  virtuti,  procederet,  ut  elige- 

Ktnr. . ,  Krüger,  der  nur  den  ersten  Satz  citiert,  scheint  den  zweiten 

prbaupt  nicht  gelesen  zu  haben.    Da  Landulph  nun  hier  sich  ent- 

chiedeii  auf  Martin  bezieht,  indem  er  die  Ptolomäische  Fabel  er- 

Jt,  SQ  flieht  man,  denke  ich  auch,  was  sich  Landulph  darunter 

t^rstellte^  wenn  Ptolomäas  schreibt  ut  historiae  referunt.  Wenn  Lau- 

Jpii   darunter  Martins  Chronik  verstand,   warum  will  Wilmanns 

pr,  Krüger  etwas  anders  darunter  fassen?  Wenn  Krüger  dann 

meint,  Landulph  stütze  sich  wieder  auf  ein  besonderes  Werk, 

bftnd  welche  verlorene  Gesta  Germanorum  bei  den  Worten :  quae 

DAiio  facta  fuit  anno  domini  1004  ut  gesta  Germanorum  mani- 

declarant,  und  wenn  er  vermuthet,  diese  Gesta  seien  die  ge- 

•tnsame  Quelle  des  Ptolomäus  und  Landulph,  so  vermag  ich  wirklich 

ibets   Unterschied   zwischeu  ut  gesta  Germanorum  tradunt  und  ut 

referunt  nicht  zu  tmdeu.    Beides  scheint  mir  den  ganz  alU 

fttieiiieii  unbestimmten  Sinn   zu   haben:   wie  die  Geschichten  er- 

lllll€IU 

Zum  Schlüsse  will  ich  noch  bemerken,  dass  mir  bei  Gelegenheit 

er  Krwjederang  ein  Irrthum  in  meiner  Schrift  auffiel ,  dass  n&m-* 

^Hofmann*«  Bamberger  Ännalen  bei  der  Wiedergabe  der  Kar- 

Instellt^  nach  Nauclerus  berichtet  hätten.  Im  Allgemeinen  nahm 

Ann  Viel  aus  Nauclerus ,  gerade  hier  hat  aber  dieser  eine  ab- 

inde  Version.   Er  denkt  sich  da  Urheber  der  fraglichen  Insti* 

ian  den  Papst  Sylvester. 

Iglau,  im  December  1876.  Dr.  Victor  Langhans* 


la    Pl&ton  rtoUtua  a    333  E:    \^'    ovw  nwä    voiror  oirrif  4ii¥6^ 

Die^e  Stelle  ist  wie  sie  Hermann  und  Stallbaum  erkj&ren  noch 

nicht  geheilt.  Stallbaum  selbst,  welcher  jene  Conjectur  anstatt 

.    "  •    fllicheu  q^vXaSaüd^m  xat  la^iiv,  ovwog  dutmato^ 

ca  nach   dem  Vorgange  Schneiders  aufgebracht  hat, 

onb;  «>gar  in  der  Anmerkung  zur  Stelle:  Noc  tarnen  ita  locus 

;  imtts  iversanatus  eai.  ui  sibi  Schneiderus  Mniuaftimt.  gut  r^ete 


004  ZMfleisch,  Zu  Platon  noXireia  a  883  E. 

dici  posse  statuit  lad'eiv  ifiTtoiijaai  y  quod  cerie  a  probae  Gneci- 
tatis  usu  abhorret.  Imo  reflngendum  est  sine  ulla  dabitatione:  tuu 
la&eiv  (nruoQ  deivotarog  ifji  ftoi'^aag.  Es  sieht  sich  also Stallbaam 
zu  einer  weiteren  CoDJectnr  genGthigt,  wenn  er  die  ErU&nmg  auf- 
recht erhalten  will,  welche  er  an  jener  Stelle  des  Langen  nnd  Bniten 
gibt,  denn  ein  Infinitiv  bei  hxd^eiv  ist  in  guter  Sprache  unerhört;  wol 
kommt  nach  Xavd^aveiv  ein  Satz  mit  ori  und  (og  vor,  letzteres  No/iot 
l  903  C,  zum  ersteren  Fall  vgl.  Er.  56,  4,  1  (letztes  Beispiel).  An 
einfachsten  wäre  es  nun  freilich,  wenn  man  mit  Faesi  in  „Philo- 
logische Blätter  a.  d.  Schweiz"  p.  282  und  Boeckh  Index  Lectt. 
Universit.  Berolin.  per  semestre  hibem.  1829 — 1830  und  anderen 
von  Stallbaum  a.  o.  angefahrten  Gelehrten  die  Leseart  der  Hand- 
schriften beibehielte  und  so  mit  Bficksicht  auf  den  Aorist  erklärte: 
„Die  Krankheit  vermeiden ,  ihr  entwischen,  entschlüpfen'',  gemäss 
der  Bedeutung  des  Präsens  Xav^aveiv  verborgen  unbemerkt  bleiben. 
Aber  dagegen  wendet  Stallbaum  fürs  erste  ein,  es  könne  nicht  gesagt 
werden  voaov  la&eiv.  Das  wäre  gewiss  nicht  griechisch ,  denn  es 
kommt  blos  der  Accusat.  d.  Person  beim  Verbum  Xav&dvuv  vor. 
Aber  es  wird  dasselbe  auch  absolut  gebraucht  wie  z.  B.  bei  Herodut: 
^  Tov  ßaailiiog  lav&avovoa  yvdinrj ,  so  bei  Sophokles  fr.  104  D., 
bei  Enripides  Xenophon  Plutarch:  ra  XaV'^avovrcc  w2l8  verborgen 
geheim  ist.  Zweitens  aber  fOhrt  Stallbaum  zum  Beweise,  dass  nicht 
auf  Grund  der  Handschriften  erklärt  werden  dürfe,  an,  dass  der  Zu- 
sammenhang dawider  ist. 

Doch  wird  jeder,  der  die  Stelle  auiinerksam  liest,  leicht  er-^ 
sehen,  dass  dem  von  Sokrates  hier  ausgeführten  (redanken  dno* 
Steigerung  bis  zu  dem  endlich  erscheinenden  „Nousens"  (p.  834  A^ 
und  B)  aufgeprägt  ist ,  eine  Art  der  Argumentatio  wie  sie  sich  bea- 

Platon  öfter  findet.  Vgl.  z.  B.  Lysis  212  A  folg.  Die  stufenweise  6e 

dankenreihe,  welche  einem  Sorites  gleichkommt,  wäre  darnach  fol^ 

gende.  Nachdem  oben  (cap.  YII.)  schon  gesagt  ist,  dass  der  Eri^^^^ 

den  Schild ,  der  Aufbewahrer  desselben  aber  die  Gerechtigkeit  ge 

brauche,  heisst  es  jetzt  um  die  Nichtigkeit  jenes  Nutzens  der  Oe 

rechtigkeit  zu  beweisen,  dass  der,  welcher  in  jeder  Art  von  Kamp — ^ 
brav  zuhauen  kann  auch  im  Stande  ist  sich  bei  demselben  zu  schtizeiiK — f 
ferner  dass  der,  welchem  es  möglich  ist  sich  vor  einer  Krankheit  z^^ 
hüteu,  auch  eine  solche  zu  verursachen  die  Macht  hat  (an  wem,  isssst 
nicht  ausgedrückt ,  weshalb  die  Uebersetzung  und  Paraphrase  Stall—* 
baums :  qui  sibi  callide  cavere  didicerit,  is  etiam  validissimus  erit  a»  "^ 
damnum  aliis  callide  inferendam  nicht  gerechtfertigt  erscheint)  ^t* 
endlich  dass  wer  zugleich  —  6  avrog  sowol  sein  eigener  als  —  eine — Jß 
Heerlagers  Bewahrer  ist ,  diese  Aufgabe  nur  dann  allseitig  gut  z — -Q 
erfüllen  vermag ,  wenn  er  auch  die  Pläne  des  Feindes  durchkrewe^-^=-=^D 

und  dessen  Handlungen  zu  Nichte  machen  kann ,  indem  er  etwa  vo- -ß 

seinen  Vorbereitungen  sich  heimlich  Nachricht  geben  zu  lassen  ver  -"* 
steht.  Letzteres  ist  mit  xletpai  ausgedrückt,  Xad^üv  gehört  al^^so 
dem  Gedanken  nach  zu  q)vXa^aa^aiy  sowie  zu  fiinoirjacu^  vi^^^^ 


C.  Baeumker,  Zn  Ämtoteto« 


pbem  mim  dann  das  vou  den  Handscbrifteii  Paris.  D.  Paria.  K. 
let.  !?ec,  //.  Vatic.  m.  Monac.  q.  Flor.  n.  x.  a,  y.  gebotene  Kai 

TU  veimißst»  Wenn  das  Vermeiden  einer  Krankheit  unmerklich 
thiebt,  tio  mugs  um  so  mehr  der  Act  des  HerTorrufens  derselben 

t  offen  zu  Tage  liegen  und  umgekehrt.  In  jL:rammaükalischt*r 
rk  liobkejt  jedoch  steht  ludüv  nur  einmal  neben  i'oaov  (pvlct' 
f9€H  absolut  und  7.war  als  dessen  Folge  (..entkommen'*),  L'nd  so 

)t  denn  gleichfalls  der  üobergang  ?.u  M^tfut*,  auf  ivekhen 
Ibanm  ein  m  grosses  Gewicht  legt,  der  aber  durch  das  Wort 
Mir  vermittelt  wird ,  bestehen,    VgL  über  die  hier  angewendete 

lue  und  Ergänatung  Phileb.  45  B  (Stalibaum),  Gorg.  4940  (Stall- 

i  HL  edit.).  Kr.  62,  4  und  A»  1.  liier  wflie  vielleicht  zu  i/anot' 

r~ i  "  , '  ■!  r  XciyHitv  zu  r  .Somit  glaube  ich  die 

P>:  rerung  dieser  \  vollen  umfang  aufrecht 

dten  i.\i  miLsnen,  »o  dasB  zu  lesen  i^t: 

Aq    ovy  Kai  vqqov  oon^;  duroc  iftkaBcta^hu  xm  laOeltf, 
^  äurfUmoi^  xai  ifinoifioat : 

Ried,  am  6.  Mal  1877.  Zahlfleisoh. 


Zu  Aristotelös. 

l,  de  sensu  et  sensili  2,  438  b  IS  ff, : 

wer  U7t€Q  roiVctiy  Ti  av^idahtiy  xad^anB^  Ifyojiuv,  <fav€* 
kig  dlJ  tovjöv  luv  TQo/rov  ajtndtd/tvat  ytal  nQoadnriiv  ?xiif- 
'  rtTi'  ftia'^ritrotHv  hl  tutv  aimx^ii'^^'*  ^ov  ^tiv  Ofiftatog  to 

fno'  ,  ^  /'/v  , .  . .  TO  d*  afTjr/Mv  yrjg^  to  df  yevott- 

ildog  tt  aq^tjc  iarir. 

^,  17  liest  Bekker  wie  angegeben ,  nach  EMY.    In  LPSÜ  da- 

D  ist  iwinchen  tag  und  del  ein  €«  eingeschoben,  und  hierauf  föhrt 

'      "Versetzung  des  Wilhelm  von  Moerbeko.    Da  bekanntlich 

ti^  uftea  %ü  den  kleinern  naturwissenschaftlichen  Schrift-en 

telca  so  beschaffen  sind ,  dass   keine  unter  ihnen  so  weit 

,  um  nb  Norm  für  die  Kritik  gelten  zu  können  —  nicbt 

nl  E  macht  hier  eino  Aui^nahmo  —  ,  so  sehen  wir  uns  für  die 

i.oii.,,^.^  b^j  schwankender  Lesart^  wie  auch  Bekker  gethan«  auf 

lies  Verfahren  angewiesen»  indem  wir  jedesmal  die  Les- 

aai^n,  welche  d^ra  Zusammenhange  und  den  sonstigen  An- 

nseres  Phib^sophen  am  besten  entspricht. 

Einige  Philogophen ,  sagt  uun  An  at  der  vorliegenden 

(4:i7  !\,  19  ff,)»  haben  es  versucht,  ^Inen  Sinne  auf  die 

iQvn  Elemente  /urückf.ufuhren.    Allerdings  ging  das  nicht  so 

ab,  da  die  Fünfzahl  der  Sinne  mit  der  Vierzah]  der  Elemente 

recht  harmonieren  will.  Eins  aber  sieht  bei  allen  diesen  unum- 

ich  f«s(t,  da^  "       '  '        *  aus  Feuer  bestehe;  denn  anderg 

dia  L  .rkl&ren,  dass  bei  einem  Drucke 


000 


C,  Baeumker,  Za  Anstotolct 


auf  daß  Auge  oder  einer  schnellen  Bewegung  dtisscjin  ti  em  Fnoöf^ 
schein  aufleuchte.  Beides,  diese  Meinuug  uud  den  iUt  di  esel^i  hei- 
gebrachteu  Grund,  sucht  Aristoteles  zu  widerlegen  un  l  f^t^mnrkt, 
schon  Demokrit  habe  das  Richtige  gefunden,  indem  er  dai>  W  ^i^ier 
als  die  Materie  des  Sehorganes  auffasse ;  nur  habe  er  damit  die  m- 
richtige  VorsteUaug  verbunden ,  als  bestehe  das  Sehen  in  einer  Zo* 
rückwerfung  der  auf  das  Auge  treffenden  Lichtstrahlen,  Nach  diesen 
polemisch- kritischen  Vorbemerkungen  stellt  Aristoteles  selbst  eine 
neue  Veiiheiluug  auf,  indem  er  den  Gesichtssinn,  d.  h.  das  Organ 
desselben,  dem  Wasser,  das  Gehör  der  Luft,  den  Geruch  dem  Feiw, 
den  T^tsinu  endlich  und  den  Geruchssinn ,  der  nur  eine  Unterart 
des  ersteren  ausmacht  (vgl«  de  part.  an.  II,  17.  G60a  21—22.  IL 
10,  656  b  37  f.  de  an.  II,  9,  2.  421a  18—19.  lU,  12,  7.  434V 
18.  de  sensu  2.  441a  3,  auch  de  ao.  11.  3,  3.  414  b  11.  U,  10,  1. 
422  a  8.),  der  Erde  zutheilt 

Versetzen  wir  uns  einmal  auf  den  Standpunct  der  cbemiscbeii 
Theorien  des  Alterthums ,  so  hat  die  angegebene  Vertheitung  alUr* 
dings  viel  Bestechendes;  so  einfach  klar  und  Uchtvoil  ist  sie.  Mit 
ganz  andern  Augen  aber  werden  wir  die  Sache  ansehen,  wenn  wir 
in  den  übrigen  Schriften  des  Aristoteles  Rundschau  halten.  Worden 
oben  die  Sinne  auf  sämmtliche  vier  Elemente  zuröckgefölirt ,  nsd 
zwar  in  der  Weise,  dass  jedes  einzelne  Element  bei  wenigstens  eioen 
Sinne  als  das  constituierende  Moment  auftrat,  so  heisst  6$  im 
ersten  Capitel  des  dritten  Buches  von  der  Seele,  dass  nur  zwei  Ele- 
mente, Luft  und  Wasser  nämlich,  die  Sinnesorgane  aufbauen.  Man 
prüfe  die  Worte  (de  an.  III,  1,  3.  425a  3—8):  tiop  Si  ärilu ph 
ovo  tovriov  aia&ijtt]Qta  ^lovov  iaitp ,  i^  a^Qäg  yat  väatog  . . . 
dw  h^inmt  av  fitjd^iv  ihat  ma&rjttjQio¥  i^io  idatog  ifal  ffV^. 
Das  Geruchsorgan,  das  nach  der  Schrift  de  sensu  feurig«  r  m 

sollte,  soll  nach  dieser  Stelle  aus  Luft  und  Wasser  i  \it 

an.  II,  1«  425  a  4 — 5;  tj  ftip  yag  xoQrj  vdatogt  ij  d*  axor;  di^, 
ij  d*  oü(pQrjaig  -^arfQOv  jo'tiüp),  und  in  Unbereinstimmung  damil 
heisst  es  in  der  Schrift  über  die  Zeugung  der  Thiere^  dauBs  all 
Organe  des  Geruchs-,  wie  des  Gehörsinnes  Gänge  dienten,  welche,  mit 
der  äusseren  Luft  in  Verbindung  stehend,  seihst  mit  ihnen  von  Katur 
eingewachsener  Luft  angefüllt  seien  (de  gener,  an.  II,  6.  744« 
1—3 :  ij  d"  ooqiQrjOtg  xal  7)  axoij  nö^oi  afydiitovteg  n^g  tot 
ai^a  ZOP  ^vQai^ey^  irlijQag  av/ttifviov  nv€vfiaiog),  Allerdinp 
leugnet  Aristoteles  auch  in  den  übrigen  Schriften,  specioU  der  VM& 
der  Seele,  nichts  dass  Feuer  und  Erde  überhaupt  an  der  ZnaammetK 
Setzung  der  Sinnesorgane  betheiligt  seien  (vgl.  z.  B.  de  an.  LI,  5, 1 
417  a  2:  l'xu  d"  anoqiav,  dia  ri  xal  tiuv  itiadi^auoy  «iWlf  0» 
fivitai  aia&iioig,  xai  Öia  ti  avio  tcTy  i'^w  ovnoinvOf-  ^'>i9, 

vovtog  TTVi^og  xai  plQ  ^di  tav  ali.uty  aioix^ujVf  wv  ^r  (O* 

&rjaig  xat'i^*  avta  ]]  xa  atf.t߀ßf]K6tct  tovioig),  allein  nirgends  tr«t«o 
hier  Feuer  und  Erde  auf  als  für  sich  allein  das  Wesen  irgend  oiat» 
Sinnes  als  solchen  constituierendesElement.  Nichts  andere» 


C,  Baeumker,  Zu  Anstoteles. 


607 


U.  B*,  wenii  er  bebauptet,  das  Feaersei  entweder  keinem  einzigen 
Organe  zuzutbeilen  {d.h.  es  sei  bei  keiüeni  einzigeD  SinnesorgaDe 
snthümlicbes  Element^  wie  dies  de  sensu  2  fär  deu  Gerucbsinn 
luvtet  wurde)^  oder  allen  insgesammt  (d.  b.  ti e  be ii  den  respectiven 
[itlicbim  nnd  besonderen  Eiementen) ;  letzteres ,  insoweit  die 
ÜB  notbwendige  Bedingnog  für  das  Za^taudekommen  einer 
üanMempfindnng  i8t  (de  an,  III,  1^  3,  425a  5:  to  df  irv^  ij  or^c 
ig  IJ  ^öivov  navHov  ov^tv  yaQ  av€V  SiQ^tottjio^  atadtiTi" 
.av,  wozu  vgl.  de  sensu  5,  443  b  14 :  xai  dta  toiio  to  ilnxQoy  r^ai 
:  y.ai  toig  x^V^^^  afißliru  xal  tag  oo^tag  aq^avt^Bi  •  to 
xJi0iow  TO  xipovv  'Aal  dti^nov^yoiw  uifavltovaiv  i]  xphS^ig 
f^  /ii;|f^-).  —  Aebniicb  verliält  sieb  die  Sacbe  mit  dem  vierten 
Bfinte,  der  Erde.  Ganz  ausdröcklich  wird  im  dritten  Bucbe  von 
Seele  die  Uumtjglichkeit  bervorgehoben^  daäs  sie  ein  Sinnesorgan 
insetzo  (de  aa.  III,  13,  1  435  a  14:  ra  Öi  aX).a  i'Bio  y^jg 
i^cr  fuv  av  yh'ona),  und  wenn  es  au  einer  anderen  Stelle 
lästll^ti  Werkes  von  ihr  heisst,  daes  sie  entweder  keinem  einzigen 

(^  2u  eigen  sei»  oder  im  Tastsinn  am  meisten  sieb  beigemischt  Oude 
fcn.  Hl,  1,  3.  425a  6:  p;  di  l]  ovxhpogf  i]  h  ^iici<pi^  fmltata 
gntai)^  80  beweist  schon  der  Ausdruck  ^beigemischt**  (^<^7'"^*^<^0» 
iaae  wir  hier  keineswegs  an  die  Holle  denken  dürfen^  welche  der 
Mein  der  Schrift  von  der  Wnhrnebiniing  beigelegt  wird.  Die  Sache 
jl^  vielmehr  so.  Organ  der  Wahruehmung  ist  fOr  den  Tastsinn 
^he  den  ihm  untergeordneten  Geschmacksinn)  das  Herz  (de  part. 
Rl,  10.  656ä21)— 30.  de  sensu  2,439a  1—2.  vgl.  auch  do  an. 
I,  n,  1.  422b  19  ff.  de  part.  an.  II,  10.  65ö  b  32-36)  oder  nach 
igioatierer  Ausdrucks  weise  das  Fleisch,  der  Körper  (de  part.  au.  II, 

Elm  19.  vgl.  bist  an.  IV,  8.  533  a  26).  Das  Fleisch  (der  Kör- 
aber  kann  natürlich  nicht  blos  aus  Luft  und  Wasser  besteben, 
m  ma.<is  der  gi-dsseren  Festigkeit  halber  Erde  beigemischt  ent* 
Ulea  (de  an.  II,  U,  4*  423a  11:  ini  de  tr^ga^ilgtovrö  yiv 

roy  l^  d^^og  fiiv  ya^  i]  idaiog  ddvvaiov  cvoitjyat  to  €u^)- 
mifta'  du  yaq  ti  ai€Q€6v  tlvat^  iAinerat  ötj  ftiKtov  i)^ 
wt  tüviußv  ilvai,  oJoy  ftovhrai  [ihai  Kai  setzt  Torstrik 
)mu;  tJvai  hat  auch  Tbemistius  II,  pag.  134,  22  Spengel]  t; 
Ittfl  um  to  dvaXoyoy)*  Nur  bat  diese  Beimischung  der  Erde ,  die 
der  grösseren  Festigkeit  wegen  dem  Fleische  erforderlich  ist, 
Beziehung  zu  seiner  Function  als  Organ  des  Tastsinnes 
ad  d&i  in  liegt  der  Widerspruch  mit  der  oben  aus  der  Abhandlung 
'  die  Srnne  entwickelten  Lehre. 
Aber  damit  nicht  genug;  ist  diese  Lehre  wirklich  die  des  Ari- 
so  ist  der  Widerspruch  damit  sogar  in  die  paar  Capitel  des 
eng  über  die  Wahrnehmung  hineingetragen.  Der  Geruchsinn 
(der  fraglichen  Stelle  nämlich  nui-  darum  aus  Feuer  bestehen, 
I  Objeci  feuriger  Natur  sei.  Denn  was  das  Object  eines  Ver* 
Ftcinell  sei,  das  müsse  das  Vermögen  selbst  der  Potenz  nach 
Object  des  Gemchsinnes  sei  aber  die  rauchartige  Ausdünstung 


608  C.  Baeumker,  Za  Aristoteles. 

und  diese  etwas  durch  Feuer  Entstandenes:  nvQog  de  %^v  oa^ffijaiv. 
(i  yoiQ  he^Biff  n  oaq^Qr^aig,  tovtodvvafiu  %6  oatpQmum* 
t6  yoLQ  aia&f^Tixov  iveoyeip  noul  triv  ala&fjaiv,  cSad  maQ* 
X€iv  aväyyii]  avrrjv  dvva^ei  nQOTeQOv,  ^  S*  ocfitj  TUXfOHfitß  ti; 
ia%iv  avad-v^iaaig,  ij  o  dva^vfdaaig  t)  nanvipötfi  &  ntfos 
(438  b  20—25). 

Ganz  anders  im  fönften  Capitel.  Hier  widerlegt  er  gerade  diese 
Lehre  von  der  rauchartigen  Ausdünstung  als  Object  des  Gerachsinne», 
in  deren  Consequenz  Heraklit  die  Behauptung  aufgestellt  habe,  weu 
alles  Seiende  Bauch  würde,  so  würde  die  Nase  erkennen  und  denk«; 
denn  die  Wasserthiere  wenigstens,  bemerkt  Aristoteles,  könnten  aack 
im  Wasser  durch  den  Geruchsinn  wahrnehmen,  und  doch  sei  jeM 
rauchartige ,  feurige  Ausdünstung  im  Wasser  ein  Ding  der  Unmög- 
lichkeit. Femer  stände  ja  eine  solche  Theorie  ganz  auf  dem  irrigei 
Standpuncte  Demokrits,  da  sich  die  rauchaitige  Ausdünstang,  dii 
sich  aus  den  Objecten  zum  Geruchsorgane  fortpflanzte ,  in  nichts  VM 
den  körperlichen  Ausflüssen  unterschiede,  die  jener  Philosoph  nr 
Erklärung  der  Vorgänge  des  Sehens  angenommen  habe.  Hören  wir 
den  Aristoteles  selber  sprechen :  doxel  ö'  hiotg  ^  %ci7tv(ffdm  oHf 
&v^uaaig  dvai  oa^rj^  oiaa  noivr)  }^rjg  öe  xai  dfoog.  xat  mf- 
T€g  imweQOVTat  enl  tovvo  71€Ql  oofiij^'  dio  xat  'H^idutog 
ovtwg  eiQTjxev  i^^  el  7iavTa  ra  ovta  y.anvcg  yivoixo^  (fim^  w 
diayvoiev  (lies  di(xy%'00uv),  ini  öi  ti^v  oofir.v  ndyreg  ifti^fiMif' 
rai,  oi  fih  log  dzfiuöa,  oi  ö*  cüi,'  ava&v^iaaiv  . . .  alk*  ovO^ 
TBQOv  Tovtcjv  k'oiii€v  ...  >;  . .  xanviüörfi  ava&v^iaaig  ddwfOr 
tog  kv  vdavt  yevia^at  *  6a/natai  de  xal  tot  ev  t<^  vdawi  . . . 
tu  Tj  avaOv/niaaig  ofnoiiog  leyerai  taig  dnoQQOiaig,  d  o«r 
/urid  exaivtj  naktjg,  ovd*  amtj  ycahSg  (de  sensu  5.  443  a  21  ff.). 

Wir  scheinen  also  glücklich  in  eine  Sackgasse  hineingeraiheo 
zu  sein,  aus  der  kein  Entrinnen  möglich  ist.  Und  doch  wird  es  eines 
jeden,  der  sich  nur  etwas  mit  Aristoteles  vertraut  gemacht  hat,  er* 
gehen,  wie  es  mir  erging,  als  ich  zum  ersten  Male  auf  diesen  hat' 
renden  Widerspruch  aufmerksam  wurde :  er  wii'd  sich  sträuben  rai 
immer  vom  Neuen  wieder  nach  einem  Ariadnefaden  umsehen,  der  ilui 
aus  diesem  Labyrinth  von  Irrsalen  herausführen  könnte.  So  gani 
hoffnungslos  steht  es  nun  allerdings  auch  noch  nicht  um  die  Sache. 
Denken  wir  uns  einmal,  Aristoteles  setze  im  zweiten  Capitel  n^i 
aiaSrjO.  nicht  seine  eigene  Ansicht  auseinander ,  sondern  gebe  Btf 
die  Correctur  der  botreffenden  Ansicht  vom  Stand- 
puncte ihres  eigenen  Principes  aus,  so  ist  alles  in  schdn- 
bter  Ordnung.  Seine  eigene  Auffassung  der  Sachlage,  nach  der  oor 
Wasser  und  Luft  die  Sinnesorgane  bilden ,  hatte  er  schon  in  den  M- 
ehern  negl  ifjvxijg  gegeben;  jetzt  gibt  er  als  Anhang  dazu  an,  wie 
man  bei  der  Annahme ,  alle  vier  Elemente  seien  hier  in  Betracht  fli 
ziehen ,  doch  wenigstens  verfahren  müsse  —  man  habe  nämUch  das 
Feuer,  nicht  das  Wasser,  unter  dieser  Voraussetzung  als  Element  des 
Auges  zu  betrachten,  während  ersteres,  natürlich  immer  unter  der 


V.  Bammnk^r^  Zti  Ärietotolefl^ 


ftOfl 


QDg,  Jen«  ADDahme  sei  mhitg,  am  fügliclisteii  für  den 

vftrweDdet  werde. 

In  der  Tbat  ist  nichl»  leichter,  als  dan  Text  des  Arigtoteles  in 

Weise  wieder  herzustellen.   Man  nehme  nur  das  von  Bekker 

Bsene  £i  in  Gnaden  wieder  auf  (Verbindung  lo^  u  wie  432a 

"•das  Panctum  vor  rot?  fiip  oftfitnog  in  ein  Conma, 

s   nicht  mehr ,  dass  die  Vertheilung  in  folgender 

getjehehen  müsse,  sondern  da^^s,   wenn  einmal    ein 

der  Sinnesorgane  in  der  Weise  dieser  Philosophen  mit  einem 

1  der  Elemente  in  Verbindung  gebracht  werden  sollte,  daas  dann 

^nge  auf  da»  Wasser ,  das  Hörorgan  auf  La^ ,   das  BMcliorgan 

^aer  osw.  znrückzuföhren  sei. 

Wollte  jemand  in  dem  etfri^  im  Anfange  (wer  etne^  Toirrttfif) 
den  Ausdruck  der  Bedingung  sehen ,  und  deshalb  ein  weiteres 
Pfir  öberflüBäig  erklären,  so  ist  dieses  darum  onzuläsaig,  weil  daa 
lo  iohv/v  tt  üv^ißaivti  auf  die  Lehre  geht,  das  Auge  bestehe 
-er,  diese  aber  durchaus  die  eigene  Ansicht  des  Aristoteles 
w*t..xvL;  vgl.  de  an.  III,  1,  3.  425a  4.  de  part.  an.  II,  10»  656b 
•2.  de  gener.  an.  V,  1.  779b  19—20.  780b  23.  bist,  an,  I^  8. 
21. 

Zm»  Schlüsse  setze  ich  die  ganze  Stelle  in  der  Fassung  dahin, 

nunmehr  gewonnen  haben  würde : 

I  loai  it/ci^  Tovtii^v  ti  avfjßatv§t^  xadttne^  Hyouev^  ^ctyc- 

Ii5s,   it  iil  Tovwm*  TOP  z^nov  anodidovm  nai  n^aan- 

\fimawov   TWY   alaSmr^^üv  in   iilty   azotxdmvt   ^ov  ftiv 

wog    To   OQarixor   voarog   viroXr^ntiov ^    aiqog  öi  i6  jww 

II.  Kürzer  kann  ich  mich  bei  einer  anderen  Stelle  fassen, 
de  si-usn  4   441  a  .'i— 10:  r  piiv  ovv  vov  vdftrog  (fimg  ßov' 
ax^V^^   ^'*'^'  *    öj-o^oci^   ö     i}  iv  crrry  to  vätoQ  i'xui'  tä 

rj^  tfTfity,  r;  vkr^y  totmrrm  irelwat  olov  navantQuiav 
xai  anmTa  /niv  i|  väarrig  Yiyvea^aty  aiXa  o  l^ 
IC,  fj  firpistiiay  Ijfrjrrog  itaif^oqav  tot'  i'Öcrrog  ro 
a  tlvüit  olop  ti  10  ^M^^iop  Kai  tni'  fjkior  (pair^  ng, 
wird  statt  des  von  LPSU  und  Wilhelm  von  Moorbeke 
I^Vivtenen  irdvai  vii^lmuhr  mit  EMY  zu  losen  sein  «Imi. 
in  ion^t  mfiiiste  |a  da<^  Wasser  bestehen  ans  dieser  Materie,  aus 
f  <di0  verschiedenen  sohioeckbaren  Safte  oatstehen,  und  noch  etwas 
itttem  damit  verbundeiMii«  was  aach  gewiss  Demokiit  nicht  gelehrt 
u  r  Aphi-od.  dnoQ.  yai  Iva,  lObh  nach  Bniodis, 

&i  lit^  der  eri«*rbisch-KtmisiclH»n  Philosophie,  IV, 

ll>&  Ann.  2d?  diese  Au  den  (irund  der  DifTerenzterimg 

IT  »Qs  il«n  Wa^^r  fich  ,      Inde«  X^V^^  Eururkföhrt.   Ganz 

lav  aber  gvht  die  Unrichtigkeit  der  Lesart  irelvat  ans  der  bald 
iid«n  Widerlegung  der  derookritifrchen  Ansicht  hervor, 
nach  dorn  einMimmigijn  Wortlaute  aller  HandschriHon 


pttfp^ 


610         E,  KurtZf  Till  den  Argonautica  des  ValeriiiB  Flaccus. 

(denn  wenn  PS  statt  elvai  ro  vdwQ  vXrp^  bieten  iXijv  eZvori  ro  viiOQ, 
so  ist  das  pure  Bagatelle)  dahin  gefasst  wird,  dass  das  Wasser  selbst, 
nicht  ein  darin  enthaltenes  Etwas  die  Materie  der  mannigbcben 
Säftebildang  sei :  ofdoiiog  de  xal  vo  fravaTreQfdiag  üvon  %o  u^ 
vXrpf  ddvvarov  (441  a  18 — 19). 

Münster  in  Westfalen.  Clemens  Baeamker. 


Zu  den  Argonautica  des  Valerius  Flaccus. 

Lib.  II,  V.  626. 

Die  Argonauten  fahren  bei  der  durch  ihre  Verehrung  der 
Venus  und  des  Priap  berühmten  Stadt  Lampsacus  vorbei: 

illius  aras  |  urbe  saper  celsique  vident  velamina  templL 

Was  sollen  die  Decken  bei  dem  hochi-agenden  Tempel?  J.A. 
Wagner  meint  ^vexilla  fortasse  e  fastigio  templi  volitantia^  Heinsios 
schlug  molimina  vel  fundamina  vor,  Burmann  fastigia;  Bihreos 
schreibt  gestamina  und  scheint  damit  den  Sinn  richtig  getroffen  n 
haben  (^dicuntur  statuae  templo  impositae  lateque  conspicuae*).  Aber 
das  Wort,  das  er  statt  velamina  setzt,  liegt  doch  gar  zu  weit  von  der 
überlieferten  Lesart  ab ;  ich  ändere  nur  den  ersten  Buchstaben  und 
schreibe  caelamina;  der  Tempel  war,  etwa  an  den  Thüren  (Ovid.let 
II,  819:  caelatae  fores,  ib.  VIII.  703)  mit  Figuren  in  erhabener 
Arbeit  geschmückt,  welche  bei  der  hohen  Lage  des  Tempels  (sijer 
urbe)  schon  in  weiter  Ferne  den  sich  von  der  Seeseite  NähemdM 
sichtbar  wurden. 

Lib.  II,  V.  453. 

An  der  troianischen  Küste  hören  Telamon  und  Hercules  ein 
Wehklagen,  das  von  der  an  den  Felsen  gefesselten  Hesione  herrOhrt: 

451.  Aleides  Telamouque  comes  dum  litora  blande 
anfraeta  sinuosa  legunt,  vox  accidit  aures 
flebile  sttccedens,  cum  fracta  reraurmurat  nnda. 

Thilo  (praef.  p.  XXIII)  erklärt:  qualis  est  unda,  cum  fracta  renwff- 
murat  und  meint,  man  könne  den  ungewöhnlichen  Ausdruck  den 
Valerius  nachsehen ;  aber  das  hiesse  doch  die  erlaubte  Prägnani  des 
Ausdrucks  auf  die  Spitze  getrieben  I  Schenkl  corrigiert  mit  A.  Schott 
cum  in  ceu,  Bährens  macht  mit  kühner  Hand  aus  flebile  succedens-* 
flebilis  ut  scopulis.  Zunächst  finde  ich ,  dass  der  gewollte  Vergleidi 
einer  wehklagenden  Menschenstimme  mit  dem  Gemurmel  der  Meeres- 
wellen für  unseren  Fall  sehr  unpassend  ist.  Das  dürfte  wol  einen 
schwachen  Dichter  verrathen,  dem  bei  einer  am  Meeresufer  klagendes 
Stimme  kein  anderer  Vergleich  einfiele ,  als  eben  das  Bauschen  des 
Meeres.  Nein,  hier  galt  es  vielmehr,  die  beiden  Töne  auseinander- 
zuhalten oder  in  ein  bestimmtes  Verhältnis  zu  einander  zu  setien. 
Versuchen  wir  nur  einfach  die  Worte  des  Dichters  zu  nehmen,  sowie 
sie  dastehen ;  er  will  sagen :  ihre  Ohren  trifft  eine  klagende  Stinune, 
nachfolgend  (einfallend) ,  wann  die  gebrochene  Welle  entgegennin^ 
melt,  d.  h.  die  klagende  Stimme  mischt  sich  mit  dem  Oemormei  der 


£.  Kurti,  Zu  den  Argonautica  des  VulcTius  Flttccus. 


«11 


wenn  die  Wogen    ans  Ufer  branden,    wird   natflrlich  die 
<ihe,  menschlicbe  Stimme  von  ihnen  übertunt,  aber  so  oft  die 
am  Ufer  gebrochen ,  murmelnd  sich  verlaufen ,  hOrt  man  das 
nn  regelmässig  darauf  folgen.  Der  Verstheil  fractaremurmurat 
»ich  übrigens  schon  bei  Verg.  A,  X,  291 ;  die  Verbindung 
"iBCcedens  lässt  sich  mit  Stat.  Tb.  VI,  14:  responsant  flebile 
Mm  vergleichen  (s.  auch  Ovid.  Met.  XI.  52.  Valer.  Fl.  VII.  215). 

IUb.  I,  V.  253. 
Kachdem  das  Schiff  ron  Stapel  gelassen  ist,  fordei-t  Jason  die 
inten  auf  sich  am  Ufer  niedei^zulassen  und  die  letzte  Nacht 
r  Abfuhrt  beim  Weine  zu  verplaudern : 

250.  haue  vero  so  eil,  venientem  in  litore  laeti, 
dolcibüB  adlo^uiis  ludoquo  educite  notteiu. 
paretur,  molli  juvcnes  tunduntur  in  alga 
fonspicuusque  tor^  1  irjnihius. 

I^aguor  erklärt  conspicnus  toris  darch  'amplo  pectore  latisque 

is'  und  Dureau  de  Lamallo  übersetzt:  ou  y  dinstinque  Alcido 

QiuKclos   neurveux;   die  neueren  Herausgeber  (Schenkl    und 

Qfi)  haben ,  «ia  sie  nur  kritische  Noten  geben ,  keine  Veranlas- 

|«ch  über  diese  Stelle  zu  äussern.    Es  ist  wahr,  die  nervigen 

I  ilee  Hercules  werden  von   den   römischen  Dichtern  vielfach 

at  O^al.  FL  II,  510.  Cic.  Tusc.  H  9,  22  =  Soph.  Trach. 

r.)  nnd  scheinen  geradezu  sprichwörtlich  gewesen  zu  sein  (Ovid. 

Aber  in  die^ser  Situation,  wo  mau  sich  zum  gegelligeu 

:t'rt,  erscheint  es  unmotiviert  und  matt  den  Hercules 

lerB  zu  erwähnen ,  wenn  dabei  nur  seine  Muskelkraft  gerühmt 

^Torus  ist  ja  aber  nicht  nur  der  Muskelwulst  des  Armes,  son* 

lach  das  Polster,  auf  dem  man  liegt  oder  sitzt  (Ovid.  Met. 

p64i,  XII,  455)*   In   dieser  Bedeutung   gefasht  ist  turus  an 

^telk  nicht  mehr  ein  Übei-flüssiges  Flickwort ,  soniern  ein 

IvoUiT  Oegeusatz  zu  alga;  dann  sagt  also  der  Dichter: 

brigen  Jünglinge  strecken  sich  auf  das  weiche  Gras  hin^ 

Hercules  wird   die  Auszeichnung  eines  Polsterkissens  ^i 

Denselben  Gedanken  hat  Verg.  A.  VIIJ,  175:    gramineoque 

cat  ipso  (Evandor)  sedili  praecipuumque  toi'o  et  villosi  pelle 

I  accipit  A  enean  solioque  invitat  acerno.  Valerius  hat  dem  Vergil 

lerki  Wendungen  und  Phrasen    entlehnt  und  50  stützt  auch 

j^Arsülelstelle  die  vorgeschlagene  Erklärung.*) 

tau  Eduard  Kurt«* 


^Zu   den   von    Schenkl   (Studien    p.   371)    zasammeiigeit#Utoit 
IJpn  am  Luc  an  koB»  ich  hinzunigen:  V&ler.  I,  17  (cjnosiira 
^or)  =  Luc.   Ilh  219,  —   I,  6i  (pttuore  doli)  —  Luc  IV, 
—  [,  536  fidqui^  ego  corarum  . . .  mearum)  ä=  Luc.  VIU, 
^1,  563  f.  —  Luc.  1.  35  f.  —   I.  620  (veb  super  ...  volitantia 
tarbo  rapit)  ^  Luc.  V.  51*5.  —  1,  648  =  Luc.  III,  19T.  —  II, 
"oc-  V.  540.  -  HL  25.3  /coit. .  .belli)  =  Luc.  VL  CAX  —  H,  im 
^7.  —  VIU,  2Ö9  (montibus  arbur)  =  Luc.  HL  512. 


Zweite  Abtheilung. 


Literarische  Anzeigen. 

Homers  Odyssee.  Für  den  Schulgebrauch  erklärt  von  Dr.  Kttl  FMl 
Am  ei  8. 1.  Bd.  1.  Heft.  Gesangl— VI.  Sechste  berichtigte  oadin 
Auflage.  XXIV.  189.  8».  2.  Band,  2.  Heft.  Gesang  XK-XHJ. 
Fünfte  Tielfkch  berichtigt«  Auflage.  174.  fi\  Besorgt  fw  Db  U 
Hentze.  Leipzig,  Teubner  1874. 

Unter  den  yielen  trefflichen ,  den  Unterricht  auf  homeriaehiB 
Gebiete  in  erfreulicher  Weise  fördernden  Ausgaben  niamt  £e  m 
vorliegende  neue  Bearbmtung  der  Ameis'schen  OdysseeaiBgabe  gwi» 
nicht  den  letzten  Rang  ein.  Hatte  der  Verfiasser  bei«it8  in  ^ 
früheren  Auflage  durch  Beseitigung  vorliegender  M&ngel|  iurA  «i- 
fwhere  Wiedergabe  mancher  för  den  Schüler  unverstftndlkto  ft^ 
klärungen  und  überhaupt  durch  eine  zweckdienlichere  Faflsnog  te 
Anmerkungen  das  Werk  um  eine  bedeutende  Stufe  seiner  VolkndBi; 
näher  gebracht,  so  erfreut  es  uns,  constatieren  zu  dürfen,  dui^ 
in  noch  erhöhtem  Masse  in  der  vorliegenden  Ausgabe  äfft  Fall  iit 
Fast  Seite  für  Seite  lässt  sich  die  soi'gsam  feilende  Hand  des  Tl^ 
fassers  verfolgen,  die  bemüht  ist,  überflössige,  die  selbattBÜgi 
Thätigkeit  der  Schüler  hemmende  Bemerkungen  zu  entfernen,  ÜB- 
richtiges  durch  Besseres  zu  ersetzen  und  Neuerforschtes  auf  Iwnaii- 
Bchem  Gebiete  in  entsprechender  Weise  dem  Schüler  zogSiiglicl  n 
machen. 

Der  Text  selbst  schliesst  sich  eng  an  den  der  früheren  Arf- 
lagen  an;  von  vorgenommenen  Aenderungen  verzeichnen  wir:  al^ 
in  Klammern.  — -  ß  195  ^rjfceqa  t;V  für  pirfctq  h]v.  —  /J261  » 
TtXeoveaai  f^axotTO  für  ei  nXioveg  oi  ^noivro.  —  d  416  »•<* 
fiefdaioTa  interpungiert  (das  folgende  71€Q  also  nicht  mehr  wie  frükw 
auf  beide  Participieu  bezogen).  —  d  783  in  Klammem.  — « ^^ 
(ke  für  0  re,  —  e  472  ijril^oi  fär  irteld^j.  —  C  123  und  1« 
nach  Bekkers  Vorgang  in  Klammem.  —  r  72  ov  linow  ftr  Aj 
^Tioiü.  —  T  300  nach  iXaia€Tai  rjdrj  interpungiert.  —  g>  65  xfff 
av&i  für  xarca^f.  —  (p  253—255  anders  interpungiert  mit  töD- 
ständig  geänderter  Auffassung  des  Satzverhältnisses.  —  ^p  ^^' 
^Tirfirfi  für  ^r^QrjTTjQ.  —  x^^  Tvipai  für  Tvipu  (überhaupt  «rf 


JV^  Amei$,  Homers  Odyssee,  iing.  ▼.  /.  Zechmiuier,         tÜ 

ftlUn  Grainmattkem  eowo!  wie  von  einigen  neueren  Qe* 

ilMligteB ,  doch  immerhin  etwas  bedenkllchöD  Optative  htt 

ddio  durch  AnnjihmG  einer  Apokope  erklärt  m  werden  plagen, 

f  neuen  Auflag©  geschwunden),  —  tp  ^i  ioidiaiup  ftir  fjiat£if* 

f  361  Toiy  für  ra6\ 

Der  ftlnnxpüDct  der  neuen  Auflage  ist  aber  nicht  in  der  Textet* 
iitdu^  XU  Hachon,  sondern  im  CommeDtar,  der  eine  solche  Fülle 
Mh  neuer  trefilicher  Bemerkungen ,  theiis  wesentlicher  £orichti* 
frtüierer  Koten  enthält,  dass  wir  uns  darauf  beschränken 
.  nnr  in  einigen  Äbersicbtlichen  Gruppen  ein  wenn  auch  nur 
-ild  von  der  Masse  des  gebotenen  Materials  zu  geben. 
^n  wir  auf  lexikalischem  nud  etymologischoni 
QD  Reihe  theila  neuer  Noten ,  theils  umsichtiger  Vei'besse- 
Bd  Ergänzungen  von  Froherem  zu  vei-zoichnen :  er  48  (dai- 
wr).   a  62   (wdvaao).   a  134   (ddijamav),   ß  100  {favijlEyt]g), 
^  {foßr^^   y433  {fr^tQata  ti^vm),    d  366  [Eldo^ir^).   d40i 
ikc;   aXoavSvif]),   d  672    {pat:TiiXi<T^ai).   «  816   (jTQOitjm). 
'(övXfK).    ^U6  (noötSi]tav).    tlO  {i/rodQa),    r203=rx31 
|-    tlbO(^aaaT£K    f354  {i^gaSaTat),    tf  11  (/lu^Vffno^). 
iiain(K:^.    3?1*<>  (oQUod^Qij),  w240  {/A^iouio:;).  —  In  noch 
l^Hnterem  Maäso  finden  wir   das  Material  auf  sachlichem 
bereichert;   man  erkennt  daraus  recht  deutlich  den  feinen 
I  mit  dem  der  Verfasser ,  sei  es  bei  Wort-  und  SacherklSlrungen 
ket  Rt^rksichtnahme  auf  den  Zusammenhang  der  Gedanken,  be- 
ut, dnrcli   bundigi?  Bomerkungen  den  Schüler  dem  Verstind- 
[der  h«>m**ri«rhen  (><?dii:hto  niher  zu  bringen.   Aus  der  Fülle 
V  mmonen  oder  wesentlich  Verbesserten  hoben  wir 

Id«  :  rvor:  zu  a  2.  10.  128.  150.  174.  3Ü5.  384,  ^14. 

15.  y  106.  232.  359.  408.  418.  439.  S  11.  148.  175.  186.  204. 
•8.  348.  366.  563,  644.  716,  e34.  54.  59^62.  75.  257,  :i5. 
I.  88,  f  22.  36.  68.  101.  115.  161.  163.  179.  227.  230.  323. 
14.  3T8.  540,  549.  t  87.  93.  147.  156.  228.  237.  343.  350,  y  73. 
aas.  403.  424.  X&7.  215.  239.  288.  351.  385.  395.  467. 
177.  188.  196.  ci>l.  417.  Insbeäondtire  ist  es  auf  Bachlichem 
r  dii  schwierige  Frage  über  die  Localitdten  des  homeriachon 
die  durch  Hflcksichtuahme  auf  die  interessante  Abhandlung 
Cm  „das  Haus  des  Odysseys*  im  Philol.  XXX.  p,  508  ff.  in 
»s  Auflage  in  wesentlich  geänderteT  Fas-sttng  erscheint;  vgl. 
in  r  371  (fiiaSAftat),  r258  {Xdivop  ovSSp),  x  1^^  (oqoo* 
X 128  {odog  ig  Xav^tjv) ,  x  ^30  {fi4ia  bis  i<pogfit]) ,  x  137 
wxlci  xhvQtff^),  ohne  dass  aber  d#r  Verfasser  den  hie  und 
allxnkfihnen  Sätssen  Gerlachs  ftberall  gefolgt  w&re;  vgl.  die 
\%tt  X^^3  {dpa  ^yag  gegen  Gerloeh  p.  510).  ^—  Mit  nicht 
0r  Sorgfalt  ist  vom  Verfasser  das  grammatieche,  ins- 
^d4sayntak tisch« Gebiet  in  einer  Heihe  von  Ergänzungen 
nngen  berückäichtiicrt.  So  ist  namentlich  auf  die  Er- 
rTeittpora  in  viel  siisgedohnterem  Masse  als  frOberBexug 


614         Fr.  Ameis,  Homers  Odyssee,  ang.  ▼.  /.  Zedmeister.. 

genommen;  vgl.  die  Noten  zn  a39.  43.  yllS.  125.  173.  67.  iL 
360.  693.  734.  €243.  300.  312.  478.  t34.  vi.  x.  9. 182.  312. 
i/;345.  0^415.  Ebenso  ist  auf  die  Erklärung  der  Modi,  der  Mnitive 
und  Participien  ein  viel  grösseres  Gewicht  gelegt,  als  dies  in  den 
früheren  Ausgaben  der  Fall  war;  vgl.  die  Noten  zu  a41.  57.94. 
101.  192.  315.316.396.  ^43.192.227.288.  d  254. 348. 391.421. 
649.  €  300  (anders,  obwol  schwerlich  richtig  erklärt;  der  Ind.  mit 
^irj  nach  deidio  ist  zwar  vereinzelt,  doch  nicht  auffällig:  Odjnm 
sucht  die  Wahrheit  der  Prophezeihungen  Kalypso*8,  die  sich  jetzt  e^ 
füllen,  von  sich,  wenn  auch  vergeblich,  abzuwehren ;  nur  dies  bedeatet 
(iii^,  ohne  dass  man  nöthig  hat,  zur  Annahme  einer  brachylogiscken 
Construction  zu  schreiten).  ^28.  v29.  <jpl88.  x73.  167.  377.462. 
cu56.  88.  Es  ist  sehr  erfreulich,  in  der  neuen  Ausgabe  den  Yemch 
wahrzunehmen,  den  Conjunctiv  und  Optativ  aus  ihrem  Wesen  hemu 
zu  erklären  und  die  Deutung  nicht  mehr  von  äusseren  ümstiadoi 
abhängig  zu  machen.  Langd  hat  hiefür  in  der  Behandlung  des  home- 
rischen Gebrauchs  der  Partikel  ei  das  schönste  Vorbild  gegebei. 
Ebenso  ist  femer  in  der  neuen  Auflage  die  syntaktische  ErUirnDg 
der  Satzverhältnisse  in  nicht  unerheblicher  Weise  gefördert;  vgl  die 
Noten  zu  al8.  22.  77.  151.  ßSS.  184.  yd.  8171.  262.  878(«g 
yjme'*  als  Ausruf;  in  der  früheren  Auflage  „dass";  doch  wolrielit^ 
mit  Kayser  „weil'').  740  (oi'nichtmehr  wie  früher  als  indirect  fiiage&d 
erklärt,  sondern  natürlicher  relativ  auf  hxoiai  bezogen,  vgl.  Windisdi 
in  Gurt.  Stud.  II,  p.  210).  2:273.  t166.  301.  vllS.  272,  ^169. 
172.  207.  xl07.  229.  367.  i/;305.  w428.  483.  Besondere  Swj- 
falt  ist  auch  auf  die  Erklärung  der  Partikeln  verwendet;  vgl.  n 
yl95.  d80.  i/;59.  83.  100.  230.287.362.  w  60  u.s.  w.  Von  ander» 
theils  neuen ,  theils  wesentlich  verbesserten  syntaktischen  Bemer- 
kungen  verzeichnen  wir:  a2.  25.  37.  69.  75.  87.  116.  118.218. 
271.  382.  /J50.  87.  92.  114.  178.  y45.  d389.  608.  618.  €I58. 
187.  209.  357.  468.  Cll7.  r297.  367.  (pllh.  214.  ^27.  46.2S1 
348.  1/;  151.  248.  30Ö.  w254.  255. 

Zu  den  wichtigsten  Veränderungen  und ,  wir  dürfen  wol  sign 
Verbesserungen,  gehört  die  geschickte  und  taktvolle  VeniertliiBg 
der  gründlichen  und  epochemachenden  Forschungen  Lange'k  tAer 
den  homerischen  Gebrauch  der  Partikel  d  (Leipzig  1872  und  187S). 
Der  Verfasser  liefert  dadurch  eine  Probe  von  der  Art  und  Weise,  ^ 
selbst  tiefgehende  wissenschaftliche  Forschungen  für  den  Sck«l- 
gebrauch  nutzbar  gemacht  werden  können.  Wesentliche  Verinde- 
rungeu  erfuhren  durch  Lange's  Anregung  folgende  Stellen:  alU 
(vgl.  Lange  S.  93);  a264  (hinter  alviot;  nicht  mehr  Punct,  sondirB 
nach  Lange  S.  46  Kolon);  a4l4  (vgl.  Lange  S.  140;  hier  hätte  der 
Verfasser  den  Optativ  IX^i  anstaU  von  einem  angenommenen  piidser 
von  einem  zugestandenen  Falle  erklären  können,  da  in  et  Sätsen  ^ 
der  Opt.  mit  ctv  oder  idv  rein  potentiale  Bedeutung  \aA);  ß^^ 
(vgl.  Lange  S.  136);  /?  76  (vgl.  Lange  S.  194);  /?  251  (vgl.  Lang» 
S.  147 ;  vielleicht  hätte  das  Satzverhältnis  noch  verdeutlicht  werdfli 


Fr,  Amei^y  Homers  Odyssee,  ang:.  v.  J. 


m5 


rtim  mit  Langte  in  V*  250  vor  dkla  eine  stirltere  ItiU^r- 
beiiigetret^ii  wäre);  ß  Si2  (vgl  Lange  S.  93);  /?  351  (vgl. 
S.  85);  y  218  (vgl.  LÄng:e  S.  44);  d  317  (vgl  Lacge  S.  86); 
(vgl  Lange  S.  93);  C  144  (vgl  Lange  S,  106)  ^  t211  (vgl 
^  a  233);  r  589  (vgl  LauRö  S.  189);  r  224  (vgl  Lange  S,82); 
(vgl  Lange  S.  138);    i  381  (vgl  Lange  S.  52);   x^^  (vgl- 
I  S.  142);  x38l  (vgl  Lange  S.  115).  üeb^^rhaupt  sind  die  Be- 
lize in  der  neuen  Auflage  mit  Sorgfalt  als  sonst 
i;  vgl  I.  B.  die  Noten  zu  alö8.  -        _   j.  290.  271.  ^178. 
Das   umsichtige  Verfahren  des  Verfasisers  zeigt  sich  auch 
dass  er  an  Stellen,  wo  Lange's  Ausführungen  etwas  zu  gewagt 
en,  fticb  nicht  scheut  dieselben  abzulehnen.    So  kann  ich  nur 
er  Ueberzeugung  dem  Verfasser  beistimmen,  wenn  er  £472 
iX^r^  das  auch  LandsihnftJiclj  besser  l»ezeugte  iruld^ot  m 
r^it  aufgenommen  imd  bo  dem  S^itzverhaltaisse  im  Qegenaat&e 
uge  S.  84  ein  entsprechenderes  und'  schöneres  Gefüge  gegeben 
Sb^nöo  kann  es  nur  gebilligt  werden,  wenn  der  Verfasser  iJ684 
^5  ftr^  f(rr^(Jt€vamthg,  /ii.d'  alXo9   ofuXifiavzn^  mtaxa  xat 
ra   vtv   ivttaö^  iiinrifiuav  nicht  mit  Lange  (S.  123)  alg 
Abwehr  des  ges^etzten  Falleö ,  des  Gedankens,  die  Freier 
^suo)  li^t/ten  Mal  schmaii'-en,  fest,  i?ondem  bei  geiner  frühereu 
(lebhafte  Verscl                 zweier  Wunsche)  verbleibt,  da 
sehe  Färbung  d»  -              > n^  zu  den  bitteren  Klagen  der 
)ope  V.  68t>  ff.  nicht  recht  passen  will  Die  Noten  zu  e  177  und 
|liäb«n  eme  bedeutende  Erweiterung  erfahren  und  zwar  In  bo- 
om Gegensätze  zu  Lange*s  Aus^fuhrungen  S.  157.  Der  Verfasser 
bereits  von  FÄsi — Kayser  gegebene  Erklärung,  dass  der  Be- 
at» e*  /irl  noi  ihait^i;  eine  weitere  Ausführung  des  vorauf» 
»n  dr/tjTi  aiiJer  sei,  gegen  Lange  fest  und  mit  BechL 
kann,  wie  mir  Bcheiut,  Lange's  Aultasaung  von  einer  anderen 
lier  mit  entscheidenderen  Gründen  bekcämpft  werden,  als  dies 
leotzc  geschehen  ist.  Wenn  nämlich  Lange  meint,  die  Auf- 
ag,  da&ä  der  Satz  mit  ti  ^tj  in  £l77  die  l^mschreibung  des  vor- 
jenen  ui^t^ti  a^^^^' liefere .  scheitere  an  der  Vergleichung 
Iklstelle  x342  o\6'  ai'  lyii/y'  {x^tKoi^i  tii}^  inijßtßurin 
[ju]  ^iot  ikait^^  y€,  iud,  /ttyav  o^xor  oftoocm  t  so  dürfte 
"  eile  nicht  zur  Vergleichung  herangezogen  werden »  da  nur 
als  dem  alteren  Nostos  angeh*3ng  Anspruch  auf  L'rsprünglich* 
pitat,  die  Abenteuer  des  Odysseys  bei  der  Kirke  aber  dem 
)t^  des  Helden  bei  der  Kalypso  In  sehr  verblassten  Zügen 
bildet  sindJ)    Ich  »tehe  deshalb  nicht  an  glauben  ^  dass  die 
in  A  mit  ßewus^t^in  denen  in  k  nachgebildet  sind,  bei  welcher 
tißie  dann  freilich,  wie  die^t  ja  g' 

urspiönirlirhc  Auffa<i»8ung  de»  Satzv'  •  f 

könnt* 

•;  1  her  K  i  r c  h  b  o  f  f .  di»^  ('oin|Kni.ition  d«^r  Odytseo  Ö.  106, 

tl  lit  r,  d,  o«t.  ifjmn,  1S«j5,  b.  333  ff. 


616        Fr,  Amei»,  Homers  Odyssee,  ang.  t.  /•  Zeehmeiaier, 

Von  kleinen  Unebenheiten,  die  in  der  neuen  Aoflafe  neck 
zurückgeblieben  sind ,  die  aber  das  feste  und  wolgeordnete  Geftge 
in  der  Behandlung  der  ei  Sätze  nicht  erheblich  alterierea,  balMB  nir 
nur  wenige  zu  terzeichnen.  £206  hätte  der  Satz  et  ^  fdr  dddq; 
xrJl.  nicht  als  rein  bedingend,  sondern  vielmehr  als  bedingeiite 
Wunschsatz  hingestellt  werden  sollen  (vgl.  Lange  S.  57  ff.).  Ebenso 
hätte  zu  a  163  der  Wunscheharakter  des  hypothetischen  YorderMtes 
deutlicher  hervorgehoben  werden  kOnnen.  ;^115  trifft  dieBemerinus 
y^ovd^  d  'auch  nicht  wenn'  stets  nach  vorhergehender  Nmtum' 
nicht  ihrem  vollen  Umfange  nach  zu;  vgl.  ^61  vor  d*  oq  vnSSft 
Idüfv  nQoaiwfj^noXvfiiJTtg  'Odvoaevg'  Evfvfjiax\  ovo  et  fM 
naTQwia  ftavT  anodoire  ktL  Uebrigens  hätte,  damit  man  nlAt 
in  die  Noth wendigkeit  versetzt  werde,  hinter  ovd*  d  Tterraerigji 
laxl  e^aereg  TtaQapiijAvwv  i^eQtoig,  oaa  xeldt  fta&ov  xcnta  df» 
ld%aioi  erst  den  Nachsatz  „so  würde  ich  mit  dem  Erzählen  niolt 
fertigt  zu  ergänzen,  besser  hinter  av&QWfuttv  (114)  Komma  und 
hinter  ^X^^o^'  (116)  Fragezeichen  gesetzt  werden  kGnnen,  wie  diei 
auch  Lange  (S.  171)  vorschlägt.  So  braucht  dann  auch  dieser  Sali 
mit  ovä"  el  nicht  präpositiv  gefasst  zu  werden,  sondern  schliessl  mA 
der  bedeutend  überwiegenden  Mehrzahl  der  Fälle  mit  postpositma 
ovd'  el  an.  Zu  (p  374  passen  die  Parallelen  77723  und  x  78  wen^; 
in  77723  geht  nicht  ai  yaq^  sondern  ai&e  voraus;  in  %  78^ht  tbe^ 
haupt  kein  Wunsch  voraus.  Mit  mehr  Recht  konnten  folgends 
Parallelen  beigebracht  werden:  5  373.  z/290.  r310  =  o6S7 
=  Q 164  {cu  yaQ . . .  tijJ  ne).  Wenn  <jp395  fdrj  ycega  Jfteg  SIomt 
nicht,  wie  es  früher  geschehen  ist,  als  indirecter  Fragesatz  giefiust, 
sondern  vielmehr  einem  ragfitjoag  3*  eriooKfe  ßal^  ofifiofat  ^ 
d'eog  eitj  (tt  179)  an  die  Seite  gestellt  wird,  so  ist  dies  gewiss  ridtig 
gebessert.  Doch  ist  des  Verfassers  Uebersetzuug  ^es  möchten  wo* 
fressen  haben *",  kaum  zu  halten,  da,  wie  Lange  richtig  bemerkt, 
wenn  die  Würmer  in  den  Bogen  gekommen  sind,  sie  auch  noch  dirin 
sind.  Es  ist  vielmehr  zu  übei'setzen :  „es  möchten  die  BohrwOrmer 
die  Bogenflügel  seit  der  Abwesenheit  des  Herrschers  zerfressen.* 

Haben  wir  bis  jetzt  im  Grossen  und  Ganzen  nur  Vonflge  n 
verzeichnen  gehabt,  so  bedauern  wir,  in  einem  Puncto,  der  fireiM 
der  neuen  Auflage  ein  vollständig  verändertes  Gepräge  verleiht,  mtn 
entschiedenen  Missgriff  zu  erblicken.  Wir  meinen  die  durch  Kam- 
mers  Forschungen  über  die  „Einheit  der  Odyssee''  (Leipzig  1873) 
veranlassten,  die  höhere  Homerkritik  betreffenden  Bemerkungen,  die 
nicht  etwa  im  Anhang,  sondern  im  Schulcommentar  der  uns  Toriie- 
genden  Auflage  Eingang  gefunden  haben.  Es  soll  damit  nicht  die 
Sache  in  ihi*em  Principe  angegiiffen  werden ;  denn  gewiss  mnss  es 
auch  in  der  Schulpraxis  wünscheuswerth  erscheinen ,  wenn  begabiere 
Schüler  einen  wenn  auch  nur  entfernten  Einblick  in  die  Entstehnogs- 
weise  der  homerischen  Gedichte  erhalten.  Ameis  hat  zwar  den  Ans- 
Spruch  gethan ,  man  könne  die  homerische  Burg  nicht  eher  erobern, 
bis  man  die  sprachlichen  Propyläen  erstiegen  habe.  Wenn  nur  diunit 


PV,  AmeiSt  Hi>niets  Ddy^se«,  ang,  v.  J,  Zechmtister* 


«17 


was  die  Worte  an  sich  bedeuten !  Nun  aber  kauQ  man 
ShereD  Ausgaben  yon  Amels  nur  zu  oft  den  Versuch  wahr* 
&n,  VViilerspröche  im  Zusammenbaag©  der  Dichtungen  und  andere 
die  sehr  werth volle  luilicien  fui*  die  Entstebungsweise  der 
ischen  Gedichte  bieten,  durch  allerlei  Künste  der  Auslegung, 
Mt  Anwendung  gewaltsamer,  gegen  den  Sprachgebrauch  ver- 
Inder  Mittel  so  2u  überdecken ,  da^s  dadurch  in  dem  Sfhfller 
rendig  die  Verstellung  erweckt  werden  luuss,  als  ob  die  ein- 
Conception  der  homerischen  Gedichte  überhaupt  nicht  in 
kÄme.  Und  es  ist  gewiss  als  ein  hohes  Verdienst  Henfcze's  an- 
klagen, dass  seine  Bearbeitung  der  Ameis'schen  OdjBseeausgabe 
acht  wenigen  unerlaubten  Massregeln  dieser  Art  gesäubert  er- 
at. ')  Wenn  wir  uns  nun  gegen  die  Aufnahme  der  Kammer*schen 
fsuchungen  in  den  Schulcommentar  aussprechen»  so  haben  wir 
Doppeltes  im  Auge.   Die  Homerliteratur,  insbesondere  die 
er  die  Entstehung  der  Od^'ssee,  bat  gewiss  eine  Reihe  anderer 
BBstlicher  und  scharfsinniger  Untersuchungen  aufzuweisen,  so 
\^  uns  als  befremdend  erscheinen  muss ,  wie  der  Verfasser  erst 
aers  dickem  Buche,  das  zwar  gerne  den  Mund  voll  nimmt 
chtr&benden  Phrasen  den  Ton  der  Unfehlbarkeit  anschlfigt, 
in  demselben  Grade  sich  durch  innere  Üeberzeugungskraft 
eine  so  bedeutende  Anregung  ünden  konnte,  dass  er  dessen 
auch  dem  Schuler  nicht  mehr  vorzuenthalten  vermochte. 
Dcn,  wenn  schon  einmal  die  Frage  im  Schulcommentar  venti- 
R  soll,  Schriften  wie  die  KirchholTs  und  Köchly^s  nicht 
die   gleicbe   Berücksichtigung?    Indem   so    an    Stellen» 
die  liöhere  Kritik  betreffen,  mit  wenigen  Ausnahmen  (vgl.  die 
»97.98.140.    /124.  231.   a23,  124.    ^pl33.  x31— 33, 
147.  148)  faBt  nur  Kammer  dominiert,  sind  so  manche  andet^ 
^die  uns  einen  nicht  minder  werthvollen  Einblick  in  die  Ent- 
eise der  homerischen  Gedichte  zeigen,  entweder  mit  keinem 
Affihrt  oder  wie  früher  durch  Interpretationskünste  über- 
Ist  auf  diese  AVeise  das  Buch  von  dem  Vorwurf  der  Ein- 
uod  des  Eclecticismus  nicht  ganz  freizusprechen ,  so  trägt 
lit»die  Art  und  Weise,  wie  die  Kammer'scheu  Untei^suchungen 
dir  neuen  Auflage  verwerthet  sind,  nicht  ganz  den  Stempel  con- 
lötfir  Durchfühnmg  an  sich,    Gew(^hnlich  sind  Störungen  des 
oenbanges  und  Widei^prüche  mit  dem  Vorausgehenden  oder 
lg<endeti  biosgelegt,  ohne  dass  eine  Li^sung  der  angedeuteten 
fkeit  versucht  wird,  ein  Verfahren,  das  sich  für  die  Schul- 
lir  f'i  indem  so  auch  einem  Lehrer,  der  nicht  gerade 

isüi  Lö  huldigt,  die  Möglichkeit  geboten  ist,  mit  Be- 

im Buche  angedeuteten  Schwierigkeitexi  die  Sch&ler  in 

♦*.  I  enoenswerthe  *Menbeit  in  der  Dark^ing  b«le- 

W  "inerken  wir  jetxt  «ucb  in  Hentse's  iün^r^  f>n»chie- 

[  BiftiUituu^  iUt  Amei»*ftelien  llianaiiwgftbe,  Gesang  i--lIL  3*  Aui. 


618         Fr,  Ätneis,  Homers  Odyssee,  ang.  v.  J.  Zedbnets^. 

seiner  Weise  einen  Einblick  in  die  Entstehongsweise  der  hooMriacbeD 
Gedichte  thun  zu  lassen.  Wie  aber,  wenn  dieses  Verfahren  Inder 
neuen  Ausgabe  nicht  durchgängig  festgehalten,  sondern  an  manchen 
Stellen  wie  a  279.  295.  366  u.  a.  ausser  der  Darlegung  einer  StOrang 
des  Zusammenhanges  noch  zu  einer  Lösung  der  Schwierigkeit  im 
Sinne  Eammers  geschritten  wird  ?  Wir  hätten ,  sei  es  nach  der  einen 
oder  andem  Seite ,  eine  consequeiite  Festhaltung  des  einmal  genom- 
menen StandpuQctes  gewünscht.  Doch  darf  es  als  ein  Yonug  der 
neuen  Ausgabe  nicht  verschwiegen  werden ,  dass  der  YerfiEUser  aadi 
bei  Behandlung  dieser  Frage,  im  Ganzen  zwar  sich  eng  an  Kammer 
anschliessend,  an  manchen  Stellen  jedoch  mit  gesunder  und  nnchtemr 
Polemik  gegen  dessen  Hypothesen  auftritt.  Sind  an  Stellen  wie 
«191  (vgl.  Kammer  S.  269),  «279  (vgl.  K.  S.  258),  a285  (vgLt 
S.  259),  a  366  (vgl.  K.  272  ff.)  Kammer's  Grundsätze  nur  allzu  geta 
wiedei-gegeben ,  so  vergleiche  man  andererseits  die  Noten  tu  ßlO. 
72.  74.  75  u.  76 ,  veranlasst  durch  die  von  Kammer  S.  407  ft  fer- 
suchte  Athetese  von  V.  68—79.  Das  Bedenken  Kammers,  das  er  in 
Telemachs  nicht  an  die  Freier,  sondern  an  die  Ithakensor  gerichtetoi 
Anrede  {axio&€y  q>iXoi)  findet,  erfährt  durch  des  Verfassers  Bemer- 
kung, dass  diese  Auffassung  bereits  V.  64 — 67  vorbereitet  ist  und 
auch  y.  79  festgehalten  wird ,  eine  genügende  Erledigung.  Hmum 
ist  an  Stelle  der  früheren  unpassenden  Erklärung  des  V.  76  eine 
mehr  dem  Zusammenhange  entsprechende  getreten.  Zu  ß  274  liit 
die  in  der  früheren  Ausgabe  nur  in  den  Anhang  verwiesene  Yeifidi- 
tigung  der  Verse  274  ff.  offenbar  durch  Kammers  Einflass  (S.  410 
bis  412)  auch  im  Schulcommentar  ihre  Stelle  gefunden,  aber  mit 
kaum  zu  rechtfertigenden  Gründen.  Nach  der  bestimmten  Ammbme 
2  71  (d  drj)  wäre  freilich  der  folgende  Zweifel  274  {ei  d"  oi  umw) 
befremdlich;  aber  muss  denn  jede  Alternative  einen  Zweifel  in odi 
schliessen ?  Und  wiid  der  Muth  des  Telemachos  neben  der  ihm ftr 
seine  bereits  bewiesene  Energie  gezollten  Anerkennung  nicht  gende 
durch  den  Hinweis ,  wie  unwürdig  des  Sohnes  eines  Odysseos  va^ 
einer  Penelope  ein  Zurückweichen  von  der  bereits  betretenen  Bib 
wäre,  in  einer  recht  eindringlichen  Weise  angefacht?  Freilich  T.^ß 
und  276  müssen  nach  Bekkers  und  Friedländers  Vorgang  als  Inter- 
polationen ausgeschieden  werden ,  wie  dieses  auch  neuerdings  tob 
Kayser  geschehen  ist.  Im  Uebrigen  fliesst  die  Stelle  glatt.  Vdf^ 
scheint  Kammers  neuerdings  ventiliei-te  Frage  über  die  Verse? 72 
bis  74  den  Verfasser  zu  der  neu  eingefügten  Note  zu  /  70  veranUsst 
zu  haben.  *)  Kammers  Athetese  der  VV.  y  313— 316  (S.  434ff.)i«t 


')  Die  von  Kammer  für  die  Athetese  beigebrachten  Gründe  iW 
nicht  stichhältig.  Wenn  er  nach  den  deutlichen  Worten  Athenens  60  w 
<r  €TL  TfiKfiaxov  xal  ffil  n^tri^avTa  v^ia^^ai  Nestors  Frage  72,  ob  «i* 
xttja  TrQTJ^iv  rj  fiK\piSl(ag  henimzögern,  überflüssig  findet,  so  M*t^JJ 
von  seinem  Standpuncte  aus  überhaupt  die  ganze  Frage  nach  Teleffl*^ 
Persönlichkeit,  die  dem  Nestor  doch  eWnso  gut  aus  At£eneDS  Woit«J[J" 
kannt  war,   für   unnütz   erachten   müssen.    Ferner  Telemachs  Antw 


Fr.  ÄmeiSf  Homers  Odyisee,  ing.  ?.  J.  Z^hmeiHtf. 


%n 


Dr  n^jne«  Ausgabe  uicht  darchgedrungen,  im  öegentheil  verwahrt 
iler  Verfasser  gegen  den  von  Kammer  gegen  Ameis  aui^^gespro- 
len  Tadel  gtillschweigend  durch  neue  Belege  für  die  Fassung  xa^ 
ffikoi;  mit  nachfolgendem  ^ir^  (£386.  J1441,  r8l).    Zugleich  ist 
'1a«i  rtll  — 13  befindliche  Pendant  unserer  Verse  hingewiesen. 
Hebe  Verbesserung  erfuhr  die  neue  Ausgabe  dnrch  die 
|j        .-     ler  auch  von  Kammer  S.  436  ff.*}  besprochenen  Verse 
ff.  Die  frohere,  zwar  von  Hentze  im  Anhang  angezweifelte»  aber 
^  Schulcommentar  belassene   Erklärung   von    Ameis:    ^anioX^aci 
\%ov ,  starke  Sprache  im  Affecte :  ich  richtete  das  Haus  zu  Grunde, 
dorn  durch  seine  Abwesenheit  entstuudenen  Verlust  an  Besitz- 
ern*^, die  freilich  ganz  un/.uJassig  ist,  ist  in  der  neuen  Ausgabe 
elaaseii  und  die  Beziehung  des  anvtliGa  oii^ov  auf  den  Raub 
tili  nach  dem  Vorgänge  von  Lehrs  (homerische  Blätter,  ab- 
tiekt  in  Kammera  Buche  S.  771)  mit  l>es3erem  Rechte  an  deren 
gesetzt. 

Za  i  185  ist  vom  Verfasser  Kammers  dieses  Mal  glückliche 

aik  gegen   Döntzer  (S,  643  f.)   verwerthet.    Wenn   hingegen 

uwer  (S.  645  ff.)  die  Verse  279 — 286  athotiert,  so  finden  «war 

rf*  fj<f*  Wf^  Mtl.  nicht  auf  Nwtora  Frage  73  f\  n  xma  rrfttj^v  ij 

>'*i,   wie  es  sich  doch  einfach  und  naturgem&ss  ergibt» 
iietis  Wort-e  60  bexiehen  zu  wollen,  ist  oine  zu  weit  her- 
.   aU  dass  sie  Anspruch  auf  Wuhrscheiniicbkeit  hütte. 
^  VerBUcb,  ajttüXtatt   otMor  vom  Han$e  Agameoiiiona  su 
..  \!..n..|!,08  Unglück  gebmcbt  hr^j...    J.t  v  ..r.^.if    Mus« 
-n  schon  lusrtfarn  ji,   als 

ilung  des  V.  J)3,  der  i  käme, 

hbrucb   zu   bringen   sviclit.    vo  i&t   auch    nicht  abzuäehcn,  wie 
der  wegen  seiner  Abwesenheit  den  an  Agamemnon  vollzojrenen 
i  hat  hindern  können,  von  sich  mit  rirnüXtaa  oixov  saeeii  kann, 
Siiä  Ursache  dieser  Katastioobc  gewca<;n;    denn  Menelaus  wird 
!h  nicht  deshalb  den  Urheber  der  Ermordung  Agamemnons  nennen 
itn  t   winl   der  von   ihm  ausgegangene   trojaDische  Krieg  das  Ferne- 
Agimemnons,   die   Untreue  der  Yon  Aigisthoa  feriührten   Kly- 
'  m  and  so  die  schliesäliche  Ermordung  seines  Bruders  lur  Fol^ 
lat    Doch   auch  abgesehen  dafou,  die  ^nze  woJgeordnete  Glie- 
der Gedanken   wird  durch   Kamraers   Erklärung  in  auffallender 
t    In  dem  ganzen  Abschnitte  von  1*0 — 112  werden  mehrere 
ifährt,  warum  sich  Menelaos  nicht  des  ungestörten  Genusses 
iifiUvr   erfr*^üeri    könne*    erstlich   habe   er  ja  seinen  Bruder 
(90-93),  dann  habe  vi  im  trojani- 
t*»  verloren  (94— 1^) ;  besonders  aber 
Ue  },aht  an  Allem   und  Jedem. 
u  de»  trojanischen  Knege«,  der 
to)  wird  bereit»,  wenn  auch 
t,  wie  dies  auch  Kammer 
ijiiu  ir  uji;;   uoft  jtoAiri   T«df>y  die  Worte 
(If  ur^f^tf^  (n*Kn  tnutvtti^  (ii  tot'  uXnrro  TQo(n  iv 
nachd<?m  d»?r  tT-t*'  «^"link«*  bereit'^   iV.t:'-»»!.?^!!^ 
wieder  unt  (<i>'  r  auf  den  in 

>;ogriffen  wcrdi'!'       ^    uhnacbhet         ita 

äügefaiigenen  zweiten  mit  ol  d*  «ivä^if  9oo#  ißifiivm  noch  weiter 


hm   die  Ti;iuci    um  ' 
i/fil    fAaka    Tiollit    nnthoif 
*"  fluüt  der  beste  TS 
ägeniein.  der  . 

heint,   wrixi;  -  i   /u 

fiM  oi 
[Jnd  11"" 
zweite?  Ahv^t  I 
l  App^memni 


JI 


Fr.  Ameis,  Homers  Odyssee,  ang.  t.  J.  Zedmeuim'. 

einige  der  von  demselben  herTorgehobenen  Bedenken  in  4ea  Votei 
zu  279  und  281  Berücksichtigung,  ohne  dass  jedoch,  wie  ee  MheiBi, 
der  Verfasser  Jener  Athetese  beipflichten  will.  Aber  Kammer  geht 
in  der  Annahme  von  Interpolationen  im  Buche  r  noch  weitef.  Die 
ganze  schöne  Bade-  und  Erkennungssoene  317 — 509  soll  ein  lei 
einem  Bhapsoden  aus  einer  fremden  Sage  herübergenommeBir 
Einschub  sein  (S.  651).  Dieser  Athetese  nun  scheint  der  TerfluMr 
nicht  ganz  abhold  zu  sein,  wenn  ich  anders  seine  Note  su  ir  S81 
richtig  verstanden  habe,  in  welcher  eines  der  von  Kammer  gegen  die 
ganze  Scene  geltend  gemachten  Bedenken  (der  Widerspruch  der  ia 
381  bemerkten  Aehnlichkeit  mit  der  in  y  von  der  Göttin  getroffftBM 
Verwandlung)  hervorgehoben  wird.  FOr  denjenigen  nun,  welcher  att 
Kirchhoff  (Compos.  d.  Odyssee  S.  135  ff.)  annimmt,  daas  in  dir 
jetzigen  Oestalt  des  zweiten  llheiles  der  Odjssee  zwei  verschiedeie 
Auffassungsweisen  eines  und  desselben  Motives  y  einmal  der  wirididi 
gealterte  Odysseus,  ein  anderes  Mal  der  durch  Athenens  ZaabeinUk 
gealtert  scheinende  Held,  neben  und  durcheinander  gehen ,  und  dar- 
aus die  nöthigen  Cousequenien  zieht,  der  hat  freilich  nicht  die  ge- 
ringste Veranlassung  eine  Athetese  hier  vorzunehmen.  Und  mir  weijf- 
stens  scheint  in  diesem  Puncto  Eirchhoff's  Hypothese  noch  nicht  or^ 
schottert  worden  zu  sein  ^).  —  Auch  in  der  letzten  Partie  des  Boches 
T  bat  Kammer  eine  nicht  unbedeutende  Interpolation  (V.  571—588) 
vorgenommen  (S.  653),  welche  der  Verfasser  gleichfalls  zn  bilKgiB 
scheint;  wenigstens  sind  in  die  Note  zu  572  einige  der  von  K.  geltend 
gemachten  Bedenken  aufgenommen.  Mir  scheint  jedoch  der  in  dieen 
Vei*sen  ausgedrückte  Entschluss  der  Penelope,  welche  an  das  Ria- 
treffen  des  vorher  geschilderten  Traumes  nicht  glauben  will,  mi  so 
passender  zu  sein,  als  dadurch  Odysseus  nochmals  Gelegenheit  findet, 
der  Gattin  das  baldige  Eintreffen  ihres  Gemals  zu  betheuem.  Ferner 
kann  ich  nicht  absehen ,  wie  von  den  Worten  olIXo  dt  toi  ioita^  ifi 
d^  ivl  q)Q€al  ßaXKeo  afjaiv  (570)  unmittelbar  auf  589  hinftberge- 
lesen  werden  könnte.  Wenn  ferner  Kammer  den  Entschluss  der  Pne- 
lope  für  ganz  unerwartet  und  unpassend  hält,  so  ist  ohne  diese  be- 
reits früher  vorausgegangene  Entscheidung  zu  Anfang  des  Buches 
q)  das  sofortige  Holen  des  Bogens  trotz  der  Eingebung  Athenens 
noch  unerwarteter. 

Da  es  jedoch  zu  weit  führen  würde,  auf  eine  ausführlichoie 
Besprechung  aller  hieher  gehörigen  Stellen  näher  einzugehen,  so 
mögen  in  Küi*ze  noch  die  übrigen  Hauptstellen  namhaft  gemadit 
werden,  die  in  der  neuen  Auflage  durch  Kammers  Einfluss  wesent- 
liche Veränderungen  erfahren  haben:  t'130  (nach  Kammer  S.  655). 


*)  Kammer  leistet  hier  einmal  der  Liedertheorie  in  einer  flr 
seinen  Standpunct  etwas  bedenklichen  Weise  Vorschub.  Wer  Interpola- 
tionen in  so  weitem  Umfange  (317—509)  zu  statuieren  sieh  nnterw^, 
nähert  sich  im  Principe  gar  sehr  den  Vertretern  der  entgegengentoftiii 
Richtung,  ao  dass  in  der  That  nicht  mehr  abzusehen  ist,  warum  Um- 
iner  den  Kampf  gegen  seine  Gegner  in  so  erbitterter  Weise  flkJifi 


JV.  Ameiä,  Homers  Odyssee^  Aog.  v.  J.  Zechmmter, 


621 


IM  (iMfdi  K,  666).  170  (gegen  K.  659).  253  (nach  K.  663).  256 
(tmA  Bekkfif  hom.  BL  128  und  K.  662).  258  (gegen  K.  664  ff). 
aao  (Bekkur  1^2,  K.  671).  —  q>  215  (gegen  K,  672).  231  (gegen 
K.  673),  238  (gegen  K.  674).  268  (gegen  E.  678).  —  X  1^^  (n^cli 
JL  MS).  156  (g^geo  K.  688),  174  {nuh  K,  690).  203  (gegen  K. 
CÖl).  240  (nach  K.  692).  329  (gegen  K.  693),  423  (gegen  K.  709). 
427  (nttch  K.  709),  437  (nach  K.  710).  -  U*  lU  (nach  K,  720)* 
lee  und  183  (nach  K.  721).  354  (gegen  K*  742).  —  Einleitung 
W9a  m  Radi  K.  743  ff .  ~  w  207  (nach  K.  743).  216  (nach  K.  7 15). 
S32  {imck  E.  746).  367  (nach  E.  746).  395  (nach  E.  747).  469 
(sadi  £.  749).  491  (nach  £.  749).  530  (nach  E.  751).  532  (t>ach 
1LT60). 

Zum  Schinase  möge  noch  in  KQrze  anf  einige  Uoebdnheitea  hin- 
gtvie»!!  VBrden,  durch  deren  Beseitigung  das  Buch  gewiss  an  Prä- 
d«ion  gewinnen  würde.  Zunächst  lüsst  sich  gar  häufig  die  Beohach- 
tnog  machen,  dass  Adjectiva  i>der  Substantiva,  welche  prädicativisch 
ohoe  Copula  verwendet  sind,  in  den  Auujerkungen  durch  ein  iarvi 
ergingt  werden ;  vgl.  a82  ((fikoy)^  y2^  (ctiJciic),  «347  (rff'oc),  t  160 
(aw'e)»  «^^2-  (alytop),  r  237  (oiiy),  x^^^  (ycrMg).  Es  ist  diese 
ErMiniJig& weise  um  bo  bedenklicher,  weil  dadurch  leicht  in  dorn 
Bcbiler  die  falsche  Vorstelhmg  erweckt  wird,  als  sei  sich  die  home- 
liKte  Spniche  dieser  Ellipse  bewuol  gewosco,  und  als  bitte  die 
llUro  ßprachperiodiL*  ilberUaupt  eine  UnterBifftzung  durcii  die  Copula 
totliweiidjg  gehaht.  —  Zu  t  494  ist  mit  der  Erklärung  des  tig  rne 
iarek  ^ennelhaft  so  wie*'  wenig  gedient ;  mehr  dürfte  sich  die  üeber- 
ülXimg  ^ wie  irgend  einmal"^  empfehlen,  da  oVf  in  Yergleichungs- 
silifta  ohne  Veibiim  gewiss  indefinit  ru  verstehen  ist.  —  In  der 
fSMB  ¥351  ot;  yoQ  jrni  rtt:  dviji}  n£Tivifiii^og  lurft  hinov  trjleda' 
sm»  tfikiniv  iftov  li'iiiTo  düua  pflegt  man  (fiXiiap  gewühnlicb  als 
CettpamiiY  zu  fassen.  Hatten  wir  diese  Stelle  allein,  so  würde  Nie- 
amd  Alwtand  nehmen,  tpiXiwv  als  Gen.  plur.  des  Positivs  zu  erklären, 
di  doch  der  Sinn  der  ganzen  Stelle  ist :  runter  meiiiuir  gan^n  lieben 
BtkibQntschuft  ist  kein  Manii.  d4»r  sich  so  verständig  benimmt,  wie 
dtt**  ^ur  darch  das  Fondant  zu  unserer  Stelle  in  ta  26B  in  der 
Ligeiiertahlung  dea  Odysseua  seinem  Vater  gegenüber,  die  übrigens 
foU  ist  von  Reminiscenzen  an  andere  Partieen  des  Gedichtes,  wo 
IMIieh  tfiXitüv  niciit  aaders  als  comparativisch  gelasst  werden  kann, 
ilUiK  man  sich  veranlagt,  auch  in  i  von  der  naturgem&ssen  Erklü- 
xwsg  abzuwekhen^  Ich  glaube ,  man  wird  besser  thun ,  in  der  Stelle 
dti  Buche»  m  einen  von  den  vielen  Belegen  für  das  mittelmäasigt 
Tkltirt  des  Dichters  der  letUon  Partieen  der  Odyssee  zu  erkennen, 
der»  wisnü  i*r  t!opiert,  auch  gar  oft  grammatisch  ungeschickt  co]>iert 
(vgL  auch  das  amtAssige  ß^to^  ctj  267),  alsaufBecliT 
VtrGificators  eineD  für  Homer  sonst  nicht  belegbaren  *  , 
^iJUftfy  den  älteren  Partieen  des  GeiÜchtes  aufbürden  in  wollen.  — 
Sckliofuilich  hätten  wir  noch  gewünscht  dasi^  der  Verfasser  in  t^i^inem 
Kvflie,  den  er  durch  liej^eitigung  so  mancher  Ameis'scher  Inten»**«- 


622      Ch.  Muff,  Die  chorische  Technik  etc.,  ang.  v.  AL  fisoc^ 

tationskünste  in  der  neuen  Auflage  gezeigt  hat,  noch  etwas  weiter  | 
gangen  wäre ;  hie  und  da  sind  die  Spuren  von  Ueberdeckang  bas 
hender  Schwierigkeiten  im  Zusammenhange  der  Dichtungem  u 
nicht  getilgt;  vgl.  z.  B.  a89  (fiakXov);  a335  {h  TQoifj);  v% 
wo  mit  keinem  Worte  im  Gedichte  gesagt  ist ,  dass  die  Freier  f 
auf  die  ayoQci  begeben  oder  dass  Telemachos  dieselbe  verlassen  hü 
0)  167,  wo  der  Verfasser  die  Annahme,  dass  Odysseus  selbst  die  Pe 
lope  zur  Vorlegung  des  Bogens  veranlasst  habe,  für  den  Freier  nat 
lieb  findet;  {u216,  wo  der  Verfasser  das  abgenützte  Motiv  der  n€ 
des  Odysseus  seinem  Vater  gegenüber  fesselnd  und  spannend 
findet.  Cd  449,  wo  der  offenbare  Widerspruch  mit  der  Erzahlniqi 
X297  künstlich  verdeckt  wird;  w540,  wo  der  Dichter  der  leb 
Partieen  den  Blitzstral  des  Zeus  ungeschickt  genug  vor  den  Ffls 
der  Athene,  nicht  vor  denen  des  Odysseus  —  denn  letzterer  soll  d 
von  der  Verfolgung  abgehalten  werden  —  niederfallen  lässt. 

Paris.  Josef  Zechmeister. 


Die  chorische  Technik  des  Sophokles  von  Christian  Muff.  Hi 
Verlag  von  Richard  Mtihhnann  1877.  8«.  VI  u.  318  S. 

Bis  auf  G.  Hermann  war  man  der  Ansicht,  dass  die  handachi 
lieh  dem  Chore  zugewiesenen  Partien  der  griechischen  Dramen  i 
ganzen  Chore  oder  von  Hemichorien  vorgetragen  wurden.  Erst  < 
Scharfblicke  jenes  grossen  Philologen  war  es  vorbehalten ,  aud 
diesem  Puncte  Wahres  vom  Falschen  zu  sondern  und  zu  zeigen,  c 
in  vielen  Fällen  auch  kleinere  Chorabtheilungen  und  die  einieb 
Choreuten  den  Voi-trag  der  von  der  üeberliefernng  ganz  aligemein 
dem  Chore  zugehörig  bezeichneten  Stücke  zu  übelnehmen  hati 
Damit  war  in  der  richtigen  Erkenntnis  der  kunstvollen  Composil 
der  Chorpartien  ein  grosser  Schritt  gemacht.  Aber  dennoch  U 
es,  auch  nachdem  Heimann  diesen  neuen  bedeutungsvollen  Gedan 
ausgesprochen  hatte,  der  von  verschiedenen  Seiten,  so  z.  B. 
Boeckh,  Fördemng  fand,  nicht  an  der  gegentheiligen  Ansicht.  1 
entschiedensten  Ausdruck  fand  diese  Reaction  in  Heimsoeth,  der  i 
ganz  auf  den  alten  Standpunct  stellte  (besonders  in  der  Schrift  ,\ 
Vortrage  des  Chors  in  den  griechischen  Dramen  1841^).  Nach 
nach  aber  erkaltete  das  Interesse  an  diesen  Problemen,  bis  in  jfingi 
Zeit  Rieh.  Arnoldt  und  Christian  Muff  sich  entschlossen,  gemein 
die  Fragen  der  chorischen  Technik  im  griechischen  Drama  wie 
aufzunehmen.  Allein  die  Sache  kam  nicht  in  der  geplanten  Weisi 
Stande,  vielmehr  theilten  die  Genannten  ihre  Arbeit  so,  dass  Am< 
die  Behandlung  der  euripideischen  Stücke,  Muff  die  des  Sophokles  ü1 
nahm.  In  einer  früheren  Schrift:  „Vortrag  der  chor.  Partien  bei  i 
stophanes",  war  auch  Muff  geneigt,  die  Einzelvorträge  der  Choren 
zu  negiren,  allein  er  liess  sich  (vgl.  seine  Bemerkung  p.  15)  vOTj 
noldt's  Untersuchungen  „die  Chorpartien  bei  Aristophanes^  eineel 


Ch,  Muff,  bit  chorwchtf  Technik  efcc.^  ttittf.  v.  AI.  £;acA,      6tt 

ir«n  belekren.  I>i<^  Ergebnisse  seiner  Beobachtungen  über  die  be- 
lrt«B  Fragen  bei  Sophokieß  liegen  nun  in  dem  genanuteii  Buche  vor. 
Maff  gliedert  seine  Schrift  .hö  ,  daes  er  im  ersten  TheiJe  zu- 
cliKt  auf  die  den  Ch(»r  im  Allgemeinen  betroffenden  Fragen  ein- 
ht;  »r  erörtert  hier  Zahl,  Naineu  und  Stelluiigen  der  Choreaten ; 
reiht  er  eine  Betrachtung  der  Arten  des  Chorliedea  nebst  einew 
Blick    auf  den  Vortrag    der  choriscbeü  Partien    im  AUge- 
vdiMn,    Den  bei  Weitem  grussteii  Theil  der  Schrift  aber  nmfasst 
'imtM  8pecielle  Abschnitt,  worin  die  einzelnen  Chorpartien  eine 
^fehende  Analyse  erfahren*    Der  Verf.  hat  mit  genauer  Kenntnis 
en  Literatur  und  sichtlicher  Wärme  für  seinen  Gegeü- 
iiten  Probleme  einer  grundlichen  Untersuchung  unter- 
%W\\,  aber  es  lässt  sich  nicht  verschweigen,   dass  seine  Schrift 
etwas  zu  breit  und  weitt^ch weifig  angelegt  ist.  Ohne  der  Gründ- 
kkeit  seiner  Darstellung  etwas  zu  vergeben»  hÄtto  er  Manches  in 
gedrängtere  und  dämm  öbersichtlichere  Fnrra  bringen  könneü* 
aeutlich  wenn  er  sich  nicht  gar  s»  oft  in  lange  Controver^en  ein- 
halte. Das  wesentliche  Ei'gebnis  der  Sclirift  gipfelt,  ausser 
5^iJ*ammonfass«Dg  der  Observationen   Ober  die  Eigenschaften 
and  die  Arten  der  Chorlieder,  in  der  neuerlichen  ßefesti- 
\usicht  Hermann 's  von  der  Vertheilung  der  Chorpartieu. 
hei  begegnen  uns  freilich  mehrfache  Behauptungen,  die  Muff  äu 
ichnell  als  bewiesen  erachtet,  während  ,sie  es  nicht  sind.    Wir 
len  auf  einige  cuntroverse  Puncte  näher  eingehen. 

Muff  glaubt,  dass  die  Chore  im  Aias  und  Philoktetes  nicht  15, 
OD^m  12  Choren  ton  uuifatisten.  lu  Bezog  auf  Aias  schloss  sich 
^«rt  d«n  ■  Hermann*s  und  Wolff's  an.  Den  Beweis  sucht 
eknii  I  der  Vertheilung  der  einzelnen  Verse  in  der  Epi- 
86*$— H7*^  an  die  Choreuten.  Man  kann  nicht  leugnen,  dass 
Perlheünng  (vgl.  Muff  p.  73)  auf  den  ersten  Blick  anspricht, 
ein  fiO  onbedenklich,  wie  Verf.  meint  (p,  75),  ist  die  Sache  denn 
,  Nimmt  man  nfimlich  12  Choreuteu  an,  so  müssen  die 
«'  877  und  878  vt»m  Korvphaios  gesprochen  werden,  w ali- 
ud er  jiuch  schon  in  seiner  I  ift  als  Choreut  überhaupt  den 
(fi66  recitirt  haben  muss,  an  /  ihills  durchaus  unsymmetrisch 
Wie  denn,  wenn  diese  Epodos  von  den  noch  übrigen  3  Choreuton 
ifzehngltedrigeu  Chors  ges|»rochen  ward,  vom  Koryphaios  und 
ien  Parastaten  '/  Das  Vertheilen  der  Verae  8G6— 876  ist  dem- 
VUerdings  ein  Deweis  für  die  Annahme  des  Vortrags  durch 
on^Qten,  aber  keineswegs  einer  für  die  Zwölfzalil  derselben 
aser  Tragödie.  Verf.  sagt  ja  selbst  p.  76  mit  Bezug  auf 
len  Verse  879—890  vom  Korvphaios,  es  gehe  nicht  an, 
er  zuerst  als  solcher  spricht,  ihn  dann  wieder  ;i]s  einfachen 
»'  *  rf'uien  Im  Kommas  redend  auftreten  zu  lassen.  Des  Verf. 
:  ,ünd  dann  sollte  er  im  Folgenden  wieder  als  einzelner 
m  der  komv  '  '►  Wechselrede  auftreten?  Das  wäre  un- 
do«  wßrde üimus  durchbrechen*"  etc.  Ebenso  will 


624     Ch.  Muff,  Die  cboriBche  Technik  etc.,  ftng.  ▼.  JJL  S9adL 

Verf.  nach  Wolff  die  Zwöl&ahl  im  Kommos  891   sqq.  erkttiM&, 
nur  dass  er  im  Gegensatze  zu  Wolff  in  den  V.  891— 914  dii  6  Gho- 
reuten   des   ersten  Hemichorions ,   in    937 — 960  die   des  iweiten 
sprechen  lässt.  Aber  sofort  moss  n^tn  durch  die  so  gans  yerachiita- 
artige  Beschaffenheit  der  den  Einzelchoreuten  zugetheiUaa  Vene 
stutzig  werden.  Muff  sagt  selbst  mit  Becht,  dass  sich  die  erstmi  Kes- 
mata  des  Chors  von  den  drei  letzten  durch  ihre  Kürze  und  EinlMlh 
heit  auffallend  unterscheiden.  Wäre  es  wirklich  der  in  den  gzie- 
chischen  Dramen  überall  hervortretenden  Symmetrie   angeoMSMa, 
dass,  während  z.  B.  der  3.  Ghoreut  nichts  weiter  zu  sagen  hal,  als 
tl  0  iüTiv ;  der  4.  und  6.  Choreut  gleich  in  ein  fönnUcheB  Slige» 
lied  ausbrechen  ?  Und  wollte  man  dagegen  einwenden,  dass  inneriiilb 
der  einzelnen  ^vya  den  Choreuten  eine  gleichmässigere  Anxahl  ?oa 
Worten  zugewiesen  ist,  so  ist  auch  dies  nicht  der  Fall;  dennte 
2.    Choreut   hat    zwei    Trimeter   zu    sprechen,    der   erste   akn, 
der  dritte  aber  nur  zwei  Worte,  im  fyyov  §f  hat  der  4.  und  6.  Cho- 
reut je  doppelt  60  viel  vorzutragen  als  der  5.  Doch  sieht  man  aslkit 
hievon  ab,  so  ist  noch  ein  wichtigerer  Punct  zu  berftcksiditig«. 
Der  innere  Charakter  der  Elagepartien  V.  900  sq.  und  910  eq.  ud 
der  correspondirenden  Y.  946  sq.  und  954  sq.  weicht  wesentlieh  ven 
den  in  den  übrigen  Versen  enthaltenen  kurzen  Bemerkungen  ab  and 
schliesst  sich  in  dieser  Hinsicht  eng  an  die  grösseren  KlagtheJw 
des  Chores  V.  879  und  025  an.  Es  wird  sich  daher  empfehle!,  ]«iis 
Stücke  den  Hemichorien  zuzuweisen,  so  dass  V.  900  sq.  und  910 14. 
vom  ersten,  die  correspondirenden  Stücke  vom  zweiten  Halbchor  vor- 
getragen werden.    Mag  man  nun  die  übrigbleibenden  SinielTeno 
sonst  vertheilen,  wie  man  will,  jedenfalls  ist  auch  hier  der  stricte 
Beweis  für  die  Zwölfzahl  der  Cboreuten  nicht  erbi-acht;  es  liegt  eben 
nur  eine  subjective  Auffassung  zu  Grunde.   Wenn  endlich  der  Yerf. 
auch  die  Partiell85— 1222,  einStasimon,  auf  die  zwölf  Ghoreateo 
vertheilen  will,  so  war  es  ihm  wol  nicht  ganz  Ernst  damit.  Ob 
nämlich  seinen  Zweck  zu  erreichen,  ist  er  genöthigt,  das  genaflate 
Chorlied  so  zu  zerfasern ,  dass  er  selbst  seine  Bedenken  und  eu 
„Gefahl  der  Bangigkeit^  nicht  unterdrücken  kann  (p.  84  und  Kpte)< 
Dass  auch  ein  Stasimon  auf  die  Einzelchoreuten  jemals  veriiwilt 
worden  sei,  wird  dem  Verf.   Niemand  glauben,  noch  weniger  aber, 
dass  dies  mit  ein  Beweis  für  ihre  Zwölfzahl  in  unserem  Drama  wl» 
Gehen  wir  auf  die  oben  angedeutete  zweite  Behauptong  ^ 
Verf.  ein,  auch  der  Chor  im  Philoktetes  habe  aus  12  Personen  be- 
standen.  Von  vorne  herein  muss  es  gerechtes  Befremden  eiregei» 
dass  der  Dichter  in  einem  seiner  spätesten  Stücke  wieder  einmal  aaf 
die  längst  nicht  mehr  bestehende  Einrichtung  der  12  Choreateo  co* 
zückgegriffen  haben  sollte.    Dazu  hätten  ihn  nur  zwingende  Grün^* 
bewegen  können  und  sicherlich  hätte  das  ein  solches  Aufsehen  bar- 
vorgerufen,   dass  irgend  welche  Aufzeichnungen  darüber  geioacht 
worden  wären,  zumal  da  Sophokles'  Stück ,  wie  wir  aus  der  HyP^* 
thesis  erfahren,  den  Sieg  gewann.   Allein  solche  äussere  Be«<)f* 


Ch,  Mufff  Die  chori^he  Tdchüik  etc«,  an^.  v.  AI  Bsach.     6tS 


tu  jenor  Annahme  siod  nicht  vorhanden,  Verf.  hemerkt  seihst 
klnd  auf  p.  2:  ^vielleicht  brachten  es  die  Verhältnisse  der 
ie  eben  damals  Ol.  92,  «i  so  mit  sich**.  Sollten  die  drei 
ateu  mehr  wirklich  einen  so  ausserordentlichen  Aufwand  erfor- 
kaben?  Wie  sieht  es  mit  den  inneren  Gründen  ffir  die  Behanp- 
Vert  au8?  Er  stötit  seine  These  anf  die  dvoftotoüzQOifa 
-1217*  Diese  Verse  sollen  so  auf  die  12  Mann  vertheilt  ge- 
mein, dass  je  ein  Choreut  dem  Philoktetes  geantwortet  habe, 
chlich  ergeben  sich  nur  eilf  solcher  Gruppen  von  Rede  und 
de.  Damm  meint  Yerf,,  es  seien  im  V.  1178  —  1180,  «ibzwar 
Ius8erlicli  keine  zusammenhängende  Qvnppe  gehe,  doch  die 
hier  xnsammengestellten  Gedanken  zu  trennen.  Dabei  gehl 
|ich  die  Symmetrie  in  der  Anlage  dieser  Partie  verloren.  Die 
aten  Antworten  auf  Philoktetes  Worte  sind  vielmehr  dem  Kory- 
7,U7U weisen,  worauf  namentlich  die  an  den  ganzen  Chor  in  be- 
Jom  Tone  gerichtete  Aufforderung  11711  imu^v  atifiev  yttL 
Igst  Die  Stücke  1095—1101  nnd  1116—1121,  dann  1140  bia 
fnnd  1 163—1  IdO,  welche  nach  MafTauf  alle  Fälle  die  beiden 
Liorfuhnirsprecheni  können  ganz  wo!  von  diesen  recitirt  werden, 
sich,  wie  er  meint,  daraus  auch  noch  indirect  die  Zwölf- 
boreuten ergibt,  Verf,  begeht  hier  eine  petitio  prtHcipn: 
der  Ansicht,  es  sei  ein  Parastat  zogleich  Korjphaios,  weil, 
15  Personen  da  wären  and  jene  Stücke  den  Parastaten  zu- 
b,  der  Koryphaios  als  fAnfzehnter  Choreut  unbeschäftigt  bliebe, 
i  nlmnit  also  schon  als  erwiesen  an ,  dass  jene  obengenannten 
m  von  den  zw  Alf  Einzelchorenten  gesprochen  werden. 
■  Auch  noch  in  anderer  Hinsicht  wird  man  nicht  immer  mit  dem 
Kabereinstimmen  können,  um  gleich  beim  Philoktetes  zu  bleiben, 
■1  Verf.  die  hyporchematischen  Chorlieder  391  sqq.  oQiaii^ 
W^iHi  Va  und  die  Antistropho  507  sqq.  (htczuq'  ciyaB^  die  er 
b  Westphals  nicht  gerade  zutreffender  Bezeichnung  „epeisodische 
iMr~  nennt,  den  Uemichorien  zutheilen.  Dagegen  spricht  schon  der 
Baad,  dass  dieGegenstrophe  durch  ein  so  grosses  Stuck  des  Dialogs 
Mr  Strophe  getrennt  ist,  während  man  doch,  nachdem  ein  Halbchor 
pig«]i  und  getanzt  hat^  bald  auch  den  anderen  in  Action  sehen 
,  namentlich  aber  die  totale  Verschiedenheit  des  Inhalts  in  den 
len  Stocken,  ein  Moment,  da*?  der  Verf,  selbst  mit  Recht  bei  an- 
ir  Gelegenheit  für  den  Q^sammt^shor  geltend  macht  (p,  dS).  Die 
cke  wurden  daher  sicher  vom  ganzen  Chore  vorgetragen»  Ebenso 
iie  ich  nicht  das  Stasimon  076  st^q.  an  sich  gegenseitig  abwech- 
Hemichorien  vertheüeu. 

Nur  mit  gewicbtigen  Zweifeln  wird  Mancher  des  Verf.  An« 
Über  den  Kommos  824—870  in  der  Elektra  hinnehmen, 
[folgend,  will  er  hier  all«  fünfzehn  Chorenten  nach  einander 
I  lafisen.  Um  dies  möglich  zu  macheu»  mnss  der  einen  einzigen 
^ken  ftüsdrückendc  Satz  8iU»  Tuti  rtr  viro  yaloi;  —  :Tau\ltvx<Ki 
ffii.  der  von  dem  Seufzer  der  Elektra  itld  unterbrochen  wird» 


i  t  4.  6%Urt,  ajsiB,  tSTT.    fUL  u.  n.  tltft. 


40 


686     P.  Cauer,  Dolefitns  mBcriptionuTn  otc,  ang.  v.  AL  Rzack. 

zwei  verßchiedeuen  Choreuteu  zagewieä^n  vverden.    >f  1 

wa8  Verf.  selbst  von  einer  solchen  Zei  theilung  eines  s  i 

dankons  an  anderer  Stelle  sagt  p,  97.    Schwer  glaub  1 
dass,  nachdem  der  eine  CUoreut  V.  844  gesagt  hat  (fti    _  .^ 
yaQf  wozu  Elektra  die  Ergänzung  macht:  idafutj^  daan  ein  tsilinr 
es  sein  sollte,  der  das  pcu  bestätigend  hinzufügt,    Trotst  diodor  Ver- , 
theilung  aber  gelingt  es  Muff  nicht ,  die  Zahl  fiinftehn  ? oU  m  hd*| 
kommen ,  denn  der  KorypUaios  geht  jedoch  leer  aus ,  wa- 
nicht  sonderlich  berührt,    weil  jener  ^in  den  anderen  In. 
Stückes  genug  zu  sprechen  hat  und  daher  recht  wol  aus  dem  ^jnJeJ 
bleiben  kann"  (p,  138). 

Kann  man,   wie  wir  gesehen  haben,  den  firgebniäsen  diw«fj 
Schrift  nicht  in  allen  Puncten  beiptlichten ,  so  muss  man  andemit 
wieder  dem  Verf.  das  Zeugnis  ausstellen,  dass  er  in  ver^Üenstlid 
Weise  die  berührten  Fragen  ihrer  Lösung  näher  zu  bringen  si( 
mühte.    Manches  ist  sehr  geschmackvoll  durch geiiahrt,  dahin  j 
z.  B,  die  nach  einer  Idee  U.  Hermann's  getroffene  \  i?l 

lyrischen  Partie  801 — 882  in  der  Antigene,  Sehr  zu  : .  -  ^-^  isll 
wenn  Verf.  die  Meinung  Westphais  (Proleg,  zu  AeschyL  &7)»  dorl 
auch  bei  Sophokles  in  der  Parodos  des  Oid.  Tyr.  ptt  *'"^-ntuagJ 
der  terpandrischen  Nomosform  erblickt,  als  un gerecht  öd- 

weist.   Ref.  ist  überzeugt,  dass  Muff's  Buch  nmv  s^nf" 

hervorrufen  und  diesem  so  lange  unbeachteten  Pui  uni- 

niß  der  feinen  Symmetrie  in  den  griechischen  Dramen  die  ?crii«i>« 
Aufmerksamkeit  neuerdings  zuwenden  wird.  Wir  können  diÄ  AfW 
des  Verf*  den  Fachgenossen  warm  empfehlen ,  es  wird  sie  Mtioäiiii 
ohne  Nutzen  aus  der  Hand  legen. 


Delectus  inscriptionum  Graecamm  propter  dialectutu  memöis* 
bilium.    Composnit  Paulas  Caner,  Dr.  Lipsiae  ImpensU  SaloiittB»  \ 
Hirielii.  MDCCCLXXVn.  XXIV  und  176  &  ^^ 

Heutzutage  kann  Niemand,  der  griechische  Tejcte  «diftfcirfill 
oder  aber  sich  mit  dem  Studium  der  griechischen  Grammatik  itkbt  ] 
nur  oberflächlich  beschäftigt,  der  Kenntnis  der  uns  irriialt4?n<B  i^  , 
schriftlichen  Denkmäler  entbehren.  Sind  ja  diese  doch  g^genfj^^r^^ 
oft  so  schwankenden  üeberiieferung  der  Handschriftt^n  v 
ganz  untrügliches  Correctiv ;  griechische  Grammatik  volJt.i.    . 
man  ohne  sie  überhaupt  nicht  betreiben,  da  sie  einen  ungemein i^iclJ' 
tigen  Theil  des  Materials  repräsentieren.  Es  war  a«       '        ""' 
Philologen  nicht  so  leicht  sicli  die  Kenntnis  der  spr 
santen  Inschriften  zu  erwerben,  denn  das  seit  der  1^ 
Corpus  zugewachsene  Material  ist  (abgesehen  von  ih 
zwei  Bänden  ?(vr]iegenden  Corpus  inscriptionum  Atticarum)  i| 
verschiedensten   Publicatiouen  zerstreut,  so  dass  es  mitimt« 
nicht  geringe  Muhe  verursacht  dieser  oder  jener  Inschrift 
2U  werden.  Und  gerade  in  den  neu  ziigewacli-         ''     '      ' 
sich  so  Manches ,  das  für  Dialektologie  un^. 


P.  Cauer,  Dckcttis  iQscriptioQum  etc.,  mg.  r,  AL  Ssacfi,     087 

btigkeit  ist   Uoter  solclieü  Um&täüiku  mtisste  der  Mitn^ol  eines 

bucbes,  das  zum  Zwecke  der  EinfClhruug  iu  das  methodische 

d^r  griechische»  Mundarteu  eine  Auslese  der  dialektisch 

Urkuudeu  in  praktisch  geordneter  Uebersicht  eothalten 

Xe ,  reclU  empfißdlich  sein.  Es  musa  daher  das  voiliegende  Buch 

dia  Frucht  emer  gltlckljchen  Idee  bezeichnet  werden.    Der  Her- 

er,  uBterstützt  von  Gelehrten  wie  G.  Curtius  und  A.  Kirch- 

bolF,  bat  Oberall  mit  richtigem  Bücke  die  spi-achUcb  tütereBsantesteii 

febezeJdkDQIldfiten  ins^hriftlichen  Denkmäler  herangeiogeu  und  zu 
'  Sammlung  Tereinigt,  die  in  der  angegebenen  Hinsicht  einen 
'ehrlichen  Leitfaden  bildet.    Die  neuen  Funde  sowol  wie  erneute 
kjsguben  achon  früher  edierter  Inschriften  sind  durchgehenJs  sorg- 
Wrück^ichtigt ,  m  dass  da  und  dort  eiu  besserer  Text  vorliegt 
f  im  C.  J.  Gr. ,  so  z.  B.  in  den  teischeu  Decreten  der  kretischen 
p.  62— 7ß,  bei  deren  Herausgabe  Boeckh  ziemlich  ungenaue 
ten  vorlagen^  während  Cauer  sich  au  Le  Bas »  voyage  archeo- 
im  en  Gi-ece  ei  en  Asie  Miueure  III,  I  halten  konnte. 
Die  Herstellung  der  Sammlung  erforderte  nicht  geringe  Vorsicht, 
lits  durfte  der  Umfang  des  Buches  nicht  zn  gross  werden,  um 
Amehaffuug  für  weitere  Kreise  zu  ermöglichen ,  anderer- 
i  doch  wieder  keine  der  zahlreichen  griechischeu  Mundarten 
sein.  Des  Herausgebers  Absicht  konnte  es  daher  nicht 
ofscböpfende  Zusammenstellung  sämmtlicher  dialektische 
BnUiümlichkeiten  enthaltenden  Urkunden  zu  geben,  vielmehr  be^ 
m  es  selbst  in  der  Vorrede  p.  Vll,  dass  eingehendere  gramma- 
ki* dialektische  Untersuchungen   natürlich  nicht  sein  Handbuch 
zur  Baais  machen  dürfen.  Vorsorglich  musste  auf  das  Zeltalter 
Denkmäler  geachtet  werden ;  der  Herausgeber  war  bestrebt  wo 
lieh   die  ältesten  heranzuziehen,   mitunter  freilich,  wo  wir  ein 
besonders  hervorragondob  Denkmal  de^  betreffenden  Dialektes 
späterer  Zeit  besitzen,  musste  eine  Ausnahme  Yon  jenem 
Rtze  stattfinden.  Eine  detaillierte  Darstellung  anderer  Gesichts- 
,  die  da  und  dort  noch  zu  beachten  waren«  gibt  Cauer  in  der 
10  p,  VI— X,  auf  welche  wir  hier  verweisen  wollen. 
JKicht  so  einfach  wai*  die  Frage,  wie  die  Inschriften  selbst 
Bgeben  seien.  Cauer  entschied  sich,  da  der  Druck  in  Majus- 
beifolgeuder  Umschrift  in  Minuskeln  das  Buch  natürlicher 
¥tim  sehr  verthenert  hätte ,  durchgehends  für  die  Wiedergabe  in 
askel^hrift.    Damit  mnssten  sich  selbstverständlich  in  Bezug 
Lie  im  alten  Alphabet  geschriebenen  Denkmäler  gewisse  Schwie- 
ergeben«   Doch  suchte  der  Her  r  diesem  Umstände 

XU  begegnen^  indem  er  a  Texte  begleitenden 

lea  auf  die  in  der  Schrift  des  betiefieuden  DenkmaU  be- 
lEigeuthümlichkeiten  aufmerksam  macht.  Etwas  miss- 
' alier  bleibt  o«»  immerhin,  wenn  der  Aufdiuger  Schreibungen  wie 
101  oder  ißam  begegnet.  Uetier  die  BebandJnng  de^  Accentes 

40* 


828    P.  Cau€r,  Delectüt  inscripiioinim  etc.,  mg.  v.  AI  Hmtek 

auf  den  äolischeu  und  dorischen  Inschriften  spricht  sich  der  ^rans- 
geber  ausführlich  aus  p,  XII — XVL 

Jedem  Texte  geht  die  Angabe  der  Fundstätte  und  wo  mftglkh 
'  die  des  Ortes  der  gegenwärtigen  Aufbewahrung  voraus .  hister  te- 
eelben  vermerkt  der  Herausgeber  in  Anmerkungen  die  editio  pm*  | 
ceps,  den  Inhalt  der  Inschrift,  die  Zeit  der  Abfassung,  etwa  besonders  > 
merkwürdige  Formen  und  endlich  gibt  er,  wo  es  nothig  war,  NotinA 
über  den  Schriftcharakter. 

Was  die  Eintheilung  des  Stoffes  betrifft,  so  war  sich  der  Her- 
ausgeber wol  bewusst,  wie  misslich  es  sei,  die  verschiedenen  Mosd* 
arten  unter  die  hergebrachten  drei  HauptdiaJekte  einzureih»^»'    *iT^iii 
er  blieb  mit  Recht  au:?  praktischen  Gründen  dabei.    Darn 
er  im  ersten  Theile  die  inscriptiones  Doricae,  welche  zwei  Dnn 
ganzen  Sammlung  umfassen  (99  von  147  Inschr.),  Die  er8te< 
derselben  bilden  die  Inschriften  aus  dem  Peloponnes  fi» 
ausgegangenen  Colonien.  Für  die  8|>arlichen  Reste  lukoi. 
art  bieten  die  herakleischen  Tafeln,  die  Cauer  natilrlich  voiimh&lt 
Hch  aufnahm,  Ersatz,  da  Heraklea  von  dem  dorischen  Tarent 
gegründet  ward.  Ausser  diesen  nehmen  in  dieser  Gruppe  die  mMSe-  \ 
nische  Myaterieninschrift  von  Andania,  sowie  die  so  nierkwQ 
uralten  Grabschriften  des  Arniadas,  Menekrates  und  Xenva 
Korkyra  die  wichtigste  Stelle  ein.  Dann  folgen  die  Deni 
Kreta,  unter  denen  besonders  die  Bustrophedoninschrift  von  < 
m  nennen  ist.  Hier  sind  auch  die  aus  kretischen  Städten  stammtA^ 
Decrete,  die  auf  das  in  Teos  bestandene  Asyl  des  Bakchos  Btcof ' 
haben  und  dahin  gelangt  sind,  angereiht.  Die  dritte  Gruppe  bilden 
die  Urkunden  der  dorischen  Seestaaten  des  ägäischen  M-  iii  der 

asiatischen  Küste  nebst  Colonien,  dann  folgen  die  Ii  u  tc» 

den  dorischen  Städten  Grossgriechen lands  und  Siciliens,  endlich  aU 
Vertreter  der  sogenannten  nördlichen  Doris  Inschriften  aus  6m 
eigentlichen  Hellas  nördlich  vom  Isthmos,  unter  denen  natürlicb  d« 
bekannte  delphische  Aniphiktyonendecret  {C,  J.  1688)  aus  am  J* 
380  und  die  merkwürdige  lokrische  Inschrift  von  NaupakioSr  «^1 
die  von  Oiantheia  die  wichtigsten  sind»  Doch  vermochte  Ref.  aicbf* 
einzusehen,  warum  der  Herausgeber  diese  letztere  Urkunde  gewis«r* 
massen  als  Vertreterin  eines  eigenen  Dialektes  von  ti  ^  ^p. 

knemidiachen  und  opuntischen  Lokrer  schied  und  eir        _    i  Aft- 
iheilung  repräsentieren  Hess, 

Den  zweiten  Abschnitt  bilden  die  inscriptiones  Aeelicae  (J?^ , 
100 — 129),  zunächst  die  aus  Thessalien,  dann  die  der  verschi«d*i>«n  | 
böotischen  Städte,  an  welche  sich  die  die  Kenntnis  den  elei&chtisi  I^^^^ 
lektes  einzig  erschliessenden  Denkmäler  dieses  Landes,  di^äU.^r«Bketn 
nnd  das  zu  Olympia  jungst  gefundene  spr^^i  '  -" 

sante  Proxenicdecret  anschliessen.  Arkadien  rei  ' 

von  Tegea  und  da  der  arkadische  Dialekt  mit  dem  i(V|  m  <ii     ' 
wandtschaft  zeigt  (vgl.  Herod.  VII,  90),  so  Hess  der  Üt^iautgtltor  ^ 
Vertreterin  des  Letzteren  die  wichtigste  der  kyprischen  InsckriftBUi 


P*  Cauer,  Delectus  inscriptioimni  etc»  ang.  v.  AI  BtacL 

Prosxetafel  von  Idalion,  hier  folgen.  Es  ist  sehr  zn  bilUgeQ,  dass 
i  TOB  der  eigenth&mlichen  kyprischen  SiJbenschi-ift  ein  anscban- 
ßild  zu  geben  nach  dem  Vorgange  der  bisherigen  Editoren 
eine  SiJbeniimschrift  in  lateinischen  Buchstaben  beifügt  und  die 
ias  Verständnis  des  kyprigchen  Syllabars  unumgänglich  noth- 
Bemerkongen  hinzusetzt.  Unter  den  dann  folgenden  lesbi- 
ftnkmälern  ist  besoniiers  N.  121  (von  Nasos)  hervorzuheben, 
Uovon  Boeckh  inj  C,  J,  Gr,  2166  c  nur  einen  Theil  edieil  hat  (als 
Ben.   Inschn).   Vollständig  ward   diese  Urkunde  erst  in  einer 
irer  zugänglichen  Publication,  nämlich  im  Movatloy  xai  ßißXto- 
Hy  tf.g tii       '     ^;  oxolr.g ziiSmyiui^  1876 herausgegeben.  Durch 
'ihoffß  X-  -r^  konnte  Cauer  sie  seiner  Sammlung  einver- 

u^  80  dass  sie  nun  weiteren  Kreisen  zogünglich  ist.  Den  Schlnss 
oljschen  Denkmäler  bilde u  einige  Inschriften  von  Kyme  und  das 
lallen  lesbischen  Dialekt  affectierende  Epigramm  der  Julia  Bai- 
I  auf  Hadrian* 
Von  den  geritigeu  Kelten  ionischer  Inschriften^  die  bis  jetzt 
[Tageslicht  gekommen  sind^  hat  der  Herausgeber  die  wichtigsten 
iiert,  so  die  dirae  Teiorum,  die  interessante  Inschrift  von  Hali- 
die  bereits  den  vollständigen  Sieg  des  Jonismus  in  der 
Stadt  beweist  j  ganz  besonders  aber  ist  zu  nennen  die  für 
Tionischen  Dialekt  hochwichtige  von  Chios  aus   der  Mitte  des 
len  Jahrhunderts,  welche  erst  kürzlich  zum  ersten  Male  in  dem  er- 
nten MövGuov  ediert  worden  ist  und  in  Europa  in  Cauers  Samm- 
ig ituerst  erscheint.    Um  nur  eines  zu  erwähnen*  enthält  diese  In- 
ift  eine  Reihe  von  Genetiven  von  Cardinalzahlwörtern :  di^iov 
jwv  n^rttr/Mrnm'  frtvt^Koyiotp;  bisher  war  die  Flexion 
ti  _.        1 14  inschriftlicb  gar  nicht  belegt,  in  der  älteren  Literatur 
U^n»  Hesiod  E.  6^SQ  iQiijXoytijr  irnt^y  und  aus  zwei  nicht  gans 
örlieferten  Fragmeuten  des  Alkaios  fr.  *i3  und  85  B.^  (vgl 
2yOt  47  i'oTi  di  ihulv  Iki  Kokkmug  m  dia}^Y.ioi  xit- 
[  uK  riüQa  ^Axa/f/)  xiA,).  Von  deu  ionischen  Denkmälern 

verdient  Beachtung  der  zuerst  von  Eustratiades  in  der 

moiö)T/.i^  /(frjUQti;  1872  edierte  Vertrag  zwischen  den  Ere- 
,,QUd  UiAtiaiern  (N\  138);  es  finden  sich  darin  Sparen  des  Eho- 
||ll^«to  schon  von  den  Alten  als  den  Eretrieru  eigenthümlich 
aet  ward  (Plat.  Kratyl  p.  434  C). 

Den  Beschluss  des  Buches  machen  einige  attische  Denkmäler. 

naheliegenden  Orunden  beschränkte  sich  der  Herausgeber  hier 

die  Aufnahme    einer   einzigen  Prosainschrift,   das   altatii^rhe 

lertendecr^t  C.  J.  A,  1  *  daltir  aber  reihte  er  die  von   '  "^ 

lexmeis  V  48  sqq.  beliaudelten  acht  Epigramme  des  se<  li  i 

>n  Jahrhunderts  der  Sammlung  ein,  die  obwol  im  elegischen 

[lasse  abgefaüst  doch  das  attische  ä  (in  den  Fällen  das  sogen. 

um)  gegenüber  ionischem  ?/  iiufweisen  wie  vBa^r  0Qaa<' 


680     L.  SchwMi,  de  Maaaeo  Nonni  imitotore,  ang.  ▼.  A,  S^eMUr 

Indem  Referent  das  Such  aus  der  Hand  legt,  will  «r  avioqIk 
male  die  Thateache  iMtonen ,  dass  mit  demset^ea  «inem  wkkMkei 
Bedürfnisse  abgeholfen  ward  nnd  zwar  in  einer  dankwioweiqwi 
Weise.  Es  ist  dem  Bnche ,  dessen  äussere  Ausstattmf  neh  4le  tH- 
bew&hrte  Verlagsfinna  angelegen  sein  liess,  nnr  «im  reeht  weih 
Yerbreitong  tu  wOnschen. 

Berlin.  Alois  Rzacfa. 


Philologos  Germulae  Tubingae  congressos  omni  qua  par  «i 
observantia  salutat  philosophornm  ordo  Tubingmisiina 
Ineet  Lndoriei  Schwabii  de  Mosaeo  Nonni  imitatore  über.  TxMag^ 
L.  Fr.  Faesins  typis  descripeit  a.  MDCXX)LXXVI. 

In  der  kürzen ,  trefflichen  Einleitung  gibt  der  Verfasser  ta 
Zweck  seiner  Schrift  mit  folgenden  Worten  an  <p.  IV):  gnam  (9C 
comparationem  Musaei  et  Nonni)  cum  ego  susciperem,  de  arte  Kiuae 
metrica ,  de  vocabulorum  mensura ,  de  accentus  in  Tersibus  Angondu 
vi  (qua  de  re  A.  Ludwichius,  vir  de  his  poetis  optime  meritos,  n«fei 
disputaTit)  et  de  eis,  quae  his  sunt  conexa,  praeter  singula  qnaedm 
quae  occasiotte  oblata  adnotavi,  disserere  nolui , '^^  meum  fait  Kum 
genus  dicendi  cum  Nonniano  comparare.^  Hierauf  charakterisiert  er  in 
Allgemeinen  Musaios*  Veiiiältnis  zu  Nonnos.  Ganze  Verse  liabe  ei 
von  jenem  entlehnt,  zahlreiche  Halbverse,  Redensarten,  VersscUftsse 
Was  den  Wortschatz  betreffe,  so  sei  er  mit  wenigen  Ausnahmen  noD' 
nisch;  diejenigen  Worte,  die  sich  bei  Nonnos  nicht  fänden,  sei« 
grösstentfaeils  nach  nonnischem  Exempel  gebildet.  Musaios  habe  aogu 
meist  die  Worte  an  derselben  Versstelle  vei-wendet ,  wo  er  sie  1w 
Nonnus  gefunden.  Doch  kdnne  man  nicht  leugnen,  dass  er  manehei 
dem  Homer  und  den  Alexandrinern  entlehnt  habe;  aber  die  Zahl 
der  Beispiele  hiefOr  sei  nui*  eine  kleine,  und  gerade  hierin  beweiM 
sich  Musaios  als  Nachahmer  des  Nonnos,  der  ja  auch  viel  an 
älteren  Gedichten  entlehnt  habe.  Hierauf  bespricht  der  VerfasM 
die  yerschiedenen  Grade  der  Nachahmung,  die  bald  ganz  wOrflid 
bald  weniger  offenliegend  sei,  und  kommt  zu  dem  Schlüsse:  fttoff» 
illud  de  Hero  et  Leandro  Carmen  omnium  tempomm  laudibns  sanunn 
omatum  paene  pro  centone  habendum  est  Nonniano,  sed  quem  doctm 
et  intellegens  grammaticus  composuerit  (p.  V). 

Der  Verfasser  gibt  nun  einen  voUs^ndigen  Text  des  (xedichtee, 
unter  demselben  stehen  zu  jedem  Verse  die  Stellen  von  Nonnos«  dh 
eine  grössere  oder  geringere  Nachahmung  des  Musaios  zeigen  sollen 
Der  Vei*fasser  sagt  Einl.  p.  VI,  dass  er  nur  selten  alle  Stellen,  die 
sich  hätten  beibringen  lassen,  angeführt  habe:  modo  largns,  modo 
parcus  fui,  ut  rei  natura  postulare  videbatur. 


*)  Daher  ist  es  verzeihlich,  wenn  Schwabe  z.  B.  p.  7  ad  y.  8S  die 
nnrichtige  Bemerkung  von  Lehrs  quaest.  ep.  p.  302  „nusquam  JMoc 
dixit  Nonnus,  semper  itxdog'^  aufnimmt;  Nenn.  Dion.  31,  101  ^Itaml 
ifvriv  ixiXri  ...  zeigt,  dass  Nenn.  itxiXog,  wenn  die  erste  Silbe  m  der 
AxBis  steht,  fxfAog,  wenn  sie  in  der  Thesis  steht,  anwendet. 


L,  Mllpa^u^  de  tfqRieo  Nonni  imitatore,  «ng.  ?.  A,  Schemdltr,    881 

Was  nan  zunäichst  den  Text  de«  Oedichtes  betrifft,  so  ist  wal 

iin  Cin/fln  uud  Grossen  der  von  C.  Dilthey  (Bonn  1Ö74)  hergestellte 

i'O.  An  folf enden  Stellen  aber  wich  der  Verfasser  von  dem- 

V,  31  Mtflffc  der  Y^rfasser  +  "^^^  ^^th  nqayoviav,  das  bei 

Ittliie^  steht»  nnd  bemerkt,  es  sei  unsiclier,  ob  Musaios  mto  ittohog 
<3i9t  nnon^*  dofttttp  geschrieben  hab«.  A.  Lad  wich  hat  sich  N«ue 
^äbri»,  187$,  p.  751  ^efen  beide  Lesearten  ansgesproehen  und 
«drligt  y<^T  arro  tgtodioy  tu  nchreibeiu  was  allerdings  sowol  der  Zh- 
«Wiinenhang  (namentlich  v,  34)  als  auch  V.  184  nnd  die  von  A,  Lnd- 
wieh  a,  a.  CL  citierten  Stellen  aas  Nunnos,  35,  231  und  265  selir 
»I  empfehlen  scheinen»  v.  33  hat  der  Verfasser  die  Schreibweise  der 

iMM    .    .    während  Dilthey    die  üeberlieferüng    i  i:    nXXri 

Irn^iQ  crraaca  oafHf^tivvr^  rt  xcri  aldol.  A,  Ludwich  hat  auch 
iber  sich  a,  a.  0.  ausgesprochen  und  das  AnstOssige  beider  L«8e- 
Hufs  klarste  erwiesen.    Er  statuiert  den  Ans  fall  eines  Verses 
▼,  33.  Et>enderselbe  hat  anch  v.  38  überzeugend  gebessert  und 
auf  Schwabes  Einwendung  gegen  seine  bereite  frfiher  gemachte 
lur  geantwortet*   v.  47   hat  Dilthey  nach  50  gestellt,  wie 
in    der   Begrfissungsschrift    der   Heidelberger   Philologen- 
alnng  1865  p.  18  vorgeschlagen  hat.    Schwabe  behält  die 
lieferte  Keihenfolge  der  Verse  bei  und  bemerkt  zu  v,  46  »»locus 
carroptus,  Köchüi  transpositione  non  sanatus  —  Haemoniae 
hoc  yerau  verum  esse  nequit,  insulae  nomen  desideratur.  A. 
Liuhncb  a.  a,  0*  p.  753  nimmt  hinter  v.  45  eine  Lücke  an.  v.  54 
ehwabf  mit  Recht  die  Oeberlieferung  beibehalten.  Mit  Dilthey 
tlcice  anzunehmen  ist  unn^thig;  nicht  einmal  Schwabes  Vor* 
dyiiQ^tiivot  dyitQoyim  3?n   schreiben,  ist  nC^thig.  v*  66 
^liwabe  mit  dvrn  bestim  Handschriften  ti^ati).    I>ie  Form 
iatteserdem  nonnisch,  daher  beizubehalten,  v.  Hl  schreibt  Sehwabe 
^Ujov,  gestützt  auf  ÄpolL  Rhod.  2,  437  (wo  ftbrigens  auch 
'  iM>d.  Goelph.  freilich  nur  nach  Hdrstels  ungenauer  OoUation  rti^i 
bieten  soiL)    Bei  Nounos  suchen  wir  iwar  vergebens  nach 
^     oJlilor,  doch  finden  sich  eine  grosse  Zahl  von  Composita  mit 
r^f  X.  B.    nc^tmotov^   ne^fuj^^tov  etc*  (vgl,  A,  Ludwich  Bei- 
ge j>,  lOl),  die  Schwabes  Schreibung  empfehlen.    Bei  Musaios 
iumkUiQ  Y,  22  —  iog  v.  89  —  y.  77  r^  taxct  mit  B. ;  die  übrigen 
l,  haben  xat  taxct  nnd  st>  hat  auch  Dilthey  in  seinem  Texte. 
►  61  schreibt  Schwabe  mit  den  Handschriften    rJ;*CTf^r;r.    Dilthey 
Derfill  fMetiQotg*  Referent  m<^chte  Dorviirs  Schreibuog  vor- 
en.    h   rttfjn^üott:  —  in  duftaaiv  den  Gegensatz  bildet  in 
'    ^  1  und  da  sonst  ivt  dtüuamv  ?,u  matt  wäre.  — 

die  Ueberliefemng  uvi^j-ioi  f^^^n  Dilthey ''& 
'/<rror,  ebenso  bat  Schwabe  v.  »4  die  üeberlieferung 
wAfir/io  ßöhamv  lieibehalten  und  die  Stelle  richtig  erkl^* 
rn  alle  codd.  n^lir^i^  daraus  hat  PatÄig  iftahacov  her- 


082    L.  SchwabU,  de  Mosae»  Nonni  imitatore,  ang.  y.  JL  Sdiemdkr 

gestellt  (de  Mus.  gramm.  emend.  Lipsiae  1870,  p.  53).  Wasft.  a.  0 
Patzig  gegen  ECchly's  Coniectur  xikevaoVf  die  Dilthey  in  den  Taxi 
genommen  hat,  einwendet,  ist  wol  berechtigt.  Aosschlaggebeod  isi 
Nonn.  Dlon.  46,  230  Uev&ia  devQO  Tuxleaaov  . . .  v.  129  beUlt 
Schwabe  mit  den  Handschriften  &Tjl6itjg  and  rechtfertigt  es  gegei 
Dilthey *s  &rjXvTiQi]g  und  A.  Ludwichs  (wiss.  Monatsbl.  1874,  p.  148 
^rffaXirjg.  —  v.  134  schreibt  Schwabe  tvo&ov  deöovrjfiipog  oiatf^ 
wie  der  Halbvers  stets  bei  Nonnos  lautet;  überliefert  ist  ßeSoXfjfiiwoQ 
?.  144,  180  u.  214  schreibt  Schwabe  richtig  Vjv  ä*  id^eXriOfjg  und  < 
heov  ö'  i&eXeig  (?gl.  des  Bef.  metr.  Unters,  zu  Mus.  Zeitschr.  t  d 
österr.  Gymn.  1877,  p.  172).  v.  146  hat  Schwabe  A.  Ludwichß  Oorrec 
tor  ^Aq^oadiTTiv  statt  des  überlieferten  Kv&ioeiav  aufgenommeo 
y.  148  schützt  Schwabe  lyUrrjv  gegen  Hauptes  enhi^  bei  Dilthqr 
y.  162  k%Böev  mit  Y  und  Nonnus.  y.  193  ^v£fi6q)oiTog  statt  des  übtr* 
lieferten  i^ve/Lioevrog  (B)  und  YivefÄOffxavog,  das  Dilthey  in  den  Tu 
nahm.  Doch  sind  Schwabes  Gründe  nicht  ganz  stichhältig,  y.  191 
schreibt  Schwabe  mit  B.  da^aüi.  Referent  würde  Dilthey^s  do^aad» 
yorziehen,  da  dann  dxelerai  mehr  hervortritt,  worauf  es  doch  ao  da 
Stelle  hauptsächlich  ankommt,  v.  218  stellt  Schwabe  hinter  21S 
Da  durch  diese  Umstellung  einerseits  Xvxvov  seine  gute  Beiiehiini 
erhält,  während  es  nach  217  sich  entschieden  schlecht  anschliasst 
wo  es  nur  zu  aTtoaßicawac  gehören  könnte,  da  ferner  dadurch  ein« 
charakteristische  Eigenthümlichkeit  des  Nonnos,  die  auch  sonst Ma 
saios  gerne  nachgeahmt  hat,  nämlich  den -folgenden  Vers  mit  ddn 
Schlussworte  des  vorausgehenden  zu  beginnen,  gewonnen  wird,  s* 
möchte  Beferent  dieselbe  dem  Voi-schlage  A.  Ludwichs  a.  a.  0.  p.  752 
vorziehen,  dvinov  in  /lovvov  zu  ändern,  v.  224 — 229.  Der  Omnd 
die  Verse  könnten  nicht  von  einem  Interpolator  herrühren,  weilii 
ihnen  Spuren  nonnischer  Nachahmung  nachzuweisen  seien ,  ist  wo 
schwach  (vgl.  über  diese  Verse  A.  Ludwich  a.  a.  0.  p.  755).  v.  24< 
bat  Schwabe  A.  Ludwichs  Vorschlag  CTEivov  vöioq  (wiss.  MonaisU 
1874  p.  147)  zurückgewiesen  und  den  Sinn  der  Stelle  klar  gelegt 
Für  die  Erkläining  Schwabens  möchte  Referent  Nonn.  Dion.  21,  222 
p.  314  Köchly  xal  nvQog  ioTiv  vÖ(oq  tioIv  q>eQT€Qov  . .  .  und  42 
433  £f.  noch  anführen,  v.  267  behält  Schwabe  q)ilrivoQag.  vgl.  hier 
über  A.  Ludwich  a.  a.  0.  p.  755.  v.  272.  Dass  weder  rcrr**  nod 
ta^  richtig  ist,  ist  allgemein  anerkannt.  Ueberzeugend  hat  die  Stell« 
A.  Ludwich  gebessert,  oig  t)  fiiv  Ttagineiaev,  v.  273  hat  Schwabs 
statt  des  überlieferten  agtOTOvooi,  wofür  Dilthey  ageaaipooi 
schreibt,  oKeaaiTtovov.  v.  281  hat  auch  schon  Köchly  vor  27^ 
gesetzt,  (a.  a.  0.  p.  XIX).  v.  283  Schwabens  a&r^rjTwy  im  lixwQim 
ist  nicht  überzeugend,  aber  ebensowenig  A.  Ludwich's  Conieetiu 
ovrprvaTOig  in  Xix,TQOig  ( —  iazcov  ini  lexTQwy),  v.  293  hai 
Schwabe  durch  xai  t6t€  den  Zusammenhang  gut  hergestellt.  Hiefii 
kommen  noch  folgende  Abweichungen  v.  296  x^^f^^Q^^  ^^^  ^ 
überlieferten  — oc.  v.  297  TVTtroinevtjv  öi  (Dilthey  —  j^  de),  v.298 
äitpadi  (Dilthey  öix^ddi).  v.  310  x^i/ue^/a/^  nvoifaiv  —  o^of 


£.  Schwabüf  de  Musaco  Nonni  inutatore,  mg,  ?.  A*  Stkeindler.     OSB 

(Diitbej  x^t^tifung^  ^o&iöiatv  —  diXkag)  hierüber  vgl.  A.  Ludwich 
I, «.  0.  p.  7S7.  Nach  v.  321  nimmt  Schwabe  eine  Lücke  an.  v.  326 
(mxi]tii}v  (Dilthey  axii^)ra>»'),  v,  334  iioXvnlavrotg  (Dilthey  irolt- 
idiataiCi)* 

Was  nun  die  unter  dem  Texte  stehenden  Anmerkungen  be- 
irillV  so  bat  der  Verfasser  mit  grossem  Fleisse  und  rühmen&werther 
Umsicht  eine  gewaltige  Menge  von  Stellen  gesammelt,  welche  Musaios 
als  Kach^ahmer  des  Konnos  charakterisieren.  Es  gewährt  ein 
«igontbümliches  Interesse,  ganze  Verse  und  Phrasen  in  fast  gleicher 
wier  wenigstens  fthulicher  Umgebung  bei  Nonnos  zu  lesen.  Schilde- 
rungen wie  die  der  Hero,  des  Sturmes  etc.  finden  wir  fast  würtlich 
nicht  ein-  sondem  einigemale  bei  Nonnos ^  fast  immer  mit  glei* 
rl^  "U.  In  dieser  Kichtung  ist  dem  Verfasser  nicht  leicht  eine 

Uli':  Stelle  bei  Konnos  entgangen.    Der  Verf.  hätte  vielleicht 

noch  zu  V.  76  die  Stelle  Nonn,  Dion.  30,  24  ovnote  toIov  ornü/ia^ 
in  T.  HO  Nonn.  Dien.  •  25.  568,  zu  162  ♦  3,  428  erwähnen  können; 
m  233  statt  der  Stelle  aus  Quint.  Sm^Tn.  die  ganz  ähnliche  aus 
üoiifi.  Bion,  Ö,  280»  die  öfter  wiederkehrt.  Zu  245  die  bereits  oben 
ajifraflthrt^n  Stellen  aus  Nunnos»  die  denselben  Gedanken  enthalten; 
V'  mu  doch  einzelne  Stellen  anzuführen  gewesen,  so  •2,  272; 

•  i  M3,  151  etc.    Mit  26*<  wäre  nicht  unpassend  2,  136  zu 

?«rgletchen;  lu  279  Nonn.  Dion.  *2»  326  ät^ivia  fiot  avoqiauB ; 

SD  313  ist  Schwabe  Nonn.  Dion*  34,  341  xai  tmt;  dioyct^kaöoio 

. . ,  entgangen ;  bei  335  hätte  auf  Nonn.  Diou.  *5,  391, 397,  400  etc, 

Tenriasen  werden  können.    Doch  Eeferent  weiss,  wie  schwer  es  ist, 

ifff  iUl€(  und  jede  Kleinigkeit  zu  achten,  und  er  rauchte  durrbitUÄ  den 

F  sseis  nicht  schmälern,  der  es  ja  selbst  au-  mou 

l,  ;       ij,  dass  in  der  Kichtung  eine  absolute  Vi) j^  -fit 

okbt  m  erreichen  ist.    Die  Citate  sind  durchaus  verlässlich  und  nur 

ii«^ri..'^9  ist  zu  corrigieren;  so  p.  24  ad  v.  100  soll  es  48,  113  statt 

^iaaen;  p.  25  ad  v,  103  statt  48,  268  ist  48,  664  zu  achreiben. 

V.  *^  gehört  zu  fi^iiyja&&y  Z,  5  v.  o.  ein  Sternlein ,  ebenso  p.  23 

ad  Y.35  bei  oXiadijoavieg  zu  1,  807,  feiner  p.  39  Z.  1  v,  u.  zu  16, 

S8;  p,  40  Z.  6  v.  o.  zu  39,  201 ;  p.  51  ad  v.  200  fehlt  bei  33,  120 

voi  182  daa  Sternlein;  ebenso  p.  70  ad  ?.  281  unter  v^uvaiiüv  zu 

«,383;  p.  71  Z.  8  V.  0.  zu  42,  512;  p,  71  ad  v.  275  zu  47,  416; 

^%  gehören  die  Stellen  unter  i>  d*  i9'  zu  v.  144*);  p.  41  ad 

v>  160  unter  aq>doyy()g  ist  zu  lesen  ad  v.  102  (p.  42  ad  166  ilu- 

*ä^wV)  P*  ß7  ad  265  odfitjv  muss  es  statt  1,  36  heissen  *  1,  38. 

Schwabe  hat  als(»  wo)  seinen  Zw»ck,  Musaio«  als  Nachahmer  de» 

Nwiiug  zu  charakterisieren  erreicht.  Das  eine  muss  Referent  dabei 

tarorheben,  dass  er  sich  nicht  einen  weitem  Gesicht^punct  gewählt 

H  Q&mUch  den,  folgende  Fragen  genau  zu  beantworten:  Wie  stellt 

^  dor  Wortschatz  des  Musaios  zu  dem  des  Nonnos?  Woa  ist  non- 

^^j  was  nicht?  Was  hat  Mustios«  dassonstnurbeiNon- 

*i  Ebmao  g^hOrcn  die  Stellen  unter  x^Q^^  j^nQftrftt  lü  Ver»  85* 


684       Fr,  Sk^Uer,  Cicero*8  Bede  etc.,  ang.  v.  Ig.  Frommer. 

no6  sich  findet?  An  welcher  Stelle  des  Terses  hat  NomioB  ge- 
wohnlich  das  betreffende  Wort,  wenn  es  sich  Öfter  findet? f 
damit  die  Stellung  bei  Musaios?  und  dgl.  Der  Verbsser  hat 
auch  in  dieser  Bichtung  viel  schätzenswerthes  Material  in 
Buche  aufgehäuft  —  und  das  zeigt,  dass  er  selbst  diese  Fragen  nidit 
fflr  unwürdig  und  unwichtig  gehatten  hat  —  aUein  von  einer  ^- 
st&ndigen  Sammlung,  die  in  der  Biditung  allein  von  WerthiVt, 
ist  nicht  die  Bede.  Ja  es  w&i^e  ein  'grosser  Irtthum  zu  e^a;a1wo»  ditt, 
wenn  Schwabe  fftr  ein  Wort  des  Husaios  keine  Stellen  aus  KomM 
gibt,  oder  keine  mit  einem  Stemlein ,  dasselbe  sich  hei  Nonnos  gir 
nicht  oder  nicht  an  derselben  Versstelle  Ünde.  Befbrent  hat  nadi  te 
Bichtung  das  Material  vollständig  gesammelt  und  wird  bei  X3elflgai* 
heit  wenigstens  die  Besnltate  der  Untersuchung  veröffentlichen,  lie 
nicht  mrwichtig  zu  sein  scheinen  zur  Lösung  der  Frage  nach  im 
Veihältnisse  Musaios'  zu  Konnos. 

Brunn.  August  Scheindler. 


Cicero*s  Bede  über  das  Imperium  des  Cn.  Pompeius.  Fir  den 
Schul-  und  Privatgebranch  herausgegeben  von  Fr.  Bichtei.  ZmSU 
umgearbeitete  Avmage  von  Alfred  Eberhard.  Leiprig,  Drack  ud 
Vedag  von  B.  6.  Teubner,  1876.  66  Seiten;  60  Pfennige. 

Der  ersten  Auflage  dieses  Werkchens,  weldie  von  uns  in  diSMr 
Zeitschrift  1872,  S.  286—290  angezeigt  wurde,  ist  nach  fttirf  Jahm 
die  zweite  von  Alfred  Eberhard  xmigearbeitete  Auflage  gefolgt.  Du 
Vorwort  der  ersten  Auflage  ist  weggelassen,  und  um  Bamoi  zu  er- 
sparen, auch  für  die  zweite  Auflage  keines  hinzugefügt.  IhgegHB 
haben  Einleitung  und  Gommentar  durch  mehrfache  Zueätie  ftnf 
Seiten  gewonnen.  Im  Folgenden  beschränken  wir  uns  darauf^  aar 
die  wichtigeren  Aenderungen  anzuffihren,  um  unsere  Becräste 
nicht  über  Gebühr  auszudehnen.  Dabei  sehen  wir  ans  flreiüch  aaek 
genöthigt,  einzelne  Verstösse,  die  aus  der  ersten  Auflage  stehen  ge- 
blieben sind ,  abermals  zu  erwähnen ,  um  deren  Beseitigong  fAr  dii 
dritte  Auflage  zu  erwirken  *). 

Was  zunächst  die  Einleitung  anbelangt,  so  hat  S.  4  Z.  2  der 
Volkstribun  Sulpicius  Bufiis  noch  immer  das  Pränomen  Caius  statt 
Publins,  und  Z.  16  der  Legat  C.  Fimbria  das  nomen  gentüe  Valerntf 
statt  Flavius.  Das  letztere  Versehen  ist  vielleicht  i^eranlasst  AtaA 
den  vorausgehenden  Namen  des  Oberfeldherm  L.  Valerns  FIiccQ. 
Nicht  minder  regiert  S.  9  Anm.  42  der  König  Tigranes  noch  immer 
seit  c.  95 —  statt  seit  dem  Jahre  95.  S.  10  Z.  13  ist  von  LucdlosiD 
einem  Zusätze  gesagt,  dass  er  von  Natur  human  war.  Dem  vider- 
spricht  aber  das  im  unmittelbar  Folgenden  von  der  Behandlungr  dar 
Soldaten  Gesagte  in  flagranter  Weise.  S.  13  Z.  1  wäre  eine  sWi^^ 


')  Dem  neuen  Herausgeber  scheint  unsere  Recension  der  ersten 
Auflage  unbekannt  geblieben  zu  sein. 


Fr,  Ekhter,  Cicero's  R«de  etc.,  ang.  v.  fy  Pranmer*       IIS5 

iruxig  wflnsch«ü&werth*    DuseYbst  steht   namlicb:  die  dortbin 
Ufberreste.  Dasselbe  gilt  8.  15  Z.  10  von  den  Worten:  von 
stenden  Gesetzen  durcb  Senats beöchluss  entbunden.   S.  18 
[dtr  Anm.  80  und  nm  Schlosse  von  %.  23  wie  im  Anfange  ron 
f4aB  Wichtifgto  von  dem  angeführt,  was  in  detu  weggelassenen 
der  ersten  Auflage  enthalten  war.    Der  ei'ste  Abschnitt  von 
(früher  §.  25)  ist  Überhaupt  durch  Weglasi^ungen  und  Zusätze 
lieh  geändertt  theil weise  auch  der  zweite  Abschnitt.    Nea  hin* 
amw  ist  8.  21  um!  22  die  Dieposition  der  Rede.    Damit  hat 
LJtoniaagieber  jedenfalls  einen  Wunsch  der  Lehrer  und  Schüler 

Ä^Wir  g^ehen  büb  zur  Besprechung  des  Coramentars  ober.  Der- 
BisC  dnrdi  Zusätte  zu  den  froheren  Noten  und  dmch  neue  An- 
Hangen  nicht  imbedentend  vermehrt  worden.  Der  Haum  dazu 
rde  ausser  der  Vennehniiig  dur  Seitenzahl  auch  dadurch  gewonnen, 
■  nicht,  wie  in  der  ersten  Aufiage,  mit  jeder  Note  eine  neue  Zeile 
en  li^ird.  Die  einzelnen  Paragraphen  werden  nnr  am  Hände, 
l  gar  nicht  bezeichnet»  so  dass  im  wahren  Sinne  dos  Wortes 
intarius  perpetuus  zu  Stande  kommt.  Durch  diese  Art, 
L  tu  ersparen ,  leidet  jedoch  entschieden  die  üebersichtlicbkeft, 
brer  und  Schaler  sind  genothigt,  sich  in  ein  wahres  Labyrinth 
Jofi^n  und  Sätzen  zu  vertiefen ,  ohne  dass  ihrem  müden  Auge 
Im»  ein  Absatz  als  Rubepunct  gegönnt  wäre.  Von  Einzelheiten 
wir  folgende:  g.  7  med.  ist  significatione  innumerabiles 
aos  geschriebeu,  wo  Richter  statt  innumerabiles  die  ge- 
Losart  literarum  hatte.  Der  neue  Herausgeber  vermisst 
«ine  wenigstens  allgemeine  Zahlangabe  zu  cives.  Die  Textes- 
ist natürlich  problematisch.  —  §.  8  trinmphaTtt  L.  SuQa, 
liaTit  L,  Murena  de  Mithridate.  Sulla  leistete  ohne  Zweifel  im 
dn  Mithndatee  weitaus  mehr  als  sein  Legat  Murena^ 
ch  trhnnphierten  beide.  Eberhard  sagt  in  der  Note:  „Die 
B«i8tellunp  na  und  SoUa  grenzt  an  a  ünTerschämte.'* 

iirtiger  An  ^llte  in  einer  Schulausgabe  am  wenipten 

DDen.    Ka  genOgte ,  iu  Betreff  des  Sachverhaltes  anf  §.  6  der 
M»g  zu  verweisen*  —  Dagegen  ist  es  nur  zu  billigen,  dass  im 
Blbar  Folgenden  zu  quod  egerunt  und  quod  reliquerunt  jetzt 
tili0KliRimte.Object  aüquid  ergänzt ,  somit  quod  als  Coujunction 
{inen  wird,  wie  bei  Halm.  —  §.12  init.  ist  poriculnm  ac  discri- 
Bit  einander  verbunden.  Eben  so  de  officiJs  T,  §.  154  periculum 
lenque  patriae.  Vgl.  auch  Tac.  Hist,  H,  77  discrimen  ac  peri- 
I—  PoiWiend  ist  die  neue  Note  zu  §.  13  med.  mittimus.  —  Da» 
sehen  wir  §.  16  fhi.  nicht  ein,  warum  daselbst  putatisne^  wie 
'  neuen  Note  behauptet  wird,  nachdrUcklicher  sein  soll  als  num 
i  erwartet.  —  g.  18  med,  ist  das  nach  magnum 
rto  e*inim  f^iinreklammert»  weil  es  vorcivium  Ober* 
ii  lazu  ist  i  r:tg  S,  S6  ge- 

äsende  W:  ug  aus  Z.  10 


686       Fr.  BidUer,  Cicero's  Rede  etc.,  ang.  v.  lg.  IVammer. 

partim  eorum  zu  sein.  —  Im  Folgenden  ist  überliefert:  nos  pabli- 
canis  amissis  vectigalia  postea  victoria  recuperare,  welche  Stelle 
Siebter  and  Halm  mit  dem  Interpi^tationskreuz  nach  hob  ver- 
sehen haben.  Eberhard  schrabt  in  der  neuen  Auflage  statt  der  sinn- 
losen Ueberlieferung  nos  publicanis  amissis  mit  kühner  Aendemng: 
rem  pnblicam  ipsam  illa.  Allein  abgesehen  von  der  diplomaUschen 
Unwahrscheinüchkeit  der  Annahme ,  dass  das  als  ni'sprünglich  ge» 
dachte  rem  in  nos  und  ipsam  illa  in  amissis  verderbt  worden  sei, 
bleibt  die  anstössige  Verbindung  von  postea  mit  dem  Infinitiv  des 
Präsens  durch  die  weitgreifende  Aenderung  unangetastet.  —  §.  91 
init.  ist  jetzt  wie  bei  Halm  blos  studio  inflammata  geschrieben.  Btchter 
hatte  nach  einer  Handschrift  studio  atque  odio  inflammata  aatgenom- 
men,  wo  der  Zusatz  eine  offenbare  Beminiscenz  an  eine  von  Cicero 
anderwärts  angeführte  Stelle  des  Lucilius  ist.  —  ibid.  fin.  ist  über- 
liefert satis  opinor  haec  esse  laudis ,  atque  ita  . . .  Der  Ansdrod 
erscheint  hart,  da  man  zu  ita  ein  Particip  oder  ein  Verbnm  flnituM 
schwer  vermisst.  Darum  wünscht  Halm  dazu  ein  dicta  oder  tribnti. 
Eberhard  schreibt  in  der  neuen  Auflage  mit  kühner  Hand  satis  opinor 
concessi  laudis ,  wo  sich  concessi  zu  dem  folgenden  ita  leicht  ver- 
steht. Damit  ist  die  Härte  des  Ausdruckes  glücklich  entfernt,  nnd 
zugleich  passend  opinor,  wie  häufig  credo,  in  Parenthese  gesellt  Es 
bleibt  nur  die  Frage  übrig:  wie  entstand  die  Cormptel?  ^  f.  S4 
med.  sind  jetzt  die  Worte  et  eorum  qui  so  ex  ipsins  regno  collegerant» 
vor  denen  Richter  ein  Interpretationskreuz  gesetzt  hatte ,  mit  Beeht 
als  erläuternde  Olosse  zu  suam  manum  eingeklammert.  An  der 
Spitze  des  folgenden  Satzes  ist  statt  der  Lesart  iam,  die  Richter  vor^ 
gezogen  hatte,  nunmehr  mit  Halm  die  andere  Lesart  nam  an^ 
nommen ,  und  diese  Abweichung  von  der  ersten  Auflage  in  der  Kote 
eben  so  kurz  als  treffend  begründet.  —  §.  28  med.  qnod  deniqne 
genus  esse  belli  potest,  in  quo  illum  non  exercuerit  fortuna  reipabii- 
cae?  Vgl.  zum  Ausdrucke  Tuscul.  V,  §.  3  eos  casus,  in  quibos  me 
fortuna  vehementer  exercuit.  —  §.  32  med.  ist  propugnacnlis  imperü 
wie  in  der  frühereu  Auflage  in  der  Note  als  Dativ  übei-setzt:  den 
Heeren  und  Flotten.  Es  ist  aber  offenbar  Ablativ:  durch  seine  Heere 
und  Flotten.  —  §.  33  init.  hat  Eberhard  mit  Becht  in  praedoniai 
fuisse  potestate  geschrieben  wie  Halm,  und  die  Note  Bichter's,  der 
potestatem  aufgenommen  hatte,  weggelassen.  —  Eben  so  richtig  ist 
die  neue  Note  §.  33  flu.  zu  nnius  hominis,  deren  Spitze  gegen  Halm's 
Anmerkung  zu  der  Stelle  gerichtet  ist.  —  Bemerkenswerth  ist  ngleich 
in  diesem  Paragraph  das  sechsmalige  Vorkommen  des  Substantivs 
praedo,  das  jedenfalls  absichtlich  ist,  und  die  fortwährende  und 
allseitige  Belästigung  durch  die  Seeräuber  auch  äusserlich  bezeichnet 

—  Der  Schluss  von  §.  38  eiinnert  bezüglich  des  Sinnes  an  die  divi- 
natio  in  Caecilium  §.  27:  nihil  est  quod  minus  ferendum  dt  quam — . 
rationem  ab  altero  vitae  reposcere  eum ,  qui  non  possit  suae  reddere — 

—  §.  46  med.  hat  Eberhard  die  Worte  eum  . . .  Pompeius  legatnm^ 
semper  iudicavit  als  widersinnig  und  inhaltslos  eingeklammert  Vimm 


Fr.  JÜidiUr,  Cicero^B  Ufnh  etc.,  ang,  v.  Ig»  Prammer.        687 


Stelle  wird  dadurch  obü©  Zweifel  lesbarer.   Aber  diis  WeggchneideD 
TOD  fünf  Worten  ist  ein  allzu  draatigches  Mittel.  —  §.  51  med.  hatte 
Bicbter  statt  der  üeberlieferung  cognosdtis  die  unsichere  und  auch 
Qidit  ganz  passende  Emendation  cognostis  aufgenommen.    Eberhard 
«eingibt  Jetzt  mit  Halm  nach  Madvig's  Vermothung  cognoscetia,  das 
j#d4^nfa]ls  beöser  ist  —  §,  54  med.  ändert  E.  das  nach  civitas  über- 
lieferte anqaara  in  inquaiu  und  schiebt  \or  tarn  parva  das  Wörtchen 
qoae  ein,  wodurch  eine  Anaphora  entsteht.    Die  Aenderung  ist  eine 
leicbte,  da  das  zweite  quae  leicht  ausfallen  konnte.  Halm  sucht  dem 
SAtzbau  in  einer  anderen  Weise  nachzuhelfen*  Richter  halte  dieüeber- 
lieferuDg  im  Texte  belassen .  weil  ihm  die  gemachten  Aenderungen 
nicht   »icher  genug  schienen,  —  %,   58  med.   fasst   Eberhard  wie 
firtber  Bichter  praecipuo  iure  als  Abi.  modi  und  ergänzt  zu  dem  fol- 
gieoden  esse  als  Pradicat  legatus.  Mindestens  eben  so  berechtigt  ist 
ff  aber,  mit  Halm  praecipuo  iure  als  AbL  qualitatis  zu  nehmen,  wobei 
Ergänzung  vun  legatus  zu  esse  entfallt,  praecipuo  iure  esse  heisst 
in;   ein  Vorzugsrecht   haben,  —  ibid.  fin,  schiebt  E.  zwischen 
iug  und  ascribitur  nach  eigener  Vermiithung ,  wie  es  scheint,  iure 
tiD^    Dio  Einschiobuug  ist  für  den  Sinn  der  Stelle  ohne  Zweifel  sehr 
paMMd,  aber  die   dipfomatische  Wahrscheinlichkeit  derselben   ist 
[eider  eine  zweifelhafte.  —  §,  64  fia.  hangt  von  ita  versari  nostrum 
inperatorem  der  Folgesatz  ut  nihil  aliud  nisi  de  host«  ac  de  laude 
«ogitdt.   In  der  neuen  Note,  die  wir  vermöge  ihrer  Kürze  vielleicht 
msTersteben ,  ist  bemerkt:  ^ut  bleibt  gerade  in  formelhaften  Wen- 
Amgen  wie  nihil  aliud  nisi  gerne  vor  nihil  stehen.*"    Allein  ut  nihil 
8I1IM  bleiben,  da  ne  quid  einen  Finalsatz  bezeichnen  würde»  der  hier 
aieh  ita  nicht  stehen  kann.  —  §.  67  fiü.  ignorant  videlicet.    Hier 
ist  TideUcet  offenbar  ironisch.  In  der  neuen  Kote  ist  gesagt:  ^vide- 
licet biit  fast  stets  irouische  Färbung,**    Damit  ist  jedenfalls  zu  viel 
bebAuptet  Vgl.  Zumpt  §.  345.  Der  Herausgeber  scheint  sciHcet  und 
Tiddicet  verwechselt  zu  haben.  —  g.  68  fin.  werden  die  Worte  quare 
fidei€  eingeklammert,  weil  sie  einen  falschen  Sinn  geben.   Allein 
41011  steht  der  folgende  zusammenfassende  Finalsatz  ut  horum  , . . . 
ffteaur  ohne  einen  regierenden  Hauptsatz.    Ansprechender   und 
«mlger  gewagt  scheint  Madvig's  Aenderung  von  ut  horuni  in  ho* 
mmne,  dit*  Halm  in  den  Text  aufgenommen  hat.  —  §.  69  med.  ist 
«Ol  dif»  kühnste  Aenderung  ,  die  der  neue  Herausgeber  sich  erkubt 
lut.  Er  klammert  nämlich  den  ganzen  Satz  quantam  iterum  nunc  in 
md$m  bumine  praeHciendo  videmus  als  Glosse  zu  dem  vorausgeben- 
4n  t«nUm  multitudiuem  ein,  und  findet  in  videmus,  nachdem  cum 
irUeamus  vorausgegangen  ist,  eine  sinnlose  Wiederholung.  Damit  ist 
jtiocb  zu  strenge  genrtbeilt.   Nöthig  ist  der  Satz  gewiss  nicht,  und 
dir  VontcJilag ,  ihn  als  unecht  einzuklammern ,  muss  als  ein  scharf- 
•ittiiger  Gedanke  bezeichnet  werden.  Allein  wie  vieles  müsste  man 
bti  einem  so  wortreichen  Autor  wie  Cicero  streichen ,  wenn  man  nur 
^  absolut  Nothwendige  dulden  und  jede  Wiederholung  unbarm- 
k^g  wegschneiden  wollte  *   Zudem  enthält  der  beanstäuikte  Satz 


0S8      C.  Schmitt,  Palladii  Batilii  etc.,  ang.  v.  M,  PeUchemg. 

doch  ein  neues  Moment,  nämlich  iternm  . .  in  eodem  hoBiiiiepn«- 
ficiendo. 

Aus  den  im  Voranstehenden  angeführten  Probea ,  die  leidit 
vermehrt  werden  könnten ,  ist  zur  Evidens  ersichtUeh,  da«  die  neiie 
Ausgabe  bezfiglich  der  Tezteskritik  und  der  Erklärung  mUub  ge- 
ändert ist.  Im  Allgemeinen  kann  man  sagen,  dass  diese  AeaderaigiD 
zum  Vortheile  der  Ausgabe  ausgefallen  sind.  Nur  ist  der  neie  Jim- 
ausgeber  in  Betreff  von  Aenderungen  der  handschrifUiohoa  Leont 
bei  weitem  nicht  so  conservativ  und  rigoros  wie  der  frühere.  Daran 
kann  es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  wenn  manche  von  seinen  T<m<- 
scblägen  uns  zu  kfihn  und  problematisch  erscheinen« 

Zum  Schlüsse  registrieren  wir  noch  die  bemerkten  DnukUler. 
S.  3  Z.  11  steht  „Beredtsamkeif",  während  sonst  ^BeredattdnT' 
geschrieben  ist;  S.  23  steht  im  Texte  Z.  5  prohibuemn;  S.  ^Li 
N.  r.  Z.  2  V.  0.  7  statt  6 ;  S.  30  i.  T.  Z.  4  v.  o.  polcheximm  Oii 
Z.  9  Ariabarzaues;  S.  43  i.  d.  N.  r.  Z.  14  v.  o.  exaov;  S.  4SLi 
N.  1.  Z.  1  v.  0.  sind  in  dem  Gitate  aus  Plutarch  nicht  weugv  ak 
drei  Fehler  zu  corrigieren;  S.  54  i.  d.  N.  r.  Z.  1  v.  o.  steht  fcaeto- 
toris;  S.  57  i.  d.  N.  1.  Z.  4  v.  o.  ist  zu  schreiben:  gelegt  worden 
wäre ;  S.  61  i.  d.  N.  r.  Z.  2  v.  u.  schreibe  „aufgestellt'',  uad  &.  M 
i.  d.  N.  r.  Z.  12  v.  u.  streiche  „eine'^. 

Wien,  im  December  1876.  Ig.  Prammer. 


Palladii  Butilii  Tauri  Aemiliani  de  re  rustica  über  ranfli. 
Recensuit  J.  C.  Schmitt.  Dissertatio  inauguralis.  Wueebufi 
MDCCCLXXVI.  XV  und  53  S. 

Vor  etwa  80  Jahren  erschien  S  c  h  n  e  i  d  e  r's  Ausgabe  d»t  Scri]^ 
toros  rei  rusticae.  Seitdem  sind  zur  Textkritik  dieser  Schriftstilte, 
abgesehen  von  H.  EeiPs  1849  erschienenen  Observationes  ciitiae 
in  Catonis  et  Yarronis  de  re  rustica  libros,  nur  gelegentlich  ift  Zeit- 
schriften Beiträge  veröffentlicht  worden,  wobei  jedoch,  so  vialair 
bekannt  ist,  Palladius  gänzlich  leer  ausgegangen  ist.  Es  kann  drinr 
die  vorliegende  Probe  einer  neuen  Textrecension  dieses  spätesten  dv 
römischen  Schriftsteller  über  Landbau,  zu  welcher,  nach  der  Wid- 
mung zu  schliessen,  U  r  1  i  c  h  s  und  K  e  i  1  den  Verfasser  veranlasst  haiNB, 
nur  mit  Freuden  begrüsst  werden,  und  dies  um  so  mehr,  als  eine  Ter 
gleichung  des  Schmitt'schen  Textes  mit  dem  von  Schneider  gebotenaD 
mit  Evidenz  die  diingende  Noth wendigkeit  herausstellt,  dass  hiv 
endlich  einmal  Abhilfe  geschafft  und  die  zahllosen  VerderbnisM  vd 
wüsten  Interpolationen  beseitiget  werden.  Allerdings  standen  Schie- 
der, wie  Schmitt  in  der  Praef.  pag.  I — VIII  nachweist,  nur  schltchie 
Handschriften  zu  Gebote,  von  den  massgebenden  nicht  eine  einzig*' 
Es  sind  dies  in  erster  Linie  2  Parisini  (P^P^)  saec.  X  und  eiaJUs- 
dunensis  (L)  saec.  IX,  in  zweiter  ein  Vindobonensis  (V)  8MC.  1 
welche  alle  vom  Verfasser  an  Ort  und  Stelle  verglichen  wurd».  Wie 
sehr  diese  Hilfsmittel  ins  Gewicht  fallen,  ist  schon  daraos  n  er 
sehen,  dass  auf  Grund  derselben  der  Text  des  42  Capitel  enthalten- 


C.  Sthmia,  PalUdü  Butilii  m.,  ang:.  v.  M.  PeUeketh^.     M9 

iL  Bucbes  au  etwa  200  Stelleu  g;egeu  deu  Schiieider'dchea  geäa- 
ist.  Mit  eigeuen  Vermathuügeö  ist  der  Verfasser  sparsaiu  ge- 
was  man  gewiss  nur  billigen  kann.  Die  üeberlieferimg  i^t» 
,es  scheint,  im  Gauzeo  eine  gute  und  durfte  nur  in  wenigen 
ßn  der  helfenden  Hand  der  Kritik  benOthigen.  Zudem  ist  Vor- 
k  -  a::^^  L.  ^^  geboten ,  da  der  Sprachgebrauch  des  Palladins  noch 

ökannt  ist  und  daher  die  Gefahr  nahe  liegt ,  dass  der 

*  "'^^r  und  nicht  ein  Fehler  der  Abschreiber  corrigiert  werde. 
{  iiiitt,  um  nur  Ein  Beispiel  anzuf tlhren ,  in  den  Tituü  xu 

c,  7  und  35,  ferner  im  Texte  c*  12,  21,  38  das  überlieferte  vel  in  et 
geimdort.  vel  erscheint  jedoch  im  späten  Latein  gar  nicht  selten  füi* 
ptijebraucht;  vgL  Anth.  Lat.  I,  294,  3;  296.  1;  367,  2;  Plew  de 
'  >ie  auctonun  histor.  Aug.  p.  34,  Eonsch,  Itala  und  Vulgata 
Auch  in  der  Orthogi-aphie  kann  mau  Schmitt  nicht  überall 
Auf  Grund  der  üeberliefenmg  waren  folgende  Formen 
Jteu:  pinnis  35,  1,  pinnarum  27,  3;  28,  2,  quod  (für  quot) 
4  ^f  eittngunt  27,  2,  extingnntur  35,  4,  persecuntui'  35,  10 
13,  crocodiUi  36,  14  (vgl.  CapitoK  Pias  10,  9),  intiba  30.  1 
Porphyr,  zu  Homt.  Od.  I,  31,  16).  testacio  9,  4  und  5;  18,  2, 
27,  1,  absentium  37,  7  (vgl  Capitol.  Gord.  19,  1,  Lamprid* 

U,  6.  —  cap,  30,  3  haben  P*  und  L  mensum,  was  mit  Sicher- 

asf  die  Form  mensuum  schliesaen  lässt;  vgl.  AntL  Lat.  117 

B\  omnium  meusuum  und  CapitoL  Gord.  82,  2.  Auch  würde  es  sich 
fehlen,  das  f  in  Wörtern  wie  fasianus,  siafis  usw.  beizubehalten, 
fUe«t.  B.  Peter  in  Beiner  Ausgabe  der  Script  bist  Aug,  gethan 
ÜL  Ob  das  Partie.  Perf.  von  tundo  bei  Palladins  tunsus  oder  tusns 
kotete ,  lAsst  sich  noch  nicht  entscheiden ;  9,  5  und  35,  2  ist  tusnm, 
13,  2  tusi,  dagegen  26,  2  tunsae,  27,  3  tunsa,  30,  4  tansas  Aber- 
litffarip  Auf  diese  anscheinend  geringfügigen  Dinge  ist  um  so  mehr 
aykchten ,  als  es  für  die  Geschichte  des  Latein  und  für  die  Keuntuih 
j^L^rganischen  Verluderungen»  welche  seine  Formen  im  Laufe  der 
^Ka  erlitten  haben,  von  Wichtigkeit  ist^  dass  die  handichriftliche 
^Brität  nicht  der  Willkür  oder  der  uüb  gel&afigeren  Schreibweise 
Sil  Opfer  falle. 

Unter  den  vom  Yerfaaser  vorgenommenen  Toxtes&ndemngen 
unä  weitaus  die  meisten  durch  die  Uebei'einstimmung  der  besten 
is€hrifteii  gesichert.  Kur  in  einigen  wenigen  Fällen  kann  ich 
mit  ihm  nicht  einverstanden  erklaren ;  so  gleich  cap.  1^  2 :  di- 
%um  t .  .  de  omni  agricultuia  et  pascui^  et  aediücüs  rusticis  . . , 
(oae  inventionibus.  —  et  atjuae  steht  in  V,  aber  in  Basur.  P*  da- 
bietet  eammqne;  P^  und  L  kommen  hier  nicht  in  Betracht,  da 
lAflüiAg  in  beiden  fehlt.  In  der  Note  zn  d.  St.  weist  Schmitt  dar- 
hiii«  daas  Palladias  ailerdinga  Über  die  Auflündung  von  Brunnen- 

Per  aptedie.  Da  diese  Partie  jedoch  nur  das  achte  Capitel  des 
laelm  fUlt,  so  ist  es  schwer  zu  glauben,  daas  er  einer  so  unbo- 
*)  Vgl  Lamprid.  Heliog.  24,  4  und  6,  Alei«  Sev.  41,  3  (Cod.  Bum- 


040      C.  Schmitt,  Palladii  Ratilii  etc.,  ang.  v.  Jf.  POtdmiig. 

deutenden  Nebensache  in  der  allgemeinen  Inhaltattbersicbt  erwUmt 
habe.  Auf  die  Lesart  des  Vindobonensis,  die  auf  blosser  Goigectar 
beruht^),  ist  Nichts  zu  geben;  die  Stelle  war  offenbar  schon  im 
Archetypus  verderbt,  vielleicht  aus  arborumque  insüiofUbus.  Wenig- 
stens würde  dies  weit  eher  am  Platze  sein ,  da  abgesehen  vom  JPf, 
Buche,  welches  ausschliesslich  dieses  Thema  behandelt,  anch  sonst 
häufig  das  Pfropfen  berücksichtigt  wird;  vgl.  III,  17,  IV,  1,  V,  2, 
VI,  6,  XI,  7.  —  Der  letzte  Satz  des  ersten  Capitels  lantet  bei 
Schmitt:  sane  in  planus  hoc  servare  constitui,  nt  eo  mense,  qoopo- 
nendae  sunt,  singulas  cum  sua  omni  exequar  disciplina.  DieMsB. 
haben  inpomis,  impomis,  in  primis;  Gesner  und  Schneider  sebriebSB 
in  primis  . . .  ponenda  sunt  singula,  wie  ich  glaube  mit  Becht.  Dom 
das  von  Schmitt  angeführte  Bedenken ,  dass  sane  von  Palladias  nur 
Hervorhebung  eines  Begriffes  gebraucht  werde  und  daher  neb«  in 
primis  mindestens  überflüssig  wäre,  ist  nicht  gerechtfertigt  sane  diert 
vielmehr,  wie  in  der  späteren  Prosa  überhaupt,  so  auch  \m  Falb- 
dius  zur  blossen  Anknüpfung  eines  Satzes  (vgl.  30,  1 ;  34,  7),  ein 
Gebrauch,  fQr  den  die  Script,  bist.  Aug.  zahlreiche  Bel^^  bi^ ; 
vgl.  Plew  a.  0.  pag.  35.  Uebrigens  wäre  in  planus  auch  saddich 
unrichtig,  da  ja  Palladius  alle  Arbeiten ,  die  in  einen  bestimmten 
Monat  fallen ,  unter  dem  Titel  desselben  abhandelt  —  5,  5  sed  ex 
bis  Omnibus  utilis  semper  est  aequata  mediocritas:  vel  campn  ^per- 
tior  etc.  Vor  vel  steht  in  den  Mss.  et,  welches  offenbar  ans  önem  die 
folgenden  Beispiele  einleitenden  ut  verderbt  ist.  —  6,  4  de  lods  de- 
terrimis  sicut  arbores,  ita  vites  convenit  ad  meliora  transferre.  vitae 
steht  in  interpolierten  Handschriften ,  P^  bieten  homines.  leb 
glaube ,  dass  diese  Lesart  sich  halten  lässt.  Das  fünfte  Oapitd  mit 
der  Ueberschrift  de  industria  et  necessariis  ad  rura  sententüs  bietet 
eine  bunt  zusammengewürfelte  Beihe.von  ^Bauernregeln^  ohne  inneres 
Zusammenhang.  Es  kann  also  die  in  Bede  stehende  Sentens  ganz 
wol  den  Sinn  haben:  'Wie  die  Bäume,  so  vertragen  anch  die  Mai- 
schen, d.  h.  die  Gutsarbeiter,  einen  ungesunden  Boden  (z.  B.  Snmpf- 
land)  nicht  für  längere  Zeit ,  weshalb  man  sie  nicht  zu  lange  auf 
solchem  verweilen  lassen  darf.  —  6,8  schreibt  Schmitt  mit  Gesner 
und  Schneider :  qui  agrum  colit,  gravem  tributis  creditorem  patitor, 
cui  sine  spe  absolutionis  astrictus  est.  Warum  hier  das  hdschr.  ob- 
strictus  unpassend  sein  sollte,  lässt  sich  nicht  einsehen.  -~  6, 11 
fossorem  si  apertus  vitis  oculus  viderit,  caecabitur  spes  magna  (msg- 
nae?)  vindemiae.  et  ideo,  dum  est  clausus,  fodietur.  Die  Handschriften 
haben  clausa,  was  ohne  weiteres  zu  halten  ist,  da  der  Begriff  ^»erta 
vitis  in  dem  vorhergehenden  apertus  vitis  oculus  liegt.  —  6, 1^ 
quod  non  solum  de  mensibus  aut  diebus  dixerim,  sed  etiam  horiS' 
operandi,  etiam  fehlt  in  den  Handschriften ;  offenbar  ist  sed  et  scs. 
schi-eiben,  ebenso  28,  6;  30,  2;  37,  6.  —  6,  16  spissa  etcretos^^ 
et  umida  terra  bene  far  et  triticum  nutrit.  hordeum  agro  soluto  d»  — 

')  Vgl.  praef.  p.  X:  hie  codex  . . .  multas  lectiones  habet 
guas  nullius  cuius  praebet. 


B*  BvHkf,  Ut«inUche  Antholo^e,  ang.  f.  AX.  Sieis. 


«41 


[•argatur,  innionetur.   In  aUeo 
i      j  wo]  sicher  zu  schreiben  ist 
I  .11  sölutü  delectatur  et  sic^a,  —  6,  18  quia  fidncia  prae- 

U;...  .,.«,  .,,^  »a  iupDüiUtöm  culpa«  praesentis  expectat.  Ich  zweifle 
bwhi  p  ilass  sieh  Palladias  die  unerhörte  Construction  expectare  ad 
atiqiiid  erlaubt  bat;  vielleicht  ist  mit  einer  Hdschr.  respectat  %u 
Imm,  —  10,  2  nam  fosdiles  (harenae)  tectoriis  et  cameris  celeri  aic- 

U'  ^    utiles  sunt.  Hier  ist  unbedenklich  die  hdschr.  Lesart  et  celeri 
.Ui  beizubehalten,  Palladius  hat  in  seiner  schwülstigen  Manier 
e  Vorliebo  für  Abstracta  und  so  steht  hier  et  celeri  siccitatd  statt 
-•t  ii»  operibus ,  qnae  cleriter  siccanda  sunt,  —  18,  1  cellam  vina- 
nam  septemtnoni  habere  debemus  obpositam  frigidam«  obscuram  vel 
obiciirai^  pntxiinaxiu  obscuram  fehlt  mit  Becht  in  allen  Mss.  Denn 
mmkfk  Schmitt  mit  Schneider  meint ^  es  sei  wegen  ?el  obscurae  noth- 
wendig,  so  erledigt  sich  dieser  Grund  einfach  dadnrch,  dass  vel  hier 
f&r  et  steht;  vgK  auch  25,  1  sed  columbarii  cellae  duo  subiecta  cnbi- 
aüa  fiant,  unum  breve  et  prope  obscurum,  —  23  circa  parietes  cor- 
tls  extremes  aviaria  facienda  sunt,  quia  stereus  avinm  maxime  necas- 
darium  est  agriculturae  excepto  anserum  laetamine,  quod  satis  omnt- 
^^MBiuiicum  est.  sed  laetamina  caeterarum  avium  maxime  neces- 
Pm^K^nt,  Auch  hier  hat  Schmitt  ohne  Noth  das  hdschr.  habitacula 
r  na  geändert.  Allerdings  sollto  man  eigentlich  das  letztere 

[  irteo;  allein  im  Grunde  sagt  habitacula  dasselbe,  da  ja 

ibe  aviaria  die  Sammolstätten  des  Vogeldüngers  sind,  —  34,  1  horti 
ei  piimaria  domni  proxima  esse  debebunt.  hortus  est  sterculino 
maximD  subiectiis.  Offenbar  ist  mit  L  zu  schreiben  debebunt ,  hortus 
tt  (:=   otiam). 

Der  Druck  ist  nicht  besonders  sorgfältig;  so  fehlt  S.  9  das 

ZaUieichen  4,  Interpunctionszeichen  sind  theils  weggelassen ,  theils 

an  falscher  Stelle   gesetzt;   S.  45  steht  miUarum    für   miltarium, 

8.  42  fhicticibufl  statt  fruticibus,  S.  50  ßalladins  statt  Palladius. 

Möge  der  Verfasser  die  nOthige  Zeit  und  vor  allem  die  Geduld 

findet! ,  um  die  begonnene  Arbeit  zu  £nde  zu  fahren ,  und  möge  es 

dun  gelingen  ^  uns  einen  lange  vernachlässigten  Autor  in  einer  6e- 

italt  Tonuführen ,  welche  geeignet  ist ,  in  jeder  Beziehung  den  An- 

fordenmgen  der  philologischen  Kritik  Genüge  zu  leisten. 

Graz.  Dr.  ÄL  Potschenig. 


L46iaische  Anthologie  für  die  f&nft«  Classe  der  Lateinfichale  von  J. 
B.  Hüttcr,  k.  Professor  und  iStudienrector  a.  D.  Dritte  nach  den 
B«tliinmnoge&  der  neuen  bairiachen  ächolordnun^  veränderte  Auf- 
litfe«  Mfinehen  1875.  J.  Lindauer'^che  ßuchhandlang  84  S. 

VolIsäadJgee  Wörterbuch  zu  Hutters  lateinischer  Anthologie, 
bearbeitet  von  J.  MüUer,  Subrector  in  FiankenthaL  München  1876, 
h  Lindaaer'8«be  ßachhandiang*  40  S« 

Hutt^r's  Anthologie ,  in  dritter  Auflage  von  Lorenz  Englmann 
i^^üHkigegebeD,   entb&lt  28  Fabeln  von  Phaedrus,  122  Stücke  (in 


Sltl«eimA  f.  d.  «vitrr.  Ojas.  18TT.    Tta.  a.  tX.  Bvfl. 


41 


'042    Neuere  gennanistische  EncheinangoD,  mg.  t.  iL  Behänbaeh. 

846  Yersdn)  ans  0?id,  theils  kürze  Sibnsprfiche  in  zwei  and  tier 
Versen,  theils  länger«  Al)8chnitte,  wetebe  leMeren  kaoptsficUiefa 
ans  den  Fastto,  Tristien  nnd  ^en'BriefMi  ex  PKmto  etttnoimei'iiBd. 
Was  die  aus  d^n  beiden  letzteren  Werken  enildlittten  St&ekB  an- 
belangt, war  es  freilich  schwer  zn  vermeiden,  dass  hie  «ad  daiiM 
Stelle  mit  aufgenommen  wurde,  in  der  nnmännliohee  O^wlnael  «der 
kriechende  Schmeichelei  zum  Aosdrack  kommt;  B,6t.  aöchie  lAer 
doch  in  diesem  Falle  um  einer  solchen  Stelle  willen  lieber  auf  das 
ganze  Stück  verzichten.  Die  53  Stücke  ans  Amores,  Ars  amatoiiavnd 
Bemedia  amoris  sind  zwar  sehr  geschickt  ansgewühlt;  doch  liegt' die 
Möglichkeit  nahe,  dass  mit  Bücksicht  auf  den  eenicnttitigen  Cha- 
rakter derselben  der  Schüler  Otid  für  einen  Gnomendi(^ler  halte; 
sucht  er  aber  die  im  beigegebeuen  Stellenverzeidmis  genau 
bene  Stelle  im  Ovidtexte  auf,  so  findet  er  sie  Öfters  in  BaYti«&,:i 
Leetüre  für  einen  fünfzehnjährigen  Knaben  keineswegs  zu  wtaachen 
ist.  Bef.  möchte  daher  die  Auswahl  aus  4iesen  drei  Wvrken  fflilr 
beschränkt  wissen  und  Stellen,  die  in  lasciven  und  frivolen  Gedilileii 
sich  finden,  nicht  aufgenommen  sehen.  Gedichte  wie  Am.  1. 15, 
in.  9  u.  ä.  sind  natürlich  willkommen.  Den  Text  bietet  der  HeOMis- 
geber  nach  Merkel;  die  Biese'sche  Ausgabe  hätte  wol  einige  Beadi- 
tung  verdient.  Aus  Tibull  sind  14  Stücke  (100  Verse)  entnommen  nach 
L.  Müller*8  Texte.  Wo  es  nöthig  erschien,  wurden  kuone  Anmer- 
kungen unter  dem  Texte  beigefügt.  Bedentungen  von  WMem,  £e 
das  für  die  Anthologie  bestimmte  Wörterbuch  ohnehin  bietet,  hatten 
aber  nicht  angegeben  werden  sollen,  z.  B.  Ov.  74  zu  molhre,  75  la 
contudit  u.  ä.  Zu  Ov.  29  wäre  eine  Bemerkung  zu  semmi  angeMgt, 
zumal  servus-a-um  im  Wörterverzeichnisse  nicht  angegeben  iet.  Stbr 
erwünscht  für  Schüler  ist  das  Verzeichnis  der  Bigenmamen,  -welches 
am  Schlüsse  beigegeben  ist.  Der  Druck  ist  vortrefflich  und  eeiMt; 
nur  Ov.  102  vs.  1  fehlt  die  Intörpunctiön. 

Das  Müller'sche  Wörterbuch  zu  Hutter*8  Anthologie  entspricht 
den  Anforderungen  nahezu  vollständig.  Zu  bemerken  wäre  nur  weni- 
ges: bei  adde  quod  muss  es  heissen  ^ denke  dir  femer,  daes*  — 
frux  sollte  nach  fttitex  stehen  —  laetus  sum  re  beiset  ^ich  ftne 
mich  einer  Sache*  —  tergeminus  „dreid6j>pelt",  mit  dieser  Berei- 
tung kann  der  Scliüler  nichts  anfongen.  —  Die  Angaben  der  Um- 
tität  sind  nicht  gleichmässig ;  so  fehlt  die  Bezeichnung  c.  B.  bei 
decido ,  diligo,  iniquus,  intellego,  invado,  persequor,  porrigo,  reqniro, 
subsequor,  neglego,  occido  (von  cado  und  caedo),  odi,  während  sie 
z.  B.  bei  evado,  intercido,  perosus  usw.  angegeben  ist. 

Graz.  Alois  Siess. 


Dr.  Otto  Behaghel,  Die  Modi  im  Heliand.  Ein  Versuch  tsf  dem 
Gebiete  der  Syntax.  Paderborn,  Schöningh  1876.  60  S.  8*. 

Nach  einigen  allgemeinen  Vorbemerkungen  bespricht  Behagbd 
zunächst  die  Dififerenzen  im  Gebrauche  der  Modi,  welche  diebeidtf 


|i««0re  gremiAi]i»tiKohe  Ersehe inüiigen,  ang.  t,  A.  Sekotibach.     64S 


HeliandhoDdächriftan  aufweisen*  Aus  einer  ZusammenstelluQg  ergibt 
»oll,   '         "     '  s  Bevorzugen  eines  oder  des  andern  Modos  in 

den   i  iit  gtattlindet,    Behaghel  l:>ehandelt  m  Besug 

siof  dieöti  l  literächiede  im  Moduegebraucbe  beide  Handschriften  als 
gkickweribig.  Die  Paragraphe  5 — 8  besprechen  die  Fälle,  iti  w«l- 
elien  41«  Rede  ans  dem  geordneten  Gange  tr^tt.  Nachdem  iu  Para- 
grmpti  0  ein  Schema  der  selbetandigen  und  unselbständigen  S&Ue 
ist  anfgeitellt  worden,  behandelt  der  Verfasser  darnach  in  den  fol- 
-gradiin  4:^  Paragraphen  das  im  Ueliar:d  vorräthige  Material.  An  der 
^löMjdiutJcr^wtMNO  i^t  nicht«  ansznsoU^n;  auf  Erklärungen  lässt  der 
Tflrfksaei  iger  Stellen  ein,    Dass  die 

gvwflDScb  t  :         erreicht  «ei ,  glaube  ich 

gitm^s  wenn  ich  auch  jetzt  nicht  im  Staude  bin ,  sie  zu  controlieren. 
Die  Bemerkungeu  liaben  mir  sehr  gefaJJen,  in  denen  S.  7  ff.  der  Ein- 
flüfis  des  Lateinischen  sowie  des  Reimes  auf  die  Sprache  Otfiids  her- 
t^!  '  imI  mit  einigen  Beispielen  belegt  wird.  Wenn  die  Ciiate 
Tel  Druck  wären  kenntlich  gemacht  worden,  so  bitte  der 

ri  Kucke,  die  erfolgen,  wenn  im  neuhochdeutschen 
Satx  .  un unterschieden  Yorkommen^  sich  erspart. 


Albracht  Wagner,  üeber  die  deutschen  Najnen  der  ältesten 
Frrisiiiger  Urkunden.  Ein  Beitrag  im  Geschichte  der  althoch- 
dtfQts<hti»  Sprache  in  Baiem*  Erlangen,  Deiohert  IS76.  60  ii.  8*. 
1  AI.  60  Pf. 

In  dieser  schiLtzeuswertben  Arbeit  vvii  d  zum  ersten  Mal  der  Tra* 

diliocMucodoxCozrobs  einer  genauen  sprachlichen  Prüfung  untonogen. 

Farn  n&uliste  sind  nur  die  Stücke  bis  ^um  Jahre  814  berücksichtigt 

ond  £war  nur  an  und  fQr  sich ,  die  literarhistorisch  wichtigere  Ver- 

fltichnng  des  Lautstandes  der  Urkunden  mit  dem  der  ältesten  bairi- 

iöb«n  Wagner  für  eine  spätere  Arbeit.    Die  Uoter- 

tiiebL!  leine  nach  mit  vulliger  Zuverlässigkeit  geführt. 

Nicli  uden  13emerkuiigen  S.  1^ — 11  wird  S.  Ib — 50  da»  voU- 

♦Utiij^,    ..:„..  jial  vorgelegt»  nämlich  sämmtliche  deutsche  Kamen, 

11  den  Urkunden  verkommen.    S*  51 — 60  stellen  die  Reeuliaie 

'-  "'  *  ng  zusammen.  Die  Ueberschrift  dieses  Abechuittes  *DiQ 

iL'klung'  ist  SU  weit  gehalten»  denn  die  Zusammen* 

nur  den  Vocalismns.  Als  wichtigstes  ergibt  sich: 

it  von  ä  hat  schon  vor  747  Eingang  gewonnen, 

stehen  die  umgelauteten  rl  tu  den  nicht  umgelauteten 

1  8.  77:^—804  dagegen  225  mngelaaiite  g€^6o  32  un* 


«Uil;in^^v^ 

ja  147^757 
Ikmta  wie  7 : 


iBfalanUte  a, 

2.  Vou  747—^814  Termdgen  die  Dipthonge  (oa  ist  weitaus  der 
Äkjii#)  das  alto  6  nicht  zu  verdrftngiin.  In  Coaohs  Zeit  siegt  ofl, 
*l«rtrit 

H.    *  ai  und  ei  gleich  stark.  Von  765  ab  gelangt  ft  sur 

8*rrtchaft»  nach  790  erlischt  ai, 

^Urkunden 


644    Nener«  germanistische  Erschein uii gen,  ang.  v,  J.  Scfwm 

Verglicben  mit  dem  alematinisclien  uu^^  friinkiäclicu  Lan| 
derfiolbeu  Zeit  zeigt  sieb,  dass  die  Lantbeweguti^  bei  den  Fn 
beginnt^  dann  in  Baieni,  7.uletzt  in  Alemannien  sieb  volkiebt 

SchwJerigör  als   diese  statistiscbe  Arbeit  wird  es  je 
sein,  wenn  Wa^er  versucht,  von  den  Urkundeu  aus  gimait«m  1 
snltate  für  die  Zeitböstimmung  der  undatierten  Liter;  uiil^r 

2tt  gewinnen.    Das  Beispiel  des  Notars  Bertharius,  d»  i  -\A  tu 

zwanzig  Namen  neunmal  un  um  geläutetes  a,  scbreibt,  mahot  j 
zur  Vorsicht  und  wird  viele  iu  der  Zurückhaltung  gegen  He 
(Quellen  und  Forschungen  HI.  üeber  die  Sanct  Gallischen  Spr 
denkmäler  bis  zum  Tode  Karls  des  Grossen)  mitunter  allzu  besstimn 
gefasste  und  subtile  Schlüsse  bestärken.    Ich  habe  es  nach  dem  < 
sagten  nicht  nöthig.  die  Schrift  Wagners  allen  Fachgenosaen«  gini 
insbesondere  aber  den  Historikern  wärmstens  zu  empfehlen, 

August  Lübben,  Wörterbuch  zu  der  Nibelunge  Noth  (Uftl 

Dritte  verra,  und  verb,  Aufl,  Oldenburg,  ätalling  1877,  2,210,  BK 

Die  dritte  Auflage  dieses  vortrefflichen  Buches  beweist»  di»  i 
die  gebührende  Anerkennung  durch  eifrigen  Gebrauch  erfUiTt.  SäI 
weit  ich  sehe,  ist  alles  zwischen  der  zweiten  und  dritten  Auflag  er* 
seh ienene  Benutzbare  auch  wirklich  benutzt  worden,   dor*^ 
Zuwachs  an  neuem  gering,  denn  die  letzten  einschläg^igei 
haben  sich  mit   der  Entstehungsgeschichte   mehr  als  lUi 
klämng  des  Gedichtes  befasst,  obwol  auch  in  dieser  nocl: 
nicht  alles  im  reinen  ist.  Eine  sorgsame  üebersicht  des  W- 
der  Gedichte  aus  der  deutschen  Heldensage  könnte  am   l 
der  Grundlage  von  Löbbens  Buch   aufgerichtet  werden  und  ^  .r  t 
unzweifelhaft  zu  werth volleren  Resultaten  führen  als  von  ev-'  ' 
tung  zur  andern  angelegte  Vergleichung  der  Phi*asen,   \\ 
Charakter  des  Zufalligen  häufig  anhaftet.    In  Lübbens  T* 
schoben  wurde  sie  freilich  dessen  Gefüge  vollkommen  zer:-. 
musste  eben  Gegenstand  einer  Specialarbeit  sein. 

Bei   dieser  Gelegenheit  kann   ich   das  lebhafteste  Bedanrm^ 
nicht  unterdrücken,  dass  von  der  Nibelungenhandachrift  der  Wwn« 
Piaristenbibliothek  noch  immer  keine  Ausgabe  ist  ver.""  *•'♦'«  wer« 
den.   Was  wir  von  dieser  Bearbeitimg  wissen »  die  at  :icht< 

derselben  Handschrift ,  welche  wir  gedruckt  besitzen  . 
naue  Kenntnis  dieser  Nibelungenbearbeitung  in  hob«  j 
schenswerth  erscheinen.  Dass  eine  verlässUehe  Abseht lit  vothAaJaJ 
ist ,  weiss  ich.    Ob  die  Handschrift  selbst  noch  existiert,  ist  mir  un*  I 
bekannt  und  fast  fürchte  ich,  dass  sie  das  Schicksal  des  *Hart<« 
Christi' Gundachers  von  Judenburg  tbeilt,  der  nur  in  einer  Bäb^ 
scbrift,  welche  gleichfalls  dem  Wiener  Piaristencollegium  anifebört»,  | 
erhalten  war.  Die  Forscher  auf  dem  Gebiete  der  cir  ;  *"  '^'^i?»  | 

haben  das  Hecht,  diejenigen,  in  deren  Hut  die  il  -^^^^ 

lung  gegeben  ist,  um  Aufklärung  zu  ersuchen. 


Kenert  germiniatischc  Enchemuogen,  &ng«  r*  A,  Sckönbacft,    645 
Jahrbuch   des    Vereins    für   niederdeutsche    Sprachforschung- 

Jahrgang  1875,  Bremen.  Kühtmann  1876.  131  S.  Grosa  45*.  3  MäiI. 

Der  Aufschwung,  welchen  das  Studium  des  Niederdeutschen  in 
ir  letzten  Zeit  ausserhalb  der  engeren  Sprachgrenxen  geuommeu 
Itai,  knüpft  »ich  an  zwei  Namen,  Klaus  Groth  und  Fritz  Beuter.  Um 
Ivlatis  Oroth  hält  sich  eine  gewählte  Gemeinde  erbauungsvoll  ver- 
«ammelt,  er  ist  wol  nur  in  Schleswig-Holstein  selbst  ganz  populär 
geworden.    Fritz  Reuter  hat  seit  1866  im  Sturmlauf  sich  ganz  Süd- 
deutflchland   und  Deutsch  Österreich   erobert.    Vielleicht   tr&gt   dies 
dazu  bei,  auch  in  grösseren  Kreisen  vorliegendem  Buche  einen  freund- 
liehen  Empfang  zu  bereiten,  der  Theilnahme  engerer  Fachgenossen 
JESim  es  versichert  sein.    Das  Vahrbuch'  geht  von  einem  Vereine 
aus,  welcher  am  20.  Mai  1875  zu  Hamburg  sich  gebildet  und  'die 
Erforschung  der  niederdeutschen  Sprache  in  Literatur  und  Dialect 
sich  zum  Ziele  gesetzt  hat^  (S.  2).  Der  Inhalt  des  Jahrbuches»  welches 
unter  der  Leitung  A.  Lübbens  zu  stehen  scheint ,  dem  wir  neben 
manchen  Forschungen  in  mittelniederdeutscher  Literatur  auch  das 
mil  SehiUer  begonnene  mittelniederdeutsche  Wörterbuch  zu  danken 
haben,  ist  sehr  reichhaltig  und  verspricht  eine  gute  Zukunft.    Er- 
öffnet wird  es  mit  einer  von  Lubben  geschriebenen  Einleitung,  au 
Welche  zunächst  ein  ehenfaUs  von  Lübben  verfasster  Vortrag  'Zur 
Charakteristik  der  mittelniederdeutschen  Literatur^  sich  anschliesst. 
Mit  den  Jahren  1300  und  1600  begrenzt  Lübben  diese  Literatur- 
und  Sprachperiode.    Die  von  Walther  S.  25 — 54  herausgegebenen 
K  r  Glossen  (zumeist  aus  dem  XIV.  Jahrhundert)  sind  werth- 

iie  Publication  macht  den  Eindruck  der  Sorgfalt.  Unter  den 
UitarlKMtern  bemerken  wir  noch  Mantels»  Krause,  CuJemann,  Kopp- 
mann. Forscher »  die  nicht  ohne  Verdienst  auf  diesem  Gebiete  schon 
gearbeitet  haben.    Gewiss  Vielen  erwünscht  ist  die  von  Dr.  Dahl- 
n  zu«^ammengebteltte  niederdeutsche  Bibliographie  f&r  die  Jahre 
1  und  1875,  S.  119 — 131.    Dagegen  möchte  trotz  einer  recht- 
n  Vorbemerkung  Dahlmanns  Anzeige  der  *English  Dialect 
\  116—119   hier  nicht  recht  am  Platze  ei"scheinen,  da 
Grenzen  eine  wesentliche  Vorbedingung  für  das  resul- 
.......    .  „  ;.!ion  bilden,  welches  man  dem  Vereine ,  wie  seinem  Jahr- 

tmche  herzlichst  wünschen  kann. 


Dr.  Hermann  Mass,  Lehre  vom  Accent  der  deutschen  Sprache. 
7  \mt(\   voUst&ndig   bcbiuidelt   und    VAr  Fremde  bearbeitet. 

j^  Pitter  1877.  VIII    72  fcs.  8». 

Daa  Buch  ist  für  Ausländer  berechnet  und  soll  ihnen  helfen, 
Schwierigkeiten  des  deutschen  Wortaccentes  zu  Überwinden.   Es 
in   Korn  geschrieben.    Mit  der  Anfiährung  dieser  Umstände  ist 
erschöpft  was  zu  Gunsten  der  Schrift  gesagt  werden  kanu.  Ohne 
Btutjf  der  umfangreichen,  einschlägigen  Literatur  ist  Hr.  Dr.  Hus^; 
idie  Bearbeitung  seiner  Aufgabe  gegangen.  Ausser  einigen  hohlen 
ßgen  «UHt  ihm  kajn  Wtamm  in  Bezug  anf  di» 


048    Neuere  germanistische  Erscheinungen,  ang.  v.  A.  Se^känbmdL 

des  Xn.  Jahrhunderts  wird  unverhältnismässig  stark  berficksiditigt» 
wie  schon  Steinmeyer  (Anzeiger  f&r  deutsches  Alterthun  II,  8. 82) 
hervorgehoben  hat.  Dadiarch  sind  auch  die  Spiellente  des  XTTT.  Jahr- 
hunderts zu  kurz  gekommen  und  die  Frage,  welche  zwar  nicht  kidit, 
aber  nach  dem  vorhandenen  Material  zu  beantworten  ist,  inwisftn 
den  spätem,  bürgerlichen  Minnesingern  der  Spielmannschaiakler 
zukomme ,  ist  nicht  au^eworfen  worden.  Dass  Yogt  S.  4  Beöviilf* 
stellen  für  die  älteste  Zeit  der  heldenhaften  Sänger  citiert,  ist  gol 
und  recht,  aber  er  hätte  in  der  Auswahl  vorsichtiger  sein  soUmi. 
Denn  die  Verse  90  ff. ,  welche  von  ihm  benutzt  werden ,  sind  inter- 
poliert und  wer  von  den  ältesten  Zeugnissen  über  Dichtung  aus  deot- 
scher  Heldensage  nichts  weiss,  wird  nach  diesen  späteren  Yersen  das 
ganz  falsche  Vorstellung  von  dem  Inhalte  der  Lieder  bekommea,  die 
der  Sänger  den  an  der  Tafel  versammelten  Helden  vortrug. 

Ignaz    Vincenz   Zingerle,   Beiserechnungen   Wolfgera  tob 
Ellenbrechtskirchen,  Bischofs  von  Passau,  Patriarch^  von 

Aquileja.    Ein  Beitrag  zur  Waltherfrage.    Mit  einem  Faoimilfl. 
Heilbronn.  Verlag  von  Gebr.  Henninger.  1877.  XXVIH.  91  SS.  8*. 

Je  spärlicher  die  Nachrichten  sind,  welche  uns  von  dem  Privat- 
leben deutscher  Herren  im  Mittelalter  Kunde  geben  (man  beachte  nur, 
aus  wie  entlegenen  Quellen  Weinhold  seine  Notizen  zusammentiei- 
ben  musste),  um  so  willkommener  ist  die  rasche  Bekanntmadumg 
eines  in  dieser  Beziehung  einzigen  Dokumentes.  Die  zehn  Pergament- 
blätter  aus  dem  Anfonge  des  XIII.  Jahrhunderts ,  welche  Professor 
A.  Wolf  im  Communalarchiv  zu  Cividale  auffand ,  enthalten  baopt- 
sächlich  die  Beiserechnxmgen  Wolfgers  von  Ellenbrechtskirchen.  Der 
Umstand  schon,  dass  die  Blätter  mit  der  Person  dieses  mächtigen 
und  einflussreichen'  Eirchenfürsten  sich  beschäftigen,  macht  sie  über- 
aus wichtig.  Ihre  Bedeutsamkeit  wird  dadurch  noch  erhOht,  dass 
in  ihnen  die  erste  uns  bekannte  urkundliche  Erwähnung  Waltheis 
von  der  Vogelweide  stattfindet.  Am  12.  November  1203  schenkt 
Wolfger  dem  Walthero  cantori  de  Vogelweide  bei  Zeizenmnre  in 
Niederösterreich  V  solidos  longos,  damit  er  sich  einen  Pelz  kaufe. 
Für  Walthers  Lebensgang,  so  weit  er  bisher  durch  Combinationen 
erkennbar  geworden,  wirkt  dieses  bestimmte  Datum  aufhellend. 

Nachdem  in  einem  Tiroler  Blatte  durch  Dr.  von  Hörmann  der 
Fund  bekannt  gemacht  worden  war,  brachte  die  Zeitschrift  für  deut» 
sches  Alterthum  XIX,  497  f.  eine  etwas  genauere  Notiz,  bei  welcher 
des  Verdienstes,  das  Prof.  A.  Wolf  um  die  Auffindung  sich  erworben, 
hätte  gedacht  werden  sollen.  Beide  Stellen  scheint  Zingerle  über- 
sehen zu  haben,  der  in  Bartschens  Germania  XXI ,  193  ff.  über  daa^ 
Denkmal  gehandelt  und  nun  eine  Ausgabe  veranstaltet  hat. 

So  sehr  wir  nun  für  die  rasche  Publication  ^)  dankbar  sein 
müssen,  so  darf  doch  nicht  verschwiegen  bleiben,  dass,  was  derrr 


')  Was  die  Bemerkung  am  Titel:  Ein  Beitrag  zur  Waltherfrages 
sagen  soll,  ist  mir  undeutlich. 


Neuere  uermatiistiache  Erschein ungen,  ang.  r.  A.  Sehmhach,     (J4Ö 

Hamusgreber  daran  gethau  bat,  an  erhoblicben  Mäiigelu  leidet.    Zu- 

Est  sind  alle  die  Handschrift  selbst  betreffenden  Kotizen  unkl&i* 
Iflckeubaft,  gestatten  nicht  eine  detit(icbe  Einsicht  in  die  Be- 
ffenheit  der  BlÄtter,  Auch  der  Text  lässt  sehr  viel  zu  wünschen 
übrig.  Fn'ilich  nrass  zur  Entschuldigung  erwähnt  werden,  dass  die 
Absclirift,  auf  welcher  die  Ausgabe  beraht,  nicht  von  geübten  Sach- 
kundigen angeferti^n  wurde  und  daher  nicht  als  zuverlässig  gelten  darf. 
Eine  vortreffliche  Hecension  ist  dem  Buche  Zing6rle*8  im  lite- 
rariscben  Centrulblatt  1877  p,  654 — 657  zu  Theil  geworden.  Dort 
aiiid  alle  Forderungen ,  denen  die  Ausgabe  hätte  genügen  sollen ,  so 
pricis  und  klar  vorgebracht ,  dsBS  ich  am  besten  thue,  einfach  dar- 
auf za  verweisen.  Aber  ich  kann  doch  noch  Neues  beibringen.  Auf 
ncjjoe  Bitto  hat  Professur  Dr.  von  Luschin- Ebengreuth  einige  Be- 
markmigen,  die  er  während  der  Lecture  des  Buches  sich  notiert 
liiti6t  mir  in  freundlichster  Weise  zur  Verfügung  gestellt  und  ich 
bwle  mich,  ihre  Wichtigkeit  dankbar  anerkennend,  sie  hier  vorzu* 

Professor  von  Luscbin  schreibt: 

Zu  S.  XI  Anm.  1  ist  als  Literaturangabe  nachzutragoo  die 

bisher  existierende  Monographie:  Buttazzoni  Dr.  Carlo,  Del 

ca  Volchero  e  doUe  agitazioni  politiche  a*  snoi  tempi  1204 — 

,  Triette  1871.  Herrmanstörfer  76  pp.  und  deren  Besprechung 

Scheffer- Boichorst  in  von  Sjbels  Historischer  Zeitschrift ,  Band 

.  S.  488—491. 

Zu  S.  XXV  , gründete  eine  Münze  zu  Af|uileja,"    Dieselbe  war 

unter  seinen  Vorg&ngern  thätig.    Vgl  auch  S.  58 :  YllI  äe- 

Aquile^ienses,  —  Der  Silbej-gehait  (Feingewicht)  eines  Aqiii- 

aisgs   (Agleier)   aus  den  Jahren  120^^   betrug  ungeföhr 

Feinsilber. 

Ana$em€s,  Pfennijige  der  Münzstätte  Enna,  Wertb  nicht  feat- 

H     NB.  S.  1  lies  anstatt  vielmehr 

^1      decanus  Anmensie  —  Anasensü 

^B  decus  unnaum  demnu9  unum 

^P  Urisa^nses,  Pfenninge  der  erzbiscbüflich  a&lzburgischen  Münz- 
^pie  Priosach  so  wie  die  mannigfachen  Nachbildungen,  welche  nie 
VUren.  Um  das  Jahr  120%  cursierten  vornehmlich  die  sogenannten 
ÄMwfrre,  d.  s.  Pfenninge»  deren  240  (ein  Zahlpfand)  auf  die  feine 
MkmäkfmMutk  gieugen,  welch*  letztere  der  Kölnischen  nahe  ge- 
^H^^^o  dürfte.  1  Frisacensis  ist  daher  so  ziemlich  =  1  Gramm 

p.  2^  und  Hegjstor  p,  85  Sonn  unum  lies  Sanctum  UHum 
fnö  ht.  CentralbL  sp.  654  «urichtig  Sandum  Vlricum),  St,  Veit 
m|d^  Frieaaeb  und  Villach,  ein  Ort,  der  auch  S.  62  f.  vorkommt. 
^^Hfet  auch  das  afmd  Sancium  Unlricum  S.  34  als  a.  8.  Vtlutn 

WimnsH^tK  Das  Feingewicht  eines  Wiener  Pfennings  dürfte  in 
i^ttvr  Zeit  durchschnittlich  1  Gramm  Silber  betragen  haben. 


tnO    Neaere  germanistisohe  Erscheinnngeii,  ang.  t.  A.  StkiMmk 

p.  27  Cuonrado  de  Lihina  richtig  wol  lÄbfUM^  Leibnite. 

Patemenses,  Paasauer  Pfennioge  mit  ungefäbr  0*9  GfiMii 
Faingewicht. 

p.  S^^ferto,  der  vierte  Theil  eines  Mark,  f.  =  71  dmkSmr 
remberg,*^  Das  erste  ist  richtig,  das  zweite  aber  ebenso  willkfirUBh,. 
als  wenn  ich  etwa  sagen  wollte :  1  Beichsmark  —  63  Neukreusr, 
weil  heute  der  Tagescurs  zufällig  so  steht.  Das  gleiche  gut  von  dar. 
Bewerthong  „marca,  ungefähr  2  tal.  Im^erialium. 

„mejfanus,  eine  padnamische  Münzsorte/  Ob  in  Padoa  jeJfiüA- 
jsani  geprägt  wurden,  kann  ich  im  Augenblicke  weder  bejahet  DMh: 
verneinen.  Dem  Ursprünge  nach,  der  hier  entscheid^^nd  ist,  geMri 
die  Münzsorte  nach  Mailand.  Ueber  Mej^jsani  uuii  Im^^Mes  hätt* 
sich  der  Herausgeber  leicht  aus  luvalts  Forschungen  Ober  die  F«i- 
dalzeit  im  curischen  Baetien,  1.  Heft  §.  2  belehren  können^ 

y^wodius  =  Muth ,  gewöhnlich  in  30  Motzen  (melr^ms)  eil- 
getheilt. 

^michsenarius  (?)"  findet  sich  S.  62  und  ist  offenbar  ein 
Eigenname. 

p.  90  jfSedin,  ^a^^mMünze^,  unrichtig,  setin  ist  ein  Gewicht 
und  entspricht  dem  halben  LothO;  „solidus,  Münze'',  ungenaa^da. 
man  an  ein  efifectives  Münzstück  denken  könnte.  Der  solidMi  isti 
gleich  den  Talentum  in  Deutschland  zu  jener  Zeit  nur  Bedmuiigs* 
münze.  In  Italien  gab  es  allerdings  weit  frühere  effiBctlve  aoUi,  aber 
nur  s.  breves  und  um  das  Jahr  120%  nur  bei  so  geringhUtigOiv. 
Münzfusse  wie  dem  Berner  (Veroneser). 

Noch  eine  Bemerkung.  Der  Ausdruck  mina  =  Getreidenais- 
ist  in  unseren  Gegenden  ungew^hnlü^.  Da  die  Abküiznag  in  dir 
Handschrift  (S.  61  Note  1)  ms  bietet,  so  würde  ich  das  GewÖte- 
liebere  metretas  für  mitias  vorschlagen.' 

Prof.  V.  Luschin  meint  überdies,  dass  diese  Bemerkangen  bei 
genauer  Durchsicht  des  Stückes  sich  unschwer  noch  stark  vermehna 
Hessen,  da  der  Heraosgebor  sich  aller  Erklärungen  enthalten  bat,  die 
herbeizuschaffen  ihm  einige  Mühe  gemacht  hätten 


Julius  liathgeber,  Die  handschriftlichen  Schätze  der  frOheren 
Strassborger  Stadtbibliothek.  GüterBloh.  Bertelsmann  1876.  vm. 
216  S.  8».  4  Mark. 


Die  Schrift  wünscht,  ^einige  historische  Erinnerungen  a 
beiden  Bibliotheken ,  die  einst  Strassburgs  Buhm  und  Zierde  wartB^^ 
den  kommenden  Geschlechtern  zu  erhalten.'  Sie  entschuldigt  rnitii 
diesen  Worten  wol  ihren  skizzenhaften  Charakter,  wenn  auch  dia^ 
übrigen  Sätze  der  Vorrede,  so  wie  die  ganze  Anlage  des  Buches  ver— 
muthen  lassen,  dass  sein  Verfasser  es  auf  eine  Aufzählung  alles  wich- 
tigen aus  der  Geschichte  der  Bibliotheken  abgesehen  hat.  Es  ist  schont 
von  anderer  Seite  ausgesprochen  und  mit  vielen  Zeugnissen  bikg^B 
worden  (Wigand,  Jenaer  Literaturzeitung  1876),   dass  Herrn  Batb — 


Bredlgten  Bortbold^,  log.  v,  X  Sehmidt        Kl 

liagraphiscbon  Df^tailk^ntnisse»  eine  unofläägliche 
fdr  jede  dacartigd  Arbeit,  fehlen«  Ick  kana  hier  nur 
dass  auch  das  aUgeiQ^ine  literariscke  Wifisen  dea  Ver- 
icht  minder  bei  d«r  Ausarbeittuig  seißer  Schrift  vor- 
ir,  s^hnnaDgelbÄft  ist.  Die  beiden  Aböchoitte,  wolche 
itt^alter  ^mmen^eu  Handschriften  bespr^cfaeOf  geben 
davon  Beleg :  wkhtige  bekannte  Stocke  fehlen,  bei  den 
md  die  literarischen  Angaben  theüs  nnrichtig,  theik 
bne  Kenntnis  nenerev  Literatur  nnd  so  abgefasst,  übbs 
iVerfauier  keDnt  twar  die  Namen,  nicht  aber  die  Sachen, 
ans  Zetteln  erwachsen^  wie  die  gtilistische  Form  dee- 
Behin  empfinden  lagst.  Der  gnte  Wille  des  Herrn  Itath^ 
Eifer  sind  gewiss  %ü  loben;  leider  reichten  seine 
fta»  znr  Bewaltignng  der  Aufgabe,  welche  er  sich  ge- 


Juli 1877. 


Ajilon  Schön  bacb. 


mloDg  lateinischer  Predigten  Berthalds    von 

B.   Von  Jo84»ph  Strobl,  a.  o,  ö.  Professor  der  deutachea 
Literatur  an  der  Franz  Josephs-ünjTersitat  in  Ctemo- 
dem  Octoberhefte  des  Jahr^nges  1876  der  Sitisung^- 

ShiL'hist.  ClB£äe  der  kds.  Akademie  der  Wissenitehafien 
.,  S,  87)  besonders  abgedruckt)  Wien.  1877.  lo  Cora- 
Carl  Gerold'»  Sohn,  Buchhändler  der  kais*  Akademie  d-^r 
llten*  44  S.  S». 

philosophischen  fucultat  der  Franx  JosephÄ-Univei- 
iwitz  gewidmete  Schrift  stellt  die  Erfüllung  von  zuoi 
en  gehegten  und  auch  öffentlich  ausgesprochenen  Wöu- 
pounene  Aussicht:  den  zweiten  Hand  der  deutschen  und 
jder  latdiniselun  Predigten  Bertholds.   Als  Prodromus 
Arbeit  theilt  Strobl  nun  die  Resultate  seiner  Unfcer- 
fodex  3735  der  Wiener  Hofbibtiotbek  mit.  Diese  Hand* 
IS.  Jahrhunderte  angehörig,  führt  den  Titel :  'Bustioanua 
nd  enthält  eine  ^mit  Kücksicht  auf  bestimmte  praktische 
Sammlung  von  Musterpredigten^  *  welche  der  Mehr- 
alle einmal  wirklich  gehalten  word^i  sind'.   'Die 
n  varaduedenes  Publicum  voraus.  Einige,  und  das  ist 
izahU  richten  sich  an  Laien,  andere  sind  an  'fratre»' 
Klosterpredlgt^n'.  Strobl  meint,  die  in  der  Haadschiift 
[cko  gehören  nicht  einem  Verfiasger  an,    Deo  Beweis 
GMnden  will  er  in  der  Ausgabe  liefern»  Als  schiageiider 
Qd  erscheint  ihm  foiginide  Stelle  einer  Predigt  über  deu 
beatum  uero  Nicolaunj  prae  ceteris  confesuoribtts  ab  ipsis 
ipai.s  uberibus  matris  usque  ad  finem  uitae  et  ab  ipsa 
tens  tempQS  iam  plus  quam  per  ducentos  annoa 
lUtando  mirabilia  non  desiit  ineuarrabilibus  mira* 


65t      J.  Strobl,  Lateinitche  Predigten  Berthold^s,  ang.  t.  J.  aekmJt, 

culis  super  (nicht  supra)  extollere.  ^Zweihundert  Jahre  nach  dem 
Tode  des  Nicolaus  von  Mjra  (flor.  325),  denn  nur  dieser  kann  ge- 
meint sein,  ergibt  fOr  den  Prediger  das  sechste  Jahrhundert'.  Wenn 
Strobl  seine  Behauptung  nicht  auf  andere  Gründe  stützen  kann,  ditte 
Stelle  beweist  nichts.  Der  Codex  3981  der  Wiener  HofbibUoSiek 
(15.  Jahrh.)  enth&lt,  wie  die  Aufschrift  lehrt,  ^Sermones  de  sanetn 
Bruder  Perchtold'.  Es  ist  sehr  bedauerlich ,  dass  Strobl  diese  Hand- 
schrift nicht  beachtet  hat.  Dieselbe  bietet,  wenn  auch  niditTOB 
Fehlern  frei,  doch  an  verschiedenen  Stellen  einen  besseren  Text  und 
eine  sehr  willkommene  Ergänzung  zu.  Nr.  3735.  Sie  beginnt  mit 
einer  Predigt  De  angelis  =  3735,  Predigt  67,  Blatt  265 ,  und  ver- 
folgt nun  den  Lauf  des  Kirchenjahres  in  folgender  Weise : 


B  (Nr.  3981) 

A  (Nr.  3735) 

1.  De  angelis 

67. 

2.  S.  Franciscl 

68. 

3.  Per  octauam  S.  Francisci 

69. 

4.  Dionysii 

,    , 

.    .  fehlt  (I) 

5.  Lucae 

70. 

6.  Simonis  et  Judae 

71. 

7.  Omnium  Sanctorum 

72, 

8.  Animarum 

73. 

9.  Martini 

74. 

10.  Elisabeth 

75. 

11.  Caeciliae 

76. 

12.  Clementis 

77. 

13.  Eatharinae 

78. 

14.  Andreae 

1. 

15.  Nicolai 

2. 

3. 

De  uno  confessore 

4. 

De  S.  Lncia 

16.  Thomae 

5. 

17.  In  uigilia  natiuitatis 

18.  In  natiuitate  Christi 

6. 

19.  S.  Stephan! 

7. 

20.  Johannis  apostoli 

8. 

21.  Innocentium 

9. 

22 

10. 

Thomae  mart. 

23.  Silvestri 

11. 

24.  De  circumcisione  domini 

12. 

25.  In  circumc.  dorn,  epist. 

13. 

26.  In  epiphania  domini 

14. 

27.  Sebastiani  mart. 

15. 

28.  Agnetis  virg. 

16. 

17. 

Dominica  II.  in  Quadi 

29.  Vincentii  et  Anastasii  mart. 

18. 

30.  De  conversione  S.  Pauli 

19. 

f  Laftemisehe  Predigten  Berthold's,  iDg.  t.  /.  Sekmidt.       Mt 


mificatione  S.  Mariae. 
gathae 


20. 

21. 

22.  De  nna  virgine 

23. 

24. 


Athedra  S.  Petri 
dae  apostoli 

ipite  ieionii  

orii  Papae  25. 

•dicti  abbatis  26. 

27.  De  donis  dei  natorae  foria- 
nae  et  gratiae  et  qnod  dona 
gratiae  triplicia  sunt. 
muBtiatione  domiDica         28. 

29.  In  die  palmarum 
ina  domini  30. 

31.  De  honorando  corpore  domini 
irasceue  32. 

33.  In  pasdone  domini  nostri 
Jesn  Ohrigti 

e  Paschas  34. 

gii  mart.  35. 

i  enangelistae  36. 

tania  

tionum  (Vgl.  Strobl  S.  9) 

mart.  37 nel  nnins  apostoli 

38.  ünins  martyris 

ppi  et  Jacobi  39. 

uentione  S.  cmcis  40. 

hannis  ante  port.  

anslatione  S.  Francisci  41. 

42.  In  diebns  rogationnm 

icensione  domini  43. 

mtecostes  44. 

initate  45. 

.  Antonio  46 nel  de  alio  oonfessore 

.  Vito  47 et  Modesto  nel  de  pln- 

ribns  martyribns. 

inis  Baptistae  48. 

postolis  Petro  et  Paulo  49. 

50.  De  S.  üdalrico  (!) 

aretae  virg.  51. 

le  Magdalenae  52. 

)i  apostoli  53. 

ila  Petri  

nentione  S.  Stephani  54. 

.  Dominico  confessore  55. 


^864    J.  aroU,  Utehiitohe  Predigten  BertfaoId'B,  ang.  v.  J.  BO^mMt. 


64.  Sixti 

65.  Laurentii 

56. 

66.  Clarae  üirg. 

57. 

67.  In  nigilia  assumptione  B.  M. 

58. 

68.  In  assumptione  M. 

59. 

69.  Infra  octauam  assnmptionis 

60. 

70.  Bartholomaei 

61. 

71.  AngQstini 

62. 

72.  In  deooUatione  S.  Johannis 

78.  Natiuitas  beatae  virginis 

63." 

74.  In  exaltatione  S.  cracis 

64. 

75.  Mathaei 

65. 

76.  Mauritii 

66. 

Nicht  gezählt  worden  hiebei  jene  Stücke,  welche  verschiedene 
Ausführungen  desselben  Gegenstandes  enthalten,  in  den  beidenHaad- 
schrifton  aber  durchaus  nicht  immer  stimmen.  Zum  Schlosse  Ineiit 
B  eine  vom  Vorhergehenden  auch  äusserlich  geschiedene  Beihe  yod 
Predigten  de  apostolis,  de  uno  martyre,  de  pluribus  martjribns, 
de  confessore ,  de  uiiginibus ,  in  dedicatione ,  (worunter  z.  B.  817* 
mit  A  157^,  Nr.  38,  stimmt)  ond  zoletzt  ein  sorgfäitigea  Sa^hie- 
gister. 

Zur  Yergleichung  theile  ich  im  Anschlüsse  an  Strobri^A^a- 
Züge  ein  Stück  mit  aus  der  von  ihm  S.  27  ff.  besprochenen  Bpedjgt 
Infra  octauam  assumptionis  beatae  uirginis  de  diuersis  laodiboa  tm 
et  de  12  optimis  partibus  quas  elegit. 

(24r).  Maria  optimam  partem  elegit.  Luce  (!)  x.  In  his  aerbis 
preconio  altissimo  commendatur  beata  uirgo  ....  licet  dioersi  iir 
uersimode  et  multifarie  multisque  modis  ut  dignum  fuit  ipsam  lacdi- 
bus  extulerunt  et  licet  laudatores  ab  inicio  mundi  haboerit  infinitoi. 
Nee  mirom  cum  sit  omni  laude  dignissima  ....  quod  laodaoerwt 
eam  gentiles,  quod  Judei,  quod  Christiani,  maxime  vero  ipse  Chri- 
stus  Elegit  igitur  respectu  feminarum  duplicem  optimam  par- 
tem, dum  hie  uiueret,  item  respectu  omnium  hominum  duplicem,  itm 
respectu  omnium  hominum  (!)  et  omnium  angelorum  duplicem.  Ele- 
git etiam  in  assumptione  duas  partes  optimas  respectu  omniam  easG- 
toinim  et  duas  respectu  omnium  angelorum  et  duas  respectu  ipeins 
dei.  Hec  12  sunt  forte  12  stelle  in  corona  mulieris,  de  qua  diciiar: 
Signum  magnum  etc.  Prima  pars  optima^  quam  elegit  reapeciaft- 
minarum  est  uirginitas  quam  ipsa  prima  omnium  elegit  de  tripliö 
statu  feminarum,  sc.  coniugatarum,  uiduarum,  oirginom.  Nolla  ipsa- 
rum  ante  uirginitatem  uouerat,  sed  ipsa  prima  uouit.  Secondo  {o  ios 
a  corr.)  etiam  de  quolibet  illorum  trium  statuum  meliorem  partov 
olegit.  Coniugate  duas  habent  partes,  fecunditatem  et  feditataiB: 
fecunditatem  ipsa  elegit,  feditatem  ipsis  reliquit.  IJirgines  sinilit^f 
duas  habent  partes,  sc.  amenitatem  sine  incorruptionem  (!).  Ipsa  pii- 
mam  elegit  que  non  aufferetur  (!)  ab  ea ,  secundam  conctis  TiigiAi- 
bos  reliquit.  Uidue  etiam  duas  habent  partes :  primitus  nobere  uo- 


LAt«itiiteli«  Predigten  ß«rtbold%  rnig.  v.  X  Sdtmidt.      055 

t,  seeondö  cadtitiati  perpetue  deserurre.  Pritnam  eis  dimisit,  se- 
iam  elegit,  It^m  duas  partes  respectu  omnium  bominum ,  quod 
mim  hocno  instiss  aut  est  actiuus ,  aut  contemplatiuüs.  Actiuus  itt 
l&rihtt,  eonteniplatinus  ut  Maria  Magdalena,  quortini  utnimqire 
pmnm  est  ant  (aut  in  A  durchstrichen)  pro  loc^  et  tempore,  nuuc 
taime»  nunc  contemplatiiios  ut  apostoli  nel  qaod  raeüus  est  in 
B  actione  ronteinplatiiius  sino  impedimento,  qugd  soü  iiirgLtii  Marie 
^btüiu  ^nt  ut  ucre  dicator  Maria  optimam  partem  eleglt,  Secundt) 
n  Sit  triplex  gradus  □irtutam  et  hoc  est  lK)num  aut  increEnento 
irtaiiim,  ultra  quam  perfer.isti  (sti  durcliBtricIien)  oequeat.  et  hoc 
jÄ^oplimutu.  Haue  partem  optimam  sola  Maria  elegit  quo  iion  aiiffer 
Wlh  ea,  Nullus  enim  sanctornra  cuiuscunqu^  Banctitatis  seti  (aen  k 
mxXin  tantum  in  uirttitibiis  profecit,  quin  potüi>M?t  atnpüns  profe- 
,  ea  s(yh  6x«epta,  qne  in  omnibns  uirtutibus  tantum  profecernt 
hnminum  apicem  omninm  uirtutUBi  perfectissime  attigit.  J^imi- 
etiam  duplicem  partem  optimam  elegit  respectu  feminanim  et 
mim  hontinam  et  omnium  angelornm.  Nam  dam  uixit ,  etegit 
tr#ui  partem  de  ntatn  omnium  bominnm  et  de  statu  omnium  aii- 
m  ,  quod  sie  patet.  Status  angelorum  erat  quod  post  coudama- 
{U  suam  nee  peccare  potuerunt,  uec  ut  muHi  dicont  aliquid 
itiRj  äubstantiale  ultenus  mereri  et  si  accidentale,  nunc  cottidie 
\e  ad  iadicium  mereantur.  Pnmam  partem  post  conceptionem  fiUi 
eletrit,  i^ecundam  Ulis  reliquit.  Status  autem  bominum  erat,  quod 
uiuerrot  peccare  poasent  et  mereri.  Primam  nobia  omnibns  reli- 

aecundam  sola  olet?it 

Secundu  part^  optima,  quam  habuit  pre  cunctis  feminiB«  homt- 
it  angolih,  fuit  quod  alio,  quod  singulari  modo  deum  adorautt 
lt.  Angel i  enim  ipsum  adoniuorimt  et  amanerunt  ut  8om- 
^onum  et  eomm  conditorem.  hamines  vero  ut  summum  bonum 
feiOTum  eonditorem  siimul  et  redemptorein ,  rpsa  vero  sola  ut  sum- 
Hl  lN>niim,  elus  eonditorem  et  rcdemptorem  simul  et  prolem,  an- 
m  ut  patrpm,  bomineg  ut  patrem  ±<imul  et  fratrem,  ipna  aimnl  et 
Uum.  In  b'>r  *>\pmplo  placuit  uirgo  Christo.  Has  sex  partes  optimas 
it  ^!  ret. 

Im  ^irhvift  nun  lalltet  jene  Stelle;  per  DCCC  antiu^. 

einem  VäuzUchen  Mangel  au  Hindeutuugeu  auf  Zeit   , , ,  der 

ligt    (H.  43)  kann  also  nicht  wol  die  Rede  sein.  Denn  auch  in 

tinleu  Predigt  dos  Codex  3735  Andreae  de  duobus  quae  sunt  ne* 

' '       et  de  duobus  quae  sunt  necesaaria  ad  uitam  bonam 

ti'  hnliche  Anspielung*   Dort  heisat  es:  ....  ad  Ijttf^- 

ii!^  iir  exterius,  aliud  quod  coiTUptum  est  habent  iii* 

{^  M'  Rede  von  den  moderni  baeretici)   

quam  manifeste  eoa  deacripsit,  (sc.  der  hl,  Paulus  ad  Timo- 

1»  4.  1.)  sicut  et  Spiritus  sanctus  ei  dixit  plus  quam  ante 

•I  00  annoa  baeretirus  nostri  temporis,  seilicet  OrtUbanos  et 

vier  letzten  Wortt»  fehlen  in  B;  es  war  an  eiuer  früheren 

on  die  Rede  davon  gewt^Äon)» 


656       J»  Ströbl,  Lateinische  Predigten  Berthold*8,  ang.  t.  /• 

Nachdem  Strobl  aus  der  Einreihung  der  beweglichen  Ftoti  ab 
wahi'scheinliches  Entstehungsjahr  der  Sammlung  1267  bMÜmat, 
macht  er  sich  daran  'herauszuheben,  was  sich  für  die  nähere  Srinnut" 
nis  Bertholds  von  Begensburg  ergibt'.  Er  behandelt  ausftlidiA« 
zwei  Stücke,  welche  sicli  mit  den  deutschen  Predigten  Yon  dm 
Stricken  des  Teufels  vielfach  berühren,  wobei  man  es  aber  mit  Inimr 
Uebersetzung  der  deutschen  Predigt  oder  etwa  eines  Aoaniges  n 
thun  habe.  *Wir  haben  eben  zwei  Predigten  in  verschiedenen  Aih- 
führungen  vor  uns ,  eine  Erscheinung ,  von  welcher  der  zweite  Band 
der  deutschen  Predigten  Zeugnis  genug  ablegen  wird\  Hiebet  wird 
aufmerksam  gemacht  auf  die  üebereinstimmung  mit  Bertholds  SU 
und  Syntax,  Velche  sich  wol  nicht  einstellen  würde,  wenn  jeaaad 
aus  Bertholds  deutscher  Hedo  ins  Lateinische  übertragen  h&tte.  Oegen 
eine  solche  üebertragung  spricht  die  oft  genug  erhaltene  Lebhaftig- 
keit der  Berthold'schen  Bede\  Und  so  werden  noch  yerechiedeM 
Stellen  ausgehoben,  welche  die  Autorschaft  Bertholds  klarlegen:  flb« 
den  freien  Willen,  den  Glauben,  die  Jungfrau  Maria,  die  HeUigen, 
und  über  die  Sünden  der  Menschen,  bes.  die  Habsucht.  Ferner  wird 
auszugsweise  mitgetheilt  eine  Predigt  über  die  Ordination  der  Prie- 
ster, und  verschiedene  Bilder  aus  der  Natur  und  dem  MenschenkibeB 
gesammelt,  sowie  einzelne  Aehnlichkeiten  der  Ausdrucks-  and  Dir- 
stellungsweise,  endlich  Beweise  seiner  Gelehrsamkeit  angefthii.  Es 
sei  demnach  kein  Zweifel ,  dass  wir  es  mit  Predigten,  die  von  Um- 
thold  herrühren ,  zu  thun  haben.  'Wahrscheinlich  ist,  dass  wir  iha 
selbst  die  Sammlung  verdanken\  da  Vol  kaum  ein  Anderer  die  feiMi 
Eigenthümlichkeiten  von  Bertholds  Schreibweise  bei  der  Ueber- 
setzung ins  Lateinische  hätte ,  so  wie  es  geschehen  ist,  wahren  kftn- 
nen\  Alles  erwogen,  glaube  ich ,  wollte  Berthold  mit  seiner  %umr 
lung  den  Ordensbrüdern  der.  verschiedenen  Provinzen  ein  Predigi- 
büchlein  in  die  Hand  geben.  'Busticanos^  wollte  er  sie  genannt  wii- 
sen  . .  Ich  denke ,  Berthold  wollte  sie  durch  den  Titel  als  Predigt« 
bezeichnen,  die  vor  das  Volk  gehören,  die  vor  dem  Volke  gehiHn 
werden  sollen.  Sind  aber  diese  lateinischen  Predigten  ein  Mal  VQO 
Berthold  vor  dem  Volke  wirklich  gehalten  worden  ?  So  wie  sie  sM 
gewiss  nicht.'  Mit  dem  letzteren  beschränkt  Strobl  selbst  mit  Beckt 
seine  frühere  allzu  entschiedene  Behauptung. 

Was  den  Text  betrifft,  so  lässt  sich  natürlich  von  einer  duid- 
aus  nicht  sorgfältigen  Handschrift  aus  kein  verlässliches  ürtheil  tW 
denselben  fallen.  Schon  durch  Benutzung  des  zweiten  Wiener  Codex 
wird  sich  die  Sache  wesentlich  anders  gestalten.  Doch  wird  StiüU 
seine  erste  Abschi-ift  einer  gründlichen  Durchsicht  unterziehen  mis- 
sen: es  haben  sich  nicht  wenige  Fehler  eingeschlichen.   IchmadM 
nur  auf  Folgendes  aufmerksam.  S.  11,  4  lies  in  celo  st.  celi.  26  ä- 
cuntur  st.  nituntur.  36  quod  eis  est  utilius.  39  delectatio  st.  dikcüo. 
S.  12,  2  V.  u.  Sementem  multam.  S.  13,  2  ducentur.  8.  precepit  1^ 
fehlt  iniqui  dyali  (diaboli) ;  ib.  faciunt  st.  faciant.  80  per  contritio- 
nem,  confessionem  et  satisfactionem.  37  huiusmodi  ?  39  posfiit.  S.  Ü 


Strübif  LakißiscUtj  Predigten  Bertbold'S|  &ng.  v.  J,  Schmidt       657 

Ui  st.  eis.  7  in  Inxuriam.  8  demouum  st.  diabolorum.  19  fit  &t. 
propiöqujor  st.  propior.  31  desiderent  st.  student  32  uidetur 
H.  uides.  38  adoniar©.  S.  15,  4  forte  Ulis,  9  facieüt  bona,  10  an- 
^hilentur.  12  crooeumf  rubeum.  4  v.  u.  cum  qao  quasi  communiter 
^bolus  infatnat  ot  capit  quos  capit,  S.  16  anni  et.  dieu  11  prae 
pro.  22  inpugnatites  st*  in  pugna  contra.  25  attemptarent  27 
ercitus,    33  paruulis  st*  pueris;  iu&idiantur  demmies.    S,  17,  8 
£»rtiuum;  baptizetur  et  huiusmoäi,    9  baptizetur.    15  in  inferno. 
demon  stbi  assi^natus.  22  ue!  se,  23  et  huiuamodi.  34  sciens 
Heudum*    37  ac  &t.  et.    S.  18,  11  eoß  imnunes,    16  inducere 
fc  nitantur  diaboli.   19  quidquid  st.  quisquis,  24  et  ideo  malo 
piijDt  parentes,  31  utroque  st.  uticunique.  32  plures  st.  plus.  37 
atur.  S.  19,  9  ne  corpore  ledatur,  potius  peccat  25  concu- 
liam  carois  euc  nlmis.    S.  20,  2  uictus  fuit,    12  uolant  st. 
nt  20  maltos  8t.  multas,  33  attetuptat.  S.  24,  3  noleutee  st* 
leiites.  B*  26,  12  prae  st.  pro;  percepit  st.  percipit.  25  deo  com- 
lus.   8.  27 ,  3  duplidter  preconio.  7  diuersimode.  9  et  licet. 
(»ectu  —  etiam  (item?).  21  optima  quam  eUgii,  25  partem 
KtAtum.  31  primiitis  et.  primurn,  36  simul  et  semel,  S*  28,  5  cui- 
inque  st.  coiasque.  5  ?.  u.  muss  lauten:  ut  patrem,  homlneB  ot 
rem  simul  et  fratrem,  jpsa  * . ,  3  t.  u.  partes  optimas,  8.  29,  2 
8t  quia.  8  filium  dominum,  4  uoluerit  fiUum.  18  multum  st, 
Itam,  S.  31,  1  tautum  tum,  3  craciabunt  st,  cruciabuntur.  4  uol 
et,  S.  33,  6  uobis  st.  uos;  djcam  st,  dicamus.  11  siuc  in  ecde- 
militante  ^^QBioVi.  12  conferetur  st.  confertur.  16  ordines  ccde- 
islici.    17  Quales  siot  ad  ordiues  siue  dcricatum  promouendi, 
|ireban  et*  probare.  21  famulantium.  25  que  st.  qui.  28  super 
.  iopra,  30  ebenso  super  st.  supra.  34  acolitorum  st.  acolicorom, 
[wieder  super.  S.  34,  1  per  st.  propter.  2  homieida  matrimonlom. 
!•  facto  st.  de  sancto.  4  quod  st.  aut;  oportebit  st.  oportebaU 
'lic#t  eaim  üla  sint  et  reputentur  {üicht  reputenda)  ualde  grauia. 
Josuriosos*  18  msserlt  st.  iussit.  19  ipsos  st.  ipsas;  puniri  st. 
20  euim  eos.   27  admittatar.   30   coostituti.   31  perpetue 
lii.  S*  35 ,  5  multo.  6  fehlt  Si  autem  de  ordiue  lectorum  quis 
iterum  graTtus  et  itade  siuguUs.  12  seuei-am  st.  senam.  13  uide- 
Ek  uideatar.  18  per  st.  pro;  ib.  fehlt  Tria  etiam  habere  debest 
Worte,  welche  Strobl  mit  Eecht  rermisst,  sind  in  der  Hand- 
deutlich  zu  leseD).  21  habeaot  st.  habeat:  23.  qui  st.  quia.  2 
ju  poterit  uel  debet.  8.  36 ,  1  uel  feäa,  3  inanctis.  4  audire  st. 
"        6  alicutus  st.  alterius.  7  in  ae  st.  ipse.  11  seruis  st.  senis* 
[eoe  St.  aiieno ;  et  ceteri  illeg. 

Ich  spreche  bei  dieser  Gelegenheit  aac^  den  Wunsch  aus,  dass 

M  die  Orthographie  in  seiner  Ausgabe  conseqnent  und  nach  den 

lien  Normen  behandeln  mOge :  diplomatische  Treue  schiene  mir 

IM  angebracht.  Dasa  die  Bibelcitate  Oberall  der  Bichtigstellung 

k,  wird  ihm  wol  selbst  nicht  entgangen  sein. 

1 1  L  U%m,  OfMA.  im,    TItL  t.  IX.  B«fl.  42 


658       J.  StrM,  Lateinische  Predigten  Berthold^s,  «ag.  t.  J.  SdkmJi, 

Im  Eingange  der  Schrift  verweilt  Strobl  auch  einen  Augen- 
blick bei  der  Yon  mir  herausgegebenen,  durch  die  Handschrift  Ber- 
thold zugeschriebenen  lateinischen  Predigt ,  die  er  für  unecht  hfih. 
Ich  will  mich  nicht  auf  Biegers  Zeugnis  bei  Wackemagel,  Fred«  358 
berufen  und  auch  gern  zugeben,  dass  die  yon  mir  angeführten  Faid- 
lelstellen  nicht  viel  beweisen;  was  Strobl  aber  hier  Yorbringi,  wiD 
auch  nicht  allzuviel  besagen.  Es  ist  eigentlich  nur  das  Wort  incuiia- 
litas,  das  er  mir  entgegenhält.  Non  est  tantae  incorialitätis  et  tan 
rustica  quod  nos  non  resalutet,  si  eam  salutauerimus  reuerenter. 
'Schon  der  Gebrauch  des  Wortes  'incurialitas'  stimmt  nicht  n 
Berthold.  Wo  er  auf  höfisches  Wesen  zu  sprechen  koinnity  geschieht 
dies  nicht  in  anerkennender  Weise'.  So  präcisiert  deraeibe  an  meh- 
reren Stellen  den  Begriff  'Tugend'  gegenfiber  dem  höfischen  Gebranche 
dieses  Wortes.  Was  beweist  das  aber  für  incurialitäs?  Baräiu  ditt 
er  die  Sache  nicht  billigt,  folgt  doch  nicht,  dass  er' sich  nicht  des 
Wortes  bedienen  könnte,  üebrigens  findet  sich  das  Wort  Inciüjalis 
auch  S.  130°  der  Hs.  3735  in  einer  von  beiden  Handschriften  flber- 
lieferten  Predigt  In  cena  domini:  Tales  ualde  sunt  incuriales.  Es 
steht  abzuwarten ,  ob  Strobl  diese  Predigt  für  unecht  erkUren  wird. 
Ebenso  enthalten  beide  Handschriften  eine  Predigt  In  annuBÜstioni 
dominica  de  salutatione  angelica,  welche  mit  der  von  oiir  hemuge- 
gebenen  auffällig  stimmt.  Ich  hebe  nur  Folgendes  herans.  Zu 
S.  15  u.  Qualiter  autem  eam  salutare  debeamus^  ostendit  u^^ui 
nobis  vgl.  121*  Quali  (B  qua)  autem  salutatione  ipsam  salatue  debe- 
amus,  similiter  docet  dicens:  Ave  gratia  plena.  Zu  S.  16  Ave  qnii 
contraria  Evae  omnino.  Per  illam  mors  intrauit  in  mundom ,  per  t» 
vita  und  dem  ganzen  Wortspiel  mit  Ave  vgl.  121b:  Aue  (Bqoae), 
non  solum  contraria  es  Euae  quae  mundo  mortem  attulit  (6  emMSS), 
tu  uero  uitam  attulisti  (B  praetulisti) ,  sed  et  Ave  i.  e.  sine  « 
(sc.  peccati)  ...  Zu  S.  17  Gratia  plena.  Non  sicut  beatoB  Stepha- 
nus  ....  nie  fuit  plenus  gratia  apta,  quae  auffielt ,  Maria  vei« 
gratia  tumultuata  (?),  quae  supereffluit  vgl.  122\  Gratia  plena  ^ 
legitur  Stephanus  plenus  gratia,  sed  non  (B^sic)  plenus  qoaUtir 
Maria.  Hie  enim  fuit  plenus  gratia  apta  quae  sufßdt,  Mam 
uero  plena  gratia  cumulata  (B  etiam)  quae  semper  (B  super)  eiflhit 
Zu  S.  21  Sequitur:  Dominus  tecum  ....  Aliter  tecum  quam  cm 

Gedeone vgl.  123*  multo  aliter  quam  cum  ceteris  saiiclB* 

Zu  Benedicta  tu  in  mulieribus  (S.  23)  werden  123  b  vier  benedie- 
tiones  aufgezählt,  2  auf  Erden,  2  im  Hinunel.  In  his  qnattnor  giort 
et  in  muUis  (üiis  benedictionibus  nee  primam  simüem  uisa  est  me 
habere  sequentem.  . . .  Prima  benedictio,  pro  qua  singulariter  ab  ea- 
nibus  sanctis  et  angelis  est  laudanda  et  beatissima  (B  landandaM) 
praedicanda  prae  uniuersis,  est,  quod  peperit  uirgo  et  non  quea- 
cumque  ex  sanctis,  sed  ipsum  deum  sanctum  sanctorum  . . .  Secnods 
eins  benedlctio,  quia  sola  prae  angelis  et  hominibus  post  Christi  con- 
ceptionem  peccare  non  potuit.  Ich  muss  deshalb  vorläufig  an  dar 
Echtheit  festhalten«  Der  Text  bedarf  aber  noch  mehrfacher  YarbMsa- 


Hber  Walther  von  der  Vogdweid«,  luig.  v.  E,  WafskermlL    8M 

\Axatii  andere  Hasdächiiften.  B.  ^1,  11  v.  u.  \si  zu  lesen  prae* 

Jiier. 

Noci  SAgt  Strobl  (S.  4)  über  mich :  ^Kiir  irrt  er,  wenn  er  a.  a, 

14  behauptet  f  Leyser  habe  in  seinen  deutschen  Predigten 

Bruchstücke  lateinischer  Predigrten  Bertholde  veröffentlicht/ 

rchte ,  das  Irren  ist  hier  auf  seiner  Seite,    Pag.  XXX  f,  der 

tung  von  Leyser  wird  er  die  vermissten  Stücke  finden. 

Wien  ,  Mai  1877.  Johann  Schmidt. 


die  politische  Dichtung  Walthers  von  der  Vogelweide** 
pn  Dt.  Adolf  Grimm,  iSchwerin  i.  M.  1876  (Separatabdruck  am 
hm  Schttlprogramm  des  Gymnasinm  Fridericiaaum  zu  Schwerin). 
Spröche  Walthers  von  der  Vogelweide  über  Kirche  and 

^  ich**  von  Friedrich  Thaoer,  Nordlingen  1876. 

Am    bedeutäamsten  ist  Walthers  Dichten  durch  seine  poli* 
Biidhtung.    Damit  durchbrach  er  den  engen  Kreis  des  Minne- 
iBBd  schuf  der  mittelalterlichen  Poesie  neue  Bahnen ,  indem 
grosse  Perspective  iu  die  Weltferne«  in  das  Leben  des 
der  Kirche   er5£&iete,   während  er  dadurch  asderaeiis 
i  Einfiuss  auf  den  Gong  der  politischen  Verhältnisse  und 
he  Meinung  erhielt,  wie  ihn  kein  anderer  deutscher  Dich- 
lem  genommen  hat.   Hierin  Uegt  auch  die  Erklärung,  warum 
die  politische  Seite  von  AValtbers  Dichtung  ein  Lieblings- 
atacd  der  germanistischen  und  historischen  Forschung  geworden 
Jü  erinnern  hier  nnr  die  Arbeiten  von  Thurnwald  (1869)  nnd 
ßh  (1872),  denen  sich  die  uns  vorliegenden  von  Grimm  und 
futte  r  würdig  an  die  Seite  stellen. 

Grimm  gliedert  seine  Arbeit  in  drei  Theile,  deren  erster  die 

formelle  Seite  der  politischen  Dichtung  Walthers  -^  die 

farm   in  Betracht  zieht.    Die  eingehenden   Untersuchungen 

Auftakt  nnd  die  daran  sich  knQpfenden  textkritischen  Be* 

bieten  manches  Beachtenswerthe ;   was  wir  aber  dabei 

igt  die  Yergleichung  der  Textausgabe  Simrocks  mit  den 

[I>er  Bweite  Theil  bescbAfygt  aich  mit  dem  Inhalte  der  politi^ben 

lie  Walthers  und  zwar  zunächst  mit  des  Dichters  Stellung  zur 

und  deren  Oberhaupte.  Mit  Recht  hebt  der  Verfasser  hervert 

^aJther*  persMich  tief  religiösen  Sinnes,  stets  die  Idee  von  der 

keit  zu  scheiden  wnaste  nud  seine  Waffen  nur  gegen  das 

^d  Treiben  der  damaligen  Geistlichkeit  und  insbesondeie 

damaligen  Fabel  Innoeenz  IU.  kehrte.   Die  eigentliche 

»r,  warum  Walther  gegen  diesen  Pabst  mit  so  unversohn- 

OroUe  auftrat,  hat  Grimm  ebensowenig  wie  alle  frühem  dies- 

rbeiten  gefunden.   £a  muss  noch  was  ganz  anderes 

\  haben,  als  der  alte  Streit  der  Ourie  gegen  die  StaoAr 

42* 


060    Schriften  Aber  Walilier  Ton  der  Volgelweide,  ang.  t.  E.  WmektmO, 

und  ihre  Politik,  deren  Vertreter  Walther  war.  Des  DicUen  Ai« 
schuldignngen  gegen  Innocenz  sind  ganz  anderer  Art,  gelMB  Tid 
weiter.  Er  wirft  ihm  Beohtsbetmg  and  Yerr&therei  vor,  sprieht  tob 
Yerftlschong  der  göttlichen  Lehre  nnd  rechten  Sitte  und  w«iii  uf 
ein  schwarzes  Bach  hin,  das  der  Pabst  Tom  Tenfel  erhalten  habi. 
Schon  Bezzenberger  (Zeitschr.  f.  d.  Phil.  VI,  36)  hat  darin  die  Ai- 
spielong  anf  eine  bestimmte  Thatsache  vermnthet.  Diese  all  dgMi- 
lichen  Grand  aufgedeckt  zu  haben,  ist,  nach  meiner  Ansicht,  das 
Verdienst  Thanersin  seiner  oben  angeführten  Abhandlang. 

Innocenz  betrieb  gleich  nach  seinem  Begierongsantritta  w^ 
der  ihm  eigenen  Energie   die  Bildung  des  kanonisch^iiftbBttidei 
Bechtes,  dem  man  durch  zahllose  Decretalen  und  Yeiordnang«  tot- 
gearbeitet  hatte.  Es  war  ein  Becht,  das  „nach  einheitlichrai  Plane 
und  streng  methodisch  alle  Gebiete  des  öffentlichen  und  printai 
Leben"  um&sste.  Gerade  um  1210,  also  unmittelbar  vor  derBiil- 
stehung  der  Walther 'sehen  Spruche  gegen  den  Pabst,  arbeitete  dir 
Magister  Petrus  von  Benevent  die  erste  Eirchengesetcsammbing  mm. 
Es  war  em  „Codex  des  geistlichen  Imperiums,  wie  es  weder  forhir 
noch  nachher  ein  Gesetzbuch^  gegeben.  Inhaber  jenes  Impathu» 
war  selbstverständlich  der  Pabst.   Diese  unter  der  obentaaUrA- 
liehen  Autorit&t  entstandene  Gesetzsammlung  nun  meint  Watthff 
unter  dem  schwarzen  Buche,  das  der  „hellemOr^  dem  Pabst  gegahan, 
woraus  dieser  mit  seinem  Bohre  die  Melodie  pfeift,  nach  dar  ihm  die 
Welt  tanzen  sollte.   Die  deutschen  Bischöfe  warnt  er  davor:  Jt 
bischov'  und  ir  edelen  pfaffen,  ir  stt  verleitet,  seht  wie  ioflh  dv 
bftbest  mit  des  tievels  stricken  seitet!''  Nach  diesem  neuen  BaoUi 
sollte  es  dem  Pabste  zustehen,  den  gewählten  deutschen  KjSaigeiMr 
Prüfung  zu  unterziehen;  es  wurde  somit  das  Idoneit&tsprinaipy  du 
bei  Besetzung  von  Kirchenämtem  zur  Anwendung  kam,  anf  ii» 
Eönigswahl  übertragen,  wogegen  Walther  das  deutsche  XTalionil- 
bewusstsein  aufrief.   Excommunication  und  Interdict  solltan  Änck 
die  damit  verbundene  Schädigung  der  materiellen  Interessen  dar  Bi- 
troffenen  Wirksamkeit  erlangen  und  als  Bechtsschutz  dienen,  «Uata 
somit  völlig  weltlichen  Charakter  ^).  Diesen  und  ähnlichen  BmCi^ 
bungen  der  Curie  gegenüber  begreifen  wir  den  Vorwarf  WaltheiSi  dia 
der  Pabst  St.  Peters  Schlüssel  missbrauche  und  dessen  Lehre  au  im 
Büchern  schabe,  und  dass  er,  „der  Kämmerer  Gottes*,  seinen  Hoh 
melhort  veruntreue.   So  Hessen  sich  von  diesem  neuen  Standpoeto 
Thaners  aus  alle  Beziehungen  in  den  Sprüchen  Walthers  auf  die  fui 
Pabste  angestrebten  Bechtsverhältnisse  verfolgen ,  wora  Than«  dii 
leitenden  Anhaltspuncte  bietet.  Er  selbst  hat  nicht,  wiemanaiek 
dem  Titel  erwarten  sollte ,  den  Vergleich  ins  Einzelne  durehgafBlut, 
sondern  verläuft  sich  in  eine  eingehende  Entwicklung  des  kanonifleä- 
päbstlichen  Bechtes,  wobei  mehr  gelegentlich  auf  die  hervorstachrad- 


')  Innocenz  excommunicierte  daher  auch  Juden:   ,.tam  ia  nMr 
monüs  quam  in  aliis**! 


I  ftW  Wdther  fou  der  Yogelweide,  aDg.  ?.  R  Wackerneli.    061 

stiD  Afispielaiigen  Walther»  hingewiesen  wird;  doch  auch  für  die 
Tt»rliegende  Skizze')  schulden  wir  ihm  Dank. 

Von  der  StelluD^  Walthers  gegenüber  der  Kirche  und  de» 
Pabste  geht  Grimm  iu  seiner  Abhandlung  ober  auf  dessen  Stellung 
m  dm  dannaHgen  politischen  Verhättnissen  in  Deutschland.  Wir  er- 
ch  einander  des  Dichters  Beziehungen  zu  den  deutschen 
Philipp,  Otto  und  Friedrieb,  finden  ihn  als  ihren  Rathgeber 
insä  mannhaften  Mitkämpfer  im  Streite  gegen  die  Curie.   Doch  die 

!0ilige  Stell nng  der  deutschen  Könige  und  mit  denselben  Walthers 
I  deutschen  Bttr^erthum  und  den  deutschen  Fürsten  lä^st  der 
if.  Töllig  aus  den  Augen  trotzdem  gerade  diese  Factoren  fär  jede 
Kische  Neugestaltung  maassgebend  waren.  Es  Hesse  sich  in  jedem 
seinen  Falle  zeigen ,  wie  das  Büi-gerthum  gegenüber  den  Bestre- 
Can  fürstlicher  Nachbarn  stets  die  Centralgewalt  zu  kräftigen  uod 
linmal  anerkannten  König  zu  halten  suchte,  wie  Walthers  ganze 
sehe  Anschauung  auf  demselben  Boden  wurzelte,  so  dass  er 
fltiehsam  nur  als  der  Sprecher  dieser  Volksmeinung  erscheint,  was 

Kn  Winkelmann  (Gesch.  Fried r.  II,  p.  72)  einmal  hervorhob.  Da- 
ist anderseits  auch  Walthers  politische  Stellung  gegen  die  FOr- 
bestimmt,  80  ^ehen  wir  ihn  gleich  in  seinen  ersten  patriotischen 
LSgen  den  partikulari^tischen  Bestrebungen,  der  Ländergier  und 
dem  Üehermuthe  derselben  hart  entgegentreten.  Davon  sticht  ee 
wiader  grell  ab,  weon  Walther  später  (Pf.  103)  anräth  «der  Fürsten 
Braten  grösser  zu  schneiden,  ajs  es  früher  geschehen^,  und  somit 
ülbet  ihren  Bestrebungen  entgegenkommt.  Diese  Schwenkung  seiner 
Politik  muss  beachtet  und  ans  der  veränderten  politischen  Lage  er* 
werden.  Solche  Dinge  näher  zu  untersuchen,  möchte  Aufgabe 
•  t^Bondem  Bearbeitung  dieses  Themas  sein.  Wo  Grimm  von  des 
litira  Beziehungen  zu  den  deutscbeu  Fürsten  spricht»  tritt  nur  die 
Ische  Stellung  hervor,  die  aber  Walther  selbst  von  der  poBti* 
^n  wol  zu  unterscheiden  wusste.  Auf  die  Meinung  des  Verf.'s,  da«s 
liher  1200  und  1207  in  Wien  gewesen  sei  u.  A.  hier  einzugehen« 
halte  ich  für  überflüssig,  da  ich  schon  anderswo  meine  Meinung  dar- 
ittr  ausgesprochen  habe. 

Im  letzten  Theile  seiner  Arbeit  behandelt  der  Verf.  den  £in- 
lü«  der  politischen  Dichtung  Walthers  auf  seine  Jüngern  Zoitge- 
■eiteo  Beinmar  v.  Zw«,  Bruder  Weraher  n.  A.  Die  fleissige  Zusam- 
••Bilitllung  der  Parallelstellen  verdient  alles  Lob, 


")  Von  geringem  Irrthümem  erwähnen  wir  nur  einen :  S,  b  deutet 
4«i  Verf.:  „Die  beide  üz  Österrkhe  het<?n  ie  g«hovetcn  nrnof*  auf  die 
Ittebergischen  Herzoge.  Ea  »ind  ihr«  Ritter  am  Wiener  Hofe  gemeint^ 
Qmd«  &M  Stelle  hat  durch  Schrott  Bedeutaog  für  den  Nürnberg«?' 
erhalten. 


Mt    Th.  Bratranek,  Goet^e*8  Briefwecbsel,  ang.  ▼.  EL  LamM, 

„Die  cultnrhistoriseheii  Momente  in  der  Dichtung  Walthen  vm 
der  Vogelweide^  von  Lixdmg  Pecbel,  Malchin  1876  (loti^nial- 
Dissertation  a.  d.  Univ.  Bostock). 

Der  Verf.  schildert  ans  das  Leben  des  Minnes&ngers,  der  Fim, 
das  Verhältnis  zwischen  Dichter  und  Frau ,  das  geselkchafUiche  und 
Hof  leben,  wie  es  in  der  Dichtung  Walthers  sich  spiegelt.  Dabei  Uiebe 
noch  manche  Nachlese  zu  machen;  dass  nach  der  seltensten  Auagil» 
von  Wackemagel  citiert  wird,  ist  ein  üebelstand. 

Wien,  im  Juni  1877.  J.  E.  WackernelL 


Neue  Mittheilungen  aus  Johann  Wol^an^  von  Gtoeihe^s 

schriftlicbem  Nachlasse.  3.  Theil.  Goetbe^  Briefwechsel  mit 
den  Gebrüdern  von  Hamboldt  (1795—1832).  Im  Anfinge  der 
von  Goetbe*8chen  Familie  berausgegeben  von  F.  Tb.  Bratranek. 
Leipzig.  F.  A.  Brockbaas  1876. 

Mit  diesem  vorliegenden  Bande  ist  die  wichtige  PnIdicatioB) 
deren  beide  erste  Bände  (Goethes  naturwissenschaftliche  ConespoB- 
denz)  ich  in  dieser  Zeitschrift  1875  S.  707 — 712  besprach,  abge- 
schlossen. Die  Principien  der  Edition  sind  im  Wesentlichen  ditBelbeB 
geblieben.  Der  Briefwechsel  mit  jedem  der  beiden  Brflder  ist  gebeult 
mitgetheilt  (nach  S.  YII  fand  der  Herausgeber  diese  Scheidung  achea 
„im  Original**  Yor),  innerhalb  eines  jeden  ist  chronologische  Anord- 
nung durchgeführt.  Die  Spärlichkeit  erläuternder  oder  kritischer 
Noten  (vgl.  S.  YII)  empfindet  man  auch  hier  wieder  und  dass  th,  h 
eckige  Klammern  eingeschlossen,  in  den  Text  eingefOgt  süi»  iii 
gerade  keine  nachahmenswerthe  Einrichtung.  Recht  eigenthtttUA 
nimmt  sich  die  Note  S.  225  aus,  wo  neben  den  Worten  Humboldh 
(an  Goethe,  Rom  5.  Juni  1805)  „Seinen  letzten  Brief  schrieb  er 
(Schiller)  mir  im  September  1803^  kurzweg  in  eckiger  ElamnNr  n 
lesen  ist  „unrichtig^ :  warum  berichtigt  hier  der  Herausgeber  nkht 
lieber  gleich  Humboldts  Irrthum?  Als  eine  Art  von  Ersatz  fftr  dei 
Mangel  an  Noten  scheint  der  Herausgeber  (S.  VII.)  die  Belegstdhi 
über  den  Verkehr  Goethes  mit  den  Brfldem  (S.  828^410)  zu  be- 
trachten und  wenn  ich  auch  das  nicht  zugeben  möchte,  so  Terdisit 
gerade  dieser  Theil  der  Arbeit  Bratraneks,  den  ich  schon  bei  Odeges- 
heit  der  früheren  Bände  hervorhob,  die  dankbarste  Anerkennmv, 
auch  wenn  hie  und  da  noch  etwas  nachgetragen  werden  kann;  er 
bildet  einen  ganz  principiellen  Vorzug  dieser  Publication  Bratran^ 
Auch  ein  ,,chronologische8  Verzeichnis  der  sämmtlichen  (bekannttn) 
zwischen  Goethe  und  den  Gebrüdem  Humboldt  gewechselten  Briefe^ 
finden  wir  (S.  413 — 416)  wieder  und  mit  besonderer  Freude  habt 
ich  hier  einen  von  mir  in  der  Besprechung  der  früheren  Binde 
(S.  709)  ausgesprochenen  Wunsch  erfüllt  gesehen,  indem  das  Ver- 
zeichnis auch  solche  Briefe  registriert,  die  uns  gegenwärtig  fehlen, 
freilich  wie  Henning  im  Anzeiger  f.  d.  Alterthum  u.  d.  Literator  II 


21^  Brn^ranek,  Goetbe's  Briefweclisel«  ang.  t*  S^  LambeL    663 

f.  nachgewiesen  hat,  nicht  ganz  vollgtäDdig^  was  mich  amsoiuehr 
idert«  ab  ätif  dio  meisten  der  im  Terzeichnis  noch  fehlenden 
oarn  den  Herausgeber  vor  allen  theils  eine  etwas  schärfere 
serksamkeit  auf  den  Zusammenhaag  der  Briefei  besonders  aber 
die  von  ihm  aufgehobenen  Belegstellen  über  den  Verkehr  hätten 
Ühreu  können* 

Auch  eine  Einleitung,  deren  schwerer,  unklarer  Dar»telkng$- 
weise  man  aber  nur  mit  Mühe  folgte  und  ein  Register  sowol  zu  den 
Corre8i>oüdeü2en  als  den  Belegstellen  finden  wir  wieder^  und  soweit 
ich  EiachgeprGft  habe,  scheinen  sie  vollständiger  zu  sein  alg  das  zu 
dam  beiden  ersten  Bänden.  Nur  ist  es  für  rasches  Nachschlagett,  das 
^Bi  durch  solche  Begister  erreicht  werden  soll,  recht  unzweckmassig, 
^ft  die  Nummern  der  Briefe  statt  der  Seitenrahlen  citiert  werden, 
^pkuizan  Billets  ist  diese  Art  zu  citjeren  ganz  am  Platze,  wenn  aber 
w!e  hier  manche  Briefe,  so  namentlich  die  Wilhelm  v.  Humboldts  ans 
Faim  ganze  Abhandlungen  sind,  hebt  sie  den  Zweck  der  Register 
gei-adezn  auf*  Druckfehler  wie  67.  statt  S,  7.  (bei  Goethes  Alexis  und 

fn)  oder  46*  statt  44,  (bei  F.  A.  Wolf)  machen  die  tJnbequemlich- 
I  aoeh  ärgerlicher.  Solche  Druckfehler  sollten  doch  auf  iJas  Sorg- 
fi^te  von      *        'ler  durch  ein  Verzeichniss  unschädlich  gemacht 
Ur'  ,0  und  W,  v.  Humboldt  hat  der  Herausgeber»  was 

i»t,  die  Werke  besonders  aufgef&hrt,  warum  hat  aber 
gwort  Humboldt  nicht  auch  die  Arbeit  über  Hermann 
[T>orothea  eine  Stelle  gefunden?    Freilich  sind  die  bezüglichen 
fe  eben  unter  Goethes  H.  n.  D.  mit  aufgeführt,  aber  der  Bequem- 
eit  des  Nachschlagenden  wäre  die  Sonderung  dienlicher.  Ferner 
,  luiter  W,  V.  Humboldt  die  Uebersetzung  der  Pindariseheu  Ode 
unter  Goethe  die  ,,  Novelle"  S.  280,  und  so  könnte  man  noch 
^  dem  Bedauern  Anlass  finden,  dass  die  Mühe,  welche  die  An* 
1^  solchen  Registers  macht,  doch  eine  theüweise  verlorene  ist. 
Tch  komme  zu  dem  mir  persönlich  peinlichsten  Theile  meiner 
;p,  indem  ich  nun  über  den  Abdruck  der  Briefe  sprechen  ^11. 
den  verdienten  Herausgeber,  der  uns  doch  auch  durch  diese 
ilion  wieder  zu  lebhaftem  Danke  verpflichtet  hat,  in  dieser 
Hebung  leider  nicht  nur  nicht  freisprechen  von  dem  schon  von 
^  gegen  ihn  erhobenen  Vorwurf,  ich  muss  das  Anklagemateiial 
ch  vermehren«  Schon  der  S.  YII  ausgesprochene  Grundsatz, 
Faxte  isaien  ^mit  Ausnahme  der  Orthographie  und  Interpunction 
inhaft  wiedergegeben**,  kann  Bedenken  erregen.  Bei  dictierten 
»fen  kann  man  allenfalls  streiten ;  wer  dicUert  begiebt  sich  wol 
it  seiner  eigenen  Orthographie,  vielleicht  auch  seiner  Interpunc- 
DarauB  könnte  man  für  einen  Heraasgeber  das  Kecht  ableiten, 
liach  bestimmten  Grundsätzen  zu  regeln.    Immerhin  aber  hat 
gierende  anderseits  doch  die  Orthographie  und  Interpunction 
ehieibers  adoptirt  und  es  dürfte  auch  nicht  so  leicht  sein, 
jene  Grundsätze  and  deren  Durchführung  im  Einzelnen  zu 
ao  dasB  ich  auch  in  diesen  FMIen  urkundliche  Treue  ror- 


664    2^.  Bratraneh,  Qoethe^s  Briefwechsel,  aog.  t.  H.  LookML 

ziehen  würde.  Bei  eigenh&ndigen  Briefen  berechtigt  aber  duthnig 
nichts  diese  au&ageben. 

Aber  Bratraneks  Abdmck  entfernt  sich  nicht  blos  in  Betog  auf 
Orthographie  und  Interpunction  von  den  Originalen,  er  giebt  tidtkh 
den  Text  selbst  ungenau  und  uncorrect  wieder  und  nur  selten  kna 
man  die  Fehler  auf  Rechnung  nachlässiger  Corrector  aeliieibeik 
Selbst  Lesefehler,  die  sich  aus  der,  wie  wir  schon  aus  dem  Bxiefr 
Wechsel  zwischen  Goethe  und  Schiller  wissen,  häufig  schwieriga 
Handschrift  Wilhelm  y.  Humboldts  begreifen  wflrden,  reichen  nr 
Erklärung  der  üncorrectheit  nicht  immer  aus.  Wir  besitten  ein  Cor- 
rectiv  für  den  Text,  den  Bratranek  giebt,  in  den  älteren  AbdrflckiB 
einzelner  dieser  Briefe  in  der  Oreizer  Zeitung  (1873) ,  den  Kittem 
für  liter.  Unterhaltung  (1858),  der  Neuen  Jenaischen  Lüentn^ 
Zeitung,  Biemers  Briefen  Yon  und  an  Ooethe,  dem  Scblnssheft  tos 
Kunst  und  Alterthum  und  den  Propyläen.  Der  Heransgeber  meikt 
zwar  diese  Abdrücke  meist  an,  von  einer  Kritik  derselben  aber  flndei 
sich  bei  ihm  kein  Wort;  und  doch  ergeben  sich  bei  der  Yeigleiekimg 
Differenzen,  die  wol  eine  Bemerkung  verdient  hätten.  Der  Anayneh, 
den  der  Herausgeber  eben  durch  sein  Schweigen  ein  für  illoiMil  n 
erheben  scheint,  dass  sein  Abdruck  jenen  anderen  gegenüber  dnek- 
wegs  urkundlich  correct  sei,  stösst  aber  auf  entschiedene  iniiera  Un- 
möglichkeit. 

Von  den  oben  genannten  Quellen  sind  mir  nur  die  BIL  f.  L  ü. 
Riemer  und  die  Propyläen  unmittelbar,  die  Abdrücke  in  der  N.  J.  L 
Z.  und  im  Kunst  u.  Alterth.  nur  in  den,  wie  es  scheint  geniim, 
Wiederholungen  bei  Schlesier  II  469  ff.,  die  Gr.  Zt.  gar  nicht  sn- 
gänglich.  lieber  die  letztere  hat  Henning  a.  a.  0.  132  gespiMkeB. 
Da  ihm  aber  gerade  die  Bll.  f.  1.  U.  u.  die  N.  Jen.  L.  Z.  unnglBg- 
lich  war,  so  will  ich  zunächst  meine  Vergleichung  des  in  den  BD. 
1858  Nr.  35  (Bd.  n  644)  von  Waagen  herausgegebenen  Briefee  tob 
Goethe  an  W.  v.  Humboldt  (bei  Bratranek  S.  289 — 292)  mitlheilea. 
Waagen  bemerkt  ausdrücklich,  dass  er,  wiewol  der  Brief  dietiert  ist» 
Orthographie  und  Interpunction  genau  wiedergibt.  Sein  Abdruck; 
der  also  auf  unbedingte  Treue  Anspruch  macht,  bietet  folgende  ?i- 
rianten:  S.  289,  4  v.  u.  theurer  (W.)  statt  theuerer  (B.)  —  290, 
8  y.  0.  ernsten  (W.):  schon  you  Henning  (S.  131)  berichtigt  SM 
des  sinnlosen  ersten  (B.)  —  9.  unserem  (W.):  unserm  (B.)  — 
11.  zu  (W.)  richtig:  zur(B.)  —  unsres  (W.):  nnsers  (B.)  — 
12  f.  Stoff-  und  Gehalt  bedürftigen  Brust  (W.):  |^<^ 
falls  schon  von  Henning  berichtigt  (S.  131)  für  stoff-  und  ga- 
haltb.  Luft  (B.)  —  15.  jenen  (W.):  richtig  tSx  jenem  (F.) 

—  16.  IhreletzteDarstellungen(W.):  ihre  letztenD.(B.) 

—  18.  meine  Bestrebungen  (W.):  richtig  (acc  pl.)  statt  mei- 
nen B.  —  19.  das  fehlt  (W).  —  22.  mochten  (W.):  machteD 
(B.)  ist  Druckfehler.  —  27.  übrig  bleibt  (W.):  übrigbleibt 
(B.) — 28.  inneren  (W.):  innern  (B.) —  30.  und  Toreini- 
genden(B).  fehlt  W.  —  S.  291,  3  in  seinen  eigentliehas 


jDk  Bratranek,  Goethe^i  ßriefwechael,  ang*  ?.  S,  JUimbel    66$ 


wahreii  leistuo^eii(W,):  wahren  fehlt  B.  —  5.  noch  ferner 

(WO:  ferner  fehlt  B.  —  Z.  1  v.  u.  Ihren  (W,):  Ihrem  (B.)  — 

8.  Mi,  4  nach  fortan  (von  O/s  eigener  Hand)  hat  W.  {.),  B.  (!). 

Diese  Vergleichung,  bei  welcher  Orthographie  und  Interpunc- 

nar  ansnahmsweise  beröcksichtigt  ist,  weist  noch  genüg  Diffe- 

I  auf.   Einigemale  hat  Br,  offenbar  Fehler,  an  anderen  Stellen 

entweder  er  oder  Waagen  Sprachformen  willkmlich  geändert, 

te  ausgelassen  oder  (was  natürlich  unwahrscheinlich  ist)  zuge- 

baben,  wo  doch  nnstreitig  Waagens  Abdruck  mehr  Vertrauen 

kt,    Jedenfallg  hfttte  der  Herausgeber  bei  solchen  Differenzen 

btweigen  sollen*   Man  hat  das  unbehagliche  GefQbl  vollkom- 

Tosicherheit  bei  so  widersprechenden  Zengnisgen, 

Ein  gleiches  Resultat  ergab  mir  die  Vergleichung  der  Briefe 

tW.  T,  Humboldt  an  Goethe  (Tegel  6.  1.  82)  und  von  Goethe  an 
▼.  H.  (Weimar  17.  3.  32)  bei  Bn  S,  296  flf.  u.  301  f.  mit  dem 
iderabdmck  bei  Schlesier  II  470  flf.  Ich  hebe,  da  mir  der  Ori- 
giiialdmck  nicht  vorliegt,  nur  Folgendes  hervor:  B.  S.  297,  Z,  5  v, 
0*  gelingendsten:  gelungensten  (Seh.)  —  t>.  Auch  ich  bin 
iK):  A.  bin  ich  (Seh.)  —  11.  den  (B):  dem  (Seh.)  —  14.  fehlt 
■ham  vor  das.  Schlesiers  Varianten  sind  durchaus  sehr  beachtens* 
Wwt  and  wo  nicht,  wie  Z.  1 1 ,  entschieden  richtig,  doch  wahrschein- 
licher als  was  Br.  gibt*  —  S.  301,  Z.  6  v.  o.  beginne  ich  (B.): 
fehlt  (Seh*)  und  diese  Ellipse  des  Pronomens  wird  auch  Bratranek 
Goethes  Briefwechsel  geläufig  sein.  25.  maunich faltigen 
mannigfaltiggten  (Seh,)  gewisa  richtig.  — ^31.  Gelingen 
tfehlt  B.),  Mislingon  (Seh.):  der  folgende  Gegensatz  von  F6r- 
rnis  und  Widerstand  bestätigt  dai«  das  Wort  bei  B.  ausge- 
ifft:  es  darf  nicht  fehlen,  —  8.  302,  9.  einzeln  (fehlt  B.) 
rch gearbeitet  (Seh.)  —  18.  dann  (B.):  denn  (Seh.)  —  24, 
il^eachtet  (B,):  Ohngeachtet  (Seh,)  Am  Schlüsse  hat  Seh. 
das  Datum  (bei  B.  an  der  Spitze  des  Briefes)  und  rechte  folgende  bei 
Br.  fohlende  Worte:  treu  an  gehörig  J,  W.  Göthe.  Das  hat 
doch  nun  Seh«  oder  der  erste  Herausgeber  gewiss  nicht  hinzugetbant 
Daas  der  Brief  W.  v.  Humboldts  aus  Paris  (IS.  8.  99,  S.  83  ff.) 
tfge  Entstellungen  erlitten  hat,  ist  schon  bemerkt  worden;  aber  es 
sind  auch  noch  andere  Stellen  darin  nicht  in  Ordnung,  die  ich  mit 
Hilfe  des  Abdruckes  in  den  Propyläen  (III  1,  66—109),  den  Goethe 
bekanntlich  von  dem  die  tragische  Böhue  der  Franzosen  behandeln- 
ile  des  Briefes  veranstaltete,  glaube  heilen  zu  können.  Die 
hnng  ist  auch  sonst  nicht  uninteressant,  Goethe  druckt  die 
Mittheilung  nicht  unverändeii  ab.  Er  glfittet  stylistisch 
Ittt  Fremdwörter  (z.  B.  Nüanzen)  durch  deutsche  (Schattirun- 
f96,  Z.  1  V.  ü.),  er  mildert  harte  Aeusserungenp  tilgt  rein 
iche  Beziehungen.  Diese  redactioneile  Cmgeetaltung  mahnt 
rdings  zur  Vorsichti  aber  an  nicht  wenigen  Stellen  hat  der  Ab- 
b  den  Propyläen  offenbar  das  Ursprüngliche  bewahrt  gegen 
Ji^traaek.  So  ist S.  88, Z.  14  v.  u.  MUe  Contat  u.Z.  13  Grand- 


27i,  Bratranek,  Goethe*s  Briefwechsel,  ang.  t.  S.  Lamt§L 

mesnil  iu  dep  Pr.  gewiss  richtig  und  von  Bn  in  IL  M.  Contat 
und  Grandmenil  verlesen.  S.  90  spricht  Humboldt  Ton  lalm 
und, dem  harmonischen  Bhythn^os  seiner  Bewegungen,  ohne  ihm  aber 
hierin  unbedingte  Originalit&t  zuzuerkennen.  Er  f&hrt  fort  (idi  gehe 
den  Text  nach  Bratranek  mit  Beifügung  der  Varianten  der  Propylien): 
,,wa8  ihm  hierin  (wasib.  fehlt  Pr.)  eigen  ist,  ist  violleicht 
nur  (eigen  ist  wohl  Pr.)  sein  Studium  des  Costuma  (Ko- 
stüm Pr.),  in  dem  er  unstreitig  (ohnstr.  Pr.)  unftbartrofbi 
ist  und  dessen  (so  wie  auchdaii  er,  dasjenige  Pr.)»  vai 
die  übrigen  yielleicht  nur  mehr  (fehlt  Pr.)  als  blossen  Anstand  and 
Heldenwürde  angesehen  haben,  auf  eine  echt  kOnstlerische  Weise  als 
schöne  und  malerische  Natur  behandelt."  Man  sieht  daas  die  Stelki 
so  wie  sie  bei  Bratranek  steht,  keinen  Sinn  gibt  Das  ist  anch  ihm 
nicht  entgangen  und  er  will  daher  nach  angesehen  haben  er- 
gänzen und  das  er.  Die  Yergleichung  der  Pn  aber  lehrt»  dasa  \m 
Humboldt  nichts  in  der  Feder  geblieben  ist.  ]ilLan  erkennt  leicht  die 
stylistischen  Aenderungen  Goethes,  aber  eben  so  leicht,  daas  dessen 
bei  Br.  nur  Terlesen  ist  aus  dass  er,  was  man  nur  hematelleii 
braucht,  um  jeder  Ergänzung  und  Emendation  entrathen  zu  kOnnen. 
—  Beachtenswerth  sind  auf  derselben  Seite  Z.  15  und  17  die  Lese- 
arten  der  Pr.  reichen  und  natürlich  statt  reichern  und  na- 
türlicher (Br.):  denn  der  Comparati?  ist  zwar  nicht  sinnki^  aber 
man  sieht  keinen  Grund,  warum  Goethe  hätte  ändern  sollen  und  8.91, 
Z.7  ist  in  dem  neuem  Legou  vä*schen  Stück  Neron  et  Epi- 
charis  (Br.)  sicher  Fehler  für  neuen  (Pr.),  yielleicht  auch  S.  98, 
Z.  2  bedeutendem  (Br.)  für  bedeutenden  (Pr.)  —  EinigeZaOia 
weiter  erklärt  H.  (S.  91),  Talmas  Stärke  liege  mehr  „in  dem  Ansdmck 
der  hochtragischen,  finstem  und  melancholischen  Momente,  weder 
Geist  und  die  Leidenschaft  über  sich  selbst  brüten  und  die  letiini 
noch  verhalten  ist^  als  in  solchen  „wo  die  Leidenschaft  und  (in  Pr.) 
Heftigkeit  ausbricht^.  Auch  hier  lukben  offenbar  Pr.  das  Bichtige.— 
S.  92  heisst  es  von  Mlle.  Vanhove :  » Am  besten  finde  ich  sie  in  der 
Kassandra  in  Lemercier's  Agamemnon,  einer  Bolle,  die  ihr  anck 
ganz  eigenthümlich  angehört,  die  (da  Pr.)  bisher  auf  der  ganzes 
französischen  Bühne  [keine  ähnliche  Pr.,  fehlt  B.]  vorhanden 
wai'^.  Offenbar  ist  hier  der  Text,  den  uns  Br.  ohne  irgend  welche 
Bemerkung  giebt,  entstellt  und  darf  unbedenklich  aus  Pr.  emendirt 
werden.  Auslassungen  sind  uns  bei  Br.  schon  begegnet  und  werdei 
uns  noch  begegnen.  —  Wenn  wir  S.  94,  Z.  15  lesen,  der  Schau- 
spieler lasse  nicht  empfinden  was  oft  der  „Ausbruch  einer  Seele  ifll» 
die,  sei  es  aus  Unvermögen  an  blos  entwickelten  Eräftes 
(also  aus  Dumpfheit)  oder  aus  Fülle  und  Grösse  der  Kraft  (wt  ab- 
dann  der  Moment  der  Leidenschaft  zugleich  der  Moment  der  höchstes 
Klarheit  ist)  sich  sonst  nicht  verständlich  zu  machen  weiss'',  so  können 
wir  an  einem  Fehler  in  den  hervorgehobenen  Worten  nicht  zweiHalOy 
wenn  auch  der  Hgb.  nichts  bemerkt.  Pr.  haben  ans  ün  ve  rmögen 
unentwickelterKräfte,dem  Sinne  angemessen,  aber  Tielleicht  hat 


f%  Bratrtmek,  Goethe^s  Briefwechsel«  &ng.  v.  H.  LamM.    967 

Soethe  ©in  blos  gestrichen, — S.  95  spricht H.  von  dem  meisterhaften 

Iel  der  Raucour  als  Phädra  in  der  Scene  1 3,  wo  sie  ^in  eine  Art 
llnsirmiger  Träamerei  versinkt*.  Dann  fahrt  er  fort:  ^Wie  sie  nun 
irznrückkam,  war  Ton  und  G^berde  zu  brüsk*'  etc,  Pr.  haben 
ftderzQsichkam  ond  es  ist  klar,  dasg  dies  das  Richtige  ist,  mag 
Ätifh  wieder  vielleicht  von  Goethe  zugefügt  sein,  —  S.  96,  Z.  10 
liest  man  folgende  sinnlose  Stelle:  „Wird  diese  Manier  übertrie- 
fig  ist  sie  eotsetzlicb,  und  ist  zugleich  weder  Natur  noch  Idealität, 
tero  die  mit  sichtbarer  und  daher  natürlicher  Weise 
nierierteKanst.nachgeahmtegemeineWlrklicUkeit*. 
mit  Pr.  natürlicherweise  manierierter  und  »etze 
nnd  nach  mit  sichtbarer  Komma,  und  die  Stelle  wird  ver- 
idlich  werden*  —  S,  97,  Z.  (>  v.  o.  L  mit  Pr  „wie  schon  oben  (statt 
bemerkt  worden  ist**.  —  S,  98»  Z.  6  v*  u,  wird  statt  ^Nachher 
rbt«  sich  einerseits  der  Verstand  hinein  und  brachte  das  Malen 
an**  wol  auch  mit  Pr.  hervor  zu  lesen  sein  und  ebenso  S.  1Q2. 
Z.  11  T.  u,  hervorbringen  statt  heranzubringen.  — 8.  100, 
tadi  T,  0.  L  nichts  Uebertriebenes  (Pr.)  statt  nicht  ü,  (Br,) 
HiOli  Z*  16  V,  0.  vor  (Pr.)  statt  des  sinnstörenden  von  (Br,) 
Hl  Druckfehler  sein  mag.  —  Z.  12  v.  u.  heisst  es  ^Ean  darf  nicht 
■Jig^,  konnte  Agamemnon,  konnte  Klytämnestra  diese  Miene, 
Sieof  Bewegungen  machen,  sondern :  k  o  u  n  te  es  der  Agamemnon,  der 
dJSM  Gesinnungen  äussert^  diese  Worte  aagt?^:  Pr.  bieten  durchweg 
sehr  beachtenswert  könnte,  —  Dass  S.  102,  Z.  7  und  3  v,  u.  Na- 
tnr  und  8,  103,  Z.  1  v.  u.  mancher  Zeit  sehr  sinnstöreude 
Lesefehler  für  Statne  und  man  verzeiht  sind,  hat  u.  a.  schon 
bemerkt.  Wahrscheinlich  ist  aber  auch  102,  Z.  1  v.  u. 
ch  Pr.  in  sogar  zu  bessern,  was  trefflich  passt.  ^  8,  105. 
T,  o.  h  Wechseln  (Pr.)  statt  Wechsler  (Br)  —  Ob  S. 
Z.  1  V.  0.  und  Formen  von  Goethe  nach  Massen  zugefügt 
TOn  6r,  ausgelassen  worden  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden; 
aber  hat  Bratranek  ein  Wort  übersprungen  S*  108,  Z.  5  v.  o.: 
er  (der  gute  Tfinzer)  nie  einzelne  [edle  Pr.  fehlt  Br,]  und  gra- 
a«  Bewegungen,  sondern  einen  K5rp6r  zeigen  will,  der  sich  nicht 
rt  als  edel  nnd  graziös  zu  bewegen  vermag»"  E^r  Paralle- 
tismiis  verlang^  das  Epitheton  edle  noth wendig  auch  an  der  ersten 
le.  Bhenso  wenig  wird  Seite  113,  Z,  9  v.  o*  „dass  seine  (Hunvels) 
amation  und  sein  Mienenspiel  eine  ungewöhnliche  Stärke  [und 
ifheit  Pr.  fehlt  Br]  besitzen'*  das  Eingeklammerte  ein  Zitsatz 
66  sein.  Ganz  sicher  sind  Worte  ausgelassen  S.  HO,  Z.  3  v.  o. 
iauji  [ist  der  Pr,  fehlt  Br.]  Zuschauer  ganz  und  ^t, « , .  mit 
Q«0innung  und  dem  Charakter  der  handelnden  Personen , . . . 
wie  schou  der  Sinn  beweist^  und  Z,  19  (der  Schauspieler 
it  mehr  als  Künstler  wirkt)  „verlässt  entweder  den  Dichter 
zieht  ihn  mit  [z  u  Pr.  fehlt  Br.]  sich  herab,"  wo  ebeufatU  erst 
th  da,«<  fehlfrnde  zu  der  Sinn  vollständig  wird. 

Ich  Bchliesge,  imiem  ich  noch  zwei  Druckfehler  verbessere: 
b  statt  noch  S.  108,  Z.  13  v,  u.  nnd  sich  statt  ich  S.  112. 


668    Th.  Bratronek,  Goethe*t  Briefwechfiel,  ang.  y.  H.  XaaM. 

Z.  3  y.  XL.,  wozu  man  gerade  nicht  der  Hilfe  der  Pr.  bedarl  Eb  nOg« 
in  dem  Abdrucke  der  Pr.  noch  an  anderen  Stellen  echte  Leeariw 
Yorliegen,  ich  wollte  hier  nur  möglichst  Sicheres  herTorheben,  m  n 
zeigen,  in  welchem  Znstande  wir  den  Text  bei  Br.  lesen.  Ans  dtt 
vorstehenden  textkritischen  Bemerkungen  geht  hervor,  dass  wir  nidit 
nur  eine  nicht  geringe  Zahl  schlimmer  Druck-  und  Lesefehler  mit  ia 
den  Kauf  nehmen  müssen  (auf  manches,  was  Andere  schon  hervoige- 
hoben,  glaubte  ich  nicht  wieder  eingehen  zu  müssen),  gondeni,  wu 
das  Gefühl  der  Unsicherheit  noch  vergrGssert,  nicht  einmal  an  dm 
Stellen,  wo  der  Sinn  und  Zusammenhang  nicht  sofort  den  Fehler  ver- 
räth,  ja  ungestört  scheint,  unbedingt  vertrauen  dürfen. 

Nun  aber  von  der  Beschäftigung  mit  dem  Buchstaben  im 
Geiste,  zum  Gehalte  dieses  Buches,  der  ein  ungewöhnlich  grosser  und 
fesselnder  ist  und  die  hohen  Erwartungen,  welche  man  davon  heg« 
durfte,  nicht  Lfigen  gestraft  hat,  ausser  vielleicht  in  einem  Poneti. 
Der  ^uptantheil  daran  fUlt  nämlich  in  jeder  Beziehung,  iftomlick 
wie  geistig,  Wilhelm  von  Humboldt  zu  und  sein  Bruder  tritt  nrftck. 
Den  90  Briefen,  die  von  dem  Briefwechsel  zwischen  Goethe  und 
Wilhelm  mitgetheilt  werden  konnten,  stehen  von  dem  mit  Atexander 
nur  15  gegenüber,  auch  diese  theilweise  durch  jahrelange  Lücken 
getrennt  und  auch  der  Inhalt  lässt  kaum  einen  Vergleich  xu. 

Der  Briefwechsel  zwischen  Alexander  und  Goethe  beginnt 
n&mlich  mit  einem  Briefe  des  ersteren  aus  Baireuth  (21.  5.  95)  wo- 
mit er  G.  seine  „Opera  omnia*^  überreicht,  um  die  Erlaubnis  bittot,  iha 
seine  Arbeit  „Ueber  die  Vegetation  im  Innern  des  Erdkörpers^  widmes 
zu  dürfen  und  über  seine  persönlichen  Verhältnisse  und  Arbeiiei 
Nachricht  giebt.  Der  Brief  verräth  noch  eine  gewisse  UnmAeriwit 
dem  grossen  Freunde  gegenüber,  und  die  Bekenntnisse  seiner  ScilAdi- 
temheit  und  Verlegenheit  sind  keine  Phrasen.  Aber  G.  antwortet 
(nach  dem  Verzeichnis  am  21.  6.  95 ,  im  Text  ist  der  Brief  un- 
datiert) höchst  ermuthigend  und  freundlich  theünehmend  und  fonwi- 
liert  gleich  sein  Verhältnis  zu  Alexander :  „Da  Ihre  Beobacbtongn 
vom  Element,  die  meinigon  von  der  Gestalt  ausgehen^  so  können 
wir  nicht  genug  eilen,  uns  in  der  Mitte  zu  begegnen**.  Humboldt  ist 
von  dieser  freundlichen  und  nachsichtsvollen  Aufnahme,  die  seisA 
Bescheidenheit  nicht  ahnen  konnte,  hoch  erfreut  und  wagt  aUbiU 
einen  zweiten  Brief  (16.  7.  95).  Aber  die  weitem  Briefe  sind  aeut 
kurze,  durch  äussere  Anlässe,  Empfehlungen  eines  Freundes  oder 
Zusendungen  von  Büchern  u.  dgl.  dictierte  Gelegenheitsblüter,  die 
kein  grosser  innerer  Zusammenhang  verbindet.  Aber  Goethe  verataat 
es  nicht  bei  Gelegenheit  auszusprechen  (16.  5.  21,  S.  316),  wie  er  dio 
Freund  „nie  aus  dem  Sinne  gelassen,  mit  frommem  Wunsch  und 
treuem  Willen  jederzeit  begleitet*',  und  hinzuzusetzen,  »dass  nntir 
den  angenehmsten  Erinnerungen  früherer  Zeit^  ihm  das  ZusamBes- 
leben  mit  AI.  und  seinem  Bruder  „immer  ein  lichtester  Punct  Ueiht'' 

Während  also  die  namentlich  in  späterer  Zeit  colossale  Ihäti^ 
keit  Alexanders  und  seine  selbständige  Grösse  bei  aller 


Th,  Bratranek,  Goethe'a  Briefwechsel,  äug.  t,  fl.  LrnnM*    680 

Verehrong  einem  regelmässigen  bnefilchen  Verkekie  nicht 
%  wir  (eine  Anzahl  von  Briefen  wird  auch  verloren  Bein»  einer 
vom  3.  4.  1807  datirter  Alexanders  befindet  sich  in  unzugänglichem 
Priratbesitze,  ?gL  Bratranek  S.  YI  f«),  war  Wilhelms  mehr  empfan- 
gender, hingebender,  der  Hittheüung  daher  ebenso  fähiger  als  be* 
dürftiger  Charakter,  sein  ästhetischen  Betrachtungen  und  ruhigem 
Geoiiise  mgeneigter,  mehr  auf  ungeetCrte,  allseitig  harmonische 
Ihirchbildung  als  auf  Wirkung  nach  Aussen  gerichteter  Sinn,  einem 
solchen  Verhältnis  ausserordentlich  günstig.  Und  so  ist  denn  auch 
sein  Briefwechsel  mit  Goethe  trotz  einzelner  LQcken  so  reich,  dass 
schwer  fallt»  davon  in  Kürze  ein  Bild  zu  geben.  Es  ist  charakteri- 
cb,  dass  die  meisten  und  längsten  Briefe  von  Wilhelm  geschrieben 
id. 

In  den  ersten  Briefen  aus  der  Zeit  vor  H.s  Pariser  Aufenthalt 
66  begreiflicherweise  Goethes  poetische  Thätigkeit,  um  welche 
das  Hauptinteresse  dreht.   Gleich  im  ersten  (15,  6,  95)  ist  vom 
rilhelm  Meister  die  Rede,  aus  Tegel  (22.  8.  95)  berichtet  er 
er  zeitgenössische  ürtheüe  und  er  selbst,  wie  auch  seine  Frau, 
|nd  lebhaft  dafür  interessirt.   Aber  so  feine  Bemerkungen  wir  auch 
Einzelnen  finden  (vgl.  besonders  den  Brief  aus  Erfiirt  24.  II.  96, 
91  t),  im  Ganzen  erweist  sich  sein    kritischer  Massstab  doch 
dtosem  Werke  gegenüber  am  wenigsten  zulänglich  und  die  ^schOne 
ie^  konnte  er  «nicht  in  den  Ki-eis  seiner  Affection  einschliessen^. 
14),    Auch  von  dem  ^Mftrchen^   ist  öfter  die  Bede.    Goethe 
teut  sich  seines  Urtheils  nnd  bemerkt  (27.  5.  96,  8.  13):    ^Ea  war 
aüich  eine  schwere  Aufgabe^  zugleich  bedeutend  und  deutungslos  «u 
1,*  Vor  solchen  Aeusserungen  werden  wol  doch  endlich  die  immer 
der  erneuten  Deutnngsversuche  verstummen.   Am  congenialsten 
kottnit  aber  H.  doch  denjenigen  Dichtungen  Qs  entgegen,  für  welche 
durch  seine  classischen  Studien  am  besten  vorbereitet  war  i^Ale* 
s  und  Dora**  nnd  ^Hermann  und  Dorothea**.   Von  ersterer 
adet  ihm  G.  (27.  5.  96)  eine  Abschrift  (8.   14):   am  25.  Jani 
nun  H.  dem  Dichter  nicht  blos  sein  Entzücken  über  das  neue 
Bct  mit,  sondern  liefert  eine  sorgfältige,  bis  in?  Einzelne  gehende 
r!»e  und  hebt  mit  eindringendem  Blick  die  fiir  Goethe  als  Dichter 
Puncte  hervor.  Er  betont  die  Tiefe,  bis  zu  der  er  alle- 
Fn  .  i  ridung^)  verfolge  und  den  Umfang,  den  er  ihr  gebe; 

Si&er  erftcheme  bei  G.  die  Liebe  immer  gross  und  doch  durchaus  wahr 
und  natürlich.  Er  hebt  dann  hervor  ^die  Verbindung  dieser  ge- 
haltvollen Natur  mit  einer  so  leichten  und  so  zierlichen  Form**,  er 
Tirgleicht  G.  mit  den  Zeitgenossen  und  den  Alten  und  bewundert  die 
-jVereinigting'  dieser  verschiedenen  Eigenthümlichkeiten^  in  dieser 
IdjUe,  f.i  r  echt  Homerische  Einfachheit  mit  der  feinem  nnd 

nioeni  i  rtg  der  Empfindungeu,  die  nur  das  Eigt^nthum  der 

nentni  ^eit  ist,  und  mit  jener  leichten  Zierlichkeit  gepaart  ist,  die 


*)  So,  nicht  ,  Empfindungen*  ist  in  leeen. 


870    n.  Bratranek,  Goethe's  Briefwechsel,  ang.  v.  E. 

so  lebhaft  an  die  römischen  Dichter  erinnert.^  Zum  ScUnss  folgeB 
einige  metrische  Bemerkungen,  wie  wir  sie  ans  dem  Briefwechgal  nit 
Schiller  kennen.  Für  den  Abdruck  in  Schillers  Musenalmanach  fttr  1797 
(S.  1  ff.)  hat  0.  von  diesen  Bemerkungen  keinen  Gebrauch  gemacht,  wd 
aber  später.  So  in  dem  Verse  (Hempel  II 38,  Z.  2.v.  u.)  „und  nun  tnnnk 
uns  die  grässliche  Flut'',  wofür  früher  Woge  stand,  ferner  (S.  40, 
Z.  21)  ^Walirlich  zur  Kette  soll  das  Eettchen  werden'',  frfiher  ,W. « 
soll  zur  Kette  werden  d.  K.'^  und  (Z.  24)  „Spangen  sollen  Dir  auok 
reichlich  verzieren  die  Hand''  wo  ursprtbiglich  und  noch  im  IL  auck 
fehlt.  Mit  welcher  Theilname  H.  mit  Schiller  G. 's  Hermann  begleitet, 
ist  bekannt  Der  Briefwechsel  gewährt  uns  nun  unmittelbaren  SinUiGk, 
wie  H.  gleich  nach  seiner  Ankunft  und  während  seines  AnfenthaltM 
in  Berlin  trotz  dringender  eigener  Geschäfte  eifrig  zwischen  dm 
Dichter  und  Verleger  (Yieweg)  yermittelt  und  den  Druck  fiberwacht, 
wobei  ihm  Goethe  weitgehende  Vollmacht  gab.  Bis  ins  Haute,  i. 
B.  die  Frage  ob  IV 129  nach  Geraü'sche  ein  Komma  zu  atehen  habe» 
wird  aUes  erwogen,  bei  kleinen  Versehen  oder  ünregehnftssigfceitin 
macht  er  yon  seiner  Befugnis  zu  ändern. Gebrauch,  und  auch  hier 
fehlen  die  kritischen  Bemerkungen  nicht  Wir  erhalten  durdi  die- 
selben einen  schätzbaren  Beitrag  zur  Geschichte  des  Textee  uid 
lernen  ältere  Lesearten  kennen,  die  der  Dichter  offenbar  anf  den 
Bath  des  Freundes,  so  viel  ich  sehen  kann,  noch  Yor  dem  Druck  ia- 
derte«  So  zu  „Thalia''  V.  81  f.,  besonders  aber  zu  „Euterpe*^  Y.  24. 57.87. 
145.  193  ff.  Ob  bei  dem  jetzigen  Texte  dieser  Verse  etwa  HomboUt 
betheiligt  ist,  lässt  sich  nicht  bestimmen,  aber  G.  stellt  es,  indem  er 
auf  einem  besonderen  nun  fehlenden  Blatte  VerändemngsYeifloche 
schickt,  ganz  seinem  Ermessen  anheim,  ob  er  „solche  genehmigin, 
das  Alte  beibehalten,  oder  etwas  Eigenes,  (seiner)  Ueberzeogong  Ge- 
mässes  einschalten^  wolle  (15.  5.  97,  S.  36).  Am  8.  Juni  sandte  0. 
den  Schluss  des  Gedichtes  und  H.  erwidert  yon  Dresden  ans  (28.  €. 
97.  S.  38  f.)  mit  trefflichen  Bemerkungen  yoU  Verständnis,  nameit- 
lieh  über  „den  Begriff  des  Epischen^  in  dem  Gedicht  „yorsflglich  jb 
Gegensatz  mit  der  Idylle^.  Dasselbe  begleitet  ihn  auf  der  Beise  i 
Wien  und  beschäftigt  ihn  noch  in  Paris  lebhaft,  indem  er 
bekannte  ästhetische  Analyse  desselben  schreibt  und  mit  BrindananB 
es  Tom  prosodischen  Standpunct  durchgeht. 

Von  eigenen  Arbeiten  Humboldts  ist  in  diesen  älteren  Brk&n 
wenig  die  Bede.  Er  geht  fast  ganz  auf  in  der  Hingebung  an  die  Predsc* 
tion  seines  grossen  Freundes.  Nur  von  der  Agamemnonübersetzmr, 
die  wir  überhaupt  in  ihren  verschiedenen  Entwicklungsstadien  verfidg«! 
können,  ist  die  Bede.  Goethe  soll  bei  dem  Verleger  Unger  |,ein  Weit 
zum  Vortheile  des  Werkes^  sagen  (behufs  schönen  sorgfiltig« 
Druckes),  was  er  verspricht.  (6.  5.  97,  S.  35.  und  15.  5.  97,  S.  37.) 
So  weit  glaubte  er  damals  zu  sein.  Bekanntlich  erschien  die  Uebtr- 
Setzung,  nachdem  sie  durchaus  umgearbeitet  worden,  erst  1816.  Von 
einem  andern  Studium  über  die  Idylle,  einer  „Vergleichung  modemer 
Idyllendichter'',  worauf  ihn  Vossens  Luise  führte  und  wozu  er  sich 


Th.  Bratranek,  Goethe*«  Briefwechsel,  ang*  ?,  H,  Lamhd,    071 

iG.  italienisclie  Dichter  erbittet,  erfahren  wir  gleich  in  -^  n 

n  Briefen,  Wir  haben  hier  eine  Vorarbeit  zu  den  ^Äe£t__L„._en 
Buchen". 

Diese  erdchienen  während  Humboldts  Pariser  Aufenthalt  (179d). 
Wir  kennen  ihre  Aufnahme  bei  Goethe  und  Schiller  schon  ans  den 

[londenzeu  mit  Schiller.   Hier  hebe  ich  nur  hervor,  das«  G, 

;l,  erst  gleich  nachdem  er  sie  im  Manuscript  erhalten  (16.  B, 
98,  S.  56),  dann  nach  der  Drackvollondang  (Jena  26*  6.  99,  S.  72) 
den  Frennd  yersichert,  dass  sie  lu  mehr  als  einem  Sinne  auf  ihn  ge- 
wirkt hatten,  wovon  ihn  eine  neue  epische  Arbeit  (Achilleis)  über- 
zeogen  werde.  Auch  andere  Arbeiten  Goethes  kommen  in  den  Bri0fi»n 
dieser  Epoche  zur  Sprache:  Amyntas,  Eaphrosyne  n.  A.  und  es  findet 
sich  manche  feine  Bemerkung  darüber,  der  Agamemnon  rückt  lasg- 
»as  Tor^  aber  das  Hanptinteresse  Humboldts  ist  ^das  Studium  dtB 
franzögischen  Katioualcharakters  und  die  Vergleichung  mit  dem 
Deutschen"  und  jetzt  ei-st  spricht  er  dem  Freunde  von  seinen  beiden 
I^TO^aen  Plänen:  „eine  Schilderung  unseres  Jahrhunderts  und  die 
Orßndnng  einer  eigentlich  neuen  Wissenschaft:  einer  vergleichenden 
Anthropologie*.  Gerade  hier  aber  trifft  sein  und  Goethes  Interesse 
merkwürdig  zusammen.  H*  Grimm  hat  einmal  gut  bemerkt,  wie 
Goethe  überall  i>eine  Organe  habe,  durch  die  er  sich  Erfahrungen  and 
Kenntnisse,  die  ihm  persönlich  unerreichbar  sind,  vermittelt.  Das 
sehen  wir  auch  hier.  Was  H.  beobachtet,  Über  den  franz.  National- 
cbarakter,  über  Kunst,  Literatur,  Theater,  Naturwissenschaftliches, 
das  tbetlt  er  Goethe  mit,  seine  Briefe  wachsen  zu  sorgsam  überlegten 
Abhandlungen  an ,  die  Goethe  dankbar  aufnimmt ,  und  mit  Hs.  Zu* 
Hg  für  die  Propyläen  ausnützt,  die  überhaupt  ein  Medium 
_  erhaltung  werden.  So  entstehen  die  Aufsätze  ^lieber  die  ge- 
Iftige  französische  tragische  Bühne**,  ^Neue  Art  die  Malerei  lu 
on,*  „Der  hilflose  Blinde,  Gemälde  von  Gerard***),  die  wir  hier  in 
IHrer  ursprünglichen  Briefform  lesen*  Aber  auch  Humboldts  Prau 
arbeitet  in  diesem  Sinne  für  Goethe  und  liefert  eine  Beschreibang 
(rities  Gemäldes  Yon  David. 

Dies  geht  so  fort  während  der  spanischen  Reise  und  des  darauf- 
falgeDden  Pariser  Aufenthalts.  So  entstehen  die  Aufsätze  „Ueber  das 
Ib^  des  petita  Augustins**  und  die  Schilderung  des  Montserrat» 
^P  Qm  lebhaft  an  Goethes  ,, Geheimnisse'*  erinnerte,  die  er  „immer 
^Mrordentlich  geliebt*^,  die  ihm  aber  durch  diese  Erfahrung  ^näher 
Hl  nigenfr  geworden**,  Humboldts  Frau  aber  verzeichnet  und  be- 
schreibt für  Goethe  „in  doloribus**  sämmtliche  Gemälde  des  Escurial, 
^eio  ziemlieh  beträchtliches  Werk**.  Humboldt  selbst  ist  aber  auf 
iieefr  fl€i«#  ein  Anderer  als  früher  in  Paris,  Ohne  einen  bestimmten 
O^r'  •  der  Forschung  überlässt  er  sich  mehr  unbefangen  den 

und  lernt  eigentlich  so  recht  reiben  ;  daneben  beobachten 


m. 


zt«rer  Fropjläen  UI,  123,  nicht  wie  ä.  llt  bei  BratraiK^k 


67t    Th,  Bratranek,  Goelhe's  Briefwechsel,  ang.  t.  JZ. 

wir  die  Keime  späterer  fruchtbarer  Studien;  das  Interesse  für  du 
Basken  und  sprachwissenschaftliche  Fragen. 

Wir  begleiten  dann  Wilhelm  nach  Rom.  Da  lesen  wir  Bttklite 
über  Künstler  nnd  Kunstfreunde,  die  ihm  gelegentlich  anch  die  Fnn 
abnimmt,  von  Arbeiten  Goethes  (natürliche  Tochter)  Schillers  (Till), 
aber  öfter  stockt  der  briefliche  Verkehr  trotz  aller  gegmautigii 
Mahnungen  ganz.  Humboldt  geniesst  die  einzige  Umgebung  mit  der 
grössten  Andacht.  Er  untersucht  worin  die  Ursache  des  Bindnwb 
liege,  den  Born  und  das  classische  Alterthum  überhaupt  auf  w 
macht ,  in  dem  fiberschw&ngliche  Begeisterung  ahmenden  Briefe  aas 
Marino  (23. 8. 4),  aus  dem  Groethe  ein  Stück  in  seinen  ,,WinkelmaBB^ 
herübemahm.  In  der  Einsamkeit  des  Albanersees  vollendet  er  and 
den  Agamemnon ,  und  er  wartet  nur  auf  Vossens  Prosodie  lui  die 
letzte  Hand  anzulegen.  Sonst  hören  wir  nur  von  einer  flbereeMia 
Pindarischen  Ode:  den  Studien  und  literarischen  Arbeiten  wir  du 
Leben  in  Born  mit  seinen  Geschäften,  Privatauftrfigen,  G^eeeUediift 
(H.8  Haus  war  ein  Vereinigungspunct  der  Deutschen  in  Born)  und 
Briefwechsel  (S.  203)  und  seinen  Genüssen,  namentlich  in  der  ersten 
Zeit,  nicht  günstig.  In  dieses  Leben  des  reichsten  und  edeMen  Ge- 
niessens fallen  aber  auch  tiefe  Schatten :  der  Tod  des  Sohnes  (8.202) 
und  Schillers,  dem  ein  herrlicher  Brief  gewidmet  ist  (5.  6. 6, 8. 225). 
Nun  mahnt  er  Goethe  dringender  nach  Italien  zu  kommen,  jeden&lb 
aber  sich  zu  erhalten.  „Verlieren  wir  auch  Sie  einmal,  so  ist  überall 
Nacht  und  Verwirrung^.  Er  sieht  mit  trübem  Blick  in  die  Zntauft 
der  deutschen  Literatur,  von  der  er  sich  durch  die  LiteratnrseitongiD 
wenigstens  ein  Schattenbild  zu  machen  sucht. 

Noch  kürzer  und  abgerissener  als  theilweise  schon  in  der 
Bömischen  Epoche  werden  die  Briefe  während]'  Wilhelms  weikeier 
amtlicher  Th&tigkeit  als  Minister,  in  Berlin,  als  Grosandter  in  Wies 
und  auf  den  Congressen.  Wir  verfolgen  zwar  mit  Wilhelm  Goetim 
Arbeiten  (Wahlverwandtschaften,  Pandora,  Sonnette,  romant  Poene, 
Ephesische  Diana,  Essezepilog,  seine  Thätigkeit  für  das  Theiter 
usw.) ,  wir  hören  von  H.s  Bemühungen  für  die  Berliner  Hochschule. 
allerlei  Personalien,  von  seinen  literarischen  Arbeiten :  die  Ueber- 
arbeitung  der  Agamemnonübersetzung  wird  in  Wien  wieder  anljp- 
nommen,  endlich  zum  Druck  befördert  und  Goethe  als  eine  ^freind- 
liche  Erscheinung  aus  der  Vorzeit"  übersandt.  Bei  einer  peraünlifito 
Begegnung  in  Karlsbad  (1812)  hat  G.  an  Humboldts  DaisteUang 
der  Verbreitung  der  Sprachen  über  die  Welt  solches  (Gefallen  gefiut- 
den,  dass  er  sie  aufgezeichnet  wünscht  um  darnach  eine  Karte  ent- 
werfen zu  lassen.  Dieser  Arbeit,  die  H.  am  15.  11.  12  sendfti 
gedenkt  G.  noch  1821  dankbar  gegen  Alexander.  Wir  sehen  wie  E 
mit  G.  in  dem  Widerwillen  gegen  die  „christlich  gothische  oft  fntieB- 
hafte  Modernität''  übereinstimmt,  aber  es  fehlt  der  volle  fr  Altere 
Fluss  des  Verkehrs  und  mit  dem  J.  1817  stockt  er  ganz. 

Erst  am  15.  Mai  1821  bringt  Humboldt  bei  Gelegeaheift  der 
Uebersendung  seiner  Schrift  über  die  Urbewohner  HiBpaame  da 


Tk*  Bratranik,  Qoethe*t  Briefweebsel,  Mg.  v.  if.  Lamb^.    678 

Briefwechsel  wieder  m  Gang.  Es  fehlt  auch  im  Verlaufe  nicht  an 
knngen  und  die  Briefe  gewinnen  nie  wieder  den  Umfang  der 
H*  ist  ein  anderer  geworden.  Die  Zeit  der  gänzlichen  Hin* 
ist  vorbei ,  er  empfangt  nicht  mehr  bIo8  and  gibt  das  Em- 
ae  eigenartig  nnd  geistreich  gestaltet  wieder,  er  gibt  nun  selb* 
1IU8  der  Fülle  eigenen  Gedanken  reicht  Imms,  Zwar  den  Ein- 
der  Untersuchungen,  die  Humboldt  jetzt  in  seiner  stülen 
enljeit  beschäftigen,  kannG.  nicht  folgen^  aber  die  grossen 
bon  und  philosophischen  Gesichtspuncte  nnt^r  denen  H,  daß 
Prolileju  der  Sprache  fasst,  musst^n  auch  seine  Theilnahme  erregen 
Ijid  glekher  Theilnahme  fühlte  sich  G.  für  seine  Arbeiten«  von  wel* 
sken  hAnfig  die  Rede  ist  (besonders  Faust) ,  von  Seite  H.s  sicher. 
liier  der  eigen  innige  Ton  dieser  Briefe  hat  einen  andern  Grund. 
t\xii  \lt(T  macht  wol  einsam,  aber  es  verbindet  eben  dadurch  auch 
oQ,  die  eine  lange  Strecke  des  Lebens  mit  einander  gegangen, 
\uu  Bu  iesier.  Unter  allen  Freunden  Goethes  hatte  keiner  an  der  Zeit 
Manee  grosi&eu  Zusammenwirkens  mit  Schiller  so  innigen  Antheil  ge* 
Diimiieti,  hatte  keiner  so  sehr  die  Fähigkeit  seine  dichterischen  Inten* 
tiottAH  zu  verstehen ,  an  die  einzelnen  Erscheinungen  seines  Wesens 
i]a«Ugemetneu  Gesicht^puncte  zu  knüpfen,  unter  die  sie  fallen,  und 
loa  jiut«rn  Zusammenhang  zwischen  denselben  zu  erfassen  wie  Hum- 
MdL  Die  Erinnerung  an  jene  gemeinsame  Zeit  klingt  wie  thematisch 
ixuth  die  Briefe  dieser  letzten  Jahre.  Gleich  in  der  Antwort  auf 
jenen  Brief  Wilhelms  wiederholt  G.  die  Yeraicherang ,  die  er  kurz 
lejtander  gegeben,  „dass  jenes  frühere  Verhältnis  lu  ihnen 

Ixm  immer  unter  den  lichtesten  Poncten  vorschwebe**,  und  H. 

erwidert ,  atich  ihm  sei  jene  Zeit  die  Epoche,  die  er  sieh  am  liebsten 
reiften w&rtige.  ^Ich  kann  sie  gleichsam  als  einen  Mittelpnnct  an- 
leteo,  auf  den  sich  das  noch  früher  Vorbereitete  gesammelt  hatte  und 
reu  dem  auf  das  übrige  Leben  hin  die  Bestrebungen  ausgingen,  die 
■im  nicht  mehr  von  ihrer  ßichtnng  abweichen  kennen.  Nichts  wirkt 
10  tief  aof  das  Gemüth,  als  die  Verehrung  des  in  der  N&he  erkannten 
Beiseiii  und  HOheru,  und  was  ich  Ihnen,  was  dem  verewigten  Schüler 
in  dieser  Bücksicht  schnMig  bin ,  wird  nie  in  mir  untergehen.  Ich 
werde  dessen  erst  selbst  wieder  jetzt  recht  inne^  wo  ich  wieder  ganz 
aar  und  selbstgewählten  BeschüfUgungen  leben  kann  (S.  264)/  Hier 
haben  wird  das  beide  Verbindende  klar  ausgesprochen.  Und  djese 
EfiGDünmgen  werden  immer  wieder  erneut  und  gepflegt,  auch  durch 
beiteu.  Die  Abhandlung  ^Ueber  die  Aufgabe  des  Geschieht* 

führt  H.  ebenso  darauf  (B.  270) ,  wie  Goethe  die  Redac* 

eeinAs  Briefwechsels  mii  Schiller  (272)«  der  die  Freunde  auch 

^B^  Besuch  in  Jena  beschüftigt,  wozu  dieser  auch  mitbringen 

was  ihm  von  Schillers  Briefen  geblieben  ist  (S.  274,  vgl,  2ö2). 

luf  folgt  die  Veröffentlichung  des  Briefwechsels  Schillers  und 

ftboIdtH  mit  dessen  bekannter  Vorrede ,  und  als  er  damit  fertig 

>cl>    ^  8eine  Anzeige  über  Goethes  zweiten  Aufenthalt  in 

\  .  u  Arbeiten  gibt  er  G.  am  4.  9*  30*  Is'achricht,  und 


k  t  d,  &«t«rr.  Qpnn,  ItTT.    TIH.  tu  IX.  Oefv 


« 


674    J.  Jireöek,  Geschichte  der  Bulgaren,  ang.  t.  W.  TamoKhdc, 

als  dieser  sie  erhalten ,  sendet  er  sofort  (17.  9.  80)  die  wenigen 
aber  laut  redenden  Dankesworte  „Ein  Wort!  Ein  H&ndedmck!  and 
tausendfältigen  Dank!^  Diese  Arbeiten,  die  auf  den  liebsten  gviem- 
samen  Lebenserinnerungen  ruhten ,  in  denen  er  so  tief  eindiingoilB 
Darstellungen  von  seinem  eigenen,  wie  seines  dahingeschiedMUD 
Freundes  Wesen  las,  waren  ihm  ein  Trost  in  der  bewegten  Zeit,  n 
dem  er  inmier  wieder  zurückkehrte.  Es  hat  etwas  rührendes  und  e^ 
hebendes,  wie  diese  beiden  Greise,  von  denen  der  eine  seine  Beschlf- 
tigung  selbst  schon  „gleichsam  nur  testamentarisch*  nennt,  sieh 
selbst  „immer  mehi*  und  mehr  geschichtlich'*  erscheint,  deranden 
eben  i-üstig  bemüht  ist,  ^was  „noch  unentwickelt  und  zum  Thal  un- 
erwiesen in  ihm  liegt,  dargestellt  und  ausgeführt  zugleich  mit  siek 
davonzutragen  und  hinter  sich  zurückzulassen^,  an  einander  qbyv- 
brüchlich  festhalten  bis  ans  Ende  in  der  Gemeinschaft  heiliger  b- 
innerungen  und  hoher  Ideen. 

Noch  am  14.  März  1832  sendet  H.  dem  Freunde  einen  Brief 
mit  einem  Steindruck  von  dem  Grabmahl  seiner  Frau  in  Tegel.  Die 
Sendung  erreicht  ihn  nicht  mehr.  Am  17.  März  Nachmittags  erknaikt 
G.  t(^dtlich ,  nachdem  er  noch  am  Morgen  an  den  Freond  jenen  Brief 
gerichtet,  in  welchem  er  sich  nach  einer  allgemeinen  Aeassenmg 
über  seinen  Faust  ausspricht.  Am  Begräbnistage  wird  jenes  Schxeiben 
H.S  eröffhet.  Wenige  Wochen  nachher  (1.  Mai)  sprach  H.  in  Berlin 
im  Eunstvereine  gehaltvolle  Worte  zum  Gedächtnis  seines  Freundee, 
drei  Jahre  später  (8.  April  1835)  folgte  er  ihm  im  Tode. 

Es  ist  ein  edles  ausserordentlich  werthvoUes  Vermächtnis^  dis 
uns  in  dem  Briefwechsel  der  beiden  Fi*eunde  vorliegt.  Wenn  es  mir 
gelungen  sein  sollte ,  durch  vorstehende  Skizze  auch  nur  eine  an- 
nähernde Vorstellung  von  dem  Gehalte  desselben  zu  geben,  dinn 
werde  ich  nicht  mehr  nöthig  haben,  das  Verdienst  und  den  Anspfoek 
auf  Dank  erst  noch  zu  erhäi*ten ,  den  sich  der  Herausgeber  durch 
Hebung  dieses  Schatzes  trotz  aller  gerügten  Mängel  erworben  bit 

Prag.  H.  Lambel. 


Geschichte  der  Bulgaren.  Von  Gonstantin  Jos.  Jireeek.  Pngld76. 
Tempsky.  586  S.,  Preis  4  Gulden. 

Zu  einer  Zeit,  wo  die  ^orientalische  Frage^  die  ganze  poli- 
tische, und  nicht  zum  mindesten  auch  die  literarische  Welt  in  ^aa- 
nung  erhält  und  das  Interesse  für  alle  Gegenstände,  die  sich  anf  die 
Völker  und  Länder  der  Balkanhalbinsel  beziehen,  wach  ruft,  kdonen 
wir  nicht  umhin,  auf  ein  Werk  aufmerksam  zu  machen,  das,  obfol 
bereits  vor  Jahresfrist  erschienen,  von  der  gelehrten  Kritik  doch  nv 
eine  oberflächliche  und  sozusagen  sporadische  Würdigung  eriiilu^ 
hat;  wir  meinen  die  ^Geschichte  der  Bulgaren^  von  Jire^y  ^ 
Werk,  das  —  abgesehen  von  den  mustergiltigen  Specialforschongeo 
Miklosich's  —  seit  dem  Erscheinen  der  ^slawischen  Altertbflner^ 
von  Safarik  wol  fQr  die  bedeutendste  Erscheinung  auf  dem  Oel»^ 


'  /•  Jirdt^,  Gefichicbt«  der  BnlgAreo,  aßg,  v.  W.  Ttmioschek.    075 

ilawisehen  Archäologie  angesebeu  werden  darf,  üidem  es  au 
und  Inhalt  die  bekannten  Werke  von  Engel  und  Hilferdiug 
KU  übemigt  und  an  Neuheit  und  Eeichthum  des  niedergelegten 
■^riaU  nur  etwa  mit  der  ^Geschichte  der  südslaw.  ürtbodoxen  Kir- 
^k^  von  Goluhinski  verglichen  werden  darf*  Da  sich  in  Deutschland 
Jm  nur  wenige  Gelehrte  finden  mögen,  welche  die  bezüglichen  Quellen 
llls#»itig  keünen  gelernt  und  durchforscht  haben  und  im  Staude  sind 
»in  ates   ürtheil   Ober  die  Benützung  derselben,   über  die 

Sici  I iTid  Wahrhaftigkeit  der  gewonnenen  Resultate  im  A]lgemei> 

A«),  so  wie  üb^r  die  mannigfaltigsten  Einzeldinge,  die  darin  enthal- 
tili  sind,  abzugeben  —  so  wird  gerade  hier  eine  obgleich  nur  kurze 
tHirlegung  eigener  Beobachtungen  und  ent^^egengesetzter  Meinungen. 
»siiigstens  in  Bezug  auf  die  erste  Hälfte  d€k8  Werkes,  nicht  unwUl- 
tOOim^  f^ein.  Wenn  der  gelehrte  Verfasser  oder  andere  Mitstrebende 
108  beizustimmen  sich  gedrängt  sehen  werden,  so  haben  wir  unseren 
imck  erreicht:  die  rückhaltlose  Erforschung  der  Wahrheit. 
K  Im  l.Capitel  (1 — 52)  gibt  Jirecek  eine  bei  aller  Gedrängtheit 
^klich  ausreichende  und  gelungene  ^geographische  üebersicht^ 
^■Balkanhalbinsel ,  unter  Zugrundelegung  der  besteu  Beiseberichte 
wm  kar  '  i-chen  Arbeiten,  wobei  auch  die  Forschungen  slawi- 

lehir  V  wie  z.  B.  Grigorowic)  und  die  Angaben  urkundlicher 

Quellen  h^^raugezogcn  werden.  Dass  dabei  mitunter  Ungen&uigkeiien 
unterlaufen,  darf  uns  auf  einem  so  schwierigen  Terrain  nicht  wuu- 
[Uni-  Um  eine  Kleinigkeit  herauszuheben,  so  hätte  z.  B.  (18)  der 
b^aine  Sneg-polje  ad  acta  gelegt  werden  sollen;  nicht  Snog-polje 
[eigentlich  snez'ne-poye),  sondern  Z'ne-polje,  d.  i.  ^campus  hiscens* 
ti  vgl  D'ne-polje  Miklos.  Mou.  138,  265h  tfirk. 
ler  Bezirk  von  Tru,  wegen  der  tiefen  Furchen  und 
ig^||il€»ii,    I  Ugeu  Schluchten    der  benachbarteu  Anhohen, 

mSI  der  1'  (bvz.  7ra^a^/(»^^)*planina;  die  Namensform  ist 

bM«a^  (a,  1413,  Glasuik  28  p,  421):  „dast  ze  emu  grad  Koprlan 
[BGprfi-han)  i  stmnu  Znepoija  glagolemoju.**  UngeiD  sehen  wir  uns 
iidocfa  zu  der  Bemerkung  gedrungen,  dass  der  Vert  die  antike  Topo- 
lirtphie  und  deren  Veränderungen  durch  die  byzantinische  und  bul- 
garische Epoche  selten  berührt  und  sich  in  die  dahin  einschlagenden 
Perscbungen  nur  wenig  vertieft  hat.  In  der  Nomenclatur  des  Bai- 
Icin  X.  B.  ((j)  vermissen  wir  den  byz.  Namen  Zi^og ,  für  den  Östli- 
Ehen  und  südlichen  Theil  o  IJoi  Zryog,  für  das  Unterland  tj  'PwftOi- 
lÜL  Auch  bei  der  Sar-planina  war  die  byz.  Bezeichnung  Ziyoi;  zu 
Hihnen,  bei  der  Cr'na-gora  (24)  die  Bez.  t6  Mai^ov  oQog*  Bei 
RTro  "     ('»)  \Mi^  or  aufuierksam  machen  können  auf  den 

Rlien\  .1  Vlll,  p. 320  gi^brauchten  Ausdruck  ri  Ityo^ivf^ 

T^iixkoi  t^iiiog,  und  bei  dem  Kapudzik  (15)  auf  die  so  hAufige 
Btni»ooung  t]  HaatUr^a  (vgl.  Wasrilica  kulyba  auf  llochstetters 
Kart<»).  Es  ist  ferner  keineswegs  ausgemacht ,  dass  Marcianopolis 
Gross- Preslaw  und  Eski-stambul  identi.sch  ist;  ^  es  nur  XVIII 
dilti.  \\  Odessos  (Warna)  und  zwar  nicht  am  Fanyssus  (Kam- 

43^ 


676    J,  Jiredek,  Geschichte  der  Bulgaren,  ang.  v.  W.  TamoBtMt. 

tjk),  sondern  an  einem  kleineren  Flfisschen  lag,  welches  lordanis 
Potamia  nennt,  so  ist  an  das  heutige  Prawady,  bjz.  IlQoßavovt  ta 
denken,  zumal  Hadü-Chalfa  bemerkt:  „ober  der  Stadt  und  bis  som 
Gipfel  des  Berges  erstrecken  sich  die  Buinen  eines  Schlosses  ans  d«i 
Zeiten  der  Ungl&ubigen/  Mit  grösserer  Zuversicht  dürfen  wir  Sb- 
yältj  nqaiad-Xaßa,  die  Besidenz  des  Garen  Symeon,  nach  Eski- 
stambul  verlegen,  da  der  arab.  Geograph  Idrisl  Migali-BerisUaft 
„eine  Stadt  von  nur  mittlerer  Grösse^  3  Tageinftrsche  von  Wim 
ansetzt.  Nach  ebendemselben  lag  das  zweite  Berisklafa,  d.  L  ^  /u- 
x^ce ,  4  Tagereisen  östlich  von  Dristra  an  einem  grossen  Sümpft  aho 
etwa  bei  Baltaöesti  südl.  von  Hr'sowa ;  ein  Proslaviia  können  flbri- 
gens  die  Italien.  Seekarten  an  den  Donaumündungen.  Bas  heutige  Sa- 
men, türk.  Sumla,  heisst  bvz.  ^  axQoXoq>ia  rov  Svfieäwog,  die 
Berge  der  Dobrudia  oi  exar^v  ßovvoif  der  Bazim-see  ij  ^O^oUfo^ 
Die  Lage  von  Jeßeltog,  der  röm.  Colonie  Deultum,  konnte  (IM 
no.  5)  noch  genauer  detailiert  werden:  in  der  tiefsten  Einlmehtaif 
fsti^um,  bei  Plin.)  an  der  Mündung  des  Zwillingsstromes  (JSxoqpi- 
ä&g  Pachym.),  wo  noch  heute  das  Dorf  Zagora  lieg^.  Die  Tondia 
soll  angeblich  (41)  bei  den  Byzantinern  TaiyaQog  heissen  —  eise 
dreifach  unrichtige  Behauptung :  einmal ,  weil  der  Name  Teün^ 
an  vielen  Stellen  wirklich  gebraucht  wird ;  zweitens ,  weil  die  ecMe 
Namensform  Talagog  oder  TiaQog  lautet;  drittens,  weil  der  dnage 
Autor  seit  Herodot,  der  sie  anwendet,  der  späte  Ghalkokondjlas»  da^ 
unter  verkehrter  Weise  die  Marica  versteht!  Die  Osma  soll  (38)  W 
den  Alten  Escamus  heissen ,  während  die  besten  Hdschr.  des  FGb. 
Asamus  bieten  und  die  Späteren  !^(ji;/iog''0(J|iog  schreiben.  üngiUii 
ist  die  Bestimmung  des  tausendmal  genannten  Mosynopolis  (193) 
.,irgend  wo  im  untern  Mestathale^;  das  thrak.  Porsulae,  röm.  Kiii- 
mianopolis ,  byz.  Moawo/toXig  oder  MiaivoinoXig  lag  gam  be- 
stimmt südlich  vom  Karlyk-dagb,  zwei  Stunden  westlich  von  Gflmfli- 
i^ina ,  wo  noch  heute  die  Buinen  von  Misini-kaleh  (Clarce,  Traveb, 
vol.  8)  existieren.  Nicht  einmal  in  der  Topographie  des  Asinideuei- 
c.hes  ist  der  Verf.  ganz  sicher.  So  vermuthet  er  (324)  in  Schiltper- 
ger*8  Eallacercka,  der  Hauptstadt  der  dritten  Bulgarei  oder  der  Bo- 
brudza,  Galata,  während  doch  ralia'/.Qa,  xalij  axpa,  Gftlgrad  ge- 
meint ist.  Die  Karwun'ska  ^öra  verlegt  er  (378)  mit  Palauzow  in  die 
Berge  zwischen  Sumen  und  Prowat,  ohne  zu  beachten,  dass  die  itil. 
Seekarten  Carbona  an  der  Küste  zwischen  Gastrici  (Kaargii^of 
Pachym.,  j.  Kestriö)  und  Gavarna,  also  dort  anfahren ,  wo  jetzt  Bal- 
cik  liegt ;  letzterer  Name,  anscheinend  das  türk.  bal(^yk  ^Morast', 
rührt  offenbar  nur  her  von  Bal'ca,  dem  Bruder  des  Dobrotica,  TgL 
Gantacuz.  III,  95  a.  1346:  MnaXixag  rov  KaQßtavo  cqx^^'  ^ 
der  Börujska  x^ra  ferner  haben  wir  nicht  Veroi  oder  Begorj  zu  suchen, 
sondern  das  heutige  Burgas,  byz.  JIvQyog  t(Zv  IISqcjv,  auf  den  See- 
karten Poro.  Auch  JleTQiov  (j.  Petri-köi),  Kqavia  (j.  Ekeme),  A- 
qivia,  („ubi  Pygmaeorum  gens  fuisse  proditur**  Plin.),  Kit^ßogn» 
a.  Orte,  so  wie  der  altbulgar.  Name  des  Eamöyk,  Jivl^lya  oder  A- 


l'Ä  firt^  Gesclücbte  der  Bulgaren,  ang*  t.  TT»  romaac/re^.    677 

-n  erwähnt  werden  sollen.  Der  Greniort  Koipig  (289)  ist 
das  j,  Tekke  (türk,  „Kloster**)  an  der  oberen  Gjopsa;  etwas 
JicLer  gegen  PhilippopoUs ,  etwa  bei  Woiuikowo  und  Banja,  lag 
roCbca  ♦  die  Heimat  des  hl.  MihaÜ  Wolna.   Der  von  Pachyiner.  V, 
[bei  ^riXßyog  erwähnte  Ort  'Pedxotßig  oder  ^^Peaxoßh^a  ist  das 
i  zwischen  Eski-  uüd  Jeai-Za*ara.  —  Die  Lage  von  ©ßd- 
y8ob.  des  Pasilios  a,  101^  ist  ihm  auch  unbekannt  (2U2) ; 
vnr  linden  darin  eine  Schreibweise  f^*  biilg,  Srem*,  ^eQfiiovj  das 

fier  t^inen  eigenen  Bischof  besass  und  damals  eben  von  dem  Stra* 
>9  Diogenes  erobert  worden  war.  Der  Name  des  Belasica-gebirges 
5)  lautet  nicht  BaXa&iatay  sondern  nach  der  besten  Hdschr. 
Cedren  BaXaohta,   womit   nicht  zu  verwechseln  BaXaßlara 
-fi.  XII  p.  356,  Georg  Acrop.  44  p.  83)  d.  i.  Walowißta 
Lisar,  das  alte  Heraclea  Sintica.  Die  im  Gebiet  von  Sre- 
geiegene  Btiig  ^tonioviov  oder  Stiponje  (193)  lag  sicher  au  dem 
cbbrnch  der  Golema-Iskra  bei  Pazarel  und  Halkowa,  da  Idrlsl 
Stobuoi  in  der  Mitte  zwischen  Germanija  (DupDica)  und  Tralsa  (8re- 
ansotzt.  Die  Ortschaft  Skrino,  die  im  Leben  des  bK  Joan  von 
vorkommt  (173)^  findet  sieb  wie  alle  anderen  darin  genannten 
\  nnch  heute  im  Struma-gebiet.  Wenn  Jireßek  (20^)  die  Boljaren- 
ammlung,  welche  Bodin  zom  Garen  prociamierte,  zu  Pridtina  ab- 
iiten  werden  lässt,  so  irrt  er :  PriötinaLeisst/l^/crirjj»^^,  z,  B.  Can- 
Rx,  tri,  43  (n  p*  261} ;  Skylitzes  dagegen  (p.  715)  sagt:  ilg  %it 
jdtüpQ  oder  n^iadQiava,  d.  i.  Priiren.  Tm'may  ist  nicht  „viel* 
df ,  sondern  ganz  sicher  die  serb.  Hofburg  Paun\  weil  Cantacuz. 
,  bemerkt:  n^g  tonov  Taw,  dta  t6  TtaXXoQ  wvo^taufuvov,  und 
ei  Pf  r  wähnt.  Chotowo  (264)  oder»  wie  die  bessere  Hdschr. 

t  6«'  p.  44  p*  84  schreibt,  Xttioßog,  ist  wol  Hidowo  am 

Aofffluss  dvr  Buemia.  Was  die  Metropole  Justiniana  prima  betrifft, 
Jirecek  nicht,  dass  die  Lage  derselben  im  Gegensatz  zu  den 
ienon«  unsicheren  Conjecturen  anderer  von  mir  so  annähernd 
Scb  bestimmt  worden  ist  (Ztscbr.  1874,  650).  Häufig  geschiebt 
er  minder  bedeutende  Ortschaften ,  die  in  den  historischen 
Qälem  vorkommen,  in  der  DarsteUnng  übergeht ,  wahrschein- 
dem  Strebten  nach  Kürze  geleitet,  wie  er  denn  überhaupt  die 
Periode  des  Bulgarenreicbes  nur  oberflächlich  und  epitomiscb 
Wir  hätt<»n  aber  goiv^nscht,  den  Umfang  des  Reiches  ge- 
praecisiert.  die  einzelnen  Provinz<%n  und  Vororte,  überhaupt 
Altbulgan^che  Topographie  umfassender  behandelt  tu  sehen,  um 
flo  mebiv  &ls  ja  ein  reiches  Material  dazu  vorhanden  ist 

Cap.  II  (53—71)  bandelt  über  die  UreinwohDer  der  Halbinsel, 
Thnker  und  Ifljrier»  und  über  deren  endliche  Komanisierung.  Auf 
di»  Oebiete  der  antiken  Volkcrkuodp  scheint  der  Verf,  nicht  viele 
en  ^^m.iclit  zu  haben,  was  schon  aus  folgenden  Sätzen  hervor- 
ho  Stamm  der  thrako-illjriscben  Familie  umfasste  die 
*  ir]  leicht  atich  die  Makedonier";  , dass  auch  die  Pelasger 
^nosseu  waren,  if^t  nicht  unmöglich";  ,,den  wesUlcben 


678    /.  Jiredek,  Geschichte  der  BnlgareD,  aog.  t.  W.  TomaatMu 

Stamm  bildeten  die  ülyrier  und  Epiroten'';  „Thraker  and  Bljrier 
standen  zu  einander  in  einem  ähnlichen  Stammverh&ltnisse,  wie  Sla- 
wen und  Lithaner  oder  Deutsche  und  Skandinavier**.  In  solchen  Din- 
gen muss  man  sich  an  die  Besultate  jener  Gelehrten  halten,  wdche 
sich  mit  Erfolg  in  die  Nachrichten  der  Alten  und  die  epigraphisdun 
Denkmäler  vertieft  haben.  Was  er  Aber  die  Dessen  (58. 59)  vorbringii  ist 
ans  trfiben  Quellen  geschöpft;  einmal  nimmt  er  sich  der  von  TUkä 
vorgebrachten,  verkehrten  Etymologie  des  Namens  ans  alb.  beasf 
TticTig,  Tteica  an,  wie  er  auch  die  thrakischen  Satren  auf  alb.  8il(r 
(=  türk.  säthur   „grand  couteau  de  boucher**   Bianchi- Kiefer  I, 
p.  995)  zurückführt;  dann  schwört  er  auf  Zachariew's  ,, unbefangene' 
Mittheilung,  das  alte  Bessapara  werde  noch  heute  von  den  Bolgam 
Bedja-fara  „Bessen-geschlecht**  genannt,  v.  far^  „cognati**,  waieia 
Lehnwort  aus  dem  Alban. ,  wie  alban.  farQ  hinwieder  ans  dem  ItaL 
ist  —  als  ob  bereits  die  antiken  thrakischen  Stämme  sich  romani- 
scher Lehnworte  bedient  hätten !  Die  alten  2anaiotj  welche  am  Ans- 
fluss  des  Nestos  (Mesta)  wohnten ,  sollen  ihre  ursprüngliche  Heimat 
bei  Eöstendil  und  in  der  Lülin-planina  gehabt  haben,  wo  de  noch 
heutigen  Tages  hausen  und  den  bulgarischen  Stamm  der  Sopi  aus- 
machen (59,  III,  575)1  Ja  sogar  die  homerischen  IlcUopeg  sollen 
noch  nicht  verschollen  sein ;  ihr  Name  haftet  angeblich  den  bnlga- 
rischen  Pijanci  an ,  welche  an  der  oberen  BrSgalnica  in  der  Ebene 
Fganca-owasi  (Barth,  vgl.  Grigorow.  42)  wohnen  und  nach  einem 
Weiler  Pijanec*  benannt  sind,  dessen  Dasein  allerdings  sehrfrflhe 
bezeugt  ist  (UiaviTl^a  chrysob.  Basilii  n,  a.  1019,  Chrysob.  des 
Caien  Stefan  a.  1347,  Glasnik  27  p.  293    „u  Pijanci  crkowsw. 
Nikole"   ,u  Pijanci  na  Bregalnici  crkow  bogorodicu",  DanUo*8  Bo- 
doslaw  p.  109  „Owce  polje  i  Zletowu  i  PijanV"),  wobei  jedoch  la 
bemerken  ist,   dass  der  Name   echt-slaw.  Ursprunges  ist  (p(jan', 
piijanica  fii&vaog  Mikl.  p.  567)  und  gern  wasserreichen  Giessbädien 
beigelegt  wird.  Und  was  soll  man  erst  zu  der  merkwürdigen  Ent- 
deckung Safaf  ik's  sagen,  dass  die  NiogoTteg^  welche  Bezeichnung  ftr 
die  eisenproducierenden  NioQixoi  oder  Steyermärker  Clemens  Alex, 
ström.  I,  76  einzig  und  allein  dem  homerischen  Ausdruck  niqona 
xal'Mv  zu  Liebe  vorgebracht  hat,  im  obern  Vardargebiet  gehanst 
und  ihren  Namen  auf  die  wlachischen  Hörigen,  welche  in  alteerb. 
Urkunden  neropsi  (viel  häufiger  jedoch  mSropsi,  Miklos  Lex.  441, 
vgl.  MsQOTtt],  Wlacheugebiet  in  der  Bhodope !)  heissen,  vererbt  babeo 
sollen.    Wir   würden  derlei  Coujecturen  gar  nicht  der  Erwähnoog 
werth  halten,  wenn  nicht  andere  Forscher,  wie  Jung  (253),  sich  dar- 
auf berufen  hätten.  Uebrigens  stellen  wir  nicht  in  Abrede,  dass  viel- 
leicht die  topographische  Nomenclatur  hie  und  da  eine  Ausbeute  selbst 
für  ältere  Ethnologie  bieten  könne ;  so  z.  B.  begegnen  uns  in  einer 
Urkunde  v.  J.  1380  (Glasnik  24  p.  255)  einige  nicht-slaw.  Oertlich- 
keiten  im  Vardargebiet  wie  „selo  Eolowo,  selo  Pululowo"  „selo  PIo- 
toresci"  und  andere  wlachischen  Klanges ,  wobei  wir  unwilMrlicb 
gemahnt  werden  an  die  thrak.  Namen  "OgoXog,  'PwXtjg  und  IloXkrfif 


wie  an  den  ül)fri5cheü  IJkaiMQ.  —  Der  barocken ,  södskwi- 
clien  Seh riftst eile ru  liebgewordeueD  Ansicht  von  der  Continuität  der 
law.  Korocnclatur  auf  der  Haemushalbinsel  seit  der  Urzeit  fiählte 
ich  Jirecek  gedrungen  des  längeren  entgegen  zu  trot4»n;  in  der  ge- 
ehrten Welt  des  enropäischen  Westens  hat  die  thrako-slawische 
heorie  glücklicherweise  keinen  Vertreter  gefänden ,  Dank  der  For- 
ch engen  eines  Thunmann*  Gatterer,  Zenss^  Abel.  Öiseke^  Roesler 
^^H-  Nebenbei  bemerkt,  theüen  wir  die  Ansicht  Hahn*s  Ober  den 
U^  ßilaCw^^  worin  alb.  nr^  ^Brücke-  stecken  soll^  nicht;  in 
Btis  fM^eon.  Ortsnamen^  wie  in  y/Z^co^oc  idutj^og^yiXitiQog^'itt^gov^ 
1%  wol  ober  das  Apellativurn  »Scbutzwehr,  BQrg(ii*an*  vara)"  ent- 
alten  sein. 

L  Im  UI.  Cap.  (72—95)  wird  die  slawische  Colonisation  der 
■binsel  bebandelt,  wobei  die  ^ganz  unerwarteten  Resultate^  des 
Kariscben  Gelehrten  Drinow  zur  Basis  dienen.  Allen  Respect  vor 
P  Forschungen  der  slaw.  Gelehrten,  so  weit  sie  die  neuere  bulga- 
5ch-serbische  Epoche,  namentlich  die  Staats-  und  Culturverhält- 
isse  und  die  Literatui'  seit  Joan  Äsen  IL  oder  dem  13.  Jahrh.  be- 
andein;  was  jedoch  die  ältere  Zeit  betrifft,  deren  Knnde  auf  nicht- 
iawischen  Quellen  beruht,  so  werden  die  auf  methodischer  Kritik 
«ruhenden  und  durch  kein  nationales  SoBdermotiv  beeinflussten  Re- 
Bltate  der  deutschen  Forscher  wol  nicht  so  bald  umgestossen  wer- 
»  kennen.  Kun  also ,  Diinow  zufolge  finden  sich  in  der  Römerzeit 
mte^  Spuren  slawischer  Nationalität  in  Pannonien  und  Dacien 
Beweise  dessen  mös^^eu  wieder  die  Namen  Pelso  und  T^iema 
halten,  ferner  die  nachhaltige  „Ermnerung"  der  Südslaweu  und 
sen  an  den  Besieger  der  Dacier,  den  Kaiser  Traianut^,  der  als  Trojan 
ögar  den  slawischen  Göttern  beigezählt  ward  (75),  Dagegen  bemerkt 
oag  ^261)  mit  Recht,  da^s  die  Bekanntschaft  mit  der  Gestalt  des 
'nyan  er^t  im  Haemusgebiet  und  erst  in  byxant.  Zeit  durch  Vermitt- 
mi^drr  nnd  griechisch^i  Bevölkerung  erfolgt  sein  kann. 

3T  Uli  ^Ue  haben  sich  da  auf  die  Figur  d^s  berähmUin 

setzt.   Wenn  z.  B,  in   einem  aerbischen   Märchen 
i  .v'j.v..  hat  Ziegenohren^  bei  Wuk  Karadzic)  die  Fabel  von 
of  Trajan  übertragen  erscheint,  so  ist  dies  ein  y^aiufSf^g  /iv- 
oc  aer  byxaut,  Zeit;  vgl.  T/.eties  ChiJ.  II,  bist.  34:  nJria  di  Toaia- 
^r   k^yotaip  i'x^iv  Tf^yffV   oixeQ   ttviog   mx*  ti^rfKa   yQüifotg 

gsaentlich  die  dacischeu  Karpeu  und  Kostoboken  gelten  Drinow  nach 
Brik's  Vorgang  für  slawische  Vrdker,  ebenso  jene  Sarmaten, 
Pebe  neben  Gothen  und  Gepiden  an  der  linken  Donau  genannt  wer- 
ML  Sogar  die  Satagae  des  .lordanis,  welche  doch  sicher  alanischen 
kuiHiMS  waren  (vgL  Zeuss  704 :  ich  vergloiehe  os,  satage,  partic.  v. 
Pteo  fffichlagen,  besiegen"),  r^olien  Slawen  gewesen  sein,  den  «Iowa* 
lic)l«D  SoUkea  in  N  Liebe!  Als  ^unzweifelhaft*'  sb- 

wardea  dann  hl  n kirnen  von  moesischen  und  darda- 

ben  Castallen,  hingestellt,  welche  Justinian  um  530  hatte  restau- 


08U    J.  Jiretek,  Geschiclite  der  Balgafen,  aog.  h.   W.  rmnoioftet 

rieren  lasseiii  wie  Bd^Cava  ^aßovttct  Mtlka^eiiut  ^nmtXi!^ 

—  KameTii  die  wir  bei  gutem  Willen  anch  aus  nicht-slawischem  8pi»cli- 

schätz  zu  deuten  im  Staude  siud.    Doch  halt «  war  nicht  Justintas  , 

selbst  ein  Slawe,  wie  Lupicina  und  Viglantia  slawis^cli«  FrÄU<it!| 

L  nicht  Justinus  oderJastinianns  selbst  mitslawi> 

[der  Vater  Istok  goheissen  haben?  So  will   e-^  t< 

[liest  man  es  allerorten.  Doch,  hat  wirklich  jemand  auai^er  ^faHi( 

Iden  Mönch  Theophil  vor  Augen  gehabt,  der  dies  bezeugen  äoU?  Od^f] 

[liat  äafaf  ik  nicht  vielmehr  nur  eine  Notiz  Luccari's  (Anaali  di  Raa 

Ip.  3  mit  der  Angabe  ^com'  hb  veduto  in  un  diadario  i     -  ' 

*in  etwas  freierer  Weise  sich  zu.  eigen  gemacht  und  er\\< 

risch  steht  nur  fest,  dass  der  Vater  des  Justiniariiiy  I  ,'/v;  J 

nnd  da£8  Justinus  wie  Jnstinianus  i)lyn&eh-dard<  i    Abkunitj 

waren,  so  dass  man  also  weit  eher  behaupten  darf,  düs  Hrnm  4tj 

Anikier  sei  dem  Kreise  der  energischen  Skipetaron  eritw*.**»*...*^  ^ij 

noch  jetzt  die  Hauptstütze  des  stürzenden  Osmanenri  d«D 

Alle  vorgebrachten  Gründe  werden  uns  kaum  von  diM  ^ 

'  gen,  welche  alle  deutschen  Forscher  bis  herab  atif  I 

haben,  dass  nämlich  vor  dem  Ende  des  6.  Jahrh. 

lungen  der  Slowenen  auf  der  Halbinsel  nicht  na<  ii 

kennen;  die  Behauptung,  dass  die  slawische  Colonisatr^n  schon 

3,  Jahrh.  begonnen  habe ,  wird  der  vorurtlieilsfreien  Kritik  steU 

eine  illusorische  erscheinen  müssen. 

Im  IV,  Cap.  (96—125)   wird  Glaube  und   l^ei>- 
älteren  Slawen  geschildert,  wobei  die  namhaften  Forsch  i  «k'« 

verweiihet  erscheinen,  hierauf  die  slawische  Colonisation»  m  b^ 
sie  aus  dem  Habitus  der  Ortsnamen  erschlossen  werden  kann ,  cha^ 
rakterisiert,  endlich  werden  die  einzelnen  Stämme  auf  der  Halbinsal  ] 
aufgezählt.  Was  die  Dragowiöi  (120)  betrifft,  so  möchte  ich  »n 
Stämme  unterschieden  wissen,  jQayoßlrm  (von  drag'  «cartm*  i 
tiosus**)  und  Jgovyovßizai  (von  drug'  „socius**);  er  -  ■  ^  »Hfif-J 
dings  seltener  hervor ,  z,  B.  in  der  Eparchie  von  i 
ihr  Gebiet  JqayoßivTia  genannt  wird ;  letztere  sind  der  Hau . 
in  den  Exarchien  von  Thessalonich  und  Berrhooa;  dass  ilj 
sich  ausserdem  über  die  ganze  Babuna  bis  zum  Sar  erstreckt  ti^d«^ 
glaube  ich  nicht  blos  aus  der  Existenz  der  bogomilischen  Kirche  ti^ 
[  Drtiguvitia .  sondern  auch  aus  Demetrios  Chomatianos  schlicsbifn  < 
dürfen,  welcher  Cap.  94  (foL  184'*  cod.  Mon,)  bemerkt:  Tt;^;  tni  llo-' 
'ioj'or  X^Q^S  fj  JQOvyovßtTixi}  xat£X^Q€^vaiv  i^ovala.  Ein<»  d«r 
ältesten  Spuren  der  diiiguwitischen  Bogomilen  finde  i'  <   ß** 

richten  über  den  normannischen  Kreuzzug  vom  J,  !<>  rcüi 

de  Castoria  —  heisst  es  übereinstimmend  (Gesta  dei  por  Fniicoi 
p.  3,  92,  658)  —  intravimos  Pelagoniam,  in  qua  erat  qnoddam  Bar-, 
reticorum  castrum ,  quod  uudique  agressi  sumos ;  acconso  igne  com^  \ 
bnsfiimus  castrum  cum  habitatoribus  suis,  sei  licet  Haeff^ticorum  ccv* 
gregatione.^  Baimond  de  Agiles  (p.  140)  erwähnt  aoT  dienern  2(a^ 
ein  ^castrum  quod  vocatnr  Bucin**  und  meint  das  an  der  ohem  Cami 


1^  (jetchichte  der  Bulgaren,  &iig.  v,  IT.  T^moBChek.     681 


^  Wegscheide  nach  Pril^p  gelegene  Wucin ,  bulg.  Bucm\  das 

idem  Chrysob.  von  Treskawec  (Glasnik  II,  p.  132,  13,  p.  372) 

kommt  sammt  dem  Orte  „Bogomir  w*  Babune"  (j.  Bogomilo  an 

obem  Babuna).   Nebenbei  emrähnt,  hätte  das  Vorkommen  der 

^  Bog omilen  aof  der  Halbinsel  reichhaltiger  nachgewiesen  werden  kOn* 

Bfi  z.  B.  hausten  diese  Ketzer  auch  westlieh  von  Eodosto,  beiitfc* 

tij  Ka^ia  (j,  Mealgara)  and  dem  Gebirge  l»ipec\  namentlich  in  dem 

liier  Bukowica  (vgl.  Acta  Patn  I,  p.  59,  153).    Mit  Unrecht  wird 

ch  (1 75)  TO  imatQoy  Kohoviag  auf  die  weetlicb  von  Kastoria  im 

[)o8  gelegene  alban.  Eparchie  KalUo^ia  bezogen ,  da  die  Quellen 

ftter  nur  das  an  der  Grenze  von  Kleinarmenien  und  Tefrike  ge- 

ne  Felsennest,  einen  Hauptsitz  der  Manichaer,  verstehen.  —  Die 

ptOBg,  ^die  Mafnoten  seien  eher  slawischen  als  griecliischen 

lta|Timgfi^  (1^4)  im  WideriJprucb  mit  Const.  Porphyrog.,  der  die 

Qwirioten  t         '     i  rji;  ausdrücklich  von  den  »law.  Nachbarn  unter- 

id«ip  erv.  i(  ^chon  deshalb  als  haltlos,  weil  nicht  einmal  der 

stamm  Man\  Main  slawisch  ist;  denn  der  Eigenname  Manijak 

knantiniKCh,  apec.  anat<jlisch  (phryg.-annen.),  und  die  Landschaft 

na  oberhalb  Budua  und  Catteü^,  jetzt  allerdings  slawisiert,  musa 

albanisch   gewesen  sein  und  verdankt  seinen  Namen  un- 

'  dem  illyrischen  Volke  der  Mavioi  (Skylai  23,  24).  Möglich, 

mch  den  nach  Hellas  ziehenden  Slowenen  auch  ein  Häuflein 

'  angeschlossen  hat,  wie  ja  später  Albanesen  Morea  üherfluihet 

98 ;  im  Dialect  der  Cakonen  lässt  sich  neben  dem  altdoriBchen 

!  neugriechischen  auch  ein  albanisches  Element  nachweisen.  Hier 

ich  gleich  bemerken,  dass  Jii^ecek  (216)  und  seine  Autoritäten 

liu  und  Hopf  irren»  wenn  sie  die  erste  Notiz  von  den  Albanesen 

dem  J.  1079  datieren;  denn  schon  1040 — 1043,  zur  Zeit  der 

Iton  des  Strategen  Georgios  Maniakes,  nahmen  die  'Ak^iapoi 

Italioten  und  Westromäern  eine  der  Regierung  feindliche  Hai- 

\m  (Cedren.,  Michael  Attaliota  p.  9,  18).  Ich  will  hier  noch  den 

i  des  Hauptstammes  der  alban.  Gegen,  der  Mirediten,  erklären. 

4a  di«8  noch  niemand  gelungen  ist.  Const.  Porphyrog,  nennt  Moe^- 

Uflj^Ldie  Nachkommen  jener  12.000  Eebellen,  welche  a,  875  au» 

^^^^anon  nach  Pisidien  und  an  verschiedene  Puncto  der  griech 

^biwo 

Hilfrikttung,  und  als  ^Landsknechte'"  fanden  wol  frühzeitig  die  Ar- 
Hasten  ihre  Yerwendong.  Uebrigens  hatten  die  Albanen  bereits  bei 
thiMi  Auftroteit  eine  Sprache  eigen,  die  sieh  von  der  heutigen  nicht 
iillr  ttoterschied;  dies  geht  aus  der  Nomenclatur  ihrer  Ansiedlungen 
llcrror»  z.  B,  in  der  grossen  Prizröner  Urkunde  (Glasnik  16t  p*  264 
nO)  a,  1548,  wo  z,  B,  zu  lesen:  »katun  Ginowci,  katun  Flo- 
tt^ bitiiQ  Capaici**  eto„  „na  pranu**  (p.  287),  „u  gruku"  (p.  310), 
'  in  der  Nähe  von  Siklja  (j.  Sil^e  in  Ober-Pulati)  „zasetk  Krui* 
k**  d,  u  kreij»i-m»th  ^gros^es  Haupt"  (Hahn,  Beiso  214),  Inter- 


» waren  versetzt  worden:  ihr  Name,  ursprünglich  einen  »pAuf- 
'^  bezeichnend  (arah.  märid  pl.  marada,  adi.  maridi),  wurde 
wo!  später  zum  Appellativ  einer  bestimmten  irregulären  Trup- 


est    J^  Jireödc,  Gesehichte  der  Bulgaren,  ang.  ▼.  W.  TamaaehA, 

esflant  ist  auch  die  Erwähnung  der  katholischen  Priester  (popowe  La- 
tinsci  p.  287)  auf  ihrem  Berggebiet. 

Im  V.  Cap.  (126  fg.)  wird  die  Einwanderung  der  Bulgani,  im 
VI.  die  Regierung  der  ersten  Bulgarenchane,  im  VIL  die  ChzistiiBi- 
sierung  des  Volkes,  im  VUI.  (—170)  die  blutige  Epoche  des  Oim 
Symeon  geschildert.  Jire^k  hält  gegenüber  den  yerkehrien  Anschas- 
ungen  Wenelin*s  und  anderer  bulg.  Wortführer  an  der  Ansicht  feit, 
dass  das  eingewanderte  Volk  in  keinem  ▼erwandtschaftlichen  Tir- 
hältnis  zu  den  einheimischen  Slowenen  und  somit  auch  zu  den  heuti- 
gen Bulgaren  gestanden,  sondern  zu  den  „uralischen  Finnen**  gehört 
habe  und,  schwach  an  Zahl,  ziemlich  rasch  in  den  anterwcHrfen» 
SlowSnenstämmen  aufgegangen  sei,  ohne  eine.andere  Spar  seiner  En- 
stenz,  etwa  in  Bace  und  Sprache,  als  die  des  Volksnamens  Ualer- 
lassen  zu  haben.  Ganz  richtig  —  bis  auf  die  den  meisten  slawiadNii 
Forschern  eigene  Marotte  des  „uralisch-finnischen*  ürsprungB !  Demi 
die  Bulgaren  waren  keine  Finnen,  keine  Ugrier,  sondern  —  Huumb, 
aufs  nächste  mit  den  späteren  Türken  verwandt!  Dieses  nctoia, 
den  Bulgarophilen  und  Türkenhassern  allerdings  nnliebsam,  weil  es 
die  staatliche  Snperiorität  der  türkischen  Bace  um  mehrere  Jahr- 
hunderte zurück  versetzt,  will  ich  zu  erhärten  suchen,  um  so  nelir, 
als  selbst  Bösler  im  Gegensatz  zu  Zeuss,  durch  die  nndenüichen  Be- 
richte der  Araber  verleitet,  fQr  Ghazaren,  Awaren  und  Bulgaren  fin- 
nisch-ugrischen Ursprung  angenommen  hat  und  Jire^k  der  lltenu 
bulgarischen  Epoche  nur  flüchtige  Aufmerksamkeit  schenkt.  Da  die 
Hunnen  aus  dem  Tangutenlande  und  der  Wüste  Gobi  stammen,  da 
femer  die  Bulgaren  seit  dem  5.  Jahrh.  als  ständige  Begleiter  und 
Nachzügler  der  Hunnen  auftreten  und  noch  Const.  Porphyrog.  (de 
caerim.  n,  52,  p.  740)  Hunnen  und  Bulgaren  als  synonym  mit  «n- 
ander  verbindet,  da  endlich  Theophylaktos  (VU,  8,  p.  286)  nicht  nur 
die  Awaren,  sondern  auch  die  bulgarischen  Stämme  der  Saßmftm 
OtvovyovQoi  (ofifenbar  die  „zehn  verbündeten  Stämme^  oder  Cn- 
ulghur  bei  Badid-al-dln),  TaQvidx  (dieselben,  welche  in  dem  Briefe 
des  Ghazaren-chaghan's  a.  960  Buss.  Bevue  1875  p.  81  Tama  ge- 
nannt werden,  neben  Barzil  Xasar  Bulgar  und  Sawir),  Kot^aytjfol 
(d.  i.  die  von  den  Awaren  unterworfenen  KavTQiyovQOi  bei  Menao- 
der)  und  Zaßevdig  insgesammt  von  den  innerasiatischen  Oiof  und 
Xowvi  ableitet,  so  kann  über  die  Verwandtschaft  mit  der  später  auf- 
tretenden Horde,  welche  sich  Türk  nannte,  kein  Zweifel  sein  und  an 
nordischen,  finnisch-ugrischen  Ursprung  ist  nicht  zu  denken.  Dies 
bestätigen  auch  die  Nachrichten  über  die  Lebensweise  und  die  Sitten 
der  Bulgaren.  Die  Männer  schoren  die  Köpfe  bis  auf  einige  Haarflech- 
ten glatt  ab,  trugen  Turbane,  Männer  und  Weiber  Pluderhoeen,  die 
Weiber  überdies  Schärpengürtel  und  Schmuck  aus  Eisen,  Kupfer. 
Glas  und  Bein  (Tzetzes  Ghil.  X,  224—238)  und  verhüllten  das  Ge- 
sicht. Sie  hatten  silberne  und  bronzene  Idole;  die  Nahrung  war 
Fleisch;  links  galt  wie  bei  den  Hunnen  für  die  Ehrenseite;  die  Bn- 
terei  war  die  Hauptstärke ,  ein  Bossscbweif  (tug)  das  Banner.  Die 


J,  Jirtitk,  Geachichta  der  ßnlgareD,  Mg.  ▼.  W.  Tcmasckek.    081 

g;eiiriaineö  lassen  sich  nicht  so  gut  ans  ugrißchem  wie  aas  ifirki- 
^heni  Sprachgnt  denten,  wobei  wir  allerdings  voraussetzen  müssen, 
SS  die  Sprache  nach  Ali  des  Cuwasischen  und  im  Gegensatz  zum 
a!  und  Osmanischen  manche  Eigenthßmlichkeiten  im  Consonan- 
I  (Veilretnng der  Gutturale  durch  Labiale  z.  B.  euw.  tuwan  „geni- 
osm,  doghan »  Neigung  zu  anlautendem  w  und  auslautendem  m 
.  Cuw,  wumm  ^longus**  osm,  uzun)  gehabt  haben  mochte.  Viel- 
icht  wird  es  noch  einst  gelingen,  Sinn  und  Bedeutung  der  räthsel* 
m  bulgar,  W(\rter  zu  erkunden,  welche  in  einem  merkwürdigen 
aent  einer  Fürstenliste  (Jirecek  S.  127)  sich  erhalten  haben  und 
ierNumeralia  oder,  was  wahrscheinlicher,  Epitheta  ornantia  der 
Dgen  und  Persönlichkeiten  der  einzelnen  Chane  enthalten,  näm- 
Slom  tutom(vgh  türk.  tut  „festhalten**,  wovon  auch  tutän  tutun 
bthaber**  hyi.  Tovöovvog)^  dilom  twirem,  tekucetem  twirem  (vgL 
llro^eOrt'in  der  Moldaiit  wo  früher  die  Bulgaren  saasen),  do^s  twirem^ 
ör  twirim^  segor  wecem,  dwan  sextem,  aomor  altem  (etwa  *,eitel  Gold* 
l  somor,  Pavet  do  Courteille  p.  361,  und  altnn  cuw.  yldym  ,aurnm**), 
Ifaliom,  goralem»  wereDialem,  wi;(tun  wine^-  I^en  Namen  der  Horde 
Itoti  bölghar,  habe  ich  aus  dem  Türkischen  zu  erklären  versucht 
1872,  156)  als  ^Mischling**,  lieber  den  historischen  Gehalt 
agten  Pürstenliste  bemerke  ich  Folgendes :  Awi-to^ol,  der  ür- 
iter  und  Begründer  des  Fürstenhauses  Ddow  oder  Dulo  (vgL  türk. 
Wnq,  dolo  ,voll,  Fülle"),  ist  offenbar  mythischer  Natur,  da  er  300 
Ihre  gelebt  haben  stW;  mehr  historische  Gewähr  hat  der  folgend© 
Irst  Iniik,  da  er  mit  einem  der  jüngeren  Söhne  Attilas,  ^H^vax 
l«r  Hernac,  der  um  468  die  gesammelten  Reste  der  Hunnobdgaren 
Jn  extrcmo  minoris  Scjihiae"  beherrschte»  zui>ammengestellt  wer- 
Bn  darf.  Nach  ihm  usurpierte  den  Thron  Gostun,  den  Jirecek  iur 
'd«u  Slawen  hÜK  (doch  vgl.  cerem.  kostan  ^audax*^  neben  tüjk. 
siüx  „kräftig''),  trotzdem  dei-selbe  aus  dem  nichts  weniger  als  sla- 
^schen  Geschlochte  Jermi  stammte,  Hierauf  wird  Kur't  genannt, 
angestammten  Haujse  Dulo,  durch  60  Jahre,  d.  i,,  wie  Jire- 
a,  richtig  erkennen,  HoißQarog  (etwa  türk.  kuwer-at,  kör-at 
jfesprengelter  Lichtl'uchs'\  vgl  KoißeQ  Balgare,  Acta  S.  Deme- 
196,  19t\  und  T^yarow  Theophaiv  a.  774,  worin  at  ^Pferd"*), 
|r  um  635  als  Fürst  der  Oiroi^'oi^ot  auftritt  und  30  Jahre  epäter 
^dfqayöt  befehligt.  Dann  folgt  mit  nur  3  Jahren,  Bezmt^r  („der 
chmückte^  v.  türk.  bezme-mek).  Die  Byzantiner  kennen  nur  den 
^QOij,  1'  «er  Isperix  (der  Name  hat  mehr  iranischen 

Kuwr.i  ,  der  ans  Bes^arnbien  über  die  Donau  nach 

Sehen  Uat)niu:>  l.'egierungszeit  von  60  Jah- 

l'irol  zu  hoch;  di  -er  Terwel  oder  Tii^ßihi; 

iut  tirabil  tat.  t&rftl  „Stütze")  ist  Zunächst  für  die  Jahre  704 
jlH  beieugt.  Ueber  Kormidoü  (etwa  türk.  qurmiÄ   «Besorger, 
fcbti^r,  Bogenspanner'*  mit  d.  pArticipialsuff.  mi§  wie  in  Toqta* 
k6remiS  u.  a.),  wehben  die  Liste  17  Jahre  lang  regieren  1&S9I 
—  7  Jahre  dürften  richtiger  sein  —  ,  bietet  Theophanes  eine  wich- 


680        Mathematische  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  O.  WaüetUm. 

Ol  iA€ydloi,  Oi  Xoinoi  oi  eaw  xai  i^ui  ßoUadeg)^  sing,  ßnidi^ 
oder  ßoiläg,  hat  man  längst  eine  Venmstaltang  von  boliar  eikimit, 
woraus  slaw.  boljarin  „Würdenträger,  Adeliger"  entstanden  sai;  die 
Deutung  von  türk.  bolu,  bol  i^yiel,  voll,  geräumig»  mächtig*'  +  ir, 
ier,  ir  „Mann,  Kraft"  wird  wol  kaum  abgewiesen  werden  kfinnen. 
In  dem  häufigen  aifitpig  hat  man  wol  slaw.  san'  ,,Wfirde''  erkennen 
wollen;  doch  ist  das  adi.  san^cyl  nicht  nachweisbar,  während  tfiriL 
sanmaq  „nachdenken,  sinnen,  berathen"  recht  wol  ein  Nomen  agen- 
tis  sanöi  „Berather"  (jak.  sanacci  „verständig,  sinnend*')  suliart. 
Eine  richterliche  Autorität  war  der  xayag  Tiyuuvog^  ygL  tflrk.  qioi 
-maq  „dtre  ensanglant^,  saigner^^  u.  tekln  „brave,  conragenz", 
was  als  Ehrentitel  vieler  Helden  z.  B.  Ghür-tekln,  Qara-teldlB  etc. 
verwerthet  erscheint.  Dass  die  Bulgaren,  welche  die  Tolkrekhen 
Slawenstänune  der  Haemushalbinsel  unterworfen  haben ,  den  TtafciB 
zunächst  verwandt  waren,  kann  also  wol  keinem  Zweifel  unterliegoL 

Zum  Schluss  können  wir  nicht  umhin  zu  bemerken,  dass  die 
zweite  Hälfte  des  Werkes,  welche  die  Geschichte  und  die  inneren  Zu- 
stände der  Bulgaren  von  der  Zeit  an  behandelt,  in  der  Uterarische 
Denkmäler  in  slawischer  Sprache  beginnen,  und  bis  anf  die  Gegen- 
wart fortführt,  mustergiltig  ausgearbeitet  ist,  so  zwar,  dass  sie  dem 
Kritiker  wol  nur  selten  zu  einer  Gegenbemerkung  Anlass  bietet  Wir 
wünschen  dem  im  grossen  Ganzen  vortrefflichen  Compendiun  die 
weiteste  Verbreitung  und  die  Anerkennung,  die  es  verdient ! 

N  a  c  h  t  r  a  g  (d.  24.  Sept.).  Ich  habe  inzwischen  ans  Donii's 
Caspia,  worin  Ernst  Kunik's  Warangomachia  mit  enthalten,  sowie 
aus  einer  privaten  Mittheilung  Eunik*s  selbst  ersehen,  dass  anch  der 
Nestor  der  russischen  Archäologie  in  Betreff  der  heidnischen  Bal- 
garen und  deren  Verwandtschaft  mit  den  Hunnen  und  den  heutigen, 
an  der  Wolga  sesshaften  Cuwasen  zu  denselben  Resultaten  gekommen 
ist  wie  ich.  Derselbe  Gelehrte  war  so  gütig  mir  einen  Dmckbogtn 
seines  im  Erscheinen  begriffenen  Werkes  „Al-Rekri's  Nachrichten 
über  die  Slawen  und  deren  Nachbarn^  zuzuschicken:  ich  ersehe  dar- 
aus, dass  Kunik  die  in  der  Fürstenliste  überlieferten  alt-bnlgariscben 
Wörter  für  Numeralia  ansieht.  Die  Aehnlichkeit  einiger  jener  Wörter 
mit  den  türkischen,  speciell  öuwa§ischen  Zahlwörtern  ist  in  der  That 
überraschend.  Gleichwol  sind  noch  manche  Schwierigkeiten  zu  beheben 
und  ist  die  Lösung  der  Frage  nicht  über  alle  Zweifel  erhaben ;  wir 
sehen  mit  Spannung  dem  Erscheinen  jenes  Werkes  entgegen. 

Wien,  am  20.  April  1877.  Wilhelm  Tomaschek. 


Aufgaben  aus  der  Arithmetik  und  Algebra.  Von  Theodor  Sin- 
ram.  2.  Theil.  Hamburg.  Verlag  von  Otto  Meissner  1876. 

Das  vorliegende  Buch  bildet  den  zweiten  Theil  der  dreitheiligen 
grossen  Aufgabensammlung  von  Th.  Sinram.  Derselbe  umfasst  Auf- 
gaben über  Gleichungen  des  ersten  Grades  mit  mehreren  Unbekans-  - 


benuitjfiche  Lehrbücher^  mg,  r.  J,  G.  WtUlefUin,       M9 

n ;  Gleicbungon  des  ersten  Grades,  welche  die  Form  von  Gleichungeü 
idherer  Grade  haben ,  quadratische  mit  einer  und  mehreren  Unbe* 
üten,    Exponential-   und   diophantigche   Gleichungen,  worunter 
;1ion  angesetzte  und  noch  ^izusetzende  durch  besondere  Abschnitte 
ng  geschieden  sind:  ausserdem  finden  sich  in  diesem  Theile  Auf- 
gaben über  Potenzen,  Wurzeln  und  Logarithmen. 

In  der  Anwendung  der  Lehre  von  den  Gleichungen  ersten  Gra- 
d«8  mit  mehreren  Unbekannten  hat  Eeferent  e$«  gerne  gesehen,  dass 
die  sogenannten  Bewegungsgleichungen  in  ziemlich  grosser 
AnzaiU  vorhanden  bind  und  daas  die  Wahl  derselben  als  eine  glück- 
ücbe  bezeichnet  werden  muss.  Wte  jeder  Fachmann  hinlingUch  aus 
Briahrung  wissen  wird^  sind  nämlich  gerade  die  Bewegungaaufgaben 
zur  S  '  der  Einsicht  und  zur  Verknüj^fnu^  der  vorgetragenen 

Ktii*  on  und  [ihysikalischen  Lehren  in  hohem  Grade  geeignet. 

di'>n  Aufgaben  über  Potenzen  findet  die  Factorenzerlegung,  das 
Aplchen  des  grössten  gemeinschaftlichen  Masses  and  des  kleinsten 
fenschaftlichen  Vielfachen ,  sowie  die  Addition  und  Subtraction 
T^  '  nren  Platz*  Unter  den  Wurzel  aufgaben  sind  diejenigen 
3U.  Ten  vertreten,  die  sich  mit  dem  Ausziehen  der  Quadrat- 

ubikwiirzel  aus  algebraischen  Ausdrucken  befassen.    Bei  deti 
Igen  des  zweiten  Grades  mit  einer  und  mehreren  Unbekannten 
wird  abermals  eine  reiche  Auswahl  von  Bewegungsanfgaben  getroffen 
und  von  denen  das  oben  Gesagte  gilt.    Den  diophantischen  Gleichun- 
gen zweiten  Grades,  die  in  geringer  Anzahl  vorhanden  sind»  sind 
))en  beigegeben,  die  zum  Zwecke  haben,  aus  algebraischen  Aus* 

;en  Quadrate  zu  bilden,  wenn  man  für  die  in  ihnen  vorkommende 

^ariable  x  oder  die  Variablen  x  und  tj  bestimmte  noch  zu  suchende 

erthe  substituiert.    Die  Aufgabensammlung ,  welche  die  nicht  un- 

trächtliche  Anzahl  von  über  700G  Exempeln  umfasst,  wird  allen 

'aehmäuneni  willkommen  sein.  Die  geschmackvolle,  von  der  Verlage- 

ichhaiidlung  besorgte  Ausstattung ,    sowie    der   verbal tnismiagig 

Preis  von  4  Mark  werden  zur  Verbreitung  des  Buches  nicht 

ntlich  k'itrageu, 

Qtworten  zu  den  Aufgaben  aus  der  Arithmetik  und  Algebra. 

Von  Theodor  Sin r am,  2.  Thetl  Hamburg,  Verlag  fon  Ott«  Meiss- 
ner 1H76, 

Hier  werden  die  Resultate  der  tahlreicfaen  Exempel  der  Auf- 

amlung  gegeben ;  Verfasser  beschränkt  sich  beinahe  überall 

die  Schlussresultate  und  gibt  auch  bei  Au^aben,  zu  deren 

ag  gewisse  mathematisohe  Kunstgriffe  erforderlich  sind ,  keine 

dieren  Audentungen.   Kur   bei  den    diophantischen   Gleichungen 

\\\AXk  Grades  finden  wir  einige  anleitende  Erörterungen,  Manchmal 

M  wol  erwftiiacht  gewesen ,  soll  die  Aufgabensammlung  in  den 

der  Schüler  ihre  volle  Brauchbarkeit  bewahren,  den  Auf- 

en  gewiss«  Winke  beizuschtiessen,  Soll  die  Aufgabenaammlung 

allein  dem  Lehrer  zu  Gute  kommeo,  so  i^enilgen  die  Auf- 


68(^        Matheniatiscbe  LehrVfiober»  ang   v.  X  G,  WaUmkm. 

lÖfiQDgen  b  der  abg^efassieii  Art  ihrem  Zwecke  vallkommen«   StIcP 
liroben»  die  Referent  bei  der  usgebemen  Fülle  der  Aufgaben  ;lI  Unni 
Imnatellen  konnte,  ergaben,  dasB  Dnickfebler  sowol  in  der  A 
Sammlung  als  auch  in  den  dazu  gehörigen  Auflösungen  mit  oji^uii 
vermieden  sind. 


Ebene  Trigonometrie  und  elementare  Stereometrie.  Von  Dr.  Bl 
Feaux,  Professor  am  Grrona«iam  ;u  Arnsberg.  4.  AofL  PaddriMn. 
Drück  und  Verlag  von  Ferd,  Schöningb  1876, 

Nachdem  in  diesem  Buche  die  Begriffe  entgegenges6t7.ter  Grteto 

fund  die  Vorzeichen  einer  geometrischen  Grösse  im   '^  ilkii* 

]lich,  wie  es  in  den  Elementen  der  analytischen  Geonir  unÜBm 

pflegt,  erörtert  sind,  werden  die  Eigenschaften  der  vier  Fiuirtioa«» 

[(Sinus,  Cosinus,  Tangens  und  Contangens)  des  Nülhert»Ti  ^\A^\ 

I  sodann  aus  den  geometrischen  Eigenthtimlichkeiten  i 

iDreiecke  die  wichtigsten  Eelationen  deduciert,  die  zwjrvi 

hier  Functionen  bestehen.   Es  folgt  der  Abschnitt  Über  l^^inctioiiia 

[negativer  Winkelgrössen  und   die  Functionen  z^  '"rikel, 

[ßowie  die  damit  zusammenhängenden  Relationen»  Autt  ^t  ^ 

äem  Referenten ,  dass  an  keiner  Stelle  der  Se can  te  und  CotiK 

[cante  gedacht  wird;  wenn  auch  diese  Functionen  in  der  AnwMdiDig 

[nicht  so  häufig  vorkommen,  so  dörfen  doch  die  Begriffe  d«rsa9»eo 

in  einem  Lohrbucbe,  und  das  soll  ja  das  vorliegende  sein,  nicht  fehlda 

In  der  darauffolgenden  eigentlichen  Dreieckslehre  od*! 

,Trigonometrie  werden  die  Auflöaungsfalle  des  Dreieckes  durtb-l 

'  genommen.    Statt  der  Bezeichnung  fiir  die  Summe  dor  drei  SifiMii 

>s  Dreieckes  mit  2p  hätte  sich  der  Verfasser  wol  beaaer  d«  i 

jemein  eingeführten  2s  bedienen  sollen. 

Der  Abschnitt  „Anfertigung  der  trigonometridctitfl 
'afein**  bietet  einige  Recuraionsformeln  aus  dem  Satze,  wdc 
er  Grenzbestimmung  des  Sinus  zu  Grunde  gelegt  wird,  das«  di« ' 
gente  eines  Winkels  grösser  ist  als  der  für  den  Radius  1  her 
Bogen  und  dieser  wieder  grosser  als  sein  Sinus.  Dem  folgen  ii 
Tafeln  über  pythagoräische  Dreiecke  (nach  Bretschneidwr 
and  tber  schiefwinklige  Breiecke,  die  eine  Reihe  dem  Schal« 
vorzulegender  Aufgaben  enthalten.  Damit  schlieast  der  erste  Theü^ 
die  Trigonometrie. 

Die  Stereometrie  behandelt  der  Verfasser  in  drei  ThftQen^ 
1.  lieber  die  Lage  der  Pnncte  und  geraden  Linien  gegei 
eine  Ebene;  2.  üeber  die  gegenseitige  Lage  zweier  <kdfl| 
mehrerer  Ebenen;  3.  üeber  die  Körper.   Mit  dieser  Kinlliei-I 
long  erklärt  sich  Referent  vollständig  einvei^tanden ,  sie  ist  Über« ' 
sichtlich  und  begriffs^cheidend  genug.    Im  Allgemeinen  sehliewea 
sich  die  beiden  ersten  Theile  der  Stereometrie  der  allgemein  r'^* -^"'^ - 
liehen  BebandJungs weise  an;  in  §.  23  hätte  es  anstatt  i^ 
^die  Grösse  einer  jeden  körperlichen  Ecke  ist  I ' 
heissen  können  „die  Summe  der  Seiten  einer  j* 
ist  kleiner  als  ^R.^  Referent  ist  n&mlich  der  Meinung,  ^^^  —  ^'  ^^ 


ProgrranneMcliftti 

rSuTOme  der  Seiten  einer  Ecke  deren  Grösse  getiannt  wird  — 
1  m  der  Schule  doch  immer  womöglich  an  die  ersten  Begriffe 
bmden  soU ,  Die  Darstellnng  des  Eule r'schen  Lehrsatzes  bezüg- 
ii^  der  Anzahl  der  Kanten^  Ecken  und  Flächen  eines  Polyeders 
^ne  die  Lehre  von  den  regulären  Polyedern  ist  klar  gegeben. 

Die  nachfolgende  Bearbeitung  der  Eigenschaften  von  Prisma, 
L'jramide,  Cylinder,  Kegel  und  Kugel  durfte  dem  Unter* 
riclite  nicht  voUkommen  entsprechen.  Die  Erkenntnis  und  ßegrön- 
tttni^  der  nierkwi)rdigen  Eigenschaft  des  Kegels,  dass  seine  Schnitte 
mit  einer  Ebene  Curven  zweiter  Ordnung,  sogenannte  Eegelschnitts- 
üniea  sind ,  liegt  nicht  ausser  dem  Bereiche  der  elementaren  Geome- 
trie —  wie  Verfasser  pg.  79  meint  —  sondern  ist  eine  vorzugliche 
mä  schöne  Anwendung  derselben.  Bei  Besprechung  der  Eigen - 
«^haften  der  Kugel  vermissen  wir  sehr  v  iel;  der  Beweis,  dass  der 

'  einer  Ebene  mit  einer  Kugel  ein  Kreis  ist,  gehört  ganz  gewiss 
'    !   iiehrbuch  der  Stereometrie;  der  Begriff  und  das  Mass  eines 

ß Irischen  Winkels  sollte  gleichfalls  aufgestellt  sein;  die  Grund- 
nschaften  der  sphärischen  Dreiecke  femer,  die  sich  mit  Leichtig- 
keit und  Eleganz  aus  der  Lehre  von  den  Ecken  ergeben ,  dui^ften 
nicht  fehlen. 

Was  die  Berechnung  der  überwachen  und  des  Inhaltes  der 
betrifft,  so  finden  wii-  hier  die  wichtigsten  Grundsätze  auf- 
.  Uebrigens  hatte  auch  ä^r  von  Cavallieri  (1635)  entdeckte 
hndanientalsatz :  ^zwei  Körper  sind  gleich,  wenn  sie  erstens 
gleiche  Grundflächen,  dazu  zweitens  gleiche  Höhen  haben  und 
weno  sudem  drittensdiein  beliebiger  aber  gleicher  Entfernung  von 
iiD  Grujiilflachen  und  parallel  zu  diesen  gelegten  Schnitte  dächen- 
gleich  bind",  näher  beleuchtet  werden  sollen.  Der  Ausdruck  ^das 
lineare  Heter*"  in  g.  57  ist»  kurzweg  gesagt,  ein  Pleonasmus. 

Die  bezeichneten  Mängel  des  Buches  wären  in  einer  neuen 
ikttflage  leicht  zu  beseitigen.  Auch  in  der  jetzigen  Form  indes  kann 
fee  ite  Schulbuch  mit  Yortheil  benutzt  werden ,  wenn  das  belebende 
Wert  des  Lehrenden  seinen  Antheil  hinzubringt 

Brt&nn.  Dr.  J.  0.  Wallentin. 

kFrogranimenschan. 
(Fort8«»tzutig  aub  Heft  V  des  Jahrg.  1877.) 

^.   FniersQchiing    dee    Grenzwerthes    der    Function    F  (j;) 
3-.  (±JJZJ.\  *  eine  DreiecIrecoDStniction  aus  dem  Vier- 

ecke.  Von  Clement  Ko&taL  (Programm  des  öffentlichen  Stift»* 
Öbirg7inna6iiim  d«f  Benedictiner  zu  Braunau  in  Böhmen.  Für  daa 
Sdiuliahr  1875/76, 

ZoeiBt  stellt  Verfaaeer  den  Begriff  der  Limite  allgemein  auf, 
kuiiauf  ermittelt  er  denselben  für  die  obenstehende  Function  und« 


1 1  A,  a>l«rr.  Opn.  liT7.    YOL  a.  U.  ftift. 


u 


690  Progmnmeiisduiii. 

weist  nach  9  dafis  der  Grenzwerih  derselben  e  =  2*718981. 
die  Basis  der  natürlichen  Logarithmen  ist  Eine  geaanefe  üb 
chnng  dieees  Qienzwerthes  best&tigt  das  Resultat;  diese 
ünteraaohang,  die  nebenbei  gesagt  eine  recht  hflbiche  umi  Hiie 
genannt  weiden  muss,  rührt  ans  den  Vorlesungen  her,  die  Proi.I>r. 
H.  Durege  in  Prag  hielt.  Im  AllgemeinMi  hftlt  es  Befennt  ahar 
durchaus  für  unpassend  und  zweckwidrig,  aus  Uufenttito- 
heften  Excerpte  zu  machen  und  dieselben  dann  einem  Prognunn 
bttzugeben,  um  vielleicht  überhaupt  nur  etwas  schreiben  zu  kOaitB. 
Was  die  Dreiecksconstmction  aus  dem  Vierecke  anbelangt,  ao 
beruht  dieselbe  darauf,  dass  die  Formeln  für  deo  FlicheiifaAak 

eines  Dreieckes  (/\^  =  ^ — g"")  ^°^  ^  ^  Viereck 

(j  =  -V-^  Sin  (d|  d^) V  wo  bei  der  ersten  a,  b  zwei  Seiten  mid  o 

der  von  ihnen  eingeschlossene  Winkel,  bei  der  letztem  'i  d^  die 
beiden  Diagonalen  und  '^  {d^  dq)  der  von  den  Diagonalen  gebadete 
Winkel  ist,  eine  grosse  Analogie  haben  und  ist  auf  diese  Anak^ 
die  Construction  gegründet  worden.  Diese  Aufgabe  kann  gut 
als  Schüleraufgabe  in  der  sechsten  Classe  gewihlt 
werden. 


83.  Eettenbrüche.   Von  F.  £.  Scheller.  Pronr.  der 
schule  zu  ProBsnitz.  Für  das  SchuJjahr  1875/76. 

Verfasser  sucht  in  vorliegender  Abhandlung  die  Lehre  von  den 
Eettenbrüchen  einer  Darstellung  zu  unterwerfen,  wie  sie  an  der 
Mittelschule  geeignet  erscheinen  dürfte.  —  Der  Begriff  eines  tt/Htut' 
bruches ,  femer  einige  historische  Notizen ,  aus  denen  wir  ersehei, 
dass  Lord  Brounker  der  Entdecker  derselben  gewesen  sein  soll, 
büden  den  Eingang  dieser  Programmschrift.  Die  zwei  wichftigskü 
Aufgaben ,  einen  echten  Bruch  in  einen  Kettenbruch  zu  Terwandrfa 
und  umgekehrt,  einen  Kettenbruch  auf  einen  gew^nlichen  Brach  n 
reducieren,  folgen  sodann  und  werden  in  der  gewöhnlichen  Behsad- 
lungsweise  durchgenommen.  Dass  auch  andere  Ausdrücke  als  Brüche 
in  Eettenbrüche  verwandelt  werden  können,  zeig^  zuerst  L  agrange, 
indem  er  eine  Quadratwurzel  durch  einen  Eettenbruch  ausdruckte. 
Auch  die  Methode  von  Matthiessen,  eine  Cubikwurzel  in  einen 
Kettenbruch  umzuformen ,  findet  hier  Erwähnung.  In  allgemeiD  be- 
kannter Weise  wird  sodann  die  Lehre  von  den  Kettenbrflehen  so* 
gewendet,  um  die  Logarithmen  von  ganzen  Zahlen  zu  berechnen. 
VerfBtöser  zeigt  sodann ,  wie  es  möglich  ist  einen  Kettenbruch  ganz 
allgemeiner  Form  auf  einen  einfachen  zurückzufuhren.  Die  zur  Be- 
rechnung der  Näherungsbrüche  wichtigen  Becursionsformeln  felgw 
sodann.  Man  kann  jedoch  die  Partialbrüche  auch  in  independenter 
Form  darstellen,  was  theoi*etisch  gezeigt  und  praktisch  erlftotirt  wird. 
Besonders  interessant  sind  die  geometrische  Deutung  der  KettenMek» 


Pro^nuDTDenflGhAU.  *H| 

ii4  die  aus  den  Kctteo-  uadNähenrngabrüchen  sick  ergebenden  geo- 
riscben  Sätee,  wobei  sich  Verfasser  an  die  Abhandlung  Lieb- 
Uio's  (Scbl(5milch,  Zeitschrift  für  Mathematik  und  Phj- 
-  ■  ^   Jahrgang)  hält  Die  Belationen  zwischen  den  einzelnen 

:•  u'sbrflchen  einerseits  und  den  NÄherungsbrüchen  nnd  dem 

Erzengnogsbruche  andererseits  sind  einer  späteren  Schrift  torbt- 
halten. 


84.  Heber  die  Bewegung  des  Lichtes  in  homogenen  Punctsystemet 
im  Allgemeinen  nnd  in  optisch  -  einaxigen  Medien  insbe* 
sondere.  Von  Carl  Zabradnitek.  —  Protamin  d^r  Wiednw 
Comrounal-OberreaUchule  in  Wien.   Für  das  Sühaljabr  1875/76. 

In  der  Einleitung  dieser  Programmschrift  wird  in  allgemeiii 
gtbriuchticher  Weise  die  DifTerentialgleicfaung  für  die  transyersaU« 
nng  eines  Punctes,  in  diesem  Falle  eines  Aethertbeilchens  ab* 
das  einem  linearen  Aether-Punctsysteme  angehört.  Diese 
lAfreotialgleichung  wird  durch  ein  particaläres  Integral  integriert, 
öbti  sich  dann  mit  grosser  Leichtigkeit  die  Fortptlanfungs- 
eehwindigkeit  des  transversalen  Impulses  ergibt.  - —  Das  Nach- 
bigeode  schliesst  sich  au  die  berühmte  Abhandlung  Stefanos  „über 
Doppelbrechung*^  an.  Die  Aufgabe ,  den  geometrischen  Ort  der 
findpuncte  aller  m<}glichen  Verachiebnngen  eines  Aethertbeilchens 
m  ftnden  *  die  mit  dem  Anfwande  der  nämlichen  Arbeit.smcnge  her- 
Torgerofen  werden  können*  führt  unmittelbar  zu  dem  Ell  ipso  ide 
;Uicher  Arbeit.  Die  durch  die  Verschiebung  eines  Aethertheil- 
aus  seiner  Gleichgewichtslage  geweckte  Kraft  ist  normal  zu 
Fi^i^'?^oide  gleicher  Arbeit,  Mit  geringem  Rechenaufwande  wird 
[  Begi'ifT  der  specifischen  Elaaticitftt,  der  Parallel- 
L^Ht'icitjlt  und  der  totalen  Elasticität  dednciert  Diese  weni- 
I  B^griJTo  genügen,  wie  Stefan  in  ^ehr  scharfsinniger  Weise  zeigte, 
die  Gesetze  der  Doppelbrechung  zu  berechnen. 

Geht  eine  PlanweÜe  in  ein  anisotropes  optisches  Medium,  so 
spaltet  sie  sich  in  zwei  Theüe ,  der  ankommende  Strahl  zerfällt  in 
zwei  Strahlen,  die  einen  rechten  W  iukel  einschliessen.  —  Im  Allge- 
meinen giebt  es  jedoch  zwei  Richtungen ,  nach  denen  ein  Strahl  sich 
Eie  Theilung  fortpflanzt;  diese  Richtungen  beissen  optische 
_  E0n;  ist  das  Ellipoid  gleicher  Arbeit  ein  Rotations- EUipotd,  so 
gisbt  es  nur  eine  einzige  Richtung  der  ungetheilten  Fortpftanzmig 
(itnaxige  Krystalle);  geht  endlich  das  EUipuid  gleicher  Arbeit 
in  eine  Kugel  gleicher  Arbeit  über,  so  giebt  es  unendlich  viele  op- 
tische Axen ,  jeder  Strahl  geht  ohne  Doppelbrechung  im  neuen  Me- 
'fium  weiter. 

T      "V      ^  li  wird  nur  der  '  ■:      V   ■       jedAcht. 

Im  l  ^f^rtpflanzunb^  Mes  ist 

.1'  des  Ellipoideä,  au^bt^idem  vuu  d^m  Winkel, 

4rn  n),'  V   r  !  ;  11    I  I  '  nt;;htutig  mit  dsr  Btchtnng  der 


99t  Prognmmeiiscbaii. 

einschliesst  (Fonnel  15  der  Abhandlung).  —  Hiennf  wiid  dis  Bl«- 
mentar wellenfläche  gesacht,  indem  derVert  Ton  der  Behai^- 
tong  aasgeht,  dieElementarwellenfl&che  des  aosserordenttidienSMi- 
les  müsse  ein  Rotations -Ellipsoid  sein,  ein  Weg,  der  wol  imikia 
dem  gewünschten  Besoltate  führt,  aber  an  WissenschafUiehlDNi «ad 
Strenge  der  Methode ,  wonach  die  Elementarwellenfl&ch»  aoa  im 
Theorie  der  Einhüllenden  abgeleitet  wird,  bei  weitem  nachslikt 
Im  nachfolgenden  Abschnitte  (über  die  Lage  und  Fortpfiansmigage- 
schwindigkeit  der  gebrochenen  Wellen  and  Strahlen)  werden  Fönneh 
dedncirt,  welche  die  Bichtang  der  gebrochenen  Wellen  sn  finden  ge- 
statten, durch  die  femer  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  der- 
selben bestimmt  und  ausserdem  eine  mathematische  Deflnitioa  im 
Hauptbrechungsquotienten  der  ausserordentlichen  Wellen  gegeben 
wird.  Im  letzten  Theile  werden  die  FortpflanzungsrerhUtiuBae  im 
ausserordentlichen  Strahlen  ganz  allgemein  mathematisch  dargetteUL 
Wenn  auch  dieAbhandlong  nichts  Neues  bietet,  eondfirn— 
wie  gesagt  —  an  frühere  Arbeiten ,  besonders  Stefanos,  sich  enge 
anlehnt,  so  muss  doch  anerkannt  werden,  dass  sie  das  eiaacUigige 
Material  mit  Gründlichkeit,  Fleiss  und  gutem  (beschicke  lasaBiWB- 
fasst. 

86.  Von  zwei  besonderen  sphärischen  Dreiecken,  von  denen  jedes 
die  redproke  Figur  des  anderen  ist.  Von  Prof.  WladimirHa- 
Daöek.  —  Programm  der  Landes-Obenealschule  in  Znain«  Fb  im 

Schuljahr  1875/76. 

Jeder  Relation,  die  irgend  einer  sphärischen  Figur  angAM, 
entsprechen  noch  drei  andere  Relationen  in  der  Art,  dass  eine  difon 
die  der  ursprünglichen  duale  Relation  auf  der  Eugelobeifiiche  iii, 
die  beiden  anderen  die  diesen  ersteren  analogen  Relationen  der  eid- 
sprechenden  ebenen  Figuren  sind.  —  Diese  gewisse  Dnalitit  dir 
sphärischen  Relationen  ist  schon  durch  die  Eintheilong  der  Abhnd- 
lung  gegeben;  sie  handelt  nämlich  (I):  vom  sphärischen  Drei- 
ecke, in  welchem  die  Summe  zweier  Winkel  gleich  ist 
dem  dritten  Winkel  und  (U.):  vom  sphärischen  Dreiecke, 
in  welchem  die  Summe  zweier  Seiten  (in  der  AbbandliBg 
heisst  es  irrthümlich:  „Winkel**)  gleich  ist  der  dritten  Ter- 
mehrt  um  180^  Jeder  Formel  des  ersten  Theiles  entspricht  eine 
Formel,  die  ganz  analog  einer  Formel  im  zweiten  Theile  ist,  da  das 
im  ersten  Theile  behandelte  Dreieck  die  reciproke  Fig^ur  zum  Drsi- 
ecke  im  zweiten  Theile  ist  und  daher  die  Seiten  und  Winkel  d< 
den  Winkeln  und  Seiten  des  anderen  supplementär  sind. 


86.  Gonstruction  der  Axen  einer  Ellipse  aus  zwei  coiyogirteo 
Diametem.  Von  Carl  Pels.  ^  Programm  der  k.  k.  Realselnda  ii 
Teschen.    Für  das  Schuljahr  1875/76. 

Die  Aufgabe,   einen  Kegelschnitt  aus  conjugirten  Dii- 
metern  ohne  Kenntnis  der  Axen  dieses  Kegelschnittes  n 


Programm«  Dfl^haa. 


Mi 


D»truieren,  iai  eiue  Aufgabe,  mit  der  sich  die  descriptive  Geometrie 
tnlich  eingehend  befasst.  Wie  Verfasser  mit  Recht  bemerkt,  fuhren 
rade  diejenigen  Kegelschnitts-Constructionen  zu  den  schönsten  und 
ifacbsten  Resultaten ,  welche  mit  Hilfe  der  Axen  gelöst  worden. 
e  meisten  der  bisher  bekannten  Constructiooen ,  um  aus  2wei  eon> 
irten  DiÄmetem  die  Hauptaxen  zu  finden,  werden  auf  analyti- 
ehem  oder  auf  dem  Wege  der  neueren  synthetischen  Geo- 
metrie gelöst.  Die  descriptive  Geometrie  hat  sich  bis  jetist  sehr 
wenig  mit  diesem  Probleme  befasst.  Der  Verf  sucht  nun  iu  einer 
Maren  und  übersichtlich  geschriebenen  Abhandlung  diese  LQcke  aus- 
cafKUIen.  Die  angeführten  Constructionen  erfordern  keinen  schwie- 
rigen Beweis  und  können  wegen  ihrer  Einfachheit  überall  mitNutÄei) 
in  den  Unterricht  der  darstellenden  Geometrie  an  Realschulen  einge- 
kochten werden  (wie  in  der  Abhandlung  bemerkt  wird,  genügt  hiebei 
z.  B,  Moshammer's  fQr  die  vierte  Realflchul-Olasse  geechriebene 
.f^ODStructive  Geometrie^). 

Was  den  Inhalt  der  Abhandlimg  n&hcr  betrifft,  so  wird  «uvör- 
dfpit  in  elementarer  Wei^e  der  bekannte  Satz  erwiegen:  „wenn  eine 
Gerade  von  unveränderlicher  Länge  mit  ihren  Endpnncten  auf  den 
Schenkeln  eines  rechten  Winkels  gleitet,  so  beschreibt  irgend  ein 
Pnnct  derselben  eine  Ellipde,  deren  Halbaxen  gleich  den  Abschnitten 
,littd,  in  welchen  der  Punct  der  geraden  Linie  die  constante  Linie 
ilt.**  Daraus  ergibt  sich  eine  einfache  Construction  aus  den  con- 
rten  Diaraetem»  die  schon  im  Jahre  1830  durch  die  kgl.  tech- 
nische Deputation  ffir  Gewerbe  in  Berlin  bekannt  gemacht 
wurde,  jedoch  ohne  Beweis.  —  Es  folgen  dann  noch  eine  zweite 
i;:  •     Construction  der  Axen,   sodann  die  in  Chasles'  „Ge- 

i  .    der  Geometrie**   (1839)  angeführten  Constmctionin 

der  Aufgabe  von  Uyit,  Meyer,  Steiner,  Fialkowsky  und  an- 
deren werden  hier  näher  besprochen  und  erbalten  ihren  elemeniar- 
nuthematischen  Beweis. 

Die  Abhandlung  bietet  viel  des  Interessanten  und  mag  der 
Anfmerksamkeit,  insbesondere  der  darstellenden  Geometer  empfohlein 
«teia.  Eine  hübsch  ausgefohrte  Figurentafel  i^^t  der  Bchrift  beige'^ 
ireben. 


?7.  Ein  Beitrag  zur  Bestimmung  der  Mittagslinie.  Von  Wilh. 
MaraleL  —  rrogramra  der  k.  k.  Oberrealschuk  in  Rakovac  im 
Qr^QsUiide   Für  da«  8«huljabr  1675/7B. 

Hat  die  8onne  ihren  grosslen  Hobestand  erreicht,  dann  ist 
der  Schatten,  welchen  ein  verticalor  iStab  auf  eine  horir^ontale  Ebene 
wirft,  da«  Minimum  der  Schattenlänge.  Will  man  also  die  Meridian- 
\r  -  '— »iramon.  so  hat  man  nur  für  den  Moment,  in  welchem  der 
>  im  kürsEesten  ist,   durch  das  Ende  desselben  eine  Gerade 

Insspiincte  des  Stabes  zu  ziehen,  welche  dann  die  Mittags* 


_    Pnn 

9^ 


Besser  ist  es,  i^of  emer  honzontaleD  SVene  eine  ^ejkba  opBcaB* 
trisfßber  Kreise  su  aiebeu  uod  in  dem  MittolponcU  änti%^ißik  meD 
Stob  (etw»  eine^  3piUigen  Kegel  aus  |Ca«ffiiif )  ^iMfinsMlm«  JUar 
dieser  Kreise  wird  Yorvittfips  im4  Nftc)iiiHttag8  yoii  dem  Scketten 
deß  Tegels  gerade  so  getroffen,  dass  die  Si^tae  4w  :9cliatteii8  «pf  die 
Peripherie  des  betreffenden  Kreises  zn  liegen  kinmmi.  Hall^iit  man 
den  Winkel  zwischen  der  Yorn^itt^s-  im4  Machputtagnlagie  ^la 
Schattens  an  einsam  bestimmten  Kreise,  so  erhfitb pkm  mf  liepOieh 
genf^ae  Art  die  MittagpUme.  Ein  solcher  Stab  wii^  aüa  Onomen 
gei^^^t,  ein  In^nuneot,  4ß8  scb^  lange  Zeit  im  fGebranche  ist  p4 
war»  jetzt  aber  durch  genane  Messungsmet.hoden  mittelst  fip 
Theedolithen  grösst^ntbeils  ?erdr&ngt  ist 

Die  Methode  des  Onomons  setzt  Torftps,  dass  man  am  Tor- 
nud  lUTa^bmittage  Beobachtujpgeii  anatellt;  kOni^  mi^i^  aar 
Yonnittsgs  oder  nnr  Nachmittags  die  Sinden  der  Schetfamftnie  nf' 
zeichnen,  wie  wäre  dann  die  Mittagslinie  zu  bestimmen?  401  dar 
Lfiaim^  dieses  Problems  beschäftigt  sich  die  vorlj^igefida  ArWt  Zu- 
erst wird  gezeigt,  dass  die  Endpuncte  der  Schatten,  weiM^^  ^^ 
der  Sonne  beschienener  Stift  a^f  eine  Ebene  wirft,  in  fdnef  ](af  f  I- 
schnittsHi^ie  liegen.  In  elementar-mathematiscbar  We|ie  iM 
sodftnn  ent^rickelt,  dass  die  Linie,  welche  4Ue  Scbattenapitpe  ^ 
Stiftes  auf  der  Horizontolebepe  beschreibt ,  in  dien  melatan  lUW 
eine  Hyperbel  ist,  von  welcher  man  leicht  nachweisen  kaim,  dfiss 
ihr  Scheitel  und  ihre  reelle  Axe  in  der  MittagsUnie  liagen»  Qienif 
wird  die  Hyperbel  constrniert,  wenn  die  Linge  des  Sta^aa,  d^ 
geographische  Breite  des  Ortes  und  die  nördliche  oder 
südliche  Declination  der  Sonne  bekannt  sind.  BerecbnuBgea 
ergeben  dabei,  dass  an  einem  beatimmten  Tage  an  allen  Oitkan  die 
Curve  denselben  Parameter  hat  Es  lassen  «ich  im  AUgaaiieiDea 
die  grosse  und  kleine  Axe  der  Hyperbel,  damit  natdrlich  dk  Rechi- 
tricität  der  Hyperbel,  femer  die  Entfernung  des  Scheitels  der  Bj- 
perbel  vom  Fusspuncte  des  Stabes,  endlich  die  Entfernung  dealCttel- 
punctes  der  Hyperbel  yon  diesem  Fusspuncte  als  Function  dar  Uage 
des  Stabes,  der  geographischen  Breite  des  Ortes,  der  Dedination  der 
Sonne  ausdi-ücken.  In  §.  4  wird  die  Aufgabe  gelöst ,  aus  einer  ein- 
zigen Beobachtung  des  Schattens  des  Stobes  auf  der  Horizontalebene 
die  Lage  der  Mittellinie  zu  bestimmen.  Die  Lage  der  Mittellinie 
ist  die  reelle  Axe  der  Hyperbel;  dieselbe  schlieaat  mit  der 
Bichtung  der  Schattenlinie  einen  Winkel  ein,  den  man  befSChneD 
kann,  wodurch  die  Mittellinie  auch  ganz  unzweideutig  beetimmi  ist. 
Ist  spwol  die  geographische  Breite  des  Ortes  als  auch  die  Lage  der 
Mittellinie  unbekannt,  so  wird,  wie  §.  5  ausführt,  eine  Bepis  vei 
fünf  Beobachtungen  notbwendig  sein,  woraus  sich  mit  jI^c^tjgiBiit 
diese  unbekannten  Grössen  durch  Bechnnng  bestimmen  lassen. 

Die  Abhandlung  löst  demnach  in  origineller  Art  pnddiseh 
ein  nicht  unwichtiges  Problem,  dessen  Behandlung  auch  in  theoreti- 
scher  Beziehung  den  Fachgenossen  willkommen  sein  wird. 


Fro^niDTDeQsolia^* 


8» 


Bichtlich»^  ZusammifDstelluDg    der    meteorologiscben 
Jinisse  von  Oberhallabrunn  im  Jahre  1875,  Von  Prof. 

J.  Sek 6 Her.  —  Pfogjftmm  des  k.  k.  Eeal-Obei^jmDasiatn«  ia  Ober- 

liaUÄhranjj.  Für  das  Scholjahr  lÖTöyie. 

Die  goographiöcbe  Läng«  des  Ortes  ist  33"  44' 8",  die  gto- 
grapfaiscU  Breite  48®  33' 30",  di«  Seebölie  240«.  —  Tafell  gibt 
dto  BarometerstäDde  (A  die  MonatsmiUel ,  B  die  gt^sstm  und 
kMaileii  Tagesmittel  Qnd  die  grossten  und  kleinsten  beobachteten 
HBbeo);  Tafel  11  bezieht  sich  auf  die  Lufttemperator  und  ent* 
blll  Ä  iJas  Monatsmittel ,  B  die  gröesteu  and  kleinsten  Tngesmittel 
iiad  die  höchste  and  niedrigste  beobachtete  Temperatur.  Tafel  III, 
teiDTinstdruck  irad  Feuehtigkeitagrad  der  Luft  darstellend, 
lafafiit  drei  Tafeln  (A  den  Dnnstdmck  im  Menatamittel,  B  die 
flmdrt^teft  in  Procenten  in  Monatsmitteln,  C  das  Maximum  und 
Hilmm  der  Tagesmittel  und  des  beobachteten  Danstdrockes ,  D 
die  Majdmum  und  Minimum  des  Duustdruckes  und  der  beobachteten 
Feuchtigkeit).  Tafel  IV  ^verzeichnet  die  Bewölkung.  —  Wie  in 
ttnerNote  erwähnt  ist,  wurden  die  BeobachtuDgen  von  einem  Septi- 
maiier,  die  Berechnungen  von  den  Schülern  der  VIL  Classe 
gemacht.  Dieses  Beispiel  der  Schiäleibeschäftiguug  dürfte,  wo  es 
m^lich  ist,  Nachahmuug  verdieneti.  Bessere  Schüler ,  die  für  den 
Qig«Beiand  ein  grusseres  Interesee  mitbringen»  könnten  dabei  als 
Mitbeobachter  des  Lehrers  fungiei^n;  die  übrigen,  welche  weniger 
QiMchJck  zum  Beobachten  besitzen^  den  rechnenden  Theil*  der 
dir  Beobachtung  folgen  muss,  ausführen. 

^^1  Die  Lehre  von  deu  C  o  r  r  e  c  t  i  o  n  e  n,  von  der  Beurtheilung  der 
^Btsaoigkeitsgrenzon  an  Decimalbrüchen  steht  gegenüber 
^^^Mefeu  vielleicht  mit  Unrecht  besser  gepflegten  Theilen  der  Arith* 
Vdjk  an  unseren  mittleren  Schulea  surAck.  Die  meisten  Lehrbücher 
olhaHen  darüber  nur  vage  Andentimgin;  viele  Lehrbücher  und 
Lehrer,  indem  sie  eine  Schwierigkeit  gerade  in  dieser  Lehre  für 
fit  Schüler  erblicken ,  übergehen  sie  gan«.  Naher  betrachtet  liegt 
Utr  jedoch  keine  Klippe  für  düi  Schüler;  man  behaodle  diesen  Stoff 
aigielilir  so,  wie  «s  /.,  B.  awei  unserer  vorxüglicbsten  Schnlbücher 
tei  (das  schon  öUer  rOhmlich  erwähnte  Lehrbuch  der  Aritfa- 
neiik  von  Frischauf  und  die  Arithmetik  nad  Algebra  von 
Haberl)  und  man  wird  finden  —  so  hat  sich  wenigaiens  Hef.  su 
üüieiigen  Gelegenheit  gehabt  —  dasa  auch  schwache  SehÄler  dem 
marriehte  in  befriedigender  Weise  folgen  können. 

In  der  vorliegenden  Programmschrift  wird  erörtert,  dass  in 
Ml  fOThtn  erwähnten  Werken  die  Fehlergrente  der  an  vollstand  igen 
IMtoalbrOche  zu  klein  angenommen  ist  und  dass  die  daraus  folgen* 


Bas  Rechnen  mit  imvollständigen  Decimalbrüchea.  Veii 
Joeef  Gruben  -<  Programm  der  k.  k.  Oberröalschuk  in  Laibach. 
Für  das  Schuljahr  1875/76. 


999  PrognmnienaehaiL 

don  Begeln  für  das  praktische  Bechnen  nicht  hinreichend  aeiin.  Hit 
Becht  wird  gesagrt»  dass  bei  Hessongen  von  Lftngen  nnd  makiln 
Q.  8.  w.,  sowie  bei  Beobachtungen  sich  nicht  mehr  angehen  liest»  ob 
der  gemachte  Fehler  kleiner  als  eine  halbeEinheit  der  leti- 
ten  Decimale  sei.  Es  tritt  daher  die  Nothwendigkeit  eis  —  w 
bemerkt  der  Verf.,  den  Fehler  grösser  anzunehmen.  —  Die  Abbaai- 
lung  setzt  den  Fehler  kleiner  als  neun  Einheiten  der  leia* 
ten  Decimale  voraos.  Auf  Orundlage  dieser  Annahme  werden  Üti 
Begeln  für  die  Addition»  Subtraction,  Mnltiplication,  Di* 
Vision  unvollständiger  Decimalbrüche  entwiokelL  —  AD- 
gemein  werden  hierauf  die  Fehler  der  n^  Potens  einetf  nn* 
vollständigen  Decimalbruches»  die  Fehler  bei  der  <)na- 
drat-  und  Cubik  Wurzel -Ausziehung  näher  erforscht.  Die 
Abhandlung  enthält  zu  jedem  ihrer  Abschnitte  anhangsweiae  efiifi 
Aufgaben»  auf  welche  die  theoretisch  gewonnenen  Begeln  ang 
werden. 


90.  üeber  die  richtige  Construction  der  astronomischen  Sie« 

mentarfigur.  Von  Bichard  Oehler.  — Pro^.  der  k.  k»  BaalMhiU 
auf  dem  Schottenfelde.  Für  das  Schuljahr  1875/76. 

Im  ersten  Theile  dieser  Arbeit  wird  der  constmetive  Irrthm 
aufgedeckt,  welcher  entsteht ,  wenn  man  in  jener  Figor ,  weldie  ik 
Beziehungen  zwischen  den  hr  die  Zwecke  der  Astronomie  UmXl 
fixierten  Linien  und  Puncten  auf  der  Himmelsoberfläche  darthna  soll» 
den  Orts-Meridian  als  wirklichen  Kreis  darstellt ,  während  gleich- 
zeitig Horizont  und  Aequator  als  Ellipsen  erscheinen.  Im  iweiftMi 
Theile  wird  die  Construction  des  Engelbildes  für  die  im  ersten  Thea« 
endgiltjg  festgestellte  Lage  des  Globus  durchgeftlhrt. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


91.  HIasnf  a  dychaci  üstroje  ptaci.  (Stimm-  und  AthmungeoigaBt 
der  VögeL)  Von  Job.  B.  Tereba,  Gymnasiallehrer.  —  Brognau» 
des  Untergymnasiums  in  Walachisch-Meserittch.  1876.  8*.  10  88. 

Diese  in  böhmischer  Sprache  geschriebene  Abhandlong  stellt 
sich  die  Aufgabe,  die  Stimm-  und  Athmungsorgane  der  Vögel  näher 
zu  beschreiben.  Im  ersten  Theile  werden  dem  Leser  die  SigenthiB- 
lichkeiten  der  Luftröhre  der  Vögel  sammt  ihrem  oberen  und  ontem 
Kehlkopf  vorgefahrt  und  der  Singmuskel-Apparat  der  Singvögel  em« 
gehend  beschrieben.  Die  Angabe,  dass  unter  den  Säugethieren  iV 
das  dreizehige  Faulthier  (Bradypus  tridactylus)  allein  nicht  siebifit 
sondern  acht  Halswirbel  besitzt,  ist  unrichtig,  denn  es  beeitit  daten 
neun;  Bradypus  torquatus  acht  und  Manatus  in  der  Begel  sechs. 
Die  eigenthümliche  Bildung  der  Luftröhre  von  Procellaria,  Affti- 
nodytes  und  Clangula  wird  nicht  erwähnt.  Wönschenswerth  wäreee 


FrognkmiueiificbaQ . 


^     697 


geveseü,  wenn  der  Verfasser  auch  die  Lage  der  Muskeln  des  tiDtereu 
Kehlkopfes  bei  den  Nichtsängeni  erörtert  und  überhaupt  die  drei  Mo» 
dlficatioDeu  desselben  dettti  Icher  herTorgehoben  hätte.  Am  Schlüsse 
des  ersten  Theiles  werden  mehrere  Anekdoten,  die  von  sprechenden 
VOgeln  bandeln ,  angeführt.  Der  zweite  Theil  fuhii  die  Aufschrift 
^Athmungswerkzeuge  der  YOgel,''  Die  lufthaltenden  Räume  der 
VOgäl  werden  vom  Verf.  nicht  zu  den  Athmungsorganen  gezählt, 
trotzdem  jedoch  werden  ihnen  und  dem  Fluge  der  Vögel  zwei  von 
den  vier  Seiten  des  zweiten  Abschnittes  gewidmet«  Die  Lunge  und 
die  beim  Athmungsprocesse  thätigen  Muskeln  werden  ausführlieh  be- 
schrieben. Neben  mehreren  Druckfehlern  machen  sich  auch  einige 
orthugraphische  Fehler  bemerklich.  Die  Darstellungs weise  ist  eine 
minder  sorgfältige,  die  üebergänge  namentlich  öfter  befremdend. 
Die  Angabe  der  Quellen  fehlt,  und  doch  ist  der  Schlnse  des  ersten 
Abechnittes  fast  wurtlich  in  einem  Aufsatze  von  Johann  Krejdi 
enthalten,  den  Jirecek  auch  in  sein  Lesebuch  für  die  Prima  anf- 
njüuu.  Da  indess  der  Singmiiskel-Apparat  in  den  gewöhnlichen  Lehr- 
büchern der  Zoologie  in  der  Begel  sehr  etiefmütterlich  behandelt  ist, 
so  mag  dieser  Aofsatz  trotz  der  hervorgehobenen  Mängel  immerhin 
jtoen,  denen  eine  grössere  zoologische  Bibliothek  nicht  zu  Gebote 
»«teht,  willkommen  sein. 


98.  0  postavenf  trilobitü  v  soustave  korysft.  (Die  Stellung  der 
TriJobiten  im  Systeme  der  Krustenthiere).  Von  Dr  H.  Konva- 
linlca,    Progr.  des  ObergjTnnasimus  in  Jangbundau.  8*.  8  S.  1876* 

Der  Verfasser  unternimmt  es  mit  Sachkenntnis  die  systema* 
tische  Stellung  der  ftlr  die  ausgestorbene  Fauna  Böhmens  ao  wich- 
tigen Trilobiten  näher  zu  erörteni.  Am  Schlüsse  seines  in  böhmi- 
scher Sprache  geschriebenen  Aufeatzes  gelangt  er  zu  der  Ansicht, 
dias  gemeinschaftliche  Merkmale  und  deutliche  Üebergänge  den 
Trilobiten  ihre  Stellung  im  Systeme  der  Krebse  zwischen  den  Pbyl- 
lopoda  und  Poecilopoda  anweisen.  Die  gemeinschaftlichen  Merkmale 
und  üebergänge  werden  dem  Leser  durch  eine  vergleichende  Be- 
«direibnng  des  äusseren  Habitus  der  Trilobiten^  Branchipus,  Beli- 
nttma  und  LiniuJus  voj-gefnhrt  und  wird  dann  beeoniiers  hervorge- 
hoben, dass  der  Mangel  der  Di^itheilung  des  Pro-  und  Post-abdomen 
der  Phyllopodeu  in  Spindel-  und  Setteniappen  kein  durchgreifende^! 
'^  : --irsmerkmal  zwischen  Trilobiten  und  Blattfüssern  bilde, 
[Ig  auch  bei  den  niederen  Trilobiten  theilweise  oder 
^1    '  I  liicktritt.    Auch  das  Analoge  in  der  Entwickelungsge- 

''^  '  r  genannten  zwei  Ordnnngen  wird  erwähnt.    Die  Einrei- 

bttttf  dur  Trilobiten  in  die  Isopoden  ist  trotz  mehrerer  gemeinschaft* 
!lch^^  Merkmale  darum  nicbt  thunlieh,  weit  letztere  eteta  eine  con* 

Anzahl  von  Abdominalsegmenten  besitzen,  was.  wie  der  Verf. 

^r-i-^—  "  '  '  "^  n  zeigt,  bei  ersteron  nicht  der  Fall  ist.  Das 
len  der  Trilobiten,  Pygidium  genannt,  trennt 


098 


ProgTftoimetiichan . 


dieselben  von  den  Phjllopoden  und  nähert  aie  den  Poedlöpodin^ 
Darstellung  ist  auch  nach  der  sprachlichen  Seit©  eine  dem  i 
gtande  angemessene^  karze  und  bündige.   Einige  Drnckfehlet  sind] 
üBterlanfen,  die  jedoch  ?om  Leser  leicht  verbissert  werden  können. 
Ein  Sprachforscher  w^rde  mit  dem  langen  y  in  ^t^^kadlo**,  „obyratil" 
nicht  übereinstimmen  nnd  anch  einen  oder  den  andern  Germantsnatii^ 
ansfindig  machen.  Einem  jeden,  der  sich  in  kurzer  Zeit  über  dit  «7- 
stematische  Stellung  der  Trilobiten  unterrichten  will,  ist  der  Auteti] 
zo  empfehlen. 

Braunau.  Pins  Civrtedka. 


93.  Izviesce  0.  c  k.  Yi§oj  DnbrovaCkoj  Ginanaziji,  1875-^181&| 
—  Programm  des  k.  k.  Gyiun.  m  Bagasa.  k.  Opis  Novaca,  8.  S-*fL| 

Herr  Fr,  Bulic,  Prof.  der  class.  Philologie  am  Oynni,  zu  Ra- 
gusa, giebt  als  eisterQ  literarischen  Beitrag  211  dem  vorHegendeu  Jah- 
resprogramme  unter  dem  Titel  „Opis  Noyaca*^  (numismatische  Ab-  | 
handlung)  eine  katalogisierende  Beschreibung  aller  in  der  fenaamti 
Staatsanstalt  bewahrten  antiken  Münzen.   Wie  es  scheint^ 
seinerzeit  von  Prof,  N.  Dechant  am  k.  k.  Schottengymn 
Wien   publicierten   vortrefflichen  Programmarbeiten  über  daa  Aif ' 
gra?e  romanum  und  den  romij^uhen  Denar  ^   Quinar  und  TidofiiiJ 
uicht  nur  in   diesem  Falle,   sondern   auch  sonst  uoch  und  sfiltisl] 
über  Oesterreichs   Grenzen  hinaus  die  erwiinscfate   Anregung  tar] 
Nacheiferung  gegeben.    So  enthält  das  Winterthurer  GjmnasialprO' 
.gramm  gewissermassen  als  Ergänzung  der  eben  genannten  Abbüd- 
[liiDgen  Dechant's.  eine  sehr  ^eissige  Bearbeitung  der  aitgriechiidwi 
iViiBztjpen  nnd  Nominale  von  Prof.  Dr.  Grünauer;  als  Beigabe j~ 
I Texte  aber  eine  köstlich  phototypierte  Tafel  mit  den  Eepi^enl 
I  aller  MQntjtückeltingen  aus  der  Blnthezeit  des  ^niechischen  Kunst* 
Stils  und  der  Glanzepoche  antiker  St-empelsclmeidekunst,  wie  «t  toj 
solcher  yoUkommenheit  eben  nur  aus  der  unvergleichlichen  Saiiim-> 
lung  Dr.  Imhoof-Bjumer's  in  Winterlhur  geliefert  werden  konnteoJ 
Wenn  nun  diese  letztgenannten  Progrummarbeiten  als  Behelf^] 
zur  Erklärung  bezüglicher  Stellen  in  den  Classikern  haupts&ch&cbf 
f^T  Lehrer  und  Lernende  berechnet  erscheinen,  doch  gleichwol  auehl 
[för  manche  Gelehrte,  welche  in  Folge  abgängiger  Facbkenntut»  diej 
I  metrologischen  Untersuchungen   Ton  B5ckh,   Mommsen,    Hu 
I  Queipo  u.  A*  ungeniessbar  fiuden,  belehrend  sein  dürften,  so  enl 
Idie  Frage,  ob  lediglich  katalogisierende  Beschreibungen  von  Hl 
^fammlungen  wol  uoch  in  den  Rahmen  eines  Gymnasialprograaiiiis  ^ 
passen?    Wir  antworten:  Nur  ausnahmsweise.    Unter  diese  Aus- 
nahmen möchten  wir  nun  Herrn  Bulic's  Arbeit  einbezogen  wetten. 
Nach  seinen  Andeutungen  sind  viele  der  von  ihm  beschriebenf  tJ  Uto^ 
zen  aus  den  heimatlichen  Fundstätten  geschenkweise  in  den  Beaitx 
des  Gymnasiums  gekommen^  und  wir  theilen  gern  die  Hoffnmig  im 


ProgmiiinoD0obaii,  Mi; 

H^rrn  Verf.,  daS8  bei  der  Unerschöpflich  keil  dee  claeeiscbeu  Bodens 
Dalmiiieos  m  Münzfunden,  die  seiner  Obhut  anvertraute  Sammlong 
der  Ldzrtnst&it  noch  manche  wisseBeehaftlkh  werthvolle  Bereiche* 
mng  erfahren  werde.  So  gering  freilich  der  Zuwache  in  solchen 
FällüR  2Q  sein  püe^,  wo  der  Patriotisrnns  des  Geschenkgebers  in 
Aan^cb  genomiBen  wird,  so  trifft  es  sich  doch  zuweilen,  daw seltene 
o4»  «laseoachafUich  merkwürdige  Stücke  auf  diesem  Wege  soforl 
«tider  in  d«r  Verboi'genheit  irgend  einer  G^entlichen  AnetaH  ver* 
flcbwindea. 

Von  diesem  Oedchtspunkie  ans  ist  daher  die  auf  Ver- 
(Aatliflbiiiig  des  Münavorraths  gerichtete  Abtriebt  des  Herrn  B.  an- 
«hMBUiigswertl) ;  es  finden  sich  in  den  Heihen  der  ?on  ihm  heschrie« 
bütfi  VHnzan  thatsächlich  ein  paar  bisher  unbekannte  Stücke  von 
Wirih.  Ancb  ist  nicht  zu  verkennen»  da««  eine  derartige  Pnblica- 
tioo  darch  ihren  mannigfach  wechselnden  Inhalt  und  die  Tielfachcn 
Bembiingen  zum  Alterthum  anregeud  zu  wirken  und  manches  em- 
pAoglicho  Gemüth  früher  als  es  sonst  die  geeetzlichen  Schranken 
fiBlatten,  in  eine  ernstere  nnd  selbständigere  Richtung  zu  drängen 
fonniBg.  Ein  frühes  Erfassen  der  Numismatik  bietet  aber  dein  Jüng^ 
gir  ^iieer  Biecjpliti,  eei  er  {uigehender  Philolog  oder  HiBtoriker,  für 
dM  ipiAem  Btndiengang  grosse  Vorthoile;  sie  verpflichtet  ihn  von 
Ttfobereiii  zu  einer  Qeiftolfrkett  nnd  Sti-enge  des  ürthetls,  dit 
ikm  dann  sp&ier  sshr  zu  Statten  kommt.  Beschreitet  nun  Einer  den 
t^jririhrto  Weg  and  beginnt,  wie  Herr  B.,  als  fertiger  Philol(»g 
kMidi  mit  der  Numismatik  zu  beschäftigen,  so  darf  man  wohl  auch 
^l^nfi  von  vornherein  einen  gewissen  Orad  von  Genauigkeit  voraus* 
80lieii»  Wir  treffen  aber  damit  raehrei-e  wonde  Punkte  in  seiner  Ar- 
biit,  w«iiBgkieh  der  HeiT  Verf.  sonst,  z.  B.  bei  den  Oewichts- 
und  GrÖsseaaiBisnngen,  sieb  einer  mögliebst  grossen  Genauigkeit  be- 
fleissigt  bal* 

Unter  den  griechischen  Münzen  (40 Stücke),  welche  die 
Flartselsnng  der  im  voranagegftngeneD  Programme  abgebrockeMüi 
Bieebretbnng  eröffnen,  soUeo  gleich  jene  AJexander's  d.  Gr.  «peiftU 
hirrorgeboben  werden.  Aus  dem  weiten  Reiche  des  Macedoniert;  sind 
bif  beul«  ein  paar  Tausend  Varietäten  aus  Hunderten  von  Müni- 
itiiliB  zu  Tage  gefördert  worden.  Herr  B.  vermehrt  nnbewuBst 
dilM  Zabl  um  4  Stücke.  Nr.  8,  eine  Drachme,  ist  neu.  Das  erste 
HoDO^xamm  enthält  die  Buchstaben  2£i^  und  die  Münze  gehört  wol 
nafib  Tbeeaalien.  Nr<  9,  wieder  eine  Drachme,  mit  den  Bachstaben 
EI — N  gebort  in  die  Reibe  der  unbestimmten  ans  griechischen 
Städten ;  ebenso  Nr.  10  mit  K — 0^  welche  jedoch  bereit«  publiciert 
lorien  ist.  Bei  Nr.  11  föhrt  qds  das  Beizeichen  des  Halbmondes 
nue  in  et  studio  nach  —  Macedonjen.  Nr.  13  endlich,  eine  Tetra- 
dfAcbme,  ist  wieder  neu.  Das  Monogramm  J<^  findet  sich  auf  einem 
Bitler  von  Cilicien,  doch  wissen  wir  nicht,  ob  das  bestimmende  Bei* 
MtebeD»  die  Keule»  auf  dem  Ragusanerstück  zn  sehen  ist;  Herr  B. 
18  beaerkt  nichts  darüber. 


700  ProgrammMMohaii. 

Den  Schlusfl  der  griechischen  Reihe  machen  swei  DraohmeB 
der  parthischen  Könige  oder  Arsaciden»  die  am  ihrer  grieohiieheB 
Inschriften  willen  und  weil  die  ftlteren  Siücke  anoh  giiechischiBStil 
aufweisen,  hieher  gereiht  tn  werden  pflegen.  Beide  Stfleke  hat  Herr 
B.  unrichtig  bestimmt.  Die  erste  Nr.  14  mit  der  Inschrift:  Bwt- 
JMog.  Baailküv.  Bokayarov.  Jixaiov.  Eiefyhov.  ^Em^pm* 
vovg.  0üLäiXrpi>g.  kann  nicht,  wie  der  Herr  Verf.  will^  dem  ^Arm- 
ces  XXIIy  Vonones  11^  angehören ;  denn  die  Zasammenstellang  dieser 
Namen  ist  allein  schon  falsch.  Der  XXII.  Arsaces  hiess  Goten«, 
Sohn  Artabans  HI  (40—43  und  45—53  n.  Chr.) ,  yonones  n  aber 
war  Arsaces  XXIII  (52—55  n.  Chr.).  Von  ersterem  kenneo  wir  ur 
im  Gewichte  ziemlich  reducierte  Tetradraohmen  ans  den  Monata 
AYA  (Andynaeus,  J&nner),  AYCTP  (Dystros,  M&«),  APTeWH 
(Artemisias,  Mai),  AAIC  (Daesios,  Jnni)  and  Oloins  (Angnst)  des 
Jahres  52  n.  Chr.  Sie  tragen  Qberdies  noch  verschiedene  BeiachiifteB. 

Auch  die  M&nzen  Yonones  U,  der  wol  den  Beinamen  Erefge« 
tes  führte,  und  sogar  halbe  Drachmen  (im  devalviertenCkwieUi  ?•& 
2,  1  *42,  1  '35  Grammee  n.  s.  w.)  präjgrte,  tragen  neben  den  Sddea 
der  Aera  auch  Monatsdaten  und  die  unzweifelhafte  Besaidirang 
ONQNHC  Wie  also  Herr  B.  den  Namen  BoXayarov^  dessen 
Lesung  übrigens  auch  verfehlt  ist,  mit  Y  o  n  o  n  e  s  vereinen  konnte 
begreift  man  nicht.  Die  Münze  hat  sicher  nicht  BoJLctymmu  Der 
Name  ist  offenbar  aus  OAATACOY  veriesen,  indem  Herr  B.  die 
neuere  Form  des  SigmaC,  was  bei  dem  überaus  barbarischen  Dadat 
dieser  Schriften  leicht  möglich  ist,  mit  T  verwechselt  hat.  DasB 
in  der  Lesung  des  Herrn  Yerf.  ist  aber  aus  dem  Lexicon  geholt; 
denn  die  Münzen  schreiben,  so  viel  wir  wissen,  immer  nur  OAATAC 
und  OAArACOY.  Somit  gehört  das  Stück  einem  Yolagas  an, 
wahrscheinlich  dem  dritten  dieses  Namens  oder  Arsaoea  XXIX 
(149—191  n.  Chr.),  was  mit  dem  Typus  gut  stimmen  würde. 

Die  zweite  Drachme  (Nr.  15)  theilt  Herr  B«  dem  „Arsaces 
XXYII,  Yolagases  II"  zu.  Dies  ist  insofern  unrichtig,  als  hier  eine 
Yerwechslung  zweier  Brüder  vorliegt;  Arsaces  XXYII  (106—109 
n.  Chr.),  der  Bruder  des  Pakorus,  hiess  Chosroes,  und  Yolagas  iL 
der  Bruder  des  Chosroes,  war  Arsaces  XXYIU  (120—149  n.  Chr.). 
also  der  unmittelbare  Yorganger  Yolagas  HI,  was  wieder  mit  den 
Münztypen  zusammentrifft.  Nicht  zu  vergessen  ist,  dassHerrB. 
gerade  die  Zahlen  der  Aera,  welche  doch  die  sichere  Bestimmang 
dieser  Münzen  ermöglichen  und  überhaupt  zu  den  wichtigsten  Be- 
richtigungen der  griechischen  und  armenischen  Quellen  Anläse  ge- 
geben, hier  zu  notieren  unterlassen  hat. 

Ein  gleicher  Mangel  au  Genauigkeit  begegnet  uns  in  der  nieh- 
sten  Abtheilung  der  Bimski  Novci  (römischer  Münzen),  welche  mit 
den  Familienmünzen  beginnen  und  mit  einem  Solidns  Justinos  I 
schliessen  (71  Stücke).  Der  Herr  Yerf«  übersieht  die  durch  neaeie 
Forschungen  wichtig  gewordenen  Siglen  auf  den  Stücken  des  bas 
empire,  deren  Constatierung  f&r  die  Währungrs-  und  MOnzgeschickte 


Pro^rAmmeiificbau.  70  t 

nicht  geringer  Bedeutung  ist.  Diese  UnterlassuDg^eüjide  zieht 
ch  durch  die  ganze  Keihe  der  Kaiser  yod  AureUan  bis  Theodosius 
fort.  Fügen  wir  noch  liinza,  dass  sich  in  der  römischen  Münxreihe 
die  Echtheit  vorausgesetzt  —  auch  zwei  numismatische  Selten- 
biten  befinden,  nämlich  eine  Grossbronze  des  AütoninuB  Fius  mit 
Qnadis  datus  und  ein  Dotnitius  Domitianus,  so  glauben  wir  alleis 
WiMiiKW^rthe  Qber  das  Programm  gesagt  zu  haben. 

J.  Karabaöek. 


Yergilitis  in  definiendis  moribus  heroum  von  J*  Pakosta* 
Fr^r.  des  Gjmiiasiums  in  ViDkovce  lB75/t>.  H  S.«  B, 

Wenn  der  Verf.  seine  kleine  Abhandlung  mit  den  Worten  be- 
_  Qöt:  ^Qtium  sint,  qui  Ver^Uii  Äeneam  heroibus  Homcri  l<mge 
anieponendmn  C€nseant\  so  muss  mau  sich  billig  fragen  >  wen  er 
denn  mit  dieser  Aeusserung  meint.  Bei  der  folgenden  Schilderung 
dir  homerischen  und  vergilißchen  Figuren  hätte  der  Verf.  natürlich 
von  dem  Onterschiede,  der  zwischen  einem  Volkä-  und  einem  Kunst- 
fpoa  bosteht,  ausgeben  und  die  Verschiedenheit  der  Zeiten,  in  welchen 
de  Gedichte  ♦  ii  sind^  der  Cultur,  der  Anschannngen  ober 
KStlerische  ^  ,  Jon  usw.  in  Betracht  ziehen  sollen.  Statt 
erhalten  wir  bios  einzelne,  allerdings  mitunter  richtige  An- 
tntnngen  uhue  jeden  Zusammenhang  und  daher  eine,  wie  auch  schon 
ir  Umfang  des  Aufsatzes  zeigt,  ganz  unvollständige  Darstellung. 
er  lateinische  Ausdruck  ist^  wie  man  dies  schon  nach  dem  sonder* 
iren  Titel  erwarten  kann,  sehr  unvollkommen.  Man  liest  ae  ?or 
Foealen,  imo  nach  affirmativen  Sätzen  u.  dgl.  Dabei  ist  die  Abband- 
Bg  durch  eine  fast  ungeheure  Menge  von  Druckfehlern»  an  manchen 
dien  bis  zur  Sinnlosigkeit  entstellt.  Mag  man  immerhin  den  Ver- 
sseti des  Druckortes  Rechnung  tragen ,  so  ist  doch  eine  solche 
Wertigkeit  in  keinem  Falle  zu  entschuldigen. 
Wien.  S, 

De  Meutere  in  Odvssea;  di^utavtt  Joaephos  Czernteki*  Pro- 
gramm des  k.  k.  ObergYmnasmms  in  Tarnopol  Lemberg  187iS. 
11  8S.  «•. 

Zusamiii^  ie  Darstellung  der  auf  Mentor  und  Mentor- 

|theno  bezüg«!  \kw  der  Odyssee  (S.  1 — 5):  Die  in  der  Er- 

lung  hervortretenden  Schwierigkeiten  und  Widersprüche  (x  205 

-«40.  X  297— .^00:  Uf  445—453)  haben  ihren  Grund  in  der  ur- 

[Uch  nicht  einheitlichen  Composition  des  Gedichtes;  das  Auf- 

der  Athene  ist  nicht  als  Allegorie,  sondern  (mitNitzsch) 

poetischer  Ausdruck   des  in  der  heroischen  Zeit  herrschenden 

Iaii>  Mjfassen  (S.  6—11). 

1  wesentliche  Inhalt  des  nichts  Neues  bietenden  Auf- 
%iUfi.  Der  Stil  ist  etwas  verworren;  die  Latinttät  und  der  Druck 
licht  ganz  corrcct. 


762  ProgrammeBsohau. 

96.  De  Horatii  et  Augnsti  necessitudine  quae  ex  cannuiitaB  Ij- 
ricis  inteUegxtar  scripsit  Prof:  Aemilttnoi  Patskiewiei.  fko- 
gramm  des  k.  (.  ObergymnasuuDB  in  Sambor.  Leiaberg  1816.  &  3 

—  19.  8». 

Im  Qaazea  and  Grossen  eine  Ck)mpilation  ana  QiL  Siall- 
baum's  ^De  vita  et  scriptia  Q.  Horatii  Flaoci^  (Her.  ed.  I^i. 
1854) ,  wobei  die  Quelle  selbstverstäDdlich  nicht'  genannt  wird. 
Zahlreiche  Fehler  yerunstalten  den  Druck. 

Krakau.  Max  Iskrzycki. 

97.  Hugo  Hör aok,  üeber  die  Verba  prftterito-prftsenlb  im 
Mittelhochdeutschen,  ihr  Qebraneh  nach  Bedeutung  und  Stfatu 
mit  dem  Neuhochdeutschen  verglichen.  Programm  des  k.  k.  Dautadm 
Obergymnasiums  in  Brflnn.  1876. 

Nach  einer  allgemeinen  Einleitung  über  verba  praeterito-prae« 
sentia  werden  die  Consiructionen  derselben  S.  6  ff.  aufigesUilt  nnd 
besprochen,  sodann  die  V'erba  selbst  einzeln  vorgenommen  und  die 
im  Nibelungenliede  vorkommenden  Stellen  geordnet  zusammengebiacht, 
Bemerkungen  beigegeben.  Die  Arbeit  scheint  sorgfältig  und  demnaidi 
nicht  ohne  Verdienst.  Etwas  mehr  Sparsamkeit  in  den  AbkflraoiqpNi, 
80  wie  cursiver  Druck  der  mittdhochdeutschen  Worte  wäre  zu  an- 
pfehlen  gewesen. 

98.  J.  Peters,  Oothische  Coi^jecturen.  Jahresbericht  des  k.  k. 
Obergymnasiums  zu  Leitmeritz.  1876. 

Zu  fünf  Stellen  des  Ulfilas  bringt  Peters  Conjectoren.  Er 
schreibt  Lucas,  1,  5  ffir  ZakaritM^  us  afar  Ahijins  -W3  afaram  Abi- 
jins,  Lucas  1,  4  far  vcturde  astap^  vaurdei  stap^  Marc.  6,  19  fftr 
80  Herodia  naiv  inima  -naip^  Lucas  8,  14  für  afhvapnamd  jäh  nt 
gavrisqand  'gafriaquand ,  Lucas  3,  5  für  jah  vairpip  pata  «nNfO 
du  raihtamma  -vraipo.  Die  sorgfältige  und  gi-ündliche  Art  von 
Peters  ist  hinlänglich  bekannt  und  bewährt  sich  auch  diesmal.  Frei- 
lich wird  die  Möglichkeit  seiner  Coiyecturen  sich  schwer  zur  Wahr- 
scheinlichkeit oder  gar  zur  Gtowissheit  emporheben  lassen.  Am  ehesten 
bei  in.  und  Y.  In  den  gelehrten  Erörterungen,  die  insbesondere 
auf  etymologischem  Gebiete  sich  bewegen ,  habe  ich  bei  allen  fünf 
Stellen  die  Besprechung  des  Zusammenhanges  der  zu  verbessernden 
Worte  mit  dem  sie  umgebenden  Texte  vermisst.  Von  ihr  hätte,  wie 
ich  denke,  ausgegangen  werden  sollen.  Doch  mindert  dies  nicht  die 
Schätzbarkeit  dieser  kleinen  Beiträge  zur  ülfilaskritik. 

99.  Wilhelm  Sa  liger,  Die  gelehrte  Donangesellschaft  und 
die  Anfänge  des  Humanismus  in  Oesterreich.  Programm  des 
deutschen  Staats-Obergymnasiums  in  Olmüti  1876. 

In  dieser  hübschen  Schrift  sind  die  Nachrichten  fleisaig  zu* 
sammengestellt ,  welche  über  die  gelehrte  Donaugesellschaft  sich 


ProgrammenschftTi. 


7M 


iteo  haben,  eine  Yerbiodung,  deren  Mittelpunct  Konrad  C6lt0» 
tkr  und  die,  durch  die  Liebe  zum  Humanisinus  geleitet»  g^emeiiisame 
liUrarische  Thätigkeit  unternabm  (S,  5),  Sie  beginnt  1499  zu  wirken. 
Saliger  handelt  S.  6  ff.  ausführlich  über  die  einteluen  Mitglieder.  Er 
bringt  nicht  geradezu  Neues,  das  bekannte  aber  bequem  zusammen- 
gestellt. 


fir.  H.  Eckert,  Wirnt  von  Graveuberg  und  sein  Sprach^ 
mbraucfa  im  VerhÄltnis  zu  Hartmann  tou  Aue.  Progtmmm 
die  8tftdtgjxDXULBiani£  zu  Sieitio.  Ostern  1375. 

Bruno  Pudmeazky,  üeber  Wimts  Ausdrucköweise  mit  be- 
sonderer Rückdicht  auf  Hartmaan  und  WoÜram.  lüAugurftl- 
DisserUtion.  H&lle  1875. 

Betile  Schriften  beschiftigeo  sich  nut  demselben  Thema,  lassen 
aber  verschieden  auf.    Eckert  widmet  einen  guten  TUeil  senier 
Lbhandlung  (S.  11)  eine  Charakteristik  Wiruts  uud  vergleicht  dann 
Jn  Bezug  auf  mehrere  Kategorien  von  Woiien  Hartmauns  und  WimtB 
Achtungen.    Kr  gelaugt  dabei  zu  dem  Resultate .  Ma«;s  Hartmann 
^  allmälich  von  den  Wörtern  und  Wendungen  der  Volksdichtung 
bt,  alterthflmliches  nur  mit  Vorsicht  aufnimmt  und  durch  Ver- 
Dg  der  in  den  älteren  Gedichten  noch  bauüger  erscheinenden 
seltenen   und   fremden  Ausdrücke  nach  und  nach  zu  einer  immer 
grteeren  Reinheit  der  Sprache  zu  gelangen  sucht.  In  diesem  Streben 
^  ihm  Wirnt  im  ÄllgemeineD  gefolgt,  in  Einzelheiten,  namentlich 
Anwendung  der  dem  Volksepos  und  der  Fremde   entnommenen 
Wörter,  zeigt  er  geringere  Sorgfalt.'    Die  beigebrachten  Zusammen- 
ellungen  sind  keineswegs  vollständig  noch  sehr  wolgeorduet ,  sie 
E^Uen  es  wahrscheinlich  ancfa  nicht  sem;  zur  Begründung  des  rem 
fer&sser  vorgelegten  Resultates  reichen  sie  aus.  Ungleich  strenger  und 
'frOndlicher  hat  es  Pudmenzky  mit  serner  Aufgabe  genommen.  Nach- 
dem er  einige  Bemerkungen  über  die  Begabung  Wimts,  von  dem 
viel  geringer  denkt  als  Eckert,  gebracht  hat  (S.  6),  verzeichnet 
im  1.  Abschnitt  (S.  17)  die  Vergleiche,  Phrasen  der  Kampfschilde- 
rungen und  französischen  Ausdrücke  im  Wigalois,  wie  ich  glaube, 
Dllständig  und  vei^leicht  sie  mit  den  in  anderen  Dichtungen,  be- 
anders  Hartmanns,  Wolframs  und  im  Volksepos  vorkommenden. 
S*  18 — 26  werden  die  im  Volksepos  häufigen  Ausdrücke  auf- 
gezählt, welche  Hartmann  meidet,  die  aber  bei  Wirnt  und  Wolfram 
vorkommen.    Mit  dem  Verhältnis  dieser  beiden  Dichter  beschäftigt 
sich  der  III.  Abschnitt .  S.  26 — 36,  in  welchem  der  Verfasser  durch 
jsebr  reiche  Zusammenstellungen  den  Beweis  liefert  für  die  Behaup* 
%iliig  Lachmanns.  Wirnt  habe  im  zweiten  Theile  seines  Qedichte& 
durch  Nachahmung  Zeugnis  abgelegt  von  dem  Eindrucke,  den  Wolf- 
l^as  eben  erscheinender  Parzival  auf  ihn  gemacht  hatte.  Von  den 
Viiden  Arbeiten  verdient  in  Bezng  auf  Retchhaltigkeit  and  Sorgfalt 
«lie  Pndmenzky's  unbedingt  den  Vorzug. 


704  Programmemiehati. 

Dr.  Oombert,  Bemerkangeii  und  Erg&nznngeii  zu  Weigaiids 
deutschen  WOrterbuche.  Programm  des  kgl.  Gymnaduu  xu 
6ro88-ätrehlit2  0.  S.  Ar  das  Schuljahr  1875^. 

Auf  diese  vortreffliche  Arbeit  aufmerksam  zu  machen,  halte 
ich  für  eine  Pflicht.  Längst  ist  das  grosse  Verdienst ,  welches  das 
Weigand'sche  Wörterbuch  um  die  Geschichte  der  deutschen  Worte 
und  ihrer  Bedeutungen  sich  erworben  hat,  unter  den  Fachgenossoi 
bekannt.  Aus  reichlicher  und  vielseitiger  Leetüre  stellt  in  dem  vor- 
liegenden Gymnasialprogramm  Gombert  Nachträge  zu  Weigands 
Wörterbuch  zusammen,  die  bis  M.  reichen.  Die  sorgfUtige  und  ferne 
Beobachtung,  welche  in  den  einzelnen  Arbeiten  sich  zeiget ,  erinnert 
an  Oscar  Jänicke ,  den  zu  früh  geschiedenen ,  der  mit  beeonderBr 
Vorliebe  die  Entwicklung  der  Wortbedeutungen  studierte.  Nach  der 
hier  gelieferten  Probe  ist  Gombert  fär  die  Fortsetzung  seiner  Arbeit 
rasches  Gedeihen  bestens  zu  wünschen. 

Graz.  Anton  Schönbach. 


Dritte  Abtheiluiig. 


Zar  Didaktik  und  Pädagogik. 

BefaaDdluDg  der  hypotbe tischen  Sätze  in  der  Schule. 
(Fortsetzung  aus  Heft  VI,  iS,  471,  Jahrg.  1877.) 

Jl  Form. 
Bei  der  iweiten  Form  liegt  das  Verhältnis  des  Redenden  nu  auf- 
elliön  Bedingung  viel  klarer  als  bei  dt*n  übrigen  Formen  vor,  wovon 
Grund  einerseits  schon  in  dem  hypothetischen  Modus  im  Doutscben^ 
Idi^TMits  in  dem  Umstände  liegt,  dass  sieb  die  Annahme  meist  auf 
perete  Fälle  bezieht,  die  eine  rasche  richtige  Auffassung  des  Verhält- 
üfloes  ermöglichen.  Es  gewinnen  daher  eifahrungsgemäss  die  SchÖler 
v^a  der  Anwendung  dieser  Form  am  frdheaten  ein  klares  Verständnis  und 
(traktlscbe  Sicherheit  Zudem  sind  die  betUglicben  Bemerkungen  in  den 
ScholbQchem  ausreichend  genng,  so  dass  wir  keinen  Anlass  haben  den 
glasen  Fall  Ton  Neuem  lu  behandeln.  Wir  wollen,  um  keine  Locke 
to  d«r  Aufeinanderfolge  der  Formen  eintreten  zu  laaaen^  uns  darauf  be- 
«i^irliiken ,  uur  den  leitenden  Grondsati  herronnheben.  Muss  der 
Ifeli^rsetser  bei  der  enten  Form  besonders  darauf  sein  Augenmerk 
rklit«ii  ans  dem  Zusammenhange  zu  erfahren,  ob  der  Bedcnde  eine 
Torltegende  Thatsaohe  zur  Bedingung  mache  oder  ob  er  das  thatafteb- 
ehe  Eintreten  derselben  Toraustuaetzen  berechtigt  sei  oder  so  intensiv 
rU^iwlitJbche,  dass  er  die  Thatsache  antieipiere,  oder  endlich  8&txe  von 
aUgemeinor  Gültigkeit  im  Vordersawe  verwende :  so  braucht  er  jetit  nur 
darauf  zu  achten r  ob  das  Gegentheil  von  dem,  was  im  hypothetischen 
Vordcnuitxc  ausgesprochen  wird,  in  Wirklichkeit  bestehe.  Die  Bedingung 
enthilt  also  bei  der  II.  Form  allemal  etwas  nicht  Wirkliches,  wie  bei 
te  I.  Fonn  etwas  Wirkliches  oder  der  Verwirklichung  Entgc  gensehen - 
Und  wie  sich  bei  der  L  Form  aus  dem  Sinne  des  Redenden  ein 
bilden  Hess,  der  die  Wirklichkeit  der  Bedingung  bestätigt«  und 
aii  die  Auffassung  dea  redenden  Subjectes  rerriet,  so  l&sst  sich  auch 
dtr  n.  Form  vom  Standpunkt  des  Redenden  ein  äatz  bilden,  der 
di«  Niebtwirklichkeit  der  Bedingung  ausspricht 

Die«e  Auffassung   der  It  Form  fordert  der  Sprachgebrauch,   wie 
tm  schon  von  alten  Grammatikern  constaticrt  wurde.  Eine  andere  Frage 
iiii»ckf>n  f.  1  d«t«rr.  Qjwj^.  1977.    vm.  «.  lt.  H»n^  45 


706       A.  Baran,  Behandlung  der  hypothetischen  Sitze  in  der  Schale. 

ist  nnn,  wodurch  denn  eigentlich  der  Gedanke  der  NichtwirUiehkeit 
bei  der  n.  Form  erregt  werde.  Die  alten  Grammatiker  schriebeo  diese 
Wirkung  der  Partikel  äv  zu,  indem  sie  erklären:  ra  ytyovota  tmvn^y- 
fAatwv  6  avvSiOfAog  dvtuQiiv  d-iUi,  niQüaravtav  ttura  eig  ro  dvim99m, 
ivd-iv  xal  dwriT&xdg  ilQ^xtu  (Apollonius  ex  rec  Bekkeri  1817  L  m,  c  6, 
p.  204). 

Die  Ansichten  der  Neueren  gehen  wie  über  die  Ahleitong,  so  ftber 
die  Bedeutung  der  Partikel  auseinander.  G.  Hermann  (de  paitieiila  mr 
libri  IV  in  opusciUa  lY  p.  9  ff.)  vergleicht  sie  mit  ajideren  PartikeLn 
(tatog,  nov  und  rf)  und  definiert  ihren  Begriff  als  Zeichen  der  Be- 
dingtheit: nsp^tat  ad  ea,  quae  fortuita  sunt,  i.  e.  ex  aliqua  conditione 
pendent**  und  p.  17 :  particula  ay  ad  conditionem  aliquam  refertur,  quae 
conditio  aut  impleta  aut  Bon  impleta  intelligitir".  Kmmlein  beUmpft 
die  Hermann^sche  Theorie  und  stellt  S.  83  die  Bedeutung  der  Ptotike] 
4ahin  üest,  dass  niv  und  oy  die  Handtong  als  wirklich  Mtuß«,  4  k. 
das  Subject  nehQie  die  Wirklichkeit  einer  Handlung  a^.  Darnach  wiie 
die  Partikel  nur  das  äussere  Zeichen  der  durch  den  IndicatiT  oder  Coo- 
junctiv  oder  Optativ  ausgedrihekten  Modalität  des  Verhums,  eine  Art 
.iB^q^toneut  ^entss  modalen  BegriSe^''.  Kit  Recht  und  treffen^  Waeiehnete 
li.  ]tonge  f^s  Beeense^it  der  BlKLmlein'schen  Grammatik  m  dar  Mar. 
Gymna^teeitschrilt  1858  SL  48  eipie  aolche  Auffassung  als  plwnagtisch, 
und  nahm  die  Hormann^sche  Theofie^  fr^ck  mit  einer  kleuven  Kvdifi- 
cat&on,  wieder  auf,  indem  er  ov  und  xiv  als  indiefinite  Ad«exh&e&  der 
JBedingtheit  definierte.  Der  Sprechende  denke,  wenn  er  av  gebxiDijclie»  gar 
nicht  an  eine  bestimmte  Bedingung,  die  erganst  werden  könnte  oder 
müspte,  sondern  an  das  Vorhandensein  irgend  einer  Bedingung  überiuvpi 

Wir  können  zwar  die  Coniroverse  über  die  ursprüngliche  Bedeu- 
tung der  Partikel  av  füglich  bei  Seite  lassen,  da  ^  sich  uns  hanptiiddich 
darum  handelt ,  aus  dem  vorUegenden  Sprachgebmncbe  die  Gesetae  der 
Anwendung  berauß^afinden  und  für  den  Schilfidhcaudi  featwWkn. 
AU^in  es  kann  doch  nicht  geleugnet  werden,  da^s  der  Partikel  äfy,  nag 
siß  mit  welchem  Modus  immer  verbunden  sein,  durchwegs  eine  besehrin- 
kende,  restringierende  Wirkung  inne  wohnt,  indem  der  Bedende  seine 
Behauptung  von  irgend  einem  äusseren  Einflüsse  abUogig  nMcht  Mit 
dem  IndicatiT  verbunden  nimmt  sie,  wie  j||a  auch  Bänmlein  S.  89  ane^ 
kennt,  der  Objectivitat  des  Indicativs  etwas  weg,  d.  h.  rie  IML  einen 
Zweifel  an  der  Objectivitat  der  Handlung  zu  und  zeigt  ajoi,  data  ancb 
das  Qegentheil  eintreten  konnte.  £$  liegt  in  der  Natur  der  Sache,  dass 
solche  Sätae  nur  in  der  Vergangenheit  passend  gesagt  sein  könnOf  da- 
her der  Gebrauch  des  a«c  beim  Indicativ  speciell  an  die  bistoriechea  Teo- 
pora  geknufft  ist  Kam  neque  quid  fuisset,  neqae  quid  muM  esset, 
neque  quid  futurum  «seet,  cogitan  potesi,  nisi  iam  constet,  neu  99» 
factum  id,  unde  ista  pendebant.  (Hermann  p.  18.) 

Im  Deutschen  drückt  man  diesen  bes<^i»nkendea  EutfloM  d« 
Partikel  durch  „wol**  oder,  wie  Lange  empfiehlt,  durch  paUea£4if* 
passend  aus.  Denkt  man  sich  nun  einen  unabhängigen  Sats  mit  des 
Indieativ  eines  historischen  Tempus  und.  o«  durch  die  Vorsetnng  dff 


JL  JtafotH  Febandlting  der  hypoilietiflcben  Sitze  in  der  Schale.       707 

li^7polhetJ8ch0fi  P^rtikdl  ü  zu  einem  Tordersatze  gemacht,  so  mtisa  erstens 
dar  «ifi  eiofiio  Vordersitze  eich  ergebende  Folgesatz  dieselbe  Besebfin- 
kung  der  Objectivität  aufweisen,  zweitens  bringt  der  Qegen&atz  der  vtr- 
gangduen  Handlung  znr  Gegenwart  den  Eindruck  herror,  dass  für  den 
Staiad^niikt  der  Gegenwart  die  Bedingung  nicht  vorhanden  d.  h.  nicht 
wirkliali  sei.  Man  kann  daher  Bänmiein  gerne  angeben,  doaa  dio  iiaga- 
üfe  ikOffaiaung  nicht  die  nrspriin gliche,  aondam  eine  ans  dem  logiiohen 
VarbillliiiM  det  Vardef-  und  Nachsatzes  und  ans  dem  Gegensätze  tnr 
GrfgtDwarl  eniwklnlte  nod  vom  Sprachgebraucbe  festgc^baltene  An«- 
dntcksweise  sei,  gorade  so,  wie  beim  OptatiTns  iter,  der  Begriff  der  Wie- 
derhol an  g  nicht  im  Optativ  liegt,  sondern  in  dem  betreffenden  Verbnm 
und  dem  Imperfectum»  daa  die  Wiederhot ong  bezeichnet,  ursprünglich 
iLttta  ako  aowol  Vorder-  als  Nachsatz  ein  cii*  bei  sich«  Im  Vordarsatie 
tat  et  Iti  steigender  logischer  Gliederang  der  Qedankenverbiiiduogeii 
fdlni  gdaaten  wordeSf  weil  das  Verhältnis  sich  deutlich  ans  der  Form 
4m  Banf^tialies  ergab.  Eg  finden  sich  indessen  noch  Beispiele  genug 
flu  die  ursprüngliche  Anwendung  der  Partikel  im  Vordersatze,  wenn« 
«fe  es  tair  scheint,  die  Deutlichkeit  and  HerrorlMbang  des  Verhältoisaea 
»  erfordert  VgL  Baumlein  B.  75  und  136. 

jEftdlith  ist  noch  ein«  Bemerkung  g«gen  die  Schulgrammatik  ru 
nsacllia.  Wenn  es  darin  heisst  dass  durch  die  II«  Form  die  Erfüllbar- 
kmi  aaidiQckUch  in  Abrede  gei»teUt  wird^  so  glaube  ich  dem  widerspre- 
«iitn  IQ  sollen,  Denn,  wenn  es  auch  Beispiele  gibt,  wo  etwas  Uner- 
(iUbacei,  Unnu^idies  angeaommfln  winl  (z,  B.  Piaton  ApoL  IV  £;  §1 
pth^  4iQ¥t  ti  KfüKu,  xm  vUe  .xiuiiii  ^  ßto*JZ^  iyn*^<r9'fir),  so  ist  doch  die 
Ifabxiahl  4er  Falle  der  Art,  dasa  die  geetellte  Bedingung  imm<^hin  er* 
fiUHr  >a(  oder  doch  erfüllbar  war.  Dem.  Ol  Ul,  5:  tt  y»^  töwt  iMtUti 

4  ^§*£hnnoi  cta^i^.   Dass  hier  das  ßt^^lv  erHlllbar  war,  zeigt  der  ge* 

fkiBt»,  aber  leider  nicht  verwirklichte  Volkabeechluaa, 

Kbenao  OL  I,  0:  t/  ror«  ro^rwy  i^l  j^  Ji^tartp  i^i}^fyfi«^ci% 
Wir  fassen  daher  das  Resultat  in  folgenden  äaU  zusammen: 
Die  U*  Form  ist  anzuwenden«  wenn  der  Heden4a  friaen 

Mtki%  als  Bedingung  ikusspricht,   von  welchem  er  im  vorans 

wttaSt  data  sein  Gag^ntheil   in  der  Wirklichkeit  bestehe* 

la  Form 
Wir  haben  schon  Eingangs  erwihnt,  da«  die  Beitianmung,  wcmiach 
der  Bedtnde  die  jeweiligen  Umstände  über  die  V«rwif  klichnng  der  Vor- 
!■■■<■  irU|  entscheiden  lasse,  nnmöglich  dem  nach  verlässlichen  Anholts- 
fTM^^git  »udjeDdeo  Sehüler  genflftll  k^ne,  da  durch  «jeweilige  Un- 
aÜAfle"  die  EntacheldiMig  peftOnlkher  Willkür  uberlaasen  wird.  Man 
wird  vielmehr  wie  bei  den  früheren  Formen  den  leitendeo  GrQBdasti 
aea  dem  VtrhAltnisae  des  Eednnden  zu  der  von  ihm  amfgesIslHen  Be- 
dlagnag  abzuleiten  und  annaehst  solche  Falle  in  Betracht  in  tielMii 
babefi,  dits  tu»  die  Bexiehuogfo  doa  ledtaden  Snbjectea  cn  seiner  Um- 
gabong  klar  zu  erfasäeu  eilauben. 

45* 


708       A.  Bürant  BehtndXjing  der  bvpotfaetigchmi  8&tn  Ib  d^r  Sfehtl 

Wir  wollen  jedoch  einige  Bemerkungen  über  die  ' 
junctif  und  die  Bedeatung  der  VerbiödTing  desei^lben  m 
«V  vorausschicken. 

Allgemein  wird  anerksuint,  dass  der  Conjnnctiv  die  Tendf 
Wirklichkeit  bezeichnet,  da«s  aUo  etwa«  geschehen  soll,  ohne  rag 
austu drücken,  daaa  die  Verwirklichung  unbedingt  eintrct 
reinsten   erscheint  diese  Bedeotiing  im    Conjunctivn»   hc  j^ 

der  dnbitativen  Frage,  indem  ja  diese  nur  eine  an  i  jJ 

hört.  ist.    Andererseits  fanden  wir,  das»  die  Partie 
dem  sie  beigesetzt  wird,  ein  einschränkendes,  limitierendce  Element  1 
menge.     Die  Verbindung  der  Partikel   mit  dem   OonjnnctiT   wird  alj 
den  Sinn   haben,  dass  die  Tendenz  nach  Verwirklich nng  dnrcli  irgend 
ein  änsserea  Eingreifen   gleichsam   gehemmt  erBcheint.     Darans  orgvben 
sich  nun  zweierlei  Möglichkeiten:  die  eine,  welch©  tur  Verwirldkhnag, 
die  andere»  welche  zur  NichtrerwirkLichong  des  Strebens  fährt.  Wir  ^ 
blicken  demgemäß«  in  dem  Conjunctiv  mit  ar  eine  AlternatiTe,  die 
der    einen  Seite  die   Verwirklichung  der   Bedingung  anatrebt,  auf 
anderen  Seite  aber  einen  entgegen gesetiten  Erfolg  erwarten  liwt 
sprtinglich  mag  der  blosse  Conjunctiv  ohne  av,  in  die  hy 
Form  eines  Vordersatzes  aufgenommen  ^  diese  alternative  Bödentnng  i 
habt   haben  und   so  sich  das  Vorkommen  des  blossen   Conjunotlvi 
ti  in    der  m.  Form   bei  Homer  und  den  Tragikern,  die  ja  gen 
Diction  durch   Aufnahme  älterer  Formen   eine  gegen    das  GewMia 
abstechende  Färbung  geben,  erklären.    Mit  der  zunehmenden  n?g*!i 
»gen  Gestaltung  dee  Sprachgebrauches  ffigte  man  dem  Conjunetif 
seine  wesentliche  Bedeutung  auf  ein  engeres  Gebiet  beschränkend«  , 
dalpartikel  rh  hinzu,  so  dass,  was  früher  in  der  li  -<hen  F« 

mit  */  und  dem  bloasen   Conjunctiv  verstanden  wu  t 

hervorgehoben   und  auf  das  nach   zwei  Seiten  mögliche    in 
Besultat   hingewiesen  wurde.     Einen  wesentüclien  Unterscbied  ii 
den  beiden  Constructionen  mit  oder  ohne  aV,  wie  ihn  Q,  Hermann  ^  \ 
annehmen  zu  müssen  glaubte,  wird  man   kaum   finden,  denn   in  iH^ 
Beispielen  lä^st  sich  iav  nach  gutem  Sprachgebrauch  ^ubÄtitaieren. 
in  solchen  hypothetischen  Sätzen  zur  Regel  gewordene  Parti) 
wochs  allniäüg  mit    der  hypothetischen  Conjonction  (t  m  /. 

Aus  der  theoretischen  Betrachtung  der  Natur  des  Coujnncüv«  nq 
der  Partikel  äv  haben  wir  also  gefunden,  daas  Vordersatie,  nach  der 
Form  construiert,  Bedingungen  enthalten,  die  zwar  nach  Verwirklkikan 
streben,  aber  auch  nnverwirklichi  bleiben  können, 

Wenden  wir  uns  nun  zu  concreten  Beispielen ,  «o  beattitifHi  tie 
nnsere  Auffassung.    Das  Verhältnis  des  Reden!  r  von  ih»  a&f* 

gestellten  Bedingung  wird  genau  damit  Oberen  !,   waa  wir  il^r 

das  Wesen  der  Bedingung  aufgestellt  haben. 

Sokrates  vertheidigt  sieb  vor  den  Kicbtern,  von  deren  Ent^aidni^ 
sein  Leben  oder  Tod  abhängt,  ohne  den  Aufgang  TOranaaehen  iq  kMien. 
Wenn  er  nun  (Plat.  Äp.  XV1I1)  sagt:  ^ir  yao  lott,  f^r  /n 


JL  Baran,  Bfiliandlungf  der  bjpothötistiben  Sälse  iA  der  Schule. 


700 


find  alü  Qegensftiz;  äkV  ietv  ipiol  atlS^riö^u  *fi(atQiPi  uov^  &q  sehen 
vir,  das»  er  das  mogUcbe  EmtTeten  der  einen  Bedingung^  wie  der 
anddJren  gl«ichmäsBig  anerkennt,  ohne  irgendwie  aneudeaten«  welchen 
Aaaguif  er  nelbat  erwarte.  Ihm  lag  vomehmlieh  daran,  den  Richtern 
diie  ana  den  beiden  Möglichkeiten  sieb  ergebenden  Conseqnenzen  sachlich 
for  die  Aagen  su  tdhren;  die  Entscbeidnng  sollte  erfolgen,  nacbdem 
die  Kichier  die  Folgen  der  Vemrtbeilung  oder  Fretspreehting  als  dem 
Staate  nüUlicb  erkannt  haben.  £8  ergibt  sieb  also  ans  dem  ßeiepiete, 
daaa  der  Ecdende  eine  Bedingung  aufstellte,  von  der  er  im  voraus  nicbt 
niaiea  konnte«  ob  sie  sich  Terwirklicben  werde  oder  nicht 

AU  Herakles  auf  dem  Scheidewege  stand^  erschien  vor  ihm  l'fp^rij 
und  Aax/ce.     Letztere   »pracb   (\en,  Comm.  U,  1,  23;  Seh.  III,  3):  b^<ü 

fiiw  K^if nüy  ovdtpoi  üytvinoi  iau,  t^v  J^  ^(aXsnmv  a/rf«()o<  ittißitaait, 
Sdwie  Herakles  nicht  wusüte,  welchen  Weg  er  betreten  »olle,  so  konnte 
i»eb  die  verführerische  h'axia  nicht  wissen,  ob  er  ihren  Verlockungen 
Oalidr  aebenken  oder  ihrer  Eivalin,  der  Arete,  folgen  werde.  Beide  Fiüle 
kgnfttan  eintreten ,  aber  lu  vermutben ,  för  welche  von  den  beiden 
Fimaao  sich  der  Held  entschliesaen  werde,  lag  kein  Anbaltsponkt  vor. 
Ei  btilebt  also  hier  dasselbe  Verblltnifl  swiachen  dem  Redenden «  wie 
in  dem  ersten  Beispiele. 

Vor  dem  Zweikampfe  de»  Menokoa  mit  Aleiandro»  wird  ein  Buu- 
dMTertrag  geacblosaen,  wobei  Agamemnon  zu  Zeus  betet  (IL  lil,  280): 
£/  fi/v  3ttv  Mtv(km>Y  liUS^r^iio^  xataTi^^^^t^, 
tumoi  irin^^   Elhnv  fx^rw  xal  arr^^waro  ntirrat 

Tifdätti  fTttt^^  'ElivffV  xtti  MTTifuitfjm  tiott«  oTTodovy«!  etc. 

Wir  begegnen  wiederum  demselben  VerhÜtnisse«    Der  den  Ver* 

iehlieaaende  König  ateUt  unpartheiisch  beide  Bedingungen  gleich- 

hin,   indem  er  ebenso  gut  den  Sieg  des  Gegners  wie  des  Mene* 

in  Erwägung  aieht.    Die   Entscheidung  liegt   in  Zeus'  Ilandt  der 

ndt  vermag  Aber  das  Eintreten  der  einen  oder  der  anderen  Bedin* 

k^ne  Vermuthnng  auszusprechen.   Auch  Alexandros  selbst  spricht 

am  Ausgange  des  Zweikampfes  in  derselben  nicht  vorgreifenden  Weise 

m,  71): 

onnoti^i  di  wi  r«jr>i<rf}  MQiiaatrr  ff  y^rfftttt 
irw^f4tt9^  Um*  tv  ntrrta  j'i>r«siJfo  ii  Qtxad'  tiyfa^ttt. 
DtaselbeForm  finden  wir  angewandt^  wenn  Hektor  (IL  VIl.  77)  tum 
Kampfe  berauafordert. 

I>er  ftlr  die  Ehre  nnd  da»  Wohl  seines  Vaterlandes  unermüdlich 
lliilifa  l>emosthenes  halt  den  Atheneni  for,  dass  Philipp  seine  Erfolge 
fiitr  dff  tigwien  raatloeen  Th&tigkcit  in  danken  habe,  indem  sich  die 
bttachbarteii  YMkffiebafien  lieber  an  de»  Mann  anschUesson,  der  seine 
PikhtMs  m  erflUIen  weisa,  ab  an  die  Athener,  die  in  Unihätigkeit  ver- 
lmi%  nnd  Ahri  dann  fiort  (Fhil.  I,  T):  r*>'  ioit't*y.  itt  «*  14.,  Mtti  C/uHi; 


710       A.  Barany  Bdiaadlimg  der  hypotheüschei  SMie  in  d«r  Mütk. 

^nl  T^f  roMivri}ff  i^iXr0fiT4  yivi^Sm  ypWfAfif  vvv,  kntMpn^  oo  nffott- 
gov   .••   avpeXovti  &*  dnlm  ijv  ^fAWf  a^räv  iBthiüffn  yttia9m  ...: 

vfxp  n/4io^€o^€.  £s  liegt  in  der  Natur  der  Saebe,  daes  der  Beitor, 
obwol  er  die  Zab6rer  aaf  ein  bestimmtes  Ziel  binsnfllbren  sodKt,  Ton 
dm  JfintichltoBtiiugen  des  Volkes  im  terane  nicht  nnterriclttet  eein  kann. 
Er  mag  zwar  penOnliche  Wünsche  fitar  das  Zostandekemmen  der  eSnen 
oder  anderen  Bedingung  hahen,  allein  wenn  er  die  AltematiTe  dem  Tdke 
vorh&lt,  80  drängt  er  die  snbjeotive  Meinnng  snrflek  nnd  besdirinkt  «feh 
die  Bediognngen  unbefaDgen  vorzulegen,  ohne  zu  wiesen,  welc^  ton 
beid^  in  Wirklichkeit  treten  werde.  Der  Redende  befindet  sieh  also  in 
einer  snbijectiFen  Ungewissheit  Ober  das  Eintreten  der  Bedingung.  Ten 
der  formelhaften  Parenthese:  av  ^eog  ^iXti,  wird  spftter  die  Bsder  sein. 
Vgl.  OL  U,  13:  ftV  ^flTfOffre  und  EiQ,  3 :  av  i^iliianre.  Dem.  war  wM» 
holt  in  der  Lage  ähnliche  Alternativen  den  versteckten  Athenern  voiftälia» 
zu  mfissen.  In  Ol.  1, 25  wird  mit  Bezug  anf  Olynth  gesagt :  fttr  fi^  jA^  «^Miff) 
TB  tmß  'Olvpd'£tov,  vfAitg  ixeT  noUpi^afte  le&h  r^  ixiirov  »äxtk  xw^* 
aitEj  äv  i^  fxiiTa  ^(Unnog  Xaßrfy  t(g  avfov  xmXvact  Sei^  fiMtHtnr; 
Bei  dem  Zustande  der  athenischen  Verhältnisse,  bei  der  allgemeinen 
Energidoeigkeit  des  Volkee,  bei  der  Beeteohliehkeit  der  Parteim  kourte 
wol  Niemand  vorhersagen,  dass  die  Athener  die  diingentf  emfiMene 
Hilfeleistung  für  Olynth  ausführen  werden ,  und  so  mnaste  sidi  sndt 
Dem.  begnügen,  die  Bedingungen  einfach  hinzustellen,  ohne  auf  ihr 
wirkliches  Eintreten  rechnen  zu  können. 

Auch  bei  der  III.  Form  läset  sich  das  Verhältnis  des  Redenden 
zu  der  Bedingung  durch  einen  parenthetiBchen  Satz  andeuten :  wenn  sich 
Olynth  behauptet  (ich  weiss  es  aber  nicht),  so  werdet  ihr  den  VorUidl 
haben  auswärts  zu  kämpfen,  wenn  aber  Ph.  sich  jenes  Plntses  bemäch- 
tiget (such  das  steht  freilich  noch  dahin),  werdet  ihr  ilin  an  dem  Ein- 
märsche in  Athen  hindern  können?  Noch  schärfer  ist  die  Alternative  in 
PhiL  III,  19:  vfiSg  Sk,  iäv  a/nvviad^  fj^tj,  afoffovi^imr  ^jtti,  üw  i" 
la97ff€,  ovSk  rovTo,  Stav  ßoilijü^s,  Suvi^aeod^  n€nrjtrm.  Selbst  in  der 
kritischen  Situation  vor  der  unmittelbaren  Entscheidung,  wo  dod»  sdM 
die  Verblendetsten  Philipps  Plfaie  durchblicken  mussttai,  konnte  Den. 
nicht  anders  als  in  der  reservierten  Form  sprechen:  wenn  ihr  enefa  mr 
Abwehr  stellet  (es  ist  dies  ther  noch  imm^  fraglich),  werdet  ihr  v«- 
ständig  handeln. 

Zweckmässig  bedient  sich  der  Redner  dieser  Farm  auch  am 
Schlüsse  einer  Rede,  indem  der  Erfolg  derselben  sich  noch  nicht  erken- 
nen lässt,  so  Ol.  II,  31:  xav  TKvTa  Troirjte,  ov  tov  tfnovra  n6twr  no^a- 
XQ^H-^  ^natviaia^t,  vgl.  Piaton  Apol.  XXXIII:  iav  TtfHfjrt, 

Aus  der  bisherigen  Betrachtung  ergibt  sieh,  dass  die  UL  Form 
in  jenen  hypothetischen  Sätzen  anzuwenden  sei,  wo  der  Redende  ent- 
weder zwei  einander  entgegengesetzte  Bedingungen  gleichmlssig  anfttellt, 
ohne  zu  wissen,  welche  von  den  beiden  Bedingungen  sich  verwfarkHdien 
werde,  oder  nur  eine  Bedingung,  von  welcher  m  im  voraus  sMt  ans* 
sagen  kann  oder  will,  ob  sie  sich  verwirklichen  werde  oder  nieht.    Das 


d.  Bartntf  B^haatHanf  der  hfpotbetisebetk  6&tse  in  der  Scliaie.       tll 

Irtere  ht  der  am  lueiate»  vorkommende  Fall,  indem  eelbai  der  leiseste 
eifel  de«  redenden  Suljectes  tn  der  VerwirWichuDg  der  fiefdingfuig 
ifl  der  111.  Form  Aosdruck  findet  Nor  Tcrgnö^ne  Ereignisse  sotiffiesiefi 
di«i«  DÄritellongafftrm  stns,  dt  sie,  sei  e«  im  ÄffirmatiTea  (L  Fortö)  oder 
oef^tives  fIL  Form)  Sinne  bestimmtes,  auf  einer  Th&tsache  beruhendes 
UrtHeil  heraanf ordern,  w&brend  die  UI,  Form  der  subjectiven  ün^ewias* 
Mt  llber  entweder  üch  noeli  abspielende  oder  erst  zti  envartende  Hand- 
lungen dient. 

Weitet«  ßelepiele  blefQr  dnd  §ebr  t&hlreicb ,  eittige  mögen  zur 
o4beren  Beleoebtting  bier  nocb  Fiat«  finden.  Xen.  Cyr.  I,  3,  li  (Seh.  11, 
H)  IhfH  Mandane  Vorbereitnagen  mit  ihrem  Sofane  Kyros  Tom  6fo»8* 
«atef  Aetyage»  wieder  nacb  Parsien  zurückiukebren.  KyruB  iit  bereit 
Dt  ft»lg«n,  allein  Astyageji  Will  den  Enkel  noeb  tänj^er  bei  sich  bebalten 
mi  fnebl  ihn  datn  m  bewegen:  fjv  ^tfvT^q  nn^  ipLoi^  Tigmop  fiir  ff? 
^m(  ipkk  tla6Svv  tmt  or  2«fy^  ä^$iu  Offenbar  Fpricbt  sich  in  den 
Werten  {»^  M^rrj^  die  Ungewisabeit  an«,  ob  KjrOB  bleiben  werde  oder 
nieht«  Ebenso  »nbjectiv  ungewiss  drückt  »ich  Kyroe,  nachdem  er  den 
Qetfanken  tu  bleiben  anfgfenomm«n  hatte,  ^egen  ^eine  Matter  ans»  §.  15: 
^  i>f  ^f  imrrili  tfß.  Dem.  PbiL  I,  11  geisselt  die  Neuigkeitakrämerei 
der  Athener  nnd  stellt  dann  den  Satz  anf :  xa%  j'wp  <t»'  t^imi  {4»Uifntot) 
f§  ft«*fj  fcK/^cü^  ftiQöv  troii^üuf,  Philippos  konnte  bei  den  damals  über 
füne  Oeenndbeit  circnlierenden  C^rüchten  ebenso  gnt  genesen  als  irterben, 
an<i  dieser  beider»eitgen  Mdglicbkeit  gibt  Dem  in  der  111.  Form  Ana* 
dmek*  Han  Tergleithe  femer  PhlL  1,  93*  wh  tttvttt  no^ianu  td  xf}n- 
ftma\  I,  44!  tir  ffnxft^ptp'  A>  fA^trui  kttSt^fn^  oftoi;  Phil.  III,  4: 
Üv  bßtttg  rii  dioi^tt  jjotttv  povli^^i,  D«n  Grnndaati  ton  der  ÄUbJec- 
tiven  Ungewiifibeit  des  Redenden  halten  aneh  WendwAgen  noch  feit,  die 
ehlich  betrachtet  mehr  die  Hinneigung  nach  einer  Seite,  den  ff nnsch 
rtn  bestimmtes  Resultat  enthalten,  so  die  formelhaften  Wendnngen: 
'ff'i  ^/Üij,  bei  Anrufung  der  göttlichen  Macht  zum  glftckÜchcn  Oe- 
einer  That,  wobei  doch  noch  ein  nngl^nstigee  gCtUiches  Ein« 
grafi^n  nicht  ansi»er  Berechnung  gedacht  wird.  Dem*  Phil.  I,  7;  Ol.  II, 
tl;  IL  I,  128. 

Eit  llsst  sich  ferner  anch  die  Form  fon  Ge^tseabeetimmungen 
aofi  demselben  Gesichtspunkte  erklären.  Der  Gesetzgeber  beflndüt  aich 
nimlich  zu  Jen  aufgestellten  Paragraphen  in  derselben  Lage,  wie  eine 
Ähtelne  Person  zu  ihrer  Bedingung.  Sagen  z,  ß.  die  Richter  Jtn  Sokra- 
tM  (Piaton  At>ol  XVII  D.):  Mf  dl  dl^q  ht  toito  rr^tr«^,  dmti&nwti 
t  fs  begreiflich,  da;^  sie  über  das  künftige  Verhalten  des  Sokialei 
:  '  Gewissheit  im  vonins  haben  kennen.  Denken  wir  uns  nun  «latt 
der  an|,'esprocheneo  irgend  eine  beliebige  Person,  so  haben  wir  die  Form 
4ü  0aael8i8  fetUg  vor  nws:  inv  rfc  i^ifu  rovto  n^arr^t»,  ti^tothtnitm, 

Ifaa  iat  ans  dem  ursprünglich  concreten  Sailse  geworden  t  Ka  ist 

f  it;   über   da*  Eintreten   der   Bedingung   auch  noeh 

-  di  der  Person  hinan  gekommen  und  dadnrch  ans  dem 

catt«rei«o  mn  ^gemeiner  Fall  geworden.    Das  Ge«eli  tielll  also  eil» 

0i^fimg  Afir  ii\^  \on  einef  helitbifeji  Person  erMlt  odarnkhl  erfUH 


714       JL  Baron,  Behandhmg  der  hypothetuehei  Sttie  in  der  Sctale. 

um  das  b?8tSndige  SehWAnken,  das  sidi  bei  den  üebenetningen  si»  «ton 
0ent8c)i0n  ins  OtiechlBche  so  unangenehm  geltend  macht,  mOgliehrt  ttt  Be- 
seitigen, nnd  wollen  enrt  jetzt  nachtragen,  in  wie  weit  das  Gebiet  4«  L  nivd 
m.  Form  kein  so  scharf  abgegrenztes  ist,  dass  nicht  efai  Vebtigang  ton  dftm 
einen  zum  anderen  offen  stünde.  Hauptsächlich  haben  wir  nndef  ängttr 
merk  auf  jene  Fälle  zu  richten,  die  wir  bei  der  I.  Form  nnter  b)  ssb* 
smniert  haben ,  jene  Fälle,  wo  der  Redende  das  wirklidie  nntrefeen  d«r 
Bedingung  von  seinem  eigenen  oder  ton  dem  Standpunkt  to  ZnhMft 
voraussetzt.  £b  ist  in  diesen  Worten  eine  gewisse  subjectftve  AuflkMiu^ 
enthalten,  da  es  nur  von  dem  Subjecte  selbst  abhängt,  in  welches  Ter- 
hältnis  es  sich  zu  der  Bedingung  setzen  will,  und  wir  haben  sehoB  da- 
mals bei  einigen  Beispielen  eine  doppelte  Autfassung  zugekssei.  lÜMlk* 
dem  wir  nun  auch  Ar  die  m.  Form  eine  bestimmte  Norm 
haben,  liegt  es  uns  ob,  die  gemeinsamen  Berührungspunkte 
Auge  zu  fassen.  Ton  dem  Satze  ausgehend,  dass  der  Redende  in  jatea 
Falle  sich  seines  Verhältnisses  zu  der  aufgestellten  Bedingung  ImUMtf 
ist  und  sich  darüber  eine  bestimmte  Meinung  bildet,  sagten  wir,  imi 
bei  der  I.  Form  diese  Meinung  des  Subjectes  die  Wirklfdikeil  d^  9»« 
dingung  bestätiget  und  anerkennt,  bei  der  m.  Fonn  dagegen  ecklbe 
das  Subject  unparteiisch,  es  wisse  nicht,  ob  die  Bedingfung  Stiele  oder 
nicht.  Demnach  erfährt  der  Zuhörer  oder  Leser  nichts  anderes»  lit  da« 
sowol  die  eine  als  auch  die  andere  Bedingung  eintoeten  kSnne,  ebne  st* 
gleich  zu  erfahren,  welche  von  den  beiden  Möglichkeiten  der  Beiedde 
för  wahrscheinlich  halte.  In  diesem  Sinne  verhält  sich  das  Sulifeet  aa 
der  Bedingung  objectiv,  indem  es  seine  Ansicht  ftber  das  Bintieten  dar 
Bedingung  zurückhält.  Kun  sind  aber  die  Fälle,  wo  das  Subject  ite 
die  Verwirklichung  oder  NichtVerwirklichung  der  Bedingung  abeolBt 
keine  Voiaussicht  haben  kann,  nicht  so  zahlreich  als  die  FtUe,  wo  es 
eine  persönliche  Anschauung  über  den  endlichen  Ausgang  sidi  liNtet 
Es  kommt  nun  in  der  Hauptsache  darauf  an,  ob  das  redende  Satjeet 
diese  seine  persönliche  Anschauung  geltend  machen  oder  xnrftekdiü^ 
will.  Drangt  es  dieselbe  zurück  und  beschränkt  sich  darauf  die  Bedin- 
gung nur  sachlich  zu  betrachten ,  so  erhält  der  hypothetiadie  Sati  die 
III.  Form,  sobald  aber  das  Subject  andeutet,  dass  es  von  seinem  psr- 
sönlichen  Standpunkt  die  Verwirklichung  der  Bedingung  voransMit, 
dann  gehört  die  Hypothesis  in  das  Gebiet  der  I.  Form.  Das  ist  aber 
nur  dann  möglich,  wenn  sich  die  Bedingung  auf  künftige  Areigniae 
bezieht. 

In  Fällen  der  Vergangenheit  ist  der  Redende  selbstverständlich 
in  der  Lage  ein  bestimmtes  Urtheil  darüber  abzugeben,  daher  auch 
die  Anwendung  der  III.  Form  von  selbst  ausgeschlossen.  Es  hängt  alM 
die  Form  des  hjrpothetischen  Satzes,  wenn  er  sieh  auf  kommende  Eraig* 
nisse  bezieht,  rein  von  der  Auffassung  des  Subjectes  ab,  indem  es  die 
Wahl  hat,  die  Bedingung  objectiv,  d.  h.  ohne  an  deren  Verwirklichung 
ein  Interesse  zu  haben  oder  vielmehr  zu  zeigen,  aufiBufkssen,  oder  aber 
aus  persönlichen  Gründen  das  wirkliche  Eintreten  derselben  mit  Be* 
stimmtheit  zu  erwarten. 


A,  B^raHr  Bebandlüng  der  bypotkeiischefi  SäUe  in  der  Schule.        715 

Wir  sehen  daher  Deraosthenes  je  nach  der  Anffassung  bald  ti 
fiXnatti,  bald  iav  i&tXrjarjtt  anwenden,  Vergleiche  ferner  ei  dnoStü- 
tn  (Ol  I»  19)»  nnd  av  TaiJtt  nü^lüTiTi  (Ol  I,  33),  ii  ohytüQrjcfti  (Ol  I, 
17),  «nd  t^v  apivvria^t  fj^r^  (Phil  lU,  19);  ff  ^^;t?*  jovtov  ni^i^tvui^iv 
(Phil  lil,  10)  und  nv  ^fvtm  xaH-w/nt&it  ofxoi,  und  die  Reihe  Demo* 
itheniscber  Beispiele  filr  die  doppelte  Auffassung  liefise  sich  noch  be- 
deutend erweitern. 

Andere  Ueberglnge  werden  noch  lu  besprechen  sein,  wenn  wir 
über  die  Anwendung  der  IV.  Form  sichere  Anbaltepunkte  werden  ge* 
fnnden  haben. 

IV.  Form. 
Wenn  der  Optativ,  wie  allgemein  anerkannt,  im  weitesten  Sinne 
AusdfQck   der  reinen  SubjeetiTität  ist  und  daher  bauptsäcblicb  dazu 
tm  eine  Handlung  hlos  als  geistige,  im  Innern  des  Subjectes  bewegte, 
Seiem  nicht  heraustretende,  auf  die  Wirklichkeit  äich  nicht  bezie- 
Th&tigkeit   erscheinen  2U  lassen,  so  wird  seine  Bedeatnng  in  der 
der   hypothetischen  Periode   nicht   schwer   zu  erkennen  sein, 
der  Annahme  einen  rein  gedachten  Falles,  wobei  an  tiiic  Wirk- 
it desselben  nicht   gedacht  werden   soll,    gebt  das   Streben   des 
Dden  herTor,  gerade  solche  Fälle  tu  wühlen,  die  entweder  gans  un- 
oder  unwahrscheinlich  sind,  um  den  Schein  zu  vermeiden,  dass 
eine  Wirklichkeit  denke,    Dass  ein    Bolches  Verhältnis  zwischen 
denden  und   dem  Bedingungssatze  wirklich   stattfindet,  soll  aus 
Im  nach ft>lgen den  Betspielen  erwiesen  werden. 

Xenophon  erzählt  (Cyr,  1^4,  13;  Seh,  111,  10)  von  dem  noch  jugend- 
Udi^n  Kjrrot,  dasa  er  tot  seinen  Qrossrater  Astyages  trat  und  in  leieht- 
ftrti^er  Weise  erklärte,  er  wolle  mit  seinen  Spielgenossen  sich  dem  Jagd- 
veapi^geti  widmen.  Astyages,  die  Gefahren  einer  Jagd  kennend  und  besorgt 
den  ihm  anvertrauten  Enkel,  verbot  ihm  kurzweg  sieh  aus  dem 
toae  va  rtthren  mit  der  Motrviemng:  )(tt^Uv  yttQ^  il  liviua  x{ii^ttdiw¥ 
&ttyttf^i  Toi*  Titiidtt  HTtoßoinokfiüsii^i  denn  das  wäre  hüb<(d),  wenn 
den  Sohn  meiner  Tochter  um  einiger  Flelschsttckchen  willen  ver- 
gehen lassen  m^hte.  Es  wird  wot  kaum  Jemanden  geben,  der 
Verhältnis  des  Astjages  tn  der  Bedingung  sich  etwa  so  vorstellen 
oUtfi  wie  die  Schutgrammatik  alä  allgemeine  Norm  empfiehlt,  wenn 
sagt,  dass  der  Redende  bei  der  IV.  Fonn  eine  Voraussetzung  als  rein 
&nllche  Annahme  aufstelle,  die  ebenso  gut  wirklich  wie  nicht  wirk- 
Axk  k6nne.  Dainach  müsste  sich  Astjages  den  Verlost  des  £nkeU 
Inen  wirklichen  und  nicht  wirklichen  denken  und  dabei  eine  oem- 
ch  tadelnswerte  Gleichgültigkeit  gegen  die  Eventualität  aa  den  Tag 
gen,  was  doch  offenbar  der  Tendenz  der  Stelle  g&ozlieh  widerspricht, 
w  ihm  anvertraute  Enkel  gilt  dem  t&rtikh  besorgten  Qro«svator^als 
ftwi*»  da  len  I^reis  verloren  gehen  darf,  der  Verlust  desaelben 

ist,  aow^ii  Limncht  reicht,  för  ihn  geradezu  unmöglich,  Astyagea 

kftus  also  bei  Auf^tellang  der  Bedingung  nichts  anderes  sich  denken, 
mit  dtM  die  Bedingung  übeihanpt  unmdgüch  eintreten  k^nne. 


716       A,  Baran,  Bebandlang  der  bypothetischen  Satse  in  der  Sdiole. 

Dieser  f&r  Astjages  unmögliche  Verlust  wird  nun  dennoch  in  Er- 
wägung gezogen  und  das  für  ihn  Unmögliche  als  möglich  angenommen. 
Der  dazu  gehörige  Nachsatz  sagt  selbstironisierend,  dass  das  mögliche 
Eintreten  des  unmöglich  Erscheinenden  herrlich  sein  müsste.  W«iece 
Beispiele  werden  den  sich  schon  hier  zeigenden  Grundsats  verroU- 
stäncligen. 

Dera.  stellt  den  Athenern  in  seiner  III.  Ph.  Bede  §.  14  die  Un* 
sinnigkeit  einer  solchen  Meinung  vor,  wie  sie  mancher  von  den  Zuhörern 
hatte,  dass  nämlich  Philipp,  wenn  er  schon  mit  Athen  Krieg  fUiren 
wollte,  es  doch  wenigstens  ankündigen  müsste,  indem  er  sie  auf  das 
Beispiel  der  Oreiten  verweiset  und  dann  fortOlhrt:  xal  yäg  av  aßeltf- 
QtüTarog  ifri  navxuiv  dvd-Qtonojv ,  (i  ix€ivog  ixlvaag  rrjv  nQog  <Ui,^2oi^ 
tqtv  vfAwv  xaX  q>iXov€ixiav  l(p  avTov  nQO^lnot  TQ^n^a&cUf  xal  xiSi»  nuq 
iavTov  fjua&otfOQouvTwv  rovg  ioyovg  dtp^Xono,  olg  dvaßdlkovcw  i^mv, 
Xiyovtig  (og  ixetvog  ye  ov  nokifi^l  rgf  jioXh»  Was  denkt  sich  Dem.  YOii 
der  aufgestellten  Bedingung  ?  Er  denkt  doch  unmöglich  an  die  Yerwirk« 
lichung  dieser  Annahme?  Im  Gegentheil,  dem  Redner  erscheint  es  als 
bare  Unmöglichkeit,  dass  Ph.  ein  solches  Benehmen  gegen  Athen  ein- 
schlage, und  er  gibt  seine  Meinung  auch  deutlich  in  dem  vorhergehen- 
den ovx  ioTi  tavTtt  erkennen.  Was  er  also  von  vornherein  für  unmög- 
lich hält,  das  nimmt  er  der  Zuhörer  wegen  für  möglich  an.  Sehen  wir 
noch  weiter  zu. 

Sokrates  legt  in  seiner  Yertheidigung  (Piaton  Ap.  XVII)  den  Bkh- 
tern  Folgendes  in  den  Mund:  „wir  wollen  dem  Anytos  nicht  glauben, 
sondern  entlassen  dich  unter  der  Bedingung  dich  niemals  mehr  mit  dem 
Philosophieren  abzugeben;  wenn  du  aber  bei  dieser  Beschäftigung  er- 
tappt wirst,  so  sollst  du  sterben**  und  sagt  dann:  d  ovv  ^€  inl  rov- 
roig  d^iioire,  ilnoifi*  av  vfilv,  oti  iyw  vfiag  dandCofuai  fikv  xal  ipUm, 
mCaofjiM  6k  fidkXov  rtp  &e(p  tj  vfiTv,  Offenbar  konnte  der  Angddigte 
nicht  daran  denken  so  ohne  weiteres  von  den  Bichtem  freigesprochen 
zu  werden,  und  wenn  er  dennoch  eine  solche  Annahme  machte,  so  war 
er  sich  bewusst,  etwas  in  diesem  Falle  unmögliches  als  möglich  ange- 
nommen zu  haben. 

Es  sind  damit  noch  jene  Fälle  zu  verbinden,  wo  etwas  abiolat 
unmögliches  angenommen  wird,  während  in  den  bisherigen  BeispieleB 
die  Möglichkeit  nicht  absolut  ausgeschlossen,  sondern  doch  wenigstens 
denkbar  war.  Anders  verhält  es  sich  in  Wendungen  wie:  ov6*  ü  fioi 
S(xa  fdh  yXdiaaai ,  ö^xa  6k  arofiar  ihv  (IL  II,  489),  und  II.  VI,  »4, 
forner  das  in  dieser  Grammatik  angeführte  Beispiel  Aesch.  Ag.  37: 
olxog  (T*  avTogt  ii  q>&oyyrjv  Xdßo^,  aaif4aTar^  av  X^^euVf  wobei  die  Be- 
merkung gemacht  ist,  dass  hier  die  IV.  Form  statt  der  IL  stehe,  um 
das  Gewicht  des  Ausrufes  durch  die  Betonung  der  Unwirklichkeit  nidit 
abzuschwächen.  Das  mag  sein,  nur  darf  man  weder  dieses  noch  ähnliche 
Beispiele  als  Ausnahme  betrachten,  sondern  ihnen  die  IV.  Form  als  die 
ihrem  Wesen  vollständig  entsprechende  Form  zuerkennen.  Denn  sowie 
bei  der  IL  Form  dem  Redenden  die  NichtWirklichkeit  der  Bedingung 
vorschwebt,  so  bei  der  IV.  Form  die  Unmöglichkeit  derselben.  Da  aber  das 


A,  Büran,  Behandlung  der  bypotbetiBcfaeö  Sätxe  in  der  Schule*        717 

riun5|flkhe  notwendig-  auch  iiiclit  wirklkb  ist»  so  begreift  es  sieb,  dasa 

{e,  die  ihrer  Natur  nach  die  IV.  Form  aunehraeu  sollten,  auch  naish 
11.  Form  constniiert  sein  könuen,  in  so  fern  der  Eedende  an  ihnen 
die  Nichiwiriciichkeit  ins  Auge  fasst   und  diiraua  die  Consequ enteil 
I,   wie  in   jenem  Beispiele  aus  Piaton  Apol.  IV  K:  ü  /lir  aoi  vUt 
»   ^   ,<iflff;^cii   (yfv(o9f}V.   u/oufv  hv  ttvToiv  i:ii(ntixf\v  htßtfv.     Vm- 
brt  kann  jedoch  die  Verwechslungf  der  zwei  Formen  nicht  stattfinden, 
^  die  im  einzelnen  Falle  Nichtwirkliche  nichts  desto  weniger  möglich 
kann,  wie  wir  dies  bei  der  11.  Form  gezeigt  haben.     Wir  gehen  da 
ähnliehen  Zusammenhang    zwischen   der  IV.   und   IL  Form,  wie 
ihn  bei  der  L  und  IIL  beobachteten.  Dort  bieug  die  Wahl  der  Form 
eine  aufgestellte  Bedingung  von   der  Auffassung-  des  Redenden  ab« 
Hgt  sie  ebenfalls   vom  Subjecte  ab,  aber  nur  von  einem  anderen 
punkte  aus,  indem  er  solche  Bedingungen,  die  sich  für  iweierlei 
Attffaasung   eignen»   in   dur   Wirklichkeit  entweder  als  nicht  bestehend 
o4ii  nicht  nur  aU  nicht  best«?hend,  sondern  als  gar  nicht  möglich  ansieht 
Die    Bedingung   kann   endlich   so   beschaffen  sein«  d&ss  »ie  zwar 

Kt  geradezu  unmöglich,  aber  doch  im  allgemeinen  unwahrscheinlich 
IK'f  Redende  nimmt  dann  also  etwas»  was  entwt'der  allen  Menschen 
|Aiir  ihm.  Oberhaupt  oder  im  einzelnen  Falle,  als  unwahrscheinliob 
Krcff  der  Verwirklichung  erscheint,  als  unmöglich  an.  Beispiele  wer- 
df'U  dies  deutlicher  machen. 

Phiton  Ap.   XV  E  sagt  Sokrates  vergleichsweise:    *i   ttg  Xjiuvp 

naiJa^  r^yoiro    5   ^^^  ovwv,  Tnnovs  J*  aeiil  oi'ot^  fii^  ^yotto  tlpm^ 

ror  t*r  »In,    Die  hier  zur  Bedingung  gemachte  Meinung  kann  über- 

llpt  niemand  haben  oder   es  ist   doch    wenigstenfi   unwalirecheinlicb, 

sie  jemand   habe.    Trotz  dieser  Ün Wahrscheinlichkeit  wird  die  Be- 

ftog  doch  als  möglich  angenommen.     Ebendort  sagt  Sokrates  X  E: 

^  iv  oviatg  olCyt^  ;ifC°''*"  öi^tw  TtoXX^r  ytyorvt'lar. 

Die  Verwirklichung  der  Bedingung  {olov  tJvm  i^tX/G&m)  erscheint 

agten  unwahrscheinlich,  wenn  nicht  unm5glich,  da  die  Ver- 

gcradezu   sein  Staunen  erregen  machte.     Man    kann  auch 

der  nr.  Form  das  Verhältnis  xwischen   dem  Redendon  und  der  Be* 

ang  durch  einen  parenthetischen  Satz  hervorheben,  z.  B.  ich  wQrde 

wnndem,  wenn  ich  im  Stand«  sein  sollte  (ich  halte  es  aber  fQr  un- 

glich  oder  wenigstens  unwahrscheinlich)  die  Verleumdung,  da  sie  eina 

»Ausdehnung  gewonnen  hat,  in  so  kurzer  Zeit  zu   beseitigen.  So 

aaeh  Dem.  lu  den  leichtsinnigon  Athenern  (Ol.  II,  4):  xttl  ^*a^  tl 

nJ^^titti    TIC    ffÄ-ü.Tüfftj,   /j'^t'id'  «y  aCtor  fdoi  fifyttv  ytytirfi^ftHtp, 

\hm  der  Gedanke  vorschwebt,  es  sei  unwahrscheinlich,  dasa  sich 

nsud  die  Mühe  nimmt  ernstlich  darüber  nacbiudenken. 

lUüttg  sind  Wendungen  wie:  ff  r*^  i^otto  (Dem.  Ph,  I,  35),  Plat<»ii 

III,  E:    ff    otr    rt^    n^ag   ntQl  rai^a  I^oito,    tt  ^v  ttvff  nnoMfu^ 

it^it;  die  Bedingung  wird  in  solchen  Fallen  kurzweg  möglich  gedacht, 

Itiin  dem  Redenden  unwahrscheinlich   erscheint.    Die  Form  inderi 

ort.  wenn  der  Hedende  w«isa,  dass  die  Bedingung  nicht  verwirk- 


718       A.  Baran,  B6ha^dlung  der  hypothetUchen  SatM  in  ifix  Sfbole. 

licht  sei,  z.  B.  in  demselben  Cap.  C:  il  ri^  at  riQUo,  zC  &9  omiMQtimx 
hier  lautet  daher  der  Satz:  wenn  dich  Jemand  gefi:^^  bitte  (es  bat 
dich  aber  Niemand  gefragt),  dort:  wenn  uns  Jemand  d»geu  «oUlbp  {ieh 
halte  es  aber  f&r  unwahrscheinlich).  Vgl.  Dent  Ol  II,  22:  4I  ih  «^ 
a(v  fjioi  Solri,  Wenn  wir  schliesslich  noch  das  Beispiel  der  Qr^mmitük, 
il  txotg  ßikxiov  T*  äii^M,  ofAoXoyoCjiv  av  dfAß^Tamv^  heraamhen,  90  er- 
blicken wir  im  Vordersätze  dieselbe  Auffassung:  wenn  du  atwa  einen 
besseren  Vorschhig  haben  solltest  (ich  halte  es  aber  für  nnvahiadieiiiUch), 
und  ebenso:  €t  reg  x^xxrifiivoq  itri  nhaZxov,  XQ^^  ^^  avnf  fi^t  «^  «»' 
evSotfiovol;  wenn  Jemand  Reichtum  besitzen  und  ihn  nicht  gebra«bdken 
sollte  (ein  solches  Verhalten  erscheint  aber  Jedermann  nnwahneheiolieb), 
würde  der  wol  glücklich  sein? 

Für  die  IV.  Form  lässt  sich  also  folgender  Satz  anfateUen: 
Diese  Form  ist  anzuwenden,  wenn  der  Bedende  eine 
Bedingung  aufstellt,  von  welcher  er  weiss,  daea  ihre  Ver- 
wirklichung  entweder    a)  unmöglich  oder 

b)  wenn  auch  objecti?m5glioh,  doch 
unwahrscheinlich  ist. 

Die  vier  Formen  stellen  sich  uns  also,  wenn  wir  ihre  Untenchei- 
duugsmerkmale  kurz  benennen  wollten,  folgendermaasen  dar: 

I.  Form  als  die  Form  der  Bestimmtheit, 

II.  Form  als  die  Form  der  NichtWirklichkeit, 

lU.  Form  als  die  Form  der  subjectiven  Ungewiaaheit» 
IV.  Form  als  die  Form  der  Möglichkeit. 

Im  Allgemeinen  dürften  die  besprochenen  GrnndaÜta^  bei  der 
praktischen  Anwendung  der  Formen  genügen  und  nur  einiger  ZnntK 
noch  bedürfen,  die  sich  aber  aus  der  Natur  der  Modi  und  dem  AbhSagig- 
keitsTerhältnisse  von  selbst  ergeben. 

Zunächst  ist  zu  bemerken,  dass  bei  der  UI.  Form  nach  einem 
historischen  Tempus  im  Hauptsatze  zumeist  statt  iav  mit  dem  ConimctiT 
der  blosse  Optativ  mit  e^  als  Stellvertreter  erscheint,  ähnlich  wie  in  den 
Aussagesätzen  statt  ort  mit  dem  Indicativ.  Dadurch,  nämUeh  daaa  dk 
hypothetische  Periode  in  die  Vergangenheit  rückt^  verändert  sich  ingkidi 
der  Standpunct  des  Redenden.  So  lange  die  Bedingung  ohne  al}e  Andeu- 
tung, ob  sie  sich  verwirklichen  werde  oder  nicht,  noch  ungelöat  vorliegt, 
empfindet  der  Redende  eine  subjective  Ungewissheit  über  die  Verwirk- 
lichung; sobald  aber  die  Bedingung  in  die  Vergangenheit  veraetst  ge- 
dacht wird,  erzählt  er  blos  von  seinem  damaligen  Verhalten  gegenüber 
der  Bedingung,  wodurch  die  Vorstellung  einer  Wiederholung  dieaer  Be- 
dingung hervorgerufen  wird. 

Wenn  z.  B.  (Xen.  Cjr.  I,  4,  7)  Kyros  in  Begleitung  des  Oheims 
und  zahlreicher  berittener  Beschützer  auf  die  Jagd  auszieht,  so  können 
die  (fvkaxeg  zu  dem  besorgen  Astyages  sagen :  (pvXd^ofi^v  avrov,  iat  n 
Twv  dyQ((ov  O^tjQiüJv  (favy,  von  der  Jagd  zurückgekehrt  berichten  die 
(faXaxeg:  ItpvXdrxofiiv  avxov,  il  t*  xtav  dygiatv  &fiQ(tav  ifav€iri  wir  be- 
schützten ihn,  wenn  ein  reissendes  Thier  erschien  =  so  oft  es  erschieo. 
Der  Anwendung  des  iter.  Optativs  begegnet  man  sehr  häufig;  das 


jL  BaraHf  Bebandlmig  der  hypothetiücbeii  Sätie  io  der  Sehnle.        110 

citiert«   Beispiel   ist  Xeu.  Cyr.  I,  3,  3  (Seh.  11»  3)t  Ifarüayf^vt   *''  «ot 

KJUrt^ot,  ^^'  r7i;Tov  jjf^w7o^4ti,/j'ot;  Ai^^o»'  irf^^j'ir.  Vgl  i^  3,  JU:  «/ 
lataf^^i  Ii  4,  l:  *^  ^io^rto  dvtou  tU  nalStg  ...  tnonUa. 
Niclit  selUn  tritt  zu  dem  hiatorisohim  Tempus  a&ch  ein  av  hintUf 
durch  dio  Wiederbalung  aU  eine  onbeatlnimte  boseichaet  wird;  X^a. 
r,  VTJ,  1,  10  (8ch.  VIJI,  58)  o;tot«  (atatt  önoim)  n^oafilit}fu4  r«*Cv 
f »ff  /jr  taif  rfii«ö^»  for*  /*^v  (?jt<i'  «y,  vgL  die  Anmorkong  des  Scbuenkl- 
«cbea  Commentars. 

Eine  Verand^rttog  erleid«!  der  Baa  der  bjpatlietiseheii  Periodeu 

im  Nacbfiatze  (Hauptsätze).  Der  NacbsaU  der  IV.  Fomi  tindet  sieb  aäm- 

b  Hiebt  Betten  verbunden   mit  den  Vordersitzen  der  L  oder  HI.  oder 

bst  der   U.  ForoL  und  man  nennt  diese  Perioden  ecbläcbtweg  Miach> 

eo^  obwol  sie  diesen  NameD  mit  Unrecht  verdienen.  Da  najolich  bei 

iVt  Form  der  Optativ  mit  up  im  Wesen  nichts  andfires  i^t  als  ein 

otialer  Optativ,    so  hält  man   oiogekehrt  jeden  potentiaien  Optativ 

lon    für  den  Nachsatz   der  IV.  Form   und   gelangt  dadurch  zu  einer 

lien  Beortheilung  des  Vordersatzes,  Man  vergisst  dabei»  dass  ja  der 

itentiale  Optativ  nur  eine  andere  Form  fOr  den  Indicativ,  die  bescUei- 

le  Auadrucksweisc  ftir  eine  Behauptung  ist  (Cnxtiuü  §.  517)*    Jeikn 

tacbsatz  der  I.  oder  UL  Form  muss  es  demnach  frei  stehen  in  die  be- 

Idenc  Form  des  potentialen  Optativs  umzuwandeln,  ohne  dass  dadurch 

AuffasaUBg  der  Bedingung  alteriert  würde.   Xenophoo  (Cjr»  I,  2.  13; 

!h,  I,  13)  sagt  von  den  tiliiot  arSftig  :  ijtfiäuv  if^  id  Tffrti  xa)  linQ- 

hff   dtuiiUaoiaiV,    (Iriatttf  ^h   «*•   ovtoi  nlitov  ti  y^yovortg  5  '" 

^xovfff  Inj   (ijto   yiviag.    Dass  iStiattv  iiv  voliatändlg  gltüchkomint 

Q   i/a«f',  gebt  aus  einem  voranstebenden  parallelen  Sat&e  &ber  die 

ibeben  hervor  §.  12;  fnn^av  Sk  ra  dina  /rij  JfmitliQiMtmvt  i^^^otfm 

roifi  TUi(oi/s  afd^«c.  Häufiger  ist  bei  der  L  Form  die  Stellvertretung 

Ind.  durch  den  potentialen  Optativ.  Piaton  ApoL  I  B:   t/  ^h  ytl^ 

'^Q    Kyovffiv^    6^ftl<yyQ(fiV    v.p   iyuty€    qv    Jitna    luvwovi  elvot  ^^tt»g\ 

iv^ii  XXXII  E:    1/  j'«^  t*i  ...  *i5t>ii«T«,    dga  q'avlfj  »p  *fii  ^  a;io- 

Es  wäre  indessen  irrig  zu  glauben ,  dass  mit  den  erwiüuiten  Ab- 
weichungen die  weniger  regelmässigen  Formen  der  hypothetischen  Sitze 
tndi9iii(t  aeien.  Da  auf  die  Form  des  Bedingongasatses  nur  das  Verhältnis 
Bebenden  zu  der  aufgestellten  Bedingung,  nicht  ab«r  daa  Verhiltnis 
riiteben  Vorder-  und  Nachsatz,  Einflusa  bat,  so  er»ebeint  der  Hauptsatz 
der  Form  des  Vordersatzes  an  sich  unabhängig  und  kann  die  manig- 
lltigsten  Formen  annehmen  [  wir  finden  daher  auf  den  Vorderaats  der 
f.  Form  einen  Nachsatz  der  I:  II.  III,  453:  oi  f^h'  yitQ  qilotijtl  y*  fxttr- 
wov^  ttiH  /Jo4ro.  wo  der  Nachsatz  mit  Rücksicht  auf  den  richtig  con- 
ierten  VordeTsati  hatte  lauten  sollen:  ovir  nv  xtvf^m'otiv  {nn^ouv) 
an  ihn  Jemand  gesehen  hätte,  hätten  sie  ihn  nicht  geborgen.«    Die 
gab^n  aber  unzweideutig  zu  verstehen,  dasa   sie  ihn  nicht  ver- 
irgen,  und  dieses  Cactisobe  Verhältnis  ist  durch  den  Indicativ  ausge- 
kt:  sie  verbargtn  ihn  nicht  (und  hätten  ihn  auch  nicht  geborgen), 


720       A.  Baran,  Behandlung  der  hypothetiBchen  Sfttze  in  der  Sehvle. 

hatte  ihn  einer  gesehen.  Dieselbe  Form  zeigt  anch  Dem.  Ph.  I,  18:  oi^ 
.  li  juij  noiriaan^  av  rauta,  tag  fyoyyä  (ffifjii  SiXv,  €v  xoTMpgorfitor  iarnw 
=  ottT  UV  ilfi  xarafpQovrjTov,  was  für  den  oratorischen  Zweck  zu  adiwadi 
wäre.  Der  Zusatz  von  üv  im  Vordersatze  mag  ausdrücken,  dass  das  ^ij 
noirjaai  voraussichtlich  eintreten  wird.  Vergl.  Kruger  54,  11,  2. 

Eine  andere  Unregelmässigkeit  ist  die,  dass  die  IV,  Form  im 
Vordersätze  durch  die  I.  ersetzt  wird,  wenn  der  Bedende  energisch  im 
Sinne  der  angesprochenen  Person  die  Bedingung  stellt.  Dem.  OL  I,  26: 
läv  dTOntarariov  fi^vt*  av  ilri,  ei  . .  raura  firj  nQa^H  =  ii  fLri  n^iu. 
Piaton  Ap.  XXVn  G:  noXXri  fiivr*  av  /ne  tpiXoipvxta  t^x^i,  €i  ovrii»(  «Uo- 
yictog  iijui  («^ijv)» 

IL  1,  293:  d  <fi}  6oi  vneC^ofxat  {inH^aifirpi). 

Endlich  ist  noch  zu  erwähnen,  dass,  wenn  zwei  entgegengeeetofee 
Bedingungen  mit  fiiv  und  di  verbunden  sind,  die  letztere  sich  hlailg 
nach  der  Form  der  ersteren  richtet,  wenn  sie  auch  ihrer  BeaehalfeBlieit 
nach  eine  andere  Form  haben  sollte.  II.  VI,  128  vermuthet  Diomedes, 
dass  sein  Gegner,  der  mit  erstaunlichem  Muthe  einen  Zweikampf  mit 
ihm  wagen  wollte,  jedenfalls  ein  Gott  sein  müsse  und  sagt  daher,  von 
dieser  Voraussetzung  ausgehend,  ganz  richtig: 

€i  di  ri^  ad^avaronf  yi  xar"  ovquvov  eiXi^lovSteg, 
oix  av  fytoys  d-eoTaiv  inovQaviotaiv  fiaxoCfArav, 
Nachdem  er  aber  ausführlich  dargelegt,  warum  er  mit  Götteniiudit 
kämpfen  wolle,  fährt  er  in  derselben  Form  fort: 

ii  di  iCg  iaai  ßQordiv,  ...  ^aaov  f^t. 
Es  ist  einleuchtend,  dass  Diomedes  nicht  zugleich  voraussetzen  kam, 
Glaukos  sei  ein  Gott  und  ein  sterblicher  Mensch.  Demnach  war  entweder 
die  in.  Form  anzuwenden,  weil  Diomedes  nicht  wussste,  ob  er  «i  mt 
einem  Gotte  oder  einem  Menschen  zu  thun  habe,  oder  die  IV.,  wenn  er 
an  der  Voraussetzung,  sein  Gegner  sei  ein  Gott,  festhielt:  „wenn  da 
aber  einer  der  Sterblichen  sein  solltest"  (ich  halte  es  aber  für  unwahr- 
scheinlich). 

Statt  dessen  assimilierte  sich  der  zweite  Theil  an  den  ersten  and 
behielt  seine  Form.  Der  häufigste  Fall  einer  solchen  Assimilation  ist  bd 
dem  Gegensatze:  €t  J^  ^i^  und  dem  ironischen:  ei  firi  z=  nisL 

Krems.  Anton  Baran. 


Krste  Abtheihing. 


Abhandlungeiu 

tatiache  Darstellung  ddr  Proportionstropen 
^  bei  Sophocles. 

^laterial,  welches  Sophocles  zur  Darsteiluiig  der  Propor- 
en bietet,  habeich  in  poetischer  und cultur-histonscher  ttwck- 
landelt*  Wollen  wir  das  Wesen  der  Tropen  uns  veransebau- 

0  flaobe  ich,  lässt  sich  das  kurz  so  geben: 

Die  S)*iiecdöche  ^  a  pro  a  +  fe,  oder  a^-f-  *  pro  a,  Ist  i.  B. 
ihaar  =r  a,  so  ist  der  Kopf  ^  a  '\-  b,  und  dann  kann  man 
Ofirig  (statt  jc^criov:)  diXivytov  ftieXop  Ix^ivu.  Trach.  781, 
$i;  a  pro  a  ^  b.  Aber  umgekehrt  könnte  man  auch  tragen: 
:eii  setneB  Kopfes  (statt:  seines  Haupthaares).  Das  heisst: 
ro  a. 

Mß  Metonymie  ==  a  pro  f^  oder  b  pro  a,  Ist  z,  B.  der  Fuse 
^^  der  Schritt  =^  h,  und  dann  kann  man  sagen:  Lenke  sn 
HT Fnss  (statt:  deine  Schritte).  Das  hei&st:  a  pro  ^.  Wie 
^b  nm^ekehrt  Sopbocies  sagt :  ctitt'^ud^  t^vp  ßctmy  ai^v 
6ia  aov),  Phil.  1403.  Das  heiä6t:  6  pru  a. 
Die  Metapber»  Allegorie  und  das  Gleichnis»  wie  das  öerbert 
d  Boche:  ^,Die  Sprache  als  Kunst*'  bewiesen  hat,  beruhen 
liner  Proportion »  indem  lur  Bildung  der  einen  oder  deg  an- 
rftder  diese  oder  jene  Theile  der  Proportion,  oder  die  gan»e 
n  benutzt  werden.  Sie  können  also,  glaube  ich.  aoi  sweck- 
m  mit  dem  gemeinschaftlichen  Namen:  .^Proportionstropen'' 

Rrden.  Zur  VeranschaaliLhunj?  des  Wesou»  aber,   wie  sie 
erausgebildet  werden,  kann  folgende  Formel  dienen:  a  :  f* 

In  der  Metapher  steht  a  :  H  pro  a  :  h,  otlcr  A  :  h  pro  ^-1  :  B, 
rir  t.  B-  die  Proporiion  auf:  Die  nichtige  Sache  (a) :  Das 

1  (h)  :=  Das  Wild  (.^1);  Das  Jagen  (fi)»  so  kennen  wir  gagen : 
u  ^iva  (statt:  knidiw9ai  nitföi^},   KK  1054.    Folgljcb; 

\h.    Aber  man  kann  auch  umgekehr  Verfolgen 

attr  jagen  nach  dem  Wilde),   wo  \>  u  ^ :  6  pro 


«Mtxr.  Ojas.  IIFTT.     \.  U*fl. 


46 


722    TT.  Ftee,  System.  DarsteUang  d.  Proportionstropen  b.  Soplkodas. 

h.  In  der  Allegorie  steht  a :  6  pro  ii  :  jB,  oder  A\  B -pro  a\b. 
Stellen  wir  z.  B.  die  Proportion  auf:  Der  Starke  (a):  die  Wfirde  (6) 
=  Der  schneeige  Winter  {Ä) :  Der  fruchtbare  Sommer  {B) ,  so  kön- 
nen wir  sagen:  vLq>oaxißeig  xeiiiwveg  iKxcoQOvOiv  svyMQTtip  9i^ 
(statt:  der  Starke  huldigt  der  Würde).  Ai.  670—671.  Folglich: 
Ä:  B  ^ro  a:b,  Oder  man  könnte  auch  umgekehrt  sagen:  Jkx  Starke 
huldigt  der  Würde  (statt :  der  schneeige  Winter  weicht  dem  frucht- 
baren Sommer).  Folglich :  a:b  =s  Ä:B, 

c.  Im  Gleichnisse  steht  endlich  die  ganze  Proportion :  a  :  6  = 
Ä :  B,  Stellen  wir  z.  B.  die  Proportion  auf:  Das  Meeresgestade  (a): 
Die  stürmenden  Wogen  (6)  =  Der  Mensch  (A) :  das  folternde  Un- 
glück (B)j  so  können  wir  sagen:  Ttavro&sv  ßoqeiog  cSg  Tig  oxra 
xv^aronlt}^  yfßi^eqia  yXov€iTai^  dg  nat  Tovoe  xaraxfag  duvci 
TLVfKXToayäg  atai  xXoviovatv  aü  ^vvovam.  0.  C.  1240 — 1244. 
Das  heisst:  a:b  =i  A:B.  Statt  der  ganzen  Proportion  finden  wir 
aber  häufig  mancherlei  kürzere  Ausdrücke ,  so  dass  man  die  Propor- 
tion nur  fühlt,  z.  B.  ii6fjiif]g  de  nhdiig  XotyxavM  ftwXov  dixtp^. 
Fr.  587. 

Haben  wir  so  das  Wesen  der  Synecdoche,  Metonymie  und  der  Pro- 
portionstropen erkannt ,  so  sehen  wir ,  dass  die  Synecdocbe  ein  Aus* 
fluss  der  Anschauung,  die  Metonymie  ein  Ausfiuss  der  Reflexion  und 
die  Proportionstropen  ein  Ausfiuss  der  Phantasie  sind  (Qerbert  2, 1, 
25).  Durch  die  Synecdoche  und  Metonymie  bleibt  der  Dichter  iniBer 
an  dem  behandelten  Stoffe  gebunden,  indem  er  die  eine  od«r  die 
andere  Seite  desselben  aufnimmt ;  hingegen  bieten  ihm  die  Propor- 
tionstropen Gelegenheit  auf  ein  ganz  anderes  Gebiet  mit  seiner  Phan- 
tasie hinüber  spielen  zu  können,  auf  Gebiete,  die  seiner  individuellen 
Natur  oder  dem  Zeitgeiste  entsprechen,  welchem  er,  besonders  als  ein 
Dramatiker,  Eechuung  tragen  muss.  Und  so  glauben  wir  ganz  getrosl 
sagen  zu  können,  dass  die  Proportionstropen  in  poetisoh-colturhirto- 
rischer  Bücksicht  die  bei  Weitem  wichtigsten  sind. 

In  Hinsicht  der  kritischen  Wahl  des  Stoffes  habe  ich  getrach- 
tet alle  Tropen  anzuführen,  die  einen  poetischen  Werth  haben,  aber 
auch  nur  solche,  denn  wie  in  jeder  Sprache,  so  sind  auch  im  GrieeU- 
sehen  viele  tropische  Ausdrücke ,  ohne  dass  sie  Tropen  wären.  Zar 
Grundlage  meiner  Arbeit  habe  ich  die  kritische  Textausgabe  Diu- 
dorfs  genommen:  ,,Poetarum  scenicorum  Graecorum  Aeschyli  So- 
phoclis  Euripidis  et  Anstophanis  fabulae  superstites  et  perdltvon 
fragmenta.*-   Editio  quinta.  1869. 

I.  Der  Mensch. 
1.  Der  Kopf:  a.  noXig  yctq  .  .  .  aalevei  Kavcn€ovq>hou.  tifa 
ßvd-ßv  er  Ol'/  ola.  0.  R.  22—24.  6.  oiarcsQ  yccQ  .  .  .  Twxdnß 
xcr^a  (die  Krone  des  Baumes)  xivirarjg  cwgaig.  Fr.  24.  2.  Das  Haar: 
wxev  xofxrjtrjv  (befiedert)  lov.  Trach.  567.  3.  Das  Stirnband: 
OTiwna  (J'  ov  udXa  . . .  ^l^iov  av  a^nvua  (das  Rad)  dri  dfo- 
/wa^   iog  fßaX    o   TrayxQavijg  Kqovov  naig,    Phil.   676—678. 


JNeM,  Bjtttm,  DacsteUung  L  Proporiiünstropen  1i,  Sophoclet.    7t8 

[Das  Auge:  ä,   mmht  fiot   i6d&  Xafucddog  i^¥  o^qm   (der 
^ifitg  oQciv  zalatvif,  Ant  877—880,  6.  q)iX6v  oufi'  (die 

or)  anoandaag  n:aoQ  oufjamy  trug  ngoüd^Ev  i§ötX€i  ßujt, 

X  Ö.  866 — 867.  c.  it;  y,QitiiGi€ViJt}y  /.ar*  ^//^cr  (das  Licht). 
Trach,  102.  5.  Das  Augenlid:  umig  dekiov  ♦  .  .  iipav'Jr^g  not , 
^Q^veag  aui^ai;  ßJiJtpaQOP  (das  Licht).  Ant,  100—104.  6.  Das 
ien:  ß.  u  2y,a^dvdQtnt  yutov^g  ^oat,  ,  .  .  ovx*t*  avd^ 
f  topd^  idrit\  ...  olioi'  ot  tiva  T^a  . . .  Si^Stj.  Ai.  417 
k  425.  L  ai  d*  t*;r*^  (J/Aci(jro/o  uh^ag  ot^Qfulf  Ofroini  lr/i%^. 
L  11S6— *1127.  c,  ihivotg  di^riao  ui]  ßXinMy  (das  Walu-sagen) 
1^  '  '    0.  R.  747.   d,  /Ltr.d'  iiiptiai  nv  fit^rt  (pir^yog  f^klov 

j     .:  i^op  ^T]T*  ifflatiov  mJUtg,    Trach.  606—607.    c.  17 
wij    tjf]   6id  f^ivynüv  ßUrtora    (das  Ersinnen)  dei  tl'vxi*    P^^* 
tH — 1014.  7.  Das  Wahrnehmen :  w  (pdng  dyvov  xoti  )%g  lao- 
yp*   dijQ,    . .  .    iroXXdg  d*    dvfjj^mg   ifl^n-  attovwv  ntti/dg. 
90*  8.  Das  Angenschliessen :  d^^cttirQoqag  <ki  /xti  fiv(rfi 
^^^iUw^rden).  Trach.^  1008.  9.  Die  Milnnlichkeit :  «.  7tol)ioy  d 
rei'*    (krfifti)^)    h.ti^iovxi^    ofiov   ayQiov  elatov,    Tracb.   irJ6 
1197.    h,  KTVjiag  It^ir  (mächtig)   itoviov  nqoßoXrg.    Phil. 
c.   ktfivi]g  -tfkl^ov  f^yovai^i:  yoovg  lAxiqoviog   o^vnXtiyag 
tirag  (^oss)  x*^^^  ^^'  i^^*    !**•  ^^^  Matter:  0.  Jxf^>Q  dv- 
ir  dXyJfiwv  ^itfri^Q  (der  Gehurtsort)  i'ifi\  PhiL  326.  b.  olg  yd^ 
Ymofii.    YMyvjy  ^irjTtjq  (die  Ursache)  yiv^^Tai,  raXka  rtatd^xii 
wV    »'hii,  1360—1361.  11.  Der  Nabel;  oiWri  %ov  a^tKTOV 
ydq  ij'  d^tfalov  {dk*  Mitte).  0.  R.  897,  12.  Das  Greisen- 
r:  %'>i;ioi7  yd(}  0T3f?/i'  yfj^dg  (das  Beschwichtigungsmitteh  iaxn 
9  7tki^y  ^avely,  0.  C,  954—955.   13.  Das  Schlafen:  o  mxy 
cr;^  t^vog  lv€i  ftiöfjifag  (der  Starke  gibt  nach).  AL  675  bis 
B,  14,  Die  Schlaflfißigkeit:  orcf  flrr.Ti^r  (nie  vemepnde)  y^vai 
\'^öt0ty.  0,  C.  685—686.   15,  Das  Riechen:  ^axwvog  dcfiä- 
Ui  (das Hören)  koyoi,  Fr,  186.  16,  Dns  Bluten:  noildg  iJ'  dyf(' 
;   t^a^üv  oihqvviv   :iXrf^'dg  atftanafwtvwy  (Schmerz  fühlend), 
gci__y(K  17.    Dag  Stöhnen:   a.   äetytor   1'   at^fici  fiviipdrcjy 
ifir^üt  ctivovfit    (das  Tusen)  not^iov,    Ai.  674— 675.    h^  Ttai 
iroXätv   x«v^a^ir//   jiodl   llagyaaiav  in  ig   xJUrvF,    ly 
ra  (das  Tosen)  nn^^j4m\    Ant.    1140—1145.    18.   Das 
:    XSuyrß  tlHnv  tßovot^g  yontK  (das  Tosen)  yi%iQOV- 
iyfK  a^atvag  yoag.  Fr.  469.   19.  Die  Krinnernng:  cj 


107-^110 

U.  Das  Han^, 
1,  Der  Zan« :  hto  6f  tponmyi'  dpö^a  ^aytdoiv  voaoig  üt^i 
l  ttaißahn'  ttg  ?^y,i^  (der  Anschlaff)  xaxa.  Ai.  59^ — 60.  2.  Dw 
Seile:   üp  inwuißug   tinav^  x»'*'**'^'^'  yMkinat  xi^di  x**^" 

4li* 


724     W.  Pecg,  System.  Darstellung  d.  Proportionstropai  h.  Sophod«. 

xoTtovg  odog  (der  Eingang).  0.  C.  56 — 57.  3.  Das  Sehloss: 
a.  xqvaea  xXyg  (die  Verschwiegenheit)  inl  yhaaatf  ßißecM  n^oa* 
Ttokwp  Ev^oXmdäv,  0.  C.  1051 — 1052.  b,  ui}  (loi  TCfvifdov 
ILifjöiv  e^einfjg  sjcog'  TÜLfjd-Qov  (die  Sicherheit)  yoQ  owey.  Fr.  673. 
c.  d^iqoer  fiiyag  aoi  Tom  iyw  g>6ßov  fioxlog  (d«r  Schnti). 
Fr.  699.  4.  Bas  Thor,  das  Oeffnen  und  das  Zusperren:  a.yJLäa0a9 
ipdvaag  (das  Schweigen)  €/€£.  Ant.  180.  b.  zovroig  tovto  nSai 
avdavBtv  Isyoix  ov,  el  ^i]  ylakiaav  iynkyoi  (das  Zurückhalten) 
q>6ßog.  Ant.  504—505.  c.  fir  nqog  ^eviag  avoi§7]g  (sich  erkun- 
digen) TOg  aäg,  Ttinovy  e(f/  avaidij.  0.  C.  515 — 516.  d.  %fwx^ 
OLVoi^OLi  Tf}V  K€x.X7]fjiivrpf  TtvXriv  (die  Geheimnisse  Tem^fii). 
Fr.  467.  5.  Das  Zimmer:  ig  ^iyav  S'dXa/tiov  (das  Meer)  lApupaoi' 
Tag.  0.  E.  194.  6.  Der  Herd:  a.  AN.  %^aqog  t%ei  /u€.  12,  «§,- 
AN,  rav  x&ovlov  eariav  (die  Euhestätte)  Ideiv.  0.  C.  1725  bb 
1726.  6.  w  TtQi^qa,  Xoißrjg  ^Eazla  (der  Ort),  xXveic  rade;  Fr.  650. 
7.  Das  Bett:  xQv\pov  viv,  Mvd-a  fxtj  nov  elg  €vvi]v  (das  Grab) 
TcccTQog  TOVTwv  TtQoasLai  ^rjdev,  El.  436 — 437.  8.  Die  Fackel: 
0VK6TI  fAOi  Tode  hxfÄTttxöog  (die  Sonne)  \^v  ofifia  94fiig  ofip, 
Ant.  877—880.  9.  Das  Wägen  und  die  Zunge  der  Wage:  a.  & 
XQfj  TL  xafLie  ^p  ^üvalXa^avTa  tcw,  Ttqiößaig^  axad^fiäa^m  (das 
Vermuthen),  tov  ßorfiq  oqclv  donio,  0.  E.  1110 — 1111.  6.  mav 
öi  dalfiiov  avÖQog  eirvxovg  to  nqiv  nlxttntyy  (das  (xlück)  ^curg 
Tov  ßiov  TtaXivTQOTVoVy  za  TtoXXa  q>Qovda  xai  xcdaig  eiftffiim. 
Fr.  964.  10.  Die  Ammenpilege,  die  Amme  und  das  Kind:  a,  teo- 
TVia  aefxva  Ti&movyrai  (das  Verwalten)  reAij  SyartHOiv.  0.  C.  1050 
bis  1051.  5.  eiQTre  yaq  allor^  alhf  tot  av  elkvofievog,  ndU, 
aT€Q  log  q)ilag  rid^ag.  Phil.  701—702.  11.  Das  Einschläfw^ : 
MvQTilog hoi^a&rj  (Das  Sterben).  El.  509. 12.  Das  Braten:  ^>*»ol- 
/cerai  (xev  aviog,  i^OTVT^  (das  Bezaubern)  d'  ifie  Fr.  241. 

III.  Das  menschliche  Thun  und  Treiben  im  Allge- 
meinen. 

1.  Das  Laufen:  Xrjyei  (T  k'^g  dga^iovaa  (sich  entwickeln). 
Ai.  731.  2.  Das  Springen :  a,  a  6  evrjQcrinog  eKTtayX'  akia  XBfti 
TragarcTo^eva  TthxTa  d-QciaxEi,  0.  0.  716 — 717.  b,  -^^axu  6' 
aty  d^Q(oax€L  (das  Toben)  dedaia  . . .  voaog.  Trach.  1026—1030. 
3.  Das  Schreien :  6  Aalhßoag  (das  Tönen)  to/  vfuv  otvlog  ow 
avQQoiav  dxfSv  ycavaxdv  iTtaveiaiv,  Trach.  640 — 642.  4.  Dis 
Stossen:  a.  Üt  oveidsotv  rjQaaaov  (das  üeberschütten).  AL  724 
bis  725.  b,  ytdycj  x^^^^^Q  ev&vg  i^Qaaaoy  (das  Schimpfen)  xa- 
Ttolg  TÖig  Tcaaiv.  Phil.  374—375.  5.  Das  Zurückhalten:  ua  m^ 
dXiQQO^ot . . .  TtoXvv  TtoXvv  ^fc  öaQov  TB  ötj  xarc/^^T*.  Ai.  412 
bis  415.  6.  Das  Empfangen:  a,  Icij  KidaiQtJv,  tv  ^i  idexovt  Ttfi 
ov  laß(bv  €AT€ivag  ev&vg;  0.  E.  1391 — 1392,  b.  oXßiogy  Sr  a 
aXbivcl  ya  noTe  MvKtjvaioiv  öi^erai  evnavqidav.  EL  160  bis 
162.  c,  TvQorp^ixog  -mkitog  AiyvoTixii  tb  yf^  ae  di^erai.  Fr.  627. 
7.  Das  Schicken:  a.  ii  xlBiva  2alafitg,  . . .  ov  ifciii%fKö   . . .  w 


ÄCf ,  ^tero,  DÄretelluDf  d.  ProiKJrtioostropen  b,  Sopbodep.    7*5 
//'  >  r^iQT^iut.  Ai,  596 — 615,  Ik  ai  Nvuaioßv 

,  1131 — 1133.  Ö.  Oas  Stulüen:  (li^a  x/y*  rßi]  xcf^cif  xaAt^^ftö- 

x^viffdfi^yov  jiodoiv  yXojiav  (das  Laufen)  dqia&at.  Ai*  245. 

JBas  Losstürmen:  mxr^  ^/er  voazm^  atöa^    ,  .,   orc  oi  ;^city- 

SAxiz/r  dviaii  •    ui^fm^tj  .^^Mya,  El.  194 — ^197.  10.  Das 

Berauben:  *ov  ^   ,  //y  (im  Geheimen  aoschauen)  (ptlü  oy^otA- 

cV#Oi;.  Tracli,  ."^48— 549.   11.  Diis  Trxiten :  a.  m  KiOm^v, 

%l  fi  öv  laßwp  txtupai;  irO^ig;  0.  R.  1391—1392.  fe,  ^img, 

iriv  Aatljitipvtv,  EL  485  — 48G,  12.  D,is  Scbmauneu :  danirtm 

Toben)  yoQ  av  nahv,  Tracb.  1088.  13.  Der  Holzbacker,  ^^\ 

m,  die  Axt  und  das  Holzbacken:  ^{jiiiQ  d'  ^fii^  x^*^  xoii'oA*^»?? 

97—99.  14.  Djik  Scbreibeu  und  die  Scbreibtaf*^!  i  a.  lavi*  Lii" 

]t,  xßi  yQafpov  (dat^  Mürkfeü)  tf^iHOi^  iao).  PhiL  1325.  h,  ^^c 

'  '  f/^£i'o^^  dtktoiai  (das  Gedäclituis)  rote  ^/^itt:  loyovg.  Fr. 535. 

Der  Kränz:  ißa^  n^h   ...   oriifcivio^ia  (die  Zinne)  7iv^ymv^ 

mv»"llfataTov  fhJv.  Ant.  120—122/16.  Die  Flöte,  die 

Ja,  die  lederne  Binde  und  das  Flötenspieh  i/r<r^  ya^  ov  a^a- 

V  ctvkiayMtg  Jt#.  aX)'  ay^tatc  q^i-aatai  (fOQßitäg  ang  (er 

bt  nur  unbeecUeideu,  sondern  höchniütbijf).  ¥r.  753,   17.  Der 

1er  und  der  fallende  Wurf*d:  n.  atigyuv  6f  tuxjttaovia 

Kl  ngtAti  ofHfiOP  xt'/?€»'ft)»'  (der  Etwas  wagt»  muss  mit 

Bisse  zufrieden  sein«  und  t rächten,  da^Neltx)  nat'h  Kräften 

a).    Fr.  686.  b,  aii  yctQ  £v  niiitovatv  m  JiOQ  xt'^m 

haben).  Fr.  762. 

IV.  Ji[d  Gymnastik. 

fird*    (tyvytvaiStm*    (^i  ^rt)  ^^     lav 

%*  r;  7'  ^*^>^  vmog.  Tni<:h,  !♦»  -^4. 

y.  Die  Wettkämpfe* 
Der    Faustkämpfer:  "£^ci/ri   ^^   i^tf    oWi^   atrat'/aTcrf^ar 
Srrwg  ig  x^i^g^  ov  xaltäg  (fgov€l.  Trach.  441 — ^442. 

VL  Der  Krieg. 

l.  Der  Krieg:  lUiova   au  t/zt^^  nolfftoi^  (der  foindselige 

ke).  EL  218—219,    2.  Das  Heer:  atgatog  (die  Menge)  <I* 

„^   OQ^   rtv  ixnentiomtct  dlq^n%  avittlolv^t  tov  r^oWaK 

740 — 750.    3.    Das   Bewaffnen:   av  yaQ  :ia)y.kairor  atmya 

•w  dlor.  to  fiij  yMlop   xadonXiaaoa  (das  Uoniasfordern). 

t(>85  — 1U86,   4.  Die  TrümpeUi:   d  q^'hyft^  l4^uyag   ...   tig 

i7/rs.  Ai.  14  —  17.   5.  Das  Werfen  der  Lanze,  die  Lame 
l  die  Luh    h  ^      i* :  a.  r  xai  z/^^:  'Atqiidmtuv  f'yjmoag  (daa  Er- 
ben) x'V*^  **^^   '^^'  **  yoacf  df  fwt  n^niag  aiakog,  at^'  in 
ffvtiilng  iyx<*9  (^0  Abwehr).  O.  R,  168—170.    i\  iiL>/#^r  aya- 


726    W.  Pecz,  Sjttem.  Daratellang  d.  PropoTtionttropeB  b.  Sophod«. 

yeg  iit  aineiväg  ravd^  (fixaUag  alx^^-  Trach.  857 — 859. 
d.  ofifiorvtov  ano  hiyxoLQ  (der  sehnsüchtige  Blick)  wfhfnp. 
Fr.  169.  6.  Das  Schiessen  mit  dem  Pfeile,  dw  Pfeil,  der  Bogen- 
schütz  und  das  Zielen:  a.  iSida^ev  . . .  dvoofxßQa  qmbyuif  ßäir^ 
(der  Gussregen).  Ant.  355 — 359.  b.  Ttavteg  aiare  %o%meti  anuh 
Ttov  TO^ever*  ävÖQog  tovde.  Ant.  1033 — 1034.  c  voUSva  <rar, 
IvTteig  yoLQy  wäre  fo^ovrjg  dqnpia  ^vfitp  TcaQÖiag  vo^aifinna 
ßißma.  Ant.  1084—1086.  d,  xa*'  V7tB(^ßola¥  Toge&rag' (das 
Geheimnis  errathen)  h.qa%rj06  tov  navT  siiaifiovog  pl^ov. 
0.  B.  1196—1197.  7.  Das  Abnehmen  der  Waffen  des  getOdteten 
Feindes:  ov  aloka  vv^  ivaoiCp^iha  (das  Verschwinden)  %btxm, 
xoT6vro^£t  TBy  q>h)yiC6^€vov  LäXiov  aicio.  Trach.  94 — 9&  8.  Düb 
Bollwerk:  a.  ovdev  iariv  ovre  jivgyog  (der  Staat)  oSm  nig 
i'Qfjfiog  avdqtüv  fit]  ^woixovvTOiv  eaw.  0.  R.  56 — 67:  b.  ^am- 
Twv  o  i/n^  X^Q9  nvqyog  (der  Beschützer)  dviara.  O.  B.  1200 
bis  1201.  9.  Das  Zerstören:  a.  okuka,  öianeTTOQd'ifj^ica  {m  Oraide 
gehen)  q)iloi,  AI.  896.  b.  rvg)Xijg  in  azfjg  €X7v€7t6(f9tgtgu  (tu 
Grande  gehen)  ralag.  Trach.  1104. 

Yll.  Das  staatliche  Leben. 
1.  Die  Wache:  oqw,  q)iXai  ywdiiug,  ovdi  fi  ofifjunag 
(pQovQoiv  (die  Aufmerksamkeit)  naqfjX&e,  Trach.  225 — 226.  2.  Der 
durch  das  Loos  Etwas  erhält:  aideaai  de  ^fjviQa  TtoJLkaiy  hm 
xlf]QOvxov  (der  Etwas  hat).  Ai.  507 — 508.  3.  Der  entkommow 
Sklave:  a.  rjX&^  ivavriog,  ov  ÖQajuvrjV  (trügerisch)  tov  xÜ^jov 
eg  fuaov  ytad-eig.  Ai.  1284 — 1285.  b.  dovlov  yaq  iy  dea^oigi 
dqanirrfg  dvijQ  i^wkov  noöiad^elg  näv  TiQog  fßovrjv  Xiyu  (du 
früher  entkommener  Perseus  redest  jetzt  nach  meinem  Gefallen,  da 
du  in  meinen  Händen  bist).  Fr.  60.  4.  Die  entkommene  Sklavin: 
evvaiog  eitj,  ÖQaTthiv  (unsicher)  OTtyrjv  i'xwv.  Fr.  184. 

Vni.  Die  Arzneikunde. 
1.  Das  Heilen:  ava^  Iloaeiddvt  %7t7tOLOiv  %ov  dx^atffia  (das 
Bändigen)  x<xkiv6v  n^dnaiGi  Toiade  xiiaag  dyvialg.  O.  C.  713 
bis  715.  2.  Der  Arzt,  die  Arznei  und  die  Krankheit,  die  ein» 
Schnittes  bedarf:  a.  ov  nqog  iotqov  ooq)ov  d^Qrjvdv  kjK^dg  Tffog 
tofiüivTt  nrjfÄOXL.  Ai.  581 — 582.  b.  oavig  . . .  piuCßv  n^oaamu 
tffi  voaov  TO  qxxQ^OKov^  IctTQog  iaviv  oxm  htiaTrjfiuv  -»xumf 
(wer  das  Schlechte  mit  zu  strengen  Mitteln  bessern  will,  ist  ein 
unvernünftiger  Mensch).  Fr.  514. 

IX.  Das  Schmiedehandwerk. 
1.  Der  harte  Stahl:  %ov  iynQaTiaTOToy  aldtiQoy  otttow  h 
nvQog  Ttegiaxelfj  d^qavax^ivxa  aal  ^ayivra  tiXüot  ay  dciSotg 
(wenn  du  nicht  nachgibst,  mnsst  du  fallen).  Ant.  474—476. 
2.  Das  weich  gemachte  Eisen:  ndyw  yag,  og  za  duy  huxqtif&ef 
TOT€,  ßcLq^fi  aidrfiog  oig  i&rjXvv&Tjy  arof^a.  Ai.  650 — 651. 


IVc#,  System.  ÜAi-ät^llnTTg  d*  Proportiomtropen  b.  SopbodM.    7f7 

X.  Die  GieädkuD^t« 
Di«  diirehl6oherte  Thonform  för  Wachsmodelte:   n'ifrrfc  ^irv 
HIV  UySoi;  ^  mmvo^t^tatel.  Fr,  33. 

XI.  Die  Archiiektur. 
l.  Diis    Bauen:   €v  yitq  Aai   dijfoarcrrri'Jy   loyog  cvpiokka 
^fiff^tv  etg  fAiaov  Tii^taiPETai  («las  VereinigeD).  Fr.  745,  2.  Der 
'rcMtekt,  die  Richtschnur  und  die  gerade  RiclitUDg:  Taov  fUfQiiy 

r  421, 

XU.  Die  Jagd 
1.  Daö  Jügen;  Ai.  2,  ö.  37,  564;  Ant.  92,  433;  0.  B,  542; 

a  1026;  El.  1054;  Phil.  116,  958,  1005,  1007;  Fr.  421, 
>6.  2.  Die  Beute:  0.  C.  950,  1059;  PhiK  609,  839.  3,  Daö  Ver- 
Igen  der  Öpur  und  die  Spur:  Ar.  20,  997  ;  0,  R.  109,  221,  475; 
räch.  271.  4.  Der  Jagdhund:  a,  iv  <U  <j'  l^tffQU  Aivog  Aa^aivr^ 

^ig  ivfirog  ßaatg,  Ai.  7  — H.  6.  ß^ßmiv  aqtt  dwftatiüv  i*/fd* 
f^/ot  ^ir^ciä^^ioi  xoKCuv  nai^oi^yrjiatiop  mfiAtOi  xtvic  (der 
fich«r).  EL  1386—1.188.  S.  Das  Ja^dneU:  iv  toimp  avtmg  dt- 
^vmg  (der  Umstand)  alloAicat.  Fr.  Ö7L 

XIII,  Der  Fisohfan^. 
Das  Fischemetz:  Äa^f^if*i¥  üfnoig  io7g  iftolg  E^rvioy  t^>^ 
iy  dpifißh,arQt}y  (das  Kleid).  Trach.  1050—1052. 

XIV,  Die  Pferde2ucht  und  das  Pferderenuen. 

1.  Das  muthige  Pferd  und  der  ZÖgel:  a.  o^vrioto  ifCirrfiaea 

f^  (der  Zwang).  Ant.   109.   b.  (jfttx^tp  jffiA/rr^ti  o    rnda  loi^ 

n\uivotg  Yn^Tovg  xata^rvO^irtag  (die  nicbt  nachgeben,  wer- 

&n  leicht  ho8io^^t).  Ant.  477 — 478.  <*.  liWe^  yag  )f!fTjog  ivyiri^g^ 

Jfv  r  yiQiov,  i.y  tolg  duvdlg  i^vfwp  oiK  anuih^ötv^  aXX'  oq^ov 

lue  wtf]0iy^  iiacaftn^g  di  av  i]fiäg  r*  oi^vvug  xairhg  hf  nqii' 

>r  EL  25 — ^28.    2.  Das  Gehiss:  a,  o^v  Kx^i^  cto^ta 

lil)  dixrjtai  ta^ia.  EL  1461  —  1462,  6.  m  ipt'xij  oyli^t 

^kißiH;  h^OAiklkrjvoy   oto^hov  (die  Selbstbeherrschung)  nct^i- 

>*tr',  dmnuvB  ßofjv.  Trach,  1260 — 1262.  3,  Dag  gelbmähuige, 

fui  gefütterte  FobleUt  der  Stall  und  der  Pferdehüter i  a.  tvtftüg  aü- 

fO^  aKijfiTai',    *..    nifinkrfii   fi^dioPt   naoay  ulxitiffv  ff^oßr^ 

Xdfti  Laub).  Ant  418 — 419.   b,  xoutjg  Si  nivl^ng  Ximyx^^'^  nmXov 

■^"^       ,  ^1^  üvvaqii(XQ^tio<  ^hüvvao  ^miqaig  h  tnnüai* 

X^V  X^*  ^tQvg  ^ifj*  r^oy  avx^yiLn'  lifo.  Fr,  587. 

~CV  ii  Oifad^fl^ig^  mT}Xog  utg  tifpogßiijt.  Fr.  727.  4.  Das  Dres- 

|tren:  tifiaig  €tvtQp  iv   voftoig   /largog  äü   nwXttdofinJp  {das 

iehen)*   iVL  548 — ^549.   5.  Das  Zweigespann:    otxiJät    iixpijjy 


895 


küotg  fiov  i^F  fiovr^v  ^lyat^ida.  (die  Gefährtin).  U.  C,  894 
.    6,  Das  ie«!hte  Seilpford:  nAAa  d'  in*  alXotg  inivti^ft 


730    W,  Pecz,  Syetem.  Darstellaiig  d.  Proportionstropen  b.  Sophod«. 

q^ofiov  wate  vavrikog,  haßtitov  ifinoXnj^a  t^  Iju^*  fpff^k' 
Trach.  537 — 538.  4.  Der  Genosse  des  Handelsmannes:  a.  oto 
ovo^a  fCQog  tov  twv  ^vvefinoQotv  (der  Gefährte)  i'x^f  Trach.  818. 
b.  !kxiXX€0)g  nai,  Tovde  tov  %wi^inoqov  (der  Freund). .  •  häLM 
i^oi  oe  Tiov  xvqwv  eitjg  q^aai,  Phil.  542 — 544. 

XX.  Die  Schifffahrt. 
1.  Das  Schiff  und  der  Vordertheil  des  Schiffes:  a.  oiiip  h%i» 
ovte  nvQVog  wie  vavg  (der  Staat)  SQVfiog  avdQfüy  /i»  ^t-vei* 
TiovvTwv  data.  0.  E.  56 — 57.  h.  i<f*,  w  q>lXa  yvvamwy,  «rf*  mnir 
TtQipQa  (was  Yor  den  Augen  ist)  di^  aoi  ßlineiv  TtaQen  ipo^,- 
Trach.  222—224.  2.  Die  unteren  Zipfeln  des  Segels  und  das  um- 
geworfene Schiff:  vaoCfOOTig  iyxQctvrj  noda  rdvag  vneiiutt  fiigdcv, 
vn%ioig  xaTco  axqiipag  xo  loinov  aiX^aaiv  vctvriJiXnai  (wer 
der  Nothwendigkeit  nicht  nachgibt,  muss  fallen).  Ant.  715^717. 
3.  Der  Anker:  aiX  aiai  fxtjxqi  Ttaideg  ayxvQca,  (der  Schutt)  /Xior. 
Fr.  612.  4.  Das  Ausschöpfen  des  Seewassers  aus  dem  SdiUb:  ftin 
fiVirfi  dg  TCceTLfj  didcumi  jue  fir^  utg  nojqtftxv  xt^gip  jilfi99i^ 
dofitjv  avTlei  (das  Vergeuden).  El.  1289—1290.  5.  Dw  Ober- 
befehl auf  dem  Schiffe:  toiyaQ  dt'  OQ&ijg  ivavxk^fug  (das 
Regieren)  itoXiv.  Ant.  994.  6.  Der  Steuermann  und  das  Btenen. 
a.  navxa  yaq  ra  t  ovv  n&Qog  ra  x  elaeTceiTa  ag  xvßtffäiim 
(das  Föhren)  x^^'  A.  34—35.  b.  ov  mg  tig  av  dvvaiTO  nfififa- 
Ttjg  (der  Führer)  aTQOTOv  zolg  näci  oei^ai  tluI  xaragTiiaai  x^V'* 
Fr.  470.  7.  Das  Rudern:  a.  Toiag  iqiaaovaLv  (das  Bestfirmei) 
aTteiXag  drd.gcrteigldxqa'idat  xad'  ri^cjv.  Ai.  251 — 252.  b,  I$c9n 
ovv  dnovTi  zdlfix^^  q>ihj}  ooi  fir]div  rjaaov  rj  Ttdffog  avwrjfS' 
TILieiv  (Freund  sein).  Ai.  1328—1329.  c.  f^ir^riv  iqiaacov  (dasNaeb- 
denken).  Ant.  159.  d,  iv  laeraklay^  TtoivfiVjxavov  d>dfOS  iffiami 
(das  Handhaben).  Phil.  1134—1135.  8.  Der  Schiffer  und  der  Stnra: 
Y^dri  TiOT  ildov  (xvÖQ  r/vj  ylwaatj  O^gaavv  vavrag  ig>Ofiirflana 
Xei^udrog  xo  7i'Ulv,  o)  q>^ey^^  av  oim  ivetgeg,  rjvinuM  h  xmc^ 
X^ifAWvog  elx^r'  a)X  vip  lijuaxog  /.gvipaig  naxiiv  noffAx^  ^V 
hilovvi  vaiiihov  (du  willst  mich  zwingOD,  dass  ich  in  den  jetiigea 
ernsten  Verhältnissen  so  Etwas  thue,  was  ich  nicht  will;  aber  da 
wirst  schon  schweigen ,  wenn  du  in  Folge  dessen  mit  mir  xu  thiu 
haben  wirst).  Ai.  1142—1146.  9.  Der  Geführte  auf  dem  Schüs: 
diX  iv  Tcamig  xoig  aolaiv  ovx  alaxivof lai  SifinXovv  (die  Oeffhrtin} 
Ifiavxijv  xov  ndd^ovg  TCoiovfiivrL  Ant.  540 — 541.  10.  DasSchiftn 
mit  eingezogenen  Segeln:  a.  ijo  iaxtv  t)  awl^vaa  xtd  tamß 
k'ni  TiXiovxeg  (das  Anvertrauen)  OQdrig  xovg  q>ilox;g  noioifteda. 
Ant.  189 — 190.  b.  vvv  d*  iv  mcmoig  fioi  nleXv  vgnei^inj  (die 
Vorsicht)  doxu.  El.  335.  c.  ^Ttnoiaiv^  J)  nxfxßaiGiv  nxvaxoiäs 
(das  Fahren)  x^ova;  Fr.  129.  11.  Das  grosse  unbeschiffbare  Meer, 
die  Winde  und  die  Wogen:  a.  xeivoig  d*  ia(og, .  .old'  iyw,  ipanj- 
aexai  fxayiQov  xo  äevgo  nihxyog  ovdi  nhiaifiov  (der  lang»  and 
gefahrvolle  Weg).  0.  C.  661—663.  b.  fiiy   äga  nihxyog  (die  Ge- 


^  ^tl,  ^yitem.  Darstenttng  d*  Proporiionstropen  b.  Sopbodes,    7^1 

r>  iXaxhhw    0*  C.  1746.    c.  noXkct   '/itq   mOT    a/tafiayrog  In 

^v  f(  ßoqia  Zig  nriattz     h  €vqh    novim   ßavt    tuiovia  t 

ovfiu  di  joy  Kadfioy^rij  t^tfity  lo  d    oti&f  ßunov  TtoXi* 

f»y,  Trach.^  112— 119.    12.  Die  Meeresstiüe  T  ^v  yalrjvtj  (die 

H?)  ndyj    idiQXOfifjV  lonov,  El,  ,899.    13.  Der  günstige  Wind 

Bd  der  Abgrund:   a,  axhha  ya^   ifd  ye  tov  fia^t^wp  aXatav 

^ivtav   otQtfi^    (das^  Glück)   f,ti}    /itXaaat   S^ofWK  AI  887—889, 

^■"ifVTijv  yciULC  rm*  noXiv  XQ^^V  ^^^^^  ^§  ov^iuty  (das  Gluck) 

^oiüay  fg  j^v^ov  (das  Verderben}  /iiaup.  Ai.   1082--108:i. 

iro^. « ,üg  z    ijiav  yäv  q:iKap  iv  novom  akioicav  xaz*  oqSov 

ng  (das  glückliche  Regioren),  ja  vvv  r    ivnoftnog  u  yivoio. 

EB89 — G96.    d,  oi>^Oi^   (das  Glück)   Mpdakfiutv  ifitoy   Cfwij 

ff    aint/Sty  fQ.iotarj    Aalog,   Tnich,   815 — ^816.  e.  xcf*  tao 

^üig  k'ftJiida  xaiOif)iC€t  (das  glückliche  Eintreffen),  Trach.  8:>7 

828*    14.  Der  sanft  wehende  Wind    und  das  brausende  Meer: 

Jy  T*  tirifta  nvitfiatioy  h.Oißrfle  üvivowta  itoyiop  (der  SUike 

ligt  der  Würde).  Al  674—675.    15.  Die  Woge  und  das  von  den 

llen  gepetUcbte  Meeresgestade:    a,  liia&e  ^t    olop  agti  xvfiu 

viaQ  vjt^   ^cfAijt;  di.iffidQnfW¥  xt'xA£rrat  (sehet»  wie  mich  des 

len  GeinOthes  Wuth  hin  und  her  treibt),  Ai.  351—352. 

.    (ixtäy  (die  Stufe)  /lafa  ßto^noy  .  ,  .  Iniai^ydx^^^'^- 

'0,  K.  182 — 185.  c.  Ketaait,  itg  oaoy  yflidioya  (die  Wirre)  (Suri^g 

OQÖg^  ikt^Kv^iy,    0.  K.   1524^1526.   d.   navfnO^^y  ßo^uag 

ug  aKid   nv^aTonXf^i  x^'f'^Q'^^   xJU»'£irai,   dg   Kai  toydi 

if^ag   äeiyal    xi\uatoctyilg   ami   y.loiioimy   du   ^lyoxam» 

^^     1240 — 1244.  r.  */i^tjywy  dayog  j^yioatgotpog  i^(o  fra^aan^ 

nSR'rtxtiix**^**  .7a^£i$  xAttJfuy'  {die  Wirrej  tifutnov.  Eh  731 — 733. 

1&  Die  Fluth  des  Meeres,  die  tobenden  tlirakischen  Winde,  der  Mee* 

rvffgraiid  und  die  von  den  Wellen  gepeitschten  Meereskäbteu;  olg 

I'  I  OF  atiQi^fj  Oio^iv  äüfiogt  ixiag  ovdiy  ilXtijtii  yiyutgi/^i 
S^og  f^nov*  o/AOiov  uiaze  a^ytiaig  olÖ^ia  dvanyooig  oiav 
maccuay  i(^6ßo^  vqalop  fjudod^n  umalgt^^tHi^du  ßiaaolUr 
(ptim)'  &h'a  äiödyifioy,  aioio»  ß^iftoiüi  d*  dytinXfjig  axiof'. 
t  583 — 592.  17.  Das  Schwanken  di»s  Schiffe«  und  der  Abgrund: 
lOvd^g,  id  f(iy  Ji;  /loleoig  doffoXi^  ^tol  :tolXi^  aa'M^  Qii- 
~r«^  (mit  Unglück  heim&uchen)  u/QÜntaay  jidlty.  Ant  U\2—  163. 


hg  ya^t    0,0 ai^  ^aitog  ilaoo^g»  ayay  rßt{  aakitu   (in 

r  ^ein)  xav^t-AOttfiaai  xa^  ßv^mv  (das  Verderben)  iV  ovx 

m  (fotylov  adlov  (die  Gefahr)  0.  K,  22—24,  c.  ng^töoiag  di 

jßaJUmi  (vom  SchickBal  bedr&ngt  ^in)    HUxT^a,    El.  1074 

wlb,    18.  Das  glöcklicho  und  unglückliche  Landen:  int^g  di 

üfj/g  :tiHog  otx  l'otai  X^tT^r,   nmog  Ki*^QiQvjv  ovxt  otfuftovog 

tt  oiäv  Aajaiai/fj  toy  ifiiyatoy^    01  öo^aug  ctyomioy  lici- 

nit^   Am  Ziel  zum  eigenen  Unglücke  erreichen),  £1.10X0104;  (^das 

ly;  0.  iL  420—423.    19.  Der  Hafen:  a.  xdig  aoXXoig 

it'jy  aatatog  ia^*  hm^iag  kija]y  (der  Schutt).  Ai^  682 

6.  r^ttyt  iV    r^y  fim  iiuyiog  oiioyov  JU/iiJy  (der  Sammel- 


784    W,  Pect,  System.  Darstellnng  d.  Propoitionstropen  b.  Sophodes. 

d.  Das  Feuer. 

1.  Das  Funkeln:  a.  ald-tovi  (gl&nzend)  aidf}^,  AL  147. 
ß.  cXav  idtjhaaag  avÖQog  ai&ovog  (wahnsinnig)  ayyikiav,  Ai.  381. 
y,  TCQoad^sv  oLrog  tjv  ai&tov  (hochfahrend)  vßQia%r}Cf  w¥  it  hu 
liiy  on)  (pQOvü.  Ai.  1087 — 1088.  2.  Die  Flamme:  er.  avay  ovgca44» 
q>Uyo)v  (das  Toben).  Ai.  196.  /3.  ^vvcav  ircoTtiav  qAßfa  (die 
Grösse)  nr^fictvog.  0.  £.  166.  8.  Das  Licht:  a.  nmav  öi  haiiftm 
(hell  tönen).  O.B.  186.  ß,  elxxpixpB  (das  Schallen)  yiq  rov  nwoerrog 
a^Uog  (pttveiaa  q>a^a  JIoQvaaoi).  0.  B.  473—474.  y.  dixag  o  ilafi" 
"Wsv  (das  Walten)  oaiov  q>iog  (die  Ehi-würdigkeit^  Fr.  11.  <l.  ai)  if, 
(a  %o  hxfiTtqov  qxig  (der  adelige  Stamm)  aftoaßevwg  yivovg,  ^oiißBtg. 
Fr.  497.  4.  Das  Fener  und  die  Wärme:  er.  ovx  Sv  ngiaifitw  ovö&fog 
loyov  ßQOtov  oüTig  y^svalaiv  iXrciaiv  Sequaivexai  (sich  trösleo). 
Ai.  478 — 479.  ß,  tCjv  av  d-aXTtog  (der  Schmen)  ovx  vnexdooftA 
Ant.  1086.  y,  ig  H  ptoi  ßleipaaa  d-ahtSL  (das  Beben)  t^  cnnpci^ 
OTip  nvQi  (die  Aufregung);  El.  887—888.  ö.  wxL  viv  ov  9aAnog 
(der  Schmei-z)  ^eov  xilom.  Trach.  145—146.  5.  Das  Bnmien: 
qiHyei  (das  Quälen)  fxe  TteQißoarov.  0.  B.  191.  6.  Das  Schmdnn: 
a.  Tiv  ad  zaKBig  (das  Thränen)  wd*  moQeatov  olfuoyap.  S.  189 
bis  123.  ß.  ixvsv  Toniayy  xa%a%ayu)f.i(xi  (das  Verschwinden)  EL  187. 
y.  ovS"  av  et  ULaqft  ivTaKeirj  zff  (pikeiv.  Trach.  462—^463. 

e.  Das  Wasser. 

1.  Das  Fliessen:  a.  ti  drfva  do^rjgj  r]  xi  YXrfiovog  xa)Jjg  im* 
Tijv  ^Boiari  (sich  verbreiten)  wtpiXr^^a  yiyverai,  0.  C.  258 — 259. 
ß.  aol  äs  TrXovdla  tqaneta  YMod-w  Y.ai  neQiQQihiü  (das  Yergehei^ 
ßiog.  El.  361 — 362.  y.  datfiwv  öi  rolg  fiiv  evzvxtjg  ycaS^  ^ffcn^t 
rjfiiv  rf*  anoQQti  (vorbei  sein).  El.  999 — 1000.  2.  Das  Henb- 
träufeln :  rüg  fiavlag  deivov  aTtoöToCei  (das  Nachlassen)  av9igiy 
T€  fievog.  Ant.  958—960.  3.  Die  Quelle:  a.  ^xjyßiv  rf*  oinUn  mifüi; 
(das  Fliessen)  rftW//«*  daxQvcov.  Ant.  802—308.  ß.  aVf  d  t% 
ay,ovovarjg  et  ^v  ^rjyfjg  (der  Laut)  di  äuov  fpQoyfiog^  oix  or 
EGXo^riv To  ^anoxlfjOat  rovfxova&hov  d^f^iag.  0.  B.  1386 — 1388. 
y,  OQüß  noixovrjg  i^  aqycag  veoQQVvovg  nrjyag  (die  Spende)  yala* 
TLTog.  El.  894--895.  d,  EQQiayev  Tinya  (die  Menge)  daxqiiay.  Track. 
852.  4.  Der  Sturzbach :  OQag  naga  ^ei^Qoiai  XBiiiaqqoig  oaa  dh- 
ÖQtJv  vTTalyLBi,  nhSvag  dg  ixad'Cerai  (wer  der  Nothwendigkeit  nad»- 
gibt,  fällt  nicht).  Ant.  712  —  713.  5.  Die  Fluth:  a.  7tolS/f  ^siftati 
(der  Haufe)  TtQoovioaofxivovg  xQ^'<^o^  ^oi^^Xfi  ^*  rmsomtaq^ 
nalz^  ^tnTtl  Ttvqi,  Ant.  129 — 131.  ß.  da^^vtov  ^rj^aaa  ^CQfii 
vcLfiaxa  (der  Tropfen)  eU^ev.  Trach.  919—920.  6.  Das  Bauschen: 
a.  loyoi  S*  h  dUrikoiaiv  «gpo^otr  (das  Schmähen)  xaxoi.  Ant  259. 
ß,  alla  ravta  xai  nalat  Ttolewg  avögeg  ^loltg  (pegovreg  iQQO^r 
(das  Murren)  i/aoL  Ant.  289 — 290.  y.  yavwv  avdq  ävr^q  iftin^- 
d^oig  (das  Schmähen)  xaKoiaiv,  Ant.  413 — 414.  d.  tvoDm  fih  ha- 
yotg  STteQQodr^e  (das  Kränken).  Trach.  263—264. 


IT.  P0CSt  System.  Datst^Ilung  d,  PropDitionstropeu  b.  Sophocles.    7S5 

/,  Meteorologische  Erscheioungoii. 
1,  Der  Wind:  a.  retog  df  yov(f^ig  yrvivfitaat  (der  Oedanke) 
ßoanov,  Ai,  558,  ß.  y.ai  (pd^ly^ta  y.ai  äv^iotv  (erhaben)  ifQonjfia 
y,ai  dcTvvoNot^  ft^ycti;  Ididd^ara*  Ant»  354 — 355.  y.  vnBOri  ftot 


ovaQ  nvhiüctvra  (Jas  Entsleben)  ny.tog,^  r^^uqotg  ^aXüaatTai. 
Fr.  63.  2.  Der  Sturm,  die  Wolko  und  die  Finsternis:  a.  Aiag  ^o- 
Xt^iTf  y.Ctrm  t&ijuüvi  (der  Wahnaiun)  rom]aag.  Ai.  206 — 207. 
ß,  yai  ai  xai  to  aar  XctßQor  oropa  aftiyqoi  yiifoig  tax  «*'  ^i^ 
innvivatti:  fuyag  yit^mr  (wenn  meine  Geduld  reissen  wird)  yMta- 
—'jBfctti  ii^v  noV.lr  ßot]p,  Ai,  1147^ — 1149,  y,  ininvti  (das  Heran« 
formen)  ^maig,  l^hiautit'  d%4}iiav  (die  Wutb).  Aut  13G — 137. 
f*.  cxnXfi  7X0^  ij^iir  dtvQ*  ay  ISt^tyoiP  lyta  ralg  aalg  iiiuhug, 
of«»  ixttftdalhji'  (das  Bestürmen)  tntt,  kwU  390 — 391,  £.  PBtpiXr^ 
(die  Thräne)  <J'  otfoitop  ivriq  aiftamiv  ^tO^og  aiaxiVci,  Ant.  528 
hiß  529,  C  do^K  r  tir  h  ^ff/n*}*/  (der  Andrang).  Ant,  670.  i;.  er* 
rwv  atTf5>  drifiiov  öi/rai  (die  Leidenschaft)  ttjvdk  y  f;forcriy. 
A0t.  929—930,  ,9.  ca^m  x^^mtoj'  (in  das  Unglück  stürzen)  nnhy. 
U.  ß,  101.  t,  h)  üKOTOV  PHfOi;  i^ov  (meiner  Blindheit  Finateruisj 
atior^/roK  0,  \i.  1313 — 1314.  x.  adyra  ydg  avyaQitdaa';  d^diX 
afffvg  ßeßrp^ag.  El.  1050—1051.  L  dy^qeKoy  (offen)  ijnßaleg  ox 
n(ni  y^ataltatfmy.  El,  1246.  /i.  ot^i  ityivitdfti^v  (die  Unannehm^ 
Ijdikeät)  ovöh  yhoy^i,  Trach.  146.  v.  Kiytcngoi  qoiyitf  y^q^flf 
(das  (jüwand)  y^ii  dolonoiog  dvdyy.a  nXeiQd.  Tracb.  831 — ^833. 
5.  orro/  yi/iit(ft,toy ,  dXmvia  x^fft^^Q^U*  (^«^ig)  Ivm^  ym  naQa 
ynvy  0go£ly,  Phil.  1193—1195.  o,  nQuctJor  ?>^g  nagini.u^ev 
liioi  atovny  dviitvitov  x^ifi«So/<m/i  (^equfllt).  PhiL  1459 — ^1460, 
3.  Di*r  leuchtende  BlitTt  und  der  Sfld Westwind :  a,  kmui^a^  ydq 
ate^  an^htf^^  ^^«fc  <>^iv  votnc  oig  kf^yu^  xtti  vvy  (fQonttog  yfnv 
aXyng  eyu.  Ai.  257 — 259.  ß.  loidrd'  iy  oil^u  Avyya  O^r^Qctrt^iay 
iqirnog.  daiqa/rfjy  (der  Glaiu)  tiy  djnftdnoy  IW<.  Fr,  421,  4.  Der 
(tüSfj*refiren  nnd  der  Ha^^el :  «,  y^vu  .  .  .  fiiXtxg  o^ißgog  (dio  Thi-äne) 
xdXaCa  (das  Blut)  .*^*  atfimtnao\it/yyito.  0.  R.  1278-1 27SI, 
ß.  yai  yir  ov  ÖaXttf^t:  d^ioit  ovd*  ii^ißgog  (das  Unglück)  ... 
/h)ril.  Trach.  145  —  146.  5.  Der  Thau  :  rj  nov  ddtvioy  ytÄO^y 
nyyu   öiiymun'  tifvctv  fdor  Tröpfen).  Trach,  847 — 848*   6.  Der 

)i-e  Sommer:  ö.  i7<ff>* 

r  (der  Starke  huldigt 

drr  WfirHi»),  Ai.  i>7ü — 67 L    d.  /joyo^  ;ttif}tyi  tiftyayog 

(mit  der  Bedeckung  des  weissen  :   : bewÄbrt).  Ant.  114.  7.  Die 

duften*  Nacht,  der  helle  Tag  und  der  Strahl;  er.  i^iatcum  di  vi^* 
ig  aiai^c  KvyXog  rf  XuyoftoXrii  (f^yyog  fjft^^t  tfiyyuy  (der 
irke  huldigt  di*r  Wflrdei.  Ai*  672—673.   1  vt    hhi:  dxrig  (der 


786  J.  Bohrmaser,  Uober  die  Kämpfe  um  Lech&on  etc. 

bis  66.  9.  Der  sich  fortwährend  verändernde  Mond:  aUi  aifiog  ad 
TtOTfiog  iv  Ttvxvtp  deov  TQpxv  ^vKleitai.  xal  laeraXJiaaau  ourir. 
äcTtBQ  asX^vtjQ  ^  oipig  evtpqova  ovo  ar^vac  divcuv  av  awm 
iv  fiOQq)fj  iui(f  alX  i^  ddrjlov  nqorvov  eQxevai  via  TtfiöwnQ 
xaiXvvovaa  Aai  7iXif]Qovfi€vr^ ,  xf^'^o^^«?  avTt^g  evyeveavanj  (paif§, 
nihv  diOQQÜ  xdnt  fAtjöiv  SQX^rai.  Pr.  713. 

Wenden  wir  nun  unsere  Blicke  auf  diese  Gruppierungen  der 
Proportionstropen  zurück,  so  werden  wir  ans  diesen  folgende  Sclillto 
ziehen  können:  erstens,  dass  Sophocles  in  einem  Zeitalter  nnd  for 
allem  Andern  in  einem  Staate  lebte,  welcher  auf  dem  Höhepnncte  seinfr 
Entwickelung  stand ,  in  dem  Zeitalter  des  Pericles,  in  welchem  die 
Beschäftigungen  des  Friedens:  die  Jagd,  die  Pferdezucht  und  das 
Pferderennen ,  die  Viehzucht,  die  Gärtnerei,  der  Ackerhau,  der  Hio* 
del  und  die  Schifffahrt  mächtig  aufblühten ;  zweitens,  dass  diese  Be- 
schäftigungen des  Friedens  auch  den  Geist  unseres  Dichters  anspra- 
chen, dessen  Phantasie  daraus  glänzende  Bilder  schuf;  drittens, 
dass  Sophocles  ein  reges  Gefühl  für  die  Natur  besass,  da  er  daraus 
die  meisten  Proportionstropen  entlehnte ;  und  endlich  viertenB  sind 
wir  geneigt  auch  das  zu  folgern,  dass  Sophocles,  wenn  wir  bedenken, 
dass  er  in  einem  Zeitalter  lebte,  in  welchem  das  politische  Lehen  nnd 
dann  aber  auch  der  Krieg  so  mächtig  alle  Geister  beherrschte,  nnd 
dennoch  so  wenig  Proportionstropen  aus  diesen  entlehnt  hat,  sich 
gegen  dieses  tolle  Treiben  nicht  besonders  sympathisch  verhielt.  Auf- 
fallend bleibt  es  aber,  dass  die  Beligion  und  die  Mythologie,  eine 
einzige  Metapher  ausgenommen ,  ihm  keine  Proportionstrope  hoten. 
Hingegen  schimmert  in  allen  seinen  uns  übergebliebenen  Werken 
die  grosso  Seemacht  Athens  hervor :  die  Proportionstropen ,  die  aofl 
der  Natur  entlehnt  sind ,  ausgenommen ,  sind  die  der  Schifffahrt  die 

schönsten. 

« 

Budapest.  Prof.  Wilhelm  Pecz. 


Ueber  die  Kämpfe  um  Lechäon  während  des 

korinthischen  Krieges. 

Ein  Beitrag  zur  Quellenkritik. 

DieSchenkelmauem,  welche  Xorinth  mit  Lechäon  verhandei,  er- 
langten insbesondere  während  des  korinthischen  Krieges  eine  groese 
strategische  Bedeutung,  denn  sie  sicherten  den  Eorinthem  dieYer^ 
bindung  mit  ihrer  Hafenstadt,  sie  sperrten  den  Spartanern  das  be- 
quemste Ausfallsthor  über  den  Isthmus  nach  dem  nördlichen  Grie- 
cheulaud.  Die  Kämpfe,  welche  um  den  Besitz  dieser  wichtigen  Po- 
sition geführt  werden,  bilden  daher  eine  nicht  unwichtige  Episode 
der  Kriegsgeschichte  dieser  Epoche. 

Der  Bericht,  welchen  Xenophon  in  seiner  hellenischen  Ge- 
schichte von  diesen  Kämpfen  gibt,  ist  abgesehen  von  seiner  Toreifi- 


J.  Mohrmomr,  Üebar  die  Kämpta  nm  Leohiou  tote.         IVT 

^mm  r  Sparta  in  vielen  Puncten  lückenhuft  uad  unMar«* 

Bntix  :  -I  er  uns  darüber  in  Zweifel,  ob  schon  der  Sparta* 
lUMhe  Pbrurarch  Praxitos  im  Jahre  392  v«  Chr. ,  nachdem  er  die 
korinthische  Bundesmacht  zwiechen  den  Schenkelmauern  be&degt^ 
Lechäon  genommen  habe,  oder  eb  dies  erst  m  folf^enden  Jahre  durch 
Agesüaos  und  seinen  Halbbruder  Teleutias  geschah.  Während  aäm* 
lidi  früher  die  erste  Einnahme  Lechäons  nchon  dem  Praxitas  za- 
g^eBchrieben  wurde  ^  glaubte  Grote')  dieselbe  erst  dem  Bruderfraar 
J.g«BiU^s  und  Teleutias  vindicieren  zu  naOsseu.  Seine  Ansicht  hat, 
saildem  sie  durch  Herbst^  und  Kirchner^)  Tertheidigt  worden  ist, 
auch  m  Deutschland  allgemeine  Geltung  gewonnen.  Orote  stützt  seine 
Ansicht  lediglich  auf  den  Bericht  Xenophons ,  ohne  nur  einen  Ver* 
midi  zu  machen ,  wie  sich  etwa  die  widersprechenden  Angaben  bei 
Biodor  XIV,  86  und  Andokidea  or.  IH^  §.  id  mit  demselben  in  Ein- 
klang bringen  Hessen,  Er  sieht  gich  aber  ferner  geuöthigt,  um  seine 
Aasicht  zn  stützen ,  einigen  Stellen  in  dem  Berichte  Xenophons  eine 
gtawungene  Deutnng  zti  geben,  die  nicht  in  dem  Wortlaute  liegi« 
BaAlich  glaube  ich  im  Folgenden  zeigen  zu  können^  dass  Grote  bei 
Bdaer  Auslegung  Xenophons  einige  wichtige  Momente  anaser  Acht 
gibeaen  hat,  'deren  Berücksichtigung  ihn  zu  der  früher  geltenden^ 
An€ht  bitte  zurückführen  müssen.  "» 

Xenophou  Hell.  IV,  8 — 14  erzählt,  wie  zwei  korinthische  Miss- 
vi»rgnügte  Pasimelos  und  Alkimenes  dem  spartanischen  Phmrarchen 
in  Slkyon  Praiitas  nächtUcher  Weile  eine  Pforte  in  der  westlichen « 
Seteokilmaaar  ^fi&aen.    Mit  einer  Mora  lakedämonischer  Truppen^ 
tei  Sonliogente  der  Sikyonier  und  150  korinthischen  Verbannten 
iWH  er  sieh,  die  Front  gegen  Korinth  gewendet,  zwischen  den  beidai^ 
8chenkelmauem  auf*  Da  jedoch  die  Etitfernuiig  der  Mauern  Mr  seuli^ 
geringe  Truppeumaeht  zu  gross  war,  m  »ucht  er  seine  Stellung  gegeiii 
Kerinth  zu  durch  Anlegung  eines  Grabens  und  Pfahlwerks  so  gut  ala' 
ullfUch  lu  befestigen,  damit  er  sich  wenigstens  bis  zum  Einti-effeii ^ 
um  Verstirkimgen  behaupten  kannte  (§.  9  $tag  di]  oi  oti^^axoftl 
Jof^tj'noiey.)    Es  war  aber  auch  in  seinem  Rücken^  setzt  Xenophoiii 
ailKfi»  in  dem  Hafen  eiu^  o  Besatzung  {rjy  äi  xai  ofrta^€¥^ 

ud&üv  Iv  ri|'  h^ivi  ßoiio,  axrj.)  Diese  Besatzung  kann  aberi 

koneswegs  bedeutend  gewesen  mm,  denn  sonst  hatte  Praxitas  un«* 
aQgüch  eine  solche  Aufstellung  nehmen  können,  die  seinen  B<kckenN 
iliieai  Angriffe  von  Lechaon  ans  bloßstellte.  Allerdings  scheint  daai* 
ffinflein  spartanischer  Beiter  nnter  Pasim^oa,  welches«  wie  anar 
g,  10  hervorgeht,  beim  Hafen  stand,  die  Aufgabe  gehabt  zu  haben/« 
iilicii  Anifall  ?on  Lechaon  aus  zu  T«rhindem.  Allein,  wenn  dieses* 
Bbrfldn  hinreichte,  nicht  nur  die  Beaatsung  in  Schranken  zu  haltail^r 


«)  Gf^tio,  Geseh.  GHeohenl.  üb«r8.  v.  Meläsoer  Bd.   V.,  f.  ^7 
,  n*  m  A.  25. 

^1  Hec*  von  Herzbergs  Gesch.  K&n.  Agesilaos  IT  In  Jahns  Jahr 
br  f  kl.  Philo!.  Bd.  IT  p.  698  ff. 
')  Do  Andocidea  quac  fertur  lertia  omtICMie.  BerUn  lä61  p.  ^  ff. 


i  L  d.  «fltrr.  OTWa.  ISn.    X.  Q«ft. 


47 


'^f^Df         J.  E&hrmoMtt  Udber  die  KaiDpfo  um  Looliioii  de- 

sondern  auch  sich  später  gegen  die  siegreich  Tordi 

wanden  konnte»  so  ist  das  eben  ein  Beweis«  dasB  dit  :;„.l  .t>e«ati 

ä6hr  schwach  sein  mnsste.  Der  folgende  Tag  verging  ohne 

alaaber  am  nächstfolgenden  Tage  die  gesammte  Heeresov    ' '  :  ri 

k-girer  zum  Schatze  Korinths  herbeigeeilt  war,  rückte  dii 

Bmidesmacht  zum  Angriff  vor.  Praxitas  stellte  aen 

dem  Pfahiwerk  auf.  Er  selbst  mit  seiner  Mora  n, 

Flügel  an  der  wesUichen  Mauer  ein  ^  ini  Centnun  standen  dio  < 

nier,  an  welche  sich  links  bis  zur  östlichen  Maner  die  koiinthifl 

I  Verbannten  anschlössen.  Andererseits  bildeten  die  Argiver  das  Oeo«"^ 

tnim  der  feindlichen  SchlAchtlinie ,  während  anf  dem  linken  FlÜgd 

die  Korinther  der  spartanischen  Mora,  auf  dem  rechten  die  S^ldott 

I  des  Iphikiates  den  korinthischen  Verbannten  gegenabersieben. 

Argiver  eröffnen  den  Kampf,  indem  sie  das  Pfahlwerk  dturchbrech 

Liuid  die  ihnen  gegenüberstehenden  Sik-yonier  bis  t\xm  Meere  d. 

[tarn  Hafen  verfolgen,  wo  sie  viele  von  ihnen  niedermachen  {fMu 

\i7Ti  xfaloTToy  %ai  inü  naXXovg  avtmy  aitiiKiEt¥mw,)  Auch  je 

gibt  die  Hafenbesatzung  kein  Lebenszeichen  von  sich,  wiewol  aie  dJtl 

beste  Gelegenheit  gehabt  hätte,  sich  auszuzeichnen,  wenn  m  tnil  i 

I -argivifichen  Bundestruppen  zur  Vernichtung  der  Sikyoi'  t 

leinigt  hätte,  das  ist  ein  neuer  Beweis,  dass  sie  zum  p 

[greifen  in  den  Kampf  zu  schwach  war.  Nur  so  konnte  dif  i 

[nische  Eeiterführer  Paaimackos  mit  seiner  demontiertoB  Maas 

[(die  Pferde  hatte  er  au  Bäume  binden  lassen),  welche  sich  mil  dei 

[aufgenommenen  Schilden  der  gefallenen  Sikyonier  deckte,  den  \ 

\  reichen  Argivern  entgegenti-eten,  wobei  er  selbst  mit  wentgen  aeii 

Ute  umkam.  Wahrend  dem  werden  die  Söldner  des  Iphikrate*  ' 

(den  korinthischen  Verbannten  in  die  Flucht  geschlageQ  imd  Us  i 

lEingmauer  von  Korinth  verfolgt.  Praxitas  aber  lässt,  sobald  u^\ 

iKiederlage  der  Sikyonier  sieht^  deine  Mora  aus  dem  Pfahl  werk  \ 

Itreten,  und  stellt  sie  so  auf  ^  dass  der  Bücken  durch  die  Maocrt  dk 

linke  Flanke  aber  durch  das  Pfahiwerk  gedeckt  ist.   Hier  ist  in  dM 

Berichte  Xenophons  offenbar  eine  Lücke.    Er  berichtet  nichl,  tei 

zwischen  der  lakedänionischen  Mora  und  den  ihr  gegenüberstebioite 

Korinthem  ein  Kampf  stattgefunden  habe^  und  doch  müssen  wir  einn 

aeichen  voraussetzen,  denn  sonst  würde  Praxitas  gewiss  scboii  Mkm 

den  bedrängten  Sikyoniern  zu  Hilfe  geeilt  sein«    Da  nach  g.  13  aaclt 

I  die  Korinther  schliesslich  um  Waffenstillstand  zur  Beatattang  ilirer 

[Todton  ansuchen  (oc  pikv  Koqivi^ioi  xai  oi  !AQy€ioi  zoit^  pfM^mj^ 

Ivnoanovöovg  dnrffov^o),  so  müssen  sie  von  der  spartaniacl« Ikra 

I  früher  besiegt  und  in  die  Flucht  geschlagen  worden  sein,  bevof  Pia- 

'xitas  sich  gegen  die  siegreichen  Argiver  wenden  komiie.  —  SolftU 

die  Argiver  von  der  Verfolgung  der  Sikyonier  dprch  das  Pfahlireri 

zurückkommen «  f^llt  Praxitas  mit  seiner  Mora  in  ihre  imbeedllQdf H  ^ 

rechte  Flanke,  und  drängt  sie  an  die  Östliche  Maner ^  sto  disi  ; 

zwischen  den  Spartanern  und  den  von  der  Verfolgung  des  IpUlialia! 

zurückkehrenden  korinthischen  Verbannten  elngekfitüi,  theils  ditttk  , 


J.  RührmoMft  Ueber  die  Kämpfe  um  Leehäon  etc 


TW 


bindlicben  Waffeü  theils  durch  ihre  eigene  Kopflosigkeit  um- 
len.  Es  fielen  aber  auch,  wie  Xenophon  weiter  berichtet,  die 
bchen  Wfichter  im  Hafen,  welche  theils  auf  die  Matiern  theils 
Dächer  der  Schiffshäuser  -  n  wareu,  (t-      '       iv  di  xai 

T(p  kt^ivt  Tith'  BniiüTioy  c,  Oi  f4ti  .     >  T£*;fti}i* 

\  im  ta  tiyi]  avaßaviBg*)  Aus  dieser  Stelle  ej^ibt  M«h  erstens, 
{ die  letzte  Episode  des  Kampfes  vor  den  Mauern  Lechäous  sich 
Bit,  Denn  die  Argiver  war^n,  als  sie  von  Praxltas  verfolgt  auf 
[irinthischen  Verbannten  stiessen,  abermals  gegen  Lechion  zu- 
ckgrewichen.  (§.  11  üo,  i*  Ivhvxov  trug  (ft^yoeat  itöv  Ko^ivd-mp 
*  njav  Ttnli/Liioig  rlviag  a-n^nkivav  naXtv,) —  Zweitens 
-?  dieser  Stelle  noch  von  Herzberg  a.  a.  0,  p.  292  A.  236  ge- 
g^tp  dass  Leehäon  in  die  Gewalt  der  Spartaner  gefallen  sei.  Herbst 
\Qt\L  a.  a.  0.  p.  694  glaubt  aus  dieser  Stelle  vielmehr  auf  die 
chteinuahme  Lechäons  schliessen  zu  müssen»  ,,DeDD  wäre**,  meint 
llkt,  ^das  Lechäon  damal&ierobert  worden,  so  wäre  das  natürlichste 
^keu,  dies  zu  sagen,  dann  würde  zweitens  die  böotische  Beeattung 
IR  auf  den  Mauern  sondern  zur  ebenen  Erde  umgekommen  sein.** 
ise  Gründe  sind  jedoch  nicht  stichhältig.  Dass  Xenophon  öfter 
Wk  g^nugi  nicht  alles  sagt,  was  er  sagen  sollte,  gesteht  Herbst 
Ho,  p.  700  selbst  zu,  und  wir  selbst  haben  vorhiu  eine  Lücke 
Hnn  Berichte  Xenophons  aufgedeckt  Ebenso  müsete  man  aus 
^,  19  Y,m  tot^  ftiy  tctvta  rrMi^ag  6  l4yt:alixitog  to  di  rcSf 

Ultssei»  '  M>s  sei  nach  der  (zweiten)  Einnahme  von  Lechäon 

^9if  at  ohne  eine  Besatzung  zurückzulassen,    Dass  eine 

artanische  Besatzung  in  Lechäon  stand^  erfahren  wir  erst  aus  (Hell. 
\  §•  U  ff.)  - 

Mit  der  Angabe ,  dass  auch  die  Hafenbesatzung  fiel ,  kaun  er 
mnavb  ganz  gut  haben  andeuten  wollen,  dass  Lechäon  genommen 
nrdo. 

Wenn  wir  ferner  mit  Herbst  auch  annehmen  wollen,  dass  nur 
I  Theil  der  b{^»tischen  Besatzung  anf  den  Manem  und  Dächern  um- 
kommen  sei,  so  liefert  doch  ihre  Kampfesweise  von  den  Mauern  und 
khem  aus  einen  neuen  Beweis  für  ihre  Ohnmacht  wie  wir  sie  auch 
[lon  ans  der  kläglichen  Holle,  welche  sie  während  des  ganzen 
impfes  spielte ,  gefolgert  haben.  Es  dürfte  demnach  kaum  fraglich 
tu,  das«!  der  Ausgang  des  Kampfes  über  den  Besitz  Lechäons  ent- 
bind. V>  ri  wir,  am  diese  Fragid  zur  Entscheidung  zu 
iDfezi,  Xenophons  weiter.  Als  der  Kampf  bereits  zn 
ide  war  und  die  Korinther  und  Argiver  zur  Bestattung  ihrer 
)AtM  von  dem  Siegor  Waflfenruhe  erbeten  hatten,  trifft  ftir  Praii- 
i  di^  erwartete  Verstärkung  von  Seite  der  lakedämoniütchen  Bun- 
ein.  Und  nun  beschliesst  Praxltas  ein  Stück  der  Mauern, 
finm  Durchmarsch  seines  Heeres  erforderlich  war,  zu  schloi- 
'^  auf  der  Strasse  nach  Megara  vor,  nimmt  und  be- 
i.u  Orte  Sidus  und  Kjommvon,  worauf  er  wieder  in 

47* 


740 


J.  RohrnHUter,  Ueb^r  die  Kampf«  am  L«efaiU»i  «tcw 


den  Peloponnes  zurückkehrt ,  nicht  ohne  vorher  uoch  Kpieik^lj 
Bollwerk  dos  betroundeten  Gebietes  befodtigt  zu  haben.  Von 

'  ist  weiter  nicht  mehr  die  Bede.  Wenn  Praxitas  den  Bpartanem 
Strasse  nach  dein  Isthmus  offen  halten  wollte ,  was  doeh  aitö  Mfl 
BODBiigen  Operationen  bärvorgeht,  so  musste  er  doch  zunAehsi 
die  Einnahme  von  Lechäon  denken.  Denn  nur  von  da  a^  t| 

Durchgang  durch  die  Mauerbresche  gesichert,  die  Aür 
selben  verhindert  und  die  uothwendige  Verbindung  mit  den  vorgd 
schobenen  Posten  in  Sidus  und  Krommyon  anterhalteo  wpr'i^^^'n^  Dil 
Besetznng  von  Sidus  und  Krommyon  mfisste  ohne  yoi 
sitznahme  von  Lechäon  in  strategischer  Begehung  al.^  oiu   -: 
Fehler  bezeichnet   werden,   den   wir  dem  Pmxitaä  kaum  laU 
dürfen.   Es  muss  demuach  Praxitas  bei  dem  F  i 

'kODtingente  schon  im  Besitze  von  Lechäon  g«.  ^ 

dass  der  ßest  der  Besatzung ,  na^ihdem  ein    Theil  deraolben 
Kampfe  gefallen  war^  capitulierte,  es  könnte  aber  auch   aeia^  d: 
die  Haumung  Lechäons  die  Gegenbedingung  war,    unt«r  w6lcli( 
Praxitas  dem  besiegten  Feinde  den  erbetenen  WaffenstiUstand 
willigte  % 

Hierauf  kommt,  wie  Xenophon  §.  14  ff.  weiter  1«  4i 

grosse  Krieg  auf  einige  Zeit  zum  Stillstand,  desto  eifr;  i 

1  Freibeuterkrieg  beiderseits  durch  Söldner  geführt,  in  ^^ 

[krates  durch  kühne  Streifzüge  die  lakedämonischen  Bmi...^.„ai 

1  in  Schrecken  setzte.  Während  sich  die  Söldner  des  Ipliikrate«  v< 
den  lakedamonischen  Truppen  In  respectvoiler  Entfernting  luul' 
und  sich  nicht  auf  Speerwmfweite  {ivcag  a^Loviia^iaTogj  an  sie 
anwagten ,  fürchteten  sich  die  lakedämonischen  Bondesgenosi 
ihnen ,  wie  Kinder  vor  Gespenstern.  So  hätten  einmal  mantiDi 

I  Hilfstiiippen  hei  [einem  Ausfall  aus  der  nach  Lechäoa  gen^dnei 
Hauer  vor  den  Peltasten  des  Iphikrates  feige  die  Flucht  «rgnffei 
während  die  Lakedämonier  mit  einer  Mora  und  den  korinthiichei 
Verbannten  von  Lechäon  aus  das  korinthische  Gebiet  r  :  '^    :  i  di« 
Stadt  durchzogen.  (§*  17  av^oi  3i  i^  tov  ylixmov  oo 
f*6Q^  ^ai  joic;  twv  Ko^ivO^m^  (fvyaai  AV^h^  ./ 
Kofjiv^ititp  iat^ateiovTo.)  Diese  Stelle  hat  von   i 

I  Beleg  dafür  gegolten»  dass  schon  Praxitas  Lechäon  einiL:' 
besetzt  habe.  Grote  aber  meint,  um  seine  Ansicht  zu  s' 

Iphon  habe  beispielsweise  ein  Factum,  welches  e^i  in 
der  §.  19  erzählten  Einnahme  Lechäons  durch  Agesilao- 
angestellt,  um  die  kindische  Furcht  der  lakedämoni    Ih 


11  l: 


')  In  dem   Ansuchen    qui  Wafiensüllstand   ^ur   Bestattung 


'  -!age.  Er  WMÄil 
üMht  bti  Hl- 


Todten  lag  stets  das  Eingestnr 

in  der  Regel  selbst  bedinganL 

liartus  aber  hatte  PanaÄüias,  a.»  u^  ov....»^»v«  u^^uu^^n  fa  dtrftof 
I  eich  verpflichten  müssen,  das  Heer  mit  gebundener  llAE8chroat<(T  iritfU^ 
I  in   den  Peloponnes  znrückzuf ührem  Xen.  Hell.  HI »  §.  2i  ü.    PtaiiCM 

hält«  jetzt  eine  Gelegenheit  gehabt,  f^  jene  Schmach  an  den  Thibftnffli] 
I  Vergeltung  zu  üben. 


J,  EQ^irmmetf  Ueber  die  Kämpfe  um  Leelilon  ek. 


T41 


tfon  vor  Iphikiates  in  desto  grelleres  Liebt  zo  setz^,  ich  gtaabe, 
SS  man  dem  Xeuophon  ein©  ähnliche  Unterbrechung  der  chronolo- 
gischen Ordnung  in  seinen  HelleDika  kaum  wird  nachweisen  können. 
ttch  weiss  Orote  dem  §.17  ei-wäbnten  Streifzug  der  Lakedämonier 
^_Ledi&on  ans  keinen  bestimmten  Zeitpunct  auzuweisen.  Endlich 
ich,  das8  §,17  mit  §.  18  in  untrennbarem  ZnsammenhaD^r 
dasK  BicU  der  Streifzug  der  spartanischen  Mora  zu  dem  km- 
\g  der  Athener  und  dem  von  ihnen  bewerkstelligten  Wiedei-aufban 
er  Mauern  wie  Ursache  zur  Wirkung  verhält.  Die  Athener  ihrerseits 
aber,  heisst  es,  seien  ans  Furcht^  die  Spartaner  mochten ,  nachdem 
41t  Mauern  niedergerissen  seien»  in  ihr  eigenes  Gebiet  einfallen,  mit 
goammter  Heeresmacht  navdrj^id  und  in  Begleitung  von  Maurern 
und  Baumeistern  ausgezogen»  und  hätten  die  westliche  Schenket- 
maner  in  wenigen  Tagen  wieder  aufgebaut,   {oi  d'  av  ]4iPmatoi 

x^  Tiixt}  tt^y  Ka^iVxhiwy  iijio^o^  iX^futv  kni  ütpäg,  fjyt;ao[yto 
n^ctttütoy  ilvat  dvaz^ix^aai  t  dttj^tjfilya  vno  nQa^ita  tdx^i^) 
Was  jagte  denn  den  Athenern  solche  Besorgnis  ffir  ihr  eigenes  Ge- 
hl«! eiOf  dass  sie  mit  dem  Aufgebote  sämmtlicher  verfügbaren  Streit- 
kräfte gegen  I^echäon  ziehen  V  —  Die  Mauerlücke  unmöglich«  wol  aber 
die  Streifz^ge  der  Spartaner  von  Lechäon.  Wenn  der  Durchgang 
durch  die  Mauern  nicht  durch  eine  starke  Besatzung  gedeckt  ge- 
wesen wiro,  wenn  Lecbäon  noch  im  Besitze  der  Korinther  war,  m 
worden  letztere  wol  gleich  nach  dorn  Abzüge  des  Praxitas^  und  nach 
^nflößuug  seines  Heeres  unter  dem  Schutze  der  Söldner  des 
ätds  den  Wiederaufbau  der  Mauern  wieder  in  Angriff  genom- 
und  nicht  erst  auf  die  Ankunft  der  Athener  gewartet  haben, 
innss  daher  annehmen,  das»  die  Athener  deshalb  navdti^ui 
ausgerückt  seien ,  weil  es  zunächst  galt »  die  spartanische  Besatzun&c 
HS  Lech&on  zu  vertreiben,  und  erst  nachdem  ihnen  dieses  gelungen 
kouuten  sie  die  Herstellung  der  Mauern  beginnen.  Dass  nun 
lioa  nur  des  Mauerbaues  nicht  aber  der  Vertreibung  der  spar- 
I  Besatzung  aus  Lechäon  Erwähnung  thut,  das  ist  eben  rae 
iott  danl^achläsaigkeiten»  deren  man  in  seinen  Uellenika  viele  naoh- 
WoiseQ  kann.  Nach  dem  im  §,  17  Erzählten  war  es  aber  nicht  schwer, 
diese  Ldcke  in  seiner  Erzählnng  zu  erganzen.  Dass  die  erste  £in* 
nähme  Lerhät^ns  mit  dem  siegreichen  Kampfe  der  Spartaner  »wischen 
den  Schenkelmauern  zusammenfallt»  dafür  haben  wir  einen  klaren 
Beleg  in    '     '  "ede  über  den  Frieden,  welcher  nach  metner 

Ansicht  v  ,i  gehörig  gewürdigt  wurde*  Drei  Siege  schon 

iwtaal  es  dait  §.16  hüben  die  Lakedämonier  gegen  die  korinthischen 
sgenossen  erfochten »  erstens  bei  Korinth  (l^emea)  dann  unter 
aftlhrung  des  Agesilaos  gegen  die  Böoter  (hei  Koroneia)  und 
>  als  sie  Lech&on  einnahmen,  und  die  Gesammtheit  der  Korin- 
^er  nnd  Argiver  und  die  anwesenden  Kontingente  der  Atliener  und 
besiegten,  {y^ym^icaai  yag  TQig  tjdrjuoy  '  rote  ^ir  h 


742  J-  Sohrmoser,  Ueber  die  Kämpfe  am  Lechion  ete. 

di  BoKOTois,  0%  otvtwv  UtyrjOÜ^og  rjyuto^  xfhay  6*  t^piwa 
jii%aiov  Vkaßov  uiQyuovg  fdev  Sftctvrag  wd  KoQit^üwt  ijfmv 
Ö€  TLol  Bouofiiiv  tovg  TcctQovtag.)  Unter  diesem  dritten  fiiig»  kann 
er  offenbar  nur  die  Waffentiiat  dee  Praxitas  gemeint  haben,  denn 
wenn  er  die  Einnahme  Lech&ons  durch  Agesilaos  gemeint  Utte,  so 
würde  er  den  zweiten  Sieg  mit  dem  dritten  in  eine  solche  TerMn- 
dnng  gebracht  haben ,  dass  sich  das  ar  ovraüy  ^^yfjaiijaog  iffAto 
auf  beide  bezog.  —  Indem  er  d^  Sieg ,  der  unter  der  Ffthmng  des 
Agesilaos  erfochten  wurde,  ausdrücklich  hervorhebt,  bei  den  beiden 
andern  aber  die  Führer  verschweigt,  muss  man  schlieasen,  dass  Age- 
silaos weder  bei  dem  ersten  noch  bei  dem  dritten  Siege  daa  Cod- 
mando  führte.  Zweitens  wird  der  dritte  Sieg  gegen  diesdben  Oegner 
erfochten,  gegen  welche  nach  Xenophon  lY,  419  Praxitas  ui  kim- 
pfen  hat,  nämlich  gegen  die  Gesammtbeit  der  Argiver  und  Korinther 
(natürlich  mit  Ausnahme  der  korinthischen  Verbannten)  und  gegen 
die  eben  anwesenden  Trnppenkörper  der  Athener  (die  SiSdner  dtf 
Iphikrates)  und  Böoter  (die  Besatzung  von  Lechäon).  Endlieh  sokeiat, 
nach  dem  Wortlaut  von  Xenophon  Hell.  IV,  4,  19  zn  scUieesaD, 
Agesilaos  Lechäon  nicht  in  Folge  eines  errungenen  Sieges  eendem 
dui'ch  einen  Handstreach  genommen  zu  haben.  Xenophon  eagi:  Hadi- 
dem  Agesilaos  das  gesammte  argivische  Gfebiet  verwOatet  hatte, 
brach  er  plötzlich  von  da  aus  bei  Tenea  ius  Korinthische  und 
nimmt  die  von  den  Athenern  wieder  aufgebauten  Mauern.  if/Aooi; 
n&oav  av%6)v  trjv  x^Q^^j  ev&vg  ixei&ev  vneqßahav  xawa  Te- 
victv  dg  KoQtvd'Ov  alqü  toi  olxodofitjdivTa  vno  %m  yi-^Jf- 
vaiwv  reixT].)  Der  An^iff  auf  Argos  scheint  demnach  nnr  ein 
Scheinangriff  gewesen  zu  sein,  um  die  Feinde  über  seine  eigent- 
lichen Absichten,  die  auf  Lechäon  gerichtet  waren,  zu  täusclien.  Das 
entspricht  ganz  und  gar  der  Taktik  des  Agesilaos,  die  er  asch  bei 
der  Eroberung  von  Peiraion  mit  Erfolg  anwendete.  (Hellen.  IV, 
5.  3).  Wenn  Agesilaos  das  Lechäon  erst  in  Folge  eines  Sieges  ge- 
wonnen hätte,  würde  Xenophon  bei  seiner  Vorliebe  für  AgeailaoB  ge- 
wiss nicht  unterlassen  haben,  uns  von  demselben  einen  mindesleDs 
ebenso  ausführlichen  Bericht  zu  erstatten  wie  von  dem  des  Praxitas  ^). 
Nach  Diodor  XIV,  86  bemächtigen  sich  die  Lakedämonier  mit  ihren 
Bundesgenossen  und  den  korinthischen  Verbannten  durch  einen 
nächtlichen  Ueberfall  gleich  Anfangs  Lechäons  sammt  dem  Halm, 
und  behaupten  dasselbe  in  einem  zweimaligen  Kampfe  zuerst  gegen 
die  Söldner  des  Iphikrates,  dann  gegen  die  Böoter ,  Athener  and  die 
Gesammtheit  der  Korinther  und  Argiver,  welche  mit  einem  Verluste 
von  ungefähr  1000  Mann  von  Lechäon  abgeschlagen  und  in  die  Stadt 
zurückgedrängt  werden.  — 

Da,  wo  Diodor  sich  in  entschiedenem  Widerspruche  zu  Xeno- 
phon befindet,  werden  wir  letzterem  unbedenklich  den  Vorzug  ein- 

')  Diese  Gründe  hätten  Kirchner  a.  a.  0.  p.  34  abhaltoi  lolleii, 
zu  behaupten ,  dass  Andokides  unter  dem  dritten  Siege  die  Eroberung  Le- 
chäons durch  Agesilaos  gemeint  habe. 


</.  BohmU^ier,  üeber  die  KSxDpfe  am  Leohfton  «tc 


74S 


nicht  aber  da,  wo  Xenophon  eine  Lücke  enthält,  oder  eine 
||0  Auslegung  zulfisst.  In  solchen  Fällen  kann  Diodor  ganz 
at  zur  Ergänzang  Xenophons  oder  znm  richtigen  VerstaDdnis  des- 
Iben  die  Handhabe  abgeben.  —  Diodor  befindet  sich  hier  mit  An- 
ioMdes  insofern  in  UebereinstimmiiDg  als  auch  er  die  erste  Einnahme 
[^echäone  mit  dem  Kampfe  zwischen  den  Mauern  identificiert.  Beide 
rerschweigen  die  von  den  Athenern  bewerkstelligte  Wiederherstel- 
ung  der  Schenkelmauern ,  und  somit  auch  die  zweite  Einnahme  Le- 
BhäouB  durch  Agestlfios,  während  XeuophOn  die  orste  Einnahme  Le- 
ons nur  durch  dunkle  Andeutungen  errathen  läset,  damit  er  die 
That  des  Agesilaos  desto  mehr  hervorheben  könne.  Wir  müssen  dem- 
nach eine  zweimalige  Eroberuug  Lechäons  annehmen,  die  erste  ge- 
^tkührt  dem  Praxitas,  die  zweite  dem  Agesilaos  und  Teleutias.    Zwi- 
schen ßeide  fallen  die  Streifzuge  des  Iphikrates  und  die  der  sparta- 
lischen  Besatzung  von  Lechäon  aus ,  sowie  der  Auszug  der  Athener 
rardV^jtit:^,  um  nach  Vertreibung  der  spartanischen  Besatzung  aui^ 
Lechäon  die  Mauerbresche  wieder  auszufüllen*  Durch  die  Annahme, 
SS  die  Athener  die  spartanische  Besatzung  aus  Lechäon  vertrieben 
H%0o ,  bevor  sie  den  Manerbau  in  Angrifit  nahmeo ,  und  eine  j^olche 
lähme  dürfte  doch  nicht  zu  kühn  sein«  sind  alle  Bedenken  nnd 
tiwierigkeiten  beseitigt. 


Peldkirch, 


Josef  Bohrmoser. 


Zweite  Abtheilung. 

Literarische  Anzeigen. 

Titi  Liyii  ab  urbe  oondita  liber  lY.  Erkürt  von  Dr.  GmI  Tftokiaf , 
Dürector  des  königL  G^nasiama  in  Nefis?.  Paderbom,  Yettag  yoa 
F.  Schöningh.  1876.  —  98  S.  . 


Wir  können  una  bei  der  Besprechung  dieses  Hjeftes  kon  i 
da  Plan  nnd  Anlage  dieser  Tficking'schen  Schidanagabe  des  JUviBs 
noch  ans  unserer  Anzeige  der  Mheren  Hefte  (y£^.  .  diese  ZiäMkr. 
1874,  S.  825  ff.,  1876,  S.  430  f.)  wol  in  Btinn^rong  sein  4fi]fte. 
Dass  im  Einzelnen  auch  in  diesem  Hefte ,  wie  theilweise  schon  im 
dritten,  mehrfach  Fortschritt  und  Beachtung  begrüiideter  WinliA  sich 
zeigt,  namentlich  in  selbständigerer  Fassung  des  Commentars,  in 
zunehmender  Beschränkung  der  blos  übersetzenden  AnmerknngeDf 
zum  Theil  auch  in  etwas  grösserer  Genauigkeit  beim  Veneichnisse 
der  abweichenden  Lesearten,  glaubt  Bef.  mit  Vergnügen  constatieren 
zu  dürfen.  Wenn  hier  auch  bei  der  etwas  mehr  veränderten  Form 
dennoch  öfter  besonders  die  Weissenbom*sche  Grundlage  doch  siem- 
lich  deutlich  durchblickt,  so  werden  wir  das  leicht  begreiflich  finden, 
ja  man  könnte  an  einigen  Stellen  wol  wünschen,  dass  Weissenbom's 
Winke  noch  etwas  mehr  beachtet  worden  wären.  Wenn  nämlich  der 
Hr.  Herausgeber  nun  bei  der  Auswahl  und  Behandlung  jener  Stellen, 
wo  noch  eine  Anleitung  zur  Uebersetzung  gegeben  wird ,  sich  meist 
vorzüglich  an  Weissenborn  anschliesst,  was  für  Einhaltung  des  dies* 
bezüglichen  richtigen  Masses  und  fQr  Präcision  nur  von  Nutzen  war, 
so  wäre  doch  wol  zu  bemerken,  dass  gerade  auch  die  von  WeiBsen- 
bom  an  die  Uebersetzung  der  speciellen  Stelle  so  gerne  gereihtao 
allgemeineren  grammatischen  und  lexilogischen  Bemerkungen  für  eine 
Schulausgabe  in  so  strengem  Sinne  des  Wortes,  wie  es  die  Tückings 
ist,  von  ganz  besonderem  Werthe  gewesen  wären,  da  ja  gerade  der 
Anfänger  nicht  blos  zu  richtiger  Uebersetzung  der  Einzeldtelle  ge- 
führt, sondern  sich  auch  der  Gründe  dafür  bewusst  werden  soll,  um 
in  verwandten  Fällen  dann  selbst  das  Bichtige  zu  treffen.  Da  hat 
aber  z.  B.  Tücking  zu  2,  9  concedendo  omnia  blos  die  Weisseo- 
bom*sche  oder  eigentlich  Nägelsbach'sche  Uebersetzung,  wShrwd 
gerade  bei  ihm  eine  kurze  nach  Nägelsbach  Stil  S.  101  (den  selM 


C.  TüMnß,  um  Uni  o.  a.  c  IV^  ang*  r*  vL  ^^füfll.   itV|V 

-<Ws^^0,iBtB«r  Ausgabe  weniggtens  noch  mit  Zahlen  eltieren  zu  sollen 
gUnli^  bearbeitete  kurze  allgemeinere  Bemerkung  besonders  am  Platte 
w&r«,  oder  zu  35,  8  blos  filr  die  specielle  Stelle  die  Ueberset^uQg 
.^aber**,  ohne  fibec  Entgtebuug  und  den  Gebrauch  überbaupt  aach 
bei  Cicero  (vgl.  Halm  und  ßichter  zu  Verr.  IV,  U,  26  ond  dergl.i 
SiMs.so  bemariceUi  oder  S5,  10  m  creareutur  aucb  wieder  nur  die 
CMbifiilsilig  ,«geirählt  werden  dürften'*,  wäbrend  \V.  docb  daran 
gut  aoeh  noch  eine  allgemeine  Bemerkung  über  Falle,  wo  auch  sonst 
dur  Conjunctiv  in  Nebensätzen  durch  Hills verba  aufismdrücken  ist^ 
angeschlossen  hat;  vgl.  auch  die  bloase  üebersetsiung  5H,  2  zu  suu 
occ&sio  peteretnr^  die  dem  Schüler  kaum  ganz  genügt  und  dergL 

Manchmal  hätte  Ref.  auch  hier  wenigstens  einige  Erweiterung 
der  Hinweise  auf  die  Grammatik  (die  nach  Schultz  gegeben  werden, 
tgl.  S,  59,  81  und  dergL)  gewünscht,  z.  B.  zu  2,  12,  Hie  und  da 
wären  bei  ng  eines  wichtigen  Gebrauches  doch  auch  am  Paar 
andtr«  deui  ^v.,...u  nahe  liegende  Beispiele  aus  LIvius  heranzuziehen 
z;  B.  1,  1  beim  voniugostellten  tuit;  1,  5  zu  armaque;  9,  10,  w© 
juioh  W.  zu  contingi  die  Stelle  21,  48,  3  (vgl.  die  Bern»  von  Fabri- 
Eeerwagen  z.  Rt.>  hM^  beachten  können ,  und  dergt  Krner  kleinen 
fifuterkun'-                      n  Schüler  wol  ejM^- 

bedurft,  ^i                     *d  Anmerkung  m  zu 

9^  Z  («ppluribu^  -  geh(»rt  zu  den  bei  L.  ujcht  ungewOhnL 

fleooasiDOn*'.  u.  ....   ;v doppelte  Vergleicbaug*')  i»der  zu  3ö,  9. 

jDto  Bebaudlung  der  bekannten  Stelle  16,  2  (bore  aurato)  ist  für 
Schaler  d»   '       '  '  napp  und  stelH  zugleich  doch  noch  zwei 

AnsicbtcTE  i  eneinander;  UeL  möcht-e  hi«r  den  Hor- 

AU^gebern  dh  »^tznng  von  Zeysa  im   1  ;  1870, 

8.  621  ff.  zui  1  I  mpfehleu,  welche  die  3i  ii  sowol, 

alA  eiDfl  bestimmte  Krkiarung  (die  von  Tücking  zuerst  angefilbrte) 
nach  i»i»hreren  Hichtungen  besonnen  zu  stüt^n  sucht  In  den  auf 
GitcbtcbtUches  und  Staatsverfassung  bezüglichen  Noten,  wo  gewühn* 
lieh  auf  Schwegletr  verwiesen  ist  (bald  mit  vollem  Namen  S.  7,  80. 
SB,  abwechselnd  aber  aoch  wieder  mit  einfachem  Behw.,  weldte 
pUnloJ^  Uugleichmäasigkeit  ^*ch  einen  Schüler 

in  Zweifel  set?,en  konnte),  ha  li  bes.  Mommsens 

rto.  Staatsrecht  gerne  benutzt  gesehen ,  z.  h,  gleich  in  der  Anm«  xo 
1,  6  fiie  Stolle  Staat^r.  11,  1,  2^8  speciell  daraber,  wie  Livius  ^e 
AiiHasanheit  der  Tribüne  im  Senate  von  vorneherein  als  selbsitver- 
«tJiudUch  in  betrachten  scheint. 

In  der  Text-esbehaudlung  i^t  Hr.  T,  im  Ganzen  recht  besonnen 
OBd  mit  fiftcksicht  aal  den  8*  Unlausgabe  %u  Werke 

fCgBOfen;  SU  bemerken  war*  nicht  ganz  harmome- 

Tfend  Dtnge  wie  24.  7  die  Aufnahme  des  last  uuzweifelhafteu  (im 

Viir'«M  fnlilendi'"*  nK.<soms  mo<lo  aliorum  magi^^tratui  in  den  Text 

here8  zn^  lammern  sollte  im  Texte  einer  Schulausgabe 

Art  oJiiM'li       I  )i:t  vMTiiiftden  werden)  otler  sorti  ">7,  6,  wo 

m  eixiei  i^ichct;  Ai-r^;!  ^  jcut  wol  uuhedeuküch mit  Cnd-  LLaoilc 


746    Äl  Chldbacher,  Apnlei  Mad.  oposcnla,  ang.  ▼•  B.  jKmioI. 

zu  schreiben  (vgl.  H.  J.  Müller  in  der  Zeitschr.  f.  6W.  1877  Jalir«- 
bericht  S.  174)  und  dergl.  Anf  das  Verzeichnis  der  abweidMiiden 
Lesearten  wollen  wir  diesmal  nicht  mehr  näher  eingehen ,  da  wir 
über  diesen  Pnnct  bei  den  fi-üheren  Heften  etwas  n&her  gesprochen, 
nnd  nur  den  Hm.  Herausgeber  aufmerksam  machen,  dass  einige  ün- 
genauigkeiten  doch  auch  hier  noch  sich  eingeschlichen  (2,  14  ist 
z.  B.  Madvigs  von  Weissenbom  Weidm.  Ausg.  1874  aofgencMnnenes 
ni  nicht  angeführt ,  obwol  Madvig  doch  unter  den  im  Verzeichniise 
Berücksichtigten  oben  erwähnt  wird ,  35,  4  liest  W.  jetzt  ad  quam 
publice  consenserant  und  dergl.). 

Innsbruck.  Anton  Zingerle. 


Apulei  Madaurensis  opuscula  quae  sunt  de  philosophia 

sQit  Dr.  Aloisius  Goldbacher,  univerntatiB  Czemovidensis  ]ro- 
fessor.  Vindobonae  apud  C.  Geroldi  filinm  bibliopolam  *^^f»«^ 
MDCCCLXXVI.  gr.  8«.  p.  XVI  u.  140. 

Nachdem  die  Metamorphosen,  die  Florida  nnd  die  Apologie 
des  Apuleius  längst  einen  gesicherten  Text  durch  Zngnmdelegong 
des  Laurentianus  68,  2  erhalten  hatten ,  entbehrten  die  phüoBophi- 
schen  Schriften  dieses  Autors  bis  jetzt  eines  solchen ,  und  die  bis- 
herigen Editionen  enthielten  ein  Mixtumcompositnm  ans  den  verschie- 
denen Handschriftien  ganz  nach  dem  subjectiven  Ermessen  der 
Herausgeber.  Für  eine  eingehendere  Behandlung  war  der  Inhalt  n 
unbedeutend,  der  theils  Bekanntes  in  der  dem  Autor  eigenthdmlichen 
Breite  der  Darstellung  bietet,  theils  durch  schlecht  verstandene  und 
deshalb  schlecht  übertragene  Stellen  griechischer  Antoren  dem 
Scharfsinne  der  Gelehrten  geradezu  Bäthsel  zu  lösen  aufgibt,  deren 
allenfalls  entzifferter  Inhalt  keineswegs  mit  der  aufgewendeten  Gei- 
steskraft im  Einklänge  steht.  Dazu  kommt  noch ,  dass  durch  diese 
Unklarheit  des  Inhalts  und  Ausdrucks  der  ^ext  mehr  als  in  ivgend 
einer  andern  Schrift  des  Altertums  verderbt  wurde.  Dieser  Umstand 
nun  im  Vereine  mit  dem  unbedeutenden  Gewinne,  den  einePuiii- 
cierung  des  Textes  bietet,  erklärt  zur  Genüge  die  stiefmflttezlidie 
Behandlung  dieser  Schriften  in  textlicher  Hinsicht;  und  doch  wir 
eine  revidierte  Textausgabe  eine  Nothwendigkeit  geworden.  Unser 
Autor  war  in  sprachlicher  und  stilistischer  Beziehung  noch  nicht 
vollständig  durchforscht  worden.  Eine  Anzahl  jüngerer  Phiklogen 
suchte  das  Versäumte  nachzuholen,  da  eine  genaue  Kennteis  des 
Sprachgebrauchs  gerade  bei  Apuleius  unbedingt  nOthig  ist  um  ent- 
standene Corruptelen  zu  beseitigen.  Wenn  nun  auch  die  philosophi- 
echen Schriften  keine  so  reiche  Ausbeute  bieten  als  die  übrigen,  so 
hat  die  Diction  doch  dieselbe  Färbung  und  manche  Stelle  kann  einer 
oder  der  anderen  Eigenthümlichkeit  in  den  andern  Schriften  zur  Stütze 
dienen.  Wie  peinlich  es  ist  auf  Grundlage  eines  nicht  sichern  Tsites 
arbeiten  zu  müssen ,  weiss  Jeder ,  und  der  Wunsch ,  den  Bef.  1870 
gelegentlich  der  Besprechung  einzelner  Stellen  aus  diesen  Schriften 


AI.  OMbaehir,  Äpalai  Hftd,  apnscala,  aD^.  t.  H^  Kosiol    747 

Bs^rt  hat,  ist  gewiss  nicht  vereitizeH  gewesen.  Um  so  angenehmer 
Kef.  Qberraseht,  als  vor  Jahresfrist  eine  TextesrecensioD  von 
Ooldbacher  erschien ,  dessen  genaue  Kenntnis  der  apnlejanischen 
in  einer  Reihe  kleinerer  Abhandlungen  und  Kritiken  sich 
iil  ihn  zu  einer  solchen  Arbeit  ganz  befähigt  erschoineo  lieas. 
A*  Goldhacher  hat  durch  Vergleichung  einer  Reihe  von  Hand- 
schriften eruiert»  dass  alle  auf  zwei  zurückgehen ^  die  wieder  aus 
einer  gemeinschaftlichen  Quelle  geflossen  sind.  Sieben  derselben,  die 
^#r  in  richtiger  Werthschätzung  als  die  besten  erkannte,  hat  er  seiner 
ecension  zn  Grunde  gelegt«   jedocb  so,  dass  er  die  vorzüglichale 
Inter  allen  ^  dun  Codex  Mouacensis  621,  als  Basis  nahm  und  die  andern 
iiir  da  benutzte,  wo  dieser  Lücken  aufweist ,  oder  eine  eyidente  Cor- 
ptel  erkennen  iäsat.  Dabei  sind  ancb  die  Handschriften  von  Au|^- 
aus  de  civ,  dei  VIII  23,  ferner  Gellius  li  22,  der  Scholiast  in 
QOA&  X  IBO  und  die  edd,  princ.  gewissenhaft  benutzt  worden.  Anf 
Weise  ist  auch  bei  diesen  Schriftetn  dem  snbjectiven  Meinen 
rch  eine  einheitliche,  sichere  Grundlage  eine  Grenze  gestecJtt  war- 
ten.   Dass  dadurch  der  Text  ausserordentlich  gewonnen  hat,  dav^n 
kann  sieb  jeder  durch  Vergjeichnng  der  Hildebrand'schen  Ausgabe 
it  der  vorliegenden  leicht  ftbiirzeugeu ;  und  wenn  der  Herausgeber 
kein  weiteres  Verdienst  um  die  Textgostaltung  sich  erworben  hätte, 
ftlrde  dies  immerhin  genögen,  nm  das  Erscheinen  der  Ausgabe  zu 
ehtfeHigen,   Aber   anch   die  beste  Handschrift  bietet  zahlreiche 
Corniptelen  nnd  Lücken ,   so  dass  der  Conjectnralkritik  ein  weites 
Pild  geO0net  ist.   Auch  nach  dieser  Seite  hat  der  Herausgeber  An- 
ennenswertbes  geleistet.   Nach  gewissenhaftem  Abwftgen  älterer 
pnd  neuerer  Conjecturen  hat  er  \iele  Stelle«  durch  Aufnahme  der 
^i9nti|vrochendsten  lesbar  gemacht  und  an  vielen  Stellet],  wo  ihm  die 
gebotenen  nicht  genügend  schienen  oder  solche  überhaupt  nicht  vor« 
^en,  eigene,  vielfach  recht  geistreiche  und  überzeugende  Kmenda- 
(»Dta  angebracht.    Dass  nnter  den  vielen  auch  manche  schwache 
eint,  die  Ref*  lieber  unter  dem  Texte  sähe,  ist  erklS^rlich,    Han 
braucht  diese  nicht  auf  Rechnung  der  Ungeschicklichkeit  des  Herans- 
eb«rs  zu  schreiben,  von  deren  Gegentheil  dieser  genug  Proben 
abgelegt  hat   Manche  Stelle  hat  eben  in  Folge  der  langdauernden 
^escb&ftignng  desselben  mit  diesen  Schriften  ftlr  ihn  eine  ganz  be- 
at«,  subjectire  Färbung  und  F;issung  erhalten,  so  dass  bei  der 
r«feingenommenheit  für  diese  selbst  ^uto  Emendationsveraiehe  alter 
laluteii  unberdck>^ichtigt  blieben.  Dieser  Mangel  an  Objeciivit&t  ist 
» Sobittenseite  vorliegender  AuBgtbe. 

Ans  den  Handschriften  sind  mit  Recht  folgende  Lei^aiten  anf- 

iommen  worden:  2C),  13  multa  sunt  enim,  multa;  21,  17  daemo- 

BO,  20  soliditaa;    47,  8  haeque;    47,  9  tuis;   49,  25  i^ensns 

aimae  ¥>i  vitae;    (>$,  4  cnm  reddit  varias  dtrersasqne;    61,  5  quod 

dt;  62,  B  cum  quidem ;  76^  3  conversiones;  79.  16  irascentiam  et 

lilinm;  9;^,  14  et;  94,  4  carere;  96,  4  non  puUt;  112,  28  gm- 

nr;  M,  27  antmalibud  eingeklammett.   Dagegen  ist  wol  14,  16 


748    AI  GMdbaeher,  Apntoi  Mad.  opnaeol^  ang.  ▼.  A  Kö»kL 

statt  mnlto  ein  Substantiv  zu  schreiben,  wodurch  auch  die  ram  dem 
.Herausgeber  angenommene  Lücke  wegfiele»  Tielleicht  maieria.  Nidit 
zu  halten  ist  ars  4,  15;  eigo  7,  22 ;  cauentes  23, 19  wofttr  TieDeiofat 
fauentes  mit  Bücksicht  auf  secundo  zu  schreiben  ist;  Dardaois  26, 
20;  altum  26,  14  wofür  saltem  aufzunehmen  war;  igni  50,  SO; 
latine  dissertare  17,  21  wofür  Ref.  latius  dis.  torgeaoblagen  hat; 
endlich  muss  26, 10  vor  casu  wol  a  eingeschoben  und  56,  3S  mit  6. 
immutabile  als  Eigenschaft  der  höchsten  Speoies  (ci  57,  2&)  ge- 
lesen werden. 

Durch  die  Collation  der  codd.  Augustin.  wurden  realitoittrt 

15,  15  hos  prosperare  et  evehere,  illos  contra  adyersari  et  affUgen; 

16,  21  quae  nobis;  46,  15  eaque  sorte;  46,  17  tristitiam  laetitiaa- 
que;  47,  17  sepultorum;  59,  12  nenne  in  sibi  c<^omine  pattia. 
Aber  8,  16  ist  claudentes  zu  schreiben. 

Nach  der  ed.  princ.  Bomana  hat  der  Heransgeber  17,  27  d^n^ 
Vers  Eurjale,  an  sua  cuique  deus  fit  dira  cupido  angefügt,  ebaiso  in' 
131,  1  und  64/18  de  lucta  geschrieben;  aus  der  Juntina  n  ad  oon- 
viyii  repotia  132,  25  und  cupitorem  97,  15,  endlich  ans  der  AMina 
sjnum  111,  23  aufgenommen. 

Ausser  den  bereits  yon  Hildebrand  aufgenommenen  «videilin 
Oonjecturen  hat  der  Herausgeber  noch  1  von  Brant  (78,  IB);  3  fon 
Floridus  (70,  9;  73,  6;  116,  5);  4  Yon  Lipaius  (14,  7;  16,  5;  74, 
20;  124,  16) ;  4  von  Gudendorp  (72,  21 ;  75, 12;  91, 17;  106, 29): 
2  von  Salmasius  (75,  7;  111,  3);  6  von  Yulcanius  (7,  22;  12,  15, 
46,  3;  92,  13;  112,  13;  118,  4);  2  vonWower  (11,  82;  111,23); 
1  von  Bekker  (117,  3);  1  an  drei  Stellen  vorkommende  tob  BenuQfS 
(28,  11 ;  55,  9;  61,  16);  1  von  Hoelscher  (107,  29);  1  von  Kkfat 
(88,  7);  1  von  Markland  (18,  17);  1  von  Beiz  (84,  18);  2  von 
Vahlen  (99,  5;  110,  23);  2  von  Zink  (6,  4;  52,  19),  und  9  vom 
Bef.  (59,  23;  83,  10;  83,  18;  92,  6;  101,  26;  106,  2;  111, 10; 
125,  11 ;  132,  15)  mit  Becht  in  den  Text  gestellt  Nicht  an  biUigtn 
ist  die  Au&ahme  von  Mercerius'  ac  iam  8, 7 ;  BeL  dachte  an  aatittter ; 
vgl.  met.  7,  16  pg.  582  und  Stil  d.  Apul.  p.  110. 

Die  Zahl  der  eigenen  aufgenommenen  Emendationsversnche  ist 
verhältnismässig  gross.  Bef.  zählte  70.  Viele  süid  ganz  gelu^ieD. 
Leider  kann  Bef.  nicht  auf  alle  eingehen  und  muss  sich  voxiinfig  anf 
die  beschränken,  mit  denen  er  nicht  einverstanden  ist:  9,  5  manoun 
wofür  Bhode:  tentam,  Bef.  partitam  vorschlägt;  11,  25  corroberet, 
dafür  vielleicht  terntet;  20,  22  se  ad  dicendum  exhortatus  eet,  viel- 
leicht tunc  ad.  die.  excitatus  est;  22, 15  de  lingua,  an  welcher  Stelle 
entweder  de  qua  als  Wiederholung  zu  tilgen,  oder  hinter  audiunt  ein 
zweites  audiunt  einzuschieben  und  atque  oder  certeque  sciant  lu  lesen 
ist;  22,  25  adsciscebat  dafür  entweder  accidere  edebat  oder  esse 
credebat;  26,  1  sat  Euphroni,  vielleicht  sat  est  propter  hoc  ano  gkh 
riae;  33,  17  wenn  quoniam  richtig  ist,  dann  muss  wol  fedt  gelesen 
werden,  sonst  ist  Bhode's  quem  vorzuziehen;  38,  1  cunctnm,  Bhode 
mit  d.  Handschr.  cunctarum ,  Bef.  singularum ;  40,  4  Inhalats,  viel- 


Ji.  OöMacker,  Apulei  Mad.  opuscnk,  tkng.  y.  B.  Koiiol    740 


Uiclit  inanimata  mit  verstärkendem  in,  vgl.  32,  10  u.  20;  «10,  d 

noctis  instar;  49,  12  percocta  temporis  cutbh  volaotate;  52,  15  w, 

w€(iin  etwas  ausgefallen  sein  sollte ,  dann  leichter  ut;  56,  8  inter 

MUDy  daff)r  Rhode:  aetheroam,  Ref.  aethera:  61,  17  patri  tus  e  ritu 

nt  richtig  die  Handschr,  patri  iusaerit  nt;  63, 12  Socrati  statt  Socra^ 

tis;  72^  12  c^terarum  unnöthig;  76^  6  exhalant  odores,  in  iis,  dafür 

Ref.  ea  quaö  uertantur  (eraunturV)  raporem  vel  famnm  oxhalant, 

odoribus  his  iudicium  et€. ;  ebendaselbst  ist  in  res  si  stent  der 

njnncti?  gegenüber  dem  folgenden  Indicativ  anffallig,  deshalb  für 

nt  entweder  sunt  oder  tenent  zu  lesen;  78,  17  et  pmritu  venamm 

tafür  Ref.  et  ruremn  venere  üa  etc. ;  89,  9  ist  das  eingeschobene 

iüter  richtig,  aber  auch  intersit  war  zu  lassen^  gerade  so  wie  dm  118, 

mit  der  Jnntina  II ;  90,  4  melior  ac  tum ;  92,  7  quae  —  necessariae 

pidines^  wo  vielleicht  in  qua  zu  lesen  ist;    94,  25  malis  aeduci 

r  mit  MV,  in  denen  uur  das  s  fUlschlich  zu  ednci  gezogen  er- 

webeint,  malis  educi;  113,  10  uis  si,  besser  das  Hildebrand'sche  nir 

mit  vorgesetztem  cum  oder  hae  cum  —  crebriorea  —  ueniunt;  115, 

11  glomerari;  118,  20  et  suut  multa,  dafiir  et  sunt  nonnulla  der 

ReC  119,  22  f.  statt  ut  —  densat  vielleicht  et  .  .  deiisa,  wobei  das 

mit  et  angereihte  Glied  die  Erkläruug  des  ersten  ist  und  dann  wegen 

der  2  synoQ.  Subjecte  auch  2  syuon.  Prädicate  folgen,  vgl,  Stil  d* 

Apul,  p.  93  d:  125,  29  f.  ubi  quaeque  gererentnr,  tranquille  Ref. 

«laae  ubique  gererentur,  ille;  126,  24  artitis  (peiitis?);  129»  23  per 

j*erem  uel  in  terra,  wol  et  aere  et  terra.  i 

Auch  durch  blosse  Aeudemug  der  Interpunction  ist  öfter  der 

richtige  Ge<ianke  vom  Heransgeber  hergestellt  worden;  vgL  31,  13; 

Sa,  6;  40.  19  f.;  47,  21  f.;  58,  28  u.  a.  Aehnlich  hat  Rhode  93,  26 

gebeflt,  indem  er  statt  des  Punctes  einen  Beistrich  maehte  und  statt 

ex  qno  dann  ex  eo  echrieh. 

An  48  Stellen  hat  der  Herausgeber  Lücken  bezeichnet ,  dar- 
tmter  132,  16  nach  Vulcanius,  114,  12  nach  Salmasias  und  121,  8 
nBch  den  Ref.    Nur  einige  lassen  sich  erganzen  oder  beseitigen ,  so 
^    3«  1  durch  Einschiebung  von  qneat  hinter  quod  ;  3,  4  durch  Rhode 's 
■Anaiidation  quam  a  mc  desiderabant;    14,  17  durch  die  Aenderung 
^^puteim  tanto  subtüiori;  16,  18  wenn  man  statt  tine  :  fmite  Liest: 
Tgl.  Gelh  14,  7,  9;  18,  13  Lemurem  esse;  24,  8  ist  die  Ergänzung 
deü  Huraasgehers  richtig,  nur  muss  der  Conciunität  wegen  wol  ex 
aere  oder  dgl.  zn  ßngere  geeettt  werden;  31,  19  ist  speriei  U>oo  oder 
dininitatis  natura  oder  specie;  34,  2  confonnasset  oder  creasset; 
40,  1 2  infem ;  43,  30  mit  der  ed.  Romana :  semen ;  58,  8  omnium 
üeJIamn)  zu  ergänzen  j  42,  7  hat  Ref.  vorgeschlagen  ae  de  zu  tilgen, 
und  113.  16  ist  vieHcicht  mit  dem  cod*  Marcianus  erunt  zu  lesen. 

Dag  vetli  erscheint  an  17  Stellen.   An  dar 

Hälfte  dieser  it .,:  ...     ht  beseitigouj  so  45,  5  indem  man 

eamsbiia  mortaübos  schroibt;  55,  31  durch  Einschiebung  eines  swei* 
tem  credo  vor  bi;  56,  3  durch  Aenderung  von  sed  in  et  nud  Kinechii- 
bttng  von  ut  vor  tales;  66,  22  durch  Aufnahme  von  Oudendorp*a 


750    Arbeiten  über  die  lat»  C!oDJugatioii,  ang.  v.  Sdiwmier*8iäUr. 

extructor;  94,  20  durch  Tilgung  des  qui  vor  qnanto  als  Dittographae 
und  Einachiebiing  desselben  vor  distrahatar;  97,  18  durch  die  Aen- 
derung  istius  vero  qui  boni  iam  est  ignama,  dabei  Tersteht  aidif  dMB 
Bef.  mit  Bhode  Z«  16  boni  liest;  wegen  der  Stellang  bei  dieser  Aia- 
derung  vgl.  Ascl.  Sl,  23;  99,  10  durch  Bhode's  Emendation  oe&s; 
102,  29  vermuthet  Bef.  non  ut  uelint  quique  pareates  nisi  tarnen  in 
iuB  esse  etc.  108,  22  will  Bhode  cuius  meiisa  pensaque  dirtineta  et 
natura  immutabilis,  regio  est  mortalis  etc.  122,  3  Tielleicht  sabatan- 
tiam  siue  (od.  uel)  instantia  etc.  Nicht  zu  beseitigen  ist  das  Krem 
vorl&ofig  82,  3;  82,  15;  62,  25;  90, 15;  98,  23;  108,  18;  110, 21. 

Hier  soll  noch  die  Ansicht  des  Bef.  über  einige  oben  nicht  be- 
rtäirte  Stellen  angefügt  werden;  12,  20  haben  die  Handsclir. 
avea.  Goldbacher  tilgt  diese  Worte  mit  Mercerus.  Vielleicht 
quaequae  oder  quaecunque  aves  sunt.  15,  15  ist  quae  vor  nt  dm 
einzuschalten.  26,  13  mOchte  Bef.  inigeris  schreiben  und  29,  22 
ennt  vor  ouncta  einschieben.  34,  25  tilgt  Bef.  dei  als  Dittogra^iio 
von  dilectus.  35,  3  und  4  vielleicht  in  inferioi*em  intelligoifciam  — 
reddemnt.  35,  18  ist  susdpiens  est  vielleicht  zusammensonebun 
für  suscipit,  id  totum  als  Object  und  curam  propriam  diligentiae  soM 
als  prädicative  Apposition  (als  Gegenstand  der  seiner  Umsicht  dgann 
d.  h.  zukommenden  Sorge)  zu  fassen.  Auf  diese  Art  fiele  die  lüoth* 
wendigkeit  eine  Lücke  anzunehmen ,  wie  es  der  Heransgebeir  tfant, 
weg.  Wegen  der  Verbindung  suscipiens  est  vgl.  die  Abhandlnng  des 
Bef.  zur  Kritik  und  Erklärung  des  Apuleius  1869,  p.  34  und  Hilde* 
brand  zu  met  in,  25  p.  197.  36,  1  ist  res  vor  religio  weggefEillen. 
36,  13  ist  inferioris  zu  schreiben,  das  Gomma  nach  est  sn  tilgen  und 
nach  servandi  zu  setzen.  68,  8  gehört  ein  cum  vor  Perictione  90, 24 
will  Bef.  redamat  amatus,  91,  29  et  voluptati  und  92,  4  alque  äiMf^ 
aqxict  dicitur.  altera  etc..  118,  19  ist  zu  lesen  interdum  ut  ae  ostan* 
derunt. 

Das  vorliegende  Werk  füllt  eine  bedeutende  Lücke  der  AfoleiiS* 
Literatur  aus  und  ist  gewiss  von  denen,  welche  sich  mit  diesem  Autor 
beschäftigen,  au&  freudigste  begrüsst  worden.  Die  angedeuteten 
Mängel,  wozu  auch  die  etwas  stiefmütterliche  Behandlung  des  Asde« 
pius  gegenüber  den  andern  Schriften  gehört,  werden  bei  einer  neaio 
Auflage,  die  Bef.  dem  Buche  ün  Interesse  der  Wissenschaft  wünscht, 
bei  der  Gewissenhaftigkeit  des  Verfassers  sicherlich  beseitigt  werden. 
Ausstattung  und  Druck  machen  der  Firma  Gerold  alle  Ehre. 

Wien.  Heinrich  KozioL 


Neuere  Arbeiten  über  die  lateinische Conjugation. 

Ueber  die  lateinische  Conjugation  haben  im  letzten  und  vor- 
letzten Jahre  ein  italienischer  und  ein  amerikanischer  Gelehrt«  ge- 
schrieben, der  erstere  über  die  iempora  imperfecta ,  der  andere  über 


Arbeiten  tber  die  kt«  Coojagatioxi,  %ng,  r.  86hwM9er-8idier,    79t 


die  ^  ;                             isgerUstet  mit  aner  veimtiiic« 

dar  U                           juDgen,  beide  mit  i        (ie  ver- 

falireiid*  Die  itaUem&che  Arbeit  ist  eine  gesondeil  erschienene  Pro- 
gri&miiiabhaiidlung  nnd  fährt  den  Titel : 


Sulla  ♦' 


.Jnnr.  lofHa  dcl  pfeterito  e  futuro  imperfettL  studio 

E.   G,  Furai.   Milan  o   1876*  m  SB   8*.   Mit 
.   ....v;.i.^^i   und  einer  Tabelle, 


i 


Die  amerikanische  Abhandlung:  bildet  einen  Theil  der 

Transactions  Am.  Phil.  Association  1874  und  75 

uod  hat  Herrn  Alhert  Harkness,  prof.  of  the  Greek  in  Brown 
üniverHity,  zum  Verfasser. 

Herr  Fumi,  ein  Schüler  und  Freimd  des  gelehrten  und  scharf- 
sinni;^'  .  ist  una  längst  vort '  tiokannt  durch  seine  italie- 

nigcht  iiiing  von  Cortins*  K  Mj^en  zu  seiner  Schulgram- 

matik iJSapoh  1868),  Nacbdeni  F.  zunächst  die  Berechtigung  der 
Bopp'schen  AufüiAsung  der  lateinischen  Conjugation  im  Allgemeinen 
namentlich  gegen  Merffuet  nachzuweisen  geeuc^ht  hat,  stellt  er  in 
etnem  Articolo  I  die  weitem  Ein7.elergebnisse  einer  in  dem  Sinne  des 
Begrflnders  der  vergleichenden  Spraciiforschung  gepflogenen  Forschung 
aof  diesem  Spe<;ialgebiete  zusammen  und  geht  dann  in  einem  Arti* 
oolo  II  zur  Darlegung  seiner  eigenen  Ansichten  über.  Es  fanden  sich 
im  Indogermanischen  xwei  thematische  Formen  der  Wurzel  a&  zum 
Auadmcke  eines  Im perfect- Aoristes,  n&mlich  asam,  resy.  äsam  und 
oBäm,  reap.  üsäm  von  den  Themata  asa  und  asä.  Die  Erklärung 
der  Länge  im  lat.  eräs  u.  s.  f.,  wie  sie  Bopp  gibt,  ist  nngenügend^ 
beeondera  diejenige,  welche  eräm  nach  *bäM  entstehen  läast,  ein 
fimerniclier  Cirkel.  Manche  Gründe  sprechen  gegen  ein  erdm  aue 
wie  es  Schleicher  aufgestellt  hat;  Co rssens  Annahme 
ir  verallgemeinerten  Verstärkung  des  Vocales  vor  den  Endungen, 
Ueeaüch  eine  rein  lautliche  Gestaltung,  kann  von  allen  Annahmen 
am  wenigsten  befriedigen.  Bei  aaä ,  meint  F. ,  muss  man  entweder 

b,  so  EU  sagen,  symbolische  Verlängerung .  an  eine  Steigerung 
ren,  wie  sie  sonst  im  Innern  der  Wurzel  hervorbricht,  oder  eine 
a  voraassetien,  ähnlich  derjenigen  von  ak  zu  ka^  ar  tu  ra, 
eodlich,  was  das  Wahrsclieinlichste  i$t,  annehmen,  asa  sei  als 
Wurzel  betrachtet  und  sei  durch  einen  neuen  thematischen  Zuaata 
beetimmt  worden,  was  am  so  leichter  angeht,  da  die  Wurzel  as  viel* 
fach  Aphäresis  erleidet ,  und  sie ,  wie  es  scheint ,  seit  uralter  Zeit 
erlitten  hat.  Keine  dieser  Erklärungen  von  Fuml  ist  unanfechtbar* 
keine  tob  einer  zutreffenden  Analogie  unterstützt.  Am  weni^etea 
Mffen  wir  hier  von  Metathesis  sprechen»  deren  B«  i  in  der 

OMMsten  Phaae  der  Sprachwissenschaft  so  viel  and«  iUH  hat. 

Fkuni  fCJirt  dann  zuiiadist  die  Reflexe  von  am  in  den  verwandten  Bpra- 
ditii  uxdf  unter  denselben  vermuthungsweise  auch  lit.  rsü ,  lateini* 

ium^  sumus  und  sunL   Letzteres  scheint  uns  Angesichts  der 


752    Arbeiten  Über  die  lit  ConjngatioHf  tng.  v, 

verwaudien  Sprachen  und  wegen  des  in  der  ersten  Person 
m  unmöglich.   Gesetzt  aber,  eine  solche  Erklftrnng'  hüttd 
und  es  fUnde  im  Präsens  von  etae  eine  Mischung  von  tUejdiatisc&i 
und  Wurzelfarmen  statt»  so  würden  wir  doch  nicht  die  Coojii 
I  von  volo ,  cdo ,  fero  vergleichen ,  in  weichen  entschieden  die 
tische  ConJDgation  die  urspnlngliche  ist.  Von  asä  =:  am  -a 
»F.  Reflexe  im  sanskritischen  üsl^,  üsU  und  versucht  Curtius.l 
es  scheint**  Verb.  I,  173  zur  <i  ^^ben.  Wir 

bei  dem  Ausdrucke  der  Wahrst  n  i  m^u.    Die  töc 

Vedenforscher  Delbrück,  altind.  V.,  8,  18t^^  und  Qraäsm&iin 
seinem  WB.  zum  Rigveda  s*  v.  as,  sehen  l  in  äsTis  usf.  als  eing 
schoben  mi;  ,,für  diese  Auffassung  spricht  namentlich  dae  Intensi^ 
vmn.*'    Die  Endung  -im  im  vedischen  Aorifit  erklärt  V 
iih'm.   üeber   die   griechischen    PF,  lip»   ^i^  vervM  au|| 

Curtius,  V,  1,  172.  Zu  weit  geht  aber  F.  entschieden ,  wöäü 
,  gr.  VI  et  sa  auf  asä  zurückführen  will.    Dass  grieeiuBches  «r  .'luniH 
tlndogermani&cheQ  ä  entsprechen  kann,  ist  ja  nicht  zu  läugnea;  nh 
[dass  auslautendes  und  inlautendes  ä  auoli  aus  ri  mit  einst  tolgmi^ 
f Nasal  hervorgegangen  ist,  das  ist  mindestens  eben  so  sicher  nacb-« 
znweisen ,  und  nach  Analogie  der  ersten  Person  wp.rijon  die  Herodo- 
tischen  kag  IW«  aufzufassen   sein.    Der  Verf.   nimmt   nun 
Vermengung  von  ma  und  aaä  an,  ),'|  liä 

•  Fortsetzer  des  protoarischen  nsam  ci<i  rent 

lAoristbedeutuDg  fOr  das  Protoitalische ,  mindestens  Iflr  da»  Öl 
iLatein  ansetzen  zu  dürfen.    Gelegontlich ,  da  F.  auf  die  von 
[statuierten  Aoristformen  eintritt,  fögt  er  diesen  das  lateii 
•quam  zu ,  ffir  welches  die  übrigen  Personen  ein  «/. 
voransset^ien  Hessen.  Ueber  die  weitern  angenomiu«  loiaalitt 

gen  eprechen  wir  nicht.    Schenken  wir  der  Zusa;  \\\mg 

in»qw9m  mit  skr.  kJti/ä  Heifall,  so  werden  wir    i  er 

Person  nach  Ausfall  des  i  wol  begreifefn.  Wir  niumeu  ein ,  da 
Endnng  -m  hier  sehr  auffallend  ist   Die  Analogie  des  Coojnufl 
und  Futurums  mochte  die  AUerthümlichkeit  erhalten*  Das  Aorifi 
liegt  weder  in  dieser  Form,  noch  genau  genommen  im  syntüktisck«! 
IGebmuche  des  Wortes.  Es  wird  nun  aber  auch  aus  ihr  von  dem  Vi 
iin  taffam  ein  Indicativus  Klägern ^  i^tagim  erschlossen  »  iletasnldl 
[^in  A*>rist  *e*em,  ^^esim,  der  sich  mit  dem  Perf    rfty   das  s^i 

asasa  (?)  gemischt  haben  soll ,  so  dasa  für  die  iber 

[nur  für  diese,  die  Zusammensetzung  mit  einem  Aoi  i^- 

Ben  wäre.    Auch  im  Perfectum  sei  vielleicht  der   i 
einmal  im  Singularis  ursprünglich  lang.  Das  „Vieiiei<  r 
|ein  übler  Beweis,  and  wollte  und  könnte  man  1  in  der  ^ 
rein  lautlich  erklären ,  sollte  ihm  dann  das  -€Ü^  - 
lanalogisch  nachgebildet  sein?  Oder  sollten  wir  bc 
Ifichein  der  alten  Prasensendung  *U  vor  uns  haben  ?  Du 
Person  nicht  nur  des  Auslauten»  wegen  lang  gewesen  ae4,  ^,.^  .  ueint , 
uns  dadurch  bewiesen,  dass  es  vor  dem  scharfen  s  im  laünilif  inidj 


Arl>eiteii  tihet  dio  ki  CönjogitioTi,  ting.  v.  Sd^w^iter^Bidler.    758 


IIB  Ferf.  Präteritam  Conj,  geblieben  i^.  Allerdings  in  d«r  zweitett 
Person  SinguL  steht  die  Annahme  ehaes  1  durch  das  einmalige  inic- 
ra'i^^ti  nicht  gerade  felsenfest,  und  in  der  dritten  Perf.  Plnralis  ist 
»f-nrnt  neben  ^runi  wolbezeugt,  Vergl.  über  dieses  nnd  interieidi 
Schmidt  Vo€.  il,  345  ff.  Die  zweite  Person  'is-ii  erklärt  F.  als  aus 
ei  Endungen  componiert  und  lässt  ^ü-stia  im  Pluralis  nach  deren 
alogie  gebildet  sein.  Die  Endang  -s^.runt  in  den  -si  Perfecteu  ent- 
halte die  reduplicierte  Aoristform  -slshus.  Zweifelhaft  sei  es,  ob 
wisse  keltische,  altnordische  und  althochdeutsche  Formen,  welche 
tchleicher  dem  lat.  Perf.  auf  -si  an  die  Seite  gestellt  hat,  ein  mit 
tn  gebildetes  Perfectum  oder  einen  Aorist  reflectieren,  Dass 
he  s-Präteiitam  mit  einem  Hilfsverbum  gebildet  sei,  steht 
fest.  Nach  Stockes  (Beiträge  zur  vorgL  Sprachf.  VII,  47)  scheint 
es  aber  laatlich  unmöglich,  dass  das  fragliche  s  das  Verbum  esse 
repräöeutiere ,  und  ist  es  höchst  wahrscheinlich ,  dass  s  vielmehr  ein 
Ceberrest  von  W.  sta  ist,  das  ja  schon  im  Sanskrit  oft  nahe  an  die 
Be<ieotung  des  Sei us  streift  und  dieselbe  besonders  in  den  roraani- 
tchen  vertritt.  Von  einem  wirklichen  ^  haben  wir  aber  im 
K  Jii^n  Präteritum  keine  Spur  und  das  zuweilen  in  ihm  er- 

-  ■   r  ist  entweder  Bepräsentant  eines  Wnrzellautes  oder  min- 

i\y  ...  nzelnhiatusfdJJend;  darüber  sind  wolsafnmtliche Germanisten 
«inig,  und  auch  J.  Schmidt  hat  sich  in  neuester  Zeit  in  ähnlichem  Sinne 
ausgesprochen.  Der  Verf.  nimmt  eine  doppelte  Bildung  des  Opta- 
tivs im  Präteritum  an,  vom  Thema  am  ;  maim ,  vom  Thema  asä  \ 
o  orsteres  sei  im  Lateinischen  esem  (wie  es  sich  noch  im  SC. 

«i  ■)  'fff^ni,  -rem,  letzteres  essem  geworden.  Dabei  hat  F.  völlig 

den  I  \  der  geminiorenden  und  nichtgeminierenden  Periode 

im  Lar  u  übersohcu.  Wir  wissen  jetzt  besouden«  durch  Weiss- 

brodts  verdienstliche  Forschungen,  dass  seit  Ennius  in  essent 
V*  ♦rrminiert  wurde;  dagegen  sagt  Weissbrodt :  Antiqnissimom. 
i,  duplicrs  in  plusquamperfecto  (-s^m)  sibilantis  eicemplum 
C,  Cceiiu  C.  f.  Caldo  L.  Domitio,  Cn.  f,  Ahenobarbo  cos.  a  660  eia- 
ratnm  lei  pagi  Ihnxulanei  praebet.  Wir  werden  demnach  kaum  nmhiß 
nuen  ni  {f)iifm  -rem  die  einzige  Optativbildung  des  Pntieritums 
Riehen  und  iu  esnem  eine  Zusammensetzung  von  es  mit  «cm  anzu- 
nehmen. Auch  vom  Inhnitivus  ese  zeigt  sich,  genau  genommen,  in 
drr  geminiorenden  Periode  keine  Spur,  liegt  also  auch  keine  Berech- 
tigung vor»  einen  Inf.  praes.  ex<f  und  aor.  tosest  zu  scheiden.  Nehmen 
w  nh  nicht  mit  Westphal  an,  dass  in  le^^-hafn  ein  luHnitivus 

/  i^^e,  so  füllt  uuscrs  DOnkens  eine  so  einfache  lufinitivbil- 

i  i  Ii  Lut.  überhaupt  dahin.  Es  ist  ja  auch  der  umbriscb- 
r  I  ii>'  Iiitiuitiv  schon  von  eijiem  nominalen  Thema  auf  -o  g«- 
let.  Pa«8  lateinisches  rro  gleich  griech.  iaof4at ,  gleich  einem 
Offermanisrhen  ri.vy^fmr  sei»  bestreitet  wol  heute  niemand  mehr; 
ilass  aber  das  einmal  vorkommende  adeasint,  der  Bedentnng  nach 
i  f  '  '        niech.  tut  müssen  wir 

5-*  b  für  ohu  jach  levas^t^ 


ItÜMlirin  r.  4.  J^iltn.  Otioii*  187f.    I.  H*fl. 


48 


TM    Arbeiten  über  die  lat.  Conjagation,  ang.  t.  Sehweit^r-SiäUir. 

faxo  usf.  Einen  Optativ  des  Fatnrams  irgendwo  BtAhsaweisen  mOchte 
dem  Vart  sehr  soh^mi*  sein;  sicher  liegt  ein  solcher  nkht  indem 
peripbvastischen  Futurum  lecturu»  sim  n.  ä.  vor ,  wie  F.  tu  metiMB 
scheint,  es  mfissle  dann  arwitsen  werden,  das»  oamt  in  askr.  däiä$m, 
9um  im  lat.  cMuru»  sum  die  Futnrbedeutui^  tragtn.  So  aeJi  um 
aach  fö'^rem  und  der  Infin.  pre  eine  doppelte  Form  repriaeDÜeren. 
Sh^n^a  on^YQisbt^r  als.  dieses  ist  die  Annahme,  dass  einatmils  aa<^ 
im  Lateinische^  wie  iqi  ümbrischen  und  Oscischen  Futora  I,  die  mit 
-50  compoQiert  waren,  existiert  haben,  wenn  das  auch  mcht  gerade 
unwahrsch^njüch  ist. 

Mit  g.  9  (&  XXVin)  geht  Fuwi  an  die  Behandlung  der  xn- 
aaounQnges^tsften  Imperfecta  Indic,  an  die  Untersuchung,,  ob  zunichst 
d^s  Imper(  Frät.  mit  einem  Imperfect  von  fuo  oder  mit  einem  Aorist 
von  W.  iha  zusammengesetzt  sei,  welches  letztere  von  W.  Scherer 
u.  a.  aiAfgestellt  worden  ist.  Lautlich  lassen  sich  beide  Anwaliinftii 
begrfkndeo,  und  die  Frage  dreht  sich  wesentlich  darum,  ob  die  Ana- 
logien ffir  das  Eine  oder  das  Andere  sprechen.  G.  Curtius  hat  nach 
diesen,  II  S.  348,  gr.  V.,  för  W.  fu  entschieden,  obwol  er  in  der 
Annierkui^g  die  Feinheit  und  Tüchtigkeit  von  Fumi's  Schaft  ohne 
Rückhalt  anerkennt.  Die  Gründe ,  welche  F.  für  eine  GomyoeitioD 
mit  ähäm  beibringt,  sind  viel  gewichtiger  als  diejenigen,  welche  er 
gegen  eine  solche  mit  */W  aufführt.  Unter  letztem  ist  der  erste  der, 
dass  die  Prasensformen  des  V.  hhü  gar  nicht  in  allen  arischen  d.  b. 
indogermanischen  Sprach^en  vorkommen  und  in  den  italischen  ganz 
mangeln ,  weil  vielleicht  der  Sinn  dieser  W. ,  wo  sie  ohne  Erweite- 
rungen (spoglia  di  awpliamenti) ,  wie  sich  solche  in  qnnm ,  umbr. 
fuieat  etc.  finden,  auftrete,  der  Sinn  des  Werdens  in  Contrast  zu 
stehen  scheine  mit  dem  Dauern  (der  prasentischen  Handlang),  wäh- 
rend er  passend  erschien,  um  das  Hervorbrechen  der  Handlung 
(Aoriat)  und  die  Erzeugung  derselben ,  sowol  die  vollendete  (Perfec- 
tum)  süs  die  sich  erst  erfüllen  sollende  (Futurum)  zu  bezeichnen. 
Ueber  die  sprachphüosophische  Begründung  treten  wir  nicht  ein; 
mag  aber  F.  vielleicht  mit  Recht  das  oscische  ftUd  als  Perfectnm 
Conj.  fassen,  im  Ümbrischen  erscheint  doch  häufig  der  Imperativ 
futyißj  futtUu.  Der  zweite  Grund  ist  der,  dass  sich  die  Formen  von 
W.  bhü  in  wiiklichen  Verbaicomposita  Weder  im  Indo-Iranischen 
noch  im  Griechischen  zeigen,  und  ausser  unserm  H^am  überhaupt 
eine  solche  nur  in  dem  so  erkläi-ten  lateinischen  und  keltischen  -b- 
Futurum  auftrete.  Wai*um  gedenkt  der  Verf.  hier  nicht  des  italischen 
Perfectums?  Kurz,  aber  klar  und  instructiv  setzt  dann  F.  dieBeflexe 
der  W.  dJM  im  Lateinischen  auseinander  und  weist  auf  die  natürliche 
lautliche  Gleich gestaltung  dieser  Wurzel  mit  der  W.  (fa  geben  hin. 
Einen  wurzelhaften  Aorist  (a)dhäm  etc.  sieht  er  noch  im  Lateinischen 
infit  „er  hebt,  setzt  an'S  welches  seine  Vocallänge  wol  der  Vermi- 
schung mit  fio  verdanke.  Einem  vom  Thema  dM  gebildeten  Präte- 
ritum {dhdm)  aber  soll  nun  lat.  -bam  usf.  entsprechen,  wie  das 
später  auch  Schleicher,  wie  es  Scherer  annehmen,   wie  es  Ascoü 


Arbeikn  abt»r  die  lat.  ConjngaUon,  t^ng,  v,  SehweiBef'Siiler.    7H 

tllige,  mir  (tiiss  er  &,  lat,  /',  b  mm  SUuim  ziehe,  wie  dieser  aitdtr* 
Urts  durch  a,  k  erweitert  sei.  Die  Einwürfe,  welche  Corssea  gegüii 
Ine  solche  Erklärung  von  -bam  macht« ,  halten  auch  wir  für  iiicbt 
'  ^^  Ein  g^iltigerer  Widerspruch  ^heint  darin  ?,ü  liegen,  dass 
ischen  -^f/v  im  aor,  passive  Bedeutung  hat.  So  weit  ich 
»11  Verü  verstehe,  will  er  diesen  Wi^  h  so  schlichten,  dasF 

das  fragliche  gr.  -O^tjv  als  aus  xi^  landen  anffasst,  eine 

orm,  die  sich  dann  mit  dem  activou  -^»;v  =  dhätH  vermischt  hahe. 
trthis  selbst  —  was  der  Verf.  allerdings  nicht  wissen  konnte  — 
at  in  neuester  Zeit  einer  andern  Erklärung  des  -r^w  im  paasiTBB 
ori^te  den  Vorzug  gegeben,  und  zieht,  wie  Ascoli,  das  ^'i^  zum 
ßini,  immerhin  so,  dass  er  dasselbe  bestimmt  auf  W.  ^b^  äha 
irt^ckfQhrt,  Warum  spricht  es  F.  nicht  geradezu  aus,  dass  er  die 
jialogie  zwischen  Griechisch  und  Lateinisch  nur  in  einer  «ihnliehen 
(Terwendung  der  W.  dfia  erkenne,  da»  lat  -bam  aber  unmittelbar  an 
indogermanisches  ^dhn$n  anknüpfe?  Das  Lateinische  hat  ja  in 
ineni  Flexionssystem  so  viel  Eigenthömlichos  und  vom  Griechischem 
^bweichendess ,  dass  wir  ihm  endlich  sein  eigenes  Schaffen  ieutrauen 
bUen.  Viel  näher  stehen  ihm  hier ,  sofern  nur  wirklich  in  den  frag- 
ehen  Formen  eine  Bildung  mit  dha,  ^e  vorliegt,  die  litauischen  und 
aanischeu  Analogien«  welche  auch  wir  für  unbestreitbar  erachieii. 
eher  die  keltischen  Analogien  wage  ich  kein  bestimmtes  ürtheil, 
ich  die  bedeutendsten  Keltologen  unter  sich  uneinig  sehe.  Stockes 
fMirt,  aus  lautlichen  Gründen  von  Zeuss^Kbel  ahweiebend ,  -f  in  ru* 
ftiiff  ,Jch  Lmg^*  u.  ä.  nicht  auf  dha,  sondern  auf  tan  {ta)  zurück; 
dagegen  erwihnt  er  Beitr.  VIL  30  f.  ein  seltenes  ri- Präteritum,  wei- 
ter ans  goth.  sdlhäda  lüt  Seite  stellt  F.  machte  da»;  keltische 
AS  dd  hervorstehen  lassen  und  setzt  hier  hu  red upli eierten  de^^ 
Irans.  So,  meint  er  dann,  dürften  sich  auch  oscische  Perff. ,  wii 
kfuüed  erkhlren  aus  einem  in  •t4Hed  verhärteten  drd^d.  Diese 
ferhilrtuQg  wird  freilich  durch  die  umbrischen  Formen ,  die  er  an- 
|hrt,  gar  nicht  bewiesen*  Stockes  ai»  der  angeführten  Stelle  hat 
Bli^fvgt  die  Porfectform  unaied  von  prüfatied  u.  ä.  getrennt 

An  i^icii  hätte  es  keine  unül>erwindliche  Schwierigkeit  anauneh- 

dass  dah  Futurum  mit  eitiem  andern  Hilfsverbiim  gebildet  sei 

das  Prftteritnmt  wie  ja  da^  im  rmbnsch-Oscischen  sicher  der 

in  gewesen  iat.    Im  Lateimschen  aber  wäre  doch  d*Ls  Futurum  anl 

im  hiichsten  Grade  auffallend ,  wenn  es  nicht  dem  lm|>erfectuni 

ichgebildet  wäre,  da  wir  mit  bestem  Rechte  dann  «nn  solches  auf 

(«r  warten  müssten.  Wer  also  das  Im  per  f«  mit  W,  dUa  gebildet 

\kbiii,  wird  das  ec  »  «ivÄtor  gvstaltote  Fut,  auf -(»o  auf 

ßlbf  (tnindlägp  «urk-  'U  «ich  V^ewogen  tüblen;  und  Fumi 

kt  cb.    Kr  t'rltUrt  nun  aber  60  i=r  du-jo,  da  ach  ja 

IV 'Ju  für  dha  aus   9crtddu<$m,  crrduam  usf*  sicher 

Bchlie«<8en  lässt  Es  Kci  aber  b<t  aus  dtt^j-o  entsprungen,  wie  hrlium, 

»,  hono'  aus  dntHum,  duis,  duotw,  und  Abnlich  huH  das  6-fütunim 

Kolti*oben  xn  erklären  sein.  Dieser  Lantprocess  wird  nns  für  dif 

48*  i 


750    Arbeiten  über  die  lat.  Conjugation,  ang.  v.  Sdiweiger'Sidkr. 

Lateinische  Angesichts  yon  suf-fire  neben  ^lo)  recht  bedenklich, 
und  bedenklich  wird  er  vielleicht  auch  fürs  Keltische  sein.  Es 
könnte  aber  lat.  -bo  auf  fio  =  thejo  zurückgehen  oder  rein  nach 
Analogie  von  -bam  gestaltet  sein.  Dann  aber  müsste  es  nach  Osthoff- 
Curtius  vom  keltischen  rb-  futui'um  losgerissen  werden ,  welches  die 
Kenner  der  keltischen  Lautgesetze  nur  aus  W.  bhü  erklären  zu  dürfen 
meinen.  Wir  räumen  dem  Verf.  gerne  das  wissenschaftliche  Recht 
ein  das  lateinische  Präteritum  und  Futurum  auf  W.  dha  zurückzu- 
führen, wir  anerkennen  freudig  und  unverholen  die  Methode  und 
Feinheit  seiner  Beweisführung,  gestehen  aber  schliesslich  doch  nicht 
zur  vollen  Ueberzeugung  von  der  Wahrheit  seiner  Annahme  gekom- 
men zu  sein. 

Wie  Herr  Fumi  die  vorher  besprochenen  Fragen  von  weiten  Ge- 
sichtspuncten  aus  behandelt  hat,  so  behandelt  er  auch  die  Frage  nadi 
der  Länge  von  e  in  leg@bam  usf.  mit  grosser  Einsicht  in  die  sprach- 
liche Entwickelung  überhaupt.  Dass  in  solchem  e  das  Augment  er- 
halten sein  könne,  wie  es  Pott  heute  noch  behauptet ,  dass  in  ihm 
eine  blosse  Analogiebildung  nach  der  jüngeren  zweiten  Coigugatioo 
vorliegen  dürfte,  dass  es  ein  blosses  sforzato  sei,  dass  darin  eine  Infi- 
nitivbildung  liege,  wie  Westphal  hinwarf — ,  all*  das  bestreitet  F.  mit 
wolerwogenen  Gründen.  Für  die  Ansicht ,  dass  dieses  e  nach  Ana- 
logie von  Conjugation  U  allmählich  sich  entwickelt  habe ,  lässt  sich 
immerhin  das  sagen ,  dass  diese  Analogie  erst  später  gewirkt  habe, 
eine  Erscheinung,  die  im  Sprachleben  häufig  ist.  Fumi  stellt  nun 
die  Hypothese  auf,  den  ersten  Theil  der  Compositionen  auf  -bam^ 
'ho  bilden  Stämme  auf  -as,  welche  zu  einer  Zeit,  als  die  Casus- 
zeichen noch  nicht  gebildet  gewesen ,  vorgetreten  wären.  Es  ist  ja 
richtig ,  dass  die  Bildungen  auf  -as  usf.  gerade  in  der  ältesten  Zeit 
des  Indogermanischen  sehr  reich  vertreten  sind,  es  ist  nicht  zuläog- 
nen,  dass  insbesondere  das  Latein  eine  ganz  ausserordentliche  Fülle 
solcher  Stämme  aufweist,  es  ist  uns  ausgemacht,  dass  der  lateinische 
Infinitivus  ein  versteinerter  Dativ  solcher  S  gestalten  ist;  lautlich 
ist  es  in  Ordnung ,  dass  s  vor  /*,  fe,  d  ausföUt  und  verlängerte  Silben 
zurücklässt;  es  ist  ein  glücklicher  Gedanke  die  Länge  des  e  in  ore- 
facio  usf.  so  zu  erklären ,  dass  auch  diese  ersten  Theile  ursprünglich 
S-Stämme  waren.  Eine  Hypothese  muss  natürlich  Fumi's  Ansati 
bleiben,  so  lange  nicht  wirklich  eine  Form  mit  s  auftritt.  Wir 
möchten  hier  noch  die  interessante  Erscheinung  hervorheben,  dass 
im  Lateinischen  in  mehreren  Fällen,  in  nabhaSj  viqK>g,  nubes^  in 
sadas^  ^dog,  sedes ,  in  Tikrjd^ogy  plebes  an  der  Stelle  des  alten  ä  ein 
€  auftritt,  wonach  sich  dann  auch  gewiss  erst  allmählich  das  Ge- 
schlecht ändert ,  dass  wenigstens  in  plebes  sich  dann  geradezu  ein 
e-Stamm  entwickelt.  Das  ose.  a-manaffed  meint  der  Verf.  aus  a- 
manäv(uyfed  (Infinitivstamm  mit  Perf,  von  fu)  erklären  zu  dürfen, 
da  auch  hier  einen  Stamm  auf  -as  zu  suchen  seine  gegründeten  Be- 
denken hat,  und  modificiert  S.  46  seine  Ansicht  über  ose.  Perfecta, 
wie  prüfatted  dahin ,  dass  er  in  deren  erstem  Theile  ebenfalls  den 


Arbeiten  über  die  lii.  Gonjug^ation,  ang,  t.  8ekwmBer'8iähr^    757 


fijiitivBtamm  z*  B.  prufaviu)-^  im  iweiten  ein  zu  ^ied  etc.  rer- 

Tzten  "i^ted  sieht.  Nachträglich  macht  Pami  noch  auf  die  Home- 

isohen  Perfectfurmen  iy^t^yog^aat  und  fießgut^otg  aufmerksam. 

IL  Unserer  Besprechung  der  Anfsätze  von  Harkness  senden 

wir  noch  einmal  bezüg:Uch  seiner  Arbeiten  insbesondere  die  Bemer- 

mg  voraus»  dass  auch  er  mit  der  deut«cben  Literatur  über  den  be- 

idelten  Stoff  und  mit  den  allgemeinen  Anschauungen  tlber  sprach- 

e  Entwickelung  vertraut  erscheint,  dass  er  die  Sonderstellung 

Lateinischen  gehörig  zu  würdigen  versteht  and  demzufolge  in 

htig  geflbter  Methode  vorgeht. 

Er  geht  aus  von  dem  Satze,  dass  unzweifelhaft  das  Lateinische, 
iriechische  und  Sanskrit  von  der  Muttersprache  der  indo-eoropäi- 
ben  Sprachfamilie  die  Fähigkeit  geerbt  haben  die  vollendete  Hand- 
ng  vermittelst  der  Beduplication  zu  bezeichnen  und  neue  Zeit- 
irmen  mit  Hilfe  von  Hilfsverben  zu  schaffen.  Das  Lateinische 
lidet  sich  aber  in  seiner  Behandlung  der  Zeitformen  für  die 
Handlung  vom  öriechischen  und  Sanskrit  durch  einen 
Gebrauch  von  componierten  Zeitformen  zum  Ersätze  der  Re- 
ktion. Es  hat  allerdings  einige  reduplicierte  Perfecta  behalten. 
e^dni,  cecidi,  peperi^  aber  im  Verhältnis  zu  der  grossen  Zahl 
oomponierten  Formen  erscheinen  diese  nur  als  Ausnahmen  von 
dar  allgemeinen  RegeL 

Bevor  der  Verf.  auf  die  Bildung  des  lateinischen  Perfeetes  ein- 
tt,  will  er  einige  von  den  componierten  Formen  in  den  andern 
für  vollendete  Handlung,  das  Perfectum-Präteritum»  Fut,  PrL 
Indicativs  und  das  Perf.  und  Perf.  Prät  des  Conj.  in  Betracht 
slahtii*  Dasa  in  cedneram ,  cecinero,  cecinerim  mit  einem  Hillsver- 
tmm  gebildete  Formen  vorliegen,  ist  klar,  dem  Yerf,  ist  es  aber 
daran  gelegen,  hier  die  wirklich  vollen  Formen  eram^  ero^  erim,  an- 
gehängt an  die  Form  cecin-,  sehen  zu  lassen :  in  -mm  erkennt  er 
demnach  ein  volleres  erim^  csim  für  sim,  wofür  er  nur  die  grie- 
0  Analogie  beibringen  kann,  während  das  Sanskrit,  die  itali- 
Idioniü  und  das  Germanische  solcher  Annahme  entgegenstehen, 
t9t  aber  diese  Annahme  allein »  durch  welche  er  sich  berechtigt 
»iat,  auch  cecinisifem  in  cfcin-issem  zu  trennen.  Diese«  -r>*^ii 
1]  nnn  gleich  entfern  sein,  Euem  aber  wird  auch  von  H,  als  aus 
\tm  entstanden  erklärt,  eine  Erklärung,  die  wir  schon  oben  lurflck- 
eisen  mnssten*  Sie  streitet  gegen  die  überlieferten   That&achen, 
en  die  lateinischen  Lautgesetze.   Adietei,  was  für  den  Wechsel 
fan  ^  mit  #  und  für  das  einfache  t  neben  dem  doppelten  angeführt 
rd,  hat  vielmehr  e. 

Wie  haben  wir  nun  die  Endungen  dea  Perfectes  ^,  Mi  usf. 
erklären?  Daa  Latein  hat  drei  Classen  von  Perfecten,  L  die  anf 
^  -vi,  II*  die  auf  *9i,  IIL  die  anf  -i.  Die  beiden  ersten  gewinnen 
ihre  Bedeutung  nur  durch  zugesetztes  (f)ut,  -st.  Was  verleiht  diesen 
'^usät  HedetituQg  der  vollendeten  Handlung?  Lateinisches  ftH 

XLUi  i.  .  wesentliche  Verschiedenheiten  von  hskt,  babhüva  und 


768    Axbeiteo  über  die  lat  Gonjngation,  ang.  ▼.  SehweiMer-Sükr. 

äsa.  Dieses  weist  in  ä  die  Beduplication  auf,  ein  e  aber  ist  für  latoi» 
niscbes  est  nicht  zu  erweisen  and ,  da  dieser  Anlaat  in  der  oompo- 
nierten  Oonjagaüon  immer  wegfällt,  anwahrscheinlich.  Das  1  in 
lateinischen  fui  ist  sehr  auffallend  and  erheischt  mne  Erklärong; 
drittens  sind  ebenso  anfallend  die  Endungen  -isti,  -isUs^  -^erwä, 
ere.  Ob  nicht  lateinisch  eai  eine  mit  sskr.  äaa  zwar  innig  Terwaadii, 
aber  doch  etwas  von  ihm  verschiedene  Gestaltnng  des  Perf .  ?(m  ob 
sei?  £e  folgt  nun  hier  derselbe  Satz,  den  wir  schon  oben  ansFinn'fi 
Abhandlung  anführten,  sskr.  ä$a  repräsentiere  ein  älteres  asoMt 
oder  asasma,  weiter  aber  wird  dann  statuiert,  dass  ein  sckhesoMMSM 
darch  esismi  hindurch  wirklich  dem  lateinischen  esi  zu  Oninde  liege. 
Folgendes  möchte  die  ursprüngliche  Flexion  im  Latein  gewesen  seia: 

esismi  =  estmi  =  est 

esisti   =  esist   =  esk 

esismus  esinms 

esisHs  esistis 

eHsunt  esüsunt 

Das  Bedenklichste  ist ,  dass  in  der  dritten  Person  SingnL  8  vor  t 
mit  Hinterlassung  von  Ersatzlänge  ausgefallen  sein  soll.  Die  fttr 
solchen  Ausfall  beigebrachten  Analogien ,  namentlich  diejemge  d« 
Sanskrit  fallen  dahin,  da  die  Lautgesetze  in  den  verglicheBsn  8pn^ 
chen  andere  sind  als  im  Lateinischen.  Mit  der  Endung  -H  im  Smg. 
66ta-^t  durfte  jedenfalls  nicht  das  d-i  von  lad-i  unmütelbar  ver- 
glichen  werden.  Die  Länge  des  i  von  -ti  ist  mit  der  bekannten  Begd 
über  auslautendes  i  wahrhaftig  nicht  erklärt ;  von  etwaigen  Fremd- 
wörtern abgesehen  ist  doch  wol  die  Regel  eine  grundlose  und  hit 
das  echt  lateinische  auslautende  I  überall  seine  innere  Berechtigmig. 
Weniger  hat  auf  sich  das  et  in  ifderieMi^  da  dieses  nnr  einmal  vior* 
kommt.  Die  Länge  von  -e-  in  ^erunt  neben  •drtm^  wird  von  Htm 
H.  als  eine  Analogiebildung  von  -ere  au%efasst,  in  welchem  er  ein 
einii,  gr.  uai  sieht,  woraus  dann  -eai,  -er«,  -ere  hervorgegangen  sit 
Gewiss  hätten  wir  aus  ^eanU  kein  eri  erhalten  können.  Wir  habM 
dieses  e  schon  oben  berührt.  Aber  wodurch  sind  wir  überhaupt  be- 
rechtigt eine  Perfectform  asasa  oder  astMtna  anzunehmen,  von  wel- 
cher nirgend  eine  Spur  existiert?  Als  wirklich  existierend  dirte 
wir  nach  emi,  edi  von  W.  es  nur  ein  esi  voraussetzen  Es  ist  alle^ 
dinge  dem  Verf.  einzuräumen,  dass,  dürfton  wir  einen  Perfectstuui 
eseSf  esis  annehmen  und  könnten  wir  alle  von  ihm  statnierten  Last- 
processe  gutheissen,  nun  von  dem  Stamme  esis  esisam  etc.  nach  Amt' 
logie  von  esam  aus  es  usf.  hervorgehen  mochten,  also  neben  einem 
carpsi  auch  ein  carp-sisam,  carpseratn  usw. 

In  einem  zweiten  Aufsatze  untersucht  Herr  Harkness  die  Per- 
fecta auf  'Ui,  -i^',  -}  mit  Einschlnss  von  fui.  Dieser  üntersnchung 
schickt  er  eine  kurze  Darstellung  des  ganzen  Systemes  der  Zeitei- 
faiMung  im  lateinischen  verb.  fin.  voraus,  und  wählt  als  Beispiel  fBr 
dieses  das  V.  cano.  Das  Erscheinen  der  Auxiliarverba  es  oder  fk  (?) 
in  allen  Formen  für  die  vollendete  Handlung  und  für  die  vergangen« 


noAi  doir  ««pom  gr.  ^  rtnn,  «og.  v.  Schweiser-Sidler,    751^ 

es  wäre  denn,  dass  da.s  Perfect  eine  Ausnahme  bildete,  selbst 
:ien  prituitjvsten  Verben,  bringt  and  die  Frag'e  nahe,  ob  nicht 
im  Perfect  ein  solches  Hilfsverbnm  zu  spüren.  Es  ist  ferner 
lugbar ,  dass ,  es  sei  denn  daes  das  Perf.  Ind.  Act.  eine  Ausnahme 
büdet**,  im  lateinischen  Activnm  und  Passiviim  immer  im  C<*njunc* 
ti\  einfache  Formen  einfachen  des  Indicativs,  zusammenge- 

jljt  I. mengesetzten  gegenüberstehen.  Die  Schlü8*slaiitp  der  Perf. 

^^Lcarpifi,cedni,fui,alm3nniarismdünd  bleiben  sich  überall  gleich; 
^fe   eigentliche  Zeichen  des  Perf,,  der  vollendeten  Handlung  liegt 
imm^r  in  der  Rednplication  des  Stammes  selbst  oder  in  der  ursprüng- 
ednplicatiun  des  Hilfsverbums,  kann  demnach  in  den  Endun- 
ttt  noch  einmal  erscheinen;   aber  im  Conjunctiv  finden  wir 
*fHfn  (?),  im  lud,  'isti^  -istiSf  -erunt:  wir  haben  demnach  in  den 
^fldßügen  Von  cedn-i,  fu-i  usf.  eine  Composition  mit  dem  Präsene 
^^nn .  nrsprUnglich  csmi  ^  ismi  zu  sehen.  Die  dabei  vorkommenden 
^BtlicbeD  Processe  sind  ganz  dieselben  wie  in  esi  aus  esismi.    Der 
^ferf.  sucht  denn  in  wirklich  sprachwjssenschaftt icher  Methode  diese 
^niposition  des  Perfectums  mit  dem  vollen  Ausdruck  der  Copula  ffir 
^pi  Latein  nach  und  gemäss  seiner  Sonderentwickelung  begreiflich^ 
jafast  nothwendig  erscheinen  zu  lassen.  Er  fragt  schliesslich:  Was 
war  also  die  wahrscheinliche  Entwickelang  des  lateinischen  Perfec- 
Hkv  tHe  Antwort  lautet :  Die  Sprache  erbte  unzweifelhaft  ein  ein- 
HSies  redupliciertes  Perfect,  bildete  aber  nachher  ein  componiertes, 
^■ches  sich  von  der  einfachen  Form  genau  so  unterschied,  wie  sich 
^Kt   zusammengesetzte   Aorist  vom  primitiven   unterschied.    Gleich 
dem  primitiven  Perfect  war  es  redupliciert ,  aber,  ungleich  diesem, 
enthielt  es  das  Hilfsverbum  ^sein",  es.  Diese  Form  wurde  schliess- 
lich die  heiTschende,  Das  einfache  primitive  Perf.  verschwand  endlich 
in  allen  lateinischen  Verben  ausser  dem  Auxiliarverbum  est]^  welches 
nur  in  zusammengesetzten  Perfecten  erhalten  ist.  HQhach  wird  dann 
der  Uebergang  zu  den  Formen  gezeichnet,  welche  Zusammensetzun- 
gen aus  Stamm  und  Perfect  von  Hilfsverben  sind ,  und  auf  das  frflho 
Neheneinanderexistieren  der  ursprünglichen  und  componierten  Per- 
h*  rksam  gemacht.  Der  Verf.  tritt  endlich  noch  auf  die  viel- 

btr  ^11  Formen,  wie  roffassü,  habessit  ein,  welche  er  aus 

roffO'^at^ü  usf.  erklärt,  da  gar  nicht  alle  Formen  fär  die  vrdlendete 
Handlung  und  die  vergangene  Zeit  nothwendig  mit  demselben  Hilfs^^ 
verbam  gebildet  sein  müssten. 


getieai  delP  esponente  greco  -  %tno  e  il  rainmollimento 
(Teile  tenui  in  fßdofio  e  oydm.  DiftserUzionc  di  J.  G.  AscoU. 
Kuiua  ToriDo  Firenie,  Ermann  Löt»cber.  1876.  ft^.  22.  (DeQt«eb  von 
«dorf  in  CurtiuV  Studien  %  341 1. 

^Diese  Abhandlung  des  hervonagendsten  italienischen  8pnu:b- 

bcherii  ist  ein  Souderabdruck  aus  der  Eivista  di  Filologia  e  Istru- 

be  rlassica.  Sie  verdient  es  in  hohem  Grade,  wie  alle  übrigen  Ar* 

en  dejt  unermüdlichen,  auf  so  verschiedenen  Sprachgebieten  mit 


700    Ascoli,  la  genesi  deir  espon.  gr.  —  raro,  ang.  y.  Schwmer-SiSJitir. 

gleicher  Akribie  und  gleichem  Geschicke  thätigen  Forschers,  den 
deutschen  Philologen  und  Spi-achgelehrten  bestens  empfohlen  zu  wer- 
den. In  dem  Superlativsuffixe  -taro  eine  reine  Verdoppelung  des 
Superlatiysuffixes  -^a,  -to  anzunehmen  ist  aus  innem  Gründen,  welche 
der  Verf.  hier  in  ihrem  ganzen  Gewichte  ins  Feld  fuhrt,  unmöglich, 
und  die  Annahme  widerspricht  den  griechischen  Lautgesetzen ,  nadi 
welchen  man  tb-to  erwarten  müsste.  Dagegen  darf  man  nur  nicht 
Formen,  wie  OTaxog  und  %a%6g  vorbringen,  da  das  a  des  ersteren 
ein  wurzelhaftes  ist,  das  des  letzteren  höchst  wahrscheinlich  sogar 
ein  a  4-  nasalis  vertritt.  Es  sucht  also  A.  zun&chst  zu  erklären 
und  an  concreten  Beispielen  darzuthun,  wie  neben  einfachem  -ro 
im  Griechischen  sich  -a-TO  herausbildete,  ^a-to  aus  an^to  in 
evaxog ,  d^xaro^-,  dieses  -axo  als  Ganzes  dann  sich  über  die  Ordi- 
nalzahlen, über  Baumpartikeln,  über  Adjective  und  Substantive,  zu- 
mal solche ,  die  den  Begriff  einer  Oertlichkeit  oder  eines  Grades  in 
sich  enthalten,  verbreitete,  wie  schliesslich,  da  sich  -aro  an  ursprüng- 
lich nicht  wui*zelhaftes  -r-  anschloss ,  ein  t-opto ,  %aTO  neben  dem 
compai*ativen  -tbqo  erwuchs :  TQiTorog,  ßelxaTog,  (jpe^oro^,  ^- 
Taxog  u.  a.  sind  zu  kraftigen  Vorbildern  allgemeiner  griechi- 
scher Superlativsteigerung  geworden.  Das  relative  Alter  des  Suffi- 
xes 'zato  kann  daraus  erschlossen  werden,  dass  uns  (pikTegag^  qnX' 
TOTog  u.  a.  des  Accentes  wegen  auf  eine  Zeit  kommen  lassen ,  wo 
das  Dreisilbengesetz  noch  nicht  alles  beherrschte.  Dass  aber  das 
Griechische  sein  'TO/äo  für  ein  ererbtes  -tama  aufgegeben  hat,  sollte 
das  nicht  seinen  wesentlichen  Grund  darin  haben,  dass  eine  Masse 
von  Znsammensetzungen  mit  -TOfio  von  zif^vw  äusserlich  mit  Super- 
lativen auf  'TOfj.0  zusammengefallen  wäre  ?  Nehme  man  das  an  oder 
nicht ,  es  bleibt  des  Verf.  Deutung  von  -avo  und  -xavo  davon  un- 
berühi*t. 

Das  griechische  %ßdofjiog  erklärt  A.  sehr  scharfsinnig  und 
methodisch  aus  ^TtTfo^iog^  indfofiog,  yßd^J^Ofxog  ^  oydoog  «is 
oxTfofog  usf.  Er  macht  auf  das  lateinische  septuä-ginta ,  auf  das 
ital.  ottuagenario  aufmerksam.  Wir  meinen  das  zugeben  zu  dürfien, 
ohne  darum  eine  einstige  gräcoitalische  Einheit  annehmen  zu  m  ü  s  s  e  n  * 
welcher  sonst  zumal  in  der  Flexion  so  vieles  entgegensteht. 

Wir  haben  hier  in  aller  Kürze  nur  die  Resultate  der  oben  be- 
zeichneten Abhandlung  vorgelegt  und  dürfen  die  Leser  versichern, 
dass  sie  auf  dem  Wege  zu  diesen  Ergebnissen  noch  manche  trefniche 
allgemeine  Bemerkung,  manche  schöne  Einzelbeobachtung  finden. 

Zürich,  im  Mära  1877.  Dr.  H.  Schweizer-Sidler. 


ii0eii«  Lelirbadief,  ang.  t.  AI  Ooldhacher. 


T«l 


Grieobiäche  Sprachlehre  far  Gymnasien,  bearbeitet  ?oo  Dr,  H*  A. 
Scbnorbufich  und  Dr.  F.  J.  Scherer,  1}  vcrbed«t)rte  Auflag«. 
Padcrbonj.   Verlag  fon  Ferd.  Schöoiögb  1876.  S.  XU  und  443» 

Die  feTj^cbische  Sprachlehre  vou  Schuörbuüch  aud  Scherer »  die 
an«  in  dritter  verbesserter  Auflag«  vorliegt  ^),  ist  eine  ganz  erfreuliche 
F  f  dem  Gebiete  der  SchuUiteratnr  und  zwar  in  doppelter 

h  11  lieh,  ©iümal  weil  sie  dui'cbau.s  Zeugnis  gibt  vou  dem 

sicheren  Takte  erprobter  Schulmänner,  die  die  Bedürfnisse  des  Gym- 
iiasialuütenrichtes  gründlich  kennen  und  das  Buch  darnach  einzurichten 
bestrebt  waren,  und  zweitens  weil  wir  daraus  ersehen,  dass  die  neue 
Bichtung,  welche  die  Sprachvergleichung  dem  Sprachstudium  ge- 
geben hrtt,  80  wie  sie  bei  uns  in  Oesterreich  beim  Unterrichte  in  der 
gr  <.fx  Sprache  schon  seit  mehr  als  zwei  Decennien  üblich  ist, 

riu  L  an  den  Gymnasien  des  deutschen  Reiches,  wo  die  Schul- 

männer lange  und  entschieden  sich  gegen  diese  Neuerung  sträubten, 
it  unwiderstehlicher  Gewalt  sich  geltend  zu  machen  anfangt.    Wie 
i  dieser  Fortschritt  allmältch  und  unaufhaltsam  vollzieht,  zeigt  uns 
Bcht   anschanlich   die  zweite  Auflage  des  vorliegenden  Buches  in 
ihrem  Verhftltnisse  zur  ersten.  „In  der  Benutznog  der  Resultate  der 
Sprachwissenschaft**,  sagen  die  Hrn.  Verfasser  iii  der  Vorrede  zur 
«weiten  Au tkge»  .sind  wir  noch  einen  kleinen  Schritt  weiter  gegangen 
§ls  in  der  ersten  Auflage  ......  Denn  im  Ganzen  sind  wir ,  wie 

schon  im  Vorworte  zur  ei-steu  Auflage  augedeutet  worden  ist,  der 
sich  auch  ander wäits  mehr  und  mehr  Bahn  brechenden  Ansicht, 
dt:ra  die  Verwertbung  feststehender  Resultate  der  Sprachwissenschaft, 
M>weit  sie  dem  Verständnis  der  Formen  und  der  Krleichterung  des 
1-  i  onen  können»  in  ScbulbQchern  nicht  blos  zul^sig,  sondem 

g«  ].*•  Leider  ist  diCvse  Ansrhaiiung  in  Deutschland  noch  lange 

nicht  die  vorherrschende,  sondoru  tritt  im  Gegenthoile  noch  etwas 
schüchtern  und  behutsam  auf  und  steht  sich  noch  immer  gezwungen 
aaf  die  grosse  Menge  derjenigen  Bücksicht  zu  nehmen ,  die  als  treue 
Anhänger  des  Alten  alleii  perhorrescieren ,  was  von  dem  viel  betre* 
teilen  Wege  in  der  hergebrachten  Methode  nur  im  Geringsten  ab- 
wei<*ht.  Auch    '  ■krende  Grammatik  ist  durch  diese  Uücksicht 

nicht  wenig  K«  worden  und  das  ist  das  Bedeutendste,  was 

Referent  au  derselben  auszusetzen  hat.  Denn  so  aehr  sie  aacJi  b^ 
strebt  ist  die  sicheren  Resultate  der  neueren  Sprachforschung  fftr 
don  Qymnasialuuterricht  zu  verwerthen,  so  wagten  es  die  Hm,  Her- 
asgeber doch  nicht  mit  der  älteren  Einrichtung  der  griechischen 
btilgrammatik  im  Ganzen  zu  brechen,  sondei-n  haben  dieselbe  meist 
prachwissenschaftlichen  Kiemente  aber  ^nur  zur 
L.  ^  sonst  als  willkärlieh  und  regellos  auftretenden 

Brschiinaogvn "  beigefügt  und  dieselben  so  angobmcht,  ^dass  sie 
)e  nach  Ntignng  und  Ansicht  benutzt  oder  unberUck- 
»ichtigt  gelasdeu  werden  können".  Sa  erf»cheinen  daher  die 


')  Dit  erste  ertchien  18$?,  die  iweitr  1870. 


76t  Griechische  Lehrbücher,  ang.  v.  M.  OMbadier. 

sprachvergleichenden  Bemerkungen  meist  nnr  in  Zusätzen  and  An- 
merkungen, wenn  aach  in  angemessener  und  hinreichender  AnswaU, 
so  dass  sie  in  der  Hand  eines  kundigen  und  geschickten  Lehrers  gans 
treffliche  Dienste  thun  können.  Ueber  das  zu  viel  oder  an  wenig 
Iftsst  sich  immer  rechten;  es  soll  daher  darüber  kein  Wort  verior«i 
werden.  Entschieden  weggelassen  hätte  Referent  aus  einem  Sohd« 
buche  nur  die  Bemerkung  §.  260,  dass  ^das  Augment  wahrechein- 
lieh  ursprünglich  aus  einem  den  betreffenden  Yerbalformen  vom  an- 
geschmolzenen Pronominalstamme  hervorgegangen  sd,  der  in  der 
griechischen  Sprache  als  Augm.  syll.  bis  zn  e  abgeschwächt  erscheine 
oder  als  Augm.  temp.  nnr  noch  in  der  Dehnung  des  vocaliadiMi  An- 
lautes sich  wirksam  zeige^,  sowie  in  demselben  Paragraph  die  Untir^ 
Scheidung  in  der  Bedeutung  der  verschiedenen  BeduplicationeB  der 
Perf.  Praes.  und  Aor. ,  da  dies  abgesehen  von  dem  zweifelhaften 
wissenschaftlichen  Werthe  praktisch  von  gar  keiner  Bedentong  ist 
Dass  die  Hrn.  Verfasser  der  alten  Methode  zn  Liebe  den  neue* 
ren  Errungenschaften  der  Sprachforschung  fast  keinen  Einflnss  anf 
die  Anordnung  des  grammatischen  Stoffes  gestattet  haben,  zugt  sieh 
natürlich  in  der  Lehre  vom  Nomen  ganz  besonders  bei  der  s.  g.  HI. 
Declination.  Dass  hier  ein  Zurückgehen  anf  den  Wortstamm  nicht 
nur  wissenschaftlich  geboten,  sondern  auch  für  den  praktischeii  Un- 
terricht sehr  zu  empfehlen  sei,  haben  dieselben  mit  richtigem  Takte 
anerkannt  und,  so  viel  es  bei  ihrer  Anordnung  thunlich  war,  aadi 
durchgeführt.  So  machen  g.  147  ff. ,  wo  über  die  Bildung  des  Komi* 
nativs  die  Rede  ist,  einen  ganz  guten  Anfang.  Aber  es  hätte  auck 
der  weitere  Schritt  folgen  sollen :  die  Declination  selbst  hätte  naeh 
den  verschiedenen  Stammen  in  Gruppen  zerlegt  und  diese  Gruppen 
hätten  einzeln  für  sich  mit  ihren  Eigenthümlichkeiten  zur  Darstel* 
lung  gebracht  werden  sollen.  Dagegen  zerf&llt  in  der  vorliegende 
Grammatik  die  dritte  Declination  in  zwei  Theile,  deren  letzter«  spe> 
ciell  die  syncopierten  auf  rjQ  und  die  Contraeta  (Sigmastämme  oad 
contrahierenden  Vocalstämme)  umfasst  (§.  171  — 193),  währeid 
die  Declination  aller  anderen  Substantiva  im  ersten  untergebne 
ist;  hier  folgen  auf  ein  Schema  von  acht  verschiedene  Sttaime  ve^ 
tretenden  Paradigmen  alle  die  besonderen  Bemerkungen,  welche  dl» 
verschiedenen  Casus  betreffen  (§.  155—162),  mit  Ausnahme  deesMif 
was  ausschliesslich  in  den  zweiten  Theil  gehört  Das  MisslicMs 
dabei  ist  nun,  dass  in  diesen  Bemerkungen  auch  schon  überall  aif 
jene  Worte  Bezug  genommen  wird ,  die  erst  im  zweiten  Theile  nr 
Sprache  kommen.  So  wird  z.  B.  das ,  was  dort  über  die  Substantiv» 
auf  svg,  ig,  vg,  w  und  (og  gesagt  ist,  dem  Schüler  nicht  recht  ver- 
ständlich sein  und  Schwierigkeiten  machen,  da  eine  eigentliche  Ein* 
Übung  der  Declination  dieser  Substantiva  deshalb  noch  nicht  mügiich 
ist,  weil  dieselbe  erst  viel  später  folgt.  Auffallend  ist  auch,  dass 
mitten  zwischen  beiden  Theilen  dieser  Declination  (§.  163 — 169) 
die  Regeln  über  die  Quantität,  den  Accent  und  das  Grenus  stehen, 
in  die  wiederum  auch  schon  jene  Worte ,  deren  Declination  erst  von 
§.  171  au  folgt,  einbezogen  sind. 


:Ari6chit*che  L^^hrbüdier,  Mg,  v.  M.  GoläbadmF. 


768 


Aohuliches  haben  wir  auch  zur  Lehre  vom  Vorbum  2U  be- 
tuerken.  Ganz  richtig  ist  §.  242  und  243  mit  Nachdruck  die  Unter- 
schddang  ven  VerbaJstamm  und  Tempusstamm  hervorgehoben,  aber 
Unterscheidung  ist  dann  im  weitereD  Verlaufe  för  die  Einthei- 

der  Lehre  vom  Verbum  nicht  massgebend  geblieben ,  indem  die 

Ifrn.  Verfasser  es  vorsogen  nach  einer  allgemeinen  Uebersicht  der 
AusgiUige  aller  Formen  eines  Verboms  auf  to  mit  den  ndihigen  Zu- 
ifttien  |.  246  und  247  die  Lehre  von  der  Augmentation  folgen  in 
Iftwen  nnd  dann  an  jeder  einzelnen  Classe  der  Verba ,  d.  i.  an  den 
VerbiB  puris  ncvn  contractiB,  den  Verbis  contractis,  den  Verbis  mutis 
ond  endlich  den  Verbis  liquidis  gleich  die  ganze  CoDJugatiou  durch 
aüe  Zeiten  und  Arten  des  Activums  und  Passivums  darzustellen.  Es 
w4fe  entschieden  praktischer  gewesen  bei  der  Lehre  vom  Verbum, 
io  wie  es  in  der  Curtius 'sehen  Grammatik  geschieht,  die  einzelnen 
^^MimsfltBinme  zur  Grundlage  zu  nehmen  und  dieselbe  so  nach  den 
I^Pichtedenen  Temporibug  zu  gruppieren ;  denn  nur  auf  diesem  Wege 
kann  gleich  von  allem  Anfange  an  alles,  was  Stück  fi^r  Stück  geleint 
wird,  vollständig  erfasst  und  auch  eingeübt  werden.  —  Bezüglich 
6e%  Tempuscharakters,  von  dem  g.  243  gesprc^chen  wird,  möchte  Bef. 
mich  eine  auffallige  Unebenheit  hervorheben.  „Tempuscharakter, 
heisst  efi  dort,  ist  der  Auslaut  des  betreffenden  Tempusstammes''  und 
dann  lesen  wir  über  die  verschiedenen  Tempuscharaktere  weiter: 
^I.  der  Charakter  des  Präsensstammes  ist  sehr  verschieden;  2,  der 
Futarstamm  hat  a;  3,  der  Perfectstamm  x  (Act.),  —  (Med.  und 
Pai»«);  4.  der  Passivstamm  —  (Aor.)*  o  (Fat);  5,  der  redupliciorte 
Fntttrstamm  a.*"  Wenn  jeder  Auslaut  eines  Tempusstammes  als 
Tempuscharakter  angesehen  und  ein  solcher  selbst  für  die  PräÄOUs- 
§t&mme  angenommen  wird^  warum  hat  dann  gerade  der  Perfectstamm 
tm  Hed,  und  Pass.  gar  keinen  Charakter,  ja  noch  mehr  selbst  dt^r 
PiMiTBtamm  im  Aor.  I ,  dessen  i^rj  (ifi)  doch  gewiss  charakteristi^h 
femig  tat  und  auch  §.  262,  267,  272,  281  als  Ausgang  des  FMsiv* 
stammts  erscheint?  Ueberhaupt  haben  diese  Bildungssjlben  dee 
Ptodtgtammea  ^i^  (^c),  rj(€).  ^rfi  und  r^a  eine  sonderbare,  etwas 
ujil^  ifimg  in  unserer  Grammatik  ;  §,  262  und  278  heissen  sie 

mii  UI0  des  tj  der  beiden  letzteren  Sylben,  das  allein  als  Tem- 

posciumiktor  bezeichnet  wird«  „nur  dem  Passivstamme  eigenthfim» 
Mie  Stammerweiterungen**  und  in  dem  Schema  §.  246  ist  die  erste 
dttsriten  nimlich  das  dr^  {^e}  so  getrennt,  dass  das  ij  (e)  tu  dem 
Aoagaoge  gerechnet  ist,  während  das  ^  fehlt.  Dies  letztere  ist 
afcnbar  ein  Best  der  alten  Lehre,  nach  der  ^  allein  als  Tempus* 
tiirakter  des  ersten  Passj?aariat«8  galt.  Wenn  man  einmal  vom 
Tatnpn<tchnrakler  sprechen  will,  so  kann  als  solcher  nur  das  be- 
xe]'  rien,  was  in  der  That  ein  charakterifitische»  Merkmal 

•ißzi . ,  ;  .  •  mpora  ist^  wie  <t»  x»  ^i^  {xH),  i;  (i).  i^i^cr,  ija.  Von  einem 
Teapotcharakter  des  Präsensutammes  kann  natürlich  so  wenig  die 
als  von  einem  Tempu&ebarakter  im  medialen  und  passiven 
üebrigena  ist  eine  besondere  Behandlung  dee  Tem- 


704  Griechische  Lehrbücher,  ang.  v.  Äl,  GMbacher, 

puscharaktei's  Oberhaupt  ganz  überflüssig,  wenn  man  die  Tempas- 
stamme  zum  Ausgangspnncte  und  zur  Grundlage  nimmt. 

In  solche  und  ähnliche  Schwierigkeiten  und  theilweiae  Wider- 
sprüche mussteu  die  Heransgeber  dadurch  gerathen»  dass  aie  bei  aU 
ihrem  lobenswerthen  Bemühen  die  Besultate  der  neueren  Sprachfor- 
schung auch  für  den  Schulunterricht  zu  verwerthen  sich  doch  nicht 
entschliessen  konnten  die  gewohnten  Bahnen  der  hergebrachten  Me- 
thode zu  verlassen,  sondern  es  für  zweckmässig  erachteten  den  freilieb 
noch  sehr  zahlreichen  Anhängern  dieser  alten  Bichtung  Bechnnng 
zu  tragen.  Doch  darf  man  ihnen  abgesehen  davon  die  Anericenning 
nicht  veraagen ,  dass  sie  ihre  Aufgabe  in  der  Weise,  wie  sie  sich  die- 
selbe gestellt  haben ,  gut  gelöst ,  dass  sie  den  grammatischen  Stoff 
sorgfältig  zusammengetragen,  mit  praktischem  Blicke  ansgewählt  und 
angeordnet ,  dass  sie  die  Regeln  meist  klar  und  scharf  gefasst  und 
durch  Kürze  und  Uebersichtlichkeit  deren  Erlernung  dem  Schüler  er- 
leichtert haben.  Folgende  Bemerkungen,  die  Referent  bei  der  Doieh- 
sieht  einzelner  Partieen  gemacht  hat,  sollen  an  diesem  allgemeinen 
Urtheile  nichts  ändern,  sondern  nur  einen  kleinen  Beitrag  für  eine 
künftige  Auflage  bieten.  §.  3,  wo  es  heisst,  dass  r  nie  wie  i  geepro- 
chen  werde,  ist  der  Zusatz  „wie  das  lateinische  t  vor  i  jetzt  gewöhn- 
lich gesprochen  wird"  doch  gar  zu  unvollständig.  —  §.  19  „Oebd- 
klingende  Lautverbindungen,  welche  durch  Flexion  und  Wortbilduig 
sich  ergaben,  suchte  die  attische  Sprache  zn  vermeiden*  sollte  es 
doch  heissen  „die  griechische"^ ;  nur  der  Schluss  der  dazu  gehörigen 
Anmerkung  bezieht  sich  speciell  auf  den  attischen  Dialekt.  —  g.  47 
muss  bestimmter  gefasst  werden,  etwa  so :  „wenn  durch  das  Wachsen 
des  Wortes  ein  kui-zer  Vocal  vor  demselben  zu  stehen  kommt."  — 
§.51  ist  für  den  Ausfall  des  t  „awracj  wird  avvaw*  ein  weniger 
passendes  Beispiel,  weil  sich  dvveiv  neben  avrrvBiv  findet.  — 
§.  54  ist  y,nkrpfiiieJiJco  wird  fcXrjjLifielea)^  an  die  falsche  Stelle  ge- 
rathen;  es  gehört  zu  §.  53,  1,  A.  —  §.54  (Ende)  muss  es  entspre- 
chend dem  „Hyco  —  lexaco  —  X«|w"  auch  „tego,  texi  ans  tecsi* 
(nicht  tegsi)  heissen,  so  wie  das  zweite  Beispiel  „scribo,  scripei' 
lautet.  —  §.  136  soll  für  „trotz  der  Contraction''  richtiger  „auch 
in  der  Contraction**  stehen,  da  die  Contraction  ja  nichts  anderes  ver- 
langt. —  §.174  erscheint  als  Stammauslaut  der  Snbst.  Fem.  auf 
io  und  des  einen  auf  aig  nur  o;  in  der  folgenden  Anmerkong  aber 
lesen  wir  ^ebenso  der  Stamm  aiiSog^  und  §.  177  „Stamm  aUio{gy; 
was  ist  nun  das  Richtige?  —  §.  240  ist  die  Fassung  „der  Dual  be- 
zeichnet zwei  Subjecte  der  Handlung"  unglücklich,  da  durch  den 
Dual  doch  nicht  die  Subjecte  bezeichnet  werden.  —  §.  264,  wo  von 
dem  unorganischen  a  die  Rede  ist,  das  einige  Verba  im  Passivstamme, 
Perfectstamme  Med.  und  Pass.  und  im  Adject.  verb.  erhalten,  steht 
die  Anmerkung  „vor  anlautendem  a  der  Endung  kann  sich  das  un- 
organische a  nicht  halten:  rjMviayaai."'  Es  ist  wol  wahrschein- 
licher ,  dass  es  hier  gar  nie  eintrat,  ebenso  wenig  als  vor  rrm  und 
vTOy  was  doch  wenigstens  auch  hätte  bemerkt  werden  sollen.  — 


GrleobiBche  Lehrbücher,  Jin^.  r,  M,  Goldhacher. 


765 


'f;  2^9  ist  das  Vtazeichnis  der  gewt)hnlicbsten  Tempora  II  sehr  un- 
vollständig ;  ÄO  fehlt  6lt;im\  iqdvrjv  uud  ni(f}]nt,  ttviiov  und  hv- 
nrjv,  i'ifx^f^a  etc,  —  Daas  §.  280  gerade  die  poetischew  l-^ormen  hii- 
r/f  etc.  «le  Paradigmen  gewählt  sind,  ist  nicht  zu  billigen»  noch 
iger  aber  die  alletithalhen  zur  Ergänzung  der  Tabellen  einge- 
g  ^'hlichen  Formen.  Dieselbe«  sind  zwar  zur  War- 

liorn  gesetzt  und  stehen  mei^ten^  ohne  Accent; 
es  isi  scbun  von  grossem  Nacbtheile,  wenn  der  Schüler  solche 
en  neben  den  gebräuchlichen  our  liest  und  so  sich  einprägt, 

Kdann  eine  YerwechsUmg  beider  unausbleiblich  ist.  Ein  einfacher 
h  lum  Zeichen ,  dass  die  l>eireffende  Form  nicht  gebräuchlich 
wÄre  viel  besser  als  [arcddijaoftctt]  [^aidld'ijv]  [anaQ^ao- 
[A-     ■     '   r]  u.  dgl.  m.;  denn   absolut  ungriechiache  Formen 
«oll  dl' 6  nie  zu  Gesichte  hekommeD.  —  In  der  Terminologie 

haben  mch  dte  Hrn.  Verfasser  dem  alten  Gebrauche  angeschlosöu«. 
i  Da  erscheinen  wieder  die  Verba  pura  und  impura  neben  dem  a  purum 
und  imparam,  wobei  das  q  die  bekannte  Zwitterstellung  einnimmt, 
es  dnr  Heinheit  des  a  durchaus  nicht  einträglich  ist,  während 
Verbum  zu  einem  impurum  stempelt.  Dass  §,  248  Redupli- 
lon  und  Augment  unter  den  allgemeinen  Begriff  Aia-  i»  i-t- 

>t#llt  werden,  wäre  nach  g.  200b  nicht  zu  erwarten. 
auch    die  Linterordnuug    dos  lulinitivns  uuter  den  GaUm  ' 

I  PÄlticipialien ,  der  dem  Ausdrucke  verbum  infimtum  gles 
I  wird  §.  23ö,  Auch  rauss  es  Referent  sehr  uuzweckmassig  linden,  wi<» 
:  §.  242  und  im  Folgenden  die  verschiedenen  Tempuf^stämme  fDr  die 
i  Tempora  prima  unter  gemeinschaftliche  Bezeichnungen  zusammen ge> 

Ii  sind: 
öl 
er 


M.P. 


für  Praes.  und  Impf.  A.  M* 
f»    Futur,  und  Aor.  A.  M« 
33    Perf.  und  Plusqmpf,  A. 
«    Aorist,  und  Futur.  P. 
Futur,  exact,  (nur  im  P.) 
.    Die  xweito   ist   unpassend. 


1.  Ein  Prasensstamm 

2*    7t    Futurstamm  i» 

3,  n    Perfectstamm  3a 

4,  n    Passivstamm  « 

5,  7)    redupl.  Futurstamm    n 
die  erste  Bezeichn\ing   trifft  zu 

1  aar  die  s.  g.  Verba  pura  und  muta  iui  FnL  und  Aor.  A.  und  M 
Blben  Tem^Ufi^tanmi  haben,  nicht  aber  die  Verba  liquida.  Beim 
BCt»tamTr  niun  doch  einen  för'sAct.  und  einen  für 's  Med. 

Pads.  mi  iti.  Die  Tempusstämme  des  Aor.  und  Fut.  Pa^a, 

'«ndlich  treffen  niemals  zusammen  und  können  daher  unter  keiner  Be- 
iiDg  zusammoD  und  djiher  auch  nicht  gemeinschaftlich  als  Passiv* 
bezeichnet  werden. 
Bo  viel  Ober  die  Formenlehre 
fjthflmlir-he   hervorhebeu    will , 
itioneu  enthAh 
.;  denn  naturf:- 
seiner  Verbindung  mit  der  Casuslehre  in  die  > 
tionst  immer  seinen  Platz  lindet.  Die  lateintscii 
hierin  nicht  massgebend  sein. 


an  der  Referent 
4agfi   r^ie    Capitel 


nur  noch 
2H    iiuch 


da» 


te 


700  Griechische  Lehrbücher,  ang.  t.  Ai.  CMdbad^er. 

Das  Urtheil  über  die  Syntai  gestaltet  sich  insofeme  nock 
besser,  als  hier  die  Hrn.  Verfasser  nicht  in  jene  schwierigen  Colh* 
sionen  geriethen  wie  in  der  Formenlehre.  Der  au%enommeBe  SMf 
ist  reichhaltig  genug  nm  für  das  ganze  Gymnasium  vollkommen  Mft- 
znreichen  und  Oberschreitet  auch  nirgends  die  Grenzen  eines  bes^ei- 
deuen  Masses.  Die  Eintheiluug  desselben  ist  die  gewöhnliche.  Die 
Fassung  der  Begeln  ist  im  Ganzen  kurz,  bestimmt  und  klar.  Was 
die  Hrn.  Verfasser  schon  in  der  Vorrede  p.  IV  erklären,  dass  sie  sich 
^in  der  Form,  sowol  in  der  ganzen  Anlage  aU  auch  mehrfach  in  der 
Bearbeitung  des  Stoffes  im  Einzeln^^  der  lateinischen  Grammatik 
von  Dr.  Ferd.  Schultz  angeschlossen  haben ,  tritt  hier  in  der  Syntax 
natürlich  mehr  als  in  der  Formenlehre  hervor  und  gereicht  dem  Boche 
nur  zum  Vortheile.  Hie  uud  da  findet  sich  auch  eine  Verg^eickoag 
des  griechischen  Sprachgebrauches  mit  dem  lateinischen;  es  wire 
nur  zu  wunscheu,  wenn  dies  noch  öfter  geschehen  wäre.  Was  die 
Beispiele  betrifft,  so  sind  die  Hauptregeln  damit  wol  so  ziemlich  lar 
Genüge  versehen ;  in  den  Anmerkungen  könnten  sie  nicht  selten  etwas 
reichlicher  vertreten  sein.  Mit  der  Wahl  derselben  ist  Be£arent  voll- 
kommen einverstanden  und  kann  es  nur  billigen,  dass  Xenophon  und 
besonders  dessen  Anabasis  in  sehr  hervorragender  Weise  dabei  be- 
rücksichtigt worden  ist.  Dagegen  muss  es  als  ein  entschiedener  Mangel 
bezeichnet  werden,  dass  Homer  fast  ganz  leer  ausgegangen  ist. 

Einige  wenige  Bemerkungen  mögen  hier  noch  eine  Stelle  findeo. 
§.  468  ist  in  der  Definition  des  Perfectums  der  Ausdruck  yfiU  dif 
Gegenwart^  zu  wenig  bezeichnend,  es  soll  heissen  „mit  Beziehung 
auf  die  Gegenwart."  Dasselbe  gilt  von  §.  471,  wo  ausserdem  noch 
der  zweite  Theil  „und  einer  anderen  vorausgegangene  Handlang'' 
unvollständig  ist;  denn  diese  zweite  Handlung  muss  auch  selbst 
als  eine  vergangene,  vollendete  bezeichnet  werden.  —  §.  472  ^das 
einfache  Futuinim  bezeichnet  eine  in  der  Zukunft  eintretende  und  auch 
dauernde  Handlung**  und  §.  473  „das  Futurum  exactum  bezeichnet 
eine  in  der  Zukunft  vollendete  und  auch  dauernde  Handlung*  ist  das 
„und  auch**  beide  Male  in  verschiedener  Bedeutung  angewendet:  das 
zweite  Mal  =  und  zugleich  („das  Ergebnis  der  vollendeten  Hand- 
lung**), das  erste  Mal  aber  =  oder  auch ;  übrigens  ist  hier  das  „auch** 
ganz  überflössig.  —  §.  474 — 476  wird  von  „Nebenmodis**  gespro- 
chen. Abgesehen  von  der  ganz  ungerechtfertigten  Bezeichnung 
finden  wir  in  dem  Capitel,  wo  von  den  Modis  die  Bede  ist,  eine 
solche  Eintheilung  der  Haupt-  und  Nebenmodi  nirgends.  —  9-  ^^9 
sind  die  drei  Fälle  des  Indicativs  einer  histor.  Zeit  mit  aw  aufge- 
zählt a)  zur  Bezeichnung  der  Wiederholung :  et  Tig  KXeoiQX^  dotoit^ 
ßlayteveiv^  eitaiaev  av  b)  der  Möglichkeit  rJJßro  %iq  av  c)  der 
NichtWirklichkeit  als  modus  iiTealis  in  dem  bekannten  zweiten  Falle 
der  Bedingungssätze.  Dazu  lesen  wir  nun  die  Bemerkung:  „Alle  drei 
Fälle,  äusserlicb  völlig  gleich,  müssen  innerlich  nahe  verwandt  sein 
und  sind  es;  der  Gebrauch  entwickelt  sich  stets  weiter  in  der  Rich- 
tung auf  die  Nichtwirklichkeit  hin.  Was  unter  Umständen  sich  wie- 
derholte (a),   das  war   möglich  (6);    weil   es   aber  eben  nnr 


Griechische  Lehrbücher,  an>r.  t.  AI  Golähoikef, 


787 


itor  Utustätiden  vorkam,  nur  m<iglich  war,  so  erschettit  ^ 
I  vergangene  Möglichkeit  sein  leicht  im  Gegensätze  zur  Wirk- 
also  alfl  Ntchtwirklichkeit  (c)  und  diese  Auffassung 
ie  aetsie  sich  im  Gehrauch  vorzugsweise  fest,^  Das  ist  wol 
br  8oi)hisiei^t  als  Sprachphilosophie.  Denn  es  ist  doch  etwas 
fär  ^4  '  '  1^8,  daas  gerade  da^,  was  eich  öfter  wiederhoUe,  leicht 
die  V  ^  der  NichtWirklichkeit  erwecken  sollte.    Der  logische 

Fehler  liegt  hier  im  Mittelgliede  ^weil  es  aber  eben  nur  unter 
U  m  s  t  ift  n  d  e  n  vorkam,  nur  möglich  war.**  lat  das  dasselbe ?  Was 
nur  mOglieh  war,  war  nie  wirklich,  kam  nie  vor;  was  aber  ein- 
mal vorkam,  war  nicht  blos  mOglich ,  sondern  wirklich.  Aber  ahige- 
.sehen  von  der  logischen  Unrichtigkeit  der  Schlußsfolgerung  ist 
äuch  die  ganze  Ausehauung,  dass  die  drei  Fälle,  weil  sie  ausserlich 
v911ig  gleich  sind«  auch  innerlich  nahe  verwandt  sein  müssen,  nicht 
gerecbtfei-tigt.  Denn  die  Bedeutung  eines  Satzes  ist  nicht  blos  durch 
seine  Form  bestimmt,  sondern  noch  viel  mehi*  durch  den  Zusjimmen- 
hang«  in  dem  er  steht,  und  zwar  so,  dass  Sätze  von  derselben  Form 
nur  durch  den  Zusammenhang  die  heterogenste  Bedeutung  erhalten 
kennen.  Gerade  die  genannten  drei  Fälle  zeigen  dies  in  auftUleuder 
Weise.  —  %.  4B1  steht  Nr.  2  ^ebensc»  folgt  nv  unmittelbar  betoa- 
ton  Wörtern  (namentlich  Negationen  und  anderen  Adverbien,  sowie 
Fragewörtern) :  oi^x  ixv ,  rivi  av,  J^'xirrr*  cfV,  ftokti;  «V,  xaXerrwt;  öV. 
*lfüßg  ay,  tax^  av**  etc.  Nicht  die  Stärke  der  Betouung  ißt  e8,  welch*^ 
Partikel  aV  mit  diesen  Worten  so  gerne  verbindet  (denn  derlei 
ITorte  werden  in  einem  Satze  wol  in  den  seltensten  Fallen  zu  den  be- 
touten gezählt  weisen  dürfen),  sondern  der  Grund  dafür  ist  die  Ver- 
wandtschaft in  der  Bedeutung,  wie  m  schon  Kruger  g.  69,  7,  b  an- 
(Ui)tM,  wenn  er  sagt  „die  Partikel  irr  fügt  sich  gerne  an  ein  für  die 
M  lies  Gedankens  bedeutsames  Wort  an**:  nur  hätte  hier  in 

<i^  r  sehen  Grammatik  das  Wort   ^Modalität^    und  nicht  das 

Wort  ^bedeutsames"  durch  gesperrte  Schrift  herv*»rgehoben  werden 
«oüetu  Dieselbe  Ansstellung  ist  auch  bei  Nr.  3  zu  machen,  wo  von 
der  Wiederholung  dieser  Partikel  die  Bede  ist.  Auch  hier  trifft  KrÄ- 
H  §,  69,  7,  3  das  Richtige.  —  Misslungen  int  §.  493—4^6  die 
Hfisufii?  der  Huaptregein  der  vier  Fälle  von  Bedingungssätzen  Der 
^ ,  stehe ,  wenn  der  Hedende  die  ^  i<*s 

X' ,  der  zweite,  wenn  der  Eedendr  nk- 

a  (vergiingiuie  Möglichkeit)  oder  Unmöglichkeit  des  l*ritdicateg 
•....^Umc  U8W.  Nicht  auf  die  Wirklichkeit  oder  Nichtwirkliclikeit  des 
«fridicates  kommt  es  an,  «tondern  auf  die  individuelle  Anschauung  def^ 
Ü   '      'V     die  Erfüllbarkeit  oder  Cuerfüllbarkeit  der  Bedingung. 
i  tt  i\m  Prndieato«  wird  nur b  in  dem  Sntte  «  p'^^Xr'04i^. 

iiommen,  aber  iie 

iwirklichung  diostJ  ri. 

vVriiti  ivi\  nun  etni<  IMin^'^ung  «Mufacli  hui^etze,  o)Mt#  damit  ein  Lr- 
r«jf'i{  über  deren  Verwirkhchang  oder  NichtverwirkJichung  in  ver- 
^Mo  leu,  ao  ist  dies  der  erste  Fall;  der  iweiie  Fall  dagegen  ist  ansu- 
wtniden,  wenn  ich  die  VtTwirklii  liuug  der  nufgeptollten  BiHÜngung 


708  Griechische  Lehrbücher,  ang.  v.  AI  Goldbaeher, 

zugleich  negieren  will.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  dem  dritten  and 
vierten  Falle. 

Am  Schlüsse  des  Baches  ist  noch  dem  Gange  der  Formmlehie 
folgend  ein  Anhang  über  die  wichtigsten  Erscheinungen  des  homeri- 
schen Dialektes  und  endlich  noch  auf  zwei  Seiten  eine  korze  Darstel- 
lung des  homerischen  Hexameters  beigefügt.  Ein  genaues  deutsches 
und  griechisches  Begister  erhöht  die  Brauchbarkeit  des  empfehlen»- 
werthen  Buches.  Die  Ausstattung  ist  entsprechend,  Druckfehler  finden 
sich  selten.  S.  2  Z.  6  fehlt  der  Accent  bei  ataodog,  Z.  30  das  Tren- 
nungszeichen vor  puncta;  S.  52  Z.  5  von  unten  die  Klammer  vor 
yriQuy^\  S.  87  letzte  Zeile  ist  ein  b  abgesprungen.  Etwas  proviucieil 
klingt  der  Ausdruck  „selbstredend"  S.  14  Z.  8  und  S.  121  Z.  3; 
S.  79  Z.  9  soll  es  wol  heissen  „im  Futur." 

Uebungsbuch  zur  griechischen  Sprachlehre  für  die  Quarta  and 
Tertia  der  Gymnasien  bearbeitet  von  Dr.  F.  J.  Sehe  rar  und  Dr. 
H.  A.  SchnorbuBch.  Paderborn.  Druck  und  Verlag  von  Ferd. 
Schönbgh  1875. 

Zu  der  im  Vorausgehenden  besprochenen  griechischen  Schal- 
grammatik haben  dieselben  Verfasser  auch  ein  Uebungsbuch  ge- 
schrieben, welches  sich  genau  an  den  Lehrgang  der  genannten  Gram- 
matik anschliesst  und  für  den  griechischen  Unterricht  in  den  beiden 
ersten  Jahrgängen  dienen  soll.  Von  welchen  Grundsätzen  dieselben 
dabei  sich  leiten  Hessen,  haben  sie  in  dem  Vorworte  in  sechs  Pnnc- 
ten  zusammengefasst.  Zur  Charakterisierung  des  Buches  verlohnt  es 
sich  der  Mühe  diese  Puncto  in  etwas  gekürzter  Form  hieher  za 
setzen:  1.  Das  Uebungsbuch  muss  gleichen  Schritt  mit  dem  gramma- 
tischen Lehrgange  halten  und  darf  nirgends  unverstandene, 
im  grammatischen  Unterrichte  noch  nicht  erklärte  Formen 
anticipieren;  2.  Es  muss  gleich  mit  ganzen  Sätzen  begonnen 
werden ,  weshalb  einige  Formen  des  Verbum  et/it  und  der  Verba 
auf  u)  gleich  Anfangs  einzuprägen  sind;  S.Für  den  Anfang 
müssen  den  Schülern  zur  Erleichterung  die  Vocabeln  nach 
Uebungsstücken  zusammengestellt,  diese  Vocabeln  aber  nicht 
etwa  zum  jedesmaligen  Uebungsstücke  gesetzt,  sondern  erst  am 
Schlüsse  des  Buches  vor  dem  alphabetischen  Wörterverzeichnisse  an- 
gebracht werden;  4.  Griechische  und  deutsche  Uebungsstücke 
müssen  in  angemessener  Weise  wechseln  und  die  letzteren  aach  be- 
züglich der  Vocabeln  an  die  ersteren  sich  anschliessen ;  5.  Die  Bei- 
spiele sollen  der  Form  nach  möglichst  cl assisch,  dem  Inhalte  nach 
für  sich  abgeschlossen  und  nicht  gehaltlos  sein;  6.  Knne 
Anmerkungen  sollen  nicht  nur  die  Uebersetzung  erleichtem,  son- 
dern auch  mit  den  wichtigsten  syntaktischen  Begeln  allmälig  ver- 
traut machen.  Es  wird  wol  kaum  einen  erfahrenen,  einsichtsvollen 
Schulmann  geben,  der  diesen  Grundsätzen  nicht  aus  vollem  Honen 
beistimmen  möchte.  Es  zeigt  sich  darin  ein  richtiger  praktischer 
Blick  und  eine  reiche  Erfahrung  und  da  dieselben  nicht  blos  in  dar 
Vorrede  stehen,  sondern  in  dem  Buche  auch  zur  Geltmug  gebracht 


Onecbische  LehrMcher,  äug.  t.  M^  Goldbachtr, 


7ÖU 


$0  liab^ii  wir  es  bier  mit  einem  Schul  buche  zu  thuD,  das  aufs 
empfohlen  2U  werden  verdient. 

Das  erste  Blatt  enthJUt  Vorübungan  im  Betone a  und  Lesen. 
^^elassen  hätte  Referent  Nr.  4,  eine  Reihe  falsch  betonter  Worte, 
[der  Schüler  corrigieren  soll.  Dazu  bieten  seine  eigene  PensaG«- 
bnheit  genug. 

Yon  Seite  5 — 108  wechseln  griechische  oder  deutsche  Uebungs- 
bke ,  die  aus  einzelnen  Sätzen  bestehen  und  die  Einübung  der 
|zen  Formenlehre  nach  dem  Lehrgange  der  von  denselben  Ver- 
Bern  ausgearbeiteten  Schulgrammatik  zum  Zwecke  haben.  Die 
til  der  Beispiele  ist  Oberall  vollkommen  ausreichend;  die  Spitze 
sind  der  wachsenden  Fassungskraft  der  Schüler  stets  ange- 
bsen,  ihrem  Inhalte  nach  klar  und  verätaudig,  vielfach  auch  an- 
ind  und  belehrend.  Auf  einen  reinen  attischen  Ausdruck  ist  über- 
I^orgfaltig  Bedacht  genommen.  Dass  eine  Menge  von  Sprichwörtern 
kräftigen  Sentenzen  Autiiabme  gefunden  haben,  ist  nur  zu  billi- 
hie  und  da  ist  des  Guten  auch  etwas  zu  viel  gethan«  wie  z.  B. 
nd  das  TiaQOiftla  itg  oder  xard  vr^v  na^otfuay  wiederholt  sich 
""ir  zu  oft.  Den  gleichen  Beifall  verdienen  auch  die  von  §.  23 
Schlüsse  der  meisten  griechischen  Uebungsstücke  angefügten 
Verse  (Trimeter  und  Hexameter),  die  durch  ihre  metrische  Form  und 
ihren  ansprechenden,  meist  sentenziosen  Inhalt  einen  geeigneten 
Stoff  zum  Memorieren  bieten.  Die  Anmerkungen  sind  offenbar  zu 
spärlich  ausgefallen.  Referent  halt  es  für  eine  der  Hauptaufgaben 
BS  Uebungsbuches  zugleich  mit  der  Einübung  der  Formenlehre  den 
der  auch  allmalig  mit  einer  grossen  Zahl  der  fasslichsten  syn- 
iaehen  Regeln  vertraut  zu  macheu.  Dazu  sind  nun  die  Anmer- 
en  daa  geeignete  Mittel.  Nur  müssen  diese  Regeln  in  den  An- 
kungen  selbst  in  kurzer  bestimmter  Form  geboten  sein;  ein 
Ises  Verweisen  auf  den  syntaktischen  Theil  der  Grammatik ,  wie 
unserem  üebungsbuche  nur  zu  oft  geschieht  (s.  z.  B.  S.  7,  3 ; 
13,  4;  19,  4;  23,  4  und  6  etc.),  genügt  da  nicht,  weil  der 
Inger  mit  der  Grammatik  noch  nichts  anzufangen  weiss* 

Auf  diese  allgemeinen  Bemerkungen  m^gen  noch  einige  Ein- 
zelheiten folgen:  §.  3  Satz  11  ^  iptjjvf]  j^t;  fittiag  X^nrt]  iaziv  und 
den  entsprechenden  Satz  des  folgenden  Stückes  (§.  4,  B)  könnte  man 
weglassen.  —  §.7,4  verdiente  die  Wiederholung  dos  Artikels  von 
tov  xv߀^yr;tov  viel  eher  eine  Erklärung  n\s  die  durch  die  Analogie 
Lateinischen  schon  nahe  liegende  Zwischenstellung  des  Geneüvs 
•8at2e^2.  —  Wird  S.  8  Anm.  2  klar  genug  sein?  -^  §.  20,  13 
avav^iag  kein  Ausdruck  der  attischen  Prosa,  —  8. 13  Anm,  1 
ers.  die  Sic.  =  Insel'*  ist  unverstÄndlich ;  eine  Verweisung  auf 
hüt^  L  —  Einen  ganz  unrichtigen  Gedanken  hat  die 

Fu  :iO,  11  verschuldet:  ,£s  gibt  ein  Sprichwort: 

I  gesunden  Körper  ist  eine  gesunde  Seele.  ^  —  |*  32«  7  bliebe 
r  weg.  —  §.  33,  2  passt  xai  tioy  tv  itoUfttp  zum  Vorausgehen- 
diD  gar  nicht  und  soll  weggestrichen  werden.  —  §.  35,  3  soll  es 


2«ilfckiirk  f.  4.  Otl«n,  Qfmu  lull.    I.  Srn, 


49 


770  Griechisclie  Lehrbücher,  ang.  t.  Ah  Ooldhachtr. 

wol  oxiCeig  heissen,  wie  in  der  zweiten  Zeile  darauf  ameig  and 
xeiQeig.  —  Ebendoii;  Satz  7  steht  »gi^lv  für  ^qi^I.  —  Von  §.  37 
an  kommen  mehrere  noch  unbekannte  Formen  von  dfii  und  dazu 
nur  die  Bemerkung  „die  im  Folgenden  vorkommenden  Formen  fon 
dfii  s.  §.  320.^  Jener  Paragraph  der  Grammatik  umfasst  aber  die 
ganze  Conjngation  des  Yerbum  elini  und  wird  einem  Schüler,  der 
kaum  die  8.  g.  III.  Declination  hinter  sich  hat,  nicht  verständlich 
sein.  —  §.  42,  1  deiXozarov  Igtiv  6  Ttlovvog  klingt  doch  zu  kj- 
nisch;  und  was  soll  dort  ein  Gymnasiast  mit  dem  herakliteischen 
Ausspruche  i/n;^^  §y/^  aotputraTt]  (Satz  7)  anfangen?  —  §.  44, 
9  kann  za  dv^Qdiniva  wegen  des  folgenden  noX^iq  wol  nicht 
mit  „Menschengeschlechter"  übersetzt  werden.  —  S.  27  Z.  9  ver- 
diente avtiiv  wol  eine  Anmerkung;  ebenso  §.  49,  9  die  epische 
Form  nolvxoigavir].  —  §.  47,  20  ist  to  ovyyivig  roi  duvof  aus 
dem  Zusammenhange  gerissen  unverständlich.  —  §.  48,  9  wäre  weg- 
zustreichen. —  Genügt  auf  derselben  Seite  die  Anmerkung  1  ?  — 
§.  55,  5  muss  es  doch  avzoig  heissen.  —  Am  meisten  aber  verdient 
Missbilligung,  dass  die  Hrn.  Verfasser  der  bequemeren  üebersetfODg 
zi  Liebe  so  oft  der  deutschen  Sprache  in  Ausdruck  und  Wort- 
stellung Gewalt  angethan  haben,  z.  B.  §.  20,  2  „Winters  deckt  Schnee 
die  £rde^;  §.  30,  1  „Es  ist  kein  Nutzen  der  Schätze  ohne  dieMäaei- 
gung"";  §.  34,  9  „Wilde  Schweine  zu  jagen  hat  GefELbr"";  §.  40, 13 
„Es  ist  ein  Zweifüssiges  und  zugleich  Drei-  und  Vierfüssiges:  der 
Mensch,  welcher^  etc.;  §.  54,  13  „Den  Menschen  ist  nicht  dasselbe 
lieb'';  §.  60,  8  „Der  Tod  macht  aufhören  alle  Pläne  und  Hoffnon- 
gen der  Menschen  **  und  Satz  12  ebenso.  —  Falsch  ausgedrückt  ist 
S.  21  Anm.  9  „Ein  Verbot  wird  durch  f^rj  negiert." 

Nachdem  die  ganze  Formenlehre  an  einzelnen  Sätzen  eingeübt 
ist,  folgen  unter  der  Ueberschiift  „zweiter  Gursus'^  zuerst  S.  111 
bis  128  ausgewählte  Stücke  aus  Apollodor*s  ßißJUodr/xrj.  Mit  der 
Auswahl  kann  man  einverstanden  sein  bis  auf  das  für  Schüler  ent- 
weder unverständliche  oder  unanständige  ovzog  {Tirvog)  yaq  ^xo- 
fi€vog  eig  IIv^w  Arjftia  d^ewQ7]aag  eniarcäzaL  im  ersten  Stücke. 
Dagegen  hätte  auf  die  Beseitigung  später  oder  poetischer  Formen 
und  Ausdrücke  mehr  Sorgfalt  verwendet  werden  sollen.  Dahin  gehört 
z.  B.  S.  112  Z.  9  JrnjLrjfzqa  als  Nominativ,  welche  Form  auch  später 
noch  S.  141  Z.  2  und  6  wiederkehrt,  wo  wir  erst  dazu  die  Anmer- 
kung „JrjfiTjvga  Nebenf.  von  Jr^xrizr^q^  finden.  —  Z.  27  ivaii' 
ax€iv  „verbrennen^  undS.  113Z.4  nceravaUay^eiv  „aufessen"  dürften 
auch  kaum  in  guter  attischer  Prosa  zu  finden  sein.  —  Z.  22  ara^dl' 
ituVf  so  wie  -ddlneiv  überhaupt  ist  poetisch  und  findet  sich  erst 
spät  in  der  Prosa.  —  Poetisch  ist  auch  S.  114  Z.  6  xohad^üaa  und 
Z.  16  TtvQ  de  iöagiUTO  toig  o/ifAaai  {öegyLea^at  fehlt  im  Wörterver- 
zeichnisse), auchZ.  19  TtvQog  i^ißgacae  Calr^  und  Z.  23  TtXrfiiof  i( 
yevofievov  adafiavTivt]  Tuxzinzrj^ev  agniß  (auch  KCtraftTriaauy  fehlt 
im  Wörterverzeichnisse).   Bathlos  werden  die  Schüler  S.  112  Z.  35 
bleiben,  wer  denn  die  Tlga^id^ia  sein  mag,  und  das  Wörterverzeicli- 
nis  bringt  hier  auch  keine  Hilfe,  weil  dieser  Name  dort  fehlt. 


Griechigcbe  Lehrbficher,  mg.  v.  AI,  Goläbach^* 


771 


Nacb  den  Stucken  aus  Apollodor  kommen  noch  vier  Gespräche 
ans  Lukian  (S.  128—133):  Hephaestas  uj)(\  Apollo^  Zeus,  Askle- 
pios  und  Herkules ,  Poseidon  und  die  Delphine ,  Charon  und  Meuip- 
pns,  dann  zwanzig  aesopische  Fabeln  (S.  134 — 141)  und  zwar 
nach  der  Halm'schen  Ausgabe  Nr.  33.  35b.  82.  90.  97.  98.  IIU 
177.  203.  204.  233,  246.  25G.  2G0.  273.  274  b.  311.  333.  359. 
117  und  zuletzt  zwölf  Fabeln  des  Babrins  (S.  141—148),  nach 
Schneidewin  Nr.  7.  14.  18,  43.  47.  48.  77.  85.  99.  107.  112.  114. 
Dass  einige  dieser  Stöcke,  nämlich  7.  18.  77  und  107  dieselben 
Fabeln  enthalten ,  welche  schon  unter  den  Äesopischen  in  Prosa 
vorgekommen  sind,  ist  nur  zu  loben ,  da  eine  Vergleichung  der  ver- 
chiedenen  Darstellungs weise  sehr  belehrend  ist.  Unrichtig  ist  S.  141 
lie  Bemerkung ,  dass  im  Choliambus  der  letzte  Fuss  ein  Spondeus 
«ei;  dass  die  letzte  Sylbe  auch  kurz  sein  kann,  zeigen  selbst  in  den 
anJfgenommenen  Stücken  mehrere  Verse,  nämlich  1»  2;  10,  3,  9  und 
18;  11.  9;  12,3, 

Ben  übrigen  Theil  des  Buches  S.  149—284  nehmen  die  Wör* 
lerrerzeichuisse  ein  und  zwar  haben  wir  hier  auf  der  ersten  Seite  die 
für  den  Anfiing  nöthi^eu  Formen  von  itfii  und  der  Yerba  auf  oj 
(Pr&s,  Act.  Ind.,  Imperat,  und  Intin.).  S.  150—160  sind  die  Voca- 
behi  der  ersten  36  Stücke  nicht  alphabetisch  geordnet,  sondern  wie 
sie  in  den  einzelnen  Paragraphen  aufeinander  folgen.  Den  Schluss 
bildet  endlich  ein  alphabetisch  angelegtes  deutsch -griechisches  und 
griechisch-deutsches  Wörterverzeichnis. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  entsprechend,  Druckfehler 
finden  sich  sehr  selten,  z.  B.  S.  6  Z*  1  /^^g^j  ohne  Ton;  S.  23  Z.  18 
, unterschieden*  för  „nnterscheiden**;  S.  116  Z.  7  fehlt  das  v  itfil- 
xtvnxov.  Nur  auf  eine  Unregelmässigkeit  im  Gebrauche  der  grossen 
Buchstaben  musa  Referent  n^ch  aufmerksam  machen.  In  den  pro- 
saischen Stücken  des  „zweiten  Cursus"  steht  nach  einem  Scliluss- 
pnncte  überall  grosser  Anfangsbuchstabe,  während  dies  in  den  poe* 
tischen  Fabeln  des  Babrius  nicht  der  Fall  ist.  Nach  der  Lehre  der 
Crammatik  g.  2  ^die  grossen  Buchstaben  gebraucht  man  jetzt  nur 
a)  zu  Anfang  eines  Abschnittes  b)  bei  Eigennamen*  wäre  letzteres 
das  nichtige.  Auch  sind  in  den  Fabeln  des  Babrius  die  Versanfange 
klein  geschrieben^  sonst  etwas  unregel massig  bald  gross,  bald  klein. 

Im  Allgemeinen  kann  mithin  dies  LTebungsbuch  so  wie  die 
Gnmmatik,  für  welche  es  br  ^i  titlos  empfohlen  wer- 

den* Freilich  gibt  es,  wie  ♦  ■•n  ist,  noch  manches, 

daa  da  geändert  und  gebessert  werden  sollte,  aber  von  den  Hrn.  Ver* 
fassti^m  steht  auch  zu  erwarten,  dass  sie  in  neuen  Auflagen,  die  wir 
dem  Buche  wönscheu  und  wol  auch  mit  Bestimmtheit  erwarten  kön- 
nen» an  der  Verfollkommnung  desselben  mit  altem  Eifer  arbeiten 
werden. 


49* 


77 S  Griechische  Lehrbücher,  ang.  y.  AI.  Ooldbad^er. 

Griechische  Elementargrammatik  im  Anschloss  an  Cortins' 
griechische  Schalgrammatik,  bearbeitet  von  Dr.  Heinr.  Uhle, 
Oberlehrer  an  der  Krenzschnle  za  Dresden.  Dresden  1875.  YerUg 
von  L.  Wolfs  Bachhandlang  (G.  Salomon).  S.  VUI  u.  101. 

Die  vorliegende  Elementargrammatik  ist ,  wie  schon  der  Tital 
sagt ,  ein  kleinerer  Doppelgänger  zur  Schnlgrammatik  von  Cnrtios, 
mit  dessen  Erlaubnis  Herr  Uhle  ein  einfacheres  Büchlein  fftr  die 
beiden  untersten  Stufen  des  griechischen  Unterrichtes  herstdlen 
wollte.  Die  Cui*tius'sche  Schulgrammatik  war  dem  Hm.  YerfiMser 
für  den  ersten  Unterricht  zu  schwierig  und  zu  wenig  anschaulich  und 
so  wollte  er  ein  Lehrbuch  schaffen ,  das  zwar  auf  demselben  wissen- 
schaftlichen Boden  stehen,  aber  für  den  Elementarunterricht  die  prak- 
tische Seite  ganz  besonders  im  Auge  haben  sollte.  Daher  vnirde  Alles 
weggelassen ,  was  nicht  unmittelbar  für  diese  Stufe  noth wendig  ist, 
auf  eine  leicht  fassliche  Zusammenstellung  der  Hauptregeln  wurde 
ein  besonderes  Gewicht  gelegt  und  die  Anschaulichkeit  durch  eine 
besonders  im  Anfange  bedeutend  grössere  Zahl  von  Paradigmen,  Ye^ 
mehrung  und  Bereicherung  der  Tabellen  und  andere  ühersichtUdie 
Gruppierungen  zu  unterstützen  gesucht.  Auch  die  nnentbehrlichskeD 
syntaktischen  Kegeln  sind  theils  in  die  Formenlehre  selbst  eingefloch- 
ten, so  namentlich  beim  Pronomen,  theils  auf  den  letzten  acht  Seiten 
in  aller  Kürze  zusammengestellt. 

Die  Grundlage  bildet  die  Curtius'sche  Gi-ammatik,  die  selbst 
im  Formate  und  Drucke  zum  Muster  genommen  ist;  auch  anfeine 
eigene  Paragraphierung  hat  der  Hr.  Verfasser  verzichtet  und  die 
Numerierung  der  Paragraphe,  wie  er  sie  dort  gefonden  hat,  bei- 
behalten. Da  nun  Vieles  weggelassen  und  die  Anordnong  nicht  selten 
geändert  wurde,  so  ist  die  Folge  der  Paragraphe  weder  eine  ununter- 
brochene, noch  eine  gerade  fortlaufende;  so  folgen  z.  B.  auf  §.  132 
und  133,  die  §§.  181.  180. 182. 183. 184. 135  und  143.  137—140 
etc.  §.  474  steht  zwischen  §.  209  und  210;  §.  54  zwischen  §.  244 
und  286  und  dgl.  m.  Dass  dies  für  ein  Schulbuch  unendlich  störend 
ist,  das  Localgedächtnis  verwirrt  und  das  Nachschlagen  hindert,  ist 
eine  Sache ,  die  zu  sehr  in  die  Augen  springt ,  als  dass  sie  dem  Hrn. 
Verfasser  entgangen  sein  könnte.  Dass  er  sich  dennoch  dazu  ent- 
schlossen hat,  bewirkte  die  eigenthümliche  Vorstellung ,  die  er  sich 
von  dem  Gebrauche  seines  Buches  machte.  Nach  dem  Vorworte  nim- 
lich  will  er  dasselbe  in  erster  Linie  „als  ein  Hilfsbuch  neben  dar 
Curtius'scheu  Schulgi-ammatik""  gebraucht  wissen,  weshalb  andi 
„dasselbe  Format  gewählt  worden  ist,  damit  beide  Bücher  leicht  zn- 
sammengebuuden  werden  können."^  Allein  der  Gedanke  das  ühle*sche 
Buch  als  Hilfsbuch  neben  der  Grammatik  von  Curtius  zu  gebrauchen 
kommt  dem  Ref.  in  seiner  Durchführbarkeit  doch  äusserst  bedenklich 
vor.  Bei  Anfängern  hat  man  mit  einem  Büchlein  vollends  genug; 
was  soll  man  hier  mit  zwei  Grammatiken  neben  einander  beginnen? 
Die  einzige  Möglichkeit  dem  Uhle'schen  Buche  neben  dem  von  Curtios 
eine  Berechtigung  zu  geben  ist  die,  dass  die  Elementargrammatik 


bd  Lehrbücher,  ang.  v.  AI*  Ooldbacher, 


77t 


der  Scholgrammatik  ?oraiigehe,  da£8  in  den  ersten  zwei  Jahrgängen 
jene  verwendet  werde  nnd  diese  im  dritten  Jahrgänge  an  ihre  Stelle 
trete.  Freilich  ist  dann  diese  eigenthnmliche  Paragraphierung  beim 
TToterrichte  sehr  störend  und  auch  ziemlich  zwecklos,  wenn  die  Gram- 
matiken nicht  neben  einander,  sondern  nach  einander  gebraucht  werden. 
Aber  auch  ein  anderer  Voi-theÜ  geht  dabei  verloren ,  der  nicht  2u 
anterschätzen  ist,  nämlich  der^  da^s  eine  und  dieselbe  Grammatik 
den  Schüler  durch  alle  Stufen  des  Unterrichtes  begleite.  Curtius 
selbst  hat  dies  bei  der  Abfassung  seiner  Schtilgrammatik  stet^  im 
Auge  gehabt  und  die  richtige  Mitte  zwischen  einem  blossen  Etemen- 
tarbnche  und  einer  rein  wissenschaftlichen  Grammatik  zu  treffen  ge- 
sneht.  In  seinen  ^Erläuterungen**  S.  12  hebt  er  nochmals  diesen 
Grundsatz  entschieden  hervor,  hat  also  zum  vorliegenden  Büchlein 
seinem  Schüler  wol  die  Erlaubnis,  nicht  aber  seine  Billigung  ertheilt. 
B«f.  wünschte,  dass  man  auch  im  Lateinunterrichte  einmal  zu  der- 
«||ben  Ueberzeugung  käme,  geschweige  denn  dass  er  einen  Wechael 
^B  Grammatik  im  Griechtscben  befOrworteu  möchte,  wo  man  mit 
Tinem  Buche  um  so  leichter  auskommen  kann,  als  die  Schüler  das 
Stadium  der  griechischen  Sprache  zwei  Jahre  später  beginnen  als 
4as  der  lateinischen« 

Der  Ur.  Verfasser  hat  aber  seinen  Plan  selbst  nicht  coneequent 
durchgeföhi-t.  Für  die  Brauchbarkeit  seines  Buches  neben  oder  vor 
der  Curtius'schen  Grammatik  wäre  der  engste  Anschluss  an  dieselbe 
die  Hauptaufgabe  gewesen.  Das  hat  aber  Un  üble  nicht  beachtet^ 
'  !  in  sehr  wesentlichen  Puncten  sich  bedeutende  Aendeningen 
.  Die  bedeutendste  und  unglücklichste  derselben  betrifft  die 
fccanze  Behandlang  des  Verbums*  Die  alte  Eintheilnng  nach  verbis 
puris  und  impuris,  contractis  und  non  contractis,  mutis  und  litjuidis 
and  die  Anordnung  der  ganzen  Conjugation  nach  dieser  Eintheilnng 
hat  bekanntlieh  im  deutschen  Reiche  noch  eine  grosse  Menge  von 
Verehrern  und,  da  man  der  von  Curtius  inaugarierten  Methode  das 
Verbum  nach  den  Tempusstämmen  zu  behandeln  die  grösstTc  wissen- 
!»chaftliche  Berechtigung  nicht  abspreclien  kann,  so  zieht  man  sich 
usf  den  praktisch-pädagogischen  Standpunct  zurück  und  findet  von 
dft  ans  —  man  weiss  nicht  warum  —  den  alten  Weg  erapfehlens- 
werthen  Hr,  ühle  suchte  da  zu  vermitteln,  verband  beide  Principien 
miteinander,  hat  aber  dadurch  nicht  nur  nichts  gewonnen,  sondern 
»owol  die  Klarheit  an  und  für  sich  als  auch  die  Verwendbarkeit  seines 
Biicheä  neben  oder  vor  der  Cartius'schen  Grammatik  bedeutend  ge- 
scUdigt.  Mitten  unter  den  Verbis  mutis  erscheinen  die  bekannten  vier 
dasaen  der  Pr&sensvei-st&rkung,  die  natürlich  einerseits  auf  die 
jtarba  pnra  zurückgreifen,  andererseits  die  Verba  liquida,  welche 
^B  von  3.  62  an  folgen,  vorausnehmen. 

^"  üebrigens  würde  man  dem  Hrn,  Verfasser  Unrecht  thun,  wenn 
tDftD  nicht  anerkennen  würde,  dass  sich  in  dem  Büchlein  besonders  tOir 
den  praktischen  Schalmann  recht  empfehleDsw«»rthe  Winke  und  An- 
atungen  finden.  Die  Lehre  vom  starken  Ferfectum  hat  an  Einfach» 


774      J-  Krystyniachi,  Sarbievii  carmina,  ang.  v.  M.  lakrgydsL 

heit  gewonnen  und  die  Anlage  der  Conjngationstabellen  hat  eine 
Aenderung  erfahren ,  die  sich  sowol  von  Seiten  der  Formenlehre  ab 
der  Syntax  empfiehlt  und  allgemeine  Beachtung  verdient.  —  Wenn 
der  Hr.  Verfasser  durch  die  Weglassung  des  Duals  beim  Verbmn  den 
Schüler  um  ein  gutes  Fünftel  der  Formen  zu  entlasten  glaubte,  so 
ist  das  wol  eine  arge  Selbsttäuschung.  —  Die  durchgängige  üeher- 
setzung  der  Modi,  des  Coujunctivs  mit  „sollen **,  des  Optativs  mit 
^m6gen",  hat  ihr  Bedenkliches. 

Zu  loben  ist  die  Sorgfalt  und  Genauigkeit ,  mit  der  das  Büch- 
lein zusammengestellt  ist.  Hie  und  da  ist  eine  Regel  zu  knapp  aus- 
gefallen :  S.  2  soll  vor  den  Mitteln  gegen  den  Hiatus  doch  gesagt 
werden y  was  der  Hiatus  ist;  am  Schlüsse  dieses  Abschnittes  ist  zu 
vQQ  noch  xp  und  ^  hinzuzufügen ;  S.  3  ^  jedes  Wort  hat  einen  Ton  auf 
einer  der  drei  letzten  Sylben"*  setzt  lauter  mehrsylbige  Worte  voraas; 
„statt  des  Acuts  steht  der  Gravis,  wenn  keine  Interpunction  folgt' 
fehlt  der  Zusatz  ^auf  der  letzten  Sylbe";  S.  4  ist  nicht  gesagt,  was 
mit  einsylbigen  Enclitica  nach  einem  Paroxytonon  geschieht  and 
dg],  m. 

Der  Druck  ist  correct,  die  Ausstattung  entsprechend. 

Czernowitz,  im  April  1877.  AI.  Goldbacher. 


Matthiae  Casimiri  Sarbievii  carmina  posthuma  (!)  ex  oodioe 
manu  Scripte  in  bibliotheca  Ossoliniana  Leontopoli  reservato  descripia. 
Von  Prof.  Johann  Krystyniacki.    1875.  Lemberg.  Sa  2a  8*. 

Im  XXII.  Bande  der  polnischen  allgemeinen  Encyklopädie: 
Encyklopedya  powszechna,  Warszawa,  Orgelbrand,  1866  findet  sich 
S.  953  in  dem  von  Franz  Max.  Sobieszczaüski  verfassten  Artikel 
«Sarbiewski^  die  Notiz,  dass  in  der  mit  Nr.  1159  bezeichneten 
Handschrift  der  Ossoliüski'schen  Bibliothek  zu  Lemberg  ein  noch 
nicht  ediertes  Gedicht  von  Sarbiewski  unter  dem  Titel  „Casimiri 
Sarbievii  hymni  in  honorem  B.  Andreae^  enthalten  sei.  Dieses  Ge- 
dicht veröffentlicht  nun  zum  ersten  Mal  (primum  in  lucem  edidit)  H. 
Krystyniacki  in  dem  oben  genannten  Programm. 

Dem  Texte  des  Gedichtes  ist  eine  lateinisch  geschriebene  Ein- 
leitung vorausgeschickt  (S.  3—8).  In  derselben  übergeht  der  Her- 
ausgeber die  Frage  nach  dem  Verfasser  des  Gedichtes,  da  Lahalt 
und  Sprache  desselben  fQr  Sarbiewski  zur  Genüge  zeugen;  dies  werde 
obendrein  durch  eine  Bemerkung  eines  librarius  (!)  sowie  vorzugs- 
weise durch  zahlreiche  von  des  Verfassers  Hand  herrührende  Cor- 
recturen  bestätigt.  Dagegen  erachtet  es  der  Herausgeber  für  seine 
Pflicht,  die  doppelte  Frage  zu  beantworten:  1.  wann  das  genannte 
Gedicht  verfasst,  2.  warum  es  (wol  zu  Lebzeiten  des  Dichters)  nichts 
gedruckt  worden  ist? 

Auf  die  Bestimmung  der  Abfassungszeit  legt  Hr.  Er.tgrosseiB 
Gewicht,  da  seiner  Ansicht  nach  die  Sarbiewski'schen  Gedichte  von 


X  KrifSttjniacki,  äArl)ievii  caimina,  a»j.  ?,  Jf,  Ukfiytki,      776 


ferBchiedener  Art  und  Beschaffenheit  sind,  je  nachdem  sie  der  Dich- 

I  entweder  zu  Kroie  und  Wilno  als  Professor  der  Poetik  and  Rhe- 
tt, öder  während  seines  Aufenthaltes  zu  Komi  oder  nach  seiner 
ckkehr  ins  Vaterland  verfasst  hat. 
Wann  dieser  Aufenthaltswechsel  stattgefunden  hat,  welche 
Jichte  in  die  einzelnen  Zeitabschnitte  fallen,  worin  endlich  der 
ierschied  zwischen  der  ersten  und  zweiten  Olasse  besteht ,  dies 
wird  nicht  angegeben,  dagegen  die  dritte  Classe  eingehender  be- 

rchen. 
S&mmtllche  Gedichte  dieser  Classe  haben  nach  der  Ansicht 
Herausgebers  das  Charakteristische,  dass  sie  über  Anregung 
_(iöslinrtu)  des  mit  Sarbiewski  befreundeten  Stanislaus  Liibieüski. 
Itchofs  zu  Flock  (in  Russisch-Polen)  verfa.sst  worden  sind.  Zwar 
;  dieser  Satz  in  seiner  Allgemeinheit  übertrieben ,  der  Hauptsache 
1  jedoch  richtig,  da  Sarbiewski  in  der  That  nicht  selten,  nament- 
in  der  Wahl  patriotischer  Themen  sowie  später  in  der  Abfas- 
sung von  religiösen  Hymnen  dem  Rathe  seines  Freundes  gefolgt  ist, 
Kdies  vom  Heraasgeber  aus  dem  noch  erhaltenen  und  in  der  War- 
aner  Au>gabe  der  Sarbiewski'scben  Gedichte  (1769)  S,  81  —  17$ 
rerölfentlichten  Briefwechsel  der  beiden  M&nner  nachgewiesen  wii-d. 

«1.  auch  L.  G,  Langbein ,  Commentatio  de  M.  C.  Sarbjevii  8*  J. 
loni  vita,  studiis  et  scriptis»  Dresdae  1754.  S,  CIV  ff. 
Dieser  Classe  nun  weiset  Hr.  Kr.  auch  das  vorliegende  Gedicht 
VI  und  schliesat  aus  dem  %Z,t  86.  und  89.  Briefo  der  geuannten 
Sammlung  mit  voller  Sicherheit »  dass  iSarbiewski  dasselbe  während 
der  Monate  Mai  und  Juni  des  Jahres  1639  zu  Merecz  in  Lithaueu, 
wo  er  als  Hofprediger  im  Gefolge  des  dazumals  in  jener  Gegend  ja- 
Qden  Königs  Wladislaws  IV.  weilte ,  gedichtet  hat.  Wie  aus  den 
Erwähnten  Briefen  ersichtlirh  ?ei,  bestimmte  Lubieiiski  den  Dich- 
ftir  die  Hymnenform;  doch  auch  för  die  Wahl  des  Gegenstandes, 
Verherrlichung  des  h.  Andreas,  soll  er  mittelbar  beigetragen 
insofern  als  Sarbiewski  uns  der  Vorrede  der  von  dem  Bischöfe 
fassten  vitae  episcopurum  Plocensium')  erfahi-en  habe,  dass  der 
Oütel  Andreas  der  erste  VerkQn  diger  des  Christenthums  in  Polen 
lesen  sei. 

Hierauf  wendet  sich  Hr.  Kr.  der  Beantwortung  der  tweiteii 

Vt^.*^  zu  und  findet  den  Grund  der  Nichtveröffentlichnng  des  Oe- 

oinersoits  darin,  dass  dasselbe  kurz  vor  dem  Tode  des  Bischofii 

wski  starb  am  2.  April  1640,  einige  Tage  später  Lubienski) 

t  und  au  ihn  abgesandt  worden  sei,  anderseits  in  d^m  üm- 

■Midei  dass  Sarbiewski  seine  Gedichte  niemals  selbst  v^  >  ht 

^Beu    Was  ni&mlich  die  Handschrift  betrifft,  m  stellt  «i^  is- 

^fter  die  Vt'imuthung  auf,  dass  Sarbiewski  ans  der  von  ihm  eigen- 

Hdii 


pdig  geschriebenen  und  gegenwärtig  in  der  OaaoliAslci 'sehen  Biblio- 
auf1)ewahrten  Handschrift  eine  sorgföltlge  Abschrift  anfertigen 


'r  Der  Titel  des  Werke»  lautet: 
im  rioc«iiULim.  Cracoviae,  1642. 


Seriee,  vitae*  res  ^tae  Epieeo- 


776      J.  Kryttyniacki,  Sarbieni  carmina,  ang.  t.  Jf.  Iijbrisydfci. 

Hess  und  selbe  an  Lnbieiiski  abgeschickt  habe;  diese  Abschrift  sei 
jedoch  verloren  gegangen. 

Diese  in  manchen  Punkten  zum  Widerspruch  herausfordernde 
Einleitung  scbliesst  Hr.  Kr.  mit  der  Bemerkung  ab,  dass  er  du 
Sarbiewski'sche  Gedicht  ohne  Aendei-ung  der  Schreibweise  und  der 
Interpunction  genau  nach  der  Handschrift  veröffentlicht  habe. 

Es  folgt  nun  von  S.  9 — 28  der  Text  des  Gedichtes. 

Dasselbe  zerfällt  in  23  kleinere  Gedichte:  ein  einleitendes  Ge- 
dicht (Introd.),  zwanzig  Oden  und  zwei  Schlussgedichte  (Pin.  I,  U). 

Den  Inhalt  des  Gedichtes  bildet  die  Verherrlichung  des  am  Kreuze 
gestorbenen  Apostels  Andreas  und  des  Kreuzes  selbst;  und  zwar 
bilden  die  Grundlage  für  die  Anfangsgedichte  (Introd.,  Od.  I—TII) 
einzelne  am  Feste  des  h.  Andreas  in  der  römischen  Kirche  gelesene 
Besponsorien  und  Antiphonen  (vgl.  Breviarium  Romanum ,  Campo- 
duni  1872,  II,  S.  542  if.),  Od.  VIII  wird  der  unvergängliche  Böhm 
des  h.  Andreas,  von  Od.  IX  an  dagegen  die  Macht  des  Kreuzes  (In 
cruce  Salus,  in  cruce  uera  quies  u.  s.  w.)  gepriesen. 

Der  metrischen  Form  nach  besteht  das  Introd.  aus  51  (71)') 
dactylischen  Hexametern ,  Od.  I — X  aus  je  6  kleineren  sapphischoi, 
Od.  XI — XX  aus  je  6  alcäischen  Strophen;  Fin.  I  aus  22  elegischen 
Distichen,  Fin.  U  aus  einem  in  den  Sarbiewski'schen  Gedichten  sonst 
nicht  gebrauchten  Metrum ,  aus  27  Phaläceen. 

Die  vorliegende  Ausgabe  wurde  bald  nach  ihrer  Veröffent- 
lichung in  der  zu  Krakau  erscheinenden  kritischen  Bevue  „Przegli|d 
krytyczny**  1876,  Nr.  IX,  S.  349  kurz  angezeigt:  Herrn  Kr.  wird 
hier  das  Zeugnis  einer  gewissenhaften  Genauigkeit  ausgestellt.  Lei- 
der kann  Beferent,  dem  Dank  der  Direction  der  Ossoliüski'schen 
Bibliothek  die  Benutzung  der  Handschrift  eimöglicht  ward ,  in  die- 
ses Lob  nicht  einstimmen.  Ist  schon  das  Verfahren,  ein  lateinisches 
Gedicht  des  XVII.  Jahrhunderts  ohne  Berichtigung  der  mitunter 
fehlerhaften  Schreibweise  und  Interpunction  zu  edieren,  an  sich 
keineswegs  zu  billigen ,  so  trifft  den  Herausgeber  noch  der  Vorwurf, 
dass  er  nicht  einmal  für  eine  getreue  Copie  der  Handschrift  Sorge 
getragen  hat :  der  von  ihm  veröffentlichte  Text  ist  nämlich  unvoll- 
ständig und  an  mehr  denn  dreissig  Stellen  durch  falsche  Lesarten 
und  Druckfehler  entstellt,  die  Interpunction  ist  nicht  selten  sinn- 
störend, die  Schreibweise  nicht  geregelt,  die  Verse  nicht  gezählt, 
—  kurz  die  Ausgabe  ist  eine  unbrauchbare  zu  nennen  ^). 

Wie  schon  erwähnt  wurde,  behauptet  Hi'.  Kr.,  dass  Sarbiewski 
das  vorliegende  Gedicht,   dessen  Thema,  die  Verherrlichung  des 


*)  Zwanzig  Verse  sind  von  dem  Verfasser  des  Gedichtes  getilgt 
worden. 

')  Der  HeiT  Bec.  begründet  dieses  Urtheil  in  ausführlicher  Dar- 
legung. Da  aber  die  Aufnahme  derselben  einen  zu  grossen  Baum  bean- 
spruchen würde,  so  müssen  wir  hier  nur  den  Wunsch  aussprechen,  dass 
gelegentlich  eine  neue  Ausgabe  dieses  Gedichtes  veranstaltet  werden 
möge.  Anm.  d.  Red. 


J,  Krysiyniaeki,  Sarbicvii  canninn,  ang.  v.  M,  Iskrs^cki*      777 

Foleoiipoßt^ls  Andreas  er  dem  Bic^chofe  liubienski  verdanke,  zu  Me- 
recs  in  Litthaaeü  während  der  Monate  Mai  und  Juni  des  Jahres  lö39 
rerCüBst  und  an  den  ßischof  abgeschickt  habe.  Den  Beweis  biefflt- 
dndet  er  hauptsächlich  im  86.  Briefe  der  oben  genannten  Sammlung. 
Dieser  Brief  lautet  also:  Lubienio  Antistiti.  Vide  quanti  e^o  faciain 
inoßita  tua.  Nuperrime  ad  hjmnos  caelesti  Uegi  pangendos  me  hor- 
tatQs  es.  Cecini  Divinos  amores.  Dum  caeteri  damis  ac  cervis 
insectandis  vacant,  multoque  sole  usti  et  pulvere  sordidi  vagantur 
tu  campis  ac  saltibus;  ego  $ub  utnbra  tugurü  mei  incidi  in  cervum» 
qoem  cum  Regio  Pgalte  ad  fontes  usque  perenninm  aquarum,  u&que 
ad  lacum  tabemaculi  admirabilis,  usque  ad  domum  Dei  iusecutus 
smn.  Hoc  tibi  Jacob  tuue  e  venatione  8ua  affert,  Pater  mi.  Surge  et 
comede,  ut  benedicat  mihi  anima  tua.  Et  vero  si  placuerit,  pergam; 
sin  minus,  imperio  tuo  paruisse  mihi  satis  erit.  . . .  Merecio.  III. 
Juöii.  MDCXXXIX, 

Biese  Beliauptuug,  m  apodiktisch  sie  auch  aufgestellt  wird, 
ist  dennoch  illusorisch  und  unhaltbar:  denn  die  Dirinl  amores  des 
Briefes  Bind  nicht  auf  das  vorliegende  Gedicht,  mit  dessen  Inhalt  sie 
schon  an  sich  nichts  gemein  haben,  sondern ,  wie  A«  Bielowski  to 
dim  Artikel  „Monografia  Sarbiewskiego*' *)  berichtet,  auf  09  Epi- 
gzaoune  (darunter  drei  Oden)  zu  beziehen,  die  bis  nunzu  nicht  ediert 
in  einer  frilher  Bielowski  angeborigan,  gegenwärtig  aber  in  der 
Ofisolitiski'schen  Bibliothek  aufbewahrton  Handschrift  sich  finden. 
Rr,  Kr.  bemerkt  zwar  in  der  Einleitung  (S,  4),  dass  diese  Epigramme 
und  Oden  ^)  zu  Kroie  verfasst  seien  und  demnach  der  ersten  Classe 
der  Sarbiewskischen  Gedichte  an^^ehoren,  allein  gegenüber  der  Flüch- 
tigkeit des  Hrn.  Kr.  dürfte  Bielowski 's  Angabe  wahrheitsgetreuer  »ein. 

Ansprechender  ist  Bielowski's  Ansicht  Über  die  Abfassungszeit 
de«  Gedichtes,  In  dem  oben  geuannten  Artikel  fährt  nämlich  Bie- 
lowski nach  Beschreibung  der  Handschrift  Nr.  1159  also  fort: 
^ieee  Oden  von  Sarbiewski  zeichnen  sich  durch  einen  derartigen 
genialen  Schwung  aus ,  wie  dei^elbe  in  keinem  seiner  frühereu  Ge- 
dichte iri  einem  solchen  Stralenglanze  hervortritt.  Dieselben  fallen 
in  seine  letzton  Lebensjahre ;  sonach  scheint  es,  dass  sie  wahrschein- 
lich im  J.  1G39^  spätestens  in  den  ersten  Monaten  des  folgenden 
Jihres  abgefasst  sind;  denn  es  ist  bekannt,  dass  S.  den  2.  April 
IMO  gestorben  ist.  Dieselben  entsprechen  vollkommen  seiner  da- 
maligen Oeistesstimrunng»  die  sich  in  den  in  dieser  Zeit  an  den  Bi- 
schof rerfassten  Briefen  offenbart.  Des  Lebens  am  Hofe ,  an  welchem 
er  vielen  rnaunebmlichkeiten  ausgesetzt  war,  fiberdrQssig  beschloss 
S.  damals  sich  in  die  klösterliche  Einsamkeit  zurückzuziehen  und 


r      I'  ton  der  ^GäKeta  Lwowaka*   Nr.  IlU,  vom  15,  BUi  1875. 
11  Betreff  der  Zahl  dieser  Gedichte  sowie  in  Betreff  der 

ÜjLnasctin!^  t    tuirnon  Bielowski  und  Kr.  nicht  überein:  B  spricht 

nimlich  von  ;nen.   worunter  3  Oden.   Kr.  aber  von  Hl  Epi- 

grn'rT""'*  " -"  ..>'\.\,.>-t  Vi    die  Hiindschrift  fÄr  eine  Copie 

AI  während  Kr,   behÄuptet,   da«i 

Sa.rLi:,^^l:  ™,.^  i.^ . .    „    .  :   .:^  geschrieben  habe. 


778      J.  Krystyniacki,  Sarbievii  carmina,  ang.  v.  M.  Idcnycki. 

sich  in  derselben  ausschliesslich  der  Wissenschaft  zu  widmen.  Die- 
sen Vorsatz  hat  er  auch  ausgeführt.  In  dieser  Stimmung  überraschte 
ihn  bald  wider  Erwarten  der  Tod.  Vier  Tage  darauf  starb  auch  der 
hochbetagte  und  gelehrte  Bischof  von  Plock,  Stanislaus  Lubieöski, 
sein  Freund  und  Gönner.  Es  kann  daher  nicht  auffallen,  dass  diese 
Oden  an  den  Freund,  für  welchen  sie  bestimmt  waren,  nicht  ge- 
langten und  dass  sie  Niemand  durch  den  Druck  yeröiTentlichte^. 

Für  diese  Zeitbestimmung  dürfte  auch  der  Umstand  sprechen, 
dass  das  Gedicht  nicht  vollendet  ist  ^) ;  Beferent  kann  jedoch  nicht  um« 
hin,  Folgendes  zu  constatieren : 

1.  die  Grundlage  des  Gedichtes  bilden  Besponsorien  und  Anti- 
phonen, die  am  Feste  des  h.  Andreas  in  der  römischen  Kirche  ge- 
lesen werden ;  s.  S.  II ; 

2.  in  dem  Gedichte  wird  des  h.  Andreas  apostolische  Th&tig- 
keit  in  Polen  nicht  erwähnt ;  dagegen  scheinen  einzelne  Stellen  des- 
selben, wie  Od.  II,  21  ff.  (vgl.  Introd.  61  ff.,  Fin.  H,  10  ff.),  auf 
Korn  hinzuweisen; 

3.  das  Gedicht  zeigt  an  vielen  Stellen  eine  nicht  niir  in  ehi- 
zelnen  Wendungen,  sondern  mitunter  in  ganzen  Strophen,  ja  selbst 
in  der  Anlage  von  ganzen  Gedichten  hervortretende  Verwandtsehift 
mit  anderen  Sarbiewski'schen  Dichtungen.  Dem  Referenten  ergaben 
sich  bei  cursiver  Vergleichung  folgende  Parallelen : 

Od.  II,  17—20  11  Sarb.  (ed.  Friedemann,  Lips.  1840)  Od.  HI,  le, 
37-40;  eb.  21.  22  ||  eb.  45.  46;  —  Od.  HI,  1-4  ||  Od.  I,  16,  13-1«; 
eb.  5  II  Od.  III,  16,  5;  eb.  10-12  ||  Od.  J,  1,  49.  51-52;  eb.  18-»  8 
Epod.  VI,  131.  132.  134.  135;  eb.  äl.  22.  ||  Epod.  VI,  137.  1385  -  Od. 
IV,  1.  II  Od.  I,  1,  45;  eb.  23  j|  Epod.  VI,  143;  -  Od.  V,  1—12  ||  Epod. 
VI,  5-20;  —  Od.  VI,  1—4  |  Od.  lU,  23,  17-20;  eb.  11  ||  eb.  10;  - 
Od.  VIII,  9—12  II  Od.  I.  21,  29-32;  eb.  17  ||  eb.  25;  eb.  18  ||  eb.  14; 
-  Od.  IX,  13.  14  11  Od.  I,  4,  5.  6;  -  Od.  XI,  5-8  fod.  lU,  7, 10-18; 


Od.  XIV  II  Od.  11,  21;  —  Od   XV,  11.  12  ||  Od.  II,  17,  17.  28;  Od. 
,  1,  47.  48;  —  Od.  XVI,  1.  2  ||  Od.  II,  1,  13.  14;   eb.  5-8  U  eb. 
17-20;  cb.  24  J)  Od.  U,  24,  76;  -  Od.  XVII,  3.  4  ||  Od.  U,  24.  14. 15; 


eb.  5.  6  II  eb.  45.  46;  eb.  19.  20  ||  Od.  lU,  11,  7.  8;  eb.  21.  22  ||  Od.U, 
1,  41.  42;  -  Od.  XVIII,  10  II  Od.  111,  27,  22;  --  Od.  XIX,  1  ||  Od.  III, 
14,  53;  eb.  5  ||  eb.  60;  eb.  9  |  eb.  101;  eb.  11.  12  ||  eb.  51.  52;  eb.  17) 
eb.  93;  eb.  19.  20  ||  Od.  II,  1,  35.  36. 

Sämmtliche  hier  als  Parallelen  angeführten  Sarbiewski^sclien 
Gedichte  (mit  Ausnahme  von  Od.  III,  7,  die  erst  in  der  Antwerpner 
Ausgabe  vom  Jahre  1630  vorkommt),  fallen  ihrer  Abfassungsieit 
nach  vor  das  Jahr  1625,  da  sie  in  der  in  diesem  Jahre  erschienenen 
editio  princeps  (Colon.  Agrip.  1625)  bereits  gedruckt  sind. 


')  Belege  hiefür  bietet  die  Handschrift  insbesondere  zu  Od.  VII f  mm 
14;  XVI,  6. 

Krakau.  Max.  Iskrzycki. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 


(Stiftan^en.)  —  Der  Minister  f ür  C.  ü.  ü.  hat  angeordnet,  dass 
''  unn  und  Olnititü  vorbehaltenen ,  sogenannten  Seminarial-Stn- 
Tidien  »  f^oweit  deren  Verlcibang  der  mährischen  Statthaltcrt^ 
siir.  i.k,  den  Schülern  der  in  diesen  zwei  Stadien  bestehenden  Staats* 
gymnasien  ohne  Unterschied  der  Unterrichtssprache  lugänglich  gemacht 
werden.  (Min,-ErL  7.  Juli  1877,  Z.  20921,)  —  Der  emeritierte  Obertinanz- 
rath  und  gewesene  Bürgermeister  ?üii  Podgorte,  Ferdinand  Seeling- 
^anlenfelB,  hat  mit  einem  Capitaiö  von  608  H,  eine  Studenten-Sti|»en- 
^eastiftung  gegründet,  deren  Ertrag  ftr  einen  dürftigen»  nach  Podp<>rae 
ständigen  Studierenden  einer  Mittelschule  in  Krakau-Padgorze  bcBtimmt 
IfU  (ötiftbricf  v.  1.  Juni  187T.  Min,-Act  Z.  11734  ?,  Jahre  IHll.)  — 
Zum  Andenken  au  den  verstorbeneu  Präsidenten  Anton  Ritter  von  Vieo 

|lt  die  k.  k.  Handels-  und  G ewerbekam nier  in  Triest  mit  Zustimmung 
k,  k»  Handelgministeriums   ein  Capital  von  IS.IJÜO  fl.  in  osterreichi- 

Kben  Staatsobligationen  mr  Gründung  von  Stipenditn  gewidmet,  wovon 
nrei  äu  150  H.  rur  je  einen  dürftigen  Hörer  der  Handels-  und  der  Schiff«- 
bAa-AbtheiluDg  der  k.  k.  nautischen  und  Handelsakademie  in  Triest,  das 
dritte  zu  150  fl.  für  einen  Studierenden  des  Ingenieurfaches  an  einer 
öiierreichischen  k.  k.  Lehranstalt,  endlicli  das  vierte  in  *iOO  fl.  für  einen 
abfolfierten  Studierenden  der  Handels  wissen  schatten  in  Triest  behufs 
überseeischer  Reisen  und  Anknüpfung  von  Handelsverbindungen  bestimmt 
Ut.  ft  Triestitier  haben  den  Vorzug.  Dieäo  Stiftung  ist  bereitet 
m*«i  I  ten.  (Stiftbrief  v.  2L  September  1877.  Min.-Act  Z.  15584 
TOD)  JabK  lön.) -- Joseph  Fr  n  Morpurgo  in  Triest  hat  ein 
Ckpttal  von  10.700  tl.  in  Sta;it  wen  zur  Stiftung  von  Stipendien 

$  oO  fl.  für  dürftige  und  würaigo  cievinen  der  städtischen  Lehrerinen- 
bildungsanstalt  in  Triebt  gewidmet.  Diese  Stiftung  hat  iunt  Andenken 
m  dk  am  2(>.  August  1875  verstorbene  Gemahlin  des  Stifters  den  Namen 
pBif Odessa  Elisa  de  Morpurgo**  zu  tragen  und  werden  die  Stipendien 
i^des  Jahr  am  26,  August  zur  Verth»  ilmu"  kommen.  (Min.*Erl.  v. 
3L  Juli   1877,  Z.  111Ö3.)  —  Die  von   <  Freihcrm   von  Key  er 

mit  einem  Capitale  von   100.000  fJ»  in  ^  nen  der  in  Noten  ver- 

öDsHcben  Staatsschuld  zur  Hälfte  für  ÜDtürstUuuugen  an  würdige  ver* 
armte  Personen  aus  den  Krei^^Mi  dp?  Handels  und  der  SchilTfahrt,  tur 
hv             1 4ft^  zu  <»  >  [1   der  Handelswiasenschaft. 

d                   und  deä  ^  tiftung  wurd«  nach  behörd- 

licner  u*-:iitli5itiuiiM-  ^f^  MiiutriLMeb  votii  1 4.  April  1877  aetiTlert,  (Min** 
ErL  ?.  3.  A  i;  I  :  lrt77,  2.  1^95.)  —  Die  in»  JSinne  der  letitwilligen 
yp-f...„„„  1  .^^^^^^  Ci:  *  '  "^  ^iiv.,:,i.  ^ler  Sandec*er  CoUegiate 
i:                                      -  -'  t'tang  ward«  mit  einem 

<         ..,    ,.,.   -..      ...   'iij   kl.   ...    .: ,„.....,   vom  Datum   des    Stift- 


780  Mlscellen. 

briefes  acti viert.  Dieselbe  ist  für  dürftige,  aus  den  Ortschaften  Sandec, 
Gryböw  und  Eamionka  stammende  Hörer  der  Jagelionischen  UniTeisitat 
in  Erakau  bestimmt.  (Stiftbrief  vom  20.  Jänner  1877.  —  Min.-Äet 
Z.  13237  V.  Jahre  1877.)  —  Der  zu  Perkinsville  im  nordamerikanisclMn 
Staat«  New- York  wirkende  Pfarrer  Sebastian  Bartholomäns  Graber  hat 
mit  einem  Capitale  von  1000  fl.  eine  Studentenstipendienstiftung  f&r 
seine  Verwandtschaft,  eventuell  für  dürftige  Studierende  aus  der  Gemeinde 
Biefensberg  im  Lande  Vorarlberg  gegründet  und  wird  diese  Stiftung  nach 
dem  Ableben  des  Gründers  in  Wirksamkeit  treten.  (Stiftbrief  vom  2i.  Juni 
1877.  —  Min. -Act  Z.  13849  v.  Jahre  1877.)  —  Die  von  Joseph  Di^b- 
k%wski  in  Krakau  mit  einem  Capitale  von  5726  fl.  56  kr.  gegründete, 
für  zwei  Abiturienten  der  pharmaceutischen  und  einen  Abiturienten  der 
medicinischen  Studien  an  der  Universität  Krakau  bestimmte  Stipendien- 
stiftung ist  mit  der  Ausfertigung  des  Stiftbriefes  ins  Leben  getreten.  Die 
Stipendisten  müssen  in  Krakau  geboren,  polnischer  Nationalität  und 
katholischer  Religion  sein  (Stiftbrief  v.  21.  Juli  1877.  Min.-Act  Z.  14553 
V.  Jahre  1877). 

(Schenkung.)  —  Der  Director  des  Walzwerkes  der  Südbahn  in 
Graz,  Herr  ProhasKa,  hat  der  technischen  Hochschule  daselbst  mehren 
grosse,  vorzüglich  gearbeitete  Modelle  von  Walzwerken  und  anderen  Ma- 
schinen zum  Geschenke  gemacht,  wofür  dem  Spender  von  Seite  des  ünter- 
richtsministers  der  verbindlichste  Dank  ausgesprochen  wurde  (Min.-ErL 
V.  19.  Juli  1877,  Z.  11701).    

Begeln  zur  leichteren  Erlernung  der  hebräischei 
Formenlehre.  Von  Dr.  Gossmann,  II.  Pfarrer  am  Hof  und  Lehrer 
der  hebr.  Sprache  am  Gymnasium  daselbst.  Leipzig,  1877.  SS.  IV,  31. 

Das  Büchlein  beschränkt  sich  strenge  auf  den  im  Titel  angegebe- 
nen Inhalt,  so  dass  trotz  seiner  Eigenschaft  als  Elementargrammatik  das 
hebräische  Alphabet  als  Verzeichnung  und  Erklärung  der  consonantischei 
hebräischen  Lautzeichen,  so  wie  die  vorläufige  Verzeichnung  der  vocali- 
sehen  Punctationen  fehlt.  Es  beginnt  mit  der  Lehre  von  den  Selben, 
und  handelt  zunächst  von  den  durch  die  verschiedenen  Leseieichen, 
durch  die  literae  qmescibües  und  durch  die  Vocallaute  bediiigteB 
Modificationen  der  Sylben,  geht  sodann  auf  die  keiner  grammatisehen 
Wandelung  unterliegenden  Vorsatzwörter  und  Suffixe  über,  und  gibt  end- 
lich von  S.  15  angefangen  die  Lehre  vom  Nomen  (S.  15—21)  und  Verbum 
(S.  22 — 31).  Die  grammatischen  Begeln  des  Büchleins  sind  laut  Vorrede 
hauptsächlich  aus  den  Grammatiken  von  Thiersch,  Gesenius-Rödiger  und 
Nägelsbach  zusammengestellt;  als  Hauptgrundsatz  wird  die  Zurückfüh- 
rung  der  Wandelungsformen  des  Nomens  und  Verbums  auf  die  einfachsten 
Grundformen  in  den  Vordergrund  gestellt. 

Das  Büchlein,  dessen  Vorzug  in  seiner  Kürze  besteht,  setzt  offenbar 
einen  erklärenden  Lehrer  voraus  und  ist  für  besondere  Unterrichtsver- 
hältnisse  bemessen. 

Wilhelm  Gesen ins'  Hebräisches  und  Chaldäisches  Hand- 
wörterbuch über  das  alte  Testament.  Achte  Auflage,  neu  bearb. 
von  F.  Mühlau  und  H.  Volck,  o.  Proff.  d.  Theol.  zu  Dorpat  Erste 
Hälfte.  Leipzig,  1877.  Veriag  von  F.  C.  W.  Vogel. 

Das  deutsch  abgefasste  Handwörterbuch  der  alttestamentl.  Bibel- 
sprache von  Gesenius  (zuerst  erschienen  1810—12)  hat  sich  nach  dem 
Tode  des  Verfassers  in  einer  Reihe  von  Auflagen  erneuert,  von  welchen 
in  dem  hier  angezeigten  Werke  die  achte  vorliegt.  Die  zweite  erschieiL 
1847,  vier  Jahre  nach  Gesenius'  Tode  die  siebente  (1868).  Die  vorlie- 
gende erste  Abtheilung  reicht  bis  zum  Namen  Moscheh;  die  zweite  Ab- 


MisccUen. 


781 


eif. 
ül- 


t  schleimigsi  folgen»   und  in  der  ihr  beij^e^bcncn  Vorrede 

■uie  Rechenschaft  über  die  von  den  HeraiiÄgt^bt'rn  in  der  Neu- 

Werkcs  befolgten  Grundüütze  geben.   Vorläatlg  lädst  ein 

k  in  die  vorliegende  Abtheilung  das  Beatreben  erkennen 

fi  Exegeten,  Sprach-  und  A Her thumsfors ehern:  Delitzsch, 

<  r»  Knobel,  KütTrf,  Lauth  u.  s,  w»  gewonueneu  Forschungs- 

.,.t,];...i,_i  .L,  .;.  K.    r-i'-ographie   xu  Terwerthen.    Dem 

rthtißg  des  Zawaehse>i,  welchen 

^   der  bibliächen  Bächer  in  den 

b  nur  wiUlcominen  eein.    Eine 

-:  bleibt  den  mit   orientalischer 

undti  tuid  aitte&UiUieutlichci'  iiibelkunde  sich  befassenden  Fach- 

ilten  rorbehalten. 


Wien. 


Kart  WerQ«r. 


Palanitra  Musarum.  SiaterialieD  zur  Einübung  der  gewöhn- 
Helleren  Metra  tind  Erlernung  der  poetischen  Sprache  der  Udmer»  bc* 
pttndet  Ton  Prof.  Dr  M.  Seytfert,  fortgesetzt  von  Dr.  R.  Habe  nicht, 
Oberkhrer  am  Gjmn.  zu  Plauen  in  V.  Erster  Theil,  der  Hexameter  und 
das  DLstichon  8,  Aufl.  Halle,  Verlag  der  Buchhandlung  des  Waisenhauses 
1877,  X  n    154  SS, 

Die  Palae&tra  Musarum  Ut  bekanntermafisen  ein  ^ehr  braucbbftiei 
Hilf^lHiiii  11  Tl.]  witil  «laher  gewiss  auch  in  der  neuen  Auflage,  die  genau 
t^\  lüTä  da,  wo  der  ijchuler  zu  progodischen  Fenlern 

•itet  zu  werden  Gefahr  lief,  verbea&ert  ward«,  eine 
\  litiden.    Zum  Gebrauche  an  unseren  Gymnaaidii  kann 

du  lerdings  nicht  empfehlen^  da  bei  der  kurz  gemessenen 

niLtnc.che  Uebungen ,    wie  &ie  die  Palaestra  beabsichtigt,    kein 
um  bleibt;    dem  f.ebrer  aber  wird  ea  immer  wUlki^nutieu  »ein,  da 
l  ^     das  /Ur  ihn  Passende  auswühlen  und  so  mit 

\orcitien  in  der  Quarta  sehr  zweckmäsaig  als 
HC  iiMriiiaciJc  «.  ^bangen  verbinden  kann.  Auch  im  Beginn  einer 
de,  wenn  man  Ovid  lie^t»  wird  tuaii  mit  gTos&eni  Nutzen  tichnell 
f/Ae,   seien  ea  nun  sogenannte  carmina  fracta  oder  auch  in  den 
ieht  umgeänderte  Stellen  durchnehmen  können.  Solche  Uebangen 
1er  Quarta  durchaus  nicht   vernachlaüsigt  werden.  Seltsamer 
«   ist  in  dem  uns  vorliegenden  Exemplare  die  Seite  3  doppelt,   das 
Mal  an  Stelle  der  Seite  1  gedruckt« 


Programm  enschau. 

l60Q*   Versuch  einer  Ehrenrettung.    Von  Prof,  Dr.  C.Ahn, 
^des  Gymn«  in  Laibach  1877. 


Progr, 


r»*>r  Vrrfnvser  stinvnit  mit  Grote  maofern  überein,  aU  auch  er  beairebt 

dass  die  politische  Thätigkcit  Kleons  keines* 

v'Tdient,    wekbo«   f»H«t  dunMiw#»g  j^cstfltit 

lZcu^uiä  dcc  ii  ■      und  des  K  '!  lUanc«, 

seine  personl  iJe  und   i  varen, 

^dlt  wird,  tr  14'  iit  über  in  sem-iL  [,uer,  wie 

Über  das  richtige  Ma&ä  hinaus,  tiicht  blas 

|t  da»  Verhalten   Kleons  in   den  i...  -  t  <m     ht 

jf  Seiten  edner  Gepcr  war  (wie  in  den  V. 

time  Ton  5>nlmkiL*na  forhergiengen)  zu  re...  ._  ._  l,  itj 

Dbare  F*  -^»selben  lu  Acten  Staatsmann ischer  Weisheit 

,  8o  t"  V«rf.  p.  7  die  Frage,  ob  aus  den  Verhandlangen 


782  Miscellen. 

über  die  ßestrafung  der  Mytilenäer  ein  Vorwurf  gegen  den  poUtiacheD 
Charakter  Kleons  erhoben  werden  kann,  entschieden  verneinend  beuft- 
worten  zu  müssen ,  während  doch  Grote  III ,  p.  516  bei  all  seinem  Eifer 
Kleon  za  vertheidigen  zns^ibt.  dass  die  Vollziehan^  des  yon  Kleon  be- 
antragten Massenmordes  durch  ganz  Griechenland  ein  Gefühl  der  ftnsser- 
sten  Erbitterung  erregt  habe,  dass  die  Verantwortung  för  solche  Blut- 
that  mit  Becht  auf  ilkn  als  ihren  Urheber  gefallen  sein  würde.  Dabei 
muss  besonders  hervorgehoben  werden,  dass  nach  dem  Antnure  Kleons 
die  Volkspartei  in  Mytilene,  welche  an  dem  von  den  Oligarcnen  ange- 
zettelten Abfall  ganz  unschuldig  war,  eben  so  hart  b^raft  worden 
wäre  wie  die  [Schuldigen ,  ein  Verfahren,  welches  sich  weder  mit  dem  da- 
maligen strengen  Kriegsrecht  noch  mit  dem  athenischen  Staatsinteresse  ent- 
schuldigen lässt.  *)  Eben  so  sieht  der  Verf.  p.  9  in  den  Forderungen,  wel^e 
Kleon  im  J.  425  der  spartanischen  Friedensgesandtschaft  entgegenstellte, 
ohne  deren  vorgängige  ErfQllung  Athen  sich  in  keine  ünterbandlongen 
einlassen  solle,  nur  den  Ausfluss  einer  „gesunden,  praktischen  und  patrio- 
tischen Politik.**  Auch  hier  geräth  der  Verf.  mit  dem  besonnenen  Ortbeile 
Grote's  III,  570  u.  572  in  Widerspruch,  welcher  gegen  Kleon  den  Vor- 
wurf erhebt,  dass  er  in  diesem  Falle  der  Gesinnung  der  athenischen  Bürgw- 
Schaft  eine  falsche  Richtung  gegeben  und  Mangel  an  weithinausacban^der 
Weisheit  gezeigt  habe.  Wenn  demnach  Aristophanes  in  einige  seiner 
Komödien  den  Kleon  als  den  alleinigen  Storefried  u.  s.  w.  bezeichnet,  so 
ist  dieser  Vorwurf  denn  doch  nicht  so  ganz  aus  der  Luft  gegrifeo. 

Der  Verf.  verfolgt  die  politische  Thätiffkeit  Kleons  nur  bis  snm  Glsnz- 
punct  seines  äusseren  Erfolges,  bis  zur  Gefangennahme  der  spartaniaeheD 
Besatzung  auf  Sphakteria.  Die  zweite  Hälfte  der  AbhandlmiK  liefert 
eine  durchsichtige,  lichtvolle  Gliederung  der  aristophanischenkomddie 
„die  Bitter**  nach  Tendenz  und  Inhalt,  insofern  derselbe  auf  Kleon  Bezog 
nimmt.  Dieser  Theil  der  Abhandlung  verdient  alle  Anerkennung;  denn 
er  zeigt  durch  die  Hervorhebung  des  Bedeutenden,  durch  geistreidie  Er- 
läuterung einzelner  Kraftstellen,  welche  entweder  sachliche  oder  spncb- 
liche  Schwierigkeiten  bieten,  dass  der  Verf.  sich  mit  Aristophanes  in  eio- 
gehender  Weise  vertraut  gemacht  hat.  Wenn  er  jedoch  p.  15  behauptet, 
dass  dem  Aristophanes  nichts  ferner  gelegen  sei  als  die  Absicht  dorch 
seine  Komödien  auf  die  öffentliche  Moral  bessernd  einzuwirken,  diss  er 
es  lediglich  nur  auf  den  Sieg  in  dem  musischen  Wettkampf  und  auf  die 
Lachmuskeln  seiner  Mitbürger  abgesehen  habe,  so  dürfte  er  hierin  wdI 
schwerlich  allgemeine  Zustimmung  finden. 

Feldkirch  1877.  Jos.  Rohrmoser. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  VII,  S.  553  f.) 

A,  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

Leinkauf,  Dr.  Johann,  Kurzgefasste  katholische  Glaubens- und 
Sittenlehre,  zum  Gebrauche  in  der  ersten  Classe  der  Mittelschulen.  6.  w- 
veränderte  Auflage.  Wien  1877.  Kirsch.  Preis,  brosch.  50  kr. 

Die  mit  dem  Min.-Erl.  v.  1.  Juli  1876  Z.  10294  ausgesprochene 
Zulassung  der  5.  Auflage  dieses  Buches  erstreckt  sich  kraft  §.  T  d« 
Ministerial- Verordnung  v.  17.  Juni  1873  Z.  10523  auch  auf  die  vorliegende 
6.  unveränderte  Auflage.  (Min.-Erl  v.  15.  Juli  1877,  Z.  11430.) 

Drechsl,  Alexander  Wilhelm,  Kurzgefasste  übersichtliche  Beli- 
gions-  und  Kirchengeschichte  für  Realschulen  etc.  Wien  1877.  In  (}om- 


')  Vgl.  die  Rede  des  Hauptopponenten  gegen  Kleons  Antrag, 
dotos  Thuk.  III,  47.  Der  Verf.  schreibt  wiederholt  Diodor. 


,  Dio- 


78S 

ision  bei  R  Kirficb.  Preis  brosch.  55  kr,^  wird  zani  Lehrgebraucbe  an 
1  ReaUchtilen  im  Bereiche  der  Erzdiocesc  Wien  allgemein  zugelassen. 
'   ^Erl  V.  16.  Juli  1877,  Z.  108411) 

Ebrmann  Daniel,  Gesclnchte  der  l8raeliten,  ?on  den  urältesteti 
kl  bis  auf  die  Gegenwart  Brunn  1ST7.  Selbatrerlag.  I.  Theil:  Bi- 
pe  Gescbicbte.  3.  Auflage. 

beziiglicb   der  zwijiten  Anflöge   dieses  Buches  mit  den  Min.- 
Jänner  1876,  Z.  8418  ^i  1875  und  t.  27.  Dec.  1876,  Z.  20698 
ebene  Zulassung  wird  auf  die  vorliegende  dritte  Auflage  aus- 
filint.  (Min.-ErL  v.  2.  Juli  1877,  Z,  10411) 

Süpfle,  Carl  Friedrich,  Aufgaben  zu  lateini!«cben   Stilübunti^en. 

beil.  16.  Aunage.  1876,  Preis,  broscb.  3  Mark  40  Pf.  —  lU.  TheiL 

Tla^e.  1874.  Preis,  brosch.  3  Mark  20  Ff.  Carlsruhe,  Cb.  Tb,  Groa^. 

Diese  neuen  Auflagen  werden  wie  die  Yoransgegangenen  und  neben 

^  Iben  5Eum  Lehrgebraucbe  an  den  GYmnasicn  mit  deutscher  ünterrichts- 

iiclie  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  22.  Juli  1877,  Z.  12035,) 

Hau  1er,  Dr.  Johann,  Aufgaben  zur  Einiibung  der  lateinißchen 
utAX  etc  1.  Tbeih  Casuslebre.  2.  Aufl,  Wien  1873.  Holder  Preis, 
«cb.  65  kr.,  wird  wie  die  erste  AuHage  und  neben  derselben  :eum 
lligübraucbe  an  Gymnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein 
S^&asen.  (Min.-Erl.  v.  1.  Sept.  1877,  Z.  14422.) 

Vogel  Ferdinand  p  Kepos  plenior.  Lateinisches  X#esebuch,  Berlin 
jÄ,  Weidmännische  Buchhandlung-  Preis,  brosch.  1  Mark  20  Pf.,  wird 
K Lehrgebraucbe  au  den  Gymnagien  und  Healgymna^ieo  allgemein  zu- 
paen.  {Min.-Erl  v.  10.  Juni  1877,  Z.  9934.) 

Pospichal  Eduard,  Deutsches  Lesebuch  für  Mittelscbuleu  mit 
hmiscber  Unter  rieh  tsbjjra  che.  IL  Band  für  die  V.  und  VL  Classe  der 
iTMKr  i*.'u  etc.  Prag  1877.  Mourek,  wird  zum  Lehrgebraucbe  an  den 
ttol^chulen  mit  huhmiÄcher  ünterricbtäsprache  allgemein  zugelaswn. 
in.-Erl.  V.  L  Sept.  1H77,  Z.  14409.) 

Schiller  und  Willomitzer,  DeutHcbe«  Lesebacb  fftr  Mittel- 
Uen.  IL  Theil,  2.  verm.  und  Tcrb.  Aufl.  Wien  1877.  Pichler.  Preis 
päi.  1  fi.  10  kr,  wird  zum  Lehrgebraucbe  an  Realdchulen  mit  deut- 
W  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen. 

I  Die  erste  Auflage  kann  neben  der  zweiten  nicht  gebraucht  werden«] 
^Erl-  T.  7,  Sept  1877,  Z.  13670.) 
Hannak,  Dr,  Emanuel,  Lehrbuch  der  Geschiebte  des  Altert  bums 
|ium   Untergange  des  weströmischen   Reiches)    för  Oberclassen   der 
ilschulcn.  Wien  1877.  Holder.  Preis,  brosch.  1  fl.  40  kr.,  wird  zum 
reb rauche  au  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein 
en.  (Min,-ErL  v.  2.  Juni  1877,  Z.  10464.) 
Hannak,  Dr.  Emanuel,  Lehrbuch  der  Geschichte  för  die  unteren 
der  Mittelschulen.    Wien    1878.     Holder.:    Alterthmn.   5.  ver- 
und   gekürzte   Auflage,    Preis,   bru«cb.    80   kr.,    Mittelalter.   4. 
rte  Anlage ,  Preis ,  brosch.  60  kr.,    Neuzeit,  3.  verbesserte   und 
Auflage,  Preis,  brosch.  80  kr.  —  wird  wie  die  näcbstvorausgcgan- 
Auflagen    zum    Lehrgebrauche    an   Mittelschulen    mit   deutscher 
Ticbtasprache   allgemein   zugelassen*   (Min.-Erl.    v.   20.   Sept.  1877, 
14916.) 

GindelT,  Dr.  Anton,   Lehrbueb  der  allgemeinen  Geachicbte  für 
H  oberen  Classen.   L  Band.   Das  Alterthnm.   4.  Auflage.  Ansgsbe  fDr 
Ibnasien.    Preis,  brosch.  1  fl.  50  kr.  —   11    Band.    Dan  Mittelalter, 
Auflage,    für  Gymnasien,   Real-  und  TT  k    Preis,  brosch, 

fl.  20  kr.  Prag  1877.  Tempaky,  wird  r  jche  an  Schulen 

xt  beitffichnet^^n  Kategorie   mit   deutschrr  l  TUHrrRiu>Hpracbe   allgemein 
if^lissen,  (Min.-Erl.  v.  22.  Juni  1877,  Z.  143.) 


784  Miscellen. 

Kozenn  B.,  Leitfaden  der  Geographie  für  die  Bürger-  and  Mittel- 
schulen  der  österr. -ungarischen  Monarchie.  5.  Auflage,  umgearbeitet  fw 
mi.  Vopel.  Wien  1877.  Holze  1.  Preis,  brosch.  lfl.80kr. 

Die  bezüglich  der  vierten  Auflage  ausgesprochene  ZultMuig 
zum  Lehrgebrauche  an  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprtdie 
wird  auf  die  fünfte  Auflage  ausgedehnt.  (Min.-Erl.  r.  13.  Juli  1877, 
Z.  10168.) 

Seydlitz,  E.  v.,  Kleine  Schulgeographie.  16.  verb.  u.  yerm.  Aufl. 
Preis  cart.  2  Mark. 

—  —  JSchulgeographie ,  grössere  Ausgabe.  16.  verYoUkommnete 
und  bereicherte  Auflage.  Preis  cart.  3  Mark  75  Pf.  Breslau  1876.  Hirt 

Die  bezüglich  der  15.  Aufli^e  mit  dem  Min.-ErL  t.  30  Mai  and 
16.  August  1875,  Z.  8028  u.  11751  ausgesprochene  Zulassung  wird  auf 
die  16.  Auflage  ausgedehnt  (Min.-Erl.  v.  23.  Juli  1877,  Z.  6525.) 

Steinhauser  A.,  Atlas  für  die  erste  Stufe  des  geographiaehen 
Unterrichtes  in  den  österreichisch-deutschen  Schulen.  48  Karten  und  Text 
Preis  4  fl.  60  kr. 

—  —  Atlas  für  den  Unterricht  in  Mittelschulen.  20  Blitter. 
Preis  2  fl. 

—  —  Atlas  zum  Unterrichte  in  der  Vaterlandskunde.  12  Bl&tter. 
Preis  1  fl.  50  kr. 

—  —  Hypsometrische  Karte  der  Alpen  (in  4  verschiedenen  Aus- 
gaben). 

—  —    Die  Alpen.  Wandkarte  (in  9  Blättern).  Preis  7  fl.  50  kr. 

—  —  Oesterreich  ob  und  unter  der  Enns.  Wandkarte  (in  6 
Blättern).  Preis  5  fl.  (Nieder-  und  Oberösterreich,  separat  in  je  4  But- 
tern. Preis  4  fl.) 

Diese  im  Verlage  von  Artaria  &  Comp,  in  Wien  erschieneneo 
Kartenwerke  werden  zum  Lehrgebrauche  an  Mittelschulen  mit  deutscher 
Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen. 

Ferner  wird  bemerkt ,  dass  es  keinem  Anstände  unterliege  einzelne 
Blätter  aus  den  in  demselben  Verlane  herausgegebenen  stummen  Atlanten 
(Gradnetzatlas,  ßepetitionsatlas,  Orohjdrographischer  Atlas,  Orographiseher 
Atlas,  Gerippkarten- Atlas)  von  Steinhauser  und  aus  Scheda-Steln- 
hausers  Handatlas  der  neuesten  Geographie  nach  Massgabe  des  Be- 
dürfnisses zum  Lehrgebrauche  zu  verwenden.  (Min.-Erl.  v.  22.  Sept  1877, 
Z.  14259.) 

Herr  Gustav,  Lehrbuch  der  vergleichenden  Erdbeschreibung  für 
die  unteren  und  mittleren  Klassen  der  Gymnasien,  Realschulen  und  ver- 
wandten Lehranstalten.  I.  Cursus:  Grundzüge  für  den  ersten  Unterridit 
in  der  Erdbeschreibung.  6.  Auflage.  Wien  1877.  Graeser.  Preis,  brosdL 
60  kr.,  wird  neben  den  drei  letzten  Auflagen,  II.  Cursus:  Lander-  und 
Völkerkunde.  3.  verbesserte  Aufli4Bfe.  1878.  Preis ,  brosch.  1  fl.  40  kr., 
neben  der  vorausgehenden  Auflage  zum  Lehrgebrauche  an  MittelschnleD 
mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-£rL  t. 
20.  Sept  1877,  Z.  15304.) 

Wretschko,Dr.  Mathias,  Vorschule  der  Botanik  für  den  Gebrandi 
an  höheren  Classen  der  Mittelschulen  und  verwandten  Lehranstalten. 
2.  Auflage.  Wien  1877.  Gerold.  Preis,  brosch.  1  fl.  10  kr.,  wird  zun 
Lehrgebrauche  an  den  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  all* 
gemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  13.  Juli  1877,  Z.  10369.) 

Hochstetter,  Dr.  P.  v.  und  Biching,  Dr.  A.,  Lcit&den  äff 
Mineralogie  und  Geologie  für  die  oberen  Classen  der  Mittelschulen.  2.  oo- 
veränderte  Aufläge.  Wien  1877.  Holder.  Preis,  brosch.  1  fl.  20  kr. 

Die  bezüglich  der  ersten  Auflage  ausgesprochene  Zulassung  nm 
Lehrgebrauche  erstreckt  sich  im  Sinne  der  Min.-Verordnung  ▼.  17  Jiuu 


Miscellen. 


785 


10529  Äucb   auf  die  Yorliegende   unveränderte  «weite  Auflage 
SBoches.  (Min,-ErK  v.  2a  Aoif.  1.h77»  Z.  141G4.) 

Wttllentin,  Dr,  F'ranz,  Methodiach  geordnete  tsammlung  von  Bei» 
l«n   vitid  Acil'gaben   uus   der  Arithuieflk   für  die    unteren  Cla&seQ  det' 
Httckdmlen  etc.  Wien  lb77,  Gerold.  Prtd«,  broscli.  1  fl.  50  kr. 

—     —     Resultate  ru  den  Beiaidelen  and  AöfgÄben  aus  der  Aritlw 
Ulc.  Pr*>i«,  broHch.  50  kr.»  wird  zum  Lehrte  brauche  an  den  Mittelschulen 
deutscher   ünternchtäsprache   flll§rcmein   zugelassen,    (Min,-KrL    v. 
lüg,  1877,  Z.  12573.) 

i*rhrarain   Josef,   Lehrbuch   der  Arithmetik   für  die  xwei  eraten 
tsseii.  Wieu  lb77.  Holder   Preis,  brosch.  90  kr.,  wird  zum 
ii'j  an   den  Gymnasien  tnit  deutscher  Lruterrichtssprttche  all- 
icHi  Äui;elassen.  (Miii,-ErL  v,  29.  Auj^ust  1877,  Z,  1»*>12.) 

Die  Ic,  k.  Schulbehörden,   fiirectoren    der  k.  k,  Le Iwans taltcn  und 
ide  werden  auf  das  Erscheinen  des  „Vaterländischen  Ehren* 
Albin   Reichsfreiherrn  von  Teuffenbach  (Ausgabe   in  18 
litii  a  1.1  kr.,   bei   Carl  Procha^ka  in    T'  ^^      '    '  nhufü   Beachtung 
rorkora inenden  Anschatfansren,  beiiehungsw  i  Empfehlungen 

ffcJchüler  aufmerksam  geraacht.  (Alin.-Erl.  v.  ^^.  ö  |-.,  14577,  Z.  15516.) 


Cecbißch. 
Iniit  Karel,   Ceskä   mluvnice   pro    vy^ii   tiidy   gymnasialnich  & 
öJcc'l  6.  opr»v«!«i4  vydäoi^  Prag  1877.  'j.  L,  Kober*  Preis,  broach. 


Kr. 

^H      —     — ^  Nftuka  o  v#tÄch  pro  ik^n  a  d&nu  7.  opraven<§  vydifcni.  Prag 
^Hk.  J.  L.  Kuber.    Preiti,   brosch.   iH  kr.,    weribMi   tmw    Lehr^'e brauche 
^niittcUchulen  mit  bivhmisoher  Uiuerricbtsäpraehe  aUgemeiu  zugelassen. 
fMiii,  Erl,  X.  16.  Au^,  1877.  Z.  13445.) 

Kusiita  Jan  a  Barto^  Fräst.,  Malft  slovestiöät,   kniha  uSebnii  a 

pro   vyS^i    tj-idy   Äkol    stfednich.    Brönn  1876.  Winiker,   Preis, 

eh.  1  H.  «K)  kr.,    wird  zum  Lehrgebrauche  an  den  Mittelschulen  mit 

[tiseher  Unterrichtssprache  allgemein  xugelassen.  (Min.*ErL  v.  4.  Aug« 

r,  Z,  V>^m,) 

Lepaif  Jan,  Vseobccn^  dejepis  k  potteb^  iäkft  na  vyi^ch  gjmna« 
1  de^koftlovanskych.  Dil  I.:  Star^  v^k.  2.  opravend  vydäni.  Prag  1H7Ö. 
.Koben  Preis,  brosch.  1  fl.  80  kr.,  wird  zum  Lehrgebrauche  an  den 
elschulen  mit  böhniischer  Unterrichtssprache  allgemein  «ug<?laü»cn. 
B.-Erl  V.  7.  Aug.  1877,  Z    12920.) 

KHtek  V.,   Uiiebna    kniha   statistikv   Hie   rakoQskouherske   pr*> 

iHdy  streilnich  5kol.  Prajj  187ö.  J.  L.  tobei     '  t  »«eh.  92  kr.. 

1  fl,  4  kr.;  wird  zum  Lehrgebrauche  an  den  Icn  mit  <5e- 

eber  Untcrricht^prache  allgemein  xngelfissen.  i,JiHi.*r.ri.  v.  20,  Sept 

■  z.  umi.) 

Gindcly,  Dr.  A.,    D^jepis  vicobecui^  pro  vjfüi  tHdy  ikol  sthid- 
tesky  uprtivil  Dr.  Const.  Jos.  Jirf.:*>k,    Dil  L  Vek  ntar^.  2.  p^e- 
lui^  Vydäüi.  Prag  1877.  Tcmpsky.  Preis,  brosch.  1  tl.  50  kr,,  wird 
ehrgebranchc  au  Mittelschulen  mit  böhmischer  Unterrichtasprache 
Äehi  ÄUgelasäcu.  (Miii.*Erl.   v.  20,  Aul;-  1877,  Z.  18592,) 
StudniiSka,  Dr.  Fr.«    Alifobra  pro  vriSi  tHdy  ikol  sttednSch,  Der 
..,  ........  .|..,..h  d^„  Min-Krl.  v.  8.  Juiii  1877,    ?    ^^-'i^      nir  /„. 

s  hat  »ich  bereit  erklsirt,  da*  Bu  ;!>• 

.    ,,.1  oder  b<*im  Vereine  der  böhmi^li  ker 

(«tatt  des  Ladenpreises  von  1  tL  50  kr.)  per  Eiempl&r  abzugeben. 
rl.  V.  31.  Aug.  1877,  Z.  14212,) 

Starf  Vftc*lav,  Arithmetika  pro  aiüi  \t\dy  sk'd  iK*alnych.  3.  pfre- 
iCdvane  vydani.    Prag  1877.  Tempaky.  Prei?!,  bro*ch.  1  fl.  40  kr.,  wird 

;tluelirift  t  4.  8»t#fT.  (h^9.  tUTT.    I.  S»a  50 


780  Miscellen. 

zum  Lehrgebrauche   an   den  Bealschnlen   mit    böhmischer  ünterricbts* 
spräche  allgemein  zugelassen.  (Min.-ErL  v.  31.  Aug.  1877,  Z.  14106.) 

B,  Für  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten. 

Lindner,  Dr.  G.  A.,  Allgemeine  Erziehungslehre.  Wien  1877.  A. 
Pichler's  Witwe  und  Sohn.  Preis  1  fl. 

Dieses  Lehrbuch  wird  zum  Unterrichtsgebraache  an  Lehrer-  und 
Lehrerinenbildungsanstalten  für  zulässig  erklärt. 

(Die  „ünterrichtslehre"  von  demselben  Verfasser  befindet  sich  unter 
der  Presse  und  das  Erscheinen  derselben  wird  demnächst  kundgem&cbt 
werden.)  (Min.-Erl.  v.  30.  Aug.  1877,  Z.  14456.) 

Lindner,  Dr.  G.  A.,  Allgemeine  ünterrichtslehre.  Wien  1877.  A. 
Pichler's  Witwe  und  Sohn.  Preis  60  kr. 

Dieses  Lehrbuch  wird  zum  Unterrichtsgebrauche  an  Lehrer-  and 
Lehrerinenbildungsanstalten  für  zulässig  erklärt.  (Min.-Erl.  v.  7.  Sept 
1877,  Z.  14758.) 

Lehmann  Joseph,  Deutsche  Schulgrammatik  für  Lehrerbildungs- 
anstalten und  zum  Selbstunterrichte.  2.  verbesserte  Auflage.  Prag  1878. 
H.  Dominicus.  Preis  1  fl.  76  kr. 

Dieses  Buch  wird  zum  Unterrichtsgebrauche  an  Lehrer-  und  Leh- 
rerinenbildungsanstalten für  zulässig  erklärt.  (Min.-Erl.  v.  28.  Aug.  1877, 
Z.  14154.) 

Niedergesäss  Robert,  Deutsches  Lesebuch  für  die  österreichi- 
schen Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten.  1.  Theil.  Für  die  Vor- 
bereitungsclasse.  Preis  70  kr. 

Dieses  im  k.  k.  Schulbücherverlage  erschienene  Lesebuch  wird  xoin 
Lehrgebrauche  an  den  Lehrer-  und  Lehreriuenbildunfi^anstalten  für  zu- 
lässig erklärt.  (Der  2.  und  3.  Theil  dieses  Lesebuches  befinden  sich  anter 
der  Presse  und  das  Erscheinen  derselben  wird  demnächst  kandgemadit 
werden.)  (Min.-Erl.  v.  21.  Juni  1877,  Z.  4109.) 

Niedergesäss  Robert  und  Kress,  Dr.  Josef,  Deutsches  Lesebuch 
für  die  österreichischen  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten  2.  Theil, 
für  den  ersten  Jahrgang.  Preis  90  kr. 

Dieses  im  k.  k.  Schulbüchervcrlage  erschienene  Lesebuch  wird  zum 
Lehrgebrauche  in  den  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten  fiir  zu- 
lässig erklärt. 

Mit  Beginn  des  Schuljahres  wird  auch  der  dritte  Theil  dieses  Lese- 
buches erscheinen.  (Min.-Erl.  v.  12.  Sept.  1877,  Z.  15045.) 

Trampler  Richard,  Heimatkunde  der  Markgrafschaft  Mähren. 
Zum  Gebraucne  in  den  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten  und  für 
Volksschullehrer.  Wien  1877.  Alfred  Holder.  Preis  1  fl.  10  kr. 

Dieses  Buch  wird   zum  Unterrichtsgebrauche    in    den    deutschem 
Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten  in  Mähren  für  zulässig  erklärt  — 
(Min.-Erl.  v.  28.  Aug.  1877,  Z.  13772.) 


Fünfte  Abtheiluug. 


Ei'lÄsse,  Verordnungen»  Personalstatistik. 


Erlässe^  YerordiauügeQ. 

Erlttss  des  Min,  fQr  C  und  U.  vom  22.  Aug.  1877,  Z  12679,  van 

tlcbem    eiue  Verordriunjf   des  k.  k.  Finaniminist^riuiiiä    betreffend  die 

?^    *    *       -     ■       '        ''109  fBr  die  Einbriijguug  vou  Beschwerden  ge^m 

r<?chntt»ge?i  kundgemacht  wird  (s.  Verordnongs- 

V,\ti  16.  8tück  d(5»  VerordsungsblatieB  %.  d,  J.   enthält  S.  107  (T. 
V,  3(K  Juli  l  J.,    betrt-ffvnd  den  linu^    und   die  Deing»'    d.^r 

fi  -   an  den  beiden   polytechnischen  Instituten   in  Pnitr  und  du» 

|t  a.  h.  EntüJchlieKsnng  v.  29.  Jännor  1876  gt^nehnn:^  •    pHr  die 

Bli8tschnle   in   KrakftU ,    w*?lche  mit   B^^srinn   des    8ti.  ^    1877/8 

Ijeben  tritt. 

Seine  k*  uml  k,  t\]n)s\.  y.  mit  a.  h.  Entgchl.  v.  23.  Juni 

d.  J.  »n  genehmigten  geruht,    i  r  1878  ab  der  L**hri')>tutU8 

am  St4jit8gymnasium  bei  8t.  A«iiia   i,*  ki.ti^iiu   um  drei  wirkliche  Lehr- 
sielkn  vermehrt  werde.  (Min,-ErL  v.  m.  Juni  1877,  Z,  lOaöL) 

Der  Min.  fflr  C.  nnd  ü,  hat  mit  dem  Erl  v.  21  Juli  1877.  Z,  1HH6, 
den  Bestand  der  Reciprocitat  hinsichtlich  der  Berechnung  der  Dienst leit 
d<*r  Dircctoren  und  Professoren  an  der  mit  Beginn  des  8chuij«hrtjs  lH77/$ 
iti  rrri^litf'nden  LandesunterTealüchule  in  MahriHch-Ustrau  und  jen»-'r  an 
*1  H'halen  des  Staates  im  Sinne  des  §.11  de*  Uesetses  ?.  9,  April 

1  .-Bl  Nr.  44^  anerkannt. 


DtiT  Min.  för  C.  und  U.  hat  die  Errichtung  einer  Prftfonpcom- 

E'miou  für  dat«  Li>hmTiit  der  Stenographie  in  Grat  genehmigt    Dieselbe 
t  mit  Beginn  dis  Mu<tionjnhres  1^77  8  in§  Leben  an  treten.  (Min-Erl. 


Persoiial*  und  Schulootiteti. 


Ernennongen  (vom  27.  Juli  bis  10 
^,  MftjMiit    d^r  Kaiser    hat   die  Wahl  AI 
'"  rl  Ludwig,  mm  ti 

\^  vie  die  Wahl  des  !► 

Kt'^*ciuiig*f.uii<  ^  ui   i^'jiin,  ileti  Dr.  Giovanfi 
mendatore,  ordentlichen  Mitgliodis  der  Ponr 


M   Prnderf. 


i  hnni.1  di  Arcbeo- 

so« 


788  Personal-  uud  Schalnotizen. 

logia  zu  Rom;  des  Univ.-Prof.  Dr.  Theodor  Mommsen  in  Berlin;  dei 
Oberbaurathes  und  Prof.  Dr.  Gottfried  Sem  per  in  Wien;  endlich  des 
M.  Mi  Ine  £dwards,  Doyen  de  la  facult^  des  sciences  in  Paris,  vi  Ehroi- 
mitgliedern  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  im  Aaslande 
genehmigt ;  femer  zu  wirklichen  Mitgliedern  derselben,  and  zwar  f&r  die 
philosophisch-historische  Classe  den  Prof.  der  allgemeinen  and  österrei^ 
chivchen  Geschichte  an  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  Ottokar  Lorenz,  and  den 
Prof.  der  Geschichte  an  derselben  Hochschule,  Dr.  Max  Büdinger;  dann 
für  die  mathematisch-naturwissenschaftl.  Classe  den  Director  der  Contnl- 
anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus  auf  der  Hohen  Warte  bei 
Wien,  Dr.  Julius  Hann,  ernannt  und  die  von  der  Akademie  für  die 
philosophisch-historische  Classe  getroflfene  Wahl  der  Univ.-Proflf.  Dr.  Otto 
feenndorf  in  Prag,  Otto  Hirschfeld  in  Wien  und  Dr.  Karl  Theodor 
Y.  Inama-Sternegg  zu  correspondierenden  Mitgliedern  im  Inlande, 
sowie  des  Eugene  de  Koziere,  Inspecteur  gen^ral  des  archives  in  Paris ; 
der  Univ.-Proff.  Dr.  August  Beifferscheid  in  Breslau;  Dr.  Conrad  t. 
Maurer  in  München  und  Dr.  Adolph  Michaelis  in  Strassbarg  zn 
correspondierenden  Mitgliedern  im  Aaslande ;  endlich  die  von  der  Akademi« 
für  die  mathematisch-naturwissenschaftl.  Classe  getroffene  Wahl  der  UniT.- 
Proff.  Dr.  Julius  Wiesner  und  Dr.  Ernst  Ludwig  zu  correspondierenden 
Mitgliedern  im  Inlande  und  des  Prof.  Clerk  Maxwell  in  Cambridge 
und  Dr.  Johann  Friedrich  v.  Brandt,  kaiserlich  russischen  wirklicbeo 
Staatsrathes  und  Directors  des  zoologisch-zootomischen  Moseams  der 
kaiserlich  medicinisch-chirur^schen  Akademie  in  Petersburg,  zu  corre- 
spondierenden Mitgliedern  im  Auslande  bestätigt,  (a.  h,  EntschL  t. 
2.  Ang.  1.  J.).  

Der  Studienpräfect  am  römisch-katholischen  Clericalseminar  n 
Lemberg,  Dr.  Marcel  Paliwoda,  zum  ausserordentl.  Prof.  des  Kirclieii- 
rechtes  an  der  theolog.  Facultät    der  Univ.  in  Lemberg  (a.  h.  EntsdiL 
vom  19.  Juli  1.  J.);  der  ausserordentl.  Prof.  für  Geburtshilfe  an  der  Unif. 
in   Prag,   Dr.  Ludwig  Kleinwächter,  zum  ordentl.  Prof.  der  Lehr- 
kanzel für  Geburtshilfe  und  Gynäkologie  an   der  Univ.    in    Innsbruck 
(a.  h.  Entschl.  vom  21.  Aug.   1.  J.);  der  ordentl.  Prof.   der  classisches 
Archäologie  an  der  Univ.  in  Prafi[,  Dr.  Otto  Benndorf,  zum  ordentl. 
Prof.   desselben   Faches   an   der   Univ.  in    Wien   (a.    h.   Entschl.   vom 
23.  Aug.  1.  J.);  dem  o.  ö.  Prof.  der  deutschen  Reichs-  und  Reditage- 
schichte an  der  Univ.   in  Innsbruck,  Hofrath  Dr.  Julias  Fickar  wurde 
gestattet,  dass  er  in  die  philosophische  Facultät  dieser  Uni?,  ala  o.  Ö. 
Prof,  der  allg.  Geschichte  tibertrete  (a.  h.  Entschl  vom  27.  SeptLJ.)» 
Dr.   Anton   Yal  de  Lievre  wurde  zum  ausserordentl.  Prof.  des  deut- 
schen Kechtes  an  der  Univ.  in  Innsbruck  (a.  h.  EntschL  Tom  2d.  Sepi^ 
1.  J.)«    und    der  Privatdocent  der  Geographie  an  der  Univ.  in  Krakau«. 
Dr.    Franz    von    Czerny-Schwarzeuberg    zum   ausserordentl   Prof- 
dieses  Faches  an  derselben  Univ.  ernannt  (a.  h.  Entschl  vom  20.  Sept  — 
1.  J.).  

Zum  Präses  der  staatswissenschaftl.  Abtheilang  der  theorel  Staats- — 
prüfuDgäcommissiou  in  Lemberg  der  Hofrath  der  galiz.  StatthaltereL  . 
Dr.  Gustav  Hailig  Ritter  von  Hailingcn. 

Der  Min.  des  Innern  hat  im  Einvernehmen  mit  dem  Min.  f^B- 
C.  und  U.  für  das  Studienjahr  1877/78  zu  Mitgliedern  der  Prüfung ^^ 
coramission  in  Prag  für  die  Prüfungen  der  Aerzte  zur  Erlangung  ein^^r 
bleibenden  Anstellung  im  öffentlichen  Sanitätsdienste  bei  den  politisdi^a 
Behörden  ernannt,  und  zwar  zum  Stellvertreter  des  Vorsitzenden  d^r 
Prof.  Dr.  Joseph  Kau  lieh,  zum  Prüfer  für  Hygiene  und  Sanitätsgeie'ft;'' 
künde    den   Prof.   Dr.   Karl  Huppert,    zum    Prüferstellvertreter  äes 


Personal-  und  Scliulootisen. 


78» 


eben   RntU   Dr.  Aloig  Witowakj,   ^ura   Prüfer  för  gerichtliche 

oinBcliliesfilich   der  forensischen  P:^ychiatrie   den  Regierungsrath 

?rof.  Ur,  Joseph  Masehka,  tum  Prüfcrj^tt^ll Vertreter  dt-n  Proi'.  Dr. 

ins  Oüntner,  zum  Prüfer  für  Pliarmakognosic  mit  Einschluss  der 

'  liä   der  gangbarsten  Gifte  den  Prof.   und  Dt,  der  Chemie  Joseph 

2ora  Pro ferstell Vertreter  den  Prof.  Dr  Alfred  Pfibram,  zum 

für  Chemie  den  Prof.  Dr.  Eduard  J.inemann,  zum  Prüferstell- 

treter    den   Prof.  und  Chemilier  Dr.  JobCph  Lerch,  zum  Prüfer  für 

tärinärpolizei  den  Landeathierarat  Dr.  Johann  Marcsch,  2ura  Pröf^^r- 

ill Vertreter  den  Prof.  Dr.  Simon  Struppi. 

Per  Min.   für  C.   und   U.  hat  im  Binvernelimen   mit   dem  Min. 

Innern   für  die  an   dtn  üiut.  der  im  Reichi^rathe  vertretenen  Län- 

im  Studienjahre  1877/78  abzuhaltenden  med  »ein*  Rigorosen  folgende 

nctionäre  ernannt:  An  der   üniv.   in   Wien:  1,  Als  Regiorungsajuj- 

den    Ministerialratl»  Dr.  Franz  Schneider,  den   Sectionsrath 

^lognst   Stainei,  den   Statthaltereirath   Dr.    Ludwig   von    Kara- 

'und    den    Ohersanitätsrath    und   Spitaladirector   Dr.   Joseph  Hoff- 

m»nn.     2.   Als   Coeiaminator  für  das   zweite  medicin,  Rigorosum:  den 

Biv.-Prof.  Dr.  Ferdinand  Hebra;  ak   dessen  Stellvertreter  den  l'niv.- 

pf.    Dr.    ^Sigmund    v.    llanor.     3.  Als  Coeiaminator  für  da%  dritte 

äicin.   Rigorosum:   den   Univ.'Prof    Dr.   Leopold   Dittel;  als  dessen 

pll¥ertret*?T   den   üniv,-Prof.   Dr.   Friedrich   Salz  er.  —  An  der  Üniv. 

Prag*    1.  Als    R<»gieriingscommissat  :  den  Director  dos  allgemeinen 

l,nkenhaiiße8  in  Prag  und  Landessanitatsraih  Dr.  Wilhelm  Pisüling. 

Lau    Coexaminator  für   das   zweite   medicin.  Rigorosum;  den   aus^er- 

^cntl.  Prof»  Di\  Philipp  Pick;  als  dessen  Stellvertreter  den  Medicinac 

Chinirgiae  E>r,  Theo^ior  Neureu tt er,  3.  Als  Coeiaminator  fnr  da» 

tte  medicin.  lügorogum:  den  ausserordentl.  Prof.  und  Priniürftr5f.t  Dr. 

Ilhdm    Weiss;    als  dt-ssen  Stellvertreter  den  ausserordentl.  Prof.  Dr. 

1  nuiss&r: 
ittor  V. 


eo 


bann  Eißclt  —  An  der  Üniv.  in  Graz:  LAU  Reg 

Landessani tiitsreferenten  Statthaltereirath  Dr.  Ft  r 
llu'rer;  aU  dcbsen  Stellvertreter  den  Statthaltei* .  . 
ob  Eh  Hl  er-  2.  Als  Cocxaminator  für  das  zweite  med; 
«ien  ansserordeutl  Univ. -Pro f.  und  Director  des  lau  J 
ankenhauses,  Dr.  Eduard  Lfpp;  als  dessen  Stellvertreter  den  Primör- 
|t  im  allgemeinen  Krankenliause,  Dr.  Karl  Platzl.  3.  Als  Coeiami- 
ur  VÜki  dritte  medicin.  Rigorosum:  den  Laudet^äänität^rath  Dr  Ua><taT 
lUr  V.  Koppl;  ab  dessen  ersten  Stellvertreter  den  Straf  ha  usarzt  Ür 
jctiui  Ritter  v.  Plappurt,  zU  de^^n  zweiten  Stell fertr«ter  den 
öararzt  im  städtischen  Kmnkenhausi*,  Dr.  Johann  Ertl.  ^  An  der 
^ruck:    L   Ab    '"  ilri  den  pensionierten 

;  renleii  Statth  1  ?.  L&schan,  2.  AU 

.lir   doÄ    zweite    ulikm.  i:    den   ausserordentl 

^iv -Prof.  Dr.  Eduard  Lang.    3,  Als*  '  t  flir  das  dritte  me- 

lü'uroaum:  den   Landesnanitülsirut; ,     '|M»rat*'in    Di.    T.u.hrig 

|r  'T.  —  Ander   üniv    in    Krnkau:    l.    Als  u- 

UniT.-Pfof.  Dl.  Antun  Bryk;    aU  dessen  ^^  i-*n 

iv.-Frwt.  Dr.  Lmian  Rjd»^!.  2.  Ab  Coeiaminator  bcuu  zwtfU'U  me- 
»in.  Rigorosum:  den  Univ. -Prof.  Dr.  Maibjiis  J  ukubow»k  i;  i*U  dessen 
I  den  Üniv, -Prof.  Dr.  Anton  Rosner*  3.  AU  Coeiaminator 
|r  ri   medicin.  Rigoroanm;  den  StAbsiirzt,    Vorstan^l  ler  eliiriir- 

kciiLU   r\btheilau)s'   des   k.  k.  MilitärspitaU   in  Krakau,   Dr.  Franz  Da- 
|lcj    aU    dessen   f^tellviTtreter   den    Priniararzt   des    LazarusspitaU    in 
Dr  Alfred  übalinskL 


Ti  r  Tv,.r    Eun   L  b^'l>^ 
£4uar  J  r,  zum    t 

wöna^-,.^ ;:scommisi.. 


^>..M  Staatenmlgyranasium  In  Prag*  Dr. 
1    ttt  cla&sische    Philologie   bei    der 


790  Personal-  und  Schulnotizen. 

Die  Zulassung  des  Dr.  Michael  Gitlbauer  als  Privatdocent  der 
classischen  Philologie  an  der  philosoph.  Facultät  der  Wiener  ünif. 
wurde  genehmigt,  desgleichen  die  des  Dr.  Wilhelm  Fuchs  als  Print- 
docent  für  österr.  materielles  Privatrecht  an  der  rechts-  und  staatswis- 
senschaftlichen Facultät  der  Wiener  Univ.,  des  Dr.  Ottokar  Hostinskj 
als  Privatdocent  für  Aesthetik  und  Geschichte  der  Tonkunst  an  der 
Philosoph.  Facultät  der  Prager  Univ.  und  des  Adjuncten  bei  der  Lehr- 
kanzel der  analytischen  Chemie,  Rudolph  Benedikt,  als  Privatdooeat 
für  Chemie  der  organischen  Stickstoffverbindungen  an  der  Wiener  tech- 
nischen Hochschule,  des  k.  k.  Regimentsarztes,  Dr.  Florian  Kratsch- 
mer,  als  Privatdocent  für  angewandte  medicin.  Chemie  an  der  medicin. 
Facultät  der  Univ.  in  Wien,  des  Dr.  Johann  Puluj  als  Privatdocent  Hlr 
Physik  an  der  philoso]jh.  Facultät  der  Univ.  in  Wien,  des  Assistenten, 
Dr.  Karl  Weil,  als  Privatdocent  für  Chirurgie  an  der  medicin.  Facaltftt 
der  Univ.  in  Prag,  des  Dr.  Joseph  Konstantin  Jireöek,  als  PriyatdkMent 
für  Ethnographie  und  Geschichte  der  ßalkanhalbinsel  und  der  Pontusländer 
im  Mittelalter  und  in  der  Neuzeit  an  der  philosot)h.  Facultät  der  ümy. 
Prag,  des  Dr.  Karl  Janka  als  Privatdocent  für  Österr.  materielles 
Recht  an  der  jurid.  Facultät  der  Univ.  in  Prag,  des  Dr.  Emil  We- 
runsky  als  Privatdocent  für  allg.  Geschichte  und  des  Dr.  Karl  Do- 
mali p  als  Privatdocent  für  Experimentalphysik  an  der  philosoph.  Fa- 
cultät der  Univ.  in  Prag,  des  Dr.  Ferdinand  Kaltenbrunner  ab  Pri- 
vatdocent für  historische  Hilfswissenschaften  an  der  philosoph.  Facoltit 
der  Univ.  in  Graz,  des  Med.  Dr.  Karl  Göbel  als  Privatdocent  für  Zahn- 
heilkunde an  der  medicin.  Facultät  der  Univ.  in  Krakau,  des  Dr.  Pranx 
Vejdovsky  als  Privatdocent  der  Zoologie  und  des  Assistenten  Joseph 
S  a  s  k  a  als  Privatdocent  für  mechanische  Theorie  der  Wärme  am  öechischen 
jjolytechn.  Institute  in  Prag,  des  Dr.  Julius  Donath  als  Privatdocent 
iür  allg.  und  physicalische  Chemie  und  des  Architekten  Karl  Ritter  T. 
Jedina  als  Privatdocenten  für  Hochbauhygiene  an  der  t«chn.  Hoch- 
schule in  Graz. 

Der  mit  dem  Titel  und  Charakter  eines  Bibliothekscustos  ausge- 
zeichnete Scriptor  der  Universitätsbibliothek  in  Graz,  Dr.  Ludwig  von 
Hörmann,  zum  Custos  der  Universitätsbibliothek  in  Innsbruck  (7.  Sept 
1.  J.). 

Dem  Privatdocenten  an  der  Hochschule  für  Bodencultur  in  Wien, 
Dr.  August  Oncken,  wurde  der  Titel  eines  ausserordentl.  Prof.  verliehen 
(a.  h.  Entschl.  v.  27.  Juli  1.  J.). 

Der  Director  des  slavischen  Staatsgymnasiuras  in  Olmütz,  Johaii 
Kosina,  wurde  zum  Landesschulinspector  ernannt,  dem  k.  k.  Landes- 
schulrathe  für  Böhmen  mit  dem  Amtssitze  in  Prag  zur  DienstleistaDg 
zugewiesen  und  mit  der  Inspection  sämmtlicher  dechischer  MittelscholeD 
Böhmens  bezüglich  der  humanistischen  Fächer  betraut  (a.  h.  EntsdiL 
vom  4.  Aug.  L  J.);  der  Landesschulinspector  Theodor  Wolf  wurde  dem 
Landesschulrathe  in  Böhmen  mit  dem  Amtssitze  in  Prag  zur  Dienstlei- 
stung zugewiesen  und  mit  der  Inspection  der  deutschen  Mittelscholen 
Böhmens  bezüglich  der  humanistischen  Fächer  betraut;  der  Director  des 
Gymn.  in  Görz,  Dr.  Johann  Z  in  dl  er,  wurde  zum  Landesschulinspector 
ernannt  und  mit  der  Inspection  der  Mittelschulen  in  Steiermark,  Kärn- 
ten und  Krain  bezüglich  der  realistischen  Lehrfächer  betraut  (a.  b. 
Entschl.  vom  30.  Sept.  1.  J.);  dem  Landesschulinspector  Dr.  Mathit:^ 
Wretschko  wurde  die  Inspection  der  Mittelschulen  in  Nieder5«ter- 
reich  bezüglich  der  realistischen  Fächer  zugewiesen  (9.  Oct.  1.  J.). 

Der  Prof.  am  theresianischen  Gymn.  zu  Wien,  Friedrich  6 le- 
rn eczka,  zum  Director  des  Real-  und  Obcrgymn.  in  Nikolsburg  (a.  h. 


Personal-  und  Schulnotisten. 


701 


itsehl.  vom  7.  Si^pt  L  J.);  üer  Prof,  am  thcresrnnischcu  Uyintu  m 
,  Joseph  Ö  tili  HC  r,  üum  Director  de&  Real-  uud  Obcrgyiim.  in  Fn?i- 
l(a-  h,  Kntscbl  vom  19.  Ö«pt.  1.  J.). 


l)i*^  Suppltfntt'ii:    Joseph  IvanoitS  Jobann  FiUi  uud  HeinricU 
^odersay  zu  Lehrern  um  Gymii.  in  Mittciburg;  der  HeligioDBlchrcr  ain 
böhmischen  lleal^'ymn.    lu  Prag,    Heinrich  Sekera,    ium   Rcligions- 
^  i^T   am  L  böhniiüclien  UcäI-  und  Obcrgymn.»   der  F^oliponsk^hrer  au 
er  U^hmischün  LchrerineubiKiuugsaiifctftlt   tu   Prag,    Joseph  Kysclka, 
Sfn  K^-Ii^-ionsl ehrer  au  dem  2.  bobniiächen  Eealgymn,  dasidbt>t;  der  Tor- 
»nnasialprof,,  Johann  Pajk,  zum  Prof,  am  Gymn,  in  Ktod»  der 
U.'hrer  in  Ried»  Johann  Lippt  xum  Lehrer  am  Gynnj.  in  Mar- 
^[.n     Juli  1.  J,);    2U  wirkl,  Lehrern  diu  Supplenten:  Joseph  Baron 
nax  HobStowski  für  das  Gymn»  zu  Drobobycii  Alexander  Pechnik 
I  Gyiun.  zw  Neu-Sandcci  Ludwig  ijfrezo  w!»ki  und  Dr.  Stanislauj» 
_Csny  fCr  das  Gymn.  ^u  Jaslo,  Georg  Harwot  für  da^Gymn*  zu  Prao- 
J^QT  Gymnasiallehrer  in  Jash\  Karl  Petelen/  tn^  1  *-  <'Ymn,  St,  Hya* 
üfh  «a  Krakau  (9.  Atig.  1  J.);  der  Religioiislehrer  .il-  und  Über- 

^rnn,  in  Lrünn,  Prof.  Jaeob  Wim  mer,  zum  Reli,-:  v  am  dentscbcn 

aatagynni.  zu  Bu-l weis;  tu.  wirkh  Lehrern  dieSupplenU'n :  UttuK  untwcrn- 
lil  wn  il  Ilan*.  M  e  u  s  b  u  r g  P  r  för  das Gym n.  lu  Freistadt ;  Johann  Sauger 
i  üynin,  zu  Weidtsnau  ;  Joseph  Obergföü  filr  das  Uiitcrgymn.  xu 
hee;  Karl   Steiskal   und  Philipp  Paulitschk^  ilir  da*  Gymn 
Eaaim;  Johann  Schein igg  für  das  (»ynm.  xti  VÜlnch;  Jobann  Georg 
^üiü  für  dtiä  Gymn.  zu  Üied;  Wladimir  fi  udar  für  das  Gymn.  2u  Mies; 
&hann  Jonko  für  d;i&  V    '        m    zu  Kvainburgi    Karl  JJaier  für  dan 
ftlgymn,  zu  Mahristd)-'  .  n;  OtU  Adamck  für  da»  Gym«.  m 

taibach  (24    Aug.  L  J.) ,    .- .   -<  Mnasiallehrcr  t\\  Tarnow,  Johann  Czn- 
Kck,  itum  Lthrer  am  Gymn.  tst/Anna  äu  Knikaü  fL  i5opL  1.  J,);  ^u  wirki, 
behrern.  bcii«  bungsweise  Profl.  an  iStüatfc^mittelsdmU'u:  die  Jsupplentwn: 
Idolnh  Nowak  filr  das  Uealgymn,  xu  Kr:iinburg;  Wühölm  Perathoiiör 
Ir   daa»  KL*iilgymn.    in  Wtijüiiircben ;    Dr.  Gustaf  Adolph  Koch  für  das 
^ymn,   /ai  HornuU;    FranÄ  Kutto   und  FraniC  W  iedonhofer  für 
Untergymn.  im  zweiten  li^'zirkc  zu  Wien;  Joseph  Spa<>il,  Adalhcrt 
(fftVbkVj  Kranz  PoUk,  Dr.  Jobann  Krintufek  und  l*raux  Werner 
Ar  die  Mittelschule  zu  Prerau;    ferner   der   iMdi^ionslchror  am   Unt»'r' 
»iiin,   in  Hernais ♦  Vincenz  Hammerle,    und   d'.*r   Prof.  daselbst,    Max 
t i n  t e r w a  1  d  n  e  r t  sowie  der  Prof,  am  Gymn.  i fi  Li nz,  Ludwig  F i  ü  c  b  •}  r 
br  das   Üntcrgymn.   im   zweiten   Biiirke  zn  Wien;   die  L<*hror  an  der 
'üvi&chen    Realkhule   in    Prossnitz ,   Joseph    Novotny    und    I^kdislanH 
Xatstncr,  »owiü  der  Lehrer  an  der  Uoramnnalicalschule  in  l^eitomischl. 
Ir,  Victor  v.  tintula»  für  die  Mitt4*lsc)iule  zu  Trerau;  der  Lehrer  am 
pymn.  in  Igb*u,  Dr,  Victor  Langhans,  für  das  Gymn.  im  dritten  EJcairk«* 
Wieui  der  Prof.  an  der  akademischen  HandelsinUtelschulc  und  Ooccnt 
^  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  Karl  Rieger,  fltr  ihis  Gymn,  im  ersten  Be- 
Irke  (HcgclgajjÄo)  m   Wien   (7.   >k\>t^  1    J.):   der    Prof.   am   Gjmn.   in 
|£eszijw,  Nikulaus  Syvrulak,   zum  Prof.  am  IL  8taatßgyinn.   ui  Lmn* 
ihr  ^upplvnt,  Antou    Beid^k,    tum   Lehrer  am    T  n.   in 

hnitz ;  der  ^upplent  in  Budwui*»  Kmil  J  o  h  n  i%  zum  L  '  mu. 

Dd<»kron  und  der  Siippb  nt  in  Kaa*)en,  Karl  TumH*.  /^in  i,'br«?r 
^ttlgymn.  in  Krumau  HS.  S.  pt-  L  .Li;  dorn  Director  des  Real-  und 
rmn,  in  !^^'-^'  I»  T'  mi  .....i  Wulz,  wurde  auf  nein  Annucbeti 
tchrtrjit  I  lU.    tu  Wiftn  verlieht««  (19.  S4>pt, 

G\  Cussbaumer*  wujrU^J  zum  wirkt 

ernannt   (27.  »Sept.   L  J.);  der  L'^hrer  am 
h  Sirniir.   Tx,m  1  Ciirrr  :s^n  Gymn.  Gttft 
;  r,  wnrde 

-    ■  .  ■  ^<ln, 


792  Personal-  und  Schulnotizen. 

Der  Gyranasialprof. ,  Dr.  Andreas  Morawski,  wurde  Tom  aka- 
demischen an  das  2.  (deutsche)  Gyinn.  zu  Lemberg,  der  Prof.  Johann 
Sternat  vom  Gymu.  zu  Brzezany  an  jenes  in  Brody,  der  Prot  am  Gjmn. 
in  Innsbruck,  Dr.  Heinrich  Dittel,  an  das  Gymn.  in  Landskron  versetzt; 
desgleichen  der  Prof.  am  Gymn.  in  Sanibor,  Franz  Nowotny,  an  jenes 
zu  Jaslo,  und  der  Lehrer  am  Gymn.  zu  Jaslo,  Stanislaus  Jaworski,  an 
jenes  zu  Sambor. 

Die  Proff.  und  interimistischen  Leiter  der  Staats-Unterrealschalen 
in  Brunek  und  Imst,  Franz  Kraus  und  Hermann  Rock,  zu  wirklicbcn 
Directoren  der  betreffenden  Anstalten  (a.  h.  Entschl.  v.  2.  Aug.  L  J.);  der 
Prof.  an  der  Marineakadeniie  in  Fiume,  Karl  Kiek  1er,  zum  Director  der 
Realschule  in  Linz  (a.  h.  Entschl.  v.  21.  Sept.  1.  J.). 

Zu  wirkl.  Lehrern  die  Supplcnten:  Johann  Schnarf  für  die  ünter- 
^  realschule  in  Sechshaus,  Johann  Schmidt  für  die  Realschule  zu  Salzburg, 
'  Attilio  Stefan i  für  die  ünterrealschule  zu  Pirano;  der  Lehrer  an  der 
Staatsrenlschule  in  Triest,  Joseph  Meng^er,  zum  Lehrer  an  der  Staats- 
realschule in  Graz;  der  Prof.  an  der  Staatsrealschule  in  Linz,  Theodor 
Gärtner,  zum  Lehrer  und  der  Weltpriester,  Friedrich  Heger,  zum 
Religionslehrer  an  der  Ünterrealschule  im  5.  Bezirke  in  Wien  (dO.  Juli 
1.  J.);  zu  wirkl.  Lehrern  die  Supplenten:  Eustach  Lew  ick  i  und  Karl 
Borowiczka  für  die  Realschule  zu  Stanislau;  Cajetan  Kosinski  und 
Franz  Huppen thal  für  die  Realschule  zu  Stry;  die  Priester  Michael 
Burzanski  und  Julian  Fedusiewicz  zu  Religionslehrern  für  die 
Realschule  zu  Stry  (9.  Aug.  1.  J.);  die  Supplenten:  Johann  Kornfeind 
für  die  Realschule  zu  ülraütz  und  Philipp  Wilhelm  Streitmann  for 
die  Realschule  zu  liaibach  (24.  Aug.  1.  J.);  Joseph  Hrehorowicz  f&r 
die  Realschule  zu  Stry  (27.  Aug.  1.  J.);  die  Supplenten:  Miescislaus  La- 
zarski,  zum  wirkl.  Lehrer  an  der  Staatsrealschule  zu  Stanislau  und 
Michael  Rambacz,  zum  wirkl.  Lehrer  an  der  Staatsrealschule  zu  JarosUu 
(1.  Sept.  L  J.);  der  Gymnasialsupplcnt  in  Tarnopol,  Konstantin  Horbal, 
zum  wirkl.  Lehrer  an  der  Staatsrealschule  in  Stry  (13.  Sept.  1.  J.);  der 
Lehrer  an  der  Realschule  im  ersten  Wiener  Gomeindebezirke ,  August 
Margot,  zum  Lehrer  an  der  Oberrealschule  im  zweiten  Wiener  Gemeinde- 
bezirke:  der  Prof.  an  der  Realschule  in  Pilsen,  Anton  Friebel,  znm 
Lehrer  an  der  zweiten  deutschen  Realschule  in  Prag  (18.  Sept.  1.  J.). 

Der  Lehrer  an  der  Realschule  in  Krakau,  Casimir  Bryk,  wurde 
in  gleicher  Eigenschaft  an  die  Realschule  zu  Jaroslau,  und  der  Real- 
schullehrer in  Jaroslau,  Leo  Lemoch,  an  die  Realschule  zu  Stry  versetzt 


Approbierte  Lehramtscandidaten 
im  Studienjahre  1876/77: 
Von  der  k.  k.  wiss.  Gym nasialprüfungscommission  in  Innsbruck: 
Aus  class.  Philologie  für  d.  Obergymn.:  Johann  Georg  Berber,  Anton 
Bezdek,  P.  Gislar  Eger,  P.  Joseph  Innerhofer,  P.Jacob  Mairhofer, 
Johann  Meusburger,  Conrad  Nussbauraer,  Joseph  ObergfÖll, 
Wilhelm  Pe  rathon  er,  Benedict  Pich  1er,  Franz  riger,  Andre» 
Ploier,  Gustav  Stanger,  Ignaz  Weinberger  (mit  deutscher  Unter- 
richtssprache), Joseph  Mischi  (deutsch  u.  ital.),  Matthäus  Jori  (ital); 
Latein  OG.,  Griechisch  UG.:  Stephan  Schmidberger  (deutsch);  Griecb. 
OG.,  Lat.  UG.r  Alois  Luber  (deutsch),  Johann  Baptist  Filzi  (deutsch 
u.  ital.);  class.  PhiloL  UG.:  Anton  Kerer  (deutsch),  Anton  Pangrafi 
(ital.);  Deutsch,  Lat.  u.  Griech.  UG.:  Theodor  PI  aschke  (deutsch);  Deutach 
OG.  u.  class.  Philol.  UG.:  P.  Magnus  Ort  wein  (deutsch);  Geschichte 
u.  Geographie  OG.:  Thomas  Berger,  Anton  Peter,  Dr.  Franz  Stef- 
fan,  Alois  Steiner,  P.  Isidor  S teurer,  Franz  Held  (Ergänznngsprü- 
fung),  Anton  Nagele,   (deutsch),  Vigil  Pinamonti   (deutsch  u.  ital.), 


Fi^rional'  und  Sclialnaiizeii. 


m 


äoltih    Z:\noni    (ital);    Mathematik  u.  Physik  OG.i  Hermann    HaiD 
lerf,  Anton  Webhofer,  Aaguat  Polt  (Er^nzangsprÜfung)  (deutscli), 
Li  bin    Angbebcn   (ital.);   Math.   u.    Physik  UG*:   Joseph  W,  Frejti 
|<^fjf^lt),  Gustav  V,  Riccnhona,  Anton   Zingerle  (d«?ut8cb   u,  itilj  , 
'  bichte   OG*   mit  Math.  u.  Phys.    CG.:    Georg   De  seh  mann, 

L  Kravogl»  Dr.  Julius  Öchranz,  P,  Gabriel  Stro  hl,  Dr.  Fer- 

^na  iVopfnor  (dt'utach),  Orest»*s  Gerosa,  Attilio  Stofani  (ital). 
^■^  Vor»  dar  k\  k.  wis3,  Gymnasialprüfungsconimission  in  Czernowit/ 
^■|eub»cber  fcjpnichc  üG^:  Dr.  Anton  Kosjha  (dentich)  (Er^V' 

ieutacr 


ng);    Gt^schichto  u.  Geo^rajihie  OG.:  Johann  Ek^irn    (de 
mi^'sprüfung);    Math,    u,    Physik    UQ..    Epiphanias   Tarij 


u,    nijaik    L'G. 
leutacb).' 

Von  der  k.  k»  wisa.  GymnaäialprüfungscoiDmiösion  in  L«tnb»-rif 
clasis,   Philol.    OG,:    Ludwi^^   Berezowski    «deutsch    u.    poh»i 
Philol.  UG.:  Michael  Bngusx,   Carl  Doniin,    Andreas  Ni*  : 
Hki,  Koman  Pa  hu  Sitein,  Fran^  Terlikowaki  (deutt»ch  u.  pohi 
Waailkowski  (poln.);  aus  polnischer  ii^prache  GG.:  Tituä  iSwi- 
pki    (puln)    (Ergrünzungsprufüßg);   Math,  GG.,    Physik  üG.t    Fran^ 
josiclski    (poln,);    Physik    GG.,    Math.  ÜG.:   Anion   Medard    Ka- 
li (deutsch  u    iKilu.). 

Von  der  k.  k,   wis«.  RealschulprUfun^sconimission   in  Grat;    Aus 
bicht,^  und  Uco;:raphic  f\\r  Obc^r-  und  deutscher  Sprache  für  Unter- 
Imcbul^-n:  Karl  KKissl   td^^utschi;    Geschichte   nud   Geographie  OK.; 
biieph  Hornk  (dt-utich);  Mutlicnmtik  und  darst,  Geometrie  ült.:  Viitor 
Seife  r  Kitter  ¥.  Zell  ha  in   (deutsch);    Mathematik  OH.  (Erweiteruii.- 
irüfun^^):    Julius   Biber le   (deutacb);    Chemie  OR,    Physik  ÜR,:    Lr. 
ku2oli<i  (ital),  Franz  H  int(?reggcr,   Joseph  31ayrhöfer  (dent^ch) 
*hcinit-  utkI  Physik  VIL:  Maximilian  Morawek  (deutich);  Chemie  unl 
ute  ÜFi:  Emanuel  Urban  (deutsch);   Chemie  OÜ.:  Johann 
tsch) ;  Naturgeschichte  OK,,  Physik  UR, ;  Heinrich  Moraweti 
liindcbwissjcnschalten;    Thomas   Quantschnigg    (deat^ch) 

tu  Sjtndirtijahre  lSli>/il  mit  t-iner  r**? '^'*"      ^'  *-  t^  •-.+  .»  ..,- 
^iiiittihi   bctiic'iite  Candidaten  des  L«  i« 

chgrüppen:  1,  der  cla**»  Philol,:  Josi.|  ..  ...  ^  ..;,-.: ,  i.  ,.,--.i 
irth,  Algis  Üc^rge  r,  Eduard  Bottck,  Tbumus  Braj  koviö.  Kichard 
^raniüvaky,  Franz  Bre£nik«  FVanz  Kr u not,  Joseph  Carevic, 
M  p  f  e .  A  ndreas  C  z  y  c  z  k  i  c  w  i  i: »  .  Fran^  Drechsler,  Ferdi nand 
1.  Wilhidm  Ehrer,  Anton  Fejta,  Anton  Filip»ky.  Anton 
itutikf  Johann  Geir»  Eduard  Gollob.  Ferdinand  (»rcgaV,  1 
Sromnicki,  Franz  Hamm  er,  Franz  Hawrlant,  Altted  Heini, 
ioücpb  Holle  ring,  Carl  Hoialek»  Wilhelm  Kaci^rovsk/.  ,Ant'>u 
[  e  m  p f  >  JoiR'ph  K 0 h  n ,  A hus  K o r n  i  t  z  e r ^  Ed uard  Kranich,  F^ani 
C^remsrr»  Carl  Kreutzer»  Paul  Krippner,  Carl  Krispin,  Franz 
t r s e k ,  Fr» iiz  K r y s t o f,  1  Hidor  Kukutsch,  A nton  K u n z .  Josef  L a> 
ni^^h,  Adton  Lenarduzzi,  Ludwig  Eengauer,  Robert  Emdner» 
^Qdw'ig  Linkenheld,  Juhann  Liüssck,  Joseph  Looi^,  Jacob  Mayi^r« 
rmnz  M  e  1  i  0  n  .  Adolph  Mj  c  h  K  Peter  O  b  e  r  h  a  m  ni  e  r ,  Carl  Graz  q- 
ik»  JoÄoph  Paiö»  Robert  Parma,  Alfred  Pawlitachek,  Rudolph 
^bilippi«  Wenzel  Pinkaäek,  Johann  Plaöek,  Andrea»  Ploier» 
ioae|di  P o  k  0  r  n  f »  Georg  P  o  l « i ,  Wilhelm  P o s  p  i  &  i  | ,  Joseph  P o  s s c d  e l , 
knton  P r  1  ni  o z i i^  J oseph  R o  1 1 ,  Johann  K o  1 1 e r  ,  Aloi»  iä c  h o r  n  b ö c k , 
[axo»lav  Schulz,  He* iirivh  S  e  d  l  m  a y  e r ,  Daniel  8 e  i  d  1 ,  Ernst  S  e  w  e r a , 
jTnnz  Slamcczka,  Alphona  StantA,  Franz  Sttss«  Eduard  S wob oda^ 
Hüriz  T-    *  '       .    *'    i  *        '    Weis»,  J'i'       "'    ^ 

lar,  Fr  —  %  d 

'*■■-**  ii-iiiiMu    i--»  I  II  u  ij ,    ^'rkty  w.iii  Kociubu,    .i'Mii.ui 

inkl.  Lorenz  W i  n k  I e r ;  cla&i*.  Phikd,  u    >\n\. . 
Koä,    Anton  Kofii,    Franz  Zakr:»'^'    i     - 


794  Personal-  und  Schulnotizen. 

Zus.  8.  —  3.  deutschen  u.  serbo-kroat  Sprache:  Joseph  Modrid.  - 
französischen  u.  deutschen  Sprache:  Leopold  Hirsch,  Sigmund  L&ngU 
Emil  Winkler;  französischen  u.  englischen  Sprache:  Johann  Baudisch, 
Eduard  Krämer,  Joseph  Lux,  Friedrich  Wen k,  Peter  Willi;  Alexan- 
der Winkler,  Carl  Wolf,  Alois  Würzner;  französischen  n.  böhmiaehen 
Sprache:  Hubert  Fiala,  Wenzel  Horäk,  Johann  Jursa,  Josef  Ko- 
marek,  Adalbert  Paulus,  Julius  Paulus,  Rudolph  Wawruch;  eng- 
lischen u.  deutschen  Sprache:  Engelbert  Nader.  —  Zus.  20.  —  4.  Ge- 
schichte u.  Geographie:  Otto  Adame  k,  Marcus  Bat  titseh,  Johann 
Braticeviö.  —  Geschichte,  Geogi-aphie  u.  deutschen  Sprache:  Tnlliiu 
Erber,  Adolph  Gawalewicz,  Johann  Gollob,  Alfred  Lewan- 
dowski,  David  Bosenfeld,  Joseph  Schwarz,  Joseph  Wackernell, 
Joseph  Wenzel.  —  Zus.  11.  —  5.  Philosophie,  Geschichte  u.  Geogra- 
phie: Animpodist  Daszkewicz;  Philosophie,  Mathematik  u.  Physik: 
Johann  Svetina;  Philosophie  u.  class.  Philologie:  Romnald  Wurxer. 
—  Zus.  3.  —  6.  Mathematik  u.  Physik:  Andreas  Bari£.  —  Maäienu- 
tik  u.  darst.  Geometrie:  Jaroslaus  Cervenka,  Vincenz  Giaxa,  Joseph 
Zian.  —  Zus.  4.  —  7.  Naturgeschichte,  Mathematik  u.  Physik:  Ediuid 
Hatte,  Gustav  Hicke,  Alphons  Paulin.  ~  Chemie  u.  Naturge- 
schichte: Dr.  Hugo  Dworczak,  Adalbert  Kocourek.  —  Zus.  6.  — 
8.  Freihandzeichnen:  Anton  Beziö,  Joseph  Calogera,  Anton  Eben- 
streit, Emil  Heythum,  Carl  Hofbauer,  Wilhelm  Mons,  JarosUT 
Janousek,  Carl  Kantor,  Joseph  Keldorfer,  Bohumil  Kopetzky, 
Anton  Malinsky,  Ermenegild  Martazza,  Paul  Martinoviö,  Johann 
Rovere,  Franz  Schlichts,  Carl  Schmidt,  Udo  Sinnhuber,  Anton 
Spulak,  Ludwig  Täubner,  Philipp  Zivnustka.  —  Zus.  20.  —  Im 
Ganzen  152.  Nach  den  Kronländern,  welchen  sie  angeboren:  aus  Nie- 
derösterreich 10,  Oberösterreich  2,  Salzburg  5,  Steiermark  9,  Kärnten  1, 
Krain  3,  Küstenland  6,  Tirol  10,  Vorarlberg  1,  Böhmen  36,  Mähren  34, 
Schlesien  9,  Galizien  4.  Bukowina  7,  Dalmatien  13. 

Der  Prof.  an  der  Conim.-Mittelschule  in  Kommotau,  Wenzel  Dick, 
zum  Lehrer   an   der  Staatsgewerbeschule    in  Salzburg;    der  Supplent  an 
der  Staatsrealschule  in  Graz,   Emil  Breyer,  der  Supplent  an  aer  grie- 
chisch-orientalischen Realschule  in  Czcrnowitz,  Adolph  Klauser,   and 
der  Vorstand  des  technischen  Bureaus  der  Ottakringer  Eisengiesserei  und 
Maschinenfabrik.  Joseph  Pechan,  letzterer  unter  Zucrkennung  des  Titels 
Professor,    zu  Lehrern  an  der   Staatsgewcrbeschule  in    Reichenberg;  der 
Assistent   an   der  Staatsgewerbeschule   in   Graz,  Johann   Lepuscntlti, 
zum  Lehrer  des  Freihandzeichnens  an  derselben  Lehranstalt ;  der  Maschi- 
neningenieur Victor  Rauscher  und  der  Ingenieur    Vincenz  Siroerka 
zu  Lehrern  an   der  Staatsgewerbeschule   in   Pilsen,  unter   gleichzeitiger 
Zuerkennung  des  Titels  Prof.  (31.  Juli  1.  J.);  der  Prof.  an  der  Staat^ 
werbeschule  in  Brunn,  Franz  Richter,  zum  Fach  vorstände  der  chemiseh- 
tecl.nischen  Abtheilung  der  Staatsge^^ erbeschule  in  Reichen berg;  der  Archi- 
tekt Johann  Deininger  in  Innsbruck,  der  Historienmaler  Anton  Roui 
in  Wien  und  der  Bildhauer  Heinrich  F  u  s  z  in  Wien  zu  Lehrern  an  der 
im  Schuljahre   1877/78  zu  activierenden  Zeichen-  und  MoJellierschule  in 
Innsbruck  (3.  Aug.  1.  J.);    der  Architekt  und  Stadtbaumeister  in  Gm, 
Conrad  Lueff,   zum  Lehrer  an    der  Staatsgewerbeschole  in  Gr»z,  unter 
j^leich zeitiger  Zuerkennung  des  Titels  Prof.  (7.  Aug.  L  J.) ;  der  Prot  »n 
der  Realschule  in  Trautenau,  Joseph  Wildt,    zum  Prof.,    der  Marine-, 
Land-  und  Wasserbau-Überingenicur  des  Ruhestandes,    Alfred    Loreni, 
und  der  Ingenieur,    Karl  Geuauck,    zu  Lehrern  au  der  Staatsgewe^b^ 
schule  in  Reichenberg,  und  zwar  der  Oberingenieur  Lorenz  unter  gleich- 
zeitiger Zuerkennung  des  Titels  Prof.  (13.  Aug.  1.  J.);  der  Assistent  an  der 
üniv.  in  Lemberg,  Dr.  Ernst  Bandrowski,der  Lehrer  an  der  Staatsrtfti- 
schule  in  Stauislau,  Johann  Rotter,  und  der  Ingenieur,  Karl  Stadtmtl- 
1er,  zu  Lehrern  an  der  Staatsgewerbeschule  in  Krakau  (10.  Sept  L  J*) 


PersonaU  und  Sclialnotiten. 


m 


^  Malor  Leopid  L5t'(ler  in  Wien,  Jer  Ivehrsubstitut  an  der  Kiin^t* 
tiale  in  KrüKiiu,  Lüdblaus  Luszczkiefwic£,  die  Hder  IslAor  Ja- 
toTi^ki  und  Fluriaii  Cvuk  in  Kri*kau  zu  Projf»  ati  d'-*r  Kunstechale 
Krakau  ü8>  S^ejit.  U  X);  zu  Lehrern  an  der  t'taataj^'twerWachule  in 
_ann  der  Ufclnüsch«?  Olieiniker,  Hugo  Kifctcr  v,  Pcrsfcr,  nnt*?r  gleich- 
Itiger  Zuerkoonung  des  Prof<?s*»uratitels ,  und  der  Haupllohrer  an  der 
'hrefbildungsnnötalt  in  Bozen,  Angust  Kopetzky  (22.  Sept  1.  J.). 

Der   PfoL   an    der    atÄatlichen   Mittidscbule    in    Fiume,    Proaper 

PoUa,   zum  Prof.  der  itaL  Spruche  und  Literatur  an  der  Handels-  und 

Akademie  in  Triest  (3.  Oct  L  J.);  die  Supplcnten  an  der  nau- 

ule  zu  Cattaro,  Weltpricster  Anton  Milatovie   uad   Johann 

14^   zu   Lehrern   an    derselben    Anstalt   (16,    Aug.   l.   J.);    der 

ent   an    der   nautischen  Schule  in  Raguim,   Joseph  Gel  eich,  Kam 

[irex  daiicdbst. 


Ipph 
Ihre: 


Zu  Haaptlehrerni    Der  GjmnasialsQppIent  Anton  Zakoweki  an 

LehrerUildurigsimstalt  inRieszow;  der  Supplent  an  der  Comra.-Ober- 

Isehule  in  Leituieritx,    Joseph  Novak,    an  der  Lehr  erb  ildungsanätalt 

Lcitmeriiz;  der  Prof.  an  der  alav.  Lehrerinenbildongsanstalt  in  BrÖnn, 

eph  Hladik,  an  der  ä!av.  Lehrerbildungsanstalt  in  Brunn;  der  ReaU 

uiaupplentf   Jacob  Enj  prech  tinger.    uu    dt-r    slav.  Lehrt'rbildungs- 

talt    in  ßrUnn  -,   der  Pmt    an    der  Lehrerbildungsanstalt  in  Budweia« 

in  Lofflur,  an  der  deutschen  Lehrerinenbildungsanstult  in  Prag; 

lUehulöUpplent,   Vinceni  Borsky,    an    der  Lehrerbiklimgsiinatali 

ih^^rg;    der  Prof.   des    Coinni.-lUal-    und  Ubergjmn.    in    EUwgen, 

h  Petrins,  an  dur  Lchrerbildungftaustalt  in  Troppau,  der  G^m- 

pphnt.  Antun  Zukowöki»  an  tle<  LehrcTbildun;:öanstalt  in  Hie* 

(dO.  Juli  L  J.);    der  Suppient    nui  II<tülgyinn.   in  Praehatiti,  Franx 

not  he,    zum    Hauptlehrer  uu  der  Lehrerbildungüanätalt  in  Traatenaa 

der   Börgerschuldirecttir    in   Bregcni.  Anton  Seibert,  zum  Hannt- 

rer    au    der  Lebn'rbildungiJunstalt    in    Bregens    (8,   Aug.   L   J*);    uer 

ittplcnt  am  nicdcr^'st.  Landebkhrerücniinar  in  St.  Polten,  Einanuel  Za- 

[1)Ä,  lüiti  Hauptloiirer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Boztm  (24.  Aug. 

J,);    dt'T  Prof,    an   der  ''  '    liule   xu  Panesova,  Auguat  Weiter, 

x  HaupLk'hrer  an  der   f  uingi»anstalt  in  Bndweia    und  der  ap* 

bierteG;mnaäiuilehraiiu-auuM..it.  Johann  ßumbacu,    zum    Han^t* 

iTcr    an    der    Lehrer-     uad    Lehrerinen bildung^anstalt    in    Czernowili 

Aul'.    1     J.) ;    der    Rürgerschullchrer    in    Znaim ,     Franz    Uickl, 

t  r  an  der  deutsehin  Lehren nenbiidungsaDstalt  in  Bnlnn, 

r  nt,  Aloia  Spinfit^,  zum    Hauptlelirer  an   der  Lehrerbil* 

itsUit  lii  Capu  d'  latria  (7,  Sept.  L  J);  der  Supplent  Anton  Vafia» 

uptlehrer  an  derslav.  LehrerinenbiMungsaOßtait  in  Brunn  (lllSept 

1er  Hauptlehrer  in  Graz,   Jo*eph  Lehmann,    /.um  Hauptlehrer 

r  .i..,..;„._ini. 1.  ...  ii/:..  ...^   i>^.   i    ,..  j^,  Öymna- 

zum   pro  via. 


an  d 


vr  L^hrerincnbildungsaniftaU  in  Wien  {^2.  Svpt    1.  J.); 
!     t    in  Klagenfurt,    .T   '         '    !  r  v.  Kleinmayr, 


H 

leti  I  .1     an 

der  Privjili 


an  der  Ix-hn-rbil  < 

I**?hi'er-  Ulm 
ilir  hiird  K  fi  m  > 


1 1  in  C'a|Ki  d*  Istria ; 


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zuro  Tum« 

'*■  Wien 

he 

, A    -iin; 

AjiBlalt  in  Trupi^iiiu  der  Unter- 

1      i:    ftir    die   d(  iitsehe  Lohrcnnen- 

[i'r  um  Gvmn.  in  überhoUabrunn , 

alt  in  Iroppan  d»  r  pror.  MuaLk- 

lulkin.  Lehrc'rbih]nng5FanstaU  in  Prag 

t'bttrdirjir»«nl   nnd  Ge?am?h^!n*ir  in  Pradiatit^,  J.dtann  VobAfil;  fllr 

Lehr  er- 
ben der 
%n  der 


talt  in  iirunn  der  ti 

n;  für  die  Lehret  br 

Ilubmt  Wondro;    für 


flem  ,  xiii  1   n  u  ■ 


ÄU    ijenrtTsut'ii    inr 


i  »jMiriv^H^.'iuiK' 


796  Personal-  und  Schalnotizen. 

Lehrerinenbildungsanstalt  in  Innsbruck  die  VolksschuUebrerinen  Aloini 
Posch,  Judith  Kichter  und  Marie  Sprenger;  zur  Unterlehrerin  die 
Volkschullehrerin  Marie  toü  Ottenthai;  zur  Unterlehrerin  für  die 
Uebungsschule  an  der  slav.  Lehrerinenbildungsanstalt  in  Brunn  die  proT. 
Lehrerin  zu  Schlapanitz,  Malvine  Cipa;  der  Supplent,  Johann  LeyitscV 
ni ggf  zum  Lehrer  an  der  Uebungsschule  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Marburg;  der  städtische  Feuerwehrcommandant,  Franz  Grilitsch,  zum 
Turnlehrer  an  der  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalt  in  Prag;  der 
Supplent,  Julius  Heuberger,  zum  Uebungsschulunterlehrer  an  der  staatl. 
Vorbereitungsclasse  in  Knittelfeld ;  zum  Lehrer  für  die  Uebangaschnk 
an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Lemberg  Joseph  Kerekjarto;  lom 
Oberlehrer  für  die  Uebungsschule  mit  ruthenischer  Unterrichtssprache 
an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Lemberg  der  prov.  Lehrer  «n  der  Lehrer- 
bildungsanstalt in  Tamonol,  Titus  Budzynowski;  zu  Lehrern  daselbst 
der  Volksschullehrer  in  Leszniow,  Gregor  Wreciona,  der  Unterlehrer 
in  Czeniowitz,  Demeter  Wieckowski,  und  der  supplierende  I/ehrer  in 
Stanislau,  Romnn  Zaklinski;  zum  Unterlehrer  daselbst  der  pro?.  Bürger- 
schullchrer  iu  Sambor,  Gregor  Zarzycki. 

Auszeichnungen  erhielten: 

Der  Prof.  an  der  Hochschule  für  Bodencultur,  Regierungsrath  Dr. 
Wilhelm  Exner,  aus  Anlass  der  Ueberreichung  seiner  technologisch«) 
Werke  die  goldene  Medaille  für  Kunst  und  Wissenschaft. 

Der  Prof.  der  deutschen  Sprache  und  Literatur  an  der  Univ.  in 
Wien,  Dr.  Richard  Heinzel,  in  Anerkennung  seiner  vorzüglichen  wissen- 
schaftlichen und  lehraratlichen  Thätigkeit,  den  Orden  der  eisernen  Krone 
3.  GL  (a.  h.  Entschl.  v.  2.  Aug.  1.  J.). 

Aus  Anlass  der  Feier  des  eilf hundertjährigen  Bestandes  des  Bern- 
dictinerstiftes  Kremsmünster  der  Abt  desselben,  Cöl^»stin  Ganglbauer, 
und  der  Director  des  dortigen  Obergymn.  P.  Amand  Baumgarten, 
in  Anerkennung  ihrer  berufseifrigen  und  verdienstvollen  Thätigkeit ,  u.  zw. 
ersterer  das  Comthurkreuz  und  letzterer  das  Ritterkreuz  des  Franz  Jo- 
seph-Ordens (a.  h.  Entschl.  v.  3.  Aug.  1.  J.). 

Der  Prof.  an  der  Grazer  Landesrealschule,  Dr.  Eugen  Netoliczka, 
in  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  Leistungen  für  militärische  ünter- 
richtszwecke  den  Titel  eines  kaiserlichen  Rathes  (a.  h.  EntschL  v.  21.  Aue. 

1.  j.). 

Der  ordentl.  Prof.  der  Geograpliie  an  der  üniv,  Berlin,  Dr.  Hein- 
rich Kiepert,  das  Ritterkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens;  der  ordentL 
Prof.  der  Physiologie  an  der  Krakauer  Univ.,  Dr.  Joseph  Majer,  ans 
Anlass  seines  Uebcrtrittes  in  den  bleibenden  Ruhestand,  in  Anerkennung 
seines  vieljährigen,  höchst  verdiensvoUen  Wirkens  im  Lehramte  und  in  dff 
Wissenschaft,  das  Comthurkreuz  des  Franz  Joseph-Ordens  (a.  h.  Entschl 
v.  4.  Sept.  1.  J.). 

Der  Reisende,  Dr.  Ferdinand  Freiherr  von  Richthofen,  in  An- 
erkennung der  durch  seine  geologischen  und  g'?ographischen  l?'orschungen 
in  China  erworbenen  Verdienste  den  Orden  der  eisernen  Krone  zweiter 
Classe;  der  Turnlehrer  der  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalt  in  Wien, 
Richard  Kümmel,  den  Titel  'Professor*  (a.  h.  Entschl.  v.  13.  Sept  l.  J.)- 

Die  ordentl.  Proff.  der  Wiener  technischen  Hochschule,  Dr.  Victor 
Pierre  und  Dr.  Ignaz  Heger,  in  Anerkennung  ihrer  ausgezeichneten 
Leistungen  im  Lehramte  und  auf  wissenschaftlich-praktischem  Gebiete 
den  Orden  der  eisernea  Krone  3.  Classe  (a.  h.  Entschl.  v.  6.  Oct.  1.  J.). 

Dem  Director  des  mineralogischen  Hofcabinetes,  Prof.  Dr.  GnstiT 
Tschermak,  wurde  aus  Anlass  der  von  demselben  erbetenen  Enthebong 
von  der  Direction  des  genannten  Cabinetes  in  huldreichster  Anerkennong 
seiner  fünfzehniährigen  o^w^^eieichneten  Dienstleistung  der  Ausdruck  der 


Farsttüal-  und  ScholnotizeD. 


797 


sonderen  &.  h,  Zufriedtfuheit  Ausgc&prochcu  und  die  Loitung^  des  Cabi- 
Detx-s  brovisurisch  dem  Intt^udanten  des  naturliistorischen  Uofmufieums, 
Holratii  Dr.  Fei-diaand  fod  Hocii«tetter.  übertragen  (a.  U.  EntflcUL  v. 
24,  JttU  l.  J.). 

Dera  k,  k,  üniv,-Prof.  in  Prag,  Med.  Dr.  Moriz  Willkomm, 
warde  die  Atioabme  und  das  Tragen  des  Ritterkreuzes  des  k.  apan,  Ordens 
^  rl  des  IJL  gestattet  (a.  b,  Ent«»chK  v.  9.  Juli  l.  J.). 


N«kra1ogic  (Ende  Juli  bis  10.  October). 
Am  2!.  Juli   L  J.  in  seiner  Vaterstadt  Perugia  Graf  Gian  Carlo 
inestaitile    della   ätafia,    durch    seine    archäologischen    Arbeiten, 

Hebe   besonders   die   Geschichte  der  etruskischen  Kunst  behandeln,  iu 

Weiten  Kreii^en  bekannt* 

Au)  23.  Juli  L  J,  in  Bahr  bei  St  Georgen  an  der  Stiefing  in 
Steiermark  der  kais.  Kath  und  ;eus,  Prof.  der  Moraltheologie  an  der 
Univ.  in  Wien,  Dr,  Stvphau  Teplot».  82  J.  alt. 

Ali)  *JB.  Juli  L  J,  der  schwedische  Archäologe,  Kichard  Oybeck. 
Am  3L  Juli  l.  J.  iti  London  8uuiuei  VVarreti,  aU  populilrer  No- 
blen Schriftsteller   (vgl.   'Ten  Thoüsand  a  Year\  *Now  ami  Then'  usw,) 
Itannt,  70  J.  alt,  und  in  München  der  in  Kunatkreisen  bekiuinte  Gre* 
Theodor  H  o  r  r  m  a  n  n . 
Im  Juli  l.  J.  in  Paris  der  Schriftstelkr  Laurent  Jan,  der  in  den 
erjtiger-  und  FlViif^igcr-Jahren  zu  den  beliebtesten  Pariser  Feuilletoni- 
bn  gehörte,  69  J.  alt. 

Am  2.  Aug,  1.  J,  in  Prag  der  Piaristenordenapnester  P,   Renatas 
|berl  I  früher  Prof.  am  Gymn.  in  Budweis,  5B  J.  alt. 

Am  5,  Aug.  L  J,  in  München    der    Go^chichtamaler   Philipp   Ton 
tolti.  72  J,  alt. 

Atii  7.  Aug.  l.  J.  in  Folge   eines   Sturzes   aus   dem    Wagen   Mrs. 
orge  March,    besser  gekannt  als  Miss    Virginia   Gabriel,   eine    be* 
bbte  englische  Lieder-  und  O|jerettencompouistin. 

Am  10.  Aug>  L  J.  in  Budin  in  Böhmen  der  öecliische  Schriftsteller 
echaut  Uojok.  73  J.  alt 

Am  IL  Aug.  l  J.  in  KötÄcbenbroda   bei  Dresden   der  Maler  und 
iirlftstelltr  Karl  August  Reinhard,  durch  seine  geistreichen   hämo- 
^tiBelien  ErauÜilungen  bekannt,  5^  J.  alt. 

Am  12.  Aug.  L  J.  in  Badapeet,  der  akademische  Bildhaaer  Johann 
Marschalk  ö. 
Am  15.  AuiT.  l  J.  in  Kukus  in  Böhmen  F.  L*  Sterieb,  früher 
Prot  der  Mu«ik  in  Warschau. 

Am  16.  Aug.  L  J.  in  Hannover  der  fiofcapellmcister   0.   L.    Fi- 
Iher,  der  sich  ^s  echt  deutscher  Liedercompoui&t  iahlreiehe  Verehrer 
vorhin  hat* 

Am  19.  Aug.  l  J.  in  Laibacü  der  pens.  ßuchhaltungsbeiunU%    Ä, 
[enoaKohek,   als   Historiker  und   Nainismatiker   bckannl»    6ö  J.  Elt, 
Landgute  Grassachhof  bei  Gutensteiu   drr  k.  k.  Finanzrath 
ube£irk»director  in  Pension,  Kar!  Ritt<T  von  Paumgartten, 
es  Commentara  Aber  du-  -tx  und  nnderer  tinans- 

tlieher  so  wie  auch  bell  rke,  81  J.   a\U  ^^nd  in 

3eiu  der  dortige   grioeh.-katij.  4  Nikolaus  Bor  boU. 

Prof.  an  der  Rechtsakademie  in  i'  in,  1)7  J.  alt 

Au^^.  1.  J.   endigte    durch    ngn\>'    Hand    Chr.   Feracci, 
erb  I    der    Laurentiana  in  Florenx,    durch   seine  lateiniucüen 

bdicüui     uu  i    durch    den  angeblichen  Fund  des  Eingänge«  des  Buches 
eni's  de  fato  h>^kaniiL 

Am  2J,  Aug.  1.  J.  IM    itfi/    I^T    IN' Tis.    Hv tntni-\i!ihlirLctor  Joseph 
temru»  61»  J.  alt.  m  I  Ip,  35  J* 

1,  und  auf  Jikgdschloss  _    ustBem- 


798  Personal-  und  Scbulnotizen. 

hard  Hopffer,  durch  seine  Oper  'Fritbiof  und  seine  Ballade  'Pharao' 
für  Chor  und  Orchester  bekannt. 

Am  23.  Aug.  1.  J.  in  Graz  der  botanische  Schriftsteller,  Sparcasse- 
beamter  Ferdinand  Graf;  seine  letzte  Schrift  behandelte  die  Flora  des 
deutschen  Alpenlandes. 

Am  25.  Aue.  1.  J.  in  Prag  der  k.  k.  Landesschulinspector  ftr 
Mittelschulen,  Midiae'  Achtner,  ein  tüchtiger  und  eifriger  Schulmann 

Am  28.  Aug.  1.  J.  in  Berlin  der  Kammermusikus  und  Violinvir- 
tuose, Theodor  Boldtmanii,  ein  Schüler  Spohr's,  30  J.  alt. 

Am  29.  Aug.  1.  J.  in  Berlin  der  Director  der  Thierarzneischule, 
geh.  Medicinalrath  Prof.  Dr.  Andreas  Ger  lach ,  Verf.  zahlreicher  Schriften 
über  öfT.  Gesundheitspflege. 

Am  31.  Aug.  1.  J.  in  Achsenstein  am  Vierwaldstättersee  Dr.  A. 
Tb.  Michel,  o.  ö.  Prof.  des  bürgerlichen  Rechtes  an  der  Univ.  in  ürai, 
Mitglied  des  steirischen  Landesausschusses,  eine  in  den  weitesten  Kreisen 
hochgeachtete  Persönlichkeit,  57  J.  alt  und  in  Halle  an  der  Saale,  einer 
der  ausgezeichnetsten  Pädagogen  Preussens,  der  Director  der  Reatechnle 
in  Düsseldorf,  Ostendorf. 

Im  Aug.  1.  J.  in  Brüssel  der  bekannte  Landschaftsmaler,  de  Mar- 
neffe,  85  J.  alt,  in  London  der  Astronom  Owen  Roland,  57  J.  alt, 
der  bekannte  Alterthumsforscher  Charles  Bou teil,  Verf.  der  Werke  'alte 
Denkmäler*  und  *alte  Waffen'  und  in  Schottland  der  bekannte  Historien- 
maler, James  Drummond,  Curator  der  Nation algallerie  in  Edinburgh. 

Am  1.  Sept.  1.  J.  auf  seinem  Landsitze  Canton  in  Pennsjlvanien 
der  berühmte  amerikanische  Tragöde,  E.  L.  Davenport,  61  J.  alt  und 
in  Prag  der  pens.  Gymnasialprof.,  Anton  Hansgirg,  als  dechiscber 
Schriftsteller  bekannt,  71  J.  alt. 

Am  3.  Sept.  1.  J.  zu  St.  Germain-en-Laye  der  berühmte  Staats- 
mann und  Historiker,  Louis  Adolphe  Thiers,  80  J.  alt. 

Am  4.  Sept.  1.  J.  in  Böhmisch-Leipa  der  Prof.  an  der  deutschen 
Oberrealschule  in  Pilsen,  Anton  Marschner,  30  J.  alt. 

Am  7.  Sept.  1.  J.  in  Lund  der  Prof.  an  der  Univ.  daselbst,  Dr. 
J.  K.  Tornberg,  70  J.  alt. 

Am  9.  Sept.  1.  J.  in  Florenz  der  Prof.  der  Botanik  am  dortigen 
Museum,  Philipp  Pariatore. 

Am  12.  Sept.  l.  J.  in  Dresden  der  Generalmusikdirector  Dr.  Julius 
Rietz,  als  trefflicher  Dirigent,  Compositeur  von  Coucertstücken  für  das 
Orchester  und  Opern  (worunter  der  Corsar  am  meisten  Erfolg  hatte), 
Herausgeber  von  Mendelsohn's  Werken  und  Schriftsteller  ül«r  Musik 
weithin  bekannt. 

Am  13.  Sept.  l.  J.  in  Bonn  der  bekannte  Mineraloge,  Prof.  und  Berg- 
hauptmann Jacob  Nögrgerath,  90  J.  alt,  und  in  Santarem  der  portu- 
giesische Geschichtsschreiber,  Alexander  Herculano  de  Carvalho- 
Arango. 

Ära  15.  Sept.  1.  J.  in  London  der  berühmte  englische  Komiker, 
Henry  Comp  ton,  65  J.  alt. 

Am  17.  Sept.  l.  J.  der  ord.  Prof.  an  der  jurid.  Faculiät  der  Univ. 
in  Göttingen,  geh.  Justizrath  Dr.  Hartmann,  55.  J.  alt. 

Am  23.  Sept.  1.  J.  in  Paris  der  berühmte  Astronom  und  Director 
der  Sternwarte,  Leverrier,  G7  J.  alt. 

Am  24.  Sept.  l.  J.  in  Bukavcc  der  Prof.  an  der  Oberrealschule  in 
Agram,  Karl  Stark,  55  J.  alt. 

Am*  25.  Sept  1.  J.  in  Leipzig  der  geheime  Medicinalrath  Dr.  K. 
A.  Wunderlich,  einer  der  hervorragendsten  medicin.  Schriftsteller, 
62  J.  alt. 

Am  26.  Sept.  l.J.  in  Leipzig  Prof.  Dr.  Fr.  Ad.  Heinichen,  als 
Verf.  des  lat.-dcutschen  Schulwörterbuches  (2  Bde.  Leipzig  Teubner, 
3.  Aaü.  1875)  bekannt. 

Am  28.  Sept.  1.  J.  in  Kohljanowitz  der  Pfarrer  und  decbiache 
Schriftsteller,  Wenzel  Trnka. 


EntgegT^nng 


79D 


Im  »ept,  l.  J.  i«  KaiiMstadt  in  Wörtern  berö:   derPröf   der  spc-- 
Br«-.  Pathologie  an  der  Utüv=  in  Prwtf,  Dr.  Karl  Bitter  von  HiMne» 

'■  L  1  Güldener»  als        ^  r 

ir  .    40  J.  alt,    in    I 

llilh:iij-i    *»    .11.  it  iiiLii    iiJiMii;i-     /u   <ir>>«on  besten  Werkeii 
ml  dos  Prinzen  Albtrt  in  Tendyr  und  eine  Colossabtatuc  <1  i 

-t-   F;r.  U'  in  Cardiff  gehören,  der  Prof.  der  Chemie  an  ibr  A..- ......  m 

,    Dr.  Alpbotis  Oppenheim,   der  Prof,  der  Pbilosopbi**  an  der 
!  Turin»  G.  B*  Peiretti.    in  Rom  der  irländische  Miiler,  Xaia- 
ici  V  aUb|  in  H>dä»i^'8tors  der  F'rof*  der  Theologie  au  der  dortigen  üuiv. 
U  V.  Ingmnnn,  als  Bibelexeget  verdient,  58  J.  ult. 

Am  1.  Üct.  L  J.  in  Zeujjg  der  Prof,  am  dortigen  Gyuin,,  P»  \  ojteb 
>Äi<5,  55  J.  nlt. 

Am  2.  Oct»  l.  J.  da»    älteste  Mitglied   der   medicin.   Facultiit  ati 
Jiii?.  in  Göttinge«.  H  fiutb  Prof,  Dr,  C,  Fr.  H.  Man. 

Am  JJ.  ücL  l.  J  iu  Wien  die  berühmte  Sängerin  Jenny  Lutter- 
j<lstüdt  und  iu  London  die  ehLDfalls  beröhmte  San^fnn  Tbere^e 
Cjoiis>  43  J.  alL 

Am  i,  Uc..  L  J  in  Klagenfnrt  der  frühere  Prof.  am  dortigen 
IßaMum,  ßcoedictinetord.ii-iiihst.T  Karl  Robida,  73  J.  alt  uiid  in 
Ismhe  der  berühmt«  i<i  1  Eduard  Devrient»  76  J.  alt. 

Am  7.  Üct.   I*  J.   in  Vjjiceijz  Maschek,   als  tüchtiger 

aiat  and  iiompoüiuntr  b*kunn&. 
Am  \K  üct  V  J.  in  Pritg  der  Prot*  am  öechisehen  Polytechnikum 
lb*t»   Joseph  Nikläi»   durch  mehxere  Bauten,   welche  er  in  Prag 
IHillAhrto,  bekannt. 

Im  Üct.  L  J.  IQ   Wien   der    pens.   Prof.    Friedr.    Jus.    T'  r, 

alt,  in  Pribie*  der  Univcrsitätsprof.  und  Director  des  i,^i 

aar     '    ^    -         ' '  inaistorialrath  Dr.  Gabriel  Smi^iklas,    ni   i.  rit 

A\i  1    K,    Freiherr    von    Estroft»    in    Casscl  der  Dr. 

L  '"  s.-^iw;iir*'r  S|iohr's,   bekannt  darcli   i-  'n-'    '- 

73  J.  alt,  in  Weimar 
.  .  ii  ringcr,   54  J.  alt .    im 

^u^pieler    Aieian^ler    VVilhclmi.    der   sich  als  iiUät  r,  na- 

i\]c\\    flnrch   seine  einactigeo  Genrebilder  aus  dem  k  s  liehen 

nt  gemacht  bat»   in   Genf  J,  F.  A.  Bovy,  einer  der  nam- 
VL'UTe    unserer  Zeit,   82  J.  alt,    nnd  in  Conde  ie;  NovelÜüt 
arki  Dt  u  lin 


EntgegDung 
aic  K'  c'HMgn  meiner  Naturgeschichte  im  Joliheft  die«er  Zr'jLsciinit. 

Herr  ProfeisÄor  0,  Schmidt  in  Strassburg   ftthlle  sich  teranlasst. 

^it  in  4,  Autlage  et^chicnenon  Theil  meiner  NaturgeÄChicht«*  ^die 

^  enthaltend  in  diestT  Zeitüchrift  einer  Eeeension  zu  unter iichen 

V  .eiche  mir  e»  wftn»chenswerth  erscheinen  läs$t 

1  lu  erwidern. 

''  ^  '    nk  entgegenzunehmen  und 

n,    würde  ich  mich  aucb 

,.  i..i.^,    »v.tidichtet   fühlen,  wäre  die 

.  Tad.d  kleidete,  nicht  von  der  Art,  daaa 


M   nä« 
Hrn.  Fr.. 
Form,  in 
ich  lanf*' 
\ 


7, 


II  gesagt  ist,    hitT 
lir.  Gewcrlt??-  nnd  K 
tht  iu  der 
»tern  in  wik 


if  iiV'-rhaupl  zu  erwidern. 

urtheiluu^  dncij  Bucheji  dessen 

Ji   musit  ich.  was  zwar  in  d^r 

11 ,  dfifls  das  botiprochcue  Buch 

bestimmt  i^t,  in  welchen  der 

:vch  d^i  iKU*  öion  Ürganisation  in  iwei  Winter- 

ei  Stnndrn  ti  erth eilen  ist  und  die  8diUUr 


I Alter  fou  11  und  i:^  Jahren  stehen.  Ferner  hat  da«  Buch  den  Zweck 


800  Entgegnung. 

bei  dem  mündlichen  UnteiTichte  als  Anhaltspnnct  zu  dienen ,  sowie  die 
Wiederholung  zu  erleichtern,  es  soll  aber  nicht  den  Lehrer  entbehrlidi 
machen,  noch  znm  Selbstunterrichte  dienen.  In  diesem  Sinne  ist  diher 
Vieles  nur  angedeutet,  was  dem  Lehrer  zur  beliebig  weitem  Ausdehnoi^ 
und  Besprechung  überlassen  bleibt.  Ebenso  ist  in  Hinsicht  auf  die 
Schüler  eine  strenge  systematische  Gliederung  nicht  am  Platze,  sondern 
zweckmässiger  der  Einfachheit  wegen  Manches  zusammenzufassen,  m 
sonst  zu  trennen  wäre,  z.  B.  bei  den  Würmern,  Anderes  musste  wegfiUen, 
was  in  wissenschaftlichen  Werken  nicht  unberührt  bleiben  darf.  Da  ferner 
vorausgesetzt  ist,  dass  jede  Lehranstalt  im  Besitze  der  nöthiffen  demon- 
strativen Unterrichtsmittel  ist,  so  sind  die  Abbildungen  auf  das  Notb- 
wendigste  beschränkt 

Was  nun  die   beanstandeten  Puncto  betrifft,    so  rügt  Hr.  Prof. 
Schmidt  zuerst  die  Trennung  der  Ruderfüsser  von   den  Raubtbieren 
und  die  gemachte  Andeutung  ihres  Charakter  gejj^enüber  den  Baubthiereii- 
Es   sollte  aber  hiedurch  nur  Anlass  gegeben  sein  über  Lebensweise  der 
Thiere  weitere  Betrachtungen  anzuknüpfen.    Der  Ausdruck  flossenutige 
Hauptlajjpen  für  die  Vorderglieder  der  Walle  ist  im  Mindesten  nicht  w- 
einzelt  hier  in  Anwendung  gebracht  worden ;  ebenso  wird  man  die  Angabe, 
dass  die  Reptilien  rothes,  kaltes  Blut  haben,  doch  nicht  irrthümlich  miden 
können.    Der  Ausdruck,   dass  die  Trichinen   zwischen   statt  in  den 
Fasern  der  Muskeln  liegen,  ist  dahin  zu  deuten,  dass  die  eingekapselten 
Thiere,   nach  dem  der  betreffende  Theil  des  Muskels  zerst5rt  ist,  doch 
nun  zwischen  den  noch  vorhandenen  Fasern  liegen.  Dass  die  Abbildung 
für  die  Entenmnschel  unrichtig  ist,  war  mir  wolbekannt;  leider  konnte 
ich  eine  Verbesserung  aber  nicht  mehr  bewerkstelligen,  da  dieselbe  tdion 
geschnitten  war  und  erst  bei  der  Revision  dem  Texte  eingelegt  wude; 
doch  ist  Vorsorge  getroffen,  dass  dieselbe  in  nächster  Auflaig«  gegen  eiBe 
richtige  ausgewechselt  werde. 

Die  >lenge  und  Bedeutung  dieser  Beanstandungen  dürften  m 
meiner  Ansicht  nach  doch  nicht  von  der  Art  sein,  &ßs  der  Ver£uier 
von  Seite  des  Referenten  jene  verletzenden  Bemerkungen  verdient  hätte, 
wie  sie  in  erwähnter  Rccension  zum  Ausdruck  gebracht  wurden,  und 
welche  um  so  ungerechter  sind,  als  Referent  eine  gänzliche  Unkenntiis 
der  Verhältnisse  der  Anstalten ,  für  welche  das  Buch  bestimmt  ist,  deci- 
mentiert,  während  der  Verfasser  durch  eine  ISjährige  LehrthätigkeÜ  ti 
denselben  und  eine  6jährige  darauffolgende  an  einem  k.  hair.  Bealmn 
nasium  die  Bedürfnisse  und  Anforderungen,  welchen  ein  Unterrichmocli 
genügen  soll,  gewiss  gründlich  genu^  kennt.  Ebenso  irrig  ist  die  Md- 
nung,  dass  das  buch  zu  seiner  Verbreitung  die  Empfehlung  der  Behörden 
suchte;  es  fand  vielmehr  bisher  ohne  speciellen  Auftrag  seine  Verbreitung 
und  ist  erst  in  jüngster  Zeit  in  die  Reihe  der  von  der  kgL  Staatrregie- 
rung  gebilligten  Lehrbücher  aufgenommen  worden. 

Indem  der  Unterzeichnete  nach  diesen  dargelegten  Verbältniseeo 
die  Ausdrucksweise  des  Hrn.  Prof.  Schmidt  jedem  billij^  Denkenden 
selbst  zur  Beurtheilung  überlasst,  verschmäht  er  es  über  die  ausgekro- 
chenen Invectiven  weitere  Worte  zu  verlieren. 

Freising,  den  16.  Oct  1877.  Dr.  J.  Hofmann, 

kgl.  Lyceal Professor. 

Die  Redaction  hat,  wie  sich  von  selbst  versteht,  diese  Entgegnung 
Hrn.  Prof.  0.  Schmidt  mitgetheilt  und  von  ihm  folgende  Zeilen  er- 
halten : 

Die  Leser  der  Gymn.-Zeitschrift  mögen  sich  über  die  Beschwerde- 
puncte  des  Herrn  Verfassers  selbst  ein  ürtheil  bilden. 

Strassburg,  22.  Oct  1877.  Oscar  Schmidt 


(Diesem  Hefte  liegt  ein  Prospect  aus  „Brehms  Thierleben"  bei) 


Erste  Abtheilung. 


Abhandlnngen^ 


Hat  Livius  im  21.   and  22.  Buche  den  Polybia^ 

benutzt? 

Gewiss  wird  mancher  Leser  dieser  Zeitschritl,  der  dan  Glück 
gehabt  bat,  in  die  Gebeimnisge  der  modernen  Liviuskritik  eingeweiht 
xn  werden,  sieb  nowillig  fragen,  eb  es  gestattet  sei,  die  Masse  der 
Abhandlungen,  welche  uns  die  letzten  Decenmen  fiber  diese  Fmgo 
gebracht  bäbon,  fort  und  fort  zu  vermehren.  Vielleicht  wird  die  Kurse 
der  nachstehenden  Mittheilting  als  Entschuldigung,  vielleicht  auch 
die  Neuheit  der  vorge^hlageneti  Losung  als  Rechtfertigung  diesen 
SSeilen  dienen.  Dans  wir  hier  noch  vor  einer  nicht  endgültig  entficliie- 
dfi&eii  Frage  stehen,  wird  selbst  von  den  Vertretern  einer  bestimm- 
itti  Ansicht  in  diesem  Streite  ebrlicberweise  zugestanden  worden 
otssen.  £d  vergeht  ja  kaam  ein  Jahr ,  In  dem  nicht  eine  oder  meh- 
rere Schriften  mit  alten  oder  neuen  Vorschlägen  erscheinen ,  ohne 
djifis  doch  die  wesentlichen  Schwierigkeiten  gehoben  oder  auch  nur 
verringert  würden.  Man  müsste  denn  die  neuerdings  gemachte  Ent* 
deokung,  dass  das  Werk  des  biederen  Calpumiuf^  Piso  der  Born  ge- 
wesen Kei,  ans  dem  Polybins  und  Livius  ihre  Weisheit  geetchupft 
hatten,  als  die  endgültige  Lösung  der  langen  Controverj^e  hinnehmen 
Hollen !  Aber  wird  denn  viel  damit  gewonnen »  wenn  man,  Mie  es  jeljtl 
lode  geworden  ist»  «n  Stelle  dieses  Namens  einen  griechischen  setzt, 
ttnd  Liviü*^  und  Polybius  in  fast  gleicherweise  xu Abschreibern  eijies 
ßhriftstelleri^  von  sehr  zweifelhaftem  Werthe  stempelt?  Für  Livius 
Irde  man  sich  dabei  vielleicht  noch  beruhigeu ;  ihm  ist  ja  Mngst 
ri  Kritik  das  VordannnungsurtUri'  nd 

!  kppoii  angelegt  wordea,  um  ibni  ich 

und  liukti,  jedes  Abweichen  von  seiner  Vorlage  unmugJich  zu 
11 '>.  Aber  von  P<»lybius   Inibeu  wir  doch  sinist    imh«    tM«v4f»rr 

vU  ein  beliebig  heran ^ifegriifoncs  ßrisvivl    I 

K:  '          i-  hier  da«  Kai-                  von  Bott.  an- 

vm     Uli    die  Quelleu  d^                im  2h  un  um 

So|]pUmüüibu)d«   der  Jahrbücher   für   clasEijg^^hv  l*hU^h»gi«'  S   ^'}^i  tsloe 


Z«iU£hnft  f.  J«  Att«».  Qyw».  1877.    XL  Heft 


51 


802  0.  Hirschfeld,  Hat  Livius  den  Poljbius  benutzt? 

Meinung  gehabt,  haben  ihn  doch,  wenn  auch  nicht  für  einen  glänzen- 
den Stilisten ,  wenigstens  für  einen  bedeutenden  Forscher  gehalten 
und  ihm  einen  nicht  geringen  Gi*ad  von  Selbständigkeit  und  Kritik 
seinen  Quellen  gegenüber  zugetraut.  Auch  diese  Illusion  muss  fortan 
schwinden ;  denn  was  uns  bis  dahin  als  Polybianisch  galt,  was  wir 
für  das  Resultat  tief  eindringender  und  umfassender  Studien  gehal- 
ten haben,  das  stellt  sich  jetzt,  so  lehi-t  die  höhere  historische  KritiJc, 
als  fast  wortgetreue  Copie  einer  einzigen  Vorlage  —  Silenos  nennt 
man  sie  heute ,  früher  gab  man  ihr  auch  einen  römischen  Namen  — 
heraus,  die  Polybius   bei  Schilderung  des  Entscheidungskampfes 
zwischen  Bom  und  Karthago  höchstens  etwas  verkürzt  and  berich- 
tigt haben  soll.  Oder  ist  etwa  die  von  Allen  anerkannte  ^)  Ueberein- 
stimmung  zwischen  Livius  und  Polybius  in  ganzen  grossen  Abschnit- 
ten ,  selbst  bis  auf  einzelne  Wendungen  und  Ausdrücke ,  anders  za 
erklären,  wenn  eine  directe  Abhängigkeit  des  Einen  vom  Anderen 
geleugnet  wird?   Man  braucht  nur  einen  Blick  auf  die  eben  ange- 
führte sorgsame ,  wenn  auch  in  den  Resultaten  gründlich  verfehlte 
Abhandlung  von  Böttcher  zu  werfen ,  der  regelmässig  im  Vordersatz 
von  der  „frappanten,  eclatanten,  überraschenden,  unverkennbaren, 
charakteristischen  Uebereinstimmung  nach  Inhalt  und  Form^  den 
detaillierten  Nachweis  liefert,  um  dann  im  Nachsatz  die  Conseqnenz 
zu  ziehen,  dass  Livius  beileibe  nicht  den  Polybius  gekannt,  sondern 
vielmehr  beide  direct  oder  indirect  aus  derselben  Quelle  wörtlich  ab- 
geschrieben haben.  Hätte  auch  Livius  selbst  den  Polybius  als  seine 
Vorlage  bezeichnet ,  man  würde  ihm  doch  keinen  Grlauben  schenken, 
denn  was  hilft  ihm  die  ausdrückliche  Versicherung:  Fahium  atqwi- 
lern  temporibus  huiusce  belli  potissimum  auctarem  /ui6uf,  da  ja  doch 
für  Livius  „die  Benutzung  primärer  Quellen  für  die  einzelnen  Epochen 


Stelle  finden:  »Die  Angabc,  dass  Sagunt  nach  acht  Monaten  einge- 
nommen sei,  und  die  Notiz,  dass  Hannibal  fünf  Monate  nach  seinem 
Aufbrach  von  Neucarthago  in  Italien  angekommen  sei,  stehen  bei  Polj- 
bius an  zwei  weit  von  einander  getrennten  Stellen,  nämlich  die  erste 
Angabe  c.  17,  die  zweite  c.  56;  also  nahezu  40  Capitel  auseinander.  Es 
ist  nun  —  dagegen  läset  sich  wol  kaum  etwas  sagen  —  in 
keinem  Falle  denkbar,  dass  Livius  sich  die  immerhin  nicht 
unbedeutende  Mühe  genommen  haben  sollte,  sich  jene  beiden 
Daten  aus  dem  Polybianischen  Text  zusammen  zu  suchen."  Also  wenn 
Livius  den  Polybius  vorher  gelesen  hatte,  so  konnte  er  sich  einer  39  Ct- 
pitel  später  stehenden  Notiz  nicht  erinnern !  Und  wenn  er  sich  di^elbe 
als  wichtig  vorher  excerpiert  hätte?  Die  technischen  Schwierigkeiten  der 
Benutzung,  auf  die  ein  ganz  ungebührliches  Gewicht  gelegt  wird,  haben 
doch  z.  B.  den  älteren  Plinius  nicht  abgehalten,  sich  eine  ungeheure 
Sammlung  von  Excerpten  anzulegen  und  zu  verwerthen.  üeberul  tritt 
auf  diesem  Gebiete  deutlich  zu  Tage,  wie  richtige  und  verständige  Erwä- 
gungen durch  masslose  Uebertreibung  zu  Absurditäten  werden  können. 

*)  Eine  Zusammenstellung  der  älteren  Schriften  findet  man  bei 
Carl  Peter:  üeber  die  Quellen  des  21.  und  22.  Buches  des  Livius.  Halle 
1863  S.  1  ff.  und  bei  Böttcher  a.  O.  S.  353  fg.  Die  später  publicierten 
Schriften  werden,  so  weit  es  nothwendig  erscheint,  im  Verlaufe  der 
Untersuchung  herangezogen  werden. 


a  liitschfcld,  Hut  Liriufi  den  Polybiti»  benoUtt 


80t 


miäclicnOeschtchtc  geradezu  eiue  Utim(>glichkeit  gewesen  wäre*, 
er  alleu  TheüoD  seines  umfassendeD  Geschichts Werkes  gerecht 
n*" ').  Also  selbst  ein  kleines  Excerpt  aus  der  Schrift  des  am 
ien  anterrichteten  Schriftstellers  jener  Zeit  über  die  Giusse  des 
rlustes  dor  Kömer  in  einer  der  wicbtigÄ.teü  Schlachten  des  hanni- 
hßu  Krieges  zu  machen,  sollte  Livius  nicht  gestattet  gewe^ien 
,  ^wollte  er  allen  Theilen  seines  umfassenden  Geschichte  Werkes 
ht  werden"!  Wäre  dieser  Massstah  der  richtige,  dann  krönte  man 
'iich  trotz  aller  Kunst  der  Darstellung  unr  bedauern,  dass  statt 
geretteten  Decadeu  des  Livitis  uns  nicht  die  Schriften  eines  Fiso 
Coelins  erhalten  worden  sind. 
Aber  geben  wir  selbst  einmal  die  MOi^'Uchkeit  zu,  dass  diese 
derbare  Uebereinstimmung  nach  Inhalt  nnd  Fonn**  nnr  aus  Be- 
ug einer  gemeinsamen  Quelle  zu  erklaren  sei,  weiden  dann  da- 
alle  Schwierigkeiten  beseitigt?    Mit  uichten.    Finden  sich  doch 
hrfach  Angaben  bei  Polybius,  die  er  ausdrücklich  als  originale, 
iht  bei  früheren  Schriftstellern  vorkommende  bezeichnet,  die  trot2- 
in  ganz  gleicher  Weise  bei  Livius  wiederkehren.  Lässt  sich  auch 
Erscheinung  gegenüber  die  künstliche  Hypothese  einer  gemein- 
in  Quelle  halten  und  die  directe  oder   indirecte  Abhängigkeit 
viüs  von  Polybius  leugnen?    Versucht  st  dies  allerdings  wor- 
ir,  wie  mir  scheint,  mit  schlechtem  Erfolg.    Verweilen  wir 
.ugenblick  bei  den  wichtigsten  Füllen  der  Art,  um  die  Stich- 
teit  dieser  Erklärung  an  den  Beispielen  selbst  zu  prüfen. 
Polybius  beginnt  seine  eingehende  Erurterang  über  die  Schuld 
arthager  an  dem  Ausbrache  des  zweiten  punischen  Krieges  mit 
'  Uung  der  Gründe,  welche  die  K<'5mer  zu  seiner  eigenen 
Itend  machten  (III,  29):  mg  tod  /ifV  otx  ixi^iiaario 
9 u ¥  i /i t  t tj  Xa^MVx) uiftj if    a n taXiikt    %/v^iov  ,    Xiyec  at    dt 
tkd'Aig  xat  vfio  nollioy  tzuq    avzolt^,    Dass  Polybius 
auf  mündlichö  Mjtthoilungen ,  die  er  bei  seinem  Aiifentlsatte  in 
erhalten  liatte,  anspielt  und  nicht  etwa  aus  einer  schriftUcheii 
i»  schöpft  'l ,  isit  nach  seinen  Worten  mehr  «als  wahrscheinlich, 
Teicht  man  nun  mit  den  bei  Polybius  angeführten  Bescli;  " 
die  entsprechende  Stelle  hei  Livius  (XXI,  19),  so  spri: 
eine  auffallende  üeberoinstimmung  im  Inhalt,  wie  in  dej  Fuim 
\  in  die  Augen  **).  Wie  erklärt  nun  B(dtcher  diese  nicht  fortxu- 
iendo  Thatsache?  Ich  führe  seine  eigenen  Worte  (S.  370)  an: 
'  können  also   nur  annehmen,  dass  die  Quelle  des  Liviiu  jtir 

^  ^)  Bottchur  A.  a.  U,  S.  414   vgl  nach  die  sonderbare  ßewetäfüii- 
S,  430  fg.    Auch   Peter  a.  0,   8,  56   neigt   sich,  merkwürdigirr. 
di4«scr  Ansicht  t\x. 
*)  Kidler,  der  zweite   punische  Krtc^j    und    Bcinj^  Queller,    S.  *J(>2 

natllrlirb    aTirh  !nnr  smtirn    T.i'^jling&bchriftsteller  Calptirrutis  Pi*^*' 
j  g  iH  und  Livhi»* 

*)  1  wird,  vertifhtc   ich   danuf,   den 

ml   Incx  imliuih!  iKu,    v^'L   übrigens:    LutcrbacUer  d^  füintilm  li- 
!•  XXJ  ii  XXII  7'iYi  Livii.  Argentorati  Is75  \h  13. 


8(V4  0.  Hirschfeld,  Hat  Livius  den  Polybins  benntit? 

c.  19  gleichfalls  aus  eben  jenen  Kreisen  ihre  Belehrung  schöpfte, 
welchen  Polybius  dieselbe  verdankt.  In  diesen  müsste  sich  alsdann 
das  politische  Urtheil  über  jene  Verhältnisse  in  so  ausgeprftgter, 
man  könnte  sagen  feststehender  Form  fixiert  haben,  dass  selbst  bei 
zwei  verschiedenen  Relationen  die  Gemeinsamkeit  des  Ursprongs  aus 
einer  gewissen  üebereinstimmung  erkennbar  hervortritt,"  Ich  meine, 
die  (Jnmöglichkeit,  eine  derartige  fast  wörtliche  UebereinstiiBmaiig 
ohne  die  Annahme  einer  directen  Abhängigkeit  zu  erklären,  liegt 
auf  der  Hand ;  die  Auseinandersetzung  Böttcher's  ist,  wie  man  sieht, 
nicht  eine  Erklärung  der  von  ihm  selbst  wenige  Zeilen  vorher  aner- 
kannten „grossen  üebereinstimmung'*,  sondern  vielmehr  ein  Zuge- 
ständniss  einer  für  seine  Theorie  allerdings  äusserst  unbequemen  Thai- 
Sache. 

Aber  noch  ungleich  evidenter  tritt  die  Abhängigkeit  des  Livius 
von  Polybius  an  einer  anderen  Stelle  zu  Tage.  Bei  der  genauen  Auf- 
zählung der  Streitkräfte,  die  Hannibal  bei  seinem  Aufbrach  in  Spa- 
nien und  Africa  als  Besatzung  zurückliess ,  nennt  Polybius  (III,  3$) 
ausdrücklich  seine  Quelle,  nämlich  die  von  Hannibal  selbst  am  ye^ 
gebirge  Lacinium  aufgestellte  Erztafel.  Livius  hat  nachweislich  die- 
selbe nicht  selbst  benutzt  ^) ,  trotzdem  stimmen  beide  bis  auf  eine 
Verschiedenheit  in  der  Anordnuug  und  bis  auf  geringfügige  Differen- 
zen^), die  aus  Versehen  oder  Abschreiberfehlern  sich  leicht  erklären, 
durchaus  überein.  Die  Ai-t  nun ,  wie  Polybius  die  Genauigkeit  sehur 
Angaben  zu  erklären  för  nöthig  hält^,  ist  nur  dann  begreiflich,  wenn 
er  zum  ersten  Mal  diese  wichtigen  Notizen  brachte ,  undenkbar  aber, 
wenn  sich  alle  diese  Details ,  sei  es  auch  mit  kleinen  Differenzen, 
schon  bei  Silenos,  wie  Böttcher  anzunehmen  gezwungen  ist,  gefunden 
hätten.  So  werden  wir  auch  hier  mit  Nothwendigkeit  auf  die  An- 
nahme directer  oder  indirecter  Abhängigkeit  des  Livius  von  Poljbins 
hingewiesen. 


')  Der  Kürze  halber  verweise  ich  auf  den  von  Böttcher  S.  372  ig» 
geführten  Nachweis. 

^)  Zusammengestellt  sind  dieselben  bei  Böttcher  S.  371  fg.  n^ 
Wölfflin :  Antiochos  von  Syracus  und  Coelins  Antipater.  Winterthur  18« 
S.  91  und  in  seiner  Ausgabe  die  Anmerkung  zu  der  Stelle.  Die  bei  Po- 
lybius fehlende  Zahl  der  Balearischeu  Schleuderer  ist  sicherlich  durch 
Schuld  der  Abschreiber  ausgefallen  und  mit  Recht  von  Hultsch  in  den 
Folybianischen  Text  eingesetzt  worden,  üeber  die  angeblich  differirende 
Zahl  der  Elephanten  vgl.  Wölfflin  Antiochos  S.  83.        ^ 

')  Polybius  III,  33,  17:  ov  xQn  ^^  &avuttCitv  tijv  dxQiSetav  r^> 
nvttyQK(prjgf  ii  TOtwvrp  xfy^^^f^«  ttsqI  r«5r  i/tt*  liwCßov  xttx  ^IßriqUpf 
7i€7TQnyjLiiv(ov  ottf  fÄoXtg  av  XQriaatTo  rtg  nvTog  xexttQ^^^S  ^^^ 
xard  ^iqog  nga^sig,  ov^t  nQoxaiayi,v(oaxHv^  si  nfnotrixa/bi ev  na^- 
nkriairov  rolg  A^iontaTüig  xf^sv^ofiivoig  rtav  avyyQa^iiov»  ij^««"?  ydq  iV' 
QovTtg  Inl  Aaxvv((^  Tr\v  yqaffr^v  ravTijv  iv  x^f^xcifAttTt  xanctiTayfiirr^r 
\fn  liwCßoVy  xad^  ovg  xaiQovg  Iv  Toig  xurd  tj)v  *TtaXl(tv  ronoig  dpitn^- 
wfTo,  navTtog  hofxCaKfxiv  «iTijr  nEQl  yf  rwr  roirovrtsv  d^toTnarov  <<«"• 
iio  unl  xttTttxokov&iZv  Mofii&a  rj  yPK(pij  ravrj.  Richtig  urtheileu  Peter 
a.  0.  S.  11  und  Wölfflin  Antiochos  S.  9*1  Anm. 


O,  iiirschfdät  Hat  U\\m  den  Poljbias  benatstV 


805 


Ich  ubi^rgehe  die  wOrtlicIie  Uebereinstimniung  Beider  betreffe 
)auer  des  Marsches  von  Spauiea  bis  Italien  uad  des  Alpenübor- 
es  ^),  uiclit  miDder  die  bei  beideu  SchriftstellerQ  übereinstiuiiiieud 
te  gegenseitige  BewunderuDg  des  Hannibal  and  Scipio,  2u  der 
er«r  WÄhrlich  geringe  Ursache  gegeben  hatte  ^) ,  um  hier  nur 
ih  eine  wichtige  Thatsache  allgemeinerer  Art  zu  berühren.  Mit 
cht  hat  nämlich  Keller  ^)  darauf  hingewiesen ,  „dass  Livius  und 
lybius  in  m  regelmässiger ,  Qbereiustimmender  Wei^e  in  der  6e* 
liüg  ihrer  Quellen  abwechf<eln .  dass  jedesmal  da,  wo  Poljfbius 
römisc^hen  Quelle  greift ,  dasselbe  Livius  thut  und  wo  Folybius 
^uuischen,  Livius  die  gleiche  wÄhlf  Freilich  bin  ich  weit  ent- 
mit  Keller  darans  auf  eine  direct  vun  Beiden  ausgeschriebene 
|le  tu  schliessen;  aber  die  Beubachtnng ,  die  in  einzelnen  Fällen 
schon  von  Bottdier  gemacht  worden  ^  ist  durchaus  richtig  und 
iviaswird  man  den  Weiten  Keller's:  ^niit  solcher  Uebereinstimmung 
liian  zwei  Männer,  welche  unabhängig  von  einander  schreiben, 
Us**,  seine  Zustimmung  nicht  versagen  können. 

Trotzdem  nun  alle  diese  Thatsachen  von   ^^        '    hen   For- 
rn  anerkannt  worden,  tnitzdbm  die  fra|ipanteste  ,  >timmung 

Chen  Livius  und  Polybius  in  grösseren  Partien  wiö  im  Detail, 
lialt  wie  in  der  Form,  selbst  bei  solchen  Nachrichten,  die  allem 
iheine  nach  erst  durch  Ptdjbius  in  die  Tradition  gekominen  sind, 
Iknndig  zn  Tage  tritt,  trotz  alledem  sollten  wir  gezwungen  sein, 
[der  evidenten  Ueberzeugungskraft  dieser  Thatsachen  zu  verschlies- 
Inud  die  Abhängigkeit  des  Livius  von  Poljbius  zu  leugnen  ?  Und 


Liviu«  XXL  38;  hoc  maxime 
modo  in  Jtaiiam  ftrpentum  tst, 
quinto  memi  a  CSumo^ptn«  Nova,  ut 
quidam  amctorm  «iml»  quinio  dtcimo 
die  AlpfOrn»  m^at4». 

Livius  XXl,  39;  auxtrant 
H  Ojpiniofirm,  Scipio,  quad  rrh- 
m  wUia  obviu»  füerat  tu  Itaham 
^raimgretifo  HemniMh  IHannihal} 
et  conaUu  tarn  m^daci  trtxiaendarum 
Älpiiüft   et  effectH. 


«)  Polyb.   m,   56,  3:    rnoi 

^kv  Ttttartp  noQt{(iv  fx  Kttt- 

M&X&w^  fr  7i(VTfi  ftf^ot  nutti&n' 

*i    Foljrbius    lll,    61:     tov 

liOf  Axovtav    .  *  .  aC^iyyf/i  I?- 

^h*    Tttmrov   iiTtitTfH  foi^ 

Bit,    nQüi((>ov  fi^t'gmn   cii/j*«*c 

thttflfiott?    .  , . .  .  t^avitn^t    jttti 

rijl'     IfQÜ^V  tÜV   OTQitTfjyoV,     $^ 

^f«ir  flurikiftv.  rrcc  ftlv  )'»*(*  «^ 
i  oi'tr    Liifltfktoi^at    fjj    tM  tiiir 

lißitaiv    fllXoifvXoii,    «/    6k   nal  1 

Dai:^  PoIvMü^,  ilrr  Froiin^l  d^^r  Scipioncn,   fUr  diese  freilich  nicht 

•io  (VK'L  Keller  a.  U.  S.  189)  selbst 
^t  unwahrächeinUch* 
,  Jväüiii  a,  0.  ti.  179  uiul  VXJ  %,  wo  »Ulreiche  Beispiele  dafUr 
estcUt  find. 


806  0.  Hirschfeldy  Hat  Livius  den  Polybius  benutit? 

doch  spricht  schon  die  grosse  Zahl  achtbarer  Foi-scher,  die  diesen 
Standpunct  vertreten,  dafür,  dass  es  an  gewichtigen  Gründen  gegen 
die  Benutzung  des  Polybianischen  Werkes  durch  Livins  nicht  fehlt 
Prüfen  wir  zunächst  die  Indicien  allgemeinerer  Natur,  welche  dagegen 
vorzüglich  geltend  gemacht  worden  sind. 

Dem  oft  hervorgehobenen  Umstand,  dass  der  Name  des  Poly- 
bius  von  Livius  erst  im  Schlusscapitel  der  dritten  Decade  nnd  iwtr 
nur  als  Gewährsmann  für  eine  nach  Livius'  Ansicht  unrichtige  Nach- 
richt genannt  wird,  braucht  man  bei  der  bekannten  Citiermethode  der 
alten  Historiker  und  des  Livius  insbesondere  ^)  keine  grosse  Bedeu- 
tung beizumessen.  Besitzen  wir  doch  bei  dem  Verluste  der  xweiten 
Decade  nicht  einmal  eine  sichere  Gewähr  dafür,  dass  nicht  in  den 
früheren  Büchern  Polybius  als  Quelle  von  Livius  schon  citiert  worden 
ist.  Gewichtiger  sind  andere  Gi-ünde,  die  allerdings  geeignet  scheinen, 
an  einer*  directen  Benutzung  des  Polybius  Zweifel  zu  erregen.  leh 
gebrauche ,  um  die  Beweiskraft  derselben  nicht  abzuschwächen,  die 
Formulierung,  die  sich  bei  einem  der  Hauptvertreter  dieser  Bichtong 
für  dieselben  findet. 

Nach  Nitzsch^)  „polemisiert  Polybius  wiederholentlich  gerade 
in  denjenigen  Theilen,  wo  die  erwähnte  Uebereinstimmung  stattfindet, 
gegen  bestimmte  Ausdrücke  oder  Auffassungen  derjenigen  Schrift- 
steller, die  ihm  vorlagen.  Diese  Ausdrücke  und  eben  diese  Wendun- 
gen finden  sich  nun  in  der  Erzählung  des  Livius.  Ganz  unzweifelhaft 
zeigt  sich  z.  B.  dies  Verhältniss  Polybius  3,  47  und  Livius  21,  36. 
Der  erstere  tadelt  die  Schriftsteller,  welche  die  Alpenpässe  so  eng  und 
steil  schilderten  :  o/Wc  ^itjöi  Tvetovg  evtwvovg  evxBQCüg  av  diel- 
^eiv,  der  letztere  schildert  eine  Passage :  ut  aegre  expeditus  miks 
temptahundus  ...  demittere  sese  posset"'  So  Nitzsch;  ich  über- 
gehe die  ähnlichen  von  ilim  beigefügten  Beispiele,  welche  die  obige 
Bemerkung  durchaus  bestätigen.  Eine  genügende  Erklärung  dieser 
auffallenden  Erscheinung  ist  bis  jetzt  nicht  gegeben  w^orden,  denn 
die  Annahme,  dass  Livius  trotz  der  ausdrücklichen  Warnung  des 
Polybius  diese  Züge  zur  Steigerung  des  rhetorischen  Effectes  beibe- 
halten oder  dass  er  die  Bedenken  des  Polybius  nicht  getheilt  habe, 
ist  doch  nicht  als  zur  Rechtfertigung  des  Livius  ausreichend  zu  er- 
achten. 

Aehnlich  verhält  es  sich  mit  dem  folgenden  von  Nitzsch*) 
gegen  die  Benutzung  des  Polybius  hervorgehobenem  Grunde.  Ich 
setze  wieder  seine  eigenen  Worte  her:  „Wir  finden  nämlich  Livius 
22,  24,  wo  er  auffallend  mit  Polybius  3,  100  ff.  stimmt,  dass  eine 
Erklärung,  die  Livius  vermisst,  sich  bei  Polybius  ausführlich  findet." 


*)  Vgl.  Peter  a.  ü.  S.  3  und  0.  Gilbert  Rom  und  Carthago  S.  15fl. 
u.  a.  m.  unter  den  quidam  auctores  (XXI,  15  und  38}  ist  freilich  Poly- 
bius gemeint  Bekanntlich  kommt  auch  der  Name  oes  Silenos  in  den 
uns  erhaltenen  Partien  des  Polybius  nicht  vor. 

»)  Nitzsch,   die  römische  Annalistik  S.  14  vgl.  Böttcher  8.  384% 

')  Nitzsch  a.  0.  S.  15. 


0.  HifBchfeldf  Hat  L]7$qa  d«n  Polybtus  lM»nuUt¥ 


607 


lodelt  sich  um  die  starken  Foomgirungeii,  die  HuTmibal  bei 
!  otz  der  Näh«*  des  Feindes  von  dem  dritten  TJteile  soines 
liren  lä>;st.  Livins  wundert  nvh  darüber  (quotl  ittimmc 
rreikrfft)  ^  dass  Hanriibal  seine  Truppen  in  diej^er  VVeiso  expo- 
le,  wahrend  Polybius  die  Nothweudigkeit  \m  Hnimibars  Verfah- 
ausdroclrljch  motiviert.  Auch  hier  wird  eiue  befriedigende  Er- 
ling  für  diese  Ignoriernn^  schwerlich  m  erbringen  sein ;  dass 
s  die  gewiss  richtiere  Motiv teront^  des  Polybius  etwa  geuiissbil- 
'liabe,  wird  sicher  am  weni^'  werden  dürfen. 

Zu  diesen  von  Nitzsch  i-  ii  tritt  als  we&ent- 

8 Moment  die  ünkenntniss  oder  üebergelnnig'  wichtiger  Notizen, 
lieh  bei  Polybius  finden.  So  fehlen  bekanntlich  hei  Livius  die  von 
fcius  als  bedeutung:^ volle  Docnmente  mitgetheilten  älteren  Ver- 
xwisehen  Rom  und  Karthago  *);  so  wird  bei  Bp?ipn3chuug  der 
khen  de*<  Krieges  trotz  sonstiger  auffallender  Üebereinstimnuing 
haiiptsachliebste  bei  Polybius  den  Karthagern  gemachte  Vor- 
von  Livius  Oberganjren •) ;  so  hat  „Liviutü  den  Boricht  des  Po- 
tö  (c.  90)  aber  die  glücklichen  Erfolge  des  Servilius  gegen 
.arthager,  der  bei  Polybius  mitten  in  der  Dai'stellung  der  Vor- 
B  in  Hisjianien  steht ,  ganz  und  gar  flbergangen**^).  Auch  hier 
man  meines  Erachtens  zugeben  müssen,  das8»  wenn  Livius  diese 
wichen  gekannt  d.  h.  den  Polybius  wirklich  gelesen  hätte ^  eine 
Lilndige  Ignorierung  derselben  kaum  in  begreifen  wfirc.  *) 
Anf  die  kleinen  Zusat2i>  und  Erganzungtitt ,  die  sich  m  dem 
I  des  PolybiuB  bei  Livius  finden,  gebe  ich  nicht  ein.  Wenn  man 
der  durch  nichts  bewiesenen  Prämisse  ausgeht ,  das?*  Livius  nn- 
ich  zwei  Quellen  nebeneinander  benutzen  und  hi«  za  einem 
eaen  Grade  in  einander  hätte  verarbeiten  können»  so  ist  damit 
rlich  ein  Präjudiz  für  die  Untersuchung  geschaffen,  das  eine  ob- 
b  Abwägung  und   Entscheidung  von   v  i^sst, 

für  die  vierte  und  fOnfte  iJecade  in  AXi^\  -■  von 

«)  Vgl.  darüber  Petur  a.  i\  8.  53  fg.  Luicrbaditr  p.  12  »qii 
»)  Vgl,  Böttcher  8.  361». 
n  Vgl,  Böttcher  8    424. 

^  Etwas   anders    VtrbiUt   e^    i\d\    iint  dviii   Üciiciit  iUer  dio  itet- 
dcs  Scipio  durch   säenicn  Sohn*  vgl.  Böttcher  is.  907.  Da  Polybiu» 


Ibe  erst  tv^ 

II  odtT  v^     .^  

jÄhrbUcbcrn    INü    8.  6.^K     ^iOi^iich    i^i 
der    von  Polybi^is    iiULT'njr'nien  Autorität 
^iti8  den  V 
hn  di«  d«r 
wenn  «le   »ou    tM 
in  Vorsicht  aufzu? 
*  '  *     IG,   10)   mit    fi^  hl 
t  hat,  hAttc   obii*> 
vii  liMen    in  /'■    -^  1    ' 
rbachpri  da^H  I 

tr  Wölftliu  lu  1....-, 

iHf  Kdthfgnng  vorzulitgea 


*o  ist  e$  wohl  d*?nk* 

n^  Stelle  Jiocb  nicht 

vcl,  Tilhnanttä  ia 

auch,  dftä»  er 

»ti.s  der  Version 

bat^   di't  wusste  Livius  sehr 

iU?s  gro*^>  ijieuenden  Berichte» 

.vlirditf-iT  Quelle    btaiumtcii »  mit   Ainer 

uMi.    (!oeliuä,   diir  jä,    wie  WoflTlin    (tu 

I  '    ' '  '     dem   Lii'  ■'  II 

"\  diöÄe  <•] 

I  Aunahmc  v«iii  i\>H>H T 

altJrius  vtrwc»ch!k*lt  habe 

J^:^.\. ir   ri    I   s    745),    Bchcint 


808  0.  Hirschfeld,  Hat  Livius  den  Poljbios  beoatitV 

Nissen  nachgewiesen  ist,  darf  nicht  blindlings  auf  andere  Theile  des 
Livianischen  Werkes  übertragen  werden,  am  wenigsten  aber  auf  di»- 
jenige  Partie,  in  der  Lirius  den  Biesenkampf  Bom*s  mit  EartiiagD, 
den  grossartigen  Wendepunct  in  der  Geschichte  Bom*8  zn  schildfln 
anternommen  hat  ^).  Wo  es  sich  um  Ereignisse  handelt,  die  auf 
griechischem  oder  asiatischem  Boden  spielen,  da  konnte  oder  mnsste 
vielmehr  Livius  sich  unbedenklich  und  ansschliesslich  der  sicherts 
Führung  des  Polybius  anvertrauen ;  den  Kampf  zwischen  HannilNil 
und  den  Römern  um  Italien  und  in  Italien  in  sclavischem  Anschlias 
an  eine  griechische  Quelle  zu  schildern,  davor  musste  Livius  schon  s^in 
nationaler  Stolz  bewahren.  ^)  Daher  darf  man  kleine  Zusätze  oder 
Aenderungen  von  Stelleu,  in  denen  die  üebereinsümmnng  mit  Poly- 
bius  im  grossen  Ganzen  nicht  zu  verkennen  ist,  gewiss  nicht  gegen 
eine  directe  Benutzung  desselben  geltend  machen ;  zum  grossen  TheQ 
sind  dieselben  übrigens  so  geringfügiger  Art ,  dass  man  sie  entweder 
als  absichtliche  Modificationen  oder  als  Flüchtigkeiten  des  Livius 
wird  ansehen  dürfen.  Nur  ein  einziges  Capitel  macht  davon  eine 
Ausnahme;  in  ihm  finden  sich  allerdings  einige  Angaben ,  di« 
auf  das  Bestimmteste  eine  Bekanntschaft  mit  dem  Polybianischen 
Texte  auszuschliessen  scheinen.^)  Diese  Differenzen  verdiraen  die 
ernsteste  Erwägung;  wir  müssen  daher  die  ganze  Stelle,  so  bekanil 
sie  auch  ist,  in  ihrem  Wortlaute  vorlegen. 

Nachdem  Livius  den  Alpenübergang  in  „unverkennbarer  Ueber- 
einstimmung  mit  Poly bius" ^)  geschildert  hat,  knüpft  er  daran  fol- 
gende Betrachtung  (21,  38):  quantae  copiae  transgresso  in  ItiUiam 
Hannibali  fuerint^  nequaquam  inter  auctores  consiati 
qui  plurimum ,  centum  milia  pedüum  viginti  equitum  fuisse  «cn- 
bimt ;  qui  minimum ,  viginti  milia  pedüum ,  sex  equitum.  L.  Cin- 
cius  Alimentus,  qui  captum  se  ab  HannibcUe  seribit,  waxime 
auclor  moveret,  nisi  conftmderet  numerum  Graüis  Liguribwfqut 
additis :  cum  his  octoginta  milia  pedüum ,  decem  equitum  adduda 
—  in  Italia  magis  adfltixisse  veri  simile  est,  et  ita  quidem  atidorts 
Stint  — ;  ex  ipso  autem  audisse  Hannibale ,  postquam  Ehodanum 
transieritf  triginta  sex  milia  hominum  ingentemque  numerum 
equorum  et  aliorum  iumentorum  amisisse.  Wir  sehen,  wie  eifrig 
sich  Livius  bemüht  hat ,  die  richtige  Zahl  der  dem  Hannibal  nack 
üebersteigung  der  Alpen  verbliebenen  Truppen  festzustellen ,  ofcne 
dass  es  ihm  gelungen  ist ,  zu  einem  sichern  Resultat  zu  gelangen. 
Und  doch  hätte  es  nur  eines  Blickes  in  den  Text  des  Polybius  bedurft, 
um  alle  seine  Bedenken  zu  heben,  denn  Polybius  erklärt  ausdrücklich, 


*)  Böttcher  ist  bekanntlich  auf  diese  Weise  zu  dem  ungeheaerlicheD 
Kesnltat  gelangt,  dass  Livius  seine  zehn  Bücher  einzig  und  allein  vot 
den  sieben  des  Coelius  abgeschrieben  habe.  Vgl.  die  vortrefflichen  Be- 
rn erkan  gen  von  Wölfflin  Antiochos  S.  81  ff. 

*)  Wölfflin  Anüochos  S.  54. 

»)  Vgl.  Tillmanns  a.  0.  S.  845. 

*)  Vgl.  Böttcher  S.  384:  „Der  ganze  Abschnitt  liefert  wieden» 
mit  Ausnahme  von  c.  31,  9—32  die  eclatanteeten  Beispiele  einer  nnte^ 
kennbaren  üebereinstvmmnng  mit  Polybius  c.  47—58.*^ 


O.  ffirBchfeldt  Hut  Liviua  den  Polybiuü  beoutziV 


8(H> 


die  von  ihm  tiugogebeuen  Zahleu  über  jeden  Zweifel  erhaben 
aeiau,  da  Haimibal  selbst  dieselben  in  die  Lacmisclie  Erztalel  habe 
eingrabeu  laaseti. ')  Wie  ist  es  denkbar,  dass  Livius,  wenn  ihm  die 
Berufung  auf  dieses  Docuuieut  freistand,  dieselbe  verscLmäbt  babeo 
_^lltey  Aber  gleich  als  ob  Livius  selbst  in  diesem  Capitel  noch  ein 
Bites  unzweideutiges Zeugniss  für  seine  Unbekanntschaft  mit  Pol}- 
hütle  ablegen  wollen,  fahrt  er  folgend ermasÄCU  fort:  Taunw 
ll4ae  ^raxuma  ffens  emt  in  Italinm  dtgresso,  itl  cum  intet 
yncs  consict,  eo  magh  niiror  amhigi^  quanam  Alpes  trafistc* 
tf  vu^go  credcre  Poenino  —  atquc  imle  nomtn  ei  iuffQ  Alpium 
\itum  —  irüf^sffrcssum ,  (oeUum  per  Crmwnis  iwjum  dktrt 
wsite;  qui  umho  mUus  euni  non  in  Taurmos  »ed  per  Sdla^J^o;^ 
niafios  ad  Lihuos  Gallos  deduxhsent.  Unmöglich  hätte  liiviut^ 
Bchreiben  können,  wenn  er  den  Polybius ,  der  auf  das  Nachdruck- 
ste hervorhebt,  dass  Uannibal  zuerst  t\v  den  lusubrern  und  nicht 
|den  Taurineru  gekommeu  sei«  bei  Abfab^sung  dieses  Abschnittet' 
Augen  gehabt  hatte.  Mit  vollem  Uocht  bemerkt  Böttcher:*) 
es  intcr  omnfif  bei  hiviuti  ist  nun  aber  einmal  nicht  wogmdi.sjm- 
a**;  hier  ist  die  Klippe,  die  noch  von  keinem  der  Verfechter  der 
dri'cti^n  Abhängigkeit  des  Livins  von  Polybius  glücklich  umschißt 

(^rden  ist.  denn  jeder  Versuch,  die  Tragweite  der  Livianischen 
lU'ie  abzuschwächen  und  die  offene  Divergenz  zu  vertuschen,  mu^^ 
if  ünzweideutigkeit  des  Ausdruckes  gegenöbor  scheiterD,  ^*) 
i  Und  dennoch,  ist  es  bei  der  wunderbaren  (Jeboreinstimmung. 
i  allen  den  Indicieu.  die  ftir  directe  Abliangigkeit  des  Livins  von 
_PoJjrbius  sprechen,  noch  möglich,  dieselbe  in  Abrede  zu  stellen?  Ich 
lube  mit  Nein  antworten  zu  dürfen.  Wir  stehen  hier  vor  eint^m 
sei,  für  wt?lches  das  richtige  Woii  noch  nicht  gefunden  ist.  denn 
Üben  und  drUbeu  bleiben  nngelOste,  um  nicht  zu  sagen  unlösbare 
Schwierigkeiten.  Atyer  sollte  nicht  doch  eine  Losung  derselben  mOg- 
lii^i  seinV^)  Ii:h  meine»  dieselbe  liegt  nahe  und  ist  erstaunlich  ein- 
^Ki«  60  einfach,  dass  man,  wie  es  ja  oft  beim  Hath^elrathen  vor- 
^Pnmt,  gerade  deshalb  am  wenigsten  auf  sie  verfallen  ist.  Um  es 
hin  zu  sagen  ,  beide  Parteien  haben  in  gewissem  Sinne  Hecht:  Livins 
hit  alJerdiügs  nicht  das  dritte  Buch  des  Polybius,  das  uns  erhalten 
ist,  benutzt,  aber  benokt  hat  tr  eine  Epitome  desselben.  Wüssteu 

')  Polybius  111,   56:     ix^^   ^^   ifma^^f^^tvov  jn^*«*^   r^c  ^lit  tnh 

'M$ri\  dtnmuftt'.  Vgl   B5ttdier  H,  3H5  (f 
')».  O,  8,  ^87. 

*)  IWhi  dcutli.  h  tritt  djis  bei  Pet«f  il  ü.  Ö,  ^1 ,    Wölfflin  Antio- 
ebts  8,  11  und  Lulfrbiicher  p,  15  iT  hervor, 

'^    *       *    'lahme,    dn         --     t  r,.K;„z    .  ,.«   r-^-i:--  -^i  -    .;*,..>..    ^„^ 

Am&i  QurDo  a v- 

>ei,  hat  mdnL'fc  Wi^ 
■r  Iflr  uiitjothi!,'*    «li 
j  tu  erweiM'n, 


810  0.  Hirschfeld,  Hat  Livins  den  Polybios  benutzt? 

wir  auch  nichts  von  der  Existenz  einer  solchen  zu  seiner  Zeit,  wir  mm* 
ten  doch  meines  Erachtens  diese  Lösung  als  die  einzig  mögliche  hin* 
nehmen.  So  heben  sich  die  Schwierigkeiten  in  leichtester  Weise:  « 
erklärt  sich  die  frappante ,  nicht  selten  wörtliche  Uebereinstimmmig 
'  beider  Berichte,  es  erklären  sich  aber  auch  die  Differenzen,  es  erkl&ii 
sich  vor  Allem  die  Ignorierung  wichtiger  Angaben  von  Seiten  dm 
Livius,  die  sich  in  unserem  Texte  des  Polybius  finden.  Wir  könno 
uns  ein  deutliches  Bild  dieser  Epitome  machen :  sie  enthielt  ThiU 
Sachen,  nichts  als  Thatsachen.  Keine  documentarischen  BelefB, 
weder  die  Verträge  zwischen  Rom  und  Kai-thago,  noch  die  Berufing 
auf  die  Lacinische  Ei*ztafel;  sie  unterdrückte  die  Polemik  gegn 
andere  Schriftsteller;  sie  überging  unwichtiger  scheinende  Diffem- 
zen,  wie  z.  B.  betre£fs  der  Stelle,  wo  Hannibal  zuerst  den  italisckn 
Boden  betreten.  Aber  mit  gi*osser  Gewissenhaftigkeit,  fast  wortgelraa 
gab  sie  wieder  die  Schilderung  der  bedeutenden  und  merkwürdigen 
Actionen :  den  Aufbruch  Hannibars  aus  Spanien,  den  Uebergang  aber 
die  Rhone,  den  märchenhaften  Zug  über  die  Alpen,  die  Beschreibcni 
der  Schlachten ,  in  denen  sich  Hannibal  und  die  Römer  massen :  sm 
Ticinus,  an  der  Trebia,  am  Trasimenischen  See,  bei  Cannae ;  sie  scLO- 
derte  HannibaPs  Mai-sch  durch  die  Arnus-Sümpfe  und  nach  Apuliia, 
sie  verzeichnete  die  genauen  Angaben  über  die  St&rke  der  Truppen, 
die  in  Spanien  und  in  Afrika  zurückblieben ,  wie  über  den  Bestand, 
den  Hannibal  nach  Italien  hinüberrettete:  mit  einem  Worte,  was  d« 
karthagischen  Feldherrn  und  sein  Heer  betraf,  was  zur  Ergänzung 
und  Berichtigung  der  römischen  Quellen  in  dieser  Hinsicht  zu  dienen 
geeignet  war,  das  fand  seine  Stelle  in  diesem  vornehmlich  nach  mili- 
tärischen Gesichtspuncten  angelegten  Auszuge.  Wir  alle  kennen  den 
Verfasser  desselben :  es  ist  kein  Anderer  als  Brutus ,  der  vor  dir 
Schlacht  bei  Pharsalos  in  seinem  Lagerzelte  in  Macedonien  an  dii- 
sem  Werke  arbeitete ,  ^)  das  wahrscheinlich  als  Ergänzung  zu  *r 
von  ihm  verfertigten  Epitome  des  Coelius^  zu  dienen  bestimmt  var. 

*)  Plutarch  Brutus  c.  4:  ü^qi  Tfji  ianioui;  fy^mtf^e  awranw 
imTOfiflv  IIoXvß(ov.  Ob  dieser  Auszug  das  ganze  Werk  umfasst  hat,  wird 
nicht  angegeben. 

^)  Cicero  ad  Atticum  13,  8:  epüomen  Bruti  Coelianorum  vtim 
mihi  mittas;  der  Brief  ist  im  Jahre  709  geschrieben,  doch  macr  die 
Epitome  schon  lange  vorher  erschienen  sein.  Gewiss  brauchte  sie  iioero 
für  seine  im  folgenden  Jahre  (710)  publicierte  Schrift  de  divinäi(me, 
an  der  er  damals  ohne  Zweifel  arbeitete.  Bekanntlich  ist  in  da'selben 
(I,  24,  49)  der  Traum  des  Hannibal  aus  Coelius  (hoc  item  in  «SiZfint, 
quem  Coelius  sequitur,  Graeea  historia  est)  mitgetheilt;  schöyfte  noD 
Cicero,  wie  mir  unzweifelhaft  scheint,  diesen  Bericht,  ebenso  wie  die 
übrigen  in  diesem  Buche  enthaltenen  Coelianischen  Citate  aus  deser  Epi- 
tome, so  erklärt  sich  leicht,  warum  bei  Livius,  der  sicherlicl  das  Oii- 
ginalwerk  des  Coelius  vor  sich  hatte,  nicht  allein  die  Fassung  /on  Cioeiv 
abweicht,  sondern  sich  auch,  wie  Gilbert  a.  0.  S.  187  hern)rgehoben 
hat,  die  bei  Cicero  fehlenden  Worte :  ac  post  insequi  cum  fracore  c^fü 
nimbum  finden.  Eine  directe  Benutzung  des  Silen  durch  Liviut  ist  aier 
weder  ans  dieser  Stelle,  noch  aus  den  übrigen  von  Gilbert  gfltend  ge- 
machten Gründen  zu  folgern. 


O.  Bmchfdd,  Hat  Livi«»  den  Polybius  btjiititztV 


811 


%»  Livius  sich  mit  einem  solchen  Auszuge  beguügt  hat,  ohne  je- 
Is,  selbst  nicht  bei  wichtigen  Controversen,  das  Original  zur  Hand 
[Dehmen ,  das  ist  allerdings  ein  Beweis  dafür  *  dass  er  damals  die 
leutting  des  PoJybius  noch  nicht  ilirem  ganzen  Werthe  nach  «erkannt 
|te.  Aher  unwahrscheinlich  ist  die  Beschränkung  auf  eine  solche 
{le  Zweifel  lateinisch  abgefiasKte  Epilome  keineswegs;  galt  dieselbe 
fch  sicherlich  und  zwar«  wie  wir  aus  der  Vergleichnng  des  Livius 
,  dem  glßckliclierweise  erhaltenen  dritten  Buche  des  Polybius  ent- 
nen  können'«  mit  vollem  Recht  als  ein  zuverlässiger  und  genauer 
Jbzng  des  Origiiialwerkes.  War  derselbe  noch  dazu  von  vornherein 
estimnit,  eine  Er^'fuiiLurjg  uud  Controie  des  CooUauischen  Werkes  zu 
bilden»  dan  Livius  unzweifelhaft^  wie  ja  auch  fast  einstimmig  jetzt 
anerkannt  wird,  als  Hauptquelle  für  alle  Kom  und  das  römische  Heer 
reffenden  Ereignisse  zu  Gninde  gelegt  hat,  *)  so  fand  Livius  hier 
Material  in  so  bequemer  Weise  bereitet  vor,  dass  man  es  bei  der 
I  seiner  Aufgabe  verzeihlich  finden  wird,  wenn  er  dieser  Verau* 
nicht  widerstanden  hat/^)  So  erklärt  sich,  dass  griechische 
Irückc,  die  in  dan  snaieren  Bncbern  deutlich  auf  die  Be- 
dang des  Pol)bius  hinweisen /^j  hier  nicht  vorkommen;  so  erklfirt 
vielleicht  auch  die  Scheu ,  Polybius  als  Gowälirsuianu  nament- 
zu  eitleren.  *)  Je  mehr  Livius  freilich  iu  seiner  Arbeit  vorschritt, 
90  deutlicher  musste  Beinern  im  Ganzen  klaren  und  kritischen 
Sek  die  BodeuLuBg  des  Mannes  werden  uud  gewiss  hatte  er,  als  er 
ihn  um  Schlüsse  des  liih  Buches  als  „ einen  keineswegs  verächtlichen 
Oowährsniann''  einführte,  schon  längst  die  Einsicht  gewonnen,  dass 
I  der  engste  Anschluss  au  dieses  Meisterwerk  in  den  >i>äteren  Decen- 
der  römischen  Geschichte  für  ihn  eine  gtdüeterischo  Nothwen- 
keit  sei.  Wie  er  in  der  vierten  und  fünften  Decade  das  Original- 
des  Poljrbius  zu  verwerthen  gowusst  hat,  haben  Nissen's  For- 
ngen  in  vollem  Umfange  dargelegt;  in  wie  weit  er  schon  in  der 
iiten  Hälfte  der  dritten  Decade  zu  demselben  gegriffen  habe,  dar- 
br  wage  ich  vorläufig  keine  bestimmte  Ansicht  zu  äussern:  dass 
aber  bei  Abfassung  des  21.  und  22,  Buches  das  dritte  Buch  de» 
l^bius  nur  im  Auszuge  benutzt  hat»  kann  meines  Krachiens  keinem 
btfel  unterliegen, 

')  Dass    eine   gelegentliche  Bennlinng    älterer   Annaliaten,    mit 

Fabius   und   Cincins  dadurch   nicht  ivu «geschlossen    wird»   hab«  ich 

oben  beitierkt.     Ut«b«r   die  Beuntitnug  il*^  Val^rius  Anita«  vgl,  A 

ImcT  qwierUfir   unde  helU  Punkt   Kccundt  scrijfiores  sua  hnu^erint 

tiu»f^»  1^7*^  und  J^ntHihaclwr  a.  0.  y.  41  ff, 

';  Wie  liftutig  w  <h  in  unsorer  Zeit  z.  ß.    '         '  51- 

|flH«^he    Hücher    )u  n    und    verk linsten    Ueb  n 

|V  '  ''   ^  'TT  Gelchvtni  i.*iiuti.i-    Im  Altcrtliurn  ist  »ichtjuri  aus  icH^t 

<  ifUnden  der  uVbrauch  welcher  £|dtouiae  ein  sehr  Aus^edehn- 

*}  Vgl,  XiiÄCtn  kritiKd  c  UotetsocbungeD  8.  lUb  fk'. 
*)  Ihn  er   unter  quiUam  (XXI,  Ifi)   oder  quidapt  atictores  fXXf, 
^!W)  XU  ventehen  sei,  iiii  schon  bemerkt  worden, 


818      a  Hirschfeld,  Die  B&cherzalil  der  Annalen  des  Tadtos. 

Die  Bücherzahl  der  Annalen  und  Historien  des 
Tacitus. 

Ueber  die  Gesammtzahl  der  Bücher,  welche  die  beiden  grossen 
historischen  Werke  des  Tacitus  umfassten ,  besitzen  wir  bekanntlieh 
nur  das  einzige  Zeugniss  des  Hieronymus  (comm.  ad  Zachariam  HI, 
14):  Cornelius  Tacitus  quipost  Augustum  usqtte  ad  mortem  Do- 
mitiani  vitas  Caesarum  triginta  voluminibus  eocarqvü.  üeber  die 
Yertheilnng  dieser  Zahl  auf  die  sogenannten  Annalen  und  Historien 
liegt  keine  Angabe  vor,  jedoch  können  wir  aus  der  von  dem  Schreiber 
des  Codex  Mediceus  II  angewendeten  Zählung  der  fünf  Bücher  der 
Historien  als  Cornelii  Taciti  libri  17 — 21  entnehmen,  dass  scbon 
zu  seiner  Zeit  nicht  mehr  als  16  Bficher  der  Annalen  erhalten  ge- 
wesen sein  können.  Natürlich  berechtigt  dieses  indirecte  Zeugniss  des 
eilften  Jahrhunderts  noch  nicht  zu  der  Annahme ,  dass  die  Annalen 
wirklich  nur  16  Bücher  und  demnach  die  Historien  14  Bücher  um- 
fosst  haben.  Trotzdem  scheint  dies  heutzutage  als  sichere  Thatsaeke 
zu  gelten,  denn  während  in  der  Literaturgeschichte  von  Baehr  (II ^ 
S.  225)  wenigstens  noch  einige  abweichende  Annahmen  erwähnt 
sind  und  obige  Vertheilung  nur  als  die  wahrscheinlichste  bezeichnet 
wird,  finden  wir  in  der  neuesten  und  besten  Darstellung  der  Bömi- 
sehen  Literaturgeschichte  von  Teufifel  (§.  337  n.  2)  die  apodictische 
Erklärung:  „davon  fallen  16  Bücher  auf  die  Annalen  und  somit  14 
auf  die  Historiae."  Es  dürfte  demnach  nicht  überflüssig  erscheinen, 
die  Berechtigung  dieser  Annahme  einer  kurzen  Prüfung  zu  unter- 
ziehen. 

Niebuhr  hat  bekanntlich  diese  Ansicht  nicht  getheilt.  „Weit 
eher  wäre  zu  vermuthen,**  sagt  er,  *)  „dass  die  Annalen  vollständige 
20  Bücher  enthielten ;   mehr  als  4  sind  nicht  zu  viel  für  die  Zeit, 

welche  bis  an  den  Anfang  der  Historien  fehlt Lipsius  und  Bayle 

haben  schon  bemerklich  gemacht,  dass  die  Historien  weit  mehr  Bücher 
enthalten  mussten ,  als  ihnen  der  Autheil  der  Annalen  an  jener  Zeit 
lassen  würde;  der  letzte  war  einer  Divination,  die  ich  für  sicher 
halte,  sehr  nahe.  Es  ist  zu  vermuthen,  dass  sie  30  Bücher  befassten 
und  Hieronymus  in  einer  sehr  gewöhnlichen  Zerstreuung  diese  Zahl 
richtig  angab,  aber  irrig  anwandte,  nämlich  auf  beide  Werke." 

Gewiss  wird  man  sich  nicht  leicht  entschliessen,  das  einzige  fiber- 
lieferte Zeugniss  ohne  zwingende  Gründe  zu  beseitigen.  An  solchen 
Gründen  fehlt  es  aber  durchaus ;  denn  nichts  ist  verkehrter ,  als  die 
Behandlung  des  Jahres  69  und  70  als  Massstab  für  die  spätere  Zeit 
zu  verwenden.  Jener  longus  et  unus  annus,  in  dem  nach  dem  Stune 
der  ersten  Dynastie  vier  Kaiser  nacheinander  den  römischen  Thron 
einnahmen,  erforderte  nothwendig  einen  anderen  Umfang  der  Darstel- 
lung, als  die  verhältnissmässig  thatenarme  Begierung  des  FlavischeD 
Kaiserhauses  und  so  selbstverständlich  es  ist,  dass  Tacitus  bei  jener  be- 


>)  Kleine  histor.  und  philol.  Schriften  II  S.  240. 


0.  Hifchftlä,  Die  Bücberzahl  der  Atinalen  des  TacitQg.     BIS 

4eiitiiBgwrollen  Katastrophe  länger  verweilte,  so  unwabrscheiulich  ist 
B^  dass  ihn  die  kaum  ein  psychologisches  Interesse  bietenden  Gränel- 
baten  Domitians  zu  einer  detaillierten  Schilderung  aufgefordert  haben 
Dllten.  Aber  auch  wenn  die  Historie«  nur  14  Bücher  umfassten,  so 
lieb  noch  mehr  als  Raum  genugzn  einer  ausführlichen  Darstellungjener 
>it :  kam  doch  dann  auf  jedes  der  neun  verlorenen  Bücher  durch- 
thnittlich  ein  Zeitraum  von  noch  nicht  drei  vollen  Jahren,  während 
die  ersten  15  Bücher  der  Annalen  von  Angustus  Tode  bis  zum  Jahre 
65  reichen ,  demnach  51  Jahre  einer  ungleich  creignissreicheren  und 
dramatisch  bewegteren  Epoche  7nr  Darstellung  biingen.  Ein  Vergleich 
mit  Sueton  mid  Dio  spricht  ebenfalls  ent<»chieden  gegen  die  Annahme 
eines  grosseren  Umfanges  der  Historien.  Sueton  widmet  der  gesamm- 
l«n  Flavischen  Dynastie  ein  einziges  Buch,  das  nur  6  Capitel  mehr 
enthält,  als  dasjenige,  welches  die  Regienmgen  des  Galbat  Otho, 
Vitellius  behand(ilt.  Ebenso  ffllH  bei  XipbilLniis  die  Flavische  Zeit  nur 
zwei  Bftcher  in  44  Capiteln,  während  zwei  Bücher  in  37Capiteln  die 
drei  vorangehenden  Interregna  schildern.  Können  wir  auch  bei  Ta- 
citus  eine  eingehende  Darstellung  seiner  eigenen  Zeit  voraussetzen, 
so  sind  wir  doc)i  ans  dem  Um  stau  de,  dass  die  ersten  drei  Bücher  der 
Istorien  ansscbliesslich  dem  Jahre  69  gewidmet  sind ,  keineswegs 
berechtigt,  einen  Irrthum  des  Hieronymus  in  Niebuhr's  Sinne  anxn* 
nehmen. 

Wäre  es  nun  sicher,  dass  die  Annalen  wirklich  nur  16  Bücher 
llthalten  hätten,  so  müsste  man  unbedenklich  dem  Zeugniss  des 
ieronymus  entsprechend  14  Bücher  den  Historien  zutheilen.  Diese 
egränzung  der  Annalen  ist  aber  keineswegs  erwiesen,  ja  sogar 
eines  Erachtens  durchaus  unzulässig.  Nipperdey  H  hat  sich  aller- 
Qgs  sehr  entschieden  dafür  ausgesprochen :  nda  nach  dem  16.  Buche 
nh  exce^m  äivi  Ängusti  die  Bücher  der  Historien  in  der  Handschrift 
mit  den  folgenden  Zahlen  bezeichnet  werden  und  der  Rest  jenes  1*?. 
Buches  keineswegs  die  Ausdehnung  hat,  dass  Gnind  wäre  daran 
zu  zweifeln,  alles  von  dem  AVerk  verloren  Gegangene  habe  in  diesem 
Buch  gestanden,  so  ergibt  sich,  dass  die  Zahl  Am-  Bücher  ah  rxresSH 
dtvi  Äuffmti  16,  der  Historien  14  gewesen  ist.**  Aber  mit  vollem 
UiKht  hat  schon  Ritter")  os  für  nnmojrlich  erklärt,  dass  die  Fülle  be- 
deutungsvoller Ereignisse,  die  von  dem  Tode  des  Thrasea  Paetus  im 
|ahre  BS^  bei  dem  dio  Erzählung  des  Tacitns  im  35.  Capitel  abbricht, 
jum  Beginne  des  Jalires  6i>  in  50-60  Capitelu^)  von  Tacitus 
ktten  zusammengedrängt  werden  kennen.  Fällt  doch  in  diesen  Zeit* 
am,  um  von  Geringerem  lu  schweigen,'*)  die  Huldigung  desTiridates 
Rom,  der  Beginn  des  Jüdischen  Krieges,  der  Aufenthalt  Nero's  in 
fi<N:heu)and,  der  Aufstand  des  Vindex  und  dann  die  gewaltige  Kata- 
ophe,  in  der  Kero  und  mit  ihm  die  Julisch-Claudische  Dyniuitie  ihr 


"i  Einleitung  zu  Heiner  Auj^galn.'    !  a  (5.  AuH.)  S,  XIV. 

')  In  «<tincr  AuRgAbo  des  Tifccitus  .i*  1848)  1   p.  XXll  fl. 

')  Da«  längste  Bach  der  Aniiaien  cuthiilt  v^  Capitel. 
•)  Eine  genaue  Auftählunjf  gicbt  Bitter  ».  0. 


814      0.  Hirschfeld f  Die  Bücherzahl  der  Annalen  des  Tadtas. 

Ende  fanden.  Bei  aller  Gedrungenheit  und  Präcision  der  Form,  die 
man  mit  Eecht  dem  Tacitus  nachrühmt ,  wäre  die  Zusammenfassung 
dieser  Ereignisse  in  wenigen  Capiteln  eine  Unmöglichkeit  gewesen. 
Was  hätte  auch  Tacitus  Teranlassen  sollen ,  sein  grosses ,  an  drama- 
tischen und  farbenreichen  Schilderungen  so  reiches  Werk  mit  einer 
flüchtigen  Skizze  nach  Art  eines  Epimators  zu  beschliessen?  Auch 
hier  i^  ein  Vergleich  mit  Dio  Cassius  lehrreich :  füllt  doch  in  dem 
Auszüge  des  Xiphilinus  die  Schildeining  der  Ereignisse  vom  Jahre  66 
bis  zu  Nero's  Tod  das  ganze  63.  Buch,  während  die  gesammte  übrige 
Regierung  des  Nero  in  den  zwei  Torangehenden  Büchern  dargestellt 
ist.  Wir  sind  berechtigt,  ein  ähnliches  Verhältniss  für  Tacitus  anzn* 
nehmen:  die  Bücher  13-16  umfassen  die  Zeit  von  54-66,  in  den 
verlorenen  Büchern  17-18  wii-d  die  Fortführung  des  Werkes  bis 
zum  Anschlüsse  an  die  Historien  vollendet  gewesen  sein. 

Aber  ist  es  sicher,  dass  Tacitus  sein  Werk  vollendet ,  dass  ihn 
nicht  der  Tod  mitten  in  der  Arbeit  ereilt  habe?  In  Hinblick  auf  die 
Zählung  der  Bücher  der  Historien  als  Buch  17-21  könnte  man  zn 
dieser  Annahme  sich  geneigt  fühlen.  ^)  Freilich  scheint  die  Angabe 
des  Hieronymus  darauf  zu  deuten,  dass  ihm  das  Werk  als  ununter- 
brochene Geschichte  der  Kaiserzeit  von  Tiberius  bis  auf  Domitian 
vorgelegen  habe,  aber  eine  sichere  Gewähr  bietet  diese  kune, 
beiläufige  Notiz  dafür  nicht.  Dagegen  ist  mit  Becht  von  Ritter  be- 
merkt worden ,  dass  die  Eintheilung  des  Stoffes  in  den  Annalen  mit 
Bestimmtheit  auf  einen  von  vornherein  festgesetzten  Umfang  von  18 
Büchern  hinweist.  Zerfällt  doch  augenfällig  das  Werk  in  drei  gleiahe 
Partien  zu  je  6  Bücher,  von  denen  die  erste  die  Geschichte  des  Ti- 
berius, die  zweite  die  Regierung  des  Caligula  und  Claudius  umfasst, 
die  dritte  sicherlich  in  gleichem  Umfang  für  die  Neronische  Zeit  be- 
bestimmt war.  Auch  wer  nicht  geneigt  ist,  einem  übertriebenen 
Zahlenschematismus  bei  den  alten  Schriftstellern  das  Wort  zu  reden, 
wird  doch  eine  so  unzweideutig  hervortretende  Symmetrie  in  der  An- 
lage des  Werkes  nicht  für  ein  Spiel  des  Zufalls  erklären  wollen.  Und 
eine  ähnliche  Symmetrie  tritt  in  der  Composition  der  Historien  zn 
Tage,  Von  den  zwölf  Büchern ,  die  wir  denselben  unbedenklich  mit 
Ritter  zuweisen,  behandelten  neun  die  Geschichte  des  Flavischen 
Hauses ,  während  die  ersten  drei  der  kurzen  Herrschaft  des  Galba. 
Otho,  Vitellius  gewidmet  waren.  Gewiss  ist  diese  Eintheilung  auch 
für  die  Art  der  Publication  entscheidend  gewesen  und  die  drei  erster 
Bücher  sind  zusammen  als  erster  Theil  des  Werkes  erschienen,*) 
denen  sich  als  zweiter  vielleicht  die  Darstellung  der  Regierung  des 
Vespasian  undTitus,  als  dritter  die  Geschichte  Domitians  anschloss.^ 


*)  Aufgestellt  ist  dieselbe  von  Thiersch  m  den  Münchener  Gelehrten 
Anzeigen  1848  S.  37. 

^)  Nissen  im  Rheinischen  Museum  N.  F.  26  S.  535  nimmt,  meine:^ 
Erachtens  ohne  Grund,  eine  getheilte  Publication  an. 

'}  Auf  eine  gesonderte  Publication  derselben  könnte  man  die  Hin- 
weisuug  des  Tacitus  (Ann.  11,  11)  auf  die  libri  quihxis  res  imperaiarU 
Domitiani  composui  beziehen. 


O,  Hirsch ftM,  Zur  GermaTi!»  de«  Tacitua. 


915 


lueti  die  A  «i  dem  entsprecheud  in  drei  gleich  um faug- 

reidien  AI  1 1  ritusgekoroiiien  sein  und  vielleicht  eist  unter 

der  K^gienmg  Hii^irian  s  *)  ihren  Absehinäs  gefunden  bal»6u. 


Zar  Germania  des  Taeitug;. 

Sa  verschiedene  Ansichten  ober  den  Zweck ,  den  Tacitus  bei 
^bfassnn^  der  Germania  verfolgte,  aufgestellt  worden  sind,  eine 
Kinigong'  in  dieser  Frage  ist  nicht  erzielt  worden.  Die  ü*iuerding^ 
vorgebrachte  Hypothese  von  Eiese,*)  es  sei  die  Germania  als  ein 
erweiterter  und  von  Tacitus  voraus  bearbeiteter  Excurs  zu  den 
Historien  anzusehen ,  w&rde,  selbst  wenn  sie  begründet  wäre,  noch 
immer  nicht  erklären»  warum  Tacitus  gerade  damals,  vor  der  Ver- 
Sfentlichung  seiues  Hauptwerkes,  sich  an  die  Ausführung  dieser 
Schrift  gemacht  habe.  Das  Richtige  bat  Dieniuer''')  erkannt,  indem 
er  die  Germania  als  eine  politische  Brochüre  bezeichnet,  die  im  Jahre 
98  ans  Anlaiss  des  Verweilens  de^  neuen  Kaiser**  in  Germanien  ver- 
fasst  worden  sei,  um  die  E5mer  über  die  wahre  Natur  des  Laude»  und 
die  Gefahr,  welche  dem  römischen  Reiche  von  den  nordischen  Bar- 
baren diolie,  aufzuklären  und  da<iurch  das  lange  Ausbleiben  des 
Kaisers  literarisch  m  rechtfertigen.  Als  Tacitus  den  Agricola  ver- 
fi'^'              '  ,  scheint  ihm  der  Gedanke  nn  diese  Gfi  i  ^schril> 

II  ii  gekouunen  ?M  »ein;  trägt  doch  auch  üiiu  un- 

zweideutig die  Spuren  ihrer  raschen  Entstehung  an  sich  und  schwer- 
lich thut  man  Tacitus  Uurecht,  wenn  man  die  Fülle  wichtiger  Nach- 
richten, die  er  in  dieser  Schrift  uns  bietet,  nur  zum  allergeringgten 
Tbwl  auf  Rechnung  eigener  Forschung  schreibt.*) 

Die  Annahme  Riese's,  die  Germania  .^^ei  ursprCluglich  zu  einem 
Exciirs  der  Historien  beistimmt  ge we.se n ,  stutzt  sich  vijrzOglich  dar- 
auf, dass  die  Sueben  nicht  allein  mit  besonderer  Ausführlichkeit  be* 
handelt  worden  seien  (c.  38—45),  sondern  auch  durch  den  Ueber- 
gang:  nutic  dr  Suebts  difcndum  est  und  den  Schluss:  hie  Surbiae 
fintif  ostensiliei  angedeutet  werde,  dass  die  Schilderung  dieses  Volks- 
stararoes  für  Tacitus  eigentlich  die  Hauptsache  sei.  Daniiis  zieht 
Riese  den  Schluss,  diiss  dieser  Excurs  bei  der  Schilderuug  lies  Krieges 
gegen  die  Sueben  und  Sarmaten  unter  Domitiau  seine  Stelle  finden 


*)  Autt  der  bekannten  Angabe  im  zweiten  Bnche  über  dit?  Grenien 
det  r5mi«chen  H>^^'^>'^^^  ^'^t  unter  diesen  Umständeu  kein  Scblusa  auf  die 
Vollendang  def  ti  Werke^i  iii  xiehcn. 

»)  Die  ui  ,.  ^  .he  Bestimmung  de*r  G<9rmania  des  Tacitus  in 
Mm  II,  S.  193  ff. 

*)  Beiträge   zu   ein«!  kritischen  Geschichte  TraJAnti  in  Büdin^er*» 

r  Tigeo  zur  rftmischcii  Kaisergeschiehte  I  S.  34  Anm.  3,    üw* 

d  .A\ou  iu    düÄ  Jttitr  9H    m  petien    iM,    geht    meiurs    Erüchteus 

Ut>  dcu  Wörtern  (c,  37)  r  r  //tfrum  impfratorifi  Traia$H  etm- 

\latum  comjmteniuff  mit  ^^>r, 

♦)  VgU  BuumKiark:  auMnuninv  Erläuterung  di^  aUgemdnen  Tb eiU 
dir  Qi^miaTiia  [*.  XIII. 


816  0.  Hirschfeld,  Zar  Germania  des  Taoiios. 

sollte.  Dagegen  ist  jedoch  einzuwenden,  dass  Tacitos  im  Jahre  89 
wahrscheinlich  noch  gar  nicht  mit  Ausarbeitung  der  Historien  be* 
gönnen  hatte,  keinesfalls  sich  schon  mit  der  Zeit  des  Domilaan  ein* 
gehend  beschäftigte.  Giebt  ihm  doch  Plinius  ^)  noch  im  Jahre  lOf 
Beiträge  für  das  Jahr  79,  so  dass  die  Darstellung  der  Regierung  Do- 
mitians  erst  etwa  neun  Jahre  nach  Abfassung  der  Germania  in  An- 
griff genommen  worden  sein  kann.  Wollte  man  aber  auch  annehmen, 
dass  Tacitus  schon  lange  Zeit  vorher  das  Material  dazu  gesammelt 
und  disponiert  hätte,  so  ist  doch  an  eine  so  weit  zurflckreichende 
Ausarbeitung  eines  Excurses  sicherlich  nicht  zu  denken. 

Zuzugeben  ist  nun  allerdings,  dass  die  eigentliümliche  Hervor- 
hebung der  Sueben  nicht  absichtlos  sein  kann.  Aber  man  brancht,  um 
die  Erklärung  dafthr  zu  finden ,  nicht  bis  auf  die  Zeit  Domitians  so- 
rückzugreifen.  Wir  wissen  durch  ein  inschriftliches  Zeugniss,  *)  diss 
wiederum  unter  Nerva  die  Sueben  mit  den  Bömern  im  Kri^^  lagm, 
in  Folge  dessen  Nerva  un^  Traianus  gegen  Ende  des  Jahres  97  den 
Titel  Germanicus  annahmen.  Es  ist  femer  von  Mommsen^  nachge- 
wiesen worden,  dass  der  Schauplatz  desselben  nicht  am  Bhein ,  son» 
dem  an  der  Donau  zu  suchen  sei  und  dass  daher  der  Aufenthalt 
Trajans  an  der  Donau  im  Winter  9|  sicherlich  zu  dem  Zwecke  er- 
folgte, „um  sich  auf  dem  Kriegsschauplatz  selbst  der  Ergebnisse  des 
letzten  Feldzuges  zu  vergewissern.^  Durch  die  directe  Beziehung  aof 
Trajan  gewinnen  die  Worte :  nunc  de  Suebis  dicendum  est  erst  ihn 
wahre  Bedeutung;  es  tritt  hier  klar  zu  Tage,  dass  die  Germania  den 
immittelbaren  Interessen  der  Gegenwart  ihre  Entstehung  verdankte. 
Unter  Tacitus  Hand  gestaltete  sich  dann  freilich  die  aus  äusserem 
Anlass  begonnene  Brochüre  zu  einem  trotz  seines  geringen  ümfanges 
für  uns  unschätzbaren  Werke,  in  dem  die  Beziehungen  auf  die 
Gegenwart  nur  leise,  aber  in  einer  for  alle  römischen  Leser  wohl  ver- 
ständlichen Weise  angedeutet  worden  sind. 

Wien.  Otto  Hirschfeld. 


')  Epp.  VI,  16  und  20,  vgl.  Mommsen  in  Hermes  III  S.  49. 

«)  Benzen  5439  =  C.  I.  L.  V,  7425:  Q.  AUio  T,  /.  Maee(ia) 
Prisco  . . .  trib,  mü.  leg.  I  (»diutric.  danis  don<Uo  ab  Imp,  Nerva  Caeiare 
Ätuf.  Germ,  hello  Sueoic{o)  corania)  aurea  hasta  pura  veoDÜUo). 

')  Hermes  III  8.  117. 


Zweite  Abtheihuig. 


Literarische  Anzeigen. 

U  Irrfahrt  des   Odysaeus  aJs  ciDe  ümsühiffung  Afrikus  erklärt  von 
Awton  Krichenbauer.  Berlin.  S.  Calvar^  &  i'o.  1877.   S.  13*;.  8V 

Es  ist  ein  eigenthüniliches  Schicksal ,  dass  gerade  diejecigeo 
Gedichti\  die  am  meisten  gelesen  worden  sind  and  noch  immer  gelesen 
werden  und  die  in  ihrer  Eintachheit  als  groseartige  Gepräge  echter 
V' '■  i'icher  Kanst  mit  unaüsj^prechlichem  Zauber  anf  jeden  nn- 

U  II  Loser  wirken,  in  neuester  Zeit  als  Zielecheibo  der  luftig- 

EitifäUe^  der  windig.sten  Phantasiegebilde  ausgenützt  worden. 
risB  geben  die  homerischen  Gedichte  zu  den  mannigfachsten  Unt«r- 
ittchuogen  Anlass;  die  Aesthetiker  des  Alterthnms  und  der  Neuteit 
haben  daraus  ihre  Gesetze  geschöpft;  und  in  neuester  Zeit  ist  es 
besondei-»  das  üterarisrho  Interesse,  das  durch  jene  altehrwQrdigen 
Denkmäler  wachgerufen  worden  ist.  Wie  au;^  eiuem  unerschöpflichen 
Ron»  tiiessen  daiaas  die  werthvoUsten  Daten  einerseits  Aber  Ge- 
achichtef  Cultur,  Religion  und  Kunst  der  alten  Hellenen,  andererseits 
über  deren  Sprache  und  die  succei?sive  Entwicklung  ihrer  Formen. 
Jedoch  est  modus  in  rebns.  Wie  kläglich  diejenigen  scheitern,  welche 
In  den  homerischen  Gedichten  nach  «ntreffenden  geographischen 
Angaben  haschen ,  das  dürften  die  Schriften  Herchers  und  Harteis  ^\ 
inr  Genüge  erwiesen  haben.  Wer  nun  gar  bei  Beurtheihing  der  home- 
rischen Gedichte  nicht  bloa  den  geographischen,  sondern  auch  den 
mathematischen  und  astronomischen  Massstab  anlegt,  der  verliert 
Hich  vollends  ins  R^ich  der  Illusionen.  Ein  solcher  Versuch  liegt 
nun  in  Krichenbauer's  Bucho  vor. 

Indem  der  Verf.  in  der  Od3rsse0  einen  älteren  Kern  von  jOn- 
g^ev  Pooöie  allerdings  in  sehr  subjektiver  Weise  zu  scheiden  ver- 
sucht, gelingt  es  ihm,  mit  Zuhilfenahme  geographischer  und  astro- 
nomischer Nachrichten,  die  für  ihn   „ebenso  beweisgütig  s^md  wie 


*}  ffercher.   Monier  und  das  itbfrka  d^r  Wirklichkeit,    Hermes 
L  280.  —  Herchcr,    über  die  hun  '  '  „   Troia, 

A  rim    der   kgl  Akademie   der  Wl*v,  u  1875, 

S»  t"r  — hv4.  —  Hartel.  1>oia  und  IthakSt  i^uj*^'^  lur  viicncr  Äb«id- 
posi  IB77,  Nr.  ♦15-68. 


X«itMkfifl  f,  d,  6ctvr.  Qsm».  tSTT.    3U.  fl«fL 


52 


818    A,  Krichenbauer,  Odysseus'  Irrfahrt,  ang.  t.  J.  Zechmewter. 

Papyrusrollen^,  in  der  alten  Odyssee  eine  Umschififung  Afrikas  in 
der  Ausdehnung,  dass  sie  auch  das  südliche  Polarland  umfasste,  also 
eine  Südpolexpedition  wiederzufinden.  Wir  sind  berechtigt,  für  diese 
einzig  in  ihrer  Art  hingestellte  These  auch  nach  ausgiebigen  Be- 
weisen zu  suchen.  Aber  schon  die  Grundpfeiler ,  auf  denen  Erichen- 
bauer  seinen  merkwürdigen  Bau  auffuhrt,  fallen  für  jenen,  der  nar 
etwas  empfänglichen  Sinn  den  alten  epischen  Dichtungen  entgegen- 
bringen will ,  in  ein  Nichts  zusammen.  Nach  des  Verf.'s  Ansicht  ist 
in  der  Odyssee  „leider  gar  Vieles  unverständlich,  und  man  ist  ge- 
nöthigt,  sich  irgend  eine  ideale  Landkarte  zu  entwerfen,  um  die 
Phantasiegebilde  sich  nur  irgendwie  zu  localisieren^;  „ein  solches 
Herumirren  ohne  Ziel,  ohne  Plan  in  breiter  Form  darzulegen,  kann 
unmöglich  die  Intention  eines  Dichters  gewesen  sein.**  „Die  Orts- 
beschreibungen müssen,  wenn  der  Odyssee  nur  irgendwie  Bealität  zu 
Grunde  liegen  soll ,  heute  noch  nachweisbar ,  die  Länder  nnd  Insehi 
bestimmbar  sein."  Wer  mit  der  Entstehung  von  Yolksepen  nur 
einigermassen  vertraut  ist,  weiss,  wie  gering  oft  der  historische  Kern 
ist,  an  den  die  Sage  sich  anklammert,  um  innerhalb  des  einmal  ge- 
nommenen Bahmens  nach  Gutdünken  den  Faden  weiter  za  spinnen. 
Ist  es  daher  schon  gewagt,  den  im  Epos  gefeierten  Heldenthaten  eine 
wenn  auch  nur  schwache  Bealität  beizumessen;  so  ven*äth  es  vollends 
Mangel  an  jedem  poetischen  Verständnis,  die  Odyssee,  wie  es  Krichen- 
bauer  thut,  zu  einem  geographisch-astronomischen  Handbnche  her- 
abzuwürdigen. Correctheit  der  Zeit  oder  des  Oi*tes  liegt  dem  epischen 
Dichter  fern ;  den  Menschen  aber  in  seinen  verschiedenen  Stimmungen 
und  die  durch  dieselben  veranlassten  Handlungen  hat  er  psychologisch 
getreu  und  poetisch  wahr  uns  vorzuführen.  Ideale,  nicht  reale  Wahr- 
heit stellt  die  Aesthetik  als  Haupterfordernis  an  ein  Epos. 

Sehen  wir  nun  zu ,  wie  der  Verf. ,  von  seinen  schiefen  Grund- 
vorstellungen  über  die  Natur  des  alten  Volksepos  ausgehend,  aus  der 
Odyssee  seine  Südpolexpedition   herauszukünsteln  versucht.    Sechs 
Stellen  allein  genügen ,  um  als  Kern  der  Odyssee  die  Umschiffdng 
Afrikas  durch  Odysseus  herausschälen  zu  können:  o403 — 404,  x80 
—86,  >cl90— 193,  A15— 19,^1-4,  €275-277.    In  der  ersten 
dem  Eumaiosmärchen  entnommenen  Stelle  wird  der  Ausdruck  o&i 
TQonal  i^eXioio   auf  einen  der  beiden  Wendekreise  gedeutet;  von 
diesen  könne,  da  2vQirj  uns  nach  Asien  führe,  nur  der  nördliche 
Wendekreis  gemeint  sein;  23^^  n.  6r.  gebe  es  aber  in  Asien  keine 
Insel  als  im  rothen  Meere :  somit  seien  Ortygie  und  Syrie  Inseln  des 
rothen  Meeres.  Wenn  ich  nun  dieser  Calculation  gegenüber  o^i  t^ 
nal  '^eltoiOYon  den  täglichen  Wendungen  des  Helios  im  Westen, 
wo  die  Sonne  umkehrt,  um  am  nächsten  Morgen  wieder  mit  der  Fahrt 
von  Osten  nach  Westen  zu  beginnen,  verstehe  (vgl.  Al8,  wo  das- 
selbe Stammverb  nQOTQanrjTai  in  derselben  Bedeutung  wiederkehrt), 
so  kann  ich  mindestens  den  gleichen  Anspruch  auf  Glaubwürdigkeit 
wie  Krichenbauer  erheben;  denn  auf  eine  Widerlegung  entgegen- 
stehender Erklärungen  hat  sich  auch  der  Verf.  nicht  eingelassen. 


A,  Kricftefilmut^^  OAjntnt!'  Irrfahrt,  ang.  ?*  /•  Ztchmtnier.    81& 


)n  aer  i'öm.un|j,  ^^^un^e    una  „menscnen  ,  jm  vprse  gar  nicm 
,    Awch    Keisüt   ni'    nicht  Winter  nn<i  i//*a^   nicht  Sommer* 


Die  Äweite  Stöllö,  wo  der  Dichter  Kutide  von  dea  kur^n,  hellaii 
NÄciiton  des  Nonlent*  zeigt  (itSO— 86),  wird  vom  Verf,  direct  auf 
i^n  Aequator  gedeutet.  Nitttirlich  ist  ihm  dies  nur  durch  eine  der 
^eschraobteüten  Erklärungen  mOg)ich,  die  überhaupt  geliofert  worden 
sind.  D<»r  Vers  iyyii;  yct^  yr^ioi^  t£  acu  tjftatoi^  uai  /JlnO^oi  soll 
htmtu:  «die  Woge  der  Sonne  (?)  siinl  im  Winter  (»TKro^^)  und 
Sommer  (^ftacag),  also  im  gauzeu  Jahre  nahe,  nämlich  ayd^^itot^^ 
<y),  das  heisat,  die  Sonne  steht  im  ganzen  Jahre  senkrecht  fiher  den 
Menschen,  d.i.  die  Lfiatrygonen  wohnten  im  Tropenlande.  Das  Eigen- 
thürolichste  der  gan7A>n  Erklärung  ist,  daas  gerade  die  beiden  Hjiupt- 
faetoren  der  Deutung»  ^ Sonne**  und  „Menschen**^,  im  Verse  gar  nicht 
Hieben, 
V.  84 

gewöhnlich  von  den  kurzen  Nächten  versteht,  wird  von  Kricheubauer. 
weil  er  sich  schon  einmal  im  Tropcnlande  beöndct,  auf  die  Gleich- 
lieit  dm  Tages  und  der  Nacht  bezogen ,  um  direct  auf  den  Aequator 
zu  kommen.  V.  85  passt  nicht  in  den  Hahmen  der  Erklfiruug ,  wird 
II   Vnrf,  iH  '  li  i\h  äüpftter  eingevSc-fioben   bezeichnet. 

LigOÄ  tm^iu  ^  Verfahre»,  wo  der  Willkür  Tbür  uud 

Thor  otlen  ist,  richtet  »ich  selbst. 

Die  dritte  Stelle  x  19^—193  (Odysseus  bei  Kirke)  bringt  UÄCh 

richenbauer*s  Ansicht  Odysseus  bereite  südlich  vom  Aequator.  Was 

einfacher,  als  die  Verse  ov  ydg  t    täfißy  oVri^  Jö'p')*»*  ovä*  oWi; 

Lcalseino  Umschreibung  von  ^ich  kann  mich  nicht  uiehrorientiereo'* 

n»  WOZU  ovö^  0,11  t^ltOi:  <fci€oif4iiQoro<i  ila    lno  ymav 

arvinm  eine  Epexegege  ist?  Nicht  so  nach  Krichenbauer. 

Ftewol  die  Mehrzahl  der  Belege  für  eine  zweitheilige  Orientierung, 

^ch  Osten  und  Wosten,  bei  Homer  spricht  (vgl.  t  26,  r  240,  .1/239: 

hg  od.  nOTi  tinpav  — -  nf^h^  il^ui  t    r^ihov  r*).  welches  Gesetz 

rigenn  auch  schon  die  Alexandriner  erkannten  (vgl.  &chol.  M239: 

dvo  dtaarac€4g  oiduf^'OjHf^o:;  AOfffumgp  avaiokr^v  xcti  d\H3iv" 

ji  ÖE^ia  ftir  la  :tQng  aratoXa^^  a^taie^  <Jf   ra  7«^is'  Stuf  tag 

iyii),  so  statuiert  Krichenbauer  idv  Homer  eine  dreitheilige  Orieo- 

Brung:    if^ia;  iJciJ,  ^t^^:  iihov  =:  Süden  (was  nach  den  oben  an- 

•führten  Belegen  sicher  nur  Epexegese  /.u  ijc5  ist) ,  rtf^hg  Cßif^iv, 

lysseut*  habe,  calcnliert  Krichenbauer  weiter,  der  Sonne  nachfah- 

auf  seiner  bisherigen  Fahrt  dieselbe  stets  im  Süden  gehabt  und 

ch  dum  SOdpuncte  die  beiden  anderen  Orientierungspuncte »  f;<</< 

Dk/'/k;.  l»estimnit;  wenn  nun  OdjfiKeus  auf  einmal  nicht  mehr 

sse.  wo  TiilfiZ  uud  Zoffog  sei,  ao  drücke  dies  aus,  dass  di*»  S*>nne  «u 

littag  nun    im  Norden    stehe,  wodurch  er  seine  Ori'  in 

er  That  verloren  habe,  d.  h.  Odysseus  sei  bereits  %\y\  hen 

Wendekreise  auf  eine  Maskarenoninsoi  gekommen.   So  verkehrten 

eutungen  kann  die  einfachste  Stelle  nnterworfen  werden,  wenn  sie 

vonihennu  missverstanden  »ein  will. 

Noch  »chlimmer  8t«*ht  es  mit  der  vierten  Stelle  X  ib—\\K    Dit 

ferse»  in  denen  n'|  und  ly/^or^  wieder  für  Winter  und  Sommer  gi»- 


BtO    A,  Krichenbauer,  Odysseus'  Irrfahrt,  ang.  v.  /.  ZedmuisUr, 

nommen^¥erden ,  sind  fQr  Krichenbaaer  ein  Beweis ,  dass  Odjrsseus 
bereits  im  südlichen  Polarlande  gelandet  sei.  Durch  die  aasdräckliche 
Angabe  aber ,  dass  der  Hades  nicht  im  Süden ,  sondern  im  Westtt 
{ngog  1^6q)ov  X  57)  liege ,  lässt  sich  der  Verf.  in  seiner  Annahme,  in 
die  er  einmal  verrannt  ist,  so  wenig  beirren,  dass  er  diese  Stelle  ans 
dem  Ton  ihm  statuierten  alten  Kern  der  Odyssee  einfach  ausscheidet 
Solche  Willkür  heisst  jeder  besonnenen  Kritik  Hohn  sprechen. 

Gar  jämmerlich  ist  vom  Verf.  die  fünfte  Stelle  ftt  1 — 4,  welche 
den  Odysseus  in  klaren  Worten  aus  dem  Kimmerierlande  wieder  naeh 
der  Insel  Aiaie  zur  Kirke  zurückkehren  lässt,  für  seine  Zwecke  za- 
recht gelegt  worden.  Jedermann  möchte  nun  meinen,  der  Verf.  hisse 
den  Odysseus  auf  die  fiHher  genannte  Maskareneninsel  zurückkehren. 
Doch  weit  gefehlt !  Odysseus  befindet  sich  nicht  mehr  im  indischen 
Ocean ,  sondern  segelt  bereits  auf  der  Westseite  Africa*8  im  aüaota- 
schen  Ocean,  und  die  Insel,  auf  die  er  jetzt  zu  Kirke  und  dem  inzwi- 
sehen  verstorbenen  Elpenor  kommen  soll,  heisst  Ascension.  Warum? 
nota^og  ^iixeavoio  heisst  ja  nicht  nach  Aristarch  (vgl.  Schol.  Y  7, 
(D  195)  der  die  Erde  umfliessende  Weltstrom,  sondern  die  StrOmong 
des  Oceans  (Weltmeeres).  Letztere  gehe  aber  nur  an  der  Westseite 
Africa's  nordwärts,  und  die  wahren  Wohnungen  und  Tanzplätxe  der 
Eos  seien  nur  am  Aequator  (?),  folglich  könne  nur  Ascension  gemeint 
sein.  Die  einzige  Schwierigkeit,  die  dieser  Erklärung  im  Wege  steht, 
ist  eben ,  dass  die  Insel  Alairi  ausdrücklich  genannt  ist,  dass  sie 
nach  ju  4  bei  den  avrohxi  rjeXioio  (was  nach  Krichenbauer  „südli- 
cher Wendekreis"  heisst)  liege ,  und  dass  darauf  Kirke  und  Elpenor 
sind.  Was  thut's?  Aicxiri  und  awoiat  rjeXioio  hat  ursprünglich 
nicht  da  gestanden  (?) ,  und  dass  Kirke  und  Elpenor  zufällig  nach 
Ascension  kommen,  daran  ist  die  jüngere  Poesie  schuld  (?).  Mögli- 
cher Weise  haben  nach  Krichenbauer  die  Verse  so  gelautet: 

otxftt  xul  ;|fo^o/  fiai,  xtel  i^eUoto  xiXiv&oi, 
Und  trotz  dieser  zersetzenden  Kritik,  trotz  dieser  schrankenlosen 
Willkür  wagt  es  der  Verf.  zu  behaupten :  „Die  genaue  geographische 
Angabe  war  also  vorhanden,  und  der  Schluss,  den  ich  gezogen  habe, 
ist  durch  die  Odyssee  ausdrücklich  (?)  bestätigt"  (S.  23).  Man  wird 
es  mir  erlassen,  noch  auf  die  6.  Stelle  e  275 — 277,  die  dem  Verf. 
^die  Weisung  zur  Fahrt  im  Mittelmeer  vom  Westen  nach  Osten* 
enthält ,  näher  einzugehen ;  die  Methode  Krichenbauer*s  haben  wir  ja 
bereits  zur  Genüge  kennen  gelernt. 

Auf  diese  Abwege  ist  aber  der  Verf.  vorzüglich  durch  einen 
Gedanken  gelangt,  der  ihn  mit  der  Wut  einer  lobremse  durch  alle 
seine  Schriften  *)  verfolgt:  Alles,  was  auf  Tag  oder  Nacht  Bezug  hat, 
wird  von  Krichenbauer  in  der  Jahresbedeutung  für  Sommer  und  Win- 
ter (natürlich  nur  für  den  von  ihm  statuierten  älteren  Kern  der  hom. 


')  Ein  Schluss  auf  das  Alter  der  Ilias  aus  der  Differenz  zwischen 
dem  Sirius-  und  Sonnenjahr,  Wien,  Gerold  1874.  —  Beiträfi^e  zur  home- 
rischen üranologie,  Wien,  Gerold  1874.  —  Die  Irrfahrt  des  Menelaoe, 
im  Programm  des  V.  V.  (^'jmTi*QAV(im%  m  Znaim  1877. 


Ä.  Efichmbauer,  Odjsge«»^  Irrfahrt,  ang,  t.  J,  Z0chmeisitr,    fttl 

tit«)  ^efasgi;  20  Tage  sind  identisch  mit  20  Jabren.  Ich  frage: 
8icli  nur  in  irgeüd  einer  Sprache  des  indogermamschen  Stain- 
mea  diei^e  BoutuDg-  etymologisch  hegr&udeD?  Fehlt  die  etymologische 
^G"" '^1  «^'«',  so  kann  die  Bedeutung  nur  eine  übertragene  sein.  Ohne 
OD  Grund  aber  pflegt  die  ältere  Sprache  des  Vo1k6epo&  ge- 
riss  uant  ju  solchen  Bildern  zu  reden.  Und  gerade  für  die  Mtereu 
Partieen  statuiert  Krichenbauor  die  Jnhrosbedeutuog.  Ein  bowes  Ge- 
chick  will  es  jedoch .  dass  gerade  in  Versen ,  die  durch  ihr  forroel- 
aftes  Gepräge  hohes  Alter  verbürgen»  die  Ausdrücke  iviairog,  iio^ 
^ud  wgat  oft  genug  vorkommen:  vgl.  ffir  iTog  und  tfjQQi  ß  107. 
it  2J^.  I  294.  r  152.  ci>  142 :  ferner  er  16  {jiiqinlo^itinv  htatHOp), 
jlhnlicb  il  248,  ^833;  ferner  B  551  (fMQnikXo^UHov  ii'iat^iov)^ 
cimlich  6»  404,  418  ;  fomer  TelaatfOQoi  tig  ipiavror  (Ö  8G,  z  467. 
^  2B2.  n  2aO.  T  32) ;  das  blosse  ik  l^tanov  {Ö  526*  595  l  356. 
f  196.  <^i444J,  Es  ist  daher  nicht  abzusehen,  wujum  die  altere 
Sprache,  wenn  sie  nicht  durch  Bildersprache  beüoudere  Wirkung  er-  • 
zielen  wollte  —  und  das  wird  Krichenbauer  für  i;/m(>  und  i-tlf  ge*- 
wtss  nicht  behaupten  wollen  —  derlei  DoppeJgünger  grossges^ogea 
hab«n  soll. 

Nachdem  der  Verf.  dnrcb  die  oben  angezogenen  6  Stellen  die 
Hauptpnncto  der  Fahrt  in  ihrem  Umriss  gekennzeichnet,  macht  er  sich 
lu  8.  40  ab  daran,  die  einzelnen  Stationen  nachzuweisen.  Die  Land- 
age  von  Suez  war  damals  noch  nicht  durchstochen,  Odysseus  konnte 
älfio  unmöglich  von  Troia  aus  in  den  indischen  Ocean  gelangen,  um 
von  dort  seine  Sudpulexpedition  anzutreten.  Eine  Abhilfe  ist  leicUt 
geftmden.  In  ^  199—359  lügt  Odysseus  dem  Kumaios  vor,  er  habe 
«ich  m  Aegypten  aufgehalten.  In  dieser  Lüge  steckt  fflr  Krichen- 
bftuer  die  reinste  Wahrbeit:  Aegypten  ist  der  Ausgangspunct  der 
F  '  'L  Der  Kndpuuct  der  Fahrt  ist  Thesprotieu,  ebenfalls  jener 
l.-^  .iiltjug  eutuommen.  Man   glaube  ja  nicht,   dass   Erichen- 

hei  Bestimmung  der  einzelneu  Stationen  des  Odysseus  an  der 
und  Westseite  Africa^s  die  betreffenden  Localbescbreibungen 
der  Odyssee  jedesmal  ff\r  zutreffend  findet;  Krichenbauer  weiss  aber 
hidftlr  ein  bequemes  AusknnfUmittel :  ,,Es  ist  dem  Märchen  eigen, 
diM  wirkliche  Ortsbeschreibungiui  oder  Erzählungen  wirklicher  Be- 
g, V  ,0  au  unrechter  Steile  vorgebracht  werden**  (S.  50}-    In 

d  'ine  recht  probate  Medizin »  mit  der  sicli  jede  Krankheit 

beiien  iädst.  Wo  also  eine  Localboschreibung  nicht  paast*  wird  aus 
einem  andern  Zusammenhange  etwas  herausgerissen.  So  stimmt  diu 
i  118 — 141  beschriebene  kleine  Insel  nicht  zum  SomaUlaud,  wohin 

iVerf.  die  Kyklopen  vci-setzt;  diese  Verse  gehören  daher  zur  Insel 
lierie  (:=  Teuer ifa)  Die  Skylle  und  Char)'bdis  sind  ja  nicht  bei 
nand^rt  Die  Skylle  ist  der  Fels  von  GibralUr,  die  Charybdis  hin- 
geilen  die  BofaderüS  beim  Cup  Teno  auf  den  c^narischen  Inseln;  ja 
fi  inal  die  homerische  Beschreibung  der  Skylle  trifft  in  der 

Vs  <ni  ganz  zu»  sondern  ihre  AueÄsere  Form  ist  dem  Pic  von 

Teuer  ifa  entnommen.  Die  Insel  dt^r  Sirenen  het^t  Gomera.   Gomera 


Sftt  H.  Stein,  Herodotos,  ang.  v.  A.  Bauer. 

ist  aber  zugleich  auch  Ogygie;  Kalypso  ist  eine  der  beiden  Sirenen; 
die  2.  Sirene  heisst  Eirke,  wohnt  aber  nicht  etwa  auf  einer  der  Mas- 
karenen oder  auf  Ascension,  sondern  auf  Palma.  Um  aber  Palma 
herauszubringen,  musste  in  der  Partie  i  21—38  Vieles  geändert 
werden;  Y.  25  kommt  z.  6.  hinter  82  und  zwar  mit  der  Aendening 
atTf]  de  xd^a^ahq  in  avr^  6*  fj  vr^og  zu  stehen.  Thrinakie 
heisst  Tenerifa ;  Tenerifa  ist  aber  auch  die  Insel  der  Phaieken.  Kri- 
chenbauer  findet  femer  „das  ausdrückliche  Zeugnis,  dass  die  Phaie- 
ken keine  Schiffe  hatten";  denn  die  Verse  1 116 — 141  beziehen  sich 
auf  das  Land  der  Phaieken  und  sind  nur  durch  die  jüngere  Poesie 
in  die  Beschreibung  des  Kyklopenlaudes  eingesprengt.  Ithake  ist  ja 
nicht  das  heutige  Theaki,  sondern  eine  Stadt  (?)  auf  Gomera;  die 
Nymphengrotte  auf  Ithake  aber  gehört  wieder  ins  Land  der  Phaie- 
ken. Und  so  zaubert  uns  Erichenbauer  noch  eine  Menge  von  M&r- 
chen  vor,  die  nur  von  ihm  selbst  für  reinste  Wahrheit  gehalten  wer- 
'den.  Des  Zeus'  geflügelte  Tochter  Phantasia  hat  ihn  einmal  ergriffen 
und  führt  ihn  mit  Sturmesschnelle  fort  ins  Reich  der  Unwahrschein- 
lichkeit,  ja  weiter  ins  endlose  Reich  der  Unmöglichkeit. 

Schliesslich  zum  Ergötzen  der  Philologen  noch  einige  Kriclien- 
bauer'sche  Etymologieen.  eideukog  (l^ctKrj)  ist  zusammengestellt 
mit  deilt] ,  also  abendlich ,  westlich ;  Ithake  gehört  daher  westlich 
von  Africa  in  den  atlantischen  Ocean  (S.  89).  —  ^X^^V  kommt 
von  anikog  Schenkel,  gebildet  durch  Einschiebung  eines  i  und  durch 
Aspiration,  bedeutet  deshalb  die  schenkeiförmige  Insel  Tenerifa 
(S.  98).  —  anvXog  (von  a  priv.  und  xr,  Kveo)  bin  schwanger,  also 
ohne  foetus).  ßdlavog  heisst  kernlose  Dattel  (S.  108).  —  ^doda- 
TiTvlog  {^odov  und  öeUvvui)  heisst  rosenerzeugend  (homerische 
Uranologie  S.  6).  —  'XQOxoTrenXog  {xQOxog  und  nimav)  heisst 
Safran  reif  machend  usw. 

Brunn.  Josef  Zechmeister. 


Herodotos  erklärt  von  Heinrich  Stein.  I.  Bd.,  I.  Heft  (Einleitang  und 
Uebersicht  des  Dialektes.  Buch  I.  Mit  einer  Karte  von  H.  Kiepert). 
4.  verb.  Aufl.  Berlin,  Weidmännische  Buchhdlg.   1877.  —  2.25  lUn. 

Der  Referent  hat  sich  bei  Besprechung  dieser  neuen  Auflag« 
von  Steins  Herodot  auf  die  Einleitung  beschränkt,  und  glaubte  dies 
mit  um  so  mehr  Recht  thun  zu  können ,  da  nun  gerade  diese  Ein- 
leitung auch  als  Separatbändchen  erschienen  ist. 

Dieselbe  tritt  begreiflicher  Weise  nicht  mit  dem  Anspruch 
einer  selbständigen  Untersuchung  über  Herodots  Leben  und  Werk 
auf,  sondern  sie  will  nur  eine  übersichtliche  Zusammenfassung  des 
bereits  von  anderen  gefundenen  geben ,  die  Lehrer  und  Schüler  in 
die  Lage  versetzen  soll ,  auf  Grund  derselben  weiter  zu  foi-schen  und 
aus  derselben  sich  eine  Vorstellung  von  der  Persönlichkeit  des  Au- 
tors ,  der  eben  gelesen  wird ,  zu  machen.  Der  Referent  ist  der  An- 
sicht, dass  das  letztere  durch  diese  Einleitung  im  vollkommeneren 


B,  Sieim,  Hero<iotoc,  ong,  v.  A,  JUtxtir. 


8SS 


I  ^iricht  wini  als  das  urstofi'.    Der  Schaler  wird  <lie  jetzt  ge- 

^e  AiisicLt  über  Herodots  Leben  aiid  Wirken  aus  der  Lecture 

^älteü,  und  dem,  der  sich  weiter  za  unterrichten  sucht,  ist  in  den 

uerkungen  das  QnelleDtnaterial  und  einiges  aus  der  neueren  Lite* 

ir  gegeben.    Ks  ist  hier  nicht  der  Ort,  auf  die  Herodotfrage  ein- 

rchen,  um  «o  weniger  »le  es  dem  Referenten  möglich  ist,  auf  seine 

U6  von  Steins  Auffassung  verschiedene  Darlegung  *)  über   die 

bung  des  berodotischen  Geschichtswerkes  zu  verweiseu ;  der- 

offt  auch  demnächst  über  Herodot^j  Lebensschicksale  eine  von 

bisherigen  abweichende  Ausführung  geben  zu  künnen.    Es  äoll 

bor  kurz  entwickelt  werden,  iu  welcher  Weise  Stein  «eine  Änfgabe 

)6st  und  inwieweit  er  dabei   die  Arbeiten  seiner  Vorgängi^r  be- 

kUt  hat. 

Im  Anfange  ist  der  Ton  der  Darstellung  ein  durchau»  biogra- 
jlbcher:  Herodots  Geburtszeit,  seine  Geburtsstadt,  die  ersten  Au- 
je  seiner  literarischen  Bildung  im  elterlichen  Hanse  werden  ge- 
mildert. Dem  innigen  Zusammenhang  der  politischen  Strömungen 
der  Thätigkeit  des  gebildeten  Hellenen  entsprechend  folgt  ein 
Überblick  über  die  Geschicke  von  Halikarna^sos  jur  Zeit  der  Per- 
rkrjege  und  nach  deren  Ende.  Herodot  selbst  erscheint  ja  in  die 
apfe  der  demokratii-cheo  Partei  mit  dem  Tymonen  verwickelt»  iu 
Folge  deren  er ,  wie  man  der  Uebcriieferung  folgend  annimmt ,  vor 
demselben  nach  Saxuos  dieheu  muss.  V'on  da  ki'hrt  er  unter  dem 
Eindrucke  der  Siege  Kimons;  nach  Halikarnassos  turück,  muss  aber 
vor  dem  Neide  der  Mitbürger  fliehen  und  schliesst  sich  deshalb  der 
Oloaie  der  Athener  nach  Thurioi  an.  Dies  ist  in  Knrxe  der  Lebens- 
gmig  unseres  Autors  getreu  nach  den  uns  erhaltenen,  freilich  späten 
Qnellent  so  gilt  er  im  allgemeinen  als  doch  im  wesentlichen  richtig 
erliefert,  und  wenn  Stein  darin  seinen  Vorgangern  folgte,  so  kann 
ein  Vorwurf  durchaus  nicht  erwachsen.  Die  Ansicht  von  Hero- 
its  intimer  geistiger  Verwandtschaft  mit  Panyasis,  wie  sie  Stein 
,  Vll  wied«Tholt,  ist  zuerst  von  Schr>ll  im  Philologu»  Bd,  IX  und  X 
gesprochen,  und  ebenda  ^ind  Untersuchungen  Ober  die  Entst^ 
iig  des  Werke«,  über  die  Vorlesungen  unseres  Autors,  die  Stein 
cht  anführt f  was  wegen  der  vielen  richtigen  Gesiclitspuncte,  die 
in  enthalten  siud,  nicht  zu  billigHU  ist.  Waä  8chr>11;v  Ansicht 
ade  fiber  den  Einfluss  des  Panyasi»  und  die  damit  /.usammen- 
lugende  Benützung  von  chresmologischeu  Gedichten  als  Quellen 
irodots  betrilft,  so  kann  .sich  der  Referent  d&mit  nicht  einverstau- 
erklären,  wie  denn  die  allzuweit  gehenden  Schlüsse  Schölk 
ch  b^ireits  eine  Zurückweisung  erfahren  haben  in  der  Bonner  Dis- 
Ctation  von  Benedict:  di^  oraculis  ab  Herodoto  commemoratis,  pars 
1871.    Stein  '  »'cht  gethan  diese  Einwirkung  auf  da» 

V(vLs%  IM  I  ri.     Dh*  Stellen .  Tf^i^ltJie  <1it  Verfasser 


Bauer,    Wien,  BmomQUcr,    1878. 


824  H,  Stein,  Uerodotos,  ang.  v.  A.  Bauer. 

S.  VII ,  Anm.  1  anfahrt ,  finden  sich  hei  Scholl  a.  a.  0.  viel  aus- 
führlicher und  genauer. 

Bisweilen  lässt  sich  Stein  zu  Vermuthungen  hinreissen,  die 
als  geradezu  vollständig  unbegründet  bezeichnet  werden  müssen; 
damit  ist  in' solchen  Fällen  nichts  geholfen,  wenngleich  denselben 
eine  Möglichkeit  nicht  abgesprochen  werden  kann.  So  die  S.  IX 
ausgesprochene  Folgerung:  weil  Herodot  Artemisia's  mit  solcher 
Achtung  und  Auszeichnung  gedenkt,  „dürfe  man  annehmen,  sie 
habe  ihre  Würde  entweder  freiwillig  niedergelegt,  oder  doch  sehr 
milde  gehandhabt^.  Thatsächlich  unrichtig  in  dem  vorhin  skix- 
zirten  Thelle  dieser  Einleitung  ist  die  Yermuthung  (S.  X),  dass  an- 
ter dem  Eindrucke  der  Schlacht  auf  Eypros  449  es  Herodot  gelang 
den  Tyrannen  zu  vertreiben.  Ein  Blick  auf  die  Tributquoten  vei 
Halikarnassos  im  C.  J.  A.  oder  bei  Köhler:  Zur  Geschichte  des 
attisch-delischen  Bundes  (Abhdlg.  der  Berl.  Akad.  1869)  lehrt,  dasi 
spätestens  Ol.  81.  3  diese  Stadt  an  Athen  zinste,  und  da  kein 
Tyrann  genannt  wird,  so  muss  dieselbe  auch  bereits  frei  gewe- 
sen sein. 

Das  Resultat  der  schönen  Untei-suchung  von  Diels  ist  in  den 
Anm.  1  und  2  auf  p.  V  verwerthet ;  aber  die  Aendening ,  wekbe 
dadurch  der  früheren  Auflage  gegenüber  nöthig  wnrde,  ist  nicht  ener- 
gisch genug.  Man  hat  jetzt  Anm.  1  die  Stellen  bei  Dionysios,  Dio- 
dor  und  Eusebios,  die  Nachricht  der  Pamphila  dagegen  steht 
Anm.  2  und  von  ihr  allein  wird  gesagt,  dass  sie  auf  den  Ansatz 
Apollodors  zurückgehe,  während  doch  Diels  gerade  zeigte,  dass 
freilich  minder  genau  die  Ansätze  der  drei  erstgenannten  Autoren 
auch  auf  den  Alexandriner  zurückzuführen  sind.  Diese  so  entstan- 
dene Unklarheit  konnte  leicht  beseitigt  werden,  wenn  man  die  beiden 
Anmerkungen  zusammenzog  und  mit  einem  Worte  das  enge  Ver- 
hältnis der  vier  Nachrichten  andeutete. 

Der  zweite  Theil  von  Steins  Darlegung  behandelt  Herodots 
Keisen ;  hatte  man  es  bei  dem  biographischen  Theil  fast  nur  mit 
Nachrichten  anderer  Autoren  zu  thun ,  so  bleibt  für  diese  Nachrich- 
ten als  einzige  Quelle  die  innere  Kritik  von  des  Autors  Werk.  Der 
Referent  hat  seine  über  die  ägyptische  Reise  abweichende  Ansicht 
ausgesprochen ;  übersehen  scheint  ihm  der  Aufsatz  von  Matzat,  Her^ 
mes  Bd.  VI ,  durch  den  gerade  in  Bezug  auf  Herodots  Kenntnis  von 
Asien  einiges  sich  anders  darstellen  wird.  Dass  es  mit  der  genaoea 
Beschreibung  der  Königsstrasse  (Stein  S.  XV)  nicht  allzuweit  her 
ist ,  und  daher  Herodots  Autopsie  gar  nicht  so  wahrscheinlich  ist^ 
hat  eben  diese  Abhandlung  (S.  453)  gezeigt.  Wie  man  sich  Hero- 
dots Reise  nach  Aegypten ,  Phönikien  und  Arabien  zu  denken  hat, 
ist,  wie  Refei*ent  annimmt,  richtig  bei  Matzat  (S.  431)  zusammen- 
gefasst,  dass  er  nämlich  zu  Schiffe  nach  Tyros  kam  and  dann  den 
Landweg  von  Tyros  zum  Ostende  des  Delta  gemacht  habe.  Eine 
Vermuthung,  die  auch  willkürlich  ist,  wird  über  Herodots  Reise  nach 
Libyen  ausgesprochen:    weil  Kyrene  und  Samos  nach  Herodot  IV. 


B,  8Mn,  Hflrodot'0&,  mg,  v,  A,  Bauer  SIS 

iD  frduuddchaftUchom  Verbättnis  gtandan,  niöchte  tiiit  einigem 

Omode  geschlossen  werden  dürien ,  dass  er  von  8amo&  ans  die  Keise 

dahin  angetreteti  habe.    Es  lässt  sich  vielmehr  zeigen,  dass  die 

iJtaiaeo  nach  Aegypten  und  nach  Libyen,  wie  gewiss  am  uatürljdi- 

gt«fii  aozunefaiDOD  ist,  in  ZusammenhaDg  stehen,  nnd  dies  iindet  m 

dem  Werke  votle  Bestätigung  in  dein  Tenor  der  nach  diesen  iieisen 

gearbeiteten  Stücke  desselben*    üeber  ihre  fieibenfolge   findet   $kh 

eine  im  wesentlichen  Obereinstimmende  Zasammenfassung  bei  G.  Kaw- 

^uon  in  dessen   englischer  Herodotausgabe   in    dem   an    Material 

^Eierst  reichhaltigen  introdoctorj  essay. 

I^ft     Das  nächste,  was  Stein  nun  betrachtet,  sind  die  Vorlesungen 
|B  Mittheilnngon  des  auf  diesen  Reisen  entstandenen  Werkes.    Er 
Fffiät  sich  dabei  vor  das  Dilemma  gestellt,  entweder  Herodots  ßei- 
aen  nach  einem  bestimmten  Plane  untemommen  zu  denken  zu  dorn 
Zwecke  der  Sammhirig  dei  Materiales,  oder  die  Arbeit  an  dem  Werke 
erst  in  später  Zeit  der  Ueberliefemng  entgegen  anzusetzen.    Dabei 
giebt  Stein  zu,  dass  bei  den  Vorlesungen  gewisse  in  sich  abgeschlos* 
■jm  Arbeiten  Verwendung  fanden  nnd  er  meint,  beim  Abgange  von 
Hpos  Keien  die  persischen,  assyrischen,  ägyptischen,  kyrenäiscben, 
^n^leicht  auch  schon  die  lydischen  nnd  skythisdien  „loyoi'*  fertig 
gewesen.    Dies  ist  der  Punct,  wo  eben  des  Referenten  ITntorsuchuo- 
gen  zu  einem  principiell  gleichen,  aber  im  Detail  verschiedenen  Re- 
sultat führten.    Da  Stein  dieser  Ansicht  war,  so  konnte  er  Kirch - 
hoifs  Untersuchungen  (8.  XXII,  Anm.  2)  einfach  als  einen  «miss- 
glOckten  Versuch**   bezeichnen.     Damit  ist  nach  der  Ansicht  des 
Referenten  für  die  Richtigkeit  dieser  Anschauung  wenig  gewonnen, 
wenn  man  Snidas  und  Lukian  (Stein  S.  XXIII)  als  Zeugen  anrufl, 
die  noch  da^u  ihrem  Wortlaute  nach  ^eirie  lieschränkiiug''  sich  g<*- 
falUtn  lassen  müssen. 

kEIne  neue  Phase  des  Schaffens  unseres  Autors  sieht  Stein  in 
Periode  seiner  Wirksamkeit  in  Athen  zur  Zeit  des  Perikles,  hier 
der  Gedanke  zu  dem  omfassenden  Geschichtswerk  entstanden 
sein  (8-  XXVI).  Dies  führt  dann  zu  einer  Auseinandersetzung  des 
Vefi  lierodot  zu  seinen  Vorgingern  steht;  ersieht 

in  I  -'  noch  den  Logographen ,  der  aber  ebenso  sich 

durch  den  V  ersoch ,  ein  Gesammtwerk  nach  könstlerischen  Orund- 

i\Bü  zu  schaffen «  über  alle  Vorgänger  erhebt ;  eben  deshalb  fi^hrt 
WetUsBer  dann  das  Werk ,  von  diesem  Gesichtspunkte  aus  be- 
btet, an  uns  vorüber.  £r  behandelt  dann  den  religiösen  «Stand- 
et Herodots:  auch  hierin  hat  Referent  seine  abweichondeu  An- 
t  Wandlung  unseres  Aut  Glauben  tum 

i  .    MoUeu.    durgelegt.     A  i*    davon    aber 

Konnte  doch  uiemand  der  IL  118,  IL  3  ("EXkr^ve^  di  Xiyovat 
ukla  t€  f^ala^a  nolh\  yj)  führt  Stein  als  Belegstellt»  für  Hero* 
doie  «liebwis würdige  i  uheit**  an),  U,  160  und  148  gelesen 

hatte,  diese  aaffallenai   anrAMcfatslosigkeit  im  Urtbeile  verkennen. 
raD  knüpft  Stein,  wa«  Obor  Heri>dots  Kritik  sieh  itgen  lÄssi:  er 


826  H,  Steiny  Herodotos,  ang.  v.  Ä,  Bauer. 

hält  darin  den  jetzt  allgemein  giltigen  Standpunct  fest,  dass  der 
Autor  bemüht  war,  das  ihm  berichtete  so  wahrheitsgetreu  als  mög- 
lich, auch  wenn  mehrere  Ueberlieferungen  ihm  vorlagen,  zu  erzäh- 
len, dass  er  aber  eben  im  Zutrauen  zu  seinen  Gewährsmännern  za 
weit  ging.  Endlich  wird  noch  über  Herodots  Sprache  an  der  Hand 
der  bei  den  Alten  erhaltenen  Notizen  das  nöthige  gesagt;  der  Stil 
wird  ein  Bild  des  mündlichen  Vortrages  genannt,  und  dabei  die  ge- 
wiss richtige  Vermuthung  angefügt,  dass  Theile  von  Herodots  Vor- 
lesungen unverändert  in  das  Werk  aufgenommen  seien.  Dem  Refe- 
renten selbst  ist  aus  der  Betrachtung  von  Herodots  Werk  ein  gleiches 
entgegengetreten  und  er  hat  versucht  die  dem  Autor  so  eigenthnm- 
liche  Gomposition  aus  dem  Zusammenarbeiten  solcher  der  Abfassung 
des  ganzen  vorausgehenden  Essays  zu  erklären. 

Schliesslich  gibt  Stein  noch  über  die  Frage,  ob  Herodots  Werk 
vollendet  sei,  seine  Ansicht  an ;  er  findet  den  Abschluss  „plötzlich  und 
unbefriedigend^,  auch  hierin  kann  der  Beferent  nicht  beistimmen, 
und  schliesst  sich  vielmehr  der  von  Stein  auch  für  die  Datirung  der 
ägjrptischen  Beise  Herodots  nicht  berücksichtigten  Ansicht  Büdingers 
(Zur  ägypt.  Forschung  Herodots,  Sitzungsber.  d.  phil.-hist.  GL  der 
kais.  Akad.  d.  W.,  Wien  1873,  Bd.  72)  an,  dass  mit  IX.  121  ow- 
d7jaovT€g  ig  za  iQa  ein  würdiger  Abschluss  gegeben  sei.  Das  letzte 
Gapitel  ist  in  Folge  dessen,  dass  der  Autor  die  Schlussredaction 
nicht  vollendete ,  an  unrechter  Stelle  angefügt.  Wenn  Stein  bei  die- 
ser Gelegenheit  (S.  XLV)  sagt:  „ob  die  Eintheilung  in  neun  Bücher 
von  ihm  selbst  herrühre,  wird  bezweifelt",  so  lässt  sich  wol  eher 
behaupten,  dass  diese  Eintheilung  sicher  nicht  von  Herodot 
stamme.  Was  die  Parodimng  Herodots  durch  Aristophanes  Achar- 
ner  betrifft ,  eine  Ansicht ,  die  auch  G.  Rawlinson  a.  a.  0.  vertritt, 
so  scheint  die  hier  herausgefundene  Beziehung  doch  zu  wenig  deut- 
lich ,  als  dass  man  von  derselben  als  Thatsache  sprechen  könnte. 
Ueber  den  Ort  der  Abfassung,  oder  wie  der  Referent  zu  zeigen  ver- 
sucht hat,  der  Schlussredaction  der  früher  vollendeten  Einzelarbeiten, 
glaubt  derselbe  genauer  festgestellt  zu  haben ,  dass  dieselbe  in  Un- 
teritalien begann  (worauf  im  Gegensatz  zu  A.  Kirchhoff  nenestens 
Gh.  Rose  in  Fleckeisens  Jahrbb.  1877  gleichfalls  aufoierksam  macht), 
und  dann  in  Athen  zur  Zeit  des  Beginnes  des  peloponnesischen  Krie- 
ges fortgesetzt  worden  sei. 

Von  Einzelheiten  verdient  vielleicht  noch  der  Erwähnung,  dass 
die  Zweifel ,  die  (S.  XLI)  Stein  an  der  Echtheit  der  plutarchiscben 
Schrift:  negi  zfjg  ^Hqoöotov  Tcanoi^eiag  zu  haben  scheint,  be- 
reits von  Lahmeyer :  De  libelli  Plutarchi ,  qui  de  malign.  Herodoti 
inscribitur  et  auctoritate  et  auctore,  Göttingen  1848,  beseitigt  sind. 
Ebenso  entbehrt  die  Ansicht  der  Begründung,  dass  Herodot,  als  er 
IV.  81  schrieb,  noch  nicht  in  Delphi  gewesen  sei.  Denn  wenn  anch 
der  I.  51  beschriebene  Krater  des  Kroisos  gleich  gioss  ist,  so  liegt 
doch  darin  nicht  die  mindest«  Nöthigung  dies  IV.  81  ausdrücklich  lo 
erwähnen.    Viel  bedeutender  für  den  Nachweis  der  urspränglichea 


A.  ZmffcrU,  MartiaU  Ovidfitudien,  «ng.  v.  L.  Frkdhndtr     8E7 

SelbsUDiligkejt  eluzeluer  Partien  des  herodotigchen  Werken  aiud  die 
von  Scböll  (Philol,  IX,  8.  202,  X.  S,  29  u.  427)  hervorgohobenen 
'Stillon,  die  hier  anzufübreu  gewesen  wären,  Referent  glaubt  sclüieBs- 
lieh,  dasÄ  in  einer  derartigen  Einleitung  allerdings^  von  der  älteren 
Literatur  abgesehen  werden  kann,  daäs  jedoch  die  Berücksichtigung 
der  von  demselben  erwähnten  Schriften,  die  vor  die»er  neuen  Aul- 

8  erschienen ,  ejne  wönsjchenswerte  gewesen  wäre. 
Bonn,  August  1877.  Adolf  Bauer. 

jaai'tials  Ovidstudion.    UnU^rauchungen   \0n  Dr.    Anton   Zingcrk 
ü»   o.  Professor  au   der  k*   k.   Üniförsität  zu  Innsbruck,    lunabruck 
I         Wagner'tM^ho   Uiiiv,- Buchhandlung  1877.  iPestschrifi  znm  Jubiläum 
f         der  Univ.  Tübingen.)  8.  VI  und  42  S. 

Vielfach  ist,  in  den  Conimentaren  zw  den  römischen  Dichtern 

MI  Aügüstischen  und  Nachangustischen  Zeit  nnd  sonnst,  darauf  hin- 
wiesen  worden,  dass  diese  Dichter  mit  Vorliebe  nnd  Beflis^fenheit 
re  Muster  theilweise  reproduciert.  .sich  in  Inhalt  nnd  Ausdruck  in 
dieser  Beziehung  eng  an  ifire  Vorgänger  angesolilossen  haben.  Vor 
andern  haben  die  belehrenden,  auf  unifa,ssenden  und  gründlichen  Stu* 
dien  beruhenden  Untersuchungen  von  A.  Zingerlo*)  gezeigt,  dass 
zwischen  den  spätem  römischen  Dichtei  n  ein  fast  unübersehbarer 
gegenaeitiger  Einflnss  stattgefunden  hat ,  eine  Wechselwirkung  wie 
sie  in  diesem  Umfange  kaum  in  irgend  einer  andern  Literatur  nach- 
zuweisen wäre.  In  derThat  ist  die  spätere  rOmisi'he  Poesie  mit  Wieder* 
holungen,  Nachahmungen  und  Reminiscenzen  aller  Art  angefüllt, 
stellenweise  erhält  man  den  Eindruck  centonenartiger  Pmductionen, 
Inschriften  bezeugen,  dass  es  Dichter  gab,  die  es  sich  xum  He  ruf  mach- 
ten, ganx  in  der  Weise  der  anerkanntesten  Meister  t\i  dichten,  lum 
Tbeil  wol  ausschliesslich  in  ihrer  Sprache  zu  reden:  einen  andern 
Sinn  können  die  Benennungen  Ovidianus  poeta  und  Vergilianus  poeta 
Wilmanns  Ex,  Inscr.  2480,  2481  (so  wie  .TOtyii^t;  'Oiir^i^tmQ  unter 

S Inschriften  der  Memnonssäule)  kaum  haben. 
Zu  den  Dichtern,  bei  denen  sich  ein  fleissiges  Studium  der  alte- 
eigt  und  die  dann  auch  wieder  von  den  spätem  viel  nachgeahmt 
en  sind,  gehört  neben  Statiua  auch  Martial.  Seine  Nachahmung 
:5attil]   ist  kurzlich  (von  R.  Paukstadt  De  Martiale  Catnlli  imita- 
ture.  Balis  S.  1876)  ausführlich  behandelt  worden.  Nächst  Catull  ist 
^^der  ihm  in  so  manchen  Beziehungen  geistesverwandte  und  daher 
^Jonders  7>i«n tuende  Ovid»  aus  dem  Martial  vorzugsweise  entlehnt  hat. 
"  In  wel-  -o  und  in  welchem  Umfange  diese  theils  l)ewu80ten, 

5ila  in  :^'n  Entlehnungen  erfcdgten.  das lässt  erst  die  neuest!» 

ift  von  Zingerle  ganz  übersehen ,  in  welcher  an  ungeUhr  2(K) 


,liS4;3* 


^)  OTidiua   and   teln  Vcrhältnia  la   den  Vorclii^n   und  gleich- 
igen  rJ^miifcbeD  Dichtem  1869— 1B7I.  Zn  »päten  TateinischeD  DicUicrn 


828     C.  Mayhoff,  C.  Plinii  SecuDdi  naturalis  historia,  ang.  t.  J.  Muüer. 

Stellen  Martials  Anklänge  und  Beminiscenzen  an  Ovid  nachgewie- 
sen sind. 

Aus  diesem  reichen  Material  ergibt  sich,  wie  der  Verf.  S.  36 
hervorhebt ,  dass  Martial  eine  gi*osse  Anzahl  Ton  ovidischen  Wen- 
dungen ,  Motiven,  Verstheilen  und  ganzen  Versen  theils  in  ähnlicher 
Situation ,  theils  aber  auch  bei  ganz  verschiedener  verwandte ,  nod 
zwar  im  letztern  Fall  mit  der  Absicht  eine  überraschende  Wirkung 
hervorzubringen.  Die  ausgedehnte  Aehnlichkeit  in  der  Phraseologie  *) 
tritt  wie  sich  erwarten  lässt  mebr  in  den  Distichen  hervor ,  während 
in  der  Hendekasyl laben  M.  eher  zur  catullischen  Phrase  greift.  In 
den  Distichen  zeigt  sich  auch  die  Anwendung  gewisser  Lieblings- 
mittel der  Ovidischen  Versification,  doch  mehr  im  Pentameter  als  im 
Hexameter  (vgl.  S.  11  ff.).  Es  sind,  vorzugsweise  die  späteren  Dich- 
tungen Ovids,  deren  Einfluss  sich  bei  M.  nachweisen  lässt 

Bei  der  Sorgfalt  und  Behutsamkeit,  mit  der  der  Verf.  in  der 
Annahme  von  Aehnlichkeiten  und  Anklängen  überall  zu  Werke  gegan- 
gen ist,  dürfte  er  hierin  kaum  irgendwo  auf  Widerspruch  stossen. 
Auch  in  der  Annahme,  dass  M.  II,  41, 1  (Ride  si  sapis,  o  puella,  ride, 
Pelignus  puto  dixerat  poeta)  ebensowol  an  Ovid.  A.  A.  III,  279  £ 
als  an  III,  513  gedacht  hat,  ohne  eine  von  beiden  Stellen  wirklieb 
anführen  zu  wollen ,  stimmt  Bef .  durchaus  mit  Z.  überein  (S.  5  f.). 
Ebenso  wahrscheinlich  ist  Z/s  Ansicht,  dass  Ausonins  IdjU.  13  f. 
den  Vers  M.  I,  4,  9  Lasciva  est  nobis  pagina,  vita  proba  nicht  aus 
Irrthum  als  einen  Vers  des  Plinius  angeführt  hat,  sondern  dass 
dieser  ihn  von  M.  entlehnt  hatte  (S.  6  f.). 

Diese  kurzen  Mittheilungen  werden  hoffentlich  hinreichen  um 
zu  zeigen,  einen  wie  werthvollen  Beitrag  Z.  zum  Verständnis  der  Ge- 
dichte Martials  geliefert  hat.  Alle,  die  sich  mit  denselben  beschäfti- 
gen, würden  ihm  dankbar  sein,  wenn  er  auch  das  Verhältnis  M.  s  zu 
den  übrigen  Dichtern  der  Augustischen  Zeit  klar  stellen,  so  wie  die 
Frage  beantworten  wollte ,  ob  M.  nicht  auch  von  seinen  Gönnern  Si- 
lius  Italiens  und  Lucan  aus  Höflichkeit  entlehnt  hat. 

Königsberg.  L.  Friedländer. 


C.  Plinii  Secundi  naturalis  historiae  libri  XXXVII.  Post  Ludofici 
Jani  obitum  recognovit  et  scripturae  discrepantia  adiecta  edidit  G»- 
rolus  May  hoff.  Vol.  IL  Libri  VII-XV.  Lipsiae.  In  aedibus  B.  G. 
Teubneri  MDCCCLXXV.  XXXVUI  und  424  S. 

Während  der  erste  Band  von  Ludwig  Jans  Pliniusausgabe  ron 
diesem  selbst  in  zweiter  Auflage  vorbereitet  und  nach  seinem  Tode 
durch  den  Sohn  Carl  Jan  der  Oeffentlichkeit  übergeben  worden  war, 
musste  die  neue  Bearbeitung  des  zweiten  Bandes,  von  dem  onr  die 
Bücher  VII— X  noch  von  Ludwig  Jan  zur  Veröffentlichung  vorbe- 


*)  Als  Beispiel  sei  hier  nur  der  bereits  von  Heinsius  herrorÄj- 
hobene,  für  beide  Dichter  charakteristische  Ausdruck  plebs  deomm  (Ü- 
VIII,  50,  3.  Ovid  M.  I,  173)  erwähnt  (Z.  S.  32) 


LVayAo^,  C  Plmii  S^aiidi  natuvftUs  hbtorin,  ang.  v,  J,  MtUler,    8tW 

et  waren ,  einem  andern  Gelehrten  übertr^eu  werden.    Es  uber- 

liin  810  Carl  Mayhoff ,  der  dafflr  aufs  beste  gerüstet  war.    Mayhoff 

%»  sich  jedoch  nicht  auf  eine  blosse  Revision  der  Ausgabe  Jan> 

sondern  erhielt  die  Ermächtigung  in  Allem  t  selbst  in  der  äosee- 

i  Einiicktung  v^^Uig  frei  zu  verfahren,  so  dass  uns  in  diesem  Bande 

nicht  eigentlich  eine  zweite  Auflage  der  Ausgabe  Jan8,  sondern  eine 

^TJqTohaus  selbstJIndige  Teitesrecension  und  eine  ganz  neue  Ausgabe 

■hrliegt.  Schon  äusserlich  gibt  sie  sich  als  solche  zu  erkennen  durch 

^Be  Verlegung  des  kritischen  Commentars.    Während  dieser  in  der 

Aufgabe  Jans,  wie  in  der  ganzen  Teubner 'sehen  Sammlung,  vom 

jotrennt  war  und  seinen  Platz  an  der  Spitze  jedes  Bandes  hatte, 

Mayhoif  die  Noten  auf  den  einzelnen  Seiten  anter  dem  Texte 

aügebracht.  Allerdings  sticht  dadurch»  solange  diese  Aenderong  nicht 

iD  allen  Bänden  durchgeführt  ist,  dieser  zweite  sehr  von  den  Qbrigeu 

ftb,  allein  die  Aenderung  hat  unsere  voUkemmene  Billigung,  weil 

Idie  Benützung  des  Buches  in  hohem  Grade  erleichtert.  Bei  Schrift- 
lem ,  deren  Text  auf  einem  oder  wenigen  massgebenden  Codices 
iiht,  bei  denen  also  eine  Auswahl  der  wichtigsten  Varianten  und 
fitigen  kritischen  Bemerkungen  keinen  grossen  Umfang  haben 
nen»  ist  die  Loslösung  des  kritischen  Comraentare  vom  Texte  mög- 
i,  ohne  üebersichtlichkeit  und  Brauchbarkeit  m  gefkhrdm.  Wenn 
r  der  kritische  Commentar  zu  je  einem  Bande  auch  bei  äusserster 
Tsamkeit  SO — 1(K)  und  mehr  Seiten  fällt,  wie  das  in  der  Ausgabe 
Jans  der  t'all  war,  da  wird  auch  durcli  die  sorgfaltigste  und  angen- 
■Higste  Distinctiou  nicht  erreicht,  das»  da^  Nachschlagen  leicht  und 
^ne  Zeitverlust  von  Statten  geh»?,  Viei  ade  aber  bei  der  Naturalis 
^■Ktoria  des  Plinius  war  die  Einrichtung  MayhotTs  ganz  iK'sonders 
^■vQnscht.  Auch  der  Gelehrte,  der  sich  heute  mit  dieser  Schrift  be- 
^Bäftigt,  wird  schon  nicht  mehr  die  Ausgabe  SiUigs,  so  unentbehr- 
^■h  sie  ihm  natürlich  auch  ist,  als  Handexemplar  benutzen.  Der 
^Bit  hat  sich  seit  Sillig  so  sehr  Terändert,  daes  es  jeder  vorziehen 
wird  denselben  sog'leich  in  dieser  verbesserten  Gestalt  vor  Augen  zu 
_baben.  Es  wird  daher  jedem  erwünscht  sein  zu  der  neuesten  Ausgabe 
lifen  zu  köouen,  wenn  es  ihm  hier,  sobald  sich  Zweifel  regen, 
cht  gemacht  ist  sich  sofort  mit  einem  Blick  über  die  handschrift* 
lie  üeberliefening  tu  orientieren.  Das  war  bei  der  Einrichtung 
Ds  keineswegs  der  Fall,  ist  es  dagegen  bei  Mayhoff  in  dankens- 
thester  Welse,  theils  eben  durch  die  erwähnte  Verlegung  des  kri- 
heu  Commentars,  theils  dnrch  die  erhebliche  Erweiterung  des- 


Verdient  also  Äusserlich  die  neue  Form  ganz  entschieden  den 

Eüg  vor  der  alten  ♦  so  ist  auch  in  der  Gestaltung  des  Textes  ein  sehr 

leutender  Fortschritt  ober  Jan  und  ein  nicht  geringer  auch  Über 

tlofscn  hinaus  anzuerkeunou.    Zwar  hat  Ma^hoflf  dag  handschrift* 

e  Material  nicht  erweitert ,  sondern  stützt  sich  hier  überall  auf 

schon  hen  CoUationen,    aber  er  hat 

tb  Aber  i^nften  zu  einander  und  Qber 


SSO    C  Mayhoffy  C.  Plinii  Secundi  naturalis  historia,  ang.  t.  J.  IftiRer. 

die  Bedeutung  einzelner  eingehende  Studien  gemacht  und  geht  in 
dieser  Richtung  mehrfach  seinen  eigenen  Weg ,  worüber  aufs  ein- 
gehendste in  den  Novae  lucubrationes  *)  Rechenschaft  gegeben  ist. 
Ebensowenig  hat  er  neue  Grundsätze  der  Kritik  aufgestellt ,  aber  in 
der  Anwendung  zeigt  sich  eine  erhebliche  Verschiedenheit  von  seinen 
Vorgängern.  Sehen  wir  uns  das  Wesentlichste  näher  an. 

Mayhoff  hat  aus  der  Beschaffenheit  der  grossen  Masse  unserer 
Codices ,  aus  ihrem  Verhältnis  zu  dem  Palimpsest  und  ans  der  Ver- 
gleichung  der  uns  vorliegenden  Quellen  des  Plinius  sowie  jener  Schrif- 
ten, die  mittelbar  oder  unmittelbar  aus  ihm  geflossen  sind,  die  Ueber- 
zeugung  gewonnen ,  dass  die  Ueberlieferung  in  den  meisten  Büchern 
weit  gründlicher  verdorben  sei ,  als  dies  bisher  meistens  angenommen 
wurde,  und  will  daher  der  Gonjecturalkritik  einen  viel  weiteren  Spiel- 
raum gegönnt  wissen,  als  dies  Jan  gethan  hatte.  Im  Allgemeinen  ist 
dies  unstreitig  wolbegründet  und  ist  auch  von  anderen  Gelehrten,  wie 
Urlichs  und  Detlefsen,  bereits  vor  ihm  anerkannt.  Mayhoff  setzt  sich 
zwar  in  einen  gewissen  Gegensatz  auch  zu  Detlefsen  und  glaubt  con- 
servativer  zu  Werke  zu  gehen  als  dieser,  also  gleichsam  in  der  Mitte 
zwischen  Jan  und  Detlefsen  zu  stehen.  Allein  ich  habe  dies  im  Gänsen 
nicht  bestätigt  gefunden.  Dass  Detlefsen  neben  den  vielen  noih- 
wendigen  und  trefflichen  Verbesserungen  zuweilen  Conjectaren  Baom 
gegeben  hat,  wo  es  deren  nicht  bedarf,  ist  noch  kein  Beweis,  dass 
er  sich  hierin  überhaupt  mit  grösserer  Freiheit  bewegt  habe  als 
Mayhoff.  Denn  auch  bei  ihm  werden  sich  ebenso  neben  nothweudigen 
und  sehr  glücklichen  Conjecturen  solche  finden ,  die  sich  als  über- 
flüssig herausstellen.  Grösste  Strenge  und  Gewissenhaftigkeit  im 
Ganzen  wird  durch  einzelne  Fehlgriffe  nicht  in  Frage  gestellt.  Das 
gilt  von  beiden  Herausgebern,  nur  mag  man  eine  grössere  Behutsam- 
keit auf  Seite  Mayhoffs  insoferno  anerkennen ,  als  er  öfter  nur  ver- 
suchsweise Aenderungsvorschläge  in  den  kritischen  Cummentar  ver- 
wiesen hat,  statt  sie  ohne  weitei*s  in  den  Text  aufzunehmen.  Daför 
aber  lässt  er  sich  auch  hier,  wo  die  Verantwortung  geringer  ist, 
mitunter  recht  frei  gehen.  So  9,  73  Item  pinnarum  quoque  ßufä 
discrimina ,  quae  pedum  vice  sunt  datae  piscibus ,  nullis  supra 
quaternaSy  [quibusdam  ternaCy]  quibusdam  binae ,  aliquis  nuUae. 
in  Fucino  tantum  lacu  piscis  est  qui  octonis  pinnis  natat.  hinae 
omnino  longis  et  lubricis ,  ut  anguillis  et  congris,  nuU<ie  [ut]  mu- 
renis,  quibus  nee  branchiae.  Wenn  hier  Mayhoff  mit  Beziehung  auf 
Aristoteles  Hist.  anim.  I  5  p.  489  B,  24  ff.  vermuthet,  es  sei  alüs 
vor  nullae  ut  murenis  ausgefallen ,  so  hat  er  übersehen ,  dass  bei 
Plinius  die  allgemeine  Eintheilung  und  die  specielle  Anwendung  ge- 
trennt sind,  jene  vorangeht,  diese  folgt,  während  bei  Aristoteles 
beide  miteinander  verbunden  sind.   Es  kann  daher  bei  Plinius  nach 

*)  Novae  lucubrationes  Plinianae.  Scripsit  Caroluj?  Mayhoff.  (Com-; 
mentatio  ex  programmate  Gymnasii  Vitzthumiani  Dresdensis  aqni 
MDGCCLXXIV  seorsam  expressa).  Lipsiae.  In  aedibus  B.  G.  Tenbneri 
MDCCCLXXIV. 


f,  C  FtiBtl  Becundi  naturelb  bistoria,  Vktig.  v, «/.  Mnlitr     ^Sl 

k'gwi;  nullae  nicht  noch  einmal  a/«.^  nttUae  fol{CdD,    Kher  könnte 

sicli  die  Beseitigang  von  ut  gefallen  hi^seu,  da$  MuvhofiT  m\ 

^xie  in  Klammem    gesetzt   bat.    Doch  igt  auch  dit^se  keineswegn 

l^thwendig,  vii^lmehr  die  üeberlielonrng  vollkommen  in  Onlnung, 

IS  klar  wjnl ,   wenn  man  sich  omnitw  lottf/ts  et  hihrkis  wegdenkt 

Hd  11,  160  vergleicht:  Dcutium  iria  ffcncra^  setrati  aut  coHtinut 

tt  exserti:  hiermit  prdinatim  cofUfdes ,  nc  conimrio  ocvnfsu  at- 

rantur^  ut  gerpenttfms  ^  pi^cibus ,  canihu^'^;  voniinm ,  id  homim, 

i«o;  exserti,  ut  apro,  htppotamio,  elcphanto,  —  9»  HO  Coneha 

sa^  cum  manum  ridit^  compriniit  sese  operitque  opc$  sua»  gfxara 

f(tplrr  iliits  &tt  jk^i  mnnumqut,  si  /  f/,  avit'  $ua  ahmiddt 

\tlla  iuMiorepoetta^  et  aliis  mutiita  »  gutppe  inter  ncopu- 

99  mahr  par^s  inrcnttur ,  scd  in  alto  quvque  comitantur  mannis 

Mnihus ,  ncc  tarnen  nurrs  feminarmn  arccfitur:  kann  doch  wol  der 

ssive  Gebrauch  von  vomiiari  nicht  als  genügender  Grund  anerkannt 

erden,  an  der  Echtheit  der  Ueberlleferung  ^\x  zweifeln  und^  wie 

Mayhoff  vorschlägt,  comitauiihus  statt  cömiiontur  einzneelzen.  Vgl. 

leue  Formenlehre  der  lat.  Sprache  2  S.  278  (2,  Aufl.).  —  10,  72 

ttd  et  patumhcs,  quonatn  et  in  his  incertum :  hält  Mayhoff  die 

forte  et  in  Im  für  corrupt  und  vermuthet,  es  sei  est  in  his  lu 

tireibeu ,  nimmt  also  Austoss  an  et.    Allerdings  werden  wir  heim 

^isfauchon  der  Beziehung  dieses  et  eine  ziemlich  weite  Strecke,  näm- 

eU  aaf  g.  61  Ciconiac  qumiam  r  loco  rcniant  aut  quo  sc  rcferant 

cofnperium  utihuc  est  znrfkkgewtesen,  allein  das  findet  sich  bei 

linins  sehr  oft:  8,  138,  24  geht  et  anf  §,  133;  11 ,  2Ö.  29  auf 

20:  11,  71,  15  auf  g.  29;  11,  93,  S  auf  §,  5,  wieder  aufgefrischt 

12,  und  auf  die  Fftlle,  in  denen  Oi-gane  fehlen.*)  Analuges  licsse 

ch    massönhaft  an»   Plinius   beibringen,  —  10»  119    ist  von   der 

tligkeit  der  Elfter  die  Rede  menschliche  Laute  nachzuahmen  und 

wird  die  Bemerkung  geknöpft:  rrrtiw  addisccre  alias  negant 

^mme  quam  ex  tfnwrf  earum  quat'  glamli*  vescaHtur,    Statt  dessiti 

iithet  Mavhoff  verum  verha  discerc.    Dagegen  hat  er  8,  106 

praeterea  mira  trnduntur,  sed  mnximr  ^^frmonnn  humanuni 

pastorum  stallt  In  ndsiwulah ,    lunutnqut'   nlicuiuH  add9»ci 

fuem  evocatum  forim  hurtrt:  daü^elbe  addiscere  in  der  gleichen 

Bedeutung  wie  hier  unbeanstandet  gelassen.  Vgl.  Übrigens  7  ,  29 

Me^asihmes  trccenios  eoruni  Hcos  adnumcrat,   Tac.  ffist.  3,  2 

_üddUo  spaiio, 

'  Solchen  und  ähnlichen  Aenderungsvorschl^gen  begegnet  nimi 

il  in  dem  kritischen  Commentar,  doch  sind  sie  so  wenig  hegrQndit 

seltoo,  in  der  Hegel  zeugen  sie  von  gründlichem  Studium  des 

riftstellers  und  scharfem  Blicke  ftlr  die  Mängel  und  Fehler,  mit 

Peoen  seine  Schrift  in  unserer  Uehorlieferung  behaftet  ist,  und  sind 

eihr  häultg  auch  dann  d^nkauswerth  und  anregend,  wenn  man  ihnen 


'/  Billig  irrt,    indem  er  et  (auttm   hoc  ei  ii$  ifUfte  vivuut  et  »ine 
ect)  mit  Büiiehung  auf  don  folgimden  $.  94  und  auf  %.  116  erklärt. 


882    C.  Mayhoff,  C.  Plinii  Secundi  naturalis  hbtoria,  a»g.  t.  /.  JMIer. 

nicht  unbedingt  zustimmen  kann.  So  8,  201  soUerUam  eius  am' 
malis  (caprae)  Mucianus  visam  sibi  prodicUt  in  ponte  praetenm, 
dtMbus  obviia  e  diverso  cum  circumactum  angustiae  non  caperent 
nee  reeiproeationem  longüudo  in  exiUtate  eaeea,  —  alteram  deeth 
buisse  etc.  Mh.  schlägt  vor  eaeeam  statt  caeca  zu  schreiben ,  ms 
sich  auf  den  ersten  Blick  empfiehlt,  jedoch  unsicher  bleibt;  deno, 
wie  das  correspondierende  Glied  zeigt,  ist  caecus  beim  Subyect  nick 
entbehrlich  und  beim  Object  verkehrt  es  die  Spitze  des  Qedankens. 
Es  wird  eaeea  richtig,  nur  nicht  mit  Harduin  zu  exilUate,  ^)  sondern 
zu  longüudo  zu  beziehen  sein,  eine  Ausdrucksweise,  die  ja  bekannt- 
lich auch  sonst  vorkommt.  —  8,  217  leporum  generia  sunt  H  qm$ 
Hispania  cuniculos  appellat,  fecunditatis  innumerae  famemque 
Baliarum  insulis  populatis  messibus  adferentes.  So  die  Yolgita, 
statt  deren  Mh.  adferentis  vorschlägt ,  sehr  gefällig  und  dem  Stfle 
des  Plinius  durchaus  entsprechend.  Da  jedoch  die  Handschciften 
adferens  bieten,  so  führt  dies  eher  zu  folgender  Fassung  der  Stelle: 
leporum  generis  sunt  et  quos  Hispania  cimiculos  appellat.  feauh 
ditas  his  innumera  famemque  —  adferens.  Nachdem  feeunditMS 
his  in  fecunditatis  verschrieben  war ,  wurde  zwar  innumera  ai- 
bequemt,  aber  das  entferntere  adferens  übersehen.  —  10,146 
Quaedem  omni  tempore  coeunt  f  utgallinae,  et  paviunt  praeterqwm 
duobus  mensibus  hiemis  brumalibus,  ex  iis  iuvencae  plura  quam 
veteres,  sed  minora,  et  in  eodem  fetu  prima  ac  novissima.  Mh.  hat 
das  Verkehrte  in  der  Anfügung  von  in  eodem  fetu  prima  ac  «om- 
sima  durch  et  erkannt,  wonach  prima  ac  novissima  Subject  sein 
müsstemit  dem  Praedicate  pariunt,  was  widersinnig.  Er  schlagt  ut  v« 
statt  et.  Ob  nicht  die  Wiederholung  von  minora  sich  mehr  empfiehlt? 
—  11, 16  e  Vitium  populorumque  mitiore  cummi  propolis  crassioris 
iam  materiae,  additis  flortbus^  nondum  tarnen  cera,  sed  favorum 
stabilimentum ,  qua  omnes  frigoris  aut  iniuriae  aditus  obstruun- 
tur^  odore  et  ipsa  etiamnunc  gravi ,  ut  qua  plerique  pro  galhano 
tdantur.  Mh.  möchte  etiamnunc  hinter  ut  qua  versetzen,  und  in  der 
That  scheint  es  an  seiner  jetzigen  Stelle  überflüssig  und  an  der  von  Mh. 
ihm  angewiesenen  sehr  passend.  Gleichwol  wird  man  sich  schwerlich 
für  die  Versetzung  entscheiden  dürfen.  Die  Häufung  der  steigernden 
Partikeln  ist  bei  Plinius  sehr  beliebt  (2,  22 ;  221 ;  241 ;  7,  50:  112; 
8, 10;  10,207)  und  unter  ihnen  tritt  neben  et^  etiam  auch  etiamnwm 
auf:  2,  68;  142;  215;  5,  66;  9, 131;  11,  59;  13,  85.  Da  nun  wwol 
et  ipsa  wie  etiamnunc  seine  Beziehung  hat,  indem  jenes  das  ganze 
Praedicat  odori  gravi  dem  vorausgehenden  saporis  amari  (vgl. 
§.  17),  dieses  speciell  das  Adjectiv  gravi  dem  vorausgehenden  anian 
gegenüberstellt,  so  ist  kein  Grund  zur  Versetzung  vorhanden  und 
man  könnte  höchstens  fragen ,  ob  nicht  etiamnunc  in  etiamnum  zu 


')  Harduin  bemerkt  zur  Stelle:  Nee  retrogradiendi  locas  esset 
propter  longitudinem  pontis  coniunctam  exilitati,  ob  quam  uln  pedem 
poneret  capra  non  videret. 


iat^liofl,  C.  Plioii  Secundi  nainritlU  historU,  ang,  y.  J^  MüUer,    SM 


TU  sei,   docii   hat    unsere  Deb^rlieferiiD^  Ersteres  auch  sonst, 
L  2.  174;  12,  73. 

Bei  den  Aendeningen ,  die  Majhoff  im  Texte   vorgeDommeü 
lat,  ist  er  fast  durchweg  mit  g^rosser  Behutsamkeit  vorgegangen, 
dixA  findet  sich  auch  hier  Kiniges,  das  uns  nicht  genügend  erwogen 
Dass  y,  73  h(  irriger  Wei&e  als  eingeschoben  behandelt  ist, 
wir  schon  bemerkt.  So  aliae  10,  83  ceriant  mtcr  sc  (lusci- 
) ,  palamquc  animoaa  vontentio  est.   victn  moric  ßnit  saepe 
spiritu  prius   deficicnte   quam  cantu,  mediiantur  [aliae] 
res  versusque  quos  tmitcntur  accipiunt:  den  wettktopfen- 
Seil  ausgebildeten  Künstlerinnen  werden  die  übrigen  noch  übenden 
Jangeren  gegenöhergostellt,  Ks  liegt  also  die  bekannte  Attraction 
for,  die  bei  dem  griechischen  akkog  so  häufig  and  auch  bei  dem  latei- 
yggehen  alius  nicht  selten  ist.    Vgl,  13,  72  radicibus  incotac  pro 
^■no  utuniur,   h€c   iifms   tantum    (ftatia,    srd  ad  alia  quoque 
^BlfU«7ta  vasorum.  Nipperdey  m  Tac.  Ann,  3,  42.  Umgekehrt  ist 
^fne  Noth  aiiae  eingeschoben  10.  111  eaepanäufti  alas  pendmte^* 
^^f  raro  intenHillo  quaUunt  aliae,  aliae  crebrius.  Zu  der  schar- 
fen DIstinction,  die  Mh.  Kov.  Inc.  p.  S2  K.  32  ffir  noth  wendig  h&lt» 
scheint  kein  genügender  Grund  vorhanden.    Bie  Schriftsteller  der 
rnen  Latinität  lieben  die  Form  des  Ausdruckes  £u  neuern  und 
eder  einfach  im  ersten  Oliede  aliuSj  o^il^i  auszulassen  (10,  114; 
16)  oder  wie  Tacitus  im  zweiten  Gliede  noch  et  beizugeben  (Ann. 
63    tastra    mttari   in   loco  plaruii^  ui  opus  et  alii  proelium 
iperenL  Vgl.  Nipperdey  zu  1,17.  Draeger  Synt.  nnd  Stil  d,  Tac. 
17.  Meine  Beitr.  z.  Kni.  und  Erkl.  des  Tac.  11  S,  29  A,).  So 
wird  auch  10,  140  das  Ton  Mh.  eingeschobene  alibi  unsicher  blei- 
Wo.    Noch    weniger  gerechtfertigt  scheint  die  Einsetzung  von  co 
S^  165  quo  quis  acrior  in  bibendo  eo  profundius  nares  mergiL 

KL  Di-aeger  Sjnt.  und  Stil  d.  Tac.  §.181  nnd  Refer.  in  dieser 
IscJuift  1876  S.  176,-10,  203  dissident  blores  et  aquilar, 
M»  et  chtareus  twctu  im'ivem  ora  exquircntcs  ^  simili  modo 
^P  et  miluus,  illo  pmeripknic  huk  cihon ,  comie0$  atque 
fMiua ,  aquHu  €t  trochilHui,  si  crrdimus,  quuniam  rex  apella^ 
imr  avium f  noctua  et  ceierae  minore»  at^R,  Mh,  hat  den  Singu- 
Itf  aquila  nnd  noctim  statt  des  Plural  der  Mss.  eingesetzt^  wol  nur 
n  des  Wechsels  zwischen  Plural  und  Singular;  denn  quoniam 
appt'Uatur  avium  bezieht  sich  auf  trothilus  (Tgl.  8«  90) »  kann 
nicht  massgebend  gewesen  sein.  Allein  jener  Wechsel  zwischen 
jal  und  Singular  findet  sich  gleich  schroff  sehr  oft:  7,  2  a  /ri- 
iltuif  et  culore  (11,  147  I rigor a  calotesquc)  ....  ad  vagiiu$ 
yU>ratum,  200  und  201  gaieam,  gladium,  hastam  .  . ,  ocre€t$ 
d  cristaB, .  .ar<^Mii  ei  mgiUam, .  .sagütas. , .  .laneea^. . ,  .iatu- 
/um. , ,  ^hastas. ,  .püum.  .  .  .«ecwritfi,  *  ^venahula  etc.  8,  27  Indi- 
mm  Afrid  patent.  9,  58  glaucus,  aseUi.  auratae  (vgl*  32,  145). 
iiipa  et  asellis.  10,  207  comis^  et  ardiolae. 


8S4    C.  Mayhoff,  C.  Plinii  Secunda  naturaÜB  historia,  ang.  v.  J,  JfABer. 

Weitaus  den  reichsten  Gewinn  für  die  Verbesserung  des  Tex- 
tes hat  Mayhoff  aus  der  sorgfältigen  Durchforschung  jener  Schriften 
gezogen ,  aus  denen  Plinius  geschöpft  oder  die  aus  Plinius  geflossen 
sind.  Durch  fleissige  und  genaue  Yergleichung  hat  er  eine  Menge 
Stellen  aus  jenen  Schriften,  besonders  ans  der  Thiergeschichte  des  Ali- 
stoteles  und  der  Piianzengeschichte  des  Theophrast  herangezogen,  die 
bisher  ganz  übei*sehen  oder  nicht  genügend  beachtet  worden.  Doch  hat 
er  auch  hier  nach  unserer  Meinung  nicht  immer  das  richtige  Mass  ein- 
gehalten und  oft  volle  Uebereinstimmung  herzustellen  gesucht,  wo  die- 
selbe nicht  erwiesen  und  nicht  zu  erweisen  ist.  Ich  habe  schon  ander- 
wärts *)  die  Stelle  7,  49  e^  in  alia  quae  iusto partu  quinque  mensum 
altcrum  edidii  als  richtig  überliefei-t  nachgewiesen  und  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  alterum  der  Annahme  genauer  Beproduction 
von  Arist.  h«  a.  VIT  4  p  585  A,  17  entgegenstehe.  So  meint  Mh.,  dtss 
9,  74  durant  (anguillae)  et  sine  aqua  et  senis  diebus  vor  et  sem 
yjquinis''  ausgefallen  sei,  weil  es  bei  Arist.  h.  a.  VIH  2  p.  592  A,  14 
heisst  TjiLiiQag  xal  Ttevue  xai  J?.  Allein  nichts  weist  darauf  hin  und 
sicherlich  nicht  das  doppelte  et  in  steigernder  Bedeutung ,  dass  PH- 
nius  die  Stelle  des  Aristoteles  genau  wiedergegeben  habe.  Plinius 
begnügt  sich  die  höchste  bei  Aristoteles  vorgefundene  Zahl  zu  setz^, 
wie  er  unmittelbar  vorher  octonis  vivunt  annis  sagt,  während  seine 
Quelle  Ktüai  d'  inai  iyx^lvg  xai  hma  xal  oiHtü)  err^  hat.  EbeoBO 
sagt  Plinius  10,  32  corvi  pariunt  cum  plurimum  quinos,  dagegen 
Aristoteles  h.  a.  IX,  31  zixzei  d^  o  xoQa^  xal  rittaQa  xal  nhti. 
—  9,  149  viventihus  idem  qui  madentihus  nigricans  colos:  will 
Mh.  iisdemque  gelesen  wissen,  wie  es  scheint,  nur  um  den  Worthiat 
des  Plinius  mit  dem  des  Aristoteles  conform  zu  machen ,  was  nicht 
gebilligt  werden  kann  und  ja  doch  nicht  erreicht  ist.  —  10,  25 
Coccyx  videtur  ex  accipitre  fieri,  tempore  anni  figuram  mutans^ 

quoniam  tu/nc  non apparent  reliqui   nisi  perquam  pauds 

diebus :  hat  Mh.  eine  Lücke  angezeigt,  die  in  üebei-einstimmung  mit 
Arist.  h.  a.  VI  7  p.  563  B,  15  etwa  so  auszufüllen  sei:  apparet  is 
cui  similis  est,  sed  nee.  Allein  Plinius  sieht  den  Eukuk  wu-tdiph 
als  Habicht  an ,  wie  aus  est  autem  neque  aduncis  tmguibus  solw 
accipitrum  und  aus  quin  et  ahsumitur  ab  accipitre, ....  sola  om- 
nium  avis  a  suo  genere  interempta  hervorgeht,  Aristoteles  di- 
gegen  nicht.  —  10, 115  caprimülgi  appellantur  grandioris  menh 
lae  adspectu  fures  noctumi:  will  Mh.  qui  vor  appellantur  ein- 
schieben, weil  es  bei  Arist.  h.  a.  IX  30  p.  618  B,  2  heisst  oiixa- 
h>vfxevoq  aiyodTjXag ,  oder  etwa  auch  weil  hier  gerade  wegen  des 
vorausgehenden  gi  die  Einsetzung  von  qui  paläographisch  eine  leichte 
wäre?  Mir  erschieijie  dann  der  Vorschlag  nur  um  so  willkürlicher. 
Ohne  Anlass  ändern,  nur  weil  es  leicht  geht,  wäre  sehr  vom  üebel 


*)  Sitzun^sber.  der  phil.-hist.  Classe  der  kais.  Akademie  der  Wissen- 
schaften 1877,  Bd.  86,  S.  195,  Separatabdruck  S.  12.  Nicht  xutreffend 
sind  die  Beispiele,  welche  Nolten  (Quaestiones  Plinianae  p.  22)  zum 
Schutze  der  üeberlieferung  beibringt. 


iayho/f,  C,  Püfiil  SecQQdi  tiatumlis  UbloriA^  &ng*  ?.  J.  Müller,    SS& 


ist  irirklicli  keiner   vorhanden.    Jedenfalls  kann  die 

örssedes  Auädi-uckos  nicht  als  solcher  gelten,  da  sie  sehr  häuOi^' 

JL.  B.  gleich  im  Folgenden  platea  nomhuttur  advolans  ad  cos 

8t  in  mnri  mcfffunt,  2,  134  vocatur  et  columna,   228  in 

adytis   fons  Soli^-  ap^ellatur  duht's  li  circa  menditnt  fna- 

frigidus.  4,  27.  31;   47,  10  (vgl.  82,  18);  8,  77.  17;  9,  6, 

69,  17;    10,  99,  5;    11,  205,  C.    Vgl.  iiuch  6,  111,  19  und 

liches. 

Eine  weitere  Richtung,  in  der  Mayhoflf  den  Text  der  Katur-l! 
riii  zu  verbessern  gesucht  hat,  ist  die  Anordnung  des  Stuili^-. 
sehr  mjsßlicher  Puuct.  wie  er  selber  bereitwillig  anerkennt.  Ich 
be,  daßs  er  auch  luei  nicht  selten  zu  weit  gegangen  ist  und  die 
arsprüngliche  Folge  alteriert,  nicht  spätere  Verschiebungen  2;nrocht- 
gerückt,  oder  «lies  nicht  in  befriedigender  Weise  gethan  hat.  So  ver- 
muthet  er,  dass  die  Worte  Animal  occidit  primus  Ht^pcrbius  Mar- 
tin fiUmt,  Prometheus  bovem,  die  in  unserer  Ueberlieferuug  7,  209 
stehen,  hinter  §.  202  ei  u  zu  fügen  seien.  Allein  da  wörJe  §.  202  und 
203  die  Constructinn  gestOrt;  denn  §,  203  verlangt  die  Ergänzung 
Ton  invcfiit  aus  dem  Vorausgehenden.  Wenn  also  die  Worte  versetiit 
werden  mussten,  &0  tanden  sie  eher  am  Schlüsse  von  g.  191  einen 

-  If'U  Platz,  —  11,  206  ist  RetiCit  hahent composäos  vom 

'  des  Paragraphen  au  den  Anfang  versetzt,  wie  uns  scheint, 
olm*?  genügenden  Grund.  §.  205  schUesfet  mit  der  Besonderhi'it 
A$iae  regio  Scepsi^  appdlntur ,  in  qua  minimos  (liones)  €S»c 
peeori  tradurit,  et  inde  ad  Uenem  invcda  rcmcdia.  Dies  gibt  die 
Anregung  z\i  der  Besonderheit:  At  in  Brikto  et  Tharnc  quatcrnt 
renes  cervis,  contra  pinnatis  nquantosiittiue  nullit  daher  diese 
dem  Gewöhnlichen  vorangeschickt  wird.  Bei  Abfassung  der  Inhalts- 
angabe war  da^  andere,  da  musste  das  Allgemeine  vorangestellt  wer- 
den* Unortl nung  dieser  Art  llndet  sich  ausseronieutlich  häufig  bei 
FUmns  und  an  sie  darf  die  Kritik  wol  schwerlich  Hand  anlegen*  Si» 
würde  sich  8,  218  certum  cat  Baliaricos  etc,  besser  an  adferentc^ 
\n  §.  217  anschliessen,  ist  aber  wegen  magtm  propier  penatum  etc. 
inrOckgeschoben.  Desgleichen  war  t^i  pulmo  quadruph  maior  bu- 
buh  11,  203  ein  Platz  in  g.  188»  oder  müsste  so  allgemein  gehalten 
jfrein  wie  Arist.  h.  a.  II  17  extr.  So  ist  11,  124  in  hoc  quidcm  gc- 
ncre  et  feminis  fribuit,  in  tu    '  tum  matihus  nebenbei  be- 

R*  t,  während  erst  §.  128  die^  «s^tand  behandelt  wird. 

Wir  sind  dem  Herausgeber  iu  den  Hauptrichtungen  und  Wegen, 
enen  er  den  Text  der  Naturalis  Historia  des  Plinius  zu  verbes- 
bestrebt  war,  gefolgt  und  haben  uns  in  unseren  Auastdlungen 
janz  wenigen  Ausnahmen  auf  die  4  Bftcher  8—11  Iwschninkt, 
i  dit*  Auztii^^e  sich  in  den  gebührenden  Schranken  halten  und 
h  ein  ürtheil  bilden  könnten.    Wir  haben  da* 
•  ir  mit  greifbaren  GrÖnden  bekjlmpfen  /.u  kön* 
neu  giaubtüu.  Ikuai  ist  man  nicht  bei  jeder  Textesflnderuug,  die  man 
l.nn^'i-ti  vermag,  in  der  Lage.  Wenn  wir  aber  auch  die  Zahl 


886     H.  Sckweieer-Sidler,  P.  Cornelias  Tacitus,  ang.  v.  Ig.  Prammir, 

der  Stellen,  an  denen  Mayboff  unseren  Beifall  nicht  hat,  doppelt  nud 
dreifach  höher  ansetzen  wollen,  so  bleibt  doch  von  den  Yorgenonune- 
nen  oder  vorgeschlagenen  200  Textesändemngen,  die  etwa  auf  die 
4  BQcher  entfallen,  eine  so  erkleckliche  Zahl,  die  wir  fQr  vollkon- 
men  begründet  und  evident  halten,  dass  wir,  ganz  abgesehen  von  der 
Sorgfalt  und  Genauigkeit  in  Behandlung  der  mehr  nntecgeordneteo 
Dinge,  mit  denen  sich  der  Herausgeber  eines  alten  SchriftstellerB  zu 
beschäftigen  hat  *) ,  einen  bedeutenden  Fortschritt  in  der  Wieder- 
herstellung des  Plinianischen  Textes  anerkennen  müssen  und  f&r  die 
folgenden  Bücher  von  hohen  Erwartungen  erfüllt  sind. 

Der  Druck  ist  nicht  mit  jener  Sorgfalt  überwacht,  an  die  man 
bei  den  Büchern  des  Teubner*schen  Verlags  gewöhnt  ist.  Wir  können 
folgende  Fehler  verzeichnen,  von  denen  einige  bereits  Kayhoff  selber 
in  den  „Corrigenda  et  Addenda^  verbessert  hat:  9,  39,  11  iestuü^ 
neun  st.  testudinum.  85,  26  odore  st.  ödere,  128, 16  anni  si  anno, 
Pag.  147  in  der  Paragraphenangabe  144  st.  143.  Pag.  165  in  der 
üeberschrift  IX  st.  X.  —  10,  34, 14  praecique  st.  praecipue.  37, 30 
\md  31  animadvero.  und  prohibUoriamt ,  indem  das  t  sammt  den 
Punct  verschoben  ist  st.  animadverto  und  prohibitoriam.  59, 29  c^ 
st.  dux,  93,  27  augustum  st.  angustum,  110,  1  singulae  bL  m- 
gula.  118,  12  von  st.  non.  162,  21  qui  st.  quis.  Pag.  202  in  der 
Paragraphenangabe  618  st.  186.  —  11,  34,  20  cUli  st.  alii.  Pag.  230 
Not.  17  noc  st.  nov.  11,  202,  15  cruciata  st.  cruciaiu.  210,13 
ferunt  st.  ferant  {d  und  T  bieten  ferunt).  12,  17,  7  a  materiatlL 
e  materia,  43,  5  eos  st.  o$  13,  3,  1  indicabantur  st.  indicabuntur. 
14,  20,  23  et  st.  est, 

Innsbruck.  Job.  Müller. 


P.  Cornelii  Taciti  de  situ  ac  populis  Germaniae  über.  Ad  fite 
codicum  Vaticanonim,  Perizoniani,  Neapolitani  ceterorumque  opinio- 
mm  Übromm  denuo  recensuit  atqae  interpretatus  est  H.  Seh  weil» 
Sidler.  Berolini  apnd  S.  Calvary  eiasqae  socium  MDCCCLXITIL 
IX  und  86  S.  in  (Juartform.  4  Sl.  50  Pf. ») 

Es  ist  heut  zu  Tage  anerkannt,  dass  die  Bearbeitung  der  klei- 
neren Schriften  des  Tacitus  dem  Herausgeber  verhältnismässig  bei 
weitem  mehr  Schwierigkeiten  bereitet,  als  die  der  beiden  Hauptwerke. 
Am  schwierigsten  jedoch  ist  das  Unternehmen ,  die  Germania  com- 
mentiert  herauszugeben.  Denn  derjenige,  welcher  dieses  kühne Wrt 
unternimmt,  sollte  eigentlich  im  Widerspruche  mit  dem  bekanntes 


')  Wir  heben  die  äusserst  mübsame  Durchstöberung  der  iltern 
Ausgaben  hervor,  der  sich  Mb.  unverdrossen  unterzogen  hat,  am  n- 
gleich  darauf  aufmerksam  zu  machen,  dass  ihm  trotz  aller  (xenaiiigkät 
ein  paarmal  begegnet  ist  als  eigene  Conjectur  zu  geben ,  was  sich  sdm 
bei  Harduin  findet,  so  7,  95,  25  der  Vorschlag  gloriatn  statt  vidonm 
und  9,  37,  29  die  Beseitigung  von  oc. 

*)  Vgl.  die  kurze  Anzeige  in  der  Berliner  Zeitschrifl:  für  das  Gyn- 
nasialwesen  (von  Hirschfelder)  1877  1.  Heft. 


vttütf'Sidler,  P,  Cameljua  Tacitus,  ang*  v.  Ig.  Prammtr,      887 

Wort^  non  omnia  <>idem  di  dedere  Germanist,  Philolog,  HisiorikiM 
Da4  Jurist  zugleich  sein ,  um  der  sachlichen  and  grammatischen  Ki - 
Idäning  der  Schrift  gewachsen  zu  sein.  Das  anfzuarbeiteiide  MateriaJe 
ist  im  Gegensatze  zu  dem  winzigen  Schriftchen  geradezu  massenhaft, 
und  dabei  gibt  es  eine  ünliehsame  Menge  ?on  Controversen.  Es  be- 
I  Bich  nämlich  in  der  Erklärung  und  Herleitnng  vieler  Namen 
i.ini«ten  bis  zur  Erschöpfung,  während  die  Philologen  zweiCel- 
bttfi«  fcitellen  gekftostelt  und  gewaltsam  auslegen ,  oder  die  Ueber- 
Itolening  in  verschiedener  Weise  ändern.  Anderseits  bringen  die 
Uiatoriker  und  Juristen  über  die  Staats-  und  Privatverhältnisae  der 
öermanen  zweifelhafte ,  mitunter  auch  gewagte  Hypothesen  vor,  und 
mühen  »ich  ab,  den  dehnbaren  Worten  des  Tacitus  eine  staatsrecht- 
liche l^stimmtheit  zu  geben,  die  sie  nicht  haben  und  nicht  haben 
können,  *) 

Diese  SchwierigkeiteiK  die  wir  im  Vorausgehenden  nur  ange- 
leutet  haben,  sind  begreiflich  in  noch  höherem  Grade  bei  einer  ge- 
lehrtkritischen Ausgabe  der  Germania  vorhanden,  da  diese  mit  an- 
D&hernd er  Vollständigkeit  die  einschlägige  Literatur  eicerpieren  oder 
loeh  anführen  und  zugleich  den  handschriftlichen  Apparat  wol  ge- 
lent  Leser  vorlegen  soll.  Eine  solche  liegt  uns  in  der  oben 
iL^ten  Ausgabe  der  Germania  von  einem  Verfasser  vor,  dessen 
N'äuii?  auf  diesem  Gebiete  einen  guten  Klang  hat,  da  er  »ich  bereits 
leii  einer  Reihe  von  Jahren  mit  der  Germania  des  Tacitus  und  der 
betroffenden  Literatur  ernstlich  und  eingehend  beschÄfligt,  Auch  ist 
ii686  Ausgabe  der  Germania  nicht  seine  erste,  da  von  ihm  eine  Schul- 
KQSgabe  mit  deutschen  Anmerkungen  bereits  in  zweiter  Auflage  (1874) 
vorliegt  I  ^  4  erschienene  gelehrte  Ausgabe,  zu  deren  Besprechung 
«IT  im  i  ;   Übergehen,   ist  der  fasciculus  primus  des  zweiten 

Bftndea  der  OreUi-Baiter'schen  Ansgabe  des  Tacitus,  der  nunmehr 
nach  2B  Jahren  in  zweiter  Ausgabe  ausgegeben  wird.  Diosvr  zweite 
Band  wird,  wie  früher,  die  kleineren  Schriften  des  TacitUJ^  und  die 
Historien  enthalten.  Die  Neubearbeitung  der  zweiten  Auflage  haben 
H.  Schwerzer-Sidler,  Georg  Andresen  und  Carl  Meiser  übernommen, 
mi  zwar  Schweizer-Sidler  die  Germania,  Andresen  den  Dialogus 
^  denAgricola,  und  Meiser  die  Historien.  Damit  sind  die  einzelnen 
Theile  des  vergriffenen  zweiten  Bande?*  der  Orelli-Baiter 'scheu  Aus- 
grübe bewährten  Forschern  anvertraut»  die  sich,  wie  zu  erwarten 
Iteht,  ihrer  schwierigen  Aufgjibe  mit  Geschick  entledigen  werden. 
Dk  zum  Theile  neu  aus  den  Handschriften  collationierte  kritische 
BJpfcimt,  ein  fortlaufender  exegetischer  Oommentar  und  Excurs« 
BSiti  nach  dem  uns  vorliegenden  buclihändlerischen  Prospectus 
Meamt  gelehrten  Ausgabe  die  Bedentung  sichern ,  welche  sie  schon 
i*it  d<»ra  l^ürscheineu  der  ersten  Auflage  rait  Fug  und  Recht  besessen 
bat.  Im  Au  Schlüsse  an  den  sweiten  Band  soll,  wie  bestimmt  in  Aus* 
lieht  gestellt  wird^  als  dritter  Band  ein  lexicon  Taciteum,  bearbeitet 


•J   Viri  in  dieser  Zeitschrift  1869    8    102  die  Worte    Scbori^r'« 


888     H.  Schtvizer-Sidler,  P.  Cornelius  Tacitns,  ang.  v.  Ig.  Prammer. 

von  G.  Andresen ,  erscheinen.  Letzteres  Werk  wäre  sehr  zeitgemäss, 
da  das  bekannte  lexicon  Taciteum  von  Bötticher  bereits  anti- 
quiert ist*). 

Die  praefatio  Germaniae  gibt  Zusätze  und  Yerbesseningen  (aoch 
von  Druckfehlern)  zu  der  Orelli^schen  Ausgabe,  die  sich  in  zweiter 
Auflage  bereits  vor  vier  Jahren  unter  der  Presse  befand ,  als  das 
Verlagsrecht  der  Orelli-Baiter'schen  Ausgabe  an  die  Buchhandlong 
Calvary  in  Berlin  überging.  Es  war  dem  Herausgeber  in  Folge  ander- 
weitiger Beschäftigung  leider  nicht  gegönnt ,  nach  seinem  Wunsche 
den  ganzen  Commentar  umzugestalten,  sondem  er  musste  sich  darauf 
beschränken,  einige  Zusätze  und  Verbesserungen  in  der  praefatio 
beizubringen.  Wir  erfahren  aus  der  praefatio  auch,  dass  der  Titel  de 
situ  ac  populis  Germaniae  nach  Wölfflin  gestaltet  ist.  Die  Zosätze 
beziehen  sich  zumeist  auf  die  Ansichten  von  Leo  Meier ,  MflUenhoff, 
Gantrelle  u.  A.  die  neulich  vorgebracht  wurden.  S.  VII  Z.  2  ist  in 
Folge  eines  Versehens  oder  Druckfehlers  studet  statt  studeat  ge- 
schrieben. 

Im  Commentare  ist  betreffs  grammatischer  Erklärung  häufig 
auf  WölfPlin's  Aufsätze  im  Philologus  und  Dräger's  Broschüre  aber 
Syntax  und  Stil  des  Tacitus ,  bezüglich  sachlicher  Erklärung  auf  die 
Arbeiten  von  MüUenhoff,  Wackemagel,  J.  Grimm,  Waitz,  Zenas, 
Scherer ,  Weinhold  u.  A.  verwiesen.  Durch  diese  zahbeichen  Citate 
wird  der  Leser  in  den  Stand  gesetzt,  sich  in  der  jeweiligen  Literatur 
umzusehen,  wenn  er  sich  über  irgend  einen  Punct  genauer  informieren 
will.  Es  wird  in  Folge  dessen  auch  kein  Philolog,  der  sich  mit  Tacitus 
auch  nur  einigermassen  eingehend  beschäftigt ,  diese  gelehrte  Aus- 
gabe entbehren  können.  Von  Einzelnheiten  des  Commentars  erwähnen 
wir  folgende:  cap.  3  fiu.  nimmt  der  Herausgeber,  wie  in  der  Schul- 
ausgabe ,  nach  nominatumque  eine  Lücke  an ,  indem  er  darin  dem 
Urtheile  von  M.  Haupt  und  MüUenhoff  folgt,  dass  der  Name  Ascibur- 
gium  in  keiner  Weise  auf  Ulixes  hinweise.  —  cap  4  init.  belässt 
S.-S.  das  überlieferte  opinionibus,  wo  wir  Meiser 's  opinioni  vorziehen. 
—  ibid.  fin.  ist  es  nach  seiner  Meinung  dem  Charakter  der  Tacitei- 
sehen  Diction  ganz  angemessen ,  die  Worte  frigora  atque  inediam, 
zu  denen  man  aus  dem  Vorhergehenden  leicht  toleraie  ergänzen  kann, 
als  unmittelbares  Object  von  assuerunt  zu  nehmen.  Es  sind  jedoch  ftr 
diese  sehr  seltene  Construction  weder  in  der  vorliegenden  Ausgabe 
noch  in  der  kleineren  Beispiele  aus  Tacitus  angeführt.  —  S.  15  ist 
in  der  Note  1.  Z.  13  v.  o.  der  Dichter  der  Argonautica,  Valerius 
Flaccus,  bezüglich  des  nomen  gentile  mit  dem  gelehrten  Antiquar 
Verrius  Flaccus  verwechselt.  —  cap.  13  init.  hat  S.-S.  es  übersehen, 
in  beiden  Ausgaben  bei  sed  arma  sumere  non  ante  cuiquam  moris 
quam  civitas  suffectnrum  probaverit  wegen  des  Conjunctivs  Perfecti 
bei  antequam  nach  einem  negativen  Hauptsatze  auf  Dräger's  Broschüre 

')  Inzwischen  ist  die  erste  Lieferunp;  eines  lexicon  Tacitenm  von 
A.  Gerber  und  A.  Greef  bei  Teubner  in  Leipzig  erschienen,  die  bis  vm 
Worte  auctor  reicht. 


kwHxfT'Sidier,  P.  Cornelius  Tacitns,  ang»  v.  lg,  Pmmtttr,     HSU 

:1  il«*s  Tacitns  8.  57  xu  verweiset),  Tückinir  crklurt 
|i)  tyu  CotijuTictiv  darnacli.  —  ibid.  raftti.  ist  mit  Reciit 

eil  A  B  dignitatem  uufg^noinmeD,  wuhrend  dor  Horauageber  in  der 
Bholaußgabe  nach  C  dignationern  geschrieben  bat.  —  cap.  14  fin, 
fcrmiftfien  wir  in  den  beiden  Ansgabeu  eine  Anmerkung  tu  der  seltenen 
'n  von  persuadere  mit  dem  Inlinitiv.  Wir  würden  uns  diese 
r  ^ovvi^»  nicht  erlauben  t  wenn  der  Herausgeber  überhaupt 
ii  K  '  Erklärungen  geizte  und  vor  allem  nur  <las  Sach- 

die  u>.    In  beiden  Auftgabeu  ist  jedoch  tiio  gramma* 

Bebe.  Erklaruug  durchaus  nicht  vernachlässigt,  und  es  wurde  nur  an 
dzehien  Stellen   ftbürsehen,  die  erforderliche  Note  beixusetien,  — 
15  med.  ist  in  der  Note  xn  arment<>rum  vel  fragnm  bei  dem  Citato 
Appulejus  die  Capitelzahl  ausgefallen.  Was  die  Coustruction  der 
H^refnhrtHU  Worte  iinbelangt,  /u  denen  sich  der  Herausgeber  das  un* 
Object  aliquid  ergänzt,  so  hiilteu  wir  dafür,  dass  dieses 
n  die  Handschriften  nach  frugum  einzuschieben  sei,  da  es 
|r  quod  leicht  ausfalJen  konnte.    Wir  luiltea  diese  Einöchiebuug  von 
Bquid  (vgl.  cap.  1^  armorum  uUqaid)  für  miutler  bedenklieb,  als  die 
inabme  einer  för  Tacitns  singulAren  und  auch  sonst  im  Lateiti  bdchst 
Ittuien  ('onstmction.  —  ibid.  iln.  ist    überliefert  und  xwar  ohne 
g^end  eine  Variation  der  Handschriften :  magna  arma.  Davon  erklärte 
-8»  noch  1874  in  der  zweiten  Auflage  seiner  Schulauggabe  mit 
Dsser  Bestimmtheit:  „magüa  ist  nicht  zu  ändern.**  In  der  kritischen 
sgabe  lies»  er  sich  namentlich  durch  Wölfnin's  Billigung  d»tr  Con- 
Ctur  Köchly*8  losignia  verleiten,  dieselbe  in  den  Text  aufzunehmen 
in  der  Note  zu  begründen*   In  der  praefatio  jedoch  S.  VIII  he- 
uert  er  bereits  lebhaft,  Köchly's  Aenderung  eine  Verbesserung 
ttiannt  und  sie  sogar  in  den  Text  aufgeunuimen  zu  haben.   Dies  hat 
loch  auch  Nipperdey  gethan.  —  cap.  lü  tin.  ist  gegen  die  Hand* 
briften,  die  hiemi  bieten,  in  beiden  Aufgaben  Keiffei-scheid*»  eben 
passende  als  leise  Acndemug  hiemiä  aufgenommen.  —   cap.  IH 
|t  hält  8.-S,  in  beiden  Ausgaben  an  der  üeherlieferung  plurimi.H 
ptÜ9  fest.  Allein  pturimis  ist  nicht  zu  halten,  wenn  mau  es  auch 
[Stile  der  i^ilbanien  Latinitiit  nur  für  ^sebr  viele,  viele^  nimmt, 
UegeubatR   zu  singulis  ht  eben  pluribiis.  —  cap.  21   fin.    ist 
tt   dor  ü«d>erlieferung    victu.**  int  er  hospitew    comis  die   doppelte 
chmann'schti  Aenderung  vincnlum  .  .  *  comitas  in  den  Text  aufge- 
amen.    Nur  i§t  dabei  nach  Wölfflin^s  Vor?»chlag  die  vollere  Furui 
Bculum  statt  vinclum»  da»  Lachmaun  vorgeschlagen  hatte,  eingesetzt, 
kennen  leider  nicht  mit  dem  Heniusgeber  glaubten,  dass  die  Stell« 
dieser  scharfsinnigen  Aenderung  geheilt  ist,  —  cap.  25  init.  ist 
ifemchoid^s  piissondo  A«nderuug  discripti?*  statt  der  I7eberlieferung 

fii  d«r  Si'hulnusigttbe   —  ibid.  med. 

"15  wii»  bei  Orelli  nisi  tjuod  impune 

Be  est  gv  ,  in  der  Scbuiaui^gabe  jedoch  mit  est.    Da  auch 

andern  ;v.  ., .^  dieses  Wörkhen  haben,  so  ist  wol  ani:onehmen, 

dssäf  d»  in  der  neuesten  Ausgabe  von  S  -S  durch  ein  Vonsdieo  au^ge* 


840     K  Schweizer-Sidler,  P.  Cornelias  Tacitns,  aDg.  t.  Ig,  Frommer. 

fallen  ist.  —  cap.  27  fin  wird  der  fiberlieferte  Satz  quae  nationes  e 
GermaDia  in  Grallias  commigraverint  nach  dem  Vorschlage  Beiffer- 
scheid's  als  eine  vom  Bande  der  Handschrift  in  den  Text  gekommene 
Inhalt«anzeige  eingeklammert.  Denselben  Vorschlag  machte  Heim- 
soeth.  Ganz  im  Gegentheile  schiebt  Nipperdey  nach  quae  nationes  zor 
Vervollständigung  die  Worte  e  Galliis  inGermaniam  ein.  Es  ist  schwer 
zu  sagen,  welcher  von  beiden  Vorschlägen  kühner  und  problematischer 
ist.  Wir  bescheiden  uns  mit  der  Aenderung  von  quae  in  qnaeque.  — 
cap.  28  med.  behält  S.-S.  die  fiberlieferten  Worte  Germanorum  natione 
als  Apposition  zu  Osis  trotz  dem  cap.  43  von  diesen  Gesagten ,  and 
sucht  sie  zu  erklären :  qui  vulgo  inter  Germanos  referuntur.  Allein 
dies  können  die  beiden  Worte  nicht  heissen ,  und  es  bleibt  sonach 
nichts  übrig  als  sie  zu  streichen ,  wenn  man  nicht  eine  arge  Nach- 
lässigkeit des  Schriftstellers  constatieren  will.  —  cap.  31  init.  ist  in 
der  Note  zu  audentia  fibergangen,  dass  dieses  Wort  auch  Germ.  cap.  34 
vorkommt.  — ibid.  fin.  ist  in  der  Note  zu  visu  nova  nicht  cap.  34  son- 
dem  43  zu  eitleren.  —  S.  65  möchten  wir  in  der  Orelli*schen  Note  LZ. 
20  v.o.  den  Ausdruck  in  alta  pace  mit  einem  gewöhnlicheren  vertauscht 
sehen.  —  cap.  37  init.  geht  es  bei  gloria  ingens  wol  nicht  an,  glorii 
so  einfach  als  Ablativ  zu  decretieren ,  da  es  eben  so  gut  auch  Nomi- 
nativ sein  kann. 

Indem  wir  auf  cap.  34  und  35  zurfickgehen,  vermissen  wir  eine 
Bemerkung  bei  S.-S.  Da  pämlich  die  Eintheilung  der  Friesen  in 
Gross-  und  Kleinfriesen  nur  beiTacitus  vorkommt  und  zwar  auch  nur 
an  dieser  Stelle,  derselbe  Schriftsteller  aber  im  folgenden  cap.  die  Ein- 
theilung der  Chauci  in  maiores  und  minores,  die  bei  Plinius  und  Ptole- 
mäus  vorkommt,  und  die  er  selbst  in  einem  späteren  Werke  (Ann.  XI, 
19)  erwähnt  —  fibergeht,  so  ist  es  immerhin  möglich,  dass  er  an  un- 
serer Stelle  bezfiglich  der  Eintheilung  dieser  Nachbarvölker  sich  eine 
Verwechselung  zu  Schulden  kommen  liess,  die  er  später  stillschweigend 
corrigierte.  —cap.  38  init.  ist  zuChattorum  in  der  Note  bemerkt:  Chat- 
torum]  quos  ipsos  Caesar  Suebos  dicit.  Der  Name  der  Ghatti  kommt 
bei  Cäsar  unseres  Wissens  nicht  vor.  Ob  aber  nach  Zeu  ss  die  Chatti 
mit  unter  den  Sueven  inbegriffen  sind,  welche  nach  Caesar  de  hello 
gall.  VI,  10,  §.  5  der  Wald  Bacenis  von  den  Cheruskern  trennt,  lässt 
sich  nicht  bestimmt  sagen,  obwol  die  Chatten  die  Grenzen  der  Cherusker 
berfihrten.  Jedenfalls  ist  die  kurze  Note  leicht  misszu verstehen. — ibid. 
fin.  hat  S.-S.  gegenüber  seiner  Schulausgabe  vom  Jahre  1874  iwei 
Aenderungen  vorgenommen.  Die  eine  Aenderung  betrifft  die  Inter- 
punction  nach  canitiem,  die  uns  jedoch  zu  stören  scheint,  die  andere 
die  Weglassung  des  Interpretationskreuzes  nach  capiUum.  Nach 
unserer  Meinung  wäre  es  besser  gewesen ,  statt  der  geradezu  unsin- 
nigen üeberlieferung,  die  wunderbarer  Weise  noch  immer  ihre  Ver- 
theidiger  findet,  eine  entsprechende  Aenderung  als  Nothbehelf  in  den 
Text  aufzunehmen.  —  S.  70  i.  d.  N.  1.  Z.  6  v.  o.  steht  in  Folge  eines 
Versehens  der  Fehler :  similiter  ac  Haupt.  —  cap.  42  med.  ist  statt 
der  Üeberlieferung  von  A,  B,  C  peragitur  die  eben  so  passende  wie 


H.  Schw0igef'Sidlert  P.  Coraolias  Tacitas,  mg.  t   Ig  Ptammtr.     841 

liplarfätnnlg^e  Conjectiir  Tagmann*»  praecingitur  in  beiden  Ausgaben 

rnfgenonamen«  während  Orelli  in  peragitiir  ein  satls  artificiose  dictum 

statt  perficitar  gefundeu  hatte.  —  cap,  43  rnit»  ist  in  der  Note  zu 

^Bp  magiä  pudoat  der  Druckfehler  pendent  statt  pendun t  zu  corri- 

Hbren.  —  ibid.  sind  in  der  Scliulausgabe  die  nach  saltus  et  vertices 

überlieferten  Worte  montium  iugumque  nach  dem  Vorschl^e  Reiffer- 

scheid*s  <ÜH  Randbemerkung,  die  vielleicht  ans  der  folgenden  Zeile 

genommen  wurde,  eingeklammert,  in  der  kritischen  Ausgabe  jedoch 

y^i  Rocht  einfach  weggelassen*   Man  könnte  höchstens  montinm  be- 

^Bien ,  wie  es  bereits  Acidaüu^  Torgeschlagen  hat.  —  cap*  44  init. 

rejgibt  fijch  eine  wesentliche  Abweichung  der  beiden  Ausgaben  S.-S/s 

ron  einander.    In  der  Schulausgabe  ist  ministrant  geschrieben ,  das 

eine  passende  Aendemng  von  Lipsius  ist.  In  der  kritischen  Ausgabe 

^r  int  wie  bei  Orelli  die  üeberlieferung  ministrantur  in  den  Text 

puommen.  Die  Druckfehler  der  annotatio  critica  siud  in  der  prae- 

p.  IX  corrigiert.  —  ibid.  fin.  ist  nach  der  üeberlieferung  non 

ftrio  iure  parendi  aufgenommen  und  in  der  kritischen  aunotatio 

Ine  Aenderuug  angeführt.  Die  erklärende  Note  zu  dem  keineswegs 

unbedenklichen  iure  parendi,  die  in  der  Schulausgabe  steht,  fehlt  in 

der  kritischen  editio.    Erwähnen swerth  war  wenigstens  die  scharf- 

iige  Aenderuug  Passow's  imperandi ,  die  jede  Schwierigkeit  be- 

Hgt  —  cap.  45  inii.  ist  zu  Aestiorum  gentes  und  zu  matreui  deutn 

ik's   Werk,    slavische  Alterthiuner ,    citiert.    Die    Schreibung 

iarik^  ist  aber  geeignet ,  die  Heiterkeit  oder  den  Aerger  slavi- 

er  Leser  hervorzurufen.    -  ibid.  tin.  ist  an  der  schwer  yerdorbeoeu 

ile  qua«  viciui  solis  radiis  expressa  etc.  die  widersinnige  tJeber- 

&rung,  deren  Erklärung  man  endlich  aufgeben  sollte,  im  Texte 

behalten.    Unter  den  Aenderuugen ,  die  im  Commentare  angeführt 

len,  ist  die  neueste  von  Nipperdev  herrührende,  die  er  auch  in 

le  Ausgabe  aufgenommen  hat,  nicht  angeführt.  Dagegen  ist  Qber- 

itiger  Weise  ein  alt^r  Aenderungsvorschlag  Nipperde} 's  (Strei- 

ag  dos  in  der  nfichsten  Zeile  folgenden  ac  vor  vi) ,  den  er  selbst 

,  »uröckninimt ,  erwähnt.  —  ibid.  ist  mit  A  .SiU>num  gens  conti- 

it  aufgenommen.    Die  Schulausgabe   hat   ni^ch  wie  Orelli    die 

ftia  gentes  continuautm,  die  auf  B  und  C  gestützt  ist.  Der  Plural 

'giotos  ist  bei  Sitonum  allerdings  befremdend.  ^  S,  86  ist  als  Excurs 

^ni  cap.  19  ein  Abschnitt  aus  dem  72.  Briefe  des  h.  Bonifaz  an  den 

^Eig  Etbibald  abgedruckt,  der  über  die  strenge  Bestrafung  des  Eh<»* 

^Kches  bei  den  Sachsen  handelt.  Die  Oi^eUi'sche  Ausgabe  hatte  sechs 

^M     P  t  ung  des  Werkes  von  Seite  der  Verli^^shand- 

HKg  ix  1  der  Preis  für  eine  gelehrte  Ausgabe  kein 

übertriebener*    Der  Druck  ist  meist  sorgflUtig.    Einige  Druckfehler 

sind  vom  Flemusgeber  in  der  pmefatio  angeführt,  andere  Itaban  wir 

bereits  bei  Besprechung  des  Commentars  berichtigt.  Aosserdtm  sind 

anigefallen:  S.  la  i.  d.  N.  L  Z,  II  v.  o.  daeasseut  und  r.  Z.  ^ 

mimis  statt  nimis;  S.  27  i.  d.  N.  r,  Z.  h  v,  u.  Theotiso  für  Theo- 


842  Griechische  Lehrbüchor,  ang.  v.  AL  Gdldbacher. 

tisco;  S.  33  i.  T.  Z.  4  steht  Germaroram  und  i.  d.  N.  r.  Z.  2  t.  u. 
ov(,i7trffwvTeg\  S.  46  i.  d.  N.  r.  Z.  9  v.  o.  praterea;  S.  74  i.  T.  Z.  3 
V.  0.  Garmaniae;  S.  76  i.  d.  N.  r.  Z.  15  v.  o.  prosupia  statt  prosapia; 
S.  81  i.  d.  N.  1.  Z.  10  V.  u.  steht  persuosio;  S.  83  i.  d.  N.  1.  Z.  11 
V.  u.  Inselpi-uppe. 

Wien,  im  Jänner  1877.  Ig.  Prammer. 


Griechische  Schulgrammatik.    Erster  Theil:   Formenlehre  ?on  Carl 
Roth,  Professor.  Leipzig,  Teubner  1876.  VI  u.  108  S. 

Wer  die  Schulliteratur  mit  aufmerksamen  Augen  verfolgt,  wird 
gewiss  über  nichts  mehr  zu  klagen  haben  als  über  das  ermüdende 
Einerlei,  indem  gewöhnlich  immer  wieder  dasselbe  in  derselben  Ord- 
nung nur  mit  etwas  verschiedenen  Worten  gesagt  wird  und  unter  der 
grossen ,  stets  wachsenden  Zahl  von  Lehrbüchern  nur  selten  eines 
erscheint,  das  die  altgewohnten  Pfade  zu  verlassen  wagt.  Zu  diesen 
seltenen  Erscheinungen  gehört  auch  die  Formenlehre  von  Carl  Roth. 
An  Originalität  fehlt  es  dem  Hm.  Verfasser  gewiss  nicht  und  die 
Entschiedenheit,  mit  der  er  seine  Neuerungen  durchzuführen  be- 
strebt war,  ist  auf  diesem  Gebiete  selten  und  schon  darum  interessant. 
Ob  aber  der  Hr.  Verfasser  in  seinem  Beformationsbestreben  nicht  zn 
weit  gegangen  ist,  weiter  wenigstens ,  als  es  die  Schalpraxis  erlaubt, 
das  ist  eine  Frage,  deren  Beantwortung  bei  der  bekannten  Bedenk- 
lichkeit der  deutschen  Schulmänner  schwerlich  zu  Gunsten  des  Buches 
ausfallen  dürfte. 

Natürlich  stellt  sich  Hr.  Both  auf  den  Standpunct  der  verglei- 
chenden Sprachforschung;  auch  dass  er  darin  weiter  gegangen  ist 
als  seine  Vorgänger ,  wird  darnach  Niemand  mehr  befremden.  Die 
formale  Zusammengehörigkeit  des  Masculinums  und  Neutrums  der 
Adjective  auf  og,  a  (ly),  ov  hat  letzteres  vor  das  Femininum  treten 
lassen  und  wir  lesen  nicht  mehr  nach  der  lieben ,  alten  Weise  aya- 
d^og,  dyad"/},  dya^ov^  sondern  aya&og,  ayad^ov ,  ayad^rj.  Diese 
Aenderung  steht  in  Verbindung  mit  einer  anderen ,  noch  auffallen- 
deren, dass  nämlich  dem  gemäss  auch  mit  der  0-Declination  (gew.  ü. 
genannt)  begonnen  wird  und  darauf  erst  die  A-Declination  (I.)  folgt, 
und  dass  in  dieser  die  Masculina  den  Femininis  vorangehen.  Ja  nach 
der  Einleitung  hätte  der  Hr.  Verfasser  am  liebsten  „die  HI.  Dedi- 
nation  an  den  Anfang  gestellt,  wenn  nicht  die  Ausdehnung  derselben 
und  —  die  Uebungsbücher  ihn  daran  gehindert  hätten.''  Auch  die 
Folge  der  Casus  blieb  nicht  unverrflckt :  der  Accusativ  folgt  auf  den 
Nominativ  und  der  Vocativ  ist  aus  der  Beihe  der  Casus  ganz  weg- 
gefallen (ausser  S.  16)  und  wird  in  jeder  Declination  selbständig  f&r 
sich  behandelt.  Den  Dualis  hat  seine  Seltenheit  hinter  den  Pluralis 
gebracht. 

Dass  diese  und  andere  Aenderungen  ihre  guten  Gründe  haben, 
wird  Niemand  leugnen  wollen;  ob  aber  diese  Gründe  bedeutend  genug 
sind,  um  die  Neuerungen  auch  durchaus  gegenüber  der  alten  Anord- 


Griechische  Lehrbücher,  ang,  v,  AI  GMbadker, 


84S 


\tü  empfeblei),  das  ist  eine  andere  Sache,  über  die  man  kaum  in 

bestimmten  Urtheile  gelangen  kann,  da  zu  matiigfaUige  Bück* 

idiieii  lind  Gründe  dafür  und  dagegen  sprechen*    Doch  wftrde  ^ich 

ßf.  im  AUgomeinen  damit  ganz  wol  befrounden  können,  wönu  die 

}urchfuhrang  des  in  dem  Buche  befolgten  Systemes  ihm  besser  ent- 

piaciie.   Allein  in  dieser  Beziehung  bleibt  noch  sehr  vieles  tu  wün- 

phm    öbrig.    Man  vermisst  da  vielfach    eine   strenge  Consequeuz, 

gachgemässe  Eintheilung  und  Anordnung  des  Stoffes,  eine  für 

i^n  Schulgebrauch  praktische  Fassung  und  Darsteliung  der  Regeln 

ad  im  Einzelnen  oft  die  nöthige  Genauigkeit  und  Sorgfalt.  So  muss 

lieh  Jedermann  billig  wundern,  wie  denn  der  Hr*  Verfasser  schon 

|uf  der  dritten  Seite  zur  DecUnation  kommt.    Die  erste  Seite  ent» 

li  die  Aufzahlung  der  Buchstaben,  die  zweite  einige  dürftige  Worte 

die  Accente,  Enclitica  und  Atona,    üeber  die  Au&^pracho  der 

Buchstaben  lesen  wir  nur  „y  vor  K-Laut  ist  gleich  j^**  (aber  was  ist 

IK-Laat?)   und  «i    nach  langem  Vocai  wird   nicht  ausgesprochen: 
BefiJij^,  und  wird  bei  der  kleinen  Schrift  darunter  gesetzt:   {Idr^*" 
hrie  unterscheidet  aber  der  Schüler  ä  und  ä  und  wird  ihn  später  da» 
pomeriscbe  ^iiJao  und  'cWdw  nicht  in  Verlegenheit  bringen?)   Da- 
gegen findet  sich  nichts  über  die  Aussprache  anderer  Buchstaben,  nichts 
Aber  die  Eintheilung  der  Vocale  und  Consonanten»  nichts  über  die 
Diphthonge  t  ttber  die  Stellung  des  Spiritns  und  Acc^^ntes  auf  den- 
^uelbeu  und  bei  dem  Iota  subscriptum^  nichts  Über  die  Interpunctious- 
Hieichen,    Dafür  hören  wir  mitten  tn  der  IIL  Def^lination  §.  2S  ,ein 
^MTort,  dessen  letzte  keinen  Accent  hat,  ist  B  -  und  mitten 

Hb  der  Lehre  vom  Verbum  %,  82  steht  die  Ein  der  Conso- 

nanten in  semivocales  und  mutae  und  dieser  in  tenues,  uiediae,  aspi- 
^ratae;  auch  da«s  i/»,  £  und  l  zusammengesetzte  Consonanten  sind, 
^■rlUhrt  man  erst  dort  obwol  schon  der  §.27  diese  Kenntnis  voraussetzt < 
^f^ass  die  Enclitica  „keinen  eigenen  Accent  haben **  und  einen  solchen 
nur  in  gewissen  Fällen  ^erhalten**;  ist  dem  Ansdrucke  nach  unrichtig. 
Wenn  man  von  einer  0-  und  A-Declinati«  n  spricht^  so  verbietet 
die  logische  Eintheilung  die  darauf  folgende  mit  dem  alten  Namen 
Jg  HL  zu  bezeichnen.  Ja  nicht  einmal  darin  bleibt  der  Hr.  Ver- 
sser  sich  gleich,  sondern  §.  13  und  14  handelt  von  den  Contractis 
^ijer  L  und  IL^  DecUnation,  nicht  der  A-  und  0- DecUnation*  —  Nicht 
billigen  ist  es  ferner,  dass  die  0-  und  A-DecUnation  so  durchein- 
iider  gestidlt  wird,  wie  es  in  diesem  Buche  geschieht,  indem  §.  5 — 7 
E>n  der  0  I  ^n,  §.  8 — ^12  von  der  A -DecUnation^  |.  13  und  14 

m  den  <  der  L  und  II,,  §.  15  von  der  A- DecUnation,  §.16 

Dn  der  D\)rischen  A-Declination  handeln.    Auch  verlangt  die  natür* 
che  Anordnung,  daas  die  Botonungsrogeln,  welche  für  alle  Declina- 
tionen  gelten,  denselben  vorangehen,  während  sie  hier  in  der  0- DecU- 
nation stehen,  ohne  dass  ihre  AUgemeinbeit  ausdröcklich  bemerkt 
wflre.  Was  macht  in  der  O-Declination  die  Hegel   ^ot  und  ck*"  als 
Auslaut  gelten  für  den  !>**  Körte?  Die  folgende  Regel  „Cir- 

dex  kann  auf  der  *  i  uor  dann  stehen,  wenn  die  Llttma 


844  Griechische  Lehrbücher,  ang.  v.  ÄL  Qöldhacher. 

kurz  ist^  steht  schon  anf  dem  vorhergehenden  Blatte  §.  2.  —  Da  es 
§.  10  heisst  „1)  £,  tj  Q  lieben  nach  sich  das  a^  and  „2)  die  anderen 
Yocale  und  die  Consonanten  haben  im  Singularis  lieber  rj  nach  sich*, 
so  muss  es  dem  Schüler  wie  ein  Widersprach  vorkommen ,  wenn  er 
auf  der  nächsten  Seite  liest :  ^Knrz  ist  das  a  im  Nom.  und  Acc.  Sing., 
wenn  es  nach  v,  a  (^,  $,  xp)  und  r  fQr  17  steht."  Zudem  ist  es  sprach- 
lich durchaus  nicht  gerechtfertigt ,  da  doch  a  in  der  A-DecUnation 
ursprünglicher  ist  als  das  1;.  Nebenbei  sei  noch  bemerkt,  dassU 
vergessen  worden  ist.  —  Als  Ausnahme  steht  S.  6  neben  ctoi  die 
Form  l/id-r^vaal  —  S.  9  „Vocal  vor  Vocal  ist  im  Allgemeinen  kurx'* 
ist  ein  lateinisches  Gesetz,  das  in  einer  griechischen  Grammatik  den 
Schüler  zu  falschen  Folgerungen  verleiten  kann.  —  S.  11  Anm.  2 
„der  Acc.  Flur,  auf  -ä^  findet  sich  auch  bei  den  Yocalstammen  aaf 
'ig  und  'vg*^  ist  abgesehen  von  der  unrichtigen  Ausdrucksweise  aach 
die  Begel  selbst  in  dieser  Fassung  falsch ;  sogar  das  einzige  gew&hlte 
Beispiel  l^dx^ag  ist  unglücklich  getrofifen ,  da  der  Acc.  regelmässig 
Ivdvg  lautet.  Neu  ist  dem  Ref.,  dass  nach  §.  27  dixonrj^  den  Stamm 
alionrjy,  habe  und  nur  des  Wollautes  wegen  in  den  Endungen  ausser 
dem  Nom.  das  r^  verkürze.  Ganz  unzureichend  ist  in  der  s.  g.  III.  De- 
clination  die  Bestimmung  des  Genus.  S.  25  steht  avrog,  avwf},  otTO 
förmlich  als  Pronomen  personale  der  3.  Person  neben  iytj  und  av, 
was  man  in  einer  Grammatik,  die  sich  auf  den  sprach  vergleichenden 
Standpunct  stellt,  am  allerwenigsten  erwartet.  Ebendort  hatten  die 
Nominative  iyw,  av,  ^fjieig  und  v/neig  als  Beflexive  wol  wegbleiben 
können.  Dagegen  fehlt  §.  56  die  Form  tov  und  t;(p  f&r  rlvog  und 
TiVt.  Unverständlich  ist  §.  60  „die  Demonstrative  werden  aber  auch 
ohne  Beziehung  gebraucht."  Sehr  fühlbar  ist  der  Mangel  einer  über- 
sichtlichen Gliederung  beim  Verbum.  Begonnen  wird  mit  der  voll- 
ständigen Conjugation  des  Verbums  naidevo).  §.  83  folgt  die  Einthei- 
lung  nach  den  drei  Classen :  vocalische,  semivocalische,  verba  muta. 
§.  84  gibt  die  verschiedenen  Arten  der  Praesensverstärkung;  doch 
ist  die  der  semivocalischen  Classe  nur  angedeutet  und  kommt  aus- 
führlicher erst  §.  102  zur  Sprache.  §.  86—93  sind  unter  dem  Titel 
„vocalische  Classe"  die  Verba  contracta  behandelt,  an  die  wider 
alles  Erwarten  §.  94  und  95  die  Lehre  von  der  Beduplication  an- 
gehängt ist.  Nun  kommt  die  Bildung  der  Tempora,  die  sich  anf  alle 
Classen  ohne  Ausnahme  erstreckt  (§.  96 — 101),  und  schliesslich  die 
„Verba  der  U.  Classe^  d.  i.  der  semivocalischen,  wie  es  entsprechen- 
der heissen  soll.  Auffallend  und  nicht  immer  gerechtfertigt  ist  auch 
das  Bestreben  nach  üniformierung  der  verschiedenen  Verbalbildangen 
in  ihren  Grundformen.  Besonder  tritt  dies  §.  96  hervor :  weil  ayy^ 
aus  ayyeXdaw  entstanden  ist,  muss  dem  a^u)  ein  dyeaw,  dem  iktfw 
ein  Xemiau)  zu  Grunde  liegen;  auch  die  Dehnung  des  Stammes  in 
tifLirjau)  etc.  wird  durch  Tifiaiaw  erklärt ;  dass  auch  andere  Formen 
ausser  dem  Futur  den  langen  Stamm  haben,  wird  Nr.  5  einfach  damit 
abgethan,  dass  „an  die  Futurbildung  die  anderen  Bildungen  sich  an- 
schliessen.^    Hieher  gehört  auch  §.  94  Nr.  3  die  Behauptung,  daM 


Grie^ibisebe  Lebrbtieher,  ang.  v.  ÄL  Goldbad^er, 


8M 


ftfmX^a  aus  nixpaXxtt,  e^Qt(f>a  aus  ^^(fgt(fa  und  dgl.  durch  den  Äb- 
'  11  des  aolautenden  Consooanten  etitstandeu  sei ,  so  wie  die  gleich 
laraüf  folgende,  dass  die  s.  g.  Attische  RodupUcation  arsprüiiglieh 
llen  mit  Vocal  aiilauteuden  Verben  gemeinsaui  war  und  oor  bei  den 
Qeij^ten  abgofalten  B<^f,  so  dass  der  gedebute  Aulaut  al»  daa  alleinige 
eichen  der  !'  ^iOD  noch  übrig  blieb,    Ausserdem  ist  g.  62 

pdie  griechiftrii  ^  no  bat  ein  besonderes,  welches  bezeichnet,  was* 
Binmal  geschah,  im-  Zeit  wieder  geschieht  und  wieder  einina)  ge- 
schehen kann;  diese  Zeit  heisst  Aorist"  viel  zu  beschränkt;  dies  ist 
1er  guomische  Aorist,  aber  nicht  der  Aorist  im  Allgemeinen.  Ebenao 
areichend  ist  §.  63  „Der  Optativ  ist  nur  der  wünschende  Modus*', 
steht  wol  nur  durch  einen  Druckfehler  -c;  und  (i)  als  Endung 
|es  Praes.  Act,  anstatt  -tg  und  /(r).  Warum  stehen  in  den  Tabellen 
35  und  40  CoDJ.  und  Impurat.  des  Futurs,  wenn  auch  eingeklam- 
Qort,  da  es  g.  68  ausdrucklieb  heisst:  „Conj.  und  Imperativ  gibt  es 
Futurnicht?" 

Ganz  ejgenthümlich  ist  auch  die  Ansdrncksweise  des  Hrn.  Ver* 
fassers;  so  lesen  wir  z*  ß*  oft  ^ein  Wort  gebt  auf  den  Stamm  aus**, 
8»  4  sogar  „der  Artütel  gebt  im  Nom.  Sing,  auf  den  Stamm  aus**  l 
« Abschwächen'^  wird  nicht  selten  intrausitiv  gebraucht:  „i  und  v 
sehw&cht  ab  in  e".  S.  15  „Der  Dativ  Plural  schreibt  sich  nur  mit 
einem  a**,  8.  41  »Das  Augment  contrahiert  mit  dem  folgenden  b  xu 
u^,  £ine  Wortstellung  fällt  schon  in  der  Einleitung  auf:  „dass  bei 
dem  Declinieren  ich  den  Accusativ  sogleich  auf  den  Nominativ  folgen 
lasse**,  nvon  dieser  Hücksicht  war  ich  geleitet,  als  doch  Manches  ich 
Aofnahm,  was  nicht  stricte  nuthig'\  ^ die  geliebte  Sprache  xugäng- 
|Xu  machen  der  Jugend,  dass  diese**  etc.  Wol  nur  duit^h  ein 
ien  ist  S.  I  Z.  23  „es^  ausgeblieben,  S,  2  Z.  29  ^^den";  andere 
irnckfehler  sind  S.  13  Z.  12,  wo  ^an**  fehlt,  S.  42  Z.  1 ;  51  Z.  40. 
Die  daaugehörige  Syntax  ist  bis  nach  Ostern ,  das  zix  dieser 
rammatik  onumgänglich  nothwendige  Uebungsbuch  bis  zum  Herbst 
I87G  versprochen,  beide  sind  aber  meines  Wissens  noch  nicht  er- 
chieuen. 


Inecbisehe  Syntax  in  d«n  Hauptregidn  abersichtlieh  ttuammeneestellt 
von  Dt.  F.  G.  Lindner,  Dircctor  des  königl.  Gymnasiams  zu  Hirech- 
berj^^.  4.  verb.  Aotl.  ßresUu  1876.  Verlag  voti  A  Gosohonky's  Buch* 
handlang,  Adolf  Kiepert,  Hofbu^^hbandler.  IV  u.  48  8. 

Wenn  ein  Büchlein  von  so  bescheidenen  Grenzen,  das  nicht 

in  Anspruch  marht  Ptn  selb^tundigos  Lehrbuch  zu  sein,  sondern 

aur  ij»    der  Syntax  in  «iner  syÄtemutischen, 

iber  :i  und  dem  Schöler  leicht  fasslitiien  Form 

rOr  die  8cbule  xtisammenstellen"  will,  wiederholte  Auflagen  erlebt, 

ist  da,H  immerhin  ein  sehr  günstiges  Zeichen*    Das  Büchlein  von 

indner  verdient  dies  aber  auch  in  vollem  Masse.    Ref.  hat  es  mit 

fergiiügeo  durcligesehen  und  mnss  gestehen ,  selten  in  einem  Schul* 

dck«  solche  Sorgfalt  und  Genauigkeit,  solche  Schärfe,  Bestimmt* 


846     W.  Wackemagel,  Deutsches  Lesebuch,  aug.  v.  F.  Kummer. 

heit  und  Klarheit  iu  der  Fassung  der  Regeln  und  einen  so  praktischen 
Blick  in  der  Auswahl  dessen,  was  einem  Gymnasiasten  geboten 
werden  muss,  gefunden  zu  haben  als  hier.  Sehr  zu  billigen  sind  anch 
die  häufigen  Hinweisungen  auf  die  entsprechende  lateinische  Aus- 
drucksweise ,  da  dadurch  nicht  nur  das  Gedächtnis  unterstützt,  son- 
dern auch  der  Sinn  für  die  Eigenthümlichkeiten  und  Unterschiede 
der  beiden  Sprachen  geweckt  wird.  Mit  den  Beispielen  ist  etwas  ge- 
kargt z.  B.  §.  25,  55  Anm. ,  214  Anm.  Unzweckmässig  ist  §.  13 
Ttagea^ev  dg  Inidei^ovre  nai  dida^ovrCy  da  TtaQeafiev  Dual  oder 
Plural  sein  kann.  §14  passt  das  erste  Beispiel  eher  zn  §.  13.  — 
§.  21  Anm.  2  soll  es  heissen  „in  einem  höheren  Grade  hat,  als  es 
bei  ihm  gewöhnlich  ist^  oder  „im  höchsten  Grade,  der  sich  bei  ihm 
denken  lässt.  §.  39  Anm.  2  soll  es  nicht  heissen  y,XvaiTeJiäv  %m 
regiert  stets  den  Dativ",  sondern  y^XvcireXBiv  regiert  stets  den  Dativ 
(TtW)."  §.  44  „aber  dort  auch  nachahmt"  ist  unklar.  §.  54  Anm.  1 
hiesse  es  besser:  sind  substantivisch  gebraucht.  §.  253  könnte  bei 
q>&avw  auch  die  umgekehrte  Construction  erwähnt  werden  (Xen.  Cyr. 
I,  5,  3;in,  3,  18  etc.). 

Der  Druck  ist  rein.  Druckfehler,  wie  S.  1  Z.  13  ^;  S.  10  Z.  6 
V.  u.  aiQeia&ai;  S.  13  Z.  3  ourti  statt  oxtw,  kommen  selten  vor. 

Nicht  nur  zum  Schulgebrauche,  sondern  auch  denjenigen ,  die 
sich  mit  der  Ausarbeitung  von  Lehrbüchern  für  die  griechische  Syntax 
befassen,  sei  hiemit  das  Büchlein  anfs  beste  empfohlen. 

Czernowitz.  AI.  Goldbacher. 


W.  Wackernagel,  Deutsches  Lesebuch.  L Theil Altdeutsches 
Lesebuch.  5.  Aufl.  Basel  1873.  VIII  S.  und  1528  Öp.  (besorgt  von 
M.  Rieger)  12  Mk.  —  II.  Theil  Proben  der  deutschen  Poesie  seit  dem 
16.  Jahrh.  3.  Aufl.  Basel  1876.  XXII  S.  und  1824  Sp.  (besorgt  von 
E  Martin)  12  Mk.  —  111.  Theil  Proben  der  deutschen  Prosa  seit  dem 
Jahre  1500.  2  Bde.  3.  Ausg.  Basel  1876.  1076  und  1526  Sp.  12  Mk. 
~  IV.  Theil  Geschichte  der  deutschen  Litteratur.  2.  verm.  und  verb. 
Aufl.  I.  Bd.,  1.  Liefrg.  Basel  1877.  S.  1—112  (neu  hgg.  von  E.  Mar- 
tin). 2  Mk. 

Wer  deutsche  Literaturgeschichte,  Sprache,  Metrik  und  Poetik 
am  lebendigen  Beispiel  studieren  will,  kann,  selbst  wenn  ihm  woher- 
sorgte  Büchersammlungen  zu  Gebote  stehen ,  Wackemagels  grund- 
legende Sammlung,  „dieses  Werk  selbständigster  gelehrter  Arbeit, 
wie  es  nur  dem  Meister  des  Faches  gelingen  kann^  (Baumers  Geseh. 
d.  Germ.  Philol.  598),  nicht  wol  entbehren.  Seit  dem  J.  1835,  in 
welchem  der  I.  Theil  erschien ,  hat  dieses  Buch  „die  Arbeit  seiner 
besten  Lebensjahre"  wie  Wackemagel  es  1843  (Vorr.  zn  Th.  III,  2) 
selbst  bezeichnete ,  dank  den  wiederholten  zeitgemässen  Umgestal- 
tungpn  sich  als  Hauptgrundlage  des  germanistischen  Studiums  be* 
hauptet.  Die  Sorgfalt  bei  der  Ausarbeitung  der  Originalbände  und 
der  neuen  Auflagen  aber  bewirkte ,  dass  das  vielbegehrte  Buch  oft 
vergriffen,  selten  vollständig  im  Buchhandel  zu  haben  war.    1847, 


IT   Wackema^tl,  Deutscheu  Lcoelnieh,  atig.  r>  F  Kkmmer.    847 

Jahi-e  nach  Yollondimg  des  1835  begonneoen  Werkes,  wtiriJe  »& 
orsteumale  in  GesaiMmtheit  ausgegeben  und  erst  in  ntiseren 
§m  li**trt.  en  wieder  vollständig  in  erneuerter  Gestalt  vor. 

Iie  Lesebuch  von  1835  war  eine  That  auf  wis*?eu- 
jchaftl  r :  was  war  alles  damalig  noch  nicht  gedruckt  und 

vieles  war  in  völlig  unzulänglicher  Gestalt  gedruckt!  Man  isehe 
einmal  deti  Inhalt  des  Buches  Sp.  819 — 866  mit  den  Nach- 
sen  und  den  aufgenommenen  LA,  an,  um  Wackemagels  Thätigkeit 
iurtheüen.   Ungedruckt  waren  vor  Wackemagel  von  den  aufge- 
Inen  Proben ,  um  minder  wichtiger  Stöcke  xu  geschweigen,  die 
gallisclje  Blietonk  und  manche  andere  S  la,  der  Petru?- 

ch,    Hartmanus  Rede  vom  h.  Glauben,    n  i   vom  gemeinen 

en,  Konrad  v.  Fussesbruunen ,  Pilatus,  die  Lieder  Konrads  von 
Hrxburg ,  der  Frauendienst  Ulrichs  von  Liechtens^tein  ,  Tbomasins 
scher  Gast,  Hug  von  Langensteins  Martina,  Btthelers  Diocletian, 
Liederbuch  der  Hätzlerin   u.  a.  m.    Wie  unbrauchbar  waren 
nebe  Drucke,  z.  B,  der  Melker  Marienleich  in  Pez*  Thua^.  anecdot., 
«rads  Roland  in  Schilter  Thesaun  anüqu.,  d.  Aeneide  Vejdekes, 
pre  von  Fleck ,  der  Trojanerkrieg  Konrads  von  Würzburg  in  Mül- 
Tflrs  Sammlung  u.  a.  Sieht  man  von  den  wenigen  damals  erschieneneu 

Kraben  Beneckes,  der  Grimma  Hagens,  Lachmanns,  Lassbergs  ab, 
waren  die  Drucke  etwa  von  dorn  Werth  des  Ottacker  bei  ?et 
iptoros  oder  des  Enenkol  bei  Ranch  und  Megiser. 

l>a^  altdeutsche  LB.  hat  Wackemagels  Ruhm  begründet,  ihm 
,  er  auch  sein  Leben  lang  Liebe  und  Sorgfalt  zugewendet,  noch  un- 
|kielbar  vor  seinem  Tode  war  er  mit  demselben  beschäftigt.  Schon 
J9  erschien  es  stark  vermehrt  in  2.   Aufl.  und   mit  dem  WB,> 
>1  unterzog  er  LB.  und  WB.  einer  neuerlichen  gründlichen, üeber- 
litang  und  Vermehrung»  das  LB,  war  von  872  auf  1348  Sp,,  das 
von  G32  Sp.  auf  402  S.  angewachsen.    Die  Umgestaltung  des 
war  mit  Rücksicht  auf  die  iniwischen  bis  tarn  3.  Hefte  vorge- 
ittene  I  heben;  hatte  Wackemagel  früher 

jferathen  I  niss  von  Kok^rsteiu  neben  dem  LB. 

m  gebrauchen,  so  sollte  dieses  jetzt  seiner  ausröhrlichen  Literatur- 

Kßhichte  als  Quellensammlung  dienen.  Auf  Einzelheiten  einzugehen 
nicht  Anfgnbe  dieser  Anzeige^  nur  erwähnen  will  ich«  das^^  in  der 
ignbe  von  1861  ?:um  erst^nnmle  die  iu  der  LG.  von  1848  aufge^ 
atellte  Theürie  der  Reimprosa  im  Drucke  praktisch  durchgeführt  er- 
■^etnt.   I)as  WB.  i^nirde  vom  LB.  getrennt  und  zu  einem  handlichen 
^Bdoutscheu  Lexicon  erweitert,  das  auch  über  den  Wortschatz  dos 
LB.  hinausgriff.    Und  in  dieser  erneuerten  Gestalt  hat  es  viele  Ler- 
yupde  zu  Danke  lerpjlichtet.  Die  neue  Ausgabe  des  WB.,  die  der  Vei*- 
^pbr  in  Aussicht  steUt,  soll  aus  Wackornagels  Handex«mplar  be- 
flroteud  vermehti  werden ;  sie  wird  mit  Freuden  bogrftsst  werden,  denn 
ein  solches  Buch  fehlt:  seine  handliclie  Grosso,  die  Beschränkung  auf 
'»hd.  (s.  unten),  der  massige  Preis  geben  ihm  für  jedes 
|).  ^.iuaelno  gehende  Studium  den  Vorzug  vor  den  grossen  Wer- 


848    W.  Waekemagel,  Deutsches  Lesebach,  ang.  v.  F.  Kummer. 

ken  y  die  theils  nicht  vollständig  (Schade  2.  Aufl.  Lezer  Mhd.  WB.), 
theils  wegen  der  Anordnung  nach  Wurzeln  (Graff  Ahd.  Sprachschati, 
Benecke  Mhd.  WB.)  nicht  immer  leicht  zu  gebrauchen  sind.  SchoB 
1869  war  Wackemagel  wieder  mit  einer  Neubearbeitung  des  altdeut- 
schen LB.  beschäftigt :  die  goth.  und  altsächs.  Stücke  wurden  abgeson- 
dert ,  mit  einem  eigenen  Glossare  versehen  und  dem  eigentlichen  ahd. 
und  mhd.  LB.  als  1.  Abth.  vorausgeschickt ;  letzteres  sollte  so  ziemlich 
unverändert  bleiben.  Nur  die  1.  Abth.  konnte  Wackemagel  fertig 
machen,  sie  ist  noch  1872  als  ^Goth.  und  Alts.  Lesestücke  mit  WB. 
192  Sp.  Basel  1872^  in  Separatdruck  erschienen.  Die  andere  Arbeit 
führte  M.  Bieger  im  Sinne  des  verstorbenen  Freundes  aus. 

Schliesslich  setze  ich,  da  in  den  AnfQhrungen  des  altdeutschen 
LB.  wegen  des  zerstreuten  Erscheinens  der  einzelnen  Bände  des  ge- 
sammten  Lesebuches  und  der  wiederholten  Sonderausgabe  einzelner 
Theile  eines  Bandes  Verwirrung  herrscht,  die  Ausgaben  des  I.  Thefles 
hieher: 

1.  W.  Wackernagel,  Altdeutsches  Lesebuch.  Basel  1835. 8728p. 

Vorr.  dat.  v.  1836. 

2.  —         —       Deutsches  Lesebuch,  i.  Theil,   2.  Amt. 

Altdeutsches  Lesebuch,  2.  verm.  ui^  im, 
Ausg.  mit  Wörterbucn.  Basel  1839.  1088  und 
DCXXXU  Sp.  Vorr.  dat.  von  1842. 

3.  —         —      Deutsches  Lesebuch,  l  Theil,  3.  Ausg. 

Altdeutsches  Lesebuch.  3.  Ausg.  (des  Lese- 
buches 2.,  des  Wörterbuches  1.  Aosarbeituiig) 
Basel  1847. 

4.  —  —      Deutsches  Lesebuch.   l.  Theil,  4.  Ausg. 

Altd.  Lesebuch  nebst  Wörterbuch.  4.  Ausg. 
(des  Lesebuches  3.,  des  Wörterbuches  2.  Aus- 
arbeitung). Basel  1861,  1348  Sp.  Vorr.  dat 
von  1861.  Wörterbuch  zum  altd.  Lesebuehe. 
Basel  1861.  402  S. 

5.  —         —      Deutsches  Lesebuch,  l  Theil,   5.  Aufl. 

Altdeutsches  Lesebuch.  5.  Aufl.  Basel  1873^ 
1528   Sp.  Vorr.   v.  M.  Bieger  dat  v.   1872. 

Das  chronologische  Verzeichnis  der  Schriften  Wackemageb 
(Kl.  Sehr.  3, 442  ff.)  dürfte  nach  dieser  Zusammenstellung  verbessert 
werden ;  die  öfter,  z.  B.  bei  Lexer  I,  XIX  in  den  Quellen  angef.  4.  Aufl. 
von  1859  ist  wol  nichts  anderes  als  obige  4.  Ausgabe  von  1861, 
deren  Umschlag  1859,  deren  Titelblatt  aber  1861  trägt. 

Auch  der  IL  Theil,  die  deutsche  Poesie  seit  dem  16.  Jahrb.,  die  so 
Wackemagels  Lebzeiten  zwei  Auflagen  in  drei  Ausgaben  erlebt  hatte, 
wurde  von  ihm  selbst  noch  überarbeitet  bis  zu  Albr.  v.  Haller.  An 
das  folgende  hat  Martin,  der  Herausgeber  der  Literaturgeschichte,  seine 
kunstfertige  Hand  angelegt.  Was  er  gethan,  ich  möchte  sagen,  Po- 
sitives geleistet,  springt  nicht  so  in  die  Augen,  als  es  verdient ;  aber 
die  zahlreichen  Verbesserungen  und  Zusätze,  die  sich  hinter  pietät* 
voller  Bewahrung  des  alten  Bestandes  verbergen,  dfirfen  nicht  unter- 
schätzt werden.  Mehr  als  billig  drängt  sich  vielleicht  in  den  Vorder- 


ySmrn^€ij  Deatbchea  Lesebuch,  aug,  t.  K  Kummer.    849 

grund,  was  er  Negatives  geleistet,  d.  h.  was  er  entfenit  hat:  der 
Käcksiclit  auf  den  zu^etnesseneti  Kaum  und  den  vorgesetzten  Preis 
tuttSstB  üach  all  den  einmal  besclilossenon  Zusätzen  manches  Stock 
aines  modernen  Classikers  zum  Opfer  fallen.  Wenn  Martin  diese  Auswahl 
mit  dein  Hinweise  auf  die  j,zabilosen  billigen  Auegaben**  der  cJassi- 
plieu  Dichter  begründet,  so  könnte  man  bei  Ausscheidungen,  die 
lopBtock,  Herder,  Salis,  Schwab  und  namentlich  Köckert  betreffen, 

dieses  Argument  Einsprache  erhebeu.    Aber  man  thäte  doch 

iit:  vvas  Wackernagel  wollte,  „dass  es  dem  aufmerksamen  Leser 

schwer  falle  sich  ein  Bild  von  dem  Wesen  uud  Wirken  eines 
j,  -_i  (Schriftstellers)  zu  entnehmen**  ist  auch  jetzt  streng  gewahrt; 
Wör  2,  B.  aus  der  Auswahl  RQckerts  Sp,  1559—1680  der  dritten 
Auflage  noch  keine  VorstellüDg  von  der  Bedeutung  des  Dichters  ge- 
wonnen t  dem  worden  die  paar  Makamen  und  Stücke  aus  der  Weis- 
heit des  Brahmanen »  die  Martin  gestrichen ,  auch  nicht  mehr  zum 
Heil^  verhelfen- 

Für  die  Bibliographie  des  II.  Theiles  dürfte  es  genügen  zu  er- 
wihnen,  dass  die  erste  Ausgabe  B^el  1836  (1614  Sp.)  erschien, 
welcher  1830  eine  zweite  Ausgabe  von  1786  Sp.  folgte;  letztere 
wui'de  1847  unverändert  abgedruckt  ab  'neue  Ausgabe  der  zweiten 
Aufl/;  die  dritte  Aufl.  von  1876  enthält  auch  die  lehrreiche  Vorrode 
Äur  ersten  und  zweiten  Auflage  von  W.  Wackernagel, 

Die  drftte  Ausgabe  des  doppelbändigen  III,  Theiles  (Prosa  seit 
dem  16.  Jahrh.)  ist  eine  uuveräuderte  Wiederholung  der  ersten  und 
iweiteu  Ausgabe  von  1Ö41/3  und  1847.  Es  ist  nur  schade,  dass  der 
.JBerr  Verleger  die  beiden  schönen  Vorreden  Wackemagels  diesmal 
weggelassen  hat,  jene  geistreichen  Charakteristiken  der  beiden 
i'crii.den,  welche  Wackeruagel  für  die  Schilderung  der  deutschen 
F  icklung  anfslellte,  mit  dem  schonen  Wunsch,  den  der  hoch- 

Manu  dem  Werke  seines  Lebens  mit  auf  den  W^eg  sregeben: 

iio  Arbeit  frtr  dieses  Buch»  der  innersten  Geschichte  Deutsch* 
die  Arbeit  meiner  besten  Lebensjabre,  mir  selbst  mancherlei 
gebracht  hat ,  so  darf  ich  hoffen ,  sie  werde  auch  an  anderen 

UDgeeegnet  bleiben.  Auch  anderen  wird  deutscher  Nation  Herr- 
hkeit  daraus  entgegenlouchten  sammt  dem,  was  aller  Menschheit 
und  aller  Weisheit  Summe  ist.*' 

Crleichzeitig  nüt  der  neuen  Ausgabe  des  LB.  erscheint  auch  die 
Literaturgeschichte  in  zweii^'r  AuÖ,  Bekanntlich  hat  Wacker- 
uagel diesen  IV,  Theil  seines  LB.  nie  zu  Ende  geführt:  die  drei  Hefte 
von  1848«  1850,  1855  blieben  ein  Torso,  mitten  im  Satze  brach  mit 
S.  496  der  Text  a^;  erst  nach  Wackernügels  Tode.  1872  gab  Prof. 
Martin  noch  einige  Paginen  Ergänzungen,  femer  Titel,  Inhalt  und 
Register,  Derselbe  Gelehrt«  wird  nun  nach  den  Collcgicnheften  des 
Yf>¥aw}et^n  Verfassers^  die  ?«>  wpit  fn  onsAr  Jahrh,  rt*irheTi  iils  dos 
I  ■  bis  in  dio  3r  in 

u  '    fortführen,  i  _  ilte 

afiait  bis  $.  40  *K«impro8ii\    Martin  wollte  uns  Wackernagels 


X^IU^kirin  t.  d.  AsUfT.  Qfa».  W*,    II.  H«fl. 


54 


850    TT.  Wackemagel,  Dentsches  Lesebuch,  ang.  v.  F.  Kummer, 

Literaturgeschichte  geben :  ans  diesem  leitenden  GrrundsatEe  müssm 
wir  die  Einrichtung  des  Buches  erklären.  Der  ursprOngliche  Text  ist 
durchweg  stehen  geblieben ;  was  der  Herausgeber  znsetzte,  steht  in 
Klammer,  im  Texte  sowol  als  in  den  Anmerkungen.  In  den  letztem 
beruht  der  grosse  Werth  der  neuen  Ausgabe  auch  für  den  glücklich«! 
Besitzer  der  ersten.  Was  ist  seit  dem  Erscheinen  des  ersten  Heftee 
nicht  alles  geschehen  für  die  deutsche  Philologie!  Bei  dem  Mangel 
eines  Grundrisses  von  erschöpfendem  Inhalte  und  jüngeren  Dstoms 
müssen  wir  die  Literaturgeschichten  als  Stellvertreter  betraditen. 
Da  war  der  alte  Wackemagel  schon  lange  nicht  mehr  zureidiend. 
Ferner:   Wackernagel  nimmt  in  manchen  Fragen  eine  gesonderte 
Stellung  ein,  ich  erinnere  nur  an  die  Beimprosa,  an  die  Theorie  vom 
Ursprünge  des  Minnegesanges  u.  a.  dgl.   Fragen,  die  er  mit  seiner 
Literaturgeschichte  angeregt,  sind  seither  nach  beiden  Seiten  viel&ch 
erörtert  worden.  Aber  nach  der  alten  Ausgabe  konnte  sich  der  Ler- 
nende nicht  über  den  heutigen  Stand  der  Fragen  orientieren:  und 
in  dieser  und  der  vorigen  Beziehung  war  Wackemagel  veraltet  und 
mit  der  Entwerthung  der  Nachweise  unter  dem  Striche  wurde  all  das 
Treffliche,  was  oben  steht  und  nicht  so  bald  veralten  wird,  über  Ge- 
bühr vernachlässigt.  Man  griff  um  der  Vollständigkeit  willen  zu  dem 
erneuerten  Koberstein  (5.  Aufl.  des  I.  Bandes  von  E.  Bartsch  1872) 
und  in  Erwägung  der  ^gründlichen  Umarbeitung'  dieses  Buches  em- 
pfand man  es  wol  schmerzlich,  dass  jene  Gelehrtenschnle ,  aus  der 
Wackemagel  hervorgegangen  und  die  ftlr  die  Geschichte  des  altdeut- 
schen Epos,  der  höfischen  Lyrik,  für  Metrik  und  andere  Gebiete  so 
Verdienstliches  geleistet,  in  keinem  den  gegenwärtigen  Anfordenm- 
gen  entsprechenden  literar-historischen  Handbuche  eine  völlig  ob- 
jective  IJai'stellung  ihrer  Errungenschaften  aufweisen  konnte. 

Dem  allen  ist  aber  jetzt  abgeholfen :  Martin  gibt  uns  wieder 
den  alten  reinen  Wackemagel  und  begleitet  dessen  AuMellungen 
und  Belege  mit  Zusätzen ,  die  bis  zu  den  Erscheinungen  des  Jahres 
1875  reichen :  z.  B.  Schwerers  ergebnisreiche  Untersuchungen  in  Q. 
F.  I,  VII,  Xn  sind  bereits  an  geeigneter  Stelle  eingereiht. 

Das  Lesebuch ,  das  Wörterbuch ,  die  Literaturgeschichte, 
sämmtlich  jetzt  nun  erschienen  oder  im  Erscheinen  begriffen,  die 
'Poetik,  Rhetorik  und  Stilistik  hgg.  von  Sieber,  Halle  1873*  und  die 
Metrik,  welche  aus  Wackeraagels  Heften  versprochen  ist,  werden 
eine  stattliche  Encjclopaedie  des  deutschen  Studiums  bilden,  eine 
solide  Basis  für  den  Unterricht  in  der  Schule ,  aber  auch  eine  ans- 
reichende  Stoffsammlung  für  eigene  Studien  des  Lehrers.  Möge  doch 
recht  vielen  Schulbibliotheken  das  Glück  zu  Th^il  werden ,  sich  mit 
dieser  schönen  und  so  trefflich  ausgestatteten  Sammlung  zu  be- 
reichem ! 

Ich  füge  eine  Chronologie  der  im  Vorausgehenden  besproche- 
nen Werke  Wackernagels  zur  leichteren  Orientierung  an ;  die  Ab- 
kürzungen erklären  sich  von  selbst : 


M.  JCgger,  Deut8<!hea  Leaebncbr  ang*  v.  Fr*  N(m>in}i.       851 

1835  LB.  I;  1836  LB.  11 ;  1839  LB.  I«  mit  Wb.  —  LB.  W; 
1841  LB,  III,  1.  Th.;  1843  LB,  III,  2.  Th.:  1847  (LB.  1*  mit 
fB,\  S,  Amg.  —  (LB.  U«)  3.  Ausg.  —  (LB.  HI,  1.  und  2,  Th.) 
Ausg.  ~  1848  LG.  3  Hefte  u,  zw.:  1,  1848,  2,  1850,  3.  1855: 
H861  (LB.  P  mit  WB.*)  4.  Ausg.;  1871  Goth.  und  alts.  Lesest; 
1872  LG,  Titelansgabe  [Martin);  1872  Poetik,  libetorik ,  Stilistik 
äieberj;  1873  LB,  I«*  [RiegerJ;  1876  LB.  11^  |Marliu];  —  (LB. 
in,  1.  und  2.  Tb,)  3.  Ausg.;  1877  LG.-  1.  Liefig.  fMartiDJ;  Ver- 
«prochen:  WB.^:  Metrik  [Sieber]. 

Wien,  am  22,  Februar  1877,  Karl  F.  Kummer. 


l>eutsches  Lesebach  för  die  erste  Clagse  österröichiscber  Mittelschalen. 
^      Von  Dr.  Alois  Eg^er,  Wien,  Holder,  1877. 

^H  Mit  den  deutscheu  LesebQcbern  fQr  die  ünterclassen  unserer 
^^HCIttelsdinlenhates  eine  ähnliche  Bewandtnis  wie  mit  den  lateinischen 
^KJebuDgsbücbern  für  üntergymnasien:  ihre  Zahl  ist  schon  ziemlich 
^■gross  und  doch  erscheinen  in  kui^eu  Zwischenräumeu  immer  wieder 
^neue,  mit  ein  Beweis,  dass  die  Vorhandenen  noch  nicht  völlig  ent- 
I  sprechen.  Es  sind  aber  auch  die  AnforderuDgeD,  die  man  an  ein  gutes 
'  Lesebach  för  diese  Classe  stellt,  vielfacher  Art  und  sie  steigern  sich  aus 
leicht  begreiflichen  Gründen,  je  niederer  die  Classe  i.st,  für  die  das 
Buch  bestimmt  ist.  Man  täuscht  ^ich  in  dieser  Beziehung  sehr  oft, 
indem  man  glaubt,  dass  man  nur  einen  Griff  in  die  reiche  deutsche 
Literutur  zu  thun  brauche,  um  ein  Lesebuch  für  die  untersten  Classen 
^xosammenzustellen.  Grosse  Belesenheitund  Kenntnis  der  einschlägigen 
HpHTerke  hi  wol  vor  Allem  nothwendig,  aber  noch  nicht  ausreichend. 
I>er  Verfasser  muss  mehr  sein  als  ein  tüchtiger  Fachmann,  **r  mus?* 
ein  tüchtiger  Schulmann  sein  mit  pädagogischem  Tuet  und  geschul- 
tem Blick,  der  in  den  betreffenden  Classen  längere  Zeit  Unterrii*ht  im 
Deutschen  ertheiltj  oder  sonst  sich  für  diese  Alters-  und  Bildungsstufe 
warm  interessiert  und  ihr  Bedürfnis  genau  kennen  gelernt  hatte ;  dann 
erst  wird  eine  Auswahl  geboten,  der  man  es  ansieht,  dass  sie  nicht 
am  Schreibtische  nüchtern  zusammengestellt  wurde,  sondern  aus  klarer 
Erkenntnis  des  Zweckes  und  ans  pietätsvoller  Hingebung  für  das  vor- 
gesteckte Ziel  erwuchs. 

Das  vorliegende  Buch  nun  genügt  in  htjhem  Grade  jenen  An- 
forderungen, die  man  an  ein  gutes  Lesebuch  für  die  erste  Gjmnasial- 
classe  *)  stellen  kann :  die  Lesestücke  sind  wirklich  lesenswert  und 


*)  Auf  dem  TitelbUttc  steht  wol  allgemein  «für  die  erste  ClatM 
eiterr.  MitteUchulen''.  K^f.  glaubt  aber,  diuia  da«  Buch  vorragt  weise 
fUr  Ojmnasien  und  Uemlgymnasien  berechnet  tat,  und  er  wüoi^cbt  c&sholb, 
4tr  fi«rr  Verf,  m£»gi?  sieb  bei  den  folgenden  ßändchen  für  eine  der  beiden 
Sieblttngen  (U vmnanien  oder  Healachulen)  eDtftchatd«o ,  wie  «r  es  ia  bei 
MintQ  «Deutschen  Lehr-  und  Le«ehuche  für  höhere  Lehranstalten'*  durch* 
ff«fllliri,  da  aich  beide  Richtungen  in  Einem  Buche  auch  hier  knum  vtr- 
«inlgfn  lassen. 


852       AL  Egger,  Deutsches  Lesebuch^  ang.  v.  Fr.  Novotny, 

der  vorausgesetzten  Alters-  und  Bildungsstufe  angemessen ;  ihre  An- 
ordnung zeigt  ein  Fortschreiten  vom  Leichten  zum  Schwierigeren,  das 
Buch  beginnt  mit  Stücken  in  kindlich-naiTem  Stil  und  steigt  aHmäUicb 
zu  ernsteren  und  gehaltvolleren  auf.  Der  Inhalt  der  Lesestöcke 
schliesst  sich  der  fortschreitenden  Entwicklung  der  Schüler  an,  die- 
selbe begleitend  nnd  f5rdernd  und  dient  dazu,  den  in  den  andern  Dis- 
ciplinen,  namentlich  in  der  Geographie  und  Naturgeschichte  darge- 
botenen Lehrstoff  zu  beleben  und  zu  erweitern. 

Dieses  letztere  Ziel  sucht  aber  der  Herr  Verf.  (nnd  das  ist  die 
Eigenthümlichkeit  des  Buches)  nicht  durch  Lesestücke  von  trockenem, 
doctrinärem  Ton  zu  erreichen,  wie  solche  nicht  selten  in  andern  Lese- 
büchern dieser  Art  gehäuft  sind,  sondern  er  hat  in  richtiger  Erkennt- 
nis des  Zweckes  mit  Vorliebe  und  Tact  solche  Lesestücke  gew&hlt, 
in  denen  zugleich  auch  auf  das  Gemüth  der  Jugend  eingewirkt  wird, 
und  dafür  wird  ihm  ein  jeder  Schulmann  Dank  wissen.  Hierher  ge- 
hören ausser  den  kleineren,  dem  kindlichen  Gemüthe  zusagenden 
Dichtungen  vornehmlich  viele  prosaische  Lesestücke,  die  wahre  Perlen 
ihrer  Art  sind,  z.  B.  Nr.  34,  37,  40,  42,  44,  48,  53,  55,  57,  59,  70, 
132,  138  u.  ä.  Nicht  wenige  der  Lesestücke  schildern  das  Leben  der 
Menschen  in  verschiedenen,  meist  österreichischen  Ländern,  ihre 
Sitten  und  Gebräuche  und  beleben  so  das  geographische  Wissen.  Mit 
Vorliebe  werden  vom  Verf.  Bilder  aus  dem  Leben  der  Gebirgsvölker, 
namentlich  der  Alpenbewohner  vorgeführt ,  da  gerade  bei  diesen  so 
viel  ursprünglich  Natürliches  und  volksthümlich  Gemüthliches  sich  er- 
halten hat;  auch  diese  anziehenden  Schilderungen  werden  die  Jugend 
in  angenehmer  Weise  belehren,  und  zur  Erweiterung  der  Heimats- 
kunde beitragen. 

Noch  eine  andere  lobenswertho  Eigenthümlichkeit  des  vorlie- 
genden Buches  darf  nicht  unbeachtet  bleiben,  es  ist  die,  dass  die  Lese- 
stücke des  für  österreichische  Schulen  bestimmten  Lesebuches  in  be- 
deutender Anzahl  österreichischen  Schriftstellern  und  Dichtem  ent- 
nommen sind.  Wir  finden  da  die  altbewährten  Muster  der  classischeo 
deutschen  Literatur,  denen  wir  überall  gerne  begegnen,  aber  neben 
denselben  werden  dem  Schüler  auch  Namen  vaterländischer  Schrift- 
steller vorgeführt  und  Bruchstücke  aus  ihren  Werken,  soweit  die- 
selben schon  für  Knaben  passend  sind,  vorgelegt,  was  gewiss  nur  w 
billigen  ist. 

Dass  unter  so  vielem  wirklich  Werthvollen  hie  und  da  einzehiee 
unterläuft,  was  von  einem  so  tüchtigen  Fachmanne  als  es  der  Verf. 
ist,  leicht  durch  besseres  ersetzt  werden  könnte,  ist  wol  zu  entschul- 
digen und  dies  um  so  mehr,  als  derartige  Stücke  gering  an  Zahl  sini 
So  könnten  unter  den  138  auf  248  Seiten  vorgeführten  NummerB, 
nach  des  Ref.  Ansicht  in  der  folgenden  Auflage,  die  gewiss  bald  nöihig 
sein  wird,  7—8  zum  Vortheile  des  Buches  ausgeschieden  werden,  und 
zwar  zunächst  die  Lesestücke  15  und  17,  als  minder  lesenswerth,  24 
und  26  als  zu  schwer,  und  96,  weil  es  von  allzu  localer  Färbung  ist; 
ferner  muss  sich  Ref.,  wenn  auch  ungern  gegen  das  allerliebste  Kinder- 


Ai,  E^tf,  Deut 


bucht  ang,  v*  Ff,  Nomtnfj. 


858 


iuärcbenNr.  102  aussprechen,  weil  es  für  unst^rePnmuuer  denn  Joch  zu 
kindiech  scboint.  Das  St.  42  hat  zu  viele  Eigeuheiteu  und  Schwierig- 
keiten der  Diction,  und  dürfte  demnach  iWr  viele  Schüler  zu  schwer 
sein;  das  Lesestück  30  vfird  besser  für  die  zweite  Classe  aiitVube- 
wahren  boin,  da  es  die  Kenntnis  der  alten  Geographie  uud  Geschichte 
voraussetzt;  das  Lcsestück  32  eudlich  ist  in  der  Form,  in  der  es  hier 
erseheint,  ohne  vermitteludeu  Ein^aug,  wobei  Bef.  fürchtet,  dass  die 
Libuiia-Sage  in  ihrem  Ursprünge^  der  hier  nothwendig  ergänzt  werden 
mOf^te,  manchem  Lelirer  fremd  sein  könnte. 

Unter  den  Leäcstücken  in  prosaischer  und  poetischer  Form  be- 
^j,'egnen  wir  in  dem  Buche  nach  dem  Vorgange  anderer  Lesebücher  auch 
Küthselu .  die,  21  au  Zahl,  hie  und  da  als  „KnackmUse''  zerstreut 
sind,  üeber  denWerth  dieser  Diclituugsart  in  einem  Lesebuche  wollen 
wir  uni<  hier  nicht  des  weitem  auslassen,  wir  bemerken  blos,  dwÄS 
wir  ihn  nicht  hoch  anschlagen  und  demnach  eine  Voi-mehrung  der- 
ßlb^n  in  den  folgenden  Auflagen  nicht  befürworten  würden.  Uebrigemi 
ad  dioso  Bathsetn  alle,  Ins  auf  das  unter  Nr.  128  angeführte^  dem 
Gedankenkreise  der  Schuler  ;i  •  n,  und  daher  leicht  losbar.  Um 

Mher  die  Auflösung  derselben  o  rn  eiuigermassen  zu  erschweren 

und  so  zum  Nachdenken  anzuregen,  würde  Eef,  die  Auflösungen  ei-st 
am  Schiasse  der  Anmerkungen,  und  zwar  alle  auf  einmal  und  ohne 
Angabe  der  Nummer  des  Stückes,  in  zufälliger  Reihenfolge  vermischt 
angeben.  Uebrigens  ist  bei  dem  allerdings  leicht  iGsbareu  Kfithsel 
SL  33,  wol  aus  Versehen»  die  Auflosung  nicht  angegeben- 

Dem  Lesebuche  sind,  wie  erwähnt^  am  Schlüsse  Anmerkungen 
vorzugsweise  sachlichen  Inhaltes  beigegeben.  Ueber  den  Umfang  und 
die  Art  solcher  Anmerkungen  sind  die  Ansichten  getheilt  und  so 
könnte  man  auch  hier  mit  dem  Herrn  Verf.  hie  und  da  rechten.  Wenn 
die  Losestücke  nur  in  der  Schule  gelesen  werden  sollten,  dann  wären 
iilich  keinerlei  Anmerkungen  nöthig»  denn  dann  ist  der  Lehrer  der 
rklärer,  der  sich  natürlich  auf  ein  jedes  Lesestück  immer  fleissig 
rbereiten  muss,  will  er  sich  anders  Verlegenheiten  mancher  Art 
iBparon.  Kef.  meint  aber,  dass  es  zweckmiissig  ist,  das  in  der  folgeu- 
lu  Lehrstuude  vorzuuebniende  Lesestück  den  Schülern  jedesmal  di** 
timde  7*uvor  anzugeben  und  leichte,  besonders  grössere  Lesestücke 
ganz  oder  zum  Tbeilo  zur  häuslichen  Leetüre  zu  bestimmen,  worauf 
Ibu  in  der  Sclitile  der  Initalt  kur^  abgefragt  wird.  In  diesem  Falle 
go  sind  Anmerkungen  am  Schlusae  des  Buches  oder  nnter  dem  Texte 
"w ! '  damit  sich  die  Schuler  bei  der  häuslichen  Lectüre  vor- 

k  lesKaths  erliolou  konneu  und  es  handelt  sich  nur  dflrun», 

^va^  iü  lituöidben  erklart  werden  solL    I»a  würde  denn  l\'  he 

Erklärungen,  namentlich  Anmerkungen  geographischen  i  vuf 

ein  Minimum  beschnlnken,  dafür  aber  Worte  und  Redewendungen  er- 
klaren, die  den  meisten  Schülern  fremd  sein  dürften  und  doch  zum 
Verständnisse  des  Inhaltes  nöthig  sind.  Von  diesem  Oesichtspuncte 
a>       '  u  indem  vörlicg<?ndeu  Buche  die  Annir  '  i^f, 

1  .  .  zu  pag.  120  Vejiuv,  zu  pag,  144  Ik  y^ 


854         AI  Eggetj  Deutsches  Lesebuch,  ang.  y.  Fr,  Novoiwy, 

Moldau  und  Elbe  jx.  ä.  ausscheiden,  weil  man  derartiges  wol  als  ver» 
ständlich  Toraussetzen  kann,  dafQr  aber  würde  Bef.  eine  Erklftning 
vorschlagen  für  Ausdrücke  wie:  (xadem  pag.  14,  taubes  Gestein  pag. 
26,  der  Brack  pag.  30,  schöpfende  Bretter  pag.  80,  die  Halden  pag« 
208,  selbstgerechte  Mönche  pag.  212;  ferner  zu  Fravi^re  pag.  132, 
Forel  pag.  134,  Blanchard  pag.  135,  Gzikös  pag.  194,  wobei  auch  die 
Angabe  der  Aussprache  angezeigt  wäre  u.  ä.  Femer  würde  es  sieh 
namentlich  mit  Bücksicht  auf  Schüler,  derer  Muttersprache  nicht  die 
deutsche  ist,  empfehlen,  in  einigen  Lesestücken  die  selten  Yorkommendeii 
oder  provinciellen  Ausdrücke  und  Phrasen  mit  gewöhnlicheren  und 
bekannteren  zu  Tertauschen,  so  weit  dies,  ohne  dem  Colorit  der  Lese- 
stücke zu  sehr  Abbruch  zu  thun ,  geschehen  kann.  So  könnte  man  wol 
statt  Siedelei  pag.  19  setzen:  Einsiedelei,  statt  berufene  pag.  25  Ter- 
rufene ,  statt  der  schüttei-nde  Stein  pag.  31  der  zitternde  oder  erschfil- 
terte  Stein ,  statt  wüthiges  Kennen  pag  42  wüthendes  Bennen,  statt 
grüne  Wasen  pag.  100  grüner  Basen  u.  ä. ;  hierher  gehören  auch 
Fhi*asen  wie :  in  den  Wind  kommen  pag.  55,  Wo  hast  du  dein  Wesen 
gehabt  ?  pag.  55  etc.  —  das  ist  fi-eilich  nur  die  Ansicht  des  Bef. , 
er  kann  sie  aber  mit  seiner  vieljährigen  Erfahrung,  die  er  sich  als 
Lehrer  in  drei  mehrsprachigen  Provinzen  Oesten-eichs  gesammelt, 
wol  begi*nnden. 

Bezüglich  der  Orthographie,  die  bei  einem  Schulbuche  so  wichtig 
ist,  schliesst  sich  der  Herr  Verf.  im  Allgemeinen  Baumer  an  und  em- 
pfiehlt in  der  Vorrede  diesen  Weg  allen  denjenigen,  die  Schulböoher 
für  die  österreichischen  Schulen  verfassen.  Bef.  kann  dies  nur  loben 
und  wünscht  gewiss  mit  vielen  andern,  dass  diese  Ansicht  endlich  all- 
gemein werde,  damit  der  unerquickliche  Zustand,  der  auf  diesem  Ge- 
biete zu  nicht  geringer  Plage  für  Lehrer  und  Lernende  noch  immer 
hen'scht,  ein  Ende  erreiche.  Indessen  sind  aus  Versehen  einige  Li- 
consequenzen  in  der  Schreibung  einzelner  Wörter  unterlaufen,  die  in 
der  nächsten  Auflage  zu  corrigieren  sein  werden ;  so  finden  wir  pag. 
11  Theil,  pag.  43  urtheilen,  pag.  67  vertheilen,  aber  pag.  70  Welt- 
teil, teilzuhaben,  pag.  96  Teil,  pag.  131  und  198  teilen,  pag.  61 
mitteilen,  pag.  126  Thal  teil  **") ;  femer  pag.  60  zutage  fördern,  pag. 
239  zuteil  werden,  aber  pag.  26  zu  Tode  kitzeln ,  pag.  72  zustande 
kommen. 

Der  Druck  ist  correct ;  dem  Bef.  sind  bei  aufmerksamen  Leseo 
nur  folgende  Corrigenda  aufgestossen :  pag.  14  Zeile  81,  femer  pag. 
32  Zeile  52  soll  der  Beistrich,  pag.  31  Zeile  59  der  Punct  ent&llen 
und  statt  des  letzteren  ein  Beistrich  stehen;  femer  soll  es  pag.  148 
Zeile  15  statt  „gewann,  Fische;^  lauten  „gewann;  Fische,^  endlich 
pag.  46  Zeile  83  makellos  statt  mackellos. 

Wie  aus  dem  Vorgebrachten  erhellt,  kann  Bef.  über  das  vor- 
liegende Lesebuch  nur  das  eingangs  ausgesprochene  Lob  wiederhole! 


*)  Die  auffallende  üngleichförmigkeit,, Boten turmstrasse"  am  Tittel- 
blatte und  „Bothentharmstrasse**  am  Umschlag  sei  nebenbei  erwflmt 


MMhemakti^cbe  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  Q.  WcdUniin.        855 

aod  diis  Gesammturtheil  mit  den  Worten  deg  HÄrra  Verf.  selbst  (Vor- 
rede pag.  1)  hiDätelteDf  LDdem  er  sie  der  dort  gebrauchtea  bedingen- 
den Ausdrucks wei^e  entkleidet  ood  sagt:  dem  Herrn  Verf.  ist  es 
wirklich  gelnngen,  das  Richtige  ^u  trefeu  und  die  österreichische 
Schale«  so  kann  man  im  allgi^meineu  wol  sagen,  hat  in  der  That,  wie 
m  im  Vorworte  hoffend  angedeutet  ist,  ein  braachbares  Lesebuch  ge- 
wonnen und  es  ist  m  wüuschen,  dass  der  VerL  auch  für  die  dna 
dodern  GymuasiaUClassen  Lesebücher  nach  deaaelben  Grund- 
Pilsen  und  derselben  Methode,  wie  das  forliig«nde,  recht  baU  zn- 
üamsienstellen  mOge. 


Mähr.-Ketistadt, 


Pr*  Ot*  Novotn^, 


Algebraische  Gleichungen  nebst  den  Resultaten  and  den  Metho- 
den zu  ihrer  Auflösung,  Von  Dr.  Ernst  Barde y,  Zweito,  durch 
viele  Zahtenbeiäpiele  erwt^itert4^  Erlauter ani^eu  and  ein  itegUter  fQr 
<lie  Aufgab4?n&aiDinluDg  vermehrte  und  verbesserte  Auflage.  Leipzig. 
Dr^ck  und  Verlag  von  ß.  G.  Teubuer  1876, 

Beinahe  neun  Jahre  sind  es,  das^  der  Verfasser  mit  der  ersten 
Auflage  dieses  Buches  dem  mathematischeu  Publicum  ein  wolge- 
ordnetes  Ganze  übergab.  Dasselbe  erfreute  sich  eiuer  allgemeinen 
Znetimmung  der  Fachgenosseu  und  jeder  derselben  kennt  den  hohen 
Werth  dieser  Aufgabensammlung  und  weiss  sie  zvl  würdigeu.  Die 
Beliebtheit,  die  das  Buch  erworben  hat,  die  vielseitige  Benützuug 
denelben  haben  es  nothwendig  erscheinen  lassen,  der  ersten  die  vor- 
liegende zweite  Auflage  folgen  zu  lassen. 

Die  in  dem  Buche  vorkommenden  Gleichungen  sind  alle  qua- 
dratischer Natur,  mögen  auch  viele  für  den  ersten  Augenblick 
«iieiüien  ihren  Charakter  nicht  so  offen  tragen.  Die  meisten  derselben 
«rfordero  Kunstgriffe,  die  der  Verfasser  —  wenn  er  es  für  nothwendig 
findet  —  deu  Aufgaben  selbst  beigibt,  wodurch  er  nicht  uur  die 
Lösung  der  speciellen  Aufgaben  lehrt,  sondern  gleichzeitig  durch 
allgemeine  Winke  zeigt .  wie  Aufgaben  analoger  Art  Oberhaupt  zu 
behandeln  sind.  Auch  die  Bedeutung  und  nähere  Discussion  der 
Schlusere^ultate  —  ein  wtcbligee  Moment  im  mathematischen  Unter* 
richte  —  weiss  der  Verfiuaer  oilt  einer  ihm  eigenthümlicheu 
Gewandtheit  und  Eleganz  zu  entwickeln. 

Das  Buch  besteht  im  Wesentlichen  aus  drei  Theilen.  Der  erste 
Theü  enth&lt  Gleichungen  mit  einer  Unbekannten  (pg.  l  bis 
151);  der  zweite  Gleichungen  mit  zwei  Unbekannten 
(pf.  151-^289);  der  dritte  Gleichungen  mit  drei  und  vier 
Onbekannten  (289 — 335).  Ein  jeder  dieser  Theile  umfasst  meh- 
rere Abschnitte,  die  Aufgaben  verwandter  Art  einschliessoo ;  die  ^rein 
quadratischen  Gleichungen",  die  ^vollständigen  quadratischen  Glei- 
ckiiigen  einfadjster  Art"",  die  ^cubischen  Gleichnngen  mit  einer 
iiiegezeichneten  oder  leicht  erkennbaren  Wurzel**,  «complicierte 
quadratisdie  Gleichungen^  insonderheit  von  der  Form  .4x^^-i?ji;'*-|*C 


856       Mathematische  Lehrhücher,  ang.  v.  J,  G.  WaUentin. 

=  0  etc.";  „Gleichungen  des  vierten  Grades,  deren  Auflösung  mit 
Hilfe  quadratischer  Gleichungen  möglich  ist"  gehören  dem  erstes 
Theile  an.  „Gleichungen  meist  homogenen  Charakters  (1.  8tufe)'', 
^Gleichungen  meist  homogenen  Charakters  (2.  Stufe)*,  „Oleichungeo 
verschiedenen  Charaktere"  bilden  Unterabschnitte  des  zweiten 
Theiles.  Im  dritten  Theile  werden  Gleichungen  mit  drei  und 
vier  Unbekannten  behandelt,  die  quadratischer  Natur  sind.  Am 
Schlüsse  findet  sich  ein  Begi  st  er  fdi*  die  quadratischen  Gleichangen 
der  Bardej*schen  Aufgabensammlung,  dessen  Bedeutung  in  einer 
Vorbemerkung  klar  gemacht  wird. 

Der  Weg,  den  der  Verfasser  in  diesem  Werke  einschlägt,  moss 
als  ein  der  Schule  und  dem  Unterrichte  nützlicher  und  fruchtbrin- 
gender bezeichnet  werden.  Vom  Besonderu  zum  Allgemeinen, 
vom  Leichteren  zum  Schwierigeren  fortzuschreiten,  ist  die 
Absicht,  welche  diese  Aufgabensammlung  beherrscht;  die  oben 
angegebene  Eintheilnng  ist  eine  Einrichtung,  die  dem  Unter- 
richte entsprechend  ist.  Die  Bemerkungen  und  Erläuterungen,  die  den 
betrefifenden  Aufgaben  angeschlossen  sind ,  machen  sein  Lehrbuch 
ganz  unentbehrlich.  Sie  sind  geeignet,  Schwierigkeiten  und  Ver- 
legenheiten ,  die  manche  Aufgaben  dem  Schüler  bereiten ,  zu  besei- 
tigen. Die  Methode ,  die  in  dem  Lehrbuche  eingehalten  ist ,  ist  eine 
vorzügliche  und  von  einigen  und  zwar  bedeutenden  Mathematikern 
(ich  nenne  nur  Clebsch)  in  Becensionen  als  solche  anerkannt  wor- 
den. Nicht  nur  dem  gereiftem  Schüler,  auch  dem  Lehrer,  besonders 
<{em  gerade  in's  praktische  Lehramt  eintretenden  kann  diese  Auf- 
gabensammlung wegen  ihrer  erwähnten  Vorzüge  und  wegen  der 
Keichhaltigkeit  des  Stoffes  —  sie  enthält  ein  bedeutend  grösseres 
Material  als  die  Aufgabensammlungen  von  Heis  und  Mejer 
Hirsch  —  nicht  genug  empfohlen  werden. 

Leitfaden  zum  Unterrichte  in  der  Arithmetik  und  Algebra 
an  Gymnasien  und  verwandten  Lehranstalten.  Von  Dr.  J.  CK  W  al- 
ber er,  Professor  am  kgl.  Gymnasium  in  Hof.  München,  Theodor 
Ackermann.  1876. 

Dieser  Leitfaden  der  Arithmetik  und  Algebra  enthält  den  Stoff 
ungefähr  in  dem  Ausmasse,  als  er  in  den  oberen  Classen  der  Mittel- 
schulen behandelt  zu  werden  pflegt.  An  ein  Lehrbuch  wird  vor  allem 
die  wichtige  Forderung  zu  stellen  sein,  dass  die  Definitionen  klar 
und  scharf  gegeben  sind.  Diese  Bedingung  ist  leider  in  dem  vor- 
liegenden Lehrbuche  unerfüllt.  Gleich  in  der  Einleitung  treffen  wir 
auf  Sätze,  in  denen  Begriffisbestimmungen  gegeben  werden  sollen  — 
aber  in  der  That  nicht  gegeben  sind.  Der  Stil  ist  schwulstig,  die 
Gedanken  haben  keine  logische  Ausbildung  und  sind  in  wirrer  Ord- 
nung aneinandergereiht. 

Die  JPundamentalsätze  über  Summen ,  Differenzen ,  Producte, 
Quotienten  lassen  sehr  vieles  zu  wünschen  übrig.  In  dem  Abschnitia 
„von  der  Null  und  den  negativen  Zahlen**  hätte  mit  Vor- 


Mathematische  Lehrbtteher,  fing. 


HS7 


heiJ  die  ZaUlenlinie  angewendet  werden  können.  VerfasÄer  «pricht 
^m  ^Aiifwftrtszä])len**und  ^Abwftrtfi3!Ahleu;  besser  liätie  er 
BtJiau,  wenn  er  von  ^rechts  und  links  Zählen**  ^'esprochen 
denn  mit  dem  Aufwärts-  und  Ab  würts/u  hleu"  ist  — 
lern  Ver&gser  bekannt  sein  soll  —  ein  ganz  anderer  Betriff 
erkuDpft,  als  der  der  positiven  und  negstiveu  Zahlen.  Gerade  über 
erwähnten  Capitel  lässtsich  kaum  etwas  Günstiges  sagen. 
hipraktisch  auch  findet  es  Referent,  oberhalb  der  Gleichheits/.eichen 
Nummer  des  Li*  zu  setzen,  auf  den  sich  das  Vorliegende 

Bzieht;  die  Zahl  <^  •  chenden  Lehrsatzes  in  eine  uebeiigefügte 

lammer  zu  setzen ,  wiuf  vurtheilhafter  gewesen.  Besonders  auffal- 
ist  ee,  dajis  der  Decimalb röche  im  ganzen  Buche  keini* 
linung  gethan  mrd  ?  Hält  ferner  der  Verfasser  auch  die  Lehre 
'  grOssteu  gemeiuscliaftlichen  Masse,  vom  kleinsten  gemeinschaft- 
chen Vielfachen  für  so  unwichtig  oder  selbstvei-standlich,  dass  er  ihr 
seinem  Lehrbtiche  keinen  Platz  gönnt?  In  ganz  derselben  Weise 
rie  dii'  früheren  Partieen  wird  die  Lehre  von  den  Logarithmen  und 
fleichmigen  behandelt;  die  im  §,91  genannte  „Summationg- 
kethodü''  zur  Aunusung  von  Gleichungen  ersten  Grades  mit  meh- 
Oroti  Unbekannten  soll  wo|  "Methode  der  gleichen  Coefficienten" 
eissen.  Die  Zinseszinsenrechnuug  erfUhrt  eine  &o  stiefmütterliche 
ehandlung,  dass  es  gemdezu  besser  erscheint,  sie  wäre  gleichfalls 
acht  vortreten, 

Kach  dem  Gesagten  wird  sich  dieser  Leitfaden  in  der  gegen- 
lartigen  Form  al**  Schulbuch  kaum  bewahren.  Dem  Prospoctui», 
►eichen  der  Verfasser  im  Vorworte  entwirft  und  worin  er  nicht  un- 
richtige Ansicliton  entwickelt,  entspricht  die  Aus^fiihrung  keineswegB; 
leider  sind  nicht  die*<e  Worte  sondern  nur  die  thatsacUliche  Aua- 
arbeitung  entscheidend. 


V' orlesnngen  über  die  im  umgekehrten  VerliSltnisse  des  Qua* 
drates  der  Entfernung  wirkenden  Kräfte.    Von  P.  u.  Le- 

1c  u  n c  -  0  i  r  i  c  h  1  i'  t,  Heraasgegcbeii  von  Dr.  F.  Grübe,  ordentlichem 
«ehrer  an  der  k.  Domscbulc  zu  Schkswig.  Leipzig,  Druck  und  Ter^ 
Ug  von  B.  G    Teubner  1076. 

Lejeune-Dirichlet,  der  vom  Jahre  1831 — 1855  an  der 
"'"t  in  Berlin»  von  die^^er  Zeit  an  an  der  Tniversitat  zu 
"U  {ih  Profe(*^>r  der  Malliomatik  wirkte,  hat  mit  besonderer 
in  StotT  der  mathematischen  Physik 
iiigen  gemacht;  er  iü»t  e^  ja  zuerst 
der  aut  diesen  iKjiden  deutschen  rniversitalten  über  par- 
tielle Differentialgleichungen  und  Aber  das  Potential 
Torgetrogen  und  so  den  Weg  gezeigt  bat,  den  später  Htemaun  in 
seinem  Geiste  und  eWntio  genialer  Weise,  wie  sein  Vorganger»  ein- 
5jchlug  Diö  Th*>niie  der  Kugi?lfu nrtioneu»  die  nunmehr  für 
1  ik  unentbehrlich  sind,  hat  durdi  DiricWet 

r  njien. 


r 

zu  tri 
gewesen 


858       Mathemaüscbe  Lehrbücher,  ang.  ▼.  J,  G.  Waüentin. 

Vor  Kurzem  (1876)  wurde  die  mathematisch -physikalische 
Literatur  Deutschlands  durch  ein  epochemachendes  Werk  (^Schwere, 
Electrizität,  Magnetismus'^  nach  den  Vorlesungen  von 
Bernhard  Biemann,  bearbeitet  von  K.  Hattendorf)  be- 
reichert und  jetzt  nach  einem  Jahre  haben  wir  Gelegenheit  uns  an 
den  Forschungen  Dirichlet^s,  die  von  kundiger  und  beflissener  Hand 
in  dem  vorliegenden  Büchlein  wiedergegeben  sind,  zu  erfreuen.  Beide 
Vorlesungen,  die  Dirichlet's  und  Biemann*s,  haben  eine  grosse 
Aehnlichkeit;  das  Fundament  und  der  Ausgangspunct  ist  für  beide 
gleich ;  doch  wird  der  mathematische  Physiker  an  manchen  Stellen 
Abweichungen  finden,  die  dem  einen  oder  anderen  Forscher  eigen* 
thflmlich  sind.  Der  vorliegenden  Bearbeitung  der  Dirichlet*schen  Vor- 
lesungen liegt  ein  von  dem  Bearbeiter  während  des  Wintersemeiteis 
1856/57  geführtes  Heft  zu  Grunde. 

Dem  Referenten  mag  es  gestattet  sein,  sich  über  Form  und 
Inhalt  dieser  bedeutenden  Leistung  auf  mathematisch-physikalischem 
Gebiete  eingehend  auszusprechen. 

Nachdem  im  ersten  Abschnitte  mit  Zugrundelegung  desNew- 
ton'schen  Gesetzes  der  Begrifif  „Potential**  aufgestellt  und  die  von 
Laplace  (1782)  entdeckte  Eigenschaft  des  Potentials,  nach  wel- 
cher die  Snmme  der  zweiten  Derivierten  des  Potentials  nach  den 
Coordinaten  x,  y^  z  des  angezogenen  Punctes,  vorausgesetzt,  dass 
dieser  ein  äusserer  ist,  Null  ist,  abgeleitet  wurde,  wird  in  den  nach- 
folgenden Paragraphen  auf  sinnreiche  Weise  mit  Zuhilfenahme  einiger 
von  Gauss  erwiesenen  Sätze  und  des  Green'schen  Theorems 
gezeigt,  dass  das  Potential  sowol  als  auch  die  ersten  Derivierten  des- 
selben nach  den  Coordinaten  x,  y,  z  im  ganzen  Baume  stetige  Func- 
tionen sind,  dass  femer  mit  Ausnahme  gewisser  Puncto,   Linien 

und  Flächen  im  ganzen  Baume  T^  +  xi  +  ji  =  —  iyrxist,  wo 
X  die  im  Puncto  x,  v,  z  herrschende  Dichtigkeit  bezeichnet ;  dass  end- 
lieh  XV,  yv,  zv,  a?^  ^,  y'  ^,  z^  -g^  überall  endliche  Werthe  be- 
sitzen. 

Hat  umgekehrt  eine  Function  diese  Eigenschaft ,  so  kann  man 
behaupten,  dass  sie  nichts  anderes,  als  das  Potential  des  durch  x  ge- 
gebenen Massensystemes  ist.  Diese  Behauptung  wird  strenge  be- 
wiesen (p.  30 — 35). 

Der  zweite  Abschnitt  behandelt  das  Problem,  das  Poten- 
tial und  die  Anziehung  eines  homogenen  Ellipsoides 
zu  finden;  dieser  Aufgabe,  die  von  den  namhaftesten  Analytikern 
behandelt  wurde,  so  von  Newton,  Mac  Laurin,  Lagrange, 
D*Alembert,  Legendre  wird  in  den  vorliegenden  Vorlesungen 
der  Mac  Laurin'sche  Satz  supponiert:  „Wenn  die  drei  Haupt- 
schnitte zweier  Ellipsoide  respective  dieselben  Brenn- 
puncte  haben,  so  haben  die  Kräfte,  mit  denen  sie  den- 
selben äusseren   Punct  anziehen,   dieselbe  Bichtung 


MatUt'Toatjsche  L^htbücber,  ang.  v.  X  6?.  Waile$uin,        §5|| 

and  ?6rbatten  sicli  zu  einander  wie  die  Ma886n  der  Eilt p- 
soide.**  Analog  dem  Ausdrucke  des  Potentialeö  einer  Kn^el  fflr 
innere  Ponct©  wird  derselbe  für  das  Potential  eines  bomogeQen  Ellip- 
soides  aufgestellt.  Eine  ^anz  analoge  Formel  ergibt  sich,  wie  §.  9 
khrt,  für  das  Poteutial  in  Bezog  auf  einen  äusseren  Punct,  Im  wei- 
teren Verlaufe  des  Abschnittes  wird  die  für  innere  und  äussere  Puncle 
angenommene  Potential formel  als  richtig  erwiesen.  DenSchluss  dieses 
wichtigen  Tlieiles  bildet  der  besonders  för  elektrische  Un  te  r- 
suchungen  wichtige  Fondamentalsatz:  ^Die  Anziehung, 
welche  eine  unendlich  dünue  von  je  zwei  coacentri- 
schen,  ähnlichen  und  ahn  lieb  liegenden  Flächen  be- 
grenzte ellipsoidiscbe  Schale  auf  einen  Puiict  ihrer 
ftussern  Oberfläche  ausilbt,  ist  1,  normal  gegen  die 
Oberfläche  gerichtet;  2»  der  Dicke  der  Schalo  pro- 
portional^ während  sieaufdieinderHöhliingnndauf 
der  innern  Oberfläche  liegenden  Punete  gar  keine 
Wirkung  ausübt.** 

Der  nächste  Abschnitt  bebandelt  den  wichtigen  Satz  über  das 
Flachen  Potential,  der  dahin  auszusprechen  ist,  dass  die  erste 
Derivierte  des  Potentials  auf  der  Normale  beim  Uebergange  von  der 
einen  Seite  der  Fläche  auf  die  andere  sprungweise  und  zwar  um 
4/rx  sich  ändert.  Das  ist  also  die  vierte  Eigenschaft,  die  der 
Potentialfunction  zukömmt  , 

Die  Lehre  von  den  Kugelfunctionen,   fllver  die   einzelne 
Handbücher  in  ausföhrlicher  Weise  handeln,  ist  in  dem  vierten  Ab- 
schnitte niedergelegt.  Derjenige»  der  auf  leichte  und  dennoch  gründ- 
liche Art  in  dieser  Lehre  sich  zurecht  rinden  will,  wird  die  Dirich* 
(Cscheti  Vorlesungen  seinem  Studium  zo  (i runde  legen.  Der  §.17 
itthandelt  den  wichtigen  Satz,  dass  man  eine  beliebige  Function, 
die  für  alle  Punete  einer  Kugeloberüäche  gegeben  ist,  in  Form  einer 
unendlichen  Beihe  darstellen  kann,  welche  Reibe  eben  Kugelfuuc- 
iionreihe  genannt  wird.  Im  §.  18  wird  die  Differentialglei- 
chung, auf  der  die  Theorie  der  Kugel functionen  aufgebaut  ist,  de- 
dnciart ;  in  §.  19  der  Begriff  einer  Kugel  function  n*"  0  r  d  n  n  n  g 
^^Attkitet;  in  §.  20  auf  die  Analogie  zwischen  Kreis-  und  Kugel- 
PHRetionen  hingewiesen  und  gleichzeitig  die  wichtigsten  Eigen- 
schaften der  letztem  nachgewiesen. 

Die  Theorie  der  Kugelfuuctionen  iindet  im  f  ü  nf ten  Abdcfanitte 
ihre  Anwendung  auf  einige  specielle  Aufgaben  aus  der  Elektrici» 
t&tslehre.  Das  Princip,  das  der  Lösung  solcher  Aufgaben  iu 
Grunde  liegt^  ist  folgendes:  ^Die  Resultante  aller  elektri- 
schen Kräfte,  die  ausgeübt  sind  von  den  einzelnen  Ele- 
menten der  auf  dem  Leiter  sich  bildenden  Schichte  nml 
des  Nichtleiters,  der  als  gegeben  angesehen  wird  ond 
«ich  nicht  ändert  durch  die  Nähe  de»  durch  ihn  eiek* 
Irisch  werdenden  Leiters,  muss,  wenn  das  Gleichgewicht 
auf  dem  Leiter  eingetreten  ist^  in  allen  im  Innern  des 


titt 

Fl»el 


800       Mathematische  Lehrbücher»  ang.  v.  «/.  G,  WaXlentin. 

Leiters  liegenden  Puncteu  Null  sein.^  Mit  Hilfe  der  Kugel- 
functiouen  lässt  sich  die  elektrische  Induction  auf  einem  Leiter,  her- 
rührend von  einem  Nichtleiter,  eingehend  beti-achten.  Die  Bechnungeo 
werden  weniger  compliciert,  wenn  man  den  Nichtleiter  auf  einen 
blossen  Punct  reduciert.  Im  §.  26  wird  als  Leiter  eine  Hohlkugel 
genommen  und  ein  Nichleiter  in  die  Höhluug  gebracht;  als  Besoltat 
ergibt  sich ,  dass  durch  die  Umhüllung  eines  Nichtleiters  mit  emer 
leitenden  Hohlkugel  alle  Individualität  desselben  eliminiert  wird; 
nur  die  in  ihm  enthaltene  Menge  von  Elektricitat  kommt  in  Betracht. 

In  §.  27  wird  das  mathematisch  schwierige  Problem  der  In- 
duction  zweier  elektrisch  geladenen  Kugeln  behandelt. 
Dieses  Problem  ist  von  Poisson  (Memoires  de  1*  Institut 
T.  XII  ann^e  1811)  gelöst,  später  von  Thomson  und  Murphy 
auf  andere  Weise  behandelt  worden ;  die  hier  gegebene  Lösung  ist 
dem  Wesen  nach  die  Poisson'sche. 

Der  Zweck  des  sechsten  Abschnittes  ist ,  den  Satz  nachzuwei- 
sen, dass  immer  eine  solche  Belegung  der  Oberfläche  eines  geschlos- 
senen Baumes  oder  der  Oberfläche  mehrerer  geschlossenen  Bäume 
mit  Masse  möglich  ist,  dass  das  Potential  in  jedem  Puncte  der 
Oberfläche  einen  vorgeschriebenen  Werth  annimmt.  Dies  wird  mit 
Hilfe  des  sogenannten  Dirichlet'schen  Prineipes  erwiesen. 
Gauss  war  der  erste,  der  diesen  Satz  aufgestellt  hat. 

Der  siebeute  und  letzte  Abschnitt  des  werth  vollen  Buches 
enthält  die  Anwendung  der  Potentialsätze  auf  die  Lehre  vom  Magne- 
tismus; hier  spielt  die  Theorie  des  Erdmagnetismus  die  Haupt- 
rolle. Die  nach  Westen  gerichtete  Componente  ist  für  jeden  Punct 
der  Erdoberfläche  vollständig  bestimmt ,  wenn  die  nach  Norden  ge- 
richtete Componente  für  die  ganze  Erdoberfläche  gegeben  ist.  Soll 
auch  die  verticale  Componente  aus  der  nach  Norden  gerichteten  Com- 
ponente bestimmt  werden ,  so  muss  man  sich  darüber  entscheiden, 
ob  der  Magnetismus  ausschliesslich  im  Innern  oder  im  Aeussern 
der  Erde  angenommen  wird;  beide  Hypothesen  werden  durchgefübri 
Im  §.  45  wird  die  Hypothese,  dass  der  Erdmagnetismus  theils  im 
Innern  theils  im  Aeussern  der  Erde  seinen  Sitz  hat,  weiter 
verfolgt. 

Die  Anmerkungen,  die  der  Herausgeber  den  Vorlesungen  bei- 
gibt, sind  schätzenswortli.  Sie  dienen  vorzüglich  der  Erleichterung 
des  Verständnisses. 

Geometrische  Analysis.  Eine  systematische  Anleitung  zur  Auflösung 
von  Aufgaben  ans  der  ebenen  Geometrie  auf  rein  geometrischem 
Wege;  von  Oberstudienrath  Dr.  von  Nagel.  Mit  155  Holzschnitten. 
Zweite  verbesserte  und  vermehrte  Auflage.  Ulm  1876.  Wohler.  Preis 
4  Mk.  40  Pf.  264  Seiten. 

Die  erste  Auflage  der  von  Oberstudienrath  Dr.  von  Nagel  im 
Jahre  1851  verfassten  geometrischen  Analysis  hat  seinerzeit  vielfach 
sehr  günstige  Kecensionen  erfahren ,  worunter  besonders  die  in  den 


Igiiuuiatiscfee  Lehrbücher»  nDg.  v*  J  G.  WdllitUin,       86  t 

föttinger  E^elehrten  Anzeigen**  vuiw  Jabrö  1852,  iu  „6ru- 
irt*8  Archiv"  (II,  Bd.),  ^Mayers  pädagt^gi scher  Revue" 
1852),  „Löw's  pädagogischer  Monatsschrift"  irwähnens- 
fcrth  nuil.  Anf  ein  ziemlieh  ausifuhrliches  ßeferat,  welches  in  der 
^erliegenden  Zeitschrift  (111.  Jahrg.,  1852,  p*  904 — 910)  von  dem 
jesslichen  Lehrer  des  Referenten  A.  Gernerth  herrflhrt,  raiiss 
ilers  aufmerksam  gemacht  werden ,  da  daisselbe  auch  auf  die 
|eschichte  und  das  Wesen  der  geometrischen  Analysis  klares  Licht 
irft.  Nach  fünfundzwanzig  Jahren  tritt  nun  an  die  Stelle  der  ersten, 
bald  und  schnell  sich  einhnigei'te  und  auch  vom  hohen  k.  k,  *i8ter* 
feich.  Ministerium  für  Cultns  und  Unterricht  empfohlen  wurde,  die 
tgenwärtige  zweite  Auflage. 

Die  geometrische  Analysis,  die  nach  dem  bekannten  Stufen- 
I  von  der  Analysis  zur  Constrnction,  zum  Beweise,  zur 
Determination  eine  Aufgabe  zu  behandeln  lehrt ^  bildet  den  ei* 
intlicben  M<^hepunct  des  mathematisch  Bildenden  in  der  Planime- 
rie.  Eine  jede  Aufgabe  dieser  Art  muss,  wenn  sie  richtig  und  ein- 
ich  gelost  werden  soll,  früher  vollständig  überdacht  und  reiflich 
twogen  werden.  Viele  andere  Aufgaben,  die  besonders  in  das  Be- 
iich der  Algebra  hini^bergreifen,  erfordeni  mehr  oder  weniger  einen 
r aktischen  Mechanismus  zu  ihrer  Lösnng ;  die  eine  folgt  der  Scha* 
loüt  einer  anderen  u.  s.  w.  Dass  derartige  Aufgaben  den  Verstand 
^hr  wenig  in  Anspruch  nehmen,  vielmehr  blos  tüchtige  Rechner  bil- 
Bn  können  —  allerdings  kein  zu  unteiachätzendes  Moment  des  mä- 
hen Unterrichtes  —  liegt  auf  der  Hand.  Die  Aufgaben  der 
heu  Analysis  jedoch  regen  zonächst  und  in  entsprechender 
iTeibü  das  Denken  an  und  dieses  zu  bilden  ist  ja  vor  allem  die  For- 
prnng  und  der  Zweck  des  mathematischen  Unterrichtes  besonders 
Gymnajsium.  Dass  natürlich  nicht  eine  jede  Aufgabe  ihre  eige- 
Bn  Kunätgiiffo  zu  ihrer  Auflösung  erfordert,  dass  viele  Aufgaben 
ftch  einer  Art  und  mit  Zuhilfenahme  eines  zweckdienlichen  CalcQls 
ftJÖst  werden  können,  weiss  jeder,  der  sich  mit  geumetri scher  Ana- 
^«is  »Qch  nur  emigerroassen  beschäftigt  hat.  Es  hissen  ^ich  wenig- 
ns  1  e  i  t  e  n  d  e  G  0 s i  c h  t s  p u  n  c t e  angeben,  die  mau  stets  beachten 
muts,  soll  die  Lusuug  in  keinen  Mechanismus  übergehen.  Die 
^ngabe  solcher  Gesichtspnncte  findet  sich  in  mehreren  Aufgabcu- 
umlungen  der  neueren  nnd  besonders  der  jüngsten  Zeit  (es  mugen 
bur  die  von  Lieber  und  Lflhnemann  und  von  Ho  ff  mann  er- 
rUbnt  werden,  die  gewiss  in  ihrer  Art  voiiüglich  sind). 

Dhä  vorliegende  Buch  ist  ganz  nach  fliesen  Tendenzen  bear- 

und  ist  ein  Schulbuch  im  Imsttni  Sinne  des  Worte«.    Eine 

z;iÄhrige  Lehrei-praiis,  die  der  Verfasser  aufzuweisen  hat,  hat 

liin  den  Weg  gozeigt,  in  diese  Sammlung  so  viel  der  Schule  Zweck- 

ötsi^rechendes  aufzunehmen.  Manche  Aufgabe,  die  früher  bei  einem 

Dethodelosen  Vorgange  nur  sehr  schwierig  zu  k^sen  war,  erscheint 

^ier  mit  Eleganz  und  Kurze  behandelt. 

Die  vier  Bücher,  in  die  der  Verfasser  seine  Analy^id  eintheilt, 
Dthalten  Folgendes :  Das  erste  Buch  stellt  den  Unterschied  zwi* 


802       Mathematische  Lehrbücher,  ang.  t.  J.  G.  WaUefUin, 

sehen  Lehrsätzen  und  Aufgaben  dar.  Zar  Lösung  einer  Aufgabe  in 
„engeren  Sinne'',  wie  sie  der  Verf.  bezeichnet,  gehört  die  An a- 
lysis,  die  das  zu  Suchende  mit  dem  Gegebenen  vergleicht,  indem 
das  erstere  als  gefunden  angenommen  und  durch  eine  Zeichnung  der 
Vorstellung  nahe  gelegt  wird;  in  zweiter  Linie  folgt  die  Constrac- 
tion,  also  die  Darstellung  der  Figur;  dieser  muss  aber  nothweo- 
diger  Weise  ein  Beweis  beigegeben  werden  und  dieser  bQdet  den 
dritten  Theil  der  Lösung  einer  Aufgabe  im  engeren  Sinne;  endlich 
kommt  bei  vielen  Aufgaben  noch  die  Determination  hinzu,  di« 
zeigen  soll,  wie  die  einzelnen  Grössen  mit  einander  zusammenhangen 
müssen,  damit  sie  eine  Lösung  der  Aufgabe  geben.  —  Im  zweiten 
Buche  ist  auf  die  Weise  speciell  der  geometrischen  Analysis  einge- 
gangen, die  der  Verf.  in  Kürze  dahin  definiert:  „Das  Selbstauffinden 
von  Lösungen  ist  nicht  etwa  einem  blossen  Zufalle  oder  einem  augen- 
blicklichen glücklichen  Einfall  anheimgegeben,  wenn  gleich  nach 
dem  Obigen  von  allgemeinen  Regeln  über  die  Lösung  von  Aufgaben 
vom  geometrischen  Standpuncte  aus  nicht  die  Bede  sein  kann;  es 
steht  vielmehr  dem  Mathematiker  ein  Weg  zu  Gebote,  der  ihn,  wemi 
er  auf  einem  festen  und  sicheren  Fortschritt  gebaut  ist,  nach  ge- 
höriger Uebung  selten  verfuhren  wird ;  und  dieser  Weg  ist  die  geo- 
metrische Analysis". 

Die  verschiedenen  Hauptwege,  um  zur  Auflösung  geometrischer 
Aufgaben  zu  gelangen,  sind  dem  dritten  Buche  einverleibt.  Der  Verf. 
löst  Aufgaben  nach  viererlei  Methoden:  auf  dem  Wege  der  Analo- 
gie (Aehnlichkeit  einer  Aufgabe  mit  früher  gelösten);  durch  Be- 
duction  (Zurückführung  einer  Aufgabe  auf  eine  andere,  die  ihrer 
Natur  nach  selbst  wieder  zusammengesetzt  sein  kann);  durch  Lehr- 
sätze (indem  man  eine  Aufgabe  als  Consequenz  eines  geometrischen 
Lehrsatzes  durchschaut);  durch  Data  (ein  Begriff ,  der  uns  schon 
von  Euklid  es,  welcher  zum  Zwecke  der  Lösung  geometrischer  Auf- 
gaben eine  eigene  Schrift  unter  dem  Titel:  „öedoineva^  verfasste, 
überliefert  worden  ist). 

Die  Betrachtung  der  geometrischen  Örter  (also  die  Dar- 
stellung eines  geometrischen  Gebildes,  das  Puncte  enthält,  die  einer 
bestimmten  Bedingung  Genüge  leisten)  ist  jedoch  die  wichtigste  aller 
Auflösungsmethoden.  Wegen  der  grossen  Nützlichkeit  der  geometri- 
schen Örter  hat  Verf.  eine  Beihe  derselben  in  dem  vierten  Bache 
beigegeben.  Die  bisher  erwähnten  Theile  des  Werkes  enthalten  voll- 
ständig gelöste  Aufgaben;  damit  nun  dem  Schüler  auch  ungelöste 
Aufgaben  zur  Selbstlösung  überlassen  werden  können,  enthalt 
der  darauf  folgende  Anhang  eine  Fülle  derselben  (Construction  der 
rechtwinkligen  Dreiecke,  der  Dreiecke  im  Allgemeinen,  des  Vier- 
eckes, Kreises,  Bestimmung  von  Puncten  in  Beziehung  zu  anderen 
Puncten  und  geraden  Linien ,  Construction  von  Puncten  und  Linien 
in  und  an  Dreiecken  und  Vierecken ,  Construction  von  Puncten  und 
Linien  in  und  an  Kreisen,  Beschreibung  von  Figuren  in  und  un 
andere). 


MtthcTnatiscIie  Lclirbftchen  an^.  v,  /.  G.  WaUentin        8ßt 

Die  Darsleliungs weise,  die  an  Klarheit  so  injuiclies  bisher  Ge- 
leistete abei-trifft,  die  Reicbhaltig^keit  der  Aufgaben,  die  Lösnog 
derselben,  welche  nach  rein  mathematisch-pädagogi&chen  Principien 
vorgenominen  ist,  wird  wol  Jeder,  der  dieses  Buch  benutzt,  dankbar 
anerkennen.  Der  Wunsch  des  greisen  Verfassers,  dass  diese  Schrift 
*matik  f?>rdern  und  beleben  möge,  wird  gewiÄS 


Ebene  Geometrie  fQr  Schuleoi  von  *i<*org  Rocknagel,  Profusser  ftlr 
Physik  und  tecbnische  Mecbanik,  Rector  der  k.  Industrialsebule  tu 
Kaiserlautem.  Zweite  ?etbe«aerte  Auflage,  München,  Theodor  Acker- 
itiiwin  1876. 

Der  Verfiisser  dieses  Lehrbuches  ist  n\  der  [»faysikal tscheu  Ljl* 
teratur  bereits  durch  sein  nach  .fnnuu  verfasstes  Lehrbuch  der  Phy- 
sik bekannt. 

Dte   leitenden  Gesichtspnncte  des  vorliegenden  Buches  sind 
^achgemfiSäe  Sichtung  des  Stoffes  und  Anregung  der  Selbst- 
hatigkeit  des  Schülers.  — Was  den  ersten  Punct  anbelangt, 
gebohrt  der  Methode»  die  auch  in  vielen  Lehrbüchern  gegen wiirtig 
iiigehalten  ist,  eine  Lehre  ans  der  andern  ungezwungen  abiu feiten, 
dem  htrengen  ^Dogmatisieren**,  wie  es  der  VerL  nennt,  nn- 
dJTigt  der  Vorzug.  —  Den  zweiten  Punct  betreffend,  so  kann  die 
i^lbstthfitigkeit  des  Schülers  nur  dadurch  erreicht  werden,  dass  dem- 
Iben  nicht  Alles  in  gelöster  und  fertiger  Form  geboten  wird.  Wenn 
der  Vert  seinem  Lehrbuche  auch  Figuren  nur  in  spärlicher  An* 
zahl  t>eigegeben  hat,  m  i^t  die»  nach  der  Ansicht  des  Referenten  nur 
^»u  billigen ;  denn  dadurch  wird  gleichfalls  die  Selbstthätigkeit  des 
^Kcbülers   getordiTl.    Zur  Erleiclitening  des  Nachschlageu.s  ist  am 
^■chlusse  ein  \'erzeicbni.s  der  eitierten  Sätze  mit  abgekürzter  Augabe 
^■Uires  lubalteh  angehängt.  —  Die  Definitionen  und  Grundbegriffe, 
die  unantastbar  öein  müssen ,  »iud  hier  iü  sehr  scharfer  und  grüud- 
Ucher  Art  gegeben. 
I  Speciell  auf  Einiges  eingehend,  kann  Referent  aus  eigener  Et^ 

(ahning  den  /iir  Parallelen-Theorie  gebitrigen  Beweis  des  Eu- 
klidischen Grundsatzes  durch  Vergleichung  der  Winkel- 
«b^ni»  mit  dem  Parallel-Streifen  für  die  Schule  als  pussend 
^bezeichnen.  Bedeutendes  Gewicht,  wie  es  auch  ganz  begreiüich  i^t, 
Hfegt  der  Verf.  auf  die  Constniction  von  geometriBchen  Gebilden  aus 
^begebenen  Stücken  mit  Zuhilfenahme  der  AnalvBis.  Dem  entspre- 
Hlbend  sind  auch  —  wie  man  durch  Anschlui^s  an  den  §.  131  ersieht 
~—  im  Boi^cnifleren  fOr  das  Dreieck  eine  grosse  Menge  Uebungsauf- 
gaben  dem  Schuler  zur  Durcharl>eitung  geboten,  Auch  die  in  %  162 
gtgfbenen  Exempel  aber  Flächenberechnnug  bilden  eine  gute  Geistes- 
nastik.  —  Sehr  angezwungen  ergibt  sich  aus  dem  Vorhergehen- 
Jen  der  Begrtflf  des  Aehnlichkeitspunete»  von  Polygonen 
"(|,  1^8),  —  Dass  es  zweckmissig  sei,  Verwandlungs-  und  Theilungs- 
aufgaben  mittelst  der  sogenannten  ^Ȋl^^^rai sehen  Analysis** 


I- 


864       Mathematische  Lehrbücher,  ang.  v.  J.  G,  WällefUin^ 

zu  lösen  y  dai'über  ist  unter  Fachgenossen  wol  kein  Zweifel  mehr; 
wir  finden  diesen  Vorgang  auch  hier  befolgt  (vgl.  211  —  218).  ^ 
Die  Kreislehre  ist  ebenfalls  in  sachgemässer  Form  dargestellt  Die 
isoperimetrischen  Aufgaben  (242  —  256)  müssen  natürlich  dem 
vorgerückteren  Studium  aufbewahrt  werden;  denselben  ist  in 
diesem  Lehrbuche  mehr  Baum  als  in  anderen  gewidmet  und  sind  hier 
besonders  Baltzer,  Steiner,  Legendre  benützt.  —  Das  eben 
Gesagte  gilt  von  dem  letzten  Abschnitte  des  Buches,  dem  Berüh- 
rungsprobleme des  Apollonius  von  Pergä;  die  Berühnmgs- 
Probleme  bringen,  wie  der  Verf.  bezeichnend  sagt,  auch  den  Yortheil 
mit  sich,  dass  die  Ausführung  der  Constructionen  derselben  als  eine 
der  vorzüglichsten  Uebungen  im  Linearzeichnen  angesehen  wer- 
den kann. 

Im  Vorworte  zur  ersten  Auflage  (gegen  Schluss  desselben)  be- 
merkt der  Verf.:  „Vollständige  Ausführungen  der  Beweise  und 
Lösungen  der  Aufgaben  besonders  drucken  zu  lassen  bin  ich  gerne 
bereit,  sobald  mir  von  Seite  einer  grösseren  Anzahl  von  Collegen 
darauf  bezügliche  Wünsche  zugehen.*'  Wir  möchten  befürchten,  dass 
durch  Herausgabe  der  Auflösungen  die  Selbstthätigkeit  der 
Schüler  nicht  gefSrdert,  vielmehr  beeinträchtigt  werden  könnte. 
Einem  jeden  Fachgenossen  wird  das  Buch  auch  in  seiner  jetzigen 
Form  willkommen  sein;  wenn  er  besonders  die  in  grosser  Menge 
darin  gebotenen  Aufgaben  (nach  passender  Auswahl  für  jeden  Jahr- 
gang) seinen  Schülern  zur  Selbstbehandlung  überlässt,  kann  er  eines 
lohnenden  Erfolges  wol  gewiss  sein. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Vierte  Abtheilung, 


Mi8celleü< 


stenographische  Unterrichtsbriefo.  Allgemein  verätäml- 
Ucher  Uaterrieht  fQr  das  Belbatstudium  der  Stenographie  nach  Gabele* 
berger*«  Sratem^  von  Karl  F&nimann,  Prof*  der  Stenographie.  Wieo,  Pest. 
Leipzig,  A,  Hartleben  1877,  in  24  Lieferungen  ä  26  kr.  ö.  W.  =  50  Pf 

Von  diesen  Briefen  liegen  uns  bisher  drei  ?or»  nach  welchen  man 
d48  Verfahren  des  Verf,  schon  in  wördigen  im  Stande  ist.  Kine  klare, 
leicht  faselicbe  Methode,  welche  den  Schöler  schnell  zur  Selbstthätig- 
keit  führt  und  den  ganxen  Stoff  entsprechend  för  das  stufenmässigc  Vor- 
wärts«ehre)ten  gliedert,  ist  der  Hauptvorzug  dieses  Lehrbuches/  Dazn 
kommt  f^ine  Fülle  von  Beispielen  nnd  Uebungen,  welche  die  Aneignung 
dee  Vorgetragenen  ungemein  erleichtern.  Endlich  gereicht  dem  «uche 
anch  di<*  schöne  Ausstattung  nml  der  t erb ältnls massig  billige  Preis  tnr 
b^st^n  Empfehlung.  Das  orste  Heft  ist  mit  dem  Bildnisse  Gabelsberger*» 
gficbnifickt.  wftÄ  gewiss  für  alle  Freunde  der  Stenographie  eine  will- 
komraene  Zugabe  bildet, 

Fromnie^a  Österreichischer  Professoren-  und  Lchrer- 
kalender  für  das  Shidienjahr  1878,  Zehnter  Jahrgang,  redigiert  von 
Job,  E.  Dassenbacher,  k.  k.  Gymnasial director  in  Kruman;  in  iwei 
Theilen.  Wien,  C\  Fromme,  —  Pr.  1  fl.  50  kr. 

Von  dieaem  schon  ausgestatteten  Kalender  Hegt  uns  der  ersU; 
Thcii  Tar,  welcher  nach  dem  Inhaltsverzetchnisse  alles  bietet,  was  man 
von  einem  Büchlein  dieser  Art  fordern  kann.  Namentlich  hervomuheben 
ist  das  sorgfaltig  ^gearbeitete  Kepertoriüro,  welches  alle  im  Verordtiuiigs- 
blatte  des  Ministeriums  für  C.  und  U.  von  1869  bis  Ende  Jnli  1S77  er- 
iehitneneD  Erlässe,  insoweit  sie  auf  Mittelschulen  Besng  haben,  untfosat. 
Der  zweite  Theil,  den  Schematismns  der  Mittelschulen  enthaltend,  er- 
scheint im  November  d.  J,  Nach  dem  ersten  Theile  lu  schliessen  wird 
ftnch  der  zweite  allea  Anforderungen  entsprechen  und  somit  der  Kalender 
■einen  alten  wolverdienten  Huf  behaupten. 


Programm  enschau. 
(Fortsetzung  aus  Heft  X,  S   782,  Jahrgang  1871.) 

2.  Schwarz,  AntoD.    üeber  Lukian^s  Hertnotimos.  (5. Jahre», 
bericht  dcü  rreichischen  Landes-Real-  und  Obergymnasiom» 

tu  Hörn*  t*^^  S.). 

Ein  »ehr  lesenswerthea  und  sehr  lesbar  retchriebenes  Schriftchen, 
Ich  begnüge  mich,  dv  i:  siiif=»t.r  vn  welchen  oer  Hr.  Vtrf,  gelaugt  i^t 
Antngeben : 


XetiMbllll  t  d.  UHft,  y|tnn,  IM7.     \h  il<  fV. 


66 


866  Miscellen. 

1.  Charakter  der  Schrift.  Der  Hermotimos  ist  «der  Hark- 
stein,  der  einerseits  die  Grenze  der  philosophischen  Lehr-  und  Wander- 
seit,  andererseits  den  Anfang  der  üherzeugnngsfesten  Selhständigbut 
seines  Verf/s  angibt,  von  wo  aus  die  zunächst  vorausgehenden  nnd  biwn- 
ders  die  nachfolgenden  philosophischen  Schriften  gemessen  und  beurttieitt 
werden  mftssen;  er  ist  der  En&cheidungsbrief,  womit  sich  Lukian  be- 
züglich der  speculativen  Philosophie  von  allen  andern  Secten  freisidcht 
und  der  praktischen  Skepsis  verschreibt**  (S.  1). 

2.  Veranlassung  der  Schrift  „Das  Streben  nach  Selbttbe- 
ruhigung  und  der  nach  Objectivierung  ringende  Wahrheitstrieb  waren 
in  Lukian  die  psychischen  Motoren  zur  Abfassung  des  Hermotimos*. 
(S.  6). 

3.  Gliederung  der  ComDosition.  Der  Hermotimos  «ist  in 
seiner  Composition  ein  wol  durchdachter,  sorgfaltig  angelegter  und  künst- 
lich durchgeführter  Bau.  Er  gleicht  einem  Gircus,  wo  die  Sitzreihen  von 
der  Arena  aus  in  immer  höher  aufsteigenden  ooncentrisehen  Sjeiaen  sich 
erweitem,  bis  sie  an  der  Umfaxigsmauer  ihren  Abschluss  finden.*  (8.  7). 

4.  Die  Personen  des  Dialogs.  Lykinos  =  Lukianos.  HarmO' 
timos  ist  keine  fingierte,  sondern  in  den  HauptzOgen  eine  wirkliche  Per 
son.  Bei  Lykinos  tritt  Streben  nach  Klarheit  und  Liebe  zur  Wahrheit 
hervor;  bei  Hermotimos  dagegen  drei  Eigenschaften:  die  schmachtende 
Hingabe  an  das  erhoffte  Zie(  oie  blinde  Bewunderung  für  seinen  Lehrer 
und  der  philosophische  Kastengeist.  Hermotimos  ist  deutlich  als  Schwach- 
kopf  gezeichnet  Hennotimos*  Lehrer  ist  zum  Typus  aller  damaligen  stoi- 
schen Meister  verallgemeinert.  (S.  9— '19). 

5.  Welche  pnilosophische  Ansicht  verficht  Lukian  in 
diesem  Dialoge?  «Die  Ueberzeu^ung ,  dass  das  Studium  der  Philo- 
sophie zu  keinem  Ziele  führe  und  die  ganze  bisherige  Philosophie  keine 
positiven  Resultate  nachweisen  könne,  es  somit  das  Beste  sei  sich  diesee 
fruchtlosen  Studiums  zu  enthalten.  Lukian  entsagt  der  Philoeoj^e  ans 
Philosophie."  (S.  21).  „Lukian  sagt:  Ich  leugne  die  ethische  Wirkiuig 
des  philosophischen  Studiums  nicht,  aber  die  Philosophie  an  sidi  gibt 
^  kein  materielles  Resultat,  und  wir  dürfen,  weil  die  Erkenntnis  der 
Wahrheit  für  uns  unmöglich  ist,  von  ihr  keines  verlangen,  keines  fo^ 
gem."  (S.  24).  «Lukian  hat  das  skeptische  System  und  wenigstens  die 
jungem  Schriften  über  dasselbe  genau  gekannt  und  ist  mit  den  techni- 
schen Ausdrücken  und  Beweismitteln  der  Schule  vertraut  geweaen.** 
(S.  28). 

6.  Abfassungszoit  der  Schrift.  Ungefähr  das  41.  Lebensjahr 
des  Lukian.  „Der  Hermotimos  gehört  somit  nicht  nur  unter  die  enten 
philosophischen  Schriften  Lukian's,  sondern  ist  selbst  eine  der  ersten  in 
dieser  Reihe.  Vor  ihm  stehen  Niygtvog  und  Kwixog,  nach  ihm  folfn 
zunächst  Mivmnog  und  ^Ixagofiivinnog,*^  (S.  83). 

3.  Zoechbauer,  Franz.  Zu  Cicero's  Büchern  de  di?inatioDe. 
(5.  Jahresbericht  des  k.  k.  Staats-Realgymnasiums  in  Hernais  f&r 
das  Schuljahr  1876—77.  8«  S.  3-32). 

Viele  von  Zoechbauer's  Bemerkungen  erheben  keinen  Ansprach 
auf  Neuheit.  Unter  dem  Neuen  aber,  was  das  Schriftchen  bringt,  scheint 
mir  die  auf  S.  29  f.  gegebene  Deutung  der  Worte  „(juibus  rebus  editis" 
(11,  1,  3)  =  „quibus  rebus  expositis*"  unzweifelhaft  nchtig.  Es  ist  somit, 
worin  ich  Zoechbauer  beistimme,  rebus  weder  zu  streichen  noch  in  libris 
zu  ändern.  Für  richtig  halte  ich  auch  die  Bemerkung  zu  1, 1,  2  (S.  3 1), 
es  sei  der  fast  einstimmigen  Ueberliefemng  der  Handschriften  eemiss 
«certissimis  signis",  nicht  „ut  certissimis  signis*  zu  lesen.  Beaätens- 
werth,  wenn  auch  nicht  ganz  unbedenklich,  ist  die  Vertheidigiug  der 
Worte  I,  26,  56  „quaesturam  petenti*  (S.  17). 

Wien.  Isidor  Hilberg. 


Miäccllen. 


881 


,  lieber  Ty^taeus  und  seine  Xriegsliöder  voa  CmIaii  Hoffiwaun. 
Pro'jrÄmiu  de^  I.  fcstaatsgyiiiDasiaras  iu  GtM.  1877.  8*  44  88* 

Diese  Uterar-bis torische  Skizze  gliedert  sieb  in  drei  Abthetlungen : 
L  ober  die  Zeit  des  Dichters;  II.  über  sein  Vaterland  und  »eine  Wirk- 
sunkcit  in  Sparta;  IlL  über  seine  Dichtungen,  Wenn  auch  der  Vert 
'ue  eigentlich  neuen  Resultat«  zn  Tage  fördert,  so  verdient  doch  sein 
peis»  in  der  DurchfühniDg  des  Themas  Anerkennung,  Die  etnachlagi^*' 
Tjto»tnr  ist  sorgfältig  herangezogen.  Nur  werden  manchem  Leser  die 
^"^lionen  namentlich  im  ersten  Theile  der  Arbeit  als  nicht  »tren^ 
che  gehörig  erscheinen.  Was  die  Sprache  der  üeberreiste  Irrtaei- 
Bii  Poesie  betrifft,  so  hätte  der  Verf.  einen  Blick  in  Renner*s  Abh&nd- 
Dg  de  dial.  antiq.  poes.  eleg.  et  iambic.  in  Cartius'  8t«d.  Bd.  T,  IKi  ff.  tu 
nicht  unterlassen  aollen;  die  Beröcksiclf  _  '  '  ''  '  r]  ist 
weacntlich  für  eine  allseitige  Würdigung  ein  tten 

Abschnitte,  wo  der  Verf.  die  drei  grösseren  Elt-^ictt  LUi^t^-nriP,  -* 

wire  doch  statt  des   Abdruckes   der  Üebersetzung  von  !? 

der   eignen    üobersetzungskunst    j1'*<    V.'rf.'s   augeic;^,    ^^^  w,^^... 

K^  vermisst  man  eine  grUndliche    f  ng  der  Erklärungsver- 

'bei  diesen  Fragmenten.  StoU's  Air  r  die  zwei  Schiassverse 

Fr,  lO,    die  auch  der  Verf.,    freilich  uiclit  ^^anz  entschieden  billigt, 

at  dem  Kef.  die  einzig  begründete  ru  sein.  In  Bezug  auf  den  Bchloss 

>.  U  hätten  ¥rir  gern  ein©  posit  ioht  gehört,  als  sie  der  Visrf. 

.  38  ^ibt.    Das  am  Schlüsse  1  bekannte  Embaterionbruch- 

bezeichnet  der  Verf.  etwas  irrthumiicb   als   im   dorischen   Dial^ki; 

l^ifldmebeu ;  er  wollte  wol  nur  «^agen,  daas  «9  mehrere  Dorismen  enthalt, 

Umriss  der  Elegie  und  iambischen  Poesie  der  Griechen 
von  Ernest  N esper.  Programm  des  5fientlichen  Stifts-Obergymna- 
tiums  der  Benedictiner  zu  Braunan  m  Böhmen.  1877.  8\  46  Sä. 

Auf  Grund  anerkannt  tüchtiger  Werke  gibt  der  Verf.  eine  recht 
«che   historische  üebersicht   ober  die  elegische  und  iambiscbe  Dich- 
tung der  Griechen  von  deren  fröhe-^teni  Erecheinen  in  der  Literatur  bis 
-Auf  die  aleiandrinische  Epoche.  Er  verfolgt  hiebei  den  Zweck  die  Schü- 
pir  zur  Beachtung  auch  dieses  zwar  sehr  interessanten,  aber  gemeiniglich 
^liQ   vernachlässigten  Gebietes  anzuregen.   Ref  ist   nicht   der   Anfiicht, 
Programm auMtxe  für  die  Schüler  in   erster   Linie  bestimmt  seien; 
Hein    abgesehen  von   dieser  principiellen  Meinang»vcrschiedenheit  kann 
die  vorliegende  Arbeit   nur  als  gelungen  und  iwftckcnt«prechend  be- 
elchnen.     Der    Verf.    wusate    namentlich    die   verschiedenen  Arten    der 
cbiüchen  Elegie  recht  treffend  zu  charakterisieren  i  ebenso  ansprechend 
mancho  Einzelheit,  8o  1. 1>.  der  Abschnitt  über  Solon,  wogegen  Archi- 
thoH  allzu  stiefmütterlich  liehandelt  worden  ist.    Das  Über  den  Dialekt 
•1er  Elejjikcr  p.  10  Gesagte  ist  denn  doch  zu  dürftig,  um  einen  ßegrifl 
des   Unterschiedes   ihrer  Sprache   von   der  homerischen    ermöglichen   zu 


Sophi>cli8  du  pküosopbiae  monunque  praeoeptis  seaientiae 
von  J ,  F  e  1  d  k  i  r  t  h  e  r.  Proerunm  de9  k.  k.  Real-  und  Obergjrmna- 
sJUtDs  SU  ObtirholUhrunn.  1677.  8*  2U  88. 

T«  schlichten  Worten  entwickelt  der  Verf.  dieser  nellen  Arbeit 
philo«oi»hit»chi'n  Grundanttichten  des  Sophokles.  Zuoichst  spricht  er 
Dn  dem  W<^n  und  Walten  iler  Gatter  ttna  ihrem  VerhUtniK  zur  Weit 
Dd  Menschheit,  wie  e»  der  Dichter  sieh  gedacht*  Hieran  reiht  aich  eine 
UsfÜhrlichc  Darstellung  dci  sonhoklcisch^'n  Ansii^Ut-^n  Über  das  Sein  und 
eben  des  McuKchcn  m  ailen  ßezidmngeri.  Li^berall  begründet  der  Verf. 

55» 


868  lliscellen. 

seine  Behauptungen  mit  dem  Hinweis  anf  die  beaüglichen  TextessieUen 
and  bekundet  so  seine  Vertrautheit  mit  den  Schöpfungen  des  Dichten. 
Die  Arbeit  ist  mit  Geschick  geschrieben,  nur  hie  und  da  wird  mm  in 
Kleinigkeiten  mit  dem  Verf.  rechten  können.  Gern  hatten  wir  es  ^eaeheo, 
wenn  er  sich  über  die  Auffassung  der  tragischen  Schuld  von  Seiten  de» 
Dichters  des  Weiteren  ausgesprochen  hatte.  Was  er  dar&ber  sagt,  ist 
bei  der  Wichtigkeit  dieses  Gegenstandes  für  das  antike  Drama  alliQ 
wenig.  Die  Latinität  der  Arbeit  ist  correct;  um  so  auffallender  musite 
es  daher  sein  mehrfachen  Inconcinnitaten  zu  begegnen.  So  schreibt  der 
Verf.  Aiaoem  (p.  5),  aber  Aiantis  (p.  14)  und  Aias  (oft,  s.  B.  p.  10^  12, 
14),  ebenso  Ülixes  (p.  14)  und  Ulixem  (p.  5),  aber  Odjrsseus  (p.  12); 
duj>chgehend8  ist  Clytemnestra,  p.  14  sogar  Klytemnestra  geschrieben. 
Warum  schreibt  der  Verf.  mitunter  noch  quum  (p.  2,  19)  und  nee  ror 
Vocalen  (z.  B.  p.  6,  10)? 

7.  Se  le  tre  tragedie  di  Sofocle  Edipo  Re  Edipo  a  Colono  e 
TAntigone    formino    una   trilogia.  Considerazbni  estetiche  del 

Srofessore  G.  Greiff.  Programma  del  ginnasio  oomunale  superiore 
i  Trieste.  1877.  8»  34  SS. 

Die  Frage  nach  dem  trilogischen  Zusammenhange  der  drei  the- 
banischen  Dramen  des  Sophokles  hat  schon  vielfache  Untersuchungen 
hervorgerufen.  In  der  vorliegenden  Arbeit  begegnen  wir  einem  neuen 
Versuche  die  bekannte  Schöll*sche  Hypothese  von  der  trilogischen  C<Mii- 
Position  dieser  Dramen  als  nichtig  zu  erweisen.  Der  Verf.  verfährt  in 
seiner  Argumentation  streng  systematisch,  indem  er  äussere  und  innere 
Gründe  für  oder  wider  die  Schöirsche  Ansicht  unterscheidet  Bei  Be- 
trachtung der  ersteren  geht  der  Verf.  mit  grosser  Umsicht  vor  —  man 
vergleiche  z.  B.  seine  Meinung  von  dem  historischen  Werthe  der  Anek- 
doten über  die  Abfassuugszeit  des  Oedipus  Kolon,  bei  Valerius  Maxiinas 
und  Cicero  im  Cato  maior  (p.  9) ;  die  Hauptmomente  jedoch,  mit.  denen 
er  Scholl  entgegenrückt,  sucht  er  von  der  Idee  der  Trilogie  ausgehend, 
wie  billig,  im  Innern  der  Dramen  selbst.  Mit  geschickter  Hand  wer- 
den, wenn  auch  im  Allgemeinen  nicht  s^rade  neue  Argumente  ins  Feld 
geführt,  doch  die  Schwächen  der  SchöU'schen  Behauptungen  au^edeckt 
Die  Arbeit  bildet  einen  hübschen  Beitrag  zur  Literatur  der  berührten 
Frage. 

Prag.  AI.  Rzach. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel. 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  HeiEt  X,  S.  786  f.) 

A.  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

Koiek,  Job.  Alex.,  Beispiel-  und  Aufgabensammlung  zur  Ein- 
übung der  lateinischen  Syntax.  li.  Theil  (für  die  IV.  Classe  der  Gymitt- 
sien).  Verbesserte  Auflage  des  Uebungsbuches.  Wien  1878.  Gerold.  PleiSi 
brosch.  80  kr.  —  wird  in  dieser  neuen  Auflage  neben  der  vorhergehenden 
zum  Lebrgebrauche  an  den  Gymnasien  mit  deutscher  Unterrichtssprsche 
allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  ,30.  Sept.  1877,  Z.  15855.) 

—  —  Lateinisches  Lesebuch  für  die  unteren  Classen  der  Gym- 
nasien. II.  Theil.  4.  Auflage  (neben  der  3.).  Ebendaselbst  1877.  Preis, 
brosch.  60  kr. 

—  —  Wörterverzeichnis  zum  lateinischen  Lesebnehe.  O.  TheiL 
4.  Auflage.  Ebendaselbst.  1877.  Preis,  brosch.  45  kr. 


Miisccllcu. 


B60 


'  Bchenkl,  Dr  Carli  Cbrogtom^ithii'  aua  Xitiopbön.  Mit  orldkreuden 
ErlkiingeD   imd   einem  Wörterbuobe.    6.  verbesserte  Atiflage   (neben 
\  Ebendaselbst.  1877,  Preis.  broscU.  1  fl.  öOkr.  (Min.-Erl  v,  12,  Oct 
11,  Z   15681.) 

tiauler.    Dt    Jühann,    Lateiniscb^s  Üebungsbucli   f^   die   zwei 

IlterBteii  Classen  der  Gymnasien  und  verwandter  LehransitilteiK  Abthei- 

ug   f^t   das   eraUi  Schulj&br,    6.  AuHa^e.  Wien  1878.    Berttiaiiu   and 

ptiiiann.  Preis  66  kr.,    wird   in   derselben  WeUe,    wie  did  5.  Auflage 

pw  Lehrgebraucbe   an  Gymnasien    nnd    Kealgjninasicn    mit   dentsclier 

nterricUtösprache  allgemein    zugelassen.    (Min.-Erl.   v,   27,  Sept.    1877, 

15748,) 

Cnrtias,    Dr.  Georg,    Gricihi&chc   Schulgranimatik.     12.    unter 
Ütwirkung  von   Dr.  Bernbard  Gcrtb  verbcjjscrte  Auflage.   Prag  1878. 
fem  psky.  Preia,  broscb.  1  tt.  40  kr.,  wird  neben  der  Kl.  und  IL  ÄttÜaffc 
Lehr  gebrauche  an  den  Gymiui^ien  mit  deutöcbor  Unterrieb  tsspracbe 
ligemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  v.  IL  Oct,  1877,  Z,  16405*) 

Mozart  J.,  Deutscbes  l>sebucb  für  die  oberen  CJassen  derGjm- 
äen.  3.   Band,  5»  Auflage  (neben  der  4.),    Ebendastdbst   1877.   Preis, 
eh.  1  tt.  50  kr.  (Min,-Erl.  v.  12.  Oct,  1877,  Z.  15681.) 

Filek  Edler  von  Wittinghausön*  Dr.  E.»  Fransösiscbe  Cbre- 
tbie  für  böberc  Lebranstalten.  Mit  öpracKlicben  und  Mclilichcn 
tmerkungen  und  einem  vollständigen  Wdrterbucbe.  2.  Auflage.  Wien 
J77,  Huld  er,  Preis»  broscb.  1  fl.  50  kr.,  wird  zum  Lehrgebnwcbe  au 
m  Mitt-elücbulen  mit  deutscher  ünterridits^proche  allgemein  lu gelassen. 
lin.-Erl  v.  27.  Sept  1877,  Z.  156:mi 

Lindner»  Pr.  Gu»t.  Adolpli,    Lehrbuch   der  Pjiychologio  ah  in* 

iver  Wissensdiaft,    5.  durehgesehene  Auflage.   Wien   1877.  Gerold. 

broscb.  1  fl.  40  kr.  —  wird  in  dieser  neuen  Auflage  —  D»ben   der 

vorausgehenden   —   zum  Lehrgebraucbo  an   den  Gymntviieu  mit 

tier  Unterrichtaspr^cbe  allgemein  zugebissen.  (Min.*£rL  v.  3(K  KepL 

77,  Z.  IÖ8Ö5.) 

Lindner,  Dr.  GusL  Ad.,   Lehrbuch   der   formalen  Logik,    L  neu 
|örcbgetM)heiie  Anflagc  (neben  der  3.),  Ebcndaaelböt.  1877,  Proin,  broscb. 
[fl.  ä>  kr.  (Min,'Erl,  v.  12.  Oct.  1877,  Z,  1568L) 

Kiepert  UeLur.,  W;&ndkarte  der  alten  Welt,  in  6  Blättern.  Berlin. 
Beim  er.  1875.  Auf  Leinwand  in  Mappe.    Preis  15  Mark. 

-    Wandkarte  von  Alt-Griechenland  in  9  Blättern.    Ebenda 

75.  X  verbeaserte  Auttage.  Auf  Leinwand  in  Mappe.  Preis  20  Mark. 

—  —    Wandkarte  von  Alt-ltalion.   in  6  Blättern.  Ebenda  1875. 
Leinwand  in  Mappe.  Preis  15  Mark. 

—  —    Wandkarte  des  römitjcben  Reiches,  in  9  Blattern.  Ebenda 

76.  Änf  Leinwand  in  Mappe.  Preis  20  Mark. 

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75.  Auf  l^inwiind  in  Mappe.  Preis  8  Mark. 

Wetael  Eduard,  Wiiudkarte    (Hr  den  Unterricht  in  der  tnaUie- 
atifldioii  Geographie ,   in  'J  Blättern   mit  erläuternden)   Texte.  3,  ver* 
und  vermehrte  Auflage.  Ebenda  1876.   Auf  Leinwand  in  Maptie, 
th  ^  Mark. 

Dioie  Wandkarten  werden  gum  Lehrgehrauehe  an  den  Mittelschulen 
Ügemein  sugolasaeu.  (Min.-KrL  v.  L  OcU  1877,  Z.  14709.) 

Janas  Georg,  Historiscb-geographi^her  Scbulaüas  fit r  Gymnasien, 
tittlen  und  verwandt     *    \^-^i^-     >    ^i  .i.  :i  .^^^j, 

I   Abtheilung:  Ui  Uuterungcn.  Preis, 

1  fl.  _   n    A},tii,  ,  ,.„  „.....„ „;  ,.,4rtcii  mit  ErlÄute- 

miigeo.   Preiv.  ^  kr.  —  III.  Abtheilung:  Die  Neu&eit  lU 

dt  ErhL        ._  I  IS,  b!,wr1j.  1  n   10  kr.^ 


870  Miscellen. 

H6lzel.  Wien,  Preis,  oomplet  gebunden. 

Dieser  Atlas  wird  zum  Lennj^brauche  an  den  Mittelschnlen  mit 
deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  5.  Oct 
1877,  Z.  14300.) 

Rheinhard  Herm.,  Athenae.  —  Romavetus.  Stuttgart  C  Hoff- 
mann. 

ßeide  Wandkarten  werden  zum  Lehnrobrauche  an  Gymnasien  all 
gemein  zugelassen.  (Min.-Eh:l.  y.  27.  Sept.  1877,  Z.  14876.) 

MoSnik,  Dr.  Franz  B.  v.,  Lehrbuch  der  Arithmetik  für  Unter- 
gymnasien.  I.  Abtheilung  für  die  I.  und  II.  Classe.  22.  und  23.  AoBage 
Wien  1877.  Gerold.  Preis,  brosch.  90  kr.  —IL  Abtheilung.  17.  Aufl^e 
(neben  der  16.).  Ebendaselbst.  1877.  Preis,  brosch.  70  kr. 

—  —  Geometrische  Anschauungslehre  für  UntereyronasieD. 
I.  Abtheilung.  15.  Auflage  (neben  der  13.  und  14.).  EbendasSrat  1877. 
Preis,  brosch.  55  kr. 

—  —  Lehrbuch  der  Arithmetik  und  Algebra  für  die  oberen 
Classen  der  Mittelschulen.  16.  Auflage  (neben  der  13.,  14.  und  15.).  Eben- 
daselbst 1877.  Preis,  brosch.  1  fl.  60  kr.  (Min.-Erl.  y.  12.  Gct  1877, 
Z.  15681.) 

Ha  ndl.  Dr.  Alois,  Lehrbuch  der  Physik  für  die  oberen  (HaaBea 
der  Mittelschnlen.  Mit  146  in  den  Text  gedruckten  Abbildungen.  Wien 
1877.  Holder.  Preis,  brosch.  1  fl.  30  kr.»  wird  zum  Lehr^ebraucfae  an 
den  Mittelschulen  mit  deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugeknen. 
(Min.-Erl.  v.  12.  Oct  1877,  Z.  16301.) 

Faulmann  C,  Gabelsberger's  stenographisches  Lehrgebäude,  fiii 
Schulen  bearbeitet  16  (Stereotyp-)  Auflage.  Wien  1877.  Bergmann  ond 
A 1 1  m  a  n  n.  Preis,  brosch.  30  kr. 

—  —  Die  Schule  der  stenographischen  Praxis.  Anleitung  zur 
Anwendung  der  Satzkürzung  in  der  Praxis.  2.  Auflage.  Ebenda  1875. 
Preis,  brosch.  2  fl.,  werden  zum  Lehrgebrauche  an  den  Mittelschulen  mit 
deutscher  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Erl.  y.  12.  Oct. 
1877,  Z.  16381.) 

Der  yon  dem  Professor  am  Mariahilfer  Communal  -  Beal-  and 
Obergymnasium  in  Wien,  August  R Osler,  construierte,  patentierte  Zei- 
chentisch wird  hiermit  allen  Lehranstalten,  welche  einen  Zeidientisch 
benöthigen,  zur  Anschaffung  empfohlen. 

Derselbe  wird  yon  der  Firma  Ludwig  Wilhelm  in  Wien,  IX.  Be- 
zirk, Hahngasse  Nr.  6,  in  Eisenguss,  und  zwar  in  4  Grössen  (für  1,  2, 
3  oder  4  Zeichner)  angefertigt  (Min.-Erl.  y.  8.  Oct  1877,  Z.  15017.) 

Öechisch. 
Roth  Julius,  Nauky  mluvnick^  jazyka  nimeck^ho  pro  pryou  trida 
§kol  stfednich.  Prag  1877.  Tempsky.  Preis,  brosch.  30  kr. 

—  —  Gyiöebnä  kniha  jazyka  nSmeck^ho  pro  I.  tfidu  ikol  stied- 
nich.  Ebenda.  Preis  brosch.  70  kr. 

Beide  Bücher  werden  zum  Lehrgebrauche  an  den  Mittelschulen 
mit  dechischer  Unterrichtssprache  allgemein  zugelassen.  (Min.-Eii  t. 
27.  Sept  1877,  Z.  14328.) 

B.  Für  gewerbliche  Yorbereitungs-  und  Fortbildungsschulen. 
Von  Seite  des  k.  k.  n.  o.  Landesschulrathes  wurde  auf  Grund  des 
§.  25  des  uiederöstereichischen  Landesgesetzes  yom  28.  Koyember  18fö 
(L.-G.-BI.  Nr.  85)  die  für  die  erste  Autoce  des  Werkes  «Lehr-  und  hat- 
buch  für  Schüler  an  gewerblichen  VoAereitungs-  und  Fortbildongs- 
fichulen)  erfolgte  Zulässigkeitserkl&rung  auf  die  zweite  Auflage  desselMB 
Werkes  (Wien  1877.  CarlGraeser.  Pi^is  44  kr.)  ausgedehnt  (Mnt-fii 
V.  16.  Oct  1877,  Z.  14328.) 


Fünfte  Abtheilung. 


Erlässe,  Verordmmgen,  Persoiialstatistik. 


Erlässe. 

ErUsg  des  Min,  für  C.  und  ü,  vom  10.  Oct.  l  J.,  Z.  13204,  be- 

effend  die  Habilitierung  vö«  Privatdocenten  aö  den  rechts-  and  Staats- 
biss^nacliaftlichen   Facultiten.  —  ÄDläsblich   des  Ton  einer   recbt«-  und 
atöwissenbchaftlichen   Factiltät   gestellteü    Antrags    einem  Candidaten 
akademiöchen  Lehramtes  die  Habiütierung  nur  för  Specialcdlcgien 
Da  einem   bestimmten    Fache  (Römisches  Eecnt)  zu  gestatten,    ergieng 
der  nachfolgende  Minihterial-ErlasK: 

Die  Habilitierung  einea  Privatiioccnten  hat  in  Gemässheit  der  be- 

ehenden  Vorschriften  stets  für  ein  bestimmtes  Fach  zu  erfolgen.  Hier* 

^  inter  Itanii  naeb  der  Beschaffenheit  der  in  der  iStudienordnung  im  Jahre 

'186Ö  auf^ozäblten  juristischen   Disciplinen  in  der  Regel  nur  das  ganz** 

Gebiet   einer   solchen  Disciplin   und   nur  ausnahmsweise  ein  bestimmter 

Theil    dann  verstanden  worden,   wenn    derselbe  wenigstens    nach    einen» 

relativen  Gesichtspunctc  die  ganze  Disciplin  umfasst  und  daher  insoweit 

in  sich  abgeschlossenes  Ganze  bildet,  welches   eine    selbständige  Be- 

ndlung  zulik>Ät.   Hiernach  wird  i.  B.  eine  HaMlitierung  für  römisches 

eben-  und  Obligationenrecht  nicht  zulassig  und  nur  etwa  eine  solche 

Ir  römische  Eechtsgeschlchte,   älteres  römisches  Hecht  ond  dergleichen 

gestatten  sein. 

Noch  weniger  kann  die  Habilitierang  ftir  ein  ganz  willkürlich  be- 
Ertnates  Gebiet  innerhalb  einea  Faches  und  gar  wie  im  vorliegenden 
falle  die  Ertheilung  der  venia  legendi  blos  fUr  Specifllcollegien  mit 
Ausschluss  ?on  allgemeinen  Vorlesungen  als  statthaft  angesehen  werden, 
nmal  die  Annahme  nicht  begründet  i^t,  dtisu  zur  Abhaltung  Ton  Special- 
illlegien  eine  geringere  Befähigung  erfordert  werde,  als  zur  Abhaltung 
'Der  Vorlesung  über  das  Ganze  einer  juristischen  Disciplin. 

Unter  diesen  Umstanden  sehe  ich  mich  reranlasst  das  Professoren- 
jium   zu   einer   neuerlichen  Beschlussfassung  darüber  aufzufordern, 
hiiin  .....  die  venia  legendi  für  romische«  Recht  obn«  Beschrin- 
auf  Speeialcollegien  zu  ertboikn  ist  oder  nicht 

Betne  k.    und  k.  apost  Migestät  liaben  mit  a.  h,  Entaehlieflsung 
..  Ckt.  d.  J«  a.  g,  zu  gestatten  geruht,   dass  die   techn.  Akademie 
jabeig  nunmehr  die  ihrer  gegenwärtigen  Org&fiisAtioii  entsprechende 
etle  Bezeichnung  « technische  Hochschale"   lu  fEibren  htLhe*   (Hin, 
*L  V.  11.  üct  1677,  Z.  16646,) 

Der  Min.  für  C  und  U.  bat  das  der  Comm,-Mitteischule  (Real- 
^mnasium  mit  Obürgjmnaaialdasattii)  lu  Taus  bisher  zugestandene  Recht 
u  ÄusstelluDg  ataatsgiltijger  Zeugnisae  auf  weitere  drei  Jabrd,  d.  !.  bie^ 
im  Schluaae  des  SchulJaÄi^a  1879/80  verlängert.  <Min.«ErL  v.  10.  Oct. 
^"7,  Z.  16799.) 


872  Personal-  und  Schulnotisen. 

Der  Min.  für  C.  und  U.  hat  angeordnet,  dass  dem  Commonil- 
Untergymnasiom  zu  Schlan  das  ihm  biäer  zugestandene  Becht  staate- 
giltige  Zeugnisse  aoszustellen  mit  dem  Schlosse  des  laufenden  Schul- 
jahres entzogen  werde  (Min.-Erl.  Tom  4.  Nov.  1877,  Z.  17787). 


Personal-  und  Schalnotizen. 

Ernennungen  (vom  10.  October  bis  18.  November). 
Der  ausserordentl.  Prof.  an  der  Univ.  in  Wien,   Dr.  Karl  Bitter 
von  Schroff,  zum  ordentl.  Prof.  für  Heilmittellehre  an  der  Univ.  in 
Graz  (a.  h.  Entschl.  v.  6.  Oct.  1.  J.). 

Die  Zulassung  des  Dr.  Wilhelm  Waagen  aus  München,  als  Pri- 
vatdocent  für  Paläontologie  an  der  philosoph.  Facultat  der  Univ.  zu  Wka 
und  des  Dr.  Franz  Kamieöski,  als  Privatdocent  für  Morphologie  und 
Organographie  der  Pflanzen  an  der  philosoph.  Facultat  der  Univ.  zu  Lern- 
berg  wurde  bestätigt. 

Der  ausserordentl.  Prof.  des  Maschinenbaues  an  der  techn.  Hoch- 
schule  zu  Lemberg,  Theodor  Maryniak,  zum  ordentl.  Prof.  dieses  FwäM 
(a.  h.  Entschl.  v.  14.  Oct  1.  J.);  der  Ingenieur.  Julius  von  fivkowski, 
zum  ausserordentl.  Prof.  der  mechan.  Technologie  und  beacnreibendai 
Maschinenlehre  an  der  techn.  Hochschule  zu  Lemberg  (a.  h.  EntscbL  fk 
15.  Oct.  1.  J.).  

Der  k.  k.  Forstmeister,  Gustav  Henschel,  zum  ausserordentl 
Prof.  an  der  forstwirthschaftl.  Section  der  Hochschule  für  Bodencultnr, 
und  zwar  für  Encyclopädie  der  Forstwissenschaft,  forstzoologische  und 
forstgeschichtl.  Gegenstände  (a.  h.  Entschl.  v.  26.  Oct  L  J.). 

Zu  Mitgliedern  der  theoretischen  Staatsprüfungen  an  der  lurii 
Facultat  in  Wien:  I)  bei  der  rechtshistor.  Staatsprüfungscomm. :  Hofr. 
Prof.  Dr.  Leopold  Neumann  (Präses),'  Prof.  ür.  Heinrich  Siegel 
(erster  Vicepräses),  Prof.  Dr.  Leopold  P  f  äff  (zweiter  Vicepräses);  die  ümv.- 
Proff.  Dr.  Adolf  Einer,  Dr.  Samuel  Grünhut,  Dr.  FSrinz  Hofmann, 
Dr.  Friedrich  Maassen,  Dr.  Vincenz  Seback,  Dr.  Johann  Tomaschek, 
Dr.  Carl  Werner.  Dr.  Joseph  Zhishmann,  der  Privatdocent  Dr.  Hein- 
rich Schuster,  der  Sectionschef  Dr.  Carl  Lemayejr,  der  Ministeriil- 
secretär  Dr.  Benno  Bitter  von  David,  der  Concipist  im  Haus-  Hof-  und 
Staatsarchiv  Dr.  Gustav  Winter,  der  Hofrath  a.  D.  Dr.  Franz  Kalessa, 
der  Landesgerichtsrath  Dr.  Max  Seid  1er,  die  Hof-  und  Gerichtsadrocaten 
Dr.  Victor  Hasenöhrl,  Dr.  Ludwig  Lichtenstern,  Dr.  Alois  Salo- 
mon,  Dr.  Edmund  Singer,  Dr.  Carl  WeiL  —  U)  bei  der  judiciellen 
Staatsnrüfungscomm. :  Hofrath  Prof.  Dr.  Wilhelm  Wahlberg  (als  Prisei), 
Hofrath  Dr.  Gustav  Bitter  von  Keller  (Vicepräses),  die  Univ.-Proff.  Dr. 
Adolf  Einer,  Dr.  Samuel  Grünhut,  Dr.  Moriz  Hejssler,  Dr.  Fnua 
Hofmann,  Dr.  Wenzel  Lustkandl,  Dr.  Saloraon  Mayer,  Dr.  Aotoa 
Menger,  Dr.  Ferdinand  Samitsch,  der  Privatdocent  Dr.  Ferdinsiid 
Lentner,  der  Sectionschef  Dr.  Carl  Lemayer,  der  Sectionsrath  Dr.  Gtfl 
Krall,  der  Ministerialrath  Dr.  Philipp  Bitter  Harras  von  Harrai- 
sowsky,  die  Hofräthe  Alois  von  Mages  und  Dr.  Franz  Kalessa,  der 
Generalprocurator  Dr.  Eduard  Bitter  von  Liszt,  der  Ministerialseeietir 
Dr.  Johann  Bitter  von  Spann,  die  Ministerialvicesecretäre  Dr.  Joseph 
Kaserer  und  Dr.  Emil  Steinbach,  der  Hofsecretär  Dr.  Adam  Freiheir 
von  Budwinsky^  die  Oberlandesgerichtsräthe  Karl  Graf  Chorinsky, 
Franz  Gernerth,  Wilhelm  Frühwald,  Dr.  Johann  Hitzinger,  Geoig 
Lienbacher,  Camillo  Wagner,  der  Landesgerichtsrath  Dr.  Ladislani 
Zaillner,   der  Oberfinanzrath  Dr.  Franz  Edler  von  Bosas,   der  kiia 


FefBonal-  und  Scholnotiteo, 


87S 


ßf&  und  Ecchtacoiifiuknt  Dr.  Ferdinand  Scliustei«  di6  Hof-  und  Ge> 
I  ridttwidYQC&teD :  Dr.  Wilhelm  Ritter  vouGunesch,  Dr.  Lothar  Johanny, 
■■l*  Ludwig  Lichten  Stern,   Dr.  Rudolf  Nowak,   Dr.  Arnold   Pann, 
Hfc  Leopold  Schieetl,   Dr.   Edmund   Singer,    Dr.   Carl   Tremmel, 
^h,  Anton  Ungerniann,    Dr.    Eduard    Ritter   von  Wiedenfeld,  die 
Notare  Ludwig  von  Hönigaherg  und  Dr.  Michael  Melkus.  ^  III)  bei 
der  staatewiflsenschafll.  Staatsprüfangscomm, :  der  S  ^    n    bef  a.  D*  Dr. 
Gdnihrd  Freiherr  von  Toraaschck  (ak  Präses).  ik[  iicf  Dr.  Adolf 

Piek«r  (als  erster  Viceprasesh  der  Hofrath  a.  D.  .>i-  xi^ui  Kalesaa 
(ab  »weiter  Viceprases)»  die  Üniv.-Proff.  Dr.  Wenzel  Lustkandl,  Dr. 
'  rl  Mcn^er^  Dr.  Leofiold  Ncumaan,  Dr.  Lorenz  Ritter  von  Stein, 
Frivatdocent  Dr.  Emil  8a x,  die  ProC  an  der  technischen  Hochschale 
Adolf  Beer,  Dr.  Hermann  Blodig,  Dr.  Hug-o  BrachelU^  die 
off.  an  der  Hochschule  für  Bodencultur  Dr.  Gustav  Mar  che  t  und  Frans 
er  von  Neuuiann-Spailart,  der  Ministenalrath  Dr.  Enianuel  Her- 
fcun,  der  Hofrath  und  Director  der  theresianisclien  Akademie  Dr.  Ale- 
bder  Ritter  von  Pawlowski,  der  Logationsrath  Dr.  Ernst  Edler  von 
|[ecer,  der  Concipist  Dr.  Carl  Huglmanu. 

Zam  Mitgli^e  der  jndiciellen  Staatsprüfangäcomm.  in  Gras  der 
ivatdocent  Dr.  Alexander  Grawein. 

Zu  Mitgliedern  der  jndiciellen  Staatsprüfungscomm.  in  Lemborg 
^^iT  Obenitjiatsanwalt  Vincenz  Danek,  die  Landeagericbtsräthe  Joseph 
^Ks i n s k i  nnd  Theodor  ^nbrsjcki,  der  Oberünansuratb  Dr.  Carl  K u n x , 
Piv  Frivatdocent  Di.  Au^st  Balasitz  and  <ler  LandeMwivocat  Dr.  Erna- 
"ttöal  Hoiiiski. 


Zum  Mitgliede  der   vfi$$,  GymnasialprQfungscomni. 
Üniv.-Prof.  Dr   Anton  Zingerle, 


in  Innsbruck 


kDer  Supplent  Georg  Beu2on  zum  Lehrer  au  Gymn.  in  Ragtisa 
,  Uct.  L  J.);  zu  Lehrern  die  Supplenten,  Vitaliano  Brunelli  und 
AiiUur  T Eigner  am  Gvmn.  in  Zara,  Anton  Pangrazzi  am  Gymn.  in 
lato.  Joseph  Peric  am  Realg^mu.  in  Cattaro;  der  Prof.  am  Gjmii. 
3i«Ut2^  Adalbert  Wachlowski,  £uni  Prof.  am  Gjrmn.  in  Czernowiü 
"ttv.  L  J ). 


Approbierte  Lehramtscandidaten 

im  Studienjahre  1876/77: 

von  der  k.  k.  wis«.  Gymnasiu^  ommiseion  in  Wien;  Au« 

dem  Fache  der  cla^tj^ischen  Pnilologi  rdinand  Barta»  Ferdinand 

Dresater,  P.  Ernst  Fr  an  kl.   Joacimii  ^i  ruhmann,    Hatthias  Hech* 
follner,  Frans  ölameczka,  Anton  8tits^  Gottfried  Vogrins;   Lat 
Griech.  UG.:   Franz  Itzinger;   Griech.  GG.,  Lat,  ÜG,;   Heinrieb 
rtiwar^    Georg   Seh  legi-,    l^t,   CG.    (Ergänzung^prüfung):    AutOB 
rtel,  Wenzel  Bursik,   Emanuel  Fe icb tinger,    ijiegfried  Mekler, 
Franz  Wiedunhofei;   Griech.  OQ.  (Ergäninngspräfung) :    Hieronymu« 
Muntean    (BÜmmtlich  mit  deutscher  Unterrichtsaprache) ;    cIam.  Philo- 
logie UG.:  CarlRiedU  Rudolf  Kubv.  Johann  ijaliger,  Fraat  Wania 
(deutsch),  Matthäo»  Fradclic,  Arthur  Tilgncr  (ital.);  der  dentachen 
Sprache  OG,  und  claas.  Phil  UG,:  Johann  Schmidt.   Carl  Stüjskal 
(&utacb);   der  ital  8pr»ohc  OG.  und  clasa.  Phil.  UG.:   Vitaliano  Bru- 
M|||t  (ital.);   deutschen   Sprache   OG.   (Erweit^^rungsprl^fung) :   Angnat 
^^^^png.    Heinrich  Mibatbch,   Fninz  Butte,  Ottokar  iStoklacka 
^BHM);  der  d'-'*  ^*"-'  nnd  sloven.  Sprache  UG,  (Erweitcnm-^-*  *^'"'"-^^>: 
I  ^BuDtt&d  Cud^ek  uud  aloven.);  der  deutscheu  8pnici  Kr- 

wtÄirunfT'ii.MUiiii^,     i:...^,vmin  Bugl,   Johann  Huemer»  Jv ...ir* 

kOich  ubatter;  der  deutschen  Sprache  aU  Unterrichtsd p räche: 

BIL,  111        it;   der  rnminiachen  Sprache  00.  (ErgänzungKprOfung): 


874 


PersoDftl-  und  ScbalnotitMi. 


räche   OG. : 
^\i  A  p  i  li ,  Jacob  Bn 


Johanu  Butubacu,  Stephau  Stefureac  (nimäubch) ; 
pädeutik  (Erweiterung-äprüfung):  Joeeph  Möller,    Dr. 
(deutach);  der  Ge&chicnte  und  Geographie  und  der  detif    ' 
Hermann  Kurzwernhart,  Victor  LeschaDofsky  i 
und  Geogr.  OG.  und  der  deutseben  Sprache  T**     ^rv^r- . 
der  Gesch.  und  Geogr.  ÜG.    und  der  slovfi 
K  a  a  p  r  e  t  (deutsch) ;  der  Gesch.  und  Geogr.  i»  j 

prechtinger,  Thomas  Fellner«  Albert  Ges&mano,  Joseph  J  o«t( 
Jier,  Franz  Katht^lnigg^  Joseph  Klotzek,  Lauroni  Proell,  Croslri^ 
Rasch,  Carl  Schmidt,  Micbael  Siwboeck,  Johann  Vrtal  (dcijtiell)i 
Mathematik  und  Physik  OG.  und  Dbiloeoph.  Propädeutik :  Antou  6«li 
cker  (deutsch) j  Math,  und  Phjs.  ÜG.  nnd  philos,  Propäd, :  Frairtj^ 
I  i n  g  e  r  (deutsch) ;  Math,  und  Phys.  OG. ;  Carl  B  ä  u  ni  le r  ^  Frani  iL 
rer,  Clemens  Heraaimowicz,  Leon  llnicki,  Ludwig  Lechnerin 
Müller,  Leopold  PetHk»  Alois  P ichler,  Theodor  PuHtzer ,  Ant 
Raab,  Andreas  Sandor,  Franz  Schak,  ßerthold  Woi»!*  «d^ti 
Johann  Kostecki  (polnisch  nnd  ruthenisch)^  Math,  OG.,  Vhy$^ 
Franz  Borstnik»    P,  Odilo  Joseph   Hochfellner,   .Tnlmin    Klt| 

fer   (deutsch),   fcstephan  Margetit^    und  Demetrius 
roat,  ital )»  Joseph  Winowski  (polii*)J  Math.  OG.  (K 
Franz  Seemann  (deutsch);  Physik  OG,  (ErgänzungspiüluL 
pare  (deutsch);  Math,  und  Phys.  \]G.:  Franz  KUeg-el  (dr 
geachichte  OG. ,  Math,  und  Phys,  OG.;  Carl  Mull  ner  (deuUoh), 
gcficbicbte  OG.,  Math,  und  Phys,  ÜG.i  Stephan  Fell n er.    Otto  _ 
wernhart,  Carl  Langer,   Franz  No^,   Johann    Pich  1er,    He 
StruBchka,  Joseph  Zahradnik  (deutsch);  Heinrich  Schreiner  (dei 
und  Bloren.);   Joseph  SpäöiJ    (deutsch    und  cechiMch);   Johantt  B«ni 
(ital.,  serho-kroat.) ;    Naturgeschichte   OG.    (Er^oxnngsprüfüng);   A&t9li 
Fische k,  Carl  Vogt,  Wenzel  Zi§ka  (deutsch). 

Von  der  k.  k.  y/hs.  riymnasialprtifun^'scommisftion  tti  Pragiai^ 
dem  Gebiete  der  class.  Pbil  OG.:  Wilhelm  Jerusalem,  Kmi^   t- 
Anton  Maria  Man,   Carl   Tiimlir,   Josepl»    Wagner   (mit 
Unterrichtssprache^    Joseph   KaeerovskJ,    Robert  Novik, 
Viravsky,  Franz  PolÄk,  Carl  Zahradnik  (dechisch;  die  beide 
ten  Ergänzungspröfung) ;    Latein,  OG. ,    Griech.  UG.:  Fridolin  Kl 
(deutsch);    Griech.  OG.,   Latein.  ÜG,:    Wenzel  Baborka,    Carl  "' 
(deutsch);  Vipcenz  Vavra  (cechisch);  Latein.  OG.  (ErgÄii?öi>jr?prfl 
Joseph  Höckel  (deutsch)»  Franz  Wenig  (öechisch)  (bei*!.     ■ 
Prüfung);    Griech.  OG.:   P.  Richard  Bittner  (deutsch), 
razek,   Cüarl  Veselik  (Cechisch)  (alle  drei   ErgänzuntxspTrjTungi:, 
Phil.    UG.:    Hermann    Klingenspor,    Wenzel    Marx,     Franz    Ta«| 
(deutsch),  Johann  Bartik,  Johann  Brouöek,  Ankv  ti..>. i       * 
Hrndif»   Anton  Krecar,  Theodor  Novak,    Franz 
PlanijkJ,  Carl  Trubauek,  Joseph  V  ycpalek.  Fei 
der   öechischen    Sprache   OG.:  P.  Wenzel  Brabec, 
(öechisch)    (letzterer   Erßänzungsprüfune) ;   der    phil<> 
Fianz   Wiedemann    (dentschj;   der   Geschichte   und   Ü 
Ferdinand    Blumentrittf    Gustaf    Barghauaer,    H 
Gärtner,   Franz  Knothe  (Ergänzungsprüfong),   Thcodoi   KMp«tt 
Carl  Linke,  P.  Eduard  Nejtek,  Gustav  Prott  (deutsch)»  ÄtitMW 
palec,   Franz  Hrbäfiek,   Adalbert  Krupka,  Joseph  L^'racb,  J8 
Pic   (beide  ErgänzungBprijfung),    Dr.  Anton  Kezek,   Thomas  ZakUH 
nik  (ßecbischh  der  Geschichte  und  Geogrüt'h- -  ''t      ''•**'   r--  •  i     ^''-- 
oenz    Spiruta  (deutsch),    Franz  VÄvra    ; 
Physik  OG.:   Wenzel   Bauer»   Joseph  Meiuu,    .,.i.  .    ... 
Wenzel    (deuteclü,    Dr-    August    Bil^   (Krgftnmngsprüinng 
H  0  n §  k  a ,  Peter  Müller,  Carl  P  e  t  r ,  Leopola  Säc  b .  Jaroslat  ^^ 
Job.  Wimmer,   Wenzel  ZÄTorka  (iSechisch);  Mathematik  (Xi.,  , 
UG*:  Gustav  Effenberger  (deutsch),   Joseph    SalU^,   Anton 
(öechiscb);  MatbexnaliV  \wi4  VVv^^\k  ÜG, :  Vincen«  Bieter.   Cari 


Penoüil-  Qod  Scbnlnolistii. 


875 


lx\  (deutsch),    Frauz  Ho  ff  mann,   Jofl«pls  Kritk^,   Jobann  M&lec 

'  ch);  Physik  ÜG.:  Franz  Marti nek  (oautscb)  (Ergänz unfffipiUfuDg); 
»«chichte  OG.  verbandeu  mit  Matbematik  und  Pnjsik  ÜG.:  Frani 
mich  (deutsch),  Franz  Bilek,  Anton  Hansgirg,  Franz  Ptie- 
«chi&ch). 

Von  der  k.  k.  wias,  Gymnasialprüfungscommission  in  Grat:  aus  dem 

Mebiete  der  clasB.  Phil  OG.:  Franz  Brcinik,  Jo«epb  Ivan^iö,  Johann 

^Kbeinigg  (d€\it«cb)j  Heribert  Bonrier»  Lukas  Knnstek,  CarlBöh- 

^Rng   (dentfich)   (Ergänzongsprüfnngk   Lat  OG.:    Peter  Gele  ich  (itaL) 

(Erweiterungapriifung);   class,  PhiL  UG. :    Franz   Majer,    Philiüp  Pau» 

litscbke^  Julias  Kiedel  (deutsch),  Heinrich  Podersay   (deutsch  und 

it&l.).   Feter   Travaghini  (ital),   Peter  Yaljave^  (»erbo-kroat) ;   itaL 

S|^be  OG,,  cläss.  Phil  ÜG.:    Joachim  Szombatbely   (ital);    sloven, 

Sprache  ÜG.,  Lat.  üG.,  Grieche  ÜG.:  Johann  Jenko  (deutsch  und  sloven.); 

i-'^So-kroat.  i>prache  OG,,  class.  PhiL  UG. :  Joseph  Vergil  Peri<i  (ital, 
berbo-kroat);  der  deutseben  Sprache  CG.;  Frans  Ruby  (deutsch) 
woiterungaprUfung) ;  itaL  Sprache  UG. :  Jobann  Bennati  (italt)  (Er* 
Laras g»prülung);  Oesch,  und  Geogr.  OG.,  deutschen  Sprache  UG,: 
OD  Kater  (deutsch  und  sloven.);  Gesch.  und  Geogr.  ÖG*»  sloveu. 
Lcbo  I5iji,:  Franz  Vodopivec  (deutsch  und  sloven.);  Gesch.  und 
gr.  OG.:  Victor  Drnka,  Philipp  Wilhelm  Streit  mann  (deutsch)» 
erin  Brozovi*?  (itaL  und  serbo-kroatj  (Erganzungsprüfung),  Stephan 
tri 8  (itaL);  Gesch.  und  Geogr,  und  sloven*  Sprache  UG.:  Julius 
er  von  Kleinmarr  (deutsch  und  sloven.);  GemU.  und  Geogn  UG.: 
Carl  Micbor  (deutsch),  Valentiu  Terpin  (itaL);  Math,  und  Pbys.  OG*: 
^Htigo  Andres,  Jgnaz  Klemendia,  Gustav  Noyak  (deutsch);  Phys. 
^^b,;  Peter  Hribernigg  (deutsch)  (ErgänzangaprOfung};  Math,  und 
HP)B.  UG.r  Kduard  Kescli  (deutsch) t  Jobann  Tkaldiß  (serbo-kruat.); 
^Wftturgeschichte  OG.,  Math,  und  Phjs.  UG.:  Eduard  Hatle^  Ernst 
Kernstock  (deutsch). 

Von  der  k.  k.  wisa.  Realschulprllfungscommi&sion   in  Prag:   ans 

Ell  Fache  der  französischen  Sprache  OR..  dentacben  Snracbe  UR.,:  Franz 

Jla,  August  Kiedt ,  Dr.  Johann  Sedlüdek  (deutscn),  französ.  und  ce- 

äcb.  Sprache  OR. :  Franz  Ibl  (ßecbiacb),  franzo?^,  Sprache  OR.,  fecbiscb, 

, :  Hugo  B a  V  e  r »  Dr.  V ictor  v.  C i  n  t u  1  a ,  Joseph  l5  m  a  b a  ( 6ech.) ;  frani. 

fache   OR,:    P.    Carl    Bohr    (deutsch);    englischen    Sprache  OB.:   Dr 

Pelleier   (deutsch);   ^ecbischen    Sprache   GR.,   deutschen   ÜR.: 

■  Plansk^  (deutsch  und  rechisch);  deuteeben   Sprache  DR.,   Ge- 

k  und  Geographie  ÜB,:  Andrea»  Muhr  (dcutsdi);  Geschichte  und 

pbie   OB.:    Carl  Riedl  (deutsch);    Mathematik  und  darstellenden 

^ferie   OR.:  Anton  Libitzky,    Franz  Macbowec,    Cölestin  Som- 

Jo«epb  Sebesta  .(decbiscb);   Matlieiuatik  OB.,  darstellenden  Geo- 

•ie   UR:   Jaroslav   Ccrvenka,    Carl    Dom  in.    Vinoenz   Zabalka 

chisch);    darstellenden   Geometrie    OB.,    Mathematik    ÜB.:    Jaroslav 

rl,  Franz  Mann,  Wilhelm  Bulf,  Theodor  ürban  (deutsch),  Jo- 

Jniant,   Johann  Ctibor,  Johann  Fischer,   Franz  Tesaf  (<^e- 

Mathematik  CR,,  Physik  UR.:  Franz  MaSek  (öecbiach);  Physik 

loseph  Novak    (dcchisch^    (Ercanzungsprüfnng);    Naturgeschichte 

"ithematik  UR. :  Guido  Teissler  (deutsch);  Chemie  OR-,  Natur- 

bte  UR.:   Alois  Mollenda,   Frans  Radocb,   Johann   Vyrazil 

bisch) j   Chemie  OR.,    Physik  ÜB.:   Joseph  Weber  (deuUcb);   Frei- 

ndseicbsen    OR.:   Donat   Hübner,   Emil    Lau  ff  er.   Joseph    Wolff 

(dentsch);  Moriz  Bil^,  Joaeph  Hula,  Ferdinand  Van 6k  (<^ecbiscb). 

Von  der  k.  k.  wias.  HealscbulprlifnDgscömmission   in    Lernberg: 

D.  Sprache  OR,  dentaebon  Sprache  ÜB.:  Eustachius  Lewicki  (poln. 

deutsch);   deutschen  und  poln.  Sprache  UR.:   Franz  Huppentbai 

' ,  QAd  denUch)^   Gesobicbte  und  Geographie  OR, :    Johann  Kobak 

h     Gticbicbte    und     Geographie    UR.:    Alexius    Dobrowolski 

)t   darsteU.  Geometrie  OR.,   Matbematik  UR.:  Edmund  Grz^bski 


876  Peisonal-  und  Schiünotuen. 

(polD.)i  Mathemfttik  und  Physik  OR.:  Joseph  Hrehorowiei  (pob.); 
Mathematik  OR.,  Physik  ÜB.:  Peter  DziuhiÄski,  Anton  Fogt(poln.); 
Physik  ÜB.:  Carl  Borowiczka  (poin.  und  deutsch)  (Eiginsungsprih 
fnng);  Chemie  OB.,  Physik  ÜB.:  Johann  Wachnianin  (pob.  uid 
deutsch);  Naturgeschichte  und  Physik  ÜB.:  Vladimir  Szuchiewiei 
(poln.  und  deutsch). 

Zum  Lehrer  an  der  Staatsgewerbeschule  in  Bielitz  der  autorisiSTie 
Civilarchitekt  in  Wien,  Adolf  Janovski,  unter  gleichzeitiger  Zuerken- 
nung  des  Titels  Professor. 

Zur  Lehrerin  fQr  die  Uebunesschule  an  der  Lehrerinenbildunn- 
anstalt  in  Laibach  die  Yolksschullehrerin  in  Pettau,  Marie  Schuii; 
zum  Unterlehrer  f&r  die  Uebungsschule  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in 
Freibere  der  Bürgerschullehrer  in  Austerlitz,  Alois  Lhotsk;^;  zum 
Uauptlenrer  für  die  Lehrerbildungsanstalt  in  8ob§slau  der  Gymnasiil- 
supplent  Johann  John,  zu  Unterlehrerinen  für  die  Uebungsschule  an 
der  Lehrerinenbildun^nstalt  in  Wien  die  Aushil&lehrerinen  Caroline 
Janauschek,  Bosa  Paumann  und  Emilie  Popelka;  zum  Beligioa»- 
lehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Bndweis  der  Katechet  an  der 
Bürgerschule  daselbst,  Franz  Schmidtmayer. 


Auszeichnungen  erhielten: 

Der  ordentl.  Prof.  der  Zoologie  an  der  Univ.  in  Prag,  Begierungs- 
rath  Dr.  Friedrich  Stein,  in  Anerkennung  seiner  vorzüglichen  wissen- 
schaftlichen und  lehramtlichen  Thätigkeit  den  Orden  der  eisernen  Kione 
3.  Classe  (a.  h.  Entschl.  v.  25.  Oct.  1.  J.). 

Der  Hofrath  und  Vorstand  der  k.  k.  Hofbibliothek ,  Dr.  Ernst 
Birk,  in  Anerkennung  seiner  vierzi^ährigen  ausgezeichneten  Dienstlei- 
stung an  der  genannten  Anstalt  das  Ritteäreuz  des  Leopoldordens  (a.  h. 
Entschl.  V.  15.  Nov.  1.  J.). 

Der  Director  des  Gymn.  in  Capodistria,  Jacob  Babuder,  in  An- 
erkennung seines  verdienstvollen  Wirkens  im  Lehramte  das  Bitterkieaz 
des  Franz  Joseph-Ordens  (a.  h.  Entschl.  v.  17.  Oct.  1.  J.). 

Die  ordentl.  Proff.  an  der  medicinischen  Facultfit  an  der  Univ.  in 
Wien,  Dr.  Ferdinand  Bitter  von  Arlt  und  Dr.  Karl  Bitter  Braun  Ton 
Fernwald,  in  Anerkennung  ihrer  vorzüglichen  lehramtlichen  and 
wissenschaftlichen  Thätigkeit  den  Titel  und  Charakter  eines  Hofiratkef 
(a.  h.  Entschl.  v.  12.  Nov.  1.  J.). 

Der  ordentl.  Prof.  der  BrÜnner  technischen  Hochschule,  Friedrich 
Arzberger,  in  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  Thätigkeit  den  Titel 
und  Charakter  eines  Begierungsrathes  (a.  h.  Entschl.  v.  6.  Oct  1.  J.). 

Der  emeritierte  Prof.  der  Landwirthschaft,  Ferdinand  Kalten- 
e^ger»  in  Anerkennung  seiner  verdienstlichen  Leistungen  auf  dem  Ge- 
biete der  Bodencultur  den  Titel  eines  kaiserl.  Bathes  (a.  h.  Entschl  t. 
6.  Oct.  l.  J.). 

Der  k.  preuss.  Ministerresident  a.  D.  Kammerherr  Alfred  von 
Reumont  den  Orden  der  eisernen  Krone  1.  Cl. 


Nekrologie  (10.  October  bis  16.  November). 

Am  2.  Oct.  1.  J.  in  Ghat  (Fez)  der  deutsche  Beisende  Dr.  Edwin 
von  Bary. 

Am  5.  Oct.  1.  J.  in  Wien  Friedrich  Hartner.  emeritierter  Prof. 
der  lioheren  Mathematik  am  Wiener  Polytechnicum,  66  J.  alt 


Personal«  und  ächulnotizen. 


877 


Am  10.  Oct.  L  J.  in  Z&ncli  der  Prof,  am  darti^eo  OTninasiana, 
^Johann  Georg  Baiter,  durch  seine  Textrecensioneii  des  Ulcero  (mit 
Orelli  und  Halm),  des  Tacitus  (mit  Orelli),  des  PJaton  und  dfr  Oratores 
aUici  (mit  Sanppc,  Winckelinann)  bekannt,  76  J.  alt* 
^^  Am  11.  Oct  L  J,  in  Linz  der  k.  k.  Ministenahecretar  in  Pension, 
^Biph  Haferl,  als  Kenner  der  ^ecbischen  Sprache  and  Literator  be- 
^BiBt  und  durch  seine  Stell  ung  einst  in  Sachen  des  Gymnasial  Unterrichtes 
Hl  grossem  EinfluBse,  77  J.  alt. 

^^  Am  12»  Oct.  1,  J.  in  Roveredo  der  Director  der  dortigen  Uherr*)al- 
aclinle,  Nicolaus  Tessari,  41  J.  alt 

Am  13.  Oct  1.  J.  in  Grax  der  Prof,  Joseph  Walter,  45  J.  alt. 
und  in  N^^apel  der  berühmte  juridische  Schriftsteller  und  frühere  Mini- 
ster, Antonio  Scialoja.  61  J-  alt. 

Am  14.  Oct  I.  J.  zu  Breslau  der  Prof.  an  der  Berliner  ümv.,  Dr. 
J.  KutzcUf  ein  berrorragendcr  Lehrer  auf  dem  Gebiete  der  Geschichte 
and  Geographie,  in  Paria  der  Altmeister  des  französischen  VaudevUlei 
A.  Th.  de  Lauzanne,  76  J.  alt,  der  lanpf jährige  Prof.  der  Harmonie* 
lehre  am  ronservatorinm  daselbst  Anton  El  wart,  ein  verdienter  Musiker, 
und  in  Bois-le-Roy  der  beliebte  ChanaonottendiehttT  Gustav  Mathieu. 
^m  Am  la  Oct.  I.  J,  in  Paris  Theodore  Barriere,  einer  der  bedeu- 
^Bsten  dramatischen  Schrifttsteller  Frankreichs,  bes.  durch  seine  Lnst- 
^Ble  bekannt»  54  J.  alt 

^B  Am  16.  Oct  1.  J.  in  Bonn  der  Prof.  an  der  dortigen  UniversitÄt 
^B  Fried r<  Helmsoetli,  durch  seine  kritischen  Arbeiten  in  den  grie- 
^■chon  Tragikern,  namentlich  im  Aiachvloe  bekannt,  63  J.  alt,  und  in 
Hbnbarg  l  ä«  der  frühere  Prof.  am  Joachimsthaler  Gjmn.  in  Berlin 
und  Mitredacteur  der  Zeitschrift  für  Gymnasialweften ,  Dr.  Kudotph  Ja- 
cobs, durch  seine  Ausgabe  di^5  Sallust  verdient,  66  J.  alt 

Am  17.  Oct  L  J.  zu  Elberfeld  der  Naturforscher  Dr.  Fnhlrott. 

alt;  in  Berlin  der  Prof.  Charles  Toussaint,  durch  seine  Hilfi- 
der  tuT  ?>b>rnung^  der  franxöeischen  Sprache  (Unterrichtsbriefe)  be- 
kmnnt,  64  J.  alt.  und  in  Saliburg  der  k.  k.  Beiirksrichter  in  P,,  Marii 
Schleifer,  als  Lyriker  In  weiteren  Erei^n  genannt,  60  J.  alt 

Am  18,  Oct  1.  J,  auf  ihrer  Villa  Bröelberg  am  Zürcher  See  die 
Üli&tin  Caroline  Plater,  ^eb.  Caroline  Bauer',  in  den  dreissiger  Jahren 
aU  dramatische  Schauspielerin  hocb^c feiert  und  seit  mehreren  Jahren 
durch  ihre  Bühnenmemoiren  wieder  bekannt  und  beliebt 

Am  li».  Oct.  1.  J-   in  Toulon  Dr.  Albert  Moriee,    durch   natut 
und  sprach  Wissenschaft  1«  Arbeiten  über  Cochinchina  bekannt 

Am  2if.  Oct  L  J.  in  Würsburg  der  berühmte  Operateur  und  Prot. 
■a  der  dortigen  Hochschule,  Uofrath  Dr.  Weniel  von  Linhart,  eine 
dtr  glänzendsten  Zierden  dieser  Univ.,  am  2L  Juni  1821  in  Skadowiti  in 
Mlhrcn  gehören. 

Am  23,  üct.  1.  J»  in  Böhraisch-Brod  der  öeehiaebe  Schriftsteller, 
Jahuin  EulakowskT. 

tAm  24.  Ort  L  'j.  in  Rom  der  Haler  und  Prisident  des  deittsehen 
stlerve reines,  Ernst  Schwel nfurth,  58  J.  alt 
Am  26   Oct   1.  J.   in  Leipzig  der  Lehrer  am  fbrtigen  Conserva* 
im.  Karl  Ferdinand  Becker,  einer  der  b<»deutendsten  Orgelspieler  und 
ikhiatorikcr,  74  J.  alt 

Am  27.  Oct  1.  J    in  Teplitz  der  n  hc   Maler,  Ferdinand 

BiUDOtte,  und   in  Dresden  der  Kamme:  und  Mitglied  der   h. 

fBttUe,  Julius  Rü  hl  mann,  Virtuose  auf  d^^r  l'oHaune»  61  J*  alt 
^B     Am  28,  iJct  l  J.  in  Wien  der  artistiache  Director  der  Qesellschaft 

^PMnti!^         '      *^ '*''t  r  von  Herbeck,  als  vortrefflicher  Diri» 

(am  Uli  i  , Mumien,  Messen,  Streichi|QArtetteti,  Lie* 

mm  UD^i  ^  .  ....  t..  .1.  alt 

Am  21^  in  München  d«r  Begründer  nnd  Verleger  der  Flic« 

^.  .,ai   Braun,  d^r  «ich  um  Am  Hebung  und   Vrrbrei* 


878  Personal-  und  Schalnoiiieii. 

tang  der  in  Deutschland  beinahe  ganx  vergessenen  HolxschnitlkiiBst  die 
gröäten  Verdienste  erworben  hat,  71  J.  alt. 

Im  Oct  1.  J.  in  Wien  der  emeritierte  Prof.  der  Handelntadb« 
in  Wien,  Eduard  Scholz;  ebendort  der  akad.  Maler  Karl  de  Caliadi» 
55  J.  alt;  in  Mainz  der  Prof.  an  der  Univ.  zu  Giessen,  Dr.  Johauei 
Wetter,  82  J.  alt;  in  Colmar  ITrau  Margarethe  Stockhaasen,  eiMl 
(1830^-40)  eine  gefeierte  Concertaangerin,  74  J.  alt;  in  Zürich  derl>eeia 
Dr.  Mörikofer,  früher  Pfarrer  und  Lehrer  im  Ganton  Thurgmn,  dueh 
sein  Geschieh ts werk  über  'Ulrich  Zwingli'  und  sein  1861  erschienenes  Bod 
'die  schweizerische  Literatur  des  18.  Jahrhundertes*  bekannt,  78  J.  alt;  in 
London  der  Bildhauer  Joseph  Durham,  besonders  durch  seine  zahlrei- 
chen Büsten  berühmter  Zeitgenossen  bekannt,  56  J.  alt;  die  enghs^ 
Romanschriftstellerin,  Miss  Julia  Kavanagh,  53  J.  alt;  in  P^  der 
Historienmaler  Malankiewicz,  ein  Schüler  Ton  Horace  Vemet  and 
Paul  Delaroche  und  ehemaliger  Offider  in  der  polnischen  Bevolutioiit- 
armee;  in  Spalato  Lucas  SviloTid,  Director  des  dortigen  Gymn.,  «iiii 
Dalmatien  bekannter  Schriftsteller. 

Am  1.  Nov.  L  J.  in  Wien  der  k.  k.  Justizminister  a.  D.,  Adobk 
Bitter  von  Tschabuschnigg,  als  Lyriker  und  BomanschriftstelMr 
ehrenvoll  bekannt,  68  J.  alt 

Am  3.  Nov.  1.  J.  in  Wien  der  Badearzt  von  Ischl,  Dr.  JoMpk 
Hirschfeld,  Bedacteur  des  Badeblattes  *Kursalon*  und  Verf.  des  f^ 
schätzten  Werkes  *die  Bäder  und  Quellen  Europas*,  51  J.  all 

Am  4.  Nov.  1.  J.  in  Leitmeritz  der  Ganonicus  und  Prof.  an  d« 
dortigen  theoL  Lehranstalt,  Johann  Dräsche,  55  J.  alt;  in  Paris  te 
aus  Kothau  in  den  Yoffesen  gebürtige  elsassische  Genrenialer  Guter 
Brion,  53  J.  alt,  und  in  Venedig  der  Componist  Pietro  Tonasti, 
77  J.  alt 

Am  9.  Nov.  1.  J.  in  Prag  der  6echische  Schriftsteller  Karl  8 abist, 
()6  J.  alt. 

Am  10.  Nov.  1.  J.  in  Graz,  der  frühere  Director  der  Zeichenatah 
demie  in  Graz,  Joseph  Tunner,  als  Historienmaler,  besonders  diicb 
seine  religiösen  Darstellungen  bekannt,  85  J.  alt,  und  in  Leipzig  dar 
Prof.  der  Theologie  an  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Clemens  Brocknans. 

Am  16.  Nov.  1.  J.  in  Venedig  der  Prof.  an  der  Univ.  und  Director 
der  Sternwarte  in  Wien,  Regierungsrath  Dr.  Karl  von  Littrow,  ib 
Astronom  rühmlich  bekannt  und  als  Mann  von  umfassender  Bildung  od 
edlem  Charakter  allgemein  geehrt,  67  J.  alt  und  in  Paris  der  lebem- 
längliche  Senator  Pierre  Lanfrey,  als  bedeutender  Historiker  durch  smm 
Werke:  die  Kirche  und  die  Philosophie  des  18.  Jahrhundertes,  PolitisdM 
Geschichte  der  Päbste.  Geschichte  Napoleons  I.  (unvollendet)  bekannt. 
49  J.  alt. 

Im  Nov.  1.  J.  in  Mailand  der  Prof.  der  Astronomie,  Abbate  Ci- 
pelli,  und  in  seiner  Vaterstadt  Bordeaux  Duvergier,  einer  der  Mf- 
gezeichneten  Juristen  Frankreichs  und  Verf.  des  hochgeschätzten  On- 
mentars  zum  Bulletin  de  lois,  86  J.  alt. 


Die  Redaction  hat  von  Hm.  Prof.  Dr.  J.  Woldf  ich  folgealcB 
Schreiben  erhalten: 

Löbliche  Eedaction! 

Herr  Prof.  Dr.  Ernst  Häckel  in  Jena  hat  mich  in  einem  Begleii- 
schreiben  vom  25.  d.  M.  an  meine  Wenigkeit  mit  den  Worten  .,,  JUk 
glaube  mit  gutem  Gewissen  Ihnen  beiliegendes  ostensible  Urtbeil  ta^ 
stellen  zu  können,  von  dem  Sie  beliebigen  Gebrauch  machen  kJ^nasB.... 
Indem  ich  Ihrem  trefflichen  Buche  weiteren  besten  Erfolg  wünacbe^  Mte 
ich^  ....  ermächtigt,  sein  nachstehendes  Urtheil  über  meinen  »I 


Pdfsonäi-  and  Bchulaotiten.  M§ 

^ie   ftir   höheren  Schulunterricht**  (Wien,  2.  AotUge  1876)    %n 
ticlien.    Ich    erlaube   mir   die  ßitU  «u  stellen    duMlbe  in  Ihr 

gesclifitzt«s  Bl&tt  gefall ijQ^st  aufnohnitin  zu  wollen  und  so  Ihrer  gewohnten 
fopÄTteilichkoit  Ausdruck  /u  gt'hon. 

Mit  (letn  Ausdruck  meiner  ftusgeseichnetsten  Hochftchtong  zeichne 
idi  mich  ergebenst 

Dr.  J.  Woldtich, 
Wien.  30.  Octobor  1877. 

Jena,  25.  Octobor  1877, 
HochffechrUr  Herr  Professort 

Ibreui  Wunnche  entsprechend,  habe  ich  den  von  Ihnen  vorfiLäüten 
^Ltitfaden  der  Zoologie  für  den  höheren  Schnlantcrricht"  (II.  Auflage» 
Wien  1877)  einer  sorgOilüffen  DurchÄicbt  unterworfen.  Ich  freue  mich 
Ihnen  aufrichtig  sagen  zu  können,  daas  deraelbe  an  den  besten  zoologi- 
tichen  Scbulbücliern  gehört,  welche  wir  besitzen.  Im  Ganzen  titeht  flir 
Leitfaden  nach  meinem  Ermessen  auf  der  Hohe  der  heutigen  zoologischen 
WisBenscbaft;  nur  in  Betreff  der  niederfeten  Thierelassen  dürften  einige 
wesentliche  Verbesserungen  erforderlieh  sein,  insbesondere  dürften  die 
Ooelenteraten  nicht  mehr  ak  „Darmlose"*  bezeichnet  werden,  da  ihre  früher 
sogenannte  „Leibesbohle"  ja  gerade  die  echte  „DarnibÖhle"  ist.  Auch 
Tnft><HteTi  die  Spongien  von  den  Protozoen  zu  trennen  und  mit  zu  den 
!  titeraten  zu  stellen  sein,  femer  würden  die  „niederen  Weichthiere** 
l)io|»oHeu.  Tunic^iteu,  Bryoioen)  besser  ganz  von  den  echten  Mollusken 
L-' trennt,  und  entweder  den  Würmern  angereiht,  oder  als  sclUtand^ 
Hiiuptgrappe  (Stamm)  hingestellt  („MoUuscoida'*  oder  „Himatega*). 

Die  Art  und  Weise  der  Darstellung,  die  Illustration  und  Vesonders 
die  Auswahl  des  Stoffes  ist  im  Ganzen  vortrefflich,  und  wird  Ihr  Leit- 
laden in  dieser  Beziehung  gewiss  mit  grossem  Vortheil  für  die  höheren 
Schuklassen  zu  verwenden  sein. 

Indem  ich  boflFc,  dasg  Ihr  „Leitfaden*  bei  weiteren  Auflagen  dem 
raschen  Fortschritte  der  Zoologie  folgen  und  dadurch  sich  auch  fernerhin 
für  den  höheren  Schuluoterricut  nutzbar  erweisen  wird,  bleibe  ich  hoch- 
a^htungävoU 

Ihr  ergebener 
Prof,  Dr.  Ernst  HaeckeL 


Dldses  Schreiben  wurde  wie  üblich  Herrn  Äusserer  ab  Verfasser 
der  Bcoension  des  betreffenden  Buches  im  7*  Hefte,  8.  534  ff.  mitgctbeilt, 
von  welchem  Herrn  folgende  Antwort  einlief: 

Vorliegende  Anerkennung  des  Woldricb'schen  Buches  von  Seite  des 

auch    dem   Nichtfachmanne   bekanntesten   Zoologen   Deutschlands    kann 

",*-!  nur  denen  8and  in  die  Augen  streuen,  welche  sich  nicht  die  Mühe 

•;n  den  genannten  Leitfao^^n   genauer  durchzusehen   und   sieh   mit 

,:..vu  Blicke  auf  das  darin  adoptieite  tJy&tem  und  die  vielen   mitunter 

recht  guten  Abbildungen  begnOgeu. 

Dass  aber  das  Gute  am  Btiche  nicht  neu  und  das  Neue  nicht  gut 

'  ich  zur  Evidenz  gezeigt  zu  haben  und  bin  bereit  über  Wunach 

Reihe  von  Fehlern  namhaft  zu  machen,  die  ich  früher  wegen 

u:els   nicht   erwähnt   habe.    Wenn  aber  schon  dem  Verfasser 

Ibucho»  eine  so  weit  gebende  Compilation  erlaubt  sein  soll,  so 

1 11  nie   mau   denn   doch   fordern,  daas  «ie   mit  Geschick  vorgenommen 

werde.  Ist  es  aber  geschickt  oompiliert,  wenn  man  wie  Herr  W.  anstatt : 

^Bei   ^■' •-"*-    FamUsen   (der  Schlangen)   dagegen   kommen  Spuren  der 

tointii  it&ten  vor,  die  indes  durchaus  rudimentär  sind**  (C.  Vogt, 

I  FamtBen  kommen  r  u  d  i  m  e  n  1 1  r  e  8  p  n- 


880  Penonal-  and  SchalnotiseD. 

ren  der  hintern  Extremitäten  Yor"  (W.  p.  190)?  Diesem  Beispiele  liessoi 
sich  noch  manche  andere  würdisr  anreihen. 

Unter  den  vielen  mir  recht  genau  bekannten  sooloffischen  Schul- 
büchern bringt  keines  so  auffallende  Fehler,  etwa  wie  W/s  Darstellung  der 
Entwickelung  der  Fische  (und  der  Wirbelthiere  Oberhaupt)  p.  210,  oder 
seine  Definition  der  Lungentracheen  p.  232  es  sind.  Solche  Fehler  und 
namentlich  die  Somatoloffie  im  Allgemeinen  und  Einzelnen  beweisen  in 
klar,  dass  Herr  W.  mit  der  Wissenschaft,  über  welche  er  ein  Schulbuch 
zu  schreiben  unternahm,  nicht  in  dem  erforderlichen  Masse  vertraut  ist. 
Ich  muss  also  trotz  Häckel  mein  Urtheil  aufrecht  erhalten  und  werde 
mich  erst  dann  zu  einer  andern  Anschauung  bekehren,  wenn  es  Herrn 
W.  gelingt  meine  Anwürfe  zu  entkräften ,  wozu  bis  jetzt  freilich  kein 
Versuch  Seemacht  wurde. 

Bei  dieser  Gelegenheit  muss  ich  auch  die  Autorschaft  des  von  der 
löbl.  Redaction  meiner  Becension  hinzugefügten  Schlusssatzes:  „Wir  be- 
dauern lebhaft  über  das  Buch  eines  sonst  vielfiftch  verdienten  Lehrer» 
etc.  (p.  544  dieser  Zeitschrift')  von  mir  abwälzen;  denn  ich  habe  weder 
das  Recht  noch  die  Beföhigung  über  Herrn  W.  als  Lehrer  zu  urtheUen. 

Graz  am  10.  November  1877.  Dr.  A.  Äusserer. 


')  Die  Redaction  glaubte  allerdings  die  Aufoahme  einer  solchm 
Bemerkung  empfehlen  zu  sollen  und  wurde  die  Correctur,  in  welcher  die 
Aenderun^  vorgenommen  war,  Herrn  Äusserer  Anfangs  Anglist  zugesandt 
Da  nun  bis  zur  Mitte  des  Monates  keine  Antwort  einlief,  so  wurde  die 
Anzeige,  weil  das  Heft  abgeschlossen  werden  musste,  mit  jenem  Zu- 
sätze abgedruckt.  Anm.  der  Red. 


Erste  Abtheiliiiig. 


AbhaBdlnngen* 

Hs  Wiedererscheinea  des  in  E  der   Ilias  erscbla- 
genen   Pylainißues   iu   A  (unter  Benutzung  der   ge- 
dämmten darauf  bezriglicben  Literatar)  aufs    neue 
untersucht. 

Mit  dem  61  Iten  Verse  des  zwölften  Liedes  vom  Zorne  des  Achil- 
le08,  der  sogenannten  f^tax^j  ^^f^  ^^^^  yctvaiv,  {N  643),  beginnt  ein 
Abschnitt,  der  schon  von  Alters  her  der  Kritik  Schwierigkeiten  ge- 
macht und  zu  den  aJlerwnnderlichstea  Erklärungsversuchen  —  die 
in  den  Scholien  mitgetheilten  waren  gewiss  nicht  die  einzigen,  welche 
im  Altfirthum  vou  den  Homererklärern  gemacht  sind  —  Veranlas- 
sung gegehen  hat 

AurMeaelaos,  der  eben  den  Peisandros  getödtet  und  über  ihm 
aich  gerfihmt,  stürmt,  den  Gefallenen  an  seinem  Erleger  zu  rächen, 
Ifarpalion  ein,  er  ausdrücklich  ein  Sohn  des  Königs  Pjlaimenes  ge- 
nannt, der  seinem  Vater  zum  Kampfe  nach  Ilios  gefolgt  war,  aber 
nicht  wieder  in  die  Heimat  zurückkehrte.  Er  trifft  mit  dem  Schwerte 
oder  durch  Speerstoss  {oviaCi*  ctV.  Lehrs  Arist,  p*  51  ff,)  den  Meue- 
l4os,  doch  dringt  seine  Waffe  nic)tt  durch,  er  flieht  zurück  unter  das 
_4ro^k  der  Seineu ;  dem  Weggehenden  »endet  Merionej«  seinen  erz- 
pUzigen  Pfeil  mich  und  trifft  ihn  zum  Tode.  Um  ihn  machen  sich, 
nachdem  er  ti)dt  zur  Erde  gefallen,  die  Taphlagonen.  die  Untergebe- 
nen Maines  Vaters,  zu  thun,  sie  schaffet  ihn  aus  dem  Getümmej,  legen 
ihn  dann  auf  den  Streitwagen  und  führen  ihn  nach  Ilios.  Der  Leiche 
des  gefallenen  Sohnes  aber  folgt  anter  den  Volk!jgeno8sen  sein  Vater 
Pj-Iaimenes,  Thranen  vergiessend»  denn  Sühne  für  den  ge-st*>rhenen 
Sohn  hatte  er  nicht  in  Aus^sicht  (A  643—659). 

An  diesem  Zusammenhange  wäre  in  einem  Elnzelliede  nichts 
in  tadeln.  Aber  sehen  wir  die  St4>.lle  im  Zusammenhang»*  unserer 
Uiu»  an,  so  werden  wir  in  unlüRlicht»  Schwierigkeit**«  v>rwjckoll. 

Pvlaimeneg  ist  hier  ini^^  '  liTonenkOuig  gekean- 

teichnet,  er  geleitet  die  vim       ,       ^  rigene  Leiche  sotnee 

Sohnes  Uanifldinu.   Aber  im  muften  Boche  der  Ilias  AlJt  der^elba 


I#lMkrtfl  r  4,  Aa>t#rf.  (IjTMii    IP7-    SD    H««^ 


56 


882        H.  Benicken,  Das  Wiedererscheinen  des  Pylaimenes  etc. 

Paphlagonenkönig  Pylaimenes  durch  Menelaos  {E  576  ff.).  Dass  in 
E  und  N  nicht  dieselbe  Person  gemeint  sei,  dürfte  bei  der  Gleich- 
heit des  Standes  und  des  der  Person  unterworfenen  Volkes  eine  un- 
zulässige Annahme  sein,  wenn  auch  schon  die  Scholien  sich  durch 
Annahme  von  Homonymie  zweier  verschiedener  Personen  helfen  wol- 
len. Wir  finden  in  den  Scholien  £.  L.  Y.  zu  N  643  die  Bemerkung: 
eaviv  ovv  of.i(ovv^da,  e'Keivov  (das  ist  der  des  fünften  Buches)  fäv 
(XQXOvvogf  TOVTOv  de  ßaaikeiog,  woran  sich  durch  Vermittlung  der 
sehr  richtigen  Bemerkung:  Ttollai  yoQ  Ttaga  t^  noirjz^  6fi(av(h 
iniai  ein  zwar  dankenswerthes,  aber  in  unserer  Fi-age  nichts  fördern- 
des Verzeichnis  solcher  Homonymien  fügt.  Die  Annahme  einer  Homo- 
nymie findet  sich  neben  andern  für  unsem  Fall  auch  gemacht  lu 
E  576 ,  wo  die  Notiz  von  B.  V.  nur  in  etwas  andern  Worten  den 
gleichen  Gedanken  gibt.  Hier  in  E  bietet  auch  ^  unter  verschiede- 
nen Annahmen  zur  Lösung  des  erkannten  und  anerkannten  Wider- 
spruches den  Vorschlag  einer  Annahme  von  Homonymie.  Scholl.  L.  V. 
werfen  zu  E  576  doch  augenscheinlich  im  vollen  Ernste  die  Frage 
auf:  noig  de  o  AqTtctXiwv  ein  inrifivvB  T(p  nctvqi,  el  tovtov 
Yjv  viog  Tov  Tlvlaiineveog ,  und  der  gleiche  Gedanke  wiederholt 
sich  zu  N  643,  wo  die  Schol.  V  sich  zu  der  Bemerkung  versteigen : 
ei  neq  ixelvov  xov  TlvXai^dvovg  r]V  viog  6  liQTtaXitJv,  ahoyd- 
TOTov  ijy  fifj  cpaivea^ai  aviov  VTteq^axovvta  tov  navqog.  Mit 
solchen  Meinungen  und  Erfindungen  ist  nichts  geholfen.  Aristarchofi 
erkennt  einen  Widerspruch  zwischen  E  und  N  in  ihrer  vorliegenden 
Gestalt  an  und  sucht  ihn  durch  Athetese  von  iV  658 — 659  zu  besei- 
tigen. Aristonikos  (cfr.  Friedläuder  Arist.  rell.  p.  224)  berichtet  zn 
den  beiden  Versen:  ad^eTovvrat  djuwoTegoc ,-  ort  nXavrfß^eig  ug 
ey. TOV  o  ^a  TtaTol  (plXq)  ^neTO  eTa^ev  avrovg,  i'va  nai  6  Tia- 
TfiQ  TOV  viov  odvQfjTai.  ov  Xiyei  de  vvv  JWcto,  aXk^  ore  to 
7CQWT0V  ^x  Ttjg  nccTQldog  naqeyiverüo.  dio  'Acti  ngooTUiTm  %o 
ic  TQoitjVf  ovd'  avTig  acjptxero*  el  de  fiivouv  oi  oxlxoi 
ovTOi,  vorjteov  o/jwvv/^lav  elvai.  Von  den  beiden  Meinungen,  welche 
dieses  aus  A  entnommene  Scholion  ausspricht  und  welche  eine  Notis 
in  V  ausdrücklich  als  von  Aristarchos  zur  Wahl  geteilt  —  über  solche 
dilemmatische  ürtheile  des  Aristarchos,  welche  dem  Leser  das  eigene 
ürtheil  offen  lassen,  cfr.  Lehrs  Arist.  p.  346  ff.  —  angibt  und  dem 
auf  Athetese  lautenden  Entscheid  des  Aristophanes  entgegensetzt,  ist 
die  erste  von  einem  Kritiker,  der  von  der  Einheit  der  bom.  Gedichte 
ausgeht  und  sie  als  sein  Princip  setzt,  vollständig  zn  verstehen  % 

')  Von  neuem  Vertretern  der  Ansicht  von  der  Einheit  der  bom. 
Gedichte  hat  Gross  (uind.  Hom.  Marburg  1844)  die  übereinstimmende 
Ansicht  des  Aristophanes  und  des  Aristarchos,  die  auf  Athetese  tob  N 
658  f.  ging,  unbedingt  zur  seinigen  gemacht,  während  er  die  andon 
Versuche,  die  in  den  Scholien  gemacht  werden,  durchaas  verwirft» 
besonders  nichts  von  Homonymie  hören  will,  da  die  beiden  PjUimenei, 
welche  die  Alten  annahmen,  nicht  zu  unterscheiden  seien,  ein  ffleiditr 
Name  für  zwei  verschiedene  Personen  aber  nur  dann  zolftsug  sei,  wtm 


H,  Benickefi,  Das  WiedererscUeioen  des  Pylumenes  ete 


888 


Ein  solcher  muss  sich^  obwol  sougt  niclit^  ftir  die  Athotc<^e  (i6r  beiden 
Viyvse  spricht,  obwol  der  Oruod,  den  Aristonikos  als  aristarchisch  an- 
föhrt,  kauni  eiri«i)  InterfiolaturzurEinftigang  der  beiden  Verse  bestim- 
men koonte,  doch  entschliessen,  dieselben  2U  verwerfen,  wjibrend  wir 
v*m  tinserein  Standpuncte  aus  jede  Athetese  flör  unbegründet  erkl&ren 
müsisen,  die  sich  lediglich  auf  einen  Widerspruch  stützt,  der  auch 
anders  2n  heben  ist.  Dagegen  ist  kaum  zu  begreifen,  wjo  ein  Meieter 
iu  der  kritischen  Kunst  wie  Aristarchos  awch  den  zweiten  AügW6|f, 
die  Annahme  oiner  Homonymie  verschiedener  Personen  uncli  nur  zur 
Auswahl  vorschlagen  konnte.  Hier  hat  offenbar  dijs  AristÄrcbös  Lehrer 
An«toph-ines  besonnener  als  sein  gniggerer  Schüler  geurtheilt,  wenn 
er  unbedingte  Athetese  verlangte.  Denn  das  dürfte  doch  auf  den 
ersten  Blick  jedem,  der  beide  Stellen  auch  nur  oberflächlich  mitein- 
ander vergleicht,  klar  sein,  dass  an  beiden  derselbe  Mann  gemeint  ist. 
denn  an  beiden  Stellen  heisst  Pylaimenef*  Ffihror,  sei  es  oQX^^^'f  sei 
es  [iaaiXtirc,  der  Paphlagonen ,  und  zwei  gleichnamige  Föhrer  des- 
selben Volkes  als  vom  Dichter  eines  grrossen  Gedichtes  eingeführt 
Einzunehmen,  das  widerstrebt  alleo  gesunden  Begriffen  von  |>oeti&cher 
i^konomie.  Eine  solche  Annahme  liesse  eich  nicht  damit  entschul- 
digen, dasb  ja  auch  zwei  Herolde  Eurjbates  eingeführt  seien,  da 
M  Herolde  doch  immer  nnr  Personen  von  einem  im  Verhältnisse  lu 
len  Abtheiluugsführern  geringern  Stande  i^ind,  aber  trotzdem  auch 
iliese  NannMisgleichheit  t>eigieichem  Geschäfte  und  Bedeutsamkeit  des 
Namens  für  das  Geschäft  den  Forderungen,  die  man  an  ein  einheit- 
liches, grosses  Gedicht,  dessen  einzelne  Theile  für  sich  beti-achtet 
den  vollkommensten  Dichter  zeigen,  zu  stellen  berechtigt  ist,  nicht 
entspricht  und  daher  al.s  Br*weis  gegen  die  Einheit  unserer  Utas  uns 
von  jeher  erschienen  ist.  Die  Annahme  zweier  Paphlagonenkrmige 
Pylaimenes  mit  den  zwei  verschi<^deneii  Herolden  Enrybates  deckeu 

[esse  einen  poetischen  Fehler  mit  einem  andern  verschleiern.  Wenn 
iwei  Personen  gleichen  Namens?  vorkommen,  so  muss  noth wendig  ein 
Mittel  da  sein,  Hie  zu  uuteri^cheiden,  das  aber  fehlt  bei  den  «ngenom- 

enon  xwei  Pylaimenes  gänzlich.  Also  ist  hier  die  Annahme  einer 
monymie  unzulästsig.  Oder  wollen  wir  mit  Scholl.  V.  sagen,  das  Mittel 

ir  Unterscheidung  sei  da.  denu  der  Pylaimenes  des  E  sei  o^x^oy^  der 
N  Kei  ßaatlUig'f  Worin  läge  denn  der  Untei*schied ?   Die  wahre 

einung  de*^  Aiislurclios  wird  hier  auf  die  At1  od.  sein, 

llir  wolrhe  gich  ^chon  vur  ihm  Ari*ti>phane.s  aii^  .nd  Nie- 

mand, der  auf  den  Widerspruch  /tischen  E  und  A  auJmerksam  ge- 
worden,  wird  ohno  KQu.^tUclikeit  au^lers  aU  durch  Athetene  der  von 
Aristarchofl  verworfenen  Verse  die  Einheit  der  Ilias  aufrecht  er- 
n   kOnnen.    Oder  sollen  wir  einen  der  andern  von  den  in  den 

holieu  gewiesenen  J 


egen  ge 


cdgende 


PttrKonen  iich  gottügeud  von  dtiaiidtjr  ahbülMii,  uiüht  tu  ein- 
liwömmeii   Gegen  die  let»ten^  p.  .  ^l  ...  ...i   i  v    -   .nd  etwa* 

!i  hfiWn,  während  natürlich  =  chlheit 

%  i.  von  anderem  Standpuncte  a»-  * ..-.  ...,^  ;,  ,.., 


884        H.  Benidcen,  Das  Wiedererscheinen  des  Pjlaimenes  etc. 

Lösungsversuche  in  den  Scholl.  ^  gemeldet:  t6  fzeTa  de  atpi  na- 
TTjQ  x/fi  ödxQva  XeißcDV  /Aevcawfiixuig  i%dix€Tat  ^  zov  na- 
TQOQ  fivr;iur]'  xal  t6  evd'a  üvlaifievea  kXiTtjv  oi  nar- 
twg  dveJloVy  diX  navelaßov,  wg  int  tov  lojov  ^lov  tnnui 
yoLQ  ol  dxvtofjtevw  Tteöloio'  ovdi  yag  dydiva  avrov  dim- 
x€v,  ola  €iaj^€  kiyeiv  roig  aTio&avovoiv,  raxcc  ovv  ccvro  fio- 
vov  TiTQWTai.  Es  dürfte  sich  unter  den  heutigen  Forschern  keiner 
finden ,  dem  eine  dieser  sogenannten  Lösungen  im  wahren  Sinne  des 
Wortes  als  eine  Erklärung  der  Stelle  und  Beseitigung  des  anstössi- 
gen  Widerspruches  erschiene.  Es  sind  das  überhaupt  nicht  Auslegon- 
gen,  sondern  der  Erklärer  hat,  um  den  Widerspruch  irgendwie 
wegzuschaffen,  untergelegt,  was  dastehen  musste,  wenn  zwischen 
E  und  N  kein  Widerspruch  sein  sollte.  Dann  däi-fte  eben  entweder 
in  E  der  Vater  nicht  gefallen  sein  oder  in  N  derselbe  nicht  als  lebend 
genannt  sein.  ImDiastexte  aber  ist  er  augenscheinlich  beides,  also  liegt 
ein  Widerspruch  vor.  Endlich  ist  noch  ein  anderer  Ausweg  von  den 
Alten  versucht.  In  den  Scholl.  AD.  lesen  wir  neben  dem  Vorschlage, 
Homonymie  zweier  verschiedener  Personen  anzunehmen  und  so  den 
Widerspruch  getilgt  zu  sehen,  die  Nachricht;  evioi  di  nidanSg 
fjteuayodcpovaL  fiexa  d^  ov  aq>i  TtarijQ  y.ie  ddy.gva  XeißuK 
Aber  ist  es  trotz  des  die  Aenderung  billigenden  Ttid^aväc  des  Be- 
richterstatters wol  irgend  glaublich,  dass  ein  besonnener  Dichter  hier 
den  Vater  als  einen  Abwesenden  genannt  ?  Was  sollte  wol  die  Nen- 
nung des  Vaters  an  dieser  Stelle,  wenn  sie  nicht  geschah,  um  zu  er- 
zählen, dass  der  Vater  etwas  gethan  habe  in  Bezug  auf  die  nach  Bios 
geleitete  Leiche  des  gefallenen  Sohnes?  Wozu  soll  uns  hier  gesagt 
werden .  dass  etwas  nicht  geschehen  sei ,  da  das  doch  sonst  nie  zn 
geschehen  pflegt?  Die  Bemerkung,  wie  sie  nach  der  Aenderung 
lautet,  hätte  nur  Sinn,  wenn  an  allen  oder  den  meisten  Stellen,  wo 
ein  vornehmer  Kämpfer  fällt,  der  nächste  Angehörige  die  Leiche, 
wenn  sie  weggeschafft  wird,  aus  dem  Treffen  begleitete.  Allein  davon 
wissen  die  Kampfesschilderungen  unserer  Bias  nichts.  Die  ganze 
Aenderung  macht  den  Eindruck ,  als  wäre  sie  aus  dem  för  Verthei- 
diger  der  Einheit  ja  leicht  erklärlichen  Wunsche  hervorgegangen, 
den  offenkundigen  Widerspruch  ohne  Athetese  zu  heben.  Sie  genagt 
aber  schon  deshalb  nicht ,  weil  sie  den  Dichter  eine  Thorheit  sagen 
lässt.  Denn  wie  könnte  Jemand,  der  nicht  mehr  am  Leben  ist  —  und 
als  solcher  wird  Pylaimenes  doch  von  dem,  der  hier  /ucra  d'  o?  ü(fi 
schrieb,  vorausgesetzt  —  ,  noch  Ttoivt]  erwarten  für  den  gestorbenen 
Sohn  ?  Auf  die  Unmöglichkeit,  den  letzten  Vers  des  Abschnittes  nach 
dem  geänderten  vorletzten  zu  lesen ,  hat  schon  vor  uns  ein  anderer 
neuerer  Kritiker  aufmerksam  gemacht,  leider  ist  uns  aber  der  Name 
desselben  entfallen. 

Von  allen  aus  dem  Alterthume  uns  überlieferten  Vorschlägen 
zu  dieser  Stelle  ist  der  der  Athetese  also  der  einzig  verständige.  Wir 
natürlich  sehen  auch  diese  nicht  als  noth  wendig  an,  da  sie  sich  allein 
auf  den  allerdings  unzweifelhaften  Widerspruch  zwischen  £  und /^ 


B,  Benicktn^  Da»  Wiederur^oheinen  dos  Pylaimeocid  etc.        8H5 

grftndetf  ein  zwischen  zwei  Stelleß  vorhandener  Widerf^prucb  aber  nach 
dein  heutigen  Stande  der  Forschung  noch  lange  nicht  immer  dioAthe- 
teae  der  einen  dieser  Stellen  unbedingt  nöthig  macht.  Wir  schliesseu 
aus  solchen  Widersprüchen,  da  wir  uns  durch  weitgreifende  Ätheteseu 
nicht  wesäuntliche  und  an  sich  schöne  Stucke  unserer  Jlias  mögen 
nehmen  laa.sen,  auf  Verschiedenheit  der  Verfasser  der  sich  wider- 
äprecheuden  Stellen,  auf  Entj^tehung  unserer  Ilias  aus  Eiuzelliedern, 
deren  verschiedene  Verfasser  sich  nicht  umeinander  zu  kümmern,  nicht 
auf  einander  Kückdicht  zu  nehmeu  hatten,  da  vielmehr  jeder  den  von 
ihm  gestalte ten  Theil  der  Fabel  so  vortnig,  wie  er  ihn  sich  zuvor  von 
seinen  Zuh^reni  liatte  erzählen  lassen,  wie  er  ihn  an  dem  Orte,  wo. 
bei  den  Zuljorern,  vor  denen  er  sang,  vurgefunden.  Halten  wir  die 
allgemein  angenommene  und  aristarchische  Lesart  fest,  so  haben  wii 
in  der  Begleitung  der  Leiche  des  Harpalion  durch  seinen  Vater  eine 
EigenthGuilichkeit  zu  constatiren,  von  der  wir  in  andern  Liedern  keine 
Spur  gefunden* 

Von  den  neuem  Kritikern  hat  zuerst  Fr.  A.  Wolf  dieses  Wider- 
spruchs gedacht.  Er  sagt  Proll  p.  80  (133)  mit  Anm.  99:  nam  etsi 
uetustis.sima  aetas  Graecoi-um  in  edolaudo,  oruando  comendoque  hoc 
|K>§ta  omne  studlum  c«diocauit,  reliquit  ea  tarnen  Pylaemenem 
niiois  cito  fati  sui  oblitnm  et  Bimitia  plura  quae  critict  postea  unice 
quaerentes  quid  iirn/rnaag  tenari  et  arti  conueniiet,  obelis  et  emen- 
dationibus  sui^  ad  ordmem  et  concordiam  redigere  conati  sunt«  Atqne 
id  quidem  nonnunquam  minus  feliciter  uel  constanter.  üt  in  illo  Py- 
l&emene,  filio  Harpalioni  in  fnnus  prodotiute  J\  H58,  cum  ipse  occisus 
esset  K  57H.  de  t^uo  luyhm  iduros  ilh>rum  rationes  propiujiut  scholl, 
«t  Eustathius.  earum  nulla  si  quid  uideo  uera  est,  uua  longe  ineptis- 
sima,  qua  corrigitur:  ^tiia  d^  oi  öfpt  nctii^Q  /Je.  banc  tarnen  Barne- 
sitts  ornanit  proprio  nersiculo.  alii  nuper  ipsum  poetam  obliüionis 
accusabant,  quod  commentum  nulli,  puto.  Aristarcheorum  ueterum 
probatum  fuisset.  nam  alius  quidem  iu  bis  rebus  aliam  famam  aut 
»dem  in  diuersis  scriptis  diuersam  sequi  potest,  non  ideni  in  eodem 
oariare  et  quidem  breui  interuallo  unius  operis.  denique  tale  quid 
potestexcidere  recentiori  poetae  fabulas  operose  colligenti,  lumdotdtpt 
qui  in  hac  doctrina  habitat.  melius  certe  oUm  quidam  utrumque 
uersum  expungebant,  quae  breuissima  sane  uia  est  ad  omnem  discre- 
paatiam  et  difficuliitem  tollendam.  atiis  uero  locis  »im  incuria  siue 
praaa  religio  deterruit,  quomiuus  onvnia  eicerent^  quae  rerum  summam 
#t  aequabileni  tenorem  turbai-eut.  So  Wolf,  und  wer  wollte  nicht  dem 
Vater  der  hom.  Frage  in  allem,  was  er  hier  sagt,  unl>edingt  recht 
geben?  Zuzufügen  ist  seinen  Bemerkungen  nichts,  jeder  Satz  redet  fflr 
sich  selber  und  muss  dorn  nachdenkenden  unbedingte  Zustimmung  ab* 
ndtUigen. 

Ingerslev  de  origine  carm,  Hom,  p,  110  verzeiclmet  die  fwei 
Stellen,  wo  Py htimenes  tfrscheint  als  mit  einander  in  Widersprach 
-'  »der  im  F.'  uier  Hom<  ^     lurch 

"i  ir*rhohing '!►  ii>ohuelii  -lieh- 


880        jET.  Benicken,  Das  Wiedererscheinen  des  Pylaimones  ete. 

keit  grossen  Anstoss  gebend.  Der  Art  seiner  Arbeit  gemäss  begnügt 
sich  Ingerslev  im  zweiten  Theile  Widerspräche,  Unebenheitea,  Aa- 
stGsse  über  den  ganzen  Bereich  der  Ilias  zosammenzastellen,  ohne 
jedoch  die  durch  die  Zusammenstellung  angeregten  Fragen  irgend  in 
lösen.  Die  sehr  vorsichtigen  Versuche,  die  er  damit  macht,  geben  kein 
entschiedenes  und  irgend  aufzunehmendes  Ergebnis.  Er  kommt  nur 
zur  Scheidung  der  Ilias  in  drei  grosse  Abschnitte,  deren  jeder  mehrere 
Bücher  umfasst. 

Färber  progr.  Brandenburg  1841  p.  18  bezeichnet  die  ganze  Stelle 
N  643—660  als  interpoliert  in  das  grosse  Gedicht,  welches  er  im 
zweiten  Theile  der  Ilias  erkennt.  Warum  er  trotzdem,  dass  er  E  einem 
andern  Verfasser  zuschreibt,  als  das  grosse  nach  ihm  einheitliche  Ge- 
dicht, das  A-  X  umfassen  soll,  den  von  Aristophanes  undAristarcbos 
gezeigten  Weg  der  Athetese  beschreitet,  ist  weder  von  selbst  er- 
sichtlich noch  von  ihm  ausdrücklich  angegeben.  Es  scheint  ihn  nur 
der  Widerspruch  dieser  Stelle  gegen  E  und  ein  zeitweiliges  Vergessen 
der  eigenen  Ansicht,  nach  welcher  E  nnd  N  verschiednen  Verfassern 
gehören,  bewogen  zu  haben,  des  Aristarchos  Urtheil  zu  dem  seinigeo 
zu  machen,  ja,  indem  er  nicht  nur  wie  Aristarchos  658  f  i>trich, 
sondern  den  ganzen  Abschnitt  von  Harpalion  beseitigte,  noch  über 
ihn  hinausgehen,  wozu  nicht  einmal,  wenn  man  die  Einheit  der  ganzen 
Ilias  um  jeden  Preis  festhalten  will,  ein  stichhaltiger  Grund  vor- 
handen ist. 

Auch  H.  Düntzer  will,  wenigstens  eventualiter,  athetieren  (cfr.ges. 
abh.p.266),  aber  nicht  in  iV,  wie  Aristarchos,  sondern  in  £,  wo  er  nach 
dem  Vorgange  der  freilich  von  Düntzer  nicht  erwähnten  beiden  Gelehr- 
ten 0.  Müller  griech.  lit.  1, 9 1  und  Geppert,  von  denen  der  letztere  ürspr. 
der  hom.  ged.  I,  29  sich  gegen  die  Annahme  einer  Homonymie  wie 
gegen  die  Athetese  in  iV  ausspricht,  dagegen  Beseitigung  von  £  576  ff., 
freilich  ohne  irgendwo  sachliche  oder  sprachliche  Gründe  gegen  sie 
vorzubringen,  empfiehlt,  während  der  erstere  einfach  sich  begnügt, 
ein  Aufopfern  vor  JB  576  ff.  vorzuschlagen,  die  Echtheit  des  Abschnittes 
576 — 589  in  Frage  stellt,  ohne  freilich  dafür  Gründe  anzugeben  nnd 
obwol  auch  er  E  einem  andern  Verfasser  zuschreibt  als  iV,  nämlich 
dem  der  von  ihm  in  F — H  vermeintlich  entdeckten  Ilias,  während 
N  nach  ihm  zur  Achilleis  gehört,  die  er  in  A,  0,  A—  X  glaubt  nach- 
gewiesen zu  haben.  Warum  er  an  der  hieher  gehörigen  Stelle  von  £ 
eine  geschehene  Interpolation  für  wenigstens  möglich  hält,  ist  ohne 
Gründe  um  so  weniger  erfindlich,  als  der  Gelehrte  ja  den  Widerspreck 
zwischen  E  und  N  durchaus  nicht  als  eine  Athetese  b^ründend  an- 
gesehen wissen  will,  vielmehr  ges.  Abb.  p.  256  ausdrücklich  ausspricht, 
dass  in  Dingen,  wie  sie  hier  in  Betracht  kommen,  verschiedene  Dichter 
sich  sehr  wol  widersprechen  konnten,  eine  Ansicht,  gegen  welche  na- 
türlich nichts  zu  erinnern  ist.  In  seiner  altern  Schrift  de  Zenodoti 
studiis  Homericis  berichtet  derselbe  Gelehrte  p.  102  nach  Eustathios 
p.  953,  4  f.,  dass  Zenodotos  schon  vor  Aristarchos  nnd  Aristophanes 
diesen  Widerspruch  zwischen  E  und  N  entdeckt  nnd  um  ihn  zu  beeei- 


JP7.  Benicken^  J>aä  Wi^rersch einen  dei  Pytaimencs  etc-        887 


r 

^^^M  iu  iV  den  Nameu  PjlaiuieDOs  darcb  Kylaimones  crseUt  habe,  ein 
piiiftui]ftsmitt€l,  das  sich  deiißu,  aber  welche  wir  oben  aus  den  ."^^choli^u 
bevichtet^Dt  wAi-dig  an  die  Seite  ätellt.  Ja,  weDn  sich  orweisöu  liesse, 
dass  Zenodotoa  hier  auf  Grund  guter  hundschriftlich&r  üeberlieferang, 
die  Aristophanes  oder  Aristarchoä  entwc'der  nicht  gekaunt  oder  leicht- 
sinnig bei  Seite  gesetzt,  geschrieben  hätte,  wie  er  geiicUneben  hat, 
I      dann  wäi-e  der  Widerspruch  hci^eitigt.  Aber  Jeider  rnüi^^t^n  wir  Düntzor 
^becht  geben,  wenn  er  hehüuptet,  Zenodutos  habe  hier  lediglich  um 
^raen  Widerspruch  zu  beseitigen  und  auü  Cocjector  Kilatfdvwi;  ge- 
[      setzt*    Bei  Artälarchos  findet  8ich  keine  Spur  von  dieser  Lesart,  und 
wir  kennen  ^mi  Verfahren  doch  n<ich  geiade  hinreichend,   um  tu 
wissen,  dasa  er  nur  immer  den  beteten  Autoritäten  folgte»  der  Conjectur 
abi^r  keinen  Zutntt  gestattete.    Aristuphaneä  wie  Arkitarchos  werden 
in  ihren  Quellon  in  Uiibereinstinmiung  JhXatftiyio^  gefunden  haben 
und  dadurch  veranla.ist  ^^ia,  nach  andern  Mitteln,  den  Widerspruch 
SU   beueitigen*  auhzusr bauen.  In  seiner  Schulausgabe  wirft  Düot^er 
666 — 659  aus  Dadurch  wird  allerdings  der  Widerspruch  beseitigt. 
b«r  was  der  Gebohrte  ^ur  Begrüudung  .meiner  Meinung  anfHibrt,  es 
i  doch  gar  zu  .Helt^am.  daas  der  alte  Vater  nichts  weit^vr  zu  tl  an 
la,  als  hinter  dem  Wagen  xu  gehen«  auf  dem  der  Sohn  als  TAicho 
ren  w«^rde»  und  dass  *J51I  durcJi  da^  Folgende  widerlegt  werde, 
gleich  darauf  Hat  i  riLhen  werde,  daa  kann  nicht  als  ge- 

de  Begründunj^    w  u  werden.    Denn  wau  Düntzer  und 

ielleicht  wir  mit  ihm  seltsam  linden  ,  braucht  deshalb  nicht  auch 
lern  Jugeudliclieu  und  naiven  Zeitaltür  üomurä^  seltsam  evBchieneu 
sein.   l>i&  bom,  («edichto  dürfen  nor  aui*  .sich  selbst,  d.  h.  aus 
tten,  Anschauungen.  Destrebungea  der  Zeit  ihrer  Entstehung  be- 
rtheiit  werden,     liieren  Gcsichlspunct  zuerst  aufgcfnudcn  und  auf- 
istellt  und  durch  die  ganze  llias  zur  Geltung  gebracht  und  durch- 
führt XU  habeu»  i^t  nicht  das  geringste  ^'erdienät  dcü  Altmeii^ters 
ristÄrcho«.  Was  nun  da^  x weite  Argument  von  l>rtntzer  betrifft,  so 
lOnnen   wir  einen  Widerspruch  «wischen  fi59  und  dem  Folgenden 
icbt  als  vorhanden  anerkennen«     Denn  einmal  erlegt  ja  Parts  im 
Igendon  nicht  den  Morder  des  Har[>alion,  den  Menelaut*-,  .sondern 
neu  gan:t   unbedeutenden  Mengcln-n,  ßuchehor.  und  dann  wird  der 
alttt  Vater  von  dieser  ine  hl,  gar  ni  '  ibr, 

da  er  «ich  ja  vom  Sein  hat.     Al^o  au'  i^ser 

Aibetese  ist  dem  Widersprudie  nu^ht  beixukommen.  Dass  UUntter 
den  Vei^uchen  der  Alten  nicht  beistimmt,  ist  durcbam^  anaeuer* 
kannen. 

Poch  zu  Döntxcrs  Ansucht  Ober  diese  Stelle  hat  uns  etwas  zu  früh 
der  Umstand  ^efahrt.  dass  er  mit  Färber  im  Heilmittel  übereinstimmt. 
1  und  ?. war  an  dcmnelben  Stellen,  nur  dass  Färber 

ji  1  ii  will,  als  Düutxer,  letzterer  aber  auch  in 

£  möglicherweise  athetioren  tu  können  meint.  Wir  m(ls»on  jetzt 
wieder  ein  wenig  rtlckwArts,  sogar  fllwr  Farber  hinausgehen  und  iu- 
jeben,  wi<»  Spitzner  sich  zu  ilem  Widerspruche  stellt*  Zunächst  führt 


888       M.  Benicken,  Das  Wiedererscheinen  des  Pylaimeoes  etc. 

er  eine  Note  aus  Scholl.  6L.  an  zu  JV  657,  worin  von  Athetese  des 
Yeraes  wegen  ungenauen  Gebrauches  von  aviaavzeg  und  wegen  der 
Ungewöhnlichkeit  der  Thatsache,  einen  Gefallenen  in  feierlichem  Zuge 
nach  Ilios  zu  führen ,  geredet  wird.  Die  Scholiennotiz  gibt  Gründe 
an,  die  wir  von  mehreren  Standpuncten  aus  als  nichts  für  Unechtheit 
beweisend  bezeichnen  müssen.  Sie  können  nur  für  einen  Vertheidiger 
der  Einheit  einige  Beweiskraft  haben.  Dann  kommt  Spitzner  zur 
Hauptfrage  wegen  des  Pylaimenes,  stellt  zuerst  das  bis  zu  seiner  Zeit 
vorliegende  Material ,  vornehmlich  aus  den  Schollen  und  dem  Eusta- 
thios  fest.  Dabei  erwähnt  er,  dass  Bothe  die  von  den  Alten  athe- 
tierten  Verse  in  Klammern  gesetzt,  Thiersch  über  die  Urgestalt  der 
Odyssee  p.  35  die  wunderliche  Erklärung  aufgestellt,  Pjlaimenes  m 
in  E  schwer  verwundet  und  übel  zugerichtet  in  der  Griechen  Hände 
gefallen  und  dann  wieder  aus  der  Gefangenschaft  entkommen  und  zu 
den  Seinen  zurückgekehrt.  Bei  dieser  Erklärung  wird  Homer  nicht  ausge- 
legt, sondere  in  den  Homer  hineingetragen,  was  vielleicht  darin  stehen 
könnte  und  mancher  vielleicht,  um  über  den  Widerspruch  hinwegia- 
kommen,  lesen  möchte.  Sicher  ist  dieselbe  nicht  weniger  wnnderüch 
und  unwahrscheinlich,  als  der  Widerspruch  selbst  gegenüber  der 
unzweifelhaften  Wahrheit,  dass  die  einzelnen  Theiie  der  Dias,  für 
sich  und  ausserhalb  des  Zusammenhanges  des  Ganzen  betrachtet, 
eine  Vollkommenheit  zeigen ,  wie  sie  keiner  von  allen  Dichtem  der 
ganzen  Welt  je  erreicht.  Natürlich  billigt  Spitzner  die  vorgeschlagene 
Erklärung  und  vermeintliche  Lösung  des  Widerspruches  nicht,  und 
es  ist  in  derThatzu  verwundern,  dass  sie  in  der  Jenaer  Literaturzeitung 
von  1823,  Volum.  3,  p.  390  von  einem  Gelehrten  gebilligt  werden 
konnte.  Die  Argumente ,  welche  Spitzner  gegen  Thiersch  vorbringt, 
sind  durchaus  haltbar.  Es  lässt  sich  nicht  leugnen,  dass  Menelaos  in 
£  den  Pylaimenes  getödtet.  Es  ergibt  sich  das  aus  dem  Gebrauch 
von  iXäiv^  ergibt  sich  auch  aus  der  Wunde,  welche  Menelaos  dem 
Pylaimenes  beibringt,  ausserdem  ist  nicht  erfindlich,  wie  Pylaimenes 
sollte  aus  der  Gefangenschaft  entkommen  sein.  Nothwendig  hätte 
einen  so  wichtigen  Umstand  ein  epischer  Dichter,  dem  die  Wahr- 
scheinlichkeit seiner  Erzählung  über  alles  gehen  muss,  erzählen, 
ja  weitläufig  ausführen  müssen,  wie  es  in  mehreren  hom.  Liedern  in 
Bezug  auf  Antiphos  A  104  ff.  und  Lykaon  <2>  35  ff.  geschieht. 
Spitzner  selbst  lässt  nach  Widerlegung  des  allerdings  unbrauchbaren 
Ausweges  von  B.  Thiersch,  der  sich  dem  Umsichtigen  übrigens  leicht 
als  weitere  Ausführung  einer  schon  in  Schol.  ^  zu  £  576  angedeu- 
teten Möglichkeit  ergeben  wird  ,  die  Wahl  zwischen  den  beiden  Vor- 
schlägen, die  Aristarchos  gemacht,  wir  meinen  die  Athetese  und  die 
Homonymie.  Dass  beide  Vorschläge  beim  heutigen  Stande  der  For- 
schung vielerlei  gegen  sich  haben,  ist  bereits  oben  angedeutet.  Wir 
können  keinen  von  beiden  trotz  der  Grösse  ihrer  Vertheidiger  aner- 
kennen, uns  beweist  das  Wieder  vorkommen  des  Namens  ganz  etwas 
anderes. 

Fäsi  erkennt  zu  £  576  den  Widerspruch  dieser  Stelle  gegen  2V 
658  ff.  unumwunden  an,  bemerkt  aber  dabei,  aus  was  für  einem 


S.  Benicken,  Das  Wiedcrerscheiiiea  des  Pylikimene»  ctc*        880 

Grande,  ist  durchaus  Dicht  zu  sagen,  das  in  E  über  Pylaimenes  (le* 
sagt«  sei  auffallend  l$urz  und  wie  absichtlich  unirolteDdet.     Ob  wol 
dadurch  das  erzählte  Faetoiu,  dass  Pjlaimenes  hier  gefallen,  aufjfe- 
heben  wird?  Offenbar  wollte  Fäsi  nur  den  durch  seine  eigene  An- 
merkung etwa  aufmerksam   gewordenen,  fragenden  Schuler  von  der 
Huuptaache  ablenken.  Zu  A  043  hebt  er  hervor,  der  hier  genannte 
Pylaimenes  sei  ohne  Zweifel  dei*selbe,   der  £  576  ff,  als  (Igy/rg  fia- 
(f'Xayonifv  genannt  und  als  von  Menelaos  erlegt  bezeichnet  werde,  hier 
rerde  er  noch  am  Li>ben  f^edacht,  und  verweist  dazu  auf  p.  7  seiner 
Einleitung,  Da  aber  erhalten  wir  den  allerdings  überraschenden,  aber 
"die  Frage  nicht  lösenden  Aufschhiss,  in  Nebendingen  und  so  auch  in 
jlen  Namen  der  einzelnen  Kämpfenden  und  Fallenden,  sofern  es  nicht 
lauptpersonen  und  in  der  Sage  feststehende  Charaktere  seien^  dürfe 
San  nicht  historische  Genauigkeit  erwarteu,  ja  man  könne  sogar  an- 
Shmen,  da^s  in  den  ?orhandenen  und  zu  einem  Ganzen  verbundenen 
Ingen  sich  allerlei  directe  oder  indirecte  Widersprüche  fanden, 
die   Kamen   der   untergeordneten    Personen,   zum   Theil   nach 
Iblicklichem  Bedürfnis  erfunden  oder  doch  nur  aus  der  Sage 
ßgegriffen  seien.  Aber  wo  bleiben  die   Beweise  für  alle  diese 
aptungeu?  Es  sind  blosse  Annahmen,  blosse  Hypothesen,  durch 
h«  Fiisi  um  die  offene  Anerkennung  der  bewiesenen  Ansicht  Lach- 
jns  herumkommen  wollte.  Wr.s  M  denn  das  für  ein  künstlerisches, 
BS  einheitlicher  Comjiasition  hervorgegangenes  Ganze,  desüen  ein- 
slne  Theile  in  ihrem  V'erhältnisse  zu  einander  directe  oder  indirecte 
Hdersprüche  zeigen ,  in   dessen  Fügung  sich  manche  Unebenheiten 
ftdenV  Ist  nicht  dies  alles  durch  den  Begriff  eines  künstlerischen, 
sich  vollendeten  Ganzen  ausgeschlossen  V  Oder  j>ucht  man  bei  Ho- 
lierus  ein  anderes  al«  ein  künstlerisches,  einheitliches,  in  allen  Thei* 
in  sich  einiges  und  vollendetes  Ganze  V  Was  wäre  denn  das  für 
ärmlicher  Dichter,  der  ans  einer  Fülle   von  Einzelliedern  ein  in 
abgerundetes  Ganze  schaffen  wollte  und  so  wenig  den  Begriff 
'U  gefasst   hätte  oder  so  wenig  seines  Stoffes  und  der  Ge- 
lt mittel   Herr  gewesen   wÄro,  dass  er  seihst  auf  fast  allen 
functen  die  Einheit  und  Ganzheit  gestört,  der  Widersprüche,  Un- 
benheiten,  Unzutrüglichkeit^m  mehr  zugelassen  hätte,  als  der  ein- 
Bitlichen   Momente?    Und    welche   Dinge  sind   denn    Nebendinge, 
be  Personen  sind   denn  Nebenpersonen,   sind  denn  nicht  m  der 
1  fes^tstohende  Charaktere?  Wie  wird  es  denn  bewiesen,  dass  der 
Bchter  die  Namen  untergeordneter  Personen  erfunden  oder  willkür- 
^aus  der  Sage  heraufgegriffen  liat?    Fäsi  löst  uns  mit  seinen  un 
luBse  an  Fried  [anders  C  ut  e  rs  ach  un  gen  gemachten  Bemerkungen 
I  von  den  schworen  Bedenken,  welche  uns  bei  Zusammeuhaltung 
hier  uns  zur  Betrachtnng  vorliegenden  Stelleu  und  ihi-er  unbefan- 
enen  Untttrsuchung  aufstossen. 

H.  Franke,   der  die  neueste  Auflage  von  Füsi's  Utas  besorgt 

It,  wiederholt  die  Aumerki       '      ^  m  E  576  wortlich,  nur  l4ssi 

dtvti  zur  Erkiäruttg  des  \^         ;    ichtvs  dienen  sollenden  Zusatz. 


890       H.  Benideen,  Das  Wiederencheinen  des  Pylaimenes  etc. 

das  hier  über  Pylaimenes  Gesagte  sei  auffallend  kurz  und  wie  absicht- 
lich unvollendet ,  weg ,  so  dass  nun  seine  Anmerkung  ein  unumwun- 
denes Zugeständnis  des  vorhandenen  Widerspruches  in  noch  höherem 
Grade  enthält,  als  die  Bemerkung  in  der  ihr  von  Fäsi  gegebenen  Ge- 
stalt. Uebrigens  wundert  man  sich  billig,  dass  Franke,  der  sich  wie- 
derholt als  tapferer  Kämpfer  für  Lachmanns  Principien ,  ja  sogar 
für  seine  Ausführung  derselben,  für  die  Herstellung  der  lieder,  wie 
sie  Lachmann  gegeben,  erwiesen,  in  der  Einleitung  zu  der  neuen  Auf- 
lage jener  Ausgabe  p.  V  fast  wörtlich  und  ebenfalls  ohne  irgend  einen 
Versuch  zum  Beweise  zu  machen  die  oben  von  uns  besprochene 
und  widerlegte  Auseinandersetzung  Fäsi^s  aus  der  Einleitung  der 
froheren  Ausgabe  p.  7  wiederholt^). 

La  Boche  erkennt  in  seiner  Schulausgabe  zu  E  576,  wie  zu  ü 
658  den  Widerspruch  ebenfalls  ausdrücklich  an,  indem  er  die  Iden- 
tität der  Person  an  beiden  Stellen  hervorhebt  und  die  von  den  Alten 
gemachten  Versuche  zur  Beseitigung  des  Widerspruches  zurückweist 
Wenn  er  aber  zur  Erklärung  und  Entschuldigung  desselben  zu  £  576 
zufQgt:  unsere  Stelle  scheint  demnach  an  einen  unrichtigen  Ort 
gesetzt  zu  sein ,  so  hat  schon  mit  Hecht  Hermann  Bonitz  Ursprung 
der  hom.  Gedichte  "^  p.  74  (p.  63  der  3.  Auflage)  Anm.  86  sich  dahin 
ausgesprochen ,  dass  sich  dieser  Erklärungsgrund  schwerlich  werde 
rechtfertigen  lassen.  Was  sollte  wol  aus  unserer  Hias  werden,  wenn  man 
die  vorhandenen  grossen  und  kleinen  Widerspi-üche  alle  oder  auch  nur 
zum  Theil  durch  Umsetzung  der  Stellen  beseitigen  wollte,  was  man 
doch  musste,  wenn  man  die  Ansicht  hat,  bei  der  Wiedersammlong 
der  ursprünglich  einheitlich  componierten,  aber  in  Folge  von  Tren- 
nung und  Vereinzelung  beim  Vortrage  auseinander  gerissenen  hom.  Ge- 
dichte sei  nicht  die  urspi-üngliche  Ordnung  wiedergefunden,  sondern 
viele  oder  manche  Stellen  seien  an  verkehrton  Ort  gerathen  und  da- 
durch Widersprüche  entstanden.  Und  wohin  sollte  man  in  einem 
Ganzen,  wie  uns  die  Ilias  nun  doch  einmal  vorliegt,  unsere  Stelle  von 
E  oder  vielleicht  die  ganze  ^lo^rjäovg  agiareia  setzen  ?  Oder  soll 
man  vielleicht  den  in  Betracht  kommenden  Abschnitt  von  N  vor  £ 
576  irgendwo  unterzubringen  suchen?  Aber  der  passt,  mögen  auch 
einige  Gelehrte  ihn  athetieren  wollen,  ganz  vortrefflich  in  den  Zu- 
sammenhang ,  wo  wir  ihn  lesen.  Und  worauf  sollte  man  wol  nach 
Ausscheidung  des  Abschnittes,  das  auf  naidog  Ted^vnwrog  im  letz- 
ten Verse  desselben  sich  so  ti*efflich  beziehende  Toi  de  II  'qiq  dno^ 
xTafievoio  xalwS-r]  in  N  660  beziehen?  Etwa  über  die  von  Menelae^ 
handelnden  Verse  iV  618 — 642  hinweg  auf  den  von  Menelaos  nach 
N  615 — 617  getödteten  Peisandros,  der  611  genannt  ist.  Wer  nach 
dem  Vorschlage  von  La  Roche  verfahren  wollte,  würde  in  die  reinste 
Willküi*  hineingerathen.  Es  gibt  eben  für  alle  die  Schwierigkeiten, 


')  Band  111  der  Franke'schen  Bearbeitung  der  Fäsi*schen  Hias  wv 
zur  Zeit  der  ersten  Niederschrift  noch  nicht  erschienen.  Jetzt  ergeben 
wir,  dass  zu  i\r  643  Pranke  Fäsis  oben  besprochene  Anmerkung  wörtlidi 
wiederholt. 


H,  B0mkik€n,  Da«»  WiddererscheineD  de«  I^kim6ti6t  «k;         901 


"Erv 


ÜQZntr&glichlceiten,  Widersprftclie  im  Bereiche  utiftdrer  Utas  kelue 
fache  und  begründete  L>snng,  als  die  eine,  den  einen  und  untbeil- 
en  Hüttieroe,  dem  nach  der  Meinung  mancher  Gelehrter  alter  und 
neuer  Zeit  wwler  ein  Vers  genommen  noch  ein  Vers  zugesetzt  wer- 
den kann,  aufzugeben  und  eine  Fülle  von  Einzeliiedern  anzunehmen, 
ans  der  uns  in  der  llias  eine  Anzahl  —  Lachmann  sonderte  neunzehn 
aiis,  andere  erkennen  mehr,  andere  weaigert  und  viide  restituieren 
sie  Anders,  als  Lachmann  that  —  in  eine  noth  dürft  ige,  sehr  b&nfig 
ht  ganz  gelungene  Einheit  gebracht  erhalten  ist. 

L.  if erlach  (PhiloL  30,  20)  thut  dieses  WiderMpniches  auch 
Irwähnung  und  will  seinen  voran sgestttzten  einhmtlich«»n  Homeros, 
für  welchen  übrigens  bis  jetzt  etwa  abgesehen  von  Kiene  Niemand 
schwächere  Gnlnde  vorgebracht,  als  L.  («erlach,  durch  Annahme 
einer  in  jV  geschehonen  Interpolation  befreien,  deren  Verfasser, 
dessen  Thätigkeit  hier  ähnlich  wie  in  den  Schollen  als  duKh  N  643 
veranlasst  erklärt  wird,  sich  durch  GedächtuisschwAche  und  sachlich« 
wie  sprachlklie  Wiuulerllchkeiten  verrathen  soll,  wie  durch  das  Auf- 
I  det^  GetOdteteu  auf  einen  Wagen  und  die  Unklarheit  von 
^.  Allein  beide  Einwendungen  gegcm  die  Echtheit  der  Stelle 
sind  nicht  stichhaltig.  Allerdings  wird,  wie  wir  schon  oben  hervor- 
höhen,  sonst  ein  Getodteter  nicht  auf  den  Wagen  gelegt  uder  gesetzt 
und  im  feierlichem  Trauerzuge  zur  Stadt  geführt.  Aber  dass  dos 
sonst  nicht  geschieht,  kann  für  uns  nur  beweise«,  da?s  diese  Stelle* 
na»ch  welcher  es  geschieht,  einem  eigenen  Dichter  gehört,  der  einer  Ge- 
staltder  Kabel  folgte,  die  vielleicht  auch  noch  bei  andern  Helden  einen 
ielcheu Trauerzug  geschehen  liess.  So  bewiese  also  die  Stelle  vielmehr 
die  von  uns  vertheidigte  Ansicht  vtjin  *Ur  Itias,  und  wir  können 
möglich  zugeben,  dass  uns  dieser  Beweis  durch  unbegründete  Strei- 
chung der  Verse  genommen  wird.  Was  /ro/rjj  betrifft,  so  kann  man 
das  Wort  sogar  in  der  Bedeutung  Rache  fassen.  Denn  ^enn  auch 
Paris  im  Folgenden  aus  Zorn  um  den  Gefallenen  anstürmt  und  ihn 
sa  rächen  sucht,  so  trifft  er  ja  doch  nicht  <)•  i  sondern  nur  den 

Enchenor,  und    ausserdem  wird  der  im  1  nach  Bios  wan- 

dernde Vater  von  dieser  nicht  einmal  eigen titcbeu  und  wirklichen 
Ka<5he  nichts  gewahr.  Dem  Vater  ist  also  im  eigentlichen  Sinne  keine 
Hache  HAr  den  gefallenen  Sohn  zu  Theil  geworden*  Aber  besser  wird 
n  nntrtj  durch  Sühne,  Blutgeld  wied^^rgelten.  Denn  ,  war  auch 
ihne,  Blutgeld  ftir  einen  im  Kjricge  Gefallenen  vom  Feinde  nicht 
f»i  li.  so  konnte  doch  der  Dichter,   der  Gefallen  am  Ausninlen 

n>n  hat.  difls;iusdrOckhc:h  erwähnen,  dass  in  diesem  Falle  dem 
Vau  j  tiicht,  wie  wenn  der  Sohn  im  Frieden  von  einem  andern  unver* 
>eUt<u»  erschlagen  worden  wire,  für  den  gefallenen  Sohn  Blutgeld* 
hne  tu  Theil  wurde.  Wir  glauben  hiermit  das  fOr  unsere  Stelle  und 
für  andere  gleich  oder  rthultch  lanteudo  der  Dias  richtige  gefunden 
zu  haben,  und  halti'u  es  für  ßberflaesig  mit  Gerlach  noch  weiter  Ober 
die  ^3  '^  oder  l  nmöglichkeit  der  Bedeutung  Ersatz  (n&ml ich 

durch  lues  neuen  Sohuee)  für  /ronr^^  die  er  des  Weitern  and 


»IUI 


89iS        H.  Benicken,  Das  Wiedererscheinen  des  Pylaimenes  etc. 

Breitern  erörtert,  zu  rechten.  Uebrigens  unterlägst  Gerlach  ganz, 
anzugeben,  in  welchem  Umfange  er  die  Stelle  von  Pylaimenes  in  N 
für  interpoliert  hält.  Man  sieht  nicht ,  ob  er  mit  Aristophanes  und 
Aristarchos  zwei  Verse  oder  mit  Scholl.  BL.  auch  noch  JV  657  oder 
mitDüntzerin  der  Schulausgabe  auch  noch  iV^  656  athetieren  will.  Von 
der  Athetese  Düotzers  sagt  Gerlach  kein  Wort,  ebenso  wenig  erwähnt 
er  Färber  oder  Spitzner  oder  andere  Vorgänger,  mit  denen  er  sidi 
berührt.  Es  ist  aber  offenbar  nöthig,  ehe  man  selbst  etwas  aufetellt, 
sich  umzusehen ,  was  andere  früher  über  dieselbe  Sache  gesagt.  Mit 
Becht  nennt  Bemhardy  es  eine  freilich  leider  zur  Gewohnheit  gewordene 
philologische  Unart,  dass  jeder,  der  hom.  Untersuchungen  unter- 
nehme ,  von  vorne  anfangen  zu  dürfen  vermeine  und  sich  über  ältere 
Forschungen  hinwegsetze. 

Nitzsch  (Beitr.  zur  Gesch.  der  ep.  Poesie  p.  347,  Anm.  61) 
führt  N  658 — 659  als  Beweis  dafür  au,  dass  der  von  ihm  als  Postu- 
lat vorausgesetzte  Eine  Dichter  der  ganzen  Ilias  Homeros  das,  was 
er  in  alten  Liedern  gefunden,  bisweilen  so,  wie  es  war,  belassen  habe, 
und  gibt  einen  Gedächtnisfehler  zu,  den  jener  Eine  Dichter  begangen 
habe.  Allein  mit  solchen  Zugeständnissen  wird  der  an  andern  Stel- 
len der  immerhin  ganz  bedeutenden  (cfr.  Köchlj,  dissert.  de  B.  cann. 
III,  p.  4  f.)  Bücher  von  Nitzsch  hoch  erhobene  Dichter  anf  das  Ni- 
veau gemeiner  Bänkelsänger  herabgedrückt,  die  nicht  wissen,  was 
sie  thun ,  es  wird  so  seine  Poesie  auf  gleiche  Stufe  gestellt  mit  der 
verwilderten  deutschen  Poesie  des  16.  Jahrhunderts,  von  der  Lach» 
mann  in  den  Briefen  an  Lehrs  spricht  (cfr.  Friedländer  hom. 
Kritik  p.  VI).  Wer  aber  möchte  um  diesen  Preis  die  Einheit  der  Com- 
position  annehmen  ?  Nitzsch's  Hervorhebung  des  Dichtergenius,  die 
immer  und  immer  wiederkehrt,  kann  Bedenken,  wie  sie  Widersprüche 
gleich  dem  angeführten  rege  machen,  nicht  beseitigen,  sie  kann 
nicht  nachweisen ,  dass  Lachmanns  Standpunct  nun  endlich  als  ein 
überwundener  gelten  müsse,  sie  wird  vielmehr  durch  die  von  Lach- 
mann und  nach  ihm  von  andern  hervorgehobenen  Unzuträglichkeiten 
als  unberechtigt  dai'gethan.  Wir  stehen  durchaus  nicht  allein  mit 
der  Anerkennung  des  Lach  mann 'scheu  Principes  der  Kritik ,  der 
Grundanschauung ,  welche  in  unserer  Dias  eine  Sammlung  von  Ein- 
zelliedern sieht,  wenn  auch  die  Herstellung  der  Einzellieder,  wie 
sie  Lachmann  gegeben ,  von  manchen  Vertheidigem  des  Lachmann*- 
schen  Principes  nicht  anerkannt  wird.  Auf  sie  kommt  es  übrigens 
auch  uns  weniger  an,  als  auf  die  Sicherstellung  des  uns  über  allem 
Zweifel  stehenden  Principes  Lachmanns,  von  dessen  Einzelliedem 
uns  auch  in  der  ihnen  vom  Meister  gegebenen  Gestalt  die  meisten 
übrigens  als  die  ursprünglichen  gelten,  wiewol  wii*  nicht  leugnen, 
dass  man  vielfach  die  gegebene  Gestalt  nicht  ganz  zwingend  be- 
weisen kann.  Ueber  die  Gestalt,  welche  die  einzelnen  Lieder  ur- 
sprünglich hatten,  wird  wol  eine  Einigung  nie  erzielt  werden,  wol 
aber  kann  man  sich  allmählich  vielleicht  in  der  Anerkennang  des 
Principes  einigen  und  die  Ilias  als  eine  Liedersammlong  annisehen 


H.  Bf  nicken,  Pas  Wietief  erscbeinen  4eß  PjlÄimcnes  etc,        B0S 

kb  ^ewöbnen,  *^ine  Einigung;,  deren  Eintritt  wir  auch  im  Interesse 

i«T  Schule  und  ihrer  Lehrer  auf  einen  recht  bald  igen  Termin  wünschen. 

Im  geraden  Gegensätze  zu  Nitzsch's  Meinung,  nach  welcher. 

ras  A^  1  —  0390  in  unserer  Dias  steht,  durchaus  angemessen  und 

ei  Beurtheilung  vom  nationalen  Standpuncte  vollständig  passend 

ein  soll»  erklärt  Schümann,  zunächst  de  reticent,  Hom,  p.  27,  dann 

den  neuen  Jahrbüchern»  Band  69  p.  20  diese  Stöcke   für   nnmug- 

tich  innerhalb  des  Zusammenhatiijes  der  uns  überlieferten  Utas,  Unter 

für  seine  Meinung  von  ihm  beigebj-achten  Argumenten  hndet  sich 

eine  Berufung  auf  den  offenkundigen  Widerspruch  in  Betreff 

les  Puphlagoniorfürsten  Pjlajniene«,  den  ein  vernünftiger  Dichter 

llines   langen   Gedichtes  nicht  liabe  im  fünften  Gesänge  de^^selben 

Jen  und  im  dreizehnten  der  Leiche  seines  gefallenen  Sohnes  folgen 

sen  können.  Mit  vollem  Eechte  schliesst  Schümann  bei  der  Erör- 

Brang  des  Widerspruches  den  Gedanken  an  die  Möglichkeit,  der  Dich- 

^ier  habe  zwei  verschiedene  Paphlagonenfilrsten  Pylaimenes  gekannt, 

ins  und  verwirft  die  übngen  in  den  Scholien  gemachten  Versuche 

r Lösung  des  Widersprnches  ohneÄthetese  als  longe  ineptiora.  Auch 

lie  Annahme,    JV  658 — 659  seien  interpoliert,  erklärt  Schömann 

"mit  der  Bemerkung  fnr  unzulässig,  es  lasse  sich  nicht  der  geringste 

Anlass  zu  dieser  Interpolation  nachweisen.  Letzterer  Grund  zum  ür- 

theile  Schömann^s  ist  nicht  ganz  stichhaltig.  Man  kann  nicht  nur 

da  die  Annahme  einer  Interpolation  für  Kulftssig  erklaren«  wo  man 

ihren  Änlass  nachweisen  zu  können  glaubt.  Das  ist  trotz  Kirchhof 

^Compos.  der  Od.  p.  201)  und  Bonitz  (urspr.  der  hom.  Ged.*  p.  HU  f.) 

Biiie  richtige  Ansicht   von   H,  Düntzer   (cfr.  desselben:   Kirchhoff. 

i^öchly  und  die  Odyssee  p.  19  und  die  hom,  Fragen  p.  4).  Wie  wir 

d66  Aristarchos  Ansicht»  A  t>58  f.  mmi  inteq»oliert,  beseitigen  tu 

Hfiflsan  glauben,  haben  wir  oben  gossMBTt,  Lediglich  der  Widerspruch 

liee^r  Verse  gegen  E  57ö — 579  veranlafrste  ihn  zur  Athetese,  aber 

af  Gnind  eines  Widerspruches  allein  darf  dann  nicht  athetiort  wer* 

den ,  wenn  die  beiden  sich   widersprechenden  Stellen  an  sich  schön 

lltnd  untadlich  sind»  ihr  Widersprnch  untereinander  aber  auf  andere 

I  Weise,  z.  B.  durch  Anerkennung  einer  anderen  ' 

Idie  Entstehung  der  Ilias  sich  beseitigen  lisst.  1' 

antworten  sollen. 

Th.  Bergk,  der  das  ganze  iV  dem  von  ihm  erfundeneu  Dia- 
skenasten  zuschreibt  (griech.  Lit.  p.  6t>3  ff.)^  meint  griech.  Lit.  p«  608^ 
es  könne  bei  demselben  nicht  auffallen,  dass  Pylaimenes,  der  bereits 
in  E  von  Menelaos  getödtet  sei,  hier  wieder  der  Leiche  seines  Sohnus 
t  s  wenn  m  wahr  wän^  dass  A— f>  in  ihren  wesentlichen  Be- 

ilen völlig  selbständigo  Arbeit  eines  Diaskeuasten  waren,  der 
L«uie  ursprünglich  einfachere  von  Horaeros  gedicht-et^^  und  gleich  von 
iTornherein  schriftlich  tixierte  Uias  erweit^jrte  und  durcii  Einschie- 
fbwug  einzelner  neben  und  nach  Homeros  gedichteter  Lieder  wie 
To&m  eigeuer  Machwerke  auf  den  igrossen  Umfang,  den  sie  jetxt 
gebracht  hatte,  dann  wÄr©  es  f*ehr  leicht  mit  jedem  Wider- 


804        H.  Benieken,  Das  Wiederersoheinen  des  Pylaimenes  eic 

spräche  fertig  zu  werden.  Einem  Diaskenasten  und  Interpolator  Itat 
sich  eheu  alles  aufbürden.  Aber  dieser  Mann  und  seine  Bearbeitung 
wie  die  ganze  von  Bergk  vermuthete  einfache  Ilias  eines  Homen» 
sind  hypothetisch,  sind  auf  nichts  gegründete  Erfindungen,  die  Bergk 
gemacht,  um  über  die  hom.  Ilias  noch  etwas  Neues  zu  sagen.  Der 
Diaskeuast  ist  dem  Gelehrten  überall  zur  Hand ,  ist  gleichsam  ein 
deuB  ex  machina,  auf  der  Bühne  erscheinend,  um  Knoten,  welche  die 
einstige  Sammlung  der  Lieder  durch  die  Ordner  des  Peisistratos  wie 
die  eigene  Darstellung  Bei*gk*8  geschürzt,  zu  durchhauen.  Das^ 
durch  Bergk  nun  endlich  alle  aufsteigenden  Bedenken  gelöst,  alle 
Widersprüche  beseitigt  wären,  das  zuzugeben,  sind  wir  so  weit  eat- 
femt,  dass  wir  vielmehr  nicht  anstehen  zu  behaupten,  dass  jeder  nur 
einigermassen  unbefangene  und  nach  wissenschaftlicher  Wahrheit 
suchende  Forscher  zugeben  muss,  durch  Bergk's  Meinung  werde  die 
Frage  nach  dem  Ursprünge  der  hom.  Gedichte  zu  einem  unentwirr- 
baren Knäuel  verwickelt,  so  dass  man  nunmehr  an  ihrer  Lösung  zwei- 
feln müsste,  wenn  sie  nicht  längst  von  Lachmann  durch  Aufstel- 
lung eines  sichern  Principes  —  über  die  Ueberführung  des  Principes 
in  die  Praxis ,  wie  sie  Lachmann  versucht,  mag  man  immerhin  ur- 
theilen,  wie  man  will  —  gelöst  wäre  und  wenn  es  so  nicht  nur  eines 
Zurückgehens  über  Bergk,  Friedländer,  Dfintzer,  Nitzsch  bedürfte, 
um  auf  den  sichern  Grund  zurückzugelangen ,  den  Lachmann  und 
Wolf  gelegt.  Die  Entstehung  der  Ilias  in  der  Weise,  wie  sie  Bergk 
sich  denkt,  das  muss  jedem  besonnenen  Forscher  schon  nach  einmaliger 
Lectöre  der  Bergk 'sehen  Darlegungen  klar  sein,  ist  ein  Ding  der  Un- 
möglichkeit. Dass  trotzdem  der  Gelehrte  uns  zumuthet ,  ihm  aufs 
Wort  zu  glauben,  dass  es  so  und  nur  so  ist,  wie  er  sich 's  denkt,  und 
eines  Beweises  seiner  Ansicht ,  einer  Widerlegung  der  altem  An- 
sichten ,  aus  denen  allen  er  das  ihm  an  jeder  Stelle  passende  ohne 
Nennung  der  Namen  der  Mitforscher  in  die  Sprache  seiner  Ansicht 
übersetzt  herübernimmt,  sich  überhoben  glaubt,  das  ist  ein  Verfah- 
ren, das  von  dem  gewöhnlich  bei  wissenschaftlichen  Forschungen 
beobachteten  wesentlich  abweicht.  Widerlegt  kann  die  neue  Ansicht 
eigentlich  gar  nicht  werden,  da  er  sie  fast  in  keinem  Puncte  begrün- 
det. Seine  ganze  Analyse  der  Ilias  ist  nichts  als  eine  lange  Kette 
von  einzelnen  Behauptungen,  deren  sich  woi  andere,  aus  hom.  Dich- 
tung zu  begründende  entgegenstellen  lassen ,  Gründe  für  seine  Be- 
hauptungen hat  Bergk  nicht  beigebracht,  es  sind  also  auch  keine 
Gründe  zu  widerlegen.  Dem  Diaskenasten  werden  von  Bergk  alle 
nur  irgend  möglichen  und  dazu  noch  eine  Beihe  von  unmöglichen 
Verkehrtheiton  zugetraut.  Das  Wiederauftreten  des  Pjlaimenes  nach 
seinem  Falle  in  einem  von  ihm  der  alten  Ilias  zugerechneten  Stücke 
erklärt  der  Gelehrte  durch  die  Annahme  eines  völligen  Vergessens 
(hier  erkennt  man  den  von  Nitzsch  angenommenen  Gedächtnisfehler 
in  etwas  modificierter  Gestalt  wieder)  der  Erzählung  der  alten  Dich- 
tung seitens  dos  Diaskenasten.  Aber  darf  man  wol  einem  mit  Grüfol 
und  Papier  arbeitenden  Ueberarbeiter  eines  altem  schriftüclfTor  ihn 
liegenden  ^Gedichtes  eine  so  grosse  Gedächtnisschwäche  zutrauen. 


H^  Beruhten,  Dm  Wbdorertclieinen  dös  PylaimetiöB  ctc         8fl5 

1 4a88  6r  bei  seiner  Arbeit  seiüe  Vorlage  go  vergass,  dass  er  eioe  Per* 
Bon,  die  an  einer  Steile  der  Vorlage  gefallen  war^  in  Beinen  eigenön 
Susätzen  wieder  als  lebend  auftreten  Lless? 

Zu  der  berufenen  Stelle  von  Harpaliön  und  Pylaimenes  (N 

543—659  und  E  576  ff.)t  sagt  W.  Ribbeck,  PhiloL  8,^  495  Anm,  6, 

[  kann  uiatj  vielleicht  auch  hierein  Seitenstück  uur«tellen.  Im  elften  Buche 

bind  das  dritte  Opferpaar  des  Agamenini>n  die  beidi^o  Autitnachiden 

"Peisundros  und  Hippolochos  y/  122.  Ein  Peisandrüs,  fiber  dessen 

^persönliche   Verhattnissi«  nichts  angegeben  ist,  hat  mit   Menelaos 

h^inen  harten   Zweikampf.  N  601.  Auch  ein  Thoon   fÄllt   ^   422 

[und  A'  545.    Aber  hier  bat  wo]  Ribbock  zu  viel  gesucht.     Es  liegt 

pTlichta  vor,   was   uns  nöthigte  die  beideu  PeiBandros  und  die  beiden 

Thoon   frtr  dieselben  Personen  zu   nehmen.  Hier  werden  wir  Recht 

haben  Homonymie  verschiedener  Persunon  an7.unehmen. 

Nntzhorn  Ent«itehungä weise  der  liora,  Gedichte  p,  UK)  nimmt 

inich  auf  den  Widerspruch  Rücksicht,  in  weichem  ilie beiden  in  Betracht 

Iftommonden  Stellen  £576  ff.  undiV^658  f.  7,a  einander  stehen.  Er  fuhrt 

Wie  mehrfachen  Versuche  der  Alten,  die  beiden  Stellen  durch  ErkU- 

[mng,  Aendernng  oder  Athetese  in  Einklang  zu  bringen,  an,  thut  auch 

der  von  ihm  ohne  Beweis  für  aristArchisch  ausgegebenen  Aui^einan- 

derseizungen  der  Scholl.  B.  L.  V,  ober  Homonymie  Erwähnung  und 

eheidet  sich  schliesslich  d»für«  da;«»  an  beiden  Stellen  dioi^elbe 

P«HJon  gemeint  sei,  indem  er  mit  Kitzücb  von  Homeros  annimmt, 

dass  er  an  zweiter  Stelle  vergessen  habe,  dass  der  hier  ai$  lobend 

benannte  schon  früJier  gefallen.  Dass  wir  einem  vollkommenen  Dich- 

[ter,  besonders  einem  Volks-  und  Naturdichter  ein  solches  Vergessen, 

eine   solche  Nachlässigkeit   durchaus    nicht   xur.utranen  verm^geOr 

^brauchen    wir  nicht  besonders  heTvortuheben     Nichts  iKt  leichter. 

^dit  Widerspruche ,    auf  welche    andere  anfmerkgam    gemacht 

tvzugestehen,    nnd  dann  dem  Dichter,  dor  sie  sich  hat  zu 

Schulden  kommen  lassen,  eine  kleine  Vergestdichkeii  zuxnsi*h reiben, 

die  aber,  im  rechten  Lichte  besehen,  den  Dichter  um  seinen  Ruhm 

bringt,   oder  gar  .  damit    des  Dichters  Ruhm    nicht    geschmälert 

werde,  alle  von  andern  aufgedeckten  Tv  }ikeit#n,  Cneben* 

heiten»  SUVungen   des   regelmässigen    1  u**t   zu   ebensoviel 

Verdiensten  des  Dichters  umzustempeln. 

Nach  diesor  Erörterung  aller  uns  bekannt  gewordenen  ver- 
ttehiedenen  Meinungen  nber  die  beiden  auf  Pylaimenes^  bexngiichen 
Stellen  unserer  Ihas  sind  wir  ausser  Stande  anders  eu  nrtheilen 
CSber  dieselben»  nis  wir  vom  ersten  Aagenblicko  an,  wo  wir  auf 
den  Widerspruch  aufmerksam  wurden,  genrth»*ili  habon.  Sie  h^ 
weisen,  dass  A'  und  E  verschiedene  Lieder  verschiedener  Verfagetr 
sind.  Die  ersie  Ansicht  stellte  Hans  Karl  Benieken  in  seiner  Ab- 
handlung über  das  fünfte'  Lied  p.  4,  24«  61  auf  und  wiederholte 
sie  in  seiner  spätem  Abhandlung  über  das  dritte  und  vierte  Lied 
p.  228.  AnsdrQcklich  gebilligt  ist  diese  Ansicht  auch  von  Oiseke 
in  der  Anzeige  der  ersten  der  beiden  oben  erwähnten  Arbeiten, 
die  er  im  philologischen  Anzeiger  verAffiQlUclile, 


896  K,  ScheM,  Zum  Epitapbios  des  Uypereides. 

Wir  sind  am  Ende  mit  unserer  Besprechung  der  Literatur 
über  die  in  der  Ueberschrift  bezeichnete  Frage.  Hat  sie  neue  Ergeb- 
nisse geliefert?  Das  müssen  wir  selbst  verneinen.  Aber  sie  sollte« 
auch  nicht.  Neue  Ergebnisse  werden  auf  dem  Felde  der  hom.  Frage  nur 
hier  und  da  auf  Grund  der  gesammten  Literatur  zu  gewinnen  sein,  und 
an  vielen  Stellen  wird  eine  Zusammenstellung  der  Literatur  nur  das  eine 
ergeben,  dass  eben  nichts  neues  zu  erreichen,  von  dem  bisher  voige- 
brachten  aber  über  das ,  was  mit  stichhaltigen  Gründen  nicht  in 
widerlegen  ist,  eine  Einigung  unter  den  stimmfähigen  Forschem  an- 
zustreben ist.  Vor  allem  Andern  aber  scheint  uns  jetzt  endlich  noth- 
wendig,  den  Grund  zu  einer  solchen  Einigung  oder  zur  Weiteifoh- 
rung  der  Frage  durch  Zusammenstellung  der  gesammten  so  sehr  zer- 
streuten Literatur  zu  jeder  einzelnen  bei  der  bom.  Frage  in  Betracht 
kommenden  Stelle  zu  legen.  Erst  dann  wird  es  solchen,  die  weiter 
bauen  wollen,  möglich  sein,  dauerhaft  za  bauen,  erst  dann  wird  jeder 
im  Stande  sein ,  Bernhardy's  Vorwurf  wegen  des  immer  wieder  von 
vorne  Anfangens  wirklich  zu  entgehen.  Eine  solche  Zusammenstel- 
lung haben  wir  für  die  Fragen ,  zu  welchen  die  beiden  Pjlaimenes- 
stellen  nöthigen,  beabsichtigt.  Möchte  sie  uns  gelungen  sein,  aber 
auch  Niemand  mehr  von  unserer  Arbeit  verlangen,  als  sie  überhaupt 
angestrebt. 

Bartenstein-Ostpreussen.  Hans  Karl  Benicken. 


Zum  Epitaphios  des  Hypereides. 

V,  38  hat  Classen  richtig  erkannt,  dass  naxsTCTriXvlav  zu 
schreiben  sei.  Damit  ist  aber,  wie  Blass  bemerkt,  die  Lücke  nicht 
ausgefüllt,  weshalb  Mähly  J.  J.  105,  610  xat  q)6ßii)  xaTenvrfftica^ 
vermuthet.  Doch  cp6ß(p  überschreitet  die  Grenzen  des  Baumes  im 
Papyrus ;  es  kann  wol  nur  ein  Wort,  das  aus  drei  Buchstaben  besteht, 
hier  gestanden  haben.  Ich  vermuthe  daher  xal  r^dr^  xareitTr^x^i^. 
Die  Partikel  i^dr^  ist  hier,  wo  dem  TBTaneivfüfiivfjv  steigernd  xcnre- 
TtTTjXvlav  angefügt  wird,  ganz  am  Platze  (lat.  atque  adeo).  Keines- 
falls aber  darf  man  mit  Mähly  (a.  a.  0.)  xat  eq>&(xq^ivi]v  statt  xoi- 
eq)^aQ^evriv  schreiben;  es  ist  ganz  passend,  dass  7La%£7i%r^%vic» 
durch  x(n£(p^aQfiivi]v  begründet  wird ;  die  von  Philippos  beÜEÜilteD 
Schreier  haben  ganz  Hellas  eingeschüchtert.  Auch  würde  der  Ge- 
brauch des  einfachen  6q)&aQ^ivrjV  bei  Hypereides,  der  niemals  g>9d- 
Qßiv,  sondern  nur  xara^e/^etv ,  öiatpd^eiQSiv  braucht ,  befremden. 

VIII,  35  befremdet  ovre  vor  fier^  ikazTovcjy  ^  nicht  etwi 
wegen  der  Uebertreibung ,  die  darin  liegt  (denn  diese  kann  bei  den 
Ungeheuerlichkeiten ,  welche  unsere  Rede  in  dieser  Hinsicht  enthält, 
nicht  auffallen) ,  wol  aber  deshalb ,  weil  /mct*  ilavTovcjv  durch  (Mi 
als  ein  drittes  selbständiges  Moment  an  die  beiden  vorhergehenden 
angereiht  wird,  während  es  doch  mit  dem  vorausgehenden  ovr£  nQog 
laxvQOteQovg  eng  verbunden  werden  muss.  Doch  möchte  ich  nicht 
mit  Cobet  (p.  14  ed.  alt.),  dem  Sauppe  (S.  58)  beistimmt,  dies  cmt 


K,  Sdienki,  Zum  Epitaphios  des  U;{>ereides. 


RÖ7 


rwcben.   Das  folgende  loxvy  and  nkt^^og  t^'igt,  dass  diese  iwei 

»cte  doch  aDseinandergebälku  timl  markiert  werden  sollen.    Dies 

schieht,  wen»  man  otdi  ftir  iXaTtontir  schreibt,  lieber  die  Ver- 

'     -'  von  T  und  d  in  der  Mitte  von  Wörtern ,  die  in  unserer 

it  Öfters  vorkommt,  vergleiche  man  BJnss  Praef*  p,  XIV. 

IX,  IG  schreibt  Blaaö  nach  Teirs  Vorgaoge  i^vayKaLOjLtiS^a. 
M_ glaubte  so  ändom  zn  müssen  ,  weil,  wie  er  sagt,  zu  der  Zeit, 

fpereides   den  Leiisthenes  und   seine  Genossen  feierte,  jener 

^,  unter  dessen  Drucke  man  früher  stand,  nicht  mehr  vorhanden 

w&r.   Betrachtet  man  aber  die  vorhergehende  Stelle,  so  sieht  man, 

daas  nach  dem  giinzon  Zusiimmeuhunge  nuj-  avayKat6fi€&a  statthaft 

ist*   Die  makiHlonische  Despotie  loit  ihrer  Gesetzlosigkeit,  ihren  Pre* 

vieliie  ist  abg*-  ;  die  Neueningen  aber,  die  sie 

in  Culten  berln  hat,  lassen  sich  nicht  so  leicht 

beseitigen  und  daher  bost<^ht  dieser  Zwang  auch  jetri  noch  forL 

X,  22  tf€^u  yciQ  jcäaav  ivdmfiovlav  cinv  rtjg  arroyo^'ac. 
Daas  die  Conjector  vmu  Blass  ilf^ym  statt  (p^^et  unhaltbar  ist,  hat 
M&hlj  (a.  a.  0.  S.  611)  richtig  bemerkt.  Aber  eben  m  wenig  ist  aji- 
znnehmen,  dass  unsere  Stelle  lückenhaft  ist.    Auf  das  lÜchtige  führt 

lie  Vermnthung  WeiJ's :  q^fQB  yd^  r!  jiauav  iiä^  av€v  r^  ortr., 
JT  dass  er  unnothig  nach  aviovofiiai;  oder  svöatfiovlav  eine  LQcke 
mummt.  Es  wird  wol  zu  schreiben  sein :  {pfQ€  ya^  tig  icäüa  ivöm- 
ttvla  öt  %•  ctvt* ;  der  Ausfall  von  tig  hat  die  Aenderung  von  (pige 
I  fpiQU  und  des  Nominativ  7täaa  ivAai}invia  in  den  Accosativ  her« 
eigeHibrt.  Wie  sehr  (pi^€  ya^  mit  folgendem  Fragesatze  bei  den 
ednern  t>eliebt  ist»  zeigen  Stellen  wie:  Antiphon  de  caede  Her*  §.36, 
'Isokr.  4,  183,  Dem,  8,  34  \i,  dgL 

XII,  4  und  5  die  lückenhafte  Stelle  l&ast  sieh  vielleicht  so  er- 
gäüEen:  ßioy  xa^top  i^iog  yeyivtjpfvoi  lov  ad  )f^i'oi'.  Diese 
Erg&ozuug,  so  wenig  sie  natürlich  auf  Sicherheit  Anspruch  macbfD 
kann,  scheint  sich  mir  viel  leichter  und  ungezwungener  ergeben  ala 
^^j0  Mählys  (a.  a.  0.  S.  612)  ßior  yMt  aawinpih'Aiov  yiyeyrififvr^ 
^^mfifaliiagi  denn  abgesehen  von  der  sonst  wenig  entsprechenden 
^Ha^sung  mnss  besonders  a(tinp4h¥,t<ig  bei  einem  attischen  Redner 
^Ivetremden,  dessen  Gebrauch  man  schwerlich  durch  Xen>  rep.  Lac. 
15,  7  erweisen  kann.    Auch  was  Blasö  J.  J.  101,  743  vorschligt 

3ti yvyivfo^tit  f^yr^oyiat ,  dürfte  sich  wegen  des 

atten  rjy^aay^m  kaum  empfehlen. 

Eine  der  schwierigsten  St<.*Uen  ist  XIIT.  17  toiy  defjyoQfOvww 

^Xavfifyotx  und  Bla-Hi^  hat  gauz  recht,  wenn  er  in  der  Pra^f.  p,  XIX 

Worte  all*  paene  drs}^mtn  bexpichnet.    Die  einzige  Conjectn?^ 

be  Erwaliuung  verdient,  i»t  die  Cabot's:  ttiv  i}fn^iwv  '^aXov» 

BiHtfv.  Wenn  dieser  Gelehrte  darauf  hinweist,  daat»  imlovfUwmfS 

pinenUrvPiunif  dorn  f<dgenden  ror^  verdanke,  so  hat  die^  aUerdings 

osse  W  Iichkeit;   aher  s«ine   werteren  Ann&limea,    daas 

^t)v  tu  oef/f'f^iurf^i' durch  das  folgende  ]taiUrr/im//y  enttdandeti 

(t  und  im  Codex  vielleicht  t^tatt  of  :  ov  stehe  (8.  20),  und  die  dar-j 


898  K'  Schenkl,  Zam  Epitaphios  des  Hjpereides. 

aaf  gegründete  Emendation  fi^id^iutv  entfernen  sich  za  weit  Ton  der 
UeberlieferuDg,  als  dass  sie  glaublich  erscheinen  könnten.  Viel  näher 
liegt  es,  wenn  ich  nicht  irre,  twv  dioyemv  xaXovfiivujv  zu  8chreib«i. 
Dass  die  FOi-sten  bei  Homer  dieses  Attribut  f&hren ,  ist  hinlänglich 
bekannt  und  bedarf  wol  keines  Beleges ,  da  man  die  entsprechenden 
Stellen  in  den  grösseren  homerischen  Wörterbüchern  leicht  nachsehen 
kann. 

XIII ,  38  if.  können  sich  die  Worte  twv  fuer^  ixeivovg  fäv 
yeyeyrjfiivwVf  a^ia  de  xrjg  inceiviav  d^ijg  dianBnqaY^ivury  nicht, 
wie  Blass  meint,  auf  die  im  Lamischen  Kriege  Gefallenen  beziehen; 
denn  Ton  diesen  wurde  Hypereides  nicht  so  blos  a^ia  de  rrjg  i.  a. 
dianeTiQcty^eviav  gesagt  haben,  da  er  sie  ja  jenen  bei  weitem  Torzieht 
und  selbst  über  die  Kämpfer  bei  Marathon  und  Salamis  stellt.  Will 
man  nicht  eine  Lücke  annehmen,  so  muss  man  sich  mit  Sauppe  (Phil. 
Suppl.  I,  59)  dazu  entschliessen  d^itjaead-ai  avrov  im  Gedanken 
zu  ergänzen,  was  aber  dem  Hörer  riel  zumuthet  und  doch  noch  grosse 
Schwierigkeiten  übrig  lässt.  Es  dürften  daher  vor  Z.  38  zwei  Zeilen 
ausgefallen  sein,  die  etwa  folgendes  enthielten :  Ol/mi  de  xai  nQoa- 
q>oiTav  avv^  TcolXovg^  woran  sich  tcDv  fur  ixdvovg  .  .  .  gut 
anschliessen  würde. 

XIV,  22  ff.  in  den  viel  behandelten  Worten  ovöivag  oirtiag 
avToTg  olxBioregovg  vfieiveivai  befremdet  vor  Allem  vfiiv ,  das  mai 
aus  vfieiv  allerdings  zunächst  entnehmen  muss.  Dieses  Moment,  wel- 
ches das  mit  olKsioriQOvg  zu  Torbindende  vfuv  (denn  an  etnen  ethi- 
schen Dativ  lässt  sich  nicht  denken)  ausdrücken  musste;  kann  hier  gar 
nicht  in  Betracht  konmien.  Der  Sinn  ist:  Harmodios  und  Aristo- 
geiton ,  die  ihren  Freundschaftsbund  vor  dem  Volke  so  entschieden 
bewährt  haben ,  würden  sich  Niemand  mehr  befreundet  erachten  als 
Leosthenes  und  die  Seinen.  Dies  geht  unwiderleglich  aus  den  zur 
Erklärung  beigefügten  Worten  ovo"  etiqoig  av  fiaXXov  rj  roitoig 
jcXrjaiaaeiav  iv  uÜdov  hervor.  Sauppe  hat  dies  richtig  erkannt 
(a.  a.  0.  S.  47).  Es  hilft  daher  nichts  eine  Lücke  in  dieser  Stelle  an- 
zunehmen und  wegen  der  zweiten  Schwierigkeit,  die  in  dem  Compa- 
rative  olxuoreQOvg  liegt,  mit  Spengel  oixeiovg  ^  olxeuni^ovg 
Vfiiv  oder  mit  Blass  oiiuiovg  ovSi  TtiOToriQovg  v/,uv  zu  vermuthen. 
Damit  fällt  auch  jede  Möglichkeit  den  Comparativ  olxeioreQovg  in 
halten.  Vielleicht  hat  die  spätere  Sprechweise ,  wornach  man  ovrw 
auch  mit  Gomparativen  und  Superlativen  verband  (vgl.  Lobeck  ad 
Phiyn.  p.  424),  diesen  Fehler  hervorgerufen.  Es  muss  jedenfalls 
olxeiovg  geschrieben  werden.  Was  vjueiv  anbetrifft,  so  hat  Sauppe 
bemerkt,  dass  eiv  wol  durch  das  folgende  elvat  entstanden  ist,  und 
darnach  av  elvav  vorgeschlagen.  Vielleicht  genügt  es  aber  vftlv  in 
vfidiv  zu  ändern.  Auf  vfidiv  ist  schon  E.  Müller  (J.  J.  77,  472)  ver- 
fallen, nur  dass  er  wenig  befriedigend  olyieiovg  eziQovg  vfim 
schreiben  will.  Weder  Ira^oi;^  noch,  was  Andere  wollten,  etcu^vg 
kann  auf  Wahrscheinlichkeit  Anspruch  machen. 

Wien.  Karl  Schenkl. 


Zweite  Abtheilung. 


Literaiische  inzeigeu- 


feclsal  UDd  Gottbeit  bei  Homer.  Eme  homerlBcbe  Studb  von 
AiigustiD  Christ  Inn^ibmck.  Wagiier*dcho  Univ.-Buchhaodluti^  1877. 
60  S.  ö*. 

Wie  über  so  Vieles ,  80  srnd  aach  über  den  Bep'KT  des  Scbick- 
sals  bei  Homer  und  desseu  Verbältnis  znr  Gottheit  die  GeiebrteD  eu 
den  verBchledensteii  Resultateu  gelangt.  WaLrend  Welcker  (grtecfa. 
GötterL  1.  Bd.  p.  187)  den  Satz  aufstellte:  ^fioJga  und  GotU^»  Wille 
oder  Wirken  sind  ein»",  verficbt  Nägelsbach  (hörn.  Theologie  S.  120 
— 148)  die  Ansicht,  die  Vorstellnng  Homers  über  das  Verhältnis  des 
Scblckäals  zu  Zeus  sei  eine  schwankende,  indem  Zeus  der  /tiol^  bald 
Übel'- ,  bald  untergeordnet  werde.  Der  Verfasser  vorstehender  Ab- 
handlung untersucht  nun  m  eingehender  Weise  den  Nagelsbach  sehen 
Oed&nken,  utn  nach  einer  Polemik  gegen  denselben  zu  dem  oben  aus- 
gefiiirochenen  Welcker'schen  Satze  zurückzukehren. 

Nachdem  der  Verf.,  auf  Welcker  und  Nägelsbach  basierend,  die 
homerischen  GOtter  ihrem  Charakter  nach  als  Menschen  hingestellt 
hat,  die  aber  durch  Unsterblichkeit,  ewige  Jugend  und  ein  über 
menschiicbes  Mass  hinausgehendes  Können  und  Vermü^gen  ausgezeieb- 
uet  seien,  hndet  er  ganz  natürlich  im  Wesen  derselben  einen  tief- 

eifenden  Widersjinich;  einerseits  Hüter  des  Sitten^esetzes ,  sind 
andeierseits  wieder  Verletzer  desselben.  Es  fragt  sich  nun: 
Tst  dieser  Widerspruch  als  bestehend  anzuerkennen  und  lässt  er  sich 
vielleicht  durch  die  Genesis  der  homerischen  Gedichte  oder  durch  die 

Qgelhafte  Gottesanschauuug  der  h<T  m  Zeit  erklaren,  oder 

er  besteht  dieser  Widerspruch  nur  >  r  und  lixs^i  ersieh  ani 

eine  höhere  Einheit  zurückfüliren?  Der  Verf.  ist  letzterer  Ansicht: 
Die  Vorstellung  von  den  Göttern  ist  eine  einheitliche,  abgeschlossene, 
beiden  Epen  gemeinsame;  der  Dichter  wollte  die  Gotter  zu  unum* 

:       \    :ii  Träge ro  der  Handlung  machtn»;  de        '       ''     l»oit 

.    besteht  aber  darju,  dass  sie  auch  >.  ir^Iu 

kOuneu,  was  ihr  eigenes  Gesetz  vorschreibt;  so  hat  der  Didiler  mit 

bewnsster  Absicht  auf  Kosten  des  SitiengesetKes  zu  Gunsten  der 

epischen  Handlnug  jenen  Widerspruch  in  seine  Götter  bineiugetragen* 

57* 


900    A,  Christ,  Schick8al  a.  Gottheit  b.  Homer,  an^;.  t.  J.  ZechmeigUr, 

—  Gegen  diese  Ansicht  desVerf/s  erheben  sich  einige  nicht  unwichtige 
Bedenken.  Wie  überhaupt  bei  Widersprüchen  in  den  homerischen 
Gedichten,  so  darfauch  hier  meines  Erachtens  die  Frage  nach  der  Ge- 
nesis der  Dichtungen  nicht  gleich  von  vorneherein  bei  Seite  geschoben 
werden.  Dass  in  der  Odyssee  eine  viel  reinere  Gottesanschaunng  za 
Tage  tritt  als  in  der  Iliade,  und  dass  der  Grund  hievon  in  dem  seit- 
lichen Auseinanderliegen  beider  Dichtungen  zu  suchen  ist,  dafür  ver- 
weise ich  auf  Fäsi's  Einleitung  zu  seiner  Odysseeausgabe  (S.  12 — 14). 
Dass  aber  auch  im  Kahmen  der  Hiade  selbst  Verschiedenheiten  im  reli- 
giösen Standpuncte  auf  das  verschiedene  Zeitalter  der  zum  Theil  weit 
auseinander  liegenden  Bestandtheile  des  Gedichtes  zurückzuführen 
seien ,  das  hat  ebenfalls  der  sonst  so  conservative  Fäsi  in  der  Ein- 
leitung zur  Uias  (S.  8  -  13)  an  ein  paar  schlagenden  Beispielen  mit 
löblicher  Offenheit  dargethan.  Natürlich  glaube  ich  nicht,  dass  sich 
von  diesem  Standpuncte  aus  alle  in  der  homerischen  Gottesanschau- 
ung auftretenden  Widersprüche  zur  Genüge  erklären  lassen.  Von 
gi'össerer  Bedeutung  ist  ein  anderer  Gesichtspunct.  Wenn  uns  die 
homerischen  Gedichte  bekanntlich  die  staatlichen  und  häuslichen 
Einrichtungen,  überhaupt  die  Culturstufe  der  Zeit,  in  der  sie  ent- 
standen sind,  repräsentieren,  warum  sollte  in  Bezug  auf  die  reli^ösen 
Anschauungen  nicht  das  Gleiche  der  Fall  sein  ?  Warum  sollten  die 
homerischen  Sänger  gerade  in  Bezug  auf  die  Gottesanschauung  sich 
in  bewussten  Gegensatz  zu  den  in  ihrer  Zeit  gangbaren  Vorstel- 
lungen gesetzt  haben  ?  Jene  Zeit  nun  stand  freilich  auf  einer  viel  za 
tiefen  Stufe  der  Entwickelung,  als  dass  sie  sich  zu  der  Reinheit  einer 
Gottesanschauung,  wie  wir  sie  bei  Plato  und  Aristoteles  finden,  hätte 
erschwingen  können ;  wiewol  sie  sich  die  Götter  weit  erhaben  über 
den  Menschen  dachte  oder  vielmehr  zu  denken  trachtete  (desshalb  ist 
auch  ein  &eoi  de  tb  navxa  dvvavrai  x  306  und  ein  d'eot  di  « 
navra  laaaiv  J379,  468  mit  dem  Verf.  nicht  hyperbolisch  zu  neh- 
men), so  vermochte  sie  doch  nicht,  dieselben  sdler  menschlichen 
Mängel  zu  entkleiden;  und  dieses  Bild  einer  refiexionslosen  Zeit,  die 
dieser  Widersprüche  vielleicht  selbst  nicht  einmal  so  sehr  sich  be- 
wusst  war ,  spiegeln  uns  die  homerischen  Gedichte  in  unbewusster 
Natürlichkeit  wieder. 

Von  der  Vorstellung  nun  getragen,  dass  die  GK^tter  in  den 
homerischen  Gedichten  in  einheitlicher  Weise  als  unumschränkt  frei 
gezeichnet  seien ,  konnte  der  Verf.  consequenter  Weise  nicht  umhin, 
eine  über  oder  neben  Zeus  selbständig  waltende,  die  unumschränkte 
Freiheit  des  höchsten  Gottes  beeinträchtigende  Schicksalsmacht  zu 
leugnen.  Und  er  hat  dies  im  zweiten  Theile  seiner  Abhandlung  im 
Gegensatze  zu  Nägelsbach  auch  gethan.  Widersprüche  alsor  in  Bezug 
auf  die  (nolga  und  alaa  (vgl.  Zevg  xai  fiöiga  T87  oder  S-eog  u 
fiiyag  xal  fiölga  T410  oder  aXhi  (xe  fiolq^  oXorj  xal  ^r/fovg 
exTavev  jiog  77849  im  Gegensatze  zu  Stellen  wie  fiol^a  d'süv  /269 
oder  Jioq  alaa  1 52)  werden  vom  Verf.  auf  eine  einheitliche  Vor- 
stellung zurückgeführt,  nicht  gerade  immer  in  der  plausibelsten  Weise. 


t  Christ,  Schickül  vu  Gottheit  b.  Hooidfi  ang*  v,  J,  Zeehmeütcr     Ml 


Dio  Frage,  wie  die  sp&terd  Vorstellung  des  griechischen  AlterttiniiiB, 
L^e  in  religi^^en  Anschanangon  so  sehr  an  Homer  haftet,  zu  einer 
^Kanz  und  gar  selbständig  waltenden  fiol^a  ohne  irgend  welche  An- 
^^^Kaitspnncte    im    Dichter    hätte    kummen    können,    hat    doch  auch 
^■iiiiige  Berechtigung;  nicht  minder  die  Beobachtung,  dass  sich  auch 
in  der  Mythologie  des  deutscheu  Volkes  ähnliche  Widerspräche  in 
^^ezag  unf  das  Schicks^at  zeigen  (vgl.  Nägelsbach,  honi.  TheoL  S.  146). 
^■pes  Verf/s  Vei'such^  in  der  Handhabung  der  Wage  des  Zeus  (A" 208  ff. 
^ond  0  68 ff.)  nichts  Anderes  2U  erkennen  als  ein  Zeichen,  w  omit 
^eos  seinen  Willen  kuud  gibt,  liegt  zu  wenig  in  den  betreff 
tmd/in  Stellen  selbst  begründet,  als  dass  ich  mich  der  Anschauung 
^IJIgelsbachs  verscliliessen  könnte,  wornach  Zeus  xur  Wage  greift 
ibenso  wie  ein  Mensch,  der  vor  einem  folgenreichen  Schritte  zau- 
|ert  und  durch  ein  äusseres  Zeichen  wie  durchs  Loos  eine  Bestim- 
tnng  von  aussen  erhalten  will,  ^um  in  einem  naiven  Selbstbetriig 
eichsam  sich  der  Verantwortlichkeit  durch  die  Entschuldigung  mit 
illiier  aosaer  ihm   liegenden   Entscheidung  entziehen    zu    können "" 
(Autenrieth).    An  Stellen  feruer  wie  Y  30,  336,  B  155,  F:i2l  a.  a. 
Bit  dem  /ienilich  abgenützteu  Ephipjnum  einer  „hyperbolischen  Rede- 
lf eise**  die  Möglichkeit  eines  vniquoQov  bei  Homer  zu  leugnen  ist 
|uem»  aber  nicht  über/.eugond.  Und  gar  erst  bei  dem  Verse  /I780 
toti  dtj  ^'  vnfQ  aluav  ^x^oi  q^igt^got  t^oav  darf,  um  die 
Wirklichkeit  des  vTtfg  aloixv  leugnen  zu  können,  nicht  ohne  Weiteres 
V.  785  jQtg  d*  ii^via  tf(xti;ag  iniffv^v  iy/tks  trotz  seiner  Unglaublichkeit 
Jprörtlich  zu  verstehen  ist)  flhensehen  werden,  wie  dies  vom  Veif.  ge- 
thieht.    Eigenthümlich  ist  die  Art  und  Welse,  wie  der  Vert  über 
lie  Worte  des  Zeus  im  Eingänge  der  Odyssee  wegzukommen  sucht : 
1§  ^fiiiüv  yäg   (paat   zcJx*   ifi^isvai,   oi    äi   xai  atroi  Gipffitv 
laaüaXif^atv  in  ig  fiogoy  alys   i'xovatv  (a33f.).  Da  mich  des 
Ferf.'s  Ansicht  finlga  und  Zeus'  Wille  identisch  ist,  letzterer  aber 
ftirgends  ein  Hemmnis  findet,   so  kann  vntQ  f^iOQOv  nicht  einfach 
^gegen  Zeus*  Willen**  bedeuten.    Es  wird  nun  für  Zeus  ein  doppelter 
^ille  statuiert,  ein  persönlicher  und  ein  ethischer,  welche  i)eido  oft 
miteinander  im  Widerstreit  seien ;  bei  einer  derartigen  Willenscotliaton 

I dürfe  aber  in  Zeus  nur  der  ethische  vorwiegen;  v/tiQ  fiigf^y  heiaao 
laher  ^  gegen  Zeus*  persönlichen  Willen",  sei  aber  im  Ein  klänge  mit 
dessen  ethischem  Willen ;  ein  eigentliches  v/iiQ  ^iufpv  existiere  also 
inch  hier  nicht.  So  geistreich  zwar  die  Deduction  zu  s^ein  scheint,  au 
feht  es  doch  nicht  an,  in  die  kindliche  Einfalt  der  homerischen  Ge- 
dichte derlei  tiefgehende  Philosopheme  hineintragen  zu  wolkn. 
Wenn  wir  uns  also  mit  den  Hauptergebnissen  der  Schrift  nicht 
für  einverstanden  erkläreu  kÖinu>n ,  so  wollen  wir  doch  nicht  in  Ah- 
I  rede  stellen,  dass  das  Buch  manche  scharfsinnige  und  anregende  Be- 
boachtungen  enthält. 


Bronn. 


Josef  Zechmeister. 


902  L  Hüberg,  Epistula  critica.  ang.  y.  2%.  Chmpen. 

Epistnla  critica  ad  Jöannem  Yahlenum  per  qninqae  Instra  philo- 
sophiae  doctorcra  clarissimam  de  nonnnllis  scriptomm  graeconim 
et  romanorum  locis  emendandis  explicandisve.  Omtalabaadus  scripsit 
Isidorus  Hilberg  (Wien,  Holder,  1877).  8«.  1—19.  36Kr.==72Pt 

Ein  kritisches  Fahrzeug,  das  unter  Vahlen's  Flagge  in  See 
sticht!  Das  erregt  günstige  Erwartungen.  Sicherlich  lenkt  die  Dame 
Methode  mit  kundiger  Hand  das  Steuer ;  der  Schiffsraum  birgt  ohne 
Zweifel  das  Gepäcke  soliden  Wissens  und  Forschens  und  nicht  die 
Contrebande  eitler  Goigectnren-Hascherei,  die  gegenwärtig  in  deutschen 
Landen  kaum  einen  erbitterteren  Gegner  kennt  als  den  TielTerdienten 
—  wir  müssen  leider  sagen ,  Berliner  Gelehrten.  Doch  was  nützte  dies 
alles,  wenn  nicht  ein  fi*ischer  Hauch  echten  Talents  die  Segel  schwellte? 

Dies  ist  jedoch  in  sehr  erfreulicher  Weise  der  Fall ,  und  da  das 
Büchlein  überdies  mit  ebenso  grosser  Wärme  als  Klarheit  geschrieben 
ist,  so  wird  es  schwerlich  Jemand  mit  einem  anderen  Gefühl  als  jenem 
lebhafter  Befriedigung  aus  der  Hand  legen.  Es  werden  darin  neun- 
nndzwanzig  Stellen  griechischer  und  römischer  Schriftsteller  theile 
kritisch ,  theils  exegetisch  behandelt.  Dieselben  vertheilen  sidi  auf 
die  nachfolgenden  Werke :  Aelian.  de  nat.  anim.  (VI,  65)  und  tbt. 
bist,  (m,  26);  Antholog.  lat,  (ed.  Riese:  299,  394,  671  v.  73,  683 
T.  21,  779  V.  21);  Athenae.  Deipnosoph.  (I,  27'*);  Charito  (VI, 
p.  113,  6  Herch.);  Georg.  Pisid.  Hexaemeron  (v.  158);  Heliodor. 
Aethiop.  (II,  c.  25  fin.);  Livius  (Vn,  2, 11);  Pausan.  (7, 4,  8);  Plau- 
tus,  miles  glorios,  (v.  69);  Psellus  Min.,  Encomium  cimicis  (p.  91); 
Sueton.  vitaTerenti  (c.  V);  Suidas  (s.  v.  OihaTicav);  Tacitus,  dialog. 
de  orator.  (c.  34  fin,);  Theodor.  Prodrom.  Catamjomachia  (v.  273) 
und  de  Bhodanthes  et  Dosiclis  amorib.  (1,  38;  3,  493;  4,  401;  6, 
1.35,  302,  381,  384;  8,  185;  9,  11,  423).  Am  glänzendsten  ist 
meines  Erachtens  die  Behandlung  der  Tacitus-Stelle  ausgefallen, 
wo  eine  bedeutsame  Lücke  mit  gleicher  Sicherheit  aufgedeckt  und 
ausgefüllt  wird,  sowie  jene  der  vielbesprochenen  Worte  Sueton's  über 
den  Schiffbruch  und  Tod  des  Terenz,  wo  alle  Aendernngsvorschläge  mit 
wie  ich  denke  entscheidenden  Gründen  zurückgewiesen  und  jener 
Bericht  in  endgiltiger  Weise  erklärt  wird.  Auch  von  den  sonstigen 
Ergebnissen  wird  wol  weitaus  das  Meiste  feststehen ;  zu  ernstem  Ein- 
spruch fordert  mich  nur  der  Besserungsvorschlag  zu  Pausanias  her- 
aus und  noch  mehr  seine  Begründung  (p.  7 — 8).  Zwischen  mythi- 
schen üeberlieferangen  einen  strengen  Einklang  erzwingen  zu  wollen 
bleibt  unter  allen  Umständen  misslich,  und  solch  einem  Versuch  den 
Bericht  eines  Historikers  (und  wäre  dieser  auch  weit  älter  und  weniger 
rhetorisch  als  Theopomp !)  über  die  Anfange  der  Cultur  zu  Grunde  zu 
legen,  dies  ist  ein  Wagniss  wie  es  mitten  unter  den  umsichtigen  &- 
örterungen  des  Verfassers  nur  um  so  greller  ins  Auge  fällt.  Weiteres 
über  den  Inhalt  des  Schriftchens  zu  verratheu  sehe  ich  mich  nicht 
veranlasst;  will  ich  demselben  doch  Leser  gewinnen,  nicht  seine 
Leetüre  halb  oder  ganz  entbehrlich  machen  helfen. 

Wien.  Th.Gomperz. 


Lateinische  Lebrbücber.  ang.  ?,  H^  Kmol, 


»08 


Auf^abeu  zur  EinOhime:  der   lateinischen  Syatai  in  einwlnen 
Satten  und  tm.\\  iKfenden  Stöcken,  nach  den  Granunfttiken  Ton 

Karl  Sflbmidt,  \  vffert  und  Ferd.  Schultz.  Von  Dr.  J.  Haaler, 

L  ThdL   Casüfiie.irr.    -.  Aufl.  Wien    1878.   Alfred  Holder.   8».  S.  IV 
ü.  128.  ^  65  kr. 

Als  die  Aufgäben  zur  Einübung  der  lat.  Syntax  von  Dr.  J- 
Hanler  1874  erschienen  waren,  konnte  Eef.  nur  ein  anerkennendes 
ürtheil  aber  dieselben  Calien.  Die  rasche  Nothwendigkeit  einer 
^^2weiten  Auflage  bat  die  HicIitigkGit  desselben  bestätigt.  Wesentliche 
^KiLendeningeu  sind  in  dieser  nicht  vorgenommen  worden  um  den  Ge- 
^■braucb  der  ersten  Auflage  neben  dieser  uicbt  unmöglich  zu  machen. 
^p^  wurden  nnr  zwei  vollständige  neue  Sätze  aufgenommen,  S.  5  Ab- 
~  schnitt  6  Satz  1  ,Das  ist  der  glänzendste  Sieg,  bei  dem  die  Milde 
waltet*"  statt  des  früheren  unpassenden  und  vom  Bef,  beanständeten 
^Folgendes  war  die  Rede  Cato's**  und  19,  1,  24  ^Ich  hoffe,  dass  ihr 
i4öir  eure  Entschlösse  mittbeilen  werdet";  sonst  sind  nur  einige  durch 
^Weglassung  oder  Hinzufügung  einzelner  Worte  vereinfacht  oder  dem 
\z\i  erreichendeu  Zwecke  entsprechender  gemacht  worden,  wie  11,  4. 
^13;  17,  44;  27,  2,  17;  30,  5,  20;  23,  6,  5  u,  a.  Die  anderweitiiren 
IfAendeningen  sind  1,  nur  stilistische  oder  orthographische,  2.  An- 
klebe der  Quantität  der  vorletzten  Silbe  bei  Eigennamen  im  Texte, 
\Z,  die  Beseitigung  einer  grossen  Anzahl  von  Noten  dui-ch  Vei-wei- 
lung  der  betreffenden  Vocabeln  und  Phrasen  in  das  WöHerverzeich- 
^nis  und  4,  ganz  ausgedruckte  Pränomina  bei  anfänglichem  Vorkommen 
derselben. 

Mit  den  atilisti sehen  Aenderungen,  die  sich  durch  das 
nze  Büchlein  erstrecken  und  ein  schönes  Zeugnis  von  derGewissen- 
^fcaftigkeit  des  Verfassers  ablegen ,  sein  Workcheu  auch  in  dieser  Be- 
lieb ung  musterhaft  zu  gestalten,  ist  Ref.  vollkommen  einverstanden » 
^^ffiuss  aber  im  Interesse  des  Buches  den  Verfasser  noch  auf  einige 
^Hßtellen,  die  ihm  beim  Durchlesen  in  dieser  Hinsicht  aufgefallen  sind, 
^^b||teerksam  marheu.    U,  4,  11   muss   „nicht"*   umgestellt  werdeu 
^PpKlin  Ph,  nicht  auf  d.  Wagen  d.  V.  gestiegen  wäre^  usw;  11,  5,  8 
'       ist  wol    besser  davor  als  darüber   zu  schreiben,    13,7,  18  ist 
chatte"  hinter  gekämpft  einzuschalten.    17,  32  muss  in  Ueber- 
einstimmuijg  mit  7 ,  9.  3  ,, wurde  Einwendung  von  Fompejus  u.  a, 
erhoben"  heissen.    19,  1,  22  vieles  ist  uns  zwar.    37,  54  niemals 
werde  ich  jener  Nacht  vergessen*  40,  11  weil  er  etc.  42,  2,  23  und 
stammte  her  st.  herstammend.  46,  7^  14  ist  nämlich  Oberflüssig, 
57p  16  marschierte  unter  seiner  eigenen  Fuhrung  st«  fnlirto  er  unter 
ftainer  eigenen  Führung.  36,  33  auf  dem  Vorgebirge,  40,  110  nicht 
ao  aehr  st.  nicht  so  fast,  ebenso  65,  125  und  60,  40  von  wo  an 
übrigens  eine  falsche  Numerierung  beginnt,  da  sich  gleich  Satz  42 
L^  au  40  aiisohHesst.    60»  45  nnd  der  Muth  der  Feinde  fing  an.  65. 
■§122  Gewalt  über  Leben  und  Tod  der  Seinigen.  72,  7  Z.  2  v,  u.  und 
f      Paullus,  74  Mitte  ^sondern  den  Gegner  anzuborfu* ;  ebendaselbst  in 
Attika  vgl.  12,  6,  L  82,  19  Z.  2  v.  u.  über  Antiochus,  KOnig  von 


904  Lateinische  Lehrbücher,  ang.  v.  H.  KmoL 

Syrien.  69.  2  I  um  auch  diesen  Krieg  (was  bei  den  etc.)  glücklioh 
zu  beendigen.  Ebendaselbst  „zersprengten  die  Römer*  (oder  Reiter) 
etc»,  da  das  Folgende  wol  nicht  auf  die  Pferde  bezogen  werden 
kann.  70  Z.  4  wen  er  als  treuen  Freund  —  wen  als  treulosen.  70, 
3,  U  ^Zur  Errichtung  oder  Auffühiung  einer  festen  Schanze*  mit 
der  Bemerkung,  dass  wiederholt  der  deutsche  attribatire  Begriff  des 
Objectes  im  Lateinischen  mit  dem  Verbum  verschmolzen  erscheini 
Auch  die  orthographischen  Aenderungen  wieVei,  blosz,  nämlich, 
Regierung,  spazieren  und  dgl.  sind  zu  billigen.  Vgl.  dagegen  60,  51 
und  Wörterverz.  marschiren;  60,  62  campiren;  31,  6,  16  hängenden 
st.  hangenden! 

Das  Streben  des  Verfassers  die  Schüler  zum  richtigen  Betonen 
der  vorkommenden  Eigennamen  dadurch  zu  zwingen,  dass  er  bei 
anfänglichem  Vorkommen  dieser  die  Quantität  ihrer  vorletz- 
ten Silbe  angibt  ist  löblich,  nur  musste  dieser  Grundsatz ,  wenn 
einmal  aufgestellt,  auch  consequent  durchgeführt  werden.  Wenn  man 
auch  die  Nichtangabe  der  Quantität  bei  Hiero  2,  2,  14,  Antiochns 
26,  24,  Tigranes  29,  5,  4,  Epirus,  39,  94,  Salamis  41,  1  21,  Dio- 
genes 50,  10,  13,  Oxydraker  52,  12,  16,  Mantinea  60,  29  damit 
entschuldigen  kann,  dass  der  Schüler  diese  Wörter  und  ihre  Betonung 
im  Wörtervei-zeichnisse  findet,  so  ist  dies  nicht  der  Fall  bei  Sisjphos 
6,  8,  9,  Hieronjmus  8,  2,  11,  Albinus  14,  92,  Phamabazus  17,  51, 
Artabazus  22,  17,  Thrasjbulus  23,  6, 13,  Deianira  ebend.  14,  Labeo 
32,  8,  5,  Demaratus  35,  4,  Vinathus  36,  40,  Orgetorix  42,  2,  18, 
Calenus  49,  9,  20,  Ephesus  54,  7,  Misenum  54,  13  und  Cenabum 
67,  158,  während  sich  Macrochir  41,  2,  6  und  Xenophon  48,  8,  18 
zwar  im  Wörterverzeichnisse  finden,  aber  ohne  Angabe  der  Quantitü 
der  vorletzten  Silbe.  Ref.  glaubte  diesen  Punct  deshalb  ausführlicher 
berühren  zu  müssen ,  weil  bei  consequenter  Durchführung  des  aof- 
gestellten  Grundsatzes  sich  eine  bedeutende  Entlastung  des  Wörter- 
verzeichnisses bei  der  nächsten  Auflage  ei*zielen  lassen  wii*d. 

Der  auf  diese  Weise  gewonnene  Raum  kann  noch  weitere 
Vocabeln  aus  den  Noten  aufnehmen,  denn  wenn  auch  der  Ver- 
fasser in  dieser  Auflage  schon  eine  ziemliche  Anzahl  aus  diesen  in 
jenem  aufgenommen  hat ,  ist  Ref.  doch  der  Ansicht,  dass  aus  päda- 
gogischen Gründen  noch  weiter  gegangen  werden  kann  und  muss. 
Noch  immer  stehen  Wörter  in  den  Noten,  die,  ohne  dass  der  Schüler 
an  den  betreffenden  Stellen  in  seiner  Uebersetzung  irre  wird,  im 
Wörterverzeichnisse  aufgenommen  werden  können.  Eine  sorgfältige 
Sichtung  wird  den  Verfasser  die  betreffenden  leicht  erkennen  lassen. 
Andererseits  muss  Ref.  rühmend  hervorheben,  dass  vei*einzelte  Irr- 
thümer  und  Versehen ,  die  sich  in  die  Noten  der  früheren  Ausgabe 
eingeschlichen,  in  der  vorliegenden  beseitigt,  so  wie  dass  einzebe 
Noten  schärfer  gefasst  oder  erweitert  sind.  Aber  allzu  grosse  Röck- 
sicht auf  gedächtnisschwache  Schüler  veranlassten  zu  oftmalige 
Hinweisungen  auf  bekannte  sjntactische  Fügungen,  wie  est 
discipuli  S.  10  Anm.  5 ,  est  magni  animi  13,  15,  stolti  %eX  17,  4, 


Lateiniselje  Lehrbücher,  aug*  \%  H,  KozioL  DOS 

olche  Wendun^n,  die  jeder  Tertianer  wissen  mnss,  wie  den 

knch  Ton  is.  22,  6  Hauülcar  eiusqne  (ilii  odm*  25,  15  denin 

_Ägno«cimus  ex  operibus  oiu^,  ferner  27»  4  quis  <iubitiit  quin  und  dass 

um  in  der  Bedeutung  ^während**  mit  dem  Indicativ  präseiitis  steht 

19;  ebenso  muss  der  Schüler  80,  8  aitn  der  Grammatik  wisseu 

lid  bedarf  keiner  Weisung  durch  ein  Beispiel,    Die  Weglassung  sol- 

ber  unbedingt  als  bekannt  Yoranszusetzender  Hin  Weisungen  wird 

Se  Zahl  der  Noten  um  ein  Weiteres  verringern.   Zu  beanständen  ist 

25  interserens,  das  nicht  classisch  ist,  ebenso  69,  13  tollere 

_  ellnm,  das  sich  wot  kaum  In  der  clafisischen  Prosa  für  conÜcere  öder 

perflcere  bellum  nachweisen  lässt   In  stilistischer  Beziehung  ist  nur 

iie  Note  10,  12  xu  bemängeln,  wo  es  ^vorzeitig  gegenüber  dem 

siuptsatze'^  beissen  muss* 

Die  Fräuomina  bei  anfiluglicliem  Vorkommen  auszudra- 
cken,  war  nicht  nothwendig,  da  der  Schüler  sich  über  die  Bedeu- 
tung der  Buchstaben  im  Wörterverzeichnisse  ßaths  erholen  kann,  wo 
der  Verfasser  gewissenhaft  alle  angogobon  hat ,  oder  dies  konnte  im 
Interesse  des  Banmerspamisaes  unterbleiben,  sobald  jenes  consequent 
iurchgeführt  wurde* 

Im  WörterverzeichuisBe    ist   dem    Ref.   die  Abwesenheit  von 

dins  aufgefallen.    Sollte  es  absichtlich  weggelassen  worden  sein, 

eil  es  aus  der  Grammatik  bekannt  ist,    dann  müsste  in  strenger 

^esthaltung  diet^es  Grundsatzes  noch  gar  manches  ebenso  bekannte 

?ort  üiclit  aufgenommen  sein» 

An  Druckfehlern  sind  dem  Kef,  aufgefallen!  die  Griechen 
st.  den  18,  55,  PhÖnicien  st.  Phönikien,  wir^  sonst  überall  28,  54^ 
Meneclidas  st.  Meneclides  25,  1,6  und  Kräzen  st.  Kränzen  40,  1,  6. 
Das  Buchlein ,  dessen  Papier  diesmal  auch  etwas  besser  ist. 
bat  durch  die  angedeuteten  Verandennigen  nur  gewonnen  und  wird 
|ich  auch  in  dieser  Auflage  zu  den  alten  Freunden  neue  erwerben. 
_  ef,  wünscht  ihm  dies  aufrichtig,  da  er  sich  selbst  von  der  Brauch- 
barkeit desselben  in  der  Schule  Überzeugt  hat. 

Iteinischos  Lesebuch  mit  taichlicheu  t^rklHmngen  und  i^rammati- 
8<:hc*n  VVrweisongcn  vcruehcn  von  Ant.  Schwarz,  Gyninasijildirector 
2.  timgearb.  und  venu.  Aaflag*^  Paderborn.  Druck  und  VcrUg  von 
Ferdinand  Schoiiingh.  1876» 

Drei  Eigenschaften  muss  ein  lat*  Lesebuch  für  die  dritte  Ctaiise 
en ,    einen   leichten,  durchsichtigen  Stil,  durchwegs  correctes 
Latein  und  der  Inhalt  darf  gar  keiue  Schwierigkeiten  bieten. 
Wifi  den  ersten  Punct  betrifft,  so  wird  ihm  das  vorliegende  Lesebach 
r^sstentheils  gerecht,  indem  nur  hie  und  da  compliciert^re  Perioden 
i  einzelnen  Biographien  de«t  Nepos  und  in  den  ans  Cicero  ausgewählten 
Bu  vorkommen;  vgL  p.  17,  3,  3,  das  als  zu  schwierig  weggelassen 
Im  sollte,    p.  1^1,  2,  5,  an  welcher  Stelle  das  Anacoluth  nn- 
nl^eitigen  war,  etwa  in  der  Weise,  wie  es  bei  Schmidt- 
»hen  ist ,  u,  a.   Bezüglich  des  zweiten  PoncldB  ist  die 


900  Lateinische  Lehrbücher,  ang.  y..  H,  Exmol, 

JBeibehaltung  der  Eigenheiten  des  Nepos  nnd  Cortias  zu  tadeliu 
Eine  Aenderung  der  diesbezflglichen  Stellen ,  wie  sie  theilweise  in 
dem  Lesebuche  von  Schmidt-Gehlen  durchgeführt  ist,  muss  auf  dieser 
Stufe  eintreten.  Der  Knabe  der  Tertia  darf  kein  non  dnbitare  mit 
dem  Acc.  c.  inf.,  kein  Perses  rex,  in  Perside,  progenitor,  kein  imperii 
potiri,  causam  interserere,  abalienare  suis  rebus,  copias  extrahere  ei 
hibernis,  quicunque  mit  dem  Oonjunctiv,  quisquam  statt  aliquis  und 
nmgekehrt,  Lacones  statt  Lacedaemonii  und  dergl.  in  seinem  Lese- 
buche finden.  Die  Ausnahme  bleibt  jugendlichen  Gemüthem  bekannt- 
lich immer  besser  haften  als  die  Regel,  hier  um  so  mehr,  als  der 
Knabe  diese  erst  nachträglich  kennen  lernt.  Da  nun  einmal  A^e- 
rungen  auf  dieser  Stufe  nicht  zu  vermeiden  sind,  so  müssen  sie  auch 
bei  dem  Inhalte  nach  anstössigen  Stellen  vorgenommen  werden.  In 
einem  Knabenbuche  dürfen  Wendungen  wie  Epaminondas  6,  2  p.  53 
ex  matre  liberos  procreasset  unbedingt  nicht  vorkommen.  Jeder  Lehrer 
wird,  wenn  er  will,  beobachten,  mit  welcher  Scheu  der  gesittete 
Knabe  an  die  Uebersetzung  solcher  Wendungen  herantritt.  Warum 
sollte  nicht  ein  uxorem  ducere  für  diese  Stufe  dasselbe  thun  ?  Histo- 
rische Unrichtigkeiten,  wie  p.  21,  2,  3  und  sonst,  müssen  ebenfalls 
beseitigt  werden.  Einsichtlich  des  dritten  Punctes  endlich  mag  der 
Verf.  immerhin  behaupten ,  dass  auch  alle  aus  Cicero  ausgewählten 
Stücke  leicht  zu  bewältigen  sind ,  so  wird  doch  jeder  vorurtheilsfreie 
Beurtheiler  dies  verneinen  müssen.  Nun  ist  aber  schon  das  Bewältigen 
der  formellen  Schwierigkeiten  für  Knaben  dieser  Stufe  eine  grosse 
Aufgabe.  Inhaltsschwierigkeiten  noch  nebenbei  zu  überwinden  geht 
über  seine  Kräfte,  und  das  Nichtverständnis  des  Inhalts  nach  mühe- 
voller Zurechtlegung  der  Form  muss  naturgemäss  in  demselben  Un- 
lust erzeugen. 

Bezüglich  der  vorausgeschickten  dicta  memorabilia  und  des 
durch  sie  zu  erreichenden  Zweckes  muss  Bef.  bemerken ,  dass  eine 
methodische  Durcharbeitung  der  Syntax  vor  der  Leetüre  auf  dieser 
Stufe  nicht  möglich  ist.  Die  syntactischen  Begeln,  besonders  der 
Modus-  und  Tempuslehre  dürfen  hier  ohne  Zuhilfenahme  der  Gram- 
matik nur  insoweit  den  Schülern  vorgeführt  werden,  als  sie  zum  Ter- 
ständnis  des  Satzes  nöthig  sind.  Ihre  Anwendung  verlangt  ja  diese 
Stufe  vom  Schüler  noch  nicht.  Die  dicta  können  also  aus  Baumerspa- 
rungsrücksichten  ruhig  wegfallen. 

Die  Noten  bieten  manches  Gute,  aber  auch  Vieles,  was  der 
Schüler  selbst  finden  kann  und  soll ,  andererseits  fehlt  Manches,  was 
nöthig  ist.  Ein  ausreichender  Commentar  ist  eben  auf  dieser  Stufe 
unmöglich,  da  jeder  syntactische  Punct  behandelt  werden  mässte, 
aber  auch  nicht  nothwendig,  da  die  gesetzlich  geforderte  gemeinsame 
Vorpräparation  in  der  Schule  die  Schwierigkeiten  aufdecken  und  be- 
heben soll.  Weiter  als  Schmidt  und  Gehlen  hierin  in  ihrem  Leseboche 
gegangen  sind ,  soll  man  überhaupt  nicht  gehen.  Die  Andentongf n 
zur  Wahl  des  richtigen  deutschen  Ausdrucks ,  die  zur  Messung  der 
beiden  Idiome  führen,  und  häufig  mit  denen  bei  Schmidt-Gehlen  idei- 


Lateinische  Lebrhöcher,  ^ng,  t,  B,  Kozioi.  007 

h  sind,  sind  zu  binigeii.  Freilicli  ist  auch  hierbei  dem  Lehrer  der 
grossere  Theil  der  Aufgabe  fiberlassen,  nämlich  die  Brücke  zii  achiogen 
zwischen  dem  Orig^inal  ond  der  angegebenen  deDtschea  Wendung,  da 
ohne  jene  dem  Scbfller  die  Möglichkeit  benommen  ist,  in  ähnlichen 
Fällen  Aehnliches  zu  versuchen.    Sehr  erwünscht  wäre  aach  hie  und 

tda  eine  Bemerkung  ober  den  Gebrauch  der  Tempora.  Unglücklich  hi 
p.  16,  3,  1  die  Wahl  des  Ansdmcks  „Verkürzung-*  für  Enallage.  Die 
ft^nmerkting  zu  p,  27,  9,  4  kann  miss?ei^tanden  werden«  als  ob  nur 
neim  Pert  logrc.  das  Particip,  präs.  znr  Bezeichnung  de$  Zwe,cke9 
stehe;  bei  venire  kommt  es  öfter  auch  beim  Perf.  hii<tnr,  vor,  28»  8, 
B  salum  das  Meer  in  der  Nähe  der  Küste  und  procul  ab  insnla"? 
i5,  1,  5  lernt  der  Schüler  anderes  in  seiner  Grammatik:  richtiger 
sollte  auf  den  bei  domus  stehenden  possess.  Genetiv  Ge wicht  gelegt 
werden.  41,  9,  4  dementia  ^Edelmuth"?  44.  4,  1  müsste  bemerkt 
werden,  dass  in  class.  Prosa  statt  der  Bezeichnung  des  Landes  Per- 
Bien  stets  der  Vßlkemame  gebraucht  wird;  freilich  käme  der  Verfasser 
in  Widerspruch  mit  28,  10»  2,  da  er  die  Eigenthümlichkeiten  de?; 
Autors  beibehalten  hat.  46,  5,  4  mnss  es  bezüglich  der  Construction 
?on  expugnare  heissen  „in  der  class.  Sprache"  statt  „in  der  Regel*^. 
6,  3  scelus  admittere  ungewöhnlich,  dies  war  anzudeuten  oder 
fOimittere  in  den  Text  zu  setzen.    152,  43,  3  nisi  forte  crederet 
sanft  ironisch**?   Soll   die  sanfte  Ironie  im  Conjunctiv 
:en?  Es  wäre  besser  gewesen  den  Gebrauch  der  Formel  dahin  zu 
klilren»  dass  mit  ihr  die  Annahme  der  gegentheiligen  Meinung  als 
rard  hingestellt  werden  soll. 

Wenn  auch  Ref.  mit  den  befolgten  Grundsätzen  nicht  ein- 
verstanden sein  kann ,  so  kann  er  nicht  Jfiugnen ,  dass  das  Buch  mit 
^rgfalt  gibarbeitet  ist.   Der  Druck  ist  correct;  die  Anssüittung  nett. 

chul  Wörterbuch  zu  den  Lebensbeschreibnugen  des  Cornelius  Nepos. 
Von  Otto  Kichert,  Dr.  phil  9,  verb.  Ausg^übtf.  lireÄlau,  J.  U,  Kern'^ 
Verlag  (Mai  MüUor)  1876.  W  p.  173,  —  S()  Pf. 

Das  Werkchen  hält  trefflich  die  Mitte  zwischen  Zuviel  und  Zn- 

lenig,  was  bei  Schnl Wörterbüchern  so  schwierig  und  doch  unbedingt 

^fctiig  ist,   indem  jenes  dem  Schüler  das  Auftinden  der  richtigen 

lang  erschwert,  dieses  ihn  h^iu5g  rathlo^  lusü^t,  Wol  zu  weit- 

lliend  ist  indessen  die  Röcksicht  auf  ganz  schwache  Schüler,  wenn 

ftr  Verfasser  es  füi-  nöthig  hält  cecini«  coactuij,  ©octus,  coegi,  cog- 

nitus,  coituriLs  und  dgl.  separat  anzuftlhren  und  auf  die  Präsensform 

hinzuweisen.    Ein  Schüler,  der  auf  dieser  Stufe  die  Formen  ,  die  eben 

trat  frisch  ins  Gedächtnis   eingeprägt  wnrden,   nicht  kennt,  wird 

entweder  nicht  in  die  Lage  kommen  das  Wörterbuch  zu  gebranchen 

iMier,  wenn  es  doch  geschieht,  kaum  aus  dieser  Rücksicht  Nutzen 

ti.  Aus  Rnuniorsparangtrück  -Munen  diese  Hinweisungien 

Srhü^ien  für  das  Büchlein  v,  [^    Auffällig  ist  auch  die 

liuma:  gleichlantender   aber   von    verschiedenen   Stammen 

«ligel^  rt^r  wie  L  cclligo»  are,  2,  colligo,  ere;  1,  potior,  iri. 


008     B.  V.  Muth,  Einleitong  in  du  Nibelungenlied,  ang.  t.  J.  8hvbl 

2.  potior,  oris;  1.  uter,  tris,  2.  uter,  a,  am  a.  a.  Der  Schüler  kann 
leicht  glauben ,  dass  es  wirklich  dasselbe  Wort  ist.  üebrigens  fohlt 
2.  bei  concldo,  während  1.  bei  concido  steht.  Warum  carmen  fehlt, 
da  doch  gleich  bekannte  Wörter  vorkommen ,  ist  nicht  abraseheo. 
Wünschenswerth  wäre  bei  animus  oder  placare  die  Phrase  animo  pli- 
cari  in  alqm.  (vgl.  Pelop.  5,  2)  ebenso  insidiae  fiunt  aliciii  es  droht 
Jemandem  Gefahr.  Von  inlmicitia  war  besser  der  Plural  anzuführen, 
der  besondei*8  bei  gero  und  suscipio  erscheint.  Ariobarzänes  st.  Ario- 
barzänes  ist  wol  Druckfehler,  ebenso  Scythissa  als  Eigenname.  Unter 
sententia  ist  das  s  in  Ansicht  abgesprungen ;  sonst  ist  der  Druck 
correct. 

Bef.  hält  das  Werkchen  fOr  ein  ganz  praktisches  Hilfsbfichlein, 
das  den  Schülern  bestens  empfohlen  werden  kann. 

Wien.  Heinrich  Eoziol. 


Richard  von  Math,  Einleitung  in  das  Nibelangenlied.  Pader- 
born, Ferdinand  Schöningh.  X  und  425  8S.  8^  Preis  5  Mark. 

Zum  ersten  Male  begegnet  uns  in  diesem  Buche  eine  systema- 
tische Dai*8tellung  dessen  was  E.  Lachmann  über  die  Nibelxmge  ge- 
*  lehrt  und  was  nach  ihm  andere  an  seinem  Baue  ergänzt  haben.  DaB 
verdient  Anerkennung  und  Lob.  Bührig,  wo  es  galt  die  BesuUate 
ihrer  Forschungen  zum  Gemeingut  zu  machen,  waren  jene  Männer, 
welche  seit  Holtzmann  ihre  Lachmann  widerstreitenden  Ansichten 
aufstellten.  Schwerer  zugänglich  dagegen  und  nur  mühsamem  Mit- 
arbeiten ihr  Verständnis  erschliessend,  zerstreuten  sich  jene  tief  ein- 
greifenden Forschungen ,  die ,  soweit  wir  sehen,  für  alle  &iten  die 
einzig  richtige  Auffassung  und  Losung  der  Nibelungenfrage  boten. 
Wer  sich  freilich  an  diesen  Quellen  Bathes  erholt ,  Bathes  erholen 
konnte ,  wer  den  Worten  Lachmanns  folgend  ein  freies  Urtheil  in 
treuer  Hingabe  an  ihn  und  seine  Lehre  gewann,  dem  war  seine  wissen- 
schaftliche Ueberzeugung  aus  eigener  Arbeit  emporgestiegen  und  f&r 
ihn  gab's  kein  Schwanken  mehr.  Denselben  Weg  werden  wir  alle 
weisen  müssen  denen  ein  wissenschaftliches  Verständnis  der  Frage 
nothwendig  ist,  kein  Lehrer  wird  ihnen  die  Mühe  desselben  ersparen 
können.  Anders  aber  wo  die  Leitung  des  Lehrers  fehlt  oder  wo  der 
Lehrer  selbst  zu  den  Gegnern  Lachmanns  gehört  Da  fehlte  ein  Buch, 
das  zusammenfasste ,  das  das  Zerstreute  zur  Einheit  sammelte,  das 
lehi-te  und  zeigte  wie  die  oft  minutiösen  Untersuchungen  mit  der 
grossen  Frage  zusammenhiengen.  War  es  ein  Wunder ,  wenn  viele 
nach  dem  Bequemen  und  Gelegenen  griffen  und  sich  aus  den  Büchern 
der  beiden  Fischer  u.  A.  vermeintliche  Belehrung  holten? 

Mit  diesen  kurzen  Bemerkungen  glaube  ich  dem  Buche  seine 
Stellung  in  der  Literatur  angewiesen  zu  haben.  Welchen  Nutzen  es 
dem  akademischen  Studium  bringen  wird ,  bleibt  erst  der  Erfüirung 
überlassen,  wir  möchten  mit  Bücksicht  auf  den  Fleiss  des  Yerhamn 
einen  recht  intensiven  wünschen.  Das  wird  aber  wesentUch  ven  dm 


B.  t>,  Mftth,  EtnleHtttig  in  das  NibelüD^enlied«  mg,  f*  J.  StrM.    909 


Lehrer  abhängen,  der  das  Buch  benutzt  oder  emptiehU.  Wenn  es  der 
Gründlichkeit  des  Sindinrns  Eintrag  thun  sollte,  wenn  der  Schüler 
sich  nur  aus  ihm  belehren  wyllte  und  es  nicht  vielmehr  als  erfahre- 
neren Führer  beim  Studium  der  Quellen  und  gn^üu^logenden  Forschun- 
gen betrachtete  ^  dann  freilich  müssten  wir  wünschen ,  es  wäre  unge- 
schrieben gehlieben. 

Unter  den  angegebenen  Gesichtspuncten  kann  man  sich  auch 
it  der  Ausfuhrang  im  Einzelnen  einverstanden  erklären»  wo  geirrt 
iit,  wird  der  Lehrer  oder  das  Studium  der  zu  Grande  liegenden  Schrif- 
ten die  Bessening  bringen.  Oft  wird,  da  der  Verfasser  stets  mit  Sorg- 
falt die  beweisenden  Stellen  sammeit,  schon  ans  dem  Materiale  des 
Buches  heraus  der  Irrthum  erkannt  werden  k(iunen.  Ich  denke  hier 
sonächst  an  die  Ausführungen  S.  257  ff.  über  die  dem  Kürnherger 
Sügeschriebenen  Strophen.  Manches  auch  was  der  Vei-fasser  bei  Seite 
gelassen,  hätte  ich  gerne  erörtert  gefunden.  Namentlich  die  Wider^ 
Sprüche ,  welche  Lachmann  aufgedeckt  und  welche  seine  Gegner  zu 
beseitigen  suchten.  Ich  weiss  aus  Erfahrung ,  dass  gerade  diese  Ver- 
eache  bei  vielen  Eindruck  machten. 

Auf  weitere  Einzelheiten  gehe  ich  diesmal  nicht  ein.  Ich  wollte 
r  meinerseits  das  Ruch  allen  jenen  und  zwar  wllnnstens  empfohlen 
heu,  von  denen  ihr  Beruf  genaue  Kenntnis  der  Nibelungenfrage 
angt  und  die  aus  irgend  welchen  Gründen  noch  jenen  von  mir 
iben  bezeichneten  Weg  nicht  betreten  haben. 

Die  offene  rückhaltslose  Anerkennung,  die  ich  dem  Buche 
ide  gibt  mir  aber,  glaube  ich,  schliesslich  das  Recht  zu  einigen 
orten  des  Tadels  und  Bedauerns.  Diese  treffen  den  Ton  den  der 
Verfasser  an  einigen  Stellen  anschlagt,  der  ebenso  ungerechtfertigt 
ale  für  ihn  unpassend  ist.  Das  Pathos  des  willenskniftigen  Mannes 
begreife  ich,  wo  er  eine  wolbedachte,  mit  Mühe  und  Selbstverlftug- 
nang  geschaffene  Arbeit  gegen  ungerechtfertigte,  leichtsinnige  An- 
griffe vertheidlgt.  Aber  umsonst  sehe  ich  mich  nach  den  Gründen 
um,  die  den  Verfasser  veranlassen,  z,  B.  von  F.  Pfeiffer  so  zu  roden 
wie  es  S.  241  geschieht,  Dass  Pfeiffer  selbst  ähnlich  gefehlt,  gibt 
ihm  kein  Recht  dazu.  Das  tragische  Schicksal  des  Mannes,  den  die 
lähmende  Hand  de«  Todes  schon  gestreift  hatte,  da  er  äusserlich  in 
der  Vollkraft  seiner  Jahre  schien,  sollte  ihn  vor  solchen  Angriffen 
schützen.  Und  stimmt  es  zu  unserer  nationalen  Ethik  einen  Todteu 
zu  verhöhnen^  der  sich  nun  nicht  mehr  vertheidigen  kann ,  ja  der  in 
den  in  Rede  stehenden  wissenscbaftlicben  Fragen  kaum  mehr  i^ineo 
finden  wird,  der  för  ihn  das  Wort  nimmt? 

Auch  gegen  andere  schlägt  der  Verfasser  einen  ähnlichen  Tod 
an,  geradezu  verwundert  hat  mich  aber  ein  Ausdruck  S.  264  in  der 
Anmerkung,  wo  der  Verfasser  spricht  von  ^Wissenschaft! ichen  Tag- 
hnern  an  der  Mittelschule"*.  Das  ist  unanständig  gesprochen  und 
gleich  eine  Unwahrheit. 

Ciernowitz.  Joseph  Strobl. 


910     Suphan,  Herder's  Sämmtliche  Werke,  ang.  t.  E,  Werner, 

Herders  Sämmtliche  Werke.  HerauBgeffeben  vonBernhtrd  Saphtn. 
Berlin,  Weidmannscbe  Buchhandlung.  1877.  L  Band  XLIV  and  548. 
II.  Band  XIV  und  386  SS.  8*.  a  4  Mark. 

Je  eingehender  sich  die  historische  Forschung  mit  der  neueren 
deutschen  Literatur  beschäftigt,  je  mehr  sie  sich  vertieft,  desto  fohl- 
barer  wird  der  Mangel  an  authentischen  Ausgaben  selbst  unserer 
wichtigsten  Schriftsteller.  Lessing  war  bemerkenswerther  Weise  der 
erste,  der  uns  mustergiltig  zugänglich  gemacht  wurde  und  Lachmaim 
war  auch  hier  wie  so  oft:  P&dfinddr.  Doch  blieb  auch  noch  belLessing 
manches  zu  thun,  wie  die  Hempelsche  Ausgabe  beweist.  Für  SdiiQer  iit 
durch  das  Unternehmen  Goedekes  viel  gethan,  doch  ist  der  Preis  des- 
selben für  einen  normal  eingerichteten  Menschen  ein  unerschwinglicher 
geworden.  Goethes  Texte ,  die  er  ohne  es  zu  wissen  zum  Theile  selbst 
barbarisch  behandelt  hatte ,  worauf  zuerst  M.  Bemays  in  seiner  be- 
kannten Schrift  hinwies ,  sind  durch  die  noch  nicht  abgeschlossene 
Hempelsche  Ausgabe  und  durch  Hirzels  Der  Junge  Goethe  auf  dem 
Wegezui'  kritischen  £einheit.  Damit  war  bisher  dieBeihe  der 'Spitzen' 
erschöpft:  nicht  Elopstock,  nicht  Wieland,  deren  Entwickeiung  f&r 
die  Entwickelung  der  deutschen  Sprache,  wie  des  deutschen  Stileiä  im 
vorigen  Jahrb.  Ungeheueres  bedeutet,  sind  irgend  erträglich  zugäng* 
lieh;  für  beide  ist  der  Forscher  auf  die  zum  Theile  sehr  seltenen  Ori- 
ginalausgaben angewiesen.  Von  den  Sternen  zweiter  Grösse  ist  nur 
Hölty  in  K.  Halms  Palimpsest  erstanden ,  aber  sonst  keiner :  nicht 
Lenz,  nicht  Klinger,  nicht  Voss,  nickt  Bürger^);  und  je  weiter  man 
zurückgeht,  desto  schlechter  wird  es  bestellt:  nur  Hallern,  der  selbst 
auf  die  Textesänderungen  in  den  verschiedenen  Auflagen  seiner  Werke 
hinwies,  kann  man  entgegensehen. 

Um  so  dankenswerther  ist  das  Unternehmen,  dessen  Erscheinen 
ich  heute  begrüssen  darf.  Dr.  Suphan  fand  schon  mehrere  Male  Ge- 
legenheit seine  genaue  Vertrautheit  mit  Herder  zu  bekunden  —  ich 
verweise  nur  auf  die  Arbeiten  in  der  Zeitschrift  für  deutsche  Philo- 
logie; nun  beginnt  er  ein  Werk,  das  ip  jeder  Beziehung  anerkennens- 
werth  und  verdienstlich  ist.  „Die  litterarische  Wirksamkeit  Herders 
soll  sich  in  dieser  Ausgabe  vollständig  und  dem  Gange  seiner  Ent- 
wickelung, der  Folge  seiner  Wirkungen  auf  den  ersten  Leserkreis  ent- 
sprechend darstellen",  dies  ist  Suphans  Absicht  und  die  beiden 
ersten  Bände ,  die  rasch  auf  einander  folgten ,  geben  Gewähr  für  die 
Durchführung  dieses  Planes. 

Indem  sich  Suphan  aber  dies  doppelte  Ziel  steckte,  machte  er 
sich  wol  die  zwiefache  Aufgabe  klar,  die  er  durchzuführen  habe ;  aas 
ihr  erklärt  sich  der  Widerstreit,  welcher  in  den  beiden  Bänden  be- 
merkbar wird  zwischen  dem  Streben ,  den  *Gang'  von  Herders  *Ent- 
wickelung^  und  ^die  Folgen  seiner  Wirkungen  auf  den  ersten  Leser- 
kreis' darzustellen:  wenn  jener  Plan  strenge  durchgeführt  worden 
wäre,  dann  hätten  alle  Gedichte,  welche  Suphan  in  späteren  Bänden 


')  Tittmanns  Ausgabe  befasst  nur  die  Gedichte. 


Suphan,  Heräer's  Bämmilkhe  Werke,  tng,  t.  H.  Werner      911 

bringen  wird,  bereite  hier  ihren  Platz  linden  müssen,  obwol  sie  zumTheile 
erst  im  Lebensbild,  also  1846  veröifentlicht  wurden.  Hätte  Suphan 
aber  seinem  «weiten  Ziele  ganz  treu  nachgestrebt,  die  Folge  der  Wir- 
kung auf  die  Zeitgenossen  zur  Anscbauung  zu  bringen,  dann  hätten 
»ich  die  ausserordentlich  wichtigen  und  interessanten  Umgestaltungen 
der  Fragmente  erst  in  den  letzten  Bänden  unterbringen  lassen,  und 
dadurch  wäre  die  Entwickelung  von  Herders  Ideen ,  beginnend  mit 
der  ersten  Fassung  der  Fragmente ,  schliessend  mit  den  kritischen 
Wäldern,  wie  sie  nun  klar  vor  unseren  Augen  liegt,  gänzlich  zerstört 
worden.  Man  muss  Suphan  daher  Hecht  geben,  dass  er  keines  derben 
ihm  aufgestellten  Principe  strenge  durchführte;  im  Anfänge  setzt 
dies  freilich  in  Verwunderung,  allein  die  ganze  Ausgabe,  selbst  das 
Detail  scheint  so  wolerwogen,  die  Eintheilung  aus  jahrelangem  Kach- 
denken erwachsen  zu  sein,  dass  man  kleinere  Bedenken  umsomehr 
unterdrücken  darf,  als  es  sich  um  ein  grosses  Werk,  eine  wissenschaft- 
liche That  bandelt.  Suphan  wird  wol  überlegt  haben,  wie  er  dem 
wiederholten  Abdrucke  der  Pfingstcantate  I,  65  ff.  werde  ausweichen 
können,  ohne  sein  Princip  zu  schädigen,  obwol  ich  jetzt  gewiss  kei- 
nen Ausweg  wüsste;  denn  ich  wünschte  'die  Ausgiessung  des  heiligen 
Geistes*  mit  den  früher  erschienenen  Gedichten:  *Ein  Fremdling  auf 
G<>lgaiha'  und  'Ostergesang',  sowie  mit  den  von  Müller  herausgege- 
benen Cantaten  in  historische  Verbindung  gebracht  zu  sehen,  was 
nun  wol  kaum  mehr  möglich  sein  wird.  Doch  wie  gesagt«  diesem 
üebelßtande  wird  Suphan  zu  begegnen  wissen;  verstand  er  es  doch 
so  gut  die  Veränderungen  der  Fragmente  ersichtlich  zu  macheu.  Ich 
komme  auf  eine  Betrachtung  des  Weges ,  den  Herder  von  den  ersten 
Fragmenten  über  den  Torso  bis  zu  den  kritischen  Wäldern  zurück- 
legte, bei  späterer  Gelegenheit  zurück-,  jetzt  sei  nur  darauf  hinge- 
wiesen, dass  sich  aus  dem  ungedruckten  Material  einzelne  Uebergangs- 
jitufen  zusammeostellen  Hessen,  welche  die  allmälige  Ausreifung  Ton 
Herders  Gedanken  zu  erkennen  geben.  Man  mush  gestehen,  auch 
heute  noch,  da  all  die  Fragen,  die  in  den  Fragmenten  weitläufig  be- 
handelt werden,  da  all  die  Dichter»  denen  man  begegnet,  abgethtn, 
ja  vergessen  sind,  auch  heute  noch  wird  man  hingensseu  von  dem 
Ernst  und  der  Wärme,  die  Herdern  beseiten,  entzückt  von  der  Frische 
und  Jugendkraft,  die  seine  Urtheile  eingaben ;  man  begreift  die  auaser- 

E «ordentliche  Wirkung*  welche  die  Fragmente  auf  ihre  Zeit  ausübten 
b&d  bedauert,  da5S  nicht  auch  die  gereifteren  Ansichten  der  späteren 
Oeatalt  zum  Fortsehritte  der  Literatur  beitragen  konnten. 
Der  erste  B^ind  vtm  Suphans  Ausgaho  bringt  vorerst  Her- 
jÄei-s  Aufsätze,  die  er  für  die  Gelehrten  Bevtrago  zu  den  Rigischen 
Mzeigen  und  für  die  K»jnigsbergsch(-'n  Gck»hrt<*u  und  PuHtischen 
Beitnngen  schrieb,  jenes  stdbständige  kleinere  Heden  und  Betrach- 
■lungen,  dies  Kecensionen  de»  verschiedensten  Art;  in  ihnen  zeigen 
^ ich  vor  allem  Herders  weitgehende  Interessen:  er  berichtet  über 
Mallets  Geschichte  von  Dänemark  (7.'))  und  über  Gottsched,  ein 
Tnioei-spiel  in  Versen  oder  der  paradirte  Cato(lOO),  Aber  Shaws 


912     Suphan,  Herder's  Sammtliche  Werke,  ang.  v.  JB.  Wemer. 

Beisen  (81)  and  Abbts  vom  Verdienst  (79).  In  ihnen  zeigt  sich  je- 
doch auch  Herders  ganze  etwas  zusammengeraffte  Gelehrsamkeit,  die 
oft  nicht  aus  erster  Quelle  schöpft,  sondern  aus  Hamanns  oder  der 
Sammlung  anderer  ihre  Fülle  nimmt;  doch  kann  man  schon  an  ihnei 
Herders  feines  Urtheil  studieren,  sowie  seine  Schärfe  and  Gabe 
charakterisieren. 

Die  Anzeigen  erscheinen  zum  ersten  Male  in  einer  Reihe  mit 
den  übrigen  Werken ;  in  das  Verdienst,  dieselben  aus  vielen  Hunder- 
ten von  anonymen  Kritiken  herausgefunden  zu  haben ,  theilen  sich 
Haym  und  Suphan ,  welche  unabhängig  von  einand^  fast  zu  gznz 
gleichem  Besultate  kamen.  Dies  ist  eine  seltene  und  darum  um  so 
anerkennenswerthere  Leistung  philologischen  Scharfsinnes,  philologi* 
scher  Feinfühligkeit. 

Die  weitaus  grössere  Hälfte  des  1.  Bandes  (S.  131 — 531)  neh- 
men die  Fragmente  in  ihrer  ersten  Grestalt  ein ;  auch  hier  bringt 
Suphans  Ausgabe  manches  Neue ,  aus  handschriftlichen  Quellen  Ge- 
flossene ;  der  ersten  Sammlung  liegt  der  Text  der  ersten  Ausgabe  za 
Grunde,  w&hrend  nur  kleinere  Veränderungen  aus  der  zweiten  ange- 
fuhii;,  die  übrigen  im  2.  Bande  vereinigt  werden;  daraus  kann  man 
sich  —  wenn  auch  etwas  mühsam  —  die  beiden  Textgestaltungen 
construieren ;  ähnlich  war  es  mit  der  zweiten  Sammlung ;  auch  Heynes 
^Verbesserungen'  fanden  die  ihnen  gebührende  Berücksichtigung; 
ganz  neu  sind  die  Bearbeitungen  der  zweiten,  und  die  Vorarbeiten 
zur  Umbildung  der  dritten  Sammlung,  Zusätze,  die  den  Werth  von 
Suphans  Ausgabe  noch  um  Vieles  erhöhen. 

Den  Schluss  des  Bandes  bilden  die  Anmerkungen,  die  des  Interes- 
santen und  Wichtigen  so  viel  bieten,  dass  sie  den  Wunsch  nach  ^mehr' 
rege  machen ;  vor  Allem  hätte  ich  mehr  Parallelstellen  aus  Her- 
ders eigenen  Werken  oder  Briefen  zu  finden  gewünscht,  es  Hesse 
sich  um  nur  eines  anzuführen  zu  S.  60  auf  den  Brief  an  Sche&er 
(Lebensbild  I,  2,  194)  hinweisen;  Anmerkungen  Hessen  sich  unter 
Anderem  erwarten  zu  175,  68;  186,  87;  192,  99;  200,  113;  212, 
134  etc.;  doch  all  dies  kann  mau  von  einem  Herausgeber  nicht 
fordern,  nur  erbitten. 

Der  2.  Band  bringt  nun  die  verschiedenen  Gestalten  der  Frag- 
mente ,  die  erste  Sammlung  nach  dem  Druck ,  die  andern  nach  den 
Handschriften ,  endlich  den  Torso  ^über  Abbts  Schriften\  zu  welchem 
sich  auch  noch  ausserordentlich  interessante  Theile  vorfanden.  Ich 
beschränke  mich  hier  auf  diese  kurze  Inhaltsangabe,  um  einen  Bei- 
trag zur  Kenntnis  Herders  anzuschliessen ,  welcher  einen  bisher 
ganz  übersehenen  Punct  betrifft ;  vielleicht  wendet  ihm  Suphan  seine 
Aufmerksamkeit  zu. 

Von  ihm  selbst,  wie  von  anderen  Forschem  blieb  ein  Brief  un- 
beachtet, der  mir  theilweise  räthselhaft  ist.  Suphan  selbst  hat  in 
der  Zeitschr.  für  deutsche  Phil.  VI,  p.  49  ff.  nachgewiesen ,  dass  der 
Pastor  J.  J.  Härder ,  gleichfalls  Mitarbeiter  an  den  Bigischen  Ge- 
lehrten Beyträgen,  nicht  ohne  Einfluss  auf  Herder  blieb.  Daselbst  führte 


Suplntn,  Berdcru  Säuimiliche  Werke,  ang.  v,  E,  Wtrnrr, 


913 


apliaii  auch  aus  (worauf  sclioo  MüUer  in  den  ErinneningAD  I,  100 
Anin.  aüfraerk^aai  gemaclit  hatte),  das»  die  Aniuerkuiigen  zu  Bazins 
La  PbüoBophie  dö  T  Hisloue  von  Härder*  nicht  von  Herder  seien, 
|ie  zuletzt  wol  Kurz  behauptet  hatte;  Härder  schreibt  sich  aber 
\%dj  selbst  die  Verfasserschaft  zu  in  einem  Briefe  an  Klotz  vom 
S.  Sept,  1770  aus  Suzels- Pastorat  in  LiefJand,  der  noch  nicht  her- 
cigezogen  wurde;  der  Pastor  sag^:  *Ich  lebe  Wer,  als  ein  Pfarrer 
^uf  dem  Laude,  und  bin  dem  gelehrten  Publiko  wenig  bekannt.  Denn, 
asser  den  Anmerkungen  über  Bazins  Philosophie  de  V  Histoire,  eini- 
jeu  kleinen  Abhandlungen  in  den  Rigischen  gelehrten  Boyträgen, 
»be  ich  nichts  herausgegeben/  Dieses  Schreiben  ist  gedruckt  in  der 
jienig  bekannten  Sammlung  Briefe  deutscher  Gelehrten  an  den  Hrn. 
geheimen  ßath  Klotz,  herausgegeben  von  J,  J,  A«  v.  Hagen  II,  56  ff. 
ud  eDthfilt  folgende  wichtige  Stelle.  *Kur  wird  nächstens  —  ich 
fei  SS  aber  uoch  nicht,  unter  wessen  Namen  —  das  sch<^ne  ästhetische 
Werk  A  philosophical  enquiry  into  the  Origin  of  <»ur  Ideas  of  the 
^^ublime  and  beautifol  in  einer  Uebersetzung  erscheinen ,  die  zwar 
^non  mir  herrühret,  weil  Hr,  Prof.  Herder  mich  dazu  vermocht  hat. 
^tIs  er  noch  in  Riga  war;  die  er  aber  mit  sich  nach  Eutm  genommen  um 
[  einen  Kommentar  darClber  zu  schreiben^  wozu  er  itzt  in  Strassburg 
^■vermuthlich  Müsse  genug  haben  wird/ 

^^         Der  Verfasser  des  Euquiry  ist  Burke.    üeber  Herders  Autheil 
f      ^an  der  Verdeutschung  finde  ich  aber  nirgendwo  Näheres^  auch  weiss 
^ch  nicht,  ob  Härders  Uebersetzung  erschien  *)  oder  nicht  und  ob  sie 
kwrt  mit  der  1773  in  Riga  herausgegebenen  von  Garve  etwas  zu  thun 
[lat.    Weder  in  den  Briefen  Herders  an  Freunde,  noch  sonstwo  finde 
ich  eine  Notiz ;    und  Herder  hatte  doch  wenigstens  einmal  Anlass 
lehabt  darauf  hinzuweisen,  da  er  au  Hartknoch  Mitte  Februar  1772 
chrieb  (Von  und  an  Herder  11,28),  *Wer  hat  über  den  Ursprung 
(er  Sprache  geschrieben?    Ists    Härder  oder    ers  [der  dumme 
chlegel]?  Was  macht  die  Enquiry  on  the  Origin  of  the  Sublime 
pd  Beauty,  die  Garvo  übersetzte?*  Hatte  Herder  wirklich  die  Ab- 
geht Anmerkungen  zu  Härders  Ueber><0tznng  zu  schreiben?  War  sie 
|772  schon  aufgegeben^  vielleicht  wegen  Garvea  Arbeit?  Dies  sind 
^agen,   die  ich  von  Berufeneren  beantwortet  zu  sehen  wünschte. 
Garves  Üebejsetzung  war  Herder  gewiss  nicht  betheiligt,  wie 
aus  dem  Briefe  selbi»t  zu  ♦Mitnehmen  ist;  überdies  wird  es  mir  vOu 
>r.  D,  Jacohy  ausdrficklicli  bestätigt. 

Hartknoch  scheint  den  Charakter  Härders  in  dem   Briefe  an 
ierder  richtig  erkannt  zu  haben,  wenn  er  berichtet  (Von  und  an  Her- 
der n.  24).  Tneer  Riga  hat  nunmehr  einen  neuen  Rector  am  Lyceo, 
len  Pastor  Härder  bekommen.  Ich  drucke  jetzt  ein  SchulprogramiD 


')  ßUnkrnburg,  literarische  Ziiftitt«  l,  4^86  kennt  nur  die  Aufgabe 
Ig»  1773,  die  nach  J5rdena  Tl,  21  Gurre  xugchÄrt 


/,«lt*rhrm  r.  J,   A«(t«iT.  irTion.   Ii77.     XIL   n«fl. 


U 


914        SupJian,  Eerder'8  Sämmtlicbe  Werke,  ang.  y.  JS.   Werner. 

von  ihm  *) . . .  Der  Mann  ist  eben  so  dumm  und  eigenliebig,  wie  Schle- 
gel, und  noch  ein  paar  Grade  boshafter.  Doch  das  weiss  ich  nur  Yon 
Hörensagen'.  Dieser  Zug  der  Bosheit  äussert  sich  auch  in  dem  nun 
schon  oft  erwähnten  Briefe  an  Klotz;  daselbst  heisst  es  weiter 
(a.  a.  0.  58) :  'ich  gedenke  dieses  Werkchens  gegen  Ew.  Hochedelge- 
bornen  deswegen,  weil  Hr.  Prof.  Herder,  so  kühn  er  auch  in  seinen 
Fragmenten  die  griechischen  Dichter  beurtheilet  hat ,  hier  hn  Ver- 
dacht stehet,  dass  er  kein  griechisch  verstünde.  Um  nun  hinter  die 
Wahrheit  zu  kommen,  habe  ich  die  in  d6r  Enquii7  vorkommende 
Homerischen  Zeilen  geflissentlich  falsch  und  schielend  übersetzt; 
aber  aus  seinem  Danksagungsschreiben  für  die  üebersetzung  nicht 
gemerket,  dass  er  diese  Schlinge  gewahr  worden  wäre,  die  ich  nie- 
manden würde  geleget  haben :  aber  ihm  aus  gerechtem  Unwillen  über 
seine  Eitelkeit  undPralerey  legen  musste.  Die  Zeit  wird  es  bald  lehren, 
ob  er  darinnen  gefangen  worden/ 

Härder  glaubte  mit  solchen  Zeilen  jedesfalls  Klotzen  eine  Freude 
zu  bereiten  und  dieser  war  in  der  That  ein  grosser  Gegner  Herders; 
dass  die  Feindschaft  aber  nicht  durch  Herders  Antwort  auf  das  Schrei- 
ben veranlasst  wurde,  mit  dem  ihn  Klotz  'aufgesucht'  hatte,  wie 
Suphan  I,  S.  XXX  vermuthet,  will  ich  doch  noch  erwähnen.  Suphan 
kannte  offenbar  Herders  Brief  nicht ,  welcher  sich  bei  Hagen  a.  a.  0. 
I,  S.  93—98  gedruckt  vorfindet^,  sonst  hätte  er  ihn  nicht  *abwei- 
send'  genannt.  Dazu  musste  er  freilich  durch  Herders  eigene  spätere 
Ausdrücke  in  Briefen  an  Nicolai  (Lebensbild  I,  2,  279,  318)  verleitet 
werden  ,  die  er  zum  Theil  nicht  ganz  richtig  auffasste.  Ich  finde  Her- 
ders Schluss  sogar  übertrieben  entgegenkommend:  *So  manches  habe 
ich  mit  Ihnen  zu  sprechen :  so  manches  inter  pocula  et  vina  auszu- 
machen: in  so  manchem  mich  zu  belehren  und  aufzumuntern,  dass 
ich  einen  manchmaligen  Briefwechsel  mit  Ihnen,  und  Ihre  gelehrte 
Freundschaft  für  eine  Kostbarkeit  ansehen  würde ,  auf  die  ich  stolz 
thun  könnte.  Gönnen  Sie  mir  dieselbe ,  mein  Herr,  und  nehmen  Sie 
meine  Umarmung  an,  womit  ich  diesen  Brief  schliesse.' 

Interessant  ist  in  dem  Schreiben  der  Bericht  über  die  zweite 
Ausgabe  der  Fragmente.  „Die  critischen  Stücke ,  die  sich  unter  dem 
Namen  der  Fragmente  herumtreiben,  schreibt  Herder,  sind  freylich 
von  mir :  sie  sind  Stückweise  aufgesetzt,  und  haben  nicht  alle  einerley 
Gesichtspunkt,  Denkart,  Stil.  Eine  baldige  zweite  ganz  umgearbeitete 
Auflage  wird  es  versuchen,  die  Sprachanmerkungen  des  ersten  Thei- 
les  zu  einem  augenscheinlichem  Ganzen  zu  verbinden^:  die  Ab- 
handlung über  den  Orient  würde  die  zwote  Sammlung  ganz  ein- 
nehmen :  Griechen  und  Römer  die  dritte  und  vierte  geben.  —  Wai> 


*)  Auch  darüber  weiss  ich  nichts  Näheres.  Härder  wandte  sich  tn 
Klotz  mit  einer  Üebersetzung  der  Iliade,  deren  erste  sieben  Bücher  er 
mit  seinem  Sohne  wetteifernd  in  deutsche  Hexameter  gebracht  hatte. 

')  Der  Brief  ist  nur  *Riga  den  31.  Octbr.*  datiert,  gemeint  ist 
jedesfalls  1767. 

»)  Vgl.  Lebensbild  I,  2,  277  f. 


C  IhmUM.  a«»cliidit«  KnOii^  mg.  r.  J,  Lm^Hk, 


S»l& 


^ 


kh  QDtr  ih  Keoeni  liefeni  kOnnt«,  mfkti»  mhg^sonimi  tüo  4i6Mii 
uüd  gl^icham  als  der  xwejte  Flöge]  des  Gebftodie  ersfheinea.  Ob 
lies  fiseiielieii  kann,  nocb  deo  Tieften  T  t  eratM 

rjt«D  an  stelle,  weiss  ich  noch  uiebt:  für  il  ist  die 

Materie  viel  zu  übeif  ieei^end,  oDd  nHrüe  so  weil  weg  Qber  die  OrinsiD 
der  Fragmente  foribraoseo.  dass  ich  mich  oachfier  mit  dem  yei>drie8a- 
licben  Erklären  dessen ,  wa£  leb  zu  kurz ,  xu  halb ,  su  raadi  gesagt, 
abgeben  möasle.  Bejnabe  wird  es  mir  mit  einigen  SteOen  der  diej 
ersten  Sauüntnnireii  m  geben.'  -^ 

H  n  wül  ich  zum  Schlns&e  ti  'mg 

nd  den         ^       i'reis  der  Bände,  welcher  e^^  die 

Ausgabe  anznscbaifen.  Vor  allem  seien  unsere  Mittelschulen  ge* 
malintf  die  Werke  för  ihrv  Hibliothekeu  zu  erwerben«  da  Lehrer  wie 
Schüler  Erqutckung  und  Belehrung  daraus  scb^pfeu  können;  in  Her- 
der wdbnt«  wie  Scberer  s^gi^  die  anregende  Kraft,  Gedanken  hervor- 
zurufen» und  sie  geht  noch  beute  von  ihm  aus.  M^ge  die  Ausgabe 
vieles  Gute  »tiflen. 


Berlin,  Anfang  Kovember  1877. 


Dr.  H,  11.  Werne  1 


%. 


ngUdt  Dimitz,  Getächicbte  Er&ins  von  der  ilteslea  Zeit  bia  aaf 
daft  Jiihr  1813.  Mit  besoitderer  RncUicht  auf  Cultorentwicklting 
4  Thcile  in  2  Bänden  LAibucli  1«74-7G*  Verlag  von  Kleiumayr  und 
Bamb«:rg. 

Wenn  die  ^Gescbichte  Kraind"  von  A*  Diuiitz  noch  in  se  später 
Stunde  —  der  erste  Tbeil  er^cbieu  uAmlicli  schon  vor  3  Jahren  — 
an  dieser  Stelle  zur  Anzeige  gebracht  wird «  so  goscbiebt  diea  des*^ 
wegen ,  weil  wir  wünschen ,  iUusfi  d'iesm  Buch  auch  in  jenen  Ereisen 
kaunt  und  verdienter  '  werde ,  in  deuen  es  schon 

r  Natur  der  Sache  nui .  ite  nümlich  an  den  Mittel- 

ulen  in  Oest erreich. 

Das  Werk  von  Diniitz  vereinigt  iu  glQcklicber  Wei^c  die  mei* 
u  jener  Eigenschaften  und  Bedingungen,  die  man  an  eine  so- 
manute  Landeskunde  zu  stellen  berechtigt  ist,  es  vermeidet  demnach 
iele  Folüer .  in  welche  die  meisten  ähnlichen  Werke  vorfallen.  Zu- 
it  wird  man  a^  als  lobenswerth  iiuerkenneu  nuls*en,  dass  der 
mit  dem  mus^onhaftea  Detail  iu  vor.sichtiger  Weise  umzugeheu 
rsteht  und  den  Leser  mit  demselben  nicht  *»chon  von  vornherein 
'drückt,  es  sind  vielmehr  an  violen  Stellen  Einxelnheiten  von  gleich- 
gemCharuktcr  unter  allgemeine  Gestcbtäpuncte  gebrax'ht  und  auf 
Weise  die*  sjiocielle  Au^fabrung  geringfügi|tf**r  Dinge  erspart 
rden.  Dadurch  erreicht  der  Verf.  den  unbestreitbaren  Vortheil, 
dma  Werk  nicht  in*.^  endlosr  furtüchreitet,  wie  z.  B,  Dudik«  öe- 
iChte  vuu  Miibreu.  weicht*  mit  ihrem  siebenten  Bande  erst  zum 
14.  Jahrhundeite  gekngt  ist.  ohne  im  Ganxen  viel  mehr  zu  bringen» 
is  maji  schon  in  ralacjc>''i(  Geschichte  von  Böhmen  lesen  kann ;  ein 
iliches  ßeia^iel  bietet,  um  einen  ehrwürdigeren  Namen  zu  nennen, 


916  A.  Dimitz,  Geschichte  Erains,  ang.  y.  J.  Loserth. 

Muchar  dar ,  der  5  Bände  gebraucht  hat ,  um  nur  bis  zu  den  An- 
fängen der  habsburgischen  Qerrschaft  in  Oesterreich  zu  gelangen 
d.  h.  dahin,  wo  wir  Dimitz  schon  auf  p.  192  seines  ersten  Bandes 
finden,  ohne  dass  der  Letztere  irgend  ein  wesentliches  Moment  ausser 
Acht  gelassen  hätte.  Er  hält  sich  eben  so  fern  von  der  unangenehmen 
Weitschweifigkeit  Ankershofens  wie  von  der  unbeholfenen  Darstel- 
lung des  Fortsetzers  desselben  Earlmann  Tangl.  So  wird  das  Buch 
—  und  das  verlangt  man  eben  von  einer  Landeskunde  —  trotz  des 
wissenschaftlichen  Apparates,  welcher  demselben  beigegeben  ist, 
auch  für  einen  grösseren  Theil  der  Angehörigen  jenes  Landes  ge- 
niessbar,  dessen  Geschichte  dargestellt  wird.  Einen  weiteren  Vorzug 
dieses  Buches  vor  Werken  ähnlicher  Art  wird  man  auch  in  dem  um- 
stände finden,  dass  der  Culturgeschichte  ein  grosser  Baum  gewidmet 
wird.  Noch  eine  Bemerkung  allgemeiner  Art  möge  hier  Platz  finden: 
der  Verf.  begnügt  sich  nicht,  die  Resultate  früherer  und  gleichzeitiger 
Forscher  einfach  zu  verwerthen,  der  grösste  Theil  des  Baches  beruht 
vielmehr  auf  eigenen  ziemlich  umfassenden  Forschungen;  das  gilt 
besonders,  wie  man  weiter  unten  ersehen  wird  von  der  neueren  Ge- 
schichte Erains.  Die  Darstellungsweise  ist  gewandt  und  fliessend, 
zur  Erhöhung  der  Lebhaftigkeit  der  Erzählung  werden  die  bezeich- 
nendsten Stellen  aus  den  Quellen  wörtlich  herübergenommen;  nur 
darin  scheint  mir  der  Verf.  zu  weit  gegangen  zu  sein ,  dass  er  an 
einzelnen  Orten  auch  slovenische  Ausdrücke,  ohne  deren  Erläuterung 
zu  geben ,  in  den  Text  aufgenommen  hat.  Was  die  Gliederung  des 
Stoffes  anbelangt,  so  ist  dieselbe  eine  zweckentsprechende:  der  erste 
Theil  reicht  von  der  Urzeit  bis  zum  Tode  des  Eaisers  Friedrich  IV. 
(recte  III),  der  zweite  bis  zum  Tode  Ferdinands  (1564),  der  dritte  bis 
Leopold  I.,  der  vierte  bis  zum  Jahre  1813.  Auch  in  den  einzelnen 
TheUen  ist  die  Gliederung  eine  durchaus  angemessene,  heben  wir 
beispielsweise  den  ersten  Theil  heraus.  Er  umfasst  fünf  Bücher,  von 
denen  das  erste  die  Urgeschichte  bis  zur  römischen  Eroberung,  das 
zweite  die  Bömerherrschaft ,  das  dritte  die  Zeit  vom  Ausgang  der- 
selben bis  zur  Wiederherstellung  der  Ostmark  durch  die  Baben- 
berger,  das  vierte  die  Periode  von  976  bis  zur  Marchfeldschlacht 
(1278)  und  das  fünfte  die  Geschichte  von  1278  bis  zum  Tode  Fried- 
richs III.  behandelt.  Wie  man  sieht,  sind  historisch  bedeutsame  Er- 
eignisse als  Ausgangspuncte  je  eines  grösseren  Abschnittes  gewählt 
worden. 

Nach  diesen  Bemerkungen  allgemeinerer  Art  können  wir  auf 
einige  Einzelnheiten  eingehen.  Für  die  älteren  Partien  sind,  und  zwar 
für  die  Bömerzeit  die  Studien  Mommsens ,  für  die  folgenden  Zeiten 
der  slavischen  Ansiedlungen,  der  babenbergischen  und  habsbnrgi- 
schen  Herrschaft  die  Forschungen  von  Miklosich,  Büdinger,  Dümmler, 
Lorenz  u.  a.  in  sehr  sorgfältiger  Weise  verwerthet  worden,  zahlreiche 
in  einzelnen  Zeitschriften  zerstreute  Abhandlungen  wurden  herbei- 
gezogen ,  doch  fehlt  es  auch  in  dieser  älteren  Periode  nicht  an  selb- 
ständigen Studien  meist  topographischen  und  cnlturgeschichtUclwn 


A,  Dimiti,  QeBchichte  Kndns,  ang.  v.  J.  Lmtrth. 


917 


Inhiilts.  Am  meisten  ist  dies  jedoch  von  jeuem  Momente  ab  der  Fall, 
^^^it  welchem  wir  das  Beformationszeitalter  betreten.  Es  ist  das  ein 
^H^ebiet,  welches  uiUcr  allen  TbeUen  des  gesammten  Werkes  am  mei- 
^Bten  gelobt  zu  werden  verdient.  Man  darf  biebei  nicht  ausser  Acht 
^■assen »  dass  für  dasselbe  die  Quellen  viel  reichlicher  tliessen  als  för 
^Ble  vorhergehenden.  Man  ersieht  den  Reichthüm  der  Materialien,  die 
^^nier  dem  Verf.  zn  Gebote  standen,  zunächst  schon  aus  dem  verhält- 
nismässig viel  stärkeren  Umfange,  den  diese  Periode  erhalten  bat, 
'  denn  das  sechste  Buch  allein  nimmt  eben  so  viel  Baum  ein  als  die 
vorhergehenden  ffmf  Bücher  zusammengenommen.  Die  Darstellung 
dieser  Theile  beruht  fast  vollständig  auf  dem  urkundlichen  Material 
des  Laibacher  Laudesarchives,  Schon  in  der  Geschichte  Maximilians 
«rscheinen  nun  manche  Daten  in  neuer  Beleuchtung,  wir  sehen  wie 
4as  Selbstgefühl  Jer  Stande  allmählich  steigt,  die  bereits  im  Jahre 
509  das  Begeh j*en  stellen ,  dass  kein  Land  ohne  die  anderen  mit 
enedig  oder  einem  anderen  Nachbar  Frieden  schliessen  solle.  Eine 
ihe  allgemeiner  Auseinandersetzungen  beleben  das  DeUil,  das 
nst  ermüden  würde.  Die  Bauernkriege  der  Jahre  1503—1516 
nd  übersichtlich  geschildert.  Die  ständische  Bewegung  in  den 
;err.  Landschaften  während  der  letzten  Lebensjahre  Maximilians^ 
welche  schon  vor  einigen  Jahren  V.  v.  Kraus  sehr  dankenswertho 
iträge  geltefei-t  hatte,  hat  eiue  umfassende  Darstellung  erhalten, 
'eiche  tn  den  letzteren  eiue  erwünschte  Ergänzung  bildet  Auch  die 
nde  Krains  sind  damals  mit  grosser  Schärfe  aufgetreten.  In  keiner 
lestimmnng  drückt  sich  der  Geist  derselben  so  wie  auch  der  in  den 
deren  lündern  Oesterreicbs  schärfer  aus,  als  in  dem  Vorbehalt,  im 
'alle  der  Abwesenheit  des  LandesfOrsten  oder  seines  Ablebens  über 
lies  zu  verhandeln,  was  den  Landen  dienlich  ist.  Mit  Vergnügen 
wird  man  die  Cultnrbilder  Ober  jene  Tage  lesen,  welche  der  Verf. 
nach  den  Verhandlungen  des  Innsbrncker  Aussclmsstages  vom  Jahre 
1518  gezeichnet  hat.  „Da  entrollt  sich  em  Bild  von  Handel  und 
Wandel,  von  Zuchtlosigkoit  und  Gewaltthätigkeit  in  allen  Ständen, 
wie  es  der  Uriffid  des  Historikers  nicht  schärfer  zeichnen  kuunto.^ 
Die  Geschichte  der  Reformation  in  Krain  selbst  ist  durchaus 
erurtbeilsfrei  dargestellt:  die  reformatorische  Bewegung  daselbst  ist 
inselbeu  Gründen  entsprungen  wie  in  Deutschland  und  anderen 
dem:  dem  Indifferentismus  und  den  weltlichen  Neigungen,  die 
[ch  an  allen  Orten  broitraachten.  Schon  acht  Jahr©  nach  Luthers 
uftreton  werden  ^lutherische  Hessen*  in  Krain  gelesen,  immer 
ehr  wird  die  alte  Kirche  xunickgedr&ngt  und  im  Mittel  puncto  der 
wegnng  steht  Trüber,  jener  Mann  der  auch  in  lit,  Beziehung  die 
fas^sonde  Würdigung  verdient  hat,  welche  ihm  der  Verf,  tu  Thoil 
erden  llsst.  Mehrere  Male  seiner  Lehre  wegen  vertrieben,  ward  er 
1562  von  den  StTtnden  xurückbenifeu  um  eine  Keform  in  Kirche  und 
Schule  vorjnnehmen.  Dii»  Darstellung  seiner  Wirksamkeit  gestaltet 
sich  zu  einer  förmlichen  Geschichte  der  reform,  Bewegung  in  Krain 
Oberhaupt*  Vom  Bischof  von  I^ibach  angefeindet  ward  er  vi^rhaftet, 


918  A.  Dimüe,  Geschichte  Erains,  ang.  v.  J.'  Loserfh. 

aber  so  gross  war  bereits  der  Anhang  der  neaen  Lehre,  dass  er  wieder 
freigegeben  wnrde.  Wie  er  dann  nach  seiner  Fieilassung  für  Kirche 
und  Schale  und  namentlich  für  die  lit.  Bewegung  anter  den  Sfldslaven 
gewii'kt,  das  wiid  nun  des  Weiteren  ausgefohrt. 

Der  dritte  Theil  des  Werkes  beginnt  mit  dem  Begierungs- 
antritte des  Ei-zherzogs  Karl  in  Innerösterreich.  Zunächst  geht  die 
relig.  Bewegung  im  Lande  weiter.  Trüber  aber  waid  neuerdiogs, 
da  er  zu  energisch  auftrat ,  verbannt.  Entfernt  tou  seinem  Yater- 
lande  ist  er  in  seiner  Pfarre  im  schwäbischen  Lande  1586  gestorben, 
bis  zum  letzten  Momente  in  relig.  und  lit.  Interessen  thätig.  Trotz 
Truber*s  Abgang  breitete  sich  die  neue  Lehre  immer  weiter  aus,  bis 
endlich  Üie  Beaction  eintrat.  Mit  furchtbarer  Schärfe  wurde  die  Gegen- 
reformation durchgefühi-t,  aber  erst  1666  ward  der  alte  kranke  Chri- 
stoph Jankowitsch  auf  Schloss  Hopfenbach  als  letzter  Intheiischer 
Edelmann  in  Krain  zur  kath.  Kirche  bekehrt  und  nur  wenige  Spurm 
erinnern  noch  an  jene  gewaltige  Bewegung,  von  welcher  Krain  einstens 
erfüllt  war.  Die  folgenden  Zeiten  bieten  ein  geringeres  Interesse,  aber 
gewiss  wii'd  man  den  zahlreichen  Ausfahrungen  des  Verf. 's  über  topo- 
graphische, cultur-  und  localgeschichtliche  Momente,  die  sich  im 
vierten  Theile  des  Werkes  finden ,  seine  Zustimmung  nicht  versagen. 
Es  finden  sich  aber  auch  da  noch  verschiedene  Perioden  wie  die 
Zeiten  Josephs  IL  oder  der  französischen  Herrschaft,  die  ein  grösseres 
Interesse  beanspruchen. 

So  viel  über  das  Inhaltliche,  von  dem  wir  hier  natürlich  nur 
eine  flüchtige  Ansicht  gewähren  konnten.  An  kleineren  Verstössen 
fehlt  es  nicht;  so  manches  Buch,  das  bereits  veraltet  ist,  brauchte 
nicht  citiert  zu  werden ,  freilich  geht  das  nicht  auf  Yalvassor ,  denn 
wie  der  Verf.  mit  Becht  hervorhebt,  beruhen  viele  Theile  desselben 
auf  genauen  archivalischen  Studien;  pag.  163  hebt  der  Verf.  mit 
Becht  hervor :  dass  die  Turnierbücher  als  bist.  Quellen  fast  gar  nicht 
in  Betracht  kommen.  Einzelne  Theile  wie  die  Verse  pag.  84  u.  a. 
wären  besser  in  den  Noten ,  andere  wieder  besser  im  Anhange  ge- 
standen. Statt  Jemandes  schreibt  man  jetzt  allgemeiu  Jordanes,  der 
Name  von  Homeck  (pag.  183,  185,  237)  ist  nicht  mehr  zu  gebrau- 
chen, die  richtige  Bezeichnung  findet  sich  pag.  204.  Bei  Sifrid  Helb- 
ling  hat  es  wol  zu  lauten  Seifrid  der  sogenannte  Helbliug.  Auch 
einzelne  Druckfehler  wie  Tangel,  Poi-phyrogennetes,  Perz  u.  a.  hätten 
verbessert  werden  können.  Aber  so  kleine  Versehen  können  den  Werth 
des  schönen  Buches  keineswegs  beeinträchtigen  und  wir  schliess^ 
mit  der  Ueberzeugung ,  dass  diese  Geschichte  Krains  eine  der  besten 
Landesgeschichten  ist,  die  wir  in  Oesterreich  haben  und  mit  dem 
Wunsche ,  dass  sie  auch  im  Kreise  der  Leser  dieser  Zeitschrift  recht 
vieJe  Freunde  finde. 

Czernowitz.  J.  Loserib. 


Gefljchichtlicbij  Lehrb&eber»  angf,  v.  Ktoms. 


010 


Dr*  G.  Schumann  nnd  WUh»  Heintze.  Lehrbuch  der  deut- 

I        sehen    GeSChichU^     für   SeminAre    und     Ändere     höhere   Lebrau- 
«rtnlten.  Zur  Bolebaiii^  des  Geschichtsutiterrichtes  mit  einer  Auswahl 
■    <  f fluider  aus  den  QacUcuschriftcn  Trrsehcn.     Erstes  Hett, 

H    I  \    Hei wing" sehe    Verlags -Böchhaudlu«^   (Th    MierrsinskVp 

^livnißl.  dofbttohhaudlan^)  1877.  XIV  und  178  ^8, 
^F  Was  dieeee  unternehmen  will »  besagt  die  Eiuleitting  ausführ- 
lich genug;  es  will  dem  angehenden  Lehrer  Sinn  nnd  Geschmack  au 
iiutillenniilssigem  Studium  der  deutschen  Geschichte  beibringen.  Das 
vorliege  tide  erste  Heft  reicht  von  der  Urgeschichte  der  Germanen  bist 
zum  Ausgang  der  sächsischen  Dynastie  mitK.  Heinrich  11.  (1024).  Die 
n  rgeschi  c  h  te  wird  mit  einer  kurzen  Erörternng  der  Germania  des  Ta- 
[eitua  eingeleitet;  dann  kommt  im  §  1  das  Land,  im  %  2  die  Bevölkerung, 
r%  3  das  Staate-,  g  4  das  Kriegswesen,  §  5  das  ßeligionswesen  an 
diu  Heihe  *  —  alles  auf  taciteischer  Grundlage;  mit  einer  Skizze  der 
nordischen  Mythologie  im  Anschlussi*.  Die  eigentliche  Geschicbt^- 
4*rzJLhluttg  hebt  von  den  ersten  Kämpfern  der  Germanen  mit  deu 
Römern  an  und  den  S^chtuss  des  ersten  Zeitrauratts  bildet:  f,Die 
Völkerwanderung  (»^75)  nnd  die  Gniiidlegung  germanischt-r  Kelche 
auf  römischem  Territorium".  Jeder  Abschnitt  hat  einen  kurzen  Nach- 
weis über  die  Hauplquelleu  an  der  Spitze,  —  El^enso  wird  \m  dem 
,  zweiten  Zeitraum"  verfahren,  der  in  xwei  Abschnitte:  a.  Die 
'Franken«,  b.  die  Karolinger  zerfallt,  welcher  letztere  auch  noch  den 
ßoginn  des  deutschen  Wahlreiche*;  mit  Konrad  I.  in  sich  schliesst, 
bei  dem  dritten,  —  der  uns  die  Kaiser  der  sichsischeu  Dynastie 


Ohne  ftlleFrage  hebt  sich  dieses  Lehrbuch  von  mancher  Dntzend- 
waare  auf  diesem  Felde  rortheilbaft  ah,  denn  es  bietet  in  engen  Gren- 
nen  viel;  gute  üebersichten  des  geschichtlichen  StofTes^  zahlreiche 
caltur-historische  Ausführungen  und  vermittelt  die  Kenntnis  der  Quel- 
len, so  weit  dieselben  in  deutscher  Uebersetzung  vorliegen.  £s  werden 
uns  auch  ausführliche  Proben  solcher  Excerpte  geboten,  z,  B,  S.  bli 
bis  r>5  aus  dem  Berichte  des  Priscus  fiher  seiue  Mission  in*s  Lager 
Attila's,  S.  74— 7ti  aus  Venantius  Fortunatus  über  die  fronune 
Thüringeriu  Uedepuncte,  S.  104 — lOti  aus  Eginhard'a  Vita  Carolin 
S.  109  ff.  aus  Thegan*s  Leben  Ludwig  d.  Fr.,  S.  126  ff,  aus  Widu- 
kind,  8.  143  —  145  aus  Hroswitha's  Gedichte  von  den  Thaten  Otto  L. 
i53->  löO  aus  Liudprand's  Gesand.schaft8berichte,  S«  IBO  — 161  aus 
Thietmar,  S.  1C3  f.,  174  f.  aus  dem  Leben  des  h.  Beniward,  S.  169 
au*  der  Vita  Adall>erti,  Wir  können  uns  nur  dem  Bedenken  nicht 
versch  liessen ,  dass  eine  solche  Chrestomathie  verdeuts^  !  r 

umdeutschter   ynellenbelege   den   Totaleindruck   der  pragi*  i 

Histurio  und  den  einheitlichen  Charakter  di^r  Geschichtserzählnng 
gefährden  müsse,  und  dass  es  weiterhin,  wo  die  eigentlichen 
Schwierigkeiten  eines  solchen  Unt«rnehmen8  erst  be- 
ginnen, n ich t  In icli l  mi>gl ich  sei n  w rrd ,  gl «"  v  -  i ^  f.u  verfalrn" ii 
nnd  da«  illustrierte  Quellenmaterial  ebenso  au-  ifiit  zu  xtelleu. 


080  Geschichtliche  Lehrbücher,  ang.  v.  Krones. 

Auch  wünschen  wir  nicht,  dass  der  Schaler  dieses  Bnches  in  den  Wahn 
verfalle,  er  besitze  schon  quellenmässige  Geschichts- 
kenntnis,  and  das  Stückwerk  böte  ein  Ganzes. 


Stoll,  Erzählungen  aus  der  Oeschichte.  Für  Schule  und  Haas. 
3.  Bändchen«  Geschichte  des  Mittelalters.  2.  Aufl.  Leipzig,  Teabner. 
1876.  (213  SS.)  kl.  8». 

Stoirs  Arbeiten  sind  gut  berufen  und  nicht  ohne  Berechti- 
gung; es  sind  Leistungen  eines  gewandten  Praktikers,  der  nüchtern 
and  knapp  zu  erzählen  versteht;  den  Stoff  vor  Allem  gut  abwägt. 
Im  Mittelalter  ist  er  allerdings  nicht  so  heimisch,  wie  in 
der  Geschichte  der  alten  Welt  und  —  wenn  wir  schon  im  Allgemei- 
nen in  Griff  und  Ton  Stacke's  gleichartige  Büchlein  vorziehen,  so 
ist  dies  namentlich  in  Bezug  des  Mittelalters  der  Fall.  Stoll  ist  da 
gar  za  compendiarisch,  auch  nicht  sonderlich  glücklich  in  der  Oeko- 
nomie  der  Anlage;  und  —  was  die  ausserdeutsche  Geschichte  anbe- 
langt —  zu  wenig  universell  vorgegangen.  Geschichte  des  Mittel- 
alters ist  eben  nicht  Geschichte  Deutschlands  im  Mittelalter;  Stoll 
aber  idenficiert  Beides,  denn  abgesehen  von  den  sechs  letzten  Seiten 
(208 — 213)  „aus  der  französischen  und  englischen  Geschichte**  —  ist 
der  anderweitigen  Entwicklung  mittelalterlichen  Staatswesens  seit  dem 
8.  Jahrh.  so  gut  wie  gar  nicht  gedacht  und  das  „Cultur-  und  Sitten- 
geschichtliche** äusserst  karg  zugemessen.  —  Vielleicht  ergänzt  dies 
der  Verf.  in  einer  spätem  Auflage  und  da  wäre  es  auch  angezeigt 
die  Erzählung  einer  sorgfältigeren  stofflichen  Revision  zu  unter- 
ziehen. Wir  wollen  nur  Einiges  als  besonders  auffallig  hervorheben. 
So  spricht  S.  157  —  der  Verf.  von  dem  Sänger  Blondel,  dem  angeb- 
lichen ritterlichen  Waffen-  und  Sangesgenossen  Richards  Löwenherz, 
der  „bei  dem  Ueberfall  im  Salzbargischen  (!)  von  seinem  Könige 
getrennt  worden  sei.  Er  sucht  dann  den  gefangenen  Herrn  and  „so 
kam  er  nach  Thierstein*'(!).  S.  177  wird  die  Geschichte  von  der  Be- 
lehnung der  Fürsten  durch  K.  Rudolf  I.  mittelst  des  Crncifixes  er- 
zählt. S.  179  fällt  Ottakar  IL  von  Böhmen  „durch  die  Hand  eines 
steierischen  Ritters,  dessen  Bruder  er  hatte  hinrichten  lassen**. 
S.  183  wird  die  Geschichte  der  Bildung  der  Eidgenossenschaft  blos 
nach  der  Sage  behandelt,  ohne  sie  aber  als  solche  heranzuziehen. 
S.  191 — 2  lesen  wir  die  Geschichte  von  Herrn  Schweppermann  in  der 
Mühldorfer  Schlacht  und  dessen  zwei  Nachtmaleiem.  S.  199  wird 
das  „sie  capiuntur  vulpes!^  im  Munde  Johann  XXII.  auf  seiner  Fahrt 
nach  Constanz  ganz  unpassend  aufgefasst  und  verdeutscht.  —  För 
Maximilian  I.  hat  Stoll  nur  30  Zeilen  zur  Verfügung,  während  die 
Herrschaft  Chlodwigs  mit  7  Seiten,  die  Mission  des  h.  Bonifacius  mit 
nahezu  4  Seiten  bedacht  wird.  Ueberhaupt  erscheint  die  Geschichte 
des  Mittelalters  seit  den  Habsburgem  mit  37  Seiten  gegenüber  den 
176  des  fi-üheren  Zeitraumes  —  äusserst  karg  abgefertigt.  Nebenbei 
gesagt  wissen  wir  nichts  von  einem  Roland  als  „Grafen  der  Bretagne* 


Gcflchicbtlicbe  Lehrbücher^  atig«  x,  Kroneft* 


m 


(S.  64)  uüd  der  Coder  argeoteus  üpsalonsis  hat  nicht  von  dem  „Ein- 
bände im  massiven  Silber"  (wie  S.  9  bemerkt  wird)  sondern  von  seiner 
Süberschrift  ünf  Purpurpergamente  seinen  Namon, 

Alex.  voD  Dittmanu.  Die  Weltge&chicht*»,  dnu  ^uimininenhäti- 
gende  Eriühlung   in  jtwölf  Biichern  1.  ü.  Band  Die  G<?sdncbte  de« 

kAltcrthums.  1.  2.  und  3,  B«cb  (die  Gescbicbtc  des  Orients  nnd  der 
Hr riech isch- makedonischen  Welt  —  Die  roiniscbf*  Geschichte)  2  Theile, 
Leiprig,  Verlag  von  E.  J.  Günther.  VI  lu  454  SS.  (mit  R^'gister). 
An  Weltgeschichten  aller  Art  hat  es  fürwahr  keinen  Mangel, 
er  Verf.  der  vorliegenden  ist  auch  bescheiden  genug  *  sein  Werk 
nicht  als  „lÄngst  gefühltes  BedOrfnrs"  der  bucherkmnken  Welt  ans  Herz 
zu  legen ;  dagegen  erfahren  wir,  daös  er  seit  mehr  den  dreissig  Jah- 
ren Schtiler  und  Schülerinnen  Geschichte  vortrage.  Wir  haben  es 
also  mit  einem  Praktiker  zu  thun ,  und  diesen  Eindruck  macht  auch 
die  vorliegende  Abtheilung  des  Werkes  Dittmanu's,  der  sich  besonders 
der  Becker^schen  Historiographie  und  deren  neueren  Bearbeitern  zttm 
Danke  verpflichtet  fühlt.  Er  erzählt  schlicht  und  fasslich.  Der  erste 
Band  nmfasst  in  ^zwei  BQchern"  die  Geschichte  des  Orients  und  der 
griechisch -makedoniscJirn  Welt.  Ein  Bhck  auf  die  ersten  Seiten, 
X.  B.  auf  die  Erzälilungon  aus  der  assyrischen  und  medi sehen  Ge- 
schichte genügt»  nm  zu  sehen,  dass  es  dem  Verf.  weniger  darum  zu 
thun  war,  den  neuen  kritischen  Forschungen  gerecht  zu  werden,  als 
vielmehr  die  gewöhnliche  Ueberlieferung  in  aumuthenden  Schilderun- 
gen widorzugeben  und  wir  kOnnen  Angesichts  des  Leserkreises,  den 
Diltmunu  im  Ange,  diesen  Positivismus  am  Platze  finden,  da  er  nir- 
gttjdß  ins  Abgeschmackte,  Ungereimte  verfällt.  Der  Verf.  reprodn- 
^  eiert  die  anmiithigen  Histörchen  Herodots  mit  Geschick  und  verflicht 
■Mlii  den  Thatsachen  geographische  Skizzen  und  archäologtsche  Bo» 
Möerknrjgon  in  passender  Weise.  Nur  schiene  es  uns  angemessen,  da 
und  dort  Sidchen  ErzähluDgen  beizufi)gen,  dass  die  Forschung  anf 
abweichende  Ergebnisse  hinführt,  sonst  befestigt  sich  in  dem  Leser, 
den  Dittmann  im  Auge  hat,  —  ein  kindlicher  Glaube  an  die  an- 
muthigüti  aber  nicht  immer  wahrheitsgemässen  Schöpfungen  der  Tra- 
dition, nnd  di**G«»*irbichte  wird  zur  blossen  Legende«  Wie  und  wann 
soll  da  die  unsägliche  Mühe  der  kritischen  Arbeit  ihre  Geltung  und 
Yerwerthung  für  weitere  Kreise  finden  ?  Der  herodoteische  Kyros 
und  Dnrpios  ist  nun  einmal  nicht  der  historische  usw. 

In  ähnlicher  Weise  wird  die  Geschichte  Griechenlands  darge- 
ütelit,  deren  ausfuhrliche  Einleitung  die  GOttor-  und  Heldensagen 
bilden.  Auch  da  wandern  wir  die  gewöhnliche  Heerstrassei  mit 
dem  Wunsche,  der  Verf.  hätte  da  und  dort  einen  Soitenpfad  ein- 
gesehlagen,  um  einige  Schilderungen  des  hellenischen  Landes  in 
seinem  Verhältnisse  zur  Geschichte^  des  Griechenthums  in  seinem 
bAnslichen,  geselligen,  Staats-  und  Kriogsleben  einzuflechten.  Welch« 
Fülle  trefflicher  Arbeiten  siaiid  ihm  da  doch  zur  Verfügaug! 

Darfes  uns  dann  Wunder  nehmen,  wenn  der  Verf.  im  zweiten 
Bafide,  der  dit'  römische  Geschichte,  einschliesslich  der  Völkerwande- 


9tS    J.  Gebatier,  Uvedeni  do  mluvnice  öeskä,  ang.  t.  Fr.  Prttsik, 

mng,  enthält,  jeder  Versuchung  widersteht,  die  älteste  Geschichte 
Roms  in  jenem  Lichte  darzustellen ,  wie  solches  die  kritische  For- 
schung geschaffen?  Das  römische  „Leben"  kommt  neben  der  Prag- 
matik der  Thateu  nicht  zur  Sprache. 

Dittmanns  Werk  ist  ein  besonders  fürFrauenlectfireond 
Mädchen  Unterricht  brauchbares,  ökonomisch  angelegtes,  fass- 
lich geschriebenes  Lesebuch  antiker  Geschichte  von  gewöhnlichem 
Mittelschlage,  die  Arbeit  eines  Boutiniers,  ohne  jeden  An- 
spruch auf  höhere  Geltung  oder  Originalität. 

Graz.  Erones. 


Uvedenf  do  mluynice  ceskä.  Sepsal  Dr.  Jan  Gebaner.  y  Prue. 
1876.  8^  62.  (Einleitung  in  die  böhm.  Grammatik.  Von  Dr.  Job. 
Gebaner). 

If  that  severe  doom  of  Synesias  be  tme  — 
„It  is  a  greater  offence  to  steal  (dead)  men's 
labours,  than  their  clothes*',  what  shall  be- 
oome  of  most  writers? 

BortoD,  Anatomy  of  Melancholy. 

Dieses  Werkchen  soll  gleichsam  die  Vorrede  zu  einer  grösseren 
böhm.  Grammatik  sein ;  es  ist  in  mancher  Hinsicht  interessant  und 
enthält,  obzwar  klein,  eine  Fülle  Stoffes,  der  in  drei  ungleich  grosse 
Partien  eingetheilt  werden  kann : 

Die  erste ,  welche  f  des  ganzen  Werkchens  umfasst ,  handelt 
im  §.  1 — 4  (Mittheilung  der  Gedanken  und  die  Bede;  die  Sprache 
und  die  Grammatik;  Satz,  Wort,  Stamm  und  Wurzel;  Eintheilung 
der  Sprachlehre),  12—15  (der  indoeuropäische  Stamm;  die  slavischen 
Sprachen;  die  böhm.  Sprache  und  ihre  Dialecte;  die  Historie  der 
böhm.  Sprache)  und  im  zweiten  Theile  des  §.  17  (über  die  Schrift  der 
Slaven)  über  Gegenstände,  die  knapp  an  die  Sprachlehre  sich  anlehnen 
und  theils  beim  Unterrichte  den  Schülern  vom  Lehrer  mitgetheilt, 
theils  in  den  Grammatiken  selbst  erklärt  zu  werden  pflegen ,  denn 
ohne  die  Kenntnis  der  Grundbegriffe :  Satz,  Wort,  Stamm,  Wurzel  — 
ist  überhaupt  nicht  möglich  den  Organismus  einer  Sprache  zu  ver- 
stehen. Diese  Partie  bearbeitete  Dr.  Gebauer  ziemlich  kurz  und  ver- 
ständlich ,  indem  er  die  Untersuchungen  seiner  Vorgänger  dabei  ge- 
wissenhaft benützte. 

Die  zweite  Partie  nmfasst  J  des  Werkchens,  nämlich  die  §§.  6 
bis  10  (Sprechorgane  und  Articulation  der  Laute;  die  Veränderungen 
der  Sprache ;  ihr  Ursprung  in  den  Dialekten ;  ihre  Ursachen ;  ihre 
Eintheilung)  und  schlägt  hauptsächlich  in  den  Bereich  der  Phjsio* 
logie  ein.  Alles  das,  was  hier  geboten  wird,  ist  ein  Excerpt  aus  des 
Verf.  grösseren ,  auf  Brücke's  Grundsätzen  aufgebauten  und  theils 
in  der  Zeitschrift  des  böhm.  Museums,  theils  in  den  Listj  fil.  a  paed, 
abgedruckten  Aufsätzen. 

Am  interessantesten  ist  jedoch  die  dritte  Partie,  welche  |  um- 
täSBtj  und  zwar  §.  11  (Classification  der  Sprachen:  in  Bemg  auf  die 


«r.  Gehautr,  Ufedoni  do  mla?nice  ieM,  augp,  v.  PV.  J¥uffiit.    ttl 


Formenlehre,  Satelelire  und  zugleich  Psychologie,  ond  auf  die  Ethno- 
^-aphie),  %.  Ki  füber  die  Schrift  und  ihre  Arten)  und  den  ersten  Theil 
des  §,17  (die  AufEni^e  und  YerbreituDg  der  Schrift).  Diese  Partie 
gehört  zu  den  gediegensten  Theilen  des  Werkchens,  nur  Schade,  dass  — 
sie  fremdei  Sigentbnm  ist,  indem  sie  Dr,  Gebauer  dem 
etwa  ein  Vierteljahr  vor  seinem  Werkehe n  erschienenen 
Buche  Fr.  Mü ller's  „Grundriss  der  Sprachwissenschaft 
ih^  entlehnte,  ja  hie  und  da  sogar  wörtlich  daraus  übe  r- 
^^betzte,  ohne  nur  von  Fr.  Milller*s  Werke  die  leiseste 
^HErwabnung  zu  thonl  Ja  der  Yert  nahm  sich  nicht  einmal  die 
^Hlühe^  diese  Abtheilung  mit  Bexug  auf  Fr.  KQUer^  soweit  es  geht, 
^^ielbstiudig  zu  bearbeiten, 

Dr.  Gebauer  wird  uns  hoffentlich  nicht  verargen,  wenn  wir 
sein  Gebahren  mit  dem  wahren  Namen  charakterisieren. 

Es    ist    unserer   Ansicht    nach    nichts    erniedrigendes    und 

zeugt  von    keiner  Unwissenheit,    wenn   man  von    den   Forschungen 

anderer  Gelehrten  Gebrauch  macht,  aber  es  darf  nicht  verstohle- 

er  Weise  geschehen,  sondern  man  mnss  dabei  den  einfachsten  An- 

nd    beobachten   und   darf  die  Quelle  nicht  verheimlichen  —  ad 

ajorem  personae  suae  gloriam.    Wer  ohne  Vorwissen  des  wahren 

iiiers  oder   unter  Verheimlichung   desselben  mit   fremdem 

Ci  fntal  Geschäfte  treibt,  um  selbst  gelehrter  zu  scheinen,  der 

[jn  büchstens  einen  Laien  täuschen ,  aber  dem  richtigen  ürtheile 

'^es  Kenners  wird  er  sich  doch  nicht  zu  entziehen  vermögen. 

Jeder  Antor  ist  naturlich  eifei^Qchtig  auf  sein  geistiges  Eigen- 
Ifcum,  das  man  ffir  keine  res  nullius  ansehen  darf;  es  ist  daher  die 
nfgabe  der  unparteiischen  Kritik,  im  Interesse  der  W^issenschaft 
Iches  unheilvolle  Gebahren,  das  bei  aus  noch  sehr  selten  zum  Vor- 
lein  kam,  schonungslos  zu  entbtiUen.   Dr.  Gebaoer,  obgleich  ihm 
in  der  Vorrede  Gelegenheit  genug  geboten  wird  seiner  Quelle  %n  er- 
wähnen» benützt  dieselbe  nicht,  ja  im  Gegentheile  —  er  sagt  ?on 
ich  selbst,  dass  er  womoglicli  deuttich  eine  Erklärung  %,  B,  Ober 
lie  ps)xhologische  Eintbeilung  der  Sprachen  gebe^  obgleich  gerade 
lese  gediegenste  Partie  ganz  Fr*  Möller's  Werke  ent- 
ehnt  ist! 

Damit  die  VTahrheit  unserer  Worte  mehr  einleuchte,  wollen 
wir  die  Farallelstellen  aus  beiden  Werken  anfdhrcn: 

Gebauer  §.  11,  pag.  39  i&t  entlehnt  ma  Muller  pag.  63 — 68 
•Og&r  mit  Schleicher'«  Bezeich nugsfor mein  /i\  Bs^  ytR  etc. 

Gebauer  pag.  40  =  Müller  64.  120  s^gar  mit  demsell)en  Bei- 
iele  h<U  in  allen  Formen. 

Gebauer  pag,  41  =  Müller  64. 

Gebauer  pag*  41,  B— 43  =  Müller  77  ff,  116  sogar  mit  dem- 
ilben  Beispiele  ncgri^  ^e^ala  negri, 

Gebauer  pag.  43,  C— 44  =  Müller  71-76.  91—92.  94  ff. 
Gebauer  g.  16.  pag,  51—52  =  Müller  150  ff. 
Gebauer  pag.  53  —Müller  152—153.  150  (Knotenschrifl). 
Gebauer  pag.  54  =  Müller  165, 


924    J.  Gebaiter,  Uvedeni  do  mlavnice  Seskä,  ang.  v.  Fr.  Prusik. 


Grebauer  pag.  55  =  Müller  170  (Acrophonie). 

Gebaaer  §.  17,  pag.  55  =  Müller  166  (die  aegyptische  Schrift) 
sogar  mit  denselben  Beispielen  n^fer^  ro,  laboi,  157  (die  altaegjpt. 
und  altsemitische  Schrift  und  die  Töchter  der  letzteren). 

Qebauer  p.  56  in.  =  Müller  159  (chinesische  und  japanische 
Schrift).  168  (die  Akkader,  Erfinder  der  Keilschrift). 

Gebauer  §.  18,  pag.  58  =  Müller  177  (die  historische  und 
phonetische  Orthographie). 

Aus  dieser  Probe  ersieht  man  deutlich  ,  wie  gründlich  Dr.  Ge- 
bauer entlehnte  und  zusammenstoppelte,  wobei  er  sich  hie 
und  da  ganzer  Phrasen  (pag.  56 :  Akkadove  byli  närod  nedosti  znam^ 
=  Müller  168:  ein  Volk  unbekannter  ethnologischer  Stellung  u.  a.), 
ja  ganzer  Sätze  fast  wörtlich  bedient  und  sich  nicht  einmal  die  Ter- 
hältnismässig  geringe  Arbeit  macht,  den  fremden  Gedanken  passend 
umzugestalten.  Es  wird  genügen  nur  eine  Probe  zu  geben ,  um  sich 
ein  Urtheil  über  Dr.  Gebauer's  Gebahren  selbst  zu  machen. 


Gebauer  pag.  53: 

„Honili  jsme  v  lese  a  ulovili  jsme 
tri  jeleny;  potom  taborili  jsme  u 
rrbnika  a  odtud  odeSli  jsme  cestou 
däle«. 

V  pismö  v^^rokovöm  byl  by  z  toho 
obraz  jeden:  les  a  u  lesa  tri  zabiti 
jeleni,  vedle  rybnik  a  u  rybnika 
stany,  za  nimi  cesta  a  v  ni  stopy 
odTräcen^. 


V  pismÄ  üojmov^m  byla  by  celä 
rada  obräzko: 


Müller  152-3: 
„Wir  haben  im  Walde  gejagt  and 
dabei  drei  Hirsche  getödtot  Daraaf 
lagerten  wir  am  Teiche  und  zogen 
von  da  auf  der  Strasse  weit^, 
würde  in  der  Schrift-Malerei  durch 
ein  Bild  wiedergegeben,  welches  einen 
Wald  enthielte,  in  dessen  Nähe 
ein  Teich  sich  befände.  Im  Walde 
oder  nahe  an  demselben  würde  man 
drei  todte  Hirsche,  am  Teiche  einige 
aufgeschlagene  Zelte  wahrnehmen, 
und  von  diesen  aus  würde  ein  W^ 
mit  Fusssparen,  welche  von  da  aln 
führen,  wahrzunehmen  sein. 

In  der  Bilderschrift  dagegen 
würde  das  Bild  aufgelöst  und  die 
einzelnen  Bestandtheile  desselboi 
der  Reihe  nach  hingestellt  weiden. 
Die  Anordnung  derselben  würde 
etwa  folgende  sein: 
les  —  luk  a  Sip  (pro  pojem  stH-  Wald  (3  Bäume),  schiessen  (Bogen 

lenl)  —  tfi  porazeni  jeleni  —  nä-  mit  angelegtem  Pfeil),  drei  Hirsäe, 
drika  s  vodou  (rybnik)  —  stany  Teich  (Wasserbecken  mit  gekrausel- 
(pro  pojem  täboteni)  —  eiov§kjdouci  ten  Wellen),  Lager  (zwei  Zelte), 
—  cesta.  gehen  (gehender  Mensch),  Weg. 

Ist  Gebauer's  Werkchen  bezüglich  dieser  Partie  nicht  frem- 
desEigenthum,  dann  muss  man  die  sonderbare  üebereinstimmung 
seiner  Gedanken  mit  denen  Fr.  Müller's  bewundem. 

Was  nun  die  meritorische  Seite  seines  Werkchens  betrifft,  so 
muss  ich  vor  allem  anderen  hervorheben ,  dass  es  hinsichtlich  der 
Transcription  nach  einem  System ,  um  das  sich  Lepsius  so  verdient 
gemacht  hat,  billig  gewesen  wäre,  dass  Dr.  Gebauer  doch  als  Böhme 
darauf  hingewiesen  hätte ,  der  eigentliche  Begründer  der  Transcrip- 
tion sei  bekanntlich  Mag.  Joh.  Hus ,  dessen  scharfsinniger  und  zu- 


J,  O^bauer,  üvedeni  do  rolutnic«  ^e«ke,  äug,  v.  Fr,  Prusik,    925 


gleich  einfacber  Zeichen  für  die  Weichheit  der  Consönanten  {t,  i,  §, 
f,  6,  f,  d)  sich  Lepsiug  liodiente,  ohne  meiner  auch  nur  mit  einem 
Worte  zu  orwäiinen.  Lepsius  hätte  kaum  gefehlt,  wenn  er  auch  die 
I  Lange  ^er  Vocale  nach  Hus'  Vorgange  mit  einem  oxys',  wie  es  wirk- 
^^^h  Dr.  Caldwell  thai,  bezeichnet  und  seinem  Zeichen  für  dio  Unge 
^Hr  (aber  dem  Voc^Ie)  die  Function  jene»  unpraktischen  unter  dem 
^^ocale  _  zugewiesen  hätte.  Lepsius  hatte  wol  von  der  Bezeichnung 
der  Lange  durch  den  oxys'  gewusst»  wie  aus  der  Transcriijtion  der 
böhm.  langen  Vooale  a,  e,  f,  ti  durch  ii,  e,  i,  ü  herfoj-geht, 
doch  sagt  er  darüber  pag.  13  (Standard  Alphabet):  this  stroke  is, 
as  a  general  practice,  never  nsed  In  Eniopean  langnages  to  indicate 
the  proBodic  length  of  a  vowel,  but  the  accent  of  the  woi'd,  as  in  the 
Oreek.  Hiebet  ist  das  BOhmische,  Magyarische  o.  a.  ganz  ausser  Acht 
getaäsen. 

Pag,  12.  gebraucht  Dr.  Gebauer  poro?näyati  im  Sinne  des 
lat,  coraparo,  confero.  was  ein  Germanismus  (vergleichen)  ist  für  das 

^ richtige  srovnjivati  s  cim,  pfirovnati,  ptipodobniti 
jfemu  (k  cemu);  denn  porovnavati  bedeutet  beilegen  (einen  Streit), 
fersöhnen  (reßexiv  auch :  sich  vertragen,  Übereinkommen).  Ich  glaube, 
da$i$  ein  Schriftsteller ,  der  nach  der  Vorrede  sein  Werkchen  als 
Hilfsbuch  in  die  Schulen  eingeführt  wissen  will,  hauptaächlich  der 
Reinheit  der  Sprache  äich  befleissen  und  besonders  die  bei  uns  so 
hEuligen  Germanismen  meiden  muss;  zu  diesen  gehört  auch  pag,  40: 
na  Cornem  mori  (am  Schwarten  Meere);  richtig  ist  zu  sagen:  pf i  C. 
m-»  u  O-ern^^ho  mofe  oder  auch  nad  Oern^m  mofem  wie  Brandts  nad 
Labem,  nad  Orlici»  Koetelec  nad  Säzavou,  nad  Mii,  nad  Cern^mi 
lesy  etc..  wie  im  Griech,  vndQ-.ol  virtQ  Salaaat^  Her.  7,  115. 
VTfiQ  t^aXaaarfi  oiKuv  am  Meere  wohnen» 

Pag,  35,  In  der  Vulgärsprache  soll  im  instr.  pl.  hadama, 
mutma,  slovama,  niofema  „WÄhrscIieiulich'^  deshalb  gesagt  wer- 
den, weil  man  in  den  schriftlichen  hady.  rouii»  slovy,  moH  die  Be- 
deutung des  Instr,  nicht  deutlich  genug  fühle,  indem  diese  Formen 
«mehr  als  eine  Erklärung  zulassen**.  £g  wäre  uns  sehr  lieb,  wenn 
uns  Dr.  Gebauer  sagen  wollte,  was  man  in  der  Form  slovy  m>ch 
anderes  f&hleu  k«5nnte  als  nur  den  instr.  pl. !  Wir  wollen  ihn  jedoch 
auf  den  richtigen  Weg  zur  Atiffa^sung  der  Vulgärfornien  fniiren»  wie 
wir  es  schun  in  Kott's  cesko^nem,  slov.  pag.  320*  (s,  v.  Dual) 
gethan  haben.  Die  obigen  valgftren  Instr*  dürfen  von  ienama,  rüiema, 
.  koijtma,  dotma.  lidma  nicht  getrtmnt  werden,  und  da  diese  unmöglich 
^  durch  den  Differenzierungstrieb  hervorgebracht  wurden,  indem  das 
■pchriftliche  tenami»  rtiiemi,  kostmi,  d^tmi«  lidmi  n i  cht  mehr  als  eine 
^ ^Erklärung  zulassen,  ?o  uiuss  man  ihr  Kntstehen  In  dem  Einflüsse 
des  Duals  suchiu),  der  theiln  wisäentÜch«  theils  unwissentlich  im 
Volke  noch  lange  lebte,  als  er  schon  ans  der  Schriftsprache  lAogst 
verdrÄngt  worden  war. 

Der  Vrrf.  will  nach  Jungnuinn's  Vorgang  podl/,  vodl^  schreiben, 
schreibt  aber  demgemäss  unconsequent  immerfort  die  (pag.  56:  po- 


9£6    Ä,  Hoffmann  f  Mathematische  Geographie,  ang.  t.  K,  Friegach. 

dli  toho. .  .die  t^).  Uebrigeas  bemüht  er  sich  umsonst  das  lange  i 
nachzuweisen:  aus  dlia  entwickelt  sich  entweder  dl'a  (slovak.,  mit 
weichem  l),  mit  Umlaut  die,  oder  dlia  selbst  wird  umgelautet  und  es 
entsteht  dlie,  dM,  woraus  dk  wie  aus  sg.  loc.  dat.  skäl^ — skäk  wird, 
indem  nach  l  (5,  s:)  i  zu  e  herabsinkt.  Au  eine  Dehnung  des  so  ent- 
standenen e  ist  natürlich  nicht  zu  denken,  indem  i  einen  Theil  seines 
Werthes  an  l  (s,  z,  eigentlich  T,  ^,  i)  abgab.  Aus  die  entsteht  dann 
podle,  vedk  (slov.  podVa ,  vedra)  durch  Zusammensetzung  mit  einer 
zweiten  Praeposition ,  was  ja  im  Slavischen  gar  zu  oft  yorkommt, 
vergl.  Miklosich  Gr.  IV,  251. 

Pag.  58  belehrt  Dr.  Gebauer  den  Leser,  dass  etymologisch 
y§61  oder  HcSi  geschrieben  werden  solle.  Wer  das  Altsloyeniscbe 
kennt,  wird  nach  vQätläij  über  die  richtige  etymologische  SchreiboQg 
Yl^cSi  keinen  Augenblick  im  Zweifel  sein.  Vergl.  meinen  Aufsatz  dar- 
über im  Archiv  für  slav.  Philol.  II,  393. 

Pag.  44.  Der  indoeuropäische  Stamm  solle  nach  seinen  Haupt- 
sitzen in  Indien  benannt  worden  sein ,  als  ob  ausser  Indien  kein  Volk 
dieses  Stammes  in  Asien  wohnen  würde  oder  je  gewohnt  h&tte :  die 
Eranier  werden  gänzlich  ignoriert.  Also  richtig  sollte  die  Benennung 
aus  derAusdehnung  der  Wohnsitze  dieses  Stammes  von  Indien 
(Vorder-)  bis  durch  ganz  Europa  erklärt  werden. 

Pag.  48.  Die  Benennung  „altsloveni sehe  Sprache^  (Saf. 
altbulg.) ,  welche  Miklosich  mit  vollem  Rechte  eingeführt  hat, 
übersetzt  Dr.  Gebauer  im  Böhmischen  staroslovensk^.  Dabei 
vergass  er  aber,  dass  slovensk^  jetzt  immer  slovakisch  bedeu- 
tet, staroslovensky  wäre  daher  altslovakisch!  Will  mas 
Miklosich's  Benennung  behalten ,  so  muss  man  im  Böhmischen  staro- 
slov^nsk^  ÖQzykü  sIovenTsku)  sagen.  Vergl.  meine  Pfispövky  pag.  3. 

Pag.  33  ist  dem  Verf.  ein  gänzlich  unlogischer  Satz  unter- 
laufen: ponävadz  uzivati  lek.  .je  chybou. . ,  proto  mluvl  a  pise  se 
tak^ ,  oväem  chybne :  dal  odpraviti  nevyslyäan^fch  obcanüv.  Richtig 
würde  gesagt:  jako— tak  (wie — so)  u.  ä. 

Pag.  32.  Dass  „na  vöky  amen"  als  „na  vökj-ämen"  gespro- 
chen würde,  scheint  mir  eine  Selbsttäuschung  zu  sein,  denn  es  wird 
wol  navökyjamen  (navekyjämen)  gesagt. 

Pfibram,  im  Juli  1877.  Prof.  Franz  Prusik. 


Mathematische  Geographie,  ein  Leitfaden  zunächst  für  die  obcreü 
Classen  höherer  Lehranstalten,  bearbeitet  von  Dr.  A.  Hoff  mann 
Padorbom,  Drack  and  Verlag  von  Ferdinand  Schöningh  1876. 

Das  richtige  Erkennen  der  Beziehungen  des  Erdballs  zum  Welt- 
systeme steht  mit  der  fortschreitenden  Entwickelang  sämmtlicher  Natur- 
wissenschaften in  so  innigem  Zusammenhange,  dass  die  Bekanntschaft 
mit  diesem  Gegenstande  jedem  Naturkundigen  geradezu  unentbehr- 
lich ist.  Ein  Lehrbuch,  welches,  wie  das  in  Rede  stehende,  nicht  nur 


Ed,  W^el,  Wandkarte  L  d.  inattaem.  Geogr.  ang.  t.  K,  Friesach.    927 

sämmtliche  Lehren  der  mathematischen  Geographie  Id  fagslicher  und 
anregender  Weise  vorträgt,  sondern  anch,  so  weit  dies  ohne  Zu- 
ziehung des  höheren  Calcüls  mögiich  ist ,  dieselben  wissenschaftlich 
begründet,  kann  daher  in  Lehrerkreison  nur  beiiallig  aufgenommen 
werden,  nnd  wird  sich  beim  Unterrichte  an  höheren  Lehranstalten 
gewiss  als  ein  treffliches  Lehrmittel  erweisen.  Durch  zahlreiche  Pi- 
goren  und  eine  Sternkarte  wird  der  Teit  wirksam  erläutert.  Der 
letzte  Paragraph  enthält  eine  Anzahl  zweckmässig  ausgewählter  Auf- 
gaben. Um  bei  deren  Lösung  sonstige  Behelfe  entbehrlich  zu  machen, 
i!»t  am  Schlüsse  eine  Tafel  der  schein barf?n  Suniientlrter  angehängt. 
Referent  sieht  sich  veranlasst,  auf  einen  S.  77  Z.  5  von  unten,  ent- 
halteneu Irrthnm  aufmerksam  zu  machen,  welcher  dem  Verfasser  trotz 
der  von  ihm  sehr  sorgfSJtig  geubteo  Durchsicht  des  Textes  entgangen 
hL  Wie  die  Formeln  f&r  die  Nutatiou  zeigen,  bildet  der  mittlere  — 
von  der  Präceasion  beeinflusste  —  Pol  nicht  einen  Brennpunct ,  son- 
dern den  Mitttelpunct  der  Nutationsellipse.  An  der  genannten  Stolle 
sind  darum  die  Worte:  ^ein  Brennpunct*^  durch:  „der  Mittelpunct" 
zu  ersetzen.   Ausserdem  wäre  eine  etwas  präcisere  Passung  des  Ah- 

atzes  If  §.  6  wünschenswerth ,  da  die  Weltaxe  durch  den  jeweiligen 
ohaehtungsort  geht»  und  nur  der  Erdaxe  paralleli  nicht  aber  mit 

erselben  identisch  ist« 


Wandkarte  für  die  mathematische  Geographie  von  Ed.  Wetz  eh 
Dritte  und  vermehrte  Auflage.  Berlin,  Verlag  von  Dietrich  Reimer. 
1876, 

Der  dnrch  seine  ^allgemeine  Himmelskundo''  bereits  rühm- 
liehst  bekannte  Verfasser  hat  durch  Herausgabe  der  genannten  Wand- 
karte seintm  Eifer  fnx  die  Förderung  des  astrotiomischen  Unterrichts 
von  neuem  glänzend  bethätigt.  Wie  in  den  Erläuterungen  zu  der 
W^ndkarte^  richtig  bemerkt  wird,  ist  Veranschanlichung  in  keinem 
l '  '  ^^-egen Stande   unerlässlicher  als   in    der   mathematischen 

(ir  ,  r.  Die  Herstellung  der  beuuthigten  Zeichnungen  erfordert 
aber  nicht  nur  viel  Mühe  und  Zeit,  sondern  auch  eine  gewisse  Fertig- 
keit, welche  nicht  Jedermanns  Sache  1:^1.  Diesem  üeheUtande  Ab- 
hilfe zu  t^chaffen  ist  Zweck  der  neuen  Wandkarte,  Dieselbe  enthält  auf 
einer  Fläche  von  ungefilbr  drei  Quadratnu^Hern  alle  beim  Unterrichte  in 
der  mathematischen  Geograiilue  wrinschenswertheu  Illustrationen  in 
solchem  Maaastahe  ausgeführt,  dass  sie  in  einem  grösseren  Hörsaale 
von  dem  ganzen  Auditorium  deutlich  wahrgenommen  werden  können. 
Fig.  I,  in — IX  sind  der  Erde  in  ihren  Beziehungen  zur  Sonae  g^ 
widmet;  X  erläutert  die  Phasen,  XI  die  Bewegung  des  Mondes,  Xu 
Finsternisse.  XIll  die  Bestimmung  eines  Gestirnortes  durch 
Polarcourdinaten.  Die  folgenden  Figuren  bis  XVI  haben  die  schein- 
bare Bewegung  dt^r  Planeten  zum  Gegenstände.  XVITl  ist  eine  Dar- 
stellung des  Pianett  -.  IL  XVlll  und  XIX  erläutern  die  Be- 
wtgungsgeset^e ;  Xx              XIl  die  wahre  nnd  mittelere  Sonnenzelt 


298    Mathemat.  u.  physikal.  Lehrbücher,  ang.  y.  J.  G,  WaüenHn. 

XXIII — XXVIII  sind  topographische  Darstellnngen  himmlischer 
Gegenstände.  Figur  XX  endlich  zeigt  die  Spectra  der  Sonne  and  dreier 
Fixsterne.  Diese  Inhaltsanzeige  dürfte  genügen ,  am  den  von  deoi 
Lehrer  der  mathematischen  Geographie  oder  Astronomie  aas  der 
Wandkarte  za  ziehenden  Natzen  klar  zn  machen. 

Graz.  Dr.  Karl  Friesach. 


Darstellende  Geometrie.  Von  K.  Pohlke.  Erste  Abtheilang:  Darstel- 
lung der  geraden  Linien  und  ebenen  Flächen,  so  wie  der  aus  ihnen 
zusamroengesetzten  Gebilde,  vermittelst  der  verschiedenen  Projectioiu- 
arten.  Kebst  einem  Hefte  von  10  Tafeln.  4.  Auflage.  Mk.  3*60.  — 
Zweite  Abtheilunfi^ :  Darstellung  einiger  krummer  Linien  und  krumme: 
Flächen;  nebst  einem  Hefte  von  10  Tafeln  in  4*.  Mk.  6.  Berlin  1876: 
Verlag  von  Rud.  Gärtner. 

Die  darstellende  oder  descriptive  Geometrie  wird  vom  Verfasser 
in  einem  viel  weiteren  Sinne  als  gebränchlich  ist  gefasst,  indem  die 
Perspective  und  Schattenlehre  nicht  unter  den  Aufgaben  oder 
Anwendungen  sondern  als  Theile  der  darstellenden  Geometrie  selbst 
behandelt  werden.  Diess  kommt  dem  vorliegenden  Buche  im  Unter- 
schiede von  ähnlichen  Leitfäden  sehr  zu  statten. 

Die  vier  Abtheilungen,  die  der  Verfasser  bei  Bearbeitung  der 
darstellenden  Geometrie  aufstellt:  1.  Dai*stellung  der  geraden  Linien 
und  Ebenen  sowie  der  aus  ihnen  zusammengesetzten  Gebilde  vermittelst 
der  verschiedenen  Projectionsarten;  2.  einiger  krummen  Linien  und 
krummen  Flächen;  3.  der  scheinbaren  Gestalt  der  Körper  oder  die 
Perspective;  4.  der  Beleuchtung  der  Körper  oder  die  Schattencon- 
struction  umfassen  den  gesammten  Stoff  in  übersichtlicher  Art.  Die  zu 
(1)  gehörigen  Sätze  und  Aufgaben  sind  in  der  ersten  Abtheilung,  die 
zu  (2)  gehörigen  in  der  zweiten  Abtheilung  gegeben.  Das  Erscheinen 
der  dritten  und  vierten  Abtheilnng  steht  in  Aussicht. 

Die  orthographische  Projection  (darunter  der  Begriff 
„Affinität**),  die  Darstellung  von  Puncten  und  Graden  auf  zwei 
Projectionsebenen  ist  nach  dem  Vorgange  von  Monge  (traite  de 
geometrie  descriptive;  Paris  1795)  und  dem  von  Lacroix 
(essaisdegeom^trie  sur  lesplansetle  surfacescourbes; 
Paris  1795)  durchgeführt.  Die  hierher  gehörigen  Aufgaben  lassen 
eine  schöne  Lösung  zu,  die  von  Ol i vier  angegeben  wurde,  nämlich 
durch  Veränderung  der  Projectionsebenen  und  diese  Methode  ist  hier 
überall  zur  Anwendung  gekommen.  Die  Aufgaben,  die  dem  vierten 
Capitel  angehören,  nämlich  die  Darstellung  von  u-Seiten  und  n-Flacheo 
auf  den  Projectionsebenen  ist  grösstentheils  originell  durchgeführt 
und  verdient  die  Beachtung  der  descriptiven  Geometer.  Wie  Verfasser 
selbst  in  der  Vorrede  zu  seinem  Werke  bemerkt,  hat  er  hier  den  Weg 
verlassen,  den  Wein  brenne  r,  Hummel,  LeBlanc  eingeschlagen, 
nämlich  ohne  mathematische  Formeln  und  Lehrsätze  dui-ch  blosse 
Zeichnung  den  studirendcn  Künstler  in  den  Stand  zn  setzen  alle  Raum- 


MutbeTOÄt.  u,  physikal.  Lchrböclier,  ang.  v.  J,  Q,  Wallentin,    M9 

gobilde  darzustellen.  Das  füafte  Capitel  (Axonometrie)  und  das 
göiihste  (die  scbiefe  Projectioii)  sind  einander  sehr  nah*»  ge- 
bracht» indem  die  Axonometrie»  deren  wissenschaftliche  Grundlage 
bei  Lambert  zu  suchen  ißt,  auf  die  schiefe  Projectioo  ausgedehnt 
wnrde.  Ein  Stück  sorgfaltiger  und  durchwegs  gediegener  Arbeit  gibt 
das  achte  Capitel,  welches  von  der  Central -Projection  handelt»  wie 
sie  in  den  Werken  Poncelet's,  Stoiner's,  Cha&Ie'n,  ihre  Aus- 
hildnng  erfahr.  Was  der  Verfasser  ganz  richtig  erwähnt,  hat  ja  Auch 
die  neuere  Geometrie  von  der  Central-Projection  ihren  An  unct 

genommen»  indem  die  ßeomoter  bestrebt  waren  „»lic   ;  -^'eu 

zwischen  den  Gestalten  bekannter  Gebilde  und  denen  ihrer  Central- 
Frojectioueu  fesizustellen  und  diese  Bo7.ichuugen  auf  das  Erforsche» 
neuer  Eigenschaften  der  geometrischen  Gebilde  anzuwenden**.  Dem 
eutHprechend  finden  wir  in  diesem  Capitel  die  Fuudamentidsätzo  Über 
harmonische  Puncie  und  Linien,  die  Lehre  von  der  Verwandtschaft 
ebener  Gebilde,  von  der  Collineation.  Aehnlichkeit,  Affinität,  Oon- 
gruenz,  Symmetrie  aufgestellt.  Das  achte  Capitel  „die  räumliche 
Projection",  deren  Lehren  gleichfalls  von  P  o  n  c  o  1  e  t  wissen- 
schaftlich begründet  wurden,  geht  von  einem  räumlichen  Proj^ctions- 
flygteme  aus,  das  durch  die  sogenannte  Collineationsobenc,  durch  den 
PrHJoctionspuöct  uud  zwei  andere  näher  definirte  Puncte  beistimmt  ist. 
Zum  Schlüsse  dieses  kurzen  Capitel,  weist  Verfasser  darauf  hin,  dass 
die  Centralprojection  häufig  unter  dem  Namen  Perspective^ 
die  räumlichö  Projection  unter  dem  Namen  ßeliefperspcctiTe 
auftritt. 

Die  z  w  0  i  t  e  Abtheilung,  welche  die  Darstellung  einiger  krummer 
Linien  und  krummen  Flächen  zum  Gegenstande  hat,  umfasst  jedoch 
wieder  in  selbst/indiger  Ausarbeitung  den  Stoff,  dem  man  in  den  be- 
züglichen Theilon  der  Werke  von  Frezier,  Pa gani,  de  la  Qonn- 
nerio,  Leroy»  Ol ivier,  Gugler,  Fiedler  und  Anderen  be- 
gegnet, und  sehr  oft  treffen  wir  auch  hier  wie  in  der  ei-sten  Abtheilung 
ganz  originelle  und  scharfsinnige  Kt\''  n.    In  neun  Capiteln 

werden  die  Linien  und  Flächen  im  AI  ^^  ti,  die  Linien  zweiter 

lOrdnung,  die  Kugel-,  Cy linder-  und  Kegeitlächen ,  die  Durchschnitts- 
nnien  von  Kugeln,  Cylindern  und  Kegeln,  einige  krumme  Linien  (dar- 
unter die  Ovalen.  Lemniscaten,  Conchoiden,  Cjcloidon,  dieSpirallinien)^ 
Drehungsflächen,  die  windschiefen  —  endlich  die  Spiralflächen  ein* 
g<»hi>nd  i»rörtert.  Di«  ThoariR  von  den  Krnmmungs Verhältnissen  und 
di-  •jrehörf  <('  i^>minen  in  die  hrdiere 

ii»  I  liier  weuL  ,  da  Verfasser  haupt- 

»tchijch  aul  die  practischen  HedOrfnisse  des  Technikers  sein  Augen- 
merk 1enkt4«  und  ganz  richtig  bemerkt,  dass  ein  die  vollständige  Theorie 
umfassender,  aus  der  darstellenden  in  die  höhet^  Geometrie  leitender 
Lehrgang  zwar  in  wissenjichaftlidier  Hi  '  '  ^  n^treitig  höher  steht 
doch  dim  in  die  Praxis  eintretenden  ^  n  nicht  zugemuthet 

rir»,  da  diese  nur  eine  kurii*  Spiuuiti  Zi'it  auf  das  Studium 
uni  verwenden  b'^unon,    AnderHeitö  jedoch  raus»   hervor* 


^ilMhnn  f.  lt.  a«ltn   Gyiufi«  ICH.    XII    Ikn 


^% 


980    Mathemat.  n.  physikal.  Lehrbücher,  ang.  v.  J,  G.  Waüentim, 

gehoben  werden,  dass  ein  derartiges  Stadium  der  Eigenschaften 
krummer  Linien  und  kinimmer  Flächen  wie  es  das  vorliegende  Buch 
an  die  Hand  gibt,  nicht  nur  eine  nützliche  sondern  geradezu  eine  noth- 
wendige  Ergänzung  zur  höheren  Geometrie  bildet,  die  von  keinem 
Studifeuden  der  letzteren  übergangen  werden  solL  —  Besonderes  In- 
teresse bieten  die  §.  83,  §.  84,  §.  85.  §.  86  bis  §.  92,  in  welchen  die 
Anwendung  der  Projectionslehre  auf  die  Construction  von  geogra- 
phischen Karten  vorgeführt  wird.  Die  Polar-,  Aequatorial-,  Ho- 
rizontalprojection,  femer  die  Projection  von  James  und  de  la  Hire, 
die  stereographische  Projection,  die  Globnlar-,  homolographische, 
zenithale,  centrale  Projection  finden  hier  wenigstens  in  den  Gnmd- 
zügen  ihre  Entwicklung.  Im  vierten  Gapitel  folgt  die  Lehre  von  den 
Plattkarten,  von  den  Mercator- und  Flamsteed-,  von  der  co- 
nischeu,  Delisle-,  Bonneprojection. 

Die  Ausstattung  des  Buches  ist  eine  vorzügliche ;  die  Druck- 
fehler sind  auf  ein  Minimum  beschränkt.  Erw^t  man,  dass  dem 
Werke  ein  von  der  kgl.  Hof-Lithographienanstalt  Hermann 
Veit  in  Berlin  musterhaft  ausgeführtes  Tafel  werk  beigegeben  ist, 
so  wird  man  den  Preis  des  Werkes  (bisher  9  •  60  Mark)  nicht  zu  hoch 
finden  und  bei  den  sonstigen  Vorzügen  des  Werkes  demselben  einen 
guten  Vertrieb  in  Aussicht  stellen  dürfen. 

Die  Algebra  der  Chemie.  Eine  ausführliche  BearV*eitnng  der  an- 
organischeD  Zersetziingsgleichun^en  in  übersichtlicher  Form  von 
Hans  Ludwig.  Nebst  zwei  Tabellen,  enthaltend  die  wichtigsten 
organischen  Verbindungen;  Freiburg  im  Breisgau,  Herder'sche  Ver- 
lagshandlung. 1876. 

Die  chemische  Algebra ,  welche  Bezeichnungsweise  zuerst  von 
A.  W.  Hof  f mann  eingeführt  wurde,  hat  zum  Gegenstande,  die  Zer- 
setzungsgleichungen irgend  eines  Stoffes  in  seine  einfacheren  Bestand- 
theile  und  umgekehrt  die  synthetischen  Vorgänge  in  Gleichungen 
zusammenzustellen.  Dass  dem  Studium  der  Chemie  dadurch  ein 
grosser  Vorschub  geleistet  wird,  ist  hinlänglich  bekannt.  Das  Motto, 
dessen  sich  unser  Verfasser  bedient  „par  l'alg^breontvient 
partout",  wird  heutzutage  immer  mehr  erkannt;  mathematische 
Begriffe  haben  sich  jetzt  schon  in  vielen  Wissenschaften  eingebürgert, 
wo  man  früher  ihre  Anwendung  für  ganz  unmöglich  hielt.  Gehen  wir 
näher  auf  das  vorliegende  Buch  ein. 

Die  in  demselben  angewandte  Methode,  die  Synthese  und  Ana- 
lyse anorganischer  Körper  in  Formeln  darzustellen,  ist  einerseits 
sehr  geeignet  beim  Repetieren  der  Chemie  die  nöthige  Hilfe  zu  lei- 
sten, andererseits  —  und  das  ist  jedenfalls  höher  anzuschlagen  — 
kommt  dieses  Büchlein  jedenfalls  den  praktischen  Bedürfnissen  im 
Laboratorium  entgegen.  Das  viele  Nachschlagen  in  umfangreichen 
Handbüchern  und  Fachschriften  wird  dadurch  erspart. 

Nachdem  in  dei*  Einleitung  die  Grundbegriffe:  Molecül,  Atom, 
Monade,  die  Bedeutung  des  Moleculaigewichtes,  der  Werthigkeit  im 


Mfithenmi  u.  physikal.  LeHrbÜchor»  ang.  v.  /,  GmWoUentin,    ^%\ 

Allg:^Moeincn»  «kr  Werlliigkeit  der  Säureu,  der  Atomgewichte  ein- 
gelientl  erurtert  sind,  geht  Verf.  zur  Haiiptgruppo  der  MetalloUe 
über,  dereu  Darstellung  aus  den  Qntsprechenden  StofTeu  erwähnt  \md 
durch  dio  dazu  gehörig(?n  Formeln  erlfiutert  und  beleuchtet  wird. 
Dies^Tii  Ahs<:Uüitto  folgt  «üo  Lehre  von  dfm  Elementen,  (ü©  zur  zwei- 
ten Hauptgruppe,  die  der  Metalle,  geboren  und  hier  werden  bei 
jedem  einzelnen  in  Kürze  ihre  Verbindung^^n  mit  andern  Elera fönten 
erwähnt.  Die  Metalle  sind  in  oilf  Gruppen  oiugetheiit,  von  denen 
die  drei  ersten  die  Alkalimetalle,  die  Metalle  der  alkali- 
achen  Erden,  die  Metalle  d6r  eigentlichen  Erden  um* 
fassen,  waljrond  die  übrigen  MeUlle  nach  Analogioverhältnissen  ia 
den  andern  acht  Gruppen  ihren  Platz  finden.  Diesen  eilf  Gruppen 
ächlieesen  sich  die  seltener  vorkommenden  Platinmetalle:  Pal- 
ladium, Osmium,  Rhodium,  Iridium,  Uu  theni  um  an, 

Da  die  seltener  rorkommenden  Metalle  und  Elemente  einem  ge- 
naueren Stadium  bisher  weniger  unterzogen  werden  konnten«  so  ist 
mit  Rücksicht  darauf  auch  ihre  Behandlung  eine  minder  ausf öhrliche. 
Für  den  Praktiker  vom  grossen  Nutzen  ist  die  darauf  fi"»lgende  Partie, 
^Die  Hauptreactionen  der  chemischen  Zersetzungen** 
ni  !    Von  den  organischen  Verbindungen  sind  nur  einige  auf- 

g<  1,  deren  empiris<;he  Formeln  wir  alphabetisch  geordnet  auf 

pag.  307—310  finden.  Den  Scliiuss  bilden  zwei  Tafeln,  von  denen 
die  erste  die  wichtigsten  organischen  Verbindungen^  die  zweite  die 
?om  Benzol  abstimmenden  ein-  und  mehrwertigen  Verbindun- 
gen entlialten. 

Aus  diesem  gedrängten  Inhaltsverzeichnisse  ersieht  man, 
fei  che  Fülle  des  Stoffes  auf  TerhriUnismässig  geringem  lUume  ver- 
Irbeitet  ist;  schhlgt  man  die  Sorgfalt  an,  womit  die;?  durchau!^  ge- 
schehen ist,  so  muss  man  dem  Verf.  Dank  wissen,  dass  er  die  chemi- 
schen Disciplinen  mit  einem  derartigen  Original  werke  unter* 
stützte,  das  so  vielen  Bedürfnissen  gerecht  wird.  Die  Ausstattung  ist 
eine  gediegene,  wie  wir  sie  von  der  Herde  r'schen  Verlagsbuch- 
handlung gewohnt  sind* 


Lehrbuch   d^T  Physik.    Von  PeU-r  Münch,    inrect* 
enster  Onlrnitiir  -ßvi  Mün»t-.'r,  Mit  3(>l  iu  den  Töit  l 


-äiK'- 


Dies  Lehrbuch  der  Physik,  deese«  erste  Au/lage  sihon  durch 
einen  ErlaüS  des  hohen  k.  k.  Ministeriums  für  Cultus  und  ITuterricht 
ddo,  7,  August  1873  Z.  99M1  für  Obergymnusien  approbiert  wurde, 
liegt  nun  in  dritter  Auflage  vor.  Die  Tendenz  des  Buches  ist,  die 
öinzeinen  Naturphilnomene  zu  boschreihen  and  ihre  theoretische 
Erklärung  auf  rechnendem  Wege  —  so  weit  die  Elementarmathematik 
aufcToicht  —  zu  geben.  Sein  Umfang  dürfte  wol  in  mancherlei  Bezie* 

59* 


982    Mathemät.  u.  physikal.  Lehrbücher,  ang.  y.  J.  G.  WdOentin. 

hung  den  Umfang  des  physikalischen  Unteriichtes  an  Gymnasien 
übersteigen,  wie  der  Verf.  es  selbst  in  der  Vori-ede  zur  ersten  Auf- 
lage zugibt,  doch  die  Einrichtung  erlaubt  hie  und  da  eine  Beschr&o- 
kung  des  Lehrstoffes  vorzunehmen,  wie  sie  für  specielle  ünterrichts- 
zwecke  geeignet  erscheinen  dürfte,  und  anderseits  den  Leitfaden 
auch  an  andern  Anstalten  als  Gymnasien  zu  verwenden. 

Im  einzelnen  sei  noch  Folgendes  bemerkt:  Die  Eintheilung 
des  gesammten  Stoffes  ist  eine  der  wissenschaftlichen  Behandlung 
der  Physik  vollkommen  angepasste.  In  erster  Linie  werden  die  allge- 
meinen Eigenschaften  der  Körper,  &ie  äusseren  Verschiedenheiten  der- 
selben abgehandelt;  hieran  schliesst  sich  die  Mechanik  der  festen 
(Geomechanik),  flüssigen  (Hydromechanik),  gasförmigen  Kör- 
per (A  e  r  0  m  e c h  a  n  i  k).  Die  Gruppierung  in  Statik  und  Dynamik, 
die  wol  nicht  sobald  aus  Lehrbüchern  für  mittlere  Schulen  verschwin- 
den wird,  ist  auch  hier  beibehalten.  Im  zweiten  Theile  des  Buches 
werden  die  Molecularbewegungen  der  Körper  und  die  Erschei- 
nungen, die  aus  denselben  hervorgehen,  entwickelt.  Dieser  bei  Wei- 
tem grössere  Theil  behandelt  die  Wellenbewegung,  Akustik, 
Optik,  Wärme,  Magnetismus,  Electricität.  Der  Anhang 
umfasst  die  Grundlehren  der  Chemie  in  einem  Umfange,  wie  er  wol 
nicht  weiter  beschränkt  werden  durfte.  Die  Meteorologie  ist  zwar 
nicht  in  einem  eigenen  Capitel  vertreten,  doch  finden  einige  hierher 
gehörige  Erscheinungen  im  Anschlüsse  an  allgemeine  physikalische 
Partien  ihre  Stelle;  die  Grundelemente  der  Astronomie  sind  nicht 
gegeben ,  was  dem  Kof.  nicht  völlig  gerechtfertigt  erscheinen  will. 
Mit  dem  Lehren  und  Lernen  der  Astronomie  sieht  es  leider  heutzu- 
tage überhaupt  noch  schlecht  aus ;  man  ist  noch  nicht  einig  darüber, 
ob  sie  der  Geograph,  der  Mathematiker  oder  Physiker  lehren  soll. 
Ein  jeder  von  ihnen  hat  eine  gewisse  Berechtigung  dazu.  Bef.  glaubt 
jedoch  die  Ansicht  aussprechen  zu  müssen,  dass  sie  im  Anschlüsse 
an  die  Physik  ihren  besten  und  geeignetsten  Platz  findet,  wie  es  wol 
auch  dem  Sinne  des  Organisationsentwurfes  entspricht. 

Die  sogenannten  „allgemeinen  Eigenschaften  der 
Körper '',  die  vou  pag.  2—5  erwähnt  werden,  ferner  der  Theil,  be- 
titelt: „von  der  äusseren  Verschiedenheit  der  Körper' 
wird  nach  einer  alten  Sitte  immer  und  immer  wieder  und  so  auch 
hier  der  eigentlichen  Behandlung  der  Physik  vorangestellt,  doch  mit 
Unrecht.  Die  meisten  der  darin  entwickelten  BegnfiFe  finden  ihre 
bessere  Würdigung  von  Seite  des  Schülers  in  der  Mechanik  selbst: 
beispielsweise  gehört  die  allgemeine  Anziehung  oder  Gravitation  dort- 
hin, wo  die  Lehre  von  der  Centralbewegung  eingehend  vorgenommen 
wird;  die  allgemeinen  Betrachtungen  über  Schwere  finden  ihren 
naturgemässen  Platz,  wo  die  Gesetze  des  freien  Falles  deduciert  wer- 
den. Die  Begriffe  „specifisches  Gewicht  und  Dichte*,  die 
nebenbei  gesagt  —  sehr  wol  von  einander  getrennt  werden  müssen, 
was  wir  sehr  oft  —  auch  in  diesem  Lehrbuche  —  yermissen,  gehö- 
ren dorthin ,  wo  man  im  Anschlüsse  an  die  Gleichgewichtslehre  der 


I&tbetnat  u.  pby&ikaK  Lehibücher,  ang.  t.  J.  0.  Walltnttn.    MS 

Flüsgigkeiten  die  Mittel  beliaudelt,  um  diese  beiden  physikalischen 
Grössen  experimentell  zu  bestimmon;  die  Lehre  von  der  Cohäsion  und 
Adhäsion  ist  doti  OpillanirBcheiuungeu  voranzusetzen  iiäI*.  Geht  mau 
VüD  diesem  Staudpuncte  aus,  der  einerseits  der  Wisseuschaftlichkeit 
des  zu  behandelnden  Stoßes  entschieden  Vorschub  leistet«  anderseits 
auch  vom  pädagogisch -didactischeu  Standpniicte  der  einzig  richtige 
xn  sein  scheint,  so  fallen  die  »,aJlg6memen  Eigenschaften  der  KiVper^ 
ganz  und  gar  weg.  Die  Physik  hat  dann  directe  mit  dem  Begriffe 
^H  a  u  m  und  Z  e  i  t**  zu  heginnen,  an  welche  sich  dann  die  Bewegungs- 
lehre aniächlieäsen  mus8. 

Die  Geostatik,  wie  sie  in  dem  vorliegenden  Buche  vorgetragen 
wird,  ist  den  Anforderungen,  auch  den  rigorosesten,  die  gestellt  wer- 
den können ,  vollkommen  entsprechend.  In  der  Lehre  vom  Schwer* 
punct  wäre  e«  nicht  nothwendig  gewesen,  so  viele  Beispiele  aus- 
führlich durcbgeführt  zu  geben :  es  hätte  eine  Andeutung  der  Losung 
derselben  genfigt«  Der  strenge  Hinweis  bei  den  einzelnen  Maschinen 
auf  das  Princip  der  virtuellen  Geschwindigkeiten  erscheint 
dem  Ref.  sehr  geeignet,  die  Wichtigkeit  derselben  dem  Schüler  deut- 
lich vor  Augen  m  fuhren.  Es  verdient  dieser  Vorgang  jedenfalls  vor 
jenem  den  Vorzug,  bei  welchem  das  Princip  der  virtuellen  Geschwin- 
digkeiten abgeleitet  und  die  Gleichgewichtsbedingungen  daraus  dedo- 
eiert  werden,  da  dieser  Weg  doch  zu  viel  Abstractes  für  den  Schiller 
der  Mittelschule  mit  sich  bringt.  Dasselbe  gilt  von  dem  Hau[>tprin- 
cipe  der  Dynamik,  dem  Gesetze  der  Erhaltung  der  Kraft* 
Dass  dasselbe  erst  gegen  das  Ende  der  Dynamik  fester  Korper  eine 
Erörterung  erfahrt  (pag,  67)  will  dem  Ref,  nicht  zusagen;  aus  die- 
sem Principe  lasst  sich  —  wie  jedem  Fachmanae  genügsam  bekannt 
ist  —  die  ganze  Dynamik  als  einheitliches  Ganze  ableiten  und  diese« 
Umstandes  halber  verdient  dieses  Princip  wo  möglichst  in  den  Vurder- 
griuni  gestellt  zu  werden,  —  Die  zweite  Herleitong  des  Ausdruckes 
füJ  iWi^  Schwingungsdaner  eines  mathematischen  Pen- 
dels, die  wol  eine  sehr  scharfsinnige  und  geistreiche  genannt  wer- 
den mnss,  hätte  unterbleiben  köunen.  Die  erste  Herleituug  aus  dem 
eben  erwjllinten  Princip»  genügt  vollkommen ,  um  überhaupt  für  die 
Gesetze  dor  schwingenden  Bewegung  ein  Maass  zu  finden.  Warum 
Verfasser  in  der  Wellenlehre  (\m\%,  1G4)  noch  einmal  beinahe  die- 
Jbe  Entwicklung  wie  bei  der  ersten  Herleitung  des  Pendel gesetzes 
[>rnimmtf  ist  lief.»  der  darin  nur  einen  Raumverlust  erblickt,  unklar* 
Die  Lehre  vom  TrÄgheitsmomente  und  vom  physischen  Pen- 
del könnte  nicht  besser  gegeben  sein,  als  ea  von  Seite  55 — 58  der 
Fall  ist,  Dasa  von  den  Hindernissen  der  Bewegung,  insbesondere 
von  der  Reibung  und  vom  Widerstände  des  Mittels  mehr  die  R«de 
igt,  als  es  sonst  zu  geschehen  pflegt,  kann  nur  die  HilUgung  jedee 
Fachgenossnn  erfahren.  In  d»*r  llydrostatik  und  Hydrodynamik  ver- 
dinntin  die  n»^hfMidhjne  d**r  rnj^llaritHt^or^cheinutiifen  und  dl*»  stricte 
und  scbirt  li- 

üchem  Dru'  Ion 


9S4    Mathemat.  u.  physikal.  Lehrbücher,  ang.  t.  J.  G.  Waüentin. 

Aeromechanik  ist  mit  Recht  auf  die  praktische  Anwendung  der  ein- 
zelnen Naturgesetze  mit  Vorliebe  hingewiesen.  Vortrefflich  ausge- 
arbeitet sind  die  allgemeinen  Sätze  über  Wellenbewegung  und 
die  Lehre  vom  Schall  (Akustik).  Die  Behandlung  der  Optik 
dürfte  wegen  ihrer  Uebersichtlichkeit  die  Sympathien  der  Fachcollegeii 
erwerben.  Die  Dioptrik ,  also  die  Lehre  von  der  Brechung  im  Allge- 
gemeinen  und  speciell  im  Prisma  und  in  den  verschiedenen  Linsen, 
zeugt  besonders  von  der  gediegenen  Entwicklungsgabe  des  Verf.'s. 
Mehr  Raum  als  gebräuchlich  ist  der  Einrichtung  des  menschlichen 
Auges  und  den  vei-schiedeneu  beim  Sehen  auftretenden  Verhältnissen 
gewidmet.  In  dem  theoretischen  Theile  der  Optik  (Interferenz,  Beugui^, 
Polarisation  und  Doppelbrechung)  hätte  es  Ref.  sehr  gerne  gesehen, 
wenn  Verf.  diesen  einzelnen  Partien  eine  strengere  Scheidung  hätte 
angedeihen  lassen.  Die  graphische  Darstellung  der  Lichtschwingun- 
gen, wie  sie  in  den  Fig.  243  und  244  in  Anwendung  kommt  und  sich 
schon  vielseitig  eingebürgert  hat,  ist  jedenfalls  recht  geeignet  dem 
Verständnisse  des  Schülers  diese  schwierigen  Partien  näherzubringen. 

Was  den  Theil  der  Lehre  von  den  Molecularbewegungen  anbe- 
langt, der  mit  „Wärme**  überschrieben  ist ,  so  lässt  sich  über  den- 
selben ein  gleich  günstiges  Urtheil,  wie  über  seinen  Vorgänger  fällen; 
die  Aufstellung  der  Begi-iffe,  die  hier  besonders  von  grosser  Bedeu- 
tung ist ,  ist  eine  correcte ;  die  mathematische  Behandlung  dieses 
Theiles  ist  eine  den  Verhältnissen  der  Mittelschulen  accommodierte. 
Die  Lehre  von  den  Dampfmaschinen  findet  einen  ziemlich  gi-ossen 
Raum  (pag.  229 — 236).  —  Ueberschreitet  wol  der  Umfang  dersel- 
ben die  Bedürfnisse  der  Mittelschulen,  so  lässt  sich  doch  diese  Zu- 
gabe wegen  der  praktischen  Tragweite  der  Dampfmaschine  rechtfer- 
tigen. Kui*z  und  bündig  sind  auf  pag.  245  einige  Notizen  über  Ent- 
steh ung  von  Wärme,  mechanisches  Wärmeäquivalent 
und  Erhaltung  der  Kraft  gegeben,  die  nicht  verfehlen  dem 
Schüler  ein  wenigstens  in  seinen  Umrissen  scharfes  Bild  von  diesen 
physikalischen  Erwerbungen  der  Neuzeit  zu  geben. 

Zur  Lehre  vom  Magnetismus  ist  wenig  zu  bemerken.  Die 
Holzasche  Influenzmaschine  und  deren  eingehende  Erklärung  hat  in 
dem  Abschnitte  „Electricität"  ihren  Platz  gefunden.  Die  Grundprin- 
cipien  des  Galvanismus  sind  schärfer  gegeben  als  man  es  in  manchem 
anderen  Lehrbuche  der  Physik  zu  finden  gewohnt  ist.  Von  galvani- 
schen Elementen  sind  das  Volta'sche ,  das  Pulvermacher'sche,  das 
Zamboni'sche,  Meidinger'sche,  Danieirsche,  Grove*sche,  Bunsen'sche; 
ferner  das  Element  von  Poggendorf-Wöhler  und  der  Deflagrator  von 
Hare  angegeben.  Eigenthümlich  musste  es  dem  Ref.  erscheinen,  dass 
der  Verf.  der  Smee'schen  Batterie  nirgends  gedenkt,  welche  doch 
wegen  der  pi-aktischen  Verwendbarkeit  ungemein  wichtiger  ist  als 
manche  der  oben  erwähnten  Batterien.  Wie  in  dem  früheren  Theile 
ist  auch  hier  in  der  Lehre  von  den  electrischen  Ei*scheinungen  auf 
die  praktische  Anwendung  grosses  Gewicht  gelegt. 


itheinat.  tt.  phjretikAl  tetirbdoher»  &ug'.  v.  J,  O,  Wallcntiih    UK 

Die  Gruudlehren  der  Chemie,  die  iimi  folgen,  umfassen  wol  des 
Stoffes  sehr  weni^ »  aber  immerhiu  kann  man  zufiieden  sein ,  wenn 
wenigstens  so  viel  am  rivmnasiiim  geboteu  wird,  km  Schlüsse  ist 
eine    tabellarische    i  lit  der  wichtigsten  Elemente  gegei)en, 

welche  von  der  Wet « i  dem  Atomgewichte,  und  dem  electrischen 

Zustande  derselben  handelt. 

Das  Lehrbuch  der  Physik  von  Mftuch  ist  demnach  der  Ansicht 
des  lief,  gemäss  nicht  ohne  Mängel,  diese  aber  werden  dmch  die  vor- 
züglichen Seiten  desselben  beinahe  völlig  aufgewogen.  Unter  den 
vom  h.  Ministerium  approbierten  Lehrbüchern  der  Physik  dQrfte  es 
gewiss  zu  den  besten  und  zweckdienlichsten  zu  zahlen  und  werth 
sein,  manche  andere  der  eingeführten  Leitfaden  zu  verdrängen. 


Lehibucb  der  besonderen  Arithmetik  für  den  Schnlgcbmueh  bcar- 

lniitt?t  von  Karl  Kiese ritzky,  Oberi*?hrer  an  der  SL  Aniieünchulü 
3tu  JSL  Petersiiarg.  G»  Häuser«  Buchbandtuug  (De«.  Aug.  Deubner.) 
Dorpüt,  Druck  von  Schnacken burg*s  litUo-  und  tyfK:fgr.  Anstalt  1875. 
Preiä  1  Rubel  ==  3'u  Mk. 

Kcferent  ist  schon  einmal  in  der  Lage  gewesen,  in  dieser  Zeit- 
chrift  Lehrbücher  desselben  Verfassers  anerkennend  zu  besprechen. 
rwägt  man  den  umstand,  dass  es  keine  leichte  Arbeit  ist,  eine  .be- 
sondere Arithmetik''  zu  schreiben,  die  dem  Ziele  des  Unter- 
lichtes  vollkommen  angepasiit  wäre,  dass  feraer  gerade  in  diesem  Ge- 
bete die  SchulbQclier-Literatur  der  neuesten  Zeit  mannigfiiltige  aber 
ienig  brauchbare  Hilfsmittel  bietet,  hO  wird  mau  die  Vorzöge  des 
^orliegendüu  Lehrbuches  um  so  beachtenswerther  äuden. 

Der  Umfang  des  Buches  ist  dem  in  anderen  LehrbOchoru  der 
ondereu  Arithmetik**  ganz  analog.  Es  zerfallt  in  zwei  Uaupt- 
^bHchnitte,  in  den  ersten  Theil,  der  die  Lehre  von  den  vier  Species 
tbstructerganzer  Zahlen,  von  d  en  vier Species ungleich 
Nnannter  ganzer  Zahlen,  von  der  Theilbarkeit  und  den 
'damit  zusammenhängenden  Theil  über  griVsstes  gern einschaft^ 
lichos  Maass  und  kleinstes  gomeinschaftliches  Viel- 
fache, ferner  die  Lehre  von  den  Br  (^  c  h  en  und  D  e  c  i  m  a  1  b  r  Öch  e  u , 
^on  den  Verhältnissen  und  Proportionen  enthält;  dann  in 
lluen  zweiten  Tbeil,  welcher  die  zahlreichen  Anwendungen  der  Pro- 
^ortionslehre  auf  Zinsenrechnung,  Disconto»  Rabatt ,  Termin-, 
Sesellschafls-.  Durchschnitts-  und  Mischungsrechnung  umfasst 

Nu  'S  sei  herausgehoben.  Die  Notiz  über  Zeitrechnung, 

lie  dem  -  ^^  angoschlosseu  ist  (pag.  22—24)  ist  besonders 

at  zusammengestellt  und  sollte  iu  Ähnlichür  Weise  in  keinem  Lehr- 
buche diei>er  Art  fehlen.  Die  Darstellung  der  Brüche  und  ihrer  Opera- 
aonen  auf  graphischem  Wege,  wie  es  auf  Seite  40 — 41  geschieht. 
8t  sehr  geeignet,  diese  Partien  dem  Schüler  näher  xu  bringen.  Ferner 
nag  nüch  sp^ciell  auf  die  Behaudlunjc  der  Lehre  von  den  Docimal* 
tien.  Jen  an  denselben  sinf- 

iöj  .    ^  luJge  der  zweit»  Theil 


9S6  Naturgeschichtl.  Lehrbücher,  ang.  y.  Beithardt. 

der  Einsichtnahme  von  Fachgenossen  empfohlen  werden.  An  der  Hand 
von  Beispielen,  wie  es  ja  anch  in  einem  Buche  der  ^besonderen  Arüh- 
methik^  stets  der  Fall  sein  soll,  wird  dem  Schüler  der  Weg  gezeigt, 
den  er  bei  jeder  ähnlich  zu  behandelnden  Aufgabe  einhalten  soU.  Die 
Musteraufgabe,  die  in  dem  ^ehrbuche  jedem  Capitel  an  die  Spitze  ge- 
stellt wurde,  ist  nach  allen  Seiten  gehörig  analysirt  und  in  ihre  Be- 
standtheile  gründlich  zerlegt.  Jeder  einzelnen  Partie  schliessen  sich 
einige  dem  Schüler  vorzulegende  Aufgaben  an. 

Brunn.  Dr.  J.  G.  Wallentin. 


Leitfaden  für  den  Unterricht  in  der  Botanik.  Nach  methodi- 
schen Grundsätzen  bearbeitet  von  Dr.  Otto  Vogel,  Dr.  K.  Mülle n- 
hoff,  Dr.  Felix  Kienitz-Gerloff.  Berlin  1877.  Winckelmann  und 
Söhne.  8«.  XVI  u.  256  S.,  5  Taf. 

Dieses  Lehrbuch  ist  speciell  für  die  Realschulen  Preussens  be- 
rechnet und  behandelt  den  Lehrstoff  in  sechs  Cursen.  Die  vier  ersten 
derselben  beschäftigen  sich  mit  der  speciellen  Botanik  und  Systema- 
tik, der  fünfte  Curs  ist  der  Phytotomie  und  Entwicklungsgeschichte, 
der  sechste  den  Elementen  der  Pflanzenphysiologie  gewidmet.  Die 
Auffassung  und  Umgrenzung  des  aufgenommenen  Lehrmateriales 
lässt  durchwegs  erkennen,  dass  tüchtige  Pädagogen,  welche  sich 
theilweise  auch  als  selbstständige  Forscher  bewährten,  das  Buch 
schrieben.  Der  vorliegende  Leitfaden  ist  zwar  zu  umfangreich,  um 
an  den  Gymnasien  Oesterreichs  als  Lehrbuch  verwendet  werden  zu 
können ;  er  dürfte  aber  so  manchem  Lehrer  der  Naturgeschichte  er- 
wünschte Fingerzeige  geben,  wie  Demonstrationen  namentlich  mikro- 
skopischer Objecto  zweckmässig  veranstaltet  werden  können.  Eine 
beachtenswerthe  Beigabe  sind  die  auf  Tafel  5  in  Farben  ausgeführten 
Blütendiagramme;  dieselben  lassen)  die  einzelnen  Cyclen  sehr  in- 
structiv  hervortreten  und  können  beim  Unterrichte  mit  farbigen  Krei- 
den leicht  an  die  Tafel  gezeichnet  werden. 

Vorschule  der  Botanik  für  den  Gebrauch  an  höheren  Classen  des 
Mittelschulen  nnd  verwandten  Lehranstalten  von  Dr.  MathiAi 
Wretschko,  k.  k.  Landesschulinspector  in  Wien.  Zweite  Auflage. 
Mit  vielen  in  den  Text  gedruckten  Holzschnitten.  Wien ,  Druck  und 
Verlag  von  Carl  Gerold's  Sohn.  1877.  1.  Bd.  S\  XVI  u.  212  S. 

Wretschko's  Vorschule  der  Botanik  empfiehlt  sich  bei  verhält- 
nismässig geringem  Umfange  durch  zweckmässige  Auswahl  des 
Lehrstoffes,  durch  rationelle  Behandlung  desselben,  endlich  durch 
klare  sachgemässe  Diction.  Man  sieht  es  dem  vorliegenden  Lehr- 
buche an,  dass  sein  Verfasser  auf  das  Beste  darüber  unterrichtet 
ist,  was  an  unseren  Mittelschulen  im  Unterrichte  aus  der  Natur- 
geschichte, speciell  aus  der  Botanik,  vom  Lehrer  geleistet,  was 
vom  Schüler  gefordert  werden  kann.   Die  neu   erschienene  zweite 


Naturgeschichtl.  Lehrbücher,  ang.  v.  Beichardt,  987 

Auflage  wurde  entsprechend  den  Fortschritten,  welche  die  Botanik 
im  letzten  Jahrzehnte  machte,  mehrfach  umgearbeitet;  dies  gilt 
namentlich  von  den  Abschnitten,  welche  die  niederen  Eryptoga- 
men,  die  Zellenlehre  und  die  Pflanzenemährung  behandeln.  Es 
kann  somit  diese  neue  Edition  von  Wretschko's  Vorschule  der  Bo- 
tanik den  besten  Lehrbüchern  für  die  höheren  Olassen  der  Mittel- 
schulen unseres  Kaiserstaates  beigezählt  werden. 

Schliesslich  sei  noch  die  sehr  gefällige  typographische  Aus- 
stattung hervorgehoben,  welche  der  altbewährten  Verlagsbuchhand- 
lung alle  Ehre  macht. 

Wien.  Reichardt. 


Vierte  Abtheilung. 


Miscellen. 

(Stiftungen.)  —  Anton  Marfiewicz  in  Krakau  hat  eine  Sti- 
pendienstil'tung  mit  dem  jährlichen  Ertrage  von  150  fl.  zu  Gansten  eines 
Studierenden  der  höheren  Gewerbeschule  in  Krakau  zunächst  ans  seiner 
Verwandtschaft  gegründet  und  ist  dieselbe  mit  dem  Datum  des  Stiftbriefes 
activiert  worden  (Stiftbrief  vom  24.  Sept.  1877,  Min.- Act  Z.  18918  vom 
Jahre  1877).  —  Der  am  7.  Jänner  1877  verstorbene  Gutsbesitzer  Michael 
Singer  in  Birgitz  bei  Innsbruck  hat  der  dortigen  Volksschule  ein  Capital 
von  5000  fl.  als  Stiftung  vermacht  und  ist  dieselbe  bereits  ins  Leben 
getreten  (Stiftbrief  vom  17.  Nov.  1877.  Minist.-Act  Z.  19587  vom  Jahre 
1877).  —  Die  vom  Pfarrer  Johann  Müller  zu  Neudegg  in  ünterkrain 
testamentarisch  gegründete  Stipendienstiftung  für  zwei  Studierende  der 
Mittelschule  aus  des  Stifters  Verwandtschaft,  eventuell  für  Studierende 
aus  Safnitz,  St.  Ruprecht  und  Neudegg  wurde  mit  einem  Capitale  von 
4724  fl.  activiert  (Stiftbrief  vom  24.  Sept.  1877.  Minist.-Act  Z.  20064 
vom  Jahre  1877).  —  Die  Gemeinde  Rohatyn  in  Galizien  hat  zum  An- 
denken des  25jähr^en  Regierungsjubiläums  Seiner  k.  und  k.  Apost.  Maje- 
stät des  Kaisers  Franz  Joseph  I.  aus  den  Gemeinderenten  eine  Stipen- 
diumstiftung mit  dem  jährlichen  Ertrage  von  1(X)  fl.  für  einen  Real-  oder 
Gymnasialschüler  bürgerlicher  Abstammung  aus  Rohatyn ,  ohne  Unterschied 
des  Religionsbekenntnisses,  gegründet  und  ist  diese  Stiftung  bereits  um 
Leben  getreten  (Stiftbrief  vom  25.  Jänner  1874.  Minist.-Act  18413  vom 
Jahre  1877).  —  Die  von  dem  Handeismanne  und  Hausbesitzer  Joseph 
Gugler  in  Innsbruck  letztwillig  gegründete  Stiftung  von  zwei  Studien- 
oder Kunststipendien,  wovon  das  eine  für  einen  Jüngling  seiner  Verwandt- 
schaft, eventuell  für  einen  gebürtigen  Bozener,  das  andere  für  einen  ge- 
bürtigen Innsbrucker  bestimmt  wurde,  ist  mit  einem  Capitale  von  5500  fl. 
activiert  worden  (Stiftbrief  vom  2.  März  1877.  Minist.-Act  Z.  19817  vom 
Jahre  1877).  —  Die  aus  dem  Nachlasse  der  Anna  Salf  ner  aus  dem  Dorfe 
Tirol  mit  einem  Capitale  von  588  fl.  30  kr.  gegründete,  für  dürftigfe 
Schüler  des  Meraner  Gvmnasiums  bestimmte  Stipendienstiftung  ist  mit 
dem  Datum  des  Stiftbriefes  in  Wirksamkeit  getreten  (Stiftbrief  vom 
1.  Aug.  1877.  Minist.-Act  Z.  19818  vom  Jahre  1877).  —  Die  von  Elise 
Schreieck  von  Steg  im  Lechthale  im  Jahre  1835  testamentarisch  ge- 
gründete Stipendienstift uug  ist,  nachdem  das  Stiftungscapital  vom  2000  fl- 
auf  3800  fl.  angewachsen  und  der  Stiftbrief  am  22.  Nov.  1876  errichtet 
worden  ist,  in  Wirksamkeit  getreten.  Die  Stiftung  ist  für  zwei  Gymna- 
sialstudierende  aus  der  Verwandtschaft  der  Stifterin  bestimmt  (Stihbrief 
vom  22.  Nov.  1876.  Minist.-Act  Z.  19819  vom  Jahre  1877).  —  Die  von 
dem  Domänenbesitzer  Franz  H o r s k y  Ritter  von  Horskysfeld  zu  Kolia 
letztwillig  gegründete  Stipendienstiltung  für  Studierende  aus  seiner  Ver- 
wandtschaft, eventuell  für  fürstlich  Job.  A.  Schwarzenberg'sche  Beamten- 
söhne ist  mit  einem  Capitale  von  1400  fl.  activiert  worden  (Stiftbrief  vom 
24.  Nov.  1877.  Minist.  Act  Z.  20427  vom  Jahre  1877). 


Misccllcu. 


MU 


(Schonkonpen.)  — Die  Herren  Bcicb  und  Comp,»  k.  L  laudea- 

Ufügte  Gin  '"' •^-    -  *^ -  Kr      -  ^^virfin)  haben  der  teclin.  Hochschule 

XU  Braun  '.  i  rvc  Sammlung  von  Gla.sf:\bricaten 

in    den   vtu  .....  ..,.,*  a.    ,,  r   Entstehung   nebst  den  darauf 

bi;züglichen  Wcrk2eugc'n  ium  '  gemacht  (Min,-Erl,   v.  15.  Nov, 

lb77,  Z.  18772).  —  Di^  Heri>  i  i  i  Laders,  Civil-Ingenieur  und 
kdnigl.  prt'Uiisischer  Hauptmann  in  Görüt^i  Mohz  Kellner,  Baumeister 
and  Gcmeinderath,  Brand,  LhulHei  und  Wanniek,  Fabrioanten  in 
Brüjm,  liab«n  der  hobert»»  k.  k.  GewerbeschuU*  in  Brunn  raebrurt«  werth* 
volle  Lthrmittcl  gespendet  (Min.^^rL  v,  2:^  Nov.  1877»  Z,  1Ö404). 


Literarische   Notizen. 

Zwanzig    ftchulreden    ^'^  i    "  *n   dem   geh.   SchuLratii  i>r. 

H<iiuricb  Eduard  Fo8s,    Director  ^  i  ichÄ-G?mnasium.s   zu  Alten- 

burg, nach  seinem  Tode  hertiu&^eg^^PMjn  vun  Dr.  Bernh.  Fosa,  l>ehrt}r 
an  der  herzogl.  Realschule  zu  Altonburg,  Leipiig  b»  G.  Toubncr  lH77t 
gr*  b  VIÜ  und  2^0  Ö£>. 

H.  E.  Foss  am  6.  Not.  läU5  tu  Elbing  in  Preusaen  geboren,  lUi 

der  Tnivcrsitat  Halle  in  der  Schule  H.  I  v  "  ''  \  '  '  ich  als  tüch- 
tiger Ptiilokvge  durch  seine  Di«jscrtatiyii  r  j  (Hallo  1H28) 
nnd  s\uu'U  >iiiie  Ausgaben  des  Tbeophra-M--  n... i|.i^  ^  .  .  .  und  des  Cur- 
tius  (Leipzig'  1851 ;  vgl,  st'iue  EpUt-  crit.  ad  Müt/elL  Altenburg  iJvl^. 
(Juae^t*  C'uit.  ebendas.  1852)  bewiesen,  bobondcr«  aber  durch  bcirje  wiiiji 
und  umsichtige  Leitung  des  FriedricbÄ-Gymnasinmi  zu  Alt^nhurg,  dem 
er  37  Jahre  lang  vorstand,  hohe  Verdienste  erworben.  Seine  fcschulreden, 
denen  daa  Auditorium,  um  mit  einem  Augeuzeugen  xü  j»prechen,  oft  mit 
wahrer  Andacht  lauschte,  waren  in  weiten  Kreisen  berlihmt  und  ott  war 
er  von  verschiedenen  leiten  aufgefor^lert  wollen  (iieselben  dem  Drucke 
Ta  nbi'r geben.  Auch  hatte  er  sieh  bereits  daiu  cntsc blossen  und  dajs 
3!  t  lum  Drucke  vorbereitet,  als  ihn  der  Tod  am  2tj.  Sept.  1875 
1  Der  Sohn  de«  Verstorbenen  bietet  nun  eine  Auswahl  dieser 
iit^irji  uAt,  wobei  er  besonder-  ^^  ■  -  -  -  n  berÜckaichtigU'»  in  wekben  die 
b^nreffemle  Fragen  bn  ni,  wol  überzeugt,  »la^i  utanchcr 
II ti  iiirr  Fr/.i'i,K.  Au<>..^  I'  ,  w.  rJ.^  im  .li'tu-ti  »'in  ^,,  hewäbrter 
i'  legt  liäL 

iHieu  i»ich 
■  ''  oiuäzi  durcii  die  Fülle  der  Eriahruiig,  welche  ^i«  entiialten»  aus. 
;  .  in  sie  geben  unh  das  lebtnsvolle  BUd  eines  echten  Schulmannes,  der 
iiur  »einem  Berufe  Itbt  und  in  ihm  ganz  aufgeht.  An  dem  Ideale,  da^ 
isr  s<ich  für  ^ein  Loben  anfgestellt  hat,  unverbrüchlich  festhaltend  ftihrt 
er  die  Jugftid  mit  sicherer  Hand  auf  den  rechten  Weg  und  zeigt  ihnen 
durch  öcru  Bei^^iel,  wie  sittliclte  Zucht  und  ernste  Strenge  \n  den  An- 
'r''      -  '  '      *    '  7     -;  sich  stelkr  lie  wahret:        "-^  für 

Anlage  n  tief  «1  und 

.a  I   ..M. aig,    frei  V«..   I    .  .   rhra*e,    VV  iileii 

\i  '»  Lehrern  au  unseren  Gvnjna»ien  ab  eine  ti  ym- 

fthlLMi    sie    ifen    L^ifirn    dieser   .\  ah 

11  sie  die   !  .:  der  Abiturieoicn 

I  diesen  v  domcnt  durch  eine 

t  lichte,  welche  viue  milche  eru'^tie  Mahnung 
r,    der  Kinwei*   auf   die  Bedeutung    ihrer 
M  n  XU  pflegen  haben,  zu  er- 
m  sein.  Wir  wünschen  aber 
'     '  m  Lehrstande  widmen« 
ie  enthalten,    wihrdiid 
u' u  ijMir.1  fii-vu  iir-mii.    4Vi  <*iv5Tji   i.>vbitikuiig  verwci*©«  wir  be- 


schule 


111.        ,       ^  ^   .,    Wir   emii 
Muster  tur  »iie  Reden,  ii 
b«glcit*^n.  51<V'ti  Mr  nt^ 


btudicii  uud  die  AtJ. 
zielen  vermag,  weni* 


940  Miscellen. 

sonders  auf  die  schönen  Beden:  3.  Die  akademische  Freiheit,  5.  Welche 
Qüter  soll  der  Jüngling  von  der  Schale  als  Mitgift  mit  in  das  Leba 
nehmen?  6.  Das  Bild  des  irrenden  und  des  guten,  treuen  Jünglings  auf 
der  Universität  und  im  späteren  Leben,  13.  Die  wissenschaftliche  Beife 
des  Abiturienten,  14.  Die  sittliche  Reife  des  Abiturienten,  18.  Die  Er- 
ziehung zur  Freiheit  durch  die  Schule. 

Die  deutsche  Kunst  in  Bild  und  Wort,  für  Jung  und  Alt,  für 
Schule  und  Haus,  herausgegeben  von  Ernst  Förster.  Leipzig  T.  0. 
Weigel  1877,  klein  Folio,  in  32  Lieferungen  ä  1  M.  80  Pf. 

Von  diesem  schönen  Unternehmen,  das  einen  Band  von  40  Bogen 
Text  mit  circa  130  Abbildungen  umfassen  soll,  liegt  uns  ein  Probeheft  vor, 
welches  die  Einleitung  (16  SS.)  und  vier  Tafeln  in  Kupferstich  ausgeführt 
bietet.  Die  Einleitung  ist  würdig  und  lebendig  geschrieben,  die  Tafeln 
von  vorzüglichen  Kupferstechern  der  Münchner  Schule  (Poppel,  Walde) 
hergestellt  können  als  vortrefflich  bezeichnet  werden.  Ueber  den  reichen 
Inhalt  gibt  ein  Prospectus  Aufschluss,  aus  welchem  man  ersieht,  das» 
in  der  Anordnung  des  Stoffes  die  chronologische  Folge  festgehalten  und 
die  Baukunst  und  Bildnerei  und  Malerei  im  Texte,  wie  in  den  Abbildungen 
^leichmässig  berücksichtigt  werden  soll,  so  dass  das  Ganze  ein  einheit- 
liches Bild  der  geschichtlichen  Entwicklung  der  deutschen  Kunst  geben 
wird.  Wir  können  dieses  Werk  zur  Anschaffung  für  die  Bibliotheken  der 
Gymnasien  bestens  empfehlen.  Den  Lehrern  der  Geschichte,  der  deutschen 
Sprache  und  des  Zeicnnens  wird  es  ein  willkommenes  Hilfsmittel  sein 
und  geschickt  verwendet  auch  den  Schülern  reiehe  Anschauung  gewähren. 
Der  Preis  ist,  wenn  man  das  Gebotene  in  Betracht  zieht,  ein  billiger  zu 


Das  Hellwald'sche  Werk  *Die  Erde  uud  ihre  Völker',  dessen  zwei 
erste  Lieferungen  im  vorhergehenden  Jahrgange  S.  783  ihre  verdiente 
Würdigung  erfahren  haben,  ist  nun  vollständig  erschienen.  Nach  einer 
Mittheilung  der  Verlagshandlung  von  W.  Spemann  in  Stuttgart  ist  das- 
selbe bereits  in  das  Französische,  Italiänische,  Englische,  Dänische,  Schwe- 
dische und  Russische  übersetzt  worden. 

E.  Wetzel,  Kleines  Lehrbuch  der  astronomischen  Geographie 
nach  methodischen  Grundsätzen  bearbeitet,  mit  84  Holzschnitten  und 
4  Tafeln.  Beriin,  Stubenrauch  1877,  8,  VI  und  160  SS.  —  1  M.  60  Pf. 

Nach  seiner  *  allgemeine  Himmelskunde*,  deren  3.  Auflage  im  vor- 
hergehenden Jahr^nge  dieser  Zeitschrift  S.  206  f.  gewürdigt  worden  ist, 
hat  der  Verf.  wiederholten  Aufforderungen  entsprechend  den  vorliegenden 
Leitfaden  bearbeitet,  der  in  gedrängter  Kürze  dasjenige  bietet,  was  in 
höheren  Lehranstalten  aus  dem  Gebiete  der  astronomischen  Geographie 
behandelt  werden  kann.  Das  Büchlein  zeichnet  sich  durch  dieselben  Vor- 
züge aus,  welche  an  dem  grösseren  Werke  hervorgehoben  werden  müssen, 
nämlich  durch  die  klare  und  zweckmässige  Anordnung  des  Stoffes  und 
die  fassliche  und  dabei  gefällige  Darstellung.  Hinsichtlich  der  methodi- 
schen Behandlung  befolgt  der  Verf.  dieselben  Grundsätze  wie  in  der 
'allg.  Himmelskunde*,  indem  er  nämlich  seine  Betrachtung  mit  den  Er- 
scheinungen beginnt,  dann  zu  dem  wahren  Sachverhalte,  sowie  zur  Er- 
klärung der  Erscheinungen  vorschreitet,  und  endlich  die  veranlassenden 
Kräfte  uud  die  Gesetze  der  Bewegung  behandelt.  Sehr  zweckmässig  ist 
die  Einleitung  (S.  1—8)  unter  dem  Titel  'mathematische  Vorbegriffe',  wache 
die  Bestimmung  hat  die  nothwendigen  geometrischen  und  mathematischen 
Grundbegriffe  zu  verdeutlichen.  Sie  wird  in  ihrer  präcisen  Fasson^  an 
Lehrerbildungsanstalten  sehr  passend  zur  Becapitulation  dieser  Dinge 
verwendet  werden  können. 


MJsc^llen. 


041 


Die  Ausstattung  ist  ganz  »*nts (»rechend,  der  Preis,  jRumal  weun  man 
tte  sAhlrciehenf  httbfich  ausgeführten  Illustfationeu  in  Betracht  seiebt, 
ihr  billig. 


P  r  0  g  r  a  m  m  e  n  s  c  h  a  u. 
(ForUetEiing  aus  Heft  XJ,  t^,  h6h,  Jahrgang  1877,) 

Ueber  die  Dichterstellen  bei  Plato  von  Kornel  Pisclier.  Pro- 
irramm  des  k,  L  zweiten  Obergymnasiumti  in  Lemberg  1877.  H« 
a7  8S, 

Oline  den  Stoff  ZQ  erscböpfen,  betrachtet  der  Verf.  euwj  luicb  u\cu- 
ren  (jt*hicbt«piincten  geordnete  Reihe  der  in  dt>n  ]>latoJii8chüU  Dialogen 
'  omniendw»  Citate  aus  Dichtern,  Nach  eintT  kurwn  Erört**rung  libci 
f erhalten  Platcuis  gegenüber  der  Dichtkunst  und  d*jii  Dichtorn  hbor- 
Jt  bespricht  der  Verf,  in  Abschnitt  11  und  111  die  Polemik  des  Philoso- 
ben  f;egen  die  in  der  Poesie  niedergelec^teii  dogmatischen  Ansichten  und 
oe  ihm  nicht  edel  genug  erscbeiuende  dariu  ausgesprochene  Moral 
Teitcr  wendet  er  sich  tut  Betrachtung  der  zum  Zwecke  der  Verspottung 
M  Sophisten  verwendeten  Dicbterstellen  (Abschn.  IV),  womach  in  Ab- 
Bbnitt  Y  auseioande» gesetzt  wird,  wie  Pktou  auch  zur  Krlautem^g 
^nst  minder  leicht  ver»«tändlicher  Probleme  Diehterverse  heran^u  ziehen 
^UA^te.  Den  Äbschlubs  der  Arbeit  bilden  Proben  solcher  Cttate^  welche, 
bdem  sie  heiterer  Natur  und  voll  Humor  sind,  eigentlich  nor  ;!ur  Bele- 

llog  und  zur  Würze  des  Gespräches  beitragen  srdlen,  da  si"-  v  - '    tnen 

nug  auf  die  jeweilige  Situation  zulajssen.     Die  Arbeit  s«!  izu- 

ibr  in  Fonn  von  Aphorismen  abgefasst,    so    dass    e*   an     ...    ..  -.u^^en 

larht'it  fehlt.    Mituuter  ist  auch  der  Ausdruck  j^^eseUraubt  und  dunkel 

tjffttllend   sind   die   zahlreichen  Druckfehler,   besonders  in  den  gritichi- 

hen  Citaten,  obgleich  auch  im  deutschen  Texte  daran  kein  Mangel  ist. 

ehes  berührt   unangenehm,  so  z.  B.  weun  der  Verf.  die  Werke  und 

kfiesiud^    immer   als    ^'l'^c werke"    citiert   (p.  IB^  1^,  wo  auch  dtu> 

Jtfanz   verderbt  ist,   dann  wieder  p,  33  und  3*?).  nicht  minder  st^»- 

^find  Flüchtigkeiten  wie  die  aÄ'i'.^(>io*'*  nos  (p.  27),  „Epo- 

pce**  (pt  D5>,  ^Afrodite"  (p.  17).  Auf  dieser    i  uten  Seite  ist  Zeus 

ar  zu  einem  ^Zeno*  goworddn;  Machaon  »iä^l    ir.tiiiaijjchen  Wein  ii,  21*; 

af  p.  11*  b)scn  wir  ,»8jnoniinik'*.  p.  26  ,,Sisiphos-,  p.  r>  Z-  8  fohlt  da» 

■i;,  .t    it...  rUu  Homerstellen  bat  der  Verf,  nicht  überall  aufdioDiffc- 

Uhu   wirklichen  Teite   und  dem   platonischen   l'ilate   ge- 

r     .  r  in  der  auf  p.  30  erwabiifeii  Strllo  11.  XX.  !?ls  Li  Platon 

i'onirahierte  Form    ^xiH'i\  im  r  t^ktof^ 

11.  IX  **45(p.  3a  iat  die  beh  htano. 


U.  Ueber  das  Wesen  der  Anna  Perenna  und  der  Dido  von  Elkau 
Teltficher.  Programm  dex  Staatsobergymnasiums  zu  Mittorburg 
1877.  b\  16  S, 


Eine  durch  *li     ^ 
cht  nn?ii*litndi'  AI  i 

u  Ehren  d'-r  J\ 

uT  der  von  det 

ajiM  Ub  d«r  Göttin   l 

len,   um  etwa  ko  ü 

urtlckwcißunp  der  1 

ji   die    Krziihlung 

na  nach  iImm 


it,  mit  der  die  UiU 


ihrt  ißU 


Im  Anfcchlwss  an  '  «mg  der 

ill  der  Verl..  d  "her 

^  angeführten  1  he 

'       tlrbrüuchcu   u*  i  uiieui    roste 

Wetien  machen  zu  können. 

..  ,,..  .  ..t  nbcT  die*  ■'  V....,-,..  t,.fipft 

t.  111,  (j7(»  »<iq,  an  ii&s 

,-     L»cn  auch  die  Rolle  1: ier- 


942  Miscellen. 

redung  zu  gewinnen^  nnd  zwar  als  Gehilfin  und  Dienerin  der  Venns,  die 
in  der  an  der  genannten  Stelle  dargestellten  Liebeeaffidre  des  Mars  (der 
Minerva  gewinnen  wollte)  die  Hand  im  Spiele  hatte  (v.  694).  Darauf 
fassend  fasst  Verf.  Anna  =  77«*^«,  die  ja  auch  Dienerin  der  Aphrodite 
ist.  um  diese  Ansicht  zu  bekräftigen,  wendet  er  sich  zur  Deutung 
des  Namens  Anna.  Nach  dem  Mythus  ist  sie  eine  diva  nova,  vor  ihrem 
Verschwinden  in  den  Wellen  des  Numicius  war  sie  die  Schwester  Dido's 
in  Karthago.  Darnach  ist  der  Name  nicht  aus  dem  lateinischen  oder 
griechischen ,  sondern  dem  phönikischen  Sprachschatze  zu  erklären.  Der 
Name  lautet  phönikisch  Channa  -j-jn  femin.  zu  channun  (venustus,  co- 

T  • 

mis)  und  als  Eigenname  von  Frauen  =  XnQig.  Verf.  weist  nach,  dasji 
'dieser  Name  auch  einer  phönikischen  Cultgestalt  angehört;  wir  haben 
da  also  eine  Xtioig  ITei^to  (dass  letztere  auch  als  XaQig  bezeichnet  ward, 
ergeben  verschiedene  vom  Verf.  beigebrachte  Zeugnisse).  Die  römische 
Anna  ist  nun  nach  der  Ansicht  des  Verf.  die  direct  aus  dem  phöniki- 
schen Cult  in  den  römischen  übergangene  Charis  Peitho.  Durch  dies*» 
geschmackvolle  Deutung  ist  es  dem  Verf.  nun  ermöglicht  zu  erklaren, 
warum  gerade  Anna  die  Mittelsperson  zwischen  Dido  und  Aeneas  ist 
und  warum  Ovid  sagen  kann :  conveniunt  partes  haec  tibi ,  comis  anus 
y.  684,  warum  endlich  an  dem  Feste  der  Anna  zügellose  Lustbarkeit 
auch  unter  Theilnahme  der  Mädchen  herrschte.  Die  Feier  galt  ja  einem 
Wesen,  das  dem  Geleite  der  Liebesgöttin  angehörte.  Auch  die  Zeit  des 
Festes  (an  den  Iden  des  März,  also  zu  Anfang  des  Frühlings)  passt 
sehr  gut  zu  der  Bedeutung  des  Namens,  indem  die  Chariten  vom  Lenze 
unzertrennlich  sind.  Schliesslich  zeigt  der  Verf.,  wie  aus  den  einzelnen 
Zügen  des  Annamythus  sich  auf  die  örtliche  Verbreitung  des  Channa- 
cultes  schliessen  lasse.  Diese  Deutungen  sind  sehr  ansprechend.  Dass 
der  Zuname  Perenna  erst  in  späterer  Zeit  zu  der  ursprünglichen  Anna 
hinzugetreten  ist,  wird  dem  Verf.  Jeder  gern  zugeben,  indem  der  Kern 
des  Cultes  nicht  in  dem  Gebete  um  langes  Leben,  sondern  in  der  ausgelasse- 
nen Festeslust  gesucht  werden  muss. 

Wie  Anna ,  Dido's  Schwester,  nach  des  Verf.'s  Ansicht  eine  Charis 
darstellt,  so  fasst  er  auch  diese  selbst  nur  als  eine  andere  Seite  der  Cha- 
ris, indem  er  ihren  zweiten  Namen  Elissa  mit  Klausen  als  die  „Frohe* 
Tll^}?y)  erklärt  (p.  14),  also  =  Euphrosyne.    Den  Namen  Dido   selbst 

leitet  er  vom  St.  dyd  (i!n)  =  i^aklavy  also  BnUtn,  womit  di*^  Bemerkung 
des  Servius  zu  Verg.  Aen.  I,  344  stimmt:  post  interitum  a  Poenis  Dido 
appellata  i.  e.  virago  Pnnica  lingua  (virago  hängt  mit  virere  zusammen). 
Dido  und  Anna  repräsentieren  also  verschiedene  Seiten  der  Xremc;  da 
sie  aber  als  Schwestern  auftreten,  so  folgert  der  Verf.  auf  Grund  der 
varronischen  Angabe  bei  Serv.  IV,  682  Varro  ait  non  Didonem  sed  An- 
nam  amore  Aeneae  impulsam  se  supra  rogum  interemisse,  dass  man  in 
älterer  Zeit  überhaupt  Dido  und  Anna  als  homogen  fasste.  Die  Arbeit 
«les  Verf. 's  zeigt,  wie  sich  auch  in  dem  engen  Rahmen  einer  Programm- 
abhandlung eine  interessante  Untersuchung  schön  durchführen  lasse. 

10.  Brevi  cenni  suUa  prouunzia  delle  consonanti  latine  t  d; 
C  k  q  g;  p  b.  Studio  del  prof.  Guiseppe  Vettach.  Programm« 
deir  i.  r.  ginnasio  superiore  di  Capodistria.  1877.  8".  55  S. 

Unter  Heranziehung  der  besten  einschlägigen  Arbeiten  gibt  der 
Verf.  eine  systematische  üebersicht  über  die  Aussprache  und  lautliche 
Bedeutung  der  im  Titel  genannten  lateinischen  Consonanten.  Der  Auf- 
satz bekundet  durchwegs  eingehende  Beschäftigung  mit  di^em  Gegen- 
stände.  Bei  jedem  der  erwähnten  Laute  wird  einerseits  die  physiologische 
Entstehungsweise  und  das  Schriftzeichen,  andererseits  die  Stellung,  die 


MiieeUtfi. 


il4S 


AnnipfiCbA  WbA  (iiä  Waniltung^ei)  demselben  im  Ud-  und  Im  Inlaut  (bc- 
ziehtm^wdlae  auch  Auslaut  wie  bei  d)  besprochen,  ttb<^rall  unter  sorg- 
fältiger Racksiebtnabme  auf  das  inscbriftliche  MateriÄl.  Zur  PorÄUele 
3tiebt  Verf.  sowal  da«  Griecliiöche.  ak  auch  die  roraanf^cbeii  SprAchen 
heniij.  Das  deni  lat.  ferant  auf  p,  14  gegen über^es teil k*  ^ie<3h.  *f.^^torTt 
war  nicht  als  ideelle  Form  mit  eineiu  äterncben  2U  bezeichnen,  da  die» 
ja  die  ständige  doriacbe  Form  war. 

Prag-  Alois  Rzarb. 

IL  Herodot.  Eine  literarijjeKchicbtliche  Studie.  Vod  Proi.  Ambrus  Mayr. 
Programm  der  vereinigten  Com munal -Mittelschule  in  Komotau.  1877, 

In  der  Einleitung  gibt  der  Verf.  die  Gesiebts^mncte  an.  welcbe 
ibn  liei  der  Beurtheüung  der  Bcbriftst^llerischen  Individualität  Htirodot» 

feteitet  haben.  Drei  seien  es  hauptäächlich,  die  hiehei  in  Botraebt  kamen ; 
.  müsse  sieb  die  Forschung  auf  die  geistige  und  sittliche  AnUg*^  Hero- 
dots  erstrecken,  2.  auf  die  Vorbilder,  welche  auf  ihn  von  Einduss  ge- 
wesen seien,  3,  auf  die  Umgebung  und  äusseren  Verbältnisse,  oder  wie 
der  Verf.  p,  6  sagt  ""^'  -Me  aus  dem  Znsammenfiuss  günstigei  Aeusser* 
Uchkeiten  ent-  i  Vortheile**.     ^Aus  dem  ^Zusammenhalte  und 

dem  Vcrgleiebe  ili  .  .  Aussieh  tspnncte  auf  die  iiehiipferiseh  e 

Individualität  Hs.**  hofft  der  Verf.  den  sichersten  Boden  fi\r  die  Er- 
fansung  seiner  scbriftstelb^risoben  Persönlichkeit  tu  gewinnen.  Was  nun 
die  Ausführung  dieser  Disposition  anbelangt,  so  bat  der  Verf.  im  All- 
gemeinen nicht'^  Neu^s  gebracht,  sondern  nur  dus»,  was  Stein,  Abicht, 
Holfmeister  n.  a.  in  kurzer  Form  zuBammengestellt  haben ,  in  breiter, 
ungemein  ^blumen-  und  blötbenreicber**  Spracbe.  nicht  ohne  öftere  seiner 
Phantasie  die  Zügel  schiessen  zu  laiisen  ')  vorgeführt.  Dabei  ist  ca  dem 
Verf.  ergangen,  wie  es  jedem  ergeht,  der  mit  hohen  Phrasen  und  rheto- 
rischen Floskeln  hantiert,  er  fibertreibt  mit  meinen  8nperlativeo  und 
Hyp^^rbeln  allr*  und  kommt  daher  zu  Inconseqnenzen  in  -meiner  Darstel- 
lung, Was  die  Geburt  Hs,  anbelangt,  so  lasst  ihn  <ler  V.h  .'-/[.-»reu 
werden   „in  jenem   folgescbweren  Jahrzehnt,   dessen    erster    1  Üe 

8ieger  von  Marathon,  dessen  lotiter  die  Helden  von  Salanjij.  '■, 

(Die  Quellen  möge  sich  der  Leser  bei  Stein  oder  Abicht  nachsehen.) 
Hierauf  wird  nach  kurzen  Andeutungen  Über  die  erste  Erziehung  Hs  der 
Einflas«,  den  Panyaais  auf  ihn  nahm,  gehörig  gewürdigt,  und  nun  kommt 
*JT  «Jgleicb  auf  die  geistigen  Fiihigkeiten  und  Neigungen  dei^  inneren 
JCannes  zu  sprechen;    hiebei  verweist  er  vor  allem  ^a«?  ?•  ii  ts 

rflge  Empfänglich  keil  und  warme  Vorliebe  für  die  theilweise  '  t- 

beroiscben,  theilweise  ^om^l^''  ^  t^>sken  Sagen  der  bellenn^- ii'n  \<»r- 
«dt,*    Natfirlich    bat   sol  i  .:  und  Trieb*    nieman^l    anderer   aU 


Pknjiuiijt  in  die  Seele  des  J»..^....», 
ToU  genährt.  dii»B  HtT.,  wie  er  sqM 
einipr   SiijT,ni]srLft.'    Mittheil ungcn   stu    , 
Oll  i  uiss  nach  T)'ro**  und    1  li 

trii  fitng    ist,   sein    ganze- 


,und  er  hat  ihn  s<)  treue- 

auÄ   lauterer  Begierde 

n   Memphis  nacb  Thebai 

.   und  Wiis  von  weit- 

chtawerk   wnsent- 


Mtng  lÄi,  sein 
lieh  nach  dem  Plane  und  den  GrumibäUen  anlegte  und  aut»- 
fübrtCi  durch  welche  ^'inatHomor  sich  hatte  leiten  Usihoki'' 
(p.  5).  Im  folgenden  lU  ('apitid  wird  der  gtUmtige  Einflus»  seiner  Vater- 
Htadt  Hiilikamas)  geschildert.  All  da%  i»t,  wie  wir  im  Anfange  den 
IV,  Cap.  9rfahrc*nt   »so  weit  die  bisherigen  V^^rsuehc  den  «cbriftfitclleri- 


')  So  t.  B.  p,  40  t,  wo  er  vom  aUg«tneinen  Eindrucke  dea  bero- 
jAt;c.4vMn  i:..t^.i,w4.tv«,.ri.w  nnri.i.f  üud  da»  Durchlesen  deaselben  rer* 
gh  s    ein«  mit  alkn  Heuen  der  Katnr 


944  Miscellen. 

sehen  Typus  Hs.  zu  beleucbten  dem  Verf.  za  Gesiebte  kamen,  nirgends 
einer  erschöpfenden  Erwähnung  unterzogen*.  Nun  nimmt  der  Verf.  Herodot 
in  Schutz  ^gegen  Bährs  befremdende  Meinung,  auch  aus  der  Schute  der 
Sophistik  sei  manches  in  Hs.  Darstellung  übergegangen**,  wobei  sowol 
die  Sophisten  als  auch  jene  Manner  (Grote,  Lewes  u.  W.  Betbe)  schlecht 
wegkommen,  die  es  zu  beweisen  versuchten,  „dass  die  sophistische  Rich- 
tung völlig  unschädlich  und  hochpreislicb  verdienstlich  gewesen  lei.*" 
Und  doch  kann  der  Verf.  im  Eingange  des  (V.  Cap.  nicht  umbin  die 
Versicherung  zu  wiederholen,  ndass,  was  H.  von  den  Vertretern  der  So- 
phistik  sich  angeeignet  habe,  jedenfalls  überaus  geringfügig  und  für  die 
Entfaltung  seiner  rersönlichkeit  ohne  merkbaren  Belang  gewesen  sei**. 
Im  V.  Cap.  werden  die  Vorgänger  Herodots,  die  auf  ihn  Einnuss  nahmen, 
ohne  alle  Kritik  aufgezählt,  und  es  gilt  dem  Verf.  für  ausgemacht,  dass 
H.  die  Namen  eines  Eadmos  von  Milet,  Pherekydes  von  Leros,  eines 
Charon  von  Lampsakos,  eines  Hellanikos  von  Mjtilene  (dessen 
Leben  in  die  Zeit  von  Olvmp.  LXXI-XCII,  2  fallt,  wie  Benedict  in  der 
Schrift  „de  oracul.  ab  Her.  commem.  quaest.  p.  I."  pag.  11  dargethan 
hat,  den  Herodot  also  unmöglich  kennen  konnte),  eines  Xanthos  von  Sardes 
etc.  wol  schwerlich  unbekannt  waren. 

Im   VI.  Cap.  wird  der  Einfluss  des  Perikles  und  Sophokles  her- 
vorgehoben, „die  gewiss  in  recht  nahe  Beziehung  zu  ihm  getreten  sind'' 
una   zum  Schlüsse  meint  der  Verf.  (p.  10):    „Wir  dürfen  nämlich  ohne 
Gefahr  leichtsinniger  Aufstellungen  beschuldigt  zu  werden,  im  allgemei- 
neren Sinne  annehmen,  H.  sei  zu  dem  Wesen  und  der  geistigen  Eigen- 
thümlichkeit  der  besseren  Stände  des  damaligen  Athen  in  naher  Beziehung 
L^estanden.  In  ihm  wetterleuchtet  schon  dort  und  da  die  Helle 
der  neuen  Zeit...*".    Ein  weiteres  Bildungsmoment  sind  seine  Reisen 
Cap.  VII.  „H.  hat  unser  Sprichwort,  dass  die  Fremde  Leute  bilde,  ub- 
bewusst  mit  rastlosem  Eifer  beachtet**.  V7eder  hier  noch  früher  finden 
wir  auch  nur  mit  einem  Worte  die  Forschungen  Kirchhoffs  und  Büdin- 
gers  erwähnt  —  alles  gilt  dem  Verf.   für  ausgemacht,  was  er  in  den 
Einleitungen  von  Stein,  Abicht  u.  a.   (noch  dazu   immer  in   den  alteii 
Auflagen)  fand.  Die  nächsten  Abschnitte  charakterisieren  die  Persönlich- 
keit Herodots  1.  durch  seine  metaphysischen  Ansichten,  wobei  uns  besonders 
die  Entdeckung  des  Verf.'s  aufgefallen  ist,  „dass  der  Mangel  Hero- 
dots am  Glauben  an  ein  Fortbestehen  der  Menschenseele  nach  dem 
Tode  alle  Theile  seines  Werkes  mit  einem  wehmüthigen  Schatten  durch- 
hauche, den  zu  verdrängen  und  mit  mildem  Stral  zu  durchbrechen  kaum 
einer  starken,  in  sich  männlich  festen  Seele  gelang".  (!)    2.  Durch  seine 
socialen  Anschauungen,    3.  durch  seine  politischen  und  culturellen  Grund- 
satze, 4.)  durch   seinen  opferwilligen  Wissensdrang;  hierauf  wird  seine 
Dexterität  und  Sincerität  besprochen  und  auch  seine  Fehler  werden  be- 
rührt, doch  so  „dass  wir  viele  Anomalien  uud  stilistische  Wagnisse  we- 
niger als  Fehler,  denn  als  charakterisierende  Eigenthümlich- 
keiten    erkennen"   (p.  27).    Der   Vf.   kommt   hiebei   zu   dem  Schlüsse 
(p.  29),   dass   es   nicht   wünschenswerth   gewesen  wäre,    „wenn  H.  nach 
philosophischen  Gesichtspuncten  seine  Geschichte  aufgefasst  und  gesich- 
tet hätte,  wenn  er  an  die  lieblichen  Mythen  der  Vorzeit  und  die  anmu- 
thigen  Märchen  ferner  Länder  den  Probstein  nüchterner  Kritik  angelegt, 
wenn    er   die  Gehaltlosigkeit  dessen,  was   dem  gemeinen  Manne  heilig 
war,  mit  gottloser  Skepsis  aufgedeckt  hätte".   Weiter  wird  die  Persön- 
lichkeit Herodots  charakterisiert,  b.  durch  seinen  schriftstellerischen  Cha- 
rakter; „die  Seele  des  schlichten  Mannes  gleicht  einem  ruhigen,  stürme- 
losen See,  worin  sich  rein  und  klar  die  Geschicke  der  Menschheit  spie- 
geln. Wer  in  diese  lautere  Fluth  hinabschaut,  sieht  in  der  Menschenge- 
schichte nicht   mehr  ein  Meer  von  Blut  und  Thränen,  sondern  ein  tief- 
blaues Himmelsgewölbe,  aus  dem  hohe  Gedanken  und  hddenmüthi^ 
Thaten  berniederstralen  wie  hellfunkelnde  Sterne*  (p.  30).    Dann  sdiil- 
dert  der  Vf.  die   Sprache   und   findet  (p.  36),   dass  der  Ausdruck  in 


Misc4)lien. 


MS 


He  luclodischen  Weisen  Homers  eiinnere  .., ,  Nun  koiorot  er  zu 

rinem  GeeaniDitbilde  Herodots.  Zum  ^1i1q83  bespricht  er  den  allgeiDelneD 
[Eindruck  des  lierod.  GeÄcbichtswerkes  und  dann  das  Werk  seibat,  1,  nach 

einer  einbeitlicbeo  Idee,  2.  nach  dem  kOn&tleri^chen  Wcrtho ;  hier  ver- 
Fgleicht  er  das  berod,  Geachicbtswerk  «!•  rtigen  Ewpoeen  Homers 

Jund  ist  entrüstet,  dass  man  es  jemals  l^  ilfe  dasselbe  mit  Aescby* 

os'  Persern  zu  vergleichen»  ^ak  sei  da»  ititsymvtrk  Hs.  vom  öundpuncte 
Fder  Kunst  aus  nichts  anderes  als  jene  thranengebadete  Cantate"  (p.  45), 
Iß*  Kommt  noch  die  historische  Bedentung  der  Schöjpfung  H».  in  Be- 
nbracht und  im  Scblusseapitel  verbreitet  sich  der  Vt,  über  „die  Nach* 
ibmuneen*,  die  Herodot  zu  Theil  wurden,  —  Aus  diesen  Probt  n  wird 
\mo\  jeäcr  ersehen,  dass  sich  aus  der   vorliefrenden  Abhamllu 

der  wenigst*' OS  nicUts  Neue»  (Ür  die  Analrse  der  herod,  öchri; 

rgeben  hat. 


Brunn. 


A.  Scheindler. 


12,  Versuch  einer  Metrik  für  Gymnasien  von  Simon  P rem —im 
sechsten  .luhrüsbericht  des  k.  k.  Real-  und  Obergymoasiums  in 
Bled  am  Schlüsse  des  Schuljahres  l>J76/77«  19  SS. 

Ei   gibt   ab    und   zu   Schülerarbeiten«    wo   siObst   dem   sonst  mit 

gl0liter  Geduld  und  Genauigkeit  corri^ierenden  Lehrer  der  Geduldfaden 

^''^^'lit  und  er  anmuthig  ein  rothes  Kreui  über  das  Schriftstück  hin- 

et,  um  damit  anzuzeigen»  dass  eine  Correctur  im  Einzelnen  ein  zu 

nkbares  Geschäft  wäre.  Auch  Schreiber  dieser  Zeilen  hatte,  das  kann 

versichemj,  den  besten  Willen  nicht  etwa  blos  zu  corrigieren,  sondern 

ar  zu  loben«  was  er  des  Lobes  werth  fände  —  ja  er  fahndete  sogar» 

rie  sonst  der  Recensent  meist  nach  Unrichtigkeiten,  so  in  diesem  FaUe 

ach  Lichtblicken  —  allein  auch    ihm  bleibt  nichts  Anderes  übrig    als 

Inrch  rin  rothes  Kreuz  der  Wahrheit  Zeugnis  zu  geben. 

Dass  ich  mich  auf  eine  Begründung  meines  tJrtheils  nicht  einau- 
brauche ,   wird  mir,  wer  folgendes  Bpicilegium  zu  durchlesen  sich 
i^Mühe  nimmt,  gewiss  zngeb€n. 

S,  3.  AUe^  Geschriebehe  besteht  au$  11^  '       "        Silhen,  Wör- 
rn   und   &äittn  —  alao  die  Metrik  hat   mit  '  new  lm  thun; 

iie  kommt  ea  dann,  dass  auf  S.  4  es  hei.<ist:  d%v^^  t '  '*i^tig  (des Sprach* 
offea  nach  den  Gesetzen  des  Bhythmus)  hat  den  Zteeck  auf  das  Ohr 
^^tmgenehm,  ich  möchte  sa^n  musikalisch  zu  mrken  ? 

S,  iS.  IHe  Buchstaben  [mU  u^erden  hier  nur  tHSo ferne  heru^- 
^idUigtj  als  sie  auf  die  Dauer  der  Süben  einen  Etnfiuns  haben,  — 
Wir  sprechen  sonst  gewöhnlich  nur  von  langen  und  kurzen  Vocalen, 
?on  Consonantenf  die  Positionslange  bewirken;  von  langen  und  kur- 
zen Buchstaben  oder  dass  Buchstaben  einer  Silbe  zur  L&nj^e  ver* 
helfen,  habe  ich  nie  gehört  S,b  §.4.  Der  Ictus  hehrrmcht  aho  :unächst 
eiften  Taci  —  was  der  Tact  sei,  sollen  wir  erst  auf  8.  G  ff.  §  8  Begriff 
des  Tactes  —  erfahren,  wo  aber  keine  Deftnition  gegeben,  sondern  nur 
geaagft  wird:  Der  Ictus  aibi  nämlich  sunächst  die  Gren£e  der  Tacte, 
imm  emU^^Heitt  er  es  aber  auch  di0  Theüi  des  Tttetu  m  erkenmtn, 
|.  fi.Xpovoin^mtQi^  Orundseif,  wird  mit  dem  SaUe eingeleitet: 
In  einem  (JeiiehU  (sie)  hrnmi  audi  die  Dauer  der  Silben  in  Metruchi, 
10*  Der  Ün$er»eki€d  tunschm  einfachen  und  susammeng^eisUn 
ien  l^uttht  darin,  dass  bei  susamm&mgeaeMm  soteol  Arm  als  omeh 
>  ein  valMmdigef  Tact  sind^  bei  §imf^dim  höchstens  die  TT^sis  -^ 
Iie  Thesiä  zuweilen  schon  em  volletändiger  Tact  für  sich  ttüd  der 
Tact,  wenn  die  Arsis  noch  dazu  kommt,  doch  nicht  inaammenj^e- 
S.  tu  wird  die  Metrik  mit  einem  neuen,  natürlich  nicht  dedmar- 
Termliiufi  bereichert  und  gesagt,   ciass  be%  Jamben  und  TrochAm 


Stlto«^fifl  f.  4.  hmSmt.  Gfma.  tSIT.    lU    Ürfl 


60" 


946  Miscellen. 

gewöhhlidi  erst  zwei  Tode  eine  Einheit  atismaclhen.  S.  12.  §.  15  steht 
za  lesen,  dass  die  fünftheiligen  Tacte  vier  Tlieüe  haben!! 

Als  ein  Muster  leichtiasslicher  Ausdrucks  weise  möge  der  letzte 
Satz  des  §.  25  hier  paradieren:  Bann  ist  noch  zu  bedetUten,  dasa  der 
Hexameter  doch  nur  Abwechslungen  bietet,  welcJte  weniger  vertchieden 
sind,  während  die  des  Dochmius  den  JRhjfihmus  bedeutend  ändern.  — 
Ich  wäre  begierig  zu  wissen,  was  ein  Gymnasialschüler  sich  bei  diesem 
Satze  denken  wird!  Auf  S.  17  wird  ein  Anhang  angekündigt.  Ueher 
die  Theüe  des  Dramas.  Unter  diesem  Abschnitte  wird  auf  S.  18  Ton 
der  metrischen  Periode  gehandelt!  Auf  derselben  Seite  wird  —  finis 
coronat  opus  —  unter  den  Anhaltspuncten,  die  Grenze  einer  Periode  zu 
bestimmen  als  der  vierte  angeführt:  4.  Die  Wortbrechung  hann  nur  om 
Ende  einer  Periode  vorkommen  (sie!).  Auf  S.  19  fahrt  der  Verf.  fort: 
Als  Beispiel  für  diese  Regeln  (also  auch  für  4)  möge  dienen  Ant .  1(X)  ff. : 

{lixTii  iUXiov,  To  xaX  — 
Xtarov  inraTivXoi  tpuvhv 
Öij/J«  Twv  TrQOT^QOv  (faog. 
Diese    Proben  dürften  genügen   unsere  Behauptung,  dass  dieser 
„Versuch**  besser  unversucht  geblieben  wäre,  zu  rechtfertigen. 


13.  Die  Erziehungslehre  des  Aristoteles  vonDr.WilhelmBiehl. 
(Achtundzwanzigstes  Programm  des  k.  k.  Staatsobergymnasioms  zo 
Innsbruck,  veröffentlicht  am  Schlüsse  des  Sommersemesters  1877). 

Der  Verf.  des  in  Bede  stehenden  Aufsatzes,  zugleich  Director  deslnns- 
brucker  Staatsgymnasiums  und  Privatdocent  der  Philosophie  an  der  dortigen 
Universität,  hat  mit  seiner  „Erziehungslehre  des  Aristoteles**  gewiss  nicht 
blos  allen  Freunden  der  Pädagogik,  sondern  unter  £inem  auch  den  Kennern 
und  Verehrern  des  Aristoteles  etwas  höchst  Interessantes  geboten.  Be- 
kanntlich hat  Aristoteles  die  Erziehungslehre  nicht  in  einer  selbständi- 
gen Schrift  behandelt;  dass  er  aber  darum  sie  durchaus ^cht  ignoriert 
oder  auch  nur  unterschätzt,  dass  er  sie  vielmehr  seiner  AufCasanng  ge- 
mäss, derzufolge  die  Erziehung  eine  wesentliche  Aufgabe  des  Staatsmannes 
ist,  in  seine  Staatslehre  eingeflochten  habe«  zeigt  der  Verf.,  indem  er  das 
hieher  gehörige  Material  aus  den  beiden  letzten  Büchern  der  Politik  und 
dem  letzten  Capitel  der  Nikomachischen  Ethik  mit  Beiziehung  auch  an- 
derweitiger diesbezüglicher  Stellen  benützt,  um  des  Aristoteles  Erue- 
hungslehre  zu  reconstruieren  und  in  klarer,  lichtvoller  Form  nns  Torzu- 
fuhren. 

Was  versteht  Aristoteles  unter  Erziehung?  Erziehung  ist  der  bil- 
dende Einfluss  des  bereits  entwickelten  Menschen  auf  den  noch  unent- 
wickelten (S.  5).  Dieser  Einfluss  muss  die  Vollendung  der  eigentlichen 
Natur  des  Menschen,  die  Ausbildung  der  speciflsch  menschlichen  Kräfte  sich 
zum  Ziele  setzen.  Die  specifisch  menschlichen  Kräfte  sind  aber  der  Geist 
(Xoyog)  und  die  Möglichkeit  das  Streben  von  der  Bestimmung  durch  die 
sinnlich  angenehmen  oder  unangenehmen  Eindrücke  zu  emancipieren  und  auf 
die  vom  Denken  gesetzten  Ziele  zu  richten  (Xoyumxrj  oQe^tg).  ^l^^e  Voll- 
endung der  Denkkraft  besteht  daher  in  dem  vovg  im  engeren  Sinne  und 
der  iniatrifirf  und  der  Verbindung  beider  oder  in  der  aotpia*  Die  Voll- 
endung der  praktischen  Vernunft,  d.  h.  der  Denkkraft,  insofcrne  sie  das 
auf  dem  Wissen  beruhende  Handeln  umfasst,  besteht  in  der  richtigen  Ein- 
sicht {(foüvriatg),  (S.  6—8). 

Aber  bei  den  dianoetischen  Tugenden  kann  es  nicht  sein  Bewen- 
den haben.  Der  menschliche  Geist  ist  ein  ovvd-erov,  er  muss  daher  auch 
die  sinnliche  Seite  seiner  Seele  zu  veredeln  suchen  durch  Wahrung  der 
richtigen  Mitte  in  den  Bewegungen  {nu^ri\  Begehrungen  und  Handlun- 
gen, die  in  Bezug  zu  den  angenehmen  oder  unangenehmen  Eindrücken 
stehen.  Darin,  dass  der  Wille,  die  Xqyiojtxri  oQs^ig  oder  7rgoa£fffatg,  die 


Miscellen, 


M7 


nchtigtutaottji  in  diesei  Beziehung  dictieren  lerne,  besteht  die  Charakter* 
bil Jung  des  Menschen.  (8.  8—10). 

Damit  hat  der  Verf.  dsLs  Object  der  erziehenden  Thätigkeit  be- 
sprochen und  wendet  sicli  nachdem  er  noch  die  Variationen  der  Bildnngs- 
fibigfeeit  diese*  Objectes  —  Ajristoteles  tweifcUe ,  oh  der  SkUre  von 
Katar  aus  einer  Erziehung  fähige  ^^i  —  und  die  Nothwendigkeit  auch 
d«r  körperlichen  Äudbildung  berührt  (S.  10 — 12),  zur  Behaudloug  der 
Erziehnngamittel,  als  welche  Aristoteles  Gewöhnung  und  Unter- 
richt angibt 

«Gewöhnung  besteht  darin«  dass  «me  Kraft  veranlasst  wird  sieh 
öfter  in  einer  bestimmten  Weise  zu  äassern.«  Gewohnt  muss  aber  da« 
6(^ixTtoiix6v  erat  werden ,  weil  der  Mensch  mit  seinem  Streben  nur  auf 
da«  sinnlich  Angenehme  oder  Unangenehme  gerichtet  ist  und  er  daher 
erst  ftlr  das  Schöne  und  Nützliche  empfanglich  gemacht  werden  muss. 
Zu  diesem  Zwecke  musn  man  den  Menschen  anhalten  zielbst  sohr.u  und 
gut  zn  handeln;  er  muss  lernen  sich  richtig  zu  freuen  und  zu  be- 
trüben. Gebotna  und  Verboti?  unter  Forderung  unbedingten  Gehorsams 
sind  zwar  das  erste  un«!  n')thwendi^8te  Mittel,  aber  allein  nicht  aii^irei- 
cbend*  Auch  andere  Motiv«?,  di^:?  naturliche  Liebe  de^  Kindes  zu  meinen 
Eltern  und  Ernährern^  ßelohnung  und  Strafe,  auch  körperliche,  am  ein- 
fachsten Lob  und  Tadel,  mi^ssen  der  Ersiehung  dienstbar  werden;  sie 
werden  e»  aber  nur,  wenn  die  Befolgung  der  die  Erziehung  bezweckenden 
Vorschriften  n5thigenfaUs  erzwungen  werden  kann,  aho  wenn  der  ätaat 
die  Erziehung  in  die  Hand  nimmt  {S,  12 — 16). 

Zielt  die  Gewöhnung  auf  die  Ausbildung  des  Willens  ab,  auf  die 
Aneignung  der  ethischen  Tugenden,  so  werden  doch  auch  diese  erst  wahr- 
haft werthroll  gemacht  und  die  dianoetiächen  vollends  nur  durch  die 
Vollendung  der  praktischen  und  theuretiachen  Denkkrait,  d.  h,  dnrdi 
das  Lernen  erworben.  Lernen  im  eigentlichen  Sinne  ist  die  Entwicklung 
des  Vor^t^nnii*  ^;^  und  Denkvormögeus  durch  äussere  Einwirkung.  Dazu 
ist  das  Mittel  die  Sprache«   Vom  Ansah  au  ung^äunterrichte  uns- 

gebend,  Dass  (mi)  muss  bis  zu  dem  Was  {ti  iart)  und  dem 

Warum  (dwi  it)  trti;.!: ritten  werden.  Daraus  folgert  Aristoteles  awei 
höchst  wich tigo  difiiktj..  li  GrnndsÄtZf\  ilas^  man  erstens  mit  dem  Leich- 
teren beginnen,  zweitens  un  fi-^  l*  rr  -  Bekannte  anknöpfen  müsse  — 
und  der  Verfasser,  ein  Päda^^  ^'  1 1  i  a  i*s  kann  hier  den  Seufzer  nicht 
onterdrücken :  „Leider  wird  dieser  Urund^atz  auch  heute  noch  so  häufig 
vernachlässigt'*  (8,  li»— ll*i. 

Im  Folgenden  werden  die  ?ön  Aristoteles  besprochenen  önterriehts^ 
ge^enstAndc  durchgegangen:  Lesen  und  Schreiben,  Zeichnen,  Gymna- 
stik und  Musik,  welch  beiden  letaleren,  besonders  der  Musik  von  Aristo- 
teles ein  nicht  geringes  Gewicht  beigelegt  wird.  Wie  von  der  Gymnastik 
Ausbildung  des  Körpers,  so  erwartet  er  sich  ntolich  ?on  der  Mnsik  die 
Charakterbildung.  Es  ist  sehr  beieichnend,  diu  nur  die  dorische  Tonart 
und  nur  äingen  und  d\v  einfache  nicht  sa  grosse  technische  Fertigkeit 
h^ansprochenden  J  te    ihm  für  den  Erziehungszweck  passend  er- 

scheinen.   Ueber  ten  Unterricht  gibt  Aristoteles   keine  Btstim- 

mangen ;  der  Verfu^i:!  meint  aus  dem  Grunde,  weil  er  dabei  nur  auf  die 
von  mm  festi^üsteUteu  Wissenschaften,  namentlich  auf  seine  logischen 
Schriften  '    '  >'n  müssen  (8.  20—21). 

1>  bespricht  die  drei  Hauptabschnitte  der  Erziehung, 

die   kftrjH.i.  '-   K--!-^^    i»»   k'<^-^  ^^^  >-•    bis  zum  vollendeten 

siebenten,  di  t,  bis  zur  ^ßtj  Gym- 

nastik^ Ol* li  Ii  Mu-ik  un^l  Zeich- 

nen in  I  von  drei 

detCTi  r  ij   Jahr.-    I  I» 


itigcn  LiUiiug  dkn^a^i  ^ikluf t  »Ui^  dcc  V^.rü^^cr  durch  diu  «Vnuahaic,  dass 


946  MisceUen. 

Aristoteles  „die  eigcntlicke  geistige,  also  wissenschaftliche  Aushildung 
nach  der  VoUendang  der  körperlichen  und  sittlichen  BUdang,  also  erst 
nach  dem  einundzwanzigsten  Lehensjahre  setze,  „weil  dieselbe,  etwa 
nnsem  ÜniTersitatsstudien  entsprechend  jetzt  erst  möglich  und  wahrhaft 
fruchtbringend  sein  können**  (S.  25—26). 

Zum  Schlüsse  g^bt  der  Verfasser  noch  einen  kurzen  Ueberblick 
seiner  Untersuchungen  (S.  2&— 27). 

Aus  dieser  Skizze  dürfte  schon  die  strenge  Logik,  die  gründliche 
Methode,  mit  welcher  der  Verfasser  seinen  Gegenstand  behandelt,  erhellen; 
wir  möchten  aber  Jedermann  dringend  empfehlen  die  trefflich  ausgehobe- 
nen aristotelischen  Belegstellen  einer  n&neren  Beachtung  zu  würdigen, 
um  sich  selbst  die  üerorzeugung  zu  holen,  dass  wir  in  dem  Verfasser 
einen  Mann  vor  uns  haben,  der  den  Aristoteles  tief  aufzufassen  und  gjän- 
zend  zu  yerwerthen  yersteht  Nur  Schade,  dass  die  Citate  gegen  das  Ende 
bin  nicht  mehr  ausgeschrieben,  sondern  nur  mehr  (von  S.  23  an  meist 
im  Texte  selbst)  angedeutet  sind,  wovon  die  Schuld  wol  auf  den  be- 
schrankten Baum  des  Programmes  fallen  wird. 

14.  Die  Bhetorik  nach  dem  Platonischen  Dialoge  Gor^ias. 
Von  lldephons  Märkinger  (XL  Programm  des  k.  k.  Gpan.  zu  Seiten- 
stetten.  Veröffentlicht  am  Schlüsse  aes  Schuljahres  1877).  31  S. 

Die  vorliegende  Arbeit  dürfte  wol  auf  eine  aus  Bonitz*  „Platoni- 
schen Studien"  gewordene  Anregung  hin  entstanden  sein.  In  denselben 
ist  nämlich  auch  Goi^as  behandelt  und  der  erste  Abschnitt  „Gedanken- 
^Mkg  und  Gliederung  des  Gespräches'*  deckt  sich  wol  im  Grossen  und 
Ganzen  so  ziemlich  mit  dem  Ziele,  das  sich  unser  Verfiasser  gesteckt  hat 
Da  sein  Ziel  ein  engeres  ist,  so  konnte  er  die  Darlegung  des  Inhaltes  etwas 
um&ngreicher  gestalten  und  ein  ziemlich  ausführliches  und  genaues  Bild 
des  Dialoges  liefern,  welches  durch  die  gewandte,  verstindmsvolle  Dar- 
stellung noch  vervollkommnet  wird. 

Uebrigens  muss  Referent  gestehen,  dass  er  das  Ausbeben  von  Stellen 
in  der  Weise,  wie  es  der  Verfasser  getfaan,  nicht  biUtgen  kann.  Ein  Bild 
des  Dialoges  aus  den  ausgeschriebenen  Stellen  wird  doch  kein  Leser  er- 
langen; soll  dies  der  Fall  sein,  dann  müssen  uns  der  Stellen  mehr  und 
in  grösserem  Umfange  geboten  werden.  So  aber  macht  es  den  Eindruck, 
als  seien  sie  nur  da,  damit  eben  der  obligate  Strich  unter  dem  Texte 
mit  der  stereotyjjen  Anmerkung  ja  auf  keiner  Seite  fehle.  Ueberhaupt 
wird  man  vom  Citieren  des  Autors  lieber  ganz  absehen,  wenn  man  eben 
eine  regelmässig  vorschreitende  Inhaltsangabe  zu  liefern  beabsichtigt 

Endlich  kann  sich  Schreiber  dieser  Zeilen  auch  der  Ansicht  nicht 
verschliessen ,  dass  der  Wissenschaft  mehr  gedient  gewesen  wäre,  wenn 
der  Verfasser  in  gleich  sorgföltiger  und  ansprechender  Weise  irgend 
einen  Dialog  behandelt  hätte,  den  Bonitz  in  oen  Kreis  seiner  Untersu- 
chungen zu  ziehen  nicht  Gelegenheit  gefunden  hat. 

Wien.  Michael  Gitlbauer. 


Lehrbücher  und  Lehrmittel 

(Fortsetzung  vom  Jahrgang  1877,  Heft  XI,  S.  870  f.) 

Ä,  Für  Mittelschulen. 

Deutsch. 

Fischer,  Dr.  Franz,  Lehrbuch  der  katholischen  Liturgie  für 
Gymnasien  and  andere  höhere  Lehranstalten.  6.  Auflage  Wien  1877,  Mi^er 
und  Comp.  Preis,  broscb.  68  kr. 


Miisccllet>. 


Mt 


Die  bteüglich  der  5.  Auflage  darcb  Min  -ErL  v.  13,  Jaoi  1876, 
6696  audgtstjrochone  ZülääsuDg  wird  auf  die  unveränderte  6.  Anflag« 
«dehnt.  (Min.-Erl.  ?.  24.  Oct  1877,  Z.  17621.) 

Allgemein  zugelassen  werden  zum  Lebigebraacbe  an  MittelscbiüeD 
Htt  deutäcber  (Jnterricbtc^pracbe : 

Wappler,  Dr.  Anton,  Lebrbnch  der  katboUscben  Religion  für 
lif  oberen  Classen  ü»?r  Gynin&sien.  1.  Tbeil,  3,  Auflage»  Wien  1877,  Brau- 
D oller.  Preis,  brosch.  1  fl.  (neben  der  nftehi>t  vorhergeb^nden  Auflage: 
Üo^-Erl.   V.    12.  Nov.  1877,  Z.  1837L) 

Neu  mann,  Aloi«,  Deutscbes  Lesebueh  fllr  die  8.  Classe  der  Orni> 
puien  und  verwandten  Lebrauiitalten.  5,  Auflage.  Wien  1878,  HölXer, 
Preis,  br«:wcb,  1  fl.  20  kr.  (neben  der  3.  und  4-  .VuÖage;  Min.-Erl.  v,  14.  No?- 
i877,  Z.  17<>23> 

Bauer  Friedrich,  Grundzüge  der  neuhocb deutseben  Grammatik 
&r  bdbere  Bildanga&nitalten.  17.  und  18.  Auflage  (fDr  Oesterreicb  be- 
timmte  Aaagabe)  neben  der  14.— Ifi.  Aoflage,  Kördlingen  Beck. 

Gurcke  G.,  Deutsche  Schulgram m.itik.  12.  Auflage  neben  der  6 
^IL  Hamburg  1877,  Meisaner,  (Min.-Erl.  y.  29.  Nov.  1877,  Z.  19658.; 

Reicbel,  Dr.  Carl,  Mittelbocbdeutscbe^  Leaebucb  mii  Glossar  fttr 
ijinnasien.  3.  Auflage,  besorgt  von  Rudolf  Eriche  1.  Wien  1877,  Gerold. 
Preis,  broßcb,  1  fl.  40  kr.  (neben  der  2.  Auflage;  Min.-Erl.  v.  22.  Dec, 
1877,  Z,  21171). 

P 1  &  tz  Carl,  Elementargrammatik  der  iranzd&iscben  Sprache.  11«  Auf* 
»eben  der  10.  Berlin  J8i6,  Herbig.  Preis,  broacb.  1  Mark. 

—  —  Scbulgrammatik  der  franzöfiischen  Spraehe,  24,  u,  25.  Auf' 
läge.  Ebenda.  Preis,  bro^b,  2  Mark  25  Pf. 

^  ^  Lectures  choisies,  Franz5siache  Chrestomathie  mit  Wörter- 
buch, 16*,  17,  und  18.  Auflage  neben  der  11.— 15.  Ebenda.  Preis,  broacb. 
2  Mark. 

Binecke  Albert^  FranzStiacbe  Sebulgrammatik.  L  Theil.  7.  Auflage 
paben  der  4.-6.;  IL  Theil.  $.  Auflage  neben  der  4.  u.  5.  Potsdam,  A. 
tein.  Preis,  broscb.  L  Theil  2  Mark,  IL  Theil  3  Mark. 

P15ti  Carl,  Sjutax  und  Formenlehre  d^r  neufranzöd.^cbcn  Sprache. 
Auflage  neben  der  1.  u.  2.  Berlin  1876.  Herbig.  Preis,  brosclu 
Mark  75  Pf. 

-^  ^  Uebungen  zur  Erlernung  der  firaniOsisebeii  Sjrntai«  4.  n. 
A  uflage  neben  der  3.  Ebenda.  Preis,  broscb.  1  Mark. 

—  ^  Nouvelle  grammaire  frao^se  basee  sur  le  latin.  3.  Auf- 
Ebenda.  Preis,  broscb.  2  Mark  40  Pf. 

—  —  Cours  gradur  et  methodique  de  tbemea.  3.  Auflage.  Preis, 
hm>acb.  ea  Pf. 

(Diese  vier  letitereo  nur  far  die  obersten  Classen  solcher  Lehr- 
anstalten, an  welchen  Latein  ah  Obligatgegenstand  gelehrt  wird.  Min.- 
Erl.  7,  2tX  Nov.  1877,  Z.  15444). 

Mussafia  Adolf,  Italienis^che  Sprachlehre  in  Kegeln  und  Bei- 
pielen  ftir  den  ersten  Unterricht.  $.  (und  10.  Titel-)  Auflage.  Wii^n  1877 
1878),  BruuraüUer.  Preis,  broscb.  1  fl.  50  kr.  (neben  der  nÄchst  vor- 
^gehenden  Auflage;  Min.-Erl.  v.  12.  Nov.  1877,  Z    18371). 

Gindelj  Anton,  l^brbucb  der  allgdsuetoeti  Geschichte  ftir  die 
_i  Clasaen  der  Gymnasien.  Real-  und  Hkadelaschulen.  3.  Band:  Die 
Rfiieit  4.  verbesserte  Auflage,  Prag_187a,  Tempaky.  Preis,  brosch.  1  fl. 
'^  kr.  (neben  der  3.  Auflige;  MinTErl.  v.  20.  Dec.  1877,  Z.  20201). 

Tbanabaur  Joseph,  Geordnete  Anfgabensammlung ,  enthaltend 
uebr  als  3000  algebraiseb«  Aufgmbea  dber  die  lier  i^pedeä  und  die  Glei- 


950  Miscellen* 

choDgen  des  ersten  Grades  mit  einer  und  zwei  Unbekannten.  2.  Auflage. 
Olniütz,  Slawik  1877.  Preis,  brosch.  1  fl.  (Min.-ErL  v.  22.  No?.  1877, 
Z.  19180.) 

Moönik,  Dr.  Franz  B.  ▼.,  Geometrische  Anschaanngslehre  f&r 
tJntergymnasien.  IL  Abtbeilung.  10.  Auflage  Wien,  Gerold  1876.  Preis, 
brosch.  55  kr.  (neben  der  9.  Auflage;  Min.-ErL  v.  8.  Nov.  1877,  Z.  17486.) 

Münch  Peter,  Lehrbuch  der  Physik.  Freiburg  i.  B.  1877,  Herder. 
Preis,  brosch.  4  Mark.  (4.  Auflage  neben  der  3.;  Min.-Erl.  v.  29.  Nov. 
1877,  Z.  19658.) 

Bretschneider  (C.  A.),  Historischer  Wandatlas  nach  £.  t.  Spni- 
ner,  10  Karten  zur  Geschichte  Europas  im  Mittelalter  bis  auf  die  neueste 
Zeit.  2.  Auflage.  Gotha,  J.  Perthes  1876/7.  Complet  in  5  Lieferungen 
^uf  Leinwand  aufgezogen,  Preis  je  18  Mark;  Min-Erl..  v.  16.  Nov.  1877, 
Z.  18816). 

Zippel  Hermann  und  BoUmann  Carl,  Auslandische  Culturpflan- 
zen,  in  bunten  Wandtafeln  mit  erläuterndem  Text  I.  Abtheilung,  11  Tafeln 
mit  Text.  Braunschweig  1876,  Vi e weg.  Preis,  12  Mark.  —  II.  Abtheilung, 
11  Tafeln  mit  Text.  Ebendaselbst  1877.  Preis  12  Mark. 

Der  zu  jeder  Abtheilung  gehörige  Text  (X.  69  Seiten,  VL  90  Seiten 
wird  auch  fQr  sich  abgegeben  zum  Preise  von  2  Mark.  (Min.-Erl.  v. 
Nov.  1877,  Z.  1%98.) 

Die  nach  Angabe  des  k.  k.  Professors  und  Leiters  der  allgemeinen 
Zeichenschule  im  IX.  Bezirke  Wiens,  J.  Machold,  angeferti^n,  mit 
einem  beweglichen  Stativ  versehenen  Gypsmodelle,  und  zwar: 

Modell  des  Schädels  und  des  Kopfes  je  eines  Kindes ,  eines  Mannes 
und  eines  Greises,  werden  als  zulässiges  Lehrmittel  des  Zeichenunterrichtes 
für  den  Gebrauch  an  Mittelschulen  erklärt.  (Min.-Erl.  v.  30.  Nov.  1877, 
Z.  7041.) 

B)  Für  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungsanstalten. 

Mazzoleni  Giuseppe,  Compendio  della  Storia  Austro-Ungarica  ad 
U60  delle  scuole;  IL  Edizione.  \ienna  1878^  Presso  Carlo  Graeser. 
Preis  48  kr. 

Dieses  Lehrbuch  der  Geschichte  der  österreichisch -ungarischen 
Monarchie  wird  zum  Lehrgebrauche  an  Lehrer-  und  Lehrerinenbildungs- 
anstalten mit  italienischer  Unterrichtssprache  für  zulässig  erklärt.  (Min.- 
Erl.  V.  6.  Dec.  1877,  Z.  18655.) 


Fünfte  Abtheilung. 


Erliisse,  Verordiiuiigeii.  PersoiialstatLstiL 

E  r  i  ii  s  .s  t» ,  \'  e  r  0  r  tl  n  u  D  g  e  n. 

Erlass  des  Min.  für  C.  und  L\  v.  26.  Juni  1877,  Z  lOGSS:  «Die 
meisten  Heal^jintiasie!]  t^$>tc4ieii  schoa  so  j^eraume  Zeit^  das»  aowol  die 
betreffenden  LehrkorptTt  ulß  auch  die  Sdmlbebürden  und  jene  höheren 
LehranstAiten f  weiche  Zuzug  aus  Kealßfjmnitsien  erhalten,  hinreichende 
Anhaliapitncte  tu  cin^m  bc^rründeten  Urtiieile  über  den  Wertb  der  fon 
den  reinen  Gymnaaien  abweichenden  Einrichtung  besitzen. 

Das  Ürtheil  Qber  die  partielb?  Bifurcation  des  Unterrichtes  in  der 
lü,  und  IV.  CJasse  ist  überwiegend  ungünstig ,  theils  in  Ansehung  der 
Folgen,  welche  für  die  Schule  aus  der  Ungleichheit  der  Pflichten  der 
SchnltT  i'nrsTirii.L^en,  theib  in  Betreff  der  sprachlichen  Vorbereitung  für 
die  Oh*  1  .  Wol  aber  findet  die  obligatorische  Stellung  des  Zeich- 

nouB  im  i  ^  lo  fast  durchaus  nur  Billigung,  wibrend  die  Vorbildung 
der  Schüler  im  geometrischen  Zeichnen  meiatens  als  unzulänglich  b#- 
fundt-n  wird* 

In  Folge  der  in  die$«r  Kichtung  gemachten  Wahrnehmungen  hat 
dp  ZAhlenrerhMtnis  der  sogenannten  Realisten  zu  den  Gjmnaai»tcn  in 
vielen  Fällen  gich  immt'r  untjü nötiger  gt'^taltet,  so  daf'S  im  AUjfemeinen, 
namentlich  in  grusku-ren  .Städton»  wo  Realschulen  bestehen,  da^  Itedörfnii 
als  Vorschule  der  Oberreabchüle  auch  das  EeaJgyninasium  stu  hcnätzen, 
ols  hrdcntend  vermindert  tu  betracliteo  ist. 

Diese  ThatÄache  hat  ntich  vt-ranlMst,  auf  Antrag  der  Lehrkörper 
und  dcf>  Landes8c]m1rathe$  die  Umbildung  der  SUialsrealgymna«ien  iu 
Wien  und  Henial^  in  reine  Gymnasien,  jedoch  mit  öbligatom  Zeichen- 
unt^^rrichte  in  den  ünterclas*en  rom  Schuljahre  18T7  78  an,  tu  verfügen. 
tMin,-Erl.  r.  21.  Jänner  1878,  Z    94a).\ 

X^Vk  aber  ausserdem  die  Lage  der  Staatsf^nanzen  nicht  gestattet, 
einen  auch  noch  so  Xloir^en  Mehranfwnnd  7.u  machen,  wofern  dieser  nicht 
ToUkoromen  gcre«'^  itige  ich  jene  Umbildung  auch 

AiUNMrhalb  Nieder'  i^ien  und  mit  der  Einrichtung 

Ton  Realgymna^ii.ri  \rr-*  ririii.«  i  i  ien  auszudehnen."*) 

Das  h.  k,  k.  Min.  für  (\ 
Z.  6964  vcrf{>gt,  .?  •  -    •—     •  - 
den    Lehrphinenj 
Staatagymnavi'ii  > 
Staatdgymnu 
_hktoriach*gc<. :,: 


Prag  Mcrcy  1878»  S. 


F.  U&bL  Bandbucli 
V 


it  mit  Erl  v.  30.  Juli  1877, 
werthc  Uebercinstimmung  ia 
n,     insbesondere    der   Wiener 

irt*  ll^TT  ?^  ariLft  rnniTi.n  .in  allco 

e  des 

\Lt{    f. 

1.  .ic  U)ren,  PrafeMortn  naw,,  2.  Attfl. 


952  Personal-  und  Schulnotizen. 

12.  Aug.  1871,  Z.  8568  normiert  ist),  der  durch  die  MinisterialverordnaBg' 
y.  10.  Sept  18Ö5,  Z.  10312  vorgezeichnete  Normallehrplan  zu  gelten 
habo,  wobei  im  Stundenausmasse  für  Religionslehre  und  Mathematik  in 
der  VIII.  ClHsse  die  durch  den  Erlass  y.  21.  Dec  1870,  Z.  11788  ge- 
stattete Aenderung  zulässig  bleibt. 

In  Folge  dessen  werden  die  durch  den  Erlass  y.  12.  Dec  1871, 
Z.  13537  zugestandenen  Aenderungeu  im  Stundenausmasse  für  den  Unter- 
richt im  Deutschen,  so  wie  in  Naturgeschichte  und  Physik  wieder  ab- 
gestellt. 

Verordnung  des  Min.  für  C  und  ü.  y.  31.  Oct.  1877,  Z.  9067» 
betreffend  die  Anberaumung  ausserordentl.  Prttfangstermlne  für  Candi- 
daten,  welche  an  der  Ablegung  der  rechtshistorischen  Staatsprüfung  im 
ordentl.  Termine  verhindert  waren,  s.  Verordnungsblatt  Stück  XXQ 
S.  170. 

Der  Min.  für  C.  und  ü.  hat  mit  Erlass  v.  12.  Oct.  1.  J.,  Z.  15922 
die  Fortführung  des  vierten  Turneurses  für  Candidaten  des  Lehramtes 
an  Mittelschulen  und  Lehrerbildungsanstalten  mit  dem  zweiten  Jahrgange 
und  die  Eröffnung  eines  fünften  Turncursos  mit  dem  ersten  Jahrgange 
genehmigt  (vgl.  Verordnungsblatt  Stück  XXIIl,  S.  179). 

Seine  k.  und  k.  apest.  Majestät  haben  mit  a.  h.  Entachl.  v.  15.  Nov* 
1.  J.  a.  g.  anzuordnen  beruht,  dass  die  Hochschule  für  Bodencultar  in 
Wien  mit  Beginn  des  Jahres  1878  in  das  Ressort  des  Ministeriums  f&r 
Gnltus  und  Unterricht  in  der  Art  überzugehen  hat,  dass  alle  diese  Hoch- 
schule betreffenden  organisatorischen  Verfügungen,  sowie  die  Ernennung 
der  Professoren  an  derselben  und  Aenderungen  in  der  Stellung  dieser 
Professoren  im  Einvernehmen  mit  dem  Ackerbauministerium  erfolgen 
(Min.-Erl.  v.  29.  Nov.  1877,  Z.  19793). 

Der  Min.  für  C.  und  U.  hat  das  dem  Communal-Realgymnasiom 
zu  Pilgram  bisher  zugestandene  Recht  zur  Ausstellung  staat^ltiger 
Zeugnisse  vorläufig  auf  die  Daner  des  gegenwärtigen  Schuljahres  weiter 
erstreckt  (Min.-Erl.  v.  25.  Nov.  1877,  Z.  19381). 

Das  XXIV.  Stück  des  Verordnungsblattes  enthält  ein  Verzeichnis 
der  in  den  Programmen  der  österr.  Gymnasien,  Realgymnasien  und  Real- 
schulen für  das  Schuljahr  1876/7  veröffentlichten  Abbandlungen. 


Personal-  und  Schulnotizen. 

Ernennungen  (vom  16.  November  bis  Ende  December). 

Der  Prof.  am  Communal-Real-Obergyron.  in  Mariahilf,  Wilhelm 
Tomaschek,  zum  ausserordentl.  Prof.  der  Geographie  an  der  Univ.  in 
Graz  (a.  h.  Entschl.  25.  Nov.  1.  J.);  der  Privatiocent  Dr.  Alex.  Ogo- 
nowski,  zum  ausserordentl.  Prof.  des  Österreichischen  Civilrechtes  mit 
mthenischer  Vortragssprache  an  der  Univ.  zu  Lemberg  (a.  h.  Entschl. 
V.  27.  Nov.  1.  J.);  der  Privatdocent  Dr.  Emil  Strohal,  zum  ausserordentl. 
Prof.  des  österr.  Civilrechtes  an  der  Univ.  zu  Graz  (a.  h.  Entschl.  v. 
16.  Dec.  1.  J.). 

Die  Zulassung  des  Assistenten  bei  der  Lehrkanzel  für  gerichtliche 
Medicin,  Dr.  Anton  Schlemmer,  als  Privatdocent  für  gerichtliche 
Medicin  an  der  medicin.  Facultät  der  Univ.  Wien,  des  Gymnasialpro- 
fessors  Dr.  Alex.  Supan,  als  Privatdocent  für  Geographie  an  der  phi- 
losophischen Facultät  der  Univ.  Czernowitz,  des  an  der  Krakauer  Univ. 
habilitierten  Privatdocenten ,  Dr.  Ernst  Till,  als  Privatdocent  für  öst. 
allff.  Privatrecht  an  der  jurid.  Facultät.  der  Univ.  Lemberg,  des  Dr.  Sta- 
nislaus  Szachowski,  als  Privatdocent  des  römischen  Rechtes  an  der 
Univ.  Lemberg  und  des  Assistenten  der  Wiener  techn.  Hochschule»  Dt. 


Ptreonal-  und  Schalnotixen* 


!»5S 


(lusta?  Jinecek.  &h  PrivatdoceDt  iar  gerichtliche  und  politeiUelie 
Cbomie  ui  der  Wiener  t^ilir^  Hocbichule  wnrde  bestätigt;  oesgUicben 
wiird<4  die  ^om  Profrss  iam  des  bohiD.  polytecbn.  Insüfotes  in 

?tfkg    beschlossene  Aii-  j   der   p^nia   legendi   de«r   PhYatdoceiiteii 

Antoll  Bielohoabek  am  die  tecbn.  Mikroskopie  und  Waarenkunde  ge- 
n^bioigt. 

k  I  Das  an  dem  Collegiat-Capitel  lu  Allerheiligen   in  Frag  erledigte 

▼ierte  Canonicat  wurde  dem  Prof.  der  Pa^toraltheolog^ie  an  der  tbeoh 
Pac.  der  Unir.  in  Prag,  Dr.  Anton  Reinwarth,  und  das  an  eben  diesem 
Caf^itel  erledigt«  dritte  Canonicat  dem  Religion sprof.  am  Neuatidter 
Grmn.  in  Frag,  Laurenz  Hafeorichteri  verlieben  (a.  h.  Entacbl  v. 
li  Kot,  I.  J.). 


Der  AmaijUf-nbis»  l»r.  Joseph  Kaltenlei tner,  zum  Scriptor  und 
der  Hilfsarbeiter,  Ferdinand  Men^ik,  2um  Amanueneis  bei  der  L  k.  Uof- 
bibliotbek;  lütn  Scriptor  der  UDiverBitatsbibliothek  in  Graz  der  Scriptor 
der  Studioubibliothek  in  »Salzburis%  öeorg  :5chmid  (4,  Dec.  1,  J.), 


Zu  Mitgliedern  der  k.  k.  wis^.  Realie bulprüftingseommiflnon  fQr 
1877/78  in  Wien;  Zum  Director:  Prof.  Dr.  Joseph  Kolbe,  äu  Facb- 
examinatoren  I)  bei  der  Abtbeilung  für  das  Reabcbullebratnt:  für  deutacbe 
Sprache:  Prof»  Dr,  Carl  Tomaschek»  för  franiös,  Sprache:  Prof.  Dr, 
Molf  Muasaf  ia  und  Dr.  FenlinaDd  LotbeisseD,  für  engl.  Sprache: 
Prof.  Dr.  Jacob  Schipper,  für  ital.  Sprache:  Prof.  Dr.  .\dolf  Mussä- 
fia,  für  poln.  Sprache  und  für  die  sOdslavischen  Sprachen:  Prof*  Dr. 
Frani  R,  v.  Miktosicb,  für  böhm.  Sprache:  Dr.  Alois  äernbera,  für 
GeBchicbte:  Prof,  Dr.  Adolf  Beer,  für  Geographie:  Prof.  Dr.  Friedrich 
Simony,  för  die  bei  der  Lehrbefähigung  ffir  Uesch.  und  Geogr.  in  Be- 
tracht kommende  5sterr.  Statiätik  und  Verfassung«Iehre:  Prof.  Dr.  Hugo 
BrachelH,  für  Mathematik:  die  Proff.  Dr.  Joseph  Kolbe  und  Dr. 
Leo  K5nig;berger,  für  darst.  Geometrie:  Prof.  Kudolf  Ständig], 
AT  Physik:  Prof.  Dr.  Victor  Pierre,  für  Chemie:  Prof.  Dr.  Alexander 
Bauer,  für  Zoologie  und  Botanik:  Prof.  Dr.  Andreas  Korn  huber, 
für  Älineralogie:  Prof  Dr.  Ferdinand  Ton  Hochstetter,  als  ▼  ermitteln- 
der Examinator  bei  den  matb.-naturwissenschaftl.  Prüfungen  für  das 
Lehramt  mit  ital.  ünterricbtÄsprache :  Prof.  Dr.  Joseph  Zanipieri.  II) 
ht]  '  *'  '  '  rig  für  das  Lehramt  der  H an dels wisse n scba flen :  flir 
Hui  r  Prof.  Dr,  Heinrich  Richter,  für  Handelageographie : 

Pfoi.  XM.  j  ii-ui.  ^imony,  fiir  H-mdcbiirithmetik:  Prof.  Simon  Spitzer» 
für  Handel»-  und  Wechselkünde  und  für  Volkswirthschaftdehre:  Prof. 
Dr.  Hermann  Elodig,  für  FJuchbaltiing:  Prof.  Ferdinand  Kitt,  für 
fivni^,  Sprache:  Dr.  Ferdinand  Lotheissen,  für  ilal.  Sprache?  Prof. 
Dr.  Adolf  Mussafi»,  für  die  Unterrichtssprache:  die  Proff.  Dr.  Carl 
Tomaschek,  Dr.  Franz  R.  v.  Miklosich  und  Dr.  Alois  §emberi* 
fit)  bei  der  Abtheilung  für  das  Lehramt  des  Freihandzeichnen»  t  für 
fl^m.  Zeichnen  und  fBr  allg.  didakt-piUlagog.  Fragen:  Director  Eduard 
Walser,  für  allg  und  Culturgesehiehte,  »owie  für  Knni« tstil lehre:  Prof, 
Dr.   Carl    ?.    Lützow»   für  Anatomie    d-  "  rpers:    Prof*  Dr* 

Anton  Frisch,  für  Ornamentik  und  maler  ve:  Prof.  Joseph 

Store  k,  für  (ht^  figurale  Zeichnen:  Prot,  .au^us»  r^  l^^nmenger,  Ar 
Modellieren:  Prof.  Carl  Radnitzky»  für  franzt^s.  und  ital  l^praehei 
Prof.  Dr.  Adolf  Mussafia,  für  die  Unt<>rricbUnpraeho  die  Proff.  Dn 
Carl  tomasehek.  Dr.  Frasii  R,  f.  Miklonich  und  I>r.  Alois  Sem* 
bera.  ^  In  Prag:  Zum  Direetor:  Prof.  Dr.  Carl  KoMstka,  lu  Facb- 
ei&minatorcn :  I)  bei  der  Abtheilung  für  das  Rcjüschullchrmmt  i  für 
deutsche  Spracher  Prof.  Dt,  J^baftn  Kellit  fftr  bdbm*  Sprache:  Prof. 


954  Personal-  und  Schnlnotizen. 

Martin  Hattala,  für  französ.  Sprache:  Prof.  Dr.  Julius  Cornii»  für 
engl.  Sprache:  Joseph  Holzamer,  für  itaL  Sprache:  Dr.  Romeo  Viel- 
metti,  für  Geschichte:  die  Proff.  Dr.  Constantin  Ritter  v.  Höfler  und 
Dr.  Wenzel  Tomek,  für  Geographie:  Prof.  Dr.  Carl  Koi-istka,  für 
Mathematik  die  Proff.  Dr.  Heinrich  Dur^ge  und  Dr.  Franz  StudniSka, 
Johann  Lieblein  und  Dr.  Gabriel  Blaiek.  für  darst.  Geometrie:  die 
Proff.  Carl  Küpper  und  Franz  Til§er,  für  Physik:  die  Proff.  Dr.  Adal- 
bert  von  Waltenhofen  und  Carl  Z enger,  für  Chemie:  die  Proff.  Dr. 
Wilhelm  Gintl  und  Dr.  Adalbert  Safatik,  für  Naturgeschichte:  die 
Proff.  Dr.  Friedrich  Stein,  Dr.  Moriz  Willkomm  und  Jobann  Krej6i. 
II)  bei  der  Abtheilung  für  das  Lehramt  der  Handelswissenschaften:  für 
Handelsgeschichte :  die  Proff.  Dr.  Constantin  Ritter  v.  Hof  1er  und  Dr. 
Wenzel  Tomek,  für  Handelsgeographie:  Prof.  Dr.  Carl  Kofi  st  ka, 
für  Handelsarithmetik:  die  Proff.  Jonann  Lieblein  und  Dr.  Gabriel 
Bla^ek,  für  Buchhaltung  ^  Handels-  und  Wechselkunde  und  Handels- 
correspondenz :  Prof.  Dr.  Dominik  Ullmann  und  Dr.  Anton  Meznik, 
für  die  Unterrichtssprache:  die  Proff.  Dr.  Johann  Kelle  und  Martin 
Hattala.  III)  bei  der  Abtheilunff  für  das  Lehramt  des  Freihandzeich- 
liens:  für  darst.  Geometrie  und  didakt.-pädagog.  Fragen:  die  Proff.  Carl 
Küpper  und  Franz  Tilser,  für  aller,  und  Cultuigeschichte :  Prof.  Dr. 
Alfred  Wo It mann,  für  Anatomie  des  menschL  Körpers:  Dr.  Wenzel 
Steffal,  für  ornamentales  Zeichnen  und  Kunststillehro :  Anton  Barvi- 
tius,  für  figurales  Zeichnen:  Prof.  Anton  Lhota,  für  Modellieren: 
Thomas  Seidan,  für  die  Unterrichtssprache:  die  Proff.  Dr.  Johann 
Kelle  und  Martin  Hattala.  —  In  Graz:  Zum  Director:  Prof.  Johann 
Rogner,  zu  Facheiaminatoren  I)  bei  der  Abtheilung  für  das  Realschul- 
lehramt: für  deutsche  Sprache:  Prof.  Dr.  Anton  Schönbach,  für  französ. 
und  ital.  Sprache:  Prof.  Dr.  Hugo  Seh uchardt,  für  slavische  Sprachen: 
Prof.  Dr.  Gregor  Krek,  für  Geschichte  und  Geographie:  die  Proff.  Dr. 
Franz  Krone s  und  Dr.  Adam  Wolf,  für  Mathematik:  Prof.  Jobann 
Rogner,  für  darst.  Geometrie:  Prof.  Emil  Koutny,  für  Physik:  Prof. 
Johann  Pöschl,  für  Chemie:  Prof.  Dr.  Richard  Maly,  für  Zoologie, 
Mineralogie  und  Geologie:  Prof.  Dr.  Carl  Peters,  für  Botanik:  Prof. 
Dr.  Hubert  Leitgeb,  II)  bei  der  Abtheilung  für  das  Lehramt  der 
Handelswissenschaften:  für  Handelsgeographie,  Handelsgeschichte  und 
Volkswirthschaftslehre :  Dr.  Hermann  Bischof,  für  alle.  Arithmetik: 
Prof.  Dr.  Johann  Rogner,  für  Handelsarithmetik,  Bucnhaltung  und 
Handelscorrespondenz:  Friedrich  Hartmann,  für  Handels-  und  Wech- 
selkunde: Prof.  Dr.  Johann  Blaschke,  für  die  Unterrichtssprache: 
die  Proff.  Dr.  Anton  Schönbach,  Dr.  Hugo  Schuchardt  und  Dr. 
Gregor  Krek.  —  In  Lemberg:  Zum  Director:  Prof.  Lorenz  Zmurko, 
zu  Fachexaminatoren :  für  deutsche  Sprache:  Prof.  Dr.  Eugen  Janota. 
für  poln.  Sprache:  Prof.  Dr.  Emil  Ogonowski,  für  Geographie  und 
Geschichte:  Prof.  Dr.  Isidor  Szaraniewicz  und  Director  Sigismund 
Sawczy6ski,  für  Mathematik:  die  Proff.  Lorenz  Zmurko  und  Dr. 
Ladislaus  Z  a  j  i^c z  k  o  w s k i ,  für  darst.  Geometrie :  die  Proff.  Carl  Ma s  z- 
kowski  und  Johann  Franke,  für  Physik:  die  Proff.  Dr.  Felix  R.  v. 
Strzelecki  und  Dr.  Georg  Fabian,  für  Chemie:  die  Proff.  Dr.  August 
Freund  und  Dr.  Roman  Wawnikiewicz,  für  Zoologie:  Prof.  Dr. 
Simon  von  Syrski,  für  Botanik:  Prof.  Dr.  Theophil  Ciesielski,  für 
Mineralogie:  Prof.  Julian  Niediwiedzki. 

Zu  Mitgliedern  der  k.  k.  Prüfungscommissionen  für  das  Lehramt 
der  Stenographie  im  Studienjahre  1877/^8  in  Wien:  Zum  Präses:  Adolf 
Lang,  k.  k.  Landessohulinspector,  zu  Examinatoren:  Rudolf  Boynger, 
k.  k.  Oberrechnungsrath  (zugleich  Stellvertreter  des  Präses),  Carl  Faul - 
mann.  Lehrer  der  Stenographie,  Wilhelm  Stern,  Director  des  reichs- 
räthlichen  Stcnograplienbureaus,  Dr.  Gustav  Winter,  k.  k.  Hofconcipist 
—  In  Prag:  Zum  Präses:  Dr.  Wilhelm  Kögler,  Director  der  I.  deat- 
sehen  Staatsrealschule  in  Prag,  zu  Examinatoren:  Josef  G uckler,  Prof. 


PersoDal-  und  SchuliK>titee. 


»53 


^  Gymn,  in  der  Neustadt  Prag,  Georg  Krouskif ,  ünivcrsitütslehrer, 
_  irl  von  Ott»  Director  der  U.  deutschen  Staatsrealscliüle  in  Praff,  Joli. 
f^aiäk,  Prof.  an  der  slaviscben  HandeUakademie  in  Prag*  —  In  Graxi 
Zum  Präses:  Dr.  Max  Ritter  Ton  Karajan,  k-  L  UniTersitatsprofesiior, 
zu  Eiaminatoren :  Heinrich  No^,  Director  der  Staatsreal  ach  ule  ia  Grat» 
Julius  Riedl,  Advocatur^iconcipient»  Ignaz  Wolf,  Lehrer  der  Steno* 
ifraphie.  —  In  Innsbruck:  Zum  Präses:  Christian  Schneller,  k.  k. 
Landessehnlinspector,  zu  Eiaminatoren:  P.  Hubert  Riedl,  Prof.  aoi 
tTjnmttsium  in  Hall,  Dr.  August  Schenk,  Concipist  bei  der  k.  k.  Finani- 

firocaratnr  in  Innsbruck,   JoÄef  Wonter,   Lehrer  der  Stenographie.  — 
n  Lemhcrg:    Zum  Praaes:  Dr.  Eusebius  Czerkawiki,  k.  k.  Üniver- 
Hitätsprofessor,    zu    Examinatoren:    Lubin   Olewidski    und    Josef  Po 
iifiski,  Lehrer  der  Stenographie, 


Von  der  k.  k.  wiss.  Gymnasialprlifungscommiasiou  in  Kr a kau  im 
Stadieojahre  1877/78  approbierte  Lebranitscandidaten:  Aus  dem  Gebiete 
der  cliü»a.  Pliilülogie  QU.  (Ergänzuntrsprüfung):  Thaddaus  Skaba  (poln.), 
Lat.  OG, :  Aüton  K  w  i  a  t  k  0  w  ü  k  i ;  class.  PhiloL  ÜG. ;  Josejib  C  h  1  c  b  e  k , 
Peter  Cetnarowski,  Ludwig  Eosakiewicz,  Max  Pflugrat  (poln), 
Theophil  Gruszkiewicz  und  Wladimir  Pa^lawski,  Johann  Ru- 
zycl.  i  (poln,,  ruther»,  und  deutsch  i;  der  deutschen  Sprache  OG.,  claati. 
Phil  L'G  :  Alexander  Pech  nik  fpoln.  u,  deutsch);  der  deutschen  Sprache 
GG.,  Geschichte  und  Geographie  Uö, :  Georg  Harwot  (poln.  u.  deutsch); 
deutschen  Sprache  OG.  (Ergänxungsiprüfung):  Felix  Bacxakiewicx, 
Vincens  Bobrzjrtiski.  Julian  Kotecki,  Carl  Peieleot  (deutsch); 
poln.  Sprache  OG.,  deotÄchen  Sprache  ÜG.:  Ludwig  Kau  eck  i  (poln. 
u.  deutijch) .  Geschichte  u.  Geographie  GG.:  Julian  Sutowicz  ipoln.), 
Johann  Wierzbicki  (Erganzungsprtifung)  (poln,  u  detitsch);  Gesch.  u. 
Geogr  VG.i  Casuar  Algierski  (poln.):  Math.  u.  Physik  UG.  (Ergao- 
zungburüfung)!  ,W''>ph  Flis,  Johann  Korczynski  (puln.);  Math.  u. 
Physit  UG. :  V  *  -  i o r  s k i  (poln."),  Martin  S aczo r  (poln.  «u  deutsch); 
Naturgeschicl  Lranzungsprülungl :  LudoroirSy  k u  t o w  s  k  i  (poln.) ; 

Naturgescb.  i  u.  ir.rKauzungspröfung):  Leo  Guiikiewici  (poln.);  Pilo- 
Sophie  ü.  Propädeutik  (ErgänzuDg^prtlfuog):  Jo^ieph  Brajer  (poln.). 

Von    der   k.   k.   wuis.  Realschuiprüfungecomniission   in  Wien  im 
Studienjahre   187tV7  approbierte  Lehramtscandidateu:   Aus  dec   fraosö». 
und   deutschen    Sprache    OK       '     uti  Anton   Schuarf   (deutijchh   der 
franzos.    Sprache   OR,.    deut  iche  UR  ;    Ludwig  Gous,  Michael 

^  ^  iraüzös.  ^-"^  '  ijnd  Math.  OR.:  Carl 

Sprache  ♦  >ik  CR:   Dr.  Simon 

...    ....  (KrgänzuD^i^, -,.;):  Jo^^i-Ti  rnip^k, 

ii,   Robert  Krejd  (deutisch  und  deut- 

;,^anzun«prtifung) :  Carl  Berka,       ^,  Mar- 

ätifln  Mayr  (dentseh).  Salfator  Albanesi  (ttal.  n.  scrbischV, 
öeeh.  Sprache  GR.,  deutschen  Spmchf'  CR,;  Gilbert  Blaiek  (deutsch 
u.  i^ech.);   foch,  Sprache  OR,    (Kr  pröfung);    Alois    Hrudi^ka, 

Expcditus  Nyklii^ek  (deutsch  u:  ^ech,  Sprache  aU  Ünterricbta* 

mcheT  Adolf  M^eka;  Math,  uiiü  darsl.  Geometrie  OR.:  Joseph  Ba- 
ilft,  Carl  Kftnig,  Adolf  Klauser,  Lefin  Kuglniayr,  Ernst  Lin- 
denthal.  Constantin  Rosamanith»  Carl  Trenklcr,  Ottomar  Ze- 
lenka  (deutsch),  Jaroslar  M»3ka  (dcutach  und  ^ech.),  Bertböld  S p a e t 
(deutsch  u.  poln,),  Andreas  Paolizz»  (itaL);  Math.  Ol'  '^>^-'  Geo- 
metrie UR.:   Franz   KrüiieSp   Joaeph   Kutschera,    N'«  ,'ner 

(deutsch),   Auß'nstiü    Sui<>lil:    nhnitsch    ü.   Lech  ti     Matli  Geo- 

JMirie  Uß,;   \  '  "i:  -  Mai 

'J  tili  IT.   Jo.^  --    ^'-'pb 

Ed  M^  OIL.  Phvnk  CK..  \Madtuui  Deio.  i  ,1  ut  cb). 


Mayr,  Franz  ^t   ' 
Seebcrger 
Fischer    ^' 
Anton   *^ 
sehen  Sr' 
got,  Scoast 


Cht 


hte  oR*:   Hugo   Dworcfak,  Jotirm  '^    ^  j.  i    r 


956  Personal-  und  Schalnotizen. 

(dentsch);  Chemie  OB.,  Naturgeschichte  UR. :  Heinrieh  Wieser  (deutsch), 
Paul  Matcovich  (ital.);  Onemie  OR.  (frweiterunffsprfifang) :  Frans 
Kaschl  (deutsch);  Naturgeschichte  u.  Geographie  OB.:  Frie<k.  Hirth, 
Emanuel  Zaruha  (deutsch);  Freihandzeichnen  u.  Modellieren:  Ferdinand 
Klomser,  Adalhert  Mottl,  Carl  Tappeiner  (deutsch);  Freihand- 
zeichnen: Wilhelm  Andujar,  Wilhelm  jBauer,  Eduard  Brechler, 
Wladimir  Budar,  Julius  Czerny,  Otto  Fessler,  Eduard  Hauch, 
Friedrich  Freiherr  von  Holzhausen,  Ludwig  Katscher,  Johann  Le- 
puschütz,  Adalhert  Micholitz,  Adolf  Nowak,  Ernst  Schieschnek, 
Hugo  Ströhl,  Adolf  Teuhner  (deutsch),  Franz  HoleSek  (deutsch  u. 
öech.),  Thomas  ätetka  (6ech.),  Cajetan  Kosinski,  Leon  Piccard 
(poln.j,  Hermenegild  Martazza  (ital.) ;  Handels  Wissenschaften :  Emanuel 
(irünfeld,  Heinrich  Hofacker,  Adolf  Landesherger,  Johann  Swo- 
hoda  (deutsch). 

Zum  kath.  Beligionslehrer  an  der  Lehrerbildungsanstalt  in  Freiberg 
wurde  der  Katechet  an  der  Bürgerschule  in  Taus,  Adolf  Fax,  ernannt 

Der  Min.  fOr  C.  und  U.  hat  aus  dem  fQr  das  Jahr  1877  zu  KQnst- 
lerunterstützunffen  zur  Verfügung  stehenden  Credite  in  Anerkennung 
künstlerischer  Leistungen  eine  Anzahl  von  Pensionsbetragen,  femer  dem 
Dichter  Ludwig  Anzengruber  eine  Ehrengabe,  endlich  den  nachbe- 
nannten Künstlern  Stipendien,  beziehungsweise  Kunstaufträge  zugewen- 
det, und  zwar:  L  Stipendien:  1.  dem  Tonkünstler  Anton  Dwotak, 
2.  dem  Maler  Anton   Hlavaöek,   3.   dem  Maler  Adalbert  Hjnais, 

4.  dem  Dichter  Siegfried  Lipiner,  5.  der  Malerin  Maria  Mayer, 
6.  dem  Tonkün»tler  Eusebius  Mandvczewski,  7.  dem  Dichter  Stefan 
von  Mi  low,  8.  dem  Dichter  Franz  Nissel,  9.  dem  Tonkünstler  Richard 
von  Perger,  10.  der  Malerin  Marianne  Preindlsb erger,  11.  dem 
Tonkünstler  Hugo  R  e  i  n  h  o  1  d ,  12.  dem  Schriftsteller  Peter  R  o  s  e  g ge  r , 
13.  dem  Maler  Heinrich  Teutschert,  14.  dem  Bildhauer  Jonaan 
Unterkaluiäteiner,  15.  dem  Maler  Franz  Zeuischek.  —  II.  Kunst- 
aufträge: 1.  dem  Maler  Rudolf  Alt,  2.  dem  Maler  Christian  Griepen- 
kerl,   3.   dem   Maler  George  Mayer,  4.  dem  Maler  Ludwig  Mayer, 

5.  dem  Bildhauer  Victor  Tilgner. 


Auszeichnungen  erhielten: 

Die  Hof  Schauspielerin,  Charlotte  Wolter,  iu  Anerkennui^  ihres 
vieljährigen  und  ausgezeichneten  Wirkens  am  Hofburgtheater  &8  gol- 
dene Verdienstkreuz  mit  der  Krone  (a.  h.  Entschl.  vom  7.  Dec  L  J.). 

Der  ordentl.  Prof.  der  techn.  Hochschule  in  Lemberg,  Julian  Za- 
chariewicz,  in  Anerkennung  seiner  vorzüglichen  Dienstleistunf  den 
Orden  der  eisernen  Krone  3.  Classe  (a.  h.  Entschl.  vom  21.  Dec  1.  J.). 

Der  geheime  Medicinalrath  Dr.  Friedrich  Esmarch,  Prof.  an  der 
Univ.  in  Kiel,  den  Stern  zu  dem  ihm  im  Jahre  1874  verliehenen  Comthur- 
kreuze  des  Franz  Josephs-Ordens. 

Die  Annahme  und  das  Tragen  fremder  Orden  wurde  gestattet: 
dem  Prof.  an  der  Univ.  in  Wien,  Dr.  Anton  Dräsche,  für  das  Ritter- 
kreuz des  k6nigl.  schwedischen  Nordsternordens,  dem  Maler  Frans  (}aul 
für  die  herzogL  Coburg -Gotha'sche  Verdienstmedaille  für  Kunst  und 
Wissenschaft  (a.  h.  Entschl.  v.  19.  Dec.  1.  J.). 


Nekrologie  (16.  November  bis  31.  December). 

Am  25.  Sept.  1.  J.  zu  Puno  am  Titicam-See  der  berühmte  ameri- 
kanische Reisende,  James  Orton,  dessen  Hauptwerk  *die  Anden  und  der 
Amazonenstrom*  sind. 


Per«öiiftl-  iind  S^hulnotizea. 


1>57 


Am  2b,  Oct.  l  J,  in  Warschau  der  ehemalige  Prof,  ad  der  Üair. 
tn  8t,  Petersburg,  Anton  Mnchlinski,  ab  Yerf.  von  Geschichts werken 
in  poln.  und  niss.  Sprache  bekannt,  70  J.  alt. 

Am  11.  Nov.  l  J.  in  Karlßruhe  Prof.  Ed,  Will  mann,  57  J.  elt 

Am  12.  Nov.  l.  J.  in  Warschau  der  Prof.  an  der  dortigen  ÜniT., 
Dr.  Girsztowt,  Verf.  mehrerer  geschätzter  chirurs^i scher  Werke, 

Am  17.  Not.  1.  J.  zn  Potsdam  der  cbemali«  Director  der  k.  Kunst- 
kammer,  des  ethnographiachen  Cabinetes  und  dea  Muieums  vaterländischer 
Aiterthümer  zu  Berlin,  geh.  Regierüngtratb  Dr.  Leopold  Freiherr  ▼. 
Ledebar,  als  Geschieht»*  und  Alterthumsforscher,  besondere  durch  sein 
Buch  *dai  Land  und  V^olk  der  Bru^rterer'  bekannt,  78  J.  alt. 

Am  18.  Nov.  l  J.  in  München  der  bekannte  Architekturmaler. 
Friedrich  Eibner,  besonders  durch  seine  C5  Architekturbilder  aus  Spa- 
nien berühmt,  53  J^  alt. 

Am  19.  Nov.  1.  J.  in  Neapel  die  früher  gefeierte  Sängerin  Teresa 
de  GiuU-Borsi. 

Am  '22.  Nov.  l.  J,  in  Bremen  der  Prof.  am  dortigen  Gymn^.  Dr* 
Adolf  Tor  strik,  durch  seine  Arbeiten  ober  Aristoteles  hochvenlient,  tmd 
in  Stuttgart  Prof.  Funk,  61*  J.  alt. 

Am  25,  Nov.  i.  J.  in  Berlin  der  geh.  Regierungsrath  und  Director 
der  k.  Bauakademie  in  Berlin,  Richard  Lucae,  49  J.  alt 

Am  26.  Nov.  l.  J.  in  München  der  Historienmaler  Ulrich  Halb- 
weiter, besonderB  durch  seine  Bilder  aus  Palästina  bekannt. 

Am  27.  Nov,  h  J.  in  Krakau  der  polnische  Dichter  Lucian  Sie- 
inlen9ki,68J.  alt,  nnd  in  Klausenbnrg  durch  eigene  Hand  der  Prof.  der 
Chemie  an  der  dortigen  Univ.,  Dr.  Anton  Fleischer. 

Am  28.  Not.  L  .1.  in  Darmstadt  die  in  weiten  Kreisen  geschätzt-e 
Schriftstellerin,  Luise  Büchner,  besonders  durch  ihr  Buch  Die  Frauen 
und  ihr  Benif  (1H55)  bekannt,  54  J.  alt 

Am  2^.  Nov.  l.  J.  der  griech.-kathol  Bischof  von  Grosswardein, 
Johann  Olteanu,  als  rumänischer  i>chrift*teUer  durch  ein  grdsseres 
literarhistorisches  Werk  bekannt,  S9  J.  alt. 

Am  30,  Nov,  1.  J.  in  seiner  V^aterstadt  Genf  der  treffliche  Land- 
ichaftsmaler  Franz  Diday,  65  J.  alt,  und  In  Bränn  der  Prof.  am  Re^l- 
obergjmn.,  Gustav  Scholz,  37  J.  alt. 

Im  Nov.  1,  J.  in  Mailand  der  Dichter  Karl  Hugo,  ein  geborener 
Ungar,  der  sich  besonders  durch  seine  ursprünglich  deutsch  ^cbriebenen 
Dramen  einen  Ruf  erwarb,  später  aber  nur  durch  seine  Bitarrerien  be- 
kannt war,  61^  J.  alt:  in  Pau  dte  in  den  Zwanziger  und  Dreiasiger  Jahren 
gefeierte  Sängerin  der  Pariser  Oper,  Fran  Dabadie,  86  J.  alt,  und  in 
England  der  Admiral  8ir  Adolph  25  lade,  Ver^isaer  dee  Werkes  'die  Türkei 
Qnd  der  Krim  krieg  \  74  J-  alt. 

An»  5.  Dcc.  l  J.  in  Frankfurt  a.  M.  der  Schriftsteller  Theodor 
Creiscnach,  00  J.  alt  (seine  letzte  grössere  Arbeit  w&r  dos  Bach 
'GOthe  und  Suleika';. 

Am  6.  Dcc.  1.  J.  in  Wien  der  bekannte  Thiermaler  Felii  P Ol- 
li nger,  ein  geborener  Münchner,  66  J,  alt 

Am  7.  Dec,  1.  J.  zu  Gotsensass  in  Tirol  der  anch  als  Dichter  nnd 
Liederoomponiat  bekannte  Jonmalist  Franz  Ludwig  Siegel^  und  in  Wien 
Ix>iiui  Denk,  8cbrift«teller  nnd  Ingenieur 

Am  1*.  Dec.  1.  J.  in  Gries  bei  Botzen  der  ahemalige  Schtilrath  fon 
Troppau  und  Director  der  dortigen  Lehri'rbildunranstalt^  Karl  Riedel 

Am  10  Dec.  L  J,  in  Conegliano  der  bekannte  Üpemcomponist, 
IMerigo  Ricci,  68  J,  alt 

Am  13  Dec.  l  J,  in  Wien  der  Schriftsteller  und  Journalist,  Dr, 
Andrew«  Freiherr  von  Stifft,  60  J,  alt 

Am  14.  Dec  L  J.  in  Gfessen  der  geh,  Justitrath,  Prof.  Dr.  Bim- 
banm,  B5  J.  alt 

Am  ]&.  Dec.  L  J*  in  Batet  der  Prot  der  An&tomie  An  der  dortigen 
Uni»,,  Dr.  a  K.  Ho  ff  mann. 


056  Entgegnung. 

Am  18.  Dec.  1.  J.  in  Mainz  der  Nestor  der  deutschen  Künstler 
Philipp  Veit,  einer  der  bedeutendsten  Vertreter  der  Nazarener,  84  J. 
alt;  zu  Brunn  der  Stadtpfarrer  in  Selowitz  und  emeritierter  Prof.  der 
Dogmatik,  Martin  Langer  und  in  Edinburgh  der  schottische  Dichter 
James  Ballantine,  69  J.  alt. 

Am  19.  Dec.  1.  J.  in  Berlin  der  als  Talmudist  berühmte  Rabbiner 
Dr.  Lipschitz,  65  J.  alt,  und  in  Stockholm  der  schwedische  Sprach- 
forscher Erik  Bvdaqvist,  78  J.  alt. 

Am  20.  Dec.  1.  J.  in  Paris  der  berühmte  Physiker  Buhmkorff 
der  Erfinder  des  nach  ihm  benannten  elektrischen  Apparates,  der  ihm 
den  erossen  französischen  Preis  von  50.000  Franken  eintrug,  ein  gebore- 
ner Deutscher,  75  J.  alt,  und  in  Erlangen  der  ordentL  Prof.  der  Theo- 
logie, Dr.  Johann  Christian  Kon  r  ad  von  Hof  mann,  ein  hochverdienter 
Gelehrter,  67  J.  alt. 

Am  23.  Dec.  1.  J.  in  Metz  der  Redacteur  der  Zeitschrift  für  Lo- 
thringen, Dr.  Eduard  Huhn,  Verf.  der  'Geschichte  von  Lothringen*, 
'Munoarten  Lothringens'  usw.,  und  zu  Chelsea  der  Alterthumsforsdier 
Thomas  Wright,  67  J.  alt. 

Am  27.  Dec.  L  J.  in  Wien  das  Mitglied  der  k.  k.  Hofcapelle,  Prof. 
Friedrich  Wenzel  Bezdek,  77  J.  alt. 

Am  28.  Dec.  1.  J.  in  Paris  der  Schriftsteller  Alfred  Deberle, 
besonders  durch  seine  Kinderschauspiele  bekannt. 

Am  30.  Dec.  1.  J.  in  Mailand  der  berühmte  Architekt  Mengoni. 
der  Erbauer  der  Galerie  Vittorio  Emmanuele,  durch  einen  Sturz  vom  Portal- 
bogen dieser  Galerie,  50  J.  alt;  zu  Bougival  der  bekannte  Landschafte- 
maler Emil  Lambinet,  72  J.  alt,  ferner  der  dramatische  Dichter  Jules 
Demoliere,  bekannter  unter  dem  Namen  Moleri,  75  J.  alt. 

Am  31.  Dec.  1.  J.  in  Mailand  der  Director  des  dortigen  Conser- 
vatoriums.  Albert  Mazzucato,  durch  seine  Oper  Don  Quizote  bekannt 
und  durch  die  zwanzigjährige  Redaction  einer  musikalischen  Zeitung  ver- 
dient, 64  J.  alt,  und  in  Yevej  in  der  Schweiz  der  Maler  Courbet. 

Im  Dec.  1.  J.  in  Paris  der  berühmte  Or^elfabrikant,  M.  Debain; 
in  England  der  Archidiacouus  Clark e,  eines  der  ältesten  Mitglieder  der 
Univ.  Oxford,  80  J.  alt,  der  Oberst  Forbes  Leslie,  namentlich  durch  sein 
Buch  *Eilf  Jahre  in  Ceylon'  bekannt  and  in  Russland  der  Greschicht- 
schreiber  Alexander  Nikolajewitsch  Popow. 

Entgegnung  auf  Zechmeisters  Besprechung  meiner  Schrift: 
„Die  Irrfahrt  des  Odysseus***). 

Herr  Zechmeister  gibt  mir  zu,  dass  das  Epos  einen  Kern  habe,  an 
dem  die  Sage  nach  Gutdünken  weiter  gesponnen  habe.  Nun  ist  aber  be- 
stimmt der  Kern  das  Aeltere,  das  Fortspinnen  das  Jüneere.  Er  la^t  den 
Kern  unbeachtet  und  meint  das  Epos  habe  es  mit  Idealen  und  Gefühlen 
zu  thun,  ich  weise  diese  der  jüngeren  Poesie  zu,  lasse  sie  vorläufig  ganz 
bei  Seite  und  gehe  auf  den  alten  Kern  los;  er  meint,  der  geographische, 
mathematische  Massstab,  ich  meine  der  poetische  führe  in  das  Reich  der 
Illusionen ;  ihm  ist  Poesie,  Form,  Hülle,  mir  Natur,  Inhalt,  Kern  die  Grund- 
lage, ihm  die  jüngere,  mir  die  ältere  Dichtung  das  Ziel  der  Untersuchung. 
Seine  Methode  ist  daher  die  subjective  poetische,  meine  die  objective 
naturwissenschaftliche.  Diesen  Gegensatz  zu  erfassen  ist  Zechmeister  nicht 
befählet;  dies  zeigt  schon  die  burschikose  Art  der  Sprache  und  die  Nai- 
vität der  Gegengründe.  Er  greift  die  sechs,  der  üebersicht  wegen  in  meiner 
Schrift  vorangestellten  Puncto  an.  In  der  ersten  Stelle  räumt  er  meiner 
Auffassung  gleiche  Glaubwürdigkeit  ein,  wie  seiner,  obwol  ich  die  Sonnen- 
wende natürlich  erkläre ,  er  phantastisch  als  die  Wende  der  Sonne  im  Westen, 

0  Vgl.  Heft  XI,  J^.  817  ff. 


Eolgegtioji^. 


95l> 


damit  aifi  im  Osten  wieder  er^heineD  könne.  Er  halt  für  arsprüuglicb«  wik» 
rniT  *  Endige  Rhapsaden   aui   der   luitQrgemiäsen  Dichtung  fortge- 

£|)^  II   koünen.     In  der  aweiten  bezieht  er  j^die  Wege  de»  Tages 

jiüU  .^.  .^^iif*  auf  den  Norden,  weil  man  dies  gewöhnlich  so  auffasse. 
In  der  dritten  sieht  er  in  ^itoj-  »Jcui-  ^'^V*'* '^^^'^  ^^^*^^^^^^5^  ^^^*'-"^*^^^^i?t 
w^il  die  Mehrzahl  der  Steüeu  und  die  Schollen  der  Alexandriner  dafür 
sprechen,  obwol  er  als  Philologe  wiaion  sollte,  dass  drei  Worten  Ursprung- 
Lch  drei  Begriffe  entsprochen  haben  müssen  und  ijXw^  im  Homer  gar 
nicht  E!]pexegeae  zu  r^bii  sein  kann.  Die  Tterto  Stelle,  da»  PolürUnd  be^ 
trdSTend,  kann  er  ipr  nicht  widerlegen.  In  der  fünften  hält  er  wieder 
nn  dein  märchenhaften  Okeanstroni  fest»  obwol  schon  Herodot  diesen  als 
Fhantasiegebilde  der  Dit-hter  erklärt.  Meiner  Erklärung,  die  wieder  die 
natürliche  Anschauung,  die  8tromong  im  Okean,  ak  die  alte  autbellt, 
hetii  er  Aristarch  und  die  Bi^holien  entgegen.  In  die  sechste  Stelle  ein- 
i  ügehöüi  ersucht  er  möge  man  ihm  erlassen  und  gerade  hier  i«t  der  Ängel- 
punct,  um  df.'u  sich  Alles  dreht,  nämlich  die  Erklärung  der  astronomiscnen 
Stellen.  Mit  dieser  Widerleiftiit"  ni.inh  n  habe  er  die  Viechs  Grundpfeiler 
und  hiennt  mein  ganjtes  G  ^  und  meine  Methode  charakte- 

risiert*   Kr   hat   den   natui  .  hen  Boden   gar  nicht  betreten, 

weil  er  ihm  vollkonimen  fremd  ist,  uud  hat  seine  Methode  charakteri- 
siert. Die  naturwissenschaftliche  Methode  fordert,  dass  die  tellurischen 
und  tdderidcheu  Nachrichten  aus  dem  poetisclien  ZusamoienhaDge  heraus- 
gelöst und  an  &ich  betrachtet  werden,  damit  ^la  in  eine  clironologische 
und  genetische  Keihe  gebracht  werden  können;  ich  niuss  und  darf  sie 
herausheben I  weil  eben  die  poetische  Phantasie,  um  durch  Raum  und 
Zeit  nicht  gebunden  zu  sein,  lotin  Fortspiniieu  sie  willkürlich  verwendet 
hatte  Statt  zu  untersuchen,  ob  die  Erklärung  wissenschaftlich,  die  Eea- 
Ut&t  in  der  Xatnr  i'-h.'.. wiesen  sei,  verlangt  er  einen  wahren  Köhler- 
glauben für  die  k  Märchen  der  wanileruden  Säuger  und  schlieft 
hicdarch  jede  Wi  rtichkeit  von  der  Untersuchung  aus,  daher  er 
auch  statt  der  Gegen  grün  de  nur  Autoritäten  anfuhren  kann.  Ueber  da^  Alter 
und  das  Wesen  der  Stellen  lässt  ihn  sein  t^oetiÄchcT  Maasstab  ^xlich 
im  Stiche,  und  seine  Kritik  öffnet  Ueta  Zufall  und  der  Willkür  Thtir  und 
Thor;  denn  bald  ist  ihm  die  gemeine  Mehrsabi  der  Stellen  entscheidend, 
bald  flthrt  er,  wie  Ito^  und  ivtttiiog  ein  Gemenge  von  Stellen  kritiklos 
alt»  gleich  alt  an,  obwol  er  auch  hier  hatte  wissen  können,  dass  zwei 
Worten  zwei  BegriJTe  "  hon  haben  müsaeu  und  daher  Stellen  wie 
«,  hl,  in  denen  die  V  ^  schon  verwbcht  »ind,  zu  den  jüngsten 
geboren  müssen.  Ueb<i  ;  vmol-.^nsi  t  ••■  i^'^^-Tirungen  macht  er  si^h 
lustig,  da  er  sie  nicht  v  i  j  !  j  n  r  n n  rt*;  und  rjutfQ  nennt 
ex  mich  gar  wüthend  uai  k- üt  van  h-lUli„..  .  ^oite  Aufklärung.  Dass 
ich  f}fittit  und  vLi  im  alten  Sinne  aU  iSommer  und  Winter  auffasse,  Ut 
ein  Ergebnis  der  Untersuchung  über  die  astronomischen  Stellen.  Icti  habe 
mich  bisher  nur  bemfkht  das  faktische  Vorkommen  dieser  Bedeutung  an 
möglichst  vielen  Stellen  nachzuweisen  und  die  Etymologie  absichtlich  auf- 
geschoben, weil  sie  in  andere  Gebiet«?  IDhrt,  mus^  aber  hier  einiges  anti- 
dpieren.  Curtios«  sagt  tu  ^««^^  eine  schlagende  Etymologie  des  Worte« 
«et  bis  jetit  nicht  gefunden.  Ich  lest^  '/-/'«p  =^  «^wao  =  iJ-i/^Vm,  und 
l«ito  es  ab  von  f/n,  ff/u^^-  Licht  und  tuw  glänxen  {fttt^fimoM  schimmern, 
^fjTy"  —  r^rf^t'it  der  ghlnxende  nü'miicVi  Sirius),  und  üVrsetie  4^«(i 
wi                  n»,  i'i'=  brin^rt  Curtiüs  in  Verbindung  mit  y*>-t^-,  nil^^as  das 

Vt:     ..  .,ju,    der  Untergang;    n-c   ''       '      '  -•-....    ...    j  .„_ 

^Ihü  Verschwinden  de»   Lichtes,   dit-  1 
Finsternis  wird  Xcch meiste r  in   der 
«ehon  ^'dter  angetroffen   liaben   und    li 
sehaffpTth'Mt  dr*  ^oTniners  und  Wintcf 
Oft.  t    auch    di'   Kli 


So., 


7 


thv»  ebtii 


ii'  'ii.i.t  diu  nitj( 
/.-■hUuct  sei,     . 

lu    der    zudem  der  Frühlings-, 
len  Morgen-,  Tage^-  und  Naät- 


it  ana 
eilung 
he  Be* 
ogisch 


idjuk>s  uierg^jjaiigcn  ist  wie  im  gnechischrn  Kpo«,  Wodtn  waj  Ursprung- 


960  Entgegnung. 

lieh  SSommer-  und  Wintorgott  und  das  eine  Auge  des  Wodan,  sagt  Wol- 
zogen  (Edda  141),  ist  die  des  Nachts  im  Meere,  des  Winters  im 
Dunkel  versunkene  Sonne.  Dass  fjuttQ  und  rv^,  wenn  es  ursprQnfflich 
Sommer  und  Winter  bezeichnete .  nicht  auch  zugleich  T^  und  Nacht 
bedeutet  haben  kann,  ist  klar.  Das  Kalender wesen  mit  der  ählung  nach 
Tagen  und  den  Tagesnamen,  nach  Stunden,  Minuten  und  Secunden  geh&rt 
der  historischen  Zeit  an;  andere  Völker  desAlterthums  waren  auch  iiierin 
früher  vorgeschritten  als  die  Griechen.  Diese  hatten  einst  die  Sonnen- 
phasen nur  mit  den  Jahreszeiten  in  Verbindung  gebracht,  zuerst  meteo- 
rologisch ,  dann  astronomisch ;  kürzere  Zeitabschnitte ,  Wochen ,  Monate 
rechneten  sie  nach  den  sinnen  fälligen  ]^(ondesphasen,  wie  ich  beiderlei 
Zählung  in  der  Odyssee  S.  130  meiner  Schrift  nachgewiesen  habe.  Die 
alte  Odyssee  und  die  alte  Ilias  ist  noch  in  diesem  alten  Zeitrahmen  ge- 
dichtet; erst  später  geschah  es.  wahrscheinlich  nach  fremdem  Muster, 
dass  riutto  und  rv^  im  heutigen  Sinne  für  Tag  und  Nacht  in  Verwendung 
kam  und  f«o,  iV^rio,-.  d;/w^)»j,  yttutor  für  die  Jahreszeiten  verblieb;  nnd 
erst  in  der  jüngsten  Zeit  hat  die  Poesie  der  Rhapsoden  den  alten  Wörtern 
der  alten  Dichtung  die  neue  Bedeutung  unterlegt  und  im  modernen  Sinne 
weiter  gesponnen.  Dies  sei  nur  angedeutet,  um  zu  zeigen,  dass  nicht  die 
Aesthetik.  sondern  nur  die  Naturwissenschaft  Aufklärung  bringen  kann 
und  dai^s  noch  vieles  zu  leisten  ist,  bis  die  Genesis  von  fjuttQ  und  rvi: 
im  ganzen  Uinfanprc  sich  wird  überschauen  lassen.  Es  ist  eben  nicht  Alle» 
auf  einmal  möglich.  Denkenden  Philologen,  die  für  Homer  einen  empfäng- 
lichen Sinn  mitbringen^  wird  dies  auf  den  Ernst  der  Sache  aufmerksam 
machen  und  ihnen  wird  zur  Beachtung  meiner  Richtung  vor^nfig  ge- 
nügen, dass  ich  die  Jahresbedeutung  für  yi$  als  Winter  und  hierait  auch 
für  fifittQ  als  Sommer  de  facto  bereits  unwiderleglich  nachgewiesen 
habe  und  zwar  gerade  in  jener  sechsten  Stelle,  der  astronomischen  (TQfya 
vvxTog  S.  23 — 27.  dazu  Beiträge  zur  hom.  Uranol.  S.  35—48),  deren  fie- 
sprechung  Zechmeister  aus  dem  Wege  geht.  Was  Zechmeister  in  meiner 
Schrift  angegriffen  und  wie  er  es  getnan  hat,  bestärkt  mich  nur  in  meiner 
Ueberzeugung,  dass  bei  der  Homererkliirung  die  poetische  Auffassung,  um 
sich  zu  klären,  vorerst  d«.T  naturwissenschaftlichen  sich  wird  beugen 
müssen. 

Zaira,  2.  Junner  1878.  Ant.  K  riehen  bau  er. 

Die  Redaction  hat  diese  Entgegnung  Hrn.  Dr.  Zechmeistcr  mit- 
getheilt  und  von  ihm  die  Antwort  erhalten,  dass  er  es  unnothig  finde 
auf  eine  Widerlegung  derselben  einzugehen,  und  nur  sein  Bedauern  über 
die  ganz  fruchtlos  verschwendete  Mühe  ausspreche,  welche  Hr.  Director 
Krichenbauer  auf  diese  Darlegung  verwendete. 


Berichtigungen. 

S.  15G,  Z.  14  V.  u.  lese  man:   Der  ordentl.  Prof.   des   römischen 
Rechtes  an  der  Univ.  in  Krakau,  F.  Zoll, 
S.  877,  Z.  13  V.   0.:  Sciajola. 


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